DEUTSCHES
WÖRTERBUCH.
VIERTEN BANDES ERSTE ABTHEILÜNG
DRITTEE THEIL.
DEUTSCHES
-^
WÖRTERBUCH
VON
JACOB GRIMM UND WILHELM GRIMM.
m
L
VIERTEN BANDES ERSTE ABTHEILUNG
DRITTER THEIL.
GETREIDE -GEWÖHNIGLICH
Bearbeitet von Hkkmann Wumokrucu. ^ /> 31
LEIPZIG
VERLAG VON S. HIRZEL
1911.
^7
Al,hl
YORWORT.
Fem dem akademischen leben, aus dessen mitte
die ersten lieferungen zu Heidelberg entsprangen,
schlieszt dieser band in Berlin, die befOrchtungen,
die ich für die fortschritte meiner arbeit an den
Wechsel von ort und beruf knüpfte, haben sich zu
meiner freude nicht erfüllt, und ich glaube, dasz
das werthvollste, das mir die lange lehrthätigkeit
gab, auch auszerhalb des rahmens der hohen schule
sich weiter entwickelt hat.
Auch der universitas litterarum suchte ich in
steigendem grade näher zu kommen, und die dar-
stellung der worte gewissen, gewisz, gewohnheit,
gewitter, gewaffen, gewappen, gewehr, geweih, ge-
wild, getreide, gewänne, gewerk, gewicht, gewerbe,
gewinn, gewirkt, gewebe greift in theologie und Philo-
sophie, naturkunde und kriegskunst, jagd, ackerbau,
bergbau und handel so tief ein, dasz die regungen
und Wandlungen deutschen geistes und deutschen
fleiszes in ihrer eigenart wie in ihrer abhängigkeit
von fremdem an den Schicksalen der sprachlichen
hülle abzulesen sind.
Die innigste fühlung muszte ich mit der rechts-
sprache nehmen, der worte wie gewähr, gewerf,
gewette ganz angehören, während andere wie ge-
walt, gewerbe, gewerk, gewinnen, gewohnheit in
bedeutsamen zügen ihrer ent\vicklung darauf zurück-
führen, hier wäre es verlockend gewesen, die reich-
haltigen Sammlungen auszunützen, die als vorarbeiten
für ein groszes deutsches rechtswörterbuch unter der
leitung von ghr. Richard Schroeder in Heidelberg
geordnet werden und die einzelnen anfragen bereit-
willig geöffnet waren, wobei ich namentlich Eber-
HARDT freiherm v. Könssberq zu dank verpflichtet
bin. aber eine planraäszige ausbeutung meinerseits
wäre doch nicht durchführbar gewesen und hätte
überdies den zwecken des rechtswörterbuches un-
gebührlich vorgegriffen, auszerdem hielt mich ein
grundsätzliches bedenken davor zurück, meine eige-
nen Sammlungen, die ich, namentlich bei gewohn-
heit, gewohnheitsmäszig und gewohnheitsrecht, aus
den quellen selbst ergänzte, durch solche anleihen
ins ungemessene zu erweitem, die entwicktung, die
die fachwörterbächer der deutschen spräche zur zeit
nehmen, nöthigt den darsteiler der gemeinsprachc,
die grenzen für sich selbst enger zu ziehen, um
sich nicht auf fremden gebieten zu verlieren, wenn
der Sprachforscher an dem einzelnen wort alles be-
leuchtet, was thatsächlich in der form sprachlicher
entwicklung zu tage tritt, dann hat er auch dem
Wissensgebiet, dem diese entwicklung erwächst,
einen dienst geleistet, und wenn bei den Vertretern
der rechtswissenschaft im kämpfe um die begriffs-
bestimmung von gewohnheit und gewohnheitsrecht
die neigung durchbrach, von der Wortbedeutung
selbst immer mehr abzusehen, so ist es jedenfalls
dem Sprachforscher geboten, am worte festzuhalten.
Die engeren fachgenossen werden bemerkt haben,
dasz meine darstellung hauptsächlich in zwei rich-
tungen neue wege einschlug.
Mit dem worte getreide, das gegen fracM und
körn sorgfältig abgegrenzt wurde, fand das be-
streben schon ausdruck, die brach liegende Syn-
onymik tiefer umzupflügen als früher geschehen,
diesem bestreben sind auch die späteren lieferungen
treu geblieben, vor allem bei gewinnen und bei ge-
wohnheit war die gelegenheit gegeben, auf .dieser
bahn weiter zu schreiten.
Das eine vnirde mir bei diesen abgrenzungs-
versuchen klar, dasz die Synonymik aus der bloszen
begriffsbestimmung, mit der sich ältere darstellungen
begnügten, nicht so viel nutzen ziehen kann, dasz
vielmehr die Stilistik zu hülfe gerufen werden
musz, die auch auf dem gebiete der deutschen
Sprachforschung anzubauen ist.
Einer tiefer greifenden deutschen Stilistik in die
band zu arbeiten, das habe ich als eine der haupt-
aufgaben des deutschen Wörterbuches betrachtet
neben den neigungen einzelner Schriftsteller, ganzer
landschaften und Zeiträume wurde daher der unter-
schied zwischen festen und lockeren Verbindungen
beim einzelnen worte sorgsam beachtet, wurden die
bedingungen gekennzeichnet, denen die wortl)edeo-
tung unterliegt, je nachdem sie in der form des
hauptworts, Zeitworts u. a. aasdruck gewinnt daraus
IV
VORWORT.
rechtfertigt sich die ausdehnung mancher meiner
artikel; doch ist es mir nicht immer geglückt, dieses
ziel so eindringlich vor äugen zu stellen, wie ich
wünschte, in Heidelberg haben ungünstige äuszere
Verhältnisse zuweilen die energie gelähmt, die zur
beherrschung der massen nöthig ist, zumal wenn
ein wort aus zwölf Jahrhunderten nie versiegender
Oberlieferung belegt erscheint, wie gewalt. darum
danke ich dem kgl. preuszischen ministerium der
geistl. und der Unterrichtsangelegenheiten auch an
dieser stelle dafür, dasz es mich 1902 an die kgl.
bibliothek zu Berlin berufen und dasz es dort seit
1905 für eine entlastung in meinen dienstgeschäften
sorge getragen hat. durch die rücksichtnahme, die
die generalverwaltung der kgl. bibliothek in dieser
richtung bewies, war es mir möglich, meine arbeits-
kraft zu einem guten theil dem Wörterbuch zu wid-
men und hier den einzelnen fragen nachzuspüren,
ohne auf den äuszeren ertrag sehen zu müssen.
Dem reichsamt des innern, das mich schon 1898
bei meinen bemühungen um die gewährung einer
hülfskraft unterstützte, habe ich die mitwirkung bei
einem vertrage mit der königl. preusz. akademie der
Wissenschaften zu danken, der mir auch bei der neu-
regelung der arbeiten am Wörterbuch die freie ent-
scheidung über form und Inhalt meiner darstellung
zusichert.
Nicht alle, an die ich mich im einzelnen wenden
möchte, kann mein dank erreichen. W. Wilmanns
ist vor Vollendung seiner groszen deutschen gram-
matik jäh aus dem leben gerufen worden, und dem
Trübnerschen verlage, der mir die zur syntax hinter-
lassenen vorarbeiten anbot, muszte ich mich um des
Wörterbuchs willen versagen, so nahe mir auch in
diesem falle die erfüllung der dankespflicht lag.
E. Matthias, der die philologenversammlung zu
Halle auf die nothlage des Wörterbuchs aufmerk-
sam machte, hat die Wirkungen seiner rastlosen
bemühungen nicht mehr erlebt.
An seine stelle traten Ph. Strauch und Friedrich
Kluge, der mich mit rath und that weiter unterstützt
und in schweren stunden zur weiterarbeit ermuthigt
hat. auch der eifer meines freundes Qaebel in
Hohensalza, der selbstlos mit lesefrOchten aller art
beisprang, spornte mich immer wieder an, wenn der
gedanke niederdrückte, eigene arbeiten zu gunsten
des Wörterbuchs zurückhalten zu müssen.
Meinen herrn assistenten, Georg Schöpfe (bis
1901), M. G. LüDTKE (bis 1904) und W. Nickel (bis
1910) darf ich für treue und verständniszvolle mit-
arbeit danken, aus den lesefrüchten, die sie auf-
gespeichert haben, zehre ich und werden andere,
die am G arbeiten werden, sich noch erfreuen, auch
eines jungen freundes, Siegfried Treskow, soll da-
bei gedacht werden, der mir mit fröhlichem arbeits-
eifer in krankheitstagen zu hülfe kam.
Die theilnahme weiterer leserkreise am Wörter-
buch ist ebenso gewachsen, wie die arbeit auf dem
weiten umkreise der wortkunde stärker einsetzte, die
von Kluge herausgegebene Zeitschrift für deutsche
Wortforschung bietet ernstern bestrebungen dieser
richtung einen willkommenen mittelpunkt; dort habe
ich über einzelne lieferungen dieses bandes genauere
rechenschaft gegeben. Hermann Fischer, Müller-
Fraureuth, Reinh. Steig berichteten in der presse
über die fortschritte des Wörterbuchs, pfarrer Risch
in Landau wies seine fachgenossen auf die Unter-
suchungen zu gewissen, prof. Perels in Heidelberg
die seinigen auf das rechtssprachliche gewähr hin.
dr. Wilhelm Biltz in Göttingen hat den littera-
rischen nachlasz seines vaters dem Wörterbuch zur
benutzung überlassen, die centralsammelstelle, die
das reich in Göttingen gegründet hat, wird später
zu würdigen sein, allen, deren theilnahme meine
arbeit begleitete, die durch beihülfe oder kritik sie
förderten, sei herzlicher dank ausgesprochen, vor
allem darf ich die sonne preisen, die mein heim
durchleuchtet.
Frohnau bei Berlin, october 1911.
HERMANN WUNDERLICH.
4453
(iETRBIOE I (rormeo)
GETREIDE I (b«deuluDgs«ntwiekluDg) 4454
GETnEIDE, feln\At, »., t«rbaUub$Unla tu tra|eii (i. i.)
geliArl iler neueren ijnaehe nur in (i/i#fii ttttt du themaUg*H
bedtutungtumfangts an, in dtr vtrmtndung für frumtnlum, fruget.
dtr um/üttendt ttnMndungikreis, dtr $ich in dUtrtr ztii auf dir
gruxdliige dtt ttr\>al%uhilanlm entwickelt hat, Uitt tick uhon
!■: den teOrterbüehern Uberbltcktn : allh. gdragide, potJOito GtArr
, .Ol ; mhd. nftrf ►eile, gepdek, kdung, beuregltchfi gut, bentt-
,um, lebrntmittel, klttJung, hautrat, bodenertrag, trdfrüchtt mlid.
teb. 3, n'. Lkib« I, 91', nachtrag 204. leAon in den vocabu-
larien itt jedoch der ganie umfang auf dU etnt parallele gelreide,
/ri(w*ii<um tutammengescliruuipp. die vertcandten tprarhen ter-
lialtin lieh nach beulen teilen ablehnend, für du aUgemeinert
iedeulung verieichnH Schillbk-LOibcm 2, SO* einen eintigen
beleg: für die engere bedeutung trttfn in nitderdeutiehen rocu-
hiilaiitn dei l.%. jahrh. vertintelle rnllehnungen aui dem mtttel-
i!euliehen ipraehgfbiete .luf. davon abgetehen halten die idmi-
lifhen geimanisehen tpraehen an dem lynoni/men körn fest, dat
im gotischen schon belegt, auf deutschem boden lange vorhrrrtchtt
«nii noch heute m norden überwiegt, wie et auch anderwdrtt in
len tutammensettungen wte kornhaus, kornmarkt u. a. als die
inikitümlichere form sieh kennieiehnet. gelreide in dieser be-
deutung gehört dtr uhrifttpracht an, in d>e es vor allem durch
LiTnuR* «in/Zuis — allerdingt begünttigt durch gleiche neigungen
der batrisch- fränkischen mundarttn — aus dem mitUldeiäscJien
Sprachgebiete eingedrungen iU.
I. erstes auftreten, formen, btdeutungsenlwicklung.
1, d) die althd. penode Idsst das tubttanliv ettt in der jüngeren
litleialur in den voidergrund treten, et durchkieuten sich hier
anfangs verschiedenartige bildungen vom selben verbalslamme. in
den btbtlglotsen begegnet als jüngere Variante lu grziucli das
»bstracte femininum getregida, giiragida Steimibter^Sietkii
I, 66&. bei NoTRBR ist das femininum nach analogie anderer
mit dem prdfix ge gebildeter abstracto in die klasse der neutra
abirgetreten : getrogeiie Hattemer 3,06' vgl. Wilmahss deutsch*
gramm. II § 364, 3. dieses neutrum bildet die grundlage der
mei4 veruendrten formen unseres Wortes, über das masculinum
Iraid, getraid vgl sp. Wo».
h) in der mittelliochdeutschen. periode sind die vollen formen
auf oberdeutschem boden nur noch vereinziU, in mitlldeul sehen
belegen dagegen herrschen sie vor. gelrugide begeynet in der
Wiener genesis, getrrgede in den glossen, in der Ittanei, in dtr
livldndischen reimehronik, in den predigten, die Lbtsbr heraus-
gtgebtn, in Varianten <u Konrad von WCkzrurc. getreide tritt
suerst in der jüngeren Judith auf, bildet du rci/W bei Kokbad
von WCtrzBDRC und in den bairischen rtchtsdenkmdlern. auf
mitteldeutschem boden erscheint geiri-ide er>t im \i. jalirh. in
konkurrens mit gctroigede , getregede, so im Freiberger stadt-
recht; b<i JhRuscHiN und andern tst die dtphtoniiiertt form der
eontraction durchgeführt, in anderen mitteldeutsi hen quellen stiebt
diese nieder der monophthongierunij xu : grtrcdc.
c) auch im tnlaul und auftaut machen sich gegensdtse swischtn
oberdeulitcher und mittel! eutscher sprachwetse giilend. das prnßx,
das in der oberdeutschen aussfirache verstummt, fehlt auch in ilen
bairischen, ostfrdnktschen, ostschicdbischen dtnkmdlern xirong-
losert* Stils tsp. 44ä7 ff.), dageqen entspricht es mitteldeutscher
»tigung lur bretle, wenn dort das sufßx arb. ecb, ich, das m
ülkn mundarten tu bestimmten swecken veruendet wird, in der
form getrridich. );elreidig eine mundartliche concuirmsform für
das i^chnftsprachUche gelreide biUen hilft, als solche ist sie jedith
auf die mundarten nicht beschränkt geblieben, sondern sie hat
sieh auch lilleraritch in späterer seit bethätint, weshalb sie tiiient
iarsleUung beanspruchen darf, bei Lotbbb findet sii sich nur
in den in/imi<rn regungen seines spraehlebens, in den eigtntikhin
buchausgaben ist die schnftform an die stelle getreten.
d) für die Schreibung des diplithongs lassen sich du aUgtmeinn
beobachlungtn heransiehen, die an dem schrei'i)ebrauciie für altts
ei gemoelit worden sind, im besonderen hat hier der tlymoto-
güiChe gesichtspunkt, du xitrück/ührung des trortes auf das wtrkum
tragen, tugunsten des ai ein ewirkt. in den mörterbürkem dtt
17. und 18. jahriiundtrts triU die seJirribung mit ai, sofern tk
nicht oberdeutschen Ursprungs vd, stets im susammenhang mit
der etymotogisfhen erkläiung auf: traide, gelreide .. dintiir •
tragen SriüLkB 23 0: getraid .. Iraid ist von trogen, getraid
ist das ciillcctivum, ulles was Her acker von kOrnern tragt.
Fbiscr i, 3»0. — dt« sciireibung mit ei flniet sttk bn Mtilia*ca
IV.
MI. ABitone S, «n. GaiMi dusttdu frMMMttl !■ Sil ttknBt
getraide, bemerkt aber: man »clirtibl auch f«irei4e, web«,
was Oberali gescbehen konnte, da wir ci^at aasspreclw«.
die ntuttltm mtrttrbüchtr roa Hbtiib und P«ol but*9 im fmm
gelreide
t) iit aptkep« des autUttttnd«» • Imismt te •mttru wtrU
nur in bair.-bütrr. queOtm^ imt tktr ii«/l| wU •amtutÜtk i» an-
lammenutsungen vor, in dtm tlktrinttiktu dtnkmtttn itt «KrtTM
verrdth sich auch am rollrn autlaul iai tchriftmitäft itt varfM.
3) in dem urtpiUnglichen bedeutungtumftn§ itt MWteXtat
lasten tich anknüpfungen an die manntijftUigtUn •mwaäMfr*
des rerbumt tragen erkennen, wo^<i das mrMmtmtm <• in
verschiedensten functionen auftritt.
a) strittig ist die deutung des ältesten Meft, it» Ht ttgnt-
liehe Ittteratur auftuweiten hat: sümelicbtr ist eböol ai« fist
iieedele. tcmo iz aber iefd ist lürb «In irm fttriif*4e
ihunc nobilitas notum factt. sed inctutut auguttia rei fawMttftt,
maltet esse tqnolus). Notkeb [Boetiuut) t, 46* BtUemer. es lieft
hier nahe, an ein nomtn actionit t* denken, um st mehr alt
in anderen späteren brlegen für dat subst. der begriff der tebtnt'
lührung deutlich hervortritt, andererseits lietu sieh die vertten-
düng det wartet in unserem susammenhamie auch auf den all'
gemeineren begriff für besitz, possessio turückfihren , der auf
anderer grundlaije fustt {vgl. c).
a) ein nomen actionis tritt deutlich hervor in ibtt1n§enen
verivendungen der mittelhochdeutschen dichtung:
e man beginne »uoclien in mit Isiteriiclier hleyda:
len ereu vlielie er, tarn der «iliJe tiaburne s'eiaer
dur ein krank geirrgtl«
laia er sieb ichanile vahtn oibt {'ter biber).
seyde :
KoKRio T. Wiiaiauac minne*. r. ä, liagou t, SSy ;
den reinen wibeo tprecbei wol,
vor meide man »i krceoeo sol:
wDrdt! ui dvr meide nilit ein wip
so nOrile aucti nimmer mannes lip
geborn von lielner meide . .
wOrde UI der meide iiitii elo brut.
so were ei l^rsnk getrelda«
MiKi«rii'"<;»r ». li. Hat»n i, IIV.
ß) weniger deutlich sind die folgenden, std ebenfalU kierker
gehörigen beispiele:
dax er gar lluierltchen rcbelo
an der vil sclitünen meide
vi! wOoneclicb geircide
lac ao ir kbeiem lebeue.
Ko<«a>D V. weRiaca« tngelkard »74;
* dl mlie glene er rluwevar
von der silitünen meide,
da; maiteiliclie geirride
da; mun d& lieiiet iittren
da; liimde er tiefe mdren
in eines edeln tierten gnint. tt40.
b) in aUen anderen Verwendungen des substantirs treffen mir
eine objectivierende tendem an. <i%geHitände, du mit dtf mt-
bilbedeutung in irgendwelche betieliung gesrttt werden k4nnen,
treten in den bedeutungtumfaug des sni>*lantimms ein
in besonderem maasu fruchtbar kat tsek natk dieter teilt itr
in dem verbum tragen ruhende begriff ier f-lbfwegmnn tr-
witsen. aus ihm lasun sKh du wieiaten iUerm weTwmdmnf'n
des subüantivums ohne swana erUirru. denn et tit fte^ti« ftr
die ältere seit hier en lebendiger zn^emwtenkamf tmitikem ntr»
bum und verbalsubüantie «i.«i<-Mick, wie tnk tcktm dornt <r-
kennen lAsU, dast im WiUehalm tan ÖHerreik (IM* vft. Ult«
I, 917) getreide noch für iragbabre {daß)entfe^ wmit feU>feu
wird) gebraueilt wiid. so durje» wir die frnndUft tms ftit^i»
darin erblicken, dass et olles sus^mm'^fasilf tut frtnsfr« «M,
getragen werden kann. rgL antk Sciiatuia l% M«: «rf. lr«g«t,
traget« f., was man auf einoMl tragen kann. Scwai» nkwtk.
wb.s.\iy die weitere bedenlmn§ttmtwstkkin9 kingß ■«• d»nm
ab, ob der aUgemeinere begfif net^teftbÜH wi ■«|«f«ff
wird, oder ob der ra dem «KfmrÖMm btfeig twlkalkm mke»
sonderfoimen altwtigL
a) an itn wettteH'innttm iet aUftmuminm htrti** <••(•
tick ttkkt mlirsdMMem ra ie^n ist mha^tdewlnt li*^*§
bUibty «Ml takktt t» iemem tk tm fmkn
kinnt tnrkektnit,
\)) a)) xm dm «ntertm darf ••■ mI M^
rrcknnk dort war fkr de* «/terra |liai>Blsi^s<*wflif d*t to*
l^fffjcAr imptnaat wsäiemna miwtniekut gctiiKb (v«l irsrnfl
wiedergtftben traritn. jknfert koadt^infiim pmtknm im *»-
;
4455 GETREIDE 1 (ältere bedeutungen)
stimmlem zusammenhange hiefür auch dem neueren worte gc-
tregida eingang, so in der bibelstelle l. chron. 22, 5 et constituit
ex eis latomos ad eedendos lapides et poliendos ut edißcaret
domum dei. ferrumque plurimum ad clavos ianuarii . . et dixit
. , . preparabo ergo ei necessaria. et ob hanc causam ante
mortem suam omnes preparavit impensas (vnd vinb disse sach
bereyttet er vor seinem tode alle lerung. bibel von 1483 bei
Koburger; als schaffet David viel Vorrats vor seinem tod.
Lütheb); vgl. Steimikveb-Sievers 1,462. die gleiche glosse
findet sich wieder für Daniel 14, 5: vnd ein abtgott war bei
den Babiloniern mit aamen Bei vnd in dem wurden verzert
oder auszgeben durch einen iegkiichen tag zwelff masz
semein. vnd viertzig schaff und sechs krüg weyns ... der
könig sprach zu in. nur allein ir saget mir, wer der sei
der da essze dise zerunge {impendebantur in eo per dies
singulos simile artabe duodecim et oves quadraginta vinique
ephorae sex ... quis est qui comedat impensas has) bibel von
1483 Koburger. dieselbe Zusammenstellung von gezeug und ge-
treide, nur mit dem unterschiede, dasz sie nicht als synonyma,
sondern als ergänzende begriffe auftreten, 'findet sich auch später:
item unsern herren den geczeug sehen lassen auch das ge-
treid ob er wil sehen, d. städtechron. 11,464; vgl. unten.
b)) ebenso gehört hierher die Schilderung einer plünderung, die
Ulrich von Zazikhoven beschreibt und in der die beutestücke
tusammengeti agen werden:
er gap in silber unde golt,
des er da guote State vant.
swaz Jweret der wigant
het Verlan, daz was da gar,
unde was gesamenet dar
vil getregdes üz der mäze. Lancelei 9221 Hahn.
e)) im Zusammenhang damit steht der begriff packung, ladung,
der für getreide in beispielen der mittelhochdeutschen dichtung
verschiedentlich belegt ist. meist sind ts lastthiere oder lastschiffe,
die das frachtgut hier von einem orte zum andern tragen:
a)) michel was des hers schal.
er vfirte olbenten ane zai.
si mohten chume haben waeide.
die trugen daz ir getreide.
si vörteu vil waegene.
mit spise geladene
hyrze unde binden.
si yflrten vil rinder;
schar unde geize.
tincbel unde waeize. jüngere Judith 136,14 Diemer.
Pi) si tuot als diu Sirene
der stimme ist also schoen« ;
daz si mit ir gedoene
die kiele au sich geziuhet
und si dan under diuhet '
mit liute und mit getreide.
Ko^RAD V. Wi^RZBURS Engelhard 2221 ;
d6 sie ür daz mer quämen,
ir rüwe sie da nämen
mit allerleie getregede.
man, wib und megede,
linder unde pferde
vürten sie vil werde
gebunden und gevangen. Livländ. reimchr. 72S9,
ebenso im passional, vgl. Bech.
d)) auch in anderen Verwendungen, die sich nahe berühren
mit einer weiter unten zu besprechenden gebrauchsform, liegt die
verbalbcdeutung des herbeitragens an der Oberfläche: die purger
habent gesetzet, swer wein, chorn, saltz, boltz, hän, oder
ander gelreid zuo der stat füret, daz der selb der stat ge
ieit bat., stadtrecht von München § 379 Auer.
2)) die Vorstellung des beweglichen hat im besonderen in der
Sphäre des eigenthumsbegriffes fortbildung erfahren: getregede
(rt(( hier in den gegensalz ein, mit dem sich der bewegliche besitz
vom gebundenen besitz scheidet, getregede erhält geradezu die
bedeulung fahrende habe, wie nahe diese entwicklung lag, zeigt
die interpretalion des letzteren begriffes im Schwabenspiegel: daz
varende gfit beizzet daz soln wir iv sagen, goll vnde edel
gesteine. vnde silber. vnde vihe. vnd ros. vnde allez daz
man gctriben vnde gelragen mag. § 16S Laszberg. die parallele
getregede = fahrnisz findet sich in der rechts- und verwaltungs-
litteratnr, so im abschnitt de ferramentis vel rebus monasterii
(§ 3j2. l) der Hohenfurter benedictinerregel : des clöstris getrei-
gede in Isene oder in gwandin oder in den anderin sacbin
besehe der abbit und bevelhe si ce beb6tene und widir ce
saroende den brftderin des lebenis und des site er gwis si.
ztitschr. d. nlterth. 16 Seherer.
3)) von da ab bildet sich, unter abstreifung der besonderen form
des besitzes, die allgemeinste bedeulung getregede, eigenthum
GETREIDE I (ältere bedeutungen) 4456
aus, die allerdings vereinzelt bleibt: posessio, getrt^gede im
summarium Heinrici (5, 19) SiEifJüEYER-SiEVERs 3, 117. ebenso
in den glossae Herradinae ebendort 3,407; die liezin als ir
gut vnd ir getregede durch sine predige vnd volgetin im
vnd trugin snode cleidere durch gotis Ion. predigten aus dem
\i. jahrh. Leyser 78; des wart er so sere gebezzert daz er
dachte, wie er sich berflvve. vnd wie er suliche böze ane
gevienge. der gel geruchle vnd da mit er genesin mochte.
ZV den selben stunt ging er vz allem sime getregede vnd
ging vf einenen öden kirchof. ebenda 72.
ß) die Verengerung des allgemeinen begriffes läszt die einzelnen
formen, in denen der bewegliche besitz auftritt, nacheinander
von dem worte besitz nehmen, wir finden getreide == hausrath,
kleidung, nahrung und lebensmittel.
1)) suppellex, getregede aus Heinrici summarium Steinheyer-
SiEVERs 3,260; alle di vas des clöstris und alliz daz getreigede
beselie er alse di beligin vaz des altaris (omnii vasa cunc-
tamque substantiam). Hohenfurter benedictinerregel 31, 16 (de
cellerario monasterii) vgl. substantia, getregede Steinmbyeb-
SiEVKRs 3, 258; Silber und golt und ander getregete zu haben
iz ist nicht sundc. predigten aus dem 14. jahrh. Liyttr 146.
2)) daz si di gemeinen stöle
entfän zu ir getregede. litanei 996;
pis für in ritden in dem tan
mer dann vier hundert man,
auch alls da manigeü fraü.
die pegünt er vast an schaQ,
die fürten alleü reichew wat,
die jmmer wol zeloben stat.
kostleich waren ir getrait.
erzälilnngpn nus alideutscheti handsehriften
Kellbr 83, 33 (jod, von Wirtemberq).
3)) ez mag chain frau an irs wirtes willen nichts hin-
geben, wan was zerleichs getraides in irm bau» ist (Variante
traiz). stadtrecht von München § 118i4uer;
da begund er wahsen.
manech wilt fahen.
abe gescozze und ab jagede
nam er sin getragide. iViener geneiis, Diuliska 3, 66;
do sich wol gespiste
daz pantier mit geiegde
mit guotem getregde
da Ieit ez sich vnde slief
balde in sin hiuli tief
gelichir wis der megde zart
do er dur vns gesattet wart
von menger spise weide.
H. V. Langknstbin Marlino 98, 102 Keller;
es sullen all käuffel, die gest sein, alles getraid, daz sie her*
bringent, nur auf dem pücbel niden auf dem markt ver-
kauffen .... und die käuffel, die purger sein, Süllen ir ge-
traid bey der kapeilen vail haben, stadtrecht von München 440;
waz die chäuffel getiaids chautfent auf dem land, daz Süllen
sie ze Münichen auf dem markt hingeben. § 426. noch heute
hält traid, troad im unteren Pusterthal an der bedeulung butter,
käse u. a. fest. Schöpf tirol. idiot. 750.
c) aus den letzten beispielen, in denen sich getre\Ari = nahrung,
lebensmittel, aus der gruppe der im begriff 'fahrende habe' ent-
haltenen gegenstände absondert, lassen sich Übergänge zu der
haupiverwendung des Substantivs getreide, frumenlum, leicht ge-
winnen, um so näher läge diese erklärung, als gerade die feld-
früchte in den deutschen rechlssatzungen durch ihre eigenartige
doppelstellung wiederholt die abgrenzung der falirenden habe vom
liegenden gut veranlassen: unter der fahrenden liaab, so in das
gläsz dienet, wird verstanden, nämlich wein, körn bafer,
roggen, heuw, ämbd, vich, rosz, rinder, hausrath, bettgewaml,
schulden, baarschaft. öfnung zu Rheinau Grimm wetsJ/i. 1, 291 ;
wann auch ain herr ainen menschen erbt, der abgangen ist,
hat er gelegen gut, das den fründten zugehört, ob darauff
gebauwen ist, es sye höw oder körn, was denn den grundt
nit mer begryfft, wann das körn an die wid kompt, und das
höw an die birling, so ist es dann varendte haab. öfnung
zu Tannegg 1432 Grimm weisth. 1,7.1b; item es soll auch der
pluem (ertrag) aller frucht, die da wachset, gelegen guet
heiszen und sin, dicwil si uf dem feld stond, untz uf s.
Jobannstag des töfers im summer zu sunnwendi, und aber
darnach vürint guet sin und genempt werden, erbrechtssatzung
zu Altstetten 1475 Grimm weisth. 5, 205. trotz allem aber wird
die erklärung der parallele getreide = frumenlum einen arideren
ausgangspunkt suchen müssen, sie wird an die bedeulung von
tragen = hervorbringen anknüpfen, hiefür spricht der einzige
und anscheinend frcigebildete mittelniederdeutsche beleg gedracb,
gedrag, ertrag ScuaLKn-LGsBEN 2, 30*. ebenso uugt hierfür
4457
r.ETRKIt)R n (fruraentutn)
tint jüngtrt deuttche mrwendung, in der die nnnfifA« grund-
b0dtvtung girad« naek dteur riehiung noek lebendig Ut: pillulte
et galbtili «t cacbryei, dai getreydl oder zapffeD, lo etlicb
bOum iiAbend der fnicbt babcml, aU die baiel und de« nuaz-
baumei zapITen. Faiüiu» vgl. ScaiiBLLea l', Md.
n) auch dte vereiHselUn biupteU, in denen getratde tm alt-
gemftnsten sinne den ertrag der flur iantelU, »fUtke* /ftr ik
tben angenommene bedeutung:
iti «In «lnd«r. aeint dei war
an dar lietian beide :
die bii er gemeitel und den grOenco wall;
bittoinen unda vögele tingen lel In gar tergin;
tl tlnl beide miKevar.
•ehi an Ir gsirelde:
dat Itt allet von dem leiden rtreo kalu
NRIBH4HT 3H, 6 Keim;
aieder dem male daz der gilte berre aeal« Jobanne« dar
quam «ü wart daz wilde lant gebezzirt. daz da nv von golit
genuden ist wozzer vnd körn, akir vnd wiogartin vnd ander
getregede vnd gerete. predigten aut dem U. jahrh. Leyter 78.
ß) in der brdeutung von getreide im engeren linne tnt-
$tamvun die dUesten belege des worlet titmlich gleiekteitig dem
bairischen und dem mitteldeutschen Sprachgebiete.
1)) dai geireid (trald varimiie} wart oucli »ö tiwer,
dai die iiul vertagten darab:
den mutte liorne> man gap
umb vieriig und umb leben phunt.
Ottokari ifimiiii. M.ih'i Sfemütlfr u.a.;
item Juliua daz itt ein monet gentieg heiz und in dem monet
so sneident die ieut vnd daz getreid des erdrrichs ze snm
pringent. wiener arzneihandschr. det i!). jahrh. Haupt M8; item
lasz aucb üfTenliicb berufen, daaz niemand kein getreid für-
ban au4 unserni lande gebe, noch verkaufe bis auf andre
unsre geschafTie, und dessen widerrufen, und dasz niemand
den obfjenannten getreid nicbt anders kaufe noch verkauft-
. . . dann in obgescbriebener maasz nachgehe, landgebot
heriog Heimtchs von Landshut 1437 Krinxbr 4, 95 «. a.
*'')) nu lebeot sie doch blütBt nie,
wani nernt ilch an der weide
von vruchte und von getreide,
Albrxcut V. IIalrkkiit«dt (iiieiamorphoten 16,84)
20U llarttchi
ele, obi, getreide, hönic vnd wio,
laub. gras, blumen vml kle,
vnd manik wunder in dum se.
11. V. Taiaatiio rtnner 117;
dA kAmcD aä vil hSuscIirecken geflogen von Ungern durch
Orsterreich und durch l'oiern auf Ober den Sant den Muin
ah gegen dem Hein, daz si 96 vii getraides verderbten uuf
dem veid, daz manich günman verdarb. Konrad v. MtctN-
BKRC buch der natur 76, 1 Pfeiffer; welcbez mensch vil pluotei
hAt, daz altet acbier, rehl sam daz getraid tuet, daz ze vil
fQubten bAt. 1I6. 2;
do der ouweat was Irgln
und d! herbisiiii initlio
und di dii geleide
allls Ir getreide,
dat io gewachsen was dai jir,
In dai »eibe vorburtce gar,
db quam der commentür vorgeseil
i\ vorburc da grwiiiiiende
und abir gar vorbrinnende
•was auch di wa* loaende,
beide gebuide und« koro.
dai vrai gar da* vi^riü lorn.
N. V. Jrroschin 23, IM. ^hrnt» 19, 114.
II. getreid« tm eueren «inn«, abgnntung in gebrauch,
formen und bedeulung.
I) landschaflltche abgrenxung. tt sind bestimmte epraehgtbiete,
die an dem Substantiv die engere bedeutung ton frumntum aus-
geprägt haben, Jas südöstliche und das mtUlerr Deutschland, erst
von hier aus und durch lilteransehe Übermittlung drang die ver
Wendung in den weiten von Oberdeutschland und in niedtr-
deutsehet Sprachgebiet ein. die rereimellen bnsjnele aus den
vocabitlarien lassen tick in demselben sinne erklären, die be-
treffenden oberdeutschen vocabulare weisen auf östliche beein-
(lussung hin: getrade, /Vu^rt |iiKFE>a*CH-WCi.c(BK öl$; fruges
Ketraid im vocab. rrr. rom an^an; des li, jahrk. OtirBNi. 249':
getrejd, friicht, weitz gemma gemmarum von 1512 bei DicriKa.
-i49'; annon.i, jarliche frucbt, getreyd oder fruchte BaAct vfi.
DiHFKNBicH 36'. vgl. datu getreckty ebendoel M Dibfchbach
nov. glots. lat. 25*. für die niederdeutsdi«* MC«hii«re ist ge-
treide blosse lehnform, ein fremdling mu itr kockdt^ätcktn
!Chrip$praeke , tgl. gheirede 6« DiBFExaAca- WOlckbb ets;
ghetrryd, ghetreyde, ghelredde germ. sax. $ic»mhr. frumttntmm
KiLiAN k s'. innerhalb det ureprünglitkeu §«Umn§iktmilm
GETREIDE II (rrumeotum. baimdie belege) 4458
UM$tre$ iubctanlnm ä»ä di» »kern tnikalm mumiaethehem ««ir».
formen tn e«neii/T««s mit itr k»mf$ftrm m bmtkln: m btmimkt»
und frdnkitchen munimtm H$ mf iMtfUkm Mf« tituttkltt
form treid neben in nkrißgtwtiim mMm fttm; Ml tririaifcsa
Sprachgebiete allein neben dem n/iil/«m 4m ■■«ifiiänw lf«M,
ia§ wielUtekl ton tornehetein ahme prißm ffNUH mar; mf
mitttUtuückem Men das bieiU fUreMIc*
«) iit ftrwun in bairiiekn
«) iu mauultnum: iraid, getrau.
I)) den Iraid. Traunüeintr ttraforinnuf om tSTt SainKLiM
t*, e48; es «ollt aucb am jedlicber in all« miimnit iam
iraid io kastn dienen, reehu des Utftet Aimoni (l4"IC)dhr(k.t
i$terr. wtitth. I, 271 ; ao acbaff« irh ir all« lueia gtll ii* «ock
bia auf St. (iergrntag acbirial verbaodicn ist . . fOlt, wUptll,
geriebt, lehmgelt, dienst, ateur, allen tratet ao »ait, khorn,
habern, geraten ; scbweine, biener, bnrigeld, pflegegeld. zebrol,
gOll, darinn nichts auagenohiaeD, obngefehrlicb. dietclb fOh
alle sol mein liebe bauafrau bis uf St. Georgtotaf (
und meiner seel darvon gedenken, als geirair.
J. KuehUr montim. fioica 5, Mb; wer acbuldif ist itn IraM n
dienen. HoUein i.s. jA. äster. weisth. 1. Hl; wollen den (raid wei-
feil damit machen. L. Wid«a!«rs ekronik n« BrfWitiwf (IMI)
i. ttädteehron. 15, 09. ebenso bei kiacMAta dnilatfidfaMlM
(1519 — 33) vgl. Schöpf (ir«/. idtot. 760. jünger« ktnitjuttltu
führen gern an stelle des einfiehen trald die ooUer» form ten,
tgl. t. b. di« tu.*atu im stifltrecht des domcapileii pmi Saltkurg .
den traid soll man anheben zu dienen, wann sich ain garbeo
gegen der andern kert, damit umb den heiligen drei kAoig»-
tagen aller in unserm casten aei Ijünfere kani: den getraid
gleichfalls zu den angesetzten lAgen). iittrr. meittk. l, 7. «sa
der lilti-ratur ist das maieiiÜRMm okne prd/Ls vielfach bti hanncken
schnftttellern su belegen (roL auch traid, neutr.): aus lauter griU
dürffen sie ir gelt nit angreiflen , verbergen Jreo treid und
wollen jhne ehender nii verkauffen, bis er gar Ihewr worden
aey. ALBhRTiiics tiusinan v. .Alfarehe iMUncktn 1615) 1. 25« ■. a.
t» den mundarten des bairitchen tpraehitehietet herrscht dun foem
noch heule vor, vgl. traed, trje' oberpfäliitek traid ^ei Sciatuta
1*, 648; traid. Iroad, m. und n. getreide Scaöpr torol. idtiL IM.
tb«nio in der Kärntner mundart, vgl. KaoanAN.'« 5, 24*. du formM
nicht SU verwechseln mit trat, brach feU hei ScaacLLta eimke.
wirterb. 240.
2)) wir wollen auch, dasz du offentliib verrufen lassest,
wer heuerigen getreid habe, ea sey koro, weitzeo oder gersien,
der nicht ausgedro-icben sey, dasz den ein jeder zu stund
an ausdreschen lasse, und dasx ein jeder denselben gelrri4,
der vor ausgedrosehen ist, oder noch ausgedrosche« wird,
einen jeden baumann, oder andern, die zu baue« fcabai, fato
und verkauffe. hersog Heinrieht landgebot von 1437 tjuMni M
Krbnnbr 4,93; wie in unserm furslenthumb ia soadarkMt
der getraidt, aucb andere pfenntbei t memals auf porc ftt
bober, dann um par gell verkauft wrrde. lanifat «s vkm"
und Niederbayem 1516 1.46*; da«z sie den liebseiifMI fMnMl
in die müntel jhrer kästen oder scbewren verapcrrca mai
nicht «erkaulTen nucb bergeben, er werde dann sehr Icwr
und werth. Alb^rtims Gutman r«« Alfarthe {Münektm iai5)
«09; es soll niemand kein geweicht guet ■•ck pl— tig gn-
wand oder uogewunden getraid noch kein fcMigMwH Ia
wissen des gerichts kaufen, itlerr. »eitth. (Wtniimk-Iltlrm
n. jahrh.) 1,313. item als die landleut vermaioM, M aeOe
allzeit tu dem mimsln ain jardenst getraid« hmmitn ia
der ÜOffrogg in dem kästen bele.hen tu MliHfk
und der geschlOs.ser, das nit besehe«, auch wie d«
äussern leulen den getraid in bosaera kauf gebe, dan de«
landleuten. eb«ndort 1, 914.
3)) in der präfigierten form tH it asaMUUmm aack es* iem
sehwibischen gebiete su verzrukntu: ain yaitr atOcr ««h . . ^
i rakrtafea «der k«««lk«a.
einem jeden der im seinen gelrayd
mit vieisz bewam, getreulich maln vnd
mOlUrordnung, Hecixiiii opiunU« 24«; die khaw
danindar, ao dan girb und malraAleo (wMf I
ainander gericht werden, das dar gHrajd ndcr
sonst nyendert hin, dann eoanÜtcB
loch, in den lauff fallen ni«>g. eikead*
TiacLtn« lakntfitfd (ist« E 4*.
fl) in »«atram Iraid. frtraid. n
newlrmn sw la|« a« ArMa. ae ßkta
Aimtat (14. - 1«. jukHLh ü* <<••
■nd Mffaa
ii 4ir
SM«
4459 GETREIDE II (fränkische belege)
von getreideabgabe verwenden (den traid in kastn dienen,
Osten, weisth. l,27l), das neutrum an derselben stelle in der
allgemeineren bedeutung auf: der aber in iiastn zu dienen biet
und dient nit und das traid verkaufft, der selb ist unnach-
lesziicber straff straßmässig. im allgemeinen läszl sich jedoch
eine bedeutungsabgrenzung zwischen neutrum und masculinum
nicht durch/ühren, um so weniger, ah in zahlreichen fällen das
genus gar nicht ersichtlich ist. diese letzteren beispiele werden
hier dem neutrum zugezählt, auch zwischen der vollen form mit
jiräfix und der präfixlosen form besteht für das neutrum kein anderer
unterschied, als dasz die letztere mehr auf der ausspräche, die erste
mehr auf dem schreibgebrauche beruht oder, wie z. h. in der ge-
bundenen spräche, anderen bedingungen unterliegt (vgL oben aus
Ottokar und unten aus Hans Sachs.
1)) und erscblug allez daz traid daz auf den veldern da
was. 4. {bairische) fortsetzung der sächsischen weltrhron. monum.
germ. vernac. II 3T2, 22. in den Österreich, weisthümern über-
wiegt trait, vgl. 6, 12 ff., 7, 403. 235. 255 «. a., vor allen in den
zahlreichen Zusammensetzungen wie traiddienst, tiaitmesser,
traitiTiarkt u. a. vgl. getreidedienst etc. das gleiche läszt sich
in bairischen Chroniken (vgl. d. städtechron. 15, 230) und bei
AvEKTiN beobachten; daneben taucht jedoch gerade bei Aventin
auch die schriftform auf: Trajanus Hadrianus römischer ge-
weicbter kaiser, pabst zu Rom, zum andern mal burger-
maister: durch beschlusz des rats, das kiiiserlich geiruid.
werke l\^ 864 ichronik 2 cap. 149). in anderen beispielen beruht
die schriftform auf späterer redaction, so riyi. die Chronik (buch 1)
werke IV', 41 mit der Frankfurter ausgäbe (VM) 12'.
2)) im bairisch-schwäbischen grenzyebiete. im rathsdecretenbuch
von Augsburg findet sich anfangs nur kern, körn und rocken,
erst in der zweiten hälfte des Jahrhunderts dringt — anscheinend
von Baiern her — das allgemeinere traid, getraid ein: das
ungeit dez wins und dez traids. s. i\6 (aut 14561; ufTsumstag
vor dem sonntag Letare balbvasten . . haben Hans häniiart
und J.icob Stimmier, als geschworen knrnmaister, auf ains
rautg bevelcb der statt geiraid alles zu iiherscbliiben und
ainem raute in schrifft übeizuantworten .. alles traid in scbrift
ainem raute üherantwort, s. n' (1479); im \6. jahrh. werden die
beispiiie für getieide dort häußger, vor allem in der Verbindung
körn und getreid (vgl. unten), bei den Chronisten dieses ge-
bietes überwiegt die mundartliche form treid : so lang der
reich^tag hat gewert, ist das traid in disem kauff gewe^sen
Senders chronik von Augsburg, d. städtechron. 23, 81; ebenso
23, 95. traid in der Weissenhorner chronik bei Baümann quellen
1, 46 u. a. traid 6« Sebastian Fischer in seiner Ulmer chronik
vgl. Veesenmeyer s. 216. {andere belege aus Ulm mit der schuf t-
gtmäsien form vgl. unter d.) in den Verhandlungen über
Thomas von äbsberg sagt ein aus Donauwörth gebürtiger kneeht
aus: dl gefangen in ainem casten, darein man ireid legt,
gethan. litterar. ver. 114, 419. selnst Abraham a Santa Clara
macht von dieser form noch gebrauch: ich förchte augenblick-
lich, er wurde mit den sack zu boden sincken, der meinung
war ich, es müsse trayd darinn seyn. Judas der erlzschelm
(Kürschners nat.-litt. b. 4o) s. 68. noch KrOnitz 18, 19 belegt als
oberschwäbische dialektform drait.
b) die fränkichen mundarten nehmen an der kürzeren form
ireid um so gröszeren antheil, je näher sie an der bairischen
Sprachgrenze liegen.
1) die meisten beispiele gruppieren sich um Nürnberg: rait
er zu besehen der statt zeug, auch körn und treid. Tuchersche
fortsetzung der Jahrbücher {Variante getreid) d. Städtechroniken
11,464. Müscatblüt verwendet traitt, ebenso Hans Sachs treid;
bei letzterem geben die hedürfnissf. des versmaszes auch gelegent-
lich der volleren form einlasz ; tm ^roszdiebe zu Fünsing' (Kelleb-
Götze 17) steht nebeneinander:
sonder verzieht bi.<z nach dem schnit,
so das treyd kooib vom veldt hinein, s. 98;
wir mOssen vor den dieb drumb fragen,
ob iliro sev dieser rhatschlag eben.
thut er sein willen daizu geben,
so lasz wirn lauITen u/cys/i (tus vurgprechpn, sieh tpäter
tum yiviilvolltwi ei'ttiififlirn), mltler zeit
ein ieder bein getreyd einschneidt. «. tuo.
frumentum, aeher trayd. nomenclatura Nürnberg 1530 bei Diefen-
BAr.B 249'. noch in Huhbergs adelichen landlebem {Nürnberg 1695)
wechselt getrayd und trayd (vgl. 2, 66' «. a. mit 2, 38 u. o.J.
.1) nordöstlich von Nürnberg: hierher gehören die belege der
vorlulherischen bibel; vgl. 1 Mos. 31, 35: vnd allez daz traide werd
bebalten, bei Eggestbin und ebenso bei Koburger (Luther :
GETREIDE II (mitteldeutsche belege) 4460
getraide). desgleichen 2 könige 4, 42 , 2 chron. 28 «. a. auch
vereinzelte schlesische belege scheinen hierher zu weisen, gl. treid-
land noch bei W. ScHfcRFFER gedieht^ 250.
3)) westlich von Nürnberg: traid bildet in den eingaben der
zünße von Rotenburg an der Tauber die regel, vgl. Baum an n
quellen zur geschichte des bauernkriegs aus Rotenburg an der
Tauber (litt. ver. 139)340; ebenso in der Rote nb. ehr. des Eisen-
hart ebend. 602 u. a. vgl. das man Vürgemelt traid gleyclier
masz soll austailen aim yeden burger so weyt es raicht . . .
soll auch kain burger soliches traids verkaufen bey seim
geschworen eide. zunftverhandlungen in Rotenburg ebenda 344.
nur bürgeimeister und rat bedienen sich in iliren sehreiben der
schriftgemäszen volleren form: das sie unsern guten freunden,
burgermaistern und rat zu Windshaim wollen schreyben und
beschaid geben , uns oder unserer gemaind das geiraid so
geuielter unser commentur zu Windshaim iigen hat, voigen
und sunst nyemand kains eingriffs darein zu tun gestatten
wollen. 397.
4)) in weisthümern aus der Rhön tritt früh die präßgierte form
auf: item brengt einer das getredt selber dem moller, so
sali der molier von dem achtel neraen 'la moimctzeo, holet
es aber der moller, so sol er nemen ein molmeizen. ueis-
thum zu Schontra (15. jahrh.) Gkimm weisthümer 3, 8S9 ; zu
Michelawe auch so hat der schuithesz ein summeien gedreits
vff den eckeren zu Neiizenborn, so der dregt, vnd wan er
dregt, sali er ein sommeryn darvon nemen. weisthum zu
Schonterfeld und Micheltu (1469) Grimm 3,538.
4)) out fränkischen mundarlen wird tiüd noch heute belegt:
wenn's träd g'räih in Sand,
wird's theucr in land.
fprichwörier uu-i Franken bei Fbohuakn 6,322
nr. Z2i. vi/t. auch ebenda 4, bi'i.il; 6,129.
e) für Thüringen und Sachsen gelten die volleren formen.
a) wie schon erwähnt ist hier die mundartliche lieblingsform
das verbreiterte getieidich , getraidig (s. d.). in der litterutur
wird dieses vor allem in den rechtsau fzeichnungen verwendet, so
in denkmalen aus Arnslein, Zeitz u.a. von Chronisten treten
Stolle und Kantzow hier in den Vordergrund, während als
Schriftsteller Luther und Zesen den bedeutsamsten antheil an
dieser nebenform haben, aus den Wörterbüchern vgl, getraiileg,
idem quod getraid Hemsch 158«; getreydig, hart vnd weich
getreydig, frumentum F. M. Whbner pructicarum juris observat.
(Francfurt 1624) 224. vgl. Stieler 2309.
ß) getregede, getreigede, getrede, getreide: des seibin jares
wart an deme phmgistage groz bail undc ungeweitere (hagel
und Unwetter) in Doringen lande, also daz vil getredes unde
vilies davon vortarb. thüringische fortsetzung der sächs. welt-
chronik monumenta germ. vernac. II 292, 31 ; ist, daz die beckere
oder kein man gebt vor daz thor oder uf daz velt unde
koufet getreigede da, ee iz in di stat her kumil uf den marct,
der sal zu rehte ein phunt geben an di stat, he si becker
oder nielcer oder wer he si. unde nicheine underkoufer
sullen hi sin zu dem getregide zu keiner zit. daz getreide
sal kumen hi zu dem marcte und sal vri sin, daz ein iklich
man selbe dazu gee unde koufe wol habe wol une under-
koufere. Freiberger stadtrecht cap. 42 § 12 Ermisch; hat ein man
sus ein nerswin, daz da billiche ledic ioufot, tut daz einen
schaden, also an obze, an getreide oder woran iz ist. ebenda
cap. 49 § 15; vorwär, vorwär sage ich üch: nur daz körn des
gelreides valle an die erden und sterbe, oder iz hübet alleine ;
stirbet iz abir, so brengit iz vile vruchle. Beheims cvangelien-
buch Johannis 12, 24 (waitzenkorn bei Eggi-steyn, Koburger und
bei Luthek); und schaffe, das er amptleute verordne im lande,
und neme den fünfften im Egyptenlande, in den sieben
reichen jaren, und samle alle speise der guten jare, die
komen werden, das sie getreide aufschütten in Pharao korn-
beuser zum vorrat in den stedten, und verwarens. Luther
1 Mose 41, 37 ; da aber Jacob sähe, das getreide in Egypten
veil war, sprach er zu seinen sönen, was sehet jr euch
lang umb? sibe, ich höre, es sey in Egypten getreide veil,
zihet hinab, vnd keufft uns getreid. l Afos. 42, 1; aber der
weitze und rokken ward nicht geschlagen, denn es war spat
getreide. 2 Mos. 9,32; zu der zeit wird die heirligkeii Jacob
dünne sein, vnd sein fetter leib wird mager sein, denn
sie wird sein, als wenn einer getreide einsamlete in der ernte,
vnd als wenn einer mit seim arm die ehren einerndtet und
als wenn einer ehren lese im tal Hepbaim. Jesaias 17,5;
Ire (der hirschen) jungen werden feist und mehren sich im
4461 GETREIDE II (oberdeuUche belege)
getreide. Hieb SO, 4. in alltn falltn haltt du toi luth*riteht bihtl
ändert iynonyma. Llth»*! vurlubt für uniti wori üt btkannt
und trheUt auch aut ändert» beiipielen, die »pditr auftufuhrtn
sind, ah gegentolt ivm oberdtultclier, worttchatu vurde dim
ntigung ir/ion von den uilgrnoiien empfunden, dtnn gpirside
gihärl tu dm worltn, d\e Pkthi im Batter naehdrwk dt$ ntutn
leslamtntet {von ta23) leintn landtleuUn ttrdeutuht: getreydc,
körn, frucht, vgl KnoMHAiR 0,4?.
y) auf mitleldeutschem boden allein bat die präfigitrte form
mundartUchen ehorakter: \etTäi'^, da$ schon tm ehrontkon Itltbienu
erseht ini, bfUgt ItCHJ, wOrterb. dtr Montfrlder mundart (IH^h) i":
all djaleclform neben jdrUde, getreide; für Brolteroät teiid
geilrue btteu(it ton Hertel Sohungtr wörterb. (1803) 18, wo für
Salzuiiyen ttlbit getreide ah nicht gewöhnlich hinter körn, fruclit
suriickgcitelU wird,
d) das vtrhaUeii det weslliehen Oberdeultehkndt kennxeiehnelt
rieh tehon in den vocobuhrien, von denen nur tereinulte und
nach asten weisende, das Substantiv buchen, vgl. dagegen Truge«,
iiurn 0. fruchte int oberdeutschen dictionatiu$ des M. jahrh.
bei DiEFBNBArH nov. gloss. 183'. wdhrrnd Petri das Lutherseht
getreide aU fremdwort terdeutseht, fehlt es gam in den Wörter-
büchern von Daiipodios und NUalir, ebenso noch bei Frisius
(1616) und itiiiKiiuR. SchO.mlkder (1663) vtru-eist unter ge-
treide auf körn; HuLStus, der in den ersttn ausgaben nur
körn vtiuichnett, führt in der ausgabt von 16^0 t. 167 getreide
ein. ebenso verfährt die ausgäbe des Frisiui von I7()0; Ürktzler
(1677) verutchnet das wort 1I6, desgleichen Wriishann (1715) 156.
den mundarltn dir Schweiz ist et noch heute fremd, hier hat sieh
rruclit mit uusfchliesiUchkeit gehalten, vgl. im Schwtistrisehtn
idiotikon: rriirht, f., 1. coli, getreide d. h. was die erde als
baiiplnuhrung des menüchen bervorbriogl (also mit nusscbliiss
TOD baumfrüchlen, beeren u. d. gl.) im gegensotz zum futter
des Viehs (iiusgemminen bafer) und zwar nicht nur von
dem (!eernieten und ausgedroscbenen geireide, sondern auch
von dem noch auf dem felde stehenden (die frucbt steht
•chOn). TüBLRR und StAua l, 1272.
n) in Strassburger quellen leigt sich die mue tehriftform ver-
höUnvmtisrig früh, indem touol der kamleistil alt dit eigentliche
litterarische tradition dem «orte bahn brechen, et begegnet
schon in denStrasib. sun/t- u. polizeirerordn.: es soll ouch debein
brolliecker noch kornkoufer, noch nirmim in unner stat debeio
körn küuTen, es sy «elher hande körn oder gediilgde es wolle,
in ditem burghan, noch in der halben mite uf den slrussen,
weder uf wiigen noch uf karchen, sunder se sollent sollich
körn oder ^etriigrde olles uf dem kornninrckt koufen an
ofTenem roerckte {Ib. jahrh.) ürdcker tOb; als dann vormiils
in der stiit Struszburg nrlickelbuoibe verordenet und by buber
pen verholen ist, das niemans weissen, habern oder sust
einicher bände getrOgde, so noch uf den ackern . . stot, fürkoufen
soll. :.8e u.a.; alle thir tunemuier., die bäum fruchtt)aren,
<l;i8 feld getreyd trogen. Fiscbart Garg. neudr. 9i und öfters.
ß) in den südwestdeutschen druekweiken vollzieht sich überhauit
aUmählich eine einbiirgerung der schnflform, vgl. j.b. ItMCMAfi.Ns
l'iifar, wo frucht überwiigt, in einzelnfn stellen jedoch gelieide
eindringt: sogar danz die kriegszieut etliche tag kein getreid
betten. 68* in der Frankfuiter ausf^abe von 1668; sobald die
oheriten in Briltanien, die nach der schlecht zu dem keyser
kommen waren, solch» erkaonien vnnd sahen, dasz den Hörnern
schifT und frucht mangelt, . . tprucbi*a sie, es were wol, dasz
man sich widert, dem keyser getreid versagt, vod oaruof
wehret, 45'.
y) et eröffntn sich in dtr Verwendung der Synonyma Ubhafle
gegensatie zwischen dem westlichen und öMchen theile det schwä-
bischen (lebietis. heimisch ist getreide in keinem dtr beiden
theile. dagegen ist der öttlicht schon in der Umgangs- und gt-
lehäftisprache stark durch das bairische wort beeinflusit und öffnet
sich dahtr auch der lilteraritchen einbürgerung der neven sehrift-
foim viel leichter, wie dit L'lmer drucke und i'lmer tchriflstelkr
beweiten :ier vierdt orden derhandwercksleüt, die allealierley
zß jrer bandticrung nOttige insirument machen, dise seind nitt
allein von allen beschwerden frey, suoder entpfaben auch tod
des künigs kästen gelreyd. S. Francs weltbuch 193'; von frucbtt-
barkiiYit der in:<el Cipern bab ich, weil es sieb zu end des
octuLers genaigit, und alle (rflchtten von getraydt, wein vod
obs eingebaimsztt worden . . . nichtts suoders gesebeo.
H. U. Kkafft rmen und gtfangentchaß 69. im wetten, am Ober-
rhein dagegen hält sich wie in der Schweis das altt fruchL dort
weicht (s autk in dtr rtcMU' »ni Hrwultungstpratht nitkl «o
GETREIDE 11 (abgr«ato«§ gegea frudii) 4462
bald: nimlicb als btliblr iia rrflcblto ioteh iaa fttrktoCtr
. . . uir gek.iuft and biawef gtfOrt worden . . . daran . . .
uffscblag de« frurblfcsaffs erslandro und erwschMn . . . iaC
angesehen das «Her furkanf ipr (rfleh;ta, at »j kor«, «ejs«««,
tesen, gersieo und babern . . abgeslelt sein . . rerordnuag fw
(httnau (Mtb) uehr. geieh. Obtrils i», tm. am Ungtttn k4il «t/*
dat im lebendigen gtbrautk auisUrbfnde mundartluHe fnicbi m
den sutammemetiungen, du obtrdtulsehen tehrtpitettrr gehen tkrer
alten gewohnhett hier auth in dtr gewäktUn sfettkt nark. in
gegtntati wvd besondert dtuthck in den aiwserkwngeu, ist Jerri
{\;'t'l)an eine (Aerdeutiche schrtfiühtr du %e{tt\i- odtrhuchU^titr
knüpft: dort lusammenselsungen uu frucbtai.irkl, fruchlmag.zi' ,
frucbtpre;s, fruiblvurrutb;/iei Justi tetbtl du gleichen btUun^n.
aitr «li getreide. dasu vgl aus de» ttrkMndUingen dertadiidum
II. kammer (30. )uiii U3&I : die betcbrlnkoog des fracblhw««
wird davon eine natürliche folge sein und .iticb das getreide
.nuf einem den anbau loboenden preis balteo (*. Oiksa). andire
beispiele siehe unter den msammensetsungen mit geirride.
2) abgiensnng gegen frucht und körn, die b-iden etneurrem-
formen unseres Substantivs haben sidi bei der Und seh aflUchem tb-
grtniung als in bestimmten i.egenden hnmisth geuigt. kors bat
den grösjeren terwendungskreit, indem et dat gaau inütcka
sprachgebiri umfasit, renn tt auch mar« luuftitüttfunit te
niederdeutschen norden hat. frucht gehirt dem oherdrutttktm
gebiete an; vgL getreide, das, ein allgemeiner autdruck der-
jenigen pflanzen, welche in Ohren und rispen »acbseo, ond
deren aame zur nabrung fOr menschen und Ibiere dirni.
dieses sind alle grasarten und grasartige pflanzen, deren
Samen zu brod oder mebNpeise t^iugen, und welche in^n in
Niedersachsen körn, und in anderen gegenden auch nur
xnt' i^oxiv, die frucbt zu nennen pflegt IrCritz is, il.
diese landsrhuftUche abgientung beider iynonyma wird anitrtrteüt
uiider durehkreust durch geqensdtu in dem btdeulun^fthaUit.
a) mit fruciit tiinlt getreide den Charakter einet tawUtsH
namens, et ist aber gegen diesen ecncurrenten xnsofe a btgfknttifß^
alt et seinen umfang deutlicher tingrentt. alleidi -gt hat fmekt
frühteilig nei en setner aliitemeineren b deutung auch dit tnftrt
entwickelt, die im lat. fruges autgeprigt ist, to wird tm nuamaHiim
Heinriei fruges, frucbt alt tusammen fastender Itlet fkr 4m ver-
schiedenen getreidearten tentendet (STEiitattis-SiLTiaa 9, llO).
meist aber nimmt das wort ßr dittt engere bedeutung nocA (in
besonderet beiwort an (frucht der erde), wogegen iat ktrter«
getreide von vornArrein im toitheil itL einen anderen ftten-
j(i<z twischen beiden synonymen hellt die t4rmeHiun§ t» ttUftfift
auf. frucht, dat innerhalb des grösuren vrrrrndufiAreMa, 4tn
i-t beherrscht, durch den gegensati ton frucbt nn^ btSte iritdtr
eine btdeutungsveren'.erung erfHirt, vermag den tollen Icrfrstaift-
umfang nur im plural lu behaupten, wahrend getreide umge-
kehrt fast gam auf den ringular beschränkt itt. fruges, fiücble,
getreid. aut allem dem ergeben tich begüntttgnngtn tJtr istmms-
nitie für jedes der beiden »orte.
o) aUgemeintte gleich iteUnng : getreid, /lniai«aiam ttt »imtn
commune ad omnia blada, frucbt. roco^. incipitnt teut.; gelrejd,
frucht, weytz. gemma gemmarum ton l'Ai DiKrtasAC« 249*;
frumentum frucht, getreyd. ilmtr wb. ibei ileder 1813) U.
ß) ylfichstellung bei umwandlun>f des numerus: daaz das g*>
traide und die fruchte im felde verderben. Lcrait üttkndtn
3, 63 töistemann; getreyd, allerley frOchten, j3rlicbe b§fktm,
frumentum EntL N 3 ^: geireyde fruwuniumt fru§i» iiaeca
17'/ u.a.; getreide, getraid, getreidig, iat Urn^ die ft^idte,
curn. ttutuh-tngL wb. (1718) :6«: das getraid oder aller pXtaa%
fruchte. Justi wttmoirtn X anhang, einleümnf !•; jcae Moat
man wioler, diese sommerfrüchle, oder »inier aod loaair-
getreide. Üiitricu naturhisL-öktmemu vt. (t Jm ISIft) MI.
Y) bedeutmigsdiffiienzierunt) »atk 4er teite der faUmmg: «ad
assen von den fracbten der erd. Jaenf k» U iei Efi«»*ttt«
und Kobibcer; vnd assen vom gcU«i4« de« UmU, •■ tmittm
lag Patsab, nemiicb, vngeseurrt brod «od a«o|eo, akta 4c*>
selben tags, und daa man bürel auf des anders tafs, da
sie des laudi gelreide assen, das die kiodcr Israel ke.o Maa
mehr ballen, sondern sie aesea des getratds «oa Uad«
Canaan. Lorasa Jana &, li «ad I3: getraid, alleriey fiacU
der erden, koru, das« auff dna b»lai «Sckst, fnmäaimm far
in generi HB!«tsca lU«; ein lacfckficlM »olfaile aMaecbUher
narung ist dieser ze.t gewesea, das aaa ia ixn. j»r eia nck
voll blosses geueids vmb viertibeftaa pbapart, diacM nak
zwen, vod den babern vn aaderiMibra iaalK. aber im
(ralinf de« UTt. jar« war scbr kalt vod Irwacig . ea bvseaa
4463 GETREIDE II (abgrenzung gegen körn)
auch die veidineuse die frucht ob, das kaum der dritte theil
zu nutz l(ame. Ch. Wohstisen Basier chronik (1580) 139.
S) die allgemeinheil des begriffes getreide, die nur specialisi-
rungen nach der seile der gattung und der qualilät zuläszt {vergl.
sp. 4471), veranlasile für beslimmle enlwicklungsslufen entlehnun-
gen, so vgl. getreidefrucht.
b) gegen körn grenzt sich getreide ursprünglich durch seine
function als Sammelname und collectivum ab; es vertritt die ge-
sammthcit im gegensalz zu der einzelnen gattung, die masse im
gegensatz zu dem einzelnen beslandtheile. dieser ursprüngliche
unterschied der bedeutung ist freilich durch den entwicklungsgang,
den rjtrade körn genommen hat, vielfach ausgeglichen und ver-
wischt, immerhin aber wird er doch noch heute im einzelnen falle
wieder deutlich und fühlbar,
n) die unterschiede im bedei.itungsumfang machen sich nament-
lich in den colleclivbddungen gellend, die aus körn ein Substantiv
entwickeln, das als sammelwort dem getreide zur seile tritt.
gckOrne wird schon von Khümtz 18, 19 ah hessische nebenform
dem oberschwdbischen drait, bairischen traid an die sielle gesetzt,
aus der mundart von Zips belegt Schröer 54" gekurn. schwieriger
sinddie mundartlichen formen zu erkennen, in denen abfall des prä-
fixes eingetreten ist. sie treten schon in der althochdeutschen
Periode auf {vgl. theil 5, 1813) und werden noch heute aus Schweizer
mundarten belegt, vgl chiren als sammelwort für weizen und
gcrste im Schweizer idioticon 3, 469. es liegt also in vielen bei-
spielen, in denen getreide für körn gleichwcrlhig eintritt, solche
eollectiventwieklung des lelzleren vor. übrigens hat dieses auch
andere gebrauchsformen entwickelt, in denen es dem getreide
nahe kam, so i.b. den fall, dasz die einzelne unterart — als
meist verwendete — gerne für die ganze gattung gesetzt wird,
speeies pro genere. hierher gehört z. b. : das sie getreide auf-
schütten in Pharaos kornbeuser. Luther 1 Mos. 41, 35 (vgl.
kornhaus, kornkauf unter getreidehaus, getreidekanf).
1)) das getreide wird dem körn als allgemeiner begriff über-
geordnet: und was doch sicher in rechter warhait so vil
korens von alierlai getraid hie in der stat und alles ander
ding, wes man bedürft. Augsb. ehr. des ß. Zink d. städte-chr.
5, 256; körn und ander traid ward genueg und guet. ebendort
326: vgl. auch Freiberger stadtr. cap. i2 $ 11 oben sp. 4460; es
gebieten unnser herren vom rath, das kein peck oder beckin
noch nymands von iren wegen mer weytzes, körn oder
annders getraids fürkaufl'en sol. Nürnberger polizeiordnungen
215 Baadeb; welcher beck oder beckin über das überfür und
darum gerügt wurde, der soll von einem iclichen sumerein,
welcherley getraid das were, domit er dits geboth überfaren
bette, gemeiner stat zu puess geben ein pfund newer haller.
ebendort 215 ; nachdem layder das getraid alles korns aus
grosser Unordnung und sonderlich aus vil der kornfürkäufer
in hochem kauf und werd gewesen . . . demnach gepieten
meine gunstigen herren hurgermaister und rath der stat
Überlingen und wellen das . . . auch alle die jhenigen, so
den markt des getraids alhie zu Überlingen mit kaufen und
verkaufen besuchen werden, solch nachgeschriben artickel
vest und stett halten. Ordnung von 1534. zeitschr. gesch. Ober-
rheins 19, 406; allerley getreyde, körn, weilzen, rocken, habern
etc. LüTBEit über das erste buch Mose (1527) G3'; getraide,
jährliche fruchte an körn und anderen dinge, darvon man
lebt, provianl, cibaria, res frumentaria, annona, frumentum,
quod ad annum reponitur, commeatus Hbmsch 1586; frumentum,
allerley korngetreid. Calepinüs (1570) 613; vnd wenn vil
würme im körn oder andern getreide sein, so spreng vmb
den boden mit wasser. Coleb hausbuch (7. cap. 44) 245" (1616) ;
rocken oder körn ist das gemeinste getreidicbt in diesen
landen, vnd hier wird in der Cbur Brandenburg nur vber
Winter geseet. ebenda 262 (8. cap. 3).
2)) wo die bestimmte gattung des getreides gemeint ist, tritt auch
im Verwendungsgebiete unseres Substantivs das synonyme körn ein,
vgl. theil 5, 1816. beispiele bieten namentlich die bairischen rechts-
aufzeiehnungen. ü/J. stadtrecht von München 412 Auer u. a.
ß) die gleichttellung beider substantiva knüpft, wie oben dar-
gelegt, an die eolleclivbedeutung an, die sich auch am einfachen
körn für bestimmte zeiten und landschaften nachweisen läszt,
vgl. theil 5, 1816. diese ist in der Schriftsprache heute nicht mehr
üblich, den salz aus Ruprechts rechtsbuch: swer chorn oder
gras sneidct (§ iO') führt schon Westenrieder {beitrage 7,211)
im register unter getreide oder gras auf. die gleichsleltung der
beiden worte prägt sich entweder in einer Verbindung der Syno-
nyma aus oder in einer wechselweistn Vertretung,
GETREIDE H (abgrenzung gegen Uorn) 4464
l)) der erste fall zeigt je nachdem asyndetisehe oder syndetisehe
form :
a)) die asyndetische form dient der begriffsumschreibung und
erscheint vorwiegend in Wörterbüchern: fruges , koren, getrede,
alphabetisches Wörterbuch von 1421 Diekenbacb nov. gloss. ISS";
getreid, körn, frumentum Frisiüs (ausgäbe von I'M) 112; fru-
mentum .. körn, getraide Biancard lexic. medicum (1777)544.
ß)) die syndetische form wird unter anderem begünstigt durch
den Verwaltungsstil, die kanzleisprache, die ja die doppelformen
besonders liebt: die taub isst neur körn und getraid. K. v. ÄIegen-
BERG buch der natur 180,4; rait er zu besehen der slat zeug,
auch körn und traid. d. städlechron, 11, 464; kein zehenden von
treit ode kurn. Schweizer urk. von 1526 bei Staub und Tobler
3, 469. dazu vgl. die belege aus den Straszburger polizeiordn. oben
sp. 4461. im Vordergrund stehen die kanzleien, in denen ein mund-
artlicher austausch beider formen stattfindet, so in Augsburg an der
bair. -Schwab, grenze und in norddeutschen hafenslädten, wo nieder-
deutsche und mitteldeutsche einflüsse sich kreuzen : ain rat . . .
bat eikant, das die burger wie die gest ir körn und getraid in
die schrann zu Augspurg zu verkaufen wol füeren . . . mögen.
AuQsburger rathsdecret über den kornkauf von 151" und so noch
öfters; alles und jedes körn und getreidig, so hinfüro in
dieser stadt verkaiifll und geliefert werden möchte. Hamburger
kornordnung von 1609 in Schmollers forschungen 8, 5, 131. auch
Luther giiM für diese doppelform beispiele ab: körn odder
getreide. der prophet Sacbarja (1528) R4'; allerley körn und
getraidig. briefe 4,8 de Wette,
2)) der iweüe fall steht entweder im dienste stilistischer rück-
sichten oder mundartlicher gewohnheiten.
«)) schon bei Nicol. v. Jercschin wechseln die beiden formen
getreide, körn je nach den bedürfnissen des reimes oder vers-
maaszes. in 19114 stellt er inmitten des verses getreide unde
gebuide für feldfrüchte und fruchtscbeuern zusammen, in
23 16S dagegen: beide gebuide unde körn
daj vraj gar des vüris zorn.
ß)) getreid, vide körn Schönsleder (1663), auch Schedel im
waaren-lexicon (Weiszenburg in Franken 1789) 1,398 verweist
unter getreide noch auf körn, im teutsch-englischen Wörterbuch
von 1716 ist namentlich unter den Zusammensetzungen auffallend,
wie spärlich getreide als compositionselement auftritt (2 mal)
gegenüber von körn, unter den neueren Stilisten verräth sich
Bisharck auch darin als angehöriger des nordens, dasz er ge-
treide nur gelegentlich und im stetigen rückstand gegenüber dem
heimischen körn verwendet: ich glaube deshalb, dasz, wenn
der preis des getreides durch diesen auszerordcntlich niedrigen
zoll auf körn, der unter 5 procent des werthes bleibt, nicht
afficirt wird. Bismarck reden (reichslag %i.maiiSi{>)S,i3; dasz
der verbrauch von körn für andere Verwendung, also bei-
spielsweise für hier, branntwein, zugenommen hätte, dasz
weniger getreide im inlande gebaut sei wegen des rüben-
und kartoCfelbaus. 8, S9.
y) unterschiede im bedeutungsinhalt gehen von einer bestimmten
bedeutung von körn aus, die sich namentlich im plural körner
ausprägt, getreide stellt in diesem zusammenhange das ganze
der pflanze dar im gegensatz zu dem einen bestimmten theil ver-
körpernden concurrenzwort. vgl. das körn des getreides ob. fp. 4460
aus Bebeims evangelienbuch ; dasz sein akker ihm mehr scbarffe
dürner als getreidig kürner hervorbringen. Bütschry hohe kanzelley
688 ; getraide, wachsend körn, dictionarium grammaticale (\S.jh.} ;
unterdessen wird man finden, dasz die landwirthe, welche
am meisten mit getreide und körn umgehen, noch diesen
unterschied machen, sie brauchen nämlich das wort körn
auch von demjenigen, was gesäet wird, aber das worl ge-
treide nicht, man sagt Saatkorn, aber nicht saatgetraide.
Stosch versuch in richtiger beslimmung einiger gleichbed. Wörter
2 (1777), 141. auch dieser unterschied ist durch die ausbreitung
des Wortes Saatgetreide (s. u.) verwischt.
3) umfang und inhalt der bedeutung von getreide.
o) der umfang der bedeutung erweist sich verschieden , je
nach dem zusammenhange, in dem das Substantiv auftritt, es
sind engere und weitere begriffe, mit denen getreide zu einer
gruppe zusammentritt, und je nachdem erweitert oder verengert
sich der umfang seiner bedeutung,
et) ausz gold, getraid vnd wein,
mag ohn sünd kein wacher sein. Henisch1587 aus Pktri;
ich und meine brüder und meine knaben, haben inen auch
geld gethan, und getreide, den wuchcr aber haben wir nach-
gelassen. 80 gebt Jnen nur heuts tages wider jre ecUer«
4165 GBTRKIDE II (lipdcutungsumfang)
Weinberge, Diegarten, und b«>u«Kr, und den bundertetteo am
gelde, oui gelreidr, nm nin<>t, und om Me, da* jr an joen
gewuchert liubi. Liit*» AVArtnia &, 10 ; daaz etlirbe getreyd,
iTerd, Kkiber, und dergleicben wabr an ein geld kauffwei»
ürbLigen, und vil hölipr dann aulcbe wahr immtr nag
. citb teyn, und durdurcb ein uirrkhcben grotten wucher,
uU mlinniglicb Mietend, lu wegen bringen, kanerl. niajetUt
Ordnung und rrfoimalion guter foittey. Auyiburg I5S0 rneh$- |
abtehifdt 3, S«l.
(i) lucti In gepirgen verr und nahen
l«l «OKcl tinU «illfral iw fallen,
•ui'h In den delern wun und wdIU.
an* l'ayren prInRi man vil grireld,
auch proi und fltUch, Oa» icti diri kOeri
allerley ipectrey und wOeri
dm man in reclitem kaufT.
II. Sacu» lobnpmeh der ilat Sahburg
31, 465 KMUr-CMtf;
liai laotte laDd (Baitm) in der geineia ist fnst frucbtbor,
icirb an aailt, getreid, vibe, vischen, hultx, weyd, wilprel
und kurtz ulies was la der achnabelweyd dienet, tat allda
uhrigs gnug. Atk.iti:i dironik Frankfurter ausgabt (tsne) 13' (in !
der älteren fattung (reid vgl. wirke IV' 41); und diia ist die
erst spnicb. und umli daa alles geben sie in die vogtei
gulrait, liüener air und pfenning mit aller gerecbtigkeit als
die TOD Neinkircbeo bubvn. wei$thum von Gloggnitt (\i.jahrh.) |
i'slerr. wetsth. 1, SOI ; wer nicht wein oder bier hat, die fnsz
XII füllen, der wird sie mit getreydt, sallz, fletsch, kraut,
kiimpost und ruhen einfüllen. Fiscbast aller praäiek groti-
multer (1633) B; allein der berr setzt oder legt ihm jarlicb
ein nigen tribut oder Schätzung auf, wi viel er ihm getrnids,
wi viel schuf, wi viel klaider er ihm gehen sol. Mictilus
rac<(uf {Germania 25) tSül. {
y) an getreide, inehlkurn, malz, hrunntwein und futter- j
srbrot wurden in Stettin verbraucht. Tb. Schmidt ge^chich^^ <
dfs handeis und der schtfffahit Stettins 7; dns produclengeschaft
in getreide, spiritus und ül gewann in diesem abschnitte '
eine erhöhte bedeutung. 84; die groszen iirtikel: getreide, {
Zucker, spiritus und buumwolle erreichten einen so tiefen
Preisstand wie nie zuvor, handelskammer tn Hamburg, berielit
für it)91 ; die biirse zu Berlin hat zum zwecke die erleicbte-
rnng des betriebes von bandelsgeschüflen in . . geireide und
mebl, bnumalz, .stärke, zucker, saal, rübol, petruleum, spi-
ritus, hulz und anderen producten und waaren (producten-
lii')r«e). retidirte börsenordnung für Berlin (iSSä). seitscltrift ßr
Handelsrecht '}t,383.
8) als ob, je hiiher die getreidepreise wären, man mit um
so grOszeren gelddpfern hrud und ge:reide bezahlen musz.
E. HiCHTER deutscher reichstag n.yaniiarlSM.
c) wer ainem grast oder grasen iist in ainea antern
wüsen, rain oder getrait, den mag man darumben pfenten.
itttrr. weislh. {Hohr- Schwartau) 7, 343 ; gras oder getreid. an-
merkungen über den *getrtidbiiu Salsburg 1S90 s. 13; erstlich
was Schwavghofen nun der hurger lieh bous vnd draydt-
sladel das sy da ir lieh, trayd, bew, vnd strow betten. Sa-
BASTun FiscBRB cAroni* von Ulm -216 Veetenmeytr ; hnbern
und truidt Osterr, weisth. i,ibi; bew oder traidt 7, 403.33&;
getrride und stroh. anmerkungen über den *getreidbau 43;
brennendes getreide und stroh aus den stallen und speichern,
\ua der macht der glutb emporgejagt, sank auf allen seilen, '
wie ein slernenregen aus der hübe. Zsciioisa {freihof von Aarau) ^
noteU. und dicht. 6, 146; alle die so fueter und schwUres ge-
trait hingehen oder vrrkaufTen. treisthum von Stockerau 1500, !
• Urrr. weulh. 8, 447. j
b) ebenso wie sich der umfang des Substantivs je nach dem
:usammenhang, in dem das morl eisdieini, ntanntgfaitig abgrenst,
so entwickelt sich auch der bedeutiingsinhalt bald reicher, bald
knapper ii\ den auftiUilungm, die das Substantiv als erliuterung
und erkldrung begleiten.
n) nemlichen das bynnn fürler niemand deheinerley getreyde,
als weissen, rocken, hebern, garste, erbissen, honen, lynsen,
zuybelsot, senf, magesot, hanfsot, nusse und anders des-
glichen fürkoufen soll, ulldiewile das noch in dem velde stat
und noch nit in hnse oder schüren gefürt ist. Stras:burger
poiisnveroTdnungen Bsuctia s. 588 {li. jahrh.).
fi) allerley getreyde, körn, weilzen, rocken, geraten, habero,
hirsen, reiss etc. Lotiieb über das ertit buch Mos« (1537) G 3*;
alle gewfichse, welche zur faroilie der grSser gehören, deren
saamen, wenn er reif, hart und rein ist, ru mebl gemahlen,
Hud auf beliebige art veo manschtn ala «in gesunde und
GETRßlDE II (b«deutungtinh«lt) 4466
nahrhafte speise geneeat« «M, «trim na ptHnii» ge-
rechnet. DieTRicN naiurUMtriwk üktmtm. lnkmUtf.' *aW*i.
{Um isio) 591; in dem «leiterea omfange 4er bedeutuog, 4tr
aber nicht der ge«Obnlicbe ist, werden oft alle bola«»-
frUcble, bobneo, crbseo etc. mt anter itm nabneo im
getraides begriffen. KaOniTi 16, 30.
y) die gebrduehltekste tketlumg in MMfüSflMdtot fHdH IM*
bn HüNinCR durchgeführt; er umientMlM (UM) far <■ feaar«;
dasz uir dem balm wichszt, frumentum, und ftr tm ifetit:
diockelkurn, kern, der aügemetnrre begriff, M .m a/tr umf
dem halm wachieiden arten trreinigl sind, mri Iher dem tnfrttn
begriff gegenüber ge^eül, in dem dn bredfrntkt aü Ittmftmtkrmnp-
mittel des mentehen im betonileren kervortrHL dem «nltfrteitm
auch die meisten bettpiele aus älttrtr mnd neuerer uti.
I)) die ordnnng de« gelraids des Nürnberger rthet mkritft
gegen Älbrecht von Brandenburg befosit srek mit babem, kern
und waitt. d. slidtechron. 3, S<>3; ao lang der reicbstaf bat
gewert, ist das iraid in disem kaiilT gewesen: kaber 31 groack,
geraten 30 groschen etc. d. stddteehron. 33, 61 ; so liel ich aber
von einem dolmetscher hahe vernoroen, haben sie für einen ge-
waltigen zag und streit wider weizen, grrtten, hafem, malz
ond allerley körn und getreidig, und wird mancher hiter ki«
werden, und groase ibaten thoiu LoTnit ftrtr/'« (3*. Cfril tun)
4, 8 de WetU; getraidig, »dem quod getraid . . . M IrMaa«,
hordeum, olytra, spelta^ ticia, avena. IIrnisci INI; m*rihu
tamen nostru disltnguäur gelreydig ein hart odar «eickea.
hart getreidig eontinet triiieiini, süiginem, horde%m «t cittrei,
als rocken, weitzen, gersten, gemanck und weich kern vnd
gelreydig compreliendit arenam habern. P.M. Wkskub p^ecHe.
juris observat. 324 ; die bier werden, nach gelegenbeit des Lndes,
aua unterschiedenen getraidem gebrkuel, aus waitzen, geraten,
babern, dOnckel, jedem besonders, aber aurb wol bis» eilen
gemischt. Hohbibc (7. eap. 93) 3, 1U6* ; wer habem oder ander
getraid fürkauft und den wider verfüettert, der aol daran nil
mehr gewinnen, dann was er über 10 ^ kauft dran soll er
nur 1 ^ gewinnen, weistk. von Gars 15 jakrh. tslerr. wtttlM.
H, 755. in der gaunersprache trilt ebenfalls der kaber im W-
devtungsgehalte des getreides hervor, vgL Ckedkamer - Laadken
s. 182 mit $. 119. anders getrendelte, gcrnlte gatraid ff«J!f*
gerslenmusz. Hbmscb 1587.
2)) auch neben der seelen speisz, bat er uns nicht allein
mit leihlicher speisz zu dem allerbesten versorget, als mit
weylzen, apeltz, rockcnkorn, und allerhand köstlichem getreyd,
alau, dasz wir an gutem herrlichen brut keinen luangel haben.
TABeBNAEBONTANUs wassersehots voriede 5*; das getreyd, kom
und weylzen wflrd dem armen am kaufT alzeii zA tbeur und
dem reichen zi^ wolfeil sein Fiscrabt alter praktik gfermulter,
neudruek 33; zihet hinab, und keuffct uns getreid, das wir
leben und nicht sterben. Lcrnaa i Mos. 4.*, 3 ; diaweyl aovil
armer under uns sein, die dess notturftig «ein, so ist das
durch uns allsampt beschlossen, das man das traid allea
tailen soll, und ain yeder das se^n zu im nemen, und »eli-
cher es nit bedarf, der geh es ainem, der sein notturftNl
ist. besehlust der kürsehner bet BAOMAnn fiidl«« sw fttekie**e
des bauernkriegs in Rotenbmrg a. d. Tauber 343 ■. a.; daa |«lraids
halben, so liegt in beiden coneniureyen des deal«4-hen ordens
und zun Hennsern, auch Barfusser und frawrncloaler und
ander gaistlicber ort, ao ausserhalb etlich krofcsityto
chi>rherren, so hie in Holenburg ligen haben.
der bültner und sehreiner; unser gesummter brol» md
consum besteht aber doch nicht bloss an« den twi«
16 und 3u millionen «ariirenden eiufabrungen von gtiraiif^
aondern im sehr viel grOszrren theil aas daaa M «M g»-
bauten getreide, und unsere gesanrote grireManrndxHo« k»-
trigt im durchschnitt jährlich znisrben tao oMtia ■ilüana«
cenloer an brotgetreide, wobei ich bloss weitM
rechne und von gerslenbrod und dergleicben
kartoffeln, gänzlich absehe. Bis«aicb (14. ;«a< mSi
reden 9,378.
4) der geltungsberetck des saksaanliaa M mikäUimttml§ k»>
sdsrdukL WH dn weni Umdnkaftätk mmfmfl M, » ftaiit e»
•mtk m der wtUolktmlidUm ftrimstf der ifrieke keime tfddr;
e**Ma M e$ dtr fs*afaMS apradk dm dm/Ummg fremd: dm
4k tmttf- umi wnMttanfssprwAr , der
tiftiUbtkt fekiit tUdtl «• raaM». mmd wnMttinfssprMAr . mr
ämhdflmiim§t m im sakii^nnk«.
«) t» iHiiMipilW* dm Atoaam «ntf sMAr /Mft dm nwvf
ac*«>i ins l«. ftkrk. melfmk im mmmit^ ssr räcMM aü* ftpra die
MrUkBevwnf de» felreidetf »md Mimr det §mm mä
4467
GETREIDE II (Verwendung)
GETREIDE II (Verwendung)
4468
bis in unser Jahrhundert ; erst in diesem wird auch gegen dk ver-
büUgung des getreides angekämpft; vgl, auch unter getreide-
handel und getreidehandelspotitik.
«) getreidelaxen: wer auch darüber getreid aus unserm
lande gäbe oder höher im lande, dann eben begriffen ist,
verkauft, der oder dieselben seycn uns zu pön verfallen.
herzog Heinrichs landgebot 1437 KnENNER 4,93. ebenso die Mrn-
berger Ordnung zum getreyde von 1449 d. städtechronik. 2, 302
anm. i u.a.; wer da kauft oder verkauft getraid, er sei ge-
sessen oder ain gast, der sol den metzen nemben bei dem
richter. österr. toeisth. 8, 755 {Gars 15. jahrh.).
ß) indirecte masznahmen: es haben dy herren von Paiern
in irem land ein Ordnung im piersieden fürgenomen, nämb-
lieh von Georgii pisz auff Michaelis ein masz umb l w. {weisze
Regensburger Pfennige) und von Michaelis pisz auff Georgii
umb 1 baller bey groszer straff, weiten den traid wolfeil
damit machen, es geschach auch, das vil gersten gepachen,
so sonst gesoten wer worden. Wibhaukb Chronik von Regens-
burg (1529) d. städtechron. 15, 99; item lasz auch öffentlich
berufen, dasz niemand solchen getreid, er sey heueriger oder
fertiger {ferndiger) erhalte {zurückhalte) in keine weise, sondern
in obgeschriebener maasz den verkaufe, ausgenommen so
viel er dessen in seinem selbstigen hause bedärfend ist.
landgebot herzog Heinrichs von 1437 6« Krenner 4,95; item
lasz auch beruffcn öffentlich, wer in obgeschriebener maasz
den getreid nicht verkaufet, und unserm gebot nicht nach-
gieng, wo wir dann solchen getreid erführen, der verhalten
würde, es sey bey priestern, edelleuten, burgern, oder bauer-
mann, dasz wir dann diesen zu unsern banden nehmen
wollen, ohne aller gnade, ebenda.
y) ausfuhrverbote und sonstige Verkaufsbeschränkungen ; sie rich-
ten sich gegenden fürkauf des getreides in den Nürnb.polizeiordn.:
gebieten ernstlich, das hinfiiro nyraantz eynich getraid, das
man here zu marckt bringet . . fürkauffen soll . . er wolte
dann das selbs verarbeyten oder verpachen. Baader 214 u.a. ;
es sol auch nyemand durch sich selbs, seinen gewait oder
sunst yemand von seinen wegen eynichem getraid, das man
her zu marckt zu bringen vermeint, für die thor unnd in
der meil nit entgegen geen . . sunder man soll solich getraid
frey on alle vorwort herein in die stat auff der vier märck
einen . . kommen lassen. Baader 215; dasz sie in ihren landen
und gebiethen dem erbfeind keine zum krieg diensame
Sachen abfolgen lassen, ihro kayserl. majcstät aber die Ver-
ordnung thun wollen, damit das getreyd nicht auszer dem
reich verführt, die fremde heim- und öffentliche Werbungen
verboten, reichsabschiede 4, 6 {reichsschlusz vom 7. febr. 1664) ;
alle theile dieser allerhöchst-kayserlichen Verordnung zielen
auf den nemlichen, sogar den mindesten reicbs-untcrtbanen
erspriesziichen endzweck, womit nemüch einerseits aller
noth und abgang vorgebeuget werden, andererseits aber das
gelruid, oder aller gattung fruchte wiederum in ainem an-
nemlichen preis . . zu haben seyn möge. Justi memoiren III
anhang (einl. 10); nachdem der fürkauff des getrayds unter
allen ungöttlichen wuchern der allerürgst . . so ordnen wir
vnd wollen, dasz ein jeder unserer unterthanen unserer graf-
schafft Hennenberg inner lands so viel getrayds, so viel er
des ungeführlichen zu seiner gebührlichen haushaltung noth-
durfft, und nicht mehr kaufen mag, aber auszerhalb landen
soll er getrayd kauffen, in unser herrschaft führen, und
wieder verkauffen, so viel ihm müglich. Hennenberg, landes-
oränung (1539 resp. 1720) s. 202 vgl. auch Arnstädter stadtiecht
unter getreidig.
d) bestrebunnen für hebung der getreidepreise (s. dort) zum
schütze des getreidebaues (s. durt): niichst dem landniann, als
dem producenten der fruchte, verlieren aber die handwerker,
kaufleute und fabrikanten in den stiidten . . wenn das ge-
traide einen zu geringen prtisz hat. über den freyen gelraide-
handel (Leipzig 1804) 36; bei dem freien verkehr mit den
Vereinslanden, der künftig ein anderer, als der bisherige
vielfach gehemmte sein wird, sind zwei hauptbedenklich-
keiten aufgeworfen worden, die erleichterte fruchteinfuhr
aus Würteniberg, die zollfreie weineinfulir aus Bheinbaiern
. . . angenommen ein wohlfeilerer preis der fruchte würde
auf die beschränkung unseres fruchtbaues wirken, so kann
ich darin durchaus kein unglück sehen , sondern vielmehr
einen vurtheil . . . die beschränkung des fruchtbaues wird
davon eine natürliche folge seyn und auch das getreide auf
einem den anbau lohnenden preis erhalten, v. Böcer über den
deutschen Zollverein II badische kammer 30. jum 1835; wir sind
heut im ganzen in der läge in der weit, dasz viel mehr ge-
treide gebaut werden kann, als verbraucht wird, dasz schon
jetzt das angebot im ganzen gröszer ist als der verzehr.
Bismarck reden {reichslag 2t. mat 1879) 8, 68; ich glaube, dasz
wir auf diese weise unter einer Überführung mit getreide
leiden. 83; ich habe mich ausgesprochen . . um ihm nach-
zuweisen, dasz ich unter umständen eine höhere Verzollung
der landwirthschaftlichen producte gewünscht hätte — in
bezug auf das getreide nicht viel höher, denn der zoll für
getreide, namentlich für die getreidegattung, die am meisten
als nahrungsmittel dient, für den roggen, soll meiner meinung
nach kein Schutzzoll, sondern ein tinanzzoll sein. 35.
b) privatrechtliche und allgemein ökonomische litteratur.
a) hierher gehören die meisten der unter 11, 1. o angeführten
beispiele aus den weisthümern ; ebenso: übrigens seint solchesz
die unterthan schultig zu führen oder zu sämen und diszes
umb so vill mehr, weilen ihnen anjetzo vüll voranfuhren
auszbleiben; dan vor jähren gienge vill weniger gedrait auf
im schlosz alsz anjetzo, wurde also der übeischusz in das
stuft hinausz geführt, österr. weislh. 6,99 (Festenburg 1738);
bei abrichtung des diensttiaids sollen die undertiianen nicht
mit fleisz das schlechtere der herrschaft reichen, sondern
gerecht, gleich doch, wie sie ihr anders gedrait selbslen haben
und auszstauben. ebenda u. a. vgl. auch dienstgetreide sp. 4472.
ß) die polemik gegen die getreidewucherer ist schon in der
bibel vorgebildet: der do verbirgel daz getreyd, der wirt ver-
fluchet vnder den völckern. aber der segen wirt auff das
haubt des verkauffenden. sprüche Salomonis U in der vor-
lutherischen bibel bei Koburger; eine grosse vnbarmherzigkeit
ists, wann einer den traidt zur zeit der thewrung verbell,
verschlegt vnnd ausz lauter geitz eine gantze gemaind begeret
zu pressen vnnd auszuhungern. Abg. Albbrtinds Gusman von
Alfarehe (München 1615) s. 258.
y) zahlreiche Verwendung findet das Substantiv in den öconO'
mischen handbüchern, die am ende des 16. jahrh. auftauchen:
man musz auch bald im anfang fleiszig nachforschen, wie
viel ein mandel oder ein schock garben getreides geben.
Coleb hausbuch (8, cap. 3) 263' (1616); jedoch musz auch gut
vnd gering körn durch einander gedroschen werden, denn
sonst gibt gut getreide mehr, dann das geringe, ebendort;
wenn einer dieses also in acht hat, so kan er anfengllch
leiclitlich finden, wie reich er dasselbige jähr an getreide
sein kann, ebendort; von rechtswegen soll das getreyde, das
man verbrauen will, über ein jähr nicht alt seyn, dann
würde man vierdiges und heuriges untereinander nehmen,
so würde es ungleich weichen und wachsen und viel zurücke
bleiben, also kein gut maltz werden. H(ihberg (7. cap. 71)
2,93' u.a.; wenn das geträyde oft zu wenden sey? in der
kornblüthe musz man das geträyde fleissig und offt weniien,
damit es um diese zeit nichts verderbe, und ichadhafft werde.
Bbcheu hauszvater 54 «. a. nach anderer richtuni] weist die
Schrift von Wolf entdeckung der wahren Ursache von der
wunderbaren Vermehrung des getreids 1718. sie steht im Zu-
sammenhang mit ähnlichen bestrebungen jener zeit, die getreide-
production auf künstlichem wege zu steigern.
c) in Sprüchwörtern weisen die wenigen belege für unser Sub-
stantiv auf die oben gekennzeichneten landschaflliclien Verhältnisse
zurück: solche grosse, in der Christenheit, vntreuw, zwy-
tracht und widerspennigkeit kompt ausz mutwillen des bapsts,
voraus Jacobs von Baburck, die S'ch der Sachen, jn nicht
gebürend, vnderstehen, vnnd mit ihrer sichel (als das gemeine
spriciiwort in den geistlichen rechten lautet) anderen leuten
jr getreyde wider alle billigkeit abschneiden, urtheil Ludiiigt
des Baiern über den pabst Johannes bei Aventin chrvnik (buch 8)
ausgäbe von Frankfurt 1566, s. 493* (traid in der alteren fassting
vgl. werke b, HZ); hast du mir das getreide ersäuft, sagte der
bauer, so hast du mir doch nicht die thaler ersäuft. Lutukr
tischreden 253' vgl. Wander 1, 1640; wenn man das getreide
wirft, verliert es die spreu. parömta/con 2269. Wander l, 1641;
getreide säubert man mit dem winde, die lasier mit dem
henicer. Winrlfr zwei tausend gute gedanken {Görlitz l(i85) 15,00.
d) auch in der prosa der scliriftsteller überwiegt für den ge-
brauch des Substantivs je nachdem der mundartliehe einflitst oder
der geschäflsslil der spräche.
a) in die erste reihe gehört Luther, bei dem das wort auch
an stellen auftritt, wo die sentenz zum Vorschein kommt, oder
volkstMmlidie anschauung durchbricht: dan Christus sagt Matlici 6
4469
GETREIDE II (Verwendung)
(«, 25 jedoch andtrt fa$iung) ir «olt nicht lorgkfeltigk uio,
wa« ir eisen adder trinckeo wolt, aoUibeo, wur mit ir euch
becleidigen nioditei. lebet an die vogel de« hymmeli, die
weJdrr iren adder einernen, ile lainmeln auch kein getreid
in die iclieuren und ewei bymroeUcher vater neret tje. aut-
Itgung dt$ votfruntert I&18 mtrkt 9, 141 Wtimar; wie HaggBua
«tigt: ihr iioml)lrt Tiel, aber ich mache den beute! löcherig,
und blute in* getreydig, dast ihr doch nichts behaltet (IM2).
t>, 437 Jtna. ebento m zahlreichen stellen der tuchreden, vgl. auch
oben $p. 8 und 9. auch G. FiavTAC tetgt eine verliebe für unter
wort, di4 lichtbar auf mundartlicher grundlagt beruht: »o kamen
■ie alle, jeder in seiner weise; manche, die kein geld halten,
boten getreid^. aus einer kleinen stadt (1880) 277 u. a.
ß) es wird deai getreyds so vil werden, dasi mans mit
seitlern, mUiten, sQmmern, schnfTen, schBflein, maltern vnd
Vierihein wird auszmessen. Fiscrart aller practick grosimutter
(1623) B': Germanicus kam mit einem mUchtigKn beere in
Punnonien, denn der kayser hotte nicht nur freygebohrne
darzu geworben, sondern auch bey damabliger tbeurung viel
tausend frey-gelassene um getreyde zu kriegs-dienslen er-
bandelt. LoHKNüTBii Arminius und Thusnelda (I, 4) t, 401 (1«80);
aber bald wird die gegend im gebirge rauher, wir aaben
dtinneres gelreide, niebrentheils noch nicht in ihren geschossen.
Stolbbrc reist in Deutschland ete. 79. brief; wir zogen weiter
und fanden das land zuletzt wie im Saarbrückischen zwischen
wilden und rauhen bergen wenig dürfer; man verlernte hier
sich noch getreide umzusehen. Götbb {diehtuny und wahr-
heil) 2i, 330; seht doch, wie schön das getraide steht! die
bäume brechen fast unter ihrem segen — der weinstock voll
boCTnung. Sciiiilcr (riuber 3,2) 2, lt&; durch herrliche felder,
die eben jetzt mit glänzend grünem mais und banf bedeckt
sind, nach Aversa. ein fortgesetzter garten bis Capua. das
gelreide liegt bereits geschnitten auf dem felde. GaiLLPAtZKS
(tagebuch auf der reist nach Italien) 19*, C3S.
r) in der gehobenen spräche der poesie tritt das Substantiv nur
stUen und dann vorvieyend im daktylischen versmaasit auf;
mtist wirkt es störtnd, indem ts die ansehaulichktit aufhebt:
so bewegte vor ilermann die liebliche blldung des mädcbeos
sauft sich vorbei, und schien dem pfad ins getreide tu folgeu.
GOtbr (Hermann und lloiolhea) 4U,30S;
hieran sah Ich ein langet gewfihl imelten hinaurgehn,
tragend Im wlntlgen munde die mächtige latt des geireldes
Voss üvid (Ifyrmidonsn) 3. 43 (1798);
'sprich, wie gehl es daheim, ist alle« noch flink und in Ordnung?
stahl das getraide hoch, und sind die pdaumen gerathen?'
'wohl ist alles noch fliuk und in Ordnung', entg<'gneie Hudolph,
'das getraide steht hoch und die pnaumen tiod herilicb geraiheo'.
Th. Körnkr 'iir terlubunfj, 1. gesany;
solche düfie »Ind ronin leben.
die verscheuchen all mein leid,
bICihen aul dem berg die reben,
blüht im ihale da« getreid.
Unland gedichle 'wein und brol':
feldwlnde schlingt sich um getreide
in holdem leben, doch, o noih,
die sichel rsITi tu bodeo beide
in lieblichem tuiammeniod.
K. Matss gedicitle* 226 'feldschrecken'.
ß in metaphorischer Umbildung fügt sich das Substantiv auch
der poetischen stilform der spracht: 'o drehe den ring Salomonis,
dasz sein getreide sich mehre. — horch! das lied dei Schnitters
nahet, schon fallen die Shren Ober den getreidekasten nieder,
geschwind, beginne den kränz zu ilechten!' da sah ich hin-
über und sah die sense des Schnitters durch die bahnen
greifen und sie sanken über einen kästen nieder, gerade so
grosz wie das büblein ; es war gemacht von fünf brettern
und zwei brettrhen, und stand Ober einer grübe vor einem
feldkreuz. BR8NTAi«o(bi<}((<r aus dem tagtbuch dtr ahnfrau) 4, l&S.
III. dit gebrauchsformtn von getreide im engertn sinne.
t) das abstractt in der bcdeutung des Substantivs bringt ts
mit sich, dasz der pluralgelraueli fast ausgeschlossen ist. m
mundartlichen gebrauch begegnen ansdtie sur pluralbildung, dit
nnirre Schriftsprache bedient steh dafür dtr susammensttiung
getreidearien {s. d.) vgl. auch oben sp. 10: die bicr werden,
nach gelegenheit des Inndes aus unterschiedenen getraydern
gebrSuet. Hobbbig 3, 108*. fiiuroi liegt auch vitUtxht vtr in:
die halbreifen kOrner erzeugen die brandühren in den weitzen,
und bringen auch unter dem andern getreiden keine voll-
kommene fruchte (den und dem seheinen vertauscht), anmerk.
über dtn getreidebau {SaU'urg 1790) s. 41 ; sicher ist dtr plur<il
in: sei es, dasz unsere eigenen markte oder die benachbarten
IV.
GETBEIDE III (gebreuchiromwo) 4470
Sehweiter markte mit den WartenberfiselMa |«lreMM AWr-
fOhrt werden. .NBecmus 1 Miuk$ kammtr M. )«w ifU.
3) im vordtrgrund aiUr ftbrtmik$f9rwu» lUkt im tAvtbsU
gebrauch.
a) sehr btlitbt ül dit tinfiknng tknt rnUktU
a) bti maait- mnd vtrkJUnitkeitmmnngtn: ick OMtM hk
auch mit wenig worten etlicbcr Hebräer aast crtckMW.
Corua ist bey jnen ein maller (elreid, fnieferlicb >«bta
Leiptziger scbeffei. das wort ,Car' ist noch ia CfcrlaM
breuchlicb von einem treidmasz. Matbbsio« S«ripU IM*;
einen scbeffei getreide. Bismabcb riitn 8, 1S> ; lausend latt«a
getraide. Rbimabus frtii anifukrU; fuhren getreide. %btr 4t»
frtytn getreidehandtl {Lttptig 1804) 91 ; von dem beym «obao«
jeder besonderen gattung getreides ausfallenden outzea.
anmerk. über dtn getreidbau {Salilmrg 1790) t. 43.
ß) er igoU) kan auch «bernaturlicber weise wolfeila teites
geben*, vnd getreid vom bimel regnen . . lassen. MATiaaica
üaripUi 1&&*: aber aie haben ja einen guten bafen ia
Uiga, und es gebt aocb getreide von dort lucb LObeck, ua
hier gemitcht zu werden. Bismabcb rtdtn (31. m« It79) •, tt;
wenn wir getreide zuerst in'a äuge faaseo. Ta. Scaaiof aar
gtschiehlt des handels und dtr scht/ffahrt SUltins 84.
y) bei prdposUionaherbindungen, du hauptsächlich dtr suutrtst
lilttratur tntttammen: gezwang umb getreide difficutUt ••-
nond« Hbriscb I5M: die einfuhr von getreide BisaAact.
reden 8, 8t; bald ward aller bandrl mit getreide nur wenigen
personen ausdrücklieb erlaubt. REiHAacs aus- und einfuhr
des getraidtt (1771) 29; transitbandel mit getreide. Buaaaca
reden b, 133; terminbandel mit getreide v. BiaLirsca dtuUdur
reichst. 9. Jan. 189«; speculiert eine firma in gelreide. ektndmt;
nachfrage nach getreide u. d.
I) tinführung mü dem btiiimmttn nrltktl: den abkluffero
das getraid darmessen. Hbmiscb I&86; hie redet er aocb
von theurer zeit, darinn das getreide vmb den achten tbeil
auffschlagen werde. Matubsios Sartpla lU'; kaum das
getrSgde nun einkömmet, aoll man in dem panseo nicbt
alles genau an die wand legen, auf daaz die olsa« aai
der dampf über sich verrauchen mügen. BtcasB kam$94Ur
(1754) 54; dasz nach gesperrter ausfuhr in die Schweiz
nichts desto weniger das getraide achier noch um die helft«
im preia gestiegen ist. Josti uMmotren III. ankang S3;
eine andere kunst, das getrayd zu vermehren, bab ich voB
herrn Johann Ehrenreich Geymann freyherrn, bekommen . .
man nimmt eine art vom getrayd, was man will «. t. v.
HoBBBRC (7. cap. 32) 3, 39*; denn auf den cantleo, ta
wasser, kommt das getreide lange nicht iu den aauc tri«
auf den eisenbahnen, und da ist es namentlich 4er wiatar*
wo alle frachten billiger sind, und wo man in Rastlaod in»
getreide gedroschen bat, da wird das getreide verfahren,
und ich bin überzeugt, dasz zwischen januar und apnl
die grOszten vorrStbe herankommen. BisaAaca rtdtn %, 7«.
S) dtm relativen gebraucht duntn' mtstnüiek i*t ptai»$mn
pronomina, entspreehendt adjeetirt gthörtn jingtrtr ntmilh
lung an (ttr gleicht tp. Ul\)i welcher in der feiungsMit bd
tag oder nächtlicher weil einem antem a«in trait von i«m
acker trueg. itttrreiehisehe mei$tkümtr 7, S43 «. «., tfL ^4«
«prirAvorl bti Avbmtir obtn $p. 44M %. •; dem nichstta t«a4-
mann seinen kornvorratb zu rauben, oder diesen so n la^
stigen, daaz er ihm sein getreide gern za beliebicca k»-
dingungeo Qberlasseu mOazte. HBUAata eaa- und mafkkr
dtt gHrtidts (1771) 0; den moliodiscben provinieo wflrd«
es aber tbeuer zu stehen kommen, wenn sie den hSvea
ihr getraide zukommen lassen, und nacbmala von dort her
sich wieder versorgen sollten. Atndort 31 ; wenn der bod-
mann sein so mObsam erworbenes getraide . . aof «Im
sichere . . aber auch belohnende art ao Bton btia|n n
können weisz. übtr frtytn fitrMtUndtl (£#•% MM) a. M;
der groszbSndler, der sein getreide, sdoM kaffc« kamU, M
wohl potent genug, das risiko zu tragen, bis da« g^traMt
und der kaffee in den konsum aberfchL Gaip itwtmim
rrichstag 9. Januar 18M: denn die Russen könoM io UhM
ihr getreide nicbt mischen und dazu nicht dcntachM §Htw»i»
dorthin fahren, waa achennentrocken ist, aa M aK d«a
russischen zu mischen. Bisiarcs rtdtn (r<«Asl.3t.aaJ ItT^^lk
4) synfttittk$ mrUnämmftn.
a) aijMlMttkt ülrAalf liain kmfMtklitk nf iet Imm-
ititknunt itr ifd<i|all>nj 9itr itt e1midamn§$stmfii m»i dm
tmUandts. vtrttnttU •erde» »mtk mtntttMtkt tifntdttfin a*-
2S1
4471 GETREIDE III (gebrauchsformen)
laphorisch übertragen, der jüngsten enlwicklung gehören die
mittel zur kennzeichnung der Herkunft an.
a) 1)) was er jhnen von einer hüben allerley getreyde, vnd
darnach von allen wiesen abzumeiben geben sol. Coleb hausb.
(8. eop. 18) 276*, 1616); allerhand getreide, biadume Castelli
(1730) 1308.
2)) hart gefreydig, weich getreydig ; s. oben $p. 14. getraid,
das schwer und fuhrlich ist, als dinckel, waitzen, garsten
«. s.w. frumentum firmum, robustum Henisch 1587; zum vierten
solle man den marktmetzen wie das panthäding vermag an
dem schwären trait an dem mutth umb einen melzen dann
zu Corneuburg grösser machen und denselben mit gemaines
markt marktzaichen aufrichtig brennen und verzaichen. es
soll auch alle die so fueter und schwäres getrait hingeben
oder verkauffen, die sollen an dem gewöndlichen marktmetzen
geben {Slockerau 1590). österr. weisth. 8, 447.
3)) also ward geschlagen der flachs und die gerslen, denn
die gersten hatte geschosset, und der flachs knoten gewonnen;
aber der weilze und roggen ward nicht geschlagen, denn es
war spat getreide. Lütber 2. Mos. 9,32.
ß) Hamann im poetischen lexikon (I7l) führt als beiwörter
auf: das ernährende, gelbe, eingeerntete, abgemeyhte, fette,
wallende, gedörrte, eingeführte, gereinigte, nöthige, kräftige,
nutzbare getreide. fast alle beziehen sich auf die entwicklungs-
stufe oder den augenblicklichen zustand, in dem sich die gatlung
darbietet :
1)) das aufkeimende getreid. anmerk. über den getreidbau
{Salzburg 1790) s. 27; ain ieder, der mit willen aines pflegers
oder seines richters das kaufrecbt hat, der mag zu seiner
hausznotdurft im gericht Altenthann wasz im erlaubt ist
kaufen, ausgenommen angewundents getraid, ungesotnes garn,
meszgewand und pluetige cleider. österr. toeisth. {Altenthann
1625) 1, 23tt. a. ; wenn man sich eines regens befahret, so lege
man balde das auffgebundene getreyde in die mandeln, so
beregnets nicht so sehr. Coler 276'; gedroschen getraid.
Henisch 1587. vgl. dazu getreid, wie es auff dem felde stehet
spica et seges stans, recta, nondum demissa. ebenda 1587.
2)) getrendelte gerölte getraid. Henisch 1587; gedörrtes,
getrocknetes getreide. Eitzen Wörterbuch der handelsspr. 316.
3)) getraid, das nicht sonders furlich, sundern gering ist.
Henisch 1587 ; mülbiges getraid, frumentum cariosum; verdorben
getraid frumentum vitiatum. ebenda; wurmstichigtes getreide
du bled calandre Schwan (1782) 739; das aufsprossen eines
schönern und gegen zwey zoll böhern getreides anmerk. iber
den getreidbau s. 27 ; da das zinpsgetraide gegen andere fruchte
jederzeit in geringerem preisze stehet . . so könnte, da zur
zeit der noth auch dies geringere getreide ebenso gut ab-
geht, von den rentkammern selbst durch dessen aufbewahrung
bis auf höhere preise ein ansehnliches plus gemacht • . werden.
über den freyen getrtidehandel 88.
4)) feil getraid, eommeatus venalis Henisch 1587; ist es
bey einer sperre freilich leicht möglich, auf eine kurze zeit
wohlfeileres getreide zu erhalten, über den freyen getreide-
handel 134.
y) das liebe getraid. Mayb epitome (1604) 307*; wenn das
körn sich wohl beraset hat, fett und grosz stehet, dasz man
sich lager-getreydig zu besorgen, so mag man nach dem froste
oder zu trockner zeit, gegen und in der fasten die schaafe
auf dem körn wohl gehen lassen . . dieses ist solchem frechen
getreyde mehr nützlich als schädlich. Becher kluger Haus-
vater (1699) 17.
S) das russische getreide — auf dem beruht der handel
und den gönnen wir den Seestädten, früher führten unsere
Ostseeprovinzen von ihrem eigenen getreide mehr aus als
jetzt; jetzt können sie mit Rusziand nicht mehr concurriren.
BisMARCK (reic/istap 1885) reden 11,32; wir verlangen eine fest-
setzung von mindestpreisen für das ausländische getreide.
Graf Kanitz deutscher reichstag 16. Januar 1896.
b) verbindumjen mit Substantiven, zu den vereinzelten präpo-
silionalverbindungen vgl. oben sp. 4470. von bedeutung werden die
genetivverbindungen, die sich bei enger fügung bis zur Zusammen-
setzung aneinanderschlieszen.
a) unser Substantiv steht im genetiv : ich gibe rechten zehen-
den allis minis getreides. Leyser predigten 146. vgl. getreide-
zehent; bedaucht jhn dasz er dem gebresten des getreidts
aller leichtst zu bül£f kommen möcht, so die legionen also
zertheilt weren. Ring»ann Cdsar (1588) 5o'. vgl. getreidemangel ;
das einführen des geiraydea ist eine von den sorgfältigsten
GETREIDE 111 (gebrauchsformen)
4472
arbeiten. Hohberg (7. cap. 47) 2, 65. vgl. getreideeinfuhr; anno
1529 war an getreyd und holtz ein grosser mangel zu Augs-
purg. damit aber die burgerschaift in dieser noth bei häusz-
licben ehren bleiben möchte, liesz der rath nach und nach
eine ungemein grosse menge roggen abhacken, und das brod
um einen gar leidentlichen preisz verkaufen, machte auch
eine Verordnung wider die Verführung des getreydes aus der
Stadt. Paul v. Stetten geschickte von Augsburg (1743) I, 3t0;
der fiirkauf des getreides in der Henneberger landesordnung,
auch oben sp. 15; gattung getreides. anmerk. über den getreidebau
(Salzburg 1749) s. 6, 40, vgl. getreidegattung u. a.
ß) bestimmende genelive stehen bei unserem Substantiv seltener :
item Julius daz ist ein monet genueg heiz und in dem nionettso
sneident die leut und daz getreid des erdreiches ze sam
pringent. wiener arzneihandschrift (15. jahrh.) bei J. HaupI 508.
y) um so häufiger sind die Zusammensetzungen, bei denen
getreide den zweiten compositionstheil bildet; sie fehlen fast alle
an der entsprechenden stelle im Wörterbuch.
1)) ackergetreid in österr. weisth. 7,1015; bauptgetreide vpi.
Ranke der mensch 1,321; halbgetreide Chohel 4,1022, vgl.
Ih. 4,2, sp. 202 ; mischgetreide ebendort , vgl. th. 6, 2254 ; frucht-
getreide, korngetreide, wintergetraid Henisch 1587; winter-
und Sommergetreide Dietrich {Ulm 1816) 591.
2)) afftergetreid Hohbbrg (7. cap. 72) 2, 94"; lagergetreide
Becher hauszvatem \ Saatgetreide bet Jean Padl v^I. (/i. 2, 661.
3)) dienstgetraid in den österr. weisth., so 7, 1015 u.a.; zins-
getreide m. a.
c) Verbindung mit verbis :
a\ in der geringeren zahl der Verbindungen zeigt sich das Sub-
stantiv als subjecl.
1)) das getraid ist nicht wol gerathen. Henisch 1587; getraid,
das ausfeilt, ebenda; getraid, wie es auff dem felde stehet.
ebenda; getreide, so noch auf dem felde steht, gagnage
Schwan (1782); 739 die felder stehen voll getreid, das getreid
stehet schön. Bondeau-Bdxtorff253; das getreide stehet gut
oder schön, the cofn hos a fair appearence. Hilpert 470.
2)) das getreyde steiget, schlägt auf . . schlägt ab. Kirsch
179". vgl. Schwan (1782) 739.
ß) präpositionalverbindungen sind verhältnismäszig selten: vmb
getraid ausziehen, frumentari Henisch 15S6; der mit getreyde
handelt, frumentarius negotiator Kiksch 179"; die Städte mit
gelraide versehen, über den freyen getraideh. {Leipzig 1864) 183.
y) um so häufiger ist die objectverbindung des Substantivs.
1)) nit . . das si neben dem kornfeld auch obsgäi te pflanz-
ten, wisen zögen, oder sonst andere gärte baueten, sonder
sie pflegen allein getraid zu sehen, Micyllus Tacitus (Germa-
nia cap. 26) 1302; getreide bauen Stieler 103. über den freyen ge-
treidehandel 154; getraide erzeugen, ebend. 167, ziehen 149; getreide,
so man einerndet, the harvest. teutsch-engl. wb. (1716) 776; und
jedes getraide, das er ihnen nicht weg erntet, verdanken sie
ihm als gesät. J. Paul grönländische prozesse 67 ; man sammelt
nie so reines getreide ein als man säet, les bkds bisenl tou-
jours Schwan 739; das getreide schneiden, to cut the com
Hilpert (1845) 466.
2)) so yemand getraide her in die stat schüttet und der-
selb nicht aygner schüt hie hat. Nürnberger polizeiordnung
216 Baader; getreid . . beherbergen, behausen oder aufschütten.
ebendort; getraid auffschütten, in die kornhäuser Henisch
1586 (aus genesis 41, 35). Corvinüs 272. Rondeaü-Büxtorff 253.
Schwan 739. noch in der einschlägigen litteratur an der wende
des 18. jahrh. eine sehr belieble Verbindung: das volk kennt ins-
gemein sehr gut, was ihm lästig ist, sehr schlecht kennt es
die Ursachen davon, und am allerscblechlesten die mittel
dagegen . . verhaszte kornjuden sind ihm alle, welche zu
irgend einer zeit getreide aufschütten. Bauckiiausen die poli-
zey des gelreidehandels (1804) 57; das getreide in die scheuern
bringen, to house the com Hilpert 460; das getreid oder körn
Türen, frumentum movere Henisch 1586; das getreid oder die
garben ausdreschen frumentum aut fasciculos exculere Heniscb
1587; früher als das getreide mit dem dreschflegel ausge-
droschen wurde, wurde als lohn jeder zwölfte scheffel ge-
geben. Herbert deutscher reichstag n. Januar 1896; getreide
mahlen. Corvinos620; getreide schräptTen. «6enda 127. vgl.
Heyne deutsches wörterb. 3,i'i9; das getreid gut putzen, tior-
schlag zu einem städtischen getreidemagazin (München 1795) 144.
3) das getreide erhallen (zurückhalten) s. o. das getraid
halten, bis es giltig oder werth wirdt, caritatem expeciare
Hem;>cb 1587; getreide steigern. Corvinus47; getreide aus-
4473 GETHEIDEArKKR— CETnEinEAUSFUHH
fuhren, (ibtr den frtytn gttTtidehandet \0 ; getreide ablaatfO.
ebenda 119.
GETitKIDKACKED, m., wtnig gebrduehUeht bildung : urhrtiUttr
und Truchlacker {oben th. 4, 1 tp. 284), koroacker (6, 1870); vgl.
dag0g*n getreidrfeld : im meyen wirt der meyer die neuge-
pdantzte bilum beginnen . . wirt die gelreidfleker jellan und
ertelben. Saiiz feldbau (IMo) 5&; gelreideacker, ager frumen-
tariu» hNAFT dfuUch-lal. Itxtcon {Stutlgarl 1813) 1*, MM.
GKTKKIDK-ACCISK, f. Cbomil 4, loM.
(itlHKIItKAI.CHKN, n , infusionilhitrchen, dan tieh in auf-
güi$en von brandtgem grtrtide findet, tgl. GaÄra in *dit notur',
stitung lur vtibrrilung uaturwisientehafU. kenntmiu t (1853)011;
thnlieh essicbalrhen vgl. (/ini 3,11*0.
(^tTHtlDK-AiNKAUK, m.; mit »olcber unlerstUlzting wollte
der knuftiiiinn gatreide-aniianre ausHibran, oder \i^tr gegen
Tarpfilndiing bilden . . auf eigene kosten wagte er nicht, das
getreide zu lagern. Tn. Schmidt geichichte des handelt und der
ichiff fahrt Stetlint (I81.S) 81.
GKTHKIDKAhT. f. eine tutammeniettung, dte dem bedürf-
ni$te entspricht, den im grundworle iusummengefasiten bedeutungs-
inhoU SU entwickeln und tu gliedern, die ersten belege ent-
tlammcn dem IS. jahrhundnl und treten im plwal auf. der
itngulargebrauch ist vtremtelt und jüngtr.
1) G. H. KoRonsiT, die besten in- und aualSndischen getreide-
arlen. fifrlin i'iGQ; die getreidearlen, Itt etpvcea de bled Scawkn
(I78i) TM; es aullen gar keine steuern auf die gemeinsten und
nuthwendigsten speisewaaren oder getrSnke gelegt werden, mit-
hin sollen Heisch, gemflsze, alle getreidearlen sammt den
daraus bereiteten speisen und getrSnken, von allen abgaben
unter was immer für namen frei seyn. Ha«l vollständiges handb.
der volkswirth. etc. (1811)275; auslttndisclie gelreidearten wurden
zu ende des vorigen Jahrhunderts mit glücklichem erfolge
auch bei uns angebauet. Dietrich (1810) 503; es knnnen, wie
hei allen pllanzen, ao auch bei den getreidearten durch
cHmatische einflitsse . . abweichungen von der ursprilnglicben
form sich zeigen. WiTtürt Über höhere landescultur und den
9<nUieilhafli-n anbau neuentdeekter getreidearten (1821) 84; bei
allen in gleichem boiien, und tu einer zeit gesSelen getreide
arten, die hinsicbts ihres wacbxthums nnd ihrer fruchtbar-
keit, der farhe ihre iihre und der gei>talt ihrer saamen, in-
sonderheit aber hinsichts der zeit ihrer blüthe, eine Ver-
schiedenheit zeigen, ist man vollkommen berechtiget, eine be-
sondere species anzunehmen, ebendort M; die getreidearten
maszten aie {unsere vorfahren) gleichfalls mitbringen. F. L. Jahn
2, IU87; so viele pUGTe nnd tritte ich auch von meinem vater be-
kam: ich verarge es ihm durchaus nicht mehr, dasz er einen
burschen nicht leiden konnte, der noch in seinem siebenten
jabr die getreide-arten nicht kannte, und , als er aus dem capitcl
exaininirt wurde, die gerste, trotz ihres langen barie<, mit
dem waizen verwechselte. Hrbbrl vier nationen unter einem
dache; wie fUr zahlreiche baustiere, so können wir auch für
unsere wichtigsten gelreidearten: weizen, spelz, roggen, gerste,
hafar, die Urheimat nicht mit voller sii-herheit angeben.
Kanrb der mensch i,S2i: nehmen sie einmal den fall, dosz
an der [berliner börse gewissa getreidearten viel billiger sind
als in London oder anderen bOrsen. frafv. KANrrs äeutichti
Ttiehtlag 9. ;anuar 18%.
2) es ist indessen hierbey lu bemerken, dasz der preis
der einen getreideart bey jeder theurung mit dem preise der
andern sehr bald in das gewöhnliche verbültnisz tritt, zu
mithl wenn bryde, wie die oben gedachten, fast auf einerley
art zur speise dienen. Barckhadse.i die pottuy des gelretde-
handels (iMi4) 42; in England, wo der roggen sich nur auf
leichtes gebirgsland eingeschrünkt lindel, der weizen mehr
und mehr die herrschende getreideart geworden ist. Wittin
85; getreideart, frumenti ipeties Knsrt 1,1151; getreideart,
kind of cum or i^rain HiLPiar 460; vgl. atuh Eitzbr »örHrb.
der handelsspraehe SIT.
GETKEIUEAUFKAUF, m,: da.<i aie aber Idie fi-üekte), zu-
mab! wenn auch zugleich aller getraideaufkauf auf Spekulation
verboten ist, lange nicht hinreichend gesucht werden, solches
beweisen die vielen Übertretungen zur gnüge. über den fregen
getraidehandel {Leiptig \H)i) 142.
GETRKiÜEACFKAlFEH, m., /rtiinfii(<i(or KaArr 1, ll&l. vgl
fnichtsufkaufer in der schrift «6rr den freyen getreidtkändel
(Leipstq ls04) 98 ff. Ueimaros verwendet kornaufkäufer.
GETKEinEAUSFUHH,^ bei Rsiharos von der freyen auf- nnd
fxnfuhr des getrei4et{l-,i\) geht di* Verbindung nitlU Mar 4$$ bimu
GBTREinEAU8SAAT<-GETRElDEBA0 4474
mwigtßgt kintut; Htm wftkuU i^ftfin im in nkH/l *tl«r ttm
frtytn fkrtiitkandet {l^vg iitf«) mil itr ftrm im mmftmm
ab: England, wo man dia aoifabr des gatrai^M iMl MT 4arch
primlen ao gar ermunterl«, tondern aack MfItM'ila ein-
fuhr des fremden getraida« dabcy mit a« B<k«trtfl tkpkM
belegte. 101; um nicht za «eitllullg zo aaya, will ick, 4a 0«
ohnehin bekaont genug lal, Ober Eagland weder ein sckrtft«,
noch der betrScbilichen auimnflo erwlboao, «alcbe 4it croa«
jährlich fQr prSniien auf dia |«trcldeau<fubr bezahlt «Wa-
dort. vgl. aiicJi 19. dit snsamwuniHtna§ war jedoch ukm Idmftr
im gebrauche: unsere benacbbanen gefenlen. HoUlcia, Mark-
lenburg u. a. f. mOgen aurb gewisz eine« so aeaeboliehan
gewinoei als aie im vorigen in«, jähre durch dia Ibatn
verstatlel» gelreideaasfuhr genossen biben , uagerse etu
hehren. Albaln über F.ttlanis freitn geireidekaniet, aarkrridkl
1.3; wo und unter welchen umstlnden kann denn nun «bA-
licb ein verbot der getreideausfnhr ralb«am leyo? Baaca-
iiAOaKH die politey det getreviehanieU (iMl) repUer; aofMT
eine mSazIge gelreideausfuhr kann bedenklicbe folgen habet.
vortrhhij tu einem stidt. getrddemagann {Küntken rw) ttT;
Krkmner landtagih'imllungen 4, tS (1904) «mal in Uni-
gebot hertog Heinrichs von Landthnt taa 1491 ih» fetraldeaua-
fuhrverboi. KRO.'<rrz 18, 30 /f. verireist unter getreideao»- und
einfuhr auf kornhandel. für frucht eitr kom nt nntere
iutammenselsung nicht belegt, getreideaoefnhr, UforMie fru-
menli Krapt tl5l; getreideausfubr, erpart of eem Eirzea
»örterb. der handeltspracke 3\: ; alle weit im norden rief den
weisen fiiedensstiflero betfall zu. bandel und wandel blühten,
l'reuszens rbederei und gelreideausfuhr genossen die vor-
theile der neutralen flagge, nahmen durch den allgemeinen
Seekrieg einen ungeahnten aufschwung. TaEirscaii iemttekt
geschielite 1,143; die getreideansfuhr war nar frei, wenn
die königlichen magazine gefüllt, fOr die armuth landeaviier-
lich gesorgt und überflusz vorbanden war. Ta. Scaaitr aar
geschichte des handeis und der schifffakrl Stettins (ISTS)«; nnd
die Österreichische regieruog glaubte durch die berahselzang
der getreidezOlle eine vermehrte nnd gflnsligere getreideans-
fuhr nach Deutschland für sich zu erlangen, fraf KA!«rrz
deutscher rrichstag, tO. Januar 189&
GETftEIDEAüSSAAT, /;: in einem gemeinen mitlelboden,
dessen grund nicht zu kalt oder trocken ist. können gegen
ein melzen gelreideaussaat bey to metzen; auf einen oasseo
acker aber 12 bis 15 metzen von diesem dOnger aoagealrrart
werden, anmerk. über die verbeuernng da fetreiibamts [Snlt-
burg \-.9^^) s. 33.
GETKEIDEAUSTHEILUNG, f., dem Utteinistken nackiMiH:
ganz natQrlich wird hier Cicero . . darauf geleitet, von da«
agrarischen gesetzen, von der versplilterung der doBlaen
des Staats nnter colonislen, von der erschOpfung des ackatica
durch getreide-austheilungen . . zu reden. Gabvr aaai. 8«
ücrro offic. 2, 101; getreideaustheiinng, fmmentabo Ktarr llkt.
GETHKIDEBAU,m.,t«*liiaf«rtfrf nilspreefteiiifa xmtmmen-
tetsungen nur hinter dem allgemeintrn feldbau (1. i.) aariai,
dagegen übertrifft es an terbrtünng in sfntnfme frvckika«
(t. d.), mährend ßr kornbau (s. d.) tiberhaupt nur sfirlkki mai
ältere belege vorliegen.
1) ta den mörtrrbüekem reichen die hekpiik bis in in
il. Jahrhundert surück: es ist kein getreidehau ia den land«,
kaec regio vaeat omni c«Aa /Vniiuiiiarta Stikler IOS. Stii«-
BACR, FaiscB, Abelukc u.a. bieten keine belebe, etcrScawaa:
der getreidebau fagrieuUure, le laisaraf» |im) n». MaMf*
Camfe 3, S53; getreidebau, fmmenli tnitnm Eatn I, IMl;
getraidcbau, cnltivation of frata, efrtnillar« fliipiar 4M. ff(.
EiTZEN Wörterbuch der kantetupreghe SIT.
3) He litteratur fUrt in die mUU ies IT. jnkrhnmiefU: in
Nasaauischen, Burbacher grOnde, Witigenaietniacbe« etc.
kommen dia sogenannten bauberge, nnd baine der aatertanea
für, welche, unter andern, zum kolen- und eiaen-bandel oOslick
zu gebraueben sind : darnebet zum fnicht- und gatraMekaa,
als körn, heidlof, hafer etc. angewendet wirtaa. Caraa
tentsehe rechlsgeUhrk III (n«7) s. rri. wenn er Man im |»>
traidebaa weniger eintrSglich findet al« wein, oder aoJrre
misaig lobaende gewichae, Aber deren rerkauf er berr kieiM;
ao llazt man diese mit gewalt auazrriazeo. Raiaaara tfa /M>
heU ies getrmdehenieis (t;«0) «3; der erdsthck uns
besondere dea gebirgigen landes kat weoigen an da
bau {über iie npokope be% geUeid tfL th. if.4454) pna fkackik«««
bodea, nnd grftsstcntkeila kaltea klina. Mer aMeaaa alaa
4475 GETREIDEBAUER— GÜTREIDEBEDARF
der natur die erdfrüchte mit gröszerer mühe und vielem
düDger abgezwungen weiden, nur setzet die Verbesserung
des getreidbaues eine nützliche anwendung und Vermehrung
des düngers in voraus, welche ich in zweyeriey gattungen
abtheile, anmerkungen über die Verbesserung des getreidbaues
überhaupt und vorzüglich im SaUburgischen (Salzburg 1790) 7;
es wird wo! niemand mehr in abrede seyn können, dasz
der getraidebau nicht ebenfalls als eine fabrlk anzusehen sey,
bei welcher das getraide die waare, und die ackerleute als
die fabrikanten zu betrachten sind, der getraidebau ist über-
dies noch zugleich mehr als ein blosses leichtes handwerk
— es ist eine wissenschaftliche manufaktur, wobey die natur,
kunst und übung noch zu der erfahrung die mittel vereinigt
darreichen müssen. Wahrheit ohne schminke über den freyen
getreidehandel {Leipzig 1804) vorbericht 1; die überwiegenden
vortheile einer unbeschränkten fruchthandelsfreyheit sind
daher, dasz der getraidebau immer mehr zunimmt, so wie
sich die allgemeinheit des handeis immer mehr verbreitet
haben wird. 160; die fortschreitende Vermehrung des getreide-
baues, mit der Vermehrung der verzehrer nicht im verhältnisz
stehend, übt einen nachtheiligen eintlusz auf die getreide-
preise. Rutschmann bad. II kammer, ZO.juni 1835 (vom regierungs-
tische aus wurde ebenda stets das synonyme fruchtbau verwendet);
diese kosten (arbeitslohn, ankauf und Vermahlung des getraides,
disconto und speculalion des fruchthandels) waren im mittel-
alter auf ein minimum fixirt, denn bei eigenem getraidebau
hatte der consument nur die festbestimmten mahlkosten,
und die gebühr in den bann- und gemeindebacköfen zu zahlen.
MoNE zeitschr. gcsch. Oberrheins 19,385; wo ist also da die
gleiche behandlung des Inländers und des ausländers, nach-
dem man den inländischen getreidebau mit einer hohen
Steuer belastet hat, die ja doch nothwendig auf die ver-
theuerung des inländischen getreides wirken musz? Bismarck
reden (4. febr. 1881, reichstag) 8, 231 ; so sollte man annehmen,
dasz man damals anstatt der grundsteuer eher eine prämie
auf den getreidehau im lande gezahlt hätte, und, wenn man
keine prämie zahlte, es doch im höchsten Interesse der
öffentlichen ernäbrung gefunden hätte, dasz der inländische
getreidebau mindestens steuerfrei wäre, damit er recht wohl-
feil den ronsumenten versorgen könne. Bismarck reden (2. mai
1879 reichstag) 8,24; es ist eine pflicht gegen unsere nach-
kommen, dasz wir den inländischen getreidebau nicht in
verfall geralhen lassen. (l4. juni 1882 reichstag) 9, 381.
GETREIDEBAUER, m., dem schon bei Stieler 104 belegten
kornbauer nachgebildet.
1) in dem zweiten kompositionstheil scheint nicht so sehr das
nomen agentis hervorzutreten, als der abgellaszte begriff der
stavdesbezeichnung. menschen, die mit feinerm Werkzeug
hantiren, scheinen auch mehr mit hobel und feile ; be-
arbeitet; im alten München waren tonangebende Werkzeuge
die geiszel der getreidebauern und die axt des flöszers. da
schallt's. Max Haushofer der Münchner im sozialen licht 1877;
im Innviertel , wo die getreidebauern wohnen A. Meissner
am Stein, ein skizzenbuch (1853) 173. die beispiele weisen auf
Oberbayern, in die gegend, wo ackerbau und Viehzucht örtlich
sich scheiden und wo somit auch für die bauern der einzelnen
gegenden ein kennzeichen der tinterscheidung gegeben ist. doch
vergl. auch getreidebauer, cornmaster FahrenkrCger 325.
2) in vereinzelten beispielen kommt auch das nomen agentis zum
ausdruck: getreidezölle einzuführen, welche . . die läge unserer
getreidebauer schützen sollen. Bachem deutscher reichstag
l\.jun. 1S96; welche vortheile und nachtheile wird nicht blos
der getreidebauer, sondern der brodkäufer von dem antrag
haben. Graf v. Schwerin deutscher reichstag 16. jan. 1896.
GETREIDEBEDAKF, m., eine lusammensetzung, der das ent-
sprechende adjectiv zeitlich vorangeht (vgl. getreidebedürftig);
allerdings ist die letzte ernte tbeilweise ungenügend ausge-
fallen; wenn aber einzelne lebensbedürfnisse im preise ge-
stiegen sind, so genügt doch die freie thätigkeit des handeis,
mit hülfe der erweiterten communicationsmittel den in einigen
gegenden fehlenden getreidebau zu ergänzen, preuszische thron-
rede zum \b. Januar 1866; es ist ja in der gesammten finanz-
reform bisher nicht unsere absieht, dem getreidebedarf in seiner
gesammtbeit eine höhere finanzielle leistung abzufordern, als
bisher Bismarck reden (21.niatl879 deutscher reichstag) s, ih.
an anderen stellen folgt Bismarck auch hier seiner, Vorliebe für
das t)(i//(s{üm{tc/i«r( körn (kornbedarf 8, 65. 99 u.a.); in denen
Deutschland so viel getreide geerntet halte, dasz es nach
GETREIDEBEDÜRFTIG— GETREIDEBRENNER 4476
der autorität unserer besten sachverständigen seinen getreide-
bedarf allein hätte decken können t. Kardorff deutscher
reichstag 17. januar 1896.
GETREIDEBEDÜRFTIG,' ai;.: die einwohner groszer Städte
und getreidebedürftiger gegenden aber werden nicht Ur-
sache haben zu klagen, weil sie alsdann von den bereicher-
ten landwirthen stärkere nahrung erbalten können, über den
freyen getraidehandel (1804) 155.
GETREIDEBLASENFÜSZ, m. Ihrips eerealium Tbiel land-
wirthschafll. konversationslexik. 4, 409. vgl. blasenfusz.
GETREIDEBLATTLAUS, /. aphis cerealis Thiel landwirth-
schaftl. konversationslexik. 4, 409.
GETREIDEBLÜTHE, f., vereinzelt neben dem gebräuchlicheren
kornblüthe $. d.
GETREIDEBODEN, m. von den drei bedeutungen, die der
zweite compositionstheil in den Verbindungen frucbtboden (s. d.),
kornboden(s. d.) annimmt, weist getreideboden nur die beiden
in kornboden vereinigten Verwendungen auf. die ältesten belege
lassen die an dem synonym als jüngere und seltener beobachtete
bedeutung in den Vordergrund treten.
1) und in dieser lastadie, längs dem wasser her, auch
fürstliche und der bürgerschafft Speicher und kornhäuser
sein, wie dann die statt und ganze Poromerland gar frucht-
baren guten getraid-bodcn hat. Tb. Haimiofer reisetagebuch
(ball. Studien 11,2)44; bat ein land keinen getreidboden, so
kann es sich nicht eher bevölkern, und die bevölkerung in
selben sich nicht eher mit kunstprodukten beschäftigen, bis
nicht im auslande für selbes getreid . . hervorgebracht seyn
werde, vorsehlag zu einem städl. getreidmagazin (München 1795)
93; getreidboden, cornland Hilpert 460, ebenso Eitzen 317;
solum frumentarium Kraft 1151.
2) für granarium, horreum führt Stieler 208 nur frucbt-
boden oder kornboden auf; dagegen getreid-boden a com
loft, a granary. teutsch-engl. Wörterbuch (1716) 766; getreide-
boden, Schüttboden, kornboden, getreidebehälter Cbohel 4, 1022,
getraidhoden, Schüttboden allgem. ökonomisches wb. (Leipzig 1731)
820; getreidboden, j;renterRoNDBAü-BoxTORrF253, ebenso Schwan
(18U) 439; vgl. auch Jacobsson 5, 663'; getreideboden, ein dach-
boden zur aufbewahrung des getreides. auch werden in ma-
gazinen, wo mehrere etagen diesem zwecke gewidmet sind,
diese so genannt, selbst wenn sie sich nicht unmittelbar
unter dem dache befinden, man nennt den getreideboden
auch frucbtboden. J. J. Helfft encyciopäd. wb. der landbau-
kunsl (1836) 141; getreideboden, Speicher, granary, cornloft
EiTZEN 316; andere wie KrüMTZ und Kraft verweisen unter
dieser bedeutung auf kornboden.
GETREIDEBÖRSE, f., junge bildung, bezeichnung einer Unter-
art der productenbörse. in den börsenordnungen tritt gewöhnlich
nur die letztere benennung in dm Vordergrund, dagegen musz
das bedürfnis des täglichen lebens frühzeitig dazu geführt haben,
den getreidemarkt (5. d.), sofern er eine unterabtheilung der börse
bildete, auch nominell mit ihr in beziehung zu setzen, in die
litteratur dringt unsere Zusammensetzung in Verbindung mit be-
strebungen ein, die gerade den von ihr gekennzeichneten theil
des börsentreibens in die öffentlichkeit zogen: doch auf den
börsenspekulanten, auf den bandet an der getreidebörse kommt
auch das wort vom kameel und dem nadelöhr zur anwen-
dung. Treitschke deutscher reichstag 20. ma» 1879; die börsen-
enquetekommission hatte zunächst nur ein register für waaren
vorgeschlagen, wobei sie natürlich vornehmlich die Berliner
Produktenbörse, also die getreidebörse im äuge hatte. Graf
V. Kanitz deutscher reichstag 9. jan. 1896; getreidebörse corn
or grain-exchange Eitzen317; vgl. kornbörse theil 5, 1821.
GETREIDEBÖRSENORDNÜNG, /., in den börsenordnungen
nicht verwendet, von Eitzen Wörterbuch der handelssprache zn
wol in anlehnung an das englische corn exchange regulcUion
aufgeführt.
GETREIDEBOOT, n., vgl. getreideschiff: in den gelreide-
büten und evern soll man nichts kaufen, sondern alles nur
auf der marktstätte, die der rath erwählt hat. Naod6 deutsche
städtische getreidehandelspolilik 76.
GETREIDEBRAND, m. Chomel 4, 1023; getreidebrant m.,
serut Eitzen 317.
GETREIDEBRANTWEIN, m. neben fruchtbrantwein (s. d.)
und kornbrantwein (s. d.) nur vereinzelt verwendet, vgl. Thiel
landwirlhschaftl. eonvers.-ltx. 4, 409.
GETBEIDEBRENNER, m., hauptsächlich bei gegenüberstellung
der vertretet vtrtchiedtntr brennmethoden verwendet: und so
4477 OETREIDECONSUM—GETB EIDEERNTE
der brennwrrtb derselben {der karto/ftl) auf l uod 3 gegen
den des roggeni stieg, war der sieft der kartoOel Ober die
getreidebrenner und der vorrang des ländlichen breimerrW
betiiebes über den slfldlischen entschieden. Tb. Schmidt gt-
tchiehk des Handelt und der teht/ffahrt Stellint 78.
GETiiElDF.CONSlM, m., muehwort aut deuttehen und fremd-
iprachliehen oeitandlheiUn. lote Verbindungen iJinlieher art tini
alt: >lie von jnbr zu Jahr abwechselnde erzeugung und con>
sumtion des getraides. 'über din freyen getratdehandel' (1804)
M. dat compotitum begegnet bei IlisnAacs: bedenken sie, um
einmal einen maszstab zu gewinnen, diejenige belastung
unseres getieidecon<iums, welche jetzt an der grense auf das
ausländische getreide gelegt werden soll, rerallgemeinert
auch auf das inlündische getreide, w:is im inlande zu markte
gf hriicht wird, denken sie sich, dasz der landwirth von jeder
anderen auf der (letreidcpruduction lastenden Steuer befreit
würde. Rishasck reden (27. tnai 1870 reiclistag) m, 63 ; der getreide-
bedarf wflchst, je billiger das getreide wird, weil der getreide-
consum sich steigert. K. Ricutkr deutteh, reichtt. 17. ;an. 16M.
GETREIDKDAKHt, A° getreidedurre, Aruc/Krte^e Jacobsson
b, 663: ähnlich Thiel landwirtJiseh. conversations-lex, 4, 409 /f.
vgl. frurlitdarre th. 4, I, sp. 209.
GKTIIKIDEDIENST, m., nur in den österr. weisth. und dort
in mundartltclier form alt traiddienst 6Wc$(; item, der traid-
dienst der do zilpünl meinem berren von Liiignveld, den
8ol man an verziehen bringen vor sand (iiligentag in den
cbasten gen VVeinczürel. rechte und banntaiding tu Badelbrunn
{li, jahrbuiidert) Österreich, weisth. 8, 527; item, das sie mier
icre jarliche schuldige zinsz und treiddienst jarlichen zu
rechter zeit reichen und geben, und nicht so vill jar lassen
ansieen ; wo sie es aber mit treid nicht bezallen muegen,
das sie es mit gelt bezallen. banntaidingtartikel der herrschafl
Fettenburg {\e.— \s. jahrh.) öst. wetslh. 6,93; item, wür melden,
dasz wür seinen anwalt sein traiddienst am St. Georgentag
bei dem obgemelten wandl entrichten, banntaiding zu Eggtn-
dorf(\ril)M. weitth. 8,497.
GETREIDEEINFUHR,/., vgl^ getreideausfuhr oben 5p. 21;
vgl. korneinfuhr Iheil b, sp. 1822. auch fruchteinfulir teird
gebraucht, so in den verhandlumjen der badischen II kammer
vom 30. ;uni 1835; die freie getreideeinfuhr aus VVürtemberg
die freie weineinfuhr ans Rhejnbaiern scheint ihm nicht un-
bedenklich. V. BöcK badische II. kammer 30. juni 183ö; in
welcher läge sind wir dann, wenn wir in kriegszeiten keine
russische getreideeinfuhr haben und vielleicht gleichzeitig
von der seeseite blockirt sind Bisharck reden (14. ;unt 1882,
reichstag) 9, 3bl; praktisch allerdings möchte ich glauben,
dasz unser Vorschlag einer Verstaatlichung nur der getreide-
einfuhr vor dem monopol den vorzug verdient, gra/ Kanitz
deutsch, reichstag 16. jan. 1896 ; getreideeinfuhr, ^rain importation
ElTZSM 316.
GETREIDEEINFUHRHANDEL, m.; ob die Verstaatlichung
des getreideeinfuhrhandels ohne gleichzeitige Verstaatlichung
auch des inländischen getreidehandels als ein monopol im
sinne der vertrage anzusehen ist, mag dahingestellt bleiben.
giaf Kanitz deutscher reichstag, 16. ;anuar 1896.
GETitEIDEElNGANGSZüLL, m.; als man dort {im franxö-
sischen parUiment) die frage erwog, ob die bisherigen getreide-
eingangszölle nicht zu niedrig und durch entsprechend höhere
Zölle zu ersetzen .seien, v. Hammkrstbin-Loxtbn deutscher
reichstag 17. januar lh96.
GETHEIDEEINKAUF, m.; bezeichnend fOr diese einfachen
maiktverhaltnisse ist es, wenn verboten wird, dasz ein bOrger
den andern beim getreideeinkauf überbiete, ihm 'in den kauf
falle' Naud^. die deutsche städtische getreidehandelspolitik 9.
GETREIDEENTWtUTHLNG, f.: was ist die Ursache der
heutigen gelreideentwerlhung trotz alledem und alledem?
FiscRBBCK deutscher reichstag 10. jan. 1896.
GETREIDEERNTE, f. jüngere bildung; die älteren xutammtn-
tetiungen mit ernte gehen mehr auf tpecialisierung aut, to bti
Stikler, vgl. auch kornernde th. 5, tp. 1824 u. a. die erste an-
führung unserer xusammensetzung itt noch ntcftt für eigentlichen
gebrauch derselben beweisgültig: Chohel 4, 1023 vertreist unter ge-
treideerndte auf erndle. dagegen erscheint sie in der litteratur
xu ende des vorigen Jahrhunderts: zur rechten zeit den an-
gebauten acker vom unkraute reinigen , bei der getreide-
erndte eine menge ganz auszerordcntlicher mühseligkeiten
ausstehen; bei der heuerndte nichts verabsäumen. Vorschlag
tu einem städtischen gelreidcmagnin (München 1796) 144; m
GETREIDEERTRAG— GETREIDEFRUCBT 4478
den früheren thfile» Htm mdrttrhtthet miri fetrtiiMnH« m-
UgentUeh iiir uwutkrtthung vttmendet, to hn koracraoe,
körnerscbniti, feime, fruchleinieiung m. «. dte abblogig-
keit der getreideernten von iuszerto D«(areiaaass«fl roh
leicht eine theueraog ktrfor. Naosi H» imUiäm tHlktk$
getretdehanJeUpolüik l. im »wUt- und tniMrfd tffiptf tfu
mort ebenfatlt: mit bezug anf f 41 der feMpoÜtrlordoaag
machen wir die beeitzar vuo tauben daraof aofaerkaaiD, dasz
die letzteren wahrend der reps- und gelreilMnl« $in»-
sperren sind, auttehreiben des Heidelberger btr§mMtätnmll$
b. jvli 1897; getreideernle corn erop Eirzeii 317.
GETREIDEERTRAG, m., tgt. fruchtertn| Ih. 4, t, ff . S7I : ia
einer sogenannten markt-stsdt, deren es aber aiebt io jeJtr,
oft weitläuftigen provinz, wenig«tens sehr selten nach vtr-
haltnisz des herumliegenden platten landes und dessen rricb-
lichen gelraide-ertrags, giebt. über den freytn getraiäekandet
{Leiptig IS04) 22; getreideertrag proventut frumtuü KiArr IUI.
GETREIDEERSTEIGERI NC, f.: getreyde-ersleigemog, fre-
tium frumenli tmmensum Sticler 2137.
GETREIDEESSICII, m., vgl. frucbtessicb (A. 4,1, fp.ri; ge-
treideessig Thiel kndictrlhsehaflL eonrersationtleiKon 4, 41t.
(iETREIDEE.XPORT, m. xur btldung vgl. gelreidecontniD:
seit der erwerbung von Südpreuszen muszte man aber den
polnischen getreide einen weg zur see auch Ober Stettin
eröffnen, und so begann hiemit auch ein fa«t regelmisziger
getreideexporl. Th. Scbhidt xur geschieht« det handelt und der
tehifffahrt Stettint 7.
GETREIDEE.XTRACT, m. unter iittem ttiehmtrt ftrwni
Thiel 4,410 auf hier.
GETREIOEFEGE, f., dauelbt wai komfege V9I. UM S, IUI:
vgl. Triei. landwirthschafll. conversationsUz. 4, 410
GETREIDEKEIME, m., entsprechend der mundartlithtn g^tung
des iweiten compositionslheils nur im nördlichen theiU Dentttk'
lands üblich, die Schreibung schwankt: getreidefeimen CKMIt
4, 1023; getreidefehm stehe febm KrCmitz 18, 20; getrei4«-
feimen sind leichte, auf dem felde erbaute gerOste, anter
welche das gehauene getreide gebracht and während des
ausirockoens auf dem felde gegen regen geschützt wird {vgL
miethe, dieme). Hblfft Wörterbuch der landbaukuntt 142.
GETREIDEFELD, n., vgl. kornfeld theil 5, 1824, frachtfeld
theil 4, 1, tp. 272 ; getreydefeid tolum frumenlarium Kiiscm 17t*.
Frisch 2,380; getreidefeld le ehamp aux bU't Scbwa<« (1811)
439; getreidefeld, cornfield Hilpert 460, vgl Kraft I, Itsi.
in der littiratur begeynet dat worl Iheüt in der verwallungttpratke,
Iheils im Stile solcher Schriftsteller, die tieh entw«i*r mu «iiW-
artlichen gründen oder aut Vorliebe für tehrißgemita» formen
auch det einfachen getreide vorxugsweite bedienen.
1) wegen vorgegebener verwflst- und verderbung ihrer (•-
treidsfelder und Weingärten. Abblb künttl. Unordnung 3 (1671)
255; den armen taglohnern, so den schweisi ihre* ange-
sichts auf pflegung der getreid-felder and weingirten ao-
und aufwenden. 257. ,
2) a) in dem getreidefeld kann man auf dreistig aekritU
eine laus anhetzen(/.i<uiirn). Friscubier preustiuh* i/fidtwtittr
und volksthümtiche redtntarten 2, 12&8: als sie zwisckM <••
getreidefeldern heimkehrte, lief die wachtet im kora
neben ihr dabin und liesi ihren ruf erschallen G. Fbbttac
(aus einer kleinen tladt) 13,130; ich schenkte Moskalellina
ein schönes getreidefeld, wofür sie bei braut- und leichen-
zügen ein ahrenhuhn zu entrichten hat. Brbhtaüo (nmtdem
tagebueh der ahnfrau) 4, 73.
b) getreidefelder siebt man selten (in Emfkmi^ aai nir|M4*
die sieben fusz hohen, wogenden hala« 4m MAMlcriaadM.
Moltse [briefe] ges. tehrifUn 6, J9S.
GETREIDEFLOTTE, f: als die hans* nichtsdestoweniger
getreideschiffe nach der halbinsel sandte, liesz die kSoifia
durch ihren admiral den Deutschen die getreidefloCt« u 4cr
mündung des Tajo wegfangen. Nacd6 A» deutockt süAwAe
getreidehandelspolitik bi.
GETREIDEFRAGF;/..- ans allen theileo der RheioproviDt
waren damals die landwirthe, grosz and klein, haaptsäehlick
bauern, zu<aminengestrOint. ihrer 2000 betten sich ver-
sammelt, um einmOthig zu beechliesseo, offen ra bnknBdno,
dasi dte getreidefrage die lebnM&Ht <•* 4efcll«« kmun
Standes ist. graf Karitb dnJMktr rricMaf 1«. jnsL im»
GETREIDEFRUCHT f., ogL kornfmcht (keil S, in», «nsm
SMaiiiM«iu(<niii;, ttkon frik verkcrnM, yektrl makr der dttertn
ipracfte a«, leht aker nentrdinp witdir mf:
4479 GETREIDEFUHRE -GETREIDEGRAS
GETREIDEGRUBE—GETREIDEHANDEL 4480
daz Egyptenlant
ist sö l'ruhtpsere,
swen den beiden niht enwsere
des selben landes genuht,
die ez hat an getreides i'rubt,
86 wseren sie arm an getreide.
Ottokahs öslerr. reimchr. 52884 SeemUller^
als die getraydfrilcht durch wirckung der mülen zöm brott
und ander speisz gemaln vnd berayt. Tenglers laienspiegel
Augsburg 1509 E 4 und andere ausgab.; getreifi- und bülsen-
früchte. intelligenzblalt von Unterfranken und Aschaffenburg
14. nov. 1850 (s. 880); der verkauf der getreidefrüclite da-
gegen, die von unterhalb der Elbe zu schiff nach der Stadt
geführt wurden, geschah in dem hause der brauergesellschaft.
Nadd^ die deutsche städt. gelreidehandelspolitik 79.
GETBEIDEFÜHRE, f., früh gebildetes wort; österreichisch
traidfuhre: welche traid und mellfuhren ühnen anjetzo aus-
bleiben. Protokoll der herrsch. Festenburg, öslerr. weisth. 6. 99; ge-
treidefuhren Cbomel 4,1023; gelreidefuhre a waggonload of
com HlLPBBT 460.
GETREIDEGALLMÜCKE, /., wird von Thibi. landwirthsch.
konversationslexikon 4, 410 unter verweis auf hessenfliege aufge-
führt, vgl, gallmiicke th. 4, l, sp. 1198.
GETBEIDEGANG, »»., vereinzelt in älteren denkmälern für
die taglohnarbeit auf dem felde: denen tagwerchern allhier
solle, in erwiigung des getraidsgangs, ain tag gegeben werden,
als in sommer in des paurn speis 6 kr., in \vinter4kr. öster.
weisth. 5, 1,234.
GETREIDEGARBE, f., neuere und sehriftmäszige form für
korngarbe theil 5, 1825 und fruchtgarbe. das wort wird nament-
lich im Wörterbuch häufig zu Umschreibungen verwendet, vgl.
harfe in theil 4, 2, sp. 4'6 «. a.
GETREIDEGATTÜNG, /■., t)pl. getreideart, vp/. fruchtgattung
th. 4, 1, sp. 272. ungeachtet der starken aber nach dem verbände
Bayerns mit dem Teutschen reiche unvermeidlichen ausfuhr
für die teutschen kriegsheere, ungeachtet der vielen durch-
märsche, sey doch der preisz, wenigstens des korns, als
der unentbehrlichsten geiraidegattung seit 2 jähren kaum
merklich gestiegen, über den freyen gelraidehandel {l60i) 194;
in England bauet beinahe eine jede grafschaft verschiedtme
arten der getreidegattungen an, und eine jede belindet sich
dabei wohl. v. Witten über höhere landesciillur (1821) 22; un-
streitig hat man bis jetzt auf die Untersuchung der verschie-
denen arten der getreidegattungen und deren auswahl für
die verschiedenen bodenarten zu wenig mühe verwandt. 83.
BiSHAiicK macht von allen drei möglichkeiten der Zusammensetzung
gebrauch: frtchtgattung (reden 8, 86), korngattung (8, 87) und für
unser wort: wir müssen dazu zurechnen die übereinfuhr, die
sie auf 30 millionen angegeben haben in diesen beiden ge-
treidegattungen {roggen, wetzen) ganz allein ohne die andern,
das macht 250 millionen. {deutscher reichstag 21. mai 1879) reden
8,89; jedenfalls wird in vielen gegenden an nicht berech-
neten getreidegattungen, hafer, gerste, mindestens eben so
viel zu menschlicher nahrung verwendet, sei es in brot, sei
es auch nur in gestalt von grütze und suppen. 8, 88.
GETREIDEGESCHÄFT, «. : eine wohlthätige Wirkung seiner
{Friedrichs des groszen) getreidegeschäfte war es jedenfalls,
dasz der getreidewucher keinen boden gewinnen konnte.
der Ökonomist, vgl. deutscher reichstag il. jan. 1896.
GETREIDEGESETZ, n. Kbug allgemeines handwörterbuch
der Philosophie 5 führt das Stichwort getreidegesetze auf, sonst
überwiegt hier im anschlusz an die englischen cornlaws die Zu-
sammensetzung mit körn. vgl. theil 5, 1825.
GETBEIDEGEWINN, tn. ; aus eben dieser ursach musz es
ihm [dem landmann) auch frey stehen, toback, Cichorien,
färbekrüuter und andere gewächse zu bauen, ohne dasz ein-
schrünkungen, welche einige aus übel angewandter gutmüthig-
keit zur Vermehrung des getreidegewinns vorgeschlagen haben,
die allgemeine cultur verwirren dürfen. Barceuausen die
polizry des getreidehandels (1804) 31.
GETREIDEGRAS, n., jüngere bildung und vorwiegend im
plural verwendet: da doch z. b. tritic. compactum . . nie aus
gemeinem weitzen entstanden . . wenn auch die getreidegräser —
so wie alle pflanzen — auf einem für sie nicht passenden Stand-
ort einige Veränderung zeigen. Witten über höhere landescultur
(1821)83; am wichtigsten sind darunter unstreitig die ge-
treidegräser, aus deren körnern mehl bereitet wird. J. Bänke
der mensch (1887) 1, 321 ; auszer den gctreidegräsern giebt es
auch eigentliche getreidekräuter, welche in ihren fruchten
mehl liefern, das wichtigste ist der buchweizen oder das
heidekorn. 322.
GETREIDEGRUBE, f., ältere bildung, die heute zurückge-
treten ist. vgl. korngrube theil 5, 1825.
ich freu mich zehen korngruop,
die hiej Ich verstojen wol,
vran sie sint getreides vol.
Seifried Helbling 15, 114;
in Hungarn, wo starcker leimichter und trockener grund ist,
werden gruben für das getraid . . ausgegraben und zuge-
richtet, sodann mit stroh oder rohrdecken sauber ausgefüllt,
darein schütten sie ihr körn. Hohberg 7. buch cap. 53 traid-
gruben; getreidegruhen allgemeines ökonomisches wb. {Leipzig
1731) 821. ChomEL 4, 1022. CoRVlNüS 365. JacobssON 5, 663.
GETREIDEGÜLTE, f., alte bildung, die namentlich in mund-
artlichen formen auftritt, vgl. fruchtgülte th. 4, 1, sp. 273, korn-
gülte theil 5, 1825; am mittwoch hat man de alte kirch zu
s. Otten auf dem Preprun abgehrochen, ein ser alt gebew,
gehöret dem hrobst zu Perchtesgaden, hat ein gestillte mesz,
ein traydgült zu Nidrntraubling, waitz, khorn, habern und
garsten. L. Widmann chronik v. Regensburg d. Städtechroniken
15,230 u.a. ebenso bei Aventin: nam der könig ein mal ein
das ungelt, von getreid güld auch nur ein mal, ein schaff
weitz. chronik, Frankfurter ausgäbe 479", in den älteren aus-
gaben {vgl. werke V 424) steht traidgült. die schriftform der
Zusammensetzung begegnet auch in späteren Wörterbüchern, die
dabei auf concurrenzbildungen verweisen: getreidegülte v. frucht-
gülte Schwan (1811) 439; getreidegülte rent paid in com siehe
fruchtgülte Hilfebt 460.
GETREIDEHALLE, f., neue bildung, angelehnt an das ge-
bräuchlichere fruchlhalle s. th. 4,1, sp. 273. belege bei Thiel land-
wirthschaftl. konversationslexikon 4, 410.
GETREIDEHALM, m., vereinzelt neben kornhalm {theil 5, 1825)
gebraucht, halm, der gewöhnliche knotige, inwendig hohle
Stengel der grasarten, besonders des getreides . . ein gras-
halm, getreidehalm, Strohhalm. Campe 2,516. dasz die drei
letzt erwähnten Zusammensetzungen jedoch nicht gleichermaszen
gebräuchlich waren erhellt daraus, dasz Campe an entsprechen-
den stellen seines Wörterbuches zwar grashalm und Strohhalm
nicht aber getreidehalm aufführt, erst bei Tbikl 4, 410 wird
auch dieses gebucht.
GETREIDEHALMWESPE, f.: getreidehalmwespe vgl. holz-
wespen. Thiel 4,410.
GETREIDEHANDEL, m., reicht zwar nicht wie kornhondel
{th. 5, 1826) in das 17. jahrh. zurück, wird aber in der litterutur
des 18. Jahrhunderts und in neuerer zeit viel verwendet, vgl. frucht-
handel th. 4, 1, sp. 273.
1) in Wörterbüchern: getreidehandel s. kornhandel Chomel
4,1023; der getreidehandel la grenHerie Schwan (I78i) 739;
getreidehandel, der handel mit getreide. Campe 2, 353; getreide-
handel, corntrade Hilpert 460. vgl. Kraft 1, 1151.
2) in der litteratur.
a) die fachlitteratur um die wende des 18. jahrh. führt das wort
gerne auf büchertiteln: die freiheit des getraidehandels nach
der natur und geschichte erwogen von J. A. H. Rkimarüs.
Hamburg 1790; Wahrheit ohne schminke über den freyen ge-
traidehandel. Leipzig 1804; die polizey des getreydehundels,
aufs neue untersucht von H. L. M. Babckhauskn. Halle IS04.
diese schrift schlieszt sich in der namengebung an einen Vorgänger
an (briefe über die polizey des kornbandels 1773).
b) innerhalb der litteratur selbst ist es vorwiegend der freit
oder unfreie Charakter des handeis, der im Vordergründe steht,
vereinzelt werden auch bestimmte formen gestreift.
a) seit einigen jähren hat man die sache besser einge-
sehen: der getraidehandel ist völlig frei, und die zolle davon
sind aufgehoben. Reihabus a. a. o. 21; se. itzt regierende
churfürstliche durchlaucht . . . foderten alle hohen lamls-
kollegien, die löbliche landschaft . . auf . . zu untersuchen,
wie die unbeschränkte freiheit des getreidhandels, so bald
immer möglich ein unwiderrufliches fundamentalgesetz in
Baiern werden könne. Vorschlag zu einem städt. getreidmagnzin
(München 1795) 24 ; von den vielen Schriften, welche in jenen
Jahren und nachher über diesen gegenständ heraus kamen,
vertheidigten bei weitem die meisten eine uneingeschränkte
freiheit des getreidehandels. Babckhausen 2; und dasz wir
nur allein von dem ackeibaue, mithin von der freiheit des
getraidhandels leben müssen. Jdsti memoiren III aiihang 45;
der freie und unbeschränkte naturproductenhandel überhaupt,
und der getreidehandel insbesondere ist dasjenige befürde-
4481 GETRRIDBIiANDLER— GETKEIOEIIANDLUNG
ruogimittel det okkcrbsuei, ohne welrhet alle Bbrigto nur
palliativ itiod. J. I'. iUii voll»Unduia handb. d«r rttaUwirU^-
tchaft (1811) 1,436. enlgtgtngt$ittU b*$lrtbungtn mtiurtr ttU
vgl. unttr gelreidemünopol.
ß) berr S. inriul Obrrdeoi, da» alle*, wai von begOniti*
gung io bedeutrnder liandeUtweige ala bierbrauerelen uod
braontweinbrennereycD getagt werdeo kOnne, noch mebr bei
dem reinen getreidehandel lUU filnde, uod daii die blinde,
welche zur verropinton Veredelung jener producte dienten,
niltziicher bei dem ackeibau beicbttfligt werden kOnteo.
IIarchrauskn dtf foltttt dtt gelTtidehandelt 46; rathoam icbeiat
f* daber zu «ein, den inneren getreitiebandd eher tu er-
nitiniern ala einzutcbrllnken, tumabi der hofTnung emei
gruszen, oft daiaua entstellenden gewinnt ungeachtet, die
eben fo grosze geTabr des verlnst*. verbunden mit den un-
zeiligeo batse des volks gegen diese» gewerbe, mehr davon
abtcbrecki, als datu einladet, ei.
c) aut neumn quellen: Stettin batte . . vor der erwerbuog
von Polen allerdiogti einen getreidebnndel mit dem inlande,
aber die ausfuhr w:ir selten frei und das magazinsystem
unter Friedrich dem groszen trat dem freien getreidehandel
entgegen. Th. Schmidt zur geschiehte den handtls und der
schifffahrt Stettins 84; beim gelreide- und aaatbandel sowohl
vom verkAufer als vom kttufer . . vom kaufpreise *)« procent.
gebithrentaxe für die handelsmdkler in Daniig (1866) letl-
tehrtft für handelsrecht 10, 120; indem wir an der grenze
südlich von Villingeo nur 4 — 8 kr. und nördlich dieser grenze
50 kr. erheben Hetzen, haben wir die natürliche richtung
des gctreidehaodels veröndert. Mkbenius //. badisehe kammer
SO. ;unt 183%: wühl weisz ich, . . dasz in dem getreidehandel
an der Weichsel sich mnnche bOse miszbräuche eingeschlichen
haben. TRüiTscunt: deutscher reichstag 'iO. mai I8'9. dtr neueren
(t/(era(ur gehören lahlreiche zusammensei tungen an, die das
compositum getreidehandel uiederum als compositionstheil ver-
wenden, bei tikvot die deutsche slädtinche getreidebandels-
pulitik (SciiHOLLBRS foTschungen VIII, &) (re(en ausser der im
titel vorliegenden susammensetiung noch folgende formen auf:
eine fülle getreidehandelspoiitischer Schriften, diese umfang-
reiche getreideliandelslitteratur, Übel der jeweiligen getreide-
handelszust^nde {s. 2); eine getreidebandelsepoche {s. 3); ein
steter gelreiitehandelsverkehr der Deutschen und Kümer (16);
die getreidehandeismasznalimen von I4&8 (42); der grosze
gclreidehandelsmarkt Deutschlands (54); die getreidebandels-
verfassung beider stiidte (lü8); den getreidegroszhandel und
die ausfuhr anlangend (79).
tiETItEIDEIIANDLCK, m., vielfach in teörterbüchem belegt,
die von dem eben behandelten getreidehandel üteine nolii nehmen:
getraidhündler frumenturius Frisch 2, 3so; getreidehandler . .
dessen vornehmste beschilffligung in dem liandel mit gelreide
bestehet; im gemeinen leben ein kornhttndler. Adelung 2,038;
geireidehündler, un grenrlier, marchand grenetier Schwan (i:82)
'3B; com merc/ion( IIilpkrt 460 u.a.; das getreid findet obn-
genclilet der sperre aus dem Innviertel einen weg ins Baiern
und aus Schwaben in die Schweitz — nur mit ein bischen
mehr wag und gefiihr des getreidliündlers. Vorschlag zu einem
städt. getreidmagasin (München 1795)21; ist ein wirklicher mangel
im lande, so wird demselben bei einer getraidesperre nie-
mals abgeholfen werden können, da es doch hei ganz freier
concurrenz ausländischer getraidebündler . . sehr leicht und
ganz allein möglich ist. vahrhetl ohne schminke über den freytn
getraidehandel 48; es weiden dann immer in Bayern die
wichtigsten magazine von in- und ausländem angelegt werden,
kein getruidehändler wird sein magazin in ein land jemals
versetzen, das der getraidesperre unterworfen sein kann.
ebenda; die geschöfle werden 30 gemacht, dasz die inländi-
schen getreidehandler, wenn sie . . der roeinung sind, dast
der bezug von getreide zu diesem preise lohnt, es kommen
lassen. DblbrUck deutscher reiehstjg 21. mai 1879; es ist un-
möglich, dasz die getreidepreise sich dauernd auf einem solchen
tiefstand halten; im sommer, spätestens aber im herbst,
werden wir eine beträchtliche Steigerung dieser preise er-
leben, dasselbe sagte mir nucb ein anderer preuszischer
minister, und er war in dieser seiner auffnssiing bestiirkt
durch besprechung mit einem der gröszten hiesigen getreide-
handler. graf Kanitz deutscher reichstag 16. jan. I89A.
GETREIDEHANDLUMG, f. rte korobandlung Ihtü 6, 182«
oIs älUre form für das jüngere kornbandel nackgemietim wird,
so tritt auch in getreidehandlaog ursprünglitk nur diu nomem
GETBEIIiEllARFE-GETBEtDKKlUPEB 4\M
tetionis su (dp«; Toekana Ist demoach b«t 4mi
gesetze dar freien g«treidliaDdlttO| eio
traidougatiD gewetan furukkf t« «ta«« tUM.
(Müntktn UM) 2t: vad »eoo erst (raia faMtAaailasf ab
eio baierisches fundtmentalgeseiz eintritt, d«oo wird 4«r
baierischa oatioDalreiehlbun, und mit diaaaaa die tolkaoMAfa
schnell und unerscbuttarlick aowaeba««. IM.
CETREIDEHAHFE, f., 1. g elreidebaafe« : la KlnMbM Mi
Tirol ist barpfe und barpfeo «io scbatzlMB aaf ims faUa
für die getreidegarben. lA#il 4, 2. «p. 47«.
GETItEIDKIIAUFEN, ».: fOnfftaUa iat «l« 1
die bauern ihr getrai4ciu«ffaD odar 1
Sarepla 152 ; getraidabanfen, le Im ^ IM 8c««4» (l*ll) «Wt
heap of com, cornheap Hii.riRT MO; geUeidekarfe, fatrtÜa»
häufen Tiiil landwtrthtchaflL evntfrsmttomtttiKoei «, its. 9trfL
frucbthaufe th. 4, 1, sp. 27S, kornbaufe Üuü », itM.
GETBEIDEHAUS, n., nebenform n 4^ aUtimfiwurutItm
kornhau« th. 5, 1826 und dtm vertinultn fmclitbau* tk, 4, 1,
sp, 273. liniere htldung erseheint frtihsrttig m mundartUdur fmm
in derselben gegend, in der das stmpUi hetmtsek ist, $9ntt f»>
hört es mehr dem schriftsttl der spracht an :
1) item in disem jsr I49i ward das iraidbaos iwisehM
alt Nürnberg und Lugio«zlandt aogefangeo zu panen und
im jar auszgepawen. Tuehtrsehe fortsetsumj der Hkrmb«rgtr ^
büeher. deutsehe slddteehroniken 11,504.
2) das getreidebaus, U magatin Scawaii (ITM) IM {fdOt im
der ausg. von 1811 weg); so befiehl ouo deinen knechteo, welche
Ober deine getreidehluser gesetzt sind, dasz aie auf das arsia
feld legen ein weitzenkorn, auf daa andre zwej, aof 4a8
dritte vier, auf das vierte acht, und so immer aof das nlcbtt
folgende noch einmal so viel als aof das vorhergcbeoi«.
WiKiAND {älteste leilkürtungsspiele) 24, 101 inn w*sUren vtritmf
wird nur das wort kornbsus gebraucht); getreidebaus, a esni
magasin, granary Hilpert 460; getreidebaus 1. magazin. Tbibl
4,412; die zinsfreie hergäbe von 3 millioDen, welcbe 4ar
preuRzische landtag für die erbaunng vod getreidabluaara
bewilligt hat. graf v. ScHweei!« 10. mdn 1M7.
GETREIDEHÜLSENFRLT.HT,rgelreidehülseofrOchteMn<ra
in den ausnahmelarifen der eistnbahnttrwaUungtn tstlfatä amf-
geführt.
GETREIDEKAMMEK, f., dem widttTvendeUm korokaoMMr
{th. 5, 1827) stthen von getreide nur mundartluhe bildun^tu am
seile: trädkammer tn der Windskenser mundart Froibarr 4^
553, 21.
GETREIDEKASTEN, m., vgl fruchtkoste tt. 4, 1, 9. tl» : kf-
kästen th. 5, 1827. schon AvEnTin kennt dw traidkasteo ; tbnm
wird treidkasten in den voeabuUrien ttrstiekntL getraidkatteo,
kornhaus, horrenm Hbriscr 1567; gott hat seine getreidkttteo la
himmel und das brol wScbszat vod quillel jbm ioa aataco
reichen milden bänden, ebenda ; getreidekasten auf. Uan. »t.
{Leipsig 1731) 821; getreidekasten vgl getreidefeimeo JACoaasoR
5,663*; es war einmal eio mäuschen, das 10 eioeo getrtida-
kaslen sich durch eine kleine spalte bmeingetrblicheo ood
sich dick und rund darin gefressen halte (in camera« fru-
mentt). Wielard Horasens britft (1,7) 1, 151; die erbaaoag mmi
Unterhaltung der getreidekästao. toricMay z«
treidmagasin SS. vgl. sf. 17 getreidekaataa in
bei Brbntano.
GETREIDEKAUF, «k, aerrmieft uni mtkr ta den rnundmt-
lichen formen neben dem altnnftwurwdten komkauf («pl. Atri
5, 1829) verwendet ; vom gelraydkanff kandetl dai s. empätt det
6. buehes der Henneberg, landesordnung, das btst>mmnn§tu ikir im
ijftrndfhandfl enthiit. ihnltch in den isterr. reutk. : im tMI»
ricbier solle .. bei denen pökeo visitieren , ob ja4M rntJÜ
nach gestalt des iraitkaufs da» brott itm arfordcrlM |»>
rechten gewicht und güete gemesz gebacken . . warda. tuärm»
tion für die bärger su Gmünd 17»«, «tlirr. mriäk. «»ai; MCh
gelegenheit des draitkaufs. marktordnussf «an Kara« IMS. <*r»-
dorl 116 N. 0. aus neuerer sett ist im wart m tum mrmämmm§
der bairiseken rtgiemng von ViUerfttukns fakMScM.' falraida
milkler und getreideschiMatar Mrfa« Mk \m pttmUkJ^
auf den schranoeo nui fMnMMlrfclta akkt
xtOeütgensklaU nom InttrfrmAtm mmi iaaftafMttatff M.
1850 (t. 880). fir da» tkMmfodki ayL gdraidiichkMl.
GETREIDEKÄUFER, «>., amtatdl mktm itm iMdkem
komkiufer {th. s, 1817) nni dem seltnem frachtkaofcr (*. 4, t.
$p. 275) : es kann fttr den Staat schlinDe folgen haben, wann
man aich bei dem gatreidhandeJ gaas ian iataraaa« im
4483 üETREinEKELLER— GETREIDEMAGAZIN
GETREIDEMAISCHE— GETREIDEMARKT 4484
getreidkäufer und Verkäufer überläszt. vorsehlag zu einem
städlüehen getreidmagazin (München 1795) 114; der bauer hat
das ganze jähr mit der natur, und allen elementea — dann
mit., den förstern, Jägern, den getreid- und viebkäufern
u. s. w. zu thun. 136.
GETKEIDEKELLER, m. getreidekeller, kornkeller süo
Rumpf technologisches wb, 1 (1869), 210.
GETKEIDEKOR.N, s. getreidigkorn.
GETREIDEKBAÜT, n., vgl. oben getreidegras; vgl. korn-
kraut theil 5, 1828.
GETREIDEKÜMMEL, m. Thiel landwirthschaftlhonversations-
lexik. 4, 412. zu kümmel für küminelbrantwein vgl. theil 5, 2591.
unsere Zusammensetzung ist vor allem durch den Rerliner ge-
treidekümmel von i. A. Gilka in weiten kreisen verbreitet worden.
GETREIDELAGER, n., vgl. fruchtlager Ih. 4, 1, sp. 275. hiervon
getreidelagerhaus (vgl. frucbtlagerhaus a. a. o.) silo, vgl. den
cntwurf über die errichtung von landwirthschaftUchen getreide-
lagerhäusern in der Sitzung des preusz. landt. vom 6. mai 1S96.
GETREIDELAND, n., vgl. fruchtland th. 4, l, sp. 275; kornland
theil 5, 1828. der erste beleg für die einbeziehung von getreide
in diese Verbindung stammt wiederum von Ldtber, und zwar er-
scheint die Zusammensetzung dort in derselben bedeulung, die
bei den schwesterbildungen im Vordergründe steht: land ist von
der technischen seile aufgefaszl, die bodenbeschaffenheit wird her-
vorgehoben, in neuerer zeit tritt gerade an den belegen mit ge-
treideland mehr die politische seile hervor, getreideiänder sind
landyebiete, in denen viel getreide erzeugt wird.
1) Asser hat gut getreideiand innen gehabt. Luther (flössen
zu 1 Mos. 49, 20 ;
ihr Wirte, die ihr pflegt das treideland zu bauen.
W. ScuERFFKR nedicitie '2öO, vt/l. Drechslsr 262;
getreydiand (erro frugifera Stieler 1063; die gärten der Afri-
kaner sind ohne methode und absieht, ein gemisch von Obst-
bäumen, beeten und getreideiand: vor unnütze parterren
ist ihr boden zu fruchtbar; ihn aber zu bedüngen, ordent-
lich zu bepflanzen und zu verbessern, ist wider die Sitten
ihrer vorfahren, und also unnütz. Herder (fierrn Thomas
Schaws reisen) 1, 82/3.
2) dasz ein getreidland, wie Baiern, zu allen Zeiten getreid
ausführen werde und wegen seinem eigenen Wohlstand aus-
führen müsse, vorschl. zu einem städl. getreidmag. {Münch. 1795)
110; in einem von der natur gesegneten getreidelande ist
für die erhaltung des Staates , so lange als nach der gött-
lichen verheiszung saat und erndtezeit nicht aufhört, wenig
zu besorgen, über den freyen getraidehandel (1804); 144 be-
kanntlich ist Mecklenburg ein getreideiand, wo der ackerbau
und die Viehzucht fast ausschliesziich alles liefern musz,
was die einwohner . . bedürfen, ebendort 170. getreide-land.
cornland Fahrenkrüger 325; ebenso Hilpert 460. Bisharck
verwendet auch den ausdruck kornland (reden 8, 67), giebt
aber doch hier der Zusammensetzung mit getreide den Vor-
zug: ist in diesen groszen getreideländern eine miszernte,
so wird es eben nicht kommen, ist es eine gute regelernte,
so wird es uns trotz zoll doch kommen müssen. Bisharck
reden (21. mai 1879 reichstag) 8,67; in der zeit, wo die ge-
treidepreise höher waren wie heute, wo die eisenbahnent-
wicklung der groszen östlichen getreideiänder noch nicht
die Wirkung auf unseren markt erreicht hatte, wie jetzt. 8,59.
GETREIDELAUBKÄFER, m. Thiel landwirlhschaftl. konver-
sationtlexikon 4, 412'. zur erklärung ist kornlaube (theil 5, 1828)
für kornboden heranzuziehen.
GETREIDELAUFKÄFER, m., Thiel a. a. o. vgl. laufkäfer
theil 6, 332.
GETREIDELEGER, m., getreide sive fruchtleger, struum vel
mergitum concinnator Stieler 1110.
GETREIDELIEFERANT, m., vgl. fruchtlieferant theil 4, 1,
sp. 276; vgl. kornlicferung th. 5, 1828. die poiicei muszte also
abermals aus der noth eine tugend; und da alle quellen
verstopft waren, den getraideiieferanten wieder selbst machen,
und mit noch mehrern kosten, wie das jähr zuvor, fruchte
kommen lassen, fiter den freyen getraidehandel 183.
GETKEIDELIEFERUNG, f., vgl. Kraft 1151.
GETREIDELOCH, n., vgl. kornlocli theil 5, 1828 ; getreyde-
loch, grübe unter der erden, sirus Kinscii 179".
GETREIDEMAGAZIN, n., vgl. fruchtinagazin <A. 4, 1, sp. 276 ;
kornmagazin theil 5, 1828; alsdann musz für die ärmere
klasse in städten durch ein wohlgeordnetes getreidmagazin
gesorgt werden. Vorschlag zu einem städtischen getreidmaga-
zin (München 1795) 5; man sagt zwar mit vielem gründe,
magazine in einem fruchtlande, wie Baiern ist, oützen nicht
viel, oder vielleicht gar nichts , weil das gaoze land Baiern
selbst ein wahres getreidmagazin ist, sobal'i der ackerbau
nicht muthwilllg unterdrückt wird. 6; verhindert man nun
diesen in mehrern betracht blUKren und für die ganze ge-
sellschaft ersprieszUchen gewinn . ^o wird leder sein
Capital vom getraldmagazin negziehen, und es auf andere
sichere bandelszweige anwenden, über den freyen getraide-
handel {Leipzig 1804) 101 ; es wäre a'so allerdings zu wünschen,
dasz man ein zuverlässiges und demnach v^emger heftiges
mittel ausfündig machte, theue'ung zu verhüten, und schon
glauben viele dieses mittel in der anlegung öffentlicher ge-
treidemagazine gefunden zu haben Barcrhausen polizey des
getreidehandels (ififH) 112; W7i(er getreidemagazin »Miccist Jacobs-
son 5, 663' auf kornmagazin, Thiel 4, 4i3 auf getreidehaus,
getreidehalle, kornhaile, koriispeicher; Strassburg soll aus
seinem getreidemagazin 1501 ganz Schwaben mit körn ver-
sorgt hahen. Nauoe die deutsche städt. getreidehandeispolitik 20.
GETREIDEMAISCHE,/'. Thiel landwirthschaftl. konversations-
lexicon 4,113; da schon maisch, meisch sowol als meische,
maische an und für sich das angebrühte malzschrot bezeichnen
{theil 6, 1945), so ist die Zusammensetzung mit getreide hier nur
in bestimmtem zusammenhange üblich.
GETREIDEMÄKLER, tn.jj'unjebiWun^. der zweite kompositions-
theil ist in solchen gegenden heimisch, die an körn festhallen, daher
ist kornmäkler früh belegt, unsere Zusammensetzung gehört der
Verwaltungssprache an: die handelsmäkler werden angestellt
als getreidemäkler, Wechselmäkler, waarenmäkler, Schiffs-
makler, die als getreidemäkler angestellten handelsmäkler
sind zur vennittelung aller geschälte, welche getreide und
saaten betreffen, befugt, börsenordnung für Danzig (27. aug.
1865), vgl. Zeitschrift für handelsrecht 10, 117; getreidemäkler,
cornbandler Hilpert 460; getreidemäklerei, dealing in corn.
ebenda, vgl. auch oben getreidekauf.
GETREIDEMALZ, n., vgl. kornmalz theil 5, 1828.
GETREIDEMANGEL, m., früher belegt als fruchtmangel
th. 4,1, sp. 277 und kornmangel theil 5, 1828; getreydmangel
inopia frumentaria Bayer (1733) 289; getraid-inangel rei fru-
mentariae inopia Frisch 2,380; getreyd- und holtzmangel Stich-
wort bei P. V. Stetten geschichte von Augsburg (1743) 310; der
getreidemangel la rarete des grains, dissette, cherte des bleds
Schwan (1782) 739; das verlheuren geschiehet unmerklicher
(wenn man nicht den preis des brodes steigert, sondern das ge-
wicht mindert) und erregt nicht so leicht murren unter dem
Volke, und, welches kein geringer vortheil beim getraide-
mangel ist, der käufer lernt seinen verbrauch nach und nach
einschränken. Reimarus die (reiheit des getraidehandels (1790)
146; bei der armuth der bauern hat also das land am ehesten
einen wirklichen getreidmangel zu besorgen, verschlag zu einem
städtischen getreidmagazin {München 1795) 11; woher hat man
aber wohl jemals ein recht herzuleiten vermocht, gerade
denjenigen für seine Sorgfalt zu bestrafen, welcher einem
der grüsten übel, nemlich dem getraidemangel, und noch
überdies nicht ohne mancherley eigenes risico abhelfen kann.
über den freyen getraidehandel (1804) 6 ; getreidemangel, scareity
of corn, exessiv high price of corn Ebeks 643; vgl. auch Thiel
landwirlhschaftl. conversalionslexicon 4,4i:i; getreidemangel und
hungersnöte wütheten in entsetzlichster weise das ganze
niittelalter hindurch, nach einem miszwachs giengen alle
preise ins ungemessene ; in fruchtbaren jähren gereichte der
gewonnene Vorrat dem landmann häufig selbst zur last.
NaüdIÖ die deutsche städtische getreidehandeispolitik 7.
GETREIDEMARKT, m., jüngere und weniger verbreitete bildung
als die Zusammensetzungen mit den synonymen, das volkstüm-
lichste wort ist kornmarkt (theil 5, 1828), das im norden und
Süden gebräuchlich ist und das, wie es schon mittelhochdeutsch
belegt ist, so auch noch jetzt an straszennamen und platzen
haftet, fruchtmarkt (th. 4, 1, sp. 277) schränkt sich mehr auf den
Südwesten ein. für getreidemarkt sind es wiederum thüringische
und bairisch- österreichische quellen, die das wort einführen, und
aus den Leipziger Wörterbüchern erst stammt die Verbreitung in
der litteratur, die dem Worte heute für den schriftlichen geschäfts-
verkehr das übergewicht verschafft hat. in den älteren belegen
überwiegt die bedeulung eines nomen actionis, daher die Ver-
bindung markt halten, abhalten ; vielfach jedoch auch localisiert
sich diese bedeulung in der örtlichkeit, in der die thätigkeit statt-
findet, markt, marktplatz. vgl, getreidebörse.
4485 GETREIDEMASZ— fiETREinEMENGE
t) die gastgehera lüllen kein gelreydig-markl oiii auflailfo
oud loiiiiten in iliren bofen bey itnlT eine« guldcoi ge-
■latlen. itatuUn ton 'Itili {\y,i) \,'r,lSchoU\ der lliraitmarkt
aher soll allwre>; zwai jubr auf dem uliero und zwai jabr
uuf den undern |>lati zu bnlleri Terbleibeo. nachhannlatdtng
von Slocktrav. hanischr. vun 1042, 6tl. wevth, 8, 44'; naiiend an
einer grutfen ttudt, wo tiajdmilrckte gebalten werd«o. Hoh-
■ kh6 7 rap. M.
2) getieid marckt tht rornmarket. Uut$eh-engi »b, (1710) :M,
ebmto $iaUr Mii pkrt 4SI ; gctteydeinarkt, forum frumenti
KiNacM i'tt'; tlunto Co*vinu> 36'. Kriuch 2, %«0; gelreideroarckt
(cornmai'ckt) ytrechtigkeit und platt Chuhki. 4, iu2&: getreide-
marckt mareh^ aus bUt RoNDKAU-DoiTORFr 263, tbtnto Sciiwai«
(I7h2) 739; KmCiuti IH, 20 und Ihcuttto» b, VH v*Tu tuen unter
gelreidcmarkt auf kornmarkl; getreidrinarkt, forum frumm-
tartum, mucatas frumentana Kraft I, tiM: auf den acbrannen
und gelraidmSrkten. inteUigentblatt von Unterfrankin, 14. no-
tembfr 1860; erit durcb niederkSinprung der benachbarten
uiSrkli- baben «icb stfldle, wie iiainburg und Stettin, zu
grü«zen getreidemarklen emporgescbwuagen. ^ikvoi die deutsche
Mdt. gttrttdehandeLipolüik \h. die leituni/en haben eine ständige
rubrtk für die berichte vom getreidemarkt.
GKTHKIDKMASZ, «., früh belegte lusammimetzung, die hinte'
kornmatz {theil &, IH29) an aiterlhümlichkeit niclU turüekbleibt
und weit verbreiteter itt alt frucbtmasz (th. 4, 1, sp. 277); getreid-
mesz metrela, calomentra, modtus idem. vncabul. ineipient teut.
fben$o bei HuprorruS; in TenclI'.hs laienspiegel (ISOO) El' itt
dit form Iraidmasz verwendet, ebento: item das in dem ge-
riebt traidniasse gehalten werde und obn der herrschaft
wissen kein grösat-r oder kleiner geniucbt, sunder die traid-
masz soll in dem rourk bleiben, wie von aller berkomen ist.
marktordnung von Vorau 160S, österr. weiath. 0, 114; es soll auch
ain eigne truidmasz bei dem murklgericbt wie von olter ber-
komen Torbantcii sein. Statuten von Schwanberg 1593, ebendort
SM u.a.; wer getrrydigmoasz, viertel, ganz, halb oder vier-
maasz bat, desgleichen saltz oder oelmuasz, damit er es
einnimmt und ausgiebet, derselbe soll die lassen eichen nach
der Stadt mansz. sliluten von Zeitz (1573) 1,272 Schott; ge-
Ireidemaas medimnum Kihscii 170*; getreydmasz modius Bayer
(1733) 289. vgl. all<iem. Ökonom, wb. (Let/nty 1731) 821. Chumel
4,1023; das getreidemas, koriiinBS, le fienal, penault, la mesure
Schwan (1:82) 739: a nien.viir« ^or eorn IIilpcrt 461; getreide-
uiasz modus frumentarius Kraft Ifll.M.
(iETRKIDEMÄSZLEIN, n. deminutivform tum vorigen: ein
mSszIein baber, corbula, cvtell<i vtl quartarius arenae, alias ein
getreidmU.«lein. Stiflkr 1284; davon die Grecken ihr Choenix
aollen nemt-n, weirbes bei jneii ein metzen oder getreidmesz-
lein war, das man zur Icglichen prebende oder voterhaitung
einem leibeigenen knecht gäbe. Mathesids Sarepla 173*.
GETHEIDEMASSE, /., nur tni pJura{ verwendet, neuere bil-
dung : wer gesehen hat, wie die gitreidemassen auf den
strömen beruntergellöszt werden, der glaubt ein grünes korn-
feld zu sehen, das körn grünt aus. Uismarck reden (2i. mai
1879 reiehstag) 8,76; die zweite halftc des 16. Jahrhunderts
ist die zeit, in welcher Steitin in seiner bedeutung als nordf
deutscher getreidemarkt zurücktritt, in welcher Hamburg der
erste exporlbafen der mitteldeutschen getreidemasseo zu
werden beginnt. Naud£ dir deutsche slädtuiche getreidehandelt-
politik 37 ; pebmen sie an, an einer preusziscben bOrae spe-
culirt eine iirma in getreide ä la baisse und bSuft an dem
preusziscben bOrsenplalz nicht nur, sondern auch an einem
börsenplatze, der austerhalb der preusziscben grenze liegt,
riesige getreidemnssen. v. OsRiRPsm deutsch, reiehtt. 9. jan. 1896.
GETKEIDEMEIIL, n., vgl. kornmebl theil 6,1839; getreide-
mehl, farina frumentaria Kraft 1, 1169.
GETKEIDEMEISTEK, m„ alle biidunQ, heute teraUel, vgL
kornmeister (/(. 5, 1829. als getraidmaister vtrd Endret Tücher
im Nürnberger amplbuchUn von 1610 auf<:eführt, deutsche tUdlt-
rkroniken ll,S08. auch bei Atintin findet sich das Kort, alltr-
iingt in späteren ausgaben: dem Clodio Marino, so getrrid-
meister und kostner gewesen der sibenden legion. chronik
Frankfurter ausgäbe 167* (in iUeren ausgaben traidmesser *. u.) ;
diese heispiele folgten alsbald Sejus Strabo und der gr-
treydemeister Cajus Turranus {praefettus annonae). LoiititsTKin
Armin 2,944.
GETHEIDEMENGE, f. junge lusammenselsung, in gtkrtuth
und bildung mit gelreidemasse nahe verwandt, in der htdtutmng
jedoch abstechend, während tu itm lettUrtn an dtr quantiltt
IV.
GETREinEMESSEB—nETREIÜEPOLIZEI 4486
das umftuttiuU d*$ btfHgn ktntrtriU, er$dmnl 4itu M «i
Worte i» der form der eimfrntmnt: M itt 4k fOtraUlHllMf
ganz besondere in llamburf und SlfMla ftpkMH, w im
rat, die tiadtiteben klOsttr, die kircbtpi«!« . . dit ItafltoU,
liie backer, die brauer und die reicbeo mit genau «orgracbhe-
benen getreidemrngen jederzeit sieb tu «ertebeo bat»eo. Naoti
die deutsche slätitttthe gHTttdehandeltpoUltk 20; alle ditt« ff
IreidemeDgea baben hier neben den g rireideoieoieo , if Is
Deutacliland pruducirt worden sind, dock auch g«la|«t.
V. Karourff deutscher reiehstag 17. ;aaiiar ikM.
(;ETHEI|iEMESSKII, «., ällef«bMmn§, H$ itm bttr.-fr4uk
iiebteU an(iehOrt und heutt wseitr trtmikn kt, «fl. (mclilaiMeer
</i. 4, 1, tp. 277 ; kornmc*«er (A. 6, ts». Atchtiii t^tutH lfM4-
metser an der ttelle, wo dte hankfurter aus,^tbe ftlrvt4MMitl4r
tintelsl: Clodio .Uarioo, *o ein traidmesser ist gewe— ■ ■■4
rastner. merkt 4,2, 70<.; alle amt aod buet so tum oarkt g»-
bOren, ala weinkoater, nsitiber, traiiiDesMr «.i. «■. ftrtrk-
Ugkftti-n tu Medling (164«) «sUrr. weulh. 7, STB; 9§L 4t% ahidftU
vom getieuimetser in Nürnb. poUtetoidn. BAADta s. lM/67.
GETREIOEMUNOPOL, n. tur bddung vgl. gereidecoosoia.
name wie begriff itt etne ertcheinung der jümqfitn terftuftuktt :
und so hat schliesziirh der rheinische hauerovereio in aeioer
letzten generalversommlung am *. dezember v js lO Neust
einen bescblust gefastt dahin gebend, dasz di« eiofokroog
des getreidemonopols befürwortet werden mögt, ^ef *. RAiiirx
deutscher reiehstag 16. jan. 189«.
GETItEIDEMOTTE, A, «o« Tiirl landrirtksek. eomotn.-kx.
4,413 aufgeführt, übliehtr sind die bildungen mit koro. otrfL
kornmade, kornmoite, kornwurm.
GETHEIDKMLHLE,^., vgl, kornmOble ik&, int; gtirtia«.
lire mahlmühle, mala fannaria, frumentaria Stula* iMt; |t-
treidemühle, kornmüble, le mouli» Schwah (ITM) TM (/SM
i'i der ausgäbe von 1811). KaPüiTt 18,10 /f. untertektiiH aatai
d<r allgemein verbreUeten bedeutung ton gelreidemSbl« iBkenH
mühte im gcgensatu zu Ölmühle, papiermOlile mcA Wm W-
sondere Verwendung: windfege, «ine romcAlun; tum rnai^
des gttrtiJes vom staub, letttere bedeutung tritt t* itu mvrter-
büehtm niclii auf. getreidemühle, eommiU Hilpirt 4itO; mthU
mühle Rumpf technol-^g. wb. (1869) 1,210.
GETKEIÜEMEDERLAGE, /..■ 1.S98 lud da« domcapitel, den
Magdeburg die buldigung verweigerte, die Hamburger geradezu
ein, anstatt in Magdeburg, beim dorfe Derben eine gelrtidt-
niederlüge zu errichten. NaudI^ deutuhe städt. getreidehandtts-
politik 6u.
GETREIDENUTZUNG, f. getreidenuUoog, sts« feldoatx,
reditus agrorum Stibler 1366. tgL frucbtniester, fmckl-
nieszung, frucbtnutt, fruchtnntzung th. 4, l, tp. 177.
GETREIDEÖL, n. unter dutem tliehwort venttitt Tum km^
wirthseh. eonvers.-lex. 4, 413 auf fusel.
GETHEIDEORnNUNG,A: die getreideordnangtn tiod cqid-
promisse, Zugeständnisse bald nach der einen, bald Mch
der anderen richtuog hin. NACDit ffeutseke ttddturki frtreH§
handelspolitik 63
GETREIDEI'ACHT, m.: getreidepachl, ein pacbt, wo to
statt des Pachtgeldes dem eigrnlbOmtr au«gedroscbeoe« ge-
treide gegeben wird; welche arten von packt in der aärk
Brandenburg üblich sind, wird der packt nock in de« slreh
abgetragen, so beistt er daselbst ein gelreidezebend. Ao«icM
2,638; der getreidepacbt, la ferme qui st p<m tn Nerf Scawaii
(1782)739; getreidepachl rrnipaid in corn, r«mrr«l HiiPtar 4Mw
GETREIDEPFLANZE,/, vgl. fruchtpHante (U. 4, i,»f.lTJ):
C!« werden hauptsicblich diejenigtn frtter gttrMdtfOtaaw
genannt, welche mehlreiche, zur sptiM 4tr ataaciMa 4il^
liebe aa-imen tragen, in weiterer bedtntoBf ttbll aaii himtm
noch einige, nicht in die klasse der gri»er gekureode pnantea^
als: das baidekom, den mais, nod von den kalten frOcktca;
die erbsen, linsen and lohnen. Witter A**r kikert I«n4i»-
eultuT (1811) 66. 9gL auch Tbiel 4,4IS: die gtrate ist antra
am weitesten nach norden vordringende gctrcidepAaat*.
Bahre der mtntds 311.
GETREIDEPOLIZEI, A errtJM« Mdiiaf , ^ m der fmk-
Utttratur am endt des i<«. jaktkmmiuti amt raHe i^Mk. 4fr
twette compontwnsüuü kam hier m(* $ei»t» Miea «erwnMb»-
gen tum ausdruek, all umfatstndtr begriff n dar Meoteaf tarn
Verwaltung, verwaltungtfmndsatte, regeiuog, (liatNlt umd
alt tingtsdtrdmktar htpif m dtr ktmüfem htdeümmf timtr tlaatf
licktu hekirde.
1) ier ymfasmitrt lefnf (ra( ttr ains w Im
283
4487
GETRBIDEPREIS
sehen Verbindungen zu tage: gedanken, welche er in seinen
Schriften über die polizey des getreides so gründlich aus-
einandergesetzt hat. über den freyen getraidehandel (1804) 51.
vgl. auch Barcrhausen die polizey des getreidehandels 1804.
ebendort findet sich auch ein beispiel für die Zusammensetzung:
unter den Deutschen haben Normann und Reimarus . . den
Freien kornhandel vorzüglich zum gegenstände ihrer Unter-
suchungen gemacht und als das sicherste mittel, theurung
zu verhüten, angepriesen, insonderheit hat der erstere eine
umständliche darstellung der bisherigen getreidepolizey, nicht
nur einiger deutschen länder, sondern auch der republik
Frankreich mitgetheilt. 75.
2) das heiszt, dem bauer vorschreiben, wie viel er getreid
bauen , welchen preis er dafür fodern , wohin er es führen
und verwenden solle; — dem bürger in der sladt hingegen,
wie viel er davon, und um welchen preis verzehren dürfe
M. s. w. — eine andere Vorstellung läszt sich von einer ge-
treid- und nahrungspolizey nicht maclien. Vorschlag zu einem
städtischen getreidemagazin (1792 München) 153; bestätigt sich
diese eründung • . so kann man erwarten, dasz wenigstens
die getreidepolizey den brantweinbrennereien nicht mehr im
wege sein werde. 49.
GETREIDEPREIS, w»., vgl. fruchtpreis th. 4, 1, sp. 277,
kornpreis th. 5, 1829. unsere Zusammensetzung taucht in der
fachlitleralur zu ende des vorigen Jahrhunderts auf und hält
sich im gegensatz zu dem vollisthümlicheren kornpreise vor allem
in der einschlägigen Schriftsprache. Kinderling über die reinig-
keit der deutschen spräche (Berlin 1795) 394 vermiszt das wort
bei Adelung, die Verwendung im pluial ist die ältere und meist
verbreitete.
1) woher wäre sonst in den verschiedenen provinzen von
Frankreich ein so entsetzlicher unterschied in den getreide-
preiszen noch 1764 gewesen, da doch schon seit 1754 der
verkauf von einer provinz zur andern erlaubt war. Reimards
aus- und einfuhr des getreides 19 anm. ; diese künstelei würde
also derbeförderung möglichst woifeilergetraidepreise, welche
man doch, wenn die natur sie verstattete, gern annehmen
mögte, entgegen würcken. Reimarus die freiheit des getraide-
handels (1790) 42; die geführten aulscbreibungen über das
aussäen und einärnten seit 2u Jahren, und über die jährlich
höhern und mindern getreidpreise von einigen mittelmäszig
fruchtbaren gründen inner des gebirgs verschafften mir ge-
legen lieit, nachfolgende berechnungen zu entwerfen, anmerk.
über die Verbesserung des getreidbaues {Sahburg 1790) 42 ; dasz
der landbau und die schifffahrt bey diesem system gewonnen
habe, kann man zugeben, nicht aber dasz die getreidepreise
dadurch zum sinken gebracht worden sind. Barckhausen
polizey des getreidehandels (1804)81; was man übrigens ge-
wöhnlich von der nmthlosigkeit der landwirthe bei zu ge-
ringen getreidepreisen und den schätilichen folgen derselben
auf die landescuitur zu behaupten pflegt, ist gewisz über-
trieben. 101; in vielen ländern — namentlich in England —
sind die getreidepreise in der rege! um 80 bis lOO procent
höher, als in Deutschland anzunehmen. Witten über höhere
landescuitur (1821) 82; wenn überhaupt die getreidepreise nicht
von viel gröszeren Verhältnissen des Weltmarktes als der
gesammtheit unserer steuern und lasten abhängig wären.
BiSMARCK reden (14. junt 1882 deutsch, reichst.) 9, 319; im allge-
meinen aber hat der Vorredner in seinem ganzen plaidoyer
gegen unsere vorläge hauptsächlich das argument geltend
gemacht, dasz das getreide theuer wird, dasz die kornpreise
steigen werden, er hat dies als eine calamität angesehen,
die vor allen dingen vermieden werden müsse, nun, dabei
drängt sich die frage auf: sind niedrige getreidepreise *in
wirthschaftlicher beziehung an sich als glück anzusehen?
(21. mat 1879 reichstag) 8,59; der herr abgeordnete Steininger
sagte: es ist eine ganz unbestreitbare thatsache, dasz zwar
die brodpreise in dem masze steigen, als die getreidepreise
steigen; wir konnten uns aber auch bei den gegenwärtigen
niedrigen gelreidepreisen überzeugen, dasz die brotpreise
nicht in dum masze fallen, wie die getreidepreise fallen,
jro^ v. Kanitz deutsch, reichst. 16. jan. 1896; getreid e preise, m.
pl. prices of grain Eitzen wb. der handelssprache 317.
2) bald hernach wurde auch verordnet, dasz den becken
alle monat ein mit dem getreid-preisz übereinkommender
anschlag gegeben, und im fall, da sie nicht backen wollten,
denen fremden erlaubt werden sollte, brod in die Stadt zu
bringen. P. v. Stetten geschichle v. Augsburg 1,459; hohe korn-
GETREIDEPROBE— GETREIDEROST 4488
preise sind aber auch nicht immer ein zeichen des misz-
wachses; denn der getraidepreisz ist oft auch wohl bei
reichen erndten gestiegen, über den freien getreidehandcl (1804)
21 ; dasz ein allzuniedriger getraidepreisz für das sämmt-
liche publikum äuszerst verderblich und nachtbeiiig werde.
45; jedermann weisz, dasz notb, elend und Verwirrung nur
nach angelegter sperre ihren wahren anfang genommen und
erst dann der getraidpreis um wenigst '/s sich erhöhet habe.
Jdsti memoiren HI anhang 27; getreidepreis Campe 2,353; Ihe
price of com or grain Hilpert 461; annona pretium frumenti
Kraft 1, 1152; die landwirtschaft erlebte eine zeit groszartiger
fortschritte ; der getreidepreis stieg in den zwanzig jähren
seit Friedrichs tode auf das doppelte. Treitsch&e deutsche
geschickte 1, 158.
GETREIDEPROBE, f. KrOmtz 18, a. a. o. verweist unter
diesem stichworle auf kornprobe. Thiel landwirlhschaftliches
eonversationslexicon 4, 414 führt die weitere zusammensetzumj
kornproberaelze auf; für feststellung des gewichts von ge-
treideproben durch das an der börse beündliche normal-
gewicht von jeder seile 5 silbergr. gebührenordnung für die
handelsmäkler in Danzig, zeitschr. f. handelsrecht 10, 120.
GETBEIDEPRODUCENT,»). zur bildung »qi.getreideconsum:
er sagt, diese getreideproducenten könnten mit groszer
leichtigkeit andere käufer finden, wenn wir ihnen den preis
nicht zu dank machten. Bisharck reden (21. mai 1879 reichs-
tag) 8,67.
GETREIDEPRODUCTION, f.: die getreideproduction ist
viel zu hoch, die production der handelsgewächse viel zu
nieder angenommen. Nebenius '2. bad. kammer 30.;unil835;
seitdem die russische getreideproduction sich in dem masze
gemehrt bat, dasz in den westlichen provinzen Rusziands
eine Wohlhabenheit im augenblick besteht, die diese pro-
vinzen sonst in Jahrzehnten nicht gekannt haben. Bisharck
reden (24. mat 1879 reichstag) 8,97; gegenüber den Privilegien
der Steuerfreiheit und anderen, deren sich die ausländische
getreideproduction bei uns erfreut. 8,66; die summen, um
die es sich bei der getreideproduction handelt, sind wirk-
lich enorm, selbst bei dem heutigen niedrigen preise, graf
Herbert Bismarck deutscher reichstag 16. jan. 1896.
GETREIDEPÜPPE, f., vcß. puppe theil 7, 2246: im felde
aufgerichtete . . . garben. man setzt puppen in feuchten
sommern oder auch um den nicht völlig ausgereiften garben
nachreife zu geben.
GETREIDEPUTZER, m, vgl. Jacobsson 5, 663". Thiel 4. 414.
mit körn wird das Substantiv kornputzerei (theil 5, 1829), mit
frucht fruchtputzmühle (th. 4, 1, sp. 277) gebildet, vgl. getreide-
reinigung.
GETREIDERAÜPE, f. unter diesem stichworte verweist RRt5NiTZ
a. a. 0. auf kornraupe, vgl. th. 5, 1829.
GETREIDERECHNUNG, f., ältere bildung. der zweite com-
positionstheil erscheint hier in der umfassenderen bedeutung von
rechenschaft, vgl. th. 8, 355. gelraid- und weinrechnung als
Überschrift der in einer Münchener handschrift des 17. auf 18. Jahr-
hunderts (3351 bei Schmeli.eh handschriften 5, 365) überlieferten
zusammenst<Uun,en. eingeengter erscheint die bedeutung in brot-
rechnung und getreiderechnung rationarium cibariorum
Stieler 1565.
GETREIDEREICH, adj. bei Campe 2, 353 belegt, getreidereich,
fertik in grain Hilpert 461; getreidereiche gegenden, loca
frumentaria, ein getreidereicher ort, locus copiosus a frumento
KitAFT 1,1152; die neue grenze am Bug und der Pilica war
militärisch und wirthschaftlich sehr günstig, sie eröffnete den
liäfen der provinz Preuszen freien verkehr mit dem hoiz-
und getreidereichthum des inneren Polens. Treitschkk deutsche
(leschiehte 1, 143. weit verbreiteter und manigfaltiger in der be-
deutung ist fruchtreich (th. 4, 1, sp. 277), weniger ausgedehnt
kornreich th. 5, 1829.
GETREIDEREINIGUNGSMASCHINE, /., vgl. Thiel 4, 414;
getraidereinigungsmaschine, cornmill Rompf technologisches wb.
1 (1869), 210, cornwinnowing-maehine Eitzen 317.
GETREIDEREUTER, m. Thiel 4, 414 verweist unUr diesem
stichworte auf den getieiderüsseikäfer und auf kornwurm; vgl.
auch kornreuter th. 5, 1829.
GETREIDEROLLÜNG, f. dUere bildung: getreiderollung
purgatio frumenti per incerniculum Stibler 1501. vgl. kornrolle
th. 5, 1829.
GETREIDEROST, m. Thiel 4, 414. vgl. rost th. 8, 1282: schon
alt ist die Übertragung von rost auf den brand des getreides.
4489 GETREIDESACK— r.ETRRIDESKWSE
r.ETHFIliKSACK, m., vgl. korninrk th. s, IMO; der gi>tr#i«1«-
•ack, korntack, U tae a bUd SrnwAN (17*3) 139. Jacüihoii
6, 9«3'. HllPRHT 4M.
riKTHKIDKSAMK, m. .- indem ein geipann von twei guten
pfffnlen oHcr ilrei ilarken nchien mit liOlfe einei orun-
nehanrigen fxtirputora tflglicli 6 bit 8 icbf^fTel gftreidenaameo
in die erdf bringen kann. Wittir über höhtr» hndncuUur
(iM^i) 71; der kleber macht den nihrendaten tbeil dea ge-
ireiilraaamen ous. ftl.
GKTHKIÜESAMMLUNG, f., altnt bildung, vgl. korntamm-
lung th. b, IH3(): getrryd-ünmmiuog, frumentatio Batki MS;
tbtnso KiRKCR l'tt'; der pfarrer bnt auch ain gereehtigkait
auf den gielern, bat ain truitsainung und ain babrmambiung.
banntaiding tu Stolunwert (16. jahrh.), östtrr. wei$th. 'i, 364; die
getraidsamliiung lolle er {der pf<irmtt$nir in Sarvihein), wie
von ulter», mit be«chnidenlieit zu suecbeii befuegt sein, aber
ilip armuetei vertchoni werden, ötterr. wthth. 6,1,377.
GKTHFIDKSCHATZ. m.; die obere laube barg nur ge-
in-ideacbatze. von ibrero kreiiz-tork nua konnte man eiorn
tbril (lea dorfea übeiaeben. liuc» eine obenehicabiiclte dorf-
getehiehtf 21.
(;ETKEIi)ESCHEUNE, f., i. Txikl 4, 414 vgL koroich«une
Vieil 5. issn.
GETHKIDKSCHIl-K, v. neben dem alteren koinacliilT {thtil
b, tS'iii) tst unsere lusammensetiung erstmals bei dem von Leipiiq
ausgehenden Corvinu« (603) Mu belegen: S. Aidegondr und
llolieniuhe, anstatt ilurcb ihre persilnlicbe gegenwart den
ileisx der arheiter anzufeuren, verlieszen gerade im ent-
«cheidenden mumenl den «chnuplatz der handlnng, um mit
' nem getreidesthifT nach der stadt zu fahren, und dort die
lisprflche über ihre weiszheit und tnpferkeit in empfang
zu nehmen. ScaiLi.ea {belagerung Anlicerpens) 9, 73; bei atei-
gemlen preisen hatten zwar die preuszischen Ostseehafen
wegen ilirer nahe besondere Vorzüge, da die getreidescbifTe
den fallenden zoll am giückliciislen benutzen konnten.
Th. ScnHinr geichiehte des handeis und der schilffahrt Stettins
84; der ganze handel der hamburgischeo Ber^enfabrer achien
iä&5 unterzugehen, als Danemark auf das kapern einiger hol-
Bteiniücher getreidescbifTe hin die meisten bamburgischeii
Privilegien in Bergen aufhob. NAunti die deutsehe stdJtiselie
getreidehandehpolitik ix.
r.ETHKIDESCHlNÜER, m., vgl. kornschinder {kornwucherer)
th. h, J83U; frucht8chinder((/i. 4, l, sp. 378); körn-, frucht- und
gelreydeschinder annonat flageilalor, dardaniriot Siiklbh 179S:
ehendort (1799) auch getreydi-schinderey, vgl. Thikl 4, 414. m
diesen lusammensetiungen tritt die für schinder (th. 9, 19«) be-
leyte übertragene bedeutunq (einer der andere ausbeutet) tu tage.
GETREIÜESCHLEMPE, /•. vgl. Thiel 4,414.
GETREIDESCHMUSER, m., vgl. schmuser {theil 9, 1135)
.schw/ltter, Unterhändler : gctreidemökler und getreideschmuszer
dürfen sich in getreidekaufe . . . nicht einmischen, bekannt-
maehiing der bairisehen regierung im inteUigensblaU von Unter-
franken und Aschaffenburg 14. nov. 1850.
GETREIDESCHMTT, m. i'ff/. kornschnitt th.h, 1*30: sthnitt
quoqm est messis, alias getraideschnitt o. erndeschnitt. Sti8i.br
I90t ; sollen sie auch auf bescbebene ansag zu Zeiten des
Iraidsschnilt, hei- und graimatharbeit entweders selbslen
kommen oder andere darzue taugliche l>'it, nihl aber klame
buehen oder dienti acbüken. dorfordnung von St. Martin
(1730), fmtnr. weisth. 6. 373
GETREIDESCHOBER, m., vgl. schober th. 9, 1430. die su-
simmensetiung steht weit hinter den xahlretehtn losen rerbtn-
dunsten lurüek. vql.: dann der gantze haufT oder schober
desz getreydigs musz unten breit aeyn, und darnach immer
enger und enger werden, bisz er oben spitzig zugemacht
wird, wie man sonsten auch heuscböber pfleget zu machen.
CoLEHDS hausbueh 1, 162* u. a. ; ein solcher von garlien er-
richieter häufen, wird ein getreidefehm oder fehmen . . in
Hamburg ein dymen, in Pommern eine miethe, an anderen
orten eine triste, ein schober . . genannt. KrOkitz 11,457.
GETREIDESCHÜTTUNG, f., tubstanttvbildung i« der vtrbal-
verbinduni] gctreide schütten, getreide iiafschütten. getreide-
schüttung Site aufschüttung Stikler 1944. vgl. kornschülte
theil 5, is3o.
GETREIDESENSE, /"., schon im allgemeinen Monom. würHrb.
{I^ipiig 17311 823 aufgeführt: die sense . . wird, ihrem ge-
brauche nach, da man entweder gra« und gruminet von den
wiesen, oder getreide von den leidem, damit abmähet.
OETREinESlCHEL— r,ETREinE.^PEHRK 4490
grastenie (wiekentrae«) nni gtHnU9»rMf geMant KaSam
11, SM.
GETHKIÜE.SICHKL, A vgL das vfrif, ; tOf. Mm. *•. (£4^iiy
1711); man unteracbeidat sie idie iuMa) ... 1« griwltfcah
and getreidesicbeln. KaCntTt ii, »^ vft. korn«ktet I*. &, t«l.
GETREIDESOHTK. f. w bttdung vgl. gelreidecoataai :
ao lange der laadmann nur mit eiaer rvt( gewordeara fß.
Ireidesorte, als zum nrmpel dem wtnlergetrnda, za Ik«
hat, wird es ibro nicht acbwer falten, die gtbftrift nMa
einet jeden tlQckaa genau zu l>eobacbiea, nni allaa M
rechter zeit abzubringen, da aber an vieUo ortrn, taa— 4ar.
beit in Srhietien, Öfters alle getreide«orten, towobl iai vriotaT'
alt aommerfelde zu gleicher zeit reif werden, to wetti «ia
landwirth biaweilen nicht, zu welcher er zuerst greifea aoL
kRl^niTz II, 3*t'i; datz . . der übericbotz der einfuhr ftkir
die autfuhr vom jähre ir: sieb blotz bei weizen und rogga«,
von allen anderen getreide<or1eo tebe ich voHitindig ab, MI
17 millionen centner gesteigert bat. B t«*tct reden (ti. mai
1879 rnehstag) 8, 84 : aber, meine berren. glaiibto ti« 4Ma,
datt die betrflgeritcbe miachung verschiedener gelreMeecrUa
verbindert werden könne durch gelreidezolle? Tacrrtcaai
deutsch, reiehst.i». mai itt',9; dabei kann man die frage tabr
wohl aufwerfen . . ob Oberbaiipt fOr einzelne gelrei.le«ort«n
die th:itsBcblichen vorauttetzuogen für ein hArtenmlszigef
termingeschaft vorliegen, ich mutz zugeben, data dieses fOr
weizen im hOcbaien grade zweifelhaft i<U G*ar ämhdm
reiehslag 9. ;aiiuar 1896.
GETREIDESfARSPEICHEH, m. Tbikl 4. 414*.
GETREIDESPECULAM m. ;»iig( bildung: denn eiua kl«*«e
von leuten giebt es allerdings, denen dieaer aogenanni« ga>
meingefahrliche anirag allerdings gef.thrlich werden wQrdt:
das ist die hochachtbare gemeinschafl der gelreidespecnlanlee.
dieses gewerbe der getreide<peculanien wird allerding« tu
tode getroffen, graf v. SciwRam deuhrh. reichet, le. jan. tIM.
GETREIDESI'ECULATIOiN, f.: der bunde^rath wirJ bald
in die läge kommen, die Wiederkehr des antrags Kanitz za
verhindern, er braucht nur demnächst von seinen grotzea
ihm zugedachten befugnissen in bezug auf einfErifTe in Ver-
hältnisse der prnductenbOrse vollen gebranrh zu roseben, ar
braucht nur den getreidewucher, die getreide<peculation aa
un.sereii bürsen zu beseitigen Likber8*n% v. SoRRKaaiac
deutseh reichst. \6. jan. 1896; zwei der greulicbslen acbnrfcea,
die die Levante je erzeugte . . ich mache mit ihnen gHni*-
sperulationen in Odesseer weizen . . . fOr gerissene Zeit-
genossen ein gutes ding. R. Stiatz die kleine KUe» 11895)3, in.
GETREIDESPEICHER, m., vgl. kornspeicher Üt. &, tf. rnsi :
alt eine wichtige maszregel zur berubigung der unlerea
klaseen galt ferner die anlegnng von Offentlirben bom-
magazinen, um aus ihnen bei mitzemten dem «olke kora
verkaufen zu können, getreidespeicher finden sieh saf
dOrfern, klOstern, liesonders aber in den tUdten. .NaodA 3a
GETREIDESPERHE,/:, vgL frnchtsperre /*. 4. 1, »p.?:» kor»-
sperre th. 5, I83t ; die landsehaflliche ahgrentung roii fruchlspefra
gegen das schrt/hndstigere gelreide^perre tritt namenlkck la 4*r
ItUtratur hervor, die tm Utsten dnttel des t«. yihrkunierts das
getreideausfuhrverbot des schwäbischen krettet gegen die SrAmte
hervorrief, in der schnft: Qbeneogender beweis daez eine
etwas langer fürdauernde gelraid- oder frucbt-aperra gagea
die Schweiz, den boehlobl. schwibiKben reicbs-kreia . . in
kurzer zeit gänzlich zu gründe richten mdsae a«M «a/Iafe 1773
(bei Joari deuUcke m<'moiret \l\ anhang) findet mä m Imtt ä«ti
fruchtsperre, wie dort überhaupt die »ertindmnfen aMf frvekl
überwiegen, tn den anmerkungen vom JosTi itfefrm ttaltm äte
Verbindungen mtt getreiile in lAr racMl. getraUleaparrt, ia$
verboth der ausführe des geirndes awa etaeat laai«. Aananc
2,63«*; getreidesperre, fruchtsperre, fhlerdietmn de fnneHr>e
ScawAi« (I7S3) 740; bei JtsToa Mö8er, der $emtt aaiieAlwiilifft
körn verwendet, sind uiu dem 1773 ertfkienenen amfvntar 'too
der frucht.<iperre' $pdter 'gedanken flbar die grtraide«p«vre'
geworden, vgl. werke (i"«) 2, 42 ff : der leUlbin auf rbarfdntl.
höchsten befehl mit anmerkungen begleitete, gedmrkle. mai
la bolehiung des puhlikums ausgegebene bericM da* staA-
inagistrates in .München d d. «. july i:»j vtrbrtiial Sber 4ia
freiheit des gelreidhandel«, und die scbSdlickkcil 4ar f»-
traidtperren sehr viel licht, vaneklng n etnem tititmktm fa-
treidmagatin (i:96) s; die grandtatze der getraMaafCfra w-
halten sieb einzig und allem durrb vorurtbeilc, dorek ai' '
pflünzen sie sich auch von alter tu alter fort . . «ail
4491 GETREIDESTADEL— GETREIDEUMSATZ
die nachtheiligen folgen der getraidesperre weder genugsam
eingesehen noch beobachtet, oder gründlich untersucht hat,
noch sich dazu die mühe nehmen mögen, über den freyen
getraidehandel 1 ; getreidesperre o •prohihüion of the corntrade
Ebers 64;i; ähnlich Hilpert 461; interdiclum de frumento ex-
portando aut impottando Kraft 1, 1152.
GETREIDESTADEL, m., vgl. fruchtstadel th. 4, 1, sp. 219:
darumb sy [die insel Cilicia) die Römer yr scheür und
treydstadel oder casten genent haben. S. Fhanck weltbuch 19*.
GETREIDESTAMPFMÜHLE, f., wird in ztschr. gcsch. dts
Oberrheins 16, 381 als Übersetzung von pistrinus cum orto con-
tiguo aufgeführt.
GETREIDESTEIN, m.. vgl. fruchtstein th. 4, l, sp. 280.
1) getreidestein saxum frumentale, ein glimmerichter Sand-
stein mit flecken, welclie ohne bestimmte Ordnung unter-
einanderliegen . . diese tleclven haben viele mit kornähren
verglichen. Jacobsson 5,663*. ebenso Nemnich 3,192; getreide-
stein s. bimsstein Thiel 4,415; die fabrikation des sogenann-
ten getreidesteins {festen bieres) hat in Rühmen in den letzten
Jahren eine grosze ausdehnung gewonnen. Weserzeitung 1853
nr. 2939.
2) Versteinerungen von gelreide. Nemnich 3, 192.
GETREIDESTAPEL, m., GETREIDESTAPELRECHT, n. neue
bildungen, deren erstere eine kürzung aus der zweiten darstellt:
nicht lange danach, und auch an der Unterelbe konnte
Hamburg sein getreidestapelrecht wieder festigen . . dasz sie
jedes holsteinische schifT, unter umständen gewaltsam, zwang,
in Hamburg zu stapeln, nur nach Hamburg das getreide zu
bringen. Naud^ die deutsche städt. getreidehundelspolitik 42;
die Magdeburger hatten gehofft, durch den vertrag von 1538
ihren getreidestapel zu festigen. 50; aber so etwas konnte
eine getreidestapelstadt wie Magdeburg sich nicht bieten
lassen. 5i.
GETREIDESTÜRZER, m. getreidestürzer, spolatort Castelli
(noo) 139.
GETREIDETAXE, f., vgl. korntaxe th. 5, 1831 ; Krü.mtz a. a. o.
GETREIDETERMINHANDEL, m.. junge bildung, vgl. D. Kohn
der getreideterminhandel, I8b9. der börsenmäszige getreide-
terminhandel spielte in der presse und in den reichstagsver-
handlungen von 1896 auf 1897 eine bedeutende rolle: es ist
durch die beseitigung des getreideterminhandels allmählich,
wenn auch erst in den anfangen, der lokale getreidebandel
drauszen in den provinzen im erstarken begriffen, und in
den provinzen bildet sich beute wieder ein zweckentsprechen-
der markt für getreide. Paaschs deutsch, reichst, lo. man 1897.
GETREIDETHEÜRUNG, ^. früh gebildete Zusammensetzung:
getreyde-theurung annonae gravitas Bayer (1733) 289; vergl.
fruchttheure, frucbttbeurung th. 4, 1, sp. 280. getrcidtheurung
erscheint auch als Überschrift in P. v. Stettens geschichte von
Augsburg 1,459 (1743); wer folgt aber dem natüilichen laufe
der dinge in einem solchen falle, wo miszwacbs, oder ge-
traidtheurung, und mangel zu besorgen wäre, am besten.
vorschlug tu einem städtischen getreidmagazin (München 1796)
16; ein jeder landesregent . . wenn er väterlich für seine
unteithanen sorgen, und vermeiden will, dasz solche bei ein-
brechender getraidetbeurung nicht ganz verarmen oder hungers
sterben, über den freyen getraidehandel (1804) 52; getreide-
theuerung dearness or dearth of com Hii.pkrt460; die groszen
Preisschwankungen, denen das getreide infolge seiner unent-
behiiichkeit in rascher abwechslung unterliegt, haben bis in
die neueste zeit getieideteuerungen zu den furchtbarsten
erscheinungen des vülkerlebens gemacht, alles, was an so-
cialem Zündstoff in einem volke gährt, schlägt leicht in hellen
(lammen hervor, wenn eine unerwartete teuerung hinzutritt,
getreideteuerungen sind die Sturmvögel der revolutionen.
N*ud6 die deutsche städtische getreidehandelspolitik 1.
GETREIDETHURM, m. gebäude, welches zur aufbewahrung
des gedroschenen getreides dienen soll, Thiel 4, 414.
GETREIDEÜBERSCHUSZ, m.: und nöthigen ihn, mit seinem
getraidüberschusz, auch was er oft zu eigenem gebrauch
höchst nöthig hätte, ohne rücksicht auf zeit oder preis der
waare zu verkaufen. Jüsti memoireü III anhang 29.
GETREIDELMSATZ, m.: es wurde ein groszes beamten-
personal geschaffen, das die formale regelung des getreide-
umsatzes übernehmen, ein- und verkauf alles korns über-
wachen sollte. Naudö die deutsehe städtische getreidehandels-
politik 21; wenn der städtische getreideumsatz im anfang
des 16. Jahrhunderts seinen gröszten umfang behauptete, so
GETREIDEVEREIN— GETREIDEVORRATH 4492
beginnt doch schon um die mitte des Jahrhunderts der nieder-
gang des Oderhandels und damit auch der niedergang
Stettins. 33.
GETREIDEVEREIN, m.: getieidevereine, welche in zeiten
der theueruDg zur beschaffung von getreide für die ärmeren
klassen gegründet worden waren (1816 — 1817). Thiel landw.
conversalions-lex. 4, 415.
GETREIDEVERKAUF, m,, vgl. fruchtverkauf th. 4, l sp. 280 ;
vgl. auch getreidekauf; vom trayd-verkauff betitelt Hohberg
das 54. cap. des 7. buches, das im register als getreidverkauil
aufgeführt wird; der getraid- und fruchtverkauf allerdings
der einige gegenständ bleibet, woraus das land Schwaben
sich alle übrige bedürfnisse verschaffen musz. Justi mem.
III anhang (einl. 15); es ist vielleicht in ganz Europa kein
land, wo ein solches monopol vom getreideverkaufe gegen
die armen ausgeübt werden könnte, verschlag zu einem städt,
getreidmagazin (1795) 128.
GETREIDEVERKÄUFER, m., vgl. kornverkäufer th. 5, 1832,
vgl. getreidekäufer oben: es soll auch nyemand ainicherlei
vorrede . . . mit dem verkauffer des getraids treiben oder
machen. Nürnberger polizeiordnungen 215 Baader ; in Baiern
verkauft jeder bauer sein getreid selbst, und es gibet dem-
nach in Baiern gewisz gegen 40 000 getreidveikäufer. verschlag
zu einem slädt. getreidmagazin (1795) 128; niemand von billiger
gesinnung kann es dem getraideverkäufer verübeln, wenn er
auch die tbeuren preisze wahrnehmen . . will, über den freyen
getraidehandel 106.
GETREIDEVERKEHR, m. Thiel 4,415: in Berlin . . diesem
hanptemporium des getreideverkehrs. Delbrück reichstag 25. mai
1879; die erste ausbildung eines derartigen getreideverkehrs
ist in der vollen Verfassung Karls des groszen zu erkennen,
Naude die deutsche städtische getreidehandelspolitik 6; in den
Städten bildeten sich feste markte aus, auf denen ein regel-
mäsziger getreideverkebr sich abspielte. 7; wenn wir erfahren,
dasz dieser zoll im 16. und 17. Jahrhundert der kurfürst-
lichen kammer mit die gröszten einnahmen getragen hat, so
können wir uns den regen getreideverkehr auf der Elbe vor-
stellen. 51.
GETREIDEVERWALTUNG, f, vgl. kornverwalter th. 5, 1832:
wenn in einem jähre in groszen quantiläten weizen wächst,
. . wie will es nun die getreideverwaltung anstellen . . dasz
auch dieses getreide einen käufer zum normalen getreide-
preise des antrags Kanitz findet? freiherr v. Marschall deutsch,
reichstag 16. Januar 1896.
GETREIDEVERWÜSTER, m. Thiel landwirthsch. convert.-lex.
4, 415 verweist auf hessenfliege.
GETREIDEVOLL, adj., vgl. fruchtvoll th. 4,1, »p. 280:
Sturm erregt nur weiche wogen
in getreidevollen Auren.
K. Mayer gedichle (1839)2 263.
GETREIDEVORRATH, fn., vgl. fruchtvorraih th. 4, l, sp. 280,
kornvorrath th. 5, 1832. die Zusammensetzung ist früh belegt
und wird nicht blosz in der einschlägigen litteratur, sondern auch
bei anderen Schriftstellern gerne verwendet.
1) getreidevorrath Cuomel 4, 1025; es mangelte daher nie-
mals an geiegenheiten, seinen getraidvorrath in überaus vor-
I heilhaftem preise an den mann zu bringen. Justi memoiren
HI anhang s. 36; der sich zu der zeit, wo der preisz des ge-
treides zu steigen anfängt, selbst einen kleinen, und seinen
kräften angemessenen nöthigen getreidvorrath kauft, und all-
mählig davon zehrt. Vorschlag zu einem städtischen getreid-
magazin 16; die Vorsteher des magazins sollen demnach
immer für den nöthigen getreidvorrath auf was immer für
eine weise besorgt und bedacht sein. 57; dasz eben da, wo
sich ein mangel einzustellen scheint, und zugleich eine be-
schränkung im fruchthandei zu befürchten ist, sehr wenige
. . kleine privatmagazine auf eigenes risiko aufheben, und
dem in solchen fällen immer wachsenden mangel durch ge-
treidevorrath . . abhelfen wollen und können, über den freyen
getraidehandel b ; bedeutendere getreidevorräthe findet man nur
auf den böden und speichern der gröszeren landwirtschaften.
Barckhausen polizey des getreideh. (1804) 35; jeder städtische
bUrger hatte erlaubnis, von den bereitstehenden getreide-
vorräten sich zu kaufen, aber nur so viel körn, wie er für
sich und sein haus nötig hatte. Naüdö die deutsche städtische
getreidehandelspolitik 8; die Hamburger kreuzer enterten ein
aus der Störe nach der Elbmündiing segelndes schiff, das
ihnen getreide zu enthalten schien, man fand auf demselben
4493 GETllEIOEVURSCHUSZ— GETREIDEZOLL
statt der erliolTteü getraidevoritttlie deu kertzog Adolf von
Gotturp, der nach Antwerpeo fahren wollte. 48.
}) der berühmte Iheuloge C .Netiinunn sab aicb daher ge-
iiOlbigt, gegen diese tborheilen in aeiner eigeneu kircbe . . tu
predigen . . üherdieiz tage jeoea iaieio gar nicht, waa berr
Acolutb darin lesen wolle, r» bieize (wenig>(ena in guleui
latein) oicbi «owohl: ihr werdet hungere aterbrn, all vielmehr:
ihr werdet euch an eurem gelreidevorrath zu tode fresten
\$itht dinen gti. früchtt 'ji). LiCHTE.iKEac 5,286 (1844);
ihr bietei oiir
Sloillan und Sardinien: und ich lotl
die lee berrnln von riabern ; toll nich Hom
f:«tr«ld0vorralli leiulan und «odann
n rrieilen xiolin mit »chariiolokeni ichweri.
Voss Sliakfiii0a> f lAniiinius uinl i'lcuyatra 11,0)
3,08 (BacMiNii'RO: gewiuen vorrath von gelralds.):
'aber wer sind die guten leute da mit dir? giebte nicht
müller, bilcker, icbuster und andere hund werker darunter?
bat einer von ihnen getreidevorrath, mastvieh? ich kaufe
ullf« für die armee auf.' Zchokki (Adirich im Moos 24) 4, 196.
C.ETREinEVORSCHUSZ, m , vgl. Chomil 4. 1025.
(iETRKlUKWAC.E, f., vgl. kornwage Ih. 5, 18S2. Jacobsson
. b(i3'. Tniti. landwirthtchaftl. eonvas.-let, 4,415.
(iETREIUEVN AGEN, m., früh btlegt, vgl. fruchtwagen tk. 4, 1,
if. 280, kornwagen th. b, sp. 1832; ilem um plintztag nach
Michabelis da hielten die von Scbwabacb und der markgraf
Friedrich die getraidwegen auf, die gen .Nurmberg wolten
Taren, und woltens in über Iren dank abkaufen. II. Übichslkr
thronik »on Murnberg (1488— 150«I, d. städUchron. li,M^; ge-
treidewiigen waggon loaJtd with forn Hilpekt 460; noch htule
üblich.
GETREIDEWAGER, m. , vgL getreidemesser. FaiscHBiER
1,232 verweist unter unterm ttichworlt auf kurnmesscr.
GETREIDEWESEN, n.; das (^etraidwesen res frvmenlaria
Krisch 2,38ü, ebenso noch bei Khaft 1,1151.
GETREIDEWEIN, m ; wein aus getieide, pgL Tbiil 4.416.
GETREIDEWOLFEILE, f.: gelreydwolfeile annona* rilitas
IIaYKH (1733) 289.
GETREIDEWL'CHER, m., vgl. fruchtwurhcr /A. 4, t, tp. 281 ;
knrnwucher Ih. 5, sp, »832; er braucht nur den getreide-
wucber, die getreidespeculation an unseren börsen zu be-
seitigen, dann wird vielleicht die Preisbildung für das ge-
treide sich auf gesünderer grandiage als jetzt vollziehen.
LiKRBRMAKN v. So.NKFKRbRG d. reichstog 17. Jan. tS96. unter
gctreidewucherer verweist Mii.pkrt -Ifii auf kornwurherer.
GETREIDEWUKM, m., vergl. fruchtwurm thttl 4, l, 5p. %^\,
kornwurm Ih. 5, sp. 1K32. Ntimica 3, 192 verweist unter unserm
sUehwort au^ kornwurm, das auch sonst vielfach belegt ist. dem
steht für unser wart nur die anführung bei Till iL 4, 415 gegenüber.
GETREIDEZEHEIST, m , vgl. fruchtzehenl th. 4, l, sp. 281.
kornzehnte th. 5, 1833: der weinzebent vnd getraidzehent auf
vir ganczen leben zu Ivezestorf bey Zisterstorf gelegen grosz
und klein zu veld vnd zu dorlT. wird in einer Urkunde von
1457 als erbvermachung von könig Ladislaus hesldltgl. vgl. Chnel
Urkunden ifontes Austr. abth. 11,2,82): erstlicben, dem richier
zu Haust die zwai tail traitzehent bei dreien gütern ob
Aesiach. freiheiten von Haus (1594) österr. weisth. 6, 0; so lang
der herrscbaft traitzehent zu velt ligt, soll keiner nicht ein-
führen, banntaiding des Stiftes Hetligenkreus, öst. wtisth. 7, 481.
ron ntueren Wörterbüchern belegt als erster Adeldnc 4, 604 das
wort in der form getreidezeheod, ebenso getreidezehente la
dime des bles Schwi^n (1811), th* HÜu of corn Ebebs 643; com-
tithe HiLPtRT 461.
GETREIDEZIN.S, m., vgl. fruchtzins th. 4, 1, sp. 281 , kornzina
Ih. 5, 1833. *s wird schon im vocab. incipiens teut. ah traitzms
belegt, vgl. auch DiEFKNSACR-WrLCKKR 876. aus spätertr xeit:
eiei, Oaclis, Frucht, getreide. körn, hafer, hünerzins. Stieles
2651; getreidezins la rtdevanc* cn grains Schwan (1811) 43»;
corntax, tillt of corn Fict (1823) 177; rtnt paid m corn, evrii
rent Hilpeit 4i>l.
GETHEIDEZOLL, m. ; von getreidezoll ob man des in die
stat fureU welcher pawer geireid in die stnt füret, es aol
einem bUrger ader wem es sai, der pawer sol seynen wagen
verzollen, stadtrecht von l.etitenberg ('5. jahrh.) Michelben 452;
die kommission erkennt an, dasz der verein (der deutsche
xoUverein) dem anbau der handelsgewScIise günstig sei, wSgt
aber dagegen den nacbtheiligen einQuax ab, den, nach ihrer
ansieht, die aufhebung unserer getreidezOlle auf die gelreide-
preisf im gröazten theile unseres lande« ausQben werde.
GETBElDBZUnJHfi -CeTRElDlCll 4494
NtBRHiOB 2. baduekt kämmer 10. fu»i IIS6; io den MtUlarM
gegeodeo aoaerM Uodes koaole daher der gctrcidtMll
allerdiofs einige erbobung der («ireideprri*« henwrbnafts,
da io woblfcilao laitco Fraokraicii aoMobl daa MtH>«
als das wurteubergische gelrcide turOckweitt od«r Mb*«
belastet, tbenäort; da fraiie ich denn: wota »oll
Ireidezoll nützen I die motive raden die »prsclM 4*» _
aus der fremde, «eraprecbro jaden Mviaa. TaBliscMt«
reiektt. lu. mai 1879; und nuo frag« kb mtUtt, ImIm bfrrM,
soll dieser getreidezoll als kanpftoll dlMM, wm ich so
oft andeuten gebort habe? tbendorl; •!« kd0|ra kti*
deulsche« parlameoi zutummeo, das dk fKNiiMCBs Meli
genug hinaufschraubt, um die productkniaktdiiifMftB flr
das ruBSiBcbc und deut«cbe landr»gebiet auch nur »iieAhctsd
gleich zu stellen, ebendott u. a. ebentc rrfikrl mmtrrt tm-
sawmensettung auch in den retehstagsvtikanätuu^tn m« b. ja«.
und II. mal lt>(»5 tiel fache vtr»tndmu§. in betdem fdlin kiU
fürst biSNARci an dem synonymen und vMstüwtÜeluren hoff»*
zoll fest, von meittrrn tusammemulsungen tst dte bektnnlmk
getreidezolltarif : da«z . . unter gelreidezolliarif einen weMSl«
liehen antheil daran haben muat. NHBRiua s. b*ä. kawsmtr
30. juni IH35 u. a.
GETREIDEZüFüHH,/:.- die michtige kriefsfloUe erreft« . .
Mikuna bewunderuog . . 'mit ihr', sprach Agatbokles, 'will
ich noch diesen sommer Afric« erschauern und das Ob«r>
müthige Karthago demütbigeo . . ein theil davon reicht hin,
den Phöniziern drüben alle getreidezufubr aus Sicilieo und
Sardinien abzuschneiden'. ZtcHosti (Agalhokltt) 7. 205; die
regelmttszige getreidezufubr nach der Stadt hin soll dadurch
erreicht werden, dass der kauf vor den thoren verhoteo
wird, und das körn allein auf dem ftUdlitchen markt f«|.
geboten werden darL Nauo^ dtr dtuUche stddtucJu gHnid»-
handel 67.
GETREIDICH, GETREIDIG, GETHEIÜICHT, «., mmmdMt-
liche bildung, die d<m milleldeutschen spraehgeHel* amg*ii6rt. frisk-
seilig dort auflauchtnd, drtngt sie auch in die lilttratur (in iiad
mtt dieser über die grenien des mitteldeutschen spraekfthittet
hinaus, seit mitte des 18. jahrhunderl.t tritt sie medtr n du
schranktn mundartlichen gebrauches surück. rgl. oben sp. 44a«k
1) zur bildung vgL Wilmarns deutsche graminalik II t 27t, 2;
I § 162, 2. XU gründe liegt das suffix ich (ach, abi), dem nckftrn*
autlautender dental anuliliesst, vgl. getbiericht th. 4, 1, tp. 4Ssl,
gesämich fA. 4, 1 tp.3785, ebenso rj^/. gestreucbicbt, gebirgichl «.«.
in der sehlesischen mundart bei P. Dbechsler Wencel Sekerftr
und die tprache der Schlesier (|8!«5) 42. da n dem suffis
hauptsächlich eolUclive funclion liegt, so könnte dessen vtrhndunf
mit einem an und für tich schon so sehr den ctUtttmktraettr
ausprägenden wortt üfterroscA«*, ssr erUdrt ikk tttt ttkm Mi
unaiogie, da bedeutungfvermandt* Worte densHben ■iisff seiffs.
andererseits mag auch bald der sufmnunh»u§, fciid «i« Ar-
deulungswandel des einfachen wartet die erneute tetominf det
colleäivcharakters begünstigt haben.
2) die meisten beispiele tauchen la thimnyttthen rttktidenk-
mdlern auf, von wo aus sie auch in dse rechtttitteretmr der-
jtnigen grgenden übergreifen, die tonst an kom fetthtUen.
a) item auf den soonabent sol kein burger auff farkaoff,
auch kein frembder gelreidich kaulfen auf dem markte, di«-
weil der Stadt fehnlein oder zeichen «leckt . . so aber dat
febnleio oder zeichen durch den marktnirisier abgenommen
oder geworffen wird, als dao mögen die furkeaffer and auch
der fremde wol keuffenn. Amtiddter ttadtrrchL neue sUtkten
von 1543 bei Michblsbn 69; auch soll kein bnrger noch «o*-
wirdiger auf den dienstag noch freitag zu abent vf des
markte, in gassen, beusero und berhergeo, noch Tor
thoren, keinerlei getreidich feilschen, betprcches, '
noch keuffen. ^9 und so alters i es soll auch «■
bauersinann, so im land-gericble wohnet, sich B«eh
gelegenheit hetleiszigen, sey (Min) ^eireyüig und ao4Mi| M
er zu verkaufen bat, io die Stadt Zeu, fAr aodan IM>
liegenden örthern zu führen . . was nun auf tiocai tMftm
marckt von gelreydig gebracht, and von dco Utmitm tmk^
leutben auf den marckt, aber bey den htriara M fctr«jdi(
tu verkauffen baUin, aufgeladen und fOrto ftlthret wird,
davon soll dem ratbe von jedem Yti. 1 pfeanicc to ooftM
und nicht mehr gegeben werden, da aber ein bOrfer amm
eigen, auf seinen feldem erwarhseneo getrevde vcrkastba
würde, soll er dem rath« davon nichts tu geben «chaMif
sejn. tUtuUn von ZritJ (1613) bet Scaorr 1,37«: nach itm
4495
GETREIDICH
wische aber, da auch fremden alleiley getreydig zu kauffen
nachgelassen wird, soll den burgern getreydig einzukauffen
unverwebret seyn, jedoch mit diesem bescheide, dasz so viel
ein jeglicher getreydig von körn und weizen kauffen thut,
dem burgermeister bey seinen pflichten solches anzeige.
ebendort 273; dagegen sollen auch unsere unterthane ihr ge-
träyd nicht ausserhalb der herrschaft, sondern von ersten auf
die märckl und flecken in unser herrschafTt zum feylkauff führen,
oder dem das gelraydig feyl, unsern amtleuten und befehls-
habern anbieten, und denen in unserm nanien, so wir desz
nothdürfftig, in einem ziemlichen werth fo'gen lassen. Henne-
berger landesordnung (1539) 202.
6) es soll kein branndtweinbrenner einigerlei getreidig an
waizen, rogken, gersten oder babern an sich kaufen und davon
brandtweiri, sondern allein die berne und befe dazu gebrauchen.
Slettiner kornordn. von 1604, Schmollrrs forschungen 8,6,120;
von dem kauffmann der solch körn und getreidig liefert.
Hamburger kornordnung von 1609 ebenda i;!6: auch münnig-
lich, so in dieser Stadt einig gelreidig kaufft und veikauffl.
ebendort.
3) weiter ausgreifend ist die Verbreitung in der allgemeinen
litteratur.
o) im thüringischen Sprachgebiete : item (1497) alles getreidich,
körn, rocken, gersten, haffer stunl gancz wol. alleyne der
win und alles obesz leyd feie note, keyn fpphel noch bcern
umme Erffort. Kokrad Stolle Thürivg. Eisenach. chronik {litt,
ver. 32) 185. hierher Idszt sich auch wohl Luthers neigung für
unsere form einreihen, die in seinen schriften nur verdeckt er-
seheint: gewaltigen zug und streit, wider weitzen, gersten,
haffern, maltz, und allerley körn und getreidig. Luther (1530)
Jena 5,21"; der pfarrherr hat jährlich zweihundert gülden
und sechzig scbeffel getraidig, so bat ihm der fürst noch
sechzig gülden zutage gethan von wegen der lectur. tischreden,
Erlangen 61,394; wie Haggai sagt: ihr sammlet viel, aber
ihr macht den beutel locherich, und blaset ins getraidig,
dasz ihr doch nichts behaltet, briefe 5,515 de Wette.
h) weiter östlich, nach Ubetsachsen, weisen ebenfalls zahlreiche
beispielt: so viel körner in den hülsen gefunden werden,
so viel groschen sol das getreidig ein scbeffel dasselbe jähr
gelten. Prätorius glück^topf 278; wenn ein hauswirt sein ge-
treidicht lange gut behalten will, so sol er das kornhaus
also bawen, das die fenster gegen mittage oder morgen,
oder dem niedergange gehen, denn wenn die fenster nit
also gehawet sein, das die lufft hindurch gehen kan, so ists
mit dem getreidicht sehr gefehrlich. Coler hausbuch (Witten-
berg 1616) buch 7 cap. 44 s. 244'; im lande zu Böhmen, Dü-
ringen vnd andern örtern, da die leute ein mächtig getrey-
dicht bawen, das sie es auch nicht alles in die scbeunen
bringen können. (8, cap. 16) 274'; und sol sie mit . . gersten-
sclirot, mit ein wenig wasser besprenget, speisen, oder mit
einem müszlein, das gemacht ist von weitz, rocken oder
einem andern getreidicht, wenn es nur erkület ist. (13, cap. 46)
505'. und so noch oft getreidich neben getreide; und sie luien
das getreidich auf die esel und zogen von äanuen. Zesev Assenat
(1679) 448; die tauben sind sonst ein schädlich viebe, thun
grossen schaden im felde am getraydig, wenn es gesäet, und
denn auch, wenn es reif wird. Bkcher hausvater (1699) 157;
wenn ein acker nicht bestellet wird, so traget er an statt
des getreydigs dornen und disteln P. F. Sperling Nico-
demut quaerens et Jesus respondens 2 (1719) 314; sollten
wir auch gleich noch so grossen vorrath an getreydig
haben, so kan ers doch so schicken, dasz auch bey dem-
selben eine grosze bungers-noth entstehen kann; wie ich
mich denn erinnere, dasz in einer vornehmen residentz-stadt
einstens ein grosser vorrath am getreyde war, weil aber
ein jählinger winter einfiel, so konnte man, weil die wasser
plötzlich einfroren, nicht mahlen. 315; als etliche jähre
nacheinander theuerung gewesen, will ein reicher geitzwanst
nicht mehr körn auff den acker säen, damit ihn die hunge-
rigen bettler nicht mehr umb getreydig ansprechen dürfften.
310; mach es nicht wie jener haushalter von welchem er-
lehlet wird, dasz ihn sein herr, der marggraff von Baden,
betreten, dasz er vil getreydig untergeschlagen, und noch
dazu die ducaten verfälscht und beschnitten hätte. 459.
c) nördlich: im niederdeutschen Sprachgebiete: das getreidig
gedroschen und ungedroschen weggefübret. brief J. Ernsts
V. Dannembbkg vom 4. august \(>3\ {hannov. vaterl. archtv 1829
3, pa;. 115; und darnach müste man sich mit einkeuffen, ver-
GETREIDICHEINWEHRE— GETRENNT 4496
keuffung und verwarung des gelreidigs wissen zu richten.
Kantzow chronik von Pommern bei Gabel 104; dan ire getreidig
und ander wahr khonnen sie selbstwol westwertz schiffen.
163; verlurb also getreidig und wein und alle fruchte. 400.
4) die Wörterbücher führen unsere mundartliche form erst spät
auf. voran steht ein Wittenberger vocabular : getreidich /ruffes,
voeab. r. n. (Wittenberg \bh8). dann folgt der vielseitige HE.«fiscH:
getraidig, idem quod getraid 1586. vom ende des 17. bis in
die mitte des 18. Jahrhunderts wird das worl reichlicher gebucht:
traide, getreide it. getreidig Stiei.er 2309; getreidig aufschütten
1943; getreide, getraid, getreidig das körn, die fruchte, com;
corn or grain for bread. teutsch-engl. wb. (1716)766; gelreidigt
(aus Coler) . . vulg. andere haben getreidig, frumentum Frisch
2, 380. tn neuerer zeit führen nur noch die Wörterbücher thürin-
gischer mundarten unser uort auf, so Kleehann vnd Sciiultze
für Nordhausen, vgl. Hertel Thüringer Sprachschatz 105.
4) aus dem bair.-österr. sprachkreise, dem ähnliche bilduvgen
— nur mit der älteren form des sufßxes auf ach, ech —
sonst nahe liegen, ist litlerarisch kein beleg vorhanden, dennoch
weist vielleicht folgende noiiz auch auf diese gegend hin : ge-
treydicht-felsen, ein felsen an denen sieben wegen bei Klein
und Paul, unweit Harenberg in Cärnthen. Chomkl 4,1016.
GETREIDICHEINWEHUE, Z'.; die uns ausgesetzte getreidig-
einwehre (deputal). Prager Urkunde von 1597 Diefenbach-
WÜLCKER 618.
GETBEIDICHGEMESZ, n »j{. getreidemasz: alle getreidich,
saltzs und rübengemesz, wein und biermas, dergleichen alle
wage und gewichte hat der rath macht zurechti'erttigeii.
stadtrechte von Arnstadt (löiZ) Michelshn 50. <?6endor( getreide-
gemesz.
GETREIDICHKAUF, m. : Verwarnung der gastbelder ire
gesle des getreidichkaufs halber. Statuten von Arnstadt (1543)
MiCHELSKN 59
GETREIDICHRORN, n., vgl. fruchtkorn Ih. 4, 1, sp. 275: das
seine äkker ihm mehr scharffe döiner, als getreidigkörner
hervorbringen. Bütschky hnchd. kanzelley 688.
GETREIDICHMESSER, m. in der Leipziger sla dt Ordnung von
1544 für kornmesser. vgl. theil 5, 1829.
GETREIDICHZINS, m.: sambt den getreidig und geld-
zinsen. Prager Urkunde von 1597 6ej Diefenbach-WISlcrer 618.
GETREIFT, ^ür geträuft, participales adjectiv zu träufen
(s. d. vgl. Adelung 4, 1030. Heyne 3, !02ü); (das gestorbene kind)
trinkt getreiit korelkonfekt, das ein enget selbst ihm rekt.
BüTscnKY kanzl.SbQ; sie (die hunde) sollen auch ein gewallig
geschrei mit bellen an ihnen haben und von färben schiltecht
oder getreuft. Herr feldbau 154".
GETREMPEL, n., vgl. getiampel sp. 4415,
GETRENG, adverb., nebenform zu getrang (th. 4, 1, sp. 4416),
gedrange (th. 4, 1, sp. 2034): da man getreng tabuliert. Fischart
Garg. neudruck 65.
GETRENNT, participiales adjectiv zu trennen, s. d isoliert
sich in gebrauch und bedeutung vielfach vom verbalstamme, ob-
wol es hauptsächlich attributive Verwendungen sind, die diesen
Übergang begünstigen, steht das particip doch gerade in einem
der ältesten belege als prädicat dem Substantiv frei gegenüber:
denn wenn der anbeter herlzen getrennet und zwispaltig
sein, so kann das gebet nit über sich. Mathesiüs Sarepta 214'.
1) attributive Verwendung des particips.
0) ausgehend von räumlicher trennung.
n) bei trennung solcher substantiva, die organisch zusammen-
gehören, ergiebt sich die bedeutung zerrissen, gespalten : ich . . .
vergasz, dasz das messer geöffnet war, und griff durch das
tuch in die schneide, so dasz ich mir das oberste glied von
dem Zeigefinger der rechten band vollkommen spaltete, das
blut wurde schwor genug mit wasser gestillt . . alier die
getrennten teile standen in zwei hälflen auseinander. Grill-
parzer (Selbstbiographie) 19^, 126. ähnliche Verwendungen haben
frühzeitig zu einer adjectivierung des particips geführt, vgl. ge-
trennt disjunclus, separatus Weissmann (1715) 155; getrennt
adjectiv und adverb Schwan (1782) 740, fehlt in der ausgäbe von
1811 ; getrennt, separated, dissolved, brocken Ebers 643. unge-
wöhnlich ist jedoch der gebrauch bei Göthk für abgetrennt:
das bell, es liege blinkend über dem silherrarid;
die wasserkrüge füllet, abzuwaschen giebt's
des schwarzen blutes gräiielvolle besudelung.
den teppich breitet köstlich hier am staube bin,
damit das opler niederknio königlich
und eingewickelt, zwar getrennten baupts, sogleich
anständig würdig, aber doub be.<itattet sey.
GöTiiB (/,iH,v/ 8945) 41, 199,
4497
GETRENNT
GETREPPEL— GBTBITni
44M
ß) wo dl* tubüanliva ulbMndig etnander gegenübtTtUhn, «r-
$ehnnt dit trtnnung mehr in der jorm der enlfernunq ; das portictp
nimmt du bedeulungen getcliieden, getündert an; geireanel,
itparato HuLtiui (lOlH) I3&; wie der bililcade kllnitler die faltige
fülle der gewander um seine llguieii breitrt, um die räume
»e\ae» bilden reich und aninuthig uu<izufüllen, um die ge-
trennten parihien desselben in ruhigeo maH«eo itetig zu
verbinden. Schh lüa {über den gebrauch det chori) 14, U; die
Griechen hatten diesen grad erreicht, und wenn sie zu einer
hohem aunbildunK fortHclireiteo wollten, so muszttn sie,
wie wir, die tuialittt Ihres wesens oufgeben, und die Wahr-
heit auf getrennten bahnen verfolgen, (über du dilhetucke
trtiehung. u. brief) 10, 2U2 ;
und goit er darum nicht Ins herz mir lieb«?
Iiaun er, der scliöpfer und gMchöpT verbindet,
getranoie Daniiuen dulden auf dem altar?
ZiCMAKu« WiBNi« Mnitin Luther 18S7 ;
lu solchen menschen sind wort und that dem theatralischen
dünner und blitze Ähnlich, welche beide, sonst im himniel
gleichzeitig verbuniien, auf der btihne aua getrennten ecken
und durch verschiedene arbeiter hervorbrechen Jkan Paul
Tüan :<, 17 : diitinet, abgesondert, getrennt Hilpkbt 1, 224. viel
gebraucht wurde das adjectit neuerdings in den berathungen
det deutscheu reichstaget über das margarinegesett, das die fetl-
utiung getrennter Verkaufsräume für butler und margurine
enthdU. vgl. dte terhandiungen vom 6. mat istMi und die ein-
gabt du centralverbandes deulteher kaußeute an den bundetrat
um aufkldrung darüber, was unter getrennten Verkaufsräumen
im sinne dieses geset/es lu verstehen sei (1897).
b) dte Übergänge von der bedeutung tiner rdumhehen ent-
(ernung zu übertragenen Verwendungen knüpfen hauplsdchlich an
die bexithung det adjectivi auf den menschen oder auf dessen lebeni-
dutxerungen an. der begriff dir entfernung wandelt tich hier
im den der entfremdung um.
a) dasz sich tausend kleine erscheiauogen an den ver-
schiedensten orten, unler den getrenntesten stammen, wenn
sie auf einerlei stufe der bildnng stehen, entsprechen. Geii-
viNUS (Proberts ancienl laws of Cambria) hittor. sehriften 7, 492;
so darf uuch heute noch kein deutscher chrisl die hofTnung
aufgeben, es werde dereinst eine reinere form des christen-
thums sich bilden, weiche die getrennten brüder wieder
vereinigt. Treitschkb deutsche kämpfe (1896) &9. vgL. hitriu dit
tubstantivbildungen.
ß) so bleibt es von der grOszten erheblichkeit, dasz ein
allgemeinea Volksbuch vorhanden sey, als band der begriITu
swischeu hohen und niedern, menschen von den verschieden-
sten fühigkeiten, von der ungleichartigsten cultur, den ge-
trenntesten lebensweiseii. Ernst Brandks Göttingtr geU anzeigen
(über Herder) 1806 (no. &i); so lange das protestantische
Deutschland willenlos darniederiag, zerfiel Europa in zwei
getrennte Staatensysteme, die einander selten berührten.
TtEiTscBKK dtuttchi gctchichlt 1, :il; noch leben wir in ge-
trennten Sphären und linden uns nur in einem gefühl herz-
licher Zuneigung zusammen, zwar kenne icii deine weit,
du aber noch nicht die meinige. Moltkk {an seine braut,
mdrt 1842)6,67; ein seiner composilionsmethode eigenthüm-
lichea mittel liegt in dem fluszeren umstände, dasz die, die
getrennten epochen unserer geschiclite behandelnden einzel-
nen bände jeder für sich ein besonderes buch mit eigener,
innerer constructiun bilden. HEiia*NN Gbimm (über Treilschke)
beitrage zur deutschen cuUurgetchiehte 65.
/) in« ichöae Und,
wo die gedrückten froh den nacken beben,
wo an der ew'een liebe sanfter brusi
der Unschuld thrSnen trocknen . . .
wo dieser erde vorurthelle schwinden,
und sich getrennte herzen wiederUnden.
GaiLLrAsiia {Btanka von Aiultlien 4, 1) 10^,123;
so treibt In fremdem alemente
das herz, das einsame, getrennte. K. Matib gud.^tm.
vgl. oben hertzen getrennet und zwispaltig aus MATiKioa.
o) wenn art und stamm das eigne volk entzweien,
getrennter iweck sie scheidet hin und iiar,
sireitsucht'ge plaffen ihre gliub't;eD reiben
um Ihren, nicht des vaierland« altar.
GaiLLPABZaR (ii«< ^.aistr» UUätiHle) S*. 125.
c) andere Übertragungen ergeben tich aut itr vtrwtndnng in
der spracht bestimmter berufstweige und mituntgtbieU.
a) getrennte beweguog (mouvement interompu), die durch
pausen unterbrochene bewegung. Mbkdcl mutiealischet cea-
versationslexwon 4, 229.
fl) fatranoi« laacbieekUr der pBaosM aiod $»kk§, «•
nicht die maonlieheo und weiblicbeo fof1pOao»nfat<>Hd«
io einer bluthe «ereioigt, »oodaru gtsoadcit aiad aad tvar
entweder auf einer pflanze oder auf zwei varaekiedeaMb
liiiLKM reai- und verbaUtJ. dir (mü- Nid ;«yJAiiRif 1,1*1. »fl,
getreonigeschlecbtif Taiti. 4.415.
y) geachiedeoe und getrenoie LegriSe (ntU»ntt üt^ßtmäm
tl diiparatae) werden von den logikero ao irnlrnrlTiH— t
jene machen den uuifanf eioas dritten begriffe« aea, dar
holier iat als sie beide . . diese oucbeo den mball eine«
dritten begriffrs aus, durch welcbeo sie zwar verbundco aiod,
jedoch so, dass sie kein paar von diogso, sondern nur cio
ding ausmachen. Kaue eneyclopdd.-pktUt. Uxtk»n i,TU (laaj.
2) dtm adverbium nähert sieh dat parlittp tu der vtrbtndung ge-
trennt leben, vgl. die von ihrem manne getrennt lebende frao.
3) iu6i<anfivifrun';(fi dtt adjecttti.
a) in der neutralform: das wesen aller dicbtoag; sie UeaM
das vereinte, vereint fest das getrennte. Wacseüsoata-Tiacatttt
senkt lieblich der geist der «lotraclit stck aleder:
von seiner band
umschlingt «In band
die wesan io lOften und feldera uod baloea
und will das cetraDDi« mit li«b« var«ia«B.
GaiLLPABita (Ireneiit muätrMtr) tl*, 33;
doch tragen wir die tust des «lementes
hinaus in stidt und land,
verbunden ttetf, denn da* Ist k«la g«tr«0Bl«s.
was lieb' und luti verband.
G. ScuwAS gettlUekafttUti auf dsm U^drmtt*.
b) in pertönlieher fattung:
Primitlttun: und Ich
soll dort dem ungertbr dich (ib«r(«b«D.
das niemal» wohl uns mehr su>ammenrübrtT
Libunsa: der mentcbeo weg« kreuzen sich gar «Ulfaeh.
und leicht begegnet sieb getrennter (itrr iitirtmmtim) pfaJ.
GaiLLPAazBB (LifrwM li •*. tlS.
legt, ein lelcheotucb, dl« nacht sieb auf dl« siarbeadaa u«4
tOtitCO.
hOllt die kimpfer, dasz Im dunkeln freaad und felod «rllrgt
den itreichsa:
nur die gold'nen adler funkeln, der getranoiea fi«kb«
zeichen. LtciaoLb rur Crtmmns,
die getrennten, täel einer erzdhluug.
GETREPPEL, n., i. getrappel tp. 4425.
GETREPPERICH,m., voUtthümUche bttdung s« treppe (t.d.)
in der berywerkstpracht beobachtet: treck werck, windfinfc,
getrepperich, eine einrichtung, um io den Stollen den luft-
wecbsel zu befördern und dem wettenDangel abzuhelfen.
JacoBSsofi 4, 428 wo nähert bttchreibung tu jindtn ist.
GETRET, GETRETT, n., colUcttvbiUung n dtm fem. trat,
tritt, spur, weg, trift. vyL Scbubllkb l'^ 678.
1) aber als sie die gesandten, uff den Wacbsenberg komen
wern, betten sie ain getrett und gestuef von raisigem zeug
uff dem Wachsenberg gleich furnen am Luginsland fundea
und gespult, auch an aim bawrn .. derhalben arkondigt, h«-
richt von ime empfangen, das es meine goedigen kerrao
marggrafen hauptman Wolfatainer mit fünfzig pfarden geweat
were. Bauhah.'« quellen {litt. vtr. l») 9S.
2) und wo lütt getreit und traib zasaiseo kaiad, da sol
des gerichtz knechi piiten an l ff. pfg , das dahin aieaMB
me viehs usschlach, denn er uf dem guot mug wintren, daa
tret und traib dar bat. weuth. von Hagenau Tvgftnkmrt i^fkrk.
GaiMa weiith. 5, 189. dazu «9!. trelt, tret in Marr. wmUL 1,4S1*.
GETRETE, n., vtrbaltubttantiv z« trelao. «fL Wiuajiaa
deutsch« grammtttk 2, $ 1U,2. wrwkftni im mitliUtmlidun
quelUn belegt (vgL Lasta l,»t1 und nmtktmtU trirnft «s mttki
weit aber dit anfing« dtr ntukockdemtttken ;<rW« ktmnmt:
so xs ich (a/s voii'li oz ir liani. das wer' bUi ««it«.
woli' si min dan pa«g«a vor g«tr«tt« {Uttt atu-* 4if memttkwm
■icM U9Um),
vor ll«b tru«g' «1 mich oabta« an ir betu.
Min«««Mf«r t, tut t» d. Bt$mt
si« mahtan «leb b«rvftr dl« saOer
aein In. ob man die du mit g«tr«l Ikt r4«rT
das wa;r g«*cb«h«n. dA Imica al« sakraakea.
s« in Or «rd« «rk«ist«as aMar. Laa«««fM lail NMaH;
da asaa aa«h
vir prokkan ober *lah«D.
da« wauar Ist. als »ir sabaa,
aachso ganttar glefan ii«f:
auf lader pruk man wenig sli«f
von getr«t und von gadrancb. Sacaanwiav 4. IM;
■ff dal d«r tüSI mit s(me c«tr«l«
d«Q lüihla aiclii grAsln »cbadea laia.
J. HoTBB yasssan (G«rm. «.t^a).
GETRETE.N. aer^ai, MTttdtktn tntm, irirnft mmr v«r«mHi
ük«T dl« wüttelkoekiemtttke ffrui« Maaw, «fL Dacraaaaca-
4499
GETRETEN— GETREU
GETREU I.
4500
WüLMER 618; wenne yinant dovor getreten möge, ader was
do recht sey. Magdeburger fragen 229 Behrend; vgl. auch roof
und brand unde wat ghetreeden mach to hals unde to bände,
aus 1375 bei Scbiiler-Lübben 2, 90.
GETRETEN, partitipales adjectiv zu treten, isoliert tich in
einzelnen Verwendungen frühieitig vom verbalstamme:
1) per tritam viam duruh katretanan wec. Steinmeyer-
Sievers 1, 363; ebenso 1, 35". die bibelüberselier haben für
diese stelle (4 Mos. 20, 19) geebente Strasse (Ldtber), gebahnten
weg (Eck, Dietenberger); in den würterbneliern des \&. Jahr-
hunderts findet sich bei tritus vermerkt getribner wäg (s. «.),
gängei- weg n. a.: mittelniederländisch getredene weghe. Ver-
wijs und Verdam 2, 1753;
und also gebui'tez in,
nach dem getreten wildes spur,
daz si quamen vor die tur. passional 169, 86 Köpke.
die allertümliehkeit und Volkstümlichkeit dieser Verwendung des
particips wird auch durch die Substantivbildungen bestätigt, auf die
oben bezuq genommen war. die neuere spräche liebt Verstärkun-
gen vor demparticip: j^^ hält
in scliranken nur das deutliche gesetz
und der gebrauche tief getretne spur.
Schiller (Wnllenstnim: tod 4,2) 12,327,
ebenso Grillparzkr 4^, 152;
auch die Staatsbürger . . haben die breitgetieteoe strasze
des herkommens nachgewandelt. F. L. Jabn {merke zum volks-
thum) 2, 628.
2) getretene arbeit: es zerfallen sonach die mustergewebe
in zwei hauptgattutigen . . fuszarbeit, getretene arbeit {etoffes
faconnis a la marche) . . . zugarbeit, gezogene arbeit. Kar-
harsch 970.
3) ein getretener rat über den fuchs, buch der Weisheit 1485
pag. 161 bei Schmei.ler'' 1,679; dagegen so wurt euch offen-
bar unter dem gemeinen volck iu den landen geret, das die
zukunfft des bösen volks und die spenne der fürsten ein
getretten rot und lange erdoht were über die stette. Schilter
ausgäbe der chronik Königshofens (939) 17. anmerkung.
4) myriaden Schmeichler krümmmten sich wie getretene
Würmer vor ihm, und leckten staub. Sciiubart {macht des
Plutus) 6,30;
ach ! mein hofTen trieb im stürm
auf dem letzten brette,
und ward, ein geiretner wurm,
auch ein ring der kette. Herwegb neujahr 1841 ;
duckten sich wie getretne hühner. Zelter 2, 151*.
5) auch drücket seines starren Schwertes wucht
dag in den staub getretne volk nicht minder
als seines königs schweres eisenscepier.
Grillparzer {UUiiika von CasUUen 1,6) 105,27;
ein UDheimlich groszailiger anblick: diese titanische über-
kraft eines von den fremden getretenen volkes. Treitsckke
deutsehe gesehichte 1,23; es wird nun immer eine stolze er-
innerung unseres volkes bleiben, wie kühn und frei das
getretene geschleclit des dreiszigjährigen krieges an dieser
mächtigen bewegung sich betbeiligte. 1, 91.
GETREU, adj. ältere bildung, der sich das synonyme treu
(s. d.) erst mit den anfangen der neuhochdeutschen periode ent-
gegenstellt, das erffebnis der neueren Sprachentwicklung ist ein
zurückdrängen der volleren form, die dem lebendigen gebrauche
entzogen und auf bestimmte stilformen der spräche, auf bestimmte
Verbindungen und bedeutungsnüancen eingeschränkt ist. an die
stelle der übrigen Verwendungen ist die einfache form treu ge-
treten, der in den verwandten sprachen von anfang an parallelen
zur seile stehen: gotisch triggws, angelsächsisch treowe, trywe,
dem gegenüber getre6we (Leo angelsächsisches glossar 385, 33)
vereinzelt steht, das mitlelniederländische hat reichlichere belege
für die prdßgierte form (getrouwe bei Verwus und Verdam
2,1759), wovon jedoch in das holländische nur wenig übergedrungen
ist, vgl. woordenboek der nederlandsche taal 4, 1855. mittelnieder-
deutsch bildet truwe die regel; die präßgierte form erscheint hier
vorwiegend in werken, die im litlerarischen austausch mit mittel-
deutschen und oberdeutschen quellen stehen, dahin gehören die
vereinzelten beispiele im Heliand ; dahin vor allem die lexicalischen
anführungen : ghctrouw, ßdus, (idelis. gemma gemm. Köln 1507.
ebenso bei Kilian 3'.
I. formen und erstes auftreten, bedeutungsabgrenzung, geschicht-
liche entwicklung.
1) unter den ableitungen vom Substantiv triuwa, triwa (Graff
6, 466) stehen sich das verbum getrauen {th. 4, l, sp. 4429) und
das adjectiv getreu mit unumgelauleter und umgelauteter Stamm-
silbe gegenüber, der grund dieser gegensätze liegt, wie bekannt,
in den ableitenden Suffixen ; die äuszere Verschiedenheit hat jedoch
die bedeutungsentwicklung entschieden beeinfluszt, sie hat ganz
deutlieh den Zusammenhang der beiden nahe verwandten formen
gelöst, am längsten scheint dieser auf mitteldeutschem boden im
bewusztsein geblieben zu sein, wo zu gleicher zeit die unumge-
lauteten formen mit und ohne diphthongierung auftreten, vgl. ge-
trau th. 4, 1, sp. 4428.
2) es ist die geistliche übersetzungslitteratur, die tur wieder-
gäbe des vielverwendeten lateinischen fidelis schon in der althoch-
deutschen zeit zahlreiche belege für unser wort darbietet, dabei
läszt sich jedoch erkennen, dasz das wort trotzitem nicht eine
künstliche Schöpfung der geistlichen ist, sondern anscheinend dem
volkstümlichen Wortschätze entnommen wurde, von den beiden
hauptbedeutunqen, die im lateinischen fidelis ruhen und die sich
durch die gegensätze infidelis = iniquus, injuslus und infidelis =
non eredens, incredulus kennzeichnen lassen, ist nur für die
ersterwähnte gruppe von den guten Stilisten innerhalb der deutschen
geistlichen übersetzungslitteratur unser wort angezogen worden,
es sind die sclavischen nachahmer des fremden Wortlautes, die
auch für die zweite gruppe gelreu einführen.
a) an der hand einzelner bibelstellen läszt sich die letztere
beobachlung vom 9. bis zum 16. und 17. Jahrhundert verfolgen:
a) {laim veiham {)aim visandam in Aifaison jah triggwaim in
Cbristau Jesu bei Ulfilas £pAes. 1,1; und dien getrewen in Jhesu
Christo {fidelibus omnibus in Christo Jesu) im codex Teplensis;
dem gegenüber steht: den heiligen zu Epheso und gleubigen
an Christo Jesu bei Luthek und den späteren Übersetzern ; bring
thinan fingar bera inti gisih mino henti inti bring thina hant
inti senti in mina siti inti ni curi wesan ungiloubl'ol oh ge-
triwi (no/t esse incredulus, sed fidelis). Talian 233, 6; und nihten
wellest sein ungeieubig, wan getrewe. Job. 20, 27 codex Te-
plensis; und Salt niht ungloubic sin, abir gloubic. Bebeihs
evangtlienbuch, ebenso Luther und die späteren.
ß) ainen rechten, alnen heiligen, ainen enthebigen, um-
fachent daz getrew wort, codex Teplens\s an Titus i, 9 ; (an-
danemeigs bi laiseinai vaurdis triggvis) und halte ob dem
wort, das gewis ist. Luther (fidelem sermonem); und s^^lich
luna. diu des iemer getriuwe ürchunda si. wider allen dien,
die urstende des lichamen loügenent {et testis in caelo fidelis).
Notker psalm 89, 38; chitriuwi urchuniio in himiie. Isidor
37, 3. ähnlich Windberger psalmen ; geziug in himele getruwe.
Trierer codex; unde der gezuc in dem himele ist getruwe.
Trebnitzer psalmen; wie der mond sol er ewiglich erhalten
sein und gleich wie der zeuge in den wölken gewisz sein.
Luther ; ain trewer zeug. Eck ; ein gewisser und treuer
zeuge. Dietenberger.
6) dem gegenüber bleibt für die parallele fidelis. justus durch
alle Übersetzungen der einzelnen bibelslelle unser adjectiv gewahrt:
ther dar gitriwi ist in minnisten, ther ist in themo meren
gitriwi, ther dar in themo luzilen unrecht ist, ther ist in themo
meren unrecht. Tatian 108,5 {qui fidelis est in minimo); wan
wer getrftwe ist in dem minsten, der ist ouch in dem gröszten
getrftwe; und wer in dem deinen ungetrüwe ist, der ist
auch in dem gröszten ungetrüwe. Lmcus 16, lO, Beheims eran-
gelienbuch, ebenso codex Teplensis (Ulfilas triggws); wer im
geringesten trew ist, der ist auch im grossen trew, und wer
im geringesten unrecht ist, der ist auch im grossen unrecht.
Luther; wer im geringsten trew ist, der ist auch getrew im
grossen. Dietenberger und Eck. — wer wanis ist getriuwi
Scale inti wis spenteri, thende trohtin gisezzit ubar sin higisgi,
Ihaz er in gebe muoz in ziti. Tatian 147, 10 {quis pulas est
fidelis servus et prudens dispensator); wer wenstu, der da
ist der getrewe knecht, und der wiczig. codex Teplensis; wer
wfinistu der da ist ein getrCiwe knecht und klög, den der
herre gesatzit bat ubir sin gesinde, daz her en gebe splse
in der zeit? Bhheihs evangelienbuch Matlh. 24, 45 (ebenso
Lucas 12,42); der getrew knecht. Eggesteyn; welcher ist aber
nu ein trewer und kluger knecht. Luthe», ebenso die späteren
Übersetzer; aber iro herza ne was rechtez wider in, unde
mit iro zungon lügen sie fmo, noch ketriöwe ne wären sift
an sinero 6o {nee fideles habiti sunt). Notker psalm 77,36;
noh getriuwe gehabete sint si in wizzentuome sineme. Wind-
berger psalmen Ti, 41; noh getruwe gehabet sind in Urkunde
sineme. Trierer codex; ebenso Trebnitzer psalmen; aber ir hertz
war nicht feste an im und hielten nicht trewiich an seinem
bunde. Luther psalm 78,3"; und seind nit trew gewesen in
seinem bund. Eck. ähnlich Dietenberger.
4501
GETREU I
6ITUD I
4503
3) »«1» licli auch aut den let:ttru«ihnlfn beitpielen tin
manigfalligir vfrwindung$krni trgiibi, itr aui der glttehuliung
von Udelii und getriuwe abgilfilrl uitrden kann, to ut dtr aut-
gangtpvnkl für die originaitn deuttchtn v*rw«ndungen doch »ol
auf andtrem boden im $uchen. in getriuwe, fldelii Irüt »«ii
tornthtTttn dtr absolut« gebrauch d*t adjtetin lu läge, dtr
atitm nach erst auf Verkümmerung und Verwitterung de» relativen
gtbrauthtt btruhl. dit ptrtönltcht beiteimng musi den grund-
tug der ursprünglichen bedeutung ausijtinacht haben und duttftr-
tönlicht beitehuug fustte auf rechtlicher grundlagr. wie in tnuwa,
fidts und noch mehr im gotischen triggw«, vertrag, bund,
bündnit das rechltvtrhäUnii twischen twei ptrtontn in den
Vordergrund tritt, ib btruhin auch getrauen und getreu auf
dtr grundlagt rechtlichtr btiiehungtn. »er $tintn verpfiichtungin
gtgin einen andern nachkommt, wer die gewähr bittet, ioii tr
ihntn gegehtntn fuUs nachkommen wtrd, dtr ut getriuwe.
a) dtm enUprechen auch d\t dUesttn originalbiupitlt aut
Htliand und OrrniKD.
Uil lIiAr U Ki!>><I*)> t" lioti
twelibi gaiigun, ihea Im gliriwitton
•n Irö tnöil-ieton mannä wAruD. Heliand 4U8, «0^ S&19;
loituD ntn tbo tb&uaiia thia iw^n« ricbun ib^gaoa {Joaeph
und Nikodemu»)
tbia drAhllDaa gidriwon Job lelbcn Kriitet liubon,
OrraiD 4, 35, 2-2 ,u(//. 1.3,46.
auch dit manigfachen beispitlt, dit in NoTKiaa pMiiii«nö6«'-
settung als tuthaten des erkldrtrs sieh erweisen, fallen mtitttns
unttr diesen gebrauch: aber sin rät wdret i£roer sine ged&acba
in 6wa. w^lee gedanclia? daz er i'ii gehalte, die (mo getriuwe
aint. NoTKBR lu psalm 32, 13 u. a.; obe wir die sine minneslen.
die sine deumAten. die sine getriwen vennanen. unde si
•ntirea . . wir muzzeo ez Ane zwivel garnen. speculum eeclesiae
m Kelte.
h) vor allem ist es die rtchlssprache, ii$ illeri und jünger»
beispiele für diese bedeutung darbietet,
a) für das Verhältnis des ditntrs tu seinem herren : wende ha
siine berren plichtich is getrOwe unde holt to wesene
{Variante truwe). Sachsenspiegel, lehnreeht eap. 58 § 2 Homtyer,
vgl. auch ScniLLKR-LCBBKN 2,90*; so sal der nechst .. die-
selbe fautbei (voglei) entpbaben . . von dem dechent und
capiitel des stiftes zu unser lieben frawen zu den greden
zu Mentz zu leben, und soll geloben und schweren, dem
vorgenanten slift getrewe und holt zu seine, weiithum zu
NidJa, GRimi weisth. 1,529: welicber meins genadigen berrn
von Adniund hold und hindernsass ist mit baotgelobtn treun
on ains geswornn aides statt, sein gelreur und gewärtiger
hold zu sein, seiner genaden frumen zu furdern und seinen
schaden zu wentn , auch sein dienst getreulich zu geben
nach iubalt seiner gnaden urbar, üsterr. weistlu 6,41 (St. Gallen
anfang lü.jahrh.); daz sie von allen iren knechten gelubde
nemen, daz er einem rrbarn rat, seinem baubtman und ge-
meiner stat g«trew, geweere und gehorsam sein wolle. In-
struction für die Nürnberger hauptkute von 1471. d. stdilteehron.
11, 529; und besondern fronpoten haben, den si aus in er-
wellen und nuz und guet sei und sezen sollen, der alsdann
dem richter und comann schweren soll, der herrschaft und
dem richter daselbs getreu, gwertig und gehorsam sein soll,
als darzue gehört, rechte des gotteshauses Biixen in Fassa (1451)
österr. weisth. 5,737; ain jeder müller soll seiner herrschaft
aidspllicbt thun derselben mit seinem dienste vogtrechten,
galten, Tod wes er . . schuldig, gehorsam getreu vnd gewartig
zu sein. Württemberg, müllerordnung in Tinclbrs laienspiegel
(1,95) tgl. Heuh4N!< opuscuh 'U9 ; also, das dieselben sechs
geschworn und ire nachkomen . . dem obbemelten meinem
gnedigen herin und seiner gnaden nachkomen getreu und ge-
wartig zu sein in dem, und als geschwornen zu thuen ge-
hört teeisth. von Lüsen 16t 1 österr. weisth. i,ili; wir . . ent-
bieten dem gottesfürcbti^ien, keuschen und getreuen Joseph.
AmBR Aiilor. proiei». ;urü (11, 1> 4M (1680);
ti tworen eme uude dadan hulde.
dat de siat getruwa ema wesen tulda.
G. ilAeiN kölner du on„ 1044 (<<. nddtechron. 13. 69).
ß) für das Verhältnis des herrn tu den untertkanen:
swen dea nibt betilee,
der beer de* landes klage,
ey, kOnec Huodolf. sft Tr getria
ruemlscbar erd, aö Itlag ich iu
und iwero Sw&ben allen gllcb. Seifritd Helbtue t,y
f) auf diesen vtrwtndungen baut sieh der gebrttuek «h/, itr
in der schönen litteralur tu lag« tritt,
a) mit ietug auf ptrsontn.
IV.
t» umfuttnd« mni »U§«m tne urpßicktmn^n :
dat andrr dsi da Ibl ««naurliaai
daa ebenkrlMeo. d«r t« B»b««l
4U SB daa galeuMB Im.
wl* IM Bla A dir aalbea bin.
gttriw« b«l« «ad« gt«»r*. Liuftan t. BaasMavtc
i««*l«f MB Bfm 9. im Wtt»k*Ui
wand« lai aaDl« gti«i haski
waa («trlawa und« ImIi.
sr gap In tllber uad« galt lAnMUt tM Ilahit
wi« mOhta Ir alnem forsten getreuwe telo. A. f. Cft ^Hf*' t**i
'o4o, Raluka'. tprak da koanlglaM.
*nla ber« acbtl ju lataa ler««
uode ju Trualilkaa «orftvMi
altosaaleD ainaa ovalan mdli
gl aebolao Tortao waaro vrdi
uoda Blaaaia heran all« ili gaintwe.*
H»imU dt mt 1
um den bals hieugeo sie eine goldene oder eUkem«
nachher der Geusenpfenning gensnot, 4erea eise teil« im
brustbild des knnigs zeigte, mit der inscbitfl: den kOolfi
getreu . . . bisz zum bettelsack. Sciatas (ek/Ssfl itr fUtdtr
lande) 7,201 {bei Bubcundos ktttorta BelfifttT: fUeUt rtfi);
dasz Üeutschlands vOlker . . doch trott alledem, und IroU
allen Versuchungen, an denen es (in den revolutunskriefn)
nicht fehlte, gleichwohl ihnen (den fürsttn) und ihren ge-
brauchen gelreu verblieben sind. Kliicks bttrathtunftu l, 114.
2)) dt« vtrpßichtungtn sind aufbestimmtt Verhältnisse eingrfrentt :
dient euern berrn gelreue. Schocb komidit vtm ämitwttwitktm
05 Fabricius; dann müssen sie (die bejden juafM n$lkmim
eheleute) einander die bände geben, vn4 die kdpll M •)••
ander halten, also, dasz des mannes hlapl kAkär tlaa4 . . .
in solher postür miisseu sie einander schweren, vtUt •!!«■
creutz einander getrew und bold so aeyn. OLiAtiat ftnmkt
reite (4, eop. 40) i. 510 {ausgäbe vom 1663) ;
dem giftck »eh alles trv\ I
wenn leb aar dloh. aselo kind, leire«
und Blr to bold ala «cbAo beflnd«.
fhasaoi!« (<te« ghuk und MaHmd*) t.«:
der grosse man zeigt uns alsdann, aaeer aller satter s«j
auch die seine, und er bleibe ihr getrea. Ku^rcit lefrecAl.
1, 174. an solche beispiele knüpfen jüngere fortbtldungeu dtt §«-
birauches an, vor allem in der form der reßextrconstrudion s. •
ß) Übertragungen setun hier schon frühseitig na ; die mann
die du gesehen hast zwischen des tiers zenen dat waren twen
risen die waren iren scheczen als getreuw das wenig bey irein
leben funden ward iresgeleicben. die iiesicht Tundili {StrtttM.
1476); io Spaoieo biiab, bei der liab« «inliaa,
ein ^cipto dem «üsien w«Id getreu,
und gab gar bald, ihn uniteatOri tu trinkea,
das schÖDSie kiod der krieg»g«raBgaen frei.
Utaaooaii {dtt hel<Un) l,gt:
ich hoffe du bleibst meinem garten getreu. GOrai briefe %^m
u. a. vergl. sp. 4516.
4) untrr den bfispielen für abtthUtu §eimek dtt täjtttrts
stehen solche Verwendungen voran, die ungeswungen mmf dtu
relativen turückßhren; die person, dtr dte treut pU, ist mä-
g«dacht, ohne sprachlichen aufdruck su ^ndtn; in tnitren f*-
brauclis formen dagegen treten dtese 4etirA«nfra te dtn kinttr-
grund; in manchen sind sie überhaupt niekt «fkr nttknttentn.
a) verhäUniibeslimmungen stehen im vcritrfttait. itr ht-
dtutungsumfang ist Wi dieser gmppt itr
tthon ein weiterer, i/ocA stnd ihm in
gesogen, der begriff der treue triU
gefasU alt verldsslichkeit auf, btld nmwU tr htsondtrt fm
an, jt nachdem er auf das verkdUnn tan *4rra mb^
auf die gefolgsthaft im kruge, die frnniitktft, tmf da* «Mskra
im besondern sich betithl. den gruniusg ntk für Hut UtHtetn
Verwendungen bildet der begriff der Stetigkeit^ da «i
festhaltens.
a) 1)) sl sprach : 'des »ett« kh ia «In pbaali
Ir Mit rnleh haben bi der bani
vll vatt«: das «rlouba icb lu.
Ir mügt wol lin olbi gar gatrta,
Sit Ir mir olhl geirüwaa weit.
U. V. LiBcaTi:<>Tti)« ftaaeadliBSl tsn
so geirluw« ood aö gawcr«
was diu guota Lüneir
dai si daz wlllacitcben t«ia {wt* tit febM k»ttt\
2)) im jMrodwrrwira gArtncke: SinpUdeateM aaka «ac«
mabler die Irew in gesUlt eines weikakiMaa iklf «ad
neben sie einen kund als dasz getrew Isla ihier. n itm
sagte Simplicissiraus, er solle jhr vielmehr kopff ood kiajdMf
voller lluse mahlen, dann selbige «Iren ao getrew, daat
sie sich auch mit einem beocken lieaseo. GamaiuaAcsaa
nri^«dAr«ad«r ktitniir 4, XU Lnrt,
283
fvetalMI.
4503
GETREU I
GETREU I
4504
ß) 1)) wol erkand ich Aldriänen : waa er was min man,
lop unde micbel äre er hie bi mir gewuD,
ich machte in ze ritter und gap im min golt.
durh daz er getriu was, des muos ich im weseu hoit.
Nibelungen 1693, 4 Laclimann.
ich weil wol daz si mir den rat
niuwan durch alle triuwe tete.
swä ich gevolget ir bete,
daz enwart mir nie leit,
und hat mir auch nü war geseit,
ich erkenne lange wol ir muot:
81 ist getriuwe unde guot. Iwein 2024;
wer ist getreu vnder allen deinen knechten als David. 1 Sam.
i2, U Eggesteyn. ebenso Koburger ; und wer ist unter allen
deinen knechten als David, der getrew ist und des königs
eidem, und gehet in deinem gehorsam, und ist herrlich ge-
halten in deinem hause? Ldther.
2)) und daz sie betten kein der wer
sumelichen ungetrüwen man.
ez wart in dicke schin getan
so man die brddere da nider slAc,
daz er sin houbt von dannen trüc.
die geträwen bestünden in der not
und hüben hie den brüderen tot.
Uvländische reimckronik 4915 L. M eyer.
8)) dö sprach er aber 'geselle min,
nu solt du läzen werden schin
ob du bist getriuwe.
eine trüge niuwe
wil ich an vähen,
ob ich Ir müge genähen. Tristan al$ widnc/i 929 Paul.
4)) alle meine freude ist mir ee der zeit verswunden, zu
frue ist sie mir entwüschet, alzu schire hapt ir mir sie ent-
zucket, die getrewen, die gehewren: wann ir mich zu witwar
und meine kinder zu weisen so ungenedigclich hapt ge-
machet, acktrmann aus Böhmen 17;
zudem so wüst ich auch dasz du getreu im lieben,
dasz du beständigkcit zum zwecke dir erziehlt,
nicht wie manch grüner sinn, der nur von lust getrieben
sich stellt verliebt zu sein, und nur mit eiden spilt.
H. MÖHLPFORTH (1686J ItochteiUgedichte 43;
80 einig, so getreu, so fruchtbar und 80 rein
sei dieses neue paar, wie turteltauben sein.
Fleming s. 8S Lafipenberg.
5)) ist auch die erste ehre, die einer dem andern in be-
suchen oder Zusammenkünften anthut, dasz man jhm tzarko
wino eine vnd mehr schalen brandwein zu trincken dar-
reichet, worbey dann der gemeine pöbel, sclaven vnd bauren
sich so getrew finden lassen, dasz wenn mancher von einem
fürnehmen manne die schale auff seiner band zum dritten,
vierdten vnd mehr mahlen eingeschenckt bekömpt, er jmmer-
fort ausztrincket. Olearios persischereise (3, cap. 6) 191 (1663).
y) besondere Verwendungsformen bauen sich auf dem Verhält-
nisse des menschen zu golt auf. beiden theilen wird das adjectiv
prddieiert und in jedem falle ändert sicli der bedeutungsgehalt.
])) ketriCiwe ist got der unsih ni Mzzet ferror irs&ocbit
werden {fidelis deus). Notkrr lu psalm 32, 4; getruwe ist
unse herre. Trebnitter psalmen, psalm 144, 14; der herr ist
getrew bei Dietenberger (treu Eck);
85 lobe ich dich, vil süezer got,
daz aUö reine ist din gebot
ftn allen spot,
80 stxte und so getriuwe. Gottfried v. Straszburg
lubgesang auf Maria 66, 4 (ztschr. d. allerlh. 4) ;
wen got der ist getrewe, der euch nit liedt ze versuchen
über daz, daz ir mugt. codex Teplensis 1 Cor. 10, 13 {ßdelis
aulem deus) ; aber gott ist getrew, der euch nicht lesset ver-
suchen über euer vermögen. Luther, ebenso die späteren Über-
setzer; denn gott der ist getrüw und lasset uns nit ange-
fochten werden, über das, das wir vermögen. Geiler v. Kbisers-
BBRG seelenparadiet (1510) 32*. vgl. der getreue gott; vgl. auch
spalte 4504 unten.
2)) Sit getriwe fin allez wenken,
Sit got selbe ein triuwe ist:
dem was unmxre ie falscher list. Partival 462, 18:
der h^re Meynhart was recht
und ein getrüwe gutes knecht.
livtäidische reimchronik ZW L. Meyer;
sint Colne zairst Kirstene name intfeinc,
deme stole von Rome it nei ave geinc {nie abfiel von Rom),
it was Cristen und getruwe.
Hagen (Kölner Chronik 607) rf. slädtechron. 12, 39;
fürchte dich für der keinem, das du leiden wirst, sihe, der
teufel wird etliche von euch ins gefengnis werden, auEf das
ir versucht werdet, und werdet trübsal haben zehen tage —
sei getrew bis an den tod, so wil ich dir die kröne des
lebens geben. Lother Offenbarung Johannis 2, 10 {esto fidelis:
bis getrew uncz an den tod. codex Teplensis).
b) die beziehungen bleiben unbestimmt; der bedeutungsgehalt
ist allgemeiner gefaszt und nimmt je nach dem zusammenhange
des Satzes verschiedene formen an.
a) auch hier hält sich der begriff der Stetigkeit, der nebenbei
gerne durch synonyma besonderen ausdruck erhält:
wärhaft mit sinen wortea
er was an allen orten
getruwe unde stSte.
Uvländische reimchronik 705 L. Meyer,
klopfan mein aller libster koab
pistu der für den ich dich hab
getrew stet frum still vnd verswigen
vnd warst kein gewder nie gezigen.
FoLZ (klopfan) /aslnaclUspiele 1243 Keller.
ß) aus dem begriffe der verläszlichkeit entwickeln sich einige
bestimmtere züge, die bedeutungen wahrhaft, rechtlich, ver-
schwiegen.
l)) getreu =* wahrhaft, ohne falsch :
8i sprach zuo dem küoige 'vil lieber herre min,
ich wolt iuch bitten gerne, möht ez mit hulden sin,
daz ir mich gehen liezet ob ich daz het versolt
ob ir den minen vriunden wxret inneclicheu holt',
dö sprach der künic riebe (getriuwe was sin muot)
'ich bringe iuch des wol innen swä liep unde guot
den recken widerfüere, des müese ich vreude hän,
wand ich von wibes minne nie bezzer vriunde gewan'.
Nibelungen 1342 Laclimann;
als getriu und also sieht,
als der gräve Albreht
in der jugent was erkant,
6 im diu witze geswant.
Ottokar reimchronik 34446 Seemtller;
der mertze gantz,
der april im schwantz,
der mey new
sind selten getrew.
fprichwort aiu M. BöBH kirchenkalenäer (1608) 8.
2)) getreu = rechtlich :
hiemite so wart ouch gegeben
dem kunige michel ruwe.
er wart also getruwe,
daz er dem bischofe uffer etat
zu vuze viel unde bat
vergeben, daz er im tet. passionat 460, 4 Köpke;
der gute bischof Albrecht
der was getruwe und recht, livldnd. reimchron. 810 Meyer;
dasz . . man jhm die einnahm und auszgabe vnter die bände
gab. worbey er sich auch eine Zeitlang getrew finden liesz,
bisz er endlich sich zu liederlichen gesellen findet. Olearius
persische reise (3, cap. 12) 236 (1663).
3)) getreu == verschwiegen:
wes er mit mir pQxge,
niemer niemen
bevinde daz, wan er unt ich,
und ein kleinez vogellin:
tandaradei,
daz mac wol getriuwe sin. Waltueh 40, 18 Loc/tmann;
wan der do ist getreüwe der verhält die niissitate des
freundes. Sprüche Salomonis ii, iz Eggesleyn , ebenso Koburger;
ein verleumbder verrhet was er heimlich weis, aber wer
eins getrewen hertzen ist, verbirget dasselb. Luther.
y) eine verblassuny und Verallgemeinerung der bedeutung
liegt in der Zusammenstellung unseres adjectivs mit synonymen wi*
gut u.a.; man hört hie alle ztte Kriemhilde klagen:
des ir niemen tröste daz herze noch den muot,
ez entaste Giselher: der was getriwe unde guot.
Nibelungen 1039 Luckmann;
er was getruwe unde gut
und achte nicht üf ubermüt. livländ. reimchron. 7559
Meyer.
5) schon in der spräche Luthers stehen, wie sich oben zeigte,
dem lebendigen gebrauche von getreu hemmnisse entgegen: aus
mittelJeulschen denkmälern zuerst belegt, greift das einfache
treu immer mehr um sich, wobei es im Süden von den bekannten
neigungen der oberdeutschen mundarten begünstigt wird (vergl.
zum getreuen Eckart sp. 4510 unten), das ergebnis dieses prozesses
ist frühzeitig eine einschränkung der alten vollen form auf be-
stimmte formelhafte Verbindungen und Verwendungen, die unter II
dargestellt werden, daneben wird der gebrauch der präfigierttn
form in der spräche der poesie festgehalten, die sich die möglich-
keit nicht nehmen läszt, mit den doppelformen die bedürfniste
des versmaaszes zu decken, von diesen beiden ausnahmen ab-
gesehen ist der verwendungskreis unseres adjeclivs, soweit nicht
einige Spielarten mit der mittelhochdeutschen \zeit abgestorben sind,
ganz auf die einfache form übergegangen; namentlich in den
intensiven bedeutungen dringt die letztere frühzeitig ein : wan got
der ist getrewe. codex Teplensis, 2 Cor. 1, 18 (ßdelis; alp^ia
trigws gu|). Ulfilas); ebenso noch bei Diktenbkrgkr; aber o ein
1505
GETREU I
GRTnEU II
4504
treuer gott bei Lutrkh und ¥xt; tu gelieher weil di wclp te
eein keuerh, nit binderredent, getempert uod getrew« ia allen
diogen. 1 Timoth.i, 1 1 codtji Ttpltntit; quinoo* •amaleiko gario-
do«, ni diabuloi, gafawrjut, triggvot in allamma. Uinua: d«a-
selbigen gleichen Ire weibrr tollen erbar«eio, nicht leaterinne,
nüchtern, trew in allen dingen. Loriia (DiBTanaiacRa und
KcR tIelUn getrew »itdtr A«r); mtiiiu oftgen tint indAn. ze
getriäwen inasidelingen d^ro rrdo (iii fidtlts Urrat). Noima
fsalm 100,0; ougen ininiu ze den gelriimen der erde. Wind'
bergtr psalmtn too, H; getruwen der erden. Tritrir eod*x,
tbtnio Tribnitter psalmtn ; meine äugen sehen nach den trewrn
im lande. LoTHia pialm tot, 6 (|^'et^ewen Kci : geirnwen
DiiTiNRRiiCBa). vgl auch iprOrA« Salomot 14, V> bti LurnEa
gegenüber der altern bibel u. a. — in dem britfwechul det Nürn-
berger patriciert Paumgartner mit uiner braut findin sieh threuas
hertz und gethretirs herz neben einander {litt, verein 204, 12
und 15).
6) von dem concurrentkampfe iwitchen der prdfigierten und ein-
fachen form macht die gebundene spräche, wie erwähnt, den ihr lu-
sagenden gebrauch, schon bei \l. Sachs Idssl sich beobachten, dast er
in der prosa andere neigungen hier bethätigt, als im bannkreist
des versmaasses. er liebt für di* Überschriften t. b. dit prdß-
gterte form, während er innerhalb der gedichtt seiht im güiehen
susammenhange die einfach* vorsieht, so in der historia die ge-
trenen weiher:
nun «chawei an die treten weibar
die also jre zarte lelber
all Iren adel, ehr und eut
Im schsnti ichlugen mit trewem mut
TQr jro verurteilte mann
aulT das lie jn hOllTen ilnrvan. 8, 723 Ktllrr,
tbenso in der historia der neun getrewen haiden , sampt jhren
wunder getrewen thaten. 2, 299 Ktlltr u. a. ; spätere dichter
netgen umgekehrt innerhalb des versmaasses zu der prdfigierten
form, di* jambischen anlaul gewährt: ■
ein getreues herze wUsen
hat des höchsten schätzet preit.
der ist selig zu begrOszen,
der ein treues herze welsz.
mir Ist wol bei höchstem schmerze,
denn ich welsz ein treues herze.
Hüft das gincke gleich zu zelten
anders, als man will und m^-lnt,
ein getreues herz hilft streiten
wider alles, wa!< Ist feind.
mir ist wol bei höchtlem schmerze,
denn ich weisz ein treues herze h. f. w.
Plkmihg Eisgen treues Hers;
als Ich . . ilier war, doch lilelner,
als mein getreues schaTchen.
da folgt ich schon der Chloris,
wie mir mein treues tchafchen.
ÜAOiDoan (Cfkfori«) 3,&9;
der maier Hetz nicht nach;
er bat, bis tie et ihm versprach,
und schwur, sie recht getreu zu Tasten . . .
das blld war treu, und schön, bis zum enizOckan.
GzLizRT (Setiniie) I, 89.
von d*n klassischen dichtem neigt GOthe mehr tu der toUertn
form in den besonderen Verbindungen, die dieser noch erhalten
sind. Schiller bevoriugt auch für letzlere das einfache treu,
i'on den späteren dichtem wird die ptäfigiert* form namentlich
im jambischen tersmaasie begünstigt:
der königin Margrete
von Österreich getreue kAmmerin.
GaiLLPARZta tOitokar 5) ft>. 143;
du keusche iiebesgötlln,
getreue gatiin deinet holden gatten,
di>h fleh' ich an: verleih mir deinen schütz. (2)48.
^) wie in der gebundenen sprach* das geregelte versmaass, so
macht sich ein ähnliches bedürfnis auch in der sonstigen
spracht als forderung des Wohllautes geltend, in xusammen-
sftiungcn mit unserem adjeetiv wird, sofern der erste eompositions-
theil mit einer hebung schlieszt, die präßgi*rte form bevoriugt.
so überwiegt pflichtgetreu übtr pflichttreu {vgL th. 7, 17(M und
1768); 50 jind goltgetreu, naturgetreu {th. 7,4*1), wahrheits-
getreu, sachgetreu {th. 8, 1603), wortgetreu u. a. uugniss* für
das unbewusst wirkende rhythmische gefühi. einen beweis älttrrr
stufe der composition w\rd man in den belegen für präßgitrtt
form nicht erblicken dürfen, weil diese wortgtuppen erst su tintr
uil in den Vordergrund tretet*, im dtr di* präfixlos* form schon
begünstigt wird.
8) di* Wörterbücher nehmen nur langsam wn dem gtgensalu
kenntnis, der sich im gebrauche der beiden form*n tntsponnen hat.
a) die älteren vtrzeichnen unsere form okn4 tisuckT4nku»§ :
gedrouwa (ßdus, fiMt). 9*ethikr. ti f«« lt. /«IrAasd. lyl.
UitrtNiacaWCicaia •!•: |«trta H*Ut^ kt *U flim». mmk
tartpwM teut. bti Horror? H; ceUvw, /Um. ßiiim; ßdt fr«.
ditus; qui fidtm iN«a prtital Hiaitc« IMI; 4k9ikk Dl«ratn
(l«77) ite. Faitica (1700) iit. Wntaaaa (nu) im; fmnm
fedeU, ßde, fidato atTKLii (1706) i»; fttrt« ßdtU, fA'^
dietionaire du toy«t*ur \U; |0(rt«, /hMr, Mai ••■••«•.
IloxToirr 1&9.
b) bei SriCLia rtrd gatrto «vr iMäk all «MteMlte M*n-
^OTM i« treu aufgeführt Sil; «Am* M f$tim %,m, SvtM-
BAcn (MI) dagegen beltft tinf frUantn tmwnimfikitk •mma
form, ander* wirttrhüektr lasten — tlnu ik (lataarti «MW»
sprechen — durch dit ort itr btl^ft «k JtHimmHu tmhtaimufi»
erkennen, in dtnen galreu ncft kiU: Im »4m galrw m/n
to be true, trusty, ftithfuH, ktnttl, ufri^ m»M tf ämmni
ich befehl euch g«ll, und verbleib tacr |«lraa«r talor . . .
rrtnein yo«r lovin; partnt. teiuek'*»fL mh. (171«) MIO,
Sr.BWAlf (1782) 74U.
e) bei Adiloitc, dem als grändltdum aa»«f«r wiU i
dit grosM saht dtr ttrwtndungen tm gdraa lak/U «alfasfra
ist, erseheint doch das terhäUnu smitditm iiittr fmm un4 «rat
jüngeren treu in schiefer darstellung. dtm ktttreben ftlfttd^
die einfachere form stets für dit älUrt und mrtptUngtsikrrt s«
halten, giebt er an: getreu . . dat verlingrrle wort trau, »alcii««
durch dasselbe, wenigafens in der edlen uod antliodifrii
tprechart aua verschiedenen seiner bedruiungen terdraofet
worden. 2, 63S. au^ dtr auffassmng Aoilchs« fmttt» »ntk
neuere Wörterbücher: die richtigt darsUUung dt$ forMMMr* M
bei Klogi und Paol gegeben.
9) dl« Steigerungsformen sind für unser adjettit ve« uagtiiiker
ergiebigkeit.
a) der comparaliv tritt vereinuU c.uf «■« AM irtara *nßa$$
auf dit bedeutungtentwicklung aus:
o! tklive, niebt getreuer.
alt feile llebal — wis7 iriiut du surAcbT
Vost Shakttii^ar» (Amtoniw m4 Otmair» k. 1:
0 tiave, of 00 more trat!) 3. IM, tkeutmtacmt^ata*
(bei ScBtaeii, Mn>( Tuet: iiichi tr«aar 4«),
des herzent klagen, brin und innig.
die, liedgeworden Ihm eniklingeo,
bai deine teele. tief und sinnig.
getrauar alt mein lied empfiogeo. Laata tatttmmmt,
b) dagegen ist dtr suptrlativ uiiyratrta btlitht: Ja ttimer
formelhaften Verwendung nimmt das cdjtttie jt natk dem ta-
sa;ntn«nAanp der tntrgie an bedtutung ab oder sm.
n) daselbst irat ich mit etluhen meiner getreatato« aa«,
und liesz die priester auch dahin leilrn. LoaR'«aTaM inat«.
1,488 (I6!»9): von meinen getreuesleo, die sie raoden, alt fit
hier ankamen, wie wenige sind noch Qbrig. (>. FaaiTAc (aas
«tarr kitintn stadt) IS, too, vgl. III, d.
ß) der ich bin und verb'eibe euer gestrengen . . . f^
treuester Tscherning. »idmaa; Ttuiia.iiaca aa Jf. Ap4kt
von Löwensttin l«t2. vgl aller getreueale seele sp. tilt.
II. die attrüutiven vtrbiniungem des aijtrütt. dt* unter 1, 4
und I, 5 dargtltgUn bedeutungtn trltalten bti tngertr rrrliaiaaf
mt( ft«j(imm(rn Substantiven thu neue rMMaaf rfsr leriiBlaafe
«n/wicliJun^. sugUuh isl in ditat» mekr
haften Verbindungen für dit priflfitrte faim gtllM ••• tmmt
gegen das eindringen des /ftaferta (eaiarraalra fsfslra. aiÄ
(ült attributiren Verbindungen gaUren kterher, wmmtka eMa^
sind geUgentiieher und tufäUiger naimr; im iknem Mr* *r tm-
sammenhang locker, und das adjertia erUH tstk «aOertM, ae
(. b. ntbtn den aff^aüae» aeanatlas die dem Iraat« IIMi|«r
IM KibtUtngtnUide ftgekem werden:
mit irürigen «tuoio dar viel ftulw« ■••.
den er daz reden bArta der keil der blici« In aa.
M:s. I UdbaM««!
der vll geiriwe recke barie jrmtrkllch* t^r»«*- !••.«;
der gelriuwe man ist eine Verbindung, die nm ^emrkikitm
der miUelhothdeuUcken ditktmng gektrt mad ä» mM #iMr
wieder versehwindet:
st sprich: Ich will dir blnU
arzelgeo. lieber herre mia.
dat ich dir wü geiriu«* »tn.
tag an, bl«ii^ noch ttaeiaT
d«t dO mich gesier baiu,
das wll ich gerne volgea dir,
aa wol af! wlldn sali air.
es *t rticb oder >l«bi.
Ich wil dir aitaa aia kaahi
nad dta vll gairiuwer aaa
iamcr dieaoa tw* ich kaa.
Mft*
4507
GETREU II
GETREU II
4508
nfi habent den gouch die hArreo sumtltoh*
vil baz — ich mein ein smeichensere j
der niht wan schände vähen kan —
unt smäcbent den getriuwen man,
Rbiiar V. ZwBTRR 1&4, 11 RöUiei
iö sprach meiste.- Hiltebrant: 'sihst du daz EcJiehart?
du getriuwer degen, nu bebe dich üf die vart,
mit deme so solt du vehten, ein getriuwer man,
du hast bl dtnen zUen gar grSzer dinc getan.
rosenijarten A. 288 Holt. vyl. der getreue Ecliehart.
vgl. auch Schwabenspiegel cap. 81, l Gengltr; für ändert allere Ver-
bindungen, wie der getriuwe knabe u. s. w. vgl. mhd. wb. 8, 106*.
1) Verbindungen mit Substantiven, durch die personen einge-
führt werden.
a) mannigfaltig und bedeutsam sind hier die bildungen aus
dem rechtsleben und geschäflsverkehr : das adjecliv tritt damit in
den dienst des litelwesens ein.
a) altsessen und erbsessen und getrawen lavrten a)zo yü,
alz sie ir czu rehte habin sal. Magdeb. fragen 228 Behrend;
do spracli die iungiste: wenne wir ebenburlig seyn von vater
und von muter und sieb is nicht czwischen swestern
voriaren mag umb erblich gut, ab ich billichen altsessene
und getrawe lewte man manen sulle wenne ymant do vor
getreten möge, ader was do recht sey. 229; so gebe man in
einen ir muoter mage. oder einen getriuwen iantman.
FicKER deutscher leute spiegel 63; und wil iener bereden daz
er getriwer man sei mag er in überzeugen mit siben mannen
daz er sein triwe habe geprochen. 92; die vorgiftunge ist
gesehen mit der erbhcrn wille und vor eime richler und vor
der gehegitten bang (bank). dorobir had Mertin sein
wizzebir gegebin den getrauwen nächebüren. Dresd. schöffen-
streit (15. jahrh. 1. hälfie), Löhsch und Scürödbr Urkunden zur
geschickte des deutschen privatrechts 2, 244; des so geslelte der
borggreve den gefangen man vor gehegit ding unde spreche
mit syme vorsprecbin: her vogt unde ir getruwen scheppin,
wenne deser mann bosze unde falsche briile gefurt hat . . nu
vorschouwet in uwerem rechte, ab her dorumme icbt lyden
sulle adir was her dorumme vorfallen sey. Magdeburger fragen
203 Behrend.
ß) der getreuwe gezeug derlöst die seelen. Sprüche Salomos
14,25 bei Eggesteyn und Koburger; 'ein trewer zeuge errettet
das leben, aber ein falscher zeuge betreugt. Luther.
y) erbdienstbarkeiten sind solche lasten einer liegenschaft,
welche weder zum vortheil einer bestimmten person, noch
zum vortheil einer bestimmten liegenschaft oder ihres be-
sitzers, sondern zum vorllieil j«des getreuen rechtsinhabers
bestehen, badisches landrecht (1809) § 7iu'; erbgült oder erb-
zins ist eine abgäbe, welche ein eigentümer von dem genusz
eines ihm gehörigen guts an jeden getreuen Inhaber des
gültrechts zahlen musz. ebenda; getreue partei, party observant
(im gegensatz zu der im verzug befindlichen) Eitze.n wb. der
handelsprache 317.
S) wir wollen auch und gebietten allen lauten, unsern
getruwen fürsten, graven, frien, rittern, knechten, burgern
und geburen. (Ludwig der Bayer 1323) oberrheinische stadirechte
1, 1, 8 Schröder; wir Friderich von gotes gnaden burc-
grafe zu NUrenberg, bekennen und tuon künt öffenllich . .
das wir . . gelten schullen dem edeln unserm lieben getruwen
Heinrich vogt zu Weyda . . zwei tausent geschoke und hundert
gescboke preiter guter Freiperger grosen. Urkunde von 1373
monum. zoll. 4,242; wir Albrecht und Friderich von gotes
gnaden burcgrafen zu Nürnberg verleben und tun kunt an
disem brif, daz wir . . haben geben unsern lieben getrewen
Gelpfrat dem velern (etc.) die hernach geschriben gut. urk.
von 1357. eft«ndo 3,313; dobey waren die edeln und wolgeboren
. . getrawen her Virich von Falkenhuin, ritter, her Reinzke
Domancz scolasticus czu Glogau . . her Bernhard von Grano-
wilz, deme wir di Sachen haben empholen czu vorschreiben.
Urkunde des herzogs Ladissla von Opel 1393 codex diplomat.
Silesiae 2, 63' (in 63* Variante kegenwortig den edlen unsern
getrewen mannen); Maximilian von gottes gnaden Remischer
kinig unserm getreuen lieben Hans Kaspar von Laubenberg,
unserm rath und ohristen veldhaubtman unser grafschaft
Tirol, schreiben Maximilians von 1442 ösierr. weisth.2, 119; dem
edeln unserm vicedom in niedern Baiern, und lieben getreuen
Jobannsen von Stauf zu Ehrenfels, adresse eines briefes herzog
Christophs von fiatern, Kuknnfr 6,129; demnach haben wir,
als fürst und herr, aus fürstlicher macht und volkumenhait,
auch mit rechter wissen und zeitigem ratt der wirdigen,
wolgebornen, edlen und wolgelerten, unsern andechtigen,
lieben und getreuen N. und N. unserer geistlichen und welt-
lichen räthe . . ain gebUrlichs und notwendigs einsechen ge-
than. gerichtsordnung des thals zu Evas (1550) österr. weisth.
5,745; demnach gebieten wir dem edlen und ersamen, unsern
getreuen, lieben Marthin von Pogmundtzu Payrsberg, unsern
haubtmann in Evas . . das sie dise gegenwürtige neue ge-
richtsordnung . . hanthaben und darnach geleben, fürstbischof
von Brixen (l550) österr. weisth. 5, 745.
e) datz uns unser lieber herr und getrewer vogt, der vest
ritter herr Ulreich Torer von Eyraspurcke layder von todz
wegen abgangen ist, und der uns und unserm gotzhaus,
und unsern läuten und guten sein lebtag getreu und bilf-
leich gewesen ist. probst und convent zu Beuerberg (1412)
monum. boic. 6, 446; ich obgenannter Caspar Torer vergich
. . daz ich . . der vorgenannten getrewer vogt , verantworter
und Vorsprecher sein will, mit allen meinem vermügen und
trewen. 446; ich N. gloh und schwer hiemit zu gott und
allen heiligen, meim gnedigen berrn N. och der Stadt oder
marckt und gantzer burgerschaft getrüer und fleisziger vor-
geer zu sein, burgermaister aid ftetTeNGLER laienspiegel (1519) C5'.
^) dazu haben die von unserer niederen landschafft mit
uns geredet, wie ihnen als unsern getreuen landleuten solche
Uneinigkeit zwischen uns getreulich leid als billig sei. herzog
Albrecht an seinen bruder Sigmund (1467) Krenneb 6, 127; das
wollen wir als euere getreue landleute untertbäniglich ver-
dienen, rath von Deggendorf (1467) ebendoit; und wo wir als
die getreuen unterthanen und inwohner des landes zwischen
euer beiden gnaden reden, helfen und ralhen möchten, die
landstände in Straubing (1467) Krennbr landtagshandl. 6, 125;
ein getreuer knecht, unterthan, un serviteur, sujetfidelehovDEKO-
Bdxtorff253; getreuer diener, unterthan. Scbwan (1782) 740.
vgl. sp. 4509;
wir müssen uns bei Zeiten tüchtig rubren,
und können drum, trotz manchem schönen gülden,
getreue unterthanen, nimmer dulden,
dasz Franken eure pferde uns entführen.
G. Hkrwkgh Pferdeausfuhrverbot.
1]) im festen vertrauen auf seine alles umfassende gute
solle die getreue burgerschaft . . durch treue gegen ihren
sie liebenden landesfürsten . . gottes segen zu verdienen
suchen. ChurpfaUbayerische oberlandesregierung. München 16. märx
1795; soll dein getreues volk auf deinen mauern stebn?
soll ihr getroster fusz dem feind entgegen gehn?
J. E. SCHLBGEL 1, 123 ;
dort taucht Wiener-Neustadt auf mit seinen zwei schwarzen
türmen, diese wahrhaft gute und getreue Stadt der Öst-
reicber. Grillparzer (tagebuch auf der reise nach Italien 1819)
werke 19 ^ 195;
rat und bürgermeister, herr,
von eurer vielgetreuen Prager Stadt, (könig Ottokar) 6,26;
alsdann begab er (Friedrich Wilhelm IV. in Berlin) sich auf
den in gold und purpur prangenden anbau des Schlosses, wo
der thron stand: gegenüber die flaggengeschmückten tribünen
für die Vertreter der städte und des bauernstandes; da-
zwischen tief unten die Innungen der getreuen hauptstadt
mit ihren fahnen. Treitschke deutsche gesch. 0, 50.
d") einzelne beruf sformen : l)) getrewe räthe vgl. sp. 4510.
2)) also tuen die getrewen chauffleut hinder sich (iQ <lnc
man), italienisch-deutsches sprachbuch 58* Brenner,
3)) sol er ains getruwen artztes raut haben und das
laxieren sol stulgang machen und harn. Steinhöwel regimen
sa7ntatis 327 Ehrle.
4)) aber es sindt yeczundt ettlicb, so bald ein kunstbuch
im druck ausgaet, so kauffen sie das auff, das das selbe
buch nicht für die einfeltigen solde komen . . als mit etlichen
rechenbücher, die von getrewen [meistern an tag trewer
meinung mit geteilt worden seiridt, der kann nun niemands
schier keins uberkomen. Fabritius büchlein gleichstimmender
Wörter, neudruek iS J.Meier; ein beschius dieses bücbleins an
die getreuwen schreib schulers. 41.
b) Verbindungen, die aus der geistlichen litleratur in die weU-
liche übergreifen.
a) gott der vil getruwe. passional 38, 91 Köpke; als ich
solchen tag fortt zu reitten morgens früe an die band ge-
nommen und den getrewen gott zu meiner vorhabende weytte
raysz umb glücklichen heystand ersuchtt. H. D.KBAFTTretJ<n6;
ach, du so mild getreuer goitl
du Schöpfer der naiurenl
warum verliesx ich dein gebot?
wand mich zu creaturen? Spki Irultnaohtigall
(anderer buttgesang) 112, ausgäbe von 1844;
4509
GETREU n
QETBEO n
aid
vor tiolie roriten toll leb kObnlieb irtun:
r [«treuer gou, hör' noch ainmal mala a«bo,
BIX mich noch •Inmal uuihlK tu dir beian,
dion will Ich frAblleh «elbii tum lode |<h'a.
Tu. Koami Lutiitr> momaUg.
ß) Itatriiiwe btrro ist er io älleo dneo worteo. waud« «r M
);ele(ita iü er gehlcx (fidtUt dominut in omnthut vnbu $uu).
NoTiia pialm U4, 13; getruwar berru ia alleu worteo linen
linde heilieb in allen wercben ainea. Windbtrgtr ptalmtn
(fehlt bti Luthkb; in anderen überultungen ander* Wendungen);
dit icböiiite, woi die welle tchöpriing koniii.
Iit eine« kOnlgt krun' auf eine« menicheu icheilel.
rieht auf den icbwachern, halt im laum dao kübutro,
dai gute thu und thu ei rasch und gern:
sei ein getreuer heir emt deinen dienern,
dann sind «le treue diener ibrei herro.
Ubillpabib« vaiiiinte tu 'der treue diener leinee kerm'
vijt. S*uia finleilung tu 1, &&.
y) getreue cbristen; it waa Cristen unde getruwe. Hack
Kölner ehronik 607; er irweite einin Abiare der crislen-
beit uD(i niQcboti io zeinim gelriuwen cbristen. tpeeulum
eecUtiae 05 KtUe; alle getreugen cbrittan, (vdiU/iJfli cArutani
SCBHELLBB limbr. wb. 241.
o) In iiigeiitllcher kere
konde er wol tpreehen gotes wort
allouibslben, hie und dort
was er den knmken ein *tab,
den er guten troüt gnti,
als die getruwea hirien tuut. panional 11, 13 Kt^:
dem selben getrewen hirien folgen seine scbeiTIein. Lutbib
i«rmon von dem vucher 1520, 6 S*; der ander iat gwesen
Jobann Eeoinmpady selig der löblichen slat Basal getreuer
hiert und warlialTter leerer. Sbbästian Fiscbbb Vlmer dtronik
17 Veesenmeyer; getreue scbüfer. Ulkim musenalmanach auf IVi,
iwvdnieili 70; getreuer birt. W'iiland 18, 180.
s) mit Onesymo, dem lieben und dem getreuen bruder.
Kol. 4, 0 (tbamma liubin jab triggwin brotbr. UiriLAa) codex
TeplentiSf ebenso Lutber ; tiaer bftotare uiide diaer getriuwo
brÄoder bebAotet iro s61a i'inde iro sinna ällero (Ate tutelator
fidistimutque germanus). Notkbb {MareianusCapella)z^2'BatUmeT;
d6 bcgundb och llAgen Uoie und Görndt
und Ir getriwe mAge, sl b&tens d& best&n.
Stiiel. tO'il, 3 Lachmann;
darum sant ich zu euch Timotbeum, der da ist mein liebster
sun, und gelrewe im berren. codex Teplentie 1 Cor. 4, 17 {ßdelis
in domtno); aua derselben ursacbe habe ich Timotbeum zu
euch gesand, welcher ist mein lieber und getrewer son in
dem herrn. Lutbkb und die tpdUren überutter; da schrieb
mir mein bruder Hannsz von Berlichingen seel. anbero gen
Hornberg, ich solt zu ihm kommen, nachdem viel bauren zu
Schöntbal ligen, solt ich ihm beiffen, damit sie ihn Dicht
übereilten, das tbet ich nun als ein getreuer bruder. GOrt
T. Bbblicbingbn lebensbeuhretbung neudruck 86 Bielmg.
^) 1)) Cbyntiiius, der lieb bruder und der getrewe ambechter
iro harren, den ich sant zu euch in disein selben, der mache
euch kunt alle dink. codex Trplensis Ephet.i,H (lidelit minitter
m domino; sa liubo bru^ar jab triggwa andbabts in fratijin.
Ulfilas); Tycbicus mein lieber bruder und getrewer diener
in dem herrn. Lutbkh und die tpdteren übersetser ; gißb, guol
acalc inti getriwi : wanta thu ubar fobiu wari getriwi, ubar
managu tbih gisezzu. Tatia» 149,4; sein her sprach tu im:
frewe dich guter knecht vnd getrewer, wan du bist gewesen
getrewe über luczela dink. codex TepUntis Matthdus U, 31
(terv* bone et fidelis); genau lo EccEarBTH; vrowe dich, gfttir
knecht und gelröwir, wan du ubir w^nic bist gelr^lwe gewest.
Bbbkihs evangelwnbuch ; ey du fromer und getrewer knecht,
du bist über wenigem gelrew gewesen. Lutbbr und die späteren ;
wan der almSchtig gott erfüllet dus, das er seinem getrewen
diener Beucdicto verbeissen hält. dta{o^ iuncfi Gregorii (147t)
2, cap. 17; es ist ein grosz ding, sein ain getreuwer diener
güttes. Kkisbrsberg predigten (l&io) 09'.
2)) wie bald das bescheben, do bat «r vom fursten «in
Urlaub genommen, mit vermelden, es sy uit mentscblich, vil
weniger fürstlich gebandlet, ain getrewen diener on alle not
an solliche greulirbe und unvernünftige tbier, an denen kaio
lob oder er zu erlangen, zu wagen und in dodt zu schicken.
Ztmm«rüeA« eArontifc 4, 413; es ist eyn burger vnd gSte penon
di« bat eynen seinen getreuen diener . . kranrken auf die
freyen Strassen tragen tbet Dekameron 605, li Eeler, r6««i«
407, 16 u. a. ; Verachtung, welche in den bOsen scbelckeo v«r>
borgen leigt, solch aber vff frum getrew diener, vnd vffhchlig«
vndersassen allerley bantieruog {jeglichen berufs) nicht gericht
sol werden. Rbiabard Loaicn v. Hadamab »m ^Mtf« /WsIm
^tUKf»
««< fTMwr ktnm kstsim ricAMUfm
{im)m9irmkip.mmi «laftlrMNr
•fl. •*«• i|k «Mt «• aMtUrilMt
s«io« aatoritktttM gvlKllft«, ««ia*
ikm nob«<llo|t feborcliea. Hbimb 4m
*)) griUael Mir m«in kaaatrau Margwüt
und scbwcgcr . . ito4 4m $titm
26 Walü; PeU, dtf iBDfhog, hm
den ich will ocnneB Klws; im
lieb, die ar bell «od trAg« i4 4«r
I« PkUognit i, 12«, || Uerwsn» ; tio §Hnm$r
BosToarr SM, tfL •*•* tf. umt MkM jr tMtmm JM^fc*
fraweo {ktmmtrfrn^ ktflahUtrim) ti* Mck 4m kartM IsA
•rlied. IIan» Sacm 3, I, ITt; BmmIAm, im §ttnm tlW
liog des kunigs aus UmpartM. n. Ml ftflir Cllw; m ««bH«
et a«iner getreuen Icibwache »coif dank, imt •!• Ika Jmb
gefriszigen »cbwert aotrisseo halt«. HttJm mlttminkmwn»
c) wihrend sieh in 4«n unter «) «ni h) tuffefUsrUm mt-
Wendungen mehr der he^nff der pßickUrfktiumf §i$tn4
Iw
misehl steh bes denjemgen tubttantmut die 4mt ftkmU 4m
freundsehaß, der liebe, dem rhelete» wlaa— »• ssa^ mitk 4m
umfung^ im feiu<«fat«w «• ien k«iemmmtif0tä im täfMltm «a.
et| w€9 wmif§mf 9ms wm mmmwmmmM ^svppr ms mmsb*
rerlbdtriNfSM tu 4er itr freuuieektfl kiUen 4i$ nsM^siar «b^
saehwalkr.
D) bit daruCr di gesanodteo unb goU will«, »«i«« gteMif
getrau fürpieler b«y seinen gnedigalao umi fM^ifM kam,
den gemeinen bundsstennden, zu sein arrt— <l, Mar 7%tmm
von Absberg IM. wer. 114, 431.
3)) man find! selten gelreu« ralftbcr. A. v. En tiitf4 Mk't
wan ein ehrlicher gesöll in seiner I '
wOder vil gestudiert . . zo getrewM
defenssion in fQrfallandtem scboUdtaHt
sunsten . .uoderbaltten worden. II (J. IrafI frian 1. syl. ip»4M».
2)) eine besondert berüJmtheU hol wUar im Irmmm rmkf$tmu
der getreue Eckebari erlauft, sthem in 4er Iul4enm§$ msdiiim
dieser mit unserem beimorte gesthmfUkt (syt sf. 4M1) md memt
der susammenkamg als die umieHkakmtm mi§m •«, iea« im
lob hier wett liber 4m gewiknikkr
dienstmannentreu» hinausfekt:
du jprach geiogeDitcb« dar getriuwe Kckekart:
-unter beider tuileo «owin oicbt langer gaepan*.
den schilt begunde er vatxen. der geirlaw« mms.
er sömte sich oicht langer, er iprauc i)f dan pH*.
d6 wuot durch di« r6>«a der geirluw« Eclialian.
dö begegeat« lose Bagena mit «laar »aall«« varv
sie gruottSD dt aioaoüer. die reckea uovcrteit.
ntcb dam guoten gruota der vrlda wan üf gaask.
ro*Mlf«rt«« A. 3Nk 3M
icAoR W. Gbim {deuttthe ktldema§e im «. 144) *at at I
sam gefunden, dast und wie Stäekart hter 4e9 kku f^ smw
tapferkeü, den ihm KriemhtU gemihren vtU, aUekm: iek tmliu
mich nicht kU^seo eine ungalriBwt Meli, m, 1
scheidende Wendung hat dute, all
treue Eckeharis in 4»mm mrkUMt m im jmsfm
erkalten, in dtetem aafealr«Me Irtt tttthml mmnt äk l
dm Jugend auf; darum kmitpfen mf ~
der heldensage: und waz innen zu vögelte f«b«a w \mi l*
beaorgend und zii eim z&btt meisier eia bar, 4ar »aa ata
beild und waz genaot der getmwe Eckharth . . alaa MkidlM
der keiser nach den jnogeo Harlaoga« aiaa hnim kla^
und bleasz sü «rbenkeo ; nnd das be*cka«fe. aaa Vaa äff
den dag der gelruwe Eckbartb niU dokdBl ki taMSasi
waz gertttao aia ralai wo kia, daa ar ia ir Iaa4 hrnrnf^t^
aUe mrrtit im Miiulutkn (tViaM.) •. 4. tafm «liLm
Ml «a/«*fr pnfalt M< im traaa Eckart ia 4m «attMmfcAia
MUmmurdet t&. iraä I«. iaMM*m MiMr, «• ift« «M 4<t aa^
mm VenutUerft •ertaipfl {m »dm m im arfirsa das HaaaAaa
V. Sacbsbshii« 38 «. «.): au der Ujretnfetm M im ^mm tkm-
beferung dt pN/t« abgestreift : l»l aock eia «prtckwait; tik
gewann dich ala dar ira« üaccarA. Avaarw «Ana* I, «i^t^
Mr*» 4,1 (»»*. efdltr Acaicota an ^pMkMrt):
«in wallkmdar arall
w«Q«i in «ln«B «ald
J«a«aa«t dar traw Eckkart
er aak bau otaakart
vtl dtafs rar kartaaa tafaa
4m fadacit Iah m ttufm
wo vaa bham «a iaaakwar*
4«s kaia ira« wm aal ari.
a. SAcaa«fa|esprask ■*«
TVot 90iltv%Mi miw viVBi ^Mnwvy
«tMsaaa>liBiir.«<«f»a«i
p*i fMralari wm !.■•'•
4511
GETREU II
GETREU II
4512
die romantik, die auch diese gestaü wieder erweckt hat, gab ihr
die mittelalterliche form zurück. Tieck knüpft unmittelbar an die
vorrede zum heldenbuche an: ebensowenig kannte ich damals
die Nibelungen, sondern nur das beldenbucb, in dessen vor-
rede ein getreuer Eckhart erwähnt wird, der die jungen
Harlungen beschützt und der nachher bei Hans Sachs und
anderen dichtem oftmals sprichwörtlich vorkömmt und immer
vor dem berge der Venus wache hält, werke i, 171 (Phantasus).
an Tieck schlieszt sich dann Götbb tn seiner ballade 'der ge-
treue Eckart' an und von da aus sind die heutigen Verwen-
dungen beeinfiuszt:
und der es euch aniqib und der es befiehlt,
er ist es, der gern mit den kindelein spielt,
der alte getreue, der Eckart. Götbb 1, 227;
daher das sprüchwort: 'der getreue Eckart warnt alle leut'.
F.L.Jahn toerüre 2, 2, 4S2 ; so blieb Lafayette sich immer
gleich . . ein getreuer Eckart der freiheit, steht er noch immer,
auf seinem Schwerte gestützt und warnend, vor dem ein-
gange der Tuilerien, dem verführerischen Venusberge, dessen
zaubertöne so verlockend klingen. Heine das bürgerkönigtum
2. buch; alsbald nach dem thronwechsel muszte 'graf Anton'
nach Charlottenhof übersiedeln, damit er dem könige als
ein getreuer Eckart immer zur band sei. Treitscbke deutsche
geschichte 5, IS.
ß) das freundschaftsverhältnis.
i)) 'ir sult zuo disen landen uns willekomen sin,
mir und miner muoter. und allen die wir hän
der getriwen vriunde'. dö wart da nigen getan.
Nibelungen 54$ Lackmann;
w& uu getriuwer friunde rät?
waz tuen ich, daz mir liebet daz mir leiden solte?
Rkinmar v. Hagenau minnes. frUhUng 166;
swer mir ist slipflc als ein is
und mich üf hebt in balles wis,
sinewelle ich dem in sinen handen {in dessen Händen bin
auch ich wie eirie kugel),
daz sol zunstaste nieman an mir anden,
Sit ich dem getriuwen friunde bin
einlcetic urnle wol gevieret. Waltukr 79,37 Lachmann;
ich han einen gelruwen vrunt, dat is ein goit geselle. Kölner
handschrift von der seelen trost Fromm ann 2, 9; darum sol
sich ein yeder mensch emsiclichen bei seinem leben für-
sehen mit einem getreuen andechtigen freund oder gesellen,
der im an seinen letzten Zeiten getreulich beistand, visio
Tundali (1476); ich frey mich viel guter, lieber und getrewer
freund, damit ich frewd vnd lust habe. Petrarca (trostspiegel
1. buch, 50. eap.) 1596 Francf. 47'; getrewen und guten freunden
ist man viel schuldig. Henisch 15S7; ein getrüuer freund, fidus
amicus Steinbacb 841. Schwan (1782) 740.
2)) was is nu din getruwe geselle? Kölner handschr. von der
seelen trost Fbomhann 2,9; ein vornuSliger, de by getruwer ge-
selschop gewant ys, schal ydt nicht darvör achten, dat he leve
na vorlatinge syner truwen gesellen, jung, glosse zum Reineke de
vos m Brandes; und als er solchs verrichtet, ist er (Heliseus) ]m
(dem Heiisa) auff dem fuszstapffen nachzogen, und sein ge-
treuer gefert und mithelffer allezeit gewesen und geblieben.
JosKPHus jüdischer krieg (Frankfurt 1571) 145'; jene begeiste-
rung dunkler thatkräftiger kriegerischer naturen von sich
selbst, welche sie treibt, in sich den ausgangspunkt einer
neuen weit zu sehen, eine begeisterung zu welcher sich dann
die getreue beermannschaft bald hinzuzufinden pQegt. Ihmer-
mann memorabilien 1, 359; seine erste manier zeigt ihn
als garnichts; seine zweite manier zeigt ihn als einen
getreuen Schildknappen der Schlegel; seine dritte manier
zeigt ihn als einen nacbahmer Göthes. Heine (über Tieck)
Deutschland l\, 2; Michelet und Quinet sind nicht biosz gute
kameruden, getreue Waffenbrüder, sondern auch wahlverwandte
geistesgenossen, parlament. periode d. bürgerkönigthums, 53. brief.
3)) die oben erwähnte Verbindung getreuer gefert hat in der
beiiehung auf Achates, den fahrtgenossen des Aeneas (ßdus . .
Achates. Aeneis 1, 188) besondere Verbreitung erlangt, im 17. Jahr-
hundert bildete diese Verbindung geradezu den titel für reise-
handbücher: Martini Zeilleri 'fidus Achates' oder 'getreuer
reisegelert'. Ulm 1661.
4)) der Verwandtschaft nahe stehen die naehbarn: was beiszt
denn täglich brot? . . fromme und treue oberberren, gut re-
giment, gut weiter, friede, gesundheit, zucht, ehre, gute
freunde, getreue naehbarn und desgleichen. Ldther kleiner
katechismus, vgl. Mfr.LER die symbolischen bücher der evang.-luth.
kirehe 360 ; da reit ich als ein getreuer nachbar ihro fürstlich
gnaden zu ehren und gefallen. Götz v. Berlichingen lebens-
beschreibung 85 Bieling.
y) Verwandtschaft, liebes- und eheleben, die einzelnen grade
der Verwandtschaft nehmen namentlich in der geistlichen ausdeulung
das beiwort getreu an (vgl. sp. 4509). sonst ist die Verwendung
des adjeclivs im besonderen für das liebes- und eheleben beliebt,
sowol in lockeren Verbindungen, als in formelhafter erstarrung.
1)) Tristandes wip Isöt.
si sprach 'ouwe grözer not
der ich hän vil armez wip . .
Tristan herre, ich enkan
noch enmac, getriuwer man,
dich überwinden iemer m6.
Tristan als manch 1296 //. Paul;
zwo getrewe eheversipte hende förderen mehr als acht frembde.
Fischart Garg. HO neudr.; neun getrewer weiber. H. Sachs
2, ZOb Keller;
mein freud hatt ich verloren
mit kümmerlichem schmerz;
die wird jetzt neu geboren,
lieb trost mein betrübtes herz,
weil mir gott wiedergiebet
ein getreue weiblich zier.
V. Hauszmann neue hockzeit- und brautlieder 9 (1602)
bei Hoffmann 1, 111 ;
getreuer liebhaber. Schwan (18U) 439; getreue gattin bei
Grillparzbb vgl. sp. 4505;
ich bin ein mann, und hab'
als manu ein recht auf ein getreues weib !
und fass' ich dies mein recht und ihre pQicht
in ein ^efühl zusammen: frei und stolz
möcht' ich da sagen : wer so sprach, der log.
Hebbel {Genoveva) l"-*, 167.
2)) die formelhaften Verwendungen gehören dem briefstile an,
der sich seil ende des 16. Jahrhunderts auch im privatverkehr
der formen der kanzleisprache bedient : dein gethreuer herlzlieber
preüttigam unterschreit sich Balthasar Paumgarttner der jüngere
von Nürnberg (l582) in einem briefe an seine braut (litt. ver. 204)
s. 6 u. a. er redet sie an: erbare, tugendreiche, gethreue,
freunndliche, hertzliebe, verthrauhte braut, ebenda, vgl. auch
s. 11 ; als ehemann unterschreibt er sich: dein gethreuer lieber
hauszwyrth. ebenda s. 38 u. a. als braut redet ihn die Magda-
lene Belieim mit du mein herzalerliebster getreuer breudigam
an; für die Unterschrift begnügt sie sich mit ihrem namen. aber
andere frauen jener zeit gebrauchen auch hierfür dieselbe formet :
datumb den 16. marzi im 1566 jar Sabina Christof Scheurlin dein
gedreue ehwirtin. vgl. Steinbadsen geschichte des deutschen
brief s 167. ähnliche briefformein sind noch heute üblich: vgl.
G. Keller 7, 213 u. a.
2)) das adjectiv wird auch auf andere wesen übertragen, denen
menschliche züge geliehen werden,
a) in der thierwelt ist vor allem der hund ein oft belegter
Vertreter dieses attributes:
a) ein guter gelrüwer bunt der sinen herren gantz lieb
bat, der vörcht gantz nieman. Geiler v. Keisersbehg christ-
lich bilger (von dem hunt des göttlichen Opfers) 136'; die vierd
eygeiitschafft die ein getruwer bunt an im het ist das er sinen
herren warnet und billet, und in weckt. 138°; daz du nit
an stat eyns bescheidnen cbristenlichen getrüwen hündlins
eins götlichen ernstes, eynen unsinnigen wüttenden, schelligen
rudden. 140' und and. ; der ritter mit dem getrewen hund.
H. Sachs 2, 274 Keller; Simplicissimus sähe einen mahler die
trew in gestalt eines weibsbildes mahlen und neben sie
einen hund als dasz getrewiste thier. vgl. sp. 4502;
wie dachs und Windspiel alle hunde heiszen,
die eigne rasse aber unterscheidet
den schlauen spürer, den getreuen Wächter,
den nüchtgen Jäger, Schiller (Macbeth) 11, 72;
mit lächelndem mitleiden . . . schaut es hinab auf die be-
kannten kläffer, die mittelalterlichen rüden, die getreuen
pudel und die frommen inöpse von 1814. Heine das bürger-
königtum im jähre 1833, 9. brief,
ß) in der thier fabel:
o Reinke, getruwe vos,
de hir sus gravede in dit mos
dessen schat mit diner list,
gott geve di ere, so wor du bist.
Roinke de vos 2477 Lübben.
b) übertragen auf die geisterweit:
holfuung bleibt mit dem leben vermiiblt, die schmeichelnde göttin,
angenehm vor vielen, die als getreue dämonen
mit den sterblichen menschen die wechselnden tage durchwalleii,
GöTUE (AcUiUeus) 4ü, 351.
c) gebrauchsgegenstände werden fersonifidert :
4513
GETREU II
GETBEU II
4ftl4
SulpitUl er«! (olUi du lehwaogar laiD?
nun «oltfl du gar die bliiurn krlageoi?
Ihr Int« fobwelgi, und gebt Ihr gir niehu «In,
denn eioar muii ilcb doch b«trüg«n.
nein. Oberlaiit ile der nnlur,
und dum ihr lo Ketreuen bi-tie. (i»t.L*»l (äiskrankrfrau)t.i\h,
3) talilrtieh vtrbreiM und m annig /alttg er art tind die Ubtt'
tragungtn auf kOrperthtil* und orgunt des mtnuhen, auf mtnith-
Uchi Ubimdutterungtn und einnchtungtn.
a) unter den körperlheiUn tleht du band als lymbol dtt bt-
titut {Ih. i, 2, 352) im mitlflpunklt weit ttriwngtrr formein d*r
nehtsspraeht, andtre rn-ftiiiifuny«» bltibtn mthr vtrtintfU und
beruhen auf poetiiehtr friihtü.
n) in die hand vird betitt lu tigtntum übtrgtb*n, in die
getreue band wird dir beiiti nur anvertraut:
1)) by wolle wir sagen von gelde, das zcu getrauwer banl
gegebin iil, wy man dorunib clagen aal. Magdtb. fragtn 175
Bthrini; in einer Variante: gelt, das eyme zu getruer baot
und ciu bebalden iat gegeben; 09 gülden, dy Jobannei
Kuracboer rzu gptrawer baut und Ton bepbelunge wegen
geantwort bette. 342 u. a.; unserm lieben getrüwen Heinrieb
vogt zu Weyda und allen seinen erben und nacbkumen, und
{tetnen bevollmächtigten) Ruczke von Swanberg, Heinrieb von
Geracb . . Heinrieben Heussen von Ranberg zo getrewer hant.
Urkunde des burggrafen Friedrieh von Nürnberg 1S"3 monum.
Zoll, 4,242; das vor uns kernen ial Janko von Zackeraw,
unser lieber getrawer . . und reicbt« uff reclit und redlichen
dem vroltuchtigen Janen von Neuemdorffe oucb unserm lieben
getravren, seinen georben, elicben nachkömen, und zu ge-
trawer band den woltucbtigen Heinrichen Dzaluscha von
Kobilitcz und Nieolayen Zwoysky von grossem Calinavr die
dorffer und gutter seines teiles. urkund* von 1454, codex
diplomat. Siletiae I, 127; von erlegen babe oder guter tu
getruwer hand, genannt depositum. Worms üadtrechltreformation
von 1499 5,2, litel 4 Überschrift; einem etwas zu getreuen
bfinden vertrauen, däposer une chose entre Us maint de queleun
KuNDBAU-BaxT0Brr238, ebensoScavikn (1782) 740; getreue band
wird in den Hülliäcben saltzwerken genannt, wenn ein
Hallischer bilrger die tbal-gUter auf seinen nahmen brachte
ond sieb damit belehnen liesze, die doch nicht seine, sondern
einea anderen Hllliscben bUrgers wflren, dem er auch die
nutzung davon abTolgen Hesse, welches aber in des ertz-
biscboffs Ernest regiments Ordnung gantziicb . . . verboten.
HOBNBa na<ur-, kunst-, berg- . . lextkon (1717) 706.
2)) im Ittsten beispiel tritt die volkstümliche neigung lu tage,
die worlgruppe, die innerhalb des satsgefügts eine bestimmte
Stellung einimmt, auch ausierhalb des satigefüges und ohne jeg-
liche einschrdnkung zu verwenden, so geht der abstracte sach-
liche begriff geradeiu auf die person über, mit der er gewohn-
heitsmdssig sich verknüpft, neben gelreubander {s. d.) wird der
mandatar auch kuriweg getreue hand ^«nannt.' des haben wir in
und irn erben oder getrüwenhenden ala si obengeschribeo
aten für die selben fUnftzig phunt beller zu kauf geben . .
den aewe der nebst . . Ingelstadt gelegen. Urkunde von I34ft
monum. Boiea 41, 187; getreu banl, manu/fedelis. vocab. incipient
teut. HuPKUKr93 (in ilteren vocabularien manußdelis von tröwun);
getreue hand, homo, cujus fidei aliquid tuto eommittitur Schbbz
542. vgl. auch sp. 4521.
3)) dieser formelhaften ausprägung gegenüber beruhen auf
freierer grundlage Verbindungen wie: getreue band gebt durchs
gantze land. Frisics handw.-ceremowen 63S;
urplötzlich trug una feuriger ungestüm
tum weiten obdach: und von geeichelteo
laubliranien all. umhOllt die »cheitel.
rOgteo wir bund mit getreuem bandsehlag.
J. H. Voss (buHiltiteiche) rdml/. ged. (1925) S, 6.
ß) l)) die feflehten getreuwen nasen werden vi! Schluckens
vnd truckens hedörffen. Fischart praktik, neudruck 29.
2)) wie mancher bat die heiligsten m&nner still an den
winden hängen, und sie aeben ihn an mit ihren frommen,
getreuen äugen, er aber flucht und achimpft und iflgt doch.
AuKRBACH schatskdstUin 2, 80.
')) und wirft, mit milder band,
da« kern in den getreuen bueen {faithfHl botom) der
erd' in daa gtbrochn« land.
Rrociis 7a/ir«it<i^ri« {frUUing 48);
so röhrt zu aeioer Jugend hOtten,
lu seiner uuschutd reinem glück,
vom fernen ausländ fremder siitea
den OQcbllIng der geaang lurOck,
In der natur getreuen armen
vor kalten regeln lu erwärmen.
ScBiLLBR {maoht in fMCNfM) tt, U.
«))
00 weit Ml. awalck atocM wl»,
•k al Mt foiHwM Hf. ^
^ *»* mmn M««kr<&« atki
4M al« jBtr afi «idMi flkt.
lofc k—4« »|>- tfntkf U*. m*u»Am Nn-Wt.^
^)wu initm ItUkm »ävM *r Hf^ a» mm4m mäk «»
menukUeken m§9t f$nu im thtrtrwtmtm ikm» mHämi '
verbunden: nuot, gtmAlk, b«rt, atoo«.
') und« mta kar GAwala,
a* Um «IM IM ««aolMla
«ni wart MtMck mi4« t—t,
barro Iwala «lai« faaollaa. Iwttm tlW:
•10 getreues gemOlb, mm im l0uU Roa»tA9-B«STMrr M-
*b*nto ScawAN (nu) 74«.
fi) allla gatriw« kertao
prOevaa 4U«o arntttn
uod de* gr«cMi ■■ca— ak.
dar aa 4w hftaMakaii «Makaak.
OnatAa «aterr. raiaMkrMtt tIM* fIgmUUr,
•10 getrewes berU ist aller ehren wartk. HiaMca IM7: la
aller eil schrieb ich an meioa ailargelreuesU «mI« ti» mm
flüchtige teilen. F.LJabü werkt l, s. 4M; wftitaal . . i».
neben doch deiner aelb auch nitt fargtaa«*« m4 «m air
zu viel bundertthausennd maleo ioo data gctkrtftM Ikotts
freunndlicb und fleytaig von mir, drin«i& vcrtkraolkao, §»-
gruest sein. Balth. Paumgartner an setne brtut (UM) MMrar.
verein 304, 11; waa mir in der stille zusetzt, 4m iM 4<r fW>
lust an guten kameradeo ond getreuen benaa, 4<a ick ImI
taglich erfahre. G. FaKTTAC (aiu eimtr Utkun statff) tJ, IMu
y) hit gat gauiuw« ainna.
iA lAi ar mira la frObte keaaa. WairaAa Nrs. IM. M.
e) auch die tkaiigkeü, du von den kiefmtkäkm mai mfutm
ausgeübt wird; iia wirku%§en, ite aaa Man «aafrfM«, aataM
das altribut tu sitk.
a) in poetischer überlragunf: die getreo« thrto« , tlkr«, «ia
bild, das in der diehtung des 17. aufdts\%.)k. kffi§ oiiliiiäht.
die teeilge. so wir aaitit tu grabe iragaa.
der auch die ganisa audi gairaaa ikrtaaa aakaaifel.
Meataroaat (IMi) MaM^aAMt
lata olohl Jaaus. von walcban dar Sarapk oa allM «nkkllaT
ach Ich weist «a noch wohl, wla ar ua< iabrfta^ilf aaaanau.
wie er uni an die klopfende bruai mit tlrtlichkelt drficku.
eine getreue tibre dar hold, die leb' leb noch lamar.
natiia sein aoillti. IcU kttstie tie auf. die seh' Ick aa«k I
KLOrataek Mtniat I. (
himmiiacba freunde, kein trftstander blick, und
jener retreuan der goitbeli und meoicbbeit wAHIna «Mraiw
soll mir nngeaahn in dam gflitilcbeo auga licb 11 ^aa, I^A.
ß) 1)) katriwu minna, ßdus affecltu. glMttm aa ffwraafaMf
Stbimmbtib-Sibvkrs 2,331;
getriuwe minoe aueta birt.
weit goi, uns wiban niemer wIrt
eraettet dtn dienest und din inkl.
7Vuf«a tU mtmek IIS1 Nat:
teirewe lieb von bartiaa.
Ean olcbi wol a«in obo lehaanaaa.
H
U«?}
hier denk Ich dein, e vatarlandl
wie. tief In barm varaanki,
dei Jüngling«, der am klipp«ntiraa4
aaln grao in •cbllTbruchitrummi _ J
getreue liebe denkt. M«TTai(»o^ (dar /NaädNa«) l.ttl.
3)) getriwer belnllcbe <ol ich dir waeaa ■■kerali.
SiM. 7»s. 4 (.-
wa getypt oder tus guot frflnd nii in getrtiwrr ainikak
die milszen vergao, ala aoa dise fabel bcwyaec SrgnaOwtL
Esopus [littertr. ver. 117, 171); von der getraflao waraa fraaal
achaft. Decameron M2, 9 C<^i«r: blstoru dar gatrewta (raaai-
achafl .\gathoeli. H. Sacr« 2, 182 itiltr.
3)) als die, so getreuer maiauaf aa4 a«a K. M. mtA f. Qm.
bevelch, auch beider Uil bit, Mari— ali M4«feaa4tor kadk
bemOt gewessen, entwurf itr ftaaiattoariea, 4b Ibi aa^raf
der gläubiger des A««ms UocksidUer «a iafslari mkuiitn
(1530) d. stddtechron. 3S, 332. s^er ial ftratfr Mrr <~
form beliebt: treuer meinang t.4.; aoa ial aM
gnaden irre ein getreues leid. 4it InmiiUmii im
kntog Christoph, Kaiü^BB t, I3&.
y) D) doch hatten vrir ein waoif wailer aiücfaoa lil
profandi halb: aber i uoaarar gcaallca kaadea wir aH ar>
halten, sonder logeo Ober nnstr gt<r«ka vataalMB Maria
in denn flecken, ao verhiMt wir ioaaa, «Ir «alMM ir
warten . . aber aia kSadea oit gar la 48ai
wordenn aie aabpracki aad daraaall
ScaaiDiia retae tvT iaagaiaalil,- gatfw «ai §ikmmm» «al>
tiebuog. M«rr. wriitk. I,»«: iat aa4ara 4ia iMiaitt aaja
nit fSkod aio gatraw laiif oiat. S. Fbascs cim* (IMM % *f ■■
UeaHfiMm
itliti t«.
4515
GETREU II
GETREU III
4516
gleich jener in der Vesta tieiügthuma, ',
erhielt getreue, rege Wachsamkeit
die heiige lohe rein und schön
und hoch vom anbeginn bis heut.
BÜRGER (Georgia Augusta) 2, 139;
wonnelohn getreuer huldigungen,
dem ich mehr als hundert monden lang,
tag und nacht, wie gegen stürm und drang
der pilot dem hafen, nachgerungen. Iverlust) 2,123;
nie friunden baz enbdt
so getriuwe msere deheiner slahte man,
als in der herre Sifrit und ouch sin vater hat getan.
Nihel. 713, 3 Lachmann;
ausz der tragedi hab wir sehr
zu Warnung zwo getrewer lehr,
die erst, das man vor krieg sie hüt,
was man vertragen kan in gut, . , .
zum andern vor der blinden lieb
hüt man sich und vor ihrem trieb.
H.Sachs {traqedia von Troja) 12, 315 Keller;
der selben getreuen radt will ich gebrauchen. Ä. v. Eyb
Spiegel 106*; und war sein getreuer rath, ich solle solches
bedencken und nit abschlagen. Götz v. Beruchingbn lebens-
beschreibung , neudruek 98 Bieling; dass jr soll wissen . . .
das jr mit den verstorben in Christo werdet auffgezuckt und
Christo entgegen kommen und stets mit dem herzen bleiben,
ist das nicht ain mechtiger und getrewer trost. Kablstadt
sermon vom stand der christgUuhigen Seelen a 2'; einfeldige
aide und getrawe dienste di mir hat (gethan) Sczepan mein
schultes des benanten dorffes Smeiiersdorff. Urkunde von 1418,
codex diplomat. Siksiae l, 115.
3)) daz der hochgeporn unser gnediger herre, her Friderich
burgrafe ze Nuremberg, hat angesehen unser getreuwe dinst,
die wir im und sin fodern oft getan haben und noch tun
sullen. gelöbnis derer von Hirschberg (1361) monum. Zoll. 3, 413 ;
den fürsichtigen, ersamen und weisen burgermaister, rate
und gemainglich den schieszgeselien der stat Augspurg . . .
entpieten wir schützenmaister und schieszgeselien gemaing-
lichen der stat Nürmberg unser willig getreu dinst allzeit
bevor. (1457) d. stddteehron. 10, 231 ;
ach nu wol aulT! es mus geschieden sein,
mein getreuer dienst ist mehr dann die helllt verlorn,
ist gar verlorn.
das las ich, schönes lieb, auf! ein anders hoffrecht staa:
damit scheid ich davon. bergreihen (1531) «. 67 J. Meier;
getrewen dienst belohnet gott. Henisch 1587; welche (beute)
mir mein rittmeister, meiner getreuen dienste wegen, alle
schenckte. Simplicissimus 1, 174; bei Götz v.Berlichingbn ü6«r-
roiegX vertreulicher dienst neudruek 103 u. a. Bieling;
ah! dies soll'st du thun,
und nicht mir sagen! — von mir's wär's büberei;
von dir getreuer dienst.
Voss Shakespeare {.Antonius und Cleopatra 2, 7) ; ebenso
bei Schlegel und Tibck; aber ein treuer dienst (a good
strvice) bei Eschenbubg.
4) eine Verengerung des bedeutungsumfanges hat unserem
adjectiv für einen bestimmten gebrauch die lebensfähigkeit auch
in der neueren zeit gesichert, anknüpfend an nomina und verba,
die eine nachahmung, eine wiedergäbe, zum ausdruck bringen,
erhält der begriff verläsziich, zuverlässig eine bestimmte prägung.
wie unter III dargestellt ist, nehmen an dieser sonderbedeutung
auch freiere und lockerere Verbindungen teil, als die attributive
Verwendung des adjeetivs es ist. die ganze entwicklung gehört der
neueren zeit an.
a) a) gegenwärtiger aufsatz enthült in einer getreuen er-
zählung alles, was mir von diesem auszerordentlichen manne
bekannt geworden ist. Lichtenberg {lebensumstände von J.Cook)
Schriften 4, 139 ; hätte die hiesige Schaubühne einen drama-
turgisten, der ein getreues tagebucb über die gegebenen stücke
führte, der mann möchte ehre einlegen. Sonnknfels briefe
über die wienerische Schaubühne (1,4) Wiener neudrucke 7,30;
aus demselben lehrreichen werke hätte Harnisch eine getreue
darstellung jener zeit entnehmen sollen. F.L.Jahn werke 2, 378;
wenn so etwas erlaubt ist, und solche Verfälschung als ge-
treue berichterstattung gelten darf, worauf ein getäuschter
und leichtgläubiger sein urtel baut: so ist der schamlosesten
lüge und list thUr und thor geöffnet. 2,261.
ß\ gleich liesz ich durch des künstlers band
getreu den wohlbemerkten zügen
ein drachenbild zusammenfügen.
Schiller (<tam/// mit dem drachen) 11, 276;
aber die bilder, die ungewisz wanken,
dort aur der fluth der bewegten gedanken,
in des mannes verdüstertem blick,
klar und getreu in dem sanfteren weibe,
zeigt sich der seele crystallene scheibe,
wirft sie der ruhige spiegel zurück.
[Würde der frautn) 11, 34;
unter dem weitverbreiteten schirm einer pinie ward mir das,
über jeden ausdruck erhabene» Schauspiel eines wüthenden
seesturms gewährt, für dessen grösze der phantasie eben so
wenig ein trefifender maszstab zu geböte steht, als für die
grösze der Alpen, trotz der getreuesten darstellungen Vernets
und Alberlis. Mattbisson (1825) 4, 142; gleich am ersten tage
nach meiner*^ankunft stellte mir der oheim . . die aufgäbe,
seine besitzung, haus, garten und bäume, genau und bedäch-
tig zu zeichnen und ein getreues hild davon zu entwerfen.
G. Kblleb {grüner Heinrieh l, 6) 1, 282 ; das ganze viertel war
noch genau dasselbe wie vor 60 oder 60 jähren und lieferte
ein getreues abbild des Paris des vorigen Jahrhunderts.
G. Glasbnapp leben Richard Wagners 1, 287. bei anprtisungen von
photographen wird noch im zeitungsstil der neueren zeit dit ge-
treue ähnlichkeit gewährleistet.
y) eine getreue abschrift. Schwan (1811) 439; so wie ich
auch dabin gestellt seyn lasse, ob dieser abdruck {eines briefes
von Rotteck) ein getreuer oder nicht getreuer sei. v. Bottbck
Verhandlungen der II. bad. kammer, i. juni 1835; von meinem
Innern und äuszern befinden folgt hier ein genauer und ge-
treuer abdruck. frau rath an Göthe. Schriften der Göthegesell-
Schaft 4, 354 (17. nov. 1786); die schwankende rathlosigkett der
preuszischen poIitik fand in der Willensschwäche, in dem
bedachtsamen zaudern des herzogs von Braunschweig ihren
getreuen ausdruck. Treitschke deutsche geseh. 1, 128.
b) nomina agentis:
ein sujet, das der ganzen weit gehört,
wird wieder eigenthum, wenn du dich weder
auf einem plan, der zum gemeinplatz schon
geworden, tummelst: noch, wie ein getreuer
demfith'ger Übersetzer, wort für wort
den Griechen nachtrittst (fidus interpres).
WiKLAND Horazens briefe (2, 3) 2, 221 ;
und nicht . . wie die lateinischen Übersetzer in Beizens aus-
gäbe, oder . . wie sein getreuer nachtreter Massieu übersetzt.
WtELAND Lukian (1798) 4, 341 anm.
lil. formelhafte Verbindungen in freierer syntaktischer Verwen-
dung, tntsprechend den unter I, 5 gegebenen darlegungen sind
hier nur vereinzelte gcbrauchsformen zu erwarten, innerhalb derer
die altüberlieferte form des adjeetivs, die in lebendiger Verwendung
verdrängt wurde, ungeschwächt sich erhält.
1) Verbindungen mit nominibus. einige formelhafte Verbindun-
gen wurden schon oben (l, 8) auf mehr äuszerliche gründe zurück-
geführt, dagegen scheint in der beziehung auf begriffe wie ver-
sprechen, Vorsatz, Überzeugung u. a. die präßgierte form auf
alter gewohnheit zu beruhen, die entsprechenden Verbindungen
stehen meist in losem zusammenhange mit dem Satzgefüge : getreu
seiner eignen Überzeugung, gebilligt von seinem eigenen
herzen, bestätiget in beiden durch den prüfenden beifall der
weisesten und besten seiner Zeitgenossen . . geht er seinen
eigenen weg. Wieland {gedanken über eine alle aufschrift)
13, 241 ; meinem versprechen getreu benachrichtige ich sie in
dem ersten augenblicke, da ich festen fusz gefaszt habe, wie
es mir geht und wie man mit mir umgeht. Gbillparzer (an
J. V. Sonnleithner) briefe (1892) 25; ich selbst befand mich,
meinem vorsatze getreu, nicht unter den zusebern, sondern
auf der bühne {bei der ersten aufführung der ^Sappho'). Selbst-
biographie, werke 19*, 74.
2) Verbindungen mit verbis.
a) vereinzelt und aus der altern spräche belegt ist die Ver-
bindung mit dem verbum substantivum und einem dativ des
Zielpunktes :
darzu ist diese kunst (die alchymie) getrew,
ausz gutem siiber machen rew. Schwartzenbero 120';
liebe mich ich bin dir herzlich getreu. Göthg briefe i, 155 ; dasz
der mensch ihr so hündisch getreu ist. Lenz waldbruder W;
dann schwuren wir . . getreu uns zu sein. Borger untreu*
über alles, in der unter II, 4 erwähnten neueren bedeutung :
meinen eigenen aozug hatte ich längst in Ordnung gebracht
und denselben grün und jägermäszig gewählt, da dadurch
eine grOszere einfachheit möglich war für meine geringen
mittel, doch war er noch erträglich getreu, eine grösze
zimmetfarbene decke . . verhüllte die unvollkommenheiten.
G. Keller {grüner Heinrich) II, 13) 1, 363.
b) ungemein beliebt dagegen und in der neueren spräche vor-
zugsweise verbreitet ist die prädicative Verbindung mit bleiben,
sie kommt meist mit einem dativ des nominalen objectes ver-
bunden oder in reflexiver construction vor.
a) bleiben sie meinem tbal getreu, und fühlen sie, dasz
4517
GETREU III
GSTBEO in
4518
ich mich oft mit ilinfO unterball«. GümuhrUfti i.St4: leb
bulTe ilii bleibst iiieineni garten getreu. 0, SW;
wür' ober aucli der w«tili«r grOmia xelil
au läutern noch >o reich, an tugeoü Doch lo kahl,
dir, mein» einige au<crwlhlie,
ilii, niitini-ii allitr« Iroti iinil meiner äugen licht,
dir trau Ichi tu, du bllrbit getreu an deiner pflichl,
und rehlieti nicht, wenn auch diu beiie relilin.
WiKLAN» {Uberon (». 73) tl, 38S:
ilaon viele der letzteren einen nur zu steifen klang haben,
lieber dem nitpn hergehrocbten gebrancbe und den damit
angecrbtfn virlinali(;en rehicrn gelreu zu bleiben, alt neue,
nQlzlicbere erllndungcn aufzunehmen, anmirkungtn üb*r iii
vtrliisttrung des grirtidbaues (Salib, IGOO) vorberichl; er bleibt
noch immer der gcuolinbeit jener guten alten zeit getreu,
wo mao ea fdr pdicht hielt, am ende einet briefes Ton
einem freunde mit einer zierlii hen Verbeugung zu scheiden.
üOtri {dtr somutltr) 3<), 6!); hatte er nun im leben einen
wirklieb alterthümliclieii geist, so blieb ihm derselbe auch
In seinen Studien getreu. GOtmk {übtr Wincktlmann) 87,22;
man erwartet — ich wcisz nicht weiclies? ungeheuer, so
bald von l'liilipp dem zweiten die rede ist — mein stück
fallt zusammen, sobald m»n ein solches üarinn findet, und
doch hoffe ich der geschichte — das beiszt der kette von
begebenheiten — getreu zu bleiben. Schiller {vorwort zu Don
Karlot) &, 3; der consequenleste von allen war, um mit einem
recht grossen mann zu enden, der Verfasser des hamburgi-
ichen politischen Journals, der seinen noteo zu der, lange
vor der französischen revulution erschienenen Übersetzung
des Plutarch getreu verblieb und ihren werth in diesem
Journal erlUIrtele. Klinger betrachtungen 1,235; zahllose ge-
malde enthalten die zimmer und sUle dieses weitlSoOgen
gebaudes; aber ich wollte nur dies einzige betrachten, oder
vielmehr anboten, und blieb meinem vorsatze getreu.MATTnistON
(I82&) 4,217; auch blieb er unter strOmen bluts, die er flieszen
liesz, im ruhigen be.sltz seiner herrschaft, so lange er dieser
Staatskunst getreu blieb, und verscherzte diesen vortheil
nicht eher, als bis ihn geldmangel zwang, der nation eine
last aufzulegen, die jeden ohne ausnähme driickle. Scuillkr
{abfall der Niederhnde n) 7. 320;
da wird der niiith so lebendig und Trat
und die grnzio bleibt der natur getreu.
Th. KöR:<Ka fiinnerungen nn KarUbnd 18;
im ganzen und groszen gicbt -es keinen dichter, der der
Wahrheit des Icbens so getreu bleibt, und doch ist er durch-
aus im gebiete der pbantasie mit seinen einzelheiten.
0. f.UDwic {über Shakespeare) ges, Schriften &, 2TI.
ß) angstlich aber ist es anzusehen, wenn ein starker Cha-
rakter, um sich selbst getreu zu bleiben, treulos gegen die
weit wird, und, um innerlich wahr zu sein, das wirkliche
für eine lüge erklUrt. GOthe {geschichte der farbenUhre 5. abth.)
M, 103; nur im innersten meiner plane und vorsatze, und
Unternehmungen bleib ich mir goheimniszvull selbst getreu.
briefe 0, »7;
wjo du dir «elbst getreu bleibst, bist du'» mir,
uns trennt das Schicksal, untre herzen bleiben einig.
Scuillkr (Wultensliins tnct 3,2t) 12, 3t!>.
3) das ausgesprochene adverbium erscheint mit dem mannig-
faltigsten bedeutungsgehalte. in älteren belegen bringt es Vor-
stellungen tum ausdruck, die heute mit Vorliebe durch dm ein-
fache treu oder das vollere getreulich (<. d.) gedeckt werden,
dagegen sind ihm für die neuere seit die unter II, 4 besproclienen
fälle sugefaUen.
a) a) einem lierrn geschicklich und getrew dienen. LEaM\nN
flor. U4; dienet euerm herrn getreue. Scnocu komödie vom
Studentenleben 9<s Fabricius;
90 liebet ihn, ihr, die getrew
euch gi\nizilch ihm ergeben !
ach liebet ihn ohn alle schew,
als lieb euch ewer leben.
G. It. Wkckiurli:« (/uu/m 31.34) 1,118 Finekeri
gehl, fragt: was denkt wol Adelheido?
sie denkt, mein mann liebt mich getreu.
GiLLBRT (a<-r (•).«:« tranm) i, 71;
wenn, spricht er, nur ein paar getreu verliebter seelea
XU Ohcrons und Titaniens ruhe fehlea,
so schwebt des Schicksals werk an der Vollendung raad.
WiiLAND tObaro» 0. IU.S) 22,303;
doch weiss Ich eins, das schafTl mehr wonne
als jeder priani der morgensonne,
als rosenblfiih' und liliaiireis:
das i.>^t, gelreu im lierslen sinne
Sil tragen eine rroinme minne,
davon nur gott im hinimel weist.
GiiRit. mimmWimI:
IV.
tmtm wftekMT. 41* tä— tumtin
iU lleM tuA fMre« Uwecta,
verfelfwa stell, ••• «lief tuscki.
■«r allea Mer a*4 ^sa4i««takaak«s.
Gaiiaat (dt* kmiUm wddttwt I* Wi
der brUr ward foriMachMki, ««4 fir •■*■
ward auch der brltf getmi MMlM.
ß)
täar MMrte HeOatarf 1. 71.
aus »alof« f itickea freaMS
wird aur der w«b« alcM militlj
wird er geneckt. «arfalM. firtitl.
s« alaait «r ••la«n »lab. fiefci »ijuri
der seti6prno( sablick aiaeftl ika (
nad (tbi getrau durch» lekaa ulL
s«la ben bleibt Ibak bei |«4«ai schHn.
ein streagar rkbter, treuer railMr. Cavrsa I. tlti
doch bArei. w«|ehf n dank Ibai •!•• freaadlaa (ßikl
gelreu «erwabrt« »la 41« »cbwicbvo >«ia«r )«faM
uad tetii« sie dem r»«a aiaaa auf« grab, finaaa
{uuf ü»Uttttmmam»lmM»a*kmifynis
erlagst 4>
wirklich eloaa. tebtide i»— «• k«Ue«
vorderiAhn' Ibra au» oad kHag« dk*«
aalr turOek: uad tooi gewiaa« jader
Jagd bewahr Ich dir geuta dk balfw.
l'LatRa (41
bewahr« aslr's!
and gibit du'» olcbt lurftclie.
nicht mir. den onbaseltMigte«,
sc trelTa dich dar gAuar i— arl
der über dam rollt, der dl« irt«« iMlciH.
nun lal mir laicht! aun räch«, racfce. raeMI
er bat mein gut. verwahr« mir» («ueo.
GRiLLrtaiia l9<j<Y'««w'> A*. W:
dieses heft . . soll ein oolenbach metors bm«M Mb, Mirf
diejenigen tOne, welche roeio herz angiebt, gttn«, n ■Haer
erbauung in künftigen setleo, tafbewabreo. Riatii l•f^•
büehtr l,s.
b) <i) sie weigert »ich: der malar II««» nicbi aseb;
er bai. bis »le «» Ihm T«r»praeb,
und »chwur, «la recht seuau sa faaiaa.
CtLuav tiatfmd»} I. Mt
die nackten und scbrecklicbeo rieseageklofle im ScWlaf,
welche . . den Tartarus der alten eben eo Utttoi tmi §»•
treu darstellen. Mattbissom (l»2i) 4,11;
das ideal, was sela« brust ampfaagea,
ertcbuf getreu dl« kuaslgeObl« baad.
Ta. KöRKta St. Mt4ai4mi
vielleicht dürfte der aatz gellen: waa der dichter feirn
bildet, das iit schön. HcaarL tagthfUhtr 1,61; Goizot . . iai
ein wackerer, fesigesinnter mann, und Cslamalta hat ia ciMai
vortrefflichen porlrait sein edles lu<zere «ehr getreu abkealar-
feit. Hei7(| Parlament, perioät des b*r§tTtiaiflkmm$f S. thtf,
ß) und doch soll •Ir'a alcbl «tbiaa.
•ie wird die neuigkeh, so bald ala baaa. anAblaa,
weil jene »i«. tu scbweigca. bai.
sie Ihut «s »o g«tr«u. als ea frau Orgoa Ihat.
GsLLiRT [Jit mui^iäH\ I. IM;
aber da ich, wie du weiszt, gute quellen in Pari
mannern verbunden bin, die die regierung nabe
konnten, so war ich dadurch in den slaa4 ftaMily 4ia
Schilderung dieses gefährlichen ounifes, «ia icb giaaba» tkm^
lieh getreu entwerfen tu kennen. Tiica {dtr pkitmtiumtt)
2ti3; eine beillose bocbmacherei, da der at»ers«tiar der mf
Schrift getreu allerlei greulicb« dioge nach der reib« a^
bandelt. F. L Jabm avr*« 2, 199: t%L t¥e9 (111. 1) ef. «l«;
wer schaffet dl«*«a ocha aUr vaas bat*«,
das j«de» «ort g»ir«a atlr wlaJar gibc
GaiLi.rARtaa (iMaaba aaa lasltfisa S, 41 I«, MOb
y) Ich wollte, freund, aa sablttea
eaucblO«*« Bir und Ibaiaa
»o scharf g«treu imammaa,
wie di«*«m wackarn jtg«r
•«In blick und »ein« fcug«l.
4) dit tubttantinttuHg ßittU m
g^ramtktformen its tUrtkuliwn täf$ltm. im
steht der reUtnt febraaeft, dir ikk aiMf
^edi^nl, der ebialaff ftkrtmA tritt aaHkk.
a) der relaltae fthrtmtk ta der (trm
ftittst iowel ««1 dn mntrt II, I, a, S dttfekf/k* rwbüriw br-
SMAaayra, üt «ac* aas dn mnttr II, t, b. C. kaftvtkrtm fsa4>
kein» aaWralaaf««.
a) fmtiscbe Ärateafr«
Ibas will Ich biir riifiirn ftanw»« tm^m aiW«.
so wir aa blar biginaca; wanaa INafcl«<a.
Onata I. S 4B,:
IftatsaoM Azf^rta tatet M 41a«a Naiibaa ^Mittwoa). 5of ata
t« |H«lat »4, »: eiim» sa tt, s. r, iL IM, I ■.«.: <*• «<r
die «ine minn«»tan, di« »ina JcaaMalaa, 4ia oiat gtifiaea
SS4
4519
GETREU III
GETREU III
4520
veimanen. speculum ecclesiae 122 Kelle; diesz ist nun der
erste theil der oö'enbarung Jesu Christi, in welchem er
allen seinen getreuen, von seinem hingang zum vater an
bis zu seiner glorreiciien Wiederkunft, die für ihre zeit, Jage
und umstände nöMiige anweisung giht. Stillinc {die sioges-
gescliichte der christlichen religion) 3, 117 (1841).
ß) rechtliche beziehungen.
i)) Hiidolff von goltes genaden Römischer kunig zu allen
Zeiten merer des reychs enbieten allen des Römischen reyclis
getruwen die disen gegenwertigen briefe ansehent unser
genad und allez gut. bestdligunijshrief Rudolfs zum Augsburger
sladtrecht von 1276 m Meyer ; und darumh haben wir im und
seinen erben unverseheidenlich zu bürgen geseczet die edeln
unser liebe öheim und unser liebe gelrüwen, die hernach
geschriben sten. Urkunde burggraf Friedrichs von Nürnberg 1373
mnnum. Zoll. 4, 242; als wir die ersamen unser burgermeister,
rad unde bürgere gemeinlichin zcu Mpzck unsere liebin
getruwin vorsaczt unde vor uns globet habin gein der edeln
frowen Jutten der VVendinnen von Ilburg, iren sonen, iren
erbin unde iren getruwenliendern. Urkunde landgrafs Wilhelm
in Thüringen 1379 Leipziger Urkunden 1, 44; unsern lieben ge-
treuen, a nos amis et fiaux Schwan (1782) 740; to cur loyal
fricnds Ebehs 6t3; indessen alle zusammen
laute klagen erheben und nur zu deutlich beweisen,
wie er mein sicher geleite verlelzt und wie er mit stehlen,
rauben und morden das land und meine getreuen besch.^digt.
GöTHK (liciiieke Pouchs) 40, 154;
er (Louis Philipp) wird sich wohl eben so lange bei seinen
lieben getreuen aufhalten. Hebbel briefwechsel 1,200; an dem
nämlichen tage, da dem preuszischen könige das jauchzende
ja seiner getreuen entgegen scholl, richtete in Paris ein
mordgpselle ... die tödliche waffe gegen Ludwig Philipp.
TREirscnKH deutsche geschichle 5,52.
2)) eine schriftliche Werbung gelhan von dem fürsten der
helle seinen lieben getreuen, titel eines pasquills bei Schade
2,99; ob nun wohl jener ketzer gestorben und ein schröckl.
ende genommen, so liat doch der teufl'el noch heutiges tages
seine liebe getrewen, die hierinnen keinen fleisz nicht sparen,
und groszon schaden anrichten würden, wenn nicht gott das
loch, das der teuH'el durch seine dreckführer gerissen, wieder
zunehen wollte. Creidis nuptialia oder hochzeitsprediglen {Augs-
burg um 16)2); der teuffei ist ein betrii-gor, ein lügner und
ein mörder von anfang gewesen und die Statisten sind seine
liebe getreue. Schupp 2, ebenso 157 (Hiob).
3)) und des selbenn nacbles ein Ire getreuen zu Nastasy
sante. Dc/rameron 362, 30 Keller; alle meine getreuen haben
gräuel an mir. Luther Hiob 19, 19 {ältere bibel: mein ratgeben);
was für nacbrichten, Elisabeth, von meinen lieben getreuen?
GöTHE {Götz 4, 1) 8, 116; seine gelreuen. Schiller {Fieskob,b)
3,111; und vor ihm in blinkenden reihen
die schaaran seiner gelreuen.
Tu.KöiiNER yraf Hoyer von Mansfeld;
die reichen gnaden und Privilegien, womit die hofburg ihre
getreuen belohnte, sicherten dem kaiserhause auch an den
protestantischen höfen jederzeit einen starken anhang.
Treitschkr deutsche geschichle i, 16; feinsinnig errieth er
{Friedrich Wilhelm IV) alle wünsche seiner getreuen und er-
füllte sie mit königlicher freigebigkeit. 5, 13;
l'iau Avcntiure, spröJe unholdin
... wie trau Mallere von der schwarzen klippc,
von der das lied der fcy Morgane s])richt,
erfreust du die getreuen deiner sippe,
mit kahlem haupt, mit narheuweh, und giclit,
Scheffel Avenliure 189.
y) syntalitiche besondcrheiten :
1)) belastung des substantivierten adjeklivs: liebe gelreuen
s.o.; der Kaiser nahm sich in Regensburg seiner verfolgten
getreuen an. TREirscHKE deutsche gesch. 1,193; der betrogene
monarch weisz nicht, dasz man ihn dazu braucht, den wirk-
lichen diensteifer seiner noch getreuen zu erwürgen. Kli.nger
betrachtungen 1, 12>.
2)) singulargebrauch: und darumb senden wir zu euch den
strenngen Friedericben von Flerssbeim, ritter, unnsern diener
unnd lieben getreuen, schreiben kaiser Sigismunds. Flersheimer
Chronik 15 Waltz; und haben derhalben den edlen iren und
des reichs lieben getrewen, Philipbszen grafen zu Eberstein
zu uns hie her gen Ulm, abgcferliget. S. Fischer Ulmer chron.
2:t9 Veesenmeyer; vor dem 30jilhrigen kriege war auch noch
jeder deutsche des Kaisers und reiclis mittelbarer untcrlhan
und des kaisers uul reichs lieber getreuer. F. L. Jahn werke
2, s. 526: für seinen lieben getreuen hallen, intimum aliquem
habere. Kiiiscn cornucop. 178;
die Schäferin erschrickt, dasz sie Damötens kusz
so unvollkommen schmecken musz.
du zürnest, ruft sie, mein getreuer?
Gkllert {die vevchwiegenhe.il) 1, 109;
er schwur «ich bei allem, was heilig und hehr,
auf ewip zu ihrem gelreuen.
liÜRCER (/es Pfarrers t lichter von Taubenheim;
ergreif ihn, imd mit ihm das Steuer
der Weltgeschichte, fass' es keck!
ihr .schilT ist morsch, ihr schiff ist leck,
sei du der weit erneuer!
du hi-^t des heirn erwählter und getreuer;
0 sprich, wann lodern wieder deutsche Teuer
von jenes schilTes deck?
G. Herwhgh die deulsclir polte.
b) der relative gebrauch ohne bestimmte hervorhelmng der be-
ziehungen findet vor alleminder anrede statt: getreuer, lieber,
wir senden dir liierinnen . . schreiben Maximilians von 1442,
österr. weisth. 2, 119;
ir lieben getrewen, merckt mein sinn
weil ich nun alt an jarcn hin
und Ich hah nun zwen junge sön
königklicli adelich und schön
. . nun belilh ich euch an den enden
beyd sön. küniy Kart zu Castitia hei II. Sachs 2,3, 58' ;
ir üehn gelreun, nun ist mit wehr
gerüst das gantz römische her
gewaltig zu der Parthen krieg. Hans Sachs (köniqin
CIropatra) 20, 189 Kcllcr-Cülze u. a.;
liebe gelreuen, gut kayserisch. Henisch 1587; ebenso in den
schreiben der bavischen herzöge: unsern grusz zuvor, lieber
getreuer. Krenner 6,129; unsern grusz zuvor, weise, liebe
getreue. 6, 132 «. a. ; 'lieber getreuer' ist der gewöhnliche
titel, welchen fürsten ihren ministem und räthen in kanzley-
schreiben geben, dagegen sie die minister und riitiie eines
anderen fürsten lieber besonderer zu nennen pflegen. Adelung
2, 638; und also ihr getreuen, lieben,
willkommen aus der näh' und ferne.
GöTHK (Faust 4761) 41, 10;
'ch griisze die getreuen, lieben,
versammelt aus dei- näh' und weite;
den weisen seh ich mir zur seite,
allein, wo ist der narr gehlieben?
(Faust 4728) 41,8:
ha sie rufen, meine lieben,
suchend wo ihr hört gehlieben,
hier getreue I hier der ort 1
Grillpahzer (träum, ein lehen 2) 7^, 142.
c) der absolute gebrauch:
a) im Singular:
der getriwe ist friundes firen vr6:
der ungeiriwe wälenö
rüefei, swenne ein liep geschieht
einem friuode und er da^ siht.
Wolfram Parzival 675, 17;
nu beer dise äventlure
der getriwe unt der geliiure:
Ich enruochc urab d'ungetriuvven. 404, 12;
dö bat diu dritte got,
als noch ein getriwe tuot,
daz er den im behuot
und durch freuden gcniez
des witihentums sl erllez. Otiokar 97690;
das wort wird volent on die lüg. und die weysbeit wirt
gepflanlzet in dem munde dez getrewen. Sirach ?H,^ in der
vorlutherischen bibel (Eggestevn u.a.; man hat genug am wort
gottes, wenn man recht leren wil. Luther).
ß) im plural:
Sit got ein rehter rihier beißet an den huochen,
daj er soll üi siner mute des geruochen
da; er die gar getriuwen üj den valschen bieje suochen!
Walther 30, ".M iMchmann;
darin soll uns keinerlei mühe, koslung, noch zerung zuviel,
als wir dies ew. gnaden beiden als die getreuen wohl schul-
dig zu thun seien, die landstände in Straubing (1467) Kren.ner
landtagshandl. 6, 125;
nun ewr giiad befelh, wir nach kommen
als die getrewen und die frommen.
II. Sachs (Otivier und Artus) 2, 3, 59;
die gelreuen, Druidae, Druides, sacerdotes Gallorum Henisch 1587 ;
und als er ihr das lebewohl gebracht,
springt er zurück zum häufen der getreuen;
er sammelt sich zu seines kaisers macht,
und muihig blickt er auf der feinde reihen,
Th. Körner treuer tod;
4521 GETHEUK— r.ETHKU(iT
'oUar liaU'ger IiiIk? Iieil'gir
tit flu ichnner lliel— aber
hl lleillii iiiclii paiieuü' - •rnllloh
Kriibelii^niiiir iiaoiil' er «ich llllilr.
uikI nur illo gelKiiuli wuilleii :
lii dorn lllt/lg iteckt «la liairKer.
II. lliiNi liuiuaucero Ufiiwla lien llairry 4);
dann aber geh und blel auf diegeutuoii
rloKü beriiiii Im uaniaii lomla.
hei"! «I« •ich aiallan gewapuuel. bawehrt
mit achild und panier, roll laiu' und •chworl,
und floh varboiüvn Im nahen gaholi,
bif Ich winke, bi« ich rufe.
UaiLLr*»ziR ('/(tfl/reNniO S^ f;
funkeln dir im haar die roten
nicht wln blutig rolh« iropfcn,
an* dem ht-rteu der getreuen
auf ein TuUches haupt Keiraufett?
Dif<c«L«TRDT {.-immKihe romantrn) 220;
vgl mich die getreuen von Jever.
(ItTHEUK, f. fidtt. veralUU verttdrUe biUung tum fem.
treue {s.d.); altliorhdeulsch vertinuU gelnwa (iflArF 5, 4ßS. die
mittelhoehdeuttche periodi btvonugte andere bildimgen, wiet.b.
gelriuweclieit (Lkxbr l,94S), das sich in getrenheit (t.d.)fort-
settt. das turäcklrvlen unserer form mug übrigens wehr in
dem mangel litterariseher belege beruhen, denn aus dem
14. Jahrhundert liegen vereinzelte belegstellen vor, die ihrriseitt auf
tini grösieie beliebtheit der biUlung, namentlich auf eine gewisse
Volkstümlichkeit sehliesten lassen, hierher gehört die Verwendung
in der legende der heiligen '^t'ides': dis zeichen lel »ancte fie-
Iruwe an Irin gotzhuse zu SIctzsIat, daz is' kunllicli und
werlicli . . das mich saut Getruwe behüte \or dem ewigen
fQre und das er die de^ler bas gelobe, so sage ime dise
Wortzeichen, pergamenthiindschiift \\. jahrh. im klosler Neuburg
bei Wien, übertetiung der tat. legende. Munk ameiger s, 5S2. .SS3.
dazu vergl. die frau Treu bei il. Sachs. — aber du soll solicher
gelreilw ingedenck sein. A. ?. E»b {Philoijenia) 2, 128 Herr-
mann; wo hei ihm als viel nreyszheit und bOfligl\eit, als in
mir getrewe erscheinet. i4ma(/J5 0, 371;
wenn niemand« erTreuet mich
wenn du allein, mein liöcliaier bort,
gedonck und thu das williglicli
und halt dich mein meiner getreuen bort.
bcryrriiiun 33 Meier;
wie mir jetzu ist vorgelesen, und ich mit worten gnugsam
verstunden, daraufT mit getreuen geloht bähe. Ayrbr hislor.
process. (1,6) 140 (I6S0). ein weiterer beleg liegt in der lusammen-
setzumj gelreubrccher vor, vgl. gctruwebrecher, ^dcfraijus (dict.
aiphabet, lat.-germ. \h. jh. Wiiribiirg) DiKrENRACR-WCLCKEi 618.
GKTHKUtiN, verb. nebenform zu getrauen (s. ob«;» jp. 4420).
der umlaut erklärt sich hier wol nidit aus unmiltelbarer ubkitung
des verbums vom oben behandelten adjectiv getreu; eher maij
die empfindung, dasi adjectiv und verbum einem und demselben
tlamme angehören, ausgleichungen und Übertragungen veranlasit
haben {vgl. getrau neben getreu sp. 4428). die umgeUiulete form
ist neben deutlichen belegen für getrauen (gelruwen) aus reimen
mittelhochdeutscher dichter tu erschlieszen. vgl. CiHinu deutsche
grummatik 1 ', 195 ;
wiff solt ich armer der 8wa>re getrluwen (vurinutr gptr\iwen)
dai mir te leid» der kflnc wiero tut?
des muoz Ich von ir duz elltuidu biuwen;
dos wcrdeiit d& nach miniu ougon vil röt.
dor mir zo l'üllo die liervart geböl,
der wll mih «cheiilen von liebe in die ndt
der ich gewinne vil miheliM) riuwen.
lUR:<uEa V. lloRUBiH fiiiHiit>S(i'i(/5 p^Miling 114.
ebenso bei Künbad v. WCbzburg; schwierig ist die frage in
prosaaufieichnungen tu beurtheilen, wo auch graphische einlliust
mitspielen: of die herre ok nicht gitriiwen ne wel dat dat
kind to üinea Jaren komen si. Sadisenspiegel lehnrecht 2ü § 3,
grundtext bei üomevkr; verhofTende, soliiche durch hilf des
ullinechtigen, meiner herru und freundt und euch, wie ich
euch dann getrewen will, wider die von Werdeaberg und
meuigclichen unser widerwertigen zu behalteu. Zimmerische
Chronik 2, 45. besondere ieachtung verdient der substantivierte
tn^nifiv: aller böser bekorung anfang ist . . kleines getreuen
SU gott. nachvolgung Christi {ll%1) 14'; wiszt ich, das du mich
in lauter lieb und getreuen maintest. A. v. Evb (Philogenia)
2,217 llerrmann. vgl, auch gelreue oben; fido, i. crtdo $t-
trewen. mittellut.-hochd. böhv\isches wb. von I47ü Diefe.nbach 124.
GETRELGT, participiales adjectiv zu treugen, frodknen (Wkis-
HüLi) schUsisches wb. 100) ; getreugtc fruchte. Junker Harnisch -.
gelreugte öpfcl, birn, pomi, mele, pere scecate, seccatelii Castklli
(1730) 1308; getreugtc birn. Cubvi.m's 931; getreugte kirscbeo.
ISO ; getreujjtü u:pfcl. 643. vgl. gelrückueU
GETRKl'llAftüeR
4532
GETItKUIlANDEH, •., btUuf in ■•riprirff.
fiAT äenjeiitgen, dtt la tttttttung und m ••fln§t M
rechlsob)*cte i» tmpf4m§ uud Mrv4*ni«| nmmL ikt
der wurtverbtmlung ist al>tm {»f. tin} umttt |«lrMM hMl fi-
kenmetchnet morien^ duraui träUH Ulk vnk ät atktafUrm
gilreuband, du i* toUeruehtm »*■■<« wad ««br» *••
gegnel. eint beUtbtt mtbnfmm tßnmik»mUi {f^ Umuktmia
ScuMRLtBB l%037 •»» nkUit tkk mI dtrta*, dtitt k^r 4»t
adjectiv nicht atttAutu, sondttn i» tmieiuntmntn fmm «ii
genitiv zum bttugtitotte getreten m*r. du frmndke4twlmȤ mmtilM
lieh je nach dem tuummenhtnfi und dem lUmdt dm «mfln$-
gebers. grosu htrren lauen Jut gtuMdfU duttk ladmttm
besorgtn; teslurendi ernennen UttnmnUfctUbttker ; piäütki,
frauen und unmündige brddrftn einet tttkltt€titel4n, tiU§» im
bestimmten füllen emer mitteliperton.
1) wir l-ridench von gute* gnadrn burcgr«ft ta Utrwm-
berg, bekennen und tun kunt ulTeolicb . . da* «ir . . gellMl
scbullen dem edeln unserm lieben getrüwta Hcioricli fofl
zu Wejda und allen seinen erben uod nirbNai, mA
Itarzke von Sw:inberg, Heinrich voo Gerack dMl jtgfirg»,
Heinrich von l'Liben und ileinricbra Iteuaaca «ob BaaiWrf
zu getrewehant, zwei lausen! gescboke und boodert |Mck«k«
preiter guter Kreiperger grosen . . . und weon« «ir, odat
unser erben in, oder «einen crbeo, oder •einco gcUMwc»-
iiandern alsot bczalt haben, *o schulen wir . . 4i« . . fa4l
ireu wegen mit dem gelt beleitro ungeverlicb uacs §mt fftU»
iu die slat. Urkunde von 1373 moayai. /oU. 4, Sil; titr ak
der vor^eschriben artikel einer, oiler »ie alle alao akltf f»>
halden nürden, als üben gescbribeo siet, •« bat «r o4«r
sein erben, oder sein getrewebandcr mabt oode (««all, 4m
hernach geschriben biirgen manen zu leiilen. uekuadt burf-
graf Friederiehs von yürnberg 1373 moaa«. ZolL 1, 143; da»»
die edeln berren . . mit freyem willen und mit ittmmfikr
hant vcrkauHen und gaben uf rebt und redlich den triMra
mannen Lüpolt von llehenburg und Kberbarl «od llfnkors
turoherren unseres sliftes zu Wirtzburg uod iraa «ritM m4
nachk&men oder gelruwen henden oder WMl ü dn fßktM
machen oder verkaufen, utk. won |}41 aMaiiai. Baka 41, IU
2) wir Albrecbt und Friderich voa goia goadeo burcgiafM
7.e Nürnberg, verleben und tun kunt an dUen bnf, dtt «ir
. . verkauft und ze kanffen haben geben unsara IkWa g»>
trewen Gelpfral dem vetern, Heinrich dem Suo4«r aad Cäm-
nit dem ßebeim, burgern zu ünollzspacb, die gatwwiheadtr
sind des ersaiuen hcrren, berrn Heinrich des Bckaia MfifM
. . die bernacb gescbr.ben gut, mit allen iren gflHm. urtmad«
von 1357 monum. Zoll. 3,313; also, wenn un«er einer voa 4rr
Stift stirbet, er sei kurberr, vicaner, oder der plarrer «aar,
die zu der stifl von alier gewnnbeit gebureo, djx sein g*-
treubander, die er hat genommen bei sein labentige« loh^
oder an dem totbette, oder daz capilel, ob «r mm Uaaa«
hander verfür, suln und mügeo sieb underwiaiea allct dm
gutes, besucht und unbesucbl, das er lazzco bat, aa4 aala
damit tun nach irn treweo, als io «inpfohlen isl. ctfiaBmak
des St. Gumpert-sliflet zu Antbaek 135» BMca«. ItU. «,»•: fr>
treuht-nder, ireubüuder, aMaa/iJeiii, taatuttt Irt^mtak, aei.
der kirciie zu Herbur» 1369 bei Aa.iOLai MM|f« >• daa i
glossaiien (179s) 36. tbenu m«rd*n dii flf ii
pfalzgrdßn Klisabttk {BtidMetf lUt) ttr/niktmn amtaMrtm
bischof Sici^us fo» Sftitr, ^uf ü. tu Sfuaktim umd dtt kW-
schrexbtr Hermann tu Opp««Ama die letrAweoheadar mad itl-
werter yenannl. ztitsckr. fuck. Ubttrlknmt tl, IM.
3) das wir rebtir schult schuldig siu dar «üia fraaria
genantir
erin getruwenbcndern scu gebia und cta raicbia lar tdaasa
vir und virzig »cbog btioiscbir groscbiB. mrkmmdt dtt «rv
biichoftt von Magdeburg 140«, llOraa ttrfüuiß ßr anämkmada
1,301. 302; »er es aber, da« der obgeoaal c«lnlt dar «k-
genant seia erb« ait Tvrachen, als bUltch »er, aa«! ta *
bau des erbe« suiuigk n urde fuodea aacli «rktalaaln r~
scbultheisen uod dem mertcil unser i
wir den genanten crbca
und erbeleil und
iichan vergeben {dt hnta nattrnlaray. aaranfasay itr pafta
•ON Wtttktm (1323) uhtr dtt trimkL iktrHk. ilitiiiHi 1*1
Stkridtr; das er uod alle »ia crbca adm um aod üaat «Wa
B «ab bdiaMaafa «illaa irtr gatar
aab «iacB galaa lalnuabaadar te>
ta ttatiriatanl. aarariaaam ^ f*/^
4523
GETREUHEIT— GETREULICH
GETREULICH
4524
vurmunt und gelruwenhender die vorgnanten veste Lyhental
mit allen iren rechten eren gewalt nutzen und nulzlich sullen
haben hesilzen und niezzen. Urkunde von 1350 monum. Boica
41, 421.
GETREIJHEIT, f. ältere bildung, die jedoch in Wörterbüchern
bis in unser Jahrhundert hineinreicht, für treue {s. d ). die mittel-
hochdeutsche zeit hatte hierfür das Substantiv getriuwecheitfnannij-
fach verwendet, mhd. wb. 3, 10"'. Lexer 1, 948, nachtrag 204;
mnl. getrouheid Verwijs und Vürda» 2, 1759; getrouwicheit
2, 1765; holländ. getrouwheid tooordenboek der nederlandscke taal
4,1855; getiouwigheid 4, 1859, vgl. unten.
1) lalTent alle das wunder schouwen
das got durch ir getruwekeyt
an die kint bat geleit.
H. T. BÜHKL üiocletian 9041 Kelter;
uff daz daz die getruwe mildekeit und die milde getruwekeil
des ediln furslin, lantgiavin Lodewigls, di lier dicke bewist
hat gotisbusirn unde sunderlich dem wirdigin monstir zu ßein-
bgsborn, deste baz ufünbar werde, so wirt hi beschrebin
ein gescliichte daz wol zu merkene unde zu sagene stet.
KöDiTZ leben Ludwigs von Thüringen; do der ricbter de groisse
getruwecheit van in beiden sach, do vergaff he in beiden ir
schoult und sehalt si quit. Kölner handschr. von der seelen
trost Frommann II, 9. ebenso in der Kölner handschriß des
Loher und Maller (15. ;aftr/i.) ll'; umb irer getrewkeit willen.
Aimon bog. l, 5* (1535). dieselbe form wird auch in den vocabu-
larien des ib. Jahrhunderts aufgeführt Diefenbach-Wülcker 618.
am längsten erhält sie sich in niederdeutschen quellen: ghetrouweg-
heyd fides, fideliLis Kilian K 3"; holländisch getrouwigheid
neben getrouwheid Krahbb 1, 152. woordenboek 4, 1859.
2) dos kürzere getreuheit erscheint zuerst in vocabularien aus
dem letzten drittel des 15. Jahrhunderts, so im mittellat. hoch-
deutsch-böhm. wb. von 1470: (idelitas getrewheil Diefenbach 124;
ebenso im Nürnberger vocab. von 1482 und in zwei vocabular.
ex quo Diefenbach und WCilcker 618; aus der litteratur sind
die belege nur spärlich, doch darf nach den vielfachen anführun-
gen in den lexikalischen quellen immerhin auch für sie auf ein
reicheres vorleben geschlossen werden: getreuheit, la fidelitd,
ßdelitas. didionaire du voyageur (i703) 144, fehlt in den späteren
franz. wb. ; getreuheit, Ja fidelile, la fedelta Veneroni (1766)
74 ; getreuheit, failhfulness, fidelity Hilpert 461 ; getreuheit
6c» Cahi'E 2, 353.
(iETREUHEBZIG, adj. neben treuherzig in der litteratur
nur vereinzelt, bedeutsam ist die Verwendung des wortes in der
lebensbeschreibung Götzens 6ei Steigerwald geworden, weV Götiie
die stelle unmittelbar in seine eigene fassung aufnahm : so habe
ich doch keinen gemerckt, der der kazen die schellen, wie
man sagt, angehängt, oder die Sachen angriffen hett, dann
der arm gelreuherzige Göz von ßerlichingen, der nalim sich
beeder an. lebensbeschreibung des herrn Götens von Berlichingen.
neudruck der ausgäbe von Steigerwald (1731); so ist doch jetzt
da es zur suche kommt, niemand als der getreuherzige Gott-
fried von Berlichingen, der der katze die schelle anhängen mag.
GöTUE (geschichte Gottfriedens . . dramatisiert) 42, 72. auch im
Schauspiel Götz von Berlichingen mit der eisernen hand, wo
diese stelle wegfiel, wurde wenigstens unser adjectiv gerettet : und
der getreuherzige ßerlichingen gab unerhört nach, wie er
immer thut, wenn er im vortheil ist. werke 8, 6.
GETREULICH, adjectiv und adverb. die adjectivische Ver-
wendung blieb freilich immer vereinzelt und ist in neuerer zeit
auf ausnahmefälle beschränkt, da für das adjectiv die einfachen
formen getreu, trea vorgezogen werden ; der adverbiale gebrauch,
der in der alleren spräche in besonderen formen und bildungen
zxim ausdruck kam, beherrscht in der neuhochdeutschen periode
den ganzen verwendungskreis unserer form, ähnliches ist in der
niederländischen spräche zu beobachten; mittelnicderländisch ist
getrouweiijc noch adjectiv neben dem adcerb getrouwelike.
Verwus und Verdau 2, 1701; holländisch ist gedrouwelijk nur
noch adverb, woordenboek der nederlandsche taal 4, 1858.
1) das adjectiv. Graff 5, 4G5; mhd. wb. 3, 107". Lexer l, 948;
getreöve-lic Lko angelsäclis. gloss. 3%b,ZQ; ih tuön imo ifiraer
genada. unde min benfiimeda ist imo getriüwelih. Noteer
psalm 88,29 (testamentum meum ßdele ipsi), ebenso Windberger
psalmen; mein bund sol jin feste bleiben. Luther; mein
bundt ihm treulich Eck; — der vil getriwelich geheiz der ist
nu so crvullet über alle w6rlt, daz ouch wir suntare wir
da geladet pirn ze dem heiligem gloubin. speculum ecclesiae
18 Kelle; mit getrouweUcher besihte. genesis 77,21 Diemer;
als tet diu kiinegin sin wip.
diu enpfienc gfiwänes lip
und ander sine geselleschaft
mit getriulicher liebe kraft.
Parzival 671, 4. älinlich 765,22;
des ensol si nieraan schelten, solt er des engelten,
der rehter trlwen künde pllegen, der hseie schiere sich bevvegeu
daz er mit rehten dingen mehte nicht volbringen
deliein getriwlichen muot. hlage 73;
si gäben unde nämen
mit getriuwelichem sinne
in selben unde der minne
willigen zins unde zol.
GoTTFUiED V. Straszburg Tristan 12375,
dö sprach der böte biderbe 'iu enbictet an den Rin
getriwelichen dienest der gröze voget min,
dar ZUG allen friuuden die ir muget hän :
oucb ist disiu botscbaft mit grözen triuwen getan.
Nibelungen 1133,2. ebenso 1321,1,
ir gebet wart vil manecvalt
und geiriulich der segen
den si tele über den degen.
IUrthann v. Aue Erec 5375;
daz ir durch mich geruocbt
die Siirherren bitten,
daz sie getriulichen siten
gegen uns iht entwichen.
Ottokab reimclironih 227 Seemüller, vgl. 416-
dö si ir sun niht langer sach
. . dö vieT diu frouwe valsches lag
üf die erde, aldä si jämer sneit
so da; se ein sterben nibt vermeit.
ir vil getriulicher tot
der frouwen wert die hellenöt. Parz. 128, 23;
ablr Maria nam ein pfund salbin tSres getrüwelichen nardi
und salbile die fuze JhSsö und wischete sine füze mit iren
lockin, und daz hüs ist irfullit mit dem ruche der salbin.
Bedeims evangelienbuch Johannes 12,3;
beschaid ich uns der msere
getreullcher an gevere,
unsere bort, werck, und gepaere
mich Wolkenstainer vers6ret.
0. v. W0LKEN.STEIN 24, 4, 6 Weber;
mein getreulich dienen, dekameron 503, 19 Keller; getreulich,
fiducialis, hoc e. inde adverbium. vocab. incipiens teut. ; gelrew-
lich idem quod getrew Henisch 1587. der adjectivgebrauch
wird von Heynatz Antibarbarus 2, 50 heftig getadelt, es liegt
aber schon in der eigeaart unserer spräche, dasz sie die grenz-
linie zwischen adjectiv und adverbiunt nicht scharf gezogen hält,
in Verbindung mit verbis wie bleiben u. 0. werden auch solche,
die den adjectivgebrauch meiden, an unserm worte keinen anslosz
nehmen : dennoch blieb Sywald freundlich und getreulich bei
seinem amt. FouQoi; ausgewählte werke 11, 29 {adler u. löwe).
2) das adverb. Graff 6, 465. mhd. wb. 3, 107*. Lexer l, 948,
nachtrag 204. 205.
o) formen, catriulihho, fideliter Keronische glossen (triulihhu
in den Hrabanischen glossen) Stein mever-Sievers 1, 156; con-
fidenler l, 24; getriüwelicho fidelis bei Notker Ilattemer 2, 53l'';
getriuwecliche Kon r ad v. Würzburg Engelhard 222 und and.;
ghetrouwighlick Kilian K 3'; getruwentlik Reinke de vos
2762 Lübben; getrüweliche Rolandslied 25, 25 W.Grimm; ge-
triuwelichen speculum ecclesiae 10 Kelle, passional 204, 78 u. o.
Köpke; getriulichen Nibelungen 808, 4; getreulichen Zimmerische
chron. 2,473; getrüwelich passional 29,25 Köpke; getreuleich
äst. weisth. (15. jahrh.) 6,18; getreulich Hupfuff 93. HtNisch
1587. Castelli (l7üo) 139. dictionaire du voyageur (1703) 144.
RoNDEAü-BüXTORFF 253. Bayer (l733) 288. Schwan (1782) 740 u. a.
der Superlativ erscheint für das adverbium gerne in präpositional-
verbindungen : auff das getreulichste. kynER l, \0 Keller ; dasz
er {Josaphat) an mannlichkeit vnd gottseligkeit seinem uran-
berrn, dem könig David, zum getreulichsten nachgefolgt.
JüSEPHüs deutsch {Francfurt 1571) 143*. das einfachere treulich,
das schon in den Hrabanischen glossen (Steinueyek-Sievers
1, 150) neben der präßgierten form erscheint, wird von Luther
sichtbar bevorzugt; es tritt bei ihm namentlich in den späteren
redactionen der bibel an die stelle der präßgierten form, so z. b.
von der ausgäbe von 1539 ab in 1 Macc. 8, 27 u. a. bei den
Prosaschriftstellern des 17. und 18. Jahrhunderts läszt sich die
abnähme des freien gebrauches des adverbiums und die ein-
scliränkung auf bestimmte gebrauchsformen beobachten, Adelung
(2,639) erkennt die präfigierte form nur noch für wenige be-
stimmte Verwendungen an und Heynätz a.a.o, tadelt auch
diese, der wirkliche Sprachgebrauch hat jedoch bis in die neueste
zeit an einzelnen gebrauchsformen für die volle form festgehalten,
und in anknüpfung daran den verwendungskreis derselben eher
erweitert als verengert.
4525
GETnEULICH
6CTKEDLICII
4526
fr) wie tben atigtdtutet, itekm hth im gtbrauehr dtt aitnbinmt
Imere, vercinzrUe verbindungrn und gewoknkttltmäitujt, bii ivr
formtUuiflen enturrung itch vfrengtnde morl§nifptn gtgenubtr,
auch die bedtutung wird in dttstn gegentolt natürlich ktittn-
geiugen, tonit ut für inte im tillgemtinen htTvorsuhtben, da$t
$ie itarr bleibt und der enlwicklung sieh vtnehlittU: dU foralUlt
mil fideltler bleibt durch alle iprachptrinden in geltung ; du
flott* catriulihlio, eunfideultr der Ktronuchtn tipp* blnbt t(r-
einnelt und ohne einßuti.
a) di* losen, lockeren Verbindungen gehOm, wie tehon erwähnt,
im wesentlichen der älteren spräche an.
t)) vereinten nur ist die inlerjectionellt Verwendung; hier
überwiegen adverbiale Weiterbildungen det tubitantivet, wie truuo
(5. d.): 'tiiifli bald« uf uwar pTart
und vlihet uf uwer »trat«.
Kwax Ir det haldet maia.
dat In gciruwalich mir l«it,
wand Ir lu todai lamerkelt
vallta mugei wol bl mir'.
I>an. 364, 11 KOpke. vgl. dinu ß, 2)).
])) losa Verbindung mit verbit. hier bleibt die grundbedeulung
dtt adierbiums in voUtter frische erhalten.
a)) bei intransitiven verbit ist die Verbindung lo(kerer, der
eittßusi des tusammenhanges geringer als bei transitiven.
a)) (lA lebte in BurfrunirSche
vll iteiriuweclicbe
ein Karre von gebnne Tri. Engelhard 3143;
der gute blicbof Ilertolt
dein wai dat volc gemeine holt,
wan er was lugende rtclie.
vil getrüwellche
riet er vor den crUteotüm. livt.rtimehr.iyiL. Meyer;
wax al freiuton triben
in dnm hininirich,
die dA gflirlulJch
bellhen wortinTt
au der 6 und konichan.
Ottokar reimchr. 1890 SeomUter;
den freund dir bringen tliut
erbfal, geachenck und heyralguU
hattu aber derselbnn kein»,
ao wll ich «eigen dir noch eins.
fach an und arbeit enisiglich
mit deiner hond gantx getrcwlich!
oder treib einen kaiilTmanns-handel. II.Sacii«
Utcriili'nnincj lier lieft freund) 'i\,ni hrtler-Göttr.
ß)) dar tue kern euch GIselher, der achoinen Uoien kini.
dö er Ir rede gehörte, er aprach gatriullchcn aini.
Nibelungen MM, 4 ,
in eliioa jeden hauae
sprach ich getreulich tot,
biü In dos Tetxten klause
mein geist »Ich gani verlor.
HiRBKL {naclitlicher gmtt) werk« 7>, 05;
auf dich, herr, dessen gnaden-thron
atehts unaerm zuj^ang olTon,
kau und will ich ohn forcht und bobn
allxt'it getrcwlich holTen.
(;. It. WKCKnaaLiN (;i.«(i/m 31,8) 3, 111 Fucher;
ob ir le vetcrüche xuht
gewunnei umle l'riundes muoi,
so I4nt lurli kint, wip unde guot
getriuweliche erbarmen
und lasset mich tII armen.
K.T. VVOaxRuao nchwanriiter \W>;
Jr werdet einen oder den andarn error tu tadeln meiner
gcirewiich verschonen. Krafft rtisen (M. ver. 01) 1.
/)) dö niuiit engegen munde
getriuwecliche strebete.
K.T. WiJRXBtRe Eiioelhard 3113.
b)) bei den transitiven verbis sind die factoren, die den be-
deulungsgehalt des adverbiums beinflussen, vermehrt; hier liegen
auch mancherlei ansätze sur forvielbildung vor:
dai er ir wale und Ir spur
wenie uf einen guten man,
der sin lob al dar an
?elruelich ?uchle an aller macht, pass. 9, 13 KOjßkti
r lecljcher sin f<^h«i
nAcli Im {(otrüwolSchen tet
mil Tjl giUer andöcht. Iitl. reimchr. '."US I.. Meyer;
gelreiilicben usxjeden, exstirpare radicitus. oberrrh. stadtrechte
1, I, 10 Schröder; ain yeder möller soll . . . oinem jeden . . .
seinen getraid . . . mit vieisz bewarn, getreulich maio und
beraitten. württemberij. müUerordnung, Hkuhanii oputcula 249;
von dem kayser Ottnil, was er bi;iz an sein ende erstntten
und auszgrrichl, auff das getreulichste der byslori nach in
6 actus gebracht mit 35 per^onen. regisler tu Aiacas dramen
(I6IS) 1, 10 KelUr; sie sollten ulmlicb so viel «cbiüssel-
biumen als möglich sammeln und solche getreulich mit sar
BUdt bringeo. G«TSt (IT. IMiMn W4wätrftkrt l;n) ». m.
jetzo geht wieder allM pn |it. 4tr Mrts«c IM »«W
. . und wir fuhren aoa«r* wckM fllfMRdi «M artiiHii
weiter. liOrBii brtefe 4,Wt;
Klaub mir. Ich ffabl' dtia 1*14 f %Ut »U m
Setreullcb i*tli«*i du de« «eliwef«« •«•<•.
er rOek sieb rollend immtt MUderülHV
Caitirsasaa (IfWta I, I) %*. IM.
auf dieaem wege hat Preuaien scineo totkaO M fdM (••
treulich im schlepplaue gefahrt and Nm« fn$pm tm m-
aittung und humamt^tl. W. Joa»*R «ai U. f»M tU$ h itr l
kirche, Otnogr. berichte 3, IUI : roachlen al'en «afai {^
und labhaft ait. li. KriLia (^rAn^r neinrttk) l.m.
fl) formelhafte terbindungm.
1)) mit der prUpottlionatterbindung obn« gefihrd« (A, 4, l,Mn)
geht da» adverbtum innerhalb des tamJfMis nfäl9 MMMMtS»
hang ein: auch werden un^er herra tea Rtnrttrg In nli
freund darxu geben zu unterm gtsckworfft tftr pai 4mi
zil und gemainclich gleich und fMMto n Mto «sJ JMtktm
sein gepQrlich recht tu geben gHTcaRch mmi oa anaa fr««r4
und umb des willen, das die sack alle dester lOblkckcraM
richtlicher gehalten werd. eintadung ier scAilanaMMr faa
Nürnbeni an die schwäbischen stddte m einem futtlkimii» \W,
d. ttddtethron. 10,293: dass dieselben ionoagaa alla 4«ctk
zwen aus obgedachten kingklicber und forstOckcr |n4ia
commissarien . . rechtlich und endtlich rnlsckcite w4as,
und die partheien demselben entscheid on alle — lur— jaaBli
komen und geleben, dawider auch weder aill Mck aa
recht nichlt bandlen, noch fürnemen sollen, alle« falraaKck
und ungefard, auch allen falsch and betraf bierio aasge-
schlossen. Augsburger prolokM in stckn du knnktrtiu* itr
brüder Höchtttitter 1590, d. Uddtechrn. 33, 333: aaJ tartcttta
auch wissentlich mit dem brief, wa« wir in s«
bestellen sQlIen oder mUgen, in solcher nuss, dsi
dorfrecht binfflr under in gehalten werden, als «or
s\aX and als die von allers her sint konwa gcCiwikk
Ane geverd mil urknnd diti briefs. konßtwstUt» im 1
und Wasser in l'artschins 1407, ötterr. wtistM. t, tl; itm mW
ich also nachkommen, getreulich und obn alles gcfibrd«.
Atrcb hittor. procets. (I, S) 140; getreulieb ohne gtflbrde, M.
fidelüer oder bona fide abtque dole CaoviL 4, IM} 4aM ar
alles getreulich und ohne gefährde eraehlct«. MaaipMMcM*
Robert Pierots 3, 323 (1743 f.); 'getreulich und ohne gefihrd«',
eine gewöhnliche clausel in allen TertrJgen. Aoatm« :,CM.
'alles getreulich und ohne gefllv4«' M«bt oft an acblnsu
der Terfanglichsten gerichUinstruMOta. Soiriuib' i, 741.
3)) ebenfalls dem älteren kantltitia §Mrt äii 9trhm4mm§
mit leid sein an: wie ihnen .. soicka «Miaigkail »arliitaa
uns getreulich leid als billig sei. hmr. InäipktniL «, ISI
Krenner; soll er sieh fOrler der gesUlt fegeo andern »aai
adel: wie gegen meinem lieben sun seligeo gexbacbea
halten : were mir fflrwar fflr allen fn)m«a «M aM rÜlar*
schalt getreulich laid. auuchrnben Ü.Wrifs «W mtimm 9m
Butten gegen herxog Ulrich ^ ROchi<ic Hut$*n I, i».
3)) bei den formrlhtfttn vtrbtndungen md ttrbit Ivfl «a trtttr
linie eine handlmng, iit in das tnkOkkt «itr
eingreift, im gründe, jüngerer eaMeMMf «aApff^
die beziehung auf nßtk»hmmn§^ wiiitrMnf aitr
Wiedergabe.
a)) für den trsUn fUt Hifen «tu* dllir« urhMafrw fsr,
ii« $p4Ur wititr ansgtsteirhtn mi.
a)) SU goit was tII rtlaa
Ir andacbt vad Ir gebet.
das ti nll alles viise lei
aod dran geimlickeR «acht i
ua.\\
rmM.\n,m ugket
der TOD PrOxeo lel alsaa
geirAweltcli. als es Isa geiaau
Uvtdmi, nimdktm. mt» i.i
ich wir! mit jm r«4en alt i«li ftmH wkt
sein genoft tm, wasa 4ar aaa taal, »ai «r «
itahen.-demltdm tfrmkkuk im ».Jaftr*. mt ArvMcr.
ß)) dii ist diA iimifai falaaba aa«*4r «I il«i« aMa
getrit'kwelicho ne klbal (/Ucttir aa fimätr). Kanaa fßim
ÄiheMotit) 3, ftsi' J?«ii«aMr: aba <aa »f tt iiMniiiM mi*
dite betaituDge aolleot gatnureBBiaa ttXUm 9mm aa4a baa«-
haben. Lünek. «ri. M« itli» wiaam. §mws.wmmm»n, I, dtt.M
u. a. : dast sie die obfedacklaa aaaar batgar ■• AllanM im
mehr gemelien oriaaafea, baUacMaafaa aa4 ilaMia IM^
baai kain ibmaf aoch UataiMM ikato aack im ftna m
4527
GETREULICH
GETREULICH
4528
thuen gestatten in kain weisz, sondern sie getreulich hant-
haben, schiizen, schiirmen. ästen: weisth. 6,83 {Afflenz); männig-
lich, so in dieser Stadt einig getreidig kaufft und verkaufft,
gleichergestait derselben Ordnung in allen und jeden punklen
und artikeln getreulich und ohnfehlbar, bei Vermeidung ge-
bührender ernstlicher strafe nachzukommen. Hamburger korn-
ordnung von 1609 bei Naude {Schmollers forscitungen 8, 5) s. 136 ;
sein dienst getreulich zu geben nach Inhalt seiner gnaden
urbar, österr. weisth. 6,41 (St. Gallen 16, jahrh.); item es sollen
alle zehnl getreulich geben und geraicht werden. (Pürg 16. j/i.)
österr. weisth. 6, %l; der zechend ist denen kirchen, Seelsorgern
und anderen zechendherren getreulich alljährlich abzugeben.
(Kufstein n. jahrh.) österr. weisth. 2,44; ich habe es ihm ge-
treulich wiedergegeben. Adelung 2, 639.
y)) so sollen auch die verpflichte gerhaben, curatoren und
beistender auf ire verpflichte principalles guetes aufmerken
haben, das selbige auch die übergebne narungs-personen ge-
trulich und fleissig erbalten und inen das alles geben und
geraicht werde, was ire brief und sigl in sich halten vnd
vermügen. österr. weisth, 2, 33 (Kufstein 17. jahrh.) ; da ain
mensch in ainem closter ist, der . . . seinen orden getreü-
lichen haltet. Geiler v. Keisersberg has im pfejfer A a 3'
(1510); schwur jr, er wolle sein trew und gelübd getrew-
lichen halten, buch der liebe 264, 2; getreulich wort halten
vgl. Hebbels briefwechscl 1,278; mitten im gewimmel fremden
Tolksthuros bewahrten die tapferen stamme der Alpen und
des Donauthales getreulich ihre deutsche art. Treitschke
deutsche geschichte 1, 10.
ö)) zum ersten hat Schilher geschickt fierczehen schock
groschn und dy getreulich befolhen einem weisen rat zu
ewigen zelten, stadtbuch von Falkenau (1488—1528) 38 Rietsch ;
waren sie freudig und lustig, solchem bevehl getreulich
nachzusetzen. Josephus 9.
£)) dd würben sie ir botschaft gar
getrüweiichen als in gezam. liuldml. chron. 317 Meyer;
darnach er Hiziclichen bat
etlich herii von Österrich,
daz si geiriulich
würben an die Stiraere,
daz in ir gunst niht vcrbsere.
Ottokar reiniohj'onih 1774, »3/. 2010 «. «.;
sselich sit ir geborn. ob ir in riu (ihn aus reuigem herzen)
so gelriwelichen zu iu geladet, daz er des geruchet daz er
sih iu genabet. speculum ecclesiae 21 Kelle.
5)) wand die iuncvrowe gut
was von gote wol beluit,
der getruwelich ir pflac. passional 29,25 liöpke;
nym war wie gar getreulich ain gelid das ander begert zu
beschirmen, und sein selbs nit schonet, sunder sich verachtet.
Geiler v. Keisersberg pred. 112" (1510); wann unser richter,
es wer zu Jrenigkch oder andersbo oder wellicher der der
herschaft ainer ist von Gemnigk, so sol albegen ainer dem
anderen gelreuleich bei besten und auch albegen gar veraint
und geordent mit einander sein, österr, weisth. 6, \8 {Donners-
bach Ib. jahrh.); der im an seinen letzten zelten getreulich
beistand, visio Tundali (Ulii); ir zeit daz tragend kind czege-
beren komen was, des ir des ritters mutter getreulich halff und
nicht lang vergieng einen schönen knaben gebar, dekam. 604, 11
Keller; aber man musz die unverstendigen und neidigen leut . .
bei ihrem höchsten Unverstand und befurderung zu irem ent-
lichen verderben bleiben lassen, auch zu zeiten darzu ge-
trewlichen helfen. Zimmerische chronik 3,291; so die Juden
krieg haben würden, sollen jneu die Römer gelrewiich helffen.
Luther 1 Macc. 8, ll (in den ältesten ausgaben; von 1539 ab
treulich s.o.); so sollen die Juden den Römern getreulieb
hüllTe Ihun, darnach es die noth fordert. 8,25, ebenso 8,2'
(sü soll daz volck der Juden in geholfen sein . . mit einem
vollen hertzen in der älteren bibel); darumb bitten wir unsern
lieben vater, das er uns wolle getreulichen hellTen streiten.
P.Schultz katechismus (1527) neudruck 43; die gantze gesell-
schaft (ward) fröhlich, der schaltkönig war ihr Vorgänger.
seine liebe Assenat half ihm getreulich. Zesen Assenat (1679)
420; getreulich helfen führt auch Adelung 2,639 noch an.
T})) do wart von goie sin gedacht
und er an daz rechte bracht,
wand er mit guter andacht
im davor manigeii tac
gelruweliclieii dienen pflac. /misjoii«/ 204, 78 Köpke;
daz wir von besundern genaden vnd gunst, die wir zu dem
vurgenanlen burggraf Johann ze Nürnberg haben, vnd och
durh der dienst willen, die er vns vnd dem riebe bis her
getriwlich getan hat vnd och noch tun sol, vnd von vnserin
keiserlichen gewalt, in, sin erben, sin selbscholn vnd och
sin borgen ledig vnd los gesagt haben aller der schuld vnd
des gellz. Urkunde kaiser Ludwigs von 1343 monum. Zollerana
3, 109; daz ist im nun gehalten worden, und hat getrewlichen
gedienet und wol gekochet. Zimm. cAron. 2, 473 ; darzö euren
fründtlichen und guten willen, alles unsers Vermögens, fründt-
lich und getreulich verdienen. L. v. Hotten bei Böcking 1,59.
^)) allen heiligen zu lobe,
uT daz si got vur uns dar obe
getrulichen wohlen biten.
pas^. 577, 3 Köpke, vgl. 546, 8';
SO ist hertzog Wilhelm von Bayern auch bei meinem hcrrn
künig und auch andere viel hern, die wollen mir auch ge-
treulich helßfen bitten, das mir der gefanngen werde. Fters-
heimer chronik 21 Waltz (1429);
nochtant stutit he unde bat se allen,
dat se vor em bidden scholden
also getruwentlik, alse se wolden.
Iteinhe de vos 2762 Lübba» ;
doch er stand und bat, sie möchten alle getreulich
für ihn bitten, so gut sie vermöchten. Göthe 40,96;
hat gute seidenwaar' euch stets gesandt
und euch getreulich ins gebet geschlossen.
Uhland Fortunat 2.
()) di hern dar toe räden solden,
räden und getrüweiichen wisen. Yeldekb tVieii/e 1795,
Variante der Bertiner, Müitchener «. Wiener handsclir. ;
do neigeie sich so hinzu
\r eine die in des beschiet
und im getrüweiichen riet,
daz er nicht enbete. pass. 366,10 Köpke;
eben dieser herr wird sich einmal erinnern, dasz seiner
gnaden ich getreulich gerathen habe, dasz sie zu einem
inspector der öconomi annehmen wollen, einen verdorbenen
kaufifmann, der hiebevor grosse dinge gethan habe, und
zurück kommen sei. Scuuppids 29 (Salomo 4); wo sie (die
fürsten) aber einander getreulich meinten. Wilwolt v. Schaum-
burg 107; secht bei solchen herrlein ist gut wohnen . . da
gehts andechtig zu, die meinen einander getreulich. Fisciiart
Garg., ueudr. 71; was wir auch täglich lesen und hertzlich
glauben, das der eer gottes abprüchig, auch uns und den
unsern im gwissen beschwerlich und der sciigkait geferlich
sei, das doch nit desterweniger von e. f. g. oder iren geist-
lichen Predigern allbie unentsetzt geprediget . . wirdct un-
angesechen, das unsere predicanten Ire irthumb clarlich an-
zeigen, meniglicli getreulich davor warnen, eingäbe des Augs-
burger rallies an den bischof 1533, deutsche slädtechron. 23,315;
dweil auch ainem jedem regenten oder obern durch das ampt
seiner oberkait auffgelegt und eingepunden wirt, allen vieisz
fürzukeren und darob zu sein, dasz sein unterthanen nit
allein mit dem wort gottes getreulich gewaidet, sunder auch
solhem . . gelebt, mandat des Augsb rathes 1534, ebend. s. 390.
6)) die auf nachahmung und Wiederholung beruhenden Ver-
bindungen.
«)) nun das soll mein vrteyl durchausz vor jn sein, jefz
wil ich sy mit jren fruchten vnd heiligen wercken all nach
Ordnung getrewlich, sovil die chronick von jn zeugen, vnd
man mir nachsehen mag, erzölen. S. Frakck chron. (1543) 2, 16';
er hat mir alles getreulich wieder erzählet. Adelung 2, 639|;
stellt ein haujitmaiin ihm zur linken,
und ein andrer ihm zur rechten,
schildern ilim den ort getreulich,
wo es gilt, den kämpf zu fechten.
Lbnau Job. Ziska 4 ;
und er trug mir auf, zum präsidialsekretär dieser hofkammer
zu geben und ihm zu sagen, der linanzminister habe mir
Urlaub erteilt; wenn er daran zweifle, möge er kommen
und sich anfragen, wo er den mündlichen bescheid erhalten
werde, ich setzte das getreulich ins werk. Grillparzer (selbst-
bioijrapitie) 19'", 95; die landleute standen nicht etwa über den
katholischen, als hinwegsehend über verdummte menschen,
sondern sie glaubten alle mährchen derselben getreulich mit.
G.Keller (grüner Heinrich) 1,73; erzählet mir nun denver-
lauf dieser schlimmen geschichte recht getreulich. 212.
ß)) zu übgcdachtem ende solle nit nur ein ordentliches
waisenbuch bei der stadt verfast und alles getreulich mit
allen umständen eingetragen. (Oberwelz 1715) österr, weisth.
6, 253; ich weisz, der zustand seines geistes ist ihnen wichtig,
und seine handlungen, weisz ich, sind ihnen nur wegen
jenes wichtig, darum schrieb ich alles auch getreulich nieiler,
was mir aus dieser Unterredung im gedächtnisz geblieben
ist. SchiLLER (geisterseher) 4,312; von der ersten regung, durch
4520
GETREUSAM— fiETRIEBB I
r.RTRIERE II
4&30
eine wacliHcndir ni-igung, bin zum uiiriilbebrlichen der (••
wobnbcil, war der ganze Icbeimlauf dieier leidensrbafl ge-
Ireiilich aiifKt'teirhiiet. (SOtiik {gute »tiber) IS, 3S3; und uticb
ich bitte meine leser um verzeibung, da»/ icb dem guten
boron V , . . »o getreulich nachKeirJit leben habe. ScHiLiüa
(geisterulur, onm.) 4, St3; ein aurfallenderei bt-iipiel dieser
art iit mir icaum jcmaU vurgel^ommen, all die nrt , wie
Ma^sieu dieie, getreulirh von mir übergetragene periodr, in
»eine sproi-he überitetzt hat. Wikland iukian 4, 3lo (119*»):
der lonst-rbeinbUndner licsz niclit loclter, (tltemettte anfangt
tw,ir getreulich , machte ober zuletzt den wilz , danz der
(rbwarze sich zugleich in zwei spanitcbe fraueu verliebt
habe. V, L. Jahn l, MO;
und man verliöri den goileiilrelter,
goireiillcli ichr«lkt et der notar.
I.KNAU (.Su vanaro/n) 3,209.
y)) den pilger wird das bild seiner heimatb, su wie er eB
in der scheiiieitunde mit tbriinendem aiiKC aulFuszle, getreu
lieh auf seinen wiimtcrnngen begleiten — und diese« iüt e>,
zu welchem der beiuikcbiende sehnüüchlig auTsiebt, dessen
tthnlicbkeit er um so viel mehr vermissen wird, als sein
äuge eine jugendliche filrbung festhielt. (iAunr {Ludmiga) i, I2i;
ich l(opierte getreulich die ländlichen scbweinestUlle, holz-
schuppen und derlei dinge. G. Killkn 1,271.
GKTHKUSAM, adj, ttreinielte bildung: denn die tugend.
wie erhaben sie auch das hanpt in den wölken trügt und
nur in himmclsbetruchtuiigen verloren scheint, so l>ewabrt
sie doch im getrcus;imstrn gedilcbtnisze jeden kleinen nadel-
slicli, den man ihr jemals versetzt bat. H. IIbinü Lutetia 2.
anhaug I.
GbTHEDSCilE i. gedreusohe th. 4, 1, sp. 2089.
GKTItlEitK, n., tuhttantivbildung, in der et schwer ist, das
iterbalsubstantiv :u treiben (i. d.) von dem eoUecliv zu trieb
(s. d.) zu Irentien. schon die geslalt des stammvocals, die sieh
von ilem di/Mhongen des verbtims durch einfache Idnge abhebt,
weist auf frühieitige iiolierung der substantivbiUlung hin, wie auch
der bedeutungsijehalt eine selbständige enlwicklung innerhall) des
satzgefüties voraussetzen lässt. ausserdem sind für unsere form
bilduiigeu auseinanderzuhalten, die nach hedeutuiig und alters-
grenzen von einander abstehen, gans auf die allere seit besdirdnkt
und nur in mitleltletttschen quellen belegt, ist das verbalabsti actum
tjetrip, getrib, das treiben, das die allgemeinste, verblassteste be-
deutung aufweist und seinen eigentlichen gehalt nur aus dem
susammenhange empfängt, in späterer teil wird seine enl-
sehwtiiidene function durch das jüngere getreibe {theil 4, l,
sp. 44Sü) wieder aufgenommen, in die althochdeutsche seit da-
gegen reicht ein xmeües bis in das 18. Jahrhundert belegtes Sub-
stantiv zurück, getrip, gclriebe, das an die übertragene bedeu-
tung von triban, treiban= anregen, bewegen ebenso wie an die
beileutungen des iu()5((</i<ii's trieb anknüpß: getrip. impetus, an-
trieb, unser heutiges getriebe endlich reicht mit seinen ältesten be-
legen ia das \i. fh. zurück, zu gründe liegt auch hier eine über-
tragene bedeutung, nur dasx nielit das menschliche gemüth, sondern
werkzeuije den gegenständ der thätigkett bilden, diese letztere sweigt
sich nach zwei seilen ab, einer spärlicheren enlwicklung im berg-
männischen betrieb und einer ausgedehnten ausbreilung in an-
wendung auf das treibrad. getriebe istJiier alles, was von
rädern gelrieben irird. daraus entspringen tcirderum Übertragungen
alUr art, deren jüngste enlwicklungsslufcn sich neuerdings mit
dem oben erwähnten getreibe berühren, die afiokope des e, die die
beiden erst erwähnten veruendumien beherrscht, tritt auch m der
dritten grupi^e hervor, ausser den zusammenselsungen weist sie
auch der schriftstellerische gebrauch des einfachen wortes auf,
so bei Ghillpabzbr, Scheffel, Chahisso. in der fachlitteratur
übeiwiegt der volle auslaut, nur Karmarsch verwendet gelegent-
lich die apokopierte form.
1. mitteldeutsches getrib, getrip als abstraktes vcrbalsubstüntiv.
mild. wb. 3,89*. Lkxer 1,948; naclitrag 2ü4:
zu einem betelere er (*iiri(c Francisctu) quam,
des bo$e kleit er an sich ntm,
nach tugeiitlicher willckur
üuam er vor die lilrcbtur
l'e(ri de» xweirboten.
da SOI er In den armen roten
und nana doi almusen hin.
nii wolde an im den be|;iu
der tuvel gerne euch neigen . .
'»leb', «pracb er, 'mir ist uf dich zorn.
wilui oiclii abelaieu
von den selben strazen,
die dir brengen sulch gcirib'. pastional h\9, AT K6pke:
li»
de «1 itssacli Ir Itobes klai.
*!• Her bis sl» •!• VM« lilkN
uf CltmenuM In 4as »cMf.
Ir «rttBitieker «saaMrir
k«l>M tu «tcb el weki4«
unde vll wel erMbaUitfe.
in Ir •!■ rreude «m der «ml
CUaaoil WS« f ar anbaiit.
was an Ir ■•im« Mi ««iHk. M
und dsriu man uod« «ik.
diu uf der erden Ir atttik
kartin von der «trlJ« tp*U
nach iinfera berren |«l>«w. Mt. Mi
und lim BSA »orfli ublr al
wen man den kuni kixn »al,
de« vuri ba blllicti mit •■ um «te
uf burc. In iiai. durcli tulcli gtUip,
dai kindir wtrdin tundlr b*««
dl nach em iragln dl liros«.
mitirli,»htkt» .n»is>tos> »1, R at»v*rt.
II. gctrtp •» impetut, amtruh. $ekm am ■ItteArfHitirtsi «n
lieijt ein mittelbares teugnis v$r: tmpskts •Ufttrif« »* 4tu
Kmmeramer glossen STKixeiiia-.Stivtat i, :«!. dwttt hettpiä
spricht für die annähme einer veritdrkUn Mi«af (Hrip >« Iri^
nur wdr« es dann auffallend, dost du btupeU fit zrtrlp dJI/r
und reidier belegt sind als fisr das etmfadu Uip. driimlh kmmm
man auch hier von getribe ab der mm$§»npftrm mdU im ksekl
abgehen, für die heutige form des ämmmPtämU kt im$ wkäti-
deutsche Sprachgebiet in reehnung s« bringt»,
den spdteien belege angehören, beaehtung i» i
dient auch die nebenform getrifl. die aus ei»tr na
gäbe eon MKLA.NcaTBuNsieAn/l wider die artiikel 4er kswWMMk
beUijt ist: das des teufeis getriCft ist. r«rgt ktUtmiatk g»»
drift woordtnboek 4, 628, vergU engL drift.
»leb äi Zeichen mit allen geirlbea.
WtLTasa V. RaiistD 113.14. f^rurrt. Mt;
er dancie vlltliche goia.
wände ez wa» von >tme febote
unde ai wa* gar >io ceirip.
KaKaKAkD v. Cartar lleUr. m. immt>twmtt CI? ;
do wart dem keltere alto tom
durch des pabetto» getrib,
das er den riiter und das wik
mii dem pabette lies ertlaa. pmu. 4*9. M:
solch alles ist em getiieb des Obersten schaicks in der well,
des bapsts. Luthrr &,'i82' Jena {mmrnung am inmt tttb* üemtukem
1531) ; wol wüsten sie (sage ich) das sie hierin «nt ail oi««-
harlichen unverschampteo lügen fleiscbfresser vnd bloUewStr
hiessen, aus des teufeis gelneb. {kmrU bekemlmu roa k. mtn'
ment 44) 8, 175' iena. ebenso i,H* {Wifemtm); sonderlich we«a
ein mensch betrübt ist und ingUet sieb, als heb er emf
uognüdigen gotl, so ists gewisz de» teufeis werk und getnehi.
tischreden (A. 309) S, t09 Försttmanm; denn das iel 4«r «^«l»
da Adam und Heva den tod ao gefressen liabeo, MMflaliM
ihren kindera, da sie auch wissen wolteo, it» ■£§ aklM
wissen sollen . . so ist auch Sünde, mit tolcheai (oncWa
umbgehen ; uod ist de« teufelt getricb, wie alle aa4«r tkM4%.
briefi 5, 754 (8. auguü tMft) it V/iU«. «teaso 4,349; mmeim-
geben und getrieb des leufels. thtatrmm iimMonam 144*: fad
gab gnad, dasz nit alle fursten und stand in »olcheo hrtek
vorwilligten, ich bitt mich sonst deuls<hs laods i« toJ
geschllmet, dasz es sich die pSpstischMi tjnaaca wm far
gröblich liesz IfTen und narren, es war all— im Uimi mriaty
wie iedermann weisx. Lomca bruft %%x it WtOt; aaa i
getrieb thut er solchs nit (AMaH<A 5, tt). Haa«ii
des Ttrenz Uipxtg 1892 (aon facti hmme mst layisaw); •••
der soho gottes vorgebracht, habeo aos sttnc« mmJ« H»
apostel uod evangelisten verzaicbnel aod iii«milal 4m
kraftigen getriebt des b. geistes ihren »chriftea aiasarfaibH.
ScRiviR gotdpredigteH 3t ; was ist besser, mU ui
schleppen und durch deren getrieb ibm
in allen gasseu machen, oder das ehrliche,
deo ebütand oemlich, dawider ergretfea? 118;
et tliegt« t« viel irikaea.
to manche »eurtter, i» $o vieler lawaead sekae«.
San himmel. dat lulcui der fOrtwa tekaar katckliia
urch göulicbeo getrieb:
data ein gewitter fried' uata wftrd kerwMar brackl.
Rist »entr umtmtktr ^rmau (tkMilarj litt) tUi
da eahe man taii last mm» rtttll
ackasll drlngea darth 41« im <
tn dieser expe^itioo blicbto iim «o* StnAmmi i
fetrieb aussen (Flkge mmr itr kkpiwniäki mm
waren gleichwoi . . Doirrbandler, 4an PMHMr« wm4 MniMm
barg in gtites «erlraaea wirdcrMR gaaHal mwtL ■njalUM
mntiqmitmUs PMmwstrmtmt (iTtS) 8,ti9; felriat^ ■. i
4531
GETRIEBE III
GETRIEBE 111
4532
pulsus. didionaire du voyageur (no'i) 144; getrieb, der betrieb
oder trieb m., drift, impulse, es ist nur eures bruders ge-
trieb, das treibet niemand als er, thats nothiiig eise bat your
brothers urging, pressing or drift. teutsch-engl. wb. (1716) 768;
getrieb, antrieb, stimulalio, impulsio Bayeb (1733) 289; instinct,
imptilsion, instinctus Veneroni (1766) 74.
III. getriebe, getrieb = triebwerk. auch hier weisen die
ältesten beispiele auf mitteldeutsches Sprachgebiet, das object der
verballhätigkeit tritt in dieser letzten grvppe von Verwendungen
derart in den Vordergrund, dasz die verbalthätigiceit selbst nur
noch ganz allgemein auf den bedeutungsinhalt des Verbalsubstan-
tivs einwirkt, das eigentliche bestimmungsmoment liegt in dem
ergebnis dieser thätigkeit. dieses liegt allein den nachfolgenden
entwicklungsformen zu gründe.
1) getriebe in der bergmannssprache. obwol die beispiele
hier etwas später einsetzen als für die zweite richtung der ent-
wicklung unseres Wortes, ist es doch rathsam mit dieser Verwen-
dung zu beginnen, weil sie auf den anfangsslufen der entwick-
lung zurückbleibt.
a) leicht verständlich ist die eine bcdeutung, die bei KbCnitz
18, 22 folgendermaszen dargestellt wird : getriebe . . im bergbaue,
das gerüsl, womit man einen brucb, d. i. eine eingefallene
oder den einfall drohende stelle eines ortes unterbauet, um
das nachfallen zu verhindern, mit getriebe anstecken, mit
getrieben durch den brucb gehen, ebenso getriebe, eine abthei-
lung, ein fach einer gewissen auszimmerungsart zur Verwah-
rung von grubenbauen (der abtreibezimmerung) aus einigen
starken hölzern und dahinter einer Verkleidung von schwarten,
brettern oder pfosten bestehend. Gätzschma.nn Sammlung
bergmännischer ausdrücke (1859) 36.
o) die belege führen bis in das 16. jahrh. zurück, vgl. Veith
deutsches bergwörterbuch (1870) 237: am schwartz wasser treibet
man Stollen mit getriebe in solche {zinnstein) fletz oder
seiffenwerck. Mathesius Sarepta 99'; so man durch brüche
fahren und dieselben wieder auffmachen will, so musz es
mit getrieb geschehen. Rössler bergbauspiegel (1700) 57*; ge-
triebe: wenn man mit ortern durch brüche fahren will,
musz man zuvor auff örter thürgen setzen, und auff denen
kappen pfähle neben einander in bruch treiben, damit den
bruch in etwas aulTzuhalten, dasz er nicht so starck nach-
schieben und rollen kan, bis man weggefüllet und wieder
ein thürgen setzen kan, su dann stecket wieder pfähle, das
heist, mit getriebe anstecken, das neu-erö/fnete berg-werck
(1704) 176; genau so Minerophilos {Vdi) 254', vgl. aucA Hübner
kunst-, natur- etc. lexikon (1717) 707; getrieb ist, wann in
gerolligem gestein man aulTbauet und mit pfälen das nach-
riesseln oder nachschieszen des gebirges verhütet. Bhrwahd
interpres phraseologiae metallurgie 14; pfallbeuschel ist ein
eisern hammer von 40 pfund obngefehr, womit das getrieb
gemacht und die groszen ertzwände ersetzet werden. 16;
das getriebe {terme de mine) la charpente pour soutenir une
place qui menace ruine Schwan (1811) 439; es ereignete sich
öfter, dasz einzelne pfähle oder ganze getriebe in die höhe
gedrückt wurden. Karsten archiv für bergbau 2, 157 ; das ge-
triebe in bergwerken, drift Fahrenkrüger 325; props, schores
or Supports Hilpert 460.
ß) syntaktische Verbindungen.
t)) man unterscheidet ganze und halbe getriebe; ein halbes
getriebe, nämlich ein stollensulm mit der first oder auch
nur die ürst allein mit getrieb verzimmern. Delius anleitung
zu der bergbaukunst (1806) 259. ebenso werden Schachtgetriebe,
Stollengetriebe, Streckengetriebe unterschieden. Veith 237.
2)) Verbindungen mit verbis: treibet man Stollen mit getriebe.
Mathesius o. a. o. ; später überwiegt in der älteren litteratur mit
getriebe anstecken, wofür HIIbner 707 mit getrieben durch
den bruch gehen einsetzt; anstecken heist solche arbeit (das
getrieb) anfangen, die streck musz mit getrieb angeslecket
werden, ist, dieselbe musz mit pfälen verbauet werden.
Berward 14.
b) fraglich ist, inwiefern mit dieser benennung die andere
bergmännische Verwendung von getriebe zusammenhängt: auff
ein schönen gang, der in einem guten getriebe sein streichen
hat, ist wol zu bawen. Mathesius Sarepta 37 '; weil aber der
stamm Äser in austbeilung des gelobten lands, die refier
zwischen dem berge Carmcl bis an den Libanon, vnd an
das miltelmeer, vnnd an die grosze Stadt Sydon bekommen,
wie Josua am 19. zu sehen, vnd inn dem selben gelriebe
oder ebne ist das iand Cabul gelegen. Mathesius Sarepta l'
(1562). es scheint, als ob die einfache Übertragung der berg-
männischen einrichtung auf die gebilde der natur vorliege, von
hier aus erklären sich dann auch belege, die andernfalls auf
parallelen mit getrieb = betrieb zurückweisen würden: getrieb
ist am gebürg die sommerseite. der gang liget im guten
getrieb d, i. der gang ligt an der sommerseite. Berward
(16:3)8; am gebürge die sommerseite, oder, da es in flachen
felde lieget, da man denn auch sagt: der gang lieget in guten
getriebe. Minerophilos 25i' (1743); im bergbau wird die sommer-
seite eines gebirges oder auch eine flache gegend das gelriebe
genannt, vielleicht weil da die sonne die erze besser zur reife
treibt, der gang liegt in einem guten getriebe. Krünitz 18, 22.
ebenso Nemnich 3, 192; getriebe the summer or south side of
0 mine Hilpert 460.
2) getriebe im maschinenbetriebe.
a) die ältesten beispiele weisen in das 15. Jahrhundert und
auf mitteldeutsches Sprachgebiet, ISesselmann verzeichnet aus
dem dcutsch-preuszischen vocabular vom anfang des 15. Jahr-
hunderts getriebe (mühlyang) Lexer nachlrag 204. anschaulich
zeigt sich, wie die aus dem nomen actionis flicszende bedeutung
allmählich einer Verkörperung des objectes weicht, an das die
thätigkeit anknüpft, oder das sie erzeugt, in einem schlesischen
belege: och wer is Sachen daz dorre czeit wer, unde di
kornmoel nicht genug wasser helle czu irem gange unde
gelriebe, so sollen di meister die bretmcel Jossen feiern unde
schützen alzo lange bis daz si beidersit czu iren gange unde
gelrebe wasser mögen gehaben. Urkunde von 1448 codex diplo-
maticus Silesiae l, 124. schon hier, noch mehr aber in den
späteren beispielen macht sich die objectivierende tendenz bemerk-
lich, gelriebe ist das triebwerk.
a) es ist im besondern das zusammenhängende System des
räderwerkes, bei dem eine umtriebsmaschine ihre bewegung erst
durch eine Zwischenmaschine auf die arbeilsmaschine überträgt,
die ältere spräche nannte dieses zwischenrad auch fürgelege
oder fürgelegt getrieb: fürgelege, tympanum cum fusis constans
(Agricola); ein auch gelriebe genanntes hölzernes rad aus zwei
Scheiben bestehend, zwischen welchen ringsherum runde
hölzer eingezapft sind, die durch eingreifende kämme eines
rades umgetrieben werden, th. 4, 1, 736, vgl. gangbares zeug
(4,1,1237); das man runde Scheiben und reder anrichtet mit
iren Scheiben, spülen, kamredern, fürgelegen oder getrieben
und leisten. Mathesius Sarepta 132* (1562); tympanum cum fusis
fürgelegt getrieb. Frisciilin nomenclator trilinguis 354'; gelriebe
franz. lanterne lat. tympanum ist in der mechanic ein rad,
von zwey Scheiben, um derer rand släbe befestiget, die in
ein kainmrad greiffen, davon entweder dasselbe umgetrieben
wird, oder das gelriebe umtreibel. im ersten fall hat das
getriebe den vortheil grosser kraft, im letzten aber grosser
geschwindigkeil. J. B. Fäsch kriegs-lexicon (mb) Z62; getriebe,
ein kleines rad in einer maschine von rädern, so von den
Zähnen oder kämmen der eigentlichen räder bewegt wird,
diese räder unter einander zur bewegung verknüpft, und zu-
gleich die bewegung beschleuniget. Jacobsson technologisches
wörterb. 2, 76*.
ß) aus dieser umfassenden bedeutung erwächst bald eine noch
umfassendere, verallgemeinernde, getriebe, triebwerk ; oder um-
gekehrt schwindet für getriebe = triebrad der Zusammenhang
mit dem ganzen des räderwerkes, und das rad wird als einzelnes
für sich betrachtet.
l)) getrieb, n. reder, of raderwerk Kbaher nieuw woorden-
boek 2, 132; das getriebe der räder zusammen, l'engrenage
Schwan (1782) 740 ; gelriebe, treibendes raaschinenwerk, trieb-
werk, drehling, drilling, lantern, trundle Rumpf 1, 210, vgl. unten
(6); das gelriebe, ein ding, welches vermittelst Vorrichtung in
einander greifend umgetrieben wird ; das einer festen bestimmung
gemäsze fortbewegtwerden oder fortbewegtsein zu oder in
etwas als Sammelbegriff eines zusammenhängenden, inein-
andergreifenden Wirkens, gleichsam eines triebwerkes. Kehrein
onomat. wb. 921. vgl. unten (c).
2)) ich habe euch deszhalben zu einem exempel in lig. 217
dasjenige was ich in Hg. 213 mit dem kleinen slirn-rad I. m.
dem getriebe oder kumpff, samt der kurbel D. C. inlendiret,
daselbsten orthograpbice vorgerissen . . dann wann z. exempel
der bär 1200 pfund betraget, und man wollte demselbigen
durch ein geschirr, wie die zimmerleute reden, das ist, durch
Stirnrad und getrieb, welle und kurbel, vermittelst vier per-
sonen dergestalt bequem aufheben, dasz eine von den vier
pei'sonen nicht mehr als 3:)'/-^ pfund krafft zu bewegen behält.
4533
GETniRBK III
GETRIEBE III
4534
Scin«t-Ka timmermanntkuniHl'il) } 4sft, 4M. fgl aufk kompf
tu th.ifWU; weil nioii uitu aut der grOize da« radi gegen
der welle, und der grOaie der kurhel grgea dem gcliieb
alle« berhublen mute, wann mau mit weoig krallt viel* laal
beben wili. $ 407 ; das gelriabe, ittgrad, U If/mpant ScawAii
(17Hi) 740; eo<ierilttl E>KKt M3; getriabe, kleioea taliorad,
|iiRion, pignoH lluMpr l,l\o; getriabe an einer maicblnen-
rolle. hüiiiiiK 315*: das gdrieb an der apindel, ruorto TIoiel
burhdruek*ikuutt»örUr 1. anhang 97' (1805); galrieba . . ein
jrdei rail, welcbe» vun einem andern herumftelrieben wird.
AbKLu:<c 3, tS9; kleine getrielirUder erballen den namen ge-
(ripbe. HaiCHTL UehnoL tncyelopidit ti,4M: melaliene zabn-
rader »inil entweder aua einen uder aua metfing verfertigt ;
au» stabi inacbt man nur die gelriebe {pignons, jnnions) bei
kleinen unil feinen rUderwerken. Kabmarich handb. der meeh.
ttehnoiogi* * ÜT ; Zahnstangen, in welcbe ein getrieb einzu-
gn-ifi-n bestimmt ist, werden . . meist aus eisen gegossen. «21.
b) der umfassendere begriff det worUs begüntligt deuen Ver-
wendung in beidtnmien maschinellen betrieben; so von anfang
iin für das rdäerwerk der mühle, ebenso für dasjenige des vhr-
geluliises; seltener ist dies« Verwendung für die eigentliehtn
masehtnin der neuuit.
(*) eine niOhl und üia leb eucb bouen wll,
hllir Rotl wem leb wtmital
het Ich hanit Kereihe
und wolTen scharlTI
Inn Kulte» nnnion so wll Ich itla heben an.
. . Mose«, du toll sein dabei
den ersten »teln lubrettaa
und das er leli gar feste,
so tregi er schwer:
daroii bedeut uns die alte ehe.
die naue ehe den sudern stein,
den legen wir sulT den allen
und dss er laulT Ksr balde
nach uiel«ieri kunst.
daü geirteb bedeui uns das beiigen geisl gnnsi.
hergreihen lies l^.jalirh. 11,31 J.SIeier;
die pulirinuble, welcbe vermittelst eines am wasserrade an-
gebrachten Betriebes die erfurderliuben Vorrichtungen in be-
wegung setzt. Kohstek anstehten vom Nitderrhein (1791) 1,2S>6;
getriebe absluszen, abtbeilen, onsto.szen, bei den blau-farb-
mOhlen. Minerophilos (l'4S) 254'; das getriebe, der Irilling in
einer müble, U lanternt, das getriebe in einer milhle, le moulage
Schwan (i782) 740; das getriebe, der trilling in einer mühle, the
lantern uf mill Ebers 043; zu verkaufen eine müble (in der
Ostlichen Schweiz) mit ausgezeiibneter wassergerechtigkeit, . .
mit allen zugehörigen getrieben, als koinputzerei, frocbt- und
mehltransporten. ans. in der beiL zur allg. teil. IStW (no. 299);
der mühleubesitzer K. gerieth in das getriebe der mühle und
wurde zu tude gequetscht. leitungsnachricht aus dem jährt \b91.
ß) getrieb in einem ubrwerk, oder in etwas anders, rt-
forto, ingegno, piegamolla IluLSlua (1680) 167'; k ressort, elatt-
rum. dtetionaire du voyageur (1703) 144; let ressorts d'une korloge,
lemir« HoNDBAU-UuxTüRFF 263; getrieb, das treib- oder feder-
werk in einer ubr, the spring within a tcaleh or dock, teutseh-
engL »>. (1716) 766; getrieb in einem uhrwerk, korohgii elatt-
rium Baykr 260; le ressort. elaterium Vkkehoni (1766) 74; das
getriebe in den ubren, der Schneckenzapfen, lepignon de rentoi
Schwan (isil) 439; die kleinen .stählernen getriebe in uhren
werden aua triebstahl verfertigt. Karmarsch handbueh der
mech. technologie 2. aufl. 621 ; und die gröszte kirchenuhr,
die sich darin befand, hatte kaum die grCsze einer kflse-
milbe, woran man recht die subtilitilt des menschlichen Ver-
standes bewundern konnte, dasz dergleichen kleine Werk-
zeuge doch ihr vollkommen eingeweide: r&der, getriebe,
pllocke, Spiralen hatten, und gerade die zeit zeigten, die
die tascheuubren der unterzeichneten auszen angaben. Bren-
tano {wunderbare gesekichte von Bogs dem Uhrmacher) 5, 361 ;
0 slCimperel des arinen menschenwiiies!
de« Irtien.« hiiieru daii wollt ihr versiebo,
der r&diT beiiulichstes getrieb berechnen,
und wl»xt doch nicht, wie lang dss uhrwerk gabt.
wlsit nicht, wann diese rtder stocken sollen.
Th. Kösnsr Zrtnf |,t;
und sieb, auf meinem leller, — lächelt nur —
im moo* versteckt lag eine taschanubr.
Bsein cbristis'eschenk, lammt einem »eldnen band,
das prkehtig auf der sonntagswesie stand,
der vatar liesi mich das getriebe sehn,
er lOK sie aul. so, sprach er, mustt du drebn.
Ich aber $ehrl« vor rreude. sprang und blickte
sie urunken an und horchte, wie ale pickte.
IV.
holz zu gebina und getrleli« {d«r StkmirmäUUr dbrm). Abu*.
BACH edrlweus M;
koaaii k*r bub rrftbllngswaltl. Ihr glaitbeBtUM«.
das !•! ein dum, drin pr«4'gen laoMarf saagaa;
■abl dies« blüb'Ddea •Snleu. dl*«« r«MO.
dia liebt« wdlbvof. grua In grUa «•rsckluagea.
. . und dann iprecbl; oaiol •• !•! •!■ babl gauUka,
ein ubrwark Ut'«, wir baaaaa |«4aa fa4aa,
sprecht: nein! lu dissaa tUMraaai« 4m M^.
und von der llppe weist den kalak 4m gsM«
C.iaat. frttmtugi
y) übertrogn auf im naUmtuht ifäm im ylwlnwifa«
du%gt% :
der Artaxersaa ward von Jhr (r.Uäi$^) aiii «urckea bUb.
Argeui mit dam stost*. bla auff den sandt («ttrawat,
in dem sie durchi gelaock. In w«|eb«w ibr gtvUk
die band »onii bat, die fautt dem Jsmael sarbAwM.
DisTBicN V. a. Waaaaa Haiifrüd »da
JeiTM—Um (tut) t». U.
0) der mechanischen «nie gleich, dl« mit leblose« gatriakt
einige Bcheini>are lebensverricbtungeo hervor bringt. Vom
kriiisekt bldller l,bl& {gtg«» bürger); hier findet «r uour 4«B
bilde eine geheime tapetentbOr, hinter welchar «ut« wai^
liehe gestalt mit einem offnen suuvenir un4 ait 4ni rtilfM
an der linken und mit einem crajon io der racklM flUL
drückt er den ring des mittelOngers, ao richtet aich di« ge-
atalt unter dem rollen des inneren getriebea auf, tritt io
das Zimmer und daa aualaufende gebwerk stockt mit ibr an
einer wand. Jhan Paol Tilan I, M: di« von zeit zu zeit
(an ein land) angereihten stocke geben einen onbehalfltrben
körper, der nur klumpenmSszig drOckt, wo er liegt, und wett
unvollkommener als ein autunut wirkt, wo doch «in inneres
gelriebe sogar au>zeilicb geschlfle verricbiai. K. L. Jahr
1, 169 (natüriieke eintnlung des grundgebietes) ; diejenigen ge-
triebe (m^cAaniscA« Webstühle) ^ welcbe man als tritt- oder
acbaftmaschinen bezeichnet, lil. eentraiblait i(i»4 (sf. nt): von
bestem eichen bolz sauber und solid gearbeitet, mit leicht-
gebendem ketlenradgetriebe und bequeme, durch feder ein-
fach regulirbare ausiOsung. die kurbel wirkt durch ketten»
rflder in vortbeiihafteDter Qberaetzung auf daa *inoere getriebe.
prospect einer butterwustckint (1691).
e) un diese vtrwenäuuge» insgesamwsl knüpfen wsamnigfmk$
Übertragungen, das rdderwerk, das tneinandergretfl^ itt*m aiil-
verwendetes biU für erschetnun<^en der natur, für
handlungen und einrichtungen; vim boden des gttk
nimmt die entwiekluug ihren gang weiter, es (rdra
Züge hervor, die den anslosi tu a«KH gebroucksfonmen f«##«.
hier ist es bald der gedauke du tiuamwstnkangende*
das unter der Vorstellung eines getriebea rrfmat wvd, oder a \
tick dte wakrnehmung der i,erdusekrolkn, bewegtem tk4it§krt ftUni.
tt) 1)) das leben war su kurs für mein« liebe,
die weh xu klein, su arm an iu*t aai *«ba«n,
die mbss'geu rtdsr »tocfcteu iai getriabe:
da fand ieb liir*-. da fand ich deine Ueb«.
und was die walt nicht gab. das gab ala hart.
Th. KOBima qeit.: 'i>tim •jrwtU^';
ich habe eratlich die nothwendigkeit verehren Icrnco, iis4
was ist mehr als die t:ethane tha^ daa geschehen« ntigtift^
ibr eigentbum ! dann bab' ich auch dieae uolbw«o4ifk«il als
eine weise fügung verehren lernen, die durcb das (jßmmmt»
grusze getrieb' webt, darin wir blos ala mitwirkäii«» f»>
tricbene, treibeuJe rüder eingreifen. Chabisso [Peter ScUmmII *)
4,296; weil aber blusz durch zuhörer, die ta jaogern beraiH
gezugen sind, die lehre gleich werkthttig ins leben eiogretfca
kann, so ist im hoben getrieb« der wiaaaaagbaft akbl »abr-
heit die einzige feder. F.LJAaN (itmtstkm ««ttiAaai) mmit
I, tb9; die:>es princip bedingt auch die sorgsaiM acbulaag
der komparseri«, dÜe nun nicht mabr wi« bi«b«r, «i« «ta
rad auszerhalb der Iransmisaiua aabcobcr acbsrint aa4 4a*
durch eher atört als fordert, aoodara 4«a kaaatiaUaa ge-
triebe dea ganzen als mit magnihmim bktar äataftgt
wurde. Litzbarii dos druai« . . 4v fiftaaarl ' U.
2)) der menaeb ist am tuiBaiaiang«a«t»t«a gatriato. Ciwa
2,259; ohne die federn abzuspannen, weirb« das galrieb«
menscblicber atrcbsamkeit wirkend erbtlL WÄcaraa tindmt;
gatsterralcb und k6rp«rweltgewAhl«
waltet eines rades tcbwung saas slal«^
biar sah aa Bai« Kawtoa gaha . . .
gaistar In nBaraandan sptaaea
nach der groatta galstar««nna straBaa,
wie toB Beer« bScka Uakn.
war* nlcbt dies ailBicblln nirleb«.
da« lUB «w'gaa jabelbaaa mm ttak«
nasr« bereaa an «laand«r nraagf
Scaiixaa fßt trwm»4teUtO I. «•}
4535
GETRIEBE HI
80 Übt natur die muuerpflicht,
und sorgt, dasz nie die Kette briclit,
und dasz der reif nie springet.
einstweilen bis den bau der weit
piiiloäOi)hie zusammenhält,
erhält sie das getriebe
durch hunger und durch liebe, (die weltweisen) 11,B7;
wie eine that der liebe.
die still und dunkel reift
und herrlich ins getriebe
des groszen leben» greift. Tiedge vgl. C*iipe 2, 353;
wann das getriebe des lebensquelles dir trocken blieb.
TiiüiiUEL der heilige Kilian 45.
3)) die beim liehen getriebe eines handeis, les ressorts secrets
d'une afaire Rondeau-Büxtorff 253; nur halt' er leider aus
den alten und aus seinem humor eine unleugbare Verachtung
gegen das geld, dieses metallene rüderwerk des menschlichen
getriebes, dieses zifferblattrad an unserem werüie geschöpft.
JEiN Paul Siebenlcds 1, 25 ; ehrgeiz ist die achse des ganzen
getiiehs. Gutzkow ritter vom geiste 1 **, 164;
das ist ein schachern, ein erwerben,
ein räderrasseln tag und nacht —
ich möcht' in dieser Stadt (Paris) nicht sterben,
die auf den gräbern hochzeit macht!
welch glück, dasz ihr in dem geu'iebe,
mein deutsches spinnrad nicht vermiszt,
dasz ihr nicht ahnt, was deutsche liebe,
nicht ahnt, was deutsche narrheit ist!
IIekwbgh die e/iigonen von 1830;
unerhörtes vollbringt die berechnete kraft der maschinen,
aber die Schönheit flieht vor dem entseelten getrieb.
Geibel 5, 78 (Stuttgart 1883).
p) 0) denn was man so genie kurzweg genannt,
nicht immer ist's, wenn man es braucht, zur band,
auch wohl, wie das so geht, nicht grad im gange;
die beiden aber froh und klug gewandt,
in ihrer mitte wird mir gar nicht bange,
denn stockt einmal der ernsten kunsi getriebe,
dann wirkt natur mit ihrem eignen triebe.
GöTUE ('was wir bringen^ fortsettung) 11, 343;
bis alle kämpfe durchgekämpft die liebe,
musz sie bewegen sich und tief erwägen
des lebens vielgestaltige getriebe.
Platen (prolog tu den lyr. blättern 1847) 1, 218 ;
als dürfe er einen tiefen blick thun ins innerste getriebe
des lebens. Hebbel {barbier Zitlerlein 13) 9*, 76; lehr-,
nähr- und wehrstand haben im letzen menschenalter
änderungen erfahren, neue gestaltungen und belebungen.
alle getriebe des Staates wirken in neu geschaffener ein-
tracht. F. L. Jahn (leuwagen für Leo) 2,787; durch Volks-
feste musz es uns endlich auch wieder gelingen, Staat und
kirche zum besten des volks in gemeinschaftliche Wechsel-
wirkung zu setzen, jetzt ist das kirchliche wesen ein ver-
einzeltes getriebe. {deutsches vollcsthum) 1,320; seit langem
schon führte er (Friedricli Wilhelm IV. ats kronprinz) den Vor-
sitz im staatsrathe wie im ministerium und glaubte daher
das gesammte getriebe des Staats zu übersehen. Treitsciike
deutsche geschickte 5,7; jene eigenschaft gewandter klugheit,
die im oppositionsfalle gefährliche potenzen in das eigene
getriebe aufzunehmen und nützlich zu beschäftigen vermag.
H. V. Obelh an G. Keller bei Bächtold 2,319.
2)) so bedeutend aber auch die Umwälzungen durch diese
Wissenschaft sind und wenn sie auch wie ein polyp mit
tausend fangen in das leben des einzelnen so gut wie in
das ganze getriebe des völkerconnexes und Völkerverkehrs
hineingegriffen hat. K. Hoffmann über wesen und bedeutung
der vergl. sprachwissensch., archiv für neuere sprachen ao, 2 ; wer
aber das innere getriebe unserer zeilungen etwas näher
kennt, der weisz auch, dasz die redakteure ihren be-
ricblerstattern keineswegs so selbständig gegenüberstehen.
Tbeitschre deutsche kämpfe, neue folge 53; bei einem punkt
scheint die einsieht in das kapitalistische getriebe den Ver-
fasser verlassen zu haben: ich meine jene bestimmung
{im entwurf eines handelsgesetzbuches) . . nach der der hand-
lungsagent ohne Tollmacht nicht berechtigt sein soll, das
geld eines künden anzunehmen. Stadthagen deutsch, rcichstag,
10. febr. 1897; ja meine herren, diese abhängigkeit der makler
von den Bankiers ist einer der dunklen punkte in dem ge-
lriebe unserer börse. graf v. Kanitz 9. jun. 189ü.
y) je mehr die Vorstellung einer bewegung, einer unruhe und
geiäuschvollen thätigkeit in den weiteren entwicklungs formen
hervortritt, um so mehr nähert sich getriebe wieder der funelion
eines Verbalsubstantivs; um so mehr auch gewinnen die etymo-
logischen verwandten treiben, getreibe einflusz auf den beäeu-
tungsgelialt unseres Wortes.
GETRIEBEACHSE— GETRIEBEARBEIT 4536
l)) auf solchen berührungen beruhen die nachstehenden beispiele:
a)) wie das getriebe, so das gezeige. Wander 1,1611;
das leben also, liebe!
scheint mir ein stetes treiben und getriebe,
gleichsam aus lust und furcht zusammen blattgewebt.
Baggbsen (Adam und Eva 10) 4, 151;
alles der menschen gewühl
nennt er getrieb ohne ziel. GRiLLPARZERyed. (inci/fcus).
ß)) das getriebe der wellen, the agitation ofthe sea Hilpert 460.
2)) entfernter stehen die allgemeineren Verwendungen,
a)) so einmal aus dem gesurre des täglichen getriebes
herauszukommen, ist äuszerst wohlthätig. Gotthelf Uli d. p,
15. cap. ; in der ait, wie er das thätige getriebe des hauses
darstellte, war etwas, als ob er eine frische luftströmung
in die stube bringe. Auerbach Landhaus am Rhein 3, 33; das
gelriebe menschlicher thätigkeit, the Springs of human activity
Hilpert 460; das gelriebe der menschen, the restless or busy life
of men.ebend.; auf der hochwarte standen die väler der insel
truppweise beisammen und ergötzten sich am gelrieb der
traubensammelnden leute. Scheffel Ekkeh. 70; auf dem platze
unter der kirche, rechts und links wird den ganzen tag
hindurch gehandelt und gelärmt, dasz kein mensch mehr
etwas hört vom tosen der Aach, die sich hart neben dem
platze . . dem Schnepfau«tr walde zuwälzt; die sagenumwobene
Kanisfluoh und die stolze Liggsleinpyrainide schauen ernst
und still auf das bunte getriebe herunter. Felder reich und
arm (I8ü8) 151 ; es wird noch viel Sonnenschein brauchen,
bis der schlämm unserer ästhetischen und literarischen zu-
stände auftrocknet . . ich bin froh zu jeder stunde, dasz
ich mich all dem gelriebe fern gezogen habe; ich liebe die
frische luft der that, aber nicht die fäulnisz, wenn sie auch
aufs prächtigste phosphorescirt. Pichler {an Hebbel) Hebbels
briefwechsel 2, 403 ; etwas abseits von dem allgemeinen getriebe
schaltete der schieszunleroflizier. R. Stratz dienst 16; ihr war
es, als müsse sie Berlin in seinem gewaltigsten, mitleidlosen
getriebe aufsuchen, die kleine Elten s. 312.
ß)) freilich in dem groszen getriebe der weit ist der starke
so leicht jenem irrtura unterworfen. F.L.Jahn werke 2, 563;
das verworrene getriebe der zeit. Rückeri 88;
selbst in der Stadt mitten im tollen getriebe hält ihn {den
adel) die Stellung zur höheren gesellschaft und zum hofe in
gewissen schranken. Auerbach landhaus 1, 145;
ich hoffe, sie miszfiel, das edle mädchen!
obgleich die lange zögerung mich martert,
und ich in das getriebe dieser thoren
mich ängstlich menge, gleich als wär's mein kind
und ihr geschick, um das dte rotte würfelt.
Gbillparzer (Esllier 2) 85,259;
die grosse zeit, die er durchlebt, das sausen der hunnen-
schlacht hallen schwung in seine gesinnung getragen und
ihn das getrieb kleinen ehrgeizes verachten gelehrt. Scheffel
Ekkehard 375; Ekkehard aber liesz sich vom diakon die stola
umhängen und das meszbuch vortragen, er hielt einen Um-
gang durch Stube und kammer, die wände weihte er mit
dem zeichen des kreuzes, auf dasz das getriebe böser geister
gebannt sei für immer. 129.
/)) an die im obiijen festgestellten Verwendungen^ vor allem
aber an die unter ß)) behandelten, knüpfen zahlreiche Zusammen-
setzungen an, aus denen der häufige gebrauch unseres wortes
am deutlichsten erhellt: alltagsgetriebe, flutgelriebe, lärmge-
triebe, lebensgetriebe {bei Jahn), luftgetriebe, parteigetriebe,
schandgelriebe, schiffsgetriebe, siadlgetriebe, volksgetriebe,
Wechselgetriebe (Jahn), weltgetriebe u. a.
&}) von hier aus wird eine poetische Verwendung erleichtert,
in der gelriebe — wol auch des versmaszes wegen — als synonym
mit dem verwandten Substantiv trieb im plural auftritt:
ird'scher getriebe
reinigerin. Uöckert ged. (auswahl) 120,
GETRIEBEACHSE, f. technischer ausdruck, vgl. getriebe
oben sp. 4532: die unterläge, welche verhindert, dasz die
getriebachse sich durch den druck der fraise nicht federt
oder biegt. Phechtl lechnolog. encyclopäd. 11, 420.
GETRIEBEARBEIT, /'., eine Zusammensetzung, die in der
bergmännischen spräche gebräuchlich ist, sie knüpft an die sp. 4531
dargelegten Verwendungen an: getriebearbeit, abtreibearbcit in
losem gebirge, piling through quicksand Rumpf 1,210; getriebe,
getriebearbeit, Zimmerung im alten mann, völligen oder gar
schwimmenden gebirge; es gehört diese getriebearbeit zu
den allerschwierigsten und gefährlichsten des bergmannes;
beim Schachtabteufen mit gctriebezimtnerung verfährt man
wie gewöhnlich, folgt aber dem absinken mit der Zimmerung
4537
GETRIEBEN
CITRIEBDI
Iriimer auf dem tmii-, iiml verlieht binler il«rtell>fn sllri
mit pfilhlcn, welrlie »tu liri-ilerii bedeben; <ii« Krlriebütrlieit
III sirerken ist noch schwieriger, •!• die in trhllchten, be-
H ler« wenn dio lohie nicht fett Itt; man verführt im
allKeiiieinon wie bei tier IbürntuclizimmeninK. nur dott »obl-
hOlier gfieftt werden und die zimnii-runK onf maocberiei ait
Ter«t)lrl(t wird. ('. IIantvann hnndwU. d. mm. elr, (iH-i&) i, tm.
ViKTl{lV,ü\i.?i,fttrticipiatet adjittiv tu treiben |i. d.). da$ vetium
entwickelt mehrfache bedeutungen, die eine isotierung de% parti-
et^um« begiinsligen; io kannte schon die oUhochileultche zeit
adjeeliviichf Verwendungen det parlicipt, die aber im omatt
itechen blieben, vgl. (inAir &, 4S3. die fnUteVuichdeultch» teil
brachte einige gehrnutlnformen auf, unter denen die Verbindung
gelribpncr weg -<> gebahnter weg lich am längsten erhalten
hat; der renaiuaneeiHt und ihrer kuntt enlipringt endluh dte
nun und meist verwendete gru/pe gelriebLMit; arbrit.
1) vereinxelte Verwendungen, a) allhochdeultch für actu$; lo
in den glouen :it Veryil Georg. 2, 331 {actum eaelo magni$
aiiuilonibus imbrem) gitripiinan. Stkihhrtir-Siivkr« 2, <134;
kctribcniu chlaga. .Notkhk im Hoetliiut Graf»- &, 4b3 u.a.
b) unt du8 ungetiibrnen liuten ist ein griuse das iat dem
getribenen ein herzenfr()ede,v «s ist nieman gottes riebe,
wanne der ze gründe tot ist. (sprücht diutsrher mysliker)
WACKKRNACtL /esrfturA l*, bim; abgetrieben Schmüilbr l''', 6tl;
' durchtrieben theil 2, 1704.
( ) so man sie mit jrem getriebenen namen (gelähmte meev'
kiilbrr) nennet, sollen sie schimpfliche antworl geben. Foibr
ßsehbuch to'i'.
d) es grilT ins rSdcrwerk meines ohnehin nicht mehr kraftig
getriebenen iebens zu sti'irend ein. Mkbrri briefe t, V->.
e) getriebene (übertriebene, gesteigerte) preise advanced,
ei'iggt-rated prieet Eitzrn wb. der handehsp. 917.
2) getriliene ban, gctribener pfad, weg:
wan in was gegen llöme gAch.
diu tirAie was getriben genuoc.
geln einer tiat >1 sie truoc,
diu was Nerden genant. Mai und Beaftor 207, 27;
vor deine la|;e >o ichiei er dan.
•r kam iir ein getriben ban
diu truoc in hin le Berne.
hcKeiiliet 41, '2 (iiflii^nbiich h). getriebene bahnen
noc/i hei Lavatir ihysiorinom. fraomenle (17&&) 1, &3;
der marl(N fuor »& an dax laut,
die Iti'iueglnn« hat er an der hanl.
er sprach: '.iDetiu, ir sit genesen I
nu kan Ir nimmer 16 vil weten,
dm si mich türrenbesiän.
wir suln an daz gebirpe gdn
... ich liiuse hie wol getriben wege.
U.V. niaTÜRLi!» Wiltehalm I.M, 23 Sini/er;
gein Oriente was der pTat
wol getriben und gebent (i/eba'in(),
HiinaiCHv.NsusTAPT ron gotes tuoltunfi \ül Slrobeli
davon mein bortz ward frfiden satt,
rOrbat in das gevilile ich irati
und Icam iilT ain petriben pfai, '
der trfig mich lOrbas. IIAitterin t, )g, &9;
so hab Ich gwall
melns henzen gar, und mein gemHt
das fei ergeben deiner gfli.
auch tiln und lAn mit triuwer pllicht.
melns herizen« pan die ist g>r(cht
tu dir allnin. ain irlbner pfat. -i. 36, 7:
wol getribenen weg zu aller gotlicher warbait. fl. v. Nördukcrn
191 Strauch; der weg (tur höUe) ist nit vorkrumpt sunder gar
siecht und wol getriben. handsehr. des i:<.jh. Scrmellrr l*,Wt;
und kam ich an ain we^scliaiden, was ein getribnor gueler weg,
der gieng auf die glinggen hant (gelinke, linke band); ich
maint, der weg soll sich wider herumb schicken zu disem
neg, und rait also demselben weg nach, r/iron. des ß. Zina
<iitdterhroniken 5, 106 ; getribner wüg , via IriUi, Her tritum
ALKR m*: tribner wäg, ein wolbewandlele stranss; tribne,
breücbliche straasz, via eelebris. ebend,ViS': item es mag
auch ain nachipar über den andern, wo sie an einander
geniint sein, faren mit inist und was er zu seiner hausz-
notdurft bedürftig, doch zu rechter weil und zeit on schaden
der üat and frücbt; wann alter ainer ain rechte gelribne
strasz bat, soll er seines nacbbarn und also ainer des
andern verschonen so vil müglich. üst^rr. veutA. l,lM(Warl/ti-
fels 1W5); getribner weg, tia trita Ftisios (1816) 751. «*fiu9
bei Drntzlrr (1677) 1I6.
3) getrieben eaelatus. mt dem 16. jaArA. belegt, wird es to«
an fang an bis heute vorwiegend ah attribut zu arbeit tttwendet;
daneben kommt <s in r*rbindung mü wtttalUn und gefisum vor.
4ft38
«) a) das goM «U «Snlrr ««4 1
und erhabner arb«il, evimi
177*: Iribenwrrek (rf««) «im MMfMlMfeM^ «Ml^pi«» ••••
glifpit: inbn« <>4er «t«!«« mMc ■■■tia »L'\M*mA
und darilelcbM «ffoftr« kt mt»; mM«« 4m IfikMlwIw
erbebten arb«!l emkim, 4M*{ 4m 4ma kk 4m
geschweige, die weil »U
vnd tteyomelzen als far urtkuH |Mi Mini «4
sehe man die |olUciiiaki, mÜ |f«r |MMkMlM
erhabenen vnd |*trikea«i mMI, «te 4« 4t •!•• W
pringen, datg scbwirfiek in mtiall bttacrt
t;«braclil werden. Kuciiaar r«rlrricAi >•
(*loi»«- 10, 910 .V*«>/*); gbedrewen wtrcl»
lalum tonoi}ue fattum Kilur JS; jntrtiW, ßHmimmHtnt
IM7; alle« was «on |eirib«ncr arMt nwitk «irdt,
filkata t»s9; getrieben« erbeit von silber mute et
argenti cuelati. W; getriebeM arbeit, Mierefr rt^m «a teMk
dictionairt du toyaftur U4: getiiebeie «Ml,
Drntzlkr (1077) US; getriebene arbeit,
na(o C'asTRLLi (I700) 139: getriebene
Schwan (I7«i2) 740; getriebene »rbeil,
werk, dänisch dreved arbedje, ttkmHuk 4rif«el
englisch embossed plate, cAaud wmk. IViaaic« (tn^ aA» Sfi
HiiPRRT 461 tt. a.
ß) die getriebene oder ziselierte arbeit hlt 1
die auf der verkehrten seile hob! sind,
sagen, im gründe betrachtet, einerlei, und
eigeneren, wenn, die liguren vortOglich stark an
sind; das treiben geschieht aber auf eine dreibck« art
mit den bunzen . . mit der wmkiitben spilie
eisent (venu der siselier mit den 'bumm' der wutihm näf
nicht beikommen kann) . . . nit einer form . . . $hm MT M
geringen waaren. Sprrncrl kandmerk «ai kimäa a, i
(1769) 169; getriebene arbeiL diese war nicht alWa
haben, sondern es wurden auch runde Ugnrea galtiekca.
die alteren roeMer, unter denen CaradosM vonOfttek §»•
nannt wird, machten erst ein orbild von «acbs, fnanaa
dieaes in erz. Überzogen das en sodann au eisaa gebt
blech und trieben nach und nach die gMUk kartar, bin
sie das erzbild herausnahmen. i;öTaR (aulMf
(>i/ini) 3.'>, 322; vorzOglich «ind es die «41m
welchen getriebene arbeit ausgeführt wir4. obwolil elf
hier, ihrer kostspieligkeit wegen, jetzt seltener ab
sonst vorkommt. KaRBARSca hundb. dermedk. teekmeL (im)tMl
j>) darOber bekommt sein {ietstngt) stück Ibniicbkrit mH
einer getriebenen arbeit, in welcher die kanst oder vwlaekr
künstlicbkeit den wert der materie weit übertrift wai iakm
doch verschwendet erscheint, wahrend Shakeayenf« mmthm
gold mit goldner kunst behandelt, l). Liawic $, TIS: «a Ml
getriebene arbeit, em kleines körn tneiall 1*1 dank taaa4af^
bare kunst zu einem groszen and re^cbea «erk« aBaaiaaadar
);etriel>en, dessen wert eben fast biaat kl dtiaiC kaMi k^
•lebt. Shakespeares werke sind dagagaa MMah. K tm.
b) a) schale, gieazkaaaa ta« tatriakmr afkÄ, kaaia,
ai^iere bo$$u^ Ro^Dtao-BoiToavr I9S: «or ja^eai im rtdar
stand ein goldener becber von getriebener arkcit,' 4m, «kt
oft er geleert ward, immer fefdlll seia awiaale. laaiaaaa
(freihof vcn iteren) noteüen und itekL 4, Bl: «aa «alnaai
antheil an der flbrigen betri. bilichen bealc ackaakla taapaH
zwei grosze Spiegel mit rahmen von galnakaaer aJkaiaikeMI
der kunigin von Treusien. VAiiBA«a« Mtgnpk. Aalak 1|, M.
ß) von seinen getriebenen arbcitaa ia gaM
mag wenig obrig gebHabaa aaia, «aaifaMM
keine mit gewiszbeil aatagabaa. Gkfw (1
OUini) 3», SM: erwibnong verdBeata aack ü»
arbeiten, welche zuweilen von aaklaaaaia, ftaiM eA anr
roh, ane eiaenblech gemacht wardaa. l*Ba«aac8 Hk
t) gbedreven silver Kiuak J'; da fairiakcaaa kackaa» aa
hasskm hmmi SoiwAn (1792) 74«; galriakaa«« rtwakliik. Mb
fer en ftvälm. ekemL: bis s>e im «nMM kawaiaakiia a^
nach geoaner kaarbeitang die ia iaa gaUbtark jelikkMMi
Agaren tnlotbelea. GOma (eateag «a teattaate ' '
nun Mrfti ror 4«o eckaracli eer •41« »«IkM
•niUltti die ccMkkiea uaptcl»« n4 4««kt
damit den i>odra. slue, uUln.
cerinic- und ItAMlickee v«nli«ilt
bereitet platt teaM fkr viel« «I
CaliH)»,»:
bereitet platt
vnd »ein 4\t
aar «uitealMi anf
vnd »eiii 4l\» k— «Mlriabaaea
a«r Ar« raRbtaa
I gModite
II»
1. 1| M.1t
4539 GETRIEBENDE— GETRIEBZIMMERUNG
seine {Cannings) rede war damals kein schwert, sondern nur
die siheide desselben, und zwar eine sehr kostbare scheide,
woran das getriebene goldbliimenwerk und die eingelegten
edelsteine aufs reichste blitzten. Heink das bürgerkönigthum
im jähre 1832, 4;
wenn rühmlichen Stamms letzter erbe den geist veihaucht,
wild in die gruft ihm
das Wappenschild des geschlechts, zierlichen schmuclis nach-
geseiilit:
dies erzgetriebene hildwerk des lieds,
auf gleiche weise hinab versenk' ich's
an schwankem seil, vormaligen ruhms im geist eingedenk.
I'latkn (auf den toä den kaixers) 131.
GETUIEBENDE, n. technischer ausdrucke vgl, getriebe oben:
eine glatte konische Vertiefung, auf der jetzt freien seile
des armes nimmt ... die beiden enden des getriebes auf.
Fbechti. technolog. encyklop. 11,422, auch blosz kegelförmige
getrieb-ende pressen sich auf diese art so fest an die kerben,
dasz bei kleineren getrieben und nicht zu breiten schneid-
rädchen kein verrücken während der arbeit zu besorgen
wäre. 11, 421).
GETHIEBEPFAHL, m., ausdruck der bergmännischen spräche,
vgl. getriebe sp. 4531: getriebepfäle sind pfäle, so breit und
forne straff zugerichtet werden und sind entweder von
schwarten, oder gerissenen holtze. Mineropbilos (1743) 254';
vgl. Chomel 4, 1026; gelriebepfähle . . . pfähle, welche mit
ihrem spitzigen ende in den bruch getrieben werden, mit dem
andern ende aber auf einer art von thüren ruhen, den ein-
gefallenen Schutt wegzuräumen und das nachfallen zu ver-
hindern. Adelungs, 639; abtreibe-, getriebe- treibepfahl, ein
langes, starkes und scharf zugespitztes holzstück bei der ab-
treibezimmerung, mittelst dessen das gebirge von dem inneren
des baues abgeschlossen wird. Veith deut. bergwörterbuch 363;
getriebepfahl laUi, palplanche Rumpf 1, 210 ; prop, shm or support
Hilpert 461.
GETRIEBLEHRE, f., vereinzelte bildung: in der getrieblehre,
besonders im mühienbaue versteht man unter laterne einen
drehling oder drilling. Campe 3, 39; es ist die Verdeutschung
des von Aoelung an entsprechender stelle (3, 71) gebrauchten
fremdwortes nicchanik.
GETRIEBMASCHINE, f., technischer ausdruck, vgl. sp. 4bi2:
gröszere getriebe werden auf dem räderschneidzeuge oder auf
eigenen getriebmaschinen (machine ä pignons) mit fräsen einge-
schnitten. Kabmarsch 621 ; bei der unvoUkommenheit der be-
schriebenen Vorrichtungen für getriebe ist es rathsara, sich
entweder eines besonderen im schneidzeuge anzubringenden
ansatzes oder eigner getriebmaschinen zu bedienen; von
beiden sollen nun einige beispiele folgen. Prechtl technol.
encyklop. 11, 413.
GETRIEBRAD, n., technischer ausdruck, vgl. getriebe oben
sp. 4533: jenes rad, durch welches ein in dasselbe eingreifen-
des rad ibewegt wird, heiszt treibrad, und das bewegte ge-
lrieb- oder Iriebrad; kleine gelriebräder erhalten den namen
gelriebe. Precmtl technol. encyklop. 11, 466.
GETRIEBSCHEIBE, /"..• getriebscheibe bei den Uhrmachern,
die Scheiben oder platten, zwischen welchen das getriebe,
das Iriebwerk oder räderwerk befindlich ist. Campe 2,354;
die getriebscheiben les faces de pignon Schwan (1811) 439;
one of Ihe plateft betwcen tahich is the wheelwork of a watch
HiLPEllT 461.
GETRIEBSFELD, n. interval, intervalle Rumpf 1,210.
GETRIEBSTAß, tn., s. getriebstock.
GETRIEßSTANGE, f.: die gelriebstange la barre du ressorl
Schwan ((782) 740.
GETRIEBSTECREN, n., s. getriebstock.
GETRIEBSTOCK, m.: getriebslecken oder getriebstöcke,
cylindrische Stäbe, die die peripherie eines kleinen rades
bilden, was dazu dient, dasz zwei räder mit einander in
Verbindung gesetzt werden. Krünitz 18, 23; der getriebstock,
le feseau d'une lanterne d'engrenage Schwan (1811) 439; ge-
triebstab, stock, the staff of a drundle Hilpert 461; vgl.
drilling (l) theil 2, 1412; kumpf (6, c) tbeil 5, 2614.
GETRIEB WELLE, f. dasselbe was gelriebachse (s. oben): der
köpf . . wirkt ganz so wie der schon . . beschriebene und
nimmt das eine ende der getriebwelle auf. Prechtl technol.
encyklop. 11, 421.
GETRIEBZIMMERUNG, /"., bergmännischer ausdruck, wird
vielfach als synonym für das häußger gebrauchte abtreibe-
zimmerung verwendet, vergl. Veith deut. bergwörterb. 590. Thiel
landwirthschafll. konversationslex. i, 415.
GETRIEFE— GETRINKEN
4540
GETRIEFE, n., Verbalsubstantiv zu triefen (s. d.), vereinzelt
und im dienste der poetischen stilform gebildet:
und wo sie sprangen, drückten tief
sich in des feuchten sands getrief
die spuren ein. Ihherhann Tristati 137.
GETRIFT, nebenfoim zu gelriebe, vgl. sp. 4530.
GETRILLER, n., Verbalsubstantiv zu trillern (s. d.), vergl,
geträller sp. 4415:
ist darum, weil von ihrem (der kanarienvögel) hellen
getriller uns die obren gellen,
dasz man sein eig'nes wort niclit hört?
Schmidt v. Werneuchkn (almarinch von 1802) 125;
horchst der küstenlerche (i. Th. Kosegarten in Greifswald) ge-
triller und zählst die fusztapfen des spukenden schnüffel-
geisles, wie er die Leipziger feuer auszutreten sich müht,
der klingklang des böhmischen kesselflickers entzückt deine
Schwerhörigkeit, weil er der Leipziger siegesschlacht ein
lief und der Jenaer niedeilage ein hoch gebracht. F.L.Jahn
{briefe an auswanderer 2) 2, 732; Rom, der Herkules unter
den Völkern, wurde durch das jüdische gift so wirksam ver-
zehrt, dasz . . . seine imperatorische schlachlstimme herab-
siechle zu betendem pfaffengewimmer und castralengetriller.
Heine 6, 22; das rosige frühlicht breitete sich über den
himmel und die lerche sang in der höhe ; aber schreckhaft
klang ihr das getriller des vogels. G. Freytag {aus einer
kleinen stadt) 13, 158; allerorten haben die lerchen eingesetzt,
und ihr ununterbrochenes getriller schallt bald näher, bald
ferner her bis in den gulshnf herein. G.Hauptmann vor Sonnen-
aufgang (1S92) 42.
GETRILLT, «. gedrillt th.1, sp. 1410 und 1411.
GETRINDELT, participiales adjectiv, vgl. getründelt Ih. i, t,
sp. 4416: ain vierling ungetrindlet erbis um 40 pf., ain vierling
getrindlel gersten um 40 pf. . . alles ops ist theur gewest. Variante
zu Senders chronik von Augsburg, deutsche städtechron. 23, 327.
GETRINKE, n., Verbalsubstantiv zu trinken (s. d.). vereinzelte,
jüngere bildtmg: desselben abends waren die redouten be-
suchter als jemals; übermüthiges gelächter überjauchzte fast
die lauteste musik, man erhitzte sich beim chahut, einem
nicht sehr zweideutigen tanze, man schluckte dabei allerlei
eis und sonstig kaltes getrinke. Heine {das bürgerkönigthum)
1S32, 6, die cholerazeit in Paris.
GETRINKEN, verb., verstärkte bildung zu trinken (s. d.), die
vor allem durch die bibelübersetzung aus der alten spräche in
die anfange der neuern herübergerettet wurde,
1) für die alih och deutsche zeit ist die präficjicrte form aus Notker
vielfach belegt Giiafk 5, ö39: zuö chCifä iigen fülle, ünder
Jovis türön. eina giiotes. ünde ändera libeles? wer ist. ^r
negelrinche beidero. Boethius 3, 53* Hattemer. ähnlich 3, 276'
u. a. die mittelhochdeutsche dichtung läszt das präfix ebenfalls
oft zur Verwendung kommen, auch auszerhalb der fälle, in denen
syntaktische function desselbm hervortritt, vgl. mhd. wörterb. 3, 92".
Lexer 1, 948, nachtrag 204;
an der ersten note
daz wazzer begunde bluten
vil harte begundez stinchen
si ne mohten ez niht getrinchen. bücherMosisiOi Diemer 3S;
sie woldeu des beginnen des wasseres gewinnen
daz getrunche ir vihe; daz begunde in weren
die hirte uasßzze, si wolden si verstozzen
sine wolden in gunnen des selben brunoen,
Milstädter exoilus 124, 2 Diemer;
sus trinke ein iegeslicher man, da; er den durst gebüe^e:
daj tuet er äne haubetsünde und äne spot.
gwelch man so getrinket da; er sich noch got
erkennet, so bat er gebrochen ime sin hoch gebot.
Waltukr 30, 7 Laclimann;
also Lanzelet enkunde
von des kopfes gründe
getilnken des lides. H.v.d. TBrun diu ordne 2129;
so sint och sumeliche, die niht gernt, wan wie si wole
getrinchen, und wie si huorlichen geleben, speculum eccles.
163 Kelle; also komen si an ain slat diu hiez Marahl da fiinden
si wazzer. diu waren aber als bitter daz si nieman getrin-
chen noch geniezen moht. Grieshaber deutsehe predigten des
13. jh. 1, 14. die syntaktische function des präßxes tritt in mannig-
fachen formen des praeterit. zu tage , sie äuszert sich jedoch auch
ampräsens:äea köpf sol iuwer schenke
vollen tragen über al
von tische ze tische in dem sal,
rittern unde vrouwen,
so muget ir wol schouwen,
als sie da von getrinkent,
weihe von valsche siukent
oder weihe sicher bestänt.
H. v. D. TÖRLIN diu crone 1 158 ;
4541
GETRIPPKL— GETROCHEN
der briiiiin getiinchct. den güdurttet iiirniiiir m£re. vnne diu.
daz er im alle sine aunti vertiliget. speculum eceltsiae 47 ;
aUo Hiiiicre ho wir deü wines getrinken. so werden wir
alle blucgende zuiiiegiden und da von sun wir ilen. daz
wir des wincH getrinken. Wacrkr.nackl alt. prediiiten bS, 93.
•i) in der Übergangszeil tind et Übergebungen, vereinult auch
bearbeitungeu aus dem btblischen kreise, di» unure veraltende
form noch fetthalten, gelegentlich irigen Varianten oder sjiattre
Tednetionen die heuti/e form
a) ind Jb£iiu$ aiitwort«' und sprach.' 'ir wizzet nicht waz
ir bittet, mrrgit ir getrinken den kelch den ich trinken sai*.
IIkiii'JMs evangelienbuch Matlh. 20, 22, ebenso Marc, tu, 38, ebento
iioclt hei Egcbsteyn (Korurckr: trincken); und daz blAt
ward in stninen und hUitzinen fassen ful und stnrbend die
lisch und muciitend die nientsclien de.« wasscrs nit getrincken
und wurdoul siech davon. Mbrzdorf historienbibel det \h. jh.
{Variante triiickcn) 2t I; dar ist ein burne, der ist in dem
tage also kalt, duz in nieman getrincken mag und nachtcs
ist er so heiz, daz sin nieman geniessen mag. 625 {zweite
historienbibel).
ß) am längsten hält sich das präfix da, wo et durch eine
sijnlaklische funclion geslülit wird; später must et auch hier der
neuen form wnchin: bereite daz ich des abindes ezze, und
schürcze dich und dine mir, biz ich gezze und getrinke:
und dar nAch sultft ezzin und trinken! Bebeihs evangelienb.
Lucas 17, 8; ebenso bei Eggesteyn (Koburgkr: eszz vnd
trinck); er (Jacob) bracht jm auch wein, do er gedrnnk
sprach er {Isaae) zu jm. neig dich her zu mir und gib mir
deii\ kusz sun mein, ipiegel menschlicher behaltnusse (1492) 0&*.
Luther, der für Lucas l", 8 die einfache form einsettt (bis ich
esse und trinke) hält in anderen ähnlichen fällen ursprüng-
lich an der präßgierten form noch fest: und da sie jm zu
trincken gesehen hatte, sprach sie, ich wil deinen kamelen
auch scliepffen, bis sie alle getrincken. 1 Mos. 24, l»; und als
er (;etranck, kam sein geist wider und ward lebendig, richter
16, I!) (in den älteren bibelausgaben); später, von 1539 ab, setzt
LuTBER hier das einfache tranck ein.
GETItliM'EL, n., verbaUubslanliv, das in swri vertdiiedenen
bcdeutungen auftritt.
1) der älteren spräche gehört das mit getrappel, getrüppel
sp. 4425 verwandte wort an, dat eine mit kräftitjem geräusch ver-
bundene bewegung kennzeichnet: dort das gedrippei, da die
rheigen (reisigen) hingezogen seindt. Kirchhof milit. disciplin
121; er hatte sie . . genommen «nd geraubt, aber in solchem
petrippel des kriegs behalten und verbergen wolt. buch der
Itche 1S7, 3; allwo ich im saal männer, weiber und ledige
personen so sihnell untereinander herum haspeln sähe, ilasz
es frey wimmelte; die halten ein solch getrippel und gejöhl,
dasz ich vernieynte, sie wären alle rasend worden. Grimm els-
iiAusEN Siniplicm. {l. cap. 34) neudruck S9 {Varianten getreppel,
getrüppel Keller l, 178).
2) die jüngere bildung, in der bedeutung mehr an das heutige
trippeln (s. d.) angelehnt, hat weniger das geräusch, das mit
der bewegunij verknüpft ist, als die art und weise im äuge: es
war immer eine unendlich glückliche minute, wenn wir, die
hünde reglementarisch auTdem rücken verschränkt, die knaben
bei den iniidchen vorbeimarschierten und unsern soMati-
schen schritt gegen ihr günsegetrippel hervorzuheben suchten.
Ci. Keller (grüne Heinrich) 1,90.
GETUISLET, parlicipiales adjectiv zu triseln , drehen, im
kreise winden (vgl. Weikboiü beitrage su einem achtes, wb.2, 10<»):
in der rechten hant forte ich einen swarzen getrisleten kluppel
einer colnisihen illen lank mit roten und weisen schranilin,
boni, gedrceht, mit guldin kernlin. buch Weinsberg i, 264.
GETIUTT, adjectiv, s. gedritt theil 2, 2040.
GETl\OClii.N, parlicipiales adjectiv zutrechen; für trechen,
•lieglut auf dem herde mit asche bedecken, vgl. Stalder 1, 293.
ScHMELLEB 1*, 042; Vgl. auch eintreehen theil 3, 327 ; das particip
kommt schon in glossen des 10. auf lt. Jahrhunderts vor: an
die stelle aus Vergils Aencis
kl primum Herculeis .«opitas ignibus aras
cxcuat (S, 542)
dann zuerst den altar mit schlummerndem ilercules Teuer
reget er auf (Voss),
knüpft der Münchener codex die glosse gidrehanetun Stkih-
MEYBR-SiKVBRs 2, 663; sonst ist das particip lillerariseh wenig
belegt; auf volkstümliche gcltung und Verbreitung weisen jedoch
einige beispiele hin: da lag di katz bim fuer das was ge-
GETROCIlENLICIi ^GETRÖDEL 4542
trocheo. G. Zoikl d*r roittämtektr (15. jahrhunJerl} Miimdhur
codex 6M ScaiiBLLiB I*, M3: wer rtoeo UndrI bei nackt,
bei gelrocbeoriD feuer in seiDem bau«, ikt verfalleo l«ib mn4
gut. Gnim« weitth. 3,73«; zun 4. so mai 4ise zwitpalliinit
und Bachen bievor in den geineiaen conciheo fenü|saai
disputiert und eodthchen entscbideo. darumb bell«fl «ir Hr-
bo(Tt, dasz verer vergleicbung oder t;e>prccb toa unnOU««
sein solle, zAdem . . das so langst ist geirocbeo an4 rrlft*!,
widerumb aus der Iscben zu blauteo. .Sbmdb«« tkrtmä vra
Augsburg, d. tlädteclironiken 23, 370.
(iETHOCMEiNUCtl, adterh.: getrocbenlich odrr beimlicb.
Geiler v. Kbiskrsiierc erneu (I5i6 anhang) '.o'. du >ri/r«l««y
erklärt sieh leicht aus dtm vorstehenden.
GETKUCHLINGEN, aäverb. mit derselben bedeutung mit in*
vorige: das ist ein hart ding, münz icb all« diog in goC
ordnen wirklieben oder gelrocblingen. Gbilk« v. KaisBatafac
emeit (1516 anhang) 70*.
GETHOCKNET, partiapialtt adjettit tu trochneo (t. i.), wfl,
getreu(;t. attnbuttv uird dat particip huupUäehlieh wüt pflamitn
und fruchten oder mit (leuehuaaren verbunden; gelrucknel,
ituv^, getrocknet an der luft, lufttrocken Huarr 1,210.
1) a) mit heimlicher Inst durchlief er die auf langer waai«w
schuft gesammelten skizzen — getrocknete blütbeo, weidM
vom thau der erinnerung befeuchtet, immer aufs neue kao«-
pen und duften. Gaudt (Ludwiga) 5, ui; so «ine prutitor«-
oder principals-seele, die eine wie die andere dOrr wi« ge-
trockneter holiunder. Gotthblf Kathi, die grottmmUtr (i«M7)
1, 90 ; sie war beglückt Ober jede neue dicbterpnanze, di«
sie in ibr herbarium getrockneter dichter einlegen konnte.
Th. Kerker das Kernerhaut 1,303; getrocknetes gemü»e. Tbikl
landw. konvertattontlex. 4, 415; getrocknetes getreide, irud
com EiTZEN wb. der hamleltsprache 3\t ;
aus den Inseln riihren sie her willkommene nabrtiof.
ZU dem Acliaiisclien beer, das lange vermiuie di« lufahr.
weia und getrocknete Truclit und lirerdeo blökenden vieb««.
UoTUI (AchltUu) 40. :i«>2.
GOthb liebt hier sonst <fte ^orm aufgetrocknet; aufgetrocknete
blumenerinnerungen früherer Spaziergänge. 17, tW; mit einen
zierlichst aufgetrockneten blumenkranze. 47, 138.
b) der stein, aus welchem sie {dte lichtmagnete) verfertigt
werden, findet sich blosz am nahe gelegenen berge Faterou
gewöhnlich in plattgedrückten nieren von der form getrock*
neter feigen. Matthisson («rinn^run^en) 4, 175; zum frübstdck:
frittuten \a oel gebacken, mit genebenem ka»e bestreut,
süsziichen laudwein, elendes, schlechtgebackenes brol mit
kUse, zum beschlusz getrocknete feigen. GsiLLPAszBa {tagt-
bucli aus Italien) 19^, 207; äuszerst bübscb aind die laden
der obstverküufer, die sehr grosz und su reicb mit aepleln,
ponieranzen und getrockneten fruchten aller art besetzt
waren, ebenda i99; ich . . giill endlich nach den vielgeliebten
gewelkten pflaumen, versah mich mit einigen getrockneten
apfeln, und nahm genügsam noch eine eingemachte poiiir-
ranzenschale dazu. Götub {W. Meisters lehrjahrt \) 18, tl; ge-
trocknete üpfel, schnittflpfel sundned applet Eitzbr «i. der
handelsspr. 317 ; getrocknete pllaumen dried or eured prunts 317.
2) a) das harte nahrungsmitlel, das im rauche getrocknete
fleisch, das im Salpeter erhaltene rind, der gedörrte fisch
wird den starken magen des arbeitenden landnumnes nicht
belustigen. Gbllcrt (moraliieht vorlisungtn ti) 6, 2&3; 'ge-
trocknet' hört man zuweilen für 'gerSucbert', z. b. getrock-
netes schuafUeisch. tdmtikon der dtuttchen spratke, Ktga 17M;
getrocknetes fleisch. Thiel landKirthsch. kontrnatmmiitr, 4y41&;
der liandel mit 'gesaltzen gut d. h. geirocknelea, g«i«ll«aM
und geräucherten seelischen, tk, 4,1, sp. 37M: (Ctrockncler
cabliau, dried coil Eitzbx wb. der handeUtpr. SIS; der küfer
hatte getrocknete aale in einer blecbbucbs« bei sich ond
auch brod. das gab er den kindern alle* xn eesea. Acn-
BACH landhaus am Rhein (lS69) I, 138.
b) eine getrocknete fuchstunge getragen, scbflttt vor itr
sogenannten rose. Cdbtzb volkidherhefermmgen aus WaUetäTH;
getrocknete baute dry hides Eitzbn 317; faszie ihn eiM dcrk«
faust an der gurgel, und es sausten die hieb« eines getrock-
neten farrenscbwanzes hageldicht anf seinen rflcken kerab.
M. fiucK eine oturukwdiüdi« iorfgeukitku 4.
GETRODEL, n., Mrenitfr stm bildmngtn und funtütuen im
sieh ; einmal ist es coUtctirhiUung s« trödel (s. d.K andtnntis
Verbalsubstantiv s« trödeln.
1) dtr colUciivgebrautk ist vtreinuU: irenn ick . . wci«!,
jetzt ist das reckte und beete antervregs, sod «kd glekk
4543
GETROFFEN— GETROMMEL
GETROMMELT— GETROST
4544
in die aufgeräumte putzstube meiner seeie anlangen — brlsch !
ist alles weg . . alles, was glänzte, liegt wie altes widerwärtiges
getrödel in einer polterkammer durch einander. Tieck {der
hexensabbath) novellenkranz 2, 240.
2) das Verbalsubstantiv wird in der umriangssprache gern ver-
wendet, litterarisch Idszt es sich seltener belegen : getrödel, slow,
ledious way of doing o Ihing, a humming and hawing Hilpert 461.
GETROFFEN, participiaks adjectiv zu treffen (s. d.). die
attributive isolierung knüpft an die drei hauptverwendungen des
verbums an.
1) getroffener fried, pax inita, sancita pax Bayer (t"33) 289 ;
daher entspringt der aufschub und endlich die völlige ent-
sagung auf die eheliche Verbindung, oder, welches vielleicht
eben so schlimm ist, eine grämische reue nach einer ge-
troffenen wähl, welche die groszen erwartungen nicht er-
füllet. Kant {beobaehtungen über das gefühl des schönen und
erhabenen) »erm. sc/irj//en (1799) 2, 405; er zeigte unverhohlen,
dasz er die getroffenen übereiniciinfte als ungültig und nicht-
bestehend ansehe. Varnhagen biograph. denkm. 2,56; wäre
es auf längere zeit, dasz ich diese stelle einzunehmen hätte,
so würde icii verpflichtet sein, eine wähl zu treffen und die
getroffene ihnen anzukündigen, denn ich fühle wohl, dasz
weder mit meinen kräften noch mit den ansprüchen, die das
Volk . . zu machen hat, die beibehaltung des amtes, welches
ich in meinem Staate bekleide, neben dieser stelle verträg-
lich wäre. H. v. Gagern in der Paulskirche, Stenograph, berichte
1, n'. richtig nennen z. b. Ducange und Oberlin ihre werke
glossare, die französischen academiker ihre getroffene aus-
wahl dictionnaire. J. Grimm einleitung zu theil 1 sp. 9.
2) man sah aufs bild; doch jedesmal
noch längre zeit auf das original ;
und jeder rief, sie ist getroffen !
0 ! sprach sie ganz beschämt, wie könnt ich dieses
hoffen?
er hat mich viel zu schön gemalt.
Gkllert {Selinde) 12,88;
alz ich sie noch nicht sah und kannte, nur
die Phantasie ihr schlecht getroffnes bild
in graue nebel noch verdieszcnd malte.
Grillparzer (Siifp/io 2. 1) 4», 157.
S) neidgetroffen. Göthe 2, 72, vgl. theil 7, 558; und ich
spreche auch jetzt nur davon, damit du nicht etwa glaubst,
dasz der nur halb getroffene dich auffordert, deine wunden
zu verbinden und dich zu fassen. Hebbel briefwechsel l, 183;
eine erwiderung des getroffenen steht in nr. 160 {des Züricher
intelligenzblattes). Bäcmtold Goltfr. Kellers leben 3, 14 anmerkung.
vgl. betroffen.
GETROFFEN, participiales adjectiv zu triefen (s. d.), ver-
altet: getroffenes hartz resina stillatica Steinbach 862.
GETROFFENHEIT, f., Substantivbildung zu dem oben unter
getroffen 2 dargestellten adjectiv: aber die erdgestalt einer
gegend sollte sich im bildnis abspiegeln und kenntlich sein,
wie leute im gemälde. die feidschaftsbilder müssen niemals
die ähnlichkeit verleugnen, nicht in unabsehbaren wellen
dürfen sie unendlich und maszlos entwallen, nicht in gestalt-
losigkeit von dünen fortreihen, in der genauesten getroffen-
heit liegt die treffliclikeit. F. L. Jahn (vaterl. wander.) 2, 413.
GETKÜL, n., Verbalsubstantiv zu trölen, trolen, drollen,
drehen, wälzen, treiben, vgl. theil i, 1428; das Substantiv ist bei
Maaler belegt, der auch das verbum in der entsprechenden form
darbietet: mit getrül oder waltzung . . volutalim l"'. die
Schweizer mundarten zeigen noch heute reich entwickelte gebrauchs-
formen von trülen, so namentlich die Substantivbildungen ein
tröhli wurst und das tröhl, ein langwieriger prozesz. vergl.
Stalder 1, 308;
da Wirt ein hader und ein fechten
von wib und man, ein hefiigs troel.
N. Manukl 257 Bäehtold.
GETROMMEL, n., Verbalsubstantiv zu trommeln (s. d.), juuqc
bildung: krieg! krieg! wiszl ihr auch, was ihr ruft? dasz
es euch leicht vom munde geht ist wohl natürlich; wie lumpig
aber unser einem dabei zu muthe ist, kann ich nicht sagen,
das ganze jähr das getrommel zu hören ; und niclits zu hören
als wie da ein häufen gezogen kommt und dort ein andrer.
GöTHE {Egmont 1, 1) 8, 177;
viel getrommel und wenig Soldaten.
Wander 1, 1641 ;
eine ähnliche erscheinung erzählt A. v. Humboldt in seiner
reise: abends gegen 7 uhr am 20ten hornnng 1803 wurde die
ganze Schiffsmannschaft durch ein auszerordentliches geräusch
erschreckt, welches dem getrommel in freier luft glich. Oken-
allgem. naturgesch. 6, 249 ; als ich erwachte, schien die sonne
wieder wie gewöhnlich durch das fenster, auf der strasze
ging die trommel . . . unterdessen ging das getrommel auf
der Strasse immer fort, und ich trat vor die liausthür. Heine
buch Le Grand cap. 6; in den Niederlanden und in Italien
gab es dann zwischen den kriegenden parteien . . noch viel
getrommel und geschiesze. J. Schkrr Hlücher 1,49; getrommel,
das, drumming Fick 177; getromms n., das getrommel, le
tambourinage Gangler lexicon der Luxemburger umgangsspr. 179.
GETROMMELT, das particip praet. zu trommeln gelangt nicht
leicht zu attributiver Verwendung; ein beispiel poetischer Über-
tragung giebl Heine: ich hätte nie gedacht, dasz die alte,
harte trommel so schmerzliche laute von sielt gehen könnte,
wie jetzt monsieur Le Grand daraus hervorzulocken wuszte.
es waren getrommelte thränen. buch le Grand cap. 10.
GETHOMi'T, s. getränie sp. 4415.
GETROMl^ETE, n., Dcr6aisubs<un<it) zw trompeten (s. d.) : ein
wellgeschichtliches factum, unvergänglich eingeschrieben in die
annalen der menschheit. zur zeit seines gescliehens freilich
ganz dunkel und unbeachtet, nicht mit trompeten und pauken
verkündigt, wenn schon später viel getrompete und gepauke
in der weit verursachend. Schekr Blücher l, 79.
GETROi'FE, n., Verbalsubstantiv zu tropfen (s. d.). das wort
ist wie andere ableitungen von diesem stamme bei Voss belegt
und wird in apokopierter form verwendet:
dauernde zeit hat dem menschen gebändiget löwen der wildnis,
zeit hat mit weichem getropf starrende felsen durchätzt.
Voss Tibull {Priapus tehrc 18) 53;
auch wol ein getropf des Kronion
ahmete nach mit der stimme der rab', eh regen herabgosz
{Zrjva axaXöoovra).
Aralos (weiterzeichen 965) 171.
GETRÖPFEL, n., Verbalsubstantiv zu tröpfeln (s. d.):
auch unerträglich
feuchtet der thau in den wüsten Arabia's, dasz mir getröpfel
schon um gehörn' und obren und rings an den zotteri herab
trieft.
Voss [der bezauberte teufet) gedickte 2, 135 (1825).
GETRÖPFELT, participiales adjectiv zu tröpfeln (s.d.):
baumrinde verschlieszt die endenden werte,
thränen fliessen hervor, und es starrt der getröpfelte bernstein
gegen die sonn' am jungen gcbüsch; das empfangene kleinod
sendet der lautere ström zum schmuck den latinischen töchtern.
Voss Oviii (Vkaeton 396) 1, 95.
GETROPFT, participiales adjectiv zu tropfen (j. d.). schon
früh lassen sich gesonderte Verwendungen dieses parlicips belegen :
in manega wls ketropfotiu ioh kefehtiu färewa, also in l<5nzen
diu ^rda getan ist {muUicoloribus notulis variata pictura).
Notken Marcian. Capella 299'. HatlemerZ; getropffet, stillatus
Maaler 177''; massen von stalaktitischen d. h. zapfenfürmigen
getropften gestallungcn. Karmarsch techn. wb. 2, 333.
GETRüSCHE, nebenform zu gedresche, gedrösche, den oben
(sp. 2039) angeführten beispielen ist noch hinzuzufügen : ein groszes
getrösch. Am'jdis 24, 153; daher jener nicht unrecht gesagt,
die viehische liebe der jugend, gleiche denen quellen, welche
sich über die felsen und klippen mit schnellem getrösche
herabstürtzen. Harsdörfer gesprächspiele 6,95.
GETROSZ, n., verstärkte form zu trosz (s. d.) mit collectiver
bedeutung: und thete aller getrosz heim hauffen bleiben.
Aimon (1535)4'. ebenso getrosz in J.V. Andrea glaubenstriumph l'i •
sie lagen wohl beid' unter riegel und scblosz,
und der graf besohlte viel dienergetrosz.
Heine buch der lieäer (junge lieder 7.
in der ersten außage, später dienertrosz)
GETROST, participiales adjectiv zu trösten (s. d.). neben der
attributiven Verwendung treten hier vor allem adverbiale functionen
hervor, wie schon die äuszerc form durch den mangel des Um-
lautes auf eine frühzeitige isolierung vom verbalstamme hinweist,
so machen sich auch in dem bedeutungsgehalte des adjectivs züge
geltend, die am verbum eigentlich nur auf früherer sprachstufe
zu bemerken waren, den ausgangspunkt aller dieser erscheinungen
bildet die etymologische verwandtschaß von trösten, getrost mit
getreu, trauen, getrauen.
L ältestes auftreten, formen, bedeutungsentwicklung.
1) a) die ältesten belege bietet Otfrid, der das particip noch
durchaus als verbalnomen verwendet, in bestimmtem zusammen-
hange jedoch mehr die nominalen functionen ausbildet, nach
der Seite der bedeutung stehen sich bei ihm zwei verwendungs-
gruppen gegenüber.
a) allgemeiner gefaszt und der grundbedeutung näher stehend
4545
GETROST l
GETROST I
4546
trtelitinl die bedeuiung verlrauentToll, ton der tick wiederum die
londtrbtdeutung fiirchllos abtweigt:
Ibaz wir to ytürdd«, Ton fitniOD irl6*ia
üarorabteiiii »In Iroo thiooootl. Oifaio i. 10. It;
nilieme« iliio dblll, iliiu liiuib B«ll itlar üblrl,
ilemo« giilroni« ni himilrlclia Irlöit«. b, U, 75.
hieran knüpft von althochdeultchen belegen (GiArr i, 4*8) noch
eine Vergilylosse fretiu, kitroXer. STKiRiiitiiKi-SiKVK«! 2, Ml für
Aeneis n, 143:
to wird bflidar geicblecbt von einerlei blute getheilei.
iteasen gniroit, hab' icti weder mil aurirag boien, ooch Irgend
iclilau vorrOhleiide lißutte k'ailelll. Voi« n.n.o.
ß) engn gefattt ist eine andere bedeutuny, die unter dem
einflusie der verbalfunction steht, getrost, getrAitt-l, eniiuthigt. et
macht sich hier die Vorstellung geltend, dasi die durch da* adjecliv
beseichnete teelenstimmung alt Vorbedingung eitu Umwandlung
det yemüthet voruutsettt:
»0 tiu gi«ah ihen llubuu man, im Iru thai bärxa biquam,
Iho »pruli hI li ilienio liinde mit gidröitemo ainne
Utkrid l.n.ii.
b) die psalmemberseltung bietet unter dem einflust der latei-
nischen vorläge für frithzeitige tubttantivierung des participt {vgl.
unten sp. 4652) ein beitpiel, das sieh bis in die spdlkatliolitehe
btliel hinein erhält: gedaii sin wir also die gedruste. Trierer
interlinearversion psalm 125, ( {facti tumus sicut consolati; do
wurden wir suino so getröstet. Notker); ebenso Windberger
ptalmen; geschaffen ai wiralse di getrustin. Tmbnitier psalmen ;
sein wir wurden aU die getrosten. Kc»; da werden wir wie
die getrosten. Dikthnhercer (6« Lutiihr andere fassung). aus
der mittelhochdfutschen dichtung ergeben sich für die numinalt
tnlwicklung des particips keine kennieichen fortschreitender ent-
wicklung. die beispiele, die im mhd. wörteibuch 3, 116', Lbxkr
'i, 1528 susammengestellt sind, lassen nur nach der formellen seile
hin einen unterschied iwisclien bestimmten Verwendungen des par-
ticips und solchen der sonstigen formen des verbums irkennen. die
ausgleicJiungsbestrebungen, die <len Ihemavocal und den umlaul der
kurzsilbigen stamme auch bei unserem verbum einbürgern, erscheinen
eben bei diesen bestimmten Verwendungen des particips als gehemmt
und zurückgehalten, belege für geirüst werden in diesem falU
nicht nur von mitteldeutschen sondern auch von oberdeutschen
denkmdliin geboten.
"') nu vugeiei sicli in einen tagen,
daz si quam so liinab
bi des ||uten mannes grab,
da manic mt-n^clio wart erlöst
und mit helTo getrost, fiujs. 62,30 AOpke;
wer niclit erstarb, der quam wider,
daz er wart täliciicii getrost
und von der lieidcnschari gelöst.
tividnä. rcimclir. 10725 /.. Meyer, ebento 11888;
ein griwer munlch wart in der ndt
aidi vll anellich getrost. 11»32.
ß) eines taget al würn frölicb,
wand tl getraut wären,
ex woit nilit säre väreu
Ires lebetit der Kariot.
Uttokar dstetT. reimchr. 3173, vi)l. 4313.
y) von mittelniederdeutschen belegen weist nur einer antdtie
sur isoUerung des particips auf: unde lach up sinen bedde
i|ueiliiie getrost. Schiller-LObbkn 2, 90*; weiter geht das mittel-
nteilerldndisehe, vgl. Vkhwijs und Vbrdam 2, 1755.
c) IM der neuhochdeutschen j^eriode machen sich anfangs nach
swei seilen hin Schwankungen geltend, einmal ertclieint die form
gelrust — namentlich in mitteldeutschen quellen — immer noch für
das ausgesprochene verbalnomen, und andererseits tritt für das
tum adjectiv gewordene paiticip gelegentlich die umgelautete form
ein, letxteres namentlich in oberdeutschen denkmdlern.
n) ein stiiiiine ist gehört in Uami viie weinens und bAlins :
Kachel weinete ire si'ine und wülde nicht getri^st sin. Beheims
tvangelienbuch, Matth. 2, 18; und sie woit nit werden getrOst.
vor/u(AeriscA« bibel, und woit sich nicht trösten lassen. Luther ;
ähnlich Matth.i>,i. Luc. 16,25; gedecblic waz ich der urteil din
von der werlde, herre, unde getrost bin ich. Trebn. psalmen
psalm 118, 52 (consoi<ilu$ sum). getröstet bin ich. Wtinbergtr
und Trierer version; ich bin eingedenck herr deiner urteil . .
und bin getrost. Eck ; werde getröstet. Luther und L)irtb!<-
BiRCKR ; und wurden nit ein iuczel getrosU codex Teplentis
apostelgesch. 20, 12; bei Eggestett getrost, 6<t Kurcrcer,
LuTBKR und den spdleren getröstet; item das gottes volk
«lle zeit unter dein creutz gewesen und doch wunderharlick
«rhaldcn und getrost worden. MEi.At<caTBON anrichtung der /et
ic/iui, Bonn 1543 c 2*.
fl) und Ibeiua ■land still, und Hm \km rdbes, «ai •!•
rieffea dem blinden, und apneben sa ilua, Mi fttrö«!, tiaai
auff, er ruffet dir. Ldtibb Mve. tO, « {wmamU gtUitti tfi
RKirrKRBCBBio I. 5») rW«M MareuM «.M; ia dtr «tll mttien
jr haben angst, aber »«it galrOat, ick b«b« dt« well thtr»
wunden. Kci Joh. le, U, ebtnto UiBTBiiaBacsa (Lotibs: Mid
lelrust) ; du wendet tkb IImmm «aik^ «ad aaka ■«• usd tfnek:
•ei getrost docbter, dein ^§ak ImI 4ir fghlHw DiKTaiBBMU
lfuUA.9,3}(LuTHBB: ari gtlroat). rWas« fmtm i», t di« f»-
trösten bei Eci aud I)iktb>bbrcbr: er redt gewoolick keck
vud getrost {Democnl). gefragt, wes «r sicli IrAtiBi, sBlwurt
er, der vnscbuld vnd ••ma gwisscos. Sr». ('Rann dkr*Ml
(1543) I, I24\ vergU auch gclröti fr« BacRAiiii f«#li#« l, Ul
untern tp. 4548 ; getrOtl bn II. Sacas wgl. nndrutä« 9 «. « b. «.,■
ob mir daraiu nag werden
gar ein rreundlicb gras.
lu freudeo aull dieter crdaa
ward mir mein berii g«ir»tl. btr^rrikm «1 JMtr
{eariniiie geirOfI R^rUa - W«<a>«r^ 4ndk).
in summa, wer sieb mil keiner ebgebuKflo tt«Ullbl, ok «r
sclion der reichste wer, bat er doch nichts das recki acia
ist . . bat niemand dem ert pring, d«r jbm betck«M UmI,
das Bein verwaret, bescbliesel, verkramet, den «rt sicktr
vertrawe, dem «rs auch zukUnfflig holTentlick aad BJaalkk
kunn getrost verlassen. Fiscuabt Cargcnlua ntwärmtk IM:
das weib und ihre kinder aber befanden sieb wol ||MbI
und danckten gotl umb das empfangne geld. GaiBacuaMMa
{dat vogelnett l, 11). 3, 357 äuri. HaTii*rs Anltbtrbmnu t, M
tadelt noch den gebrauch von gelrOst an sielie rea getrost, 4tm
tr in dllertn katholischen erbauungttchriften findtU
2) 10 ist et — sumal bei dlteren belegen — a>cAl taMa«r Mdf-
lich die grentlinie smiichen der verbalform und dem ansgetprodsneu
adjecliv oder adverb zu stehen, bestimmte syntaktuche verlm^Uff«,
wie sie unter II. dargestellt werden, begünstigen dte iiakinf ,
andererseilt wird in anderen der sutammenhamf md dem wtthmm
um so lebendiger erhallen, in der mitte bleiben werwenimn^rm
wie die folgende : kam jn ein ander hauptmaoa . . zu bOlS,
und bracht mit jm fanOftzeheo hundert pferd, und dreistig
tausend zA fuesz mit vil elephanten. von den wart Hanoibal
also getrost, das er den Hörnern einen strtit gab. ScaörrB«
Livius (2) 9t'. hier liegt der bedeutung nach dat aäjeetir, der
Verwendung nach die verbalform vor, wfL auch die terte der
bergreihen l,c,ßu.a. Hkriscb untertekeiiet gelrOst, getrüslel,
tolatus eontolulus von getrost, ffarrit, fortit I5M.
a) bei Luther, der die Verbindung mü dem frrhna siiM«a-
(irum {vgl. sei getrost tp. 4547) auiierordetitÜcA fcM, «rfidf
sieh in den bibelttellen aus der vergleirhung mit der aartaft «arf
mit der sonstigen bibelübersetsung ein MrnteafSfdkall^ dtr aar
dem adjecliv, nicht mehr aber der werMfmm «ahfiricil. «B ksBfa
tick innerhalb dieser verw.ndungen xmei hanpifruffen tmien :
a) sei getrost meine lochter, dein glaube bat dir gekolffcti.
Luther Matth.9,-n (eon/ide /Uio); locbtir, gelKiwe Btasias
evon^e/ienfrucA ; bab zeversicht. codex TepUntit; vertra« tockUr.
Eck; sei getrost. DiETENBRaGiR dirafstci |iuk Linus): Bokk*
habe ich mit euch geredt, das jr«in mir friede babec Ia
der weit habet jr angst, aber seid getrost, ich kab« die w«H
überwunden. Luthbb Jok 10, S3 {ted CM/iitf<): akir gtUHwüL
Beueims evangeltenbuth; wan veraecbt euch «a wkk. tadt*
Teplentit; aber jr soll getraoen. MrinUenac*« MM; aber Bah
getrost. Dibtkiibbrcer und Eca (^(alai^ iswia ÜLruAS).
beispiele vgl. unter getrauen ip. 44aOL
ß) sei getrost, sUnd auff. Iferc to, 49 Lcrata (<
esto); Vit» baz gemAteU Bebsus rfangekenbmek : s«i Blarfcaa
gemutz. cod.TepUnsis; sei gilts gemäta. Eca m^ Dutbubuccs
(^rafstei :|>uk Ut.rii.As); seid fröhlich ond geUosI, ca «ird
euch im himmel wohl belohnet werden. Lctbib MaUk. t, tt
{yaudele et exuUete); vro«it Ach und irbebil ftcb. Biacns
eranyWiMfriM*; frewet each und derhucht ruck, ttim Ti^-
lensu. eWiue bei Cccibtbth; frewet euch und fralockaL Eca;
frewet euch unnd seil frOlicb. Diktebbircbb; dar laaM
fühlet seines reiches ende, danimh zappelt er alao. 4a 1m(
uns getrost, starck und freudig sein im berm. Lvraia tfsdk»
reden (1003) t50'.
b) amck «u den aMaaif/WWyea BtrMaiaafra der ^Mtrra
letl, t» wörterbickern und m 4er esfenlkekn Mennu, tntets
immer wieder die beiden ktmftritklun§en der bidewImmfBHimiik
Imng kervvr, die ttck eben M LoTVia be$kmkkm ÜBBaaB, mmd
die tdum ScaoTTBL (o») la tetmer Aiftaüia iMaaMM^^iBtfB.*
getrost, /UiuM H leUtt» pknn».
4547
GETROST I
GETBOST I
4548
a) wol getrost, verlrauwende und auff etwas verlassende
oder bauwende, con^dus, animalus Maaleh iTi'; gelvost fidenter
De^tzler (1077) 116; getrost plenus /iducioe Weissmann (I71b)
155. aus dieser allgemeineren bedeutung entwickeln sich dann
Sonderbedeutungen, wie furchtlos, beherzt, keck, selbstver-
trauend.
1)) getrost, stark, fortis Hekisch 1588; getrost, gehertzt,
animoso, inlrepido, corragioso Hüi.sius(l618) 135; getrost, gehertzt,
animosus Frisius (1700) 112; courageux, qui a bon courage,
dictionaire du voyageur 144; getrost sein to take heart . . seid
getrost take courage, teutsch-engL wb. (1716) 766; getrost sein
avoir bon courage Rondeau-Büxtoiiff 253; getrost, herzhafiflig . .
der gefahr getrost unter die äugen sehen affronter le peril,
dem tode getrost entgegen gehen braver la mort Schwan 740;
dann nach dem dasselbig gesäng ein fröhlichen hellen oder
ein traurigen vnd dunckeln schall geben hat, also selnd sie
selber auch keck vnd getrost, oder aber hergegen verzagt
vnd furchtsam. Micvllus Tacitus (Germania 3) 12b0. andere
beispiele vgl. sp. 4552;
man musz es nüchtern des morgens
überlesen, so bleibt man des tags von nolli und gefahren
völlig befreit, vor'm tode geschützt, vor schmerzen und wunden,
tröstet euch, nelTe, damit, ich will es morgen bei Zeiten
über euch lesen, so geht ihr getrost und ohne besorgnisz.
GöTHi£(/fei/iefce/Ht7i«) 40,207 (hebbet guden trost. lieinkedevof).
SO werden dreist und getrost von Eberhard versuch einer allgem.
deutschen Synonymik 2, iS zusammengestellt; beide stimmen nach
ihm darin überein, dasz sie einem Subjekt zukommen, dem
wir muth und vertrauen beilegen, berührungen anderer urt
ßnden mit getorst statt (s. d.).
2)) auf solcher bedeutung beruhen Verbindungen des adjectivs,
die an und für sich eher entsprechenden synonymen zukämen,
oder die solchen nachgebildet sind: dessen getrost (his frelus).
Voss Aeneis 8, 143 s.sp. 4445; ihrer Übermacht getrost eilten
die Etrusker ihn {Qu. Fabius) anzugreifen ; er zog seine truppen
auf die bügel, wo der mit steinen ühersäete boden selbst
gescbosz gegen den unvorsichtig andringenden feind darbot.
Niebuhr röm. geschickte 3, 325; ich bin getrost auf den aus-
gang. J. V. Müller 13, 307; in diesem sinne mag der Verfasser
denn auch mit einiger beruhigung auf seine arbeit zurück-
sehen ; in dieser betrachtung kann er wohl einigen muth
schöpfen zu dem, was zu thun noch übrig bleibt, und zwar
nicht mit sich selbst zufrieden, doch in sich selbst getrost,
das geleistete und zu leistende einer theilnehmendcn weit
und nachweit empfehlen. Göthe (farbenlehre) 52, 374.
ß) in der mitte zwischen der eben besprochenen gruppe und
den Vertretern der bedeutung getrost = wohlgemuth hallen sich
Verwendungen, in denen die Vorstellung der beruhigung im Vorder-
gründe steht: getrost rassure. Roädeau-Büxtorff 253; sei er
ganz getrost, lieher Miller; das geld hat er längst verdient,
und gott bewahre mich, dasz ich mich mit seinem guten
gewissen dafür bezahlt machen sollte. Schiller (kabale 5, 5)
3, 491; lasz einem bemühten und geplagten ein wort von dir
zu hülfe kommen, dasz er den rest des morgens getrost
hinbringen könne. Göthe briefe6,l>;
doch wie ihr mich verläugnet uud mein dichten,
ich bin getrost, die nachweit wird mich richten.
Geisel ijp.U. (Ptalens veniiäcklnisx) 213.
y) in der anderen hauptgruppe ist es die Vorstellung der er-
hetterung, die sich aus dieser Verwendung des begriffes getrost
herausarbeitet, sie kommt namentlich in synonymen zu tage, die
mit dem worte verbunden werden:
1)) wol getrost sein, ein käch hertz, oder gi^te boffnung
haben, confidere animo Maaleb 177"; getrost sein haver buon
animo e euere Hulsius (1686) 167; getrost sein, bono animo esse
Dbntzler (1677) 116; einen getrost machen to comfort . . das
kan einen getrost machen that is comfortable. teutscli-engl. wb.
(1716)766; getrost, wobigemuthet. Bayer (1733) 289; getrost im
Unglück bonum habere animum in re mala Weissuanm (1715) 150.
2)) darumb wollend getrost und frölich sein, wenn wir
bald zu euch komen und euch geweltigklich retten wollen,
dess solt ir kein zweifei haben. Bauuann quellen 2.431; da
hiesz jn sein hauszlrauw getrost seyn, solchen vnmut vnd
trauwrigkeit von jra ablegen, vnd seines leihs mit gewön-
licher Wartung ptlegen. Josephos jüd. krieg (Francfurl 1571) 14ö'';
sei getrost und lächle wieder,
wag du trägst, o trag's gelaszt!
konntest du doch nicht verlieren
was du nie besessen hast. Platen (1847) 1, 44.
e) dxe bedeutungsentwicklung geht nicht in allen syntaktischen
Verwendungen dte gleichen wege.
a) »n der Verbindung mit dem verbiim subslanlivum {$. u.)
hält sich der bedeuiungsgehalt am ehesten in den grenzlinien,
die oben gekennzeichnet worden sind, hier macht sich mehr eine
syntaktische Weiterbildung bemerklich, -indem das adjectiv das be-
gleitende lutlfsverbum abstreift, und für sich allein satzbildend
auftritt :
getrost, Jesmin, versiegle deinen briefl
so wie das siegelwaclis am lichte niederlief;
io wird der schönen htM'z, eh nacht und tag verflieszen,
von deines briet'es giut erweicht zerschmelzen müssen.
GuLLERT {iler erhörte tiehhaher) 1,78;
bat über euch mehr leiden,
Apoll im zoin verhängt,
getrost! nicht nn die weiden
die harte gleich gehängt. -i
LöwKN nutsenatmanuch au/" 1771, ncudruck 70;
und wähnt den Cäsar
nicht einen kaufniann, der um trödelwaaren
mit euch zu krämern lust hat! drum getrost;
macht euer sinnen nicht zu einem kerker.
Voss .S/tnkfsyiearc (AntoiiiuK utiU Cleopatni 5,2
he chacred; sei also gutes muthes Eschknbubo 3,184),
Amine, o l'reundin, konntest du mir meinen freund verführen!
Egte. getrost, mein gutes k'uid! du sollst ihn nicht verlieren,
ich kenn den Eridon und wei:Z wie treu er ist.
GöTiig [lauiie des verliebten) 7,37;
Reineke sagte heiter darauf: die gute vermahnung
macht mich muthiger gehn. getrost! ich werde der kühnhoit
und der list auch jetzt nicht vergessen.
GöTHi! {lleineke fuchs) 40,214-,
nur getrost, allons, courage Schwan (1782)740; getrost — ein
gewöhnliches aufmunterungswort. Adelung 2, 639. diese intur-
jeäionelle Verwendung ist in der poetischen spräche auch später
noch beliebt:
wohl blühet jedem jähre
sein fiühling mild und licht,
auch jener grosze, klare,
getrost! er l'eblt dir nicht.
ÜULAND künftiger frühling ;
0 weih, sei deines sohnes wert!
du hast ihn nicht für dicli geboren;
getrost, wenn ihn der herr begehrt!
Lknau (Savonarola) 2, 208;
verzaget nicht, getrost harr aus! 227;
doch getrost, du armer pilger,
ruhig fort den dorneiilauf,
auch dein vater naht und schlieszt dir
einst die dunkle pforie auf. Hkbükl (das kind) 82,104;
Golo, ich wälze meine that, wie einen stein,
bergan, und mir ist's recht, wenn sie zuletzt,
herunter rollend, mich zermalmt!
liatharina. getrost!
wenn du's nur klug machst, geht noch alles gutl
Hebbel {Geiioveva 4,2) 1*, 163.
ß) in attributiver Verwendung geht die bedeutungsentwicklung
des adjectivs unter dem einftusz der verbundenen substantiva
über die oben gekennzeichneten grenzlinien hinaus, weitgehend
ist jedoch die entwicklung deszhalb nicht, weil die substantiva,
die sich gewohnheitsmäszig dieses attributs bedienen und die allein
auch den bedeutungsyehalt desselben beeinflussen, selbst nicht
weit abstehen von den beiden hauptrichtungen, die wir feststellen
konnten (vgl. sp. 4552).
y) ganz anders verhält sich das adverbium getrost, hier ist
der kreis der verba, mit denen es in Verbindung tritt, unbegrenzt,
und in jedem falle erhält auch das begleitwort eine andere färbung
der grundbedeutung :
l)) war er nur unser edelmann gewesen,
wir hätten unser leben wohl geliebt,
doch er war unser eidgeuosz und Beriba
ehrte das volk — so setzten wir getrost
das leben dran, und stürzten in das feuer.
Schiller (Teil ö,l) 14,406;
aus vollen ädern schöpfen wir;
metallc stürzen wir zu häuf
mit grusz getrost: glück auf! glück auf!
Göthe {Faust 5853) 41,56;
es sollte stehn : im anfang war die kraft!
doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
schon warnt mich was, dasz ich dabei nicht bleibe,
mir hilft der geist! auf einmal seh' ich rath
und schreibe getrost : im anfang war die thati
(Faust 1230) 12,66.
andere beispiele s. sp. 4553 ff.
2)) innerhalb des syntaktischen gefüges unterliegt das adverbium
bestimmten Verschiebungen, die wieder auf den bedeuiungsgehalt
zurückwirken, es ist nicht immer klar, auf wen die eigenschaften
bezogen werden, die mittelst des adverbiums zum ausdruck
kommen, und auf grund dieser Unklarheit bauen sich ansütze zu
einer activen ausprägung der bedeutung auf; diese ansalze werden
4549
GETROST I
45&0
jedoch nicht weiter ausgebildet und btichrdnken sieh auf das
16. Jahrhundert, hierher gehört eine mit vielen ttxlsehwierigkeittn
kämpfende stelle aus I.utiikr nach den älteren bibtl- undptalmen-
ausgaben: icb will ein heil aulT richtL-ii, daH getrost darinn
hundein soll, ptalm li, 0. (tm bettbüchlein von \UTi davon man
Holl freidig widdcr sie handeln, ander* Varianten vergl. auf
tp. AbfAff.). vgl. fiJucialiter agam in «o an iino wörchon ib paldo.
NoTKBn ptalm 11; hufTelichen sai ich tun on ym. Trtbnitur
ptalmen ; ich setze ain hail, in dem will ich tröstlich bandlen.
Kci; und getröstlich mit jni handien. Diktbnbkrckh; ähnlich
erscheint: du das Esopus murckt, sprach er jbm getrost zu, und
sagt, lieber hcrr, seid zufrieden und bekümmert euch nicht, der
sach ist wol ruth zu linden. Albkri s fabeln , neudruck 14.
ei liegt hier switspaltige bezichung des adverbiums vor ; dem Wort-
laute nach lielt es auf das subjecl, dem sinnt nach auf das
object der verbalthätigkett, eint noch weitergehende versehithuug
seigt sich in einem anderen beispiele aus L(jtbkr : jtzt aber
mügen sie es getrost verlachen und ihren spot haben, wir
wollen aber dennoch beide ihnen und dem teuffel, allein
durch das gehete maus gnug sein, wo wir nur vieiszig an-
halten und nicht iasz werden, deudsch katechismus 61', Witten-
berg tS29; die bedeutung unbekümmert, ruhig geht nicht auf
das subject des verbums, xu dent das adveib gehört, sondern
fliesit aus dem gedankengang des darstellenden heraus.
3) dit sleigerungsformen treten ebenfalls mit vorliebt am
adverbtum auf; doch nimmt vereinitU auch die prädicative Ver-
wendung daran thtil. die älteren belege teigen umlaut: weil
nii dieser vnser fürst jrer lachet, weit ich nicht, warumb
wir weinen sollen, jrenthalben. er lachet freilich nicht seiner,
sondern vnserthulben, auff das wir deste getröster sein, jr
nichtiges färnemen zu verachten. Lutbkr (an Spalatinus) 6, 43'
Jena ; den feind desto getruster angreiffen. buch der litbe 207, 2;
darunib mag jm wol zu zeiten ein medicus ein reuscblin
trincken, nil alleine den bösen lufft und geruch minder ein-
zulassen, sonder auch bossieriicher zusein: der wird ein
krancken mutiger und getröster machen, alsz ein langweiliger
laiigscbaubiger stirnruntzeiter fantast. Fischart Gargantua
neudr. 12; dan erstlich hat diser Anicius innerhalb wenig
tagen zu wasser vnd zu land, das wilde, grewllche, vnd mit
vesten stUtten vnd andern orten bewarte, vnd derhalben auch
desz getröster, land, die Illyrier bezwungen. Kihel Livius
deutseh {Strasiburg 1598) S62 (45. buc/i); damit aber mein weib
ihren anscblag desto sicherer und getruster angehen möchte,
stellte ich einen kcrl an, der umb ein geringes trinckgelt
in mein bausz gieng und sie überredet. Grihhkushausen
{vogelliest) 4, 56 Kurs;
ich bat den herrn, der alle tage
noch unbemerkte wunder ttiui;
ihn rier ich an bei meiner plage,
da ward mein herze woiilgemulh;
Setroster ward ich jede stunde,
enn meine zuversiebt verliesx
sich auf ein machtworl aus dem munde,
der erd' und himuiel werden hiesz.
Fa. Karscuin musenalmanach für 1770 neudruek 00;
sagte icb endlich im diensie der Wissenschaft, der ein solches
werk, so weit gediehen, nicht unvollendet hinterlassen werden
durfte ... um so getroster zu, als icli schon damals der
freudigen aussieht lebte, zu den vom s. Graff seit jähren
angelegten grundbSnden . . die gleichzeitig und gleichmäszig
von Schineller angelegten . . bünde zum gegenbalte dargeliehen
zu bekommen. Massmamn einleitung sum 6. bände von Graffs
althochd. sprachschatse,
4) das vtrwtndungsgebiel von getrost engt tidi in der heutigen
spräche mehr und mehr ein, wenn auch innerhalb dieser tngtren
grenzen der gebrauch sieh steigert, vor allem in der volkstümlichen
spräche zieht sich das wort immer mehr auf bestimmte adverbiale Ver-
wendungen zurück {vgl $p. 45SC). bemerkenswerth i$(, dajiHuNZiKER
im Aargautr wb. 103 das wort ah mundartlieh aufführt, wozu die
form grtrusz (Honig wb. der Kölner mundart 75) eint nieder-
rheinische parallele bietet, in der sehrißspraeht sind manche
gebrauchsformen, deren sieh die kunstform der dichtung im be-
sonderen bemächtigt hat, ungewöhnlich geworden {vgl. sp. 454S).
5) auf die tntwicklungsgesehichti von getrost fällt auch einiges
licht aus der parallelen und jüngeren tntwieklung von getröstet,
das in neuerer zeit ersichtlich in einzelnen bestimmten fällen sieh
einbürgert,in denen der bedeutungsgehalt von getrost ab zu sehr ver-
blasit und verallgemeinert nicJit ausreicht: wie ich dann hierinnen
nicht anders schreiben oder anzeigen will, als wie sich in wahr-
heil alle Sachen und bandluogen von kindbeit uff mit mir
IV.
GETROST II (adjectif)
verloffen, der getrösteten zu*«riicbl, es werde ul
mitzfallen daran bab«n. Mtniitstkrttkung dt ktrm
neudruek nach Sttigerwaid 4; ist keine lerle unter aot, ii»
sich einer guten erbaulichen stunde des Unterrichts . . ermnara:
keine seele, die sich erinnere, aus dicseoi leispel je tao alr
mit gerührtem herzen, oiil Bb«rMa|tar Mtl«, aÜ ffortttlMi
zur besseruiig, mit geUSettUm mallM ti|ui«M ta Mia —
freilich so wSre mein amt vergebliek. Htaaaa (ahteki$itprtil§l
tu Riga 1760) 81, 137;
halb getrAtiet besilac darauf dar oschbtr den «affea,
lasi wie siuer, der ilch tum weUlIctieii •pruof* btrelML
GöTMt (//rrmaaii hikI Don^iHrt) 49. IM;
Addrich und Aenneli entfernten sich geUötteter. Zacsecis
{Addrieh im moot 19) 4, 166;
oliue geroJK« beiriiKi du die wtit und ohne gelelu
gelint du wledi-r hinaus: sei denn geuftsiat. o meoicb.
wann dich Im herbile die freund« wie •patieo and ««bwalkea
«•rlsMen.
denn in der bliiarslen noth war noch «I« jeder alleie.
iUsBBL (da biMt a/i«<a) ««.M.
II. gebrauchtformen.
I) das prädieat bei vfrften ttigt nur tu b4tlimnUfn fdlUu «tat
Verwendung, mit der sich das partieip vom vtrbaläamwu «ntftrml.
a) hauptsächlich handelt et sich um dit vtrbindumf etil dtm
verbum substantivum, deren höhepunkt in der »pracktLnnnu Nfff.
n) die beliebteste verwendum/ knüpft an die form im imftntkm
an, und hier stehen sieh wiederum die beiden gegtnidHt tat ht-
deutungsgehaltt des worttt gtgenüber: vertrauensvoll und wohl-
gemuth. diese gegensätte kommen namentlidt in dtr hAeibhtr-
Setzung zum ausdruck, wo Luther sttts unter wort, dt* übriftu
Übersetzer dagegen ein erUtpreehendes jynonym verwenden.
])) sei getrost und unverzagt, denn du soll diesem volck
das land austeilen, das ich jren vetern geschworen hab, iaa
ich jnen geben weit. Lothib Jos. l, u {eonforUsre et etto rokutU;
tterckc dich und bis gar starck 6H Eccbstbti und KoeoBeta;
sei gcsterckt unnd bisz starck. Eci ; sei getrost und wol
gemät. Dietknbbrcer); seid getrost und frisch, fürrblel euch
nicht und zaget nicht für dem könige von Assur, noch für alle
dem haufTen der bei jm ist. Lotobr 2. cAron. 32. 7 (vrrüiler apU et
eonfortamini; thut menlicb und wert gesterckt Eccbstbtii «. o.;
Dietenbbrger hat hier Lulhert Wortlaut übernommen); rheto
5. Mose 31, 6; 1. ehron. 2ü, 13; so sei getrost and sei ein mann.
Lutbeb 1. kön. 2, 2 {eonfortare et etto vir fortit; sterek dich
und bis ein starcker man. Ecgbstbyn, Kubobcbb, äknäck Eca);
sei getrost meine tochter, dein glaube bat dir gebolffen.
Luther Lue. 8,48 {gegen die vorläge) u. a.; seid getrost und
unverzagt, alle die jr des herrn barreU ptalm 31. 2j {ttrtUter
agile et eonfortetur eor vestrum ; kehibent iftb c6melIcho. unde
hubent bald herza. Notibr psalm 90, 16; sterglichen tut und
gesterkit wirt uwer bercze. Trebnitter psalmen; euch dapfer
halt, seit änverdrossen. Mblissus ifropA« 10 [1572] neudr. s. tiS;
seit getrost, so wird er euer hertze Sterken, Aenda m der
prosaübersettung); und sprachen, es ist ein fespensl, ond
schrien für furcht, aber als bald redete Jhesus mit jnen und
sprach, seid getrost, ich bins, fürchtet euch nicht. Lornae
Matth. 14, 27 (babit getrilkunge, habete fidueiam. BsiiBias «mb-
gelienbueh; habt Zuversicht, eodex T^lensii ; seil getrOal. Eca,
ebenso Dibtknbkrcbr);
Sewiried. wo pin ich, und wie Ist mir gicbeben?
Ich lan schir wader hörn noch selten.
die junekfraw. mein SewfVid, seit keck und getrost,
ich bin durch euer bant erlOsi,
des habet danck und ewie praU!
H.Sacms (harii«>nS«ii/iie1t2) nemimtk tt.i»;
Ja, liebet ihn von henieo gniod,
als der allein tu lieben,
und seil getrost lu «Her stund.
Dichu soll euch lang betrüben. . _ .
G.R.Wbcmrrlis (ftuUm St. 34) 1,11« fWÄer:
sei er gani getrost, lieber Miller. ScBiLi^B9,40l,ef<.eka ^4M7:
bist du Christin? -sei getrost _ .... ..^
bau auf gott? bleib. MeLL:<iB(tO./«*r.m)ll«INMr.
2)) sei nur getrost und »eer freidig, daa im kallMt •••
thust allen ding nach dem gesetz, das d^ MoM ■«
geboten hat. Ldtber Jos. i,7 (eenfirtore K Mto reftusfe; atercke
dich und bis gar siarck hei Ecsb»tbt« mwi Eomasaa; aä
gesterkt unnd bisz fast sUrck. Eca; ad aar gctrOst ond sehr
wol gehertzt. DiBTBRBBReBa):
seit und da» glOck all ding varkart
holfnung erhalt manch trawrig berts
ermlliort inwendigen scbaarts
daruBb seit getrast und wolgasB«!
•• BBag all »ach noch werden nk _ ^ . ....
H. SAcaa Ißrm Cmtnii} !.«»•»
186
4551
GETROST II (adjectiv)
GETROST II (adjectiv)
4552
(las du abnambst an gut und ehr
billich thu ich dir widerkher
als denn ein guter freunde sol
drumb sei getrost gehab dich wol
wolaulT iiumb mit mir aulT den sal
da wöll wir halten das frömal. (LucretiaV) 3,2,10';
sie werden jammern, in der nachte graun
im träum uns schaun.
doch sei getrost! bald bricht der bittre schmerz
ihr treues herz;
dann reicht die buhle dir bei Odins mahl,
die goldgelockte, lächelnd den pokal.
Uhland die sterbenden helden.
vgl. auch getrost sp. 454S;
dann wollt' ich dich umarmend zu mir ziehn,
und, eine braut, die weib geworden ist
und sich's noch selbst verhehlt, hinüber fliehn
und denken: sei getrost, nun folgt er bald.
Hkbbel Genoveva (1,2) 12,84.
ß) für den dem imperativ nahestehenden jussiv bieten sich die
ieispiele weniger aus Lvthhr, als aus anderen schrifststellern jener
zeit dar. hier ist für die tweite der hauptverwendungen (getrost
= wohlgemuth) wenig Spielraum:
l))a)) und sibe es mit äugen, denn du wirst nicht über diesen
Jordan gehen, und gebeut dein Josua, das er getrost und
unverzagt sei. Lother 5. Mose 3, 28 {praecipe Josuae et corrobora
eum atque conforta; und sterck in und mach jn manbafftig.
Eck; ähnlich üietendbhgbb).
b)) schreiben sie dem iiönig {der hülfe von ihnen begehrte)
also wider: Dagobertus, könig in Franckreich, sol getrost sein,
denn nach unserm vermögen wollen wir von hertzen gern
jm und den seinen, zu hülfife kommen, buch der liebe 10,3;
gott lebe noch in alter liebe und gute, habe uns nicht ver-
gessen, wir sollen nur getrost sein und ausharren, es sei der
herr, der in die hölle führe und wieder heraus. Gotthelf
Käthi die groszmutter l, 23 (1847).
c)) es söUent ouchalle die die vische herbringent zö merckete,
es sy von Westerrich oder woher dann es ist, getrost sin, und
wer in lasier oder leit döt, es sye mit worten oder wercken,
gegen dem oder den söUent es meister und rat strenglich
und unverzögenlich rihten. Straszburger verordn. (15. jahrh.)
Brucker 184; und sollen . . ire lande lute und inhabende gut
gein einander fehlig sicher und getrost sin. geschickte eh.
Friedrich I. 294 Schebz 542;
2)) wem er ein solches gut beschieden,
der freue sich und sei getrost,
ihm ward ein wunderbarer frieden,
wie wild des lebens brandung tost.
Geibbl minnelied.
y) in der einfachen aussage, im bericht und in der eridhlung
wird die Verbindung mit dem verbum substantivum zwar nicht
selten verwendet; die bedeutung des adjectivs neigt sich hier
jedoch ganz bestimmten entwicklungsformen zu.
1)) der gottlose bestehet nicht in seinem unglück; aber
der gerechte ist auch in seinem tode getrost. Lutheb Sprüche
Salomon. 14, 32 (sperat autem justus in morte sua; der gerecht
versieht sich an seim tod. Ecgesteyn ; aber der gerecht hofft
in sein todt. Eck; aber der gerecht ist auch in seim todt
getrost. Dietenbebger);
'schaut, lieben leutP rieff er gar laut,
'hie ist ein wunder heilsam kraut:
das ein des nachts die flöh nit beissen,
ja wer sich thut desselben fleissen,
derseib ist frei von solchem bösen,
und kans mit einem stüver lösen.'
das voick drang zu und war getrost;
in einer stund net gar gelost,
eine gute summa gelts erwischt.
B. Waldis Esopus 50, fabel 31 ;
vgl. ich bin getrost bei Geisel {oben sp. 4547).
2)) es hat herzog Carle zwey ding an jm, die denckwürdig
seind, eins, das er vast arbeitsam, das ander, das er vber
die masz hertzhafft, getrost vnd starckmütig war. Hedio
Commines {von könig Ludwig I.) 11 (1566).
3)) ich habe mit herrn B. einen theil deiner Übersetzung
wieder gelesen; sie entzückt ihn, er findet in dem kapitel
von Rom glänz, aber die simple majestät des kaiserthums,
und ich selbst bin immer mehr getrost auf den ausgang,
80 oft ich deine Übersetzung lese. J. v. Müller {briefe an
Bonstetten) 13, 307. vgl. oben sp. 4547.
S) vereinzelt taucht die negierte Verbindung auf: nicht getrost
sein, so viel als nicht bei trost sein. C&hpb 2, 354. litterarische
belege hierfür waren nicht zugänglich.
b) die ältere spräche liebte auch die Verbindung getrost machen,
wobei das prädicativt adjectiv auf einen persönlichen accusativ sich
bezieht: der wird ein kranken mutiger und getröster machen.
Fischabt Garg. neudr. 12; getrost machen, exsuscitare animum,
exspectationem augere, spem injicere Stiklkr 2344; einen ge-
trost machen, to comfort, hearten, animate, imbolden . . das kan
einen getrost machen, that is comfortable. teutsch-engl. wb.
(1716) 766.
c) andere, gelegentliche Verbindungen:
dann hob er die Blicke
ruhig gegen sie auf, und sah ihr freundlich in's äuge,
fühlte sich still und getrost,
GöTHE (Hermann und Dorothea) 40,307.
2) das attribut verbindet sich mit bestimmten Substantiven ge-
wohnheitsmäszig , mit anderen nur vereinzelt und gelegentlich,
aus der ersten gruppe ragen wiederum die zwei hauptrichtun-
gen des bedeutungsgehaltes hervor:
a) a) und in getröster hoffnung stunden. Josephus jüdischer
krieg {Francf. 1569)143'; das ich ein preüttigam, waysz allhie
niemand dann die gantze stad; des glückhwünschens khein
ende, ich nimb das überal unnd von allen zu danckh ahn,
darautf getröester hoffnung bin, das nymmermeiir bey uns
nitt mangln soll. B. Paumgartneb an Magd. Behaim (1582)
litt. ver. 204,4; getroste hoffnung esperance seure Rondeau-
BüXTORFF 253; der getrösteten Zuversicht, vgl. oben sp. 4550;
sodann lebe ich, ich möchte sagen, der getrosten erwartung,
dasz, ehe noch 25 jähre ins land gegangen sein werden, und
wenn einmal, um nur eins zu nennen, der Jesuitenorden in
Nord-Amerika sich festgesetzt hat, ein gesetz über das jus
circa sacra an das dortige repräsentantenhaus eingebracht
werden wird. Stenograph, berichte über die Verhandlungen in der
Paulskirche 3, 1683'.
ß) und gott gab Salomo seer grosze Weisheit und ver-
stand, und getrost hertz. Lutbeb t. kön. 4, 29 {sapientiam . . et
prudentiam nimis et latitudinem cordis; braite des hertzen. Eck;
ein weit hertz, mit der besserung frei gemütbe. Dietenbebger);
ein getrostes herz. Schwan (1782) 740;
mein söhn, mein eidam! Turandot ist dein!
dreimal hat sie in dieser nacht zu mir
gesendet, mich beschworen und gefleht,
sie von der furchtbarn probe loszusprechen,
daraus erkenne, ob du ursach hast,
sie mit getrostem herzen zu erwarten.
Schiller (Turandot 5, I) 13,475;
ob ihr Ursache habt, euch zu beruhigen, und sie getrost
zu erwarten. Werthbs {vedi, se devi rassicurarti, e intrepido
aspetlarla bei Gozzi).
y) wolan büchlein, du must es wagen,
zeuch hinausz mit getrostem muht.
Weckherlin {an mein buch) 1,88 FHscher;
getrostes gemüth, coeur rassure Rondeaü-Buxtobff 253; der
Wundarzt war die nacht über, ohne des mädchens wissen,
in der kirche geblieben, und fand, als er sie des morgens
besuchte, sie heiter und getrosten muthes. Göthe {Wahlver-
wandtschaften 2, 18) 17,410; handeln sie aber ganz nach ihrem
herzen, und wenn meine gründe nicht in ihr herz über-
gehen, ihnen mit der Überzeugung nicht auch ruhe und ge-
trosten muth in Jena versprechen, so bleiben sie in ihrer
jetzigen stille. Göthb briefe 172. Scholl; mit getröstetem muthe.
Hebder 31, 137. vgl. oben sp. 4550.
o) wir sind getroster sinnen,
was gilts, wir wollen noch der ehren lob gewinnen,
dasz die Vergessenheit auch unser denken soll.
Flkhimg (als die Hülslei», geselluchaft von
.iairackan abreiseto) 173 Lappenberg,
b) vereinzelte Verbindungen.
a) soll dein getreues volk auf deinen mauern stehn?
soll ihr getroster fusz dem feind entgegen gehn?
befiehl und denke nicht, dasz unser muth verflogen.
J. E. Schlegel (Dido 4, 5) 1, 123;
aber als er fragt, ob er sie zu Charlotten zurückfahren dürfe?
bejaht sie's mit einem getrosten neigen des hauptes. Güthe
{Wahlverwandtschaften 2, 16) 17, 389.
ß) der getroste ton, mit dem er sprach. Imhebhann epig.
1, 94; die ersten erzeugnisse der Stotternheimer saline ..
überreicht zum 30. januar 1828 mit getrostem glück auf.
Göthe 47, 123.
3) Substantivierungen sind ganz vereinzelt {vgl, oben sp. 4545) :
wie glücklich sind diejenigen, die den Unfällen dieses lebens
ein gutes gewissen entgegen setzen können! allein wie ge-
ringe ist nicht vielleicht die anzahl solcher menschen ! und
wird also die anzahl der standhaften und getrosten unter
den siechen wohl grosz sein können? Geliert {von den
trostgründen wider ein sieches leben) b\ 62.
4553
r.F/raoST ll (advcrbium)
riBTROST II (Mivtfbiui)
4554
4) das adverbtum. wtilaui der grOnte Iheil der trrutnJuugtn
fällt auf diett funclion du uoherlen parhcipi und m thr alUin
int t$ auch heute noeli Uben$- unit entwuktutigtfdhi'j. du Itt-
deulung$entu'kklung bewegt $ieh hier vor aücm dem titit wtit-
gehender verblas$UTtg und veraUijemeinerung tu.
a) getrost <» vertraiieusTull.
a) vitlfatk wird dat advtrb in diestr bedeutung mit ttrhtn
verbunden, die denielben linn schärfer tum autdruck bringtn:
iiius er gewislirh ein lewen liertz hoben, vnd ein wunder-
man in gutl «ein, der sein reich vnd hau« künne io die
•chiinlz schlahen, und allein auff golt i;etroit pochen. Luther
{m.ptatm t&u) 6, ms' Jena;
dem wackern dibdd verirsut «Io welb gelroil.
GöTiia (nutiiiliWictut/itcr 4,1) 0,345:
sittet nur elu und eelroti vortraut mir den leib wie die leele;
denn KuNchlcki Ini die haud «chon lange, den ziiitel xii rubren,
und da« uiige geiiht, die kOnitllchale Wendung tu irelTeo.
(Ilcrmann und Dorothea) 40,903;
tag mir kein wori, die band nur reiche mir
tum pfond uud telclien, dati du meinem arme
gütroit vertraust und deiner guten sacbe.
ScHiLLiK ijungfrauKAi) 13, SM.
ß) du selbst musit richten, du allein, du kannst dich
auf dieses uaiiet schwanke röhr {dat recht) nicht lehnen,
dvr eignen niilile folge du getrost,
nicht strenge legte gott In's weiche herx
des welbes. (.Wurid Slutnl 2,3) 12,456;
auf aolche leute kann man sich verlassen ! solciien lenteo
darf man getrost nachrdgen. HsnE das buch I^ Grand cap. 14;
dns leucbitliurms flamme seid dem Irren «chifTer.
ersieht das uTer nicht, von nacht umfangen;
doch steuert er getrost dem Schimmer lu,
er weiss, dort, wo das licht, ist Und und rettung.
GaiLLPASXKR (treuer dienert) ü°,211:
hernach fuhr er getrost mit ihnen weiter auf der strnszr
nach Petersburg, denn es wollte ilim nicht eingehen, dasz
der ihm die kindlein anvertraut halle, könne ihn stecken
lassen. Hbbkl (rheinl. hausfreund: herr Charles) 3, &ü2.
y) der gtrtner deckt getrost das winterhaus
schon der cltronen und orangen ab,
der bloue himniel ruhet Ober uns,
und an dem hurizonte lust der schnee
der fernen berge sich In leisen duft.
GöTUR (T.tssa 1,1) 9, 102;
das kloster ist das bündnis guter herzen,
dies mag getrost die strenge zeit erwarten,
umrankt von einem immergrOnen garten,
wo blumen biühn und frühliiigslieder scherzen.
l^R;<iU auf eine goläiine hochteil.
H) das vertrauen gründet sieJi gtrn auch auf tigentchaßen
drs vertrauenden tubjectes selbst:
Georda Augusts, schön und stark.
voll lebensgeist und mark . .
nun steht sie, lehnt sich ruhend auf den speer,
und darf — das zeuge du, gereclitigl<eit! —
getrost zurück auf ihre thaten schauen.
liÖRCRR 2,141;
mit einer bewundernswürdigen leichtigkeil extemporiert dieser
nun dasselbe schmelzende adagio mit den glücklichsten Varia-
tionen und allen Teinheiten eines virtuosen, der prinz, der
ein kenner ist, wie sie wissen, behauptet, dasz er sich ge-
trost in der besten capelle liören lassen dQrfe. Schiller
igeisterseher) 4,278; der kutscher sagt, Ich konnte getrost
tahren. Brbntako frühlingskranx 1, 297.
b) enge mit den obigen Verwendungen tusammenhdngtnd bildet
der in getrost ruhende begriff dtr furchtlosigkett den ausgangs-
punkt zu neuer entwicklung. die furchlhsigkeit teigt sich in
verschiedenen graden und Idstt sieh verschieden bturlheilen, alt
vortug und als fehler., so machen sich i. h. an getrost auch
die bedeutungen arglos, sorglos, gedankenlos bemerklich, neben
dem negativen begriffe andererseits treten die positiven Vorstellungen
dreist, keck in dert Vordergrund. alU dttse bedetitungen werden
sodann für das adverbium unter dem tinfiusse des begleitenden
verbums abgetönt, hier lassen sich activt und passiv* bethätigungen
der furchtlosigkeit unterscheiden.
a) aclive belhäligung.
1)) handlungen. n) mit voller grundbedeutung des adverbiums :
sei getrost und iasz uns getrost handeln, für unser voick
und für die stedte unsers gottes, der herr thu, was jm ge-
feit. Lothar l. rA ron. 20, 13 {confortare et agamus tiriliter; sei
geslerckt unnd Iasz un« mannlich handien. Eci; männlich
Üibtenbercbr);
dir galt die erde, see, das (Irmament,
fOr eine leiter einzig, dich tu steigern:
da hals» es, was man demut nennt.
Toilkommen uud entschieden tu verweifwr«.
4U ■»••Mb«» iiali» und adkvtcfc t« to^ra.
•rblnti dich talbei ttark and gtni.
SetrusI lerpaüclicii du oatb allab «ladr«
•r audacbi. lieb und «bre «olles krtni
4ll Ibaui dM wie tto mann, du lbai>i da» «i« rlo bald,
nod dir c«b6ri ein (ruiztt ,ituk der will
^,, laataMM Mttm 1«4 kttk.
ß)) Mit feritattUr hedntmng: i»n M» wmn irällctn
kOnite einzig für dteae« wehrloM aückkhtt facMM, «It Mf
dem srbacb alle ofütkre dco ««brloeeo kOot| ttitt— T
überrumpelst du dicMB — OMlt ! aod wirf gclroat U» pu«
breit durcheinander ScaiiiBR {Tttik» 4, 11) 3,1»
y)) in der tadelnden uebenbtdtulunf ; fetruet, mmktktmmtrU
gedankenlot: ne aaben auch zween juDg« |m«IIm, dto alirdil
und «cbOa waren, und seer wol gekirid««, ii» t^nin itm
Heliodoro zu beiden aeiten, und tcbiagra gMrotl Mf ^
da «r für onmarbt zur erdtn tanrk. Ural« % Mmt. t,»
{fiagellabant tine intermittione ; und gab«D jai e« mtdttimt
vil atraicb. Eci und DiiTiHiEactB);
und aebl verschmtbu lieb«
brich ihren wanderstab
getroit entswej. und grab«
sieb vor der lell los grab.—
doch du hebst ihr im leiden
das schwache haupt empor,
und spiegelM ihr di« fl-aadeo
der besaero sukuafl vor,
KiNDLRRSK UudmilenUmUr («a die h»ffmmit}
»eudnuk 9k.
2)) reichltehe Verwendung findet das adverbium hei mhen der he-
wegung; hier hält sich auch die grundbedeutung lebhafter aufretkl.
ü)) Samuel aber sprach, laast her zu mir bringen Apg
der Amalekiter künig. und Agag gieng zu jm getrost und
sprach, also mu« man des tods bitterkeit vertreiben. LoTata
1. Samuel Ib, 32 {vulgaia und ältere bibel haben hter die ent-
gegengeutst* kennuicknung tremens, zitternd; ehent« hei Ec«;
DiETENBERCBR lAsst die stflU gam aus); der gefabr grtroat
unter äugen geben, affronter le penl KüRDRAC-BuiToarr V»;
ähnlich teutseh-engl. wb. (1716) 766;
Lampen rief er darauf, und Lampe taudtrt« bebend.
Reineke rief: so komm nur getrost, der köoig begtbn ettcb.
GAtii (Urinekr luekt) 40, M:
ich litt viel in der stille, denn leb konnte aelbel ihre eio-
wendungen nicht ganz für le«r oder eigennaizig ballen, ich
war von jeher gewohnt, meine einsiebten unleriuordnea,
und doch wollte dieszmal meine (Sberzeugung nicht oack.
ich liebte zu meinem gott, auch hier mich zu warnen, so
bindern, zu leiten, und da mich hierauf mein bea nidN
abmahnte, so ging ich meinen pfad getroat fort. GArra
(W. Meislers lehrjahre 6) 19,317;
tretet immer getrost vor die berren und wahni nm kMla«
eure sache, sie werden euch boren. 40.123;
was scheren mich dlener und riegel und scblosa?
ich stieg getrost auf die ieitersprost'.
an iiebchens fensterleio klettr' icb getrost,
da hör' ich es unten Ducben erbost.
ilsiNi buch 4er tiefer {jumtelieder 7).
ß)) mit verblastter bedeutung: geoDg, «Dcb am folftodco
morgen nahm man mich nicht in'* haus auf . . . acht
tage hatte man es so mit mir gelrieben, als mich endlich
frau Elisabeth hereinrief, tretet sachte auf. mein freund,
sagte sie: aber kommt getroat nlher. Gorac (>t. Metita»
»anderjahre 1,2) 21,33;
ein scbOnes weib Ut Imner scb6a.
und beut«, well «s mirb nichu kostet,
so wollen wir getrost spODsiron g«ha.
(faasIbTi«) 41. U.
3)1 den mannigfaltigsten einßust erftkrt d»$ «tfaaH itektn
verbis der aussage und tchrifUttken miUkeHmng.
a)) getrost in der grundbedeutung: fordert aar getroat voa
mir morgengabe und gescbenk, ich wila geben, «Ic Jr
heisscbet, gebt mir nur die dime zum «eib«. LxTaea i. Jfas«
34, 12 {ebenso DiBTiRaiaciR ; t« der tnlfoi», drr ilteren ftiM
und 5h Ect andere fattung); aber weil er gott i^l, «il «r
auch die ehr« haben, das er viel mehr und reichlicher gibt,
dennymand begreifTen kan..und widiierflmb tttriMt, '
nicht ^rtrost bittet und foddert. Lorasa deudtA
[Wuienh<rg IS29) 64*; er thut «einen nund gctfwt mI^ mi4
betet far de« ganien volk« atadte. Sintk t$,1 (Jaa Mb«*
gegen die rulfaU und ttaihft MMÜCTSitaiaf «tefcadMaal;
rufe getrost, schone nichU Jet. 5S l (ektmftlk frei fsMdM) :
weil denn die elenden ver*tOret »«nie«, «ad die nimm
•euffzen, wil ich aoff, spricht der herr, ick wil
•chaffeo, das man gelrott tereo «oll. fujm il, «, «M i
SM*
4555
GETROST II (adverbium)
GETROST II (adverbium)
4556
an den hebräischen grundtext (ich setze in Sicherheit, den man
anschnaubt) gegen die vulgata und sonstige bibelübcrsetiung
(vgl. daiu sp. 4549); hie haben wir das rechte urteil und
gebot, das wir frölich sein sollen, wenn wir gelestert werden
umb Christus willen, und sollen getrost sagen, das sie
liegen, wider Hans Warst, neudruck 8 ; er redt gewonlich keck
und getrost. Seb. Fbanck vgl. oben sp. 4546 ;
'ob er auch
denselben tag den zorn \erdauete,
so nährt' er doch die tücke noch nachher
in seiner brüst, bis er sie ausgeführt,
sprich also ! wirst du mein Vertreter seyn?'
und ihm erwiderte der rasche held:
'getrost Terkünd' uns deine welszsagungl'
BORGER (Homers Ilias 1, 124) 3,44;
'schirmt euch selbst und kämpft für alle,
ruft: 'es lebe die nationl'
und der Jüngling, seine blut'gen
locken von der stirne streichend,
rief getrost: 'der könig lebe!"
und der andre drückte los. Platen (1847) 1,232.
b)) abgeschwächt ist die grundbedeulung bei meinungsäuszerun-
gen oder schriftstellerischen leistungen, wo die sorge für leben
und Sicherheit zurücktritt und nur gegen das gefühl der Verant-
wortlichkeit angekämpft wird.
«)) als nachher von der unhrauchbarkeit des dinges die
rede war, behauptete der pudelnärrischc spaszvogel ganz
getrost, dasz der fehler keineswegs dem instrumente . . .
sondern lediglich der mangelhaften structur meiner äugen
beizumessen sei. Matthisson (erinnerungen) 4, 165.
ß}) ob ihr uns Deutschen über den mangel des lustsplels
glück zu wünschen oder uns zu beklagen habt?— und bis
dahin könnet ihr, Schriftsteller der comödie, getrost nach-
ahmen; denn es gibt in Deutschland keine sitten dazu,
aber Frankreich ist das magazin der narren. Hebder {haben
wir eine französische bühne?) 2,221;
auf einmal seb ich rath
und schreibe getrost: im anfang war die that.
GÖTBE 12, 66, vgl. oben sp. 4549.
y)) mit dem nebenhegriff der leichtfertigkeit : und uns nicht
wenig über den drolligen fehlgriff des französischen Über-
setzers lustig machten, der, durch das im original ähnlich
klingende wort irre geleitet, die Yamswurzeln getrost in
Schinken verwandelte. Matthisson ierinnerungen 8) 2, 373.
ß) getrost im leiden und erdulden.
1)) am häufigsten bei sterben und bei dessen synonymen ver-
wendet: und der Jugend ein gutes exempel hinter mir lassen,
dasz sie willig und getrost um des herrlichen heiligen ge-
setzes willen sterben. Luther 2. Maccab. 6, 28 (prompto animo
ac fortiter; mit einem bereiten gemüte und stercklichen.
Eggestbyn und Koburger; mit genaigtem willen und man-
lich. Eck und Dietenbergbk);
'die mörder kommen 1'
'wolan lasz uns getrost dem, den sie uns genommen,
nacliwandern.' Ä. Gbiphius (Leo) 1698 1, 77;
hiXT uns getrost des leibes hülle räumen,
dasz wir uns nicht aus schrecken selbst versäumen. ..
S. Dach 164 Osterley;
getrost sterben. Rondeaü-Bdxtorff 253.
2)) also streb', o genosz, durch freud' und schmerz auf der
laufbahn,
nicht abwankend vom ziel, mit getrost ausharrendem
eifer.
endlich nah', ungeschreckt von dem lerm unholdes
gevögeis,
das aus dem schutt zanksüchtig emporschwärmt; steig
in die felskluft. Voss (die weihe) 3,18;
die grosze Unternehmung . . wo nicht zu stände zu bringen,
wenigstens so fest zu gründen . . dasz er die gänzliche Voll-
endung seines nerkes der zeit getrost überlassen könnte.
Wielamd (Peregrinus) 27, 337 ;
im schoosz der mitternacht geboren,
worin das kind bewustlos lag,
erwacht, zum leben jetzt erkoren,
das jähr im ersten glockenschlag.
an seiner wieg' ein engel sitzet,
dem vom zwiefachen angesicht
zwiefacher glänz des lebens blitzet,
hier abendroih, dort morgenlicbt.
. . . dort mit dem morgenantlitz wendet
er sich erwartungsvoll zum ost,
dem, was von dort die zukunfi sendet,
entgegenbückend still getrost.
RBcKERT (zum neujahr 1816) poet. werke 1, 115;
das mochte Hafls wohl Im geist bedenken,
und liesz getrost des lebens stürme rollen.
Platen (1847) 1,225;
ob ich die führer der bewegung, die sturer unseres friedens
in Deutschland, die untergraber des Vertrauens in den neu
erworbenen provinzen, — ob ich die verleumde, wenn ich
sie als gegner und feinde des reicbs bezeichne . . darüber
will ich den wahrspruch des geschworenengerichts der öffent-
lichen meinung meiner landsleute und ihrer Volksvertreter
getrost annehmen und mich ihm unterwerfen, sowie den
wahrspruch der geschichle. Bismabck (deutscher reichst. 17. mal
1873) reden 6,43.
3)) abgeschwächt mit der nebenbedeutung sorglos, achtlos:
läuft darauf alle Weisheit denn hinaus?
ihr laszt den Schmetterling getrost verbrennen
und löscht voll mitleid dann die kerzen aus!
ÜERWRGU Sonette nr. 38.
c) mit dem moment des Vertrauens und des muthes verknüpft
sich beim adverbium gerne auch die Vorstellung der aufmunterung
und der erheiterung, die sich jedoch auch ganz allein, ohne diese
nebenbedeutungen einstellt.
a) dasz er den stoltzen könig mit seinen mandaten ge-
trost verachten, vnd freydig wider jn kriegen solte. Josephus
jüd. krieg 146' (Francfurt 1571); doch richtet er sich getrost
wider auff, hellt sich an die verheyszung der gnade, vnd
glaubet, dasz er vmb Christus willen Vergebung der sündc
hab. J.Jonas Verdeutschung der apologia (Js');
denn, was man schwarz auf weisz besitzt,
kann man getrost nach hause tragen.
Göthb (Faust 1967) 12, 97.
ß) dichten ist ein Obermuth,
niemand schelte mich !
bab getrost ein warmes blut
froh und frei wie ich.
GöTUE (westöstl. divan) 5, 22;
aber wir, ganz anders gesinnt, verachteten oft eine leichte
gelegenheit zur freiheit; andere plane wechselten wir im
busen, und saszen lauschend und getrost indesz auf dem
stängelchen. (die vögel) 14, 103;
wer hat mich geliebt, wann ich mich gehärmt '{'
wer, wann ich fror, hat mich gewärmt?
wer hat mit mir, wenn ich hungrig gemurrt,
getrost gehungert und nicht geknurrt?
CuAHisso (der bettler und sein hund) 3, 256;
so arbeitete Kätbi getrost an ihren erdüpfeln, verwand mehr
und mehr den verlust, obgleich sie nicht wuszte, wie es ferner
geben sollte. Gotthelf Kdthi die groszmulter (1847) 1,24;
und ich soll dienen gehen? nein!
ich will die freiheit nicht verkaufen,
und wie ich die paläste mied,
lasz ich getrost die liebe laufen;
mein ganzer reichthum sei mein lied.
Herwech leicht gepäck.
GETROSTEN, verb., verstärktes trösten (s. d.). schon in den
althochdeutschen glossen, sowie bei Otfbid belegt (Gbaff 5, 477),
entfaltete die präßgierte form ursprünglich dieselben Verwendungen,
die an der einfachen zu belegen sind, in der mittelhochdeutschen
dichtunti ist der höhepunkt des gebrauches erreicht, vgl. mhd. wb.
3, 117'. Lexrr 1, 949. dem gegenüber ist in der neuhochdeutschen
periode eine starke einschränkung der vollen form zu beobachten,
die sich allmählich auf die reflexivconstruction — und zwar in
relativem gebrauch (meist sich gelrösten einer sache) zurück-
zieht, während die entsprechende mittelhochdeutsche Verbindung
hier stets in der bedeutung von einer sache sich entschlagen
aufgetreten war, läszt sich an der neuhochdeutschen parallele
durchgängig die bedeutung auf eine sache hoffen nachweisen,
die von Schmelleb l*, 677 beigebrachten belege für trösten, ge-
trosten, sich getrauen, gehören zu turrcn geturren (s. d.).
l) subject und object werden von verschiedenen personen gestellt,
a) das verbum wird ohne weitere bestimmungen eingeführt.
a) hier sind in den althochdeutschen glossen zur bibel einige
beispiele erhalten, für die in der späteren bibelübersetzung ent-
weder andere fassung gewählt wird, oder wo von unserem verbum,
falls es gewählt wird, die einfache form eintritt.
l)) für si placueris populo huic, linieris eos verbis clementibus,
wilstu diesem voick freundlich sein (und wirst sie handelcn
gütiglich und Jnen gute wort geben. Lutheb, ähnlich die andern
Übersetzer) 2. chron. 10, 7 setzen die glossen ein gitröstis. Stbin-
«eter-Sievebs 1, 465; ähnlich für blanditiis labiorum protraxil
illum (gewan in ein mit irem glatten munde. Ldthgb) sprüehe
Salom. 7, 21. Steinheyeb-Sibyebs 1, 531.
2)) refrigaberit matrem Sirach 3, 7 gitröstil. Steinmeyeb-
Sievebs 1, 565 (an dem hat die mutter einen trost. Luther ;
der wird sein mutter trOsten. Dietenbeber und Eck).
3)) dazu gehört auch sublevare, gitrostan in den glossen zu
Gregors dialogen Steinmeyeb-Sietebs 2, 2ö3 u.a.
4557
GETRÖSTEN
ß) mitltlhoelideuttche bntpitle.
I)) «u waran die Kriachln tlffll6a,
n« wäre Alexandtr Ir trAii
mii den blledto nlwli cuinen.
Ii comei dicke ta rromeii,
dti dur hdra «tiia nita
le näie wol geirAiten kan
und wllllgal mit dem güie.
UaraicHT Atgxanier 4MW,
■wer oucb dem tlnen kAmber klaget,
der Im dehelnoi gAte« gan
und in oucb nichi getroiton kan,
der dunchei mich nlbi ein wUer man.
WiaxT V. üatviNiiae Wigaloii 2781 {
wan (md/i) toi sfn gedultio wider ungedull:
da* Itt den ichamelöiea leii.
iwen die birien liatxent ine ilne ichult,
daz kuint von »hier rrOmekeit.
trwstei mich diu guoie alleine,
diu mich wol geiru-slen mag, *A ga:be leb umbo ir niden
kleine. Wiilthbk 'li.i iMchmann, dltnlicli 120, 'il.
3)) i>l wa* mir le gelioher mAie $6 der i!p.
nie getrftete <l dor undar mir den muol.
der ungeuiden muoi ich, und doiil mir noch geiuot,
erbeiten alH Ich mnc.
RiiNHAii V. llAOinAU minnei. fr*hl. 105;
vil gerne wold ich von dan.
üo gasBch ich »ilten einen man
in almittou unüor in :
dai geirdste mir den tin. HiaTiANi« /wetn 420;
von ir schrlenne (der krähe) ich erichrao:
wan dez d& niht «leinea lac,
•6 wa:r et ir »uomac.
wan ein wunderaitex wlp
diu getr(\sio mir den llp. Waltui» 95, 9 Uchmnnn.
y) die ntuhochdeutsehe perioät $ehrdnkt dieu Verwendung mehr
und mehr ein: dui lion körne immer uervii-ien, ezii getroste
nAcli diemuot; wan si ist ein eigniu dieiiaerinne oder ein
armiii diern. üavio ». Augsborc mystiker 1,339; uf solchs
wurl der arm jung uszgeruert. der gehieb sich innigclichen
übel (gehabte sich jdmmerlicli), weit sich aucli weder den predi-
canten oder ieut getriisten lasen. Zimmerische ehronik 4, 298; ge-
trosten, trösten, nicht trawren lassen, solari, consolari HEttiscH
158«; ist kommen auff den berg Cavariae, hat aildorl sein
mögliche andacht crzaigl, weil er »or äugen stellt, dasz iliser
berg das jummcrthal der well getrost. Abraham a S. Clara
von dem heiligen riller Georgia (16*8) 23; und überreiche in
billicher demutli ein kurtzes memorial oder bitlschriflt, so
SU ehren deines heil, nahmens Georgii von lauter anfangenden
buchstaben G. meine schuldige, andacht zusammengestellt:
glorreicher Georgi, gelinde goltes groszen grimmen, getroste
geoädig gegenwärtige gelubde. 27. wenn schon in diesem bei-
spiel vereinteUer anlast die wähl des Wortes begünstigte, so kommt
im folgenden belege überhaupt alterlhümelnder stil lum ausdruck:
da sprach ihm der Laurenliurger ehrlich zu und gelröstete
ihn, so gut er es vermochte. Urrntaro (aus der chionica
euies fahrenden schülers) 4, 47.
b) die verbalUiätigkeit wird näher bestimmt und eingi-grenit.
in diesen Verbindungen, die der heutigen spräche ganz fremd
gegenüberstehen, liebte es die ältere spräche, das mittel und werk-
teug, mittelst dessen das verbum sich bethätigte, hervoriuheben,
oder sie kennicichnele in einer ergämungsbestimmung — meist
einem eigenen satte — die richtung, in der sich das verbum b«-
wegte.
a) ni iniu ih lull) wuison, ih iuer ivur wiion;
gedröstu Ih iuih »cioro mit Träwidu alaiioro.
OifRiD 4. 16, 48;
ob nH got nftch dirre klag«
und uAch disem unmuoie
mit deheinem guotu
immer wii getra^sien mich,
defw&r «6 sOmet er sieb. llARTaAiiN 2. 6ficA<«>M595;
der keiaer Enterben muox als ich,
de» mac ich im wol genöten mich,
«weich herre sterben niuoz als ich,
wat möhto der geiroisten mich,
«6 mich dai bievor (Aolier) ane glt,
und in der xanswer oestAt.
Freidank 74, 8 Grimm (Bettenbcrger liest wea).
ß) so er thAra ii tho bibrihta, that sih thin t(t nähia,
er ünslh tho gidrotti, Ton (lanion lrl6sli.
OTraio 4, 2, 4, e6«<i«o 5, 25, 97 :
sia Ab sämo so mit h6nbet-z1erdo U» xegetrAstenne. iix si
ze-himrie s61t'i (« ttrris illam caelum pergere relut enigmata
redimiculi perdoceret). Notkbr Marcianus CapeUa 3if>' Hatlemtr ;
do sprach der appet: swer sine sunde nicht ane sieht, der
wenet, das er rechte lebe; der aber; sine sunde ane siebet,
den enmac sin hercse nicht getrosten, das er rechte sie.
vetfrbuch 18 Palm;
GETROSTEIf 4558
gst«lla, 4ai gelob« leb dir.
Ott »Itt« ni4«r, barpb« aiir:
SatriCMei da dl« rrou««« aia.
81 fl ir w«ln«o liiet «la.
leb glk dir dl« allar b«aua w«i,
4\9 dialn pavaldn« bil.
tiOTiraia» Tiitia» I39IS Btekafim.
7) die reßexnconslTutHon. im MUt it% •ut§tmf»fmmkt fkr
Verwendungen, die auch in der nemem tfrttim Mtft letem
fähig sind, die weniger entwitkbem§lfM§$ ><<WlBlf M ii#>
jentge, die nch mü 4er e^em §ikm»MkkatH» fn^f« tartkrf,
in lAr suht das mowtent der mß/ämwag m' •■^■■iiniif im
Vordergründe ; dagegen b*uen liek di0uemerfm vetwtwiumfem «if
der Vorstellung des Vertrauens, der Hoffnung, der lukerkeit »mf.
a) (ich getrO«trn ■> IrosI sehipfen, auffemunUrl werde*,
et) die reflexitconstruUttn eh»e nikere (««{««raiwafrta mad
eingreniungen :
fio ilnar wan s5 v«*i«r
dIcd tioar llabeo •w«*i«r
dai er ieh«ln«r iiund«
sich getriesten künde, iiABTaA<<ii 6r«vof SM Aral;
wU kumet dai Ich §6 manegem man
von tiner n6t geholfen bto,
und leb mich ••Iben nicht «okao
getrcBiten, mich «ntrieg« ein wta.
Waltmbb IM, IT LtOtmunm;
sich getrosten, se consoUr, tolarti. dteL du 9$jf»§»»r 144.
ß) du reßexivconstruetion mtt ergäntungAettimmmwfe». gnud
und Ursache der aufmunlerung wird in tattfarm oder na gemetm
oder alt präpositionalbeslimmung angetdilotten.
1)) daz sl . . sih niomer negetröste in fundrn haben (■«■i-
quam conttnta sit eum inventre). Notirr JfarcMKVi Cifrifa »
Hattemer; wxrest du doch dA beim« erslageal
f6 roOhie leb dette bai verklagen
dich und getnBaiaa mich,
wi« leb Qberwind« dich,
swAr« und wxre mir doch l«it.
TriMtan mit mimek ItW Aral.
3)) ein iegelicb man mac selbe wol klagen und anlwonra
vor gerichte, oh er sich dea schaden wil getrosten, der im
geschit, ob er sich Tersprichet Ane fürsprecben. wan so nus
er oucb selbe den schaden haben, und bat er abrr einen
fürsprecben, unde misücspricbet der, des aac er sick wol
erholen mit einem andern. Sekm€k«»tfkgH cep. 7«, 2 üeufUr;
das ir aber immer gedenken oder sprechea werdet: was Be-
darf ich mich mit dissem scbriben ril bcmoben, ich kak
kein lust darzu . . ei, gedenkt nit also, das were übel (•-
dacht, nemans ist sieb selbst geboren, dan mit vur sin front
und gesclecht, laist ach die tragheit, unacbtsainbeit nod
faulheit nit so schendlich uherwinnen, dan gelroist ocb einer
geringen arbeit, buch Weinsberg i, 13.
3)) ich habe nur gar zu ein teutsch berx, den ich kan
mich noch nicht getrösten über was in der armen l'fals
vorgangen, darf nicht daran denken, sonsten bin ich d«a
ganzen tag trawrig. Elisabrth v. Orleans 13. Mensel; akh tkmr
einen verlusl getrosten, tig in etn verlies troosUn, ket ^edmlUt
draagen, lyden Krahir 3, 133*. solche verbtndungeu mad im dir
neueren spräche nur noeh herm einfachen ttrbum trtMcB iMMk.
y) eine belubte Verwendung hat stA t* der illerem tptmekt
an den genetiv angeknüpft, der in dwrr form der erfdnsmft-
bestimmung den anlast tur wrMlMftf*n< emfkhrU.' iich fl»>
trösten einer sacbe, «c* Ä*«f fia« •«*« tr*elen, entwiekea»
die weitere bedeulung Aber den verlnat einer sacke »kh trOst««,
auf eine aache verxicbten.
1)) in betuf auf ticUiche ohjerie:
di nam der selbe knap«
Ctant den bracken (J*« k»»4 TViatea«).
von drm we);e er mit im reit.
Im waa gruilicbe leii
dai be in hengin sold«.
h« gcdAcbt« dai be wold«
«Ich de« lande» cir getrdttia
•Ir wan he den bund irltet« (rerteaf« UM dea wmm
erMaea)
staes Übet: nra dl« scholl.
wenn b« w«» Trlsiraad« holL ^^
Kita. T. OaBasB 1>M<«a 4IM iMMaasMa;
do tat er als der biJerb« aaa
4«r skh de* wol crtneficn kaa
swa« «r mbt g«bak«B mt. _^__ __._
Wiairr ». itBATKHata« waialaiB IWI. «faaa »•
llABTaAira T. Ave X, i
wi« aaon« im sin uncriuw« tuet
4«r «A übt« Ui geaiuot
das er aaafur daoaich
lleke« mae Mir9«i«B sick.
ob er orwirbei aitaa* . ... ,„
alaer llnilu«. UAataAaa X MaklaM «S;
4559
GETRÖSTEN
GETROSTEN
4560
sumer, diner liehten ougenwelde
tnuoz ich mich getroesten aber sunder minen danc.
mich betwiuget drier hanüe leide,
daz vor allem leide nie so sSre mich betwaac.
Neiduart 52, 2 Keim;
wir zwei) wellen zo deser zit
mit unssern juncheren dis landes hie
gedroisten, wat uns dar alT gesche.
Karlmbinst 40, 30 Keller {(mit ausfall des
reßexivpronotnens) ;
hat ein man ein pfert, daz werde ledic unde loufe unde
tu einen schaden ... ist der schade also groz, daz he sich
des pferdes getrosten wil, so gestellit be iz vor daz dinc
unde uzent sich sin unde wirdit ledic. ist aber, daz he
davor entwerten wil, so beheldit he sin pfert unde antwertit,
als recht ist. Freiberger ttadlreeht cap. 49 § 8 Ermisch; da
meinte er, er hette schon fünf Portugalesen helffen fangen
und essen, die alle gesagt hetten, sie weren Frantzosen, und
betten doch gelogen; so viel das ich mich des iebens ge-
tröstet, und mich in den willen gottes befalh. dann ich von
inen allen niclit anders vernauie, dann ich solte sterben.
Fedebmanns und H.Stades reisen in Sütlamerika (1529-1555)
133 Kläpfel; darumb wolt in der pfaff nit absolviren, und
muszt sich des gälden getrösten. Kirchbof wendunmuth l, 81'
Österley.
2)) auf personen bezogen :
mir tuet min staete dicke wd,
wand ich mich niht getroesien mac
der ßuoien diu min schöne phlac.
Harthann Ueder 16,23 Haupt, ebensoi.büchleinlb2;
wan ez mir also niht enstät
daz ich mich ir getroesten miige. F, v. Husrn minnes.
frülilAi,22 (swie lihte si sich troeste min. 42,23);
ich wil iemer da hin
da ich ganze fröude vinde.
ir hänt doch m^. kinde:
diu länt iuwer Tröude sin
und getroestent ir iuch m!n.
Hartüan« armer Heinrich 840;
vnd bat die bruder, das sie gerne von gote redeten, wan
da von wirt der man lügenhaft vnd liebet sich den cngelen
vnd gote; so man von der werlde reden wil, so muz man
sich die wile vnsers berren getrosten, veterbuch 16 Palm.
b) sich gelrösten in der bedeutung von vertrauen, hoffnung,
Sicherheit gewinnen.
a) die reflexivconstruction ohne weitere bestimmungen und ein-
scliränkungen , sich getrosten, getrawen, ^dere Henisch 1588;
getrösten, sich versehen consolarsi, sperare Hulsiüs (1686)167;
getrösten sperare Stieler 2343; ich gelröste mich »pero, con-
fido. ebendort; sich getrösten {als ungewöhnlich bezeichnet) se
fier, se consoler, esperer Schwan (1782)740;
Dämon, alsdenn wird der himmel für mich sorgen.
Oronte. wer? wer? versteh er mich, wer wird für ihn sorgen?
der bimmel? ja, getroste er sich nur. ja er wird für ihn sorgen,
versteh er mich, wie für die Sperlinge im winter. der himmel
will haben, versteh er mich, dasz wir^für uns selber fein
sorgen sollen, dazu hat er uns verstand und klugheit ge-
geben, versteh er mich. Lessimg (Dämon 7) 3, 196 Mancher;
der ausdruck ist hart, allein die leser getrosten sich nur, ich
will alles, alles beweisen. Lichtenberg 3,539 Kries.
ß) ergänzungsbestimmungen beim reflexiven verbum,
1)) im genetiv.
«)) des libes gemach,
der ist niht wan der sele dach,
wan so diu sele üzvert,
so lit er siner kraft behert
rehte alsam ein füler stoc
und schiuht man in als ein getroc.
wer mac sich dan getroesten des?
Lampr. V. Recensburg Franc, leben iSB Weinhold;
ich wil den tisch dekchen,
mich möcht leicht ein hunger wekchen,
der mir tat we in meinem magen.
würd mir ein würst in meinen chragen,
der möcht ich mich getrösten wol;
und war dar zi°i süsz weins vol.
luUus triam mayorum Evlaucr spiele 2, 127 Kummer;
auff das gab in der bapst antwurt, und wan Husz mir mein
leiblichen bruder zutodt geschlagen hell, so welle er in kain
weg gestatten das im eltwar laids oder schmach seile thon
oder widerfaren so fil in seinem gwalt und vermigen war,
so lang er zu Koslentz wer, darum seit er si {sich) nichts
dan aller sicherhait gelresten und versehen. Sbbast. Fischer
Vlmer chronik 181 Vecsenmeyer ; alsz welcher in dergleichen
vorstehenden gefahren vnd nöten vilmals durch sondere war-
zaichen (denen nach man sich gewlser hilff vnd der endl-
lichen erledigung zu getrösten gehabt) sich habe, jrem für-
geben nach, zu erkennen gegeben. L. Hauwolf reis . . in die
morgenländer (1532) s. 469; mesz hin mesz her, spricht
dr. Faustus, mein zusag bindet mich zu hart, so hab ich gotl
routwillig verachl, und bin meineidig und trewlos an jhm
worden, dem teuffei mehr gegleubl und verlrawt dann jme,
darumb ich nit wider zu jm komen, oder mich seiner gnade,
die ich verschertzel, getrosten kan. Faustbuch von 1590, neu-
druck s. 140; dise mär hat jrer vil hoch erfrewl, dann sie
sich groszes ding getrösteten, vom hertzog von Burgis. Hedio
Commines {von könig Ludwig I.) s. 12 (i566); als er vermeinele
sich mehrer gesundheit zu getrösten, wann er der beschwer-
lichen widerwerligen regierung entlastigel werde, so danckle
er zu Marienburg in gemeiner tagfarl, im december auff
Nicolai tage ab SchCtze beschreibung der lande Preuszen (1599)
145";
bey dem ärgsten bestes hoffen, geht wol keinen an,
der sich seines wolbewustes (guten gewissens) nicht getrösten
kan. Logau 2, 206, 66 (hoffnung);
dieser anfang mich zu bewillkommnen, war der well noch
nicht genug, sondern es kamen hencker und sleckenkneclile,
mit grausamen folterungsinstrumenlen, welche mir, unan-
gesehen ich mich meiner Unschuld zu getrösten halle, meinen
elenden zustand allererst grausam machten. Grimiiielshausen
Simplicissimus (l. cap. 2l) neudr. 56; {der sich) aller angenemen,
wilfärigen freundschaft versicherlich, und vor gewls gelröslen
mag. ßuTSCHKY kanzl. 415; das wellkind denket in seiner krank-
heil nicht an gottes wort . . . weis sich weder seiner heil,
taufe, noch des heil, nachlmals zu gelröslen. 788; ich halte
mich keines kleides bei im zu getrosten, weil er selbst über
und über zcrflickt daher gieng, gleichsam wie mein einsidel.
Grimhelsbäüsen Simpl. (2. cap. 29) neudr. 182; wann sie aber
allen hierin enthaltenen puncten lleiszig nachleben, so haben
sie sich alle zeit desz obrigkeitlichen schuz zu getrösten.
österr. weisth. {Priebing) 6,396; und darumb so musz ich be-
kennen, dasz ich mich etlicher massen vor ihme fürchte:
ich will mich aber nach bestem meinem vermögen, seiner
wehren und auffhalten, und mich meiner guten und gerechten
Sachen, die ich defendire, getrosten. Ayrer histor. proc juris
(I, 5) 111 (1680);
wenn ich nur nicht mein elend selbst verschulde;
wenn ich als mensch, als Christ hier leid und dulde;
so kann ich mich der hülfe der erlösten
sichei' getrösten. Gbllrrt (gedulU) 2^, 157;
dessen getroste ich mich denn auch und werde in posterum
keinen prolestalionibus . . . mehr aurem faventem leihen.
J. Gh. L. Haken der lüderliche {deutsche Utteraturdenkmale 66/f.) 84.
ß)) gelröslen sich eines dinges, fiduciam, spem in aliquam
rem collocare, ponere salulem in re aliqua, niti VVbissmann
(1715) 156; sich gutes getrösten, bene sperare et bono animo
esse; sich nichts getrösten, desperare Kirsch 179; gelröslen,
sich eines dinges to trust in, upon or to a thing; to rely or
depend on it, to trust, hope, or expect it, to take comfort or
consolation by it. teutsch-engl. wb. (1716) 767 ; ich getroste mich
eines guten ge Wissens, ebendort; er hat sich keines seiner
kinder zu getrosten oder zu erfreuen, he gels no comfort or
joy by any one of his children; das oder dessen habt ihr
euch noch zu gelröslen, dessen könnt ihr noch gewärtig
sein, that is a matter of hope to you. ebendort; ich getröste
mich eines guten gewissens, je me console de ma bonne conscience
RoNDEAu-BuxTORFF 253; ich getröste mich keiner antwort, je
ne me flatte pas d'avoir une reponse Schwan (1782) 740; ge-
trosten, so nur als ein reciprocum mit der zweiten endung
der Sache üblich ist, mit Zuversicht hoffen. Adelung 2,639;
sich gnädiger erhörung getrösten; ich getröste mich deiner
hilfe, halte mich derselben versichert; sich der gewährung aller
verheiszungen gottes getrösten, ebenda.
y)) während Adelung a. a. o, bemerkt, diese Verwendung fange
in der edlen Schreibart an zu verallen, läszt sich gerade um die
wende des Jahrhunderts eine Steigerung im gebrauche beobachten.
GöTHE liebt sie besonders im späteren Stile; und noch heute —
vor allem in der gehobenen spräche — machen unsere schrift-
steiler davon gebrauch:
alt und wahr, herr Isegrimm! sagt' er, beweist sich das
spriichwort :
feindes mund frommt selten, so hat auch wahrlich mein
oheim
eurer werte sich nicht zu getrosten.
GöTUB (lleineke fuchs 1) 40,9;
4561 GETRÖSTET— r.RTROSTHEIT
doch Hex er Ibn loi, lien kAiilg lu ehrent
denn am leben zu ttiefm fehdn drm köalg tlleln«.
aber wenigen dankt kann iWh mein obeim geiröaien,
fO gerecht er auch lel. 40, ii-
w«nn Dun der künttler in einer genauen, zum lauberileo aus-
gefübrteo zeicbnung das aeinige geleialet zu haben hoffen durftf,
•0 kann die arbeit des kupreralecbera «ich gleicbfallt einer
geneigten aufnähme getrosten, (iwr kuntt) 41, 160; im november
erstattete die lieh<^rde einen bauptbericlit, Melchrr »Ich des
höchsten beifall« um lo mehr getrOgten sollte, als der um-
sichtige fUr>t persfinlicb von dem ganzen geücbaftsgange
•chriit vor schritt kenntiiisz genommen halte, (lag- und jahra-
htfle) 31, 144 ; leider musz ich jedoch hei unserer oft uni-
hülllen atmosphflre zugleich lickronen, üasz die Wirkungen
sich oft umkehren und geraile das gegeotheil von dem ge-
hoflten und erwarteten erfolgen könne; denn so wird z. b.
bei den nebelmorgen die nnrdseite das weisze kreuz und
also ein gutes lit ht geben und der mahler der hierauf achtete
würde sich einiger guten .><tunden gelrOsten können, (nachtr.
xuT farbentthrt) 55, 66; beide kamen aber zu spat; denn Fulko
halt« bereits die bürg übergeben und sich zur Zahlung einer
groszen geldsumme verpHicbtet. Ruimund konnte sich naiilr-
lich, nach dem unglücklichen ausgangc dieser Unternehmung,
keiner bedeutenden Unterstützung von selten Fulkos getrosten,
er erbettelte daher in der noth die gnade des kuisers. ScsLossta
wtUgtsch. 5*, 293: ich wage sie zu bitten, dasz wir diese be-
rathung so «infach sachlich zu ende führen, wie sie dank
der ruhigen Überlegung der groszen mehrheit des liauses be-
gonnen worden ist, und uns des glaubens getrösten, dasx
dieser so höchst unharmonische unsystematische gesetzent-
warf, an dem ich als professor eigentlich nur herzensleid
haben sollte, gleichwohl einen guten und gesunden kern in
sich trögt. TiEiT.<CHiE (9. mdri 1878) reden IA9; sich getroste,
mit dem genvtiv, sich getrösten, Hunzikkb Aargauer wb. 103.
2)) die erganiuiigsbeslimt)iung wird mittelst einer prdposUion
angeknüpft: gelröste mich also zu meinen hinterlassenen erben.
ScBWElKlcBBN 1,13 Büfcliing ;
nur in gou getrottet sich mein gaist,
von ibm nur kommt mein heil.
nur er ist Teis und rettung mir,
und hobfa bürg. Mk!<oilssoiin psatm 6*2,3:
wenn dieser edle sänger, wenn der herrliche Lessing, in ihrer
zeit den niedrigsten Schmähungen nicht entgehen konnten . .
und wir sie dennoch in ungetrübtem glänze sehen, so können
wir uns an ihrem beispiel getrösten, dusz rutim und ehie
der Schriftsteller nicht von solchen Vertretern der rohen menge
ausgetheilt werden, wie stark sie auch schreien und sich sonst
abmühen mögen. Varnrace!« denkwürdigkeiten 6, 376 (IS42):
des iih mich auch auff disz mal meiner yetzgehapten bitte
unnd begierde, uiind der sachen billicheit nach, zuo eüweren
treüwcn, genaden und günsten als . . beschirmer desz Vater-
lands gemeiner freiheit, und vorvolger alles Unrechts, schänden
und lasier, versieh und getroste. U- v. Huttkn klagschr. an alle
ttdnde 1520 B 5; man sagt zwar, 'sich einer sache getrösten',
aber 'sich auf eine sache getrösten' ist nicht gut. ich habe
geglaubt es sei blosz niedersSchsisch, aliein man findet es
auch in Bodiners Milton s. 42: wir können uns weiter auf
nichts getrösten, als die Verzweiflung. HiiY!«ATz antibarbarus
iy 51; sich up wot getrösten, auf etwas rechnen, etwas trwarten
WosaiB wb. der uestfdl. mundart :S.
3)) erginsungsbestimmungen in inßnilivconslruction oi*r im
tvibstantivsatu angeschlossen: wie es (metn vaierland) dann
jetzunder sich getrost mit neuen menschen angefüllt zu wer-
den B. Scai]ppius scAri/I. 717 (kunstreich xu werden); aber ich
getröste mich, euch bald im Scharmützel oder treffen mit
degen oder pistol zu renconlriren. Zscuoskb {Addrich im moos
23) 4, 1S6 ;
und ir euch des getrotten dOrstan
dia got im himel wer gestorben
und allea recht in grünt verdorben.
Mc*!<ii l.mher narr 2907;
dasz er Übrigens aber sich getrösten soll«, das sein bos-
hafter söhn ihme künftighin in seinem leben keinen ver-
drusz mehr miichen werde. Kdrz (sonnenwirth) 6, 18«.
GETUÖSTET, participialet adjeetiv xu trösten, rgl. getrost
sp. 4549 auf 50.
GETHOSTHEIT, f.,}üngtre subtlantivbtldung sv getrost ($.4,)
das miltelniederdfutscht hatlt ein substanti* ton getrostig, ge-
trostich (jrbildit {vgl. getmsllicb) getrösticheit ScHitLH-LfMK'«
3,'jo'; get^o^theit comfortabUness, courage, good chttr, ttout-
4M2
GETflSTLICH— GKTBCBT
keartedneis. ttulKkengl. **.(ni«)7«7:|MroMliei«,*lwa«W,i.
vastighrid, maamoedtflietd Kiabu 1, m*; frlnMlMl tamrtft,
fermtu HoaoMu-HuiToarr US {^fUtnr tmmU w BciToair)!
Leo der viert«, welcher so( dat «taagtlhm KlMr«r<. 4k kaufl-
Ogur ist das b«sl* im gsnteo; •«■ hasa gal«« g»«i««i
nicht trefflieber ausdrOcken la grotzM, krflfüceo frriM
ebarakter . . suazerdem sind oocb einige meiattrbafl« hOpr«
darin ; scharfer vertUnd, gelrosibeil, ood verwuodmmf iio4
aufmerksarokeit darum bw. Wttntm AtitmfktU» >,M: «r (9m
ein höhet aUer wUn>chl\ . . gewOho« sich fr«h t« «teer |«>
trustheit, die auch die nlh« des lodes oiehl tncbSIlrra
kann Saci Kalo oder ühtr dnt atUr ihttltn iio») i»7: ni
nun rief der kOnig (Friedruh Wühelm IV.): 'die« ja «ar i^
mich, das ist mein eigen, das last' kh nicht, da« «cfMMUl
uns unauflöslich in gegenseitiger lieb« ood lr«M, iM |Ml
muth, kraft, getrostheil, das w«rd« ich in acÜMr «tcrto*
stunde nicht vergessen'. TaiiTtciai ir%ltth« fmtk. %, M.
GKTR(iSTLI(:il,atfr«rft,r«rrtiiw// ««cA adjeettr. tknt liUaaf,
dit jedoch bei LuTUfa m grgentolit i« anderen inlftnittudun
schriftttfUfrn nicht belegt ist.
1) dai Oilverb: weil dann di« elenden jsmer l«id«o, ««04
die armen seuffizen, will ich auff, spricht der berr. ich will
ein heil auffricbten, und getröstlicb mt jm handien. Ititvc«.
BüacBB ptalm 13, 6 (irOsilicb Eci, bH Lirasa andtrt fannf);
der zwerch als er ihn hört so gelröttlicb reden, brsab« «r
jn eigentlich. Amadit (t50S) «, S7S; «. 1 sei fetrösilieh 4ea««a
versichert, dasz die keiner sachen halben, wo die in ate.aca
vermögen und gewall, soll ein «bscblag oder widertplnsti^
keit erfahren. 6, 807; da redet jnen Gurgcitlrozza galrOc^
lieh zu, ehe er sie auszfObret, nnd verbietz reich« kMiM
Tun armen leuten, auch grosi verebruog denen dk «Ml
mannlich erzeigten. Fiscbart Garg. tn »tmir.
2) dat adjettiw, vergl. getr6stich, «eU tmtemtkt Sciill««-
LCaBKM 2,90': vnd wo änderst ewer biti der billigkeit geroees
vnd mir an mein ehrn nit schedlicb ist, soll jr der gclröet-
lichen hoffnung gegen mir seyn, dasselb ewr beger ich «och
nit abschlagen wiL Amadi$ (1, II) litt. ttr. 40, 118.
liETKOTZE, n., verbalsubUantn Sit trotzen (». d.).
GETROTZT, participiales ailjeeiiv zu trotzen (i. d.). swrKrln
bedeutungen lassen sich an dem »tinkutiMm »ijttUm Mtft»:
1) aus GRTpaiDs itt eint anffOnäe «enrrWwg im f»rl,
prdl. belegt, di* sieh am pari, prdsemt tkm erUievs Utm^ ge-
trotzt «trotzig, de* ausgangsiunkt bildet die inirdwMs» /WiadtSM
det virbums, dit auch dem part. prdL ttnt actitt htdntmm^ «•/-
iipin;< ;
die Stadt wird umb und usab mit blaascm »traki umhgtben,
man siht aulT weitem feld alt »cbwarie wolkm »cbwebeo
der reuter lelcbie schar, to hlixt dat laod ticb »a.
wenn ein geirotiirr feind, dem nicbit «otkomaeo ka«,
mit tcbwerdi und Damme pocht. A. Caveaioa (Cütotwi Sin»rämt)
tranertfUlt (t«3S) «M;
obfieicb di« Themlt oicbt
stracks hals und baupi abspricht,
wenn der verlockte geltt
durch alle sebraockea reitt,
und miigetrotitem matb di« gAitar sebeiai sa yeeb— .
A. tiavpaio* (tttrlundtr Pmitummm* X MTB MS)
Uuhcht ttiHekU (1691) 4t4.
2) der ntueren uit gthSrt eint atthhitirt amNWwif «•,
dit sich in andertr nchtung von der $onttti*n «aMBsrUkaf da
verbumt entfernt: getrotzt, mit tmuilitir Meiilwaf, aadk «««Isfst
von ertrotzt; eine bis zd tmit §tHnM9 fWlladwtrt— g.
national-uitung 24. Jahrgang (lITl) Mk.
GETKOBT, partieipiaUs adjedh m trtk««, g«tr«bea (s. d.\.
dit dtuttcht spracht A«l 9uf swii sla/hi ikrer «aftinMaaf isalir-
Tungen dtt partictpt 9om airMsteaMM is|iasli|l. rwiaiai im
dtr allhoduituttchtn ptriode in HrvtmduMfMt HttfdUr fHMra-
tiieili durch das ttrwandU betrüben, betrtbl »ktnmmmn mtrdtn
tind. die itrtit kmrfaiR; s«r iialisrMif getlrf 4fr arwr*«
xtü an, hält stt* «ter 4ndN(k immMb titmlkn MAara, 4ir
fir dt* ilttm tntmitil»»§i§t»9 n Ishff ä»i.
l) dta «M» «dU« fttr dk «MtodWeaftdk* sai ••• ciaer «4-
jKtiniTvng dtt JMrfic^ ifrrch«B darf, inaa «arA aai ämtdatu
btispitlt di* «alseM4nf »idU immm «il|ü4l iai, dafür MtM
iNoTiEB, dem dat *rst* htitpMl ftr %*ur kt*tt m Mwllai «4-
jtctit angetrabt «*ln*mm** ül, dt* brwfit : ood« bia aagtlraMMt
(et 8«a saai (arMw). pealai 1 1», 00 : 4» «Mgea tttntittr itanr
»ät SMffR 4srs« s«s«aiBwiiM<SB«f a«dk «tcM; 4ir ifUntm, sa/Sms
m *ieht an dtr traditim fMkatttu, wMn awitn dmäi9amt$
reist*: nnde niht bia \k galraofcot Wia4l0f(r m9d TVimr
«crstoa, *bt*t» frcMtacr ftaloMa; kh Mb karall wmd tä bairtM.
4563
GETRÜBT
GETRÜBT
4564
Eck; ich bin bereitt und nit unlustig. Dietenberger; ich eile
und seiiine mich nicht. Lutbbr psalm 119, 60. aus der grundbe-
deutung des verbs ßieszen dem particip verschiedene bedeutungen
zu, je nachdem es auf äuszerliche Veränderungen an sinnlich
wahrnehmbaren objecten oder auf innerliche bewegungen im ge-
müte des menschen sich bezieht.
a) für den ersten fall ist aus den glossen die beziehung auf
das Wasser belegt : corruptis (fonlibus) gitruopten. glossen zu Gregors
cura pastoralis Stkinheybr-Sievers 2, 17S. aniuschlieszen ist
auch ein zweites, allerdings mehr auf der lat. vorläge beruhen-
des beispiel: unde wazzer tiefina würden getruöbot {et lurbalae
sunt abyssi). Notrer psalm 76, 17; getruobet wurden die wage.
Windberger psalmen; getrubet sint die abgrunde. Trierer Version;
betrubit sint die abgrunde. Trebnilzer psalmen ; die abgründt
seind bewegt worden. Eck; und die lieffen tobten. Luther
77, 17, ähnl. Dietenberger.
b) die überwiegende zahl der älteren, der biblischen litteratur
entstammenden beispiele bezieht sich auf das gemülhsleben , vgl.
Graff 5, 490. 491. hier knüpfen auch aus der miltelhochdeulschen
zeit beispiele an. vgl. mhd. wb. 3, 120'. Lexer t, 1536. 37.
a) unde bin getruobet f6re des fiendes stimmo, unde före
dero binun des sündigen (conturbatus sum). Notker psalm 54,3,
ebenso Windbergerund Trierer Version; betrubit bin ich. Treb-
nilzer psalmen; betrübt worden. Eck, ähnlich Dietenbehger;
wie ich so iiieglich zage und beule. Luther 55, 3; inti quad
her zi in: waz sint thisiu wort thiudir bringet untar zwisgen
gangenti, inti birut gitruobit (et cstis tristes)^ Tatian 224,4;
und seit betrübt, codex Teplensis; und sit trüric. Beheims
evangelienbuch ; was sind das für rede, die jr zwischen euch
bandelt unter wegen, und seit trawrig? Luther Luc. 24,17;
genau so Eck und Dietenberger ; ketru6bter sIlM ih (dormivi
conturbatus). Notker psalm 56,5, ebenso Windberger Version; slif
getrubet. Trierer Version; unde ich slif betrubit. Trebnilzer
psalmen; bekümmert schlie£f ich. Eck; ich bin entschlaffen in
angsten. Dietenberger, bei Luther andere fassung ;
mSterliclien du in begienge,
an dinen brüsten du in zue;e,
in Egyptum du mit im vluhe . .
gedrflbet du an im diche wurde;
dö hulve du im die bürde
wol tragen mit vollen
magst urabewollen. Vorauer Sündenklage 95 Waag;
da wart geträbet sin lip
ein chunic nam ime daz sbone wip.
bücber Mosis l, 6 Diemer.
ß) des dinges ist min herza getruobet, wanda iz wiget
mir {cor meum conturbatum est). Notker psalm 54,5, ebenso
Windberger und Trierer version; das hercze min betrubit ist
in mir. Trebnilzer psalmen; mein bertz ist in mir betrübet.
Eck; mein hertz engstet sich in meinem leib. Luther 55,5,
ebenso Dietenberger ; — tho quad her in : getruobit ist min sela
io unzin tod: beitot hier inti wabhet mit mir {tristis est
anima mea). Tatian 180, 5 (Matth. 26, 37) ; min s61e ist tröric
biz in den tot. Beheims evangelienbuch; mein sei ist betrübt
u-Dcz an den tod. codex Teplensis; meine seele ist betrübet
bis an den tod. Luthek, ebenso Eck und Dietenberger;
michel wart ir chlagc.
si begunden in Torhten sere.
ir gemrue wart getrubet ie mere unde mere.
jüngere Judith 176 Diemer.
y) in getruopten herzen {in turbatis cordibus). Notker canlicum
Habakuk Wiener handschr. Graff 5, 491.
2) neuhochdeutsche periode.
a) das particip ist bezogen auf sinnlich wahrnehmbare objecte.
et) asz wurzeln, schlürfte aus der band
getrübtes wasser.
ScHUBABT (wunderlhäiige crucifix) 4, 44;
WO die hündlein sind, die von des herren tische mit brosamen
gentthrt werden, für die abgefallene blätter des lebensbaumes,
getrübtere wellen der ewigen ströme, heilung und labsal sind.
Göthe briefe 6, 37.
ß) deren wangen, wie durch die finsternisz eines getrübten
himmels das morgenroth, glühten. Zschokke {pflanzer in Kuba)
1, 237.
y) getrübtes glas, undurchsichtiges glas, das in der glastedmik
tine bestimmte Verwendung findet.
b) das particip kennzeichnet gemüthsstimmungen:
die uachtigall ruft: zurück! zurück!
der knab schickt nur voraus den blick,
•ein herz ist wild, sein sinn getrübt,
vergessen alles, was er liebt. Ukibkl Tannhduser;
ziehet nicht so schnell dahin,
feuerkäfer, eure strasze,
weil ich in getrübtem sinn
dleszmal nicht so schnell erfasse,
neu befreundet, all die alten,
trauten lenz- und glanzgestalteu.
K. Matbr (gram und frühling) geü.^^i;
aber fürchte nicht für meine gesundheit; die wird dadurch
nicht angegrififen, ich werde nur innerlich immer mehr ge-
trübt. Hebbel briefwechsel 1, 177.
c) die neuere entwicklung bleibt an den beiden hauplvtrwen-
dungen der älteren spräche nicht stehen, sie bewegt sich vor allem
in Übertragungen auf zustände und Ihäligkeiten des menschen
weiter fort,
0-) die Wohlgestalt des Jünglings,
seines auges melancholische tiefe,
seine Jugend, sein getrübtes aussehen
schmolz der köuigin bewegten husen.
Platbn (Abassiden 6) 87.
ß) je weiter aufwärts er {der Sprachforscher in der deutschen
spräche) klimmen kann, desto schöner und vollkommner
dünkt ihn die leibliche gestalt der spräche, je näher ihrer
jetzigen fassung er tritt, desto weher thut ihm jene macht
und gewandtheit der form in abnähme und verfall zu finden,
mit solcher lauterkeit und Vollendung der äuszeren be-
schaGTenheit der spräche wächst und steigt auch die zu ge-
winnende ausbeute, weil das durchsichtigere mehr ergibt als
das schon getrübte und verworrene. J. Grimm einl. zu theil l,
sp. 3; manches schwerfällige, verworrene, sich wiederholende
erinnert allerdings auch an die getrübte ausdrucksweise
düsterer stunden, wo er sich im kämpfe mit der krankheit
müde gedacht hatte. M. Hbydrich nachlaszsthriften Otto Lud-
wigs, einleitung 22.
GETRÜCHE, n., colleclivbildung zu truhe, truche, welch
letzteres {vgl. Lexer 2, 1541) in Tucuers baumeisterbuch der
Stadt Nürnberg mehrfach in der bedeutung von hölzernes ge-
rinne, in welchem ein bach über einen Stadtgraben geleitet
wird, beUglist. die colleclivform begegnet in der nach Drescmbas
vermuthung ebenfalls nach Nürnberg zuständigen Dekameronüber-
stetzung: nicht ferre von dem caslel Gilielmo in einem tieffen
gründe und getrüche, da durch ir wege ginge pei einem
wasser. (2, 2) 60, 38 Keller.
GETUÜG, n,, die ältere form für das heutige betrug, vergl.
theil 1, 1721. in die neuhochdeutsche periode reicht getrug nur
mundartlich und mit gebrochenem stammvocal herein, als getroc.
1) in den althochdeutschen glossen und denkmälern {vgl. Graff
5, 509 und 510) steht dem häufig verwendeten gilroc vereinzelt
auch gitrugi gegenüber: fictio kitroc. glossen zur sapientia,
Steinheyer-Sievers 1,560; thie thar ist gisawit in thorna,
thaz ist ther thaz wort gihorit inti suorcfulli therro werolti
inti gitrog thero wolono bitherapfit thaz wort. Tatian 75, 3
{faUacia divitiarum suffocat verbum); di betrigunge der rkhtörae
vordempfit daz wort. Beheims evangelienbuch ilfaf//i. 13, 22 ; di
trugheit der reichthum. codex Teplensis; betrug des reich-
thums. Luther und die späteren; fictum, gitrugi. glossen zu
Gregors cura pastoralis, Steinmeyer-Sievers 2, 188.
2) aus der mittelhochdeutschen periode ist nur die form getroc
belegt, die in weltlicher und geistlicher dichtung mannigfach ge-
braucht ist; mhd. wb. 3,106". Lexer 1,948. die bedeutung be-
trüg, täuschung wird in bestimmtem Zusammenhang (des teufeis
getroc) in der bedeutung blendwerk, gespenst vergegenständ-
licht und personificiert.
a) mit zorne karten sie dar;
sie wolden nemen war,
ob ieman dar an schuldec wxre.
si säzen in grözer swxre
mit klagewis ob ir getroge.
kindheil Jesu 2001 linochendOrffer ;
nu was sin ors verdecket,
sin selbes not erwecket,
euch het der degen wol getan
lieht wiz isern harnasch an,
tiwer an aller slaht getroc:
sin kursit, sin wäpenroc
was gehert mit gesteine.
WoLFHAM Part. 333,5, ebenso 735,20;
dus laich der buschof wail eicht dage
up gedroich, dat was sin meiste clage.
Hagen reimcUronilt von Köln 3902,
(/. städtechron. 12, 133;
eidoch anwerde der herzöge :
'node geinge ich umb mit gedroge.
sal ich de.ser dinge mit uch hegiunen,
so mois ich ritterschaft gewinnen
umb groisse have und dura schollt'. 5485,
4565
GETROGNrS
GETRÜLT— GCTBCMMEB
45M
ß) fl ktn loubarlitia lougtn.
(i Ui nir tao und ntbi vor mlaeii oufao,
dam gullob •am leb al laba.
(I Itt mir in dam aUfa niheo.
•olde Ich li niii arman ufflbevtbao,
iinil Uai niiiiaecllcb gaicbebal
dax Ut allat ain gatroo
daz niicb lu dam aUfa irlugai.
MuoMABT •!, n faint;
• lioita wir al gemalna
un tioli vnd« an maliia:
du/ was de» tiivilea talroo,
nn lAili durh goi. fiiertr SUvt$ttr 419 Xraw;
wir wellan lu gröi wuoder aagan,
dui von ilar werlt lil uuvernoman:
aln klui Im von ainar magad« gaborao.
duo aprAchen Käniu)ie,
dai li nlawan alii gotrocb w»ra.
ktm$i Chronik 1M3 E.Stkradtrs
da« libea gamach
id diu tdlu üivart
«A llt er ilnar kraft beben
relite aliaiii ein füler «toc
und liclilulii inun in aN ein galroo.
I.Aai>R. V. lUiiiK-^DDRO Franc. Inben 1S9 Wtinholi.
3) auch in dit frühneuhoclideutsrhe periodt reicht grtrog mit
beiden bedtutungen herein; dir letiten belegt sind dem nieder-
rheinischen sj>rachi)ebiete entnommen.
a) daz liel Üarlaiim für ein getrocb. $piegel deut$eher kute
$. U Ficker; doch zo lesien vanl man, dat tt Üpüler lüde ge-
drücli was. Cölner Jahrbücher des U. und 15. jahrh. %u 1S7&,
d. städtechron. 13,41; in dem selven jar quamen die dentzer
. . id lichter lute gedroch waz. Vi; alle die lüde leifen us
der kircben ind de lüde in dem veide leifen in de stal.
ind der rait Coelne wurl gewar, dat it des duvels gedrocb
was ind ai wistcn dat Tolk bdischlicben heim {tum jähre
1431). 166.
b) für die bibehtelU aus ilalth. 14,26 hatte schon Otfrid
unser icorl verwendet:
?:iang er afier in tho aar oba tbema wifare tliar,
asio oba iber ündu. lu wir duen biar in 4rdu;
. . nie mtir oiili liiniarqu&mun, <o ^ie nau tbo gisibun;
llrn;iniun in glwnri, tboii ein gidrug wari. 3, 8, 24.
diese (ibersetiung von *i]via Phantasma est' kehrt aiielt später noch
wieder: und sl aähin en M dem mere wandernde und sint
hetrt'ibit und sprAchin: 'wan iz ist ein getrok' und scrieten
vor verebten. Kkhkims evangelienbuch , Matth. 14, 26, ebenso
Mtire. 6, 40. der codex Teplensis und die vorlutherischen bibel-
druckt haben hierfür: trugiuisz ; Iiiithbr und dit spilleren : ge-
spenst. vi;l. unten .«p. 45<j6; kint leve, woullu dat gebot got'<
uai! holden, su ensaltti neit geluuven an de guthoulden und
an de elflnnen noch an de wichteline noch an geinreleie
apoetnisse, wanl dat U allet des duvels gedrucb, da hei de
lüde mit bedruget, de kranken gelouveo baint sower ganzen
gelouven hait, dem mach dit gedroih neit schaden. Kölner
handschrift von der sevlen trosl {i:^. jahrh.) l'rEirrKRbei Frommanr
2, W2 {Variante der drucke trüf;nisse).
GKTUCGNIS, f., verstärktes trilgnis , trugnns {s.d.). »dli-
rend das in der alteren seit so beliebte fem. getrngida (Stkin-
MRTtiB-SiKVERa 1, S'9. 2,50. Grafk 5, &to) nicht über die mitlel-
kochdi'utscht xtit htrabreicht, vird unser, in der althochdeutschen
uit nur vereinxelt belegtes vort noch lanije festgehalten.
1) gitrocnissn deliramenta. glossen sur btbel Gurt 6, 5t0;
ninn mar wundor schoweii
ich bin vm eine Truwea
bIüo sere verquolen
dai ich dai muot dolen
dai mine riiter aint ertlaugen
vnd sei Ich et vertrageo
durch ein getrueoiaae
min minne ist gawlua. HRaaoar (ro/aa. ftriay 13833;
ala st dO Ober al
hdrtea dUea bornacbal.
die vor dem boiimgartao
des iiii;es solden marteo,
ml »tiht'na alle ein ander aos
wan d& was deheln man
der das lieia deheinen wIn
dai ei SU« wasre ergAn
dai der riler M&bonagrln
solde Obcrwunden sin;
und rieten die burg,rre
daii ein gctrOgenus wa<ro.
llARTMAtM V. AOR luec %30. r^f. Lixi* 1.949;
iti sprach diu küniginne 'Ich winde et wx>r din tpoL
wes tritrest du so söre? nu bilTet dir din got:
wie bin ich dem enlrunnen, der mich hit erlogen I
ai ial ein trOgenwjse dat mich hit betrogen.
(Viirtanle geirugnlsse) Ortnit 452 .4iHerHi<sr, e6«N*o 240.
3) manchia getrognisd» der tüfel pllag.
J. RoTua passion {Becti) litrmani» 9, 176;
IV.
nai aAkaa ia tt im» mm* w»»ima4»
uod wordaB bairdbai tagaMa *vsaM
da« bi aln |ai(0|BlMa'. mM»id. 0Ma$iUmlt*rmmtU,
ilMir. I. d. mUrrtluum % r « (afl. •*•■ «p. 4Mft) .
VCD geacboii« vllgiad« dtt Ufto, tOQ Hafß ■— 4<lMif» m
dem fioaiirnl«: foa loufao MMi« wM itm» fttracalM« |«
Mi/iUa volunle in du, a »tgelso perimhnUuU tm Umtkriif «1
inruriM rt daemnio mtndun»), Trehnilur f^lmun, f* M, •{
uode linvele deme mUt«rta««lteb«a. t» ilUnm f fkmtm mnkimn ;
tbenso Eca und DiRTKütufiit; far der ixrin 4k»\mmilMHß
verderbet. Lutmkr ; in d«a jarca uo« Imtm i«M 4m •. 4afM
io dem mainde dcceuibi-r quam tla juok mao lo Corloc lad
bracht einen atrop utub ainrn balu o( bat gabangva gt«et*l
were, und apricb, dat ia de bilge s koniak «M 4mm pifM
erloiat baJeo . . aito dal de g aaciaa lud« betfM Ia4 i
wairn waluden (id werc wair). doch waa Ul «• _
nisse ind eine lugen. KUner jahrbütlur in 14. whI M» >dM.
d. städtechron. 13, '>o.
(iETHl'LT, participiales aijeclh n Iralen. dnillts. drollen,
drehen, füden spinnen, vgl. theil 2, tIStjf.; Jobaas Koch kat
einmal ein halb ein acbwurcx sammet »4 • l«tt utralUr
seiden unnd 2 oder 5 lotl tcbwarcze alopaaid« M tot pkok.
Frankfurter arehiv {aus 150«) Üicri^aaca-WricaH Ut. dir
gegensatt su slopseide meist auf gedrehte «eide Ma.
GETHliMM, n., colUetnbildung tu trumm (i. i. vgL Scaatiiaa
1 ', eü3). in der Schweiser schrt/tspraeJit btUgt, brtn§t das
eollectiv duselbt vorstfllung tum autdrutk, ist mnt*t« Mkrifl-
sprache mit dem plurat trOnimrr kennutehnet, vgl jmimk in
neubildung getrflmmer: was etwa sontt bloa auf die a«ilrD-
DJierllliche der m.iase geatOnt ist, daa gerOll, daa er {ier
gleUcher) mit achOn polirendem schliir, der oft die foaailt dra
felsena scharf roitleo durrhsi bueidet, abgerieben, das ge-
trOmm, die bäume und blocke, die an »cinea it«ilena(cra
auf ihn hcrabgefallcD, daa trflgt er im lauf« der jabr« rubtg
uuf seinem rücken in der form von gerOlllinieD, *oo aicl«
naszfeuchten stein- und acbuttwaiieo (mortneo) milk »itk
fort. TscBUDi das thierlebrn der alpentetlt* 417.
GtTitCHMEL, n., verbalsubnantiv tu trumela, drvmmelo,
vgl. theil 2,1457. vgl. drüniinel, sehieimiel Srautta l, 314;
Iruuimel Schmiukr I', 6«&. vgL gedrünimel tk. 4, i, «^ a»M:
dus wüten und das gelrOmel der weit. Gruir v. KiisRaaaSM
geistliche spinne 5; ao .Keneaa wider die pot^cbafl geredl» hat
sieb ein grosz getQmmel erhebt, (rojan. kritf {AHfthtr§ IM9)
I5\ vgl. ÜiRUNCüR schmäb.-augsb. rb. 195*;
doch fach man gar viel da« Pasaaaar aekwarl
wol umb die köpIT her dringea.
der ein flel hin. der ander ner:
dem herren kamen gar bald dia mar,
es hub «ich ein groi gadnuaal.
tii'rgrtiken mr. 43, • i.Mi*0r;
dabei die rasenden coryb.-inlen auch ein . . . gOilL da|M,
dantzcD, getrQramel und gedOmmel musiten fOhr««. FtaauBT
Garg. 154 neudrutk; well und bnnuiirl kelig, quodtib«t(8ch«r:
darinnen da» itzigei zeit gegrnwrrttges IjraoDisirend« tauhe-
rische weUgelQmmcl, gebammel und •gatrtaiMl, waten an4
loben etc. vor äugen gestellei und er«{«s«a wird, dasx in
Teutschland kein fried zu boSfen , ehe and t avor die krlter
alle gut kat katholisch seien, t. L 1632. ta ien mmmdtrt-
Ueh gefärbten quellen begegnen aUtrki Mracalsii «aatrar ^ana,
10 getnimmer und getrunibe, dte htiit auf §rmm ft»ätä n
itr ftstaltung des ableittnien sufßsts himmeiitm:
machten bulver tl\ der wer
wider den edaian rikrataa (At
aN gros« waa ir hbaimiti
«ich hAb ein graa« gairamh«:
maoeger sack alah ««k«
ut der «talTal var dam lim.
Iu4 r.» »Iftrsaarfcr mätUMtf (ISn-IIW)
Liltammms 4lllW;
do hAb sieb grost gatrtaauaar
und Hendliek gaiammar
gein demtalkan fhimea aaa.
MS kk« alt aar «aacbrlkea kaat
ia* mvaaur llcrra •! alle
mb «laam graeaaa ackall«. M&.
GETROMMER, la., iiliUiliUni m itm ylaral tiliMii
(s. d,). He hildunt W «Ma/br» »aif ItaÜrt, A tm am in
plural aaJ nickt «a in itefaiar Iniaa («fl «tea gccrtaa)
anknüpft: iotk ul ikmr itttHrt ja itt Mkifiiftulm mtmi§
fihrHuälkk m»i wunitrHkk tmf toiliRimlf htinimmfn m-
gt$tliHukt; /Br ik tUfnuimm mwnimm§ mmi im pimnifmm
i« grmnitmtm awft 4« «irfmfWi, •« im liHaaaf im «»>
t lAi a«*e tafi:
4567 GETRUNKEN
und drei mal zwang er seinen kahn,
trotz Wirbel, stürm, und wogendrang;
und drei mal kam er glücklich an,
bis ihm die rettung ganz gelang,
kaum waren die letzten im sichern port,
da rollte das letzte getrümmer fort.
BBiiGER (rfds Herf »om braven mann) tüerAe (1814) 1,212 ;
früh am andern tage bestiegen die drei freunde den Jetten-
bühel und Leschuuten die trümmer (des Heidelberger schlosses)
erst gemeinschaftlich . . 'hört', hub der Sendner an, 'der
DeulscLe bat doch ein groszes vergesznis. dieses ganze ge-
trümmer ist ein werk französischer veiruchlheit, und dennuch
kriecht dort unten ein blackwurm um sein tintenfasz herum
und schreiet und schreibt in die weit die schmachworte:
'hier wo ich tagtäglich die blauen berge des schönen Frank-
reich Tor äugen habe, musz ich mich wohl begeistert fühlen,
über das französische recht zu lehren'. F.L.Jahn (die fahrt
xum Jettenbühel) l, 516 ;
zu (lirsau in den trümmern
da wiegt ein ulmenbaum
Trischgriinend seine kröne
hoch überm giebelsaum.
wenn in dem dumpTen, stummen
getrümmer ich gelauscht,
da hat ihr reger wipfel
von windesllug gerauscht.
Uhland die ulme tu Ihrsau;
getrümmer, collectively , ruins ruhbish Hilpert 461; als der
traurige zug, finster schweigende Volksmassen rechts und
links, über den Vendömeplatz geht, fällt des entthronten
königs blick auf ein getrümmer am boden. es ist die um-
gestürzte und zerschmetterte statue seines ahiiherrn Lud-
wigs des vierzehnten Scherb Blücher 1,327; der Engländer
Rieh, resident der ostindischen compagnie zu Bagdad, war
der erste, der vor etwa dreiszig jähren bei einer reise nach
Kurdistan zu Mosul einige bruchstücke von Ziegelsteinen
mit keilschrift beschrieben und ähnliclie kleine getrümmer
sammelte. Stahb die Ninivemonumente des Louvre, d. museum
1,2,95; überall sonst kamen die landtage in die neueren
tage hinüber, ein seltsames getrümtner aus jenen alten
Zeiten, da der deutsche norden noch in kleine territorien
zerfiel. Treitschke deutsche gesch. 1,44; gegen das untere ende
dieses abschnittes zu schiebt sich am linken ufer gewänd«
heran, das thal wird wieder zur schlucht, unter einem wirren
getrümmer schwindet die sohle {des thals). v. PaiELiiEitER ztschr.
des deutschen alpenvereins 22,235. an Zusammensetzungen vgl.
felsgetrüminer th. 3,1514; thurmgetrümmer Zschokre 5, 286.
GETKUNKEN, parlicipiales adjectiv zu trinken, getrinken
(s. d.). die isolierung vom verbalstamm bewegt sich nach zwei ent-
gegengesetzten riclitungen; für beide setzt die frühneuhochdeulsche
periode den endpunkt.
l) die aciive bedeutung, die bei transitiven verbis gerne an
dem zum adjectiv entwickelten particip präl. hervortritt (vgl.
Grimm gramm. 4,71), hat hei unserm verbum im allgemeinen
das präfix ge ferne gehalten, s. trunken, betrunken, es fehlt
jedoch auch hierfür nicht an vereinzelten ausnahmen, so wird
das präfix von der negierten form begünstigt :
a) getrunken = einer, der getrunken hat:
dö sprach von Troneje Hagne 'lieber herre min,
ich wände daz pirsen hiute solde sin
da zem Spehtsharte: den win den sand ich dar.
gin wir hiut ungetrunken, wie wol Ich mere daz bewarl
Ntbel. 908, 4 u. a.
ebenso nun für die positive form:
daz du uns muzis becleiden
mit dinis tischis aleibin
unde mit dinen keuche getrunken machen.
iUanei 1445 Massmann;
die aide vügerinne
bescheinde dö ir sinne,
dö sie entsüp daz Cynaras
mit wine vol getrunken was,
do gehiez sie im hclingen
eine maget bringen
an daz sine bette,
die töte in minne wette.
Albrbcht V. Halberstadi (metamorphos. 10, 438
qravem vino) 22, 370 Bartsch;
h) in der heutigen bedeutung von trunken, betrunken:
ok de in der tollenbode
scbolde hebben orer hode,
unde se jo nicht beropen,
wan se wolden teken kopen
unde ein deel weren gedruncken. dal schtchtspfel lo
Ihunswick AH}, (t.stwtlechron. 16,116;
eine grobe dflck, einem gelruncknen bawren gelhan, von
einem jungen gesellen begangen. Lisdk.neü raslbüchlein 127
GETRÜSCH— GETÜCH
4568
(nr. 73); das getruncken hat oder getrunken ist, potus,parli-
cipium activae et passivae signißcationis Däsvpodius R '^.
•2) die passive bedeutung im sinne unseres heutigen ertrunken
bleilit noch mehr vereinzelt: dar belef oc dot vile Indes ge-
siagen unde gedrunken (ertrunken) in der Bese. sächs. welt-
chronik 385 monum. vernaculj 11, 253.
GETRÜSCH,«. vgl. gedrösche, gedresche <A. 4, 1 sp. 2038:
daz sih iht ein getruesch hieb von den liuten, ne tumuUus
fieret in populo. evangelienübersetzuny des 14. jahrh. Matth. 26, 5
Schheller 1 % 676.
GETUÜST, n. nur in elsässischen denkmälern belegt, viel-
leicht an trust für trucht anzulehnen, insofern sich aus dem be-
griff gefolge leicht die Vorstellung menge Volkes, gedränge ent-
wickelt : die wil waz Cunradinus noch do in den gezelten. des
kam ein getrüst der vinde über inen und woltent in vohen.
Close.nehs chron., d. städtechron. 8, 40; und an dem andern
tage dernoch, do wihet in der bischof von Kolle z& eime
romeschen kunige wol umbe die mitte naht, und geschah daz
darumbe daz deste minre getrustis wurde. 63; do zwüschent
bette Hector einen künig gefangen von Kriechen, und das er
den gefangen mühte us dem getruste bringen, do warf er
den schilt an den rücken. Kümgsbofen ebenda 293.
ÜETTEN, s. gäten , jäten, Ih. 4, l, sp. 1489. auch CtAiDS
schreibt in seiner grammatik gelten, vgl. neudruck 112.
GETTEN, verbum, in der jüdisch-deutschen mischsprache üblich;
es ist vom hebräischen get (scheidebrief) abgeleitet und bedeutet
'stc/i scheiden von dem weib oder dem manne'. Ave-Lallemant
4, 318.
GETTER, s. th. 4, l, sp. 1507 ff. tu den dort gegebenen bei-
spielen sind noch einige nachzutragen:
1) für die gilterthüre in kirchen und klöstern: item es ist
ze wiszen, wie man die klosterfrawen zu sant Katherina
gereformieret und basz verschloszen hat . . . macht in all
mauren um das klosler hecher, als mans noch wol sieht,
und prach man in die eisini getter, durch die sie vor geredt
betten, mit den leuten, die prach man in ausz und verraaurt
die und hüet ir etwan lang, dasz niemant zu in noch von
in mocht gan. und sol man wiszen, als man in die gelter
vermalen wolt, da wurden die frauwen so zornig und so un-
richtig und luefen herfür mit Stangen und mit pratspieszen
und schluegen und stachen zu den maurern und zu den
Werkleuten und triben sie all ab mit gewalt. chronik des
B. ZiNR d. städtechron. 5, 103.
2) für das fenstergitter und ähnliche Schutzvorrichtungen: dann
ich hab gesehen vom fenster meins hausz durch die geter:
und ich sihe die kinder. Eck Sprüche Salomonisl,Q (6c« Luther
und Dietenbehger gegltter, vgl. th. 4, 1, sp. 2305); ersprang
ein wand, lieff sechs schritt ein maur auff, unnd erstig
also ein laden und fenster eines spises hoch, also daz kein
hund sicher am j^etter schlief. Fisciiart Garg. 281 neudr.
3) gilterartiger verschlusz überhaupt: und als sie wider in
die kirchen kamen, da gengen sie zu dem grab und detten
santz Zimprechs hailtum in ain kupferen sarch auff ain stain,
fein eingemacht, und detten ain starcks eisses getter über
den sarch und Vergüssen das getter mit plei. fortsetzung der
Chronik des H. Mißlich d. städtechron. 23, 416.
4) gitterartiger zierrath:
crützer (,lireutze) machens euch daran (an die kleidungtslücke)
schlecht, burgunsch, und wie man kau;
sieht dann ein lusz das heilig crütz,
80 wicht sie bindersich besitz
und loulTt in bSsen wider schlichen.
der tfilel mQsz dem criitz doch wichen,
warumb Oühe nit ein arme lusz
und lieir zum hembde nit hinusz?
noch sindt getter euch da bi
und ein geler haber bri
leitern vil so mancherlei,
es beist der Tütschen dirdendei,
die kein lusz bestigen kau.
Tb.Mubner narrenbeschwörung nr. 34, 82 Spanier.
GETTERN s. gätlern sp. 1510.
GETTIN s. güd, güdin.
GETÜCH, GETßCHE, GETUCH, n., sammelwort zu luch in
der bedeutung von leinwand. das wart nimmt eine eigenartige
Stellung zwischen mundart und Schriftsprache ein. die ersten bei-
spicle flieszen aus denkmälern miltelrheinischer und oberrheinischer
herkunft, daneben int es in der Umgangs- und geschäftssprache
Baierns bezeugt, um die wende des 17. jahrh. dringt es in
die allgemeinen Wörterbücher, schränkt sich aber in unserm
Jahrhundert wieder auf mundartliche geltung und auf den ge-
4569
r. ETÜCU ELT— CETI JCK E
OETL'CKaT— GETCmiEL
4570
hraurh hei obeTThtiniirhrn lehrifltUllern ein. unter dtn drei
angrfiihilen formen nt die erste {umla*l mi/ upokope) du
gfbräuchlirhtte. der umhiut ttl nur m den ältesten beisptelen
unbezeiehvet, der klingende auigang itrhl gani vereinult m
wöfterbüehern, der dental trschetnt in ob^-rdtultehtn quellen an-
fangi alt media, vgl. oben ^educh ip. 2041.
1) die friihntuhofhdeuttche )>eriode.
a) und so er de>sliolhen anKercill, hat «r geiprochen :
'ich muesz wnl npiniien, dann wer wolt mir ■oiiet geducb«
grnug gelien'T Ztmmentche ehronik 1, 4'3: der kilwart noI ge-
lulien . . illt-s dufigenigi', n» im überaiilwnrtt, triiwlich iii
vrrnorgen, e^z Rieg k<*lcb, mcMtgcwand, alturdücher oder
ander geducli. tvetitlium von Watterburg, <iRiiiii 1|409: aie ver-
wahrt ihr kaileugerüht vor motten, henckt jSrlicht ir kleider
in die niertzentonn, sallzt das gelhttch em, lovandelierti
uniid einnpicknarilisiert!). Fiicrart Garg. Wi neudruck; wer
bet Je gemeini, da»z man von allerhand r»rh wollen, ge-
«punst, nUbetsfaden und seiden, sollt ein solch gelOch, plag,
leck, Sergen, wondthiich, ninhhang, liitken oder tüpptch,
Blicken, »tnckiMi u «. tr, Fii)CHARr vorbertchl zu emblematum
tyroeinia {kloster 10,941 Scheible); den schaben, so nur die
hnstlichsten getticb oder kleider angrcifTen. II. IIhat Gkasz
gen. Vey, cyripaedia novo, deutsch {Fretburg 1506). vgl. IIiilingei
Alemannia i%,'i!>; keine wanr, weder von gold, silber, edelge-
sli'incn, geschweige des zinns, kupITer.«, getücba, der kicidung
und was es sonst sein mugen. URiiiiieL>iiAi)8K!< simplicianiKhe
Schriften (landstörtterin Courage t8) :i, 00 Kurz.
b) {wir) hringen mit uns von seidnem und ondrrm gedücbe,
ein grosze whare. Fien abrät (l.')33) G*; des uieyerH scbluff-
knmmer lasset aufl* die andnr selten der kuchin ordenen,
und gleich ein andere daran, für seine kiodrr und dienst-
ni.lgd, und widerum eine hart dabei, für ein geriltskammer,
für allerlei leinen und .«onsi getikh. M. Skuiz feldbau (IhSo)
19; weinraule in die trugen zwischen die kleider und dus
getüch gelegt, verhtitet, dasz sie nicht von den motten ge-
fressen werden. Tabirnakvont. krduterb. 400. ebemo gctuch
bei Hkiniiard vohlgegründeter gegenbericht in saehen Werlheims
{Wtitheim t6l8) 2,'lS2. 185.
c) für die bairische spräche: das getnech, leinwandteug, »eisj-
teug, die getüechkammer, bei hofe m Mvnclnn. Scmmcli.rb
t', 583.
2) schrtftsprachlicbe belege des 17. und 18. jahrhundertt : nicht
aber gehört zum buusgerliht: Silbergeschirr, kleinodien . .
kleider, bücher, getüch, hemder u. 5. w. Schottül 491*:
srbmutzige tischtflchcr. ungewa-^chenes getüch. Krämer ital.-
teutscliis wb. (1693) 1128'; schwartz getQche, panni-ltni sporehi.
deuL'ich-ital. dict. (1'02) 2, tl&9'; getüche, die tücher, das uug,
the üothes Ludwig (t';65) 711; getUche, le Unge , la toUerie
Schwan (ISII) 439.
3) für dw neuere zeit:
n) un btttiwerk, un geilüch. haiiiralh un kQchegeschirr.
Aii>oi.ii /i/iii(;«(muiiln<; M ;
gebt mir den tuchzipfel, sprach er, dasz wir das seitdach
spannen, er stieg zum ahorn auf und befesligte die enden
im geSst. gegenüber waren hohe Stangen eingeschlagen, von
blauer bühnenblülhe umrankt, dahin trug l'raxedis das getflch
an seinen andern enden; in kurzem hing die schattige decke
Aber den Inlligcn räum. Scbbffbl Kkkehard 319; zu füszen
stand Traxedis und hielt die enden eines schweren, langen
zellgetUchs. 316.
b) getüch, gelüchs (rhnnisch) tammelvort ton turh Kkhrki:«
Volkssprache und volkssittt von Sassau 1,162; getüch in Pfali-
Zwetbrückrn Schmbilkr 1*, 583.
üKTÜCliELT, participiiiles adjectiv 2u tücheln, «i'ner verbal-
aMettun; tu tuch: getüchlet, vittutus Frisics (1616) 751. vgl
vitia . . ein wisz iQchel, ^o crines et capilli eolliguntur. MBLar.R
vocahiiiir. predieanlium gS.
GETCCIIKRT, participiales adjectiv tu tOchern, vgl. tücheln:
also möchten sie auch jncn einen tüchern oder getOcherten,
eingeuirckrten, eingeneeten gott, lestern, weil er in rock
vnd kleider, geneet vnd gewirckt, gangen Ist. Luther {kurtt
bekenntnis vom h. sacritment 4t) 8, 176* Jena.
GETUCKE, n., Verbalsubstantiv tu tuckeii. vgl. ducken.
reflexiv , tich bücken , netten, beugen , ichmiegen tkeil 2, $f,
un. 14»4:
leicht kumbt lA mir, dya mich erweckt
mit gsntien Treuden trOttllcb kOn
gelolTen durch die lucke
»cboen mit geiucke. 0. v. WoiKi:<.<Ttii« 71,2, 11 Wc6«r.
CETÜCSFLT. f»t,äfity$ mittih, m lorktls. «fC 4mI«1«,
sieh ichnell nittUruim, nitierkun «ai dadwidk älk Miw
bergen, tk. 1, if. I4ti :
•McbrAeki der tckwekcad scbtu de* li*n*r4Uk*. 4m aelkM.
die kOekleln UBftftlir «ms tt« («mkkeli t<lw«t«B.
„..„ MsrtM »0» l.««saa*i.f Itl.
GtTULKKN, Ttßnim nri, ttnUrtki tocbto. dutkn, «fl.
tt. J, ip. 1499: dit iftr er takte
iiai («ruki*,
• r Kilukla
•Icti *u |*r. aiiaaMteMT IUI' a. ^ A*iMi
und so! ain paw von dem »mitrn (MMMM Nto «iwÄsMl
perkkinfter oder sibeo maooeaklaricr iiBg«fl«rikk, Mr ifc«r,
d.it niner ze weil gemesteo biet ain paw «oa des ••itna,
wenn die vierdbalb klafler, weichet dann ko 4i« iBll kUM
über die vierdbalb kLfter alt vil, dat «r Utk MÜ lillf
mundloch getuken mag, der bat r«cbl iutik» mi wmtm te
der erst weichen, iittrr. seeitth. {btrgretht m ür CuM») 1, MI.
GETODEHT, partietpiaUs atlieetit :
win raich h«ui all«« mli ktlnu*.
blunien und malen ilch <iehl«>ppt, und dei frOhllnai bellifaai ra*i«
kirch und wntiouoKeD «chniicki ! man rnbi doch tlaaial loai (rok»>
komro. wir singan elo wenlic as klingi *o pracbiif das abaDd*.
Lustig allein aebon beaai dia eeiftdariao pfarde vaa borarald.
Voaa iilfllrm iiu- Uiknttatm V).
Voss beiiekt tich in der anwurkung auf IQder, d«r strick, mit
dem man, oaba an komfeldern, dat vieh auf 4er weide aa
den eingeschlagenen pfähl bindeL idmU, t»L 1\%V>) 1, IM.
d'it ttfbum. tüdern wird gewöhnlich in nndtrir Mftmf Mr-
wendet: tüdern, vertüdern, fiden nermmn; vartOd4«r(«a
iweern, verworrener twirn ScaOTt« htUlet». täwL 4,»«.
GET(J(;EN, siehe getigeo unter gediegen U. 4, I, if. MO:
gelügen, tolidus Kirsch eora. 2, im*.
GETULLE, n. datulbe wüt gedill«, üiUnmeTk tt. 4, i, ^ IM*
und gedalle tp. IMt beieuUt. untert form btftfmrt te tktr-
diutsclien quellen, «o lir tick nnf die hefeiti§nn§en der hmwfem
und Städte bezieht und mit der holtUeknik nersekwindeL tfL tAll
ScamcLLKH t', 602.
1) die ältesten beispiele reichen in die wsUleUiechdeiüuk» MÜ.
m/u/. ir6. S, 123*. Lexkr 1,95«. gelullt an(r«Mrai«, faiaMMk
glourn bei Mork 8,393; tallum. 397. r^ OurtatAca IM*.
2) diu ttat diu verstört und verbergot wat, dcona 4u ti
an etlichen orten hulsln getQll wider gemacbot biten. Ihr,
Jahrb. 86; wenne die burgk widerumbe gebuwen w,rt mit gcluil«
oder mit zinnen. jus aU». feud. c. 45, 2, ngl. ScBcax5i2 ; und oua
halt es vil versucht, das man gem.iurt wolt babeo, «t btU
aber chaio maur nie pleiben wollen, denn e* i»t gegca itm
mer wSrts, das man et pasz behüten mag, daoo 4at aa
gegen dem land würlt wer. und ich ban dat ga««bao, waoa
an derselben Stadt ain tüll {vcrtanle zweier hendtehr. galtli)
daruinb geet. Scbiltpkrcbr rette« 5t, S; welcher nur firkaa
nachtes über die mur oder getflile in oder utzkliaei. lf<a>-
mtnger reehttbuch bei ItiauiCEt tchriib.-'iuish. wh. 12«; weicher
nachts über der statmur ald ubar getQll usz oder ja kUnmul
ebendort; ugger, getüll oder ufTgeworffen huff oder nu odar
grabe. Twiucer 3*.
GETOLI'ET, partietpiaUs adjectiv, •uftauiu. retuuu Faiaaw
(1616) 751; in der tpdteren nutgei>e *•■ I700 i. lit bl «Mar»
litzt dafür eingesetzt .
GETUNT, n., ostfrietiahe form: gtlaat, das Matra amf ekntm
hörn : getont vOr de obren, laajea aar den ehren Sretiaavac
ostfriet. üb. «19*.
GETÜHMEi., a. egl. gedamoMl (*. 4, 1 «^ »ftl ; *»i. ga-
dümpel ebendort. das suhsianttr wird eltfemem *U ttUeettr-
bitdung zu tumel {mhd. wb. 3. 1»'. Luta 3, IM«) aa/frfattf.
dem stehen jedoch fel§enie thetithen entjeftn:
1) doi einfache tonal, dnt nlt frunifnrm nmtmtetten «di«,
LegegnH für die iUere teU nur im RtUniiUiit, we et den
mächtigen ton r«a RoUndt hern kenntetdtatL tehm hter, mnäk
mehr aber in den tpilerm quellen, ra deara et Ma/Ifir emf-
tritt, Ue(il dw anmhme UutÜcher eertthmmeUinf nn$ der friß
gierten form nth*.
2) MemlvnftMferenmnngen ItMeem t»th aa dea wetkml heider
forwten aJkrdiaft anhnhffen, jtiotk wtit negntirem ergeH» fit
unsen fmge. die vermgerte heieutmng, ite heteh inknȤ amf
geriuMChwirhungen, tritt an der peiftltten form eatidmita
kerotr, m nicht nur Ha XaitadiNedt, itadiTa tar tUtm
in den wtrdemttchmngen det Prrai, der im aartdiart ata Lstataa
aeaeai («slaaMal fatOaad arif uanaÜPih, aafrvar, iai
einfache lüomel jedoik mM fßhtm, laadwtl
»7»
4571
GETÜMMEL I
GETÜMMEL I
4572
vgl. Frommann 6, 42 und 44. diese feslstellung scheint aber
ioillkürlich und mit rücksicht auf vereinzelte stellen gegeben
zu sein, ähnliche Schwankungen begegnen überdies auch beim
verbum. zwar überwiegt hier die alljemeinere und um-
fassendere bedeutung, so in dem althochd. tumilön rotari Graff
5, 421 {vgl. dazu unser taumeln), und die gleichen bedeutungen
liegen auch unserm tiimmeln zu gründe, s. dummein th. 2, 1516.
daneben macht sich mundartlich die Verengerung der bedeutung
bemerklich: machten überaus ain grosz knellen und dumicn.
Sendehs chron. von Augsburg, d. städtechron. 23,105; tumpeln,
lärmen, schreien Weinhold schles. wb. 101.
3) wenn also nach der seite der bedeutung der anknüpfung
an das verbum nichts im wege steht, so sprechen für diese einige
andere bildungen, die nur vom verbum ausgehen können, in
den Städtechroniken und auch sonst, wo kampfschilderungen ge-
geben werden, spielt der tumeier als Schleudermaschine eine rolle
{vgl. Le.xer 2, 15C6), wobei die drehende bewegung in den Vorder-
grund der begriffsbestimmung tritt, andererseits läszl sich an
dem Substantiv, das von hause aus mehr auf das akustische mo-
ment beschränkt ist, an dem nahe verwandten getummer (s. d.)
der Charakter eines Verbalsubstantivs zu tummern gegen jeden
zweifei sicher stellen.
4) so ergiebt sich mit groszer Wahrscheinlichkeit als ausgangs-
punlit ein Verbalsubstantiv mit der funclion eines nomens actionis.
den bedeutungsgehalt bildet eine mit geräusch verbundene be-
wegung. je nachdem das geräusch, je nachdem die nur sicht-
bare bewegung hervortritt, ergeben sich sondergruppen, die ihre
eigene entwicklung erfahren, auf der allgemeineren grundlage
halten sich parallelen mit ungestüme, auffruor. das akustische
moment tritt in der qläehsetzung mit getön, getöse, geschrei,
in älterer zeit wuof, cradem hervor, das optische moment
macht sich in der annäherung an gewülil, getreihe u. a. bemerk-
lich, die Synonymik pflegt, wo sie sieh mit unserem worte be-
faszt hat, dieses in einer gruppe vorzuführen, in der nur ge-
räusche gekennzeichnet werden, zum unterschiede von getöse und
geräusch wird dann aber gewöhnlich das zusammenwirken mehrerer
menschen oder thiere als grundbedingung gefordert, vgl. Eberbärd
3, 255. in dieser forderung tritt das zu tage, was man neben dem
akustischen momente das optische nennen könnte, und was un-
mittelbar wieder auf die grundbedeutung des verbums zurück-
führt, auch dieses verbindet sich ja eigentlich nur mit lebenden
subjecten.
I. erstes auftreten, geltungsbereich, formen,
l) die ältesten beispiele reichen nicht weiter als bis an den
ausgang der mittelhochdeutschen periode zurück, sie uwen sämmt-
lich auf bairisches Sprachgebiet und lassen schon hier das Verbal-
substantiv zur geltung kommen neben einigen fällen , in denen
auch collectivbildung vorliegen könnte, erst der frühneuhoch-
deutschen periode gehören mitteldeutsche beispiele an, in denen
das Verbalsubstantiv sich als solches ausweist,
a) do warn samint die zwelf hotin in der stat da si der
heilanl bitin hiez. und wartin des geheizzis des er in getan
hete. do wart ailis gahis ein crAdim und ein getumele von
himele also einis heijmutigin geislis. speculum eccles. 86 Kelle;
here, hab guten müt,
die salbe wert in der masze gut,
da quam czu dem getummele von einer brücken
daz smaicz von (einer; muclien
und daz blut von einem schlegele,
daz geherne von einer flegele
und der groszen glociien klangk
und waz der kucket bure gesanck.
Innsbrucker auferstehung Christi (H.jh.) Mone 2, 742.
das seltsame recept, dem in den entsprechenden krämerscenen
anderer osterspiele gerade die stelle mit getümmel fehlt, findet
sich genau so später im Gargantua des Fischart wieder, vgl.
sp. 4587. viel belegt ist unser worl bei Aventin, der es stets in
Verbindung mit gerümpel aufführt; die drucke zeigen die prä-
figierte form, zu der die handschriftliche form tiinpi, timl
sicherlich im Verhältnisse mundartlicher Weiterbildung steht : damit
wir uns selhs nit trlegen mit unsern . . aufgeplasnen unnützen
tili und nämen, lieblosem gefeit, lären plossen worten, un-
andächtigem grimpl und timpl, ungotsforchtigem prangen
und angenumer weis. Aventin {deutsche chron. I, 7) werke 4, 59.
im druck getimpl; da ein solchs geiümel und tümel war,
rumpleten die feind urheringira schlaf auf, hörten ein solch pu-
saunen und plasen und geschrei. {chron, I cap. 81) werke 4, 178.
Variante des drucks gerümpel und getümmel ; ruckten für und
für mit einem grossen geschrai grümpel und lüml. {chron. I
cap. 144) 320 «. a. die lautliche anlehnung an lumuUus be-
günstigt die ausbreitung unseres worles in gelehrten kreisen:
tumultus, getumel, timel. vocabular. predicant. 15. jahrh. Diefen-
BACii 601'; getommil strepitus. mitteld. vocab. rer. des \%. jahrh.
DiEFENBACii und VYt^LCKER 618; vgl. auch Kilian a. a. o. ein
weiteres Zeugnis für den gebrauch des wertes im 15. jahrh. liegt
in der Kölner handschr. des Loher und Maller vor. vgl. Lex er
nachtrag 205.
b] diesen spärlichen belegen aus dem 14. und 15. jahrh. steht
nun bei Luther eine ganz auszerordentliche entfaltung des ge-
brauches entgegen. Stade führt in seiner Zusammenstellung
'der vornehmsten deutschen Wörter, deren sich dr. Mt. Luther in
Übersetzung der bibel , , gebrauchet' auch unser wort auf. die
bibelübersetiung ist ganz durchsetzt von Verwendungsformen unseres
.Substantivs, und in keinem einzigen falle hatte die vorlutherisclw
bibel das wort gebraucht, aber auch die späteren Übersetzer
haben sich vielfach in der Verwendung des Wortes wieder einge-
schränkt und so bietet uns Luthers Sprachgebrauch hier nach
zwei Seiten belehrung.
a) das beispiel Luthers wird von den späteren Übersetzern
aufgenommen, die vulgata weist in diesen fällen substantiva wie
tumultus, confusio; verba wie tumultuare, lurbari auf; vereinzelt
macht sich das akustische moment allein geltend, das schon in
beispielen für tumultus gelegentlich stark hervortrat und für
das die lateinischen parallelen sonitus, strepitus zeugnis ablegen.
1)) o)) zu der zeit wird der lierr ein gros getumel unter
jnen anrichten, das einer wird den andern bei der band
fassen, und seine band auff des andern band legen. Luthkr
Sacharja 14,13 {tumultus), ebenso Dietenberger, ähnlich Ecu;
genau so 2. Sam. 18,29, vgl. unten; und er kam in das haus
des obersten der schule und sähe das getumel, und die da
seer weinelen und beuleten und er gieng bin ein, und sprach
zu jnen, was tummelt und weinet ir? Luther Marc. 6, 38
{lumultum . . quid turbamini); und her sach daz geludeme
(gelömede liandschr,). Beheins evangelienbuch; den wuf (daz
geböfel) codex Teplensis ; auffrur imAugsb. nachdr.von Luthers
Übersetzung bei Ramminger (1526), vgl. Reifferscheid Marcus-
evangetium. Eck und Dietenberger folgen Luther.
6)) als sie das böreten, wurden sie vol zorns, schrien und
sprachen, gros ist die Diana der Epbeser. und die gantze
stad ward vol getümels. Luther apostelgesch. 19, 28 {et impleta
est civitas tota confusione) ; und di stat wart derfullt mit Ver-
wüstung, cod, Teplensis, ebenso Eggesteyn und Kobürger. Eck,
Dietenberger wie Luther.
c)) und als er in des obersten haus kam, und sähe die
pfeiflfer, und das getumele des voicks, sprach er zu jnen,
weichet. Luther Matth. 9, 23. ebenso Eck und Dietenberger ;
turbam Uimultuantem und sach di . . . ludemunde schar.
Beheims evangelienb. ; und die gesellscbafft wussend (wuifend?)
codex Teplensis; und da Joab der posaunen schall höret,
sprach er, was wil das geschrei und getürael der Stadt.
Luther i, könige 1,41, {quid sibi vult clamor civitatis tumul-
tuantis). ebenso Eck und Dietenberger; was wil im der ruof
der stat der wußenden. Eggesteyn und Kobubger.
d)) Paulus aber gieng hinab, und fiel auff jn, unibfieng
jn, und sprach, machet kein getumel, denn seine seele ist
in jm. Luther apostelgesch. 20, 10 ; {nolite turbari) nichten weit
werden betrübt, codex Tepl. ebenso Eggesteyn und Koburcer.
Dietenberger und Eck folgen Luther.
2)) a)) da aber Pilatus sähe, das er nichts schaffet, sondern
das viel ein grösser getumel ward, nam er wasser, und wüsche
die bend für dem voick. Luther Matth, 27, 24 {magis tumultus
ßeret). ebenso Eck und Dietenberger; abir daz daz geschrei
wart grözir. Beheims evangelienbuch; daz nier wuf wurde ge-
gemacht {geschrei). codex Teplensis; einer aber rieff dis, der
ander das, im volck. da er aber nichts gewis erfarcn kund,
umb des getümels willen, bies er in in das lager führen.
LmaKR apostelgesch. 2{,M {per tumultum); vordem wuf codex
Teplensis, ebenso Eggesteyn; geschrei Kobürger. Eck und
Dietenberger wie Luther.
b)) das die leute werden schreien, und alle einwoner im
lande heulen, für dem getumel jrer starken rosse, so daher
traben, und für dem rassein jrer wagen. Luther Jerem. 47, 3,
ebenso Eck und Dietenberge»; von der üppigen wispelunge
der geweffenten und ir streitter. Eggesteyn; der hochvart
der gewaffenten. Kobürger.
c)) und Moab so! sterben im getumel und geschrei und
posaunen hat. Luther Amos 2, 3 {in sonitu . . . in elangort
tube), ebenso Dietenberger und Eck.
{
4573
GETOMMEL I
GETOMMRL 1
4&74
ß) vertinielt sind dit beitfitele, in denen I.OTiiRiis mertgebraueh
von einem der ubersetser nachgeahmt, vun andern terlauen wurdt.
I)) 0 weh der menge so grosses voicks, »le dae meer
wird CS brouien, und dai gelUiiiel der leut« wird wüten,
wie grosse wasser wüten. Lutiibs Jesaia {i, n {tumuUui (ur-
barum). ebenso Eck; dein iingeslüincn voick. DiETeNinsciii.
vgl. die menig der scbar als der don maniger wasser. Ecet-
STKV.H und KuBURGER. — lind da Sau) noch redet mit dein
priester, da ward das getümel und das lauften in der l'bilister
iager grOszer. Luther I. Sum. 11, 19 (tn den alteiten aunjaben
findet tich folgende fassung: da bub »ich der baulT inn der
Philister Iager, liefT und \vard gros, tumuUus). ähnlich Ec>;
du hüb sich ein geschrei. Dibtbhbrbckr; michel wäf. EccK-
STEVif; do erbub sich ein grosses bOvel. koRUROER.
2)) es ist ein geschrei einer menge uuff den bergen, wie
eines grosseji voicks, ein gescbrei als eins gelümels der ver-
samleten kOnigrciciie der beiden. Lutiibr Jet. 13, 4 (vox tonilui
rtgum gentium eongregatarum). d/inifcA Uiktendercer ; stimm
des geschrei. Eck; vgl. slm des dons. Ecgkstkyv un(iKoBURGBR.
y) die fdlk, in denen die übersetter übeieimtimmend von
LuriiKR abweichen, beliehen sich tntueder auf Verwendungen,
wneritiilb deren das akustische moment einseitig hervortritt, oder
auf Übertragungen, die auf der breiten grundlage des Verbal-
substantivs ansetzen.
1)) las fliehen die vOlcker für dem grossen getümel, nnd
die beiden /ustrewet werden. Lvih^k Jis.Z3, '6 (in den Sonder-
ausgaben der Propheten für dem getümel der stim); a voce
angeli (vor der stim des engeis in den übtrtetiungen vor und
nach Lutokr); und wer sie höret, der entsetzt sieb für dem
grausumen getbime und der grossen menge und getbümel,
das sie mit dein hämisch und eisen machten. Luther \.Macc.
6, 41 (a voce mullitudinis et incessu lurbe et collisione armorum) ;
erschracken von we)^en seiner grosse, unnd iingewoncten ge-
thön der wafTen und des volckes. Eck und Dibtbndercer.
2)) Übertragungen.
a)) für die verbalthätigkeit wird ein abstracUs subject htran-
geiogen: denn man wird bOien eine slim des gelümels in der
stad, eine slim vom lempel, eine stim det> berrn der seine feinde
liezalet. Lothbr Jes. C6, 6; vox populi, die stim des voicks.
Eggesteyn, Koburgbb, Eck und 1)iktbnbkbgi.r; es verlacht
das getümel der stad, das puchen des treibers hOrel es nicht.
Luther Htob 39,7 {conlemnil multiludimm civitatis); er ver-
schmäht die manige der stat. Eat^ESTtYN; veracbt die menge.
Dietenbergi-r; vilc der stat. Koburcer und Eck.
b)) erweiterungen des bedeutunytgehaltes.
a)) weil du dich denn verlessest auff dein wesen, und auff
die menge deiner beiden, so sul sich ein getümel erheben
in deinem voIck, das alle deine festen zerstöret werden.
Luther Hos. 10,14 (tumuUus); der wuGT ctet auff under dem
voIck. Eggestbyn; geschrei Koburger; ain auflauff wirdt
werden in deinem volck. Eck ; darumb wirdl under deim
voIck einn rumur erwachsen. Uietenberger.
ß)) da gicng eins jglichen schwert wider den andern, und
war ein seer gros getUmel. Luther i. Sam. 14, 2u {eedes magna);
niichel erschlachunge. Eggestbyiv und Kobubcbr; ain grosse
Schlacht. Eck; ebenso Dietbnbbrger; mühet euch nicht, mich
zu trösten über der verstörung der tOchter meines voicks.
denn es ist ein tag des gelümels und der zutreltung und
verwirruug vom berrn. Lutiibr Jes. 22,5; lag der erscblachung
und dervertrettnng und des weinens. Eggestetn undKoitiRGFR.
dhnlich DiBTKNBkRGKR und Eck.
y)) darumb wird über dich ein unglUck kernen, das du
nicht weisset, wenn es daher bricht, und wird ein unfal
anll dich fallen, den du nicht sQnen kanst, denn es wird
plötzlich ein getümel über dich komm, des du dich nicht
versiebest. Luther Jes. 47, tl {calamitas); armut Eggbstkin und
Koburger; ain schneller iainer. Eck; unfal Dibterbercki;
denn es werden grosse getümel sein über alle die auff erden
wonen. Luther 2. chron. 15, 5 (terrorts); forcht allenthalben.
Eggestbyn und Koburger; es werden grosse schrecken sein.
DiBTBNBERGER ; erschröckung. Eck.
S)) das gelumel deiner widderwertigen nimpt iroer zu.Lothbb
psalm 74,23 (in den autgaben von 1524 und 1b; später das loben
deiner widerwertigen wird je lenger je grösser); tergisz nicht
des getümmels deren die sich wider dich auflBhnen, welches
staiiglich zi'inimt. I'iscator (1610) (superbia eorumqui teedtrunt^
ascendil semper); uhermuot Nutker und Windbtrgtr pttUmtn;
bohvart Trierer ptalnun; stoicxheit Tr*bnitttr pidmn; hocb-
vart Eccbbtitii, Kosobckb, Eck und DiirttiBtRcn. — b«r «k
lange wiltu tutebrn? errette doch mein« sad« SM JrHB
getUmel. Lothbr pt4lm ui, I7 {rntitut aMM« ■«•« • mak'
gnitaU torum); argwill.gi NoTStR; ubilnillklMito mnMwpr
ptalwten; boibeit TrihnUur f^»^m«u; tülmtai» aflÜM Mt
von iren getOmlen. Mklissc* hw yfUlMl» (»ob inn brau* i« iir
ttrophitektn btorbtitung) ; obellftiBf IsMtTtln und KokCBCta :
boszbeit Eck und DiBTtnaBiei«.
» a) i«r geUungihtreick uMrtt tmiftnUm kalW tMk Am*
Lutrebs Vorgang ror allem i* itr MUtäUrn imtntm «u. in
eisten wider tlund, den et hter an alfmnuiMk ttkuJhJKktu tf»*t^
geuohnhetlen erfuhr, ktnninehmti d«« ffiwcr tM Pirti «ad iu
verhallen des Augil-urgrr narhdruekt. wk ntftgßnUmmni UMltt
den katholischen ubrruttcin dtr tdUrr Diirniaiacsa mud in
bdtriteh-tchwüb. Eck tieh verhalten, iM eben gttnfi mmiet. httä»
lehnen nur weitgehende ermnlrrung iet hedfuluupftkaUm «t,
vgl. unter IL über Lotiibb hinaus geht tn dtr ttrwtnduug im
tubtlantws die htititeht bihelübnuttumg dtt l'itCAToa litw),
vor allem im regitttr, uoi/ei dkttr alUrdingt um f^umtktfmmtm
Lotbbrb anknüpß.
a) als Heliodorus den lempel zu Jerutaleo beraubco «ulte,
entstand ein grosz getnminel. I'iscatoB tu 2. Mate, i, t«; iit
lente »her bin und wider m heuiern lieffen xossnimen. Lctubb
(alii eltam congregatt de domibui eonfluehani); e« kamra aock
die andern allentbalb ausz den hrüsern «ersanlel. Eck aad
Dibtb.ibrrckr; aber nun bat er mit der stimm eines groosteti
getümmels, ein feUr umb den»elbigen angetfiodet. Pimuto«
Jerem. II, 10; mit einem grossen mordge»cbrel LoTasa (ad
Vücem loqutla* grandit) ; zQ dem gescbrei der red. Cc8 «ad
DlETENRERGER.
ß) die zeit kommet, der tag das gatOnaela iat oak«.
PiscATOR //m. 7, 7; der tag des jaroers ist nabe. Lrrvcs
(diet occisionit).
y) war des morgens nicht ein klain getflamel uoder dao
kriegsknecbten die seiner gehütet ballen, was sich doch nil
Petro zugetragen hätte. Piscator apotUlgetth. 12,18; «lard akkt
eine kleine bekümmernis unter den knrgsknechtea. LcraB«.
ebenso Ect u.a.; trubsal cod. TepUntit. ebenso KccKSTBfa «ad
Koburger (non parva turbalio)
b) doch uueh in der weltluhen läterultw ftrhrtiUt tkk i*t
wort rasch, voran stehen fränkitche lekrifütelUr, iit itm hniinkn
spracliijebrauche nahe stehen, wie H. Sacbs, dtr geuum sa asf
Atemin gerüinpel und gedumpel xusamnunsUUl. iit Mkwihitk-
alemannitchen belege telun etwas später na, ut ktft§»tm M
S. Francs und später \\. V. KRArrr an der UiritAtm §itnt,
in der limmeritehen chronik, ta Höniceis utrrtutdif aad hei
FiscHART im tüdwetten. in dietem beitpielen Ititt iat »htÜukt
moment besondert tkirk hervor, vgL IL
c) unter den wörterbüehei n nehmen sehom iit fr^etteu, mtf
alemannischer grundlagt getchritbenen {vgL lehon dtt S4ritxkmr§tr
ausgäbe des vocab. prddieant. von Mst unter luinnlius) ktuulmu
von unterem tubstantiv. 9tTtchiednartig itt der biitmlu»pftk»llt
den tit ver:ticlintn; getümniel turba; geiüromel viel Mnilica
tumultus. Dastpodius R 2'; getümmei (dm geriusck, aMrauv.
Maalbr 17;'; getümmel, tumulltu, tirbu, beUum tmbaum, aaa-
cur5ui rixantium trtpidantium. HBMsca i:>8». bt* Sriaiaa fM
getümmel, doch wird (2361) mU aüm hterktr gcUr^fM Mra-
tungtn dat tmfaehe tommel aufgtfükrt. dtt •drMrlMWr it$
IS. jahrhundtrtt dagegen wetten tUt im aoUr ftrm mf mmI
führen unttr tummel aar dat tu tintm ititttn tar* §ttitttmi*
tubtlantiv für erapula vor.
d) betondtrt btyüntligt ttkttnl du verwtnimmg 4t» wAttatOnt
ta der tpratkt dtr iicMtung durch im rtmkadmm§
brauchUn tubsUnänn. H. Sacaa imrigli im ttm
getümpel : unitre diekitr. taai lt. /alrftaa^rt aft Ms ia At <
j„t _ ungehörige itr vtrtdntitnittn mmaittU» — risaita f^
tümmel auf himmel
«)
von in beidsn ward tin faf^aBH'
] peackan tl
11. StCM (^1
mit (lOI und D«nck«n •tu gadtepti
I. il3* «.a.
ß)
ich b«rt furwar ala grMa gadtaal:
ich woli, da* t«i war !■ daas hfaaal
■•nu uad gar sa aial gssiattaaa,
ich weil nil sala ta kait<
PvBBAB» Walb» «irrflpaiialli^ mtmirmtk k «S(
•it. rorcblend tinta muna, berailMa tkb dana.
eouwlK'hen tilUa tick da« aM*r. dia lafl. der bia»«!
mit grausimer fMckwalal. all Hagtl aad aarak.
Dil dunder and gaitaaaL Wacaaaaua I, MI (^ It7. i»)
numri tkmt ia dar anlaa ads I.Wi
4575
GETÜMMEL I
GETÜMMEL 11
4576
alsbald wiird e!n getümmel
von ihrer kleinen schaar durcli den saphirnen himmel.
Fleming (auf A. imtinqs hochzeii 1630) P"el. wäldcrVf,
desgleichen (an Olearius 1636) ehendorl II und so auch sonst, ge-
tiimmel .. himmel auch bei Günther 570. vgl. sp. 4586;
nun rief er hoch im jubelton:
'ich seh im otlnen himmol,
zu gottes rechten, gottes söhn!"
da stürmte das getümmel
und brauste, wie ein wildes meer,
und übertäubte das gehör.
ßÖRSKR (Si.Steplia)i) werke (iSli) 1,252, vql.nuch'ihi;
mein l(ind, versetzt der arme herr gemahl,
wenn du mich kennst, so wciszt du, das getümmel
der groszen weit ist niemabls meine wähl:
mit dir allein in diesem schönen tlial
bin ich, so lern ich dich zufrieden seh', im himmel.
WiELAisn (PervimiK) 18,193;
des dorfs getümmel , . . des volkes wahrer himmel.
GöTbE Faust 937, vyi. sp. 4585;
ich stand dir gegenüber
in Sehnsucht aufgelöst.
viel träume ziehn vorüber,
nach dir schau' ich hinüber —
und wo du bist und stehst,
da webt ein klarer himmel
um dich den lichten schein.
und in dem bunten getümmel
bin ich mit dir allein.
Tu. KöRNRR iH der AuqusUnerlUrche zu Wien;
vom thurme schlug es, dumpf und bang,
sie schieden mit getümmel;
die männer deuteten aufs grab,
die frauen auf den himmel.
[{bbbel (ueburUnachtxtraum) 7^, 121;
erst das getümmel, dann folgt der himmel. Wandbr I,l6ll.
d) für den allgemeinen gebrauch ist hervorzuheben, dasz ge-
tümmel mehr der schrift- und gemeinsprache angehört, die mund-
arten haben entweder nebenformen vgl. getumbe, getumere m. a.,
oder sie bedienen sich stärkerer ausdrücke, in der österreichischen
mundart hält sich das wort zähe, und deutlich prägt es hier
den Charakter des Verbalsubstantivs aus.
3) formen.
a) die formen mit und ohne präßx. aus den beispielen für
AvENTiN oben hat sich das Verhältnis der ersteren zu den andern,
als das der schriftfurm zur mundartlichen entwicklung gekenn-
zeichnet; ahnlich zu beurtheilen ist: tumultus, getümmel, timmel
vocab. 15. jahrh. Diefenbach 601*. ebenso setzen Adam Petui
(1522) in Basel, Knobi.och in Straszhurg (1524) und Gutknecht
in Nürnberg (1526) in ihren nachdrucken von Luthers bibel das
einfache turael an stelle der präfigierlen form ein. noch in dem
gedrehte des Vi. jahrh. '■die schmiede' (des knaben wunderhorn l'^)
wechseln, sofern die herausgeber richtig aufgezeichnet haben, beide
formen: ga, sa, sa. mein schimmcl
mach nicht viel getümmel. 12,449;
nachdem nun das eisen genugsam gelitten,
kömmt Wagner Franz vor die schmiede geritten,
er bringt mit sich der räder drei
'die müssen flugs beschlagen sein !'
giebt wieder ein rummel, gemummel und tummel.
l 2, 441).
Stieler führt, wie schon hervorgehoben, nur das einfache
tummel auf s. 2361. von da ab herrscht mit der schrift form auch
das präßx vor. die einzigen mundarten, die an unserem worte
antheil behalten, schwanken auch in bezug auf das präßx, je
nachdem das Verbalsubstantiv im Vordergründe steht oder nicht:
tummel, tümmei m., getümmel, getöse; tummeln, schlagen;
gatümmelach n., brato, balteria. Schheller cimbr. wb. 240;
tummeln lärmen, tumult machen; tümmei m. getümmel. setti
communi, vgl. Sciimeller 1-', 605;
über a nieds getfimmaill
do dakimmd der Lümmail.
ged. im Tirol, ilial. 17, Schöpf 775.
6) am lautkörper unseres Wortes selbst sind fast alle factnren
Schwankungen ausgesetzt, so dasz die Schreibung eine ungemeine
mannigfaltigkeil der formen aufweist.
a) der stammvocal. der umlaut bildet die regel, setzt jedoch
in einzelnen bildungen nachweisbar aus. für den umgelauteten
vocal andererseits kommen Schwankungen der a*"svrache zur
geltun g.
1)) die Schreibung bei Lüthe«, der z. 6. für Marc. 5, 3S in
der Septemberbibel und anderen ausgaben bis 1526 getümmel
setzt, ist nicht kennzeichnend, da Luther überhaupt anfangs in der
bezeichnung des u-umlautes zurückhält, die bairischen quellen
lassen frühzeitig aus ihrer Schreibung (i) den umlaut erkennen.
in der Zimmerischen chronik lueehselt in einem satze getumel
und getimul vgl. sp. 4580. die unumgelatitelen formen scheinen
aber nicht blosz der Schreibung anzugehören; gediimel in
Baümanns quellen (vgl. sp. 4.581), noch mehr rummel, gemummel
und tummel in des knaben wunderhorn l^, 446 weisen auf laut-
liche geltung hin; vgl. tummel, tümmei bei Schmeller cimbr.
wb. 240. bedeutuugsdifferenzierungen lassen sich nicht wol mit
diesen Schwankungen verknüpfen, eher ausgleichungsbestrebungen
und verschiedenartige anlehnung an verwandte formen, vgl. auch
die nebenform tummeln neben tummeln.
2)) die ungerundete anspräche: timel vocab. prädieant. Diefen-
bach 60t'. ebenso Atkntin und Zimmerische chronik s. oben;
gelimel Eck apostelgesch. 2\, ii u. a. ; gedimel B. Waldis n«u-
druck 42. endlich vgl. die reime auf himmel.
/9) Veränderungen an dem labial, der die Stammsilbe schlieszl.
die Synkope des vocals der ableitungssilbe rückt in einzelnen mund-
arten die liquida des sufßxes an den schlieszenden labial der Stamm-
silbe, der übergangslaut, der hieraus sich entwickelt, läszt sich bei
Aventin und bei H. Sachs in den formen titnpel, gedümpel
beobachten, in Zusammenhang mit solchen beweguvgen steht teil-
weise auch die quantitdt des stammvocals, die wiederum in der
Schreibung des labials zum ausdruck kommt, schon früh über-
wiegt die doppelsetzung, nur bei Luther neigen die bibeldrucke
von 1534, 1540 und 1544 zum einfachen m, vgl. auch gedimel hei
VVAi.nis.
y) der anlautende dental erscheint als media in der miltel-
deulschen nebenform gedummer bei jEROscnm (s. d), vgl. auch
holländisch gedommel Kramer I, 135. ähnliche formen — ent-
sprechend den oberdeutschen Schwankungen in der dentalbexeich-
nung — im Süden: gedimel bei Waldis; gediimmel im Aimon,
bei FiscHART Garg. neudr. 154, in der neuen zeitung aus Über-
lingtn (1606) und in Haümanns quellen vgl. sp. 4ö8t ; anderer-
seits gelhümel bei Fischart {aller praktik qroszm. 26. neudr.),
in HöMGKiis narrenschiff [vgl. sp. 4580) und in Aristoteles proble-
mata (1.585) 13l'. sonst bleibt dem dental die form der tenuis
treu, wofür die schriftmäsziykeit des Wortes und die anlehnung
an das lateinische tumultus wol auch von einflusz ist.
c) die sufßxe:
a) das auslautende sufßx ist fast durchweg der apokope ver-
fallen ; ältere beispiele für getumele im specul. eccles. eine ver-
einzelte bildung, die aber bei den eigentlichen collectivformen
sonst gern verwendet wird, liegt in der form getummelt vor, in
der Keil 255 aus einem briete der frau rath an Göthe die Ver-
bindung unrulie und getümmel (vgl. sp. 4579) wiedergibt.
ß) die hildungssilbe, die im verbum tumeln, im subslantiv
tumel vorliegt, fehlt ganz in volkstümlichen bildungen oder wird
durch entsprechende andere ersetzt.
1)) her adler, ich swer bei meiner ere,
ir dorft wol guter witz und weiser lere,
her adler, secht euch umbe :
und prlclit dem schimpf den boden ausz,
so wird ein grosz getumbe.
RosBNPLUT viin den Türken (1459) lAliencron 109,22.
ebenso ßndet sich gethum in Varianten zu S. Francks chronik,
vgl. unten sp. 4579. vgl. auch getrumbe unter getrümmel.
2)) für die ältere zeit überwiegt im mitteldeutschen Sprach-
gebiet die form gedumere, gethiimere, getumeie (s. d.), die erst
durch Luthers einßusz zu gunsten unserer bildung verdrängt
wurde.
4) der numerus, entsprechend dem abstracten vorstellungsgehalt
hält sieh das Substantiv ganz im singular. ausnahmen sind
völlig vereinzelt: es werden grosze getümel sein über alle,
die auff erden wonen. Luther 2. chron. 15,5 (terrores. vgl. oben
sp. 4573); und wir Nimfen solcher ruh, solches friedens ge-
niesen, dasz wir die angräntzenden feu^r der blutigen Bal-
lonen, diese klägliche getümel der wallen bisz anhero zwar
von ferren angeschaltet haben und gehöret, aber (welches
zu einer guten stunde geredt sey) nie erfahren dürffen. Opitz
(poet. Wälder 4) 2, 269.
IL die bedeutungsentwicklung bewegt sich in zwei hauptrichtun-
gen : auf der grundlage des gesamtinhalles, in dem sich die Vor-
stellungen des geräusches und der bewegung vereinigen, bauen
sich Weiterbildungen und Übertragungen auf. durch Verengerung
des umfanges löst sieh die eine oder die andere Vorstellung vom
inhalt ab. die wörlerbücher folgen, wie schon oben bemerkt wurde,
in verschiedener form diesen beivegungen, die einen lassen den
reichtum der begriffsbeslimmungen hervortreten, die anderen geben
der Verkümmerung desselben ausdruck. für die letztere gilt das
akustische moment als das entscheidende (vgl. 2, b).
1) die umfassende bedeutung.
4577
GETÜMMEL II
GBTOMMEL II
4578
a) die wörlerbiicher : l)ASTi'ODiut fuhrt tumuUut und turoa
auf, vgl. oben; bei Ukhuch UtU dazu noch bellum tubitum,
cnncurms rixanlium, Irepidanlium. noc/< autgtrbigtr ist Stikiki
für äai einfache liiiniuel: gyrut, ciieumduelto, eireumllejut,
cncumuclus, vexatiu, exagitatio, inteetatio, texamen ,2301. ändert
anhalttpunkte gibt Khamer, der (iir t{e<loiiiiii«l (l,13&') nur
geräiiichbeieichnutKien uuffahit, für gelUmiiiel dagegen (2, 133*)
die beäeulungen Kfiuns, geticr, gebuar, gerugl, opioup aut~
itniinderlegt. die bedeutuiigen von itrepitui, lumultus, turbä
Irtten bei ScHöNMLEUta (lüUS), De.ntzi.kh (1017) liu, Kiikiu»
(nuu) 112, WeissMAM« (1'15) t&s, kiRRcu (l'i*i4) 1'9 hervor;
dazu vgl. getümtnel, u tumuU, a tumuUuary noiu, a viol, a
bustle. leulsch-engL wb. (1716) 767.
b) getünimel, unge.-tiiiib, auCTrur. vgl. Pktii im Basler nach-
druck von t.'>23.
a) die dritte schult der kircb narren ist, ein tliumtilt und
getbünimel in der ixirchen erregen uder machen . . ein aufTrubr
erwecken oder ({i-schrui muchen uder süiist ein Ihumull un-
fiihcn. iloMüER narrenschiff {Siheibtcs kluster) AM; /u derzeit
wird der iierr ein grus geiümcl unter jncn aiiricliten, das
einer wird den andern bei di-r band fassen, und seine band
antT des andern band legen. Lithrr Sach. 14, 13; ist alsbald
ein erschrecklich rumur und gelbümel gehurt worden, eine
tvellische lügentehrift Wbi'o) A i* ; solch ein gcbeisse, getUuimel
uml Unordnung ist drinnen gehalten, von den conciUit (1539)
y 'i'. vgl. LuTHtiis übenetzuntjen des lat. tuniultus !>p. 4572;
welch eil) gett'inimol ward uud ein uufsinnd ! pur|inrndu.s blutlief,
mit dein weine vormisclit, gräulicti dem gegner vom hsupt.
üÖTHK (dar neue l'auniui) 1,310;
in der rerwirrung der heutigen nacht,
da die pl'oria ulTeu, wir ullo vull angst,
euikaui es dem stall und ward nimmer geisebn!
. . niclil meine scluild war's l'nrwalir! der «chrecken beut nacbt,
da:i getünimel, der lärm — du geschaht.
Urillpaizkr (Argonauifin II) &>, 57.
ß) auszerordentlich beliebt ist in tlieser bedeutuug die Ver-
wendung für kämpf- und schlachtscenm ; gctüinniel verkörpert
hier die mit gerdusch verbundene beweguny in einem krtegsheere ;
und wie ein getOne des ullinächiigeii, wenn sie giengen. und
wie ein getüminci in einem beer. Lutukr Hes. i,U (als ein
dun einer meuig. als ein don der herbergen. tccKSTEVR.
ebenso Kuiiuhükr); vor dem getümmel der waffen und des
streitvulcks. Dietenbercür Jeiem. Al,.i; sobald sie das ge-
tünimel bei des hertzogen von Alanzou gezUlt veroierckl.
C. Hediü Commines (1566) 50; da nun die fuind in der statt
Lülticb dise gelegeiiheit ersehen, seind sie an dem urth, du
die maiiren abbrochen waren, herausz gerumplet . . haben
die reutknecbt . . in grosser unzul erstochen, vnnd die vbrigen
in die flucht triben. von den vnsern seind in dem getümmel
bisz in die achthundert, vnder denen hundert kürisser waren,
erschlagen worden. 47; die Griechen, wann sie jre pferd
wollen gewänen, dasz sie zuknnlltig des wesens und ge-
tümmels inn kriegen wem gewunt, so schallten unnd lütten
sie jnen mit grossen cimbaln und glocken für den uru.
FiscHAiiT Garg. neudr. 244;
wann sie (ittr krieQsheldpn) nur bör'n die trummel,
irommeien und getümmel.
tliun sie vor freud aufspringen.
mit ihrem feind xu ringen. tymi>anum miiitare 1015,
lioFFBANN guseltschaltalieder 2,25;
in dem getümmel der schlacht dans le tumuUe de la bataille.
SCUWAN (1782) 740:
kaum gesprochen, so geschah et:
im getümmel, im getrappel
flolin die Mauren zu den zelten,
wer nicht fliehen konnte, blieb.
HiRUiR (Od M) 28, 61«;
die Huris schaut auf den herab,
der im getümmel fallt,
und trocknet seine wunde ab
lo einer andern weit.
Schubart {xcUlachtyesang eines russ. grenad.) 4, 253 ;
weist lu fuss ihn lu taifzen. den tani des schrecklichen Are«,
walii auch rasch im getümmel die fliegenden rosse lu lenken
{ivi OTaSiri). Voss //•« 7,241:
denkt ihr wohl gar mit den watTen noch durcbzuraisapD?
schaut doch um euch, schaut doch um euch! das werdet
ihr doch nicht denken, das wäre itzt kindische zuveraichU
- oder schmeichelt ihr euch wohl giir als beiden zu fallen,
weil ihr saht, dasz ich mich aufs getümmel freute? Scbillih
(rduber 2, S) 2,107; wo am wildesten daa getümmel wathcl,
wo in person mein Fiesko kämpft. (Fiesko b, 5) 9, 142; canonen-
schläge und kleiugewebrfeuer sondern sich iod beiden »eiieii
erkennbar ab, das orcbeaier arbeitet wie »lO KbUciilff*walil
und getümmel, da» wirklich au« muaikatiKben aonnaoilef-
h.'ingeiiden Kedaokeo besieht. ZtiriB •■ GtAt {tiktr t«eüumu
sehlaciittj/mphann) 2, ?ti ;
■ittlerwelta ward Amt «et
ganz bedeckt «oa kaliaen, karkeu,
•ebOlian »a>ien dria und »cbeN««
oacb den brbckaa. lAaaca. tfutkam.
trafen rralllcb In fttOMa«!
vlaU Ihrer elf ae« lir«4«r.
doch tia trafen auch gtr gisnckaa
bochvortreiriicben Hidalgo. lUiai VUtUpatM l;
wo «le Glrulaoo bedraniaa,
ist das getbmmal bIm dtehi,
dasz kperread «icb die am« twlagaa
und mancher mit den labaeo BeliL
Lrrao f SrtMMrala) S. 1»t
müh, «nKttschwaliz und Raibaa«! 4r*aff«a
«ich In dar aeelan hiutera iroas.
denn juder »uclii iilndurcb tu ayraagca
den andern nach mli tritt uod aioat. tSt;
wie sie, die rbcke bis zum knie aufgMtburzt, mit Atm
Schrubber hin und her fuhr, als wi« ein retter iia ii*^Tfr^
mit der lanze. W. Albus die hosen det kenn von Btedomt. im
von solcher bedeutung aus ßndtl das mort auch m iit kUsrntu-
anweisunyen etngang. GtiiHK rerlangt für dm riazMv det ,KiUUn
heeres' im Faust vtit &80I ff. getümmel und gesau|. tktmto uJuriU
HsaRBL für dv ti öffnungstune der JuJuh (iMrte t', II) aar;
zelte, kriegsvolk und getümmel.
/) eigenartig U hier «in gebrauch bei BttafiKa, dir im mir
personifieatwn vorschrtitet :
und horch! ein dumpfer iBra erscholl,
es knirschte da« getümmel.
er aber ward dai geiste* voll,
uud blickt' empor iiaa bimmal.
BCabBR (.S<inr( iUfi>haii) werkt (ISU) I. ttl.
ebenso es stürmte das getümmel. 252. vgl. o^ra tp. 457&.
c) getümmel =3 lu'ba; die weisbeil ruffei foraea ao dco
gassen, da ein getümmel ist. Piscatub ipr. Saltmomu l, 31
(1610); LoTBEa: ,unter dein vulk' [sapientti foiu prttdicat. la
plateis dal vocem tuam} ; ein getümmel oder gelüse auf einem
marcktplatz, der vuller leute ist, a hurly-burly , hu ar dsm
of people in a market place whert tktrt u a frtat crowd tr
throng. teulsch-engl. wb. (1713) 767; mancher, der nicht raufen
konnte, oder durch sonderbare urt etwas für sieb bekaa,
hatte nuch keinen bissen gekost, die anderit biogetco» ü*
fest am tische sassen, hatten ganze bübner, und kapaaa la
ihren sacken, ich selbst sab ein frauenzimmer im (atflaBci
mit einem geüügelstück in ihrem franzüsiscbeo sack hioatft-
fahren. i/<fr huusbali (t7$i) Wiener ntuärueke 3,30; wm doo
un beiden enden des corsu &icb bald da* gelfliamel verliert,
destu unbändiger häuft sich's nacfa «Irr mille zu, uod dort
entsteht ^n gedränge, das alle begriffe uberatei|L (^öma
{der Römische earnetal) 29, 273;
als wir nun aber den weg, der auer durch« thal gabt, arrelrbua.
war gedr&ug und getümmel nocb groai der waudrar ua4 waf«».
GoTHK llleriiiauii und Durothra) 40.239:
und so gewann das ganze da drüben auf der kleinen Mkaa
das ansehen eines Artusbufes, der freilick aus koolrasUra»-
dcm rahmen, vergnüglich auf das getümmel unten ia Baal
niederschaute. Ibbbbma.<«k aieflMra^iiifa 1. 177; sieb durck 4m
getümmel drflngen to squeete ones' ttif llumt§k Uu
Hilpbrt 461.
3) die Verengerung dtr hedtutung.
a) die bewegung alUtn tnlt » dtm vordtrgnnd.
a) m hnnlicAer grundbedtutung : ich sab ein ktosb |
da des königs knecht, Joab mich, deinen koecki,
und weiaz nicht, was es war. Lotbeb 1 Saat. is2i: kaalt
wird's gar nicht bell werden — ea kin|eo dicke
wölken am himmel, da werden wir woki «arten bis
eh wir weiter fahren, du sullleat aar dUa
nehel sehen auf dem HheiD, uod was an itm
zacken hangt! Bittima 6rw/< i, 2TS. na« dAaMa i
(et Td. KCrneb vgl. sp. 4M4;
der Oöie lispelo »cbaini mir loiearaag.
weon l'adro* llpi>a nkbl die barveai«
dar aüMan Ukne ia deai rabr« ««ckt.
der tanz scbalot mir baebaatiM.lM> gat>»BBal.
wean nicht »o aeioas Pa*a feraai falebai
Ich auf dam f laitea aaataiBftaiBa saiivraka.
GaiLLr«*iRi (Blanka tm Omttäm 3.4} la^ i
dadurch bersngelockL, drang eine neule i
ein zahmes reb eracbien acunierif unter
volle graue kalte fol|ta uud ackauagU aidl Jardi 4m f»-
4579
GETÜMMEL II
GETÜMMEL II
4580
tömmel, die spielenden und zutäppischen bunde würdevoll
abweisend. G. Keixfb {grüner Heinrich l, 18) 1,179; ,aber die
maschine (die buUermaschine) ist gut. bringen sie mir einen
löffel und das weiszbrot, ich fische heraus, was ich finde,
man musz sich zu helfen wissen', der prinz fuhr mit dem
löffel in das getümmel, holte in der bildung begriffene butter
heraus und strich sie . . auf sein weiszbrot. G. Fbeytag
(verlorene handschr.) 1, 18.
ß) in übertragener bedeutung für unruhige thäligkeit, woran
sich leicht die nebenbedeutung des planlosen, zwecklosen knüpft,
vgl. getriebe sp. 4536: was er mit diesem getümmel und unruw
vermein. Kirchhof wendunmut l, 514 Österley;
ihr nachahtneade heerd, ihr lastvieb ! o wie so oftmals
galle mir, oft ein gelächter, erregt bat euer getümmel.
Voss Horaz;
Schreyvogel halte bereits mit den schauspielern gesprochen,
denen er die rollen zugedacht hatte . . Heurteur, der den
Jaromir geben sollte, besuchte mich in meiner wohnung . .
in diesem getümmel verlor ich ganz den überblick, ich mai hie
die verlangten änderungen, durch welche mein stück (die
ahnfrau) nicht besser wurde. Grillpabzer (Selbstbiographie)
werke^ 19, 66; durch ihn erfuhr ich die innersten verhältnisze
fast aller der vornehmen personen, deren äuszeres ich in
der gesellschafl halte kennen lernen, und ich war froh, von
meiner warte dem getümmel von weitem zuzusehen. Götbe
(W.Meisters lehrjahre 6) 19,317; unruh« und getümmel war
von jeher meine sache nicht, und ich danke der Vorsehung
vor meine tage, frau rath an Göthe (n. nov. 1786) Schriften der
Götliegesellschaft 4, 354 (vgl. sp. 4576);
lang wälzt sie seufzend sich um, bis endlicb, vom Innern ge-
tümmel
der Seele betäubt, ihr haupt herab zum busen sinkt.
WiKLAND Oberoi 5^1.
diese übertragene Verwendung von getümmel liegt Wieland be-
sonders nahe, vgl. sp. 4586.
y) im besonderen ist es die unruhe des weltlreibens, die in
dieser Übertragung schon frühzeitig gekennzeichnet wird, vergl.
getriebe sp. 4635/6: er (Democrit) gab sich in einen garten bei
der statt maur, züi betrachten die natur der ding, vnd (als
Tullius sagt) das er dester höhere von allem getümmel er-
heblere gedancken möcht haben. S. Frvnck chronik (1543)
1, 124' (in älteren lesarten gethumm); die Sirer . . seind schwarz
gerade starcke leüt, wie die Ethiopen oder Moren, leben
ziemlich on überflusz, ir geschmuck ist nit also massig, seind
stille leüt, haben kein freüd ab grossem getümmel. wellbuch 193' ;
brich ab diesz erdenhaujz
und führ' die seeT heraus,
entreisz sie dem getümmel,
bring sie zu wahrer ruh,
und stell ihr nieder zu
ihr Vaterland, den himmel.
S. Dach (dhi pilgerland läszt keinen ruhig bleiben)
s. 164 Oslertey.
vgl. oben ous Wieland (sp. 4575) getümmel der grossen weit;
das getümmel der weit, l'embarras du nionde Schwan (1782)
740; das getümmel der weit, der Stadt. Hilpert 461. andere
heispiele vgl. unter III (sp. 4585); erst das getümmel, dann folgt
der himmel. Wander 1,1641; wenn ich einen gehaltvollen
der einsamkeit getrauten, sich selbst kennenden köpf ge-
funden zu haben glaubte und nur einen getümmel suchenden
Strohkopf entdeckte. G. Keller bei Bächtold l, 64.
b) das gerätisch bildet den einzigen inhalt der begriffsbestimmung.
a) von Wörterbüchern gehören hierher: getümmel, murtnur,
geräusch Maaler 177'; getümmel, rumore, strepilo FIulsiüs
(1618) 135; getümmel, bruit, tintamarre, strepitus. dictionaire
du voyageur 144; getümmel, bruit, vacarme, huie Rondeaü-
Boxtorff 253.
ß) ebenso ausschlieszlich wie in den eben verzeichneten Wörter-
büchern des Südwestens so hält sich für frühere zeit bei bairisch-
fränkischen Schriftstellern die beschränkung auf das akustische
gebiet, so bei Aventin, wo grümpl und tüml; geschrei grümpl
und tüml die ständige Verbindung bildet, s. sp. 4571. das gleiche
gilt für H. Sachs s, sp. 458ü.
y) im allgemeinen lassen sich auch hier verschiedene gruppen
Lüden, die sich namentlich auch in den synluklischen Verbindungen
unseres Wortes mit anderen Substantiven (vgl. III) gegen einander
abheben, die akustischen Wirkungen scheiden sich, je nachdem
sie rein dynamischer art sind, der musikalischen klangwirkung
sich nähern oder die menschliche stimme ohne bezug auf die
lonyebung im äuge haben.
l)) das dynamisch wirkende geräusch.
o)) elementare erscheinungen: crädim und getumele von
himele. spec. eccles. Kelle;
mit dundi2r und getümmel. Weckherlin 248.
vgl. oben sp. 4574; das thonnern würd meh gethümmels han,
dann der plitz, wann es regnet würd es weniger bestäubt
schöch geben. Fischart aller praktik groszmutter, neudr. 26.
vgl. noch heule in den setti communi: der tümmel, getümmel,
donner. Schmeli.er l'-', 605;
spornt die entzügelten ströme!
jener gebot.« ; sie kehren zurück und lösen der quellen
müiidungen und mit getümmel entrollen sie all in die meer-
flut. Voss Ovid (Deukalion Ti) 1, 24.
b)) gi'spenstererscheinungen : ein weib, die der teufel im hause
mit gepolter und getümmel des nachts verirte und plagte.
Luther tischreden 3,48 Förstemann; das des nachts ain solch
getumel, klopfen und schlugen in tom urschaidenlicben ge-
hört worden, als ob man alle schlosz und thuren uffbrech
und ein grossen gewalt anlege .... so baldt man liinein
trang, war alles getimul vergangen. Zimmerische chronik 4, 185;
hiemil ward der Beutler bewegt, der gleichwol vorhin ain
(an?) argkwon, sasz eilends wider uf sein rosz und kam un-
versehens ins haus, der Maienbron bort gleichwol ein ge-
tumel und wardt im grausen. 2, 547 ; man hat ein zeichen
von im gefordert, ob er ein stummender geist sei, da hat
er widerumb e.n getümmel und weseu angefangen, dieses
war statt eines Zeichens. Kirchhof wendunmut 1, 513 Österley.
c)) ausgehend von der tierweit: die andern all erwachtent
von wegen des gedüminels, das der braun treib. Aimon bog. 6'
(1535); etliche baten nichts zu thun dann mit eim grossen
getümmel nachts und tags in den bienenkorb zu schwärmen.
FisciiART bienenkorb (1586) 238*;
sie stiegen in den faethon;
drauf rasselten die schimmel
stracks über stock und stein davon
mit donnerndem getümmel.
Holt» (Leander u. Ismene 1) uusg. von 1801 s.28.
vgl. der ross getümmel sp. 4585.
d)) geräuschc von menschen verursacht, dieselben sind entweder
durch Werkzeuge oder durch organe des menschen hervorgebracht,
oder sie entspringen einer zusammenwirkung beider.
a)) da war ein sehr grosz geprässel und getümmel worden,
gleich als wenn viel geharniscliter leute ein ander geschlagen
hätten. Luther tischreden 3, bi Förstemann. vgl. 1. Macc. Q,i\.6
sp. 4587; die magd die sprach: das ist nit war
da platzet ir die fraw ins har
von in beyden ward ein gerümpel
mit stül und peiicken ein gedümpel
zugen einander hinter thür
inn der i>tuben wider herfür
theten die zöpfT einander denen
vnd griszgrambten mit den zcnen.
H. Sachs (friu und magä) 1,512'.
vgl. Keller-Götze 21,178; 17,13 u.a. vjJ. gelümmel machen
unter IIL vgl. auch gelümel . . von spieszen, Schwertern und
andern Instrumenten sp. 4587; wer ein voll macht, auch billich
leid, dasz man jbm in den busen speit, man musz hie keine
stillinett halten: sonder im getümmel als zerspalten: nun
zuck den banck, nun wirf den stul. Fischart Gary, (trunckenen
litanei) 147 neudruch;
thet in ausz dem bethe ziehen,
in der kamnier gleichfalsz:
gar jämmerlichen aulT und ab,
bisz dasz er thet erwoigen,
und seinen geist aulf gab.
ein magd, wie ich euch sage,
hört das gedümmel im bausz.
neue zeitnng (1605) Adrian mitlhnl. 391.
ß)) nun het sein kamraer an dem end
der reich becker, hört das gerümpel
am dennen, ein ser grosz gedümpel
von disem hohen schweren fall li. Sachs (der hecker
mit dem bachendieb) Keller-Götze 21,15ü;
wie Seneca lehrnet dein stimm soll sein ohn grosz geschrei,
und dein gang oder tritt ohn ein gelhümel. Höniger narren-
schiff, vgl. Scheible SSI; ein getümmel mit den füssen machen
to rustle or stamp uith your feet. teutsch-engl. wb. (17 16) 767.
y)) vnd auff dasz er sich dester mehr gegen den feinden
argwönig macht, dasz er sich förchtet, hiesz er den läger
mit grüszerm getümmel vnd getösz, dann desz Römischen
volcks gewonheit war, befestigen. Hingmann Caesar (bell, gall.a)
58; bald die feind durch das getümmel in der nacht,
vnd durch die wachung ihren zukünfftigen auffbruch gemerckt
betten. 52; singen, dantzen gelrümmel und gedümmel .. führen.
4581
GETÜMMEL II
KiüCHART Garg. 154 neudruek; oiii ahenJtt ziiTor . . lOlitt (ich
auft sail unser* schifTH ein kleine durtrliuuhen; die begrrll
ich mit inciiieni bQrstrhor zu i(:liUe«!ten. über weil der palron
besorgte, ich möditte dts rdII abichnelden, wollt er mir«
nitt zulassen, befahl den scliütneitten, si sullteiis duribs
getüniniel vertreiben. H. U. KnAFrr reuen t. W; und ob ra
wol vil rcben und hasen in solchem schOneii waU soll ab-
geben, so haben wir doch nicbtts gesehen, nacbtt, well wir
ob unsere vil gewesen, haben sie unaer getOniel leillich
vernomen und aich von una abaenttiert. TS; ist ein groaser
lernten und gelüniinel entstanden. Kibchhüf wendunmul 1,;>S1
Oi/erltfy; durch das verworrene gesehrei der rasenden doDOerten
dumiife stOsze ffegeii verschlossene thüren, krachten zer-
aobloKene vorlilden und Tensler, und fielen biichsenschüs^c.
in diesem liöilisihen getüinmal erwachte die ganze Stadt.
ZsciiossK (freihof von Aarau) 6,298; um so mehr jetzt, da
das gut von tfl^'liciien durchintiritcbeD und eiiiquartierungen
geplagt wurde, oft war das grusze haus so besetzt, dasz das
getümuiel su gar bia in die abgelegene krankenstube drang.
Tieci. (der geheimnisvolle) schriflen U, Si3; es drUngc sie nach
einem orte, wo recht viel larni und getümniel sei. U. Strstz
dit kleine ElUtt 312; ehe das uianOver mit seinem lUrm und
getjlmmel begann. diet)st ^6.
2)) mvsikalitchf klangwirkungen »erdin selUn mit unserem
Substantiv gckenmciehncl, wie sich aus der stfUung desselben im
krti$t tfiner Synonyma von selbst versteht, vgl. gatün ip. 4389/f.;
getiise sp. 4400 /J'. die vereimelten vcrwendunijtn in dieser rich-
tuny streifen daher das musikalische gebiet nur leichthin : khonien
vier spilman, zwen mit schnluieien, einer mit einer grossem
pfeilTen, der vicrtt mit einer hörbauckhen dem Aga für das
hausz, maclitteo ein grosz uniieblichs getümel ungeschlacbtter
niusica, welches den Türckhen und auch dem Aga wol gefüel.
H. II. Krafft reisen 181 ; die.ser befehl ward wegen des In
dem lusthause mit paucken und hiirnern verübten getümmels
so unvermerckt vollbracht. Luhbnstkin Arminiut und Thus-
nelda 1,401 (1689);
sprecht, wie ein jedes kao,
im laniz einander an.
der grosse drang im relen,
die seilen viid »challmvipn,
vnd de.s getAmmels fug
ertlieileii anlasx giiug,
sucht rreundlichkeit vnd lacbeo
das wort rur euch tu inaclieD,
wer hie kein herlz xu hut
dem weist ich Iteinen ralit,
SiaoN l'ACii III H.AtbcrtB nnVn, tieudr. .».203;
es hatte sich jeder
tu den seinen gesellt, da ward getanzt und eesiingen,
und man horte pleifun dazu und horte Schalmeien,
riuundlicli Dchuuto der könig von seinem saale hernieder,
Ihm behagte das groaze gel&ininol, er sah es mit Freuden.
GöTUB {Heuieke fuchs 7) 40, tt:i (groete grael).
3)) die menschliche stimme alt alleinige trägerin des ge-
rdusches. die dynamische u'irkung steht im vorderqrunde, und
»war auf der grundlage einer mehrheil von stimmerzeugenden
subjeclen. mit dem lelUeren moment verbindet sich wiederum
dte Vorstellung einer uiigeregeUen , ungeordneten slimm-
gtbuny.
a)) das dynamische moment steht woran, als Synonyma oder
als vorgiiniier Jet Substantivs sind getOse, gesehrei, w&f :u
ieobaciiten, vgL tümel, gethön, gesehrei bei Pktri; aber er
hat ir sprach niit verstanden, und auch ettwa ir gesehrei
nitt gehert, vor dem gedeüsz oder getimel des folcka, und
ist für geritten. S. Fiscbkr Vlmer ehronik Ml Veesenmeyer ;
waa will das gesehrei und getüiumel der Stadt. Lotubr
't. kön. 1, 41 (waa wil im der ruf der stat dez wutTenden
EcGESTKVN, fbenso Kobcrgkr); und da Eli da* laute schreyen
hörete, fragte er: was ist das für ein lautes getümmcl?
LuTHKR 1. Sdffl. 4, 14 (was ist der don des rlilTcs. Eccsstüt.n,
«6(riio KoBURCKii); kennzeichnend ist aucli das verhalten Üieiuk-
BRRCiRS, der in der stelle Jes. 13, 4 {vgl. oben tp. 4ä'3) /ur ge-
■clirei bii LurHsn seinerseits getümmcl einsetsl und andererseits
LoTBKRS getümmcl mit gesehrei wiedergibt ; und inainten die
von der getnaind, man zug gleichdaher, dashalben ain grosz
gedumel und geschrai under der geniaiud was, wie dann ge-
melter Kitsch meius gnedigen herren hott, selbs gesehen und
gehint hat. Bauhann que/lot (liUer. per. \Vi) 55; so sol sich
ein getüuiel erheben. Lutiikr Hos. to, I4 (der wi'ifT stet miff
under dein voick. Ecgbstbtn; das geschreL KoaoieEa);
genau so aposUlgtick. 21, 34 «. a.;
IV.
6ET0MMEL 111 45g)
!«■•■ kJaga«
aus allen tagaDdan, 41« PbAbus sirakl«B«agea
auf («Intm ewig uiifcriOeliiaa lauf
"***"»». zum iliroa des w«|ir*g|«rara asf.
dl« klag« wird gsscbral. itui das («saltfai — get*aB«l.
Corrta (JwpiUr aarf «#«« trp,4*9miamH I.A.
MI d4$ dynamistks mewunt tHU khUr 4er T-rfHInmj im
tielköpfigkeit und der ummimuu., imrUk ; gelOasMl, im äto>
men^rirtfT.- es war •llaolbatbeo ein |rast vs4 «rfifefMklWl
geiümmel, dann jeder •eioea tbeil (»U baecMekl) ilipiiill
vnd zürfiffle. C Htoio Cmbbhw* »t (iMS): iaf**» «n» kfc
dawider aufTbrachte, ward mit tliattn, rtwrhw nmi §»-
tümel verlacht und veraehl. LsTBia täirifi «■ Aarfsaf f. m
.Sachsen {über die begegnung mit dim kf<tU* im Amfthmtf iftit)
I, 120 Jena; di*e verroabaung des slaUvogis balle ml ei«M
menschen gereitzt tu ratben, iMb kein geiumm«!
murmelung einer so grossen «MrasalaDf , danno 4«c
mancherlei voick zu bauff koaaen wt, nftgen b— . „__.
HiBBL liviut deutseh {Strasiburg ISM) 4IS (92. kutJi); wanuafc
mag ein baufTen w eiber unter einen baupimano oa grtbOa
nit gefübrei werden? ArtstoUln proiL ili' (i&U)
c)) dit Vorstellung ungeordntten, ungeregelten itmmife^iit
Htet zur Verwendung für entsprechendt autternmfn dtt etmseimem
individuums über. vgl. nur weit bin dao voa mir mit itm
grimpl und timpl deinea plerren, dein geigen oni pfeife«
wll ich oit boren. Avinim 4, 6ü.
d)) an diese Verwendungen knüpfen ülmlragun§tn an: dtt »ptU-
rede, die Verleumdung, das falsche gtrüekt falttn m dtn htdtn-
tunysgehalt des Substantivs, hitrher gthtrl getflm«! ftr tuptikm
bei LoTHBR vgl. oben tp. ib'.i ; ebento wtrd f%r dttitimtm M W«i-
phemiam insultalionem (Lotbrb optrol. in pmlm Ulf— Si), dt
von ItoTH mit die verspotuog, golteslestemag, dm MÜrackea
wiedergegeben itt, in der Nürnberger dtulitktu tttnttmnf e*m
Matb (1524) eingesetzt: dise verapotoof, toiUrikll iiUmmil
I.UTHtR b, 618 arimerk. Weimar; dana 4m iMmmI (itr r«r-
dacht, dat gerede) wollt auf sie fallen. WicsiaB nUm. M.
III. gebrauchsformen.
1) der absolute gebrauch dtt subüanttvt isl 9t\ktU*itmitti§
tahlreieh belegt; er begegnet nicht nur m prtponltonalvtrbimdmngtm
und bei syndetischer lusammen Stellung mehrerer vtrwamältr W-
griffe, sondern auch im freien oijta- und tnhjettfihrautä nehen
dem verbum,
a) von hierhergehörigen pripotitionalwtrhinimn^n find dm metU
verwendeten : im getQuimel , dat vorwugtnd fkr kämpf- mni
schlaehtszenen verwendet wird {tp. 4&77), und mit fiUmmt^ dm
gerne in den fällen eintritt, wo es tieh um bletu tlummkkwm»§
von gerduschen handelt {vgL sp. 4&H0). der btUtmmH» «rtiM,
der sieh mit der prdpotition 'in' verbindet, tritt auch hs den
lockeren Verbindungen ein: sl aolllen* dorcb* getfiinmei ver-
treiben. H. U. Krafft rnteii 29; das leb roicb anfa gelOaBmel
freute. Schii.lbb 2, I07: aicb aus dem geiOmniel weg macbeo,
(X turba disctdere Steiibacb H80.
6) die syndetisehen Verbindungen wtä »nderfn nbttantiven tiai
schon oben für die btgriffsbettimmun§ dtt Mrfr« *«f»nf»i»fw
worden {vgl. II); et wurde dahti wol htmkletf imx im MvMII-
riij zu diesen tuhüantinn m»fnigfaA wrtkttlt mni im» m aicM
imm^r mdgliek ist, tu unlenduiitn, et es ssdk M* iy*n|in
handelt oder um wtruandit hegrilft, titr Ml erfämmaft», Ht
sich auf der vortlellung dtt gtftntutus aufhtmtn.
r) all tymoNym« dürfen in lokktn ttrUnduftm fttttm:
cridim, tgl. tp. 4671; gerflinpel sp.4&7i. 74 tu •.; (eirtmad
tp. 4U0 ; gepoltrr tp. 4M0: geprasael tp. MM: falle» |^ 4M1 ;
murmelung (o*ni); ta tintgtn htitpiilen autk g«ckr«i» *fL
tp. 4&8I : getOmmel und wesen, rgL tp. ^i'',. Htm, iWMr wmi
gelbümel (Lüthm) »p. 4577; lumult und gelOmel it^ tun-,
uurobe und getümmei tp. 4ft7t; 'ich weisz gar aiaM*', m^u
sie, ,aU dasz du den tag nachdem wir um 4m ItUl' mbI
geaebeo beben, in der aonne bist gefangea fCMaMMC mmimt,
und dast ea da wieder einen kämpf und •(■ §Mmmti fßkm
hab'. il. KcBi {der stnnenwwih) 6, I4«: eine art wolltiliff
getümmels und gewimmeis in der gaatea aeel«. Faaaru
britfwtthstl {Th. Huhtr) 1,2»; waa aMKWrM '
und getümmei, gebeckei andgeplrkai! «kai« stell ai
halten, aus inleresse und au* lobawkC atocr 4mn
den sieisz beleuchten. F. Mfiisa (fiMMll Maa) %t*.
fi] d*qtgtn sttktn m* fCMbrei md gal— al M Laraa«
I. kin. 1, 41 und in andtren ftUtn aU trfdnitnde hegngt fSf**-
fthtr: thtnta gelilmaael and itrm M GamMafca k*. »7: #»•
MkmncI «ad gesaaf »es Üiim if. W»; §•«•■••* ••* «^
»8
4583
GETÜMMEL 111
GETÜMMEL HI
4584
truppel sp. 4577; gebcisse, getürael und Unordnung. Luthek
sp. 4577.
y) vielfach enthält getümmcl den allgemeineren begriff, dem
sich die besondere form, in der das geräusch zum ausdruck ge-
langt, syndetisch anschlieszt : dunder und getümel sp. 4574;
ti'oinmeten und getummel sp. 4577 ; zusehen, rauschen und
getümel. Luther, vergl. sp. 4582 unten; rummel, gemummel
und tummel. des knaben wunderhorn l'^, 446; getummel und
gescbrei und posaunen hal. Luther Arnos 2,s; das geiümmel
und das laufTen in der Philister lager. l. Sam. 14, 19.
c) in den freien Verbindungen des Substantivs mit dem verbum
als subject oder object tritt entweder der bestimmte oder meistens
der unbestimmte artikel vor. ohne artikel führen höchstens Wörter-
bücher das wort ein. getummel machen, sau.<ie», turbare, tumuUuari,
strepere, strepitwn eiere Hüniscu 1588.
n) mit dem bestimmten artikel: wie . . sich bald das ge-
tummel verliert. Güthe 29,273. vgl. sp. 4578; das getummel
wüthet. Schiller 3, 142; das getummel wächst im thal.
Lenac 2, 239.
ß) mit dem unbestimmten artikel.
1)) wart ein getumele. spee. eccksiae. vgl. sp. 4571; alsbald
ward ein getummel. Flehinc, v^I. sp. 4575; weszwegen sich
ein getummel erhub und viele darauf stimmeten, man solte
sich nicht weiter, an ihm, vergreillen, sondern ihn los lassen.
anhang xu Widmanns Faust (77) 706 Keller; es erhebt sich
ein getummel. Kirsch (1764) 179; es entstund ein getummel
tumuUuantium fremitus exoriebatur; es erhebt sich ein getummel
strcpitus ßt Steinbach 881.
2)) ein getummel einem für den obren machen obstrepere
auribus alicujus Hemsch 158S; si machen ein getummel edunt
strepitum, tumultuantur Steinbach 88t; ein getummel machen.
KiKscB (1764) 179; so ferr si nur still zügen und kein ge-
tummel machten. D. Heoio Commines (I56i)) 50. vergl. auch
sp. 4580; hat ein junger linab ein getummel angefangen.
Kirchhof wendunmut I, 531 Österley; haben umb ihn ein ge-
tummel, certatim ceteri circumstrepunt Scbünsleder (1663); ein
gedümmel führen. Fiscuart Garg. 154 neudr. ; ein getummel
hören strepitum audire Steinbacu 881; man höret ein ge-
tummel. KlliSCH (1764) 179.
2) der relative gebrauch.
a) kennzeichnung durch pronomiiia.
a) der sogenannte artikel erscheint als kennzeichnendes pro-
nomen :
ach junckbcrr, was ist da:i gedümpel?
was macht ir allhie ein gerümpel.
H. Sachs (der parleckensack) 17, ii Kelter-Götte :
bei den sämmtlichen hausgenossen ward nun nachgeforscht . .
aber auch hier wollte sich eben so wenig irgend eine spur
linden; die gerichtspersonen waten schon im begriff sich zu
entfernen ; als eine Strumpfstrickerin, die diesem hause gegen-
über ihren laden hatte, durch das getummel herbeigelockt
ward, und von dem Vorfall hörte. A. G. Meissner franz. Justiz-
mord {d. litt, denkmale 66 /f.) s. 64.
ß) das eigcntlidie demonstrativpronomen : mit diesem ge-
tummel und unruw. Kirchhof wendunmut 1,514 Österley; nach
dem aber dises getummel gestillt, hielten die fürsten ge-
sprech mit einander. Hedio Commines 51 (1566);
bald schwieg ich als ein stein, bald schrie ich überlaut,
bald schlug ich an die brüst: ich lührt ein solch gctüramel,
dasz jedermann erschrak, der mich schaut in der noht.
Rist Parii. 449 (1562).
y) Possessivpronomen: unser getummel (H. U. Krafft), vgl.
ip. 4581; aus irem getümel. Luther psa/n» 35, 17, «ji. sp. 4574 ;
euer getummel sp. 4579.
b) attribule.
«) das beliebteste und sciton in den obigen beispieleii meist
verwendete attribut grosz läszt sich allerdings kaum unter den
relativen gebrauch einreihen, weil es dem bedeutungsgehalt des
Substantivs nicht eigentlich einen neuen zug beifügt, ihn viel-
mehr nur allgemein steigert: ist ain grosz getummel erstanden
in den zällen der Philister. Eck l. Sam. 14, 19; ich sah ein
grosz getummel. Luther 2. Sam. 18,29 m. a.; auff den bergen
höret ich ein grosz getummel als eins grossen volcks. Dieten-
BERGER Jes. 13, 4 (gescbrei einer menge. Luther; stimm der
mänige. Eck), vgl. Lutheh Saeh. 14,13. Jtfo«/j. 27,24 u. o. immer-
hin tritt dieses attribut nur in bestimmten Verwendungen des sub-
Mtantives auf und nimmt einen bescheidenen anlheil doch auch
an der hegriffsbestimmung ; die umfassendere bedeutung in der
ankhnung an tumultus, die engere bedeutung in der hervor-
hebung des dynamischen momentes der geräuschwirkung nimmt
das beiwort grosz an: ^roszer lermen und getünmiel. Kirch-
hof wendunmut 1, 531 Österley;
also gingen «ie hin mit groszem getummel, vor allen
Reineke mit den Wärtern des kreises.
GÖTUK (Reineke fuchs) 40, 223 (mit groteme schalle).
in anderen Verwendungen, so für übertragene bedeutungen, ist
das beiwort selten, vgl. groszes getummel für weltgetreibe
sp. 4579; da wo klangwirkungen gekennzeichnet werden, findet
das beiwort leichter eingang {vgl. sp. 45S1), während es bei der
einschrdnkung des bedeutungsgehaltes auf die bewegung {sp. 4578)
nur ganz vereinzelt eintritt.
ß) dem eben behandelten beiwort stehen einige andere für die
dynamische richtung nahe: und da der man in die stad kam, sagt
ers an, und die gantze stad schrei, und da Eli das laut schreien
boret, fragt er, was ist das für ein laut getümel. Luthhb
1. Sam. 4, 14. ebenso Dietenberger; quis est hie sonitus
tumuUus hujus. was ist disz für ain thon des gelümels {laut
(jetchrai). Eck; den des ruffes. Korurger und EccESTEyN;
umtönt von lautem geiümmel. Voss llias 10,185;
donnerndes getummel. Höltv. vgl. sp. 4580.
y) auch gemüthsempßndungen, die sich für den handelnden oder
für den wahrnehmenden an das Substantiv knüpfen , werden
gerne im beiwort angedeutet.
1)) der wolgestirnte bimmel
erschallte durch und durch vom frölichen geiümmel
der gantzeu göttligkeit, als deiner mutter muud
dir gab den ersten kusz.
FLRiiiNG [poet. Wälder II an Olearius 1636) 95;
die jauchzen um ihn her auf der und jener seit'
und schreien in die luft. der gleich erl'reute himmel
sieht mit ergöizung zu dem lustigen getummel.
152 bei Luppenberg;
mit der Treude liebten träumen
sa-zen wir im muntern kränz,
auf den wellen, auf den bäumen
lag des tages milder glauz.
wie ein freudiges getummel
war ein glühen überall:
dort im abendrot der himmel,
hier im weine der pokal,
Th. KöKNKR erinnerungen an Karlsbad 11.
2)) grosz und erschröcklich getummel. sp. 4582; wie der
erdboden von dem schrecklichen getummel der Stadt er-
zittert. Kirchhof mititdr. discipl. 163; grosz unlieblichs ge-
tümel. vgl. sp. 4581 ;
mit grausem getummel
verschwunden vom himmel
sind wölken voll nacht.
Matthisson früblingsbilder;
das unselige getummel. F. H. Jacobi 5, 44.
8) für die kennzeichnenden beiworte steht das moment der
bewegung im mittelp unkte :
1)) buntes getummel. vgl. oben sp. 4575 ; welch ein harmo-
nisches getummel, welch ein göttlicher einzug! wie glänzt der
thron des neuen königs von ferne. Wieland {psalnien 2, 5)
Supplement 3, 265 ;
fahr auf, du $iegesfür.st, in aller himmel bimmel,
und lasz dich holen ein mit prächtigem getummel,
Fleking 27 Lappenberg.
2)) wir haben gehört ein grosz gerümpel
oben ein bäderisch (liaderiscli) gedümpel,
mein Calandrin, was ist dir geschehen? H. Sachs (die
umicIUigen schwarten stein) 21, 178 Keller-Götze;
duss nicht dem gaste die mablzeit
durch das wüste geiümmel der trotzigen würde verleidet.
Voss Odyssee 1, 134;
seit der harte himmel,
von Sünden aufgereizt, ein blutiges getummel
auf unser Vaterland, das arme, bat erregt,
das achtzehn jähre nun auf eine stelle schlägt
und noch nicht höret auf.
Flüming (poel. Wälder 4, h'i)iS2 Lappenlierg;
höllisches getummel. Zschokkb. vgl. sp. 4581; da entstand ein
unbeschreibliches geiümmel. Moltke briefe 92.
3)) in dem ein plötzliches geiümmel,
welches er unversehens hört,
füllet den ahgrund und die himmel
und seine sehl noch mehr bethört.
Weckherlin (I. ode) 1,99 Fischer;
ihr gewalligen hingegen (wind und siurtn),
deren weil gehörtes blasen oft die erde will bewegen,
hebet euren heftigen, fürchterlichen schall gen himmel!
olVenbart mit lauten tönen und mit brausendem geiümmel,
den, durch dessen macht ihr ras't.
(inipeluous sunij) ßnociLiLa Jahreszeiten (lohyesainj 50);
4585
GETONMEL III
mtOmmcl in
4566
glücklich durch den reinen einklaog der herzen, fflnden beide
liehende dünn, nnheiauht Tom hrausenden grtitinroet und an-
geblendet vom «chiiiitiierndeo moikenipiele dei weltlebeot,
den höchsten nenwfi am treuen buiti*n der netur. MATTiitioii
{irinntrungen R) 3, 3;0;
In dem ichwArfnonden celOam«!
Broiler aoRemilter «uidie lau, mit drängendem cawlromel,
dnn lUDaniniriintiii von riicnaclii^n inil der org«! llitfrin klang,
iilmni«, loii und «chall verbinden (i<i imarmtng cili'-i},
llaocKit Jahrettrilen (lobgtianii M);
der taut acbalai atlr bacchanilucbeii Keifimmel.
liaii.i rA«tia tgt, ip, V>'H.
c) vtrhindung mil subttanliren,
n) die iitnetivveibiiidungen «im/ eittteilig. d*t suitiantit $tlktt
tritt nicht leicht in «in unleroidnungtrerhälliiii ju anderen;
ffigungcn wie: der t. ig des gelüminels {rgl. ip. Vüi) $ind vtr-
eimeU und entspringen auch für Litüfk den l>eionderen ter-
lidUnisten der bibrlnberseltung. um to ausgtebiger ordnen lie/i
fremde Substantive dem untrigcn unter in den mannigfaUiijtten
formen der tusummengeliöngkeit,
1 )) für subjecte des nomens actionit :
a)) persönliche $ul<jecte:
«)) getilmmel viel leulhen, tumuUus D*!>TPOüiut R 3*; ge-
tflmmel der leiile. Luthkr Jei. 17, 12: getOmel der versam-
melten konigreiche der beiden. 13, 4; ein geiümmel des voickes
dominum turba Stiinbach üM;
dei uiiiliiera, das aus dar woldung
herkommt durch da« geblrg', unitönt von lautem getAmmal
treiheiMler mAnner und liund" {nolvs OQv^aySbt).
VOKS tliai 10, 185;
den geschichten nach holTt Doiiiiiius Scipionrm zam streit
tu locken, ... als dieselbigen hinauszgezogen, und schon
für der ersten scharen haitstntl kommen waren, namen sie
argwon ob der rosz getümniel, und hüben sich an wider zu
den ihren zu thun. Rincmarn Ciliar (15S8) 120\
ß)) Im wogeiigetümmel,
wie lioder im himinel,
»o rauschte der chorl
der lag, der l'.arln das leben
zum ^egell des laudos gegeben,
sting i'Aihllch ompor.
. . unterm geiiinimel
de« reitli(-hi-n clior
(lieg es zum liimmel
wieder empor. Schi'iiant I, I";
ich freue mich uuf ein süsses wort von dir im mnsken ge-
tilmmel, freue mich aber nicht auf das gelümmel, was heute
unser schönes ruhiges Zusammensein nnterbrochcn wird.
(;rtTHH brii-fe 5, 2^D; diese lange lede würde vielleicht noch
langer imd noch entscheidender für die sireilenden theile
geworden sein ; wenn nicht das getümmel derer, die mil der-
selben schlecht zufrieden waren, den gott unterbrochen, und
mich sfibsl aufgeweckt hätte. Uz 2,246; und wer hier in
Paris nicht mit dreisten bänden Zugriff, ward von den nach-
dr.'ingenden unerbittlich under die füsze getreten . . . mitten
im getümmel der bittenden und bietenden kleinen stand mit
aelbstgcwisser gonnermiene der viel umworbene preusxische
gesandte l.ucchesini, TntiTSCHKE deutsche geschickte 1,1h6;
kein gelümmel von dienerschaft oder fremden, keine equi-
pagen, und niemand kann ahnen, dasz hier (in Halmnral) der
huf eines dennüchligsien Staaten residirt. Mui.tkb (ftri«/?) 6, 230.
b)) das subjeet ist localisirrt.
n)) getümmel der stadt. Lutukb //to6 39, 7; getümmel der
Städte. Rrockbs. 9f)L oben;
wie blinkt mir der hiromel
im grünen so helirl
der atadte gelummni
iit rauschend und leer.
Matthissom di« rimamkeil ;
die wenigen wochen, die sie im getammel der residenz zu-
gebracht halte, waren nicht hinreichend gewesen, ihr den
gescbmack nn ihrer bisherigen stille zu verleiden. Ca. L Hbvni
Antonie {litterar. deiikmalt 6« ff.) 18.
ß)) man weis, dasi nie au leideu
der heirabt was gebricht,
es lelilt jlir auch an frewdan
vnd sM-^.'icn seilen nicht :
goii hat der well gclQmmel
auch giiug mit rliue bedacht,
nur dasi der men«cli den himmel
jhm selbst iur hellen macht,
SiHPi« Dach in II.Atberif trirn, nfuJrmek $. 144;
sanrier schlummert aus der well gelümmel
nicht der gotiversöbnie sich in's grab.
Beacaa gtä. (HeloUt •« 4M«rd);
•«eh alMiiaAkaea gab ••■ ail^er wUtr bla««l
4«a «•ilea ralaliiliii« 4m Mi«r
5ral**ti llia rer« vm 4«ai gt
*r tHtftUtk»» wti. U.C ^.
, mimamteik «•/ l'nt mtmdrmeA i. »L
antirre bruptelt stehe »uf $p. W.t.
y))
ich sehe
leb b6re »eboa des derft gviA«»«!.
bier l.i dt« velkaa wakrar Mms«!,
tiirrleden tauckiei gnm «»d ll«tat
bier bla Ich mea.cfc. lHar 4mt tek'e tata.
CAraa tftmi «rt) lt. Mi
sie, liebste, Ibruerste maller, zwei- drrlMtl 4on
im getnmmrl des markte«, halte aber uUkl im mt^ ■*•
unter den vielen fremden meoschen anmMi«, TMc« i
naehtsabend) no9fUn &, im; allmakli| taratMMM
KImroel des bafens and man harte anr —ck «en
teil ia den achilTen daa dumpUfa l%nUo
MATTNiasoi {ertnitermngen 7) 1,1M;
die herrtcher ruhn Ia graberliallaa.
die beiden ilad Im kaaifir gerallaa.
verballei war der barg geiOaiaial.
,,, , Data«» ««■ 4rH nkltfr.
ä)) im getammel der sirasze, anf sietopflasler aa^ fnack
beschUlleler chaoas^e i«l das nicht angenehm. Moitm (M»f«|
6, 319.
t)) Übertragungen
a)) auftUuationen: das gelOmiBel de« b«Klilfligtea lab«Mw
WiiLANO (Prregrinus) 27, WS;
mit jubelton begrtkts leb rel4 aad blaaal.
gebirg und tee
and wies' und bain, enironnea daa («ilkaiaMl
der as>embl4c. ÜATTaistoii di« ft«^r<ia«9 ;
klar ist papisr und fedar; ick will geka.
twei teilen, die ihr •chreibt. aaii teil aad art,
genOgan mir. — wron heim dl« gltte kekrta.
nah im geiOromel ich mich sack d«i aarknicki
und lese, was ihr irhriebt.
Ga'LLrAaiiR (.ia irntr di«a«r S) •*, IM}
der fernen
tcblacblen geiumroel erklingt vor Ibrea obraa.
schon der stürm des gefechu am tie her.
tidtaa (AeäiUfU) 4«, !
es war mein loa, anablassig Im gelAmme! des knage«
geworfen xu werden. G. Kaivr ac («im ha«r kUtnn äsdl) 11, M.
fl)) auf gemUtbsbeitegunffen tgL oktn $p. ii'.t:
nie hat das tlQrmiirhe KelUmmrl
der leiilenschari ihr hert aus «einer ruh geweckt,
nie den entwoikien gelii mit ihrem duatl ktitckl.
WitLAii» (fdrit 1.») ll.U;
in dieser tiefen ferne vom getOmmel
der leidenachafl. in dieser bell'gan nackt,
die ihn umKhiiettt, erwacht der reinste aller alaaa.
WiaLAiia ua«r«« •, n lhmf«ti
mitten im getOotmei maacher fraadea.
mancher sorgen, mancher herteaaaotk,
denk ich dein, o Loiicben. ü6xnu (an Ijoitd^mi I. M.
})) wtrkteugt itt mtmtiu tUMit: gttammd dar wafa«.
OriTI tj 26». rfL tp. 457«.
S)) er^aaaaftiatliiNaiMii^rN .- schlugen und
sie (Ahie* nniAm^iu) one anderlast, aood oo« i
dermaazeo, daaz man darcb das getümmel der «Iraicli |^
achtet, dasz mehr denn twentzig mil eio;i*drr kcaifAea.
>4madu (1, to) /WL ter. 40, l»| : aaM^la« «ia graa« MboMiate
(lelümel anKeschlachter ■■Wl. KaArVT rtäMS. afL 1^ MM*
ß\ compotttton auf gmnd itt fiwtlimttkiaimm§tm.
1)) poltergeiatergelOmmel. Fiscmast Btintt t.
1)) Ihm krOmoii, was ar alekt siekt aaak fcCtt.
der todtenunt de« we
kein haar. TaBaatt dba i
Srschwinder als aia
urchsrhwcir kk «H* Md
und kille miek oaak
aai toltaa walifaiftaa««!.
Taao *>**% mU htdtt 1. 1.
kell wftrdo atck des raiastta g lAekas »rm
■Ir daaa entwuUan. fern veai «tltaet>fsl.
«• NaiM. freundtckart wei«l>«ii g«d aakar
Ia flraaiaer eiatracbt «aliB««. Im der klaaaal.
Maiiaiaaap ^«* urmtttmti
verdrtngt eine «pock« 4«r Batllabacai »it MfbsUKkct
achnelligkeil immer die andere, und di« mm— it» fnanafM
bat sich aas dem lilerahsrheo marilgetoaMMl «rf kitBtr
gawfllil zorflckgciofrn. maamiafca ».
») erdgetanNMi apl. lh.a,;M;
der aiaik »aispriagt «•■ biaaMi ;
iebt d eser sonneascbeia. «o lasii skb jener saa;
inregen bringt der süd ein finstres lurtgriumael.
e Iriackt di« aaaatarfcait nach an d«r ackaeck' las kaaa.
ihttt(t 1. l|kl»(llMi:
SM*
4587
GETÜMMEL III
GETÜMMELICH— GETÜNCHT
4588
so lächelt nach woeengctüramel und stürm
dem nächtlichen schifTer der leuchtende thurm
durth nebel, welche die auen
der beimath umgrauen Mattuisson nlpenreise.
4)) und ins wirre tanzgetümmel
drangf^n sich die beiden tiinzer,
und die lauten paul<en wirbeln,
und es schmettern die drommeien.
IIeinb (doii Ilamiro) romamen 9; vgl, Ih. 11,126;
jagdgetümmel vgl. th. 4, 2, 2208 ;
eniflohn dem kriegsgetümmcl
trübt unniuth deinen blick;
umgrämt vom alpenhimmel
verklagst dn dein geschlck. Mknuissojidie kinderjnlirp;
welche rasche Bewegung, welch wildes kriegsgetümmcl im
ersten chore der Griechen (in Glucks Iphigenie in Aults). er-
innerungen 2, »jl. t/i. 5, 2272 ; die ländliche musc . . blieb in
den öden moorgegenden von Flandern, wie an den malerischen
gestaden der Seine, in den friedlichen hirlenthälern der
Hhäliscben aipcn, und zuletzt auch im heergetümmei des
krieges, seine unzertrennliche gefahrtin. 9; scblachtgetUmmel
vgl. th. 9, 247 ;
so bald wir Achaier
gegen die reisigen Troias' das scharre trefTen beginnen,
wirst du sehn, so du willst, und solcher dinge dann achtest,
wie Telemachos vaier sich mitten ins vordergeiiimmel
Troischer reisigen stürzt. Borger (llias 4,355) 3,402 (1797);
wann wir Achaier
gegen die reisigen Troer die wuth des Ares erregen;
wirst du schaun, so du willst, und solcherlei dinge dich
kümmern,
auch Telemachos vater, gemi;^cht in das Tordergetümmel
Troischer reisigen dort Voss lUnt 4,356.
5) freudengetümmei Ih. 4, i, sp. 149;
aus raoor,
gewimmel
und Schimmel
hervor
dringt, chor,
dein binimel
getümmcl
ins ohr. Voss hlingsonafe (verm. gpti. 16);
donnergetümmel th. 2, sp. 1244; mordgetümmcl th. 6 sp. 2545.
y) präposilionalverbindungen.
1)) es erhebt sich wider ein grosz getümmel von schieszen,
werffen, schlagen und schreien. Ailüeb (kaiser Olle) 451 Keller ;
bald darnach wurd ein getümmel gehört von spieszen,
Schwertern und andern Instrumenten, dasz in dunclite, man
wolle dasz hausz mit stürmen einnemmen. historia von d.
Fausten Spies 1587, neudr. 22.
2)) den glockenklang, und was heur der guckgauch sang,
das plo vom bimmel, und desz bösen gelts schimmel, von
der prucken das getümmel. FiscuAitT Garg. 305 neudr. vgl.
sp. 4571 im osterspiel; das gcdümmel im hausz. newe zeitung
(1605) Adrian miltheil. ä9l ;
nun stürzen sich ins beer der Streiter
auf rossen: weisz, rot, schwarz und Tahl,
die vier apokalyptischen reiter,
und das getümmel wächst im tha).
Lenau {Savaniirola) 2, 239.
d) Verbindung mit verbis. der schon beim absoluten gebrauch
des Substantivs beobachtete kreis von verbis erweitert sich beim
relativen vor allem nach der seile engerer begriffsbestimmung.
neben einzelnen verbis, die die umfassende bedeutung des Substan-
tivs charakteristisch zur geltung bringen, zeigen sich solche, die
die Verengerung des bedeulungsgehaltes deutlich hervortreten lassen,
a) i)) am selbigen tag wirdt ain grosz getümmel des
harren under in. Eck Sacharja 14, 13, vgl. auch sp. 4583 ; ist
ein grosser lermen und getümmel entstanden. Kirchhof
wendunmut 1, 531 Österley. vgl. Eck 1. Sam. 14, 19.
2)) der entsetzte sich vor dem grausamen getöne und
der groszen menge und getümmel, das sie mit dem harnisch
und eisen machten. Luther l. Afocc. 6, 41 (vor der stimm
ir menig vnd von dem gang der schar vnd von dem zu ein-
ander ruren daz harnasch. Egcestevn); sie werden ein ge-
tümmel machen wie ein herd in ihrem schaaffstall. Piscatob
(1610) Micha 2, 12 (wie eine herd in seine hurten, das es
von menschen dönen sol. Luther, ähnlich Dietgnberger,
lumuUuabuntur a multäudine hominum);
erwacht der strenge feiud, da bleibt nichts unversehret,
gar kein gesetze gilt, kein recht wird mehr gehöret,
weil Waffen und gewehr zu viel getümmel macht.
Opitz, vjl. STgiNoAca 2,881.
3)) sie werden ain grosz getümmel haben, vor vile der
menschen. Eck Micha 2, 12.
4)) wird der herr ein grosz getümmel unter in anrichten.
LüTHEH Sacharja 14,13; des . . . mit paucken und hörnern
verübten getümmel. LouiiNSTEiN, vgl. sp. 45sl.
5)) ich fülirt ein solch getümmel. Rist Parnasz 449.
ß) 1)) a)) das getümmel . . häuft sich nach der mitte zu.
GöTBE vgl. sp. 4578; und so wogte das getümmel hin und her,
so dasz am selbigen tage der beste theil der einwohnet, so
viele deren in der Stadt waren, erschlagen wurden. EictiBN-
DORFF Lucanor 170.
b)) das getümmel des hafens verstummt, sp. 4586; verhallt,
verklingt, ebendort; seine innere unrube wurde besänftigt,
das kriegerische gelümmel verlor sich und es blieb nur eine
klare bilderreiche Sehnsucht zurück. Novalis Heinrich von
Ofterdingen l'", 71.
c}) um welche das unselige getümmel sich wälzt und
wirrt. F. H. Jacobi 5, 44.
2)) a)) grosz getümmel hören, sp. 4683; getümmel stillen.
ebendort.
b)) grosz getümmel sehen, sp. 4583.
GETÜMMELICH, veraltete adjectivableitung vom vorigen: grosz
gctümlich tumuUuosus Dasypodiüs R 2".
GETÜMMELMÜDE, adjectiv, vereinzelte Zusammensetzung,
die Campe 4, 681 aus Kosegarten belegt:
süsze, störungsfreie ruh
lächelt dem getümmelmüden
in der eintracht arme zu.
GETÜMMELREICH, adjectiv, ebenfalls von Campe (2,331)
aus Kosegahten 6«jc&rflc/i(; Tliames getümmelreiche gestade.
GETÜMMELVOLL, adjectiv: aber es war bereits nacht,
als wir in dem getümmelvollen gasthofe von den pferden
stiegen, und kaum lag, als wir uns auch schon wieder davon
machten. Matthisson (erinnerungen 17) 4,30; ruderten wir
. . wieder nach Komo, wo vom getümmelvollen marklplulze
muntre volksgesänge, begleitet von der pansdöte und dem
tamburin uns entgcgenschallten. 52.
GETÜMMER, GETUMMERE, mitteldeutsche Variante zu ge-
tümmel, vgl. sp 4571 und 4576. mhd. u)b. 3, 128*. Lexer 1, 95u,
nachtrug 205. die form ist im norden und süden des miltel-
deutschen gebietes belegt unrf bringt sowol die allgemeinen be-
deutungen zum ausdrnck, die für getümmel zu beobachten waren,
als im besonderen die verengerte beziehung auf geräuschwirkungen.
1) in demselben sumere
ein niichil getumere
hüb kein I'olönen sich.
der marschalc brüder Diiherich
vm Aldenburc ziisamne lüt
eines michlen heris lüt. N. v. JeroscIiin 27710;
und in sulchem uCflouftc hatte sich der eine Medici in der
sacristen also verborgen . . bisz so lange das gethummere unnd
ufTloufft usz der kirclien komen was. K. Stolle thüringisch,
Erfurt, chron. {litt. ver. 32) 140.
2) du wart in der seibin nacht
wol in dem crslin slummere
ein s6 grüwlich gedummere
vornumin obin in der hift,
recht als allir winde lult
sich zusamen trüge
und ein dunre sluge. N. v. Jeroschin 24781;
nu sasz ein heiliger man in dem frenckischen walde unde
horte das getummer von den geisten (den teufein), düringische
Chronik des Johann Rothe 217 Liliencron;
do hub sich grosz getrummer
und fiendiich getiimmer
gein demselben frumen man,
dasz ichs nit gar geschriben kan. vom Würzburger slddtekrieg
(1397—1400) 246, lAliencron 1, 168 (nr. 40);
notandum. man empfeeht sin gnade darumb zum dritten
male in der herberge, wand vor den trompeten, bosanen
und anderm getommer man solichs im felde oder an der
porten nach notdorfft nit getun oder geboren mag. Ordnung
für den empfang könig Friedrichs (1442) Frankfurts reichs-
correspondenz 2, 40 Janssen.
GETÜNCHT, parlicipiales adjectiv zu tünchen (s. d.). schon
die althochdeutschen glossen zeigen die attributive Verwendung
des partitips, von der die isolierung der verbalform ausgeht, und
zwar treten sclion hier die beiden grundformen einander gegen-
über: gitunichotan. Steinmeyer und Sievers 1,673 als glosse
zu Arnos 7, 7 (super murum litum, der herr stund auff einer
klaibte inaur. Eck, bei Luther andere fassung; auff einer J
beworffen maur. üiETGNBERGER)und giluncboto flösse zu /er^mias >]
12,9 atiis tincta (vor. gimaler). SrEiNiMEVER tind Sievers 1,629 *"
(mein erbe ist wie der sprincklicht vogel, umb welchen sich
<iie vogel samlen. Lutheu; gspräckleter vogel. Eck; manig-
ferbiger vogel. Dietenuebggr).
4589
GETCNCIIT
1) du erste der beiden ferbindungen itl üui LoTRia Mannt,
der iie in sinnlicher grundbedeutung und in üb*rlrafuiig geirauthl.
n) in sinnlicher grundbeätulung : dos voick btwrl die wand,
•0 tQncben lie dieselben mit loiem kaick . . aihe ao wird
die wund einfüllen, wus giltt, denn wird man lu euch tagen,
wu itt nu dus getOncble, dut jr getüncht babt. //«. 19, II
(wo Ist die bealreicbe, die jr kluibt habt. Kci; wo ist nu
der tnOrleil, mit dem jr gewurffen bnbt. DiiTanaBsoiR); eben
siir selbigen Htumle giengen erfur Unger, ola einer menscben-
hiiiid, die srhrirben gegen d«m leucbler ober, nulT die ge-
tünchte wand in dem kOnlglirhcn s:ia!, und der kOnIg tvnrd
gewiir der band die d.i schreib. Lutbch Dan. b, 5. ebenso
DiBTKNBiR(.KR (flucbc Wand. KcK. pRTRi im Batirr nachdruck
von \f>1\ führt getünchte wand im vertciehnis der iinversldnd-
lichen Wörter auf und übeisctit es mit ^-eweis^te, bekicibte.
FaoMHANN 0,4:); gelünchle wund. Coavmus 133; getünchte
Sachen an den »enden crustae. -ar,; eine getünchte wand,
HR« paroi bknchie Schwa^i (178.2) '140; da der ruth Meifrnstein
in Ciiserla hei ihm wnr, so machte llackert einige versuche
k l'encaiiHti(|iie; sutvuhl iiiif feine pnppendcckel als auf holz,
und auch auf getünchte mauer, oder auf grosze taToiczze,
die er tünchen liesi, da>z sie also wie eine iiiauer waren.
(inTHK {llaekert) 37,288; um nun auch den h()hern kunst-
»inn zu befriedigen, so hatle man schon, und wahrschein-
lich in besundeien werkst.'ttten, sieb auf die fcrtigung kleinerer
bilder gelegt, die, auf gctünchle kalklafeln gemahlt, in die
weite getünchte wund eingelaasen, und durch ein geschicktes
lustreicheo, mit derselben vOllii; ins gleiche gebracht werden
konnten. GOtbi {Zahns omamente und gemdhlde aus Pompeji]
44, 148. vgl. abgetünchle wand un(«r abtOncben th. l, tp. Mb.
b) in übertragener bedeulung: der boliepriester aber Annnius
befalh denen die umb jn stunden, das sie jn auffs maul
schlügen, da sprach Paulus zu jui, f^oH wird dich scblahen,
du getünchte wand. Ldtiikr aposlelgeseh. '23, 3 {paries incrustala,
tolx» Ktxoviaftt*>t ; got niderslach dich du geweiste want.
cod. Teplensis; du Tergleiszte wand. Eck, ebenso iliKrtNaERCKK).
die anschauung, auf der dies« Übertragung beruht, geht noch
deutlicher aus einer anderen liibelstelle hervor, in der Lutbrr
das particip ültertiincht gebraucht: jr beuchler, die jr gleicii
seid wie die übertünchte greber, welch auswendig hQhscb
scheinen, aber inwendig sind sie voller totenbein, und alles
unllats. AfuUA. '23, 27. hier knüpft der gebrauch bei Kiopstock
an, der wiederum auf die spdtereft Schriftsteller von einßuss war :
ich will niclii «hrr rtihii, alu bis ileiii liatser ciwiirgt Ist!
als bis Ich von de« NaxarAeis vergossenem blute
volle htiode xuui hohen aliar der dankenden bringe,
und sie Qht>r mein liaupt, das Innge schon grau war, erhebe!
al^o sagl' er, und leurifl »Ich an lu wAhnen, die goitheit
decke geiönchie grtber nicht auf; doch nannte :iein beri ihn
heucbler! Klopstock Mes$in§ 4, 173;
tollen vielleicht dem eroberer nur Schandmale den lauten
nuinen ewigen'/ niclit dein hochverrAtber der raeaschhelt,;
iiirht dem sclieusal, dem heiichler auch, so der rreilieli opfernd,
keueniiinrnssoltn l'reie würgt'/
iioin, so w&hirt ihr nicht, vergesset eh die eroborer,
^ils da.>s Ihr nicht der rreiheit getünchte vergölierer hinstellt,
wie sie waren, rfi/s denkmal '1, 170;
indem er {der inquititor) zu dem getünchten Philipp sagte:
ich weisz es, ich weisz es, was schuld ist, dasz die empörer
nicht sind gedtimpft worden! die grosze geiindigkeit dea
Alba itt schuld, gelehrtenrep. {werk« 13, 957);
im stldtchen giobt es des jubeis viel,
da hallen sie hochielt mit laut und mit spiel,
dem rrohllcbeo blinkt der welo so roih,
die braut nur gleicht dem gciOnchten tod.
CHtaisto der spietmann;
die kirche ist treulos geworden,
denn ohne rOhrer, ohne licht,
ll'-it sie verwildern ihre horden,
entgegentaiimelc dem gericht.
der klerus möchte gerne bannen
den strahl des bimmels von der weit,
er möchte um die erde spannen
sein ichwarx getünchtes lügenieiu
LiNAD ($a*anaro(«) 3,229.
3) an getüncht, linclus knüpft an:
wl(<? was? was willst du? Tlhrt
der mohr ihn schnaubend an.
ein kericheii mit geiOnchtan wangen,
ein ding von marcipan,
kommt und brgebri
ich soll den laum ihm iangea?
waoa ward so was erhört.
WuLARB {,ä«t maulUiitn sann) 18,337;
GETUimiGKEiT— GKTI'Rne^
Poaaitlaii füiirt mit rMt«B äuitk 41« wellen.
••In dreliack nacbi dl« relMnkfttias k«k«a.
•apor tick lat«ln a«t der tief« '
und
4590
«tmmen blnigetAncliu dl« Makl «fMI«.
W. *. llean«t»T ««wtf* lAwÄWcn) Ut.
GKTUNTZKAKIT, f., wkd «nn Rö«»iA«-BciToarr M fv
ltueopU*tmMta iUeithmaimtnäU) ffftfürt. ti med mtl n
eine tubstanlithüdmnf tu danil« :• iral#« w» t«r|i dsM
lrttct>ii, gedunsen Scihbllm t*,»M. «fL dfsntem mtmmtmrtf
aufuhwelUn theü 1, tu«, /tr ge4MBt«abtit (ttwrfarl) ikii
ttVerdinQS knne «hnUtlun ht4«timfn btltfL
(•KTCI'KKL, n, rerhaUubfUnU» tm lOpfela (t <.): in |».
tüpfel le pointillage Scnwin (t7^) 140: « ^ntUmf, fkMag,
stippling, ilolring Ksai« 11902) MS.
UETÜl'KtLT, part,n,4aUs UietU» us tüfW*. /H
grtüpITIet guttotus, nelatus MAtLtt l«|*s giJlf^,
d« pointt RiBiti5i 390*; letApfell, fwtäi tifuht lioaca (iltf)
170; es waren ibror ao viele |«woat«, 4a«iaM «IM aaai».
lung in ein kabinet davoa blit« machen kaasM, mIImi, mkt,
weitzgraue, . . bunte, gotOpfelte, getlrielMll«, flmmmii0§tf
kurz Schmetterlinge von aiien färbe« ni mimh Wmutt
{don Sylvia I, 3. cap. 8) II, 21«. vff. (CtSpfdl vtd fMpft C
unten.
GETUPKT, GETUPFT, partieipiaUs adjetU» m lapto (a. A);
getupfter brucbstein, moüon ^hentM Scanran (im) i«; |^
tupft, pricked, tfMed, pxnktd Kaiai (IM») MS; |«ttf>>. |»>
tüpfelte, die kleinen tOpfel oder flecken vil
U mouehetute Scawaii (Uli) 43t; felupflM
Karharsch 1409.
GETOPPKLT, GETIPPELT, mUlHd»tl»«k$»m4\
nebenform zu getüpfelt: getüppell, |maf«ffMii, pmmutikial;
puiiuUalo Castelli (1700) 190; gelippott fi4»t. imtM tkilm
sprenklichl. Kaf <iiTz 18, 1 ; getippelt, gelUpfrll, tdpfelif, ptak*
tiert, fleckig. Faisrnaika 1,232; mit einer wri«ira lefbftlif-
pelten piqu6wesle. ScntOivBACt onpnaU [Hrttlau 1^53) 1, m.
GETOKMEL, n., prrfrd/juklanli* im dOraeln, lOrmels. syt
th. 2, 1733, vgl »uch getrümmel sp. VM und {«•■MMlif.^ltf..*
dan da sind {der ^Ram-bienen') vil, di« b«l Mckl all öiai
gctürmel nii(T .stehn, die achwirmen und ••aten j« eümm
den andern zu. FiscHAar bitnenkmb (1&A6) 240*; aock tHvaib«
ich es mitten vnder den feinden, mitten vader de« f«te4-
^eeligen wafTen, mitten vnder dem gctürmel vnd
der kriegsgurglen, hei welchen weder maaz aocb of4i
iat; sondern alle« uberzwercb verirret und verwirrrl.
aosrn tntomnü cura parenlum neudnuk s. 12.
GETORRF.iN, vtrb., wagtn, amier«, itt mvrt ai««s im la-
s^mmen/iany« mit dem einfachen turren Is. d., ff(. |«4orr««
th. }, sp. 17 13 /f.) betrachtet merif. emet lAaii k»t dit fNßfket«
form die iUer« gttehickte, ind«m $i« «lleit in <iit »nkHääimladM
zeit xurüdsreidU und in der goHschen bibel ihr« pnrnfirlea ßmdit;
andererseits litgen in den jimgertn ferrendungm des tinfMktm
turren vielfach die UltUn idi«k$»le des ttrbumi Merkawfl ftr.
denn die ganu gnpp« itr fM «Mtmi itaMi eskfimilfk*
einst reichlich rerieendilnt eMeiftmyni rrMl nvimiit ea/iafe
unterer neuen sprach« h«reim und ttitit md drm \'.. fakrkmmifH
bis auf mundartliche rrtU aus {vgL auth unttm gelartt, fttaratii,
geturstigkeit u a). das abätrbtn dmtr beUwm§tm' Um ädk
namentlich in denjenigen ttxlen rtrftlftn, dk fa iftitnm ntfa^
(ionfn dtt(/er«n;en erfahrtn k»b«n, oitr dn, wie dte MM, ■§•»>
schitdenen ttrsionen etntn ftUurtn tttlmum umf
in das Melun/eniitd §rmft dna/tm/i ttrbwm «m, iM Ar «i/Up
reichsU nebenbnkltr aaarrci verln Mrtfm adlta^ Ar •■ aadk-
haltigstin su tttacr atrMnfaaf fcfMhiy, dtKca:
lüsent stan itit ttrli« getatvaa niaaet um»
>nnArtn/t A. L>«aki
unt endarrcD ander tüaeal all aMUa ■!■■» ht
»in<iiMJIC iUrm
mit dürfen steht mnttr verf, aataWti «pra itr
dental aü medsm eradMal, te in mtäukm |it|liirtri. ImI-
Uchen und f«rmMm mtfnähtkmft mU piailiiilyitiai «t«
tt mit dttttm itu mnkttt im «■■iirili to **if l«^ ■■'
plmral itt «aacMaearfM yriam«.* tatt, <ar. Mrfn (iariiaK
durrwi. aec» arter liifia ikk üt fimtm im
ptMUrtkm»: inttU, darHaw Mt iiiMil l t IIiHiIk
nkiit Aahelf y artt *n*«a Aae frnmn §mm <■ 1
idkia Immn^ ü» «ktrieuittktm faifca eer
irapWtdk, m f«r «0«» m itm Jbmkt^rm itr Amfdmtm
in B. Znt : alao wsa der Siraat« selb driU aa4 «■ ft»-
wichl ge(or»l«o Ira bOaeo willen aod ir potM^ ■■ ••••
pringen and gicDgea
4591
GETURREN I
GETÜRREN 1
4592
sehrifl B lorfften aufweist, deutsche städtechroniken 5, 316 u. a.
genau dasi<:lbe findet in den handschriften und drucken der
prosabearbeitungen älterer dichtungen und in den Volksbüchern
statt vgl. Tristrant und Isalde bei Pfaff, die Haimonskinder bei
Bachmann u. a. neben dieser äuszeren Übereinstimmung geht die
weit wichtigere innere her, indem unser leilnmt in beslimmten
Verwendungen dieselbe bedeutung gewinnt, die sich an dürfen
in der mittelhochdeutschen zeit entwickelte, aus diesem gründe
greift vor allem in der bibelübersetzung (vijl. sp. 4593 ff.) das nahe
liegende dürfen in die stellen ein, in denen LuTHtR noch «n-
bedenklich das veraltende tiiiren gebraucht hatte (vgl. oben th. 2,
sp. 1744). die Umwandlung wird mit solcher consequenz durch-
geführt, dasz auch die stellen, in denen turren ganz abweichende
bedeutung entfaltet, ergriffen werden, so dasz der sinn völlig ent-
stellt wird, vgl. sp, 4693.
I. erstes auftreten, Verbreitung und absterben, formen.
l) a) wie erwähnt, gehört die präßgierte form schon zu den
lieblingsverwendungen der gotischen bibel {über die anderen ger-
manischen verwandten und über die begriffsbeslimmung des wortes
vgl. Ih. 2, sp. ilii): gadars hvas izvaia, vij)ra an|)urana slaiia
habands, stojan fram invandaim jah ni fram veibaira. Ulfii-as
1. Corinth. ü, 1 ; tar eur kainer babenl ain gescbeft wider den
andern ze werden geiirtailt bei den ungengen und, iiit bei
den heiligen, codex Teplensis; gelar Augsburger bibel von 14S7
vgl. sp. 4593; erkübnt sich jemand unter euch. Beitz; e
in izai gadaursjau, sve skuljau rodjan. ülmlas £'pAes. 6, 20;
daz ich lurre gercilen, als es mir gezimt. cod. Teplensis; auff
das ich darinnen freidig bandeln möge und reden wie sicbs
gebürt. Luther, ähnlich noch häufig bei Ui.filas. vgl. auch sp. 4593.
b) in der althochdeutschen periode, für die, wie oben hervor-
gehoben worden, die präfigierlen formen ohne concurrenz stehen,
flieszen die belege überaus reichlich, der gebrauch des Wortes ist
bis in bestimmte einzelheiten ausgebildet.
a) audet, catar. Hrobanisch-Keronische sippe der glossen
Steinmeykr-Sievers 1, 24. 25. ebenso in den glossen zu Veryils
Aeneis 8, 364 {aude hospes, contemnere opes; wag' o gast zu
verachten das gut. Voss) glturris Stbinmeyeii-Sievkrs2, 602 u.a.
ß) in der litteratur dieser epoche, in der unser verbum stets
in der rolk eines hilfsverbums erscheint, stehen sich schon die
beiden hauptverwendungen gegenüber, die beim gebrauch des Wortes
auseinander zu halten sind, die positive Verwendung und die
Verbindung mit negierten bestimmungen.
l)) o)) er thu iiia mi giwisaii roohtis,
frö min, ef ik tbik frngon gidorsii, ef thu inn hier an
theson Tclise ginämis,
wisi ina mi mid worden thinon. Ilcliandb92'i Iteliayhel;
gidar ih löbon in an fram; er was sülih, so ez gizäm
er was in sitin fruater joh beilig inti güater.
Otfrid 1, 8, 9. ebenso 3, 7, 25;
oba ili irbalden es gidär, ni scal ib firläzan iz oub äl,
nub ih io bi iwib gerno ginada sina fergo.
Otfrid an bischof Salomo 33.
b)) daz leidet mih. daz ih dir änasehentemn sus ketörsta
gelüon. NoTKRR zu psalm 50,J6. Haltenier 2, 17s', ebenso 438'; daz
sie näh dincmo geböte mulua caritate sibi invicem cohäreant . .
unte sie dine passionem wole geturren bilidan mit effusione
sui sanguinis Wii.liram paraphrase des hohen liedes 132, 12
Seem aller.
2)) ni was iro so sikur enig,
tbat he bi tbemu worde tbcniu wiCe gedorsti
Sien an werpen. HelianU 3876 licltagliel;
antsuok tbero manno gebuilic,
wurdun alle an forbiun, Trägon ne gidorstun,
ei' tban thö geböknide, barwiritig gumo
Simon Petrus— ne gidorsie il selbo sprekan-
te Jolianne tbemu gödon : he was tbemu godes barne
an thcm dagun tbcgno lioliost
. . began ina thö l'rägon. 4596//'.;
wanta tbar saz, tbageta Petrus, so ib nu sngeta;
oi gidörster spreelian lüto hcrosto tbcro drüto.
Oifrib 4, 12,34. ebenso 3,14,46. dayt. 4,17,30;
inli nioman ni gidorsla tbero sizzentero fragen inan : wer
liislu? westun ihaz iz trohtin was. et nemo audebat discum-
bentium interrogare. Tatian 237,4; und niniant totste en vregin.
Beheims evangelienbuch Joh. 21, 12. ebenso codex Teplensis, Augs-
burger bibel von 1487 und Eck ; niemand aber unter den Jüngern
thurste jn fragen, wer bistu? Luther; niemand aber ur.nder
den Jüngern dorfft jn fragen. Diütenberger ; durfte in den
heutigen bibelausgaben, — kdoie ncgetiirren ftf erburren iro houbet.
crbn'itle f(Sne minßn freison. jacere bonos prostratos tcrrore.
IVotker Boeth. Hattemtr 3, 36'.
y) an die eben gekennzeichneten hauptverwendungen knüpft die
bedeutungsentwicklung in der weise an, dasz die volle grund-
bedeutung in einzelnen formen derselben mehr festgehalten wird,
in anderen sich rascher verflüchtigt, die ältere periode zeigt von
dieser bewegung erst ansalze, der Heliand z. b. liebt gerade die
negativen Verbindungen, die später in der verblassung der grund-
bedeutnng bis zur rein foimelhaflen Verwendung fortschreiten,
und er legt in diesen noch die ganze sinnliche frische der ur-
sprünglichen bedeutung blosz:
Judas . . that silubar warp
an tbena alah innan — ne gidorste it egan leng —
för imu thö so an Torhlun. 5lü2 Beliugliel;
nl wolda im opaiilico allon cüdian
.Tudeo liudeon, tbat liie was god seltio;
bwand wissin sia tbat te wäron, tbat iiie sulica giwald batidi
otiar theson middilgard, tbann wurdi im iro mucdsetio
giblödit an Iro brioston; tbann ne gidorstin sia tbatbarn gode^
bandon antbrinan, 5398.
dagegen macht sich die abschwächung der grundbedeutung hier
schon bei Otfrid vnd noch mehr bei ISotrer geltend:
sie sint filu redie sili Hunton zirrettine;
ni gidtirrun sies biginnan (iliejeintie), sie {die franken) eigun
se ubarwfinnan. Otfrid I, 1,76;
so chi'int ward in min resurrectio (urstendida). daz sie iro
neheinen lofigon getorston haben. Notker au psalm 3, 8.
llatlemer 2, 29'.
S) eine andere erscheinung dagegen setzt noch früher ein.
aus dem Zusammenhang entwickelt sich für unser verbum in
bestimmten fällen eine bedeiilung , in der es sich mit den
hilfseerben berührt, im Vordergrund steht hier die annäherung an
die gebrauchsformen von dürfen, diese wird für die positive Ver-
wendung unseres verbs durch die hypothetische form [vgl. ß), I)),
o))J begünstigt, noch näher liegt sie bei der Verbindung mit
negierten bestimmungen, wenn sich dem wagemute des handeln-
den subjectes gesetzliche bestimmungen oder der wille eines fremden
subjecles in den weg stellen, hierher gehört schon ein beispicl
aus dem Heliand, indem als Variante das hilfsverb niuszin steht,
dem für die ältere zeit die bedeulungen zukommen, die wir lieute
mit dürfen verbinden:
sie ni niabtun an tbemu dage linden
s6 wred gewitscepi, tbat sie imu witi betbiu
adelien gidorstin eftha död frumraien, Heliand 5069 Bchayhel
(nach lii'.m Cottonianus; varianle des Monacensis mostin);
der aimo chit. wanda ih nieht ne habeta bcdift slal ih.
der ricbo roftbot. unde ne wile daz is sär ieman geliirre
gewänen. Notker zu psalm 72 Uatlemer 2, 253'; nieman
negetär in sldhen unz ir ne weilen, zu psalm 81 ebenda 295'.
c) in der mittelhochdeutschen zeit stehen sich zum ersten male
die beiden formen giturren und das im angelsächsischen und
friesischen herrschende turren gegenüber, allerdings in der weise,
dasz die präßgierte form anfangs noch überwiegt, vgl. mhd. wb.
3,15*. Lexer 1,951. 2, 15s6. bedeulungsdiffenzierungen lassen
sich mit dem Wechsel zwischen beiden formen nicht verbinden,
eher sind mundartliche und stilistische bcobachtungen damit in
beziehung zu setzen, vor allem scheint, dasz die einfache form
als alleinherrschende nur bei späteren schiiftstellern zu beobachten
ist, die der mundartlichen sprachfärbung nahe stehen oder in
prosa schreiben, die präfigierte form als alleinhenschend gehört
den älteren dichtem und dem strengeren Stile der poesie an. bei
Walther haUen sich beide formen die wage, bei Wolfram steht
die präfigierte im Vordergründe, für Gottfriku v. STRAszBURfi
erscheint sie als die herrschende, bei Haiitmann v. Ave scheinen
sich einzelne werke mit dem alleinigen gebrauch der einen oder
der anderen form gegenüberzustehen; doch wäre es nur auf
grund eingehender Untersuchungen des handschriftlichen apparates
möglich, hier entscheidunyen zu treffen, dies gilt namentlich auch
für das Nibelungenlied.
d) mit den anfangen der neuhochdeutschen periode ist der
hühepuvkl der Verbreitung und bedeutungsentwicklung überschritten,
es handelt sich hier nur noch um den letzten kämpf mit den
neueindringenden concurrenzformen.
2) das absterben des verbums, die präfigierte form schwindet
rascher aus unserer spräche, weil sie der Schriftsprache solcher
gegenden angehört, die mit dem 16. Jahrhundert ihren beherrschen-
den einflusz auf die gemeine spräche verlieren, das einfache
turren, das von den mitteldeutschen Schriftstellern eingebürgert wird
und in oberdeutschen denkmälern die mundartliche färbung der
spräche verrät, hält sich länger und reicht in mundartlichen resten
noch bis in die heutige zeit, die haujilfactoren, die den ganzen
stamm mit seinen abkitungen zurücktreten lieszen, sind abgesehen
4593
GETÜKREN I
GETÜBBeil I
4M4
äaton, iat* der ganu tHtwieklungsgang in itr dUenm ptrioät
schon vollitändigcn abschluis gt(unitn hat, du lynunyma, du für
die liauptveiwtndungen btitit litgtn: dai lauUtch to nah* tUlunJt
dürfen, uml für den noch übrtgtn Iheil des bcdtulung$gehalUM
du* neu au/kummende ticli getrauen, tgl. $p. ttS'J.
'<) Kl der btbeläbertttiuny $(>u-geU sich dat yetagU dtulluh
Kteder. tu beiiuchl kommt hier das n<ur tetlament. denn in
den luhlreiclien tUllfn dti alten Itttamenlet, in dfuin Luruk«
das verbum tiirren verwendet {vgl, oben tkeil 7, $p. \:n), folgt
die vurluUieruche biLel der laieinitchen vorläge und führt mo^en
für pume «in; duz keiner mag redea i& iui. Kcgk<tet.'« und
Kouuicea l. Ä'am. °ii, il; dem iiiemsDd etwas sagen thur. LuTHm
und 10 6fl4n. ßr das n«v< leilument stehen sich nun sunächst
die prdßgierte form und das einfache turreu gegenüber, das
Ulslere herrsdit illem vor in ÜKakiM» evanj/elirnbucJi, im codex
Teplensii und bei LuTUhH. es überwiegt in der Stiasiburgcr bibel
des KcciitTKiN und erscheint verennrU in der Nürnbeiger btbel
d'i kuHuicKi. das volle geturren biUel bn KuBUHUita und
ebenso noch in der Augsfurger hibel vun I4S7 du- legel und hdll
sich am längsten in der Schweizer bibeL die katholische btbel nach
LuTHitn bevorsuyt in den ausgaben Ecks das l.ulhersche lurren,
wdhreml sie in denjenigen Diktknikhcciih dürfen an die stelle seist,
dieses jindet auch in die protestantische und in die refurmierte
bibel etngang, bis Kkitz {ülfenbaeh I7u3) in solchen stellen, in
denen der Widersinn xu deutlich wird, aicb erkühnen einsetit:
und ibt^sus spracb ziicn: kiimit und inbizzet. und niuKinl
turste en vregiii under den sitzenden: wer bistCi? wan si
wliiten duz tz der berre vnu». tiiLUHiui evangflienbueh Joh. 'it, 12
(rrseheinunj Christi nach der aiifeistehung: nemo audebal . .
inteirogart); jab ainshun . . ni gadaursta ine frjibnan. Ulfilas;
und keiner der siezenden trost in fragen, codex Tef,lensis;
und keiner der sitzenden durst in fragen. Ecgkstey.n und
KuHUHCük; niemund ;iber unter den Jüngern thur»te ja fragen.
LuTBKi; tburste Eck; niinuud aber unuder den jungem
durlTl jn fragen. DihTOBEactH ; ebenso bei Stade und 6(t
fiscATua , desgUicJien in der holländischen übersetiung fon
IttSl (durfde). eist iteirz (Offenbach 17U3) tetü dafür ein:
aber keiner erkühnte sich, ihn zu cxaiii nieren. — und vurbaz
tur.-ttia >i en iiicbtis nit geviegin. tituHiosevangelienb. Lucio, W ;
und «i getursten in Ton des hin nit mer gefr;igeu. codex Tepl.,
Kgckstkts und Kobuhckh; und sie Ibursten in fürder nichts
uiehr folgen. Luruha ; thorsten Kqi ; sie durUten in fürter nichts
mehr fragen. ÜiaTKNBKHUKR. ebenso bei Staük und i'iscAToa;
sie erkühnten .sich nicht mehr. KbiTZ; gelarr euer einer
habend ein gescheOt wider den andern geurleilet ze werden
bei den bösen. KuBuacKa 1. Cor. U, l. ebenso die Augsburger
bibtl von 1487; tar Egcestetn und cod. Teplemis; wie ihar
jemand unter euch, su er einen hundel bat mit einem andern,
haddern fiir den unrechten und nicht für den heiligen.
LuTMER. ebenso Eck; darf bei DiKrKNBKRcEa. Stade, i'isciiua:
erkühnet sich jemand. Keiti. vgl data Rum.'o,' u.a. in manchen
bibelslellen ist auch Luther sclion von der beihehaltung des alten
veibums abgestanden; meist sind dies Verwendungen, in denen
die grundbedeutunii besonders frisch und lebendig lum ausdrnck
kam. daher Idsit stell aus den synonymen, die LuiUEa einsetit, eben
jene ursprüngliche bedeutuiig erschliessen : daz ich lurre gereden,
alz es mir gezimt. cod. Teplensis Ephes. 6, 2u: auff das iih
daiiniien freidig handeln möge und reden, wie sichs gebort.
Luther; kühnlicb handeln luAge. UiETE^BkRUEa und Eck; frei
reden mOge. Tiscatur u. a.; Muyses verbarg sein antlutz,
wann er getorsle nit sehen gegen dem herreo. KuauacEH
3. Mos. 3, 6; er turst nit gesechrn gegen den herren. Ecuk-
aTETN; denn er furchte sich gott an zu scbaHen. Lumea;
dürft nit ansehen. Eck; ob die gerechtigkuil des ui teils wirl
gesuchet, keiner getarr sagen zeugmsz für mich. KuauacEB
/iio6 9, I»; kainer larr Eccebtetn ; wil man recht, wer »il
mein zeuge sein. Lutheb; so darff nieinands für mich zeug-
UU.SZ sagen. Eck; wer darff vor mich zeugnusz sagen. Hiktkn-
laacER.
ß) unter den Chronisten fällt in der Augsburger ehronik des
B. /iNK {deutsche städUchron. i) der uuftrhiiltHitmästif reitkt
gebrauch der prdliyierten form geturren dii^. dt< ibiigen Augs-
burger Chronisten MOiica, Kia, SE^DKa, terwenden unser wort
auch gelegentlich, dann jedoch gewöhnlich in der pri^xUsen
foim Innen, dasselbe Idsit sich bei den Nürnbergens btiMektem;
die mittel- und niederieulsehtn thronikeit schtinn wtdtr i*a eint
noch das andere tii ti«6eii.
y) um die Wimle des ib. jakrhunäerts tini es torrugend süd-
we»tdtutuh$ dtnkmiltt, i« itnem |Maii«B a« Mnp«> M, m»m
iteUt GaiLBa i. KBUeasBaac. mu itt Stkmnt, m itr 4** et*.
f**ke lurrea mundttUsek smA Ami« meitttlM, mU »mä ««
doj ende de$ lt. yiktkundeiU lUlefH»tk$ M^f« M/kMN^MS,
to aut N. ManuKL (durrcu vgl. bei ^ ktM»). «• im mämtkttA-
batrischen yrenu reieken im bmftf^ m» S. Ftasc« mAI M<f
lAer den anfang de$ 16. jaMUnimU Aimm, «ad ebemt« m ftr
Nürnberg nur aw U. Sacm nf$r$ wmttmiMf muä$ttmmn. ifi
SciiMELLKa i*,»ta; im in Mmr, mäMk. Matf iM fMWIW aMM
über dat I«. ;aArA«id«rl Aimw Mafia. irnttHrnkm ImIwiAI
ßndet et sieh ntk Ite» tgL SoutWUU •.«.«. miHer im
spätesten belege fkr grturren gekirm $tUk» m$ in U»mm—.
ktndern. turren erseketmt ■•cA lai n. ftktkmmiert b«t S. Dtm. ayL
oben Ihetl 7, 1744.
d) die wirterbüeher nehwun mtsr MTiiaadl btamtmu Ma «Man«
formen, die vocjbular» 9er:tiekntn IMttImeim iwnm afL Dm9M>
BAcii-Wtu KkR Vsl. in uberdnlttlun jittrtJwwrfJMaw im lkji>r-
hunderlt findet tick «inaial aiiiraiw, vir fßUtmi»
BACH nov, gloit. 41. ebento tttkt m in tinmkmpr
von i&iti: audei» gedoren. Iliiranaaca M*. #ia
ifuynii liegt verborgen in Mrwraduiifr» »m dOrf«* aar;
ich bin kühn, ich darffa underalebeo. Daairotioa C t. aft. i
aud«r« dOrffeo Aei Kaiaioa (I7i«) M. ifiUr tU et i»e
in ältere tchri/ten, die namentlith in arrAiadnnf nitf itr knmt-
ntj mundattlicher nebenfoiwun die wdrterbuekttMreibrT rnil,
dat räthtel zu lösen, dat tick im gtbrauck ron dOrfea tfarkaaM:
he dOrsl dal mcb dehn , er darf das mtkt tku*. dsktr ia»
hüchdeut'Cbe Ibürsliglich aiidartfr {geutsu 31, r>) tvti 4tnrig
sein, dütatig liandeln, audenter agert (7. Cor. la, i. L). drr
sälige Lutberus braucht in seinen scbnfleo gar oft tlur Itr
darf, thursl oder durst für trotz und frevel {Je—*,%H: ai«
thüren aicb nicht fürchten), und eben dieses ihar, oad Rsaar
dören i«t das griechiacbe ^u^piif. RicaBi khtLHamhUfrwmt».
SM difMn parallelen fügt Adblc5C, der (1, Itso) nur im fmm
dürfen aneikennl, dat althoeinleuttcke gilarran, des A* MM
ÜTraiD und aus UTTuKARt rnmcAroniA V'rtrtut uf. der ftkktl»
SciiEBZ, der in den schitften des l j. und 16. jdtrkundfitt AMMadnl
ist, stellt, namentltch fassend auf der tertttmlkhl mal Gauaa
T. KEisERbBEBC die nebenfoimen dneratM (Oo) «ad diUrr«
(Ut) auf, für die er bereits die paralleUm tut 4*% tkrifet firm»'
nischen ipradien beibringt. 9<jl. dazu gctorrca, sscA getnmtn,
dürfen bei Wauraf altdeult€k.,itpUm«t. wb. {IVT) tU tubem
Gaians yrammafiA sind et in mtutrem jakrkuniett aar »thrm
die mundartliehen wörterbücker, Ate dem tatkeeth^tt mnUr g*'
klärt haben, düren, dOren, daran, dur^rn, ticA rrAnAn^n. Sfaiata
(ISü«) l,iW; woltscb Oppis: so dlrat üppis, rWi«! d« Hms,
so musU du auch etwas wagen, ebeniort; ich darf oi<bt, d. A.
ich bin nicht so kühn. Toataa 14« (darf ist kttr nmr tk
schriftform für das mundartlkk* tar «taffsrlal). mttten MfM*
aut Khwabiscken, itterreiektstkn^ sWA—AArfiiaAra nmi aiiJM-
scAen idii>(ii«ri ttnd oAen Ikeü 1, tf. 1*13 da^raKrAI; i tflr aH,
noit mi i ptrmeuo, a«a bij (ama « caala Scaaauu «mbAt.
wb. 140. ,
3) die formen.
a) die lautgestalt.
a) der anlauUnde denUL im mtisu entkhml, wm im M*a«
hei OTraiD tat gegens^z im anderen ^«rUra «laad, aiuk ^Mr
namentlich la elsätsisckem deitkmiUtn, m kri ■•«MWVtS.
r<lA<rad r.iosBNEB dM.raau r^meki; ietSgIntkn tm in iUofn
Gregors. ftrnntfU fmiH ue nA 8mA An GcuBB t. KBiBta»-
BBac, r;(. «Am sp. tMt. dir »ffirf ermkent bei GanM», tn
LuTNBBS btbeUfrucken, AhS. FaA%a B*d H. Sacs«: im i
den ckroniken basristkn «ad frinkmham anprvafs, lai i
V. KBUEaaaiRC uad A<t Cioseab».
ß) der slamm9oc*L der «Alaai grUr, |«tarrre, frlofBl« wiri
durch autglekkmnfibetlrthtmgn imttbkrmi, dm hH i<m ••(-
falUnden Aa« timn fNltnilt9frimmM wkÜ Vkmtmti
kött 'luck d*t tiairiifn itt iiws ca»/aa<la piarafc i
den umVsutn in i*n ftuKtl in imiimim: ni ft
recht braucban An Gbilbb. AAbIm-A A«i lftaica«ofT»:
rrrAiAdrI sicA tmiftek rta ühnpttfr* in iem frH.
focals in in plmrtl in frAtraj .• die gfldnaa Sit wyUr ipKkaa
i.*i Call ■■. etttntm im in laiailir .- ndart« aatfm sai Dtessa*
l>ri Gbilbb. ebnta in in imflatln: gvdaft«
BAca 60*. rrTna:ra inngt auek ik
itt präL la ia frimt: dArsUa, liraAra.
v) dm meUttknk itr Ujmi», im Im
arira awaaif^ai* Aclr«f M (rfL Ricni «. a. •. SfL
MBitBBK ssiylaf» aa«. S, i:, 9) /•*»« a«/ ao^iAifcaf md *•
4595
GETURREN II
GETURREN II
4596
verbum sich.getrösten, das ja in der hedeulung verlrauen, koff-
nung, Sicherheit gewinnen (v^I. oben sp. 4059) sich nahe mit
unserem verbum berührt: getrost er mit seinem rechten dafür
kommen, das sol er genieszen. Lori bergt. Scbmeller 1^,677.
b) der gebrauch der verbalformen.
a) die wenigst verwendeten formen sind die der 2. person :
das du niemun gesagen . . getarst. G. v. Keisersberg chrisll.
bilger 59'; geturt ir. B. Zink deutsche städtechronilien 5,412.
der imperativ kommt überhaupt nicht vor.
ß) die erste person erscheint im Singular gerne in der formel-
haften Verwendung, die an die positive gebrauchsform anknüpft
{s. unten).
y) der hauptantheil der belege fällt auf die dritte person,
und zwar entsprechend dem Stoffgebiet der erzählungslitteratur,
das uns die meisten beispiele bewahrt hat, vorwiegend im Prä-
teritum, die geistliche litteratur bietet mehr beispiele für getan.
S) participia sind von unserem verbum nicht belegt, wenigstens
kommen sie nur in der dem hVfseerb eigenen assimilation an
den inßnitiv vor: er hat auch in nit türen ansehen. Tristrant
und Isalde 29 Pfaff. der inßnitiv selbst wurde ebenfalls von
der hauptverwendung unseres verbs nicht begünstigt; er erscheint
gelegentlich substantiviert :
kröne ob allen fursteii. mir lit hie tot gevellet,
des menlich hoch getursten sich zu ritter nimmer mer
geiellel. jüngerer Tilurel 5428 Hahn,
IL bediutung und gebrauch.
1) di* grundbedeulung, auf die sowol die germanischen als
die indogermanischen parallelen hinweisen, ist: muth bähen.
unser verbum unterscheidet sich jedoch von den verwandten seiner
sippe wie: g«tniuen, getrost u. a. dadurch, dasz von vorn-
herein eint tielbestimmung vorliegt, auf die sich die grundbe-
deulung besieht und einschränkt, ganz ebenso wie das synonyme
wagen erseheint geturren nur im relativen gebrauche und die
wenigen älteren beispiele, in denen dies scheinbar nicht der fall
ist, erklären sich aus ellipse:
aldi wart under in beidan
ein vil geiriulichiu ger:
sia sach dar, und er sacb her.
dar nach biet si schenken sän:
getorste ii, dar wasre verlän.
ez müete »\ delz niht beleip,
wand ez die ritter ie vertreip,
die gerne sprächen widr diu wip. Wolfram i'arz. 29, 10;
'waz vveiilu\ sprach er, 'liebez kint,
von wannen dise noten sint?
kanstu ihles iht hier an?'
'ja, schoener raeister' sprach Tristan,
'ich haeto es hie vor meisterschart;
nu hat ez aber so kleine kraft,
daz ich vor lu niht engelar.
GoTTFRiiD Tristan 3537 Beehstein;
'ich kusie iuch, wxre ich kusses wert',
'des het ich hiute sän gegert',
sprach Parzirai 'getorst ich s^;
wand ich bin iwors enpfähens vrd. Wolfram Par«. 306, 7.
anderer art ist die ellipse eines verbums der bewegung bei Orts-
bestimmungen wie X. b. : nun stuend es also, bisz man gen
Nördilngen in die mesz soit füren, da getorsten die von
Augspurg nit dahin, dann sie forchten den marschaik und
die Onsorgen, darumb so pliben die von Augspurg ausz der
mesz ; dann der Onsorg wartet zu allen zeiten auf der von
Augspurg leib und guet. B. Zink d. slädtechroniken 5, 50. von
diesen fällen abgesehen tritt das verbum nur in Verbindung mit
infinitivis auf und es ist natürlich, dasz von der engeren oder
lockereren art der Verbindung auch die Weiterentwicklung des verbums
abhängt, in engerem Zusammenhang mit bestimmten verbis uird
das verb in seinem bedeutungsgehalt von dem des inßuitivs be-
einflustt, oder es verblaszt die intensität der l)edeutung, das verbum
sinkt zum bloszen hilfsverb herab, da diese entwicklung ganz ver-
schieden verläuft, je nachdem das verbum in positiver fassung
oder durch negierende bestimmungen beeinfluszt auftritt, empßelilt
es sich beide formen in der darstellung auseinander zu halten.
2) dos verbum positiv fiefastt.
a) lockere Verbindung mit dem inßnitiv; volle intensität der
grundbedeulung.
n) es bekundet sich der physische muth:
iuwor engest ist ein teil ze grAz
dar umbe daz ich sterben sei.
deswär ir handslut ez niht woi
mit iuwern grözen nieisierschart.
ich bin ein wip und hdn die kralt:
(returrent ich mich sntden,
icb guiar ez woi erlideu.
Hahthann v.AuK armer Heinrich 1129;
ja ist der dinge vil geschehen;
man hat des wunder gesehen,
daz unrehtiu h&chvart
mit kleiner kraft genidert wart:
daz möhte ouch vil woi noch ergän,
der ez gelörste besiän.
Gottfried Tristan 6224 Bechstetn;
daz ich von iu versmähet ie
getorste werden sunder not,
daz Wirt bi namen iuwer tot.
Konrad v. Wdrzburg trojan. krieg 12063;
Dacianus der vurste
erschrac, daz er {ilcr heil. Georg) geturste
tuvele nennen sine gote
und also gar zu ges|)Ote
mit Worten hienge sich daran, puss. 260, 10 Köpke;
den vursten was uumazen zorn,
daz dise mit vrier willekur
aisus getorsten treten vur
und von eime gote sagen,
sie wurden grulich geslagcn
mit knutteln und mit risen. 299,32;
wan kaum sturb ymant umb den gerechten ; wan wer tar
villicht sterben um den guten, cod. Teplensis Römer 5, 7 {vis
enim pro justo quis morit: nam pro bono forsitan quis audeat
morij. Augsb. bibel von I4S7 getur; nu stirbet kaum jemand
umb des rechtes willen, umb etwas gutes willen thür^te
vileicht jemand sterben. Luther; thörstEcK; dorffl. Dieten-
r.ERGER und PiscATOR; für einen gutthätigen Unterstünde sich
vielleicht noch jemand zu sterben. Heitz.
ß) der moralische muth nimmt verschiedene formen an und
unterliegt verschiedener beurtheilung. in unseren beispielen ist
die rühmenswerte seile desselben spärlich bedacht, um so reich-
licher flieszen die belege für solche Wendungen, in denen es zur
aufiehnung gegen die geböte goltes, menschlicher sitte und ge-
sellschaftlicher schicklichkeit sich umbildet.
l)) a)) ie sult der rede .«in crlän.
iwer lebn ist nutzer danne dez min,
und möht ez ein wäge siu (wenn die aussichlen auf
beiden seilen gleich wären)
so torst ich iuch woi biten:
ditz ist gar wider den siten
daz ein kemphe dii man. Harthamn v. Auk iwf^tn 4325
{iiiidi A. die übrigen handsckriflen liaben getorste);
berre got, nu sende,
ze schirmen ir, din erbarraecheit
diu maniger sele ist bereit 1
berre, geturre des lernen geren,
so soitu si genaden weren
daz si geniezze ir triuwel
WiRMT V. Grafenbkrc Wigatois 8028.
andere beispiele siehe unter den formelhaften ausgestaltungen.
b) waer aber daz der herre den man irrete unde spraeche,
er bete sin leben nicht gevordert als er ze rehte solle,
getar der man danne bereden mit sinen zwain vingern, daz
der berre ioan lundes niht waere do er ez vordem solle,
oder er selbe inan lundes niht waere. Augsburger stadtbuch
I8h, 26 Meyer; gitrost er mit seinem rechten dafür kommen,
das sol er geniezen. Lobi bergr. 76. Schmei.leb l^, 677.
2)) in übler nebenbedeutung.
a)) übermuth gegen galt und göttliche einrichtungen :
vil woi gelobter got, wie selten icb dich prise!
Sit ich von dir beide wort hän unde wise,
wie getar ich so gefrevein uuder dime rise?
Waltuer 26,5 Lachmann;
wir tun daz kunt allir der weilte daz nieman so frevelir
oder so geturstic si der disi geschrift unserre gesezzede
und unserre ordenunge getürri zerstorren oder getiirre frevel-
lieben widersprechen, deutsche Franziscanerregel des 13. jahrh.
IHrlinger (Germania 18, 194, 7); daz dö iemer getürrest leben,
daz du unsen herren nennest in houbctsQnden durch giichsen-
beit. vor der gllchsenheit beschirme alle die werlt der vater
unde der sun unde der beilige geist. Rertiiold v. Hegens-
BURG 1,62 Pfeiffer; der mensch ist torschtiger und köner
(kühner) der da schlafen gethar in einer todtsünd, dann ainer
der da fechten tar mit siben die auf seinen tod geschworen
haben. G. v. Keisersdkrg granatapfel 1510 D 1*;
herr bciiüet, herr behOet, ist das war,
dass er sich darfür usgeben getar
und sich ein gott uf erden schetzt?
Niklaus Manukl (vom jiapst und seiner priesler-
Schaft 1581) BäclUotd s. 90.
b)) weltlicher übermuth:
ich wiste gerne ob ir der sit,
der durch mich getorste liden strit.
daz verbert, bedurft ir ere.
Wolfram Parifv«/ 511, 2.
4597
GETURREN II
GETUBREN II
4ft98
c)) btiiehung auf iitstütchaflliilu rerpfiiehlungtn , auf iit
ichicklichkeit uberhaupt:
Kl «iiwait üle bot« «opliangcn d«liain«t Turtieu las.
getorilo al In titn kbiaal, dai baio al Ina liai.
Nibelungiin bUi, 'l iMcUmunn;
Utrrt und llebar tctinim raln
faiorat Ichi vor »cliaiu gi-iaj;i),
min uiigelOcka Ich aoliie klagn.
WüLiB»« t'arih'il l'i'', '■.
min hell it vor der ha'chaion liaat
le einer wArbeit d«a min pTani,
dai Ich diu buocb geiiblal htu,
dai mich« min vrowa nibi woU arlia.
diu rein«, aOeie gebdi ei mir:
hl« mit bio Ich gedUoei Ir.
und geioMl loh ata T«rtlg«n btn,
■0 wxr ei voo mir ungaiio.
U. V. LiiCHTaNtTaiN fraueniiitntt IM7 liechtlti»,
«qL hitrtu die formelhn ften autiitUaltungtn unten $p. 46%;
l'etier vun Argon, uns nimpt frcmLiie, nuchdriii ir «uch geu
unüern lierrn lieii ralh(;ebeii . . . uiilnllicli verliundelt und
darüber mit frenihden gericblen furgeiiunioii habt, das ir
uns über du« alleü mit rruiitlichen wurlteo gclurt schreiben.
icArci6(n d*r tunftmeisUr ron Augspuig (146S) ä. tUdltehron,
6,412.
J)) allgemrine anndherung an dm btgriff dtr frtchheit, un-
vtnehdmtheil :
>la das capitel ende nam
und dea ge»precbea waa verilgeo,
do aacb baihanaa dort llgen
den luden under einer liaac,
wand in die vorcliie betwnno
vil grobelkh, die an Im wo«.
do sprach der ubela Satbanas
'al uu achowet, w«r der «I,
dar un« getar hie wonen bl
und in dem winkele dort lit'. paus. 286, 76 KSiike.
b) abseliwdchuug der inUnsildt der bedeutung in btslitnmlen
terbin Junge II.
ft) »CO der inßnitiv eint handlung zum ausdruck brtngl, pflegt
das vagnis, das damit verknüpft ist, stärker ins gewicht xii
fallen als bei aussagen und behanptunyen. daher nehmen verba
der mitlheilung bei engerer Verbindung dem hauytverb leicht die
voltkiaß der grundbedeutung :
relnei liene scefe du ireblen in mir
das Ih geiure vone dir
aagen um« aiogen.
tohge$anij auf den heil, neiti S34 Diemer;
mein got, wus grosser sorg und rett ich in meinem hertzen
verbürgen trag umb disen iiebeii und leiden man ! wie getar
ich über aprecben leiden? nun bin icli im doch so holde,
und hub in so lieb. Tristrant und Isalde 46 Pfaff {Variante
dor(Tt>) ; die alten schriben von ir (von Leuncio) sie wSre so
hocb geleret in allen kOnsten, daz sie durch wipiiche ge-
turstikait oder villicht usz besunderm basz truczlich wider
den hOchüten natürlichen maister, zA den selben ziten leben-
den Theofrastuni, straGTberlich schryben getorst. Stbinhöwel
hoccaceio de cl-iris mulier. 2ü5 Drescher ; war ist der, der gethar
sngen, die kinder Israel mAgind dem kunig Nebukadnezar
und seinem volk widerston? Züridier bibel von I&30 Judith
b, 25 (qut filios Israel passe dicut resistcre; wer ist der do spricht.
KoBORCEi; wer ist dieser der solches sagen thar. Lutber;
wer ist, der darlT sagen. Eck und Uiktbnbbrcbb). über die
frageform vgl. unten c, a. andere beispiele sind in die hypo-
tlietische form gekleidet, mit der ein neuer faclor der bed' utungs-
dnderung einlrüL vgl e, ß sp. 46n5.
fi) eine abschwächung der grundbedeutung bahnt sich auch in
der syndetischen Verbindung mit anderen pidteritoprdsenlien an :
es läret diu gewonheii
einen lagelialteii man
daz er guiar undu kau
bas vehten Hanne ein kOener degn
der ea nihi hat gepllegn.
ilARTiANN T. Kvm Imein 70W;
al gelorsieu unde künden,
awax ae «trit gehört.
ÜTTOKAa reimchronik 2131)3 Sermftlter.
für die positive fassung unseres verhums ist, wie man sieht, die
Verbindung mit kOnnen bevorzugt, die besiehungen stnschen
beiden verben werden schon von der grundbedeutung aus nahe-
gelegt: die armen er (taut Silvester) tu huse lut
und pilac Ir lieblichen,
doch armen unde riehen
sageie er Immer goie» wort,
ala vll er i;eior$ie hie und dort,
doch muslea heimlich dicke »in,
wand de.> un^eloutien schln
wa« do au den vurateii breit tum. 63, Is hoiiLe,
IV.
in anderen fiün ftiMk M «« ftfntm$t Mrtnlwif ntu am»
voikergtkendtr enfer mtia^saf wd am» 4»nm felfndtt ak-
sekmdchuxg ihm ftdj^mr» erUitlUk: in» «lock ftUr Mck
«idarrareo p«raoaco die eiucr kiao üni, Gauaa « KiMt«»>
BKkC hell.ldw d •'.
e) absckwithunf m »mM»«««» gArameiufmmn.
a) die frageform fitbt der vmbait.dtntnnt fmt mtmir mm»
bettmmie riehtunf; lü tU wuiet ttnkktdunf «ia« mmmrfk, »km
turechtweisung, und so itolfeii ikk in ^ die «iiHr« *MpMf
XU der gruppe der unter a, fl, 3» (»p, 4«M) MtndeMtu mt-
Wendungen :
wl« gatArti«! Ir faacikouwaa
• Irli, den Ich werben sold«,
ob iwer harte woldo
mir diaoau oieb mIoM? Wouiaa fWrt. Mt, lt|
ala. du vleoi dar warbalt,
und de« rachion widaraaii.
der umbe eiaao kleinen aekats
variarbao «oldea drk« man
wl« geiarttu mich a«bao >aT
dar valacbelie bi«tu vol. intu. Ik, 48 K»pkti
wie getarstu wider Christum also redco. »rletbuek ta Nim;
er jaget die boeseo getvaltiglicb too ir uon «pracli tu ii:
wie geduiret ir mein dieoerio alao vibal und ml frtfel ••-
greiffen. pauional, vgl. Scaiaz 491; wi« getar da bin kuBM
ain armes kuchenbueblio, da bi« vor «taod dt» eogliack««
kOr? wie gethar da reden ein verworfen« wOmlin, da aller
bimliscber hoff sweigeo muss. iUiüBici t. PCOsBu^caa knef»
an M. Ebner ^n Strauch; Tarquini, was dlogs ut das? ait
wa« gedurstlikait gelarat du, di« wil ich l«bc, die vtUar
berQffea oder minem kanglichao BtAI beaicxeo. SraiaiOwtL
Bouaccio de claris mulur^us I6tt Drtstker; sprach er zu dca
schauff: wie getarstu lOgoeo, da« du «opfangco kaaC
Esupus 64.
ß) die hypothetitekt form and»r»ruiU fükrt ftnittm aar
formelhaften erstarrung ; in tkr sinkt da» nethum saai etnftektm
umschretbenden hülfsverb herab.
1)) nach der sette der bedeutung enlifrinftn /ir di»
form hur die berührungen mit dUrfen:
ich frowe iuch, ir beswasrai mich:
de« achamt Iuch, ob icbt reden getar,
lit luwer Wort niht valtcben «icb,
und werdet guoi: «ö babi Ir war.
WiLTMaa «3. n
'nu frouw«, wa« Ut iuwar oH
und iuwar kitgelicbes klagen?'
'ei, irOi. getar icb dlr's gsaageor
'ja, llebiu frouwe, apr«cb«i au '.'
(jonraiBB v. StaaUBaa« Trietmm ItM;
lieber herr, getOrst ich mit euch reden ood «Olt ir Btd
uit vermeren, ich wult euch sagen, daa «ach in frxi—
nutz und fromen gewandt wurd. B. Zias d. äidti»k»m, h, S9
(varuint« torfft icb); hubescb« getorst icb iicb e« aageo, ick
seile es uch, sprach TriaUo. «yLäciiaBi US; AA«r dt» Ver-
bindung mit terbu duendi rgk »ken, tp. U/Iflm
2)) ein« andere art dieser kypotheltstkm
der rechtssprache: daruff sprechen und antachitJMl «k, frtMT«
der egeoant Johann erwisao, als reciu ist, das tr
len Friderich und Cuntiman und ir belfere
noch mit wissen geheimet bab« . . ao «ulk «r 4m iaaff«dM
ledig sin nach dem urbabc. retklufimtk kMf Bnftwäi» {mH
GuuKH codex dsplomoL 4,14; «o aoU io 4ar pfeat« äniwmk
mit recht aulaiigeu ao d«a «ood« ood «ur
statt Amtierg oder Sulzbacb, do tr daaa i
schworen oder versprochen haU getroat daaa (
maiater mit seinem rechten dafür Lünen,
gafarlicb gekanndalt bell, ood nit aetaMi «Uka, i
und gunst gescbebeu were, deas «oh «r ganiiaaaa. km
finigung der stddt» Ssä^atk und Amkerf 14*4, Loai n.
i) m dieser f»rm»lk»ßen uwstekretkmn§ 4«yi Gaisa
4, 171) wird das verkum t« der aiifliHM*<ialirtia dn*liia| ■
den dienU der pottsstken stilfarm fmtitH « M/1 dim rrm-
ufuf dadurtk *M*, doaa es ia^Mli«|f«i awa umtpktät:
Ir «oh mMk habaa kaak— .
swi« leb gaiAnu kraabui
lw«r wit ood iwer fnor.
OrrotaB rttmekrem. IM SM«BiM«rf
Tll ftb«llich las 48« *arvle
As IMhotolaai *w tuen»,
das «r ia der gatarsi«
I« g«t«r«w gaw«««a. tHL
S) dM «rrhiai ta ««iliafcaj ai« n4§krtnd«n htämmmnpn
umfasU weiUtn» dk frtarr* fnrpp« d«r vatwendumpen. nm Okm
2S9
4599
GETURREN 11
GETURREN II
4600
ist für die grundbedeutung eine viel ausgedehntere manigfaltig-
keit in der ausgestaltung %u belegen.
a) die grundbedeutung ist in voller kraft und bringt die be-
ziehung auf den physischen mut zum ausdruck ; zwei richtungen
stehen sieh hier gegenüber, einerseits wird in der Verneinung
des wagemuthes nur objectiv die richtige abschätzung der kräfle
oder die einsieht in die Verhältnisse gekennzeichnet ; andererseits
wird sie als mangel aufgefaszt und mit dem makel der furcht
belegt.
a) l)) der künec Artus wil
zein brunnen komen mit her.
enist dan niemaa der in wer,
80 ist iuwer ere verlorn.
habt ab ir ze wer erkorn
von iwern gesinde deheinen man,
da Sit ir betrogen an :
und wäire ir aller vrümekheit
an einen man geleit,
dazn yfxr noch nicht ein vrum man.
swelher sich daz nimet an
daz er der beste si von in,
dem tar niemer da hin
dem brunnen komen ze wer.
Habtmann V. Aue Iwein 1852 nach A; die meisten
kandschriften haben ne getar;
wan der wider schoene,
den ich mit lobe crcene,
wart vor leide also genert,
daz nieman zuo im in den wert
getorste ül' sinen schaden komen.
KoNRAO V. Wdrzburg troj, krieg 6793.
2)) wand die armen Christen
musten sich dicke vristen
und verslelen von den wegen;
des getorsten sie nicht pllegen
des munsiers als si woluen. pass. 70,70 Köpke;
gib uns dinen gewalt
zu helle, daz uns nieman
geturre wider sin daran. 149, S6;
do sattent sich die Engelschen zu gewer, also sQ wo!
vehten kundent zä rosze und ze fusse, und erslögent der
geburen uf 3 ''2 hundert zu lode und vingent ir etwie vil.
es geturste ouch nieman gewandeln in dem lande one Ir ge-
leite oder Wortzeichen. Königsiiofbn d. «<(id/«c/tron. 9,'816; ez
ensi danne als verre, daz er an einer stat gesaezzen si, da
cbein waibel hin geturre gan, so sol man im am gerichte
furgebieten, daz ist reht. Augsburger stadlbuch 84, 1. Meyer.
3)) ganz besonders gehören hierher masznahmen militärischer
art, bei denen die abschätzung der kräfte den ausschlug giebt:
do daz der hertzoge vernam, do zöget er gedursteclicb gegen
ime. do kunig Adolf vernam die mäht die der hertzoge
bette, do getorst er nüt zu velde bliben und für in die slat
zii Ulmen. Closener d. städtechron. S,b9i darzu sint wir von
in umbsetzet und belegen, das wir die porten nüt getürent
uftun. 8,297; also gewan der künig von Frangrich me volkes
denne der künig von Engenlant bette, und gedurste doch
nüt US Farys kumen, Königsuofen d. städlechron. 8,474; sus
koment wol vier tusent man in die stat, die vor nüt ge-
turstent darin kumen. 326; aber sie getorsten für die stat
nit kommen vor dem marggraGTen, der hett als man sugt
bei 4000 mannen. B. Zink d. städlechron. 5, 192. in diesen Ver-
bindungen berührt sich geluireü vielfach mit mögen und können;
noch deullichei- tritt diesz hervor in: die stett lagen vor ainem
scblosz, das allerpest in Scbwabenland , das ist genannt
Hohenzor, darvor lagen sie lenger dann jar und tag mit ge-
walt, sie getorst niemant von dünnen treiben ; wie oft man
in draut und in grosze warnung kam, man wolt sie dannen
schlahen, sie ketten sich daran nit, bisz sie das sciilosz ge-
wunnen. B.Zink d. städlechron. 5, 230. zu dieser berührung
mit können vgl. sp. 4ö<j7 und 4602.
4)) und warn wol gewappent und stalten sich gar wer-
licb, darumb getorst sie niemant angriffen. 2. Augsb. chron.
d. städlechron. 4,30, {Variante dorffte); dar inne warent der
herzog von Oesterich, der von Wirtenberg und vil ander
herren . . getorst sie niemand angriffen. Berner chron. 185;
nun merk ich bei dem beispil der reichs stett leben, das
sie ietz in dieser gegenwUriigen zeit band: sie waren ge-
waltig, mechtig, fraisani und wolgemuet dieweil sie bei ain-
ander treulich in rechter freuntschaft waren und sich vestig-
lich verpunden betten, ainander bei recht zu beheben und
des rechten (zu) helfen . . da was kain lierr su mechtig noch
so tüj'stig, der sie unpillich und zu unrecht getorst angreifen,
dann sie betten iins nit vertragen, ß. Zink d. stddtechroniken
6,230; nach den achtagen reilt der künig wider gen Burdias
vast frölich von wegen der ee, dann er gedacht, Rengnold
(sein neuer schuiager) wurde im behulffen sin. das beschach;
dann sit der verroeblung was kein ritter in Gastgunnia, der
das kinni getorst uff heben. Haimonskinder 73 Bachmann.
5)) vnd also gedorst der alt veint nit mer in seinen ge-
dancke herschen als ob im der schlag des straicbes selbs
worden wäre, dialog. Gregorii 2 cap. 4; wann du hörst
disz tüffelsch vertlucht hülen, daz dir der tüffel in git solche
unseglicbe gedenck . . erzeig dich in frölicher hoffnung in
got dem herren gegen im, wenn er daz sieht, so Hübet er,
und getar dir nit genohen. Geileb v. Keiseksberc chrtstl.
bilger 26*.
ß) es wird die beschuldigung der furcht erhoben:
1)) für getorste nit der bibel von 1483 in 2. Afos. 3, 6 hat
LüTHEB furcht sich; ähnlich wird auch sonst dieses wort mit
gebrauchsformen unseres verbums in Verbindung gesetzt: wer
auch mit seinen übergenossen icht ze schaffen het, den er
vor forchten nit gethar beklagen, bair. landrecht von 1588
SciiMEtLER 1^,620; der knecht thet es von stund an, wann
er getorst es nüt underwege lassen usz forcht. Haimonskinder
244 Bachmann; ich gedar meinem herren die brot nit bringen,
lauff bald heim und Wechsel mir die, ich wil dein hie
warten. Pauli schimpf und ernst 359 Österley;
drei sind, die allzeit förcbten sich:
bei liechtem tag die Uedermausz . .
in Caspia ein vogel, glaub!
deckt nachts ein fusz über sein haubt,
förcht, der himel lall auir ihn gar.
das drilt die kröt, die selb gethar
desz erdrichs nicht gnug essen ir,
sorgt, dasz ir das zerrinne schir.
H.Sachs (könig Sedras 6) 16,181 Keller-Götze.
die stelle ist schon in ähnlicher form im Renner 4861 gegeben
und kehrt in anderen fassungen bei späteren Schriftstellern wieder,
vgl. th. 5,2416.
2)) und die ez nicht geturren gereden, die schiibeot brlefe
oder beizent si ander Hute scbriben, und selzent die selben
mit namen dar an, und werfent sie an die strazen, daz si
die Hute uf heben und si lesen : daz ist ein mort, und were
ein tot noch wirser danne der ander, man sol im in tun.
Schwabenspiegel cap. iS, 9 Gengier; also was der Strausz selb
dritt und die pöswicht getorsten im bösen willen und ir
poshait nit volpringen und giengen ausz; damit was der
frum man genesen und wol behüet. B.Zink d. städlechron.
51,316; antwürt im der hund: das konipt dar von, das ich
hüter des buses bin, wider die dieb und uiürder, deren
getaur kainer ainen tritt dem hus gen;ehen. Stkinhöwel Äsop
162 Österley.
3)) die uligen geturren zu dem wallenden haven nicht
kumen. veterbuchZlPalm; daz sin bellen alle wolf erschreket
und sin angesicht die wolf in Hucht wendet, darum kain
wolf der heid nachnen getorst. Steinköwel Asop 232 Österley;
und getorst in kain ander fraisam tier, weder leo,
helfant, wolf noch peren noch kain ander tier nichts tuen
und waren sicher überall, wo sie waidneten, und torst in
niemant nichts getuen, dieweil sie ir treu und ainigkait mit
ainander hielten. B. Zink d. städlechron. 5, 229; wan wenn
einem ein wolff noch get, het er denn nümen ein stecken
oder einen gürtel, und er den noch im zühet uff der erden,
so getar im der wolff nit genohen, er förchtet er fall dar
über, darumb kummet er nit dar. Geiler t. Keisersbebg
Christi, bilger 26'.
b) in der beziebung auf den moralischen muth gewinnt das
verbum mehr die bedeutung von sich getrauen, die einzelnen
Verwendungen stehen sich hier gegenüber, je nachdem die hinder-
nisse für den wagemuth in äuszeren Verhältnissen oder in einer
inneren gebundenheit des subjectes beruhen.
a) aber den edeln und den riehen was es vaste wider,
doch gedurstent sü es nit geanden, wan der hobest gar
strenge gerichte bette und umb kleine sacheu die die ime
nüt gehorsam worent, det ertrenken oder entboulieten.
KöNiGSHOFEN d. städleclironiken '.t, 601. ganz ähnlich Closener
ebenda 8, 56; der zehand anlieng zürnen und getorsts
doch nit versagen. Terenz (1499) 65'; 0 spollichs und schimpf-
bares dinge, ist daz wir disem jungen unernieten kinde nit
getörren begegnen und widersteen. N. v. Wvle translat. 147, 23
Kdler; noch dann, umb ires hohen nams und adels wegen
gedurst kein mensch zu Rom offenbarljch sich dessen mercken
oder hören lassen. Kirchhof wenJunmut l,3''2 Österley.
460t
GETIIRREN II
CETTRST
460S
ß) innere und duner* gebundinheit iurehkrtu:tn nth:
1)1 in be^ltmmlen Verwendungen der reehtupracln : wer ge-
ricbtri miidrl, der tul •'icliern, das er tin rlagr follenfiire,
dem lol man rechten; gedortte oher nirmani gerichiet . .
wir . . tollen . . dsrnarh foritcben. freiheihbrief der hnrgtr
von Sarbrueken ISlt bei RiiKCiMKiit gtou. diplumat. I, SM;
waere aber ilnz, dat er niht für getonte chonen, daz rr
10 gefriunde liile georhadegot bete no ir inage, gert Im
danne ein tin friunt gt-lrite« für uf rehie rede, daz aol im
der Tugl geben. Augib. itodth. Sl,7& .l/<yrr.
1)) niimenllieh gehört hierher dt* rüekticht auf braufh und title :
'w|« mAhin wir il bringen' tprarh ilff kOnIc rlrh,
'her xuo di*eM lande? dai wa>r UBniOKelkti.
>l (llieni UD8 I« *«rr«: leb griariei nlht geblien'.
Nibrt, 870,9 iMchmann;
liir ku* Kol weten min,
>itln tline hrirrn K^kunüei »In,
»Ol kOnec oder ruriie ile» enbern.
»ona getar ocli Ich» von In niht «ngorn.
Woi.r*4M Pnrtivttl ^3,20;
ilA I. lupoll iiptrt lU goie» vort, lU kOnfiige Are,
ile behielten alle minit, »i volgeien »tnar lAre,
si luhiro ür, »\ii»m »I nlht getoreien geben,
dai wa» bllllch: wan »ol lemer nieh dem hove leben,
Walthik SU,3 iMchmann.
y) inner* gtbundenhtit.
0) dö geiorsie llapne fOr »i nlht eegin:
wo! wette er »ine tchiildc, er bete ir leide getin.
NibeU 1063,3 Lachmunii ,-
dehnin mennisk getnrste kernen under die Inte, wetsen »i
ao imc daz ain gewizzen an im waiz. tpeeul. eceUt. ii Kelle.
3)) die armen huren, die getörren nitt wiler gucken, denn
Ir junrkbcrre wil. Geiiki t KtisiasaeRC potlilt. 3,23 (1633);
sitzend darauf (auf den seitliehen gutem) wie «in hund auf
ameni hüw häufen und er ittet nit hnw und inszt auch niemiin
von dem liöwhaufen nemen. also tSnd tolcli geitig leut,
sitzend auf dem gät und gelürens nit recht brauchen und
gestattens auch andern nit zu brauchen, sieben haupttünd
1610 ee4.
3)) alles das, das widerwertiges dem menschen zu banden
got . . es sien schmehe wort, Verachtung von den lüten, es
si dar zu innerlicher truck und getreng des gemUts das du
nieman gesagen kanst oder auch getarxt, und alles das dem
glich ist, es si üblich oder geistlich. Geilkr v. KüiseasaüRC
thrittl. bilger bu'; du gedarst es dem beichtvatter nit sagen,
so es närrisch und hubiscb gedahken seind. tpinnerin {grunat-
apfrl) nr. l\
r) iibschu-dchungen und Verflüchtigungen der grundbedeutung
knüpfen wcfenllich an die eben unter b) gewonnenen grupfitn
an. aus drm verhiltnu tu düsteren hemmnissen ergiebt steh
für das negierte verbum die berührung mit dürfen, aus dem-
jentgfn lu innerer gebundenheit die berührung mit können.
«) drrselh walthawer getare kein ziromer noch bolz für
die Ktot noch ansserballi der rinckmaur nn lauh des rats
nit geben. Tuchkr bautnehterburh 71, G. der bedetttunq nach ist
getiire hur überhaupt nicht mehr von darf zu /rennen, und et
spielen die lautlichen und graphischen factoien hier herein, die
sp. J5U0 lur bfsprechung kamen, in anderen beispielen dageqen
lassen sich deutlich die übergdnge beobachten, mit denen das hn«
rerb dem andern sich näher l:
1)1 und wer koren hett, der muest so vil hingeben, als
im dann die korenmaister gesetzt betten, und getorst sich
des niemant setzen oder widersprechen, ß. Zink d, ttidte-
chron. 6, 3.S7; der liapst gab im zu antwurt, er hett in ge-
fangen mit des conciliums rat und on dasselb concilium getorst
er in nit ledig lan. 5,61; das inennlia sprach: ich bah dir ge-
schworen, ich wolle dich nit angrylTen uncz das wir zuo dynem
vnter kninen, daruinb gctar ich dir nit belffen. SiüiRiOwaL
Asop 332 Usterley; und dasz der berr auch verpotten hett,
da«z man (voni Rairn nicht, weder eszrnt noch ander diug,
in die stat fUern noch tragen getorst. B. Zi!<i d. stildtttkron.
5,319. genau so 313; besunder ausz bertzog Ludwigs land,
der hat es verspolten bei leib und guet überall in seinen
landen, und in aller seiner berschaft getar niemant kain
handel mit den von Augspurg lian (varianteH lOrfT und darf).
U. Zink d. stddtechron. 5,337; da worent 4 meistere, iegelicher
ein viertel Jores, und getorst ouch kein anderre bürgere,
wie frumme oder biderb er waz, in dem rote gesin, es
were denne daz in der ein der die kure bette des jores,
bette drin gesetzet. CLOSBNsa d. stddtechron. 8, 133; nach d< m
was uns von Augspurg herUog Ludwig von Bairn aognadig
t. Im
aad fe)o4 . . ae getont ata »ach •ickia fM
die stat weder fB«rM aoeli IrafM
d tlädleeMron. a, SSI (mWcmI* tutWi);
polten, data nao weder |4lt, kMM, hm, ««eft kohi, 4m
der von Aogipurg aigen gnet ia, m4 kaitMg Lad»>|ea all
zugehört, da* getar man ml k«r fiere« •■4 «tte«! all kor»,
galt und was die von Angtparg la Rairlaad ka«4, 4«s a««t|
mon zu Rairo lao aad getar •■ ■UaM»4 kMafkerM («v.
darf, lorft) s, 399.
3)) uo4 muetten fBrka't, iMrk4«a ra4 4« 4m krtef
wider genommen band, allbeg io 4«r k«fWrg kl«ikM m4
geiortten d.-iraasz nil bei gasck'
Vogts, der ir gewalt kett B. ZiHa 4. »«i4lt#rilre«, I, W
toririen), genau le 394. IM. «kraae 1Mb%a: ■•4
ieder partrn ein til, über 4aa «• M nMfMMi
oock guo, daz tO Ol zunameoa ke«Ml> CUMSn i
<kroR. 8, 133 : als dann gebet er mit Mm |iMlgle
ausz der kammer, nimmer barbaupt, aaf 4m 4it acr gatläa
auir ihren beuptern rAw, dann keio Ja4 Mmt Irtluk«
jar getbar barhaupt geben. S. Faanca wetihtek i«4*: 4«r ■!«
siben tag barffisz auff der erd sitzen bleiben v«a4 Mto
vatier klagen, gelbar aucb inn dreistig tagen aii ba4M, k*>
scheren, noch einieb eutterhrb freod habea. IM*; ■•4 4m
si von flnf rossen, als vorgeti bnben iti, nicbl mrr, 4aMI
von ainem fueder wein Rozner matt gefeilt, an den leliea
am Lug und Paasejr flrnemoen und getoreo aafswiage«.
Tasieter urk. det IS. jakrh , a>|wrkrnl«B kn IC /akrk., 4*rr.
weistk. b,n; item, wer aber 41« stear akkl ktHlla *«r 4#ai
heiligen sand Thomas abenl, so mag ein rickirr allaaMkl
den zwain poten dem selbigen aein bantiftr aonkakta as4
getar die nicht wider emheben oder marken In etat rkkt«ra
Urlaub, leeisth. tcn Bmn*ck, copt* it* ifc. jtkrkunitrU, titm.
weisth, 6, 474.
ß) lehn kund« la Saltma
•inen mei«ter niendtr vladea
der »leb min anderwinden
gelOrtie oder wollt.
HtaTBAüo V. An »rmtr ffttvM IM;
da gelortien aoch •amobiea
die »In das nibi getcbaidtB.
WoLTiiB n»rt. in.4 Lmd^mmmmt
hievoD getar leb nlcbi behvaaeo
In den gruwellcbta rinc
beide aide unde lanrellac,
Ist mir da gar tiu aogemacb. )mm. SM^t Ufäri
Paulus wart vleisclxben geviiht in dithn ItMa ia 4m
obriste bimelrich. dai er gotis loogio ersaek , 4ti 4ek*ia
menniscbe gezellin getar. tp*cuL *etU*. Sfr ä*iU;
da» Ich pin als berr« melaer taage«.
to ist diet Ir alieii beiwnegea.
da» »i nimmer grur »•■•■
cbaln gerecbiiktli aaa vea akragaa,
Viimaa ^Imewum 4ar ttfmt MM (twr. tm%
y) formelhafte v«neendunf*n iMiaira hii der fifHmima$ mM
negierten beslimmunge» nicht ror.
CiETlRST, f., rtreinuü amek
geturren. dat t dtt tubsiantttt tUtbtm tmätim t im
IN ^amiiKi/isckfla wethulf §*»mt mti im imm sawa4ir.
praWertIvia gelorste. aack hier timi ftiffkiU mmi
formen im mnUrtekeidtn ; dit IttUmm (thani, 4vil) »M*M Ml
an die schrelU det Ih. ;aArkaa4«rth f/L 4ar«l M. S. Itm.
\) dt* althoehdeutteht ptritir kaf T
beleg* für dat tubtinntn, dtsaen geteafikr'ma n 4f« fliam
wurtttt: Umtrilüt, katursl m< fravalt. Hr^nmki fiaatea
Ikiturttida i« d«r Keronutken itfpe) Srttasttsa>tefaM I, IM:
audacta ratursi, kidorst I, IM rf<. Oun l»«0.
dem laaiaMhaai Hetnnm {ixjtlirk.)\
geturat saawrieSm 14*.
3)4i<aiiBdkack4<ali€kr4fcklaaf|iilill<<waNk.4M<a<M
fliximtfmmtm timm isyMaiea rüai aa/ «tnla, «tnlaaakp^enc
la ikffa ip4lirM aHüapn iMff. MVMvMlaaM avtMaM Ma
■Mtc ea/; <s ersdMalia 4ir liMi/kkrt la4tM aM TkMwyn
(IM. «WK ta 4iai iliaiaaaliilw pnUfilkmdt 4m \
aa4 tfUir aaak kii Smita, 4<r fnaUk
wm titit wutKmmmmmft. n eür« •■4arw
gnu» tnkktmm, ktrmktiaift iiaa aiL ail4. «I^ S, iT.
Laxial.Ml.aaaklraf «ft. dit '^^
ttiltni tinwMu dk* tkfntHt fmmm^m§
j* aack dm mmmmnkutft mk 4ifemni«n,
UdOade kraiiiiiiUaiii 4as tkaraMaaai m magmm
MS«
4603
GETURST
GETURST (adjectiv)
4604
a) ohne weitere bestimmungen tritt das suhslanliv in formel-
hafter Verwendung auf; hier überwiegt die neutrale fassung des
bcdenluni/sgehaltes.
«) der roemsche forste
der streit mit getürste
mit allen den sinen.
Servalins 2040. vgl. tttchr. d. alterlh. 5, 138 ;
der da hiesz goblümet hoch ob allen fursten.
der vil nach prise gerümet. werben menlichen mit
getürsten
des vand er nu vil starke widerniete.
jüngerer Titurel 6716, 2 Hahn;
nu nemet den geist der wisheit,
der uch von gode ist bereit,
und gehet vor liern und fursten
mit freuden und getursten
und forte uch zu keiner stundt 1
Alsfelder passionspiel 1949 Grein;
wnz man von küngen fi'irsten hie,
von graven freien sagt, wi si
rengniren mit getfirsten,
daz dünket mich so gar ain tant,
dan ainez werk sind mir pekant,
der tet geleich aim forsten.
Michael Bbheim von äem kung Pladislau 6,3 Karojan.
ß) nur scheinbar ohne bestimmungen eingeführt, in Wirklich-
keit aber aus dem zusammenhange hinlänglich ergänzt und ein-
gegrenzt, zeigt sich:
swer uiider sinen henden
het also wxhe sache,
daz er von ungemache
sich scheidet, ob er hat geturst,
der lesche sines herzen durst
an liebe zuo den ziten.
K.v. WÖBZBUBC irojan. krieg 16576;
sagt mir . . daz diu rede heimlich belibe:
ir Sit so höh ein fürste,;
ich weiz wol, ir habt die getürste —
miiget ir der beiden mich erwern
und vier fürsiinne mit mir ernern,
ob wir iu folgen hinne?
U. V. D. TÜRLiN WiUehalm 118, 14.
b) mit näheren bestimmungen und ergänzungen.
n) attributive bestimmungen.
1)) die intenf:ität des bedeutungsgehaltes wird gehoben:
in lerte sant Pgter,
der zwelf boten forste,
mit grözer getürste
begunde er got da künden,
Servalius 154, ztschr. d. alterth. 5,82;
wol mugen nn daz sprechen wir,
daz der irwelte Baldewin
ein menlich helt ist gesin,
veste gemut ein furste;
in vollem getürste
durch der viande laut er reit.
kreuzfalirl Ludwigs des frommen 109 v.d. Hagen.
2)) kennzeichnende attribute:
was in manlichem getürste.'
kreuzfahrt Ludwigs 2807 Ilagen;
nü quam der künec von Jericho
des menlich geturst stuont ie nach wirden hö.
Loliengj-in 4365.
ß) Possessivbestimmungen, in beiden zuständigen beispielen
schlägt die beimischung eines tadeis vor: wer waer denne so
tumber der von siner getürste oder von siner fravele sin
selbes und aller geschephede schephaere ervinden wolle, specul.
eceles. 27 Helle; •
wu vernam ie dehein man
daz ein so richer fürste
von eins mans getürste
wurd also sios lebens an? LAMPRecuT v.Regbnsbuiic
Francisken leben 572 Weiiihold.
y) pronominale hinweise auf bestimmungen, die im zusammen-
hange liegen:
Orllus der furste. die zwei (manheit . . . freuden Oust) gar
ungesundert
wol truc mit der getürste. des selben mih nu furbaz niht
enwundert. jüngerer Tiiurel öOüö Huhn;
daz was bischolf Uolrich,
den er so frevellich
vie. dö daz ergie,
vil übellich im daz vervie
üz Beheimlant der furste
daz er in der getürste
ie getorste gewesen.
Ottoear reimchrontk 8242 Seemüller;
üf min wärheit ich ez nim,
däz si mit solhen getursten
nie gedienten dheinem fursten
Sit herzog Uolrich crstarp. 15131.
S) nähere ausführung durch salze.
l)) durch relalivsatz:
der hciserin sie sunder dd
und der vürstinne schancten durch daz kumende vrd
des keisers unde des präbantischen vürsten
von klarem golde riebe zwei vürspan
dar üze manic edel stein mit kretten bran.
diu prßsent rieh in wart von den getursten
die in gein der Überkraft ir manheit het erziuget.
Loliengrin 30i>6 Rückert.
2)) durch substantivsälze :
er ist ein höher fürste,
ich wacn er habe die getürste,
daz er al den beidentuom
wol bestüende durch minne ruom.
U. V. D. TÖRLiN Willehalm. 116, 10 Singer;
daz si des muotes
iinnicr wcrd und der geturst,
daz si lesche Iren durst
mit der gevangen bluot.
Ottokar reimchronik 4995 SeemüUer;
man wolt mich itht in den getursten,
niht wizjen, daz ich darzuo tölite,
daz ich ze Itöm enphühen niöhte. 13580;
swer in den getursten
wa;ro, daz er kgrle dar,
die wurden allesamt bar,
mangels unde armuot. 554;
wan weder konig, grafen noch fursten
leben nit in den getursten,
das ir keiner nit vcrmug,
das ein weih versuch und tug.
Salomon und Markolf 1537 Bohcrlug;
got gab in oucli dö dar zuo den geturst, daz si daz lieilige
gutes wort cliunten. priester Konrads prediglbuch 4.Q' (l2. — 13.
jahrh.) Birlinger.
3) im 16. und 17. Jahrhundert ist das einfache durst, thursl
noch vielfach belegt, die Verwendung zeigt aber deutlich den
rüchgang der bewegliciikeil, sie ist an bestimmte formein gebunden.
a) das lasf^e ich mir eine kühnheit und durst sein. Luther
tischreden 96'; o wie eine grosse torst und vormesseiiheit.
Weimar, ges. archiv 1523 üiEFENBACH-Wi5i.cKER 878; dennoclilt
ßndtt man under sulchcn leuten zu czeitten vil! erwegener
pei'sonen, die sicii woll einer durst ader boszheitt uuder-
steiien dorlllen. 878; durst, der, desiderium, impulsus, facinus
audax, conftdcns, conßdentia Stieler 281.
b) a) dasz wir ihn mit ulier durst und freudi^keit loben,
preisen und bekennen mögen. Luther briefe 2, 16H ; mit eitel
durst und gewalt. Jonas in Luthbrs werken 6, 46l'.
ß) rüuber und mörder die das schwert aus eigener dursl und
frevel nehmen. Luther 2, 653, ebenso 3, 278; das er uns armen
leutben über unser alt herkommen mitt ncwei unge bescbweret
und das unsere mitt eigener durst nimmet. Weimarer ges.
archiv (1559) üiefenbach-Wülcker 878; noch viel weniger von
einigen seiner vorfarn des backens halben mit wehren im
backhause uberdranget oder das unser mit eigener durst ge-
nommen worden, ebenda.
c) so wir doch gegen ihn gur nichts verschuldet noch
solche ernstliche und geschwinde durst um ihn verdienet.
LuiHKR briefe 6, 154;
dasz ein weibesbild
diese thurst begangen. T&cuerning ged. 216;
hat niemand beistand dir zu dieser thurst versprociien?
Gryphius Leo Armen. 2, 203;
von beiden und ihrer durst. Logau, vgl. theil 2, 1747.
GETURST, GLTÜRST, GETÜRSTE, adj. diese bildung ist später
belegt als das subslanltv, hat aber um so zähere lebenskrafl. sie
reicht mit zahlreichen Verwendungen in das 16. jahrh. herein, wo sie
bei den Nürnberger schriflslellern, nicht aber bei Luther, beliebt
ist, der seinerseits tliiirstig vorzieht (s. getürstig). mundartlich
lebt unser wort mit abgeworfenem präßx noch fort. vgl. gedürsi
sp. 2055 ; gedörst sp. 2032.
1) die ältesten btispiele gehören der späteren geislltchen dich-
lung an: Petrus der gröze vurste
wart dö vil getürste. passional 169, 38 Hahn;
die edeln unde die vursten,
alsam die getursten
an guten dingen sprachen do. passivnall9b,3i Köpke,
2) die Verbindung mit dem verbum subslanlivum, die bei dem
synonymen getürstig (s. d.) als früheste Verwendungsform in
der Umschreibung des lateinischen ^audeo, ausus sum' auftritt,
Idszt sich für geturst erst in der Übergangszeit zur neuhoch-
deutschen Periode nachweisen, ste liegt verschiedenen belcgstelkn
3U (/runde, bei denen eine mundartlicher färbung den Sachver-
halt für den ersten blick verschleiert; dürr sein, andere voc.
4605
GETlinSTIG
rn. von 1430 Scnaiiirii t', «30; für Matik. n, <e und keiner |
mocbt im geantworten ein wort nocli gedortt in fragen an
dem tag fnni bei Kuiurcri hat die alttrt bibel 9on Kcckititn :
noch wa* iltirfTl in ze fragen an dem lag Tun deshin, »uch
diete form isl jfden fallt mitiverttilnditeh aus diirst €nt$ttUl. in
denulben lutummtnhang geliörl ttn beltg aut itr wlktlUmliehe*
$praeht des in.jh.: \%l der icliifTman dan also gedorit, daat
«r vor die Hctioldt tcliweren magb (»< iiir reefilen uit tu ft«-
zahlen), to solle der kommrr {be$ehlafneknn teiuet uhiffn)
damit entsclilagen sein, wtiith. 3, sie (»on der unteren lfos«0;
von dem artiicel ist keiner ho torscb, Offantlicb davon lu
reden, (.ükini^r Rn]ensburgiT ehron. S, M7. ScaaiLLia t*, 639.
S) bei den iVärnirryern, vor allem bti H. Sacbb itt untere
form ein btUebtes beimort, dai tieh beionJeri im retme gerne
eintleUt; üakr Sachs gebraucht et ale adjeeti» und ndverbtum.
a) er lawari mich Im heriiao main,
er Ist gaweti ein iliawrer fOrii
rOr all snder kOn und gadfirst. II. 8*ci* {fitrtt WU-
hiilm von Urliantt) 16,61 K«(/«r-Gaite :
schaw, da» lii unter junger rOrtt
ganit wolRasiall, knn und gedOrtk *. 67. e6«Mo94;
auch wie Wilhalm, der junge ITkrsi,
so Treidig, kiilin und gar gedOrit. t, 07;
da» Tort ein kelter oder fOnt
wo der tu gich, kOhn und gadOrti. i. 304. aniler«
lieiMpiele vgl, oben tp. MU;
heut hab ich gute brleff eroprsngen,
mein lierr weid kürixlicli her gelangen,
vnd bringt mll jhm d(wi jiinKen räraten,
rri>ch R.iund, ein Itecken viid gedOrsten
weidlichen graden jungen herrn. JacosAtri* comedia
t'uii tweyeii fUrullichnt idlhm 'i^ii Keller.
in der form gelorst liegt hier die berührung und miichung mit
getrost autzerordentlich nahe, vnd et ist wol möglich, dasz von
den unter sj>. ib'A angeführten beispiekn einige hierher lu
liehen wären.
fi) Tatins, der Sabiner Tfirst.
hnt mir geschriben gar gedfirst,
und verheissen all gOlden spangen
die an der Sobiiier arm hangen,
dam ich in sol su nacht heint eben
da* capitolium sulTgeben. il. Sachh (Romulu* und
llemu») 20. 174 Keller-Götte ;
als Ulys*e«, der thewer Türst
TOr Trola bandelt gar gedürst. 21, 132;
wo nicht Plllero der trew fOrat
bett also weisxlicb und pi-dOr»!
solche mein urteil unier>tanten. 10, 186;
aios dages sie halmlichen Tragt
den ain »tuilenten, das er sogt,
wns er iloch geren essen wolt,
derselbig sagt su ir, sie solt
erbis kochen mit einem speck;
ilas wer (ür in das pest geschleck.
dnn andren fragt sie auch gethOerst,
der sagtir: 'koch mir rAselwuarat'i
(das prurdermues) 22,43S.
4) zum mundartlichen fortleben des Wortes sind mitteldeutsche
und oberdeutsche belege xu cfr:eicAnen. hierher gehört: diirst,
tilrst, m., eine art vermeintlichen gespenstes in einem walde ;
in Oeulsr.hland der wilde jSger genannt; Dorsten g'jig,
Dürsten g'jeg, wilde jagd, wfllhnndes beer. Staldkr I, S29.
gedorst »ird von KsroR der Teutschen rechtsgelahrtheil S. theü
(1767) im nachtrag 1409 ais hessische redensarl aufgeführt. Ertor
tt«A( in unjfrem wort eine nebenform von getrost, er belegt vor
ollem die Verbindung gctorat gelten, JcAAne sein, vgl. Vilhar 76.
GETORSTIG, adj. u. adrerb., die dUere und beliebtere adjectiv-
(iMun; von unserem stamm«, das wort reicht weit in die nlthochd.
ii it turüek; der höhepunkt seiner entuicklung und Verbreitung
liegt in den anfangen der neuhochdeutschen yeriode, und auch
unserer heutigen spräche gehört es in muniiarUir/irn resten noch
an. viele beispiele, die hierher gehören, stnd entsprechend den
mannigfaltigen formen an verschiedenen stellen des Wörter-
buches verstreut, tgl. gedursiig, gedürstig oben tp. 2056; ge-
dorstig sp. 2033; durstig (A. 2, 1752; turstig (s. d.). die prd fix-
lose form erseheint in bairiseken quellen, soweit sie mundartück
gefärbt sind {so bei Avkxtüi), sodann in miHeldeut$ehen ätnk-
mdlern: bei Jkroschin, in ro<-abulaii<n uiiii vor allem bei LoTIll.
ebenso fehlt das prdfix in den heutigen mundartlichen forme»,
I) die Verbindung mit dem rerbum substantivum {vgl. oW*
geturst sp. 4604).
a) 011^ diese führen die ältesten belege niHiri^, in denen es
sich um eine wiedergäbe der periphrastischen formen von ändert
handelt : audeo,, catar ; aiu«s est, caturalic ist ; kituriatilc iat.
Keronitche glasten Stiinmitbr- Sutbm 1,14; «ut fuerint, katar^
OTTUBSTW
sllk aint. jlM^en sm dem emmemei raafitf . t,W;t«|fil||gin
2,tii;laa oloBtaBekUMUla|Mia*vact,Mfc||ta(«M|«w
einig foD Umo Uf« teaaattar NfM (MfWMMw/M). hUm
ISO, % ßr MMh.tt,Ui wai al—iBi asackia Im da «aft
gtnnlworten, noch nlnuai was *!, toratie vaa 4aai U§$ ••
«erbat tö fragine. DiNtiaa eM«;,/Jm*iu:*; aa4 Maar «aabl
im geantwurten eint »orts; onl noch keiner «at 4arMlf !■
zu fragen aa dem tag voa 4«a bla. r«4r» Teft : AmfÄwf»
bibri von Ks: gedorst; und oiraiand knnrf )ai da v««t aal
Worten ond tburst aueb nirai.>Dd «on dm laf» •• ktofaii
in fragen. Lcrara {vgl, tp. 4MI aaler falant«)
b) in der mittelhochdeniMktm MU a§ ämi ander« mmm-
dungtformen des adycttvt MUU. nfL asM. ■*. », t€. tntn
1, «.M. nacAfr. ?0V vgl auch Linien tp. 44*7 f. dte mmitket^mf
tntt hier nur verdeckt, in Mrhindung mit laJiftaHaRiliw mmf
so Ist da* «II froMar, wUs« Krla«,
das leaiao so gaiaratlk Ist.
das er »Ich setsat wldar Mt
und ahiei wlhi ü( tlo labai.
das ar mit gröien «raudan labet,
so er «äste wldar goi sirabai
StatCM« ia,M Hakmi
sin enda bata dA ganoaiaa
durrb in tII manie ritiar.
4et argen tAde» bitter
HSObt er dakeioa wji ganasaa,
awer s4 gatOrsil« woii« wm««,
dai ar den scbapar (rfw q»t4tmt vUen) «alM b«la
Koaasa v. Wlataaaa ir^a. Arw^v ntvn.
c) HIN SO reicher W ifi« fcrNatfanf ««s den tmßnftn der
neuhochdeutschen periode hekgß.
a) aut der bibeldbertrttung : und keiner «rat dftr»lig t*>
murmeln wider die sün hrabel. EcciariTn Jatun I*,t1,i
KoaoRcea (aiisaj eil in der rulgata); also kaoi allca
wider ins lager gen Makeda mit friede, ond
für den kindern Israrl seine tnngen regen. Laraaa:
bei Eci und DiKTKNaracia. — und «lel brüder la
aus meinen banden zuversicbt gewonnen, de«ta i%eMi§m
geworden sind, das wort to reden on «chew. Lvrata ML
1, 14 {auderent, roXfiär); toraten hegnoglicber reden daz «roit
gotz. codex Tepl. ; gelorsten on forcbt reden dat wort goie«.
Augsburger bibel von 149: ; durstiger Ecs; kQboar Ditra^asavta
ß) aus dem älteren taasihslü.- oderdazwiraog«llrRti|wtrra,
daz wir für dat «orgeacbriben geriebt te DoraaUUn ak kasMM
nncb der ermanung. urkund* von nie, ttttkr. ftMkUk» itt
Oberrheins is, 442; itrm wie kain fürst werd seia is iar «ah
so inrcbtig der grtArstig sei tu hi-r<itrnen dit Hiserftrt
maiestet und auch ber Maximinian. iRf/r«rfiea/a fmr die bmt-
gundis^n Unterhändler (l4T3) momim. Ihhtkurg. 1, i, M. tbenm
s. 247.
y) in 9ocakularien und frammatiken : gedurtlig . . lia, aW^ir.
mitteldeutscher vocah. es quo (|&. joArA.) Diir««»Aca U
pedürstig oder geberti sin, aienlicli «olkflaMn aia.
nit fürchten, roraft. prr^eaaCtaai; «lulere daralig aeia. Afaart«
grammal. vgl. ScnaiLLta 1 *. *>iX
S) in der liUeialur: $6 wir des gedenken, s4 «>fr4«a «sir
gelflrslig ze bittende, und mag ef ans draa« «aa
zimelibeit niut «eraagen. Nicolai» v. ST&aataaas
mysliArr ], 263 Pfetffer; gib« ar skh bA aaa !■ 4*f wis« al«
er an dem kriute b eng, wer wolt« ab faNratif sla der la
wolt« enpfibeo. dA «on bei «r «in ciocnrk« «rlaa faaaackM,
in der wir getOrstig mögen alo (ia der knOtey. imtitt 1,«»:
do der kunig {Rudolf) alaus tt |MfMa aa«. im las <ia
fremder kouiman fQr in und kbfrt toa «a« «!■ kar|Ha «••
Erlpfert und sprach, er bette im«
eine summe, der burger leukat«
den burgrr an . . und sprack: **l« kaMl« dnv
«0 geiurstig sin, d.-it er dir »oll« lMiaek«a 4m er Ar atl
beralcb'. Ci-osR^aa d. tlidtttkttmikm I^M; Itkar saM, «4a
warstn ao gedantig aolich« to ikSa. übim d; ab g«<tritif
ebendorl b. vfL aken ifk M&S;
Ist gdoratlf wonlea la »«laa ken«« (4eefa*m}
aalt t*i glokli «ri« mit «aa ta aelMraea.
Scbam tnt. und aas^ 1^ ttiL
2) d4s ndjetäv ta der
fmmelkaflfn v«r¥mimnf mH itm
MS ftfntatu m nnent (gciaralif, «aiaanaay. «aMMt I^W
«a« 1412 Diartaaaca-Weutia «t^KAr Mqp« timipm^^ ami
es iknMii imikm» dk taMhnf mf funaia
«) fsa Msf ßK aaklaaMaRfraat «alMaaMri «iaar baati iat
MMamaaÜato:
4607
GETURSTIG
GETURSTIG
4608
dö sprach der Tiirste Giselher zuo dem degene
'sit ir iiicli schuldec wizzet, vriunt Hagene,
so sult ir beliben und iuch vil wol bewarn,
und läzet die getürstigen zuo miner swester mit uns Tarn.
Nibelungen 1403, 4 Lachtnann, nach, handsclir, A.
in handschr. C die geturren.
dazu vgl. audent, manlicher ... ein küner, ein durstiger.
vocab. predicantium.
b) das prädicat neben dem verbum substantivum, ohne dasz eine
formelhafte Verbindung $ieh entwickelte i
do hob sich micbel hochvart:
zwene unde sibenzeh vursten
si waren vile geturstic
sie wolden wurchen einen turn,
daz was deme schefTare zorn.
biiclter Mosis 15 Diemer;
Schyron der liez daz tinebelin
diu grimmen tier niht vlieben.
er wolte ez dar üf ziehen,
daz ez geturstic waere,
und ez niht diuhte swsere
stritlicher sorgen bürde.
K. V. WoRzanno trojan. krieg 6056;
si nam daz wunder, daz der bunt
wart also getürstec ie,
daz er betwanc den beren hie. Partonopter 18407;
wir hänt so mange stolze schar,
daz wir ür sie geturstic sin,
wenn uns ir zai mit rede schin
und mit Worten ist getan, trojan- krieg 11653:
sanguinei. die artent nach dem wazzir, unde sint gebinde,
minnende, frolich, lachende, unde rotentbafter varwen, unde
singent, unde feizet sint si, gelurstic unde guotmuotic.
Mainauer nalurlehre 1 Wackernagel; der selbe her Gerlach
was eben grosz, brun von antlitze unde scbarp von reden
unde von rade, und hatte einen swarzen krulle {haarlocke)
unde einen swarzen hart unde was rosch unde gedurstig
ein ding zu dune. Limburger ehronik 60, monumenta german.
vernac. IV, 1 {ib. jahrh.) ; du sihest das eins kuiniges bot-
schafft gedürstiger unn manlicher ist dan eines fürsten bot.
Geileb VON Keisgrsberg emeis, vgl. Scherz 492; der mensch
ist torschtiger und köner der da schlafen gethar in einer
todsünd, dann einer der da fechten tar mit siben die auf
seinen tod geschworen haben, granatap/pj (1510) D l" ; do die
naht kam, do hub grofe Gotfrit der gar frumme waz und
petorstiger waz denne grofe Rudolf, wand er ouch jünger
waz, mit sime gesinde . . zwo ackerlenge oder ein wenig
fürbas von der stat gar heimeliche und wartete des Zeichens,
wanne man die porte uf dete. Closener d. städlechron. s,'i9 ;
und worent aJse gedurstig und alse snel, daz kein wasser
so dief waz, sie rittent oder swemtent derdurch. 63; nu was
Alexander gedQrstig worden und starg und greif mit sinre
hant in den pferrich zä dem rosze. Künigsbofen d. städte-
ehron. 8,303; do sprach Josue: sit daz si grosse beiden
werent und so mechtig und geturstig werent in irem ge-
siechte, historienbibel 790 Meridorf.
e) das attribul:
a) beziehung auf personen: daz hat uns got erzöuget an
dem künige Alexander, der was gar ein geturstic man und
ein wiser man, daz er daz mSrre teil der werlte betwanc
mit manneheit unde mit witzen. Bertiiold von Kegensrurg
1,398 Pfeiffer; unde regirte den stift zu Menze herlichen
als ein kuner gedorstig furste. Limburger ehron, 68, 8, monum.
germ. vernac. 4, 1 ; welche bilger also an der erste zu gehe
sind, die selben sind zu dem ersten schedlich und scbad-
bar, zu dem andern sind sie nersche bilger. zä dem dritten
siiidt sie verwegenlich und gedürstig frevel oder vermessene
bilgiT. Geiler von Keisersbbbg chvisll. bilger 155'; derhalb
(L. S. Catilina) von Cicerone mit sampt etlichen edeis ge-
schlechts und getürstigen raännern aus der statt Rom ver-
trieben worden. Seb. Fkanck cAron. (1543) 1,94'; diser bapst
was ein krieggirig gedürstig man. 314*. vgl. auch oben sp.
2055; Lucius Sextius auch von der gemein, ein strenger man
und gedürstig, der understand sich mit Licinio seinen gesellen,
ein gemein vast wider die väter und den senat zu bewegen.
Livius 64* Schöffer. andere beispiele, bis auf Gryphids, vgl. th.
2, 1753.
ß) beziehung auf sächliches object: auch damit in solhem
irem getürstigen farnemen lenger zu verharren nit ursach
gegeben werde, so gebieten wir eu allen und euer {glichen
besunder von Romischer keiserlicher macht ernstlich und
vestiglich mit disem brieve, daz ir den ytzgenanten Secken-
dorffen und sein hellTer in euern landen . . ninndert ent-
halltet noch darin hausen hofen etzen trennckhen mallen
noch bachen lasset, kaiser Friedrichs IV. execuloriale. monum.
Habsburg. 1, 2, 377.
d) das adverbium : eine that durstig verüben, mit überlegtem,
frevlem muth. aeten von 1550, Schmeller 1*, 625; so die kinder
mit frävel, gewaltsam jr eitern schlagen und gedürstig band
anlegen, ref. landr. von 1588 f. 156; habe so durstig angegriffen,
dasz etliche zu rosz und fusz erlegt worden, histor. der von
Frundsberg, vgl. Scbmeli.er a. a. o,; der marschalk nicht
wenig schrecken von dieser rede emphieng, da er den mönch
so durstig mit im reden hörte. Galmy 321.
3) das fortleben unseres Wortes ist schon im 16. Jahrhundert
fast ganz an die präfixlose form geknüpft, die auch in den Wörter-
büchern fast ganz allein herrscht, sie wird noch bei Henisch und
Stieler belfgl, vgl. th. 2, 1753. litterarisch läszt sie sich für
das 17. Jahrhundert nur noch in solchen Stilgattungen nach-
weisen, die der mundart nahe stehen, so bei Grypiiius und in
duszerungen sorgloseren kanzkistils : soll eine jedere rotte {bei
auflaufen) ... zu des bedrängten hause ... so diszfalls
dürstiger und gewaltthätiger weise angefallen würde, eilen.
der Stadt Leipzig Ordnungen 1701 f. 541. den besten beweis für
das sonstige absterben des Wortes geben gelehrte und summier,
die in Urkunden utid älteren sprachproben diesem begegnen, so
führt schon Stade unter den auffälligen warten s. H'iQ an : ausus,
getcerstig, vgl. Scherz 492. in der stelle des bairischen land-
rechtes (s. 0.) wurde gedurstig von späteren interpretatoren durch
mit ernst ersetzt. Schmid jus bavar. 35, 2 leitet es von durst sitts
ab, und erst Scherz stellt das englische dare dazu in parallele,
vgl. auch getorstig, kühn bei Wallraf altd. histor. diplomat.
wh. 27.
4) belege aus mundartlichen Wörterbüchern : därst, durstig.
Staider 1,266; d's glück isch für de därstige, audaces fortuna
juvat. ebendort; schles. turstig Weinhold lül'; deutsch-ungar.
türstig Schröer 44'; siebenbürgisch getierschtig ebenda; ge-
tierstich, dreist, kühn, verwegen. Haltrich 12.
GETÜRSTIGKEIT, Z'., subslantivbildung zum eben behandel-
ten adjectiv. die form ist in der späteren miltelhochdeutschen
dichtung, vor allem bei Konrad v. Würzbürg, belegt, vgl. mhd.
wb. 3,16*. Lexer 1,951. nachtrag 205. den höhepunkt erreicht
die Verwendung im 15. auf das 16. Jahrhundert, um dann der
j^räßxlosen form, die erstmals hei A. v. Halberstadt und Jero-
sciiiN bekgl ist und dann bei Luthkr viel verwendet wird, platz
zu machen, vgl. gedürstigkeit sp. 2055.
1) aus der lilteratur des 13. bis Ib. Jahrhunderts :
a) ohne ergänziingen und bestimmungen :
kunst unde geliicke
getiirsickeit und mnnnes muot
ditz sint dem manne gewisse huot
diu waren nü Gäweine mite.
H. V. D. TÖRLiN kröne 20513 ;
präsumptio getürstecheit Version der Benedictinerregel des IZ. jahrh,
Käferbäck 12'. ebenso in den gloss. bibl. von 1418 Schneller
1*, 626;
von dirre christnin vaile
di Littouwin alle .
wurdiii sere gemeit
und gewannen tursiikeit
nach der geschieht verre mfi
keyn den brüdren denne e. N. v. Jero.^chin 19279;
und darumb ist si ain Torhtig tier, wan si hat w^nig hitz.
nu ist die hitz uin anprunst der getürstichait und der kuon-
hait. K. V. Megenberg 277,21; der gallen aigenkait ist un-
stseticheit, tobung, behendichuit, scherpfen der sinn, neu-
vindichait, höhvart, gir, unkäusch. 28,29; von ungeordenter
vorchte und von getürstekeit und von ubermütikeit und
von <;rgitikeit. cap. 73 des buclies der lugend. Luzerner hand-
schrift von 1382, vgl. Germania 17,54; wen iclis wol gefugen
inocht, so kem ich geren; s6 bin ich nit mein selbs, ich
bin eins gantzen capitels und der besten pfarr, die ze i3asel
ist, die labt mich nit geren von in. so het ich auch noch
nit getürstgikeit ofTenlich in den lant zu wandeln, wan wer
mir icht tet oder nem, da gieng nit klag über mich. Heinr.
V. Nördlinger an Margaretha Ebner 22S. Strauch. vy{. Heümarr
opuscula 361;
der dritte sak ist giinstikait (geturstikait)
der ist dir auch dar zuo bereit,
daz du dich freilich machist her,
nicht sam ein plauger winterper.
der teste sak ist geduliichait,
der all dein leiden ubertrait.
H. V. Wittkn^bilbr ring (30", 2) 130 Pechtlein.
4609
tJETÜHSTIG
onuRSTiGUca
4610
b) vtibtnduny mit ullributivtn adjecti»en:
»o «1 iBukaii umb «iu Lü
•ui |ia «in ü«ni •iiüero tu
mll gröitr turtiekeli«.
Almicut V. IUiti*>T*M 9V OarUtki
•t In «In grdi KetOrtiakell
dai ir Ulli red« grifaui an
mich uiiüe niloeii warden man,
dan ich muot triuien lamar io4.
KoNNA» voK Wüaiauaa Iri^an, kritf 11510;
und worl dar undar oia aA ball,
dat er nAcb ainai henan glr
aiu ieii (ai6raia ciagao ir.
ar liai ö die «aiOriiteiieli,
dai ar mll (rlmman löuwaa tiratl. 1&&M(
wan awar die liule wll varjageu
üi Ir vaterlande,
der muoi vll manger band«
fetärxvkeli arieigan.
dal der man «iu eigen
Terllena und ai «in die
und üi dem lande ktra,
lo dem »In rouoter In gebar,
i wigel er ttn leban gar. 11078;
die lolt du dicke unaeben, und aolt ein traben waaier*
niut mit fribeit iinil vermessener gelOrstelieit gelurrea neiiiBieo
deoiie mit temuetiger vurchte. nütze alle ding nocb noldurft
diner Icraogbeit und niut nocb geuuegde. Tadlki predtgltu
076 Waektrnagtl; wer dem ob(;«naQtea ubbt, und convente
... au iren obgesibriben freibeillen, recblen und gnaden
ingrilT tbct, mit frevenlicber dursliliait dazz der verfaliea
und pIlicIitiK «ei zu geben funlTzig maicic. kaitirl. schuttbrüf
für lltnediclbturen U&4, monutn. Aoica 7,208; durcli wipiicbe
gelurstiicail vgl. $p. 4597.
c) pronominale virweis* auf ergintungsbeslimmungtn, di* im
tusammtnhang* gegeb*n sind:
wan er ä ouch diu geturtiikait
Iruog In 8ime herieu b&cb
das er bi dam barie zAch
einen keiser über tisch.
KoNRAO T. WOaiauae Ott» 684;
dart^flfe di von gestio
was tII Liituwtchir rotin
von andrin gogen&liu.
den let lorn dl turstlkeii,
dai In di< volk so iiihln reit,
und voigtin ouch zuhaut
In mit gewipinter baut
als In ir vretdikelt gerii. 19692.
t) au$ der liUeratur des 15. auf Jas lii. Jahrhundert:
a) icb hub dir dis eiempel darumb gesagt, z& verston,
das rilrsicbiiglieit und gescbidigkeit bei vilea besser sind,
ein sacb zu volbringen, dann mit stercki uder getOrttigkeit
des luannes. bueli der btisfAeU 66,21 Holland; kein ritter bat
euch mit ijcdUrstigkeit mOgen verglichen werden. i4imon 9*.
b) u) wie wol die buide grosse Übel sind, waisz icb ducb nit,
weibes das grösser ist, ob das übel des ebrucbs grOsser
sie oder die über grosz gedurstikait den durcblüchtigen kflnig
unverschuldet zetöten. Stbinhöwhl Bouacio 'dt elaris mulitr.'
133 Drescher.
ß) da sprach zti im der ritter. o du ribalt mit welber
getUrsticbait. torst du dich einen cbUnich genennen, gesta
Homnnorum 65 Keller; mit was gedürstigkeit, allergnedigsle
juncfraw, icb mich unterstehe euch zu schreiben, buch der
liebe 236'; wo hast du so vil gedürstigkeit genommen, um
solches mit mir zu reden. Wirsdnc Calislus K'.
c) unaiigcsehen das alles und durch aigen mutwil frevel
und getursligkait babn si ainen creftigen hertziig furgenomen
hertzog Sigiuundn in seine lant getzogn du* Elsass und
Sungkuw gannlz verberget, instructiontn für hersog Sigmunds
fisandte, monum. Habsburg. I, 1,247 {tndt 15. juAr/i.) ; do der
kunig des berizogcii geturstekeil {kampfbegttr, sehlachtbrrtil-
tckaß) sacb, do besamet er alle die er muhte und filr gen
Brisacb. Closknei d. städttchron, S,i\; do der legate gesach
des bischofes getürstekeit und unlange mit im gekriegel
helle, do lies er die sache ligen vor schäme und gesneig
Ir mit gruszen schänden. 8,51; was ist dann sin getürslikeit ?
frrenz (1499) 74'; dann ir Qbenuuth und gedOrstigkeil sich
gar zu weit erstreckt. Huttkn 5, 282 ilünth,
3) dit prd/ixloj« ^orm, dit für dit dlttr» stü diu AiailcaT
VON llALIliRSTADT Mild NiCOLAUS VO.V JKROSCaiN SU hfUf*» VOf,
erscheint auch in den wtahularien, tgL Üikfbmach 3S2. ebenso
tritt sie in bairtschen quelUm auf: wer den ubgenanten irem
gulsbaus und iren leuten an ireu obgeschriebeuen freibeiteu
rechten und gnadeu ingriff tbel mit rrevelicbar duratikail ai^a.
ttiu % m. ^MfMrtM •■ riiidnliailii a« Süliafra im,
•VL M. 1, in&. «Ml Umw MtaM äti kkr mit tm »mittm
filUm itr etmfuktm fmm: 4ot JBHWfcM UUar fü>t racM
und nimm kcio grid Mv itt im «Icbl afaM groo« dttfa«<|.
keil, WM kann maos layast Lnata bntft s, M tf« Wm»;
teuffliacbe daraiigkeil titthndtn »*. »m mJeUrHdktn mttd
dits4 form noch betSuniM» tuf§fi i tail imttitktH. fitit»,
utvilta, ftro€*Uu, tfrtnnu im. ehn$» n^ 4tllii|irfl. aMl,
Uem andui». SttuiaMit l«M2. äi$ frift^rtt fim wird Mrib
ton Kiaaaor UrfOtiM: M» H^ntifk«! im mtUiwmin
riuber. mfäfumtsit im*.
GET(:KSTI(;UCII. täm^ f^M>» MMMf «fc 4m $tmf
nymt getuntlicb (i. i.). dm ftfatrl mdttmt tmtm Ui losiM
VON WOazacBC und urar i» der 4lUrn «aOn ^eraa gelOratM.
liehen ; in dtr bibtiübtruttung uvd u — »»tmnUitk md atf^
worftntm präfij! — mannitfaek termmdH; *m kkr mu «rlrH M
lo^ar in dtr elauitchtn tUttratur da IIb j«ML am mr1lkm§rimtd»
auffritehumj.
I) a) er waa der jir« uamttan all
und bete ledocb an im dl« salM,
das er getür>te< Hcheu vabi
und ai» «In bell ticU wart«.
KoNiAD V. WOasaoa« tnfm. Map ItW;
von im wart ar in all« wU
(«rOeual ao dar selbaa sMl«,
«wenn er gaiOrtiaelicbao taia. ItSIl;
tgl. mhd. mb. 3, 16*. Laiaa I, »51. uMtAtrag DM; dea trackrackaa
die erzbiscbßf und pischof vasl und getorslen dowidar nickt
gcredeo, wan einer, der war pischof ze Culients, . . der ituoi
getürsticbiichen uf den heiligen taufslein und apcll.ert für at
alle. t. bauristhe forttettung dar tddu. mtiUkrtmM, aioaManto
gtrm. wtrnacuL II, 329.
ß) tint art ton übtrtragung liegt M KoRaa» voü Weazacac
vor, der die im adverb. gtkenmtiduut» m§nMknß nmf äaa
deiiücunytari des freigebigen bemU:
sich hit min bort
und l>t gewabsen laaga ah,
awiT untlar iu den allen |1l
|«türiti«i'lichen «Juan w«e.
der dunkel mich Trum uode qM«
und in mtn kint von rechter art:
«wer aber miue gülte tpart
und er belibet milt« vrl,
der wizze, dai er oihi «mi
m!n aan von kOnicIicher t.
Kos(A» V. Wcazaoi« ttoja». Mef ItUt.
S) ttudaeler getOrsledicb. müleld. tocmbuUr. ex qmedet Ik >A.
DieriiiBACH 60; icb loben dich daz du mit dinen iDwao^igr*
triben und jagen mit diner süssen goad bflU dia forcklaaaM
berczeu gedUrsieclich us lufent und os rftffUol dea ktilfa«
globen. heiliggeistgrisu {kanJstk. 15. jährk.] Hoider Mtwmamm
4, 96; dannan atal er sich heimelicb und für wider kaia,
und l8t do den bischof von Tele für daa bobaaC dm kaa
dar und ferentwQrte sich getorsteciich tot tai bcWll, wmi
satte sich wider den legalen zu kiiegeatff. Cimumb d,
stddtechruniken 8, 51 ; do daz kunig Adolf vernaa, 4o IMMl m
ein here . . and wolt den hartiog Obrebt {ilkndd} «««•,
daz er gen Menize nOt enkem« uf «^en besprochen iag^ m4
begegent ime zu Ulme bi der TSnowe. do daa der htinfa
veruam, do zöget er gedurstecUchgegeu im«.a,M: Alänadar.«
für in eines holten wise s&m kOnige ftaifo tmd aarsdl sl
im: 'ich bin Ailexaadara oberster boite und bin tl ^ g»^
sant, du ich dir aai«, 4m du einen dat besprrcbe«! mit
ime zA slrilende.' do apncb Darioa: 'da ndml tm fadiralw
liebe'. KöRic»Bore:< J. ifiiMferMilfa SMk: dtm hM kmü
dia loren und die knakt«, te aia ak fa4anl|glafc n»>
darsunden sc iaohen di« vrjaan «n4 O» atcriMdk Staialwtt
Attop m ö$letUy.
3) die pri^xhse form,
a) in der bikelikbtrsettunf : d6 qaaa
riu edriir decuriä, dtr auch s«lbir «»•
und her ginc In tor»teclirben zA PiUlü
JhcsA. BKaaia« f«««|idi«n>art ifar«. U^O i
und er geng in tanikk. «aite T^/Itmki mU m |iam «la
darsliglich zu hlataai ««4 i««cb das Mb Jbaaaa. lacaattt»,
ebenso Kuacacta; dürstigklich 4«fiABrf«r Mal e«a IW; dm
gicng thurslig bioein an Pilalu. ürtnaa n dem dtknm «■••
gelben {$p4ter im «agto mA ffmH kiMi*); Uafcb Eaa ani
DiaTsnaaecta. — ai« giMtM Mnti^tA \m Aa awk uMmt
34, 2S bt» EcciaTBia,
sein Schwert, uad gieafas ia te alai
wargeleaalle»«a«Bi«al««fcMC Lanaa. Aiir «ia ia Ja« <
4611
GETURSTLICH— GETUSCHT
GETÜTE— GETZE
4612
entipreehenden bibelstellen {vgl.theil2, ilbh) folgt ihm aue/iDiETEN-
BERGEB; Eck verwendet andere Synonyma, je nach dem zusammen-
hange, fraiJiglicb in l. Mose 34, 25 , freventlich in Uiob 12, 6.
b) in den Wörterbüchern : iürst\g\ich, hehevit,animose, magno
antmo Henisch 718; dürstiglich audacule, präcipitanterSn&iE.R'lhO.
die Sammler des li. Jahrhunderts gruben das adverbium wiederum
aus den lectüren alttr schriftsteiler aus, so knüpft schon Pez
an die oben angeführte stelle aus Konbad von Würzburg an
{trojan. krieg 61212) vgl. Scherz 542. näher lag noch Luthers
bibelüber Setzung, von der namentlich die stelle i. Mos. 34, 25 weiter
wirkte, hiezu kam, dasz sich auch von iarslig =^sitiens bedeu-
tungen ableiten liesien, die mit derjenigen unseres adverbiums
zusammentreffen, hieran knüpft Wieland, der das adverb tm
Oberen (6, 32 sie kQszten sich . . so rasch, so durstiglicli)
verwendet und dazu bevMrkt: Luther gebraucht das wort
dürstiglich in seiner Übersetzung der bibel mehrmals, um
den höchsten grad einer leidenscbaftlicben begierde auszu-
drücken, glotsarium über die im Obeion vorkommenden ver-
alteten oder fremden, auch neu gewagten Wörter u, s. w, werke
23, 521.
GETURSTLICH, adj. und adverb., ältere bildung als die vor-
hergehende ; sie hatte jedoch nicht dieselbe nachhaltige Wirkung.
1) als adjectiv ist die bildung nur in den glossen belegt :
temulenlus kitursliher. Hrabanische glossen Steinmeyer- Sibvers
1, 256.
2) sonst herrscht dort die adverbialform vor, die sich spdler
abschwächt, bis sie ganz abgeworfen wird : audenter, caturstlibho,
caturslihclio. Keronische sippe; audenter katrustlihho. Hra-
banische Sippe Steinmeyeii-Sievers 1, 25; audacter caturstlibho,
kidursdiihho 1,156; 2,9S; demerile kidurstlibho,kiturslibo. Ä'cro-
nische itppe 1,256; getürstlichen Athis C, 45;
swaz er gelobte und gehiez,
daz er des lutzel stsete liez.
wie geturstliche
verbrach er dem riebe,
daz er bi sinem eide lobt!
Otiokar üsterr. reimchron. 17009 Seemüller.
vereinzelt begegnet unsere form auch in der bibelübersetzung :
bewegent dQrstlich got: so er selb gibt alle ding in ir hende.
Eggesteyn Hiob 12, 6, wo Luther tbürstiglich zeigt, während
KoBURGBR mit küniich. Eck mit freventlich abweicht, vgl.
Amailich adv. audacter. vocab. incip. teut. g4; und woll iemant
getürstlich wider euch reden, euer boshait und sünd offen-
baren (das doch niemant thön dar) den selben sollen ir als
ain kätzer und ungläubigen in den ban thän und verdammen,
auch mit euerm gewalt angreifen und sagen, er bah wider
die christenlichen kirchen gethan, man sol in verbrennen,
das alles sollent ir unverschempt thun, trutzlich und ge-
türstlich also durch drucken und euch nichts bindern noch
irren laszen. *fürst der hellen genant Lucifer ... an bäpst,
bischoff, Cardinal' (1521) Schade satiren und pasquille 2, 91, 14.
GET{itiSTLlCüyiElT,f.,substantivbildungzumvorhergehenden:
mit was gedurstlikait getarst du, die wil ich lebe . . minem
künglichen stfil besiezen. Steinböwel de claris mulieribus 168
Drescher.
GETUSCHEL, n., Verbalsubstantiv zu dem erst spät auf-
kommenden tuscheln {s.d.): aber ich will ihnen sagen, um
was es sich handelt bei all dem diplomatischen gethue und
getuschel. Blücher bei Schere 3, 810, vgl. sp. 43^3. als mund-
artliche form berührt sich in bildung und bedeutung sehr nahe
das niederdeutsche getustere, vgl. getustere, n., das gezwitscher,
gezischel. Schambach 63, vgl. tustern, leise ins ohr sagen,
flüstern, zischeln, wispern. 237. fraglich ist, ob gedüsch, ge-
rdusch, geplauder Woeste «b. der westphäl. mundart 74 zu
duschen, tuschen gehört.
GETUSCHT, participiales adjectiv zu tuschen (s. d.). wie
am verbum, so sind auch am adjectivierten particip zwei ver-
schiedene Worte gleicher lautform auseinander zu halten.
l) getuscht zu tuschen, beschwichtigen, das schon in den
äüeslen Wörterbuchaufzeichnungen schwer von vertuschen zu
trennen ist, dem compositum, dem es weichen muszte: tuschen,
ein auffrur tuschen. Maaler F. f. 3', vgl. aber vertuschen eben-
dort unter auffrur. bei Stieler 2266 ist die begriffsbestimmung
unseres verbums sichtlich von dem bestreben geleitet, dieses mit dem
unter getuscht 2) zu behandelnden verbum in einklang zu bringen;
trotzdem ist auch aus ihm aufkldrung für das unsrige zu ge-
winnen. Frisch geht au/' Maalek zurück: tuschen, einen au f-
ruhr tuschen. 1, 395, vgl. tüssen, eirükoU thun, verbieten it.
schwicIiHgen. Richey idiot. Hamburg 317; auf dieser umfassenden
bedeutung fuszt die attributive Verwendung: nach getuschten
bürgerlichen kriegen begab er sich auf das ballen und auff-
geblasen balgsspiel post bella civilia ad pilam folliculumque
transiit. Garzom schauplalz aller künst (Francfurt 1641) 742';
kleinere und gröszere daraus entspringende Widerwärtigkeiten
waren kaum, nicht ohne Unbequemlichkeit der oberen be-
börden getuscht und geschlichtet, als uns dessen (Fichtes)
äusserungen über gott und göttliche dinge . . von auszen
beschwerende anregungen zuzogen. Göthb {tag- und jahres-
hefle) 3), 32 ;
und dieses schlaue volk sieht einen weg nur offen:
so lang die Ordnung steht, so lang hat's nichts zu holTen,
es nährt drum insgeheim den fast getuschten braod,
und eh' wir's uns versehn, so flammt das ganze land.
(Jahrmarkts fest zn Plundersweilen) 13, 24.
im gegensatze zu diesem particip hält sich am verbum selbst —
in mundartlichen formen — die beschränkung auf das gebiet der
rede, die vermuthlich den ausgangspunkt überhaupt kennzeichnet :
schon bei Maaler tusch dich, schweig still. Ff 3'; düschen
still sein Stalder 1,329; tuschen, tuschen, tm reden einhält
thun, jemand beschivichtigen, durch sanfte mittel ihn veranlassen,
nicht weiter zu reden Danneil wb. der altmärkisch-plattdeutseben
mundart 229 u. a.
2) getuscht zu tuschen von dem fremdworte tusche, vgl.
tuschen (in arte pictoria) signißcal coloribus pallidulis, tremulis,
ac fugientibus aliquid adumbrare. Stieler 2266; ein getuschtes
gemälde. Adelung 4,1107;
im fernen horizont, wo die azurne luft
die see zu küssen scheint, glaubt er im morgeuduft
ein leicht getuschtes land zu sehen;
bald macht darin die mächtigste der feen,
die fantasie, ein schimmernd schlosz entstehen.
WiBLAHD (Idris 4, 8) 17. 205.
bei Wieland begegnen noch weitere Übertragungen:
er schnallt den hämisch ab. legt heim und lanze nieder,
und überläszt der lauen flut
den frischen reiz der jugendlichen glieder.
ihr unheflecliter schnee, getuscht mit rosenbiut,
scheint aus den spiegelwellen wieder. (Idris 1,19) 17,22.
vgl, auch 11, 102 {don Sylvio von Rosalva 2, 2).
GETUTE, n., Verbalsubstantiv zu tuten (s. d.); vgl. dute,
duten th. 2, 1767:
auf des altars stufen kauern
auch die tempelmusici,
Paukenschläger, kuhbornbläser —
ein gerassei und getute —
ein gerassei und getute,
und es stimmet ein des chores
mexikanisches tedeum —
ein miaulen wie von katzen. Hkink Vitzliputzli 2.
GETWANG s. gezwang, ebenso ist zu gelvrerg, getwingen
und anderen in der mittelhochdeutschen periode mit t anlautenden
präßgierten formen auf das entsprechende neuhochdeutsche *gez'
zu verweisen.
GETWEINDE, participiales adjectiv, mansuetus, auf die Über-
gangszeit beschränkt: inphaende di getwende unse herre, abir
demütigende di sunder bis czu der erdin. Trebn. psalmen
146,6; der herr richtet auff die elenden. Luther (psalm
147,6); die senfftmütigen. Eck. die form beruht jedenfalls
auf mundartlicher lautgestaltung. Fietsch a. a. o. Idszt die
wähl zwischen anlehnung an getwenge (Lexer 1, 952, nachtrag
205) und getwede (Schiller-LGbben 2, 90'); die letztere an-
nähme wird unterstützt durch :
ei, süzir got vil höre,
durch dtnes namin ere
bis den dinen gnedic
und mache si getwedic (einqnschüchtert, znhm).
N. v.Jeroscuin 9154, vgl. Pfeiffer a. a. o.
GETZ, n., nebenform für gäz zu dem colleclivum geäz,
geäze, vgl. Lexer 1, 747. Schmeller l ^, 157 (dz), vgl. gast
oben sp. 1473. das wort erscheint in der eingeschränkten be-
deutung viehfutter: unser gwin, gwerb unnd handtierung
ist dem vogler oder vogelrichten allerdings gleich, wann
ein voller einen vogelplatz oder vogelherdt zugerichtet hat,
so strewet er hin und wider getz, die vögel werden haimb-
lich. B. Hbupold Plautus redivivus {Augsburg 1628) 10 (offundit
cibum).
GETZ, ncbenfoim zu götz, gotz, gottes, tn bestimmten Ver-
bindungen zur interjection umgebildet, s. unter golU
GETZE, GETZEN, schwaches m., nebenform zu gätz (s. oben
sp. 1515), vgl, auch gOtze (s. d.). xu den unter gätz gegebenen
belegen vergleiche auch Weinhold beitrage zu einem schlesischen
wb. 1,27. für die jüngere form getzen vgl. Frommann 2,81.
4613
ÜETZEN— UEÜÜEN
OB0im«-<ll0tT
4614
und AobLUKC ], buu: 'gerxen' ... in einigco gegrinten, ein
Ijericbl vun lucbl, eieru und luilck, welches in der pfanoe
gebucLeu wird, und wotu aiuic ieute nur gcrtlennicbl lu
neliiuen plU-gen, wuber e« den oauicu zu babrn tcbeiuet.
es wirduucb 'gemling', in <U-r Lau«iU und Met«xen 'geUto'i
und im Wendiscben 'jexcmen' Kiuannl.
(.KTZt.N, V€rb., nebtnform im (;ntten (i;>. i:>l«), gAtien
{tp. Vor.).
I) lu dem unliT gatien I) b) oben gegebenen beüpitl üt
aniufugen: wie es unuiüfslicb i«t, dasx die «glasler ir bupffen
und (jelxen Ussel. Lutiik« titehreden 433'.
•i) tu gUlzen: geUe <c/im). verb., Iiexvlcbiiel dus scbreien
des bubnes nach gelegtem ei. Klkicma.'«!« bettrige xu «inrm
nordthüring. idtutikon 7.
3) lu gatzen (mit btiug auf den meHtekm) » «cbwulzen itl
Wül jenes geizen tu itellen, in wvlchem ». ISiste« I. ergin-
tungikeß tu Vilmah i. li dat grundwuii tu crgelien vermuthit:
luriiin geizen, schäkernd nach ctwat austdiiiutu oder tehn-
nhttij horchen (vgl. auch getzmaon v l'nsTKR naehtrig* i«
\iuiAK ~H). hierher gehört anscheinend auch:
»\e kuni uns weilur geueii nocli siugea,
»u ubul wiir ille hur erscliiockeii.
Fiii*citLi<« .SNimiin» 309.
QV.TZLIC», udj.: frftllcb oder gctzlkb sin. Kölner handsehr.
det loher und Mauer (ib. j/t.) Lkxkr naehtrag 206, vgL gctz-
licbkeit.
GKTZLICUKKIT, A, nebtnform zu ergelzlicbkeil, vgl. <Ä.3,
ip. 822. et ist sehr fraglich, ob in der präßxlosen form das
grundwort, und ob nicht vielmehr eine seeunddr« enlwteklung
dann zu erblicken ist:
1) die (narren) wurden auf ein zeit, daniil man dem
bapst ein getzlicbkeit macble, auT dro palast berufea. Bkbel
(libU) 16*;
we dem sin wUuach all werden wor,
vil wuntcheu da» sie leben lang
und dflnt iler sei üocb aUo Iraiig
mil schlummeu, »rasten im winhiisz
dat sie vor xii mnsz faren u>z,
dar lA ob »io scliun werden alt
kind nie doch bleicb, siech, uugeslull
ir backen unil hfii sind «o l&r
als ob ein uir ihr milter wAr,
vii geiillcbuil die jugent bat
das aU<T iu eim wesen siai
in(en) zittern glider, siim und liirn. efe;
. S. UsANT nuirentcUiß 26, 21.
2) aut den oben behandelten Verwendungen Idttt sieh auch
das folgende beispiel erklären, dat tich in der bedeutung lugleieh
mit gälzen, ätien, füttern (sp. ibi'i) berührt:
ob Ich ein :fchaalT sld sunsi ein ihler
lind uni zuo'r «pysz, ouch Tal xuo'n rocken,
damit wir küiidUid uns bedecken,
ouch andre frücht mit uuderscbeid
zur uotturn, untrer getiligkeii.
Ilurr Adam und lleva 18(K>.
GF.TZMEK, m. ahUUung von gatz, vgl. «i^Uuffl earnificum
'gezzmcr' dtctorum, tnschrift auf dem siegel der WürtbMrj/er
mettger. Lbxtii naehtrag 205. hieraus erklärt sich wol auch
getzmann Vilmah 13& Mnd PrisTta 78.
GKU, nebenform tu gäu, vgl. oben tp. I&IH.
Gt%KtN, vrrfr., s. geibea oben tp. 2568, vgU auch geuen,
genpen, geuwen.
GECüCN, verstärktes üben (5. d.); der erste beleg stammt
aus den Prudenttusglosten, exera't giuopit. STtinHEYEi-SiKVias
1, 4.S& ; 5on5( bietet weder die althoehdeuttcht no«k die mitttl-
kochdeulsche litteralur viel beispiele:
owö. ow(5, her TrUian,
daz ich iuwer le gewalt gewaa
so Kuoten, aUe ich ieiuo hiiu,
und der al.sö niht i^t gotAn,
dai ich In also geüben mOge,
alt ez mir wege und tilge.
UoTTrsisD Trulan 10353 BtckUeiit;
tweon ich min zouber geübe
und mSrnr arzente dinc,
sA wirt ein vrechrr jungelloc
vil schiere i'lz im gemachet.
KoNSAD T. Waststsa (rq/ac. kritg 1<NM:
daz wir dem almebtigen gote disiu fünf pfunt widentcheo
unde reiten, . . zum andern ludle tod uoserm amle, das
wir daz also durch got geilben und durch uns selben; und
unser xU und unser guot aUA angelegen, daz et gote lobe-
licli st. BEaiHOLD T. UKCBNSBuac 28, 11 Pfeiffer; pei der
turtcitauben verstön ich aia rain pider weip, diu allain im
waigen liep Uew hell und ist geJullig mit allen weipleicbeo
IV.
(ttblea . . dia fra» nag »ibl ftflir|M. 4m bl, ai »ag aM
uibi frubeo aa «le« «lad gegta mMmi tat, ^* *** l
der bin der MBllktall. ft. f. Mmumm bwtk im mim
•i (dK h«,L OiaaMli «M M(t fva, 4m rf dlMlikdl «
wtle laubea MMhU, vMM ai M dtalM «Ibm frtvM
■aoul aot «04 aiaa« rak m4 |Im n wm aaÜM mJ
bot brfit bi( ir dicke karWa bilpfaMUM kr4l mA Mf»-
sinecket und uogeaalMO. II. f. ^aiiaiaa iMiMki mfitikm
l,2tt Pfeiffer; das aim dk ttagrr aia laU •4ar all« aÜ äs
ander, oder der daam, die f-irdrrttM «dar 41a MaJafHM
lam werden «ud aie oil |es(reckaa aiar
oben mOcbl. BasoMacavaic (*<r«/fi« (UM)ir.
hierher autk:
druiiib Ist 4ar ttum gar effi Mirabt.
dab) dl well In» {tkmtm f) frsU gsaM.
H<«w>eTfa«M8« W.
GEH Bin, m^ tkmdtui$»kt nthnfmm n kiakiu, efL tt.
»,«M:
•In weluer pfab credeniter war
• uUng «ad atz der lugrl schtr
titchdieiier warso der Wooiit.
Roikroptr, KifllMr «ad der ««enMia. RsMfacae (4m
reviM««! 4rr — darrtal* tnmämt 9h^ I. «M^-
et scheint auch, iatt das füftni« M«fM mit im fmm |— aiMi
hierher gehört: auo4, dae ir ewere kinder also sart rlrliM,
so werden nichts dann eitel göwilzen darsoat, timi far mtd
für stetig furtzfrllig, kraock and slerbeot ^0 uM.
lassend euch eine warnung sein, so akarfeei
halten ihr auch slarcke junge kioder, waaa ihr i
giite slarcke hoiterbrei zA essen geben. I'asi
tchaft {eap. ttei 131 Bolle, tgl a*€k geibilz tp.
GEÜBT, perlietpia/ri adjecttv zh üben. 4u mohmtf
paitieips von teinem verUalstamme, du 1« H«s«rer knUftn 1
weit vorgeschiitten ist, beginnt frükt,
I) a)seAon aus Notskbs kberttitnngttprnek« rnni Ar «stM»-
dungen ter genobto liat (beizet pugilialona) und geaoylar
licbamo, cxrreifuiN corpus, belegt, vgl. GaArr 1,11. aas 4*r ati$M-
hoehdeuttehen periode trete* nur fHikttm sufeWaafW
det partieips hervor, an denen die isali«raa|
punkte findet: dat der guute von im warda fatakel te i
wercben. aliä. predigten 2,3» Urtetkaim;
Ich tibe das ir >lnt ter« b«ir«l»«i,
Awar beriae bi aiii uaaiAi geukei
darumb so tagent salr den gruai.
IHoctrtUm va MUt.
dagegen tiegt für $oUk* ittkenng ein ImpsW ta itr /Wa
ungeübct vo', die aut Suso btltgl isf, efL miUelkotki. mSrink.
3, I9i*. im 17. Jahrhundert ventkäntu «Mft mirttibidbir, Ü»
die parlidpialformen tonst b*im err^aai brinftu, aassr
für steh: geübt, gebraucht, cxrreilai Fai«ic» (leiec*!;
exercUalus, prriclilatus HaMsca IS*»; geübt, palbr«,
pratticalo Casulh (l73u) I30>«; geübt Scawa^ (iTW) '.m. Am>
LUNC irrani dat partidp nkkl um werh, wol eWr Caer«, ngL %
354; wer kenntniase von einer Sache besiut, ial ka»^ mm
sieb fertigkeiten in etwas erworben bat, iat §»tk%, wm
unternebmnngen gewagt, anrechtu«(aa aad gaiakrM
standen hat, der ist versucht. W. PvraMia
deutsche worle (I79i) scknfXn der kmrf. ftadlasta/l im
heim 9 t. 7. vgL daz« EaeaBaaD rersac* «««v
4, 321.
b) ein weiterer b*9tit fkr O» ntitgiktmitimämmt im pm-
ticipt liegt in der rtitUiektn aaiMd«^ 4v Mfmwmtt^fmmt
unter denen der nperUtn ftWiwiapti
a) geilbter und gewisser. Ume •, *n\ fitbiar Www
ertnarren {neudmtk) 202 ; torwIrU : Ul dasWdMara, saÜaMl
und rOckwSrU nur fOr gertbleia, oad «Mb mm ml 4aM
blachfelde, auf dem wirrfcldc iat'a aaOMkk. f. L Jaa*
uerke 2,S0; die interpunrtion, «•
fanger sein must, tat fOr den _
wertb, zumal in itMM ae lekhlea gadkkt. I. LacBMBa
{»her IhgeMt VitiiaaiiBaa^falr) kma imtnL mtL tm^ m-
ginnngtbnnd «r. II. _.^
ß) den wulgeObtiatM krtafaaMaa. Sraan Vi ßimtmtm
OMler, geObleetea kaaaar, ffl. s^«ti«(dM MthlaMt •*§>» |»>
fibiceta obr, gtAktaaU Mbaa- ••4 N^i^^^rl»^ |alM«Mr
mecbaaiaMa, tfL tf. «Uli ptUaeta «Im v> M»>
e) ik liiMiraM Muniämkmuk i» ien
parttet{4*k<t ^iieiHwi.
t) unter w^kmng wetaiir /hMüaaea: Maraaaa awMa mm
Mkm, ba^Mil 4k niM ||M>
aeioen gezeicbnelM nallarlwfcM,
Stt
4615
GEÜBT
GEÜBT
4616
lliicht', selbst mit einiger gefiihr, als der erste zu beschreiten,
unter den liausgenossen Tanden sich viele zu höchster leichtig-
keil geübte; denn dieses vergnügen ward ihnen fast jedes
jähr. GöTHC {W. M. wanderjahre 2,5) 22,100.
ß) mit abstreiftmg des verbalcharaklers : zwei tausend gutte
gedunkcn zusammengebracht von dem geübten Padl WI^CKLER
{Göiiitz I6S5);
man soll euch mädchen auf dem lande
wie mädchen aus den städten, (liehn,
so lasset doch den l'rau'n vom stände
die lust, die diener auszuziehn !
doch seid ihr auch von den geübten
und kennt ihr keine zarte pilicht,
80 ändert immer die geliebten.
doch sie verratlien miiszt ihr nicht.
GöiHB ('.'flc miälerin verrath) 1,213;
nicht mit unrecht ist selbst von unterrichteten und geübten
über das ermüdende nachschlagen . . geklagt worden. Mass-
HANN einleitung zu Ghaffs althoclid. Sprachschatz 6 theU. vyl.
der geübtere sp. 4614.
2) in dir bedeutungsentwicklung sind keine weilgehenden unter-
schiede zu beobachlen. wenig entwicklungsfähig ist ein älterer
gebrauch geblieben, bei dem das particip an Verwendungen an-
knüpfte, die wir heute mit ausüben, verüben zum ausdruik
bringen geübt berührt sich hier mit gethan {vgl. sp. 4366); nach
vielen geübten und fürtrefflichen thalen, die er in den kriegen
gethan und begangen. Fronspebg kriegsbuch 3, t4$'; geübte
künsten. Hknisch 1588; dasz wir nicht können überhaben
sein, ermeiten Jesum von Nazareth umb solche turbation,
geübten gewalt, raub und spolii vor goit dem allmächtigen
. . mit orv'lentlichen rechten zu besprechen. Ayrkr Ats/or. pro-
cess. juris {eap. l) ', ausgäbe von IG80. ebenso bleibt eine jüngere
entwicklung vereinzelt, in der die in üben ruhende Vorstellung
der Wiederholung für sich allein den ausschlug giebt: meine ge-
übtesten arien vorzusingen, in allen übrigen Verwendungen
macht sich die beziehung auf das subjecl der verballhäligkeit
geltend, ihm kommt das eryebnis derselben zu nutze; die Ver-
vollkommnung, die durch die Übung bei thni eniell wird, steht
im Vordergründe, es ist dabei zu unterscheiden zwischen prädi-
cativen und atlribuliven fügungen des particips,
3) das participiale adjectiv tritt als prddical zum verbum. die
isolierung ist hier desto mehr vorgeschritten, je mehr sich das
particip aller einschränkenden ergänzungen und bestimmunytn
entledigt :
a) mit näheren bestimmungen.
a) I)) nachdem ein ider alt oder geadelt, oder im kriege
geübt und verdient {prout decus bellorum) oder auch mit
wolredenheit begabt ist. Micvllüs Tacilus {German. li) 12S9;
geschickte archivare sind im lesen alter Urkunden geübt.
Petersen schriflen der kurfürstlichen gesellschaft in Mann-
heim 9, 7;
auch bin ich hier aus dem land,
im klettern gut geübt an steiler alpenwandl
WiRNKB (24. febr. 263) Minor;
er ist in seinem fache sehr geübt. Campe 2,354.
2)) dan die leibliche Verfolgung war zu grosz, dadurch die
rechten Christen nur geübter und gewisser im glauben wurden.
Luther 6, 47S' Jena;
am körper alt und jung an jähren,
halb siech und halb gesund zu sein?
das giebt so melanchoTsche laune,
und ihre pein
würd ich nicht los, und hätt' ich sechs alraune.
was nützte mir der ganzen erde geld?
kein kranker mensch genieszt die weit.
und dennoch wollt' ich gar nicht klagen,
denn ich hin schon im leiden sehr geübt.
GöTHK an muiiemoiselle Oeser tu lyciptig (1768).
ß) ain iegelicher sünder. der lebt ain weder darumbe.
daz er werde gcbüezet alda gebezzerot. alder er lebt darumbe
daz der gSte und der rebte von im werde geübet zc guten
werben, altd. predigten 2, 39 Grieshaber; auf diese weise
wurden die Sachsen zu den waffen geübet. Haller Alfr.69;
die durch gewonhait haben sinn, die do geübt seien zum
underschaid des guten und des bösen. Eck Hebräer 5, 14,
ebenso Dibtenberger, vgl. sp. 4616;
ist . . das äuge geübt, die künstliche weudung zu treffen.
GÖTBB (Hermann und Uorolhcn) 40, 303.
y) der lautenist präsentirte ihm also bald seine laute, und
sagte: ,moDsieur, ich mache profession von diesem instru-
ment, ob ich nun gleich geübter darauff bin, so ist es doch
keinem eine schände, der seine profession in anderen suchen
sucht'. Weise die drei ärgsten erznarren (neudruck) 202; in
der hildergalerie fand ich mich nicht einheimisch ; ich musz
meine äugen erst wieder an gemäbide gewöhnen . . im antikcn-
saale konnte ich recht bemerken, dasz meine äugen auf
diese gegenstände nicht geübt sind. Göthb {italienische reise;
bericht aus München) 27, 10.
8) also hab ich ein hertzlichs betauren empfangen, dasz
solcher Alpländer und völcker alter art, wesen, sitten, . . so
gar verligen, und denen, so frömbder spraachen nit geübt,
noch der alten lateinischen bücher verständig sind, vcrlialten
sein söltcn. Stumpf Schweizer chronik (1606) Vorwort.
b) einführung ohne weitere bestimmtmgen :
der maister sprach : 'ich piii geübt,
das ich pin am hcrre meiner zuugen.'
Vi.NTLKR pliiemeii der tiuient 5231 ;
ein wolgeübter man verstehet viel; und ein wolerfahrner kann
von wurbeit reden, wer aber nicht geübt ist, der verstehet wenig
{qui non est expertus). Luther Sirach 34, 9; welcher nit erfaren
ist. Eck; der nit ist versucht in der vorlulherischcn bibel; alle
Züchtigung aber, wenn sie da ist, dünckt sie uns nicht freude,
sondern tiaurigkeit sein — aber darnach wird sie geben eine
friedsame frucht der gerechtigkeit, denen, die dadurch geübt
sind. Luther brief an die Ebreer 12,11 (den geübten durch
sie. codex Teplensis; exercitatis per eas). ebenso Eck und
Dibtenberger und die späteren;
zwar ist um U'ost dir itzo bange ;
denn alle züciitigung, so lange
sie da ist, scheint uns hart.
doch nachmals wird sie friedsam geben
frucht der gerechtigkeit und leben
dem, der durch sie geübet ward.
Gellebt (irost eines schwermiUhigen Christen) 22, 215.
4) als attribul tritt das adjectiv enlwedtr an nomina agenlis
an oder es verbindet sich mit Substantiven, die das ausiibende
Organ kennzeichnen.
a) für die nomina agentis sind enger eingegrenzte und um-
fassende Vorstellungen zu unterscheiden.
a) l)) deren oberster war Johann Katziuner ein Carbat, den
man für den wolgeüblislen kriegsmann achtet. Stihps Schweizer
Chronik (i6C6) 43"; wolgeübte Soldaten Castelli (l73ü) 1308;
geübte Soldaten Adelung 4, lli6; gutgeüble kriegsvülker
Schwan (1782) 740;
das kriegesheer trotzt auf die treu
geübter tiegerschareii;
das leichte birschvoik dient dabei
statt streifender husaren.
Hagedorn (Mftendore) 3, 38.
2)) Belial aber ein lang geübter practicus im rechten, und
darzu ein sehr verschwatzter geist. Ayrer histor. process
juris (1680) 4 {capitel 1); ein geübler geschaflsmann, sach-
führer, redner u. s. w. Campe 2, 354 ; er ist ein geübter ge-
schäftsmann he is well versed or experienced in Business Hilpbkt
461; wer die regierung des feuers wol weisz, oder ein geübter
probierer ist. Ercker (16:3) 8; ein geübter clavierspieler.
W. Petersen schriflen der kurf. gesellschaft in Mannheim 9, 7 ;
blicke man alsdann niedergebückt durch die füsze, oder
lehne sich über irgend eine erderhöhung hinterwärts und
schaue so, in beiden fällen gleichsam auf dem köpf stehend,
nach der gegend, so wird man sie in der allerhöchsten farben-
pracbt erblicken, wie nur auf dem schönsten bilde des ge-
übtesten trefflichsten mahlers. Göthe {zur uaturwissenschaft)
50,37; bald hätte ich das noihwendigste zu sagen vergessen,
die aktricc, der Bälhelys rolle zugedacht ist hat einen schönen
umfang von stimme und ist eine geübte sängerinn, die beiden
mannsleute sind tenore. Göthe (an Kayser) briefe 4, 170;
frau Tillsen, als vorzügliche klavierspielerin, . . sowie ein
jutifjer veiter ... als sehr geübler sänger . . . trugen die
kosten des musikalischen Vergnügens. £. Mürike (maier Nolten)
i*, 108; ein geübter Jäger, schütze. Camph 2,354.
3)) geübte Schwimmer n. a.; ein geübler Spieler. Campe 2, 3.i4;
es giebt untrügliche kennzeicben, wodurch sich der geüble
trinker von dem angehenden unterscheidet; wenn dieser,
während er das süsze flüssige feuer hinuntergieszt, die äugen
wollüstig zukneift und in innigem behagen noch mit dem
letzten tropfen die zunge erquickt, so spitzt jener blos ein
wenig den mund, trinkt mit offenen äugen und ignoriert
den tropfen, da er die erfabrung gemacht hat, dasz dieser
nachzügler den durst, statt ihn zu loschen, nur aufs neue
weckt. Hebbel {Schnock} 9^, 14.
ß) man liesz ihn^daher in frieden gehen, wohin er nur
wollte, nur verleitete man ihn zuweilen zu einem spiele, und
4617
GEÜBT
4618
da alle aeine bercchnungen gegen die feinen flnger aeioer
geQbten gegner niclit sticli lialleii kunntrn, lo hatte roao die
frcudc, ihn . . oft zienilicb rein oussuplünilern. K. Gaoaaa
du dame vom iehlout (d. lÜteraturdtnkmaU 0« /f.) 1(7 ; nirgend
aind alle diese neike volltttlndig verieichnel, nicht einmal
den geühle*(«n kennern brk.innl, noch weniger irgendwo to-
■ammen aiifbewuhrt. Jacob (^riiim einUUung lu Ihiü i, ip. 54;
aber leine offenen dunkeln ougeu . . Oberilogm tuweileo
»o herrisch den ganzen ladi-nranni, dasz ein geübler be-
ohiirhler leicht die seele iles );anzen geKchSfles in iliesaiu
buckligen errulen konnte. (\ W'KiTBaücRr Phaldna 10.
6) Verbindung mit subilantittn, iti die organe und krdfle det
mnisehen ktnnitielmtn.
it) den Volkomen aber geliert «larckf speise, die durch ge-
^v Allheit haben geObete sinnen, tum unteritcheid des guten
und des bOsen. LurniR Ebrttr &, ii (der die um di gcwon*
huit habcnt geübt ir sin. codex TepUnsh; qui per eontuetudmem
eiercilatos habeiit tt-niut; ebento Ecclstitn und Koburckr ;
•inne, die da gcilbet seien bri Eck un(< Diktknhkrcrr vgl.
tp. 4615); so meldfl uns Homer, dusz Nestor, der weiseste
unter allen Grieclien seiner zeit, den er uns iiberull in seinem
gedichte als einen monn von den geübtesten Iribes und
reelenkrtirten darslrlll, sein leiten auf drei menschenalter er-
streckt habe. Wiki.a np /.«ütian 5,8&l (1798); wenn nun eine
ligiir im ganzen gut xnsamineii gezeichnet ist, so erinnert
der Verfasser nunmehr on die nuslührung, die nicht dem
ganzen schaden, sondern dasselbe vollenden möge, wir sind
mit ihm Oberzeugt, dasz die höchsten geisteskrafle so wie
der geübteste mechanismns des künstlers hierbei aufgerufen
werden müssen. GOtbb {Üiderott venuch über die maierei)
iß, 243.
fi^ euer «tatui gerad und Inng,
euer ilerllrl)<-r dann und (;aiig
mit gnnii >iAriicli-ge>eiiien sclirltten,
mit gontx lölillcli-geObten sitien.
WscKiisRLiN {H. wlt) 1,227 //. Fheher.
y) t)) alsdann ist die geübt band gehorsam A. DOrkr 230, 2i
Lange; geflbte gelenke, geübte tinger. Campk 2,126; mit ge-
übter band rt(/i a practised luittd IIilpbrt 461.
2)) (der ^lirit) schien, oder war vielnielir gerad und offen;
suchte zu gefallen und die herzen zu gewinnen, ohne es
mcrklieli zu machen .. dieses alles war mit so viel würde,
feinheil und anstand umhüllt, dasz es dem geübtesten äuge
schwer Üel, das erlernle, erkünstelte und erworbene von dem
natürlichen zu unterseheiden. Klinrer (Faust 3, :i) 2, \16;
der andere, stille, nur für ein paar Stationen geschaffene
mann, dessen elend nicht gcschwUtzig ist, der mehr denkt,
und wo er auch immer an der gemeinen last angespannt
wird, besaer zielit, ist schwerer zu erkennen, es gehört ein
geülitcs äuge dazu, seine ungekünstelte bescheidenheit von
heimlichem stolz und seine kürze in allem vom trotz zu
unterscheiden, (i. C. I.ichtbnberc vrrm. seJiriften (i80u) l,2Ui;
geübte äugen Ckurt-. 2, S&>; mit geübtein äuge wilh a prac-
tiud eye Hilpert 461 ; und obwohl sie mehr hörte als redete,
so sab doch sein geübter blick tief hinunter auf den gold-
grund einer lauteren mitdcbenseele. C Wbitbrkcbt rhaldnal\h.
3)) aber auch die ausiübrung der sflnger kann nicht genug
gelobt werden durchaus genau und rein, kann das geübteste
obr bei all den ausweichungen undauflösungen keinen falschen
ton bemerken. Crillparzer {tagtbuch auf der reise nach
Italien) 19^,223; er hob einen jodelgesang an in so unmudulirl
gröblichen naturlauten, dasz auch das geübteste obr einen
mit wort oder schiiftzug darzustellenden tun vergeblich darin
zu entdecken vermocht hlitte. Scheffkl Ekkehard 428;
4)) ducli i^tait der wolirheli stehn geübte, heitre nileiieD,
bereit, mll liorK«recliieni wjii
und .«chnieichelirii); dem herrn tu dienen,
iimlier an .«einem riir«iensilt.
TliDOa (ir<iilrferHnj7en) A, 101.
l) tahlreidt sind die lusummtnsrttniigen, in denen sieh eben-
falls dte nominale entwieklung det portieipt deuUteh bekundet:
bogengeubt theil 2,220; kunsigeübt Uieil &, 2700;
dai ideal, was »eine b.'u$t einprangcn,
erschuf getreu die kunrtgeObie band.
Th. Kö*:ikr i><. MeHardm*;
laniengeübt theil 6,190; scblachtgeQbt Ikeil 9,247; Heraiaan,
klein, trocken . . auf den ersten blick ein deutscher gelehrter;
sein blick ist ober scharf, sein round redegeflht, der gaas^
gesichtsausdruck heiter, klug, seihstbewuazt. Vashiacbr v.
Eksb tagebächer l,tS3; hoffentlich ist bis dabin (1869) aack
GEOrrnEIT— GIDDI
in fdfar im iiiiMiHi mttut fvtcki, ••* iU
joftai, »lUr MUm tonifMM, kl tMk m4 Inmä^ Um-
atcv toUtkalnder (imi) IM; «MlMI M MMk itf itttuk»,
und so war Ihm ita tnäM» ptMit MdM iiMlii, tmi
weit sie sich ans eiM« Mh«ren iüitan4« iMrMVMkk i^^
sant. man findet lo ihr 4«rch«aa »imb |rws«^ t$lM$m
wetlgeOblen «erttand, ein litfea aarira geaük «.a. ■. Gtn»
(dicht und »ahtk. IS. bud») 2«, 111; •afftofMM «. «.
(iEÜRTlIEIT, f., $ubii*nHtbiUu»f im mH§m: Ut m-
nbtheit, der zustand, die eigentchall rinaf fM«M 94m MfM,
da sie geObi i<t. tkurt t.v,t. dir ftllMMl 4m ai««ln>w
Organe, die geUbtbeii «einer Irafte. eUtd* ; §9äUMittf«nime»,
tktU, ejpertneit, dexterUy, adioUneu HitrtKT Ml; 4lr i«i«clwa-
rflitme richten sich nach dar gaOblhcil im tlftipi1«Mr
K. L Jahr werke 2,54; wenn er ta fam«r
gewissen geObifaeii in der anwendong gebftcki bat, ao «IhW
er sich . . irgend einen prakti«chen redoar tMl v«rli4l4 «ad
zur nacbfuiga ItKuacaBa die teJ%inKk$ awß9imm% —ek aaldea
grundtdt-.en (IS22) 91. geistesgeObtb«!! M G*iib, ffL st««
»p. 2761.
GEUCili!:, f. ffL gSiiehe ip. IVKL
GF.liCHKN, terb. tgL glucben if. im. a«« reßegimn
gehrautk vgl. noch: es aeindt die liebhaber Ut weit, Ae t^
geitzge, die holferligen, dise genchto »Ich a«lh«r «to 4k
volle trunckene menschen. OiCASsia prtäifUu {ttttmeü l«k)
147*; r^I. niRLincB:) Alemannia 10,161.
GKUCHEKEI, f., vgL glucberei tp. lUS; tm 4tm a^ §t-
gebcnen beispielen tind noch einige hin:usnßfn: Item al« m
ainsmals tu der Scher kam, ward er in ein lasigarte« «oni
schloss, den herr Wilhalm uf die welsch minier mit broasM
und ander tnrislen lasaen, gefurt, spricht «r : '4aa ial turwm
ein hupsche geucherei*. '/.imwuritdu ckmtii i^Wt, m atia
nit allein die bauren zu Wiltershaustn aolcber fatteracbwcsk
und bendel also rerseumpt gewesen, annder dit bawrwi m
Gaienhnfen haben sich der gleichen geucherei auch betlaw.
1,3)3 9gL 2,355, vgl. 3,00. 52». W; itt 4laana llofaaiaiar
muestc tu Sigmaringen der e««l warten nai das wasarr
hinauf ina schlost fleren; sodann di« essel Iragendl wardta,
wont er, es were seine kQnder, und lief der afler um
edelleulen, laigt inen an, der ««sei weren schwanger,
und bal, sie wellten gefeltrig sein, dergleichen gevchrrri
trib er tu, dann die leut »chanklen ime gefeltrig gell. 4a«
gefiel ime wol. 2,955; welche belrieger and grucbcrei man
mit .solcher furcht angenommen. Joac*. Gaarr Lutrw$
(Wittenberg 1545) i4 3.
GEL'CHELEN, rrr6., mundartUtke reH^biliumg tm inchf,
gaueben, verhöhnen, rfi. liORM mb. der KUmer muaimt
(1877) 75.
GEUDAKZT, m., suiammenseitung «tf ibw in geode, groiea
SM tage tretenden ttamm {t. d.): so hat er (Maeir) acioe kua«l
zusammengelesen, eltlichs iheils von alten «cibera. cUlicka
theils von vaganten, eltlicba ibeila von den gea4AnlMU fktti-
CKLsos op. (1500) 7,420.
(;EI'DE, f. tur beieutHüi und abttkmmung tfL im mUm
geiiden wie ditfet iit aiuk ia$ $mbsU»lie ertt la derifHirnmlM-
hoehdeuUchen diehtung keWgl : et tritt lOfar naek sf4tV amfmmi
hilt tieh andi-rerttHt ta der neukaehieuHeken peritit mcA
incAr im hinter gründe alt tat Mrteai. «s ttni imrriti Mr>
Wendungen tu beobachten:
I) geude ^ rukmredifktilf frakl>rei
Tfftrlu die allen s^ftr
Dil la«! ror
fand nnd bsKI mii wttlen Ihr.
Ü«WAi» v. WeLaamr«» 41, Mi
mit ruroes gend. M»ntk«mr kmtiitkr. n\ Scnatiiea i*,«:«.
21 die rerstWhmy der typigleit knn mtdk am wrH« (s. 4.)
d<e bedeulmng 'freude, übermilkftr lekert' h<r**rra/hw. amf-
fillig ist jedoch, dost am lakteatrra« dmt \*iftm»% n |M8
Alfrreadkmfor sMrte kermrtn». saftM <i*iiii mtr4 äk m-
nahme timr krtknnf in «OalMMM §mim im artiter f»r.
MWnaf mä itm lililniwkin §nMm mA« «a^pl, afl iit
gandi, gedi ScaaBuia l,tn; efL im ffsai-, fitmie. «rf«t-
keiMt STSL^ta i, 4.*«: im |M4i, 4er fmk. «knie. ^
gaudiereo Ih. i^l, tf. Is».
a) MC* iri»mn4er «W ikt «aaahaw ■aMrUlM <wdk 4b
wtrh4ünitse n der mlKtfnUadka Willi <*• i^t iti*l fm 4m
tmktt^mtn, das die mnUr t) 4mmMk»49 bt4twtmag 's
d*»9 mm tmänmk krimtß^ O» ■fmliiili I fm
SM*
4619
GKUDEL
GEUDICLN— GEÜDEN
4620
genau dem mittelhochdeutschen giude entspricht, während für
"■übermüthiger scherz' der diphthong überrascht, goude, goide:
si schuf ir dUe goude
in geislliclier Iroude. Elisabeth 6399 /ljeö«r w. a, ;
daz mil hoher IVoide
mii wunneclicher goide
an der Croudon riehen vart
min sele ieso hegozzen wart. 5196, ebenso 4317.
b) so darf man wol auch für andere belege von geiide =
scherz , übermülhige freude ähnliche berührung nicht von der
hand weisen; nur musz man im äuge behalten, dasz geude
schon von sich aus die bcdeutungen entwickeln konnte, die es mit
dem lateinischen gaudium in berührung brachten:
do mich diu vrouwe sagen hiez
äventiur durch vröude.
der reden ich harte sere erschrac,
wan mir daz dinc so nähe lag.
ich wart ir aller göude. Vinjinal 402,6;
die bäten mich in sagen
von äveuiiure, ich l(unde ir nibt:
ich wart ir aller göude (kandschr. gcidc).
so \ve mir niemer me geschiht,
als mir d6 wart von leide. 1014, b;
göud ist ein hunt ungonge,
er machet mangen allen,
swä er hin jeit in die lenge.
Hadamah V. Laber Jagd 389;
vil grozer freud
zierlicher geud. 0. v. Wolkenstkin 12, 1, 25;
so khumbi der todt unnd nimbt uns dann die freydte
die wir hoffen haben lannge
also zergeht der argen weite geide.
Pdtterichs ehrenbrief 55 ztschr. d. allerth. 6, 42.
3) geude = überflusz, Verschwendung : verkotf des du die
gudi hiist, üb du das unverkafl'et last, so verleit es dir und
wird unwert. Münchener handschr, (379) Schhelleb 1% 873;
sie woldc sich erbarmen
me gein den godes armen
dan ir bevolhen were;
wi in di lobebere
gäbe uzen banden lengete,
obe si des icman drentjete:
an dirre almüsen gude
si bedu ir ander lüde
di almusen reichen dar. Etisabeih 7957 Hieger;
wenc alle Troude bette
der al zu male begette
sinne unde ouch gemiid
woliusi und alle gude. 9421.
4) es blähen noch einige Verwendungen übrig, in denen die
bedeulung des substantivums unter abstreifung der eben dar-
gelegten besondcrheilen der veralljemeinerung zustrebt, eine
solche liegt S(hon vor in:
was hilft mein gier
zA grossem gut, und nach der eren geude,
was hilft mich silb^r oder golt,
was hilft der fratien minne,
seid wcnlich freud pald ist entwicht.
0. V. Wolkenstein 118,5,8.
noch mehr in dem frauennamen Geut, der bei den Nürnberger
dichtem des I5. Jahrhunderts beliebt scheint:
von einer pulschad't die ich bet
gen einer paurn meit die was stet
als ich euch will bescheiden recht
ich hei mit ir ein grosz geprecht
die weil sie iren kelbern streut
Ich sprach 'got giüsz euch junckfraw Geut'.
li.FoLZ (sprüc/ie) ituchr il. alterth. 8, 510;
lieber, haisz sie mir her gan,
die Geuien! sprich, ich hab sie gepeten,
daz sie mir bell den reien treten.
fdslnucluspiete 582, 14 (der alte hannetUanz).
5) im 18. Jahrhundert taucht das wort wieder an der ober-
flache der litterarischen belege auf und zwar in der bedeutung
^überflusz': wenn die reiciie natur einem individuo solch eine
niasse von laienten {wie bei Byron) aufladtt, so ists ein
wunder und kein wunder, wenn das gefasz überläuft und die
schönsten guben in die geude flieszen. Zeltes an Gölhe,
briefwechsel 4, 70.
GEÜDEL, m., ältere Substantivbildung zu geuden; dient zur
kennzcichnang des nomens agentis. vgl. geuder sp. 4629. die mittel-
hochdeutsche form ist giudei. vgl. mhd. wb. 1,539*. Lexer 1025:
du lieblich früutlich angesicbt
lYowet mich von miner frowen basz
denn ain gantzes win glasz
das durch dich fliisset als ain tich
mich machet basz frödenrich
wann sich min minicklich lieb
zu mir versiilt recht als ain dieb
. . so bistu güdel eren plosz
erlalVen an sinnen
so pilig ich boclier minuen. minner und trinker
(ludrer; Laszberos liedersaal i, 329 ;
so bistu gfidel wines vol
und lebest in ludrio
so freut mich min amie
und gii mir hoch gemüte. 2,331;
die argen und die kargen
und die snudel und die gudel
und die snnfler und die juffer
und die abreiszer und unrecht zoller.
teuf als iii'tz 427 Tiarack.
die weiteren geschicke dieses wortes lassen sich durch lilterarische
belege nur andeutungsweise verfolgen, auf ein nachhaltiges fort-
leben im volksmunde weisen jedoch mehrere spuren hin. so
taucht geudel vorübergehend in der fachsprache der ärzte auf
in einer bedeutung, die das volkstümliche gepräge deutlich be-
kundet: von dem geüdel, netzlin oder scliinerfellin des
understen bauchs. der geüdel das nelzlin oder scbmerfel
ist ein fcllin von weissem geäder, von vilen blut und bcrz-
äderiin gemacht, allenthalben mit feistigkcil erfüllet, ana-
tomie des G. H. Hyff, 1541 fol. 20"; wann der geudel oder
schmerfellin herabsteigt, wirt solcher brück von lateinischen
ürzten omenti ramex, von Avicenna zirbi ramex genannt.
chirurgia (1545) 65' {von gebrechen der gemächt), auf andere
bahnen weist das schweizerische gäielm'äindig hin: güdelinündig,
fastnachttag, wo man schweigt und praszt, zunächst vom
letzten montag in der fastnacht oder dem ersten montag in
der fasten. Stai.der 1, 4S8.
GEÜDELN. verb., nebenform zu geuden (s. d.) :
und iszst da aiiff eins andern teller,
dasz es dich kost kein scherff noch heller.
man spricht, und ist auch gwisziich war,
es ist gut schneiden ins andern ohr.
derhalben denn ein jederman,
solchs fals milt sein und geudeln kan.'
Dedekind Grobianus 140\
geudeln, prodigum esse sive largüorem, vgl. Frisch 1, 346"; in der
schlesischen mundart godeln, vgl, Drkchsler 119.
GEUDEN, verb. das wort gehört mit der ganzen sippe der
vom gleichen stamme abgeleiteten bildungtn wie geudel, geuder,
geudig, geudung, geudarzt u. s. w. zu dem Wortschätze, der sich
erst in der nachblute der mittelhochdeutschen zeit entfaltet, das
vorleben liegt im dunkeln, aus der laulform und aus der muth-
maszlichen grundbedeutung läszt sich jedoch der schlusz ziehen,
dasz geuden auf das engste sich mit geuen (s. d.) berührt, das
seinerseits wieder mit althochdeutschem gewön Graff 4, 107 und
auch mit dem neuhochdeutschen gähnen in Verbindung steht
{vgl. oben sp. 1148 /f.). denn für die begriffsbeslimniung von geuden
darf man nicht von dem heute fast allein übrig gebliebenen com-
positum vergeuden ausgehen, sondern musz sich an die alleren
und mannigfaltigen Verwendungen des giundwortes halten, die
übereinstimmend auf die Vorstellung der ruhmredigkeit zurück-
gehen, erst von hier aus hat sich der allgemeinere begriff ,grosz
Ihun, üppig sein' entwickelt, der unserem vergeuden zu gründe
liegt, ursprünglicli stand die rede als ausdrucksmittel der prahl-
sucht im Vordergrunde des bedeulungsgehaltes und von hier aus
erklärt sich auch die Verwandtschaft mit geuen, gienen, gähnen,
geuden, den mund weit auflhun, den mund voll nehmen.
1) allgemeiner überblick, bedeutuugsentwicklung, gellungsbereich,
formen.
a) n) die ältesten beispiele entstammen Hartmanks Krec;
mannigfaltigere Verwendung zeigt sich jedoch erst bei Thomasin
VON Zerclaehe und den späteren:
schallen und geuden sint mir sw%re:
man seit des phlegen tavernatre;
ja phlegents leider ouch diu kint
die in guoten boven »int.
si schallent unde geudent mere
dan schiEnin hovpzuht si lere.
. . swenn si von bove komen sint
ze herberge, daz unedel kint
schallet 'win und met her!
seht, ich gib daz, so vil geh der,
und min geselle ouch also vir,
und üherget geudent dnz zil
daz sin geselle leistend ist,
und müei in also zaller vrist. welscher gast 297.
schon in diesem beispiel treten bestimmte linien der Verwendung
hervor, die sich auch sputer immer wieder bvmerklich machen:
der begriff der ruhmredigkeit, der sich zur Verschwendung ent-
wickelt; die Verbindung des verbums mit synonymen, wobei sich
hiir gleich das vielverwendete schallen einstellt, das ebenfalls
das mundwerk in den Vordergrund rückt, und endlich die Vor-
liebe für den substantivierten inßnitiv, vgl. unten.
ß) die ruhmredigkeit beherrscht zunächst die älteren Verwen-
dungen, wie sie auch in den vocabularien {s. u.) als alleinige
begriffsbestimmung hervortritt :
4621
r.EUDEN
GCUDBlf
4621
er (Svir'inp) tprieb : 'wxrilcbt dir diu kDncgln albl MM*>
(In/: ilu UiiK« lebait, Uai Itl mir wortUii kuni,
d«z »i (lieb hallet T«bl«n mit *urk*n heldco FrMinl.
wii;r«i <llr diu kniiHgliiD« lu ganton irliiwon holt,
iin icu'lie dir in deoi ipitel tllber und« goll
lind liiaiA illii »cliöne pnegen, aUA man vor bll gaittt
Uli dnii >piteliii«clieil :
. . iiiii dun iielben Worten brAhie RIenoll einen alte,
dat im Slk'Ksiap der junge vor »Inrn viieien gelae.
Itionult Miiacli Hill zorne: 'wA na. ein junger degeot
wie Ux din iirbt gliiden lila >A balde geIngen'.
iiihriiii'iHiii (0 Itl, II.Si I3& Hill: {innlerc lirüiiMf *.».).
in npiUertr entieicklung durch dtt vonUltungn dtr üppigkeH, dtr
vencliwendung, du tieh hnuplMtchlttli auf >ergi-u<leii ttültr*,
bednimil und vodrdniil. Übt die urtprungHeht bfdtulung doth
noch heule in der ötterreichifelien mumtart fort, vgl. gruden,
■ mlnpii, $tch rühmen, prahlen Scnop»' IH8.
/) die uppujkeU, du' vrrschwendung tittt tich schon in dem
fluten heisiiirle du.i Thomasin leicht von der ursprungtbtdiutung
abUtlen, vijl. auch :
l:U daz ein ninii liähvorllc al,
leliaiit gedenket er wie or *ol
die andern OliurKeuden wol.
awen er don aihi >iai «In hAlivait
in i(Uol mit geudeu niht wol vari,
•0 wlri er gir««ch n&ob dem kuoi,
üai er vOrbrIiig »In Abermuoi.
TiiOHtfim wfitchr (;<!«/ 11044 u. n.
stünde dtr begriff der Verschwendung allein im bedeulungsgehalte
von geuiieii du, so böte die vermuthung von Sciimi-li er (1^,802)
eine anitprechende erkidrung, insofern dieser an altnordisch eydsla,
prodtgclitas, cydi soMudo, ddnisdi (nie, Adsle verschwenden, an-
knüpft, daiu würde auch die parallele stimmen, die Stiki.kk i:ih4)
twtschin der bedeutung von vergeuden und veruilen aufstellt.
^) eine von geudea gloriart und geuilen prodigere ijleich ueit
absiehende bedeutung leigt sich versteckt schon m rtiiem beispiele
aus iNKiORAHT T. Kruk.ntral:
diu acliult diu lit iil Watkcn unde üf jenem Utegäre,
dal (i aUÖ dicke mir ao loubei öre tuet.
geiiden gieiigen si gelich
Tiiwer an einem taiixe.
d4 mUDHten drie vor im gigen und der vierdn phelf.
>iiii-r vreiideii was er ricli
under siiiein kränze.
er niim im dii diu »cha-ne ^-lo vll manegen urobe«wdr;
lürkenviit allpz mit vaale an »iut'm diolie.
er wunscliie dai er mir an ir daz belmel vor geziehe.
NKiniuaT l), iS A>int.
aus der bedeutung der ruhturediiikeit und des üppigen grostlhuns
kann sich hier die nebenliedcutung des iibi-rmüthigen scherz's, der
fröhlichkeit entwickelt haben, für die jedoch auch das femininum
geude — yauJittm (//i. 4, I, >f. 4ut8) in betraciit xu liehen ist:
^— man leite ir von dem (;ai'ten, der wa-re schöne bereit,
B duriune waire iinch wünsche manec juncvrouwe vll gemeii
B~ ale «eilen Ir von dem giuden. daz an dem Hine wa«,
Uf «ie selten Ir von dem gevügel, dax üf der linden >az,
H^ ale tt'iten ir von den nu-idi-n, die wahren schiene und glänz,
H[ ex tiueg iagllcliiu i^l Ir houpie von röten einen kranx.
H, rofrngarieii (i> 4, 134 j 91 HuU;
^^ Ciaritten tarc gcheren. wart altam Rlcbaudeo.
^HL WBizers vll gereret vz ougen wart; sie pOagen keinet geuden.
^^H jung, Tilurrl Vil.
^^PbeA diese bedeutung, wenn si- freilich unter den herrschenden
Verwendungen nicht eigentlich durchdringt, lebt doch mundartüch
weiter, vgl. geudeln, geidcin, sehdkern, schenen. Weinrulo 1,27.
b) der geltungsberetch.
a) reichlichen gebrauch ron geuden machen Ko;«r*d v. WCrz-
BURC, iiocA mWir Hadamar v. Labkr und die spdtere volkufiik.
aus der spruchdichtung sind der Tkichneh und Sucbbmwiit,
aus der geistlichen lüterntur Hbkthold v. Kegkksruhc amit-
führen. die Chroniken schreiber und die bibelübersetsung treten
für unser wort turüek, dagegen nimmt die unter dem einflusu
des humanismus aufblühende prosa, ebenso Maus Sachs und das
fastnachlsspiel regen antheil. tm ganien reiht das verbum noch
weil über das n. Jahrhundert hinaus.
ß] die Wörterbücher, die das verbum ausserordenÜick tahlreieh
veruichnen, lassen die Wandlung in der bedeutungtentwicklung
sciiarf hervortreten, in den roiabularien wird gant tUeim der
bcgiiff der ruhmredigkeil verieichnet, der auf die grundbedtulung
zurückgeht: güden yloriari vocab. von 141» Scbmbllbr l*, 872;
yluriart, uberherrsclien oiler rübroen oder gailden. rocabular
von UM, vgl. Frohmaü» 2, 199; geudnen, geidnen ghriari. Mcafr.
incipiensteut. DiüFE^tBACB-WCLCRBR 925. vgl auch die belege fkr den
substantivierten in/intfiv in der bedeutung von arrof»ntM $f. 49X1,
von Wörterbüchern hat Dastpudius (F 2) nur die ntmiiulfmrmtn
(geiutig, grudigkeil), während er für d*s verbum nur iat «am-
positum vergeuden anführt, der überfang tu der bedemtumf
von prodigere vollzieht sich andererseits sekan im vocab. prddican-
tium: prodifut: e^n gUrmim im i» koMlkk m^A ««».
licbtii 4ai a#in tentn. Mnila 14: i«i fMf*« I« Maaim:
geud aatt dem deinr«, bi»B baalffM »m*s 4e«aMi i«cM
UrqUmr da k futr; |ta4«a, rmklttk ami^btn, k/ftn \Vf,
Siao^ Rot (Uli) leM |m<Im vm gw4«t« •». M Cucmw
(Ift70) im, ebento bH Uiam (Kl«), ifittr U% Cmtsuj «. «. M
fkr pradifera nur 4— tempmlfm {nt^mU») mptßkrt. if
gegen geuden, iurtk dt» ftfil >«fM, wipuMW, fnäfm^
profundere Hrniscn imW; $ewdf, 99r§n4n, fra^Am,
prodigere HiRBiiot: |m4, gMitM, nuhlet fatete SoMTttt
kaubtepraeke (ia«S) is:»: t—*n, durtk dtt pngei ifen. ote-
prassen, prodtgere, tuet peodif, ipendtr nnhimemle Hbkic«
(I6M) 167; geudtn frodifere U»»iu.ta (i«77) ll«; itmdwm
prodiftur, prodigere dkhonlG«nftt»)\ni§tmd9mHftt
tergeiiden Stirlür 7U; |cad«a, vme§iitdtm Fu»iM
gäbe von i;oo) l ll ; geuilco, frodtfutr, frodtffr«. dkt. dti i
(1*03) 144; giMidi-n (vm;* mat) fair« bvmna tkere, m Hmttae,
goinfrer Ro^orAU- Kuirotr? 3M (M Sc«»a« faktl da$ Mrl|;
geuden verschwenden Vehriohi {l'm) 1i: van deubeken
Wörterbüchern fuhren Strirmch t,M8 uml Fbik« l, SI« ia$
verbum noch auf.
y) im IS. ;a/ir*iinrf«il tii M» naue» kOtraruekn aufblkkn
des verbums lu verseichnen, W. v. Homrol»?, Vota, Hftin m^ektn
davon gebrauch, der ausgangspunkt mag Iketiwrtt« tm «i««^
artlichen fortleben des verbumi /MfM, weHbailmmaamd wtr fidaak
wol auch das uhriftmAs»fe tomfmUnm,
S) in den mumiarlen Stklemtnt, OetlerrtUkt mwd irr Stkmu
lebt das grundwort weiter fort: geuden (wfjrfl mnikwtmiin^
verthun, durchbnngen. verturk xu einem mUniatkin MMÜa»
{Stendal I7:t7) 45; geudro, geideln stMwaekti atrb, uktkerOf
scherun. das gegeidle, die geidle tubtL kirrm Wrirboi*
1,27; vgl. geudeu bet URRCiitita, H'raerl Stkerffer und dtt
spräche der Schlesier 119; sntwort gOden, gauden, »ekweifem,
prassen, das auch bei uns lo Obuog itt. Sraiaia r«m«k
eines sehweiurisehen idtotikon 1,48-; giida, largAda. Stiiaa
Hasler mundart I.S3. ßr die diterniekUeke mundvri itd ntktm
der neueren bedeutung des verbutu tuk ttaät dk «Ite «nprtMf-
liche belegt: geu<len im den Alpen fkr »ohlldwa, tckWoMK«.
LoRiTZER idiutikon Yiennense (1S47) ftl; faadt«, gMdaM «.
{Unterinnihal) steh rükmen, prakien. ScuOrr IM.
e) die formen:
a) eigenthiimlieh verkdU tiek kier das abtetltnd» »uf**, dtt
verba geudnen, geubeo, geuinen •. «., dt« icAiiaiar Mif mm
einander abstehen, «rvmra stek bei Atbrtir ab «ammrram»'
formen, die in <i«it verstkiedenen drucken vttd MHfakra fkr
einander eintreten: du geomest dich hoch nod baiAHifat Ädi
ser, du seist bieher kommen Bu hm, dta raub«r aad ■flwiw
zu straffen. 4, »57 ««tarteii; nfliMMt, gtjdMl, btUMal):
eb.nso 429. 439. t« der milUlkttkiiWlukM Uä «TfifM lUt /»
glicren, garten, gusen und giuden tut f« ktker §rad mm **•
deulungsgleichkeit, dass m ^ t|raMy«M ffini Usatr« (s. m\
so muts man siA dann bei der dartleUutsf van gtora (• 4.),
geufen (s. d.), geumeii (t. d.), geuaen («. i.), gc«*«« (t. d,t
u. a. sUts die berikkrungen mit nmm««^ gMKlta mtftfnwd li|w;
ja man könnte sie alle als partlM^mtm mffmm mmi wmtte
einer stammmtirtrl varrtntftm. «i «aiffMMl äal itd^k^ d«m
sonderbed»»fnf«Ut dm km imuOtf ia» alliüiarfi imfl^ m *•
geschieht des etnsrtnen verbum« getrafem M, gttukt m timdtm.
dagegen muss atUrdtngs grodiieo, tUt M A»Ba»i» kaMrll M
und in österr.-bair. mundarim natk ktwU ^ttltU, alt
nebenform kterker gttleUt irrrdtm. ebenta fek*tt da«
geudeln t« unteren ttuammeitkamf, vraa aacA dt«
par«U«U gfldela (STAiaia l, 4»») Mü Mcr '
greift.
ß) it
1)1 •'*
und im ttkinturtitktm fl4M>
2)) /»r d*m ii^bikmin bmmam to dt« iiiiliBiili» Hilf
dtthiung UnfMtkIkik mtk itmibimUm^n im hittatM. mä
terhis rrimt giuden mtkiMtmtdiwif aiir*» metit ilM dm
f«rla« m ettter fUttHm/^ftm, üt Mriaal btdmfß, die
antetl der reim« daftftm fM m/ «• Ma*ia| •«
r«<i (reoda:
■■4 «ilal nm M«a« aaai «Im M
4m tima $mn M aAka b*
■ad aa(**«lt«kaa alw^at
dat 4b «4 vil g««la4«i.
«art BiU ir «c4arti« aad mit W iaka.
K. «. «(aaaaaa itr^a». oiimg
4623
GEUDEN
GEUDEN
4624
durch gulTen und durch geuden
wären mit gr&zen freuden
beide en und dis
in al der stat ze Paris.
Ottokars reimchron. 75463 «. a.;
daz ti an froudin wurden laz,
daz 81 lebt dorftin goudin
mit unmezigin vroudin.
mUleld. schachbuch (U. j7i.) tUchr. d. allerth. 17,346.
der Schreibung eu, die sieh frühzeitig am diphthongen festsetzt,
stehen für mundarlliehe quellen der Übergangszeit sum neuhoch-
deutschen die formen äu und ei zur seile.
2) bedeutung und gehrauch, die beiden gegensälze innerhalb
der gebi auch s form, der absolute und der relative gebrauch, stehen
in bestimmtem Verhältnisse zu den oben festgestellten bedeutungs-
gruppgn.
a) das lärmende, geräuschvolle moment innerhalb des bedeu-
tungsgehaltes begünstigt den absoluten gebrauch:
a) ez wart üf ai der erden
so tiimp kein Ingesinde nie,
sö diz volc, daz hinacbt hie
BUS üppeciiche wachet
und ein gcdoene machet
mit tobelichem schalle,
waz soi diz göuden alle,
daz diz gesinde hat erliorn?
Konrad v. Wörzburc Irojan. krieg 8576 Keller;
daz sie iclit dorftin goudin
mit unmezigin vroudin (i^^ oben).
ztschr. d. alterlh. 17, 316.
ß) beliebt sind hier die Verbindungen mit synonymen,
l)) die älteste Verbindung zeigt sich schon in dem ersten aus
Tbomasin (oben sp. 4620) gegebenen beispiel geuden und
schallen:
wie möht der l<ristenheit geschehen
grcezer laster dun dar an,
daz in (den heiden) daz lant ist undertftn
dft daz heilige grap ist.
. . uns sol daz rent des roanen wol
daz uns ir unreht missevalle
und ir geuden und ir schallen.
Thomasin welsche gast 11376;
es mag einer sagen was er wil
von reien und aucli von neuen siten,
ich rum micii nit da mite,
das ich weder gout noch schall,
ich kann abei' mar tanzen, denn sie all.
fastnaclUfpiele 682 (d«r alt hannentam).
andere beispiele siehe unter dem particip präsentis und dem
substantivierten inßniliv, sp. 4627.
2)) die Verbindung mit güefen, güften, güslen s. o.:
dö man der höchzit phlac . .
durch gutlen und durcii geuden
wären mit grozen freuden
beide en und dis
in al der stat ze Paris. Ottokar 75463;
wo chumpt dein frecher stoltzer müt,
dein schallen. gülTten, geuden,
dein tantz in holien freuden.
SücuKNwiRT von dem jüngsten gerichle 39;
äne kummer
wil ich tummer
als ain frummer
geuden und gülTten,
grüner klee
jagt den snee. 0. v. Wolkhnstein 35, 1, 40;
ha hei, du tummer lei! verlasz du dein gespei,
dein gifTten geuden dein geschrei, es hilft dich nit
so teur alz um ein ei.
meisterlieder des ib.jli. (Beueiu) Germ. 3,311
Holczmann;
wer . . stets einher geht In guter waih,
ein Wochen dreimal gebt in's bad,
guCTet vnd geudet aulT der Strassen,
viel gelts wil in der herberg lassen. Eyring 1, 150;
ein tambur oder ein puden, etwo heizzet mans ein summcr,
durch gusten und durch güden ez im gelichet, wan daz vil
grozzer kummer
daruf lit von richeit hoch gezieret.
Albrkcht V. Schar FENBERG Titurcl 3SSü.
S)) mit geuden und mit schrien
tribcns al ze grozen braht.
Ottokars reimchronik 44.34.
6) auch in derjenigen gruppe, in der das moment der fröhlich-
keit sich von den nebenbedeutungen loslöst, überwiegt der absolute
gebrauch :
«) Salomon spricht auch davon:
'wer do vindt das guet weib, der geud,
wann er vindet alle l'reud.
das guet weib treibt von ir all poshait.'
ViNTLBR pliiemen der ItioenlTn Zingerle (spr, 18,22:
der flnd was guts, und kan guter ding sein im
,_. . herrn. Luther);
es isch besser güde [fröhlich sein, feiern) -n und spare
as gäng z'chesle -n und t'chare (twecklos arbeilen und aeiten),
Schild der grostdlli aus dem Ijeberherge (Solothurn
1863) vgl. Wandse 1, 1641.
ß) im gesange man vindet da mit man bindet
got in ewigen freuden,
daz er sich wandelt in ein brolt von priesters geboit,
der halt ^ewalt gar manchfalt
daz er mit gesange di'it gewden (hnndschr. gewerden).
MuSKATPLüT 51, 30 Groote.
y) der relative gebrauch läszl die ergänzungen vorwiegend in
präpositionalverbindungen folgen :
1)) beim intransitiven verbvm:
vor allen ist die magenfrewd
die peste frewd, von der ich gewd.
Salomon und Markholf iOl Bobertag;
des was ich frö und lie ouch zuo im fröuden,
belib diu bi der verie,
sö möhte ich wol von sQezem jagen göuden.
Hadamar v. Labbr j(igd 102;
ir helfet in bi fröuden zit ze fröuden.
wxr wesenlichez leben
nach wünsche, d& wasr doch wol von ze göuden. 232;
anzeigen die dreierlei art,
welche die lieb zsamm halten hart
krefTtig in allen wunn und freuden,
darinnen sie frolockend geuden.
Hans Sachs {hisloria Venus) 20, 300 Keller-GOlze.
2)) beim reflexiven verbum:
so sehen wir noch nit vi! der freuden,
do von wir uns haben zu geuden.
Pfarrer vom Kaienberg 1069 Boherlau,
3)) auffällig ist der accusaliv des objects bei dieser Verwendung
des verbums :
los, freud,
zwar dein stimm ich geud,
ich hör lieb und tröst,
der mich dick erlöst.
0. v. WOLKENSTKIN 43, 8 Weber.
c) das verbum in der älteren, bis zu Paracelsüs reichenden
bedeutung von rühmen, prahlen erscheint zwar auch absolut
gefaszt, seine cigentliclie entwicklung erfährt es jedoch erst im
relativen gebrauche :
«) seht, wie er nu vliuhet, von Herne her Dietrich,
vor Sivride dem küenen sö rehte vorhieclich !
twingct er den von Berne, den özerwelten helt,
sö ist min lieber Sivrit vQr alle man gezelt'.
dö sprach diu von Irlant, diu berzogin wolgetän:
'swigct, min vrou Kriembilt, lät iuwcr giuden stän 1
sö daz der voget von Berne ze rehte erzürnet wirt,
dan sieht er liefe wunden, daz darnach lange swirt'.
rosengarten (D* 18, 53) 211 Holz. vgl. a«c/»,s. 150;
wä sit ir nü vrou Krierahilt? iuwcr giuden wil zergän.
(l) IS, 530} s. 152;
du solt sein veischwigen pas
wann mancher thut geuden.
wie wol er hat wenig freuden,
und thut es i'iber al kunt,
wa er ist zu aller stund,
und nit verschweigen mag,
was im die rainn in lieb sag.
faslnachlspiele (diu sirben varb) 2, 781.
vgl. oben die beispiele für gloriari aus den vocabularien.
ß) vil sint der Ubeiinüligen menschen, die güdent und
sich hoch seczent und in stolczen sinn erfaren wollen, das
inen ze wiszen nit not ist, und wellen maister gesechcn
werden ee sie schuoler sint. Steinhövvel Aesop 193 Oesterley
(qui multa iactanter interrogant) ; darnach sciienckten unserr
herin des ratz einem ieden erbern, er wer von Francken,
von Peirn, von Miichszen, . . an gelt, darnach er sich in dem
krieg gehalten und vil oder wenig knechl gehabt hotte, also
(laz sie sich gar vast lobten von einem rate, und schieden
gar frölich von hinnen (Variante geudten und lobten). ISürnbergs
krieg mit Albrecht d. städlechrouiken 2,310; so hab ich gegailct
und unnüczlich gegüdet (quod non dcbet, parabolat). Steinhöwel
Aesop 202; ebenso 231; es ist also anhin, es ist weder zu
geuden noch zu klagen, lieb mit leyd gemischt. S. Franck
Sprichwörter 1541 1, lo'.
y) in der Verbindung mit dem synonymen rühmen stehen sich
absoluter und relitiver gebrauch gegenüber :
1)) und die den tiuvel an belend, unde die da spotent undc
giuclent unde rüement unde swernt von gevvonhcit. Berthold
T. Regensborc I, 83 Pfeiffer; die gemainen einfältigen ticrlin
geloubten dem froscb nach sinem güden un<l rümcn. Stein-
höwel Aesop 266 Oisterley.
2)) das noch vom Höiiiischen reich vnd keyserthumb nit
mehr vorbanden ist dann ein bloszer nam, damit sich die
4626
GEUDEN
OEUDBN
46S6
Teuticbeo rümea viitl gi-udnen, viiJ ist docb damit gar nicbtt
•uitgerlcht. Atkntin chronik {Frankfurl l&M) 16* (in ätr ntu-
autgt^t [wtrkt 4,430] geuiiirn);
b«ld ■bflr dar buck •mpfttod, tut
•r von dam mtoKT geranreo »•« . .
*leh bagar drinrr DarmTiartiIgkali:
Ich liab gtiruncksii da nli fiaudan,
ilirt mlcli tiiiw<i|<<||cti ihünioii und caudaB
de-i mitiiicii buri*, '•cliaiickal und boio,
halt ilaüureh dtch bawngt In lorn.
II. Sii:iii (ilo wul/fniil titm hockt 17, ViSXW/ar-CMi«
•)) Ich hob ir ellicbe geiallicb« gehnrt, die i'lch geuAeUu
und rhdineten, nie wlfixlen und lictteii aülebs erfahren.
AvKNTi<i ehronik {Frankfurt i:M) tmltitung i. Sl.
4)) 10 pe<clilftii4«t David laln (manf
gar niii alm lioli(alli;<tii klanv
und lohat goiia« wrick mit dawden,
thuet ilia Kar hoch iiioiupii und geuden,
II. S»e:iii {'.>:. }itiilm Darii') 1»», MX Kriler-nHir.
9) ttilnndunfi des intransitivtn rtrbunu mit prdpo^ilionll^-
teititnmungen:
>)) «0 mOg wir von dir gaudan
ddin mu dir i«! mit irruilaii
gaporn, dra liab Ininior danrh.
SuniiicMniiiT ( it' 1 in-uJtm Uariaf) 41. W5;
d.i<« man von im gUuilrn iiiiies/. iinz an den nrtnrghciien tag.
Tkiciinkr SthOpf i%<*; das sclircib ich darumiii, daa niemand
zu \il geüde vüo leinco sllvurdera, daa aie Hüiner gaweaeo
aeind. SciiOrFKa l.itiu$ 5*.
2)) und wirii du Immar japani,
dA von mit nivman guuda
und bit nucti iiiemiiu kageal
wat dir laii miig lirlnvan odar frOuda.
bahali« «i «lni< und rlhi« dicb la harrao.
luo*l du da> nilii, au wiua,
dai dl) dich talbe macbat tue alnem narran.
lUoiBia V. LAaaa Jagd 49;
bl« Itl ela anv.inc allar miliar Tiöudau.
nu »uiiM'lii'i, giiüi gcialUii,
dat von di'in mila rrixllcli ward le gOuden. ebtudorl Ij
von ungriiii'kc- ^'(iiulen
mac ich wo! r-wicjiclian,
wan loh iach wunna und fiönden
rillchea .-tj)n an einem bile (bii mUl0lltochd0ulichtr
jäi/frausdiiuk: tiie letUe gmjniwthr, mit der Mich
iln» ijehrttt« wild gegen ilit huiiile Ucllt. ri/l, bei!
th.\. s,'. 1376) rieben,
lu.H( nllle, glide lift «Ich Un ergAhci
aldi min lel)ndic leben :
dA von mir nü ein biiter sterben iiAhet. 9Rt;
umh das er ein gOder ist und wil von fremder rede und lere
gildiMi. handtelirift von 1447, ScnOrr IM; de actu ftnerio
factandtr glonando. i.e. giiuden. Schmillbr l^813;
ich kan dir nit vi! geuden von) gesuni,
mala krnnkheit meeri sich tu allvr stund,
bot iicli motu aiiherr neur de.s gedisaen
und wer mit dem arzi pliben unbe«chU!<eD,
Ich achitx dem arzi und »eim kuehi In Im niiini.
fattnneiilfpirle 6M, i'j.
darumb ist nit zu guuden von «pil so einer gewunnen bat.
Aiaa. v. Kia tpiegel n'; das m;in davon geudet, nenn man
jemand betreiigt oder betiogeu iiat. Acricüla sprichirörttr
nr. nS; vil gint der menschen, die vun gruszer wysliait gUdent
foo icren hoben ainnen, von ierer kluoghuit, und leczent
ander Itit mit spottworten (qui iaelant tt tu» $apitn(es).
Stkinhöwkl Attop 162. OttUrUy; wie der vorig von dpm, duaz
er hegerete zu sein, aiao aucb dieses von d(>ni, dasx er
vermeinte gewesen zu sein, zu viel ungescbirkt und ruhm-
rSszig geudete. kiacHHor rcndunmui i, ita Oesttrlty.
S)) wan sie von warlioit was geuaot
diu kiusche luid diu klire EisAny von rrftbant.
mit disoni iiamen Ir lanivolo woi mobt geuden:
sie betten «it« liop uode wert.
dA von ir keiner wnnkciis von ir gart.
ir kiuscbe geba,'rde in allen quam la vraudaD.
LoAaiHrriN 903.
')) dannoch her Philippe Ireip
Dftt und anKa't data Salipurc.
er dilht sich frOlirb unde k\iVe
und geudet harte rreTellich.
dai a!u biuodar benog Üolrich
atn frum bei sA gescbaffan.
Orroata Merr. reimchr. ii'O SeemMer.
a) dk rtflexiHonsiruction dtt terbunu htiingl fast imm<r
tint wnltri- trgdnsungsbistimmung ; ditst tritt vonritgtnd in dtr
form dtt gtiutits tin:
1)) diser plOckler und hulzachuecber, auch der predlger-
munich, so die beiiigslen wellen sein, die cbristlichen kirchen.
wie al aalen und sieh leudueo, •!• two aeul aufbaltto . .
taigeii oiibts «ndera an, daa das »i aiolt, ungelert, afier-
glaubig, |>luetduratig teul (lad. Avtunii (ttrudun dti Türken-
kntgtt) 1, 186; du aia daher fon dem genaineo böfel ainea
t&nanao habao fardtauat, walcbM aia »ich a« gar ail
achlinaa, das sie sich auch fftrormlieh leodao. S. KaAaca
war. racoai. •'.
1)) ich hab dao bailtuaea lautaa aaia lahao lang kalo laid
lao; noeb babao «i mich In ir aebiboech geachribeo, air
zu entboten, ai wellen nich g<o Hon citiro, babeo aorg,
ich beschreib ir bOeberci und brioft an deo tag, geadoen
ticb solcbea. droeo öffentlich dao leatao, aa<co, ai wellea
lieber an die l.,ulariachen sircben dao an den TOrken.
AviNTin (unaehtn dtt Türktnkritgtt) i, la«. dAai. Itt; nun
hOrU, OMD aieht«, ai geudnen aichs. I, im. tat; da aull dich
dea moroigeo laga nit grudeo, daoB du waittl nit waa dir
beut zufallen mag. buch dtr mtühtü |I4(^) i. lU. Scaaauta
1*, 873: rin lehr ist, dasx du dicb weder auff dein bupaeba,
geaundheil, noch stflrck verladen oder verirOaleo sollest,
dann sie nit dein, noch in deiner willkura »aind, noch stai^dea.
ea atebet nicht wol, daaz du dicb dieser geudeil. pLia/tacA
(rnt<<pt<>;f| (I5se) 4* (I, «ep. u); du und er geudet euch frrmbdra
rbumbs, jhener rbflmel, er habe gelehrte koecbt. er aber
ungelehrte, du ihOmest dich du habest riel bOcher, auch
ungeiehrt, was gebet die kunsl der knecht, oder daiocf
biichar dich oder Janen an. 41* (l,cef. 43); ein so streitiger
ductor, dar sich aeiner kOnat gcjdt. Ulm gtwutin aiuMktttbtu
ton I.V3I, bti Scuaio uhrib. «^. }!•, fft itrt begeuden,
ergeudig;
da* alter sprach: wi« gar vergeagklich
siad diese dein tböricbie rreadeo.
der du dirb ibust rrolaekead gaudaaT
H. StCNj I. 370* {kmmpffiifuriek: da* tittr mil der
Jig»n4l).
»)) mein volk, das sieh von mir nent and geudoet, Ist nit
mein volk, und da-« volk, das nichts von mir weiaz, aicb
mein nit rüembt, ist mein volk. Atr!iti5i {urtacktn de* Türken-
krvijet) \,Vh.
4)) und wie wol sich Pfefferkorn geudri und gioriert . . er
bab die hebräische sprach von seiner muler brusi gesogen,
so bab ich doch roer bflcher in hebruiscber sprach, die
l'feiTerkora nit kan le.^en. Kkuchlis augempitgel 37,6.
<i) dtt jüngste bfdtutuny dts werbumt, im der $kk gaudeo
fliü vergeudeil 6erüAr/, geuden. prodigtrt, htgümüft de» ab-
soluten gebrauch, gtrnt trschemt tt hier la tfttittmrhrr tethn-
dungmü synonymen, Kobei nur tereinuU autk priftiilunilewer-
hindungen außreien denn ertt der jingsten und »tmeiUm rnlmitk-
lung geliM der relatiM gebrauch an; die et ginxHngsbettimmmnft»
»rtekeinen dann in der form de* objecttaceutatm :
«) zur nolturfi spar, tebr von dem gwiaa.
nicht gaude, dasi dir oicbi lerrioo.
Haaiaai I5M, al* «f>rie*«ori mmck *•« ScaOTtat
H*r anft/Urt;
wie weit dar elnracb frohe veaa wbatllag
abatebo mag, und wie weit sirh iler aparsaae balle voat geisbals.
viel Ja varschllgts. ob du geudesl vertcbwandarlKb. und ab da
weder
aufzuwendeu dich atrlubai. oocb mehr sa erwarben dieb abaftbat.
Tosa llorat (nM'lWa 11. 1) 2. 34«.
ß) tu dem kamen in den reichen ordaa der Rrickenau
fast Tom adel, die triben gro.tzen bracht aoa kam ra d^bm,
daa durch ir brasaen und geiden baidr klaster, die Reickan
und Bebenhausen, wie an gaiat al.^o auch an gut abnarorn.
SKaasTUM FiscHKa cAroaiA rea flos 111; prasai'St and fOdeal.
S. Fbanck 2, tt*.
y) I)) der liste wart man ou gawar:
dat gell man ir tu mal verbot.
ai baue loube (nlnuhm-t dock aa brat
ta gebaoe armen ladca.
hl mide sl aa gadaa
glicber wii alte a begaa.
so dat erfur dar werde maa.
der frouwra aber er verbot.
dat si dekeioa gaoian br«t
gebe armea Ia4e« aie darch gel. ni$akftk wtsa.
i) mit vielem geudet naaa, mit waaiiem «pait maa. S4aa«>ca
sprithtrörUr (ISSI) »'.
J) die trnntilm ttmtlnulitmwirdimitr/itgmtktmifinitmffu/-
aauis T Hqiboi »raa/isaya mM t^m^tknim yn^aaüJaüadadanttra
eingeUHet: dahin gaadjaa. altaaa hrt UHrf.
SM akr a«cA »Ihn ima i>frfanfsarifrif.
4627
GEUDEN
GEUDEN
4628
1)) und doch der dichter das vereinzeln meidet,
die fülle hin der phantasie gern geudet
und wo die gränzen in einander gelten,
am freisten seines geistes hauche wehen.
VV. V. iluHBOLUT Sonette 233;
traun! nach dem sühnopfer des sturnis
beischei begier heftig das recht,
grausam das jungfräuliche bltit
geudend dahin; drum heil bringsl
W. V. liüiiBOLDT (metrische überscltung von AescUylos
Aiiamemnoii) 3,4U;
jeder kommende tag knüpfte das seelenbaud
unauflöslicher fest, geudete für und für,
aus der goldenen schale,
neu« freuden auf uns herab.
llÖLit (an meine lieunde) 94, uusgabe von lfeü9.
2)) gewaltsam fortgetrieben stets
von strömen gleich entstammten bluts,
wird. WO er geht, sie neu der schwarze Ares
des blutmahles entsetzen geudeu.
W. V. lIimnoLiiT (Aijamemnon) 3,86;
ihm ihre urnen gieszen alle quellen,
die ströme willig ihm die wasser geben,
und die schwarzbusig in den lüften schweben,
ihm regen geudend seiae lluten schwellen.
Sonette (Poseidon) 112.
3) Sonderentwicklung der nominalformen.
o) das parlicipium prdsentis leigt, absolut gebraucht, bestimmte
aus seiner adjeclivischen natur entspringende besonderlieiten der
bedeutung :
t') uü komen zuo im sä
die BSheimherren alle
mit geudundem schalle. Ottokar 91054;
gröz was der Unger schale
von den Tiutschen euch erhal
manic geudenz ruoftn. Ilü60.
ß) prodigus, ein güdender der do boszlich und wüstlichen
das sein verzert. vocab. prddicantium x 4; also ward der
güdend übermütig Benedictulus von den hirteu gefangen und
getötet. Steinhüwel Aesop 231 Osterley.
Y) wirf, leichtsinniger Rolf, geudendes röhr, wirf die
gigantischen
meerschaumköpfe hinweg, die wie Averu Schwindel
dem hirn und pest
dick aurschmauchen. J. H.Yoss 3,24 (an Uulf).
b) der inßnitiv entwickelt sich gani und gar zum Substantiv
und nimmt in dieser function fast breiteren räum ein als die
sonstigen formen des verbums miteinander, in glossen des 13. — 15.
Jahrhunderts tritt er geradezu für arrogantia ein: arrogantia,
gauden vel goSen. Handschrift des iZ. Jahrhunderts ; arrogantia,
gauden {handschrift des 15. Jahrhunderts). Schmeller 12, 873;
arrogantia, geuden oder guffen. And. 48,142. ebendort.
a) der absolute in/initiv, ohne jede Verbindung mit syno-
nymen :
M) daz er beliben ruchte. bi richer massenie
die üiht wan geuden suchten.
Albrecut V. ScuARFKNBBRe Titurel 1334.
2)) nu hörte ich wunne und fröuden
mit jagen schöne ab rihten.
nieman hab ez für göuden.
IUdamar t. Labkr jagd 341.
3)) swaz sich so lät ergäben,
dem wellent si durch göuden
jagen also nähen,
daz si durch lust ez scheiden gar von fröuden. 38S;
zu guter arbet bisz nit trä^,
gewinnen gfit, sQcht zimmlich weg.
vnd rechte mit zä not vnd eer,
du Dar durch geuden nit verker.
Scuwartzknbbrc 154, 1.
v^{. unten durch ein geuden.
4)) es musz alles erarnet werden, glück koinpt nit von
schlaffen, gut nit von geuden. S. Fiianck sprichw. (1541) 2,163';
reichthuinb konipt uit von geuten, suader von kargen leuten.
Agricola spriehm. 214'.
5)) swcn er dan siht daz sin höhvart
äo guot mit geuden niht wol vart.
TuoMASiN T. CtiRCLAERK welsche gast 11941;
jauchzet dem herrn alle weit mit geuden,
und dienet dem harren mit freuden.
H. Sacus (hunderte psalm) 18, 388 Ketter-Götze.
ß) Verbindung mit synonymen inßnitiven:
l)) schallen und geuden sint mir swüure.
TuoMAsiN wetsche gast 297.
2)) darumb so wil ich bei dir bleiben,
zu Alexandria vertreiben
allhie mein zeit in wenn und freuden,
mit höchstem frolocken oud geuden.
11. Sacus (liönigin Cleopatra) 2U, 201 Keller-Götic;
der lieb anfang angeht mit freuden,
mit frolocken und hohem geuden,
doch sie leichtlich verschwelcken thut.
(Idsloria Venus) 20,298;
sitzt ob dem tisch frödenrich
mit fchalkez Worten frevenlich
gedenckt er kaiiier frowen wol
daz best so man erdencken sol
daz nimpt er im ze fröden
mit ruemen und mit geuden.
Laszbkrg ticdersaal (der wledertnit) Z, 58.
3)) gelobt mag werden on sein selbs geuden und rümeu.
Albrkcht v. Eybe 38';
er sprach: 'all, die sich pletten aulf
in holfart und in ucbermuet.
mit dem bar mau abpueffen thuct
ir ruemen, geuduen und prenckiren.'
Hans Sachs das höllenbad 375.
ihr sollet euch auch nit lassen verfüren die gemeinen arlzt,
scherer, bader, platterer, die brauchen grosze red und ge-
schwetz, nichts als eitel bcrühmen und geuden und ist doch
nichts daran. Paracelsüs opera (1589) 2, 80; ausz ihrem übrigen
geuden und berühnien eröffnen sich die lügen, chirurgische
Schriften (I618 Straszburg) 169 G; geuden und berühmen ist
ihr beste nieisterschafft. 367 U.
y) Verbindung mit synonymen substantioen :
0) sin uame ist vür niht anders guot
niwan daz er mit grözem schalle
und mit geudu ze helle valle.
TuOHAsiN welsche gast 3G96;
grözlich erten si in,
mit geudeu und mit schalle
freuten si .-ich alle, üttokar reimohronik 87888.
2)) sich huop dö giuden unde braht
in den herhergen über al.
si tribeu hovelicheu schal,
die werden geste en widerstrit,
biz gein der 8choeni.ii tagezit.
K. v. WÜKzuuRG turnei von Naniheiz 242.
3)) von gttikeit und von güden {vergeuden des Vermögens),
handschrift von der lügende buch (1382 Luzern) cap. 71. vgl.
Hofmann Germania 17, 53.
ä) pronominale und aUributive bestimmungen beim substan-
livierlen inßuiliv:
1)) sag welches büsser sei, das geitzen oder geuden.
V. Dirken nslläud. lorbeerliain (Nuntb. 1657) 142;
luxuriam fugilo, das geuden meid. Morterius (Neisze 1578),
vgl. ÜRECHSLER Wenzel Scherffer s. 119;
man pllac da kurzcwile vil,
singen harplen unt mit maneger bände spil,
als man in hoven tuot da man pfligl vreuden.
als uns diu üventiure seit,
die vrouwen anderweide wurden schone gekielt
ie eiuiu vür die andern durch ein geuden.
ein tanz da gemachet wart von ritteru und von frouwen.
Lukengiin 975 ;
durch ein geuden aus prahlerei. Schmeller 1^,873; wann du
zu vil kosten an ein ding legest, also das es ein güden darusz
würl. Geiler v. Keisersberg brösaml. 1,96".
2)) ir geuden wert nicht lange.
Heinrich v. Neustadt uü« gotes luokunft 5759;
min truren ist gcmani,
sust gepfant ist min wan,
den ich bete ze vröuden:
min göuden ist gar hin getan.
Otto zkh Turne minues. 1, 345' v. d. Itagen;
der frouwen er zu male verbot
beide penninge unde brot
zu gebeiie armen luden
daz si nu lieze ir guden. Elisabeth 8046 Rieger.
2)) iur touwec vart mir vreude kan erlluhten
baz danne al der bluomen schin in meieu lufies
. ,, „ geudeu
und aller vogelin suezer sanc. Lohengrin 3687 ;
ja ich kam zQ der getlinge geuden,
da riemet sich der Giudewein
wie daz er einig wolte drei bestan.
Neilhart Fuchs 2015 BobertaQi
der frawen gut
pracht sein gemüt
allda in grosses gewden.
wann er si iruckt
und si in schmückt
das mert in baiden fräden. Uatzlerin 1,27,261.
t) rection des substantivierten inßnitivs:
4629 GEUUENUKICH— GELUER
Rrec herbcrgl« dort
von den anJirn ao ein ort.
delieincn «cbtll«! «r tii-|io:
•r lubt« ■!• «In wol kar||«r man
uiiuiiiileclichao
und woli »Ich nihi fallcboa
olnciu |{uu>*n kii«hle,
und von all«m rabt«.
5ludeiii urluup niöbi «r bin
ert dirke fOr In bete aaUn.
lUaTBANi« T. Aoi Rrt» UM:
vil geudeoi wart *od diaciu buot gelriboo (iikih tohU ihn ukr),
Mändintr kand$tkrift (Ml) Ul'. -a', SCMMiusa i', i>^3; waa
geu<lenN iat dea. Bulti Tertni (l53») l&l*.
(iKUOEMiEICII, adjttUt, vertinttUe tuummniMtltung mit
geiide {$. 0.) und »war m daten btdtulung von Freude, Qberiiiulli :
tt ertclitmt geradtiu tynonym mit freudenraiik: Irul unde fru
wiia iili vurinola zu aller atuni, kurli uod liialaaio wa« mir
olle M«il tag und iiacLl, in glriclier oiaai TreudeDreich geuden-
reicb »ic beide, ein iglich Jare waa mir ein geiiadeiireicbfi
Jare. AcnuHtiAMii am höhmen &. vgL giudeollcb Lsxti 1, 1026.
(iKL'DKR, UEUDNKH, m., nomen agtntis tu geudeo,
gcudiicii (I. d.). das subttantiv gthörl zu den jüngeren ablei-
tungen von ditttm stamme; «i erscheint erstmals im 14. Jahr-
hundert in gloisen unW 6fim Tkk hnkb, vgL Lmii.% nachlrag 2\:i.
dir Höhepunkt der entwicklung fdUt in das 15. und 16. johr-
liundrit, wo es die ältere suOstanttvbil'tung geudcl (s.d.) ver-
iitiiiigt umt Ko es im ipiiehvorti' eingang findet, von da aus
ist ihm Ulterariiehe erwuhitung auch in der späteren seit su Iheit
ijewordt», als es dem lebendigen gebrauche längst abgestorben
rar. entsprechend den btdeutungtschtrankungen des verbums stehen
stell auch für das <u6«(an(if äte bedeutungen prabier und ver-
Kcliweuder gegenüber, die erster« als die altere tcird uol auch
dem famtliennamen Ueuder im gründe liegen, der schon in einer
Urkunde von li^ erscheint (Albrcbt und lierb(old die GUder
tseh. gesch. Oberrheins 12, &2) und spater vielmals su belegen ist.
ton diesem namen ausijehend darf man das vorleben des litte-
rarisch erst im U. Jahrhundert belegten Wortes früher ansetun.
I) formen, aufuicknuiig in den vocabularien und wirter-
bächern u. s, w.
a} die form giuder ist die seltenere, rie kommt mehr für
die dllesten belege in betracht, schon in den voeabulurien tritt
tuender, anfangs gi.üder hervor, die neben form geudner gehüit
oleri (ichischen quellen, ebenso auch dem schwabischen Ukhkl an.
0) i\\iler,prodigus. Salmannsweikr gli>ssen des 14. Jahrhunderts.
ji MoNt anieiger 4, 235, h6; geuder, prodigus {vgl. gufter).
KCibular von Us2 Lkxkb 1, lu26; proiligus güder. vocabular
des Nie. LituiNGKR v. niM l)iEFK>BAr,ii no». yloss. 304'; geuder,
gufier vocabular 4 linijuarum {Augsburg 1516); geuder mit
Bclionckeu largitor MAAi.ea I7S', geuder, verprasser, prodigus,
profusus, effusus, nepos, dissolulus HkNiscH i589; geltgeuder
'hendort; vgl. oben sp. iyri; geuder Schottkl 333. Stiklei:!»;
riider, rerprasser, prodigus Khisiüs (noo) 112. Faiscii l,34(i';
^.•iider, prudigue, debauche, goiiifre UoROBAu-BuxTüBFr 253;
[ehlt bet Seil MAN.
2) bedeutuugsenlwicklung.
o) geuder =» prahler: um das er ein guder ist und wil tod
frOnider rede und lere güdeii. handsehrijt von 1447 Schöpf 168 ;
klopf an ineiu nllur llb»ter kiiab
pistu der lür den ich dich hab
getrow (let Trum Hill und verswigeu
und warül kein geuder ole geilgeu.
FoLi {.klopfan) faUnachlsiiiele 1243 KetUr;
diese fabfl ist wider die ungostümmrn zanner, haderer und
uiinUlze güder von den dingen, die scheuilich sind. SrkiN-
iiöwtL Aesop (iT) litterar. ver. 117,131; under wülcben wnr
ein raumsicbliKer (ru/inuiir/iliijfr) und ein geudner, der da
sogt, er wer in einem jabr mebr duon vierhundert nücbt,
dieselben auch vinster, durch weld und feid geritten Bbbel
(I55S) L6' (die ausgäbe von M»'^ setU dafür ein: rubmsicbtiper
und ein lUgner [glonosus et jactabundus]); damit du uiicii nicht
für einen unwissenden narren und vertüonen geuder haltest.
l'AaACKLstia op«ru [Strasiburg 1606) 1,Ö22A;
dniin wie der geuder wIrt erkennt,
wenn all sela «ach nach wündscbsa gebot
also 00 matten irauwrlg »evn
Ist klelnmOhtlges herUen scbelo.
KiRCUHor mendunm. 40' (1,61 Osfert^):
wie gabst du schöne wort' und «cbiiledasi weidlich auf,
dem lügen grösser war, alsi dein gescbwindsiar lauff.
was hast ilu mir alda, du geider, nicht entwendet,
bei dem vollbrSii^keli »ich keinmal Immer endet.
WiNcsL ScuKHrrKR gut. !ti>l (fenieit der mrmuUfiHm
ltitek*9U§9ti»gii
IV.
GEUDERIN— GEUDIG
4630
dem klamaer(iftnii«r) inues ■■■• ■«••o, 4mm fßaitt (frakltr)
luues loan» geben. AUgJutr i^riikm. SoMaixa 1*. b7S.
ß) für riM tubtUntivbildung i« H«<M, t**^^^**'^ ****t fidd
Simon Hot (i»7I), der m äeutttktm rfirtjawama gMia«r wm
gaadere abltilet,
Y) %enAtrmmftoi,gus:
\)) vier meuBcbrn koinen foa got In armaot: 4tr Trat,
der unkauscb, der gauder uod d«r krieg er Moiib «as. 1, iM;
so Uli die Maulcbalt •■■iiiaa.
bis Ist dar couder, don der karg;
der irouder Ist «In iOltcb «aa.
dar nlcbii nli Im babalien kaa.
dar karg «eriilrgt •• all«. samM
uod mag nIcUt gaben aus der band.
lUiia. V. WiTtaawaiLaa rim>i 30*. 4t ;
brutlof uod gastung köstlich gebept, briogeot cottea ood
acbadeo an grosz eere; cost uod zerung uab ritlertcbaft
i«t eeriich, umb hillT der friludeo veroQnflig, aber urob bilff
der gOdern and vertügero ganlz verluren. tNiciaa v. Wiic
(raniiofionfii 152,211 Keller; weiche für lustharlicbe kOttlicb«
geoeschige speiaz, auch zu deo apilen oder mummere.eo, de«
weidwerck und aodero dingeo, die ein kurize oder ganU
kein gedcchtnus hinter io verlatseo, jr gelt und gAl ab«r-
oiflszig auszgiessen uod verscbweodea, dieselbeo betaseo
geuder. J. v. SciiWABTSKnatac Cicrro (d* off. 2, i6 iv>) ib31
bl, 54*; aber aie thuD ea oit, dus kuropt etwao her, das der
«elb also ein guder ist und inili, gibt reilicb osz, so er gero
wult widerkereo, ao bat er ee nit uod bat es verthan. Paou
schimpf und ernst 133 Oesterley; denen, so über secbzebeo jar
und unter fOnfundzwainzig jarn, aber ire gOeler xu tcrwaltro
oit geschickt, auch precbbafieo ainoiosen lauten, verlbuern
und geudnero, stumendeo und ungehOreodeo alleo leuieo uod
Weibspersonen, die oit mann babeo, deuen allen aollta ao-
M eiser gegeben werden, die verpllicbt aeio su baodleo, wi«
von den gerbuben liie vor gescbriben aleet. ösUrmtk. vrtitk.
&, 060 (Tkurn) ; geuder der Verschwender in der Ttroler laa^ca-
ordnung von 1603 ScnaüiLCR 1*, S73; zum fall ouo der also
zu dem andernnial erinnerte Verschwender sieb noch nicht
bessern noch dea zugeurdnelen abeisebern ratbs gebrauchen
würde, soll dei selbige uod ein Jeder mitnacbbar, bei »emeo
pflichten schuldig sein, eio solches unsern verordneten obrig-
keiteu . . vorzubringeo, die auf aolchen fall . . pOicbtig teio
solleo, alier verloffeoeo baodlung, zum ersteo oder aoden»-
inal gelhaoer warnung uod alraff, uod dasi noch, uod dar-
über desselbigen geuders vertbuoischeos weseos ond böser
hauszhaliung kein end sein wolle, bestflodiglich und uoler-
schiedlich unscro landricbterxu verstiodigeo, auch denselbigeo
geuder auf daa nechst kuinmende landgericbt . . schicken.
landgerichtsordnung des heriogUiums Franken III 27 i5(!6l>t); da-
mit folgends, dasz suicber geuder io prodigum erkeooel
seie, mannigjichen offenbar uod kund geioacbt werde, eben-
dort § 6.
2)) nachhaltige Wirkung ertielU ein tpritkmmtt das «ralawis Im
Haks Sachs belegt erscheint:
ein Sparer mius eio tebrar babea.
also gescbach gleich disem kargea
der spart »ein gut eim andern argao,
lo«en prasser. lüller un'd scbleBBiar,
•in Spieler, buler und vardamotar.
unoruling geuder und verscbwandar.
blss er des galdes war eio ander.
II. Sacus (dm- karg und mild) 17. 4« ätUer-OMt«;
es ist ein gemeines spiichwurt, es musz alUegcn eio sparer
ein geuder haben. I'auli schimpff und ernst e, 154. aus l'aou
führt denselben Spruch auch Lassinc im ttintu kn/rdfeu i« «larai
deutschen glossahum an, vgL werk« II, OC muk «lu Lmum
wird noch von Wamokb 1, 1641 kUgt: der güder MHUa e sparer
het. vgL auch bei SciLia Basier mundart 153: a bu»«r aaes
e güder ha. aad^s gewendet erscheint itr sfnuh hei Staaoca
522: der vater eio aparer, der soho eio gtuder.
3)) für die volkstüwsUche i^-erUtgung, dtt aira M gtmM ms
belichten wr, eracActaM amt4tu auch bei unserer fmm: er
[der chirurgus) soll aocb nicht sein aio geuder oder aia wci»-
schlaucb. Hiiao't. BaaoNscawKi« chirurgM {Augsburg iSJt) f.
GElüEKIN. ^ femininmm t« d««i 99nfen: Joda« hielt dit
frau so Christum sa!bte für eioe geodeno. UiiLts v. Ktiaaa»-
asBC p^ille 170; ffi. Kaiaca 1.34«'.
GEl IIKKISCH ndj. vereimselU Mdaa« aU mkemfmm m iem
viel gebrauchUn geudisck {».d.). ngL SriaLaa Tia^
GEI'DK; aJ;rfltv aaJ nJverh, tfitert Md«*,-, dit mhaali ia
wvtabulassen, m im kttettimr eist bei ViatLaa
291
4631
GEUDI6
GEU DIGKEIT— GEUDISCH
4632
hauptverwendung fällt hier der paralkU mit prodigus zu, die
namentlich auch das adverb beherrscht.
1) belege in vocabularien und Wörterbüchern:
a) güdig prodigalis. vocabular von 1429 Schhbllbr 1^,873;
geudiger, guffter, unnutzer, auszgeber. vocab. von 1433; pro-
digus, geudig. Brack vocab. ver., vgl. Diefenbacii 462'; nepos
.. kinder sun; güdiger oder unküscber. auszug aus einem
lat. hochd. aiphabet, wb. des 15. jahrh. ebenso in dem vocab.
alpkabelicus Diefenbach nov. gloss. 263*.
b) geudig, verschwendig, prodigus Dasypodids (1537); geudig,
ergäbig, ein kostfreier oder freigäber mensch, largus, prodigus,
damnosus, nepos Maaler 178"; geudig, verthuig, verschwendig,
profusus Calepin (1570) 1229; prodigus, profusus, nepos, disso-
lulus germ, geiidig, der das sein durciihinreibt oder durch
hin richtet, belgisch verdoenlich. ebendort 1225. vgl. Riheliüs
(1590) 126; geutig oder geuter Frisius (1616) 751; geudig,
verschwenderisch, verthuig Hemsch 1589; prodigus, geudig
Dasypodius redivivus (1653); geudig, prodigus, nepos Fusms
(1700) 112. Dentzler (1677) 116. diction. {Genf 1695) 14-2. dictio-
naire du voyageur (1703) 144 (in den späteren franx, wb, fehlt
es). Sieinbach 1,593; geudig sein, prodigere Wkissmann (1715)
156; geudig, prodigus Frisch 1, 346', vgl. auch Veneroni (1766) 74.
c) von neueren Wörterbüchern sind es mundartliche, die das
wort aufführen: geudig.. gehört jetzt selbst in der Volks-
sprache von Oberhessen, wo es noch in der vorletzten gene-
ration in vollem gebrauche sich befand, zu den absterbenden
ausdrücken, in den älteren hessischen Schriften erscheint es
häufig. ViLMAR 125.
2) litlerarische belege für das adjectiv.
a) schon die ältesten beispiele lassen die bedeutung prodigus
in den Vordergrund treten:
zu dem andern mal ist der geudig man
mit seinem tadel (durch seinen fehler) nützer iedermau,
wann der ^eilig {geizige) immer mag gesein.
zu dem dritten ninl is das wol schein,
dass der geudig man hat grösser er
in seinem tadel, wan der
geitig mit seiner geililieit
wan er hat da von nur alles lait.
ViNTLER pluempn der ingent 1908;
darumb thunt sie {die weisen pilger) des gelts ein teil in den
seckcl, und das ander vernegent sie {nähen sie ein), uff das
sie nit von dem zu lützel gelts für arm geschetzt werden,
und von dem zu vil gelts für güdig und rieh geschetzt werden.
Geiler v. Keisersberg chrisli. bilger 8l'; die gerichtlich ober-
keit sol trager und curatores geben .. den tobsichtigen, auch
geudigen und Verschwender irer guter. Tengler laienspiegel
(1518) 12*; der sonst güdig und verthügig was. Diogenes {Zürich
1550) G7*; geudig das ist gar zerig oder auch verschwendig.
Hblber syllabierbüchlein 33,5 neudruck; ein geudiger wirdt
darben müssen. Hemsch 1589; keiner hat auf sein haus oder
auf sein äcker oder auf seine andere ding unnd gescheft
etwas acht oder sorg, sonder zu wem si den nechsten kommen,
mit demselben behelffen si sich, essen und Irincken mit ihm
und seind also der andern und freinbden guter geudig, ihrer
selber aber und ihrer aigencn guter Verächter. Micyllds Tacilus
{Germ. 31 prodigi alieni, contemtores sui) 1307; arbait-geudig, viel
arbeit in anspruch nehmend {Ober-Innthal). Schmeixer l-*, 873.
ß) es sind nur wenig belege, in denen die Vorstellung der
ruhmredigkeit oder die der übermüthigen laune zu tage tritt:
l)) wie hat er dich so grosz aufl'blasen
hochmütig gemacht vbermassen
stoltz, vppig, eigensinnig vnd prechtig
rümisch, geudisch, .".amb seist du mechtig
nicht wunder wer und wilt du es wissen
er heu dir langst deu bauch zerrissen.
H. Sachs (fattiiaclilspiel narrenschneiden) 1, 467*.
2)) iedoch liesz der apoteker, war ein geutigs, alts roendle,
das gell und dieses jungen herren doriieit und unverstandt
überwinden. 'Zimmerische chronik 3, 322; Cyrus desz vorigen
Siegs sehr geudig, folgte ohnfürtrechtig der konigin nach.
Kirchhof wendunmut l, 13 Oesterley.
3) das üdverfciwm; geudig, verschwenderisch, Terthuig,pro%«,
effuse Hkniscu 1589;
das (pfenl) nemlich hengt das maul hinein
aufs liatb, saufend gar geudig ein.
er (der esel) aber rührt es au allein
das Wasser, thut gemächlich fein.
von des esels adel (Sirastburg 1617) 39;
gleich als wuchs das geldt in der kist
darausz es geudig genommen ist.
AcHicOLA heriiwerck-lmch uherseltt von üechius
.. , (Hasel 1621) 18.
vgl. geudiscu sp. iiiii.
GEUDIGKEIT, f. diese substanlivbildung erseheint fast nur
in Wörterbüchern, die litlerarischen belege sind sehr spärlich:
1) Salomon von der geudichait spricht:
'du seit dich loben nimmer nicht,
las dich loben ander leut zung,
so hastu aiu rechte lobung'.,
H. ViNTLER piuemen der tugent 4600 Zingerle.
2) geudigkeyt, unnützer kost, prodigalilas, proluvies et pro-
luvium, profusio Dasypodius (1537) F. 2 ; geudigkeit, prodigentia
Maaler 178' ; geudigkeit, veithuung, Verschwendung, prodigentia
Calepincs (1570) 1225; geudigkeit prodigalitas Hbniscu 1589;
prodigalitas, geudigkeit Dasypodius redivivus (1653). vgl. Schö.ns-
LEDEa (1663). SriELBR 719. DeNTZLER (1677) 116. FhISIL'S (l'OU)
112; Steinbach 1,593; geudigkeit, /a prodigalüc, prodigalilas.
dictionaire du voyageur (1703) 144 {fehlt in den späteren franz.
Wörterbüchern); geidigkeil und geudigkeit bei Fkisch 1,346';
vgl. Veneroni (i766) 74; die geudigkait, besonders in Franken
üblich. SCUMELLBR 1=', 973.
GEUDIGLICH, adj. und adverb. die hauptverwendung ent-
fallt auf das adverb, für das die mittelhochdeutsche zeit die
formen giudecliche, giudeclichen verwendet, vgl. mhd. wb. 1,539.
Lexer 1, 1025.
1) das adverbium:
0) her gast, daz ir min ungemach
so geudeclichen duldet (für geweldeclichen, t» so prahle-
rischer, herausfordernder weise)
daz hän ich unverschuldet,
wau ich geiet iu nie kein leit. K. v. Wörzbuiig schwan-
riuer IbOjf. v<jl. Ilau/jt tum Engelhard s. 221
wer bat des mordes s&men
so giudeclich
geworfen in der vürsten rät
wan die sich wider daz riebe valsches rämen?
seht üf, seht üf, ein stolzer künic. Fraubnlob 341,3;
mit sinem wib er ze huse zoch
und lebet güdiglicher noch
denn er hett gelept vor
du herren trugent in enbor
ulf ir acbsel bisz der kuab
verzert mit in all siu bab.
von der freundschaft, Laszbbros liedersaal 2, 619;
{frage dich) ob du das gemein gut deiner herschaiTt oder
eitern zu vil geidekllchen in dein eigne bruchung verzert hast.
Geiler v. Kbisersbbrg dreieckecht Spiegel (in den sieben traetaten
1514) t.2'.
b) geudigklich j)ro%e Maaler ns' ; prodigaliter, geudigiich
Dasypodius redivivus (1653); geudigiich, prodige Uihelius;
ebenso Frisius (1016) 751 {fehlt aber in der ausgäbe von I7(i0);
geidiglich prodige Frisch 1, 346'.
2) das adjectiv ist bei Ottokar belegt, der sonst hierfür geud-
lich verwendet, nährend sich andere mittelhochdeutsche dichter,
wie I. b. Hauahar v. Laber des ähnlich gebildeten geudenlich
bedienen:
iu geudiclicbem schalle
wolde sich der bischolf rechen, üttokar 28829.
GEUDISCH, adj. und adverb., junge coneurrenzbildung
lu geudig {s. d.). das wort ist erstmals im vocabular von 1482
belegt, wird bei Hütten und Luther als adverb verwendet und
erscheint bei Hans Sachs, der es oft gebraucht, in der form
geudniscb. in der bedeutung überwiegt die parallele mit prodigus.
in Wörterbüchern ist geudisch wenig belegt.
1) das adjectiv.
a) nepos, geudischer. vocab. theutonicus (1482 Nürnberg)
Diefenbach 378';
weil er ist ein karg geitzig mann
oder zu geudniscb vnd veithan
dasz er ist in der narren zunfl't.
U. Sacus (drei arlliche lehr Chilonis) 2, 2, 91';
die miltigkeit hat kein ende, wann was mag bei den geu-
dischen gehalten werden, so andere von in zii nemen all-
wegeu begirig sein? J. Sghwartzenbkrg Cicero. . verteutschet
(1531) 53' (de offic. 2,15 §55); CS wird aber ein Vormünder
pro suspeclo, und verdächtig gelialten, wan sich belindt, dasz
er in seiner Verwaltung unfleiszig ist, nichts recht auffschreibt
. . eigennützig mit der kiudere guter handelt, zu viel geudisch
sein will, auch liederlich der kinder guter hingibt. Frank-
furter reformation 7, 4 § 19 {ausgäbe von 1751) band 5, 313;
wir wollen auch hiermit männiglichen, deme es gebühret,
ausserhalb jetzt gehörten wegs, wie sich dem rechten nach
eignet, gegen der geudischen person zu verfahren, und die-
selbe prodigum zu erklaren, zu bitten und zu erlangen, frei
gelassen haben, landgerichtsordnung des herzogth. Franken III,
27, § 7.
4633
GEUDISCIIliEIT— GEUOUNG
^) <lar(«geii wia «ulwlobl iiud tobtodlleli
Im ein lunir. die nur lucbst «ndillcli
baiter iioJ i«dcIi, mll argen dOoben,
uniraw, varjogeo In allen alAckea,
uiivarichwiegen, tciiiiulicb, iinfuclilaebt,
die ledtrmann lebaadi und verachi.
H.84CMI (ilte ijuli-n und böten tunif»») 17,294:
nnd biet «Ich vor dfrii verrller, ocb vor dem eeOdifcben
und faulen (jefrrten. (iKiLHi t. KEiaiaaimc frtdigltn 41'
(l.MO).
i) da$ aivtrhxum.
•) Feuer: Ui rr nll bei wellen fctrf?
HMen: nein iiinder aitlT* reuUi>cbl relcbllch (profuiiiiime
/46«rii/|.>. lluTTKN i, iü luenjniuhe: februpnma)H/U:mi»g;
t'tbtr: würuei er auch mit pfeffar, lymedrAren. Ingber *Dd
nfgollii?
Hutltn: ganli geOdlacli (tanjMimr), ihetulorl ,
buben sie nlitu geadiscli, und nur dünn nutz und billicb
Keueat, von dein jrcn zu den kiiclien geben, ilurrici 4, 'Jtt»;
zum eraten, wero bocb nut, ein gemclD gebul und bewilii-
guag deutscber nuiiun, widder den ubirscbweuglicben ubir-
lluaz, und kost der kleiilung, da durch szoviel odel und
rricbs voiki vorornid. hiil doch got uns, wie andorn landen
gnug gehen, wolle, hur, llacbsz, und allia das tu ziuilicber,
erlicber kleiduug einem iglichen standt redlich dienet, daa
wir nit bedurlTleii, azo grewlicben grossen schätz, für seiden,
•ammet, guldenstuik, und was der ausziendiacben wahr ist,
•z» geudiach vorschütten. I.LiBKa an i. chrütl. adil ntu-
druck'i;
bleibt er on alolli, boITnrt viid rlium
■ar kein ühig gew<lnl-cli vberniarlu
in gepaw. kleiJuiiK. i«l>i on prachi.
11. Sacu4 (ärey ailiuht' lehr Cltilonu) 2, ), 91 *;
Belli unnfiiz biw, gros gasierey ,
und uroiien praclK, holTari darbel.
lu Vit l.«t allnial uiiKetutid,
Ihui uns das olle spiichwori kund:
wann wer hie wil lu geudnl.Hch leben
dein luriot.
{iter Pfenning der bett freund) 21,229 Keller Gölte ;
wer hie wil lu geudnUch leben,
bub gut acht, sei fürdchtlg eben.
NUrnbeiyer autgabe b, 399*.
') die (liegen zeigt rns an ein man
hochmuiig der im niii.>4|ggang
rbumreliig und cewdnii'cli vnibrang,
wll jiu «olb niHcliii einen grofsen namen
lat doch nicht von adel noch ttainnien
on alle wirde, kunsi und ampi.
ifabel 'omeist mU der fliegen') 2,4,S6'.
GEODISCHHblT, /. vereintell nur belegt : geudischeit prodi-
gntilas. vorab, von MSi, vgl. I.exhr 1, 1026.
(ibüDiNAiUt, m. tusammensetiung, bei der das momtnt der
ruhhiTtdigktil m vorderg: und bleibt , wenn auch die paralUl* mit
prodigus vfretnielt sich gellend macht.
II geudnnrr, ein gudender, der da böslich und wunstlich
(w(lsllichen) veneret. vocab. variloquus Uikfbnbacb 462".
■1) geudnarren, die da heim reich sindt, aber ferr haim.
S. KsANc« mor. eneom. 4o'; wie ilerostrotus den teiij|)cl Diane
zö tpbesü anzündet, auch sich selba darinnen verbrennet,
odei, nisz ettlich wollen, dasselbig selbs ansagt, nur allein,
das man von dem rümsichtigen geitnarren zusagen bett.
S. Fbanck chrontk(mz) 1,111"; wider dise geidnarren klingen
die sprichwürter: er macht sich breit u. i. «•. Acbicola tprieh-
wörUr 3ÖS."; gcuiinarren, die sich breit machen, brüsten, weil
heraus lassen, ttutsche iprichwörter 350. Kbisch l, 316".
i;KlJI)NKiS m. bairisch-öiltrrtiditsciu nebtnform zu geuden
(i. d.).
GblJDiSEH «. geuder.
(itUÜMSCIl j. geudiscb.
(itUDLNG, /. die subttantivabltilung für da$ nomtn adionis
trtll erst »;hK auf, bei Vi.Mtia, bei dem st* allerdings reieliltch
belegt ist. in wöiterbüchern wird sie auch noch über das M.johr-
hundtrt, mit dem das htterarisihe fortleben erlivht, hinaus geführt.
1) das Substantiv mit der bedfutung der nihmrtdigkeil:
die nudei eitel er i!<i geudung,
wer sich le vil lobt mit seiner zung
von etleicher tacb, die er an im bau
H. ViNTLBR plmmeH der twjent 4&70;
•nogantia, güfflung, geudung. Münchener handsthrift {gtrm.
8»8i| ScHBhLLKR 1'^, 873. vgL das mundariliche lynonym aus
der Oüerj'fals gnd (gegeude) ebendorL vgl. gegeude bei Jbboscbin
(rsiscH 1,346').
a) du paralUU mä prodigalilas:
GEUEN
wann war da aer telt, das er m»a k»m.
dar Ulli aiek von dar niMiikaii in dl« seiiaaa
4634
■ad «eilst In drr gcuduog urtpring.
H. VmtLta plitrme'i <ltt tn-ir»i^ IMt(
wa man aar *erteri. wann «s darst bat,
nnd da rbatn ma^ oocb «Nanag tat.
der wll der geudung wobaaa fai. |B»1|
daa am l>i. da« der udal der gandaaf
alcb gelelLlii «il Mtr mll Ir lugaHi
gen der mlltikaii. I»i>j:
M seind tweierlti gracblerbi der freiea MMtcckcr, das ela,
geudung und da« ander miliigkeit genant wirtlM.f Jcaw*arxB«-
BK«c Cicero verteuiseht (li3i) t,\' {de afk. 3, !• f M); ceaduog,
piolutium, *ffutio, prodigolitas Masibb n«C; datulbt bei
Kaisitjs (ISIO) -.ii (fehlt aber in der ausfcb« a«n 1700): geodung.
veiuhwendung, esser prodtga, tonsomoi' U luUe llci»it;s (I«IB|
ISO {fehlt bei Ca-tblii Hüo); K'udung und Vergeudung dst
vergeuden, die gnidigkeil, prodigenlu, piodigaliUs, tffum, larvs,
luxuria STiBi.BR7l9(^^Att»riSTBiNBAca); geudung, prUitaklu
I RISCH 1, 34»'.
GEUEN, GEUWEN, m»., fikm in du gruppe der asana^-
falliijen vrrhulfurmen. die oben utUtr gluen lUiawsmnftfoMt
und behandelt worden sind. rfl. tf. l-M ff , rgl. SciaiLtia
iS Stil. d<n dNi^an^ifiMnirr für die günn sippt btidel dt aU-
lunhdeulselie gewön osalare, g^ihnen (GB\rr 4, !ü7. vgL tutk
27«), »ni«rlA.«/)rfi-ii/if/i giwen. vgL mhd. »b. l, u»'. Lazta
I, lu'iG. du veischieden.irliyen formen, die sich durch aUnUnd«
Suffixe ergeben haben, lind unter geuden {vgl. sp. 4««;) zas<inMii#n-
gestellu tgl. auch geufrn, geulen, geuinen, geuiien, geualeo.
hier handelt es sich um die geschicke und Wandlungen, du 4er
halbvocal 'w' durcAxHinarArn halU. dteu sind Ikeib btmt
graphischer nntur, thetls stnd sie beschränkt auf das farmeu-
syslem innerhalb des verbumi, Iheils führen tie über dsesn *»««!
lur anutsung einer sonderfoim innerhalb der gruppe aul be-
stimmter landschaftlicher ahgrcnsung und mit esgenarliger hedeu-
lungsenlwtcklung. es empfiehlt sieh daher, der tetUrn fottung
gesonderte stichworle anzuweisen. e$ ist nun tu untiTirkndm
swiichen vollkommener rocalisierung (genea, gluen) und sdll»
kommener labialisierung (geben, gepen;; in der mHte stehen
gauwen, geiiwen, göwen, geupen, forwseu, in denen der halb-
vocal in twiifaeher hinsieht steh bethdtip. für gesonderte dar-
ttellung kommen von diesen formen nur geaen (geowen), gcul>«n,
geupen in betrachU vgL aber auch geuwern, und spater vfL
gOuwen, gOuben.
1) in formeller heiiehung ist für die formen gewen, geaeo,
geuwen, die oben sp. I&40 eingehender behandelt sind, tu be-
merken, dast hier vor allem graphische Schwankungen norlkgeu,
die allerdings exn allmdliUchet tuniekwnehen des m halhvaml
vorliegenden hbtalen momentes chronologisch btgiciten, in eintdmem
fdllen spielt die Verschiedenheit der flesionsfurmen mit herem,
to in dem gegensatte twuchen der 3. ting. det pritens geuwel
und iwischen den formen det prUerituwu si« gauten ^«r
geweien.
2) bedeulungsenimicklung.
a) sinnliche grundbedeutung.-gtmbaoetitare in aMsfMrfirtn
glossen. vgl. Gbaff a.a.O.; zu dem sechsten aalla qvaa cia
grfti sterben zu HAme über alle di stat, aisA das vd b&s«r
wAste wurden: wan der mensche gewete oder oois %& vAr
ima die sile enwec, und dise plage was in dirr« >U der
vasten und was bt sancte Gregorius geziten. Haa«. v. Fairsua
dtuUche mytiikei 1,109 Pfeiffer; ahbald eines gen et sA was
es lAt. ItosaiTAL 189; geuen ikiare. tocahsUr ra« 1429: griwca
oberdevttthrr vocab. rer. anfang det li. jahrkundert; gbeaen
nicderdeutschervoeab.es fao {li.jahrh.); gewen im Tkruionitlu,
vgl. ÜiBrBNBAca-VVilLCSBB 625; gauen vel geewen hi4re. so««*.
prdd.; die sä der stunde des geheles weder spuwtanl aocli
gewtcnt. GiiLBa v. Keiseb<»krc irrig scharf 20. aZi beleg für dve
pnruUele von eil und i in bttlimmten ferwttu wiri gaaa« s«
ginen gesUlU bei IImieb rai lyAaMerMcftMa U^h meuiimtk.
icb gew, otci<o Albertus üstrofiuutut gnmmulik «0« 1979; i&
kam er mit ir tu dem kind und leit den stab uff dat kind
und leit sin antliti uff des kindes aiilliit und aine glider af
des kindes leib. dA erwamat es und lel sine ougea off a«d
gilwrt {Variante gewel) und ward «ider lebendig, histmsem-
bsM 460 Mertdorf.
I) aasdis« tu Übertragungen:
a) Übertragung auf andere »fnungen : «in grab offaoct —
fiwentet {fueus) ist cbela ira. Wimdherfer faaJaiM, pttim
b,tl (ir racben ist ein offenes grab. LcfTasa. ehenta Kotim
•.•.); Boh na vers walke aib der gnioi, dia lief«, Mk m
291*
4635
GEUER— GEÜKEL
GEÜKELEl— GEUMEN
4636
gewe, bedwinge, über mih diu buzce munt ire. Windiierger
psalmen, psalm 68, 19 (das mich die Wasserflut nicht erseuffe,
und die tiefife nicht verschlinge, und das loch der gruben
nicht über mir zusamen gehe. Luther psalm 69, 16).
b) bedeulungsdifferenzierung :
«) so giwen wir nach deme himilskin liehte.
nahe* lied 30, 7. vijl. oben sp. 1541;
der hund gßuwt n&ch Jem O^lsch. Schmeller 1^861; geuje
Zeitwort, gierig, glottij dreinschauen Kunzikbr i4ryauer wb. 103;
gäuen, geuen, ga/fen Stalder 2, 517.
ß) suTzen, gewen, 'acha mich'
mich selten zit verlassen mag. nit. bl. 1,31;
stridere gewen vel gischen, vor sehmerz oder zorn knirschen.
DiKFENBACB 556*. Vgl. </j. 4, 1, Sp. 1541.
GEUEH, GEUWER, m., substantivbildung zum vorigen, bei
der zweierlei funclionen zu unterscheiden sind.
1) nomen agentis: geuer, clev. bataclator im ThcutonistaDiETE^i-
BACH-WÜLCKER 625.
2) nomen actionis: der geuwer, das aufsperren des mundes,
schnappen mit dem munde; den letzten gäuvver thuen, sterben
ScHJiiii-LEB 1^,862 {vgl.gxeh); davon geuwern uHd geuweriäch,
welch letzteres adjectiv ebenfalls wieder an die bedeutung prahle-
risch streift.
GEUFEL, f., mitteldeutsche nebenform zu gaufei, pupillus
s. th. 4, 1, sp. 1546.
GEUFEN, verb., vgl. geifen th. 4, 1, sp. 2664. nachzutragen
ist aus Geiler v.Keisersberg: so dir das herlz nach gut gaiffet.
sieben scliaid 5.
GEüFER, m., collectivhildung zu ufer (s. d.) : hier am genfer
lauschen zvvcen fischer im kleinen nachen, ihr segel, eine
binsendecke, dient ihnen jezl zum schirm wider die sonne.
Veit Weber sagen der vorzeit 4 (1792) 39.
GEüFEREi, f. zu gaufen, scherz treiben, vgl. th. 4, 1, sp. 1547:
doch, das er nit aber tzornig werde und klage, sein ding
sei ein geuckerei und jewfferei. Luther {ein Widerspruch Luthers
1521) 8,251,30 Weimar.
GEÜFLER, GEÜFFLER,;m. siehe gäufler th. 4, 1, sp. 1547.
GEUFLICH, vgl. gäuflich th. 4,1, sp. 1547:
göuflichez birsen, schiezen
muoz ich ouch undeikumen,
des nimer wil verdriezen
mangen, ez geh schaden oder frumen.
Haoahaii V. Labbr jaqd 46;
vnnd also fasteten sie auff die fladen vergeblich, vnnd machten
das speis genung uherich bleib, dadurch angezeigt, das ge-
melter künig ein gesprechlicher geufflicher künig gewest sei.
LoRicHios wie junge fursten (l537) neudruck s. 127.
üEUFZEiN, verb. im gegensatz zu den unter geuden (s. d.)
so viel belegten synonymen wie güften, giifler, guftung (s. d.)
weist das vorliegende, zur selben gruppe gehörige verb die
neuhochdeutsche diphlhongierung auf. die bedeutung hält sich
hier auf der sinnlichen grundlage: den mund aurHiuu. vgl.
gifzen (s. d.), giepsen (s. d.), gapsen th. 4, 1, sp. 1371:
((Up. weibrr) Tragen nichts nach dem bücken, knippen
und knappen, neigen und wincken:
bekümmern sich nicht umb das aul'sehen:
tragen nichts nach dem seulTtzen, geuflzen und klutzen.
MiiSSERSciiMiD liisUge narrlieit {der buler) 174 (1615);
wer wil dir danken doch
und denken deiner ehr' in jenem finstern loch,
in welches du mich wirfst? das herzenswehe seuTzen
macht mich so lasz und malt, dasz ich auch kaum kan geuTzen.
der angstschwei^^z schwemmet mir durch manche ganze nacht
mein müdes lager aus.
Fleming (6. psalm. poet. Wälder I, 1) 4 Lappenberg.
diese verse, die seufzen auf geufzen reimen, sind nachher von
TsciiEiiNiNG wörtlich in anderem zusammenhange wiederholt
worden:
des berizens wehe seufTzen
macht mich so lasz und matt, dasz ich auch kaum kan geufzen.
ich bin bei leben tod. was hast du doch gethan?
was fechtet dich so grosz ein armes kinüiein an. T~
(Höhet klagt über den kindermord Herodis)
frühting, Rostock 1612;
hieraus ist die stelle von Lessing im wb. zu Logau unter gieben
citiert. vgl. 5, 321.
GEÜKEL, m., nebenform zu dem unter gaukel (nr. 4) sp. 1519
besprochenen masculinum. bei Gotthelf wird geuggel in der
bedeutung: einer, der am eiteln hängt, ein verblendeter, kurz-
sichtiger gebraucht, vgl. Rotte erkldrung der schwierigen dialect-
ausdrücke bei Gotthelf 29; geuggel tändelnder, etwas närrischer
mensch. Seilbb Basler mundart 134.
GEUKELEI, nebenform zu gaukelei, »gj. th. 4, l, sp. 1550.
diese umlaulsform ist schon vor Luther belegt:
das das an zaubern mochte gescheen,
das wel ich vor wsere gehen,
und an geuckelij. AUfelder pasgionsspicl 1576 Grein.
GEüKELMANiN, nebenform zu gaukelmann, vgl. th. 4,1, sp. 1552:
nemmet zangen und liamer
und slat en an dag crucz an allen jamer!
hie ist unmechtig der geuckelman :
hie enmagk das crucz allein nit getran.
Msfeldcr passionsspiel 5382 Orein.
GEUKELN, verb., nebenform zu gaukeln, vgl. th. 4, 1, sp. 1553:
ach du lorechtiges wipp,
loib also den trogener nicht!
want alles des liie beginnet zu thun,
da!" brenget hie mit geuckeln zu.
MsfeUlor juissionsspiel 1717 Grein,
dazu gehört begeukeln, vgl. begaukeln th. 2, sp. 1278:
vorwar es ist gros siind und schand,
das solche laut in manchem land
anrichten mord vnd schwermeroi,
begeuckeln auch die herreu frei,
das sie jhr büberei nicht merckn.
der po.sl-reulter 1591 Dilij (6),
GEÜKELTASCHE, f., nebenform zu gaukeltasche, vgl. th. 4, 1,
sp. Ih^l:
da lag jlir (der cryiitocnlviniichen) kunst und geuckel taschn
allsampt zu hautfen in der aschn.
der poU-rentler 1591 E iiij (b).
GEUKEREl,/'., nebenform zu geukelei, gaukelei, vgl. gaukeren
unter gaukeln th. 4, 1, sp. 1555. ein beispiel aus Luther für
geukerei siehe unter geuferei sp. 4635; also ward die muler
arm und IJlenspiegel weit kein handtwerck lernen, und was
da bei sehzelien jar alt, und dumelte sich, und lernt
mancherlei geuckerei. Eulenspiegel 7 neudruck.
GEUKLER, m., nebenform zu gaukler, vj/. <A. 4, 1, sp. 1563:
ganck fort, du rechter geuckelere!
was hilllet dich nu die falsche lere?
ganck fort, dasz din der tufel waldel
ich slage dich, gehe&tu nit balde.
Alsfelder passionsspiel 3442 Grein;
phl dich, du rechter zeubererl
eia du rechter geuckeleie !
du bist uns zu eim konige eben,
du hübest an dem krucz kleben. 5804;
ach du torechter man,
wie schricstu ein geuckeler an?
was hulff magk hie dir gelhun?
ich musz des minen spot hon. Iö56.
GEÜKLERIN, f., nebenform zu gauklerin, i'jt. th. 4, l,
sp. 1566:
ir herren, bot er nicht gebort,
wio die aide geuckelern dort
hol gerulfen so sere
von einer nuwen lere.
Alsfelder pnssion.<!i>fiiel 4577 Grein.
GEüLEN, nebenform zu geilen, plural des substantivierten
adjectivs geil, vgl. th. 4, 1, sp. 2593: geulen, geilen, tesliculus,
genilura Hemscii 1589.
GEULEN, verb. unter dieser form werden mehrere verba
dargeboten, die sich als nebenformen zu verschiedenen gruppen
ausweisen :
1) als nebenform zu geilen, betteln wird th. i, 1, sp. 2698 an-
geführt: sie werden gedrungen, sag ich, alles zu thun, damit
sie von dem überlast und geulen der betler sich entledigen
können, exil melanch. 18.
2) geulen, den mund aufsperren, schreien, heulen, vgl. angel-
sächsisch gylian Bosworth-Tolleb 494. dieses woil liegt in der
stelle aus H.Sachsens wolfsgrub zu gründe, wo Goedkke an
schlingen, fressen denkt:
wer mit Wolfen wil geulen
der musz auch mit in heulen (es war vorher davon die rede,
dasz der dichter in der wolfagrube meislerlieder gesungen
hat, von denen die wölfe uiclii erbaut waren)
gunst tun sie sich halt meulen
und ist bei in unwert. H.Sachs, 1,42 Gocdekn.
vgl. geulen, laut weinen, piangere {heulen?), gäulach n.
pianto gaülachos piangevolmente. Schmeller cimbr. wb. 186.
GEÜMEL, m., nebenform zu gaumel, gaumer. vgl. th. 4, i,
sp. 1576, 1582 /f.: sweih herre aber oder chorhetre oder dinst
man ainen hof hie in der stat und darinne niemon hat wan
ainen geumel der des hofes hütet und niht gescha;ftes hat.
Augsburger stadtbuch 68, 21 Meyer.
GEUMEN, verb. nebenform zu gaumen, gäuinen, beobachten,
wahrnehmen, sehen; auf etwas achten, nach etwas lüstern sein,
vgl. th. 4, 1, sp. 1579 /f. ;
4637 GEÜMEN— GRUnSACIlT
dti inode galt
moht weicn oUo ward*
dai manehem llbel baa dan foi
vnd 1>I dar lA der warli aln »pol,
er brIiiKt »Ine aal In croua uol
de will« ii(T duter erden
feiimen nn de« llbn* nar
mit got vnd oiich mll aren
lin herii lit nu araiockn gar
Tnd leil Im iilamant «eran. UvtUkJfitn W,t Oroele.
GEUMKN, verb., ntbtnform zu gUumen {hiart, o$atart rgl.
tf. 1681)) lUUl lieh als abintung von gfliien, geticn in di» obtn
gektnnteifhntU ißuppe etn. in un$trtr form tnehtinl dat kotI
b*i Atkntir, wo tt vollkommen übiTtragtn» bedeutung aufwtist
und lynuni/m >u geiiiieii (i. o.) itt: Ich bali it ethch gi-iitiich,
auch geirrt grliiirl, dit; aich geiimclen, al wlalen und hiclrn
aolclis erfarcu, dem ich doch kain glauben gib (rbOmeten i>i
andfTin U$arUii).*, \06{chron. 1,20); diae bideTniker, die Trieri-r
und Nerviaer, wie dan Curneiiua Tacitua anzaigt, haben aicb
vor Zeiten f^rcaz geumet von ireni) herkunimen, haben die
eratrn TeutHchen wollen sein. 4, 97. (ekronik 1,21; in d>r
Frankfurler ausgabt von i:>Ud Vi*: haben aich vorzeiten groiz
gerübmpt, ebenso U8); der geiwnit auf! der geiwmt «l! der
niues si orlin gain, der is gwia ncks nutz. Schmkllkh i', Mi.
(;EUMtil.l.lUK.N verb., verstärkttt unbilligen (>. d.), erteheint
im allem kmiliistile : und haben das auch umbe drr stele
erc und besten Milien ^ethau und unHcrn eigen nutze, ere
oder gut darinne nit furgnoniuian oder gesucht, als wir
truwen, wir mit gute und eren wule verantworten, und das
un!« dus nieniaot geonbilligeu oder verkeren könne aolleoder
nmge, un geverde. Mainier chronik, d. städtechrontken 17, l&l.
litilNKtN, trift., nfbenform lu gäunen. r;(. oben ip. i:>>>3,
geiucn fp. .'Oou. dit gann gruppe dieser formen iil mit drm-
ulben n- su/fts, das in dem synonymen gitlmen (grnen) xu
tage tritt, von dem stamme (vgl. geuen) abgeleilH. auch hier
treten suh die oft beobachteten bedentungen gegenül>er, je nachdem
die grundbrdeutung (eütjthalten ist, oder Übertragungen vorliegen.
1) ich geune, sperrt das maul auf. vgl. gienen HaNiscn
1580; geyneu oder geüwcn belg. gieuwen, oseitart Calkfirus
(l&7u) 1060 ; gewen, geynen oscilare. Itxicon trilingue (ItiriKLius
1&90). vgl. gilenen, lüstern luschauen, lechun, betteln SüiLia
Basier mundarl \h.\.
2) geineu in Österreich, mundarttn ^praliltn' : und so g'geiiit
lind so b'riiehmt zwie-r-i bi, is go nieind. Stklziiammkr
117. St.HM8Li.8a t', 873; geunen, rühmen, preisen LoaiTZBR idiot.
\ lenense 51.
IjtllNIC, adj., mundartliche abkitung zum vorhergehenden:
gcunig gerin;!, gUiig ScHNELLea l', sOi.
(iEUt'EN, GbUBEN, vtrb., ntbtnform zu geuwen, geuen,
güucn {$. d.) vgl. geiben sp. 2r>^s, geipen sp. 2606: gflepen,
auch geipen gesprochefl, den mvnd aufsperren {maulafftn
ftü halten), gähnen [in diesem .tiritie rii<i\( gtpen ausgesprochen)
Oierhessen. ViLMAa Ul. beide Wörter sind schon von Rstor (. r. g.
:t, MIO aufgeführt, viell icht gehört hierher im gtMippe, im ge-
sprach, im gemurmel [Schiralefeld) bei Curtzk volksüberlUftrungtn
<iuj dem fürstenthum Woldcck 467.
GK.LtMMUKN vtrb., verstiirkles üppigen (i. </.), ftrtinvltt
biUung der kanüeisprache, die dit jusammtnsetiungen mit dem
)>r(j/ix länger festhält, rgl. geuubilden: ich verzihe mich . .
aller dinge vnd gedinge, da mit ich disen brief, aide dehain
dink, daz daran geschribeu »tat, geierren, geüppigon, aide
\Mdcr tribcn möhti. urkundt von t3IO, Uschr. giteh. Obir-
rheins \l, 229.
(•bliULMIKT, particif>iales aiijectiv tu Urlauben (s.d.). das
morl ist in der jetzigen spräche durch brurhiubt ersetst: geur-
laubte krifgsleut, umb eehiifle Ursachen causarii niilites
Maalsr 178' ; dasulie bti Kaisioa '(|«I6) 751 {fthUin dtr autgobt
fon 1700).
GEl RTHEILT, participiaUs adjectiv xu urtbeilen (s. d.). dit
bildung gehört ebenfalls mehr dtr älteren spracht an und dient
1) der nbersetiung des particips in rts judicat»: geurlbrilt,
judicatus. Maalkii r,n'.
2) tint anäi-re verwtndung ist heule durch beurlbeilt gedeckt:
in solchen geurtbeiltcn krauckheiten. Paracclscs Chirurg.
Schriften 1,358.
CiEl'KSACHT, participialts adj. lu Ursachen (s. d.), rhenfaUs
veraltet und heute durch veiursncht erutU: (dasz ihme) geur-
sachien kosten und schaden vertheilet werde. Avrer prottssus
}uris t, II; und doch nicht aust eigner boszheit, aonder aua
einem geursachten handel. Paa&cKLaos cMrur. stkriften 1,333.
flEÜ.S— GEUSEN
4638
I nms «. gAtck. fffJ. BoBkii nauUtehft mörltihsek 3l*i'.
r.EllSCIlEL, Qt\:->CHllf.,nebeHfomtn tu (auaclwl,(lu*cb«l,
9fL eben tf. Ibt',. ip. vm, dis ktkU ft«ai, «Jl ptrtid«' Itm4
futtermaatt. vgl. g«ua«, geuspa u. ».: gip si iem plcrd« tu
easeii . . ie ein geiscbel vol. miUelalieilithet hautiutM tt, tl;
em geiacbel foul gerihena broli. 21, vt. aU wutstkfttiekaii9§
streift dai mtrt je nttk iem t*$ämwtenlt4nge it» uriprtimfliiln
betithung auf die k»ni ab und ndkeit ütlt anderen Urftt-
maaiun, $a nimmt tt i» der anwt»dun§ auf heu, ttrak, 41$
bedeutung armrM an : and aol nemeo aiao vll bowia »Im «r
under einer geisehelen gelragen mag. din§hafn€kt VM tlM^
vgL olitn sp. 2<u7.
(iEUSCIiPEL, GEISCilPEL, ntbenfotmem m |MMp«l (ß. d.h
vgl. Spiim heUräga lu eineiii Htnnel-erg. idi'dtken 7X
(iEL'SE f., nebenfurm tu gnu»«, gaufe, dit kakle kanJ. ffL
oben sp, 1587 ff. I5U .' (nimm) mirrea eine geaae vol. fund'
gruben 1,374* aus einer mitteldeutschen kanästkrift. kierker %»'
hören wol einige strittige und dunkle belege, die auf ventkUdent
stufen der bedtutungstntuicklung hinmttten:
tlu wll der lenr tctiAnen,
»lu enhit Ir oiui der glu«a.
II IM den fioquieHian m MvLLsaa Sammlung ileuUentr
qedlchte 3,38M33, vit. I.iiia I, lOM;
es Ul ein grosser berr unser goli, daroob niui er toch solch
edle buchgeburne, reiche hencker und bOlel haben , und
wil, das sie reichthum, ehre und furcht von jederman die
geu^se und die menge haben sollen. Lutaia von melttteher
oberkeü, wie weit man ir gehorsam schuldig sei 2, lou* (Jena).
vgL ein gute gewazel vul unter geusei. vfl, auch geuape und
geuspcl.
GEISEL, (iEISKL, f., ntbenformtn xu gausei, gafliei. vgL
tp. I58S: SO das nie! durch den millner geredenn wirt, ao
aol der mOlner macht habenn, von einem vierte:! melb ein
gute gewazel vul kielen za nemen. Bayreuther miklordnunf
von 1514, ScnasLLKB l', 917. geisel alt maastbeteieknuag wird
von ScHMKLlKR tbtnda aus regitrungsrtrardnua§am flr Ims-
btrg vum jähre 1811 btlegL dazu vgl. stktHbiak gaiaMi f.,
tint hand voll Schvid schwäbtschts wb. 221, wo bereilt auf
gaufel und auf tlsdssiiclits guuschel verrieten wird. vgl. auds
gusel vola aus Golius bei Dikfi.xbach «28*.
GEUSEN, plural. dtr btkanntt name für die niederländiedm
adelspartii, der von dem frantötisehen gueux [bMler) «lUftMf
und im holländischen Geuzen lautete, vgl. raardeabaek der
nederlandsche taal 4, 1S8I. in die deutsche läteralmr kat rar
allem tlie laltinitthe niitlelform Gheusii (10 bet Stbaoa de btUa
belgico \M0, 225 ff. u. a.) kinübergevirkt. die tinburgerung is
unsert Sprache bekundet sich, abgesehen ton der deutuken endung,
namentlich an tutammensttxungtn und ableitungen.
I) und erstlich zwar, weil der hcrr auch von allerlei
milntzen und deren geprega darinn handelt, so venneiaia
ich, dasz es sich nicht Abel schicken solle, wann auch g»-
meldet dabei wurde, dasz im Jahre 15M, als viel vom adel,
in dem ISiderland . . eine bitischrifTl abergaben, und her-
nach sie und andere, so nicht gut lümisth-calhulitch, 4ia
Geusen oder betler, genannt wurde;i, der bertzog von Arschel
. . die h. junglrnu .Marien . . autT etliche silberne maoU«a
pregen lassen. ZuLLaa 667. tpisttl (I66I); sie [regtntin) dorfia
sich nicht berärcbten, denn es wlre nur ein baulTen geti*««
oder bettler, wonulT sie aich diesea nabmeoa seil dem ao
wohl in ihrer kleidung ala tiluln gebraucht. Ziicijn i«*««-
platz (1695) 10^7' «. a., ao dem nämlichen tag, vio die twaÜ*
biltschrifi eingereicht wurde, traklirte Brrderode die ver^
schworenen im Kuilemburgiscben hause . hier nun er.aoerlca
aich einige, dasz sie den graten von Barlaimont der ragentio,
die .«ich bei der ikberreicbuug der biUschrifl to coittrWa
schien, auf französisch hatten zoflaslarn hören: *aia aolla
sich vor einem häufen bettler (gueni) nicht fArrbtea'. wirk-
lich war auch der grOszIe theil unter ihnen durch ciaa
schlechte wirlbschaft so weit herabgekoromen, da>< er diaae
benennung nur zu sehr rechtfertigte . . sogleich trank mau
einanderunter diesem namen zu. und *aa iahen die Geitsco'
wurde mit allgemeinem ge»cbrei ita WMia grmfen. Scaaita
{ab fall der ytedtrUinde 3) 7,200; 'aktr', «arSKherte nachher
Egroont in seiner vertbeidigvagaaakrifl, 'wir tranken nur ein
einziges kletnea glas, und daM sckrian sie 'as khe dar
könig und ea leben die Geusen*, e« war dies« zam
mal, da<i ich diese baneonung hörte and gewist »ia
fiel mir. ebemdaeL
4639
GEUSEN— GEUSZEN
GEÜSZKR— GEVATTER
4640
2) zahlreiche lusammenstltungen mit deutschen Worten knüpfen
hieran in unserer litteratur, und im besonderen bei Schiller :
dem jungen grafen von Mansfeld, der gleichfalls bei dieser
Versammlung erschien, winkte sein vater, dasz er sicli
eiligst wieder unsichtbar machte, und durch eine schnelle
flucht dem verderben enigieng, das über ihn, als einen
ehemaligen theilhabcr des Geusenbundes, verhängt war.
ScRiLLKR iabfall der iSiederlande 3) 7, 316; alle, die die
insignien der Geusen getragen, Geusenliedcr gesungen oder
sonst auf irgend eine weise ihre i'reude darüber an den tag
gelegt . . alle, ohne unterschied, seien in die strafe verfallen,
die das gesetz auf majestülsverletzung und hochverrath lege.
3t9; um den hals hiengen sie eine goldene oder silberne
münze, nachher der Geusenpfenning genannt, deren eine
Seite das brnstbild des königs zeigte . . auf der andern sah
man zwei zusammengefaltete bände, die eine provianltascbe
hielten, mit den worlen 'bisz zum bettelsack'. 201 ; weil die
statthalterin den pallast inne hatte, bezog er (Alba) einst-
weilen das Kullemburgische haus, dasselbe, worin die
Geusenverbrüderung ihren niunen empfangen hatte, und vor
welchem jet^t durch einen wunderbaren Wechsel der dinge
die spanische tirannei ihre zeichen aufpflanzte. 311.
3) auch ein adjectiv wird davon abgeleilel : und solche er,
und die jenige vom adel, deren viel gewesen, so es mit
jhme gehalten, in ihren hutscbnüren gar schön eingemacht
haben, damit sie hiedurch der besagten Geusischen geseil-
schaft sich entgegen setzten. Zeillbr Ctn. epistel.
GEUSEIS, verb. geuse, versehwenden, indem man etwas ver-
schenkt, oder liederlich verprasit Schmidt westertväld. idiotilton
(1800) 68; geusen, geusten, versehwenden Kehrein Volkssprache
und volkssilte in Nassau 162.
GEUSEN, verb, siehe unter geussen.
GEUSER, m. fischname {siehe unter geuster): geuser, hat
einen kurzen köpf, ist ein dick und kurz flschlein und ein
guter bratfisch. Albinus 3/(r/szner cAronifc (l580) 634. der nome
dieses Elbfisches gehört wol in die sippe, die oben unter dem
femininum gase (th. 4, 1, sp. 1432) behandelt worden ist. vgl.
auch das masculinum gcsen sp. 406S.
GEUSPE, GEISPE,^. nebenform zugauspe. «(/I./A.4, 1, sp. 1589,
güspe, Ih. 4, 1, sp. 1434: so nim vier geuspen voll dürre rosen.
CoLKRus hausapothek 24; wil man einen ochsen in vier
Wochen so fett machen, das man jhn vor fettigkeit kaum
essen kan, so nimm wickenkörner, eine halbe geuspe voll
unnd gehle rüben klein geschnitten, auch eine geuspe voll.
CoLER hausbuch I (ll. buch, cap. 7") s. 412' (1016). bei geuspe
läszt sich auch die gellung des hohlmaaszes genau bestimmen:
gespe, geuspe, gauffe, heist eine doppelte hohle band voll,
das ist soviel man mit beiden an einander gehaltenen bänden
von trockenen sacben auf einmahl fassen kann. allg. Ökonom.
wb. (Leipzig 1731) 817. es ist also nicht der hohlraum der
einzelnen hand, sondern die beim natürlichen griff von selbst
gegebene Verbindung der beiden hände, die dieser maaszbestim-
mung zu gründe liegt, der begri/f 'handvoll', sofern er über-
haupt an diese formen anknüpft, hat sich wol erst secundär
enltoickelt.
GEUSPEL, GEISPEL, f., nebenform zu gauspel, gäuspel. vgl.
th. 4, 1, sp. 1589. vgl. auch geispel, geischpel, geschpel th. 4, 1,
sp. 1Ö14: und nehmen drei geuspel oder bandvoll sand und
Wasser. Coleb hausbuch 94; gebt dem pferd drei geuspel
voll geschrotener gerslen, menget darunter eine geuspel
voll des obgemeldeten pulvers. IloHBEnc (3. th., 2. abth.) 156'.
GEüSZ, GÜSZ, m. schweizerisch der schrei, vgl. geussen,
geusz, güsz, einzelner schmerzenslaul Stai.üer 1,441; geusz
der schrei, er het e geusz usgl'o. Honziker Aargauer wb. 103.
GEUSZE, GEUSZEN, wi., nebenform zu giesze, gieszen (s.d.).
vgl. Staldeii 1,444. vgl. althochdeutsch giozo Gr äff 4,285, m/(d.
gieze 7nM. üb. I, 54l'. Lexer 1, 1011. nachlrag 211: als sie
{die Phönicier) nun reich worden ausz jrem werben, seind
sie vsserhalb der säulen Herculis in Occeanum hinausz ge-
Bchiffet, vnd doselbst an den Chersoneso, oder vszlauffenden
geussen Europae, nit weit von den dencksäulen, ein statt
gepauwen, die si Gadiram hiessen. Herold heydenweldl
{Diodor Sicul. 5. buch schlusz) 250 (1554).
GEUSZEN, GEUSEN, verb. vgl. th. 4, l, sp. 1589. vgl. geüen
und geuftzen, jiäusze ejulare more canino. Fhommann 3, 83';
geuszen, güszen, einen hellen laut des schmerzens auslassen,
zunächst von einem hunde. Staldkb 1,441; geusz, güsz, einzelner
schmeizenlaut, ebenda; geusze, stoszweise schreien, Hunzikkk
Aargauer wb. 103; geuszen, vor schmerz aufschreien, wimmern.
HiJTTE erklärung der schwierigen dialectausdrückc in J. Golthelfs
ges. Schriften 29; geusze, kreischen, heulen {vom hund); durch
weinen zu erxuwgen suchen, vgl. auch ganzen, ganzen sp. 1593.
GEUSZER, m., nomen agentis zum vorigen : der geuszer . .
wer leicht aufschreit. Seiler Basler mundart 134.
GEüST, m., nebenform zu jasl, jest, gest, gischt. vgl. th. 4, 1,
sp. 1351 und sp. 4174: blictrum, geust, in einem mitlelrheinischen
vocahular Diefenbach 77*.
GEUSTE, f., nebenform zu gauste. vgl. th. 4,1, sp. 1589;
gauspe, geuspe s. d. ; in Berlin geiste, in der Zips geist, e geist-
voll vgl. th. 4, 1, sp. 1588 im thüring. geisten ; enne geisten
vull, die beiden mit der untem seile aneinander gelegten hände
voll. Kleemann beitrage zu einem nordlliür. idioticon 7.
GEUSTER, m., fischname: geuster, gusterin, ptscts in Albi;
)Iysenis nubis, prick, neunaugen. Henisch 1589. vgl. oben geuser.
GEUSTERN, verb., mundartliche {schlesische) nebenform su
geusern (s. d.). geustein, gestern, tr, verb., übergieszen, über-
füllen; sich den magen übergestern, vgl. V/virnwiD schles, wb.
GEUSTIG, adj., s. Hünziker Aargmer wb. 103.
GEUSUCHT f., Zusammensetzung des femininum sucht mit
dem oben behandeilen geuen (s. d.) oscedo, germ. geüsucht, das
anliisler, da einer stäts musz geuwet haben. Calepin (1570) 1060.
GEUTSCHEN, verb., nebenform zu gautschen, vgl. sp. 1590.
1) atcÖQtt, oscilla, das geutschen, als auf einem holz, auf
und niller. Frisciilin nom. c. 177.
2) von hier aus übertragen auf die beuegungen des wassers,
des weins und anderer flüssigheiten : geutschen, wasser verschütten,
in einem gefäsz voll wasser platschen, schwanken. Seiler Basler
mundart.
a) um! c leget voll wi, gib achtig, asz es nit g&utschet,
's isch kei bunte drut'.
Hebel slalthalter von Schopfliexm.
b) es scheiteret ufern cliilchedach,
uuil vorcin hus, wie gnuischl's iin,bach.
IrBBEL das gewillpy.
GEUTSCHEN f., substantivbildung zu dem vorigen, aus anderem
mundartlichen gebiet belegt: geutschen die lache Schwkllbr
1^, 965. dazu Dp/. gautscli,göulsch oben sp. 1590 (un/cr gauischen 4).
in der Basler rnundart ist belegt: g'geutschede, verschüttetes
wasser Seiler 131.
GEUTSCHLEIN, n., nebenform zu gaulschlein, vgl. ih. 4, 1,
sp. 1592; geutschle, leclulus Maaler 178*. ebenso Frisius (1616)
751 { fehlt in der ausgäbe von 1700).
gEuUNG, f., nomen aclionis zu geuen (s. d.); gewung, ge-
hung, hialus, oscedo. vocab, primus ponens dictiones Iheutonicas
(Straszburg 1515) DiErENBACii-VV'DLCKKR 625; gauing Pincianos
(Augsburg 1521) vgl. ebendort; das geinen oder geüwung, oscitatio
Calepin (1570) 1060; gewung, oscitatio. lexicon trilingue (['o9d).
hierzu liegen nebenformen mancher art vor, so gübung, göwung,
göubung (j. d.): hütfende jetzun, so die forcht hin würd ge-
legt under den göwung nider getruckt werden. Terenz (lio;»)
u'. glosse ebendort: göwung ist daz also wann einer ligt
gantz und gar on sorg und gint das ist ein spruch, unnd
ist gezogen von der rüterey oder kriegsart.
GEUWE, Substantivbildung zu geuen (s. d.): den grimmen
lewen mit seinen weilen gewen (rächen). Iwain s. Schmkli.er
1^,862. vielleicht gehört hierher auch: becher, vasen, bilder-
rahinen, körbe, ovale geuven, gcsimse, pokale. Netto hand-
buch der zusehneidehunsl für gewerbtreibende (lS)39), litelblalt.
GEUVVEN, verb., s. geuen oben sp. 4634.
GEUWER, GEUVVERN u. s. w. s. Schmeller 1^,869.
GEUWOCIIE, f: geuwoche, die letzte woche im jähr, in
welche kein feiertag fällt, und wo die weiblichen baiisgeiiossen
um die welle spinnen, welche von ihnen am meisten werde
gelobt werden. Schmeller 1^,862. sofern die htzteren angaben
von SciiMELLKR auf thatsachen beruhen und in den Vordergrund
gerückt werden dürfen, wäre auch hier Zusammenhang «li/geuden
möglich, vgl auch das schweizerische güdelmontag unter geudei.
GEVATTER, m., mit dem das aus gevatera (Graff 3, 37S)
entwickelte femininum lautlich zusammengefallen ist (s. d.). das
wort ist in anlchnung an das lateinische compater gebildet und
erweist sich als wirkliches compositum, bei dem die partikel
ge nicht als bloszes präfix, sondern mit intensiver bedeutung
erscheint, es sind zweierlei arten von Zusammensetzungen,
an denen die partikel in der grundbedeutung sich bethdtigt:
einmal Verbindungen, wie gebrüder, geerben, geteilen, gewerkcn
{zunftgenossen) u. o., in denen eine mehrheit gleichartiger
personen unter dem gesichlspunkt der gruppenbildung zu-
4641
GEVATTER
GEVATTER I
4«43
tammengiiltlU wiid, andtrnuitt toUk0, tM itn** du tndttiduum
alt triigtr rinfi btUimmUii verbaltninet :u andtrm tndindutm
dargtittlU wird: ginuilil, geführte, genclle u.a. uitttr »ort
gehört ditur Utitrn gruj.pe du umi til th. 4, I, ip. IHIl t'r-
thümlick den trti enrähnttn eompontU ung>iehlouen. dat
eoUtetivi motnenl wird zwar auch an gevaICer geitgentlieh htraui-
gtatbeitit, über et Itruhl auf tecunddrtr tiitieiiklung, dtn omi-
gang$punkt btUet die »erhilttutbeitimmung einer p4rtoH lu einer
andenn. namen und brauch wutult in den einrichlungen der
chriillichen kirche und :war in der kindtauf* im gegentutt lU
dtn anfangs üblichen taufen der erwuchienen. dii taufteugen,
die $chon im l. Jahrhundert erwtlhnt werden, bilden itch im an-
ichlutt daian vom b. Jahrhundert ab zur stänJtgen linnditung
•MI und werden ror allem im M. und 0 jahrhunärrt von «in-
schntiäenden bestimmungm Jet kirchenregunenlet getroffen, an
solche bcitiminungen knüpfen für unter wort wtt für stine ver-
wandten in den anderen germanitehen tprachen Jit ertten beltu*
an. denn die altheimitcht dichtuiig bot hier lo wenig alt dit
auf der bibel beruhende getitlich« litleratur anlait :ur Verwen-
dung det wartet, die nngeltichiitcht litterutur hat einige be-
lege für geradere «- compater (i. auch unter gtrMtr, fem. —
commater) aufzuweiten, vgl. ItuswuRTHruLi.f • 3>-l). daneben
macht uch schon die dem heutigen englischen eigentümliche vtr-
drAn^uni durch godfatlier bemerklich. v<jL gudfcder UuawütTR-
TüLLi'.n 403: godeTader, gotfadjre bei WnieiiT anglotajon
and old englith tocabularies ttuo. dauelbt wort itt auch \in
nordliehen sagas alt eimige benennung d*$ laufuugen tu bt-
obachten vgl. gii<ir»dir bei Ci.eamt- VicrustOM 219. während
diese engliiche und noiditcJie beieichnung sich gant auf dat ver-
hältiiii des paten tum titufling linsthrdnkt {vgL auch dule
th.i,\2nif, |in(*> (A. 7, 1400 /f. und giide s. unten), tritt in
gevalter die heiiehung tu den laufeitern — in btuhrdnkterem
maatte diejenigen tu den anderen taufteugen — in den voider-
grund. die>et wr/idi/nii, beruhend auf einer gemeintchaft väter-
licher p/lichten und rechte gegenüber dem taufling, wurde als
geistliehe Verwandtschaft vun der kirche in bestimmt» lormen
gekleidet, und vor allem unter dem gesteht spunkte des ehehinder-
nisses ausgebeutet, die unnatürlichen folgerungen, dit daraus g>-
logen irurdcn, kommen jedoch für die geschichte unseres wortis
weniger in beliacht, diese ist enger mit gesunden regungen det Volks-
lebens verknüpft, unter der Vorstellung einet gegenteiligen freund-
sckaftsdienstes, der wiedervergeltun'i erheischte, enlwickelten sich
geiadt diese betiehungen tum träger vun Ireundschallsverhdltnusen
aller art. so erklärt sieh eineisetts dit weitgehende verblassumj
iet ursprüni,liehcn begriffes, andererseits die wettvenweigle eiiliur-
geschichtlieht bedeutung unseres wartet beides erscheinungen,
die an den synonymen nicht m beobacht n sind, gerader folgt
in allen diaen sügen den Wandlungen, denen dat spdtlateinischt
Computer autgttetst war. selion dieses woil nimmt im 9. Jahr-
hundert die verblastte bedeutung amicus an, und es ist nicht
immer auf das bestimmte geistliche Verhältnis tu sehliesun, wenn
hochstehende lerfonen sich mit compater anreden V(,L Oucarck
2, 4iis'. noch deutlicher uigen tieli analoge verhäUnis'it bei dem
frantösisehen compi're. wie sehr hier die entuicklung der unseriijen
nahesteht, teiyen die französischen wöileibüeher des 18. jahr-
hunJertt, die noch einen reielilichertn gtbraueh dts Wortes bt-
Itgtn können: uo hoinine, dunt j'aurai tenu l'enfunt, dira,
Uli tel e>t mon compeie. tine Alle ou une fenime, avcc qui
Uli gur(,'un (lu un boinme aura lenii un enfant, dira. un tel
fsl mon i-uin|u^re. ilicHkiRT dictionnuire de la langue franfoise
{\;m>) 1,443; le pape Etieune I\ apelle souvcnt dans le«
leltres le roi Philippe I sun coiup^re et la reine Rertrande sa
connuire et les ileux princes lenr« lils, ses enTans spiritnels,
c« qui fait croire qu'il fut leur parraia. dictionnaire unitersel
(I7S4) 1,53. auch die Umwandlung dts ursprünglich gchtlichtn
nrhältnisses in eint allgemeine gesellige Institution knüpft wie im
itiitschen so auch im framösischtn an dat uort an, das die bt-
sithungen swiscJien taufteugen und tauftÜern vtrköiptrt : cump^re
8« dit en diacours ordinaire, de ceux qui sunt boos aniiü et
familiers enscmble, amiei, familiara . . la pläpart des bourgeoi:»
se nommenl coiup^res et rieu plus n'est ordinaire entr'eux que
ces lermes d'ülliancf. dictionnaire univertel 1,63. tu einem
punkte geht die d<-utsche benennung andere wege, als die fran-
sösische, in der beieichnung für den wetbLchen taufuugen.
uährend hier in den romanischen spraeJien dem lompaler. coo-
p^re, dl« roinuiater, comint;re, gegtnübei tritt, letlet die denttck»
sprathe üire weiblidie form ron gevalter ab : tt» bedient siek sur
ablettung nur der weiblitken tuffitt : gevalcra (<. gevalter f.).
|«vallerio (i. 4.) ; da Mr^csf , der j« »mtk t« fwl», paiio
(f. (/.) IM keu^aäsln hI. 4k trogweiit dietn IktikmUnde» miti
kaum termiadmi äisnk hakttkiungen, du «■ i^ilmm rM«*»-
lanen »m «mAm jM, •• dem weibUehen gudUtekt «uk «•
woitstamm ulkst rteknung getrtgen wvd: mvmuiar, n.UcU
müder, luiddetnullrr im muteldtulicktn tetahulaittn ia IS. )akr-
kundertt für tommater, vgl. Durantaca m*, wreinteit autk
gevaillr frauwe. ebenda, im dieun fotmun darf man *«l nnen
tpälertn überteltangt- und hnierumgmirmik nUkktn, der ekne
erfolg blieb, wie auch 4a$ koHtuMulu ttmmitr vraif anklang
fand, vgl. uaatiemkMk im %tim\imMkt ImI i, 1441. dm
nieder ländufcka %wi whitritrOMkt tfndm Miara allei» Matar
drn übrigen garwsanit^un fratlun dtn thßua det deultektu
worlts auch auf ihren gebrauch auf: wuttelniederl glMtsdrr«
ViNWiJi und ViaoAM 1, I710, kolUnd, M*a4tr wardtnhork der
nederUndsehe laal 4, IM4. ßr dat mtltelniedetdeuUeke briufl
ScHiLLia-LOiaRii 2, 33 einen keleg aut glosun tum SaehieMtf-iegH
bei ; dte neuere niederdei-ltekt spracht katdai frä^x abgeworfen, mit
auch tchon i« Reinke dt vot vaddeien die bedeutung ?•• !••
Taller nennen aufweist, vgl. LCati» 329.
I. geltungsbtreich und bedeutunguntteitklung; fmmm.
I) dit veranlassung, dat wart i* der grundbedentung m |f-
brauchen, liegt nach den iben gegebenen tndeutungen in drr
lilteralur verhäUniimdttig telttn wr. der althaekdeutteken litieta-
lur towol wie der mittelhoekdeulsehen diehtung war wenig ge-
legenheit gegeben, und wir finden unter den belegen nur gtouen,
einigt rechts- und predigtdenkmäln, samt einige dui>tungen dt»
späteren miltelalttrs, m denen auch taufhandlungen beschrieben
werden, für die übtrgangstetl sur neuhochdeutschen {■eriodt tnU
datu die potemik gegen mittbrducke m der ausdehnung der
geittliehen terwindtschaß, nodi mehr gegen lakkt m den tauf-
gewtknheiten. an dit>e knüpft auch der giknntk bei LoTlka und
kei tpättren schnilstellern an. duntlen iomml dat auf der ge-
Tutler^cbaft beruhende freundiehafU9arkdU»it turgellung; diMM
zeigt sich schon bei li. Sachs, notk »ekr aber im IT. und lt.
Jahrhundert, in sehr veraUgemetnertrr form und hetiikt sM
nam^n^ii'cA auf die narhbarschaft. für die neuhothdeutttk« poriadt
im allgemeinen darf man behaupten, datt gevalter nur in dieum
linne noch m lebtndi',tn gebrauche sttht, während du rerttn-
düng in der eigentlichen grundbedeutung sieh mehr nur ia ftrwul-
haflen Verbindungen wie gevaller sieben, xu gevalter billen
erhalten hat. die neuere spräche im b*sond<ren Idtit das w«rf
übeihaupt allmdhiich abtkrben.
1) der uUette beleg enstammt den glatten tum kanonittken
recht und führt die weibliche form auf: commatrem sfintalem
givataruD. Monteer glosun det 9. jakrk. tu den detreten GrekfOet
Stiinmetiii-Sikvers 2, 137. die kieraus alt ttkan linger im
gebraiteJi befindlteh tu ersehUesunde männliche form itt rrU im
li. Jahrhundert Ulterarisch belegt: gevalter, temfoUr. Heinriä
summarium bei STtiMiiTiR-SiKVEas 3, M.
a) hier tritt die ursprünglich scharf abgegrenzte bedeutussg^
die beiiehung auf die taufeitern und die taufuugen, durch den
grgentatt zu dm anderen bentnnungen, tntt denen ittk ffnUer
spater vermischte, deutlich hervor, dat einitkUgi§t tofäei det
summarium handelt 'de affinitatibut et gradSbun' und ktir iif der
compater, gevatero dem adpiterrel patiinusUAegegauklar getielU.
n) dergUichen gegensätzliche und aut:tUietunde tntamm^n-
ttellungen tind auch später üblich : et solleo des Liodra UAleu
dax Ikint den geloubcn und dax pater auster l^rro, »A et
siLen jlr alt würde, wan sie sini ex Im schuidir, «ao st«
sint geistliche vater unde muultr. ai« sttlleol »precbco x«
sinem valer oder inuutrr: 'gevater ir soll mir m\tn tolle«
daz paler noslcr ua>!e den gslouben l^reo, oder ir lll lo tue
mir g^n; so \tra ich ex.' Bitii. v. iticCüsacBS l, «4 tfesfer;
di« kri»l«n mit al irr« mahl sesamsn k«fiiad«a krt«f«a.
»6 quam i« tio gsruoilu rot«.
di TOD sieh gavaMf aaMel, mm mU 4er lei«.
I.«*«iifr<a »1» meiert (es hrndaä »kk Utr wm 4tm
kawtff tmiadktm laniiltwlm mmd mrmmmteu};
ex sl sin mac oder ain gevalter oder sla lole. iufdbmger
ttadtbutk bei ScnüEiita t, 4M: fUialus dotBo, fUMa dMla;
timpattr geraler: reiBnler gedtlra. tndu germ.
ScankiiMM l', 893;
f«T*iPr min. »6 hl et wir,
aam mir dss ksilif« jir.
iiaJ il'r luo sile uad« li^
Bin kinl. diu lol«. «od nie «Ip
niirirn an lloicU «ifta tie.
tf Mir eUl der back« kia. mtea mm
(14.-U.i«*HL| tuetkr, d. •. 1. IM. l
4643
GEVATTER I
GEVATTER 1
4044
ß) in anderen beispielen geht aus dem Zusammenhang deutlich
hervor, dast mit dem worle gevaler beziehungen gekennzeichnel
werden, die nur zwischen den eitern des täuflings und den tauf-
zeugen gedacht sind, hierher gehören die verschiedenen belege aus
dem Wolfdietrich:
dur nnch in kurzen stunden diu muoter von Ir gie.
diu junge küniginne lenger nilit enlie,
si sprach 'walusere, trut gevaterti min,
sag mir durch ai diu tugeut, wie stät ez umb min kindelin'?
er spjach 'ez gehabt sich wol, vil liebiu frouwe min.
ich hän ez getouTet iur liebez kindelin.
Wolfdielrick (ß 1) 180 Jäincke;
'Hiltburc, iuwer frouwe, hat einen schcenen üin' . .
'wenue genas si des kindes, diu liebe fiouwe min?'
'ez ist wol ein halbez jär, vil lieber lierre min.'
er sprach 'got von himele, wer mac min gevaiere sin?'
'daz bin ich und der ritter' sprach gräve Wülfin.
dö wart llugdietricb der gevateren also l'rö:
bi ieiweder hende gevie er einen dö.
221 («unante» gevatreit, gevatern, gevätherit);
der sol dutz (da zu) dem wein nicht mer geben, dann zwelf
Pfenning seinen gevatteren und wer bei im ist- Münchner
stadtrecht § 429 Auer; uucli findestu daselbs in bayerischer
cronick, dasz Otto zu Nurenberg gesamell hab volk ausz
Franken, Tiiuiingen . . und mit dem sant Ulrich, der sein
gevatler was und von den schnöden Ungern belegt zu Augs-
purg, hilf wolt thun, als auch beschach. Nürnberger chronik
des S. Meisteblin d. städtechroniken 3,69;
bab auch noch kein geTattern nit.
ich musz selten, das ich ein bit,
das man das kind gen kircben trag.
J, Atrer (hauer und geuatiir todt) 247Ö Keller;
bei der weisz gwiustu mich auch nit;
wolt sonst ein guter glatter sein, 2477;
mein Trau ia heut glegen die nacht,
bat mir ein jungen söhn gebracht:
. . nun jetzt musz ich ein gfattern hau;
so weisz ich je nit, wen ich gwinn.
aber ich glaub, eur seind vil hinn,
die gern meine gefattern wem.
so sagt man aber, jhr schenckt nicht gern
vnd habt eines theils selbst nicht gar vil.
drumb ich ein glattem gwiuneii will,
der meim wtib auszhelt das kindbet. 24ö7;
yVotijand, der könia: der aber das kind beben tbet,
der ist ein heiliger riitersmann,
thut dort von lein gleich her gan,
sambt der marggräün von Galitzn,
die hubu das kind mit grossen wiizn
vnd haben es Wolir Dietrich gnendt.
rtUer Sl, Georij: eur majestatt hab vor nicht kend
vnd bin dennoch eur gTaiier worn.
bitt, uembi das nicht aulT in zorn.
{HneudielericU) 996;
nun wolan mein lieber gevatler nun stet auff und enphuhet
mein gab aber ich gib euch nicht euer hin geworden weib,
sunder mein liebe schöne gevätlerin mit samt irem schönen
vnd euerem kind . . ich zu der taufe getragen vnd geballen
hab. Dekamerone 607, 9 Keller (X, 4).
y) das so begründete verhällrtis wird dem verwandtschafts-
verhällnis analog geachtet und bringt bestimmte rechte und
pflichten mit sich.
1) es ßndet in die rechtsbücher und rechtssatzungen eingang:
wete, wen under twen echten luden er eines mannes gbe-
vadder wert, dat denne ock sines gegaden gevadder wert.
Sachsenspiegel 3, 27 glosse (Stendal i4S3) bei Scbii.lkr-Ubben 2, 38.
2) es begründet auch in der sonstigen litteratur eine ausnahms-
stellung:
dö sprach der kunic Walgunt 'lieber gräf Wülfin,
ir und der ritter Jörge sult mine boten sin.
ir sit sin gevateren, des hän ich iuch erweit:
nu bringet mir von Kriechen Uugdielrich den helt.'
Wolfdietrich (B 1) 212 Jäincke.
S) hier knüpft die weitere entwicklung in erster linie an.
ein engeres Verhältnis zwischen bekannten und nachbarn wird
im gegensatze zur Verwandtschaft mit dem namen der gevatter-
schaft gekennzeichnet: gevatler wird zum titel und zur anrede-
form unter gleichstehenden, als solche wird es auch in fällen
verwendet, wo die gemeinsamen beziehungen lu einem täufling
nicht mitgedacht werden, ja selbst da, wo sie gani fehlen:
ez wftren zwdne zimberman,
den an ir künste niht zeran,
sin wxre harte meisterlich,
gevatern hiezen sie sich
und warn gesellen dar zuo.
Stbickbi kleine erzälUungen 6,4 llalin;
dö gie sie balde von dan,
und dnlite vaste dar an,
wie sie ir gevateren beide
erlöste von ir leide;
sie muete ir beider uni;emach.
zuo dem wibe sie dö sprach,
dö sie hin wider heim kwam:
min gevater ist iu vil gram.
ijesammtabeiiteuer 2, 179 v, d. Ilagen;
ze sim gevater genc er dö
und sprach 'ach, gevater min
lä dir min leit geklagut sin:
der bache ist geslolen mir.'
'gevaler, also riet icli dir,
daz du das jelien sollest,
ob du in behalten wollest.
äa>i märe vom bachen, tlschr. d. a. 7, 101;
'lieber gevater, lat daz sein',
sprach ein beer zu einem Stade],
'ja habt ir nindert chainen tadel,
ir leull'et wol die wette'.
SucHBNWiRT fln red von hübscher lug (45) 80.
6) diesen beispielen, in denen überall die beziehungen zwischen
taufzeugen und taufeitern den unleryrund der bideutungsenlwick-
lung bilden, stehen schon für die mittelhochdeutsche periode
andere gegenüber, in denen auch die beziehungen zum taufkinde
mit in das Verhältnis verwoben werden:
sö läz dir sin enpliolhen die jungen künigin.
und si daz si gewinne ein kleinez kindelin,
so soltu gevatere werden und soU ouch daz verdagen.
WulfdietricU (li i) 113 Jänicke;
sie stüpfent etewenne daz man heile unz ein gevater kume
der daz kint heben soi. ez welleni eteliche zwelf gevatern
haben zuo einem kinde, eteliche niune, eteliche sibene, ete-
liche fünfe. an eime hdslii gnuoc, an zwein gar vil, an drin
gar unde gar ze vil. Berthüld v. Hkgensuubg i,'.it Pfeiffer ,
der gemein ein michel gesind
enphienc die chuuigiu und ir chind
gar liepleich an der selben stat
darnach man gevateren put
das man tauft das chindlein
der clioler niue^i auch gevater sein
das er hueb den fuerslen iunge. DiuUska 3, 397 {herzoti von
O'lerreich und königin von Frankreich);
euch sal ycklich man czu einem sinem kinde czu loulin
nicht mer habin wenne dri gevaltirn, wer abir des breche
und dorobir mer gevatlirn helle, alz manch gevallir, alz
manche mark czu buze dornnime zu gebin, und der bricht,
halber^ des geldis nicht, her sal durimmc lidin der stat
czucht. breslauer hleider- und hochzeitsordnung von 1374 Korn,
c) so ist der Übergang zu einer weiteren bede.utung des Wortes
gegeben, gevatler übernimmt auch die beziehungen des taufzeugen
zum täufling und tritt in die gruppe der worle pale, dote, göd aU
synonym ein.
a) am frühesten läszt sich das in derjenigen epik beobachten, in
der heidentaufen geschildert werden, wo es sich also um die taufe
erwachsener handelt, die vorlellung eines gegenseitigkeitsverhält-
nisses zwischen erwachsenen, die dem worte vor allem angewachsen
is-t, wird hier noch am ehesten erhalten :
Aiabel der künegin
sich underwant dö Irmeuscliart
und diu keisei'in, von den si wart
vil reine zuo dem touf bereit
. . wer nii mer gevater si
der herzog Beonet
und von Kanar gruve ilüsinet.
ü. v. 1). TÖRLiN yVillthalm 274, 26 Singer;
ei, guole, sage sunder spot,
von Durne lieber Reinbot:
wer wart gevater da,
da Alexandrinü
den heiligen touf empfle?
daz sage ich iu. wie ez ergie.
Reinbot V. Durne Georg 2851 Vetler;
ez wiri ouch von mir Reinbot
genant gevater unde tot. 28G6;
aldha Karl der koninc
vrolichen sin gevaiere wart
nach kristeliches louphcs art.
Widekint wart dho genant
herzöge uz Saxeulaut.
braunsciiweig. reimchr. 291 monum. germ,
vernac. II, 462.
ß) in anderen fällen tritt gevatler in dieser weiteren bedeutung
zuerst in niederdeutschen denkmäkrn auf, erscheint aber später
auch in anderen quellen: de koning Godefrid hadde enen sone,
de was gebeten Swen; des gevadere wart de koning Olle
unde gaf ime sinen nanien lo jenes namen, unde v>art gebeten
Svenotto, sächsische weltchronik monum. germ. vemacula ling.
2, 136. hierher gehört vielleicht auch: ua ime wart puves de
4645
GEVATTER I 3) a (oompater)
GEVATTER I 3)a (conipater)
4646
grote GregoriiiB mit des keiierei willen, wtnde be tio ge-
vaddere was [kaiser Mauririus). tbtndort; bttriehnrnd für ii*
fertehiebung dtr veThnllntsu ist auch die varianle in Wolfdiftridi,
«0 die handuhriflen dem luiammenhange nach richtig gOten, «in«
einiige, überein$timmtnd mit den «ben bttprochtnen belegen, ge-
valern aufweiti:
'man »ol ai baliie biden, dix klnlDi kladella.
Ich wll ui lidliea loiiren, vll liebln rrouwa min.*
do sewan er Im le Rftien den grAven Wblfln
unile ouch von Galliieii ein eitel raarcfrtvln. (B) 173.
genau fo verhält sich einiitelle der Magdeburger fragen^ »o die Thorner
handsehrift gcrnltpin, andere handsehriflen vetlern und die Dres-
dener da$ sonst iibliche pulhen einuttt: da* kiiil ist neber icti
licwiscn sioe iarczul mit siner inuter gezUgnissa, ab is di
bat, odir mit sinon vettern udir mit rtwen andern vromen
lüten 114. RKnaKND. ähnliche gleichtetiungen auch tonti: aber
der nmler gfetler oder gijlter des jungen herreii, Wulf na-
hem, der ist nie vcrbcirnt gewest, sonder gar nabe selQ
lehenlon^' ain liofman brühen, '/immeiisehe ehronik 3,376.
y) in die vocabularien iü nur tneinult diese bedeulungiver-
tehiebunij Ubenjrdrungen, voran tlchen hier niederdeutsche iiuellen,
9gl. putriniis, gevmlder bei DiKrKNiiAcii 417*. ebenso wird auch
bei Kti.iAN (k S*) für glievador snwnhl der begriff eompater als
auch der begriff parens tmtinlis angeführt.
3) die neuere ent\eicklung bewegt sieh wesentlich in den fftrn
gtkennifirhneten bahnen, engere und weitere bedrvtungen gehen
neben einander her. in den Wörterbüchern macht sich das be-
streben gellend , der engeren bedeutung die alUinherrschaß im
sichern; die lüteralur dagegen seigt neigung, den bedeulungs-
gehalt nach miiglichkeil tu erweitern, von besonderem einfluss
lind Ai^r die formeUiaften Verwendungen (siehe unter II), denen
in der neuhochdeutschen periode der hauptantheil am morte
sufiilU.
a) deutliche abgrentung des begriffes gevatter, eompater^ von
pate, pa<rini/s.
a) in den Wörterbüchern ist das verhalten verschieden, manche
wie ÜASTi'ODius, Stkinbach, Fniscn nWim^n überhaupt keine
nolit. andere, die hier theilweise einer neigung tu breiter und
mannigfaltiger inhaltsangabe folgen wie Hkmscb, führen die
biiden bedeutungen eompater und patrinus auf oder bevorsugen
sogar das lelitere (sp. 4650) ; einige — und lu-ar vorwiegend
oberdeutsche - - schränken sich auf die erstere ein: gefatter, der
eiin ein liind ansz taufT halt. Maalkr IGl'; im Vlmer voca-
bular (A 7) werden eompater gevülter, patrinus gtittel, filiolus
gottei einander gegenübergestellt, dazu vgl. eompire gpv:itler,
parrain petler, patt, filleul petteriein. fi. Uvkz franiösischt
grammalik (|69j) 207; gevatler, compere, suseeptor ex sacro
fönte, eompater. dictionaire du voyageur 144 ; er ist mein gevatler,
er hut mir ein kind gehoben he was godfather to a child
ofmine. teutsch-engl. wb. (1716)766; gev;ilter, compete Kondeau-
ituxTuarF 253. eindringlich wird von Aublunc ('2,640) die be-
siehung auf die taufcltern und der gegensats ton gevatler und
pate bervorgehohon, und von hier aus wird diese eingreniung
mehr oder mindrr nachdrücklich auch in die neueren Wörter-
bücher übernommen, so schränkt t.b. IIilpbiit (II, >, 4Cl), wenn
er gevalter mit godTiitber gUichsetst, die bedeutung des deutschen
Wortes ein: gelitten godfalhtT, Sponsor jet it dos not cspress
this rclalion lo the child , biit eilher to its parenia or to
those who wcre Sponsors npon the same occasion.
/?) in der litteratur macht sich iiinächsl die alte, auf die besieh-
ungen zwischen den taufseugen und den eitern des täupings ein-
gegrenzte, bedeutung unseres Wortes immer wieder geltend, sie hält
sieh deutlich bis auf den heuligen tag, wenn auch natürlich die
belege, in denen die einschränkungen verhüllt oder ganz abge-
streift werden , mit der zeit immer reichlicher werden, es sind
bestimmte Schriftsteller, die den gegensatz twischen gevattcr Niid
patt» schärfer hervorheben und ebenso sind es einzelne gebraucks-
formen, die dieses beharren auf der alten engeren bedeutung be-
günstigen.
I )) vor allem ist es LoTRia, dtr offen rintr bestimmten reftl
folgt, wo die beziehung auf den tilufting in den mannigfaehcm
taufvorscliriften, die Luther giebt, den anknüpfungspunkt bildet,
wird patb, pathe eingeführt (vgl. werke 14,42^. u. a.). wo dn-
gegen die beztehungen zwischen den erwachsenen im Vordergründe
stehen, herrscht ausschliesslich unser wort: der halben es auch
wol billiob unnd recht ist, das man nicht truncken uniid
rohe pfulTen ttMilTen liciszc, auch nicht leutt tii gerallero
noine, sondern feine, sittige, ernste, frum«, pritater aai
IV
gerallero t8 den nao tieb varseh«, i»t ti» Ü» Mcb wü
ernst und rechteio glaben bandello. LontB, dmt Im/IMUMb
verdeutscht (i:,z)) Cij.', vgl. werke 12, «• Wämv. 4m dU Am
auch new gelicd ertichlet babenn, gwiaelMa if fablt«ra,
dülten und iran kindern und «e*cbwklara, 4m hat ii« aifrat-
lieb der teuffei gelarel. Lorata, m(kkt ftntm iwyatw $imi
s% eelifhen (i&n) A}*: auffs erst, tar e« t8 grelffen, »oll.,
frei dabin nainen aia patb den andern, am gefatter den
andern, und der patb den gerattem und widerunb. Ijiinun
sendbnef an J.v.Sthltinüt (IM3) A »'; aolcb« aolerrirhl aria
lieber er Aasa, aoli ick langeat habaa ftfmtigl, et bat sieh
aber lo lange vertiogeo blakar, daa wir bo laa gefallero
worden aind von gutta gnadea. Uraia, e* kritfänU •ath im
seligem stände sein künden (l&fi) Fi*; ettn$» ntUntämirt
KiscHAar. gevatter bezieht steh («t ihm auf 4*$ vtrkäUmin in
laufzeugen tu dm taufeitern; in betultung auf den UiufUn§ 8er>
wendet er dagegen du ahleitung ton patrinus, pfetter (vgl. IM
7, t6»4), während der Utufling ulbtt pfetlrrmann odtr gOlleU
kindlein keisit (s.d.): aber disx geht euch gevallero an: aackt
daaz jbra (das kind) hoch genug aulThrbl, dasi a« aacb hoch
wachaz, ziehet hOndsibucb an, da<iz ee kein CoproatMiadMr
tauffscheisscr werd. hehts ihr lieben patin, wie die froBnea
cheihen die eidgnossen ircn lieben pfelterman kOnig lleinricli,
welcher wol bat ein grosser baine müssen werden . . . aber
botz chAwundera es kost disz göttelkindlein manchen feinen
Abhezeller cbnaben, und manch wiidlichen pfetlrm: ao gebta
wann bauren der edelleut gevatlern m Ollen sein. Fiaca*ar
Garg. neudruck s. 167. 4An/ieA wird der gegntttt Mcft Ma i»
unser Jahrhundert tum autdruek gebrtekt:
bat er funriig ihm gevaiiern. aelnaa kinda uaoa pnum
L.OCAO 3,4.91.
denn wie unter diesen [barbtrisehen und rtktu fUktn] hi«
und da der mann sich gerade zu der zeit to« aaioer lieb«n
ebeliülfte sich pllegen ISsst, wenn er ibr fanfflfek aufwarten
sollte, so scheint es bei uns silte lu weHea, 4aae der patbe
den gevatler beschenkt, anstatt dasz sonst das ungekehfta
herkömmlich war. Göthk briefe 16,0 (|5. januar ivn). fltr
die neuere zeit ist hierbei freilicli der unter a) erwdknU einftmst
der lexikographen xu berücksichtigen, ebenso spielt deu nack-
denken über die etymologie des Wortes mit, das vereinseU sckon
frühe einsettl: es ist ein ubraller gebrauch in der cbriil-
lichen kirchen, dasz man bei der kinder taufe etliche
gottselige personen zu zeugen und gevattern, das Ist mil-
vUt*>r oder niit-mOtter erbittet. Scaivsa andachlen (1731) 7]0.
2)) un(^ den gcbrauchsfuimen des Wortes faOen seldke m^,
die eine bedeulungsverschiebung begünstigen ; diesen äeken »nien
gegenüber, in denen die alte enge der hedeutun§ he$»niers sSke
festgehalten wird.
a)) liieher gehört vor allem die anrede, de hat freibtk in
formelhafter Verwendung das meiste dazu heigetragen, die *U-
gemeinsle und verblaszte bedeutung unseres wuries (i;evatter-aaii-
cus) hervorzurufen, doch vollzieht sich gerade diese entuvekbsng
durchaus auf der grundlage der heziehung sriscken laufetlerm
und taufzeugen,
n)) für die anrede fomH ergehen tick aus Haas SaducM
fastnaclitspiel 'die zwen gefattero mit den aom' {meninik» M.
s. too ff.) einige bezeichnende Variationen, »dkrend der l*mf»em§e
stets mü gevatter angeredet wird, tdtwankt ßr dem lamflmler dk
anrede twiuken dieser kurun form und der Uafirtm gatallar*
mann (s. d.), die den ftfeueati tue gevalierla hertaehehL atri-
bu;«, so namentliek da$ tarn der awsganfttfratke a» ftsftaal^
Possessivpronomen, keßen sieh vor aliem an die hartem farase»
sind jedoch auek kier msekt uneHdstliek:
der yvfalter gH ein und ifrietit :
ein gvetten abent, ifauerwoo.
wan IhAi Ir also trawrlg goa? v. 7.
•i gfater man. wa* mI das salat
warAab »«h lacht ir die glaiar ■«!■ •. 147.
0 gfatarmaa. ich p««i «acba racbt.
leb pll euch, all an aiir v«rt*chi t.llli
aieln gfaiarsaaa, leb pll aock ab««,
Ir woli ssir «wrea seraa f»b— ,
■ad mala gfaiarla t« IHm laaaa. r. MX
el liaber gfaiar vaa «Ir teti
mein sorea aach gar all saaiabt t.l7l>,
[vgL auek lieber gavalter aJi anrede ta heiafm if> mtk)
f fanar, i«b riai awfe aliar dhat n. M.
der ffaleratam iprMf:
fftaiar Ir habt «a «•! paiaabl.
fck r«l( «warta gaauaa seh
4647 GEVATTER I 3) a (compater)
mein welb darfT meins zoren von mir,
mein lieber gfater, pas den ir,
die weil sie den verdienet liat
paide mit worten und der that,
aulT das icli sie züeclitig darmit,
das sie las ire böse sit.
mein gTater, ir habt mir Icain leid thon,
mein zorn ich euch nit geben l(on.
vers 15S, ehenno 167. 175.
nicht verwendet sind Mir zwei formen, die den eigentlichen aus-
gangspunkt für die Verwendungen von gevatler in der bedeutung
amicus bieten, die namensnennung in der anrede oder als er-
satz des namens der berufstitel des angeredeten, das bedürfnisz,
der anrede eine bestimmte richtung zu geben, wird beim tauf-
vater rege, der sich zum einzelnen im kreise der gevattern wendet,
die berufsstellung als anrede weist uns in die unleren vollisschichlen,
wo die allen triebkrdfte der namengebung noch lebendig sind:
gevailer Claus, ich bring es dir,
es leben unsre gaste
Cur. Rkuter des Uarlrquins kindbettennschmaust
ineudruck) 358.
gevalter grobschmietl vgl unten sp. 4660. 4061. nach anderer
seile vollzieht sich eine erweiterung des gebrauches, wenn dritte per-
sonen, die in das verhällnisz zwischen taufeitern und taufzeugen
irgendwie eingreifen, die beteiligten von dieser seile aus erfassen,
so redet der richter, der in Hans Sachsens fastnachtspiel den
streit der gevattern schlichtet, diese mit der formel an, die eigentlich
nur ihnen zusieht;
ir gfatern, ich peut euch frid,
pei dem häubt und dem höchsten gliedl
ir lieben gratorn, sagt mir eben,
wie hat der hader sich pegeben,
die weil ir vor so lange zeit
t'reuntlich gfatern gewesen seit?
H. Sacus die iwen (jefaitern {neudrueke 63) lOS.
weil nun die schneid ist ewer peden,
wie ir den paid thuet selber reden, —
der gfater het ghrett unpedacht,
mit wortn sein meinung nIt her pracbt,
und du sachst sein meinung nit on,
sfinder nach seinen worten ihon, —
des uriail ich nach weisem sin,
pleibt freuntlich gfatern wie vorhin. 279.
vgl. dazu die polizeionlnungen auf sp. idbo.
ß)) diese und ähnliche formen der anrede kehren im volksthüni-
lichen gebrauche der neueren zeit immer wieder, bei Hebel findet
sich gevalter so ohne jedes beiwort: also nahm er den einen vor
dem essen auf die seile und sagte: 'gevatler, Unit mir den
gefallen, und iielft mir den apolheker (das war der andere)
unter den tisch trinlien, wir wollen gelbgeliirbtes wasser
trinken, und ihr müszl ihm flcissig anstossen, auf den Zyriak,
allemal ex pleno.' das war dem gevatler reclit. drauf nahm er
den apolheker auf die seile und sagte: 'helft mir heule meinen
gevattermann zudecken' und thut ihm den nämlichen vorsc h!ag.
liEiRL die betrogenen zecher. oü! gevalter! gevalter! Hamlet eine
farce ! ! ! ! frau rath Götbe an Schauspieler Groszmann 170 Heine-
mann; hierher gehören auch littenirische Verwertungen rolksthüm-
licher rede: wenn man das so erwägt, gevatler, und gehörig
bedenkt Hebbel {Agnes Bernauer) i'^, 14. wahr wort, gevalter.
die pfuscherel isl erstaunlich nur aliein in meinem handvverk;
der rat ist viel zu nachsichtig, gevalter. Otto Lunwic {Agnes
Bernauerin) 4, 263 ; ei waren wir nicht auch so, gevalter?...
nun so dreht sich die weit, gevatler, lag für tag, und bleibt
doch dieselbe. 264. andererseits macht sieh gerade im volks-
thüT)ilichen gebrauche auch das bedürfnisz nach beiworten gellend.
'vetter g'vatter' nennen die eitern die palen ihier kinder (in
Schwyz und Zürich) Schweiz. idioUkon 1, 11-28. auch soziale Un-
gleichheit hat von jeher bestimmte Verbindungen hervorgerufen:
Märten: heir gevalter!
richter: bin ich einmal wieder gevatler?
Rose: seid ihr nicht mein pathe?
richter: seit der zeit hat sich vieles geändert.
GÖTiiE ihürgeryeneral) 14,299.
drum nur getrost herr gevatler, denn ich sehe im geiste bei
aufziehung des Vorhangs im neuen hause, herrn Schmidt
hervortreten, und an uns samt und sonders eine gar herr-
liche rede lialten. frau rath Götbe an Groszmann 172; da ich
üljerzeugt bin, dasz mein lieber herr gevatler schweigen
kann. . . . fi:au rath Götre. ebenda 178.
y)) von der eigentlichen anrede aus werden die entsprechenden
formen auch in diejenige redeweise übernommen , die sich der
dritten person bedient, empfehle mich doch auch einmalil
wider deinen durchlauchten zu gnaden — auch freulein Thus-
nelde — ferner gevalter Wieland, frau rath an Göthe (1. oel.
1796) Schriften dtr GöthegeseUsch. 4,116; und verschlucke den
GEVATTER 1 3) a (compaler) 4648
teufel (nach dem weisen ralh des gevatters Wieland, ohne ihn
erst lange zu begucken), frad rath Göthe an Fritz von Stein 109
Heinemann; der herr gevalter Wieland isl ganz slo'z über ihr
liebes andenken ... Anna ähalie an frau Rath Göthe. es ist
schwer, jeweils festzustellen, in wie weit die anredeformel Ihatsdch-
lichem gevalterverhällnisse entspricht, schon die oben {unter «)) am
Schlüsse) erwähnte ausdehnung auf beiheiligte dritte gab die mög-
lichkeit zu erweiterungen des gebrauches, in dem Übergang von
der anredeformel zum titel liegen noch weitere Überleitungen, vgl.
dazu unten sp. 4650.
b)) die beziehungen zwischen tauftllern und laufzeugen werden
im possessivverhältnis erfassl:
«)) die do als ein schöne fraw was als man In tausent
hetc eine finden rnügen, und wie noch er ir gevalter was,
doch darumb nicht ansähe, Dekameron 462, 9 Keller.
nun in dem doilT ein reicher hecker
gerad gegen im über satz,
welcher auch sein gefaiter was.
H. Sachs (der hecker mit dem bachendieh)
Keller-Götze 21,148.
ein man sein frawen schlueg,
pei dem har .sie umbzueg,
die schrir, als w^er sie löret.
als das ir gfater höret,
da kam er zugeloffen,
fand gleich die haustuer offen,
er loli' ein durch den gattern
und pat seinen gefatern,
seiu zoren im zu geben.
H, Sacu» 'die zwen qefallern mit dem zoru'
Keller-Götze 22,495.
als er solches noch lang getrieb,
auf das ich nlt verlüer sein lieb,
so ihet ich mein gfatern gewern,
wiewol Ichs endllich thet nit ^ern.
II. Sachs lUe twen raupenden iifatlern nchwank,
Keller-Götze 21, 2.
vnter andern gehet er zu einem Schreiber selbiger Fricas
Vasili Gregoriwitz Spilki, welcher sein gefaiter (so in Muszcow
hoch gehalten wird, vnd jhm offlmahls viel gutes erwiesen . .
bat er jhn als seinen gefalter vnd zuverlässigen freund.
Oleaiuus persische reise (3, cap. 12) s. 237 (1663) ; dem ehren-
veslen und grosz achtbaren, herrn Jost Brand» ... menem
hochgeehrten herrn gevattern und werthen freund. Schupp
Schriften 603; diesen abend aber, nachdem die kindtaufe ge-
endigt war, stopfte herr Friedenberg seine lange pfeife und
fragte seinen neuen gevattern. Stilung Wanderschaft (1778)
117; er ist mein gevatler. Ich habe eins von seinen kindern,
er hat eins von meinen kindern aus der taufe gehoben
j'ai tenu un de ses enfanls Schwan (181 1) 439; er ist mein
gevatler, wir sind gevatler, he has stood godfather to one of
my children, I have stood gudfather to one of his children, he
and I have stood godfather together to a child. Hilpert 2, 1, 461 ;
Kaspar Bernauer kommt mit seinem gevalter zurück, bühnen-
anweisung in Otto Ludwigs Agnes Bernauerin werke 4, 263. sein
gevatler Melchior im personenverzeichnis. ebendort.
ß)) nachdem nit lang vergieng als got es gefallen was das
Tinglioczo eines genant Ambrosii Anselini, der von seiner
frawen einen sun gehabt het, gevatler ward. Dekameron (Keller)
462, 9, wenn baiiren der edelleut gevattern wollen sein. Garg.
(neudruck) 167.
y) im allgemeinen ist jedoch (,erade für die engere bedeutung
der gebrauch des wertes heule nicht mehr recht lebendig, für
das allgemeine Sprachgebiet isl er auf formein, Sprichwörter,
redensarlen eingeengt; die freiere Verwendung ist mehr auf ein-
zelne mundarten beschränkt. Freytag macht gelegentlich reicheren
gebrauch, erweckt jedoch hier mehr den eindruck lilterarischer hon-
servierung eines veraltenden Wortes: kaum vor gericht verglichen
und auf der stelle gevatler, kein mensch kann dafür stehi-n,
dasz nicht morgen der Strohmann von drüben zu mir kommt
und mir brüderschaft anbietet, verlorene handsehrift U, cap. i> ;
'das kommt von eurem vergleich, ihr schwachen weiber',
rief er grollend, 'hier hängen sich die amme und die
hebarame und der herr gevatler an euern hals', ebendort. er
nahm die platte vom tisch und trug sie eilig in die fabrik,
von dort ging das blaue paket mit vielen empfehlungea für
den herrn gevatler in das haus der feinde, ebendort.
1)) zu den formein vgl. unter il. unter den Sprichwörtern ist
das bekannteste das gevatler über den zäun und hinflber. hier
wird das gevatterstehen als eine dienstleistung dargestellt, die der
nachbar dem nachbar mit der aussieht auf wiedervergellung dar'
bringt ; . - ■ /
4G49 GEVATTHR I 3) b ([inirinus)
darum, min liebar birr dacao,
Dil laoii Och alU dln( bckümreo:
min kücliiii, kini) Um beb nll blndrcn.
die «li KHwoiibalt büliaii mir
aai;;licli«n wil lob haliait lilr:
•rfraiit Ulcb roK mli einitin klad,
dariA du knUiao gfaiiBr lind.
ao dien leb <llr und gdaiik daran.
dat ir mir (lad «In (uaülg roao.
Ilabar (falter grlaaiaol mlcb.
dea gllcban wiT aucb irrletioa Ich;
graliar librrn xun liinlibar,
ao dank Icli buhl geraum widere
dann hör Ivb liwer kocliln liiclit,
dar mluao tOui Ir aucb daiglicb.
HuaNaa iiaiitnb«$ehmdrMng 19,39.
'laiidatur pfceator in dttidctin m/i, «( impiui bentdiettur,'
KeluUer iiliir dan zun und rmidrr. Lothku optrationtt in
ptalmos. (lliu- 1521) V, I8i, 32 Wnm.; Refaltcr über den zäun,
prfuUfr wid«r bcrilher, nüral widcr »Ural. S. Flaut ipitch-
wöiltr (IMI) l,3ä\
wla man denn apricbl; ein gfaller ubar
deo saun und graiter wider rObar.
II. S*cua {LuereHt) <,}.|0*.
gfTatier oder nacbbaur ub«r den z:iuo ÜKKiüca UIB. auch
andere tfrichwOrttr, die niehl dieselbe l)tterarische Verbreitung
erlangt haben, gewihren einblicke m die antrhaitungen und ge-
brauche, die der volkunund mit der engertn beteutung verbindet :
lieber getaner. *laa sulireibeo wii dartiin.- wer ein gerattern
bat, der bat gereclitigkeit zu der bulscbuIVi, der das kind ge-
iinben hat. AiiaKCHT Aciiaii« an buehof Friedrich ton Lebut
(7. mui Uhu) bet Stetniiausen, pnvatbriefe t, 215; ein gevalter nuII
III) daaz anderen gevuttereii buuss iikbta arges sehen. Hknisch
UI8: nun »ihet inon, das es nit eines jeden werk geweaen
ist, und ein jeder bat sichs enthalten, bis jemand . . vielleiibt
der pfarrberr, oder jeuiaud grusscs. die leut darzu geriiffen
b;ii, gieiHl zu, jr solt gevatter werden, ungclordcrt, unge-
ruITeu ist oiriniind hinzu gt-trelten. driimb ist ein vermanung
zu denen, ilif sich eins dings entsclilaben, das t<ie sollen
lugreiffen, es »vi wolgcthan und jn kein Unehre. AcaicotA Wl;
er triumi von gevattern, hat ailierne eiulalle, huOnungeo u.t.m.
AiaRKcaT Leipztner munJart t22\
2)) innerhalb der mundarten fallen die niederdeutschen mit ihrer
prdfixUsen form (vodder) au$ dem rahmen unserer dar Stellung,
dte oberdeutschen weisen eine gienslinie auf, die den oslen vom
Westen schetdel aus östericiehischen mundarten wird gevatter
mehrfach belegt, vgl. llörKR etymologisches wb. der österreichischen
«i«iidorl(lsia) i,2»5; Schöpf 786| ScH^Ktna l',9fi2. die P filier
mundart hat an stelle uitsers worles susammensetiungen und er-
meüerunqen eintreten lassen: so verzeichnet Lk>z [wb. der neu-
hochdeutschen spräche und des Handtchuhsheimers dtalektes 2S) ge-
vatteruiann {pate tn setnem Verhältnis lu den eitern des hindes)
»U ersals des schrifldeutschen gevalter. damit stimmen beobaeh-
tungen aus der Schireii i'üierein: g'later, in der formel 'z' g'fater
slö, pathe aein. die beiden |iiithen (göli und golc) heissen
coliecti* g'faterscbaft oder gTalerlül. Hunziker Aaigauer teb.
104; müge das kind florieren und urwaldskraflig werden zu
ehren seines merkwürdigen paten, un<i mOge das aipbabet
(orlgeaeizt werden, bis du den ka ke ki ko kuh, namlicb meine
Wenigkeit, zu geralter bitten wirst, bis dann werde ich ein
ordentlicher und solider gevattersmann sein. U. Kmle* (an
Freiligratht bei Bdehlold 2, ISO.
h\ Übergange «on der bedeutung gevatter, compaltr tu der
gteichsetsung mit jiate patnnus.
n) die fuctoreit, dte diese Übergänge begünsHgtn, sind in der n<ii.
hoihdeulschen spiachperiode thetlweise andere, als in der älteren,
die iiusnahmeslellung der heidenlaufen tritt lurück, ebenso läsU sich
auch der niederdeutsche einfluss nicht mehr so durchsicJilig ver-
folgen, dagegen macht sich die geslaltung des susammenhanges
in den eimtlnen belegen bemerklich, meist liegt gar kein moment
vor, das gerade den gegensats terischen gevatter und pate her-
toriuheben geeignet ist, die berührung iwischen den beiden nahe
verwandten worUn wird also ex sileotio gefördert, oft auch
mieht sich in «in^m zu.«(imm/nAan^, wo sundrhst die besiehungen
zwischen taufeitern und taufseugen im Vordergrund standen, das
verhiiltnisi sum läufling nebenbei nnd nacJiträglich geltend, der
bedeulungsgehalt des worUs wird alio durch den tusammenhang
ulb>t erweitert.
I)) die bepslische biscboll haben wol edler fornieo di«
weniger mube kosten, wilche aind die? nemlicb nichta
wissen ... die gefattern fruntlich auff die backen schaben,
szu es anders babscb glatt« meUlin sind, dock ob ki«h(-
GEVATTER I 3) b (pairioiu) 4650
rertigcktil, it$ ait iMitrvMB Ucbc. Uraia »Mfr den falsik
tnannln ititläeheu steni (im) BQ. «t '••t Bao feratier, ab
MHM M 4«r teDir eine» kiUm («bnocbeo aolle, kann aaa
aoeh tiMt ien l. cap. desz propbeten KaaiM trmmma, 4m
der pruphet, als er einem »oho atitz g'tilicbea tgliikfc, ciwa
besundern natnen, in der beachueidut.| gegebeo, t«9C« te«fta
dorzu genomaieo bat. Maann Zcillu tenlurU tfuttUtum
miscellanearum (isas) lu.
3)) ez aol auch ze kainer kintaaffe oibt acr §n 4mm
vier frawen unde die gevatero, und such albt wmr mmm
denn« vier man und di« ge*at«ra; awer dai bricht, dar
gibt fünf pfunt and der da nit get, dar grit ein pfuot
Nfirnberger poliieiordnunijen i9. Baader (||. u. u. jahrhmndetf)',
das nacbhausschukcn für grfattcrn und andere prr-onrn toll
unterbleiben; der palbeopfenning darf in den vor<!eraM
stünden nicht über 2 ducaten . . . betragen. Sitatüteia -^tfr
riakin tur Nürnbergischen geschieht» t,3:e; kein thuraer «•■
mehr bbücn, und nur derjenige, so zunlchtt bei des g*-
vattera haus wobne, sich ein« freiwillige gäbe erbitten durleo.
22«; item es aoll aucb fürbat kain wana pcrson nit sioicber
kindtauf geen noch dabei aein, auazgeoonmea aioe« kindes
vater oder der oder die gefatter. ordnan^ des i«. j^rhuiderl»
Z.hälftt. SiiBKiKEia 1,133.
8)) als aprflcben die gevattern, wenn «ie dat kind aus im
tauf heben: »iehe, dein sünd seiad nun ertrankt, Mir empfabM
dich in gotte^ namen, in das ewig, unschuldig hbeu. Luvan
ri'i urmon vom sakrantent der taufe. UrL 2i,2Jl: item dM
auch kein gevater einem kindt mer einbinden soll dan zw«».
unddreisitig pfening gewonndlicber werung zu Nürnberg bei
einem pfundt neuer heller. Nürnberger ktndtaufordnung (zml<
hitlfte XU. jahrh.) M SimriiBERS mattriaütn 1,1*4; wenn dae
kind getaufln ist, so will mancher gefatter werden ; ««r «ol
regieren will, der musz den teulTel zu geraiieren kab«a. MIS.
Hkxihcr. es ist besser, dasz der vatter gefatter «crd«, dcM
das kind ungetaudt bleibe. Hrnisch 1418; ao «• (das kiod)
aber gesund, wird es durch die danu gebetene gevattern,
deren nur zweeiie sein müssen, in die kirch« gebracht.
OLEAaius pei sisthe reis« IS. cap. 23) TS\ (10*3).
ß) di» besiehung des taufseugen auf den IdufUuf sieht im
Vordergrund: nachdem der priester viel über di« müiuia g^
lesen, so hat sieb die möhrin nacket ausgethan und eia
weiss leüach umb sich gewickelt und ist in ein gro»s berkeo
gestanden und bat sie der priester getauffet und eine silbern
kandten voll tauffs über ihr haupt gegossen, und teindt ge-
vattern gewest meine gnedigen herrn beide rm^nrA des heiL
lands 1,80 (von u»j); es soll fürbar kain maonsbilde mit
ainicher kindtauf geen oder dabei sein, ausgenomeo der
vater des kinds, das getaufft wirdet, und der gefatter dem-
selben kinnds. Nürnberger poUteiordnungen {\i. jahrh.} Baader;
die gevatter zu denen S kinderen waren her Hjeroajmaa
Harter, br. Chr. Schmidt, beede kaufleuth, und S. Haissin,
meisier C Heis>en weih. Selbstbiographie H. Holu (Chr Mcjer)
10; es artet sich ein kind desz dritten tbeil nach den ge-
valteren. Hemsca 1418.
y) völlige gleichutsung der vewU gevatter und pal«.
I)) in mörterbüchern: mit dinen patlen und gefaderen («es
klAnisdiem vortsehats) Pfeiffer bei FaoenAiiii £.43»*; fcfailer,
gevatter, arbiter ini^iotioni«, pureuM inilKilis, ee«
parms myttteut, vulga compaltr, tivt commtiau f
HkRiscB 1413; patt. der daa kind hebt, ge«ati«r Aiaiaca
diet. b 3*; gavatter folrinut HuprorrSS; Kaisica (t*oe) 113; ge-
vatter, susctptor üi.iTiLia (107:) HC: gevalter, ttmfittr,
iponsor^ tuscepttr Wiissaai«!« (ITIk) IM*; gevatter s<< vsUer,
compater, paUr spirilaUs i>aioTTiL •»&* ; gevatter, le«/se«fr, f«^
father, Uutsth-ngl. mb. (t7l«> 36); gevauer, Itmf^tu Martia wmi
Lienbart «bdss. mb, tu.
2» isdrr btltratmr: gefeiter oder gMU Iin.dtoMA %UL
er [der pabU Higious) hat die gefatter ud detkM ta der
lirmung und tauff auffgeselzl, dae oienaot oo bArgca oder
fürinund solt getaufft »erden. S. Fbarr ckrvm. i, !•*; die daa
kind zur lauff tragen, die heiaaeat «tr OaalsdMa jaeaiar, daa
ist, die geistlich veiter aiad daa kiada. Aaawaii iprtähfcdM.
gevatter, ^«i eiwaa i<f«l aal aeaiiae aMM P«ILWiian
pratticarum jum etecreal. (lOl) ttb; im» m MB ^lar
(fevaiiern oder palkM, «ia «mm aaaaal» apfMk) Snpikaiiai-
■IM 3, a&4, 19.
kai/fetMlimvi t : gtaica aiargea. H<kcfeeal
ff««a nert««. berr («vaiterl
(iiffwa leraaaar) g*.*.
4651
GEVATTER 1 3(1) (amicixs)
GEVATTER 1 3) d (amicus)
4652
c) Übertragung des Wortes gevatter auf die zeugenschaft bei
Vorgängen und gebrauchen, die nach analogie des taufaktes ge-
halten oder erfaszt sind.
a) der brauch der glockentaufe (s. d.), den schon Karl der
grosze durch capitularc bekämpfte, hatte im 10. auf 11. Jahr-
hundert die Sitte hervorgerufen, auch paten zu bestellen, die dann
geschenke an die kirche zu geben hatten, ein miszbrauch, gegen
den später Luther eifert: die stucke, so inn der gleissenden
kirchen inn ubung und braucii sind gewest. 22. glockenteuffen,
mit 200 gevaltern an einem strick. Luther vermanung an die
geistlichen (1530) Gl'; glücken teuffen, altarstein teuffen und
gevaltern dazu bitten, die dazu gaben etc., welches teuffen
ein spot und höhn der heiligen tauffe ist. werke 6, 521*. Jena,
ß) aus den gebrauchen der meistersinger : wann dann nun
derselbe thon bewehrt, und gut gesprochen wird, all-
dieweilen sonderlich dadurch in keines andern thons melo-
dei mit 4 silben eingegriffen wird, alsdann soll der lichter
seinem thon, zum unterschied, anderer, einen ehrlichen und
nicht verächtlichen nahmen geben und zween gevaltern da-
zu bitten, hernach drey gesätz, aus der ihm von den mercken
fürgegebenen mateire, in bemeldtem thon machen und in das
hierzu verordnete meistersinger buch . . einschreiben. Wagen-
seil Nürnberg (1697) 533.
y) in der formelhaften Verbindung gevatter stehen (vgl. II)
entwickeln sich verschiedene noch weitergehende Übertragungen,
die richtung, in der sich diese entwicklung bewegt, zeigt sich in
belegen, wie: Joggeli stand noch mancher schuld als bürge
zu gevatter und ganz besonders bei seinem söhne.. Gott-
HELF Uli d. Pächter cap. 23; einen Verleger könnte ich ihnen
wohl verschaffen , jedoch nur für ein fertiges werk . . .
haben sie erst ein manuscript, so werde ich, wie ich glaube,
den gevatter leicht auftreiben. Hebbel (an Bamberg) brief-
wechsel l, 330.
(i) erweiterung des bedeulungsgehalles, gevatter = verwandter,
freund, nachbar. die Übergänge dazu liegen in den oben an-
geführten erscheinungen vor. die geistliche Verwandtschaft, die das
gevatterverhältnisz begründete, und die sich auf der grundlage
des kanonischen rechtes so einschneidend geltend machte, führt
andererseits zur anknüpfung an das verwandtschaftsverhältnisz
überhaupt, der freundesdienst, die nachbarliche gejälligkeil, die
in der übernähme einer gevallerschaft sich bekundet, schlägt durch
den bedeutungsgehalt des wortes ebenfalls durch.
a) gevaltern, nomen afßnitatis spiiiluaiis P. M. Wehner
practicrum juris observat. (1624) 225: schicket ihr nun euern
gefälligen Weislingen herum zu vettern und gevaltern, laszl
mich anschwärzen. Gothe (Götz) 8,9;
'ich werde zahlen, wenn ihr bürgen stellt.
es fehlt euch nicht, faszt ihrs am rechten hefte;
er hat verwandte, die ihm hellen können;
der könig selber wird ihm gutes gönnen.'
Andreas eilt zu vettern und gevatiern
(sie sind die reichsten auf der reichen insel) . . .
vergeblich; alle kunst ist hier verschwendet.
'der könig helfe! der hat ihn versendet.'
Uhland joiluiiut und seine saline 2_
ich hafte ja mit unserm vettcr und gevatter Ulrich als
amlsbürge für beide söhne. G. Keller (il/arfin Saiander) 8, 280.
ich weisz den lag da ich so viel schwäger, so viel ge-
vatter, so viel freund, so viel blutsverwandte und pffegkinder
zehlele, dasz kaum mein hausz ein solche mich freundlich
grüssende schaar, fassen mochte. Schupp (kunst reich zu
werden) 156; sie heiszen jeden schwäger und gevatter. Müsäds
phys. reise 2, 90.
ß) l)) in solichem seinem hin unnd her faren er grosse
kunlschafft name eines schlechten armen maus genant Peter
von allen heiligen, der als der domine Johannes auch mit
einem seinen eselein auf unnd ab füre sein narung ze suchen,
ir freundschaft beidenthalben also grosz warde das sie ein-
ander gevatter hiessen. De/tomcron 583, 9. Keller; er (Wenzel)
enlhlöszle also seinen hals, band sich die äugen zu, knieete
nieder und befahl seinem gevatter, so pflegte er den nach-
richter zu nennen , er möchte ihm den köpf abschlagen.
Petzel lebcnsgeschichte des römischen und böhmischen königs
Weneslaus IT, 493 (1790), vgl. dazu Lindner das deutsche reich
unter kötiig Wenzel 2, in,vgl. F.L.Jahn unten sp.idlb; ich habe
einen lieben gevaltern, ein rechtgelerten, dieser ward zu
einem anipt gefordert an etlicher fürslen hoffgerichle. Acni-
coLa sprüchw. (1582) 304; lauf nur zu, Susen, ich will zum
gevatter hinauf. Götiie (fischerin) U, 105; unser gevatter, der
Clemens, der hier in Saint Germain wohnt, auf der matte,
der reiche geldwechsler, kommt zurück, er ist schon über
die brücke, er musz gleich hier sein. Tiecr (kaiser Octavianus)
1, 151;
es wird sich zeigen, dasz es nützlich ist,
zuweilen bei dem flscher vorzusprechen,
und mit dem herrn gevatter zu verzehren,
was er sich selbst gönnt, weil es niemand kauft.
IIebuel {Herodes und Mariamiic II, 1) 3,40.
der kommerzienrat, unser nachbar, geht niemals über die
strasze, seinen gevatter zu besuchen, der stock musz
mit. E. MöRicKE (novellen) 2, 380; dem ehrenhaften und wol-
achtbaren herren Joachim Herb, burgern zu Straszburg,
meinem gönstigen herren, freund vnd vertrauten lieben ge-
valtern. FiscHABT eezuchtbüchlein (Hauffen 3) 117;
doch gut war es geraeint; ich danke dir, aber noch mehr euch
sagen wir herzlichen dank, willkommene freund' und gvattern
(anrede an die musikcr, die das Uändclwn bniclilcu)
Voss Luise 3,363.
nach einiger zeit kam mein freund . . er rief mich ganz leise:
gevatter! denn so nannten wir einander, im scherze; erbat
mich, um goltes willen, und sagte fast weinend: lieber ge-
vatter, thue doch dem armen mädchen nichts zu leide, Göthe
[Benvenuto Cellini 1,6) 34, 93 ; vgl. auch die anredeformeln unter 11, 1.
2)) ain spinn oder rockenstub, da die gevaltern, nachbarn
und gespielen, wann sie lang von ernsthaften sachen geredt
haben . . so schreiten sie darnach per digressionem zu den
märlin und kunkeipiedigen. Fischart podagr. trostb. Hauffen
3, 86; aber trotz aller erbitterung in der politik und trotz
bösartigem klatsch in den familien verkehrten die gegner
als landgenossen, als gevaltern und nachharn ehrlich mit
einander im geschäfl und beim wein. G. Fheytag (K. Mathy)
22, 115; er bat alle seine nachbarn und gevaltern zu gaste,
he invited all his gossips and neighbours to dinner. Hilpert 2, 1,416,
y) von hier aus gesellt sich zu unserem Worte die nebenbe-
deutung der engherzigkeil und beschränktheit , mit der sich ein
kreis von verwandten v,nd gleichgesinnten gegen andere abschlieszt:
die weit wird von gevaltern und gevatterinnen regiert. Herder
X. Philosophie 10, 374. es ist eine ähnliche entwicklung, wie sie
in süddeutschen mundarten an die Verwandtschaftsbezeichnung
vetter anknüpft (vetterleswirthschaft), vgl. nepotismus.
die deutschen sind ein gut geschlecht,
ein jeder sagt: will nur was recht:
recht aber soll vorzüglich heiszen
was ich und meine gevaltern preisen;
das übrige ist ein weitläufig ding,
das schätz ich lieber gleich gering.
GöTUE (laÄme, «enieiOS, 265.
4) formen, d) das präfix. die mundarten scheiden sich in
der bchandlung des präfixes.
o) die oberdeutschen mundarten weisen synkope des vokals
auf: gvattr Münchener handschrift von Heinrici summarium
des \b. jahrh., vgl. Steinmeier-Sievers 3,68; g'fater, g'fatler
bei Ayrhr, H. Sachs, Murneb, zimmerische Chronik, ja noch
bei Abele k. Unordnung (1670) 1,304, ebenso bei Hünziker, Aar-
gauer wb. 104 «. a.
ß) die niederdeutschen mundarten lieszen das präfix ganz
abfallen, schon die niederdeutschen vocabulare des 15. jahrh.
weisen entsprechende formen auf: valter vel medevader Dikfen-
bach 136', petter of vader ebendort; ebenso liegen zu der oben
(sp. 4644) belegten stelle aus Reinbot v. Durne für gevater die
Varianten valter und got vor. den gegensalz spiegelt auch
ein lied vom ende des 16. jahrh, wieder, wo der dichter, der
sich selbst schriftdeutscher formen bedient, die personen des ge-
dichtes plattdeutsch reden läszt:
ein einfalt zu dem pfairherrn sprach:
'herr karkher, 'k schal hütt vadder stau' . .
die gevaltern verfügten zur kirchen sich
Peter kam auch und säumt sich nicht.
vgl. Hoffmann geuMschnflslieder nr. 344.
gevatter, vel vatter, compaier Schottel 635 ; zur mitteldeutschen
ausspräche des präfixes vgl.: die hochdeutschen heissen den
javatter einen lodl, zum zeichen, das er das kind aus der
tauff hebt, ein zeuge sei des, das das kind sterben so!,
auch das des kinds fleisch jetzt als bald anhebe zusterben
und getütet zu werden, mit allen seineu gelösten. Acricola
461. die Volksetymologie hat auf diese form einßusz gewonnen:
et dicitur quasi „javater" i. pater spiritualis, qut infantis
loco diabolo renunciel et confessionem fidei edat, cum ad
interrogata baptistae „Ja" . i . „ila" dicere iubetur. Clajus
(neudruck) 28.
4653
GEVATTKR I 4. (formen)
GEVATTER II (funnHo)
4654
b) dtr anUuUndt ^uMaJ« ifiraul wtitt die b€ka»nt«n uhwn-
kungin in dtr uhreibung auf: u, v, f ; nur gthört ntytUir mk
vulei' lu der mtnderhtU von worlen, in denen dit ntuhochdeuliek«
niigung für '(' nicht obyi$ttyt hat. aufuhlüiu /ftr du aut-
tyrache dürfltn sieh aus dustn $chm»nku»gtn w'eAl trftbtn.
K<!ii!itero gevaUru STaiNMKViiii'SiiivtM 3, W; gtialere, gevaler
mild. wb. 3, 'Mu; gcvodilere tächt. weUtlironik ; getater in milltl'
deuhchen vocabularitn dt» ib. jahrh. Uik>Ki«a*cii 136'; geviiller
im voeab. tx quo {\ini) Nürnbtrg tyL DiKKrusAcn. im Ih. Jahr-
hundert taucht dit uhreibung mit '[' auf, du durch da$ \n,jahi-
hutidert hindurch üb«Twitgt. gefalnr im miltetd. tucab. tx quo
de» \:>. jahrh. bei DiirKNiAcii ISO': gefuler eodtx MoHacennt
U4a 6ri SciiNRLLim l', 633; gefatter, gbllcr in Nürnberger Ord-
nungen det lü.jahrk. tbento bei Airih, 11. Sachs; deiyUichen bei
MuRNKB, S. FaANCK Und LuTiita. der gefatler de Lopi (Bologna
I c;») Uj'; geriiticr Maalkr iüi'; geraltrrnen '/immerKhe chronik
:i, 323; gcfatter Ulkarius I2I neben gutatlero (U4). die heute
übluhe Schreibung mit 'v' ldi:( das 17. jahrh. im allgemeine»
durchdringen, freilich unter schwinkungen {vgl. oben $p. 2133),
für die auch Stiklkr (&:tl') noch ein bei$piel giebt: gevatler,
ijuod etiam gffatlcr muUi piobant, at indifferent est haec scriftio.
ebenso noch später.
c) die quantiUt des Stammvokals und die tchrribiing des inlau-
tentlin dcntals. diu kompotilum gevatler hat bekannllicli die
kiirzi- des Stammvokals bewahrt, die für das grumlwort in der
ichriflspi achf verloren gegangen ist. dem tntsprechend macht
sich in der Orthographie für den dental die dopi)flkonsonans geltend.
n) die Wiener handtchriß des tummarium iicinrici (13. jahrh.)
Stkinhkvkr-Sikvriis 3,08 führt die form geuAlero auf; alle
anderen schrexbungen der illeren teil weisen auf kürte des Stamm-
vokals hin. dagegen liegen für die länge in der öslerr.-bairisehen
mundurt belege vor: da gvnlil Lindermati 6n Schmillkr 1*, 002.
f{) am denliil, der in niillel- und niederdeutschen queUen als
media erscheint, teigen sieli tWt der mitte det N. Jahrhunderts
die verdoii/ielungsersrheinungcn. erst nach langen Schwankungen
»etil sich im lt>. Jahrhundert die doppelkonsonant fest.
I)) a)) geiiattro, gcvalero Srt inhev8R-Siktkr8 3, OS. mhd. wb.
3, 2S0; gevatcr, gefnier in vocabulaiien det \1>. jalirh. Dibfbr-
BACH 130'; ebenso im voeab. vpt. 1,Ab. gevater in Nürnberger
Verordnungen bei IIaaokr und SlBBüiiKaBS; vereinuU neben
gt>r.iUer auch bei H. S\crs.
b)) gevadre Darmstadter handschriß des tummarium HitiriRia
SrBiNMBYBR-SiKTBRS 3,08; gcvadere sächsische weltchronik; g»>
vader, gevadere mitteld. wocabular des IS. jahrh. Dukhrbach 136',
grfaderen {Kölner quelle des Ib. Jahrhunderts) Krummann 2, 4S&';
gbevader Kilian.
•1)) a)) gcMtlHT Breslauer hochieitsordnung von 13*1; gevatler
im Augsburger ttadtbucli. Schhei.lkr t,-i6&; Münehenet stadt-
recht ii» Aüer ; Nürnberger Chronik desS. Mcisterlin (d. cAr. 3, 09) ;
gvattr Münchener handschrift des tummarium Heiorici vom
i.'i.jaArA. (STEiNMEYER-SiBVBRSSyOS); gcvatter vocab. ex quo \i&i
[Siimberg) Dikfenrach ISO'; gefatler, gevattcr im Dekameron,
hri MoR^Bn, LuTiiKR, Atrbr, Zkiller, Holl, Fischart u. a. ge-
fatler überwiegend neben gefnier bei H. Sachs.
6)) gevaililer S<:hillrr-L0br8!i 2, 3S. Dief(:Nracb 417'. die
niederdeutsihe präfixlose form ist zuerst in der form vatter öft#r-
l/r/rrC vntler ivi modevadcr DiKrRNBACH 130'; vgl auch talter
in der Variante su Kkinbot v. Dorn (cers 2t>00).
d) umliiutserscheinungen sind für den plural auf dem ganun
Sprachgebiet wahriunehmen. der sinyular weist im tchwäbischen
vereiniell nmlaut auf. in beiden fällen ist es schwer, unser
wort von dem nahe verwandten gevetter (i. d.), der abUHung von
Vetter, tu sondern.
(i) gorcttrrn Bauman!« queUen 1,169; gevStlrrea Stumpf
SrAif«iwr c/ironi* (1600) "ICo"; gfviitler Schupp schrtflen 340.
ß) der Umlauf im lingular führt auf die kvlleklivbildung ge-
veltcrig (5. d ) surück, der gegenüber dann der einselne alt ge-
vrlter erscheint: compater, gefetter Dibf. nov. gloss. 104*. vgL
oben tp. 213«. aber der ander gfetter oder gölte der jungen
horren, Wulf Beheui, der ist nie verheirat geweüt, sonder
gar oalie sein lebcolang ain hofiuan beliben. 2ia»wnTtcha
chronik 2, 370.
e) die flexion. das wort gehört ursprünglitk der sehmachfn ßexion
an: gevntero STkiMiEYEn-SiKVERs 3,68; gevatere mhd. mh.
;t. 280; gevndere sächs. weltchronik; geradere miUtfU. focabulurt
des ib, jahrh. Dirfenbach 130' H.a.; mU itr •pakef« dtt uiu-
loutenden 'e' setzen bewegungen ein, die das «ort ta ist tiarki
ßexioH überfuhren.
a) (Mf aptitp* <Htt «Am im in tfdUm miUetkttkitutukm
teil auf, toftrn man 4t% knänkriflm fttft, ät tnäuint M
U. r. D. TCRLiR, Hrinbot f. Ora«i, im Ltkmtria, M BiSTwi«
M. «. in i«r Br4un$thie*if«r reimthrtuik titke» geralcf« mmt f^
Vater nthru tisuaätr. Mm 14. iohrhunJrtt ab sehemt du oftkift
durthgeführt,
fl) du tthmathrn flexionsforuun lekmndm tueru t» in «(tt-
quen tatui det Mnynieri. gevateru fiaäei mk km n in
Nürnberger «krnmk, bei Avrkr, et hält steh naek im Mmfämämm,
bei Scnopp, telbsl bei STlLLl^c. tm pUrai MtaapM äik ik
tthwache form bit in du nntrtU bmI, li« M m» Vm«, G*ra«,
Krrttac und anderen tu beltftu.
y) die starken ßexionsfmwseu MMm im tinguUr «in. im im
mUtelhochdeultche tett reicht dmiaäft» »im croirr (:i(*. d.«.
7, 104) lurüek; du slaike flemm m iativ wnd ubttdum mm
dt» formelhaften verbtndun'.en wie lu gi-taler bitten
begünstigt, dtr aceutätiw gefotler ist l>ri Oleanut
vatter bti (Iöthr, Hbbbrl, MARictr, Hrli.«*. irr ftntth fß-
vattcrs findet tick in de» Nürnberger politttterorimunftn (SiiMn-
RBRs). im plural wird die starke form bei S. Framci, E. Hotx,
Zkiller, also auf tehwäl isthem boiitm $ek»» im li. jahrh., b«»m-
sugl, vgL gevfilter bei Scmupp.
II. die formelhaßen ferbindunqen.
I) für die anwerbung der taufzeuft» ftend urtprfm§Utk eint
amnhl von vrrbinJunijen lur autwakl, üt äUmdhli§ |«n* in der
einen wendung zu gevatler liiltcn auffinftn.
t) ältere und ttreinultt Verbindungen:
•aca in. sl lül von ir oM
scnlere werden «nbandeo.
dA iolt oucb an den stand««
umb« gevaier«n werben,
des li olbi verderben.
Mai und Bemßmr, lM.Mr.
«)
ß) miller leit begab aich, das ain armer lagloMr
dem dorf Lübertingen die grefln von ilennenberf, h«rr G<Mi-
fridt Wernbers geinaiil, zu gefatler ober ain kindl gewaa
{vgU gevalter fem. tp. 4063). Mer gewan der guel man, wie
dann prcucblich bei den Schwaben, das man vil gefpilrrig
SU aim liindl liat, das bufgrHindt zu Wildenstein. Ztmmtr.
chronik 2, &J3;
da muüt ich sein ein rechter thor.
Je«um hab ich nicht gwinnen «ölla
vnd toll dich tum graitern betialln.
der ich von dir hell gar oichu guu?
Jacob. Avrbr laur mit tetm gefuUtr ledl. t4*4
KrUer.
zwei gevaltern an einem kinde gewinnen. WAnaiR I , IMI.
y) wer wol regieren will, der musz den leuffel zu ge-
falteren haben. Hbnisch 1418; nun soll ich ja vor allen dingen
drauf dcDcken, wie ich des jungen heidens los werde, and
einen neuen Christen davor kriege, aber ihr herren, ihr wiat
es selber, das werck list sich nit thun, ich motz ehrliche
leute zu gevaltern haben. Weise di« drei drpUn ennarrtn
(neMdriici) 9T.
8) zu gevatler nehmen, exorare aliquem sutttftorrm. DBRTt-
LER (1077) tlO; Heinrich der 2. ikOnig in Franekreicb, aack-
dem er an statt Franci^ri seine« abgestorbnen rntter« kftaigi
in Frankreich auf den letzten lag roertzeos erweli, and dar>
nach zu Rheims nulT den 15 tag joli bekrCot worden, warft
er angehnds an gemeine eidgnosseo, die freCodKkafk vad
pflndnusB, von seinen nller vorroalen ■nJ^wif M , ti «r>
neQweren vod lA bestätigen, vnd als jkn MT mM|MI Utk
ein tochter grboren, nam er din eidgnnMM tl ftiMlHM.
Stronpf Scltweiter ehrtnik (l«N) T9h'; imn Iftr aidl fMH |»-
vatter nähmet, darauf hielt ich cncb nkkl «ini Md Mck iW
weniger, als ich hOrt«, dass «Hn Iwtria M« tei fH«l«k
GoTTBELF Uli d. piddtr mf. St. Mi a«MMhm M <■ Iwsn
atm auf sawwsanvwnvwi ^^w ^wwe^n, ^vv oti^^h^ivi^b^ ^hp*
liibn (I, tl«) kfafl tfiitkmMkki nrr» anJanfw mmi %f4m
tungstrwtiUrmngtn der fmwsd: dar thaan de ktrdM« aadi i'
gniter aehoMQ (*rr sdka im Üt kmHu fdW); wer «er dar
holl woni, aaess den Iflfel t' gvaiter neoMa; s' gvailer ae— «
unafrHktm ««1 tt»as, >■ 8«Ai«nj<rn «nAattna. die uhufhfsmkt
bitUt /Sr Üt frwdtrdsaiaf mmk lumm bmifitt
und Broker «rWall kk aiaaa M«^ la imm aia
sie dich and aiicli ta feraitar ftai ikm
lielmine genommen. Moiria (krit/k «• ama* /Vdb) 1^ ISI.
a) zu gevatler einladen : die sHitIa brachla flsa JaBfH tmt
weit aad beas dea (acte ta |enUcr «inlAd««. aa. Qvmm
4655 GEVATTER II (zu gevaller bitten)
kinder- und liausmärehen 1, 446 {der fuchs und die frau ge-
valterin),
b) zu gevaltern bitten, zu gevatter bitten, dai fortnelhaße
verrith sich hier wie in zu gevattern stellen darin, dasz
der arlikel in diese geschlossenen Verbindungen nicht eingreift,
auch das schwanken zwischen der form gevüUern und gevatter
unterliegt hier anderen bedingungen als im freien gebrauch.
a) die ältesten belege gehören dem 15. Jahrhundert an: wir
fugen eur lieb zu wissen, das die hochgebornne furstin, eur
lieb gemahel, unser freuntliche, liebe frau unnd mutier, inn
dieser naclit zwuschen zehen und aillT born irer swangerbait
der kindsgeburt durcb verleihen des almechtigen glucklich
geledigt unnd eurn gnaden aincn jungen son bracht bat,
doraulf wir auch inn abwesen eurer gnaden zu stund an dein
abl zu Ilaylsbrun, dem abt zu Stainach unnd der mai:;terin
zu Sulz geschriben unnd zu gefater gebeten haben, brief
markgraf Kasimirs von Brandenburg (l. Juli 14ö8). Stkixhausen
deutsche privalbriefe des mittelalters 11, 331;
Jrniis: weislu wer dein erlöser Isi, . . .
der wird dir allliie fi'irgestellt
und dich (den vater des lUnden) gleich selbst zu grattern bitt.
J. Airer (6o«r mil ceim gi'faller lo<ll) 24ü9 Heller.
denn es wird ohn das dennoch unfriedes genug «ein, und
kriegs allzuviel sich finden, man darf den teufel nicht über
die tbür malen , noch ihn zu gevaltern bitten. Luvuer (an
kur fürst Johann 18. mai 1528) de Wette 3, 322; denn da er
den teuffei so weit zu gevaltern gebeten hatte, das der pofel
on oidenliche gewalt, die bilder sollt stürmen, als durch
gottes gepot geheissen, da muste er fort, und das neben
gepol, das dran bieng, auch treiben, und beissen die leute
morden, wider die himmlischen propheten (l526) E. 2*; er ant-
wortete, als sie dergestalt kindbellerin worden, bat sie mich
zu gevaltern, und dass ich das kind ehistuns zu der tauffe
fördern wolle, sagte mir auch ihres manns und ihren nameii,
damit sie möchten in das taulTbuch geschrieben werden, des
teulschen simplicissimi redi-vivi tust- und lehr-reicber schriften-
marck l, 481. die formet bleibt sich im weiteren verlaufe bis in
unser jahrliunderl gleich, nur dasz die neigung für starke formen
im Singular, die sich schon im ersten belege ankündigt, mit der
zeit durchdringt, ganz vereinzelt tauchen auch andere konstruk-
tionen neben bitten auf: alsdann soll der tichter seinem thon
. . . einen ehrlichen . . . namen geben und zvveen gevattern
dazu bitten. Wacknseil (1697) 533;
Pätus liesz iiim neulich taufen einen lieben jungen erben;
diesen wolt er bald von Jugend lernen handein, lernen werben;
aufzubringen erste schanize (heilig geld musz wohl gerathen!)
bat er funirzig iliin gevaltern, seinem liinde treue paten.
LoGAU 2,4,91.
ß) in den Wörterbüchern ist die Verbindung zwar nicht so regel-
mässig belegt, wie die formet „gevatter stehen" (s. d.). sie wird
jedoch ebenfalls gern verzeichnet: zu gefatteren bitten rogare sus-
ceptorem FIenisch 1417; zu gevatleren bitten pregar d'esser
compare Hutsius (1686) 167; zu gevatter bitten exorare aliquem
susceptorem Weissmann (1715) 156"; zu gevatter bitten, prier
quelcun d'elre parrain de son enfant Rondeau-Büxtobff 253;
jemiinden zu gevalter bitten (eigentlich zum gevatter) bitten,
ihn bitten, einen taufzeugen abzugeben. Adelung 2, 64ü; einen
zu gevatter bitten, to ask or desire one to be, or lo stand, god-
father to one's chilJ Hilpert 2,1,461; zu gevalteren beten
Martin und Lienhart Elsäss. wb. 155.
■y) in der litteratur hält sich die formet bis auf die neuest«
zeit :
Bassenge: ich komme, sie zu meinem kinde zu gevatter zu bitten.
Körner: gehorsamer dienerl gehorsamer diener! — ein junge
oder ein mädchen.
Vassenge: ein mädchen vor diszmal.
Körner: meine frau ist drinnen.
Schiller iliörners vormillan) 4, 190.
ein armer mann halte so viel kinder, dasz er schon alle
menschen zu gevatter gebeten hatte, und als er noch eins
bekam, so war niemand mehr übrig, den er bitten konnte.
üR. GitiMM kinder- und hausmdrchen (1850) 1, 248 (der herr ge-
lalter); der Schulmeister im dorf läszt heute taufen, da sind
wir zu gevatter gebeten und müssen gleich fort. E. Möiucke
(novelleti) 2*, 27; viel gebraucht ist die formet bei J. Gotthelf
vgl. sp. 4656; vgl. auch werke i, 132, 133. der kleine junge, der
zu Johannas kummer Wilhelm heiszt, nach dem prinzen von
i'reussen, de* ihr beslralter ehrgeir zu gevatter bat, gedeiht
an ihrer brüst. Bismarck an seinen bruder i\/ii 52; sollte ich
das vergnügen bab^n^ mit ihnen bei irgend einer kindstaufe
GEVATTER II (zu gevaller bitten) 4656
zusammenzutreffen, so werde ich dazu einen neuen frack
machen lassen : sorgen sie nur dafür, dasz uns bald jemand
zu gevatter bittet. G. Keller bei Bächtold 3, 352 (vgl. eben-
dorl 2, 130).
8} Sprichwörter und gebrauche, die sich an die formet knüpfen:
1) ja so gehet es zu, unnd so mus es zugehen, wenn
man den teuffei über die tbür malet, und zu gefattern bittet.
Luther wider das babstum (1545) Giij^ man bittet nicht eher
zu gefattern, bis man ein kind hat . . h. est nullum negotium
gerendum ante illius existentiam. eodem illud recidil : man ver-
kaufft die haut nicht eher, als bis der bär gefangen ist.
[MsTORius teutsch-juristischer sprichwörterschalz (1716) 410, das-
selbe Sprichwort auch bei Wandeb 1, 1642; ja, wie mancher
wird zu gevaltern gebeten, von dem oder jenem, gott aber
weisz, wo der rechte kindesvater sich aufihalt. rockenphiloso-
sophie 2, 298 /f.
2)) wenn man zu gefattern bittet, so soll man allezeit
eine ledige und noch unverheurathe persohn, mit zum wercke
nehmen; sonsten had das kind kein glücke zu freien, und
bekömmt auch keine kinder. Pisturius glitckstopf (1669) 109;
hier bei dem volke ist es eine alte sitte, dasz derjenige,
welcher jemand zum gevatter bittet, mit einem knie sich bis
zur erde neiget, und um das christliche werk ansuchet, sein
ncugebornes kind zur taufe zu halten. Höfer etymolog. wb.
der Österreich, mundart (1815) t, 295;
J. 'an l'ucsrall hat ä' than {der tu gevatter bittende)
und hat von Itristligen werk
langmächli äppas gstrodell.'
//. 'waist not da» wölli knie
da gvatä z'orst liat bog'n?
beim rcohten is's ä göth,
beim denken is's ä goth'n.'
Lindannayr 6Z bei Schmellkb 1^,962.
aber Uli trat schon ein und die base sprach : „du hast mich
noch nicht zu gevatter gebeten, und die leute sagen doch,
ich solle pale sein; lasz doch sehen, wie kannst du das?
und was für ein gesiebt machst du dazu? Gottbi^lf Uli d.
Pächter cap. 6; gefressen hätte er mich allweg nicht und einen
verwandten zu gevatter bitten, ist noch lange nicht gebettelt.
ebendort ;
nein, der küsier kommt geschritten
ganz im schweren Testornat,
will mich zu gevatter bitten
J. F. Kind gedickte.
so sah sie einmal den führer der radikalen in Mann-
heim feierlich in schwarzem frack eintreten, und sie wusste
doch, dass der mann gar keine häusliche veranlassung
hatte, ihren hausherrn zu gevalter zu bitten. G. Fbbytag
(K. Mathy) 22, 240. seilen, dnsz auch die pflichten, die der ge-
betene auf sich nimmt, in diesem Zusammenhang erwähnt werden
(vgl. darüber unter gevatter stehen); es dunkeh und ich musz
in die Stadt, um eine kalte pastete und eine torte für die
nächsten tage zu bestellen, sowie confekt für zwei patenkinder.
denken sie sich die Schändlichkeit: erst in den letzten jähren
bin ich wiederholt zu gevalter gebeten worden; ich muszte
in der kircbe herumstehen, knixe machen und jetzt alljähr-
lich auf geschenke denken, Schaumünzen oder sparbüchsrn-
geld einwechseln u. s. w. G. Kelleii (20. dez. 1880) bei Bächtold
3, 462.
s) bedeutungserweiterung und Verschiebung : zu gevatter bitten,
an jemand eine populäre gastladung ergehen lassen, „bleiben sie
mir gewogen" oder „erhalten sie mir ihr wohlwollen".
Albrecht Leipziger mundart 122*.
t,) Substantivierungen siehe unten: vgl. gevatterbitte, gevatter-
bitlen u. a. sp. -1603.
2) formein für die annähme und ausübung der gevatterpflichten,
a) vereinzelte Wortverbindungen:
a) gevatter werden.
swer aber gevater wirt durch guot,
durch vriuntscliaft und durch liebe,
als dicke ein vrinnt geiu vriunde tuet,
duz wallet grözer tiiuwen,
als ich von Karies pheter bewfset bin.
Reinhar V. Zweier 168 Roelhe.
dieselben nacht genasz des kastners weib aines kinds im
scbios (in Weissenhorn), der bat kaiserliche und kunigliche
mayeslat, das kind zu heben und gereltern zu werden. Bau-
KA^N quellen I, 169; das wir inn des gefattern worden sind.
Luther vpJ. sp. 4010); jei/.t schliesse ich ihn hei licht, und ich
weisz, es isl besser als im dunkeln zu sitzen oder gar einen
augenschirni. der dadurch, dasz er schatten und liciil schroff
4657 GEVaTTEK II (gevalier itelieo)
trennt, am meiden iibailet, zu tragen, eiai too beiifea
wilrden iinicre ar/.ie, die jet/.i alle fevailrrn gewordeo, deriU
lionlieiit(?ltlicilctien-|)ollien oiler apotbekerplund-patlirn rin-
lifehlen. (iiABiK an Immnmann i\. fihr. ihii, tint üi*rlra/«in
vtrwtndiing dtr formtl vgl. unUr gevaltrr »Iphco ip, 4»»,
ß) well ileninach tiaiile Ich norli inii«i |nvillnr ••!■,
M> iriiKi* nur den miil bahl niolerum tiloeln.
Icti iiiu'x Keim und kl«lil«a mlcli,
«lamll Ich faln arbtrllcb
und feine
•reoheina
In ilarleiiiiliieni bau».
Cai. UkL't» rfi>t llartequin$ UnribeUtrtiutkmaMii SM
ttirwlruckl,
bei einrni kind grvaller *ein, to be a godfatktr to a chitd.
Itulseh-tngl. wb. (I7tfl) 7M.
I>) m KPvallern Hlclien, zu grvallrr »tehrn, «cvallfr «lelien.
ouek hier maehl lich innrrhalb der formtlhafUn vtTbinäung du
oben beobaehltte neigung für ilarki fltxion %ni kuru formtn
gtUtnd.
n) die frittn btUgt für ru ge*allern stehen reichtn in dat
18. jahrhundet turtitk , der tehrtflfprnehe tnlschwimlen •>> mit
diesem Jahrhundert, in muudarttn haU tieh dt* alle form Unger,
vgl. sp. 40M.
hab dir elQck neben tu vlehiuehi,
üa« du dich kan.oi mit ahrrn n< hrn.
wie hat! du illch dvnn dl»i lu wahro
da« ich dir »olt tu graitern aiehn.
i. Aiaia (ftitir mU »i»« gefaiitr lodi) )469 K^lUr.
wie kb zum rrtlen mahl zu gevatlern itand. rotktnphiloio-
pki* (n^)^) t. hundeit t. i^; ibento vgL Hvmsc«: IIuliios;
KitficR: GOntmi« m. a.; wohl sehr gerne mOcht ieh, I. Hr.,
vüo euren schOnrn bhiuen und M-pi<aea Iranben eanen, und
wenigsten« eben ao girn dcuj billiscben jungen, der eucb
im nflrbaien no». gtholiren werden soll, zu geraltern sirhen.
VViEiAMO an Urrek {n. nov. IT,;) 1 I07. mtl der starken flexion
für den dnliv be egnei die Verbindung luersi bei KiKCiiAaT:
wenn er zu gevaiter ttpbt. btenenkorb (l!VSQ)6&', grOaure aui-
dehnung i;«riinn $ie in neuerer uit. /um preisz gotles, ja, die
familie peileihl. der Kertrand hat seine Susanne geheiruthel,
sie wird bald nieilerkummi-n . und hnft, der herr veiter
wird zu gevnlter stehen. Schii.ikr {pararil II,:) t4, ri); ebenso
J. l'\tiL (.«. M.); kaum hatte kOnigio Victoria in der eignen
fumiie taufen la'«sen, so stnnd sie am is. mal bei dem
töchtcriein ihrer schOnen bofdiime, der her/uKin von Siither-
land /u gfViittrr. allgemeine leitung 21. mai \i>i'< beilage ; eine
der tOchlern und Mareilis bruder waren zu gevalier gestan-
den. J GuTTueir I, U.s (batiemtpiegel); z' gfnter sto', pathe
iein. HuNziccsa Aurgnuer vb. lOi. die formet gevulter stehen
hat swei tertchiedene wurieln. einerseits führt sie auf prädi-
kativen gebrauch unseres wnrles turück, und hieraus mag da$
niedei deutsche vaddt-r slan tu erklären sein (llurrMAnri gesell-
sthaflsUeder 2, t6.s). hierauf führen wohl auch die uiesten be-
lege xurüek, die dem nnfani) des n. Jahrhunderts angehören:
brrr richter konimi fein bald, ich man uach hau«e gehn,
uud böten, wer noch inohr »oll heut gevaiter atehn.
Cur. Hkutir Itirlniums kiiiUhriieiiHschmnu»»
iiituiiruck) r. Vfl.
nebenbei macht sieb jedoch allein uhoii die neigung tur küru gel-
tend, die iliisu beiträgt, die illlrren formen tu verdrängen, schon
AoKio.NC bemerkt: gevatter stehen, bei einem kinde gevulter
{nieJit zu gcvalttr) stehen, i, 0«0. die neueren schitftsteller
halten sich durchweg an die kurze form: der pastor in Wands-
beck, durch den allen Schütze dazu vrranlaszt, wird mir
den gefallen thun, mdnen söhn in die christliche gemeinde
aufzunehmen und iiim meinen namen beizulegen . . Schütze
allein habe ich es zu danken, er hat den pastor beredet
und mir für den act sein haus angeboten, auch steht er
gevatter. HsBUKitagebfuher l,29>: Irot: dem formelhaften charakltr
unserer Verbindung und es dem dichter doch möglich, die ttnn-
liehe ticdeutiing der einselnen bestandtheiU wieder tu beleben:
nun war nichts schwerer, als zu gevatter zu — stehen auf
einem schwankenden scbiiT, das alles umwarf, was nicht an-
gebunden war. Jkau Fahl Siebenkät s. 113.
fi) die konstruktioH der Wortverbindung ist mannigfach, dtr afr-
toiMte gebrauch ist bei Ulttraritcher verv^adaRf ia der «igtmt-
Itehen bedeutung selten:
seht, hin ich nicht abscheulich ichAn,
als sollt loh tu aevantm stehn,
und bei der biniit die »piiia fuhren.
tid.MiKii (T7icu'/uMN.< rifertmeht S,U
»uhimg tnr li. «Hft. «. ItX
GEVATTen II (gevatter liehen) 4668
beunt mutz leb tu gvatlara tleben Aaeis tu. (!•:•) l,aM.
»0i. S<H.LL«a l«,}n: IM frrttM daUt wtrd Md der ItmfPtUr,
bald d*r läufbmf als ti Ipunkt der Ptt^alik4t>fkid ««ff/Bfl, 9fL
oben Avaaa UM und Miaia«» htt Merck },i»t: «• uitfipln
jedoch ia dt» eiufkhrung sUchrn dtltn durth dtt fHfmitU*
bei, di» teho» tu beginn dn |7. jtkrk. ttattUt. tu ikr mttdm
die mannigfaehtUn betimmisntn »n§tfhfL
1)) ai fordart aaaloa pllicbl. dstt teil «li ta ««ek gtk,
uad bei dam harl«<|uln nerb b«ui favaner asak,
■achai nur In auran hauti
aoatalt tu des kladee oebaaui.
Ich »11 micli.
wie bitllf.
bei auch Oadan ata.
CuB. Ilitfia i(M llnrtf^utn» UmMheUtrimithmamH ttt
(»rnitTmet).
i)) oi« batie Sie bei einer Judenlaufe gevatter ge«'sA4ea,
obgleiib sie gern bei rbrislenkindern dieses patbeoamt ttb«w
nahm sie drängle sieh recbl tu gevatiersiaadrn lliepii
Ubenilduft 4, Ol.
S)) bei einem kinde gevatter sieben Aacitjao %,**»; UurttT
3, 1, 4«l.
'drum komml, Ihr barrn, r**cii«lada,
laut uns zur taufa sehn :
bal aloen fchouen kinda
sollt ihr gevaiier stebii!
wollt Ihr den namsn wlatea?
einhall, dar soll sa sein:
Ihr blodei Ia die kitssn
Ibm wol die rrcihelt eis?*
Ilaawaea «erfirAfe tine* lt^tmä$»n f. in.
diese Verbindung ul heute die htrruhendt.
4)) mit einem gevatter sieben, mit ihm tufleieh fufurnft
um. Aoiiio«c 7,610. da im Vidksiihmltehen pt^nutk nur twH
taufieugen üblich sind, so herrteht la die$rr fripmHknaUrtbtn.
düng der stngular vor: 'ir vezieit, baae/ tagt« Oli, *iu aull
ja der grOszIe unflst sein, und mM itm «aNat ihr akhC
begehren, zu gevailer zu stehen. GoTTniir Dk dtr fdekUr
top. 6. ^aiH dat kompositum niilgavalter ufL FaiTUC arr-
iorrne hundschrift II, eap. 6.
y) belege aus wörUrbüehtrn : tu gelalteren stehen ßtri tm$-
reptorem Hsnisca 1417; xu gevaileren stehen frn«at<tr «a *<tas-
bino Hoisius(l8&6| 167; tn gevaltern stehen tasripere ta/ealrfli
Kirsch l'.S; gevailer stehen to auitl at §od falhrr. teuluh-
engl. rb. (1718) 7««: gevatter sieben Aorlorc }, «M; Scawaa
|i>:<) 74U; HiiPKRr 3, 1,461; tu gevatteren stehen MsaTia
und LiBXHART Eltäst. wb. I&&.
d) Verwendung in Sprichwörtern : dtr scbafer ist terdlchlif,
der beim wolfe gevatter stehu t^L ScanAD^a i/r hii/erscAaia«*
der deutschen spräche 131 : wer beim wulfe gevattar steht, antaa
einen hnnd unter dem manlel haben. tbendorL wgL Siaaoca IM»
t) bedeulungsentwicklung der formeL
\)) allgemeine er Weiterungen det bedeutungtfthaitt» (UfL tktm
4651) er bal dabei nicht tu gevaltern gestanden. WA^aia
I, i64i; von allen professoren in (iOitinfien, die noch lebca,
ist keiner, bei dessen berufung und anselzung ich nicht {••
valier gestanden und als niiilelsperson gebraucht gaweaa«
wäre. IIbvnb iiieft an J. v. Mt)lltr,6&.
•l)) das moment der pflege ntrwuuälukuflätktr ArsM*«af«a
macht tii-h geltend: gevulter sieben, bttm eaM, hti dtr laalr,
beim tetler mn. AiBaKrar Letptkgrr mundtrt iti*.
n)) dat moment der dienstlnUumg tnit htrnr^ sa gcvallar
stehen aiMml in stkneittriithtn tedtntatttn dht timfttkt btd^n-
tuuii ton beistehen, hälfet an: mii des kiM ta geraiicr
stehen rtartn sieh etkrttktuitm btiUehtn. ttkwtia. UnMm i, MX,
besi-nderi im geidvttktkr frd§t tkk Htm htdtuiunf aas.* t* §^
vulter stehen, ia ftidmtt MsMra. «teaisrt
4)) rteltetthl führt auf dnu ttuitel auch dit i
arl turick : gevatter sieben la betu§ mtf [
die amefzi, vtrpfindtt und, dia ahr alakl psaMar« itr ki^
haßen phantaut dtt in dn ttudtnUaAtm mmtmk9ftu*%f ta
tage ttiU, enltpricU et tUtrdkift wuär, sMaa dtt eriiiraaf Aarr
aa dat moment det laawAei, ilar aerfnrfaaf aakalf^, dm ia
brauch und formet gavaltar Mahaa tarüfff.
«)) dte aliesUn in dtr hWfrarar Mrflea
sIemRie» den gediehltu GO^iTtaa«, dtr aadi mtf dm i
noch nitht eugttchrinki iä, itarfsra dm stasrtaea
aecA in freier reis* utrHudtL
der stieffei laafi i
{iim I9i.
4659 GEVATTER II (anredeformel)
der schweisz der eitern wird verkocht, die sich daheim mit
sorgen quälen,
der hauszrath wandert zu gevatiern : der pursche lärmt, fährt
aus nud hauszt
mit wirthen, pferd und jungen mägdgeu.
J. C. GÖNTHBB ('las tüuier viele unheqrundele vorwürfe
verlheiiUi.ite frauemimmer) 5. aiisg. 433.
was der und jener thut. was dem und jenem paare
der hochzeitgast geschenckt, woher das siräuschen sei,
das Amaryliis trägt, wie oft das conterlei,
so Clandesiin versatzt, doch schon gevatler worden.
GÖNTHEH {Theoilusms 11,1) 5. auß. 979.
schon vor dem druck von Günthers gedichten tear unsere redens-
art in der form gevatler stehen von Picandkr verwendet worden:
und als sein Schuldner kam
und alles, was er sah, statt seiner Zahlung nahm,
so laiid er weiter nichts als schabichie periiqwen
..der Schlafrock muszte gleich damahls gevalter stehen.
yediciUe l,a41.
den andern will das hausz erdrücken,
er musz zum Merseburger gehn,
und will der vater nichts mehr schicken,
so musz das kleid gevatler stehn. 2,5U1,
vgl. auch unter gevatterschaft (4).
b)) die form zu gevattern stehen ist die seltenere und,
was wol zu beachten ist, jüngere: mein rock, den ich tags
vorher versetzt hatte, weil ich in der äuszersten not war,
steht noch zu gevattern. R. Lenz hofmeister II, 3 ; zu ge-
vatter stehen verzeichnH Vollmann im burschikosen Wörter-
buch (1846); in allen anderen belegen erscheint die ktirze formet
'gevatter stehen': deruhaiben nothwendig . . . die bücher,
weisse wasche, kleider und andre mitgebrachte schöne
mobilien das gevatterstehon eingehen musten. Mei.issus
galante Salinde (1744) 167; gevalter stehen in» hospittum von
1747 vgl. Klugk deutsche Studentensprache 92; gevatler stehen
KiNDLKBEN Studenten lexikon (1781); die kleider stehen vei-
niutlich gevatler F. L. Schröder beitrage zur deutschen Schau-
bühne (1786) 1,1,3; meine uhr, mein kleid steht gevalter,
Bia montre, mon habit sont engages Schwan (1811) 439 ; ^gevalter
stehen in 'der Göltinger Student' {[SiZ); 'der flotte bursch (Leipzig
1831) vgl. J. Meieu Hallische Studentensprache 59. anmerkung ;
studentisches konversalionslexikon (1825), vcrgl. Kluge a.a.O.,
meine uhr, mein ring steht gevatler (in familiär und jocose
language) my waich, my ring is at my uncle's, is pawned. Hilpert
2,1,461.
^) eine seltsame idenlißcirrung hat die furmel in der ursprüng-
lichen bedeutung bei den bürgern des aUcn Halle gefunden : sonst
heisst auch auf dem breiten steine gehn bei dem Haliischen
biirger soviel als gevatler stehen. Kindleben idiottkon der
hurschenspr. {neudruck) 31.
3) die anredeformel in ihrer ausdehnung auf freunde und
bekannte.
a) in unmittelbarer anrede
a) die einführung ohne beiwort:
waerleicli, gevalter, du hast war,
wol au, ir herreu an die schar. . ,. „ „
faslnaclilsiiivtH 428 {Netdiiartsptel) Keller.
gesundheit, gevatler, gönnt mir's, das essen schmeckt und
bekommt mir Tieck {kaiser Oclavianus) 1,156; aber gevatler,
gevalter, iiir bald fünfzig, und das junge mädchen. ebendort.
zu mittag! gut, gcvatter! jetzt gilts freundschaft.
ihr wissi, 'wie sich zwei liande waschen können.
ihr wollt auch gern, ich weisz, dorfrichter werden,
und ihr verdicnts, bei gott, so gut wie einer.
Kleist zvrbruckeiier krug 1.
ebendort bevorzugt Kleist sonst die koseform gevatterchen vgl. auch
szene-,; wenn man so den süiuitiig hinüberging nach Deutz,
seinen Schoppen zu trinken im Marienbildciien, dann hiesz
es rechts und links: gevalter, geht ihr auch nach Deutz?
Immermann der carneval und die somnambule (werke 8 s. 110);
der fischer sagte zu dem Blase: auf solche weis', gevalter,
mücht' ich mein handwerk nicht das ganze jähr treiben.
MöRiKE das Stuttgarter hulzelmdnnle in (ges. schriften l^fl'i^);
'guten abend, Ilans', rief der Schlosser mich an, 'bist du
auch da?' 'ich sollts denken, gevalter', sagte ich. Freytag
(soll und haben) 4, 180.
ß) beiworte allgemeiner art,
1)) jezo sprach der papa zu des chors tonkundigem meister:
bravo f hier ist kraft in dem saz, und. lieber gevatler,
auch in dem vortrug kraft. Voss Lnisi^ 3,530.
2)) gern sah solches der freund und sprach mit erlogener stimme
kommt ihr vom raihaus heim, nerr gevalter? Ihr bringet
ein kluges
Protokoll mit nach haus, da unter dem but, wie ich nieiKe.
MöRiKs (.iäylle vom bodensee) !,;>&(>.
GEVATTER II (anredeformel)
4660
3)) lieber gevalter und getreuer. Markgraf Friedrich von
Brandenburg an einen anonymus. 8. febr. 1485 bei Steinhausen,
privalbr. 1,240 'hochgeborner fürst, freundlich lieber vetter
und gevalter' Friedrich Wilhelm I an Herzog Friedrich Ludwig
von Holstein- Beck. Varnhagen biographische denkmale 2, 51 ; her-
zenslieber gevalter, landsmunn, gönner und freund Hamann
(an Herder 20. april 1782) 6, 237. UoUi.
y) individualisierung.
1)) ich und die geselle mein
wellen den vortrit vor im pehalten;
es well dann ungelück walten,
so komen mir auch und springen cnpor.
gevatler Englmair, nun tritt aber vor !
fasUiachUidelo (Noiitharlspiel) 419.
was mag wohl Carlstad in diesen unverschamblen lügen ge-
sucht haben? ich acht die zwei, das erst, das der pofel
sol dencken, o es ist nichts das der Luther oder ander an
dem babst gethon haben, sie heucheln im alle, hie ist der
man. d. Carlstad wins thon, der weisz den babst recht auf-
zunesteln, wie dünckt dich neibcr (nachbar) Kndres, und lieber
gefatter Peter? das ander, das er den Luther mit dem babst
einwickel. Luther das ander teil wider die himmlischen pro-
pheten (1525) H2';
gevatler Bürger! sagt einmahl,
sind wir nicht brave ihoren,
dasz wir, durch selbst gemachte quäl,
den schönen mai verloren?
GöCKiNG an ISürger hei Borger werke (1814) 1,224.
mein! sage mir, warum die lürslen fechten? „ . . ,
fragt Gregel den gevatler Hein (Hein koseform von Heinrich),
der lacht und spricht: wenn sie, wie wir, gedächten;
sie stellten alle händel ein.
wenn sie, wie wir, nur oft zusammen zechten;
sie würdöu l'reuud und hrüder sein. Hagedorn 3,35.
dieser (sc. mein vater) durch meinen aufseher benachrichtigt,
dasz ich mich nach und nach in meinen zustand finde und
besonders mich leidenschaftlich auf das zeichnen nach der
natur geworfen habe, war damit gar wohl zufrieden, tlieils
weil er selbst sehr viel auf Zeichnung und mahlerei hielt,
theils weil gevalter Seekaz ihm einigemal gesagt hatte, es
sei schade, dass ich nicht zum mahler bestimmt sei. Götiie
(dichtung und wahrh. 6) 25, 17; da heisst es immer: mein
lieber herr gevatler Schulz und lieber herr confrater und
socius nialer Müller l, 276; die band her, eingeschlagen,
gevatler Clemens. Tieck (kuiser Octav.) 1, 156;
ei, was zum Denker, sagt, gevalter Adam!
was ist mit euch geschehn? wie sehi ihr aus?
Kleist zerbrochener krug 1.
Erster Bergmann: Ei das geleier da, es stört mich nur!
Steiger: Sag's nicht, gevaltter Klaus! das liederwesen,
ich meine so der ton, die inelodei, —
das thui uns, mein ich, not, wie brol und wasser.
denn schau' - wenn loh recht viel zu tag gelördert
und sitze abends so bei meiner Gertraut,
und meine buhen spielen um mich her,
und's jüngste mädel schlummert mir im arme —
dann schau, gevalter! —wenn ich auch nicht sing',
so ist mir's doch, als sang mir was im herzen,
als ob mir, gott verzidh's, der liebe herrgott
ein liedlein selber spiel in meiner brüst.
Zacharias Webner, Martin Lullier. (Minor 26.)
2)) erster liüiger: gevatler giobschmied, seht ihr wohl? der
kaiser,
den hammer in der band! vivat Uudolfusl
Grillpakzkr (liönig Oltoknr 65,83.
3)) Zimmermeister i du bist ein verwegener laugenichis.
Hansen: gevalter tropf! lasz du den herzog nur gewahren 1
Göt»e (t'i//)io»i 4, IJ 8,243.
b) von der anrede aus geht der gebrauch auch in die form
der d'itten person über, hier treten die eigennamen zurück, um
so giöszcre ausdehnung gewinnen die berufsbezcichnungen. das
schlosz glich einem kloster; jedem war vergönnt an seiner
pforte zu klinken und bescheiden einzutreten; niemand aber
durfte hoffen, mit gevalter Hinz und Kunz wie in einem
gaslhofe zusammenzutreffen. Immerhann der neue Pygmalion
(werke 8 s. 29). ich hab ein paar nichten und einen gevalter
schenkwirth, wenn sie von denen gekostet haben, und wer-
den dann nicht zahm; so sind sie ausgepichte wölfe. Göthb
(EpmonMV, 1) 8, 247 ; gestehe ich dies also nur: mit dein
gevalter maurer, mit dem vetter Zimmermann ist schon abrede
genommen. Göthb (was wir brauchen) 11, 276;
der meisler keilner auch ist keine memme,
gevalter koch ist keiner von den feigen;
selbst der noch jüngst den bratspiess niusste wenden,
er Buriugt heran, deu lanzenschaft in bänden.
Uhland fiirtunat und seine saline l.
4661
CEVATTEH 11— CKVATTER fem.
GEVATTEB tem.
4662
leulc im rotkfn ruck mit blauen ouftcItlSgen rouiülen «be-
msU . . . vur iler IbQr «teben bleiben und bftclieiJen Jeo
hat ah^ielirn, wenn der wirlb ihnen den trunk reicht«;
wenn ate aber ein geiUoteu trugen, mit jemandent ao^uttoiten,
«o warteten *ie, bin der gcvatter f.iflineiiier Idtr ubdftker)
Türflbrr kam. IImiiiki {Maria MagJaltna) 2 118; wenn du för
doinu gro^'cn biine keine «tiefeln linJent, lo mutt der ge-
V iU)T künclincr dir nuch in der nacht Ober deine fUiM
en |i«;l/ niihcn. G. Khkitac (iuU und hohtn) &, 907.
fl) du üben lehnn brteiiU urdditluhe nebenbtdeuluiig maehl
tiek auch in duten Verbindungen gtUend, vor allem in unknüp-
fung an Jat sehneidergeweibe, iai ScaiLLKi in du$tr viel witier-
hotten Verbindung eimicfuhrt hat:
last «iu i;eli<ii! lintl Tierenlitiher,
fevatler icliiii<liler udiI handtchulimacbtri
■Ktin In fcorniioii tu HiieK,
wUian vl«l, wat der brauch Ut Im krieg.
ScHiLLiR {Wiiltrn^leiiit Imjtr) H. 41.
flOji/.er »ogar und gieazer, gevatler Schneider und handscbuh-
mat'her J. Cutthülf 4, tio; was geht es den Peter und den
Christoph an, uli Fonck oder ein anderer den Conen umg«>
bracht, man übeigebc mir die sache, ich züode mir die pfeife
an, lese die akten dureh, referiere darüber, bei verxchlusseneo
thilren urtheilt darüber das kollegium und schreitet zum sprurh,
und spricht den kerl frei oder verurlbeilt ihn, und es kribt
kein bahn darnach, wo/u diese jury, die gevaiter Schneider und
handschuhmucher. IIkinb IS, 118 (britft aut Berlin) ; sie wollen
wühl neue kombinatiunen im spiel , aber keine neue regel,
sie . . «eben sich nach dem gevatler handwerker um, der die
blutter Hub! anders mischt, auch wohl hin und wieder,
denn abwechselung miisz sein, einen neuen trumpf einsetzt,
aber im übrigen die altclirwürdige erßndung des ur-ur-grosz-
Vaters, wie das nalnrgesetz selbst, respectirt. HüsaKi. (vorwmt
lu Maria MatjdiUna) lo, 47. toller als wie damals nacb
kiosterZuveo ist ^^ol nur selten um eid und ebre deutschen
kriegsvulks und deutscher ritterschaft von munsieur Arlequin
mit der diplumatischen pritsche und gevatler hanswurst mit
dem puliiischcn plunisack berumgelanzl und tugehaucn wor-
den. W. Uaabe llastenbeck, i. lOI.
v) eine alte Verbindung ist gevatler todl: der baur mit seim
gelatter tudt, ein fastnachtspiel von i. Avata Keller iWff.;
tudt gevatler. SiuiinsiKDüR Gg'; der gevaiter lud. br. Grihm
kinder- und liausmdrchen I, 253 /f. (I^M), v*rgL anmerkungen
3, 69 — 71 : gcvallir lud, eine dichtung von 0. Roqiktte. diese
tusammenstellung ist allerdings nicht so verbreitet wie die syno-
nyme ,, freund Mein", die oben {sp. 885) xh spät angeseilt wurde,
auch sie nicht in dltere seit surück.
GKVATTEU, fem., entspricht dem allhoehi. fem. givatara
(linirr 3, s:s) : coinmatrem spiritalem givatarun. ylosten su den
decreten Gregor (lü. auf II. jahrh.) Steinmbykr Sikvbrs 2,137.
wie die geschichte des maskulinums seigt (vgl. gevatler sp. 4&40/f.),
steht für die bmennung der taufieugen das männliche elemenl
so sehr im Vordergründe, das die weiblielien xeugen nur in den
ableitenden Suffixen, nicht abrr ttn Stammwort silbsif su ihrem
rechte kommen, das su/fix, dessen sich untre ableitung bedient,
verliert sehr fnVu- die charakteristische form, trotsdem gelingt es
der kunkurrenzform gevatlerin (sf. 4ü67) nicht, sich ganz an die
stelle >u settert. das bedürfniss der kenmeiehnung des weiblichen
gtschlechtes wird beim gebrauch unseres Wortes vielfach durch be-
gleitende bestimmuni,eH befriedigt, noch hdußger jedoch wird die
nolhtrendigkeit einer hervorhebung des gesdilechiet gar nicht em-
pfunden.
1) illtcste belege, geltuiigsbereich, formen,
a) ausser in den allhochd. glofsen ist das frmininum auch
in den alldeutschen gesprdchen belegl U'id tvar in einer rerren-
dung, die auf Ungeren entuicklungsgang siirücilvrü<; gevathere
lalz mcr 8erle(seitan, stuprare) nUJ. gesprädte 10t. loIcArn Über-
gang von der erweiterten bedeutung des wertes bis su obscöner Ver-
wendung Idsit sich in mitteiilterlichen quellen schon für commater
deutlich verfolgen : cummatres nppcllalae nmlieres, qnae una
in domo cum episcopis et clericis maoebant, interdum et
sorores vocatae. chrun. (aiill. Burdini ad ann. I3u3: queri-
monlae camerae populi hae erant quoJ dommi episcopi et
alii cleriri . . . feminas nimis juvenes in domiciliis suis
haberent, quas commalres vocanU Ducakcb II, t. 440* de-
teiiore sensu ire ad commalres ebendori (la Monnoie gUu,
Burgund. IS4). für die mittelhochdeutsche seil, die die lt»m-
kurreniform gevatlerin nocA nidit belegt, Ueg<n wettere Ver-
wendungen vor:
IV.
•4 «itt gavaur gel« ir fetaitra
Ngtaoei »aaierfl Hb*t *t» %n*m. IU»m$r Ittn.
losr« le eiioer gevaierea
«■de rar Ir nter itn gaiera.
fmeäi0 dm gifrri, ttätm itk
*ia, Hab« g*«sur
jeatli dar gaUr
wie U4 ueb gaMbalMaf ekni* ISI.
dA sprach Uaogrln
vrags ill« covaierto din.
Ob sie Uli liab« bebalun. d«t k «an.
J. Cai^e, lUiiAmn Faekä OL
dt«« rada dA varnla.
dar bAi «io manflaebl ghin,
dl««r bll «io iIppabAr blgta.
}ar Ist Olli «loer gevaiern gsrAgei . .
RS bint ki ntl ir pbanningaa
vil woi underitandtn
llsmaica v. Nils iirUtUrMe» 9n Ueimtei.
46 sich Ir udt soll' «ndtn
und sin gr<l wolda waiidaa.
6h lion «In ir «««siar dar,
diu wart Ir isidei wol ga«ar,
diu iprarb: 'gevaier, tscai mir,
durch goi, war umb« irarai ir .'
Ifi lu nilD irevaler gram,
leb mache in lu th gaborsam'.
te^iimmtaltentemer 1, 118 •. d. /lafM.
d6 il die vrsi von im gawan,
dl mit gl« tie von dan.
di *i ein ir gevatern vant.
dar l«l fi« tchicra bokaoi.
geiiammlabeHieu.r 2, IV» r. ä. HagmL thenn S,US.
b) im 1&. und 1«. Jahrhundert ist die fetm uUreiek Megl,
sie erscheint in Chroniken, bei Miansa, Lcri-a •. a, Muekdm
grammatiker jener uü führen sie auf: quae ruoveniant tiria
ac mulieribus, non mulata lerminatione, »ont commaol« g*>
neris, ut der gev.itter, compater, die gevaiter, commater. CLues
(neudrKii 28. sp/tter rinU unur mori mehr in die epkit« de»
vMsmdstigeu herab, die mitterbiicher neAm/n immer teitner
noiis; »^evatler, komatert. deutsch-preuu. rorot^er ro« tnftmg
\b. Jahrhunderts. NsssEiaann i. 11; gemalter, ^Iriniu, patriaa.
HuPFOFF M. Kaisios (I700) il«; „die gevaiter" ßr „die ge-
vatlerin" ist schlecht, kommt aber im gemeinen leben SÄ4>
obersachsens hfluHg vor. Hi!T<<atz Antsbarbanu 1, M>; tai
gemeinen leben einiger gegenden wird gevaiter in beiden f»>
schlechtem gebraucht, meine frau gevaiter. AoBLonc t, MI.
c) formen, die alte endung ist noch im vocab. opltm*$ kr-
wahrt: commater gevatra i, 45, r^ DiBrcnaaci ia&*. im
andern voeabulare weisen gevaier, gevader, gevadir msf, tgL
DiBrERaAcii a. a. o. vgl. auch die mtttelhoehieutteken hel^, die
die apokope schon durchgeführt setgen, im iuutwtwsenktmg mti
diesem Verluste des für die gesckledilAestimmung entsekeUtudt»
Suffixes stehen die neubtldiingen wie gevatlerin {s.d.). fMSlMr-
frau, (s.d.) gevatterscbe (s d.).
2) gebrauch des Wortes, a) absoluter gebrauth: ilem am ••••
tag ao man singt invncavit gelag mein bausfrauw DorotbM
ainer tuchter, ward KHsabel genannt, gott sei geiopi. ai«
ward getauft im &«. [vgL anm.) jar. .Margarela mem kciMB
ward gerillter. cAronüc des B. /.nk. d. sUiUektem. *, Itk
6i Verbindung mtl posaeutvbeüsmmungtn :
a) diu vrouwa gj«,
dA si« in Mch 80*1 mii«d«a hi«.
bin in dan bof, und bat «in wip.
der (<<<-reM) gevat«r wa» ir ü».
gtusmmtahtnurur t.Stt e. C »«fm.
und darzu inn der kinndipel, ta «iner fart WUÄ ait mm%
mag aio kiondlprllerin oder jeisandl von Ire* «tflra aaik
tischzeit zu ir laden oder ungeladen in ir kaiK«, ir aaltr,
aofrowen, ewiger, awesler, gescbwriea oand ikr feffniler
unnd sunst niemand ander«. .ViimWrfer fsiiansiisvrfHmail
72; es ist wahr, aie ateckt taglich iito da, «M M^ Ml ick
dafür, gar ihr gevaiter. C RBi:;aa, der sfcstiii A— S$M&m-
ptmpe krtmkkät mmi Iti %, IM ; nun mar M afd Mi taf,
dasz sie dess legt aickl Bit ihrer gevaUer m rwl kaaMM«
mocbL aber gleich aorgta (r«h fiesf •*• ra ihr. Im* der
U< « sol, 4.
ß) ob ein man ein kind ea« der lanff hcM o4ar m im
firmung hell «la er «irt grtallcr dea ki»4e ««kr »der ■MMr
und des kind« göt, also wirt aacli a«
die vor mil im leiplich vennlachl iat, geoltar
and mueler und dea \mM f««. Mta<*eair lanJliir, «fL
ScUkLLKB 1% ^u
m
4GG3 GEVATTER fem.— GEVATTERBRIEF
GEVATTERBRIEF
4664
c) Verbindung mit adjektiven und Substantiven.
n) in der anrede: 1)) o mein liebe gevatter ich sagt euch
gern ein grosze heimlichkeit. buch der liebe 302, 4; daiumb
soll man die weiber und weibische gepieppere weit von den
krancken und sterbenden menschen treiben, die do sagen
„liebe gevatter und lieber Hans, es hat noch nit notli, ir
werdeih wol wider gesund, selig und reich". Lüthfr ausle-
gumj deutsch des Vaterunsers {\b\a) i9'4'; das broth sterckt des
menschen hertz. darumb Sprech icb, wider, liebe gefatter, frest
ewren faulen brel selbst, ich warth des teglichen brotes,
das mich stercke. ebendort.
2)) nei luegei doch das spinnli a,
wie's zarii lade zwiina cha!
bas gvatter, raeinsch, cha'schs au ne so?
de wirsch mers, traui, blibe lo.
11 EHRL (las spiiinlcin.
3)) liebe gevater Sellenfridt,
solt esi mich vei-schmohen nlt,
das mich der ode sclieiiilicli man
hell zi°i den schelmen heissen sian?
ach heil'fendt mir, ich kan so vil,
das Ich in wol verzoufTren wil!
Murner schelmcnzunfl, neudruck 31.
ß) dein alte Günczel gl'ater hastu,
die dir lieimlich tragt ab und zu.
du mainst vileicht, ich kenn dich nicht?
II. Sachs die twm gpfallern [neudruch) 63, 104.
d) in den Verbindungen zu gevatter bitten, gevatter stehen
M. a. macht sich das genus unseres Wortes am wenigsten be-
meiklich. in solchen Verbindungen hält sich das femininum bis
auf die heutige zeit:
fing ihre freundin an: was schwimmt dort auf dem meere?
ein kastchen I wie, wenn's voll Juwelen wäre?
ach, Doris, wäre das nicht schön?
allein ich sag' es dir, ich hab's zuerst gesehn,
und liömmt es an den Strand geschwommen,
so ist das glück des schill'bruchs mein;
doch du wirst ja bald niederkommen,
und das versteht sich schon, ich musz gevatter sein;
dann bind' ich dir drei schnüren perlen ein.
Gellert fabeln und erzWUnniien : iias neue ehepnar.
andere belege unter zu gevatter gewinnen sp. 4654; zu gevatter
bitten sp. 4655, 4607 ; zu gevatter stehen sp. 4657.
GEVATTERBITTE, /., nomen actionis zu der oben (sp.4665) be-
sprochenen Verbalkonstruktion: anfänglich marschierte er, wie
ein pfarrer, der seiner predigt noch nicht recht sicher ist und
sie auf dem kirchweg noch einmal probiert, halblaut und mit
händeverwerfen. er studierte seine gevatterbilte ein, sagte die
Worte bald so, bald anders und war er hinten aus, so wusste
er nicht, wie er angefangen hatte. Gotthelf Uli der pdrhter
cap. 6.
GEVATTERBITTEN, n., substantivierter inßnitiv zum obigen.
da der Wohlstand unter uns oft das gevatterbilten abwesen-
der persunen so nothwendig macht, dass dessen Unterlassung
zuweilen beleidigung ist. KOnitz 18, 45; „aber base" sagte
Vreneli „wer soll ihn zu gevatter bitten?" „Uli, versteht
sich" sagte die base. „nein, base", sagte Vreneli, „dies
darf ich Uli doch wirklich nicht zumuthen ; er könnte mich
dauern; das gevatterbitten ist ihm ohnehin schrecklich zuwider.
GoTTUELF Uli der Pächter cap. i; dasz das gevatterbilten nicht
eben die angenehmste Verrichtung sei, hatte er immer gehört,
aber sich doch nicht vorgestellt, dass man dabei wie ein hund
behandelt werde, ebendort.
GEVATTERBITTER, m., nomen agentis zum vorhergehenden :
heunt musz ich zu gevaltern stehen, hingegen musz mir der
gevatter-bitter 100 fl. auf nimmermehr bezahlung darleihen.
Abele k. Unordnung (lü70) 1, 304; kinder hatten beide., auch
nicht . . Firmian hatte schon in seiner phanlasie die scherz-
haften proberollen eines ernsthaften kimisvaters und go-
vatterbitters durchgemacht — aber es kam nicht zum auf-
trelen. J. Paul Siebenkäs 3, 13., erstmals angeführt bei Campe
2, 354.
GEVATTERBRIEF, m. wort und brauch entstammen den mit
dem gevatterbilten verknüpften förmlichkeiten. gevati erbrief ist
dasjenige höflich geschriebene oder auch oft gedruckte schrei-
ben, worinnen der kindtaiiffenvater derjenigen person, so er
zum tauffzeugen erkiesset, die glückliche entbindung seines
weibes entdecket und mit benennung des tages , orts und
stunde sie freundlich ersuchet, solches amt und heilige werck
wilüg auf sich zu nehmen, wird insgemein von der amme
oder muhme herumgeschicket. an etlichen orten bittet der
kindtaufenvater die gevaltern mündlich. Amaramhes frauen-
zimmerlexikon (1715) 666.
1) der erste beleg gehört der zweiten hälfte des 17. jahrh. an,
weist jedoch bereits auf längere Übung des brauches zurück: wie
ich denn cxempel weisz , dasz . . sich andere so gestellct
haben, wie mit denen erlogenen brand-brieffen, und haben fal-
sche gevalter-briefe geschrieben, und solche vornehmen leuten
in der Stadt hingebracht . . da seind die leute froh gewesen,
dasz sie sich mit einem thaler oder was, abgekauffet . . das kind
mag gleich nimmermehr dazu gebohrcn werden. Prätorios
gtückstopf (1669) 145. die übrigen beispiele gehören dem 18. Jahr-
hundert an:
a) ich bin ja 8 jähr alter alsz Caroline war; den ich er-
inere mich noch gar woll, dasz wie ich dasz erste mahl in
Hollandt war im winler, schickte mir i. g, der churfürst
einen gevatterbrief, um Caroline patte zu sein. Elisabeth Char-
lotte (28. febr. 1711) litterar. verein 107, 273; da ist ein kcrle,
dem hab ich in diesem gasthoffe wohl sechstausend gläser
bier eingeschenckt, den wolt ich bei diesem ehrenwerke
gerne haben, wegen der alten bekandscbafft, aber er hat mir
den gevatterbrief zurückgeschickt, ausz Ursachen , weil Ich
ihn nicht edler, wohlehrenvester titulirt. Weise die drei
ärgsten erznarren (neudruck) 97; also kan man gar wol
in omnem eventum die gevalter-briefe schreiben, und die
Veranstaltung zum kind-bett machen , ob man gleich noch
nicht weisz, wie es mit der gebührt ablaufen werde, wenn
nur die wirkliche hoffnung zu einem söhn oder tochter da
ist. PiSTORius teutsch-juristineher sprichwörterschatx (1716) 411;
auch ihr, meine liehen freunde und gönner, gewannet Zu-
sehens mit jeder Station, die ich zurücklegte, in meiner nei-
gung und achtung. ihr erscheint mir in der entfernung in
einem viel wohlthätigern lichte, als da ich noch euern, manch-
mal ungelegenen besuchen, euern launen, euern schmausen,
euern gevatterbriefen ausgesetzt war. ThCmmei. {reise l) l, 106
(1853); ein söhn war glücklich zur weit gekommen, und die
frauen versicherten sämmtlich, es sei der ganze leibhaftige
vater. . . alle meldungsschreiben und gevaiterbricfe übernahm
Mittler; sie sollten gleich ausgefertigt sein; denn ihm war selbst
höchlich daran gelegen, ein glück, das er für die familie so
bedeutend hielt, auch der übrigen . . weit bekannt zu machen.
GüTHE {wahlverwandtsch.) 17, 300.
b) die Wörterbücher verzeichnen das worl nur spärlich : gevatter-
brief, literae luslrales. Kirsch cornucop. 179 (l"64) und in
früheren ausgaben ; der gevatterbrief, derjenige brief, in welchem
man jemand zu gevatter bittet; niedersächs. fadderbrcef.
Adelung 2,640; gevatterbrief, la priere par ecrit de tenir un
enfaul sur les fonts de bapteme. Schwan (1782) 740; gevatter-
brief, a letter, by which any one is desired to stand godfiither.
Ebers 643. Hilpert II, 1, 461; vaddernbrev, gevatterbrief, auch
alle grosze und breit gefaltete briefeScHürzE/io/s<fin. id/'ot.4, 295.
2) an das wort knüpfen bestimmte gebrauche an.
a) form und inhalt des briefes ist am besten im frauenzimmer-
lexikon beschrieben (vgl. sp. 4663); in komische beleuchtung ist
der „gevatterbrief" in Göthes „mitschuldigen'' (III, 4) gezogen.
die viele güiigkeit,
die mir so manchen fehl verziehen hat, verzeiht
mir, hoff ich, dieszmal auch ...
ich weiss es, gnäd'ger harr, dass sie sich mit mir freuen.
. . . der himmel hat mir heut' ein glück geschenkt,
wobei ein dankbar herz an sie zum ersten denkt
er hat vom sechsten sehn mein liebes weib entbunden . . .
und ihre nachsieht macht mich armen mann so kühn u. s. w.
GÖTHK 7,94.
b) zweierlei gruppen von personen werden mit dem worte in
besonderer eigenschaft verknüpft: solche, die die erfahrung und
geschicklichkeit besitzen, um einen richtigen gevatterbrief zu schrei-
ben, und andere, die ihn in der hergebrachten form übergeben
können.
n) in der ersten gruppe spielen die Schulmeister einerolle: wie
wärs, wenn ihr den berrn Schulmeister (uls drfensor) ansprächt?
er kan so hübsche gevalterbriefe schreiben. Chr. Weise
freim. redner 880; und obwohl diese schui-bediente ordent-
licher weise auf denen dörlTern die hochzeit- und gevalter-
briefe zu fertigen, auch zu bestellen pflegen, so sind doch
selbige nicht berechtiget, denen bauren solche arbeit aufzu-
dringen, oder ihnen zu verbieten, dasz sie dieselben nirgend
anders fertigen oder bestellen lassen dürften. Klingner dorf-
rechte 1, 41; gevalterbriefe und hochzeitsbriefe, das ist mein
werk, die kann ich schreiben trotz zehen andern. Rabenek
Satiren (1755) 3, 41.
ß) in der zweiten gruppe tritt vereinzelt auch der kindes-
valer auf:
4665 GEVATTEUBHIEF— GEVATTKRGELD
veriaibl, berr rlchtar, 4ai< leb «ucb leiii muu baoiObn, (gitbl
ili-m I iiliUr einm i/i-miii'rbrf/f.t
ilor slorcb hol uiir bt>cli«M «Ina jungtu birlcqulu.
latai uur dm *i'hr«ibau lu«.
ko werilt Ihr veroebmeo drtu«,
weiio Ihr >olti,
und uur wollt
lu mduuiu hau*« lelu.
Cu«. HiUTia tiM llart^uim kiitdbtllirituekmaiut.
< (neuUiHcb) 3&3.
loni< überu-iegen mitleUpenontn, vgl. obtn frauemimmtrUsikon
und KLl^cN^R l, 41: da»z lie bei niedeikuoffl ihrer weiber
die gewöliiilicben gevuiicr-briefe an die lauf-patlieu durcb di«
Heliuiütter bestellen iiiücblfo. Klincnki dorfrtehn i, sei (ton
n-iu); daiu vyt.: die Unterredung, welcba ■ich in den garten
liinuingespunneD butte, wurde durcb eineu ecbwarsea feier-
liclien niuiio uoierbrucben , welcber einen grusieu brief in
bunter hülle durbul, eich vur berrn liuniuiei aufitelUe und
di'uiitelbeii lür Meine abwesende tocbter die aulTurderung Uber-
br.icbte, |iuthi'n>telle bei einem k.ode tu übernehmeo. G.
FatuAC vnlorint hand$chrifl II cap &.
cl tpricJiteörltr : gcTulterbriere und blitz« ziebeo aicb gern
nuch buhen getieiisttlnJeu WARUEa I, I(V14.
3) (/« obtit btifirochene brdtutungunlwicklung von gefaller
ttehen gewinnt auek auf unser kompo$itum einßutt: tr bat einen
guv.iltcrbrief {mahnbnef) hekonimen. WACHta $f richte, und
»piichwörH. rtdfiisarttit in Rudolttadt (1892).
ütVATTKUBlUE, f., in dtr Hallisehen ttudtnUnipraek* mm
ub»thuJa (vgL unter gevalteriii). Kiuck 92.
GtiVATTLIiCHKN, n., kostform ßr gevutter, in KLBiar*
„urbroehenem krug'* als anrede form gern vtrtHnJtt:
Ääam: «1, war tarbracb den lirug?
Uchi: wer ibu lerbrocbeo?
Adam : ja, geTauerchau. *t«ii« 7.
GEVATTF.IlKI, f., kolUktivhildung für die gttammthtü der
gtvatttr Bleute . die iUere spracht hat hitrfiir gevutreid, gcvAtierde,
gevüllrede (s. d.)\ die neuere schnfttpracht xieht für dentelben
sweck gevjtterscbaft (s.d)vor. unsere bildungUiuehtveremzelt früh
auf: als <lic gefüttrei un einander zu der ee nicht nünieu
uiügen. py/. ScHNKLLEa I*, SSI. ändert belege ijehönn der neueren
uit an : geTotterei für gevatteiscbaft ist nur bin und wieder
im gemeinen leben gehriiurblicb, wenn es Ja in scbrifti-n
vorliöuimt, steht es in verUcbtlichem verstände. Hetkatz unti-
barbarus 2, &u; frauen und iiinder sind hier (auf Gölhes klei-
nem freigule Rostla) in ihrem elcmeute, und die in stüdten
unertrSglicbe gevatterci ist hier wenigstens an ihrem einfach-
sten Ursprung ; seibat nbneigung und miszwollen scheinen reiner,
weil sie aus den unmittelbaren bedilrfniitsen der menscbheit
hervursprini;en. Götbk (tag und juhreslufte) 31, 143.
GtVATTEüESSEN , ». , gevatter-essen, oder, scbmausz
heisset diejenige gastcrei uder luahUeit, soderkindtaaffen-fater
nebst seiner frau, an etlichen orten, wu man keine gevatterstflclt-
chen berunischicket, denen gevatlern, su das neugebohrne
kindlein aus der tautTe gehoben, statt des gratials giebet,
und selbige darbei unsehnlich bewirtbet. Amabartbes frautn-
nmmerlexikon (I7is)ti66; an einigen urten bat ein junggesell von
der Jungfer, mit welcher er zugleich gevatler gestanden, bei
dem gevatteressen ehe noch das erste geriebt tranchiret
wird, ein sclinupfiuch zu furdern, daher das gevatter-scbnupf-
tuih genannt wird. KarMTS 18, 3t.
GtVATTEllFUAU, f., schon ein mUteldeutscher vocabul. rtr.
des 15. jahrli. veruicliuet gcfader frauwe für eommattr. üiefen-
BACH 13o*: in neuerer teil taucht dieselbt bildung in anlehnung
an gevatternian, gevatlersmann vird^r auf, mit eingeichubenem
„»": gefallersfrau, commere. Schwan (1811: fehlt in der aus-
gäbe von l'si, wo gn'ittersmann steht) 439: am dritten tag
endlich, nflmlich gestern, als er eben wieder auf dem wege
war, traf er eine hübsche gevattersfrau an, die dem alten
um den hart su gehen pflegte. G. Kbllbb, Uute von SeldvyU
1, 306.
ÜCYATTEKGELD, n., gevattergeld, arrAa compaterniiatis.
Weissnanm (1715) 156, ebenso Kiasca rorn. 2,160* {fehlt in den
späteren ausgaben); und haben falsibe gevatterbriefe ge>chrie-
ben . . darüber hat dieser . . bald 50 bald mehr tbaler
prusperirel, das kind mag gleich nimmermehr dazu gebühren
werden: gnug dasz ers gevattergeld zeitig '.^eim kuplfe ge-
krigt halte. PaATuBius y/ü«l>tlup/'(iMO) t<5; der Würfel ist ein
werfet, wunnit du zu Zeiten dein hab und gut« und auch
zugleich deiner armen kinder grOssam — tauff und gevalter'»
geld verwürfest. Alelb k. Unordnung 2, 9* ; auf der andern
GEVATTEnCBLO— CEVATTKBIOfiELD 4666
•eite ial v« aocti «io« gioat« suapbe bei luodMnii wiitk«,
oft zu gevatiar geb«teo tu w«r4«u und, nach 4«l ■toifcrMcl
virler gegeodtfo, dt« llaOinge ein ao»ebi>l.cbH fwrkMk (f»>
Taller- oder p8tbco|eacli«ok, welcbei, «eun r* i« fßiit f*-
•cbieht, daa fefalter- oder patbeogeld oder der palkMpfMak
genannt wird) zu nacben. kaOairt l«,SI. vgL aueh gevtiler g g«l4.
GEVATTfcllGESCHKMi, ■., dMieOe wy geiaiitrgeld; g«.
vattirgescbenk suueiiueum mmmiufU, Srittaa UM.
GEVATTEItGltCSZ, •.. fMftMft, Ui $Ut Ht Inftntn
gegenseitig machen, mdkrend gtt«ll«rgtl4 mW g«ttller|MdbMk
von den taufuugen an den tdufling genchiet maden. im Mrl
i^ vem G. Kbbuac mehrfach verwendet an einer tUUt, ••iler-
haupl absterbende: taufjekrauche lnteran»ek falfekatlen merien :
ijelzt lauft der Humbuld von droben ia «flfMfl gUcekauA-
schuhen bis in dieies zinimer, um dich'tur kircke abzukolM,
und ich traue ihm ubendrrln die unteVacbAmtbril tu, 4an
er dir den gevatiergrusz schickt" . . . „dag^geu dOrfen «ir
nicbU sagen, {verstlue du gattin) er wird ihr den blusM**
korb schicken mit den patbenh.inilscbuhen, und Laura tnitl
ihm dagegen das tascbentuch. wie •« in unserer bekaaslMkaft
brauch ist. du weiszt ja, dasz Lauras paibe auf •• •(•••
halt." verlorene hanJsehriß ||, cap. &.
GEVATTEUIIAFT, adjecliv.
dar ardbewoboar, dar iai blaiBBelsbeer
gevailerban jadwadeo Oxaiara oanau
Tm« bkake»!,. Xit»,
GEVATTEKHANOSCHUH, m, vgl gevatiergrusz.
oacb ainem llaban aargaa jabr
giag'» wieder au ein laufeu;
iocb durn' leb dittmal Ibr kein paar
gevaliarbaudtcbub kaufau.
laiaaiAün gedUhte (markt It «. 231 .
GEVÄTTEHICII, GEVATTEKIG, ■., eolUrtivhiUung s« g«.
vatter, ein sammelmort, das nur dk taufuugen umfatst. dia
form ist haupttächlieh aus der Zimmatthen ckrontk Letegt umi
vertrat dort d>e stelie, die in der älteren ieit gevalreid, g».
TÜtlerte (i. d.) eingenommen hatte, vgl. oben $p. 21M gefettefick.
1) für die frage, ob der stngnlar oder der plural vcrltegt, tiäH
der tutammenhaug keine sicheren anhotttpunkte : es waren to g^
fettrig erbeten. Zimmcrsche chronik 4, 155; dos verbum altadtngs
tritt gerne in den piural : das früle ward zu Wildenstam auch in
der capell vun herr Jacob Drehern, caplan von MOsskirch, noch
setbigs tags geteuft und genennt Apollonb. gefetlerig waren
frawr Apollonia gretin von Henneberg, graf Gotfridi Merobera
gemahl, und dann der castellan su Wildeostein , Jokaaa
Dntsch. Zimmersche clironik 4, 17, (6nuo 3, W». «52, 4, aft;
sind gevatlerich gewesl der N. N. und die N. N. (ScAms im)
SCHHKLLEB 1% 8&1.
2) sunt koUektiv treten attribute, die den plmral tieker steBe»:
wie dann preuchlich bei den Schwaben, d,is man vil gefetirr.g
su aim kind hat. Zimmersche chronik 2, 543. das debeiner
mi^r dann 4 gfatterig zuo einem kind nemmen sdlle aiu I54S
{Glarus) ; das man nit mir gfatterig soll g'wflnnen zum kind
denn drie personen. 1595. (EutUbuch) schmeix. i^mIiAmi t, ||29:
dieses frOlin ist noch de^selbigen tags umb ain nkr nack
mittag SU sU Martin geteuft und' Johanna geoeool «ordco.
die gefetirig sein gewesen apt liebhart vun i'rliersiiaaaca
und jungfraw liestei, ein schenkio «oa Staafaakarg, 4la
vorhin von kindswesen Ton der allen frawaa aalfM,
der greün von Hennenberg, ersogeo worden. Zimmttmkt
ckrontk 4, 105; ebenso IM; auO; 4o4; ekema :, 375; aa itt
das v.ert kindt in der sali gewesen, saio« gefettrig »ata«
..Wilhelm Arusper^er . . und die abti»a>n too WaMt 4« MI.
3) am vorle selbU uird die ßenau da ftmrtk imtkfißkrt:
es soll auch dumals graf Jos .N clAseoa geiikl ack«aafir
sein, het man sich mit bebammeo, aaacaaMara m4 gcfal»
lerigen versehen, aber ea wardi zu leUt aicka <Ura«a. J^«tt:
und sein dte gafettr gen gewesen. 2, «M.
4) Abergang tmr hettitknumf aimtämtr ftnamn: imwmk |ik
er im eine von Bargkarf aa aiai «aik, vaa 4mm Migl er
ain »un, desseo «ar4 gaCatlatkk 4«r j«ag k«tr Wanikar b«i>
berr su Zimbaro, derbalkaa er Mck ioa« aack Warakar ge-
nannt ward. Zimmendu eknmik I, XU.
GkVATTERICGELD, s., iitalliirtr tkenfaem sa feraUar-
gald. aodann die esaal tragaad vaar4ca, woot er, aa w«r«
aein« künder, und lief dor after saa aiaUaalca. taig» iara
an, dia atacl wereo schwaoger. aa4 kal, aia ««Ihca falal^
rig sein, dergleicbaa geuckcrei trik ar vU, daaa Aa laal
scbaoktea iia« gafcUiig galt. ZiaiBiiTackf dknmdk % mn.
2»*
4667
GEVATTERIN
GEVATTERIN
4668
GEVATTERIN, f., jüngere bildung zur ersetzung des im genus
unkenntlich gewordenen fem. gevatter; sie ist erfolgreicher ge-
wesen als das oben besprochene gevatterfraii.
1) die ältesten beispiele gehen in das 15. Jahrhundert zurück,
die eigentliche entwicklnng beginnt im 16. jahrh., wo oft, wie bei
H. Sachs, alte und neue formen neben einander stehen; im
18. Jahrhundert beherrscht das wort bereits die Schriftsprache, in
der es auch heute noch beliebt ist.
a) aber ich gib euch nicht euer hingewovffen weih, sun-
der mein liebe schöne gevätterin mit samt irem schönen und
euerem kind . . ich zu der taufe getragen und gehalten hab.
Dekameron 607, 9 Keller; und zu Zeiten als der gevattern ge-
wohnheit ist sein gevLitterin zu haus sehen gieng. ebenda
s. 462; dann Tinghoczo im stäts sein gevatlerin, ob allen
anderen frawen lobet, ebenda; sein pfarrer vnd costherr zum
heiligen creuz, der vvardt oftermals von seinen gefatternen
und pfarrkindern besucht, gleichwol das mcrmals zu unzeiten
beschach. also zu zpiten do schickt er etliche dersclbigen
gefatternen zu diesem jungen herren über das bet. Zimmer-
sche Chronik 3, 323;
mein graterinan, ich pit anheben,
ir wolt mir ewren zoreii geben,
und mein gl°eterii) zu Tiidea lasen.
H. Sachs 'zwen jicfaUein" {neudruche 63) vers 155.
nun kumet paid mit mir zum wein
. . und nemnt die graterin auch mit,
das sie auch darmit wert befrit (befriedet)
ebendort vers 317.
dan eh sie ein halb stund gelachten,
und scheren schlitTen eine stund
da jn nit gstehet band noch mund,
eh sie ihm gf'ätrin betten gseit
wie viel jhr hennen hüben gleit,
und wie viel mäi'isz ihr katze fleug,
und wie es ihr iiachpäurin gieng.
Fischart ftiihult 335. netidruck.
da sie bei ihrer gevätterin den teig knettef. bienenkorb
(1586)64*. sie liett eine gefetterin, deren wolt sie es zeigen.
WiCKßAB rollw. 119; selbst in die zur formel erstarrte Ver-
bindung zu gevatter bitten dringt vereinzelt das neue fem. ein :
ßerta wurde auf ein zeit zu gevatlerin gebetten, und wurde
ihr, wie auch gar billich, bei der kindstauff und hierauf
weiter erfolgten kinds-schmausz die oberstell eingeräumt.
Abclb künstliche Unordnung 3 (167t) 121.
6) die vocabulare kennen das neue femininum noch nicht,
einzige ausnähme die gefättrin , la comare. De Lapi {Bologna
1479) 65" ; ebenso voc. theut. von 1482 ; auch die ältesten Wörter-
bücher halten sich zurück, während vom 17. Jahrhundert ab fast
keines mehr unterldszt, unsere form zu buchen: commaler
gevätterin. Ulmer vocab. A. 7; gevätterin commater, Horatio
arbitra, quam voeem etiam viro attribuere videtur. Henisch
1417; gevatlerin commare. Hulsids (1618) 135; commire ge-
vatlerin DüEz franz. gram, (l695) 207; gevattere susceptrix.
Denzler (1677) 116; gevätterin susceptrix, commater Frisids
(1700) 112; gevätterin godtnoiher. teutsch-engl. wb. (1716) 766;
gevätterin la commere, commater, susceptrix. dictionaire du
voyag. 144; gevätterin commere Rondeau-Boxtorff 253; ^e-
yalletm peetemoy. Kbaher 2, 133'; gevätterin, commater, pro-
maler. Kirsch com. 2, 179; Adbldng 2,640; Hilpert II, 1,461;
g'valterin. Schöpf 786.
c) die formen halten sich in denselben liniert, die oben für
gevatter festgestellt wurden, nur der Stammvokal ist hier von
der endungssilbe her mit einem umlaut bedroht, der in den ältesten
belegen überwiegt, im dekameron, bei H. Sachs, in der Zimmer-
schen chronik und bei Fischart zeigen sich daneben auch un-
umgelaulele belege, die bei den weitgehenden neigungen dieser
quellen für die synkope sich von den formen fi^ir gevatter kaum
mehr unterscheiden, vgl. mit meiner gfattern. H. Sachs 17, 158
Keller-Goelze (ähnlich später bei Geibel); gefatternen iji der
Zimmerschen chronik, vgl. die gevaltern als nom. sing, bei Günther.
in der Schriftsprache schwindet der umlaut mit dem ende des
16. jahrh. die Wörterbücher weisen keinen beleg mehr dafür auf.
mundartlich wird das genussufßx im Schweizerischen verkürzt:
gevattere. DK^TZLER 116, während es in bairisch-österreichischer
mundart sich hält: g'vatterin Schöpf 786.
2) die litterarische Verwendung bestätigt und ergänzt die be-
obachtungen, die am maskulinum gemacht worden sind.
a) in der eigentlichen bedeutung, mit beziehung auf einen
taufakt.
a) daher ich ^rsache zu vermuiben habe, meine frau ge-
vätterin (d. i. bei deren kind ich zu gevatter stehen sollte) sei
eine wittwe gewesen, welcher noch nie kein mann gestorben
ist. rockenphilosophie 2, 298 ^5.; ein kleines töchlerchen ist
angekommen und hat uns alle in grosze freude versetzt . .
damit es nun recht gut und sanft und liebenswürdig werde,
so haben wir ihm eine pathe ausgesucht, die es in allen
stücken zu seinem muster nehmen kann . . sie sind also
meine theure freundin, auch künftig meine frau gevätterin.
Schiller (an Friederike v. Holleben 15. october 1799) briefe G,
97 Jonas; leben sie wohl und grüszen mir die liebe gevätterin
nebst dem kleinen pathen. Göthe briefe 21, 2i6 (an Sartorius);
der fuchs und die frau gevätterin. br. Grimm kinder- und
hausmärchen 1,445/'.; von eines mannes munterer zeugungs-
kraft getroffen, trügt die gute Sappho neun monate ihre
bürde, kommt sodann, mitunter sehr schwer, nieder und
empfängt die glückwünsche der gevatterinnen zu dem wohl-
gestalteten kinde. Immebmann die papierfenster eines eremiten
(werke 9 s. 105); auch fräulein Laura hat als meine gevätterin
mir ein tuch bestimmt und übersandt, das tuch ist nicht
in meine bände gekommen. G. Frevtag verlorene handschrift
II, cap. 5.
ß) die anredeformel bedarf keiner weiteren belege, wie sehr
sie den gesprdchstil früher beherrschte, zeigt z. B. Reuters frau
Schlampampe, wo in der ersten szene zwischen frau Schlampampe
und Camille, der Schlampampe gevätterin, diese anrede 13 mal
wiederholt wird: Schlamp, nun sie glaubt mirs auch nicht frau
gevätterin, wie ich froh bin, dasz ich keine Studenten mehr
in meinem hause habe. Camille. sage sie mir doch frau ge-
vätterin, was es mit den hüpel-jungen gewesen ist, ich habe
es noch keinmahl recht erfahren können «. s. w. neudrucke
90, 91 ; vgL auch jetzt aber wäre das predigen angegangen . .
es scheine ihm, die frau gevattterin könnte es noch besser,
als mancher halbsturme pfaff. Gotthelf Uli der pächter cap. lO;
hielt er ihr unterm lisch die band hin und sagte: „machen
wir friede, böse frau gevätterin; reichen sie mir ihre band".
G. Fiieytag verlorene handschrift II, cap. 5; 'frau g'vatterin,
nehmt wieder euer iieb's kindel', sagt der taufpat, wenn
sich's übel bei ihm aufg'führt hat. Anzengrüber (dorfgänge)
ges. werke 3, 256.
2)) übertritt der anredeformel in die dritte person: wie er-
götzte ich mich (frau Unzelmann), wenn die frau gevätterin
(frau rath Göthe) bei mir am kleinen klimper kleinen lisch sasz.
bei DoBow s. 166 {Reminiscenzen, Leipzig 1842) «. a.
b) in der erweiterten bedeutung.
rt) in titeln und anredeformeln. meine verehrungswürdige
freundin, gevätterin und gönnerin. Hamann (oprij 1782) 6, 245;
des morgens kapa ich (Cwiercniund, die wölßn) zum brunnen,
fragte : wer bracht' euch herein? Ihr (lleincke fiiclis) .sagtet:
kommt ihr doch eben,
liebe gevätterin, recht! ich gönnt' euch jeglichen vortheil;
steigt in den eimer da droben, so fahrt ihr hernieder und esset
hier an fischen euch satt. Göthb (lieineke fuchs) 40,195.
."^chon sieht sie wieder ihre nachbarinnen
und merkt es sich, was eine tröstend sprach.
sie sprach: '0 lasst euch eine witwe sagen,
wie ihr des todien manns euch l<önnt entschlagen P
. . . Camilla drauf: 'gevätterin, bei leibe!
sollt Ich vergessen meines liebsten herrn?'
UiiLAND fortunat ttnd seine söhne. 2. Iiuch.
kam nicht eben mutter Unscblitt, des schlächters frau,
herein und nannte mich gevätterin Hurtig (and call me
gossip Quickly)^ . . und befahlst du mir nicht an, wie sie
die treppe herunter war, ich sollte mit so geringen leuten
nicht mehr so familiär thun? und sagtest, in kurzem sollten
sie mich madam nennen? Schlegel Heinrich IV, 2. Iheit, \,
ebenso Eschenburc u. a.
ß) von hieraus, in die berichtform der dritten person über-
gehend, nimmt das wort eine Wendung zur bczeichnung des
weibliehen geschlechles überhaupt.
nächst, als die finsternisz den anfang hat genommen,
fing die gevattern an: woher mag disz doch kommen?
GÖNTiiBR (Tlieodosio 2,1) 5. atiß. 979.
in Pyrmont habe ich ihrer viel gedacht und es ist mir bei-
nahe anschaulich geworden, wie es möglich sei dasz dieser
ort so wundersam artige gevatterinnen hervorbringe und bilde.
GöTMB briefe an S.Sander 16 s. 7; dies war nun die ge-
schichte, davon die Spinnerinnen damals plauderten, doch
ihnen war das beste daran unbekannt, eine gevätterin, so
auch mit ihrer kunkel unter ihnen sasz , hätte noch gern
gehört, ob wohl die schöne Lau das lot noch habe. E. Mürickb
(novellen) 2, 150.
4«C0 r.EVATTERIN— (iEVATTERKLATSCHEN
y) im bttonieren ist n dii »eiblicht frtude am plavdtrn und
klatschen, die in ditier begrilftbeilimmung tith tordringl (tgl.
das eiigli$eht goitip): obna die alberno weiberUültcherei
difücr gevotterin bSIien vieltficbt 'noch jabre verlieben
können, ehe ich geirgrnbeil bekommen bStie, dienen letzten
blick in das innerate deines hertene und weten« tu Ihiin.
WiKiAND an Uettk (IS. jvU \11M) l, 127; im geteiligen und
Ibfltigen leben entwickelie sie (moiam* it Tencia) dir grOsz-
len vurtügc: sie verbarg unter der a(>>zern uiit( hriiib.iren
hnlle einer gutniüihigen gevatterin die tiefste meoscbenkcnnt-
nisi und ilu>* griiszie geschi< k in weltlichrn dingen su wir-
ken. (!Otiik (anmtrkungtn zu Ramtaut nifft) V>, Vih;
Hdiferin- gotl Im hlmni«! negne tl«!
eur gnaJen ihun iiichi wohl, sie so tu echellen.
Capulel: warum, Trau weidieli? hallsi eurca numl,
piopheiini Kliuaiierl mti geTaiiariopen {»matUr mitk
%cmr Qouipi)
ScMLSbSL ttomeo *>ul Julia 3,5 «6eiiM Etchtnburg u. a.
10 baue die sonn' eine zungs nun,
der Trsuen lunttoo ja nimmer ruirn.
'gevailerin, um Jeiui ClirUil
la*si euch nicht merken, waz Ihr oun «IttU'
nuo brlngu die sonne an den tag.
CiiAaisso XV4.
•Ine geTatierin nach der andern, die sich sonst nie sehen
los»en, ist beute eingedrungen, um »ich an der scbaode tu
weiden. (•. Kiurr {grüntr //hnricA 3) }, 3^
glaubt, das tcbriftenthum wird gleichen bald den trgsten
rockensiuben:
dl* gaTattcrlnoen schnacken, und es bAren zu die buben.
laataiANN •julichte VI (»erkc 11 >. 3:M).
denn wer eine «ellge liebe will tragen,
dar darf es den allen junerern nicht sagen:
die dornen, dio dl<ieln, die .«lecben gar xehr,
doch siechen die altjungrernzungeo noch mehr.
sie irsgen's zur bat' hin und zur fniii eevatlern.
bi« dait es die gAns' auT dem markte bctchnatluin,
bit datz ei der entrich berrd't auf dein *ee
und der kuckuk Im walüo, und das thut doch weh.
GitasL tirder eintt fahr. $chülen S.
e) aus dem torhergekenden trklArt sieh auch dl* Verengerung
des bedcutungtgehaltes in der idtniifizierung mit tiner eintehen
ptrion. gevatterin ist eine obsthflndlerin, welche nuf dem
markte in Hülle sitzt, wo die Studenten im wintrr und snminer
stundenliing sitzen und übst essen, sie pflegt die studenteu
berr gev^tter und diese sie frau gefatterin tu nennen, jetzt
giebt es deren zwei, welche zum unterschiede die junge und
alte genannt werden, beide haben viel applausum, kredi-
tiren nnrh mit unter und man findet bei ihnen tugleich das
beste, aber auch das Iheuerste obst. Aogustim tdio<iilron der
burschensprache (i:95) mudruck s. öl. inlxprechende noiit war
schon 1761 bei Kimdlkbkn und vor diesem im reisenden avn-
lurier (l740) 11,482. 83 gegeben. Kluce a. a. o. 92. auch in Arnims
sludentenspiel 'Hall« und Jerusalem' »ird diese gevatterin auf-
geführt:
Was koiict wol ein schock von diesen klrschen, liebe TrauT
(ietaXeriii. Zwei groschen. AsNia 16,3.
('■evallirin. das sind mir liebe herrn gevaiiern,
hat wieder keiner hier bezahlt. ebenda 12.
uj.u vgl. noch: vater kann dir am besten erzählen, wie die
Studenten hier leben, . . . wie sie mittags beim traiteur für
wenige groschen ihre mahlzcit halten, dann bei der frau ge-
vatterin in obst sich bene thun. A. MCllbi 6rt«^« aus der
tiniveriiMI in die heimat (Leiptig 1874) t. 4.
GEVÄTTKRKANiNLEIN, n., ainc spinn- oder rockenslub,
da die gevattern, nachbarin und gcspielen, wann sie lang von
ernsthaften Sachen gercdt haben, so schreiten sie darnach
per disgresslonem zu den niiirlin und kunkelpredigten, wer
da die best und klaglichst sagen kan, die trinkt das gevatter-
künnicin aus und m1rd auf morgen wiederum geladen.
fisiBART poäogr. troslbl. (I&77) K'i'; vgl. Hauffen 3, 86. es
scheint, dasx im ersten theil die oben beaprcchene nebenbedeulung
von gevatter, t;evatterin zur ^rKiin; kommt.
GEVMTEIIKINÜ, n., vgU i. GoTTHttr IS, 193.
GEVATTKItKLATSCHEN {vgl. gevatter zp.46&2: gentlerio
tp. 4668). als das Dicht half, sagte er, er hoffe doch nicht,
dass ein weibergewSsch auf ihr herz eindruck gemacht habe?
sie antwortete: sie sei sonst, wie er wisse, darüber hinweg:
aber diese erlludung sei zu berznagend . . . mürrisch aol-
GEVATTeRKLATS(:ilEN--CEVATTBRLBN 4670
worlele er: .ot Ist uoertri(Mch, MfM Jskrt tiatr parsM
den besten verstand . . tugeiraut m kahm, «oi 4ano M
Silin, dati sie duinin i»i, wi« der Mittrat« päbti. Beie«M
getcblecbt ist io itr weit nichts so vorliMtt al* soielM« ge-
vaiterklatsrhea'. Sepkient räu h, «91. ayL k\»Uck$ivMet
Iheil i, iui'>.
(;EVATT£llfcLEID, ■.. mt ein »itar ««ttM^b^rfiMK *•
einige der albern meinung seiod, e« kOat« i»» klii, •• f^
laullet werden «ull, dadur.li verwabriottt worits, «MS SM
in denen grtalteikleidrro, ehe man diat worck vrtrkkUt»,
sein waater ahtcblugr. AnAaiarats frautmsimmerUnkm 91$,
GEVATTCHKLCilKN, ■., vergL vadden.kookeo, ItacbM.
womit in Hamburg, Altuna um wtiliiiaciU gevatior ihn
lluflinge zu bearbenkon pOe«len. ScaOrzi ktUm. UitL
4,29».
GEVATTERKUTSCHE, A, meio« rtiM kat bi« jttit tiar
Perioden gehabt: die naturper.ode, die bSuslicbe, die kuosl- oaJ
litcralur- und die cholerapenode. nun siehe ich in der fanden,
in der periide de<t amtmano-» Wanmann. wie dieser oialicb
einst zur messe nach Braunschweig, ao fahre irb durch
das bannövertcbe land in einer schweren, etw»« biuflllifen
gevatterkutsche. lNHaa«*Nii reitejourtl III britf* (merkt u
$. 213).
GEVATTERI.EN, GEVÄTTERLEN, verb., mmndvibtke W-
dung, deren luterarisehe rerwendung auf den älemnnnmken tfeaai
beschrankt tst, trogegen mundartUehe anklänge ulbtt aus nieder-
deutscher gegend vorliegen {tgL unten), die formen mit «Mi«al
überwiegen, diejenigen ohne solchen und (iiu dem bsntns WtMti
belegt; vgl schueit. idiofikon I, lllo. «s et/ieintn kitr MriluBfn
von vater und soUhe won gevatter imrckemander m tpirkn,
vgl. gevattern, gevattern sp. 4073
l) die httuptsdchliehsU Verwendung geht r»ai tpiele der kinder
aus und lässt sich als nackakmung des gehahrens der erwachsenen
unmittelbar an valer anknüpfen, ohne dost die «bUUung vn
gevatter jeweils ausgesclilosun wäre.
a) g'vSIterlen wie die kmder pulchralikut luder«, Diatta«
1677; kinderspiele treiben, vorzQglicb vom apielea der kio4«r,
wenn sie die Verrichtungen der erwachsenen nacbabata.
SriLOKB 1,357, gans ähnlich Hkki^l in den worlerkUrungen n
den olUmann. gedichten; vgl. vaiterlen dem vater n-iekarten, steh
betragen wie der vater, patrissare. Staloir I, U7, vgL vaterleo
dem vater gleich sehen. ScnOrr 786. in denelbets hedeutung «I
das verbum auf oberrheinischem baden sthon tat 1&. jaJukundert
belegt: da erschien jn der berr Jesus in eines kiodleio«
gcstalt und gevetterlet und sciiimpfT mit in. I'aou schimpf
94 ; da die kint cefettrriin mit einander, da maibea sie ulTroa
und das ist geferbte würz, das ist iinber . . und ist aÜM
zegimel; und inarhen liQslin und kochen. GiiLta v. Kaisaaa-
BKRG schweig, idiotikon I, 1131. norA heule wird von der »iere»
Donau und von Wiesenihal dieser gekraiuh als totkiUUitk ftU-
giUgl, vgl. RiRLiKGER in iuknt teHtekrifl ta^U; i^tndmt mkd
auch auf die stelle im nsederdeuUtUn ThttfldtuM umnmim
{\b. jahrh.) nu sp^ld hei gerne d;it vadderapel, ves« HorfSMl
bemerkt: gevetterspiel spielen.
fr) verallgemeinert, die zeit vertflndeln {in fem, SL CoXrta,
SoioMurn); sich mit einer leichten arbeit betcblfligeo (fcrw);
das ist nur g'vfltteried nOt g'scbalTet {Zirieh). leävets. idiiUktm
1, 1131; ilass sie ihr oafllcbtn m tineo feoerspeieaJM b«ff
verwandeln können, gegea wolchen ier Vesuv oor f(lu«ri«a
tut. kaUnder vtm l»u. vckmeit. idittihm l. Ii3i: gsttlarkr
in kleinigkeiUn titk nerUereuder ptdanüMkn menstk. tUndttt;
gevüllerla mit rtwat tindeln, tpielt» vms den tinden ; A« goCa
gv.llierlid mitenand, i^ie kinder tfitln mittinander. Teom
/(pf«iij«ilise*er vpratkHktt» m': |fllicrl« tat* mu spxtowf
die teH terkürten itra Ita^rra). i^ «tl leiHHer «rWrf tctcMT-
/i;eii . ., die teit tttUndeln. UCrra zw GeOhetf rt; »in {mensg
mutter) muszie alle tag« hürm: dat sei wa« aogar«, ala f«r
em lade hnrke-n-o g'vailerle. J GoTTattr I,» (tawaräipisiill;
je seltener ich anfingl rh zu ihnen koOMMl kMMli^ Jaito
starker wurde die«« heb«. dt4io glacklickar ««r iak^ «mm
ich einmal eine stunde Bit iborn g'vjtilari« keati« «li»-
«forl I«: gfiiterl«. HcMiRaa loi; din gviUarlcta, dteläadiki.
ToaLEt 347*.
2) «B übertragen« »«nt«ndmnf«n asa fcraller,
dat /Haniaii«, *«Ay/l dat verbrnm «• ta;
0» weiht • Iwtiig« aaelMlaft.
g'viuerlei «iUM» taafc» aad
4671 GEVATTERLEN— GEVATTERMANN
coire, mit einem weib gfätterlen. Fbisius (1568) 239; coitus,
das gefälterlen mit einem weib. ebendort; gvätterle, tineigent-
lich und scherzhaft, ein unehelich kind zeugen. Tobleb 247*;
sie bat mit-em gevätlerlet, bis ere in latze schiugg (t» un-
rechten hals) chum ist (St. Gallen). Schweiz, idiotikon 1, 1131.
GEVÄTTERLESZEüG, m., schweizerische bildung; gevällerles-
züg {allgem. Schweiz.) Spielzeug für kinder. Appenzell, idiotikon
(1788), vgl. TomEvt 247*; gesälerleszeug (appenzellerisch) Klein
deutsches provinzialwb. (1799) 1,144; gevätleiiizeug. Stalder
1,357; der gevätterlizeug, die Spielsachen. Tobler 247'; vgl.
gcvälterligescbirrli. Schweiz, idiotikon 1, 1131.
GEYATTERLEÜTE, gevaltersleute, sammelwort für die an
einem gevatterverhältnisz betheiliglen , wobei namentlich die an-
gehöiigen der taufzeugen mit umfaszt werden, das wort ist
hauptsächlich auf mundarten beschränkt, in der alemannischen
ohne, in der österreichischen mit eingeschobenem ,s*. in die
Schriftsprache dringt es von der mundart aus ein.
1) g'faterscliaft oder g'faterlüt. Honziker Aargauer wb. 104.
in dem nämlichen garten sasz damals an einem andern tisch
auch der hausfreund mit seinen gevatterieuten, und waren
auch lustig und honnelt für geld, nämlich für das geld der
gevatterleute, und einer davon ist ein goldschmied, der's
versieht. Hebel der falsche edelstein (rheinl. hausfr,); Uli fasste
sein Vreneli bei der band und wanderte mit ihm der kirche
zu . . . wie sie auf den kirchhof kamen, schaufelte eben
der todtenmann an einem grabe . . . vor der kirche stunden
gevatterleute, eine gotte mit einem Kinde auf dem arme.
,das bedeutet einem von uns ein kindbett' flüsterte Uli, um
Vreneli zu trösten. Gottbelf Uli der knecht cap. 26.
2) g'vattersleut die beiden gevattern samt ihren angehörigen.
Schöpf 786.
3) die thränenreiche mutter umarmte ihren söhn mit froher
wehmuth, richtete ein groszes mahl aus an ihre freundschaft
und gevaltersleute und iheilte ihren ganzen hellervorralh
unter die armen. MosXus Volksmärchen 2,29 Hempel; d' g'-
vaternhunde beissen a, die hunde der gevaltersleute beissen auch.
Wander l, 1642; dazu machte er, was ihm unter die finger
kam, sonst noch, taufscheine mit taufstein und gevatters-
leuten, grabschriften mit trauerweiden und weinenden genien.
G. Keller (grüner Heinrich 2,5) 1,265; gevaltersleute, 'per-
sons that have stood godfather or godmother to a child'.
es sind meine gevaltersleute ,they have stood godfather or
godmother to my children'. Hilpert II, 1,461.
4) als plural zu gevattermann erscheint das wort bei Kleist:
Adam: ihr seid ein freund von wohlgesetzter rede,
und euern Cicero habt ihr studiert
trotz einem auf der schul' in Amsterdam,
drückt euren ehrgeiz beut hinunter, hört ihr?
es werden wol sich fälle noch ergeben,
wo ihr mit eurer kunst euch zeigen könnt,
Licht: wir zwei gevatterleute: geht mir fort.
Klbist zerbrochener krug. szene 1.
GEVATTERLICH, adject. und adverb, abgeleitet von gevatter,
selten belegte bildung, die aber mit ihren wenigen beispielen einen
ausgedehnten Zeitraum umschlieszt :
daz si dl beldeclicher
di me verhundenlicher
gevaterlicher wise
den armen brecbte ir spise
in godelicher minne.
wa arme vrouwen inne
kindeibetten lageu,
Dach den began si vragen.
Elisabeth 2366 llieger.
dö sprach er: 'trüt gevater min,
ichn' mag niht än(e) wip gesin;
nü machet aber niuwe
die gevaterlichen triuwe,
und helfet mir, dasz ich iuwer kunst
und iuwerfn) vriuntlichen gunst
dar an genieszen mueze.
gesammtabentauer, v. d. llugm 2, 183. 306.
gevatterlich Treder Dädalus (l675) 2, 635; gevatterlich, jjro-
palrius affectu compatris. Stiele« 532.
GEVATTERMANN, gevatlersmann, m., erstmals bei H. Sachs
belegt, wo es den ehemann des weiblichen taufzeugen bezeichnet;
sonst wohnt ihm dieselbe bedeutung bei wie gevatter: gevatter-
mann, compater. Stiei.er 1235; gevattersmann, le compcre.
ScuwAN (17S2) 1, 740. die meisten beispide gehören dem 18. aufs
19. Jahrhundert an und begegnen bei Schriftstellern, die der mundart
nahf stehen, die form gevattersmann ist die jüngere, sie wird
GEVATTERMANN
4672
von der neueren Schreibung bevorzugt: gevattersmann ist hin
und wieder im gemeinen leben für gevatter gebräuchlich.
Lessing legte es einem bauer in den mund: kann sein, kann
sein, gevattersmann. Hehnatz Antibarbarus 2,50.
l) der gfalcr: ei, gfaier mau, was sol daz sein?
warümb Schlacht ir die gfater mein?
der gfatterman spricht: umh den koplT, ars und umb die lent,
wo sie eraichen meine heut,
da schlag ichs die weil ist mein zorn
von meinem weib ergrimet worn.
der gfater siirlcht: mein gl'ateiman, ich pit euch eben,
ir woli mir euren zoren geben,
und mein gl'eierin zul'riden lasen.
der (jfaterman trinket wider mm weib. der qfaler hell fücr.
H. Sachs zwen gefailern mit lieni zorn
OiLnulruck 63) 147 ff.
der reich die tliür beschliesseu thet
und leget sich wider zu beth,
und diser sach ernstlicli nachsan;
frü schickt er seim gefatterman
noch einn bachen in sein hausz.
ü. Sachs (der reich liecker mit dem bachendieh)
Keller-Götze 21,151.
weisz nun die gescbichte sehr genau, mir hat's eben mein
gevatlerraann, der Schulmeister von Waldthal, der mich heute
besucht, sehr umständlich erzählet, maier Müller 1,294;
beut sleir ich einen feirtag an,
den lieben gott zu preisen ;
dort kommt ja mein gevaitermann,
der singt nach allen weisen.
gelt, Weibchen, gelt, du singst mit mir?
ihr hüben, lohet gott!
nun, g'vattermann. so singt uns für:
nun danket alle gott!
Chr. f. D. Scuubart der bauer in der ernte.
wenn der bodenbauer vermag, dir bürge zu sein, so vermag
ich vielleicht, dir das gut ohne bürgen zu verpachten; bin
ich doch ja sogar gevattersmann und habe meiner kleinen
pate noch gar nichts gegeben, nicht einmal einen einbund.
Gotthelf Uli der Pächter cap. 26 ; wir wuszten, der gevatlers-
mann wollte früh fort J. Gotthelf (bauernspiegel) 1, 145; und
waren auch lustig und honnett für geld , nämlich für das
geld der gevaltersleute, und einer davon ist ein goldschmied,
(ler's versteht ... zu dem gevattermann kommt der Jude.
,herr*, sagt er, ,sol! dieser kein ächter edelstein sein?* . .
der gevattermann, der auch ein halber sternseher ist, sagte:
,er glänzt wie am hinunel der Aldebaran.' Hebel der falsche
edelstein (rheinl. hausfreund); drauf nahm er den apolheker
auf die seile und sagte: 'helft mir heute meinen gevaiter-
mann zudecken', und that ihm den nämlichen Vorschlag.
dem apolheker war's auch recht . . , unterwegs sagte
der gevatter des Zyriaks: ,apotheker, heut habt ihr eur
meisterstück gemacht, ich kann nicht begreifen, wie ihr
noch auTrecht gehen könnt', der apolheker sagte: ,mich
wunderts, dass ihr nicht blindhagel voll seid.' ,so' sagte
der gevattermann 'drum hab' ich wasser getrunken.* da
gingen dem apolheker die äugen auf, und sagte: ,ich auch'.
Da gingen dem gevattermann auch die äugen auf. die betro-
genen zecher.
3) die mannigfaltigkeit der bedeulungen von gevatter spiegelt
sich auch in der Zusammensetzung tvieder: du bist der rechte, du
holst den reichen wie den armen ohne unterschied, du sollst
mein gevattersmann sein. br. Grihm kinder- und hausmärchen
1, 254 (der gevatter tod). von hier ausgehend hat B. Auerbach
seinem kalender, dem er eine volkstümliche Wirkung sichern
wollte, den dem süddeutschen volksieben entstammenden titel
gevattersmann gegeben, der Jahrgang 1845 knüpft in der ein-
leitung an die verschiedenen bedcutungen des wortes an: be-
sinnst du dich hin und her, herüber und hinüber, liclicr
leser, was das für ein gevattersmann ist, der da zu dir ins
haus kommt, und was ihm ein recht giebt, sich so zu heiszcn.
— es lassen sich siebenerlei gründe dafür denken, fünf
kannst du dir selber machen und zwei will ich dir sagen,
also: 6. will ich dein gevaitermann sein bei manchem recht-
schaffenen gedanken, den du zur weit bringst, wenn du
das da liesest, was ich jetzt schreibe, und es geht dir etwas
gutes dabei durch den köpf, und du spürst es in allen gliedern,
dass du ein braver mann und ein guter Deutscher sein willst,
so steht einer in gedanken dabei und freut sich — und das
ist der gevattersmann. 7. will ich auch noch einmal ge-
vatter sein bei dem schönsten und liebsten kinde, das holTcnl-
lich nicht mehr zu lange auf sich warten läszt. und weiszt
dl} wie e« bei^zt? die deutsche einheit. lasz dann dem ge-
4673 GEVATTKRN— fiEVATTEUrFENMG
Totiertmann die frfiide, ein «anx klein ilpfelchen »on leinem
kniücrmanlel xii halten um! ihm etwn« gani gole« In dat
kiisen lu himlen. $ehaltkdstUin det gevnUerimanns 2, I.
4) in anderem tinnt knüpft bei Hkbkel geTattenn.inn an dit
oben betproehene trmeiterung f on gefatlar an, fgU ip. 4MI.
wenn ilti ein rreuml. ein bewunil'rer let.
•o glotii er, wie g«n himmel d«r chrl*L.
er wißt um goiie« willi>n kein worl,
er nlcki «inil nieki und ichlelehi ileh forU
ila denk' Ich: den r&lli Ja gar nirhia ein.
*o blieb dein Jupiter wol ein stein I
Int'» aber der herr grvattermnann.
der allea welm, well rr itar nirhl« kann,
«o bin ich gewl«x. da«i der enidnckl,
•In Cupido habe Im block ge<teokl.
lUaaiL iitiehel AngeM 8,107.
nEVATTEIlN, ««rft., ahU-itung lu rattr: dn «ind beide mrtlen
unter iweier «chwealcrn hertzen gelegen, darnach der atlel
untereinander gevettert, geachwiateit, geacbweiet, gefreundet,
ja faat gelirndert, getattert, gesönet. LoTHta {vtTmaknung
tum fritdtn tS42) n,4i' Jena. tgl. hieriu angtlt. gefaedrinn,
to odopt or to aierihe to any on« a$ a $on or daughter. Oüb-
noRTii-ToLLB* 3^0.
GKVATTEKKN, GEVATTEREN, verb., abUitung lu gevalter
(i. d.). dit reich$te bedeutungsentwicklung hat da» mort in den
fehiteistritchen mundarten entfaltet, vo auch die formen mit
umlaut {im kanton Ohrrralden, aus äUererer seit auch in ober-
rheinischen denkmiUrn wie bei Paoi.i) tu belegen sind. rgl.
sehteeii. idiottknn l.liaii.
i) das rerrandtsehaftsterhältnist, das in begetatttm {tk, I, tU2)
i« Vordergrund steht, kommt notk in der mundart ton Zürich
tum ausdruck.
1) kriftiger dagegen hat sieh das verhalten und t^nfÄmen
dieser art ton tervandlen untereinander lur geliung gebracht,
a) dieses liegt schon dem von Ltit» i,9&9 angeführten bei-
spieU t« gründe:
don «trh Irhub her hertlgliob.
mit den dl wirln nbir geTOrt,
den wart Ir iiikiinTt da befflrl,
• dat Ir her künde übir kernen,
do haiiln >l Tirlutl genomen,
alt al «ich do virgadirten
Tnaanfie fl »Ich geTadlrten,
der greTe quam von dem ro«*e nidder,
otwene rilter Im urhiillTi-n wIdder.
E. T. KiacHBiao cfironiron UreUenbmrg.
Wvniphal IV «19,9.
h) dasselbe rnoment kommt in den mannigfachen späteren ba-
ntungserwciteriingen zur geltung.
■ <) petnttern, jVmind einen dienst erweisen. Bemer mundart.
Miiu-eis. idintikon 1, 1130.
ß) mit jemand tertraulieh sehwatsen: ea knmen uff ein mal
Her iiinrkfrawcn zi^^iiraen und gefetterten einander nnd
achimpITten mit einander nnd waren guter ding. Pkvu sehimpf \l
{litt, verein); g'fatere vertntulieh schwatzen. Hunziibr Aargaiier
wb. 104; ebenso in der mundart von Wallis, sdiweiz. idiot'kon
I, Ii;i0. dieselbe bedeuliing Übt aber auch in der Schriftsprache:
zo Worte liesz er'« aber nicht kommen, denn der andere ge-
ntlerte ihn mit allerhand fragen und aolchen tcrtraulichrn
reden, wie es sich schickt, wenn einer in eine acbenke
tritt. W. Alexis, Isegrimm 2?0.
<o geTfltterin da« wpjiar.
und die halbe aiadt l>ald wuiaie,
in dei bürgermeiütera keller
(Uli der satan in getialt
•Inea riaa'gen rattenknüneU . . .
t. Wotrr rnttenfäniter ISO.
e) auf die Schweiz beschränkt find bedeutungen, wie mit Spiel-
zeug kuriweiirn; tflndeln, ohne ernat arbeiten {Bern, Ober-
wttlden) fchweis. idiMikon t, IISO. hier könnten auch anlehnungen
an valer mitspielen, vgL gevStlerlen.
GEVATTEBPOST, f., knirachesl, frissest dir die n«gel,
erstaunst, dasz deine g(\ttin auch gehflren soll wie andere
weiher. — sieh, da, well' Ich, kommt eben eine getatterposti
narrpl maier MCilkr {Golo und Genntefa 8,») }, MS.
GEVATTEIU'KENNK., m., .tW^nrr fär patenpfennig ((Mi 7,
1601) gebraucht; vgl. gevattergeld oben ap. 4666.
der aller besten «ptne,
diu an dem mniket veila ktam.
ale wa^re wllt oder lam,
der koulte diu meisiirinne genuok;
wen sie in dem liliiiel iruok
Irire) Rerateren pTennlnge,
diu dOhten »la v|| ringe, ne». abenleutr II« Itt.
vgL Ttddernpennig ScbOtss kolslein. idiotika» 4, IM»
GEVATTEnnEOE— GEVATTERSCIUn' 4674
GCVATTERREDE, f., vgl gtftIterMll« (epL ap. tm). Ah
ge*8llerrede war tbfäribaa, tai tvar kan: die plagt«
Cli nicht mehr auf itm kdiavac «akl tkcr irr Irger. flr
«ein rosdchen einen aalcbM ^taa ta kakaa. GoriaiL« VU dm
fitkUr täf, %.
GEVATTERRORE, letatlerrflbal, f., <igL pr»lterrflbl«ia
thril 7, ip. |«0I. wie uhem die kerrtdmtii fmm fflkal «adnM,
ist dat wart bairiseker herkunft mni et itt vaAncAWalk*, ims
auch für den ertttn the\l des compontumt iu form pfetier di0
ursprüngliche ist. S'RaRLiBR t', ^^^ Intet itr am PfSier, Har«
bei Regensburo in die Donau mündendtn ßtuuken a>, »• dif
betreffenden rhben urtprünglieh tm kimߧ»ln prke«! und ta den
handel gebracht werden seien. uns«r» form wdr« dtmmttk äurtk
schrißmiisiiije deulung des ersten k»mp«eäiem$ÜieOs nlitetudfn,
sie itt mehrfach beltgl: gfStlerrnhI. IMa# $ch»rf$dmMk*»d«
rüben {Hslerr.). KltlR 1.14%; geTitterrAbelQ krutttm U»pu ttltm
Naanicn 3, lOI; gevalterrObeln. Ilörta etfmid»§. wt. itt ttitf-
reich, mundart (mi5) t,20.V
GEVATTEnsrHAFT.A. <«''«<« »«»«iiMaewWtiiaf la« fttalter,
die schon in du mittelhoehdeuttche seit surüekreieht, «yl. mki»
wb. 8, 7<t0': l.Ktta \,9'A. narhtrag Vth: rgL gevaddenckspi.
ndd. rechtihücher bei Scnii.LiB-Lraar.i 2,32; ibevadereekap.
KiiUN Ks\
l) die umfassendste bedeulung bringt das gnatttTttrhUtaitt
x«m ausdruck.
a) dir meiüen beleg* der mitUlkockdeul$chen pirkd» frMrta
hierher :
«) ein angabeten gaTataraebafl
diu wert wen tlben naht unt «Arbai hit tl keine rraft:
a6 man den teuf At flutet. d& mit i6 !•! ravaier.chari dt lilii.
KBi!ia*a T. ZwiTia, l&V (ii-H-iiir).
vgl anmerkung hiertu. lIsA tnnnt diae ^brecber nnd diaa
ne«cber, nnr In das belscbe (Iwer in den mnni wird g*nde.
sie bAt sA gar obernhsnt genommen din aelbe «Onde, das
sippebrechrn un.l gevateracbaft all ein laU BsarioLe v. Rbcb«»-
BOBO 1,81;
da bl waa tl genende.
dai sl tu Ir doufe quam:
dl kinde tl t'i gölten nam.
dai *l in von geTadenehan
IQ druwen war« ima bebaft.
tJi'ohoA tSH
ß) in dn ffik drängt sich hier ein formelkafitr gebruuck det
wartet in den rordergmnd. kampfessehUderungn gewinnen an
eindringlichn Wirkung, wenn durch den emstktmff freuMdetkaps-
oder veiwandtschaflibande serrisun werden, daher liehen et die
mitleiaUerlichen dichter ihre darstellung mit der nenkkerumg »m
beleben ^ dast alte geralerschafl durch den kamff uufgehchem
wird, oder dasz sich die kämpfer ohne an geraterscbafl gebunden
tu sein, gegenüber treten, vgl. oben geTüttern )) a.
1)) wflrde genomen eia tarnet
von den ottcrherren uf dat lant;
da wflrda gaTaiertchan leiraat.
«o lieh die poinder naehten
und nach gewinne daehten.
Wia!<T T. Gi)*ra!<8Baa, Vfigaltit MM.
ai »olden ijottieren.
dort mit rotten punkren.
»i geloubtan tieb dar »lieh«
die man ballet n-iwendra »liebet
bainileb gevateraebaft
wart d* teftoort mit torna» kraft.
WoLfaAi Nrtt9»l :1t. 7.
dai rou«ie wol gerallen. den dit da In gearenga mabiM w«#«.
(i Irret niht die »or»a an mWaegrifen. , . ■ _^
iadoch aln alt gevateracbafl tur glaae alaam l« Mluer •••■•
rifen.
/taf. IWarW im (»«*•).
die wll dar kaoie d« lae
mit dar ber«« kraft.
d4 wart dia gevateracbafl
twiteiien den Tint<cb«« eairaai.
und dl« dar knnic vo« Uagerlael
mit im dar hat« kriku
twar dea andara tkanaalM
dar lei Im Mhaaaa aB4» Mk . ^ ^ ._ .,
OneBaa M«m4t*. rttmeknalm IWM
{SermUlerl.
Stt dat Tiar at «M kalmea laat
laiBlaaM all kMka dat «•• rat.
Slakarbell 4a ateaaaa bat.
4a «aa aehala gavateracbaft. , .
Wiaat V. «aAvaaaaaa RVaMt
4675
GEVATTERSCHAFT
GEVATTERSCHAFT
4676
von Kizzingen ein turnei
het unböhe aldä gewegn:
man muoses dort anders pflegn
mit den ekken bluotrar.
ze bdder sit die beide gar
ans gevaterscbaft da sint.
Wolfram Willehalm 3S6, 1.
y) es treten auch rcchtsfragen auf, die auf das gevatterver-
hällnisz bezug nehmen: von kindern, di in gevalterschaft sint
geboren {wo die frau vor der ehe die gevatterin ihres späteren
mannes gewesen). Magdeburger fragen \\&. Behbknd; nach der
aufsatzung der heiligen väter ist gewonbcit, wan czwai menscli
zu einander in di beilige chonscbaft tretten wellen, das
scholl mau melden drei suntag nach einander, ob das wer,
das zwiescben den zwaien leuten eine irrung wer, es wer
von freunlschafl wegen oder von gevalterschaft oder welcherlai
das wer, do mit binfür di beilige chonscbaft inocbt gestört
werden, priesterliche eheverlöhiiisformel aus Graz. Germania 22,4;n ;
anno domini 1423 sind die ratismeistere von dren refen unde
der siezende rad ein wurden, daz kein wip geczuge mach,
geczug sin sal in icheinen Sachen, sundern die e, die touffe
unde gevatterschafft. Johann Friedrich's des groszmüthigen stadl-
oidnung für Jena s. 61, viii. ed. Michelsen.
b) aus der neuhochdeutschen pcriode.
n) als der gevattern gewohnheit ist sein gevatterin zu haus
sehen gieng die do als ein schöne fraw was als man in tausent
liete eine finden miigcn, und wie noch er ir gevatter was,
doch das darumb nicht ansähe alle gevatterschaft czeruck
liget und von ganczem freien willen zu ir in liebe enczündet.
Vekameron 462. Keller;
nun kiimet paid mir zQm wein,
da wöll wir wider richten ein
eur gfatetsohart auT dieses mal,
freuntscliaft und gselschai't uberal.
H. Sachs die zwen geinttern 315 (neudruck).
item es sol auch der schullhoisz mit den zwölffen einen
ernstlichen eidl zu gott tbun, dusz sie wollen urtheilen und
recht sprechen, dem armen als dem reichen, dem reichen
als dem armen, dem grossen als dem kleinen, und nicht
gedcncken freundlschafft, Sippschaft, gefatterschafft. Ueuther
v. Speier kriegsordnung (1594) 36.
ß) die reformationsbewegung richtete sich vor allem auch gegen
die feslsetzungen des kanonischen rechtes, die die gevatterschaft
zum ehehindernisz gestempelt hatten: kein bindernüsi soll an
der ee sein von wegen der gevatterscbafft, was im gsatz
Molsi nit hindert die ee, soll si unsz auch nit hindern.
Eberlin V. GüNzuuRG 10. bundesgeuosz (neudruvk s, 113); dar-
nach hat der bapst noch eins erdacht, wen man gefatterschaft
anrichtet, so darf die gfatter die ballen nicht zcu der ehe
nemen. si sagen : es kumet do das sacrament darczwischen,
ist do ein geistlich fruntschafft, sein geistlich valter und
mutter, bruder und Schwester, luther predigten {\. jan. 1521)
9,542; zum neuntzehenden, das die grad odder gelid wurden
geendert, in wiichen der ehlich stand wirt vorpotten, als da
sein gevalterschaften, der vierd und dritte grad, das wo der
bapst zu Rom drinnen mag dispensieren umbs gelt, unnd
schendlichen vorkcufft, das auch daselbs, mug ein iglicher
pfarrer dispensieren, umb sonst unnd der seelen selickeit.
Luther an den christlichen adel (l520) neudruck s. 53; denn
so das sacrament der tauff sollt hindernusze bringen müste
kain christenman , ain christenweib nemen, seit mal alle
geteuffte weiber, aller getaufften menner, gaistlicbe schwesler,
sind, als die ainerlai sacrament, gaist, glaube, gaistlicbe
gaben und gütter haben, damit sie vil neher im gaist freund
werden, denn durch euszerlich gefatterschafft. wilche person
verpoten sind zu eelichen (1522) Aij'; ich wil wider zu dem
artickel der gefatterschafft kommen , und mein mainung
datzu sagen , die ich vorhin auch habe lassen auszgeen.
Auffs erst, zur ee zu greiffen, soll man weder gefatterschaft
noch pattschaft ansehen , auch weder bapst noch bischoff
drumb ansuchen, sonder frei dahin nemen ain patt den
andern, ain gcfalter den andern, und der patt den gefattern
und widerumb. Luther sendbrief an Jhan von Schleinitz. Aiij'
(1523); gevatterschaft trennt die ehe. Fischart titenen&orii (1581)
I.i4\
y) die Wörterbücher verzeichnen alle das wort in der allgemeinen
und umfassenden bedeutung. gevatterschaft patricin. vocab.
incipiens teut.; gevatterschaft compaternitatem ; vgl. zsch. gesch.
Oberrheins 3,140; gevatterschaft compaternitas. Hcpfuff 93;
gevattcrscliuft lustrica cognatio, initialis necessitudo, propinquitas
in baptismo conlracta, vulgo eompatratus. Heniscii 1417; com-
paratico. Hülsios (Uiis) 135; le comparage, necessitudo lustrica.
dictionaire du voyag. 144; necessitudo lustrica. Dentzler (l677)
116; comperage. Duez. franz. gram. (1695) 207 ; initialis vel
lustrica necessitudo. P'risius (1700) 112); godfathership or god-
mothership. teutsch-engl. wb. (1716) 766; gevatterschaft gevader-
schap RitAMER 2,133'; comperage. Rondeaü-buxtorff 253; vgl.
Adelung 2, 61S.
S) in dieser umfassenden Verwendung macht sich vielfach die
bedeutung von gtiVültcr = am\c»s geltend: der Carmeliten ge-
mahelscbafft und gefatterschafft mit Maria ist inen ein schirm,
ob sie schon weder in küscbeit, noch armut, noch demut,
noch weit Verachtung nach volgen Marie, saf;en si doch,
Maria und si sind geschwisteiige kindt. Eberlin v. Gü.nzburg
14. bundesgenosz (neudruck s. 160); so wir dan nun eine
merkliche zeit her einander nit anders, als inn aller Ver-
traulichkeit, liebe und freundschaft erkant haben, will ich
. . . solche durch unaufhörlichen freundlichen willen und
treue gevatterschaft bestätigen und fortsetzen. Fischart
chezuchtbüchlcin. Hauffen 3,124; gevatterschaft, gespielschaft
(die verleutschte Arcadia des herrn Philippi Sidner). Schottel
SSo'; ein armer edelman, so . . . oft und manchesmal mit
einer milchsuppen an statt desz fleisches, und an statt
desz weins mit einem kletzenmost verlieb nehmen, auch mit
denen ochsen, kühen und dero Säuglingen kälber, dero exe-
cutions und groszherrn vattern (nach platz), darunier der
stier begriffen, item denen nächsten collateral-befreundten,
als bocken, rocken, schafen, äffen und gaffen, säuen frauen
und Schweinen, sChwäger- und gevatterschaft machen rausz.
Abele k. Unordnung 3 (lüTl) vorrede s"; unsern kerkerlüsternen
hätte gewisz Wenzel der gevatterschaft gewürdigt, und Lud-
wig XI dem läcbler und dem weiner zum aushelfer erkoren,
F. L. Jaun 2, 836, vgl. sp. 4651.
und sage ihm,
du seist des sandwirts Ilofer arme waise;
der vater aber lasz' ihn bitten, dasz
um alte freundsohart und gevatterschaft
er deiner walten möge, als ein vormund.
Immermann trauerspiel in Tyrol (5,7).
s) in diesen bedeutungserweiterungen lebt das worl vor allem
im Sprichwort;
1)) kuche über den zäun, kuche erwidder, bellt gute ge-
fatterschaft steht in Luthers handschriftlicher sprichwörtersamm-
lung; vgl. werke 5,182 Weimar; vgl. oben gevalter über den
zäun, sp. 4ß49.
2)) wenn das kind todt ist, so ist die gevatterschaft ans.
Hemscu 1418; lieber mensch, lass die gevatterschaft nit grad
aus sein, wenn das kind (wie man spricht) tod ist. es
heisse nit: ab äugen, ab herze. F. Wvsz (I601)) ; vgl. Schweiz.
i'Jiotikon 1,1129; das kind ist gestorben, die gevatterschaft
ist aus. Abraham a S. Clara Lauberhütt 1,421; das kind ist
lod: die gevatterschaft bat ein end, contemnunt spinas cum
cecidere rosae, Bayer (173:!) 289; sprtchw. wenn das kind todt
ist, so hat die gevatterschafft ein end, ßlio mortuo putris
lustrici affectus expirat. Kirsch com. 2, 150*, fehlt in den späteren
ausgaben; die gevatterschaft hat ein ende, tesscra hospitulitatis,
familiaritatis confracta est. Serz teulsche idiotismen 54*. wenn
't kind dod is, is de vaddeiscbopp ut: die Verpflichtung hebt
der tod. SciitJTZE holstein. idiolikon 4, 294.
2) in annäherung an ein nomen actionis wird die sonderbe-
deulung des pßichtenkreises vorgeschoben, der sich an das ver-
hältnisz knüpft , gevatterschaft, gevattcramt, ausübung der ge-
vatterpflichten.
0) die ältesten beispiele gehören den rechtsordnungen an, die
den aufwand bei kindstaufen bekämpfen, hier zeigt sich die neue
bedeutung in ihren ersten anfangen:
«) wer ain gevatterschaft bat, der sol datz (da zu) dem
wein nicht mehr geben, dann zwelf pfenning seinen ge-
vattern, und wer bei im ist; und sünst weder frau noch
man sullen cbainein gotteit mar geben dann zwelf pfenning,
oder der stat ain halb pfund pfenning. das stadtrecht von
München, art. 429. umb gevatterschaft Aueü. es sol och ze
wihennechten nieman dem andern senden dehainerlaie ding,
als widersenden, von deliainer gevatterschaft wegen und wer
diser vorgeschribnen ding dehaines brichet der git j ^, unser
phenning ze biisze als dik es beschiht. stadtbuch von Schaff-
hausen, (ii. jahrh.) Alemannia 5,218.
ß) auch in ausgabenverzeichnissen und in kostenberechnungen
gewinnt das wort frühe diese bedeutung: item gefaterscliaft,
4677
GEVATTERSCHAFT
zw onfern, zw peicbten unnd cxu aller R«Uiliclten ordouDg
3/^.9. aufzeieltnungen eintr Wuntr handichhfl dts U. jakr-
hunätrt$: 'was em man und »ein wuib und <lirn zu Pmisu
oin jar beduifTeu.' anitiger für kunät der dtuUcheit ttwuU 7,
11. f. Mi.
b) rnchlicktr und ma*nigfuUtg4r und dit Mtft «M dtr *t%-
hochdtuUehin jurioä«,
a) livi betteltig dir dein ebr lieber auo, d«t weioacbencken
aUbt dir wul an, daa dui lang mit frrudcn ireibtl, wie dai
kindbeben zur geviittcracbaOTl. FiicHiar Gargantua {ne%druek)
14«. da wur rin vornebmer bolTralli mit am titcbe, wclcber
•ich der ferien zu cebraurhrn, etliche meilcn von da auf
eine gevattencbaft begclirn wollte. VVitui die drei irytttn
trznarren {ntudiuck) IHI; wa« die gevatlertchaft betrifft, 10
weiiz ich nirbt recht wuh ich dazu aagen sull, wenn ich
auch gleich dabei ihre freundlichen gesinnungeo nicht v«r>
kenne. GUthb biuft i&, ^0.
(«valiertcbari U e ehr'
macbl ab«r den beuiel leer.
TiNOLAO iprich»Arttr ileuiieh-jMiieher
vorteil, tgl. Wanobb 1, t64S.
ß) die vfr(<rftOe/i«r nehmen nur langsam von der neuen
Meutung notis: gwulterscbart imtialts nrussiludo, officium
tponsorit WtiBtaknn (1713) \M' ; zu gevatlerschaft bitten ad
officium inittal« tocare KmiCH com. 1, IM)' [fehlt in den tpA-
teren ausgaben); gevatterscbaft the circumstance of being Sponsor
(0 a ehilä and this rrlation io the fHirtnts etc. Hilpkbt II, 1,461.
das ist meine erste gevatlerstliaft thal is the (int fime Ihav«
stood godfather vr godmother. cbtiida.
e) bestimmte gebrauchsformen sind in erster Unit mit dieser
bcdtutung Vfiknüjift.
n) der piural, der sonst nur einmal bei LuriiER belegt ist
{vgl. sp. 4'm5): Mindensche poÜ/eiurdaung, wie es mit klii-
diiDgcn, veriubnissen, burb/ciicii, kindtaiifvn, gevattcischnfti-n
und bngrüliniüsen zu hallen. Mikdkn 1034 (>fi I'. Wie iNodeni; -
vüidije beitrage (ISis) '23i; zur einschrUnlcuDg des groszrn
aufwandes bei kindluufen und gevatterschaften ist in unsenn
neuesten gesetz (8. drz. i;S5) verordnet. SiEBüNKKhS matn-taiiVii
sur Nürnbergisehcu geschichte 1,226; gevatterschaften, hoch-
zeitsschmause , Icicbenuiahle waren vornehmlich in reichs-
slädtcn piivilegirte vchikel, licbscbaften anzuspinnen und
chetraktate zu betreiben. MusÄus Volksmärchen 1, 52 Hempel,
ß) der objektsaccusativ neben bestimmten verbis: gevatter-
scbaft anrichten aus [.uriiün r^i. tp. 4075; die gevatter-
scbaft abschlagen, teulsch-engl. «b. (1710) 766; eine gevatter-
•chaft abschlagen, Ubrrnehincn, annehmen. Schwan (I8lt)
4396; und lüszt gdtt es zu, nimmt er die gevatterscbaft an,
•0 weisz niemand, für was das gut ist; vielleicht, dasz
t* ilagclhans berumfühit und zum frieden bringt. GoTTBKLr
Uli der pdchter eap. 6.
3) das sammeltcort für die an dem gevatterverhältnist oder der
handlang betlieilijtcn personen, vgl. gevatterei, gevalterleute,
gevütterte.
a) der ältrste bvleg liegt schon aus dem 13. jahrh. vor, er
steht jedoch vereinielt : so ir vi! gevatern habet unde sb ir
iuch danne gefriunden seit mit iuweim kinde, s6 uiac ez
ein gevaterschafl irren, daz ez iu iemer schadet an iuwerm
kinde und kflnncl ez halt oiemer s6 wol bestaten als ir hie
getAn hivtet, unde milezet ez elwennc verre von iu geben in
ein ander gegene oder in ein ander lunt: alles von gevater-
schafl. UbrTHOLD T. BKGEriSBURG 1,33.
b) aus späterer uit ist die mundartlieht ftrwendung bezeugt :
g'futterschaft oder g'faterlQt. HunzikkR i4ar;auer rt. 104. noch
ehe der zweite Icheuzin.-t gegeben werden sollte, erhielt
Vrencli das zweite kind, und diesmal einen munteren
buhen . . die gevatterscbaft gab auch diesmal viel redens . .
CS handelte sich absonderlich um die beiden paten, die palin
ward einhellig erwSblt in der schmiedin. Gottuklf Vli der
Pächter cap. li); aber strenge sei es doch, dachte das Weibchen,
dasx es an keiner gevatterscbaft so eine rechte vollständige
freude haben solle. r(/ndor<; Ich htV doch, er halt' schon
frQlier a oefteo all's drang'setzt, und nie mehr stimmen wie
von seiner g'vatterschafl g'habt wie is denn dOs hilzt
anderschtl wirt: jo, d" g'valtersrhalt is mittlerwcil' unver-
sehens gröszer word'n. Anzkhcrubkr stahl und stein l, t {ges,
»eike 8, l2Ji).
c) do>h auch der seliriflmästige gebrauch ist neuerdings be-
legt: er hatte auf der stelle weg, wo das hiuaua tielte,
IV.
GEVATTERSCHAFT— GEVATTEB$CHIfüPm]C114678
zumal er ao dein»clb«n nclwÜUi ia JSaMi« ait 4«r f».
vattcrschafl vom »cblosz luaamneo getroffen. E. MOaisg
(notellen) 3, IM»; ja ein sehr trgicbigcr pflaumeitbauia , der
nicht nur uns selbst, soudeio uo«.li ubeodretn des halbcu
ort und wcnifsieot uDser« tiealtch wettlaofige ftvsttcfacluft
IU vertorgeo pflegte, «rar sogar ua d«a rakktlea s^otr Asi«
gekxmuten. Hibbrl {metmt ktmUuiti 9^, i^l; ilMiburf. 4m
uu» BUkzerürdeiitlicb gefAili, tat io dr« tafeo abgenucht 9a4
in llerlin nag ich such okht lAM*r bUibea um den ltl«r»>
riechen nevatlertcbsfU« aoiUWtklMa. GauLrAt/ia («■ iMlb«-
nna Fiöhlich 19. stpL 1K47): eioeo btMOdara «urMbaHai kM»
die Leipziger allgemeine lettung seit eiaigea ahfiul«« §ß-
nomine da» bluU nahm ... eine sebr tat^biedfo« hai-
tuug an ; es behielt sein« fall« von Dcuigkeilrii ui.d fa*
rUchlen bei und blieb dadurcb nocb immer das cigeotJicto
lieblingiblall der iibaralea ftiaUaraabad. Paon i« ftkre
3, SS9; um gewählt tu «crdea bei daa diractes wabirrcbl«,
musz man in weiteren kreisen eia bedeutenderes aosebea
haben, weil das gewicht der localen gevatterscbaft bei
dem wählen nicht so zur bebung kommt io den auigedcbotea
kreisen, auf die es bei dirccter wabl aokumuiu bMiABCi
reden 3, 350.
4) gant vereinuU ist d*$ eindringen iit mmttt im iit «aiar
gevatter (ip. 4061/f.) besprochenen formet»:
a) tu gevatterscbaft bitten. Kiaacu com. 3, IM*.
b) meine grosse bibel und alles waa bei nir oicU allta
mangelhaft, steht, wie ein puracha sagt, Jetit aor gavalier-
achafU PlCAHOBB (1733) 1, »05.
GEVATTEHSCHAKT-IIA.NDWKRKSI.ADE, f.: in beut« dar
ladenvater oder die gevatterscbaft • bandwerksiade lo aMia
Diogenea-fast einkriecbt, so bitte ich viersizzig, oder lo «aaa
original mit drei kopieen, oder in einer besseren roelapbar
ala aonne mit den nächsten drei planelen, oder ohne all«
metaphcr mit ihren kindrrn in meinen borst und grftnes ge-
wOlb« tu «eben, wo heute mehr gaste als mObla« aiad.
Jban Paul ((ir Herold 8. januar \;v>) Utt. nnchUts 4, XU.
GEVATTKttSCIllN, /., mUtei- und nttderdtiUuMt nehenfmm
tu gevatterin, epi. gevattar (tp. 4661. 4663) und gevalterfrau
(sp. 460&): e«ai«aler gevadersche fimma franumai (A'Ma
1507). DiKriHBACH 135*: ich hab euern brief, liebe frao
doctorin und gevatterschin gelesen. Lotibb briefe (an i. Jonas
hausfrau 3t. oprii 1530) 4, 3; ist aber sein gescbwatt keia
tüdelde tAd oder gevatterschen plaudern, sondern mit aller
hofflichkeit bitten und begehren, aut p«» bi bi bt ät, pum
piim pum . . gedruckt tu Boxlehut in dtr vätdaiAAiM, ias jaAr ICM.
vgl, vaddersch ScbOtzb holslem. idiotik. 4,394.
GEVATTEltSCHMAUS, »., fna so frühe belegt, mit der tmtiU
tlieü des kompositums (s. scbmaua Iheil 9, 956) ; kindlaaf - fiar
gevatterschmaus, lustrieum. SruLaa 1^69; gevattcreaaco, oder,
schmaust heisset diejenige gasterei oder roahlteit, ao der
kindtanffen vaier . . denen gevattern . . statt de« graiiala g>ebct,
und selbige darbei ansehnlich bewirtbeU A«ABA\THta frtutm-
ttmmerlexikon (1715) 6«0;
darsur lass auch in lior ua4 haus«
die freude voll und aCicbllg *«ia,
und lade tum («vatter-scbaiauM
die aurgertuiaiaa brOdtr «ia. Glimua (int) llMl
(da unter kitiit und maatrer Wül
die wttt ä** rrU* mal ItHrill.};
still doch aliei »asckaiaall
spart eure piediat iura gevaiiersckaiau:
hier brauchen wir st« akfel.
Squaeai Jiaiii msd JalM III. K
(mller fmr frmwilt tmt • >««itpt taaU
ein gevatierschmaus, «■ repo* mt Hftl dt btptMf. Scawaa
(1782) 740: gevattcrscbmauat, a tkmUmtnf feeuL Laaa« aO{
HiLPiar II, 1. 161.
GEVATTtHSCHNACK, g«Tatt«rascbaack. ai gcvaticradMMtk,
le eaquH itt ttmmiret. Sc8waR(iaii) 43»: geraUcrscbaack, Ae
prettir «f fssispa. Hiltibt II, I, «61: dte« form g«TaU«fi|-
scboack ; wenn das frauentiouacr . . «isa
bAlt .. da must bald bOrger aad rath»
bald diese oder jene witib« Ober ihr« aaaga
rergL vadderoaoacfc , oaafttaae fMlacka ScaCna
uttoL 4,395.
GEVATTERSCHMPmai, • .• gevitiar.
beiaset dasjeoifa »choopffluch oder thchltia, •• aia Jaag |»>
seile an etlichen ortco, voa 4«r jaaffar, mH *«lclMr «r
Bogleicb gcvaticr gestoadco. aha aach das ervt« frnchi«
Uaochiret wicd, ta fad«ra hal: ar ■■« aalUpa aach aw
SM
4679 GEVATTERSTAND— GEVÄTTERTE
Zergliederung und zerschneidung der speisen einfodern, denn
wo er selbiges mit stillscliweigen übergehet, oder vergiszt,
wird ihm selbiges nachher von der Schuldnerin disputirlich
gemacht. Amaba.nthes frauenzimmerlexikon (1715) 667.
GEVATTERSTAND, m., substantivbildung »u gevatter stehen
(s.d.)* nie hatte sie bei einer judentaufe gevatter gestanden,
obgleich sie gern bei christenijindern dieses pathenamt über-
nahm, sie drängte sich recht lu gevatterständen. Hippel
lebensläufe 4,94; an hohen fest- oder sonnt;igen, in der
kirche, bei gevatterständen und zumschemelführen (trau-
leiten) paradirl der spiesz und stadtbürger im bratenroclc.
Schütze holstein. idiotik. 1, 146.
GEVATTERSTEHEN, n., substantivierter infinitiv : aus dieser
Ursache ist das gevatterstehen der kinder sehr unschicklich.
KbCnitz 18, 45. vgl. sp. 4659.
GEVATTERSTELLE,/:: hernach mag etwa Göschen, wenn
er sich einzulaszen lust hat, gevatterstelle vertreten dusz wir
mit dem mechanischen der ausgäbe, sie geschehe nun wie
sie wolle, nichts zu tliun haben. Göthe briefe 8,243.
GEVATTERSTÜCK, n. erscheint in zwei hauptverwendumjen.
1) mü sinnlicher grundbedeutung des zweiten kompositions-
theils: gevatterslücke ist entweder ein mit vielen confituren
und candirten zierralhen ausgeputzer marcipan, mandel- oder
krafft dorte, oder auff vielerlei art schmackbar und wohl
gebackener kuchen, so den gevaltern nach vollbrachter taufife,
vor ihre gehabte bemühung in das hausz nebenst etlichen
Pfannkuchen geschickt wird. Ahabanthes frauenzimmerlexikon
(1715) 667. vgl. auch oben gevalteressen. zugleicben sollen
{hei kindtaufen) auch alle zuckerbilder, muszken und gevatter-
stücke, woferne gespeiset wird, ebenmässig gäntzlichen hier-
mit abgeschafifet sein, kursächs. poliieiordnungen (1i. juni l(i6l)
titel XVII 2. Verordnungen des Leipziger rathes «enden sich
im jähr 1701 gegen die marzipanschmausereien bei taufen, es
sollte entweder ein marzipan oder ein kuchen zum 'gevatter-
stück' gegeben werden dürfen, der marzipan sollte jedoch auch
bei den vornehmsten nicht über zwei, der kuchen nicht über einen
thaler kosten, gevatterstück p/HÄgi/^, pe«<s<ucL Khamer 133'; ge-
vatterstück bateme. Rondeau-Buxtorff 253; gevatterstück, n.
present sent to the inlended godfathers and godmuthers before
the christenings. FAHRENKRiJcER 325. ebenso Hilpert U, 1, 461.
2) mit übertragener bedeutung : gevatterstück a friendltj turne
or Office done lo a person, that has stood godfather etc. Hilpert
II, 1, 461. das ist kein gevatterstück, e'est un vilain tour que
vous me jouez li. Schwan (1811) 439; das ist ein gevatter-
stück, gevatterstückchen , that's an ugly trick. Hilpert II,
1,461.
GEVÄTTERTE, f., kollektivbildung lu gevatter {vgl. Wilmanns
d. gr. II § 264), vgl. gölide (s. d.) ; in der mittelhochdeutschen periode
aus oberdeutschen quellen vielfach belegt, schränkt es sich in der
neuhochdeutschen zeit allmählich mehr auf die schweizerische
mundart ein, in der es noch heute fortlebt, mittelhochd. geveterde
s. mhd. uib. 3, 280'. Lexer 1,961'. neuere belege bei Schbklleb
1^, 850. Schweiz, idiotikon 1, 1129.
l) und ir sult sie nihl ze lange ungetoufet län: alse sie
geborn werden, s6 sult ir sie toufen. ir sult weder 6touf
biten noch gevetriden {nicht auf die feierliche taufe warten noch
auf die erwünschten taufzeugen), weder diz noch daz. Bebthold
V. Regenshurg 1, 127; unde siniu {des pulhenkindes deiner frau)
gevetride sint als wol diniu gevetride als sine unde dCl mäht
niemer deheine 6 mit im gewinnen. 1,314; was ein band ge-
luot, das hat die ander getan, also stßt es umb zwei ge-
mechte. ist Jens enhalb mers, und hebt das ander dishalb
ein kind: Jens ist als6 wol sin geistlicher vatter als das es
da huob; und des kindes vatter und mutter sind als wol
sine gevettrid als des kind er selb erhaben hat. Schwaben-
spiegel, herausg. von Wackernagd 345, 114; von unkiuschekeit
koment drizehen 8iunde...du zwelftiu heizit unkiuschekeit
began mit e liuten, oder mit gesipiden, oder mit gevetirden,
oder mit goetiden, oder megeden, oder mit wittewen, oder
mit geistlichen liuten. bihtebuch, herausg. von Oberlin, Strasz-
burgllBi, ».35;
dö wart Hugdtetrich der gevateren also fro:
bi ietweder hende gevie er einen dö.
Wolfäietrick (B, 1) 221 Jänicite; Varianten:
gevatreit, gevatherit (do ward Haugdieterich der gevätterit
vil fro vgl. zeitschr. d. a. 4, 42G).
2) man sol aim kind nit mer dann ein gefatreid haben ;
dasselbig soi dem kind über 12 dn. nit einbinden; zu der
GEVATTERWEIN— GEVIECH
4680
kindtaufe sollen mit dem gefatreid nit mer geen dann 4 mann
und 4 frawen. Münchner handschr. wpj. Sciimellkr i**, 8»0; und
nachdem ain pot was neulich gangen von pischolf Sixlen
von Freising das man nun ain gefäterten zu dem kind heben
haben soll, so schickt Albrcclit iv. (1496) hinab zu dem
pischolf umb erlauben das sein gnad albei mecht zu einem
kind drew gefötert nemen. ebenda, ebenso noch zahlreiche
belege aus bairischen quellen.
3)
Ir gefätierte, nun nemmends kind.
ÜABKRKR Abraham 1592 E6*
üch fürgeliebten grossen fründen, eid und puntsgenossen und
guoten gevälterde. IbiS abschied ; fürohin soll keiner mfir ge-
fäderden dann 2 anstellen zuo aim kint. aus 1550 {Obwalden).
ebenso belege aus 1580 (Entlibuch), 1628 {Berner mandate); es
sei keine abstufung der strafe für fleischliche vergehungen
zwischen blutsverwandten, verschwägerten, gevätterten. 1032
abschied, u.a. Schweiz, idiotikon 1,1129; g'vätterti g'winnen
{Graubünden. Chur). den fenfbätzer, wo d' ching öppe von
den g'vätterti uberchommen. {Emmenlhal) ebendort.
GEVATTERWEIN, m. gevatterwein, gevatterwein, le vin
de commire. Schwan (1782) 740. christening wine, godfatherwine.
Faiirenkrüger 326.
GEVATTERWESEN, n.: bei allen kleinen angelegenheiten,
bei allen schlechten geschichten, eitlen Vergnügungen und
dummheiten, bei allem gevatter- und geschnatterwesen be-
fleissigt man sich der gröszten Pünktlichkeit; aber alle vier
jähre ein mal sich pünktlich und vollzählig zu einer Wahl-
handlung einzufinden ... das soll langweilig, unausstehlich
und lacherlich sein! G.Keller {leute von Seldwyla) 4,204.
GEVETTER , m., ableitung von vetter (s. d.). das wort ist
nur im plural belegt und wird apposilionell an personen ange-
lehnt, die als nahe verwandt bezeichnet werden, zur bildung
vgl. das angelsächsische gefädere vetter. Leo 23; mittelnieder-
deutsch geveddere. Schiller-Lürbbn 2,32. die deutschen belege
reichen in das li. jahrh. zurück: wir Wilhelm und Albrechl
von gottes gnaden, gevettere herzog zu Oestei reich u. s. w.
aus 1396 bei Huber. Austr. ex archivo Mellicensi 9t. Frisch 2, 400.
Stellung und gebrauch sind hier dieselben, wie sie üben {sp. 1875)
für gebrüder beobachtet wurden, das worl wird meist nachge-
stellt: darum haben sie hertzog Berndt von Sachsen und
Wartislaff und Barnim der junger, geveltern, vertragen im
velde zu Cummerow. Kantzow chronik von Pommern 2Sü u. ü.
vereinzelt findet sich auch die vorausslellung : aus der von den
gebrüderen und gevetteren Ernst, Eberhard Chunradt, Herman
Adolph, Hanns George und Otto grafen zu Sohns unterm
1. novembris anno 1583 ergangenen erklärung. Klingneb dorfr.
3, 323. wie gebrüder geht auch gevetter vom urkundenverkehr
der vornehmen in den geschäftsverkehr des bürgerstandes über,
so steht unter der Frankfurter ausgäbe von Aventins chronik von
1580 gedruckt zu Francfort am Mayn durch Johann und Sig-
mund Feyerabendt, gevetlern. in solchen geschäftsformeln scheint
dies wort, das im allgemeinen ausstarb, sich noch länger erhalten
zu haben, eine mehr litterarische auffrischung ist aus Immehmann
zu belegen: keineswegs versetzte der rechtsgelehrte: indem
man jene abgekommnen ansprüche herstellte, ging man,
wenigstens hiesigen landes, nicht so weit, auch die Verbin-
dung zwischen lehnsherrn und vasallen aufs neue erstehen
zu lassen, nur die persönlichen rechle der gevettern {agnaten)
sind restaurirt. {epigonen II, 3. cap.) werke 5, 93.
alt bin ich: bald kommt die stunde,
wo der Terne lehngevetter
pflaazen wird auf diese mauer,
ach, sein Wappenschild, das fremde.
IniiBRiiANN Tuliläntchen 1,1 {werke 12 s. 17).
GEVERT, GEVERTE, n., vgl. geführte, oben sp. 2089. ebenso
gevelle unter gefäll, gevider unter gefieder u. o.
GEVIECH, collectiv zu vieh {s. d.) mundartliche bildung, die
noch heute aus Österreich und aus Schlesien belegt ist.
1) die schlesische bildung beschränkt sich auf die kollectivbil-
dung mittelst des präßxes : siches schines gevieche. Weinhold
beitrage zu einem schles. wb. 102.
2) in der österreichischen mundart ist schon frühe die vollere
bildung mit dem beliebten suffix bezeugt: gevihede, geviecht;
das federspil hat sör verzagt,
die adler, falcken, häbich, späaber smieren
. . . des Wirt vil manig edl gevieclit
von ainer groben gans ze töd geslagen.
0. V. Wolkenstein 18,2,5. Weber,
4681
GEVIELT— GEVIERE
CEVIEHT
4683
ebenso alknorUeh eiW gMecht der kristcnlialt IH, 4, 1. aut der
heutigen mundart (StelzliuiiMncr 102) beleiß Schmüllkr I*, HSe
die formen ß'vililiat, g'vigat.
I>KVIELT, parlicipialet adjtktiv, fertimelU vtrhalabkitung n
viel (i. d.)
bt»> Plaalui aliar bäum
wlodsr klimm in ertiaa raun,
da» «r mit Kovialian iwalgan
miiK« bisz zun iternen stelgan,
ila<i er uniar Innd bebreita
Ulli da»! tchaiAn« grüner weita. LooiO 1,1, S.
r.EVIEHK, GEVIKK, n. subslanlivnbleitmg xu vier (i. i.).
während in der heuligen spräche für den begriff des vierecki,
insbesoiiilert des quadrals, das substantivierte particip geviert
(f. d.) durchgedrungen ist, hat sich das anfangs allgemeinere ge-
viere auf die hergmannssprache lurdckgeiogen. besüglich der
form neigen die altern belege im singular zu dem apokopierten
pevier, erst seit Auelung (2, 640), der die erste wörlerburhnolit
beibringt, ist als grundform uHederum geviere festgesetit.
t) alt xeugnisi für eine allgemeinere Verwendung des »ortet
tst SU betracJiten: die gemeinen proliir-uercn , darinnen <lle
ölten die gemeine proben probirt haben , die sein also ge-
macht worden: sie haben von starckem eisern blech ein
gelier lassen zusammen niai hcn, welches dieses strichs 1,'lngc
(-.— ) unten belflulTiiK fünfTzehen weit, und sechzehen
borh gewesen, hat sich von unten aufT bisz oben an, also
gescbmugeu, dasz das gelier oben dieser Idnge zehen weit
blieben, und dns gelier hat keinen boden gehabt, son-
dern vorn nm ofen hat es ein mundloch. L. Ercker probier-
buch (Frankfurt IU72) S. 8; so man aber an einem orth ist,
da man keinen probir-orrn haben kon, und gleicbwol in
einer eil eine prob, oder etliche versucht sollen werden,
so kan man einen probirofen von Ziegelsteinen, in ein gcvier
zusammen setzen. Ercker S. 0; nimb die obgesetzte ISng,
darnach der erste probirofen ausgetheilt ist. und misz in
gevier eillT lang in die weitte, und in die boh sechzehen
IdngS. 9; nachmahls werden auch gleich in solcher form
probirofen gemacht, die auszwendig ins gevier, wie jet/.t ge-
dachter probirofen formirt. S. to. Frisch (2, 40l') führt aus
einer spricliwörtersammlung die redensart an: einen um haus,
hof, ehre und gefler brin;:en, omnibns bonis aliquem privare,
ejicert a domo et pofsessioiibus habitaculo annexis. die er-
kldrung ist hier iwar durch die Zwischenstellung des uortes ehre
mitten unter den vom lat. text geforderten materiellen gutem er-
schwert, es seheint aber, dasi gevier hier das vieretk bedeutet,
das den gutshof umschliesxt. man sagt so woll das geviere
als auch das gevierte dafOr {für quadrat). jenes bat Heynat/.,
dieses ist aber gebrtiuchlicher. Campb (1801) 2, 569V
2) der bergwerkspraehe gehören an: geziramer in den ge-
schSchten und gruben: rüsIbHume. sind höltzer so im an-
fang des Schachts gelegt werden, woranf das gefier gesetzet
wird. Derward erklarung der fümembsten terminorum und rede-
arten (1673) 13.; gelier sind die Oberste jöcher im Schacht.
S 14. (jörhei . . sin höltzer so quer auff die tragstempel geleget
werden); schrot ist, wo viel geviere auf einander gelegt werden,
ein geviere aber ist von zwei jOchern und zwei kappen zu-
samniengemacht. HIJbnrr kunst, nalur-lexikon (noi) 1454; ge-
fiere auftragen heisst die jöcher und kappen In einander
legen 707; geviere, ist von zwei jöchern und zwei kappen
susammen gesetzet; oder es sind die nach abiBnglichter vie-
rung in einonder geschnittene vier schacht-holtzer, so zur
auszimmerun;; der schachte gehraucht werden, und wird
immer eine solche vierung auf die andere, wo es von nöthen,
geleget, und endlich daraus ein gantzer schrot oder aus-
gezimmerter Schacht. Minerophilos (1743) 255*; geviere legen
ist ebensoviel als auftragen, ebendort; gevier {terme dt mine),
Ut traverses Schwam (1782) 740 {fehlt 1811); gevier a figuri,
thal contisl of four alike sides and amples or cornert. Ebers 643.
geviere quadriparlition Hilpert 4()1 ; geviere bei der schacht-
zimmerung, ein nach der länge und breite des Schachts,
aus zwei jöchern und zwei kappen bestehendes längliches
Viereck. HARTMANr« handwb. der mineralogie etc. (IS2.S) t,298;
aus den gevieren setzt sich die schachtzimmerung zusammen.
Skrlo leitfaJen sur bergbaukunde (1S69) 237; geviere auftragen,
jöcher und kappen an ihren ort bringen HAaraAMif a.a,o.;
ein halbes geviere nennt man: welches nur aus einem joche
und den zwei kappen besiebet, welche ebenfalls ouf der einen
Seite mit dem joche zusammengeplattet, mit dem andern
ende aber in die bahnlöcher gesetzet werdeo. mefuziN /Br
die bergbaukunde 0 (abdruek det allen iergbüehUint VM tIM) W9.
Lkmpk; ist bei einem ichachie der eine lange slosz fest, der
andere gebrach, so ver/immert man nur letzteren und die
beiden kurzen »tOsse und nennt dies mit halben gevieren ver»
zimmern. \ViRCKKNS4ca btrgmdnnudut w6. (IMI) 238. 9*r^L
die tusammtntetiungen: bsupigevier thtil (4,1, «14); ansleck-
geviere, baspelgeviere , bilfsgeviere, nittelgeviere, schacbt-
geviere, ibOrstockgeviere bei Vcira dtuttchet btrgwi. t,W. 131.
GEVIEHT, partieipialei adjekliv tu dem »rst miMkttkdnlKk
(vgl. mhd. tcb. 3, 308') bele(jten terbum vieren (i. d.), 9fL fßäot
tp. 2139. die Verwendungen sind mannigfaltig und lu$en fa l#>
stimmten fällen {vgl. 40S3 ; 1684) dte mugltchketl einer trU4nt»§
zu, die über das partieipium von vieren hiaautgretft. ftr it
partieipiale adjeetiv lasten sieh drei gruppen auftttlUn. im
mitlelpunkl der einen gruppe steht der tihlbegn/f alt abttrakit
grosse, für die andere bietet die fliehe, für die dritte dtr kirper
den Spielraum der bethätigung. ton lateinischen ignonywun
tteht für die letzten beiden gruppen quadratus, für dit erste
quaternus {gelegentlich auch quatuor) im vordergrund4.
I) die mittelhochdeutsche zeit hat die erste grupp* nur ipdrlith
entwickelt, am reichsten hat sie die dritte auigestaltet. vgl.
Graff 3,673; mhd. wb. 3,308*. Lexik 3,340.
a) das älteste beispiel bringt Jen abstrakten zahlbegriff tum Mtu-
druck: et habetur quadratus, nnde ist er gcflerot. Noticb {Mar-
eianus Capella) 3, 323' Uattemer. dat gltieh* gilt für iai soAirs-
rälhsel über dat jähr:
ein «neller wol gevierter wagen
der gtt or zweier schiben unl bil lang« her getragen
iwö unt rOnrzic vrouwen. die tint dar üi geieizet nich ir zai.
HiiHiAi VC!« Zwiri« li>8, 1 (Hdthr).
an diesen zahlbegriff knüpfen aueli vertnndungen der köfitthen
terminologie det mittelaltert an : gevieit ^ mit vier aboea be-
gabt:
ichn weit, wes ich ander* jech.
die Hut wol halp »Int alttervich,
daz mOelich lernen vinden kan
einen rebt gevlerten man
her von einem kbnne.
SiiraiKD UiLBLiNo («ct. SeemtOer) 8,388.
du sieh auch auf anderer grundlaije durch Übertragung Ver-
wendungen entwickeln, die geviert zu einem beliebten beiworl
der mitteViochdeuttchen epik autyebildel haben, to itt et nicht
immer möglich, die belege mit bestimmtheit der einen oder andern
gruppe zutuweisen, vgl. unter c.
b) in der fidehenausdelinung stehen tieh vierfach und vier»
getheilt gegenüber.
a) für das erstere itt lu belegen:
wir hän mit wirbelt dai vernumo,
daz kriuce was mit drien drumn.
»wie mangi dernich gevieret tt,
da der meide sun unsanfte bl
was iinz daz sin menniicheit
durch uns den tdt dar an erteil.
WoLFMa Willeholm 4A7. 1.
ß) ßr viergelheilt l&tst sich das folgende btitpiel heranziehen,
wenn a nicht nach e) y) zu beurtheiün itt:
nu atuont der schild g«vierel
nach koetbaeriicbem'iiize
mit röte und euch mit wtze
und underbriien swarz unde goli.
Ko^rao V. WCRzburg (srHci ron Nantkeit SM.
t) die reichere entwicklung geht von der körperMen «u-
dehnung in drei dimentionen aus:
a) mit beziehung auf steine wird namenlUck itr fijnMaft
SU sioewei {rund) herausgearbeitet:
M einer linden er do each
llgeii einrn breiten itrio
des lügende Im in iln hert« tckela,
levieret und niht »inewel
WiBNT V. GBirinaite WifltU 148«.
also ruortt «r ti daa . . .
io ein ti tchoeo« pala« . .
ai wa* Til wol ceiieret,
sinwel. nIht geTieret,
guot undo rfine.
von edelm marmeUteinr.
UtaTiAiN T. Aei Bnk 8309.
Silar dann« Ai iriiea.
i« sack besander bitea
ir ba»U aad ir capiiti,
f«fi«r«i Ba4« aiaewel.
■it ioubera aieltterlleli darcbfrabea,
Drr geatamprei und erhakaa,
lintwara vit und adelar,
vU asaager band« koaae spar.
MHitmtsia». Scrtsc*.
294*
4683
GEVIERT
GEVIERT
4684
er hot ein burch von tuche. mit listen sam sie wer vur alle freise
uf einen hohen velse wo! gevierel.
swer uzzen was die sehende, der wand ez wer ein mermcl rieh
gezieret.
jung. Tilurel 1562.
Deu stat was mit gevierte stainen,
mit vil gro^^en und niht chlainen
umb und umb alumb gegeben
ze allen seilen, schon und eben
mit gejierd, mit viel;, darzQ
paide spat unde frü
was jeder man, als er mohte
\on zierd gcwandes, als im tohte.
Kavi der nroste und die schottischen heiUijcn,
Bächtold (/. handfclir. im brit. museum 4,30,
ß) der oben besprochene gegensalz wird auf das ethische ge-
biet übertragen; lateinische Vorbilder sind hier von einflusz:
swer mir ist slipfic als ein is
und mich üf heut in balies wis,
sinewell ich dem in sinen banden,
das sol zunstaete nieman au mir anden,
Sit ich dem getriuwen friunde bin
einloetic unde wol gevieret.
Waltber 79,38 Lnchmann.
ähnlich schon Horaz episteln 1,1,100. vgl. Schönbach zlseh. d. a.
39,353; vgl. Vierecke bei Thomasin 1856.
al diu creätiure die der himel hat bedaht
und dar zuo diu erde treit
hat niht höher werdekeit
danne ein reine wip; vor ir ein wol gevieret man
Neiduabt 50', 108 Heim.
vgl. dazu ongeviert in:
üz sinnewellem muote ein man
zu swem der walgt, von dem so walget er ouch wider dan :
nü walge hin, nü walge her, eins ungevierten mannes muot!
Reinhar von Zwetkr erf. iiöt/ie 61,3.
y) wie sich aus quadratus die bedeutung proportioniert, woJ-
gefiigt, entwickelte, so konnte auch aus dem ebenmaasz der vier
seilen eines steines, namentlich eines edelsteins der begriff des
schmuckes, der zierat hervorgehen.
der edel do von dannon schiet
mit tziichten, als dem adel tzam,
trew, milt, manhait unde schäm
versigelt in sein bertze was,
gevieret recht als ein adamas
was er an allen orten
mit werchen und mit worteo.
Suchenwiri t3,l«i2.
hierin berührt sich geviert mit dem participialen adjektiv zu
lieren (Lexer 3, 340) :
vil manic höher palas
stuont dar inne schöne enbor,
an dem die louben wären vor
und der wende müre
mit golde und mit läsüre
geverwet und gezieret.
die steine wol gevieret
von bilde wären schöne ergraben.
K. V. IVÖRZBURG Iroj. krieg 17440.
gevieret gehört, wie oben angedeutet, zu den gern verwendeten
beslandtheilen des mittelalterlichen Wortschatzes, es bildet nament-
lich im reim mit gezieret eine beliebte formet der mittelhoch-
deutschen epik:
also was daz hüs zerbreit
mit den turnen; nach ir zai
8Ö was ir drizic über al
sus was daz hüs gevieret:
die tüne gezieret.
n.v.AüB Erek 7867 vql. 4636 /f.
ein ieglich man mac wünschen min:
dem aver min schappel werden sol,
der muoz vil wol gevieret sin. Winsbekin 16,10.
S) von dem ebenmäszig behauenen stein, der sich leicht in
das mauerwerk einfügt, gvhen noch weitere bedeutungen aus, die
erst in der neuhochdeutschen xeit lebendig werden, der Über-
gang läszt sich belegen in:
wann ein bafen durchel Ubchervj) wirt,
daz verstreicht er so geflert,
daz ez nieman chiesen kan.
Teichner in Pfeiffers altd. Übungsbuch Kil.
nu gedacht der abt, es war ain man,
der da west der weite laur,
wie man trieb allen chauf
wann die andern manich waren nicht poliert,
DUt auf soleich sach geviert.
H. YiNTLER die pluemen der tui)ent 3901 Zingerle.
l) brdeutungsentwieklung in der neuhochdeutschen periode. die
Wörterbücher lassen nur vereinzelt, die mannigfalligkeit der be-
deutungen erkennen, sie begnügen sich meist mit der allgemeinslcn
inhaltsangabe : zu quadratus gnviert in den vocabul. vgl. Diifen-
BACH475'; geviert, quadratus Henisch 1589; gevierd, quadrato
HüLsius (1618) 136; geviert, quadratus Dentzler (1677) 116;
geviert quarrd, quadratus. dictionaire du voyag. (i703) 144.
«) vielgestaltig sind die Verwendungen, in denen der abstrakte
zahlbegriff auftritt, es ist hierbei zu beachten, dasz für andere
Zahlvorstellungen die formen gedritt {sp. 2039), gefünft (sp. 2191),
gesechst (sp. 4014), gesiebent (sp. 4106), geneunt (sp. 3391) erst
mit der neuhochdeutschen periode belegt sind, und dasz in diesen
bildungen kein participiales adjektiv, sondern eher unmittelbare
ableitung vom Zahlwort vorliegt, daher könnte man den vor-
liegenden Verwendungskreis auch formell von den anderen bedeu-
tungsgruppen von geviert {b und e) trennen, dies ist jedoch
schon deszwegen nicht ratbsam, weil eine reinliche Scheidung
nicht möglich ist, und weil für das Sprachgefühl wol niemals ein
unterschied bemerkbar war. manche Verwendungen von gedritt,
gesiebent u. s. w. lassen sich sogar mit Wahrscheinlichkeit auf
den einflusz des mannigfaltigeren geviert zurückführen, ja man
könnte versucht sein, die ganze reihe dieser jüngeren bildungen
(gedritt, gefünft u.s.w.) aus der analogie von geviert zu vr-
lilären , wenn nicht ein eigenartiger kollektivierender zug gerade
diesen jüngeren beispielen gemeinsam wäre.
n) geviert als einfache adjeklivbildung zu vier.
1)) t>or allem treten hier Verbindungen entgegen, in denen der
zahlbegriff eine Vorstellung abschlieszt und ihr dadurch das eigent-
liche gepräge giebt. Überlieferung oder gewohnheit können hier
soweit wirken, dasz der eigentliche subslanlivbegriff gar keiner
kennzeichen mehr bedarf und dasz die blosze zahl genügt, in
diesen Zusammenhang gehören das gedritte, gefünfte, gesiebente
(lied) in der terminologie der meistersinger, ebenso das gesiebente
haben im piquetspiel oder die geneunle zahl der musen. auch
von geviert lassen sich hier entsprechende Verwendungen an-
reihen:
ufT dreiem und geflertem spil
vor siben, als ich sagen wil,
ob mir der wurlT wöU glücklieb sein.
lied von der giasmelzen; llältlcrin 2,72,7.
ein geviertes in manchen karlenspielen, eine folge von 4 blättern
in einer färbe (quarte); ein grosses geviertes, wenn diese
folge vom dause anfängt, zum unterschiede von einem kleinen,
wenn es bei einem andern niedrigeren blatte anfängt. Campe
2, 354 ; ein geviertes. (eine quarte), a sequence of four Cards,
as in tbe game of piqiiet, a quarl. Hilpert II, 1, 461 ; schöne
anmerkungen, von gedritten und gevirdten, Überschrift eines
briefes in Butscbkys kanzlei (410), worin 3 und 4 gute und 3
und 4 schlimme dinge aufgezeichnet sind.
2)) gevierte zahl == die zahl 'vier' vgl. gedritte, gefünfte,
gesiebente zahl a.a.O.; gevierdte zahl, quateinarius Bayer
(1733) 289; die gevierte zahl, le nombre quaternaire Schwan
(1782) 740; die gevierte zahl, eine zahl von vieren Adelung
2,640; aber hier hätte herr Newton aufmerken und sehen
sollen, dasz die färben nur erst in gevierter zahl aus dem
prisma hervortreten, sich dann aber vermischen, um sieben
hervorzubringen, zwölfe wenn man will, ja eine unzahl. Görne
(gesch. der farbenl.) 54,155; gevierte zahl (die zahl vier) qua-
ternary, {the number ^four) Hilpert II, 1,461. eine andere be-
deutung von gevierte zahl vgl.sp. 4685. die übrigen zwei, Marcus
und Lucas, sind vermuthlich hinzugekommen, weil sie gleich-
suni die klufl zwischen beiden füllten, welches ohne Zweifel
eine mehr schicklichere Ursache von der gevierten anzahl
der evnngelisten ist, als die, welche Irenäus angiebt. Lessing
(theses aus der kirchengeschichte) 11, 598.
3)) für das lateinische quaternio der vulgata liegen eigenartige
Übersetzungsversuche vor. statt eines substantivierten adjectivs oder
ähnlicher Substantivbildungen erscheint auch hier das attributive
adjeäiv, das aus syntaktischen gründen überrascht, für die
stelle der vulgata (aposlelgesch. 12, 4) tradens quatuor quater-
nionibus militum custodiendum (reaoapai rer^aSiois) hatte
schon Koburgers bibel: do er in het begriffen, er legt in den
kercker und antwurt in zebehOten vier vierem der ritter {bei
Eggstein 'vier vier nemer'). Luther übersetzt bis 1527: da er
in nu greiff, leget er in ins gefengnis, und überantwortet
in vier gevierden kriegsknechten. das gleiche auch in der
Schweizer bibel: do er jn ouch fieng leget er jn in die ge-
feocknus, und überantwortet jn vier gevierten kriegszknechlea
4685
GEVIERT
GEVIERT
4686
jil z«iiewar«n. (Frotchautr, Zürich 1625.) iptf/rr ttU Liiiber
«in.* ulicranlworlet in vier vierteilo krifgtknecbleD; pgL
und {ilerodti) Ulieruntwort jn vier i|iiar(iren tildnarn, die jo
bewtren tollen hti Eck (I6&H). thtnto \)\ui¥.nn\i%cit* (l&n).
die frkidruny dir tltUe macliU auch nach der eimtlsung de$
tubtlaniivi noch :u ichafftn. I.iitber htmurkl am rande tu
,Tierteiln': ein liaiifT knechte ward in vier teil Releilet, da ja
ein teil niuHte dan vierdc teil der nacht wachen, eia umhs
ander. Diktenukhckr fügt aU randbtmtrkung htntu: vierem da«
iil 16. ähnlich du Schwrizer bibel vgl. Schttm. idiotikon I, Kb.
4)) hiethti gthörtm auch die vrrbinduiigtn K<'V>''rte weit, ge-
vicrtcr kreii. in denen do% lahUrurl auf die einlheilun§ ki»-
uiusl, durch dir der tubitantitb»gnlf gegltrdert wird {dii 4 mtlUhtilt
vor der enUcchunif Australiens: Kuropa, Aiitn, Afrika^ AmirilM).
iler niaiitch, da« violi, das mter,
der li>'r' und liliimen beer
und alle«, win r« huiaxi,
wai< die gevlerte weit
In Ihien nrroen huli,
lirieei ninen oeuao seltu
FLKamo tili, vertln 83,379, (mm tO. mai KKM).
bli bleher und an uns batt du nur einen prel«,
0 grou«» voterland, data man lo weil der erden
(•vierter krel« bithar gewuMi hat kAniion werdeo,
»0 rilterlicbe« nicbla, al< dich tu nuiuicu wclix.
FLaaiNo toneti an üeMt.^chland, nuch trmehmung de*
toHrtfallet Herrn Oiuttenn. tili. 9er. 82, v. 452.
waloh oprar «olleo wir doch hrlnRcn?
«fthnopner der gcvterdten weit? MüiiLProoT p. 53.
ß) «N geviert madU $ich dat motnent der *ervielfdUigung
ftlUnd : I)) und mache aus jglichem gebot ein gevierdex, oder
ein vierfachen grdrehetet krent/lin, als ich neine ein jglich
gebot an, zum ersten alt eine lere, wie es denn an jm
selber ist, und dencke, was unser berr gott darin so ernst-
lich vuo mir foddcrt, tum nndern mache ich eine dancksagung
draus, zutn dritten eine boicht, tum vierdten em gebet....
I.UTHea tinfellige weise zu beten für einen guten freund. 6,3lo'/(fia.
'.')) iicune ist eine gevierte zahl, die da entspringt aus drri
mahl dreien. ¥. Wrta 1650. schweii. idiotikou 1,925; eine ge-
tierle lahl, d. i. das ergebnist einer tabi, die mit sich selbst
d. h. SU viel mahl als sie einheilen enthält, vermehrt worden
ist; eine geviertzahl ((juadratzaAi) Cahpk 2,354; gevierte labl,
muUiplied by ilself, square or quadrate number. Hilpbbt II, 1,461.
9)) die ionne r&lli vor ihr mit tsmmi dem throne nieder,
wir, auf der erde, scbn die himmeUsonne wieilor,
so au« der erden »leigt. deüz, unser« l'höbus, xier
umfSngt, wie l'höbon dort, die Magdalenn hier,
der Seraphinen nnar, lO in dem grabe halten,
die haben dich, Merkur und Venu.», lu verwalten,
die dieigevicrte schaar, dl« thierkrei«, bleibt davon,
bU ihr Apollo kommt.
A. ScuLTBTi's 6*terliehe triumpkpo$aunfn
hei LexHii!) 113,185.
y) an geviert kommt das motnenf i*T Iheilung xum autdruek.
I)) quadratus, geviert, in vier gedeilt vocab. laL germ.
DiBrKNBALH 475'; geviert, quartered Ebbrs 643.
2)) vor allrm macht sich diese btdeutung in der Verbindung ge-
vierte würzet geltend: die geviert wurzel ist dieselbe zahl in
einer in sich selbst gevielfeltigten zahl, damit die in sich
selbst f;evieireltigte zahl ist in sich seihst gevielfeitigt wur-
den. Kkyhers landreehntn C4*. vgL geviertwurzel tp. 4694.
3)) der gevierte schein vgL gedrilte, gesechste schein:
(juadratum oder tetragonum, den gevierten schein, so ihre
{der Planeten) cntfernung 90 grad von einander ist (aspecten-
khre). vialhemat. lextkon (1734) tl2; der gevierte schein im
calender, in der astrologie, adip«äu$ quadratus. Faisci 2, 4ot':
der gevierte schein, l'aspeet quarrt. Sciwaü (t7S2) 740; vgl.
Adelung 2, 641 ; gevierter schein, quadratschein (tetragonum),
ein aolcher stand zweier plaocten, da sie im ihierkreisc
90 grad von einander entrernl sind, alsdann pllegt die Witte-
rung sich zu vertlndern; in den calendcrn und bflcbern der
aternkilndiger bemerkt man den gevierten schein mit Q.
Jabionskt allgemeinet itxicon der künsit und wisittuckafUn
(1748) I. 393*;
glückseliger atpectl so »teilt «ich endlich
die grosse drei verblDgnitivoll tusammen,
und beide segentsteme. Jupiter
und Venus, nehmen den verderblichen,
den tück'schen Mars In Ihre mitte, xwingen
den alten «chadcnsiirter mir tu dienen.
denn lange war er reindlich mir gesinnt,
und sehest mit senkrecht — oder .«chräger airablang,
bald im gevierten bald im doppel.'cheia
die rothen blitte meinen Sternen tu,
und störte ihr« tegenvollen krtrte.
ScuiLLta (Watlmultim) ia.30&
ein phnniastiscbe« anlo|oo 4ar wkkt&mktH wntrm tfracteB
und obliquen widancbMW late iHr mIm iü 4$r Mlr»-
logie, doch mit den antencbied«, dut veo il
wrihten der direcie wuiirtcheio, den wir als
kennen, (ur schädlich erachtet wird, mit iem gfvitfttetui»
jedoch, welcher mit unsem obliquirtaa SMWMMafalU ood
den wir auch als deprimireod aotpreebM, kalM Bie r« ge-
trulTen, wenn tia dentelben fOr widerwärtig and uoglüchlicb
erklärten, wenn lodann der gedritttcbeio und $neckM-
tchem, welchen wir für tcbwankend erkhreo, foo ibaca
alt heilsam angenommen wird, to mucbte diest allMliila
gellen. i;ötnk {naehtrige sur farbenlekrt) 55, li k
uhein ttehen die betreffenden ptaneten steh tmnerkalb
kreists diametral gtgnüber, bem gedritl*rlwin äad ä$ tm
einen bogen von iSu« {vgL tp. MM), htim gsviartacbehl fM M^,
beim gruechsttrbein (r;/. ip. 4014) fM Ufi elferni wfL iMI ft,
ip. 2131 : der geviert« schein, asptct of the i4anrts, teke» tkey
me distant [rom each oOier a quartri of tkt eircle, »inetg degnes.
HlLMRT II, t, 461.
b) geviert für rdumbekt ausdehnung t« der fldtke. luer aldkes
sich wiederum iwei gruppen gegenüber, je ntekdem in f«fM>
piale adjektiv in der fldehenuusdehnung dat phncif dir inraiil
fdUigung oder das der theilung sunt ausdrmck Majpf.
a) geviert ■■ vierfach.
1)) ein geOeria Ordnung do geaacbi,
ein gtied Tunf und twentig maa,
tugen in goties aamen dran.
La HS «rJbwcWiUr. M^.
die erste proportion (ron vierekiehler scklaektorduitng) iU ge-
viert von mannschafl, d. i. wann tu vi! in ein giid alt in
einen reien gestellt werden, die andere ist, wann die Sol-
daten ein gevierten boden, auf welchem sie standen, machen,
welche geviert von land oder boden genennrt v<ird. V. Kbidir
1619. sehweil, idiotikon 1, 925; gevierte Schlachtordnung, €Chs
quadraria. Stiiler 2381;
in gevierter Ordnung standen sie, ibniich dem liohan
groszen fclsen an dem gesiade des grauen roeere«,
welcher den rauschenden Dug der schnellen winde l»««ieli«i,
und die gethOrmtan wogen, die gegen ihn au( »ich «alten.
STOLBtRC {Hia» Ib.lilO) 12. 1(».
i)) gflerter haulTkriegsvoIckt, quadratum agmen. MAaaa lU*;
geflerter TAstknechl, haulTen scbllesi.
von degen hellonparien spiest.
J. V. ScHWiBTtiasBas bl. 153 «. f.
3)) um ein sehr grotzes und starkes nelt hatten ticb in
gevierter schar viele flscherbOte gelagert. STOLBtaa {reit» j»
Deutsehland, 86. brief) 8, 370.
4)) nicht Tern vom Petersthor. auT dessen vordem ibeilea
der beiden rüstung ruht, und die vertierten sAulea
die last der kugeln drückt, die wie colotseu suba,
und in gevierte reibn erhabner linden sehn:
IkCUkMii poelisihe schiißen 1,59 (renommitt).
5)) item ein pninn mit zweien eimern auf einem gevierten
pletzlein hinter sant Jacob. TocREt hattWuisterhuA 194.
diesz alles, obs gleich nicht tu schatten,
war doch bei weitem nicht »o scb6n,
als was auf den gevierten pllueo
Im garten selber antusebn.
Brockes hoc/it#i<a(irmrn auf kerm Vef*ek
(3. rfri. 17«).
er befand sich auf einer grossen terrasse am abbaoft des
berges, auf welcher ein schönes haus stand ; for dewaelbeo
lag ein ger&umiger, gevierter platz, durch steinern« baloalradea
gegen den jShen abbang geacbulzt. G. Keiler {nnngeditkt} l, ».
impluvinm, ein geriefter boflT ohne tach. ülmer virteTbutk IW;
diset jachthaust hat sehr vil slallungen, tween gar groM
und weile gevierte bofe, dast man in jedem mit vilen
kutschen tumah! kan vmbkehren. Pa. lUiiinQfn niarfai*. t. SS.
6)) gevierter oder kreoxfust oder acirak «4«r mibe. J. R.
FIscii kriegslexikon {iiv>) ia. geviertmaaes fSr StcbeoiHtz
oder (]uadnilmaasz, daher geviertrutbe, gevlertfutx, fevieft-
zoll fQr quadratnitbe u t. w. Hclftt a. 142.
/S) geviert — in vier theile rerfilland.
1)) geviert, getierendeeld Kaanu 1, I»; |«vi«rt, ditidtd
tal» fomr ptris or t^ntütmf ef /bur wtwywÜai yartt, f««M-
te. HaPBBT ff, 1, 461.
))) nicht Schierling noeb aapel «Bl«t« In data garten auf.
wo die geviert« Oot all «UlarbaU«« Inaf
durch ki«s«l. g«ld aa4 saa4 aaanüt aiiraelBd eilt«,
und den beglückua s«lia«s (aiMlbtar erd« ib«ilt«.
BicsAO iptrtdit kfuteker Ui*e.) bei CF. ^ritkmamm
lf«OTt« der hiidtr SacOaea) Waatarg IIB. S,ll*.
4687
GEVIERT
GEVIERT
4688
3)) die Schotten führen einen löwen mit lilien in den
enden des Schildes umgeben, England in gevierdtem Schilde
drei loewen und drei lilien. A. Grypiiius (1698) 1, 340; herr
Sempronius von wetterleuchten, dessen wappen ein ge-
vicrdtpr schild, in dessen erstem felde eine fama mit trom-
peten u. s. w. ebenda 1, 837 ; Peter Squentz, dessen signct ein
gevierdter schild. A. Gryphiüs (Ulterar. ver, 138) 168; gevierdtet
adjecliv (termc de blason) ecartelö ou icarlele en bannte; winckel-
maaszweise gevierdtet: ecartele en equerre; schräge gevierdtet:
ecartele en sautoir. Rondeaü-Bcxtorff 253; geviertet, geviertheilt,
quarlirt, scutum quadripartitum, Ecartele, in der wappenliunsl,
ein Schild so durch zwei Ijreutzötriche in 4 felder zertheilet. wenn
dieselben gerade nach der länge und quere durchgehen, wird
er zum unterscheid quadratim discissum, ccartelä en banni^re,
wenn sin aber scliräg aus einem winckel zum andern durch-
gehen, schräg-geviertet, decussatum, ecarteld en sautoir ge-
nennet. Jablo.nsry allgemeines lexicon der künste und Wissen-
schaften 393*; wenn eine lang herab und eine quer durch-
zogene linie einander durchschneiden, wird ein gevierter
Schild . . wenn zwo linien den schild schräg theilen, heisset er
Schräggeviert . . wenn durch einen schräggevierlen schild noch
ein querstrich gehet, wird er schräggeviert und quergetheilt.
cbcndort 390'; ein gevierter schild, a quartered schicld or es-
cutscheon ; ein \ierrach gevierter schild, a counterquartered schield.
Hilpert II, 1,461; quadrirt, auch 'geviert' seltener 'viergetheill'
genannt, ist eine section, welche entweder durch einmalige
Spaltung und einmalige tlieilung ('quadrirt' schlechtweg) oder
durch einmalige rechtsschrägung und zugleich durch einmalige
linlisschrägung ('schräg quadrirt') entsteht, wobei allemal die
tincturen abwechseln. Qoerfürth wb. der heraldischen tertni-
nologie 105.
c) geviert in beziehung auf die ausdehnung in drei dimensionen.
a) mit den unter b) behandeilen masibestimmungcn berühren
sieh: l)) hinter dem altar ein loch vier schuch geviert pei
zweintzig schuhen tieff. Tücher baumeisterbuch der Stadt Nürn-
berg 169; der halben so ein zahl der langen seilen, mit der
zahl der breiten seilen in sich multipliciert wird, so ist die
summa der gevierdlen lachtern, die ausz der multiplication
wird, der langen massen. Acricola bergwerhsbuch {Basel 1621)
s. 69 übersetzt von Bech; vgl. lachter theil 6,33.
2)) das gevierte feld, ein hoblmasz, bei dem zwei dimensionen
(länge und breite) meist durch bestimmte angaben festgelegt sind,
während für die dritte gewöhnlich mehr Spielraum bleibt: geviert
feld vermessen, ist eine fundgrube, die 28 lachter in die länge
und 28 lachter in die breite bat, oder eine maasse, die 14 lachter
in die länge und 14 lachter in die breite hat. dergleichen
feld wird auf stocicwerlc, fliUzen und schwebenden gangen
verliehen, da denn der Schacht in die mitten der fundgrube
Icommen soll ; so er aber nicht in die mitten liommen soll
oder kan, so musz der bergmeister eine rechte wincklichte flgur
von 28 lachter lang und breit, an das allbereit vermessene
feld anlegen und mit seinen lochsteinen besetzen. Jablonsky
393'; gevierles feld ist diejenige vermessungsart der lager-
stätten, nach welcher sie nach quadraten vermessen werden.
Harthann handu'b. der mineralogie {iS2&) i, 29S; das quadrat-
masz oder gevierte feld ist in verschiedenen ländern ver-
schieden, ebendort 298; geviertes feld, ein grubenmasz von
fast gleicher länge und breite, aber unbeschränkter tiefe.
Thiei, landwirlhschaftl. konversat.-lexik. 4,415.
3)) mit ge viere (s. o.) berührt sich der gevierte Schacht:
bezeichnet nua den weit gevierten schacht,
und wagt euch kühn zum abgrund tiefster nacht i
vertraut mir dasz ich schätz zu schätzen häufe,
nun frisch an's werk und mutiiicr in die teufe.
GöTBE (feslycd.) 47, 125.
4)) da sölt der knabe teglicheu an leren
was in möclit furdern zu nutze und eren
euch waz die karaer glicli geliert
dar in wart geordeniert
glich in die kamer enniitten
gar mit klugen siiten
ein schönes bette wol getonn. . . .
Hans von BBiibl Dioclctian v. 287.
im ersten jähr der regirung Cores, befahl der könig Gores
das hausz desi herrn zu Jerusalem zu bauen, an der statt,
da man opQ'er Ihüte, und seine höhe soll sein seclitzig eilen,
seine weile sechtzig eilen, gevierdtet mit dreien wänden
von polirten steinen, und einer neuen wand von holtz des-
selben landes. Esra 6, 3 {bibel von 1662); zu 6, 24. 27. vgl. ß 2)} ;
die graben weiter gemacht, und dieselbe gevierdte beide eck
(nemlich das lug ins landt und der Juden gottesacker) fol-
genden Jahrs mit derselben manren eingeschlossen, und zu
bollwerken gemacht wurden. E. Werlichius Übersetzung von
Max Welsers chronik von Augspurg (1595)3,81; leg zum ersten
ein geviert steinwerk auf einen bühel. A. Dürgii nachlasz 184
(Lange).
ß) geviert von körpern gebraucht, l)) item so steel der
schön pronnen unten auf einem gevierten pfeiler und gewelbe
unter der erden, das ist als weit als der prunnkast oben ist
und hat ein loch hinab gegen dem salzmarckt, das verdeckt
ist mit einer hultzen thiire, und hat oben ein gittcr darinn,
das am tag leit. Tücher baumeisterbuch der stadt Nürnberg KiO;
nun gehört diese seulon auf ein bosanient z(\ stellen, das
mach also, erstlich mach ein ablange lierung eins firteils
lang von der gantzen seulen mit jrem caplel und fuesz, und
machs so breit als die underst lierung am fusz der seulen
ist, dises bossament sol gefnt in grund gelegt werden. A.
Dürer underweysung (1525) G4'; so nun dise captel gemacht
sind, alsdann mag man sie ziren manicherlei vveisz nach
eins itlichen wolgerallen , das will ich ein wenig anzcigenn.
nim die for beschribnenn blatten, erstlich die achtecket, und
leg sie dem ersten captel auf und under einem ietlichenn
eck mach ein gefirte drag, binden weiter dann foren, und
lad die von des captels dicke eins firteils weit herausz . . .
auf das ander captel, leg die gefirt blatten, und ausz der
fasenn des captels, mach auf zweienn seitenn gegenn ein
ander über ein gewundne uberollte zedel. A. DCrf.r vndcr-
weysung der messung, mit dem zirkel (1525) G4'; Mercnrins
sei mit der sonnen, Apoliini, ein ding . . . dor zii so seind
seine bild gmeinlicb allein gfierdte säuin, do niclits für ausz
gath dann das haupt, vnnd aulTrecht starrend männlich glid,
zu bedeuten, das die sonn das haupt vnnd erzeuger seie
aller leblichen dingen. J. Herold heydenweldt (von heidnischen
göttern 4) x6' (1554).
2)) da man den grund grub (1466 zur st. Ulrichskirche), da
fand man ain stainin sarch und darinn ain toten und ain
slain statper, die macht man aussen an die kirchmaur, und
ain gefierten stain und alter geschrifft darauff. d. slädtechroniken
4 (Augsburger ehr. l) 331; der künig Cyrus gebot das haus
unsers herren zepauwen . . daz hoch sei 10 eleu und sein
weite 60 daum eleu mit gevierten polierten stainen dreien.
Esdra 6, 24 Eggestein; (geviert mit dreien polierten steinen.
Koburger); vgL «4)); setz ein gevierten stein, zehen schuch
ein Seiten lang und vier schuch hoch, der steh noch auf
einer gevierten platten, zweinzig schuch ein seilen lang und
eins hoch. A. Düiier nachlasz s.XSl Lange; so du nun ein
Silber brennen will, so setz den lest mit sambt dem ring,
zwischen gefierte Ziegelstein in sand oder aschen. Erker 62;
ein stilles ort mit gevierden steinen umwachsen. Schaidhn-
reisseb 22'; gevierter stein, lapis quadratus Stieler 2381;
und wo die brunnen lau und milder wallen,
befiehlt der herr, soll es auch heiter sein,
schon richten sich empor geraume hallen,
behauner stamm fügt sich geviertem stein.
GöTUE {Karlsbader gedichle) 13,257.
3)) ein recht gefirter würfel. A.DtJRER opera (1604) A3'; gefiert
stückle, tessella, wie ein würfel yemaeht. Maaler 162'; geviert
würffei, cubus, tessera. Henisch 1589.
4)) und auff der seulin gevierte höltzer in allen dingen
geleicb, I.Könige 7, Koburger; vgl. gevierwinckelt sp. 4094.
es ist auch ein grosze gevierte truhen, darinnen das wirdig
heiligtbum herpracht worden ist zu dem Schopper oben in
seinem haus auf einem poden, davor ein mahelschlosz ist,
zu dem der stat mcister der zimmerman den schlüssel hat.
Tücher baumeislerbuch 127; geviert doppelkästlin einer spannen
lang und einer spannen breit. Henisch 15$9; item in der mit
desselben oberen sals zwei grosz geviert tisch auf pocken
zu kredenczen , oder von oder zu den tischen essen und
trinckfasz darauf zu seczen. Tücher baumeisterbuch 299; nach
der predig hat mein herr seine herzliebste fr. gemalin, weiln
dato ihr geburtstag war, mit underscbidlichen presenten
angebunden und die mittag-malzeit auf meiner gnädigsten
fürstin und frauen zimmer gehalten, und niemand an das
fürsll. gevierte täfelin oder lischlln gesetzt worden, als die
zwei fürstinnen, herzogen Ulrichs f. g. und ich. Hainhofers
reisetagebuch (aus 1617) baltische Studien 2, 2, 27.
5)) es sin auch vier roselin unden uff dem fusze, dru mit
vier perlin und eins mit drin perlin und in mitten den roselin
4689
GEVIERT
GEVIERTE
4690
(Iru •afliiTio uud ein iinaiucklia und urnb dai lefelio tiot
eio pala« oben und eiu poloi nnden , olT den sweio tUen
•iot zwene taflir und vier rotelin, iglicbi mit vier perlin,
mit drin imuruckden und einem tafUrlm und lelie guldener
bieder mit lecht gweclicr perlin und zu ubertt ein geviert
guldeo blat, bat mitten ein ro«el mit vier perlio und einem
(afllrlio und uff l((licber titen ein gwec ke perlin, und vileget
daa tefeltn ein marcke und ZMellTlbalp Iot. bttehrtibung einn
Mekes aus dem kurfüntliehen silbtrtehalu (i420 Htidtlbtrg)
lichr. getch. obfrrhetnM '12, 373 ; geviert acbiitaeln als requitilm
für da$ Heer weiden i» Urkunden d«t sL CalUr %tilltaichtvt er-
wähnt, vgl, Schweiier idtoiicort t, 0U; der rietz holte ein groazeo
gevienltun atublin hummer, und acbliig in ((iolTeroy) auf
■einen beim gar ein starken iciilag. buch der litbt 27S, 4;
denn da siiid auch vier gevierdie reder unib die Ibicre ber,
bei JKlicbcm tbier ein rad, also geitellet, daa sie kOnnen
gegen die vier ort der weit, das Isl, (Or sieb, binder sieb,
und zu bellten selten gehen, und sich doch nicht lencken
dArlTeii. I.utiikh vorrede auff den propheten lltstkiel bei Bind.<eil
7,351; vgl. Uetekiel 10,9— \i ;
io ilerllcb war durch «eliwari das tehatlen Isub gotiildei,
e« tcbli'iifln durch dan airal die ölTnuugau vargülitet,
ja das gevlerte feiutar-blel
rortiileri tiieraur maocb-lkleln-gevlerie ichilderei . . .
HaocKK« ilie meinreb« {irduche$ tetguUgen in goti), $. }40.
fenütei von gevieiten ücheiken (Xürich 1760) Stkwtis. idiotikon
l,01&: gevierle glastafelD Karmascu 1S3I.
Ol) Ihr (der äiakonen) kleldl mint leln alio geOrt
all denn die flgur Ut formlri.
LuTMaa lU, 11 Wtiimar.
die wunderlichst vnprbOrtest legend vnd beschreibung des
abgeführten quarlirten, gevierlen vnd viereckechten vier-
hurnigen hutlein.« (;iiui/fi>AO/ii'ini) Utel der $chrifl FiscHAara;
tgL Hauff en \,-irt.
d) übertragene Verwendungen,
a) gllert, vierschrOtt, quadratui Maalib 182*; g'viert, plump
und grob von gliedern wie vun «itlen. Staldüb 1,300.
fi) eine grusze »acbe isl es, wenn man sich roaszigen and
sein gemütbe also zu friden geben kan, dasz man in guttem
und bösem zustünde, in glück und Unglück, allezeit recht
bei sich selbst, wie gleich gevierdt verbleibe. Butscukt Palmas
48, vgL oben 1. e. ß.; die wuliie freundschafft ist . . . keiner
teil, noch Veränderung uolerworfTen, sondern bleibt allezeit,
gleich gevirdt, besiflndig in freud und leid. t»03; in allen zu-
fallen soll niun gleich gevirdt sein. kantUi Abi; nichts eigener
ist einem secretario, als: geheim sein, daher er auch den
nahmen hat, um sich seiner Schuldigkeit zu erinnern, das er
weder mit reden, noch gesiebt oder geberden, auch nur zu
einiger vermuttung derer, ibme anbefohlenen, anvertrauten
xerricbtungen, im wenigsten einigen unlasz nicht geben;
auster allem verdachte dabei stehen; gleichsam gevirdt scyn
solle. BuTscusY Palmas s. 245.
y) geliert, listig, aslulus Maalkb 103*: güert, listig, gscbyd,
panurgus , venutus. 182'; a%tulus, gescbeyd, listig, geliert,
boszhafflig, auszgelitzL Kaisius 131. (IS68 und später); peiur,
et hoc peius, cumparativum h malus Cic. bOser, glierler.
ibd.707. vyi. hxeriu abgeführt Iheü 1,42; abgeliert, listig und
geschwinde köpf (Avknti.'« chronik) ebenda; abgefahrt wie
Uurghauser würfet Fbark spnckw. 2, 2u&'; abgeviert wie ein
Würfel AcatcoLA«pricAir.93'; eine andere erklär ung birtet quadro,
ich mach mich gevierdt, ich schick mich, ich bin bequem.
Dasypodius Gg3'.
die rlchter «eind jetzt andersz geOrri,
denn dass man »le mit buttern «clinilert.
«In ring, ein ncbillini; kioueo icliwir,
das Ist vil be.<ser ricliier sclimer.
doch welch ers nlrapt, l»t lügend lir.
I'auli fcliimi'f umi ernft (1503) (. 43*.
dann d' ichlang lltiiger i$t und g'Üerdl
ulT allem vAlJ, dann alle ihier.
Rttrr Miim und Eva, v. 1210.
ufT erdtcrich sind ti oienen gnerder.
von Inen selb« hanJ s' kün.ot erdacht,
Uli Iren liöuptcrn t'wAgen brachu ». 3173. vyU 836.
10 dir der bur begegnen wIrt:
wol luog, das du Im »igest s' g'Qert;
mit g'iarten Worten «ii in ab;
uOTs buren reU guoil lorg euch bab.
Kvrr Euer Htuü, t, 564.
wie dann abt Uoirich uf aolchen verdeckten anschlegen und
pratikcn uiiseglich listig und gliert was|VAoiAiiDS); und ist Laio
abt sü gfierd, geschwind, vorleitig und fürsichtig gsio. ebenda
$ekmH$, iUfd. I, nk ; geOert ood bOsliillg ebeniott. der locu»
eonmttoU eine« so gevierten Sachwalters und galanten com-
pilaturi (Pauianiat), der, »i« Ctcero alle sein« dicendi
myiteria und ihren ganzen nibn den Grireben acbuldig war,
mficble bei einem nähern liebte lu einem neuen beweise
der pauliniacben iheorit vor dem areopagus dienen können.
Hahami idirifUm IBrrlin 1824) 8,11.
3) formen, auch kier begegnen 4i* eW* ßr fttatUr Mrfita
erie^etnunf/ra.' die mundarlltehe SYnkopierung im frißs (ftltrt
bei Maaikr 182' neben geliert i«i*) und du Mrmkit4*n4iti§t
sehieiüung des lubtalen sptranlen. T iU kier tdstm hH ftolLer
btUijt (gellerot), macM in der milUIMtkieutttheu uit dem 'v'
in geviert plals und lauehl im i«. jakrkundert »kder auf (M
LuTiaa, OOaKB, Maalsb). dte wörterbüeher tea ()ASiroaii;s et
bevortugen geviert, das aueh m der IttUralur iuuhdiingt. der
Stammvokal bewahrt das auf dem alten diplaktngen berukeni» i«,
nur LuTiea, ÜOaaa und Botsciat stigen hier miUeldeMUtkem
monophthong. der dental wird ßr dt« ganu iUere uil durch
die lenuis wieder gr geben ; OASTrooius, Bur^catT reien 'dt',
lluLsios die einfache media auf; hfaKa, He.iiscii, DanTUta
und spätere lassen die lenuis wieder durchdringen.
4) syntaktische funklionen. a) das wort lU überwiegend attri-
butiv verirendet, nur selten begegne! das adverbtum und ebensa
spärlich die prddikalstellung, die nur bei den auf sp. 40^9 6e-
tprockrnen bedfutungen überwiegt, ro« konventionelUu Verbin-
dungen ist nur geviert machen ais übertettwig von quadrar*
IM nennen, vgl. quadro, ich mach micb gevierdt DASfPOOios;
geviert machen, <-o«(/uairar« Wiias*A.'<li (i7ts) l&t.
b) die Substantivierung.
a) das wsaseulinum ttt hier gans vereinuU: gevierter, Vor-
steher, einer der vier, schweis. tdiolikon 1,928; war daaala
seckelmeiater H. J. II. und gefierlne L If. «. «. w. am$ 1718
ebenda; quaternio, ein gevierdter Coavm 684.
ß) reich entwickelt b( dagegen das neulrum.
1)1 fflt^ abstraelem sahlbegriff. vgl. die unter >,«,«, l)) (ip.
4684) besprochenen beiipiele; dicitur etiatn 'ein gerirrtes',
^uairnin Stiei KB 2S%2; gevierdtes Coavi!« 681 «. a. — das ander
gebot auch also ins gevierde drehet Lotibi (einfältige weis«
zu beten) 6, 3I0' Jena.
2)) son5< überwii-gt die Vorstellung räumlicher ausdehnunf.
die beli-ge sind so lahlreuh und so selbttständig enlwukelt, data
tick gesonderte darstellung empfiehlt.
GEVICUTE, GEVltKT, n. subslantniertes adjektiv vgL ge-
viert (4,6). die subilanlifbtUung gehört der neuhorhdeutstken
Periode an und ist nicht über Luther lurück belegt, es stehen
sich Verwendungen gegenüber, die dem adjektivgebrauch näher
stehen und solche die sich gans auf substantivfunktionen be-
schränken.
I) den adjektivfunktionen näher stehen die beidtm präposi-
lionalverbindunyen ins gevierte, im gevicrte. in beiden w->tt-
gruppcn kommt die unter geviert 2, b dargestellte ausdeknung in
der fläche sur geltung, sie werden hauptsdcliltch alt ßäthennsuasu
verwendet, geviert nur gebräuchlich in der wendoog Mos g»>
viert' oder 'im geviert' Mabth und Liemabt ebiMur vt. 198.
a) das reicher entwickeUe ist die .präposittonaherbissdun/ io8
gevierte, ins geviert, die oft auch m tokhem nmwsmfnkaut«
belegt ist, wo für die ßdchenausdehnung die vartleUmaf «tmrr be-
wegung ferne liegL et lauen steh freie fügmufem tsnd formel-
hafte Verwendungen unterteheiden :
n) also haben sich Antiphon, Cosa, Candus, Boillos onJ
ander« jämmerlich geplattet und bemubel, wie sie die, ao
rund ist, in das gevierte konnten bringen, aocb dt« rrrble
achnur oder gleiche linleo mit der krummen vergleicbco.
LoTiBB tuchreden l. Nr. «7: Fiettemann; cewaldrecbl, bei«tl,
wenn em gef.tllter baunist;imro, im bolze oder walde beschlagen,
das ist, aus dem gröbsten vierkantig oder ins gevierte behauen
wird. EccBBs kriegslesiko» (1737) I, 1048; ins gevierdte bringe*,
redigere in quadnim CoBVin SM; ins gevierte bringen, ^uadrer,
«iquarrir ScnwAR (1782) 740; ins geviert« bring««, ta f «rfriBl»
or Square Eaaaa Ott, ähsskch Hartar 11,1,481; Im |8ei«n«
bringen, würfrlförmig machen, aas qnadem ••flihr««« f^
acbickt zimmern, ßg. ftnmd ■irt««. tmmann.
ß) und er mas den piau ha kamt, aaalick, baadcft «II««
lang und hundert eilen brail, ins g«vi«r4e, mai dm «Kar
Bland eben fume vor dem leapel. lATita BtmIM 48,41;
ehenso DiBTBMfacBB 1377; (und er masz den kolT darcb-
geftVt die leng r. elen, and die wcyte c elen durch di«
lierung hei Ecckstkm «arf lotoacaa ; ia di« viareck Fawcaaaaa
4691
GEVIERTE
GEVIERTE
4692
Zürich 1525; in die vierung Eck); lotten sind dichte zu-
sammengefügte ins gevierle formierte breiter. Bebvvabd 23.
von antiquitäten findet man alhier (in Bordeaux) niclit
weniger viel merckwürdiges, indeme man ... fast mitten in
der Stadt annoch die alten mauren findet, daraus man
scbliessen kan, dasz die Stadt anfangs ins gevierte gebauet
gewesen, ehe sie zu dieser grosse erwachsen. Piesse 3,133;
nun führte man uns in einen vvoblbestandenen wald von
Weymouthskiefern . . in deren stattlichen bezirk wir uns . . .
besonders an der regelmäszigen pflanzung ergötzten, denn
dieser groszväterliche forst zeigte noch die absichtlichkeit
der ersten anläge, indem die sSmintlichen bäume reihenweis
gestellt sich überall ins gevierte sehen lieszen, GürHK {tag
und Jahreshefte) 31,228.
y) der Ariel aber war zwelff eilen lang, und zwelff eilen
breit ins gevierde. und der oberst absatz war vierzehen
eilen lang, und vierzehen eilen breit ins gevierde, und ein
rand gieng allenthalben umbher, einer halben eilen breit,
und sein fus war einer eilen hoch, und seine stufen waren
gegen morgen. Luthür Hesekiel 43, 16. 17 (und der altar in
der leng zwelff elenbogen durch zwelff elenbogen der breite
gleicher Seiten vier gewinckelt. und die höli der bettafeln
vierzehen elenbogen der Icnge. in die breit seiner vier
winckel vierzehen elenbogen. Koburgeb, ähnlich schon Egge-
stein; er aber was zwölf elen lang und breit, uff alle vier
ecke. Froschauer, Zürich 1533. ähnlich Dietenbeeger ; und er
Ariel het zwölff elen in der länge, durch zwölff elen der
braite, dann er was vierecker mit gleichen seilen. Eck 1558);
also hatte die maur, die er gemessen, ins gevierde auff jeder
Seiten berumb, fiinff hundert ruten, da mit das heilige von
dem unheiligen unterschieden were. Luther Hesekiel 42,20
{per quadiatum. durch die vier winde er niasz sein maur
uberal in den umb ring: die leng v. c. daum ein und die
breit v. c. daum elen und die mauren scheident zwischen
dem heiligtum und der slat der menig. Eggestein; ähnlich
Kobubger; ebenso Eck; also niasz er es uff alle vier ort
Froschaueb Zürich 1525; dasselbe bei Dietenbergeb 1577);
selis zoll ins gevierte, six pouces d'equarrissage Schwan
(1782) 740.
ausser dem hofe liegi ein garten, nalie der pTorte,
eine buf ins gevierle, mit ringsumzogener mauer.
Voss Odyssee 7,113 {o()xaroe isxQciyvos).
aber nun eilt' ich, und zog das geschliffene schwort von der
liiilte,
eine grübe zu graben, von einer cIT ins gevierle.
hierum gössen wir rings sühnopfcr für alle todten :
Voss Odyssee 11,25 {nvyovaiov evd'a xal ev&a).
ackergevierte s. Iheil 1, 174 ; ohngefähr 20 deutsche meilen
ins gevierte Kant (1839) 9,31; ich erstieg ganz allein den
höchsten gipfel des {Straszburger) münsteithurms, und sasz
in dem sogenannten hals . . wohl eine Viertelstunde lang, bis
ich es wagte, wieder heraus in die freie luft zu treten, wo
man auf einer platte, die kaum eine eile ins gevierte haben
wird, ohne sich sonderlich anhalten zu können, stehend das
unendliche land vor sich siebt. Göthe (dichlung und wahr-
heil 9) 25,253; der umkreis der kugel {der erde) aber betrügt
fünftausend vierhundert deutsche meilen. ihre Oberfläche
aber beträgt über neun millionen ins gevierte und davon
sind zwei dritttheil wasser und ein drittlbeil land. Hebel {die
sonne und die erde) rheinländ. hausfreund. 100 ruthen ins ge-
vierle machen ein viertel feldniasz. 400 ruthen ins gevierte
sind ein morgen oder juchert; denn der juchert hat vier
viertel. Hebel {des adjunkts standrede über das neue maasz
und gewicht} rheinl. hausfreund; in Baiern beträgt eine fund-
grube 2^ und eine masze 14 lachter ins gevierte. Habtmann
handbuch der mineralogie 29S. ins gevierte quadratisch Rumpf
1,210; dieser balken hat 15 zoll ins geviert, Ihis beam is fiftecn
inches square Hilpert U, 1, 461.
b) im gevierte.
«) da sind vier tbiere, die er cap. x Cherubim nennet.,
ein iglichs hat vier angesichle, und stehen, wie vier rosse
im gevierde, doch inwendig und zwischen den redern. Luther
neue vorrede auf den prophelen Hesekiel.
ausserhalb der Stadt besass ein altes
festes schloss er zwischen rauhen bergen:
himmelhohe mauerthürme schOizteii
im geviert es, und es wand ein ström sich
um den inselhaften bau der vcste.
Platbn Abbassiden 6 s. 83.
bäuser, stalle und scheuern (des bauernhofes) sind im gevierte
gebaut Auerbach dorfgeschichten 4,6.
ß) als maszbestimmung ist die präposilion mit dem dativ
jünger, sie dient sowohl der ausdehnung in flächen als derjenigen
von körpern.
])) an dieser {(eiswand) kletterte nun der bursche auf einem
schmalen, gefährlichen pfade hinan, bis nahe dem gipfel, wo
eine steinige fläche, niclit grösser im gevierte als die dorf-
schulstube vorhing. ANZENGRuBEB((ior/pä»p()pes. tt>erfce3, 190. die
bühne umfaszt oft nur drei meter im geviert und ist so
niedrig, dasz der empoigereckte arm gegen die decke fährt.
A. V. Gauüv Wandertheater in Oeslerreich. bühne und weit 1S9S. 67.
in einem umfriedeten räum von etwa dreiszig schritt im
geviert . . . erhebt sich ... ein aus erde und unbehauenen
steinen geschaü'ener viereckiger unterbau, in der höhe etwa
des eisenbalinkörpers. rheinisch westfdl. zt. 1899 nr. 322.
2)) steine, welche vier bis fünf fusz im gevierte hatten.
ScuLüssER weltgesch. 3,252; die Schieber {um das pferd [das
tiirngeräth] höher und niedriger stellen zu können) liahen 2 z.
im geviert und müssen genau passen. F. L. Jahn 2, 1,38;
noch vor einem jahrzebend enthielt ein kästeben im briti-
schen museum, drei fusz im geviert grosz, alles was man
in Europa von Überresten INinives und Babylons besasz.
Stahb die Ninivemonumente des Louvre, d. museum 1,2,95;
es zeigten sich rüthungen an der behandelten stelle, dann
brandzeicben, aus denen sich eine offene wunde von 20 cm
im geviert herausbildete. Vossische zeitung nr. 149 (1899).
c) aus solchen Verbindungen entwickelt sich die annominative
Verwendung des Substantivs: in einer kummer von 10 fusz ge-
vierte, mit einem fichtenen tische und zwei binsen stuhlen,
saszen wir (ßismarck und Napoleon) eine stunde, die andern
waren unten. Bismarck {an seine frau) 3. September 1870.
2) das eigentliche Substantiv, gevierte, Viereck, vierung
Rümpf 1,210; quadral, ein Viereck oder gevierte. mathemat.
lexikon 1,1061; daz gevierle, das Viereck, a square Ebehs 644;
daz gevierle, tetragon, Square Fick 177; quadrut, Viereck oder
geviert, verdeulschungsbächer des allg. d. Sprachvereins 2,97.
die mannigfaltigsten bedeutungen nimmt das Substantiv in den
verschiedenen beruf ssprachen an.
a) die allgemeinste bedeutung erhält sich im bauwesen. a) aber
an seinem hause bawele Salomo dreizeben jar, das ers
gantz ausbawet, nemlich, er bawet ein haus vom wald Li-
banon, hundert eilen lang, funffzig eilen weit, und dreissig
eilen hoch, auff das selbige gevierde leget er den boden von
cedern bretlern, auff cedern seulen nach den riegen hin.
Luther ikönige 7,2 {in den d ältesten ausgaben: ins gevierde,
mit riegen seulen von gebüffelten cedern, ähnlich Fboschaueb
1525; vgl. und 4 von der umbgebung zwischen den zedern
seulen Eggestein ; und vier ganghcuser zwischen den zedern
liüBUBGER; vir gäng bei Eck und Dietenbeiigeb). g'viert
quadrat, gvündslock eines Uauses Schweiz, idiolikon 1,926; die
untern fenster deckten hölzerne quer über die gevierte
genagelte latten. Gutzkow rilter vom geiste, buch 2, cap. 1.
ß) gevierte, gebackenstein die böden zu pflastern, quadrelh
da far pavimenlo. Hulsius (1618) 136.
6) für das bergwesen vgl. gevier (sp. 4681): canalis quadran-
gulus,ßlaquadrangularis,ge\\erde,lollen{vgl.th.6,\2{)i))VRiscBUH
nomcnclator cap. 113; die schachtziinmerung mit gevierten,
die durch bolzen unter einander festgehalten werden, bleibt
(bei der abtreibezimmerung in strecken) in der bauptsache die-
selbe, zu den haupt- oder ansteckgevierten kommen jedoch
noch die sogenannten hülfsgevierte, die dazu dienen, den
hinter den gevierten anzusteckenden pfählen eine angemessene
richtung nach aussen und nüthigenfalls einen Stützpunkt
gegen das durchbiegen zu geben. Zeitschrift für das berg,
hütten und salinenwesen, viß. Veith 1, 238.
c) in der spräche der setzer: gevierte, quadraten {schrift-
gieszer, buchdrucker) viereckige stücke, die von dem metall
der lettern gegossen sind, und bei dem setzen einer schrift
darzu gebraucht werden, solche nach einem punkt in der
schrift zu setzen, um einen leeren platz zwischen dem
punkt und dem folgenden groszen anfangsbuchstaben des
näclisten wortes hervorzubringen. Jacobsson 2,79'; aus-
schlieszungen, heissen überhaupt alle die gegossenen me-
tallenen kürper im schriflkasten, mit welchen der setzer
den räum, der im abdrucke zwischen den Wörtern und zeilcn
leer bleiben soll, bildet oder setzt, diese sind z. b. die
spalien . . die halbgcvierten, ganzgevierten, ganze und lialbe
1693
GEVIERTE— GEVIKRTRAIIM
CEVIERTRUTHE- GEVÖGEL
4694
iicordanzqnadralen u.i.m Tiuaiil vft. dtr huehdrutkerkuntl
(iHit6) 1,113; . . . frriipr die nicht znin nlitlnirke, tomlern
nur zur autfülliinc der im druLke leer liliihümlen räume
ketlimmlen ou»Dclill«tzungrn (ndmlicii (|uailiul(* odrr Ge-
vierte, iinltiKfvicite und «p^itieo. KAaaAiiitr.H handbueh dtr
meehanitchen lechnoiogie. {Hannover \ib\) l, i. Wt; die gro«te
konliordnnz li:it . . '•> ki)r|iu!t);cvierte oder bo punkte. KtARkC
handhuek der buchdiuekerkuntt (IMU) 16; gevierte, breite*
■poliuin, quailratf juitifier, tticktfiaee Rumpi 1,310; gevierte,
a pure of melnl, u$td to fiU ike 9oid $paet% bttwrtn »otd$
u.t.v. lliLi-Kar II, 1,401.
d) g'viert, ceMtell eines webutuliiii. Sehmeii. idiotikon \,VU.
3) formen, es itt laulluh begründet, don im lututanlifierlen
ndjrkliv die mrdia von artfang an vorherrscht und dait *M bu in
di0 ipAlere uit fortdauert. ifU>$t bei apokopt wird ii< in der
Züricher biliel (KmiaciiAuiii \hV>) für l. königt 7, 1 bekgt. die
apokopt Igeviert gegtn gcvicrie) dringt zuertt von den mundarten
au$ in die obliquni formen «in, breitet tich dann jedoch auch
in der $chiifttfirache auf, sie wechselt bei Vo»i in den vtr-
ichiidencn fussungen der Odysteeuberseliung j« nach den be-
dUrfniuen des metrums mit der vollen form {vgl. Odyssee 7, 113).
Jahn, (Iaiiuy, Staiii« und die Schreibung neuerer teitungen
wtisen im geviert auf.
GEVIKUTF., f., nebenform zum vorigen, heute auf das ale-
mannische gebtel beschränkt.
I) in der stnnlichen bedeutung: ein rein tucblin — unlen
in der gevierde einer münden lang und hreit. Bartucb
ougendienst {Dresden 1&A3) 83; gevierü, f. obere tlieil eine«
liiludes, auf ilem dax dach ruht. Schveiser idiotikon l, 0)0.
i) in übertragener bedeutung: gelierte {die), listigkeit, panur^ia,
iisius Maalcr iGi'; gliertc {die), gtscheidigkett, aci4ffl«ii, attut,
astutia, ealliditat. ebenda 182'.
ich (iter laiiitvoiiD wll jm nachgan utT paoioinan
Im {Ti'lt) «iner glierie nli verfiUaaa,
das er tnusi wanen, ich «i briMen
mit tflripii gar In mlncm gemAl.
JACoa Riirr iins neuf Tellenspiel (Bdriitold) \W>.
vgl. auch Schweit. idiotikon 1, 926.
(iKVIKUTKLIlOLZ, n.. gevjertelhnlz ist holr, welche» nach
der iDf^e , die die bulzlibern hoben und nach der richtung,
nach welcher man es mit dem kolbeisen apalten kann,
pchniicn worden ist. Jacobsson 5, 604.
GKVIEHTELLK, f. ryl. quodrotelle »An/ 7, 229«; getierteile,
Square or quadrate eil or yard. lliLi'taT II, 1,461.
üEVIKIlTHtILT, purticijHales' adjectiv lu viertbeilen:
1) \vili du ein lladen machen, von fleische von wenslen.
BD Rinde in wol und hacke in deine und weliscbe adtie
gevierteilt dor under. «in buch von guter speise i. 38 (litterar.
verein, bd. 9).
2) ols nun diser flppige gesell einest aulT einem stoltzen
klepppr dabin trachtet, bat er im anfung desz waldcs etlich
Btuck von einem gpviertlelen stnissen-rauber sehen von dem
bäum hangen. Adraham a S. Clara Lösch Wien 47.
(;KVIEHTFi;SZ, m., vgl quadrairusz (A«ii 7,229«; quadrat-
fusz, der gevierte fusz oder geviert fusz , d. i. ein fusz in
die hinge und in die breite Campe. (t8<)i) &&9': gevierlfusz,
schuh, quadratfusi KuapF 1,210; geviertfusz, i^uar« foot Hilpkrt
II, I, im.
C.KVIKIITMASZ, n., vergl. quadratmass tkeii 7,3107; das
quadrntmasz, das geviertmasz Campk 2, 3U.
C.KVIKIITMEII-E, f., vgl. qiiadratmeile theil l,7lil: rergl.
Cahpk 2,355. zwischen zehntausend und dreizohntauscnd ge-
vierlmeilcn schwanken die angaben. F. L. Jabn 2, 420.
r.EVIKKTMETbK, m., vgl. quadratmeter theil 7,2297. das
hurrau war ein ganz enger, kaum drei geviertmetcr fassen-
der ranin. tdgl. rundschau (1896. 26. april),
C.KVimTMOnr.EN, m., tgl. Caupb 2,365.
GEVIKliTKAUM, m., bei Scheffbl mehrfach verwtitdet:
Aber hohe blocke kletternd
traten fie In einen schncht ein.
heimisch war's dort: im geviertrium
bauten «ich die TeltenwAnde
wia tu einer siedelet, irompeter v<m Sdkkingen 161.
al«o malt' er schon twei mondcn
In dos liuppeldachs geviertrauni. 130.
dumpf dröhnten die erdschollen und kieselgesteine in das
«eiti> grab, dimn kam der diakon von Singen mit dm
kessel geweihten wasscrs, den grviertraum schritt rr auf
und nieder und besprengte ihn tur baonung der dimonea
iV.
and niederbaltung der fremdeo todUa io der fremdro erde.
ScHKfrsL Kkkehaid no.
GFVIFIlTHliTHE, f., vgl quadratntlbe IktÜ 7,tttT. Mr|L
CamPB 2,355.
(iKVIfcltTSCHKIM, «., fft. ({osdralscbeia Iheü l, t)»7; sfL
gevierte schein iia/«r gefiert up. 46«t ; geviertscbeio, aiipetttu
quodratus. Ktasr.n eorn. i:«.
GkVitilTSCHUli, «., VfL qiudralKbob Uuü %tm. eyl
Cahpk 2, S55.
GEVIKRTUNG, f. suhtUsnlivtilimut m g«ti«rt, wit tUrMf
t« vier, nonMn ectionu; und zog aie Idte ka»d) hurtig «f
nick, um das ijuchlucb zu nehmen, das er mit spaooM
und brechen zu helfen gebi-ten wurde zum tucb«ar(eL tr
that's und Iflchelte — sie sab genau auf die redN« f^
viertung des wciszen langviereeks - endlich l»ei den MÄm
und dicksten Viereck hielt et der aiano («aC Jiar Pam
ti«(«nJlrdi 1, 150.
GEVIEK WINKELT, partiripiales adjtetiv, vgL vierg)>«inhell
(i. d.): und formieret die kamer uheral mit zedrin getrfei,
die hielten 15 seulen. aber einerlei Ordnung betten die
seulen. 16 gegen einander sich ansehend: in gleicher we.ae
zwischent den seulen gevirwinckelt baltzer in ytzlicbrr f*-
leiber gleicbait. 1 könig» ', 2 ff. Eccistrin (gevierte höllMtr
koburgcr).
GEVIEKTWURZEL, f., vgl. quadratwurzel Ihtü 7, 3297. die
Wurzel einer gevierten zahl, oder diejenige zahl, deren Ver-
mehrung mit sich selbst die geviertzabl ergeben bat. Cabpi
2, S.\6; gevierl Wurzel, square-root Hilpbrt 11,1,461.
GEVIERTZAHL, f., vgl. quadratzahl lA. 7, 2297; eine grOsze,
die aich ergiebi, wenn man eine zahl mit sieh selbst, oder
so viele mahl, als sie einheilen enihAlt, vermehrt. CAiri
2,S56. vgl. geviert sp.MM. 4665.
GEVIERTZOLL, m., vgl quadratzoll Iheü 7, 3307. ffL Caari
3,S66.
GEVOCH, gevoecb, gevoicb, mi/f«<iii«i/«rd. n^enfarm n
gefug s. d. {sp. 2163). SU der bedeutung bedarf, gebflbr kt
nachzutragen :
unde haint van spUen al ir gevoicb
linde dano sein jalr genoich.
Hacsh Colm. reimeknss, Mt.
man gafT to elende dar genoch
eoem lewelken sin ghevocb.
nie-ieräeufch'* »ehachtfiirl {Likbeck t4M) SS eWaa» 1.
wanie dat landt wäre liebt« groei gheooeeb,
dat dl wal dede all« diu ghavoech.
tpieghel der layrn IS*.
GEVÖGEL, n., summelwort tu vogel (t. d.), m gef«n$ttu aa
dem naheterwanJten getbier {sp. 437>>), das in der HUrem tprathe
kaum belegt, seine eigentliche entwicklunf in der neuhochdemtsehen
periode fand, reicht gevögel bis in die althochdeutsche seit sa-
rftcjl; und ist in der neueren spräche dem lebendigen gthrmuehe fast
entschwunden, für einen theil der Verwendungen hat es <• iam
etymologisch verwandten und jüm^eren konkurrenten
(«p. 3147) «rtdfi gefunden, während für dte susammenf
kennxeichnung der gesammten vogelweU heute kein« entsprmhnit
bildung zur verßgung steht. •
1) das vorleben in der älteren sprühe, eJhL gifagili Gaarr
9,439; mhd. gevOgele mhd. wh. S.S6S*; Luia I, W9; Mcft-
trag 207. Jer Stammvokal, dtr stA im sxmfks («W. fogsi
Grapf S, 434) unter dem einßusi des tuffiUkn V feweaMl
hat, isl in der kolUetitbildung durch int "i' der driflm aAe
gesehütxl.
a) das iUesU beispitl ist aus OriraiB Mfft:
nu er ibas so wilii werren tkat nitboai seai ktlMfv«a
tbie fogala euch ti wäre, tbi« lu sini andlar« :
wio hano mlhtles mar saorgei dnihtia loar?
Ihu rao llabara bist, ibanae al gtroflles, tbat bu
Ütfnä l.tS.M.
dem ühtrgnng« tur mitttIhttUlutithf ptmit fdMrta adkIrvMe
bekgt «MS NoTBtaa ps«lainift*<r«t«awif «a. hm ül int MUM»
ts d«» fhml ftstttt, eine sf HsHiarit «nthttnuap. He nm
tpiUrtu fmbntalAerseUem nidU naälyaatail »nd mni im ftd
koUektivbUiunpen tonst «nl im Uufe limger mitortatmcMmf
eintriU {vgL tuth unim tp. MW), allift diA f^ho im Mim,
kefugele nndt mertflscha, pttnm eaaif*, ttimtrts mcH al pisma
awirts. NoTSEBpsaJaift,» BtUemer 3,«»* (dk fOfll
himel Lctbkb); unde mit difn warf «r bM •■•
dichte aamo ao 8i«*>uh. unde gefagd« aaao aA mtraam. tl
pWf tuptr em tieut pmliertm tnmei tt timt nrmam Bsana mkäh»
penntta. Notsir psulai n, 37 ; SeOnstr 3,31k iktsUs iit ntt'
29»
4695
GEVÖGEL
GEVÖGEL
4696
sionen im Trier codex und in den Windberger psalmen: iinde
he reinte uf si also gesluppe daz vleisch uride also sant dez
meris daz gftvediite gevogele. Trebnitzer psalmen. und lies
fleisch auff sie regenen wie staub, und fidderig gevögel wie
sand am meer. Lütheb psalm 78, 27 {in den ausgaben von 1524 und
1525; später tritt dafür ein: und vogel wie sand); die geviderten
Vögel bei Eggestein, Kobuiiger und später bei Eck; fidderig
gelügel 6« Fhoschaiikr; fidderich gevögel 6« Dietenbercer;
ili perbenno nlliu diCt gefugele dero lüfte, cognovi omnia
volalilia caeli. Notker psalm 49,11; elliu dei gefugele des
himilis Windberger version (49, 12); alliu die vögele Trierer
codex; allez daz gevogele des liimeiis. Trebnitzer psalmen;
alles gevögel auff den bergen Luther {psalm 50,11); ebenso
Melissds «. a,; under difen nistent smaliö gefugele, illic passeres
nidißcabunt Notkeii psalm 103,17 Hatlemer 2, 37l'; do sullin
nistin di Sperlinge Trebnitzer psalmen; da selbs nisten die
vogel Luther.
b) es sind drei gruppen, in die sich die Verwendung des
Wortes bei Notker spaltet, und die in der mittelhochdeutschen
dichtung die bedeutungsentwicklung weiter leiten, die allgemeinste
fassung bei weitestem umfang, leichtestem gehalt zeigt der gattungs-
begriff, der ohne nähere beslimmung die galtung als ganzes oder
in einer unbestimmten anzahl von trägem vorführt, der ent-
wicklung des bedeutungsgehaltes dient sodann die abgrenzung gegen
andere gattungenj wo bestimmte kennzeichnende züge heraus-
gearbeitet zu werden pflegen, in der dritten gruppe wird der
umfang verengert, die gattung wird einschränkeriden bestim-
mungen unterworfen, sodasz an stelle des galtungsbegriffes einzelne
Unterarten treten, die in bestimmtem zusammenhange naheliegen
und die allmählich den gesammtnamen für sich in beschlag nehmen.
a) 1)) ich wünsch das im liain l'eder spii
nit gut inüg hüben
wa er baisz das ims vertriben
du kra und daz gefügel
ich wünsch das ez du Hügel
ab brech und werd riehen
heil wünsch ich in verziehen
mitt allen sinen gewerben
ich wünscb das si verderben
an lip und an gut
die so ^ar unstetten mut
habent in irem sin. von nnstrtten männern.
Laszbergs lieäersaal 2, 428.
daz virde stucke des järs daz heizet der wintermönde; so
ist daz gevogele allez betrubit und daz ertriche ist un-
fruchtbar und ouch di boume. daz meinet einen menschen
der sich selber alzu lip hat und sich nicht getar wagen zu
geistlichen dingen und zu gotlicben dingen. Hermann v.Fritslar.
deutsche mystiker des li.jahrh, 1,59,33.
aas ersach ain fuclis an der stund,
der gedacht des in seinen sinnen,
wie das er den cbäs möcht gewinnen,
und das er den rappen möcht gelaichen
und lobt den rappen mit schönem smaichen
und sprach: 'als schön du pist zwar
under allem dem gelügel gar,
als vil ich sein noch ie gesehen han'.
Hans Vintler ptuemen der lugend 2487.
2)) din lob obe allen himelen, lebende tube, swebt,
als ein ar, der in den lüften vliuget,
gegen deme sich smiuget,
swaz gevügeles lebt: sam bist du ein vrouwe,
aller himel' schouwe.
dine gnade an mir vil armen mere!
KoNRAD v. Wörzburg m. s. H. 3, 343'.
uf eine hohe quam er dort,
als in sin wec do getruc.
da saz gevügeles genuc
gesamt beide her und dar.
als des Franciscus wort gewar
von dem gesellen er do gie
zu den vögeln, als in lie
die tugent siuer sinne.
. . . Franciscus quam hin zu der stat,
da er die wilden vögele sacli.
... vil gutlich er zu in sprach.
do quam ir genuc zugeviogen
ouch von anderen vogelen.
passional 525,50. Köpke.
ob im vloc ein michel rabe
der sich der hüte anniim.
swaz indert bi den licham
Quam dar von gevugeln,
die sluc er mit den vlugeln
und brachte ez gar zu vorchte.
sulch wunder got du worchte,
daz der wenhige rabe
treib die vogelu gar hin abe,
die grozer waren vil dunue er.
passional 125,35 (Köpke).
3)) nu schüll wir sagen von allem gefügel und des ersten
in ainer gemein. K. v. Megenberg buch der natur 164, 15; allez
gefügel mangelt der pläsen, wann sie prunnent niht, dar
umb, daz ir fäubten sich verkSrt in der vedern ndtür. aber
ain iegsleich tier vierfüezig bdl ain plasen. 34, 24.
ß) 1)) daz dritt stuck des puocbs schol sagen von allerlai
tiern, und des 6rsten von den , die äk gfint auf der erden,
dar nÄch von allem gefügel und denn von den wazzertiern.
K. V. Megenberg buch der natur 114,8; ez stet niht umb uns
Mute als umbe daz gefugele und als umbe diu tier, umbe
vische, umbe würme und umb ander crealüre. Bertiiold
V. Regensbdrg 2,226; und koment ouch von ieglichem ge-
siebte under allen tieren und gefugele siben man und siben
wip und gingen! ouch in die arche also es in got gebot . .
die tiere und vögele worent ouch gehorsam Noe und dea
sinen. Könicshofen d. Städtechroniken 8, 242.
2)) an dem vlnl'ten tage
so Wirt ein mere chlage
so hevet sich daz gevilgele
daz 6 flouch under himele
ul'en daz gevilde
iz si zam oder wilde.
vom jüngsten gericiu 284, 10 Diemcr.
man solt üf richtuom ahten klein,
wan er ist stiuvels wetzestein,
sin netze und sin vederspil.
er vaehet dermit gevügeles vil,
die ze himel vliegen solden,
ob si ze bell niht vallen wolden.
Thohasin diir welsche gast 8068.
seht an daz gevogele des himelis, wan si sßwin nicht noch
mewin noch samenen in di schöne, und üwir himelisclie
vatir spiset si. wie sit ir niht grözir wan sie? Bemeims
evangelienbuch Matth. 6,26 {bei Ecgksteim, Kobürgeb und
Luther vögel); disiu wort scribit sanctus Jobannes in apo-
calipsi. er sach einen engil stan in der sunnen und scrci
mit einer grozen stimme, komint allis das gefügel, daz
in dem himii fliugit. und samenent iuch ze eime grozen
ezzene gottis . . also sol auch der predier alle Hute laden ze
dem himelricbe wan das der engil sprach koment allis das
gevögele, daz in dem himel fliugit. da bi sint uns be-
zeichent. alle die heiligen seien die ze himelricbe sint. pre-
digt V. St. Johannes, altdeutsche predigten und gebele 53. Waelcer-
nagel.
y) bedeutungsverengerung.
1)) nähere bestimmungen grenzen quantitativ, nicht aber qua-
litativ ein:
dö sprach zuo zir kinden diu edele Uotc
*ir sollet hie beliben, beide guote.
mir ist getroumet hinte von engestlicher not,
wie allez daz gefugele in disme lande waerc tot'.
Nibelumjen 1449,4. Luchmann.
swaz lebte in dem walde
ez entrünne balde,
daz was zehant tot . . .
*nü wie sihe ich minen walt slän I
den habent ir mir verderbet
und min wilt ersterbet
und min gevügeie verjagt.'
Harthann V. Aue. Iwein 719.
2)) mÜ solcher eingrenzung steht es tlieilweise im Zusammen-
hang, wenn an die stelle des gattungsbegriffes einzelne artbegriffe
treten :
a)) und anderweit sante her andere knechte und sprach:
sagit den geludeten: seht min imbisz habe ich bereit, mine
ohsin und daz heimische gevogele ist nider siagen, und alle
dinc sint bereite: kümet zii der brutloult! Heiieims evan-
gelienbuch Matth. 22, 4; (mein vogel bei Egcesteik und
Koburger); meine ochsen und mein niastvieh ist geschlaclitet
Lother; aber sante er andere knechte ond enbolin alsus:
cömet zu miner brutloft. wanne mine varren die sint dar
zu geslagen ond min gevugele und ist alliz bereit, predigten
aus dem li.jahrh. Levskh 73; der fuhs ... läget auch alier-
maist haimleicbem gefügel, sam bücnren und genscn.
KüNRAD v. Megenberg buch der natur 163, 27.
wann er (dev falke) üeisset sich ze aller zeit
gros gefügel ze vaclien an widerstreit.
Hans Vintler pluemen der lügend 4493.
b)) meie die beide grüezet
in toiiwe staut bluemen unt gras
wiz, blä gel brün grücne rot der anger stät geblücmet,
da bi sich diu linde breit ir grüeneii loubes rüeraet,
doenet diu nahtugul
lerch, tröschul und kaiander
und ander gevögel ir schal.
Marnkr SS, 12 ISlraUili),
4G97 GEVÖGEL
der iiraiio und ondsr fui feTOK«l,
liittiviiil «i KeUiKuii gar d«u ilirul
den ra|i|i)iii, kriken, aUlerii, Kolr*» und »«laOt
wölb iiimI (iiaiiii die inOeoteiid (chrelcn
■UK«l. juiiiiiiar und nou lu dleiar «lau.
»uuitiinlicltt auf dtn burgermeltlti Ulrich Sekm*r% m«
Augthurg, der 1478 von leinen fiinUen unitr pHimng
du QntQ Sirauät gtiiunt tcuiiie,
d. iiauieihroiukfn n,Mi,
und g^t ein man hin ze waldo unil elilt valkan od«r liclinhe
otli-r N|i('r\ter uder ander vederspil, daz als gut ist, ab dem
nente: man «ol dem lirrren driu phunt erteilen oder die
bunt ze Ixizc. umb ander gevügele verwürket nieinaot lip
nucb geitunt noob gut. $ehwabenipuytl cap. IW Gtngltr. (foo
vederapil).
e)| icb awerc uch bi roineu heiligen cngeln, doz icb ucb
senden wil etliche Her und gerdgrl duz ir nie vur gcnehen
liant, unde ilie xunne würt nite vinnter daz ein nicnacbe
duz ander tiUel. ClusK^K■H chronik von Stra$tburg d. tlddU-
cliiDtt. h, 113.
0) er *|)ruch, nA hülfe im linoD richea bell,
li ne lolto nieiiur Tleriolien nahi enig&n,
er solir Alexunder itt uhien poum bihea,
das Im gevucel «la. Vorauer Alexander UIS KinuL
(den vo^cleo ze ezzeu. Slratzhurger Alexander IU37.)
er lacli i-in !>choene magi btOi
und der kleiiler i;ar An
einem rinfii iingKtin.
der wiix mit keien Kebundeo,
von .■-inni vii»(-li(>n wunilen
dem Ke*''K<'le mituiii kloboii nrern
und mulilL- in docb nilii eriiorn.
llaiNRicH V. D. TÜBLiN krön« 14134.
di^r garte min wIrt nimmer ao vergeleri.
üb er bah ieglicheu. mit bluden wurde wol dristunt uber-
blotert.
von klarier hoch cedriei. Ton golde daruf i;espiixei.
in eichel wi« gerrlcl. Tor dem gevugel beleip et ungeanitial.
jüngere Tilurcl iüio. 2.
')) ül funden gevngeles aUA vll (et Ut pon den kranicken die
rede, die hertog Ern*t tMiet)
in selber mAie xll
dei( niemon künde ertrablco
noch Tollecücii eraliten. hertog Ernit 4963. IBartsch.)
ä6 bat er aich an der atunde
wisen da er dai gevQgele sach. 4953.
3)) die bednituiigsverengtiung in t)) und J)) ist mehr oeea-
siimeUer natur und wird jeweih durch den iusammenhami an-
gedeutet, gewolmheiU.masiig bildet sich jedoch die unterart des
tur menfchlichen nahrung dienenden fedeixiehs zum bevorzugten
trdiier des gattungsnamens aus. hierfür ist hevte geflügel ein-
itelreten. gense und hüner und enten die hdnt sunder rebt.
swar duz seihe gerügcl kumet, und swie lange ez uze ist:
SU ist cz doch min. schu^abenspiegel cap. •ioo (von zamen
vögeln) Cenißer.
man Kcleicht den tadel der Talschait
dum lucliK, als Ysopus sait.
wann er da hungors tuet enphlnden.
und das er dann nicht essen mag Tinden,
so legt er »ich nlder in seiner Dut,
geiaicli als ob er sei gani und gar tot,
und reckt die lungen ffir den munt,
um das das gefngei alles chtimpt.
Uxtt* ViNTLia iiluvmen der twiend 3701.
■) übertragene bedeutungen haben sieh nicht entwickelt; es
.■■ ,cn nur spärliche ansdt2c vor:
das wir die pfalTen tugand beschUsen:
wan wnrdent die un.t undertan
io niugen wir die iaigen all desl bas han.
als» mui;eu wir den höptern obgelUen,
dum gefügel tugind »ir licht angesigen.
trufel$ niii Wfil ßarar*.
c) in dm dargelegten mannigfalliiien vertrendungen ist der
koUcklivcharakter d<s wertes festgehalten, er tritt am deutlichsten
da hervor, wo der Singular von gcvöge! sich mit dem plural
ton synonymen terbii.det. dasx bei NuTKKa ein plural zu ge-
viigel gebildet wird, der einmal auch im passwnal erscheint, ist
oben bemerkt worden, dem ist eine eigenartige Verwendung des
$ammelwortes für eine individuelle erscheinung an die Seite tu
stellen :
ut deroe hohsten köre
(|Uiim ein engei Seraphio
SU im mit secb.< viugeln hin,
den er gesach dn holden.
swena wareo geYaidoa
gbvogel
469S
wM ob« 4as beubi teaebresk«t:
•• warao sweD* gaUokei
•b« «In ander ur den IIb.
•I. Praoclsca. *ollenirib .
lind aebowa Ut («vuctia I
;^a«MM/ IM.tl (MpA*).
diieh auch iteter beleg fdUt mitkt etgenüiek »tu dem rtkmn it$
koUektirgtbrauehft : der d^rtleller seilt dte ikm »mftmtkut« tr-
teheinung nach bfttimmlen duittren mtrkmaln wjrtir im to-
tiekung tur gattung, dm n kennL
t) die neuhoch leutsehe periode.
») geltungsberetch. a) die bikeKtherifttmnt mmi entipretänie
queUtn aeigtn, datt die Verwendung dn merUt nAfeihtn tim-
tckrinkungen unterworfen ist. die »ortulheriiekt h4el mntkt Im
EcciSTti.<< wie bei KoauiCBa aut, beide ulien in l Jfaa. U, ll;
6 Not. 28, 1«: pulm 7<<, 37 de* plural vngel m, der nek ipditr
noch in der katholischen bibel widerkekrt. Lorata, der muaer
sammelieort liebt, wendet es doch nicht in allen fiUen an, w
*t .Notier gebraucht, oder wo es bei Binim belegt tU. m
ptalm 7S, 37 uttl er in spdtern ausgaben den plural vr>gel «•
stelle ton gevOgei und in HaUk. 0, 3« weist er für daz getogelt
des hiinelis in Rkiiiims evangelier^ueh von anfang au dteiem
plural auf. an einer stelle (l Mos. 20 ff.), wo Lotibr das sammei-
wort gebraucht, zeigt es auch die erste vorlutheriscke bibel, meh-
rend KoBuar.KR hier das jkniiere geOOgel einfüJiri ((.«.). Eca
gebraucht gfiiagel (^;rn gevögel bei Lotnkr) im i Mm. 1S,3f
dein todter leib sei oin speisz allem genfigel de« ktoel.
Ml engerer bedeiitung wird gcfiigel bei Fisouar in tfdterem
drucken seines bienenkorbi duich geflOgel terdrdngt (tyl. mmtem
tp. 4703). im \%. Jahrhundert tieht sieh dt sammelmert tmfdem
poetischen gebrauch, tor allent im daetylischen verismast tu-
rüek. Vosa giebt hier die meisten beispule, er nimmt auch dem
nur bei Notikb beobachteten pluralgebrauck tom |evOf«l wieder
auf. in der übersettung der odysiee IdsU tiek betkmeätem^ »te
das sammelwurt bei Voss an boden gewinnL die dtiUe «nfby«
(180«) ßhrt es an mehreren stellen ein, wo die erste (I76t) dem
plural fo» lOgei aufweist:
aber ihm rissen vinlieichi die bund' und die vAgal das bIronaU
schon die haut vom weissen gebeio. Uiigteee 14,133 (I7»l).
doch ihm haben gewist schon huad' und rascbas geTAgal
abgerissen die baut vom gebeio
eftendorl (1809) vgl. «ac* I^M.
selber kein habicbt
bitte sie eiogeboit, der geschwindeste unter den vAgslo
Odfure l»,!»7 (1781).
nicht auch der faabicht
flöge mit gleichem Qug, der gaschwiodesta aller geTAgal
etea<<Ml (IHM).
ausser Voss ist et namentlich Hiimb, der n memtrtr teil du
wort begünstigt und ebenfallt den plural bildet:
der gevögel laute slppscbafl
zwitschert in verborgenen neaiern,
und ein krluterduft erhabi sieb
wia'n concart von wobigerficben.
Hbiub (.4«« Troll) $. merke 17. 77 •. «,
13) die werlerbücher nahmen im der iUertn lett tielfttk
notiz; sie geben dann meist die »Ugimmmtten bedemtmmftm min-
der, die sie durch voUstilia mad mm Ummteitkmem, j*m§en
deuten jedoch durch tynonj/mim mit fihkr, moUtilm tettm, pmtl^
fowl die bedeutungtveremgerung «a, äit ä$k ■■■/■rtii> im
den wdrterbüchern der MNfnMMUsprMte ttmi kmdimtkmimft
teigt {t. «.).
D) gevogeltz (tgl. ip.41M) c«fB<eit, gtrag«! im» im flofl,
vartan«n tu v<4ctiU im einem totmbmimr tmm emdedet Ih, jmkrk.
üiiriNBAcn 038': gerogel roia^iic aiatt. imtipk m» läemL {UM^
volatile gefügal oberd. voeab. {\i. jmkrk.) DiirBnaaca mm. glmt.
S8&*; gefugel oder geiieder v«latslis vmc I4»3K': (tfOfel
d«ciit (pecusT) toUttle Ukkimu lei*; |B*ö|«l atlnaw« «aaa,
fol(i<iii<j, aliUt^ fMM toUtt HE>uca UM; wtkmm Mll|tl,
alles was niegeo mag, als vögel, tt^fM «i4 itrfWekm
Fbisios 1406' : gevügel vo^ilüi, ucceümme* Castblu (ITOO) ij»;
ebenso Ybheboiii (I76e) 74; vogclei dit, ^s |evögrl, «filwas,
v«WH«na, altin, pbtwse* tmrbm^ gn* taianfiini, f«nn* aittmmm
Stiblek &3ü; gevögel, eläet STBinaaca 9M; MCf, aida Ftiaca
3,404*.
3)) gevOgel aliles, eigeotikb alltriel grosses gefagels, «U
kennea, gSnst, rappen, kraiem Ftnim Tt'; «lilc« villaücae.
Plia. alles gefüKol so ein dorlTacicr hat, aU gasst, hanar,
toten. Faisto« I9&1': gavogel, taiadb, ysNar,
295*
4699
GEVÖGEL
GEVÖGEL
4700
diclionaire du voyageur. (n03) 144; ebenso Hondeaux-Büxtorff
253; gevögel, fowl, poullry, birds. teutsch-engl. wb. (1716) 766;
jjevögel, gevogellf, vedervee Krämer 2,133. Ciiomel (4,1026)
verweist bei gevögel auf vogel vnd geflügel, die beiden haupt-
geyensätze in dei- bedeutungsentwicklung.
b) formen.
a) im Stammvokale scheidet sich die neuere spräche von der
älteren, seitdem unter Lothers einßusz das mitteldeutsche ge-
vögel, gevögel eingebürgert wurde, das mit dem grundwort über-
einstimmt.
1)) den ausgangspunkt für das heutige 'o' bilden die mittel-
deutschen nebenformen gevogelle, gevogelze (s. d.), welch letzteres
schon im Trierer codex der psalmen für oberdeutsches gefugele
eintritt {ps. 77, 31) : gevogeie ist in den Trebnilzer psalmen
(j)s. 49, 11) Mfid in Beheims evangelienbuch (JlfaJ(/i. 6, 2C u.a.)
belegt, in oberdeutsche denkmäler dringt diese von Luther
verwendete form durch die bibeldrucke ein, sie erscheint mit
dem umlaut, der von Luther selbst nur vereinzelt bezeichnet
wird, die Ziiricher bibel, die dem heimischen gebrauch ent-
sprechend gefügel l'ietet, hat noch häufiger gevögel vgl. 5 Mos.
14, 19. 1 Mos. 1, 20. 1 Mos. 8, 21. (das gleiche in der Straszburger
bibel von 1544) 1 Mos. 15, 11; 5 Mos. 28, 26.
2)) gevügel hält sich in oberdeutschen schrifldialekten des
10. Jahrhunderts , so in der Zimmerschen chronik (vgl. 3, 276) ;
in den Augsburger Chroniken (vergl. d. städtechron. 5,183 u. a.);
vereinzelt in der Züricher bibel von 15-25 (vgl. psalm 78,27);
in RüFKS Adam und Eva (vers 860) «. a. einer der letzten
belege stammt aus der Tiroler landesordnung von 1603 vergl.
Schöpf 790.
ß) der anlautende labial, auch hier wie bei gevatter, ge-
vlert sind im 15. und 16. Jahrhundert Schreibungen mit *f' 6«-
legt vgl. gefügel sp. 2105. hier erscheint indessen das f. schon
in althochdeutschen denkmälern und begegnet auch im Nibelungen-
lied. Luther jedoch hält bei unserem werk an der mittel-
hochd. Schreibung mit 'v' fest, die gegen ende des 16. Jahr-
hunderts auch in oberdeutschen quellen durchdringt, doch bei
ScHAlDENnEISZER (l57o) gefügel.
y) die suffixe.
1)) die apokopierle form gevögel ist schon bei Ldthbr belegt
und seitdem üblich.
2)) neben den nebenformen gevogelte, gevogelze (s.d.) ist
aus der Wetterau die form gevögeis belegt: volatilia das ge-
vögels. Aluerus. vgl. gethiers sp. 4381.
c) Verwendungen.
a) in allgemeinster fassung:
1)) wir finden in den alten geschichten der deutschen
nation und sonderlichen im land zu Schwaben, das nit
allain die ratzen und andere vergiftige thier , wie dann in
der Reichenau von S. Pirminio beschehen, sondern auch das
gefügel an etlichen orten ist vertriben worden . . darbei hat
sie ain hülzine ganz uf ain pfal schnitzen lassen zu ainem
zaichen, mit dem bericht, so lang sie das zaichen bei inen
haben, werden sie hinfurten von solchem gefügel onmolestirt
bleiben. Zimmerische chronik 3,276; daz sie den acker be-
hüten vor dem gefügel. Par^ceisds (1610)1,1017; und muest
also zwen tag zu Mittenwald still ligen und schneibet also
zwen gautz tag und zwu nacht und ward der schnee so
grosz zu Mittenwald als ich kein ie gesach, und verderbet
alles, was auf dem veld was ... da sach ich angst und not
von dem gefügel, dasz es mich erbarmet und was der not
also, dasz die waldvögelin nemlich finken, ämerling, amsl. etc.
die flugen zu den leuten in die heuser und lieszen sich also
iahen mit den henden. Augsburger chronik des B. Zink d. städte-
chron. 5,183; der beste mist vnder allen, der kompt von
dem gevögel. Herr feldbau (Basel 1622) 45.
und dem gtvögel zum raub' umhängt der herling (unreife truube
vtjt, Ui. 4,2, 1U2) den weinstock
Voss Veryils georgica 2,6,
wer ein diebesberz gegessen,
der versteht, was das gavögel
pl'eirt und zwitschert, also hei$zt es;
nab' erprobt der sage Wahrheit.
Heine {Atta Troll), sämmtl. werke 17,93, in
Sjiäierer fassung ist die stelle gestrichen.
2)) warum gewinnen die thier, als gevögel, widerumb
federn nach den verlornen? Aristoteles probl. (1585) 124"; ge-
vögel, ein gesammtname für mehrere oder viele erlegte oder
lebende vögel, sogar eines ganzen waldes ohne weiteren
unterschied (waidmannssprache). Bbbler (1842) 3, 853.
3)) in der Tiroler landesordnung von 1603 wird verboten 'alles
raisgejaid, weil von ostern bis St. Jacobilag alles gefügel
in der bruedt'. Schupf 790.
der habicht . . der geschwindeste aller gevögel
Voss Odyssee 13,87 (1806).
auch im garten das obst mit furchtbarer hippe bewachend,
stehe der rolhe Priap allem gevögel ein schreck.
Voss Tibutl 4. (Elegien l, 1).
ß) abgrenzung gegen andere gattungen.
1)) o)) wollest iNoe erlössen von der grossen sündflusz
und hieszt in die arch machen und darinn gan mit sinem
husz gsind und hieszt inn och darinn thuon ein par von
iet liebem thier und gefögel. Haimonskinder (litt. ver. 206) 172;
vnd ist alles obgemeldt fleisch von thieren vnnd gevögel so
es jünger ist, das ist von jungen thieren, zarten, b!öden
vnd schwachen menschen am dienlichsten. Tabernamontanus
neu Wasserschatz (1591!) 233; und man bereitete mir alle tag
einen ochsen, und sechs auszerlesene widder, ohn das ge-
vögel . . . bibel 1662. 2 Esra (Nehemia) 6, 18 (sechs erwelete
schaf und vogel Lother).
auch unversiegeiider bäch' urquell, und der ströme gewässcr,
ihiere zugleich und gevögel, und was nur lebt und .«ich reget.
Voss llesiod {ürfeus 1010).
dass ich die tönende stimm' ausströmt' in melodische liedcr,
thiere des walds einnehmend, und kriechende, samt dem
gevögel.
ebondort (Urfeus 74).
fallende hunde zuerst, und rinder, und schaf, und gevögel
Ovid (Myrmidonen) 2,41.
haupt, häupter blosz vom rindvieh; nosz, nöszer von allein
zahmen vierfüszigen vieh, vorzüglich rindvieh, pferden,
Schafen, stück, von allen thieren, dem wild, dem gevögel,
vom gewürm sogar. L. Jahn werke l, 84.
b)) denn alle thier im walde sind mein, und vieh auflT
den bergen da sie bei tausent gehen, ich kenne alles ge-
vögel auff den bergen, und allerlei thier auff dem felde ist
für mir. Luther psalm 50,11; alles gevögel der bergen
Melissüs (im versificierlen texte al bergvögel); dann nit
allein in den thieren desz luffts oder dem gevögel das ge-
sehen wirt. Foree ßschbuch 186";
das gevögel in den IfifTteu
fleucht nach seinen löchern zu,
und das thier sucht in den grülften
für der grimmen kälte ruh.
Michael ßiiun herlisttied in II. Alberts arien;
neudruck s. 87.
2)) jdoch got der sprach, die wasser für fürent kriechende
dinge einer lebendige sele und gefügel auff der erde under
der vestenkeit des himels. und gott beschuff grosz walvisch
vnd ein geleiche lebendige sele. und sein beweglich die die
wasser fürfflrlen in Iren bilden: und ein iegkliches gefügel
nach seinem geschlechte, und got der sacli dz es wz gut
und gesegent in sagent. wachst und werd gemanigvaltigt: und
erfüllet die wasser dez meres: und die vugel werdent ge-
manigveltigt auff der erde. Eggestein 1 Mos. \,20ff. (6«Kobürger
und später bei Eck geflügel) ; und gott sprach, es errege sich
das wasser mit webenden und lebendigen thieren, und mit
gevögel, das auff erden unter der feste des himels fleuget.
und gott scbuff grosse wallische und allerlei thier, das
da lebt und webt, und vom wasser erreget ward . . . und
allerlei gefldderts gevögel . . . und gott segenet sie und
sprach, seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das
wasser im meer, und das gevögel mehre sich auff erden.
Luther, ebenso Züricher bibel (1525).
er dröcknet einen ström vnd senget einen flusz,
in denen man zuvor mit schiffen gehandtierei,
dasz auch ihr Ursprung selbs, ein einöd und wildnusz,
sich und das land verlieret:
ja er, wan er nu will, entziehet der landschafft,
da, wasserreich, man sah lisch und gevögel schweben
die feucbtigkeit sogar, dasz nichts mehr dort kan leben,
da weder safft noch krafft.
G. n. Weckhkrlin (107 psalm 38) Fischer 2, 174.
das wild in dicken wäldern,
heerd und hirten auff den feldern,
tantzen um die Sommerzeit;
auch das scbuppenheer der flsche,
das gevögel im gepfische
werden durch den tantz erfreut.
S. Dacu Itocincit-schertz Oesterley
s. 186.
4701
GEVnr.EL
GEVÖGEL
4702
frAhlichar fcliwebian mir bar lebendlgkaiien, (««Ag«!,
odar ftwürin,
waloba da« auga nicbi alabl. so dan hoben SIrlu* funkaln
tiahi. UDd de* bImmaU weUilkhan pfad:
doob arnpilii'*, durüh dar kuuii krUialte dien das atonaa
Dabvarwaudie gewUrm. KtofiTucK tf</ii'i (Iom tjrub),
vur mir buMigte nun die ganz« oatur. allea getbitr der
erJe, allea gevögel unter freiem biiumel, alles gewOrin, <laa
auf enlen kreucht, waa lebt und webt, sang und aprang.
maUr MOLLKt {Adunu truaelun) 1,20.
y) bttlmmungtn, die sur beJtutung$v€rtngtrung führ«*.
\)) furter erfurderel «oaer (Urucuiiuen , das ich auch ein
wenig bcrUre das gerUgel, ao aicb in den Alpiscben leudern
enthaltet vnd ibrinn gefangen wiiU darinn aber wil ich
gleich die urdnuiig halten als bievor mit den thieren, und
tum ersten vurzeicbncn die fUdeispil vnd rUubigeu vOgel, so
vil ich deren erkundiget hob ... so vil vun fttderspil vod
rüubigem gefUgel. Stumit Scliiotiitr chronik (lOOO) 61 1'.
'i)) nnnd des neninienl ein glichnisz hei dem gefügel dea
hinnni'l<t, den selben gibt gott zuo essen und zuo trincken, und
sie hüben kein surg weder tag nucb nachl. Gkilkb v. Ktisaa»-
iiKHC potliU« 6<t Waektrnagel 3, ti ; sehend an das gefOgel dea
hinimels, wann die selben scigent nit, nuch scbniden nit,
noch sumnielent auch nit in die schüren, und Uwer biiiime-
Ikber vuttcr, der selb weidet oder nercl sie. tbendort; dann
ich halte (den sehutt.) kaum loszgebrannt, su erhub sich aus
allen ecken des waldea eine unzahlbare menge allerhand ge-
vögel. Robinson CVuiM . . nach der drilUn engelldnJ. eJition . . .
üb€Tg«sttut. Hamburij 1720. 1, 1& ;
da* srOgat, *o Im lun behend
rumOiageD, leiier nach suinr an. Wickbam bilg. \i*.
alle Auren baden In iloiaes auge>lcbu abglani
»ich; und es wirbell der cbor
de» KovoKt'U au'i der vergoideien grüne dar wülder
freuuaniiüdiir hinauT. Scuillsb (un du tonne) l,2t&.
das gevögel der ruiaeo
zähmte schier der wilde sobmerslaut
des gelange* und die geler
naiiteu horchend, faxt mitleidig.
ilsina Jehuda ben llalevy 3.
3)) *lb das geschwind gevögel an,
was sie für schön geOtier ban.
HcLLaiCH. qrobianifu (1512) 101*.
4)) dnimb hörstu wie das gf&gal singt.
A. ItLAuaiN bei Th. Wackernagel kirehenl. 670.
wenn mir monsienr Le Grand von den kriegsthaten des
groszen kaisers crzUhlte, un<l dabei die mSrscbe schlug, die
wUhri-nd Jener tbaten getromnh.>lt wurden, so dusz ich alles
lelicndi^ sah und hörte, ich sah den zug über den Simplon —
den kaiscr vuran und hinterdrein klimmend die braven gre-
nadiere, wahrend aufgescheuchtes gevögel sein krflcbzen er-
hebt und die gletscher in der ferne donnern. Hbinb buch
L« Grand cap.l; von den hohen bSumen herab, wie ver-
bobnend, kicherte und lächle das gespenstisch weisze gevögel.
iUiNK {der sckwabenspiegel 183^) ges. wtrkt 14, IM.
8) einschränkung auf Unterarten:
1)) eine etnulne art, die der lusammenhang kennuiclinett
wird mit dem gesammtnamen vorgeführt, mein wirt, genant
Hans Girz, der hett ain Jungen suu und ain Jungen knccht,
sicher sie lieogen mer dann SO vOgI und Hessen sie in der
obern stuben also umblliegen. Mich erbarmet das gefügl so
Abel und hell ichs inügen speisen, und sult ich ain gantzen
sack babers verzert hao, ich hett es gern getan, es niocht
aber nit gesein. Augtburger ehronik det B. Zink d. stddtechro-
niken &, 184 ;
jetzt noch bleibt dem gavOgel (den elatero) die alte beradsam-
kelt Obrig,
beiaerar kehlen ge«chwai und die sucht uumSszig lu plaudern.
^, Voss (hui nr. 24,104. (Uiuen) 1,281.
W^. l)) der gattung als gansrm treten eintelne Unterarten gegenüber .
^Ra
art, glaiohwia der gevögel uni&hlbar fliegeoda •chaareo.
inlohe. oder gftoa', und das volk laogbaTsiger tchwloe.
bar dlo Asische wie*', um Kastryos walta gawttter,
hleriiin flattern und dorthin, mit freudigem achwunge der (lügel,
dann mit geiön hinlenken den flug, dass umtier das gelild'
hallt:
so dort stürzten die scliaaren von schKreo daher und gaseltan
auf die Skamandriicbo Hur.
Yo5s Itias 2,459. o^i&o>v nnnjvöJv.
auch wenn g&ns' hell tönen in bagtigar gier nach dem brosam,
künden sieschlackrigensiurm; und die neuumannsaltrigc krtbe,
wenn nie xu nacht anstimmt; und die sp&t noch plapperodeo
doblen:
auch der piepend« Qnk in dar früh; und alle gavögal,
landwirta fliegend vom mear.
Vosa ir«l«i (meUtneicken S») ISS.
weiti und biaa und roib uad ralb der angar *Mbi gabtttsal,
und die lluda brail »leb ibrsi «itiueu laubs* fUiimat,
da tönet oacbUgall.
drutiel, lerib' und balasder
und ander
Cevoi|al «Osler schall. ^^
ftocsaar (der M aroer. 'Am aisM ge*cbaaaMO merU (UH)
l,it«. *fl. a*ra »p. ita«.
3)) die untttatltn werden dnrtk tintdirinktude testoMmsfM
ahgrgrenU.
a)) alle reioe vogel esset das alnd ab«r i)» \t okb( «taeo
soll, der adler, der habicbl, der Ua>cbar . . der reifer, der
beher iml »einer art, der widbop, die achwalb«. und alle*
gevugel daa kreucht so! euch unrein ariu, und aolt» okbl
essen, das reine gevögel aolt ir ca«en. LtiTnaa 5 Ifes. 14, \%.
ebenso die Züricher btbel (1525) und UitrcaaiBCta (uni alln
daz kreucht und hat vettich daz wirt uorelo dax «aal oh
bei EccKsTEiN, ähnlich kuauacaa und später Eca); Noab aber
buwet dem herrn einen altar, und nahm von allerlei rtiaca
vieh, und von allerlei reinem gevögel, und opffert bfw4-
üpflTer auir dem altar. LuTsia l Mos. 8,21. ebenso die Ittridter
6ib«i (von 1525), dte Straszburger {XIAX) und DitTinaiacta (und
nam von allen den reinen vicbcn und den vögeln EccisTtm,
vOgeln KoBuacga und tca).
h)) allerlei groases gefOgel, ala benneo, glosz, rappeo.
krancken und dergleichen, oies, ali/u Maalib l«2': daai aber
dasi grosse gevögel nicht, alles gar dergleichen tbul, so
mercket Pabacblsus (loto) 2, 543'; auch wQrd daa klein ge-
vögel nmb Sanct Veits tag au beiroiacb werden , daa es fre:
mit dem gröbsten bauwreo die milcb wflrd sust der acbOae«!
easen. FiaoiABT Mer praktik grostmutter (neudruek) 20.
e)) die enten, gSnsz und anders irtssers gevögel, UUBt
jhm mit dem gliedkraut. Hetobn /li«. 21& (1661);
sind doch die ilalkyoneo des Narau« bllulicbau töcbtero
lieb von allem gevögel, so viel *icb sroSbrt aua der saliOuL
Voaa TheoerU Crubin-jem thOhl T.W.
oftmahl^ r&brt auch der sümpf und salilger wogen gavAgel
gierig blneia In dia wastar. wie ganz un<iiiig dea bade*.
Voss Atato* Uleuielberg 1824) «. 1C1.
ao störipan zum «olt*amen kämpf dl« gaooasen,
dus sie mit stahl ausscb&oden de* maars uabald« gevögel.
Aeneu 3,241.
d)) unnd die weil meine gesellen abn profiant uood wein
noch keinen abgang litten, tbetlen sie dem gemetleo viecb
der sonnen kein leid, so bald in aber anfieng larinoea,
suchten sie die oarung in den wildern, (logen wild gefOgrl,
darzu was sie funden. ScBAiOENBEiszea Odyssee {buA \t) I9i'i
wildea gevögel featkered gatne HiLPsaT II, l, 4«l ; in der Infi
erscholl flügelschia«;.— gewaltiges gevögel, geier und babicbte,
vielleicht adler, kehrten in ihre nester auf diesem berge zt>-
rück. ÜABTaANN rrz4A/u n^m Wn<r unsteten |I85!>) 2, 155; einen
kleinen see mit scbwfinen, eine voli^re mit anmutbigeo, eiae
ausgestopfte eule umschn irrendem gevögel. Gorzau« nOer
vom geiste, buch 6, eap. il.
«)) hierher gehören susammenselsungen :
harr wolt ir ttr kurswail
auf dam wa<ser farea elo wall.
ao werdt Ir flnden feldgevugel
die mugat ir mit einer kugal
birscbeu aus bficbsea wia ir wallt. . . .
TBOBa»*na SA,9(i.
und es Danen logslUrh da« «aegavögal,
wie «cbattaalelrbeu am Stjz,
dla Charott abwie« vom oacbtllcbea kakn.
Uaiits (6ac* der tieder) merU l»,ML
nur mit Hat beraubt der man<cb and a^iicli
diese thal*chlucbt ihrer «chsiie. gro«*«
klumpen (leWcbe* wtiteo vom itabirg«
jährlich nieder In'« geihal die blri«a:
dies« baute lockt da« raubgavögel.
PtATB5 Abt^Midem 7. f>ta»y (inft) *. III.
armer «ohn ! den vielleicht, den »«inigen fem vnd der kciam,
aclion im inorr dia n«cbe varsebrien. oder sn lande
wild und raubgavögel hinw>>g«cblaDgl
Vou odt%sce (raactf'« 1606) 21.392. (vegel mmi Mm* imu
nacbtgcvögel eyl. Ikeü 7, in; kirrbeogevög«! wfL tf. «rag (|
trugene perwendunfen).
4)) der gattunftntm« wird eäae emdeuimt 4er yiiiehsii
mny fewekwksUtmtnig fkr awMiar ■■jiritsw tummiel. Amt
stehen tiak »mti knfdtdewtmnfn fnwalir. fnOfil » die
TOgel, ii» eich loa mm olkraa, mwi ge«0(el»>iM fcder-
vieb.
4703
GEVÖGEL
GEVÖGEL— GEVOGELZ
4704
o)) dein lelchnam wird eine speise sein allem gevögcl des
biinels und allem tbier auff erden und niemand wird sein
der sie scheucht. Luthbb 5 Mos. 28, 26 ebenso Züricher bibel
und DiETENBERGER (allen den vögeln des hiniels Eggestein;
allem gflügel des himels Eck), vgl. hierzti die bannformeln, die
unter gevogelz (sp. 4705) angeführt sind, und er sprach zu im,
bringe mir eine dreiierige kue, und ein dreiierige zigen,
und ein dreiierigcn wider, und eine dordeltauben und eine
jungetauben, und er bracht im solchs alles, und zurteilct
es mitten von ander, und leget ein teil gegen das ander
über, aber die vogel zurteilet er nicht, und das gevogel
fiel auff die asz, aber Äbram scheuchet sie dann. Luther
1 Mos. 15,11 ebenso Züricher bibel und Dietknberger (die vogel
stigen ab Eggestein, die vögel Kodurger und Eck), die
reichste Verwendung findet diese engere bedi'utung in der Verbin-
dung hunde und gevögel innerhalb der Übertragungen Homers :
wen ich entfernt von der schlacht, bei den schilTeu, zaudernd,
erblicke,
traun I den hunden entgehet er nicht, und nicht dem gevögel.
Stolberg llias 2,393. den hunden und vögeln Bürger,
ebenso Voss (17S1).
göttin, singe den zorn des Peleiden Achilleus
jenes verderblichen, welcher den Griechen unnennbares weh
schul',
viele tapfere seelen der heldun dem Aides zustiesz,
ihre leicbuara' aber den hunden und allem gevögel
dar zum raubmahl both.
BÜRGER Itias 1,4 vijl. schriflen (GöUingen 1797) 3,203.
singe den zorn, o göttin, des Peteiaden Achilleus.
ihn, der entbrannt den Acbaiern unnennbaren Jammer erregte,
und viel tapfere seelen der beldensöhne zum Ai's
sendete, aber sie selbst zum raub darstellte den hunden
und dem gevögel umher.
Voss llias 1,5 (1781) oicovolai t« näai,
ihre körper zur heute den hunden zurück iiess und dem gevögel
SlOLBKRG (1777J.
bunde und vögel noch bei Voss llias 13, 831 ; odyssee 3, 259 ;
14, 133 und andere.
b)} der engere begriff der vogelwelt wird meist durch ent-
sprechende nähere bestimmungen gekennzeichnet, vereinzelt stehen
Verwendungen wie zuweilen wenn er eier und semmel niemand
gab als seinem gevögel, die frage aufwarf: ein staar ist dir
also lieber als eine frau ? Jean Paul leben Fibels 19.
c)) das federvieh. auch hier stehen sich weitere und engere
bedeulungen gegenüber, der verbrauch im menschlichen haushält
bildet hier den umfassendsten begriff, daran lösen sich die
Unterarten des federwildprets und des hausthiers ab. für das
letztere ist heute getlügel die üblichere bezeichnung.
a)) alle seine zene bat verloren und also kain flaisch
oder gefugei oder auch ander speis bat beisen und niesen
künden. 4,81 Zimmer, chronik; hierauf ziehen sie heim, essen
ein gefügel und werden dollen voll. Fischart bienenkorb 150'
(1586, später ein gefligel 1588) 164'; an gefügel, alsz hennen,
hünern, Schnepfen, repbünern . . ist bei ihnen kein mangel.
iUuwoLF 109.
von wegen diner bösen ducken
seit heissen fuchs, i wuss, sicherlinhen;
du bist ouch freidig und verraässen,
allerlei g'fügel thusst du ässen.
RuFF Adam und Eva v. 860.
ß)) für das federwildpret vgl, Thiel landwirthschaftl. konver-
sationslexikon 4, 415 : gevögel l) vögel verschiedener art 2) das
kleine federwildpret.
y)) die hausthiere unter dem federvieh, das geflügel:
1))) dann das böst federvvilpret, auch die hosten fisch und
alles guets gefügel und andere schleckhiszle wurden im zu
haus gepracht. Zimmerische chronik 3,183; ungeferdt schickt
es sich, das ain hennen mit dem geschwer (als man sagt,
das die henner und anders gefugei auch pestem überkommen)
ufkauft warde. wie nun das gefugei, wie gebreuchlich, solt
berait werden, wolt dise breslhaftige henne der küchin nit
gefallen, und wolt die hinweifen ,... Zimmen'sc/ie chronik
2,456,38; ebenso 457,2; unsere herren meister und rat sint
überein kommen das alle vogeier und gremper, die zu unser
stat zu Straszburg gehürent, die do wiltprete und ander
gefügel uf merschetze koufent und veikoufent, das hie noch
geschriben wiltprete und gefügele menglichem der es an sü
vordert, zu koufende geben um so vil pfennige und jeglichs
noch sime werde. Slraszburger Ordnungen 2u6. ßaucEER . . wie
sich denn auch findet, dasz manchmal unter den rehen,
fuchsen, hasen, und unter dem federwildpret und gevögel
ganz welsze oder weiszgeschlSckte färben auszer ihrer sonst
eigentlichen und allgemeinen färbe hervorkommen und zu
sehen sind. DötEL jägerpraktik (Wien 1785) 1,,5.
2))) (da) sein die flüchten nicht so geschmack . . auch das
vieh und gefügl, weil solche sogar kein weid haben. Iviechel
338; darvon gleich die huner, hennen und capponnen hin-
gefallen, auch so wenig, als ob sie todl weren, sich geregt
haben, desz ist der pfaff zu seiner widerhaimkunfl übel
erschrocken , dann er all seine kurzweil mit dem gefugei
het. Zimmerische chronik 2, 8b ; item es sollen auch die
müllner, weder schwein, gens, annten, hennen, liöner, cappan,
tauben, noch sonst kaynerlai thier oder gefügel, auff den
mültennen, noch bei den müln gestallen noch halten. Tenglkr
laienspiegel (1509) E2'; im 15u3. jar gali das koren umb
St. Endresz tag 10 seh. Mincher ... waren hennen deur, ain
kromaltfogel zu 4 kreilzer, enlen zu 8 kr., hasen zu 15 kr.,
auch 17 kr., was alles gefügel deur. es starben fill hennen,
kappon und ander gefigel. Augsburger chronik des Jörg Demer
d. Städtechroniken 23, 102 anm.
3))) allerlei gevögel de la volaille Duez (1695) 198; gevögel,
das geQügel, la volaille Schwan (1782) 740.
e) Übertragungen.
1)) auf menschen.
also streb, o genosz, durch freud' und schmerz auf der laul'bahn,
niclit abwaiikend vom ziel, mit getrost ausharrendem eil'er.
endlich nait', ungeschreckt von dem Icrm unholdes gevögeis,
das aus dem schult zanksüchtig eraporschwärmt; sieig' in die
l'clsklult
demutsvoll, und empfahe (sie reicht kein tetischendes unbild)
aus der Jonia band weihkränz' und belebenden nektar.
Voss (liie weUie) gedickte 3, 18.
federvieh von allen sorten
kam jetzt ab und zu gellogen,
unsre hütte schien ein wirtlishaus
für das reisende gevögel.
Hkink (Atta Iroll) sämmll. werke 14,94.
{spater getilgt.)
heute sitzt derselbe Proudhon in Brüssel im exil, weil er
allzu stark , nicht etwa gegen spatzen , wohl aber gegen
dompfaff, kreuzschnabel , möncli , cardinal und sonstiges
kirchengevögel gefeuert . . . Karl Ghijn bei Walesrode, demo-
kratische Studien (Hamburg 1860) s. 345.
2)) auf gegenstände, in erster linie das schiff bezogen:
die rüder gieugen auIT und ab
schnell, das es ein ansehen gab
als ob ein frembds ungwont geQügel (ältere lesarl
gefügel)
da auff dem wasser rhflrt die fligel.
Imschart ijUickhaffl schiff 225.
denn du riethest ihm zum kriege,
und dein rath, es war ein abgrund —
in erfüUung geht die böse,
uralt böse Prophezeiung.
von des reiches Untergang
durch die furchtbar bari'gen männer,
die auf hölzernem gevögel
hergeflogen aus dem osten.
Heine Vitzlijmlzli 3.
GEVÖGEL, n., Verbalsubstantiv zu vogelen, vögeln, das
schon in der sp&tmitlelhochd. zeit neben der eigentlichen bedeu-
tung aucupari obscöne bedeutung entwickelt (vgl. mhd. wb. 3, 359'),
nomen actionis in obscönem sinne.
GEVOGELGESANG, n., »lur aus der groszen Heidelberger
hederhandschrift belegt , in einem dem Dietmar v. Aist zuge-
schriebenen Hede , wo es von Haupt (minnes. frühling 37, 19)
durch vogelsanc ersetzt wurde:
so wol dir sumer wunne
daz gevogelsaug ist gesunde (gaschmumleii)
IteUidborijer handschrift 179', Pfaff.
GEVÖGELSKROrF m. gefugelskropff vocab. 14S2 v. 5".
GEVÖGELT, adjectiv, nach analogie der parlicipia prät. un-
mittelbar von vogel abgeleitet, mit vögeln geziert, den vögeln
entsprechend geformt; polymitis, bildechtig gewoben, das mit
viel liciis und schämel geweben ist, und mancherlei bild
gewinnet, gefügelter barchet und dergleichen. Dasypodius
Ee4'; zwei kleiner geschlecht (knabenkraul), deren blümlin
seind wie die auffgethone vogelin, von färben grön, gul, ein
jedes stengelin mit seinen gevi'igelten bluinlin wärt nit über
fingers lang. Bock kräuterbuch (Straszburg I55t) s. 29S'.
GEVOGELZ, n., mitteldeutsche nebenform zu gevögel wie
gethierz zu gethier u.a. (vgl. sp. A3B\); sie erscheint viel früher
4705 r.EVOGTKT— r.EVOLLMACIlTIfiT
CRVOLLMÄCHTIGT
4706
als dieu und greift auch in ihiir urbrtitung wtittr aut. mitUl-
nitdtrd. gevogelta vergl. ScniLLKR-LOtiün 2, ttu'; keUdni. ge-
Togcjt« tgL gevOgel, gevogelle, *etlenre Kramci i, ISS.
t) allgemtintri bediutung, gaUungtbtgrif[. und« regind« über
■i also daz ttiippe ilaz fleiic unde alto den grint des mrre«
diu gevoftelzc gevideret (sicut arenain marii vulatllia pennita).
Tritrtr Codex, psalm V, 31; gehigele t» dtr Windbergtr feriion;
ilem over 8 dage ijanuar 13V)) durna villen grolle hagrl«lein
alz hointcier und veilen dat gevoegelz doit und bolm us
der erden und ■loch dat kom alz dnrneder recht alz ii
afgesneJen were. Kölner jithrbücher des tl. jahrh. d. sUdle-
chrortiken 13,(43; rolatile daz gefngeitz DiKriH >acr ffloii. «M*;
ghevnglielle volueres, volatilia, aves, ovilhtm, alites, peevi velnlilt.
glievoghalte oft gevochelte ran d'ey: oti umbtliciu, feminalit
itirvits sive Ifnior. Kilian K 4.
) eniiere bedeulung.
i) in bannformeln die vfigel, die tieh vom aas nähren:
ein wnllpode, der sali han zween wisse hentsi-buwe und
sali treten mit sciin n-clilen fus» uff den stein, der da steet
zu Lützilnatie obciwlig des rechten kornwegs von mins Herrn
wegen von Uenz, und sali ulTwrrren den hentschue einen
und sali sprechen : ich strrn hudt zu tage hie und beneiine
lleintze oder Kuntzen In landrechle und teilen dos wipp
ein wiltwe und kinde weisen und sin gudt den rechten
erben und die leben sim rechten berren, den hals dem
lande, den iip dem gefogeltz. nRivM weisthümer 4, !>^i,
b) die hausthiere unter dem fednvieh: unde di dut werte
me dan fünf dage unde nachte uf und abe, unde was grosz
betrupnisse von den luden, unde daz gevogelze in den
hülsen, hanen unde huiner, sang auch betruplichen. /.tm-
burger chronik 96 fflorium<'ril<j vernacvU iV, 1 i. 64; imselben jar
lillen im land zu VVolgast hageisleine so grosz alse honer-
eicr, und vertilgte das kern und erschlug viel junges vihes
und gefogelta. Kantzow ehronik von Pommern i. 237. {vgl. oben
unter l.)
GEVUGTET, partieipiales adjecliw zu vogeten (Lbxkr 3, 430).
eai soll auch kein gevogter munn auf unsern grQnien ge-
halten werden, wo ein wQrth dasz überrahren wurd, der
soll daruuib gestrafft und gewandlet werden, {weistkum von
Trumau ['.jähr.) Ost. veislh, i, 4lo.
GKVOLGIG, adjtkt., t. gefoigig ip. 2I6I. nttcktutragen ist:
1) tum attributiven gtbrauch dieweil aber mennigclicbem
bewist, das er ain vurders bös, ungczempti weih, ist ain
frag in der zech fur^ierallen, welcher das gehorsamest und
gevolgist weih. Zimmerische chronik 2,471,31.
2) SU der verbimiung gevolgig sein:
vor! tat hei uch »chetiingen laisseo quil,
dat ir eme üis gevoJKlch »it.
dU sollt ir volgen alle gelicbe
beide arm unde rictie.
IUgin leimcltronik von Köln 2362; ebenso 30S5.
... da bat berr Adrian Dornrogel «olchs ao di« handt ge-
nomen . . und seiner frawen geprediget, wie gehorsam, wie
gevi^lgii; sie im seie. . . Zimmerische ehronik 2, 472, S.
GKVOLLMACHTKiT, adjektiv, meist gebraucht in der sub-
stantivierten form gevolluiüchtif;t(T {s. u.). ein verbum gevoli-
mlichtigcn, dat als ausyangspunkt für das partieipiale adjektiv
amusetun wdre, ist nur spärlich und nicht immer einwandtfrei
belegt, sidier ist nur depulire und Tollmächtige tu einer
Erfurter Urkunde von 1664 vgl. DiiFEKBiCB-WOLCiER &86; gott
bat seinen sühn verordnet, gevollmachtigi und bestAltigt zu
seinem bausballer. Scrivkd sl. t, 267. spdler virä im tu-
tammenlumg mU dem adjektiv, das von den tprachlehrern des
18. jahrhundeits ttekämpft wird, auch das verbum aufgeführt und
als ungebräuchlich beutchnet vgl. AnFL^^c 1,863; 2,641. ebenso
IUtn,\tz: gevoiiniächiigen musz beiszen bevollmächtigen, ein
gevullmacbligter kommt zwar etwas häutiger vor, heiszt aber
doch ebenTails richtiger bevollmächtigte, antibarbarus 2, so.
uniere form darf vielleicht unmittelbar an das früh belegte
adjektiv volmehtic ant/eknüpft werden, das in der bedeulung
von bevollmächtigt im I5. Jahrhundert vielfach beohaehtet ist
vgl. SraaKLLiia 1*, 1561 ; Lkikr S, 4M. da von anderen tu-
sammrnütlsungen partitpialfoimen vorlagen (angero3chtigt tu
anmürhligcn u. a.), so rar die aniilogiehildung sehr erleichtert,
um so mehr als das tat. mandatns, mandatarias <m part.
prät. nahe legte, in dieser form tiiti unser wart »ekon tum be-
ginn des n. Jahrhundert auf (l6to), um fir lang* die tfratke
des rechtliclicn und diflomatisehen Verkehrs s» beherruken.
auek in ik MkH$ HUtratur fhidtt m «taftaf * « inthtM
neeh bei Klontoci und .SraiiLis, itewn »uek im KSiaiaa nu-
gab« fON ScniLURa werken (i«l2| reroilotfclMict ätnek ätu
neufrt iMvollmaellligl «ruiU ttiii. ni 4n mMttrkltilun mttkt
tieh von der miUe det \%. jakrk. ab 4n kawtff giftn «uer«
veraltende form bemerkkar.
1) dat partictp in den funttionen dt$ Ujeklm pktit ktuft-
täehlieh dem älteren kaniUtiltU an, et ut ein UekUwfimmt «M
AvRia, der daneben auck noeh das aie vollnAcblig gebranekt:
vgl. betten wir nn* freundlich veraeben, ihr «ollei grborijfli-
lich parirt, oder einen vollmSehtigeo aawalil gwcbicki kab«o.
prozetiu« juris (I6M)) 80; genau s« 4S8 «.«.
a) in welcher ich freitags den tft. april dieae« tn «nI
gesetzten und noch schMebenden jähr», durrb mich teibtl«!!
oder meinen gevnllmicbtigten anwald tu ertcbeioeo . . . na«!
dem rec'htlicben proeeat bisz tu seioer eodiscbafl abto*
warten, bin citirt worden. Atrii frottteuM jmm ;*; fenam
to 439; vor euch dem allerweisesirn, gro«t1c>tl|«teo n»4
weitgepreiseien kOnig der jfldeo, erscheinet ftfonatehli(t«r
verwe<er Lucifers dea groszfOrsten drr hAllcn . . . ond bringt
wider Jesum von Nazaretb . . . gericbilirh für ood sagt.
ebendort 54.
fr) der beldenmOthige major domus, Caroloa Martellus,
sendete seinen printzeo and gevollmaebtigten bolhirhaBter
an den Longobard lachen krmig Luitpraoilnm. S. ¥. llknn en-
leitung tu der Teultehen ttaatt-reiehs und kayter Aulnrt« (i'Sl)
1,23 onmeriun^ fr. um diese zeit (lesi) ist Slenoni liielken,
freiherrn auff Krakernm . . . daa gabernement de« gantzca
kriegesstaatea in Pommern anvertrauet, nnd er an ^tatt de«
kurtz zuvor nacber Preussea tu solchem gubernament avo-
cirlen herrn Carl Baomers zum gevollrolrbtigten restdirendeo
legato am fOrstl. hofe zu Alten Stettin institnireU Micaiuoa
antiquital. Pommeran. {\) 307) (17:23).
e) geviillmachtiget pUnipoten:iato Cktinu (ITN) tSt; gfr-
voilmSchtigt, cum auctoritate mistut Kaieca 1,01^: fevoli-
mflcbtigt, adjekt. gevolroagtigd Krauir 2, IS3.
2) dat tubttantivierte adjektiv. vgL vollmacbligrr {aus ISOl)
DiKF■^aAC■-WOlCI■R 585.
a) in der kansleiipracht erscheint et tthon 1619, wäkieud
dat 'teutseh formular und rhetorik' von t&&5 noch durckmeg gis
wallbaher an desun stelle verwendet ; der fOrstl. amtnun to
Tundern soll daselbst beneben dem «leichsröfen . . . all«
deiche ... mit deichvoigten, deichrichtern und etlichen ge-
voilmUchtiglen beziehen, corput Statut. Slarie. I,4UI; ob ein
testament zurecht beständig ist, welches der teslierer nicht
in person, sondern durch einen gevollmaebtigten dem gencbt
eingeliefert hat. es ist einen jeden gemeiniglich erlaub«!,
die wichtigste gescIiSfl« durch gevollmAcbtigte io seioea
namen verrichten in laaaeo. D. G. STaiaiii rrchtUrke htdenkiu
(1783) 4,230.
fr) Wörterbücher.
a) gevollmachtigter (mein), «ly agent er attortp. laultdt-
engl. wb. (1716) 767: gevollmachtigter t. roandatariot . . Cmobbl
4, l()3(); Mandafan'uj . . ein gevollmachtigter, aawal4 HOaRaa
Staats- und teitungtlesikon (1735) II iK
ß) ein königlicher gevollmachtigter zo den friedensbaod-
lungen, a royal plenipottntiary to tke truce. teutuk-engt. mt.
(1716) 767; gevollmachtigter, abgesandter, legatus^ pkuiftlim
tiarius BAvra (r33)2S0: plenipoteotiariaa iat «io gevoltalclK
ligter von einem potentalen, welcher macht bat, alle« an-
zubOren und tu bescbliesten. HCsMia {r.Xt) IU$; gevolU
macht igter, legutus cum auctorilata musut Kiasca ear«. I7f.
y) schon iei Faisca war gevolloiacbligter ab mJ^ir tracMMl
worden, dieselbe antdtauung bekuuiem A»»LO!>a umi HcTaan.
dagegen wird dat tubstanliv M Hiaata »bktaHmn§ Ifrer äie
deutsche sprach« {MannhatM I7N) s. «4 «ii 904eul»«hu»§ fkt
pUnipitterttiariut empfoUeu, ebtmm sarrf «s aedk bat Waica
pküosopk. ttjikom (I7:&) i, 17^ augefUrt Kaoc (S,4«&) s«r-
»eist unt^ diesem stickietrt auf b«Toilniachtigiiag.
c) sckön» Utteratur.
a) woraoff ich ihm brieff an meine dortige freaa4 ftk,
di« das meinig in Verwahrung hiel'en, mit bcfelcb, solch«« allrt
cht!« die klenodiea und »ss angi-roflatit w.ir, meines haaea»
wirth« gevollmSchtigtem dar/uzrh!en, nnd sieb Ober itu aan-
gab beschemen to l.i»seo. GRiaBEtsaAcscs (avfdacilU «a^ M)
Koart 4,179; als dem könig« «ia favollalehUgUr •al|äfla»'
gehen sollt« 1«b. Gaieaio« paeU mitU. VLaaktat t.*t ao
li«sx« «r sich dock daa viet« taraJea
4707
GEVVAAnE— GEWACn
GEWACllE— GEWÄCllIG
4708
Schwester, wie auch die christliche liebe überwinden, und
sich als einen gevollmächtigten, dahin zu reisen, gebrauchen.
Melissus galante Salinde (t744) 240; nachdem nun .so wohl
der niagistrat in Salinde, als auch der gräfliche gevollraadi-
tigte nichts aus dieser eriilärung machen konnten, so liel
endlich der schlusz dahin, ebendort 149.
ß) ich weisz, dasz an einem orte die comoedie noch ge-
spielet ward, welche anno 1650 bei der friedens-execution
zu Nürnberg vor den sämptiichen anwesenden hohen ge-
vollmächtigten war präsentiret worden. Weise die drei ärgsten
erznarren, neudruck s. 136; da nun der mangel in Ravenna
liiglich zunahm, schielten die Gothen einige gevollmächtigie
in's lager, um mit Belisario den angefangenen tractat zu
vollziehen. J. J. Mascoü geschickte der leuischen (1737) 2,105;
die Vermählung erfolgte zu Paris, da die printzessin den ge-
vollmächtigten angetraut ward und darauf mit einem grossen
brautschatz die reise antrat. 195; so wären sämmtliche stadt-
soldaten, mit aufgepflantzten bajonetten, geladenen gewelir
und aufgezogenen bahne, unter cominando des regimenls-
quartiermeisters und dermahligen Stadt- niajnrs, nebst der
jungen mannschaft von bürgern, wider vernnithen von neuen
dahin gekommen und hätten des mngistrats ordre vorge-
schützet, auch sogar den abgeordneten gevollmächtigten auf
Oehnaischen gerichten , grund und boden, arretiren wollen.
Kmngner dorfrechte 4,585 (aus 1749); weil wir Voltairen
schlechterdings auf unsrer seile behalten muszten, so suchten
wir, und fanden auch glücklich einen ausweg, wodurch wir
uns aus den Schwierigkeiten, in die wir mit ihm waren ver-
wickelt worden, heraushalfen, wir boten ihm nämlich alle
kirchenämter auszer dem bischöflichen an, mit den ein-
nahmen versteht sich, nur dasz er etwas weniger an ge-
vollmächtigie, welche die ämter an seiner stat verrichten
sollten, auszugeben hätte. Y^iovstow (gelehrtenrepublik) 12,364;
montags sah ich nach li-:che die herrschaft speisen, es war
gala wegen geschehenen belehnung des fürsten von Schwarzen-
berg, dessen gevollraächtigter der minister Gemmingen war.
Reinwald in Schillers briefwechsel mit seiner schwester Christo-
phine etc. s, 261 ; die schlieszung des traktats gab den ge-
vollmächtigten Richelieus eine erwünschte gelegenheit, den
kaiser während ihrer anwesenheit zu Regensburg mit den
gefährlichsten intriguen zu umspinnen. ScHiixtR {30. jähriger
krieg II) 8, 140. (in Körners ausgäbe von 1812 bevollmächtigten).
GEWAARE, /■., in dieser form ist vereinzelt die verstärkte
bildung zu wäre (mhd. war, wäre mhd. wb. 3,515'; Lexeb
3, asi) belegt; und die mit irer habe und gewaare under-
standen hinweck zu füren. Urkunde von 1449. Diefenbach-
Wülcker. vgl. gewahre und geware.
GEWACH, «., mentio, wicnioria, gloria. das wort gehört zu
einer vielvei zweigten sippe (vgl. Fick vgl. wb. 3^, 281), von der
in die neuere spräche nur wenige reste übergegangen sind, vgl.
gawaht Graff 1,698; mhd. wb. 3,459"; Lexer 1,972; vgl.
gawahan Graff 1,697; mhd. «»6.3,458'; Lexer 1,971 (s. auch
unten unter gewagen). der neueren spräche gehört nur das
verb erwähnen (vgl. theil 3, I04t) und unser Substantiv an,
das in niederdeutschen belegen bis in das 18. jahrh. reicht.
1) die ältere spräche weist ausgedehnteren gebrauch unseres
Wortes und tnannigfaltigkeit der genera auf:
a) ein schwaches maskul. ist bei Otfbid belegt:
iro da^o ward giwago fon alten wizagon
thaz si {Marin) uns weran scolti, ther unsih geheilt!.
Otfrid 1,3,37.
6) ein femininum findet sich in der älteren geistlichen dich-
ung der mittelhochdeutschen periode:
Isaias der wissage
der habet din gewage,
wie vone Jesses stamme
wüchse ein garten imrae.
Melker marienlied 6, 2 vgl. Slemmeyer denkmälcr
23,246.
vielleicht gehört hierher auch
in dirre sibene gewage,
segonote got dem sibentcn tage.
von der siebenzuhl 3,1 ebendort 1,172.
des geistes willen heist gewach, in der epistel meister Samuels,
ins deutsche übersetzt vom pfarrer Sirasgang. vgl. Schmeller
2% 880.
2) die hauptverbreitung erlebte das wort auf mittel- und nieder-
deutschem boden, wo das Substantiv anseheinend als neutrum gilt.
a) hierher gehören schon die zahlreichen belege aus dem Karl-
mcinet :
wanne dis nu wirt gewach
so is kernen mins rüwen slach
Kailmeinet 152,4. Bartsch.
dat h6 von eme kein gewach endede. 157,24.
des enweisz (ich) kein gewach. 153,45.
6 is der schale hörde gewach. 247,4.
ein mitteldeutsches vocabul. des 15. jahrh. führt für mentio ent-
gegen den angaben anderer vocab. (getlechnisse, denckunge) auf:
gewach hochd. meinung, menunge, redde, reiia. DiiiFEMiAcn
35ti'; ghewagh, mentio Kii.ian Kl"; gevvagh ergens af maecken,
gewaegen, facere mentionem alicujus rei, brcviter perstringere et
attingere aliqttam. ebenda; vcrgl. mnl. gewach Vurwijs und
Verdam 2, 1844; vgl. oslfriesisch gewach, gewach Dooiinkaat-
KooLMAN 1,623; holländisch gewach n. meidung, erzählung
Krämer 1,154*; vgl. wourdenboek de nedevl. taal 4,2004.
6) Verwendungen.
«) disse hillige bischof plach in sime leven die eebrecherie
sere zo straifen. nu gevcile it, dat sinre gewach wart untgain
einen edelen heren , der ouch ein eebrecher was, so wie
der bischof von Coelne Agilolphus sere plege zo straifcn
die eebrecher ind davan zo predigen . . . do antwerde de
edel here; 'ja was of is he dairumb ein hillich man vur
gode, mois min haiffiche (habicht) hie up minre hant slain
und zerstunt singen ind sprechen' ind it geschach zo der
stunt. Kölner chronik von 1499. d. städtechroniken 13,407; der
religion war nenich gewach, buch Weinsberg 3,138;
ß) und up seinem hedt da hie lach
meist hie huiren der Sachen gewach.
reimchriDuli über Kölner Unruhen von 1481.
d. Städtechroniken 14,952. ebenso 954.
nu huirt wat geschach.
von der paifschaft hoirt ich gewach:
sei und der rait
stunden niet in guiden stait. ebendort 953.
...und ich gleub, es hat mir die memoria duck gestärkt,
das ich duk von anderen disses inritz gewach gebort hab
und ich es auch andern verzall hab. buch Weinsberg 1,28.
y) 'ir seilt den schaz dan na uch rucken,
ir moicht damit al ure viande drucken.'
do si dis daden gewaich,
der lierzoge anwerde unde spraich:
'nu sait mir we und wabi,
dat ich deser dinge sicher si.'
Hagen reimchronik von Köln 5470.
als scheir hei den greven salch,
lachende weder in hei spraich:
'here, it ir ein selich daich,
man sals over dusent jair dein gewach,
sint ir us Colne sit gereden,
hait got selbe vur uch gestrcden.
Hagen reimchronik von Köln 5091.
80 sprach he al lachende zo eme: 'here dat is ein selich
dach, men sal over duisent jair der geschieht gewach
haven, die zo Coellen geschiet is. Kölner chronik von 1499
d. städtechroniken 13, 621 ; wir Iinben deiner gewach gehabt,
de te sermo incidit, incidimus in tui mentionem. Frisch 2,411'
aus Apherdianus melhodus dicendi formulas. Köln 1577; he
heft dar nien gewach von maket, wird noch von Strodtmann
im idiotitcon (1756) s. 71 für er hat nichts davon gedacht, ge-
redet angeführt.
GEWACHE, n., Verbalsubstantiv zu wachen, von Campe
2, 355 unter den Wörtern der niedrigen umgangsprache verzeichnet.
gewache, das viele wachen Heinsiüs volkslüml. wb. der deutschen
spräche 2,427"; auf das erste zeichen, dasz gewache im
hause ist, werde ich blasen. Tehme die schwarze Mare (1854)
1, 197.
GEWACHEN, verb. 1) verstärktes wachen, vgl. mhd. wb.
3, 450'; sieh da soltu als vil gevaston und gewachon und
pebeton. deutsche predigten des 13. jahrh. 2,34. Grieshadkr.
daz du als vil gewachegest, daz din lip reht gel werde. 1, 11.
sage Peter, mogel er
gewachen iiit mit mer
ein kurcze stunde in miner noil?
Alsfelder passional 3321.
2) factitiv = wecken: er hat geschlalTen, und (ich) mochte
in nicht gewachen, buch der liebe 282,1.
GEWÄCHIG, ndjectiv; wa ist ein gewäciiiger wSchler (als
der hund) Schaidenreiszer 73'. vgl, auch 2i'.
4709
ÜEWACHT—GEWACUS
GKWACllS I (— wudu)
4710
(IKVVACHT, partieipiakt ßdjteOw. ««• tiyiloto, fewacbt
mit wachen Uberbio. Fiiiiui ISbo'; tbtnio itifliuot (lAM)
gO uu' (mit wacbra blnUber); gut (ag uuil oacbt, oQcbt«ro
gewacht. IIkmiscm l&Oo.
GtVVACIlS, n. unter den Verwendungen de» Wortes tiehtn $Uk
in erster Urne ge<jenUber ein vnbaUubttanliv tu »achien (j. d.)
und ein sammelwort, das alkt was wächst, in sieh terttnigl. an
das tetitere schliestl sich haupitdchlich die bedeutunijuntwtck-
lung an, dt» im wesentlichen auf dem weg» der bedeutungi-
Verengerung trfolgl' das wachsthum alt eine tun innen nach
aui:en drängend» entwicklung war »ine toritellungsform, in dir
man friüur auch die anorgunitch» weit erfatste, später wurdt
sie auf die orgnnitche eingeschränkt, hier wurden menseh und
Ihier mit bestivimlen isolierten bedcutungen autgeschieden, aut
dem noch itbrig bUil'cnden gebiet» der veiietatinn sog iich dat
wort aUmilhlich mehr und mehr auf die eiijenlliehe pflant»n-
wclt im (jegensntt tu bäum, struucb, kraut u. a. lurüek.
tin charakteristischer tug für dat sammelwort itt, dats »s wit
lilluiizt! (s.d.) die totalitäl der düsteren »rseh»inung tum aus-
druek bringt, wo es aber auf einselne süge derselben einge-
schränkt wird, stellt es das blätterwerk dar im geyensats tu
blUllic, friicht, zwciK- wie bei allen sammelworten spielt auch
in die bedeulungsentwicklung von gewUchs dtr Übergang tu
indiviäualitiercnden funclionen htrein, der uns»rem an und für
ikk dtn tingular bevorzugenden Worte aucli pluralbildungen
MufUhrL,
für die mannigfachen bedeutungen, dit sieh somit m gewfichs
vereinigen, halle schon die ältere sprach» bildungen sur seile, die
aus demselben stamme geformt sind. Ulfila* hat für die Ver-
wendungen, die 'in dis verbaliubstantiv anknüpfen, die formen
vabslufl (m.), usvalists {f.). das lelslere ist reines nomrn aeitonis:
usvuhsl leikis taiiji|i ilii tiinreinai icinai in frijat>Tai (aug-
meritum corporis facti, Tr,t' av^rjats> roli aoi/satos Tioiairat,
marlint, das der leib wecbset zu sein selbs besserung,
uiiil das alles in der liebe. Luther Epktt. 4,10; er thut
iiiciung seinz leiben in der |Kiwuug, in der lieb. Codex Tepl.
ebenso Egcbstei.i und Kobdrgkr); in Tnbstus für wachttuni
des leibes, imbertat, reiferes lebensalter macht sich mehr dat
trgebnit der thätigkeit geltend: vabseit) «^u vabstau gut)8.
Ulfilas Colott. 3,19 {crescit in augmenlum dei, av^et jtjv
ai^fjOsv joii &eov, und weclist im berren in der roerung
gotz. codex TepL, ebenso Kcgestkin ; zu der memng gots
koBURGüB und bibel von 1487; wechst zur gOttlirhen grOsze.
Lutrkr); jab Jesus |)aili frodein jab vabslau jab anstai at
gu|iu jab mannoni Üliilas Lucas 2, S2 {ao^iq xai r'iltxiq,
saptentia et aelate; Jesus, der nnm zu an der weizbeit, und
an (lern alter, und nn der gnailen bei got, und bei den
Icuten. codex Tepl., ebenso EeuBSTKiN und Koburgkr, ähnlich
Luthbr).
die althochdeutsdie ptriodt hat giwabst, giwabsti in den bedeu-
tungen von statura, pubertas vgl. Graft 1,688; für die eoUeetiv-
bedeutungen tritt die form wabsamo, fructus ein Cr äff 1,6^9;
erst NuTiBR seiijt gcwalisl auch im sinne von fructus: mäht
\(i gevehet werden, nih tien blAomAn? ulde aolt t& eben-
birig werden, dien sumerlich^n gewabst^n? an vemit floribut
ipse dislinguerit ? aut lua in aestivos fructus intumeseit überlas ?
NoTKER (boethiut) 3, ^i' liattemer. auch für die mittelhoehdeutseh»
teil ist dir verwendungskreis von gewnhst, gcwShste fastgans auf
das nomen actionis be^ehränkt, vgl. mhd. üb. 3, 493*. Le.^br I, »71;
das gleiche gilt für gewehscde Lkxbr 1,9H1. e<^lectivbedeutung
knüpit an dies» formen nur v»riint»lt und erst tpiter an, vgl.
recremcnlum unclirut, awabst glosun lu Prudentius Stbin-
hkykr-Sibvers 2, 4&6; und also h:ibeD wir aincm jeglichen
kircheren iemcr ewtklichen mit friem g&tem willen dar an
ze hillT geurdncl und frilichen ergeben zebcn scbäffel gutes
winlerkurns . . allweg dez besten korns und der besten ge-
w'iscbt, so denn iendert äberal dar in und darzu gebiert
oder gehören sol. mon. Zoller. 1,255 (13S4). dagegen ist
das eoUective moment in seiner besiehung auf conerett vor-
Uellnngen ton anfang an mit dem Substantiv wnbs rer-
knüp/t, das am frühesten in compositis belegt ist (vgl. mhd. wb.
3,463'): beinwachs, i. theil t, 1388; weltewabso, eopadium
(Hkinrici summarium) Stki.'Oktbr-Sikters 3, 22« (weltuwahso,
HttTiim. sumerlaten 63, 22) ; wisewahs Kulmer recht 5, 27 ; wln-
wah-s IVijrtJoM 4538; weinwachs, holzwachs bei Scsweller
1*, !>:t8. hieran ist auch unser neutrum als collectirbUdung
mit dem priifix ge s« knüpfen, die tum »rtten mal zu anfang
det 14. jakrk. beltgt ist:
IV.
41« rsln« froHWi lebesaa
bi sieb lo Uvu bttMta MS
• Hm Ir t««su«s
tsr cUlas rlsuo fltMCs:
- «•• doch Haalf« aa 4«r lal.
Mit wir nö kftrsn aos allaf asisur kuntt h*k»mH,
if leci feichsiri to ••ine« westa f»i trftMl.
des bnt «kb nisolfw hcrur sula MMwai aaifMl,
d4 «r eiiiihaiii *«io tckttatn nU n»4 siMto«.
Tli rrurlii aiir tri und dl doeii ttosaiftbiaatak kt.
Doch «ri •! (Ol durch bobscli |«i>lA4. und fcaaMi Mm,
•lo l«ri Kewacbi Dieb •«•■•r s«M •!• Im 41 rrfel
lit aurteiacit «on »•In fmelil tA «rwarb««.
OtwtLD «oa WoLBiatTsia CXV. 1,7 W»h»r.
gewecbs der zeit. Grattr brtpitr in 15. fokrh, L«ut ttr^frif
-JUS. datu vgl. ton ungewebB« (mismnmI^ toaur 4m\4m.
Münchner handiehrift (Uli) fiu' Schblui S*,«!!. 4k ilUtltm
belege weisen sämmtlich den eolUetirgebrautk auf; O» funtUrnttm
einet nomen actionis hat gewlcbs ton dem iUtren |e«tbs(
übernommen , das tt verdrängt», ton veriranäHu »fiukm ttifl
dat holländische die in der bildung viUtg r-trf-nfinif ftrm
gewas, vgl. dat mitUldeuttch» gewasa, mUlättkdtri. §tmm
Sciiillbb-LObbbii 3,0«*; die neuer» d4wi$clu ifn$ka kat m-
seheinend alt lehnwort gewScbs eingeführt: gtraest,
Kalbah ordbog 2,35'.
I. gcwScbs in den bedeutungen, die auf ein nom«*
surückgehen ; anknüpfung an dat älter» gewabst.
I) das nomen actionit kommt selten rein tum auiämtk, mei$t
tritt dtr begriff der thätigkeit hinter dem objede turüek, an dtm
sich jene duster L einuln» Verwendungen latun fedoch den ur-
tprünglichen begriff noch deutlich erkennen,
a) für den knaben, der mannbar wird, htUft ScaaiLLU
2*, ssi die redensart: der bue bai's gwacbs. dn mtküntu^
dat hier den verbalbegriff rein tum ausirutk bringt (da* «aehMa)
herüJirt sich mit gewab.iti pubertatii in de* §lmtn tum kma.
Karth. Steirbetbr-Sievers 2, US.
vgl. daxu der wuobs uotar Jirooi
der ia ine sil waa (Jesu»),
unter taseo gttntrltr alo gewabst.
4uo wuobs daz cblni edelL
Eizos ge»ang 13.4 (denkmdter l*,U);
nn iculn wir ave baglnoen
sagen Ton dem kiode
den tob man zart«:
do beizert er «leb hart«.
foD iare xe lara
beguad iz sich meren
an der gewabsie unda ao der gfll«.
Adilbbbbt Jokamtu» B^ptitta t4S
(Kbad» äenutkt ftäichte 10).
ebenso deutlifh und in allgemeinster fassvng stigt tick der mtM-
begriff im gebrauche von gewScbs bei Büiiie: die kraffi daa
iichU dringet durch, und temperirct sich mit der kraft dar
erden, und nimpt dem tode seinen Stachel, und dem zora
seine gifTlige gewalt, and dringet inmitten des leibes in dea
gewachse, als ein bertz mit auff. J. BObhk Aurora (Amtierdtm
l«7C) s. 49S; also ist da« warhalTlige gewScbs in der Datur,
es sei gleich in einem menschen, tbiere, hollte, kraut oder
steine, hierher gehört auch adullus, pestander an dem alter
und gewachs. voeab. ineip. teut. DiiraRBAca II*.
b) mit besiehung auf bäum und f«slr4«€* W
Verwendung det noment actionis belitbt, die im
zugleich den Übergang tur Übertragung i«t wmU$ mif iäs «nt-
^andene object darlegt:
a) damit das holz zu dem gewecbs seinen raani and loft
haben mOg. Bair. landrecht von isift, t, 744, ScHiBU.aa 1*, S39:
. . . alsz wirdt inen . . . auferlegt . . . selb farwaiM ftmein . .
weeg und steig zu erweitem . . aaf dass alas4aaa mm gebilt
sein gewOx volbringcn . . . mag. wUmdnmssf m Sttüifiiiä
i«92, dsl«r. weist. «, 441, 15; zum neunteo soll den kdorMtaim
allenthalben biemit bei verlurst obgcectUr ttitt ■■filMai
sein das sie das aislacb in den acblBtWI M «il Ibw al^
lieb zu häufen werfen, auf das ea nit ab« laiamlUi' \m dar
weit (das junge »achaende bols aal gtirtebag sa tartiadara)
ligint bleiben. Bamherptdu wli«Hmma§ aea isat, Mirr. mM.
6,417,32; die jungen and lewacbsigeo sUmbleio akar...
auszschnaiteo und anssbaaeo, aof daz sie tarn gvacha
desto geraumber und beqaember aeta. aaldarAiaaf eaa irasii
ttti» und Gnüits (1644), asterr. aMilb. %MI: Btteafaae aallaa
diejenige so die jaogaa ftikiplnUcia burtoakaa «otarch
sie zum gewabs verhlalait «ariea lai ja4aa atlaiU ackalfif
so erlegen sein Q. « kr. 4mfiHHm*t derfnhUi SL MtUkt tm,
«sfarr. mein. S74, it ; daaa ai« (die tiiter) warea «id n aatt
4711
GEWÄCHS I (= wuchs)
und schwach, sie sahen wol dasz es ein wilder, böser bäum
war, aber sie waren zu matt und schwach, und konten ihm
sein gewächse nicht wehren. J. Böhme Aurora {Amsterdam
1676) «. 29.
ß) erstlichen sollen die 2 forster denen undertonen wie
ingleichen denen forsthelden jeden alle 2 Jahr, wan sie esz
von nöten haben , aine pucchen zue span auszzeigen oder
jährlichen 2 und 2 aine puechen paszirt sein, doch nit ausz
gerechtigkeit sondern ausz guetwilligkeit desz gnedigen herrn
. . . und zwar ain solche puechen an der kein gewäx. • . .
banntaidingsartikel der herrschaft Festenberg 1675, österr. weist.
6, 9S, 4 ; ob sich aber eines unter ihnen {dem martcherlei kraut
und hlumen) zu hoch erhübe mit seinem gewächse, und vei-
dorrete, weil es nicht safft genug hiit, was kann ihm die
erde thun? J.Böhme Aurora {Amsterdam 1676) s. 207.
e) dasselbe bei pflanzen und beim getreide.
(') auch melden sie, das ain ieder auf ainem hof nit mehr
haben soll dann sechs hennen und ain hanen, und wan das
körn kimbt zu seinen gwäx, so soll ain ieder die hennen
haben dem andern ohne schaden. Öffnung vom Öetzthal 1684,
Tiroler weistümer 2, 387; in Teutschland musz man dise
kräuter in gärten ziehen, sie auch wol mit laiiwem wast^er
täglich besprentzen, bisz sie ins gewächsz kommen. Tabernae-
MONTANüS kräuterbuch (1588) 257; da wollen ettlich Pro-
serpina sei der mon, der von unden auff sich ergäntzt, und
die weil er verfünstert wi\rdt under der erden, do sie Pluto
hab hingefiiert. etwo nimpt mans an statt des getreids,
dann so dz gwitter nit hillTt, sein gewächsz nit für gen mag.
Jobann Heboio het/denwelt ddl' {Basel 1554); 't kummt in 't
gewass. Berghaos 1,655*; good gewass {guter stand der fruchte),
ebenda.
ß) disz dritte, und von gewechs und sohmen das gröste
under den daucis ist dem fenchel nicht ungleich. L.Thdrneisser
beschreibung infiuentischer Wirkungen aller erdgewächse {Berlin
1578) t. 62"; sodann giebt roggen von sande, von einer
trocknen ernte, so wie gedörreter und alter roggen weit
mehr mehl als der leichte, hohle und dickhäutige von
scblechterm gewächse. Moser patriot. phant. 4, 145 (Berlin
1847).
d) vereinzelt wird diese bedeutung auch auf die Ihierwelt ange-
wendet, on dit aussi : in diesem teiche stehen karpfen auf ge-
wächs, il y a de l'alevin dans cd etang. Schwan (1782) 740.
e) Übertragung: gleich wie die menschen vom anfang her
hatten gelebet im gewächse der wilden natur. und nur nach
irdischen dingen getrachtet. J. Böhme Aurora {Amsterdam
1676) i. 36.
2) der begriff der thätigkeit tritt zurück hinter dem ergebnis,
das sie erzielt,
a) das waehsthum, der wuchs, die körpergrösze des menschen.
a) Übergang von gewächst in gewächs. l)) statura uflengi
(Tegernseer handschr. U. jaAr/i.), gewabst, giwahst vel ufülengi
{Tegernseer handschrift des lo./ll. jahrh., glossen zu Gregors
homilien) Stkin-meyeh-Sievers 2,267; din gewast ist glich dero
paimon, unte diue spunne sint glich den wintrubon. WiLLiitAH
121,1 (gewahsede Leidner handschr. II. jahrh., gewasduomßn-
siedler handschr. 12. jahrh,). ;
si begunden kosten ange
sin gewäliste und wie er waere gevar.
sin vleisch was verrwunden gar
von Tasten und von wahte.
der lip was in der ahte
als er ein engel waere.
Servatius 1099 («s. f. d. a, 6,110).
2)) i^ hvas izvara maurnands mag ana aukan ana vahstu
seinana aieina aina. Ulfilas Matth. 6,27; welih iuuar then-
kenti mag zuogiouhhon zi sinero giwahsti eina eiina? quis
autem vestrum cogitans potest adicere ad staluram suam cubitum
unuffl. Tatian 38,3; (ad staturam ziwahsmen, kewahste, gewusie.
althochd. glossen tu dieser stelle. Stkinmever-Sievers 1, 710');
wan welcher eur mag gedencken zu zelegen zu seiner ge-
wechsten ein ein. codex Tepl. (wann welcher euwer mag ge-
dencken zu zelegen zu seiner gcwechst ein ein. Eggk-
STEiN; ebenso Koburger und Augsburger bibel von 1487;
wer ist unter euch, der seiner lenge eine eile zusetzen
möge. Luther. Emseii. Eck. Früsciiauer. Dietenbergkr);
jah sokida gasaihvan Jesu, hvas vesi, jah ni mahtu fanra
managein, unte vahstau leilils vas. Ulfilas Lucas I9, 3; und
er sucht ze gesechen Jhesum, wer er were, und er mo« ht
uil vor der (jeselschaft, wau ei vvaz luc^el an der gewechste.
GEWÄCHS I (= wuchs) 4712
codex Tepl. {on rfj TjlixicL fiix(>6s ijv, quia statura pusillus
erat; er was lutzeler gewechst. Eggestein; klaines gewecbsz.
Koburger ebenso Augsburger bibel von 1487; denn er war klein
von person. Ldther); die menig die ist michel und lenger
gewechst denn ir. Eggestein 6 Mos. 1, 28 (maxima multitudo
est et nobis statura procerior; lengers gewechs. Kobubcek;
das volck sei grösser und höher denn wir. Luther, ebensj
Züricher und Straszburger bibel; vil gerader an ir lenge.
Eck; in der leng grösser und höher. Dietenberger); das
volck, das wir schautten, ist langes gewecbsz. Eggesteir
i Mos. 13,33 (ebenso Koburger; populus quem aspeximus pro-
eerae staturae est; und alles volck, das wir darinnen sahen
sind leute von grosser lenge. Luther ; ebenso Züricher, Strasz-
burger bibel, Dietenberger und Eck).
ß) entsprechend der einbürgerung unseres woiies in der bibel-
übersetzung tritt es auch sonst in der bedeutung von wuchs,
körpergrösse auf, vgl. an dem alter und gewacbs , adultus.
oben 1, o; diese zwei persohnen sind von guten gewächsze.
Weimarer Staatsarchiv {Kalbsrieth 1745) Dilfenbach-VVOi ckbr 618.
gegen diesen gebrauch von gewächs wendet sich Gottsched be-
trachtungen über den gebrauch und miszbrauch vieler deutscher
Wörter (1758) 116; in ansehung des wachsthumes wird es
(gewächs) in der vertraulichen sprechart und im scher/e
zuweilen von der grösze gebraucht, zu welcher ein ding
gewachsen ist, von der taille, statur . . . wo aber wuchs
theils richtiger theils üblicher ist. Adelung 2, 641. in diesem
sinne trotz der feststellungen Gottscheds und ädeldrgs
wird gewächs für den menschlichen wuchs von Lbssinc, Wie-
land, Herder, Heinse, Göthe und Tieck gebraucht, ausge-
breitete Verwendung erfährt es in der Sfirache Wincrelmanns,
der namentlich die Übergänge von der Vorstellung des wuchses
zu dem durch den wuchs gekennzeichneten geschöpfe darbietet,
aus der Volkssprache der Htener wird gewächs in der erst er-
wähnten bedeutung auch noch von Loritzer belegt.
1)) der menschliche wuchs: a)) in allgemeinster fassung:
wodurch der rücken mehr einbeit im gewächse wie bei
weibern zeiget. Winckelmann werfte 4, 66 (Dresden isii) ; man
findet auch, dasz das griechische frauenzimmer, die fehler
des gewächses zu verbergen, den leib mit dünnen bretteigen
von lindenholz gepresset habe. 5,16; eben so viel stutea
verschiedener formen und gewächse sind hingegen in den
figuren weiblicher Schönheiten nicht, als deren gewächs nur
allein nach ihrem alter verschieden ist. 4, HO. zur» plural t. u.
b)) mit beslimmungen, die auf den träger hinweisen.
«)) ihre {der griechischen künstler) betrachtjung war auch
gerichtet auf das gewächs der verschnittenen. Wmckblmann
werfte 4, 65.
ß)) also musz man sich das gewächs der Helena, einer
Spartanerinn , beim Theokrit vorstellen. Winckelhamn werke
1, 154.
c)) charakterisierende beslimmungen.
a)) über die menschheit erhaben ist sein gewächs
(vom vatikanischen Apollo). Winckelmann werke 6,260; ich
kenne personen, in welcher die natur ihr werk auf das voll-
kommenste und schönste ausgeführet hat, so dasz ilir ge-
wächs und ihre gestalt, nicht nur mit den schönsten mensclien
jener länder kann verglichen werden. 3,57; die grosze
Statur der einwohner dieses landes (Italien) musz einem jeden
in die äugen fallen, und das schöne gewächs und die stärke
ihrer leiber siebet man am bequemsten an den halb ent-
kleideten Seeleuten. 3,53;
80 stellen sie sich, wofern sie anders können,
was blonderes vor als schnee im Sonnenschein .. .
auch band und fusz ums halbe nicht zu klein;
im übrigen lang und gerad wie eine Oreade,
von schönem gewächs. wie ein pfersicb voller saft,
doch, wie die heidin der lliade.
(die Wahrheit zu sagen) ein wenig ammenhaTt.
WiKLAND 4, Hb (neuer Amailis 6,15);
dasz man nicht leichtlich ein frauenzimmer vun angenehmerer
gesichtsbildung und netterem gewächse antreüen könne. Tikck
insel Felsenburg 2, 168.
ßl) die kleinen äugen der entlegenen nordlichen und öst-
lichen länder, sind in der unvollkummenheit ihres gewächses
mit begriffen, welches kurz und klein ist. Winckelmann 4,4;;
mademoiselle D. ist von gestalt und gewächs sehr leidlich,
wenn sie auch nicht hat was man ein theatergesicht nennt.
Zelter an Göthe (I815), briefwechsel 2,204.
y)) das leibchen (der stalue eines jungen Apollo) ist üuszerst
4713
GEWÄCHS I (— waehi)
GEWXCnS n (maoMlwoH) 4714
inri gehalten und doch regt und bildet iicb allei. m Itt
eine w;ilirp hoIIiiüI , Vi-nut und lim zii|.'lcich tod biiileii to
»«•ben , da» weihlicli« und Üppig bOdlirhe de« g«wacb'«e*;
Ventil iit ein Brliwall rnn binien, rtwat »perkicbt: Apollo
lauter ■tU/t-r kern. Hkinik AidingbtUo\ {kur$chntr IM, IW),
in der autgabe von Iit6:i ul wuchs eingriitu ■ |a ttrtlicben
gliedern und in einem lleiirbigern and nindlicbern gewtcbie.
NNiNCRKI.MiMIN r«rüi« 4,81.
("i)) wKun die aie aehen aollten, aie worden aicb aelbat
In sie verlieben, ein runde« vollen gewicht, da* aber gar
nitrbta kindische« mehr hat; eio grwflchse, wie ein röhr.
l.KSHiNC {itfr $rhatt) I, 48&. tgl. Adklunc o. a. o. Mrpi. unten
ip. 4714; norh halte ich brurlistQcke von einem Merkur, wo
Kim gun/.rn nur die hflnde fi-blen. das gewicba lat lart
und schlank, der köpf vull schönlieit und kraft, und .«teilt
einen klugen sinnreichen jünxling dar. ileiRsii ArdtnghtHo Y
{KUrtehnfr 136, i:6); hier itt das »ort auch in drr auigabt von
IMS [\,3\i) bnbehaUin; ihr {der Diana) gewQcba ist d.iher
leichter uml getcblanker uU der Jnno und auch der Pallus.
WiMCRKLa\NN »erkf 4, 119; das gewflchfl der medicei^chcn
Venus ist unKi-mein ge^rhlaok. 4.176; eio schnnes jugend-
liches gewB' bs der goltheit erwecket)* Zärtlichkeit und liehe.
4,72; das stolze gewQclis ihres ychlunken leihes schwillt
unlerm geuand so rei/cn>l hinab, da^z man dieses vor «uth
gleich wegreii/en mochte, und die lirilste drSugen sich heinz
und Oppig hervor, wie aufgehende früblingssoDoen. Hhimü
Ardinghello t. 20.'i (idmml/icAe t>hriften Leiptig 1857 hd. 1).
3)) wuchs IM der nebtnbedtulung von art, gattuog.
bei mrliier Ireul bei meiner »eebse!
dl« lai just lo von fflelnem gawlobs«,
eine nUe wie leb, — wohl gsr aloe beza.
nymiiiit der Saate bei GOths (wai wir bringen) lt. 840.
S)) Übergang von der bi-deutiing de» wüchse* s« i«r fK/T"
tMimng det dadurch gekenntetclineten getehöpfes.
a)) es ist schwer, ja fast unmngliih, ein gewachs zu An-
den, wie der valicaniscbe Apollo ist. Wiickeliianii werke
4, 9S; der jUngling Apollo dnrf ein Qbermenschlicb-stolzes
gewicha leio, aber kein kolossus; d<Min er ist nicht Jupiter,
und die schlanke und Schnelligkeit seiner glieder wQrd« in
einer tburmgestalt erliegen. HeaDKii (plattik 1778)8,78 Suphan.
vgL dasu: ein langes hageres geMiicbs, of a talt, lank me.
KARRKNiarCRR 2, SM*.
61) überwiegend verbindet iieh die*e Verwendung bei WmciKi-
MA1II mit dem j'luralgebrauche (t. u.).
a)) ein solcher binimel . . .jiildet unter menschen die
schUnsien und woblgebildet<;ten geschOpfe und gewScbse.
WiNctBLHxHK trerke 1,136; die im Institut zu Bologna be-
lindlirhe muniie kann dart! '.n, was Pausanias von auszer-
ordentlich groszen gewachsen unter ihnen bemerket bat.
Indem er saget, dasz er Gellen gesehen, die so grosz als
der Aegypter ihre todt^n gewesen. 3,08; dieses verhaltnisz
de« fuszes zu drm körpcr . . . gründet sich auf die erfuhrung
in der naiur, auch in gesrhlanken gewachsen. 4, 174.
/9)) die idenli.si-iie Schönheit aber findet nicht allein statt in
dem frühlingc der jähre und in jugendlichen oder weihlichen
gewachsen, sondern auch im mannlichen alter, welches die
alten kttnsller in den bildern ihrer gottheilen durch die
Jugend frnhlirh macheten und verjangeten. 4, 9:); wo die
natur weniger in nebeln und in schweren dflnsten eiogehüllet
ist, gielil sie dem kürper zeitiger eine reifere form; sie er-
helirl sich in macbiigen, aonderiich weiblichen gewachsen,
und in (Griechenland wird sie ihre menschen auf das feinste
vollende! haben. 4, 7 ; anHers tu beurtheilen ist die unter II
Ma'idell^ persönliche Verwendung.
b) das wnehsthum, die körpergröste in der thienreU. die Verwen-
dungen beschränken neh auf dat pferd : diesen pfenien werden
...diejenige entgegensetzt, welche dnrcb gantz Tetilscbland
. . . erzogen werden, und zwar vornemlich t in der gestalt
und gewHchse. . . PiNTRa pferde-sehoti 5. b3' (169*'): anter die
einfachsten müngel werden ge/.ehlet, die an dem gewSch«
einen sichtb:iren mangel haben. 94*; mangel dea gewIchs,
wo sich nn dem gewilchs solche mangel belinden, welche
die abrichtung gar uii.sicher oder unmüglich machen, welches
Tier sonderliche haupt-mangel sein, so vor allen anderm
bösen gewachs zu scbeun und in meiden. 93*; ein pferd Ton
einem schnnen gewachst-. Adrlunc 2, »41.
e) pftiinunwelt. spanisch robr von einem gewicbse, Mime
India enodis. SriBLat 2400; e^njo Faiaoi 3,412'; •« 4ä
Mtsi a« lim i» »ocba: ein epMlecfcM r»br fM ilmtm 0»>
wicbs, würbe, eaaae / n« ^ / m mui ><,/•■ *•■■
jet Scawaa inol) im. 9^ 4tm Umom 1,4«.
II. gewicba «if ummilmtft. äk «iMn Mtft mämt Um
Kho% jene btäemim »piwirwfanif mtf, Ht itm /rmam Ikttk
der Verwendungen dri fttlMlkmm§ n |f<i Mlft, ftvlek« im
beiiehung auf df pftamumm^ wtätr t«f*ml tntktiml im U-
griff im tompoutum ungewechae , wiitm»ek$ {tp. eil«), di»
Pthtreiehen jüngeren M#v# f*r in mtiiliwUlkn pikr—tk im
woriet, die eieh den frlUt kekfitn t«M«iiy«a Wtowalw, «nJtoalM
sitr $eite tteUen, get>eu im beretkänutt i** •nfef0ikmk f»»
mttntamen begriff st m«H tm famms^ wt$ H$
leyt, gewicba, aU^t tH$ midlH.
1) allgemeinste faumng. iia heUft ämd \
die urweniung trstheint auf einulne verbnäunftm
a) koopt berzn jr beiden und boret, jr fOkkar
auir, die erde bOre zu, und waa drioaeo iet, im w«llkrali,
sampt seinem gewecbse. Lctirn Jetaiat u,li «fteue Ecs wmI
DiKTRiBKBCiia {audiatur terra et plenitmä» ejus, erMs, et «km
germen ejus; hOr du erd und all)'» das daruff ist: ia oam*
kreisz und alles daz daruf warha/.U Zürteher kM faa IUI;
der umbring und all sein keim. F^ckstbih ; imi tutkknkn
und alle sein bluro. Koaoscea); viehe und ander gtwteka.
AaisTuTKLRs probt. (I&H6) tS8* ; allea gewecbses uttft ■■!,
auf! und zuneuien, iat von werme und feucbttgkeit. 41a hmi*
mOs<en aein. so etwas wachsen aoll, aber ein JefUebM f»-
wecbs mus seine mas babeo. CoLM kaumkuck ( Willtakmf 19H)
3. thetl, t. 60.
b) la übertragener bedeutung: im aber noMO reichet ima
seeman, der wird je auch daa brot reichen zor speiae, ao4
wird vemiehren ewren aameo, und wacbaeo lasaeo, iäa g»-
wechse ewcr gerechti^keit {nai nvir,oet xa ymnißetta T17C
Sntnsoavvr,s vuiäv). Lotbkb 2 Cor. 9,1«. atewe Itihdur Mel
fnn 1625 (und mert die wachsung drr fruchi eaer gerecbtikaiL
Codex Tepl., ehens» Eccrstrii« und Kobubcrs ; tuncmung und
fruchte. EcR und DiKTifiaiacia): gleich wie der vatter seinen
söhn, daa ist, sein hertz oder licht ausz allen acinen kriffteo
gebaret, und dasselbe licht, welches der aobo i*l, gebiret
das leben in allen kraffien des vatters, d«az in deniselbea
licht in des vatters kralRen auffgehet alleriey gewicbs, zier-
beit ond freuden : also iat auch der eogel reich beschatTeo,
alles nach dem gleichnis and wesen gottes. J BOiir Aurmu
{Amsterdam 16761 1. 129; nicht muata mir disz gewlchse de«
himiu'ls dieser weit gar vergleichen, dann in dieser weit
hats ■• qualitaten, eine bOse und eine gnte, und wichst viel
durch kraut der bOsen qualitat, dasaelbe wichst im hinimel
nicht. 114; und alle heil-engel mit aampt allen heiligen
menschen werden Aber ihnen, und unter und neben ihnen
(den kufeln und gottlosen menschen), ewig triiimpbiren , ood
von grosser freu>le, wonne und lieblichkeit singen, von fOUtt
heiliKkeit, von ihrem kOnidicheo regimeot, von im tuM-
seligen frucht des bimmliscben gewichses. IM.
2) gewachs mit beiui auf die anorgumkike Mtt. J. BMbb
giebt der Vorstellung ausdruek, datt kupfer, aül«T, yetf «.«.<•
der erde maehsen: die ander gestalt des bimnie's in der gött-
lichen pomp ist der Mercurius oder der acball, gleichwie ia
dem Salniter der erden ist der schall, davon wichst gol4,
Silber, kupffer, eisen und desgleichen, davon m»n kaan
allerlei inatrumenta machen zum schall oder tor freoi*.
yturora f. 91 ; gewlchse mit urtuf auf im en bei M«T«i<iw
leieh-pred<gten es'; silbergewlcbs S. .MC^aru caaa*«|r. iMlt
ertz-gewüchae, berggewichse, Mrs, Mnirreia laalaalk-eail. iai;
(17161 767; ehedem belegte mau auch die «riMrafica all
dem namen iler gewlchse oder erdgewlcb«e (nllcill, iß.im
hierfür kein beleg], welchen ausdruek man aber Bidil mtkt
von ihnen braucht, seitdem man Oberzeogt ist, dau tm tUkft
sowohl durch eine innere entwicklang der Ikrile, al« fi>>«e>r
durch eine anhinfung von auuen enlaiehen. KiCairt (ITH)
19, 4; ; gewicbs (bergverk) die besnodere form «nd geitell,
welche einige seltene stufen von der naiar nteil««. J"
technolofifeket irMerhuk r,79. 99L am
gewachsener stein unUr gewachaeo (s. i.}', eyt '
weichgewichse.
II gewicha ats amitamUkm hefrif. « umf^mi
eties, mm am ■mmcMk*«» aier tkieriadum Uifm
rerf kalte km jedoch vam anfamf aa paMaiafidW tirfi ataag^
ewicha ^ auswnche. 4a ier iftar«« aiediiv« , ae *w aaab
keuU im mikinmikken fiiraart, «M ae fkr aUe awaiifwlia
4715 GEWÄCHS II 3 (auswuchs)
liehen bildungen gebraucht , ohne unterschied oh es vereinzelte
miszbildungen oder allgemein übliche erscheinungen betrifft, die
auf bestimmte krankheilsformen zurückweisen, ebenso wird [im
volkslümlichen und altern litter arischen gebrauche kein unter-
schied in bezug auf das bildungselement gemacht, die neuere
medizin läszt das wort in der bedeulung von geschwulst für
den verkehr des arztes mit dem patienten noch heute zu. die
ersten belege stammen aus Paracelsds und Maaleb.
a) in bezug auf den menschlichen körper.
«) allgemeine bezeichnung irgendwelcher miszbildung: da
was ain knab hie, bei 18 jaren alt, ain Frantzos, der hett
ain gewex da fornen underthalb des gelinckeK prüstlins,
das geleichet ainem kind. es hett 2 schenckel und 2 fies
und hett 2 arschbacken . . . wer den knaben wolt sechen,
der muszt 2 pfening geben. W. Rem chronik von Augsbxirg,
d. Städtechroniken 25, 56; fürs ander mit dem wunder-
barlichen gewächse, so diesem monstro, in gestalt eines
saurüssels, ausz dem halse gehangen hat, unser herr gott
wollen anzeigen das viehische, sodomitische unnd abscheu-
liche leben. Andreas Asgelüs widernatur und wunderbuch (1597)
s. 173; in diesem köpfe würde nimmermehr ein Faun erkannt
werden ohne den ansatz zum gewächse kleiner hörner, die auf
beiden seilen der stirn hervorzukeimen anfangen. Winckel-
MANN 4,78; der aufgeworfene schwülstige mund (der mohren)
... ist ein überflüssiges gewächs und ein schwulst, welchen
die hitze ihres climas verursachet. 4, 46,
ß) ausdruck für den medizinischen begriff: l)) von apostemen,
geschwären, offnen schaden und anderen gewachsen am
leib. Paracelsds wundarzn. (1618) 431; Th. Paracklsüs: opus
chyrurgicum, warhaffte und vollkomne wundartznei, darinn
begriffen wie die wunden, offne schaden, gewächs, ge-
brechen, frantzosen, blatern, beulen, lähmi, allerlei zufäll
und krankheiten . . . mit natürlichem Ordnung curirt werden
sollen. Straszburg 1564; hanenfusz gestossen ... vertreibet
alle unnatürlich gewächs. Tabernaemontands kräulerbuch
{Basel 1731) 116'; das kraut warm übergelegt zertheilt aller-
hand geschwulst, geschwür und gewächs. 972; excrescentia,
ein auswachs, gewächs; man braucht dieses wurt überall
von allen widernatürlichen erhöhungen auf und Ober der
baut, und innerlich in hohligkeiten des leibs, in ädern,
ganzen eingeweiden, und behältnissen, wo es aussehet, als
ob etwas von der natürlichen Oberfläche solcher theile her-
ausgewachsen wäre, fest an derselben hangt, und von ihr
gleichsam in einem fortlauft, als von warzen, gewachsen in
der nase, und in ädern, schwammgewächsen. Albrecht
V. Haller median, lexikon (Vlm 1775) 409. ähnlich Bernstein
Chirurg, lexilcon (Gotha 1783) 1,239; von den fleischgewächsen,
sie entstehen an allen theilen des körpers, sind weicher und
werden weiter als die warzen. Richter Chirurg, bibliothek
(Göttingen 1790) 10, 130.
2)) agnatum ubergewächs Rihelids (1590) EEE cij. ; ge-
wächs, etiam est ganglium sive gangilium, i. e. excrescentia,
et eminentia quaedam, sive tumor, et tuber in corpore, alias
etiam oedema. Stieler 2400; ein gewächs am leibe, escres-
cenza, naseenza Castelli (1730) 1308*; gewächs ... heisst in
der wund-artznei alles dasjenige, welches an irgend einem
theile des leibes auswächset, und nicht zur rechten und förm-
lichen bildung desselben gehöret. Cbomel 4,1033'; ebenso
JüSTi ökonomisches wb. (1769) 1, 1284; gewächs, terme de Chirurgie,
excrescence, sg«treRoNDEAD-BoxTORFF(l740) 253'; ähnlich Scnv/Av
(1782)740; gewächs, ein unnatürlicher oder ungewöhnlicher aus-
wuchs an thieren und pflanzen, dergleichen gewächse sind die
galläpfel an den bäumen, die polypen bei menschen und thieren,
die mondkälber in der bärmutter, ein fleischgewächs, ein nasen-
gewächs «. s. w. Adelung 2, 642; gewächs am leibe, excrescency,
protuberance, wen FahrenkrOger 2,326*; ähnlich Ebers 2,644*.
3)) den überhäulTten schmertz stillt weihrauch und corall,
nicht aber Ungeduld, wer sein betrübtes leiden
durch sie zu mindern denlit, wirft kletten auf crvstall,
will mit vergifl'tem stahl gewächs und brüche schneiden,
die hohen sternen bürg aus ihren angeln ziehn,
mit Schwefel, wachs und oel die wilden flammen dämpfen,
und wider die nater zu streiten sich bemübn,
ja endlich gar mit gott und seiner allmacbt kämpfen.
Chr. GäNTUER ued. 1090 {Btfislau und Leipzig 1751).
desgl. 1735;
er darf nicht zu viel haben, sonst ist er ein mit geschworen
und gewachsen behafteter siechender. F. L. Jahn 1, 171.
4)) 8 g'wächs . . geschwürr. Sriier Basler mundart 156; ge-
wächs, auswuchs, z. b. ein höcker. Loritzbr Volkssprache
GEWÄCHS II 3 (auswuchs) 4716
der Wiener; gewass, die Verwachsung, geschwulst Bekghaos
1, 655*.
y) spezialisiei-ungen. l)) ein gewächs am leibe, an der haut,
an excrescency, protuberance, wen, a hard bunch or swellinii on
your body, skin etc., ein gewächs am halse, ein kropff, a
buntch or swelling on the thront, a wen on the throat; ein
muttergewächs, a mooncalf. teutsch-engl. wb. (1716) 1^1 ff.; ge-
wächs am leib, excrescentia, eminentia, tumor; harthäutiges
gewächse, Condyloma; gewächs der nase, polypus narium;
fleischgewächs einer frauen im leib, mola. Frisch 2,412*; in
verblümten verstände heiszt ein gewächs auch eine art von
krankheit, da aus dem menschlichen körper allerlei arten
von austretenden beinernen oder fleischernen theilen wachsen
z. e. ein kröpf am halse, ein Überbein an der band, ein
fleischigter auswurf an der nase, oder an einer hüfte, und
dergl. der immer gröszer wird , kann also ein gewächs
heiszen. Gottsched beobachtungen 116.
2)) bestimmte einzelwendungen führen vor allem auf Ver-
deutschungen der kunstausdrücke des Plinius zurück:
a)) mola, ein ungeformet stuck fleisch so zu zelten in der
weiberen bärmuter wachszt one mannes somen. Frisios 831*;
ebenso Riheliüs. Henisch 1589; gewächs im leibe einer frauen,
mola, alias fleischgewächs. Stieler 2400; ebenso Kirsch com.
2, 150* {fehlt in der ausgäbe von 1764) ; gewächse der gebähr-
mutter. Chohel 4, 1034.
6)) ein gleiches {vergl. oben l)) in eines mannes leib.
Henisch 15S9.
c)) gewächs umb den affter, sedis vitia et attritus Maaler
178*; gewächs am hintertheil, condilomes Rondeau-Boxtorff
1,253'; von einem gewächse am mastdarm. Richter chirurgische
bibliothek (1790) 4, 63S.
d)) gewächse zwischen den äugen und denen augenliedern.
Chomel 4, 1034; encanthis, frz. mure, ein gewächs am groszen
augenwinkel. Bernstein chirurg. lexikon (1783) 1,220.
e)) gewächse, welche bei den mandeln oder hinten in dem
munde auswachsen. Chomel 4, 1034; eine geschwulst am Zahn-
fleisch, ein zahnfleischgewächs. Bernstein chirurg. lexikon
(1783) 1,230.
f)) gewächse in der nasen. Chomel 4,1034; vgl. oben aus
Gottsched beobachtungen 116.
g)) gewächse in dem hertzen, gewflchse auf dem Dabei u. a.
Chohel 4, 1034.
b) in beziehung auf die thierwelt.
«) so ein rosz ein gewächs hat, dasz es daran hinkt.
Sedter roszarznei 285; gewächse bei den pferden. Chomel 4,1033*.
gewächs am fleisch. Pinter p/erdescAafz 420* ; Überbein, bein-
gewächs. 421'; wann die studten gefüllet, so bringet das
füllen auf der zungen ein gewächs mit sich, welches man
die miltze zu nennen pfleget. 444*.
ß) an einem ort in Asia, den man der Cancer gegend
nennet, sind kühe eines scheuszlichen anblicks, die haben
auff den vordem buchen am hals ein hohes gewächs wie
dicke beubel. Plinids deutsch von Heyden (Frankfurt 1651) s. 308.
c) auf übertragene Verwendung im volksmunde deutet gwiechs
(das hochgeschnittene rückentheil am kamisol der bauernmddchen)
bei Schmeller 2-, 839 hin:
sagts, um mö habts denn d' gwiex
droben bei der üechs.
Kaltenbrunner gedickte 20,20'.
4) gewächs als Sammelname für gattungen der vegetabilischen
weit, es stehen sich hier mannigfache abstufungen des bedeutungs-
umfanges gegenüber, je nach dem grade, den die Verengerung
erreicht hat.
a) gewächs, als gesammtname für dcu regnum vegetabile:
dann, wenn maus eigentlich nehmen wollte, leben wir im
schlaff nur vitam vegetativam wie die kräuter und ge-
wächse. HoHBERG 1, 246* (Nürnberg 1687). die allgemeinste
fassung erhält der begriff in der abgrenzung des gewächses gegen
andere gruppen, vor allem die thierwelt. die Verbindung mit
der erde als dem gellungsbereich der gattung läszt für den um-
fang ebenfalls noch weite grenzen, vgl. erdgewächse theil 3, 769.
770. ähnliche anhaltspunkte bietet die aufzählung der einzelnen
arten, die im inhalt begriffen sind, in allen drei gruppen ist
der plural gebräuchlich, schon die Zusammenstellung mit Sub-
stantiven, die den plural begünstigen, zieht diesen numerus auch
für unser wort nach sich, andererseits wird da, wo einzelne
artbegriffe einander gegenübergestellt werden, für den zusammen-
fassenden gattungsbegriff der plural ebenfalls nahe gelegt:
4717 GEWXcnS 114 (pflani«nwelt)
«) 1» dar (ftffrq) hit ein hAlsn uber-fwaif,
darinn da leli «In «chröolilioh ibltr.
diMalblK bai verwOitai ««bler
die laolieD walt. gawacbi und vlaeb.
11. Sacii* (</«r »iyennntt, ua* iireutuek IkUr)
im, f>«T. 104, *. 434:
kein gewich« and kein der wird gefunden, waa flbenill
gleich gut gedeilit. F. I» J*ii<t l, 160.
3)) daa iat der <- >rpiia der nator, darinnen alle himm-
liacbe croaturcn und lit;uren und gewichie gebildet «erden.
J. BliiiMK Aurora (AmUiriam t«70) a. 901; ein kind muai erat
den huden kennen lernen, worauf ea gehören ist^ gewichae,
thiere und menschen , eb' ea etwa« aualamliachea faaaeo
kann. Hkinsr (Ardiughiüo) silmmtl. werke {Hamburg IUI) 1, &S;
wie man ilies/. hluHg on den gewfichaen und thieren daaigen
landea he oliacbtet, die alle grAtaerer natur und ton atSrkerem
vermögen ala irgend aonat wo anzatreffen aind. F. MOiiRt
Qtnnefa 34;
nachdem (cbon lAnKm der arda ichooti
gewicha' und TrOcbla trug, die nahruDg kOnfllgar tbiara,
rill tlcli der fainre ilioll dar alemenie loa
nnd bildete vernithlt, daai e* die tchöpTung ilere,
da* grober twar, doch auch baaeelte vlob; . . .
ALXiNeaa üooUn von Uaint », 169,
ß) denn er {der h^') hat mich angezogen mit kleidern
dea heila, und mit dem rock der gerechtigkeit gekleidet,
wie einen brrutigam mit prieaterlichem acbmuck gezieret,
nnd wie eine braut in jrem Kenchmeide berdet. denn gleich
wie gOMeeba ans der erden wecbat, und «amen im garten
aulTgehet. also wird gerechtigkeit und lob für allen beiden
auffgehen, aoa dem herrn. i>OTBBa Je$aicu nt, ti {tieut ertim
terra profert gernun euum; gewSchs bei EcKundDiiTRiiBiacia,
keim Ecciargii«; hlQroen Konuaesa; frucht /ürtcA^ 6i(«l ton
1536); und (las denn der zom dea herrn ergrimme aber
euch, und «cblirsse den himel zu, daa kein regen kome,
and die erde jr gewecbae nicht gebe, und bald umbkomet
von dem guten lande, das euch der herr gegeben hat. Lornia
b Mos. tl, 17 {ttee Urra det gtrnun num; gewBchs Eci und
Zärieher bibel; gewecbat DiiTB!<BBacsa; keim Eccb8tbin ;
friicht KoBiacEB); daa wasaer quellet auch in allen leben-
digen und webenden dingen in dieser weit, in dem waaser
bestehet der leib aller dinge, und in der luft der geist, ea
Bei fileich im fleische oder in deo gewachsen auaz der erden.
J. ROhmk Aurora {Amsterdam 1670) t. 6*2; mit den metallen
hats eben eine substantz und gebart, wie mit den gewachsen
Ql>er der erden. 490; die ge wachse der erden. 489; achne«-
wasser erquicket sehr herrlich die erde, und ander gewechs,
ao da kein regen mit froat darzu kOmpt zwischen zwei eisz
tu stehen. Colkrdb das ander theü, zum calend. perp. gehörig
{uw) lii2; ,-illein dieser partua rerum vcgetabilium ist nicht
allen geschlecbt der erdeu gewechses aud eine zeit verordnet
worden, daa sie zugleich, oder miteinonder geberen aollen,
Bondern ein jedes enipfeiiet und gebieret zu seiner zeit, wie
denn auch das gcnogel und die thier. Colbbos calertd. perp.
(1604) t. 00; denn weil der monde nach gott, des gewechsea
vorneniesler regent ist, so milssen etliche Sachen geseet oder
gepflanzet werden, wenn der monde unter der erden ist.
CüLERUS hauibuch (1627) 5. 258*.
y) gewöibs, gewechsz, gewecbse, gewechst, fruges, frumen-
(um, arbor, arbustus, arundinetum, DiEFKNBAcii-WrLCKKB 018*;
arbor gewechs. tocab. predic. Dihfbnrach 44*; ein jedwedea
gewachs wird entweder durch den samen oder die wartzeln
oder den zweig oder die Stangen geptlantzl. Haniaci 1&89;
gewärhs, ptanla, propago, slirps, viviradi» Stielbb 3400; die
haiiptciutbeiluug der gewachse bestehet in kräutern, standen
nnd bäumen. Chombl 4, 1030; gewfichs . . . eine allge-
meine benennung aller aas der erde wachsenden vege-
tabilischen kOrper, aller produkle dea pQanzenreiches. Aobldnc
S,041; gowflchs, Planta est veijetabile integrum ^ tu« tr^orem
velis sive fruttcam, stve herham . . . plania ergo, ftl MpefaM*
tretcit et viiit, sicque a fossilthus omnibus difftrt, quod ttruetuf
itterminata gaudeat, ab anmaltbut, quod vera stnsibilitate ttreat.
Blarcard lexie. mediein. % 973.
ö) dann in der göttlichen pomp gehet gleicbwol herfUr
allerlei gewAchs von bäumen, Stauden und allerlei fruchu
J. Böhms ilürora «. 93; timen, allerlei weiche bender, von
was gewachsen ai joch seigind, von weiden birken etc.
Frisios t3S0'.
<) seintcinal go(t der allmechtig der anfang und aller erat
aller gcwechsen ertinder, erscbalTer . . . pleibeo wurt Bocb
'6KWÄCB8 II 4 (pnaaxfQwHt) 4718
hauterhiA (Strutkvf 11*1) ewnrfe 1} hl 4«r Mmi »un
drr undero aphaer, *o M ii$ ok«r tpbatr fntai: iJelrt
allemal di« gewlek«, ioMcrt web H» kiWBlUdM vtMM
belffen. l'ABACStJiia tptn (BtaH UN) «.•»(••• irr attnammtf);
gewlchse, wefttoHUa Ntaiiica %, t«; 41« §tmUkM^ fliMi«,
tlu 9*g«MUi. Ecsaa (IMI) S,M4*i iU gtirtcha« «frfiM«.
FiCB änisek. nfl. Um. 3, tn*{
•leb I dB gllDii das («bttaek. falder «»d dafUHi«
balne bliiiwnd «oa khbUai las,
der die gewacb»« «rfrlecbet. ■Bbrei. ■•4 aiirfcer«
woblgerüche suai blmmel •abt«BL
';aiLLriBIBa (•■ Ht aswB») 1^.71.
b) aus dem getommlbegriff der pflainnsMll M 4» kMW-
wuehs autgestttlosten: erstlieb wird daa «rate (ft«ldw) «Od
den pflanzen gebraucht, weil «i« wacbaM, doch atkr vm
kleinen arten, als von groaten blumcB, aia pitM «oll
BchAner genflcbae, bedeutet eben keinea oksIfutM, thtr
wohl einen blumeu und krflotergarten. GorraaiB* httkatk
tungen 116; omcA Adblukc a. o. a. bemerkt ßr gewlcba als
benennung aller produett des pflantenraehs : beaondcr« der
kleinen arten desselben, mit ausschlieazung der btaa*.
a) ao wil ich euch regen geben zo aeiner laÜ, «04 4m
Und sol sein gewechs geben, und die beosM aaff itm UUt
Ir fruchte hringeo. Lutbbb S Ifoi. 31^4 (ßt km gi§»it fmmf
suum ; gewecha Züricher bibel, Strattimt» IM und DuTsa-
BEBCia; keim Eccbstbi!« ; blomen oder frflcht Kosobceb); zum
dritten kann daa verbieten nicht ataUbaben, wann jemand
bäume oder gewacba hatte, bo auf daa Dacbbarn aostoasead«
gründe hingen. Picios drei büdur uam iievlMuktiUu i.3M;
gleich wie die enget seind, alao aacb die gewlcbae ood dia
frQcbte, allea auaz göttlicher kraffL J. Böaaa Aurm» «.114;
dabei beschrieb ich ihm den gegeowlrtigen znsUiod der
Inseln und des festen landea; gaadlackaften, aitten und ge-
brflache, feate and spiele, klima, jahresteiteo, wind und
Wetter, gewachse und TrOcbte, nnd waa von deo alten nocb
flbrig isL Hbinsb {Ardingtullo) sdmmtlicJu sdmflen i,M;
ohne samen und pDeg eatkelaaen alle gawleha«,
weisen und canta deoi boden, und «die rebea. die tragaa
wein In gescnwollenen trauben, und gottea regen erolbri Ibn.
Voss Od|f«j«ff 9, 109 (iiii.syuo« ton 1781: steigt da« gewIchs
auf in iter 3. awtqabe);
ein groser vortheil wird es immer aein, dasz man in dem
lande allerhand gewachse baue J. J. Rrinbab» »rrMtacftic
tchrifUn {Frankfurt und Leipzig 1769) achtet ttitk UM.
ß) so bildet sich vereinzelt die sonderbedtutumf «M getriM»
Aerauj :
t)) uberflUsaig und allzubeuffig daw ond nlbal, !■ afril
und meimonat , wenn die erd jhr eratgewecba herfflr hr<*|l,
ist scbediicb dem saaU Colebob das ander tketl itm M.
perp. sugehörig s, 104 ; das land giebt sein gewicbs ; daraaUr
kann nebst den gartenkriatem daa getraid and bca vai^
atanden werden. GorracaBD bevbukhtufen iie.
3)) da sagt er {Battkaltmiut Hund), die von Bochea hatte*
ihm einen grossen gebaaten acker, ein morgeo to. oder 13.
mit frucht, »das heiut in der l.affen (Lappen), ood atAaat aia
holt daran das heisxt auch in der Laffen (Lappea), dar ia
allem gewachs achön erwachsen war» dass
den hat sollen, mit allem >iebe zu Bacbta firtiMlIak
williger weisz darein getrieben. GD>n v»<r Btai
lebensbeschretbung {neudruek) t. M; und so lang er {der amdir
bruder) schätze za samblen trachtete, ward aeia kriegaa bear
zeratreuet, denen kanSleotta kaaa aa za obres, daaa ia
dieses unversLlndigeo kflaigas bade tyraooei rcfiarla, daran
kaufllen und verkaalHen si« aldar Birkl«, die aatartbaM«
verliefl'en, und das gewicbs verbraondie ia feldc. Otiiasaa
der persiamiiche baumgnU» s. 14* ; daa okaa daa, daa ar (4ar
kagel) dea ackers gewacba aidaracbtaft aaa4 variarWt, aar-
atöaset unnd serkairacbat ar aaeh Äa aalawalWi Cauaaa
das ander ihetl zum caL petf. f(MHf a. MI.
3)) in der landwirthsebad baaaicbaat ar i/dtr aaaM fa«tcl«)
alles das, waa aaf dea feldc gebaaat «M, feUMcbla
(roggeo, kora, wicken o. dergL). Dtaraaica aalarAälariaaftaB
keuid»irteTbuek t,B98 (lAa iBiai.
4)) die eltera trösteten sieb mit daa
wtcbs. J. GorraBir l,4t (IsawaiyiiiaOt
ROTTB dtaUku •mtdritk* M J. Garratir tL
e) aas dem tsfrif dtr pßnmumm M
siicA dMt fsireid« «aegeMMaaMa; ia
da« Mrl 4as, ms ia Jas fslM dt
4719 GEWÄCHS 114 (pOanzenvvelt)
tick jedoch wiederum engere und weitere begriffe entgegen stehen,
der weiteste begriff berührt sich mit der hauptverwendung von
pflanze, vgl. theil 7, 1709 , wofür die mittelhochdeutsche spräche
kröt bevorzugte; die engeren bedeutungen scheiden sich wie
zier- und nutzpflanze.
a) gewächs, pianta Ferbo Montano (Leipzig 1700) 139';
ebenso Castelli 130S'; gewächs, plaiita Tu. Spieser novum
lexicon univers. {Basel 1700) 15ü'. Weissmann 156; von pflanzung
des gevvüchses. Pegids drei büchcr von dienstbahrkeiten (Frank-
furt und Leipzig 1718) s. 40S; gewächs . . . kut mit dem worte
pflantze einerlei bedeutung. Jdsti Ökonom, wb. (1769) 1,1284;
gewächse, dieser name ist mit deme der pflanzen gleichbedeu-
tend. Dietrich naturhist. handwb, 1,593 (Ulm 1816); als sie
{die frauenzimmer und Junker) nun erschienen, und doch ein
grosser schnee draussen la|, do begab sich in D. Fausti
garten ein herrlich und lustig spectacul, dann es war in
seinem garten kein schnee zusehen, sondern ein schöner
Sommer, mit allerlei gewächsz, dasz auch das grasz mit
allerlei schönen blumen dahir blühet und grünet. Faustbuch
von Spiesx, neudruck 191.
ß) gegensatx von nutz- und Zierpflanze.
1)) in suma es ist sunst durch aus zur selbigen zeitt an
fruchtbarem gewexs in solchen gärtten nichts zu sehen ge-
wesztt als beriertte cittronen hocken. Krafft reisen und
gefangenschaft s. 71 (litter. ver. 61) ; wie die gewächse im
kräuter-garten auszutheilen. Hobberg georgica curiosa (Nürn-
berg 16S7) 1, s. 6S6; gartengewächse nennet man diejenigen
pflanzen und kräuter, welche in den gärten gezogen werden,
die man isset, ehe sie zur nöthigen reife gelangen und
wieder saamen trugen, artischoken, spargel, kohl, mohrrüben.
Stoscb versuch (1777) 1531 ; in der gärtnerei faszt er {der
name gewächs) alles dasjenige in sich, was 1) in menge auf
den ackern gezogen wird, aber gartencultur genieszt, feld-
gartengewächse wie anis, fenchel, senf u. a. (handelsgewächse)
oder hanf, flachs (manufacturgewächse) oder waid, saflor,
färberröthe (farbgewächse) ; 2) in gärten gepflanzt wird,
kücheiigartengewächse wie petersilie u. a. (suppenkräuter),
Spinat, kohl (gemüsekräuter), sellerie, pastinak u. a. (Wurzel-
gewächse), Schalotten, zwiebel u. a. (Zwiebelgewächse), salbei,
thimian (gewürzpflanzen), isop, melisse (arzneigewächse), salat
(salatgewächse). Dieterich naturhist. handwb. 1, ö93.
2)) die mannigfaltigkeit der gewächse gibt einem garten
weit grösseren zierrat, als wenn sie alle von einerlei gatlung
sind. Weichiiann poesie der Nieder - Sachsen (Hamburg 1721)
vorrede; kein gärtner hut noch seine gewächse nach dem
blauen oder rothen topfe genannt, in die er sie etwa setzte.
Herdeh (vom erkennen und empßnden 1778) 8,231 Suphan; so
ofl't der gärtner mit seinen frembden gewachsen berpralte,
. . . hielt er allzeit eine schlechte feldblume dargegen. Weise
die drei ärgsten erznarren, neudruck s. 47.
y) nur vereinzelt schränkt sich der galtungsname auf das
wildwachsende ein: reinige und fege auch die rören von
allerlei gewechse unnd nixflachse, damit der leidige sattan
disz gehöre gern verwachsen lassen, und das kein frosch
oder kröte disz rürwerck verstopffe. Matthesius vorrede zu
Luthers leben und sterben 0 2' (1567); gewächs an den bäumen,
bosse Hondeau-Buxtorkf 253'. vgl. dazu sp.Alil.
5) übertiagen auf geistige produclion : hier liebe frau ein
büschel eignen gcwäclises ists ihnen nach der gestrigen thor-
heit wohl geworden. Göthe an frau von Stein (26. mai vr,6)
briefe 3,71; es gibt ganze reihen von phrasenbildungen und
Jamben- oder prosasälzen, welche wie zellengewebe sich aus
diesem Schlegel-Tieck-Shakespeare bei begabten leuten fast
von selbst einstellen und weiterwuchern, bis man sie abzu-
schneiden und eigenem gewächse platz zu machen lernt.
G. Keller (an Emil Kuh, 18. nov. 1873) bei Bäcbtold 3, 122;
narrheiten von ihrem eigenen gewächs. Wieland 13,12; vgl.
auch unten gewächs = wein.
6) gewächs in individualisierender Verwendung, die gruppe
knüpft an die vorhergehende an, insofern sie wesentlich inner-
halb der Pflanzenwelt sich hält (vgl. jedoch b). der gattungs-
begriff wird durch einschränkende bentimmunyen oder durch den
Zusammenhang zum artbegriff verengt, der sich dann für einzelne
Verwendungen festsetzt, hierfür tritt in erster linie der plural
ein. der singulargebrauch dagegen dient hauptsächlich dazu,
einen einzelnen träger der art zum ausdruck zu bringen.
a) die Verwendungen mit beziehung auf die Pflanzenwelt.
a) der plural: ich durchdachte Jägers miszbildungen der
GEWÄCHS 115 (pllaiize)
4720
gewächse, ingleichen Philipp ß., pflunzenkrankheiten. Göthe
(tag und jahreshefte) 32, 111.
1)) einschränkende bestimmungen beziehen sich auf die her-
kunft: o)) eine merkwürdige dauerbarkeit und Zähigkeit
macht diese kleineu vegetabilischen Organismen selbst noch
mitten in der knospen- und blüthezeit unempfindlich gegen
einen temperatur- und Witterungswechsel, dem die tieflän-
dischen gewächse ei liegen müszten. Tscuudi das thierleben der
alpenwelt 491;
bleibet hier auszen Bellyn, und laszt die gräser und kräuter
uach belieben euch schmeclien, es bringen diese gebirge
manche gewächse hervor, gesund und guten geschinaclces.
GöTUK {üeiiielie fucits) 40,08.
b)) den groszvater des grafen hatte vor fünfzig jähren die
forstcultur ernstlich beschäftigt, wobei er denn nordameri-
kanische gewächse der deutschen laudesart anzueignen
trachtete. Göthk (tag und jahreshefte) 31, 228; man hat auch
ausländische bäume und pflanzen, welche, weil sie die kälte
nicht vertragen können, in besondern dazu eingerichteten
häusern müssen verwahret werden, diese nennen die gärtner
bisweilen schlechtweg und gleichsam xut' eioxTjv gewächse.
die häuser worin sie aufbehalten werden, heissen gewächs-
häuser. Stoscu versuch 1531 ; in diesem (haus) wohnte dazu-
mal mit einem alten diener ganz allein ein sonderlicher
mann, der war in natürlicher kunst und in arzneikunst sehr
gelehrt und war mit seinem herrn, dem grafen, weil in der
weit herumgereist, in heiszen ländern, von wo er manche
Seltsamkeit, an tieren, vielerlei gewachsen und meerwundern
hinaus nach Schwaben brachte. Mörike (hutzelmdnnlein) ges.
erzählungen 2% 141.
c)) die wilden blattpQanzen am wege lieszen saftlos ihre
blätter hängen, sie waren mit graulichem staub überzogen
und sahen aus wie gewächse einer untergegangenen weit,
die vor vielen jähren einmal grün war und blütbeu trug.
Freytag {soll und haben) ges. werke 4, 335.
2)) kennzeichnung bestimmter eigenschaften,
a)) höhere gewächsz und pflantzen. Bock kräuterbuch vor-
rede a5'; dieses lebensprincip manifestiert sich in den längen-
fasern, die wir als biegsame fäden zu dem mannigfaltigsten
gebrauch benutzen; es ist dasjenige was bei den bäumen
das holz macht, was die einjährigen, zweijährigen aufrecht
erhält, ja selbst in rankenden kriechenden gewachsen die
ausdehnung von knoten zu knoten bewirkt. Göthe (über die
spiral-tendenz der Vegetation) 55, 100; wein- und rosenstöcken,
und dergleichen andern in der erde sitzenden gewachsen.
Hobberg 2,48'; es war ihr eine epheulaube gebaut worden
mit hängelampen und rankenden gewachsen in zierlich ge-
brannten, aufgehängten topfen. Gutzkow ritter vom geiste 3,
cap. 10.
weiche gewächse tou selbst in die stralende luft sich
erheben,
fruchtlos steigen sie zwar, doch froh und mutiger stärke :
denn sie treibt im boden natur.
Voss Vergils georgica II, 47 (sponle sua quae se tollunt
in luminis auras).
tu paimengipfeln schlugen auf die Säulen
und der azur des himmels strahlt herein,
arome würzen wollustwarme lüfte,
die riesigen gewächse mächtig rauschen.
S. WiKSB Üun Juan (1840) s. 46.
b)) die hitzige brennende gewächs gemanen mich der
heissen erdr&ben zu gedencken, genant cyclaminus. Bück
kräuterbuch s. 342'; aus der kalten rauhen erden schiiellen
vil hitziger gewechs, des man sich wol mag verwunderen,
als fürnemlich die gemeine brennende nessel. s. l; die kalten
und schatten liebende gewächse. Houbebg georgica curiosa
(Nürnberg 1687) 1, ü86.
c)) an den feuchten rändern verschiedener sumpfgründe
des melancholischen reviers um Einsiedeln, bietet sich dem
butaniker eine der seltsamsten schweizerpflanzen dar...
auch sie ist unstreitig wohl den zahlreichen gewachsen mit
beizuzählen, welche der kultur unserer kunstgärtner auf
immer unzugänglich bleiben werden. Mattbisson 2, 183 (er-
innerungen 1, 2).
d)) hexandria sind solche gewächse, deren blumen sechs
abgesonderte Staubfäden haben, und machen Linne's sechste
classe aus. vollständiges botanisches Wörterbuch {Frankfurt und
Leipzig Wii) 4,806; incompletae sind solche gewächse an
deren blumen entweder die kröne oder der kelch fehlt, und
machen bei Royen eine eigene classe aus. 6, 85 ; cerealia
4721
GEWÄCHS 115 (pflanie)
GEWÄCHS 115 (pflanze)
4722
■iod lolcbe gewiicbie, deren ■nmeo oder wanela neelig
»iod, und wegrn ihrer uShreodeD flg^nicbafl fon denen
nieoRchcn in dieser abilclit, vornemlicb aber xu meel und
brod gi'braucbt werden. 1, 7WI.
«)) sie fahrte unniitlelbor in da« glaibaae der ebemoligeo
ornngiTie und wnr im barm ken geacbntncli dee rorigen jshr-
biindirli darauf anKelegt, bubeo fremdenbraucb za über-
ra'*rlien, wenn man, 7um:il in diner jabretzrlt , aua drr
tülcn natur in eine acliaoerlicbe n:iebt eingeln-len, narb
fünfzig «rchzig »chritten plotzliih rinrn gnnxen frObiing
grilnetidrr gewBcbae bell und warm :iut einrr m&rbtigen
Ijliiüthiire «ich entgegenicucbti-n «üb. Moaiai {mattr NoUen)
ge$. sehiiptn 3, 130;
f)) diene gewncbne werden im herbat vor dem winter glatt
bei der erden iibge<chnitten, io erhohlet *ich die wurtzen
dealo heüxer. \lot\tr.%a aUtrhand köttlidit gttrdnkt {\W) $. n».
ß) der $ingulnrgrhTauth,
I)) plania, pHanze, gewSchi, «n nennt man ein orgnnlicbea
gencbnpf ohne rnipflndung. roiifMnd. iotanuehtt wb. (l**&)
7, 140; gewflcbt, %ni p/an(«, f>lanla. ntutt und ausfühilithes
ditlionariiim {Genf 1704) 14«'; gew&rh», une plante, planta,
una pianU. ViNKaoKti (l'Sn) 14*: jedea gewBch^e, quarltbel
pUinla. SriMaACN Bit; daa gewUcb<e bat Iteine nabrung,
planta nalyraU alimento dfitituttur. tbendort; daa gewich«
wird von den «Armen ani;efrrasrn. ebendorl; ein gewicht,
kraut, eine ptl.mze. Biakcard lexik. medie. 2, OT); gewlcb«,
a pi»nt, ea kfift or any Ibing, Ibat wnxei or grotei ovt of Iht
Htrtk, a fromtk or produttion of thi ground or toü, Earas
(IMI) 1, »44*: ein gewftrb« teraetzen, trantferre phntam. Kiatci
i, IT9*; ein gewAcba eintetzen, planlam pangeri StKinaAca 911;
ein gewnrh« mit befeuchtung erquicken, mit fleiaz ausheben,
aoB einem mageren hoden io einen guten Tenetzen. ebendorl;
nicht tor heiligem wein andrea gewicht, Varui, rfir angebaut,
wo mit lockeren au'o Tlhur umher, Cctllut bürg tich krlnitl
Vom Horat {oiten I.IH.I) I, : **;
wenn ihr aber auch wiszt, was an mehl aus dem ersten
und andern s.ehe, oder aua der beutelkiste kommt, üo tritt
achnn wieder eine andre ungewiszheit ein, indem daa ge-
ruhcte und getrocknete mehl schon weit ergiebiger als das
friacbe, so wie d.is eine gewacbs gedeihlicher als daa andere
iüL MO<R* patriol. phantas. 4, 140 {Berlin t84S); ohne saroen-
knrner itt keine ernte, kein gewBchs ohne zarten wurzeln
und «taubfUden. iliaDaa (vom erkennen und empfinden) S, 171
Suphan,
i)) wildes, fremdes gewSchs, plante $auragt, ilranghe
Ro!<otAt'-Bi'iTO«rr 2M'; ebenio Sciiwaü (i:82) 740; ein fremdes
gewflchs, a foreign, an exolie ptanl or grotcth. Ebers (1802)
1,«14*; eJcfiio FAaaiNKtCcEi 2,50«'; gewflchs zwischen einer
Staude und einem kraut, loiu-arftiweaN (halbstaudt). Rohdkao-
BuxToarr 2&9\
s)) aber mitt Verwunderung hnb ich iti zwaien girtten ge-
sehen die aller schOneste und 5ehr grosse cittroo, die in
warhaitt iwaier span Inng und iber einer spann dick ge-
wesen. ... weils ein stnrckh gewliss und gar handig nus
der band znessen, kindtte einer deren tÜ umb ein schlechtt.i
gellt »on innen bekhumen. KPArrr reiten tind gefangenschap
1.70: atlich, ist ein bekanntes gew Achse, und eines unter
der bauren und armer leute theriackraulern zu halten. Iloii-
BtRC georjico euriojo 1, 697'; es ist ein gewechs, d;is man
nennet paoava und ligrum moincense, denn es wech-t in
Molucis. CoLFRcs hausibueh ». C3ä'; in Scyttiien , oder Tar-
larien, säet man einen saamen, den melonen : oder cucumer-
saamen fast gleich, in die erde, daraus kommet ein ge-
wach«, welches sie Borametz nenr.en. Marti-« Zmllfr hundeit
episteln s. M)S (1603): dort blühet ein gewärhse »on weichen
blättern. Wikiard 32, tflO; dagegen musz ich gestehen, dasi
min mir die pewöhnl che kastanie in sirauchgesialt als ein
seltenes gew.lchs geieijit hat, welches im winter einge-
wickelt wird. BisvARC» briefe an teive frau (f». ;iini I8:>9)». 72.
4)) ebenda {im römischen Vntfrgermanien) gedieh anch wohl
in jnngfr9uiichem mtuschhoden der rrtticb zu der grOsze
eines kindes, was Plinius 19 § s» rersichert, wahrend der
wilde Spargel oder nach dem scherz des Tiherius (Plin. 19
{ 14») das dem spargel Ähnlichste gewAchs sich reicb'ich in
Obergermanien fand. MCllknaoff deuttcht alltTthumskund*
4, tu.
5)) der austcedrnrkt Ton disem gewSchs (relsek srhmerUl)
ii» fliessende fearbie sittersiea oder flecken, damit
gesafbel, war i» «Itl im Mag ala iratttar TertuclMa za
esxen. Bocs krtttttrhveh {Strtmhurt IUI) t, MI*; ala« iai 4tr
atengel des gtweekscs reifet an4 kanwMllt, hliMJIg ML
LTarRMKiea ifitkretbun§ inflmtnL mirkuM^tn »tter «rd§e»itkM
It67>') 62: nun well diät gaweehs deo nebreroibeil auf iaa
hOchttra febirgea siebt, ond furkombt, wirdi ts omb i»n
heiligen creutzes erfinduogtlag . . . aost eioeoi kOtsrada«
Stengel . . berfOr zuscbirtsen gesebea. i. as*; w wird dabero
auch der sommer. nod winierrtps tuverllttig gedeihea, wir
können io Teuischlaode deo acker nicht better alt darck
dieses gewicbs benutteo. J. J. RaütaAsa term. nkr. (|2«|
1100 (S.i(OcA); ich glaube, n «flrde auch dieses |awlcM
{kieterling) vor Finland sehr taaglich sein. Iial.
b) übertr^igung auf mentrh'uht inSMdwtn,
a) der tergUieh wird durch einulnt stferfiirckfr/Urt.* WBi Mt
same wQrde sein wie tand, und da* gewecfcaa Mm* Wk«
wie dea teiliigeo kies des oame nicht mtri» — sfarettat
noch Tertitget für mir. Liraia Jeu 41,1» (et fuiuH qutn
arena lemen tuum, et itirpt uteri tui ut UptUi ejut; deinet
liibs gewflchs. DuTKNatacaa: daz gascbleebt deiot baocbs.
EcccsTEiN und KoaracKR; die frflebt dines libt. ZMeher
bibel; der stammen dein« leibs. Ec>); sibe, as koinpt die
zeit, spricht der berr, das ich das gnedige wort erwecke!
wil, welche ich dem baute Israel und dem banse Jod» g»>
redt habe, in den<elbigeo tagen und zur selbigen zeit, wil
ich dem David ein gerecht gewechs aufTgrben Ittten (und
sol ein kOnif sein der wol regieren wird). Lcraia Jtrem.
33, 15 ((«rwiiiiar« faeiam David gtrmen juitum; gewechs
DiKTiNBiscia; den keim des recbiz. Eccisma ; blomeo der
gerechtigkeli. KoaofiCRa: keim der gerechtigkait. Ect; pflanit
der gerechtigkeit. Züiieher bAel) 9gL dan Lcraaa Jer. 23, S
{germen juttum; hier auch bei Ecs itiidDuTiüataCia gewicl a);
der frflhe Iod des weisesten und tagend baftetten herrachera
kann einen unmQndigeo in den binden solcher weibar,
solcher kflmmerlinge lassen, in welchen das zarte gewiehaa
zu keiner tugenil umgebopen, nach der leitung des laatera
erstarket Halles Alfred (Witn 1763) i. M; sein treibhaoa,
das ihn aufertog und zudeckte, bleichte gana natOrlicb seine
lilienbnut xu einem weiszen grund, anf welchen zwei wangeo-
roseo . . and die dunklere feste rosenknospe der oberlippa ga-
blasen waren ... endlich halten weder anstrengang, noch
leidenschaflen, ihren waldhammer in die scharfen lettem des-
selben in dieses schOne gewflchs geschlagen und ihm war
noch kein todesurtheil. das seinen fall bezeichnet, io seine
rinde eingeschnitten. Jeak I'al-l untichthan logt t,M; ick
bringe ihnen nicht eins vor den prächtigen gewachsen , die
hier im thiergarten gepflegt werden, auch keine goldn«rhe
ans dem dunkeln wasser, über dem das griechische gOtter-
bild lächelnd steht: warum aber sollte ich ihnen diese an-
schuldigen blQthen, die immer wieder frisch ans der erda
dringen, nicht nochmals darreichen? W. Gaiaa kindtr- und
haustmdrchen, s. Vlll; so wird dir auch dasselbe bildnog«-
gesetz höherer natur offenbar werden io den palnen, cedera
nod eisbeo der deutschen familien und io ihrem mnose.
zwischen jenen forsten nnd diesem pöhel aber wird dir ein
mittleres gewAchs als das Terbreitetste erscheinen, nxht er-
haben wie jene, nicht veniclitlicb wie dieses, sondern
mnsziger grOsze, doch aber grosx genug, am von den oberen
Inften noch angeweht za werden, welche die krönen der
rarsten umspielen. laniaNARü memarabiUen (IMO) |,tl*.
ß) das wutapkoriseht mowunt trüt smriek:
I)) im Singular: dasz er weder durcb to vieles liebkose«
veniirtelt noch durch Schmeicheleien eitel und etobildisek
gemacht werde, soll eine der angelataastan aoffta allar
derer sein, denen du dieses edle gawtcka i« ft*§ttt aa-
vertraiit. \Vikla!«d 24,17; da stehe irk in ncinrr wackaa»-
ket ohne schlaf, — tchenkl nur voll! — ein safgrrSoiiHcr,
brauchbarer mann, ein slraBiea gcwlcba von baopt zum
fust. laasaHAüR {fafinfntUr linet trtmän) •, IS3; ich fange
an mit der goldigen frao, ainan freadaa gawicbs auf diesem
boden. A. von Oaosra-HOLsaorr 2, 327 ; eine gilfln Harrarb
aus Dresden, die bei sick ein frlulein von der Moael kal,
kein geringes gewAcbs. BnvAact an stin*n tattr K asfwl 1844;
der inallerknrcbt (hii frrfkAf foa OtawiH) ein aMltkerxig-
sentimentales gewAcbs, bllt die mitte zwischen leben and
tod. Hebbel bruftteeksel 1,4«.
2)) im plural: da< voick das wir gesehen babao, ist
gerader linge: da kaben »ir gtackaa dia groaaa «madcr
4723 GEWÄCHS 116 (mit possessivpron.)
^ewächsz SUD Enak. Eck 4 Mos. 13, 33 {et vidimus monstra
quaedam filiorum Enac de genere gigantes; wir sahen auch
wunder grosse Icut daselbst. Dietenbergeb); v^I. oben sp. 4713 ;
wir wandelten zufrieden,
wir glaubten uns zu zwei,
doch anders war's besctiieden,
und sieh! wir waren drei,
und vier' und fünf und sechse;
sie saszen um den topl',
und nun sind die gewäcbse
fast all' uns übern köpf. Götue 1,127;
es sind vielleicht nicht die schlechteren gewächse der
schule, welche für das, dessen zweck sie einstweilen nicht
einsehen, böswilligst keinen sinn zeigen und beharrlich darin
nichts thun. G.Keller der grüne Heinrich (1854) 1,361.
jf) sehr beliebt ist in der zwanglosen spräche die Verbindung
ärmliches gewächs, klägliches gewächs:
da sieht unser Wilhelm rexe
sich das klägliche gewächse
mit den königsaugen an.
sagte gar nichts weiter, sundern
wandte sich, so dasz bewundern
jener seinen rücken kann.
W. Kreusler 'köniu WUlielm sasz ganz heiter'.
ähnliche entwicklung bei pflanze, frucht, kraut, vgl. Berliner
pflanze, ein nettes frilchtchen, böses kraut theil 5, 2112. vgl.
inutilis herba bei Ovid; ital. mal' erba.
c) Übertragung auf abstracle begriffe:
a) dem grüszesten Verächter des menschengeschlechls
isls indessen unläugbar, dasz in so viel wilde ranken Ver-
nunft und freiheit unter den kindern der erde aufgesclioszen
sind, diese edlen gewächse unter dem lichte der sonne auch
schöne fruchte getragen haben. Herder {ideen zur philos. der
geschichte) zur philos. 3,175; dasz aber Staaten, als einrich-
tungen der menschen, als kinder der zelten, ja oft als blosse
gewächse des Zufalls, glücklicherweise alter und Jugend . . .
haben, zur phil. 3,24; während in England ... der Staat ein
irrationales gewächs blieb und in gebrauchen, meinungen
und Sitten das mittelalter und die Scholastik ihre herrschaft
behaupteten, brach Frankreich die ßastilie. Hebn «6er Göthes
H. und D. 31 ; die seltsamsten gewächse sprossten, wie durch
einen lauen regen hervorgelockt, in das licht des tages
empor und erfüllten die Zeitungen . . . mit der geschichte
ihres Wachstums und ihres gedeihens. Fb. v.Uechtritz deutsche
vierteljahrsschr. 1842. 4,92; das umgekehrte (verfahren) bringt
mich dagegen immer zur Verzweiflung, denn es behandelt
ein unergründliches mysterium der natur wie ein rechen-
exempel und kann dem miszgeschick, handwerkerfabrikate
und natürliche gewächse alle augenblick mit einander zu
verwechseln, ja ersterc in ihrer logischen zweckmäszigkeit
den letzteren vorzuziehen, darum auf keiue weise entgehen.
Hebbel briefwechsel 1, 427 {an Kühne 16. juni 1848).
ß) deutsch blut sei noch nicht versiegen noch das adlich
gewächs deutscher tugend ganz ausgewurzelt. Herder zur
philos. 13, 107 (HuUen) ; ohne einschränkung ist nur die preis-
schrift über die Wirkung der dichtkunst als ein gewächs des
neuen bodens anzusprechen. Supuan einleit. zu band 8 der
Herderausgabe s. 6.
6) gewächs als Sammelname, unbegrenzt in beziehung auf
gattungen und arten, begrenzt in beziehung auf die art des
loachsthums. in Verbindung mit dem possessivpronomen erhält
gewächs die nebenbedeutung eines vom träger des pronomens
überwachten, zu seinen gunsten geleiteten wachsthums:
a) ein schwein . . meines eignen gewächses. Wieland (1853)
34, 310.
6) kern von meinem gewächs, bU de man cru. Bondeaü-
BuxTORFF 253'; das ist körn von meinem gewächs. Adelung
a. a. 0.
c) wein von meinem gewächse vgl. sp. 4725.
d) vgl. oben büschel eigenen gewächses.
7) gewächs für eine bestimmte entwicklungsstufe innerhalb
der gattungen und arten, der im verbum ruhende begriff der
entwicklungsfähigkeil macht sich hier gellend, innerhalb der
pflanzenweit wird das blätterwerk in gegensatz gestellt zu wurzel,
stamm, zweig einerseits, blüthe, frucht andererseits.
a) virilum grünes gewechs. vocab. rerum 1468 (Keller Augs-
burg) bei DiEFENBACH beitr. z. wissenschaßl. künde 3^3'; ge-
wächs, germen Maaler 178*; ^ermen .., der saamen, zwig,
schosz oder gewächs. Fhisids 602*; ebenso Bihelius Bbb5';
gewächs, plan/a, ein junges^puljus, germen, soioie*. Kibscb (1764)
GEWÄCHS \\1 (blattvvcrk)
4724
2,179'; slirps stamm eines gewächs oder baums. Frisius (1568)
1243*; ebenso Bihelius; planta de arboribus, ein zwi oder ge-
wächs an bäumen oder kreutern. Frisius (1568) 1009*; ebenso
Bihelius LLl3*; plantarium, zwiplatz, ort voll zwien oder
junges gewächses. Fiiisius (1568) 1009'; ebenso Bihelius LL l 3*
(zweigplalz etc.); im gemeinen leben gilt er (der name ge-
wächs) überhaupt allen jungen pflanzen. Dietericu naturhist.
handwb. l, 593.
b) er ist zwar gepflantzt, aber solt er geraten? ja, so
bald jn der Ostwind rüren wird, wird er verdorren, auff dem
platz seines gewechs. Luther Hesekicl 17, 10 (in arcis germinis
sni arescet, dorret in dem gertlein seines gewechszes. Koburgeb ;
in gründen seines gewächs. Eck ; in den eckern seins keims.
EcGESTEirt ; uff sinen furchen dorren und welck werden.
Züricher bibel); so sprich nu, also sagt der lierr, herr, soll
der geraten? ja man wird seine wurtzel ausrotten, und seine
fruchte abrcissen, und wird verdorren, das alle seines ge-
wechs bletler verdorren werden, und wird nicht geschehen
durch grossen arm, noch viel voicks, auff das man in von
seinen wurlzeln wegfüre. Lother Hesekiel 17, 9 (siccabit omnes
palmites germinis ejus, alle geschosz seins gewächs. Eck;
die schüsling seins keims. Eggestkin ; alle schüsling seiner
grüne. Koburgeb ; sine grünen schosz dürr und sine gerten
welck. Züricher bibel; und also seine grüne zweige aus-
trücknen. Dietenbebger); du trenckest seine furchen, und
feuchtest sein gepflügtes, mit regen machstu es weich,
und segenest sein gewechse. Lutheb psalm 65, 11 (laeta-
bilur germinans; ebenso Züricher bibel; wirt erfreuwet der
keimend. Eggestkin; der grünend. Koburgeb; das sprosset.
Eck); item, zwelftens, der neben dem holz in pannwäldern
ein streb oder plissen samblet, so dem jungen gewex ein
schedliche sach ist, und den der waltmaister attrapiert, der
ist zur straf der streb verfallen . . . Tiroler weisthümer 4, 415 ;
siebet man, das des frühlings gewechs oder getreide, blumen
und frucht wird überflüssiger, heuffiger, vollkomlicher, und
grösser in seinem herfürkommenden gewechs, als es je sonst
gewöhnlich pflegt zu sein, so befürchtet man, das viel
mandeln, wenig scheffel geben wollen. Colerus das ander
theil zum calendario perpetuo gehörig s. 105; die äusserlichen
gewächse abschneiden. Steindach 912.
c) in dieser bedeutung wird gewächs ein kunstgewerblicher
ausdruck, sofern es das blattwerk als zierrath in der goldschmiede-
kunst, in der glasmalerei etc. bezeichnet :
geschwind trat in den kreis hinein
Uector von Troia, der held allein,
gantz ernstlich und trutziger gstalt,
starcker glidmas, doch nit zu alt,
ungleicher äugen, ein herrlich mann;
der het ein stählen bantzer an,
ein sturrahut auff dem haupte sein,
mit gold ein gwechs geschmeltzt darein.
11. Sachs (ein wunäerharlick (/esickt Ucyser Maximiliani)
20,485 lieiler-Götze;
item was der stützen oder Stangen von reiner arbeit, als
von gewechs und laubwerck, zu dem vergettern oder zu den
kennern, kendel, rinnen und zinnen , tauff und grabstein,
dergleichen etwas wert, das sol auch nach billigkeit belohnt
werden. Leonhabt Fronspehgeb bauordnung (1504) s. 86*;
wenn du wilt vester (fenster) machen mit gemolten glas,
es sei pild oder gewechs oder woben (wappen), wellerlei das
ist: so mustu dir das laszen entwerfen auf papir einen
maier. Mannkrt miscellanea (Nürnberg \Wo) ».114; wiltu aber
klein dink machen, das subtiler sol sein, von plumen oder
andern gewecbslein. anweisung zur glasmalerei (\.6. Jahrhundert)
Wackernagel 56.
8) eine eigenartige entwicklung hat der gebrauch von gewächs
tn der anwendung auf die pflanzengattung der rebe genommen,
einzelne Wortverbindungen üblen hier nach der colleclivierenden
wie nach der individualisierenden richtung bestimmten einflusz.
innerhalb dieser entwicklung machen sich die unter 4 — 7 6«-
obachteten bedeutungsgruppen wiederum geltend.
a) Verbindungen mit rebe, weinstock etc. es sind genetiv-
verbindungen, in denen die rebe im subjectiven genetiv steht, d. h.
den ausgangspunkt des Wachstums darstellt, gewächs bezieht sich
hier nicht wie in der gruppe l auf die erste entwicklungsstufe,
sondern auf die letzte, auf den enderlrag. die ersten belege
stammen aus Luther: warlich, ich sage euch, das ich hin-
furt nicht trincken werde vom gewechse des weinstocks, bis
auff den tag, da ichs newe trincke, in dem reich gottes
{ix %ov yev^fiaxos x^e äfinilov). Lutukb Marcus 14, 25
4725 GEWÄCHS II 8 (weio)
{ebtnto ZüriehtT bibel, Emski, Eck, DuTKiikgaciit ; von dirr«
gehurt i\e»t* wiuntückii. ÜKHiiiii; von Jcni it«tcbl«cbl irr
rebe. Ecckitkin und KupuackR); ibenio vuu tlieMoi gewecbie
des wvinituckt Lutiik* Malth. 20,29;
leb warde oiil deo R^liebuo
nun ulcbl mebr du gtwtcbt der frolien r«ba |«nlMt«a.
Klomtock U'<utai 4,1111.
b) verbindungn mit wein.
a) llach uoJ weici geweckt. MOliMKt eotmofr. (163') Cs';
weiu gewüclii, weinwaclit, 'growlh of wint'. Itvtteh-engL Usik.
(I7IÜ) 7Ö7.
f)) das iit wein vun lueini-in eigenen gewAcbne, Ihal's vine
of my own yroulh. teuhth-tngl. lejik. lül; vgl. KiWCii 2,412';
»ein vun iiietniiu ge\\Ücb»e, vin dt mon cru. Ilu.>bKAU-Bux-
TDR^r 2&3'. Sc«wa> (t7h2) 7lo; Mulog« kann die Verkäufer
mit teinem eigenen gewttdiHe vertcken. ADkLunc a. a. o. ;
weine liefert per lUei h:, pf eigenen gewücln, naturrein, Jahr-
gang iNtra und IS9Ü M. L. weiuhrrghetilter. ititunginoln.
y) wein von hcmuderein gcwttchs, vin i'unt lorle (ttfx^cc)
luuti pailieuli^i. ItuNDKAU-lluxTuRrr 2:>3'; ein glas i'unluk vum
hellen gewilcliic. Aukiunc a.a.O.;
wir brluK»» royirlirn, wir bringen Kold,
dum wiilliraiiuli ^llld die danieii boid,
und hobun «li weht von gutem gawacbx,
10 trinken wir drei lO gut aU ihrer tteU».
CÖTHi t, 185.
S) wa« ist dieurr wein für ein gewacht. Faitca 2,412';
jener wein i»t heuriges gewSchiie, lliat ttine it of Un$ y«ar'i
grorM. HiirciiT 2, l, 401.
e) gtufohnketlimdt:ige htziehvng auf in »tin, iit keinen
^•ehbeken ttuiruck erhalt.
«) gewBchi uli tamniilvort. et umfattt den getamwUertrag,
ein begriff, ,1er baU örtluh, bald leitlieh, bald in betiekung auf
den bttitzer nngrgrtml vinl.
t)) auch wer gewahs keuft oder den theii von detn ge-
walii, und der Imdein uit sein ist, umb uszwcrtige burger,
der sal auch davon tun als man vun andern uszwertiKen
wein tut. oberrhein.stadti echte {Werlkeim U'is) l,\, 21 Schröder.
2)) jiirlirhs gewüchs, proeentus. Hiiiklius KEEcjj; dieses
Jahr« gewScbi, oder das heurige gewScbs ist ie so hnuflig
als das vorige, this year't erop, growth, or harvai it yea as
pUntiful <u thal of latt yeur. teutsch-engl. leziL 767 ; heuriges
gfw.tchs, /lornutinii. Siki.niucb UI2. FliscB 2,412*.
3)) es ist auch also bcret duz dcnhein tiunberre noch
denhein pFulTe, denheine taveruen noch win veile iialten sol
in sime huse noch in simc hufe, ez enwere denue duz einre
»in gi\\eli>ede verkoufTen wolle auii geverde. Stratiburgei
vertrag von 1314 (/. städtechroniken 9, H'.ü.
ß) gewüchs in iiid<ridual<j/erender Verwendung:
1)) ThOringens berge. lum exempel, bringen
gewuclis, «ielit uus wie wein,
Ui's aber nicht. Clai;diu« 3,111;
kiesiges gewBchs, sagt der waldliornist. EicasHDoirF lau«;;».
I2ü, ein cilles fasz, das mit einer geringeren menge unedlen
gewflihses aufgefüllt worden. Arnim Isabella von Aegypten MI;
kupititlstoir der rolhe! ikre gesundheil meine verehrlichen
kerren .. echt vaterländisches gewüchs! J. Scbkrk litchel 1,129;
es waren niclit dieselben füsser, aus denen die alten möncbe
ihren trunk zogen , aber es war dasselbe gewüchs von den
rebenhügeln der llegyalla, der rosige wein von Menes, der
stolz Oedenliurgs und der milde trank der sorgfüliigen lese
von Itusl. ('•. KhKTTAG (soll und haben) get. werk 4,431; das
hier ist das edelste gewüchs, sagte er, zu einem fasz tretend.
4, 43S;
'beim hlmmell' rief kopftcbOttelml der kellermeister drauf,
'krin edleres gewAclme spro«!!' je am llheln»trand auf:
«ebt nur den wein, wie dulilK! wie hell or blinkt und blitzt!
der Ui vom be>ten Tuise, darauf die katie «litt.
A. UaÜN (i/. t,-t:lc lillrr) gct. »rike 3, lt»&.
2)) da erhebt sich dann sogleich ein streit aber den Vor-
zug der vcrscliieilenen gewflchse und hier ist erfreulich zu
sehen, d;is/. die magnaten unter sich keinen raiigstreit kaben.
(•üTHK 43,-272 (sankt Rochusftst 3u Hmgen); jetzt kat der grosz-
herzog mit den ilberrheinischen districten die liesten ge-
wüchse verloren, jene feurigen, gewürzhaflen haardtweine.
der Förster, Ueidesheimer u. s. w. verdienen ein vielfaches :
est! laMKRM&Nii (retiejoumal l, t3) to, 44.
y) gew ücks in bezug auf die tntieifklungistufe : zum siben-
den, die weinbet behiugen, ist auch ie und allweg der brauch
und recht zu Wangen geweseu und nie auders vun uusern
IV.
GEWÄCHS Hl (rormeo)
4726
«iireiteru gtbArt oock geb.ilica worden, das mao etOM j«Jm
jars tu bcrbtlMlteB nach getcgenkeit de*i gaweehs §A$m
bat, und Dil wtiler gelruugco «ordeo. J. (Uiaa mti*th(m*r
5, 465 f 1.
III. formen und gebiauck.
1) formen.
a) der ttammeceaL a) i«r uwäaut, durch iie kontonanUntei -
bindung h» gehemmt, teiUe tuh ertl tp<lt fett: gewas M itr
Uuabelh; gtwacks tri WuLSRNtTCi«; gewabs oWrrAWa. äsät-
rechte 1, 1.21; gewastcke M Wa^ca urkunienb. I, Mi; ge-
wacks vocab. inap. theuL Hkümch tteUt noch g'wacha nehen
gwQchs ^n teichen der titlteitigkett m ieu auifahem t^m H^
denn du uhrtftsprache fuhrt unter dem tiaßutt tw LvTaiM
bibtlUberietiung den umlaut durch. ScaurilL «4* fitU alkrÜBt'
noch die form gewachs , dock ohne belege, uni "fttimr
belegt die muniarlltche geltung »M •' gwacbs alt uerMmhltaUfk
ß) wo der umlaut heieichnet wird, veriith lieh iie ausn»kmm-
tteUung iet voealt wor bi sundchtt durch du tehretkung I 9§L
gewühsl tn der vortutheritehen biktl, gewicbs in ier Zitrieker
bibel, bei Ect und i)tiTBiis«RCfca. oneA Amt isl «i Lorait,
der die tchreibung e durchielit {theilueite itl ik audt im Üt
nachdrucke der btbel itbergegani/en), iie iicA nach kti CouSM
belegen IdiU. tpdler wurde dann ier unammn§ekMfktil mit
wachsen rechnung getragen uni auf» neut I fMekrMm.
6) Wie iilbentchlttiienie e^ntanamltnaerbininnf : a) Ht ttkräk
ungen ks und x treten frihteitig zm guntten iet neuhoehieultehen
cbs surü(&.
ß) leutge$eitluhe ertchetnungen : auf mittel- uni nteierieut-
ichem bodtn ut auimilalion iet gutturalt an ieu ientalin tfi-
ranten tu beobachten: gewasa; tfL oben «p. 4210; ngl. aütk
gewassen tp. ATtSi.
c) die tuffixe : tu gewachst 9gL tp. 4709. et erttkeint mm
leltten mal in der norlulheritehen bibel (bccasTKin) und im
voeab. theut, ton I4S2 {Nümberg)^ vgL UitreRaacH-WOLca» «19:
tu gewehsede vgl. Lkiaa 1, 961. dai tmf^ i wtri in den
oberdeuttchen denkmdlern frühzeitig apokopieit: gewecbsz ßaaca
voeab. von 1496 gegen geweckse toeab. upt. ( ySacktmagal). I^^rmta
hat fatt durehaut geweckse, die nachdruche gewechs, gewScbs,
gcwScksz.
2) der pluralgebrauch, ier form gewtcha« tleht muniartüeh
gewüchser gegenüber, vgl. Seilbr Aailrr nmndart 160; tehmatht
biegung itt bei Uock belegt: aller gewechacn erlinder. ntr-
rede tum krduterbufh (tsr>l) 7.
a) die an dat Verbalsubstantiv anknüpfenden venreniungen
beschränken sich auf den ttmular gebrauch, eine autitahm^
macht nur d\e bedevlung gewüchs, wuchs, die tn «rasHam Ar*
le^en tu derjenigen det körpert übergeht und dann auch in ien
plural tritt, vgl. oben tp. 4713.
6) das sammelwort neigt zum plmral nur tn denjenigen Ver-
wendungen, in denen tndividualitierender gtbraufh ang^ahul
ist. vgl. erzgewachse tp. 4714; vgl die tpextaUtierun.jen det palka
logischen begriffet tp. 4716; tgl. die lotlötung der Unterarten «tu
dem allgemeinen gattungtbegriff tp. 4720 ff. Voss A<i/ m ier
Odyssee 9, 109 ßr die dritte atugabe den tingular eingeführt
gegenübef dem piurol in der ersten:
ebne des pOauser* sorg' und der ackerer steift dat («wach« aaf.
alles weiten und gersl', und edele rebeo, bela»i«i
mit grosztraublgem wein, und Krouioo« regen ernthrt ibn.
5) xut<imm<ns«(tun;rn. ier ifnlaitittkt §ahnmtk aetgl iMn^
ausgeprägte formen, beliebt tiai vor alUm iit feneütwtrU»-
dungen, die tu susammentetzungen fihren. ntretnttt miukru
tich hier auch attributive adjeettee «n.*
a) erzgewachse; rötchgewlcbse, n§L rOschat |««aehM
theil 8,1101; weicbgewacbae.
6) beingcwäcbs, fleiscbgewSeb», knocbeogewick«, 9fL in
anatomitehen begriff 5p.471&.
c) a) auffgewAcks : so ist das nicht alltio srbedlkh de« aaf-
gewecba der saaU CoLia cair*d<r anier theü IM; aag^
wechse vergL oben sp. 4110; aüatgewScbs: ato kaibtt •«■
win und zeben Schilling pfconig . . . oder ao too mi»z-
gewecksz wegen nit win wurd ain pfund pfeonig. tbftung an
dit pfarre Gait (1450) Zau-wicaa nrAnnden 2, 1, 17; weil aber
der gröszte theil der pferde. gleicbvrie dit ui szgewAcb« dv
erden, in bo^er gestall aoffwaeluMi: so scheinet, als «k
solcher mangel von gMcblcckl n (HtUecbl, aU ecMIdi
fortgepflanset wArde. Piima pferirtÄth, t. n*.
ß) etdgewicbs, alpMfewftdw, bcrggewSdu, feldgewlcbs.
Cannai. I, I0S4: prtragewaeiM. fle«d«rt; baide-, land-, hift-,
»7
4727 GEWÄCHSÄIINLICH— GEWACHSEN
meer-, treibhaus-, mistbeet-, spalier-, sumpf-, topf-,
wassergewöchs. ebendort; denn sie {die gerstenwürmer) zer-
wühlen und durchlauffen die ecker, und beissen dem ge-
treide, pflantzen und anderm erdgewechs die wurtzeln ab.
CoLEBUs hauszhuch, s. 272'; einen mit gartengewüchsz speisen,
pascere aliquem oleribus. Henisch 1590;
auf, auf, 0 genossen! er kommt! o bedenkt,
da ein schöpTer er selbst, was bieten wir ihm?
ach! würde sofort des gehegs siimpi'teich
ein befruchtender ström, und ein lorbeerwald
diesz haidegewichs, und die woliien umher
babylonische hangende..^ärten.
Platen jv)?ii. Odipnsb (ges. werke 1847, 4 s. 143);
ein nlier hirte, freundlich zu dem kind gebeugt,
gab ihm soeben ein versteinert meergewächs,
seltsam gestaltet, in die band zum Zeitvertreib.
MüRiKE {iie.dichlc) qc^. scliriftrn 1,227;
auch lobet gott, ihr luftgewachs ihr welken hochgeboren.
Spee trutz nachtigall s. 116 Balke; graf Friedrich {». Toggen-
burg) dagegen meinte, er sei für seine person nicht beson-
ders erpicht auf das eigene hausgewächs {lieder seines vor-
fahren). (1. Keller (Hadlaub) 6, 45.
/) arzneigewächs ; bienenge«ächs: die gegend war wüst
und öde. ich habe keine biene gehört, und ich wollte w; s
drum geben, dasz hier kein bienengewächs im ganzen bezirk
aufzutreiben gewesen Hippel IchenMufe 2,136 {Berlin 1827);
farbgewächse vgl. sp. 4719; futlergewächs; heugewächs vgl.
Grimm weisthümer 3,745; giftgewächs:
auf den schrecklichen wink der gebietherinu schwebten sie
auf, und
nieder, am rabenstein: wie der mauerspecht am gemäuer,
der mit kläglichem ruf nach gewürm und käferchen spähet;
nagten so manch giftgewächs, aucli das moos mit den zahnen
ab von dem stein und geliölz , und schwebten hinab auf die
strasze.
I'VRKKR Itudolf von Ilabsbuig 5. ijes.;
handelsgewäcbse: da kamen ... gutsbesitzer jedes Standes
aus der landschaft, welche die angebauten handelsgewäcbse,
farbekräuter, gewürze u. s. w. anholen. Fbeytag (soll und
haben) 4,59; nutzgevvächse; ziergewächse.
S) apfelgewächs, boumgewechse arbustum. mhd. Wörterbuch
3,463"; blatigewächs; dorngewechst, spinetum. vocab. opt.;
farrengewachs, gemüse-, knollen-, moos-, rankengewächs ;
rosstuden gewechst, roselum. vocab. opt.; salat-, sciiiing-,
schoten-, Schwammstrauch gewächse; weingewüchs Schaiden-
iiEiszER 38; von den Wurzelgewächsen sind ruhe und möhre
alteinheimisch. Müi.lbnhokf deutsche altertumshunde 4, 153;
Zwiebelgewächs (^hcimel 4, 1034.
e) 1)) dauergewächse, jahres-, sommer-, wintergewächse.
2)) nachtgewächse, Schattengewächse.
:!)) haupt, neben-gewächse; kunstgevvächse theil b sp. 2'iQO ;
edelgewächse.
GEWÄCHSÄHNLICH, adj.: das blumenliafte und ge-
wächsähnliche bilden die wesentliche grundform und eigen-
ihümliche Schönheit in dieser bauart. Fr. Schlegel 6, 208.
GEWÄCilSARTIG, adj.; jeder {Indier) lebt nur für seine
käste oder zunft, jeder ist gleichsam gewächsartig an seinen
bestimmten boden gefesselt. Schlossei; Weltgeschichte (1844)
s. 44.
GEWÄCHSBÜCH, n.: dis gewechs buch, wolgeborner,
gnediger, lieber herr, hab ich e. g. dieszmals zu ehren, unnd
folgends gemeinem nutz zu dienst und wolfart..von neuem
übersehen. Bock kräiiterbuch {Straszburg 1551) vorrede s. 1.
GEWÄCHSCHEN, n., vgl. gewächslein und gevvächs; ge-
wächscheji, a small plant. Hilpert 2,1,461.
GEWACHSEN, verb., verstärktes wachsen, die Hrabanisch
Keronischen glossen führen neben crescit wahsit (Steinmeyer-
SiKVKRs 1, 88) für concrevit cawuohs, ciwuohs auf (l, 9(i). die
litterarischeii belege mit prdfix lassen unter den Verwendungen,
die auch bei wachsen und gewächs zu beobachten sind, die-
jenigen hervortreten, in denen der stillstand oder abschlusz der
bewegung deutlich zum ausdruck komml. vgl. Graff 1, 685. mhd.
wb. 3, 462'. Lexer 1, 972, nachtrag 207.
1) die grundbedeutung.
ii) in bezug auf die Vegetation: als nft nicman mfer tugent-
hafter liute M erden ist, so gewehset niemer mer körn noch
win noch keiner slahte dinc, daz gewehset niemer m6r noch
kumt diu sunne niemer ab einer stete. Berthold v. Regkns-
BURG 2,183; ir solt nicht seen, auch nicht erndten, das von
ihm selbst gewechst. Luther 3 Mos. 25, i {sponte in agro na.v-
centia, in den ausgaben des alten testaments bis 1528, später
GEWACHSEN (verb.)
4728
auch was von jm selber wechst, nicht erndten; die ding
die da wachsen. EcnEsiEiN und Kobürger; was von im
selber wächst. Eck. Züricher, Straszburger bibel. Dietenbergbr);
da nu die trespen, winden, oder unkraut gros gewuchs, da
sähe man aller erst den schaden. Luther {Jena) 6, 1G5'
(lOl.psalm ausgelegt 1534);
junkfraw, ich solt euch griiszen
von der scheitel bisz auf die füsze.
so grüsz ich euch so oft und dick
als raenger stern am himmel blick,
als menge hlum gewachsen mag
von o^tern bis an S. Michels tag.
Slraszliunicr kramsiiigeii, V'jl, Uhland
Volkslieder nr. 3, 9.
b) mit beziehung auf menschliche organe:
alle genäde ich dir versperre,
diu ougen ich dir i^ zeire
sam sie nie da gewüeliseu.
von dem iibelen weibe 757 ;
untz bis in die bert gewüchssen (donec cresceret barba eorum).
Eggestein l chronic. 20,5 (bleibt zu Jeriho, bis eur hart
wachse. Luther, ebenso Kohürger. Züricher, Straszburger bibel.
Eck. Diktenbebger); und der könig {David) lies jnen {den
knechten) sagen, bleibt zu Jeriho bis ewer hart gewechset,
so kompt denn wider. Lutiieb 2 Sam. 10, 5 {manete in Jeriho,
donec crescat barba vestra; untz daz euwer berl gewachssen.
Er.GESTEiN, Kobürger ; bisz üwer hart gewachszet. Züricher
bibel; gewechset Straszburger bibel; gewechszt üiktenbebgkk ;
bisz das wachse ewer hart. Eck).
2) der abschlusz der bewegung tritt in der beziehung auf das
waehsthum des menschen — vor allem des mannes — beson-
ders deutlich hervor, die bedeutung wird hierdurch verengert;
von der physischen grundloge greift das wort andererseits auch
in das intellectuelle gebiet über.
a)
.wenn er gewähset ze manne,
daz erbe besizzet er danue. kniserchronik 1393;
und vart mit uns widere durch iuwer kindelin :
daz ensult ir läzen, viouwe nilit verweiset sin.
swenne iwer sun gewähset, der troestet iu den mnot.
di wile sol iu dienen manic küene degen guot.
Nibelungenlied lü2i,3 LucUmann;
'und ziehet in ze eren, unz er werde man.
hat iu in den landen ieraen iht getan,
daz hilfet er iu rechen, gewähset im sin lin'.
die rede hörte ouch Kiii mliilt. des künic l^izelen wip.
'im solden wol getrouwen diso degene,
gewiielise er ze manne': so sprach Ilagene:
'doch ist der künec junge so vciciich getan,
man sol mich sehen selten ze hove näh Unliebe gän\
1854. 1855 Lacliitianit;
dö die gewuohsen ze man. Stricker 8, 12;
sin selbes herz im daz gehiez,
kernen diu kint zen ir mägen
unz si gewüchseu zuo ir tagen
bie ze tiutschen landen,
si liezen sich liht anden
ires rebten vater tot. . . .
Ottokars reimcluonik 1122 Seemüller;
SO er denne gewähset {der anlichrist). so chumet er ze Jeru-
salem, un sezzet sinen st61. in daz heil, muiistiure. und
gihet offenliciien. er siz got. spccul. eccles. 172; do der einer
starp, der bevalch dem andern sinen sun, den hielt er bis
das er wol gewuchs. der veter buoch 11,8; und da er (Christo-
phorus) gewuchs zu voller kraft, heiligen leben (I47C) 100"; und
do daz kind gewuchs do ward es sierii und schrai und
sprach: *o we, wie we tut mir daz hopi' und starb schier.
Merzdorf die deutschen historienbibeln des miUelalters s. 460.
6) in übertragener bedeutung: et nutries me. unde du
ziiihest mih. unz ih mine heiligen elnzensamenondo. kewahso
in magnum corpus ecciesiae. Notker psalm 30, 4.
3) Übertragung auf abslracle begriffe.
a) diu rede (dos gerückt davon) gewuohs unz an in.
Mai vnd Ueaftur 125,25;
die (gerechtiqhcii) man wütende sach
gegen den valschen wurmen,
in denie himele stürmen,
unz si gewuchs so gar hinab,
und darnach Iren vluz gab
an Adamen, den si treib
da hin, da er in uoten bleib, passional 4,5 Köpke.
b) diu meisterinne gedähte do:
'gestate ich dirre dinge also,
waz mac da schaden gewahsen an?
wan dirre halptöte man
der slirbet morgen oder noch:
so hän ich mnier frouwen doch
gefristet lip und ere\ Gottfrigo Tristan 1239.
4729
GEWACHSEN (a.lj.-cl.)
vgl. (lA wulssrnt dicLe Hcliaileii uo. 'iso. vgl. auch div vtrtrtn-
äungen von wucbüen im älteren kantlci>liU bet lUtrtntmcH-
WOiciM 801.
c) »waf leb ntU kumber le feranc
und »wai mich lorg« ie getraue,
da rAiiii ich jAniera lAr«;
IUI hftii ich »orgea mrir«
daii mir in betian la gawunh».
\VoL»«ia WtlUhalm 01,1;
und bahrii bolTiiung, wriin nii i-wer ginulie io euclj ge-
MecbHel, dua wir iiiiKer rvuel nacb, sullcii netter komeii.
LuTBcn 2 Cor. lü, h& (al^avofteviji lijS niaitiut vfnüv;
wiinn bab<>nt die zuveisicbl ruer ßeMucb^ten Ireuwe groiz-
incrlitig zu n erden. Kcgkktkin, chentu Kobuki.ki; und habend
biiHnung wenu nun üwer ßloub in lieb gi-wacbazei, da» nir
unserer regol nacb wüilind witer l.<imnien. /ürirlier Mel;
etvers glauhcns, der in euch wecbnei. Lhsrk; wecbtt tcn
und UlKrKMIKRCKIl).
(iKWAdllSKN, particiiiialti atljectiv zu warhseo (i. d.) und
ilem vorheviielunden. die isolieiien verveudungcn des parlieipt
knüpfen in cnler linie an bedeutungm , uie sie oben unter i)
entwickelt worden »nd (vgl. gewucbsen, adnllus). eine andere
gruppe jedoch (gewatlisener stein) nimmt hdeutungen auf, die
nur an\ verbum simples mm ausdruck kommen.
l) schon die althochdeutschen dinkmnler bevorxufen unter den
formen des verbums das pari. prdt. t;cHucb$«n, vgl. Graf»'
l.iisa. ir*»jn sf/io;i hier ansitze tu isolierti-n Verwendungen des
partieips hervortreten, so werden htUere in der mittelhoehdeul sehen
duhtung wetter ijefördert, vgl. mhit. wb. 3,4«l'. Lkxfb ;i,W3.
a) für die althochdeutsche periode überwiegen die belege aus
glossen. der vermendungskreis ist sclion hier ein umfassender.
<t) der allgemeinsten bedeutung des verbums nahestehend: nata
giwabsauiu. qlo^sen tum liber comitis (congreyabo omnia quae
nata sunt mihi, tä ytrriftaiv fiov, alles was luir gewacbsen
ist. LUTIIKR u.a. Lucas 12,18), STKINMtYbR-SlKVBRB 1,819;
. . . lliuu bie erisi theta «verold gi«euop
eiuli thuo all biOeiif; iiiid enu wordu,
himil endi ertlia tiidi al ihai «eu biliiidan egun
giwnruhlcs eiuli giwuhsanea: tbai wuith ibuo uii mid wordan
godas
ra«to bifangan.
Ileliand 42;
giwassana glossen tu Vergil (Aeneis 11,136 evertunt actus ad
sidera pinus , hier wübil man erbabeoe li( blen vom grund
Ulis. Voss), Stkinmetkr-S!i;vkrs 2, 6GS.
ß) der iibschluii der entwicklung wird hervorgehoben, vgl. ful-
walisan, consummatus, perfectus. Grafk I,6t*7.
1) mit gewussenid {für gewacbseiiemo) glossen zu li-udentius
l'/ui <unc concreto processit crine, calenis squalens carcereis.
contra Symmachum 1,490), Steinhevkr-Sievebs 2,468.
2)) »lummue puberiatis kawnbsanu tattun (tuttun) glossen
zu Gregors cura pastoralit (daselbst Hessen sie ire brüste be-
(ireifTeii, und die zitzen ircr Jungfi-auscbaft betasten. Hesekiel
u:>, 3), Sri-iNMKYEn-SiEVBiis 2,230.
y) dieses abschlicszende moment kommt vor allem in der be-
zihung auf die menschliche entwicklung sum ausdruek; ge-
wacbsen wird mtt Vorliebe für Hie menschliche [namentlich
viannluhe) reife gebraucht, vgl. oben gewacbsen -l); aduUa
Kawabsaniu, ka^^absanui Hrabanische glossen, Stsinheter-
SiKVERs 1,5; iidultis cawahsanem {Karlsruher handschr.),
rawab>enen (Oxforder handschr.) althochd. glossen sur bibel
(üwd da nu dii- knaben gros wurden. Luther l Mos. 25,27;
<lo sie wurden erzogen. Egüestbim und Kohurgbr; da nie
crwöcbsen tcn), StiiIniikvki.-Sikvkrs 1,271; giwasshanen codex
S(. Pauli ebendort 1, 301 . exuletum giwasbsinen glossen su /Vu-
dcntius {leno, exoletum [den (ianymed\ qui tyranno pertulil.
pcnsiplianon 10, 23ö) ebe>i,loit 2, u<i ; exoletus «iwalissen {Wiener
hnndschr.), gtnvalisscn (Münchmr handschr.) Hcinrici summarium
iinch 11, Stkinmkybr-Sievkrs a, 23.°>.
S) dasselbe mit bezu;/ auf die thierweU: excretos, aduUos,
giwahsaniu glossen zu Vergil {multi etiam excretos prohibent
a tMtribus liaedos. Ceorgic. 3, 398), Stbinmeybr-Sibybrs 2, 640.
b) die mittelhochdeutsche dichtung Uvorsugt twei Verwendungen
des piirlii-ips: wobi gewacbsen und gewachsen, adultut.
a) wubl gewachsen.
l)) in besiehung auf die vegetative weh:
dat treip er vasle gegen mir her.
er luort ein wol gewabscn sper,
das »hiOR er undur den arm ain:
als tet oiicli ich lehani dai; min.
Ulrich von Lichtrrstkin /roMeiidteMi 9&o,t
Baekttei».
GEWACHSEN (adjecl.)
})) mit ftnteJbniiy 9uf den wuitktn:
4730
dar bell (Hagen) «>•• wol gewabe««, dai Ul alwtr,
gr6t was er len bruiieo, goalacbai wai »In bar
nit einer griaea vaiwa, diu bei« wtrv In lanc,
eiallcb slo gedune, er bete btrlieiMa f aoo.
ntkMmm*» IC71,1,
minen btrrvn, dinen «belHi,
den liii, dat er dir helfe beim
und dicli liin riiur maebe. . . .
tu» »prairhan a'alia »amai denuci
'Mn'. er hii game fuuge :
Tritiau hii kraTi genooga
nnd lii ein wol gawahaeo man.
(iOTTraiRb Trutmm OM;
«I oam «to vlli^eeliebe war
mit lOeser bandelungo,
■o laore, bis der junge
wart ein woi gewabten imeht.
KoRRAo fON WSaiauBo frviamarkri»^ Vtt,
hier berührung mit gewachsen — adultue.
ß) aduUus gewachaen, jüngere Heichenautr fJwwa. NoRi
anuiger h, 393*.
0) mau zöch in {Siegfrinl) mit dem nii« al* in d8{ woi gexaa.
von «in selbe« muole war tugeni er an ilrh naai.'. . .
er wa« nu sA gewah»en aa< er ze hove reli.
die liule in gerne stben : manic frouwe und otaDie auÜL
tiibelun>irn 15,1 tjsckmeumi
di gewabnen wip dem jungen man
Ir llbea eigenlkheii gan.
U. V. TÜBNRia Triuan 1797 llmgem;
gewabten leule vaui man wliiili
wilcni, to sind «le nu gar •plislk
uf arglu dink nu clelnlu kint. mmtr 14884;
der Wandel wunder Ist «o vll
daz ich nicbi katieo acblnden wll,
wir «chen ofie, das clelnlu kint
au der slrazien Iralzer >lni,
denne gewehten leule hie vor. renner I2M6
der laubhai wirft seioeu gewabten kiot aus dem nest, aber
^r er si berauzwerf, s6 Togelt er ai ror. Konbao t. Mwbs-
BBRG buch der natur 181.
y) schon in die mitleUioehdeutsdu periodt reicht mu verwn-
dung des partieips surück, die un$ noek heute in der redeut-
art 'wie einem der acbnabel gewacbsen ist' {vgL Uieili, tp. 1143)
geläufig ist:
der vogel singet al« 'me der munt
gewacien tteit izu «ange.
Sacluentfiegel, präfalio 48.
2) in der neuhoch deutselien periode erweitert und entwickelt
sich vor nllem die beiiekung auf die vegetative weit, her mache*
sich die anknitpfungen an dat verbum Simplex gellend, eine
weitere entwicklung geht von gewaclisen = aduUus aus. insofern
der hier zu gründe liegende absolute begriff eintchrdnkungen und
nähere bestimmungen erfährt, bildet sieh die ta neuerer teit so
beliebte Verbindung heraus: einem menseben, einer sacbe ge-
wacbsen sein.
a) anknüpfungen un das verbum simplex; besiehung üu,f ite
vegetative well.
a) allgemeinste fastung: auctus gemeeret, gewarhseo, xo-
genuinmen. Khisios 141*. Kibelios N t' n. a.
1)) wo dann etwo in einem wald, der su ferfaackeo tar-
dioget wirdet, junge Orter waren, derselben soll aufs leogest
verschont und die albe^jen am letzten , so oun dat all ge-
wacbsen bols alles verhackt, so ver solch jung holt anders
SU verwürchen und zu verbacken tauglich itt, angriffeo und
nit davon gesetzt werden bis ilerselb wald auf ainmal gar
verbackt und der maisz gerauinbt ist. htltard**m§ aus Lofer
und Vnken 17. jahrh. österreichisehe weü^ümer I, ttl ; es toll
auch kuinerlai sieeud oder abgemaiasen bolz in den inaisseo
SU schaden verlassen werden, und sonderlich sollen die
holzmaister in solchem verbackten kainerlai gross alt ge-
wachsen paum, die pesz zu harken lein, noch auch die
windwurf, dürrn und puecben nit unT«rb«ekt laneo. e^ea-
dort 262; mit iibertragener bedeutung geUet hierher: die tonst
so passive frau tchieo von der plotslicben emancipalioo
ihres kindes zu einem biQbeodro rofldchen and den dabei
vorkommemien beweiteo eiOM gtwacbteoen tdbttgefabit
gereizt. Gutzkow ritter vom yente 5 hu*, la tap,
2)) kaum war ich völlig wied«rk«rgetiellt und wobl io
meiner Deugewachseneo baut, so patste mich dat friolein
A« artig heraus, das« Ich mich kaum mehr kannte. Möbibk
{der tchatt) get. tthriflen 3, 92.
297»
4731
GEWÄCHSEN (adjecl.)
GEWACHSEN (ailject.)
4732
3)) dann ISszt sich zu deinen ehren,
autli zum nutz der erd' und luft, deine stimm' im donner
hören,
welche wir bei külilen bächern, und in wäldern so gelinde
oft nicht weniger vernehmen in dem lispeln lauer winde,
was uns durch die glüht der sonne jetzo gar zu warm und
schwühl,
mildern die gewachsene schatten, machens angenehm und
kühl.
Brockks jaUreszeiten 531.
ß) der begriff organischer entwicklung.
i)) ilaruiiib lies er sich auch da zumal in allerlei wan-
deln, und dienete in der gäbe, weiche alle neerete nach eins
jglichen willen, wie ers bediirlTt, au(T das deine kinder ler-
netcn, die du herr lieb hast, das nicht die gewachssen
fruchte den menschen erneren, sondern dein wort erhält
die, so an dich gleuben. Luther toejsft. 16, 26; gleich wie wir
leiden müssen, das die furleute in solchem losen regiment,
den wein über land mit wasser fel?chen, das man den reinen
gewachsnen tranck nicht kriegen kan, und uns begnügen
lassen, das wir doch das meiste oder etwas davon kriegen.
{Jena) 6, 352'j vorrede auff die historia vom hertxog zu Meiland
(1538); wie sie aber hard anlegen und ir gewachsen salz
abschneiden wollen. Schiltbürger 1599 s. 79; gewachsene wolle,
lana nativa. Steinbach 912.
2)) wiewol aber die kunst dünne säfft hart zu sieden, von
dem bergwerck abgesündert möcht gehalten werden, doch
diewcil eben die siilTt in der erden also hart in einander
gewachsen, auszgegraben werden, oder sonst ansz etlicher
der erden unnd steinen art auszgezogen.. Acbicola bergwerk-
buch {Basel 1621) al; gewaciisen metall, Ist soviel, als ge-
diegen oder massif, non fusum sed in terra jam purum in-
ventum metallum. Frisch 2,412'; gewachsen (bergwerk), was
bereits in der erde die eigenschaften besitzt, die ihm sonst
erst durch kunst und arbeit gegeben werden, als gewach-
senes golt, Silber, kupfer, vitriol u. s. w. .Iacobsson technol.
wörterb. 2, 78 ; ertzt so gediegen , d. i. ganz rein ertzt,
welches keine unart bei sich führet, als gewachsen silber,
gewachsen gold, glas-erlzt, roth-gülden ertzt, dergleichen
weisz- gülden ertzt, gewachsen knpffer, allerlei zinn-
graupen, glas-koptt und Schmirgel, reiner stahl, derber
blei-glantz , derber gewachsener zinnobcr u. d. g. wird von
den bergleuten bauer-ertzt genennet, weil solches nem-
lich jeder bauer zu erkennen weisz. Jablonskt allgemeines
lexicon der künste u. Wissenschaften (1748) s. 389*; gewachsen
ou gediegen gold, de l'or natif, qui a etc tire de la terre
tout formd et non dans l'ötat de mine. Schwan (1782) 741";
gewachsenes silber, gediegenes Silbererz (bergwerk) ist
unter allen Silbererzen das vollkommenste und reichste, in
dem es ganz fein in den reinen quarzgängen zu wachsen
pflegt, es setzet sich oftmals als bäumchen und Strauch-
werk, auch als andere gewächse in der klüftigen erde an,
wo der trieb der metallischen safte ausreichet, und wo es
sich also figürlich und bildend machen kann, wie auch das
figurirte gewachsene golderz thut. Jacobsson 2,79'; der griff
. . . mag auch wohl von gediegen gewachsnem silber oder
auch wohl von kupfer oder erz sein. F. Müller Genore/'a 35;
gewachsen eisen nennt man das eisen, welches bereits von
natur seine gehörige güle hat, und auch also in den eisen-
bergwercken gefunden wird, ohne dasz es irgend einer Zu-
bereitung bedarlT. Chohel 4, 1030; gediegener alaun, ge-
wachsener alaun, alumen nativum Linn., heiszt der schon
ganz von der natur zubereitete und ausgeschiedene alaun.
.Iacobsson 5, 626'.
3)) die Lausitzer, bei Luben, nennen sie {die erdlöpfe) ge-
wachsene tüpffe, denn eins theils des gemeinen voicka da-
selbst nicht anders denken, als sollen sie in der erde
gewachsen sein. Albinos meisznische bergchronika (1590) s. 178 ;
gewachsener boden ist solcher, welcher von menschenhänden
nicht berührt wurde, beim graben der fundamente, zumal
in Städten, trifft man gewöhnlich zuerst aufgefüllten boden
oder solchen, der durch auffüllung von schult und erde er-
zeugt ist. erst wenn dieser abgeräumt wurde, kommt man
zu dem hier in rede stehenden gewachsenen. Helfft wörterb.
der landbaukunst s. 142; bis dahin geht der weg zwischen ge-
wachsenen bügeln, d. h. zwischen solchen, die ursprünglich
schon auf dem landrücken waren und nur vom sande über-
deckt wurden. Goldammer Lithauen, Völker- u. naturbilder s. .'^i;
ich zweifle nicht daran, dasz diese Verfassung, welche sich
anknüpft an historisch gewordenes, oder, wie der geologe
sagt, an gewachsenen boden, ihre proben auch ferner be-
stehen wird. Bismarck deutscher reirhstag am 20. april 1894.
4)) der {Weinkeller) ist in einem selbs gewaxszenen holen
fölsen bisz herausz wartz gögen der ihür. Krafft reisen und
gefangenschaft s. 8ü {litterar. verein 61); gewachsenes gestein,
S.V.W, anstehendes gestein, gestein, das an ort und stelle
seine eigentliche, richtige läge hat, nicht verschwemmt, ver-
stürzt, schollenartig abgetrennt ist. Thiel landwirthschaflliches
conversationslex.4,ili>; er (ßismarcft) wuszte, dasz er auf dem
gewachsenen felsboden der preuszischen monarchie stand,
von dem die revolutionären fluten ablaufen muszten. Lenz
gedächtnisrede auf Bismarck am 22. dez. 1898.
5)) zur Verbindung selbst gewachsen vgl. oben das beispiel
ans Krafft; da were ein unmeszlicher grosser wald, genannt
Baienies , der zöge sich weit hinein, und stund allda für
ein selb gewnchszne mawer. Ringmann Cäsar (15S8) s. .59";
zwischen zauberischen gärten von selbstgewachsnen pome-
ranzen. Heinse Ardinghello 2,237. hier nimmt die Vorstellung
freier entwicklung übertragene bedeutung an; sie wird mit be-
ziehung auf den menschen in gegensatz gestellt zu zucht und
Schulung, vgl. mhd. seipwahsen I^exer 2,870: diese zeit hat
viel selbgewachsener und unberufener lehrer und predi-
canten. Mathksios Luther 182*; ein selbst gewachszener burgcr-
meister, asinus in pelle leonis Henisch 1590; marktschreier,
quacksalber, selbsgewachsene ärzte. Minderer medizina mili-
taris {Augsburg 1620), vgl. Schneller 2''', 266;
ihr seid nicht ausz der zahl der seihst gewachsnen beiden,
die bei den leuten nichts als jhre thaten melden,
wie sie gekämpfet ja mit solcher stärk und muht.
Rist l'nni. 490.
vgl. dagegen frei gewachsen im eigentlichen und lobenden sinne:
bei welchen blättern uns viel von den heldenmäszigen be-
mühungen des auszerordentlichen mannes {Schulenburg) er-
zählt ward, der auch hier als ein wohlgebildeter, frei ge-
wachsener, kühn beweglicher sich sehen liesz. Göthe45, 279
{biographische dcnkmnle von Varnhagen v. Ense).
y) kennzeichnung des Wuchses, vgl. gewächs sp. 4712.
1)) bestimmungen der art und weise.
a)) mit beziehung auf das vegetative leben der natur.
«)) eigentlicher gebrauch: ein schön gewachsener bäum, «n
arbre d\in beau hrin. Schwan (1782)741; krumm gewachsenes
holz, ftots rabougru ebcnd.; holz, welches nach besondern krüm-
mungen gewachsen. Bobrik allgemeines nautisches wb. 929";
für den griechischen pflüg ward ein krummgewachsenes holz
von Steineichen gesucht. Voss Vergils ländliche gedichte s, 56
{Altana 1800); knOttel ist alle mahl ein rundes, mit knoten
gewachsenes holzstück, und hat auch von knoten den nahmen.
F. L. Jahn 1,101; und wenn ich vor müdigkeit und durst
manchmal unterwegs liegen bleibe, manchmal in der tiefen
nacht, wenn der hohe vollmond über mir steht, im ein-
samen walde auf einen krummgewachsenen bäum mich setze,
um meinen verwundeten sohlen nur einige linderung zu ver-
schaffen. GöTHE 16, 80 {Werlher); mit krnmingewachsenem
gelöstem haar. Hückert Nal und Damajanti 155.
ß}) übertragene Verwendung: der nebel löste sich in geraden
gutgewachsenen regen auf. Holtei vag. l, 184.
b)) mit bezug auf den menschen.
«)) wohl gewachsen, vgl. mhd. wol gewahsen oben sp. 4720 f. ;
wohl gewachsen, bien fail, bicn pris, de helle taille, d'une belle
/enue. Schwan (1784) 741; wohl gewachsen sein, to be well
shaped, übel gewachsen, misshapen, deformed. Ehers 2,644";
die Tungusen, die südlicher wohnen, ähneln schon dem mongo-
lischen Völkerstamme, von dem sie dennoch in spräche und
geschlecht so getrennt sind, wie der Samojede und Ostiak
von den Lappen und Grönländern: ihr kürper wird wohl-
gewachsen und geschlanker, ihr äuge auf mongolische art
klein, die lippe dünn, das haar weicher. Herder (id. zur
philos. d. gesch. d. menschh.) zur philos. u. gesch. 4, 13; nie zuvor
ist mir's aufgefallen, . . . wie schön die {meine Schwester)
war, wie grosz und wohlgewachsen. Anzencrdber {dorfgänge)
ges. werke 3, 73. vielfach berührt sich wohlgewachsen, wie schon
oben bei Konrad v. WtjRZBUBO {sp. 4730), mit der bedeutung
ausgewachsen, adultus, vgl. puber wolgewachsen. gemma gem-
marum Diefenbach 470'; ich war stark genug dazu, wohl-
gewachsen und arbeitete mit lust. J. Gotthelf l, 133 {bauern-
Spiegel).
ß)) so dünn und leicht angezogen '. — bist auf mein ehr
recht hübsch gewachsen, so schlank! alles so markirt.
IL L. Wagner die kindermörd., deutsche litleraturdenkm. 13, s. 9.
4733 GEWACHSEN (.i.Ijcct.)
in laufend formen mns»l du di'-li rirtitttknn,
doch, lllerlinlitl«, glidch erkerin li li iliih.
du magit mit lautiitr^clileiorn iili h boilrckon,
allKORanwIrllge, gleich orknin' ii h ilirti,
an dar ejpraaaa reio^ll■rll. jiiiik>-iii lUebnn.
allichAnyewaebi'na, Kl<-i(li erlKnn' irh dich;
In dea canala« relnam wallanleban,
•lUcbroeichalbarte, wobi erkenn Ich dich.'
GAtnb {Huttika) ft. 100;
Hn «rin ma di« Franzosen noch lieber, de aen weoigiteDt
aaiilier gwachten. Koiiccia iäyUtn MO.
3)) kennteichnung der auidthuung dit umthtn.
a)) ich ittand neben einem bcrrn von Scbaclt ans Mecklfo-
bur«, der, wie ii ii , lang gewachaen, and auch in justii-
rererendarirn-tiiiirorm war, was den prinzen (von Prnutin)
zu dem schera vcranlasile, die Justit suche aieh jetzt die
Icute wohl nach dem gardemasze aus. Oishabcb gtdanktn «.
trinntrungtn t, 38; aber ich denl^', ich bin gerad' lang genug
gewachsen, daitz ich dir bis unter die noie reich' und so
liann ich wohl nit abcrüelien worden sein. ANzcitcaaaia
(dorfgdngt) gtt. werke 3, tU.
ß)) gewachsen war ich damals schon so hoch wie hent.
AnzBRCBuniiR (dorfgdi\()t) 3,120; ihre hoch^ewachaene flgur.
KDbnbirckr der Amerikamüde t. 71; die hochgewachsene, edle,
in jüngeren jähren gewisz schon gewesene frnu. GoTzaow
rüter v. geitte I, eap. I ; seit der Bernhard das {Sekiller$ jumj-
frau) vorgelesen hat, ist mir's doch Immer, als wenn ich auf
einem hohen berge bei grOszer gewachsenen menschen auf
besuch gewesen wQre. Adbrbacr neuet leben 3, loo.
3)) aie nahmen jetzt erst den jungen schlankgewachsenen
maier . . in die mitte. Uorzaow ritter vom ;eü/« 1, eap. 'i.
b) dai ab$chUe$unde momeitt steht im Vordergründe der ent-
»itklung.
a) betiehung auf die vegetative tcelt: ain viertail meil wega
von Coburfik vor nim derflTIe im freien feld, fler feldbieren
lieim, hart noch einander an aim rain steen, iinder welchem
lier forderst, so gegem nulTgang der sunen steet . . angc-
r.'ingrn bat wider aulT ain newes ausz den butzen der fast
linib gewachsnen bieren, zu blieben. S. Fisciibr ehronik von
f'lw 209 Yesenmeyer. vgl. hnibgewacbsen th. i,7, tp.Wi; ich
li;ibe selbst bienen auf den reifen, aufgerissenen zwetscbken
-Rsehen, sonst pflegen sie nicht auf gewachsene fnlchte zu
lliegen, als in groszem hunger. Bbcrbr hautt-vater {Uifiig
IttSii) .t. 163.
ß) bi-.iehung auf den menschen, gewachsen i» aduUus. die
neuhoehdfuttche periotle begünsligl hier enreilerungen und con-
currtnibildungen : dnsz wir, einmal gros/, gewachsen, es besser
verstehen. An/KNcauBEn 3, 8t ; xu wohl gewachsen vgL oben
«p. 4732 ; belieliler sind die formen von erwachsen {vergl. theil
:i, 1037), dessen partieip das unsrige völlig verdrängt hat.
\)) in den Wörterbüchern wird gewachsen noch früher ver-
drängt, als in der litteratur. unbeflritten ist es noch in voca-
b\üaritn: aduUus gewachsen jungling. Twincbr, vgl. Jostbs Z5cA.
gesch. Oberrheins n. f. 10, 430 ; adultus, gewachsen, vocab. rer.
DiEfKNiiACH IS*; adultus, ein gewachsner, dicuntur perfeeti in
virlulibus. MsLBBR vocab. pred. kH'. Dasypodids dagegen giebt
für puhens erwachsen, das gleiche setit Maaler (119*) in der
hedeulung von aduUus. für gewachsen bemerkt er: yelz Aber
sein alter, aduUus (178*); vgl. adultus, gewachsen, erwachsen,
jrtz über sein alter, oder guter tagen. Fnisius 40*. IlBiiiscn
irrnni^t tri« immer so auch hier alle formen : gewachszen, er-
wachszen, adultus, auctus. 1590. die weiteren belege lassen er-
kennen, dasi das partieip in dieser bedeutung allmählich ganz
auf vber deutsche, spesiell schweitervche quellen zurückgedrängt
wird, gewachsen, adultus Th. Spibsbr novum lexic. univers.
{Bafel 1700) I.M)'; gewachsen, qui est devenu grand, qui a
de l'dge, adultus. neues .. dictwnarium (Genf 1704) 144'; ge-
wachsen, aduUus Vb:ibroni kaiserL sprach- und Wörterbuch,
neu herausgegeben von pr. Piacard tu Basel [Köln 176«) 74*;
gwachsn, gwagsa, erwachsen Toblbr AppenxeUer sprachschati
247*; e gwachsnes kind, ros, kalb ele. Schmblib« 2*, sas
a)) in der liUeratur: in den tagen nach dem unnd Moises
was gewachsen, do gieng er ausz zu seinen brOdern und
sah ir zwangksal unnd einen Egipter mann schlahen einen
von den Hebreern seiner brüder. Kobdrcbr 2 Mos. 2, 11, ebenso
EcRBSTKin {in diebus illis postquam creverat Uoises; zu den
Zeiten, da Mose war gros worden. Lothbr, ebenso Züricher
bibel, Dibtsnbbrgbr ; nachdem Mosea gewachsen war. Ecr).
wt« schon in der mittelhochdeutschen ptriodt, wurden hier be-
stimmte aUributive Verbindungen des f4rtieip$ betortugL
CEWACUSEN (adjerl.)
4734
a\) er bat noa weiter drei mwhwg tSa: Diel her deo
sibendeu uod (ireiabuldeo den uuUn nd Haanprecbtea.
Atbiotir (ehromik) », 77 ; er (ffeai S^pf, dir ßkrtr tkm 4itk»-
bände) hat fil gtwacbenar sAn gtlMpIt dl« ^04 fmi «M
erbar gewesen as4 kakM «rfem l«al klD4 zS J«r m (»•
hepU solche fraindeelMfl, i&n MM sie all nit ti •■»
seban.len mach, hat am RBgiawtw md ia sit MdU tiOMa
tkronik von Augsburg, 4, tUiUckrmtittu n,»mi
Frrlburi. dia atadi, las Br«l*fen l«U.
da aa«t ein aebnld «er lanfar sali.
dar ein «awaeliaeo aoo« kaii,
dar Im lagllch arbelian ibaii
In salnar »chmldiaa frO und «pat
li.Sicaa (da« lekmiiUt «m) II, M« IMler CMut
als die zwei (hntf<r) erwucbaen ond vraren scbier gRv*ckae«,
da starb der vatler. Sr.auaAnn McAiMcUm 3M, II (MMrw.
•rrrtn 107); es het aber der baor «in jaogeo aoo, 4er war
gewachsen, aber gantz cinfelliff. Sil, SO.
b)) ein baur sasz nit weit von Vulkacb in Fraockealandt,
der bett ein gewachsene tocbler. Scuvunmnu^eMibüeUtinüi;
es war ein banr nit weit tod seinem bausz, der bett drei
gewachsener tOchler. 241; o wie naocb« eitern thaien olIl
ihre gedancken abmntteo, ond verbOrtzen ibm Miilaff, ia
berathschlagung, wie sie etwao mochleo ibr» gowadUMMO
lOchter nach wuoscb versorgen. AsaanAii & S. Ctaa* mtrth
Wienn s. bi,
e)) vereinzeUe Verbindungen: einem fewacbseneo meoknecbt
{ftthrkneektt vgL mlbnen, mfthnbube, mlbnjunge tA. 6, $f. I4M.
UCl. 1405) oder paeben der stark und xu der arbait geschickt
ist, ain jar nit Ober zwen gülden HeioiKh. landpot in OttT'
und Niederbtiern (1516) 43*; so aoileo die andertan in 4m
obgemciten marcben geseszen binfur ta ewigen zileo alle
jnr..von jeder sonndrigen buszbab ungevarlicb ain gewacbaeo
erber person, allweg uf den zinstag in der oslerwocben
ainenn crQtzgang mit einer kertzen .. in nnnszer vorgeoell
münster zu Sannt Gallen ton, unnd am opfer sm. sttflungs-
brief der pfarrei Teufen 1479, Zbi.lwbcbr 2, 1,482; einem alten
gewachsenen menschen gib 1 lotb, einem jungen, obngefebr-
lich unter 20 jabren, S quintel. Hobribo 1,345*.
d)) Verbindung mit adverbitn: also flodest do die erst g».
wachsen jugend glatt. DPreb nocAlati 361,is lan^; ein balb-
gewachsener knabe. Acirbacb auf der höht i, tu (vgL halb»
gewachsen oben tp. 204).
e)) Substantivierung: ein gewachsner. Mblbbb voeahsltrium
predicant., vgl. DiBrRüDACH 15*; kann golt den gewachsenen
md allen den h. geisl geben, so vielmehr aneh den kinderlm.
Ldtbbr (iicArrd. 291* : die man in jnngen kindem merklicher
spQrt denn in gewachsenen und alten. Matbbsios 4«yr*f«lM:
wann dann eine {der Jungfrauen} abstürbe, so snlt man tiM
andere gewachsene, die gott wolt dienen, darein thiln.
ScRDMAMN naehtbüchlein 144,26; die gwacbsna, gwagsna, er-
wachsene leute, die erwachsene». Toblbb AppeuieUer tprttk'
schätz 247*.
c) die reife, Vollkommenheit, ab relatiter hegrif.
a) atu dem relativen gebrauch gertnut dtr käuplhefrif eim
mannigfaMgkeit der färbungen^ dit Uttrmiitk MV «s eimtäutm
belegen gefusit werden kann, edt nilfmHil ktmm ätk t. h. tim
bestimmte art und weise, zu kaudel» ««4 sa fedksfraeltf/lfa
aufzutreten, darbieten, die nur dem erwsitktenen tmktmmt:
und ob iemand auf der gewalt kert hab, oder der daaa
gewachsen sei, dasz er verpong, d«B< er aoa der gewalt
icht ker. Ttroler weisthümer I, «4, fl {6f nuu§ tu Angel)',
hauptsdchlich jedoch setu dte enlricklumi M vtrmmtUn§eu ««,
die dem gebiet des kämpf es, weUslrettes eulifiitfmu ww ■•-
gezwungen sieh hier dt Meutu»§ «an flridkaMSttt «s krmfi
und mitteln aus dem partilif nlmUM» ftaaalr, as^pn dft».
licA« Verwendungen de* 9trtmmt waehaea; scrft. 4«a eini
{sp. 1460) angeführte beispiel: so gehet •», wenn die bem..
uneins werden und bitten frerobde gest« za sich, damit da
ihrem grgeniheil zun hauplen wadieea («a Ira/I ttmtikm»
uien\. Mathesics Sar. 87* ; diese siaaMe /Hsdk 4(r MMaaf
hat sich auch das ptrtiap noch ia spdlrrrr ttd htmtkti: gltiek
m.1chtig und gewachsen standen in ihm neben einander lielw
und freiheil ; nnr durch einen neaca cotechlaet wordaa äe
verbunden und versöhnt, sanft tn
J. Paol Htoa 4, 197. la «afm
ii* nrmduattu, ik $kk auf iat purlkif aüria kcs<*riaAea-
4735
GEWÄCHSEN (adject.)
GEWACHSEN (adjecl.)
4736
Ihr majeslat wil ihm [dem grafrn Mhrecht in Fianken)
sein gewachsen
und selbst rechen die übeltbat.
die er begieng an graf Cunradt.
Jacob Ayrer (tvincdin und qnmc hislnii von erbnuung . .
fliffts Bamhcrij) 587 Keller;
wann wir einmal bicrinnen beliümmet und umMegert würden,
wüszl irli warlich niclit wie wir liesliinden, wer zuhesorgen
wir niüszten die stiimpff dahinden lassen, treck, treck, spracli
l'icrocliol . . laszt sie nur kommen, wir seiiul jlinen gewachsscn
unnd gesessen. Fischart Gargantua 423 neitdruck; vql. auch
oben sp. 4070. auf den relativen gebrauch des engeren begriffs
von adullus liesze sich das folgende beispiel zurüch führen, doch
wird es besser an die zur rcdensart ausgebildete Wortverbindung
angeschlossen :
sie kann noch nicht mit dem gebeugten nacken
das joch ertragen, sie ist nocli
der buld des gatten nicht gewaciisen.
S. Langr nbirselzuiiii des Uoraz (2. buch odeb:
iiondiim inniiiii cnmpai'is (icqunre vnicl), verijL
Lessing {vademecwn) 53,236 /f.
ß) die Wörterbücher nehmen von dieser venvendung erst spät
notiz.
1)) einem gewachsen sein, etre egal a quetqu'un en forces,
viribus alicui parem esse, neues .. dictionarium {Genf 1704) 144';
gewachsen sein einem ding, sufficere alicui rei, labori, parem
esse alicui. VVeissmann (1715) 156; er ist ihm nicht gewachsen,
huic impar esl. Steinbach 912; sie sind einan<ler gewachsen,
aequo pugnant Marie, ebendort; sie waren den Römern nicht
gewachsen , ils n'elaient pas suffisants pour faire tele a ceux
de Rome. Schwan (1782) 741; einander gewachsen sein, etre
ä deux de jeu. elicndott; einem gewaciisen sein, etre en etat
de rdsister , de faire resistance, de faire tele a quelc. ebendort;
er ist mir gewachsen, he is a match for me. Fahre^krügeb
2, 326, ebenso Ebers, Hilpert u. o.
2)) einem dinge gewachsen sein, baslare, esser bastanle, sof-
ßciente in qualche cosa. Ferro Montano (1700) 139", genau so
Castei.li (1730) 1308"; er ist dem geschäft gewachsen genug,
par est huic negotio. Spieser novuni lex. {Basel 1700) 15o'; er
ist der last nicht gewachsen , major est moles , quam ut hie
eam subire possil ; er ist der arbeit gewachsen , suppeditot
labori. Steinbach 912 ; gewachsen sein , parem esse rei, sufß-
eientem esse. Kirsch com. 2, 15o'; gewachsen, adject. bastant
Kondeau-Buxdorff 253'; gewachsen, vermögend, hinreichend,
suflisnnt; gewachsen sein, die krafte, das vermögen haben,
sufßre, avoir les forces, la capacile. Schwan (1782) 741 ; ich bin
diesem anite nicht gewachsen, je ne puis sufßre a cctle charge.
Schwan. (I7N2) 471; einer saclie gewachsen sein, tobe able
for somelhing. FAiiREMiRfiGER 2,326", ebenso Ebers u.a.
y) in der liUeratur stehen die verbinduniien mit dem persön-
lichen dativ zurück, der sächliche daliv bringt entweder eine
Vorstellung zum ausdruck, die dem träger des parlicips von auszen
her sich entgegenstellt, dann bleibt dieselbe bedeutung, wie beim
persönlichen dativ: fähig, stand zu halten, sehr beliebt sind
jedorh neuerdings die Verbindungen , in denen eine innerliche
bewältigung erfordert wird, hier erwächst die bedeutung genügend
für, geeignet für.
l)) und jene genies, die gar den himmel bestürmen
wollten, liegen unter dem Aetna und andern bergen, sie
hatten zum theil auch hundert liande und Schlangenschwänze
wie die himmclsturmende genies und neuere leligionsschöpl'er
unsrer zciten; aber vater Zeus war ihnen gewachsen. Herder
{vom erkennen u. empßnden der menschlichen seele 177S) 8, 225
Suphan; ihr seht's, dasz ich euch gewachsen bin. F. MCllkr
Genovefa 302; er warf sein ganzes Studium darauf, und fiiliile
sich bald den geschicktesten advocalen gewachsen. Göthe
17, 23 (Wahlverwandtschaften);
doch von grund aus bleibt er ein schalk, wie sollt' ersieh
bessern?
macht man ein bfindnisz mit ihm, so bleibt man am ende
betrogen :
denn er drehet sich listig heraus, wer ist ihm guwach.sen?
GöTUu (tieiiieko fnchn) ivcrit« 40, 161 (alle dessen is he
to behende Hcinhe de vos 47b3).
aus der analogie mit synonymen Verbindungen ergiebt sich die
construction mit der präp. für: es giebt dinge und menschen,
für welche er einmal nicht gewachsen ist. Forster briefe
2, 579.
2)) a)) das fcuer ist erstickt, nicht gelöscht, sie sind ihm
nun gewachsen, es wird nicht wieder aufkommen. Göthe
{an Kestner 28. jun. 1773) briefe 2,61;
hoch zeigt ein steinern t^chuuer tlinrro
sich dort gewachsen jedem stürm;
alt, winddurchblaseu steht dabei
noch die kapelle, Tensturfrei.
K. Mater (das Städtchen) rjedichte^ 245;
wenn nun auch die robuste tragfähigkeit besagten gewis-
sens jener last für die zeit vollkommen gewachsen sein
dürfte, welche hohem oils (und von mir selbst) nothwcndig
erachtet wird. Bismarck an L. v. Gerlach 22. juni 1851.
b)) ('S begegnete und geschieht mir noch, dasz ein werk
bildender kunst mir beim ersten anblick miszfällt, weil ich
ihm nicht gewachsen bin. Göthe {maximen und reßexionen)
49,52; freilich standen diese schriftlichen Überlieferungen von
einer seile der natur zu nahe und von einer andern auf
einem zu hoben punkte der glücklichsten bildung, als dasz
die auflinder ihnen hätten gewachsen sein können. 53, 120
(z. geseh. d. farbenl.); das fasziiche wird uns immer zuerst
ergreifen und vollkommen befriedigen, ja wenn wir die werke
eines und desselben dichters vornelimen, so finden wir
manche, die auf eine gewisse peinliche arbeit hindeuten,
andere dagegen , weil das talent dem gehall und der form
vollkommen gewachsen war, wie freie naturerzeugnisse her-
vortreten. 39,81 {Philostrats gemälde) ; auch waren seine akteurs
den lustspielen gewachsener. SchCtze Hamburgische theater-
geschichte 3i)6.
c)) und nur dann und wann musz er ihn lassen einen
elTort Ihun, der auf wenige augenblicke eine dem Schicksal
gewachsene seele zu zeigen scheint. Lessing 12,57; es gibt
problematische naturen die keiner läge gewachsen sind in
der sie sich belinden und denen keine genug thut. daraus
entsteht der ungeheure widerstreit, der das leben ohne
genusz verzehrt. Göthe {maximen und reflexionen) 49, 49;
unter den anwesenden aber zeigten sich symplome, dasz
ihr verstand solchen vorfallen nicht gewachsen sei. huiEn-
MA^N Werkes, 165; in der 'steinkirche' hat die Wackerhahnsche
mit ihren Schützlingen für die nacht lieber quartier nehmen
wollen als auf schlosz Scharzfels, hat aber da durch eine
erscheinung einen schrecken gehabt , dem selbst sie zuerst
nicht gewachsen gewesen ist. W. Kaabe Hastenbeck, s. 270.
dl) er meinle auch, wie jeder dritte zeuge eines Verhält-
nisses, dasz keine leidenschaft den angriffen des Verstandes
auf die länge gewachsen sei. Immermann werke 4, 106; in
der gesammten deutschen bevölkerung nährt und steigert
sich das miszvergnügen durch das niederschlagende gefühl,
dasz eine grosze und kräftige nation durch die mängel ihrer
gesammtverfassung verurtheilt ist, nicht nur auf die ihr ge-
bührende geltung in Europa zu verzichten, sondern in steler
sorge vor dem angriff von nachbarn zu leben . denen sie
unter umständen mehr als gewachsen sein würde. Bismarck
dcnkschrift über die lösung der deutschen frage 1861, vgl. his-
marckjahrbuch 3, 195.
e)) so bald er {der prinz) zu reden anfing , lallte er epi-
grammen, und sein witz ivurde nach und nach so stachlicli,
dasz ihm keine biene mehr gewachsen war. Wieiand {Don
Sylvia von Rosalva) 12,132 (1814); er fühlte sich der mundfer-
tigkeit des kleinen mannes durchaus nicht gewachsen und
versuchte daher, der ihm immer unangenehmer werdenden
läge mit einem male ein ende zu setzen. Anzengrlber ges.
werke 1, 213.
f)) das stück ist um der musik willen da, zeugt von der
guten menschenfreundlichen seele des verlassers und ist
dem bedürfnisz unsers theaters gewachsen , dasz ackteiir
und Zuschauer ihm folgen können. Göihe briefe {an Jo-
hanna Fühlmer 23. nov. 1773) 2, 123; meine körperliche fähig-
keit . . ist nahezu erschöpft, meine arbeitskraft den ansprüchen
nicht mehr gewachsen. Bismarck an seinen bruder 23. juli 1871.
3)) o)) ehrngedachter herr Fabricius {schreibt) an mich:
dasz er vor etlich jähren in einer vornehmen Zusammen-
kunft gehurt hätte, dasz, als ein solcher geflickter brief aus
einer fürstlichen cantzlei an einen landschultheissen were
geschickt worden, einen zwar guten alten und ehrliebenden
leutschen mann, der aber im übrigen dieser nagelneuen art
zu schreiben noch unerfahren und ungewachsen wäre , und
also desz fürsten meinung widersins verstünde, er einen
peinlich verklagten, jedoch unschuldigen , bette zum tode
verdammen und hinrichten lassen. ZiNKGRÄy apophthegmnta
1,212; da die dänische besatzung schon stark geschmolzen,
der Überrest der rastlosen arbeit nicht gewachsen war.
ScHiiiER {gesch. d. 'Mjähr. kricgcs) 8, 131.
4737 CEWACIISKNIIRIT — fiEWÄCnSHAUS
b)) es iit bekannt, dati «cbun kalter (^rl der (roate an
einnr (auUcben grumiiiutik arbeiten lomen, ood nicbl* il«»tu
niimliT baben wir vielleicht keine bU dato, die lugttnglirb:
und oh zwar einige Frauzüsen aich darüber genucbl, weilen
iirie ihrer natlon ticb von weniger zi'it her aufa teutaibe
/ii Irgi-n hegünnen, ao kann man durb leicht eracbteo, daaz
ii'te Ifult tif.m wrrk nicht gewacbien gewesen. LeiaNU
ni'orgreifl. gedanken {(juelt. u. forith. ?3) ^^•, vtir buben mit
.liier nniiiirkung anger.ingen, wuvun der leaer Wellcicbt
Ncbun die nnweiidung ((rniurht hat. vr mag sie aber ge-
inucht haliiii, wie er will, «u niüxten wir duch geaieben,
•l:iNZ wir nichts damit Nuchen, als diejenigen abzuscbrecki*a,
V« eiche ihre Hcbultrrn einem werke unlerziebeo, dem si«
nicht Kewiicli4<-n sind. Lkssim: 3,210; er scheint ein zarter,
uohl di-nkeuiler mann gewesen sii sein, der scbßne kennl-
nme auwuhl in der miihlerei als in der musik verrOtb. und
wenn er seinem unternehmen auch nicht ganz gewachsen
i.it, doch wegen feiner und glücklieber bcmcrkungen alle
aufmerks:imkeit und in der geschichle eine ehrenvolle er-
withnuiig verdient. GOtuk {an Rocklüi isuo) br. ]1,13h: oocb
ilem unglücklichen versuche des könig<i von OSnemark . . .
war (iustav Adolph der einzige fOrst in Europa, von welchem
ilie unterliegende rretheit reitung zu hoffen hatte... und
ittirch persüniiche (Uhigkeiten dieser gewngten Unternehmung
i'Muihsen. Scnu [ im {gttch.d. SO jähr, kriegts) ^, Mi; denn da«
iii|i(üliel lag durinn, da<«z ich, ehe ich der sarha gewachsen
^M\r , Immer vtieder eiiiinnl scbrlfllich ansetzte. (>(Vtir [an
SihilUr i2. %. \tu)i)biiffe |0,231; meine freunde erlaubten mir
null intieihalh ihrer arbeiten zu scherzen, und sodann bei
.i-.:i -lUndrii denen ich mich gewachsen fühlte, die mir be-
MMiiini« am herzen lugeo, selbst.standig ouftutreten. (d, u.
w. Vi) wtrkf 20 >. Ki«.
e)) ich haha iiemriolich alle ursaebe, mich tu coDMOtriren,
Min iiemjeni);en wus mir obliegt, nur einigermaszeo gewachsen
zu sein. tiOruR biteft (an Pertliet, l«. nov. 1810) 3t, f. 4I&;
rine geniahÜn, so y.'lrtlich er (Gustav Adolph) aie liebte,
iirde von ullen regierungsf;c^cbaften entfernt, denen ihre
ti>ut<e.HcbrUnkIen filhigkeiten nicht gewachsen waren. Scrii.lkh
(gesch. d.Mjtihngfn kl ifijes II) H,\b3; um aber nun diesem
biiiligen geschulte, das sich täglich unter seinen bänden
aifle, mehr gewachsen zu sein und nus mangel der werk-
• iige Jii kein Opfer zu verlieren, .. setzte er \AU>a) einen
ausserordentlichen justizbof von zwdlf cnminaliicliiern nieder.
{gtidi. des abfalls der Niederl. III) 7, 320; inzwischen wQrde
ich doch leute benennen kennen, die diesem gescbflft . .
gewachsen würen. verhandl. dtr i bad. kammer 2. a/irii 1^35;
ich fürchte, zum ersten mal ist sie [die tPfligtsehirhU) ihrer
:iiil)sMbe nicht ge»:ichscn. HüitoKt. brie/werhsel I,.V2; ich seihst
kann keine gewisziieit darüber haben, oh die nuf^abe meine
fuhigkeit übersteigt, ehe ich ihr nüher getreten hin. wenn ich
mich derselben nicht gewachsen finde, so wenie ich der erste
sein, meine »bberufung zu erbitten. tii>Mkncti geil. u.er. I,'i9.
d)\ (iher ich gestehe ihnen, dasz ich der last meines amtes
nicht gewachsen bin. Wihi and (Don Sylvio von Rosalva) I2, 131
(1812): er (der Schulmeister) hielt rechnen und schreiben für
gar hohe küuste, denen nur ein genie gewachsen sei. J. (jorr-
HRLF I,l3t (bauernspiegel); das 8chlinini>te ist nur, dasz ich
einer prolessiir, wenn ich meinen wissensrliaitlicben apparat
mil dem anderer leute vergleiche, nicht gewachsen bin.
IIkiimm, briefweehsit 1,99 (an Etue iensimi, n. nov. 1842).
liKWAC.IISKMiKlr, f., iubstanitvbildung zum vorigen, vtr-
nnieü: daz der vater dem kinde zartet daz meinet unvol-
■luenlieil des kindes; aber sii ez zuo nimet an bekantnüsse
■i Vaters willen, »ö ist er ime minr an schine, daz ist im
crliietunge Azwendiges zartes, unt daz meinet vollekomeii-
lieit der gewachseiiheit des kindes. deutsche mystiker des
n.jahrh. 2, 6t2, s Pfei/fer [Itber positionum 3s).
GEW.VCIISEUDE, Z', ; gewiichscrde . . erde, welche zur er-
iiguii); der garteiigewücbse bequem i>t, gartenerde, und
in weiterer bedeutung, die oberste fruchtbare erdscbichl,
in welcher die gewüchse erzenget werden, die dammerde.
ADkLiNc. 2,042; vergt. dammerde Metl 2,710; gewScbaerdo,
gartenerde Nbunich 3, 192; gewächserde, U Urreau, terre
(rancke. Schwan (17S2) 741*; gewUchseide, mould, gardtu'
mould KAiiBKii««Ccf.R 2,320*; ebenso llii.eKiT 2, !,4Cl; mtuU,
earth jit for hot-beds EbkiiS 2, 6ti'.
titSV.XCHSIlAl'S, «., Jüngere bildung, die iat altert morl ge-
waclis-lul.e (.«. d.) verdrdugt. Sticler 2216 **mii/ nur du- tflUere,
CEWACilSIG
4738
Faisca iaftff tm u»m Mrf, km SrniMCi /Ulm häit, 4»
du ttmritkktug nunt im pßt§t mad Mmriatenuy tUfUnHfftitr
fßanun gtäunt M, M «M /ftr 4it 4tUn Ml ktanwmtfn
ublieh, die du enttftHktnit fßmtufßUuat M 4tn wmiarfnmi
UeU*n: orangen« tktÜt if.isu: iiiroo«utub« Stui41« »1«.
I) oraogeiie, ein ao|«oeliiiier lait»waM, o4tt t'm ia
ocbiiner ordnuog gMl«Uicr fomtb von laoler citroMiK,
pomeranizro- uai itarlMklMMa , welch« aurtb kwiMl m4
neitzige Wartung 4«r glriMr, to kuatUvM tta4 ««tmInmIm
gUrlen angelegel, dw mM»n •btr ia 4m IhIw, 4i« äa
kaltes rauhes cluna b«lMa, ia tia oogMUMata« pmlflMtoaa,
in welcbein vermin eist ein oder roebrer OfM •tngi'lMtlaal
wird und die gewacbse vor d«r kalt« bcwskrat «anlM,
sonderlich wenn man in solche g«w5rb»>bAa*er tigUeh M
barlen frost, bin und wieder fi«l zob«r nit was««r oelMt,
in welche Rieb die kill« ein- und von den g«wgclM«8 oo
viel leichter abzieheL HOBHHa natmr-k*MU.itnt*m {\'IVI\
ip. 1100; gewUcbshaus, in welches d«« winters die fremden
gewSchse, welche die kalte nicht vertragen können, gebrarbl
werden, und welche gegen mitlag dergestalt gebaot sein
müssen, dass wir gegen der nordteile ein« zii|«aM«kU
wand oder oauer, gegen mittag aber laoter offasa ftnrtw
haben, damit man solch« bei guten wetier «rOSaaa aai dia
frische luft hineinlassen kono«. Hoaxia ip. 707; fawlckakaaa,
wiuterhaus, orangerie. CaoatL (1731) 814; gewlebshaos, Utm$
quo Planta* hytmt eonsertari pouunt, orangerie. FaiacH 1, 413';
gew.'lcbsbaus 1. orangerie. Eccaas ktitftUxtk. l, iMt (oranf«ia
W<rM</or( 2, 307. 30s); gewBcbsbau«, winterhaaa» primaria. Jaofi
6conom. mb. (1700) 1,2»«; tffiäonum, gewBelislitM: oo aeoni
man einen solchen bebflitar für lebendige pflanzen, wo sie
nur eine gemflssigte wtnne geniesen, und g«gen ein« allzu
strenge Witterung und raub« luft geochQtzt sind, bafnmtha
»b. (1777) 9,6; di« bSuser, worin aie aufbehalten warrica
(aHi<<inducA« bdume und pflanzen), heisxen gcwtchoMaaar.
Stoscm versuch (1777) t;>3l. vgL auch AotLonc 1,043: fawIdM-
haus, Ia serrt Scbwan |l7b2) 74t'; g«w«chbaua, «» mumft-
houst or green houte. Kat.ta 3,944*; oraugttf, »nttrkouu,
green-house FAitRKNKaCCKR 2,328*. Fici 2,178'; cciuerwtery
HiLHKRT 2, 1,461: gewacbsbaus, grttn-houM, itrrt. Roirr
lechnolog. wb. 1, 210.
2) a) in der botanischen angelegenbeit bab« da« verabre-
dete promemoria Serenissimo übergeben und berrn hofgtrtner
Iteicbert um ein gutachten über den gewachsbaos-bau er-
sucht. GüTHB biiefe tu $. 14I (II. febr. I7M an BaUek); ge-
wachsbous, de>isen verglaste fenster im abendsonneoscbem
glühten. W. Albxis hoten det herrn v. Bredom 2, 3, SS ; unter
dem Schimmer eines kostbaren krouleuchters, den mein
valer in ein liebliches gewächshaus bat hflngen lassen, wo
hundert spiegel die blumen und Oammen widerstrahlen.
(iüTZsuw riUer «otn geisU 3, Cup. 5: die gewarh>bluser dem
(ilTenllichen besuch zugänglich machen? wohl gar fflr daneo
mil Schleppkleidern? ... so erzahlte man sieb, habe der
Professor (^<rirt(fr<iei6o(aiiu(Arii $r<>r(«nil gesprochen. I. Fbapam
bekannte gesuhter it; botanischer garten der universiUt roil
gewücbshausern den ganzen tag offen. HeuLlktrger frewtdtu-
blatl (in den a^Undigungem der uattasüdl keuun tittt tatit-
tut« pllaiizenhauser).
b) falsche begnlTe führen das beste hert dr« erziebrr«
irre: desto schlimmer, wenn sie sich noch mit netbodr
brüsten , und den zarten scbosziing in pbilanibropinen und
gewüclisbausern systematisch zu gnmd richten. Sibiubb (■«>
wirkt die bühne?) S,&33; das aigeotlicbe kemleben der kan«!
dauert von l'eriklea bis zum lod Alexaadan: 4m IMft
sind narbahmungen und treib- und gewIehehlaMT. Huaaa
ArdingheUo i, 230.
3) Jüngere trtalüiUungen bringea mekr Jea UMtk aai
die technik der emruhlrnng :iim aatdrwtk: wialerlMae Caert
.5,734; treibliaus fsars 4,874: «•(* /isfcr wtflaaa BttiiK
3,1334; glasbaus. du i«*M b- % A»»UM« 3, «aS aa§tßkrt isl,
riri von {',. Fbkitac «a iMk vaa gewtdiskaua leeeraafl,
s. ginshaus.
GEWACliSKt, td}. «. aJr., ia mhltthHkirm m«ai§ fcrlrff, aaa
kBiisei!« oaoeidl. rb. (IM7) 'ut ab wrelM beaikkart Aaitciic
(2,012), dtr einen Mef tut Onn aaßkrt^ fsiM «e, itua 1»
*tin ktxkdeuticken r>>üif MaWi«««! isf*, Vot« vatrü r« tnatm
kaniestmpluT aaa ABBioaca erk. ira jsiraart «Js pfUtatk «a.
na IT. und IS. jdiHmaiert mar i«s ai§tdi» nmtitk airlnM,
es ersekrini 1* itfpeUer ftbttmtkifmm und kedemtmmf: im kr-
4739
GEWÄCHSKASTEN
Ziehung auf die pflanzen und in bezieliung auf die factoren, die
das wachsUmm der pflanzen beeinflussen, das einemal in der be-
deutung ^leicht, rasch wachsend', das anderemal in derjenigen
von 'fruchtbar', in der älteren spräche liegt für jede der beiden
in unserem worle vereinigten Verwendungen eine besondere bil-
dung vor: aUhochd. walismig zu wabsamo (Graff 1, ü90) be-
schränkt sich auf die bedeutung fertilis, mhd. wehsic in dem
compositum mittel wehsic {mhd. wb. 3, 463") bezieht sich auf
den wuchs, vgl. wüchsig, wächsicbt (der haher ist gar ein
wächsicbt getreide. Coleb hauszbuch 264*).
1) vom wüchse der pflanzen, übertragen auch auf die Ihier-
welt u. s. w.
a) als prädicat. a) reiszholz ist an ihnen selbst gewecb-
siger dann das nadelholz. Neuburger forstordnung (169«)
ScHHELi-EB 2^>>39; der zweig niusz frisch und gewächsig
sein, den man abzielien und abröbrlen will. Hohberg 1,
546"; wann er Ider hafer) nur mit dnm frühlingsregen er-
quicket, und davon schOn, dick und wülgewächsig wird.
(1695) 2, 52*.
ß) wie man einem füllen den schopff melmen, und schwantz
gewachsig machen soll, dasz er ziemlich stark werde. Pintbb
pferde-schatz s. 444* (16S8).
b) attributive Verbindungen: sechstens weil augenscheinlich zu
sehen, das die gmain so wollen was jenseits der Geyll über
die pruggen alsz auch an diser selten gelegen, nicht allein
mit allerlei gstaid und dicken gestraisz verwaxen werdet,
dasz hierdurch künftigen niangl an der waid zu besorgen,
in gleichen auch die schödliche thür, als pern und wölf, zu
töglichen raub ihr aufenthalt und wobnung darinnen fortan
haben möchten j sondern auch mit allerband schönen ge-
wüchsig, jungen stämblein, welche nach lleisziger pllanzung
in weniger zeit zu einem sehr nuzlichen holzscblag erwachsen
versetzt worden, weidl. u, waldordn. der nachbarschaften Arnold-
stein u. Gailitz (1644), östr.weisth. 6.448; das.. ein jeder nachbaur
.. die kronabit standen und alles schädliches gstraisz von
grünt so vil miglicb auszraiten, hinwek hacken, die jungen
und gewachsigen stämblein aber taiis, da sie gar zu dick
wehren, hinwek backen oder schwenden, tails aber bei der
ert und oberhalb vieiszig auszschnaiten und auszbuzen, auf
dasz sie zum gwachs desto geraumber haben und bequemher
sein, ebenda 449; negst denn, söchstens, so ist eino zeit her
diser missbrauch abödung deren bewaldungen eingeschlichen,
wo man in denen gemainsbewaidungen von solchen jungen
und gewä.\igeD pämblen sogenante mürzen - scheiter zu
machen pflöge, dorfurdu. von Taifen (1748), Tiroler, weisth 4,
1,539; wann die edlen und glatten Wildlinge in der kern-
schul ein jähr oder anderthalbe gestanden, nimmt man die
dickesten und gewiichsigen heraus mit samt der wurtzen.
HoQBEBG 1, 537*; ein gewächsiger junger bäum. Butschky
Palm. 576; die prügelwege erfordern das schönste gewäch-
sige holz, vgl. ScuMELLEB 2^, 839. is von einer gwahsinger
art, ein schlag von grvszem wuchs, ebenda.
c) adverb: wann selbiger (der /'rüMafttr) wol und gewächsig
aufgehet. Houbebo 2,39*.
2) gewächsig, das wachsthum fördernd, fruchtbar,
a) als prädicat:
du schwelst die bach, zerklopfTst die scholleu,
und schcnckst den rurchen ein,
damit die aecker, wie sie sollen,
durchaus gewachsig sein. üpitz Vb.psatm
(mit regen machstu es weich und segenesl sein gewechse.
LuTUEB psalm 65, u), vgl. Scbottel 350". Adelung u. andere;
etliche arbeiten den acker 4 mal das er ja fein faule, mürbe
und gewechsich werde. Colerus hauszbuch 267"; wer guten
leiiiacker haben wil, der musz jhm ein gut nidrig land darzu
erwehlen, das sonsten auch weitzen und gerslea zu tragen
pfleget, und gar gewächsicht ist. s. 266".
b) attributive beslimmungen.
a) ein schön gewächsig weiter. Michael Beinbabt einfdlt.
bericht 1587; die zwilling sind warm und feuchte, darum er-
wermen sie sampt der sonnen die erde und geben der saat
ein gut gewechsig weiter. Coleb ealender 16. vgl. wachsig
welter Tobleh Appenzeller wb. 437.
ß) eiaea guten garten, darinnen es gut gewechsig erdreich
hat. COLKB 76.
GEWÄCHSKASTEN, m.: gewächskasten, bak, om boomen
in te planten. Kbamkr 2, 133'; gewächskasten (tvrme de jar-
dinier) caisse Uomdbau-Uuxtouff 253".
GEVVÄCllSKUNUE — GEWACHST 4740
(iEWÄCHSKUM3E, f., von Campe (2,355) als neugebildetes
und von sachverständigen gebilligtes wort für botanik (pliyto-
logie) angeführt, die ältere zeit hatte hiefür kräuterkunde, vgl.
t/i(!ii 5,2116; durch Göthk wurde das jüngere und umfassendere
Pflanzenkunde {vgl. theil i, niö) näher gerückt, dem auch Campe
im verdeutschuiigswörterhuch (1813) 156 in der theorie den Vorzug
giebt. diesem umfassenderen begriffe wird auch gewächskunde
gerecht: Kussler handbuch der gewächskunde. Altana 1814.
vgl. dazu ge wach skundig Campe 2,355.
GEVVÄCHSLAUGENSALZ, n., laugensalz, welches aus der
asche verschiedener gewächse gezogen wird. Campe 2, 355.
vgl. kräuterlauge theil 5, 2116; pflnnzenlaui;(Misalz Caupk 3,629;
gewäcbslaugensalz, potasch Hilpert 2,1,461.
GEVVÄCHSLEIN, n.; gewächslein, o small plant Hilpert
2,1,461. s. gewächschen sp. 4727.
GEWACHSLEHUE, /., vergl. gewächskunde, nach Campe
2,355 'ein wort von zweifelhaftem, noch nicht ausgemachtem
wertlie'.
GEWÄCHSREICH, n., mit derselben bedeutung, die schon
gewächs als sammelwort zum ausdruck brachte, vgl. sp. 4716; dller
als unser «jort ist kräuterreich, vgl. theil b, 2X11 \ litterarisch ver-
breiteter ist Pflanzenreich theil 7, 1717 : das gewächsreich ist
eine höhere art der Organisation, als alle gebilde der erde.
Hebdeb ideen zur p/tt/. 2, 2 {zur p/ii/. 3, 54). hauptsächlich ge-
hört das uiort den Wörterbüchern an' gewächsreich, eines der
drei reiche der natur, welches alle gewächse der pflanzen
in sich begreifet, in der weitesten bedeutung dieser wörlcr;
das Pflanzenreich, regnum vegetabile Adelung 2, 642, ähnlich
Campe 2,355: gewächsreich, vegetabile regnum Nehnicu 3,192;
gewächsreich, pflanzenreich, le regne vegetal Schwan (1782)
741": gewächsreich, the vegetalle region Ebers (1802) 2,644",
family of vegetablcs FicK 2, 17s'. FMiRENKBiJGEB 2,326", the vege-
lable kingdom ebenda, ebenso bei Hilpert 2,1,461:
die wiirzel ist gcstein, gewächsreich ist der stiel,
blättervei'zweigungen thieiiehens reges spiel.
HücüEKT 8,412 (uwisliKil der br.j,
GEWÄCHSREICH, adj.: gewächsreich . . . fruchtbar an
gewachsen, eine gewächsreiche gegend, ein gevvächsreiches
land. Campe 2,355; gewächsreich, rieh, abounding in plants or
vegetables Hilpert 2, 1, 461.
GEWÄCHSSAME, m. Sebiz feldbau 170. vgl. pflanzensame
</ieiJ 7, 1717.
GEWÄCHSSAMMLEU, m., GEWÄCHSSAMMLUNG, f., bei
Campe 2,355 als anerkannte neubildungen angeführt, sonst nicht
belegt, vergl. kräutersammler theil 5, 2117, pflanzensamiuler,
pUanzensammlung theil 7, 1717.
GEWÄCHSSTUBE, f., vergl. gewächshaus; gewächsslube,
reconditorium planlarum exoticarum. Siieleb 2216.
GEWACHST, GEWÄCHST, f., s. gewächs sp. 4709. 4711 /f.
GEWACHST, GEWÄCHST, parlicipiales adj., vgl. wachsen,
cerare üiefenbach-Wülcker 891. dos parlicip erscheint stets mit
umlaut, nur Henisch führt 1590 gewachst auf, bei Körücs-
HOFEN erscheint die form gewiclisset. das wort wird vorzugs-
weise in solchen Wörterbüchern belegt, die das verbum selbst nicht
buchen.
1) gewohnheitsmäszige verbindumjen.
o) gewächszte schrciblafel, tabula cerata, pugillares Maaleb
178". Fiiisius (1616) 751": gewächszte schreibtafel Uekiscu 1590;
gewachste tafeln, tabellae ceratae Stikler 24ü0.
b) in der wundarzneikunst.
a) {die wunde werde\ gehefftet mit eim kleinen gewechslen
seidenvaden. H. Rhaunsciiweig chir. (1497) 77'; in der ersten
vastwochen ertranckt man ainen zu Ulm , der hett seiner
frawen die fotzen verneel mit ainem gewechsteii laden und
hctts wol verknüpft; und gieng also bis an dritten tag und
was grosz schwanger, also warde man das innen. Mülicbs
Chronik von Augsburg, d. städtechron. 22, 86.
ß) mit ainem gewachsten thuch. Pabacelsus chirurg. sehr.
1,320; de la toile circe, gewächst tucb. Uuez franz. gramm.
(1695) 223; gewachste leinwand, tela cerata, inccrata Ferro
MüNTANO (1700) 139', ebenso Castelli 308"; gewachste lein-
wand, toile aree Rondeau-Buxtobff 253'; gewachste leine-
wand, gewast, stytf linnen. Kbamer 2, 133*.
2) als vereinzelte Verbindung erweist sich die auf das goltes-
urtheil bezügliche von gewachstes heuide: do entschuldigele
sü sich, das sü weder des keisers, bi dem sü 12 jor ge-
wesen , noch keines andern mannes wip were ie worden,
, und das sü noch tiiuü vaiüe wa^cl weit (die heilige Hichardis).
4741
GEWACHTELT —CEWXFF
GE WAPPEN
4742
und dai beweitele lO doraiitle, das ■& ein gewielufet bencd«
uiie de( uoil dutiiil niun tu in ein für uod bleip unverMcrt in
dem filre. KONiCHHüriN {ehrontk von Strattburg] d. $UJ(*throm,
S, 414; dem ulmgeacbtet Uode icb, d*«z nicbt nur die kay-
ierin , Kichardi» , zu der prube der Klüendeo pflug-icbaren
•icb erboten, sondern uucb mit rinein gewichsten bembde
in das fi-uer gegangen, und ibre unscbuld auf dies« art be-
wUbrl baben »ulle. KRiüba. Hahn volUländige tinlttlung s« der
Uuhchen ttaaU- reicitt- u. kauerhulont [Wll) 1.312.
:i) die frtmdtpraeliltehen wörterbuditT aut der mitU dtt iK }h.
luhren gevvilcbul noch vtrnnuU auf, to HuNOKAU-Kuxioarv und
Khankn, I. oben, in da» IW. )A. rtiehl dai wurl nur in dtuUth-
rmjluchi-n wörttTbüclieru, gewltcbst, waxtä Kb^:Bs 3, M4'. Fics
'i, 178*; gewlirbst, waxed, unxen l'*aHKNkHl'(;i!a 3, :t'in'.
4) wdlireiul ifi allen totiitigen verbnidungt-n gewiicbst du 6e-
deutung iu Macbs gelaucbt aufmtitt, biruJirl et twh lai lolgtmdn
«nit aäjecl, wüchsen (s.d.):
wia mancher »talgi durch rauch deis falachen rühm« verblendsl
nuch hiihdr ehr uiiil rali,
wenn dar Kowachtiau UÜKel icbwuug bei gar tu nahen «onDao
•udei.
Gairaiua Catharina to« Gtorgin, $. S (UrNfuM 1«M).
GbWACHTKLT, participiaUt adj. wocbteln it. dort) hat
in der bainuhtn mundarl die bedeulung vun 'teliellrn, tlreuhe
ytrulitn, vergl. Schmkllkr 2*, S43. et itt etne ubleitung tu
\\ H heln, wehen, fdchrln, ßaUern, tchirenkeii. i\ t>33. hieraus
erkluil iith dte vertfeudung in folgenden belegen: su müszl
Ibr ituüselb IbietuniitscIiUchl) nur lind und wol, wie gewacb-
lell stidel mit oi br^i-lmiitTen. Kischakt bienenkorb IVo' ; da«
iiKin gleich alle teller unnd platten von euch bat müssen
»(•graumei), unnd durnui'b wann man iun die »prOnt; kommen,
die mutwilligste gescbirr berfür gesucbel. als gepichte ariu-
brnst , junglernscbülin, silberbeschliigena bundschuch, ge-
»111 hielt stilTel, |iuluische sackpfeilTen u.t.w. Fiscmast Gary,
(urudiuek) tu. im ersten beitpiel giibt dat adjeettv die arl und
uiiie an, m der Uns iub.-tanttv bthandtU Kird, im tweiten bei-
tyiel steht es avptUultv , es kennteiehnet eine bestimmte art von
ttitjeln, dte in dieier weut beliundelt «erden, es handelt sich
anscheinend «m stiefel von tintm leder, dat nur gebüTtt*t und
leicht eingefettet irirJ,
CtWACHT, n.; ein scbilT fassen, luden 'unz an daz ge-
wtti'hl'. Luai bergr. 42. ScBMiiLLKR '!*, 843; hängt et mit wehen
.tiSiimmen und bedeutet es das takelwerk? vgl. dat folt^ende.
(JtWXCHTKNt^EKHÖNT, adj.: du« cuuloirdes pusses zieht
icb gr^pn den gew&cbtengekrOnten huuptkomm hinauf. ;u/ir<>.
..<j Schwetser alpenkluhs (ISOi) 150. vgl. wüchti, g'wüchti icind-
' ./le Staldkr 2, 4'26; gwüta (gewehte), häufen schnee, welcher
IU winde aufgeweht wurde. Tubi kb Appem. ipraeliteh. 247.
(•EW'ACKEL, n., verbalsub''tantiv lu wackeln (t. d.), icAon
tri Campk angefahrt, gewackel, das, lotterinj, ttaggering, wagg-
lin<;, viicilliitwn buKKS (iM)3) 2, tt44', ebento Kick 2, 17tt'.
(itWAUKT, ad}., nuch analogie der parttcipialen adjectiva
m substiintiv wade abgeleitet: gwadet, mit tüchtigen waden
M-rsehen. KCttk erkldrung der schwierigen dialektausdrüeke bei
J. (iorTiiKLK 37. vgl. bewudet (aut (Jaigunlua) theil I, I7ü2.
(iKWAKK, n., verkürtU form tu dem dltfren genaefen, ge-
w^ifen, gewalTen [s.d.); lu der biliiuug vgl. das neuhochdeutsche
»alle [mundarllieh walT), im gegensatte su dem altern wulVen.
nicht lautgesetiiiche entwicklung , sondern der systemswang der
v.(uhoehdeutschen fi-minina, in deren kreis dat neutrum an der
ind der pluralforvien eingeführt rurde, hat bei w äffe die rer-
r:ung angebahnt, dte auf obeideutschem boden bu tur apo-
'/>e führte, während die allijemeinere und umfassendere bedeu-
"11/ *bewalfnuny, riistung', du dem sammelworte tu gründe liegt,
mit gt>w:iefen (s. d.) ausstirbt {zum litterarischen Wiederaufleben
des Wortes vgl. .«p. 4745), hat sieh in der verkiiriten form etne
londerbideutung erhallen, die benehuny auf die angriffs- und
vertlieidiguugswaffen der Uiierwelt, die in der Jägersprache bis
heute fortlebt.
() vereinielte oberdeutsclie belege verbinden die allgemeine, um-
fassende bedeutung auch mit der verkanten form : :ilso kament
si über den berg und kuineut karto so nuch, das si in und
sin rilterscbaft .sachent und ir paner und alle ir gewef, da»
si-hun und wunnenklicb von gold schein, dtutselie volksbäcker
[/urtclier hmtdschr. 16. jahrh.) i^ bachmann: do antwurt iiu
ilei' bischul' Turpiu und sprach: diu schilt und sper und
alles din gewef ist klein weder mines goties kraft isU &.<>.
2) in die uWi^eM^iiie schriltsprache drmgt dteu form jedvik
IV.
nur mU itr bttätkatUm bedtutmugtttrtugtrumt, MMitu^ »uf
b*iri$4k-6iUrrtukk€lum ktätm btgtfH «* »kt itmUmt (gewaffj,
riM mtünhtUunt Hart Dura. v. Waaov« «iii gvwtflU. 9«fur«
qutUen ttkreibn gewiffe. der pUrai ut M dmtr 9trwtadma§
nteht ttbbek.
a) III ttiirttrbüthtm: §$wtM und KewIlT mrd km «Ml f^
warf, gawebr (s. i.) nummmtfUUlU Uosai jiterprääitt
kennt nur dut lettUre. KnnSBlii •Mark, itr metdmamnupettkt
Itt ff. laut für die k»uar dt» wMnkwtimt •Ue drei ktnennm9§*u
alt tgnonyma gellen, während er fkr ätt f4ngt in pmum
raubthitxe du alUtniye bereekltgmttg rMi gtwAff ktnoeheht:
gewttir, fewerf, gewerf t, grwebr, waffen, dann achorirf. mnuH
man dia onlaro laagan tUbna einer sju, iuU wctcbco st« aai
aicb ecblSget; gawfilT und scbneul sagt mao aber auch voa
den zAbneo der raubtbiere. tUrp« »okliidndfr jjger (IMI)
148 ; gewBff..bei den jagern, di« waSeu der Ibiere . . b««w«-
d«ra dl« gruszen benrorstebeaden bauiäboe dvr wilden
schwaioe, welch« auch das gewerf, das gewebr, die waffm
genannt werden; ferner, die zahne der raubthiere, ia-
gleicben di« klauen der lucbae und raubvOgel. Aaaui««
3, »42; gewiiir (<. de chatte) h 4tt dei defente», brccMM 4a
tangliert et atttret bittt Scbwan (lin) I, *41* ; vgL autk Habtic
anleitung tur forü- u. wetJmamntpratht (laoo) 113,323; gawiff
{hunting tennt, the weapont of wild beattt; the ttttkt of » wtU
boar, tk* fangt and eltwt of wttä b*atti Ebkbs ( imn) 3, M4*,
ebrnto KiCB 3, 178*. FAaaaMBOcia 3,32a'. Hilpeut 3, t, 4(1:
gewaff, mit gewerf gleicbbedeuland, oebenbcr werden aber
auch di« krallen der raubvOgel und di« faogzabo« groster
raubtbiere gewalT genannt. BaaLta reoi- «. wriioUestMou itr
fortl-u. jaydJtande (IMI) 3, SU; gawaff, gawSffe KaaaKiR 143!
b) in der kUeratur: das wild scbweio v«rl«szl sich allain
auf s«in gewSff, weicht und fleucht für d«o huodcn mcbl
leicbtlicb. FgTKSABBND jagd- u. leeidwerkbnät M*;
mit xSbneu, mit geweITu', uud eioem olTaeii racheo.
weU a« (das wiläe »ciimemi, wo t» berfSKi. d\e ihbren web
tu machco.
OiBTiica V. D. Waaos« .4riiMi 14,»«;
sind desselben oder des ganzen ebers, wie aucb des el^
pbanlen hauzlbne, das gewäff oder gewürf von anderer färbe,
so miisz es als so gewilffet oder gewflrfet (/. aiire) . . au-
gegeben werden, z. b. der schwarze silbern - gewallte eber-
kupf der Hardenberg; fehlen die hauer, so ist er ungewIffeL
Bbbnd hauptttucke der wappenwisuntehaft 3, 301 (lttl7); die
dunklen Schnitzereien bildeten auf dem hellen gründe eine
art durchbrochenen laubdacbs und vereinigten sich in der
mitte zu einem kränze, ans welchem ein breiler kruniruchter
an grüner schnür herunterbing, zierlich geformt und zu-
sammengestellt aus gebörn und gewaff tuo allerlei baar- und
federwild. H. Scbmid der kanxler von Tuol 1,218; er band ibo
(den iieier) bei dem gewüff zusammen. Hetsb »oveUtn 4, 41».
GbWAFfrCN, GEWAFFEN, n. netirrcs Maworl «lu imm
miltelalterlichen deulte/ien tprachtchatte. die wwsgelauUte ftrm
wurde von Güi^rks wieder in die lilterutiir iimgefükrt, dtr %m-
uingelauteten bedienen sich laxcaaANN und Scaarrau
1) «oriefrcrn in der alleren spratke.
a) formt'n: allhochdeutsck gewdüui Gbait 1, 7»7; aU$itkmttk
giw;ipni (Ueliand 576t Cottonianus) ; mkd. gewcfen, gewafea,
gewefen, geweffen mAd. •6.9,457'. Laxfca l,9;o; mtedtrdemiMk
gewäpen.
n) kiwafani AeicAenaner «lessm mr Mrl, SrnnaaTta-
SifcViBS 1, 552'; giwafane rrjeriMeer ktndtcknft dtt le. auf
11. joArA. So/i*arjer handsckrtß (I«. ;«*r».l der Mtt§im»n,
ebenda 1, »47'; giwaÜni St Emmtrawur ^atu (llVlX. fiuk}
giwafTane Monster gloue» (13. jeArA.) «*«mI«.
fi) für die müUlkorkdeutitke ptrttdt kt gaweTea, f«w»r«a
die normalform: gewiQne im AttuMude, gawtfea Im HlU-
lungenlsede (220,1. 4.s«,3ia A.), gewsfeo «*««d«n |»7.4i; M
WiHHT ». Gbatenbbbg, U. ». ZATzisBo»a.i, Tbuha*!», GumraiB»
V. Stbassbubc, Kon BAD T.WOBzBiBC, STBicaBB. Ltiemtd, ScAaM-
bentpiegel, stadtbuek nm Äugtkmrg, u. a, dt* Farmer Aead-
stkrift der bücher Mosu bietet gewalen «Bd gewrlca uebenrm
ander (143, B Dualer und 4J, 3); gewcfene pram LABPaacat.
Eikaeher und Uctdeiherger ktwdseknft der Annde (4C83 f«rM«lr
tu wipea); gewipeo (««rttalta wapen, wafene) la der Kmmde
(&M4. ttl5, aaift» an MklfM); ge« offene Yotautr i»BdmHsfP
7S» Wa9§; gewaÜMi aawwwrtl *ci U. «. ZaTuiaofia; gawaf-
fene Aafaiar« iladfrariW, aarliUAerisdk Md; gcwaHao i|idaw
etcUsun; gawiff s. «Am.
4743
GEWAFFEN
GEWAFFEN
4744
6) bedeulung und gebrauch, im voidergrunde steht die be-
deutung eines sammelwortes, die von früh an auch in der form
des plurals zum ausdruck kommt, tcährend die jüngeren belege
viel eher dem Singular zuneigen, die individualisierende tendenz
ist hier fast ganz verkümmert, ansätze dazu liegen in possessiv-
bestimmungen vor, die den besitzer angeben und die dem ge-
sammtbegriffe gewisse schranken ziehen, hieran knüpft die ver-
einzelte Verwendung von gewsefen in der bedeutung von wappen.
a) das sammelwort ohne nähere bestimmuiigen.
1.)) im Singular, armatura kiwafani Reichenauer glossen zum
hohen lied 4, 4 (allerlei waffen der stucken. Ldther), Stein-
MEYKB-SiEVERS i, hb'!" ; armatura givvafane althochd. glossen zu
Hesekiel 26, 9 (wird . . deine thürne mit seinen waffen umb-
reissen. Lütoer), ebd. 1, 647*.
o)) der frouwen unmuoze was niht ze klein,
inre siben wochen bereiten si diu kleit.
dd was ouch gewiefen den guoten recken bereit.
Nibelungen 357,4 Lackmunn;
SO man durch gerihtes not vert, so mac man wol gewa'fen
füren, der rihter mac wol allen den gebieten, die den fride
gesworen habent, ze varen swar ez not ist in sinem ge-
rihte, und allen den, die ze iren iaren komen sint, und
die swert gefüeren nuigen. Schwabenspiegel cap.iOl, 3 Gengier ;
e daz der man für den herren kome, so sol er allez ge-
wsefen von im tön. und alle die mit im sint. also sol ob
der herre tun. der man sol von im tun sporn und mezzer.
hut und hüben, hantschuhe und kappen, gugeln. und aller
bände wafen. Schwabenspiegel, lehenrecht 114 Laszberg.
b)) Moses der gute.
t'az ge.-lehte er sunderote.
ez iiiez (brieven) daz h' gesinde.
und dem Ischrahelischiti kindin.
wie vil der wajre.
die ze gewaefene frum wajren.
wichaftes liutes.
vil Qizzuch waren si des. bncher Mosis 43,2 Diemer;
einen meister gwan er abir sint,
Alexander daz edele kint,
der lärtin mit gewöfene varen,
wi er sili mit einem schilde sohle bewarn
undt^ wier siu sper solde tragen
zö deme, dem er wolde schaden.
Lamprkcut Alexander 229 ;
si begunden alle gäben,
die alten zuo den jungen,
ze dem tor si üz drungen
mit gewsellen aller bände,
zem ersten die sarjande,
die bestucndcn iu mit scharn.
Ulbich v. Zatzikuoven Lanzelet 1403;
des enwundurt niiob niet,
dat hen sin vader wale beriet
met gewäpeu end met gewande.
H. V. Vkldkke Eneide 6293 Beliaghel;
dö ribte man üf° einen wagen,
einen mast mit stahcl wol beslagen
da was sin vaiiit gebunden au.
den zugen vor dem her dan
zwöne starke merohsen groz,
die man vil vaste beslöz
mit gewKlen und mit wenden.
daz sie niemen künde erwenden,
sin Zügen den wagen für sich.
Stricker Karl 9637 Bartsch;
sine viant ubirwant er mit sinir chunheit. mit wiclichime ge-
waffine, got ubirwant er mit siner dicnmte. un mit andirn
geistlichin werchin. speculum ceclesiae 71 Kelle; der rehte
stra/Toup ... an pl'affen, ob si pfelTiichen varen an ir hare,
daz si beschoren sint als pfaffen, und pfeOichiu kleider an
füerent, und an gewoefen und äne waffen varent. Sehwaben-
spicgel cap. 30, 2 Gengier.
c)) niht gewxfens man in tragen liez
wan sin swert und einen huot
und einen niwen schilt guot,
der näcb sime was gemäht.
U. V. Zatziehovkn Lanzelet 1912;
nü haste schiere sich getragen
diu z!t also, des bin ich wer,
dnz, er geriten quam dort her,
gewaefens itel unde bar. K. v. Wörzburg Ölte 555;
d6 sprach der herre Miger
zuo der juncvrouwen her
'wie stet ej dem gevangen?'
'herre, er hat sorge gröz:
erst des gewatl'ens alze blö;. Virginal BIO,!».
i\) im f)lural : quam inti mit imo miliil menigi mit liohl-
fazzon inti mit faccalon inti mit giwafanin inti mit swerton
inti mit Stangen, cum lanternis et facibus et armis. Tatian
183, 1;
giwiton im mid irö giwSpnion tharod
te them grabe gangen, thär sia skoldun thes godes
barnes
hrßwes huodian. Heiland 5764 CoUonianu/i;
ter faz here lösendo. hina gab tien hoslihus, arma unde im-
pedimeiita. daz chit kewäfene unde füoter. Notkeh Boethius b^*
Hatteiner 3;
ci jungis niwart daz niht virmidin,
her niwurde mit geweflnin üze dir bürg virtribin,
als Absalön wilin
virtreih vater sinin,
den vili guotin Oävid. Annolied 666 liödiger;
dö briefeten si da ze stunt,
sehs hundert tusent.
die alle waren.
inerhalp vier jaren.
si waren elter denne zwaeinzech jar.
daz ist alzoges war.
die altir unde junger waren.
diu gewafen si verbareu.
hücher Mosis 43,9 Diempr,
ß) das sammelwort, eingeengt durch nähere beslimmungen.
l)) das Possessivpronomen.
o)) im Singular:
diz riche alliz bikertu sin gewgfiue
in sin eigin inSdire. Annolied 687 Rödiger;
an; tor begunde bözen der unkunde man,
da; was wol behüetet: dö vant er iniieitlialben stän
einen ungeriiegen der der burc phlac,
bi dem zallen ziten sin gewxfen lac.
Nihelutigen 4.'>6, 2 Lachmanii. ebenso 220,1;
Mörolt fuor wäfenen sich,
mit des gewaefene wil ich
noch mit siner Sterke
mines herzen merke
noch mines Sinnes spitze sehe
mit nähe merkender spehe
niht stumpfen noch le.'^ten.
GoTTFHiED Tristan 6506 Bcchsfetn;
wirt dekein kämpf ze Coimar für sich gande , so sol der
kemphen jedwcderre einen halsberch anhaljen und zwei
swerdt, und swederre da sigelos wirt, der sol deme rihtter
alles sin geweffene geben oder für jeglich geweffene sun-
derlicb driu phuut. Kolniarer stadirecht von 1293, Scrüpflin
Alsatia diplom. 2, 5S.
° 6)) im plural : daz sieb sinero tideliuni (lioldon) neheiner
ze sinen gewäfenen nefersiehel nube ze Golis scerme.
Notker auslegung von psalm 45, tu, Hatlemer 2, 164*.
2)) das demonstraiivpronomen. zur verallgemeinerndem und
umfassenden function desselben vergleiche oben die beispiele aus
Virginal 81ü, 5. bücher Mosis Vi, 9.
a)) im Singular:
doe dat gewäpen was gereit,
da gröt list end arbeit
toe wären gedän,
do sand et der here Vulcän
Veneri der IVouwen
end biet si't beskouwen.
H. V. Veldekb Encidf 5825 Behaghel;
zu dem hier beschriebenen gewäpen gehören der halsberch
(».5670), twö hosen (5688), heim (5697), schvvert (5762), skilt von
golde (5752 /f.) und ein vane (5800), vgl. auch 5844. 5875.
b)) im plural:
rebten glouben sol ich haben
unde di wären riuwe
unde die göten triiiwe,
den stetigen gedingen
unde die cristenltche minne,
dult unde demQt :
diu gewelTeue wscren vil gtit.
Vurauer sündenklage 768 Wnag,
y) bedeutungsverengerun". das sammelwort umfaszt sowol
angriffs- als vertheidigungsubjecte, waffen und rüstung. seltener
dasz die ersteren in engerem sinne zum ausdruck kommen ;
häufiger, dasz heim, scliild , panzerhenid in den Vordergrund
treten, da diesen letzteren bestimmte embleme zum schmuck ge-
reichen, so verbindet sich der vorslellungsinhalt unseres Wortes
auch mit diesen, ge waffen berührt sich mit wappen, der iso-
lierten nebenform zu waffe.
l)) man soll auch wizzen, daz diu rehte notwer also ist:
swaer den andern anlaufet mit erzogem gcwaefen, daz si
swaert oder mezzer oder ander gewaefen, swelher bände
dez ist, da er in sins libes mit benoctet, daz heizzet notwer.
Stadibuch von Augsburg 113 Meyer.
474!
GEWAPKEN
GEWÄFFET — GBWAFTNET
4746
2); a)) Mriii» |«lrii ilnl man
arlbeUi lldaii,
in gdwAllnin ritlii,
dai <•! vraUio Ki<lor*lin irbltln,
achiaiiii uull «clilrmlu. Annotiiä Ut R/Mg«ri
for goi. lage mir dai ib dib frig«,
Wttdar dir llrbar war«
an dina triwe:
ob dlh ain acAnlu frowa
wülia miniieii all« dl«e naht,
odr du nioi'grn den lar
In dliiero gawu-ren tolt«»! rAii,
vabiaa nli alnani aliA Ituonam man
iA du wenaa» dat da tttt. kat^enhr. 4M1 StkrMtH
dar liam dar bariog K>oraa
von AggarOD gnilrichan,
dor brtlite wardecllcliaa
vier iitteiii wordar ilute,
die ruori«n an Ir hluta
lawx-feu läier und glani.
K. T. WÖBiBoa« der troj. krieq 14W7;
mll allentrlctiar magcncran
gleoc ar dA UBilicti JAmar an
tr aobrlal gawu-fen unda man
la atüeitea bi den atundan. 12603:
dl« knmpren «beoa mttateo,
da; »I durch dat MwttfeD
alu ander beide irvfan
und aicb vara^rlau under in. 3901;
da kArta ar morouni in den lan.
dd tach der ntuiiderktiene man
alu wunder luo Im gAhen :
dat waa tiaip rot und bulbet mtD.
at Iruuc hUrolu gewxfan an. EckmUH &2,&ZMpt<*o.
h)) doch toi man dar au mite bAo :
at diuhia micb oliii woi galAo,
awer die marmarOodan fuarao aolde,
ob ar dar umba mllon woldo
Ar iln gawajfan diu marwuodar
und di Ti»obe gar baaundar.
awer den «bar vOaren (ol
an «Inia gawxfau, hueie wo!
dat *■' "io vOera aiu twinliarto gar,
waa da^ atOand Obel. dat >•' *'*■'.
TiiOHtain mcUcher gaal 104U;
alcherltctieo
•sbe icii Terra in dem laude
ein gewicm dat ici* eriiauda,
leb wAiido unde aprceba ai
dat der rlter wicra dA
le dem icti diu wAfeo biet geaaban,
und möbi ain doob aodera gesobeben. 13W8;
an ilnem icliilde waa ein
guidlu iBTci runde
geworiit dat nlnmen künde
ein gewxfen dem gellcbe
vindon, alao rirba. Wirrt t. GaAVKNBtaG 9figal.ht\i.
9) die indivtduaU$inung knüpft an be$tmmU tntwieklungt-
Uuftn dtr btdeutungsverengerung an, tgl. obtn utUehtr gatt
ViW». Wigalois M1&.
1) an die neuhochdeutuht ptriodt reichen die aUtn formen
'i(>cA in der vorlutheivrhen bibel hin, wo sit jedoch schon bei
koBUHGEH durch das simples trselU werdt'n: wann die ge-
weQ'rii unser rilterscliairt die aeint nit Qeiacblicb. Eccistbim
zCor. 10,4 (watTen Kohorgeb. LuTBct). tu den letiUn belegen
geh6rl die stellt einer Münchner handsehrifl des 16. jahrh.: da
wir die hailigen mess suln hocrea und sehen, so tuln wir
vor der liir lan alles unser gewaffen. Schmkllib 3',863. frtf
den mütelaUerliehen neigungen der neueren Utteratur verdankt
das wort sein Wiederaufleben, hier trtU im gegensatit tu der
älteren spräche die allgemeine bedeutung surUck, di* engere be-
diutung allein wurde neu entwickelt, jedoch fast nur in der
biitehunti auf die angriff fwa ff en, die hexiehung auf die rüstung
steht gnni vercinselt, auch die berührung mü wappen ist nicht
mehr aufijefnscht worden, der plural scheint neuerdings nur selten
mehr gebildet su werden:
da gab'a noch gewalTen aus Dardanoi leit,
hoiikeulen, uMförmlich, kaum brauchbar tum airall.
Lbuthoi d l'enilietiUi* 8» |WM«
d) Ober Tulirantchen« gramhaupt
hing sein ritterlich gewalTen;
an dar bin<e ichwaiikem äMlein
hing der 5tarke ailberiingstchild,
hing daa biauka rederkilogacbwart,
müaiig, aogageibt vom roata.
iHata^ANN lulifdntchen II, ft (»ar*« 11. 68).
5) a) mit bewahrung des colUctiveharakitrt: wie wollte ich
diesen panzer tiiid die.^z gewütTen nach Maseoderan hinge-
tragen. GüRRKs /trld^nb. ron Iran 1, t'l ; der erzengel Michael!
riefs in der christlichen heerscbaar und sie fassten zu neuer
kraft sich zusauiiueo; die tonne leuchtete auf dea fremdeo
rtiUnaaoow ftwaiM wi« ferbrsxoof 4m afeft — lUt
waren i'f iwd ia ftttaael, alt wulltr dtr fBldfWütei« «ioen
iiegner sacbeo. SoiKmt iUtäaid Mi tmeki oai ackoeiilig
kam et aua der b«rMw »iMalH wM«r Mt gewebt, da«z
rOatung und gewaffco lhaol| ulfef : M 4m kflbleodeo png«a
nach narreiibilie und oaneotlrelL htniftru$ M: da '
trug teio deokzeicben vun tarawoUcbMi gewsSn
bnodgetcbu»^ gnecblaibeo feuera am kOrper. t;
tofl dat gawaffen ab. and bdlli bcia ataiian acbela
dtr dlmm'ruog rurcbi>am «ich lo •tiaa kl*»«a ein.
KatiLica*?« >. tt Hrfmt0mt\t
lalebl bl "ioganr ta cewInDta,
kaio gawaffen tpem drn pfad
und kein borndota von d«n iIümb
maldti, dMi ain wandrcr nakk
ScaarvBi. inwiimmm tW;
in wlbrender klautoeneit balte er rieh daes lUrkeo bogn
getcboilzt, kodier and pfeile waren noch tat Gotttchalkt
nacblatz droben, die nahm er jettt •!• gut gewaffen aar
band. Ekkehard 04.
ß) mit beiuhung auf ein ein:eln*t «hjett: der kofftr errefte
teine aufmerk''amkeit: er tcblug tacht den deckel turück
und hätte beinahe teine freude durch einen schrei «erralhen,
alt er da« rostige gewaffen darin liegen aah. InatanAiin
(oberhof) 3, 15, ebenso 1, 713 ;
leb nehme dein gewaffaa. frennd.
da mein« dir nicht geflel.
aieb hier dan atock vom tiebanpflock,
am matte fehlt oicbt *lal.
A. Gaöi 6, .:)>3 {Uotia llooH niiil äfr ferbtr)/
da trat der köoig «In und aaln gafolg;
und rb er auttug »einaa arhwert« gawaffan.
lOckt' ar auf* belt bin eloea blickaa dolch:
KecaaBT 3. In7 iFlor »nätUtimehflorh
GEWÄFFET, participiuUs adj. in aUmaunuekt» rnndarUn
aus geweffent weitergebildet, entspricht tt ImUfmlüuk ätm
sehrifldeutsehen bewaffnet (t. dieus). et ist, wie gewiff, m
der Jägersprache eingebürgert: gewaffnet oder gewiffet sein,
will sagen, wenn eine sau, wolf, lux oder anderes raab-
thier ttaike ond scharfe ziihne hat Herra »oAired/ndrr jd^
{Regensburg 1769) 148'; »gl. auch Stail otomttolofi* ftreütlü
4,400.
GEWAI-'FNET, participiales adj. tu waffnen ((. Üftcs). m
den Verwendungen, die mehr das rerbum als dat nomen m den
Vordergrund stellen, iit dat partidp neuerdings durch bewaffnet
verdrängt worden, ebento wie waffnen durch bewaffnen« äie
darstelluntj in theil \, t'62 hat dem aufkommen dietet
süums keine beachtung geschenkt, die ersten belege
DiEFENBACB uov. glost. U*. für die itolierten fuuHitat» in
adjectivs ist der form gewaffnet in der neben form gewappnet
(t. dort) Hn ersatt erstanden, der neuerdings die nesgung
teigt, das wenige, was der entwicklungsgang von bewaffnet neek
übrig Idsst, für sich in beschhg :m nehmen, die aUkoMeutteke»
denlsmdler sind von unserer form noch beherrscht^ vfL gcwifanit
GRArr t, ;SS. in die mittelhochdeutsche d'cbtung infß mU nuf
WoiFBAM gewdpeot ein (vgL mhJ. wb. 3, 4ö;'. LtiB« S, 630),
anscheinend als niederdeutsche nebenform. Ime umi /«st« p«r^
bindungen »getlatten der neueren form in §leieker weite n»§»n§ ;
es lauen tieh noch bis heute unter den verwendumfeu ttm ge*
waffnet kaum solche aufitigen, an denen nitkt tutk gewappBM
tAeii hätte, dieses selbst aber hat etnige ft^rmuktfmmem Itkr-
tragungen> entwickelt, in die ise iUtn ftem aÜd mtkr tim-
dringen konnte.
1) rorJe6en. n«ft«n der verbalform der tU- und nNMrlke«*-
deutschen seit tauchen m übeTfuug wr ueuktekdeutKken fthtde
umgelautete formen auf, die jedtdt im die »ätrifhfrteät mdU
überdringen für den nttribmtiteu §eirtwA «W dit mbättk
rierung liegen Ütere beUft vr tlt f^ die prtditaHit Mr-
wendung,
a) dtt poTtit^ tlt prtäitaL
a) an iro gritcramonten lenen wAr«o all gewÜMOt »Im
leonen. NoTtta m ptalm M,6;
'aO wil leb «ribe Hiaa'. aprach Stfrli dtr Jage«.
'unda wil dar warte g4n dan vtadan pOatan.
not Ich rabta anrinde mi die rt«kMi aint .
46 wart gewAfant ackkr« der »etaMna Stglinden klM.
NiMmwMi 11M iMtkm
$1 wAra gawifani tdc«
•I da; an In nibt ni4re
kl4t«a wan dtt boubet »cfceln.
«an dit arm« uni tia b«ln.
UAaTBAü^ T. Aoa Imem MI*.
»8«
4747
GEW AFFNET
GEW AFFNET
4748
ß) unde gew&fendSr mit cnultelc. dans er cerbertsm föne
hello {cerhemm traxil). Notker Boethius 210*, Haltemer 3;
dö sägen si under lüften
volc bit (mii) grözer krerte
riden wol gewäfenöt.
könii] Rolher 3536 v. Bahtler;
dö kämen si nllit ober lanc
in dem forste an ein gras,
da ein ritter gelegen ■was.
gewäfent si In funden,
löt, scre wunden. Tristan als mönch 759 Paul;
swer in der stat ze Colmer dekein geweffene tveit frevenlich
und ulielich und obe ein geschelle wurde daz er zu sinen
friinden also gewcITent kome der had unser huUle nit.
Kolmarer atadtrec.ht (1293), SchOpflin Alsaüa diplonalica 2,58;
ein salig mennisge . . also gevazftter unde also gewäphiniler
mit unsers herrin mennesgheite wider den tiuvel. sermo in
navititale domini (Wacrernagei. alld. lesebuch 191, 7).
y) dö daz cliint näh riterltchen site
wol pewefent was und geriien,
dö was er ein scöne jungelinc.
Lämprkcht Alex. 431 {Slraszbnrgfir handschr.;
Vorauer liandsclir. 3668: wol gewä.fen);
'swie rüch ich ein gehöre si,
w3ßr ich riterschefte bt,
waer ich gewäfent unde geriten
ich kund nach riterlichen siten
also wol gebären
als die riter wären'.
Habtiann t. Aus Iwein 3559.
b) attributive Verbindungen.
«) sie sliumo thes sar ziloiun, thaz grab gizeinolun
sar io in theru fristi mit raihileru fest!,
io sar then gangon mit giwafniten mannon,
thaz man nan ni lirstali mit meginu ouh ni nami.
Otfbid 4,36,19;
tie ubermüoten chuninga. die dft nö sihest sizzen an holieroo
stfiole in iro purpurun gl'izende. mit kewäfendßn chnehten
umbeliabete, septos trislibus armis, Notker Boethius 174', 16,
Hattemer 3;
do kom aber dar nach gevarn
manec gewsefTenter man,
die fuorten ringes gespan,
helme mit den schilten:
die bestuonten den muten
in Cime buocholze.
Ulrich v. Zatzikhoven Lanzelet 1407.
ß) kiwaffantiu sarfem chlawon
wizzinara unheilara henti.
(armaia saevix ungulia Inrtnris insani manus)
interlinearübersetiunij deutscher liymnen 22, 4
/. Grimm;
swer in der stat ze Colmer mit gewatfenther hant den an-
dern anloufet, ist das, daz er in sieht, so hat unser hulde
niht, ist aber daz er in niht ersieht so hat er einen frevel
verschuldet. Kolmarer stadtrechl (1293), Schöpflin Alsatia diplo-
matica 2, 58; die heimsuchung ist da wer mit gewaffneter
handt in eines mannes hauss laufet. Schwabenspiegel 301
Laszberg; wir liaizzen gewaffent hant blozzeu swert in der
hant oder schedleicheu mezzer und ander gewaffen. spiegel
deutscher Jcu/eQo Ficker; nu soll man wizzen was gewauffentiu
hant ist, daz ist ain swert, ain mezzer, ain aixt, ain sper,
ain helinbarl und alliu geschozz, vgl. Haltads 694. vgl. mit
wapender hant in der Braunschweiger chronik 21. 368. 516
(d. städtechron. 16), ebenso in der Magdeburger chronik 159. 174
{d. städtechron. "); mit gevväfender und mit ungewäfender
hant. Züricher richtebuch 21.
c) Substantivierung: armatos gawafanten glossen zu Gregors
homilien, Steinmeyer-Sievers 2, 283.
d) das deutlichste zeugnis für die frühe Überführung des par-
ticips in die classe der adjectiva bildet ungewäfent. mhd. wb.
3, 457'.
2) neuhochdeutsche periode: gewaffent mit der wer oder
Waffen , part. rumpheatus, gladiatus. vocab. incip. teut. 1' ; ge-
waaffnet, armatus Maaler 178"; armatus gewaffnet, gerüstet
Frisids (1568) 120"; armatus, gewaffnet, gerüstet Richeliüs
L 4' (1590); wappenicht und waffenicht, adject. poet., pro quo
cotnmuniter dicitur gewaffnet et bewaffnet, armatus, cataphractus.
Stieler 2435; ungewaffnet, nudus, sine armis, inermis . . .
balbgewaffnet, semermis. ebendort, vgl. Steinbach 916; gewaff-
net, armis instructus Spies nov. lex. univ. (1700)2,150*; ge-
wafnet, arme , fourni d'armes , armatus. dictionaire du voyn-
geur (1704) 144*; gewaffnet, gewapnet, arme, Rondeaü-Bux-
TORFF 253'.
a) das prädieat: do die bürgere ir als wenig do sohent,
do wondent sO, sü soltent inen angesigen, und zogetent
gewefent gegen inen herus. Closener chronik von Strasz-
burg, d. städtechron. 8, 49, ebenso 8; der bischof streit uf
den selben tag gewefent mit sin selbes hant als ein from-
mer ritter, und wurdent zwei ros under ime erstochen. 8, 84,
ebendort 320; in jr gemein kamen sie gewäffend. Münster
cosmogr. {Frankfurt 1537) 134'; diese traten alsobald, jeder
in vollem plancken küris, von der scheite! bisz auff die
fuszsolen gewaffnet . . hinter einer tapezerei herfür. Grim-
MELSHAUSEN SimpUc. (4, 5) 302 ncudruck ; Orosius meldet,
dasz . . . 800000 gewaffneter männer wider die Gallier ge-
wesen seien. Stumpf 163'; gehen wir gewaffnet auf den edel-
hof, mit Hinten und pistolen. Göthe (bürgergeneral) 14,279;
die gefahr ist noch nicht vorbei, aber ich fühle mich ihr
gewaffnet. Aderbach neues leben 3, 129 (vgl. gewachsen oben
sp. 4734/?'.).
b) attributive Verbindungen.
a) der kunig Albreht was ein starker unerschrockenre
man und reit aller meist in stete und über laut unbehut
und ane gewefente lute, do von er ouch den lip jemerlich ver-
löre ze Windische an eim waszer heiszet die Rüse. Closener
chronik von Slraszburg, d. städlechroniken 8,64; do lag der
hertzoge von Brobant zu velde vor Kolle und vor Oche mit
groszer mäht gewefetes lutes. 102;
wer dann wöll seine schaaren
in zilTer schlieszen ein,
nit wenig der erfahren^
müsz in der kreiden sein,
der müsz die Sternen zätilen,
das gelb gewaffnet beer,
der kreiden auch befehlen
den sand am wilden meer.
SpBK iruunnchtigall U6Balke;
ein hauffe gewaffneter leute, un troupe des gens armes
Rondeaü-Boxtorff 253'; gewaffnete leute, armed men Ebers
(1802) 644;
ach, den frieden uns doch schenke,
0 du not gewaffnet held!
ach, in deinem blut versenke
sünd und laster aller weit.
Sper irutznachtigalt 184 Bnlke.
ß) das kleid, so man über den gewaffneten leib anlegte.
Frisch 2,414*.
y) ein gewaffnetes rosz, cheval barde RoNDEAD-BoxTORFr
253'; ein gewaffnetes pferd, a saddled horse Ebers 644.
8) mit gewaffner band, armata manu Steinbach 2, 916,
ebenso Frisch 2,414"; einen mit gewaffneter band überfallet),
attaquer qu. a main armce Rondeaü-Boxtorff 253'; gewaff-
nete band, manus militaris Wächter 655; mit gewaffneter
band, with sword in hand Ebers 644; vgl. mit gwerter band
(gewehrter hand) theil 4, 2, 337 ; am 24. Januar schrieb er
{lord Jon Russell) aufs neue nach Paris, begehrte gemeinsames
handeln aller mächte gegen die Augustenburger candidatur,
wenn nöthig mit gewaffneter hand. Sybei, begründung 3,2[9:
dann wird die räche mit gewaffneter faust anklopfen an die
bürgen und mit pechkränzen hineinleuchten. Auerbach neues
leben 2,243.
c) weniger glänzend, aber weit gründlicher waren die vor-
theile, welche er von einem persönlichen einfall in die
ligistischen länder zu erwarten hatte, entscheidend war hier
seine gewaffnete ankunft. Schiller (gesch. des ZOjähr. krieyes II)
8, 195.
^) bein facklen und laternen
ein roth, gewaffnet ganz,
wo walfen gab von fernen
gar breiten eisenglanz.
Spkk Irutznachtiqall 32 linlke;
gewaffneter friede Überschrift eines epigramms bei Logaü (160);
der name: gewaffnete vorreden, war zwar damals völlig
abgekommen, aber, der sache nach, lieszen sie in den ihrigen
die Waffen recht gut blinken. Klopstock {gelehrtenrepublik)
n, Bl {Carlsruhe lS2i). vgl. unter gewappnet.
b) Substantivierung: auch kam ein grove von Äffrica genant
Heraclianus mit drü tusent geweffeten und 700 Schiffern und
wolle Rome gewinnen. Könicshoken chronik von Slraszburg,
d. städlechroniken 8,382; aber er wird die stimme seines ge-
wissen« nicht immer ersticken, er wird dem schrecken des
herrn nicht immer entgehen können ; es wird ihn überfallen,
wie ein gewaffneter, und ihr werdet ihn sehen zittern und
zagen, wie einen gefangenen, dem der tod droht. Pestalozzi
4740
GEWAFFNUNG — GEWÄGE
CEWAGE
4750
l.ienh. u. Gertr. {SO; der proize lultan Pub halle oon daraaf
durch Deine ricbter nnd die ichwerler seiner gawaffneiea.
t!t ist recht gut, daiz diese« hilft, und sieh die Tielen vor
den vrrNtilinmelten richtern und den gewaffneiaa fOrcbteo.
KuNcaa (reiten vor dtr ifind/Tu(A) 0, Ol ;
erhallet Ui der kön'gln schlsreemsch!
gewolTneio erblick Ich durch die tclinlban.
GsiiLrtsiii* llitnk't ton Knuilirn ^, 1;
bnondtr$ verbreiUt itt äai $ubUanti9ierU parlicip in bühnn-
anwtisungfn , so iclion im Egmont: die peMrafTnelen , die im
Zimmer sind, rn'grn ihm. nnTai8,tt3, tbtntobtiGtxiirhttYM,
dtr jedoch fast ebenso häufig die form gawoppnele (i. d.) ein-
settt: grwnITnete brinfren Sryfried ron IMerenberg gefangen.
klinig OUokars (ilüek 7,1; erst spBler hinler ihnen gewalTnela
mit fs(-l<eln. ein treuer dienrr sHiitt Herrn 4 (ebendort herzog
Otto« k'^c^'r dringt hewnlTort herein): rrchls im hintergrunde
tritt, von einigen gewolTneien geleitet, ein tug schwan ge-
Ideideter frauen :iuf. rbendnrt ort 5; gewafTnete aus der he-
gleitung llurellos sehen nach, ob da« tbor gebßrig ver-
achlossen. R. Wacnbb entwurf tur $zaraunin {naehgeUtfsene
tthriften 22).
(;i-:VVAi>'FNUNG, f., tpdter eruM durch bewaffnung, es itt
belegt im privilfiiium der Leiptiger psdicrinnung (1714 durch
August den starken Mrliehen) mit fabne und gewaOTaurig durch
die festunK l'leiitzenburg zu marschiren.
GEWA(j, m., mundartlicher resl der vtrtthiedenen bildunqtn,
die an dat alte mate. wAc, mögt (GaArr I, 6c>2) anknüpften.
die iltere spräche kannte ein coUectivet lu-titium gewa-ge mhd.
•b. tfU»'. Lsisa naehtrag 1,971.207:
dem An« «ra|;er was gegeben
oAcb geollurter an slo leben
dai. . lag io dem gewege lAi.
R. V. £■• metUhrniiik (Sl. datier handtfhrift pon
1407. 5') G.Sihen'r;
dat wendelmer velleot en viern enten in daz abgrunde, so
daz sein gewage denn stozzet zesamne so wird i« von dem
ge»tuzze ein «iuL elucidarius, handschrifl det li. Jahrhunderts
UiEriRBACH-WüLCKKB 618'. SciUMBACH wb. der nd. mundurt b^i
belegt ein jüngeies mase. gewug . . vom Stromwasser: die hef-
tige hewegung und der diiraus hervorgehende anstosz ans
ufer. auf der Oberweser wird durch die dampfschiffe der
gfwng hervorgebiiicht, wodurch die ufer sehr bescbfldigt
werden. ScBAasAca 03 : de oiwers liet v£le d6r den gewag,
de scbolen sliit Juiuuier derg^gen. tbtnJort; dasulbe bei Bgrc-
UAus spradischatt der Sassen i, 664*.
GEWAG, nebetiform zu gewach (s. d.): gewag, pertsilatio,
nwatio ScnsRz 6-10: genag machen, melduog thuo, aufbebens
niarhen, 'he heft dar nun gewag von roaicet' heiszt im Osna-
Irncicscben 'er hat nicht daran gedacht, nicht davon geredet'.
II ERG II AUS sprach fchatx der Sassen 1,604'.
GKWAGE, n. gewicht, vesentltch in d*r iUtren spräche
brlegt, reu.ht dus wort, dat noch in einem nomenctator des
17. ;oAr/i. verseichnet tntrd, nur mit verurndungen, die der
bainschen tnundart angehören (in schueiierischen mundarten
gwligt, gwagt, s. d.), in die neuere spräche, lur bildung tgl.
ahd. w&ii, pondus Graff 1,666, wegan, wägen ebendort 6U,
giwügi, gewÄgi ebendort 665 ; mhd. gewsge, gewege, gewage
mhd. wb. 3,647*. Lbjkr l,07i. nadttrag 2U7: nhd. gewflge, ge-
wege, gewige, gewage, geweg, gewag ebendorL Scbmillib 2*,
86». 872.
t) die ältesten belege knüpfen an lermini der lateinischen bibel
an, dir unserm worte gleidi die engste und fortgeschrUtenstt be-
deutung aufprägen, tu der es von dtr breiten grundlage des
wortstammes aus gelangen kann, talentum, statcr haben tick
innerhalb der älteren fonnen des geldverkehrs aus einer gewiehts-
beslimmung tur geldmünze entwickelt; in beiden bedeutungen
werden sie von eiuielnen bibelslellen dargeboten, in beiden be-
deutungen mit gewägi glouiert, uährend für das lat. pondus
»idirwagi eingesettt wird, vgl. Stkimieter-Sibvbrs 1,534. die
ältere bibelübersettung führt in allen diesen fdUen gewicht (i. d.)
ein, das in Beheims evangelienbuch und später bei Lotbbb
wiederum durch das lehnwort pfuud [vgl Iheil 7, 1810 /f.) rrr-
drdngt wird.
a) lalenta giwagi glofsen tu Vergü {Aeneis 10, 526: talenta
caelati argenti: von gemeiüzpltem silber manches vergrabne
talent. Voss). Stbinbstbr-Sikvbbs 2,667.
b) stater kiwalci {St. Galler handsthrifl), kiwa^i {Reidienauer
Handschrift), Keronische glossen, Stbi^^meybb-Sievebs i,2b3;
stdieret, giwagi glosstn au Jeremiat (und wug im das geld dar,
sieben sekel and tehen silberlinge. Lernre st,t: f!b 'm iMi
Silber sibner gewicht. Escbitki«; sibes loL Iobcmm).
STvi>agicB-SiEVB*s i,tni laknU gtwt|l tm f«l Ammieiani
IM Mattk. (der war jn seken Unsent pfaB4 •cbaMif, LariH
UaUk. |B,S4).
3) umfattender werde* Ht ftrminuftm M dtr wtMIflkttk
deutschen periede und im üherfauf nr ntnktkäentttkn teM.
das wart gekört Hier dem getekäftttht dtr ipratkt an und ut
in rechUtatiungen und urkundtn *M ff*rmidU.
a) der grundbedeulung am nddUkm HUkt dt» vtrwendunf, dk
sieh im jüngtttn keltgt darbitttl: Itffamttkbum , widefMlg,
geweg. ncmentlattr vma i«2» Scniitm 2*, «:i, vgL dML
widirwagi. vgl angtwege tkeü i, sUt t^wefe, tllerlei loatn».
mente etwas in heben, und von der Blell« zn briogeo, ^s
schwer ist {natk MAinisios Sarepta). Fbiic* 2, 4is*. vtrgU
e gwlgt nacba, eine Vorrichtung machen, um eine last durch
bebebalken in die hohe zu bringen. Toblib AppenttU. tfraek-
sehats 247.
b) die bedeiitung von gtvicht im aUgemtintn sinnt.
n) absoluter gebraudt: alle die masse damitle man teil«
dinc misset und allin din gewege da nilte man silber eiar
golt wiget und andere veile dinc wiget darüber sol der
schul(beis»e und der rat zwene biderbe borgtr Mixen.
Kolmarer stadtreeht (1293), ScnCrrLiR Atsat. diptam. 2,17; in
nieman hie mit kainem gewSge wegen »ol es sl denn for
gevSchtet [vergleiche fechten, fachten ^ eichen Üuilt, sp. im)
und gezaichent und wtn ald dehain aülicb ding bt kainem
geschiere geben sol ee sl ucb denn vor gevtcbt und ge.
zaichenet ala bienacb gcschriben ist. stadtbudt von Sekaff'
hausen {Alemannia s, 222) 14. Jahrhundert; daz nirman ze
Schafhösen mit dekainer band gewicht es sie gros oder klain
nA binnaobin sol wegen ua alder in ze enpbahenne ald ze
grbenne es siien kramer inetzger weher sailer ald wie sl
genant sint die wdgau und gewige ie briecbent es siien man
alder frAwan dQ gew:'ige siien den vor von den die darüber
von unser statte ie gesetzet sint gevScbtet nnd gezaichent.
ebendort; man sol ucb kein ungelt in dem tal b«n, noch
kein geweg minren noch meren , ane des gotzbua nrlop.
{dingrotel von s. Trusbert im Breisgau) seitsckr. für gtteh. <Ut
Oberrhtins 21, 463 {unfang des 15. jahrh.), vgL auch anstiger f.
künde der d. torzeit 7, 4 (die käse wurden nach 'gewage' ge-
messen).
ß) Verbindungen mit posussivbestimmungen : es aol öcb meng-
lich die ze Schafbüsen ie denne sint sin gewage vgcbten
swQrent in dem Janre. stadtbuch von Sckaffhauttn (y|lnii«RiiM
5,22«) aus 13S5.
y) viel verwendet ist die Verbindung rechte] gewsge:
do dite rede und andriu wort
der riche kelser erbort
du mit got dis« magst
in Ir gaoeie hato geiaget
und in ir libei pla^a
diu uf des todis wage
dez rehtes Bewegislot
luo dem grimmen tod« bot . . .
U. V. La?icr!<<tsi.<i ilartina Vi dtiltr-.
du solt rebte gewage han. do $olt in dinen huse rckte
mazze bnn. habe rebte mazze, habe rebte wage: eo wirt
dir got wegeode mit der rechten wage. Sck^abentpitgtl f 301
Lattbtrg (ranantcn rebte \«age, vgH. Gbuclbb eap. \',% f 29):
so ist etwa sit, daz man borcgraven bat der sol rihtep
aber unreble metzen und aber nnrebte mate, da nan trinkM
mit git, und aber ellin mei und aber anreht gtwcf».
Schwabenspiegel cap. 4, 1 Gengier; man «oll rackte gtvagl
haben in der $tal. rechtsbuch Rupr. von FreiiMf^ agL SOHm-
LIB 2*, 869.
c) die engere bedeutung eines huHmwiltm gtmitkltmmmt, dam
massstab bieten die gewohnheittn isihwlir wsmkbMk^ Mar
sind Hier steU slddttnamtu mil dtm salalMMi» wr^ndtn: db-
rombe so sollen wir ia gtbea . . atht aarf aada aksig aMrg
Silbers, lulers nnde lOlige« de« gawagea von Sinsbarf.
urk. von 1284 Alsatia iipitm. ntm. 'S» SekiffUn; so gi^ »ir
und bant gegeben ze konffende . . . unser r«kt du wk haal
und haben 5ulent an der mOnsen t3 Slrasbarg . . aaba
tweinzig und hundert oiarc silben lutcr« aadi IMfta dm
geweges von Straiburg. urkundt aea nm» d. äMMkraaAm
9, Wt ; so bant Ai noit tob Hotiingen no4a l.«lell dm Caiiaar
sich willekliche gesecsct und unvcraelMiteBaka m rechten
gtiten umbe vienicb inarch »ilbtr« LacarfewIfM fOr die
gavangenen. urkundt *aa Il97 (arciJB liltrraM*. |«sdL %IM);
4751
GEWÄGE
GEWAGEN — GEWÄG EN
4752
zu aller menglicher wissen gemeinlich und besunderlich
wellen wir zu kommende und kunt sin dasz wir in namen
und an stat . . . geben haut zwei tusent niarck silbers luters
und löttigs des geweges zu Basel, uik. kaiser Rudolphs I.
(a. 1291), Alsatia dijilomat. Schöpflin nr. 772; wir ... tünt kunt
. . . daz wir unser teil der bürg ze Valkenstein . . . hant
verkoufet . . . umbe zweinzig und hundert niarcbe Silbers
luters und genenies Baseler gewcgs. Urkunde von 1309 {arehiv
Osten, gesch. 6, 180); bo geben wir unserm lieben fürsten
abbet Willehelm von sanl Gallen, Clioslentzer bistumbs,
fünfhundert march lotiges silbers Chostentzer gewages, um
sinen dienst, urk. könig Adolfs (1297)ZELLWEGEii 1,1,84; 50 mark
lüthigen und guten silbers Constanzer gewäges. Feldkirchcr
Urkunde von 1312, Mohr 2,231; vierthalbhundert mark lüligcs
gesilbers gutes und gäbes (vergl. oben sp. 1117) Chostentzer
gewiges. Reichenauer Urkunde vou 1347, zeitschr. gesch. Ober-
rheins 25, 295; es ist ouch geret und gedingot, swenne wir
oder unser nahkonien daz vorgenant halbtail der bürg, hoves,
riitinan {vgl. riutine Lexbr 2, 472), lut und gut und daz pbant
und gultan, win und phenning widerlösen welln, so son «ir
demselben Wernbern von Teltingeu ald sinen erben, ob er
enwur, weron ze Kostentz der vorgenanten vierdhalbhunderl
mark silbers lütiges und gutes Kostentzer gewäges. 25, 296
{Reichenau 1347). frühzeitig tritt das wart aus diesen Verbin-
dungen zurück, theils wird es durch gewicht verdrängt: fünfzig
march silbers, Costentzer gewicht {St. Galler Urkunde von 1325,
Zei.lweger 1, 1, 126), theils wird es durch Wandlungen im münz-
verkehr entbehrlich gemacht, vergl. zwainzig phunt phenning
geltes, Costentzer münz (1325, Zkli.weger l, 1, 126); 500 pfund
guter und gerechter pfenning, landtzwerung (1459, ebendort
2, 1, 54) ; sechzig pfunt gueter pfening Sant Galler wehrung
(1460, ebendort 2, 1, 77); 15 pfund gäber Costenzer pfening
(1320, ebendort 1, 1, 120 u. a.) ; sechtzig guter rinischer gülden
(1461, ebendort 2, 1, 102 u. a.).
8) Verbindung mit dem genetiv einer münzsortt:
sich löste mit gewaege drier Pfenninge
Wernher Marienleben 161 ;
den du natere gehekke, der neme zvai phenninge gewage agri-
monium sous {sucus, saht) u. zvai cophelin winis u. trincke
diu samint. ez tribit daz aiter uz dem übe. altd. rezept in
der handschrift der Züricher wasserkirchbibliothek , vgl, Pfeiffer
ntzungsber. Wiener academie 42, 126; nim den curain unde
des ateches sou ein unciani, ingiber unciam 1, cariofeles
unciam 1, piper eine unciam, reoponticum V pheninge ge-
wäge, costes VIII pheninge gewäge, galgan V pheninge. ebenda
124; zwai . . gcweg {einer spezies). Münchner handschrift, vgl.
ScilMELLER 2*, 869.
e) der begriff eines bestimmten geldwerthet wird nur in der
theologischen litteratur und hier in anlehnung an das biblische
talentum weiter geführt: alder welhiu frowe hat zehen Pfen-
ninge alder zehen gewege. altdeutsche predigten 1, 60 Gries-
haber; frövvent iuch mit mir, wan ich han minen pbenninch
alder min gewßge funden de ich da hat ferlorn. ebendort.
3) aus der heutigen bairischen mundart führt SciiMEi.Ltii
2-, 8G9 noch eine redensart an, die an der ältesten und allge-
meinsten hedeutung festhält: es hats gwag hinüber, es neigt sich
auf die andere seile.
GEWÄGE, ad], und adv. das wort wird an ein althoch-
deutsches adjecliv wagi angekniipft, das sich aus einem be-
lege in NoTKERS Boethius erschlieszen läszl (unwäge, vacua
totius ponderis fama) Graff 1,665. tn der mittelhochdeutschen
dichtung tritt das adjectiv wäge mit einem ausgedehnten ver-
wendungskreisc hervor {mhd. wb. 3, 647*), der in bruchstücken
noch in heutigen oberdeutschen mundarten weiter lebt {vergl.
Wäger), vgl. Sciimeller 2*-', 869. die verstärkte form gewiige ist
nur vereinzelt belegt und entfernt sich in der bedeutung nicht
vom grundwort. S. Francr verwendet die form gewägen (s. d.).
1) das adjectiv: do sagt frag mit uitail, iz suiton die Rorer
der Jans mit Hainrich unt Ott von Bor in paiden einen ge-
wegen tag gegeben umb ir chrieg, seint ir paid jehent lehen-
haft von in an demselben guet ze Bosbiich und geschech
denn vor in swas recht waer. do gowen sie in paiden einen
gwegen tag hinz Aufhausen, ausgleich in einem prozesse um
eine hübe zu Rospach (1293), monum. boica 3,353; das man.,
ein weisumb haben sullt, mit den nächsten und gewegsten
und den pesten, die darumb gesessen wären. 3, 197 (1309);
dass man auf dem prantwert mit dem recht ein weisumb
haben sullt, mit den nächsten und gewegsten, und den
pesten, die darum gesessen wären, und sweni die den prant-
wert sagten mit ir aid vor dem recht, des schult er sein.
prozesz um den prantwert bei der AUz 1309, mon. boica 3, 197.
2) das adverb:
des warten si die rainen,
wie si gewege scliiclien
ir red, ir gaii, ir plicken,
das man ins nit begatter,
wann böser zungen sctinatier
hatt weder trum noch endes zil.
Häliterin 2.58,317;
geweger, gewegenre, melius. Theutonista 25'. vergl. Diefen-
BACH 35l\
GEWAGEN, verb., erscheint fast gleichzeitig mit dem erst in
der mittelhochdeutschen dichtung belegten grundwort wagen
{s. d.), vgl. mhd. wb. 3, 647*. die mit präßx verstärkten formen
reichen nur in die anfange der neuhochdeutschen periode herein,
sie unterscheiden sich in der bedeutung nicht von den formen
des einfachen verbums. vgl. mhd. wb. 3,647*. Lkxer 1,971:
ouch enwel ich nieraer minen lip
gewägen umbe deliein wip,
Harthann V. Aus Iwein 6632;
'turrt irj gewägen' sprach der wirt,
'ich gans iu innenclichen wol.'
ztschr. f. d. u. 6,178 {sclirelet und wasserbär):
swer nicht gewägen kan,
der selb auch nie gewan.
spriciiwor: aus der Grazer handsch. 14. Jahrh.
Wackehnagel lesebuch 1^,835;
wan ez ist vil manic man , der niemer getörste erbalden
unde gewägen in einem wilden walde ze sinne. Berthold
V. Hegensburg 1, 542;
der gewagt der genasz
die wil er unverzagt was.
Lassberg liedersuat 2,701 (der geprüffte minner);
so pin Ich ein ritter chüen,
ich torst wol zehen gemüen;
mit meinem swert bin ich ein held,
das wewar (beivälire) ich, wan ir weit,
wol her, tor es imant gewagen,
dem slach ich ab seinen cliragen.
Erlauer f,piele 5, 159 Kummer.
GEWAGEN, verb., niederdeutsche neben form zu dem in der
mittelhochdeutschen dichtung viel belegten gewahen (s. d.), vgl.
mhd. wb. 3,458". Lexkr 1,971. von letzterem verb. waren in
der älteren spräche hauptsächlich die formen des Präteritums
belegt (gewuoc, gewuogen), von denen der plural die nieder-
rheinischen formen des präsens beeinßuszte:
it_ is recht dat ich der vroweden ouch gewage.
die du baddes in deme verchi^teme dage,
dti din sun vßr up bit deme selveme live,
den he ei schoncste aller wive.
van dineme live nemen weide.
Marienlieder {tlachr. f. d, a. 10, s. 46,21);
we horde ie suliges wnders gewagen.
wa is it geschriven. we horde it sagen.
ebenda ö4, 33; ebenso 115,4;
noch beert, sprach der schencke, ich sai uch i^agen,
des ich iu aliin sal gewagen,
we Galaffer-s der jungfrawen vader
bürge ind land ind allil gader
ee verleiseii wille,
dan hei luit o( stille
sine docbter einichem manne wille geven,
hei en si ir so leilT as ir Icven,
KarUiieiiift 31,2 Kelter, vgl. 37,15;
man sal entlich de wairheit sagen
unde der logen neit gewagen.
IIagkn rciwchroiiil: von hötn 2002, d. slädleclironiken 12;
wat eme de slat here halt misdain,
laist hei varen und besiaiu.
hei insal (isj iiummernie gewagen, C-.
noch van der steide sich beclagen. 3069;
do ich leste minen heren saicli,
lioirt ich in duchden ure gewaigen. 4133;
do ich lest minen heren sach, hoirt ich ure gewagen in
duechden. Koelhoffsche chronik von Köln (1499), d. slädtechron.
13, 009; der reit zo Ulrich ind quam in eine herbrige ind
hoirt alda sins heren gewagen, we man eme vergevcn souide.
Kölner Jahrbücher des 14. u. 15. Jahrhunderts, d. städtechroniken
13,65;
doch so moisz ich die warheit sagen —
die l'romen enhuirens nit gern gewagen.
Kölner reimckronik über die unruhen von 1481
d. slädlcchroniken 14,948. vgl. auch Berguaus
■spracliscIidU der Sassen 1,564'.
GEWÄGEN, adj. das parlicipiale adjectiv gewegen {s. d.),
das später durch die jüngere form gewogen (s. d.) verdrängt
4753
GEWAGT
GEWAGT
4754
wurde, triektint i» aUmannitehen dtnktnäUrn autk h itr form
gewitgen. ron ditttn beUgcn tu trnnen ist dar form gawlgeo,
in der S. I-iianck das adjecUv gawige (i. d.\ gebrauthl: attrr
es wUrdi \illiirlit gilt iiiiil gewSgen tein, die tcbriflflwei»eti
mit scIiMeigcn für ißgeheu. mortar eneomioa 49* ; diu lund
iit dfin vih« nietir dann dein gelreid gtiMegeo uod fugiani.
weltburh m'.
(;KVVA(.T, n., liebenform tu gewige (i. 4.): gwigt, ein
werk/eu); zum lit^lirn. 'l'oei.Ka AjijtentfUer *pracksehal: 147.
i:KWA(/r, pnilinpiaUt atlj, lu woKeu (* d.), tgl. gewogen.
(/ii- bedeuluiijeiUH'icklitng, mit der sich dns adject>9 vom Mrbal-
fl'tmiii isitluit , tetgl tuh in der elastuclun IHteralur am ende
''-> \>i. jahrhunäfrls volliogtn und obgetchlutien ; dt« ersten an-
ilse begegnen im 10 jahrtiundtrt, untfr dfn allnbuttpen 9er-
■ rndungen, du- dusen hrdeutungsmandel begünstigen, treten he-
immte Verbindungen hervor, in denen der )e»ethg4 träger des
iiiiibuls einen theil seines bedeutungsgehaltes an seinen brgleiter
ahgiei't. »le eng diesf Verbindungen geworden sind, teigt uns
lim besten der fremdartige eindruek, it% der gebruurh des par-
iicipt neben anderen sui<stanliren auf unser tpraehempßnden aus-
übt: wollt ihr auf* nrchnie hallte jähr noch versuchen, so
»iiid» xwei gewagie f:ul<icn [besteht sich auf das abonnement
»tner xeitung). Göthk (an hestner det. 1171) briefe 3,63;
•t ward frroili da« kaum g«wn|tle holTcB,
die •linutiK lilali. wim «la vorlitTgeoast.
dei wirk>-ii4 K"ldne thor« itaheii olTen,
«In x-lirlli Kalang. vln iweliir waril gewagt.
(>RiLi.r«iiia ijii;imleinii<rruni)ru im >/'U<>'-n) 1^, 29^:
et isi das festhalten am passiv, das uns in dieur attributiven Ver-
bindung stört, o6w(iM doch der grOsst* theU der Verwendungen des
adjeeltM auf diettm genus aufgebaut ist. nur vereinsetl und heute
auf mundnrilichen gebrauch beschrankt ist eine mendung, die an
der actiren beJeutung anselsl: gewagter, der sich gewagt bat
and in gfa;ir gewSaen iat, periclitus, MAAiaa t:H'; gewagt, er-
probt, bewfthrl. Sihukli.bh 2*, SOu; e gwagtii ro«. eiendort;
auT e «Ibm eo acht jaga
U er allemal gwagi;
■and mere'« a kema
hulim eil a iial ve'jagt.
iiitdschüisnitird. ebenda.
i) Älteste belege det partieips für eine vom pussir ausgehende
djeclivische entirieklung : gwiifj(cr rodt, der am glück gelügeu
>i, Mie er :iu-<zst-blahe, eonsilmm in fortuna positum, Maalkb
1 :h', ebenso Fsisius (I6IG) 'bC ; und iüt fürwar ein gewugl
Ung, (lau groa bitlens, surg, bescheidenheil und urtbeil be-
UOrft, und not wer, das einer ein phisicus wer, der aus der
phisionouiei all lugend und geprechen abnemuien könnte.
l'iscHARr {ehiuchlb.) 5, 23« Hau/fen. die Wörterbücher des 17.
bu ium letzten drittel des \^.}ahrh. geuähren dem particip keine
ausnahmesleUung , und auch die spdleren {seilst Adkldnc) be-
gnügen sich wesentlich mit der anführung ron redensaiten, uie
friAcb gewngl, ist halb Kewonnen, es sei gewagt u. a. dasi
diese huehungen jedoch den thatsdchlich.n verhällnissen nicht rnt-
spiechen, teigen einige anhaltspunkte. SpiBseh novum lexic.
unireisale{\-oo)VA' irrteiehiiet: gewagie« stück, auium; gewugt
als adjectiv itt schon bei Khamgr 2,133' aufgeführt und mit ilem
i^Uändifchen newougil {gcvagl, in gefahr yeselst. ebenda I,li4')
■■■I par>illele gestellt. STEiNaACB (lOlO) führt eine form ungewagt
ua. die n(ich>tin belege giebt Campb: die Sache ist sehr gewogt.
1,53.; ein gewagtes iinternelmu'n ebmdort. die fremdsprach-
Uchrn Wörterbücher veruichnen selbst die gangbarsten Verbindungen
nuht. um so ausgiebiger ist der gebrauch, der sich für G<>thk
und SciiiLLBB belegen IdsU. es begegnen hier fast alle die festen
trrtiniuK^rn, an die wir durch unser heutiges tprackbewusUsetn
gewöhnt sind.
1) typen attributiver Verbindungen.
*) auf der falseii nackte rippen
klettrrt sie mii leichtem .«chwung.
durch den ri:ix ({eborsiner kllppen
irftitt »ie der guwagie .spraug.
abnr hinter Ihr verwogea
Tolgt er mit dem todenbogeo.
ScHiLLsa (alptnjdger) 11,403;
ich will mm beschlusz einen andern gewagteren über-
tpruug inachen : in die tbiei fabel. J. Grihb bei Fr. Schlegel
deutsches muiciim 3, 70; vom schnupfen komme ich aof die
liebe, was dir freilich ein gewahrter Übergang scheinen dürfte,
es alter bei näherer betrachtung der sacbe nicht isU HBBBkL
briefwechtä 1, 6; in Tuscana trat der so bekannllich weise
regenl und gesetxgeber Leopold mit einem kühnen, und dem
•rttoi) aoscheia nacli, sehr geuagteu acbrill hervor, als er
milteo in itr zeit ie» illtrgrAsileo »«01610, wtleker beraiU
eingetreten war, den rruektbaodel auf ttna«! gau fAr frei
erklärte, wahrhest oAm sdmsnke übrr in fräf ^tMitktndH
{Lespstg iMM) a. i«.-!; aber alle eolU|eB wtnm 4arla daii,
dasz dieser besuch der tanxttundt fftr Woklfirt «ia iMurit
gewagter und verbAninisivollcr sekritt od, 4«r aaaoaapraclH
liches Unheil bereite uod di« gMaanoU menscbHcke ordoung
*tr>re. G. Ikeitac seil «. hahn (fcs. Mri/ t, 17«).
b) doch wenn bei bebandlong der wissensckafUa faa
irosten und breiten die allen »ick »cbon lo eioar gewtoara
peinlichen läge befanden, iDdta u «rfaaaaag 4» ■MMMiif*
faltiKen, auszerroenscblicbeo gaftaMladb «iM Mrlktilnif
der kmfte und fihigkeiUn, «Im lantflcklnog dar aiakdl
fast onerlAstlicb ist; «o kM •!■ B«««rer im Ibolickan fjll
ein fluch gewagleres apial, Wsitm «r b«i der eioxcloto aua-
arbeitung det mannigfaltigen ^^\*r\>»rea »ich so itrilr— ap,
in unxusainmeohiingeuden kenotiiiaseo aick 80 varHaTM !•
gefakr kOmmU Gotmk y,,rHWtnckeUnttnn):
leb baba alo gewagtes «plol gsiplelt,
leb weiss und nur graf Lalcetiar durfte aick
an diesem bore solcbsr that erkUbaeo.
ScaiLLsa 11.»« (U. Stuart 3M1);
um alles, was mir wert und teuer war.
spielt' ich mit dem gewali'gea scbicktal kftha
da« rOrcbterllcb fawagM spiel. •• Iat
verloren !
naiLLriBiBB (Bianka von KatlUien 1,1) 10*. tS;
er (Wallenttein) unterhandelt schon lange mit dao Sckweden
und auch mit den Sachsen; wum denn? oo lange und so,
dasz »ie glaoben mUsseo, er bat aie tum narren, was will
er damit bezwecken? meint er, er bekomoit günstigere be-
dinguogen, wenn sie daa glauben? docb scbwerlick! and
welch gewagiBü apiel aus furcht vor wagnis ! Ü.Loaww &,»■?.
e) der Vorhang von g<ildstoff, auf dem sieb der k<tpf und in»
übrige der Ugur schon abheben, gilt für ein gewagtes koast-
stOck in der mahlerei, gelang aber vortreiflicb, indem daa
bild dai!urcb ein reiches harmonisches, unser äuge angenehm
berührendes ansehn erh.llt. Güthb {ither H. Mengt ilui. teue
februar 1788) 19, 290, vgl. die heute viel febrauekU veibtndumg
gewagtes experiment; nach dem unglücklichen versuche des
künigs von Dänemark, die progreoseo des kaisert zu brmmen,
war Gustav Adol|.h der einzi»;e fürst in Europa.. der.. diaaer
gewagten Unternehmung gewachsen war. Stbillbb (gcscMcMf
des :iojihr. knegs II) tt, 145; die nachriebt welche sie mir von
dem guten succesz der braut von Messioa auf dem Ham-
burger theater gegeben, hat mir gros/e freude gemacht . . .
ich habe Ursache mich zu freuen, daaz ilieses gewagte unter-
nehmen mit dem tragischen chor auf den drei besten bubneo
Deutschlands so gut gelungen ist. briefe 7, M Jonas; darauf
brachte sie tapfer ein hoch aus. ea war ein sehr gewagtes
unternehmen, aber es war gelungen und sie wurde mit bei-
fall überschüttet. G Fbbttac {verlorne handuhrift II, i\ t,»m;
verblüfft war nSmlich Mullricb besonders darüber, dasx
kttmmerlein französisch konnte und Kümmeriein wiederum
seinerseits erstaunte, dasz sein gewagter versuch, dtee«
fremde spräche wenigstens in ankl&ngen zu reden, ikm
wirklich ho* gelungen war. Gotzbow ntter vom getste, i. buek,
cap. 9; pflanzt sich eine so gewagte that durch die loft fort
oder ist es meine furcht, die mir überall iriomphsauleo ond
dicht daneben den galgen baut? ^ero 37 lirsttet bUd\.
d) aber ein gewisses vergnügen, daa ick an der gaatca
gesellschaft bemerkte, unter seinen augea ta aaaaa, apnck
so laut zu seinem vortheile, uod kielt ariek ao bafo *«a
jedem gewagten urlbeile über ihn zurtick, kia er, ack, aar
zo geschwinde, sein eigner verrttber ward. TaCaaai {rtkt
in die mitldgL prorinsen \.theil) i, t; geang, all« manakawn
mUdcben, so viel ich deren narbkar aack fraeWa kaka» 4ie
zum schlafredeo, zur desorgauisatioa, saa tkiariackaa aaga*-
tismus geschickt waren, bcsilrkleo miek ia JiMar fewaglaa
vermuthung. 1, 6&: wcao er [Lmiktr) ao mit MclaacMkaa us-
sammensasz, dann war aMgistar Pkilipp der milde, fakkrtr.
der zu gewagten bebanptaageo seines kräftigen frraoÜM woki
einmal die kluge einschrSokung kiazafOgta. G. Fbrttac (MUir
aus der d. vergangenhest 2, 4) 19, IIS; sciaca (^pccAu) gewaglaa
bebauptungea ta vridersprackea. oai
o;ichbarii. mU a. keka (§m. MTW 4,1
<) der retnlivfntkt gsawwi wm
scharte, gewagte vartitfa «a:
verabrediiugeo , oaek vdckca ciaa gtvsiaaa
bestimmter preb gegea db koffnaof aiaaa klaMfaa aack
4755
GEWAGTHEIT — GEW All EN
GEWÄIILEN — GEWÄHLT
4756
ungewissen vortheils . . . versprochen oder gegeben wird.
preusz. landrechl (1835) register 111; gewagte vertiage ebenda.
f) sie baben, bester berr, Schumannen aufgetragen, den
aui'zug zu niablcn, er verlangt von mir die liste, erlauben
sie, dasz ich einige remonstrationen vorbringe, diese fest-
lichkeit war an sich ein gewagter scherz, ist glücklich ab-
gelaufen, bat gute wiirckung getban und fieude gemacht . .
bei hellem tage mit nüchternem muthe musz man so was
nicht betrachten. Götiie {an Karl August 1782) briefe 5, 2'i;
da es oben bebarrlicii still blieb und weder ermunterung
noch Widerrede sich hören iiesz, so spann Steffel seinen
gasselsprucb ins endlose fort, wobei er, was leider gesagt
werden musz, in unverblümtester weise die gewagtesten an-
sinnen vorbrachte, die jemals an eine dame gestellt werden
können. Anzengbubeb [dorfgänge] ges. werke 3,137; 'o webl'
rief Heinrich und schlug sich mit den banden au den kupf
und gedachte sogleich seiner gewagten anekdoten über die
fürstin Amanda. Gutzkow ritter vom gdsle 3. bück, 5. cap.
3) aus diesen Verbindungen ist dem werte die bedeutung 'fcü/in,
keck, frei, zwanglos' zugeflossen, die es auch ausierhalb dieser
formein in prädicativem und attributivem gebrauche enlfaltel.
a) das prädicdt.
a) ein angreifender krieg schien selbst dem muthvollen
kanzler Oxenstierna zu gewagt, die bülfsmittel seines geld-
armen und gewissenhaften königs zu ungleich den unermesz-
iichen hülfsmitteln eines despoten, der mit ganz Deutsch-
land wie mit seinem eigenthum schaltete. Schillkb (geschiclile
des SOjdhr. krieges II) 8, 161 ;
wenn ihr
mit ihm nicht kämpfen wollt, und in der that,
es war' gewagt, ich ratli euch ab, so braucht
ihr mit dem löwen oder mit dem tiger
den kämpf nur einzugeh'n, den er betieblt.
Hkbbkl (llerodes und Mariitmne 2, 1) 3,33.
ß) alsdann scheinen die darauf gebauten risse und mei-
nungen weniger abenteuerlich und gewagt. Güthe briefe 5,21;
sein Stil ist neu, bildervull, munter, olt zu gewagt, hier zu
verschlungen und dort zu abgel)rocben. er ist im teuer der
einbildungskraft hingeworfen, und eben 'dasselbe gelühl, da-
mit der Schriftsteller seine materie empfand, glüht auch den
leser an. Herdeb (über Abbt) 1, 80 Suphan; liaben sie die ge-
fälligkeit sie durchzugehen und was sie etwa für allzu para-
dox, gewagt und unzulänglich finden, anzustreichen, damit
wir darüber sprechen können. Güthk briefe 17,273; alles, was
etwas jäh erscheint und aus der Illusion reiszen könnte,
alles, was etwas gewagt und fremd, wenn auch nicht un-
wahrscheinlich, verlangt Vorbereitung. 0. Ludwig 6, lül.
6) das attribut in freien verbinduni/en : jammre mir etwa
nicht und lamentire über gewagte, unglaubliche, ungesetzliche
dinge. Gutzkow ritter vom geiste 2 cap. 7; so führten denn
unsre beiden glücksritter ein ziemlich gewagtes leben, der
eine war, wenn man so sagen darf, in böhuiischeu dürfern
angesessen, der andere stand mit raritäten in theuren mielh-
zimmern aus. Imhehmann 6, 179.
4) neben der bedeutungsentwicklung legt auch der gebrauch
unseres worles kennzeichen blosz für die adjectwische gestaltung
des particips, so die Verbindung mit gradsteigernden partikdn
(etwas gewagt, sehr gewagt, zu gewagt), die Steigerungsformen
(gewagteste ansinnen) u. a. auch die Substantivierung gehört
hierher: dein obeim hat keine ruhe, er führt etwas gewagtes
im Schilde, schon seit 8 tagen eilen boten ab und zu im
schlösse; und allerlei verdächtiges gesindel streicht seit einiger
zeit hier herum durch busch und wald. Zschokke (freiliof
von Aarau) novellen und dichtungen 5, 239. vergleiche auch das
folgende wort.
GLWAGTHEIT, f., Substantivbildung zum vorhergehenden:
am fusze der riesenmassen {des gebirges) wird sein geist er-
griffen vom uufasziichen in der kühnen gewagtheit der natur.
W. F. Meykrn Dya Na Sore 1,223.
GEWAHEN, verb., gehört wesentlich der mittelhochdeutschen
dichlunii an, in der es auszerordentlich oft belegt ist, vgl. mhd.
wb. 3, 458"— 459'. Lexer 1, 971; der neuhochdeutschen periodn am
nächsten steht die Verwendung bei Jeboschin:
di quämeu euch, als er gewüc. 24042;
si quämen vir wartluite an,
der si dri da slügen,
den virden si gewü^en
zu läzeo bi dem lebbeue. 24029.
t;^(. oben ge wagen sp. 4752.
GEWÄHLEN , verb., verstärktes wählen , vgl. Lexer 1, 982.
nachtrag 2U8: ez ist ein gut reht, swer daz gesezet hat, daz
den menschen niman irren sol an der sele geschefede; wan
als der mensche tot gelit, so enmac er fürbaz nimer mer
weder gewelen noch entwelen. Schwaben spie qel cap. ib !> 8
Gengier; an der Vogt- oder Fensteralpen hat die gemeinde
Kleinthil das recht bei ihren verortneten amtmanns einem
alpenherrn selbst zu gewühlen und ist der bestimmt lag
am Ostermontag. Österreich, weisth. (i, 363 {alpenrecht zu Klein-
thal 1788).
GEVVÄHLIG, adjectiv, vgl. gewählt: bäkelig, zuweilen auch
SO viel als gewühlig, eigen in der wähl, lange wählend.
Campe 2, .so6*.
GEWÄHLIGKEIT, /.; hägeligkeit. . die gewähligkeit. Campe
2, 502".
GEWÄHLT, participiales adj. zu wählen (s. d.). der be-
deulungswandel, der steh aus den adjectivischen functionen dieses
particips ergiebt, unterscheidet sich wesentlich von den entsprechen-
den erscheinungen bei dem oben behandelten gewagt {s. dieses),
während dort die festen attributiven Verbindungen in der weise
mitwirken, dasz das jeweilige Substantiv als träger des attributes
einen theil seines bedeutungsgehaltes an das adjectiv abgiebt. steht
gewühlt in dieser beziehung freier, selbständiger da. die be-
deulungsunterschiede sind hier schon im particip lebendig, sie
nehmen beim adjectiv nur eine neue prägung an. die einzelnen
ubstufungen lassen sich durch die parlicipia erwählt, ausgewählt
andeuten; auf der grundluge des letzteren flieszen unserm worte
in der bedeutungsgemeinschaft mit ausgesucht, erlesen die be-
griffe von 'kostbar, geschmackvoll' zu. diese enlwicklung liegt
schon in der classischen litleratur des 18. Jahrhunderts , wo sie
zuerst ans licht tritt, abgeschlossen vor, im gegensatz zu diesen
gebräuchlichsten Verwendungen des participialen adjcclivs steht eine
andere, die noch heule mundartlich in der Mark lebt, die in der
Ulteratur dagegen nur vereinzelt belegt ist, gewählt = wählerisch,
vergl. gewäblig. das particip scheint hier die active bedeuluny
durchgeführt zu haben, wie wir sie auch oben bei gewagt sp. 4753
kennen gelernt haben.
1) gewählt mit passiver bedeutung.
a) das moment der freien wähl steht im Vordergrund ; es bildet
sich ein gegensalz heraus zu bestimmungen, die von auszen her
getroffen werden, gewählt = erwählt.
a) attributive Verbindungen.
denn so werden sie alle dahin gehn, jeder den andern
trauernd verlassen, und lliehn.
also trennet der tod gewühlt« gatteu! der mann kam
seufzend Im ozean um,
sie am gestad.
Klopstock öden 1,45 (an Giseke);
diese berren sind also die gewählten secretäre der national-
versammlung. Stenograph, berichte der Frankfurter nationalver-
sammlung l, I9u'; dem lande ist nicht gedient, wenn seine
gewählten Vertreter die band nach rechten ausstrecken, die
ihre gesetzliche Stellung im verfassungsleben ihnen versagt.
BiSMARcK reden 9, 416 (17. juni 1865).
2)) eine gezwungene, nicht gewählte musze. Garve abhand-
lungen über d. menscht, pfltchten 1,172; denn ich hatte mich
durch diese composition {des Werthers) mehr als durch jede
andere, aus einem stürmischen elemente gerettet, auf dem
ich durch eigene und fremde schuld, durch zufällige und
gewählte lebensweise, durch vursatz und Übereilung, durch
hartnäckigkeit und nachgeben, auf die gewaltsamste art hin
und wieder getrieben worden. Göthe 26,227; meine berren!
leben sie erst etwa vier jähre eines solchen conilictes hin-
durch mit dem gefühle der Verantwortlichkeit für die ge-
sammte Situation zwischen kräften, deren sie nicht herr sind,
weder der auswärtigen noch der Innern, und sie werden
sagen, dasz die regierung recht gelhan , diesen conflict ge-
schlichtet zu baben, sobald sie es ohne demüthigung der
kröne konnte; der gewählte moment aber war so, dasz
er jeden verdacht einer demüthigung derselben ausscblosz.
UisHARCK reden 3, 123.
ß) Substantivierung: beinahe schon hinter Viterbo kündigt
sich die nähe der piiesterstadt auf eine traurige art an.
unfruchtbare, dürre beiden, ohne kultur, ohne wohnung,
ohne menschen, sagen vernehmlich: hier ist ein wahlreich,
und der gewählte ist ein priester, und dieser priester ist ge-
wöhnlich ein greis. Grili.pahzeb {tageb. auf der reise nach Italien)
19% 210; nacbwahlen für die doppeltgewählten. Vahnhagen
V. Ense tageb. 6,16; der central- ausschusz hat sich gestern
4757
GEWÄHLT
GEWAHNEN
4758
mor|eD lu einer littung und In derselben darflbrr Tereioi|t,
welche wählen fQr ddlnlliv anerkannt antiiDehmen, und
weiche nocb tu beanstanden aeieo , alle gewShlteu aber pro-
visorisch zutuhisien beichloisen. tttnogr. beruhn dn Frank-
furttr nationalvenammlung l,t8}*; bei stiminpD|lelebbeit eot-
si'beldet das loos unter den gewählten. IM*; In diesem falle
b.'it man die besrbeioigung dea wahhommlssar« deshalb fOr
nicht ausreichend erarbtel, weil er selbst der gewiblte war.
IlisMARCi reden I. 285.
b) an der wähl maeht tiek dcu moffl«ii( der »uiltte gtUtnd,
gewühlt » auHgewJlblt, anserwablt.
n) jeiies wort schien mir einen jener fflden zu lerreissen,
die beilige oiigi-nlilicke zwischen nn^ geknHprt; jede gewBblte
Men<lnng Hchien mir unser verlidltnis herabzuziehen ..zu dem
verhüll ms twii^cheD dem theaterpoeteo und dem thealer-
be.inilen. üaiLt.PAazna (an Sehreyvoytl) 4*, 2U; ich ging lu ihm
und erwirkte den befebl an den fQhrer der abtheilung, die
Kniephnusensrhe wohnung zu besetzen, wa« denn aorb ge-
schnh, nai^hdeni es schon tag geworden, wflhrend die be-
settiing der Qbrigen gewählten b.luser in der nacht beimllcb
errolKt war. Bismarcs gedanken iini trinntrungen l, bZ.
P) hier Innen wohnt die rnlie, und man ilenkt,
man flbAileKt mit «umrolung und i;enu«i.
such rahli'* an leuKen nirht der icliIcklichkaU —
fleh nur. man hat sin rInKalerotl *la tragen
den KoMnen raif. beatimnit ff)r die >ewahlte.
und wliaen nicht, dam rruchtlni meine wähl.
GaiLLPiRXsa lt:»th»r 11) 8S,1*3.
e) mti der bedeutung dn trletentn IM rieh dat adjecliv von
der giundlage des verbahtummi'i ab, dem et alt parlieip angehört.
et Intt IN ritte nrue bideutungtgruppe ein wie dat frani. choiti,
tgl. cboisi gewiblt Schwan (itS'i) 1, 74(1. in dem tynonymitehen
vi-rsueh der kurfürsti deuttehen gesellschaft in Mannheim {l'H)
9, 1!) wird gewihlt mit gesucht und geziert luiammengeilellt :
't;ewahlt' giebt die unterscheidiingskrafl oder den gescbroack
der peraon und die vorxQglicbe eigenschaft der sacbe zu er-
kennen; 'gesucht' das fehlerhafte oder öngstlicbe im be-
inilhen; 'geziert' das fliielangebrachle oder übertriebene de<)
zierlichen, et sind ticei haiiptvortlellungen, die tich in dietftn
adjtcUv im allgemeinen verbinden und von denen im einulnen
fall* bald die eine, b ild die andere stärker hervortritt, eine auf
das subject {den auswählenden) und eine auf das object tielende,
'etgenmlig, geschmackvoll', und 'kostbar, erlesen', von der
vebenforstellunq des taddnswerthen , die für die eine Vorstel-
lung in gesucht, für die andere in geziert überwiegt, bleibt unser
wart lirmlich frei,
a) attributive Verbindungen, hier tritt gerne der Superlativ ein.
t)) leute Ton Vernunft und wahrer bildung ballen sieb nur
an gewählte geseilschuften, schriften der kurfürsti. gesellschaft
9,19; jede woche finden rcuniona, balle, wo die gewählteste
badegesellschaft sich versammelt, und concerte . . statt, un-
kündigung der badeverwaltnng von Homburg, aUgem. leitung
32. mai iStS.
:)) der kOnig wuszte schon davon, und sagte mir diese
aus Irücklichen worte, welche mir lieber waren, als mir oiief
anderen das grösztc und gewablte.ste gescbenk hUtt« sein
können. Kiop.-^tock an Gisekc I9. juni I7&t;
die erhebung der spräche,
ihr gewählterer schall,
beweKierer, edlerer gang,
daritcllung, die Innerste kraft der dichtkunst,
und sie, und sie, die religloD,
heilig lie, und erhaben,
furchibar, und lieblich, und gross, und kehr
von gott gesandt.
haben mein maal errichtet.
Klopstock an freund und feind 60;
'wir alle sieben hier in schmerzlicher erwarlung' sagte sie mit
gewähltem, doch etwos geziertem tone. Guizsow ritter vom
geiste 3. buch, eap. ' ; die kamasrhen an den füszea gaben
dem fremden ein gewiibllea aussehen, wozu freilich die grauen
baumwollenen hundschube Ober dco Ungern nicht paailen.
S. buch, tap. tt.
3)) sie krumte hierauf in den koffern und cartons und
nahm den gewiibltesten putz heraus. iMHeaiiANtt werke 4, IM;
die bunten beinkleider waren von einem gewählten musler,
die Stiefel saszen ouf einem lierlichen fusz, dem das wan-
dern auf der landslrasze nicht gelöulig schien. Gutzsow ntter
vom geiste i.biieh, eap.ü; Dankmar hntte . . einen ao zierlichen,
ebenmüszigen wuchs, dasz ihm seine gewählte tuilelle wie
angegossen aaas. i. buch, cüp. 2.
»V.
4)) das •lies war mit gawihhea werUn fMtgt. Gatit^
PAszia 4^ nt; unterdesz sprachen dem freiberm die freund-
lichen stimmen, welche In der menichenbrust mit klugen
und gewihltea werten alles bedenklieb« io eia gule« hebt
tu aetten wiesen. G. FaitTae sefl m. taiea (fMUMrie 4,tl);
die gewibltesten, wabreslen beidebMafM wtritm im
leser, der bloa den anstände oad der laofea weile
lieset, tu kOrperlieb, tu voll ecbelnen. Heaaca {du
I, ISI Suphan; damals wer der rbytbaoe im apradM
so belle, daaz die cadence, in der maa te «WM i
oder nach dem auadrueke der alten aeng, den pag'alMä
bexameters aushalten konnte, ond dieser war also Üm §^
wBblieste sllbenmaae, das die owiaU bensoato la atafc
scblosz. (0^ du neuere äMt$äu mtnt&r) l,m| 4aM laa
sie meistena ein buch ihree fewthllaa faaelMMclia. Gmtaam
ritter vom geiüe 1. buch, eap. %.
ß) dos prädicat. hier findet $kk kttiflg eidk 4«r ntmptnik.
t)) in Engela arhrtften iat der aasdruck gewiblu vekrifm
der kurf. d. geselUchaft 9, 19; die ausdrflcke, womit er be-
sonders den letzten zweck tu erreichen bolfle, waren die
gewibltesten, die er hatte Hnden können. J. J.Ehcil kerr
iorent Stark II. eap,; du versiebst nnler deinem luszereo
nur deine kleidung, und da«z diese nirht mehr ao gewählt
und preciOs Ist, und nicht mehr ao vie! geld . . . kostet,
daran mag ich freilich acbuld sein. H. v. Kliist Irie^e ea
sein« braut 147; selbst die namen in den altdenlarben lie-
dern aind gewihlt und aprechen das wesentlichste derer
au«, die aie führen, — von dem liede der Nibelungen bia
auf Reinecke Fuchs. K. L. Jai r merke 1 , 390 ; daat leb . . .
ihnen die kleine rede schicke, welche die Zeitungen ao Tar-
stOmmelt mllgetheilt haben, der sinn wird ihnen gefallM^
wenn auch der ausdruck bei völlig mangelnder vorbcn^
tung, gewählter aein konnte. A. v. HoasoLor en Yamkafm
(4. ort. 183:).
3)) 'da mein name ancb ans der fremde stammt', «•!•
gegnete Laura wieder über die acbsel, 'ao bebe ich eia
recht, fremde namen ftlr gewählter zo halten'. G. Faivrae
[verlorene handschr. II, 6) 6, SO0.
y) dat adverb: sie (die Jünglinge) kleideten sieb corf»
samer, geschmackvoller, gewihlter [wenn vie vertieU waren).
U.V. Klbist bruft am $eine braut 140; daaz er vor Oberflost
gern wechseln, oder aus hakligkelt etwas verachten oder
aus vorsieht noch gewählter anstellen mochte. Cäuft iyttt;
er hatte sich auch, er wuszte selber nicht recht, woznt
mit grOszerer Sorgfalt gekleidet, nicht prächtiger, aber ein-
facher, sauberer, gewählter. Zschossb ifreihof von Aarau)
novellen und diehiungen 6, 197 ; Siegbert war gewählt and
fein gekleidet, beide brOder gingen in frack, weiszen westen,
in jenem cosiüme, daa die mode erfunden bat, om einem
bühern tu huldigen, welsze balsbinden, helle haodscbube
fehlten nicht. Gutzkow ritter rom geiste &. frwrik, tap. lO.
•1) da$ partieip mit aetiver bedeutung. gewihlt, einer, der oft
gewählt hat und tu wählen versteht, vgl. gewagt «p. 47S3; rfea
ersten beleg bietet Hippkl: sie können es nicht glauben, wie
gewühlt ich bin! und doch habe ich ihre frau alle tage
gesehen und ea ihr nicht gesagt, waa mich plaget Hirpti
(*rte/« 3«. «nai 1783) 14, 3M ;
sie Ist so sanft, beredt, gewibli:
komm, sieh' die wang', <il« stimBie rela!
LiirrNOL» aus Bfromt kr^rvm mrimtif» \ ;
ein vogel, der Im futter nicht gerade gewihlt iat Wniaoaa
1,389 (sa^en und mdrdke« eiu der Olerkitssts).
GEWÄHNEN, v«rb., tUhotkd. giwabinjea. mmtr tm Gnut
1,899, mhd. geweheneo, gewlbeneo mttd. wk. %, lütT. Luaa
l,9Si. das wort hält tiek Ms iter lies t«. jakriL Hamm, MB
dann durch erw.lbnen (vgL Iktü 3, lo41) verrfriafl aa Mrira,
vgl. auch gewahen (o>e« sf . 4:ui, gewagen (i^47ft3l: nennet
diejenen, so twinglisrb secten vertbediogaa , aiKb geweaet
er der Wiedertäufer, achwirmer. aniwmt auf im barÜssa ae
M. iMlher wMer keiterbehen aktthiedt ... bei
f. Amoldi pfarher n CHlen ivil : doch lasxt anet
wilcba wei'iz Augustinus brauch des worttle gnade, ick i
sein ganz buch de spir. et lit. her schreiben, denn «a let kcia
blatt do er oit der gnade gewehneU Lotikb 9, ;i» {UM aHftei
der Uuologen sm Patis\ ; denn Jobs freunde einer . . gcvabaaC
auch acbon dea reicbea grbirt«.*iBa Opbir. MaraBaMii $»•
repta 17'; dist ronet ich liebea fraoad« kie aack gawrkaaa.
peslUla 1, Bk' aai ifUrt; ich aiaa aack hier aoch ciaaa
399
4759
GEWAHR (wahr)
GEWAHR (wahr)
4760
dinges gewehnen, gleich olsz zum beschlusz der lehr vom
gesinde. Colkeüs hauszb. (1604) 717.
GEWAHR, adjecliv und adverb, verstärktes wahr (s. d.). das
in den bedeutungen von verus, probus aus der älteren litteratur
so viel belegte gewari, gewaere ist der neueren spräche ganz ent-
schwunden, die letzten Verwendungen gehören dem \6. jahrh. an.
innerhalb des bedeutungsgehalles stehen sich zwei gruppen gegenüber,
die freilich nur für dasjenige adjectiv in betraeht kommen, das in
beziehung zu einem persönlichen Substantiv tritt, es sind dieselben
gegensätze, die in dem bedeutungsgehalt des nahe verwandten rechl
durch richtig und rechtschaffen sich kennzeichnen lassen, auch
der begriff von wahr entfaltet für die ältere zeit die Vorstellung
einer norm, einer richtungslinie, in der die anschauungen aller
zusammentreffen. Sachen und personen, die sich auf dieser linie
befinden, sind wahr, gewseie. bei personen nun, denen die
allgemeine anerkennung als objectives moment die existenz auf
dieser linie zuerkennt, kommt noch das subjective moment hinzu,
dasz sie durch ihre gesinnung und ihre handlungen von dieser linie
nicht abweichen, sondern das bestreben zeigen, in ihr zu verharren.
so entwickelt sich neben dem begriffe von verus, certus die Vor-
stellung von probus. der erstere als dogmalischer begriff hat
seinen verwendungskreis hauptsächlich in der geistlichen litteratur,
der zweite, der dem ethischen gebiete angehört, wird in der welt-
lichen viel gebraucht als sjjnonym zu gut, während er in der Ver-
bindung getreu und gewaere zu den formein gehört, die die
rechtssprache entwickelt, in einigen Verwendungen, so namentlich
im adverb glwaro streift unser wort nahe an das von anderem
stamme abgeleitete adjectiv gewar = cautus , providens, das in
einiijen Verbindungen wie gewahr werden u. a. {vgl. sp. 4771 /f.)
der heutigen spräche noch als vielgebrauchtes wort angehört, die
quantität des vocals (dort kürze, bei unserm worte länge) gab
zwar für die ältere zeit anhaltspunkte zur sonderung ; die bedeu-
tungsberührung und die lautliche annäherung {Verlängerung des
stammvocals in gewar = caulus) lieszen jedoch die grenzlinien
zurücktreten, so ist nicht blosz bei den lexikogniphen und gram-
matikern, sondern auch in der spräche selbst eine kreuzung der
Verwendungen zu beobachten, schon bei Otfrid ist es nicht
ganz leicht, unter den belegen, die Giiaff 1,909. 910 für giwaro==
vigilanler, caute beibringt, diejenigen die für giwaro == certe in
anspruch zu nehmen sind, mit sicherheil herauszulesen, vergl.
i. Grim« gramm. 4, 757; vgl. gawär, gawäri verum Graff 1, 916;
gewffiie mhd. wb. 3, 521'. Lexe-r 1, 977; nachtrag 207. Schmkilkr
2^,967; in vocabularien uird das worl nicht aufgeführt, bei Kilian
(K 4") werden gewa;re und gewar unter der einen form ghewaer
gebucht, dagegen belegt Henisch (I5n4) gewar, gewisz, certus,
verus. aus der lektüre Geilers v. Keisersbekg schöpft später
Frisch (2, 415), wenn er gewahr == verus einreiht, die Schreibung
mit dehnungs-h gehört den späteren Wörterbüchern an.
\) das objective moment im bedeutungsgehalle des Wortes, ge-
war = verus, certus.
u) das adjectiv.
n) mit beziehung auf personen. hier überwiegen attributive
Verbindungen, die prädicutive Verwendung ist ganz vereinzelt:
das siben ziug gewajrrer sint dan zwen. rechlbuch von 1332
Westenrieder beitr. 7, 139.
1)) dhazs ir Jesus wardh chinemnil in lauhnungum dhes
chiwarin Jesuses. umbi dhen in psalmum chiscriban ist
{illum verum Jesum). Isidor 32, II Hench;
ime wari al der lip sin _
als ein nuwe geboren kindelin;
her wart schone unde gesunt.
der kuninc rief an der stunt,
daz goi gewisse were
ein gewarer heilere. Trierer Silvester 306 Krau :
gel der gewere Crisl
der aller dinge scliepfer ist
und der hohen hirael plligct,
de/, craft für alle gölte wiget,
der ist dur dis e maget
mit siner guote uns betaget.
H.v. Langhnstein Marlinn 181.
2)) ich geloube die drie namin ain gewärin got unde in-
cheinin andern. Z.St. Galler glaube, denkmäler 1^306; ain gwairo
gut. alemannischer glaube, ebenda 307 {in allen andern glaubens-
formeln wäre got);
'bore, Israhel, ich wil dich leren,
ich bin din herie,
ich bin din geware got:
unde irfullis du min gebot
ich geben dir min riebe.'
nö widirredis dft daz werlicbe
uode wilt drie gote haben,
Trierer Silvester 773 Kraus;
daz ist der gewere got
dez gewalt und gebot
die alten vinster het entliuhtet.
H. V. Langei^stkin Martina 179';
Martina noch bekere dich
von diner tumpheit unde sprich
daj Dian ein gewerer got
si und da^ sin hob gebot
ob aller dinge wirde wege. 182';
an dem ersten tage nach dem also der keiser getoulTet und
gesunt was worden, do gebot er, das men Christum über alle
weit solle für einen geworen got haben. Königshofen chronik
von Straszburg, d. slädlechr. 8,362; hienoch vermüschetent
sich die bösen geiste in die bihie und letlent usser in zii
den lüten. dovon wart mrn noch me gloubende an die bilde,
also ob es lebendige gwore gölte werent. 247.
3)) ich geloub daz er an dem driten tag erstuond gewäre
got unt gewäre mensche, alemannischer glaube, denkmäler
1^, 307 (3. St. Galler glaube und die andern formcln: wäre
mensche); wan nkh der wise, als er in dem sacramente
ist ftf dem altäre in eime fröinden kleide gewfirer got und
mensche, mystiker 1, 262, 25 Pfeiffer.
4)) tbo santa got giwaran gomon filu maran,
man mit uns gimeinan sinan drut einan (Johanne«). '
Otfrid 2,2,1;
und sprochenl zu Bonifacio: er were ein ketzer und ein un-
reht hobest und ein endekrist, und were ir herre Benedictus
ein rehler geworer hobest, der ouch sin reht wol geturste
lossen besehen und erkennen vor wisen pfaßfen. Königshofen
d. Städtechroniken 9, C03; dat si den egenanten hern Ruprecht
mit in vur einen reichten gewairen Roemschen coening ind
zokonfligen keiser heilten ind ieme gehorsam weren. Kölner
memoriale des 16. jahrh., d. städtechroniken 12, 333.
5) es wart auch Jhesus Christus das geware osterlam ge-
oppert an das frone crutze. aus einer Frankfurter Handschrift
(14. jahrh.) Diefenbach-WiJlcker 618; Christus ist ein gewar
liecht. postille des Heinrich v. Erfurt ebenda 618;
da; hastu vatler wider tan
geweres liebt der warbeit
das aller warbeit lieht treit.
H. V. Langenstbih Martina 227*;
er ist daz Hecht der menschen, er ist das gewar liecht.
Kkisbrsbeg evangelia {mb) if ; Christus was das war liecht,
du hast ein dreifeltig liecht, da kcins ein gewar liecht ist
{der Vernunft, des alten geselzes und des neuen lestamentes).
ebenda; es ist ein liechl deiner Vernunft, das ist nil ein
gewar liecht. ebenda; Moses gab euch nit daz brol von dem
liimel, wan mein vater gibt euch daz gewer brot von dem
himel; wan daz gewer brot gotz ist, daz da nidersteig vom
himel, und gibt daz leben der werlt..ich bin brot dez lehens,
der zu mir kuml, den hungert nit. codex Teplensis Johannis
6, 33, ebenso Eggestein {bei Koburgkb und in der Augsburger
bibel von 1487 das wäre brot ; mein vater gibt euch das rechte
brot. Lother) ; wann mein flaisch ist geweres essen und mein
^lut geweres trincken. Joh. 0, 55 Eggestkin, ebenso codex
Teplensis.
ß) mit beziehung auf sächliche subslantiva.
l)) attributive Verbindungen.
a)) taz sint kewäriu argumenta, unde sus kewäriu sint alliu
diu hinnän chomenen argumenta. Notker Boetkius, Hattemer
3, 167*;
er sprach, er wer des herren sin,
das lob von anfang an das end
wölt überlesen das buch behend,
und was ich darinn gescbriben l'ünd,
darusz man weriich gelerncn künd,
wie die wirdig stat wer komen her
das ich des machte ein scbrift gewer.
reimchronik des Köchlin (miitK \a.jalirh.) n. 12,
(i. stäiilechroniken 4,343;
wer disiu maget wsere,
des beere gewxriu mxre.
üarlaam und Josnphat 65,4;
der was Johannes genant,
des gewähre Urkunde uns seit
die gotlicben wärhelt. 71,15.
b)) ich gelob ablaz miner siuute nach gewdrer riiwe. ale-
mannischer glaube, denkmäler 1^, 30S {andere glaubensformeln
nach wäre riuwe);
gewcren riuwen got eopbat,
wenne er von ganzem herzen gat.
BoNER :U,43;
mit gcwerir bnze. Nicol. v. Jkroscuin 9475;
4761 GEWAHR (wahr)
und fib dar wsli« urkuu<lc
gewtrer uad niuHur »uoite.
II. V. LiNiitutTiiii JfaHiM 3Sb*i
dac ist gewar freud wann die seL-Mirt gewar einer kraft in
ir. pottilU des llnnrich von A.V/urt, DiK>K(iii«ca-WOLCkia eik:
ulier Kevviiicr lUKciidt'. ilünchntr handtehr, hcHMkUK« 2',ü«7:
von gewerer fruiil«cliafl. (l3Hi( (iermanin 17,03; Symeon ward
mit glüdiileii ciiti-ii gebraut, (lunim (lu-< er lut wull ufliOrcn
ze piedigeii den gewureii gclaulu-ti. martt/Toluijium {Stro$t-
buiy l^^4) {':>\
c)) auch dua ist recht, das der richter dbaincn, er «ei armer
uder reiclier, uml> cbainerlai lach beawSreo aol, et sei dann
uiiib ulTiie, gevvore tAi, da« ainer wiiaenlleick vertcbuidel
hui). ösUTTtteh. tetittk. t, 19 (verbol und Ordnung in I^eaarri-
bach Vo. jahrli.).
d)) die ander natur {det mtnirhen) das ist ratiu, die vei-
ihlnriig sei, und das ist sein gev\uio oatur. lieiLka v. Kkisers-
DKii; narrcnsciuff 40*.
1^)) sl gab aucb ui;er handan
Ir oiiiitel so gewere
•ia arman bedaJer«.
hben dar keU. lüUabtlk 2081 ;
ItegHb «a sich ober, das et wintersieiten mit scbne« uio ge-
MÜren liaufcii anwurf, der ubt-r solchen panzuuii gelangnl,
Ko »oi der |iaur daliainib an> tcnn ain leggcnliiiet . . . fUr-
sel/<Mi. öilrrieicJi. ueuth. 1, U5, 13 (taiding im pfleg- u. land-
gtrichl Ratchtnherg, hanitchriß ton 1071).
3)) dai ud]icli» aU prddical,
a)) sillugismus uetriuget. übe er legitime getAo ist. a6 tat
er legitime geldn. wandu er in dialeciica Iria membra haben
sol. taz tero luei so gewAriu sin. daz iru maunullb leben
rauge. unde siu ein anderen »b hafteön. dai siu dai trilla
gewilrt^n. ioh Ane geübt. NuratB [Botihius) UatUmtr 3,00*;
das minlii noch waren
getriii uuil Keware
so inubi« Ich urlob haben
leüeu aller hersiau man.
*pecul. iceletiae 140,60 KeUe.
b)) dA gxbest dinen kouf mit mdze oder mit wige oder
mit siniuierin oder mit ein, duz sol allex gewis unde gewu.-re
sin. Uertuulo t. HfiCünsHuac l, U8;
el wi berllch Ist gewesen
dli leicheu. dat wir hao gelesen,
gewere uud alzu redellch.
sa wirdeo uoüe den meren glich!
Men der hett, Ktuabeth 10403;
ir streit der wss gewore,
den törsi ein zaghsITilger man
do nimmer wol anschawen,
der schweUt do Ton In beiden ran.
Siijenot a !»tt* Schorbach.
c)) nieman vur dem mAra,
«l li valsch oüe gawera,
sich mao üf erden bewar.
ALsaicuT TON lULBaasTADT 38,26;
da{ ommet dirre liere,
der canonizieio
geschach sii l'enise
In de» convenies husa,
da;: dl uredogere
da haldent sa gewere.
/«6«« der htU, Elisabeth 3018.
d)) uuen unde Inne
mit dem kulke man in baut
ko man in «clioueti roui
rehi« wi{ als der sua
dai geworte schein ubar sa
ala It ein himel were
das werg was gewere.
lIsaaoaT t. FaiiiLAa Irq/. krie$ 1830;
viere philere
schone und gewere
au den enden ituoden. VI351:
veate unde gewxre
ditze casiel wxre. kröne 348*.
»jj. munitum praesidium giwari Tesli, giwara vesli ^{oiten tu
iilacc. 13, 19 STKinaBTKs-SiKTBhs 1,704". httr macht %iclt bt-
dtutungtbnührung mit dem subsL gewahr gellend, vgl. tp. 4763 jf.
b) das udveib:
was ii oub giwsro gotas drut iher maro.
iher goie rihta Ulu Tram aine wega. aos Is lam.
Otfrio 3,7,7 »0^ 3,8,13;
'ih' quad 'BTur sagen lu, iher wiU biscowot il thiu,
that .<ar in theroo Triste si thiu nan es filu^te:
er hiiorot sia ginraro in h^rien ju sar suaro
mit unieiocmo uiuaie; uirgeii imo is li guate.
J,l»,6i
GEWAHR (wahr)
4762
Abraham ibcr maro Ikar la| 4el glware,
ibla fotassgoo guai« llil« dal oub all« doU.
S.l«,2». fesM« •«•,*!. 11.13:
üb« dit fot llitet. und« aiA gel^ret ktwkro flo. fo glot ai«
in venlate (in warbetle) und« gaot ao iow t« imo. NoTBU
zu psalm bS, II, llalttmer 3, StA*; dai uad« al«^ §0läan.
»rribeu sld kewirur Awbrustiu io «uoMfoii. iumI« taitn.
be dl«a il Beda lim«la. lt*t
dof riirstlsoaa elara
fures HU grwar«
mit gsiitrr »alifcelde
geia Duiiugeu sa ü«ra
3) das sul'jettire momenl begüntttgt eine rtkktre entmieUmnf
lies bedrulungsgehalles und meUtusgrei/enäe 9rtb$ndnu§«u, um
allgemeinUen ist die bedtulung gewir« «■ Mabrhaflig. uu» Umtt
ijrundlage lieben sieh twei gegensdtiUekt grmppen ab, j« uttkitm
das furhalten der persdntichkett aus ihr selbst oder aus dem wer-
hdUnit zu anderen menscJien beurtheilt mrd. mü diestr UtsUren
entmickluni tritt unur »ort in die brdenlungtgemtiniekaß mtt
piobus, in gewissem sinne auch von gelreu etn und u-trd rm
dem einflusse jurislneher furmeln berührt, tehon in den Httcktn-
autr glosun sur bib<l wird gewAre mit (uederatus ta puratUU
gestellt, vgl. unter e; hier mihert sich dat adjectiv einulneu tfr-
iceudungen, die unter gcwubr {fem. und masc s. unten) beoh-
aehtel werden.
a) miisler wir wiszcn dat id f«w&r« bist und« goü« «rg
kewAro lilrcst, quin verax e$ rt rtai» dei in reritutt iucts.
NoTBBB tu psalm 27,3, Hallemtt 3»>3'; dknlitk sm «»,17;
goi der g«w»ro.
nu veruim mich »undcre.
Joseph, eio wiiewa>re
alter, guol uud gswa;re.
Wai
bitntu guiUkt« M,S;
tfarieaiMer IS;
trurik siuoni diu gew»re. 100;
judlsten und weibirugroer
und ander vaNcbe leute
der herz gar »int lugende Izr«
und wen! man ofie *ie »in gewer«.
rriuur 317S4;
dA er die «rige wolde iin
und wider in sin klO>ier gdn,
do erweinde das kini tII Tute
und kunif dem gotas irüia
daz ez di inne wiere.
dö sprach der gewere
'hie ist ein kini inne,
sagt mir in der minne,
wi habet irj geuorae«?
UiBTBANii T. AoB Cregorlut 1030 Pauli
der guoie und der gewere
Marke nam es und *ah 9% an.
der JAmer, den er dö gewan,
der wart aber dd Tester.
GoTtraiia t. Siaassaoa« Tristan 43»;
ich geliche dem geslode
die reinen predigxre.
die guot und viel gewa>re
sint, und uns eowiiJer»irit
ladeut an die hdhgezii.
dA vreude Au ende iemar wert,
dA got stoer brluie gert.
Burlamm u»d tmufkat N.»;
sus ist des fures anevano
darnach der mitel ane waie
kumli In dem der ribler«
der nhie und der gewer«
kumit mit ordeouoge.
ii. T l>AaSB!ISTBni M«lt«M IM^{
unde «r was unsers ordena eio bnioder, aai» «m
und« gevture mit allem sioem lebeo. Baaraou f.
aase 1, 65;
assnch brddbr gewere. flicOL. t. Jaaosoii« ITCS;
koebt . . die gut gewer« aiuU Slr«szi«rf«r tunflurdmungas IM
fimcAer;
er büne spreche« «ad« jelMa,
Pantaieon der wer«
ein arsii »6 gewer«
das *r mit slnea li«i«a
kOad all« siecbea frisMa
Ton scbcdeDcbcr swarre.
K. TOM Weazscsc l^aMbaa M.
b) a) tia adversa M aber gcwArc «4 »Je sich «afcatl&oio
ouget. wlo nnstAte at ist {kue« temper wer* «1, c««s sc iutU'
bilem mutatione demonttrat). Notbbb (SeetAnis) ITattriMr 3^ t>*;
der tiuv«! is* «ia luMacr«
oad l>t doch dA bt vll g«wer«
dar iBB di«a«i, daz «r d«a aiaavr ufaMMt lAi.
MM«««, r. < Hafem KAIT.
299*
4763
GEWAHR (fem.)
GEWAHR (fem.)
4764
ß) cnade mir, daz Aii gewäre sist an dinen werten, vi
justißcaris in sertnonibus tuis. Notier psalm 50, 6, Haltemer
2178'; lere mih kewdr wesen minero worto. zu 140,3, Halte-
mer 2, HZ' ;
si hat reinen hohen muot,
si ist ir worie gar geware,
si ist vor valsche gar behuot.
IIadlaub liarlscU schweizer, minnes. 301, 54.
c) a) du bcrro got .. gedultiger unde ioh filo armeherzer.
unde dinero geheizzo gewärer, misericon et verax. Notker
psalm 85,15, Hultemer 2,309' (geilultig und grosser gute und
treue. Luther; «artiaftig Trebnitzer psalmen);
noch dan sal ich bedeniien me
den strengen rihtere
sa mechtec, sa gewere,
daj sin geiichte unde sinen dac
zu mal nieman vermiden mac.
Elisabeth 8951;
da gelobtes wider in
daj si ailej war liei; (wahr machte):
mit ir tiitiwen si gel)ie;
daj si sin wo! gedashie
unde e;; ze rede brishte
umbe sine swsjre.
80 getriuwe und so gewaere
was diu guote Lünete
äai si da; willeclichen tele.
(Iabthakn V. AuB Iwein 5560;
und bouwen wir die huobe;
80 liumst du in dine gruobe
mit grölen eren alsam ich.
zwäre des versihe ich mich,
ich bin getriuwe, gewxre,
niht ein verrxtxre.
Meier Uelmhrecht 258 Keim, v(jl. 1545;
daz ist gröziu nötdurft, daz dA da mite getriuwe unde ge-
wxie .sist {beim verkauf von lebetismitteln), wan ander trügen-
heit diu gft docli niuwan über daz guot: s6 g£t disiu triigen-
Iieit über den lip, den eteiicher umbe dise werlt nilit gaebe.
Berthold v. üegensborg l, 150.
ß)
ze goie was er geware.
er was rehl rihiäre,
er lerte uns thie phahte. Rolands lied 700;
der snider sal getruwe unde gewer sin uf deme bantwerke
deme atmen also deme riehen, rechtsbuch nach distinctionen
Ortloff 299; guter gewissen, freuntholt, trewe, gewar und
zumal gutig was sie gen allen leuten. ackermann aus Böhmen
6,9 Kniescheck.
y) certe foederatos cawisso kawaare Reichenauer glossen zu
I Sam. 11, 1 (maclie einen bund mit uns. Lutber), STEmMEYER-
SiEVERs 1,410, vgl. ahd.viära, foedus, pactum Graff 1,920;
daz er siner herschefte getriu und gewer si, und nibt
sage, wan daz diu rehte warheit si. Schwabenspiegel cap, 106, 2
Gengier; daz ich dem rate und der Stadt getruwe unde
gewer unde gehorsam wil sin an allen gescheften. rechts-
buch nach distinctionen {eid der ratsdiener) Ortloff 281 ; wir
. . . tiin chunt . . . uann der hocbgeborn Albrecbt . . . uns ge-
lobt bat . . . daz er uns getrewe, holt und gewaer sein wil.
(Passau 13. Juli 1353) könig Karl verbindet sich mit herzog Albrecht,
monumenta Wittelsbacensia 6,434; wir schwören dem fürsten V.
getreu und gewär, auch undertänig und gehorsam zu sein.
huldigungseül derstadt Kelheim 1442, Krbnner landtagshandlungen
1, 146/f.; it. in der baubtieut zetel zu setzen, allen iren
undertanen ze sagen und zu gepieten, daz sie von allen iren
knechten gelubde nemen, daz er einem erbern rat, seinem
haublman und gemeiner stat getreu, geweere und gehorsam
sein wolle und alle schedlicbe ding warnen und eröffen wolle.
Nürnberger rulhimunuale von 14S7, d. stddtechroniken 11, 529;
ich wil getrewe, gewere und gehorsam sein. Würzburger Ur-
kunde aus 1559 Diefenbaci]-WOlcker 618; nun, noch ein-
mal, ibr versprecht mir denn getreu und gewehre zu sein.
A. Grypdius verliebtes gespenst 58 (t66l). vgl. die formvln unter
getreu (sp. 450l) vnd gewärtig (s. d,).
31 die Substantivbildung zum vorliegenden stamm starb früh
aus. vgl. probitas kawari althochd. glossen zum concil. Affric. 52
Stiinmeyer-Sievers 2,104, ebenso 120'. an dem inasc. gewähr
(geweie, der bürge) s. d, machen sich einzelne züge bemerklich,
die vielleicht den einflusz unseres adjectivs auf dat von anderem
stamm abgeleitete, in bedeutung und form aber nahekommende
subst. darthun.
GEWAHH, f., verstärkte bildung zu dem althochd. Substantiv
wara, cautio, coni^ideratio, prolectio Graff 1, 007. das grund-
wort hält sich nicht über die mittelhochdeutsche zeit hinaus, wo
es lebhafte Verwendung fand (mhd- wb. 1, 506'). mit dem präfix
ge verstärkt, reicht das Substantiv dagegen noch in das \6.jahrh.
herein, während das dazu gehörige adjectiv gewahr (s. unten) bis
in die heutige zeit seinen geltungsbereich ausgedehnt hat, freilich
in bestimmten Verbindungen, in denen sich eine bedeutung ein-
seitig entwickelt hat, die dem Substantiv fast ganz abhanden ge-
kommen ist. diesem stehen im bedeutungsgehalt die ableitungen
mit dem piäßx be näher, viß. bewahren theil 1, 1762 und das alle
femininum bewahr {ebend ort) , das noch in Zusammensetzungen
wie bewahranstalt erhalten ist. in den älteaten quellen stehen
formen mit und ohne umlaut neben einander: eircumspectione
f;iweri glossen zu Gregors cura pastoralis (2,6 p. 23) Stkinmeyfr-
SiEVERS 2, 182'; giwari ebenda 2, 186' (3,4 p. 39); diligentiam
giweri, gewari ü'ii glossen zum buche Jesus Syrach ebenda 2,bQ^'.
aus diesem schwanken, das auch durch die mittelhochdeutsche zeit
hindurch dauert, ergiebt sich für das 15. und 16. Jahrhundert als
feststehend die unumgelautete form, bedeutungsverschiedenheiten
knüpfen sich an die mannigfaltigkeit der formen nicht, und es
empfiehlt sich daher nicht, gewar (mhd. wb. Z, t>0'*. Lexer 1,977)
von gewer (mM. wh. 3,509'. Lexer i,985) zu trennen, nicht ganz
leicht ist freilich die abgrenzung unseres Wortes von den unter dem
fem. gewähr II angeführten belegen für den juristischen begriff der
cautio. immerhin sind es nur wenige punkte, in denen die beiden
gruppen zusammenstoszen und in einander übergehen, auch mit der
ableitung von dem stamme, der in wehr (gewehr, s. d.) vorliegt,
sind in der jüngsten entwicklung berührungen eingetreten, das
masc, das bei H. Sacbs auftaucht (vgl. auch das vereinzelte masc.
beim grundwort), erklärt sich aus der Verengerung des verwen-
duttQskreises des Wortes, vorwiegend an bestimmte präpositional-
verhindungen gebunden (vgl. sp. 4765 /f.), war das Substantiv weder
formell noch syntactisch mehr recht in der läge, sein geschlecht
geltend zu machen.
1) die belege für die allgemeimte und ursprünglichste bedeu-
tung sind sehr spärlich, wie die glossen für circumspectio und
diligentia beweisen, liegt die Vorstellung einer geistigen thäligkeit
zu gründe, vergl. dazu ratio variis ministris instructa, giwar.
glossen zu Prudenlius, Sciimellkr 2% 970:
so wxnent die
wise sin den nihtes niht
anders ze wizzen geschiht
wan sprechen nach einer gewer. welscher gast 6971.
a) das subject der handlung wird durch ein Possessivpronomen
gekennzeichnet:
das bab ich allen guten gselin
im besten nit verbalten wölln
und diese trewe warnung than,
auff das sich fürseh iederman
mit Sicherheit inn seim gewar.
H.Sachs 1 s. 146 Kürschner;
du seit sein in deiner gewar (auf deiner hut). Geiler \ov
Keisersbbrg anh. mensch B3.
b) eine persönlichkeit oder sach* wird der gewar eines an-
dern unterstellt; hier liegen berührungen mit gewähr = besitz
vor (s. d.):
nü ist bezzer daz er endar
mit üiner uppichait var
unt daz uns got bab in siner giwar.
priesterleben 609;
DU erwuscbt Gftwein das zabel bret
under dem ze were,
wan in der juncvroun gewere
was sin swert und sin sarwät. kröne 18870;
alsus sliefer nlemer gar.
dem brachte sies in sin gewar
unde bevalch sie eme,
da; ers in .«^In hüte neme.
Albrscht von [Ialbkrstadt 1, 12C0 Bartseh;
das ziug ich mit der himel schar,
die mich zu dir an dein gewar
mitt Träden wider schielte. Ila'tilerin 1,20,97;
wann unser herz in deiner gwar,
da scheint die Wahrheit hell und klar.
Oesam/buch von 1660 hei Scumbllkr 22,970.
c) eine in neuerer zeit entwickelte redensart gewar nemen
könnte hier angeknüpft werden: wülcher der fischer gwar ge-
nommen hett. dekameron 49 (andere beispiele s. unten), es ist
jedoch mit Paul anzunehmen, dasz hier das ergebnis des ein-
flusses vorliegt, den die Verbindung gewahr werden auf wahr-
nehmen ausübte, daher läszt sich die redensart besser in diesem
zusammenhange behandeln.
2) die weitere bedeutungsentwicklung vollzieht sich vorherrschend
durch localisierung. der bereich eines durch die eigene thäligkeit
der fürsorge oder durch fremde beihülfe gesicherten Schutzes tritt
4765
GBWAIiR (rt-iii.)
CEWAilR (aurmerktam)
4766
in den Vordergrund der beJeutumj, herührungtn mit tf»»»ffm*n
wie ({(-wehr tu wehr (i. d.) und geMSbr {bftitveehl, betili)
treten hervor, allgemeinere und unprtinj/ltche bemerkungen ttorfrm
AVf, Ute J. fr. diejenige, die der fulyeiiäe beleg dnbtthl:
der wurm In dem rlo|« ipili
ii)i( dem iBgel vll maatftD wli :
dar uiider man (liwtlii wl«
und «alle «Ich nluwau i« war,
ob er Im kj-niK In aln fawar,
da( «r In möliia gewinnen. krom 13449.
a) an ditter umbiUung nehmen in besonderem ma$u die unter
I) a) betprothenin Verwendungen de» Wortes thetl; als anhattt'
jjunkt, uf/i die abgrentung gegen das prttatrechlliehe gewere «■
besitz äurcir.ufuhren, dimt die Vorstellung eines NcbuligaMflb-
reudeii urica, ilu in den nebenbedeulungin Terateck, achlupf-
winkel durchbricht, rgi gbeewa-re, custodia KiLUN K4';
10 »an er daonau «ui taget
an ilne aide gawer
wider uf da{ nier. lliaaoaT Iroj. krieg VM;
aelner begthrung nacb haben wir deiiiselbeo unaern llebfo
hirdern brrzog Cbristupben, und «einen inilrritcrn ihm zu-
t;(*iiöiend, ihrem leib und gut untre ungefabriicbe ticberlicit
und geirit gegeben , und geben uiit dem hricf lelzt in dtn
landiBg bieher gen Straubing zu k<iiiiiuen , da zu aein, so
lan(;e denen ilieMiul eiue ootilurft ist, und wieder von dannen
Uli »eine und ihre gewflhr, für uns und alle die uotero.
Straubing, 31. die. 1107 bei KlliiMBa 6, l&t, ebenso 3, IB&. lü, 169;
das stidtchen llorcheim Hab« steh ergeben der niainuog, dass die
geriiaigea allda gelegen mit irer bab uubelaidigennl durch ti
.Hill irr gewar belait werden und die inuwuoer io irem weteo
()I('iIm'ii tuleu. mUtheil. der Augsburger an die Memminger 1402,
d. tliidtecliionik<n S, 26S {bet B. Zink irird mitgelhtHt, dsüz aie
•ich ergeben band dem marggraffeii auf gnad und mit dem
gediog, dasz aie mit ir leib und ir guel ledigklicb mugeo
reiten, wohin aie wullrn, und ungefungen, besuader die rai-
•igen, die darinnen waren) ; wie nun die herren und punti-
verwarnen auiich ir rurnemen merckten, hübend ai acbneil
•in puiitatag gen Ulm veraamell und den pauren zuge»cbriben,
dast idiicber an sein gewar baim zlecb. Weissenhomer ehronik,
quellen i. gesch. bauernkr. Hl Baumann; aulT disen abent und
•tundl, da der landtgraff lat biDwegkgellocben, da ist Hans
Scbneyd, der lutherisch prediger z& dem beiiigeo creutz hie,
iii bertzog Hansen von Sachsen sun körnen on sein herberg,
den er uutTainem sestel sitzent gefunden hat, zS dem er ge-
sprochen bat: 'allerdurchleuchtigister, gnedigister, was sitzt
e. f. g. da, warumb tbSt ir euch nit ain eur gewar? ir und
eur her vater werden noch dite nacht durch des kaisers
liener gefangen hinweggetiert werden'. Sb.idib chronik von
\ugsburg, d. stdJteehroii. 2», 3ü6; darnach bat in (Luther) der
bapat gen Rom citiert, das bat er auch veracht und (ist) nit
erscbineu. darnach ist er auf den reichstag gen Augspurg
citiert und gcfudert worden, da bat er nit wellen komen, er
bab dan ain glait und sicherbait durch brielT und sigel des
kaisers, aller cburfnrsten und forsten von seiner gewarr
am ausziehen bis wider an sein gewarr am hniniziehen; an
welchem ort im gcfellig ist hinzuziehen, on alle bindemuss.
auf solches ist der Luther mit vil pferden herizog Friedericlis
Tou Sachsen geen Augspurg beleit und geliert . . und darzu
auch beschirmt worden, (handschrift b) 23, 143 anmeikung;
derhalben jre bitte, den tag aulT ein monat zu erstrecken, auch
jin die freuiidschain einen beistand tbun mögen, und auch
berr Leoubarten einen procurator zum rechten zu lassen, der
ein frei sicher gleid, von und wider an sein gewar, clauaen
und artikeln mit tu teilen seiner notdurffl nacb. Ldtbeb
3, 418' (Jena), selige geschieht ern Leonhart Reiser in Beiern (IMI);
nach Tulbracbtem ampt der heiligen raesz gieng der bapst
und keiser aus der kircben miteinander ieizlicher in sein
gewar. S. Kbamc« «Aronu;a( 1531) 221*; also mllst der keiser zu
fi^sz in das febit geen mit sein rittern und knechten, in dem
Hohe die keiserin an yhr gewar. 109'; die paursleut, so auf
(lein land sassen, verlie»sen ire heuser, Qoben in die hOlzer,
pirg und andere sichere stet an ir gewar, do dan ein iei-
licber vor den feinten vermainl sicher zu sein. Avs.tTi'«
4, 1139; und do si wider von der ladscbaft an Ir gewar
wolten, rflerten sie den Römern ... in die hend. 4,1053;
es lief alles gen holz, niemand wolt der Ungern erbeiten,
iedernwnn lloch an sein gewar, da er dan mainet sieber zu
•ein. 5, 258: noih waru zwen fdrsten, mit namen ErbSr,
aufseher, auszplieben, darvon an ir gewar gewichen. 4, iMi;
ellleb riatm in, «r «oit «kli iumtU »a ««io gtwar Uieo.
5, &»•:
iHMfr«"licb bIM.
kk wU eiieb dureb 4U «ftaua «iU
daa glaid an awer f«ar galMa.
II. Sacsa t, n$ frukmTi
ob ftrmasaen« und gegebca« aodrecbl reo berfen laÜM wtrM,
dasaelbig bat Hehler weder zt beben ooeb aufzu^chMbcB.
aooder aeio furgiof errairbeo, uod die Uil bei reeblcn m
besrbermen unzi so laof. da« ricbi«r ao ••io gewar traut
beim/ekonimen uod dl« eoDa oocb an biioai aleel. {lamd-
gerteht Antheitng n.jahrlt.) itlerr. mmiA. I, aa(^l /ÜlsaMMk »k
An aein gewar, ahnt id» gemekr, mcfe, ftfakr);
iei klimm mlo Ilabar Üahbaaar
wir weiland beim. •■ uaaar gwar.
KoLBOis Dmaitt I S.
aus dittren quellen führt motls Faiaci 2, 41«' das mtrt bt iitttr
bedeulung und tn der form gewahr an. vgL gawabrMl (<.(<).
b) feste vetbiiidunyrn, wte in gwar leben, aua der gwar
bringen, lassen Jit Verbreitung ditur bedeulung in der iUtrrn
spracht erkennen: auaz der gwar bringen. MiTar^ica yrifiilf
l,H4'; wann du uaz der kircben gaai, ao iat dein liack §ß-
deckt und man mos« dir wein und brot loa bauaz briofc«,
iszesl gesottan^ und gebraten», darfst oit wia andere dem«
freund im retten, schnee, kelt und hitz leidao und wan-
deren, noch far narung oder iebtea aorgen, aundar magat
wol ea/an und Irinken, in gwar leben. SciAoaMlirra 2, 10, 11
^gesprdchbüehlein NVu Karsthans).
c) weniger entwickell ist du unter 1)6) besprocktnt tU/umf:
ao Ciwaln aie vil gicb lla^
■oder arm tie in >wier,
4i ar aiuoni gein ir ta war,
und nam In Ir gewer,
dai er aln nie wart fawar,
wi tIe waa komen dar.
und truoc In dan In den walk krmmt MtS:
und hla{ In ((rtnni stkn TtUmadi) baldaa la eUar
gawar
mit sulcber huia
das er In niet an muia. lisaaoaT IS2M.
3) vertinult steht der lo€alisierung die Übertragung auf per$tmn
gegenüber: am achten tag oucbdem Huaz gefangen, ward ar
auaz des Sengers buf geliert, in das prediger kloster za dM
rechten kelzermaistern, und daselbst gelegt in amen batM
feuchten kercker, der was gebawen nach bei dem sprach-
bauaz, darein ward ar nit allein be»cbloaaeo, aunder allzeitt
mit gewapneter gwar verbiet. S. Fucbbb ehroutk von lim in
Keienmej/er.
4) fraglich und etnstln* Verwendungen, m denen dt ataaaeal
der custodia gani turücktrilt und die localiUt ohne neienhidem
tung tum autdruek kommt: zwei fasenacbt bOnre dia aal au
ine..brengen in ain buaz und geware. Mütenbtrg [miUe is.)b.)
oberrh. tladtrtchte 1,340; ebenso mtt dem plural: die ioobaber dar
dreier gewaren zu Ror sollen zu dem wald da« recht babao,
das Ir iegclicher, dia sOlicb gewaren inn bauod oder oiea-
•ent, mit zweien ochaen oder pferden eo vil bollie u^z den
wald füeran mOgen, ala vil ir ieglicber zu brennen bedarf.
iiriltuRde aus dem Stuttgarter archiv von 14TT, VfL LilBB l,tn.
wer die prii^treehlUehen mowtente im Hetn hä$§tm im da« M«d«r-
grund stellt, wird geneigt sein, trou itr fwrm gtwar« ite tm
gewihr I mü den verschiedenen entwiehUnpfitrmem wtes ^aaaasaia
antuknüpfen, am meisten würde dieser deutumf daa fttgeude M-
iptei entgegenkommen: wir . . tAn kunt . . das wir . . ein« kool-
schaft hieazen arvern her Cunen uod beni Harmao, . . . was
gewar und waa rehte^ diu dOrfar voa Miiacbalaback oad
von Urbach betten io die mark sl N«Uia|ra Ml4 tl Walfa»>
lh\nsea.(\ya Baden) utUehr.fe$ik.Oierrk.%t»m, afLf««akrt.
5) vorübergehend, und unter dem einßutm im umJmkdtutMtim
gewahrsam ist das wort neueritugt wieder <• dir MMralar tm-
getogen worden:
sla legten band an ala und legten In gewar
aie bla sum aadam lag. weil ae »abOB abaad war.
Becaaar §*•> »aariadka »erht ll.MI.
Ähnlich bei Gaiaa fasaa 10, '•.
GEWAHR, aif. M dem umler gawabr (fem.) Iiyafft««ia
alten Substantiv wara. das warl ainiBtf iaa aarbraMb 4er hen-
Ugen spruthe nach eiiu htdeutttm» äetlt ei», ae^ äktr ta fa-
biumtk und Mrateaf M*(dkaaia aia«la*il«if. e$ kmmt
figentUtk aar aac* dir aarltoAtaf fmkr «ardaa fo Mraa**,
diu der sieh arrrtairtt eine vi raa fMer verwendunf den «d-
jedivt eecundir wieder entmieiet kal, 9fL unter 4). daa<*ra
verdient aac* di« rtdenmrt gewahr ■ekaaa ttntklmn$, dk m$
4767
GEWAHR (aufmertsam)
GEWAHR (aufmfirksnni)
4768
einer kreuzung von wahrnehmen und gewahr werden sich ent-
wickelt hat, vgl. oben sp. 4764.
l) das adjediv in der älteren spräche, althochdeutsch gawar,
giwar, giwaro Gbaff 1,908, ähnliche formen im Heliand ; mhd.
gewar, geware mhd. tob. 3,505*. Lexkr 1,977; angeh. gewaer
neben war, waer Bosworth-Toi.leb 1,463"; holländisch gewaar,
vgl auch cautus ge«are glossar. Batav.ili.jh.) Diefenuach 109';
mitlelniederd. geware, gewär, vgl. Reinite de vos 1069 u.a. aus dem
mannigfaltigen bedeutungsgehalt, der sich in den althochd. denk'
malern, namentlich dt-n glossen darbietet, ergiebt sich in über-
einslimmung mit etymologischen Schlüssen als grundlage die
bedeutung von aufmerksain. dieser begriff erscheint sowohl tn
der form einer eigenschaft als in der eines zuslandes. die lelzlere
form wird im besondern durch Verbindung mit verbis weiter ge-
bildet und bewirkt die Überführung des adjectivs in die gruppe
der participia.
a) die Vorstellung einer eigenschaft herrscht vor.
a) hierher gehören die meisten belege aus den glossen, soweit
aus den dürftigen angaben ein urtheil möglich ist. es seheint
auch in fällen , wo lateinische participia vorliegen , das moment
des zuständlichen zurückgetreten zu sein : sollerti eura giwarero
Steinmeyer-Sievers 2,201'; subtilis giwariu glossen zu Gregors
hom, ebenda 296*; sollers kiwara glossen zu Prudentius ebenda
421* ; labore provido gewarero glossen zu Gregors cura past.
ebenda 238*; attentiore giwarir, giwarira .. anedachtere glossen
zu Jesus Syrack (prolog) ebenda 1, 563*; intentos kerne enti
gaware (giware) glossen zu den kan. ebenda 2, 101* ; fraglicher
ist vigilanti giwarero glossen zu Gregors cura past. ebenda is4*;
circumspectas (insidins) k\\\ar\a ebenda 210*; decentius karistliliho
vel giwaro glossen zu den canon, beschlüssen ebenda 107*.
ß) die in den glossen beobachteten bedeutungen von fürsorglich,
aulinerksam, achtsam, scliarfsichtig, vorsichtig kehren, wenn
auch theilweise in leichter umprägung, in der litteratur wieder,
selbst die in decens liegende Verallgemeinerung zu einem epithe-
thon ornans kann man in beiworlen der mittelhochdeutschen epik
wieder erkennen.
1)) er tho Ihen jungoron gibol, ihaz sie fnarin widorort,
thaz sie ouh giwar warin joh ubar tiiaz Ter fuarin.
Otfrid 3,8,8;
wanda nesihest tu. wlo gewar ouh tes tiu natura ist, laz
ailiu wahsentiu. mit tes sänien manegfaiti wito geflanzöl
werden, quanta est naturae diligentia. Notker (Boethius) 3, 145'
liattemer.
2)) als nu sach der vretnde gast,
das ime nitit gebrast.
und was bereit als ein ritter gar,
Gansguoter truoc im selbe dar
aht Schilde, veste unde starc,
und hiej in gwur unde karc
wider in an dem strite «in.
Heinrich v. d. Türlin fcrone 13220.
8)) der degen Ruiant aufspranch,
vil mendlich er fui' dranch,
er sprach: 'herre sendet mich dar,
min oiige da; ist so gewar,
welleni i^i uns liegen,
sin mugen mich niht betriegen*.
Stricker Karl 19Ü0;
zwiu frägeslü des?
wan du da; selbe wol weist,
svvenne sich da; Heisch und der geist
von einander scheiden,
(e; sin liristen oder beiden)
so ist dehein ouge so gewar,
da; wi;;e, war der geist var. Eraelius 559;
suon wes frägesti'i des?
wau du selbe wole weist,
swenne sich der lip uiit der geist
von einander scheiden,
Ol, >ii kristen oder beiden,
son ist deheiner so gewar,
der wi;;e war diu söle var. 437.
4)) Tristan der hovebiere
der was mit rede also gewar,
si l'rägeten her oder dar,
da; er alles des aniwürle bot
iiivvan ze staten und ze not.
GoTTFaiKD Tristan 2733.
b) das zuständliche moment wird herausgebildet.
a) gewar = aufmerksam, die aufmerksamkeit auf etwas
wendend:
thaz ih lob thinsz si lutentaz,
giburt sunes tbines, drubtines mines;
joli ih biginne rcilinon, wie er bigouda bredigon,
ihuz ih giwar si harto tbero sinero worio.
Uii-Hio 1,2,8;
Ist uns hiar gizeinot in bethen io thuruh not,
in ubili inti in guati, unscrero zuhto duti.
giwur tbu wis io thrato thero bezirun dato,
biscowo tbir io umbiring ellii tbisu weroltthing.
Otfrid (an HaHmuL 119); )
thaz ouge was ime vile geware,
ob er then kunlnc ersähe. Hotandsliert 219,23.
ß) durch die aufmerksamkeit, die man einem objecte zu-
wendet, hat man von ihm kenntnis bekommen, gewahr = in
kcnntnis gesetzt, einer sache gewisz:
thö geng »riar thiu
Simon Petrus, wclda it sej^gian tlio
herron sinnmu. he was is an is hugi priu tban
giwaro waldand Krist, imu ni mahtlia word enig
bihoian werdan; he wissa hugi-äiiei'ti
mannö gehwilikes. Heiland 3199;
bizeinot thisu tunicha racba diurlicha;
giwar es wis giwisso, harto limphit iz so.
Otfiiid 4,29,2;
got hilfet iro mit sinenio anaiiCite. er getu6t sia gewar an
sinen wercben. daz er dar ist. ^0TEER (psalm 45). Ilatlemer
2,163';
dö reit er wisllchen zuo in an die schar
und Seite sinen mannen, sie wseren des gewar
da; in unmuote wuiren Guntheres man:
ob si den buburt lie;cu, e; wa^re im liebe getan.
Nibelumien 1814,2 lAicIimann.
c) am kräftigsten wird dieses zuständliche moment in der Ver-
bindung mit werden herausgebildet, die ersten belege bietet für
diese der Heliand, die nächsten ISotreh, eine reiche amahl die
mittelhochdeutsche dichtuny. die verbalthätigkeit , die in dieser
Wortgruppe zum ausdruck kommt, erfasit persönliche und säch-
iiche objecte, sinnlich wahrnehmbare und abstracte Vorstellungen,
die letzteren werden gern in ganzen Sätzen ausgebreitet und mit
pronominalen milteln zusammengefaszt. der bedeutungsgehalt der
Wortverbindung nimmt je nach dem zugehörigen objecte eine an-
dere färbung an.
a) in bezug auf persönliche objecte herrscht die einfache Wahr-
nehmung durch den gesichtssinn vor. gewahr werden = sehen,
erblicken, betrachten: du glenge sament demo di^be. dar du
sin gewär wurde, unde mit di^n. die mit anderro chenoD
iigent. babetost du teil (st videbas furem , currebas cum eo).
Notker psalm 49, 18 (wenn du einen dieb sihest, so leuffestu
mit im. Lutber; ob du segist einen dip. 7're6nt(zer psa(mcn) ;
nü sah er inrehalp dem tor
ein wite; wercgadem stan
da; wag gestalt unde getan
als armer Hute gemach;
dar in er durch ein venster sacli
wurlien wol driu hundert wip . . .
ouch wurden st sin gewar.
wiirens e rinwevar,
ir leides wart nü michel mb.
in tele diu schäme also we.
Harthann V. Aus Iwcin 6221;
dö si in ligen sach als 6,
nune tweites niuwet me,
61 hafte zeinem aste
diu pl'ert beldiu vaste,
und sleich also lise dar
da; er ir niene wart gewar. 3474;
do ich dich gesach rebt under oiigen,
dö was din schowen wunderlich . . al sunder iougen
doch was der schänden alse vil,
Uö ich din binden wart gewar,
das ich dich iemer schelten wil.
Waltubk (an frau weit) 101 Lachmann}
da; reine herze im locket,
diu minne in zuo ir zocket.
Wirt er der beider gewar,
so erswinget er sieb aber dar.
Lauprecht von Begknsbükg lochtcr Synn 2502.
ß) mannigfaltiger ist die Wahrnehmung hei sächlichen objecten,
hier stehen sich schon unmittelbare und mittelbare Wahrnehmungen
gegenüber, je nachdem den eindrücken ein längerer oder kürzerer
verarbeitungsprozesz folgt, unter den unmittelbaren Wahrneh-
mungen machen sich sodann die sämmtlichen sinne geltend, ge-
fühl, geruch u. s. w., während die unter a) behandelten Verwen-
dungen sich naturgemäsz auf den gesichtssinn beschränkten. _
1)) unmittelbare form der Wahrnehmung:
do was Paris
zu Schirmesiegen vil wis
er sluc einen slac dar
des wart genre wol gewar. Hebbort 5652;
in enkunde nieman da; wunder volsagen
von ritren unl von vrouwen, wie man die hörte clagen,
so da; man des wuofes wart in der stat geware.
die edeien burgaiie körnen gäbende dare.
tübelnngen 977,3 Luchmann;
47G9
GEWAHH (aurmerkum)
GEWAHR (aufoierium)
4770
•la hin wart >tn Olei gurttii) |6war,
nahlei ilaich nr dar.
ubür liiia ii||,'elr>n iildera
dA ipranch er aller, über«.
dia itiien Kuoten wurie
die diUiiaa In tiiotn,
um der eana oller wuo>te pelath.
dit iralp er vll maniffon taeli.
der Kortaoiura wart »in gewar,
fll acieie garitil ar »lob dar.
haUerchronik Mft3 Schradrr;
wa{ lol (oll begraben, da« nicman «In gewar.
II. V. MoaUNOBN mc. /'• VST, 3;
da» rai dan an der mlule gai
i«\o und oibenzlg kaiubao «■ bat
dl« HJnt Ton alio nianlger par
•liier wIrt mtin da gewar
der ixt von llKtiiiin al»e
nia reiner liou uT erd« wart ««Ui du wlea unb die
miule •(•.
minnf»imjrr 1,2t!)* f/ui/rn {künig Tyrol);
do «r (dir *$et) daa böehai wart gewar.
dA greir er dl durch gawln
•lAcli dein baberen dar In. p/afft Ami» 3'4;
nii war! ouch DrangX'n* aliehaol
drr lAgo bi dein mel gewar,
al «Ivirh te Trltianda dar,
al warme In iinUe kAn« wider
unUa leite ilch d6 «vidar alder.
üortrtiaD v. STa*«aauta TiUta» UI&O;
do ha des »pllla wart gawar.
dea «plll« he begeria.
>n</. »chiickbHfli (t«rAr. rf. a. 11,378,19);
In dl»en soriten fAren li dan,
da{ übel wi|> und Ir man.
wl« »i Ir ruiii «0 biKliirn dar
dai iin nirmen wOtda gawar
für da^ hu*. In nlne* glei
den nr da geiunet bei
mit rora und nili riie.
Wirkt t. GtAViRaRio Winaloh S483.
})) milU!bare rahrnthmHng : daz er unsih \het diemuuli'
vM'sen. (lull wir aa uiit knddoo gewar worden sin. NoTKEa
IM p$alm 3S, 1) ;
bl SaIntonI« iliin.
wai lullrh vririe tindlr don liithin.
Miellch enii dir man wohl varin.
nIheliiU urloiiKis wart man giwari.
dl her! «ert; wariii atilll.
do dasliln di helidl »nolll.
nibelnit urlouKl» wart inan glphaoht
lob Sutomiiuii tl4,3 Diemer;
diu naht het ende und kom der tac.
diu vrouwa 8iuont ül' uude uuic,
Ir griiKOD danc »I nlht verswoie.
dA »leich »I wider llüe.
nleman wa« dA «ö wi^e,
dor tvurdo ir gdn* dA gewnr,
wan rariivAl der lieht govar.
Woi.rava ftirttta/ 19n,7;
dd «Ich Ir n5t «nlt enden
und »ie got wolde weadeo,
dd kam ir gev&ier dar.
diu wart ir leide« wul gewar.
'ji'-iamtiibenteHer '2, 170 (Wieitand, toä und kochteil),
y) das object der Wahrnehmung wird durch tinen tals um-
schruben. dit unmitteUiarrn sinnlichen eindrücke treten ganz
luriick, mit der Vorstellung ei:ter inneren Verarbeitung der Wahr-
nehmungen verbindet steh du bedeutung bemerken, erkennen,
jt nachdrm auf die thatiuche der iiahrnehmung oder auf die form
itr Verarbeitung mehr gewicht ytlegt wird.
D) das object ^tht voraus, in diesem falle wird es neben dem
ferbum durch pronominale mittel vertreten ^ durch dit gtnetiie
des (dessen), es.
u)) in der bedeutung ton liemerken.
")) sA Diihles prunsl keskibet. «ft scr'iel ler dien anderen.
ler des 4resl kcwara «inlel. Ndtikr (ßorJA;««) 3,50' //a««»i*r;
mit »ime loun «tal er sich dar,
d.i^ dt't nieineii wart gewar
dA le hove noch anderswft,
und n).ichie kuiubeni watar dft.
lUaTiANH T. Aui Imein 780G;
Porus dft vore samlo
atna eicranda
ta vorderiüt vor »Sner schare,
dea wart Alexander gAware
unde «chickeie d& ingcgi-na
di brliiniode billden
vor sinen wiganden.
I.AiCRKCHT Alrrnnärr 44(7 Kimtrt:
unde han mit ufTgernchlen bendrn irt den heili)s'en geswt.ren,
in (Johann von Limburg) grtniwe unde hoH i& siae amie si
rar iren scbaiden za wameo ullc zit, wo kk dei gewar
werden. Lmburgtr ekronik $. in Wpu; 4a vollenzofen sl
io dai biscblon ton Trire. des wart gewar der erwirdige
berre ber Cone erzebiicbof to Trire vergeual. i. tu
ß)) und »leleb tao Ir sA lUa dar
dst •§ Ir kein wart jtewar.
um •! io koaa «II nlliea bL tm«im l«|
wa« 4at las eei U» nede
da« In UAi diu bluada
■it ruovao t***"^»-
•r goHAbta w|« da« |e>eb»be
ad aillle ead al>A -undar «tr
dat ea nlaman «urda gawar.
TiiMan all m6.,rh 7111 /Va/. #»#■« tMI.
6)) IN der bedeutung vom arkenoea, inoe «erden.
a)) wola rbad sl. ward ik tea (rfaia dn wui»* rtit fttn
hSrU) (6 gewar (stmi). Alt dA awlgmdo gnAlo lus«(A« mU
nero worto. NoTtca Boethius 3, 9&' HatUmrr.
sl wollen die krisian
•rtiichea hAn mit ll>laa.
de» wurden «1 vll wol gawar
und huobau sieb ishaot dar.
Staiciaa hart t4&l. 14U. «(. SM»;
•r waa nu ad gawab«ea dai: er xa bove rali.
diu liuta In garna sAben: aasoie frouwa und mani« aalt
Im wuDscbita dat aln wilia In inmer irtieya dar.
bolt wAren Im ganuoge: dea wart dar berra wol gawar.
Mittel. 2^4 U«*MflM.
ß) dA wart ofllnbAra kMo,
wl dl gikiaa danna »in.
da Irbarwit min irahiln
lallir Junglal dl rebun,
»A man *i beginaet »cheldeii,
aunderen von dan leiden.
dA Wirt na« li allia wai gewara.
Habtbamh rrdt Miai flowA«« tUi.
e)) die erkenntnis wirkt wiedetvm auf du tmffain 4»t mb-
jtetes turüek, sit nimmt den charakUr angtntkmtr oder «iMa-
gtnthmer erfaltrungtn an:
diu lorhier sprach 'und l«t da^ wir
das du mir hspest?' 'ja', sprach lia.
'mag leb ain (</<t himiniifiiifn fnniini) werden hl« gawar?*
'JA wol, eio teil*, 'nu sage an wie?'
Labprscnt to.i RtctüsBimc tochter Sftm Stil;
■an spricht: got enwii» oeli gastadan
dat r.olne eman möge achaden.
dea sint »i noch all« worden gewar
de up schaden ie gevoren dar.
H4Can rriinrArowtt ton KU» MI.
2)) das object folgt noch, noch mehr als in den vorigen he-
legen tritt hier ilie innert Verarbeitung der eindrütte mä der
btdeutung von erkennen in den Vordergrund,
a)) Ml bemerken:
dA wart der knnee gewar.
wa aln Aiboum den schale bar.
STaiCKBB A^arl 971;
dA der kelser wart gewar
dat die fDrsien alsA gar
an die b«ta wAre«, ge»lagea,
dat ert in nlht triwata versagen,
do gewan er solh ungemach,
dai er «abAne noch geaacb. 3S0I:
ai (di> ritiri) Torhif>n. wOrde man gawar.
dat »U gemaelda niht aakOra.
dat si ir Idheo TarIQrn.
«nda niQasen dan Terderben. fftff» Ami* 7ia.
h)) 'MM erkennen.
a)) mit pronominalen hinweisen »ehtn dem Mrkaai.'
ibA wurrtun iha< llrlhA bar«
giwar an ihesaiu weroldi. ihe bar an wiii« Ar
»Atun an anndiun, getlune* lA««
tfaolAdno an ihinktriei sie aftAb«« tkai waeihMa
ktusaa
hAteand le helpu faa haÜan-Hkie. Htt»»m4 SMl:
ihiio wartf thes bla wrAffo glware waa abad««4 a^at,
Satanas 5elt>o. ihuo ihin adola «Ma
Jüilascs an f;rund griaaarA ImIwm:
Ihuo «itüa hie le w.iron. tkai ikal wa« waldaad KrtM.
harn drohiinaa, ihai ihAr gaboada« »la«^ M2!>;
ni niahln is ('i^itn») an Is siirAk«« aaa wrrda«.
an Is wordun giwar, thai b« aaltt fhili 'tm
iha Ikega« sultka giihibU. aM:
ta hoT» gAhaM KariMwAl
iMd aeii« ArtAsa«. der Ar«a ^rca«.
Ick wvis an riucr Ju*t« gttogaa.
4nr «A«k e«ch kk «NN l««g«r k«k.
««d «lad acM«t« M «r garvll,
dA Tar»««U kk d«a rfciar gar,
dat okaiaa warda dea g«war,
•k er «t war« «der kk.
(fVitfaa lisil titk Ml aeft« «wtf fMl it
riNen, in tt tmfitr ttntmttefktäil^fttitimimtiftmn M aaw)
4771 GEWAHR (aufmerksam)
Ir bichlere wart !ezu gewar,
der werde mebter Cunrat,
ummA disen unnai,
da; di l'rouwe lobesam
di siechen xu ir disse nam,
bi ir eilen sazte,
drostllche si ergazte,
ir suchede alse manicralt,
sa versmehet, 8a verstalt. Elitabelh 6838.
ß)) ohne pronominale hinweise:
tbü warjt tbär ihegan manag
gewar after thSra wordun, si^or sie thes wines gedrunkun,
that thnr the h^logo Krisi an tl'.emu hüse innan
tSItan warhta. Ileliand 20ti7;
der gast wirt schiere gewar,
enist er niht ein t6re gar,
wie in der wirt meinet.
IJabtiiann V. Aue Iwein 2683;
gesende wir diu lünt dar.
wirt er danne gewar,
da; wir niht weilen als er wii,
w%re ir noch alse vil,
er licje ir eine; niht genesen,
ej müese ir aller tot wesen.
Strickes Karl 1074;
er was wol worden gewar,
«i beten rehte sinen muot.
dft von ddhten si in guot
ze huote und ze rätgeben. 512;
und lät iuch werden gewar,
daj er iuch fürhtei s6re. 1354.
c)) die erkenntnis wird zur ei fahrung (vgl, oben c)): laz mili
kewar werden, daz du mih obe sehest, unde ili dir liaftee.
unde ib kesceiden si föne ubeleu christanis. Notker su
psalm 30, 17.
2) der neuhochdeutsche gebrauch des Wortes wird fast ganz
von der Verbindung gewahr werden beherrscht, es ist sogar an-
zunehmen, dasz sie allein in die neuere spräche übertrat, und
dasz einige ansätze zu freierem gebrauch des adjectivs seeundärer
entwicklung angehören {vgl. unter 4). zu gewahr nehmen vgl.
unter 5.
a) tn den älteren Wörterbüchern wird das wort gelegentlich noch
auszerhalb dieser Verbindung gebucht, gewar, vorsichtig, cautus,
proBkiujHENiscH 1594, sentiens, prosentiens, proscnliscens. ebend.;
ghew&er, cautus, providus U.S. w. Kii.un 1632. bei späteren au f-
zeichnungen ist es ersichtlich, dasz die aufstellung des adjectivs
die analyse der Wortverbindung zur Voraussetzung hat: einer
Sache wahr nehmen .. dtcitur etiam gewahr, adjectivi signiß-
eationem liabii, ut: jetzo werde iclis erstlich gevvalir. Stieler
2411; gewahr sentiens, gewahr werden sentire. Steinbach 939;
gewahr, gewar, adjectiv, gewahr werden, apercevoir, s'aper-
cevoir, dicouvir Kondeau-Buxtorff 253'; gewahr, «/ ne se dit
qu'avec le verbe werden. Schwan (1782) 1, 74l'. Aoeldkg (2,643)
faszt das prädicative adjectiv hier als adverb auf, entsprechend
seiner anschauung von den spntaktischen kategorien, ihm folgen
andere nach: gewahr adverb (it is used only with the verb
werden). Ebers 644*. der bedeutungsgehalt der ganzen Verbin-
dung wird in den Wörterbüchern bald weiter, bald enger gefaszt.
verba, die unmittelbare Wahrnehmung zum ausdrnck bringen, sind
im kreise der synonyma seltener aufgeführt, als solche die das
moment innerer Verarbeitung in den Vordergrund stellen.
«) die umfassendste angäbe findet sich in deutsch-englischen
Wörterbüchern: gewahr werden (etwas), to see, learn, discover,
perceive, descry, ken, spy, spy out, scoute, find out, smell out,
understand a (hing, to get or take noliee of it. leulsch-engl.
Jearicon (1716) 768; gewahr werden, erblicken, to perceive, dis-
cern, discover, descry, spy out, see a Ihing, gel or take notice of
it, toremark. Ebers 644'; gewahr adverb aware, gewahr werden,
to perceive, discern, discover, see. Fick (1823) 2, 178; etwas ge-
wahr werden, to perceive or discover a thing, to become aware
of any thing. Hilpert 2, 1, 4(>l'; gewahr werden, to see,
perceive, descry, discover Fahrenkrüger 2, 316; ähnlich gewahr
werden, animadvertere , discere, videre, sentire, persenttscere.
Kirsch cornuc. (1766) 179'; gewahr werden, erblicken, npper-
cevoir Schwan (1782) l, 74l'. andere Wörterbücher lassen die un-
mittelbare Wahrnehmung, die sie von der definition ausgeschlossen
haben, doch in den beispielen zu ihrem rechte kommen: eines von
weitem gewahr werden, apercevoir quelcun de loin Rondead-
Buxtobff (1740) 253'; des feindes gewahr werden, dccouvrir
l'ennemi. ebenda, genau so Schwan (1811) 1,659'.
ß) auf die unmittelbare Wahrnehmung beschränkt zeigt sich die
Verbindung in den Wörterbüchern der weidmannsspraehe : gewahr
werden oder wahrncbmen wird vom wilde gesagt, wenn es
GEWAHR (aufmerksam)
4772
den Jäger entweder durch den wind vernimmt oder zu sehen
bekommt. Beulen forsll. reallexikon 3, 353.
y) die Vorstellung einer andauernden Ihätigkeit, die im bedeu-
tungsgehalte unserer Verbindung durch das perfective moment fast
ganz zurückgedrängt worden ist, wird vereinzelt noch hervorgehoben :
gewahr werden, beobachten, sentire, colligere, animadvertere,
observare Spies 158'; gewahr werden, gewahren, observer,
appercevoir, observare, animadvertere. dictionaire du voyageur
(1704) 144', ähnlich Vkneroni (1766) 74'.
S) die mittelbare Wahrnehmung, die in einem bestimmten er-
gebnis abschlieszt: gewahr weiden, empfinden, mercken, re
vera experiri, cognoscere, veritalem praesentiscere, deprchendere,
snbodorare Heniscii 1594; ghewaer werden, re vera experiri etc.
KiLiAN K4'; jetzo werde ichs erstlich gewahr, jam demum
sapio, rem /andern intelligo Stieler 2411; gewahr werden,
sentire, animadvertere, persenliscere, subolere, subodorari Weiss-
mann (1715) 156'; gewahr werden, sentire Steinbacb 939; ge-
wahr werden, accorgere, accorgersi, ravvisare, avvedersi Castelli
(1730) 1308; cfeenso in späteren ausgaben; gewahr werden, gewaar
worden, gevoclen, voelen, bevinden, onderwinden. Kramer 2, 133".
e) Wörterbücher der Synonymik suchten am ende des IS. jahrh.
das moment der Überraschung, mit dem eine unvermutete Wahr-
nehmung verknüpft ist, als wesentlichen zug im bedeutungsgehalte
der Verbindung festzustellen, namentlich der gegensatz zu merken,
wahrnehmen, inne werden wurde in diesem sinne von Stosch
2, 71 dargestellt, es entspricht dies jedoch nicht den thatsächlichen
Verhältnissen, die abgrenzung gegen wahrnehmen beruht rein auf
stilistischen neigungen, während merken und inne werden mü
engerem umfang gegenüber stehen.
5) unter den beispielen der jüngsten Wörterbücher weisen ein-
zelne auch auf die oben (sp. 4770. 4771) belegte Verknüpfung der
Wahrnehmung mit tust- und Unlustempfindungen hin: er soll
mir gewahr werden, mit wem er es zu thun hat, / shall
let him see or feel with whom he has to do. Hilpert 2, 1,461'.
5) die obigen ergebnisse werden bestätigt durch die Stellung unsrer
Wortverbindung in der bibelubersetzung. hier steht Lother voran
mit einer offenkundigen verliebe für gewahr werden, während
die vorlulhersche bihel sich auszer ordentlich zurückhaltend zeigt
und die spätere katholische bibel (Eck im gegensatz zu Dietbn-
berger) vielfach wieder zurückweicht, als synonyma treten auf
sehen, ersehen, ansehen, merken, acht nehmen, schauen,
vernehmen, verstehen, erkennen, es ward ihnen eröffnet; in
der Vorlage liegen folgende verba zu gründe: videre, aspicere,
conspicere, contemplari, cognoscere, intelligere, revelatum est eis;
xaravOBiv.
a) berülirung mit sehen, videre und abgrenzung von diesem, wo
personen und sinnliche objecte mü dem verbum verbunden sind,
überwiegt die unmittelbare Wahrnehmung, abstracte objecte, satz-
inhalte sind an die mittelbare gebunden, doch auch im ersten
falle hebt sich gewahr werden von sehen als der compliciertere
Vorgang ab: denn am fenster meins hauscs kucket ich durchs
gegitier, und sähe unter den albern und ward gewar unter
den kindern eins Herrischen Jünglings. Luther sprüche Salom.
7, 7 (de feneslra enim domus meae per cancellos perspexi et
Video . . iuvenem qui transit per platea iu.Tta angulum ; wann
ich schauwct durch die hüler vor den fenstern meins haus:
und ich sich die lülzeln. und merck den torn iüngling der
do überget durch die gassen bei den winckeln. Eggbstein,
ebenso Kordrger; ich nam acht ains hertzlusen Jünglings.
E«, ward gewar Züricher, Struszburger bibel, Dietbnberger);
was sihestu aber den Splitter in deines bruders äuge, und
wirst nicht gewar den baicken in deinem äuge? Luther Matth.
7, 3 (tr]v Se iv töJ at^ rxpd'akuei Sox'ov ol xaravoele;
wann was sichstu den agen in dem äuge deins bruders:
und siebst nit den trum in deim äugen. Eggestbin, Koburgkr,
Eck; und wirst nit gewar den baicken. Züricher bibel, Die-
tenbercer). noch deutlicher treten sich die verschiedenen abstu-
fungen der Wahrnehmung in einem anderen bibelspruche gegen-
über, der von Henisch ab den Wörterbüchern die anhallspunkte zur
feststellung der bedeutung von gewahr werden gab: da wurden
jr beider äugen auH'geiban, und wurden gewar, das sie nacket
waren. Luther l A7os. 3, 7 (et aperti sunt oculi amborum: cum-
que cognoverint se esse nudos, consuerunt folia ficus; und do
si sich betten derkant zu sein nackent, si heften ziisamen
die leuber der feigenhaum. Eggestein, erkannt Koborger;
und als sie erkenten, das sie nackend waren. Eck; und
wurdend gwar, das sie nacket warend. Züricher, Straszburger
bibel, Dibtbnbbbger).
4773
GICWAIIR (auriDPrkum) 2
GEWÄHR (aurin<<rk«ain) 2
4774
ß) Eci, der in dm mtiiten (Allen gegen Lotiii die iyn»-
nyma der alteren bibel wieder etn führt, maeht einigttiial an
ttellen, wo alle üb igen d<ti teibum lehrn teruendcn, von der
woTtverbindunq gebrauch: d> «le aber il«i liau|ilniaiit and der
•oldner ijewar wurdro, hOrteo aie aulT i'aiilum lA ■eblaKeo.
apoiUlquck. i\,ii, genau io Eaiia, Diirmacacia {qiii eum
fidisunt, ol 8i iSövfs; do »i larbeo den tribun und die
ritler. Ecct8Tii<i, ebtnta Koaoaura; da tie aber den beubt*
man und Hie kriegiknecbie «ahn, bOreteo ile •uffPaalun to
iclilagi-n LuTiii« «nd Züiieher inbel).
e) aut der alliemeinen Utteratur verJifnen einigt beobachtunt)*n
besondere erwdhnung.
a) die für die tniltelhoehdeutiehf leit beobnehltte mannigfaltig-
keit tiniilieher eindrucke k'tnmt niehl lo unmitlelbar , lonäern
mehr reßectiert tur gtllung.
t)) der geruchuinn: aie lerflultrrten also in der luh, ohne
daiz wir derselben andrra, ala elwan durch den gerucb, ge-
wahr werden. Liicow 65.
})) das gtfühl: und beweret an jm, «leer IbOoet, wie bald
er drr bitie gewar mOcbl werden. Pauli ttkimpf und trntt
O&U) 40*.
S)) noch verblastter ist die helieble beii4hung auf den gehöisfinn:
daerbiti holt war worden, unnd daiz seine freund in drraeibigen
•all {itadt) gFwar wurden, da liarnen sie xu jm. PiOLi sehimpf
«. rrRil234*; des anschluga «urd llannibal gewar durch einen
grfaugnen. Kihkl l.ivius i\i; und hat In da von itundenan
armer «.-efcnclknuix ledig lell und im bcvolchen, arinem berrn,
dem Ebern, lA aagen, er well erbnrrr unJ besser aein dann
■ein berr und ntt aisu tmlzlicli und stolz bandleo, wie sein
herr gehandlel hab mit seinem baurrn. in milier weil, da der
Flirm soiichs gewar ist worden {hat tr) . . . den Fugger auf
iLis hiichest uml befTiigesI verriagt und verunglimpft. SirtDaai
ciirontk ton Au;fburg, d. stidteehroniken 13,240; da niSsl ai«
eisen, da sagt die hertzogin zu ir, dasz sie die gleisserei von
ir Ihel und alienthalb est und trincli olTenlicb, wie sie bis-
her haimlicb bette tban, oder sie wolt aie zA offenlicben
scbaniirn pringen. da nun ain rat aolichs ii^ Augspurg ist
gpwar wurden, bat er ir ewiglilicb die slat Terbotlen. 29, 117;
bat man inen beTolchen dasz .. sie berr Kaimund Fugger ge-
fangen gen Au);spiirg prechten und des Mattbeus Ebern Togt
«im der gefencknus erledigeteo. aolicba fürnemen aines rat*«
iüt kathrrina Uorsin, herr Kaymunden Fuggers eefrau, gewar
wurden und bat im bei ainem nietzger . . . aio brieCTIeln iS-
gescbickt. 23,241;
gehn wir (hirirn) mit einander dar,
werden dieser red eewar,
die uns foil «rtelReil
HiCMAIL WllStB bei WACKSiKAetL
rf. ileiilBchi- kirchrni. 260*J
begebenbeilcn, die, wenn ihr sie nur gewahr werdet, euch in
erstaunen setzen sollen. Tibck don Quixole i, 342.
4)) nur für den gesiehlisinn tritt dat motnent der unmittel-
baren trfassunq noch deutlich hervor: hier {auf dem altan det
Strasshurger münstert) Terlor aich alles gesprUch in der be-
laclitung dei grgend, alsdann wurde die achärfe der äugen
■ prftft, und jrder bestrebte sich die entferntesten gegen-
-:.lnde gewahr zu werden, ja deutlich zu unterscheiden. Göthk
\dichtung u. »ahrheit, 10. buch) 25,3;«; bei der klarheit und
TergrOszerungsf.thigkeit des instrumenles erkannten ihre (der
fürstin) glanzende äugen deutlich den fürsten und den ober-
atallmeister . ja sie enthielt sich nicht abermals mit dem
achnupftuche tu winken, als sie ein augenblickliibes still-
halten und rOckbticken mehr vermutbeie als gewahr ward.
15,301 {novflle); es war, als müszie jeder laut, wie in luft-
leerem räume, kraftlos und unhörbar an den lippen ver-
achwinden, ja, als verhinderte ein undurchdringlicher nebel,
dasz eins das andre recht gewahr werden könne. MOaui
4, 23» {maltr Nolten),
(i) Verbindung mit $i/nonymen. m <f«r su$ammensteUung mit
dem verb. sehen {vgL oben) macht tieh mehr der gegensalt der be-
ieutungtn bemerkiieh; dem gegenüber tritt die bedeutungs.emein-
$chafl in anderen Verbindungen hervor : wo ai sOlh strassriuber
ond beschediger in irn ambtcn, gerihten oder gepiethen erfam
ond der gewar werden, landpotin Ober-u. yiederbaiern (1&I8)9';
ea sollent ouch die zwen ainmeisleraknechte und die zwene
tObener-knechte, bi iren geswornen eidcn, schuldig ond
verbunden sin, wo sie enpßnden oder gewar werden daa
hiewider geton were oder wQrde, aolichs forderlich zS
rflgen und fitrzAbringen den aabenzachtem. Stnszburger
IV.
tunft- und foltuherorinunge* tm Brudkner; ood ti (oor-
tt-nd ir liebe langt lit mit rin andrtn, daa al alMMMai
gwar Daeb Ineo ward. Morganl der riese 5«, r (ML nrHm
iks); denn w<> Üb de« fr war oa4 |«wtai ward*. 4m ti«
•olcb iiOt auat ■•iPM baelMTS •■ff*'*i ""' <"* eebaid
auir mich legten, Httal« orirb ii» mSb« olrbi verdresaen,
jneo die äugen eio wenig zo acbewreo, und den bnll auff die
na«ea seilen. LoTiaa etn bruff an du tu t'iantt fort iiin\ B*t
dennoch iat es die warheit . . . wenn ein meo*cb ■■( «tmI
gotlee wort im bertzen betitcblet, jbm glaubt, oder drftbcr
einschlefft unnd stirbri , so siockt und frrt tr dabin . «k*
er aich de« ludra vemibet oder gewar wird Mtitr.«io« Lulktr
;u>4 (neudruek); drm breuligam wirdt« wol gebro, ond wir4l
sein lebenlang ein rechter wolgang sein, und ein stlifM
rbestand be*ilzen, ond gulle« gnedigro srgen in aeiotM
hause spHren und gewar werden , aber dm berrn Jetaa
Christum fOrchlel, unnd auf seintn weg«-a gebet. tfekieH-
predii/ttn 230 {neudiuti); ich hoffe, die well wird noch ate-
inal gewar werden, und bekennen, . . ob goll nil b#p«iticbtr
heucbelei oder mit Cbrisli diener ero-tlicbem eifer Bebr
gedienet sei Luthen leben und sterben ui {neudmeki; da wir
überzeugt sind, dasz drrjenge, der die inteÜectuelle well
besrhont und dea wahrhaften intellecta scbOnbeil g>-wabr wird,
auch »ob! ihren vater, der Ober allen sinn erhaben Iat, be-
merken könne. GOrat {maximen u. refl^itonen) 4'>. I04.
y) die Hervorhebung der luit oder unluttempfinäungen, die
sich an die Wahrnehmung knüpfen: wenn ein mann daheim
im hause ein low ist. kan nichts denn sawr «eben, acheilen
murren und schlagen, der erbittert daa weib, da« er ie*
augenlust unnd hertzenlro«t im baust nimmer oder gar
seilen gewar wird, hoekuitpredigten 2i5 (aeiidrurll; and da
es nun tag ward, da reith der kaoffmann widerumb beim,
und achlug sein fraw fast tlbel, dasz se wol gewar ward,
dasz tr Jr wider war nach beim grl.iuffen. P«cli uUmff
11. eraf(25l*; wer nicht gel und seinem wori glauben, und eieb
darwider empOren »il , der mua mit achaden und «wi|cai
verderben endlich gewar werden, daa gott allein ein harr,
und aein wort war, und sein voick nnOberwindlicb ist. MArat-
sios historien von Luthers leben und sterben (IMI*) 51*; uostr
armea Teutschland ist dieser biszhero ja wohl gewahr wor-
den. Tbumasius {teutsehe tehriften no7) 480; Merk, der sieb
schon eher zd helfen wuszie, hegte dagegen die besten hoff-
nungen, dasz »ich nflrbstens alles wieder ina gleiche stellen
wQrde; ich bin aber nichta davon gewahr worden. VtOmt
{diehtung u. vahrhrit I3) 26, 204.
8) dem Stile GOtres gehört die Verbindung mit dem reflex»-
pronomen als dem objeet einer weil enttriekelten Wahrnehmung tn
(v;/. (faiH tp. 4776«. 478t): die erste zeit eines hiesigen auftnl-
lialts gehl ohnediea unter staunen und bewundninc bin, bisz man
nach und nach mit den gegenständen bekannter und aicb
selbst gleichsam erst gewahr wird. GOrai brieft • a. I9t («■
Fritteh 2u. februar 1787).
e) die häufigkeit, mit der die neuere spräche tta •«terer aar«
bindung gebrauch macht, Idstt die grundbedin§u»fe» ätmlhtm
hinter der bfdeutung turüektreten , die man ikr heiegt. m W
es nicht unmöglich, dast im folgenden beispiek aus GOthi »itkt
ellipse des Personalpronomens, sondern eine fusrive Meutung ems
gewahr werden rar erklOrung toraufgetetst werden mmst: daa
jnristische trieb leb mit so viel fleisz als nOibig war, on dia
promotion mit einigen ehren zu absolviren : das mediciaiacbt
reizte mich, weil es mir dit natur nach allen »tilen wo aicbi
nufschlosz, doch gewahr werden lieax. Goiai {dteklrnnf und
Wahrheit lt. buch) 26,7.
d) der stammvocal. die wtffettartdmfafbe i«raf 4i$ aaaali iii,
obwol nicht in offener uihe sltkeni^ sfMtf iact Ar awiiMl
deutschen dehnung verfallen, dit /Httarff* arttafra^Waabm ipaan
derseUien begegnen rat niederdeutsektu fttiel: Kanrzow aebrcM to
seiner ckrontk 125») enwabr, Kiuaa gbtwaer. dtml ilmmem
du übrigen fennaniseken dmkkU, to tkulnkUmi kieMe* atoki
nur Luraaa «ad seiM tacMnscfar, law dera amek B. Sacaa «ad
andere sikriftstelkr des I«. jabibaadsrla «■ gtwar fatL bei
Hi^iacB trelea beidt fernem tpmwr «ad gewahr) nebeu <to-
ander auf, dock tkkt 4it mM dem dtkuungiieukeu um enler
steile. sekrtibuMf wtt uuuftiäii tn$m knit far Uuft da
vaeuls.
e) bei GOraa /(«dm aidk aMfriri aariMbe, die mmfntbinduu§
t« cmrm warte m
«ad tatotoaüe.
4775
GEWAHR (aufmerksam) 3
GEWAHR (aufmerksam) 3
4776
«) ßr das adjectiv bedient er sich der participinlformen des
piäsens und des prdteriluvis: sodann gewahrwerdend der be-
schränkten gegenwart, gedenkend und exponirend den zu-
stand, das verhältnisz zum vater u. s. w. {fragmente einer
tragödie) 57,283; sie {die Franzosen) haben ... den tiefen
der menschlichen natur eine entwickelung ans sich selbst
zugestanden; sie lassen in ihr eine produclive kraft gelten
und suchen nicht alle kunst aus nachahmung eines gewahr-
geworder.en äuszern zu erklären, (maximen und reflexionen)
49, 108.
ß) mit besonderer Vorliebe fvird der substantivierte infinitiv von
ihm verwendet:
tl) und es ist kein träum keine phantasie; es ist ein ge-
wahrwerden der wesentlichen form, mit der die natur gleichsam
nur immer spielt. Götbe briefe 7 s. 542 {an Charlotte ron Stein
\o.juli 17S6); und wenn er das ideal aus der erfalirung abzu-
leiten denkt und sagt, das kind idealisirt nicht, so mag man
antworten, das kind zeugt nicht: denn zum gewahrwerden des
ideellen gehört auch eine pubertät. {maximen «nd reflexionen)
49,94; alles kommt in der Wissenschaft auf das an, was
man ein aper9U nennt, auf ein gewahrwerden dessen,
was eigentlich den erscheinungen zu gründe liegt, und ein
Solches gewahrwerden ist bis ins unendliche fruchtbar. 53,168
{über Galilei); diesz geschah achtzehn jähre nach dem ge-
wahrwerden eines uralten irrthums, in gefolg von unab-
lässigen bomühungen und dem endlich gefundenen puncte
worum sich alles versammeln muszte. 32, 55 {tag- und jahres-
heße); kalt und heisz, wie fieberschauer durchzuckte es ihn
auf der wiese beim gewahrwerden der hütte, welche wie
von engein aus einem heiligen lande hierher getragen zu
sein schien. Zschokke (freihof von Aarau) novellen und dich-
tungen b,i91 ; die unbestimmte denkweise, welche vermitteln
will, wo es nichts zu vermitteln giebl, bequem der natür-
lichen trägheit der menschen, wird von dem fern gehalten,
dessen bewusztscin sich entwickelte am gewahrwerden einer
unbesieglii hen duplicität, der früh lernte, dasz es ein wider-
haltiges und übermächtiges gebe, welches keinem begriffe
sich fügt. Immebmann memoro6i/ien 1,119.
2)) aus dem, was uns von den Pythagoräern überliefert
wird, ist wenig zu lernen, dasz sie färbe und Oberfläche mit
einem worte bezeichnen, deutet auf ein sinnlich gutes, aber
doch nur gemeines gewahrwerden , das uns von der tiefern
einsiclit in das penetrative der färbe ablenkt. Götbe {ge-
schichte der farbenlehre) 53,18; sollten solche mit den herr-
iichslen sinnen, besonders auch dem des auges, begabte
künstler, wie so vieles andere, nicht auch haben bemerken
können und müssen, dasz alle unterhalb meines auges sich
entfernenden Seitenlinien hinauf, dagegen die oberhalb meines
blickes sich entfernenden hinab zu weichen scheinen ? diesem
gevvahrwerden sind sie auch im allgemeinen gefolgt. 44, lüO
{Zahn s Ornamente und gemälilde aus Pompeji); fremde Deutsche
könnt' ich vermeiden, so nah verbundene, verehrte, geliebte
personen aber hätten mich durch eignes irren und halbge-
wahrwerden,' ja selbst durch eingehen in meine denkweise
gestört und gehindert. 29, 128 {zweiter auf enthalt in Rom).
3) neuhochdeutsche gebrauchsformen der Wortverbindung, schon
frühe macht sich für die objectbeslimmung der Übergang vom
geneliv in den accusativ geltend, anfänglich nur die pronomi-
nalformen des neutrums ergreifend, dringt der accusativ auch
in das Personalpronomen und die nomina ein, eine bewegung,
die im wesentlichen mit dem ende des 18. Jahrhunderts abschlieszt.
die Wörterbücher , die um jene zeit ältere vorlagen ausschreiben,
ersetzen den genetiv durch den accusativ.
a) Verbindungen mit einem genetiv des objeües,
d) der genetiv der person,
l)) linfachere formen dir Wahrnehmung.
a)) als si nun bed kamen dabin,
unnd ir die künißin wurd gewar,
von hertzen waid si erfreut gar. Theuerdank 98,39;
e sin der rise wurd gewar,
do was er von der wende. Sigenot 22,7 Lastberg;
her Üieiiiericli wart ir schier gewar,
vil balde huob er sich dar,
8U8 trat er an die stige. ;t9, 1;
ir ehemann mercket die sach, unnd schleich jnen heimlich
nach, unnd kam zu jnen, dasz sie sein nicht gewar wurden.
Pal'li schimpf u. ernst 17l'; als nu David zu Aman gieng,
sähe Aman und ward Davids gewar, und gieng eraus aus der
tennen, und betet David an mit seinem andlitz zur erden.
Luther 1 chron. 22,21 {igitur cum venisset Dauid ad Oman eon-
spexit einn Oman, et processit ei obviam de area; do er in
sach er gieng im engegen. Ecgestein, ebenso Koburger; er-
sähe in. Eck ; ward Davids gewar. Züricher, Slraszhurger bibcl,
Dietenbergeb); und als die feind der Schweitzer gewar
wurden, zu haut zugen sie hinder sich an ir gewarhait, darmil
was der streit geschaidcn. Aug.burger chron. des B. Zink, d.städte-
chron. 5,266; ob auch icht leut in die herschaft komcn,
die leut zu beschedigen , welcher der wer und dor gewar
wurde, der sol ain geschrei» machen, österr. weislh. 6,37, 9
{banntaiding von st. Gallen 1508); hierumb name Amadis seine
Waffen, und zohe füraussen, der zwerg und Gandalin her-
nach, und als er hinein ritt, sähe er von einer seilten zu
der ander, und war niemands gewar, darumb sagt er zum
zwerg. Amadis 204 Keller; aber der Dalle und die buhen
übersahen die reuter, und wurden, wie vorgemeldt, keines
gewahr. Götz von Bebi.ichincen neudruck (Bieling) 102;
die leibwächter wurden seiner gewahr. Zesen Assenat (1679)
567; tief in gedanken bemerkte ich nicht, dasz der platz
schon eingenommen sei, bis ich vor den bäuinen stand.
nur da erst ward ich einer schwarz gekleideten dame ge-
wahr, die ein unmündiges kind auf dem schoosze hielt,
und es mit freundlichem spiel ergötzte. Ku^GER {Raphael
de Aquiila 4, 8) 4, 227.
b)) da war desz wolfTes bolTnung ausz,
sein wurden gewar vor dem hausz
die hund im dortT und wurden peilen,
er foroht, man würdt in übei eilen.
H. Sachs {der woljf mii der bewrin) 17,466
lieller-Gölie;
die Chronik erzählt: wiobald man einen wolf gewar wird,
schlecht man stürm über in; alsdann empört sich eine ganze
landschaft zum gejagt, bis er umbracht oder veitriben ist.
TscHDDi thierleben der alpenwelt 418;
aber sie Tandpn das huhn und da der pater es aufhub,
ward er des wolfes im Speicher gewahr, es sah ihn der häufen.
GöTHB {Reinclie fuchs) 40,51.
2)) compliciertere formen: so gedacht der alt schlang (der
erst nüw golt Lucifer) die bilder und opffer wollen dir abgon,
din namen wil verspottet werden, alle götliche eererbietung,
der brinnet wiroch wird dir entzogen, du must ein andern
fundt suchen, man ist din gewar worden. Judas Nazarei, neu-
druck 8 ; die straff der uszbelibenden : (sie) werden geschwingen
und wirt man ier also gewar. ietliche leczi hat ain aigen
register uff ainem lefelin uff der ainen siien gen den ge-
schrift mit wachs gemacht, wirt von den exercenlen, so si
wellend uffheren exercieren, gelesen, da findet dan iet-
licher in siner leczien dur( h die puncten in dem wachs die
strafparen. Memminger Schulordnung von 1513 {Sammlung pädagog.
Schriften 13) ISO.
3)) reflexivverbindungen. die ältere form knüpft an sinnliche
Wahrnehmung an: wenn er {der sperber) dannen fliegen will,
so würdt er sein erst gewar {dasz er angebunden ist). Geiler
V. Keisebsberg predigten i'. zur jüngeren form vergl. oben
sp. 4774, unten sp. 4781.
ß) Verbindungen mit sächlichem genetiv.
1)) zu den cnncreten nomina vgl. sp 4773 die formen der sinn-
lichen Wahrnehmung.
a)) an der Wahrnehmung fällt das haujitgeuicht auf den erfolg
vgl. erblicken: allein Florindo ward eines seitenkästgens ge-
wahr. Weise die drei äri,sten erznarren, neudruck bi; man ward
hier einer unbeengten, wohlgebauten, der gegend angemessenen
Stadt gewahr. Göthe {Wilh. Meisters watiderj. 2. buch) 2>, 159;
giebt es einen ort in der gegend dieser Stadt (Paris), wo
man ihrer {der däch.r und Schornsteine) nicht gewahr würde.
H. V. Kleist briefe an seine braut, s. 217.
6)) an der Wahrnehmung fällt das hauptgewicht auf den entwick-
lungsgang, vgl. beinei ken : da er aber seinen sack auffthet, das er
seinem esel futter gebe in der herberge, ward er gewar seines
gelds, das oben im sack lag. Luther l 3/os. 42,27 {conlemplatus
pecuniam in ore sacculi; und einer det au ff den sack in dem gast-
haus, das er geh füter dem viche. und sa<h das gut in dem
mund des sackes. Eggestein, ebenso Koburger, Eck; ward er
gewar seines gelts. ebenso Züricher, Straszburgcr bibcl, Dieten-
bergir); eben zur selbigen stunde giengen erfur linger, als
einer menschen band, die schrieben gegen dem leuchler
über, auff die getünchte wand in dem königlichen saal, und
der könig ward gewar der band die da schreib. Lithkr Daniel
5,5 {et rex asiiciebat manus scrtbentis ; und der küng schaute
die gelider der band des schreibenden. Eggestei."«, ebenso
4777
GEWAHR (aufmerksam) 3
GEWAHR (aufmcrktam) 3
4778
KoRL'RCK«; und der kOnig criulie der band glider. Diiriii-
RcncKii, Züricher bibel; der künig «alle an die gelaicli der
liund. Kck); da e» aber lag ward, kandten de daa land nicht.
einet anfiiria al)er wurden lie gewar, der kalte ein ufer, da
hin an uülten m das fchifr treiben, »o e* mügliib were.
LuTHKR apostclg. "i*, Sl» (xöXnov 8» ttva uatavöovv l';{OKra
ntytaXöv ; wann du der tag ward geinaclil, li «rkaoten nit
ilii! erde, wiinn li uierckicn ein (tatt üabeot die x&ieodung.
Kixr.iiTKiM, tbtntu Kokuicir; «inei nnfurts aber wurden sie
(jcwur. KcK, tbtnto Zürichtr bibtl und ÜikTKnRCRCRii).
2)) iltm iibstraclen nomen gegenüber liegen eomplieierle formen
der valirnelimung vor; die einzelnen momente werden antchau-
lich in einem bei$pieU aui Wiklakd blutt gelt'il: i-ine ort vuD
initti'lding xwikcben g&bneo und seufzen, welche» ihr an der
••(eile, w(i wir seioe erzüblung ubgebrocben liaben, entfuhr,
und ein gewisser ausdrucl( von langweile, der aus einer er-
nvungenrii mienc vun ver^nügicr aufinerksanilteit bertor
Inich, machte dasz er endlich seiner unbcsunnenbeit ge-
\^ahr wurde. 1, Vo (Agathon ','); in die icng wirt man gewar
der warheit: als lang gelernet, etwas gekunnet. ackermann
aui bölimen 4,7; wenn eine thewrong, oder pestilentz, uder
ilüiie, uder brand, oder hewscbiecken, oder raupen im lande
sfin wird, oder sein feind im londe seine tbore belagert,
uder jrgend eine plage uder kranckheit, wer denn bittet und
ndii-t, es seien sonst menschen, oder dein vulck Israel, die
da gewar werdi-n jrer pl;i(;e, ..so wullcstu hOrro im hiinmel.
LuTiiRR I iAn. H, 3S (li qua cognoverü plagam; üb etlicher der-
kent die plage seines herizen und streckt aufToein bend in
di>i'in bans, du drrbür in im bimel. Eccrstkix ; ob einer
II kent. KoRuRCKR, bei, UiEiiNRitRciR; die da gewar werden
11 er plag, lüncher, Slra$tburger btbel); dasz die bauren des
liussens nicht ieichilicb gewar werden. Kisciiaiit bienenkorb
l.>4'; ein weiser mann wurde bei ihm keines mangels gewahr,
warumb er ihn hiittc tadeln können. OitARius per$. baum-
g'ti teil {Hamburg \fi'}a)i>'; des belruges gewahr werden, t'a;>tT-
cetoir de la IrnuJ* KoMJKAO-IiusTORrr 'i53'; merkwürdige tage
meines leliecs hatte ich bisher in dem fremdesten zustande
mit ^uiiz fremden menschen gelebt und mich eigentlich wieder
liiscti des humanen zusiandes erfreut, dessen ich zwar in
zufälligen, aber doch natürlichen bezQgen seit langer zeit
erst wieder gewahr wurde, da ein geschlossener beimath-
lieber kreis, ein leben unter völlig bekannten und verwandten
personen uns am ende in die wunderlichste läge versetzt.
('•'iniK (ilal reise) 29,137; 80 vergeht eine zeit nach der an-
ilei II ; man wird des lebens weder gewahr iiucb froh, (an
Hader 17»») brieft », 17.
y) das demonstratiifMTonomen ini genetiv: do des der pristir
geware wart der bi deme grabe saz, der vorwunderte sich
sere unde lif rischlich in di cappcllen unde wolde di licht
Widder euporne unde erhascbete di dupinne. köDiz leben des
keiligen Ludwig 8t>, 27; dis ist die last über Tyro. beulet Jr
Schilfe autr dem nieer, denn sie ist zerstöret, das kein haus
da ist, noch jemand dabin zeucht, aus dem lande Chitim
werden sie des gewar werden. Lutbeh Jesaias 23,14 (de
terra L'hetm revelatum tst; in ist deruffent von dem laude
(llietiin. bocE»Tei;<, erüffent Kobcbckr, Diktenbercer; vom
land i'.ethim isis inen olfenbarer. Kck; und ingenummen
von denen die von Kithim komen sind. Züricher bibel);
daran der GanJalin nicht feiret, dann uinb der königin
nachtessen verordnet er solches alles, dasz dessen niemandt
gewahr ward. Amadis bö KtlUr; folgend» bemühet er sich
mehr, denn hievor diesen galgenscbwengcl die haut zuver-
klopffen, welche jbn biuderwerti in die schultern verwundet,
dadurch er grossen hauOTen hluls verlohre, wiewol er dessen
in solchem grimme nicht gewar wurde. 76; darnach koinen
wir die rauigeben gemainlichen zusamen in die cappiltel-
stuben und wurden da zu raute, das man evv sollichs zu
ainer warnunge zu stunde verschreiben sollte als darumbe,
obe das wäre das der piscbolTe yendert usz den sacken gegen
•weh oder andern redent und uns debainerlai ungelimpllen
zuziehen würde, das ir uns denne mit ewer weisthait nach
dem pesten, wan ir des gewar werdent, wissent zu ver-
sprechen. Zi:<K Chronik von Augsburg, d. tlddteehron. i, MO;
es sül auch dhaincr dem andern dhaines Schadens nicht zue-
seben, es sei von wilden waidleuten auffort, infort; so er
des gewar wierdt, so sul er das von stund anbringen und
das zu wissen tuen, banntaiding von sl. GalUn tM)8, iiUrr.
weitih.ifZi; item ob ain prunat aufktm ainem in seio haus
ani lemackto, der ivl das b«*cbreteo, alsbald er d«ssea
gewar wiert, ood soll seines gals aicbt aoslrsgeo. TtroUr
weitth. I, IM (tf/fiiHiiy VM SfM, htmiidu, von ICJf); «Ofdt
man aber auf am ricbier des gawar, 4aniuib sol la di«
herscbaft pessern und siraffea. m^ uwi tednumf to
Donneiibaeh, ih. johrk., dittrr, •rälk. I, tl.
b) umichretbung Mi/ der ffiptiHhu von.
a) neben rin^ffl objeüult wird 4k f*rio», »m irr Ht 9tkr-
nehmung gemaehl wird, mit der prapotttion angtknkpfl: dano
wo man vun ein> m (Juden) gewar ward, das er das oru o»-
gehorsam was, ward er an aainam Uib ftsiraffL WKaaaa
ruUwagenb. 147 Kiirs.
ß) davon für des, dessen, es:
•o wurde doch davon, well «in gobeiaier
det frauleioi tarte« herz beoBfU,
und gleich beim «lotrlii ilame Klar'
tlcb über schlarrlikeli beklagia,
von beiden keine ws» gowaiir.
H-ULAii»2l.)M (KlelU m
0. buek, v«r* 4S).
e) gentlivformen , die tpAter aU oeeuialite aufgefaat »trdtn.
a) der genetiv det neutralen perionalpronomtns, es: also ward es
der biscboir gewar, der scbrib dem vicari her, der salzt in vridar
ein. Hen ehronik fön Augtburg, d. Mdteckroniken U, IIB; dar
bischolT hett es gern baimiicb gehalten, man ward es abar
gewar. 183; also wurden es die pfalTen hie gewar und trugaa
im bie gar ain schlechten bimel entgegen, so; es belib hia
lang verschwi;'en , aber binden nach da ward man es doch
aus andren stellen gewar. 216; es weret von morgen bis an
den abend, so werden sie aus gehaweo, und ehe sie 9»
gewar werden, sind sie gar dabin. Lcthir Htob 4, 30 (rt qui*
nullus inlelligit, in ailernum pertbunt ; si werden abgescboitteo
von dem morgen untz an den abenl: und keiner vernimpt
es das si verderben! ewiglich. EccKSTein ; darumb das daz
keiner versteht, so werden sie ewigklich verderben, kotcscta,
rfr^nso Eck, UiKTenaKSCRii; ee si es geuor werdend. Züncher,
Strasiburger bibel); sonst wo sie die frue.4unde verscblafTen,
werden jnen die hendel zu dicke und zu gros , ehe sie es
gewar werden. Luther ausleijung det toi. piulm (Jena) 6,165';
das heilig evangelion ist ein krelTlig wort, darumb kan es
nicht zu seinem werk komen on anfecblung, und niemanl
wird es gewar, das es ein solche krafft batt, denn wer es
schmeckt. 12,38 (epiftel s. Ptiri ausgelegt 1&23) Weimar; da liest
er unter dem erdreich ein heimlichen gauK graben in dia ataU,
das es die bürget nie gewar wurden. Ltmus (Sehifftrlin) U;
denn unser gott bat auch wollen sein ehestand, und Ver-
mischung der genge mitten in der erden haben, wie nsaa
auch solches in kreiitern und beumen gewar wird. MaTassioa
Sarqila 34'; aber es bleibt gemeiniglich darbei, das der bot
und paredt trawret, das herz wirt es selten gewar, wie man
plfegt zu sagen: der erben und eheleut threnen, wenn die
zumal alt« ehegenossen und reiche eltarn verlieren, daa
sei ein heimlich gclecbter und jnwendige frcude. kitk-
prediyten 02 {neudruck>; er (Ltriuius) war ein von natur verstlo-
diger, listiger und in regimentssacben wolgaObter mann, wai
hatte bei den Moscowiiero den namen, als wer er gulattif
und freigeb, und richtete bei den forsten, so von natur liraa-
nisch waren, allea sein thun und lassen dabin, dasa «a im
underthanen zu gutem kime, das tbat er abar Bit aolcbar
bescheidenbeit, dasz es die forsten nicht gavtbr wmim
mochten. S. MCiisTBa casaisfrepti» 1431 (16t:): wMs«nt «r«|aB
wir dann oOTi in besagtem garten zosamnan kamen, aa4
gleichsam im raub und höchster eil blooMn brachen, damit
es seine eifcrsachlige alte nicht gewahr wftrde. GaiaasL*-
HAOSEN SimplicifM (NAr9b*r§ 1113);
CupiJo warda gtwabr. «ad spracb !■ Miaea siaa««:
toi mir der schlirar denn >o fr«i awsgafcsa btaMat
P. Kunw« iMlssa* jw— f (IMVIt:
es ist aber auch sehr nQtzlicb, a« oft A falapaMi
kömmt, uns ja ta erinnern, das« «ir oas mv saralalla«,
und dabei genau untersacbcn, ob nicht OMacka Ihncfcall
etwa aus einem natarlicben bange zur nsrrbtit catstehl,
und wenn wir es gewahr werden sollten, ona ja ia alias
ernste davor tu baten. Tiaca 9, » (SdkaUMrfer); weil «r
(der rdft es aber so ungeschickt machte, ward aa di« imiUcr
vom lammlein gewahr uui i«ag »a sataahlkh n achrataa
und tu bla«n, daai dia baaara karMcalaaiaa kaaaaa. Gaiaa
kindtr- Mii4 WaiaOrshea 1, 141 {4n mlf wai im /Ms); als
ea (dtst der min ««* irm faa irraaiaabwanUe) der fttnätaa
MO«
4779
GEWAHR (aufmerksam) 3
GEWAHR (aufmerksam) 3
4780
gewahr wurde, rief er wieder 'ach ich armer mann!' 1,848
{der hund und der sperling). vielfach bezieht sich das pronomen
auf substantiva zurück, so auf eiri abstractes nomen : das alter
überschleicht manchen, ehe er's gewar wird. Matuesius
Sarepta 23' ; geleiientlich auch auf «n persönliches neutrum : (ie
selbst aber blieb in der nähe, um das fernere schiclisal des
kindes abzuwarten, die tochter des Pharao wurde es bald
gewahr, und da der iinabe ihr geßel, so beschlosz sie ihn
zu retten. Schilleb 9, 106 {sendung Moses).
ß) da wurde
Uector alles gewahr in seinem herzen und klagte.
BÖRGKR llias 22,296
(ilektor erkannt' es anjetzt in sein6m geist und begann so.
Voss;
"Ehxcoq y eyreo rjoiv ivl cp^eal tptovrjaitns).
y) ich wurde nichts gewahr, / did not see it. teutsch-engh
lexicon (1716) 168; ich kunt nichts gewahr werden, / could
not spy out any thing. ebenda; er {Daumesdick) schlief aber
so fest, dasz er nichts gewahr ward, und nicht eher auf-
wachte als bis er in dem maul der icuh war, die ihn mit
dem heu aufgerafft halte. Grihm kinder- und hausmärchen
i,2-lH {Daumesdick); sie {die altmulter) kam herzu, gieng aber
zu nahe ans feuer stehn, dasz ihre lumpen anfieugen zu
brennen, und sie wards nicht gewahr. 2, 322 {die alte bettel-
frau) ; man schlafe noch einmal so gut (im rausche), meinte
es, da weclce einen nicht e-n-iederi fleuge, und wenn es
schon ein wenig donnere und blitze, so werde man davon
nichts gewahr und brauche sich nicht zu fürchten. J. Gott-
HKLF 4, 185 {wie fünf mädchen im brannlwein jämmerlich um-
kommen).
d) objectsdtze, die keinen casus erkennen lassen, vereinzelt
geht hier ein pronominaler hinweis voraus : aber im feuer ward
mans gewar, dasz es quecksilber gewesen. Mathesius Sarepta 2S'.
a) 1)) lü den zeiten, da Mose gros wurden, gieng er aus
zu seinen brüdern, und sähe jre last, und ward gewar, das
ein Egypter schlug seiner brüder der ebreischen einen.
Luther 2 Mos. 2, 11 {viditque afflictionem eorum et virum
Aegyptium percutientem quendam de Hebreis fratribus suis; in
den tagen dornache do Moyses waz gewachssen er gieng aus
zu seinen brüdern er sach irquelung: und ein man Egiplier
slahen ein von den Hebreern seiner brüder. Eggestein, ebenso
KoBuncER, Eck; und ward gewar, das ein Egypter schlug.
Züricher, Straszburger bibel, Dietenberger); als er {Isaac) nu
eine Zeitlang da war, sähe Abimelech der Philister könig
durchs fenster, und ward gewar, das Isaac schertzel mit
seinem weihe Rebeca. Luther l Mos. 26, 8 {prospiciens Abi-
melech rex Palestitinorum per fenestram, vidil eum jocantem cum
Rebecca uxore sua; Abimelech der kunig der Palestiner der
sach durch ein venster, er sach in schimpfen mit Rebecca
seiner hausfrawen. Eggestein, «6enso Koburger und Eck; und
ward gewar daz Isaac schimpfet. Züricher, Straszburger bibel
und Dietenberger); und es begab sich, da Josua bei Jeriho
war, das er seine äugen auffhub und ward gewar, das ein
man gegen jm stund, und hatte ein blos schwert in seiner
band. Lutbi.r Jos. 5, 13 {et vidit virum stantem contra se; er
hub auf die äugen und sach ein man sten gegen im. Egce-
stein, Koburger, Eck; und ward gewar, daz ein man gegen
im stund. Züricher, Straszburger bibel, üietenberger); und
ward beim mondenscheine gewahr, dasz ein mann, der bei
tische erbar genug auszgesehen, sich zu der magd gefunden.
Weise die drei ärgsten erznarnn, neudruck 122; aber denke
dir meinen schreck, als der postmeister meinen pasz zu
sehen verlangte, und ich gewahr ward, dasz ich ihn un-
glücklicherweise vergessen hatte. H. v. Kleist briefc an seine
braut, S. 204.
2)) do die Judescheit gewar wart, das die zwene fürsten
Vcspasiantis und Tytus sin sun koment mit grossem volcke,
do Quhent die Juden alle in dem lande in die stat zu Jeru-
salem und sattent sich zu gewer. Kö.mgshofen Chronik von
Straszburg, d. städtechroniken 8,344; also kamen mär her, wie
der Luther auff dem weg haimwartz gefangen wer worden;
ellich pfaffen betten sein fräd, aber das gemain folck was
traurig umb in ; darnach über ettlich monat ist man gewar
worden, dasz der Luther auff ainera schloss in Sachsen ist,
das gehört hertzog Fridrich von Sachsen zu. Rem chronik von
Augsburg, d. städtechron. 25,156; dann wo man von einem
gewar ward, das er des orts ungehorsam was, ward er an
seinem leib gestrafft. Wickbam rollwagenb. 147 Kurz.
3)) da sie gewar ward dasz sie ausz jres vattera köpf bett
getruncken, da war sie dem kOnig über die masz feindt.
Pauli schimpf und ernst m*; wenn denn nicht sterben und
todt da ist, so kan es {das evangelium) nichts thun, und
kan niemant gewar werden, das er lolch tugent thut, und
stercker ist denn sund und todt. Luther 12, 381 (epistel
s. Petri ausgeletit 1523); als sl nun gewar warden, das wir
menschen waren, fragten si uns, was daz für ein creatur
were, die uns so bebend und treulich trug. S. Franck weltb.
213'; endlich ward ich gewahr, dasz, at last I perceived, that.
teutsch-engl. wb. (1716) 768; so kann der leser auch ohne mühe
gewahr werden, dasz er {der dichter Milton) mit klugem ur-
theil alles vermieden hat, was in dem lateinischen poeten
überflüssig oder kinderhaft ist. Bodner über das wunderbare
in der poesie 419 (1740); also überlegen sie es recht beste
freundin, denn wenn sie auch in mir denjenigen nicht
finden sollten, den sie suchten, wenn ich gewahr würde,
dasz sie es bereuten, mir zu lieb soviel aufgeopfert zu
haben, so wäre es um meine ruhe geschehen. Scbiller
(an frau von Wolzogen 27. märz 1783) briefe 1, 106; wenig-
stens, mein lieber, fuhr sie {Charlotte) fort, sollst du ge-
wahr werden, dasz deine wünsche, die freundliche leb-
haftigkeit, womit du sie ausdrückst, mich nicht ungerührt,
micii nicht unbewegt lassen. Götbe 17, 16 {Wahlverwandt-
schaften); der mit brüder Marcus herumwandelnde leser wäre
gewahr geworden, dasz die verschiedensten denk- und em-
pfindungsweisen . . sich hier am orte in ausgezeichneten in-
dividuen darzustellen und die begier nach höchster ausbil-
dung, obgleich einzeln unvollkommen, durch zusammenleben
würdig auszusprechen berufen seien. 45, 329 {über die geheim-
nisse); der geistreiche Britta sieht sich von Jugend auf von
einer bedeutenden weit umgeben, die alle seine kräfte an-
regt ; er wird früher oder später gewahr, dasz er allen seinen
verstand zusammennehmen musz, um sich mit ihr abzufinden.
{dicklung u. wahrh. IS. buch) 26, 214 ; Genzano eine Stadt mit
deutschen dächern. ich wollte schon in ein künstlerisches
entsetzen über diese barbarische bedeckung ausbrechen, als
ich gewahr wurde, dasz mir das ding nicht übel gefiel. Gbill-
PAiiZER {tagebuch auf der reise nach Italien) 19,243.
ß) also war der mann gewar worden, wie sich sein frauw
gebalten bett nach seinem tod. Pauli schimpf und ernst qh* ;
sie {die erinnerungen, dessen, was er ehemals gewesen) hatten
es {sein herz) beinahe gänzlich wieder eingenommen, als er
erst deutlich gewahr wurde, wohin ihn die betrachtungen,
denen er sich überliesz, nothwendig führen muszten. Wie-
lAND (i4pa</ion 9, 1) 2, 156; so lange er im dienste war, hatte
sich kein ehepaar scheiden lassen, und die landescoUegien
wurden mit keinen bändeln und processen von dorther be-
helliget. GöTHB {Wahlverwandtschaften 1,2) 17,23; 'beilig ist der
arbeitstag', sprach er {Eugen) fast unwillkürlich vor sich hin
und als ihn Viltore fragte, was er gesagt habe, wurde er
plötzlich gewahr, wie er mitten in der höchsten lebenslust
sieh in allgemeingedanken verlor, äüerbacu neues leben 3,297;
von Jugend auf an katholisches leben gewöhnt, wurde er
jetzt immer mehr gewahr, welch eine eigenthümliche kraft
dem protestantischen vulksgeiste innewohnt. 3,189; ihr werdet
immer mehr gewahr werden, was das für ein grundbraver
mann ist. 3, 89; der maier wurde nicht gewahr, wie dieser
eingang schon die arme innig beben machte. MOrike 4,222
{maier Nolten); und als ich in seine {mädelis) treuherzigen
äugen sah, wie sie so sehnsüchtig liebe und freude an mir
suchten ~ da ward ich gewahr, dasz es eine laus sei, was
mir hinter den obren gramselc. J. Gottbelf werke i,2m {leiden
und freuden eines Schulmeisters).
e) der accusativ des objectes. die ersten anfange reichen
bis in die mittelhochdeutsche ptriode zurück und setzen bei dem
neulrum des demonstrativpronomens ein. es ist fraglich, ob
in dieser form der casus durchgefühlt wurde, denn sie verbindet
sich regelmäszig mit gewahr, lange ehe der accusativ sonst ein-
gang findet, für den letzteren kommt neben der rein lautlichen
Vermischung der formen auch die analogie der rektion der Syno-
nyma in frage {namentlich wahrnehmen), schon Lutber, der
durchweg den genetiv aufweist, teigt in einem falle doch auch bei
einem Substantiv den accusativ: was sibestu aber den splitter in
deines bruders äuge, und wirst nicht gewahr den baicken
in deinem äuge. Matth. 7,3. auffaUendtr schon ist das si
niemand gwar nach innen ward [Morgant 50, 17). die eigent-
liche construction mit dem accusativ setzt erst zu ende des
4781
GEWAHR (aurmerksam) 3
GKWAIIR (aufmerkMoi) 3
4782
n. Jahrhunderts ein. dtr gtnelw hält $ich am klng$U» h» clnr~
deutschen quellen. Aokloiic 2,613 erklCit ^,n für ttraltä und
oberdi-utsch ; Soiwau, dtr du angaben von HufiDiAV-BoxTOirf
auticlireibt, lettt für Jen gtneliv Meiner vorläge jeweili den aeeu-
laliv cm. Klui'vtoo gebraucht den accu$ativ, GOTIK htvortugt
i/in, ohne tieh det genetm gani tu enltchlogen, 6« WiKURO,
Slhii.lk.* und tpaleni i$t nur der aceu$aliv beuugL
a) pronominalformtn im neutrum:
lu kainp« wai «r unK*rall.
la Ueii bot vr ou K<>icl>r«li.
«• dti der lew« wart («wir,
er quam mit frechen »prungeo dar,
•r wolU ilnie herreo lU. Eluabelh S31& lUeutr,
vi/L vtr» 33M: •• det der furili wiri gewar;
leb ichlOer Im {iltm mannt) nll der kuokel meto
auf leinen nack, woo ••In maliier pio leb gtr,
dai wird dick leia halt lewar. fattnaeht$irUl* 485,M:
(Irr prieder war das gewar worden, uond gedachte, wie
brechlesl du den bauwren ton der irrung. I'alli uhmpfund
ernst IM*: •'■<> wollen die Frantzosen mit den Schweitzern
dei kalier und baptts toIIc in irem leger Oberfailen haben,
das ward aber dea kaisera Tolk gewar und richten die bilcbBcn
gegen in. VV. llau Augtburger chrontk, d. ildJttcJironiken 26, 171;
er bett auch ain cunfettat von cineni pauren genomen, das
hell der paur zail und hell sein confesüat nicht wider ge-
Domen, da wolt der HOchsietter das selb gelt noch ain mal
be/alt haben, das ward ain rutt gewar und Terbott dem
liuchntelter, daai er kam gwand mehr «olt auischneiden. 81;
daz wird einer der jungen sti^rche gewar, und hacket mit
«einem Schnabel durch dasselbe kucklOcbleln heraua, und
haMüi jn hart nebon dem äuge ein ziemlich loch in die
wange. Coiutiit ealender ii {Wtlltmberg IdOl) ; wunn ein vieh,
rs seie gleich, was für \leh es isi, in das veld kumbt und
der eicbehei das gwar wiert, so aoll er alsdann hingeen und
beseehen, wo daa einkomen ist. feidöffnung von Urningen 1M&,
Tiroler »fisth. 1,13»; 'warum wurdest du roth, als der gesell
In's Zimmer trat?' 'gott. Tater!' antwortete sie, 'das bin leb
selbst gar nicht gewahr geworden*. HaasEL (6ar6i>r Zitierlein 3)
9,00; ,dat ward'st eh'r 'wahr aa hOtt mur'n tagt;', das wurdest
du thtr gewahr als heute morgen den tag wird bei plötilieher
ühtnaschung gesagt; auf Helgoland: deat wurst iahr woahr,
;;ibr che mor'n de tai. Wa^ulla 1,1643: mir war das ganze
i-br angenehm als recnpitulotion dessen was ich Tor einem
jabre dort gewahr wurde. (Jöthe (oji Schiller 5. 1. 1802) briefe
16,10t: iwar machte mir jederzeit die poetische nachbildung
dessen, was ich an mir aelbst, an andern und an der natur
gewahr geworden, das grOszte Vergnügen. GOtbb (dicht, und
mahrh. 6) ii, 41.
b) persönliches object:
t)) die unsern hatten mich auf den hügel getrageo, und
Ulf einen scbild geseta. kaum wurde mich VVarbrecbt ge-
wahr, so rief er mir schon mit »einer schluchtstimme zu:
JUS drei andern thalcrn nucb mehr rusz und mann! Klüp-
^TOCk (//ermannt <od, lt. sun«) 10,211 ; die fand ihn mit halbem
leib auf einer grünen bank liegen, das bnupt unier^tuizt,
und so zerstreut, dasz sie eine weile Tur ihm stand ehe er
sie gewahr wurde. Wiela.nd {Agathon 6. buch, h. eap.) 1,315;
;ili ich oben stand, . . . wurde ich Demetii gewahr und rief
lim zu, herauf zu kommen, welches er auch gleich tbat.
llKi.tSK sämmtL schrißen 1,242 {Ardi>ighello\; hurtig, hurtig!
zaudre nicht lang, lasz alles da! und dasz kein aug dich
gewähr wird. Schiller 2,147 (rdu6CT-4, 31; ich werde hier
.::iste gev^ahr, die die freuden meines festes nicht tbeilen.
3,22 (Fiesko 1,7); (loetbe auf einem felsen, der ihn gewahr
wird, bühnenanweisung m Lernens panddmonium, ntudrucki;
aU Iah gleng die flur endaDg.
lauschend auf der lerchen tang.
ward ich einen mann gewabr,
arbeiuam mit greitem haar.
UiLAna (ficA<eri<9«ii{
da sie das hSnflein gewahr wurden. Mosloa 9, 1S6; einen tod
weitem gewahr werden, to ptretivt or desery oM fnm »far,
Eaaas 644'; ähnlich Hapsar 2,1,461*.
2)) dt< r«/lexivverfrindun;, vergL oben sp,tT,i: es vergingen
eini):e tage, ohne dasz ich zu einem Tölligen bewusztsejn zu-
rückkehrte, und als ich nun durch die kraft der natur und
Ärztliche hülfe mich selbst wieder gewahr wurde, fand ich die
Umgebung des rechien auges ge.<icliwii|len, das sehen gehin-
dert und mich Qbrigeus in erbärmlichem zustande. GOri*
(laf- «. itkrtsktfU) l\, M: freilick, tafl« Eduard, kUfl 4»»
bin. und wirdrrdMkaa, daa hin- mmI wMarw^M n Mktoi
doch unur diestm ndeo blo Ich «idi MÜal «nl «••kr
geworden, habe ich trat «otacbiaäM «»fftkll, «MM M mUk
enitcblietzea aolllt, wozu ick MUMuwtm Ma. (■
wandtsthafttn) 17, itw : nun aolll« aktr 4it tHi i
dichlergeoie sieb s«lbst gawakr wOni«, tick
baltnisse scbofe und den grasi ts tiMr
tu legen verstände. {dtchtun§ und wakrMt M. kutt) Sft, IM:
Rom ist eine well und man braucht« jabr« wü akb aor «rat
drinne gewahr zu werden, {an llerätr 13. 12. I7M) irttfat^t»;
Tom «dien leUiercbor ungeben
wird (leb der oene kaum gewahr,
•r alioei kaum daa rritcbe labea.
so glclcbi ar »cboa der batllgea acbaar.
fanti liottt
unter saaaoimenleben (mit d*T Güniti eit) war acb&o, m war
die erat« «poche, in der ich micb g«wakr ward. Bima*
T. Arnim bnefwechsel mit anem ktndt 1, 1%.
c) iubitantira im accusatir:
a) aobald er aber mein haarig kleid . . begriff, und zugleich
die hellacheinende funcken (welche geoMiaiflick d«r ibiar«
baute sehen lassen, wan man sie in der ioalr« ainkkal) f^
wahr ward, erscbrack er. GaiaaiLsiAoeiii SimpWiisskaai (1, li)
\3>ineudruck; meinst du, dasz ein tiuler Weidmann, der auch
nur daa ohr eines rehee in einem buscb ist gewahr worden,
raste und ruhe, er hab es denn. Klopstocs {gelahrten repuUsk)
12, 116; er schleppte aich mit mühe durch einen fuaxwcg
hinauf, den er zwischen den gebrauchen gewahr ward. \Sit-
LARO {Agathen l, cap. I) 1, 2&; 'aber wie kam aa denn, dasz
kein einziger unter uns sie {äit gttlaU) gewahr wurdef fragte
lord Seymour. ScaiLLta 4, 2i7 {gtitUrteher).
ß) man ward in seinem gesiebt nicht di« geringst« Ter*
Änderung gewahr, on ne remarqut poi sut ton ti$*ft U wuinära
changement. ScawA.t (1672) 1,741*; ont does not ramvk Ik«
least alltration in hi$ face. Hapaar 3, t,46i': da man in tolU
h&usern nur zu hSulig symptume dergleichen beterugeuer
Termiscbungen gewahr wird. TbOmmbl l,6& (IU3) ;
doch wird man untre Oucbl Tor ug gewahr,
a« iat noch eins zu ibuo.
GaiLLrAazaa «,M (Mb dem, d^r t»9t 111} ;
und that ea mit einer so guten art, dass er keinen b«soadero
Torsalz dabei gewahr werden konnte. Wielakd (i49a(bMia, t)
2, IM; der blosz abgeleitet« eigenschaften gewahr wird. Ehcbl
4,280; denn gerade dasz der ScholtUnder den deutseben
mann mit wublwolleu anerkennt, ihn verehrt und liebt, da-
durch wird er dessen treOlicbe eigenschaften am sichersten
gewahr, und vermag sich zu einer klarheit über seinen gegeO'
stand tu erheben, tu dem sogar die laodsleute det treff-
lichen in frOhern tagen nicht gelangen konnten. GflTaa (chs-
wdrtige litteratur und volksputsie] 4S, 237; das wenig« waa aie {dii
Vorsteherin) sonst noch hinzufügt ist gleichfalla für micb
{CharlotU) kein rätbael, weil ich in diesem lieben kinde
{Otlilie) den ganzen Charakter ihrer mutler, meiner «ertbesten
freundin, gewahr werde, die sich neben mir «alwiek«!!
hat und deren tochter ich gewisz, wenn ich erziebaria oim
aufseherin sein kOnnI«, zu einem b«rrlicben gaicklpf
heraufbilden wollte, {maklterwandueäafttn) I7, l«; deoa rio
liberales anerkennen aller lalente, die wir gewahr wcrdca,
ist eine achOn« «ifcaaebaft eine« gebildet«« OMSscbco.
(aa Karl Augusi M. «symaker l»02| krtr^ i», tS: w«re icb
aUo auf jene magisch« w«is« in ihr icb eiogcdmogea. aa
würde ich e« bewegen, seine reicbibQmcr in abcr»cb «fas,
■eine kraft gewahr tu werden und zu irgend ein«« lilcr»>
rischen unternehmen, w»re es auch nur lur die erat« aati,
sogleich zu greifen, {an t. A. Hei/ imm) krw.'c la,:
i\ die bände folgten jahrweise und
teresa« einer gebldelcn geaeliscbaft
dasz ich nehr als den nameu dies««
(des graftn Buffon), aowi« dw naB«o adaar «li«««!«« tdl-
genosseo wire gewahr worden. GAtbk [/rimeifta 4* fM»>
sopkie taologuiue) M>, 317 ; ein paar p««liack« ataff« Ua ick «ckaa
gewahr worden, die ick ia «iBca («iaaa kariM
wahren werde. (•• Sckillcrn. ««Ml im) Mtfi l«,!«:
la dn Sdtweixtr reisf (Mlir #m Ik «a^Mf iTtl) 9tr»t «>,W;
aus einem beili<faa4aa tettei werden sie uas«r« IcMta
theatralischen unl«r««kaaBgtn gewakr wcrdeo. («• Jfifii umt
bm(* Itf ItO.
4783 GEWAHR (aufmerksam) 4—5
e) die schöne wurde die gefahr,
worin der rulim der stoa scliwebte,
den kämpf in seiner brüst und iliren sieg gewahr.
Wieland {Miisarioii, yesang 1} 9,34;
es giebt eine melhode durch die man überhaupt, in einer
gewissen zeit, die Verhältnisse eines orts und einer gegend
und die existenz einzelner vüizüglicher menschen gewahr
werden kann, ich sage gewahr werden, weil der reisende
kaum mehr von sich fordern darf, (jötue (an Meyer 1797)
briefc 12, 284; die kathoiiken bemerkte man kaum; aber
auch sie waren die vorlheile gewahr geworden, welche die
beiden andern confessionen sich zugeeignet hatten, {dichtung
u, Wahrheit n) A8, 19; die, Franzosen scheinen, bei aller ihrer
lebhaftigkeit, mehr als andere nationen an hergebrachten
formen zu hangen und selbst in ihren Vergnügungen eine
gewisse eintönigkeit nicht gewahr zu werden, {anmerkungen
zu Rameaus neffen) 36, 162; man musz ein Sonntagskind
sein, wenn man das verdienst eines solchen gegenständes
gewahr werden will, (an Zdter 1804) 17, 227; hatte ich nun
bisher die Wirklichkeit der sünde in mir durch die erfahrung
nicht einmal auf das leiseste gewahr werden können, so
war mir jetzt die möglichkeit derselben in der ahnung aufs
schrecklichste deutlich geworden. {Wilhelm Meisters lehrj.)
19, 318.
4) die loslösung dus adjedivs aus der wortgruppe.
o) wo aber die euszern des gewar, understuenden sie sich,
ir gesellen zu behalten, begriffen und hielten sie so hart,
das die hacken ausreiszen muesten. Wilwolt von Schaumburg
s. 21 Keller; herzog Albrecht macht sich mit xv c knechten
und viii c raisigen uf, zoch den negsten zu, sich mit inen
zu schlagenn, aber als bald die Franzosen des gewar, brachen
si mit irem hür auf und zugen nach Brüssl. 84; alsbald die
Walhen das gewar ruckten sie hinweg. 106; darnach brach
die romisch kaiserlich majestat mit irer wagenpurg und hör
uf, schlueg und legert sich bei dem Rein uf ein viertail
mels wegs nahen neben herzogen Karin, und als es das
gewar, liesz er ime und seinen herscliaften , ritter und
knechten, auch andern ain löblich ambt singen, vill raess
lesen. 24;
und unsers lebens zeit wie ein gespräch, red, klag,
sich eh wir es gewahr und förtig, schnell beschiiesset.
Wkckherlin gedichle 1,358 (ps. 90, 9) Fischer;
der vogt, noch eines pfeils gewahr,
fragt drohend ihn: 'für wen?
Teil lächelt: 'das ist schützenart.'
Lavater Schweiterliedev (Wackernagel 2, 832) ;
unbewuszt der freuden, die sie schenket,
nie entzückt von ihrer trefiichkeit,
nie gewahr des armes, der sie lenket,
reicher nie durcii meine dankbarlieit,
fühllos selbst für ihres künstlers ehre,
gleich dem todten schlag der pendeluhr,
dient sie knechtisch dem gesetz der schwere,
die entgötterte natur.
ScuiLLER 1,26 (götter Griechenlands);
doch er, von last und Bacchus wuth besiegt,
ward vaier — als ein knahe nun erschien,
gab er. der Übereilung jezt zu spät
gewahr und des orakeis eingedenk,
den neugebohrnen, dem er durch die solea
ein spitzig eisen trieb, den hirten, ihn
auf Junos au zu werfen, die den gipfel
Citharons schmückt.
6,122 (Pliöidzierintien, vers 25).
6) neue Verbindung mit dem verbum substantivum: si war
meiner liebe bald gewahr. Lohenstein Armin 1,459; ich bin
freilich gewahr, dasz in einem handbuche der archäologie
noch manche andere niiltheilungen über Inschriften, münzen
und die topographischen beziehungen der denkmäler erwartet
werden konnten. R. 0. MClle« Handbuch d. archäologie d, kunst,
einl. 3 (1835).
5) gewahr nehmen, bei einigen belegen aus älteren quellen
liegt es nahe, an ein verstärktes wahrnehmen zu denken, vgl.
gewahr zu wahr (s. d.). die zahlreichen jungem beispiele da-
gegen nöthigen, für später die beeinflussung von wahr nehmen
durch gewahr werden in betracht zu ziehen.
a) ältere filgungen: unnd darumb so nim deines adels wol
gewar. Geiler v. Kfiskbsuerg granatapfel C l"; der nini sein
selbs wol gewar. aiihrb. mensch b 2; nim der wort aller gewar.
ebenda; des nauim sich Buolland gwär, und den streich zii
fluchen, kartt er sin pfert so schnell umm, das si mit ein
andren zuo der erden hellend. Morgant der riese 29, 36 {de quoy
R, se donna garde); des nam der konig gewar und sach vvoll.
GEWÄHR
4784
das solchs der ritler mit den sclilusseln bette gethan aus hoff-
lichkeit. Warbeck die schöne Magelona, neudruck 33; dessen (des
riesen) nun die frawen ge«ar nemende, Hohen etliche, und ver-
borgen sich hinder die bäum, die andern fielen aufl' den boden
nider, damit sie jn nicht sehen. Amadis, s.U Keller; aber niemant
ghiubts, niemant nimpt es gewar. Aventin 1, 188; die andern
nanien der schwaclien nicht gewahr. Luther posl. (1528) 21*;
der vatler im hirael, der dein gewar nimbt. Mela.nchthon
hauptartikel der heil, schrift verdeutscht s. 61.
6) neubildunycn :
a) dann springet zur seile,
passt auf jede bewegung, und wenn er die äugen sich auswischt,
nehmt des vorllieiis gewahr und salbi ihm aufs neue die äugen.
GÖTUE (/Ici/it'/ie fuchs 11. gesung) 4,208
(Reinke de vos 6216 denket yuwe vordel).
ß} unterdessen nahm ich eine spalte gewahr, die das
küchenschälterlein hatte, welches in die stube ging, Grimuels-
HAusEN Simpl. 141 neudruck; das äuge eines bessern wesens
umfaszt auch den gegenüberstehenden flügel, und nimmt dort
stiltuen, und säulen gewahr, die ihren kamerädinnen hier
symmetrisch entsprechen. Schiller (über das gegenwärtige
deutsche theater) 2, 341.
Saeco: ein schwerd liegt im saal. Verrina schaut wild.
Bertha hat rothe äugen.
Kalkagno: bei golt! das nehm ich nun auch gewahr —
Sacco, hier ist ein unglück geschehen (Variante: werd ich
gewahr; nehm ich wahr). SciiiLLEa (Ft'fs&o l, li) 3, 35.
alle anstalten, die wir in der sittlichen und körperlichen
weit zur Vollkommenheit des menschen gewahrnehmen,
scheinen sich zuletzt in den elemenlarsaz zu vereinigen.
1, 143 (versuch über den Zusammenhang); am folgenden morgen,
da Udo sich ermunterte, nahm er zu groszer Verwunderung
gewahr, dasz er sich nicht mehr in einer schifferhütte, son-
dern in einem königlichen gemache befand. MusÄus Volks-
märchen 1, 293.
y) gewahrnehmen it. wahrnehmen oder vermerken sind all-
gemeine aber adoptirte jagdworte, und wollen so viel sagen,
als aufmerken oder sich gesichern. Heppe wohhedender jagcr
(1763) 148"; das wild hat mich gewahr genommen, ebenda,
vgl. auch Kehrein wb. der weidmansspiache (l873) 143.
GEWÄHH, f. das heutige wort umfaszt eine anzahl von Ver-
wendungen, die die verschiedenste deutung und erklärung zu-
lassen, die meisten versuche sind bis jetzt von der rechlswissen-
schaft ausgegangen, wie sich noch heute der gröszle theil der
einschlägigen belege an die unter gev/ahr = verus, certus(sp.ilb9ff.)
und gewahr, cautio (sp. 4763//".) besprochenen typen anknüpfen
liesze, io hielt sich die ältere rectilsbelrachtung an wahren = cavere
und wahr = lerMS, vgl. Scherz 545. Adelung 2,644. die neuere
erklärung geht mit Jacob Grimm (vgl. rechlsalterthümer b:>bff.) auf
die entwicklungsformen des älteren deutschen rechtes zurück und
knüpft an die idenlität des spätlateinischen veslitura mit der
altdeutschen gewere an, vgl. gaweri veslitura Grakf 1,929;
gewer m/id. «6. 3,586'. Lexer 1,984. unzweifelhajt lassen sich
schon aus dem entwicklungsgange von veslitura entscheidende
Vorbilder für eine grosze zahl der in den formen gewer, gewahr
zu tage tretenden Verwendungen entnehmen, da jedoch für eine
andere gruppe derselben diese erklärung versagt, so wird der be-
griff der gewahrschaft, wie er im romanischen warandia sich aus-
prägt und wie er im fremdworte garantie als einem vorbilde für
viele Verwendungen des heuligen gewähr wiederkehrt, von diesem
zusammenhange ausgeschlossen, vgl. Heüsleb 'die gewere' s. 2.
dagegen wird ebendort giwerida in den kreis von gewere ein-
geführt, auf grund zweier parallel laufender stellen der tradi-
tiones Fuldenses (S2i) : testes qui vestitionem viderunt; testes
qui vidcrunt giweridam. eben dieses giwerida bietet nun einen
guten einblick in die mannigfachen berührungen und kreuzungen
der wortstämme, die im heutigen gewähr abler,er hinterlassen
haben, während die Schreibung giweridam in den trad. Fuld.
aus 824 kürze des vocals erweist, musz aus der Schreibung der
glossen, die für stipulatio dasselbe wort belegen, auf länge des
vocals geschlossen werden, nicht nur die Hrabanisch-Keronischen
glossen schreiben kiwaritha, kiwarida teslimonia (Steinmever-
SiEVERS 1, 211), sondern die viel spätere Wiener handschriß zu den
canonischen besMüssen (II. Jahrhundert), ebenso die Tegernseeer
handschr. bietet giwarido, gewarido adstipulatione (Stkinmever-
SiEVERS 2, in), bei langem vocal werden wir auf wdr, wdri ==
verus (vgl. unter gewahr oben sp. 4763) geführt, bei kurzem
vocal Hegt die anlchnang an gawura, biwaran (Graff 1,91t. 912),
4785
GEWAHR 1 (vestituni) 1, a
GEWAlia I (tretlitan) 1, b
4780
mild, wurn {mlid. wb, S,M1*), gffwabr {obtntp. VM), dtm waraadia
tnlüammt, tbtnto o/fen »i* iit an werjan vttlirt (GaArr I. vtn),
gol. viinjan, tiihd. wern. du $eU>en möqlichknitn Utgtn auch für
zahlreiclit unter iltr form Kewrre, ftev^er btUglt termtndungtn
und noch mehr für il'ii heutige (;eMülir vor, du darüellung mutt
hier den vtrturh machen, ilu mit muhrtchetitUrhkeit tu ermttlehdtn
grupj<en uusetnniider tu hallen und fiir dat übrtge maltital dit
vtnchte denen mbilichkttlen der erklürunq rn-brn einander tu itelUn.
I. «ettcrr, veititura. din gUederungtgrund giebt der ent-
wieklungigang det lattiniidien worttt an, der auf du bedtu-
lungen det dtnttchtn wartet »eientlich ron nnßutt war. rt
Innen tich lelbft die berührungen mit dem ftrti. gewahr {fgl.
ip. ViKi. «0. üben und tp. 4'.Vl unten) auf die brdeutung 'betiu'
turüekfiihrrn, die schon an pi-ttitura tur gtllung kommt.
t) dat wort in der rtchtiiprache.
Ol ergibnune uui der betrarhtung det lat. wettilura.
et) D) die tettilura ist tundehtt iiumen aeliouii, m btttiehnrl
den formalen nrt der hetitieiniienung und gewinnt ihre beiondtre
btdeutunt), ieitdem dit üliertragungen ron grunäbetitt nicht immer
mehr auf dem giund und boden telbtt ihren tofnrtigen voUtug
finden konnten, in rxrrcilii sive in palalio live in ulio quo.
liltel lucu war et nach der ältnten quell« müglirh, res siiaR pro
»altiie aniniae siiae vel nd niii|uein Trnrruhilein locum ti>I
propinquo suo Tel rnilihrt alleri (rädere; »«r tolchrt Iteab-
iichtigt0, der konnit fern von ttintm kttü* wol tine traditio int
werk letien, aber nur tin« tolthe, beider dis feieritchen formen
der testttura tunächit nixh ausilanden , nämlich die betttx-
«tnrntHn^ an ort und ttelU, durch welche der nru< betitlet im
bttondtrn gegtn du erben dtt früheren ncher gestellt wurde,
hter setU der geijensatt von traditio und teslitura etn, hter fin-
den dt* bimühungen, dit rechtlichen Wirkungen der vettitura
durch andere mittel tu erreichen, ihren autganiispunkt. beide
momentt tind für die begriffsbtttnnmung det deutiehen worttt
von l'e/gret/ender beJrutung. dit capitula legibut addenda van 818,
nlütsen ton ludwtg dem Frommen, tuchen vor allem die tchenk-
ungen an klösler iicher lu ttelUn und schreiben für denjenigen,
dir au* dtn obengenannten iiründen verhindert itt, Icgilimnin
tr,iiiili«nem fatere, vor {eap.ü): oiiiiibeat sibi Tel de suis
poKeutibus Tel de aliis qui eadem lege TiTiint qua ipse TiTit
testen iiloneos, vel si illos habere non potuerit, tum- de
aliis quälet ibi meliores inveniri possnt; et ciirim eis rerum
•uurum(|ue Iradilionrni faciat et lidejussures vestiiurae donet,
qui ei qui illain iraditionem accipit Tcstituram farial. monum.
Germ. leg. t, 7, Isi. die stellt giebt über den act der vetlüura telbst
keinen aufschlust , dieser ist dagegen in Urkunden tun 820 und
6is {fgl. Mkicbelbeck hut. Fnt. 1 , 2 nr. ;!ti9 und 492) an-
tchaulich beschrieben, nachdem der frühert besitzer in einer
Urkunde tein grundstück an den bischof von Freising übergeben
hatte, fdiickt tr nachher ob quam causam conlirinandam (ad
confirmationem hujus trailitionis) einen missuin auf das grund-
ttilck, der dort mit dem bischof susammenirifft, den er in gegtnwarl
ron ifugt'i und unter si/mbolitchen dttrreichuiigrn{vgl. datu J. (laiH m
rtchtsalti-rhiimer einltilnng cap, 4) in den besits einteilt (tettirit).
i)) für die renrendung ron vestitura kommt dat nomtn
artionif, wie ach ergeben hat, nicht so sehr in betracht, wie für
die erkldrung. die rechtlichen Wirkungen stehen im Vordergründe,
Statt det actes der bisitsiinweisung nimmt die ausübimg des bt-
tittrechtet das kauplinteresse in anspruch. to wird dtt btdeutung
'6«i/»' vorbtreäet, tgl. Hbuslkr (93): auch «onsl werden die
ausdnii'ke vtstilura, lestituni esse, manu vestita possidtre in
einer bisweilen Irappanlen weise lur beziichnuiig des recbl-
mflsxigen besitzes ^jelirancht.
9)) bei stthlreichen veriiabungen bleibt dtrjtnigt, der dos gut
thgitbt, im niesibrauch desselben, dit abgaben, die er an den
niutn eigtnthiimer dafür entrichtet, werden in Verbindung mit
itr ws/i/urn gebracht: u«ii possidrat frnetuario , ac annis
tingulis pro veititura iirgcnli liiiram persolTat, tgl. Hkuslk« i'l.
auch durch diese Verbindung wird der bedtutungsgthalt ron
rtstitura erweitert, dtt Vorstellung ron rechtsantprüchen mird
in diesen krtis ongeßhrt , der vordem tundchtl auf dtn lAa(*
sdthUchen besiti eingeschränkt war.
ß) d-it gesagte wird theilwdse britätigt und trgdnst durdt dit
tHtrlverbindungen, die bei Do Ca-iCK 8, M3 aufieführt sind.
III veslitiiram farere, vielleicht auch Testiluram dare. IdsU
rfi« nomen ortionu x(4r gellung kommen, hurher gehört ans dtr
M-^inira tnulitionis Caroli rrgis in Hauialunhurg (777) antk
re<|.l ta est vestitura traditionis. unsicher in dieser btsitknnf
ist dtt (anmti pro Testilura •( Umiitule.
))) in «Mlitara mm A«i unitrlei btdtniungen: t$ tnii
ebenta vof la knn§ mnf dtn bttdur aU t» Wi«f mtf 4u
reehttobittt ftbrnntHL m* tnUn falU ktft 44» snäindüdn
momtnt vor: in Teslitura rei alicujnt MM ikUnff q«l ImM«
pu«tidrl, m imtittn fallt wird dtr btpig MfflfluMaMM.*
■i qui« pruptium notiium *\uoA lo tMt4ar» gMÜMU BOllll
fuil, allem querenli »ine ooMn JM«kNM mJ^MmII.
s)) mii duttr imtHen g^^pf htrbktt ikk: i|«i (faMM) ia rtftMl
reelaiiique Tenit Tcaliluran: fillulM ia MaM miÜBf—
recipi jUKsiu
4)) richttantfrUthi ttrknbpftn tkk vt4l «tf itr mtnärnnf
festiturani legitjtnaai liabrre de.
b) gewere in der nitkoätitnUtktn mni wumlkMbitnttrtun
ptrtodi.
n) dat nemen artionit itt fad nur fi fUMr« mwi ihmmU»
ungen ton lutetnürhen Urkunden alt paraluU §•• mlüaia tferrw
litftrt: in<le Tura bin sachunu «inera Mloop fadaa Ia4«
biirigun tberu geuiieri geue biinu tber Ibin aala iofahil
geuueri gedue {et toram eis rtrum tuarum tradtlionem f*etat
it (ideiuuoret rettilurat donet ti qui lUam tradttiontm atufä
rettituram faciat). fränkitcht Mrtion ithjahrh.) tn ins titn
erwähnten capilul. l.udwigt det Frommen, monum. Gmt, läf.
1,7, SM: thara ubiri inde selTo tburuch sieb barifoo gedue
theru selTeru geweri, nio tbenio geanrrTro lba|eia
belJTe tbie aala zebekerino {tntuptr et tpM per $t
ttoiitm faciut tjutdem vettiturae, ne htredi uUn
neat hune tradtlionem tmmutandi). tbtndorl; pro aigoo ia-
Testiture que Tulgu gwere dieitur. (iiM) Zknn tuktutän-
bueh det hertogtumt Steiermark i,V)9; oolun til OMBihaet
quod doininua Hermodus patriinoniuiii suuia laai |eatM
quam predium miserit in Tadio cumitii Sigbolooi pro Lt. !••
lentis, ex quibus ad maout persoUit comea ixi laleota
tani in argento quam in numinis, et alia uptnM, al
ille dedit ei quod dieitur gewere potevtativa auaa ot joalaai
est. (1180) monum. boica 7,470; diu gäbe hetzet atete, dia
Tor dem rihler gescbll: diu i«t euch stete, diu mit der
schnft cescliihet; diu ist aber diu aller steteat, diu mit
der gewer geschlt. Schwabentpiegtl cap. tl CengUr.
ß) um to reicher ist du bedeutung ton postettio antgebtldel,
die im besondern auch an den unter {tp. 47H7 ff.) besprochenen
Wortverbindungen sieh belegen IdsU. ändert belege ftri ScaaiLUa
2',97l. Scilli LBR-LObbüN 6,878.
t)) der inbegriff rtehtlieher Wirkungen der oettitnra: wer ein
gut geit einem mann unnd nie gewer daran gewan uond
weiset in on recht auf dz gut. and kommet em ander für
gericht. unnd klaget auf dz gät, der ricbter weiset iti mit
recht auf das göt. unnd der halt gewer mit recht uund
iener nit, die c^wen komment dann für den ricbter. uPad
klagent auf das gut. Schwabenspiegel (Lattberg) § ]6, I: avar
eiiio gewer bat iar und tag. ane rebte wider tpracba. itr
bot ein lehle gewer dar ao. die sal im oieiMa brtchta
wan mit genhte. die wile aber ein man ein gfit aa gtclafili
Tor gerillte, swie lange er es dar nach hat. ao gewianel
er nieiner rchle gewer dar an. die «ile er die dafe rr-
zügen mag, kumet leiier alte oft« für. als« «r d:« claf«
hnpret. und Terslat sin gSl aUo. berr« ich bin hie. aa4
Tprspreche min gilt alse mit rebt ist. to hat er rebte
dar an. die anspräche mag ieoer han driu jar. und nit '
der riliter toi im dar nach gebieten, daz er rehl
drin tegedingen. $ 3u»: ich toll die gewer dettelbca
garten inne haben Tircaeben lag. und aolt aucli ick dUa
erben des Weingarten das le wissen tun, und die gawar aa«
pieien, üb imant cbom io der leil, der airh mit daai «fe*
nanten herrn Ortolfcn Tenichtel, uaii ia aachbgbaHI roadML
nrkundenbuch ies tttftet Hlottemenbmrft u 4»^ |iS7i), /MM
reram i4Miln(iciir«« 1, lo; wir Terubaa aa« oodi not kaal
uns Terzigra einkeileklich und badaliüidi itt gawM tuti
alles des rechtes, so Trir aoltaa adM iMkklaa kaa aa der
Torgenanlen bürg. «rrMr f. itterr, fesdk. «. ist («a. I9M):
es w«r mit bnefea, nit l(oataclM(l«n, aiü t^mtr »der arit
gewalL (1393) «iraiim. Zotter l,aM: ImC eo kerre eiM*
manne« §ud eaeo aodereo, oad« of k« aia gevar« ia wM.
Tingereo unde mit lungea, dar aaMM a« mI jaaa itr aaaa
lene.« gewere nicht darvan, di« karra aa aMga 4at gilagia,
dat he iae «ine gcwera B4 l«araekla ntitk aaJa |B>fal«a
hebba. Satbantp. MaredU. arCM; swar aa taa fala fravtl^
der mI dan betaera. iar n mk aaM ia ladadiahcr fever
bat Setmabtn'pttftl taf. 81 Ctmtttr; gü «ia aua den aadara
4787
GEWÄHR I (vestilura) 1, b
GEWÄHR I (vestilura) 1, b
4788
sin gut mit nuze und mit gewer, iund verzihet er sich
dar an sines rehtes, der {der neue erwerber) hat reht an
dem gute. eap. 267, 2. vgl. unten die Verbindungen nutzliche
gewer, nutz und gewer u.a.
2)) der gegenständ des besitzet, vgl. gewahr (fem.) sp. 4766.
vgl. die belege aus der neuhochdeutschen leit.
y) erweilerung des bedentungsgehaltes.
1)) begründung der gewere durch zinsfestsetiung : igt danne
daz ein man sinem friunde gut schaffen wil nach sinem
tode . . wil er imz aber gnr stete machen, so seze im einen
zins dar uz; da mit hat er die gewer, und mac daz gut
niiit Verliesen mit rehte. Schwabenspiegel 22 Gengier.
2)) Übergang vom bloszcn zustand des besitzes tum recht-
lich geschützten besitze: swaz varende gut heizet, hat daz
ein man in siner gewer driu iar äne rehte anspräche bi
dem, der bi im in dem lande ist, und seit im sin gut
gcwizzen, daz er reht dar zu hat: so hat er ez mit rehte.
Schwabenspiegel cap. 49, i Gengier ; das gleiche im deutscher leute
Spiegel 61 Ficker. andere beispiele s. u. {Sachsenspiegel 3, 7, 4 «. a.) ;
swer die gewer hat an einem menschen, der hat bezzer reht
dar an, denne der der gewer darbet. Schwabenspiegel 243,2
üengler.
S) die Wortverbindungen mit gewere lassen die oben beobach-
teten bedeutungen vielfach hervortreten, theilweise bereiten sie
auch neue vor. formein , die auf das nomen actionis zurück-
führen, sind litlerarisch wenig belegt, sie werden viel eher später,
in den weisthümern, an die Oberfläche gebracht, für die ein-
schlägigen belege überwiegt die parallele mit possessio, hier
kommt die bedeutung eines rechtsverhältnisses mehr in solchen Ver-
bindungen zum ausdruck, die sich nicht eigentlich zu geläufigen
formein ausgestaltet haben: wenn aln fraw irer morgengab
siezt nach irs wirts tod in rechter nucz und gewer jar und
tag an alle recht ansprach, es sei aigen oder lehen und die
gewer erzeugen mag, oder erzeugt hat, des sol si geniezzen
aller maenchlich, sie darum brief oder nicht, kaiser Ludwigs
rechlsbuch (1346) 133 Freyberg; swer geuuer hat jar und tag
aun reht uuidersprach, der hat reht geuuer daran, die sol
im nieman uuan gut gerichte brechen. Alemann, recht 204 § 1
bei Haltaos 706; dasprach fraw Agnes hinwider, es wer woll
war, si het das selb gut herbracht für ein erblehn, und es
wer auch ir erbe, und si setze des selben guttes in nutz-
licher gewer, als ain fraw in ir erbe setzen solte und das
wolte si war machen als si billich solte, da fragten wir die
richter, was do rumb rechte were, die ertailten auff ir aide,
wan ir der gewer nimant laugnet, si solte ir erbgut behaben.
(1324) monum. &OJC. 16, 345 ; auch geben wier den ehgenanten
burgermeister etc. die walt und alle zugehörung die . . . ge-
wehre und besitzung, dasz sie die halten, haben und be-
sitzen sollen, und der auch geniesen und gebrauchen. (Frank-
furt 137>) bei Haltaüs 705; so soll der vorgenandt hertzog
Henrich bei seinen lanten und leuten, alsdann die sein
vater s. auff ihne geerbet hat, und er ihn besessene und
gewehr herbracht hat, auch bleiben. (1417 Kostnitz) bei Londorp
acta publica l,3l'; mit hanlfest, mit briefen, mit erbschafl
und mit gewer, der ims geben hat. kaiser Ludwigs rechlsbuch 193.
für die bedeutung rechtskräftiger besitz lassen sich wie obett für
vestUura zwei gruppen von formein scheiden, in der einen
steht die person des bcsitzers mit ihren ansprüchen und rechten
im mittelpunkt, in der andern wird das object in den Vorder-
grund gestellt, von dieser zweiten gruppe aus wird die concrete
Vorstellung, wie sie in 'besitzung' ausdruck gefunden hat, vorge-
bildet, wodurch sich die berührungen mit dem fem. gewahr vgl.
sp. 4765 eröffnen, die Verwendungen der ersten und der zweiten
gruppe treffen oft in einem salze zusammen : wir {die Verkäufer)
setzen das gut {den käufern) aus unser hant und gewer
in ir hant und gewer und setzen sie des alles in recht
geruhig nutzlich gewer. vgl. Sciimeller a.a.o.
l)) die person steht mit ihren rechten im mittelpunkt der Wort-
verbindungen,
a)) viel bde(,t in dieser gruppe ist die Verbindung nutz und gewer,
die auch in der form nutzliche gewer auftritt, sie ist meist
mit bestimmten verben verbunden, vereinzelt erscheint sie auch
tn freiem gebrauch: da sol die strazz und der weg frei be-
leihen, ob die laeut, die aecker hin an habent stozzent, ir
nucz und gewer verantwurten wolten, ob si daeucht, daz
man in der aecker ze vil wolt absagen zuo dem wege, so
sol si nucz und gewer an der stat nichtz fürtragen, und
sol also beleiben, als ez die chunlscliaft unz gegangen hat.
kaiser Ludwigs reehtsbuch (1346) 141 Freyberg; welich pawr auf
ainem guot siezt, daz er ainem herren verdienen muozz,
iaech er dbains rechten an daz guot, da sol in dhain nucz
noch gewer für tragen noch helffen, er bezeug es dann mit
briefen an. 154, ebenso 144.
a)) und hundert jar und mer an allen chrig in nutz und
gewer inne gehabt het. {den prantwert bei der Alth.) monum.
boica 3, 197 (1309); wir Friderich burkrave von Nurnberch ver-
leben offenlich .. daz der erber man her Eberhart von Walsse ..
daz er von uns zelehen hat, versetzt hat seinem aidem ..
mit nutz und gewer inne ze haben, monum. Zoll, i, soo {Nürn-
berg 1309)'; mag dann direr war gemachen, der in mit nucz
und mit gewer inne hat mit zwain, daz er im an den tail
gevallen sei , dez sol er geniezzen. kaiser Ludwigs rechtsbuch
(1346) 118 Freyberg; iaech iemant erbschaft oder leipgedings
auf ain guot, swelicber herrschaft daz guot waer, ob er daz
mit nutz und mit gewer behaben wolt, dez sol im nicht
fürtragen, er hab dan brief oder hantfest darumb. stadtrecht
von München artikel 196 Auer ; und wanne dat slot alsus an
peld gewerdert were, so schulden de von Gotlingen de helfte
dez geldes an der helfte des slotes hebben und we scholden
dat slot mit einander besitten und dez in nud und in ge-
weren med einander gebruken. (1393) 6« Schmidt urkunden-
buch der stadl Göttingen 1, 378.
/3)) swen zwen lehenherren mit ainander chriegent umb
ain manschaft, die sie leichen sollen, daz sol dem unsched-
leich sein, der des guts bei nutz und bei gewer ist. Mün-
chener stadirecht artikel US; unnd jehen, si weren des inn
nutz unnd gewer gesessen langer danne landes recht wer.
(1378) monum. Zoll. 7,221.
y)) swer den andern anspricht umb aigen und umb leben,
dez er pei nucz und pei gewer gesezzen ist, alz dez landes
recht ist. rechtsbuch kaiser Ludwigs (1346) 185 Freyberg, vgl. 188;
swer ains guots bei nutz und bei gewer gesezzen ist,
es sei aigen oder lehen, als es des lands recht ist und
meins hern buoch sait, und auch die selben nutz und ge-
wer erzeugt hat oder erzeugen mag, in des selben nutz und
gewer sol niemant erzeugen. Münchener stadtrecht artikel ibi;
swer den andern anspricht, er hab in seins aigens oder seins
lehens entwert mit gewalt an recht, des er bei nutz und
bei gewer sitzt, des laugen sol man mit seinem aid nemen
dafür, er mach es dann mit zwain war, die des mit im swern,
und die daz war wizzen, daz er des guots sei gesezzen bei
nutz und bei gewer. artilseluO; swer umb aigen wirt ange-
sprochen, des er jar und tag bei nutz und gewer gesezzen
ist, als der stat recht ist und dez bereden mag, der sol
fürbaz sein aigen an alle ansprach haben, artikel 33; swenn
daz für recht chumpt, mag dann ener, der das guot herein
gefüert hat, bereden mit seinem aid, daz er des guots bei
nutz und bei gewer sei gesezzen ... des sol er geniessen.
artikel 54; und sei desselben hoff gesessen in nutz und
in gewer, als landsrecht sei. (1415) 16, 468 monum boic. ; er
trawet got und den reeten, man liejs jn billich bei seinem
unvermeilten brieff beleiben, wan der clarlich aussweiset
das maus seinem vatter geben hett für ein freies aigen, und
setze auch des kauffs bei nutze und pei gewere, nach landes
recht. (1433 Rain) 16,475.
S)) der gab zu im Gebharten von Obgersberg und salzten
in Ainwegen von des liorars wegen in nutz und in gewer,
und auch von des richters wegen, monumenta boica 3,354
(anno 1293); swer ainem ain guot machen wil, der sol
den in nucz und gewer seczen bei seinem lebentigem leib,
und sol er etlich guot iaerlich ein nemen die weil er lebt
der im daz guot gemacht hat, oder er sol im brief darumb
geben, kaiser Ludwigs rechtsbuch (1346) 116 Freyberg, ebenso
stadtrecht von München art. 198 i4Mer; und {wir) setzzen sie
ietzund der egeschriben gut . . . mit disem gegenwerttegen brif
in nützlichen gewer, nach des landes reht und gewoniieit.
mon. Zoller. 3,85 (1342); und (wir) setzzen in und sein erben
ietzunt der vorgeschriben gut ... in nützliche gewer nach
lehens reht. 3,83 {\3l2 Nürnberg); und haben den obge-
nanten unsern oheimen von Wirtenberg und iren erben die
vorgenanten vestin, dörffer, wiler, lut und gfit . . . uffgeben
und ingeben und si der geseczt, und seczen si der mit
disem brieff in nuczlich und liplich gewer. (l364) 1,204; und
dornach do wurde im ertailt, das man in daruf setzen
söit in nutzlich gewer, und im schirmer darüber geben soll.
(1417)1,503; item worin niiner herren und Vögten gerichtten
4789
GEWAHR I (vesiitura) 1. b
CEWAIIR I (resiitura) 1. b
4790
dem andren uff (in lelieo ilellel und das kuntlieb wirtt,
der i>l ein bttii verfallen . . und so! darzu den lelbeo «ider
in leizen in nutzlirb ntvitr. {i/fnung ton fitfunhatk) {',*nn
weitth. 1,76; wer ea do, daa deraelbe arme man berwider
begrrte za zieben in daa gericbl /u Saapach, ao aoll ein
ambtmann inen berwieder geleiltcn, und aul in widar aeUco
in geuoK und in gewer der jucb velder. I,4IS (d^min; fo«
Satpaeh).
fr)) in Tuhiiier (iliUfr) gtwirt tüten : da widrr leiten dl
Turgenanden litte vun Schwitz fOre und fOr, maiien aicb
ze lieweren mit lebender lUteo, daa dU eigenücbafT dea-
relbcn waldei dea rgenonden ai wer onliomeD vor ir trur-
deren, und milnige jar in rubiger, und in unangcaprochen
pewer bcseisen bettin. (1217 Kintidiln) bei HtrryoU gental,
Habiburg. i,i2l, Haltao* 70S; und aeio also dnrio ge-
<-eM<en in itiller nützlicher geruwiger geweht und gewalt,
.in/i-r denn lamita-reclit und gewonbeit i't ohne alle«
11' I tlicbei einnprecbrn und furderuog, und ziehen sich de«
.iieii an ein erhnre liunüicbafTl und erbicthen sieb ihre
k-ewebre zu vi-rlretten, als recht ist. |I3I.'>) dipL Ludotciei
Itav. bti il ALTAUS 7(i&; wdil graf Hugo von Monifort awerro
zu tien bilgen, wnnn er ein freier scliwubiscber berr ist,
(iniz sin «alrr selig und rr die lOle und gtiier untzt uff diesen
billigen lag in guter stiller gewebr« gehabt babint, obn all
redlich ansprach rlc und dann zween erhar unTcrspruchen
mann babi, die ihm der gewehre helünt mit dem aid. (iS^fl)
bti Haltau4*U; Ober das ir baid atitlTt und golsbaua aoiclier
ircr gerccbtiglteit in stiller nuzliclier gewer gesessen sein
klnger dann laiid« recht sei, gelrawen si der vun t'eyern
soll giltlirb daran geweift werden, si und die iren . . aiigeirt
ze laisen. {SfhUlidvrf \ihi) moiium. boiea 9,42: und aol daa
rrüt pbani durch franboten grnumrn werden und dasselb
l>b.int in stiller gwer ligen 14 tag; verainl sich der ander
mit dem, dem er gelten aol, in der zeit, so ist das pbant
ab .. Terainet er aicb aber in der tpil nit, ao nimbt er
durch franboten das ander pbant, daa ligt in stiller gewer
drei lag. {Mtdeivinll 1474) ütterr. icmüi. 5,1,445; als ich
die herbraih: und genossen hau in stiller gewer, also sollen si
und ir naclittomcn die haben. (I4I*> Rain) monum. böte* 16, 470.
c)) in {rechte) gewere selten: mag her Ulrich »on Abena-
percb daz bringen mit dem ribter oder mit andern, den
ez wor gewizien sei, da/ er des gula in gwer cbomen sei,
in diselben gwer sol man in dann setzen unversigen der
vrowen rebis und gwer. monum. WiHeUb. 1,44:« {Frrihng
i'iM); und Sitzen unser vorgenanten swesler in relite gewer
der vorgesprochen gute mit disem briefe. monum. Zoller.
i,V,i (IW2); und han den vorgenanlen berii Marqwarlen,
und Heinrichen sinen vetteren, gesetzel in nutzlich und in
rrtwelilich gewer der vorgenanten bürg. archi9 für öiterr.
getch. s, ist (a. tsoo); du wart gevragt, was recht wer,
do eriailten das erber geding, ich scholl die judin dea
haus, und waz darzue gebort, an die gewer seczen, und
gewalliK machen filrha/: vreileicben und ledici>leichen ze haben.
urkundenbueh des stiftet Klotternevburg 867 anno 1356 (fonl. rtr.
Auitr. 2, lu); ez sol der gruniberr ain rechten erben von
vaier and mueter an die gwer seczen mit 2^ isterr. treislh.
1,bll {bergteidings-^ethte des klosters Mauerbaeh iS55); und scbolt
ich in des hpua gewaltig machen und an die gewer setzen.
(ISV)) OcBiLius bist. ord. equtl.teut. 9,71; da bat der biscbolf
mit vorsprechen vraffcn waz recht wer, da ward im da er-
tailt und vervolgt mit vrag und M)it urtail von erbern iant-
berren, seid her Alber von Celking daz vorgenanl giU nah
der vrön niht verantworl biet, ich sold sein den biscbolf
gewalticb machen und an die gewer seinen. (1336 Wien) cod.
iipL Autlr. Frising. {fönt. rtr. Austr, 2, »6,216): und setz den
torgenanten llocbstelter dea vorgeschriben boffes in alle aeio
gewer und in alle seine recht. (I32l) monum. frotca 16, asS;
und wir setzen bern Herman und seine erben in ein«
rechtliche, mächlliche, gantz vuiliomentliche und besitzlicbe
gewehr aller der . . leben, schlusi u. a. w. (1436) Simcikkrcbc
monum. Hitsiaeor. roUec. 6,600; dasi du in in dieselben
burggrafschain zu Missen und in der grafschaffl zum Harten-
stein eigenscIialTl von unsern und des richs wegen und ao
unser stat inwisest und im die ingebest und in in die ge-
wer seczest. (U26) dipl. Sigismundt bti HaiTAoa 706; satten
sie des auch hiemit ein und thun thun aie des gewaltig in
still gerflggig nutz gewerbe und beaetz« wie recht iat. [ttr-
hinde von 1482) monum. bona 26, 717.
iV.
i)) iat d«i btr Jacob v. N. trzAgen mag ... i»t er das
dorf bct «un bern Durcbart «oo Catob«r| und im der dea
gibet, und 20 jar oder m« io tiotr offtoeo gtcuwrteo gt««r
baliben. lÜTeiW 1 41) tttä. f. cm*, d. Ohtrrk. 4, S7u: 41a birtchall
aber «un llomherg aolU 41 baben dea halben t«il IwiofM
und« bannas: in der gewer Ui ai nlbl ftwttro vua HMafM
zilen her. haktburg-HtUrreiek. urbtikutk U Pftigtr; ii wiitr
die i^enanl froutte ftsz6cb und spraeb, si kiu» irta MM
adligen in gevier der selben gQrtarn ungesftflMi kt»im, 9ni
sl oueb in der lelben gawar frrvaiao, dar aab ri tM 4m
giletrrn recht bette, und itm Agauatt« HabMMMa •UMt
fon alaer muoter seligen wagau «or Aa «tr4« aOll«. wrkuad»
»M 1IM| Batirr reehUqurUn f«a tt'«;
dal Ir um belpan wlli brhsidra
uns« vritii umi« ua-« sld« rtlchi,
dat uns btuchof toeslbtrlclit.
aotsr aller li«r«, brlchi sllt dsge,
dal mnichl un* di'crilchlt cisgv,
wai uns dal richa halt b**cbra*ea
unde ber >in In ceware blosn
van riinrilch unde hundtri jarsn,
als wir'i waie nioian olTenbarfn
nil haoivesi« unJa aili gascbriehia.
Htoaii« rinmckrouik wom äMn DM,
d. üd'llrchTonik0n lt. 1(M.
f)) jemanden a*t der gewtre meittn: btr» fi bebben mi
dnt gut genomen unde mi minei gewere uotweldifcl. nekt'
iteig lehnrtckU 15 ; wan man nieman uz siner gewer gettisen
mag. me geribles halben, unde ist er oucb se unrebt« in
der gewer. wen sol im si. i. mit rebtrr clage brccbeo. dat
er selbe ze gegen ai. wen aol in für geribie laden. uo4 la
reble tegidingen. so aol er fi1r kumen. unde sol sio ftC
ze reble versprechen, alse rebt ist. unde Lumil er niut Ar.
so verteilt man im dat gewer mit rebie. Sekmabe»$pie§H
i 191* Laszberg; der ribter aol niemeo ut siuer gewer
wiaen. wan clage uf den der det gAt m der baut bat. t 27«*.
21) formet», in denen das objeä dtr gewere im fordergrund
ttekt.
a)) etwas i» seine gemere nehmen: svas bund o<ler ber
oder perd oder osse oder svelkerbande ve it si, enem
man dolet oder belemel, oder en ander ve, sin berr«
sal den scaden na recbteme «eregelda oder na .siroe wanU
beteren, of het »eder an sine gewere nimt. SackitntfirgH
2, 40, I ; gipt unde vorreicht ein vatir in gebegelem dinga
einem siner kinder ader sinem aone vor andirn alla
sinen kinden. einen hof tzu tune und tzu lusene aaa
alle un.lerscbeiU und dornoch obir eltlicba ttit der
valir vurkoufte den selben bxf den ber aime aone «on-
derlicb gegeben hatte in sine gewere alsa hie vor gescbriba«
aiel. uUei Kulmitehts recht 4,26 Uman; und geben aJlea
daa da vor geschriben stat und ailea daa dar zu b6ret . .
unserme herren . . in ir nutz und in ir volle gewer . . iM
entzihen uns . . alles rebles und oucb aller gawer. «MaMa.
Zoller. I, 112 (ISIS).
frl) etwas ist in der gewere einer person: koufet «in iuda
oder nimet her zu wette keiche oder buche oder gegrrw«,
da her nilbeinen geweren an en bat, flodei man et in
sinen geweren, man richtet über in ala ubar einen diab.
Saelisenspiegel 3, 7, 4.
e)) etwas in seiner gewfrt kahen: «)) and sprkbet iaoer
da wider, ob et vilia ist, er habe et gelaztca la far^ a4ar
er habe et gezogen in sinem stalle: der befcabal at irit
bezzenne reble, der ez in der gawar bat, 4aoa« Iraar, Jar
et da an apiicbrt. ^km<thm$f»e^ c^Mi,S Cffkr; «a«^
kouft ein man dem andirn ein arfc« aail toritk4a< ia iai aar
gebegetir bank und vorawvgat dema loaftBaaaa im leaia
koufe di vorreichunge des leriirbea titasaa itr af dem»
selben erbe bot gesiandao und noch aleiL «« aal 4cr aaa
Sinen tzins bebalden ala her den io dar gawera hat aa
deme vorkuuflen arbe. «Um laiawscta« ndU 4, tk Uwttn.
ß)) wehch man sein fot aaff gtit aaJ iaa glt «i laba«
wider emphabaC, dia gnb bilSt dan berrro okkl, ar haba 4tm
das Kät iar and lag in seiner gewer S.kmiUmfk§ä |;%t
iM'.berg; swai anders gutca ist. dai mbi varaaJa gal Irtial^
bat dat ein man m «iner gewer tebao iir ia aaafracb« bi
dem, der bi im in dem iaada ist, der salb« OMa «> ahaar
an grsprecben. Stkwkm^itfH aay. 1^ 1 Gnftir; bat aia aaa
gut in siner gewere. da» «ar feriiblc aait reckia badait iat.
und spricht i« ein man Mit garicble aa. aad aa4arata4at
sieb des gtitas an« gerkbL daa beiss« wir raafc. alha
301
4791
GEWÄHR I (vestilura) 1, b
GEWÄHR 1 (vestilura) 1, c
4792
Kulmisches recht 5, 38 Leman ; die hanlhafte dat dat is dar,
svar man enen man mit der dat begript, oder in der vluciit
der dat, oder düve oder rof in sinen geweren hevef, dar he
selve den slotel lo dreget. Sachsenspiegel 2, 35; under deme
dat gud geanevanget wirt, die sal dat gut halden in sinen
geweren, went it ime mit rechte afgewunnen werde. 2,36,8;
sve wilde dier hegen wi! biiten ban vorsten, die sal sie
binnen sinen gewonhfen geweren hebben. 2, 62; dar na
miit de vrowe legen den erven musdelen alle hovede spise,
die na dem drittegesten over blift in iewelkcme hove irs
mannes oder svar he se hadde binnen sinen geweren.
2, 22, 3. die letzten belege berühren sich mit den unter dem
fem. gewahr (4) sp. 4766 angeführten.
y)) swaz der man in rehter gewer nuit en hat, dar sol
er umbe antwürten. swer in dar umbe beclaget. Schwaben-
spiegel §302' Laszberg ; swaz daz ist an weiden, an wismad,
an ekkern, an wazzern, an neureut erpäut oder unerpäut
swi daz ist, daz ier in rehter gewer habt, daz bestetig
wier eu gentzleich und ewichleich. sliftungenbuch des klosteis
Zwetl s. 39 ifontes rer. Austr. 2,3) anno 1139; wat dar unge-
richtes uppe schege, dat moste nien clagen und richten
in unser stad, wente der van Krakowe gerichte ging buten
den diken nicht, unde de van Krakowe richten sulven ok
nicht dat ungerichte, dat up der borger weide sehnet, also
scheiden de unsen dar van und hebben or weide und vere
in rechten geweren beholden wente her. Magdeburger schöp-
penehronik (1402), d. städtechroniken 7, 304.
S)) ob ein man äne sine wizzen koufet diubic oder roubic
gut, und hat daz in siner stillen gewer lenger danne driu
iar: ist daz sin ze rehte oder niht? Schwabenspiegel cap. 50
Gengier; swaz anders gutes ist. daz nicht varende gut heizet,
hat daz ein man in siner gewer und in siner stillen gewer
zehen iar. Schwabenspiegel § b6 Laszberg; ab ein man koufet
dubig adir roubig gut ane sinen wissen, und hat das in siner
stillen gewer. lengir denne dri iar. altes Kulmisches recht
5,54 Leman; haben gegeben mit gesamenter hant unser
vrowen und dem deutschen orden und den pruedern das Mog-
zingen ... zu ainen ewigen seelgerel, vurnamens zu aigen,
wan wir di aigenschaft von allen unsern vordem also lange
zeit in stiller gewer beten here braht. monum. Zoller. l, 316
{Nürnberg 1393), ebenso s. 445.
S)) die es (das darf) hatten in geruweter gewer gesessen
sint unangesprochen als recht ist. Baseler Urkunde von 1331,
zs. f. gesch. d. Oberrh. 15, 462.
«)) die vorgenanten ve?te Schratenstein . . . haben wir . . .
verchawfft und gehen, mit allen den notzen, ern und rechten,
als wir das leben in lehens gewer und das aigen in aigens
gewer herpracbt haben, monum. Zoller. i, b2 (Wien IZM); und
als wir das aigen in aigens gewer, das leben in lehens ge-
wer, das purchrecht in purchrechts gewer, das perchrecht
in percrechts gewer herpiacht haben, und als es mit alter
hercbomen ist, an alle auszug, umb viertzehenthalb hundert
phunt Wienner phenning, der wir ganz und gar gewert sein,
dem erbern herren . . verchouffen. 4, 130 (1367 Wien).
8)) hat ein man eigen und erbe in gewalt und in gewere
(gewere fehlt in var.) iar und tac gehabet ane anspräche,
und ist gewert von ieme der iz im uffgegeben hat als recht
ist wizzentliche. und ein ander kume und setce in zu rede
und spreche iz si sines vater gut gewest . . so sal dirre einis
urteilis biten. Freiberger stadtrecht 5, § 28 Ermisch; unde
nimant mac keinen vorsezzenen erbecins behalden uffen
andern he in habe in iar und tac in gewalt und in gewere
gehabt als recht ist. 1, § 22; welch man eigin unde erbe hat
in gewalt unde in sinir rechtin gewer iar unde tac unde
ist gewert alse recht ist ane anspräche der beheldit iz vor
aller menglich, he si gewesit uzwendic landes verre adir na,
so hat he io dran nicht zu rechte. 5, § 41; her richter,
an dem huse hab ich rechtis erbecinsis also vil alle iar
unde habe den gehabt in gewalt unde in gewere iar unde
tac. 1, § 21(1889); suilich man heit recht eigen in dirre stad
zu Mulhusen unde daz in gewalt unde gewerin iar und tac
unvirsprochen iz si hus edir hovistad vor den luten di inne-
wendic landis sin in liabin uz di nicht virsprochin bin emi
iare und bin emi tage so haben su vri vorderunge virlorn.
rechtsbuch von Mühlhausen {\3.jahrh.), Stephan neue stoffliefe-
rungenm-, und si es (das gut) also hat rüweklich in gewalt
und gewere etwie menig jar. Basel 1352, zs. f. gesch. d.
Oberrheins i, iQ9 ; do sprachen der egenerapten frowen er-
bern hotten an der frowen statt, das dasseih gut der
obgenempten priolinnen und des convents aigen war, als
ouch SU dasselb gut lange zit in gewalt und in gewer ge-
hebt und genossen hettin. monum. Zoller. l, 183 (Baldingen 1352).
3)) vereinzelt sind und auf erweiterung des begriff s beruhen
die fälle, in denen das object der gewere eine person ist.
a)) zu der unter 1)) besprochenen gruppe gehört die Verbin-
dung mit dem verbum substantivum : die müder is gast in
des sons geweren, unde die sone in der müder. Sachsen-
spiegel 1, 20, 7 ; welch kint abir von sime vatir nicht be-
gobit ist. das sal mit den kinden di in der were he-
sterben billich teil haben an sines vatir gute, altes Kul-
misches recht 4,73 Leman; sint ouch denne des toden mannes
kint ungesumlirt besturben in des vatir gewere. so sal
der sone alle das gut das sin vatir gelossen hat mit in
glich teilen noch reclite. 4,84; ist im von ihrem eheligen
vater nichts nicht mit gelübte, noch zu der auszberadtung
keins gegeben, sonder dasz ihr vatter die wirtschafft der
hochzeit ausgericht und sein tochter nach zimlichkeit ge-
kleidet hat . . . so musz derselbig söhn, der in der gewere
bestorben ist, sein Schwester ewer ehelich weib zu ihrer
gerechtigkeit kommen lassen. Grupkn von der teutschen frau
(1748) 87.
b)) mit dem jinter 2)) besprochenen belegen berühren sich:
wir erfüren och, daz der herre von H. einen kneht hatte
in siner gewer, den sprach der schaffener an, er horte dem
gotshus an, und wolt jn besezen. Basel 1306, zs. f. gesch. d.
Oberrh. 4, 370.
4)) unter den Wortverbindungen der älteren rechtssprache
nimmt die roubliche gewere ihre besondere Stellung ein (gegen-
satz dazu die rechte gewere vgl. sp. 4787 u.a.): wirt aver en
man beklaget umme roflike ge^vere, dar man die hanthaften
dat bewisen mach, unde die richtere mit deme gerüchte dar
to geladet, de richtere sal volgen to hant, unde richten deme
klegere umme den rof unde over den rovere unde over sine
unrechten vullest aller erst, tu hant dar na sal he ine ge-
weidigen siner gewere, of iene uppe den die klage gat nicht
ne weder redet mit rechte. Sachsenspiegel 2, 25, 1 Homeyer
(wie man roubliche gewere brechen sal. wirt aber ein man
beclaget umbe roubliche gewere, da man die hanlhaftcn tat
bewisen mac, unde wirt der richter mit deme gerüchte dar
zu geladet, der richter sal volgen zu hant und richten deme
clegere umb den roub ... zu hant dar nah sal her in ge-
wallige siner gewere. 2, 25 Weiske); wirt aber ein man
beklaget umb ein raubliche gewer dannan schinbare getate
beweisen mag. unnd wirt der richter mit recht derzu ge-
ladet der richter sol czu band über den rauber richten.
Schwubenspiegel §76,2 Laszberg; wir heissen das raublich
gewere, wa czwen um ein gut unnd sich sein der ein unter-
windet oder si beide ane gerichte die lund wider dem ge-
richte. ebendort.
c) die neuhochdeutsche periode. die belege gehören vor
allem der älteren zeit und den volksrechten an. hier läszl sich
in bestimmten Verbindungen die alte bedeutung eines nomen
actionis der erklärung nach zu gründe legen, dem sprach-
bewusztsein ist diese grundbedeutuiig freilich für diese seit längst
entschwunden. die rechtsquellen lassen überdiesz das ' wort
selbst immer mehr zurücktreten, das recipierte römische recht
gab keine anhaltspunkte für den gebrauch desselben und die
späteren auf deutsches recht theilweise zurückgreifenden land-
rechte ziehen andere — als Synonyma empfundene — worte
vor, vgl. gewahrheit, gewahrsam «. a. nur das badische land-
recht hat an dem alten worte festgehalten, ein anderes bild
bietet die wissenschaftliche rechtslitteratur, die wiederum von ein-
flusz auf den allgemeinen gebrauch von gewähr auszerhalb der
rechtssprache war. da andererseits die neuhochdeutsche periode
das wort gewähr im sinne von cautio und prästatio in dem-
selben masze zu entwickeln bestrebt war, in dem die belege für
gewähr = vestilura zurückwichen oder unverständlich wurden, so
bieten die neueren Wörterbücher in der rangordnung, die sie
inne halten, eine Verschiebung der thatsachen.
a) d'is nomcn actionis liegt, wenn auch verblaszt, bestimmten
gebrauchsformen zu gründe: so ainer dem andern oder ain
nachperschaft der andern umb ain sach durch den gerichts-
potten auszpieten und peen sezen liesz und sich derselb, dem
auszgepotten wurdet, zu recht erpeut, soll der, so in possesz
ist, und die lenger gewher und pesser gerechtigkait hat,
die ime auch vom gegenthail nit vermainl wurdet, oder pil-
4793
GEWÄHR 1 (vcstilura) 1. c
GEWÄUB I (vetUlara) 1, c
4794
lieber weite vennaint konn werden, dabei gebanibabi wer-
den, unde der undrr bisz xu uuitraKcndeiii reclileo aucslMO.
{statuta u. Ordnung dtt genclitet bUchenitttn li.jakrh.} tirtL
weiMth. 4, "06; wie der inuiio genebr erzeugen sol. MaicMUNKa
ausgabt des SchwabensfiugtU {ly.t) rtffUttr; welcher gewir
mau mit leuti-n nicht eizeu^en mag, da lollrn lie beide für
jr berrtMi iiomiiifn. lo'/. vgl lelmrtchl f "3; das piedigerclotter
in V\ien but zu Hanner«tur(T soweit die juriidiction grbet
alle durflieirlicbe gereclitiglicilen ohne maniglicber irrt-n tu
exerciren ... bei verkaufung einiger grundtlucl^ gwObr tu
ibeilen und veründerung-pfuntgul tu begehren. (bannt*iding
IM Rannendorf Vbl) östeir. wetsth. ', MZ; gescbwintrigt vun
«alter und mucter (u( pflichtig) an die gwer vun iedrm
slucli 2<^. (reclitt Viits von Ebendorf Ib. jahrli.) 7,93$; wir
rathmanne etc. bekeiincu etc. trnit Diebilich xu Wilxen
und Huiiü Kothe zu \Vill.scbaw grtcüien baben «flmnitlicb
ungesunden gelubct Hamen Culmanne etr. und üertrudii
•i'iner hiiussfrawen vor die gewt-hr liea gutle« und dorlTi-i
Dombialaw. (liS7 Birslau) cod. dtpl. SUa. 4,83. auf di«< be-
deutung führen lurück von den formeViajten vtrbiiidunijen {t. u.)
gewebr ni-bmrn, cmpfalien, furdern, erlangen, zu der gewcbr
kummrn.
fi) die bedeutung vo* poiu$tio. du berührungen $ind uhr
enge, bald steht gewere unmittelbar an tttUt de$ lat. »ortts,
bald geht es mtl ihm oder mit dem deutschen trsatimortt be-
aesz Verbindungen etn. bei diesen letzteren ist freilich darauf
iw achten, dast die bedeulungen steh doch utcht immer decken,
$9mdem auch 0rgdnun. in dttum fallt macht sich an gcwere,
da* dk Verwendungen mn poMtusi* in ihrem ganun umfang
Hrtrtltn kann, du enger* beitulumg des hetüttitels gellend, be-
tchtung letdtent, dast die !^ürnberger in dem kaiserlichen tehiedt-
ipruehe, der ihre stieitigkeiten mit Albrecht von branJenburg
eehluhlen sollte, das tm rrj<^ii entwurf stehende au ire gewer
kouiincn bennstündelen, sie verlangten und selten et durch, datt
an dessen stelle besesz trat: item waz sust auszerbalb der vor-
genanten sie» und der lelbigeu tugehorung, sloszer, heuser,
ligeoder guter, aigen oder leben mit ircn zugehoruog ... in
diesen kriegen an^ewiiunen . . . suilen die eniselzten on ein-
rede wider an iren beaes kumen und durzu unverzogeniicb
geiuszeo werden on geverde. d. Städtechroniken i, 233.
I)) die engere Bedeutung: gewer mit besittlilel,
a)) zu ainer recbtmüssigen gewer gepuren sieb dise stugk,
duz ainer besitz mit guetem tiltl, daz er daz guet mit ainero
kauf, mit iTbscbaft, durch ain tlStament, durch übergab,
aiuen Wechsel überkumen bab; zum amierii mit guetem
glauben; zum tritten mit beruelicber inbabung; zum vierden
ain lange zeit wie vor im titll umb entwerung zum tail an-
gczaigt, bei den inlendern zchen, bei den auslendern zwainzig
und bei den vcrrern und weitem zwai und trcisik jar; wie
dem allen, all die weil ain geraubte gewallige gewCr, oder
die mit bedrug mit valscb überkumen ist, beibracbt und
geweist mag werden , als lang aollen die umbslSndig und
unkrüftig sein, (land- und ehehaft taiding in der Rauris 1564)
österr. weisth, t,2.2U; ob jemands zins, brief, acbuld oder
andre zusprilche darzu bette, oder baben möchte, das er
die in Jahr und tag rebge, fürbringe und sein recht nicht
verschweige, eher die gcwebr ausgehet, wenn wer Jahr und
lag schweiget, der schweige fürbas ewig, {ihlo breilau)cod. dipl.
Siles. 4, Vi ebenso t. 74. 84 ; wer Dil gewOer umb heuser oder
grünt hat, der solle solches dem marktrichler anzaigen und umb
dieselben gewöerschaft werden bei straff, (nachbanntaiding
von Stockerau i:,90) österr. weisth. H, ii9 ; derscib Jurg iialler
und sein sweher seliger beten das erb der müll zu Werde
mit allen rechten und wasscrtlüssen gekauft, des er brielT
bei und begeret, die dorumb zu verhören, und beten die
also in gewere herbracht langer den landsrecht were. Tucukb
bauineiitcrbucU 310; ob zwen mann ein gut gleich ansprechen,
und der gewür gleich bekennet, und daz vor einem herren
tiekcnnen, und gleich gezeugen bitten, der bcrr soll in beiden
enita^ gebieten dar, da das gut ligt, und soll mit Ja dar
kommen, so sende seiner m'ann einen mit jn dar, der aoll
fragen die nachbauuren, und die recht umbsSssen, umb die
gcsviir, welcher den die mehren mennigen hat, und die erbar
zeugen, der behebt das gut und die geuSr. .MticaszüBB ([y,i)
\0i'. vergl SchwabensjHegel § 72 lehnreetit; wer ea {das gul)
hebelt, dem soll ea der ricbtcr antworten od scbadeo,
das ist davon, dasz es entweder in seiner gewere hat...
ist es aber ein so gelhan gut, dasz in seinea vaters gewer
geweaeo iel, ao aoll Jm die gewere oienaoil lotworteo. St*;
ob der berr ood der mann jbm »eiber ein glricb ge*^
aagen ao ein gal, uod daa beM ml gleicbeu geseugeo Ibun,
da aoll dee naaoea geteug for dees berreo geteng geluk
102*. tgk Uhnretkt | 74.
6)) deebalben foo —«k\ karaanMieier wai nit, •!• b^
acbald, eitwaa uoeerrai fOcaMtM ■■miainw« keveidi
uogeiiMBi, aucb der geoeotM korferüskea Uaim fßtnUtMl
allen berkoroen, gepraucbeo, gtreckifkidlea vai 4ere«ibM
poaseation uod gewer, deriuBfla fi« Melier rAbigdkbM f»>
we»en und noch seint, s8 nacbleil, ••efepsfra eeis eel.
inUruetion kaiser MasimUkni gtgf in ntk «eaiäfitiirf (tMfK
d. ttadteehromskeu », Ol ; necb des MW ir keieerL mL alt
römischer kaiser eioen jcgcllebeo ir at nai it* reicl»
undertbooeo bei aeinem innhaben, null, gewer» fommdkMi,
gerechtigkait sie derselben on ordenlirb 004 uMHicIl Wcht»
heb nusfurung nit entsetzen zelatien, t8 beecbiraem. M«
hieraus bildet tich bei entwickeltem urkunäenretkekr dtt W*
diutung 'besUiur künde heraus, dir wiederum tom andtm eita
gewQbr II ßiesunden bedeutungen gekreuU wird, t* dttitn M-
tammmenhang gehören die Verbindungen sieb ao die gewibr
tchreibeo lasten, gew&br feriigeo, ebblodigeo, ffL vuk g»-
wahrscbein.
e)) der rechtliche hesüi an führender habt: und kao aolcber ge-
tiolner oder geraubter habe durch eioicb leoge der zeit
kein geweer ersessen werden. Üaroltna artikel 3W («eaifer
beleg für gewere la der Carolina); kcio gewere iraeen«
werden. Bambergrr haltgerichtsordnung.
2)) wtitere bedeutung, der tutland drt betilut: gewebr,
postestio, Jutta potsestio. Ilinisce 1&06: gheweere, gbeware,
were, potussio, jutta postettio. Kaun Kl': die gemerck
mocht mit keiner gewtbr uod herkommen eraesseo werden.
MaoaEB jagd- und forstrecht (l&it2) 11«': dnsi die gemerckeo
mit gewehre erse.isen mOgen werden, ebendort; io waa zeit
nach dem landrechte in Baiern füran recbtlicbe nutx uod
gewere mag ersessen und erlangt werden, iandpol ia Oitr-
und Ntcder-baiern{\bl6) U'; gewer eins gut«, ist ao viel, ala
ein rechte besitzung des guts, zu latein poisessio geoanL
remissorium oder register über den Sachsenspiegel Xi 2*. hierher
gehören die Verbindungen in die qewtre setzen, ach in dit gt-
were einietun lassen, an die gewere bringen laiten: do lech
der keiser angenlz dasselbig land bertzog Heinrich voo
Saxen , . . . und salzt jne in gewüre des gantzeo bertzog-
thumbs Beiern. Tschudi 1,77'; weiicber aich einer gewer
An gerichts willen und wisaeo An recht underzeucht, ao iai
er fünfzig pfund pr. auf genad, melt oder antet er es aber
dem gericht inner jars friat, so toi man in mit der ersten
urteil wider in gewer setzen, (lantspradi des geriehlt GlmnulKik.)
lirol. wcisth. 3, 4. seit dem 16. Jahrhundert tritt das wort im ditttm
Verbindungen aus den oben dargelegten gründen tnrtek, wmd
zu gunslen von gcwabrsam (s.d.). das ckurbairitckt ha^rwkl
toR 1756 führt die Verbindungen auf: gewalt uod gewabraaiM
(120): besitz und gewahrsame (M); ähnlich tat prwuniafcw
landrecht, nur das badische landrecht hat am tUen autirmi$
festgehalten und diesen damit in das heute geltende reckt AeiÜW
gerettet: die getetzlicheo erben treten in besitz uai fewtkr
(Code civil § 724 : rn poss<siion) der guter, rechte uod fordemsfaa
des verstorbenen kraft gesetzet . . die n.iturlicben kir.der, im
überlebende ehegatle und der tiaat muteco uch too itm
richter ... in die gewahr setzen laaaeo. Uikikn laaindi
(I8U9) §724; sie (der überlebende ehtgatle m»i itr ämt tb
erbe) mQtsen bei dem gericbl, io dessen gericblepret»!
das erbe eröffnet wurde, die einaeizung io die gewlhr — c>
suchen, ebenila § 770 ; die wittwe des aa I&. des. UM n
Heddesbach verstorbeoeD teglOboers L Scb., AoM Htfia
geb. B. bat um eioweituog io besiu oad |eWtlV doe Mcfc>
latsct ibret ebemaooet oacbgeeucbL UM» ÜBMa 4^
keine eiuweodungen hiergegen Itei frotikan
dabier einlaufen, wird dem «ninte etepreellM
aaMt9< real 24. jamuar isw «ad «e MfWk «i ladiailkt« ai^
tungeu.
3)) kesitt alt gegtnsUni, 9gL gewähr if. OO^ M: da ai|Bk
sich der bitchof uod die tt«l. darnach maalca eia akh la Im
glübden und tweren zu ewigen legen zo dcai haaa ««■
Bayrn und iedennan pleib ia eelaar gewer eilzea. Jittnktrgif
jaktkücher des I&. ;aAr*., d. i»dfwtraa>>in l«,24»; da prack
man die deinen lentwertttmlein ab aaf rebt dee ■aikgiaCea,
woll sein suntt nit zn rebi eeizco, man aoll iai aaia |a««r
301*
4795
GEWÄHR I (vestilura) 1, c
GEWÄHR I (vestilura) t, c
4796
Tor räumen. H. Deichsler ehronik von Nürnberg, d. städlechron.
IJ, 621.
y) der bezug von darreichungen oder dienstleistungen:
1)) wann ain güllbrief über zwainzig jar verborgen unbe-
sucbt iigt, so soll es denn kain kraft baben, es were denn
sacb, daz iedweder tail us dem*land were, so verlürt es
den wert kain gewer nit, oder daz es alluegen inderibalb
XX jare ainist fürgezeigt oder besucht wurd, so beleibt diser
brief allwegen bi kraft und bi macht und verlürt kain gewer
nit. (cmhlatut von Miinslerlhal 1427) tirol. weisth. 3, 355.
2)) erstlich ist zu mergken, das das für ein gewer sol
verstanden werden, so jmand auf ligenden guternn oder auf
denselben oder aber auf gemainen oder sunderliche personen
etliche dinstbarkait oder andere gerechtigkeit in ubung und
gebrauch dergesiallt innen gehabt, besessen und herbracht,
das im derhulb gemaine kais. recht ain solche besess und
gewer zu geben , der er bei verwurkung der peen an recht
und tetlich nicht entsetzt werden soll. gem. a. 1523 Dikfen-
i)ACH-Wi5LCKKR til8; und dasz er {der burggrnf) die freiheit
het zu sigeln alle urteil, die durch die richter gesprochen
werden, und dasz er ein schultlieisz zu geben bet on eines
rats willen, und nutz und gewere hab über ein freien ein-
tritt in die stat. S. ^\EiSTERiiti ehronik von Nürnberg, ri. städte-
chroniken 3, i64; (es) soll auch ein ieder nacbbar im burg-
friden schuldig sein, auf ihr aller theil und gemein sein
fleissiges aufsehen und aufmörken zu haben, damit ihnen
von iemande mit fremden vieb oder in anderweg nit eingriff
beschehe, und welcher unter ihnen thäte sehen und befin-
den, das iemand fremder oder auswendiger, so kein burg-
fiidner wäre, ihnen in ihrer gemeinschaft mit weiden ihres
vit'hs oder mit holzschlagen oder in anderweg eingriff thäte,
der soll es einem bauplmann und denen forsineren an-
zeigen und nit verhallen, damit man demselbigen kann zeit-
lichen fürkomen und kein gewehr daraus erwachsen lasse.
{Moos lianJsckr, von nSii) tirol. weisth. 4,466; das cbur-bausz
findet sich in der possess und gewähr der landeshoheit über
diese gnifschafft. Krisch 2, 416 a. b.
3)) wer die gewär an einem menschen hat, der hat besser
reciit darnn denn der, der gewere nicht hat, und sul sine
gezeuf;en leiten vor jenem her, der gewere darbet. Meichszner
(15"6) 15'. vgl. Scliwubenspiegel Inndrecht § 294 Laszberg.
8) die formelhuflen uortverbindungen sind in der neuhoch-
deutschen peiiode mannigfaltiger geworden, namentlich so weit
der tidger der gewere im milielpunkt bleibt, während diejenigen,
die das object derselben in den Vordergrund stellen, verkümmern,
für die erste gruppe kommen theilweise neue synonyma in be-
tiacht, theilweise machen sich ändertinqen in brauch und sitte
sowie in den öffentlichen einrichtungen bemerklich, eine grosze
zahl dieser Verbindungen sind in dem folgenden beispiel ver-
einigt: aber der Kosenberg sei in die gwer des klosters
cliönien nach innh:iltung kaiserlicher briel und sieze des in
stilli-r nücz und gwer lennger dann des künigreichs zu Be-
heim recht ist, und getraw, er wen! durch unsern recht-
liciien sprüth bei selber gwer gehalten, würd aber erkant
durch unsern rechtlichen sprüch, daz er süUie gwer weisen
soll, daz well er gern tun. (1445 Passuu) urkundenbuch des
Stiftes Goldenhron [fontes rer. Aust. 2, 37, 462).
li) paralleivcrbindungen.
o)) possessio und gewere vgl. oben sp. 4793.
a)) ich . . vorhero fleissige nacbfrag und inquisition ge-
habt, ob sowohl die herrsciiaft Scliielleiten als die dorf-
menig zu Hartenstorff selben inserirten juribus und gerecb-
tigkeiten bisiiern in erblicher posess und gewehr verbleiben.
(dorjbiief von Hartendorf 1635) Österreich, weisth. 6, 168; ist zu
lehnrerhte wol oflinhar, wenn bruderliche teilunge der adder
ander guter gesrheen, müssen mit fürstlichen originalien
und handvehsten genugsam versichert und bes(;rgt, auch von
jedem zu lehne entpbaiigen, in lehnsgeweb'e und possessio
gesaczt werden, {um I52u) cod. dipl. Siles. 4,325.
ß\) beweisung beschicht im rechten durch aigne bekant-
nus, ordenlirh aufgericht brief und sigl, urbar, als register,
püecber und glaubwürdige Schriften, durch ordenlich einge-
zogne unwiderrüefliche zeugen und kiintschuften, durch aigne
hantschiifl, gewör-inhaben und prescription. (Statuten von
Thurn an der Gader.) tirol. weisth. 4,648; dergleichen wir in
kurizen jaren , obgemeldter vier landt, durch ewer getreue
hülff, auch genirig innhaben und gewäre, zu erlangen gäntzlich
verhoQ'en. ScHv/AmiKVBKM von dem zutrincken (deutsch Cicero 9o').
b)) nutz und gewere.
a)) ob ainer ain gut erkauft, erlöst, ererbt oder sonst in
ander pillig weg an sich bracht hette, soll noch mag er das
in kainerlai weis verrer verkume, er sei dann solher guter
lialber vorhin in grundpuch verschriben, das ime dan nutz
und gwer bedeutet, daraus man für an wissen mag wie das
guet von ainem zum andern herkomen sei. (grundbuchsord-
nung von st. Lamprecht 1494) Österreich, weisth. 6, 228; item ist es
auch gerüegt worden, das unserm gnädigen herren von Salcz-
burg etc. zugehört in dem land und in dem geriebt Mittersil
alle viscbwaid, alles reisgejaid, alles vederspil, all swarzwäld
und aller wildpan, hindan gesetzt, was ander herren darin
rechtlich habent und geweisen mügen durch genuegsame
urcbund oder nutz und gewer oder mit des landsfursten
willen innhabent, das ist unabgeslagen. (Öffnungen u. rügungen
auf den heerschauen zu Mittersil 1494) 1,286; item als er
nun wider in all sein berschaft, gewalt etc. und ander nutz
und gewer geseszen was und was nun alles schlecht, da
gedacht er aber basz, was im nütz und guet war. Zink chron.
von Augsburg 2,199, d. städtechron. 5; als bievor beim kürtz-
sten bemelt, das gütter etwo durch ersitzen nutz und gewere
zu latein genant usucapionem und prescriptionem auch mügen
erobert werden, laienspiegel (Straszburg 1510) 30'. nutz und
gewer findet tich vorwiegend auch in den formein an gewere
komen, gewere empfahen, gewere ersitzen, in gewere sitzen,
etwas in gewere haben (5. u.) vereinigt, auch in die auf das
Schreibwerk bezüglichen formein findet es tingang: wer ainen sacz
will auffachen, der sol das tuen mit des gruntherrn oder
des pergmaister willn und wissen und sol sich zubaut da-
rumb lassen schreiben in das gruntpuch an nucz und gwer.
(bergtaidinge des klosters Mauerbach c. 1454) österr. weisth. 7, 528.
ß)) esz sollen auch die wasserlaiten , wie ain jeder ge-
richtsman im gebrauch und gewühr, ordenlichen gefiert und
von ainem tail dem andern zu nacbtail, schaden und gefahr
nit abgestossen . . . werden, (ordnung und salzung zu Strasz-
fries und Arnoldstein, 17. jahrh.) österr. weisth. 6, 442.
c)) auf die für die erlangung der gewere nothwendigen teit-
fristen (jähr und tag) nehmen folgende formein bezug: weUicher
gestalt prescription, gwör und verjärung statt haben sollen.
tiroler weisth. (Thurn an der Gader) 4,648; gewber und ver-
järung. ebendort 696 (Buchen stein).
2)) Verbindungen mit verbis, die den träger der gewere in den
Vordergrund stellen.
0)) formein, die sich auf älteren gebrauch zurückführen lassen,
a)) es solle auch ein jeder so ain behaust guet oder andere
grünt kauft oder ererbt ... in jarsfrist die gwehr zu em-
pfahen schuldig sein, (banntaiding über Rauhenwart 1614) Öster-
reich, weisth. 7,439, genau so 8, 644 (banntaiding zu Oberstockstall
1614); es ist auch nach gehalten pandaging denen von
Khirchling . . . bevolcben . . . das si . . . von stund an gewer
eniphachen sollen und die versessen dienst dann bezallen
Süllen. 1545 (banntaiding von Kirlingl,9Sh); welcher nit nutz
und gewör hat entpfangen und den nachpärn ir gerechtigkeit
nit geben hat, der soll an kain sprach nil gehen, (banntaiding
von Weinzierl bei Krems c. 1495) 8, 902; wer gwer emphäclit, ist
es erbgut, was das ist, der abfürt geh dem ambtinan zwen-
undsibenzig phenning. (instructionen für den amplman in der
Schoffitrasze 1524) 7, 778. ein zweites beispiel s. u. (gewähr 1,3).
ß)) welche umb ire behauste grünt und überlent kaine
gwehren haben, sollen aufs negste ... die gwehren orden-
lich nemben. (fürhalt des prälaten von Klosterneuburg 26. juli
1611) Österreich, weisth. b, bb9 ; wer dasz nit thuet, auch in
jarsfrüst nit gwer nimbt, der ist der herrschafi dasz guet
verfallen, {banntaiding über WiUfleinsdorf an der Leitha lt. jahrh.)
7, 446. andere beispiele , in denen die schriftliche beurkun-
dung der gewere deutlicher hervortritt, s. u.
y)) wann einer die gwühr fordern will von enn oder von
ändiein oder von gemächts willen, ist man schuldig der
herrsciiaft 72 ^. (zusatz in einer handschr. des bergtaidings von
Sieferinq 1665), österr. weisth. 7,878 unm.; wann ein kint von
dem valter und von der mutter die gwöhr fordern will,
ist man nicht mehr pflichtig dann 2 ^. österr. weisth. 7, 878
anm.6; die alle sollen under den gegenwürtigen und ab-
wesenden ain gwör erlangt hüben. (Thurn an der Gader) tirol.
wtisth. 4,648; der oder die jenen sollen under den gegen-
würtigen ain genuegsame gwher erlangt haben. (Buehenstein,
16. jahrh.) 4, 636.
ö) aber des nachvolgenden jars (der krieg) von kunig
1797
GKWAHR I (v.>siitura) 1. e
GEWAHR I (veMilura) 2
4798
lluprecbl verriclit und under andern ieder teil« xu der ge>
»ere seiner entwerten gutirr und beieaae lu kumroen ge-
hprucben ward«. dttUieh* vclUlironik, d. tldättcttroniktn i, M)t ;
weil aber aiiien ain i-rbguet aoitirbt vun i*n und von Indln
oder vuo andern «ippen, d<-r iii pblicIiliK an di« |war te
kuuien. {reehtt Vritt vonEhntdorf, Xh.jahrh.) Mitt. »rittk. 1,913:
üb ein angMC'iinpr in dreien vit-rzeben tugen, üder ein gaal
im jarfriil Au willen des herren und ebaft not on di gwer
nil kam, wer das ibucl und die gwer nit ertuecbl, ao itl
rr das erib Terfallen. {bannloiding tu Dornbaeh t&l5) 7,814;
wann ainer «in bau« kauft und abzeucht, tu gibt er den
k-an/en dienst, zu wOlchrm tag ea nicheler ist, und dar
kiiiiri gibt balben dienst: aber «a aolt mit vorwiBsen dar
olirigkail bescbechen. und in drei vierzecben lagen soll era
aufneuien und an di« gwer kuman. {dorftaiding von Sauiffi-
dorf, 16. jafirh.) 7,124; alle gescbfift so uuf dem aigen b*-
sclieeii sullen in jaritfrist beMeisi werden, und wer der ge-
Dii-i«R«n wil, sol der grnat die Im gescbalTt seind aucb in
jor und tag an nutz und gwrr kumen. (bannlaxltng tu Vnttr-
Dubling tbi2) 7, (>93; wUr sprechen und rbegen auch daa bei
unterm ait, dasz ain ieder seine erbwringarten an nutz und
gwtibr kumen aull im jar und tag. (dorftaiding tu Mautr
tA6i) 7, 8&ü; war rin erb erbt oder kauft oder wie dast an
einen oder andern kinie, und kombt in jahrsfrUst nicht an
nuz und gwObr . . dasz bat sein recht verlobren. (bannlaiäing
tu IVunidH, n,jal(ih.\ 7,411.
*)) wann ainer dem andern ain weiogart zu kaufen giebl,
ao «oll er vorm ricbter mit 2 «^ aufneman, und zum lesen
aoll sieh ain i«der an die gwer bringen laasan. {btrgtaiding
«•« Stuhittiorf lb»i) itltrr. weitlh. 7, IM.
{[)) den kaufer in di« gewähr des erkauften gutes setzen.
AoiLo:i6 >,M4; den kSufrr in die grwabr (dtn bttUt) eines
gutes setzen, lo put tht furchutr into potutmn of am tttuU.
HariRT 'i, I, 462*.
f,)) wann zwein «in gut ansprechen, und beid kein ge-
wtr daran haben, die aollen beid benennen die zeit der
leheo»chalTlen. MsicDSZMia abdruck dtt Schvabtntpiegelt (I&70)
•1* tgL Ithniecht 13; ein gut mag mancher herren sein, also,
danz es je ein mann dem andern leibet, so soll ducb nicht
dann ein mann gewUr bubon , wer di« gewäre an dem bat,
und tbut dem jemand daruuff jcbt laster oder schaden, das
sul er dein bessern, der das gut bat. 94' vgl. Uhnrtcht 29;
wer ein gut gibt einem mann, und nie gewUr daran gewan,
und weiset jn uorecbt aulT das gut, und kommet «in ander
für gericht und khiget auO das gut, der ricbter weiset jhn
mit recht aufT das gut, und de^ bat gewer mit recht, und
jener nicbl. 66' vgl. laudrtcht 76, I iatiberg; ob ein mann
dem andern ein gut aufT^-ibt von seinem herren, zuband so
er daa euipfacbi, ao hat er die gew&r daran. lOi' vgl. Uhn-
utkt 71.
b)) formein, dit das außommtn neuer einiichtungen darlegen.
d)) es sul noch mag niemaut den andern kainer paurecbt
enterben, der zebcn jar und ainen tag in nutz und gewer
gesessen ist. {(jffnung von Stumm 1565) ttrol. weisth. I, Ui; und
haben uns uiii gueter kuntscbuft und gewissen da geweist
ire rechten und gewonhciien, die si von alter von der heir-
achalt zu Tyrol herbracbt haben und der si noch in oQzlicher
gewer biotz auf heutigen lug gesessen sein. (Passeirr I2!S2, ab-
tehriß aus dem jähre ib2ü) 4,90; der herzog wolt behalten was
im der alt kaiser gelihen, er vom reich empfangen und das-
selbig riielich m nutz und gewer ersessen bet. Avinti.n
&, JU, tergl- dazu die Carolina artikel 209, vgl. oben jp. 4794;
welcher kSiiffcr sein erkaulTl guet wider die im landt fünff
jar, und die auszer landts zehen jar, ohne rechtlich an-
sprach inobat, und den kauff mit briefen oder zeugen, wi«
recht ist, be«veisen kann, der bat nach den landrecbtan in
Bayern vullkominen nutz und gewehr ersessen, und solch
guet vor weiterer ansprach durch verjärung gesichert, land-
rtchl V. 1616 s. 241.
ß)) mit beiug auf die beurkundung, tergl. gewflbrgericht (s.d.):
•i ruegen zu recht daa brueder, awesler, veiter, muemen
die im laod »ein iren erbtail inner jarsfrist erauchen
und ire sippzall beweisen sulln, auch des bei dem grunt-
puech oder ambtmnn in nutz und gwer komen. (tan»-
taiding tu Unter-Dobltng 1&I2) österr. weitth. 7,889: da einer
sein bausz verkauft, solle der kaufbrief beim berrn geschiiben
und ordentliche gwöbr genohmben werden und der kaufer
oder verkaufer die bei diser berrscbalt gebreicbig gwOr-
ond gruntbnecbsgebOr ealriciilrn. {bammtaiätmg tu Sptitk§ IM7)
1,6«: sotleo auf künftig Michaelis umb all« ibr« innit 4i»
gwObreo gewiaziicheo nenbcn un4 bet d«a gruotkaMh «is
ricbltghaU macbeo. (/ftr*«Jl u. pM tCli, Um9MU»§ tu Stmttn-
darf) s, MI : wtDO %Ur «olelM« ff*rwUlif«C wimUt, der soll«
sich in dasz grnntbuecb ordealick «o iit §ni6Ur «cbrttbM
laszen. {bannlatdtng tu Kotier-SMmkntä l«M) t. MI«: •• ••li«
aucb «in ieder dar sich an üt ftwOkr Bchnikt» Mnt im
berrn g«b«n <weenundiib«aslf ffMtef. (l>r|>iiHi| kt itm
Weinbergen ob Loa u»d Semmiri»§ UM) 7,m: M iMt Mi
anderer gruniberr über s«in« unt«rtban«n in markt aod hw§-
fridt zu Gundramitorff gesessen kein ander recht, frtUktk
noch gerecbtigkeit nit den allein den grunl4ieos( «inxaa«iik«s
und di« gewohr umb di« grünt zu fartigcn. (UM) lyMtli
so dan ein kauf angestellet wird uod kaufer und varkaaliH'
sich bei denen beambten angemeldet, sollen dieselben im
kaufs halber mit Wahrheit berichten, demselben über den
grund habende alle gwObr einhändigen, welch« duicb stein
ain«r wocbenfrist ins ambt gebracht werden aoll. (!«••-
laidingtordnung sm Lockenhaut 17. jahrh.) 7, lon.
9)) Verbindungen tntl verbit, ite du objed der g«w«r« te
den Vordergrund tteUen. hier begegnen nur ftmeU, di» «• ^t
gebrauche anknüpfen,
a)) doch was ander berreo daselbs rechtlich nnd mit
rechtlichen nutz und gewer und knntscbaft innbieten, albm
oder fielen, dar ist ien unabgeslagen. (Öffnungen und rügungen
auf den heersehauen tu Mttlertill 1494) ötltrr. wettik. I, »4.
b)) was ain man zeben jar und lag in nutz und gwer bat,
da sol man ai Anrecht nicht voo treiben. {Viiamdert is. jakrh.]
tirol. weitth. 4, U} ; spricht der mann den herren ao umb leben,
das er nit in gewir bat, der sol jm lag gaben fOr «einen
suen nach leben recht. MaicasxNia (i57«) 103* vgL kkn-
rtcht 80; gerhaber iat bei den alten tutor, ein vormund, weil
•r dea waisan gut in seiner gewehr uod Verwahrung bat,
und das beschützen mnsz. Srsoi (tin) t. M4; in gewihren
haben, besitzen, pottiäere Faiaca t,4t6: etwas in seiner
gewahr haben, in seiner gewalt, im besitze. Adblorc 3, «44;
etwas in seiner gewahr haben, to kate • Ihing in ant't
keeping, eustody or eharge Hilpert 2, I, 4'i3*.
()) damit solh gerecbtigkait aineo jeden kuni sein , und
dadurch in gwer gebalten werden, {tattungen tu tt. Lamptetkl
15. jahrh.) itlerr. weitth. t, 231.
d)) etwas in seine gewahr nehmen, io «ein« varwahruog
kommt ijoch in der gerichtlichen Schreibart vor. A«bio5c
2,644; etwas in seine gewahr nehmen, to take lonuthimg int«
one't euitodij or eharge üilpert 2, I, 463* {vgL unten).
e)) ob das war, das ainer von notturft wegen der armuet
müest versetzen sein wismsdt oder ainen arker, den sol er
von erst seinen nacbpaurn anbieten den nächsten zwain odar
drein, oder ainem bechanteo, da von et nicht auz der fn-
wer kOm, und sol ea nicht lenger verkttmero, dan auf dreu
jar. {Öffnung von Wisiag) tiroL weitth. 1, IM; einen aas dar
gewahr eines ruhigen gebrauche.« setzen. Kauca 3,41*i
<) die raubliche gewer« {vgl. o^n $p, v,n) miri nnr vtr-
einult noch »aufgeführt: geslollne, geraubte und gewaltig«
gewür macht kain recht nnd wt* ainer nit ain jar und «la
monoat bei den gegenwertigen beruelich ersessen hat tmi
offenbar und nit vernaint mag werden, daz baist kaia f^
wOr. {land- und ehehaß taidtng m der inurit tM») Mirr.
weisth. 1,219.
2) der allgenieinen luteraiur gehirtn mtuif Irhy« «a, #b aa/
vestitura turückfükren. dtt ditkinng kalte nur arftea td*§tn-
heit, falle des reckttlekent tu bekanieln, umi Ot redettniun^em^
die die rechtttprache an unterem »«rte muftprtfß Wtte, aäkriaaa
ßr alUfenuineren gebrauch tick »entgtr gniguit %m Mm, «li
diest bei gawgbr II 4er faUid (s. i.y äasala« §iknmtktfmmm
immerhin, to nawunUitk ü» aas Lcibe«, ioaia «rlraaM. intt
die terwendunf mal wtannigfaUi§ir mr, als H$ MMmmmtktn
belege et darthua.
a) rethltkandlunfn in itr HtUmnf:
ans beiden is geaiacliei wart
v«a *U«r milien kam 8l*A.
das er uat f sp 4ti br<*T« M,
4ss wir a«8 laadts «Ulla«
«nd ioiaiar tt bsIiUlua
beid in fswali« aad ia ftwer.
I«aa4» V. Wteaace« *dk»aatiMtr Uk IMI :
«s lag da bi ein wolbasigloUar Meff, tmi wtr im bctla,
dar aolt das kuogrich ia frwall w4 te fMar ala äa artar»
4799
GEWÄHR 1 (veslitura) 2
GEWÄHR I (vestitura) 3
4800
lieh sun und erbe besiczent. deutsche Volksbücher 2h6 Bach-
mann-Singer.
b) Übertragungen von rechtsformeln.
o) diu küngin s])rach ze Gahmurete
von herzen eine süeje bete.
'swaz mines reines au iu si,
da sult ir mich läjen Li:
dar zuo min dienst genäden gcrt.
wird ich der lieider hie geweri,
sol iu daj pris verisrenken,
so lät mich liinler wenkcn.'
. . üf spranc balde ir kappelän.
er sprach 'niht. in sol ze rehte hän
min i'rouwe, diu mich in diz lant
nach siner rainne hat gesant.
diu lebt nach im ins libes zer:
ir minne hat an im gewer.
WoLFBAM Panival 87,14.
ß) die frouwe in ir stillen gewer
irüc die selben swere.
Hkrbobt V. Fritzlar troj. krieg 780;
di zogen in daz stelichin daz under der borg lag in stiller
gewer und leiten iz an mit füre. Küdiz leben des heil. Ludwig
37, 23;
so pllac ich (Gawein) ir (der königin) immer sit
in miner gewer sunder sirit. kröne 4957.
y) ich wil die vil guoten vlehen
umb ein ding daz ich doch han
in gewult und in gewer daz si lihe mir ze lehen.
wer daz willeklich getan so enmohte ein ganzes her
mir an vröiden niht gezern.
ßuRKART VON HouENFELS minnesäiiger 1,209' Hagen;
sie (die juäen) nämen in (den hciland) aldä zuhant
in ir gewalt und in ir gwer. cilösuiuj 4758;
kriec in den lagen nider iit
dem Volke er allen friden git.
sin gewalt und sin gewer
Wirt von dem mere zii dem mer
und von der waj?er anfanc
biz an der werlt umbeganc. 1532;
er sol behalten in gewer
vvajjer und drucken lende
biz an der werlt ende. 1376.
S) wiewol die papisten sehr über solche unsere Ordination
schreien und lilagen, und verlassen sich aufs possessorium,
dasz sie in gewehren sein, doch müssen sie es leiden, un-
geachtet, dasz uns ergert jr glücklicher zustand, dasz sie
gute tage haben. Lüthkr tischreden (1567) 240"; sie sitzen
in der gewehr und veriherung (Verjährung), das ist posses-
sorium, präscript. nu sagen alle rechte, man solle niemand
aus der gewehr heben . . . gott ist gott, der gestehet keiner
creatur weder gewehr noch veriherung widir sich odir sein
wort, denn er ist ewig, ewigkeit gehet über alle gewehr
und veriherung. exempel einen chriitl. bischoff zu weihen
(1542) Es*; wens zu thun were umb die kue, wer die
soll beim schwantz nemen, das ist, wers zeitlich und welt-
lich gut betreffe, da gulte gewehr und was des gleichen
ist, aber in geistlichen, ewigen sachen, da wir itzt von reden,
ist possessorium, praescriptio, jus, justitia, sanctitas, religio.
ebenda; weil er (der papst) nu mit solcher niaiestet in der
gewehr sitzt, und ein alter gebrauch und gewonheil ist, wie
solt er sich denn nu können lassen reformirn. 6, 534"
(vorrede d. M. L. auff den rathschlag von der kirchen 1538)
Jena; solchs alles mustu aber helffen ausrotten und ver-
tilgen, wo du für die papisten kriegest, denn sie wollen der
stück, von uns geleret und angericht, keines nicht leiden,
sondern (wie sie sagen) das possessorium haben, widder
jnn die alten gewehr sitzen, und gar keine neuerung dulden.
tearnunge an seine lieben Deudschen (1531) H2'; auffs posses-
sorium odder auf die alten gewehr dringen, ebendort; sie
wollen warlich der gewehr unentsetzt sein, das sie bisher
über gottes wort meister und richter gevvest sind was
wil aber dieser könig darzu s;igen, der auch in der gewehr
sitzet, an den cardinal ertzbischof zu Mentz (1530) b l'.
e) diser Priahn ist gevviszlich ein ketzer, schmehet die
konig, lestert die richter, und handelt als ein auffrürer wider
die oberkeit, und alle ihre rechte und gewonheit, wil sie
aus der alten gewehr treiben. Luther an den cardinal
ertzbischoff zu Mentz (1530) bl'; aber wenn ich als die konige
und fursten were, so wollen wir ihne das predigen ver-
bieten, das er uns nicht ausz unser gewehr setzet, unnd mit
seinem satz, unser eigen lere und alte gewonheit zu nicht
machet. a4'; es wird sich freilich fragen, ob wir hierin
recht und fug gehabt haben, wider des capitels freie wähl
(wo mans nennet) einen andern bischoff zu welen, un-\
damit sei jrer freien wähl zu entsetzen , und aus der ge
wehr zu heben, exempel einen rechten chrisUichen bischoff zu
weihen (1542) 8, l' Jena.
2;) dem (Adam) füret der son gottes (dem vil tausend
engelen auffwarten) dise allerschönsle unnd heiligste braut
selber zu, und gibet sie jlim mutternacket an die band...
und thut jhn beide die gewehr unnd antwort sie jhm an
seine arm und bette. Mathesiüs hochzeitpredigten 16 (neu-
druck); auff den morgen rüstet sich der gesandte wieder
zur heirafart, bittet, man wöll jlim die gewehr thun (wie
wir reden) und die braut znit jm ziehen lassen. 62 (neudruck).
f]) der obrisle bath umb Verzeihung, dass er ihn ihm
hatte vorkommen lassen. Eckarth aber versetzte: gleiche
brüder, gleich gewähr, des getreuen Eckarths med. maidaffe
(1719) S61. das beispit'l zeigt, wie die ältere formet später misz-
verslanden und in anlehnung an gewähren umgedeutet wurde.
c) die bedeutung ^ ablief erun g , Übergabe' scheint sich aus der
grundbedeutung von ^besitzeinweisung' für die fahrende habe ent-
wickelt zu haben: der sag und murmeln ist also, das man
sagt üffenlich und ist auch war, er hab der stat untreulich
getan und unfreuntlich mit geweren und hab der stat ir
guet gestüllen. Zink chronik von Augsburg, d. slädtechron. 5,274;
Pompejus brachte so viel schäze nach Rom, daz man
30 tage mit der gewehr zubrachte. Lohenstein Arminius
1, 951.
3) die Weiterentwicklung in der bergwerksprache. das schreib-
wesen , das die formen der besilzeinweisung umgestaltete, gab
auch dem bedeutungsgehalte von gewere eine neue richtung, die
sich am deutlichsten in dem compositum gewährbrief (vgl. sp. 481)8)
ausprägt, in dieser bedeutung wurde das wort namentlich im
bergwesen weiter ausgebildet, wo die besonderen Verhältnisse des
betriebs besilzeinweisung und besitznahme vielfach von einander
trennten.
a) die alten formein in der alten bedeutung: welcher seine
perkrech ain jar und tag unersprochen bei einem der inner
landes wonhaft ist in nutz und gewer gesessen ist, mag er dasz
bezeugen als recht ist, der ist hinfor darumb gen menigklich
geruet. (bergtaidiiig in Steier, Ib.jakrh.) Österreich, weisth. 6, 411,
ebenso 6, 166 (rechte des stiftes Gösz zu Romatschachen, 15. jahrh.) ;
es soll auch ain ieder bei rechter zeit ab- und anfaren ze
perg als lants und des pergs und der herrschaft recht ist,
als dann von aller ist herkumben, in jar und in tag ab-
und anfarn und nutz und gwöhr empfachen. (banntniding
zu Wahring 1573) 7,852; ain jeder sol zu perg zu rechter
zeit in jar und tag auf- und abfarren als dann lands und
perkrechts recht ist, an nutz und gwehr komen. (banntaiding
zu Unter-Döbling 1512) 7,892.
b) die bedeutung einer tirkunde, eines Scheins: gewähre
1) ist ein schein oder zettel, welchen auf bergwercken der
verkauffer an den bergschreiber erlheilet, dasz er diesen
oder jenen kux dem käuffer zuschreiben soll; 2) bedeutet
es den schein, den der bergschreiber selbslen von sich
stellet, dasz der kux dem käuffer im namen des verkäuffers
zugeschrieben sei. Hijbneb natur - kunst u. s. w. lexicon (l7I7)
5. 707/8, ebenso Berward (1736) 6; bei Chomel 4,1038 findet sich
noch eine dritte bedeutung : verstehet man auch darunter einen
Zettel, welcher von dem gegenschreiber einem gewercken
zum zeugnisz gegeben wird, dasz er bei der zeche so und
so viel theile buhe, und damit im gegenbuche stehet, wenn
aber eine solche gewehr simuliret, falsch und unrechtmäszig
ist, so wird dieselbe cassiret.
c) nicht in diesen Zusammenhang zu stellen ist äas im berg-
wesen viel verwendete gewer, gewähr im sinne eines gruben-
maaszes. aus dem bedeutungsgehalte von vestitura liesze es sich
zwar unter anknüpfung an die unter b) dargelegten Verwen-
dungen erklären, näher jedoch liegt es, au/ gewähren, gewährung
zurückzugehen, vgl. gewähr HL
4) formen.
a) der Stammvokal hält steh bis in das 18. Jahrhundert als e,
das in österreichischen quellen mäst gerundete ausspräche ver-
räth (ö). in Meichszners abdruck des Schwabenspiegels (1576)
erscheint zum ersten male die Schreibung mit ä, die aber nicht
durchdringt, sondern zunächst vereinzelt bleibt und auch dort noch
nicht durchgeführt ist. die Verlängerung der stamm^^ilbe wird durch
die Schreibung mit h gekennzeichnet ; diese tritt frühzeitig und gerade
in den apokopierte formen ein, in denen offene silbe nicht vorliegt.
b) von den beiden numeri kommt eigentlich nur der singular
in betracht; der plural fi^'det sich in sächsischen quelleri, so auch
bei LuiBEB.
4801
GEWXilR II (Sicherheit)
II. gewflbr in den bedeitluitgen ton Hürgtehafl, tiehnheit'.
Jacob Grimm {rtchtialltTthümer 4. buch 1,7) glaubt tine reinlieh«
»rheidung twiiehtn dem ton um unter | behandelttn, auf
r.titurn zurückgeführten, worle und twtichen den rtrminiung«»
n gewer, gewniir im tinne von proettatin und eaulio telUUhtn
in können, er fuhrt dm Utitert auf wem, i>rae$tart surüek,
vgl. nUhothd. wcrAii (faeere, praettare, tertare Ghaii' 1,910),
mhd. wem (mhd. wb. :», ihl), nhd. gcwliliren. dem gegenüber
tiiusj jedoch im nuge behalten werden, da$t dtt fädtn der ht-
iteulungsenttriekluiij auch von vesUtura au$ in dai nruf ter-
wendungsgebiet übergreifen {tql. tp.i'K. ilVlff. •Ihoo). autttr-
thm liegt die entwicklungigeichiehle von wern namentlich nach
der teile von praiiture noch $ehr im dunkeln, wilhrtnd für
die eintchhlgigen lubstantnbetege in gewabre •— eaulio eine ndhtr-
hegende parallelt tu geböte $teht, ttojii autterdem da$ roma-
nuche wiiramlia, gnrnntie better tlimmt.
I) die berührunijen mit vestitura:
a) tite vettitura nahm tehon in ältester teit ßdejustores, bu-
liciin (herii g<>»eri in antpnich. lie tollten ticherheit daßr
bitten, dait dit beiilieinicntunq erfolge, auch wenn der abtre-
tende tigenthümer dteten act nicht mehr voUiielien könnte, vgl.
hierzu noch aut tp'Uerer teil: einem die gewjihre iler ver-
maclttniste aufbOrden . . aliquem Ugatorum praeitalione onerart.
Stkiniach Ott; er {der tetiator) kann ibnen {den Irtuhnndern)
liptitx und gewahr {code civil $ lois la taiiine) leinrr fabrenden
habe ganz oder zum teil einrflumen. § lOiö.
t) für frauen und minderjährige treten rechttvtrtreter auf.
ik luhmt» gewere i« urtretung anderer, berährung ton gewerc
■■ fot$n$i» wtit gawaer« »- cuttodia ; vergl. gbeweere tutel»,
tuM$ poUittt KiLUN K 4'; llRHisca I50&.
e) iit xeugen der brsitzeinweitung treten tpdttr als urkundt-
perionen auf, die den tolltug det actei bestätigen.
d) das iiioment des besilitilels, das sieh an gewere I vestitura
I laufe der entwicklung immer mehr herausarbeitete, fahrte
niimentlich bei ausgebildetem schreibieesen {vgl. sp. A'91 . 4800) tu
weitgehenden annäherungen an den begriff von praettatio.
i. gewere *^ cautio, prästatio.
a) m der reihtsspraehe.
a) für die ältere zeit kommen in erster linie sdehsisehe quellen
in betraeht, deren auslegung dann dieser Sonderbedeutung unseres
uortfs auch in die rechlsspracht der späteren zeit eingang ver-
schaffte, es handelt sich um die Sicherung des herkömmlichen
ganges im klageverfahren, andererseits um die sicherstellung
des kdufers bei eigenlumsveräusierung.
\)) sve 80 um iingcricbte bekinget wirt, die bidde to irsl
der gewere: die wile die were° ungelovet is, so mach die
klegere betcren sine klage unde dar na nicht. Sachsenspiegel
3. 14, '2; 80 bidde iene ener gewere, die sai man ime dun.
doch mut de man sine klage wol beleren vor der gewere.
svenne die gewere gcdan is, so biut iene sin unscult.
I|03, 2; sprechen wir Schoppen zu Magdeburgk vor recht
das der cleger dem beclagten die gewere seiner anclaj^c
lobcnn und thun muxs mit hande und munde, unnd mus
in die vorburgen oder vorpTenden oder mit ires eines banden
uir denn heiligen als recht ist beleweren. (1517) in sententia
MSC. scabinor. Magd. ftW Haltaus 702; gewer der clagen Ibun,
beist caution und vorslandt der clagen angeloben, das man
darbei bleiiicn will, wie sie jtzt gesetzt sei, und auch, das
man dem beclagten solcher clagen halb, gegen jederman
wolle \ertrelen. remissotium oder register übei den Sachsen-
spiegel Hx'i^ gewere sa! iewclk man dun umme dutslach
unde nmme lemesle unde wunde, vor sinen berrca dem be
hestat, unde vor sine svertmage. Sachsenspiegel 2, 16, 1;
wenne mir das alles im rechten abeerkant, und mich der
antwurt dormethe nicht geschutczen möge, als denne und
nicht ehr heische und motte ich von dem niderpart desen
seiner ubirgeben clagen eine genügsame geuere, das her
mir di bestelle, und wo was :m dem daran mangils be-
funden, und zcu rechte niclit domethe volqweme, ich solle
von im los und ledigk geteilet werden, cod. dipl. Siles.
4, 325; ir {der frau) rechte vormilnde sal ok gewere
vor se loven unde «iitvan unde leslen. Sachsenspiegel l , 47.
ebenso im alten Kulmischen reefit und si sal das leslen. V,
^T Leman; swa ez den frowen te eiden kumet, di solo ai
•nie tun und nihl ir vormunt. ir vormant sol ouch gewer
I' ai loben, und sol si daz leisten. Schwabenspiegel cap. &9 S 3
in-ngUr.
2)) sidurstelluiig des kdufers bei eigentumt&btrlragungtn (r^.
ißEWAllll n (iicberlMiO % b 4802
das ma$e. gewähre if. 4MS/f.); irti eo inde vorkoft, wart dat
gut anevangbet aode bekäme de lade des kopra vor gb*-
ricble, de« aeal be to rechte gbewero ain. Cetkrtr ätmUm
81 Gduhen. r§L wende be is dief oder diefe« gMol, di«
der kopinge brkant aod der gewere beeakt. S»ekini$füfH
s, 4, «: der cineo kaat bektnoet «od der |«ier UagMt.
Sehwabenspirgel {Unktrf) t», I.
3)) allgemeiner hegrijjf dtr cautio: quMdMB dUMltfioM»
maleria, cum querela, pro dicia advoeaUt, tal«r U$lm ooeIrM»
Joannem, Conradum et Jaeobam Sckflrtelesaaofl, • . . •> bM
et Joannem de Molleosdorff, . . . oonloe OM, pro quo pro»
misoam, quod vulgariter gewer dicitar, per digitl pneattlit
eievationem . . parte ei alters, oria foerst eoran oobb. BretUu
IS24 bei Haltaos 707; dagegen Sigmuad Stoltx antwortet,
wie dais er sich vormalt durch urteilsprOcbe «oo der |o-
nannten frauen Hedwig Ckoppie rntbrocbeo bat, «oa we<eo
allerlei ansprnrbe, die sich zwischen CbridolTer Ckoppen
und seiner inuiter ertachet haben oder nOcbteo , daraber
denn auch die gemelte fraw Ckoppie durch ihren vorward
die gewebr gethan bat. (I49S Breslau) cod. dipl. SHeu 4, 91;
dieweil gemelter Hans Colmaon an die gewehre, io ibn«
die borgen nach landesgewobnbeit getban nicht ein beoOgen
haben wiel, so moss er das, so er vor die pfand*chillinge
ausgegeben, von genelten Hansen Rothe, der seine borgen
damit hrsen und freien will, annehmen, oder aber mit der
obgemelten gewehr bUrgscbaft sich besettigeo lassen. (IMO
Breslau) 4, S5.
ß) die später» rtthtsliUeratur und dit fe$UUUuM§n dtr
Wörterbücher.
D) in jure Saxonico ist verordnet, da» der kllcer aioat die
gewahr angeloben, actor jure Saxonico eatere tenelur ttiputaliont
pro tvictione, dasz er den beklagten bescbOtzen wolle, wann
er sonsIeD von jemand um die streitige sache sollte ange-
sprochen werden, oder ihm seinen verlust erstatten wolle.
D. Strovii jurisprud. rom. germ. forens. IV tit. II, 13; gewibr bei
den Juristen, die in gerichten anzugelobene guarandia. Keisca
2,410'; geuBhr, triplici capi: I) pro po»se8<ione . . . 7) pro
praestaiione eviciionis... 3) pro cantione, quam actor prse-
stat de praestanda reo actionis evictione eo caso, qao reas
ejusdem rei nomine ab alio eadem convictione convenilor,
et vulgo dicitur, guaranda. Pistosios ttutsch. juristischer sprieh-
vörter sehatx {llli) *U.
2)) die gewahr angeloben, verhebsen ond tosageo, daet
man einen wider alle diejenigen schätzen wolle, weiche
dem beklagten die jetzt streitige sache ansprechen. Sraoi
(1724) -.'63; nach dem sächsischen process musz die eidee-
delation geschehen, ehe lis pure contestiret and die gewtbr
der kKige angelobet worden. Knorrb genchiL procett (I7&I) IM;
gewaere, cautio de tite vel aceusatione prouqueui* Scaies
545; die gewehr angeloben, dasz man seine klage fortsetzen
wolle und nicht ändern, das geschiehel dorch angreifen de«
richterslabes, praestare guarandiam. Faisci 2,416'; gewlhr,
gerichtlich zu erscheinen, vadimonium. Kiesca rornii («p. IT**.
3)) ghewere, were, cautio fidejuuoria tri pignoraUti*. Eilia«
124', ebenso tiENiscn 1595; gewebr, genugthuung der expea«
vor gericbl, guaranda, satisfactio pro erpenstt, et rereaarette.
ebendort; gewaere, eautio de damnis et txpenm 4» »ilufMlumt.
SCMEBZ M5.
4)) wübre, gew.tbre im kauffen and verkaiilTeo, oder ecbat-
loshalten eines verkauffleo gute», *rirtio. Faisc« 2. 4i6*: ga-
wühre, gewiihrschaft, pratstatio, seeunUs. Küsca (iTiai 11^;
gewiibr der mfingel ist die verpilichiang de« vrrktofera, Ür
die gehörige bescbalTeabeit des von ihm verkaufte« gap»-
standes einzustehen. Hoirziüftoarr l\ l&i.
b) ausserhalb des engeren gebitia der retktssfrathe fwM Ücssr
begriff der eaulio im tinne ton kär|sc*e/l, äthnkiü den ei/at-
liehen ansloss nr weiterentmieklunf de» Mrtn.
a) für die iüere dkktunf lauem tkk »eni§ äAm Mffe
hierhersiehrn. et fehlt an den fnlam ndKifinada, 41t Sk
grundbedtutunf dettlUth erkennen fers«*«, «if iiet i» dtr ntmrtn
lilteralur der fall ist. and» dtt mtmtnt ier rtkmMUtat/ fMd
kein genügendet criterium, ■■! dit ttnekkdttm ja ätr edmm
form tethorgenen wteU m »tndtn. ftinfhUi§t ikklir tiaiw
allerdinp aUes fetmtnittktt % nur mit tkk siM, mkM mt
«Hiieeif-e. dit reme, in drai fewcre mmt thetUtfirt ttni, fe-
hören jedoch meiu nicht feinfihliftn Üihkrn am, mni t» MnU
hier natk immer /NfMk, tk ftvan tim
4803 GEWÄHR II (Sicherheit) % b
1)) fraglich sind z. b. einige beispielt für piädicative Verbin-
dung des Wortes mit einem persönlichen subjecte, vio nicht einmal
mit Sicherheit zu entscheiden ist, ob das mase. gewer (gewahre
s. d.) oder unser fem. vorliegt:
nü gel all« zuo mir her
und &it der klage min gewer!
Hkinricu V. D. Tdrlin die kröne 17091;
der liai?er sprarh Mietest du sin gewer,
du möhtest disz wol zeln ze einem heile.'
er sprach 'ich wil selbe sin pewer
mit dem swerie üf sinem köpfe unl mit dem sper,
daz in sin kuraende vart muoz immer riuwen.
Lohengrin 2051;
der ritter sprach dez gib mir zil
ain iar dez ist doch nit ze vil
so bring ich min froweii her
dez so! min lehen sin din gewer
mich rüwet das ich dir han gesworn
wirt si unschuldecklich verlorn.
der ritler uml Maria, liederaaal 3,73 Lastberg,
2)) mit mehr Sicherheit sind hier heranzuziehen:
der tuvel wolde im han verswigen
die rechten warheit, do sprach er
'du sali mir wisen ein gewer,
des ich dich han gevraget,
oder mich beiraget
dir hinnen volgen einen vuz,
wand ich vurwar bekennen muz,
durch waz der wec ist gespart
mit also langer ummevart.'
passiortal 347,53 liöpke;
binnen dirre selben zit
huh sich urlouge unde strit
an keiser Julianum.
der wolde ouch stiiten und darum
hiez er vrilich hin beneben
sinen soll sinen ritlern geben
durch bereilschaft gewer. 594,37;
engele sint ouch unse butere,
des han ich an der schrift gewere.
Bküs von Schönebeck (iOOS Fisclier ; ebenso 6074.
ß) in der neueren litteralur bildet vor allem die parallele ge-
were = cautio den ausganyspunlU zu zahlreichen neuen Ver-
wendungen, bestimmte formelhafte Verbindungen laufen von dem
rechtsverkehr aus in die allgemeine spräche über, und anderer-
seits bildet sich auch ein freier gebrauch des worles auf grund
der bedeutungen aus, die es in diesen formein erhalten hat, be-
merkenswerlh ist, dasz F.uther, der für die anknüpfung nn
vrstitura so viel beispiele bietet, hier ganz ohne belege du steht,
ebenso ist die ganze ältere litteralur spärlich vertreten, einige
Vorläufer der klassischen dichtung und die neuere lilteratur
haben den reichsten antheil.
D) formelhafte Verbindungen.
a)) die in den wörlerbitchern me\st belegte Verbindung ist ge-
währ leisten: vgl. der verkauffer musz die gewähr leisten.
i'iSTORiüs teulsch-jurislischer sprichwörterschatz (1716) 4U.
«)) das teutsch-engl. lexikon (ni6) 770 setzt gewähre und
gewährschaft einander gleich und verzeichnet gewäiirschaft
leisten (s.d.); einem gewähre leisten, alicui satisdationem
praestare. Steinbach 941; die gewähre heiszt, was unsre
stantsleute die guarantie nennen, und es wird mit leisten
verbunden: die gewähre leisten d. i. dafür stellen, für etwas
gut sein; machen dasz ein vertrag, ein frieden, ein land-
lagsvergleich heobachtel werden muss, nachdem er von bei-
den theilen geschlossen worden, selbst das frz. guarant,
guarantie kommen vom deutschen gewähren, gewähre leisten.
Gottsched beobachtungen 107; der Verkäufer leistet die ge-
währ, den käufer in jedem falle schadlos zu stellen, le ven-
deur est garant de l'evirlion que l'acquereur peut souffrir,
Schwan (1811) 1, 440; gewähr (bürgschaft) leisten, donner caution,
rendre caution, Schwan (I8!l) 1,659'; ich leiste ihnen die
gewähr, dasz dieses pferd gesund und ohne fehler ist, je
vous garantie ce cheval sain et net. ebendort; wer leistet mir
die gewähr für das was du mir sagst, qui est ce qui me
garanlit la verile de ce que tu me dis. Schwan (1782) 1, 74l';
man hat es mir versichert, aber ich leiste ihnen keine ge-
währ dafür, on m'a assure cela, mais je ne vous le garantis
pas, ebendort; einem gewähr leisten, lo warrunt, secure, defend,
maintain one's possession. FAHRENKntJCEit 2, 32«; einem die ge-
währ leisten, to Warrant, give sccurity. Fjck (1823) 1, 17S;
für einen gewähr leisten, to give or be security for any one,
to bail him. IImpeiit 2,1,452',
ß)) wer leistet uns die gcuälir, dasz der ricliter erfahren,
und billig, und einselieiul sei? Rabene« (175':!)3,57 (sat. briefe);
GEWÄHR n (Sicherheit) 2, h 4804
das ist der wiiz, den man, galant zu leben,
auf reisen sucht, nur in der fremd erhält,
wo, ehe man den letzteren ausgespfiret,
miincli muiterkind die ersten imiiiii>rwitz,schulmitz) oft verlieret.
und dennoch ist's ein rühm, ich leiste die gewähr,
mit Vorwitz, gold und stolz sich aur den weg zu machen.
man holt von Städten, leuten, sachen
zum wenigsten die namen her.
IIagkdorn der äffe und der deliihin {die Wendung ist eon
KirtDERLiNO reinvßeil der deulsclim spräche, Berlin 1795
f. 394 nngemerkl);
Wahrheit, zeuginn meiner triebe!
leiste selber die gewähr,
sage : für so grosze liebe
fällt die gegenpilicht nicht schwer.
iinvvrdirnlc eifersucht ;
unzählige erfahrungen können für diese Wahrheit die gewähr
leisten. Mkhdei-ssohn philos. Schriften 1,92 {Berlin 1771); wer
leistet uns die gewähr, dasz dasjenige auch würklich vor-
handen sei, was wir uns als würklich denken müssen?
morgenstunden 323 {Bertin 1781); der besitz des geldes, welches
wir mit gleichgüifigkeit ansehen würden, wenn es uns nicht
für alle die wirklichen vergnügen gewähr leistete, die wir
uns dadurch verschaffen können. Wiklano (Agathon 111 cap,2)
1,121; wenn gleich alle Weisheit eines solchen entwurfs ihm
für den ausgang nicht gewähr leisten kann. (Agathon XH
cap. I) 3,53; für den erfolg konnie weder mein wille noch
mein verstand die gewähr leisten (XU cap. 11) 3, 156; und
wer leistet mir für die treue eines prinzen gewähr, dessen
minister in österreichischem solde stehen, und der mich
verlassen wird, sobald ihm der kaiser schmeichelt, und seine
armee von den grenzen zurückzieht? Schillkr 8, lh6 {gesch. d.
3» jährigen kneges 2); so läszt sich Ireilich grade in einer
woleingerichteten gesellschaft am leichtesten denken, dasz
die geschäftsgenossen sich gegenseitig gewähr leisten für die
erfUllung des gemeinschaftlichen Wirkungskreises. Fried.
Schleiermacher über Piatons ansieht von der ausübung der heil-
kunst bei Wackernacel 3,2,1216;
'mit ernster rede feierlichem wort
werb' ich um dich als Cornwall's königinne.
durchsucht den ballen, nnd ihr findet dort
die gaben all' der hochzeitlichen minne,
den zobelpelz, den demant, spitz' und bort',
waz glänzt und reizen mag der Hauen sinne!
das leiste meinen werten die gewähr!
anmuth'ge feindin, was verlangst du mehr?'
K.Ihmermann Tristan und holdi^ (wurke 13, s. 174);
ich leist ihm seiner ford'rungen gewähr.
ItöcKKRT weiki' 10,376 (Heinrich IV).
y)) das formelhafte der Verbindung macht sich schon in der
abneitfung gegen den artikel gellend , der nur vereinzelt in das
feste gefüge eindringt, zur composition erstarrt die uortgrnppe
in gewährleistung (s. d.), seltener im verbum selbst : so werden
sie linden, dasz das princip der volkssouveränetät den ein-
zelnen Staaten eben so gewährleistet ist, wie der ganzen
nation als solcher. Hagen stenogr, berichte der Frankfurttr
nationalversamml. 7, 496S'.
b)) während gewähr tliun in unserem zusammenhange eben-
sowenig nachfolge gefunden hat als in den bedeutungen von vesti-
tura (vgl, sp. 4800) und gewährung (s. gewähr IM), zeigen sich
gewähr gehen, bieten entwicklungsfähig: so war es aller-
dings nothwendig, eine gewähr dagegen zu geben, dasz
nicht eine kleine, vielleicht zufällige majorität den bau der
Verfassung leichter band umwerfen könne. Waitz stenogr.
berichte der Frankfurter nationalversamml. 7,4957*; wenn daher
irgendwo eine gewähr der Verfassung gegeben werden musz.
Busz ebendorl 4962' (andere redner in jener Sitzung gebrauchen
das wort garantie oder sicherheil); ein räthselhafter eigen-
sinn verbot ihm (Friedrich Wilhelm IV) seinen hochsinnigen
Zugeständnissen zur rechten zeit die gewähr zu geben, die
ihren bestand allein sichern konnte. Tkeitschke d. gesch.
5, 049; das sind die punkte, auf welche es hier wesentlich
ankam, und deren festsetzung die gewähr bieten soll, dasz
von keiner seile her der bau der Verfassung leicht gefährdet
oder erschüttert werden könne. Waitz stenogr, berichte der
Frankfurter nationalversamml, 7,4955'; immerhin muss die
regierung zur zeit auf die frage: ob und welche gewähr
sie dafür bieten könne, dass die Zustimmung der stände zu
ihren forderungen alsbald die von ihr erwartete folge haben
werde, die antwort schuldig bleiben. Mathy (entwurf lu einer
denkschrift an den nordd. bundeskanzler) hei Freytac 22, 414.
e)) die hessern waren längst von diesem jugendwahne zu-
rückgekommen, den sie anfangs in verirrnngen verträumt
und dann hatt und schwer gebiiszt, so der herausgeber des
4805
r.EWXllR II fsiclierlicit) 2, h
GFAVAHR III (gfwalirnng)
4806
R. M., den ei auch all jOngling nach Paris gezogen, um die
gewUbr für ein deuttcbea freituio tu erlangen. F. L. JAim
1,61t Eultr.
9) bri meinem goti. Ich dOrfia diat nicht gloubao,
hau' Ich lila ilchra rnhibare |awfthr
dar algnen augan nichi.
aiiak0$}>enr» lUmltt 1.1 BckltgU\
die im* arwarlan, haban nicht (ewahr.
ob wir noch «lahn, ob wir tcriraian aind.
Umlako {Eriul »on Schwüitm 4. S) 3.73;
die wurtel eines kleinen krautrs steckt darin, denn es iit
ein glaube, dasz diesem die kraft Tcrliebm »ei: den leib
des mannrs, der sie trügt, vor feindlichem gescbosi zu be-
wahren, nehmt lit-, geliebter, und bergt sie unter eurem
kleide, wir haben ja kerne gewtthr, d;iaz sie die grosze
kraft h.'it, aber wir hofTen es. G. Frittag {ahntn 6,2) 12,107.
»)) auf dtm itui/ium alier rechtsquelUn btruht :
Lantvlul. Ariua, Ich hob' ein arnttllchea begehr.
Artui. rordra mein reich ! ich loba dir gewähr.
laaiRiANN (Ufrlin: der yial) 16,116.
1)) frtier gtbiauch.
a)) du tusammenttrÜHng mit bOrgscbafl:
dar ungaralhna ial schon aus dem gieiia
dsss geh* ich bnrRschart und sewAhr.
Ihmibmähn {UktUh: der gral) 15. 1Ü7:
wer die geschichte kennt, wird niemals auf sogenannte
grwBhrleistungen etwas geben, und die Öffentliche meinung
bat sich nie auf die bürgscbaft aolcher gewahren varlassea
mOxeo. F. L. JaiK r^rlt« 2, II, i. 672.
k)) gewahr, f. uirtcinniitg in rtgten, ttruktring KaAMES
S, 139*: gewahr (<«rm< dt iraiiqut) mWion, garantx Ro;«dkau-
RfXToarr 2&3': gewahr, la turtU, atulion, garantu ScawA<i
(i:n2) i,741'; das Unterpfand ist die beste gewShr, ttl h
meiUeure sureU. ebenda {vgl. gewilbrieistung); gewlbr vor
schaden, l'indemuit^. tbenda; indemnity EatRS (1802) 644*.
<)) wir raöchtan uns mit dar gewähr nun eben nicht gerne
bafasaan,
da» alias diaii buehsitbllcb und aufs haar
alch so begab.
WtittND (dtr neu» AmadU 16, 10) 6, M;
und tur gewfthr, dasi Ichs bin, die auch sendpt,
bringt ihm diesi srhreiben. as anihAli mein bildnlsi.
SciilLLKR 12,4-^7 ( W(ir(<j .Sfioirt »74):
das in den alten , weltlichen Schatzkammern vorhandene
kann sich dort aus sehr eigeniflmlichen gründen zusam-
mengefunden haben, etwa weil an einer goldfocn trink-
scbale, on einem vielleicht unscheinbaren schwert wunder-
bare sagen des haiises und sogar die gewahr von dessen
dauer hafteten. J. Borckrardt beitragt 299; die drei n)achte
prote^iirten fruchtlos, und nahmen darauf die von ihnen
lugesagti- gewahr für die herrschaft Osterreich's über Belgien
zurück. Stbil revolution 1,265: gutes vernehmen mit Frank-
reich gefüllt, nrue friedensgewahr ist erwünscht Vabnuackn
T. Ensk tagebücher 1,48 (IS37);
wollte das schici«al seine gäbe
ohne sawAhr revikettander dauer
mir wieder entrai^ian?
SuDRaM*<<N ((■'« drei reiherfedern 93 (3,8).
8)) feuergewöhrgesellschafl. Würxburger Verordnung von 1769.
1770. 1778. vgl. feuer- und brandgewührungsgesellschaft bei
ScavELLSR 3*, 974.
s)) kinttr den terlosungsUsten der ttitungen tteht vielfach, «m
dit redaction der verantwortUchkeit n tnthebe», dit btmerkung
ohne gewähr.
3)) nevt Verbindungen, fraglich itt, ob das folgende htitpiel
hierher oder besser xu gewehr (wehren) gehört: Apollonia ist
für das zanwe gewer. S. FsAncK Ttllbuch ilD.
a]) \\t\ anbieten dem, der nichts begeret, ist eine an-
zcigung zu schlechter gewer. Rutschst ftanii. 337: so kannte
sie die menschen za gut, als dass .«ie die groiidsStze eines
jungen mannos für eine hinlängliche gewähr gegen seine
leidenschaften hatte halten sollen. Wielakd (Sylvt'o dt
Aotatra 6, c. 13) 12, 121; ebend. $. 138; allein jenes hans-
gesetz, dessen anerkennung Karl der sechste mit grossen
mühen und opfern bewirkt hatte, zeigte sieb als eine nur
schwache gewahr. Varnbacen v. Ensk bioi/r. denk 3,136 {ß*tt
Leopold von Anhalt); auch Meyer hat seine grosze freade daran,
und sein reiner, unbestechlicher blick war mir eine gute
gewahr. GüTHE brieft 10, 20S {an SehiUer 26. oc/. 94); das hol-
ländische güidstück weisz in seiner lateinischen amschrift
Ton der besten gewahr rede ta geben. F. L. Jain werkt t II,
IV.
1.671; henlieb« neigung fesselt Ihn so entsehiedeo, daaz er
das baos verlstSM will, wenn ihm doa oSdclMO ferts|(
wird, and ial eint sieher« gewähr für bltibco^M hUatebM
glack. Hinii Mer CUkti ff. «. D. to.
b)) du scbAna mlaslenSrla!
lahr' du mleb rallgiea:
bei 4lr llagi dia (««Ihr la
4«a blick dai au|vt icboa.
Bo»<«iTi«T Mlrt» SekaHv, i, IM:
wahr ists, beim erstenmal sehen oder lesen Ttrdunkefi das
sinnliche leben der bandlung dia gewalt und anzabi der
moiive: je ofier aber nnd j« gp>amfflelier man lir*l oder
siebt, desto Qberzeugecder werden (lese, dsiin liegt die ge-
wahr für die ewige dauer der shakespeanscben stucke.
0. LoDwiG 6, 266; so rouaz diest Deulacbland auffordern,
auch in seiner mitte fOr die zukunft Obersll eine mt>glicb*t
gleicbmSssige ausbildong der politischen verbaltoias« zu er-
streben, bierin recht eigentlich ist eine gewibr der re.cb»-
verfssoung zn finden. Wanz tttnofr. beridUi dtr PrankfmUr
nationalvtrt. 7, 4U67.
e)) das ihaten sie anf eigene recbnung. wir sind ihnen
dafür keine gewUhr schuldig. leasaaAn.ti trauereptel ts Tirtl
{Küruhntr 116, 215 anm.).
3) formen, dit tthretbung nicht hier frühuiig onkhnung a»
wahr, wahren, gewahr wird schon zu htyinn itt XI, fakrk.
geschrieben, freilich ohne allgemein einganf tu gewinnen. Botscist
tehretbl noch gewer {kanzl. 337).
ill. gewahr, dl« erßllnng etnet vtrtfreektns, dit gewibmng.
die nächstliegende anknupfung fitr dietes »ort bieltt int wthd,
wer; die beiapielt, die m'id. mb. 3, 6M' mni Liiaa 1,767 für
dieses aufführen, nnd jedoch sehr ungUieharlig. hier lotUn
nur diejenigen veruichnet werden, dit auf wern, gewähren
siirüekführen {andere gehörten keuer tu gewähr II, 2 s. •.). dit
bedeutungsunttrschieilt iwurAe« gewa!>r II und III rürd«« «■ ssdk
noch keinen anUist geben, die erkUrung ae ttrtchudene wutttln
ansuknüpfen. die trfüUung eines Versprechens findet in itr kt-
itutungtentwitklun^ von caulio immer noch räum, in wiantken
Verwendungen itt tt sogar schwtr, dit grentlinit tu tiehtn. i»
abtr thatsadilidi dit btiirifft von gewührschsft und gewlbrong
im deutscliin Sprachgebrauch getrennte entiricklungtwrge ankakntn
und da das verbum (f. gewahren IV hik^ Vi diM« bahne» »Hk
dtuüicher auseinander Ugt, so ist es nolhwendig, ditttr Ifcolanafce
gtrecht tu werden,
1) die iUeren belege gehören sdmmtlich dem pautenal ass, M
einigen springt dit aniniip^Hiig an fiewahreo sofort in dit äuge»,
bti andern must tie erst durch mittelgliedtr trsehlosten wtrde» :
a)) do sich ilie zii alsus veriruc
und et quam uf den achten lac,
der kunic grobalicb arachrac.
wand »Ich da» volc tu houta laoa
und mit gawall uT In quam.
sl apracheo 'ou gib durch gawer
, un« diu (ochier balda bar,
oder du must ligao tot'.
;MiMion<i< (r. St. Crery) SU, VI Ufktf
rechter vraudeo bo gawer
traf den bischof so. das er
dancia dem guten goM.
sime belligen gaboia
mit baria und mli bouble er eeic,
wand al von einer gaba ufsiale.
eh#«tf*'t {Jmstinn) rni.U.
k)) die tit gle bin, dar tot gl« b«r
nach ivi ortlens («war,
den die gawooheli kiiai una tut. {Ettdint)*i»M:
so aprach einer 'da pQae ar
durcn giimaaa bartro gawer
sa racbana aa« dl« uMai,
den mit fabor*«a«a r«i
in guter barmabanehelL* (wm allen «■<«•) an, 6.
c)) (tnglitk ist:
saht, do quam oucb der beiden
Bit grotam vrevale dort her.
leitlebar vaat voll«« ««war
■ii grimaigan widarslagan.
laoM A'il. caca) 3*1. tt, vfl. gewahr.
2) deuüiehtr tpretke» einigt neuere rerwendutge».
a)) mit dem verkmm gewähren » Wsdkka, kefnedife» VfL
sp. 4>>22 If. in tnftkr ntrktwimnf steAl.* «oicben bricff tall SicCin
Tbsder Jone haldenn alt lange bis cm tm Crietoff UeM
di gewehr gesrhit (1613) cad. üfL Sdev. 4,333. kttnmi «r-
klärt tick die eUgemeiMtrt ktdrutnng: die gewer, des leidtasss*.
ScaaiLLiR 3', 976: ein proüantmass, nach welcbcni die
Isndschaft ihre lirfeningen und der kriegsmann seine gewShr
nach gestrichenem maast nehmen könne. verktssHm»ge» ier
393
4807
GEWÄHR IV (dauer)
GEWÄHR ARTIKEL— GEWÄHRE
4808
tehles. fürsten und stände von 1619 s. 141 ; eine wahre holz, certa
exhibitio et praeslatio lignorum, quantum coctoii cerevisiat nimir.
opus est ad integrum cocluram cerevisiariam. Stibler2415; v^{.
gewerschaft, das richtige, volle masz bei dem salinenhohabmasz.
SCHHELLER l*, 975.
6)) jedoch hat er mir das übrige viehe, so mein gewesen,
und nicht in die gewehr {zum gutsinventar) gehörig, in einer
gewissen taxe bezahlet. Schwcinichen 3, 191; vgl. hofgewehr,
ausrüstung eines bäuerlichen hofes mit schiff und geschirr, guts-
inventarium s. theil 4,2 sp. 1680; und ihr guten leute sehet
nicht ein, dasz der liof mit seinem genehre, den der leib-
eigne unter hat, die lohnung des Staates ist. Moser patr.
phant. 3, 276. daraus entwickelt sich allgemeiner der begriff der
fahrenden habe: behaltet alle gewOr und hauszrath in die
höier der berg. Schaidenreiszer Odyssee 44* (aber das gut
verbergt im geklüft, und alle geiälhschaft. Voss Odyssee 10,404).
c)) allgemeiner gefaszt erscheint der begriff der leistung: wo
ein froweiiperson ein eliclien mann hat, der inlendig und
kiintlicli ist, und sie darüber bi jenians, . . in buischaft wise
oder zu den unseren sitzet, oder obe si jergent sunder sesse
und uf jeman also in buischaft wise wartete, der ir genere
und gewere gebe, die bessert 5 lib. Slraszburger xun/l- und
pulizeiverordnungen 564 Brucker;
IVaiien-iimmer zu gewetiren, dasz sie mit gewehr vergnögt,
ist die saclie zu gewehren, wie sie steht, nicht, wie sie liegt.
LOGAO 2,10,46;
ach mein liebster lierr und freund,
icli weite bitten, sie weiten mirs nicht übel deuten,
meine bitte nictit versagen
und mein gewär nicht abschlagen:
um eine nacbtherberge wil ich bitten.
weihnachlsspiel (1846 aufgezeichnet tn Glatz)
WkinhOld zsch, d. a. 6,541;
gut ist's, dasz der himmel immer
dir verschiebt die wunschgewähr,
denn beglückt, du wärst es nimmer,
und du hofTtest es nicht mehr.
Röckert werke 7,383.
3) hierher gehört wohl der bergmännische ausdruck gewer,
gewähr, dem verschiedentlich das neulrum zuerkannt wird
(ScHEUCHENSTUEL 101 Verzeichnet es als femin. und neutr.):
währ, gewehr, in bergwerrkssachen : ein lehn, demensum, ist
7 lachter; zwei lehen ist eine wehr, demensum duplicatum, drei
wehr ist eine fundgrube; zwei wehr ist eine maaszgewehr.
eine pfundgrube bat drei gewähr, das ist 42 herglachter,
deren eine bis 3 eilen 8 zoll lang. Frisch 416'; das ge-
währ . . im bergbaue, ein stück feld, so einem bergbauer zu
lehen gegeben wird, und in der engsten und gewöhnlichslen
bedeutung, ein solches stück feldes von einem bestimmten
muasze, welches 14 lachter in der länge und 7 in der breite
hält. Adelung 2,644. die ersten belege giebt Mathesius, aus
dem Frisch seine angaben geschöpft hat und den er citiert:
wenn einer auff ein gang kiset und schweret darau£f, und
wird jm vermessen, und verlüchsleint, der leit in seiner
gewer, hat an seiner fundgruben drei wer, das ist, zwei
und viertzig lachter, nach dem streichen des gangs vom
mittel des rnnbaums anzuhalten, tbeilt sieh der gang, so hat
er aber zu kisen, ersinckt er ander geng inn seiner vierung,
und bringt sein recht von der fundgrub durch öffentliche
und augenscheinliclie beweisung unnd durchschlag., der er-
erbet auff den Jüngern tag eine vierung die hnt ein halb ge-
wer, vierdtbalb lachter in hangens, und so vil in ligens am
seilband anzuhalten. Sarepta 19'; ein masz hat zwei ge«'ähr,
acht und zweintzig lachter ein ewige teuff, nach dem falle
des ganges, und jr eigen, ebenda.
4) Schreibung, hier hallen sich die Schreibungen gewere, ge-
wehr länger und ausschlieszlicher als bei gewähr li.
IV. gewähr, das verstärkte, wer, dauer, vgl. mhd. wb. 3, 58l'.
Le.xer 1, 767. vgl. währen, durare {s, d. und althochd. werßn,
Graff 1,93b) uud gewahren III:
und den siül nach Im irwarb
der eiirte päbist Benedict,
der 6 dem online gestiict
was der predigAre.
ein jär was og des gewere.
darnach in unsirs harren järn
dö der gar verloulin warn
vumf uud drizdnhundirt,
dö wait mit kur gcsundirt
päbist Clemens der vumite.
N. V. Jeroschin 25301;
fraglich, ob hierher — und zwar zur grundbcdeutung von weren =
exislere — gehörig, ist das folgende beispiel, das sich auch zu
wehren (s. d.) ziehen läszt :
»6 werden! erhöbet all« tal
die berge er alle nidern sal.
zusehen berge felde mer
wird allei gar sein glich gewer
und« in menschlicher 6
Wirt kein dinc erhöhet mö. erWuung 1793.
aus jüngerer zeit und in einem Zusammenhang der das genus
des neutrums sicher stellt, ist belegt:
zwei und dreiszig himel gebaut in der kirche, auch altäre,
welche man benahmt den dorn, und zum ewigen gewehre
sieht man lachend stehn von stein ein gehauen weibes-bild,
das man nennt: die braut im dorn. . .
J. G. Albinus chursächs. Venus {an die hohe stifflsstadt
Naumburg) 1686 s. 32.
GEWÄHRÄRTIKEL, m., in den österr. weisthümern mehrfach
belegt: aber nach verscheinung aines jars sein die pürgen
kain ainiche red und antwort zu geben nit schuldig, doch
ainem ieden sein ansprach an den eingesetzten erben zu
ersuechen vorbehalten, wie recht ist und im gwer-articl be-
griffen steet. {Thurn an der Gader) österr. wcisth. 5,666; oder ob
ain nachender gesipter freunt, der ausser lants gcwest und
umb die verkaufung nichts gewisst bette und darumben ain
gestalten ait thette, wie hernach im gwerarticul begriffen
ist, nach jarsfrist . . keme und in kauf stuent. {Buchenstein
ende ib. jahrh.) 5,895; rpj. gewährschaftsartikel.
GEVVÄHRBÄR, adject., vgl. Campb 2, 356: ew wohlgeboren
werden mir davon so viel gewähren, als den umständen
nach gewährbar ist. Licbtehrerg 7, 45;
rede, was du verlangst; mein herz gebeut mir gewähiung,
kann ich es nur gewähren, und ist es selber gewährbar.
Voss Rias 14, 196 {tcai ei rereXsfffisrov iariv).
GEWÄHRBRIEF, m., Urkunde, wie sie im späteren kanzlei-
verkehr an die stelle älterer formen der besitzeinweisung trat,
das wort ist aus Umschreibungen zusammengewachsen, wie eine
solche vorliegt in: was für panbrief sind oder da man einen
in nutz und in gewer setzt, österr. weisth. 5, 254 (i5. ja/ir/i.);
gewehrbrief Schottel 493'; gewär-brief, den man im Roth-
weilischen hof-gericht dem kläger wider einen ächter gibt,
ihn in nützliche gewähr der guter des achters zu setzen.
(Goldast reichs-satz. s. 13) Frisch 2, 416*; gewäbrbrief, in den
oberdeutschen gerichten, eine Urkunde, vermittelst welcher
der kläger in die gewähr d. i. in den besitz der guter des
beklagten gesetzet wird. Adelong 2,645; gewäbrbrief (t. de
mine), l'assürance. Schwan (1782) 1, 74l'; gewähr, gewäbrbrief,
assurance, insurance. Ebers (1802)644*; Campe schlägt {2, Zbd)
das wort auch als Verdeutschung von creditbrief vor, vgl. sein
Verdeutschungswörterbuch (IS13) 238, wo er gewahrsbrief schreibt;
gewährbrief, letter of credit. Hilpert 2, 1, 4ü2".
GEWÄHRBÜRGE, m., neuere form für das ältere burigo
thero geweri (s.o.) gewerebürge; gewehibürge, fidejussor pro
evictione praestanda dalus. Schottel 519'. dasselbe bei Stieleh
163 unter der form gewährbürge; vgl. auch Meitzen Urkunden
schles. dörfer 368*.
GEWÄHRBÜRGSCHAFT, f., vgl. Stieler 164.
GEWÄHRDE, gewerde fem., nebenform zu gewähr, vgl, ge-
werida oben sp. 4784. der letzte beleg stammt aus dem U. jahrh.:
er hat uns die heireschaft zu Weriheim gegeben und hat
uns izzunde in nuczliche gewerde derselben herreschaft ge-
seczet. {Urkunde von 1373) Diefümjach-WClcker 618. auch
zum verbum gewern, ist die nebenform gewerden häufig belegt,
s. gewähren.
GEWAHÜE, f., nebenform zu gewarc {s.d.), vgl. oben ge-
waare sp. 4707: wann sie vom kaulT ihrer gewahr den umb-
gang begeren, rein zu versuchen, welches ein anzeig ist, dasz
sie willens, anderswo zue kauffen oder kaufft haben, unter-
käuferordnung in Wertheim (1560), oberrh. stadtrechte l , 49
Schröder; so die furleut butter, scheuben, saltz, keesz, bech,
unschlit, schmier und anders gewahr der gleichen prechten.
ebenda; es solle kein hock, burger oder freinbter, kein
geferlichen kauff mit frembten umb gewahr in der her-
berigen bei dem wein thuen. noch bei solchem geschwirm
rechnen hinter den anderkauffern. 1, 50.
GEWÄHRE, m., nomen agentis zum vorhergehenden fem. vgl.
gewährer (s. d.), gewäbrsman {s.d.). die ersten Verwendungen
gehören der mittelhochdeutschen periode an {vgl. gewer mhd. wb.
3, 5S5'. Lexkr 1, 983), die letzten belege reichen in das 16. jh.
im gegensatz zum fem. macht sich beim masr. von anfang an
die enge des bedeutuvgsumfanges geltend, obwohl zunächst stets
in besitzübertragungen verwendet und unter dem einßusse des
lateinischen Wortes auctor stehen, läszt es immer nur den einen
4809
CEWAIIHE m. (t'Urge)
GEWAHRE m. (bOrge)
4810
tug an ditier ptr$6nlithktit htrvortrtltn, ndmUeh $tifU 9*rpfluk'
tung, dtn kaufet, dem er be$ilt abgetreten hat, gegen dk rethU-
antprüehe dritter $icher tu ttellen. dieiet moment der ekhtr-
iteltung, dat ueh unmittelbar tni( grtvQbr (rautto) trrflArt, be-
herrscht thatiäehlieh den beileutungigehall den »ortet.
I) die miUeUioelideu!tche penode.
a) anleknung an die latetititchen Urmini.
a) in einujen fallen ii( et fraglich, ob die Ihälifkrit d*t
audort oder ob er telha mit dem rorte gekenmeichnet vird, d. h.
ob gewUbr II oder dat jüngere matc. forltegt: huiuf foedi idein
fpiitcupu« deliei et*e auclor contra omneni knininem ip«iiM
ducts lecundam iiitticiaiii (|uod gewer vulgariter niinciipatur.
(im Wien) eud. dipl. Auttr. Frifimj {foulet rer. Autlr. II, Sl, HO);
li fort« aliquiil vel aliqua ciiiquam de biia «bligala sunt
ab«olTrt et aiirtorem, iiiiod vulgariter dicilitr gwer, pr»-
dictorum sr noliii urctintliiin iuslitiuiii conitituet. monum.Wit-
tehl'oe. I, 119 (S'rauhtng t2&3): ego vero Gotfridui tepedictui
fratcr Waltberi Dai bonis aiiledicti, aucturein, quod vulga-
i'tler gewer diritiir, eoriindem bonorum, quandocuoque per
dominuin moum ducein fucro requicitus, aolo doiiiino meo
rege ezc)*|ito, ine conntitiito per preiente», sicut con«uetudo
exig t et jui terrae. {Stolteneck 1284) u. f. geseh. d. Obeirheint
U,'i; exbibentes not pro ipso eorundem feodornin aucto-
rein quod vulgu grwer dicilur, coram quocunqiie iudice coro-
prtente. (13:7 Waidhofenl eod. dipU Auilr. Friüng {föntet rerum
Austr. II, 31,3i..2), ebenso {aut t2CV) 30o, {avt l-i*)5) 42«; quod ipsi
eliam oottri auctores o.^eot quod dicilur gewer eorundem
predioruni per annum el liiem. monum. boieal\,2ib {\2'0).
ß) dit parallele mit auctor: si quis diciam ecclesiain de
eixdein pofiosioDibus inipulsaveril, flde data ad hoc me
obligavi, ut pro eisdem puisesaiunibus, sicut auclor rei, qui
Tulgii gMer dicilur, respoodere tuendo lenrar iuütilia exigente.
{Fietsing I2IS) Meicbeliici 1, t, 39; nos oninium prediciorum
volurous e«s« auctore« sive gwer erga prefalum dominum
rpi«copnin contra fratrem Dostrum. (1263 Laek) föntet rer.
Austr. 11,31,23').
b) auch die veibindung mit anderen synonymen veist die-
selbe richlung auf, die von der bedeutungsenlwtckluny tchon früh
eingetehlagrn wurde.
I)) si quis pro<tciiptns vel excomunicatus debet esse gewer
vel lestit de proprietate, iili detur «ecuriUis et pax ad lo-
rum et de loco. monum. Wiltelbae. t, 9! {Hegensburg 1241): ditz
rhaufcs und ditz dinges gezeug und gewer pin icb und ge-
lob daz ze sine an discm brieve. ttiflungenbuck det klosters
y.icetl 293 tfonles rer. Austr. II, 3) ; donationis tesles et prose-
cutores quod gwer vulgariter inicllegitur. vgl. Orei.B ter. rer.
^"lr. '.', 103 : und lob oucb an disero brief, ob miner erben
t liainer oder irman miner vreunde dem vnrgenantem minem
hi'rren . . chainrn rbriecb woll machen oder tun, det sol icb
^ein gcwrre und ouzrihler sein an allen sinen schaden. (1398)
cod. dipl. Austr. Friting {fontrs rer. Austr. II, SI, 467).
2)) obligantes nos in veros guarandos quod vulgo dicitor
gewer. fflonum. ftot'ca 8, 48 (I29ä); und umb den vorgeschriben
kiiiilTr und werung und alle Sache, als vorgesrhriben stete,
ist zi'i uns und mil uns unversclirideolichen scibgeschol und
ijpwcr worden unser lieber öheim Ludweig von Hobenloch.
mnriiim. Zoller. 3,82 (1342); verjehenn offennlicb mit disem
liiulT das wir gewern und porgen wurden sein. (1349) mon.
l'oica 16, 410; so bnn ich in tu mir gesalzt onverscbaidenlich
zu rorbten geltern und gewero. (I39<J) 90,93; «jL J. Ganii
rechlsalterthümer 603.
3)) wir sQln auch mitsampt uniern erben uosern vorge-
nanten vettern der vorgenanten veste nnd gSt gewer und
ver^prerher sein an allen den steten, da si des brilOrfTen.
{l.anJskut 1319) monum. Witlelsbae. 7, 1G9 ; darüber olTenn ich
d;is, das mrin sweber W'olfker der Rieder mit mir und
nieinrn vorgeschriben erben desselben halben bof« «cberm und
gwer ist mit sein erben nach lanndsrecht. (/•dum(^«rUn6er.(}
ISI2) urkundenbuch det landet ob der Ennt 5,09; und tcin
audi wir alle des seihen phunt geltes auf den egenaaleo
fiimf virtail Weingarten reiht gewere und scherm. urkunden-
buch des klosters Hohenfurt tOT {aut 1353), fonta rer. Austr.
2, 2.1; und sein auch ich egenunter Hans der Tanner mit-
sampt meinen erben unverscbaidcnlich des vurgenanteo
zeilirnls ir recht geb^r und scherm für alle ansprach, ur-
kundenbuch der ablei unserer lieben frau i« Wien {aut 137t) 837
{fonles rer. AHstti.2,i)i es soll auch allweg ein ieder paurran
oder hintersaest des gotsbaas amb tailen, verseilen, weieln,
kaafen uni verkaofcn in offner slift jlriich i»t li«mebaft
•einen rechten gawaer and faralaod Bach fipp oad blat
warlaicb furprin|ra uod slellen Mcb gfrtdMi|luril «04 frai-
beil det füttbaut le Sewen. (4jfav*f ras Ifll
1440) (irej. mtitlh. t, 134.
41) tollro ditz kaulb recbt gewerto i
(149:) bei HtLTAot 707.
c) die hauptPtrrendungtn im rtektewrMu.
n) betiehnng auf nae «lawla« betUiUbertraping. kitr kl Jb
Verbindung mit dem verbum tubttantnum re§el 4«e bidtW'
tung nach in die titheriteUuug gegenüber vtm dtiUn in tw-
ttechende tug.
D) et ipta nicbilominut ttfktttfo» tomwnmiaä fMi itbmH
este notier gwer ergn domioMI Ba4olm. . «I «Im «««i
eorumque beredet de peconii tabaotata. (itM Wkm) tai.
dipl. Auitr. Friting. {fonL rer. AuUnae. 3, SI, 193): uod daa
ich ir gewere toll sein zehen jar, uod amen tag ala «tfaaa
recbt. (1298) monum. boica 16,107; icb ban aock g«lobl wai
wil ez gern laitten, dat ich des . . gult . . (cvrer aoll aefai saf
re<-bl, icb und mein erben tebn iar und einen tacb, nach
aigens recbt und nach des landea gewonbail. (ISI5) Meicaiu
BfCR tod. dipL Fnt. 2,2, 150; und wir vorganante Ladewige von
Hoheoloh bekennen offenlicb an disem brief, dat «ir diu
vorgeschriben kaufTes und werung gewer tin mit den vor*
grnanten unsern Üben obeimen Jobaoten und Albrecblen.
monum. ZoUer S,89 (1S42).
2)) und verbinde auch mich darzu dat icb roina barren
det biscboft von Friimgen und tinea gotib^utea rechter
gwer sol tin . . . und waer aucb daz min vater . . aoapraehe . .
tilihlen, des gib ich ze bürgen bem CbAnraden . . . minen
berren dem biichof, twelchen tchaden er und tm gotaksM
dar an naeme, des sol er ir rebter gwer forbaz tin an mimr
ttat. (1)95 Lack.) cod. dipl. Austr. Frmng. (fönte* rer. Auetr.
2, si,449); wer auch ob die vorgenanten gut antpracb worden
mit dem rechten to toll irb ir rechter gewer aein aU der
grafscbafft recht ist. (1325) monum. boiea 10, SU); nnd tollen
aurh wir und unnser erben derselben gut ir recbt gewer
sein, det aigenns alt aigennt recht ist gen aller menigk-
licb für alle rechte anspräche. (IS30) 16, W3: nnd haben
wir unna und unnser erben mit gelerlten wortten vor erbem
leutten uff des reich strass verzigen der vorgenanten zweier
hoff und alles dat, dat dartzu gebort, ir recht gewern tem
on allen iren tchaden. (1S60) 425; ich toll auch det aelben
hofft an aller stat ir rechter gewer sein als lanng und in
allem dem recbt als man aigens gewer sein «oll. (isw) 451;
ebenso {aus 1444) 482; wir sollen auch dettelb-n zehendeo
klaint und gross besuchts uod unbesuchta ir rechte gewern
sein alt lebennt recbt ist. (1344 Rain) 39S: ond alto tien
ich vorgenanter Cbunrat von Stoffel ood alle min erben dez
obgenanten graff Fritzen von Zolr and aller lioer erben off
den egennnten widemhoff, kirchensalz, zechenden, and
widemgOter mit aller ti'igehürde ir recht gewern für aller
menglicht irrung und antpracb. «aa««!. ZaUtr, i,SM (IINV
ß) allgemeine Vorschriften für 6ehlslt«rfr«f««fe»,' hier wird tfi
das fem. gewere tm sinne von recJUmitügtm baiU itm aiatwiiaBBi
mi; der bedeutung ton gevdhrsmatm ftftailer f«MK.* aait
egen oder varende have verk<>fi, dea tat b« gewere ein 4m
w ile he levet Sacksentp. 3, 83, S : liet en berre sine« ouaMa
gut eoen anderen, unde of he'a tin gewere it Bit vinitna
unde mit tungen, darumme ne aal jene der erreo leoea {••
were. IrAnrecA«, ar(. 5S Homeytr; ave to kopioge bekaot, iia
tal durch recht gewere weten de« h« verkofl bevel: «äad«
he i« dief oder dievet genot. die der kopiogc bcfcant mai»
der gew.re besakL 3,4,3; wer erile «orkofl, ^ lal 4*r «nr
gewere sin jar ond dach vor alle antprake.
I. 38 : und git ein iade einem critlen ibt ze koafira,
schaffet er mit ihn ibt anders: er sol de« critteo fevtr
tin n.ich cnttenlicbem rehte, ez dinge danne der iade n
nach tinem rehte. Sthmubnipiifil atf. 314,1 Cea^irr; wekk
man in wicbbilde ein hoas keott, itt ix TorlioafI, 4«r «al
in jare unde tag wem. wenne jar onde logk aazkaoiaMl, to
en had er on fordrr nicht tcn gewero vor aDe itm, M
in wiibbilde adder in landrechte ein gewert, hatte aber yaant
ime lande icbt rechtes dorrto, der usaewendigk landit wer,
vor det anspräche most he »in g*«cr« ata. oMk aal h«
cewcre sin vor kinder, di nicht ■•mii| all wmim Mck dl
(•oben (Mnra) ercn jaren ein. wel aa« MM 4«r gewer>
Schaft nicht ginoben. he aal noch der werachaft dae gelt
302 •
4811
GEWÄHRE m. (bürge)
GEWÄHRE m. (bürge)
4812
voiborgen noch schepplien orteil. rechtshuch nach distinclionen
(Ortlofjf) s. 991; welche zeith ein man gewer abetred vor ge-
rihte unde uflessed unde sich vorcznhed (verziehet) mit finger
und mit munde, so hat er sich geiediget von der gewer
des gutes unde muoz iez ummer ein gewer sein vor ailer-
mennlich noch rechte, ebendort 81 /f.; wer..ain haus ver-
kaufft, der sol neun jar und tag sein gewer sein. Neuburg
a. D. (HXuTLE 45,254); item welicher ouch ein göt besitzet,
da der an sprecber in landes ist dru jare, den sol ein
gewer dabi haut haben und schirmen. (Öffnung von Neften-
bacli) GiiiMM weisth, l, '7.
y) Vorschriften für etwaigen prozeszgang.
1)) segel aver iene, it [ein gut, das ein anderer als sein eigen-
thum anspricht) si ime gegeven oder he hebbet gekoft, so mut he
benomen sinen geweren weder den het gekoft hebbe, unde die
stat dar het koi'te. Sachsensp. 2,36,5; swer über den andern
tac sin diubic oder sin roubic gut bi iemande vindet, der
daz otfeniich gekoufet hat und offenlich hat behalten, und
des geziuge hat . . . der sol sin gut wol anevangen mit des
rihters urloube . . . sprichet aber iener, er habe ez gekoufet
uf dem gemeinen markte, er wizze aber niht von weme . .
er ist der diupheit unschuldic; er verliuset aber sine phen-
ninge dar an. nennet aber er sinen gewern und die stat,
da erz koufte, den gewern sol er stellen über vierzehen
naht, der tage git man im dri. und stellet er sinen geweren,
si ist er ledic, und der gewer sol für in antwurten. ge-
bristet aber im an dem geweren, er muz dem manne sin gut
wider geben. Schwabempiegel eap. 268 Gengier; und spricliet
er, er habe sinen geweren, da sol man im tac umbe geben
über dri vierzehen naht, und bringet er sinen geweren, da
ist er ledic. 247; und koment beiile für geiihte, und gibt
der eine an einen geweren, der ander an den andern, und
ieiient beide, si haben ir geweren; . . in sol der rihter
einen tac geben, daz si beide ir gewern bringen, und swer
sinen geweren bringet, der hat behabet; der niht enbringet,
der hat verloren, cap. 177, 1; swer sich vermizzet aines ge-
wern ze stellen, oder ainen zeug ze laiten, der sol daz tuon
in vierzehen tagen nach deui tag, und daz recht geschehen
ist, und auf weihen tag er den gewern stellen wil, daz
sol er dem antwuiter des vodern nachts ciiuont tuon mit
fronboien. Mnnchener stadtrechtbuch art. 174 [auf welfien tag
man gewrrn stellen silll und zeug laiten); swer inner jars vrist
umb aigen wirt angesprochen, der soi sich an sein gewern
haben. or<. 34; grifet ein man ein pfert und sachet her das
is im viirstolen odir abe geroubet si. so mag sich iener
wol tzihen uf sinen geweren. unde sal den geweren be-
numen uf den her sich tzuhet. altes Kulmisches recht 3,
127 Leman.
2)) sve mit der hanthaften dat gevangen wert mit düve
oder mit rove, des ne mach he an nenen geweren tien.
Sachsenspiegel 3, 35, i ; swer mit der hant getat mit diupheit.
oder mit roube begriffen wirt. daz mag er an deheinen ge-
wern ziehen, vinde ein man sin diubig oder sin roubig gut
in eines mannes gewalt. den mag er deheiner hant getat
gezihen. und sprichel er er habe sinen gewern. dez sol er
im tag geben über (drü) vjerzt-hen naht, und bringet er
sinen gewern so ist er lidig. Schwabenspteifel § 298 Laszberg.
3)) wert emme borst an sineme gheweren dene he vore
bringen scal, he mot deme voghede wedden unde deme
kleghere böte gheven. Goslarer stat. 8 Göschen.
4)) die fürsten hant daz reht. swa gewern suln sin. da
suln si ir oflene brieve hin senden und ir ingesigele dran,
und suln den brief senden, bi ir erborn dienest manne, der
sol daz gut verstau, und iens gewer sin. de in dar hat
braht. und wil dez fürsten holte, er mag ez ziehen für den
künig. sagent aber si daz gut von einem man. und sendet
der sinen gewissen hotten mit einem brieve und ingesigel
dran dar. und ist ein herre und nüt ein fürste. swedre der
brieve gibt, der hat behebet, und gibt man daz gut von
einem dienest man. oder von einem andren man. der sol
selbe komen ob in nüt ehafte not letzet, und iener der be-
wise die ehafte not. mit sinem eide. oder mit sins gewern
botten. Schwabenspiegel § 207 Lasxberg.
ö) eingienzung des geltungsbereiches : die iode no mut des
kersten mannes gewere nicht sin, he ne wille antwerden
in kerstene. mannes stad. Sachsenspiegel 3, 7,1; wer dem
andern werail (bereit, baar) gelt leicht, da schol man kainen ge-
wern nicht umb stellen, noch um unzucht auch nicht. (Vilan-
ders 15. jh.) tirol. weisth. 4, 253; auch sol kain herre kain
gewer nicht sein umb kain panrecht, er hab si denn kauft von
den erben oder er hab si gefreit mit dem gericht. ebenda.
S) Verwendungen in der dichtung:
ß) bezugnahme auf rechtshandlungen :
den getriuwen graven er do bat
daz er im des landes hüte:
daz wolder im mit gi'ue
gerne Ionen, daz lobte euch er.
er sprach : 'herre, iuwer gewer
wil icli des lande« gerne sin.
ich nim daz uf die triuwe min
daz ich ez iu behalte.
WiRNT V, Gravenberc Wigalois 8517 Benecke.
ß) Übertragungen:
1)) davon ist min lieber herre
von dir so vorderlichen verre,
daz sich ziio im nieman
gelichft noch geliclien kan,
er ist jedoch dir gelich,
wan daran ist er über dich.
ich bin ouch des din gewer,
daz vor dir nieman ist wan er.
Lahfrbcut von Rbgensburg lochter Syon 2073.
2)) Iz waere gote vil leit
gseb ez lernen ander denne er.
er ist der rehte gewer
dem wir sin alle sulen jehen ,
swaz wir wizzen unde sehen. ivarnung 614;
der selbe tiuvel Lucifer
vil höher sOnden ein gewer,
von vreuden disiu beidiu schiet.
dö er dem weihe geriet,
daz si daz obez seze
und ir schepfers gar vergseze.
Rudolf von Ems Barlaam 52,22;
also het dirre väiant
betwungen mit sin eines hant
daz dirre zinsaere was
vünf hundert, die Galaas
Az den andern het erweit,
wan er was wol ein helt
ze swerte unde ze sper,
der künste beider gewer
was Galaa der mör,
daz im nieman beleip vor
beidiu ze vüezen noch enbor.
llgiNRica v. D. TiJRLiN die kröne 5575.
3)) er muoz mit eilen mezzen
die siege under der Minnen zeit;
swie kurz und smai si ir velt,
er flndet da tjostiure vil,
wan sin kampl'geselle wil
neigen scliilt unde sper;
ich geloiibe wol, und het er
sin stat an den vellespern,
er vünde sin guoten gwern,
swie vil er sin erringe. 8814;
6 er vol bereitet wasre,
der ritier kam geriien her,
der des kampfes sin gewer
solle sin, daz ouch geschacb. 10488.
2) in die neuhochdeutsche periode reicht das wort an der band
einiger rechtsquellen , vor allem der weistiiümer herein , später
wild es von der rechtslitteratur wieder aufgefunden und erklärt,
die älteren wöiterbücher nehmen keine notiz, nur Kilian (K4')
verzeichnet unter ghewere neben possessio auch assertor, vindex,
auclor fundi venditi.
a) aus älteren rechtsquellen,
a) ok wil wi desse twelf schillinghe den vorgnanten heran
ein recht gewer wesen vor uns und unsse rechten erven.
(I5(i6) bei HiKUEL cod. dipl. Brandenb. 1,25, 110.
ß) wer dem andern sein guet zu kaufen gibt, es sei aigen
oder leben, der sol des füran sein gewer sein und ime das
fertigen und vertreten mit den rechten ob es es ansprach
wüiMe. landpot in Ober- u. Nieder-Baiern (1516) 24"; wer dem
anndern sein guet ze kauffen gibt, es sei aigen oder leben,
der sol des kuulfers gewer sein, etc. nemlicb für die imm
lannd. drew iar, unnd für die ausser lannds sechs iar, alls
des lannds recht ist. und welicher kauffer sein erkauift
guet . . die obvermellt zeit, dermassen, on rechtlich ansprach,
inn bat, der bat des, nach dem landsrechtenn in Baira vol-
kommen nutz und gewer ersessen, reformation des bair, land-
rechts 1518 tit. 23 art. 5, vyl. Haltacs 406.
;') man solle auch forthin umb die steuern den Inhabern
nachgehen und ersuechen, gott geb, er habe die frucbt ge-
nossen oder nit, damit die statt ir Steuer auf den güetern
richtig habe, und vermaint ainer beschwerter zu sein, suech er
seinen gwebrn. (6'<urns 15$l) tirol. weisth. 3, 2i; dargegen soll
inen gleichwohl bevorsteeu, Ire gweren, die sunsten die steur
4813
GKVVAUUEN
GEWAHREN
4814
voD recht«w«gen za geben tcbuldig seio mncblao, dartimben
ru erjuecheo. (Tanch, n. jakrh.) 1,391.
h) in dtr TerliliMeratur : gwer«- oder fwerer, helizt der •ineo
eias gut! oder verkaufflet dinges tu gewereo icbuldig i*l.
Ttmiuonum oder rtgnttr übtr dtn Sachtentpug4l Xl »*: gewert,
gewebre, uarandu$ u. ucuntalUy atucuralor. Scans ^4ft ffl.
gewahrer; der gewibre mutz antworlen {htiitkl %kk auf
di gewere tnot anlwerdeo SoeAMnip. 2,3«,» Homeytr). WAMoaa
1, tM3: der gewähre zii-bt das groue geriebt zum kleineo
und dai kleine zum groizen (vgl. GOicain Gmlartr fl<j(u(ni
1,24). I, 1813.
(JF.WAHHKN, verb., ttTtlärktn wobren (i. d.). mihrtnd d<u
grundwort {vgl. ahd. wnrAii, warftn G«Arr I, »l'i; warn mhd.
«ti. 3, 507*) m dir (lltntn spräche ausgebreitete Verwendung auf-
weist, triU das eompositum (vgl. gewarn mhd. wb. 3, &Oft'. Liikb
1, 978) erst spdt und mit spärlichen anfangen auf; seine eigenl-
Ueht Verbreitung erlangt es erst in dtr neuesten spracht, wo et
tieh auf das engste mit gewabr werden (r9U sp. 4"6'i/f. 4ni /f.)
berührt, wenig tntwickelt ist eine andd beJeutung, die wuhr
mit den heutigen Verwendungen </'; grundwortes und mü ba-
wahren (tgL theil l, 1762) susammentrifft. für die althochdtutseht
periodt ist es nicht immer leicht, die verbalableilung tu wAr ^
trriM, gewÄrfin, das bti Noriaa viel gebraucht ist, von unserer
wortgruppt fern tu hallen, vgl. gewUhreo 5p. 4820.
1) fo« der breitesten grundlaiit heben tieh die wenigen und
vtremtelt gebliebenen Verwendungen ab, dit sich mit wahren,
bewahren berühren.
a) der urtprungsbedeutung am nächsten tttht dtr intrantihvt
gebrauch, der Utttrariteh jedoch ertt spät tu belegen ist : die auf-
wurlttamkeit auf etwat richten, auf der hut sein, vgL ga-
wlbrig |s. ä.).
a) mit angabt der tielrithtung : der munszmaister toi uoa
mit iolcbem prubieraml das jar binuinb gewarn. I.oni müni-
rtcJtt I, ist (li07). SciMtLiaa 2', 9W denkt hier an einen schmb-
fehler für gewarteo, das in dtr Ihat entsprechende Verwendungen
ntlfach belegen Idstt {s, d.) und das in manchen fälU-n auf dat
«ngtte mü unterem verbum tusammentrifft. da jedoch gerade
für dtete enttticklung von gawarten ditselhen übergangspunktt
vorausgetetit weiden mütstn^ aus denen sieh dat obige bei^piel
auf der grundlagt von gewahren erklären lässt, so liegt kein
gnind tu einer Underung vor. «n«*?» beweis dagegen bietet: ge-
wahren eine^ dings, advtgilart ad aliquid. Spitsaa (Batet 1700)
l&u'; vgl. data:
toliiiell weim der arm «ein itarket recht lu nütieo,
«r hrbi den «clilld Jen »clitdel tu beacliiitieo,
doi icliwiTi gewahret seiner pnicbt soKleicb,
lenkt kraiiii; ab und wiederholt den i>lreicb.
ÜÖTUR {Fi'UM I04S3) 41,270.
ß) absolut gebraucht erteheint so dat verbum ta der parti-
dfUlform innerhalb des spriichwortes: besser gewahrt, nis ge-
klagt. Wanobb 1, 1643; froher gewahrt ist halb bewahrt
ebenda.
L) nahe kommt diesen Verwendungen dit rtßexivconstruction :
ticli gewahren, sich vorsehen, aufmerksam sein. Staldkb 2, 429;
seid kinderl was unnilties gescbwäiz für unglück bringt,
und gewahret euch davor. Pestalozzi 12,69;
Uepliislophtlet. wer •iod die vögel in den aetteo
der dtroroei pappelo hlngewlegt?
Sjihinx. gewahrt eucb nur! die allerbesten
bat solch ein sing-aang schon besiegt.
Göthb {Fatisi II, 1. veis 71(4) 41,119.
c) der transitive gebrauch schhettt sieh am tngtttn an be-
wahren, verwahren an.*
gewart nAch Urem mute
dax grab. fiauiouat Sl.SS Hohn;
ist PS aber ains aus^wendigen, Tom selben soll man pfand
neinmen, dasz der berrscbaft unib das wandl und dem
i^i-hadharten unib seine schaden guct aei, wolle er aber
lieh pfand mt ausznetnuicn , sol es pfender bisz an den
:ii(en (ag behalten auch stain in den nuesch (du riniw, röhrt,
trog) und wusser auf dasz dach geben , als dan am drilen
tag soll ers dem gericht antworten und Qbergeban, die sollen
< s liarnacb gewaro, das niemand davon acbiden gescbechen.
.andrecht von Kessendorf I62&) dsterr. weisÜi, I, 35, 1; die nach-
fühlen, welche ich von einigen, ehemals in meiner nacbbar-
schafl angesessenen Sängern gab, hatten zum zwek, meinen
freunden zu zeigen wo und wie ich wone und die ansprflche
dieses landes, fflr seinen anteil an der blütezeit alten
teutschen gesanges, zu gewaren. LAasaiBC »«rrcd« s«« jMi«r-
anoi 3, 13.
2) tngtr m umfang, thtr tmiftdehnler m geUrnngiktttuk itl
dit btdtulung vu« animsäHrUrt, gawabr werden.
a) für du maulhttliitulidu fttiedt nad «raif Mtmaim»§n
btUgL duu uigen dkttBt i0Utnuli»n und autk aoMf i "
lügt, die bti gewahr «arden tu hiaktättn mtm.
a) D) die gollae oOt gewaren werdtat {§tM
merdtn). Münchentr kandiekr. Scaasuia t*, Mt.
2» da von kunt vil iubils. wan der liavrl bacbaiti
liule vil gerne; wan ummurzig Hute die miofeo
chorunge nicht gewaren. btchlebueek *o Oberkn.
ß) all ihem« sweri« «r in «rrUi,
theo beim er Im« vertcart«.
Iber kelser tbes cewarei«,
er koB im« an laer« rabtaa all.
voae tbeme i6tb« o«r«i «r lasa des llf.
MWMids/Md »4. 3».
Manelaus gewart« d«s
und ttacli in uf den rioe
das im da« blui dar ui eine
und Ooz uf den »nt. UtaaoaT v. Fbitsaab IMt
Ulis«* d«a gewaria
daz l'arj« slm« n«b«n
beiM g«uum«a dat leban. M&t.
Y) BarUtm gawart« Ab,
dai JAiapbai was navrft. Barlaam 1S6, 4 Pfiifftr,
b) dit ntu hochdeutsche ptriodt.
a) Klopstuck und ihm tick antcklietttnd GOtib und Sciilibb
haben dat uesentlich auf die oberdeutschen mundatliu bt-
tehränklt vtrbum in die ntutri tehrtfttpraehe übtrgeUtUU
heult teheint es geradetu der gewählten spräche antugelsAttn,
mdhrtnd es ursprünglich in drn ntederumjen der ipraaA« Üble,
die belege aut der übergangsuU vom mittelhochd. tut
(limniertche thronik, Kiscbabt und dhnl.) stnä hurftr
eharaklerutisch wie d%t angabtn dtr mjrttfbütktr.
I)) von wdrterbuchern tind et »wr tbtigt tlkmtiitrittlu vom
an fang det 18. jahrh. und einige ntutrt itutick - engltteht, die
das verbum auffuhren ; gewahren eines dings, antwssdverltrt
aliquid Spibs (Basel roü) l&o'; gewahr werden, gewahren,
o6i<rver, aperctvotr, obtervart, antmadtertert. dietionairt du
voyageuT (i7u4)144'; gewahren, fo p<rc«iw, diiMMr Fici 3,179,
ebenso FAHasüiaOcBB 2,326. UiLPsar 3,1,483* uerwttit Haler
gewahren au^ gewahr werden.
2)) der Auytburger überselier von Tiasora ^gtiundhttt dtr ge-
lehrten (1769) beanstandet im vorbenchl (s. 3) einzeln« miiidungtn
det Schweiter übertetters (Füssu.i in Züneh) und unt*r diut»
auch gewahren: es ist doch wohl zu vermutben, dast ai«
(dteieser) bibber von Vervollkommnung, unter die sinne fallen.
Ortern die man vorziehen oder w eiben soll, . . man gewahrt . .
und hundert andern dergleichen neuen hochdeutschen floskeln,
wenig oder nichts werden geboret haben. Hbtmati im Anlt-
barbarus (2,&l) erklärt dat vtrbum fiir obtrdtulstk mnd btlegl
et aut älteren drucken \Viiit.A>oa. Adbio.ic, der du vtrbum
nur aut BLonracBLi /kennt, fertigt et ab veraltet und ■Miadarliic*
in einer tnmerkung nt gewabr werden ab vgL 3, MS. Cabpb
(2,3M) beteichnet et alt ein veraltetes wort, dat vMi fiMea
tchriflstellern wieder erneuert tti,
S)) mundarflir/i itt das «rrhim in dtr Sckwtti und im btiriitken
Sprachgebiete belegt: gewahren, nüt den augtn ttthrmtätatn,
sehen Staldib 3,439; gwara erlticim, yeadkr 9tr4n (Mi
Uibütn in der vtrgangtnn seil gtbrwuU) Toaiaa, AfftnttIL
sprachschatt 247*, g'ware, gtwakrtn, makrnekmn Stiun B*»-
Itr mundurt MT, gewaren (irwa'an CktmgnU gtmtkr mirdtu
ScuMSLLBB 3^ 969: ba'a glei' g'wascbt;
wenn I • web« tmeber) wa' und b4d • «oM« f«*a (f«r«k
fcbuid I e eil au«*«' «s Bü«'d m«'« ■«ad gva'a (giaaür— )b
und wenn uo* tat d« kOebu«° gwa'a.
der mecht* 'n bauen «agng. ftirmsa.
ß) aligemeine rtrbindungen und vtnttniungm, üt gawaWf
mä gewahr werden (s. d) thtüL
I)) dtr gentth dts tb)t€tt$ kUlikkbt» ftwakraa wdk Ümfir
alt dort
a)) t* bnug »mf ftrt^tu aUtrÜmfi iltktm aar mmrig Mrf*
SM gtbatt. GOtbb and ScaiLLsa, Ae für adcUar*« tbjttU ins
gtnetiv vonitken, fftgtn ftrtttn im *€«. an: Fri4erkli der
berzogin den brieff ihr verborgen uberutvorut, data aaia
niemaods . . . gewarel. CaJay 117;
seio (ffeftiors) g«w«br«ad erachrak Oloaedes d«r achlackwa-
b«loki«.
BeacBB diu* ».3M) nt.
b)) in betug auf adcUidk» aijactr. ü* adknuAaaaf eaacrsfer
gtgensUndt wtrd in jiaftrtm Mffea, Ütjtnigt tM aarydi^ea
und abüTOdtn vtrtUUungtn ta dllcrca dtrgtbaUn,
4815
GEWAHREN
GEWAHREN
4816
«)) dieser (der adler), mit ausgespannten flügeln schwebend,
Bebaut unverwandt auf Orpbcus, und, des nahen hasens
nicht gewahrend, hält er den schnabe! geschlossen, eine
Wirkung der besänftigenden musik. Göthe 44, 136 (nachträg-
liches zu Philoslrats gcmälilden) ;
und wie ich eines felsenrilTs gewahre,
das abgeplattet vorsprang in den see.
Schiller 14,375 (Teil 4,1);
als nun des bades langes werk vollbracht,
getrocknet angesicht und brüst und wange,
ging fröhlich iiingend sie ins haus zurück.
sUo veitiel't und so in sich verloren,
dasz sie der blättcr, die ich aus dem dickicht
nach ihr warf, sie zu schrecken, nicht gewahrte.
GniLLPARZKR 2,202 (Sapplio 8,3).
ß)) itetn ob ain prunsl auf kam in seinem haus und ge-
machen, der sol das beschreien, alsobaid ers gewort, und
seins guets nicht ausztragen. (Öffnung von Schwaaz li.jabrh.)
tiroler weislli. 3, 3Gü.
y)) die walilahrenden hatten nach Vorschrift den weg ge-
nommen und fanden glücklich die gränze der provinz, iu
der sie so manches merkwürdige erfahren sollten; bei'ra
ersten eintritt gewahrten sie sogleich der fruchtbarsten
gegend, welche an sanften hügeln den feldbau, auf höheren
bergen die schalzucbt, in weiten thalflächen die Viehzucht
begünstigte. Göthe (Wilh. Meister wanderj. 2, l) 22,3.
c>)) als nun iederman zugeloffen , hat der apoteker seins
Schadens gewaret und den gueten, armen man, der von
dieser ungewonlichen zech nichs gewist, vor der obrigkeit
beclagt. Zimmersche chronik 2,361; zugleich ward ihm das
glück in der zeit einer technisch hochgebildeten, allgemein
verbreiteten und bis an eine (;ewisse gränze gelangten kunst
zu leben, hiezu kam noch, dasz er eines höheren, ja des
höchsten technischen vorlheils in der mahlerei gewahrte.
GöTUE (reise am Rhein und Main) 43,417.
c)) bin sicher nie so keck gewesen
das ich mir solch leut hett erlesen
zu meinem weidwerck, dann allein
als kindtbet dich die mutter dein,
wolt ich umhsehen nach eim schleck,
und thete mich von hinnen wegck,
vermeint noch feruers zfleifahren,
mit meim scliaden thet ich« gewaren,
wiewol dein mi'ilter mich vast warnt,
die dann sehr viel auch hat erarnt.
FiscBARi flöliatz V, 178 neudruck.
2)) accusativ des objectes.
a}) beiiehung auf personen:
«)) wer taub (teer als tauber) dann ihn gewahrt in der freude,
den blinden, der trübt den blick
vor mitleid mit sich selbst.
und du möchtest das wundergebSude, worin die geregte luft
zum laut' wird, den du liebst,
wie gesunken dir denken, zerstöret, dasz nun sich ihr
wallen dir
umsonst naht, und wie stumm
dir zerüieszt. Klopstock (das gehör) 2.92;
und einen ritter, hoch zu rosz,
gewahr' ich aus dem menschentrosz.
Schiller {kämpf mit dem drachen) 11,272;
als sie gegen mir über waren rief Friedricke, die mich
schon lange gewahrt hatte: George, was bringst du? Göthe
25, 354 (dicht. «. wahrh, 10) ;
so sendet gli ich ein rosz
einen boten, der mir's sagt,
wenn er sie gewahrt vom weiten.
iMÜLLNER die schuld s. 8 (Weiszenfels 1816);
wie ich lauernd ringsum spähe,
da gewahr' ich an dem weiher,
der an eure mauern slöszt.
einen schönen holden knaben.
Grillparzer {ahnfrau 4) 2,104;
bleib noch, du mann des bluts ! hört diesz noch, herzog,
rennt nicht in einem lau!" bis hin zum walde ;
der räum ist grosz, und leicht gewahrt man euch.
4, 272 (ein treuer diener 6, 1) ;
erwacht, mit trunknen blicken,
wie wer aus wölken Üel,
gewahr' ich noch im rücken
den Sänger mit dem spiel.
UuLAMD {säiiijers. vorübertiehn) 2,63;
plötzlich gewahrte er einen zwerg, he was Struck with the
night of a dwarf, Fahrenkrügeb 2, 326; mitten in diesem
katarukt von maschinenlürm gewahrte ich das junge mäd-
chen, das Grilli, welches einen der Webstühle zu bedieneD
hatte. J. ScHEiiB Michel 2,167;
die weisen sah ich und der künstler scliaaren
sich ewig mühn, und doch sich nie genügen;
ich sah die höfe sich am prunk vergnügen,
doch könnt" ich wenig glückliche gewahren.
Geidsl juiiluslieder 192;
die königin und ihr gefolge kommen, in der nähe des
prinzen Witte, der sie nicht gewahrt, bleibt sie stehen
und betrachtet ihn lange. Soderhann die drei reiherfedern 45
(scenische bemerkung); wir standen unten, meine mutter
hüstelte, dasz der bader uns gewahren möchte, er lugte
auch zwischen den ästen einmal herab, ohne sich in seiner
schmetterlingsjagd weiter sturen zu lassen. Hosegger idyllen
aus einer untergehenden weit 310.
ß)) reflexiv construction :
mir hielt der tag den spiegel vors gesiebt,
und wie lUnald, gewahrt ich mich voll schaam
jasminumgürtet, schwertumgürtet nicht. Platen 11*.
&)) Sächliches object:
«)) all ding waren wol gerichtet an,
vil zSIten stunden aulT dem plan,
an beider ziehlstatt gspannen auft.
ich gwaret vast der büchsen laulT.
Grob ausreden der schützen Ulsclir. d, a. 3, 244)
(Zöric/i 16.;a;u7i.);
doch sie(//e/ena) gewahrte kaum den schönen nacken der göttin,
und den lieblichen busen, und ihre strahlenden äugen,
so entsetzte sie sich, doch nahm sie das wort auf und sagte:
Böhgeb llids 3,397 (ivoTjae);
wo er lockere pfähle sieht, da musz er hämmern mit seiner
Streitaxt, musz neue einschlagen, wo die not es will, der
mensch sie nicht gewahrt. J. Gotthelf 4,46 (die wassernoth
im Emmenthal) ; er merkte erst jetzt, dasz die reizende frau
ihr spiel trieb, und da er zugleich sein kieid gewahrte,
mochte er der bedenklichen läge inne werden, in die seine
schwäche ihn geführt. G.Keller (grüner Heinrich) 2,225.
ß)) ein in sich versunkener beter in stiller kapeile, der
aufschauend, nahe seinem äuge einen gezückten deich ge-
wahrte, könnte nicht erschreckter sein, als Eugen bei diesen
Worten. Aoerbach neues leben 2,216; die leute in der Stadt
sehn von ihren fenstern immer nur auf die straszen und
gewahren höchstens ein kleines Stückchen himmel. Imhermanh
werke 5, 174 ;
es folgte barfusz das arme weib
durch sümpfe und baumgestrüppe.
bei tagesanbruch gewahrten sie schon
zu Hasiings die kreidige klippe.
Heine (/(omaiicoo) 18,86;
hilf mir, führer, auf den pfaden wie das inn're beiligtbum,
weil man iu der liebe wüste keine gränze je gewahrt.
Platen 2,358 (1847);
sie war kaum zwei zoll kürzer als ihr mann, so dasz man
erst jetzt, als das paar bei einander stand, den hohen wuchs
derselben recht gewahrte. G. Keller (Hadlaub) 6, 32.
y)) sterbliche wissen nicht, was gott tbun wird: doch gewahren
sie, wenn grosze dinge geschehn,
jetzt sein langsames wandeln, jetzt donnernden gang der
entscheidung,
der mit furchtbarer eil' es vollbringt.
Klopstock odf:n 2,128 (der freiheitikrieg);
nehmt ab den schmuck und löset mir die baare,
den Schleier gebt; selbst mein aug nicht gewahre,
das gräuliche, entsetzlich-unnennbare!
Grillparzer (Melusine 2) 7', 252;
wohl durch die verhängten fenster wirft
die sonne neugierige blicke,
doch wie sie gewahrt den allen spuk,
prallt sie erschrocken zurücke.
Hbink (/i'um.mcero) 18,42;
in dem augenblicke, als er (Bodmer) wieder abwärts sah,
gewahrte er eine seltsame scene, so dasz er plötzlich auf-
sprang und streng ausrief : was macht dienärrin? G.Keller
(Züricher novellen) 6, 184; wie oft habe ich mich geschämt,
wenn ich mir vorstellte, wie der herr am frühstückstische
über meine faulbeit und wortbrüchichkeit wetterte und ich
im geiste als ein ergrautes armes sünderlein dabeistand und
demütiglich das kopfschülteln der hausfrau gewahrte, die
ihre heitere morgenstimmung getrübt sah. G. Keller {anRoden-
berg 1881) bei Bächtold 3,469;
es brach sein grollend äuge, der ödem ihm verging
über seine leiche hinweg fuhr könig Ring;
den .--treittvageu lenkt' er auf Erek Harfen.schall,
der hatte wohl gewahret seines bruders fall.
Geibbl, )uuiusUcder (könig Siiiurds brautfahrt) 346.
^i) er fährt auf, beklagt sich murmelnd und hält seine
band für's ohr, man gewählt dieses und liest noch lauter.
4817
GEWAHREN
GEWAHREN
4816
FCtzLiN übeneliuny von TiuoU 'gaitnihtU dtr gtUhrttn' {Zürich
1708) 2«;
Wi-nn Ich't recht batrichicn will
unü tt arn>l gewahr«,
•tebl vielleiclii du tll«« tllll
unJ Ich ftiber fahr«.
CAtiii (der neuii Coptrnlevi) 9,61.
«)) to nrar aiicb er (lavater) . . durch die ncbarf-znrle be-
merkiingigobe, die rr erst iiui naturtrieb, aur obenhin, tu-
fallig, dann mit flberlegiing, TortStzlicb und geregell auiuble,
im bOrbülcn grada geeignet, di« benondrrheiten einzelner
menachrn zu gewahren, zu kennen, zu unterscheiden, ja
ausxusprpclien. GnrnR (dieliU u. wahrh. ig. buch) 48, U&: als er
nun über weiter in Yitlore drang . . . grwahrle er eine un-
beugsaine strenge. AignsAi h nrurj /r6<n 3, 113; er gewahrte
ort Unordnung und unsaiiberkcit. l,}2i.
t})) hier g(wahr(< man den bezug des enkels zum grosz-
Toter, des »pttlgehorncn erbon zum überraschtm zürtlichen
»aler. (;ötiik {dhan) 0, M9; als er jetzt diese eigenheil (&#i
verschloutner thärt nicht tchlifen ju kontern) wieder gewählte,
inuszte er über deren sinnbiidlicbo bedeutung lächeln. Aoia-
aACi i\*u€s Ubtn i, 348.
8» vbjtehdlte:
a))wi>rili'n wir nicht noch kennen die waUe Vollendung
Krin hUi.liitr kun<t? und den aus.ichinuck In der neuern?
nie KCMaliien, nie hoch der wage
»ollera »chalo «ich hebt. Klüp^tOCK odeu (Dclfihi) 5,71;
wer sieb in Untersuchungen über die deutsche sprach« be-
gibt, und dann aushult, wird mit Treuden gewähren, wie
das Wesen und di« gescbichte unseres Volkes io den eigen-
«cbaften und Schicksalen unserer spräche sich spiegeln.
J. Gaia« gramm. 4, V [ntudruck); Kugen gev«abrte, «ie aue der
Tennoderlen Turcht eine zabe bartberzigkeit der sogenannten
höheren stünde f.egea das Tolk aurgewachsen war. AiEasACB
neun Uten 3,202; E. gewahrte, wie seine gedanken dem
gefahrten über das meer folgten. .>, 24; als die sibule wieder
liei;ann, gewahrte E., was es heiszt, eine geistige arbeit . .
eine zeit laug Terlassen zu haben. 3, bi.
b)) da aber der wolf gewnr warde, dusz im sein rat so
wol ersproszen hett, er ward frölicb. Augsburger ehronik des
B. Zink, J. itddlechroniken 5,229; bis man, nachdem man ihn
gerufen und nachgehniids gezerret, endlich gewahrte, dasz
er alle bewegung und alle emplindung verlohren. I-'üszli>
Überleitung von Tistols'gesundheit der gelehrten bS; nun war er
gewandt genug um einigermnszen zu gewahren, dnsi hinter
diesen lolihelen «in gewisser sinn verborgen sei. Götbe
{tag- und Jahreshefte) 31, 240 ;
bald gewahrt er, da» In dieser grosien
staut nur wenlK« muselm&nner haiisrn,
ja, des fcueidivnsis altire >ielii er.
Platin 4,237 Abasiiden;
{ich) gewahrte, dasz sie {die amorflügd] von blauem zindel
waren. Auerbach neu« Üben 3, 32S; erst jetzt glaubte er zu
seinem schrecken zu gewahren, dasz auch Fides unter den
frauen gewesen und wie ein schatten verschwunden war.
G. KiLiER {Hadlaub) ü, 67; sah mich jetzt zum erstenniale mit
oITenen hellen äugen in der weit um und was gewahrte ich?
dasz die well nur eine grosze schwindelbude ist, in wel-
cher die dummen den klugen den saldo bezahlen. J. ScntBR
Glichet 2, 6.
c))kreuilahn], geknebelt hang' Ich steif am weldenxweig.
entseiit gewahr' Ich scharfgeweiit das mesfer nahu,
des grauser tchniit hInralTen soll da« sweigelela.
iaaBRHAitt« {ijvitnlne 3) tl,87;
durch dornen und disrch buscbwerk drang Ich kOho;
und bald gewahrt' Ich, liugs vom w.ild umfangen,
In hoher hall' ein scliraledesreuer glühii.
GiiBSL gedieh tt \9i.
y) eintelne charakteriitische terwtndungen.
\)) die einfache sinnliche Wahrnehmung kommt am verbum
ebenso H-ie an gewahr werden in der Übertragung auf die
thiertctU sum ausdrurk: die fluszolter, sehr fein witternd
und vernehmend ühertrilll das meiste haarwild ao scharfem
gewähren, v. TarncK.i vaidm, praet. \i!>; gewahrea heiszt so
Ticl als sehen. BhuiEn forstl. reallexieon :<, 853,
1]) das unvollkommene der Wahrnehmung wird geradt hei
unserem verbum gerne hervorgehoben: denn unten in einiger
nahe gewahrt man etwas von der mauer desselben bei einer
kapelle. Morhk (nidler .Vc</en) 3, 12;
doch nichts gewahrt er.
als die naldi^e scblurht tu relueo rö5ien,
ein uneadllch meer vou gritnea wipfela.
tisiBiL, jHniuelMer SH.
hiehir gehöit auch iit belithU Mthtniuf mit in »tfakuu-
pailikel: die nenscbrn sind iiuth ik uanUkkto htiiO'
gungeo de« erscbeinens dergeaUH oklirt« 4»n »i« 4m eio«
urbedingende nicht gewahrea kdaoM. GATut {WUh.MHä«t$
wandtrj. 3. buch) 23, M«.
3)) die nebenbedeiUif§ in •rfobrra« (»fl. genakr wttim
ip. 4774):
wsno solleo wir dl« wahrssgua« gewahr«».
und «acbaa, was wir scblumaisni la tedicbut?
fiAitt 2.14 (1347).
GEWAilltEN, mb, tertchitdnu «Maa«, «m inn ttmt$
für die neuhnc' .eutsche pertodi kaum Mtk i* htlruk ktmmf,
haben sith in drm terbum, das dem svlsf. gtwibr aur ante
$leht, lutammengefundtn und in ihre» heieuinngtn theilmtiM
gtkrtntl.
l) am sichersten tostulöun ist das mhd. gewero, iurtrt {aki.
werin Gaarr 1,93«) mhd. r(. 3, Ml*. Lixei i,9«:.
3) am sehwitrigsten absugrenten ist du teriaUbUitnnf tm
wahr; aUhochd. ist gawdrian «iii gawArla belegt Gaarri.KS;
mhd. gcwa-ren mhd. wb. 3, ^23^ LexiB 1,977. nhJ. iti be-
wahren an die stelle getrettn, et ist hier «or allem fr^gUehf
ob die bedeutung des wartet so tingtsehränkl mir, vir iit »trttr-
büchrr angeben [auf beweisen, probare) und oh »ühl tklmthr «as
der allgemeineren grundbedtutung manch« oerwtninwfn ah$it-
UUen sindf die man bisher in anderen tuiammenhanf s« ileüen
gewohnt war.
3) althochd. gewerien, vettire {tgl. Orraio). Üe /"^PP* ^ '■
der iUeren spräche schon spdrUeh tnlwickelt und komwst für iie
neuere wenig mehr in betraeht.
4) auf der bedeutung ton 'leisten , erfülUn , betaUen' he-
ruhen die meisten Verwendungen de» urhuwsi. iiku hepiffe
bilden namentlidi für die neuere spräche die gruniUf« iet leben-
digen gebrauches und den auigangspunkt ununlerhroduner meiler-
entwickluiig. es ist wahnch-inlieh , iass iiete *• fcsdUctani
erscheinende gruppe auf zwifspdUige wurulst turüekführL ei»
theil der vei Wendungen lässl sieh ans der 2., ein anderer au» der
3. gruppe ohne suang erklären; eine Vereinigung beider rieh-
tungen war jedoch schon in der althoehdeuttehen perioie tttt-
sogen und halte in der farblose» parallele faeere »^ giireren
ausdrurk gefunden. vgL Gaarr I, 942. mhd. mb. 3, 583*. Lue*
1,988; naclUr. 2u8.
h) nach allen seilen abgeschlosun ist die gruppe, i» deren
mittelpuukt der hegiiff der rauüo steht, die iltetten belege
lassen deutlich die anknüpfung an das mast. gewere {der bürge)
hervortreten, es vt nicht bloss die rechtssprache, die dieses
terbum hegt und weiterbildet, auch die allgemeinrre Itllerttur
nimmt daran theil, und noch die spräche ScuiiLEia weist seine
spuren auf. die wörterbüelier lasten diese gruppe unter de»
definitionen, die sie unserem veibum tu theil werden luten, unter-
hdUni!.mdssig stark hervortreten.
6) viel umstritten ist gewahren lassen, nicht alt ob die heu-
tige bedeutung nicht ihre erkldrung ohne swang *u» m»naif-
fachen Verwendungen namentlich der 4. gruppe f4»de, iie iUette»
belege jedoch, die aus niederdeutschem tpnehgehilt ifa8iau>«,
weisen auf einen andern ausgangypuukl turütk, f in» eiste
engere bideutung zu gründe gelegt werden musu ent ipHtr kat
sieh dann durch beeinflufsung teitent der andere» gruppe» int
heutige gebrauch hei aut .ebüdet.
GEWÄHIlEN I, trr>t4rklet wihren. ffL «eiio, auaerr, frr-
manerf, subsistere, duiare Gaarr 1,939. der elfmthfiitkt tw
sammenhang mit wesen, der tehon foa Gaarr kttterpikahem
worden, bedingte sundcJist die tortteUunf eiaer imienmtt» fent
der esistens. durch lelatire eintehrinkua§e» fcayaMlw wmi
localer art entwickelUn tich dte bedeiUm»§«m in iämm vd in
riumUchen erstieckunp {letttere m Mcrrcicft. MMkiaara).
anderer art tsl die absmeigunf, iie 99m in «arsIdlBay in iatnt-
siven eiutent tu dem Mr^as «ehren, gewekreo (t. i.) kiatUr
/ührL die rerbreilun§ de» mntes pehirt mehr der iltere» tpneke
an, es eneheint sum erste» mal ia der LeiJe»n h*hd»ekn(l ie»
WiLLiaAM als tünante zun puudwnt {»\ di« wiia ao ^la w£r-
Hebe vinstre werel. 4ltj9;h*nis«hrift A: gewared). roa ttittn
büchern der neueren tpraehe miri et bei KiLUR (K 4*: ghcwacres,
durare, firmere) und HiRitca I, I3M pehntkt (gtwchr««, ies-
rare, ßrmare; MaaLta m* führt «ar He ptrtit^iaifnm ge-
wahret «■). MS laufe ie» n.jukrk. Mit ia» »t$amstne»fnettl«
mort funs wiedn fcyea i»» §r»»iiimt tmrüek, iem autk die
ueueren peirttcipialfnmn (bat gawikrt eie.) »usumetsen tini.
uertuche neuer »uffrisdtun^ bei Tiaci mi tkne nfolg gMi^en.
4819
GEWÄHREN I (dauern)
1) die grundbedeutung : daz zitlich ist grocz wan der
mennish moecht an daz nicht geweren. Leyskr altd. pre-
digten 8,2; got der tuet uns wol unt hat uns manige gäbe geben,
den regen, berndiu iar. win unt oel. unt körn und andere
hiife. an die der mennish Hiebt geweren mach. 8,5;
dö der pialTe Amis gewerle
drizec jär in disen 6ren,
dö begundin got beiieren,
daz er die lügene verswuor. pfaffe Amis v. 248S;
nach der golbeit bist du {Jesus Christus) gewerende mit dem
vater unde mit dem heiligen geisle. du bitest unde gist:
davon nach diner bete muoz geweren nach voigen. David
VON AüviSBURG von der Offenbarung und erlösung des menschen-
geschlechts {zschr. f. d. a. 9, 41);
was brauchen wir euch und euer geschicli?
so tönt von der erde die antwort zuiücii,
wir Ivönneii euch ohne gram entbehren,
wenn wein und liebe bei uns gewähren.
TiKCK {Frnni Slernbaids wamicinngen) 16,238.
2) die abzweigung nach der seile von gewehren; sie läszt
sich erklären aus bestimmtem Zusammenhang, in den die grund-
bvdeutung gestellt ist.
a) absoluter gebrauch:
dö miiost er von not Valien,
er moht nicht lenger gewern. kröne 82";
da sie sahen, dasz sie nit geweren mochten, da lantten sie
die gloggen über ain rat und über die, die darzu halfen, und
schickten zu dem bischolT und patten in, dasz er sich ir
annem und in hulff. Zink Augsburger chronik, d. slädtechr.
5, 103.
b) relativer gebrauch:
do ne mohte er niht mere
geweren vor dem kinde,
er stach in ulsö swinde
von dem orse üf daj gras
daj im der spräche zerunnen was. Wiqalois 3021;
niht ist daj da \or (vor (Irr wunderbaren lame) gewer,
hörn, stein, noch isengewant,
man steche; dardurch unz an di hanl. 47!>0.
3) eiiischränkungen der grundbedeutung durch leniporale und
locale bcstimmungen,
a) die Vorstellung der dauer.
a) allgemeinere angaben:
ez liunde langer niht gewern, si muosen üannen varn
Rüedeger der küene künde wdnic iht gesparn.
Nibelungen 1630,1;
wen sin voimundescaft geweret nicht lenger, wen als daz
gerichte geweret. Sachsenspiegel 1, 47, 2 Weiske; wen de sin
vormuntscaft ne weret nicht lengere, wenne als dal gerichte
geweret. Homeyer; do dise früntschaft etlewie lange gewerle,
do koment sü zwene mitteinander überein, das der edeiman
sein geselle der solle mit der jungirouwen fründe reden
von des koufmannes wegen umb sü. Nicoi.ads v. Basel 81
Schmidt ;
wie lange soll ich armes kind
der Seelen ruh entbehren?
wie lange soll der stiirm und wind
des herzens angst gewähren?
Paul Gerhardt s. 253 Gödeke;
und solches hat nicht nur ein kurtze, sondern eine lange
zeit gew'iret. (1616) ausführlicher discours und bedenken eines
teulschen katholischen palrioten, bei Londorp acta publica 1, 245';
weilen diszer markt Weiz vermig der an vor nach lengs
beschribnen kai. könig. und laiitsfürstlichen freiheilen jär-
lich zwen freikürchtag hat und an sonntag misericordiae
domini ... auch am sonnlag vor st. Caihorinatag gehalten
worden, ist damallen, so lang die freiung gewert und ausz-
gestöckt ist, die maut alle doppelt, (banntaiding zu Weiz Vi.jh.)
österr. weisth. 6, 19U;
man mach vil woi haben gut,
ist da; man rehte da mite tut
unde sich ie des versinnet,
da; man es rehte gewinnet.
80 wönet der arme wQcherer,
daj ez immer gewer;
diz va\ii in wol beiriegen.
Krolewiz Vaterunser 4446.
ß) genauere Zeitangaben:
noch habe wir des leides märe
mit kläglichem söre
daz uns daz alter danne git,
i-ö ieglicb ding Ane zit
bäüiu gelebt unt gewert. warnuni) 2321;
die wisen jelient und ist euch war
daj kein uniuu;e nie guwerte niht drizec jar.
JoiiANs VON Rinkkisokro miiiiicsäii ' """
Bwerte nnii urizec jar.
BÜRO miiiiicsäiiyer 1, 'SM' Ilagen;
GEWÄHREN n (wahr machen) 4820
kein stxtekeit diu mac gewern
86 lange so din hoher pris.
Ko:<RAD V. WoHZBURG goldene schmiede 58;
also ward daz arme schaf vorlorn. daz gewerte wol sechste-
halbtusint iar. biz der almehtige got geborn wolde werden
von der reinen und von der ewigen inagt sente Marien.
Leyser altd, predigten 64,3; und do dis wol vier jor gewerte,
do viel der koufman nider und starb. Nicolads v. Basel 79; do
daz gewerete untz noch der erne, do zugeten die burger us
mit gewalt und on allen widersatz. Closener chronik v. Strasz-
burg, d. städlechron. 8, 86 ; do dirre krieg uf drü jor gewerte,
do kam herr Dieterich von Berne gein Rome und wan er
künig und herre was von eines keisers wegen über Rome
und alle lant do umb, davon wart er gebelten, das er
einen friden mähte zwüschent den zweigen bebesten. Königs-
BOFEN d. ttädtechron. 9,525; do dise missehelie und krieg uf
umb das bistum gewerte me denne ein jor und nüt kundent
überkumen umb einen bischof, do schickete der hobest
einen bischof gein Strosburg, einen Walich genant Johans
von Lyne, den miiste men zii Strosburg nemen. 9, 675; do
nun dirre krieg vil bi ein jor gewerte, do wart er verrihtet.
9,807; zum achten, setzen sie ferners für gewisz, dasz
disz regiment oder reichsraht, länger nicht , als bisz in das
1530. jähr gewehret. Londobp acta publica l, 10';
im sommer must ich körn und liew
ein führn zum futer und zur sirew,
fuhrt holtz, stein, wasser spat und früh,
het weder nacht, noch tag kein ruh,
und was allzeit das willig pl'erdt.
das hat nun zwentzig jar gewehrt.
ß. Waldis Esopiis 2,282 Kurt;
diese Unordnung gewährte zwo nacht. Abele künstliche Un-
ordnung.
y) nu gebt uns einen vride her,
die wil daz dirre tac gewer:
der vride sl och dise naht.
Wolfram Parzival 412,26;
ther keiser viel zuo there erthe.
er sprach: 'wole thu himeliscer herre,
ther tah theme geweret uns niht {ist nicht lang genug)
nn sende uns, herre, ein lieht,
thaz wir thie räche thä genemen. Rolandslied 6992.
b) räumliche erstreckung : item werden hernach weiter ver-
merkt die wandl und desz gerichls gerechtigkeit zum gschlosz
Vestenburg, und hebt sich selbige an auf der strasz und
gewehret bisz zu des herrn pfarrers hadstuben. (banntaidings-
artikel der herrschaft Festenburg) österr. weisth. 6, 97 ; item in
Miigenthalpach, item ein pächl in der Pükherei, eben wellicher
sich anfangt bei des Neupauren hofT und gewerth bisz an
die Saffen am pächl unterm schlosz. (bann- u. hoftaiding zu
Neuburg 16. jahrh.) 6,128; esz hat auch kein lantgericht in
den purkfridl einzugreifen, so weit der gewehrt, (freiheilen
und rechte von Gleisdorf ll.jahrh.) 6,216; alsz weit der purk-
fridl geweith. 217; es hat auch ein propst zu Ohedach
imer zue nach der Gnädnitzen aus bisz zu dein schwärzen
pächl bei der Cateill zu vischn und sonst auch als weit
dann dise pigmerk geweren. (grenzen u. freiheilen der propstei
Obdach U.jahrh.) 6,282.
GEWÄHREN II, ableitung zu wahr (s. d.), gewahr sp. 4759 /f.
1) für die allhochdeutsche periode sind mehrere formen und
mehrere Verwendungen dieses verbums anzumerken. Graff 1, 923
führt gawärian und gawären, verißcare, probare an, beide vor-
wiegend aus NoTKER, es liegt aber aller grund vor, auch die form
geweren aus Notker hierher zu stellen.
a) die bedeutang ^beweisen, bestätigen kommt bei Notrer in
seinen abhandlungen zur logik zum ausdruck; es finden sich
hier gawären und gawarian: sillogismus netriuget. übe er
legitime getan ist. so ist er legitime getan, wanda er in
dialectica tria membra haben sol. taz tero zuei s6 gewäriu
sin. daz iro mannolih iehen muge. unde siu ein anderen
so hafteßn. duz siu daz tritta gewdrßn. ioh J\ne geübt. INotker
(Boethius) Haltemer 3, 9!)'; approbatio, mit tiu man diu pro-
positionem aide diu assumptionem gewärit. unde geloublih
ketöot. de syllogismis Hattemer 3, 554'.
b) mit der unter gewahr (sp. 4763^.) aufgeführten bedeutung
berührt sich die lieichenauer glosse zu 1. Samuel. 20, 16 pepigit
ergo, kisazta avur edo kiwarta (also machet Jonathan einen
bund mit dem hause David. Luther). Steinmeyer-Sievers 1,411*.
c) der bedeutung nach lassen sich gewisse Verwendungen
hier einreihen, die in ihrer weiteren entwicklung auf gewähren IV
hinauszielen: so ili in alliu diniu gebot si^ho. unde ih siCt
alliu fore oüigon habo. dür uinbe daz ih siu geweree. Notker
.«a-
4821
GEWÄHREN III (vcstlre)
GEWAHBEN IT (Icwten)
4822
tu ptalm 118, lu; (lln geiiflda birro cliome über mib, i»t ih
dliiiii munduta geueren miige. 118, 41; in minero wliuo
neccleiia. dm io allero werlle i*l kcwrren ih inine iniheiza
{volu mea ftddatn). -Jl, 26 (die begeiiid« min ul icb cebiD.
Trtbnititr piulmtn; icb wil meine grluhile liezalen. Li,Ta«a
p$alm 23, 2H); er gewent aNu er geliülzel. uinle leodel itneo
tun. 11,7; einest twiiAr ib. daz ili keHerela in niinrmo
helligi-n tune. 88,86. uir nahe du btdtutungtn ton iflwtbreD
(IV) und wahr machen hier $iih berühren, :rt</( der gebraiuh
t n wahr machen für die erfSillung rinet wumehit {urgi
^ciiitKLLKa 2^066): 10 er deine hiile liiSte gewähr macbeo.
AuRAHAH A. S ClARA, tgl. ScilVKlLKR 2*, 976.
2) für die mittelhoehd. ptnode wird 'beweiten als kaupUn-
deulung — und swar vorwiegend aus juristitchtn quelitn — aii-
gefUhit vgL m'id. wb. 3, 6'i9'. LexKa i,9'7.
a) dai wart gewsret ine ipol
an dem Juncherren.
K0NII4D T. WDaiaiae trttf. krim I474S.
h) kampes mach ok en man sinen magen weigeren, of ae
beide mage ein, dexte he dat leWede gewerc uppe'o hilgm,
dat le alxo na muge sin dal se durch recht lo aamene
nicht veihtcn ne solen. Saehn-ntpieiiel I, ort. 63; singende tugele
aver . . unde hracken mach man wol gelden mit encme irme
gelikea, die also gut si, o\ man 't geweret nppe'n bilgen.
S, 47; undr hitet eines rechten urleiies, wenn he o>ler si
daz peueren wil uf den heiligen. Freiberger ttadtreehl eap.io
f 4 Ermi$eh; \*l abir he daheime niht gewesen, unde kumit
aln sinnehute in daz dinc.unde wil dai geweren, daz
he zu der cit niht daheime were, du man im vorgebut, so
mac in der voit nilil gepfenden. tap. s, S l. diese formel
utid noch bei STiMia 2416 angeiog.n. in dieser engeren be-
dettlung und juristischen Verwendung findet enge berührung mit
dem tu gewühr, eautio gfhöriqen rerbum statt, vgl. gewSiiren V.
e) fM breiterer grundlnge hebt sieli das folgende beisptel ab:
Ir lib«n rruiidlii, neroet war,
mag irli nilit alle ituade gar
geliHden al:ifl Icti wäre
noidoirilg. In der iwvre
wil teil min deii jedoch gewem,
dat it dl« wlla mui mbern
gemachet und« der (eiiriekalL
letii'H iier lieit. Elisaheth 1633.
3) in der neuhochdeutschen periode drängen sieh lusammen-
tetiungen mit anderen prdfixen in den Vordergrund, so er-
wahren, erwührcn t';{. thtil :i, 1041 und noch mehr das von
LoTMiiR begünstigte bewahren vgl. theil t, 1762. für unser wort
kommen neben einselmn fällen lilter arischer ausfirahung {vrrgl.
Stiklkr 2416) nur «inipe ältere belege und einielne verdeckte
spuren in bttracht.
a) ja, mein edler Dietrich von Kern,
durch dien kampT wil ich gewern (pewern in dar hand$chr.
vitl. Gölte im neuUiuck)',
ob ir oder mein gmalipl weit,
der kflneit helt sein suT der ert.
H.Sacii» iler hörnen Seifrid 010 Tiitmann,
mit dieser verwindung stimmen einige ältere belege von gew.lbren
lassen (5. VI) überein und IIky.'«b (d. möilerb. 1,1161) inü/i/I
diese formel an unser veibum an : (er) laase mich gewähren,
üb ich dem Avaro . . nicht eben so viel geld . . zuwegen
bringen mögie. Grihmiilshausbn Stmp{. 2, 147.
6) nu quam ik legen ome {Cnrislum) gao. he sprak, ik
wil di des gewnren, ik wil tu mmem vadar varen. osterspiel
207 Schönemann.
GEWAilKEM III vestire. gegensatt enlw3hren (aus dem b*-
tUt selten) Viil. tlieil 3, 644.
1) aus Otfrio ist noch Jit ünnlieki grundbedeiitung dt» Mr-
bums belegt:
ihoh ni brl»tU in the« fzi waru thoh ginuages),
ni sie sih ginerien joh scono giwerien.
Orraio 2.22.11.
tueh später begegnet die Verbindung von geweren und gcneren
oder von geneien mit dem subst. grwere sehr häufig.
2) die übertragene beäeutung findet ihre hauptsächliche Ver-
breitung in der rechtssprache und hier ist es kaum mögltch, aie
hierher gehörenden beispiele ton den :u gewAhren IV tu rechnen-
den SU sondern, am sichersten hissen sieh loslösen: unde be-
beldet he daz also in gewalt unde gewere iar unde tac
ane anspräche, su ist ienre ledic, der iz ine uf gap. wrnd
he bat in geweri unde he bt-beldit iz. Fretberger ttadt echi I,
§ 3S Ermisch ; er sni von uns den scheiTen in daz dinck (ul mit
recht gesazt und gt-v«rrt werden, comownlar tum SchKaben-
IV.
ipiegel M HaiTavt ;ah; and g«rt ao ein urttil ta bertaro,
ob luin beere ala lang« gerlagl und gewarl beide, du man
in aelteo und geweren solle io Arntpurg dt« karg. (I3«tt to
Haltaus 7M; se(<eo und |e«ercfl io «lo galy
fundi tradttt ScMiLTlt 114*.
S) lu der au» dem ukrtibftrkekr dtr tpdltrtu »eil
den betleulung von »ewibr •» utkuadt tUlU liek abfffwAbrM,
im l>ergwerk so viel als abacbreibrn. te$to*att «oo tuf-
wubren, zuschreiben vgL tkeU \, 4«. pgt, fhewetren. fettttnlHM
KaiA.i K4*: gewahren, rnlertnrr (i« Knli mmm) Boateio-
BüXTuarr 2t3'. hierher gehört wol tuck:
tum ihorao (taug Ich) Dicht, der anf ela fald vos Ikraa
jedweden körn- und »irohelni loll für soll
vorgleietian. meitao und gowaitreB,
nur olebi entbUlieo »oll.
Tneaiai rW<««.KIt (ItM: T.ttK
4) unter gewihren IV werdtn rerwendungn »ufgefMrt, <•
denen eine annäherung an die bedeutung 'la bnitt t'Uen' ua-
rrri^rnnfrar ist. diese beruht in nnigen fälUn enluh tden amf
secunditrer enlwicklung ; in anderen telunU das fragbck. $» M
tielleicht hierher tu tiehen:
bau du din gichotz dann wol bereit
und kamt wol »chinn.en. wie man eeil:
bist du Her kun«i KwArt und «o gechwlod,
*o mags uiei scinden diueia kind.
Hurr Uli- 11, Hr lriif.,.,iet t7l BddiltU.
GEWÄHREN IV. die bedeutung 'UitUn, trfkUtn, bttakU»'
hat tirh als die entwicklungsfähigite unter allen erwitun. s-e ist
im Stande, eine mannigfache und reit ausgreifende retkt von
Verwendungen tu einer grui>j<e tusammentuuhltetitn , /ar dtt
heute im sprachbewHSitsein nn gemeinramtr inkalt l benäig meittr-
lebt. für die miltrlhochdeuliche periode kommt wsekr äat eta-
jttche wem in betiacht, auf dessen kosten di* mörterbücktr a«
unrecht die belege für das pari. präl. unter nüht.« rerftitai f«-
buclit haben, vgl. mhd. wb. :<, 583*. LkSie l,M8, nacklrag m.
die neuliodideutsche peiiode hat da$ vrritdfkle verbum durWkf»-
führl, das steh einen bevuriugleu pktt in uuterem neaemi
wortschatt erubert huL
1) vorleben in der nUtren spräche.
a) die allgemiinste und umfissend'le bedeulunq itt nalürlitk
nicht die äUeste. sie wird freilch schon in den glosstn dar-
geboten: facere giweran, geweren. glosstn tu J. Sj/rath. STti.%-
■ KTBR-Sii-viias I, 363; lecd giwerelu, giwerata {glossem ««
Gregors homilien) -i., tM. in der älteren UUeiatur ubermtegt^
wenn wir von den unt,r ge^aiiren II II () amgeführit» uer-
wendungen absehen, die Verbindung des verbumt mit einem ecca-
latir der person und einem genettr der sacke, eine eowtlrnaiw,
die dann im laufe der rntnicklung huld die eine bald du undtn
nähere bestimmung aus dem susummrnhange erraUitn Ustt tdtt
gans absiieift. falls man für diese woitveibinilung e»< in ailfS
verweudunfjen mtreifende yemeinsamt bedeutung suekt, tigik*
sich die, von 'beftitdigen, su dieser nürde jedoch der ftvutm
des sachlichen objerles nidit stimmen, da hier vulmekr ein ia-
t<rum<-R<al iit ericurtca wäre, der trinerteitt ertt tpdtn und ia
ttcundärir enticicklung nntnU:
der al.«ä guoie< wibet gert als ich di g«r,
wie «II Uer lugende hatieii »olle!
nOn hin ich leider nUii aimiie leb sU gawar
wan oba ein lüiiel tou mr wolie.
WALTMia M.Jw UM'itre hriMfUt« vfL W».
tt lassen tich tudem twei gebrauektwevn tekeiden, ein* la der
rechtssprache wurulnde und ein* der tUgem tnea UUeiaUr eUl-
noniiiiene. die entere »eist du engere, dte Utitere du wevkrt
bedeutung auf, die t4ck unter d*m Hnßust dtt t«t««aiM*aafas
umbildet.
b) die r.chtsliUtrutur Ut dii Meafaaf i«a *hetMkln, n-
frirden stellen' amsgtfrdgl und du» UtU ttdk «n der *ead des
sächlichen genetits am rheiUn auf g«w|hr«o III, untere, is *»-
ttiz setien xuriekfukren.
at mit orCMiade der person und geneUt dat a^fetHt:
\\) vnz daz er Qa giwerl Incr aurrb«« g«IUs oitt Hat
ood dri^ig niaii-b • Ibera, swtnn« «r «<i«r kaiuar aiacr Mck-
koinmen, una aide unser erbin te einer lo«ang deatellite
pfandia feuert., au «ol daszeih« phanl «on aoa ledig tia.
Sl. G'ali'r «riande r«n im, ZtiLW-CKa I. I.V3.
2)) du meisten baeg« tttgtm das z«Mniaienfc»a(st« ^aeieril«*
od<r das rerbum im der foituiptaVotm dr% px*$ita, ta ds^a <•
nicht mögiek iil, du kaUg* fir wrro nid gewem «aanacadir»
suhalten: ich Htmuo r. iteuteoberch rcrgib aad l4n cboot
3u3
4823
GEWÄHREN IV (leisten)
GEWÄHREN IV (leisten)
4824
mit discm prief daz mich der ersam man her Hainreich von
Chünigswisen . . gewert und beriht bat der secbcebn marcli.
{Lack 1347) fönt. rer. Auslr. 2,35,286; unz daz Johanz der
Kretner, old sin vatler, old Heinrich Stanner gewert werdent
ze Burgdorf vierzig march silbers. (1297) arcMv für öster. gesch.
6,160; ich Uireich Scbiiich vergib ...daz ich ... gar und
gaenczlich von des gotsbus wegen von Frising verriht und
gewert bin aller mein dienst. (1323 Waidhoven) cod. dipl.
Austr. Frising., fontes 4,25, 129; und gegeben haben den ersamen
geistlichen frawn . . . umb secbtzig pfundt und zwaibundert
pfundt haller, der wir genntziich betzalt und gewert scind.
(1860) monum. boica 16, 42.^; ich Aigelwart von Valkenstain tön
kunt, . . das ich im (Conrad) Margarethen, Hansen des langen
tubter von dem Büchinberg, sines suns Hansen des migers
elichQ wirline, die min aigen von dem übe ist gesin, reht
und redelicbe bab ze köffende gegeben umb vier pfunt Stras-
burger pfennig, ... der ich .. . bin gewerl. (1388) zs. gesch.
d. Oberrh. 7, 165; um fünfü und fünftzig phunt phenning
guter und genämer, Costentzer müns, der uns der vor ge-
nant berr biscbof Ulrich an barem gezaltem gut n&ch unserm
willen gar und gäntziich gewert bat und Ijerihtet. {Konstant
h.juli 1348) 11, 410; und ist der kouff gescbenben umb
zwelff pfunt guter genemer haller, der wir vollicüch von in
gewert und bezalt sigen. (1394) monum. Zoller. 1,322; war
aber, das der vogt und der probst oder ir anwält zu ainem
pauman kämen und daselben nicht so vil funden, das si
baide gewert möchten werden, so sol der vogt vor werden
gewert, {stiftsöffnung von Absani 15. jahrh.) tirol. weUlh. 1, 206 ;
80 rniigen die egenanten stet von der Juden wegen ire
pfand wol an greiffen mit verseczen oder mit verkawffen,
und auch sie, oder wer in derfür gesprochen hat, auch an-
greifen und pfenden als lang, bis sie hawbt guts und Scha-
dens genczlicben gewert und bezalt werden. Strombr chronik
von Nürnberg, d. ilddtechron. 1, 118.
3)) aut der allgemeinen litteratur :
si pflägen zir gewinne
harte vremder sinne,
dehein koufman bete ir tite,
ern verdürbe da mite:
da wurden si riebe abe.
si entUhen niemen ir habe,
in enwxre leit, ^ait er in. . . .
da entlihen si stiche unde siege
beide mit swerten und mit spern;
desn moht si nieman gewern
vol unz an daj halbe teil:
des wuchs ir €re und ir heil.
Hartmann v. Aüe luein 7206.
ß) elliptische construäionen.
1)) ellipse des sächlichen objeetes:
hästu den marnsere gewert.
Ulrich Tristan 899;
swem man vor geribte sine gulte wettet, der sol warten,
unz daz diu sunne under g^t, ob er ein gast ist. und Ist
er nibt gewert, so sol im der rihter ein pbant geben vor
naht. Schwabenspiegel c. 252, 5 Gengier; der almehtige got nimt
alle tage ein vil michel schar von dirre werlle, der jeglichez
schuldic ist ze geben zehen belbelinge. unde swer ir nibt ze
geben bat, der muoz ^wicliche verlorn sin. swer ir sibene
oder niune git, der Ml niht gewert, wan ir suln zebene
sin. Berthold v. Regknsburg 1, 264 Pfeiffer, andere beispiele
s. unter 2).
2)) ellipse des persönlichen objeetes: ez gwert wol ain jeder
man auf sand Görgentag mit gueten wein sein perkrecbt.
{rechte des stifts Göss zu Romatschachen ih.jh.) österr. weisth. 6, 165;
vgl. oben gewähren II.
y) hieran schlieszt sieh der absolute gebrauch: er hab der
slat untreulich getan und unfreuntlich mit geweren und hab
der stat ir guet gestollen. Augsburger chronik des B.Zink,
d. städlechroniken 5, 462'.
c) die allgemeinere bedeutung in der alleren litteratur,
a) die ältesten beispiele:
tlier gotcs geist, ther mo anawas, tber gihiaz imo that,
tliaz Ki'ist er druagi in henti er sines dages enti;
er tothes io ni clioreti, er er then drost habeti;
thiu wihi gotes geistes giwerota inan thes glheizes.
Otfrid 1,15,8;
des keböre mih. des kenere mih. Notker zu psalm 26, 8
Haitemer 2, 9t. es liegt kein grund vor, für die erklärung zu
einem anderen ausgangspunkte zurückzugehen, als er für die
rechtsformel gegeben ist. die verschiedenartigkeit und dehnbarkeit
der bedeutungen liegt hier in der gröszeren mannigfaltigkeit
der sächlichen objecte.
ß) dies wird auch durch die beispiele aus der mittelhoch-
deutschen dichtung bestätigt, besonders beliebt sind hier die
passiveonstruclionen, die nicht mit Sicherheit für das zusammen-
gesetzte verb in anspruch genommen werden können, als säch-
liches object {im geneliv) finden sich bei diesen: der brosemen
{Barlaam u. Josaphat 85, 31), 16nes {Iwein 3798), rehter froide
(Walther 99, 9), scbunipfentiuren (Pariivaf 747, 4), liebes und
guotei (Wai.ther 14,23), guotes (20, 30), liebes {schenk von
Landegge 231 Bartsch), miner reise {Parz. 512,24), der tjoste
(Jtpein 2550), des strites (Pari. 536, 29. Stricker Äorl 2641), des
todes (Stricker ÄarZ 2845. 2606). ein zweites per.wnliehes object
wird nur selten in diesen kreis gezogen: der truten der min
herzen gert wurde ich gewert, der DiJRiRC tntnnes. 2,21' Hagen,
auszerordentlich beliebt dagegen sind die pronominalen hinweise
auf objeäsälie und ähnliche abstracte bestimmungen. im folgen-
den sollen nur die beispiele behandelt werden, die für das zu-
sammengesetzte verbum in anspruch zu nehmen sind.
1)) die volle eonstruction : accusativ der ptrson, genetiv der saehe.
a)) der genetiv führt ein Substantiv ein:
o)) Gäwän sprach, ich pin s6 wis,
ä&i ich dich, bruoder, niht gewer
diner bruoderlicher ger.
VVoLFRAK Partivnl 323,25;
si sprach: 'der bete ich dich gewere\
Crescentia 108, 130 Schade;
der tot möhte an mir wol hie
büe^en swaj er ie getete,
unde gewert mich einer bete,
das er mich lieje varn mit dir.
(Jartmann v. Aue Iwein 1464;
dö sprach Cialis aber sä
'trütgespii, die rede lä.
durch dine güete gewer mich
einer bete, diu ist betelicii.
Konrad Fleck Flore 5745;
der bete seit du micj» gewern:
du seit an dinen vater gern,
da; er einen man dir gebe
vur mich, der in den sorgen lebe,
daj min triuwe unverlirenltet wese
und da; ich von der not genese.
Rudolf v. Ehs Barlaam u. Josaphat 179,11.
ß)) do begunder urloubes gern,
desn weite si in niht gewern:
wan an im stuont al ir muot.
Iwein 3800 ;
Sie da stuondn und säjen,
die merliens niht vergäben,
die prüeveten dai; hör Gäwän
waore ein manlich höTsch man.
urloubes er dö gerte,
des in der liünec gewerte
unt daj volc al gemeine,
wan der lantgräve al eine.
Wolfram Partival 430, 22.
y)) ist da; ich im benim den 11p,
80 wil ich niuwan da; wip:
siner habe ger ich nilit mere'.
dö gewenen si in der ere. Hartmann Erec 3215.
o)) sin (.Mcljam) jungem herze was so gröj
da; er strites muose gern:
des enraoht in niemen di gewern
volleclich (daj was ein not)
unz er Gäwän tjostieren bot. Partival 384,26;
dö sprach der truhsa;;e :
•er ist gnuoc turapraj^e
der her kumpt sterben durch dich.
nü ist o; gnuoc billich,
swer selbe des tödes ger,
daz maus euch den gewer,
und der ouch danne vehte
so gar wider dem rebte.
Hartmann Iwein 5246.
£)) sin wip in ze rehter zit gewerte eines kindes.
da; mich got erlä;e in minem hüs eins solben Ingesindes.
Wolfram Titurel 18,1.
6)) der genetiv führt pronomina ein:
dorch der fröwen geboi
die lüte bäten alle got,
da; er sl des gewerte
unde In ir herren irnerte.
Ciescenlia 100, 154 Schade;
«)) «1 sprach hin zim 'wsert ir so alt,
da; under scbilde wnpre bezalt
in werdeclichen stunden,
mit heim üf houbt gebunden
f:ein hertecliclien vären,
wer tage in fünf jären,
4825 GEWAHREN IV (leisten)
in \r den prW dt hei tcnoroo,
UDd wen Ir üinne wldsr korna
1« mim (aboie gawtinn dl,
•pnecb« Ich ileiin« «Irdii« jl
dei Iwar will« icert«,
■ lia fruo leb lucb f •warte.
WOLMAB l'üTtiHtl 94«, 14;
lol leb daa vtiar namao Un
UDd wil iä mich ta vloda bin,
dat gawar ich dich altd,
dai dÖ Diamer wlrdeit TrA.
RoMLr V. Hut Harlaam und Joiapkül 113, t9:
die mante eriKliat) tngelicliin. dax si x& |ote cbertin. dai
enlinlf in nibl. ilo bat er gol. daz er unregrninle wir«, de*
gewerte in gol. da nftcb itßnt iz driu iar und aex roanode.
daz liebeln trophe reginli Af disi erdi cbon. ipte. tccUt. ;i
Ktlli: dii wart sunt Gregorie gewert *on golle, doch er wart
hertekliche geilroffct »on gülte, wariimb er für einen beiden
bete. KONicaiiorKM chron. von Strasiburg, d. ttddttchron. i, U9.
ß)) du mahl mich de« nihl wol gewern
dat i^ ^^ gaiprocben h&st. HARTatiiii armar Heinrich ttO]
alD« riebe gaaia. hone leb in gern,
dai I'' <li* *'ol eroprihai, und sult In des gewero,
dai ir g4D Im rUel Tür Wurmei Af den »am.
daa all ir ton dem kOueg« mli guoien iriuwen gemant.
ilib. b24,). Ladkmaiut.
y)) iiidtfinilt pronofflina ;
DU man al dö gawarte
allaa. da« «l wollen. GoTTraiao Tritta» 7114;
iü «oll mit «ueian minnen
an guoian werken brinneo,
bli du den helligen gaiit
mll guoien werken bi dir ireiit.
»we« du dann« blie«t gol,
de« Rewert dich «in geboi.
RupoLr V. El« llartaam u. Joiaphat 1*6,38;
kOnege unde henoKen,
bltcbofa griTan dariuo
die «precbani, ob Maa^illu« tuo,
al« die holen gesier jkhen,
Ir «Uli in gerne anprtheo
und «Uli die beiden gewero
wlUeclIche awaa «i gern.
SraiCKaa Karl 1873, »bento 1334;
leb gewere in alles, des er gen,
aU Terra und nilcb die «täte wen.
Ulrich von Töruiib Tritlan 2981;
die wiie man in su» vurte hin,
als die viende Ir wille treib,
Ignacius alumme schreib
den rrialenliiteii »Inen brief,
darinne er kurielich überlief,
wie ai an goies gute
mit alle irmo gemuie
solden hoCTen unde gern,
wand er konde sie gewern
5wes si bedorfien In der not.
Iiitsaional 103,49 KSpke.
i\) j)«rtönliehe$ object ohne genttiv der $ache. die einflhsu,
unter denen das einlreten eines säehliehen objecles verhindert
leirä, sind mannigfaltig , in allen ßUen hat dieti die aiu-
prd^uny des begnjfes jemand berrieiligen, znfriiden atellen
und die anbahnung neuer conslruelionen sur folge.
a)) das objecl liegt in einem paralactisch angeschlossenen talte,
der im hauptsati keine pronominale Vertretung gefunden hat:
er .<prach: 'wir wellen hiunen urloubes gern,
so 5iili Ir Ilagenen biieu, daj er iuch müei« gewern,
junge magnt edele, er und iuwer muoter
sol unsi-r kiele schouwen und ir selbe', sprach dor degen
guoter.
Gudrun 409,3;
und als st xuo den »tunden
Ir boubet beide enbunden
•r apracb: 'nil suli ir mich gewern,
des enwil ich nihl enbern.
•in mOei min frowe diu känegin
wider ir laster g«ret sio'. fciec 3031;
der meisler en gewerle,
wen ht> in der stunde
em sagio do begunda
der scliacbe genge und Ir wajln.
iwt. tcliachbuch (ttfckr. d. a. 17,376.31).
()) das objeet ist aus dem vorhergehenden tu ergdnun:
all« die es geroechien,
die sine gnade soechten,
arme ende rSke.
dl gewerde er mildelSke.
iliiitaica V. ViLvica Entida ItCM;
wirl ieader hArrenl6s ein lant,
erkennt «1 dA die goies hant,
ad dai diu diel eins harren geri
von griles schar, die sint gewerU
WoLraiB P*rti9*l 494.10;
GEWAHREN IV (Iritlm)
4826
krlateo laden nad dia baidaa
jabaai dat dli Ir arb« sl:
iot mOat •( sa rebt« sebaMcM
ureb die «Ina namaa drt.
al diu wall diu itiliai bar:
wir slo an dar rabiao gar:
rabi In dat er una gawar. Wsinaa 16, ISt
wol mleb. dai leb so wardaa wib« af ■!•«• dleaaa s«ld«l
ob leb dock Dia mar wurde gawart
dannoeb leb mich a«lb«r aran *r«ftwat w«Ma.
Haixasa «oa Baa«»aaaaaa m. «. t,W^ Wf— .
e)) gewarn etrrttp^ndiert wsä |«ni uai dtt$f »y— f auw,
ohne dos» ein objed kenntUeh »krde:
•in man sol baiallcbaa gara.
den mac man detia b*t gawara;
awar uobeiallchan gart,
der bkt aicb selben gar eolwan.
Heinharl fuchi 333, tW Crsaaii
dar gute gol, den alcbt boTilt
awas sine «runi an Im gern,
der wolde In aliuhant gewero
und sante Im engele als er baL
;>asit<>aai II. 3t fljpfkat
fon Im slo gnier wille kraeb,
awes er mll lebt« nackta eopam,
wand er wolle la gewara
swer In Icbies kat durek gOL tlO, 4S;
wer gesach ia wlp ao bar?
unt an dat »ler
ao *inl man oleoder Ir gelick,
der iruten der min berta garL
würde icb gawen
ton Ir, ao wxre leb iemer rieb.
Dia DfiaiKi minutt. 3,36' ffafM;
liittet apricbit uotir berri. ao werdit ir gewtrt. (feUU et «•-
apietis) spee. eccks. 73 Kelle.
3)) von hier au» wird die bchn frei für ne*e eomttruclmmtm
und fügungen, in denen dai sdekhcke objeet angeseUoutn t4m
verschleiert vird.
a)) präposUionaherbindungen (vgL oben tp. 4623):
aisu* fröit mich diu sxlde und oucb dio 4ra,
und enhftn uihi Tröide m4re.
nü sprich, bin Ich dar ao gawartt
dO soll mich des geniaieo Uo,
dat icb sd reble hin gegart. WiLTaia 97,31;
der berra tobalicban ron dem brunnen spraoei
Im ragela too dem berten eine girstange laoc
dar TÜrsie winde vloden bogen oder swert :
tö mueste wesen Uagoe nlcn sima dienst« gewort.
Si\ 9i4,4 ■
d6 gaben sl im xe miete dat Niblungea iwari,
ale w4ren mit dem dlenata tII übele gitwert
den in di leisten solde Sifrit der bell guot.
er enkundei oibi verenden: ti waren lornic cemuoi.
94,3 (StaiocK <iberse<(i: da wurden sl« das dianiiaa fltt
Übel gewahrt);
da inpba bute diz oppbir umbe iniD« aft« ood oala
mine weltliche ere daz min trehtin mich ginera oode midi
glwere mit sin gnadin. altdeutsche predigten 67,4 WtckemiifeL
b)) modale besitmmungen :
a)} im hauptsatse vertreten iurtk ndterbiiu:
Ich getar wol dienen «wa; icb aal:
euch h&t er mich gawert *il wol.
gip bar und Ikt dia lantrahu
* '^ Wotraaa Punimt tRUt
dco salben Aixeo gekeo» mir bar: »• bin ick w«l nwt.^
Waifua I^SI;
liep, du kisl aakk gar tawart:
awai liebe icb bin la dir gafart,
daa bist da dick durck aM ff«n>«g«ii.
Hiimu« TnMua 13 (Rsaran
aa*»w««r MM. IM>.
fl)) um ntdmtk tebntkt imrHt nibintiln:
lek luoB tII gama a«as ai gert
«4 *arr« mlcfc dar lip gawart.
UAaTBUOi fmaw taW;
Belaaa dia vrawa kat
den klachof Qulriacwii
mit allem vitf« dania,
da( er daa gcruckta
und dl« aaMla aaekM,
di« tu das ImtM aaia
waren gaslagao raaia
durck daa keiligaa llk.
dlt vii lugenikan« «Ik
w*ld«r gawara. wmm ar
tn.u
4)) der eitnakkt ahalojt
nnd imH afcM im itr
MniHr fax aamajall i«;
SOS*
4827 GEWÄHREN IV (leisten) 2, a
do sprach zu deme alden
einer, der des arates pdac:
'nu irac ot u?, nu trac!
ej ist liiii, daj da was,
ane mit olei ein einec glas,
des wir niclit mugen enpern.'
'wir Silin ie ouch gewern'
; sprach ßenedictus wider in
'gib durch got disme hin
daj olei, wander sin bedarf.'
passional 229,46 Köpfte;
du bitest unde gist. davon nach diner bele muoz geweren
nach volgen. David v. Augsburg in z. d. a, 9, 41.
2) die neuhochdeutsche pcriode läszt die der rechtssprache an-
gehörende l'cdeulung von '■bezahlen {s. o.) untergehen, einzelne
beispiele aus der Übergangszeit bezeugen nur das allmähliche
absterben des gebrauches: ich laugen nit, ich hin jm das gelt
schuldig gewest, ich hab in aber des gewert, und vergolten.
bair. ref. landrechl tit S3 art. \, Schmeller 2^,976; hat der
Biage ander mer glaubiger, den er schuldig ist, so soll der
(grund herr des ersten gewert werden, ref. landrecht tit. 11 art. 6,
ebenda ;
die alt sprach, mein man zalt gar gern
und ihut sein schuldiger geweren
zu rechter zeit.
11. Sachs (1558) 1,440)' (qenprech, das maus lob,
einx hidennanns);
nein warlich nichts mein lieber söhn
du aber must das opCer sein
zu schlachten gott dem henen rein
denn goit hat mir bevolhen das
driimb dich dasz nit beki'imern lasz.
wir müssen den herren geweren.
H. Sachs 3, 1, tl* l Abraham zu hnac).
innerhalb der allgemeineren bedeutung machen sich bemerkenswerthe
Verschiebungen gellend, die Verbindung des persönlichen accusa-
tivs mit einem geneliv der sache hält sich zwar bis in die neuere
zeit — viel länger, als ein ähulicher genetiv bei anderen verbis —
aber sie stellt sich als absterbende, von der weiteren entwicklung
ausgeschlossene, ßgung dar. die neuere entwicklung führt das
persönliche object in den dativ über, analog der construction,
die die synonyma aufweisen, damit geht die Umsetzung des
genelivs des sächlichen objectes in den accusativ hand in hand.
diese eonslructionsämlerung steht unter dem wechselseitigen ein-
flusz einer schärferen ausprägung der im keim schon voiiiegen-
den bed''utuvgen , die den ganzen Spielraum umfassen von der
allgemeinsten und verblaszUsten eines bloszen hülfsverbums (einen
anbiick gewühren -= sehen liissen) bis zu der intensivsten,
wie sie im gei/ensatz von gewähren und versagen ausgedrückt
ist. die neueren würteibiicher lassen von dem reichlhum dieser
Verwendungen wenig ahnen, sie beschränken sich {neben aus-
fülirlicheren belegen für gewähien V und VI) für unser verbum
meist auf die beiden verbimtungen eine bitte, einen wünsch
gewähri'n. den reichhaltigsten übeiblick über die altern und neuern
Verwendungen bietet noch Adklüng 2, 644, freilich mit auf Stellung
mancher kategorien, die sich nicht halten lassen ; die neuere ent-
wicklung ist bei HiLPRRT 2, 1, 462' verhältnismäszig am besten
verzeichnet, die Schreibung mit ä taucht im Verhältnis zu den beim
Substantiv beoliachtelen erscheinungen früh auf. Maalkb schreibt
gewären ; Henisch hat gewähren und gewähren neben einander,
da das grunJwort wern in der neueren spräche untergeht, wer-
den die belege für das particip prät. (gewährt) im folgenden
dem compositum zugezählt.
a) die Verbindung mit dem accusativ der person {in passiv-
constructionen noni.) und dem genetiv des objectes.
«) am Zähesten hält sich die ältere fügung in der Verbindung
mit bitte, wünsch, es zeigt sich, dasz biim ersleren die aclive,
beim letzleren die passive construction überwiegt.
1)) active construction: a)) einen der bitt gewären, facere ali-
quem compotem voti. Maaler 178"; gewärend uns dieser bitt,
vergunnend uns das, bewilligend und lassend uns daz gütigli-
lich nach, date nobis hnnc veniam. ebenda; der radt hat dich
deiner bitt gewärt oder ist deinem begär zewillen worden,
concessit senatus petitioni tuae. ebenso Frisios (1568) 275*; das-
selbe im diel, lat.-germ. (1583) 228'; gewehren, gewähren,
perßcere, petitionis vel desiderii compotem facere. Hemsch 1596;
seiner bitt gewähren, voti compotem teddere, voto alicujus re-
sfiondere. Spiüss 150'; ähnlich Weissmann 157'; einen seiner
bitte gewähren, porger' orrecchie a prieghi altrui. Castelli
(l'Oü) 140'; einen seiner bitt gewähren, accorder a quelc. sa
demande, satisfacere alicujus pelitionis. dictionaire du voyageur
(1704) 144'; ä/(»j/«c/jVKNEHONi (1706)74'; ebenso Frisch vgl. s/).4835;
teu^sch-engl. lexicon 770 (unter gewähren V) ; jemanden seiner
GEWÄHREN IV 2, a (mit accus, der person) 4828
bitte gewähren, accorder a quelcun ce quil demande. Schwan
(1811) 1,440; einen seiner bitte, und einem seine bitte ge-
währen, auch wohl eine bitte gewähren. Adelung 2, 64.5.
b)) auch vieng man ain von Riethain zu VVerd, der was
der stat veind. da bat für in ain marggraffin von Branden-
purg, des hoferten hertzog Ludwigs gemachel von Bairen.
des betes wolt man si nit gewern und schhlgen die von
Augspurg im sein haupt ab. Augsburger chronik, d. städtechron.
4,323; sihe, ich wil sie heilen und gesund machen, und wil
sie des gebets umb fried und trew geweren. Ldtbbb Jerem,
33,6; ebenso Dietenbergkr (deroffen in die Dehung des frides.
Eggestetn, ähnlich Koburger; würd ich eröffnen daz gebät
des frids. Eck; ähnlich Züricher bibel); ich wil heule nicht
essen noch trincken, du gewerest mich denn einer bitte,
und sagest mir zu, Saram deine tochter zu geben. Ldther
Tob. 7,10; ebenso Eck, DiETENSEaGE» und Züricher bibel (du
festent zßm ersten mein eischung. Eggesteyn; bestattest z.
e. m. e. Koburger); wir rhümen, das du uns bilffest, und
im namen unsers gottes werden wir panier auff, der herr
gevvere dich aller deiner bitte. Luther pxolm 20, 6; ebenso
Straszburg. bibel (der herr erfülle alle dein eischung. Kobubgkr;
der herr erfülle alle deine bitt. Eck, Dietenbergkr «nd Zü-
richer bibel); da sie {dte nonne Mechtilde) jrer bitte geweret
ward, krieget sie die anfechtung, dasz sie gott verdammen
weit. LuTHEi; tischreden (1567) 258';
der herr ^ewehr euch alle «wr bit,
der allezeit sein kirch vortrit;
nun mercken wir vom himmel sieg
und wie gots hand reclii l'urt deu krieg:
sein gesaibeten han kain not,
ob gleich vor äugen stehe der tot.
Ju8TU8 Jonas bei Vu. Wackirnagei,
(/. d. liirchenlied 3,41';
Ton dir hört ich vil frembder mer,
drumb bin ich zu dir kummen her.
all deiner bitt ich dich gewer.
ScuwARTZKNBgRG tnentorlut der tugent (1535) 117;
drum bitt ich dich gantz hertigklich
thu mich einr bitt geweren.
trai)ödia Juhaunis des läuflers N2' und öfters;
das beuerlin sagt 'ich wil euch gern
ewer frag und bitt gewern'.
WicKRAH '((-; jrr reiltende bilger (1557) 39' ;
beschütz, ach lieber trewer gott,
unsern fürsten und herren,
und hilfl'jhm aus in aller notb,
thue uns der bitt geweren.
P. Mc. Sklmilccik clirisiUche pmlmen lieder und
kircliengesenge (1587) s. 131 ;
und bitte von dir, dasz du mich meiner bitt gewehrest, buch
der liebe 227,4; ist dein gemüt in trewen gegen mir geneiget,
als ich dir denn vertrau, so gewer mich meiner letzten bitt.
257,3; das ist an dich meine letzte bitt, deren du mich
wol geweren mugst. 257,4; bitt ich euch, mich einer gaben
und bitte zu geweren. 290, 3 ;
nim autr zu gut, was ich dir sag
thu dich daran nicht kehren,
sich lieb und trew vernim mein wort,
mich diser bitt gewehren.
Amhj-aser liederbuch 46,12;
er sprach: 'nach dem wir beide sindt
eins vaters und einr mutier kindt,
dest lieber dich gewer lieinr bitt,
und mag dirs zwar verbalten nit'.
B.Waldis l<:soims 1,399 Kurz;
der fürst hett gern zu nacht gessen und morgends inen ein
antwort geben, aber si woltens nit verston, sunder hiengen
für und für an, dasz er sie, wolt er zu friden sein, ihrer
bitt gewehren müst. Jacob Frey gartengesellschaft 25 Balte;
Abraham als ein höflich mann, von grossen lugenden, gibt
seinen gesten das gleit, unter wegen erkent er den son gottes,
der jm sehr freundlich zuspricht, unnd aller seiner bitt ge-
weret. Mathesius hochzeitpred. 127 neudruck;
da ich floh, und in forchten stuhnde,
sprach ich: es ist gethan, du sih-t mich nicht mehr an:
genad ich dannoch bei dir funde,
dasz du mein stimm erhörest, mich meiner bitt gewährest.
Lobwasser ;js 31 {Üchaffliiiuson 1761);
vernimm mein wort, herr, und verzeuch ja nicht,
und meiner bitt mich gnädiglich gewähre, tj9,';
endtlichen hab er ir versprochen, si irer bitte {den Krafjft aus
der schuldhaft zu entlassen) zu gewehren, iedoch wöll er zuvor
der Sachen nachdencken und auff morgen morgens nach mir
schicken, mich dariber anzuhören. Kbafkt reisen 267;
4829 GEWAHREN IV 2. a (mit acc. der penon) GEWAHREN IV 2, a (mil «cc. der pmoo) 4830
wtD du 10 fralndlleh alt leitrenf
der ormen flelien (gntdl?) Ii0r«>i,
und dlinprend det lioclimuilit fprAof
die eriiion Ihrer bit g«w«|ira<l.
WicdiKiLiN i/#di(./i<<- 2, 13 (p; 10,13) FUchtT;
vorhin hm du erfrewet ralcb.
mein olter intdigllch verehrt,
darneben meiner bin Rawehri,
aU du da* beer der Griechen hail,
baecbtverai mit viel not und laei.
SraiKO /fia« i»' (1830)
(ifiol tnXvtt Bv^afiivoio 1, 451) ;
•r (dsr himmKl'kliiii'i) freut von herian tlob,
wann lelne liebe dich
der bitte eol gewehren. TicHiamiia 329;
und bin nun, weil mich goit hat meiner bitt gewthrt,
von fianUem herin-n froh.
HoarLia nimgedicMe (Straithuni 164') 120;
ach. wie lang, o goit! mein goil wie lange,
wilit du dich von mrtiien ihrflnen kehren,
und keiner bitte mich geweliren !
A. GarrNiui öden t,7 (1,120):
CleiiieDt MaroK hat .. gebeten, dasz . . der kOnig ihn einer
einigen bilt geweliren wulle, darin er nicht umb perdon bitten
wolle. J.B. Schupp $chr. 43 {Salomo); kann Ichs nicht unter-
laaaen, ihrer bitte aie lu gewehren. Butschit hochd. kantelUy
&M; wen ek in aolche belle anleg, ao soll er ai der gewern,
und aull dieaelb »ach dabei besteen und zwischen ir duinil
gani und grtn-ulich verriebt sein ungrveriicben. {landtaidtng
dt$ landgtruhtts und dtr htrritehktU tu Windttch-Matiei, ILjahrh.)
isitrr. meulhümer 1,314;
wie halt du gro»sea all' auch mich
loa abgrwichiien jalir abionderllcb
•0 naiiclier hiiie doch gewahret,
und .>o viel gutes mir betcberet. Baocite 3,887;
•r (Jtius) runzelt seine stiro, tlellt sich zornig, redet ihnen
■cbarf SU, wenn er aie ihrer bitte gewähren will. H. MCuit
trquickungttundtn 283 {Tübingen I74ii);
doch e« »el vor diesem malil, ich gewihr dich deiner bin«,
und nehm heut mit dir vorlieb, rOhr mich nur In deine hQtte.
musi man doch nicht Immer (chmeuien.
ll«iivipic>ii kniuche diehtkuuU 1,221;
(twahre mich einer bitte. Smaoci 2, 370.
e)) aeiner bitt gewärt werden, auferre mpetratum. Maalsr
178*; das ich nun dieser meiner bitte gcweliret werde, und
ait erlange, so aetzt mit ernst zu mir mit eurem hitzigen
gebet. Luther 3, 4i4' (stlig* ge*chiehten von Leonhart Kaiur);
wie musi Ich das venteho. Dämon?
bin du nit deiner bIt gewert,
welches dein heriz hat Inng begeri,
zu halten die Seligkeit mein?
H. Stcus (ifcr lymiiii Uwiiisiu.«) 14,9)7 Ktlltr Glitt«;
Sanct Simon wart auch aulT dich
und deiner <ukunlt frewet sirh,
er ward auch .seiner bitt gewert
da er $ab, was sein herti begehrt.
Ea^sMus Alssbcs hri WicaiaNAGBL ktreft<n<ted 3,879*;
0 lieber Frict, komme geschwind
tum kaiser Ferdinand,
bekenne deine schwere sQnd
und bitt um vnad luhandl
dem iialser gio, was keUers ist,
gib goti, wss gott gehört.
so thustu wie ein rechter TOrst,
und wirst der bitt gewahrt.
lüder M dreutiijjdhriijfn kriegti 03, 13
Optl H. l'u'in.
2)) einea Wunsches gewShreo.
a)) ttciiie eomtruclion.
n)) einsi wünsch goug thSn oder gewüren, thiin w,-)s einer
wnnscht oder begiirt, vota alieu}u$ rtspondne. Maalci 178*;
eines Wunsches gewahren, rofo a{rcu;us rripondf r«. FRisius(ieiS)
751* ; einen seines Wunsches gewahren, aliquem voti c<mpotcm
faeere. STBl^•icH yii, ebenso Kirsch eornucop. i:9\
(ij) kurulicb. dieweil ewer verstand
aelbs besser weist was su begehren,
ao wünsch ich das auch gottes band
wöll all ewrer wünschen gewehren.
V/*ct>it%U!* \.'ii% Fixchrr:
sie würden mich in diesem aagenblicke meines wansobes
gewähren. Wikiand .-)&, 144: unverhoflft gewährte ihn der
Zufall seines Wunsches und iiesz ihn einen geholfen flnden,
an den er sich wie an einen atub halten konnte. MusScs
volksmäichen 3, 139 (Gotha ISOi).
ft'i passiteonstiuelion.
n)) eines Wunsches gewahrt werden, poHri toHs oplati*.
Kirsch eornucop. 179'; der seines Wunsches gewährt worden
hl, compos Holt, eb nda; aller seiner wünsche gewflhrt sein,
lo hare nothtng more lo wtsh. Ebkrs 844', ebtmo Fica 1, 178.
ß)) ob icb 000 wob! geiMio«!, kh w§r4t !■ m Uoger
lelt mtioea wuoscbei gewlbcrt wtrdcn. Wiisi ittirrt irgtltm
ntntrren, ntndfck 1. IM; kb bab« ar««cb« su vanaolbM
dass icb meines wuoscbM wtrJa ftwlbret verdra. LmooV
urMrung JtruuUmt 10;
dann fOhre nieli. e ledl 4arcb 41«b vartUrM
sum leichtern gelst, so ibaa« bla.
und wer mich liebt, rrehlecka. daes gewftbrM
icb raaina* wuoKbse bin. C6ai»»a S.tll;
glanb« aber nicht, geehrter leaer, daaz da alle »ybiMiWgn
und zuaatze meines burbre mir allein su daokto baat* (Mto»
icb bin, wie bei der zweiten ausgäbe, also auch M i«r
dritten, meinea wuoscbea gewähret wuMirn. ««racMtdtat
gijnner und freuod« haben aicb die muhe ni<bt dauara
lassen, mir dia patriotische liebt ihrer moiiertpraeba
dndurcb bekannt so machen, datz sie m.r alltrband
«omerkungen und sweifel Ober meine aprachkuo*t sug*>
fertiget. GoTTSCiED ipraehkund (1767) torrtdt bs'; Poiy-
phontes dünkte sich aller aeiner wOotcbe f^wahrei , an4
wollt« den gOltern durch ein feierliche« opfer seinen daok
bezeigen. Les«irc {Hatnb. dramaturgir) i, 180; «r machte ibm
bolTnung, doss er vielleicht bestimmt sein kflnnie, aeme«
wünsche« in einem bOhern grade, als er nach armen itiigea
umstanden holTen dürfte, gewahrt zu werden. Wkla!«» (y«f>
dener tpiegel i, 9) 7,153; selten in den fall zu kommen, dass
icb eine bitte aua mangel an vermögen abweisen rouszte.
und wenn es auch geschah, ao benahm icb mich wenigstens
so dabei, dass die leute beinahe eben ao vergnügt von mir
weggingen, als ob sie ihres wunscbes gewahrt worden waren.
{gStUrgetprdciit) 25, 19; natürlicher weise eotferntest du dicb
also mit dem entschlusz, je eher je lieber einer von dieceo
beneideten glücklicbeo su werden: und da die«z vermutblich
gerade lias war, was der unbekannte wollte, so wirst da,
hoffe icb, deines wünsche« balil genug gewahrt worden sein.
(Pere^rinui Proteus) 27, 287 ; sie, die beste gemahlio, die treoeste
mutier, ... ist nunmehr auch in ihrem blühenden aller ge-
storben, und eines wunsi hes gewahret worden, welche« sich
auf nichts weniger al« auf eine ewige «elig« Vereinigung mit
ihrem theuersten gemähte erstreckte. MOsir {f«Tmi$cku $€Mrif-
Un) 9,4 {Berlin 1843);
siegreich dann, und der wOnsch« gewlhrt. aof eroberten wagen,
halt ich den Testeinsug, wie In rröhlicher pracbt dea iriump««.
Voss <hui 2.304;
dasz ich mich überreden lieaz zu wünschen: mochtest da
doch diese quinlessenz de« männlichen geschiechts, den
phOnix Weisungen zu gesiebt kriegen', ich ward meine«
Wunsches gewährt. GOthk {Götti) 8,72, ffteai« 42,90;
was war dein dank? des wunscbes kaum gewSbrt,
sieht man dich plötilich dein betragen Inders.
ScuiLLsa (li.liigeiti« in AkIu r. 302) 1^109;
jetzt da sie ihres bescheidenen menschlichen wanacbe« g^
währt war. C F. MütKR novelUn 1, 265; dar verwilderte Strossi
verlangte noch frevelhafter seines wünsche« gewahrt so aeio,
bevor er sich in «0 gefiibrlicb« sendung de« leben« w»f*>
Angela Borgia MS.
Sl) terbindung mit vertcandlen tuhtltntittn,
a)) da will ich jn ntch sei» begerea
all mein« geiabdta trewilchjrewrrea.
B.WtL»is XV9 Kurt,
d«« aoser« vordereo laof h«od begeret
Ich kan dios gbeiaa ait mwerea
das leb dich touflO !■ Jarrfaa..
trmgMi» hkmnnii 4m Uaitn B l*t
0 jr gOttin dises pmonen, tocbter des bOcbttaa got«, ftverrt
mich meines begeren«. Sr.B<lOE^«il>SRa Odyssar 72* {Au§ bmr§
1537); Pallas, wiewol «i Ully««em seios begerrns genicbet
augeweren, «0 ist si doch jn allda oicLt sichtbarbch cr>
•chinen. 20*: einen der hoffnnng die er voa uns bat ge-
wareo ind gnög Ihiin, tpna tmpUre qmMm qui$ it a«Ms m«-
ttpd. Maalki 178*: und warlicb alle weil deia ai'itter auf
disem fürnemen verharret, werden «ir aof dir ligca, dae
deine verschlemmen, nnd kains weg« hinweg aiebeo, so bog
bis« sie «inen au«z uns seiner boffnuog und werbens s8 UXlX
thA geweren. SciAiDi^RRisite Odyssee (4asys*iiry 153TI •*.
b\) •)) etlichen gar wenigen geriet ie za s«:lea «olcbec
wIn, wurden irer bofnoag und begcra ^ewert, doch nit aa
«chaden und gros«a gavftrlikait Avi^nv 1, 925;
0! vaieriaadlaakar bedea. Antes tbcara« iaad I
In diese« lebaMa jabr«« llrbt« kabr' ieh 4ir,
da viel« wisaea, einer keffnang doek pwakrt.
W. V. iltaa«L»i Jfamraiaaa SML
4831 GEWÄUllEN IV 2, a (mit acc. der person) GEWÄHREN IV 2, a (mit acc. der person) 4832
ß)) liat sie teglich umb ein seliges stflndlein gebeten, und
bitten lassen, bisz sie gott jies innigklichen seufftzens ge-
wehret, und jhr zu Teusing ein seliges ende verliehen.
Mathbsiüs Uichenpredigten 39 {neudruck) ; ergetz dich mit deinem
allerliebsten deins langkwirigen laids; auff disen heuligen tag,
seind jr von den gültern euwers gebets und begirlichen vil-
faltigcn seuffzens gewert. Schaidenbeizeb 95'.
ß) auch in der Verbindung mit pronominalen geneliven über-
wiegt die bcziehung auf einen wünsch, der meist in dem verbum
Legehren und seinen synonymen zum ausdruck kommt.
1)) correspondenz der beiden verba.
a)) das du begärt hast, desz hab ich dich gewärt, quod
maxi cupiebas ejus copiam feci tibi. Maalbb 178 ;
ich bin dich wollest mich geweren,
des so ich an dich thun begeren.
Wickram Inlger K2;
mein weinen und mein flehen
goit endlich angesehen,
um! (las erhöret hat:
was ich von ihm hegehret,
desz hat er mich gewähret
ja mehr dann ich si bat. Lobwassbr ji». 6,9;
dan alles was des menschen sin
für einen lörsien kan begehren,
dessen kanst du ihn mit gewin
und überllusz gar bald gewahren.
Weckherlin 1,120 Fischer;
mein einig lieber söhn bist du,
darumb heisch und erfordre nu
was von mir immer zu begehren,
und dessen will ich dich gewehren.
1,3U3 (/IS. 2, 7) Fischer;
bedacht, den herrenstand mit ehren
zu führen und das land des jenen zu gewähren,
wasz er von ihm gewartt.
ROHPLER HO.
b)) «)) in der jar/.ahl . . do sant herzog Stephan von Pairn
sein pottschaft gen Rom zu dem paupst Innocencio und pat
den umb ain gnadenjar gen Münichen, des ward er gewert,
wann er sprach, allez daz da gefiel von gflt, daz wölt er
dem babst balbz geben. Augsburger chronik, d. slädtechroniken
4,95; es verwundert ine, das sie der fürst so gnedig horte,
unnd das sie in dieser molestierung, damit sie den fürsten
wider abents also bemühelen, so viel von ime impetrierten
und dessen gewert würden. Jacob Frey gartengesellsehafl 25
(Bolte) ;
ein stillstand jr vor habt begert
desselben jr von mir gewert
nur das sich keiner darvon pack
mich dunkt ich hab euch schon im sack.
ScHMELTZL Samuel und Saut 913 (neudruck):
der schuUheisz von der Liehtenaw
het selb daheim ein schöne frauw;
dennochl seins nachbarn weih begert.
wiewol er des nit wart gewert
doch rawet jn die sünd im hertzen.
B. Waldis Esoiius 2, 42 hurt.
ß)) zu tisch zu aubendts niemands las,
jederman redt von aubenteur.
das leben deuch mich gar geheur,
wann was ein ieder da begert,
des wurt er ganz und gar gewert. . »,» „r,
Zimm. chron. 4,342,39;
da gegen soll auch die gemein
willig und unverdrossen sein,
was oberkeit an sie begert,
das sie desselben sei gewert,
es sei nur gschosz, sleur oder zoll,
als ungewegert geben soll.
ß.WxLbis Esopus \, S.16 Kurz;
was ich auch von ihm beger, desz bin ich aller zeit von
ihm gewehrt, buch der liebe 296,1; dann ich nun von euch
alles des, das meinem hertzen am begirlichsten ist angelegen,
gewäret bin. Schaidknreiszer Odyssee 55"; alles so du be-
gerest, soltu morgen geweret werden. 48'; wer gott bitt, weil
der mon im drachenschwantz fährt, der wird alles gewärt.
FisciiART aller praktik groszm. 10;
zu gott sei deines hertzens lust gewandt,
80 wirst du von ihme alles sein gewährt,
was du nur wünschest und dein benz begehrt.
LoBWASSKR ])S. 37,2;
0 g&tigkeit! was lange jähr
ihm hat der frommen väter schar
gewünscht und sehnlich oft begehrt,
desz werden wir von goit gewährt.
P. Gerhardt s. 310 Goedeke;
PfalTendorf hält uns in ehren.
hier ist lust iu gutem kaulT.
hier kann man dem trauren wehren,
hier trägt man vollauf uns auf.
was man wünscht nur und begehrt,
dessen wird man hier gewehrt.
Flkiiinc geist- und weltliche poemala (1651) 424.
2)) wünsch und begehren lassen sich aus dem Zusammenhang
erschlieszen : herr, hierinn werd jr mir ewer zusagung er-
statten, im namen gottes, antwort Amadis, ich wil dich
dessen gewehren, wo mir müglich. Amadis s. 204 Keller; er
gewehre mich doch dessen (d. h. nach dem zusammenhange:
er gewähre mir meine bitte). Bütschky hochd. kanzellty s.A6;
ade, 0 weltl zu guter nacbtl
lasz dich es nicht verdrieszenl
dies lied sei herzog ßernhard gmacht
da ers leben thät beschlieszen,
da er bereit die Seligkeit
ererbt im himmelreiche.
dessen der herr allzeit gewähr
die armen wie die reichen!
liedfir des dreistigjährigen fcrtefls 349, 12 Opnl u, Cohn.
y) in der Verbindung mit den verschiedenartigen Substantiven,
mit denen das verbum in beziehung gesetzt werden kann, wird
auch sein bedeutungsgehalt mannigfach beeinfluszt.
1)) nur spärlich sind die in der mittelhochd. dichtung be-
liebten nomina noch vertreten:
ich wil dich selb dienstes gewern,
wo du nur dienst wilt bei mir han. H.Sachs 3,1,199';
Echliesz deinen heim, dann sei des kampfs gewährt.
Grillparzer 4,158 (Uttokars glück 5).
2)) neuere Verbindungen.
a)) substantiva, die eine Zuweisung zum ausdruck bringen,
das tubject der verbalhandlung läszt etwas, was im eigenen
maehtbereich liegt, dem empfanget zukommen, die objecte sind
concrel und abstract.
a)) daher man von der Schnecken meld,
das, als gleich von anfang der weit
Jupiter jedes tbir gewäret
der gaben, die ein jedes begeret,
da bat die schneck jr nicht zuversagen,
das sie jr haus möcht mit jr tragen.
FiscHARi ehetuclUb. (3,166 llauffen);
und eines hauptes länger als die ritter alle
stand er vor könig Artus, neigte sich und sprach:
herr könig, wollet einer gäbe mich gewähren,
um die icli bitte, wie ein riitersmann
von einem ritter sie begehren mag.
Wieland (lieron der adeliche) 18, 16.
ß)) aber er wart ir {der gnade) nüt gewert, wan der künig
nam guter lüte roele, waz man dem bosewiht solle d&n.
Closbner chronik v. Straszburg, d. Städtechroniken 8,55;
doch Wirt mich der, so mich gar tödtet nicht,
seiner gnaden wider-gewehren,
und mein laid durch sein angesicht
gnädig in freud verkehren. Weckherlin 1,285 tischer.
y)) es wirdt auch hiemit angezeigt,
wie sich oft ungefehr zutregt,
das, wer mit unbesclieidenheit
ein spöttisch fragt ausz hasz und neidt,
der wirdt offt einr antwort gwert,
welch er zu hören nit begert.
B. Waldis Esopus 2, 23 Kurz;
und wir, so gnädiglich gewehret
hie diser deiner ankunfTt gunst,
empfinden unsre kalt verkehret
in ein klar angenehme brunst.
Weckherlin oäen l, 1 vgl. 1,350 Fischer; ebenso 1,19;
herr Nolb, vermeinest du dan dich,
weil ich, wie du an mich begehret,
dich eines lob lieds nicht gewehret,
nu rechend, und verleumbdend mich,
mich andrer leut lob zu berauben? 2,436 Fischer.
S)) so ausländische fried begehrn
von uns, 80 soll mans dessen gwehren,
dies aber will mir gfallen nit,
dasz man ausländisch volk ausbin.
lieder des dreistigjähriijen kriegs 366, 34 Opel und Lohn;
sidher ihr einige Schönheit
(Schönheit und fromkeit gleich yermehrel)
hat uns, ja alle Christenheit
des fridens schon nach wünsch gewehret.
Weckhkblin prolog zu den öden vijl. 1,96 Fischer,
b)) wo das sächliche object mehr im bereich des empfangen
liegt, nimmt das verbum die bedeutung ^erlauben, zulassen' an.
a)) lieber wolt leiden ich den todt
denn das ich nemb den Gandolet
weil aber die sach also sieht
das ich dem lieben vatter mein
erretten kan das leben sein
10 will ich des ehstands in (den Gandolet) gewern.
H. Sachs (Ponlus und Sidonia)
Vi, 422 KeUer-Gmze,'
4833 GEWAIIKEN IV 2.b (acc. der pert. mil ellipsc) GEWAHREN IV 2, b (acc. der pert. mit dlipse) 4834
I
berr, der du un* bithar b*irfib«l,
und über dnia erwfthliai voick
nur räch und •irifTsn auigrülift,
wann wird die luiickl« donnrr-woick
In ichOnen «onnaniehAln verkehrt,
und wir der (üisen ruh gawehrt.
Cua. GiTrHiui poel. wilitr 1,1t):
dnim hagai kaina badenkllehkall,
mich aueri anicbau'nt lu cewahran.
WiiLiND (V.andalim S) 11.4«.
ß)) und wart sin licham ge^lelffet und gezogen durch da«
loht uud dreg zA Ruine, und iprochent iln« rittere und
diener: dirrc keiier do er lebete, do begerte er alle un-
küsclipit und wUsiikelt. des aol men in ouch noch lime
lüde gewern. KOMicanoraii thr. v. Stratthurg, d. tUdttchr. I,SM;
der menicheii lorhali. »ich nach luai
dei wollusU lu gawahren,
und Ihr weltwelie «ehl und bruil
lu xartlen nach begehren,
hell göltet wort fOr einen «pot,
darff (Ich (wahnwiiilg) da» kein gott
bereden und erklArcn.
Wicimatm 5,27 (pt. 14, t) Fuektri
ach gott wir haben geld und guhl
für allKi nur begehret,
wir halten unsein Trechen muht
der üppigkeil genührei. Hut lumt. linder lt.
e)) ntlitn tinigen ahstracUn Substantiven wiid mit vtrblassender
bfdtulung des vtrhums dw vcrsltllung Sti besiti setuu , dar-
bitten' herausgtarheHel (v9l.obfntp.4sn):
•Irumb traut lu aller rrl«l.
ob gott aintt wollt beacherea
die liebo einigkell.
und euch dadurch gewebreo
der alten herrliehkeli.
JoiAüNis DoMAN bei WAciiRNieBL le««6iicA 2*,t4l,ll;
iweirelt nur nicht, Ihr chrliten,
die man rein lutherisch nennt,
den» welcher mich, »prichi Chrialoat
fOr den menichen bekennt,
den will auch ich altunal
rOr meinen vater eliruo
und Ihn der krön gewahren
Id meinem Treudaneaal.
tieder des iirei»ti>ij. kriegt 49,27 Opel «nd Coka;
eilt, kommt, Ihr hellen stunden ihr,
die mich gewähren aller xier.
FLiaiHc öden 6,91 {an EUabe);
sei uns, berrscherln, hold, und gewähre mich edleres rühme«,
aelbsl. und die kinder lugleicb, und die ahrenwerthe sanoadn.
Yoia 0(i. 3, 380 [8i8t»&s 8i ftoi xitOS ia^Xöv;
ausij. V. 1781 :
und krön' uns roll gläniendem ruhmo).
b) nfbrn dem aceusativ der person {bei passiv • eonstrucliontn
urftr« dem nominativ) fehU ein genetiv des objeetes.
n) elliptische fügungen.
1)) er;dn:i(nyen aus dem SKi(imm«nAan(^e.
a)) Künig Atzel gewert si, stiesz mit kaiser Valentiniaoo und
dem römischen reich ein frid an. Aventin 4, lü43;
al« er solche wort lang getriob,
auf das ich nit verlüer sein lieb,
so thel Ich mein gfatern gewern,
wiewol Ichs entllcli thet nlt gern,
und lies pald von meiuoiu weih ab
und meinem gTatern mein xoren gab.
11. SACHa (iwen rauffenden ietullern) 31, 133
Keltei-r.Olte ;
tnve, es hat ousi der wästen Terr
David heraulT-^eschickt urab ein segen,
wi man denn in dem iand thut pllegen.
wenn reich leuth Ihr schaT lassen scbern
unser lierr thel sie nit gewehrn
und cniboih in an die.sen orth
truitig, stoltxmaiigs liönwori. (die AbigaiHU,lt;
warumb wellst ietxt somb in unmuth
vergiessen »ein unschuldig blul
und woltst David ohn ursach lödlen,
darxu der bösx gelst dich wil nöten,
darumb thus nit. und mich gewer.
Oraijödii- kunig Sauls) IS, H u. a. vgl. 14, 88;
Ich hofT sie werd mir mehr gebereo
so gott mein hfrr mich wil gaweren.
WicKMAi der II r reitlende bUger 40*;
drin xukunfi wir hoch beeeren,
ach wo bleibslu. her, so Tang?
wiltu uns danu nit geweren
und abwenilcn unsern drang?
MicBAiL STiarriL der 10. )i«a/m, Ur. t
bei WACtaa^AciL 3,79*;
•lo solches sanlTl- und tlillea end
aolt' iedcrman voo goll begehren,
und wen er also wird gewehren
der kommt gewisi in aeina bind.
ScHNKUBu, leickencnrmen auf 0)nUantin Gratur
(1643. Strattbnrg) ;
bler bin leb, werffi micb auas: die »•• ktlsckl ««Im« m4.
und wenn jbr sie gewehrt, s« li«as»l jbr san d«r Mtfc.
Orm t. M (JmatU
h)) oBd alao ward«« 4\» Mnai ftvgrt aa4 vnri !■ tia
zug gegeben, tkr»*. v.Äupk^ AsMiMIrM. 4. 1«T: dar finabd«
mann wartet daraulT, und «ord« gawcrt. P*cii| Mkmff «ad
«riul 1«0':
du, berr Ncuban. sei gewahrt.
alm mit was die braut oacli ^aBfM.
was ein grosses tbell begehrt,
wird von deiner guaal orisaget.
Tscaaasnis (IM1) SI.
3)) benehung »uf ei» ttrbum das bitttm {gL mukr ß).
a)) bilt was du will, icb wil dick gewareo. rftiica *.
KaisiaaaeBo postill. 4, 13; sant F.liiabetb bat got. der ai aaeh
gewert, trottspiegel cS'; daur urob mault sieb der jung bOrtsog
Ludwig lang wider «i , wen sein fraow for in pal, die woit
man nit geweren. >4H;i6Mr9er ekronik, i. tUdttchr»*. 4, tM;
se bath roi . . und do ick se nicht geweren woll . . Ocfer.
f. 4; sie mag alle die gewiren, die sie anbetteod. H. t. RCti
fasxn. D S; er wirt auch nit nacblaasenn, mit ansinncn nood
bitten, biss das du jne thust geweren. ScnAioeaaiitsca •:*;
da aber der aposlel Paulus Christum billel, dax er den
engel dea sataos von im nemen wolle, ood er nicht rrtüsel . .
dos gott dem salan verhenget, bat er sein orsacb, (i.iz er
Faulum nicht gewerei, bat er auch sein bedeokeo. Gaima
erU. d. tpisttl Pauli a» dit Römer (t6M) M6;
well er ir xugesagi hat bei ebrea,
wenn sie sein halb reich hei, ele zu gawcrai.
LoBWASsaa emL p.4;
also erbort gott Ihr begaro
und thet sie roillgkllcb gewem.
Wicsata fcU.er (1&S7) V.
b)) ja wenn er {AbraMam) weiter gebeten hei, helle er auch
rnüAsen geweret sein. LoTiaa 4, 10«' {düt 18. cap. dtt 1. kmtk
Maut);
wann jeder mensch desx gflicen gert.
sA bimel ward der frumb geweri.
ScHWAaTXBRaaae memonat der lugenl 136* (t53&) :
Tom Paolo aber wollen wir etwas vememen, denn dast er
nicht geweret worden, ist diesz die ursach, dasz er damala
nicht gewusi bat was er beten soll, wie sicha gebflrel. Gairraa
erftidr. d. r;>. Pauli 507.
9)) ein bestimmtts objeet wird gtirohnhtHtmdtii§ milgtdafhl
a)) ein kleine xeit, mir Treude geil,
so du mich Ihust geweren,
mein holTnung ich, scix ganu in dich
mein lieb mit dir lu mehren.
Ambrattr Utdtrbiuk IT, U;
bei meiner treu leb dir versprich,
ich wil dich nit verkeren,
mein treu ich doch an dir nit brich,
thust du mich nu geweren :
kumm glOck. und schlag mit hauffen drtla.
•daa aie tbu micb geweren;
aie liebe lasz mich ein.
(leb kaaa vor liebes fenstarleia. M./h.) Oecn 1.371
b)) blaw blatu lieb von mir gewert,
in rechter ateiigkeii,
wüst icb was dein herti bagcrt,
daa aolto dir aaln bereit.
Amirmtr Wadartirt $3. »;
denn du die bist die meister tat.
mich armen koaben, regier»! tumal.
erken mich recbi. dein ireveo knechl,
kein freud ohn dich auff erdi,
ach goll wOrd Ich von dir gewahrt. IIS, 37.
ß) du objtrt itt in luknsitttn mUr im
gtsehlossen.
1)) tubttantittitu :
gawtbr« gott mir nur *or ihr s« alerbea.
GOraa 7.3« {Tarnend H.X Am«« raate pim
f' ä m*mnr twml alle):
man lAa'l alch aicht allmlhlig voo dem l«h«a!
mit einem saal, acbaell augeahlickUch m«M
der tauKh gaachekca swiachaa aefcllchtm
und ewigem, aad nu f«w*h(M malaar ladf
lo diesem attgeakUcfc, dar erda haffhoag
lurücktusiosiea mil eoischlauaar aaele
und glaahaavtll dea himmel 1« arfrtiraa.
Scantta (Mar. Stmmn V I) II «i.
3)) indeßniU Ulm; tk talhilfra aiasf «ia aerlam des Mrai^
htfthrtnt tgL «, 3)V
a)) disrr iVWartiii n«riaa*) pb sieb aas, tri er aia gar
gnedigen beriii nnJ kaiser ao Alaiaadar bat; wie er pU,
er gewert. Avanrui 4,917;
4835 GEWÄHREN IV 2, c (mit ilativ der person) GEWÄHREN IV 2, c (mil dntiv der person) 4836
den tag midi auch gewer
wariimb ich dich thu hitten
und auch dein will mag sein.
Job. KoiiLitosz moyf)rnlkd bfii Wackhunagkl
kirchcnlied 3, 86.
h)) «)) denn du, was ich nur begehre,
mich 0 herre,
hast gewähret. Lobwassbr ps. 61;
was si ine Litt, thüe er, wo es sein kan, si gewehren. Krafft
reisen 2(53.
ß)) si warden gewert was si palen ; doch mueslen si geisel
geben, lebendig pilrgen setzen. Atkktin 4,1049;
bringst du uns das pCerd
so seit bei uns auch sein gewert,
was du bittest in allem stücii.
II. Sachs {tiulenspiegH mit der pfnffi'nketlerin
und dem pferd) 17, 82 Keller-Götze ;
erst bin ich völliglich gewert
was ich von hertzen hab begert.
(fasznaclilspiet iivischi-n Apnlitis und Fahio)
ueudrucke 39, 54 ;
thust bitten seit du «ein gewert
was du und dein vatter begert.
WicKRAü bihje.r 65'.
8)) prüpositionalverbindungen :
a)) ich hin zufrieden, ich will dich wol geweren mit einem
Schelmen. WicuiiAii rollwagenb. b2. Kurz ;
ist rebensafft aller poeten ihr pferd,
so wurde Castalts mit jhm gewert.
TsCHBRNINO 333.
vgl. gewähren »x= bezahlen, befriedigen sp. 4822 ff.
b)) als nun der junge knab
gar nit wolt lassen ab,
da sprach die fraw: nera war!
wen du ein ganzes jar
mir Ileissig dinen wilt,
wie ich dir den vürpilt,
dan wil ich dich geweren
nach all deinem pegeren.
H. Sachs (der pueler mit den sterbenden) 22,515 Keller-Götze;
aber ich wart auf den herren,
der gewähren mich wird nacli meiner begehr.
LonwASSER 71.^. 38, 15.
c) der dattv der person neben einem accusativ des objectes.
auch hier begünstigen die pronominalformen die Verschiebung der
casus, für die bewe^ung selbst jedoch musz hier mehr ah bei
andern erscheinungen der ausgangspunkt in der bedeiitungsge-
meinschaft gesucht werden, die die Wortverbindung mit synonymen
eingeht, die ältesten belege zeigen nicht pronominalformen, son-
dern suhstantiva im accusativ des sächlichen objectes (x. u.). das
sicherer führende kennzeichen für die beurtheilung der casusver-
hältnisse ist überdiesz nicht die form des sächlichen objectes, son-
dern diejenige des persönlichen, vgl. ilir jungen Pheacenser,
disem zil werfft enipsig zö, welcher es erraicht, dem will
ichs geweren, und noch weiter legen. Schaidenreisseb Odyssee
31'. immer findet sich in den fällen, wo der casus erkennbar ist,
die Verbindung des dativs der person mil einem accusativ der
Sache und des aceusativs der person mit einem genetiv des säch-
lichen objects. constructionsmischungen sind ganz vereinzelt : ich
bitte aber eine bitte, die soitu mich gewehren, dieweil du
mir viel iinnd grosses verheissest. buch der liebe 213"; was
wir got den herren bitten in chrislenlicher heiliger liebe bc-
barlichen und für unns, das weriien wir von im gewert.
Geilbk t. Kaisersberg troslspiegel (Augsburg 1508) b2>* ;
weil denn nun gott gewähret
dem herrn brnutigam
seinr bitte und ihm bescheret
ein solche tugendsam.
HoFFMAKN v.Fali.. gesdlschaftslieder (1624) 2,119;
gewären, einem seiner bitte, annuere, concedere, auch precis
alicujus audire. Frisch 2, 416'. auffallend im gegensalze zu
andern ähnlichen erscheinungen ist die Zähigkeit, mil der sich die
ältere fügung gegenüber der jüngeren hier erhält, obwol früh
belegt, vermochte sich die heute herrschende construäion nur sehr
langsam durchzusetzen, und in bestimmten Wendungen behauptet
die alte fügung bei einzelnen Stilisten noch heute das feld.
a) die pronominalformen als facloren, durch die die casus-
verhältnisse verschleiert werden.
1)) im Vordergrunde stehen hier die indefiniten pronomina.
a)) wie in den oben angeführten belegen fehlt meist neben dem
verbum ein pronominaler hinweis, der den casus des sächlichen ob-
jectes kenntlich machte, der dativ der person gicbt den anhalts-
punkt, um die folgenden beispiele zu beurtheilen:
a)) was zitterst du, lippe? was dröhnest du, brüst?
verschwiegene zeugen verräihrischer lust.
verräiberiscb ja! was sie innig gereicht
(ew&hrl sie dem zweiten — dem dritten vielleicht.
GöTHi U'anäora) 40,890;
ich billige den trieb, der dich l)cse»>lt!
doch, guter Tasso, wenn es möglich wäre,
so solltest du erst eine kurze zeit
der freien weit genleszen. dich zerstreuen,
dein blut durch eir.e kur verbessern, dir
gewährte dann die schöne harmonie
der hergestellten sinne, was du nun
im trüben eifer nur vergebens suchst.
(Tasso 5,2) 9,229;
wo weilt die seele wie meine gestimmt?
der Stern des dunkelnden abends vernimmt
nicht meinen wünsch: was dem herzen gebricht,
gewährt er mir nicht. Sali» gediciUe 49.
ß)) mit passivconstruction:
freu dich, welt-kind, auff das erben 1
deine mutter wird bald sterben,
was das Teuer nicht verzehret,
ist mit haufTen dir gewehret. Logau 1,7,60.
6)) das indefinite pronomen wird neben dem verbum durch ein
demonstrativ im accusativ vertreten.
o)) du nimmst dich seiner gnädig an,
und was er darf begehren,
das thust du ihm gewähren.
LoBWASSiR p'. 21,2;
was niemand sonst gewüntscht, und was nur zu begehren,
dasz woU euch, hoher fürst, der höchste stets gewehren.
Logau 3,8,51.
ß)) du würdest hier indessen den Antonio,
der uns so fremd geworden, dir auf's neue
und (leinen freunden näher bringen: »0
gewährte das, was itzt unmöglich scheint,
die gute zeit vielleicht, die vieles gibt.
GöTHE (Tasüo 3,2) 9,173.
e)) das indefinite pronomen als objecl des verbums:
du willst ja nicht verlangen, was er dir
nicht gern gewähren mag. Göthe (7'a.<!.»o 4,4) 9,212;
was kann die weit mir wohl gewähren?
entbehren sollst du! sollst entbehren!
das ist der ewige gesang.
der jedem an die obren klingt. (Faust 1548) 12,80:
jetzt glaubte er nun gelegenheit gefunden zu haben, durch
eine verdienstliche that ihr verschlossenes herz sich zu er-
öffnen, und ihrer edelmiUhigen dankbegierde abzugewinnen,
was ihm die liebe nicht freiwillig zu gewähren schien. MosÄos
Volksmärchen 3, 57 ;
verkümmert stets, doch nie zu scharf,
dem volk den sinnlichen bedarf
und lenket so all sein begehren
nach dem, was ihr ihm könnt gewähren.
Lbnau 3, 123 (Faust).
nichts je gebeten hat mich Gisela,
was zu gewahren mir nicht rühmlich War.
UuLAND 3,6 (£171*7 ton Schwaben 1,1).
2)) das neutrum des demonstrativpronomens [neben dem in-
definiten prononum vgl. l)) b))].
a}) im hauptsatze:
«) und das gewährt ihr uns? zieht jener ab,
so schenken wir Karthago den gefangnen,
den eingeschlosznen, den vernichieten.
Grillparzkr ö, 324 (Hannibal).
ß)) nun wohl! auch das sei dir gewährt!
was gab ich drum, du hätiest's nie begehrtl
Grillparzkr n,2b9 (Mcluaina 2);
das {die gesellschnft seines beichtigeis) sei ihm gewährt worden.
C. F. Mbyer Angela Borgia l'iS.
b)) als einlritung des nebensatzes: gewähre mir, dasz ich
meinem bruder das gerettete leben daulcen l{ann. Klingeu
1, 190.
3)) das neutrum des Personalpronomens führt vorwiegend ob-
jecte ein, die aus dem vorhergehenden zu ergänzen sind; der
umgekehrte fall {hinweis auf nachfolgendes object) ist seltener
und jünger:
doch uns möge der wanderer gott noch oft es gewähren,
solch ein trauich gemüth wiederzufinden wie deins.
Geidel yedichle 113.
a)) von frembden ihn ich sagen,
desz mü.-^t ihr sein bericht
die euch ohn fug nachjagen,
denn wem ihr seid verpfllcht
zu zollen schosz und ehren,
und was des dings mehr ist,
dem ihut es auch gewehren
treulich ohn gfahr und list.
JOHANNKS DOMAN liol WaCKKRNAGCL IcSfbuch
22, 241) ;
beim Zeus, der fremden Schützer, bitt' Ich e»,
und bei dem gastrecht fordr' ich'», das die väier
In längst ontschwundner zeit uns aul'gerichiet.
In Jolkos und Korinthos, solcher Schickungen
mit klugem sinn in vornhinein gedenkend,
gewähre mlr's, damit nicht einst den deinen
in gleichem unheil gleiche weigrung werde.
Grillparzkr 3,188 (iVJedea i);
4837 GbWÄlllltMVa.c (luil dativ der perton)
•r bal «tarun. tcb liab •• lliui («wiihrt.
SubKiiAMM äi0 ätei r»ih»rl»4»rm t. M (3,7J.
h)) Ich kcliluK ei tb, well leb «iicb tobcad (UubU,
doch da du ruhig blit, lei dirt gewahrt {den tchiiiurk
der AroMia im iruätm),
UaiLLrAaiaa (!«•(/«• 4) 3.14».
4)) $OHsliye pTOHomin»lfortnfn: warum kann ich 4«in w*«en,
(la< ich tjlih'klich iiiacheu aullte, nicbta gewabrea, ala tbrft-
nen? H. v. Klki»t butft an ttint braut 1»3:
leb Lauu aucb nlcbia varaagaa, nicbu gawibren.
G*ii.Lr*aiaa 4,133 (Uiioiari gttck 4)i
doch nie alle« lunlalcb gawibrien dl« gOilar^deo Dioiucban.
Hüasia Um» 4.3'iO {i^tol dvanv av&^notatv,
doob ulchi allat xuglaich verllühii ja die Böller den mciitcheii.
eliieui alles, wga er verlangt gewabren, to grant any ont
dl he atk$ lliii-saT 3, I, 462*.
^1 tubslanliva im occuiativ aji Irdger des wchlichtn objtdts.
1)) buu, uumeh tU.
ü)) die liprreu da hetleii kelu arbirm
uud wAlien keim iln bit gewirn;
ale lieueo In meugen aU ein kft
und begraben In dem veld darxA.
Chronik v. Auijib,, d. $tddleckron. 4, 350;
und diiruiub bulien wir gol un<iera berro ernsllicb gebeten
um dikca, und der iat un> auch gnedig gewesen, und bal
uua untre bit gewert. Ert 3. Est. (apokryph) 8, M {compotn
facti sutnui); tcb bitt eine bitt, die aoitu roicb gewebren.
buch der Mt 313,3; er liekonipt den wuntcb, und Baccbus
lewcret Jui {dtm Midas) die bitt. MATiiBsioa Sarepta 13*;
nein, aprach der gott der neere.
wenn Ich die biue dir gewtbra,
gawthr loh dir dein ungifick nur.
GaLLiar «umnidni!; vennttchUf uknfle» (17B0) 1,4;
Ich lel, gewahrt mir die bitte.
In eurem buiide der dritte.
ScuiLLia V.krgtchafi) 11.280;
und ala iie abends sich zum es.<<en niedergesetzt batten,
sagten sie zu ihrem pfletievater: wir rühren die speise niclit
an, und nebnieu keinen bissen, bevor ihr uns eine bitte ge-
währt habt. GiiiHH (dtt twn brüdet) kindtr- und haui-
wulrthen 1,363; gewübrt mir noch eine bitte, ebe ich sterbe, {der
Jude im dorn) 2,146; er gew&brle ihr di« bitte um ihr leben,
ducb mit der bedingung, dasz sie nach Nuxos auswandern
sollte. MusÄus volksvtdrehen -3, l'O; ähnlich 2, to; jemanden
seine bitte gewUbren, accorder a quthju'uH ce quil dtmaude
SCUWAN (1811) 1, 440;
6ix htm ih uoh a bin',
düi nioiüxe'n 's nier uoh g'wfihr'n.
GaÜBKL tämtlictie werke 3, tU9 (Nürnberg 1830).
5)) «)) gewähre mir den wünsch im sihatlen deines eicb-
baums von der rrmaltung dea beereszugs zu rasten. Musäus
tolksiudrclien 3, 17 ; da sprach das mannchen : weil ich dein
Utes berz »ebe, so gewähre ich dir drei wünsche, (ür jeden
• Her einen, die sollen in errullung gehen. Grimm (der
juil* im dorn) kiiider- und hauitniirchen 2, 143.
^)) all seine wünsche sind ihm gewahrt, sind ihm erfüllt
»ui den, il a oblenu l'aeeomplissemtnl de tous tt% touhaiti Schwan
1^11) 1,440; mein wünsch ist mir gewahrt worden (slijf\,
A\ bin meines Wunsches gewahrt wurden, / hatt obtatntd,
mhal I wiihed for, my mish htt$ bcen fulfilUd HiLPtar 3, 1,4«2*;
wann, 0 sclilcksal. waun wird endlich
mir mein lelxter wünsch gewährt?
Saus utdiehta 51 ;
'dieser wünsch >el euch gewlbrl',
sprach Alfoiiio. HsaBsa Cid 97.
y)) wenn es dem wünsche gewahrt werden konnte, sieb
auf einige stimden nach dem alten Athen und mitten unter
die Griechen zu versetzen, so wQsste ich mir keinen inter-
essanteren Zeitpunkt auszuwählen, alt den einer tbeatraliscben
Vorstellung. W. v. Humboldt (über das antike tkiater) d. UlUratur-
dtnkm. &8, I03.
c)) seine angen konnte sie nicht neu tchafTen, und ihr
verlangen, wenigstens, mit ihm verurlbeilt, sein kerkcrdunkel
zu tlieilen, konnte ihr die irdische gerecbtigkeil nicht ge-
wiihren. C, F. Mevbr Angela Borgia 23S
2)1 luweisungen. das suhject der verbaUhdligkeit Ustt itr
tm dafir tingffükrttn person etwas sukumnun, das dem eigenen
machtbereieh des subj'-rts mtiprtn^l.
0)) niclit das minsle von den lachen.
«0 der himmel euch gewehrt.
TscauKine (ie43) 9M:
IV.
ÜEWAUHENIV2.C rioil d<Uv iet (mtiüb) 48S8
dein Itekrter Ist ^grakeii
4ii baal feAcb(»>i. (•»•im und IbM dU trcM« gskeii
dar letitaa pOtclit gtwtbn. ueaTasa. t^. ikrtmUck t,Ni .
Mihi« dir drai sacbao sua, dl« «tll icb dir gawlbrMk Caiaa
{die weüu und die tthmaru braut) ktnder' und
3, 3:ft; Herwann denk Üb, iefl auch adlar M im»
nieder, und «iellaicbi, data We4M aciOM Chtntkmm mmI
mir aucb einen |i-«abri. Klomtoc« jBmmnmmuMnM % at*M)
8, B7; icb bebe dir die ioot« «npor, Wodas. drti sind
relluog. last keines «oo diesen (allen! die »ecbt nod den
ruhenden lanzen gleich : daa eine gewurfne gleichet der Mu-
tigen, gewlbr uoa ein sokbea Ioot, Wodao, gotl der tcklaebl.
(11. Stent) S IM; konntest du mich lieben, konntest d« ■einer
heiasan leidrntcbaft einen tropfen linderung gewifarca. MfM
(Uöts 3) 8,79;
Ich gebe morgen einen releriair.
wo ladar dieuttmaun sich ergutxen mag,
auch sollt Ihr wein und tpelM ulcbt eatbekren.
Ibr roOgt wohl. Ürago, beides Ibo'o gawtlvea.
TiBca (<>riio»#M> sekrifum S.M:
gewshrit du mir ein dacb, ein gastlich hana?
tiiii.LrAaxaa 3, 34 tUer gnlfrrwtd);
dein grotier aho, o berr. der swolta Priedrtcli.
des rühm mit iiernentchrUl geachrioben stebl.
I bal una den aicberu woboails dort gewalirL
Umlams kinundUi
drum, da wir heut das fest baeeben,
I dem tauaend rraudeofauar aprvbn
und, wo lie nicht von bergen wehen,
doch lier in allen bersen gloha,
was kann so edlen scbmuca gewähren
dam mable. das uns hier Tarelni.
als einen mann bei uiit tu ehren
der's so getreulieb mit um meint.
Uhlam» tatert tiedtr 1*
b)) doch kosten soll er dir nur sQn« ilbren,
wirst du dein herx nur dem aawtbran,
der deine achtuug oicbi durch rtake stahl.
GöKiaai %t4iekte 3, 171 1
dar Thara ft'ommer sehn blieb seiba alcbt ohne tAbrea.
al* er gcxwungen ward der erden tu gewebren
die Sara, seinen schau. TacHaama« Vt\
sie soll nicht sagen, dasx icb allsubart.
drum hab' icb eins der kloder ihr gewahrt,
lu leid uud uotb der mutter lieber trost.
GatLLPABXsa 9. 231 (i/eAr« 9).
t)) woil Urlaub mir gewähren, gntd'ger berr,
dasx leb in fremde landa lieben mag,
In ritieriicbem wandei meia« Jugend
lu üben nur beginne, und der »nur
des guten vaters folge, den Ihr lobt.
Chamisso t'orlunalt glitüueckel 10 mtumutm',
man sollte jedem (Ithrer), je nach fünf oder sebn jabren,
eine brache, ein jähr reiseurlaub gewahren können. Acta-
BACH neues leben 2,227; voll freude brachte er (der iüngitnt\
ihn (den ring) dem kOnige and erwartete, data er ihm den
verbeiszenen lohn gewahren würde, Gsimm kinder- u. kaus-
mdrcken 1, 109; und fand dort tu meiner aberratcbung den
kaiser ao der spitze der königlichen familie, der aicb . . .
alt forsten begrüszte, und seine freude, mir diese anaaeicb-
nuDg gewähren zu können, laut austerte. BitaAsca §td.mnd
(rinner. 2, 148;
mir schweifen irr' und unbestimmt dia «Ooscb«
Dicht in die ferne: ls*x nur stet« mkb wellen
bei dir. und icl mir wohlgefällig nab.
»a hast du mir da* tchöatta ioou cewtltn.
A. w. T. ggnaeet i
TaoaaaMa« 3Mi
!•< I.t:
wer jatst die schuld beraul
(0 iroii I o mlltIfftwUil
dem will er keU
alle freudea dies
lernt leb, well >la doch daa gliek
wenigen kann aar ge«tkr«n.
nicht verachten, nitr «atkekran.
CAsmaa t.M.
die erste plickt
4ea aanaa rilior* Ist ein eprer. kk gewakr«
acka rllUra rreikoil: seboen autar dir.
U.l..v*a MicetAt •*rm. feiNdbl« 1,131;
et wlre demnach dem lande volle antononi« ta fi alhiM»
und seinen standen die reg«-lung seiner besMMIfMI tm
Universität, kircbe, srbule und spmcbe tu dtarbaian. SfMt.
begründung d d. reic*« 9, 103; wir haken ein reck daianf,
und Sie würden ihre aufgäbe Kbicrbl nnd nnr «nvollettadig
loten, wenn tie ■ . . nicht ala rrprt««nianlcn der dcatacbcn
nation einer deutschen Stadt ibr volles rrcbt (ewAbrra
würden. sUnofr. berttkle itr Framkf. MiÜiMaltiriannil. »l';
die gjmnasien müssen wieder betcbeld—er wertes «ad 4ca
«ahn aufgeben, ala «b tie ikna ackilcm cIm abtaacblaa
304
4839 GEWÄHREN IV 2, c (mil daiiv dor person)
sene bildung gewähren könnten. Treitschke deutsche kämpfe
n. f. 251. die beiden letzten beispiek berühren sich mit ge-
währen = sicherstellen ; vgl. gewähren V.
d)) der papst hat alte zeit zu neuer zeit gekehrci;
wer ist, der alte zeit für neue mir gewehret?
LoGAU 1, 4, 7.
e)) wir wünschen dasz beikommendes von einigem nutzen
sein möge und dasz unsere Verzeihung von ihrer gute schon
gewährt sei. Göthe (an den fürsten Lichnowsky, 29. nov. 1810)
briefe 21, i2S ; es würde uns glücklich machen, wenn der
freundliche sinn, welchen ich aus ihrem gesicht lese, unserm
geschürt und vor allem dem schuldigen diese Verzeihung ge-
währte. G. FiiEtTAG (soll und haben) 5,95;
ich hoffe, der liönig
wird mir gnade gewähren i er weisz, wie sehr ich
ihm nütze.
Göthe 40, 46 (fteineke fuchs)
(der könig wird mir gnade wiederfahren lassen. Gottsched 63;
wert mir diin gnade. Reinke de vos 1315);
wer gewährt nur edlen gunst?
die hohe Itunst. F. Schlegel spruch.
/)) wer da hat ein brut, der fröwt sich deren
vertrüwd, si werd jra trüw geweren.
iragödia Johannis des läuffers (1549) H7*;
der dank, den wir dem gewähren, der unser geheimnisz ver-
rätb. Kunger 11,27; in jenen monateu bat jemand, der ihnen
von herzen ergeben ist und der gern sein leben für sie hin-
geben würde, durch ihren vater, dasz sie ihm ihr vertrauen
gewähren. G. Freytag (ahnend) 13,137; das beispiel Oester-
reicUs . . ist mir eine warnung gewesen, dasz die politischen
Wechsel, die itian auf solche Verhältnisse zu ziehen in Ver-
suchung kommt, über die grenzen des credits hinausgehn,
den unabhängige Staaten in ihren politischen Operationen
einander gewähren können. Bismakck yed. u. erinner. 2, 250.
g)) gewährst du schütz mir.
Grillparzeb (Me.dea 1) 3,17h
ich habe nur das wort ergreifen wollen, um der commission
des herrenhaiises den dank der königlichen regierung aus-
zusprechen für die würdige und versöhnliche form, in welcher
sie dem hause vorschlägt, der regierung seine Unterstützung
zu gewähren. Birharck reden 2,212; den mit den regierungen
der herzogthümer . . abgeschlossenen militärconventionen
haben sie ihre Zustimmung gewährt. 2,58.
h)) du meines lierzens herz und sinn,
du brichst und fällst und stirbst dahin,
wellst mir ein wori gewähren.
P. Gerhaiidt 47 Gödeke;
die gebildeten müssen sich zerstreuen, nicht mehr für sich
leben und an ihre Verfeinerung denken, sondern sich auf
einen bestimmten menschenkreis beschränken, den sie kenneu
und grüszen und ihm jegliche anspräche gewähren. Auerbach
neues leben 2, 196.
3)) Zugeständnis, erlaubnis. die im dativ eingeführte person
entwickelt das object der verballliäligkeit aus ihrem eigenen macht-
bereich. die anlheilnahme des subjects beschränkt sich auf die
förderung, begünstigung oder blosze duldung dieser entwicklung :
a)) ein leben wie im paradies,
gewährt uns vater Rhein;
ich geh' es zu, ein kusz ist süsz,
doch süszer ist der wein. Hölty 189;
wenig geeignet und doch hie und da angewandt zur erzäb-
lung mit realistischer rüumlicbkeit, ist es ganz eigentlich
vorhanden, um einem hochidealen gegenständ ein schon
isoliertes dasein zu gewähren. J. Burckhardt beitrage 304.
6)) ists meine schuld, wenn dein begehren
unmöglich ist? kann ich dem ungetreu'n
das bad, der taufe bild gewähren?
L. H. VON NicoLAT verm, gedickte 1,130;
bis hierher führt ich sie und hierher kehrt sie,
ist ihr die frohe Wiederkunft gewährt.
Grillparzeb (Esther) 8,254;
das Frankfurter absurdum lege ich bei. man setzt in die
Zeitung: er sei nicht reich gestorben, habe vier kinder
hinterlassen, und gewährt dem lieben publicum einen freien
eintritt zu einer todtenfeier! Göthe (an Zelter I9. ;uni 1805)
briefe 19,20;
erst eil ich nach dem thor, das reitung uns gewährt,
und meiner tritte spur musz mir den rückweg zeigen.
Schiller (Aen. Vi!) 6,381;
der waldmann dort bei den gräbern haust,
iiei'ra kästenbaum, wann der stürm erbraust,
gespentisch fast, unheimlicher gast: —
drückt ihn annoch des lebeiis last?
gewährt das grab ihm keine rast? Chahisso 3,289, vgl, 286.
GEWÄHREN IV 2, c (mit daliv dei- person) 4840
e)) von kindheit auf vergleicht er ideen und eindrücke
seiner zumal feinern sinne, nach der feinheit und Wahrheit,
in der sie ihiu diese gewähren, nach der anzahl, die er
empfängt, und nach der Innern Schnellkraft, mit der er
sie verbinden lernet. Herder {ideen zur philos. d. geseh. i,i)
13,145; die dichtung gewährt belle blicke in die früheren
zustände ostasiatischer Völker und ist auch in dieser be-
ziehung von nicht geringem werth. Grihm kinder- und haus-
märchen vorrede 38; alles ist so reinlich als künstlich und dauer-
haft hergerichtet, dasz es einen genügenden anblick gewährt.
Göthe (dicht, u. viahrh. id. buch) 25, 318; Neuilly liegt sehr
schön und besonders die grosze brücke gewährt einen
imposanten anblick. Hebbel (7. auj. 1844 an flts«) 6rte/'e 1, 238;
es mochte wiederum einen seltsamen anblick gewähren, diese
schwertgewohnten, mit goldenen ketten geschmückten und
schwerbelieJerten inänner . . theilnehmen zu sehen an dem
lediglich auf das geistige wort gestützten logischen fortgang
von dispulationen. G.Keller (Hadlaub) 6,336; da .. fingen
sie unter den schiunken bäumen an zu spielen und gewährten
dem durch die büsche lauschenden jüngling ein liebliches
Schauspiel. 6, 67.
'^)) ^)) 0 leser, dir steht frei zu urlbeln über mich,
und andern stehet frei, zu urtheln über dich,
wie du dein urtbel nun von andern dir begehrest,
so sihe, dasz du mir mein urtliei auch gewehrest.
LocAU lugabe 35;
damit nach meinem tod mein reich nicht erblos,
mein werk das spiel nicht werde innern zwists,
hab' ich von Margarethen mich getrennt,
die keines erbens holTiiung mehr gewährt,
und neuer bände wech.^el mich gefügt.
Grillparzer 4,30 (Dttoliurs ijlücii und endp. 1);
und du guter gott erhalte mir die ruhe der seele, die du
mir in diesem augenblicke gewährest, dasz ich mit aller
mäszigung in dem entsetzlichen schmerz und so klug handle
als möglich. Götiie (Clavigol) 10,63.
ß)) die drei ersten punckte ohne weitres zugestanden,
was den vierten betriift ob gleich der vordersaz falsch ist
so sei doch auch ihnen das unüberwindliche gelüst mich
zu scheiten gewährt, (an Charlotte von Stein) briefe 'i s.2[0;
schon freut mich meiner alten freuden keine;
die jagdlust selbst kann keine lustgewäliren.
F. Schlegel Alarcos 1, l;
die lust, ihr götter, müszt ihr mir gewähren,
den einen heiszersehnten jüngling siegreiclv
zum staub mir noch der füszo hinzuwerfen.
li. V. Kleist l'entliesilea 5. auftritt;
so ist's dem alter süszes lustgewähren,
wenn sich im wiederschein die bilder malen,
worin sich gegenwart und vorzeit einet.
WiLH. V. Humboldt sunette 315;
nichts wüszt' ich, was mir bessre lust gewährte,
als meines geisles lohe
zu schüren, dasz der Schimmer dich verklärte.
Geisel junimUeder 201;
und wenn der abend naht, den leichten rausch zu enden,
so sei sie dir gewährt die wollust, zu verschwenden
bei karienspiel und würl'elfall. quiliclite 172.
Y)) doch ich büsze verdien!, und welche holfnungen werden
mich auf jedem schritt begleiten ! ganz der deine zu sein,
nur in dir und dem kreise von guten zu leben, von der
weit entfernt, getrennt, alle wonne zu genieszen, die so zwei
herzen einander gewähren. Göthe (Götz) %,iZ;
wan der llissos rauscht und die neu aufgrünende thalUnr
zwischen dem ölwald bunt mit anemonen sich schmückt,
welche wonne gewährt es alsdann, mit dem freunde der
Jugend
auf den kolouischen höhn unter den blumen zu ruhn.
Geisel ueäiclite 112;
denn aller fleisz, der männlich scbätzenswertheste,
ist morgendlich, nur er gewährt dem ganzen tag
nahrung, behagen, müder stunden vollgenusz.
tiöTHB l'andorn 40,381;
endlich wurde mir auch der so lange mit Sehnsucht erharrte
genusz, eine oper vom unsterblichen Gluck zu hören, .. .
gewährt. Matthisson erinnerungen 1,265; da wo sich unser
theater auf sein gebiet zu bescheiden weisz, wird es uns
allerdings in der illusorischen Wahrheit seiner darstellungen
einen genusz gewähren, der dem altenglischen theater eines
Shake^^peare oder Ben Johnson versagt blieb. Kr. v. Uecbtritz
deutsche vierteljahresschrift 1842 4, 104 ;
du willst an schöner äugen blitz nicht glauben,
und wendest scheu dich ab von den fienüssen,
die uns gewährt der süsze gott der trauben.
Geibkl gcdichte 104.
484 1 GEWXilRRN IV 2. c (mit daliv der person) GEWAHREN IV2.(I (ellipt« 6e» ilativt der pcrtM) 4842
3)) sAieirnel mI drin will«.
Jo-f^b, und d«la b«|ralir«n,
Küii wolle dir dl« riill«
der freuilnn dort gewAhren,
den du, den meine «eeie liebt,
vom kreute, de man lim bnlrübl,
10 TreudiK lotgelieien.
l'AiJL nieiueeT «. IM C«<M«;
elneara auf den wellen lliirpn.
tuob Ich niclii mehr doliiu i|iiireni
du Rewtlirol, bin ich hei dir,
nicht »prdfuai, nicht freude mir. norri« 1, 50«;
nur (iiirftfl lie einer niclit mit atuinpf und ^liel aufroltcn
wollen uml aU xcliwarmcr deren bildeUulen zericbliigrn,
ohne ihnen dafür andre freudeu, andern leitTertreib sm
gewahren. IIkihüi {ArdingheUo) l,]l&; so oft ich dir gleich
iini'b ruiiiTang doinei hricTea ani werte, kannst du immer
(Ihrrii'UKl »ein, dosz er mir hrrzlicbe freude gewflhrt bat.
II. V. KiKiST, brilfe an tnnt braut 138; be^ondera der blick,
den du mir diesmal in dein berx voll liebe baat werfen
lauern, bat mir unansyprechliche freude gewAbrl. IM; aein
{des auftiittes) erslea bhitt, daa liu mir niittbciltest, und
ilnit mir eine uDnu<i<iprecblichc, aber biltersüaze freude ge-
w.lhrle, aclieuchre mich aua deinen armen und be8( bieunigte
meine obrei«e. uo.
5)) denn nichl» ala sebmerzen gewahrt mir dieaes ewig
bewegte beiz, da« wie ein planet unanfliOrlicb In seiner
bahn nir reihten und zur linken wankt, und ton ganzer
aeele aehne ich mich, wonucb die ganze icbApfung und
alle immer langviiiner und Inngtamer rollenden wellkörper
atreben, nach ruhe. H. ». Kiaiai o» $rint braut 173 ; In den
letzten tagen meines aufenihaltea in liresden holte ich schon
einen brief an dich bis zur hllfle Tullcn!et, als ich einsah
dast es besser war, ihn ganz zurilckzuhaltcn, weil er dir
doch nichts ala kuinmer gewahrt haben wQrde. 183.
17)) wenn du darauf bestehst, so \>ill irli nach zwpi jähren
drei jähre lang reiben und dann ein arot Ohernebmen , das
uns wohl geld und ehren, aber wenig hauHÜclies glück gewahren
wird. M. T. Kl EIST an seine braut 129; ich fühle an der Sicher-
heit, mit welcher ich die gegenwart benutze, an der ruhe,
mit welcher ich in die zukimft blicke, »0 innig, welch un-
schätzbares glack mir mein lebrnsplan gewahrt. Hbinricr
TON Klf.ist britfe an $riin uhieester. *); du zwingst dir eine
gleichgültigkeit gegen die für dich sonst so reizbaren freuden
der Stadt ab, um dir das efisfacbere vergnügen zu gewahren,
deinen bruder dir zu verbinden, l ; und «0 gewahrte es ihm
heute ein besonderes vergndpen, den bcrrn Jacques als einen
angehenden raucher nach hause zu bringen. G. Kellri S, 123.
&)) rechte befriedigung gewahrte mir alle die bücbcrwcisbeit
nicht. J. Scnaa« Michel 1,185; könnt ich dir trost gcwäbien,
0 wie gern! VniKno [htriog' Ernst von Seittraben 2,1) 3,33. ich
gl;iube, dasz mit allen gründen, welche die doctrin nnd die
ibeorie ihnen an die band geben, sie diese bevOlkerung nicht
überzeugen werden, dasz sie die verfassungsrnSszige ver-
pllichtung habe, sich bei diesen neuerungen glücklich zu
fühlen, und dasz selbst der umstand, daax die Verfassung
dies gewollt habe, manchen verstockten gemüthern keinen
durchschlagenden tro<tt gewahren würde. nisMARcs reden 1,394.
ei) der ktinig, der mich im theatcr erkannt hatte, befahl
mich folgenden tags zur audienz und zur tafel, mir so un-
i-rv\arlel, dasz mein leichtes reisegepack und die Unfähigkeit
der Schneider des oites mir nicht die mOglichkeit gewahrten,
in correctem anzuge tu erscheinen. IIism.mici ged. und erinn.
1,18; es war ein Unglück für die liberale paitei und einer
der gründe ihres Verfalls, dasz gerade ihre presse dem juden-
tbtini einen viel zu grosxen apielraum gewahrte. TRErrscHKK
drul^etie kämpft n. f. 25; 'sie {die lebensstrecke) ist lang, Her-
cules', seufzte don Giulio, 'und gewährt dir rauni zu einer
rednerischen leistung'. C F. Metes Angela Borgia 44; keine
feindliche tendenz gegen unsere nachbarn, kein streben nach
ernlierung bat die dculsche bowegung der letzten Jahrzehnte
getragen, sondern lediglich das bedOrfnisz, den weilen ge-
bieten von den alpen bis zum meere die grundlagen des
staatlichen gedeibens zu gewahren, welche ihnen der ent-
wickelungsgang früherer Jahrhunderte verkümmert bat. Bia-
MARCK leden 3, 15«;
0, lebt und liebt euch, nach der silt«
der foldnen seil, als eine hülle
die liebenden iimschloii'. die willige naliir
aus ihrem OberÜiist sie nAhrte.
und Ihnen bnch und wald und flur
die mitiel der lurriedenheii gewtlirie. Gonta 1,1*1.
f)) wie lebrreiek wi Mirfead «li«««r nmt$t »ir iat, «l«
fielen wahre« vortbell 4mm tnanitekatl air pwlkrt, *•»
•ebene ich nieb oicbl, itr ofrobartif atUaiMiaa. Bua>
•ic'i vo!< Kleist bruf» «■ m<m adhanfir ii: kb «dt aar Mf
einige «ortbeile, welch« die lanft« 4t« lianlawi ftmtknm,
naher eingeben. iii«a*acB tidtu 1, l»: 4» tok »hiBUl •• vdl
bin. gewibri mir das aeacsaertuuien 4odl eine twl aulidcr«
sicberbeit, es mag mir b«raach gehen, »1« e« will, ■«!•
fortkommen bleibt Immer fesicbert. an ui»«» Mier, wfL
Hitmaickbnefe 1, 4 Kohl; der frühere deut»cbe bun4 «rfllll« 1«
zwei richtungen die zwecke nirbl, für weirbe er frieklc
war; er gewahrte seinen milghedern die veraffctw
heit nicht und er befreite die entwickelung der — ll«««l—
Wohlfahrt des deutschen Volkes nicht von den fesseln, welche
die historische gestaltung der ionem grcnten Dcutscblende
ihr anlegten, reden 3, 152.
d) der datit der bethrtUgttn f*T$e» ttird mhtn itm U€wm0b
des objecli unterdrückt.
auch hier wirken die teruhtedentn formen itr tOiflueken
ergimung mit, die lieh am be$ten innerhalb 4er einulnm ter-
venduiig^gruppen beobarhten laiten. autserdem machen nek ff»-
tactitehe trnndlunfen geltend, die mit ttner beileutungtdnitrunf
in »eehselvirkuni^ stehen.
n) syniacliseh« Änderungen im wtckulwirkung mU btdentmnft-
»andel :
II) hieher gthM tchtn die rtßexirrtrhiniunt , Üt Sit raffe,
welche der pentnHthe dativ in der wortttrbindung ipiett, htnh-
drfiekt, tri* tit nndereruiti auf bedentunpratt-llnngen bemkt:
so ist sehr begreiflich, dasi auch dies« erfabrung (*3zu bei-
tragen muszte, dem monne, welcher das fünfzigste leben«jabr
zurückgelegt, und ««ich nie gewahren können, seinen bemf
mit aller kalte eines blossen gewerbea in betreiben, daa
handwerk zu verleiden. ¥. L W. MaTta P. L Stkröder % tsi ;
endlich mutzte sich Fugen die ao nOtbige rab« gewibreo.
AuERaACH neues leben 2,8;
doch jezo gingen die weibcr
aus dem palast, die den rrelern sich iuge*eli«t vonlen schon,
wechselweis' ein geUcbter und frdbllcben scbert sieb gewlbrand.
Voss »-/f«». 20.8 {nnf'ioxaat;
und belustigten sieb, und lachten untereinander, autgabe von
iT»l).
2)) auch prdpositiunaherbindungen , O* nn itetk eimt$ dalm
(r</en, fenkeii nach dieser richtnng ab:
erschrick nicht, webrter freund! dir wird ein bind gebracht,
das, wie du selbst errthrst, den oamen dir verllogert:
die weisilti-U. «0 mit dir genaue buhltchain macht,
bekennt auT deinen Oeiss, der Ihre scboooi gescbwlogart;
sie taulTl es in der fluth, die am rarnaetus Ui.
benennt es lob und rühm, und well du vaier bUl,
will »ie ei ölTentllch in deinen arm gewabreo,
mit der erlnnerung, es weller tu emthren.
GenTHER ^r.iielue 54H fnuf Snmuat OInntn
maguterw»>de 30. 4. Uli);
ein raib ist wie di« band, die einen leib eraebret:
was diese gleich erwirbt, dass wird auff* aaaul gawekre*.
U«4as,l«.3«:
ihr, geializnes heriogit-haer, gebet arossen bertiens daock
rOr in Moli- und Engeland auffgerObrten waffena-ianck.
weil sie beide selbst sich freuen, können sie olcbi sucb verMbrea.
können euch auss eignem aalue nicbt io freaadea aaebr gawebrea.
süfaW ITa.
3)) aus der beieutung, dit $iek kitr tntwititU, eriUtt ikk
leicht die mnlerdrüekung der mtittm b«$timmttnf:
dast ninn uns den leulfrl gibai. darf aicb keiner viti draa kebrw^
wann wir uns nur selbst olcbt geben, kann OBS ketatree aal gawtlw««.
>k 1. C
datu tgU die auf einem tWi^ Mnimmptuniit btrmkndt tm-
ttruction mit rejUxirtm nteuMlh:
warua aurb wk ein kiad gldah,
well sich ein flOcht'ger wünsch air aicbi gewabrt,
mit meinen göttern brechen. II. v. Kleist Itmlutilem iL
4)) ia der gnff«, dsf •• wtaaaftni nnd km*n eninUpf^
wv4 der dilif kitkt dwtk daa f aiaiaaiaf 1 an. «mlri^:
acb. gib mir w
■ein bittcal Ick kegekra
nlcbis ander* als grduld.
P«ct Cnasnat
leider' erwiderte Fink, 'bin ich in der w
ihren wnnscb nicbt lu geirthren*. G Fairrac (aal
&,2»l; alle klaasen der greellectefl kabe« ibr |«HM«,
an ibr gewahren hcflea aic dea bestaad dar aeac« ardi
der dinge. J. Gorrntir 4, SM {^rtä der Kenafweiaiin/fcr).
304*
4843 GEWÄHREN IV2,cl (cllipse des dalivs der pcrson) GEVVÄFlRENIV2,d (ellipse des dativs der person) 4844
c)) so viel gewälirt ein freund, dasz aiicli das leben niciu
melir al8 ein dasein ist, wenn uns ein Treund gebricht.
IIagkdork 1,02;
wir mit freudiger scele begleiten dich; nimmer auch sollst du
unseres muies vermissen, so viel die kraft nur gewähret.
Voss //tas 13,784 (o<Tt] Svrn/iig ye Ttn^eariv).
2)) Verbindungen f in denen gewähren an bitten, wünsche
w. ähnl. anknüpft:
Faust, erzähle wie?
sie ist mein einziges begehren!
woher? wohin? ach, trugst du sie?
CliirniK die frage läszt sich leicht gewähren.
GÖTHK (Faunl 7414) 41,131;
was icli begehre, genieszen millioncn, der himmel gewährt
wünsche gern, die in seinen zweck eingreifen. H. v. Kleist
br. an seine braut 178 ; der deutsche theil des groszherzog-
thums Posen hat ein recht darauf gewonnen, dasz er zu
Deutschland gehöre, er iiat einen anspriich darauf, welchen zu
gewähren und zu erfüllen wir den bewohnern des deutschen
Posen gegenüber verantwortlich sind, stenogr. berichte der
Frankfurter nationalvers. (IV) 3128'.
3)) Verbindungen, in denen der begriff einer zuteeisuiig auf
die active bethätigung des subjectes sich gründet:
da erhörte sie gott und sandte den storch, der beständig
sie verfolget und haszi und keinen frieden gewähret.
GöTHK i Hein elie fuchs 5) 40,77;
der könig mag Verzeihung erst gewähren,
dann öffnen wir die pforten, eher nicht.
Grillparzer {ein treuer dicner 5, 1) 4,277;
was auch geschehen wird und was der pöbel meint,
der entschlusz bleibt der gröszern, bessern menge,
und der heiszt krieg, hciszt widerstand, wenn ihr
Verzeihung nicht gewährt, vollgült'ge gnade. 4, 280;
er (general dt Neza) wusztc, was der preuszische offizier
gesehen, dasz der frost den schütz, welchen die wasser ge-
währen vernichte. Sybel begründung 3, 235; nach unserer
Überzeugung giebt es kein grüszeres und wirksameres mittel
zu wechselseiliger bildung, als das zusammenarbeiten über-
haupt, besonders aber zu theatralischen zwecken, wo, nach-
dem sich freunde beredet, gestritten, vereinigt, bezweifelt,
überlegt und abgeschlossen, zuletzt bei öffentlicher darstellung
die aufnähme, welche das publicum gewährt, den ausschlag
entscheidet, und die belehrung vollendet. Göthe 45, 101 {über
die cnistehung des fesl^piels zu Ifflands andenken); wenn sich
beide eigenschaften in einer person cumulieren, und diese
person doch nur in einer dieser eigenschaften im stände ist.
Icistungen zu gewähren, so ist es doch sehr fmglich, ob
nicht nur die retributionen und die emolumente für beide
leistungen fortgewährt werden sollen, sondern auszerdem
noch für diejenige, welche nicht gewährt werden kann, aus
Staatsmitteln auf kosten der steuerpflichtigen eine Stellver-
tretung geschaffen werden soll. ßiSHABCK reden 2,108; allein
dies alles war noch nicht, was Italien verlangt zu haben
scheint, nämlich die landschaft um ihrer selbst willen, und
diese gewährte, wenn auch nur annähernd, der norden.
J. Bdrckhardt beitrage 324.
4)) Verbindungen, in denen der begriff eines Zugeständnisses
aus der passiven antheilnahme des sulijecls sich enttrichell,
gewähren = ermöglichen:
o)) aufgaben, welche die abstrncte mechanik vormals niemals
hat gewähren können. Kant 8,176; nicht immer blos die
höchste Spannung der kräfte — nur ihre edelste anwendung
kann grösze gewähren. Schiller (was kann eine gute stehende
Schaubühne eigentlich wirken) 3,509; im ersten Stadium seines
lebens ... ist er {Napoleon) der epische held, den die schwinge
des Jahrhunderts und die Strömung der dinge glück- und sieg-
gewährend trögt. Hehn über Gölhes H «. D. 17; nun erreichte
sie eine den niederblick auf das schlosz gewährende lichtung,
glitt vom pferde. C. F. Mkyer Angela horgia 113; der reisende
ist durchaus egoist ... weil nun aber die Selbstsucht, unverhüllt,
einen gar zu schlechten anblick gewährt, so wird unterwegs eine
art von Scheidemünze der empfindung ausgegeben. Immermann
{memorabilien) 6,67 Muncker; wirklich gewährte das kleine stück
ein schönes ansehen, der fiachs stand wenigstens zwei eilen
hoch, blühte noch nicht, war dicht, fein und aufrecht durch-
aus in seinem netze. J. Gotibelf Kälhi die grossmutter t,5;
im ganzen gewährt so ein trupp weiber ein farbenspiel das
dir gefallen würde, jede färbe am anzug so energisch wie
sie sein kann. BisMAncK an seine frau s. 349; allein die
kleinste Überlegung wird uns überzeugen, dasz diese dinge
keine andere art von vergnügen gewähren, als die uns der
5)) die construction des verhums wird beeinßuszt, wenn es mit
anderen verbis zusammengestelU wird, die eines dativs an $ich
entbehren :
das lamp vonn himle wirt gcsent,
durch gnad die missetat unns wenndt,
wir solln mit Hähern klagen seer
das er si ahlasz und ^ewer.
Hymiiiiriuf, SigmunäxtuKl (1524) vi;/. Wackebnagkl
das deutsche Idrchenlicd 2,1108';
sie berührten angenehm durch die wärme seines gefühls und
die Sicherheit, die aus ihnen sprach, dasz er {liaiser Wilhelm I.)
treue nicht nur verlangte, sondern auch gewährte. Bismarcr
gcd. und er. 2, 291.
6)) bestimmte gebratichsformen des verbums, wie particip und
infinitiv neigen zur abstreifung weiterer beslimmungen, t'j/. Wunder-
lich der deutsche satzbau l'**, 49: woltu denn haben ein Spiegel
bürgerlicher pollizey, so findstu hie geweret allerlei pollicey
unnd regiment, der Juden, beiden. S. Frank chronica, vorrede
a5'; u. 0. gewähren, eine bitte, to grant a request. Bailev-
FahrenkrOger 2, 326 u. a. vgl. den absoluten gebrauch (2, f.).
ß) die einzelnen Verwendungsgruppen nehmen nicht in gleicher
weise an der ellipse theil: in stärkerem grade ist die gruppe,
in deren mittelpunkt ein indefinites pronomen steht, betheiligt;
auch diejenige gruppe, die den begriff einer erlaubnis, einer
ermöglichung enttvickelt, stellt zahlreichere beispiele, während die
andern beiden gruppen sichtlich zurücktreten.
1)) Verbindungen in denen ein indefinites pronomen im mittel-
punkt steht:
a)) gewähren, was er versprochen, praestare quod promisit.
Steinrach 2, 941;
sage, was du verlangst, ich will es gerne gewähren,
steht es in meiner macht, und sind es mögliche dinge.
Voss Odyssee 5,90 (1781). vgl. auch II. 14,196;
Gfilnare. billig scheint, was sie begehren.
Husten, wfir' es so, würd' ich's gewähren.
Grillparzer 5, 221 (der irattm, ein hhen i);
komm auch jetzt, befrei' mich von bangen sorgen!
was, vor liebe krank, mein verlangend herz wünscht,
o, gewähr's, allmächtige, steh' du selbst mir rettend
zur Seite; Ledtiiold oäe an Aphrodite;
habe dank! euch sei verziehen !
allzuglücklich, als empörer,
dasz, was ihr mit trotz begehrt,
eure fürstin frei gewährt.
Grillparzer 5,219 (der Iraum, ein leben 3);
gewährt er (der riihm) was er dir verspricht,
so bleib ihm treu, gewährt ers nicht,
so lern ihn dreist verachten.
Gbllkrt Samml. yem. Schriften (1760) 1,67;
in einem augenblick gewährt die liebe,
was mühe kaum in langer zeit erreicht.
Göthe 9, 153 (Tasno 2, 3) ;
gewähre, was ich bat, gib schütz und zunuchtl
Grillparzer 3,167 (Mcdea 1);
wie vom hauch des morgenwindes
sich der kelch der rose regt,
sei das herz des liehen kindes
von des liedes hauch bewegt I
sie gewähre, was ich suche,
was mich toll zu ihr getrieben :
denn so steht's im schick.<alsbuche
ihr urzeitlich vorgeschrieben.
HoDKNSTEDT Mirza-Schaffy s.l6.
b)) dann sieh den erdball an, wie ein spitai
voll siecher narren, freund, verpflegt von den gesunden,
sei arzt darin! so hast du auf einmal,
was diese weit gewähren kann, gefunden.
Göeingk 3,202;
In einem augcnblicke forderst du,
was wohlbedächtig nur die zeit gewährt.
GöTiiE (Tas.'to 2,3) 9,153;
was hier geboten wird, sind ahnungen und vorschlage, nach-
richten und Vermutungen in beireff eines besonderen phä-
noraens der kunstgeschichte. es ist der italienische Privat-
besitz und privalgeschmack und dessen doppelte quelle: neben
das, was die sehr mächtige kunst der zeit selber gewährte,
war die Verehrung einer längst vergangenen weit getreten.
J. ßuRCKHARDT beitrage zur kunstgeschichte in Italien 297; es
entsteht dann allmählich ein privatgeschmack, welcher von
der kunst fordert, was die öffentlich gestifteten werke weder
gewähren können noch wollen. 298; mögst du an jenem
abend recht klar und innig fühlen, dasz... du in mir ewig
deinen wärmsten freund haben wirst, der ... dir den blick in
die tiefen seiner scele freistellt, dafür denn aber auch wohl
verlangen darf, dasz du nimmer von ihm foderst, was er,
als all seinem denken und empfinden widerstreitend, nicht
gewähren kann. Herrel briefe i,34 (23. dez. 1836).
4845 (iKWAIIHEN IV 2, o (cllipse det objecl«)
bcMt/. des ßeldei gield. Wntknt>iAfathon\,%,i) l,in: wrichrn
grnuoz grnobn . . . eine Uoiseliersche abliaadluii| aber ein
Shaketpearetcbei nerk. Hkshkl {Shakttftart mnd ttint uit-
gtnoiti-n 8) II, 43; wricbe luit KCMOhrl du reinen, fgl.
ItUcBMAMi" Uli; bflracblc mein berz , wie einen kronkea,
dieieu Munsrb wie eine kleine lüilernbcit, die man, wenn
lie unscbfiillicb iai, immerhin gewähren kann. H. v. KiKiar
Initf« an setnt tchvrttir Ol; da« buch ist im ganzen nicht
lealiar, virliricbt aber flnden ew. diircbliiurlit brim durrh-
blflitrrn einiges gcacbiiiillube, bciiondera biogrnpliiicli« daa
interesse pewiibrt. (WirnK (an htriogin i.uitr) br. 21, n&: in-
deaaen wollten auch die bücber, deren eine kleine aamm-
liing von aeinrm vaier ber noch auf dem Speicher aland, und
unter denen er anf gut glück jelzl wtthile, wenig troat ge-
wahren. iHMKnuANt« [Miinehhnuttn i,M4,7&; nein Willielmine,
ich darr kein ami wühlen, weil ich dns gnnze glOck, da* es
gewlbren kunn, veraclile. II. v. Ki.Kisr br. an tnn* braut III;
BO innig ich es nun ouch wünsche, dich übrrbaupl fQr die
nnnahme irgend eines leben^tplanra zu bestimmen, weil ich
dir gern das glück gönne, daa die kenntnitz unserer be-
ftliinmung, der sichere genusz der gegenwart und die ruhe
fOr die tukunH Rrwfihn-n, so möchte ich doch nicht gern
•inen einllu«/ auf die iinnahme eines bestimmten lebensplans
haben, br. an uint ichrester n ; hier (in dem hause der kireh-
bdutrin) aller wurde ein rgoistisclies »uüruhrn in sich nicht
nur geHAiirl, sondern fast gefordert. AuBiiii*cii neues Üben
i, IS8: die richtige Tciibeiliing von rast und laal geivahrt die
dauerkraft. ¥. L. Jini 3,1,11«.
61) ingleich jedoch gewährten sie {dirti bildtr) . . . den
anlast zu herrlichen landschaftlichen gründen, wührend alle
•rcbiteclurpraclit dem oltarbilde Qberlassrn blieb. J. Ituaci-
HABDT bnlrige 307; die hieraus {am der grund- und gfbduäe-
$teuer) zu erwartenden niehreinnahmcn werden demnächst die
mittel gewahren, den staatsbiiushnltsetat für das Jahr 18ft&
ohne delicit obzuschiieszcn. Ihronrede tur eröffnung des prCHSz.
landtages not. i>65; eine fülle von wohlgeschützten hafen-
bochten ..., die Oberall eine menge der bequemsten see-
verbindungen nach allen richtungen hin gewahren. BcciEa
wtUgtseh. l", S90: ...lauter Übungen, die, anstatt unnützlich
zu aein, Tieimehr und unstreitig den gröszten aller Tortheile,
die wir von unsrer gymnastik ziehen, gewühren, nebmlich.
den knrper abzuhürten und gegrn besrhwerlicbkeiten und
acbmerzen unempllndlicher zu machen. Wiei J^^D Lukian 4,345.
f) die Unterdrückung des accusalivohjectes neben einem dativ der
ptrton steht vereinzelt da. rorberettel wird sie durch substantir-
titzt, die an die stelle det accusntivt treten, rgL die belege auf
fp. 4834, die dort irithümlich unter ß) l)) eingereiht wurden; vgl.:
Lu wiij. doch Insi lilr sogen! wenn die mAnner hier,
die mich erwtblten, wenn nur ihrer tween
es widerruren ... gerne iret' ich dann surtkck . . .
di» ßrHen. nein, nimmermehr, es bleibt bei untrer wähl.
LiidiPt!;. 0 Friedrich, nun du selber »iehst und hOrst,
dass ich dir nicht gewähren kann noch darf,
besiaue dich! steh abl
Uhlahd Ludwio iter Baier 3,1.
f) der absolute gebrauch, hier treten die fälle ungeiwungeuer
rUiptischer ergimung wesentlich zurück, die Unterdrückung der
»eÜiren bestimmungen wird einerseits durch die gebrauchsformen
det particifs, infinitivt und imperativs nahe gelegt, andererteitt
durch die susammenttellung des verbumt mit synonymen oder
viü rtrhis rntgegengesetiler bedeutung begünstigt, andere fiUe
gehören gani dem getragenen stil an,
a) turückführend auf einulni gebrauchsformen.
Lfinuler. mu»i ich so \M. du nicht«?
ich In geTahr und tod. du Immer weigernd?
ich werde »inken, kehr' ich trauernd bein.
Hera, du, Trevle nicht!
Leander. und du gewtbri
(•aiLLrAsiis ('lex meeret umi Her liebe »eilen S) 7\&S;
was will sie, diese Emilia Rruneachi . . . fiel gefodert; sehr
viel. — doch sie heiast Emilia. gewährt! Lss8i;<c (Emilia Ga-
lolli I, i) 2', 379;
BaiicImnHs. hier Ist die schrini — na, nu, im nichslen rat
erwtgt man —
kOnigin. sprach ich denn nicht schon: 'gawihrl'?
gew&hri? gewahrt? lag diese schrin nicht Tor.
so war nichts tu gewAhren.
GaiLirARiK« {tiguer dienet %) ft\174;
meine mutter wollte abwehrend den köpf schütteln, aber es
ging Dicht recht und, wenn muh zögernd, neigte sich ihr
schönes antlilz doch alini&lig gewahrend dem galten in.
J. Scaaaa Vi'c/iel 1,34; er Terlaa die namen der edel leute und
GEWAlinEI« V (verbargen)
484ß
erbat fdr ai« von den btirgberrfl aod der borifraa verftm^i,
ritierlichMcsen sehn lassen in dttrfe«. dir berracbafleii nriglra
sieh gewahrend, der lug actzie aeine runde fort. Iaeieaa«a
{epigonem 4, 1 1) •, ei tvhetger ; beim naffMk dee pMlMCMert
und bei der gewlbrenden rede dre retowdM drabM lieh
der gelelier ebenso Hink um, ala er vorlMr kehrt |MiMcbt
V. L. ikun 1,411; dem gesunden feragle« ik Ml, «le «hl
gfwoiirende* wort ihn vielleicht gerettet, vor d«i verwkk««
lungeo bewahrt haben wOrde, dir aeioen luttand hcrbHfefhhrl
haben mögen. lH>eaHai«i« \rpigonn i, lo) 7, ]|| fex^fer; f»>
denken nir an jenea gleiebnisi das «ir obee gewegl h*hra
. . . Tergegenwirtigen ua* die rebe, die aicb oin de« ■habe—
acblingt, so aeben wir bier daa weiblicbe and mianfich«,
das bedOrftige, daa gewahrende, nehm einander in «eriicalcr
und spiraler ricbiung, von drr iiatur onsern l>etracblaa(e«
empfohlen. (iöruK [über die spimlttndrni der regrlttioni S^, lll;
geweren oder ei huren, exaudire. tocab. Vieul. (Nurmbttf \%si)
M&; gern ge«\ahren un^tern bitirn, d.ia Itoant von edela
sillen. WARDca I,IM»; der um«chlag de« sprödes »rlgeme
in ein aeliges, halb unbewusiles gewahren. FaanziL frrNarr
dramaturgie 1,305: und auch jenes schaurige, bitlereflate . . *
weht durch dns fragen und gestehen, durch daa bittet, ver-
weigern und gewahren hin und her. 303.
ß) turückführend auf die tusammenstellung mit anderen 9trUi,
hifher gehören tehon die lettlen beispiele fbr den infimtirgehrmmek,
atuttrdem vgl.:
et Ist kernen ber In alten siiee
vor maogen jAreo nnde laaen,
A»i mjn diu wip toi fbeilicb bitea
und liopKch in dem benen irageni
*6 suId >i ifthtirllch varasgen
Oder aber s6 sInuecIScb cewern.
dat sis ber nich niht enaiagen.
•lin.bHiin n.A l.filtma»m;
also last ich mich bedunrken, daa ea aei mit den frauen:
die versagen zS Zeilen vil annd lang und auf am schnelle
zeit geweren ai. ALaaüCiT v.Era irAi/efniM) a,l2e tferrmeea;
eins gewahrt, eins verwehrt. Eiseliih»«, tfL Waiieaa I, ■•43;
die griechischen helären genossen, indea aie gewibrten:
bildeten, indem sie vergnügten. f.Scnit^tL die Gnecktn nni
Römer \,V>u (NeuUrelitt 1797).
y) vereinseller poetischer gebrauch:
dann du. o berre. ba>t gewahrt und noch vU aaebr,
du hntt mir dern erb gegeben.
welcher leben ist geriebt lu deiner ehr.
LoBwissiB ps.61,4;
einmal gewahrte der gott; jetzt willti du's selber anrouen?
wenn er gleich harfner sich nennt, barfr vielmehr iat der aeMCb.
GaiLLMSisa (xmieii «a MMmre);
man wollte im Frankenreiche zwar der sache nicht recht
trauen, aber wirklich sah sich Halfdana aohn in die geooaaeo-
schafl der herrschaft aufgenommen und durch sein bemOhn ge-
stalteten sich wieder friedliche verhältnisze mit dem Franken-
reiche, alao dasz der fromme kaiser freudig den enbiscbof
Ebo von Rheims, seinen milchbruder und jugendgenosseo,
nach Rom sandle, um eine päpstliche vollmacht fdr die be-
kehrung des nordena einzuholen. pap<t i'aschal gewahrte.
Ebo stellte sich . . selber an die spitze der niasion. Daeiea^*
geschichte von Dänemark t, 38.
GEWÄHltEN V [bärgsehttft leisten) vgl gewahr, ceirit^ if.«ai f.
dirte bedeutung der sichersteUung, tieherheit k kemekt «im nUm
von Verwendungen, die sich mit ihr zu riii*r pupft SMMWM«>
schliessen und ron andren thgrenttm. »her eaeh War — ettmm
wie beim entfprecJienden verbaai — Jffl dl» i
dieur bedeutung linien ktess, dk anek eb
bisher dargeslelllen fntfpen eeyMpradlr» Mrtfr« Unnen,
I) abtweifiungen die tick vtm den ent MianietUm irmpftm mu
dem begriffe ton gewahren — bArgtchaft ieislea »Ümn:
a) aus gewahren, alt der aMtuf vm wsbr, matoMl aii*
der begriff verbürgen, wie tp. 4ttl fneifl wm^en M. die frcsa-
linie, die jene gruppe ron der ■atrifr« trennt, Nffl ierw, im»
die abiweigung reu wahr (vfL eac* bearihrea) «a Pmimehen
anknüpft, die der rergaageiUieil oder der fefenmttt anfektren,
tedhrend bQr|achaft leisten die tukmnß imt aufe /hnf. 4er
unterschied erpett litk alt* mehr aut dem ee|fsriHawf<« olyeM.
die Uergnnftpunkle werden d»dvtk «ai i» ndm ftrUU:
der wiMi In dar ende sereeb
'«•I licr. rticr. wel ImtI
waad iclt inrli de* twAre tevrer.
dat ■•■ iocli kl« vil geni« siki.' Ir. •!<«:
kerr ritier. aaiwont si«: liei« veexk kler th*r (Ikret.
der nicht auf **l* trcw' «r«! aiir f««i«s fewtret.
IQ gvkn ie «in« »cklacku Disimc« v. ». Wa*»«« Ariml9,%.
4847
GEWÄHREN V (verbürgen)
h) der gleiche Übergang ist oben bei verireiidungen von ge-
währen = leisten, erfüllen beobachtet worden, vgl. sp. 4839;
eine ähnliche bemerkttng macht schon Hkynatz 2,51: gewähren
für feierlich versprechen hat wenigstens den fehler der Zwei-
deutigkeit, gewäliren sie mir ewige Verschwiegenheit {bei
Adelung aus Weisze) w^den die meisten so verstehen: be-
willigen sie mir einige Verschwiegenheit, icenn es demnach
bei manchen belegen schwer hält, die grvppe zu bistimmen, der
sie angehören, so erleichtern sie uns dafür den rückschlusz auf
die ursprünglichen Übergänge und Verschiebungen, denen die
heutige gruppenbildung entsprungen ist, vgl. z. b.:
du ((O'O biits', der iinsre klag in lauter jauchzen kehret,
du bists, de."- uns für zeit die ewigkeit gewehret,
LOGAU zugabn 142;
schwerlich je wird das begehrt,
was uns ewigkeit gewährt, anhanq i (in person der veruunfl);
was darlT ich liab und gut mit ärtzten gar verzehren?
sie kränken manchmal mehr, als sie gesund gewehren.
1,9,66;
man habe es erlebt, hiesz es in allen Organen der deutschen
Volksstimme, dasz hei jeder form der Verbindung zwischen
Dänemark und den herzogthümern für die letzteren weder
vertrag noch grundgesetz einen sicheren rechtsschutz gewähre.
Sybel die begründung des deutschen reichs 3, 155 ; er (Napoleon)
verlange dafür keine, auch nicht die geringste landablretunc,
sondern würde sich mit den compensationen begnügen,
welche ihm ein offenes und kräftiges einverstäniinis auf andern
gebieten zu gewähren geeignet seien. 3, 300.
c) schwieriger ist es, die übergangspunlite zu fassen, die von
gewähren (vestire) zu gewähren {bürge sein) hinführen, die
beiden bedeutungen teerden zwar vom rechtshisloriker scharf aus
einander gehalten, sie haften aber beide an gleichlautenden formein,
die bei einer und derselben rechtshandlung gebraucht wurden.
der Verkäufer, der den käufer in den besitz des kaufobjects setzt
(vestire), musi ihm auch für die Sicherheit dieses besilzes bürge
sein, so ist schon durch den äuszeren anlasz, der zum gebrauch
der formein drängt, eine berührung und kreuzung derselben nahe
gelegt, die sich namentlich in den Varianten und parallehtellen
einzelner rechlsquellen durch änderungen in der construction an-
deutet, gewähren (vestire), fordert den accusativ der person
neben dem genetiv des objecls, während gewäliren (verbürgen)
beweglicher ist, für gewöhnlieh mit dativ der person und accu-
sativ des objects verbunden, schlieszt es für das object auch den
genetiv nicht aus, von dem der accusativ in der pronominalform
überdiesz oft nicht zu trennen ist. wo also die betheiligte person nicht
angegeben ist, fehlen die anhaltspunkte, um das eine oder andere
verbum in anspruch zu nehmen, zu den Varianten vgl. nun möchtest
du sprechen, wi ab man einen also liesze in seinen geweren,
möchte er denn schweren, das das gut sein were? wir sprechen
ia, wen er hat es nicht vorkaufft, es wer denn das er es
geweren mochte, ob er es denn nicht geweret, so ist es nach
sein, glosse zum Sachsenspiegel (3, 83) im abdruck von 1528
Lother, gegen so hat er es doch den keuffer nicht geweret
noch auffgelassen, darumb weil er es jheuem noch nicht ge-
weret hat, 80 ist es noch sein. 1561 Vögelin.
2) für die ältere rechlssprache ist demgemäsz die construction
von besonderer bedeutuny, sofern sie in strilligen fällen anhalts-
punkte bietet oder doch wenigstens die subjective auffassung des
betreffenden Schriftstellers beleuchtet.
a) die berührung mit der construction von gewähren, vestire:
accusativ der person, genetiv des objects. für manche Verbindung
wird der accusativ erst in späteren ausgaben der gleichen quelle
sichergestellt: dat is dat tu gud, dat di cleger mut di der clage
geweren. glosse zum Sachsenspiegel 3, 14,2 (das der kleger dich
der klage musz geweren. Leipziger druck von 1528 u. o.). in
anderen Verbindungen streben die Varianten derjenigen construction
XU, dii' die bedeutung verbürgen deutlicher ausprägt, die herre ne
mach niemanne gut lien unde is ine geweren, he ne hebbe't
selve in geweren. Sachs^-nspiegel lehnrecht art. 53 Homeyer
(Variante geweren in dem, der es in geweren nicht en hat) ;
swie en gut liet oder let enem anderen, die sal is ine geweren
jar unde dach (Variante in geweren haben). 3, 83, 2 (der sol es
geweren iar und tag bei Lother 1528; der soll es ihn der gewehr
halb geweren jhar und tag. Vögelin 1561 ; der sol es ihm
jähr und tag gewehren. Gärtner 1732); svat so en herre
von mutwillen liet sime manne, des he ine nicht geweren
ne mach, dat sal he ime irstaden. seget aver die herro,
he willc's den manne geweren, unde hct il ine angripen,
unde ne mach is ine die herre nicht geweren, hc sal't ime
GEWÄHREN V (verhürgen) 4848
irslnden. Sachsenspiegel lehnrecht ar/. r>6 §1». 3; wfrt he's
gewert alse recht ist, die gewere mut antwerdcn an siner stat
vor it gut. 2, 36, 5.
b) ellipse des genelivobjects : hat ein man eigen und erbe
in gewalt und in gewere . . und ist gewert von ieme der iz
ime uffgegeben hat. Freiberger stadtrecht 5, § 28 Ermisch, ebenso
§41; ir jeweder sal sinen geweren to dinge bringen; sve
gewert werd, de behalt; sves gewere nicht ne kumt, die
verluret. Sachsenspiegel 2,42,1; veikoft en medel kneclit sines
herren ghut unde ne wil de herre de kopinge nicht stede
holden, de knecht mot sweren up die hileghen, dat he den
kopere nicht ghewaren ne möge. Lübecker recht znh; die vorsten
mögen geweren enen man mit eneme openen brieve besegelt
(per suas patentes lileras sigillatas varendant). Sachsenspiegel
2, 42, 3.
c) ellipse der antheilnehmenden person, genetiv des objects, der
in der pronominalform den Übergang in den accusativ vorbereitet:
wenn der künig in der Sachsen land komet, vor dem mag
er dz wohl geben, als er vor dem richtere solt tun, also das
er des gezcügen habe das es der richter mit unrecht habe
geweret. Schwabenspiegel § 76, 3 Laszberg; of en en ervegut
oder ander gut vorkoft, des he nicht gheweren ne mach,
dat mot he weder den mit bute unde mit wedde. is eme
ok dat vor gherichte in sin antwarde vordelet, dat he des nicht
gheweren ne mach, det he dat dar na, so is dat en vrede-
brake. Goslarer Statuten 28 Göschen; wat en man varendes
gudes vorkoft, des sal he ewichliken vor rechteme ancvange,
oder sine rechten erven, gheweren. 99,4; of en en ervegut
vorkoft, des he nicht gheweren ne mach, dat mot he wedder
don mit bute und mit wedde. 28, 18; swe corn, klien, eder
mele koft in der molen, de ward . . . en wille is ghewaren,
man scal it vor dube hebben. Braunschweiger urkundenbuch
1,46.
d) der dativ der person. durch diesen wird die bedeutung
von bürgschaft leisten deutlicher zum ausdruck gebracht, er
beherrscht deshalb auch den spätem gebrauch: swelk man koft
en perd, de andere scal eme ghewaren steJdeghes, starblin-
des, unde unrechtes anevanges. Braunschweiger urkundenbuch
1, 22,23 Hänselmann; al ienunge die de herre dem manne
dut, die sal he ime geweren to sime live. Sachsenspiegel
lehnrecht 78, 1 ; wir . . . bekennen . . . das wir dorauff sempt-
lichenn und unngesundert vor die gewehre desselbigenn teichs
gelobet habenn, und geloben vor uns und unser erben, das
wir unserenn vettern und ihren lehenserbenn gemeitenn teich
vor alienn ahnnsprochenn . . . nach gewonnheil des landes ge-
weren wolen, wie einne rechte gewehre recht ist und gebreucli-
lich gehaltenn wirth. (1547 Damitzsch) cod. dipl. Sites. 4, 329.
3) der gebrauch in der neueren spräche.
a) in den Wörterbüchern wird der begriff der gewährschaft,
gewährieistung verhältnismäszig spät anerkannt, den anfang
macht Stieler (2416) , der von gewähren , evictionem praestare
aus auf gewährschaft, gewährscbaftsleistung verweist, ihm
folgen die späteren, vgl. gewähren, affidare, assicurare, gua-
rantire, sincerare Castelli (1700) 139'; gewehren, die gewähr
leisten. Rädlein 382'; gewähren, versichern, gewährschaft leisten,
gall. garantir, etre garant, gewaaren, waaren (waarschap doen)
afspreeken, versichern. Kramer nieder - hoch - teutsch wb. (1719)
2,96'; gewähren, gewähr thun, fidem, securitatem praestare,
cavere de damno, satisdare alicui, authorem se proßteri, securum
aliquem reddere. Aler (1727) 932*. in den späteren Wörterbüchern
sind es vor allem die bedeutungen versichern, versprechen und
verbürgen, gewährleisten, die bald neben einander bald gegen
einander gestellt werden, vgl. gewäron, versichern, das etwas
sei, prometlre, bürge sein, dasz etwas sei. Frisch 2,416';
ähnlich Kramer 2,133"; gewähren, gewähr leisten, garantir.
RONDEAU-BüXTORFF 253*. EbERS 614". ScHWAN (I8II) 1, 440;
gewähren, feierlich versprechen, angeloben, to promise so-
lemnly. Ebers 644'; vgl. währen und gewähren bei Staldkr
2, 430. wie vorherrschend diese begriffe im bedeutungsgehalt des
gesammtverbums geworden sind, zeigt das deutsch- englische wb.
von 1716, das nach ihnen auch die Verbindungen eine bitte ge-
währen deutet und erklärt: einen seiner bitte gewähren, ihn
versichern, dasz er sein begehren erlangen soll, to Warrant,
avouch or assure one that his petition shall be fulßlled , s. 770.
b) die Verbindung mit einem accusativ der person ist nach dem
obigen in der neueren spräche hier ganz zurückgedrängt : es soll
der beklagte gewähret und geschutzet werden. Stade (1724)
s. 264; einen seiner gcwogenheit, seines aufrichtigen ver-
4849
GEWÄHREN V (verl.ürgcn)
GEWAlIRKN VI (gßwJOgm lian) 4850
fahreiiA gKwabren, rinetrart uno drl $uo affetl: C*tiBLLi
(iTSii) 13<Jt>*. VfL ätn auuialiw bti vcrtichero.
e) um 10 hdufiger Hnd*l iiek dtr äultg dtr ptr$9n mit tuu-
latw dtt iAijtils.
a) üb der leliiitierr fckuldig «ei, liein «stallen eine fremde
Terlieliene jngil zu gewühien. IIkoat jaijd und trttdbanni'
gerichhgktit (1-44) i. &M; gewahren, jemand ein xu kaufendce
gut, voor jemand an goed »ftprekin. terukern. KiiUli* nitum
woordenbotk (no>>) 3, IS:t*; er inuKZie mir di-n brtilt dir«et
gutes gewahren , / obliytd htm to tecuit or Warrant «M Ihe
pofseiiton of lliu tstatf. Kmk«* 04t'; ü o fallu qu'il mt garanlit
la poimtion de ettte ttir*. Schwan (IHIU l,4tu; einem den
b('*itz »eine-. f,\\\vs gcwiibn-n, to Warrant any ont tht poue$non
0^ /im t$tate. MiLi-KtT 'j, l,4ü:t'.
ß) lu illr ich mich freundlleh «rmleh.
dein barii mir gaiiii oili in^weu «ei,
die weit ilu gar. uliu oil gefohr
niiuli linde» auch gercchi und fiel,
oliiie bI :« unib^lend, von dir airhl wand,
bi> on ni< in «uil.
da» ibu Ich dir gnweiiran. Am^lrllxcrlil^llerbucl^^\,2\;
•ineni eelne «icberheit gewahren, alicui tecurilaltm praettare.
Stuiniach »41; ihre felder aleheo so scbOn, du» ich ihnen
dieittig wispel kurn daraus gewSbra, tgl. Hevnatz antiha-
baru* }, 63; eioem den schaden gewähren, alicui de damno
tavtrt. Stiinsacn OM; einem seinen schaden gewähren, to
ifcur« esy oni against damagt, to indemuify any one. IIilpist
«,1,40-i': ich gewähre dir (über folge allem, was ich dir
anruthe) inner twei Jahren, das lettische vorzüglich zu
schreiben. J. v. MCilkb 14,380 (an Bonttttku); dasz diese
Stellung.. . dozu beiirugcn wird, der discussion des ganzen
einen ruhigen verlauf zu gewahren. UiSMAsci reden s, S4.
d) die verbtnduiiii mit einem object ahne nemniny einer be-
theiligten penun weist vor allem formelhafU Wendungen auf,
die in den Wörterbüchern des 18. jahrh. tum ertten male gebucht
werden, dte aber meist auf älterem gebrauch beruhen, vgl. Ernst
Diebitscb zu Wilxen und lliins Koihe zu Wiltscliaw gesessen
haben siimtlich ungesondert gelobet Hansen Colmanne etc.
und (iertrudis seiner banssfrawcn vor die gewehr des gulles
und dorlTes Dombsslaw, welches dorll H. R. .. vorpfendel und
vursalzt haben, dasselbe gut frei ohne alle Verhinderung«
und aiisprnclie und besuiidcre des antüeils halben so Leon-
hart l'raplTe ctwan Hans Uerlyns seli);en an deniselbigen gute
abgetreten und aulgelassen hat, nach dieser lande ilbuiig
und gebrauch zu bewehren bei ihren gOlern und dOiTern,
nenilich Krnst Diebilsch bei seinen gütern Hennigsdorff etc.
Hans Itothe bei seinem antheil an Wiltschaw, bei der pfan-
dunge. Urkunde ron 1537 {Breslau) cod. dipl. Siles. 4, 84. einielne
Wendungen sind in ihrer bedeutung nur auf grund weitgehender
eUiptitcher ergdntungen verständlich:
a) ich wilis gewahren, ich bin gut davor, ich will allezeit
davor stehen, / Warrant Ü true, good ; I voiich it trut or for
good. teutuh-engl. üb. (1716) 770; dasz, eine erbfulgs-ordnung
zu gewahren, und selbe anzufechten, obnm'iglich mit einander
aich vereinbaren hisse, redet der soeben natur von Selbsten.
kaiser Karl VI. an den kurfürsten von Baiern, nach Adelung eiis-
trlesene staatsbnefe I, 9i; kein andrer zweifei, als . . . ob nem-
lichen ew. liebden die meiner weiitlicben descendenz vor-
aügiich vor derlei weit entfernten rognatis zu gutem kom-
mende erbfolgsordnung im Jahr 1720 zu f:ewflliren üliernomuien
worden. 1, U3; der besitz des kOnigreichs, welchen, wie
gemeldet, nach oft wiederholter nustlrücklicher Verordnung
der goldenen bull die cburwürde und stiin anklebet, ist uns
von euer maje»tät und dem gesamten reich gewtihret. (Ilaria
Theresia an den kurfürsten von Sach$en) 1, 323; wo meine
erbfolge noch zum überllusz von gesammlem reich, mitbin
auch von euer liebden und dero erz>tift auf das feierlichste
und bündigste genähret worden. {Maria Theresia an den crt-
bisthof von Saliburg) i, S3t> u. a. ; ich will die färbe, die dauer
lange zeit gewUren. Haltaus 708; den kauflf gewahren, rvc-
tionem pratstare. Albb diel. (1727) 931' ; den anschlag gewähren,
to aiuwer for tht issue or suecess. Ebers 644*.
ß) ich gewüre aus diesen stammen 20 klafter, ex hit arbo-
tibus viginti orgyiat ligni promitto. Kaisca % 410* ; Aoblurc,
der dieses beispiel übernimmt (2, 641), giebt dabei ii* erklirmnf:
ich stehe dafür, dasz sie so v.ele klafter enthalten, mach«
■ich anheischig, was daran fehlet, zu ersetzen. rgL iiat der
verkaufer ein l>e8timmte« niaasz oder gewicht, oder eine ge-
wisse zahl bei der sacbe zu gewahren sich ausdrücklich ver-
pflichtet. p/muMcA«! Lndiecht I. UmL I. UM
der ami-johe w— ini); kann it tßktr Ü»
schalt nicht gewabreo, au bana iar tUnntoitr VM itm
coniracia wieder abgehen. «Im^ ayl. muä k»i. hmärttkt
i 1641.
«) mW engte kntpß tu •mm«m htfhg 4tr MrfscM/l in
präpotilionaherbindmmf mit fAr an, dit äek hnmäm äi»jߧ l«t
.ScHiLLkB belegen UtiL bald ut n etmt ftrtm Mtf ttat
für du IN koUher wein dit 9«w4Mr
a) auch der car4ioal gab oiif 4i«
gesinnungen »eine« neffen aufrichtig a«tM Mi4 «Ims er i
bereit aiabe für ihn zu gewnhrea. Sr aiiLaa (geiiUruher) t,nn
sagt! walehas pfand jewaliria Mir für s«ck,
wenn icli rre*sBiuililg vurt band* l6u«?
asii weieban »cblo»t veroahr' kb eure iraa*.
tfat nicht Sankt i'aiar« »cbluxal 6Saaa kaasT
{il<,rU SUnart >,4l 12. 4M.
ß) 'die verbundenen', erklarten si«, 'wlrtn iboea als
menschen von recbtschaffenheil und ehre bekannt, «la graaur
tbeil unter denselben siehe mit ihnen in verhlhaiieaa 4er
frcundsci.aft und der verwandtjchafi, und sie getraaen sieb
für ihr betragen zu gewahren'. ScBiLLKa {•bfall dtr Steiet'
lande X buch) 7,101;
Ich gebs olcbi tu, ihr seid meio gast, leb rniut
rOr «ura ticberbeil gawtbran. {Telt 1,4) 14.344:
das gedankans tieg enlebret
der geiübia wideratrall.
nur der ewge kampr gewabrei
riir dea sieges anlgkeU. 11,34 {wird» der frantn);
Ich kann dafür nicht gewähren, I eannot aniwer for U, taatt
Warrant it, eannot voueh for il. HiiraBT 1, 1,4«3'; fgL Kbbbuh 4&4.
ft objeätdtu an ttelk des objtctt UÜen tum aisolnitm ge-
brauch über: ich gewahre, dasz diese wuar gut seie, hat
mereet eue probas tpondeo. Alib diet. (1727) 932'; vor gewalt
ist man zu gewaiiren nicht srhuhiig. Sibrocb tprichwörter IM.
g) auf einer contamination der aus gewahren ^ leisten und
gewähren «=> verbürgen entwickelten Verwendungen btruht Sicher-
heit gewahren, bürgschaft gewähren: in erwagung, da»B die
... führung der grund unterpfandsbucber ... die amtsrevisoren
mit einer haftbarkeit belastet, welche dem Öffentlichen credit
die nOthige sicheiheit nicht gewahren kann, baduehe aer-
ordnung vom 3. februar i&si ; war ea dem kDnige nicht leicht
geworden, überhaupt minister zu linden, besonders aber solche,
welche auf seine sieb nicht immer gleichbleibenden ansicbten
gefügig eingingen und deren furchtlose festigkeit zugleich die
bürgschaft gewahrte, dasz sie bei einer entscheidenden Wen-
dung nicht versagen würden. BisaAsci ged. u. er. 1,41.
UEWAHKEN vi, die Verbindung: gewahren lassen.
1) et sind nur vertinieUe Wendungen, in denen dies« rer*
bindung mü einer der eben behandelten bediutungsgruppeu fkhtmnf
gewinnt:
u) mit der ableitung wn wahr (gewahren II) berührt uck die
stelle, an die IIkynb {deutsehet wb. 1, 1161) teine erkUnuf der wer-
bindung anknüpft; rgL uien tp. 4^11. hieher Uttttitkmuk Ut
auffalieudt und rereinuUe reßejrirreibindung emreihn: oBler
den vielen wechselnden Verfassungen waren die glücklichsten
die, welchen es gelang, das allgeme.ne looa irdischer tugeadeo
und unvollkommenbeiten dergestalt tu beberacben, iuu aii^
was Zeiten und Völker am eigensten bob, sieb gewabrea tmam
und schirmten. J. Gaiai {über wuine entUttung) kl. uär. 1,9.
b) auf gewahren IV geht turück: sieb werca iaaxca aril
Münchener Pfenningen, je iwei aof daen Regcaspargcr,
Gemeinkr Begemburger chronik S, 36«. rfj. ScaiBIXaS l', 97*
(ebendort sich weren, geweren, titk bttaUl matheu).
c) auch ton gew.ibren V mündet etee aliM^aaf fsiiycaflM
m iieteu kieis «■:
aur aar« pflkhi tu leUua seM be4«ckl,
rar* aadra latii uns aodar« gewakrea.
SMUxa« I4.U (anwf «m Mesa. t.i>.
d) dieu terweaiumten titkem jedmk afc e«iy aeraiaarf^ ät
kinnem gegenüber der kawflmam der heitfe aaM sa iüraiÜ
kommen, die titk durtkmef ia heeliimHem «reaara 4ee tirfitaag
bewegt^ vgL einen gewibrca laaaao, ehyaei äasre; laai aMk
gewahren, tint me; ich las«« gati gewAlirra, reai 4ea «aiBiiMi,
deo fid: AiB« 9U*;
grou beglsMi Ihr ihaaaa; aber Miaa
tu deaa ««ig giiua. ewig acMaca.
lal der gAitar vrerfc; tfe iaast gewibrea.
C*T«a 4a. 4t« ifwmdmm} e.a.
durtk dies* bedtmlnng mitd eiwe erkünng aus den bnkertfen Mr-
mtndunt*» *•• |«»akbraa «ridkwerf, ?uu, tttat ittkalUm ftttt
4851 GEWÄHREN VI (gewähren lassen)
des Ursprungs der formel offen {dcuUches wh. s. iSl). neu und ein-
leuchtend ist die auffassHng OsTuorrs, der (vgl. L. v. Patrubany's
sprachwissenschafll, abhandlungen 11, Budapest 1900, s. '3) einen
gewähren lassen in gleicher weise erklärt nie lat. sinere: ruhen
lassen, dauern und währen lassen, damit ist der anschlusz
an unser gewähren I (vgl. sp. 4S18/f.) vollzogen, der in der Ihat
zur lösung der frage führt, nur ist in diesen Zusammenhang
auch die Verbindung gewerden lassen anzuziehen , die in be-
deutung und form so enge berührungen mit unserer Verbindung
zeigt, dasz es in einzelnen mundarten unmöglich ist, die beiden
aus einander zu hallen.
2) gewerden geht mit dem hülfsverb lassen viel früher Ver-
bindungen ein , die den occasionellen Charakter abstreifen , vgl.
mhd. wb. 3, Tii*. Lexeb 1, 9S5. nachtrag s. 208. in den occa-
sionellen Verbindungen erscheint gewerden als ein verstärktes
werden, das nichts als die bedeutung des simi^dex zur i/eltung
bringt:
ob du wilt, vil lieber sun,
widerkern an den got,
des gewalt und des gebot
diel) lie; durcb sich gewerden.
passioiiul 133, 29 Köpke u. o.
in den festen Verbindungen dagegen schlägt anscheinend die be-
deutung durch, die für das compositum früh belegt ist. man darf
an gotisches gavairj)!, friede erinnern und für die Verbindung
eine bedeutung wie jemand frieden gewinnen lassen ansetzen,
vgl. in frieden , in ruhe lassen, daraus konnte sich unter dem
drucke des bedeutungskräftigeren lassen leicht die weitere Vor-
stellung ziehen lassen, entlassen entwickeln: vgl.
er spracU 'ftünt tierödes,
du lebest zwiveliche,
dai du so suntliche
diiis brüder frowe zu wibe bäst.
swie du sie niiit gewerden last,
so liistü ßwiclich verlorn', erlösung 4157 Bartsch,
je nachdem sich andererseits das in werden liegende moment
der entwickelung bemerklich macht, wird die bedeutung weiter
verändert, wir finden in dem gleichen denkmal eine stelle, die
diese entwickelung nicht nur auszerhalb — sondern geradezu in
gegensatz zu dem willen des subjects von lassen stellt:
die tül'el bebent in (den AiUichrinl) zuhaut,
sie l'üreut in gein der böiie wert . . .
äai eude nähet iedoch nü,
wan unser herro Jhesus Grist,
der berre ubr alle lionege ist.. .
uider siebt den bösen wiht
vor des Volkes angesibt,
da; iu die wärheil werde kunt.
die engel komeut sä zusiuut
unde siaheut die tüfcl abe.
so latent sie iu üjer habe
und latent in gewerden.
er feilet zu der erden,
vll gar er zubristet. erlösung 6038 BarUch.
das gleiche läszl sich in Verbindungen des nahe verwandten he-
werden beobachten: und sprach zu deme herrin der da waz
bischoif. disen knappen Levil ich dir uf dine sele . . . der
bischolf Dam den knappen zur ime und zoch in cerllichen
und gutlichen und touft in zu jungest, do er diz alliz hatte
getan do liez ern bewcrden. do der iungelich des geware
wart daz im der zouin \erlazzen was. san zu slunt tet er
als daz wilde res ti'it. alldeutsche predigten 80, 18 Leyser u. a.;
vgl. Lexer 1, 255. nachtrag 80.
o) in beiden beispielen steht der objectsaccusativ ohne weitere
bestimmung, diese art der Verwendung tritt in der neuhochdeutschen
Periode zurück, sie findet sich nur in der Augsburyer Über-
setzung von Gregors dialogen (1473) häufiger, dort durchaus beim
sächlichen object: und gab sich da allein in das gebet, und
gebott dem selben wasser, das es im soll nach fliessen und
durch die stell die in gut dauchten zoch er das rechlin durch
das ertrich. da liesz das gancz wasser, seinen aigen graben
gewerden und flos im nach. 3,9; gutt wolt, das du mir von
in etwas sagest und dir nit lassest schwär sein, das du durch
des willen die arbeit der auszlegung über Job die weil ge-
werden lassest. 1, 1 ; wenn ich will mich bekeren und will
mein wellliches leben grunllich gewerden lassen. 4, 35. per-
sönliches object ist hier bei Spee zu belegen, der die wendung
ebenfalls bevorzugt: dennoch damit ich dich nit zu vil auff
diszmahl versuche; wil ich aulThüren und dich gewerden
lassen, güldenes tugend-buch (Collen 1C13) 266.
b) in einem beispiel, das nach allem hieher gehört, wenn auch
gerade das hülfsveib lassen unterdrückt ist, wird eine Ortsbestim-
mung angeschlossen: wi willen vor juwe slad wesen eine stund
Tor middage. bidden frundliken, gi uns dar denne willen
GEWÄHREN Vi (gewähren lassen) 4852
gewerden und mit ganzem vlile bestellen ... dal wi velich unde
seker wesen mögen. (1470.) Fai.ck's slaatsbürg, magaz. 9,460.
c) sonst wiegen sociative bestimmungen vor, die durch die
praepos. mit angeschlossen werden, auch sie haben an den Ver-
bindungen von bewerden früheste parallelen, vgl. und lieg den
gutes werden mit got gar bewerden. mitteldeutsches leben der
Väter (ZiNCERLE fundgruben 2,92, 58); dazu vgl. nun: ock sollen
und e willen wi op alle de vrien, de wi in desen neslen ver-
ledenen viff jaren uth der vors, graveschapp vor unse vrien
angenommen, erlanget unde geworven, off de sik to uns, in
der vors, graveschapp wonnachtich gegeven hebben, genslichen
unde vullenkommelige verlien, unde dar uiisen neven van
Tekenneborch mede gewerden laten. (1489) bei Kindlinger
münsterische beitrage 3, 2, 620 ; was wolicstu mir meinen lust
miszgönnen? ich weisz warzu es dienet, und was es jhnen
nutzet, lasse du mich mit dir gewerden. Spee güldenes tugend-
buch (Collen 1649) 225;
sohaw dorten schon ins wilde
die wollgebleichto schaar,
sich gar ohn schütz, uud schilde
veiwicklet in gel'ahr.
ach schonet nur der herden,
der hin auch selber schrie:
mit mir lasz euch gewerden
sprach er, mich schawet hie.
Spek iruttnachligall (Collen 1649) 45,
V(jl. neudruck (.Goedeke) s. 33.
d) unsere Schriftsprache läszt gewerden anscheinend in dieser
Verbindung nicht mehr zur geltung kommen; doch halten einzelne
mundarten noch immer daran fest, vgl. gewede (gewerden): losz
mich gevve'de, . . . lasz mich gewähren, in ruhe meinen gang
gehen. J. MIJlleh und \\. Wetz Aachener mundart (1836)«. 6S;
ebendort ist das verbuni auch auszerhalb der Verbindung in gleicher
bedeutung bezeugt: ich sal wal met i'ich gewede ich werde
wohl mit euch fertig werden, dazu stimmt das holländische vgl.
laat mi gewerden lasz mich gehen, lasz mich sein. Kramkr
nieuw woordenboek 1,155'; laat mi geworden. 155'; laten ge-
werden.. laisser faire. Db Bo 372.
3) in diesem Zusammenhang gewinnt es bedeutung, dasz eben
diese beiden, aus mundartlichen quellen für gewerden belegten, Ver-
wendungen in schriftsprachlichen aufzeichnungen unter gewähren
angeführt trerden: gewähren hat in einigen gegenden auch die
sonderbare bedeutung, dasz es so viel heiszt, als nach seinem
belieben handeln: lassen sie mich nur gewähren; oft heiszt
lass mich gewähren soviel als lass mich in ruhe; ich will schon
damit gewähren, schon damit umspringen, damit fertig werden,
Heynatz 2,52; zu beachten ist auch, dasz die ältesten belege
für gewähren lassen die gleichen anknüpfungen an die par-
tikel mit aufweisen, die an gewerden eben belaß wurden: und
als die kempfen ieder seins orts under die gezelt kam, auch
die kunigin mit allen frauen kostlich geschmückt und ieder-
man uf sein stent, in dem reit ain heruld aus des kunigs
gezelt, ausrulent und meniklich still zu sein gcbietunde, die
kempfen nit zu irren . . . sonder sie mit einander vechlen
und gewern laszen. Wilwolt von Schaumbubg s. 157 Keller;
musten her Merlins freünt abziehen und dise mit ime gewern
lassen, s. 49; mit der avergeven schriCTt hebben sse einem
e. rade allenlhalven genoch in gebracht, mit boger, ein e.
radt will de gemackede schrillt den geschickeden mit deme
lemmelschen hundell avergeven; van den stiBleis unde dichlers
is uns nicht van bewust, dar leite wi ein e. radt medde ge-
weren, de hadde dat recht bi sich. (1546) das buch der älter-
männer groszer gilde in Riga in monum. Liv. antiq. 4, 2, 30.
da nun der gleiche niederrheinische Schriftsteller , der mehrfache
belege für gewerden lassen bietet, Spee, gelegentlich wern für
werden einsetzt, so liegt die annähme nahe, dasz unsere schrift-
form gewähren lassen durch mundartliche annäherung von werden
an wern zum mindesten begünstigt wurde, wenn sie nicht ganz
auf ihr beruht, die hauptverbreitung zeigt die neuere formel in
der spräche Gütiie's, unter dessen einflusz sie sieh auch in der
gemeinsprache eingebürgert hat. bei dem vorwiegend litterarischen
gebrauche, dem die Verbindung dort angehört, ist durchaus nicht
unwahrscheinlich, das Gölhe sie auf dem wege der lillerarischen
Überlieferung erworben hat. die bedeutung ist eng begrenzt, sie
entwickelt je nach der gestaltung des Zusammenhanges zwei haupt-
typen, die beide von der Verbindung mit einem persönlichen objeet
ausgehen.
o) in den Verbindungen mit einem persönlichen object wird
diesem eine belhätigung eingeräumt, in welche die durch das
subjecl gekennzeichnete person einzugreifen unterläszl. diese be-
4853 GEWÄHREN VI (gewlhreo lauen)
Ihitigung nimmt tnlweäer du mUftmnntTt form Jtr tntfallung
angeborener anlagi-n odtr ixt btttmitrt ftrm eintr einielhandiung
«n, du im suiammenhang angtHmltt ist. keiner der beulen filU
Khlutit du voritellung der dauer , det behurreni , wu im ge-
werea tu grvndt hegt, aui; beid* Itgen ober juiilrtrh du auf-
fanung rin*r tntwteklung nahe, »u lu für KeMerdeo antu-
nehmen ut. ton hier aut lutu itck alto knn nnhaU fkr du a^
§Tintung gewinnen.
a\ dit allgtmanere form.
1)) IM <iniy«n bnspteltn wird du uhonung dn tigtnart du
helreffendtn tndirtduumt auidrüekltch hervorgehoben: ich nabin
meinen tbeil biiiwrg, drang, wo irh zur rede kam, auf deo
•ino , der bei «o xartm gegeoitUnden eber dorcb werte ver-
•leelkt als angeiieutet wird, und liesz Obrigeni mit ttiller
vertrSgiicblieil einen jeden nacb seiner art gewahren. (iOTflt
19, SSO {W. M. lehrj. fl); Sie^bert macbte licb vorwürfe, ibn
verteilt tu beben, er gebßrte zu den rOcIttirbtevollen na-
turen, die jeden gern in aeiner art gewahren lassen. Uoti-
Bow ntter vom gtittt 1, t tap.; damala hatte der herzog be-
fohlen, man aolle ibn dulden und in seinem wesen gewahren
lassen. Ihiikbhann &, lOl; mit dem tubstanliv, das tur ergamung
und v*rde%llichung dir wortveibindung hur angelogen wurd*,
fhff der dichter unhewutit auf den glnchtn itamm luiück, von
itm iith dat verb^im lo$ijelöst halle.
S)) tuwuul }tdoch ut du Verbindung olmt solch» trieeütruuf
wir Irren und quaUn auch andre Ja Diobi;
wir quilen ja uns nur allein.
drum, k«lie vfrnÜDriler. wir bitten euch »«hr,
drum la«ii un* irewthren, und qukll uns Dicht BSbr;
• lasil uns gewahren allein 1
Beaeaa 50* (an äU kalten vern^nttler) ;
gevatter tropf! lasz du den herzog nur gewahren, der alte
kater sieht aus als wenn er leufel statt mSuse gefressen
hatte und konnte sie nun nicht verdauen, laszt ihn nur
erat, er musz auch essen, trinken and schlafen wie andere
menschen. GOthe {Egmont 4) 8, MS; diese beiden [Latattr
und Jacobi) liebten mich wahrhaft, und lieszen mich im
augeoblick gewahren, jedoch immer mit stiller, nicht ganz
verheimlichter hoffnuag mich ihren gesinnungen völlig an-
lueignen ; sie lieszen sich daher manche von meinen unarten
gefallen. Uötbk {tag und jahrahefu, in 1794) Sl, 40; ich lasse
Imroermunn gewahren und kann ibn mir nicht recht kon-
struieren, wie kann ich Ober ein erst werdendes, proble-
natiscbes urthfilen? Götrk (tu kantler Müller) is24 vgL Hieobb-
iiANN gespnieke b ; sie {die weit) wird noch einmal von uns
reden, uns sodann wie alles übrige was aufhOrt neu zu sein,
vergessen und ons gewähren lassen wie wir kOnnen, ohne
weitern tbeil ao uns zu nehmen. 17, 3M {wahlverw. 2,12); ich
lieber mann, lasse meinen vater iezt ganz gewahren, der
mich t;tglu-h mehr in siadt civil Verhältnisse einzuspinnen
sucht, brie/e 2 s. 104 (an Keslner, \b. tept. 17'S);
so wu gott sie iiu« gab. so niusx man sie haben und lieben,
sie ersleben aufs beste und jeglichen lassen gewahren.
40,200 (Hirm. u. Uor. S):
«foismus ist die erbsünde der einzelnen menschen, so der
Staaten, wenn man den einzelnen zu frei gewahren laszt,
so wird er vergessen , dasz er glied eines höheren ganzen
Ist, dasz er nur ein tbeil ist, und er wird sich eine Selbst-
ständigkeit anniaszen, die ihm im verhaltnisz zum ganzen
unmöglich zugestanden werden kann, ferkanälungen der Frank-
furter nationalvertammlung (I) 144*.
ß) einschrdnkung drr bethitigung in etner besttmwUen, durek
den tutammenhang gekennieichneten richlung.
1)) die etnfcJirdnkung tst teitlteher art : vater, lasz mich einmal
gewahren. Gbim kinder- und hausmdrchtn 2, Sia {du drei
brüder).
2)1 die einschrdnkung ergiebt sich aut der besonderen Ver-
anlagung, in dfr das subject der bethdligung eingeführt mird.
a)) wo eine ganu grupp* von pertonen alt trdgtr der v«r-
bvndung erseheint, tind et gewihnlich appeltativa, die der ein-
führung dienen; mit ihnen ist auch der vorstechend» auf ••-
i»d»ut»ty der tur entwicklung kommen toll:
für minner uns tu plagen
sind leider wir bestimmt.
wir lassen sie gewähren
wir Tolgen Ihrem willen:
und waren sie nur daakl»ar,
so wir noch alles gut. Gövaa 11, M Qbckerfa);
lass mein« neider, meine feinde nur
gawahreal frei und offen Ut das feld.
•.M7 (Taaee^Vt
IT.
GEWAHREN VI (gewilm )mm) 4854
AckrnBMM Udl ika wM «arlwr hiMi tartcfe. w4 M ika
die Josfra fatrtifw n Imm«, tU wtr4w äcfc 4to hllM
nicht brecheo P. L W. Mbvbb F. L Mrtim <tai«i t, te« :
hruder und ohein sahen dirseo ssrlUaHM «wfcekr »uhl,
lieszen die Jungen leuta aber gewikrea ««4 Mkaseo 4i« an
des nadcbeos wi« etwas, iu aicbt tu ladeni lal. G. Ksiuia
{Zürieher mooeltent «, llt: so lies« er {Umtf Pruirtek «mb
Dänemark) die eiderdaniscbe parlel UoU ikrta pollttsckca
radicalismua gewahren und gedtikeo. Svait kegräadmnf da»
deut%ehfn retekt a. Im ; so muszie er {Uut§ Lmimt§ ü. 9m tMsrai
einstweilen die ninisier seines val«r* ftwIkrM htta«. ma4
biemit diesen eine doppelt ackver» fWWMtVMtAtkk«! auf-
erlegen. 8, 2ao.
b)) beim eintelnen tndtndumm d*f»ftm htimf m BiM tvur
andeulung im lutammenliang : weil ich ooa sfllir rtiMfif war,
wenn man mich gewahren lieaz, eo ertakit« iek ■Uta von
anfang an bia auf den heutigen lag. GOraa 24. 2W {dtekL u.
wahrh. 6) ; der adel and ... «in thelJ der geistJicbkeit haben
diese wohltbaten PreuKzens oicfal anerkaeot . . . weil aie ot>ch
erstarrt waren in dem langst anlergegaogeoeo gmndsalz de«
alten Polenreiches ... so lange Preuszen sie nibig gewahren
liesz, und sie nicht daran hinderte, daa volk in drr alieo
geistigen bevormundung und leiblickM •rBie4rigung fe«ti»-
halten, lieszen sie sich die frta^htfTMkaft rvkif gtfalleii.
Jon DAN vgL Verhandlungen der Frankfmtttr ■iüiwseiairi. (II) iliaT;
nur ihre bflcher konnte ich ihr oiebt versagen: jedesnal,
wenn ich davon anfangen wollie, achlug sie die aogeo so
kindlich rflhrend la mir auf, dasz ich schwieg and sie uo»-
armt« und sie gewahren liesz. Hivsb {Helene Morltn) i^xai:
da ich daa meinige sonst verstandig zu thno achiM aad akli
nicht Darnach geberdete, so nuszten sie (du «Mani) mUk
schon gewahren lassen. AanoT leben 70.
3)) die einschrdnkung trifft du art und wem ttam ämieimtu
actet der bethdtigung. die belöge gehören saas |r«an ttstf dam
ttü der «rUhlmng an, der die betreffend» kauälmmf ■■artawlifi
darlegt; auturdem finden du tmperaltrforwten, dt» «s 41m mteUt
büehem $o gern angeto<)en werden, hier threu au
a)) Mignon ... bat ... ihn zo erlauben, dast si
abend mit einem kunststOcke aufwarten dürfe ... ai« trag
einen teppich unter dem arme, den sie auf der erde aas-
breiteie. Wilhelm liesz sie gewahren. GOtrb (W. Jf. lekrjakre
2,8) 18, 182; kehrte er im laufe der nnterhaltang daa ganz«
stück um and um, so dasz auch kein stein aaf dem andcro
blieb, er strich aus, setzte su, nahm eine persun wrg, sub-
stituierte eine andere . . . mein vorurtbeil , dasx er ea dock
verstehen müsse, liesz ibn gewahren, {dtcht. u. w. t) Uf l§t:
Ottilie packte zusammen, aber Cbarluite aah wohl, da«s ai«
weder daa achOne köffercben, noch irgend etwas dara««
mitzunehmen sich anschickte, die frtundio sehwief «14
liesz das schweigende kind gewahren. (■
2, i&) 17, S81; da ick sah, dast mich der
dauerte: denn die sonate auf der violine batie ika gaas ia
Wasser gesetzt, so liesz ich ibn eben gewahren. W.aa (!•-
meaut neffe); breiten ihre mantel aas, and legta iiek, aM
eine stunde von so qualvollen geschälten ausiurabaa, aaf daa
geUfel des bodens nieder, der wirtJi, der sie gcwtkna Maal,
schlagt, aobald «r aie aeklaamen aiakl, tia krt« akar aia^
11. T. Ki.uaT (die *Mii^ CüoiM) 4. sai : daa an»a r
dachte an nickts und liesa di« alte gewikren,
hatte aie den kämm in die kaara gesteckt, ala daa fift 4aria
wirkte, und das madeben okne bestDaaac atadsrtsL Gaaai
kinder- und hautmdrcken l,)i2: er (CMM mk aakr kailar
aus, uod naiaa arattar flaaku e* ikai abasflklaa. «ia daatkat
r dia aiitiaiai aaL mk 4» aia ika aaallMaa lawu
er ihr für dia
KOcBtCKit jMyin4>riaa«raf*a ttS:
lieber theilnahmlo^igkeit, oad
geaebeo, dast ich eine akaicka *akaataBHirka* aaiar «ia
mein vater und deshalb ia dar takaah «adar aMartaka aaik
atreitigkeiten su befürchtea aaiaa, haaa ar mkm itaa Ia ikaar
freode gewahren. G. kiLLB« {dar fetaa JUavM) t, Mi;
liest die traoa aad« g«ra gewkbnB-
h)) bleibat ftlaaaaa, aMiaa taaiaa, kk vriU ika packaa,
ich achaO* euck raka, Ar aalh fcttckt ««rdea!. |ckt kai
seile, ver«chlicaat aack ia'a kaaa^ laaal aack aickl kaafa
teia! Uait nick fawtkraa. Gana (larf aad »mt0 U.Mi
vaiM aad laaa» ■*• gewahraa.
tum tfiäiwii
4855 GEWÄHREN VI — GEWÄHRER
du, seine gattin, magst dich bittend an ilia wenden.
neig ihn durch deinen hochberedten mund,
ich will das übrige vollenden.
darüber lasz Saiurnien gewähren,
giebt ihr des bimmels liönigin zuriicic.
ScuiLLKR (Amor) 6,390;
laszt mich gewähren, das sind schlechte knilTe,
das diadem halt' ich mit meinen bänden.
Kleist iAmphüryon) 2,2;
OUohar. darum muszt du sterben, mann!
die andern mögen gehn, der eine bleibt!
hernld, bedenket, gnad'gpr heir!
OUokar. bedenliet lieber ihr, vorlauter herr,
dasz, wenn ihr nicht in diesem augenbliclc —
doch zieht in l'rieden und laszt mich gewähren,
noch bin ich herr in diesem meinem land.
Grillparzkr {köidg OUokar 4J 65,114;
zurQckl has^t du dich mir vertraut?
nun. hast du es geihan, so tiaue mir!
ich weisz am besten, was sich rügt, was nicht,
zu seiner zeit wird sich's dir oll'enbaren.
. . . sprich nicht und geh, es kommen dinge,
bei denen ich nach zeugen nicht verlange.
du gabst dein wort, dasz du mich läszt gewähren:
drum geh! (könig Oliokar 2,1) 65,43.
c)) vereinzelt wird die richtung durch einen substantivsatz ge-
kennzeichnet: Ellgen muszle ihn daher gewähren lassen, dasz
er in gerader linie fortberichtete. Auerbach neues leben 2, 270.
b) in den Verbindungen mit einem nicht persönlichen object
handelt es sich meist um eine bewegung, der der lauf gelassen
wird, hierdurch wird das moment der enlwicklung zurückgedrängt
und die Vorstellung des beharrens in einer bestimmten richtung
vorgeschoben, gelegentlieh findet diese Vorstellung noch in bei-
worlen besonderen ausdruck: man liesz eben von beiden seilen
alles so fortgewähren ; man freute sich des Zusammenlebens
und wollte die gute Jahreszeit durchaus noch als einen
frühling des künftigen ernsteren lebens genieszen. Göthe
{tvahlverw. 2, lO) 17, 326.
«) das object wird durch «in Substantiv gekennzeichnet, meist
handelt es sich um nomina aclionis oder um abstracte begriffe,
die in bewegung gedacht werden:
1)) mit den buchstaben furcht ich ist es zu spät wir wollen
sie gewähren lassen. Götbe briefe (an Ch. v. Stein) 6,135.
2)) denn als die Vegetation mir schritt für schritt ihr
verfahren vorbildete, konnte ich nicht irren, sondern muszte,
indem ich sie gewähren liesz, die wege und mittel anerkennen
wie sie den eingehülltesten zustand zur Vollendung nach und
nach zu befördern weisz. Götbe [einwirkung der neueren Philo-
sophie) 50, 50; dasz sich jetzt für die regierungen eine ge-
legenbeit bot, den kämpf gegen die ultramontane kirche ohne
gefahr aufzunehmen, wenn sie nur ruhig die bewegung ge-
währen lieszen und den neuen gemeinden die zum gedeihen
unentbehrliche freiheit gewährten. G. Frevtag (Mathy) 22,215;
er [Bismarck) befahl Zedlitz, in ganz Schleswig die agitation
gewähren zu lassen, ja zu begünstigen, auch wenn sie
Auguslenburg ausrufen sollte. Sybel begründung des deutschen
reichs 3,312; er {Eugen) nahm sich jetzt vor, die gewohnheit
frei gewähren zu lassen. Auerbach neues leben 3,43;
und sein gedenkend läszt sie still in zähren
den schmerz gewähren. Roqubtte gedickte (1859) 161.
ß) entsprechende begriffe werden auch durch pronominalformen
vertreten: lat et gewähren, wo't geit (Hannover). Schambacb 133
bei Wander 1, 1643; dem sei nur wie ihm wolle, wir müssen
es gewähren lassen, ich habe die letzte zeit immer etwas
anders gethan. Götiie an Zelter 81. dez. 1817 (briefw. 2,423);
o so lasz es denn gewähren,
da genesung nicht gelingt!
lasz uns lieber krankheit nähren,
eh' uns gar das grab verschlingt!
Borger (eleyie als Molly sich losreiszen wollte) ih';
gewähren liesz man, wasnatur aus diesem mann gemacht und dem,
und ehrte jeden groszen trieb in diesem groszen Weltsystem.
Flaien 4,120 (1847).
GEWÄHRER, m., jüngere und seltenere nebenform zu gewähre
vgl. sp. 4808. vgl. gewährsmann. in einzelnen Verwendungen
'ührt unsere form als nomen agentis auch auf weren, währen
V. 'eisten, zahlen zurück mit bedeutungen, die an gewähre
^^^'^ hervortreten.
^^^anknüpfung an wern, leisten, zahlen, hier stehen sich
' edeulungen schroff gegenüber, deren eine den verbalbegriff
^"^%bernimmt, während die andere von der reflexivverbindung
^^^passive actionsart überkommt.
""^ die aetive ausprdgung ist nur am simplex werer belegt,
''doch in Varianten wieder mit gewer vertauscht wird: swer
GEWÄHRER
4856
pürgel wiert, und für ein guet lobt zu weren auf ein tag,
redleich und recht an alleu ausgenommneu dinge ze haut,
80 ist der ledig, der daz guet entlechent bat, und muez der
pürgel sein werer sein. Wiener sladlrecht, artikel 57 Schuster;
ähnlich artikel 59: wes ain man pürgel wirt, dez muz er werer
sein {Variante: gevver). swer mit dem andern spilt ... oder
der sein werer ist oder pürg wirt. Münchener stadirecht, artikel 143
Auer, vgl. mhd. wb. 3, 584'; dasz die bildung in dieser bedeutung,
so spärlich sie auch belegt ist, doch nahe lag und auch Verwen-
dung fand, beweist das femininum gewäbrerin (s. d.).
b) die passive actionsart: gewerer, werer im sinne von wer
bezahlt wird, wer sich bezahlt macht ist in bairischen rechls-
aufzeichnunqen überliefert, den ersten beleg stellt das rechtbuch
kaiser Ludwigs: swer vor dem rechten icht behabt, der sol
der erst werer sein vor dem richter, und sol im der richter
darzuo geholfen sein, artikeln Freyberg 399, vgl. Schmelleb
2^976; die form gewerer, gewehrer wird in dem protokoll über
die reformation des reehtbuches (1487) überliefert {vgl. Kren neb
landtagshandl. 12), wo das Substantiv häufig tri fällen gebrnucht
ist, die das rechtbuch mit einem salze umschreibt, beachtung
verdient, dasz in beiden rechtsquellen für die bedeutungen, die auf
auctor, Verkäufer unmittelbar zurückführen, ohne ausnähme die
form gewähre Verwendung findet: und in wessen gewalt man das
gefunden hat, der soll desselben gutes seinen gewähren stellen,
ob er ihn gehaben mag. protokoll s. 96 vgl. rechtbuch, artikel 34;
ebenso j. 166 vgl. artikel 281; s. 171 vgl. artikel 307 w. a. dagegen
für denjenigen, der rechtliche ansprüche innehat und geltend macht,
wird durchaus die jüngere form verwendet, vgl. auch gewührerin
{sp. 4857): wo ein armer mann einem seinem herrn von des
gutes wegen icht schuldig wäre, gilt, zins, beiicht des gutes,
oder von zimmer wegen oder dergleichen; bat der arme mann
andere gläubiger denen er schuldig ist, so soll der herr der
erste gewahrer sein, und nachdem die gläubiger in recht
klagen, in den nächsten vier wochen seine forderung be-
nennen, und sich gewähren, und darnach die gläubiger einen
nach den andern, als recht ist. protokoll, Krenner 12,133
{vgl. artikel 158 im rechlbuch: so sol der herr seins guotz
recht umb recht vordrung gewert werden . . . darnach, waz
überigs da waer, ... da were sich ie ainer nach dem andern.
Freyberg s. 443); ob zween oder mehr auf ein pfand klagen, so
soll ein ieder benennen, zu was zeit ihm solches pfand ge-
setzt wäre, und welcher alsdann mit briefen und insiegeln
oder zweien zeugen, die dessen wissen haben, beibringt, dasz
es ihm zum ersten gesetzt ist, der soll auch von dem pfand
der erste gewährer sein. 12, 150 (artikel 122 im rechtbueh
auch inhaltlich ohne parallele), ebenso 12,155; wenn zween oder
mehr zu einem klagen, so soll der oder die, so die erste
endlich urtheil behabt haben, von des antworters gut die
ersten währer sein; es hätte dann ihrer einer eine sondere
gerechtigkeit eines fürpfandes, dem soll daran solches urtheil
unschädlich sein. 12,159 (artikel 249 im rechtbuch: der sol dez
ersten seinen recht haben. Freyberg s. 472).
2) während die vorstehenden bildungeii dem bestreben ent~
springen, einen begriff, der vordem nur durch verba oder
Sätze zum ausdruck kam, in die kategorie des Substantivs über-
zuführen, stellt sich gewährer im sinne von auctor als bloszt
nebenform von gewähre dar; sie steht in parallele mit zahl-
reichen entsprechenden neubildungen, die gerade auf dem rechts-
gebiet ältere formen verdrängen, vgl. selbstschuldener (lirenner
12, 169) gegen selbschol {rechtbuch 488 Freyberg), selbst-
schulde {Krenner V2, 166); vorsprecher (Krenner 12,88) gegen
vorsprech (r«/i/6ttc/j 400 Freybery ),vorspreke. vorspreche (SacAsen-
spiegel), fürsprech (in der Schweiz noch heute üblich); vgl. auch
gelter, antwurter, chlager (kiäger) u.a. der älteste beleg für
die durchführung des suffixes er an dem Substantiv gewere reicht
in das ende des 13. jahrh. zurück, er ist ostfränkischem gebiet
und einer Verkaufsurkunde entnommen, die an dem Verkäufer,
auctor, vor allem die rechtlichen Verpflichtungen hervorhebt, die
er dem käufer gegenüber festhalten will: mansum unum vendi-
dimus in perpetuum titulo proprietatis . . . insuper promisimus et
promiltimus, jure provinciali veros nos esse debere warandos, quod
vulgo dicitur gewerer, si mansus ante dictus per impetüionem
cujuscunque impetilus fuerit vel evictus. Falckknstein codex
diplomat. Nordgav. 90. andere belege prägen die parallele mit
warandus aus, ohne dasz an ihr die beziehung auf den verkauf
hervortritt, vgl. und sein auch desselben aigens ir gewerer,
als aigens recht ist an dem gericht, da dasselb gut inne ge-
legen ist. (1326) monum. Bote. IG, 356; ebenso in dem Varianten-
4857 fiKWÄllBKR — .GEWÄHRERSITZUNG
üEWAimFREIHEIT — GEWAHRfiELO 485S
apparat in Saebunipiegelt und dir riditiMge, ßr d*n Homtyir
d\i formen werer, (ewarer, gewareiit anfuhrt^ ffU iprikl aver
de gewerf: her ricbter ie bidde eoa ordels »• deme dat bat
in tinen geweren brft gebot wol twintich jar iint der lid dat
ie it em verkofle, oft ic it ein lebt vol «eweret bebbe. rieht'
tifig landrtehti cap. 13 § S { Halberttdilter hanJtchr. ton US* werer
u. a), dat vordrdngtn dir ntum furm IdiU luh hier lehritlireiu
in l.eip:iger und Dresdener drucken det Sadi$en$pi*g*l$ ftrfolgtn.
ttdhiend noch der Leipzujer druck det M. Loraia VM I&3H durtk-
weg an geweiire feslliält, diingt im Dritdtner drutkt d«t Woiata
VON 1&63, der im uöiiervtrteichnis auch nur gewebre luntkl, die form
gewelirer an eimelnen ttelli-n det textet durch, die dit hedfulung
ftntt numen actionit tehdrfer autprägen, treitere forttthrittt macht
(liete form in den Leipziger drucken von IS6t und IbM, die auf
dit rtdaction ZottLt zurückführen, und die auf die tpdterf lexl-
gettaltung ein/lut» tiewannen: «aget aber jenner, es aei jm
grgehrn oder er habs gekauITi , so mus er neoneo seinen
wrlirinan, von drm ers geliuiifTt iiat . . wirt era geweret, als
recht ist, der gewehrrr miis aniworten an »einer statt für
das gilt, wirt jm nber briich an dem gewahren, er mns da«
gut mit Iltis lind mit wett faren lassen. Sachtentpiegel {Dretden
1S&3) }. buch, arttkel 36 (genau to in den Leiptiger drucken ton
IMI und t&9.'>, tgL dagegen durchweg gewer in den drucken
eaii 1621 und l<i); der Jude mag einea Christen mans ge-
webrer nicht sein, er wolle denn antworten ao einea Christen
manoes sta(. Sach»enipiegel {Dretdtn tb&3) S. buch, arlikel 1
igenau to in den Lexptiger drucken von IMI und iriO& geijen
gewebre tm druck Lothiss ton l&lx); wer auch einem eins
kauffs bekennet, der sol durch recht ein gewerer sein des,
daa er verkaufTt hat. Sachtentpiegel 8. iueh, artilicl 4. Leiptig
(Vögeün) I&8I {ebento 1605 gegen der aol durch recht gewer
sein des, dem er verkaulTet hat im druck I.OTieas ton 1528;
gewebre im Dretdener druck ton 1653) ; wer eigen oder fremde
liab Torkauflt, des aol er ein gewerer sein, die weil er lebet.
3. buch, arttkel 83 (Leipiig 15A1), ebento in der autgabe ton 1695
gegen des sul er gewere sein autgabe von t&28, gewebre aut-
gabe ton 1563. auf diete letarten der tpdleren drucke gründet
tich die beaehtung, die untere form — vielfach im gegental» tur
älteren büdung — in rechtste örlerbüchern und allgemnn in gram-
matiken und teöiterterteichnissen gefunden hat, vgl. gewehrer
bei ScBOTTKL 333': et tlehen tich hter etne engere bedentung, die
tiuhr in der rechltlitteratur tertret^n ttird, und eine vettere
gegenüber, die in den fremdsprachlichen icörterbüchern umläuft,
a) gewührer, der besitier, der einem andern etrat übergtebt.
FaiscR 2, 416 {die definttion ist aut dem richltleig geschöpft);
gewehre oder gewehrer heitst, der einem einet gutet oder ter-
kauften dinget tu geteehren tthuldig ist. tocabuUr tum corput
juris Geimaniei (1"60) i. 87; gewaerer, potsessor, qui alteri
tradit. Sciiaaz 546; geware, gewarer, ttarendator, tparandut i. e.
autor, a quo quit habet jut tuum, qui tenetur ttictionem prat-
ttare. Haltaos 706.
b) gewahrer, qui cautionem praettitit, qui tatisdedit, tpontor.
IUtbr pädagogut htinut (t'33) 390; gewahrer, grvdhrtmann.
('aoasL 4, IÜ38; gewahrer, een borg, die borg blyfl. KsAMEa
3,133': gewahrer (ohtol.) tcaarborg. VViiDinaACB deutsch-hoUdnd.
rb. (IS03) 436'; gewahrer, der etwat getedhrel, betondert, der
gewähr leistet, in den rechten. Camps 2,856; gewahrer (in Ja»)
batl, teeurity. HiLPsar 2,1,462*. in iiettr allgemeineren be-
deutung ist die form bei Vosa eingeführt:
auch die dSiuoiien dei meers. die hl«r den heroeo gesellt (Ind.
und der fre>iad' obwalter. und meerab rsuscbvode •irAme.
selbst such den llnstergeJockien kronidlucheo erdertchOtterer
{ruf ich) ellsnd bervor au« der woge tu nahn, ein gewihrer des
eidtchwurs. Voss ('i/'/i««.« der aigonant 34>>.
GEWÄHRERIN, f., moiierte form tum mase. det nomen
agentis, sie ist in den beiden bedeutungen belegt, die oben
{sp. 4865. 4866) an dtesem unterschieden wurden.
1) mil actirer ausprägung der verbalbedeutung : do bist unser
Torsprecbe in unserm herzen und unser gewererinoe in gotea
herzen, mönch ton Heilsbronn, buch der ' grade 17 Mersdarf.
tgl. Lbifr naehtrag 2u8.
2) mit pastiier autprägung: ob aber der Terderbte eine
hausfrau hinter ihm verliesze, der ihre morgengabe oder
heuratbsgut nicht entrichtet wäre, die soll von sulcbem gut,
so Tiel sie dessen weiset . erste gewahrerin sein. protokoU
ton 14S7 i)ft«r die reformation d<-s rechtbuehet kaiser Ludtripf
s. Krenner i2,to2.
GEWÄHRERSITZUNG, f-: wenn das eigenthum einer frem-
dt'D Sache, odtT eine besondere gerecbtsame bieranf mittels
der Mit erlangt wird, ao btitsi ca eiet ftrjlbrang. noit und
gawibrtraittang. ekurMmtkn laaärmkl ttm t'H U taf. H i.
GEWiHHFHEIHElT, f.: dU ftvikrMMaag füll ..••••
der ferkaufcr akli ftwUirfrtikail orkaodliek
badiichn getett oftü MM (rnaWr. hUU $. tM).
GEWAllKFRIST, f.: gewahrfrlat .. d«ri
dessen der erMerbrr der sache btr«äilif| bt, H» tßWiMikfß
gegen den «erlutterer aotuirsgro. TlWM, kaimiHlutk. kmm.
4, 418; gewibrfriat . . janer zeilraMB, itniti> itum
Verkäufer eines tbieres dem blofar für dM frrtai«
einen gewissen fehler . . tn haften bat eUnd* : der
kBufer hat nur bealimmte fehler (hauplnlugtl) aa4
nur dann zu vertreten, wenn sie aich inoerba^b
fristen (gewShrfristen) zeigen, die haopimlogel sai di« f»»
wabrfristen werden durch . . . kaiserliche verordaoaf k*-
atimmt. bürgerlirhet geuttbutk f 48X tgL gew»hrt«it (s. 4.t.
GEWAHRGEBOHR, f. der ertU cornfmUtmuHttd kmtffi m
gegentats in den eben betprochenen tutmmntMMȤf m fa-
wahr 1 (teslitura) an und weist die dank jiafart |Mlld|^
formen entwickelte bedeutung einer gertchtUektm baiilsaiasaalasaf
auf, die mit trhnfllieher beurkundung verknüpft Ut, nfL tp. V»l.
479>. neben der hieraus abgeloteten allgemeineren bedeutung
itt ton dem compositum auch eine engere belegt, du auf die
bergwerkttpraehe betchränkt ist.
1) allgemeiner« bedeulung, tgL ioM iUere gewahrgeld: it
einer sein bausz verkauflt, sulle der kaofbrief beim htm
geschribeo und ordentliche gewöbr genohmbeo werden und
der kaufer oder Verkäufer die bei dieser berrschaft gthrakkig
gwOr und grunthuecbsgebOr entrichten, ibanniaidinf m 8flUȤ
lt>«7) itterr. weisth. 7,666; gwOhr und gruntbucbsgebUbr . .TOB
einer gwObr aio gülden, vor die fOrtigung iedes mall dieistig
kreuzer, scbreibgeld dreiszig kreuzer, vor einen auszzog
funfzeben kreuzer. (banntatdtng tu Smmering I7. jakrk.) 7,IM;
da man aus eiogekommenen vorderen berichten eine in daa
verschiedenen amtern bestehende Ungleichheit in anitehnng
der gewahr-, erkenn- and einscbreibegebübren bei verkaufen
und Verpfandungen wahrgenommen hat ««lerrArtnucAei pr»-
tinsialblatt 1810, tgl. VVKBRKa bad. Verordnungen 3,90; die ofta-
gerichte, welche deren führung Oberoehmen, halten iQr die
abscbatzung und gewabrung der Unterpfänder, sowie bei «er-
auszerungen derselben die gesetzlichen erkenn- and gewihr-
gebühren zu bezieben. bad. verordn. v. i. februar ttst, a. im
regierungtblatl t. 5; liegen die gfller, welche in einem and de»>
selben vertrag verauszert werden , in verschiedenen gemar-
kungen, worüber verschiedene ge«ahrbQcber gefobn werden,
so werden die einacbreib-, auazugs- und gewaiirgebObren von
gemeinderatb und rathechreiber in jeder gemeinde für die za
gewahrenden guter besooiiers bezogen. 2. apn! i8n, s. r*-
gierungiblatt 80; die gemeinderaihe haben für den eintraf . . di«
eintragv und gewahrgebühr zu beaiebea. SS. mmt. IMl, a.tiai
2) in der bergmanmtpraehe triri ik
titumt terengt, tie tteht unter dem einßunitri
die gewahr dort ang-^nommen hat, tgL
das moment der tchrtflUehm beurkundunf^ d4» im i
gebrauch det wottet mehr b gleitrrt€hetnunf var, all der
liehe iug an dteser rerwendung det campasrfws herrar: gewahr»
gebohr, daajenige, waa man dem gegeoschreiber for di«
gewahr, d. i. bescheiniguog des antbeiis betablel: welchen
gemeiniglich l groKben ist, liaher er auch der i;e»al
genannt «ird. Adilurc 2,645; gewahrgebühr, scAry^yeM
een boekhouder, tarn de l>er§mfnen. Wsioinsaca de
ith (1803) 436.
GEWAIIRGELD, a., «Um ftem auf der aH^iwiBeHa I».
deutung, du für fewihrgebdhr Mryl im: anl |a«barfaU,
helffgeld, cidtf eld . . gehurt alles aascra gatüna bcm «••
Meiniz. Erfurter feTiehUtrdnmng eea 140 f tl McMm«: «m
aber erbaebaft, wechsxl oder andtra bcChfl, aaeh daa kaali|M
auf 13 ^ nit erstrcckete. soll« nwa daa ge»aaditb g«««br*
gelt 13 ^ geben, rerhie da tUfU» ÜMliniialari (i»it| ML
wettth.^w. «a«. 4: (« ttUen) e« all 4aa gaal Awcfc karf
in Veränderung kaabt .. der vrrkanfcr t^ **' 'v hmdm
1 J^ von kraiaer der berracbafl g«wAbrf«ll fabaa. I^itl
anm. 4 (JDasImwa^iirf 1617); daa foerfodergell aal ttmm
■mtmaa bal«ik«a, ab«r das fwcrgeh aol er «laaia iltataak
«crrailM. (taaCraafsMMa flr dtm aBipiaiaai sa dn Sikwgmmm
1634) 7,T»: da ia daa wricbiadeaaa hadeaiballa« kia>
akbilich der «rbabaog der erkenn- and
ortsgerichi« vea kaufen and tanacben aach
306«
4859
GEWÄHRGELD — GEWAHRHEIT
GEWAHRHEIT
4860
Bodann hinsichtlich der schreibgebühren sehr ungleiche namen
bestehen ... so hat man sich unter aufhebung alier früher
bestandenen gesetze bewogen gefunden, nachfolgende gleich-
förmige Vorschrift za ertheilen. badisehe Verordnung vom
30. September 1816, s. regierungshlatt s.\i9; aueh nach dem ein-
dringen der jüngeren und ak gewdhller empfundener bildung
gewährgebühr hält sieh unsere form im allgemeinen sprach-
gebrau<^: die im § 1 aufgeführten gebühren, so wie im falle
des § 2 die erkenn- und gewährgelder werden bei Versteige-
rungen von jedem steigerer besonders . . erhoben. 2. april 1833,
5.79; ebenso wird . . die gebühr des § 1 oder das erkenn-
und gewährgeld in § 2 nur einfach . . erhoben, ebenda; die
gemeinderäthe können mit den ratbschreibern vertrage ab-
schiieszen, wodurch diese gegen den bezug eines theiles der
gewährgelder gegenüber dem gemeinderäthe einen verhältnis-
mäszigen theil der baftbarkeit übernehmen. 6. april 1868 (§ 2).
GEWÄHRGERICHT, n., jüngere bezeichnung für die amtsstelle
die die auf sp. 4797. 479S dargestellten functionen ausübt ; vgl. auck
gewährung. als ortsgericht ist diese amtsstelle schon in der ba-
äisehen Verordnung von 1816 vorgesehen, sie hat das gewähr (grund)-
buch zu führen und bezieht die gewährgelder (s. d.); vgl. aueh
die badischen gcmeindeordnungen von 1831 (regierungsblatt von 1832,
s. 92) und 1858 {regierungsblatt, s. 525). die Zusammenfassung
der Obliegenheiten im vorstehenden titel ist erst 1868 in der an-
leitung %ur führung der grund- und pfandbücher ausgesprochen:
die gemeinderäthe bilden das gewähr- und pfandgericht für
die zu den ortsgemarkungen gehörigen .. liegenschaften § 1;
der gemeinderath als gewähr- und pfandgericht ist . . ver-
ptlichtet . . eigenthumserwerbungen, sowie Vorzugs- und unter-
pfandsrechte einzutragen, auch eigenthumserwerbe und be-
dungene Pfandrechte zu gewähren § 4. so musz das gewähr-
gericbt die willensmeinung der betheiligten in geeigneter form
und nach dem von den parteien genehmigten Wortlaute ein-
tragen. § 65 u. a.
GEW&HRGROSCHEN, m., vgl. gewährgebOhr: wenn einer
(in bergwerken) dem andern gewisse bergtheile überläszt und
darauf den gewährgroschen nimmt, da denn der verkäuffer
gehalten ist, dem käuCfer binnen vier wochen die gewähr im
gegenbuche zu thun. Chombl 4,1039, vgl. Campe 2,356; ge-
währgroschen (in mining), fee due for the certificate of a part
or share in a mine. Hilpebt 2, 1, 462' ; bei Veith nicÄ( belegt.
GEWÄHRHABER, m., Zusammensetzung mit gewähr I in der
bedeulung von besitz, gewalt vgl. gewalthaber: gewabrhaber,
le depositaire, Verwahrer. Scbwan (1811) 1,440*; gewabrhaber,
d^positary, trustee. Bailbt-FahrbnkrOgek 2,326. ebenso Fick,
HiLPBBT u. a.
GEVVÄHRHAUS, n., mundartliche benennung bei der entweder
ebenso wie in gewabrhaber die parallele von gewähr mit gewaU
zu gründe liegt, oder wie in gewehrzaun (s. gewährzaun) der
begriff der sicherstellung des eigentums gegen rechtsansprüche
den ausschlag giebt. sie ist aus dem Salzburgisehen belegt, wo
in einem bestimmten bezirk die bauerngüter auch gewehrhäuser
genannt werden, vgl. Schhbllbr 2% 971.
GEWAHRHEIT I, f., abgeleitetes Substantiv, das aufviara eautio,
protectio (Graff 1,907) und noch unmittelbarer auf gewar [vgl.
gewahr sp. 4763 /f.) zurückweist, wie die letztere form, so hat
auch unsere ableitung der subjectiven ausprägung des begriffs
wenig Vorschub geleistet. Notker {vgl, Graff 1,912), der die
meisten älteren belege darbietet, bringt eine eigenschaft, die dem
Charakter innewohnt , zum ausdruek , bei ihm tritt die parallele
mit vorsieht, behutsamkeit hervor, vgl. ungewareheit, temeritas.
Graff a.a.O.; die belege jedoch, die die mittelhochdeutsche
periode in groszer zahl aufweist, streben fast alle einer objectiven
fatsung zu; hier bezeichnet gewarebeit einen in äuszeren Ver-
hältnissen begründeten zustand, die Sicherung, Sicherheit, hierzu
stimmt die glosse aus einem codex des 10. jahrh. gewarheit,
hude, tutela. Scbmeller 2^,970; von hier aus wird das wort
ebenso wie gewar auch auf örtlichkeiten übertragen, vielleicht
nimmt es auch die form eines Versprechens, eines rechtlichen an-
spruchs an. die beispiele jeglicher art reichen jedoch nicht weit
in unsere periode herein, in der einen bedeutung ist das wort
durch Sicherheit, in der andern durch gewahrsam (t. d.) ver-
drängt worden.
1) die subjective fassung des begriffs, gewarheit, vorsieht:
taz manigero wän sih nicht nech^ret an die vr^hte dero
wercbo, nube an dta geskiht dero trugesäld^n. unde wänet
schert tär gewareheite dar säligheit folget (ea tnntum judicat
esse provita, quae felintas eommendaverit). tannan geskihet,
taz kAot anawdnunga ^resta dero sih keloube, d)en misse-
lungen ist. Notker Boethius 35'; so wer durch kewareheit
sin gesäze welle machön £wig, quisquis vokt eautus ponere
perennem sedem. 69'. nicht ganz sicher sind die glossen für
cautela, das in seinen Verwendungen die subjective und die ob-
jective prägung des begriffs umfaszt. hier wird in handschriften
des 13. jahrh. ein älteres giwerida {vgl. sp. 4784) durch unsere
bildung verdrängt, vgl cautela gewarheit, Prager codex der
glossae Salomonis. Steinmeyer -Sibvers 4,45; ebenso in der
Wiener handschrift eines deutsch-lat. wb. 3, 360 ; und in Wiener
und Münchener handschriften des summarium Heinrici. 3, 231 ;
dagegen gehört sicher hieher die stelle: und mit gewarheit in
furent {et ducite caute) in der mitteldeutschen evangelienüber-
setzung aus St. Paul für Marcus 14,44. vgl. Schön bach s. b.
Wiener akademie 137,5, 110 {vgl. ffirit en geweriichen. Bebbih;
weisleich cod. Tepl.; füret in gewisz. Luther).
2) die objective fassung des begriffes: gewahrheit, Sicherheit,
sicherstellung, gewahrsam, vgl mhd. wb. 3, 505\ Lexbr 1, 977.
Schneller 2^, 970.
a) die ursprüngliche abstraete bedeutung gewinnt in den meisten
beispielen bestimmtere uichnung durch beigefügtes Possessivpro-
nomen oder subjective genetive {meist der sele, seltener des libes) ;
die belege für absoluten gebrauch sind spärlich und beruhen
vielfach auf formelhafter erstarrung. dies gilt im besonderen
für die präpositionalverbindungen , in denen das Substantiv viel
häufiger belegt ist, als in der subject- oder objectfunction.
a) das Substantiv in der objeet- oder subjeelfunction.
1)) absoluter gebrauch:
ain koutstat er duo vant,
Magenze die vesten.
diu dühte in duo diu beste,
da{ er gewarheit mähte hän.
kaiserchronik 776S SahrOder;
'da; ich der törbelt wielte
daj ich dich Trä; behielte . .
ej wxra ein breit geriute
züo dinen armen wol bewant:
et zseme baj in dSner haut
ein houwe unde ein gart,
danne din umbevart ....
rüme da; hüs vil dr&te*.
nü was es harte späte.
do empbie der s&ndxre
ditz schelten äne swxre
und mit lachendem muote.
SU8 antwurl im der guote
'herre, Ir habt mir war geseit.
8wer guote gewarheit
im selben schallet, deist ein sin'.
Hartmann V. AUB armer Heinrith S818.
2)) cerbJniun^ mit einschränkenden bestimmungen :
a)) mit den bilden hie; er laden
manigen iseninen wagen
und scüf sine gewarbeit
gegen Poren bere breit. Lamprbcht Aleminder 4400;
doe si dat gesfigen,
doe slioepeii si ouch bere were,
want si sägen dat bere
wäpen ende rüren.
■i sägen dar toe füren
Tele gröte gedracht.
A dan si't worpen in die gracbt,
4 dan si't mochten neder gelegen,
«A hadden si ouch dare engegon
geskapet here gewareheit.
Hbinricu V. Vrldekb Eneide 68St Behaghet;
und wil iu gerne bewarn
den lip so ich beste kan.
min her Iwein, nä g&i dan
da iwer gewarheit bejjer si\
und Tuorte in nähen da bi
da im alle; guot geschach. Iwein 1777 vgl. anm.
b)) als diu tjost was ergän,
ir ieglicher sin swert gewan
mit vil herzeclichem zorn:
da von wären verlorn
vil schiere die schilde,
wan sie der siege milde
beide da einander warn
unde wollen da; bewarn,
da; sie niht dar an verlüren,
unde beide dar an küren
beider übe gajlec gwarheit,
da; e; ü;ermä;e kleit
der ander iht mit riuwen. H. v. d. Törlin ftrone 91467;
ich hörte sagen maire
da; triwe und sta;te waere
aller sxiden beste,
ein märe unde ein veste
für aller hande leit
unde gar ein gewarheit
manne unde wibe
1« s^le und ze Hb«. tweitet büchlein 142.
4861
GEWAHRHEIT
nEWAHRHErr
4862
ß) da» tubttanlh in präpontionalttTbinäungn.
1)) ubtoluttr gtbrauch.
a)) a)) ntcb frowen Cotian rlu
(wto li lo dao w«e lArM)
ör dia tiriia «r k4ri«
dia ar («itar dar reit:
dai ftiobaeh durch («warkali.
UAaTiAitii f. Aot 8r0e 1749;
dat dadaD il durch gawaarbalt,
off dar amiD eloleha •lolliball
baguDd« olTia dechta,
da« mana ea wader brecht». Ktrlwuimtl tll, IS.
fl)) dal bade der konloo mtre
Jeden dorch ein gewarehalt.
och gewan he'a roakel erbeit.
HtiNBicaT. ViiDBia Entiät 1144S Bthagk0t.
h)) a)\ er blei^ tie tbie berreo btreo,
mit gewarebeli hie; er brlngeo
lie beim le Karlingeo. RolandiNed Ml, 9;
nA vernemeot apxhen llal
wie er dat erdchie,
wie er Floren brxbte
In den turn mit gewarhelt. K. Flick Flort U33 ;
den ich da chusae da{ tat er.
nu fchoffet das man In vor her
bringe mit sewar^xlt
unl mir meine mite lint bereit.
K. T. llBiatfrvtT urUtnd» 104,19 Haknj
und allen (Inen lli; gelelt
wie er mit gewarhelt
BlanicheQür bebalte
«er listen, ror gewalte
In elme turne vette.
KoNRAD Flkck Flor$ und Blamcheßur 4lft4:
die boten riien beide dan. dd bie{ der blscbof eine man
al balelten üT den wegen, »6 verre und er Ir mobte pblegen
■It spbe und mit gewarhelt. swer in In Beiren widerreit,
VCD den wart In nlhi getAn (das muost man durch Ir herren lin).
lUagi 1479;
wen «welch man bit den iln,
der enkumt niht dar in,
ern raüge mit gewerheit
ktran In sin Sicherheit.
TuoiAsiN der mtUeh» gaU 3799;
•b Ich über den Semernic
■ug komen mit gewarhelt.
Ottokar rcimchronik 10791 <6«iifo 6240;
verllust man sinen ISp di,
got bebaUei anderswi
Ilp unde sdle 4wecliche
vnr wir In slnes vater riebe.
di mac man mit gewarbeit
enoigen sine Trflmkelt,
d& man mac gewinnen vil
und Verliesen nihl, der; tuon wil. lt43A;
do beguod er den kOnIc biten,
das Br >n> KChe geleite,
daz er mit gewarheite
reaete swax er garte.
der kOnec in dd gewerte
da{ er vrlde bsete,
awat rede er taste,
und er nlht iQrnen wolde.
Ulbich V. Zatiibbotir Lanttht 4086;
wlo sol des iemer werden rit,
ern becb4r sich ernenne
unt lebe mit gewarhelt denne.
U. T. Mble prieslnUben 937 Htintel.
fl)) blacboir Uoirich der wolda
hinie Salipurc «in gevarn.
die rechten s^trAien wold er spam
durch heuer gewarhelt
gegen Admont er reit.
Otto KAI retmcAronU 6108;
nu schalTet unse hude
mit groesier gewarbelde 1
hartmeiint 600,0 KeUir. »beiuo (00, 43.
r)) darnach wissend ewch xA richten und tu besorgen in
gawarhait mit ewern üben und giiten. offener brief dir itadl
Augsburg an ihre bürger und kaußeute. 14. april 1419. d. stddli-
tiuronilun 5, 348, 16.
3)) Verbindungen mit dem subjectiten genttiv oder poiwsn*-
pronomrn ;
*)) n)) der chunich Joch diu saellg« ehunigio,
tll dicke OAgeten sl minen trehtln,
beide wtia unt stunde
manten si got dar umbe
durch slner muoter liebe,
das eri genxdiciiche sciede
nich gewarhaii der sdle
unt ouch nich des riebet 4ra. ktiterdirontk 17097;
di wart dar guot niht gespart:
sf ■
gar höhe si besiatei wart
und Dich der s4le gewarhaii
Ma* und Bemflor 14,17;
iu u iu gaoadecjteben geruocb« sewandelMe Baeb aIocb
holdto Dode nach gawarhait ooaer ansaa aal«. ip«c«iiiai «»•
drWM 101 KelU.
ß)) na iai dat tit konin, dat wir unaar acta kalflo acbuKn
ond ratin aollin . . . too diu, die über iart {ita jßkr kindurtk)
lebint nach ir mStwillan, dia labio dock 4iM laixalia tiie io
dirra raaleo nach ir gewarbeile. ipUMiMl tnätm« kl l»ü$,
b)) man arTort dat ■•» *ll ervara.
dat Dien niht w||, dat 1» »•" ^V%.
nxma dir lernen din rini
Ode slOego dir lernen dia kint.
du vOereti hin lelm eodero Baa,
kaodeatu dich nlbi vertt4a dar ao,
dat *'' dir »eh wat des reht wa>ra,
und Izsi dir wesen unatcre
se erTam umbe dia gewarfaelt
diner s4le, daist ein nerrlscbeil.
Taoitsia der iMiac4a faal WO.
t)) a}) Arrlua eich besanta
TOD lande le lande.
dat huocb tuot uns kunt:
Im kom n4r denne flunfiacb lüaaai.
die wtren alle wider der cristeDbail,
sl titen et durch die frlbalt
■lobal D4re,
denna durch gawarhait dar alle.
kaUerdkrtnik 19444;
daz wir darcb unserre sei gewarhaii ana also mit ein ander
haben vereinet UUameiU tweitr brüder «roa Ckunring ittl,
monuai. ZmetL, föntet Auttr. 2, 9, 237 ; ich Fridreich von Houaakk
ich Tergich offenleich mit iditem brief... dat ich mit wo!-
bedachtem muet und dnr gewarhaii mainer sei . . bao galobl
. . das driltail des zehents dat Houaakk. urkunit wmt HH^
urkundenbuch des landes ob der Enn$ 4,390.
ß)) berre, bete icbr nlht getin
durch luwers Ilboe gwarbalt,
ich bete et lu nie geseit. Ertc Mi.
/)) einee dinges vil gescbiht,
des enwuiidert mich nlht,
swer sinem llbe vorbie treit,
dct er durch sine gewarhelt
dicke Oluchel grOten scbel
üf die burc dt dem tal. 0651;
ein vaikansre gie
dl er ein lenel gevie.
er Terntt et In sinen buoi,
alsO noch manic man tuot
durch sine gewarhelL
der faiknir und das ttrui, tttk, 4. a. 7.941.
o)) dA Ton dat " (<'"' P^P*') geschaffat halt
durh der armen gewarhelt,
dat men einen sioc selten solde
in die kircben; swer denne wolde
helfen ter vart, dat «rt dar lelu
Thobasir der meUtk4 g*M lllTt.
i)) von d& warde wir allintbaiben gemacht tod der beiiigeo
scbrift xot der gewarheit unser aela. Lafaia inl»€k$ fnii§km
194, 14.
')) er bei seine sinne
le der werlde gerichtet.
unt bei sich gephilhiet
te aller siebte upplcheil
wider der sei gewarhelt. TirngdtiMM 49,41.
9)) «intckrdnkung des begriffet durch einen tu^kmitn aifa:
dO wart diu lavele geleil
tuo Im In dat klein« vet
dO beilutxen si dat
mit solher gewarhelt
dag dobeinrr «lahie lelt
gascba-he dem kioda
TOD regen noch too winde
■och von der Ondeo Treis«
ür der watserrebe.
UABTBAini ?. Aaa Grtftr 731 Asal;
■hie hellem rliur nshe W.
sprach diu mscet wol getia,
'den »oll du einen nide Ua:
dat Ist wol min wllla*.
diu naget eg dO saaaaaaaa traaa
aalt wUlicbao rita,
tn* aoda afOu.
in Ir Tatar aalt dem köaega reit,
«ad doaii ailt der gewariMit,
dag laa araea aikt icaecliack.
ULBica T. ZATtnaaTn L«as«lel 7910
I) ik aWrtrafnaf iss i<fr*f<* ••/ '*"' <rtitcUMl
dit ntrhiniuu§ mit iim paiariiiayraBaaif aa, 4er atmbi$
br»utk ist hier •rrmacft mai mnndtr ealaicMK.
hertog Ertitl 2832;
4868 GEWAHRHEIT
dö giengen dan besunder
die zwöne ritter gemcit
stdn an ein gen'arheit
undr ein gewelbe vinster.
dar ü; gienc ein veuster
ob der würmcläge bö.
icb hörte sagen msere
daz triwe und stsete wsere*
aller sxiden beste,
ein märe unde ein veste
fDr aller bände Icit
und gar eine gewarbeit
manne unde wibe
ze sdle und ze libe. 2. büehlein 142.
ß) der relative gebrauch hat auch hier einige präposHional-
verbindungen entivickelt, unter denen an sin gewarheit neben
verbis der bewegung bevorzugt wird. Ottokah gebraucht in gleicher
bedeutung gelegentlieh (87508) die form gewarhalt im reim auf
manicvalt. beachtung verdient die Vorliebe, die B. Zink in seiner
Chronik für alle arten dieser Verwendung zeigt, während jüngere
Augsburger Chronisten das wort gar nicht mehr aufweisen.
l)) ")) daj Isint ze herbergen gie
und gebot den lewen da; sie
fuoren an ir gewarheit
so da; nieman dehein )eit
noch schade gesciiasbe von in.
K. T. FuszKSBRUNNEN kindheil Jesu 2881;
da; er ü; Stir dem lande
füer an sin gewarheit
und ir da so lange beit
UDZ da; si kämen hin nach.
Ottokir reimchronik 27614 ;
swie y\\ dö jämers wart vernomen,
dise wären an ir gewarheit kernen,
hertog Ernst 1350;
UDZ daz er binwider baimkombt an sein gewarheit. freiheits-
brief von 1514 bei Schmeller 2*, 970;
als Erec do gereit
an sine gewarheit,
dö er den gräven niht enisaj,
nu verweij er frowen Eniten daj
da; si sin gebot so dicke brach.
HARTII4NN V. AuK Erec 4258;
in kurzen tagen darnacb gieng apt Jörg bei der nacht ausz
dem closter gen Ulm an sein gewarheit, darausz gar ain grosz
geschrei wart. Tbohan Weissenhorner chronik, vgl. Bauhann
quellen zur geschickte des bauernkrieges 17 ; item also zoch marg-
graff Albrecht für Haidegg und gewan das schlosz und die stat
docbmit geding; darzn betten die von Nürnberg noch ir helfer
nichts nit. und als ers nun gewunnen bett, da zocb er
wider haim an sein gewarbait ungeirret aller seiner feint halb.
{chronik d. Burkard Zink) d. stddteehr. 6, 189.
b)) dö reit er mit in von dan
und brähtes als ein hövescb man
vll rehte an ir gewarheit.
Harthann t. Auk lipein 6367 ;
als dise rede er ersach,
des listes er im sä erdähte,
da mite er sie vll snelle bräbte
gar an sin gewarheit:
an Einen arm er sie leit,
da; sie sin nie enpfant.
H. V. ». TÖRUN kröne 11307 ;
und kumet der ribter für die kircben, und heischet den
menschen her uz, der priester sei im sin niht geben her
uz der kircben ; er sei in frliichen an sin gewarheit bringen,
und tut da wider nieman an. Schwabenspiegel 281,8 Gengier;
und als das geschach da nam der künig von Bebeim den
kaiser und füert in mit gewalt mit im gen Korneuburg an sein
gewarbait. (B. Zink) d. städlechr. b, 291.
2)) suB muosen sie riten
äne widerstriten,
her Wälwein und Erec,
mit dem gougelasr enwec,
mit Artüses geleite,
ze sinre gewarheite,
da er si in einen turn warr.
Ulrich v. Zatzikhotbm Lamelot 7463.
8)) und all kuecht, die ire herrn suechten, wer die waren,
die betten all frid und sicher glait zu uns und von uns bisz
an ir gewarbait, und die wurden all von Reutlingen also tod
ausz der stat getragen. (Bdrkard Zink) d. Städtechroniken 5, 19;
und weiten sie {Husx und Hieronymus) aber nit kommen gen
Costentz, sie betten dann ain guet sicher glail bisz wider
an ir gewarbait. das glait ward in versprochen von künig
Sigmunden, der des conciliums oberster hauptman was: er
soll ain frei sicher glait han bisz wider an sein gewarbait,
(las doch an in beiden nit gehalten was. 63.
GEWAHRHEIT — GEWÄHRIG
4864
c) in einer reilie von belegen ist der begriff der Sicherheit,
sicherstellung auf rechtliche Verpflichtungen begründet und der
ehrenhaften gesinnung des andern anheimgegeben, das letztere
moment berührt sich enger mit gewdre , gewa;re {vgl. sp. 4759)
als mit gewar, und da die formellen anhaltspunkte {in bezug
auf die quantität des Stammvokals) versagen, werden die beispiele
unter gewarheit, s. gewahrheit li eingereiht.
GEWAHRHEIT II, f., abgeleitetes Substantiv zu wahr, «.ge-
wahr, vgl. sp. 4759, vgl. mhd. wb. 3,522'. Lexkr 1,978. vgl. ge-
waerheit Verwijs und Verdah 2, 1849.
1) mit Sicherheit gehört hierher:
diu gewarheit und oueh diu triuwe,
die gedähten einer diuwe.
vom recht 195, vgl, Waas 71;
wand ist da; war, da; man seit,
da; niemen mit gewarheit
roac gedienen zwein hern,
die niht gelicher dinge gern.
Otiokar reimchronik 16652.
2) fraglicher dagegen sind die unter gewahrheit I, i,"j ange~
deuteten fälle:
äne gewäriheit
DO cliomet ir föne mir nieht
einen wll ich pinten.
Genesis, fundgruben 6S,24;
nü haltet iwer gewarheit
unde loesent den eit.
vergebent im s!ne missetfit. Iwein 8069
(Variante wärheit), ebenso 8116;
wir geben den brief ze einer gewarheit. «rftund« von 1291, vgl,
urkundenbucb des landes ob der Enns 4, 157; ebenso (1295) 4, 230;
daz sie keine gewarheit, gewalt noch recht haben, holz ze
bowen. Urkunde aus dem Stuttgarter arcbiv von 1324, vgl. Lexer
1,978; recht, herkommen und gewarheit. ebd, aus 1422; so
haben die vorgenanten frowen, priorin und convent fiV sich
und ir nacbkomen und das kloster Kirchbach umb deswillen,
das wir uns sölicher zfifart und euch gewarheit, pfel ze bowen
verzihen und begeben sollen, . . . uns . . . das egenant stuck
walds . . . zö koffend gegeben. Urkunde des klosters Marien-
thal (1450) bei MoNE zs. f. gesch. d. Oberrheins 4,317; und als
wir nu die selben armen lute zu He£fnerhaszlach ain zdfart
haben gehabt mit unserm gehörnten vich in Borbacher marckt,
die waid darinne äberail zä niesscn und euch darzü gewar-
heit gehabt haben, in den obgeschriben ^^aldt'pfel zu bowen
in die wingarten. ebenda.
GEWÄHRIG, GEWARIG, adj., eine erst in der neuhoch-
deutschen periode belegte ableitung, die auf drei verschiedene stamme
zurückweist : auf giwar = cautus, gewaere = verus und wern =a
durare. die bedeutungsmerkmale geben zur abtrennung der einzelnen
belege noch weniger anhaltspunkte als die formen, vor allem fällt
es schwer, für eautus und verus die entscheidung zu treffen, da
beide namentlich in Wörterbüchern neben einander aufgeführt
werden, mit gröszerer Wahrscheinlichkeit lassen sich verus und
durabilis, firmus (zu wern) trennen, da für das letztere die formen
gelegentlich fingerzeige geben.
1) gewährig = verus vgl. sp. 4762: ge warig, gewSrig, ge-
wisz, steiff, fest, verus, certus, ratus, solidus, cautus. Heniscb
1594; ghewaerigh, verus, certus, solidus, ratus. Kilian K4';
gewarich, gewarech, waarachtig, waar, echt, opreeht, te ver-
träumen, waarheitlievend , wettig. Verwijs und Verdau 2, 1865.
vgl. auch ghewaerig, gewareg bei Oodehans 2,646; ebenso ge-
warech, ghewaricb 2, 651. dazu vgl. ghewaerigh, verus, certus,
ratus, solidus. De Bo westvlaamsch idiotikon 371.
a) die frühesten litterartschen belege für die bedeutung verus
stammen aus niederdeutschem Sprachgebiete: he gaf em sehen to
laten under dem cruce unses beren to sinre doet in ghewarigher
renicheit, ghehorsamheit unde armode. leben des heil. Franz 4 ;
den ghewarighen schaet (sc/iatz) der armode vorkrighen. 25*;
ic segge iu unde gewarigen minneren {liebenden) , . gewarigen
deenste. horologium 86 (1469). Schillür-LCbben 2, 98; dazu vgl.
gewarege varde of verde, verzekerde vaart, reis, vertrek. Oode-
hans 2,651.
b) die gemeinspraehe nimmt erst später von dem worte notis:
gesinnen demnach hirmit günstig und genädig, das ihr nicht
allein erwehnte unsere abgeordnete zusamt dem anbringer
gutwillig höret; und gleich uns selbst ihnen glauben beistellet;
sondern auch mit gewerig gulter resolution versehen werden.
Butscbky hd. canzelei 1. tiieil 12 1; holzinarkungen , guten ge-
währigen bodens mit guten gesunden starken bauhOlzern.
Besold thesaur. iitact. bei Frisch 2, 419.
4865 GEVVÄHRIGEN — GEWÄHRLEISTEN
QEWXHRLEISTER
4866
7) in jängntn btli-gtn uui Gottuki.f teird dU anlthnung an
giwur naht gtltgt, tucltl im $inn$ von eautut , lontUrn tun
auftnerkiam : nun aher wird keiner ein (uter knecbt und
kein stüdi eine gute magd, wenn ele nicht ofToe äugen und
obren Laben, wenn tie nicht gwabrig tiud, d. b. wenn tia
das waa ihre ainna ihnen zuführen, nicht icbnell und auf
einmal aufzufassen vermögen, sondern nur immer langsam
eins nach dem andern. J. GoTTHtir wtrkt S, 18 (teiäen nnd
freuden tints tcltulmasUr$) ; dort erzShIte ich, wie der doctor
e bsunürrlinre gwahrige sei , wie er kaum in das glas ge-
sehen, ubiie dasz ich ein wOrtlein gevagi, als er gleich aus-
gfiulen hübe: 'die iscb scbwongrr'. 3,123; titUeitht gtliirtn
i/i duftn tu$amm<nhaiig uhon dlUre Schwtiztr btUge: er {der
varm) was aber so gewarig und schnelles ioulTt, wann er
such, dasz er übermachtet was, dasi er sin flucht nam in
die bAli des bergs. Tscrudi eliron. (i'34) t, U6*. datu vgl.
gewaricb, . . opnurktaam, opUttend, VEawiisitnd VaaDtiiS, 1667;
gewarig, gewarrig, uakker, waaktaam. Ot Bo westvlaamseh
idtotikon 371 ; een gewnrige hond. tbenda.
3) gcwfihrig -Bdurufti/u; gewehrig, /irmuf, duraM/u. Heniscii
I, l&tXi; gliewecrigb, ßrmus, durabilis. Kilun K t'; gewaricb,
tan gtiraren, va$l, duunaam, ttevig, /irtnui, durabilis. Viiawus
und Vkiüah 2, 1867; ähnlich OtOEMANa 2, OM; v;<. gewerig,
vait, tUvig, frm. ferme. Db Bo we$tvlaamschtdiotikon i',2; vgl.
stark und werig, so/tdum. vocab. Melber bei Schhbli.bb 2*, 974;
tgl. wflbrig, ton der ascht, in der noch ftuerfunken glimmen:
's ist noch wAhrig. Stalokb 3, 430; tgl. wabrig, wierig. HöriBR
deutschet krankkeittnamenbueh t. 778; vgL werbaft und lang-
wierib'*
4) auf gewereo » praettare liesu tich ebenso gut wie auf
giwar di* unter l, 6. aut Butsciikt belegte teruendung turück-
führen, in der gleichen richtung »eist sicherer eine notis bei
FaiscB hin, weil thr die form gewerig in der lautgesetzlichtn
meÜerbüdung ge wirig lu gründe liegt: an gewflrigen erfolg nicht
iweifeln, non dubtlare de eo quod promissum est; gewnrige
antwort bofTen, tperare favorabile responsum. Frisch 2, 416.
GEWAllÜlGEN, verbum, ableitung tu gewSbrig im sinne von
terus: gewflrigen, bestdten, ratum facere, eon/irmare, vulgo rati-
ficarf. Htmscn 1694; ghewaerigen, ratum facere. Kiliar K4'.
GEWAHitKElT, f., substanttvobleilung tu dem gleichen ad-
jtctiv, das dem verbum gewübrigen zu gründe lugt: wandern
in gewarkett und in nAweheit des geistes. mystiker 60,3. s.
m/id. vfr. 3, S06*. vgl. gewaricheit Vebwijs und Vssdam 2, 1667;
gbewaregbeit, gbewaricliheit Oodbiians 2, 652; gewarigbeid
Db Ho weitilaamsch tdiot. 371.
GEWAnilKUSZ, m. : die sObne waren uneinig; sie gaben
sich aber den gewahrkusz, und als der vater gestorben war,
wollte keiner der söhne die bürg bewohnen, um den andern
nicht zu beleidigen. Stiftbb {der kust ton Senise) ersdhl. 358.
GEWAHHLKISTEN, verbum, neuere, in der composition er-
starrte form der Wortverbindung die gewähr leisten, die noch bei
Lbssinc lockere* gefüge aufweist: der rühm übrigens, welchen
er sich mit so vielem rechte noch in einem weiteren um-
fange der gelebrsamkeit, als in der bloszen pbysik erworben
bat, leistet für die grUndlichkeit seiner urtbeile die gewebr.
Lkssing {Voss, teitung 17M) 5, 340; ebenso {antiquaritche briefe 15)
10, 275. {Sofihoklet) 8, S2S; — bei Wibland und späteren seigt das
turücktrelen des artikelt an, datt dat gefüge enger und formel-
hafter wird (vgl. oben sp. 4803. 4804): der verkflufer von pferden,
rindvieb . . bat nur für die hiernach bezeichneten mSngel . .
gewähr zu leisten, bad. Verordnung von 3. mui 1859 {regierungs-
blalt s. t5:f). die zusammendrängung der Verbindung in ein
Wort geht hand in hand mä einer dndt-rung der construction.
das object wird nicht mehr durch präposUionalrerbindung an das
Substantiv gewähr angeknüpft, tondern nach analogie bedeutungs-
terwandter transititer verba dem neuen verbum untergeordnet,
gegen diese neuerung wendet sich schon Campb im verdeutschungs-
wörterbuch (1813) t, 333', wo er sie aiu E. L PossELT belegt:
worin den Holländern von selten der Fränkischen republik
die ewige abschaffung der Statthalterschaft gewährleistet ward.
die enge der Verbindung macht sich hier in der partieipialform
des prdt. dadurch geltend, dast sie dat präfix ge suräckhiU
(gewahrleistet gegen gewähr geleistet), in hetug auf ii$ h*-
deutung ist die Verbindung wenig entwicklungsfähig, tiekilt mkim
gegtnsals xu gewabrleistuog gant an gewihr II und präft mick M
diesem begriff nicht wie gewahrleisten die privctrechtlick« teile
aus, sie fihrt ihn mehr in das iffentUtke recht und in übertragene
terH'endung über.
I) daa ist der fall in dem tOlkeirechie, worin di« gewlbr-
l«ist«ndao, die io der diplomatiatben spräche garanl« beisteo,
sich Terblndlicb machen, gegen denjeolgeo, der tio racbl 4er
vertrag«chli«»zeod«n anfechten wollte, gewall in braocbM«
EaBBiABD tertuek einer tfunfmik l,t»ti; f. gtwIbrlfMter.
3) wer gewilirleisiet mir an «nde der dioge AlbrtebU tt»-
sage. ZscaotBB nnellen 7,134: korolcber ball« Ktihi kris«,
ab«r an di« komlcker ein recht, w«lcbes ihr guit schon durch
Moses gewBbrleittet hatte, wie man beut in läge i« mfßü
pflegt. KItbi war eine treoe fleiuige Ibrrnleterin. J G*rr>
■Bir Käthi die grottmutter (IMTI I, BO; folftod« t»tk f«r»»
grapben gewährleisten diese Unabhängigkeit. fimtfiuUr mä»-
nähert, I6S3': wlbrend in Daoenurk die fcrfaMwif elM ImI
unbeschrankte pretzfreibeit . . . gewährleistete, wari« io 4en
herzogtbOmero jede regung einer onabbangigeo pr««s« aait
schweren strafen unterdrOckl. Stsbi. begrkndung des deuittktm
rächt 3, 88; das besilzthum war umschrieben, sichere erb-
anfalle der Zukunft waren vorgemerkt, auch diejenigen, welch*
der braut nicht antbleiben konnten, marquierl, so dasz nach
menschlichem ermessen einer nicht unbescheidenen tabl n
eriiolTender kinder jetzt schon der Wohlstand gewAbrIelsl«!
schien. G. Kellbb Züricher notelUn 3M.
3) man spöttelt jetzt darüber, dasz unsere vlter bei jeder
buldigung ihre gerechtsame und Privilegien sich gewtbrleisUn
liebten. W. Alexis vaterländ. roman« {lugrimm) 8, 307; da e« ia
dem patent sr. inajestat des kaisers von Österreich im f 4 «ea-
drüclilich beiszt: 'allen voiksstammen in der Onlarreicbiscben
monarcbie ist die unverietzlicbkeit ihrer nationalitat und sprach«
gewährleistet', wir können uns daher auf ein patent de« kaisers
von Öslerreicii stützen, und den beschlusz sogleich fasoen, daaz
allen nalionalillten und namentlich den Slowenen ..die natio-
nalilBi, sowie ihre spräche gewihrleMet werdb. ^taifiurtm
nalionalvers. 119*; jedem auf Deutacblaadt boiea «oeitaigaa
ist die ausQbung voller giaubens- und gewissensfreibeit durch
wort, Schrift und that gewährleistet — garantirt xusattantrag
tum artikel 3 der grundrechte, vgL 1637*, r;(. auch 1685* «. «. ,'
auch den artikel ll, in welchem sie die vollständige freiheit
des religiösen bekenntnisses gewahrleistet haben, machen sie,
meines erachtens, zur phrase, wenn sie von den bekennern
der christlichen und in specie der evangelischen kirche ver-
langen, dasz sie sich erst den erfordemissen ihrer consti-
tutioneilen glaubensartikel unterwerfen sollen, ehe sie ihnen
gestatten, den segen der kirche, durch den allein die gflllig-
keit der ehe bei uns bedingt wird, zu empfangen. Bisiabcs
reden l, 156; und dieses verbot wurde nicht bloss von der
eigenen regierung über sie verbangt, welche unter den
willen des Volkes zu beugen , die dänische regierung hin-
reichende mittel bot, sondern das saubere ministerina
Bluhme halte es durch bindenden vertrag den deutschen
machten gewährleistet, und damit der verachteten deol^cben
nation ein eotwüniigendea aufsicbtsrecht Ober DioeaMrlw f»-
sammle innere politik für eine unbestimmte snkaaft aiafa-
raumt. Stbel begründung des deutschen reicht 3, 83; afll TT. jaaaar
interpellierte er (Napoleon) den preuszischen boiscbafter, ob
die gerüchte wahr seien, dasz Preuszen dem Wiener bofe
dessen auszerdeutsche besilzungeo gewahrleistet habe. SM;
in einem Staate, in welchem giaubens- und gewissensfreibeiC
staatsgrundgcsetzlich gewahrleistet ist, lassen wir uns dorch
niemand, auch durch keine kirchenfOrsteo, das recht nebneo,
unserer Überzeugung und der treue zum angestanalea volka
offen und rückballslos ausdrurk zn geben, »ffetur hrief dm
sonnvendfeierausschusses an den fürsibiickof s« Briatm IIM.
CEWAHKLEiSTEB, m., tubstantirbtldunf amt dem wmifim im
sinne eines nomen agentis: Julius, welcher ihr« 4iaMla aaf
eine wichtigere gelegenheit versparen will, weaa rieh 4m^
gleichen zeigen sollte, dankt ihnen, und schllfi aiak mH
den anverwandlen der Virginia selbst als binllafOck aicbcf«
gewehrleisler vor. Lbssikc [autxmg amt itm tnminfiä* fif-
ginia) 6, 108; erzürnten sich nun Staaten, so stclltea aia^ MB
ihre ehrensacha auszumachen, beere ins feld, die aack aiaaa
ordentlichen volkerberkoasaaca «ka gr«aB«a awaikaapf —
krieg — begannen, einig« flafe — ffllilHi UarinanDt —
machten und endlich enaaltal, a4«r voa gtwthrfciatcrn and
Vermittlern zugeredet, fric4a aeklaacen. F. L Jab^ i, I, tM:
als gewabrieister des frialcaa kaaaten sie unter den acheia
daa recht« aieh In alle angelefenbeilen mischen. 3,1, IM:
garanl, der bürge, der gewihrmann .. bekannte Wörter, welchen
I ich noch gewabrieister beigeselle, «eil diese« die beqoea-
4867
GEWÄHRLEISTUNG
GEWÄHRLEISTUNG
4868
lichkeit genährt, dasz man auch ein weibliches wort, die
gewährieisterin, davon ableiten kann. Campe verdeutsehungs-
Körterbuch 332, vgl. auch 180'; vertrag, der Russland zum
gewShrleister der preuszischen Verfassung oder unverfassung
machte. Sybel geseh. der revolutionszeü 1, 155.
GEWÄHRLEISTUNG, f., Substantivbildung im sinne eines
nomens actionis. in ihr findet sowohl die engere Verbindung
gewährleisten als auch die lockere fügung die gewähr leisten
(«. 0.) entsprechung. die anlehnung an die letztere wird »er-
bürgt durch belege wie: auch die leistung der gewähr gehört
zur erfüllung eines Vertrags, preuszisches landrecht l. theil
5. titel § 317 ; ebenso durch die form gewährsleistung , die im
preuszischen landrecht für die älteren fassungen vorherrscht,
während sie in späteren ergänzungen durch gewährleistung ver-
drängt wird, auch in bezug auf den bedeutungsgehalt macht
sich die an der lockeren Verbindung beobachtete mannigfaltigkeit
geltend, sie ist beim Substantiv sogar übertroffen.
1) anknüpfung an gewähr = vestitura:
a) vereinzelt ist ein auf die blosze Umschreibung beachränkler
gebrauch, der zweite compositionstheil dient hier nur dazu, den
Charakter des nomens actionis hervorzuheben: bei dem verkaufe
liegenschaftlichen eigenthums unter und bis zu 30 fl. ein-
schlieszlich darf für die gewährleistung, für die eintragung
des kaufs in das kauf- und gewährbuch (grundbuch), sodann
für die fertigung eines auszugs, zusammengenommen mehr
nicht erhoben werden als (bei einem kaufpreis unter l fl.)
6 k. badisehe Verordnung vom 2. april 1833, s. regierungsblatl
$, 78 ; gebräuchlicher ist hierfür gewäbrung [s. d.).
b) der zweite compositionstheil bezieht sich auf die aus&bung
der aus der gewähr = vestitura flieszenden pflichten: gewähr-
oder gewährsleistung heiszt die pflicht dessen, von dem man
eine sache bekommen bat, dieselbe wann sie in anspruch
genommen wird, also wie er sie übergeben, zu gewähren
und einen im fall der . . entwährung . . schadlos zu halten.
Zinken Ökonom, lexikon 1764 t. 946; ein käufer, welcher von
einem dritten über die erkaufte sache in anspruch genommen
wird, musz, wenn er die gewährsleistung von dem Verkäufer
fordern will, diesen zu seiner Vertretung gerichtlich vorladen
lassen, preuszisches landrecht 1. theil U. titel § 143 {ausgäbe
von 1821); nur wegen solcher Störungen und entwährung, die
aus eines der theilung vorausgegangenen Ursache entspringen,
sind die miterben sich gegenseitig gewährleistung schuldig.
badisches landrecht § 884 (1809).
2) unmittelbare anknüpfung an gewähr >=> cautio, dieser be-
griff ist es, der den gebrauch von gewährleistung im juristischen
wie im übertragenen sinne hauptsächlich beeinfluszt, mit ihm tritt
das compositum ganz in den gebrauchskreis des einfachen Wortes
gewähr ein. beide finden sich oft neben einander in einem
satze vereinigt: gewähr, gewehr, gewährschaft, gewährs-
leistung . . lat. evictio . . wenn der verkäuCfer eines dinges
dem käuGfer gut sagt. Cuomel 4, 1037 ; die gewährleistung, la
garantie. Schwan (1782) 1, 741* ; gewähr, gewährleistung, ge-
währscbaft, la süretä, la caution, la garantie ... er hat mir
dieses erbgut ohne gewährleistung verkauft (sans garantie).
Schwan (1811) 1, 659*; gewährleistung ist überhaupt soviel
als garantie oder bärgschaft. man nimmt aber jenen aus-
druck zuweilen in einem noch specialern sinne, indem man
darunter die vom Verkäufer oder kauf, einer sache öber-
nommene Verbindlichkeit versteht, den kaufer oder verk.
gegen alle gefahr (welches wort mit gewähr verwandt ist)
oder gegen alle nachtheile zu sichern, die fär ihn etwa
durch rechtliche anspräche andrer an die verkaufte sache
oder auf andre weise entstehen könnte, aus einer solchen
gewährleistung kann daher auch die Verbindlichkeit der ent-
schädigung oder des Schadenersatzes erwachsen. Krog eneykl.-
philosoph. lex. i, 260 ; die gewährleistung, wozu der Verkäufer
dem käufer verbunden ist, musz ihm einmal den anspruchs-
losen besitz der verkauften sache sichern; zum andern für
die verborgenen fehler schadlos halten, bad. landrecht § 1625,
vgl. auch 1626 /f.
o) der begriff der Sieherstellung in privatrechtlichen beziehungen :
gewährleistung, a guaranty or Warrant, the seeurity. Ebers
(1802) 644'; vgl. FiCK 2, 178. Bailet-FahrenkrOgeb 2, 326. Hil-
pert 2, 1, 462' ; gewährleistung borgstelling. Weidbnbacb (1808)
436'. auf die bedeutungsentwieklung des begriff» der sicherstellung
wirkt hier weniger das bestreben ein, einen drohenden umstand
fern zu halten, als einen eingetretenen nachlheil vermögensrechtlich
auszugleichen, gewährleistung im sinne von Schadenersatz: wird
eine sache, eine forderung gegen einen dritten oder ein
anderes recht an erfüllungsstatt gegeben, so hat der Schuldner
wegen eines mangels im rechte oder wegen eines mangels
der sache in gleicher weise wie ein Verkäufer gewähr zu
leisten, bürgerliches gesetzbuch §365, vgl. auch § 757; will der
Verkäufer bei dem vertrage stehen bleiben, so finden die
Vorschriften von der gewährsleistung statt. (§ 192 — 214.)
preusz. landrecht 1. theil 11. titel § 45.
a) Schadenersatz gegenüber von rechtliehen ansprüchen eines
dritten: wann einem vasallen eine fremde jagd-gerechtigkeit
verliehen ist, so ist der lehnherr zur gewehrleistung eigent-
lich nicht verbunden. Bedst jagd und wildbanns gertchtigkeit
(1744) 569; wird die gemeinschaft für die schulden eines ehe>
galten angegriffen, der nach dem heirathsvertrag als von allen
früheren schulden ledig und frei in die ehe trat ... so kann
eine klage auf gewährleistung wider den vater, die mutter . .
die ihn etwa von den schulden ledig und frei erklärt hatten,
angestellt werden, bad. landrecht § 1513; die Verpflichtung des
ausstattenden zur gewährleistung wegen eines mangels im
rechte oder wegen eines fehlers der sache bestimmt sich,
auch soweit die ausstattung nicht als Schenkung gilt, nacli
den für die gewährleistungspflicht des schenkers geltenden
Vorschriften. § 1624.
ß) Schadenersatz gegenüber von Verlusten, die aus mangeln
des objects erwachsen: die gewähr, gewährleistung vor schaden,
l'indemnitä, l'acte, par lequel on promet d'indemniser. Schwan
(1811)1,659'; dem beständer gebührt gewährleistung für alle
fehler oder roängel der in bestand gegebenen sache. bad.
landrecht § 1721 ; gesetz, die gewährleistung bei einigen arten
von hausthieren betreffend. 3. mai l$b9 (regierungsblatl s.lbZ);
wenn der fall der gewährleistung eintritt, so kann nur die
aufbebung des Verkaufs, nicht die minderung des kaufpreises
verlangt werden, ebenda artikel 4; beschreibung der mängel,
welche zur gewährleistung verpflichten, ebenda; wird aber
ein bereits amortisiertes papier verkauft, so greifen die grund-
sätze über gewährleistung wegen mangels vorausgesetzter
eigenschaften . . nicht platz, nachtrag zum l. theil 5. titel § 329
anm. 68 des preuszischen landrechts, vgl. Koch (1869) 28; ge-
währleistung wegen mängel der sache. bürgerliches gesetzbuch
§ 459/7'.; c'DC Vereinbarung, durch welche die Verpflichtung
des Verkäufers zur gewährleistung wegen mängel der sache
erlassen oder beschränkt wird, ist nichtig, wenn der Verkäufer
den mängel arglistig verschweigt. § 476 ; auf diese ansprüche
finden die für die gewährleistung wegen mängel einer ver-
kauften sache geltenden Vorschriften entsprechende anwen-
dung. §2183; für gewäbrleistungsklagen aus kauf- und tausch-
verträgen über pferde, rindvieh, scbaafe und schweine wird
der gerichtsstand des geschlossenen Vertrags . . gegenseitig
anerkannt, vertrag zwischen Baden und Sigmaringen {s. bad.
regierungsblatl 1S64) s. 36; die mit den vorstehenden bestim-
mnngen gleichlautenden Vorschriften der beiden gewähr-
leistungsgesetze. ebenda; die für die gewährleistungspflicht
des Verkäufers geltenden Vorschriften . . . finden {auf den
5eAen&er) entsprechende an Wendung, bürgerliches gesetzbuch § b2d.
b) in öffentlich rechtlichen beziehungen wird an dem begriffe
der sicherstellung mehr das bestreben, drohende geschehnisse zu
verhindern, herausgearbeitet; gewährleistung nähert sich der be-
deutung von schütz, diese bedeutung wird von der jeweiligen
Verbindung mannigfach beeinfluszt.
a) ohne sielbestimmung : für alle ewigkeit bat nun die er-
fahrung in der schaudervollen franzosenzeit alle Deutsche
sichtbar, hörbar und fühlbar belehrt, dasz . . . fremde gewähr-
leistung, schütz- und schirmschaft immer selbsücbtig vortheile
zu ziehen sucht, die mit Deutschlands wohl unverträglich
sind. F. L. Jahn 1,416; dasz es aerzte giebt, entspringt mit
aus der vertheilung der arbeit, und diese steht im genauesten
Zusammenhang mit der entstehung des Staates, weil ver-
theilung ohne gewährleistung nicht auf die länge fortbestehen
könnte. Schleibrhacher über Piatons ansieht von der ent-
stehung der heilkunst (Wackbrnagel 3,2, 1210'); um so mehr
glaube ich, ist der Staat dazu verpflichtet, wenn er im wege
der gesetzgebung diese gerichtsbarkeit übernimmt, der Staat,
unter dessen gewährleistung diese richter angestellt und
nach dessen eigenen gesetzen sie lebenslänglich angestellt
werden muszten. Bismarck reden 1,308.
ß) mü kennseichnung eines bestimmten objects:
1)) es giebt keine andere gewährleistung für die reichs-
(lauer als das volksthum. F. L. Jadn 2, 2, 556.
4869
GEWÄHRLICII
GEWAIIRLICII (giwaralih)
4870
-1)) durch dieian eoUcbcidendeii seliritl der lewSbrleislung
dei privatrecbis tnbnt er du« telbiUtndige weteo der fauiilieo
mit deo tchuldigkciten de* itualirecbte« aui, und die re-
fierung itallt «icb bocb über der bevOlkeruiig auf. D*aia«iiii
politik i',?: Scbwedeii hatte ticb, unter dir gewlbrleitluog
dei Meslpbaliicbrn friedent, den feinden des kOoiga von
Frruizin beigeiellt. Vainhackk von Eikis biofr. drnkm. 3
ifünt blächer), 4; fahren wir auf dicaein wege to fort, macben
wir den urtikel ll, dl« gewlJb^lei^^ung eine» jrglicben cultua,
insüMeit zur wubrbeit, dasz wir auch den cuUui derjenigen
damncraiiscbea scbwanner, die in den jüngalen varianiin-
lungen ihren nittrtyrer Hubert Blum auf gleiche linia nill dem
belland der weit stellten, durch gensdurnien gegen stOiung
•cbOtzeu laaseu, ao hoffe ich es noch zu erleben . . . Bisii*aci
Tiden I, toi.
c) kh der Übertragung auf anderi, altgemeintre beiithungtn
tritt ddi moment der bethätigung an dem begriff der twhcr-
tteiluny luruck, er wendfl iich wie der rechtliche begriff der üb*r-
uuguuii dem beweisverfahren in fragen der realität im.
a) die ncherttiUung eints iukbnftigen yesehfhnissei :
1)) altes waa er verlangt, Ul dieses, dasz kilias Virginia
hiebt ohne gewebrleistung Qberkoniine. Lissinc {autsug uu«
dem IrtutTspitli Virginia) fl, tOS.
i\) so ist dienz nur ein zeudnisz mehr fOr die aache der
Wahrheit, und eine neue gewObrleUlung des sleges, der ihr
verbürgt ist. F. t. ScBiacKL i, ivi (H'un ia46).
ß) die sicherstellung einer Mauptung oder annähme:
1)) was für ein werk dies ganze! bei der kleinsten spanne,
die wir davon Obersehen, so viel ordoung und so viel wir-
rung, knote und aulage zur auflOsung — beides eben für die
aberschwaiiglicbe berrlichkeit im allgemeinen, Sicherheit und
gewAhrlaistung. Hkbobb (auch eine pitUoiophit der gesehicltte)
mtrk$ 5, &86.
3)) der glaube, der aich ala geschicbtsglaub« auf bflcber
gründet, hut zu seiner grwilhrleistung ein gelehrtes publicum
nötbig. Kant e, süj; meine Vernunft ist mir jezt allea, meine
einzige gewabrieistung für goltbeit, tugend, Unsterblichkeit.
ScHiLLBB [philoiophische briefe) 4,36; aber die überraschende
neubeit und schwürigkeit der enideckung ist hier gleichsam
eine gew&brleistung des wunders, wodurch sie erhalten wird.
[geisteneher) i, 'i44; sie geben zu, ja sogar sie freuen sich
und rühmen es an Shakespeare, als etwas groszes und eine
neue gewjihrleistung seines 'unsagbaren' genies, dasz er un-
möglich allen verständlich und genie^zbar ist. PauTZ t» Wi-
gands vierteljahrenchrifl II (lt>44) 143.
GEWAIlltLICH, udjettiv und adverb. auch hitr sind mehrere
ableitungcn und bildungen aut einander xu halten, die haupt-
maue der bilege führt auf eine adjectivablettung tu wara (auf-
merksamkeit) zurück: giwaralih etne coneurremfotm zu giwar
(i. tp, \'M), der eine adverbialbildung in der form gh\araliblien
luwdchit. dem gegenüber vexsl e\n advfrbtum giwürlihbo, dat
■u< Sicherheit erst tn der milleihodideutsehen periode belegt i$l,
auf wflriihbo, wahrUeh (Graff 1, 92i). der bedeutung nach
scheint in einigen beispielen auch anlehnung an weren, gewUbien,
[erfüllen) gesucht werden xu müssen, während andere beispieU
durch den bedeutungsgehalt auf wehr, gewehr weisen (gewebr-
lich >» wehrhaft), die entscheidung entbehrt oft sicherer anhalls-
punkte, weil die formen sich durchkreuicn und weil auch die
bedeuiungseniwicUung von der einen tur anderen bildung führt.
so tr%tl uns vielfach die bedeutung Hauglich' entgegen, da sich
ebensogut von ^aufmerksam' ableiten Idstt, als to» gewerlicb
durabiiis s. u. auch die greniUnie luischen giwftrlich »= r<rui
und giMarnlicb kann nicht immer aus dem jeweiltgtn susammen-
hang allein bestimmt werden, oft ergiebl sich, wie m folgenden
beispiel, die bedeutung verus erst aus paralUlsielUn :
iher Ton inio aaget wai: ther «uachit io Ibai (inai,
willt ilies t!<gol>«n, ihai sioai io giliohen;
ther avur Uiara it weutii. suacliii thes. oan aantit:
tber ferit logilicbo In thiu giwaraiicbo.
OvraiB 3. 18. »
{vgl Joh. 7, IS qut autem quaerit (gloriam) ejus, qui misit «im,
kic verax est), andererseils sind eben in jener Verbindung mü
farun die bedeiitungen 'vorsichtig' und ^wehrhaft' nicht immtr
•usnnander tu hallen:
ich r&i iu an den trluwea, w«li ir iuch wol bawarn.
•6 suli ir luo den Uluoeo vil gewerlicb« varu
AiiiirlNiiiji-ii tUA Z'init-««' (in A: werlichon):
doi ir Iuch wärent, heldo. ir sult iuch wol bewarn :
wu- babsu hi« iiark« vind«; da{ wir gawarlichen vara.
tVi«,4.
IV.
Hl anitrtn beitpulen, wo dt» heJeutun§ 'mekikafi' |«fr« »ikn
twetfel getiehert ut, strebt du uhi*thtH§ nntsintr ktndscknfUn
geradi anlehnung an untere ktldungt» t»:
NU lAn Iu goi vao biael«, vll e^el Talbar.
ob si Uli nir ilrltea, wa* b«4trr Irb iemna laArt
lid ir nlr hsUaii ••Itst, ■!• leb btn •***o»ea,
s4 sola 41s« reclian vil f«w«rllcb«a kewea.
Nibtlitmttm 1711,4 • B.C. gewtf llcba» t
Eisl waa der kOto«. er vatt« sImm sebUl.
'ou van gewerlicb«'. sprscb vre« Irlealilll.
'und bietet Ir d«o r«ck«a dat (oli Aber raati
wao errsicbi iucb lURan«, ir lisbet dea Ut aa 4«r baai'.
C irewabriiakal IM«.X.
BooHBB, dem das auf gewaralib surUekfitkrmie tdjMlit fßmwr-
lirh, behutsam, geläufig war, sttst» m seinem gUmar tum jVia#-
lungenlied dieses an du stell* era gewehrlicb ^ wdstktfl ein
{tgL CauBciB i. Sl).
I) gawftbriich als abkilung tu wara, ff 1. mM. •#. 3, >«•*.
600*. Lbzbh I,M7.
a) das adjecliw nimmt den kltintr«* thtil der bfUg« in an-
sprueh. die ältesten führen in das 9. jatrA., teretnulU mt-
wendungen sind noch heute in Sehmtiser mundarlen lebendig,
umiassender sehant die adjeciivisch« wermnärnng ton ungewlhr-
lieh in der dlttren spräche tu sein, vgl. ScaailXta >\ tia.
a) subjeettve ausprdgungen des begriffet.
I)) die ijrundbedeiilung ^aufmerksam' :
'biginnei' qusduo, 'scowoo glwaralicbeo ooga«:
i«l ibii kiod iuer, ther bunter ward giboraoer'T
Orraia 3,M,M.
3)) ftrsichtig, behutsam:
si ipracb suo nir: 'ir sblt ab gkm
und sOlt fQr wir des olbi «oUd.
ir komi her fruo ab«r x« eu«niit.
sähet, dai ir bint gewkrlicb >U'.
U. V. LicaTBNrrai!« tin.fr BttkUHn,
ß) objectivt ausprdgung, die bedeutung sicher: wiewol auch die
artznei vum holtzbrand auch baifflich ist: iedoch aber dem ge-
werlicheren nach zu handien ist daa aicherst. PABAciiaca
chirurgisch« Schriften (ISIS) 51'; bischoff Salomon oothielt sich
am meisten im closter zu Sanigallen: daselbst ward er eine-
mala gewarnet, aich an gewArlichere ort zu fugen. Sruarr
819'; es ist gewahrlicber, uf der sita i' goh, es ist mktrti
auf dieser seile tu gehen. Tobles AppenulUr ipraatirtafi MT*;
vgl. dasu ungewahrlich = gefiihrltch mhd. wb. 3,t22'.
y) in übertragener Verwendung stellt sieh die bedeutung HaugHät'
entgeijen, die auf den adjeetivgebraueh beschränkt ist. m liof
sich von der Grundbedeutung unseres adjecttvs abletten, Ufl tktr
in einzelnen beispielen die anlehnung an gewerlicb >b itm-
büis näher.
1)) demnach solle menigklicb wissen, daa... jeder seinaoi
ambt nach einem oder andern was tu verrichten ansagen
und bevelchen , dasselbe nit begerter messen mit laoglicbea
gwerlich^n perscbonen acbiken . . . solle, ösierr. idstt. I^m
(banntatding von MiUstat 1008). kierton twetgt viilltktl int
eigenname Gewirlich ab, vgL Ulrich Gewlriicb ta «äaar IMaMr
Urkunde von 10. mai vm in it. f. gestk. 4. Oienktbn lt,«M>
krifliger dringt die bedeutung la negierten biidungen iwrtk, tpl.
Irtbet sie von iu, wan ir Atem ist hait gar ungesont aäd
ungewerllch, der ir halt ftzer dem halse g^t UBaraoi« f.
Kbcbhsbobc 1,403, vgL ungewabriicb bei ScaiBLtaa S',9m
3)) damit die reif ... von aiarken ja guten friacbea baaiM
gewehrlichen gebunden werden, damit ab«r bemelle kM4
desto gewehrlicher und zeitiger sein mOgen, ist gebiiuchi|«r
und notwendig . . . selbige vur Ruperti ia kariM aicbt g»-
schnitten werden, katr. insttuttwn fkr in ttktgtr ta IfaÜrm
1014. vgL Lost bergrecia 396'; vgl 9U\ 3M*; wU ela galM
gewerlicha salz daraus gesotten werdta MAft WT; Ja4«r
underthon, nacbbarscbaft und roibaa aollan ihr« wecf
und stOg gewehrlich und guat ■acfcw nd also ainbalten,
damit disfabis BteoMod bascbwart ward«, iüerr. »esttk, \,i2t
(Ordnung und aalmafaa im kimtUft Laaffterf. is. ftkrk.).
b) ia» «hMr* ia fmd §nu «tfUfmtier mskjHtsMU r^fsaf
d<* htpift ßietteni« Meataaf «erfsaai, ««Alaaai hetekhML
die obietUve prdfaaf kt teUm.
a) du bedeutung strgtam, »eUtmt M »tkm im itm flaaais
fiel belegt {vgL GaArr i,ait), lat aiaM isdk aatfam imk Ut
•iMocMeaM*«, aiitfattecMea/adke fttieie bi» im i»e dUert acü
der neukatkieutttbtm ptmie htrem, w sie namtnlltets im redU»-
und geseiiiftturkekr aar geUung kommL teUgenlktk fmin mtA
hier beTiJknm§m mÜ |twerUcb <— imabiäi statt.
S06
4871
GEWÄHRLICH (giwaralih
1)) diligenter giwaralibo, glossen tu Daniel (7, 9) Steib-
MBYBR-SisvERs 1,663*; dUigetiler g'wiiüWho, giwaralibo. glossen
zum liber comitis ebd. 1, 8U6' {vgl. Matth. 2,7 und erlernet mit
vieis von inea;; vigilanter giwaralilio. glossen zu Gregors cura
pastoralis ebd. 2, l'6' ; daiu vgl. die negierte form : inproviso un-
gawaralihemo. 2,227*;
bisab si iz iogilicho tbrato liublicho,
giwaraliclio in tlirati thaz seltsana gitvati:
thaz thar wiht ni rometi, «o er sih iz analegiti,
biquami zioio ana nank tbaz selba frono «riTank.
OiFBiD 4,29,36;
wir sculun uns zi guate du keren thaz zi muate,
mit wiu ther diiifal so fram bisweih theo eristen man;
wir sculun drahton bi tbaz, tbaz wir fiwarteii uns thiu baz,
joh wir iz glwarllicbo bimiden iogilicho. 2,5,4;
ioballero goto gesäte {handschrift gesähe) gewariicbo scrodondo
irfaren, ae deorum omnium sedes curiose indaginis ptrscrutatione
transire. Notkhb Marc. Capella 291*;
Joseph hiez daz chorn dreschen
unde luzzil machen ze dnn eschen,
gewartichen hiez erz haiidelen,
die ez da sollen wandelen,
den armen half er genote,
den riehen erz verschouITote.
yenetis 88, IT Dtemer;
iz sulit gewerlicbe gän;
wilder minis rädes volgen,
ir vermidet den unholden
unde läzit ene mit gemache
werven sine sacbe. könig llother 1163 Bahder;
Rötber gienc in dö stat.
Berker ::!nin berren bat,
daz her würbe gewerlicbe. 6836;
wie er damit dem lande
siniu rebt behielt,
der man phlac und wielt
bi dem herzog l-°riedericb,
und diu er so gewaerlicb
den hern swuor staet ze haben,
d5 si im da; lant gaben.
Ottokab leimckronik 137 4U
(Variante gewaitigleicb);
ali'd lange er dat treip
UDZ man im den schilt zerstach
unde mit siegen zerbrach
da( er ime Dichte tobte
als er gewerlichest mobte,
80 stapbete er iti von in.
schilt und ors gap er bin. Eree 259S.
2)) da Boll der vogt erberre Hute vier man oder fümfe
hin senden, ob er selbe dar niht cbomen mak, die sinen aii
in dem siecbbete nemen, wan ain itweder man gerner ge-
waerlicb beret in dem gichbet, dan ob er gesunt waire. Augs-
burger ttadtbuch artikel 2s § 5 Meyer $. 83; er sol auch be-
hüten, swa er über briigge tribet, daz er also beschaidenlicben
tribe, unde als gewserlichen das iemen kain schade dovon
gescbache. swa er daz verwarloset . . ez si daz ein rint daz
ander erriege oder daz ez sich ze tode erviele oder daz ez
ertruncbe, daz sol er gelten, s. 35; schol er den ait ze
recht laisten oder nicht? wir sprechen daz er sein vor
got, ledicb sei . . . wil er auer gar gewaerlicb varen so sol
er zu seinen pfarrer, oder zu seinen piscbof chömen un
sol des rat haben ; der löset in wol ane sQnde da von.
Ruprechts rechtshuch. lehensreclite § 37 Westenrieder 7, 154 ; und da
er wider zum korb kam, da merckt er gewäriich und sorgveltik-
iicb und ain schlang was dar inne. Gregorsdialoge {Augsburg W'ii)
3,14; sich zu sun ausz der fläschen die du verporgen hast
trinck ieczunt nit, sunder ker si gewäriich umb so wirst du
finden was dar inn ist. 2, 18; und ist uucb nämlichen mit
in beredt worden, das si gewäriichen davor sien, das si als
darüber nichtes werben noch werben lauszen sollen umb
kainerlai gnad noch fribait von unserm berrn dem künig
noch sunst von iement aoderm ze erwerben oder uszebriagen
in dehain wise. d. stddlechr. b, SIT (Augsburg); aim kuefer zu
Oberlingen, so in ain grossen weinfass lag und die Weinstein
abher scbapte . . . schlueg (ein voller) puur die zwai kletzle,
die under dem fass lagen . . . hinweg, do kunt der kuefer
das fass nit mehr erhulten, das kuglet und rumlet mit im
die gassen hinab ... ein ander mal wurt er vil gewerlicber ge-
bandelt haben, wann er in die weinfesser schlupfen und den
wein hat wellen abschaben. Zimmerselte ehron. 3,80; welche
grQnd und güeter bei dem wasserligent haben, sollen dieselben
dermassen vleissig und gewerlich verwerchen, damit si selbs
und sonst meniciich ohne schuden gehalten werden, land-
und elwhafUaiding in der Rauris 1624, itlerr.ueislh. 1, 223 antn. 4 ;
GEVVÄHRLICH (givvärlihho) 4872
und sol der richter den fronpoten auch darzue geben, und
die feuerstött, öfen und kemich aigentlich zu beschauen und
betracht werden, damit das feuer gewerlich unter uns besorgt
seie. lirol. weisth. 1, 2S4 (Öffnung von Sleinach 17. jahrh.).
8)) berührung mitgev/eiWch-^durabilis: vierzehenden sollen
obbemelle kuffer, an jeder kuffen die brustreif, damit solche
nicht plocket, sondern gleim und geschmeidig werden, wohl
antreiben . . . und bat obauscbafTer insonderheit auf disz gute
achtung zu geben, damit die reif forder, und mebrist die
obern brüst und engen bodenreif von starken, ja guten
frischen banden gewehrlichen gebunden werden. 6ajr. in-
struction für den Schaffner in Hallein 1614, LoBi bergrecht Sös".
*j|/9) objectivt fassung:
wir sulen mit im der weride spot.
überwinden unt ir itweit.
da{ ir allen iuren vieij.
dar an getriulichen leget,
mit swelher rede ir in ouj erwegen.
da; setzet zephande dar.
'' das er gewerlichen var.
uistende 118,3 Hahn;
nft sich, wie gar gewerlicbe ih dich des nabtes danne nider
legest in toetlicben sünden unde weist niht ob du unze morgen
gelebest, halt biz mitte naht. Berthold v. Regensbukg 1,547;
der herre sol den mannen einen tac gen an die Stadt, da
si ir libes und ir eren und ir gutes ane angest und gewaer-
lichen hin komen mugen. Schwabenspiegel, lehnreeht § 112
Laszberg.
2) gewährlich, gewehrlicb, adjeet. mit bedeulungsanleltnung
an gewähren = leisten, erfüllen; vgl. gewährig $p. 4865:
darumb wolt uns armen, betrübten
mit einer gwerlicben antwort erfreuen.
J. AvRKR (/fO'iif/ Edwarl) S93^
bittende ... die berren und ihr wollen auch mit gewehrlicher
antwort uns. . . begegnen. Verhandlungen der schles. fürsten und
stand« (161S) s. 66; gewehrlicb, adjediv. Scbottel 36'* (sind
darüber gewehrlicher folge erwartend).
3) gewährlicb, adverb, verstärkte form zu althochd. wärlibho,
vgl. mhd. wb. 3,522*. Lexer l,.:78; Ȥ/. gewarlike. Scbiller-
LüBBB!« 2, 98. im mittelniederländischen ßnden wir neben dem
adverb (gewaerlike Verwus und Verdam 2, 1S49) auch ein
adjectiv: gewaerlic. Verwus und Vebdah 2, 1849; ghewarlec,
ghewaerlic. Oudbmans 2, 646.
a) form, der stammvocal, der für die mittelniederdeutschen
belege die abstammung deutlich kennzeichnet, weist in der ober-
deutschen Schreibung wenig anhaltspunkte für die trennung von
gewaralih, gewerlich auf. neben der gewöhnlichen adverbial-
form (gewterlichej ist die dativbildung gewserlichen nur ver~
ein zeit,
b) die bedeutung ist eng begrenzt; das adverb steht meist in
Verbindung mit verbis dicendi oder sentiendi.
a) neben verbis dicendi:
nu vernement . , märe
der die Glichej^äre
iu künde git vil gewärlih,
der ist geheimen Heinrih.
er hat da; buoh gediht5t
umbe fsiucrines not.
U. V. Glicuezaerb Isegrimm 1787, s. Piper 1,311;
er sprah 'bruoder Reinhart, war sol ei gelobet sin?'
'da; sag ich dir gewäriiche
hie le himelriche
soltu miuen stuol hän'. 947, ebenda 1,302;
dat du gewxrliche hast geseit.
Uarlaam unu Jusophal 402, 2 Pfeiffer;
auch so seit Josue der diet furbaz gottes lere ane gewan und
gewerlichen. historienbibel des 14/l5. jahrh. Merzdorf 788 ;
Jbesus sprach zu in: gewerlicbe gewerlich sog ichz euch,
Moyses gab euch nit daz brot von dem himel. cod.
Tepl. Joh. 6,31 (warlich, warlich ich sage euch. Lotuer);
gewerlich sag icbz euch, waz ding ir pindet auf der erd, die
werdentauch gepunden in den himeln. Matth. 18,18 (werlich
Augsburger bibel von 1487 ; warlich ich sage euch. Ldtbbr) u. a,
ß) neben verbis sentiendi;
die von Ziiiäs füerent dich
ze dem vrone himelriche,
da; wisse gewa^rlicbe.
lieiiihart Fuchs 708 Grimm;
und Peter kert wider zu im selber, und sprach: na waizz
ich gewerlich, daz der herr hat gesant seinen engel, und bat
mich derlosi von der haut Herodis. cod. Tepl. upostelgeschichU
1873 (iEWÄHULICHKEIT —GEWÄHRSADMINISTRATIOII
GEWAHRSAM (adjectiv) 4S74
13,11 (thenso EcccsTci^i: Dn weit ich w>rhafrii|. Lotnib); iek
weitz gewcriirb, daz et i«l alio, daz der mrn«cb nit wird
gercclitb lUgt gelicbet got. EcckaTti^ Utob 9, 1 (ja icb weia
fa!tt wül iliit alio lat. LuTRza).
v) vtrbindung mit «cbreideu:
e| litt unt «in man f«a«U
dar »i al*ui |e*ebrl«b«o la«
dai at (ar bahaliao wa«
aah dar tebrlfi fawarllcb«.
R. *. Em •i»r yuit OerHarä Wtt lUftpti
d6 biet ar lawatrlleba
aaoie Jd«apliiia« labaa
acbrlbao. ^ ,^
Harfaam tind iotapHat 40t, t Pftilfrr.
S) in hekfrtr tttrhindung mit anderen vrrbi$:
leb bin al>6 bawUnt her
d«t du far tuader Taliebao ruon
tt roabi frawcrilcbao luoo.
iirr gute Gerhard 1101 Haupt;
da/ fr in dem kricbe iat als gewtrlirb ali in dar boitieo der
«elbe ge«*re got und menacbe. myitiker MI, 2i Phfftr; (e$)
i(t doi'b got gewerlicbe ietwntpr site gantz ungeteilel. *o-
gtnannler Nie. t. B*<<kl 14H Schmidt;
dat kliil Tan dogaden rika
bracbia un« uf arirlka
vrada gawarlika. <wd. o. d. Mtneterl. 11,5.
e) nur f»f«i«M« itt der übergung in andere funrtionen , lo
tu du des prtätcatt: daa itt gewarlicb, waoii wao achreiet,
ao achreieii die Itinder lenger dan ander Icut. Giaia v.
KaiatiiaNiBC evangtlta (UH) 4(*.
GEWÄHHLICJIhtIT, A, tubUantitbildung tu ge»»«hrlicb —
durabdu: alle iiller and acboiler in daz ufer gegen St. Gilgen
IQ bringen, aocb ibrer gewebrlicbkeit we^eo mit beiiog einig
hierin «eratendiger gprichllicb zu brsrbaurn. ösUrr. »euUu 1, 171.
GEWAHKLUS, adjed., negierU bHäung tu gewahr, gewar,
mufmerktam, e^l. ungewibriicb ip. 48'ü: gewarjoaz, impronJut.
Kaiaioa (Itl6) 76tt>' ; ge«abrloa, unfürtithttg, unbehutiam, in-
eautut, improtidut. Haniica t&Ol; gbewaerloa, improvidut, non
preientieiit aut provtdent, tneaulus. Kiliam Ka"; gewabriosz,
unßntehtig, tncaiitus, improvidus. SpiKtsa {Basel noo) ibu';
gewabriog, malavts^, imprudtnt, imprudent, ineontuUut. nouveau
dielionaire du voyagtur {Genf 1103) 144'; gewabrloa, imprudent,
tmprudens, tmprudente. Vknkbom {Köln HM) 74'.
GEWÄMHMAN(.EL, i. genUbramaogei.
GEWAlilt.MANN, t. gewabrainann.
GEVVAIIH.NEHMUNG, /., lubttanitvbildung der ohn ip. 4783 be-
legten tcortvei btndung gewabr nebmen: die gewabrnebmuog
einea viel grOszeren gutes. LiiaNiTS 2,314.
GtWAHKSADMIMSTHATION,^; gewAbrtadroinistration ist
eine besondere art iler \erwnitung eines guiea, da die
nut/.ungen desselben in anscblag (rebracbt werden. biernSchst
Ter^ieicbt man sieb mit dem Verwalter auf eine gewisse
summe dergestalt und also, daaz dieser die aumroe jflbrlicb
liefern und über die einkOnflle recbnuug ablegen, wenn aber
die summa nicbt herauskommt, das Qbrige aua seinem beute!
zahlen, wenn aber roebr heraus kommt, eben deraelbe von
die>pm uelierscbusz der zu ge^ftbrenden summe, einen ge-
wissen antlieil, e. g. die beiffte, ein viertel, drittel vor seine
mUbe haben aolle, ea itt aber diese gewährvadminislratioo
nicht sehr aU bei neuangebenen cammer-revenüen gebräuchlich,
da aicb die erlinJer mehrentbeils auch zu solcher gewtthrs-
administralion verstehen. CHUHtL(l7.M) 1US8; die reparaturkosten
aber... \Nerden, bev dem jUhrlicben ueberscbusze Ober das
gewBbrs-admiiiistrations-quantum der 3000u Ihaler durch giltige
quitiungen berechnet. ScHBKaKa abhandlungen über kammtrgüter
(I7&4) ISS: wir von gottes gnaden u. n. hiermit Urkunden
und l>ekennen, daaz, nachdem wir auch unser amt n. ao
bishrro verwaltet worden, nunmebro auf gewühradmioistratiun
lu setzen vor diensam befunden, wir auf untertbanigates
ansuchen sowohl die adininistralion der Justiz als auch die,
ae ther auf reclinung gestandene sammtlicbe amtsrevenüen,
nebst den nutzungen derer, darzu geschlagenen forwerge,
anf sechs jähr lang . . . vor zwanzig tausend ibaler, ea komme
•in oder nicbt, zu gewibren. 1S7 ; ebendort die tusammenuttungen
(ewibrsadministrationsrechnung (I40), -revenaen (l4l), -ver-
scbreibung (I4&), gewabrsadminisiralionsjahre (139), -zeit (140),
gewaiirsailminislrator (1381: gewfibrsadministration, diejenige
art der guisverwaltung, bei welcher der administrator gehalt
bekommt, dem eigcnthilmer aber eine bestimmte höhe der ein-
nähme g.irantiert und von dem, waa er darüber erzielt, aeinen
antbeil erbalt. Tbibl landvirthsek. lexikon.
GEWAHRSAM, aij. «. «<Ip., tcmmrrentfan» n gewlbrlich
in detten abkitmni mm vrara, r^ ff. 4*7t. äk tdjttU^-
bttdung muti «■ nitkätktrtr werwenduf w»4 ftr äat frtkirt
irtt, alt lU belegt M, 9orMutgeietU mtritm, v#i ^i mMMlia
gewabrtam, gawarMB« (a. 4.), dt »mf ihr itnUU, »tä M-
rückretcht.
I) der tnU heUg enttUmmi 4»m ftitlH •— 4fr kreiufaSrt
Lm4migi t. Tkkringen, 4*i »btrktmfl to MrMMnaf uad varf-
gtbraudt itlbUdndigkeit ttigl '
•bar M
■agei In allan d«r furaU d«;
Ir tull dei bal «In •n4«r alat
ll«l« vll h*i Stistln.
da bei manllchrn aiai:
alt tawariam. tt Ut gui.
leb wll nll den brudern bI«
naeb aneb an 49r baia ila. INI mfMb
diett tubjertivt fattung det begnfft, die die bedeutung 'aufmerk-
lam , wortiektig, »arkiam' ertielt, beherruht den gtb'*uek det
odjeettri »u det adverbiumt i4i in 4a ipäletU tttt : gaw^raan,
behut, eautut, tolert, prudent, aeutui, ninii«« tneculct. Ht>iaci
1&94; *^ ineaute, unbabaitamlicb, ungewaraamlick. D«aT-
roDiosi. M<ti E4*: gewahriam, rautut, areumtfeett. Snoia
(I70O) im': gewabraam, prartdtu. eautut. Nie GOatLia Itttun
{Batel KOI) 1,74; gewabrtam, prudent, atit^. minmM 4täi»-
naiie du ftct/ageur (1703) 144': gewahrtem, a«*lM, framiiu.
Alka (17271 Mi': e6«njo SreiNaiCM l,»ii: g««tbr8«a, paiMl,
prudent, prudente. VanEacM 74': gewabraan, wirft ••■**•••
BaiLKv-FAHainsarcBa 2,376. 4k ti^nttm faimuf id mt-
hiUnismitstg venig beUgt; mtndu mirUrhtdur fÜm M«r
die Verbindung gewahrtamer bund ^ fnUr, ikkirtr ifftrAvai
tpdter wieder tu thr über, 9gl. ff. 4173.
a) 4at adjectit.
a) in der funetion det prddieaU: biaz Bit onfOrticbtig ood
alber, aonder gewarsam, tbA die aogen aulT, and erweg daio
eigentcbaffl, daa du binfellig und todlich blaU S. Faascs
weltbuek {Tübingen 1334) 114*: al« aollen aicb warnen laaae«
und gewaraamer werden. Hidio übertttiung det Comtnet (IMI>
45 : . . aagten, et wer das aller gewariaroeil and weisest, dieweil
lie noch in der wOitin weren, den bandet gar mit Inen »U4zzu
machen, und nit entarten bisz das sie st>rcke and reiche sUtt
einnemen. HBDioMerj.ii«iyot(pAMs4r: und gehet wie der Olaot
in seiner bislori von den bauatcblangen meldet, welche wiewol
sie erstlich zam, unschädlich, freundlich and im baue wi« ein
bund gewaraam sint und der kinder Oeiszig hüten: dock
zuletzt . . . plötzlich ire milte art inn eine wilde Inder«.
FiscBABT ehetuektbüehltin {werke 3, 246); acblaffet mit offenen
basen äugen, ist die gansz im capitoli, anser vig;lantior eant.
ist der Samier schaf, welchea den kircbenrauber Appoltinia
verrhiete mit blühen ungesehen, ist gewaraamer ala «in katlw
bund. Gargantua lll neudruck,
ß) tu der (unäion de* aUnbulet:
1)) aonderlicb aber aoll das weiblich geachlecht, ta wsIcImb
dan von natur die bienen eine anmut pflegen tutrageo, «ad
im deahalben inn maierbiuaern der bienen gewartaaM v«^
waitong vertraue» wird, aicb an Irem ernst apigeln, daa eiM
frau gleichsam eine kOmgin im imenkorb irm ktmtm Btim,
FiscBArT ehetuehtbOehlein {merke 3,111).
1)) der bund iat ein Oeisziger and ftlraMr,
hOter der dingen, welche ihm voa
befohlen seiod. eseii adei t. 1; gewabrtaaar ku^ «te tfir.
hund, auf den der jSger aicb Terlaasan kann. • sMmA kmmd.
tetUtck-engL Uxieon (1718) 768: •!■ gewabrtamer kasd, gator
spOrhund, ehien atsmri, ehitn perthew. Sciw»» {r.*n l,741*j
ein gewabraamer bund . . « certein, am tmfaUtbU d«f. Eaaaa 644*.
3)) Balack, dat baupt la raih dar aiia*«««. kao« 4m kfti««
In dar gawabraaman bnaal 4\m wmIm n Utbm kolkklOfc
■•Mea Itmä Tt.
tgl SciSitAica neolog. wb. IW mem4rmtk: 4mt tmiaUrhemdf mt«
Umdet ttinen IttUen kalt im dam limger rtrwamdHtm nagewakrtaa:
wer ungewebriaaa den trank der Mlecbea rrMIkhbaii triskaa,
dem eniiiebt ticb das ichM (enbi. Boaaaa N«a* 62
(in der autgahemm 1763 mit mSeiigang t. 36: Scaö^Aic« t. tS9
bemerkt: tranken . . ungcwabrtam, d. k. wir nabaeo ana Dickt
in acht) : lacht aie di« atolie, OMtncr pfeile, and trotzt mit
anhezwungener brvst der mackl, vor weicker gtViter zttiers.
aber nicht langer aoll aie trotzen! kier iat dar ackArftt«
pfail. scharf genug einen busen voa aanBor ta apaltaa . .
tilUe, uDgewahrtana ackooc! Wituiaa {A§mlkm •»<) t,aiii
b) das a*ir*.
306*
4875
GEWAHRSAM (adjecliv)
GEWAHRSAM (stihsfantiv)
4876
o) freier gebrauch:
Ancilla lesch das fewr recht
und sperr all thür gewarsam zn,
schaw das du auflstehst morgen frn,
ich geh dahin leg mich auch uider.
Hans Sachs {Lucretin) 3,2,2*;
also ist nirgend mehr ein weih
sicher an ehren, gut und leib,
als wann sie gwaisam pieibt zu haus.
FiscBART eUeiuvUtüUclUein (üclieible, kloster 10,449);
als aber der künig Herodes mit der hörszmacht sie angriffen,
liat er sie understanden, auffs gewarsamest zu bekriegen,
und befulch ein maur umbs läger zu füren. Hedio übers,
des Josephus vom krieg der Juden 20' ; der über das heil seiner
Seelen sorg traget, pflegt bei jeder Verrichtung .. sich ge-
wahrsam zu beobachten. Abb. a. S. Clara etwas für alle 2,276,
vgl. tlieil 9, $p. 2881 ; dasz man die predigtvernehmungen nach
gestait der beschoffenheit und verstand der zuhörer einrichte
. . mit denen bauern deutlich , mit denen schiffbengeln grob
teutsch , mit den Soldaten gewarsam. Abele künstl. unord-
vung 1, 241.
ß) engere Verbindungen.
1)) a)) als nun disz der künig gehört, und für übel auff-
genummen, und gesagt, wie das sie nit gewarsam gehandlet,
das sie gewält stürmen, ehe dann sie die maur beschossen.
Hedio übers, des Josephus 102'; als sein bruder Jonathas das
fürstenthumb von jm geerbt, und er inn andern dingen so
die einwohner betraffen, gewarsamer handlet, ...ist er mit
dem sun Antiochi vertragen und versünet worden. 2*; ge-
wabrsam handien, fahren, caute agere, omnia tute timere, caute
mcrcari. Alkr (Köln 1727) 932*.
b)) dasz man gewarsam mit dem fewr umbgehe. bair. land-
recht von 1616 ».592, vgl. Schmellbr 2^,970; wegen der ver-
warung des feurs und znfürkomen feurs not soll ein jeder
hausvatter gewarnet sein, nit allein die feurstel, kemich oder
rauchfeng fleiszig machen, verwahren and zu gebürenter zeit
Seibern zu lassen, sondern auch sonsten bei seinem haus-
gesind die vürsechung zu thun, das man gewarsam mit dem
feur umbgehe. (Kufslein 17. jahrh.) tiroler teeisth. 1, 30, 24;
werden alle hauszvatter und hauszmüeter vermant, dasz si
wol achtung geben aufs feuer, es sei in oten, padtstuben
oder aufn hert, und gewarsam bei nächtlicher weil mit dem
Hecht umbgehn. (polizeiordnung von Mülstadl 16. und 17. jahrh.)
Cisterr. weisth. 6, 49S; und auf das man aber mit dem lieben
feur desto gewarsamer und firsichtiger zu handien sorg tragen
miesz. (gemeinde Tarsch 17. jahrh.) tiroler weisth. 3, 287.
2)) der könig antwort gewarsam und freündtlicb. C. Hedio
Übersetzung des Comines (1566); auff dasz er, zuvor eh ein
mangel oder theure einfällt, vorkauffe, oder sparsam und
gewarsam dise frucht behalte, welche er market, dasz sie in
ein auffscblag kommen werde. Sebiz feldbau 45.
2) die objective fassung ist am adjectiv wenig belegt, sie bildet
aber die hauptgrundlage für unsere substanlivbildung gewahr-
sam. wie leicht die beiden arten der bedeutung in einander
übergehen , zeigt sieh noch spät an der angäbe bei Fick (2, 178
gewahrsam, certain, infallible), die über die Verbindung gewahr-
samer hund hinweg gewonnen wurde.
a) der hauptbedeutung des Substantivs gewarsamc entspricht
die Verbindung gewarsamer ort: gehab dich wol, und lasz
die sorg zukünftiger ding, wir wollen ietz dein hab und gut
an ain gewarsames ort bringen, damit dir nichts entragen
werde. Schaidknkeiszer 57'; auch sollen alle hanntwergs
meister, so holtzswerg arbeithenn als wagener, schreiner,
bottener und zimerleut ire spene, dergleichen alle burger
und einwoner, reben, reisichholtzs, recbstro unnd alle an-
dere geverliche feurwerg an keinem geverlichen oder nach-
teiligem, sondern an einem gewahrsamen ort . . . hinlegen.
stadtrechle von Arnstadt (1543) bei Michelsen rechlsdenkmale aus
Thüringen 71; die kriegsleute aber, so solches verriebt
haben sich auff meine anordnung, bisz der tuniult, weil so
wol desz Buthory als meine untergebene kriegsleut in armis,
und niemand wissen können, woher diese gehlinge verende-
rnng geflossen, sonsten es ieichllich ein blulbad abgeben
dörffen , vorüber, und durch unser ehrlich zuthun geslillet
worden, an gewahrsamen ort salvirt . . . (|6I3 schreiben des
obersten Toggay an erzhenog Ferdinand) bei Londorp 1, 148' ;
da riebt könig Ernst, ... es were besser und nützer, ietzmal
den raub . . . zuvor an ein gewarsam göt ort zuferligcn.
Stumpf 163'.
h) nach anderer richtung zweigt diese bedeutung im rechts-
verkehr ab. hier ist das adjectiv meist substantiviert in der
function eines nomen agentis gebraucht : zum andern soll ich
ewer erber weishait schriben umb fünfzig gülden uff ain
rechniing, das mir die gewarsam werden, was dieselben für
gut ansieht, denn es will mir niemand gelt schicken können.
Walther Buchelberg an den rat zu Rotenburg a. T. bei Th. Zweifel
in Bagmarn quellen 309; auch volgends den ersten tag jan.
desz 1531. jars zu Pätterlingen, nach verhör der partheien
und ihrer gewarsamen, ein rechtlich urteil gefeit. Stumpf 597';
vgl. gewarsami sp. 4881. gewahrsam garanl, auctor. nouvea«
dictionaire du voyageur (Genf 1703) 145; gewahrsam, bürge,
garant, auctor. il mallevadore, Vekeboni 76*.
GEWAHHSAM,/'., Substantivableitung von dem ebenbesproehenen
adjectiv. das ableitungssuffix, das in den älteren formen gewar-
sami, gewarsame zu tagetritl, ist an der heutigen form untei drückt.
1) die ältesten beispiele entstammen dem urkundenstil des
14. jahrh., wie überhaupt der verwendungskreis des Wortes wesent-
lich an die sehriftform der geschäftssprache gebannt ist. weder
die dichlung noch die mundarten verstatten ihm viel spielraum;
für die Handschuhsheimer mundart wird das fernbleiben det
Wortes von Lenz {vergleichendes mb. der nhd. spräche und de»
Handsch. dialects 1) s. 28 bezeugt.
a) unter den formen überwiegt für das 14. jahrh. gewarsami.
vgl. Lexer 1,978; es kehrt auch später noch vereinzelt wieder
neben gewarsame, das bis in das ende des 18. jahrh. belegt ist,
so bei ÄLBR im churbairischen landrecht von 1756, ja sogar bei
Kant; die apocopierte form läszt sich vereinzelt schon in den
ältesten Verwendungen nachweisen, ihre Verbreitung setzt jedoch
erst im 16. jahrh. ein und ist zunächst auf bestimmte gebraucht'
formen eingeschränkt.
b) das genus. das femininum herrseht für die ältere zeit aui-
schlieszlich und ist in den meisten festen Verbindungen auch er-
kennbar, mit ausnähme der formeln in sein gewarsam, in ir
gewarsam, mit gewarsam. von hier mag die Verschiebung des
genus ausgegangen sein, wir finden vereinzelt das neutrum,
namentlich in der räumlichen bedeutung des Wortes, für den
neueren gebrauch überwiegt jedoch das masculinum, freilich
mehr für das 19. jahrh. (bei Scbwan, Ebers, Kant, Schiller
u. a. noch femininum. Götbb geht später zum mascul. über),
am längsten hält die rechtsspraehe am femininum fest, so das
preuszische landrecht in den spätesten ausgaben und commentaren.
c) überblick über die bedeutungsentwicklung. das Substantiv
spaltet sich wie das adjectiv in eine subjective fassung des be-
griffes (vorsieht, aufmerksamkeit) und eine objective (Sicherheit);
nur zeigt die entwicklung, die an diese gegensätze anknüpft,
durchaus abweichende linien ; vor allem wird sie durch Übergänge
zwischen der einen und der andern gruppe wieder gekreuzt, die
das bild unübersichtlich machen, wemg anhaltspunkte gewähren
hier die Wörterbücher, wohl grenzen sie einen ziemlichen umfang
der bedeutung ab, vgl. gewarsame, garde, custodiae, cautio.
Herisch 1594; sie lassen auch die localisierung, die an der ob-
jectiven fassung früh zu beobachten ist, deutlich hervortreten:
gewahrsam /'. bewaaring, veiliglieit, plaats van zekerheid. Kramer
2,133'; ebenso Weidenbach 436' unter gewahrsame; gewahr-
sam.. {a garde, suretö, Heu de suret^. Schwan l,74l': custody,
safety, securüy or surety, a place of security. Ebers hand-
wörterbuch 644' (die letzte bedeutung fehlt bei dem sonst
übereinstimmenden Bailet- FAHRENKRfCEB 2,326); andererseits
sind die fremdsprachlichen parallelen , die hier dargeboten werden,
meist so weile, dasz sie objective und subjective prägung umfassen
wie cautio (vorsieht und Sicherheit), oder dasz sie eben so gut
eine eigenschafl, wie eine handlang, wie einen zustand ausdrücken,
wie custottiae und noch mehr custody, das Fick 2, 178 als einzige
parallele zu gewahrsam anführt, vielfach lassen die angaben
auch errathen, dast sie durch einfache erweiterung aus einer
vereinzelten Wortverbindung abgeleitet sind, in der das wort seine
bedeutung aus dem bestimmten Zusammenhang zieht, vgl. ge-
wahrsam, la garde . . es ist in meiner gewahrsam, je l'ai sous
ma garde. Schwan 1, 74l'; gewahrsam ... surc/d, Heu de su-
rete . . etwas in gute gewahrsam bringen, mettre quelque chose
en bonne garde, en suret^, e» Heu de surete. ebenda, solche
Wortverbindungen begünstigen auch die oben besprochenen über-
gänije von einer gruppe zur andern, so ist es schwer in der
Verbindung mit gewahrsam die bedeutung ^vorsieht' von ^Sicherheit'
jeweils zu trennen ; der unterschied ist jedenfalls auch den
sprechenden nicht immer zum bewuszlsein gekommen, das gleiche gilt
für in gewahrsam, wo die bedeutung ''aufsieht, hut, Verwahrung'
4877
GEWAHRSAM (subslantiv)
GEWAHRSAM (subtUntiv)
4878
nidit immtr von UiehtTer ort , g*fängni$, verteklouentr räum* :u
trennen ist.
d) gfbrauch$grfn%en. auf der gruffe der $ubjeetiun frigungen
iind du bedeulunqrn 'vorsieht, aufmtrktamkeit' amfrühetttn turück-
gttri-ten. die entsprechendfn bi-lege werdi-n ton neurien fnrtchern
vielfach gar nicht mehr teritanden. die bedfutung ^aufsteht, hut'
hat rieh in ihrer verblasiletten Verwendung tn der rechlitpraehe
erhalten, vgl. den gegen%ati iwitchen gewalirsiain und betitz.
für den allgemeinerfn gebrauch tielUn uhon die Wörterbücher
de$ 18. jahrh. verwobrung vor: gewabrtom, die, mieux ver-
walirung. Schwa.<«, vgl. auch Eaiat und Hilpiit 2,1,403';
hier hüll $ieh dat wort nur in den am dii objeetive grupp« an-
genäherten Verbindungen in gewahrsam nehmen, halten.
7) die einielnen vtrwendungtn.
o) die $ubjectiie gruppe.
a) gewalirsoin alt eigentchaft, vgl. vorsiebt, aufmerktamlif it.
0) einen verkauf mit aller gewanami abacblieiten. Urkunde
aui i;i74 im Donauesehingtr arehiv, vyl. Lczsa 1,978; ähnlich hei
ÜALTAus t. 7U9; item man soll auch die pfender der aucbt
Iifeiider {nomen agentit), wa si mit der pfandung komen, in
dv!) pimds schlössen, stetten, mürckten, dorffern und gepieten,
zu reclit halten, doch mit gewariaro. abschied dei tchwdb.
bundet november 1488, vgl. KlOpfbl 41 (die Nördlingtr baten
in brtre/f der Wendung mit gcwarsam um aufschluss und er-
hielten ilen beseheid, dats et nich darum handle, etner mitt-
brduehlichen ausnuttung diitet einlastrechtt voriubeugen, KlOpfcl
anm.); den armen dem nachricbter bevelbeon und bei seinem
eidt gepieteon, die gegeben urtheill gelreulichenn zu vollnziehen,
damit vom gericbl uCTsteen unod darob hallten, damit der
nachricbter die gesprochenn nrteill mit gulter gewarsame
uund Sicherheit vollnziehen möge, peinliche gerichttordnung
Karlt V. art. SC Kohkr- Scheel; so hett sich der ausscbust ent-
schlossen, dasz diejehnen, so von bedcn rfiten und dem aus-
schusz zum ouf und zuschlieszen der tor verordnet warn, sampt
dem biirgermaister diebrief vom hotten under dem tor annemen
und alspuld alda in ir aller beiwescn ufTbrcchen und verlesen
sollten . . . also warden darulT von beden rüten, nemlich der
burgermaister . . und etnavil peraonen, so nit gemerkt worden
sind . . für das Clingentor zu eroffnung desselben geordnet
unnd durch sie oder in ir aller helwesen dasselbig tor (darvor
inwendig und auswendig vil leut mit wSgen und karren zu
ross und fusz hielten schier bisz uff den millentag) mit
groszer gewarsam geöffnet, und zwuscben sant Wolfgangs
capellen und dem Innern torn die brief . . empfangen.
TnuM AS Zweifel ehronik detbauernkriegts. 12 Baumann; besorgt
man sich, es möchte ain anderer anschlug darbinder sein,
villeicht das geschutz, so von hinnen gein Wurzhurg geen
sollte, abzutringeo. darnach hetten sich bed rete und suschusz
zusamen getan, beratschlagten die sacb, mit was gewarsam
das geschutz hinweg zu bringen were. ward beschlossen,
das man es an der Tauber uff Hotingen zugeen lassen sollt.
ebenda 345; dargegen wollen wir . . euch das angezeigt ge-
schutz verordnen und zuschicken, doch wollend alsdann
ieniaod darzu verordnen, damit euch dasselbig sieber und
mit guter gewarsam zukomen mOg. tchreiben der Roienburger
an die bauenehaft. ebenda 333 ; warn darnach , als sie ver-
namen, wie der gewaltig häuf der paurschaft hernach zuge,
niit>ampt dem geschutz in guter gewarsam von inen gezogen,
hosurgten, der gewaltig häuf mOcbt sie übereilen. Tbohas
ZwbiFKL bauernkrieg ni; dorumb vertrew mit einer gewarsame
dem rUwen. McanEas übersetiung von LuUurt de captiritate
1&20 {vgl LoTBEB 6, &4Ö : cav* ergo, tn contritionem tuam confidas
aul dolori tuo tnbttat remissionem peecatorum).
i)) Salomon erzehlet, wie er aus seinem fenster gesehen
bab ein weib im hAren schmuck und gewahrsam: welche
einen jOngling verführet hat. Piscatob anhang sur Herhomer
bibei (sfrüche Salom. 7, 10 da begrgent im ein weib im hurn-
icbmuck, listig. LorHEs; mit iist im herzen. Bi;nsb>).
9)1 gewahrsame, f. prudenee, (inetse, cautela. noureau didio-
naire du voyageur (1703) 144'; gewalirsame f, prudenet, pru-
dentia, la prudmia. Vkmbrom 74*.
ß) autübung einer thdligkeiL gewahrsam ■■ »ufsiehl, für-
iorge. vgl. hut, thetl 4,2. WS; ihr setzet ein regiment mit
essen und irincken, darinn ihr nichts betrachtet, als allein
der wunden gewarsame: so doch viel mehr betrachtet soll
werden die kranckheit. Pabacblsüs werke {Straszburg 1810)
1, 7iüB.
i^ 1)) Verbindung mit sgnonifmen: das «11« in der grafscbafl über
di« io it behüten ond gtwarMsi t« baltm geordnet werde* . .
10 den geoanleo stbluscem, aietoo «od berraclwa ca luuffen
dieselben ze beschirmen, itpltm. Huhtb. (/mIm imttr. 3,1) 418 :
diiz rmsif zft foU leafM m4 liltfn weert eilefl laetrea nct
denn kein andre b8t o4«r |twanMM. Zwmsu (USS) l^lUt ü»
gefangenen tu abtnig komae« iMtM oder die zo Ibren baade«
und gewaraam nelimro. bist •!• tM wH Uun auch vertragen.
urtHii^veii 14M {HatU) HaLTAOSlM: mä Ibren . . in baondt
und gewarsamb habenden leben-bneffeo. 1M7 (£r/b/l) 7ue;
dennoch llesz er aicb die auskunfl gefalleo, daat seine fsliio
mitreiste, die garderobe unter ihrer aofeicbt «ai IbrMl ft>
wahrsam behielu F L W. Mktbb P. L StkrUm (liit) l,li»t
sie lebte anter müU'.Tlicher aufsiebt und gewabrMn bAcbet
eingezogen und still. Musius volktmärcken }, m Htmpel; je
nachdem . . der abfteber (in trrmigmiübet gaben) aus «orbe*
lialteneo gUtern oder renten, die «einer Verwaltung and ge-
wahrsaiii überlassen bleiben, seinem unterhalt vorsieht, be-
dische Verordnung vom teptembtr 1S07, 1. rfgttrunpbUtt i. 303 ;
durch ein marchenbafles geschiek geralben alle kinder der
Stadt Mainz und aaeb die kronpnncessin Amalia in dl«
gewalt and den gewahrsam des alten flnazguttee Bbeio.
Cl. BsiNTAno get. tehnfUn », 193 {an Reimer I8I6): vgl. UutseÄ-
engUtehet wb. (1718) 788, *o unter gewabraam auf acht, auf-
sieht, hut, Verwahrung verwitttn wird, ohne da$t dat wprt dmt
im texte Verwendung ßndtt.
})) Verbindung mit charakteritintnden adjeäiven.
0)) «)) «o bald der edelaan dU won
voo selaen koecbian das erbort,
befalh «r dai sie den ktulTnaa
Bellen Io gAttr fewarsam bao.
Wicbsab der irr rtitUmi» Htqtr W;
und bitten miesaen, er solle kein mistfalleD tragen, mich in
gutter gewahrsame, one band oder berbea gefeogaoa, baod
zu haben. Rbaftt reiten und gefangtmtlufi Stt; in gater
gewarsam halten. Scbottbl 3TH'; in gute gevrahrsam bringen
mettre un< chou en bonne garde, en Heu de tmretä. Bo.xbbao-
BoxTOBFT 7ä3': vgl. unten.
ß)) item das man mit Ordnung zn gemainer statt bOggen
und pülver seche, damit das in guetcr gewahrtanie erfaaltao
werde. {St. Andri t&79) ötterr. m«itth. 8,530; verrer sollen si
auch das albgeschirr, es sei keszl, milch- oder anders ge-
scbirr, sonderlich, wenn man abgefarn, pOstes fleisz aofsparen
und, SO vil an inen glegen in gueler gewarsam halten, {dvrf-
buch der gemeinde Tartch 17. jahrh.) tiroler weitth. 3, »».
b)) noch am nacbmitlage des 14. (Juni) hatte der flnaoz-
minister 30 millionen thaier in sicheres gewahrsam nacb
Manchen gesandt Stbbl begründung 8,17.
c)) am selbe seil ward sie von Talbou scbloss
nach Kotberlnghay weg gefOhrt. der sireogea
gewahrsam eure« obeim« anvenrauu
ScaiLLia lilaria Stuart 1. S) 13, 47«.
d)) eine frauensperaon wurde wegen trunkenheit in polite»-
licben gewahrsam genommen ; eine mannsperson kam wegen
Unfugs zur anzeige. Heidelberger politaberieht 39. apnl 1699.
3)) Verbindung mü pouetsiven bettimmungen :
a)) ajs aber die Oeischtige wieden')m milcbtig, and den
feind xu land verjaget, dasz er sich theils in das «atser,
Iheils in der Oscbhandler gewarsam begeben mAssen, sind
sie rAhtig worden, sich ihres erhaltenen sieges mit mide
und geliodigkeit in gebrauchen. llABsaSarBB frnututimiittr-
getprich* (1844) 1,309; mit geldsirafe bis tu fünfzig ibalem
oder mit baft wird bestraft, wer ohne vorwisseo der bekAnI«
einen Iricbnam beerdigt oder bei se.le schallt, oder wer •••
befugt einen theil einer leicbe aas den gewahrsna der data
bereclitiglen person wegnimmt, reutuunflfamiimät fMT,!.
b)) kaum aber i>t alles dieses gute In des meascbea |a>
wahrsam gebracht, so schleicht auch der herbst schon vtititr
heran, und unser dichter (Yott) nimmt rührenden absaUad
von einer, wenigstens in der iuszeren erschcinong hinfUHfas
oatur. GöTiiB 33, lil.
c)) massen ee dem herren nimmer so glaklirh ergeben
kan, das ich ihm solches aus un.:e()rbter übe nicht in vil
erfreulicher wandschte! der meinen beneo, neben den hbea
seinigen, göttlicher gewalirsam uberl.is<end, verbleibet deren
dienst treu ergebener N. N. BoTscasv M. c^iueUejf 1. tJk«i|SS{
und erwarte, nSchai enpfeblang göttlicher gewakr<taai, aalll
zu bezeigen, ehend* 149: »o sehen wir acbon gcgenwlrtig.
...wie herr «eoeral von Bauch allee dasjenige, waa bei
4879
GEWAHRSAM (substanliv)
GEWAHRSAM (substanliv)
4880
anläge der neuen festungswerke ausgegraben wird, bei
sich sammelt, um solches dereinst dem öffentlichen ge-
wahrsam zu übergeben. Göthe 43, 318 (reise am Rhein und
Main); banner und fabnen, in blutigen febden gewonnen,
wurden aus beiligem gewahrsam gerissen, um euch enkeln
einer heldenzeit ins angesiebt bobn zu lachen. F. L. Jahn
fverke 1 (. 3S6.
<0) «)) und diese beide (twei verlobte) nahm
(ein schilflein) in sein gewahrsam . . .
warfT aeioe rüder au» und fuhr mit icbnellen zQgen.
Rist Varn.AM;
dasz dieser eine sacbe auf eigene gefahr in seine gewahrsame
nehmen werde. Kart 5, 81; sie können sowohl den apparat als
die bibliothek, von welchen beiden ein verzeichnisz beigelegt
ist, in ihren gewahrsam nehmen und sich deren nach belieben
bedienen. Götbe hriefe (on Döftemner isio) 21,432; einen in
seine gewahrsam nehmen, to take any one into ones eustody.
Hilpert 2, 1,462"; etwas in seine gewahrsame nehmen, in
seine Verwahrung. Adelung 2, 646; wer aber eine sache in
der absieht, darüber für sich selbst zu verfügen, unmittelbar
oder durch andere, in seine gewahrsam nimmt, der wird
besitzer der sache. preusi. landrecht 1. th. 7. titel § 3.
ß)) darauf bot sich berr von sanct Paul gleich an und
sagte zum könig: er solle mich in seine gewahrsam geben,
er wolle es schon so einrichten, dasz ich nicht Ursache
haben solle, mich aus dem königreiche zu entfernen. Götbb
35, 130 (Benvenuto Cellini 3, 10); madame Basch mag es mit mir
ausmachen denn ich habe dein weibgen in meine gewahrsam
gebracht. Göthe briefe {an Ch. v. Stein 1782) 6, 80. vgl. die
beispiele unter b.
y)) diese thaler können sogleich ausgezahlt werden, wenn
vorbenannte gegenstände an berrn professor Döbereiner über-
geben und in seinen gewahrsam gekommen $ind. Görnß
briefe (an /Vau Göltling 1810) 21, 433.
8)) es ist in meiner gewahrsam, it is in myne bewaanng.
Kbambr 2, 133*; er ist in meiner gewahrsam, je l'ai sous tna
garde. Rondeaü-Boxtorff 763'; ew. wohlgeboren verfehle nicht
anzuzeigen, dasz das schon lange in meinem gewahrsam
sich beündende manuscript gestern mit dem postwagen ab-
gegangen. Götbe an C. C. L. Schöne 3. dez. 1821;
£)) und ist das gewilt des, so lang er es in seiner gewarsame
hat. Kkisersberg narrensch. 56'; in seiner gewahrsame haben,
avoir soui sa garde, son inspection, sub sua custodia et inspec-
tione habere, nouveau dietionaire du voyageur 144'; in seiner
gewahrsam haben avoir tous sa garde, sub sua custodia habere,
aver sotto la sua guardia. Veneroni 74'; etwas in seiner ge-
wahrsam haben, sub clavibus suis aliquid servare. Kirsch 179';
wer das physische vermögen bat, über eine saclie mit aus-
schlieszung anderer zu verfügen, der hat sie in seiner ge-
wahrsam und wird Inhaber derselben genannt, preusz. landrecht
1. th. 7. titel § 1.
^)) der päpstliche bof jedoch, der einen so bedeutenden
mann in der nälie, im bezirk von Rom, unter seinem ge-
wahrsam hatte, liesz nicht nach, bis dieser . . . endlich be-
redet ward, die weihe zu nehmen. Göthe (ital. reise) 28, 250.
t})) dasz er sie aus seiner gewahrsame gab. Kant 5, 108.
4)) Verbindung des absolut gebrauchten Substantivs mit be-
stimmten verbis.
a)) hierauff wurden seine kleider durchsucht, and die ge-
riciiten liessen seine andern sachen in gewahrsam nehmen.
med maulaffe 651 ; einen in gewahrsam nehmen, praebere aiicui
profugium, tutelam. Weissmann isb'; einen in gewahrsame
nemen, aiicui praebere refugium, tutelam. Aler 932'; da der
verstorbene in Berlin keine angehörigen hat, so nahm die
revierpolizei die bücber in gewahrsam. Berliner tageblatl 1899,
nr. 261.
b)) ich muszte ihn (den hund) endlich einem bauersmann
in gewahrsam geben, da ich als ein demütiger handwerks-
bursche kein solches tier ernähren konnte. G. Keller {die
leute von Seldwyla) 4, 252.
c)) „man hat euch übel empfangen, meister Johannes!"
sagte sie hierauf mit halb verheiiltem lächeln, „und ich musz
euch sogar noch länger in gewahrsam halten, bis ich eure
angelegenheil an band nehmen kann ; denn es ist eine gefahr
für euch um den weg". G. Keller Züricher novellen
(Hadlaub) 106.
y) der übertritt des Wortes in die reehtssprache : gewahrsame,
ein nur noch hin and wieder in der gerichtlichen Schreibart
übliches wort. Adelung 2, 645; besitz oder innehaben be-
deutet eigentlich jenen zustand, da man eine sache mit der
absieht, solche für sich zu haben {animo sibi habendi), in
seiner gewalt und gewahrsame hat. churbair. landrecht {\'ii)
120; besitz und gewahrsame. ebendort 5.99; von gewahrsam
und besitz. 1. titel \. th. des preusz. landrechts; unter gleichen
umständen kann auch der, welcher seiner gewahrsam oder
seines besitzes mit gewalt entsetzt worden, sich der in den
gesetzen erlaubten selbsthülfe bedienen, i.th. 'i. titel §113;
die gewahrsam einer sache geht verloren, sobald das phy-
sische vermögen des Inhabers, durch sich oder durch andere
darüber zu verfügen, aufhört. I.th. 1. titel §111; aus dem
Verluste der gewahrsam folgt noch nicht der Verlust des
besitzes. § 112; dagegen hört der besitz auf, wenn es durch
ein die sache selbst und deren Substanz betreffendes ereignisz,
dem besitzer unmöglich wird, die verlorne gewahrsame wieder
zu erlangen. § li6; die gewahrsame an einem frei zugäng-
lichen grundstücke geht verloren, sobald der besitzer von
demselben entfernt ist, denn das physische vermögen, mit
aussehliesjung anderer darüber zu verfügen, ist dann auf-
gehoben. Koch nachtraq zum preusz. landrecht (1869) 38; wie
die n?otive zum entwurf des § 36 a. a. o. erklären, zog man
der unbestimmten ausdrucksweise des § 26 der preusz.
konkursordnung vom 8. mai 1855 u. des art. 577 des rheini-
schen handelsgesetzbuches das juristisch-technische wort
„gewahrsam" vor. es unterliegt keinem zweifei , dasz die
konkursordnung den ausdruck gewahrsam in derjenigen be-
deutung gebraucht, in welcher derselbe von den in deutscher
spräche abgefaszten gesetzbüchern . . . übereinstimmend ge-
braucht wird, zur bezeichnung der thatsächlichen innehabung.
entscheidungen d. reichsgerichts in civilsachen 8, 87.
b) die gruppe der objectiveii prägungen. der begriff der
Sicherheit wird an einem thatsächlichen zustand entwickelt, ge-
wahrsam, securitas. abstract gefaszt wird er im privatrechtlichen
verkehr, wo er sich mit gewähr vielfach berührt, hier nimmt
er vereinzelt die form der vergegenständlichung an: gewahrsam ==
besitztitel. sonst ist diese entwicklung durch die Übertragung auf
die raumanschauung bedingt, gewahrsam = sicherer ort,
a) der zustand der Sicherheit:
])) so halt ichs darfur das einer nit ansehen soll sin Sicher-
heit und gewarsame, so er von hendeln rede musz, daran
unns allen gelegen ist. Reochlin Verdeutschung der ersten
olynthischen rede 24 neudruck; gewahrsame, securitas, cautio
Spieser 150'; gewahrsame, securitas. Aleb 932'.
2)) 0 Cthesipho, wasthiitman? alle ding seind in Sicher-
heit oder gewarsami, ei lasz dein trawrigkeit underwegen.
BoLTZ Terenzübersetzung 136' (1567); in der gewahrsame sein,
in tuto esse. Weissmann 156'; ebenso Spieser 15u'. Alkr 932'.
3)) dann nach dem die wellen sich so hoch wie grosse
felszen erhebten, unnd sehr starck auff unser schiff zügien-
gen, das sie es jetzt auff die aine, dann auff die ander seilen
mit grossem gewalt warffen, also auch, das nicht allein unsere
wahren, waffen, kisten und kästen etc. im schiff hin und
wider tbeten faren: sonder des auch wir wolaufzusehen
hatten, uns in solcher gewahrsame zu halten, damit nit der
unserigen einer, in der wereten ungestüme herausgestürizet
wurde, erlidten wir grosze not. [{aowolf reisibeschreibung
468; volgends bliben wir die nacht wol durch gantz wacker,
hielten uns weiter in gfiter gewarsame, und begaben uns am
morgen fru, so bald der tag anbrach, widerumb auff den weg.
ebenda 248. ebenso 13«; unnd ist unns wol von nöten, das wir
in guter gewarsam sitzen. Schaidehreiszer 96*; der könig
Araiiae liegt stets zu felde in guter gewarsame, unnd last
sich nimmer ein in verschlossene örter. Rauwolf 170; da lag
pabst Hiltprand in dem schlosz Canosso in guter gewarsame,
zu sehen, was der künfftig keiser anfahen wölte. Stumpf 331'.
ß) die entwicklung im privatrechtlichen verkehr.
1)) der abstracle begriff: und das du vorgeschriben ding
unwandelber beliben ze voller sicherhait und gewarsami, so
geben wir . . . drisig gesworner bürgen und geisel. vertrag
des bischofs von Konstanz mit graf F. v. Zollern 1305, monutn.
Zollcr. 1,249; wir hant ouch dem egenanten hern Marqwarte,
und Heinriche sinem vetteren, dise selben bürg ze Valken-
stein mit allem rechte und mit allem nutze, so dar zu hört,
gevertegot mit aller der Sicherheit und der gewarsami, so
man ein kouf vertegon sol oder mag. arch. f. öslerr. ge-
schickte 6, 181 (1309); und wand die vorgenant dinge be-
dörffent des obgenanten vales ze gebende gewarsami, so hab
4881
liEWAUKSAM (lubülauliv)
GEWAUaSAM (miImUoü*)
4882
ich Jübanni Tun Merlo vorgeoauiit geint in dieieo capiltelo...
daz inge»igel oiioer «uppeu. Butltr thron. 4, I&7 (14.*):
biete inao uMcr« beiikeil von der pfsfbcil, det volkct uod
der ribter wegeo und der burxer wegen der forgen., (!•• uwrt«
bcilikcit wirdige tkb etMem zA bevelbende, uod btitM das
tiian die vorgeii., Ilrbigeii abeolviere durcb •icLerbetl ood ge-
uuraame. StroBtb. rAr. 'i, 1037 {d. itädlcchr. \t).
i)) du vergegtmtandluhung, fitwahrntn - bttitttiUl: uod alle
cewurtuiiiiiieti, va sigiiid bricf und rüdel die icb uiiib l<inef;k
uod dea KiiituI lial), daiz icb (Urderlicb den vorgenanlt-u tun
Appeiizril zu iien baoden und gwalt autwurteo aull, und cb
deiu, oder des icblzig biuder mir uder den luioeo, uo iiiiu
M,a«en belibe, duaz dui b das allea mir und niioeu erbeo geoiz-
hcb unoulz »io. kaufhntf vom Uft. 1400, ZuLLwacua urkundt%
, i,v&; und aU dieteibeo al in ireo dag, uotworteo, red und
'Miierredcn, »aiiipt ireo briefao uud geuuiaamineu oacb oller
iiulturlTt verbOti, habent ai una ileatbalbeu uageacbusarn
lauJ'/ru'dAU, alt autschuii be$ltlU). Zurtehtr Urkunde ton li'.i»,
I. urkundenbuch l, nx Hott; ({eMabraani, «in« rtchlUcht 9or-
kehrung, der vorbehält, retervation, piovuo. Hilpibt 2, I, 402'.
vgl. oben gcMorsain in der bedeulung von bürge ijt. 4!i70.
y) du Übertragung auf etnen bestimmten räum, durch du ge-
wabrsam dat iUert ge^ahrbeit vgl. sp.ihülff. verdrimjt, wtid
im gegeniatu tum vongen durch den öffentlich rechtliehen verkehr
entu^ckelt. tit findet tieh tuerit m Urkunden, du tieheret geleit
von und nach der behausitng vertprechen, daher bevortugt tu du
ftrbindung mit verbti der beweijung und mit potsettiven btttim-
mungtn. di» gltuhe räumliche fatsung det begriffet ßndet ticli
auch in den latemuchen parallelen und ausser bet gewaürbeit
tuch noch bei dem sinnverwandten but (aufaicbt und auf-
aicbtabe/irk), vgL Samaria beiat elo hat oder gewaraam.
LoTMia I, 3«* Eitleben.
\)) in den Urkunden, die titheret geleit versprechen, bleibt
di« bedeulung der an eitu öitlichkeit geknüpften Sicherheit farbUtt
und wenig entwickelt: wer usz drm lond körn wio bultz unod
all aotler veil gut ioo unoaer alatl fürtt zu olTcDeni incrckt
zu TerkufTi-D, daa der für aius berrn acbuld unnd uil Tür
aiu acbuld getrusl aol aio in unnter atall, und wider vud
uons an aiii gewarsome nncb uooaer atatt recbt uond ge-
wunheil. älteste geitchtsordnung von Botel MS7 Ib' ScJimil;
uud widerumb vua daoiieu an aio gewarsami (handtchr.
gerwarsanii) für aicb und die iren aicberbail und gelait
geben. Schaffhauser tpriuh tept. 1457 bei Zellw^cbb Ur-
kunden 3, 1,27; gib in auch mein trewa aicbera geiailt .. io
der zeit zu . . dem roaiiscbeu kaiser uod wider gen Wienn
an ir ^ewarsam zu kumen. Wi<n«r geleiltbrief vom mai U02
[föntet 2, 'liilA, wir bitten dich, ob ea dir zimme, auf uno-
«ers buoes, marggrave Friedrichs, boclizeill zu kummen mit
fQoITzig pferden uder minoder, und geben dir darauf unod
den, die du mit dir bringest, unoser sirlier gleitt, bieber zu
kommen, bie zu sein uund wider vun daonen bisz an euer
»icber gewarsam io der zeit des bestimbleu friden zwOscbeu
ler köoigliclien wirde unnd unnaer, dir UDverporgenn.
Mbrtcht von Brandenburg an Jan Zeleni, ungaritchen feidhaupl-
man, t. februar 1478, bei Stbinb4U8I!R deuttch* privatbriefe det
mitlelaltert 1, I9S; der fürst sciiickt aeineo baubtman mit bevcleb
binzue. der warb diie meioung, romisch königliche majestat
und seiner majestat sun statbalier herzog Albrecbl da weren,
legert, das si zu ime heraus komeo >s ölten, er bet mit ineo
ze reden, sie sollten auch zu bei ime uud wider an ir ge-
warsam eiu frei sicher giait haben. Wilwult tun Scüauhburc
I. 117 Keiler; babeu \siT dir herzukomeo, uud von dauneo
widerumb an dein sicher gewarsam, unser uod dea reichs
frei ge&tiackt Sicherheit und geleit gebeo. kei. maj. cila-
iion und gdeitsbitef gen Wormbt auff den reichtiag fitr LuTiita
vyi. 1,433* ienaer ausg.; deuo ich bin iu demütbigem gehursam
bereit, so icb gcuu^isam Versicherung uud ein frei geleit auf
uod abe wieder in mein gewabrsam erlang, auf nähest
küiiiti):en reichstog zu Wurmbs für gleichen gelahrten, frumeo,
i: iin«erdachti;ieu richtern fürzukumeu. LuTutta bri:fe \,
Wette; dennuch thue ich eur. kays. maj. und e. kur-
>lien, fürstlicbeu gnadeo uod guusten uuterthaoig'ite
ujtik>„^, I i^ ibicr eiziiguog und freien, sichero, gra>iea,
sU\i.kt'!i ^'i'ieits, 8u sie mir io Wurmbs gehallen, uud bia
»icdoiumb iu mein gewahrsam zu hallen, gnftdiglich zuent*
hotten. 1, &»9; wir Casimir, Too guttes gnadeo margraf
zu Draiideiiburg etc. tun kuod mit disem briefe, daa wir
der ersameo, weiaen, uosar liebeo, beaoaderu burgermaislar
uod rat« tu Itoleoburg uff im Tavb«- poilacbafiM, 4i« »W
utr iiiitwucbeo Bchierat geio Sebwelofurt tu der »wwaliw
bawikchafteo tu Muribur« eroaoieo lag tckicIiM «M^M,
zu sOtichem tag au kowao uod wtder «oa daooM biai la
ir ungaierlicb gawartam (ao den «odaa. da «ir a« gUilco)
glait gebaa haben für uoa uod uoacr g«b«r»aaB krirg*«uik.
t>ei Tnomab ZwBirtL i. 4M Baununn; uiid damit «wer fuiat-
licb hocbwirdigkail uud dia ireo >olirb«u lag datler MaU-
licher beaucbM aOgea, ao tcbtetheo wir rwer furallich
bucbwirdigkalt ooi ireo geacbickieo «uo ewcr *«l«r fewartMl
aus SU aüliibeo lag geio bcbweiafuit dastibat, al« laaf 4m
ueret, uod wider datun biaz ao e«ar ladaa lawarsaa uaMr
sicherhait uod frei, aicber gbit UeraM. 4m ktutrm a«
bisckof CunraUn eiendit $. 4U: dar klagw^a fttrat oicr
aein aowall, aol mit alleo deueo, die er Oil ioeo bniigt. . . .
zu uod aulT deo recbtstag, uod wieder ao acio« gewaraaflM,
desz aogeaprocheneo fürsteo frei, »icLer geleit babco. (UU
Naumburg) bei Lo^ouar l, IM*.
Z)) anscliauticher wird die rdumlicke tvrtleUung in keutmmttm
Verbindungen mit 9erbu hei ouigeir bettet, die meitt auiterhalb der
gekennteuhneten formelhaften Verwendung entwickelt »urdeu. jt
lebendiger du sinnliche bedeulung det »erbumt ui, hm <• kräf-
tiger dringt auch dit rdumlicke vorueüung durch, w »Ikn
fallen aber wird durch dat pottetnvpronowum «hm bttlimwU«
Unu der bedeutunguntwieUung vorgetchnthtn.
a)) weoo aber solcha auss ist, au wirt der lepl mit gieicbeni
gepreng wider io aeio gewarsam beleiiel. Kiacaaor ««ai-
«nmulA Ml': au aind wir (rd«ii«M<«) oie ao uoredtich g»>
Wesen, wie etwno eio erbar uuo zu onaer eioem kumeo lel,
haben wir den beleit auf unsern eigen koateo btaz zu seioer
gewaraam. «alir«a und pa^tjutUe aut dtr nformatiomtttit
3, liu Schade; oacb vielfrltigeo rallucblegeo , bat kei»er
Carl doctor Lulbern cilirl fOr aeioe inajt. geo Worms, oebea
eiiu freien, keiserlicheo uod siebern gelaid, welches sebeu
ist am 6. inartii, im 21 ; wie hieoebeu d. Luther Caepar Sturm
eio keiseriicher beruid tugebeo, der jo geo Wonubs, und
wider ao sein gewarsam geleiteo solle. MaTaasiLB Lmther
&4 tuudruek; aber got erlediget s. Peter aus dem turw;
der ward foo andern cbristeo aus der atadt Jerusalem ge-
schickt an aein gewarsam. Avkrti.<< 4, 770,«.
b)) auff solches erschrak daa kriegssvolk, und eilten ait
achoaller flucht von PalTey geo Meiland an jr gewaraaaa.
STtHPF32'i'; Hagnentius Doch ao sein gewaraame, uod ba-
samlet ein oeues beer. ist*.
c)) a)) darumb riet er dem bertxugeo, daas er für am
persuo uCT den tag ao sin gewarsam geo Surace aüll faren.
TscBUDi diron. l, 52&' (1734).
ß}) du io (den ieuttchen frauen) solche fersagt ward,
wollen si sich kurz nit geben, mao iiess si dan mit iien
kiudero uod guet frei ledig weg aua dem laod ao ir gewar-
sam zieheo. Atbnti;« 4, &12: zugeu aie widerumb baim. leder
tail ao aeio gewarsame. N. Thomar H'nu«aAoni«r ksittnt
1Ö4 Saumann; item zu den Wenigen zoch der probst baiaUkk
auss der statt ao selo gewaraam. pracbt« aoch klaiawal (ah
und ander davon. i:9; auf sollicbs zugaa dia adalleal, «aa
oit gut, fest sutz (.oiti od«r schütz 7) hetlaa, da«aa aa ir |ia-
waraam, desgleichen die prelateo auax dan cloalem, dia
briester, ider an aeio gewarsame. na.
di) a)) allererst markt der guet marggral^ «a« die kra.deo,
und ohne lengers parlameotieren packet er eich kescbwiadt
die ategeo hinab io scio gewarsame, bist den «ulieo, doliea
leuteo die furia vergaogeo. Zimm. ehr. ], 4n.
ß)) wie ouo die b;iidt bnieder daa aarktca, tbettea aia
aicb BD ir gewarsame. Ziatas. tkr.X, 4»*; war da salicfca
gescbrai und gugelfur darauaz. da« die bald fra«eo . . . Oiakaa
uod ao eio gewarsame sich tbueo muesteo. S. ttl; la-
gleicb ist e« fast gleicher geslalt herzog Clwiaiafaa aaa
Wurtemberg bei unsero tcileo crgaogea, walcfcar aaaa IMS
mit kaiser Carlen auch ia ili»paoiara raisaa aalha, akar
die rais bedauchte ia sa schwer, thetta aick ia einer ga-
acbwiode too bof aa sein gewarseaa. i,*th: ick fug aaek
für oew seitiguDg tu wisaen, das etiicb pairra aaa dar tM-
liscbeo lanJwor »ick uff bewt dato dis bnfa kiakar aa ir ga-
warsam ftetao haben. K'el^ Ofttr aa dea ral aa MtUmkwrf
M Thobab Zwaivai a. »l laaaaaaa.
xVi sich ao seia geirarBaaM ■■cfcaa. etwaa kia ecia »••
flucht hAbeo, ta porta« cffugtrt. Maalu 17«' ; sick in acioe
4883
GEWAHRSAM (subslantiv)
gewahrsauie macheD, in den hafen, in welcher bedeutung es
{das wort) im hochdeutschen veraltet ist. Adelung 2, 646.
S)) da gab er {Wilhalm Wernher) inen groszmuetigclichen
diese antwort, er wellte hueruber seiner herren und fraindt
ratb haben und dieweil si ire vorige glupt und aide, auch
das glauplich versprechen und verumen, so sie im letzstlich
gethan, nit gebalten, dorft es keins weitern schwerens, wolte
also die sach got bevelcbcn und an sein gewarsame sich
verfuegen. Zimm. ehr. 3, 57; und auff das hab ich mich
an mein gewarsame verfüget, auch hab ich keinen mann nie
aufgewieglet. Hetzel schreiben an den senat 1513, bei Stettle
Schweizer Chronik 1 , 500'.
e)) derowegen begab sich ein jedes von uns in seine ge-
wahrsam. Gbihmelsbausbn die landstöizerin Courage (cap. 25)
Kurz 3, 126.
e)) ich antwortete, wann die wähl bei mir stünde, so be-
gehrte ich deren keins, sondern meine bitte wäre, sie wollten
mich in meine gewahrsam passireo lassen. Gbimmblshadsbn
die landslörzerin Courage {cap. 6) Kurz 3, 33.
f)) da er nun nach seinem willen daselbst sich ergetzt,
und wieder in sein gewarsam kehren wollte, berahl er . . .
KiacHBOF wendunmuth 3S^* ;
UDd hat Lutbero zeiget an,
dsz in ein und zwantz^ tagen er
wider an sin gwersaoinie keer.
J. H. Grobius, tapfere handluug Dr.
M. Luthers hgi/. v. Gulfus v. 478—80.
g)) doch so wusch ich und salbte jne mit öll, legte jm
icböne kleidung an, und gelobte jhme bei meinen höchsten
trewen, das ich jne niemands wülte offenbar machen bisz
er wol an sein gewarsam were kommen. Schaidenheissbb
15*; bisz so lang wir binausz auff unsern sitz und gewarsam
kummen, allda wir fürter, was die notdurfft eraischt, berat-
schlagen wollen. 96'; so einer erstlicbenn gestollen bat
unnder funff gulldenn wert, unnd der dieb mit sollichem
diepstall, ehe er damit jnn sein gewarsam kompt, nit be-
schrienn . . . wirdet ... jst ein heirablicher und geringer diep-
stall. peinliche gerichtsordnung Karls \., artikel 157 Kohler-Scheel;
item so aber der diep mit gemelltem erstenn diebstall, der
under funff gullden wert ist, ehe und er an sein gewarsam
kömpt, bedreten wurdt oder ein geschrei oder nacheill machte
... ist ein offenner diepstall. arl. 158; (Sedulus) reit frisch und
gesund mitten durch sie, und käme also wider in sein ge-
warsame. Fbonspebgeb kriegsbuch Z, 120' (1596); wan er aber
ins holz an sin gewarsami kompt, dan so fallt er die nerrisch
geisz recht an und friszet si. satiren u. pasquille 3, 12 Schade ;
nicht lang hernach bekam d. Martin sein abschied, das er auff
der keiserlichen maje. befehle inwendig zweinlzig tagen, von
dannen wider an sein gewarsam kommen mochte. Mathesius
Luther 63 neudruck.
h)) da hielten sich die Samaiten in ihrer gewarsam, auf
der festung. Schütze Preuszen 49; hielten sich auch die
Preuszen umher in ihrer gewarsam zwischen gesümpf und
morassen. 9.
i)) unnd nach dem die thür widerumb verschlossen, und
er still worden, gieng sie ausz jrer gewarsam, und rflfft
jhrem gesellen, der feldmausz. Kibchhof wendunmuth 6i' ;
denn wie seine (Luthers) Schriften, von seiner widerkunfft,
an churfürsten bezeugen, sind das eigentlich die Ursachen
gewesen, die jhn gedrungen und gezwungen, sich ausz seiner
gewarsam zu begeben. Mathesius Luther 33' (1576); denn
da er (Luther) sich auch auff sein eigen gefahr, aus seiner
gewarsam wider gen Wittenberg begäbe, und allda wider
Carlstadts scbwermerei predigte. 38'.
3)) einen merkbaren gegensatz in der bedeutung entwickelt hier
die Verbindung mit transitiven verbis, je nachdem das Possessiv-
pronomen auf das object oder das subject des verbums zielt, im
ersten fall berührt sich der gebrauch eng mit den bisherigen Ver-
wendungen, tm andern fall entwickelt er die bedeutung 'auf-
hewahrungsort, versteck, gefängnis'.
a)) kauffraanns-güter, die auf dem meer sein, auch nur
zu halbem werte {sollen versteuert werden): wenn sie aber
auff sichern wasserströmen oder zu lande geführt werden,
oder sonst auch in ihr sichere gewahrsam genommen, als-
dann sind sie für voll zu versteuern. Simon Woldeb turcki-
seher Untergang 1650 B 3"; in sein gewahrsa»\p bringen, in
rnanus tradere, pratsentem et incolumem sistere. Stieleb 2411.
KlIlSCB 179'.
GEWAHRSAM (subslantiv) 4884
b)) der profosz soll dich lassen in sein gewarsam führen.
Fbonspebgeb kriegsbuch i, 16'; wie der wolf die geisz bim
hart ins holz fort an sin gewarsam, also der Eck durch den
hart (das ist durch gestalt einer erberkeit und billikeit) ver-
meint in zu füren in gewaltige verderbnus, dann möcht er
in überwinden, wie gewonheit ist iez zu Rom. stUiren
u. pasquille 3, 25 Schade.
4)) losgelöst von der Verbindung mit dem Possessivpronomen,
wird das Substantiv einer freieren bedeutungsentwicklung zuge-
führt, durch attributive adjekliva wird jedoch die anlehnung an
die gruiidbedeutung oder an eine der eben belegten entwickelungs-
stufen hergestellt, daneben machen sich die Verbindungen mit verbis,
die wir schon bisher beobacktet haben, immer wieder bemerkbar:
a)) «)) die auch solche panier in der obgemellen unser
frawen cappel an ein sicher gewarsame behalten haben, do
sie dann dem rate gewarten in künftig zeite, die wider uff
zu stecken oder das zu vermeiden, nach des rats gutbeduncken.
Ordnungen in betreff des krieges zwischen Nürnberg und Albrecht
von Brandenburg, d. Städtechroniken 2,347.
ß)) 80 setzen . . . wir, dasz der thätter zur band und in
sichere gewahrsamb gebracht und von des orts amptleulen,
oder wer sunst dessen dem herkommen nach den befehl
hat, eingelegt, damit darüber forderlich recht ergehen möge.
oberpfälzische landesordnung von 1599 ; und sol der burger, der
den getäter erobert, nach dem erobern underston in mit worten
zfi schirmen, bitz er ine in sichern gewahrsam . . . bringen
mag. Straszburger zunft- und polizeiverord. 25 Brucker; einen
menschen in sichere gewarsam bringen mettre un komme
en Heu de sureti. Schwan (1811) 1,440'/ einen Verbrecher
in iichere gewahrsam bringen to put a criminel into a save
OT custody. Hilpert 2, 1, 462*; vgl. Haltaus s. 708.
viel besser w8r's, sie hätten ihn erwischt
und ihn gebracht in sicheren gewatirsam.
F. V. Saar Heinrich IV. (1, 6) s. 196.
y)) doch wären sie alle auf der hut, ihn bei erster an-
näherung niederzuwerfen, die pferde wären im sichersten
gewahrsam. Gutzkow ritter vom geiste 2 cap. 3.
b)) die neue besitznebmerin hatte es (das huhn) schon vor-
läufig in engen gewahrsam gebracht, und unter einen korb
gesperrt. MusÄus Volksmärchen l, 190; däraon eifersucht
hielt die schöne Griechin in so engem gewahrsam, dasz ich
ihres anblicks nie anders als im angesicht des ganzen hofes
genieszen konnte. 3, 159. ebenso 4, 100; unter dem namen
,der einarm' ist Cervantes in ganz Algier bekannt, und der
üei gesteht, dasz er ruhig schlafen könne und der ruhe
seiner Stadt, seiner artnee und seiner Sklaven versichert sei,
wenn er nur den einhändigen Spanier in festem gewahrsam
wisse. Heine 14, 123.
c)) ich wurde in ein härteres gewahrsam gethan. Boszhabd
2, 156.
5)) abstreifung der aus der grundbedeutung sich ergebenden
einschränkung, freieste entfaltung der räumlichen Vorstellung.
a)) gewarsame (die) sicherer platz und stand, stalio, per-
fugium. Maaler 179*; gewahrsam .. Heu de surete. Rondeau-
BuxTOBFF 753' u.a. vgl. oben; das niemand mit karten oder
Würfel um geld, wie gering es auch were, spielen noch in
seinem hause oder gewahrsam zu spielen verstatten solle.
ScHÖTZE Preuszen 51; beim eintritt in den thurra wuszte er
sich nicht sogleich zurechtzufinden, das alte gebäude sab
von auszen kleiner aus, als sich die räumlichkeit von innen
bot. der boden war der reine blosze sand; unterirdisch er-
schien es hier weiter keinen gewahrsam zu geben. Gutzkow
ritter vom geiste 2, cap. i; Ekkehard war von den leuten
des abts in ein verliesz geschleppt worden; in demselben
thurm, in dessen luftigem Stockwerk sein stübchen einge-
richtet stand, war ein feuchter finsterer gewahrsam, trümmei-
alter grabsteine, bei früherem umbau der burgkapelle dort-
hin verbracht, lagen unheimlich umher. Scheffbl Ekkehard
348.
b)) das sie bei nächtlicher weile ihre festung in brabd
steckten und in aller eil sich in andere gewarsam begaben
ScHörzB Preuszen lO;
die einen wollen sie mit gold erkaufen,
die andern sie gefangen aus dem land
in weit entlegenen gewahrsam senden.
Gbillparzbk (jütUn von Toledo 4) 7, 216;
ein wüster sinn . . . trieb auch diese kinder, ihre neckereien
fortzusetzen, bis Stüdi in den umstehenden kindern die ver-
haszten gestalten zu erblicken glaubte, in wut geriet un
4885 GEWAlIitSAMEN — GEWAHRSAMKEIT
GEWAMRSAMLICH -^ GEWAllRSCHAFT 4886
dann nur unter rnrcbtbaren mlizbADilIoDRea gebändigt, nur
niickl oder halbnackt in geMralinnm gebracht werden konnte.
J. (ioTTBiLr 4, IM (wit fünf midehtn im branulmein jdmmtr-
Hch umkommtn),
c)) doch (lliiclit mich, diu don Ciliar, aban er,
varbiitKlfia mli den rauberii hauie naebi,
tball iiibm an all ilem Krlunl, der ga.chab,
wetibalb «r Im Kx^^abrnam nur nili rcchi.
(iiiLLriiiiB {fin hiudertwiti 4) 7, lltf
in.-in hielt Ihn in gewabr«ani ht wm held in wwrd. Hilfkit
(;EW AHltSAMEN, rrrb., abgtleiM ton dtm tbtn hthavdelttn
tubstaiith in der mbjeelivtn fattvng mit d<r btdeutung ,rori<cM*:
wa« batt!«t du mir xu aagen, Dorantina? du brotichat dich
nicht zu gewobr»amt>n, mein vetler weiaz um all meine ge-
heimnixae. Lknz {die frtunde maehtn den pliilo$ophen t, 31 t, lU.
(iEWAlIRSAMKI-.IT, f, tubttantivhildung mit dem belteblen
Muffix, dat die grrnu gegen dat adjediv gewalirsnm {*. d.)
uMrfer htrvortreten läsU, alt dat eben betraehtele subttantiv.
die hflege stnd vorldufig nur tpdrUeh zur band, die manig-
faUigkeit der bedeutungen jedoch, die tieh gant in dem rahmen von
geMiihrüam halten, Idsii auf einen ergifbiyeren terbrMueh tehlietun.
1) subjective fastung: ,vor sieht* :
dat lilx gelinde dt R)*nat.
TOD Gaiiüguotern dai kam,
der de von dem kumlier nam
mll ttner vll grA^eu kuntt:
doch iiiuo*ta «lo de* wittert runsl
awemmao At dem gründe;
tll wol ar tle kund«,
d<»wAr, dar an bewarn.
aobler ila A( kumea wtrn
Bit gawar*arokeit an die Hat.
iliixaicH V. D. TBailR rfi« ItrenetlWt:
die tchllte sie »lalien
nftch gewartamkeli vOr die bru«t.
dA ward Ir girde und ihr grluil
Ar b><iiler allen wol vcriuochel
undo *4re wol beruocliel
mit kOnüie die »liebe,
dai In nllii geswicha
acbili, ors, noch daj »per. 20226. r<;/. Lizaa 1, 078;
oucb eigen! er den lelben luom
te Roma an dat geitlfte.
dit tull ir an der schrifie
bier nich wol ervinden bn^
durch gewar<<aro(-keit tel ar da;,
da{ der bibeai wäre
da« iiiri«« sclilrmire.
EaiaiiAND T. Earvar Hrimidi und Kuneguntle 1106 (Dechttein
$etzi hi>r — wuht de» metrumt wegen — (tat gelduflgere
gawarheit et»);
mit gewarsamkelt »Ih er an Tor
was die leit Tordfri und die jor.
8. Ba*NT MoreiH* h, 4*. Ca. ScRiiM hietor. «b.
der ein. mda. (IWI) .«. 144*;
ao hallet der bilger sack alle dise ding, und bebt sie dai
si nit iisser fallrn, und bedeckt sie. danimli hüt dich mit
allciin dinem vermQgen, daz dir der tüfel disen sack nit
»tele oder ulT trenne mit anTechtung und bekorung, andere
du vprIüiRt all din auhstanz und ewige Seligkeit, halt disen
131-k mit ollem dem das darin iat eins lebendigen glouben
in grosser gewaraumkeit. KeisstSBEBC ehrittenhch bilger t. 19;
gewaliraamkeit, aich zu boten vor aflndeu. tehiff der
prnt/fn:42; ea ist auch ein reinigung durch daa laszen, mit
gcwiirsnmkeit. Gehsixirf feldbueh der wundarxnei. Strasiburg
1S28 .*. 61 : gewahrsamkeit, die, prudenlia.STBtnt\cE 2, 941.
b) ausübung einer Uiätigkeit = aufsieht, tentallung: gewar-
sarokpit, tutela aus 14SS Haltaus 710; voo dem wolf bat aie
die vorgeineld uncrsSttlii hkeit mit prangen, Torscbwenden,
verthun, jtem dio rfindig, scbAdlich, Taul, frU^ig, hiirtnUckig
art, hat all jr sUtrk in dem maul, bellet, hat falsche äugen,
hasset die hund, das ist die pewarsamkeit und hSuslicbkeit,
wird nit mild, aie aei dan ausgefüllt. Fiscrart ehexuehtb.
(«rrrAo, 251 Haulfen); ein guter geiszbirt aoll «her filnflzig
geissen in seine gewarsamki-it nit unneuien. S^aiz feldbau
143; gewnhrsamkeit. euttodia, Bateb 290.
2) objeetive fassung.
o) der abttraele begriff der Sicherheit: gewabraamkeit, Ht,
est seeuritat, munmientum. SriBLsa 2, 411.
b) vergegensiandkehung in der reelitssprathe : alle ire recht
anil geMarsiimkeit vertretten. (14971 Haltaub 7I0.
f) ülerlragunfi auf die raumamchauung : darzu peben wir
euch bei chrisliiclien treten mit unserm angrh.-«(nen sigel
unser sicher ungefehrlith geleite, und aicherunge lo und
abe, bia wider in «wer gewabraamkeit , on all gefehrde.
IV
tthrift der hüfMrttksfft für Frtniknkanttn avrtaaijat, ra frajf
Albrechi sM Manifeld, bet LoTMU>,in': muri al*o ta frfthtr
tagei>zei( lo groiier ilille aaa aiaiocr g«wabr«aakeit Ikcr
elilcbe meilen weg von dem ort« geführt, auf tine« grtOM
platz (pitellt, und gelieitzeo, aicb zun tode fertig ca ■■cllWi
Scaivta leetenteh. 2,426(1116).
GEWAliRSAMLICH, adre,biaUMUnn§ m im tiittlh t^
wabraam (i. d.). dai wort bMt %m den freaara 4m »dMrkkIm
gebrauchet {nur Ratbb :90 führt gewahraaalick«
cautto auf); et entfernt »eh auch in dn Uitrtkmwg
roR der subjectiten fattung tm ttnne ran ,aufmrrlU4m,
rielfaeh wird et mit terbii allgemeintter ii*4 veiHanUätr W-
devtung verbunden, denen et den eignlUckn ftkaU pM: nniftn
btilimmtern arrftta weitt tt nur dit rMlnafaiMa ta. km näktrt
es tich ttreimelt der bedeulung >cA«r*.
1) gewabrsamlich . . acute, voeab. thent. Nirnberg tm Ht;
gewarsamlich, acute, loUrttr. HkHiacn iöM; gewabratoiHcli,
acute, etrcumtpeete. SriitaBB IM'; gewalin>amlicb, nee »drttts
au prudence , acute, nouteau dietionaire du fo^agemr 144*;
ge\«abrsamlicb, provide, acute. Alb* <<32'; gewabraarolicb omb
»drttta ou prudence, prudenter, prudentttnente. VaaBaoiii 174*.
2) Verbindungen.
ü)) mit verbii allgemeiner btdeutung, ii* inrtk d*t odvirb
ein mesentlichei betltmmungimerkmal eihalt: ao oon lutcr iat,
daaz iederman erloubt, ja nottOrftig z6 einer aeel heil iat,
gewar«amlicb in den geboten gottea zA gan. bedunkt aicll
bequem, daaz von aOlcben wOlfen ein anzeigen beacbtek,
darumb wo ai z8 hos kemen, daaz ein ieglicber chriate«
mensch sich Ir des lichter erwereo and un»:e«cbedigel von
inen blib. Scbadb taliren t, II; dar gegen sind auch
frevel grim wOlf, do gar gwamamlich mit iS bandlen ist,
wann si licbam roAlig und unver.tcbampt aiod. Scbadb Mlirra
1,2); aber jhm aei wie ea wOll, ao aolto daa gelt ge-
vraraamlicb unnd gemScblicb geben, ao da aodcrat wiizig
biat. Valentin Boltz Terent&bert. II7* (1667); und ao da
daa band abthuat, daa ea gewarsamlich und aenffiiglicben
gpscbehe, und nit freventlich, auff daa du die adero nicht
wider auff zerrest. Braoikcbwbio chimrgi* (|S34) t.Vt'.
b)) mit verbis besUmmler bedeutung, die durch das adverbmm
nur eine ergämung der bedeutung erfahren:
a)) unnd die gederm werdent gewarsamlichen aosz gezogen,
unnd werdent gebeffleL BBA0>8cawiiic ckiruryia (liU) utf ;
die därme aoitu auch gewarsamlich bemaz ziehen. GaBaaoir
feldbueli der tpundarmri [Strutiburg 1&28) 17; i6 dem fanfllM
seindt lenticularia and das instrument ist faat gelubet tobb
Galieno, wann es machet schlecht, und scheidet die mrk-
hant die zö schaidcn aeind gewaraamliclieo. von der gehuog«
lenticularia die ea bat io dem haupt. UaADiiaaiwii« rfcirwrfM
(1534) a. M*;
dann weil ich weckt mit meinem stirb
ein birien vom scblaaT gmürtamllcb
als jm ein schlang .>ieli nach dem leban
batt er mir disen danck hie geben.
FisciiABT tlMiait r. 201 «. 7$. nndrwtk.
/9)) den palaat gewarsamlich beacblieasen Rinat IjUm
38; welchermas»en die profandt zu wasaer und laod aa ge-
warsaniliclislen zum haulTea unverbindert dem kriegsvoick
nacligefchret müg werden. FaoKapiacia kriegsiutk i,llt*:
nun aber »ar die stadt wunder feat, and wol nit voick k*>
aeizet, aocli allerhand wehren, wie einer aolrheo fctttnf
nottOrftig, gewaraamlich veraeben. Auudit % MS;
onn bab ich (Äi4ut)
einmal ganu und gar gewarsamblich
Bti hauti und heim dicb (Uy««») gcfdrilgt gar.
UaaoLa hrrUf-mlt *. S4I (««'W l»M).
GEWÄRRSCHAFT, f., tubslanHrUUung, iirtn iUeatt mr-
Wendung auf mehrere ableitungen weist und anleänmng »Hk i*n
rertchiedentten tnlen tutML in dtr abqrtnvmnf fcfea im <<•-
fackt form werachaft , wihrschaft , i$ dtm ktaUgn ttkrifl-
gehrauck tnttekwundf ist, treten mrifrttf Mik f&M nur N-
rührungspunkt« ktrom. vittfaek aflal mdt |tirthr»rlwrt «li
jüngere form an dit sttUt der «infniktrf 4lUm büdung.
daneben md jtdoA •«<* hairfai« vtrwtn4%ngn tu belegen, dit
der einen oder der anderen form alltim utfimiUtk tind. ein
gemeinsamer tug hei beiden btUungn isl, ^sa aie n«kt auf
die bedeutung von gewahr «ileia bmekrinkt bleuen, sit tiekem
rielfa(h ra weit engerem btdrutmngttummwtenltang mit gewäkrc
sein, gewahren, dm manigfuihgknt dtr bedeulungem, im mir
fiir dat rerbum mt$ f9^ in aalilMli» Msyf Aalra, iparfalt aidk
M7
4887
GEWÄHRSCHAFT
GEWÄHRSCHAFT
4888
natürlich auch in diesen abUilungen wieder, auszerdem macht
sich in der bedeulungsentwieklung der Übergang vom nomen
acttonis zum alhjemeinen absiracten begriff besonders geltend,
nach diesem ziele bewegt sich vor allem der neuere gebrauiA
unseres Wortes, der überdies auf weitgehender bedeutungsverenge-
rung beruht, auf der einseitigen bevorzugung des beqriffes ge-
^ygljp _ Bürgschaft- fi'i'- diesen gebrauch ist die Überführung
des Wortes in den plural ausgeschlossen.
1) älteste belege, abgrenzung des bedeutungsumfanges gegen
wcrschaft. . . -
a) das einfache werschaft ist am frühesten in der bedeutung
von Mästung, hezahlung, gewährung' belegt, sine bedeutung,
fUr die die zusammengesetzte form die wenigsten parallelen
bietet, s. Lexer 3, 793. mhd. wb. Z, 584'. nur einige bairische
belege lassen aich in diesen Zusammenhang einreihen.
a) von im seit d' äventiure oiier,
sin ois hiej Passilivrier . .
ej gienc mit spningen sunder twal
under Im vor siner scliar.
swelcli wip in hßie dar
mit Ir werschaft gesendet,
ir böte was ungeschende.^^^ ^.^^^^^^^^ ^^^^ 2^.
ist aber daz der elich erbe daz ander iar lebet, so sol ich
zende des selben iares daz ander drittail der baller weran
(in den parallelstellen steht gelten und geben) den vorgenanten
bischof...und sol daz selbe tun mit der werschaft des
dritten tailes zende in dem dritten iare. Urkunde von I3U3,
monum. Zoll. 1 nro: 247 (vgl. auch gewert und bezalt. ebenda
nro: 400); spricht aber ainer: ich laugen nicht, ich soll im
daz gelt gelten, ich han in sein gewert, und han imz ver-
golten, als ich ze recht soll; laugent der werschaft dann
der anchlager, so sol man sein laugen darumb nemen mit
seinem aid, ez müg dann disz erzeugen und war machen
mit seinem aid . . . daz er im daz gelt oder seinem gewissen
polen geben und vergolten hab, als er ze recht soll; er-
zeugt er also die gewerschaft, so sol er der ansprach ledig
sein. Münchencr stadirecht arlikel 13 Auer. vgl. auch das
bair. reformierte landrecht, titelzz arlikel 2, s. Schmeller*2, 975.
ß) neunten die strohridl betreffend, welche man in die
berghufifen legt, solle einer über 2. zwerch finger nicht dick
sein, dann sonsten das fuder zu kurz, und der gewehrschaft
zuwider, instruetion Maximilians von Baiern für den oban-
schaffer zum Hallein, 1614, Lori bcrprecht 390'; vierzelienden,
und in diesem punclen fürs beste sein die anschaffer. dasz
sie täglich, und ehe man das salz auf die stoszstetl zu
weifen anfangt, die stoszstetl zu besichtigen verbunden, da-
mit solche, wie recht, sauber sein, und nichts ungerechtes,
so der gewehrschafl zuwider, unter das salz vermengt, ja
gar gestossen werde, ebenda 393' ; drittens kommt auch für,
dasz die stoszer ihr Hecht und keizen . . . ersparen, und sich
gleichsam von der saizhackern licht behelfen wollen, weilen
aber hieraus erscheint, dasz durch die zuschlügerin dardurch
bisweilen die kueffen zerschlagen werden, oder unfleiszig und
ungewehrlicher Zuschlag beschieht, dahero mit fleisz dem
obanschaffer u. cons. eingebunden, auf solches achtung zu
haben, und damit die rechte gewerschaft folgt, solle er
obanschaffer solches nit allein nit gedulden . . . 394*, vgl.
auch unge wehrschaft, ebenda 391*. vgl. gewährlich sp. 4870.
b) andererseits weisen schon die ältesten belege für gewerschaft
eine bedeutung auf, die dem einfachen werschaft nicht zu-
gänglich war: besitz, besilzverhältnis. diese bedeutung erwächst
unmittelbar aus der anlehnung unseres Wortes an gewere, ge-
währ, und zwar ergiebt sie sich aus praepositionalverbindungen
wie in der gewere sein, haben ; uz der gewere nemen u. o.
vgl. tp. 4798. vgl. mhd. wb. 3,586*. Lexkr 1,989:
herzog Albrecht der fürst
zuo den boten sprach:
'wie ist iu daj s6 ungemach
das ich vordere wan daj.
daj herzog Fiiderich besaj
in des landes gewerschaft,
die wil er hei des lebens kraft
und der von BSheim alsam,
c im kunic Ruodolf nam
Stire unde Österrich,
dö het er ej gewaUiclich.
Ottokar reimclironik 26872 Seemüller;
wen ir wellet wein
der ze kunic nutze si
unt der daj riebe mache fr!
und er; mit !<iner kraft
bring Ü5 der gewerschaft
von Najjou giäf Adolfes. 71749;
wie die zwin Itunig g
von Ungern kunic Andre
und von Beheim der fursie rieh,
wurden verriht IriuntÜch
datze Wienen mit hirät:
von Böheim der junge hSt
des tobter von Ungern genomen,
Sit wären diu kinl nü komen
mit gemeiner geselleschaft
ü; der herzogen gewerschaft. 73522;
90 gebe wir ien an disem brieve, daz allez daz guet daz siu
und daz chloster ze Zwetel in gewerschaft habent an disem
heutigen tage umb den Cbamb oder in unserer gebiete...
daz bestetige wir ien allez mit disem brieve und geben
ienz daz siu daz furbaz ewichlichen freiez und geruowet
haben und besitzen schuln. Zweltler Urkunde von 1299
fontes 2, 3, 190. vgl. Estor leutsche rechtsgelahrtheit (1767)
3,1317, der für gewährschaft als erste der bedeulunyen an-
führt: tutam possessionem praedii proprietarii. vgl. auch das
register zum Sachsenspiegel in der ausgäbe von 1732, wo für den
38. artikel des 3. buches (was der man nicht jähr und tag
in rechten gewehren hat, darfür soll er zu band anlwortten)
ab inhalt angegeben wird: gewehrschafft ... was man nicht
jähr und tag in selbiger hat, davor musz man anlworllen.
c) der begriff der '^besitzeinweisung' wie er an gewähr, veslitura
rein hervortritt, ist in den Verwendungen von werschaft und
gewerschaft ganz durch den der rechtlichen Verpflichtungen ver-
deckt, die daraus erwachsen, nur in einem jüngeren beispiel
läszt er sich an vierschiU belegen: die ankiindigung der loosung
kann von dem loosungsberecbligten selbst oder einem ge-
waitbaber, rechtsbeistand oder gescbäftsbcsorger desselben...
mündlich oder schriftlich bei dem gericht, das die währschaft
über das gut zu geben hat . . . geschehen, badische Verordnung
von 1808 {regierungsblatt s. 137).
d) denn der Schwerpunkt der an eine besitzüberlragung an-
knüpfenden Verwendungen liegt bei werschaft, gewerschaft auf
der rechtlichen Verpflichtung, die dem Verkäufer geijcnüber dem
käufer obliegt und die in der parallele mit warandia ihren be-
sonderen ausdruck erhalten hat. auch hier tritt gewerschaft in
einzelnen handschriften einfach als Variante für gewere ein.
vgl. vorsakent aver eme de gewere beide des kopes unde
der gewere. richtsteig landrechtes 39 § 1 Homeyer (Oschatzer
handschrift: loukent im der gewere beide kaufes unde ge-
werschaft) u.a. ebenso fällt hierher das hauptgebiet, innerhalb
dessen werschaft und gewerschaft mit einander tauschen, in
einzelnen mundarten, in der Schriftsprache anderer germanischer
dialecte, hat sich das einfache werschaft hier durchgesetzt; vgl.
werescap, warschap bei Schilleb-Lübben mittelniederd. Wörter-
buch 5, 681 {ebendorl 2, 103 ein beleg für gewereschop). vgl.
waarschup t»i bremisch-niedersächs. wb. 5, 186 ff. waarschap,
Versicherung, genugthuung. Kbameb holländ.-deutsches wb, 1, bhS' ;
gewährschuft, waarschap. Weidenbach deutsch.-holländ. w6. (1803)
430' M. 0. in deutschen quellen dringt meist, sofern mehrere
ausgaben auf einander folgen, die vollere form in den jüngeren
redactionen durch: sve dem anderen gut in siner were let, ir he't
ime up late, he sal ine in der gewere vorstan, dewile he 't ime
nicht upgelaten ne hevet, svennc he siner werscap (warschap.
cod. Old.) bedarf. Sachsenspiegel. 1,9. Homeyer (er sol ihn in der
gewer versteen die weil er es imm nicht auffgelassen hat. wenn
er seiner werschafft bcdarff. abdruck von M. Lotteb, Leipzig
1528, ebenso bei Vögklin 1561 u.a.; wer auch dem andern
gulh in seine gewehre überlast, ehe er es ihm auflast, der
soll denselben, so lange er es ihm nicht aufgelassen hat,
in der gewehr vertreten, wenn derselbe seiner gewerschafft
bedarff. ausgäbe von 1732 von Gärtner); ebenso ob ihm sein
gewer abstehe und abgewichen ist zu rechter werschafft.
2. buch artikeH2 hei Lotteii (ebenso bei Vögklin; hat aber
einer von ihnen jähr und tag eine rechte gewehr an dem
guthe ohne rechllicbe wiedersprache gehabt, so verliehret er
damit sein guth nicht, ob ihm gleich sein gewehrer zu
rechter gewerschafft entstehet, bei Gärtner); es sind die
gleichen Verbindungen und Verwendungen, die sich an wehrscliaft
nie an gewerschaft nachweisen lassen, nur mit der einschränkung,
dasz in werschaft der eben besprochene rechtsbegriff lebendiger
bleibt als in der form gewerschaft, in der er später ganz ver-
blaszt. s. u. vgl. sp, 4889 (2, a).
a) auch haben wir gelobt und geloben an disem brief,
si ze wem aller dirre vorgenanten gülte und gut, eigen
nach eigens rehte, leben nach lebens rehte, als Franken-
landes reht ist, vor einem rehten lantrihter und vor anders
4889
GEWÄlIRSCltAFT
GEWAHBSCHAFT
4890
niemunt, ob li mit dem rechten aoiprech wflrden. umme
die selLeD wertch«rt bsbn wir in xe bOrgeo geeettet uii-
versciieidenlicb üUHeru lieben bruder iierrn Friederieb Tun
Hubeiilucb. Würtburger Urkunden von 1328, monum. BiAea
39,862; aag lie loileo von etilen ibi werscIiafTt Torbriiigen,
das iein ibrer berren brief. glone tum Sach$en$f>Ug4l butk i
artikel i2 {\b2ii Lüttk«) u. a. ; . . . io ban wir bürgen getatz
vor recbte werochaf Jiir und thac und vor allerleige ao-
•prucbe und \ut unter erben. Urkunde von Wormt, II. mdri IW
{ueh. f. d. getch. d. Oberih, 6, 32ü); wir bun in auch su rebler
wertsciiari des vorgeoanten g&tea nucb des lande« rabt« und
gflwunbeii tu Franken geaatzet die crberen bürgen, wrftau^i-
iiriiund« der yrafen wm Wertlieim {\iil), uck. f. d. ge$ch. d. Ober-
rheim 9, 67; und wer also gewert wird, wie obgeacbrieben siebt,
der soll kouimea für ein iundgcricbt zu Crunibacb und suil
sich mit sulcber webiocbuft lu»«en einschreiben, uf ilasz nach
der webricbaft kein iiibum enltleben mOge. meüthum ton
Crombach von 1494 Grimm vdi^ 3, 409.
ß) i)) facere warandtam, wericbalfl vulgarÜer iiune«|Ki<<iffl.
Würiburger Urkunde von 1316, monum. Boica 39, 63. ebeiuo
41,02 (134t): wer dem andern wehrschuft tbun soll, der
soll kommt'U mit gesamter band, oder mit seinen kindern,
ob die bünd anders vei proeben wflre, vor ein uffentlicb ge-
ricbl. wei^tkum von Crombach von 1490 Giiihm weislk. 3, 409 ;
wann liegende baab uud gOler . . . verkauflfl werden, so ist
der verkauOTer darum der wObrscbaffl zu tbun verpQicbl,
jubr und lüg. Mkuber tractalus de contradibuM (Wlü Nüjnberg)
f. 141; waarbUrge . . . der die M&brschafft tbun muaz. Faisca
2, 416*.
2)) wihrscbaft geben, caver« d$ futur» damno. Sriasia
novum lesicon nnitersale (Ba$el 1700) 4u3; wahrsibaft geben,
donner caulion, r^ondre, caver* de futuro. aotitfou dictionaire
äu voyageur {Genf \Wi) 43«.
3)) der bestiindgeber ist nicht schuldig, dem bestandet
t;egcn jene störnn^en im genusx wabrscliaft zu leisten, welche
durch ibatliciikeiten dritter personen entstehen, badisches
landrtchl von I8ü9 § 1726 (ebenso in den sfOteren ausgaben).
d) die berührung mit gewühr == dauer und gewahren ^
ilurare liegt wohl dem sehweiurisehen währschaft in tubstanti-
•.üchem und odjectivtuhem gebrauch zu gründe. Staldkh 2, 430
acht iicir di* erkldrung aus den eben belegten bedeutungen tu
gewinnen: wahrscliart, gewahr für die gute einer sache;
wahrächan, was aU gut gebürgt werden kann, währschafte
waare. diese erkldrung uigt sich jedoch deutlieh als notbehelf
und wird durch die ankniipfung an durare leicht entkräftet,
belege jür die mit dem prdfix verstärkte form hegen hier nicht
vor.
2) die bedeutungsfntwickluug von gewahrscbaft in der richtung
der bigiiffe ,sicherstellung, bürgschaft, sicherheil*.
a) den ausgangspunkt bildet die rechlshandlung der betÜt-
übertragung. dem Verkäufer erwächst die veipßichtung, eigene an-
sprüehe, oder solche die dritte an das verkaufsobject stillen könnten,
auszuschlieszen oder in ihren Wirkungen auf den kiufer unschäd-
lich zu machen, am wenigsten macht sich die Vorstellung eines
verii(hts auf eigen» ansprüihe geltend, sie tritt nur vereintelt
und tor allem in späteren , geschichtlich entwickelten begriffs-
besttmmungtn auf: gewBhrscbaft, «arandium oder eaution,
den andern in seinem besitze nicht zu stören. Estor 3, 1317.
dem gegenüber liegt der Schwerpunkt der begriffsbestimmung in
der sicherstellung vor den ausprürhen drüter. wo die anknüpfung
UR die rechtshandlung lebendig gegenwärtit) ist, häU sieh der be-
griff der sicherstellung, der je nachdem auch mit demjenigen der
schadloshallumj wechselt, vielfach enlwickdt sich auch aus der
thatsiiche des eintretens für andere der besondere begriff der
bürgfihaß. aus diesem wie aus den anderen beiden veruendungen
wird in festen Wortverbindungen und durch Übertragung der oU-
gemeinerc begriff der Sicherheit entwickelt, bei dem die Vorstellung
einer Ihätigkeit Oiler eines Verhältnisses lurücklritt.
a) in den lateinisdwn Urkunden, in denen das deutseh« wort
zur Verdeutlichung der lat. termini ,evietio\ .guarandia* eingefügt
erseheint, ist ts meist der begriff der schadloshaltung , der mit
besonderer breite dargelegt wird: ad evictionem, quod in volgo
gwershaft dicitut, prefatas sanctimoniales, ad molendinum
nositum, situm extra ii utos opidi nostti Ehingen tetro ec-
clesiani |);irrochiuleni habere respectum idoneuin concedimua
et indulgemus, ita ut si quibus actionibus predicte femme
in pretaxatis cnriis angiarentur aut eadem curia aliquo juris
ausilio distrabantur ab eis in reconpensam curiarum occo-
patarum Ipsla aiogulls anola da emolumentis praetaetl nostri
mulendini . . caoluiB ova et quataur libros baliensiaa . .
festu Martini quolibet largiamur. vtrkaufsui künde über Mir
lu Einsingen und Crimmelfingen t2»l, ueh. f. d. geseh i. Ober-
rheins it, ao; ti forsan, super ip*a silva, aut quibutcunque suis
ullinentiU, in tot« vel io parle quaetiio moU (iicril ai 4*-
fensionem eviciioneni at guarantiam, oum fdfariUr fcwarfcr»»
baffl dicilur. Eithstätttr veikaufsurkundt 90» IIM fauatserin
Ita; de quibus uliquo bonii et boroinibat alH «t hana^itM
suis gwatandiam quud vulgatiier gwcrscbafl tocttar pro Doya
et buminibos quos cuniingit «andern gwaraodiaa facara taoa-
bimur (1277) bei ScHiLita W>'; dunino mao soiedieU»
guatandium quod vulguritet gwertchaft dicilur, faciaa pro
spacium auni et diei pruul jus lerre exigit et requiriL. Jf«ias
19. juli 1V89 ttstlir. f. d. gesch. d. Obnrh. 0, S09; evutio dieitur
fu/f« gewebr, webrtcbad oder schailluibaliung . . h praniAur
authoritat, die gewebr oder wehrsciiafU et est kaee tsUuatt*»
ut . . «mptor regreuum habeit odetrsus auetortm :u»m. BaaM»
thesaurus prncticut {Dietherr 1679) 996*: tgl. Esrna dnbdU
rrehlsgelahrlheit (l7e7) 3, 1317, der für gewtbrtcliart aü d.ilU
bed utung angiebt' iat as aoTiel als mcUe; der a't« deulMba
nennt solches gewarung. vgl Kiascii cornueop. t, tfto*: g»-
wliirscbatTl *vi:tio; gewahr, g>iwebr, gewabrtcbaffl, i;ew|bra>
lelslung, oder die gewahrsrbaffl leisten, lat. erntio oder
evictionem praettare, fr. garantie oder guartntia, iogleicbeo
guranttr, oder guarentir , html, wenn der ver' luffer eines
dinges dem kauITer gut sagt, versichert und turga ;a sein
verspricht, dasz er, der kaulTer, des gekauRten bew^fhcbeo
oder unbeweglichen guts halber, nimmermehr keiten ^cs>racb
von einem menschen bekonimro werde, und weor *r gleich
solchen bekommen »olle, dasz er ihn derb dieifuils gegen
jedermann, auch auf seine eigene uoko^ien, in uod ausser
gf richte vertbeiiligen und schadlos halten wolt«; und zwar
dieses, so bald er nur wOrde vernommen haben, dasz deaa
kauGTer diesfalls wäre streit erreget worden, ob er, der
kaulTer, ihm, dem verkluffer gleich solche« noch nicht halte
vetkQndigen lassen. Cbomkl oee. m. pAytkai. Us. (Lftpttg
1761) 4, tuS7
ß) das gleiche gilt für deutscht ui künden und prUokolU, di*
von dem entsprechenden prozestverfahren seugniM ablegen: ich
lluug von Du>telen , ze den zeiten amptm.ino der Schotten
gut ze Wienne, vetgich olTenleich an dem btiefe, daz füt mich
Cham, do icb sas am uffem geticht der erwirdig mein genadiger
herr, berr Uonat abpt des gotsbaus . . und eblagt mit vor-
sprechen gegen uinem ackcher . . der aosz desselben meina
berren hof ze lucze^durff. . vercbauffl war worden und wer ao
sein wizzen le fremder hnnt pracbt, als verre, daz Jans der
puwr von Inczesdortl' das veraolwürt and we gert darumb auf
seinen gewern, herrn Micheln von Misiing, nnd vordert auch
den in die gewerschaft, daz er im denselben akclier autrcbten
solt do geviel mit vrug und mit urteil, seid er herrn Micbeln von
Missing in die gewerscbalTI gevördert bal, und er |Jf. >. Munng)
darnach nicht auf antwutt chumen wer, so solt er üb
auch denselben akcbet ausrichten, gerichlskrief dn Witner
Schottenklosters von 1376 {fonles Austr. %, it«) 3«t. ebenm «t
dem unter S) angeführten beispiel für gewerscb^ift liioB. 4&tm
vgl. noch aut jüngster seit: der beklagte Ind den leichtfiscoa Mf
gewahrscbaft bei. entte/ietdungen des retekteiurkanätUgtrKUt It,
312, vgl. auch unter gewubrscbuftsklaga.
y) in den reckttvartcMriflen tnU amdererttitt wsekr der b*§rig
der sicherstellung Aereer, d*r tielfatk noch ins rmselnt entriekrU
wird, vgL LfcXEa, ntektraf 208 : verkofl eo man dem« »adreo
en perd, dar he ime ene geweresrap an gewerei, die saJ Hc
wichbilde art. 70, ScaiLLKa-LCaaii 2, 103; iat is auch also,
das ein landmann emea bürgere oder ein burger« aiOM
landmanne binnen der atit wicbbilde ein pfart aospnchaC,
oder was seines gutes si . . and »ich i«Mr aa adaa« |»>
waren ziet und den benumel, und darsalbe t**cr« koaa«
vor geliebte., und bekenne der gewerschaft, itr aoss
nach der etat rechte vor gericbia bekennen , mit da« pferd
oder das gut an in kommen ai. rttktuätu «•• BresUn^
miLietheiU «■ dw «o« Clo^a« 1280, fresinaer m'kunienbmck
s. 49 ; ist daz ein erberg aaa 4aa andeni iaOl zck^ulTeo
geit, si sein «igen oder i«bea, di« Ml w !■ out dar go-
vverscbafll vertreten alz rabt Ü, iit tiff Uol sohco jar
und einen lack, die leben aM >r «H Uck. ajto «*erMr.
Undrethl natk dtr Efferdinfer ktmittkr, M BocamcH ta iiftaa|a
ber. d. Müntktner duäemit 1873 s. 444; ekfto im retktbmek kmm
3ü7*
4891
GEWÄHRSCHAFT
GEWÄHRSCHAPT
4892
Ludwigs von 1346 (art. 219) Freijberg 461 und im Münehentr
stadirecht artikel 167 Auer ». 66; vgl. auch § 193 des rer.hts-
buches kaiser Ludwigs (Freyberg s. 453), der die Überschrift
führt: gewerscliaft umb aigen: wer angesprochen wird umb
aigen dez er nicht gesezzm ist sin iar und mer pei nucz
und pei gewer an alle recht ansprach, der mag sich dez wol
verantworten mit seinem gewern ob er in gehaben mag mit
hantfest, mit briefen, mit erbschuft und mit gewer, der ims
geben hat, die sol im helflicb sein und mit fürpfunten, und
mit allen den rechten der er geniezzeu mag; ebenso vgl.
ist dasz einer eigenleute itauft, die soll er mit der gewähr-
schaft jähr und tag vertretten , als recht ist. würden aber
die eigenleute von jemand angesprochen, ehe sich die gewähr-
schaft ergienge, und behüte man sie dem andern an, der
sie geliauft hat, so soll ihm der verliSufer sein geld, darum
er sie gekauft hat, wiedergeben und den schaden dazu, bat
aber der käufer die leute innen, als lang bis sich die ge-
währschaft ergeht, wer sie ihm fürbas anbetrübe, dessen soll
der Verkäufer ohne en'geldnisz sein und bleiben, und ist
ihm nichts darum schuldig, protokoll über die reformation des
reehlbuches kuiser Ludwigs (14S7) Krknnbr 12, 148; und zu pesserr
sicherbait desselben libtings warde in der obgenant markte,
iQt und gut, zu ainem rechten förpfand in gewerschaftweise
eingesetzet. Zink chronik von Augsb., d. stndtechron. b, üd ;
des solt du zum ersten wissen, das zweierlei klag sein, da
ein man der gewerscbafft inne bedarff, adder da ein man
seine gewere an bedarff. glosse zu Sachsenspiegel 3. buch 35. artikel
{ausgäbe von 1528. Lottbr). ebenso Vöglin u. a.
S) Wortverbindungen, in denen diese bedeulungen sich ent-
mckelt zeigen.
1)) a)) mit der gewerschaft vertreten, vgl. die beispiele
unter y).
b)) in gewerschaft schirmen : wir . . tun zewissen allen
den, di disen prief ansebent, daz wir die hueb in ßoss-
pach . . hawen gegewen freileichen dem gotzhaus ze Rans-
boven uns unt unsarn vorvudern ze einem selgraet unt
glowen dem probst unt der sammung ze Ranshoven, daz
wier in daz selbe guet schirmen sulen mit gwershat't vor
recht, als recht ist, unt gewen dar über disen prief. Burg-
hausener Urkunde von 1293 (urkundenbuch des landes ob der
Enns i) 196; wir loben auch unverschaidenleicben mitsampt
unsern erben den vorgnanten berren ze den Schotten den
vorgnanten Weingarten in rechter gewerscliaft vrein und
schermen vor aller ansprach und für allen chriech nach des
Ipndes recht in Oesterreich. Urkunde des Wiener SchoUen-
klosters 1340 (/ontes 2, 18) 226.
3)) i)) gewerschaft geweren vgl. das beispiel aus wichbild
art. '0 s. /).
6)1 in swelcbera geriht einer in ein gewerschaft stet, in
dem selven sol er die gewerschaft wol fueren. altes oberbair.
landrecht nach der Efferdinger handschr., Rockingbb in sitzungs-
ber. d. Münchener akademie 1873 s. 447 (art. 163).
e)) swem ain haus oder ain ander aigen in der stat ge-
richt ze pfant wirt geantwurtt und gesetzt mit dein rechten,
oder swer ain pfant mit dem rechten in sein gewalt pringt,
die »eil sein gelter anhaim ist, und ob der gelter darnach
von dem land veit, swenn dann der chlager daz pfant ver-
cbauft, der sol nicht lenger gewerschaft tuon dann jar und
tach für erben inner landes und auzzer landes. sladtrecht
von München art. 202 {Auer s. 79); ich Petter Gürer zu den
zeitten richter ze Dachau bechenn von gerichls wegen offen-
lich mit dem brief daz mit recht und mit (vorsprechen)
für mich cham . . Jacob t. Hosach der sprach mit vor-
sprechen daz er chauCflicben verchaufft und zechauffen
geben biet seinen tail aus ainem güttel . . . Otten dem vaeriber
. . . und bat meins berren buch ze lesen daz sagt wir wollen
auch wer aigen verchauft in dem land der sol nicht lenger ge-
werschaft tun wann jar und tag für erben inner landz für erben
ausser lands zwai jar und wenn sich die zeit verget so bat
sich allen gewerschaft ergangen und die gewerschaft hat er
im vergwi$t und gut gemacht, monasterium S. Ciarat, ven-
ditto partis praedii (1395), mortum. Boiea 18,250; wir wellen
auch wer aign verkauft in dem lande der sol nicht lenger
gewerschaft tun wun jar und tag für erben in dem lande.
cod. jur. Bauar. vetust. bei Hai.taus 704. vgl. sÄ solle der
verkeufer dem keufer des werschaft tuon. Grihn i(;ets</iüm«r
3, 771.
d)) dagegen leistet er für die aus der erbschaft evincirte
sonderbare stQck keine gewebrschaft. churbairisehes land-
recht von 1759 IV cap. 4 § 9. vgl. unter b) a).
3)) inmassen solrh-ietzterenfalls der debitor selbt als pfands-
herr, und erstenfalls der puppil! um die gewehrschaft haftet.
churbairisehes landrecht lY cap. 3 § 16.
s) die Vertretung eines andern in der betäligung der sichit-
stellung: bürgschaft: welch man in wichbilde ein busz kouft
adder vorkouft, der sal in iare und tag wern . . . bette aber
imant ime lande icht rechtes dorczu, der ussewendigk landis
wer, vor des anesprache musz he sin gewere sin. ouch sal
he gewere sin vor kinder, die nicht mündig sind unde auch
di poben oren iarn sin. wel man ome der gewerschaft nicht
glouben, he sal noch der werschaft daz gelt vorborge, noch
schepphen orteil. rechtsbuch nach distinctionen 2, cap. 1
s. 99 Ortloff.
b) die Verallgemeinerung des begriffes.
a) Verbindungen wie gewährschaft thun führen schon zur
verblassung und Verallgemeinerung, noch mehr gewährschaft
leisten, das mit gewähr leisten {sp. 4803) concurriert. auf reichlichen
gebrauch deutet hier die übertragene Verwendung: der Mopsus
thute einen seutzCTer und merckte erst, wie vil es geschlagen,
dasz er nemblich zu disem intent von dem Cosmo sei be-
dient worden, dasz er für die gestohlne sachen borg sein,
unnd die gewerscbafft an dem galgen leisten werde müssen.
HöBL VON Wättebstobf Bachhusia (1677) 280; gewahren, die
gewähr, gewährung, gewährschafft leisten, garantirt, far
garantia, garantire, faire garantie. i. RXdlein europäischer
Sprachschatz (1711) 380*; der die gewärschafft leistet, und auch
derjenige dem sie geleistet wird, the warrantor or voucher,
and the voucher or warranter. tetUsch-engl. lexik. (1716) 770;
eine handscbriilt, Obligation oder Verbindung, dasz man zu
allen zelten, wenn es nobt thut, die gewärst'.hafft leisten
will, a warrantise or warranty. ebenda; die gewärschafft über
etwas leisten, to Warrant, secure, defend or maintain a possession
you sold, to voueh him that bouyht it. ebenda; gewehrschafft
einem leisten, praeslare evietiondm; gewehrschaffl thun, dasz
der kauffer das gekaufte für das seine gebrauchen kann.
Fbisch 2,416'; gewäbrschaft leisten, to give security; ge-
währschaft fordern, to demand security. Hilpert 2, l, 462'. vgl.
währschaft leisten, bad. landrecht § 1725.
ß) von hier aus wird die begriffsbestimmung des Substantivs in
den Wörterbüchern beeinfluszt. soweit diese nicht historisch zurück-
greifen, beschränken sie sich auf den begriff der Sicherheit und zwar
meist in objectiver fassung: gewährschaft, praestatio Steinbach
941 ; gewehrscbaft caution, garantie, eautio, auctoritas. nouveau
dictionaire du voyagtur (1703) 145; gewährschafft, gewähr, ge-
währung, sicurtd, autoritä, sincerazione, garantia, garanzia, la
garantie, suretd. Rädlein 380'; gewäre, gewärung oder ge-
wärschafft, a warranty. teutsch-engl. lexik. (1716) 770; ge-
webrschaft, caution, garantie, eautio, auctoritas, cauzione, ga-
ranzia. Veneboni 75'; gewäbrschaft, gewährung, verzekering,
verhooring. Krameb 2, 133*; gewährschaft., bürgschaft für die
Wahrheit oder Sicherheit einer sache ; ein grösztentheils ver-
altetes wort, wofür die gewähr üblicher ist Adelung 2,
646; vgl. gewähr, gewäbrschaft bei Ebers (1802) 644'; ge-
währschaft bei Bailby-FabkenkbOger 2, 396.
y) im geschäftlichen verkehr machte sich jedoch noch länger
die subjektive fassung geltend, die sich der bedeutung ,vtr-
antwortung^ nähert: in diesem augenblick war der bisherige
rechnungsführer, als rentbeamter, von herzoglicher kaminer
an eine andere stelle befördert, und die beschwerliche arbeit,
die alte rechnung abzuschlieszen, die gewährschaft los zu
werden und einen neuen etat nebst rechnungsformular auf-
zustellen, blieb mir dem vorgesetzten. Güthe 32, 145 {tag-
und Jahreshefte 1818); nach vielem hin- und herreden wurde
beschlossen, die arbeit im abstreich zu versteigern und fünf
jähre gewährschaft aufj^udingen. Auerbach neues leben 2, 69.
8) dagegen bildet der in den wörterbücitern niedergelegte allge-
meinere begriff der Sicherheit den ausgangspunkt zu übertragener
Verwendung.
1)) absoluter gebrauch.
a)) die kathedralkircbe ist ein alter dorischer tempel. man
hält sie, ohne genügsame gewäbrschaft, für jenen tempel der
Minerva, der wegen reichtliums und pracht so gerühmt worden.
GöTHB 37, 193 {Hackert); dasz sie das herzliche lachen
Kronauers für ewig verstummt hielt, muszte als gewähr-
schaft gelten, dasz sie jeglichen gedanken an den besitz des
4893
GEWÄHRSCHAPTSGESETZ
ÜEWAUBSCHAPTSMANGEL
4894
ounmebr freigewordenen io »ich autgt-iuertt ball«. Aumbacb
ntuet Ubi-n 3, 90:
dU» Hben Ut dit bOrf^cbafl ihrer dsuer,
Itt diu lawlbrtcbari, dl« *ta i«tb«i «leb (Ubu
Liaaa t, !!•.
b)) in aeinem vaterlande wäre er «war nicht turnierfflbig
geweaeu, uotl htttte ibin du leicbt brgegnen kOnoeo, mit «polt
und bulio auf die acbranken geaettt zu werden : io der ferne
über bielt ea nbea niclit achter, unter der gewabracbaft einea
vulleo beutela die kuDveiiliuoelleii prtrogative, welebe der
geburt ankifljeo, aicb luzueigaen. Moaloa toUtsmdrtkn 2,
M HtmpeL
i)) rtliitwtr gebrauch:
aj) über die iobpreiaung der lebendigen oder urapracbe
ala der eioiigen gewikliracbaft furlquelU-odeo vulkalcbeiiit
vergiazt er {Ftehtt) uder will er nicht sehen, daaa ein vulk
mit dem «rgateii miacblingiidiom, doa eogliaclie, aicb die
jabrhuiiderle hindurch im krüfligalen leben erbulleo konnte.
litMkiiHAiiN (mitnoiabilun) 18, i8».
b)) bist mir ju recht uud ich mag dein werden, aber eine
gewabrichuft muazt du mir geben von deiner treuen lieb',
bist ein Hiiiker burach; aclilug»t mira ab, wenn ich ein
edelweiax verluiig' von der hohen wand herab? Uosaccna
tekrißtn da uiaUI$chulm(ist*rt f. ITi.
S)) alt nachwnkung früherer bedtutungunanigfaUiyluü (vfL
I, b) darf fulUicht das folgtnds iris/iwl aufgefatU mrien,
iat aar g«iu!ur\gtn i» den eben behandelten wrwindungt» siint
irkUrung findet : nach fol. e. liegen luuO tbuler slcba. wahrang
•la an ihn auageaahit io der gewtbracbaft der muaaomacasae.
GOTIK briefe 'il, 4ü» {an Yotgl, d«m 14 oci. 1810).
GKW AHHSCHAKTSCtSLTZ, «., vgL wBbrschaftageseU : ob-
acbon nun leider ao den meisten orten die gewflbrszeit so
lange ist, dasz sich erst innerhalb derselben und ohne
wissen oder schuld des Verkäufers gewlbramfingel eotwikelo
und ausbildeo kOooen, so war ea doch bei aufsteliung aller
wlhrscbaftsgesexe die meinung des gesezgebers, daas jeder
hatiptmaogel schon zur verkuufazeit vorhanden sein müsse,
um als solcher qualifizirt zu werden. Hvcunaa eneyklopddie
d*r pferdt- und rindvieh-heükundt (1M7) 3, 23.
ÜtVVÄHBSCHAHSKLAGE,/,eyl.ip.489üJuinprM«iaer/aAr«i
in Sachen der gewabrschaft: laut notariellen akten vom 23. juli
1873 erkuufte A. B. in Sulz ein daselbst gelegenes wohnliaus.
von einem nachbarn auf beseitigung eines in diesem hause
belindiiclien uussichtsfensters belangt, erhob er gewahrscbafts-
klage gegen seinen vcrküufer. letzterer wandte ein, ea sei
vor und bei dem kaufabscblusae vom notar dem kikufer
keoiitnisz davon gegeben wurden, dasz das fra);licbe fenster
bloa geduldet sei. tntschtidungtn du rtichtoberhandelsgerieht*
(1811) 14,47.
GEWAHKSCHAFTSKLAGER, m.; das laodgericbt zu Colmar
bielt diesen einwand für erheblich ... und legte dem gewäbr-
acbaftsk lüger B. den zugeschobenen haupteid auf, welchen
dieser schwur, entsciieidungen det rtichsoberhandelsgerichts
(16741 14,48.
GEWAHHSCHAFTSKOSTEN, pluralttantum : die Verord-
nung wegen der gewührschaftakosten habe ich nicht signirt,
weil der erste punct etwas anders zu fassen wlre. GOthk
briefe l\ $. 'iS {an Ktrnu, d. 19. ttpt. 1809).
GEWXHRSCHAFTSLEISTER, m., vgl. gewabrschaft leisten
oben ip. 4692; gewahrschaftsleister, guarandator Stiklb« 1142.
GEWAHRSCHAKTSLEISTIJNG f.: acbadleislung, indemnitat,
tnclio, guaranda, quat ttiam gewahrscbaftsleistung appeUatur
STiKLEa 1143; die Wirkungen eines geschlossenen kaufs be-
stellen in der Obligation und iwar . . auf seilten des ver-
LaufTers in übergiib der verkaufflen aach . . . wie auch allen-
falliger fewebrschaftsleistiing. churbairisehts landredit toa
17&9: theil 4, cap. 3, §9; die gewehrschaft oder eviclions-
leistung aber beiszt soviel als die schadloshaltung, welche
der condemnirle theil bei seinem autbore oder gewebra-
mann ... zu auchen hat. ebend. i 15.
GEWÄHHSCH AUSLOBUNG, f.: diese pflicht der ge-
wahrschuft (warandia) liegt zwar in dem iobalte der taU
niiibfgründel; aber wie diese der traditio bedarf, so ist fQr
die »arandia ein besonderes versprechen nOIig, das zudem
oft durch bürgen und immobiliar-caution verstärkt wird, die
form der gewülirschaftslobiing ist vun der form der traditiun
und vestitur wohl zu trennen, die warandia besteht ala eine
eigene, meist unter symbolischem gebrauch der fioger, der
band oder dea baiidtcbubes tolliogene Ormaiiu fQr akl»»
und wird gowöbolicb als bloaset ver>precbeu oder tU cM
auf eioeii aUb gelri*let. Biwaa *«i«, traäitiOf watitw (IIM)W.
GEWAHHSCHAFTSMAiNGEL,aa^ vfl. »lbr«cb<fl«MH*ltn<
gewabramaogal : gewarscbaftanflngel, «aMmiif rt fuvnia»
9itiix. SricLiB 122-j : lewabracbafUuaogel, kfiakktlteo, fehler,
uotugondeu der thiere, weiche io eioen fcwopjwen geaeU«
aufgefObrt und fOr dereo oicblvurbaodaaaeio dar tarkiote
zu haften bat Taiai UndmvtuknflL tu. i, 4lt; auf
aeitige anfrage: ob die im legieruogsbtalt vom M. J«al IIW
nr. n enthaltene Verordnung über die »ilmchuualaf*!
uud krunkbeiteo der pferde auch auf ahoHeke kraokrftM
dea burnviebM anwendbar aei, lat unterm •. d. m. or. tM4
nachsiebende entsehliessung dea groszherzoglieheo JMtli»
iBiaisteriums erfolgt. Wkiaca baduekt wtrtrdnmngn «,110.
GEWAllRSCtlAFTSZElT, f., t. gewakrazdl, efL wikrKbafl»-
leit: für die fünf ersten gebrechen dauert die wakraehaft»-
aeit vier wochan drei tage, baduch* Mroidnung m» ItM s.
WaHBia I, 748.
GEWAHRSCHEIN, m. dk AUtT$ tUgtmetneri btitutunf, H»
derjenigtu «on gewaiir {vgl $p. 4797 unttn) tnltfriekt^ ittimitr
neuirn iptulu vtrkUmmert. hitr hat ikk ii» mtrt Ml h»-
tehrdnkten gtbitt» der bergwerkt^atlu «r/kattra, *nkm§ffni ••
den entsprechenden gebrauch tm gawtkr api. tp. 4>>0U.
1) der marktrolb RöscIiiU itt bcrechtingt das grundbucb
Ober die dabin dienenden realitateu selbtt und allein zu
besitxen, dioat- ateuer- und robetbgeld emzuheben, gewOhra-
veranderungen furxunebmen, gewObracbeine zu ertbeileo,
satzffirmerkungen zu bewilligen und auszufertigen ood dia
dieafülligen tazen für aicb su baaiahao. taaataidaaf fU <a>
tcküx 1810, 6tU »eiiih. 8, &«&: fawihnehate , aa aioifaa
orten, ein achriftlicbea zeugoisx, eine acbriftücke beacbcioi-
gung. Adblohc 2, »4»; gewährschein, ichrifletykt Mrutktmg.
WaioanaAca deutsch-hoUind. wb. (1803) 43<>'.
2) gewährschein, den der gegenacbreiber gibt zum zeugnia,
das ein gewerck bei der zech so viel tbeil habe, and damit
im gegenbuch stehe. Faisca 2, 410*; gewährschein, der zeddel
welchen der gegenschreiber gibt . . (<«tt«ieamai poueutrau
aUatint partit fodimu. ebendort; von dem bergschreiber ge-
scliiehet die ab- und zugewabrong und ausfertigung der ge-
wabrscheine. La.nck berijbau (1770) 20«; ew. durcbl. über-
sende hierbei unterthanigst zeben gewabrscheine ala anf so-
viel kuxe höihstdieselben unterzeichnet. Gotaa hruft 6,
2M (an den heriog von Gotha 1784); wenn sie nach Darm»ladt
kommen, haben sie doch die gute, den berm scbwager
hOQicbsl auf die 20 louisdor xu exequiren die er auf seine
kuxe zurOckstebt . . wenn er ja mit onsem unterirdischen
Operationen nichts xu thun haben will . . so wUnscbte icb
nur, dasz er die gewabrscheine xurückschickte und sieh los-
sagte. GöTBB (an Karl Anguü 1784) t/rw^«6,3Sl: so »le
ein jeder gewerke über seinen im gegenbuch t>eQnd lieben
kux ein attestat verlangen kann, so pflegt anch ein solcher
schein sogleich bei einer xuscbreibuog unter des grgeo-
schreibers Unterschrift und Öffentlichem s;agal aoagesiailt
xu werden, welcher gewehrscbein oder dia gawakr gaaioia«
wird. F. J. F. MBYBa btrgrecktlieke »eetaakla»»ea (ta«l) t«a:
gewahrschein, gewahr, daa vom gegenschreiber dem neaaa
besitzer eines bergtbeila ausgesUllie attest, dasx seia naota
im gegenbuche eingetragen worden ist. UABiBAaa k*ai-
wörterbuek der mhuralogit {lltntntm I82&) I, IM; Ober dia ga-
schehene eiolragung eines erworbaMO barfwarkaaigaalkMM
wird ein gewährschein ertbeilL karfartfansf /Ir ilaa /lnlM>
thum Ufpt-DttmoU om ltt7 i II&. fifL Yam, M; fawikr-
Bchein, a Mrraai, a etrtiffU Eaaaa •44'; <*«Ma BaasT-
FiBBeHBBOcBa S, as. Kica S, i:t: gawihrachain {m maiafK
certificaU of n» tr %ntnl tlmru i» a mim HiLraiT i, 1.
462*. . .
GEWAHRSFORMEL, f. üt »lUanf faMrl aftaafalb dm kmf-
tMTkstpradu an: gewahrsfonnal, gaachlaki aaf kargwafcka«
oogefebr also: ein zwei oder mehr kuxa auf der raicbco
fand grübe an Nickelsbarge gelegen, werden Peter Stephan
uf Rumpelskircben auf sen per>öol.cbes ansuchen «al fnia-
cirte scbrifdiche vullmacht. bei dtm allb esigen gagaDkacM
hiermit ab- und hingegen Jacob SUipOen um hundert tkalar»
xwölir gruschen kau^iaid, ar^ wmi ai|eatkQiBlick aogc-
achneben. CioncL 4, IMi.
GEWÄURSGEBOBB, f.t m Htm form ik*nf»lk% *»f die
terggerfciijpiaifc« WirtriaH, afL gawakr|diahr(sr.4U6): gawahra
4895
GEWÄHRSKLAGE
GEWÄHRSMANN
4896
gebühr, so man dem gegenschreiber gibt, praemium in-
seriptionit in librum partium fodinae. Frisch 2, 416'; gewährs-
gebühren sind auf bergwerken ein groschen, welcher von
einem zettel der ab- und zugewührung eines oder mehr i^uxe
gegeben wird. Chomel 4, 1039. vgl. Mineropbilos 290.
GEWÄHRSKLAGE, f.: macht sich aber ein als gewäbrs-
mangel qualilizirter fehler erst nach ablauf der gewäbrszeit
kund, so kann auch von aufliebung des handeis keine rede
mehr sein, und es ist dannzumal die gewährsklage nicht
mehr zulässig. Rych.neb encyklopädie der pferde- und rindvieli-
heilkunde (1S37) 3, 22.
GEWÄHßSKONTlUKT,m.,vsJ.gewührsadraini8trationip.4873:
wie nun der amtmann und gewährsadministrator N. dieses alles
also zu thun, und dem gewührscontracte in allen puncten,
Inhalten, conditionen und clausuin unverbrüchlich nachzu-
leben. ScBREUER abhandlung von eammergütern und einkünften
(1754) 144.
GEWÄHRSLEISTÜNG, f, nebenform zu gewährleistung (s. d.) ;
bei Chouel 4, 1037, belegt; ebenso bei Zincken 946. in der be-
deutung greift diese form über den rahmen gelegentlieh hinaus,
der oben festgestelU wurde.
1) in denen cburfürstl. sScbsischen landen ist zwar die
bisher beschriebene gewähr der klage oder die gerichtliche
gewährs-leistung durchgehends aufgehoben. Chomel 4, lü3S.
2) bei subbastation eines gutes macht der ricbter sich
oder den coneurs durch beifügung eines taxes zu keiner be-
soudern gewäbrs-leislung verbunden, ebenda.
GE\\ ÄHRSMÄNGEL m., vgl. oben gewäbrschaftsmangel,
vgl. die badische landesverordnung über die wehrmängel und
deren wandel oder gewährung von 1806. Webrer Sammlung
I, 742. vgl. den rechtsbegriff der gewähr der mängel, to in den
blättern für reehtsanwendung 11 (1846) 369. 385 «. a.: ein ge-
währsmangel, hauptmangel, hauptfebler, wäbrschaftsmangel,
wundelungsfehler nennt man jenes gebrechen oder jenen
fehler, durch welchen die brauchbarkeit und der werth eines
thieres aufgehoiien oder doch vermindert wird, ein gewährs-
mangel berechtigt den kaufet den geschlossenen handel auf-
zuheben, das thier zurückzustellen und den dafür bezahlten
preis nebst den, allfällig durch das Vorhandensein des haupt-
mangels erwachsenen kosten zurükzufordern, jedoch muss
derselbe im verlaufe der gewäbrszeit entdekt und dem ricbter
oder dem Verkäufer angezeigt worden sein. Rychner ency-
klopädie der pferde- und rindvieh-heilkunde (1837) 3, 22. ähnlich
im encyclopädischen wb. der mediz. ivissensch. (l836) 14, 631. vgl.
Thiel landwirthschaßl. lexikon 4, 418; kommen aber gewährs-
mängel, oder ansprüche eines dritten an die Sachen, vor
erfolgter bezahlung des kaufgeldes zum Vorschein, preuszixchei
landrecht 1. theil ll. titel §222; gesetzliche gewährsmängel
beim viehhandel, titel einer Vorlesung im Vorlesungsverzeichnis
der Universität Leipzig 1901. andererseits findet man an stelle
von gewährsmängel auch die Zusammensetzung gewäbrfehler:
ist im sinne des bayerischen gesetzes vom 26. märz 1859
die gewährleistung bei viehveräuszerungen betr. bestimmte
bezeichnung des gewührlehlers in der klage erforderlich?
entscheid, d. reichsgerichls in civilsachen 1, 99.
GEWÄHRSMANN, m., heutige sehriftgemäsze form, die an
stelle des älteren gewermann, gewährraann (werman) trat, die
bildung selbst beruht auf dem bedürfnis, den in den formen
were, gewere, gewerer im sinne von auctor dargebotenen begriff
eines nomen agentis deullicher zum ausdruck zu bringen, vgl.
gewähre sp. 4808; gewährer sp. 4855. der rechtsbegriff, der den
gebrauch des Wortes bis in die neuere zeit ausschlieszlich beherrschte,
ist nunmehr gänzlich abgestreift; das wort lebt in bestimmten
Verbindungen weiter, die ganz der allgemeinen spräche angehören.
1) älteste belege, abgrenzung gegen die nebenformen, Ver-
breitung in der reclilssprache.
a) die früheste spur führt in eine Urkunde Ottokars IL
von Böhmen für die stadl Leobschülz von 1270, von der eine
deutsche version im dortigen archiv erhalten ist {vgl. Böhmer
diplomat. beitrage l, l). es handelt sich um einen in nieder-
deutschen und mitteldeutschen reehtsquellen viel angezofienen satz,
der zahlreiche belege für gewere, gewerer = guaranditor über-
mittelt hat: auch ab imancz dirfolgt ein pferd, daz im ge-
nomen were, und welle is orleilich gewinnen, dazselbe pferd
wirt her dirfulgen bis an den sehenden gewereman und
denne vorlewst her daz pferd, adir wirt is mit orteil be-
halden {ipsum equum usque ad septimum guaranditorem prose-
qualur). Tzscboppe und Stenzel Urkundensammlung 380. die
etgentliche Verbreitung des Wortes läszt sich am besten in den
drucken des Sachsenspiegels beobachten, wo namentlich die form
gewereman gegen werman vordringt.
b) abgrenzung gegenüber den nebenformen :
a) von werman grenzt sich unsere form teilweise landschaft-
lich ab, es sind vielfach ostmilteldeutsche quellen, die diese bevor-
zugen, eigentümlich ist das Verhältnis im Leipziger druck von
1561 des Sachsenspiegels, wo in den texl einmal die form werman
eingeführt ist, gegen were in älteren drucken (Leipzig I52b), während
im repertorium auf diese und andere stellen unter dem Stichwort
gewehrsman bezug genommen wird: sagt aber jenner, es sei
ihm gegeben oder er habe es gekaufft, so musz er bringen
seinen werman, von dem er es gekaulft hat, und die siadt
benennen, da er es innen kaufft: er musz aber schweren,
das er sich damit ziehen woll zu dem rechten wehrmanne
. . wirdt er es gewert als recht ist, der gewerer musz ant-
worten an seiner stadt für das gut: wirdt ihm aber bruch
an den geweren, er musz das guth mit busse und mit wette
faren lassen. Sachsenspiegel 2. buch 36. artikel, abdruck von
1561 Vögelin; der (gewehrsman) musz seinen keuffer an dem
gut vertretten, und wie man sich auff in ziehen, auch der
kleger dem beklagten zu ihm folgen müsse, ebenda repertorium
Ggg 2'.
1)) ältere belege für werman : auch sal ez der bewern mit
ersamen luten, daz ez im verstolen si, und der ander, an
dem man ez findet, der sal ez bezugen mit guten luten, daz
er ez koufte, ab er des wermans nicht enbet [Variante wercn).
mag er des wermans nicht en han noch des gezuges . . man
sal in dem keiser antwurten für einen dieb. kleines kaiser-
recht (1320) Endemann 103; item so erfundenn wurdt, das
iemandt der gutter, so geraupt sein . . seinen verkaufter
oder wherman nit antzeigen wolt. peinliche gerichtsordnung
Karls V., artikel 38 neudruck. ebenso artikel 43.
2)) noch in späterer zeit und mit übertragener Verwendung
läszt sich die form belegen, vor allem aus Lkssing: doch was
suche ich ihre Widerlegung so weit? ihre zwei webrmänner,
Mancinellus und Dacier sind ihnen ja selbst zuwider, {vade-
meeum für Lange) 5^, 243; er wollte, so viel möglich, alle
(sinne) sättigen; und ohne einen webrmann zu nennen, kann
man behaupten, er werde auch nicht den geruch davon aus-
geschlossen haben, (rettungen des Horaz) 5^,277, ebenso 356
und öfters; näher giebt Jöcher aus seinen währmännern die
lebenszeit dieses verdienten mannes nicht an. (collectunea lo)
15^, 137. ebenso 69. vgl. auch Stieler 1237.
ß) die formen gewereman, gewerman, gewährmann.
1)) gewereman, vgl. oben 1) o).
2)) wärmann et gewärmann, vulgo guarendator, et evictor
alias auctor, evincens, Stielbr 1237; gewährmann, der den
gewähr thut, auctor, praestator, satisdator, defenfor. Albr (Köln
1797) 932'; gewährmann auctor, praestator. Kirsch cornueop.
179'; gewährmann, gewährer, oder gewehrer ist derjenige,
auf welchen sich einer seines verkauften dinges oder gutes
wegen, beziehen mag, dasz er es von ihm gekaufft habe, da
denn selbiger es ihm gewähren musz. Chomel 4, 1039; ge-
währman garant, caution. nouveau dictionnaire (Straszburg 1762)
338; gewährmann, im gemeinen leben gewährsmann . . die-
jenige person, welche für die Wahrheit, richtigkeit oder
Sicherheit einer person zu stehen verbunden ist . . im ge-
meinen leben nur wahrbürge, wäbrmann. Adelung 2, 645;
gewäbrmann, waarborg , borgsteller, zegsmann. Wehjenbach
deutsch- holländisches wb. (1803) 436'; garant, der bürge, der
gewährmunn, wie Adelung dis wort geschrieben und ausge-
sprochen wissen will, wofür aber der Sprachgebrauch ge-
währsmann eingeführt bat. Campe verdeutschungswörterbuch
(1S13) 322';
die sonne lief indesz den thierkreis auf und nieder,
und bracht in langer reib die jähr und zelten wieder,
als Brand gewähr-mann ward dasz auch ein teutsches haupt
zum dencken aufgelegt, des geistes nicht beraubt.
BODHER cliaracler der UnUschen (jedichte (neudruck, s. 7).
y) gewährsmann : die anlehnung an die mit dem genetiv ge-
bildeten composita ist
1)) schon im repertorium zum druck des Sachsenspiegels von
1561 (s. 0.) belegt, ebenso in dem vocabular zti der Dresdener
ausgäbe von 1553: gewcrsmann, der ist ein gewersmann, auff
den sich einer seines gekaufften dings oder guts ziehen mag,
das ers von im hab gekaufft, derselbe mus in denn geweren.
lib. 3 art, 4; das gleiche im glossar bei Senckbnberg corpus jur.
Germ. 2, 2, 37 ; dazu vgl. : der entzweck derselben bestehet
4897
GEWÄHRSMANN
GeWÄHRSUANIf
4898
in gebührender schndloshaltting, welclie der aiitbor «der g*>
welirsmann, von dein man nemlicb die erincirte lacb erlangt
bat, sowol In der liuupl-sach Helb>>t . . als aticb anderer bier-
untcr erlittener possirlicber kosten und schaden halber prae-
Btiren musz. thuibairitche$ lundrteht von I7M, Ihtil 4 eap. 8
il6.
2)) unttr den wörterhüeltern iit it das UvUck-tngtheht ton
1710, dat gewttr!<inann, thi warrantor, Iht voucher (7*0) lurrii
auffuhrt, ebento tgl. gewllrsman, wflrnian, waibiirge, gewehra-
munn oder wtlhrmann. Frisci .>, 41A'; gewllbrs-inann , ge-
wttlirer oder gewehrer ist derjenige, auf welchen sich einer
aeines erkannten dinges oder guts wegen beziehen mog, dait
er es von ihm gekaiilTi habe, da denn selbiger e« ihm ge-
währen muiiz. CnuHiiL l, t030; der gewilhr.<munn, k garanl.
Schwan (l'82l l, 74l^ wem dl« ge»flhr geleistet oder angelobt
ist, der httit sieb an seinen gewiibrsniann. ebenda (i8tt)
1,440'; gcwUbr^mann, a winranter, a guarantee, a voueher,
b^uKRS 044, ebenso RAii.KY-FABRKi<iRDcea 2,316. Fich 3, 178;
vgl. Hit.Pi'Rr ?, I, Iti'i*; Kbiirkin onomatitchet »b. 1080 u, ».
2) die verallgenuinerung der bedeutnng.
a) die belege für die überfahrung des reehtsausdrucki in die
spräche der litleralur reichen nicht weit über die mitte des 18.
jnhrh. surück. den ausgangspunkt dafür bildet nicht die eben
beobachtete Verwendung in eigentumsfragen, sondern die Über-
tragung tiuf das prozesjverfiihren bei beleidiiiungen : uterque,
injuria« fingcns, et iniuriaa spvrgens, iniuriarum lenetur. hinc
(iermaniirum tritum proverbium urtum ducit: wehrroann haben,
bJft nicht. DikTKER-hRiTscu contir^uatio Ihesanri pract. Besol-
diani 851 (1679). tgl. FniscH 2, 416'. hierauf beruht der allge-
ptfinere litlerarisehe gebrauch, der in den wörlerbuchangaben nur
spärlich ausdruek findet: gewilrsmann . . (/ui testis auritus est,
von dem man ein ding gehOri, den man nennen kau. FRiacii
2,416'; ebenso musi derjenige, der mich bevollniüchligt und
autlinrisirt, mich vertheidigen, oder die strafe, die mir eine
handinng zuzieht, fOr mich übernehmen, er ist mein gcwtlhrs-
mann, der mich sicher zu stellen verpflichtet ist. Eberhard
versuch einer Synonymik 1,38t |t'0.'>); ge» Uhrsmann . . der für
die Wahrheit und gewiszheil wovon einsteht. keuRKiR
onomat. wb. I0S9; ich habe darin den IMato etc. zum gewiihrs-
mann. / have Ihe aulhority of Plato ete. for it. Hilpert 2,
I, 462'.
b) nur in der allgemeineren beJeutung liegt auch der gebrauch
des plurals nahe, bei dem der tweite composiiionstheil vielfach
versagt und durcli leute ersetzt wird. Immermann gebraucht im
gleichen denkmal {Münchhausen) beide formen neben einander.
a) ich glaubte der angäbe, ohne zu untersuchen, welchem
von seinen gewährsmUnnern JOcber sie nachgeschrieben
habe. Lbssikc il, 492 {Thomas Murner); hm! dieser ge-
selle war vielleicht zu teiner zeit ein gioszer kiiufer von
Ifindereien, mit seinen hypotheken, seinen grundzinsen,
seinen kaufbriefen, seinen gcwUhrsmünnern, seinen ge-
richtlichen anflassungen. werden ihm seine gewUhrs-
münner nichts mehr von seinen erkauften gütern ge-
wahren als die Hinge und breite von ein paar konirakten?
A. W. ScHLKCKL Shakespeare (Hamlet i, 1) 3,327 (1708); alles,
was nachmals in diesem betreff von nervösen oder sunoam-
balen persunen er/ühlt worden ist, war kleinigl%eit gegen
das, was glaubwürdige gewührsmanner mir von ihm berichtet
haben. Imvermann [Münchhausen t, II) 4, 13; ich habe po-
sitive nachrichlen von genauen gewAhrsmünnern über diese
thatsnclien. Vogt vgl. stenoijraph. berichte der Frankf. national-
vers.[ll) uui'; ich muszte mir einige Zurückhaltung auferlegen,
da ich meine gewahrsmiinner . . . nicht nennen durfte.
TstirscBiB an Freytag (o. Januar 1870) 140; gute gewahrs-
manner für etwas haben, to hav4 good vouehers for a thing.
HiLPEiiT 2, 1, 462'.
ß) und alles dieses zeug, diesen wasch und klatsch, wo-
fiir man ebensowohl Praetorii Wünschelrute, Erasmi Francisci
höllischen Proteus und „den vielfOrmigen Hinzelmann" als
gewiihrsleute anführen kOunte, wird von einem nicht unzabl-
reicheo pöbel aller stände geglaubt. Imiibrmaiin (VünrA-
hausen 4,12) 4,390; wenn sie gewahrsleute noch haben
wollen, die sich $:chon längst ausgesprochen haben, dasz die
körperliche Züchtigung abzuscbaÄTen , ao nenne ich ihnen
einen tüchtigen arxt. sienogr. berichte der Frankfurter national-
9*rs. \l\) 1383*; die formen habe ich, bevor sie niederge-
schrieben sind, selbst nachgesprochen, bis meine nacbbildung
nach meiner gewthrsleute und meinem urteile voll und ganz
za blingrn war. .Suas tur (jeschicht* itr englttch-fiunsehen
spräche, rorwort 3.
c) di>- wortcerbindunge*^ m iit unttr« bitdung durch ihrt all-
gemeinere bedeutung einktugf Hri, sind nn firmig, wU mAmi
die oben angefühlten bei$fiä$ uigtn.
a) alt lubject verbindet tt tieh gern mit itm vtrhum nk-
stantivum, wobei et meist durch das fotttttivfranomen *»f eint
xweitt beleiltgte person hinweilt, andernfallt wird durÄ ein*
präposition-iteerbindung ein objeet angtiogen, inten gltmi'
Würdigkeit in frage gnltUt ist. nur ttUtn itl itr »htohtU §»-
brauch:
1)) der berr . . von Wolf soll meio gewlbramaoo
Kant 8, 56; ibr einziger gewlbrnmann ist der verfaaacr
tractata de corpore et sanguine Christi. Lcasms (trrv»-
gariun Turonentis) ||, 130; 'sie nennen es gedieht?* fragte
der general. 'da aie nicht aua erfabrung sprechen kOnneo,
ist wohl general (iourgaod ihr gewSbrsmaon. aber ieb kann
sie versichern, in diesem buch ist . . furchtbare wabrbeiL'
IlAorr (das Hld det kaisert) 2, 40; das gcrflcbt über die ruhr-
epidemie im Doherilzer barackenlager aoll, wie der gewlbr»-
roann eines hiesigen blattes sieb durch augensrhein überzeugt
hat, vielfach übertrieben sein, deutsehe teüung 24. augutt lOol.
2)) so würde Livius aelbst kein hinlänglicher gewabrsmann
für die Wahrheit dieser aninasziichen geschichte sein. Wie-
LAND {Don Sylvia ti,i) I2, 3ui; Hyde ist noch immer vor-
trefflich zu brauchen, um die gegenden und angrenzende
religion rings um den tempel der Mobeds zu aehn, ond fOr
Anquetil iat er ordentlich vorlaufer und gewBbrsroann der
Wahrheit: der letzte führt ina beiligthuro, und es ist wahrlicb
zu beklagen, dasz der blinde entbu»iasmus die<>et mannea
von Europa mit solcher kllie belohnt worden. Hbsdub ittrke
6, t. 403 {dUttle Urkunde d't minteliengeschlechtt III, 6) : Glafei
iat abermala gewahrsmann dieser anekdote. anm. bei Mosloa
volktmärehfn 8, 144 ; in den urgründen der heiligen sprach*
ctymolugisiren, war in diesem falle oicbta, als Sinnbilder
lautbar machen! die Schrift fürs äuge durch die wabrbeit
der spräche zeigen, die sieb an ibr gebildet, also ibre erste,
einige, ewige auslegerin, zeugio, der einige gewabrsmann,
war, dasz das also sei! daaz das nichts als daa bedeute!
Hbrd» werkt 6, i. 324 (iUttle urkundt dei mtnuhengeschltckst
II, 2).
3)) ich, der ich denn doch ein ganz anderer gewahrsnuna
bin als jene soeben von ihnen in bezug genoiiiinenen Pro-
fessoren, ich seiher habe ihn geprüft. Ta. Stobb (der herr
etatsrath) 6, 239.
4)) fein und geistvoll hat dagegen Hudotf Gottschail den
künstler gewürdigt. 'Baison', sagt dieser gewabrsmann,
'war der Schauspieler der gedankenvollen poesie'. H. L'iei
das stadtlhealer in Hamburg 'Oi; derselbe gewflhrsmano {itr
Hamburger reiensent der trsttn aufführung det fliegenden //o*-
Idnders) hörte die bemerkung: 'wie kann der Hollander denn
aber schon wahrend des Stücks der 'fliegende' beiaseo, da
er doch nur erst ganz zum scblusae Oiegt?" s. &67.
ß) mannigfaltiger sind iit vtrhindungin , die int mort im
casus obÜquus antiehm .'
1)) o)) der Verfasser des aufsaizes über die gefabr ä«lhe-
tischer sitten ... bat eine moralitai mit recht in zweifei ge-
zogen, welche blosz allein auf srbOobeitsgefahl gegiQndet
wird und den gcschmack allein zu ihren gewlbramano knU
ScaiLLEl 10, 416 (über den moraL nutzen dtUuL ttUtn);
aU bittet ihr alaen gewabrnana
gegen des tode« raiirroana. ROcbbst m«k, 1, S4.
6)) AthenSus giebl uns in seinen gelehrten tbcIrcJea elM
sehr deutliche beschreibung . . und fdhrt zu acioca gtwlkr»-
mann den poljhistor Apion von AlexaaMa M» itf W VM
einem einwohner ^on llhaka . . . unmillelkir |tMlt m kabn
versicherte. Wielaxd [über die iltetttn ttülitnungupitk) U,n.
c)) wir haben davon das zeugni«z des Plato, der in seinem
Fädros dem Sokrnles eine unlerrednng . . io inn mand legt,
welche er, ohne seinen gewahremaon lo B«aa«a, fikört t«
haben vorgiebC Wiburd (»btr He iUttkn mHUtttnnfUfMt)
24,06.
3)) ich bedauere, dast man dem berm abg. Bebel den
königlichen prinzen, es gibt deren aehr viele, gar nicht niher
bezeichnet hat wenn er seinen gewabramann darum viel-
leicht bitten wollte — es wSre von bisloriscbem Interesse,
den prinzen anter den aech« oder acht, die damala lebten,
niher zn beseichoen. Bttiaica reden i, 35«.
4899
GEWÄHUSQUANTÜM
GEWÄHRUNG
4900
S)) wie ich denn auch nocbmals wiederhole, dass dies
noch keinem Juristen gelungen ist. um den mitgliedern in
der öffentlichen sitzung hierüber einen beweis und ein ge-
ständnisz abzulegen, musz ich bemerken, dasz ich über
diesen wichtigen gegenständ einen hochwichtigen gewährs-
mann, einen in ganz Deutschland bekannten und berühmten
Juristen . . naciigelesen habe. Verhandlungen der 2. bad. kammer
28. april 1835 (Vogel).
GEWÄHRSQUANTUM, n.: also soll auch § 27. im fall die
Justiz, wie sichs gebühret, nicht administriret, und das ge-
wabrsquantum nebst dem uebeischusse und reservirten in-
traden jedesmal gesagter maszen nicht bezahlet, und damit
nicht richtig innen gebalten wird, dieser gewährs-administra-
tions-contract erloschen . . . sein. Scbreber abhandlung von
cammergütern und einkünften (1754) 144; oder, da die amts-
unterthanen durch krieg, pest, feuer-, wetter- und Wasser-
schaden verderbt, und zur abgäbe ihrer praestandorum un-
tüchtig gemacht würden, welchenfalls dasjenige, was auf
unterthänigstes suppliciren, nach vorher eingeholtem berichte,
an gelde oder getrcide den unterthanen erlassen worden,
gegen bescheinigung, an dem gewäbrsquanto . . . gekürzt
werden mag. s. 189.
GEWÄHKSQüELLE, f.: nun mag als gewährsquelle für
Manetho's geschichte die hermessäule so wenig bedeuten,
als — sie jetzt würklich bedeutet: denn er konnte von ihr
wahrlich kein chronologisches register ägyptischer künige
hinabschreiben, wie man meistens geglaubet. Herder werke
6, s. 411 (älteste Urkunde des menschengeschlechts II, 7).
GEWÄHRSSTREITIGKEIT, f.: es ist begreiflich, dass man
allerlei als landesübliche gewährsmängel angeben wird, wo
keine geseziiche bestimmungen die zeit und die gebrechen
angeben, über welche sich die gewährleistung erstreckt,
dieser uebelstand zeigt sich sehr deutlich in den verschie-
denen französischen provinzen, wo nach landcsübung über
gewährsstreitigkeiten abgeurtheilt wird. RvcHNEn enctjklopädie
der Pferde- und rindvieh-heilkunde (1837) 3, 26.
GEWÄHRSVERÄNDERUNG, f., vgl. die unter gewährschein
angeführte stelle aus dem banntaiding für Resehitx (1810).
GEWÄHRSZEIT «. gewährzeit.
GEWÄHRSZUSAGE, f.: wer eine fordcrung oder ein
anderes unkörperliches recht verkauft, musz dafür haften,
dasz er . . das recht wirklich hatte, wenn schon der rechts-
übertrag ohne gewährszusage geschah, bad. landrecht § 1693.
GEWÄHRT, participiales adjectiv zu gewähren (s. d.). die
mannigfaltigkeit der bedeutungen, die dort beobaclüet wurden,
kehrt auch in den verschiedenen — meist attributiven — Ver-
bindungen des parlicips wieder, nur dasz für die kreuzung der
bedeutungen hier neue ausgangspunkte vorliegen.
1) anlehnung an gewähren = Jurare .• wie ein kloster-jung-
frau, in ermanglung desz caplans eine sechswöchnerin her-
für segnen: und darbei erkennen könne, wieviel geschopte
capaunen, bannen und bahnen sie in zeit ihrer gewährten
kindlbett aufgezehrt habe? Abele künstl, unord. 3, 19.
2) anlehnung an gewähren = wahr machen, in einzelnen
Verbindungen entwickelt sich die bedeutung bewährt, erprobt, in
andern hält sich mehr diejenige von wahr, sicher, rechtmäszig,
die sich wieder vielfach mit gewähren, sicherstellen berührt,
a) nach laut der wort und der buclistaben
drauff sie gar grosse acbtung haben,
als ob sie der gewisz und gwert
das gott denselben dienst begert.
80 doch die schrift an orten vll
gebeut das rechte widerspil.
B, Waldis das })äi}slisch reich 03*.
b) wäre dat men se verwinnen mochte mit hoiren openen
brieve, of mit hoiren ghewareden bode van hoiren buis.
instruet. in dipl. Ullrai. (1322), vgl. Haltaus 708; der ist vur
mich komen in gerichte . . ein gewerd foimachtiger cleger
und procurator. ebenda 708; ich. . ein gewerdt richter des
forsten, hern Sigismundes, romischen keisers. (1435) Kino-
LiNGER Münsterische beitrage 3,583; ich Gerhart Struckelman
ein gewert richter und frigreve des hilligen romischen richs.
(1490) 3, 622; ich Heimannus Musoghe ein gewerdt richter
des allerdorlechtigesten hogebornsten fQrsten und beren.
(1535) 3, 583; vgl. gewaerde bode, genaert rechter, gewaerde
cnape. Verwijs und Verdam 2, 1850.
Cj pär-lautre red seint des hern red so gQte,
■ein wort ist rain, in warer treu gewxrt:
wi Silber fein io's irdnen ofeiis klAie
dörcbteubrct schien, auf siben prob bewiert.
üntisava psalmen, s. 14d (neudruck);
ain gewerter maister der ercznei . . nach raut eines gewerten
artzt. cod. lat. Man. 4395 s. 1S6. 191. vgl. Sciimeller 2*'', 970;
ja freilich, lieber fründ, wol kan ich euch helffen. da bab
ich gäte, gewerte pilhilen, die kummen von Arsenica. Jacob
Frey garten gesellschafl 38 Balte; ein guter, getreuer und ge-
währter hund, ist in solchem fall (ich wolle gerne sagen,
mehr werth) oder nützlicher im krieg, als ein fauler und
lausiger soldat. Simpl. t, 222 {Nürnberg 1713); vgl. gewährer
hund, sollicitus ad quosvis strepitus, acer. Serz teulsehe idio-
tismen (1797) 54*.
3) anlehnung an gewähren, vestire: ceterorum vero hominum
ibidem commorantium seu bona possidentium et tenentium,
qui gwertlüde ibidem dicuntur. auszug eines zeugenverhörs
Mainz 1338 bei Kindlinger hörigkeit 417; cedenda et danda
ab hominibus agriculturam inibi teoentibus , qui vulgariter
gewerete lüde dicuntur. ebenda 418; vort gefraget von Berende
vorg. wes rechticheit der geener si, di in den wolde tho
Dustwar gewaert sein? (1465) Speller wolde ordele und wisonge.
bei Grimm weisth. 3, 182; de maellude und gemeinen bureu bebn
ingegaen, dat se sik sollen entholden houwens bess an den
nasten erfholtinck; wert sacke, da we en boven dede, und
eicken, bocken, oft ander holt houwe, sollen de gewarden
dem holtricbter . . verfallen sin mit X sz., und ein ungeward
mit vif marken, protokolle der Letter mark, 16. jh. bei Grimm
weisth. 3, 144; gewaert (gewart) van wäre, d. i. mark of
weidegerechtigdheid hebbende, aan markegrond gerechtigd zyn.
gewaerde gront, .grond die aan bepaalde gerechtigden toebehoort.
Verwijs und Verdam middelnederlandsch woordenboek 2, 1853.
4) in enger berührung damit steht die anlehnung an gewähren,
sicher stellen: haben wir demselben Wernber von Tettingen
und allen sinen erben das halbteil versetzet und setzen iiiens
offenlich reht und redlich mit disem brief ze ainem reliten
und redlichen gewerten phaude. zs. f. gesch. d. Oberrh. 25, 296
{Mägdeburg 1347.); des gewaert sijn . . waarborgen voor iets
ontvangen hebbende. Vbrwijs und Verüam 2, 1850; gewaerde baut,
veiligheid, warborg; in gewaerde haut leggen, stellen, ebenda 1852.
5) anlehnung an gewähren = leisten, zahlen, erfüllen:
a) darum so sage ich . . . die obgenanten lantama und rat
und lantlöt gemainlich ze Appenzell und alle ire nachkomen
för den obgenannten minem gnädigen heren von Passow
und all sin nachkomen och für mich und all min erben
und nachkomen gentzlich und gar die obgenanten vier-
hundert gewerte und bezalte guldinen quitt ledig und los.
Urkunde zu Zellwegebs geschichte des Appenzellischen vulkes II,
1, 303 (1467) ; vgl. enen gewaert houden ; . . enen gewaert
laten, enen gewaert doen. Vebwus und Verdau 2, 1852.
b) und du noch gehest mit mir ins gerichte,
du zürnest nieiuem prahlerischen munde,
von nie gewahrtem glücke gab' er künde,
das, selbst gewährt, zum schweigen stets verpflichte.
Ublamd enliclmldigung ;
und wenn wir die gewährten begehren scharf in die äugen
fassen, so finden wir, dasz meist die gelüste der habenden
befriedigt worden. J. Gotthelf 4, 207 (Dursli der brannttoein-
saufer).
GEWAHRUNG, f., Verbalsubstantiv zu gewahren {s. d.): man
spricht noch immer, auch in der Seelenforschung, von ge-
wahrungen, Wahrnehmungen, Vorstellungen . . indem man
doch nur von deren erzeugnissen und den erwerbnissen,
von den gewabrnissen . . reden wollte. Radlof teutschkund-
liche forschungen (i825) 1, 9; nachdem manches über und
gegen den turnmeister Jahn verbreitete und ausgegebene
[iiich schon oft empört hatte, fiel mir unter anderm jüngst
etwas in die äugen, was diese empörung bis zum zürn
steigerte, indem es bei seiner durchblälteruiig und betrach-
tung mit verdoppelter gevvalt sich unverkennbar aufdringend,
in einer gewissen äbniichkeit mit dem groszwässerigen
übermuth des jüngeren deutschen scliriftwesens mir zu-
sammen zu fallen schien: eine gewahrung, zu welcher Un-
verschämtheit . . . wir . . gelangt sind. E. M. Abndt Schriften
an meine l. Deutschen 3, 245.
GEWÄHRUNG, f., Verbalsubstantiv zu gewähren (s. d.). von
den mannigfaltigen bedeutungen, die sielt an gewähren belegen
lieszen, sind nicht alle auf unsere form übergegangen : die Vor-
stellungen der dauer, der tüchtigkeit und lauterkeit (vgl. he-
wäbrung) sind auf spärliche ansätze an dem einfachen werung
eingeschränkt, dageiien haben die begriffe der 'veslilura' und der
^caulio' in der rechlsspracht in unserer form ein o/t verwendetes
4901
GEWÄHRUNG
GEWÄHRUNG
4902
au$druelinniM gefunden, für die m-uirt ipracht iagtge» ktmmt 1
tigtritlicii nur die aUgemtitutt b$deulung dtr kislung, *rfüliumg \
in betraeht.
I) die aukhnung an vettne iet ertt aui jüngeren reehtsquelltn
belegt, denn in den parallelen gewflbrung, evictio, praeUalto
(Alkr l'iT. Stiinbacb 911. KiiiBca i'U' u. a.) iU et fraglich, ob
die bedeulung nicht aut der anUhnnng an ccutio entwickelt
wurde, «tnt^n tickeren anhält bietet Schwaü (iHii) i, SOO': ge-
wflbrting, die gericbtlirlie gtwflbrting, l'rntrnnement. fir die
gleicht bedeulung bieten die baditciien rechttquellen tahtreiche belege :
aj daiz bei kOnfen über licgentcbaflea das eigentbiim auf
den kUufler vor erfulgler gericbllicber gewibrung nicbt Obar-
geh, mitbin in die ebe, in der die gewlbrung vorgegangen
i«t, gebore Karlsruher Wochenblatt 9on 1707 {nro. 1) vgL
au$tiig au$ der bad. geultgebung von 1781 $. t31 ; wir Carl
Krietlrich vun Kuti» gnadrn, groabenog von Baden . . haben
au4 bewegenden nriacbeo be.schio-teD, aod «erordnen anmit
Tür unsere söiumtlicben lande, daaz bei allen verauiierungen
Tun uniern dumanlnigütrrn der knufcootract, aoangeaebeo
der in mehreren landest beilrn deszralia entgegenatebeodea
Verordnungen, binTühru ohne gericbtiiche intinoatiun oad
gewttbruiiK, indem deren zweck in diesem falle auf andere
art erreicbl wird, von dem augenblick an volle kraft und
gUlligkeit haben aoll, da bei dem betreffenden provinzcollegio
ein ordern lieber kaufbrief uuigefertigt und ao den erküufer
dea berracbaftlicbi-n gulbs geliefert woiden ist, bad. ver.
«rdmtii; vom 30. aprü 1807, reg. blatl. nr. 16; jede gemeinde
bat ferner ihr grundrecbt, oder ilie befugnis, jeden Übergang
demjenigen liegenscbaftlichen eigentbumt, worauf sie die
markbeiracbaft bat, von einrr band in die andere als un-
gOllig SU bebunileln, der nicbt ihrem gericht zur gewAbrung
vorgelegt, und dadurch zum eintrag in das grundbucb, daa
ist in die erb-, kauf- und pfandregiiter reif gemacht worden
iat. badische Verordnung vom juli iH07, reg. blati a. 120; auch
wenn eine entwflbrung weder geschehen noch ionatebend ist,
kann eine gewabrieistung bei liegenscbaften alsdann gefordert
werden , wenn das ortsgericbt die gewihrung aus solchen
gründen versagt, welche nicbt eine nicbtigkeit des ganzen
i(aufs nach sich ziehen, badisches landreclit von 1809 i 1620;
dessen unerachlet niusz der kflufer einer liegenschaft aolchen
kauf nacbmals in das grundbucb eintragen lassen, auch bei
niark«ai>iigen t^ütern gewahnmg darüber nehmen, bad. land-
reclit von 1809 (> l&ss' ; die orisgericbte . . . haben für die ab-
schfltzung und gewflbrung der unterpfander, sowie bei ver-
lusseruufien derselben die gfsetzlicben . . gebflbren zu be-
ziehen, bad. Verordnung r. 3. febixiar 1831. vgl. gewabrgebflhr;
fQr die eintiagung und gewahrung eines kauf- oder tausch-
Vertrages über liegenschiiften in dem grundbucb . . sind
folgende gebühren tu entrichten, bad Verordnung vom 2&. juli
1642, reg. blatt 213; v^L auch gewfthrung .. a eonfirmation.
ESBRS tu\
b) in dieser bedeutung wird vereinsell auch der plural gebraucht :
da. wo der ratbsschreiber die eingebung eines solchen Ver-
trags verweigert, bleibt es dem gemeioderath überlassen,
demselben nach der, gemSsz j) 46 der gemeindeordnung, ihm
tustebrnden befugnisz bei solchen gewttbrungen im allge-
meinen eine jeweilige Vorprüfung der Öffentlichen bOcber
förmlich zu übertragen, baditcht Verordnung ton 18)3, die
tkeilnahme der ratksschreiber an den gewdhrgeldern betr. WEBata
6, tSü.
3) in der bedeutung eautio, bürgtehaft lässt tieh das verbal-
imbitantiv früher beobachten: gewerunge, varanda. vocaiular
von 1420 vgl. Lkxer l, 9&9: vgl. auch geweringe. Vaawua und
VlRDiH 2,1897; I. werung bei Üikfbmbacb 633*; novum glou.i»''.
a) gewUhrung, gewuhrschaft, tincerasione, guareniigia, gua-
raniia. Castelli (i:oo) 139'; gewahrung, . . . eautw. kiasca
179'; Kewührung, veriekering, belooving, waartckap. WsioiNaACB
deutsch-holl. üb. (i8oa) 436'.
b) biid. lundesverordnung über die wehrm&ngel and deren
Wandel oder gewiihrung. I8u« vgL Webreb Sammlung 1, 743;
fehlen der sache ausdrücklich vorbedungene eigenschaften,
so ist der empfänger auf die gewabrung derselben anzutragen
berechtigt, preussisches landrechl 1. th. b. liUl § 325 (I83l),
ebenso $ 331 ; dasz nach den 12 tafeln der verkaufer lediglicli
lur gewabrung seiner ausdrücklichen zu-^agen verpOi. biet
war. ilasz die praxis dasz auf beirüglicbe Verheimlichung
von fehlem ausdehnte. Dollmanh blAUtr /Ar ttchUanweHiung
11 (t8i«), 174.
IV.
ai enck tot vorhin bekaoni, wta svriacheo weiland ar. kAnlgi.
majettat und uns, w«gM fcwihning dero arbfolge vorhin
gehandelt and vereinbaret wdr^M. der kurfurU v«w KUm es
seinen gesandten ta Win, A»l0<«e äMStskritfe 1, 33«: «nslU*
bare erfabrongen leisleo dies« gewihnioc. Kart I, IM.
a) die bedeutung te« «Mslnflf, erfUUnf. deuläek Itfisf aUk
Mer dte grenu geaeu w«raag, wihnisg stehen, 44$ auf äk
bedeutung *fhksn§ uwd —f mmift Urmu nlrnrnktht aaarfar-
bedeulmngem ti»§ütkr4»ät M (ffft wtraafi M Lou S, TU.
ScBBKLLCR 3*. tTT), mäknti U$ i%»ten tßwMkmua iarikna
an den aUgemeinslen begriff vom 'MUumg, «r/lBnaf' nkmtpfL
nur im miUelniederdeutsekeu ist iit fetrm mit $» mkA f^ 4te
erst angesogenen Verwendungen belegt: 30 »choc groiaeo ala
tu Halle ein geweringe ia. Halt, sek^ppenk. mT In Scuiixtt-
LCaBBü 3, in.
a) gewebrang, peülionis coneessio, impolroä» (4er herr (••
wehre dich aller deiner bitte pa. 30, •). Haiinca l, ISM:
gewebrung. Scbottbl 388'; gewabrung, exautemtmt, oetem-
plissement. nourrau dictionnaire atlemand-firanfois (1703) SM;
ebenso HoNOBAU-BuxTaorr 353'; ebenso Scbwar IltH) I.OM
(l'exaueemenl de ce qu'on a demand^); gewahruog, beinUtginf,
terwekking. Weibi!>BACB 43«'; gewibrong, tka MMapUsMif,
fiitfilling, granttng thai whieh 090 kis iemanäai, er pääitmti
for. KaKBs 044'; ähnlich Kica 3,179. BAiiBT-FAHiaBaOcui
2, S3ts'. HarBBT 3, I, 402' (vgL auch unter c).
I) diesa aUgewseine begriffsbestimmung, dte sieh fast alten f«-
brauchsformem des Wortes tu gründe legen Usit, erhUt doch im
Wechsel des tutammenhanget ein reckt versekiadeuarltges ftprdge.
a) der relative gebrauek,
1)) die erfüUung einer bitte, ettsea vwMcAas Hc; er ImI
die gewabrung seiner bitte erhalteo, on M a aterndi ta d»-
mande. Scbwar (isii) 1,441*; die gewabrung eines wanaebee,
IA< accomylishement of a detire ... die gewabranf seine*
Wunsches, Ihe grant of kis requesL Hilpbst 3, 1, 402*.
u)) ich danke euch der gewerung {des begekrtits). Aiwum
ftof/. 7; o Hom, ich versprech' es dir, wenn die Verbesserung
erfolgen kan, so sollst du eine vollkoromne gewabrung
deiner bitte von der band dea Brutus empfangen. Wibukd
Shakespeare 4, 4S {JuUus Cäsar 3, 1); wer etwaa von ihr wollte,
der muszte mir nur recht flattieren; dann konnte er der
gewabrung seiner bitte sicher sein. J. Gottbelp l, I3
(bauernsjiiegel) ; er schien aber die gewabrung aeiner bitte
au selbstverständlich zu linden, und ihre gute war so er-
probt, dasz er, ohne eine directe antwort abzuwarten, seioM
hut ergriff und aus der thür alürmte. P. Htvai (Jnäitk
5<«rii)e, 08; dieser grund ist es, Melcber mir die gewahrung
ihres wunscbes nicbt leicht macht. G. FtiiTA« toU und
haben (ges. werke) 4, S62.
b)) wenn . . daa mit viel beachwerden oa4 koaten er-
lichtete schauspielhaua eine bedeutende, alle rflcksicbt ver-
dienende Unternehmung war, so können wir einer gnädig-
sten gewahrung unseres gegründeten gesucbes wohl mit
boffnung entgegensehen. Götbk an Rotke {tept. 1800) 19, 4M;
das bjpothekenamt iat . . verbunden, von jenem gesocb«,
wenn ea ficht ala ^ani onslattbaft zu verwerlen ist, deoeoa
gewabrung also noch andere vorlagen oder vemehmangM
fodert, die geeignete Vormerkung im bypolbekrnbacbe ta
machen. Verhandlungen der swrVen kamwter der ständevet-
sammlung in Bayern 1, 140; Mathy richtete «ufort daa büreau
her und wurde auf der stelle mit zahllosen ge«ucbeo um
anstellung geplagt, in denen grosze eigenacbaflen seines
geistes und heizens gerühmt wurden, welche den bitlstellrro
gewahrung ihrer gesuclie veibOrgiea. G. FatvTAC (fari
.Va(/iyi 3>, 2«>; die gewabrung ibrM |H«Bhli von S. i. n.
um enlbebung von der Stellung ala pteidaal aeioe« elaet»-
ministeiiums will icb ihnen ... nicht lloger voreMhdtat.
cabinetsordre kSnig Wilkeiwu an Roots. & aar. tm.
c)) datier dieser aufstand, der durch gewahmng OOOTW
gerechten forderungen augenbliklicb wieder geetillet werd«a
kan WiBUR» Shakespeare i, im (flnancA IV. 3,4,8): er
{der siehtisehe BliRular) drang in den kOmg (C«if*« Aiatfif
sich aber die bedioguogen ta erklären, anter welchen er
Sachsen zu hülfe kommen wolle, und verbürgt« sich \m
voraua für die gewahning derselben. Scaaua 8. 188 (fsadk.
d. iO)4hr. kriei^ 3i.
3)1 di« vortteUtng einer leiitmng seitens de» «slyMts iaa
vtrb<thubslantivt : wäre der jager nicht so achOn gewesen,
wae flu weiUiaftige noliv« hiU« kh ersianea and «rBpiooen
4903
GEWÄHRUNG
GEWÄHRUNGSFALL— GEWÄHRVERLEIHÜNG 4904
mOssen, um den bofschulzen snr gewahrung des quartiers
an ihn willig zu inacheu. Imhbrhanii (Munehhaustn i, 4)
1, 164.
a)) durch die gewährnng der auszerordentlichen mittel
für die bedOrfnisse des heeres und der Hotte haben sie in
anerkennung dessen, was die poHtik meiner regierung, ge-
stützt auf die erprobte scblagfertigkeit und tapferkeit meines
becres, bisher geleistet hat, den entschlusz kundgegeben,
das errungene zu wahren, preuszische thronrede am Schlüsse
des landlages, 9. febr. 1867; der zwischen dem groszherzog-
tbiim Baden und dem norddeutschen bund abgeschlossene
vertrag wegen wechselseitiger gewährung der rechtshülfe.
bad. Verordnung v. 1870, s. bad. gesetzblalt s. 635; der minister
(hatte) schon am II. September 1851 den bundestagsgesandten
herrn von ßismarck beaufttagt, die unterhiindlung mit dem
damals in Wiesbaden lebenden herzog von Augustenburg zu
beginnen, auf gewährung einer ansehnlichen geldentschädi-
gung durch die dänische regierung, wenn der herzog für
sich und seine familie . . . allen eigenen ansprüchen auf
die herzügthiimer enisnge. Sybel begründung 3, 69; ge*
wäbrung von frachlenkredit und befreiung von frankatur-
zwang, vgl. bekanntmachung der Oest. Staatsbahn sepl. 1899;
ich habe im Kissinger lande deutsche und scbulgebildele
bauern gefunden, die fest daran glaubten, dasz der am
Sterbebette im sündigen fleische siebende priester den
sterbenden durch verweiger'ing oder gewäbrung der absolu-
lion direkt in die hölle oder den himmel schicken könne.
BisuARCK gedanken und erinnerungen 2, 136; den ahteilungen
der deuiscben kolcnialgesellschaft wird empfohlen . . durch
resolutionen der entrüstung über die geschehene Verletzung
der deutschen ehre, sowie dem verlangen nach gewäbrung
voller genugtbuung ausdruck zu gehen, kundgtbung der
deutschen kolonialgesellschafl, januar 1900.
b)) es macht der hochgesinnten bürgerscbaft von Kolberg
alle ehre, dasz sie nach dem Tilsiter frieden vom künige
keine andere gunstgewährung erbat, als: alljährlich den tag
(2. juli) als kirchliches fest begehen zu dürfen, wo die be-
lagerer, schon vom Waffenstillstände unterrichtet, ihren
meuchelsturm verfehlten. F. L. Jabn 2,1,461; wie er die
geliebte bittet, sein Abel nicht zu gering anzuschlagen, da
es den tod mit sich bringen könne, sondern aufmerksam
zu prQieo, ob sie nicht durch gewährung ihrer süszen und
reinen huld das schlimmste von ihm abwenden und ihn zum
heile bringen möge. G. Keller {Züricher novelltn, Hadlaub)
6,66; ja, er gieng in seiner rückhaltlosen Offenheit so weit,
ihr auseinander zu setzen, wie sie ihm durch erwiderung
und gewährung ihrer band eine ungleich gröszere hülfe er-
weisen und ihn veranlassen würde, ein etwas unstätet und
planloses leben endlich zusammenzuraffen. 6, 198.
3)) die Vorstellung einer erlaubnisz, xulassung, duldung: sie
(die Schauspielerin) hätte durch ein einziges freimQthiges wort
gegen eine mütterlich liebevolle frau die gewährung ihres
abgangs erhalten. F. L. W. Meyer F. L. Schröder 2, 106 ; wenn
der art. 60 der Verfassung den kammern das recht beilegt,
die gegenwart der minister zu verlangen, so ist das correlat
der daraus sich ergebenden Verpflichtung der minister deren
anspruch auf gewäbrung des ihnen zustehenden rechtes, zu
jeder zeit gehört zu werden. Bisnarck reden 2, 176; wer
gewohnheitsmäszig oder aus eigennutz durch seine ver-
mittelung oder durch gewäbrung oder Verschaffung von ge-
legenheit der unzuchl Vorschub leistet, wird wegen kuppelei
mit gefängnisz bestraft, reichsstrafgesetzbuch § ISO.
ß) der absolute gebrauch.
1)) anknüpfung an bitten, wünsche, forderungen, dte im zu-
tammenhange angedeutet sind:
a)) so schüpfTen wir ausz solcher deiner gegebenen gnaden,
ein keckheit dich zu bitten und ein starks vertrauen deiner
gewerung. Hartmüth von Cronberg 68 neudruck; darauf
ersuchte er {Destouches) mich nachstehende untertbänigste
bitten ew. durchlaucht zu gnädigster gewährung vorzu-
tragen. Göthe briefe 21, 145 (an herzog Carl August, 30. no-
vember 1809);
wir können glauben, lieben, hofTen,
wir haben frieden, haben ruh,
für jede bitte die gewäbrung,
in dem erwählten guten teil
steht unser ganzes Seelenheil.
Sputa psalter und harfe 45 Rfctam;
königin,
du siehst erstaunt mich und darOber sinnen,
was dich bewog. zu allso l'rOher stunde
mich aufzusuchen, wicht'ges musz es sein.
drum künd' es schnell, damit, ist es ein wünsch,
ich die gewäbrung ihm entgegen bringe.
F. von Saar lleiiuicn IV, I, 2, 3,49;
ich spielte und scherzte in Haimbach mit gewissen wünschen
und Verhältnissen, und der himmel strafte mich mit einer
verkehrten gewährung. Stifter Studien l, 35; ich sehe da-
durch die angenehmsten hoffnungen erfüllt, mit denen sich
mein herz oft ohne aussieht einer glücklichen gewäbrung
beschäftigte. Göthe lO, 65 (Clavigo 2).
h)) also beteten sie. und Jupiter winkte gewährung.
i. H. Vosz {t'i(il>-iiiuri UHU liaucis) 2,111 llempel;
wenn der damalige redacteur der grenzbuten mit Schlauheit die
günstige stunde abzupassen wuszte, wo Math; bei einem abend-
trunk kluge und neue ansiebten zum besten gab, und wenn
er darauf leise bittend seiner Zeitschrift gedachte, dann sah
Mathy so humoristisch und wohlwollend aus, wie Odysseus,
den ein junger Achaier durch künstliche rede zu überlisten
strebt, er winkte leise gewährung. G. Frkytac 22, 391;
rede, was du verlangst; mein herz gebeut mir gewährung.
Voss Ilias 14, 190 (TsAe'ffa* Se /ne x)'Vfi,6s ävtoysv),
vgl gewährbar sp. 4808; was sie von mir verlangen, ist so
wenig, dasz sie der gewährung unbedingt sicher sein konnten.
Hbbubl brtf/V 1, 408 (1847 an Robert Schumann);
auslieferung des mörders fordern wir;
nicht, ihn zu tödten, nur zu sichrer haft.
wird nicht gewährung uns zu dieser stunde,
so «türmen wir das schlosz.
Gbillparzkr 4, 251 (ein treuer diener 4, 1);
es ist in der ganzen weit üblich, dasz man erst fordert,
und wenn man nicht Ursache hat, an dem redlichen willen
in bezug auf erfüllung und gewäbrung zu zweifeln, dasz
man erst sieht, in wie weit der forderung, in so fern sie
eine rechtliche ist, genügt werde, stenogr. berichte der Frank-
furter nationalversammlung (I) 105*.
2)) lockerung der beziehungen auf ein object:
«)) dem adel deiner mienen, deiner werte,
holdseliger Jüngling, kunn ich glauben nicht,
gewäbrung nicht versagen.
Schiller 13,376 (Turandot)',
er (Strozzi) redete unüberzeugt und leer, während er nur
ein begehr hatte, der vor ihm stehenden Lucrezia irgend
eine gewährung, einen lohn abzulocken oder abzuzwingen.
C. F. Meyer Angela Borgia 173;
horch, da braust es durch die lüfte,
horch, da saust's im üchtenhain,
um des ufer.« felsgeklüfie
strömt wie blut des abends schein,
riesenhoch mit schaumgetriefe
schwillt der woge kämm empor
und ein donner aus der tiefe
ruft gewäbrung an ihr ohr.
Gbibbl (i\ausika(i) spätherbslblätler 8;
nicht in der freude glanzverklärung,
im wonnevollen blütensaum,
im zauberlächeln der gewäbrung
im sonnenlichten liebestraum,
am liebsten mag ich euch erschauen.
Strachwitz gedickte 78.
()) er traute jedem, die meisten ihm, Maria's liebe war
sein einziges gebeimnisz, weil stand und einkommen bei der
strengen kalten gemütbsart ihres vaters, ihn binderten, da-
mals bei ihrer ersten bekanntschafi öffentlich als werher
aufzutreten, nachdem er von ihr jede gewährung erhalten
hatte, wie freie rücksichtslose liebe sie gibt. Achim von
Arnim Hollins licbesleben 89 neudruck; wenn der nachfolger
Friedrich Wilhelm's III. durch freien königlichen entschlusz,
wie bisher noch alle die groszen Wendungen unserer ge-
schicbte sich entschieden hatten, durch eine rechtzeitige
weise gewäbrung seine heimischen Verfassungshändel schlich-
tete, . . . dann durfte er wagen die fridericianischen gedunken
in einem groszen und freien sinne wieder aufzunelimen.
Treitscbrb d. gesch. 5, 6.
GEWÄHRU^GSFALL, m.: tau seh- vertrage, worinn die
tauschgegenstände an einen bestimmten werlh für ge-
währungsfälle (taxatio evietionis causa) angeschlagen sind.
badische Verordnung von 1808, regierungsblatt s. 136.
GEWÄHRVEULEIHUNG, f.: so ist auch der kaufer schuldig
alsziiald sambt dem verkaufer oder genuegsamber aufsandung
von ihine sich zum grundbuech zu steilen umb die gwöhr-
4905 GEWAHR WEHDUNG — GEWÄHRZEIT
GEWAHRZETTEL — GEWÄLDE 4906
verleiliung zu begehren. i$t*r. »eitth. 7, 42& {banntaiJin§ ton
Velm und GuUnhof ITU).
GEWAHItWEKDUNG, f.: hierauf begab inicb, iooder ihrer
gewnbrwerdung int dorf. Hknartis «erlitbU wtU i, h%.
GbWAHItVVOI.F, m., r^i. uerwoif, wSrwoK: daher auch et-
liche für webrwoir, fubrwolff, wahrwolff und geMarwolCf
tagen, vermeinend ei liommen von gefahr oder gewar, da*
ist vun sorgen und hüten. PrXtokiü.^ bloelsbtrg 49i (1668).
GKVVAHMZAUN, m. hierher gehört wohl äai in emtr vor-
lehnfl über rodungen belegte wort gevverzauo, in wrlchen der
tttle tompositioiiBlheil anscheinend auf gevibr ^m be$itnitel turüek
weist: wer reuter ichlachn will, der loll es nit mit frlfl
thueo, auch kainen nsclipern oit zu nachent bei hegen und
leuD, auch in kaim schon wnidholz; er soll die auch mit
zeun wol versechrn, daz gewCrzpun haisien, als sich zu
reutern gepurt. {land- oder ehehafllaidmg in d. Raurii IM6
u. 1024) österr. treislh. I, 232. vgL gewUbrhaus sp. 4H&0.
GEWAniiZEiCIiKN, n.: das ist ein gewarzeichen, Ja« sie
bOse fanlaBlen in inen hon. Gbilbb vom KrisKtssKac hrö-
samlein I, \1*.
GEVVAHHZEIT.GEWAHRSZEIT, f.in den älteren Verwendungen
fiitnmt das comfosilum nur auf die in der brriimannsspraeht
entwickelt* bedeutung von gewfihr (vgl. gewUhrxcbrin) betug.
in jünqtren vfrwendungen kommt der erstert compontiomthtü
mit einem gröszeren umfang seiner bedeutung tur gtUung, nicht
gani parallel mit dieser abgreniung l>tuft in der Schreibung die
gremlini* swischen gew.ihrszeit und gewahrzeit. die erste
form ist für die allgemeinere bedeutung nur spirlich belegt, die
swfite dringt erst unter dem einßuss Adrlomcs auch m den
tonder gebrauch der bergmannsfprache über.
t) geHäbrszeit, ixt auf bergwercken, wenn einer dem
andern gewisse bergibeile flberlüst und darauf den gewühr-
groschen nimmt, da dann der verk&ufTer gebalten ist, dem
kfluffer binnen vier wocben die gewähr im gegenbucbe zu
thun; der kSuffer auch in dessen unterbleibung die gewUhr
in der zeit zu fordern berechtigt ist. Choiiel 4, 1039; die
gewUhrzeit, plur. inus. im bergbaue, dia rechtlich bestimmte
zeit, innerhalb welcher sieb jemand in die gewahr, d. i. in
den besitz eines erkauften bergtheiles setzen lassen musz.
A0EI.D.NC 3, 646; ähnlich Wcidenbacb deutsch-holldnd. wb. (1803)
436'; gewährs^eit {in mining) a fixed term, during which the
purchaser of a part of • mint may take possession of it.
iliLPtar 2, I, 462'.
2) gewahrzeit, inner welcher einer in besitz zn setzen,
die gewehr zu fordern, oder zu thun, tempus possidendi aul
potsessionem oceupandi. Frisch. 2, 416'; hauptviehmangel sind
solche gebrechen, die, entweder um ihrer bescbaffenbeit und
Wirkung willen, oder wegen einer ausdrücklichen abrede
zwischen kauler und verküufer, falls sie wahrend einer be-
stimmten gewShrzeit an dem verkauften vieh sich Süssem,
und binnen der n.imlicben zeit eingeklagt werden, den
kaufer zur auflüsung des kaufs berechtigen, badtsche landes-
verordnung über die viehmdnqel von 1806, vgl Wbhrbr lamai-
iun<; 1, 748; dasz eine solche Öffnung und das darauf ge-
gründete parere noch wahrend des laufs der gewahrzeit er-
stattet werde, ist nicht erforderlich, auch nicht, dasz der
tod des thiers noch wahrend dem lauf jener zeit erfolgt
sei. t, 74'.i; gewaiir/eit, a period in which one, who has sola
any thing, Stands answerablt for cerlain fault*. Fici 2, 178;
der Verkäufer ist also dem kiufer zur gewührleistuog fOr
diese fehler (gewabrsmangel) ge^etzlic h verpOichtel, wenn
gleich beim abschluss des kaufconlractes hierüber nichts
verabredet ist. die zeit, w.ihrend welcher diese Ver-
pflichtung des Verkäufers besteht , beisst die gewahrs-
oder waotilungs/.eit. eneycL wb. d. medirinisrhen wisunschaflen
(l!»3(!) 14.631; macht sich aber ein als gewihrsmangel quali-
lizirter fehler erst nach abiuuf der gewahrszeit kund , so
kann auch von aufbeliimg des handeis keine rede mehr
sein, lind es ist dannzumal die ge»Uhrskl8ge nicht mehr
zuliissig. Rtchnrr encyklopädie der pferdt- und rindvieh-
hnlkiinde (1837) s, 22; gewlihrfnst oder gewiihrzeit heiszt
der Zeitraum, wahrend des-en der er»erLer der sache be-
rechtigt ist, die gewahrklage iconirat tskhige auf srbaden-
ersatz oder bei küufen die wandelkluge auf aiirbetiung des
geschüfts oiier die minderungsklage auf berai'Seizung des
kaulpreises) gegen den veriiuszerer aoiustrenjjen. Thibu
landw. konv. lex 4. 418*; die gewahrzeit o<ler gewuhrfrist ist
somit jener Zeitraum, innerhalb dessen der Verkäufer eines
tbiert« dem kaufer fOr da* frtiaeio vea «iom gevrisaen
fehler oder für das vorhanden*ein gewi*ter eigenechaflea
des tbieres tu haften hat ood man uotertcbeidet eine ge-
setzliche gewihrteit, i. b. diejenige, welche in einen be-
sonderen ge«etze Ober die gewahr geietzl cb fastgeatellt iai,
und die bedungene gewilhrzcit, weUbe durch be^ondtren
vertrag fe»»ge*etzt wurde. 4,418*.
GEWAHHZETTEL, «.; gewar^eddel, |a der preoesiscbe«
karomerordnung an* 1641 eine quiltung, so dar kuchen-
mciater dem flechmeister de* Churiscben bafs gegebeo, wa«
er für lisch geliefert. Faisci 2, 416*.
GEWAIDE, I. geweide, rgU eingeiveid« UuU t, iß. tm.
GEWAini.lCH, I. geweidlich.
GEWAINüEIT. niederdeutsche neifn/brMx« gewöhn heit(f i,)t
gewainheit, tägliche kleidung. 'auch ist gereii , so waz sie
{die meitterin des Uosttrs) gelaszen liait van gareider habe
daz sail halp dez conventis sin und halp der . . jonlfrauwen
. . iclicber ir lebedage und nit langer n*zgenoroe:i der jaof-
franwen gewainbeit.' urk. des klotters Beseliek #•■ 14M.
AanoLDt beitrage tu den deutschen glotsaritn (I7W) M.
GEWAIT, niederdeutsch* nebenform t* gewat (1. i.), SfL
gewsnd: si vielen auch in des bischofs hof ind braecben alle
slos op Ind namen sin goit, sin silveren vas, sin cleinoid
ind gewait. Koeüioffsehe ckronik, d. sUdtechrontken IS, 491.
GEWALBLOCHT, participials adject«: daromb haben die
alten das nachtessen allein für ein recht mal geballeo..
was auch der trosz anderer vieler ungehofelter, onerbealelter
und schüpiger artzet in der Sophisten Werkstatt abgerollet
und gewalbiochet im gegentbeil halten und rhstee. Fi«riiiRr
Gari)antua 290 neudruek. andere rerbalformen sehetnen ns dustm
partiap nicht belegt, et ist wahrscJiemüeh unmiUeibar von wal-
bloch, wahlpinch, walzbloch abjeleiUt, vgL waizbloch, walsc,
vohulus. Frisci 2, 420*.
GEWÄLÜE, «., eoiUctitbildung s« wald (1. <.).
1) die ältesten beleg* reichen in dir anfinge der mtittelMoek-
deutschen penode turüek, vgl. mhd. vft. 3, 472'. das »ort er-
scheint vereinzelt in der dichtung, häufiger in recJitsaufieick-
nungen^ vgL LEXr.n 1, 982; dort wird auch dem tammelbegriff
an unserer bildung viel länger rechnung getragen, insofern dM
gesnmmtheit des «aldes, dte der gemeinde oder einem herrtn
gehört, damit susammengefasst oder angesogen wird, ro da-
gegen am besitUum des einulnen die räumlich* tersplUterung
geltung gewinnt, weicht der collectivcharakter der sndirtJuaU-
sierung, hier tritt tuerst der plurcU'jebrauch a» unserm morU
ein {vgl die Katienelenbogensche bergordnung von 1U9 ni b, a),
der in der dichtung an der absehwäehung de* coUecttvbegriffet wvd
früher nahrung findet.
a\ die früheste spur bietet eine stelle, dte da* Awolted mt
der kaiserchtonik gemein hat:
dsa geflehie deri CicISpin
was (lannocl) in Sicllieo,
al>ö tiö sd tanpoiirne.
an i'eBt einde hauen sie ein oaire.
Dü havli *i cot v»a un« vlnribio hinaln
In dai geweide hiaebair India.
Aniiotiiii 372 Hntiigcr, njl. *'im«j ofcroMi M9 SekrMert
we ein rliter quam itevaran
io der aelven tiebaren.
a\* bei rillen would* verholta
mit wapenen (warii al« liol«a...
awart wa> dat ro*. da hei up sas,
Ind quam einen tundeiiinppn pa*
da gereden durch da gewatd«.
narimeiMrt ST1, M KßlUr,
b) der Sprache des tJglichen Mens tteht* die r»c*(Ma/Mdk-
nungen näher, hier werden auch mundarUsek* atteu^wstm
daigeboten, so im gewSlds, bei dem et ntekt »atwemisf mlf rnsf
die qenetuform surüeksugreifen. trtU der — Mnfeaa MaM
erkltfrbaren — Schreibung wird besser an da* bet eoUeetsr-
biUungen viel belegte sufßx exe tu dmken an«, »vi. frthierz
i;>. 43HI; vgl N\ii.iAi«a dmttcke grammahk t f t74, 4. «M*
der pluralgebraueh ist kter gel^g ntÜik beiegL
at und bat uns djr 10 verluben den b«rg den man nennet
den liehart und dai geweide daz dur zu grhuret. und
anders allez daz zu dem vorgenanten biise zu dem ber^re
und zu dem geweide Ige hur narom^erll webiirel. urkmssde
aus 13)9 nach dem gleschitsti<jen mtiog in das e-pt.lnek
Rupieeht* i-on der Pf<ilt Karltruher tvpiulhuds «r. 467 iwnw
nr. 799): item wo auch ein man bioornt dem kirspel
sesjie, der Lein lebenman wera und dem lebrnbern seine
gerechtigkelt oit ended« ala der leLnoun mit erdageo,
SOS*
4907
GEWÄLDE
GEWALDE
4908
scbnitdagen, kornfuere, der sal des nit gebrauchen in dem
gewelde mit einigen stucken, id sei mit bawe, eciceren oder
andern saichen, iie thue das mit willen des lelinsiierrn im
afzuwilligen. Gbimm wetslhümer l, 640 (wdsthum zu Kirburg
uei); item, in gemein geredt, so sol sicli niemnnds des
bogen geweldis gebruchen, he doe des dan mit des lehnhern
willen. 641; do auch der benant pfuitzgraffe wol bestünde
und durch recht \ii lands, gegent, heriichkeit und anders
behalten hatte, als die versiegelten spruchbucher davon
sagen, sunderiich die almentgevvelde nber Allerheiligenbergk,
in den Odenwalt ziehen und vil andere nutzung. M. v.
Kehnat Chronik Friedrichs L, quellen zur bair. urtd deutschen
gesch. 2, 26; wir wollen auch den ge werken das bau-
und röstholz aus unsern gewälden am nechsten gelegen
gnüdiglich und notdürftiglich vergönnen und mitteilen. Nassau-
Katze ndenbogensche bergordnung von 1559 bei Nahm er landrechte
des Ober- und Mitlelrhcins \, 3-26; zu einem rechten unterpfandt
ingesetzt undt verschrieben vorgesagter statt Neuenstadt
eigenlhümblich gewählt undt weydigang sambt aller dero
zugehörung undt gerechligkeiten Verpfändungsurkunde von
Neustadt a. d. Hardt v. 26. juni 1583; holz ausz der st.jtt
gewäldt. hrief des pfulzgrafen Johann Casimir an die Stadt
7. märs 1587, allmend und gewäld in Neustädter Verpfändungs-
urkunden vom 24. august 1622 «. 25. januar 1623, Dimensteiner
gewäldt 1. februar 1600 u. o. ; und hält der schultheiss den
neuen ankommenden förstern für, das sie um einander,
wo nicht alle tage, doch sehr offt bin und wieder in
des kirchspiels gewäld und marck herumgehen. Grimm toets-
thümer 1, 6ü7 (Winden und Wiinähr 1658); drittens ebener-
massen gehen die förster oder schützen des waldes auch
bei sammen, und bringen auch ihre feldrügen, so sie des
jahrg durch angetroffen haben, bei einander ... als nem-
lichen, so sie iemand angetroffen, der im gewälds alte oder
junge, sonderlich eichenbäume ohne erlaubniss . . . abgehauen.
1, 6U5; es werden auch gerüget von den förstern pferde, esel,
ochsen, kühe und rindviehe, geissen, schaafe, Schweine, so
im gewälds in den wald, wiessen, hecken ... in schaden
gefunden worden, ebenda; in dem Oeidesheimer gewäldt ist
der ort St. Lambrecht mit seinem vieh zum weidgang ohne
unterschied berechtsamt, hinge^'en die gemeinde obiigirt,
jährlich alldahin auf den pfingstdienstag einen wohlgehOrnten
bock . . zu liefern, kurßrstl. pfälzischer befehl an das oberamt
Neustadt 16S5.
ß) eine eigentümliche herührung findet hier tteischen gewäld
und dem lautlich so nahestehenden gewalt statt, dessen oblique
casus in der form gewelde nicht immer davon zu trennen sind,
rechtliche ansprüehe auf waldausnutzumi werden geradezu gewelde
genannt: item duno unam potestatem ibidem in communi
Silva que valgariter gewelde dicitur. Urkunde von 1253 bei La-
COMBLET urkundenbuch z. gesch. d. Niederrheins 2, 39S; vgl. ge-
waldrecht; nos H. comes de Kessele notum facimus universis
presentes litteras visuris quod nos jus nostrum quod quidem
Tulgariter hulzgrafschaf dicitur quod habuiraus hactenus et
habemus in silva sita juxta Honstaden que gemeinde dicitur.
damus transfcrimus et simpliciter donumus reverendo patri
ac domino nostro domno Engilberto . . . illis juribus nostris
et nostrorum hominum que gewelde nuncupantur duntaxat
exceptis. Günther codex dipl. rhenomosellanus 2, 373, Urkunde
V. jähre 1271.
c) die litteratur des 16. und 17. Jahrhunderts macht regen
gebrauch von unserer wortform, doch tritt hier das collective
moment sichtlich zurück, die abgrenzung gegen das einfache wort
wird verwischt, die entwicklung geht mehr den weg, der durch
das beispiel aus dem Karlmeinet angedeutet war:
a) wie die vier gebrüder in das geweld Ardenien, itzund
sanct Harpprechts geweld genant kamen. Aimon (Simmern
1535) bog. d; von dem grossen gewelde Ardenien. ebenda;
vor dem gewäld zwischen Nlderborn und Merlzweyler. Bock
kräuterbuch 33.
ß) vom jegermeister an der Ecken, dieser ist bei etwa
vier meilen von Cassel ein forster oder waidknecht und hat
beneben anderen gewelden in seinem bezirck auch eins die
Eck genannt, welches er dergestalt verwuret, dasz die nechst-
wonenden vom adel keins wegs daran zu jagen sich under-
stehen. Kirchhof wendunmuth l, 179 öslerley.
y) als auff dem reichstag zu Wormbs unter keiser Muxi-
miliano der churfiirst in Sachsen sich seiner silberbergwerck,
Chur-Pfaltz sich seines köstlichen weinwacbses, der hertzog
in Beyern sich seiner srhi'men statt geröhmet, hat hertzog
Eberhard sich dessen geröhmet: das sei sein bestes kleinod,
dasz er keinen unterthanen habe, in dessen schosz er nicht
sicher, und allein im wildesten gewAlde schlaffen wolle.
ZiNKGRÄF apophtliegmata (1653) 1, 116; eines abends aber, als
ich in einem thal längs hinauff spatzieren gnnge . . . kan
nicht sagen durch was sonder Zweifel guten antrieb, ich
irizeit einer vierthel stund so weit in das gewälde kam, dasz
ich nicht wuszte wo hinausz, wo für sich oder hindersich
zu kommen. Moscherosoh Philander (i65o) 1,341;
mit arbaitsamer noth, und mit gar virl bemühen,
sie mit einander l'oit durch ein gewgide ziehen.
DiKTR. v. D. Wkiidbr /fiio.sf 7, 8, 2;
ebenso im GullfrieU von Bonilloii l.i, 41
tttirf im lloliind, vql. Scuottkl 634'.
J) in der neueren spräche ist das fortleben des wortes auf
einzeln* stilformen eingeengt, auf den mundartlichen gebrauch
und auf die poetische spräche.
a) die Wörterbücher nehmen deszhalb nur wenig kenntnis
davon: wälde und gewälde, condensa. Stieleb 2417; gewälde,
wald, bosch, bosschagie, woud. Kra' er 2, 13'.'; gewälde, bois,
forets. nouveau dictionnaire allemand. franc. (Straszburg nöi) 338;
das gewäld, die waldvng {Schwangau). Schmeller 2=*, 897. es ist
vor allem die annäherung an gewalt, die am mundartlichen
gebrauch zu tage trilt, vql. geweidig man . . dieser hat holz-
berechtigung. Kehrein Sammlung alt- und mitteldeutscher Wörter
3l'; so kam Adelung darauf, für alle entsprechenden formen die
erklärung aus gewalt zu nehmen: gewalt ... figürlich, der distiict,
wo man zu gebietlien hat, in welchem verstände es doch nur in
einigen gegenden Westphulens voi kommt, wo es die grenzen der
burgfreiheit oder den zu einem schlösse gehöriien freien adelinen
grund und boden bedeutet, es lautet alsdann gewüld, walde,
welle, und im plural gewälder, wälde, wälder, wellen, welches
wort einige unrichtig von wald abgeleitet haben. AdeldkG 2,647.
auch bei neueren sprachkennern ist die fühlung mit unserer form
verloren, in der beantworlung der frage, wie weit sprachliche
neubildungen zulässig sind, ist die form gewälde geradezu als
typus einer unmöglichen bildung aufgefasit worden (dürfen wir
nach dem muster von gehüsch und gehölz auch gewälde
sagen? Zeitschrift des allgemeinen d. Sprachvereins 12,205). und
auch im verfolg der kontroverse, der den gebrauch bei Uhland
aufdeckte, wurde die form durchweg unter dem gesiehtspunkt der
neubildung beurlheilt, vgl. ebendort 12, 224.
b) die poetische spräche dagegen ist nicht arm an belegen,
durchweg ist dabei der character des Sammelbegriffes abgestreift:
'der spiesz ist mir verfangen,
desz ich so lang begeliit:
du sollst daTür emplangen
hier dies mein beste.s pTerd.
nicht schweiren im gewälde
darf mir ein solcher mann,
der mir zu her und felde
viel besser dienen kann.*
UuLAMo der schenk con Limburg;
elBsam scbweiTten sie beide getrennt von allen gefährten,
ein vieirältiges wildes gewaid' im gebirge besctiauend.
RtScKKRT nachlast 121 (die dioskuren)i
doch eines abends, als Ich einsam mich,
die saiteii röhrend, im gewSld erging,
da schnitten mir die töne niördrhch-tief
in's herz. IUbbil (Geuoveva) 1, 99;
man hört der fliege angstgeschrill
im mettennelz, den fail der beere,
man hört im kraut des käTers gang,
und dann wie zielinder kranichheere
kling, klang 1 von ihrer luft'gen fähre,
wie fernen unkenruf: klingl klang!
ein läuten das gewäkd' entlang —
hui schlägt der fuchs den wald hinab
A. T. Droste-Hölsuoff (die jat/d) 1,84;
unter dem schatten des urgewäldes, bei dem donner der
riesensliöme, vor dem krachen stürzender bergwelten musz
doch wohl so ein kleiner liebesschmerz verstummen. Immer-
MANN {die papierfenster eines eremiten) 9,43 Boxberger;
die Schornstein rauchen allgemach,
borst's mülilenrad am erlenbach,
und wie im dunkeln buchgewäld
mit schwerem streich die holzaxt fällt?
(tjedichle 1) 11,36;
nach Indien will ich luftgetragen reisen;
dort aber wird geschehn. was ich vermelde:
des neuen, reinen prie.'äterreiches stiften
im tiefsten, schauervollsten urguwälde.
(Merlin: der Gnil) 15, s. 137.
4909
GEWÄLDNIS — GEWALKT
GEWÄLL — GEWALT
4910
GEWALDNIS, f.: wer moebt no ersfleo die wonderlleh
grosse des gebuwe«, besunderlicb der einen bürge, eo der
einick, der auch der koniglicli sule beist . . . das der aale
nil allein ein igliclien inecbligeo konig eotpfaogeo, luoder
iine aucb freud und wollust macbea mocbU dao furwar,
wo man airb bin kert, ao iat der geaicht daraos geoffenbarl
woo'-am und lustig gcvveldnus. MtTrBUS v. Kkm.oat thronih
Friitirieht I., von der Pfalt, quelln u. erOrteniHgen s. bair. v.
deuUch. gttehichtt 2,8; wie Keinold ouo also auf der reise
wure, kam er in eine gewQldtnusz, da begegnet ibme ein
en-imt oder einsidel, der balte in \h jähren keinen meoaebeo
gesehen. Hatmontkinder \'i Pfoff.
GEWAI.DKKCIIT, n., häufiger waldrecbt in unurtr fvm
artgtiogen bei Cbuhei. 4, 1040. Adelung 2.640. Wiidi>bach 416'
(li)j.s' wiildrecbt hei boichtechl). das tubitantiv itt in dopp*Uer
feruendung hekgt:
1) waldiecht heisiet die in denen walil- und forst-ordnungcn
genieiniglicb enllialtt'ne Verordnung, das/ bei abraunuing des
büitzes «ül jeücin morgen oder acker waldes eine gewisse
anzabi junger stumme gelassen werden aollen, welcbe man
laxz-reisfr, und in Ober-Deutacbland banoraitel nennet.
Cbohbl 4, 2242.
2) waldrecbt, «in, io viel man bis jetzt weis«, nur in
Hessen toi kommendes recblSTerbOllnisz des landbauera zu
dem obereigenthiimer des grundstOckes . . . bezog sieb ur-
sprünglich auf rotililndereien .. das wesen des waKIrecbta,
wodurch sich dasselbe von jeder andern loc:ition, namentlicb
auch von dt-r laodüidelleihe alterer zeit auf das bestimmteste
unterschied, war die erbliche Verleihung des grundstQcks.
ViLMAB 436^. auch hier, wt« bei gevvülde, war durch ur-
schitbung der ursprünglirlien verhäUnisu die anknäpfung an
wald im tprachgefithl terloren gegangen. Estob {ttuifche rechlt-
gelahrthrit 1 § 19: l) leitete dat worl 9on walten, dominari, ad-
ministiart ab. Vilmar (a. a. o.) stellte die abletlung von wald
durch lateinische Urkunden sichtr [jus sylvaticum 1233, jus tyl-
testre 1268); tum part. praet. gewaidrecbt vgl. das folgende
wort,
GEWALDRECHTEN, verbum, vgL bewaidrecliten, theil 1,
sp. iTGö: gewaldrechten, das nutzhoiz im walde aus dem
gröbsten herausarbeiten unter rücksicbtnahme auf die künf-
tigen zwecke, tbells zur besseren couservirung, tbeils zur
erleichterten abfuhr, s. bewaldrecbten. Tbibl landw. kont.
Ux. 4, 420; gewaidrecbt, beisset, wenn ein gefällter baum>
smnim noch im boltze oder wald beschlagen, das ist aus
dem gröbsten vierkantig oder ins gevierte gehauen wird, all-
gemeines ökon. Uxikon {Leipiig 1731) 827; ebenso Ecgeb kriegs-
lexikon (1767) 1048. die anlehnung die Gbimm a. a. o. an das
sulislantiv waldrecht sucht (gleichsam zu bewSbrung dea wald-
rechts) wird besser durch di« abltitung von einem adjectiv (wald-
recht machen) ersetst.
GEWALG, n., Verbalsubstantiv tu walgen, t. d.: walgerer,
waigerig, gewalg. Kbhbbih Volkssprache und volkttitte in Nassau
1, 437.
GEWALGER, r., Verbalsubstantiv lu weigern, i. d.: wllgerer,
m., gewalger, n. Scbhidt Westerwdldisches idiotikon (1800) 320.
GEWALGERT, participialts adjectiv zu walgern t.d.: ge-
walgcrt, manu volutatus. Kiaacii eornucop. (1784) 179*.
GEWÄIJNG, s. gewälmig.
GEWAI..KE, n., Verbalsubstantiv tu walken i. d., aufgtßhrt bei
Campb 2, Vi' : die Altere spracht kannte eint verstärkte form
gewalc, gewalk lu waic (das durchbldutn, gtfeüit^ tnhd. mb, t,
469'):
euch sant er mit Im, als ich las,
virile brüdre Aiirwelt
unde miDcbin rlscblo helt
lu striiis gawalk«. Mikoliub v. Jiioscaiii S675.
GEWALKT, participialts adjecth lu walken s. d.: gewalkt
CaoHEL 4, 104Ü; (;ewalkt, coactus. Kibsch i79.
1) gewalcht tuch . . gevolt laken, Kbabbr nieder-hochdtutseh.
wb. (1719) 2, 'M'\ gewalckte tUcher, coacta, eoaelilia. Albb (1727)
932': io deinem neu gewalkten rock. WiKLino 34, SI6
(Leipsig I8ö5).
2) gewalchte strumpfe . . gtvolie kousstn. Krabbb (1719)
2, 9<>; gewalkt, fouk, dts bas. nouteau dictionnairt [Strastburg
1762) 338; gewalkte strumpfe. Nkmnich l, 364.
3) hier, auf gewalkien lumpen, soll Ich
mit einer spule von der ftua
hlnkrltialn ernsthaft tialb, halb ilroUlf,
ver«lücierteo Urlerani.
UtiNB (IM MathilHeHS stammbuHi) roMauetTv.
GEWALL, «., 9*b«nform t« gewell («. 4.), geirAlL te Ar
sind du beiden bedtmlungen btlegl, die für gewell tu btohaekten
sind, dl* von fluetus, lempeitas sowotil als itt f e> teaiitiii. rfL
SCIINBUKB 2% MI. LKSfB \,9a.
I) gewill, ßuetus. Maalbb i:«*; achiffleot die in gtvflII
daher farend, naulae fiueliiagi. ebenda; so der sc« wiol«rs-
/.eit klein ist, sieht man noch alte foodaaMOt tlleriel g>-
beuwen, die etwao alda gestanden und aber von den gewill
des ungestlimnien was»era an aicb zogen, auatgeOätzt, ab«r>
acbwemmt and ertrenkt ist Srcirr 3, 646.
3) die hiufrow Lotb
aber do il« oli bieli ds« fboii
■Dd «Idar umb «acb binJer sieh
bleib sl« do »laD itsiiis «uaUeiheh,
ein narr loulTi wldr lA ilnr Kiill
(lieh wie ein hundt lA •In gawall.
Skbaitiah BatNT ii»i>i<<tc/ii/f n,U ZamaU.
vgl- dar bl dar sitgen leldi gawalt
oder nSss das von jm purKisreo. 8t. 44.
GEW ALLEN, verbum, rtrtUrkltt wallen (i. d.). km mfuseu
vtrbalformen in betracht gezogen merdtn, die auf zwei vtrsttnedm-
artiqe stamme surüekfUhrtn. die (larn gthirtn dtm starken
t-erfriim wallen — auffallen an {vgL allhd. wallan. Ga*r? I,7»7)
und liHttn von da tum compositum über, in itn andern liegt
das verstärktt seliuacht verbum wallen — wandern vor, vfL
alliid. wall6n. 1,799.
1) DU han leb la gabört
von der allen lawt wort,
dat der paum von aloem slaga ■!• vM
■ocl) dar tiafea nie gawicl.
er kOm dao vor lua dem fawr.
iliT miitiX'-H klrffiirr; rrtiklunqtrn au» alld.
handichiifltn 129 Kelter (bibl. d. lil, rertimt) .
s6 sol er nimer br6les eien, wan sA lanch sA eines boonea
lit ist, und alles andern ezens als vii ala des bröte«, unde
trincii gewaines wioes, nibt ein micbel triocben. artntibicher
aus dem 12. und 13. jahrh. 1,10*, Wiener c. b. 42,164; und
(rincb gewallen wIn ein winigez trineben ebenda, anfangifi;
ez ist onmugellcb daz nu nicht ergerunge zu gefallen, wc
dem, von dem sie nz gewallen. miUeidtutsehe evjngelien-
übersetzung von St. Paul, vgl ScbOkbacb Wiener s. b. tS7, 6, 109.
Lucas 17, 1 (u( non renian< standala; ea ist unmöglich du
betrubsal nichten kumen. cod. TepL ebenso Lotibb).
2) wer andriu dinc ze »cbaiTea hll
oder vil gewallet oder gevert,
dem Wirt diu minne wol erwart
von sweierbande sieben.
HtiNiBLiiii V. EoHSTAHS vou dem rtiter
und von dem pfiilf--n 243 Pfeiffer;
und auch gefangen bin gewallent (et captiri duetntur). mitttl-
deutseht tvangeHtnübersettung {Sehönbach). Lucas 21, 24 (und
werdent gefurt gefangen fnr alle die leut. codex Tepl. ekenae
Lotrbb).
GEWALMIG, adj., ntbenform i« qualmig, qualmig, tfL
theil 7,2911: mit sonder daza bereiten kugeln und atucken
die visch in dem waszer gewllmig (betäubt) machen, bair,
landordnung von 1663 fol 161 vgl Scbikilbb 2*, 1393. «s dar
Pfalsneuburgtr Ordnung findet sieh hier die nebenfarm gewiling,
I. Fbobhanii 7,119, vgL geweling bei Biblihmb setotfMtdb-
augsburgüches wb. 196.
GEWALMISCH, nebenform tu qoalmiseb , M. (AmI7,2S1I
unter qualmig: gewelmisch werden im köpfe. !nekenkafer
mirakel rgi. Scbbbllbb 3^, 1393.
GEWALMTRUiNK, «i., nebenform ta qualmtronk, rgL Ikeit ',,
-2311, vgl ScittBLiea 2*, 1393: wi aucb der zum fArstea ge-
machte bawr Henacar mit dergleichen gewalmtrunck dlnatoJA
gemacht and gescbmikt worden. HObl vob WirrBsarow?
Bacchusia (München 1077) A7*: den andern tag bemadl kit
man mir an statt deas giOta einen gtwalmtruok eingckc*.
e6mda 407.
GEWALT, Blase, und fem. (is der keuHgen sckriftipnäu
ebenso wie in unserem dUeilem denkmitern nur femtmtnmu)^
eeriabuhUnliv , frühseili§ Mfaa dem etrimm (giw.ilian, gi-
waldan) belegt; vgl ««felaicMacfe gewMid, -wald a. n. {power,
strength, might, effieaey . . . «npr«, ruk, 4eaMo«, mosUry,
steay, jurisdidton , governwsenty proUttiom, keefinf, « kridle-bü,
pole>tas, facultas, tMprriwn, dirlio, «rMtrtvai, jus, ««aaiu).
BüawoBTB 40«'; weald, power, tbendo ti;i'; cilaerdtsc* vald n.
(wsatkl, gemalt, traft, uruthe) MAaioa allMndsc/krs flosscr 4St:
altsiduisck glwald fews., friesisek wald, miUeinstderdnttek wald
vgl. sp. 4913. dse kdufipkeit der weneendump und die mso-
deknung des bedeutungtumfms§tf die tckon d»s erste ktlerarmkr
4911
GEWALT
GEWALT l 1 (Vorgeschichte)
4912
auftreten kennxeichnen, haben sieh bis in die neuere zeit nicht
vermindert, tondern in hohem grade gesteigert, vgl. gewalt . . po-
testaSf potenlia, facultas, efßcacitas, vis, violentia, injuria, in-
dignitas . . mandatum . . plenipotentia . , robur imperii . . jurisdictio,
potestas magislratus . . casus fortuitus. Stielbr 2426 vgl. unten
I 4, a, y. für die bedeutungsabgreniung kommt zunächst das
verbum in betracht, dem das Substantiv in den ältesten und ur-
sprünglichsten Verbindungen, wie gewalt haben, einfach zur Um-
schreibung dient, die parallele mit lat. valere, die für waldan
bislang angenommen wurde, ist neuerdings aus lautlichen gründen
wieder bestritten worden, vom Standpunkt der bedeuttmg aus
findet sie in den älteren Verwendungen weniger unterstütxunq
als in den jüngeren, in den denkmäürn germanischer zunge ist
das verbum von anfang an seltener belegt als das Substantiv,
das Simplex weist die breiteste entfaltung im Beowulf auf, wo es
die bedeulungen *kraft haben, macht haben, über etwas verfügen,
etwas beherrschen' in mannigfachen Verbindungen blosxlegt. dasz
diese richtung der bedeutung ursprünglich ist, zeigt die in allen
sprachzweigen verbreitete participialbildung waldand, allwaldand
{vgl. waltaot gnt Hildebrandslied 49, waldand god Heliand 20
u. a.) , die auf hochdeutschem gebiet allerdings durch gewaltig,
später mächtig (almahtico cot schon im Wessobrunner gebet)
ersetzt wurde: qi^i^ frauja allvaldands. Ulfilas 2. Cor. 6, 18
{xvgu)e TtavTox^nTcap, deus omnipotens; spricht der berr got
alles gewaltiger eod. TepU, ebenso Eggestein ; der berrgot der
almecbtig Kobdrgbb; ebenso Dietekbergeb, Eck; spricht der
allmecbtige berr Ldtbeb. der berr der allherrscher Kautzscb).
Ulfilas zeigt das einfache verbum jedoch nur in eingeengter be-
deutung (garda valdan t. Tim.h, 14 oixoSBanorslv, dem haushält
vorstehen Kadtzsch; ähnl. Lucas 3, 14), ebenso wie der Heliand:
thar ic allun scal irminthioduD
dömos adälien, tbsn moiun gi mid iwoma drohtine thar
selbon sittleo endi mötun tbera saca waldan:
mötiin gi Israbelo edili foIcuD
addlien artar iro dftdiun. 3317 Behaghel, ähnl. 1321.
die umfassendere bedeulunq dagegen wird bei Ulfilas und im
Heliand durch das compositum vertreten: vitii}) pntei l)uggjand
reikinön ^iuilom, gafraujinond im, {{> t)ai mikiians ize gaval-
dand im. Ulfilas Marcus 10,42 (xare^ovaiä^ovaiv avzdtv;
dominantur eis et principes eorum poteslatem habent; daz di,
di da werden gesehen ze sein gewaltig den leutcn, die
herschent in, und ir fursten habent irr gewalt cod. Tepl.;
habent ir gewalt Eggestein, Koburger; babin gewalt ubir sie
Bebkih, Dietenberger. Eck; das die weltliche fürsten
herrschen, und die mechtigen unter jnen, haben gewalt
Ldtbeb; und ihre groszen sie vergewaltigen Kadtzscb);
that ic an minumu hu^i ni gidar
wendean mid wihii, of ic is giwaldan mdt.
Heliand 220 Behaghel;
ni mähte is licbamon
wiht gewaldan. 23U2 ähnl. 6S90;
sidor ic mösta thesas eiio follces,
giwaldan tbeses widon rikeas. 560 ähnl. 45. 344.
7ö7. 2048. -2211. 3502. 5335 vgl. 3073;
ni mähte imu thar dnig Trumu werden
fan themu hSroston, the tbes hüses giweld. 3345;
mi bebbiat tbi thesa liudi fargeban,
werod Judeono. tbat ik giwaldan muot
sö tbik te spiidianne an speres erde,
80 tbi quellianiie an crücium, sö quican Ifttan,
■6 bweder »ö mi selbon puotera thunkit
te gifrummianne mid mlnu folcu. 5345.
auf solcher breiten grundlage der bedeutung, wie sie der Heliand
für das zusammengesetzte verbum gewinnen laszt, entfalten sich
die Verwendungen der einzelnen subslanlivbildungen , die dem
verbalslamm zur seile gehen, hier zweigt sieh von den linien,
die anfänglich meist parallel laufen, an diesem und jenem punkte
eine neue richtung ab, die unter dem besonderen einflusse der
neuen Wortklasse {des Substantivs) steht, in die der begriff über-
getreten ist. in lockeren und festen Wortverbindungen wird
so schon früh an unserem Substantiv die parallele mit potestas,
potentia, mit auctoritas, imperium, dominatus und vis, eopia,
facultas entwickelt, ja sogar die gegensätze jus und violentia
werden im bedeutungsumfange von gewalt vereinigt, diese letztere
thatsuclie hat auf das Sprachgefühl unseres volkes den lebendigsten
eindruck gemacht, eine grosze zahl von Sprichwörtern knüpft
hier an, vgl. wer gewalt bat der gebraucht gewalt. Hbniscb
1592; syndetische Verbindungen und andere ähnliche gebrauchs-
formen führen das wort immer wieder gerne mit bedeutungs-
verwandten bildungen in Zusammenhang: gewalt und macht;
kraft und gewalt; gewalt und vollmacht; gewalt und unrecht.
neben diesen hauptgruppen stehen einzelne Verwendungen, die ent-
weder nur vorübergehend auftauchen oder an engere kreise gebunden
sind, wie z. b. gewalt = ansehen, glänz, herrlichkeit, vgl. go-
tisches vul[)U8. hieher gehören in gewissem sinne auch die zahl-
reichen formen der objectivierung und personificierung des begriffes:
gewalt = gewaltthat, gewalt = kriegsschaar ; gewalt = amts-
person, gewalt = mündet, hausgenosse, dienstbote; gewalt als
subject bei verbis mit activer actionsart, vgl. auch Gewalt ak
eigenname. bei einem worte das wie gewalt von den ältesten
bis in die jüngste zeit den wortgebrauch beherrscht, musz der
bedeutungsentwicklung sowie der feststellung der gebrauchsgrenzen
in den einzelnen perioden und stilformen vor allem das ge-
schichtliche interesse sich zuwenden {theil I). für die grammatik
wird der zweite theil manches bieten, der die lautlichen Verhält-
nisse in form und flexion zusammen fa'^zt, die Schwankungen
im gebrauch von numerus und genus und die syntaktische ver-
werthung der einzelnen casusformen überblicken läszt. der dritte
Iheil stellt die lockeren und festen Verbindungen mit gewalt aus
der neueren spräche zusammen, soweit diese die bedeutung des
Wortes verschieben oder erstarren lassen.
l. gebrauchsgrenzen und bedeutungsentwicklung.
l) Vorgeschichte, das Substantiv in der gotischen spräche, ul-
filas weist zwei substantiva auf, die etymologisch in betraeht
kommen: einmal das in der form nächst verwandte vult)us, das
aber in der bedeutung {heirlichkeit, glänz, ehre, vgl. Matth. 6, 13.
6,29; Rom. 9,13 u. a.) bahnen einschlägt, die unserem worte
gewalt nur vereinzelt offen stehen vgl. 4, b; andererseits die
ableitung mit ufni (valdufni), die in der bedeutung am engsten
mit unserem worte sich berührt.
a) valdufni prägt nur einen theil der an gewalt zu beobachtenden
Vorstellungen aus, es deckt sich in allen einzelnen fällen mit
dem lateinischen potestas, griech. i^ovaia der vorläge: y&h qel)un
du imma: in hvamma valdufnje t>ata taujis? jab hvas ^us
l)ata valdufni atgaf, ei {)ata taujis? Ulfilas Marcus 11,28
(aus wascr macht thustu das? und wer hat die die macht
gegeben, das du solcbs thust Ldther; in welchem gewalt
tustu dise dink? und wer hat dir gegeben disen gewalt, daz
du si tust eod. Tepl.; in qua poteslate, iv noiq i^ovaiq);
in {laiinei simle iddjedu]) bi t)izai aldai {lis aivis, hl reik
valdufnjis luftaus, ahmins ^\s nu vaurkjandins in sunum
ungalaubeinais. Epheser 2,2 (principem potestalis, rr^e d^ov-
aiae. nach dem fursten dez gewaltes des lufies eod. Tepl,;
in welchen jr weiland gewandelt habt, nach dem lauff dieser
weit, und nach dem fQrsien, der in der luGTt herrschet,
nemlich nach dem geist, der zu dieser zeit sein werk hat
in den kindern des Unglaubens Lijtrer); all saivalo valduf-
njam ufarvisandam ufhausjai; unte nist valdufni aija fram
gu|)a, it) ^0 visandona fram gu})a gasatida sind. Römer 13, 1
(potestatibtts, i^ovaiate. jederman sei unterthan der oberkeit,
die gewalt über jn hat. denn es ist keine oberkeit on von
gott Ldtbeb ; dem obersten geweiten , wan der gewalt ist
nit, neur von gott eod. Tepl.) u. a.
b) schon in dieser parallele mit potestas, i^ovala, treten die
hauptsächlichen Verbindungen und Verwendungen hervor, die bei
gewalt geltung gewinnen.
a) die Verbindungen mit geben und haben , die je nach dem
Zusammenhang auf die bedeutungsentwicklung einßusz ausüben.
1)) jah mikilidednn gu{) t)ana gibandan valdufni svaleikata
mannam. Ulfilas Matth. 9, 8 {rov äovra i^ovaiav rotnvrrjv,
qui dedit poteslatem talem. der da gab solchen gewalt den
menschen cod. Tepl.; der solche macht den menschen ge-
geben hat LdtiiebI; svasve atgaft imma valdufni allaize leike.
Johannes 17,2 {i'Swxas avr^ i^ovainv, dedisti ei pote.-itatem.
alz du im gebt den gewalt alles fleischz eod. Tepl.; wie du
jm macht hast gegeben über alles fleisch Lctber). ebenso
19, 11. Lucas 10, 19. 19, 17.
2)) vas auk laisjands ins sve valdufni babands. Ulfilas
Matth. 7, 29 {sicut poteslatem habens, i^ovaiav äxtov, wan er
waz si lerent alz habent gewalt, und nit alz di schribcr
cod. Tepl.; denn er prediget gewaltig, und nicht wie die
schrifftgelerten Ldtbeb); at)^an ei viteit> t>atei valdufni ha-
bai^) sa sunus maus ana air{)ai afleitan fravaurbtins. 9, 6
(oTt i^ovainv S^si, habet poteslatem. daz der sun der maid
bat gewalt die sund ze vergeben cod. Tepl; das des menschen
son macht habe aulT erden, die sünde zu vergeben Lutber).
ebenso Marcus 3, 15. Joh. 10, 18. 19, 10.
ß) die objectivierung des begriffes : in imma gaskapana vaurl)un
alla in bimina jah ana air{)ai . . reikja ja]){)e valdufnja. Ul-
4913 GEWALT I 2 (alihociui. zeit)
FILM Colotttr 1,16 (itovaiat, foU$iaU$. oder di« forslra,
oder die gewell eod. Trfl.; denn durch in ist allei ge-
■cljatTen . . fUrttenthauierQ und oberLeiteo Lutbik). vgl. ROmtt
18, 1 oben in a.
c) gtgin das rinnurwandlt 'marAt*, dat ton l^uri^t mi gtgtn-
tati iUT dUtren bibtlUbtnetzung tu dte meitltn dtr eben bt-
Uglen sirllen eingeführt wurde, yrtntt sieh valdufni bti Ulfila«
in cor\tequtnter beobaehlung du $prochgebrauehn der vertage
ab. wo dieu i^ovata, potesta$ vervendel, letil UiriLAt valdufni
ein, wo diM Sit-aßtS, txriut uufwnsl, macht er ton inal>U
gebrauch: galiuilandi |)an |)an» tvalif apouitauluns atgaf ini
inoht j:ib Tuldurni ufur allalni urbiiltiom. Uiriua Luea$ 9, i
{virtulem et poteilatem super omnia demonia. Sivaftiv unl
tiovainv. und er gub in knifl und gewalt über alle dip
teufel cod. Ttpl. ; und gab jneo gewult und macht über alli'
teiifel l.uTMKii): abma Teihs alfagflb aoa t>uk, jah mahl*
haubistinn ufartkadveid pu». I, S6 {dvvafus, viitu$. und di
krait lien bOchsten hestchetlent dich cod. TepU; and die kralTl
dc!« hiibeiten wird diih uhei schatten Lutikr). ähnlich Miucut
14, o.>: jah aila managei gokidedun attekan imma, unt« mabts
af inimu utiddja jah ganasiila allaos. Lucat 6, It (dvyaftn,
tirtus, waa die kraft gieiige aus tüD im eod. TepU; denn
ea Kieng krafft vm jro, und heilet »ie alle LotBiii); upte
|)eiua ist t>iudangardi jab mahts jab Tult)U(. MaUh. 8, 13 (ot«
aoi iajiv rj ßaatktin xni t) diva/uts xal rj dö^a. tteon
dein iüt das reich, und die krafft, und die herri gkeit Lutirr).
die bedeulung ton kraft, stärke, die hier durch tynonyma gedeckt
wird, itl, uie nch tp&ttr teigen wird, auch dem morte gewalt
nicht t«Tsehlo$sen.
S) untertreten bUibt in diesem kreise der Verwendungen van
valiiufiii, ebenso wie im getneingei manischen gebrauche to« gewalt
auch eine virrsttllung , die im bedeutungtinhalt des deutscht n
Wortes besonders fruchtbar werden sollte, der begriff der tu,
tiolentia, gewaitthatigkeit. Ulfilas nimmt hier tu atileitungen ton
mahts seine tufiueht, vgl. aoamabts (2. Cor. 13, lu) und ana-
muhljan, vgl. franiuh (lan ))aiin dagain Juhannis t)is daupjaii-
dins und bita {)i(idangardi bimtne aaumuhtjada, jah anamaht-
jandans fravilvand |)o. Matlh. \\,\i {ßia^tzat, xal ßtaarai
a^m't^iivaoy avriv; vim palilur , et tiolenli rapiunt illuJ.
daz reich der hiiiiel daz leidet kraft und dir gewaltigen be-
griftcol ez eod. Tepl.; von den lagen Jobannia des teuflers,
bis hie her, leidet das bimelreich gewalt, und die gewalt
tbun, die reissen es zu sich Ldtbbr).
2) althochdeutsche seit. tgl. gawalt Graff 1, 80»$. die ältesten
deutschen denhmdler geben neben einulnen vorübergehenden bil-
dungen {wie kiwultida u. a.) Übereinstimmend unserem substanttv
dem exn eigentliches ableitungssufßx mangelt, den Viiriug ; sie
weichen nur dann ab, dass die einen (Otkrid, Tatiah, Heliand)
giwalt als femininum nach dir i-kUisse fleetieren, während an-
dere {so Notkbr) <i als maseulinum nach der a-klasse abwandeln,
das präfix in giwalt, gawalt, kawalt führt auf das lusammen-
gesttste verbum (giwaltan) surück und hat mit der Substantivbildung
als solcher nichts tu thun. präfixlose formen, wie sie in anderen
firrmanischen sprachen stärker hervortreten («<;{. o6«ii tp. 49Ui)
dürfen auch für das althochdeutsche Sprachgebiet vorausgesetit
werden. 6iidun(/(n in« anawalt, ;ure {Keronische glossen. Stbin-
mkyrr-Sievbrs 1, 191 /f.l, walt-ambaht, eenturio. Tatian 212,5
und wallpotü (procuratorem, waltpotun. Stkinmbtkb-Siktrrs
3, 6i!l; vgl. waltbole mhd. »ft. 1, 1»4'. Lbxer 3,668) ßhren
darauf suröeit, ebenso wie die Variante jure, pt walti Pariser
handschr. der Keronischen glossen. Stkinbeybr-Sibvkrs 1, 191
(pi kiwallhidu St. Galler handschr.); für die späteren beispiele
aus der tnilteViochdeutschen perioäe {vgl. wall mhd. wb, S, 4*4'.
LtiXER 9,658) ist neben der sprödiqkeit eintelner Sprachgebiete gegen
das präfix auch mit einer Verkümmerung desselben tu rechnen.
a) die parallele mit tat. potestas. am consequentesten wird sie
in der Tatianübersettung festgelialten, mtl der auch die wenigen
reste des alten Matthäusevanyeliums übereinstimmen {hier einige-
mate auch kuwaltida). der bedeutungsumfang des wories dehnt
sich jedoch schon innerhalb dieser paruUete über die bisher ge-
sogenen iinicn aus.
«) erweiterung des gebraucht in dir richlung, die schon für
Ulfilas als grundlegend festgestellt wurde.
])) in freier Verwendung.
a)) am wenigsten ergiebig ist der allgemeinere begriff, der
beim Tatian mehr durcli medn gedeckt wird [vgl sp. 49I&): in
weiihheru giweili luos Ibd thisu. Tatian lOyl {ilattk. 31,33):
igL oben \, a. Marcus 11,28.
GEWALT I 2 (alUioehd. x«it) 4914
D) MMimal beUgt ist ist tUaterteHlitke eintniiunf des h*-
griffes, die nuch kier hk nur t^ftitnimmt ßhrt: ik bia
man niilar giwtlli 47, ft (tum» tum tuk paUiMt. Mattk, st;
Iboh ic uoJiir geweldi sl adalcuolDirs. Hetitmä tlUi ick bis
ein man grichikt «uo dar kcmrIi toi. Tepl.; ••«Ur iam pH
wall. Augtburger btbet von ll)i:: der oUrkilt ndartkM
LuTHra): Ihann« sie iwib seien io «»^t* Tftff M ■•Mm^
tuüniuo ioli zi (tweltto. Tatian 44. U (äa si«an|Bi «i ai
mognlratut et paUttalet. Lucas 12,11; ta den ioci*iers< bam«a
und zu den gewaltigen eod, TepL. für di« oberkett oiid far
die gewailigfn Lothbs).
0) am fruchtbarsten erttheinl du eimenptnf itt btftign
durch He betiehung auf einulne ir^ahet , im M LiriiM
nur einmal belrgt ist (manne im babaods uf valdufoj«
meinaiiima g;iilroubtio«. Hatth. a, t: trt' i^nvror, tuk im,
unlar mir. Tatian 47,6): idtl so her Ibo for*luuot tbai k<r
was foo Eruiletes giwelti, saouo «idar zi Hcrode. IW,S
iquoi de Herodu poleslute etset. Lueut 23, 7 : bwaad bt fao ia
brriscepi was, fan is werodea gewald. UeUami yt>4: dat tr
were von den gewalt Herodes eoi. Tepl.; das er uoier Hrnw-
des Oberkeit geboret LoTBKat: |it«go «ras ib oit iu iereflÜ
in themu temple, ioii ir oi Oengut mib: ob tbiz ist iuwer tk
ioti giwull llnslaroesso. Tatiun 186, ft {sei hae est kuia ottin
et potestas leneOrarum. Lucas 22, 51; der gewalt der finstrr $oi.
Tepl.; aber dis ist ewer stund«, und die macht der UosUrais
Lutbbr).
2)) in festen rerbindungeu.
a)) gewalt geben.
a)) allgemeintter begriff, der auch durch nähere beilimmungo»
keine einschrdnkung erfährt: gigebun ist al giwalt mir in binil«
inti in erdu. Tatian 343, t {data est mihi omnis potestas r»
eaelo et in terra. Matth. 38. l>t: mir ist grgrbea aller der
gewalt eod. Tepl.; mir ist gegeben alle gewalt im bimel und
erden Lutbks; forgebao ist mir alles kawalt In bimii« eoti
in aerdu. Monseer fragmente Uenrh).
ß)) einengmiq durch nährre bestimmungen.
i))) diunsüluo got, thie thar suliba giwalt gab ounauo.
Tatian M, 9 {dedil potestatem talem homtnibus; dher solihhe
gaualtida forgab mannum. Monseer fragmente; der gab solcbeo
gewalt den menschen cod. TepL; solche macht Lorara).
3))) ioti gihalolen sineo zuelif iuogirco gab in giwalt doso-
barero geisto. Tatian 44, 3 [dedii ilUs potestatem tpirituum.
Matth. 10, 1; gab in gewalt aber die unrainen geist cod. TepL;
gab joen macht, aber die onsaubern geister Lotbbb) : ebium
Tatian 177, 1.
9))) o))) gah «ioeo scalcon giwalt giwelibM warfcea. Tatian
147,0 {potestatem eujusque operu. Marc, 1%,%^; pb den gewalt
ainz legieren werkes sein knechten cod. TepL; gab seinen
knechten macht, einem jglicheo sein werck LcTaKs).
b))\ ioti giwalt gab imo tuom tuon, waota her maones
sun ist. Tcdian &8, 8 {potettaUm dedit ei et judicmm facare.
Joh. 5,27; gab im gewalt ze tun dai urtail cod. TrpL; und
hat im macht gegeben, auch das gerichie zu ballen Lotbbs).
genau so 13, 6 {Joh. l, 13); M, 7 {Lueas i, 34); 67,6 {Lutas 10, tt).
b)) gewalt haben.
a)) was her tho si« lerenti soso giwalt habcoter. Tattu
IS, 4 ; vgL oben {sp. 4913) Matth. 7, 3».
ß)) 1))) bist giwalt habeoti obar zehro bürgt fa/iantll.»
{eris potestatem habent. Lucat 19, 17 ; du wirst haben «ewalt
über 10 stet eoi. TepL; soltn macht babeo ub«r leben siedle
Lotbbb).
3))) oi babetos giwalt widar mir einmga, oibiz tbir gigeban
wari fon ufana. Tatian 197, 9 (aea haberet potestatnts ad:erttiwa
«M ullam, Joh. 19,11; giwalt ni babelista nbar Bik. Orrti»
4, 33, 41 ; Ibat tbu giwald obar mik bebbi:in ni Boklit. Btätni
6350; du belez keinen gewall wider m:ck cadL TepL; da
hellest keine macht ober mich Lotbbb).
3))) ib haben gewalt xi s«ucon« aia iaii giwalt kabcn
abur aia zi nemanne. Totim ISS, 14 (petaMm kake» ftnimii
eam et potettettem kabeo Herum tmwunii tum. UL tu, ih ; kb
hab gewalt i\ te seczen, und bah gewalt si akar te nemen
«od. TepL ; icb habe as macht zu lassen, und kaba c« macht
wider SU nemen LothbbI. ehmto \t', 9; ofL ebea (ip. 4913)
Jok. 19, 10; das ir aoh wizit, dbaz manaes anaa kab«t pwalt
in berdbu. za forlazanaa aantea. Matth, 9, 9 Monster frofmentt
Bench {habet poteUaUm); «fL «^ (i^ 4913).
ß) tu der abfrrmunf §tftm «yaoayaia fol§l itr TuHofMor-
tetter ihnlicken nei^utgen thi UmLis. roaht asM «r tMr
4915 GEWALT I 2 (alihochd. zeit)
nur einmal ein, für potentia: teta mäht in sinemo arme, zi-
spreitta ubarüubtige muote sines herzen. Tatian 4,7 {fecH
polentiam in braehio $uo. Lucas 1,61; gatavida 8VinI)ein in
arraa seinamma. Ulfilas; er tet den gewalt in seim arme
cod. Tepl.; er übet gewalt mit seinen arm Luther), dagegen
führt er für virtus überall megin durch: thes hohisten megin
biscatwit thih. Tatian 3,7; vgl. oben Lucas 1,35; ebenso 190,3
(Malth. 26,64; im cod. Tepl. und bei Luther kraft); 2, 7. 17,18.
244,1. 127,3. 145,19 (Malth. 24,29; hier auch in den Monseer
fragmenten megin belegt); ih gab in gewalt ze tretanne ubar
natrun inti . . ubar al megin tlies fiantes. Tatian 67,5 {pote-
statem calcandi . . supra omnem virtutim inimici. Lucas 10,49;
gab euch gewalt . . . über ein ieglich kraft des feintz cod.
Tepl. ; ich habe euch macht gegeben . . über alle gewalt des
feindes Luther).
y) schon hier ^ im rahmen der wiedergäbe des lat. potestas
wird in einem falle die Vorstellung der violentia für gewalt nahe
gelegt: inti thie dar raeron sint giwalt bigangent in sie. Tatian
112, 3 (potestatem exercent in nos. Matth. 20, 25 s. oben).
b) dem bedeutungsumfang gegenüber, wie er auf grund
der in der vorläge für lat. potestas dargebotenen Verwendungen
sich hier entwickelt, musz zur ergänzung der gebrauch in
der geistlichen dichtung und in kleineren prosadenkmälern an-
gezogen werden, wenn auch nicht ganz selbständig, führt er
doch sicherer auf germanischen grund und boden turüek. das er-
gebnis dieser vergleichung ist eine gebundenheit der Verwendung,
die am deutlichsten im Heliand hervortritt (in den hochdeutschen
denkmälern der allitterierenden dichtung, im HildebrandsUed,
Muspilli, Wessobrunner gebet ist gewalt nicht belegt), hier ist das
wort trotz der zahlreichen belege wesentlich nur in zwei formen
gebraucht: entweder wird die bedeutung von gewalt durch die
kennzeichnung eines bestimmten trägers eingeengt oder sie erscheint
in der Verbindung gewalt haben durch eine Zielbestimmung
specialisiert. mannigfaltiger erweist sich Otfrid, wenn auch die
hauptmasse seiner beispiele die gleiche richtung einschlägt, bei
ihm tauchen daneben die ersten anhaltspunkte auf für die später
so üppig entwickelte präpositionalverbindung mit gewalt (mit ge-
welti), die von der grundlage des allgemeineren begriffes aus einer
eigenen bedeutungsentwicklung zustrebt. diesen allgemeineren
begriff hält er auszerdem in der Verbindung mit synonymen fest,
während er ihm andererseits in geleyentlichei- personißcierung wieder
individuelles leben giebt.
a) der allgemeine, umfassende begriff.
1)) im freien gebrauch:
o)) 'ni$t iu', quad er, 'noh manne thaz zi wizaone,
ttiaz min l'ater so gitbwang inti innan sinaz dreso barg ;
tlieiz hiar in woroUrristi man niliein ni westi,
zi wizanne iz fiibari. war tbiu zit waii.
tboh qiiement iu thio malni, giwalt joh gotes krefti,
tbio gibit iu mit mir meist ther selbo heilügo geist',
OiFiiD 5,17,9.
h)) themo (waltantemo Krisle) si guallichi ubar allaz sinaz
liclii,
ubar allo worolti si diuri sin io wonanii; . . .
si guallichi tbera ensti, thiu mir thes io gionsti,
lob ouh thera giwelti ana tbebeinig enti. 5,25,102.
2)) präpositionalverbindungen.
a)) mit gev^alt:
a)) ferit er ouh thanne ubar bimila alle,
ubar suniiun liolit joh allan thesan worolt thiot.
er qtiimit mit giwelti sar so ist woroltenti,
in wollton Ulu boho, so scowon wir naa scono.
1,15,37; Dtf/. 4,4, 52;
tbaz er noh tbo wolti sin kuning mit giwelti
ofoiio zi waie. 3,8,5; vgt. 4,27,11.
ß)) thaz sie uns thiu wintworra in themo urdeiie helfe,
iz unsih mit giwelti ni lirwac unz in enti.
1,2», 6; ebenso 3,26,16.
b)) in gewalt sein:
bizeinot in giwissi ther duah thaz gotnissi,
thaz ist in giwelti ana theheioiR enti.'
ther duah, ther wirdit l'unlan zisamane biwuntan.
ni mahtu irsehan, wizist thaz, ni wedar enti «iuaz;
■0 ist druhtla in giwelti ana tbebeinig enti
joh ist ana anagengi. 5,6,60^.
ß) einengung des begriffes durch Verbindungen.
1)) die verbindtmg mit einer den träger des begriffes kenn-
zeichnender bestimmung.
a)) in freiem gebrauch:
tbo Krist in Galilea quam, ward thaz tho mari, «os iz zam,
joii ward gikundit sin giwalt ubar allaz thaz lant.
3,2,2; vnt. 1,22,58. 2,13,22. 5.12,30;
GEWALT I 2 (althoclid. zeit) 4916
iac wirdid the man gode;
habad s8 giwehslod te thesaro weroldstundu
mid is biigiskcrtiun himilrikeas gidel,
welono theiie mästan: farid imu an giwald godes,
tionutio tömig.
lleiiniid 2488 (vol. dngeof.n undar thiu he thuruh
is selbes craft, manno drohtiu, thene meti wihide.
2853 M. n.);
ih mag ^iwinnan heriscaT,
engilo giwelti ob ih iz dueu woiti. Otfrid 4,17,16;
thuo im Satanas giwSt . . .
wissa that te wäron, ihat hie (Ctiristus) im scoldi thia giwald
biniraati,
that hie sia obar thesan middilgard, s5 mikila ni habdi.
Heliand 5t48;
thes bittem wir thoh . . thaz gotes rtchi si in uns endi thes
diufles giwalt werdhe arfirrit fona uns. Weiszenburger kalcthis-
mus 11, MCu-ENHOFF-SciiEHER denfcm. l*, 204; löse unsih tone
des tiefeles eborungo utide föne sinemo gewalte. Notkbbs
katechismus. 1^,250;
thiz ist todes giwalt. Otfrid 5,23,85;
tho ward fon Rümuburg rikes mannes
abar alla thesa irminibeod Octavianas
ban endi bodscepi obar thea is bredon giwald
cuman fon them kSsure. Heliand 341; vul. 5264;
Ludowig ther snello, thes wisduames follo
er ostarrichi rihtit al, so Frankono kiining scal;
ubar Frankono lant so gengit ellu sin ginali.
thaz rihtit, so ih tbir zellu, thiu sin giwalt ellu.
Otfbid (in Ludwig 3. 4 ;
der inphangan ist fona wiherau keiste, kiporan fona Mariun
macadi ßwikeru, kimartröt in kiwaltiu Piläte». St. Galler
credo, Mi^LLEHHOFF-ScHEHER denkm. l', 2ü9;
wanta si (Knrilas) ist in war min druhtines drutin,
ist furista innan buses sines tbionostes.
thes selben tbionostes giwalt — thaz gengit thurub ira bant.
Otfrid 5,25,17.
b)) in festen Verbindungen:
et)) ne lätad iu silobar nee gold
wibti thes widig that it eo an iuwa gewald cuma.
Heliand 1852;
the scal mi an banono gewald,
fiundun bifelhen, tbaz man mines ferhes scal,
aldres äbtien. 4611;
bwat he thurh is 6nes craft
an thesaro middilgard märida gefrumide,
wundres gewarhte, hwand al an is guweldi släd,
bimil endi erde. 2166; genau sn 3757. 2889.
ß)) det er mit giwelti sineru henti,
thaz er ubarmuoti gisciad fon ther guati.
Otfrid 1,7,13;
mit tbineru giwelti sie dati al sprcchenti.
l,2,3ö; ähnlich 5,25,20.
y)) er wessa, tbaz sin fater gab, so wit, so bimil umbi warb,
al imo zi henti, zi sineru giwelti.
4,11,8 (die gleiclie zusammenslelluiig , ebenfalls
im reim, 2,13,30. 1,16,28).
2)) die festen Verbindungen mit verbis weisen überwiegend eine
einengung der bedeutung auf. meist ist diese durch besondere
beslimmungen deutlich gekennzeichnet, vereinzelt wird sie erst
durch den allgemeinen Zusammenhang nahe gelegt:
a)) hwand iu is thiu däd cuman,
that gewit endi the wisdöm, endi iu thea gewald fargibid
alloro liriho fadar, so gi sie ni thurbun mid enif^o feho cöpon.
Heliand 1846;
ik fargibu thi himiliiceas slutilas,
that thu möst aftar mi alluu giwaldan
kristinum folke: kumad alle te thi
gumono gestos; thu habe grote giwald,
bwene thu bSr an erdu eldibarno
gebinden willies: themu is bediu giduan,
himilriki bilokeu, endi hellie sind imu open. S07S;
that fridubarn tholode
unredes willeon endi im giwald forgaf,
tbat be umbi is craft mikii coston mösti.
1077 ; ebenso 5728. 1840. 32o3 (sulica giwald
fargaf, that).
b)) nl welda an is kindiski thö noh is kraft mikil
mannun marean, that he sulik megin dbta,
giwald an thesaro weroMi.
S4'2; ebenso 2070 (mäht godes, gewald an
thesoro weroldi);
tbat he so I6rde, liudeo drohtin.
wäruu wordun, so be gewald babde.
1832. vgl. üben s/,. 4912 tu Matth. 7,29;
'ef thu sis godes sunu', quad be,
'be hw! ni hetis thu than werdan ef thu giwald babes,
allaro barno betst bröd af tbesun stenun'?
1U65; bnii.id 44»5; älmtich 5356;
leichono eigit ir giwalt zi wirkenne ubar woroitlaot.
Otfrid 5,16,35: iienmi so Heliand 2162;
ic gelöbiu that thu gewald habas.
that thu Ina hinana inaht hälan gewirkean.
Heliand 2107; ebenso 34.2; aUsäcUi:. geneii$ 200;
4917 GEWALT 12 (in den glossen)
UDur trohlln hi'it rsrialt tsncte P«lre gluuilt,
diz er mae ginerlao la Imu diiiKcnian man,
bitliietaiit uH Um heiligen l'i-truM I. (lenkmalm l*,3t);
er aprah : ih ■«>nto luwih alao dei acaf iioter die wolfe. n
gah in dco kiwult prediginnia unle biet aiu bähen die miiewari
dea lumpla, ao daz ai ire cnnime nielb ni uAbten in die ire
unterteilen, ao Ruroeücbere alte iat, ao ai kiwult kiwinnet,
daz ai tieiino den titrent, den ai früme acoltao. prtdigtbruch-
Uüekt au$ dtm iii. jalirh, fundgr. l, «4, 17;
ik fulloii »cal
willaoD iblneo: tbu liabei gewald obar al.
Ilriia.'i 4708; dhniteh SS39;
that hfl wlrl aelbo tonu drohtlnfla
wAr an t>ie«aru weioldi eodl gswald habdl
obar oiiilUilKard. 'iUTU: Wx/au bSM. 34iW. 'its^e. 4M»:
thaii lang ble glwald 4bU,
Srodea Ihea rilteaa.
'U; ubeii>o nS30 ahnlieh 1«S (Ihera «arca);
1ö^u (allft« (batat Uodea);
hnhdiin lludeo gtwald
allOB alliheodoD.
5»; ebonto 4406: ähnlich 6556 flhet glHdaa):
ne forblaai Iro flundtkepl: tboh lie liebbean luwai ferahei ^iwald.
IMU4: eUeiiko lwu<J:
than icali thii eft word iprekao,
kabbeao ihinaro aii-mna giwald.
ItW: .„Hl.« ... -238. 4978 (f'in»i>h MW;
fltkarit Ul thlu hiaruuUt a& lanKO »6 uulli Kri«i.
uiiili her un«a hiiiovarth. ihero habdl her ghiuali.
Luilwiiislicd 'iH (MlLLaniiorr-ScuiaKa iieukmali-i 1^.26).
c) in den glosstn, dii vom Ki. jahrk. ab das mort talilreich
belegen, können die eben gekennuichniten fetten Verbindungen
natürlich nur den Untergrund btUen für die begnlfsbestimmunq.
doch aueh sonst verschiebt steh hier das bild: für mancl(t der
nächst lii-genden gebrauchsfoi men treten synonyma ein, während
der verwendungsumfang in anderer besiehung über d*n rahmen
wieder hviuusgreift.
n) im Vordergrund $leht hier die staatsreehtUcht autprägung
des begriffet inui bt, dit sich bald in der allgemeineren bedeutung,
bald in der biiondertn beziehung auf eine bestimmte person
darbietet.
1)1 imperium, gewalt (Tegernseer handschr. 10. jahrh.), glossen
%u Gregor, cura pastoralis 3,16 {altert iniperium, atque altert
patientiani proponat). STBiNMeYeR-SiBTBRa 2, 190; ähnlieli glossen
tu Prudentius {berner handschr. 11. jahrh.) in Symmaehum \,
657 (et Attsoniam Christo inclinare securim). STeiNiitTKB-SieTERS
3,528; vgl. dagegen: imperium, ac imperium regalt, potestatem
cheiaartuom, ciiunniclib macht, pipot. Hrabanisch-Keronische
glossen. ebenda \, 186.
2)) majestas giwalt {Tegernseer und Wiener Handschriften des
10. jahrh. u. a.i, glossen zu apöstelgeschichte 19, Ti (der trmpel
der groszen göttin Di:ina wird für nichts fieacblet, und wird
dazu ire maiestet untergehen Lüthbr, ebenso schon Kuburcbr,
später OiKTBNBBiiCEB und Eck; vgl. magenkraft im cod. Tepl.
und bei EccüaTBiii; glänz bei KaoTxacB) SruRiiBTBB-SiBTkBs
1,748.
3)1 auctoiitttte, giwalte {Tegemsetr handschr. lO./tl. jahrh.),
tjlossen 2U Gregors homilien l, 14 (mnocentet contra perversorum
injusticiam ex juftüiae auctoritate vindicamus\, Stbinibyer-
SiEVBRS 2,286; vgl. auch auctoritatem , gewalt {coneiL Aneyr.
praefalio), ebenda 145. dagegen vgl. auctoritatis , hertuumes,
glossen zu 1. könige 21, 7 {grandis auctoritatis es; du biat grosses
gewaltz. EccBRTKiN, ebenso Kororgbr, Üietbnberceb ; ains
giosaen ansehen. Ecb; Qbst du jetzt kOnigsgewait? Kautzscb).
1, 441.
i)) personam, kewalt, bertuom (Karlsruher handschr. \\. jahrh.),
giwalt, hiidooin (Mainser handschr. tt. jahrh.), gewaltbeninoro
{BiCisseler codex 9. jahrh) glossen tu Matlh. 22, 16 (daz piide
des menschen. cod. Tepl. und Ecckstein; person der menschen.
KoaiBCBR, dAniirh KiUTZScB ; ansehen der menschen. Lutbbb.
Hieteubbrcbr. Eck). Stbirmetbr-Sibtebb 1,716; vgl. hertuomo
untt'aiig, in personarum acctptione. glossen lu Jaeobi 2, 1,
ebenda 1, 787.
5)) jura, giwalla {Münchentr «iid Paristr handsehriftm des
II. jahrh.), glossen tu Prudentius contra Symmaehum l, 455
{quae domitis leget, ae jura dedisti gentibus). STti.NBBTBR-SiBTBaa
2,468; jus, giwald {Münchtner handschr. II. jahrh.), tu Pm-
denlius, passio Laurent. 430 {quo mtgis jus Chrutiani nominis,
quodcunqut terrarum jactt, uno iUiyaret vinculo). ebenda 2, 435.
6)) tyrannidi, giwalte {Tegernseer handschr. lt. jahrk,), glosten
SU Ru/inus hisloria ecclesias'.ica, STEnMBTBR-SiBVBRa 2,6111.
7)) die personißcifrung dieses beqriffes wird in den glatte»
durch Synonyma gedeckt: magiitrattbus , hertaom. glossen tst
IV.
GEWALT 12 (b«i Noiker)
4918
apostelgeuhiehU 16, 10 (maialera cod. TepL, ineiaterachefleo Ecce-
•tmn und Kobuncb« ; beubtleutrn LvTiEa; uberateo Oibtih-
•BRCBB. Eck; pratorro KauTsaoil. Siciv«btb>-Sik«bb* 1,747;
vgL dagegen gewaltea, regenlit. Mo^ieer frjgmenti v.t,u Hmeh;
himili^chiD kawalte, caelo. 26,10. vgL dit laktnidun »fdUrmt
belege für gewalt tm sinne ton obrtgkttt, amfUftrttm te 4).
ß) gegenüber dtettr breüeren entfaUung 4et hffiilft* ier
iutieren machtttrllung tnlt diejenige seite der Meulungient-
wieklung in den glätten zurück, dte wsekr ist tudtnduttk»
äuturungen det machtgefühlt am Irigtr dtr gowalt »ntarMUL
thetlweise vertag nach dieser seite in hedtrfnit, dem ite fioMOS
dienen, theilweite aber übei wiegen hießr tyn»nyws*. tiaift fe^
ttellungen tind jedocli aueh httr tu vnuuknent äit UuiUMim
dem sfxileren Sprachgebrauch entgegenti'hen.
1)) braci'ium, giwalt {Tegemteer und Mentetr kendtthrifUn
des 10. jahrh. u. a.), glatten tu Etaint 40, 10 idano »ib«, dor
berr kompt gewaltiglicb, und arin «rra wird h«T>ck<a.
LuTBKR; älinlieh Eccbstem. KoaoacBa. OiBTBRBBBCBa. Ecb.
KaoTzacB). Stbi'übtbr-Sibtbbs i, 611; vgl. d-ige^en: bradnum
sterchida zu Esaias 32,2 (aei ir arm früe Lutmb«: arm odar
sterck EccBsrKiii. Kobohcbk, arm DuTiiiaRBOBB. Ecb. KiOTtaca).
ebenda 1,608.
2)) eornibut, giwalton {Tegernuer und Monteer handtdiriflen
det 10. jahrh. u. a.), glofsen zu Gregors homtlien i, 19 {tlie
not a Sorte humilium judex separat, qui te hie in tuperbtae
cornibus exaltanl). STEiNMETBB-SiBVEBa 2, 29X
3)) ad nulum ejus, za kiwaitidu ainera {karltruher hvnd*ehr.
8./9. jahrh.), glatten tu Hieb 26,11 (die seolen de« bimela,
zittern , und entsetzen sieb für aeiorm achelten. Lvtbbb;
wirckung EccKnein; willen Kobobok«. OuTEiaEBCkt. Ecb;
vor arinem drflnn KavTzacai. STBM«ETeH-SiBVB«s I. 5lo';
vjL nutu, kiwalti {Oxforder glottenhandtcJir. det 9. juhrk.) igt;
nwfuf {handschr. nurm) kiwalt, potent deißca. 4, 0.
y) am wenigtten entwickelt — im gegensait zu tpiterem §«-
brauch — itt die annäherung det begriffet an den von kraß,
ttärke: vi, chrefti. glosten zu apotlel^eseh. i7, 41 i*on der sirrk
dez nieres. end. Tepl.; das binder teil zuhrach, von der ge-
walt der weilen. Lutiieb). STBiniieTi'B-SiKTBaa 1.753.
d) für NoTKEB , der ton der althoehdenhchen litleralur zur
mittelhochdeuttehen dichlung überleitet, itt namentlieti dte psalmtn-
übertetzung ergiebig, die vorläge arbettet hier mit abttraclen aer-
Stillungen, die in bilder eingekleidet ttnd. der auf verdeutUchunf
bedachte ühertetier fand hier oft gelegenheil milteltt unseret wartet
dem verttändntsz der lettr zu hilfe zu kommen, Kährend spätere
übertetzer sieli enger an die vorläge anichlotten {vgL aueh afeii
dit glossenbelege für maniu, biachium): vgl. wanda in gvles
kewalte ist lex data (£iia gegebin) Judeis., si ist der ealix;
quta calix in manu dominL iNotkeb ptaim 74,9 (denn drr bat
einen becber in der band. Ldtber; ebenso Trebnitter psalmen);
sld ne Irbiügeton sine« kewaltes, deo er sc^inda, do er »ii IA«t«,
non sunt recordati maniu ejut qua dte ItberarU eot, 77, 42 (sie
dachten nicht an aeine band. Ldthbb; ebeiuo Trti/nUur ptnlmtn),
ebenso 78,11 (Ldtber: arm); nube dtn xeaewa daz cbit iia
potentia (kewalt) nnde din arm daz cbit fiiiua tun«. 43, 4 (iftt'
Uüttemer) ;' tbenso 44,5 (159*): aber got irldset mlna sila foo«
hello gewaite, de manu inftri. 48, 16 (auo der bellen gewalt.
Lutbbb 49, 16; von der bant des tufels. TreHHter ptolmen);
ebenso n, 21. 106, 2 {bei Lktbkb dnderung). vgl da er sich
freweta, daz mil stnemo t6de diu werlt irl6sel wart vooe
des tAireles gewalte unte vone demu twegeo t6d«. WauaaH
53, 18 SeemüUer. andereruOt nUigte die tmntifont det parelk-
lismus, in der die vorläge erstheinl, den MerariMr m einer
ähnlichen mannig fällig keit im wortgehnndti tofem er die aarMÜM»
der termini an einem und demtelie» begriffe in fleitker etetm
durchführen wollte, hterdureh wurde wieder dit tumtl te rtinlitk
durchgeführte abgrenzung unseres wertet gefen dte «yaMsySM
ditrc/ii;rrti2(, vgL din gew.ilt, Cbrisle, werde io iadicio . . ailco
dtnen fieuden . . unde danne irvare dio cbraft alle dil dib
hazzent, inveniatur manut tun omntbut mnueu luu, dexier*
tua inveniat omnes qui te oderunL NoraiB pclas 10,9 (LoTlia
und Trebnitur ptalmm folgen fenauer der veeUge).
a) contrqueni itt gewalt anr ni den bereits belegten festen
Verbindungen durthgefükrt: er oe gibet ino nebemeo gewalt
an atnero U\o. Nutkbb tu psulm M, ss {Heltewter S.II0*):
got neicmet aie, aie ne babcnt iro |t«alt M,tt (itl*): ifl.
tu 68, 16 «23«^. IIS, 1 (400*1 «. •. Mrr wird auek du ketemiitke
fotettat noch immer durch gewalt §edttkt. nebte nndnnr M
wna potestatem bnbena ponoodi animam aonn (kownk hn-
4919
GEWALT I 2 (bei Noiker)
binde siain lib ze lazzene). zu psalm 87, 6 (2, 312) vgl. Hat-
temer 2, 319*. 342'. 405* und 3. 70* {Boelliius).
ß) sovsl iit potestas Schwankungen in der wiedergäbe aus-
gesetzt, die sich nicht immer ungezwungen aus dem zusammen-
hange erklären, wenn potestatis maris durch machte des mercs
gegeben wird (Notkkb psalm 88, 10 tu dominarts potestatis maris,
waltest dero mähte des meres Haltemer 317'), so finden wir
an anderer stelle liezist tt dinen segel demo winde ze ge-
walte , si committeres vela ventis. Boethius 49' {von Eiselein 565
als Sprichwort angeführt), und so kann auch für die Verschieden-
heit in den folgenden belegen der grund nicht in der bedevtung
gesucht werden: vgl. waz kewalto mag taz sin, diu manne
nieht penemen neraag, in neblzdn sorgftn quae est igitur haec
potestas. Boethius {Hattemer 113'); daz ander gewalt tero goto
neiieiner nehestät, quod nulla potestas superum. Marcianus Ca-
pella (Hattemer 282'); uhe chuninges kewalt sÄligheit machöt
{regnorum potestas). Boethius 113*; und vgl. dagegen: wanda
gotes ist difi mäht, quin potestas dei est. psalm 61, 12 (das
gott aliein mechtig ist. Lotber; wen gotis ist gewalt. Treb-
nitzer psalmen); iro polestas (mäht) ne gihet in escam. %u
psalm 103, 28 (Hattemer 374'.)
y) das gleiche gilt für potenlia: nube dinin gewalt iinde
din reht, potentiam tuam (Trebnitzer psalmen starcheit. Lotheh
l(raft). NoTKEP. psalm 70, 18 gegen ich faro in mines truhtenes
mäht , interibo in potentiam domini. 70, 16 (ich gehe einher
in der krafift des herrn Lother; machtbeit Trebnitzer psalmen);
din arm ist mahtig, luum brachium cum potentia. Hattemer 2,318".
S) die allgemeinere bedeutung einer aus der inneren anläge
des subjectes erwachsenden kraft und machtfülle ist für gewalt
norh wenig erschlossen, lat. virtus z. b. wird auch bei Notker
noch durchweg durch 'kraft' u. a. wiedergegeben : in braehio vir-
tutis, an dinero chrefte. psalm 88,14 (du hast einen gewal-
tigen arm Luther), in einzelnen fällen nur wird durch die
eigenart des Zusammenhanges auch gewalt solcher bedeutung
näher gebracht: tär an dero stete ist is kn(ioge zedero zestö-
redo selb — waltiges willen, wanda not nimet ten gewalt.
Boethius 223*.
£) dagegen wird mit Sicherheit diejenige macht fülle, die aus
der Stellung des subjectes flieszt, durch gewalt gekennzeichnet,
die staatsrechtliehe prägung des begriff es entfaltet sich also auch
bei Notker durchweg im rahmen des wortes gewalt, er strebt
hierbei vielfach die personißcierung und vergegenständlichung an
und giebt deshalb auch für den gebrauch des plurals einige bei-
spiele: waz mag ih rachön föne hdrskefte unde föne ge-
walte, quid autem disseram de dignitatibus et potentia. Notker
Boethius 79'; gib mir dinemo chinde gewalt, da imperium
puero tuo. psalm 85,16 (Ldtiier macht. Trebnitzer psalmen);
tfi I£rt6st unsih ouh mit sinemo munde, allen wis^n nuzze
wesen, in dien worten gewalt ze gwunnene. Boethius 27';
hane causam capessendae rei publicae necessariam esse sapien-
tibus. alle helfa scazzes, friAndn, gewaltes, unde al daz ze-
guöllichi triffet, ferliesent si6 dA. psa/m 48, 15 (ffoMcmer 172');
in all^n di^n steten dar sin gewalt si, dar lobo gote min
seia, in omni loco dominationis ejus. 102,22 (an allen orten
seiner herrschaft Luther; ebenso schon Trebnitzer psalmen).
ebenso Boethius 13. ähnlich psalm 113,1 (für potestas, Treb-
nitzer psalmen gewalt); hßrsceß'e, furstüoma, kewalta, sulen
dir daz siß sint (potestates tibi debent quod sunt), psalm 7o. to
(Hattemer 247'); alliu riebe unde alle andere gewalta daiine
wesen sälige übe iro vlägin wise respublicas beatas fore, si
vel regerent eas studio.H sapientiae. Boethius 27'.
5) m einigen fällen wird durch die eigeuart des Zusammen-
hanges schon die Vorstellung einer Steigerung der machtfülle,
eines missbrauches der macht vorbereitet, hier liegen die an-
salze zu der parallele gewalt, violentia: taz ist tero chüningo
gewalt, ter ofto die riehen insezzet. Notker Boethius 25';
wanda er ne lAzet den gewalt dero sündigen über den teil
dero rehton, non derelinquet virgam peccatorum super sortem
justorum. psalm 124, 3 (der gottlosen scepter Luther ; die
rute der sunder. Trebnitzer psalmen); mina einigun bring tu
widere föne Iowon . . (sela einichlicho geborna) löse d'\& föne
iro sarfen gewalten. 34, 17 (Hattemer lig').
e) als gesammtergebnis läszt sich für die althochdeutsche pe-
riode feststellen, dasz die Verwendung im sinne von ^macht' nur
in festen Verbindungen auf rein deutscher grundlage beruht und
dasz diese Verbindungen ein bestimmtes Verhältnis zuitchen dem
träger der gewalt und andern machtfaetoren feststellen, dieses
Verhältnis findet in der staalsrechiliehen ausprägung des begriffes
GEWALT I 3 (mittelhochdeutsch) 4920
seinen natürlichsten ausdruck, während es m den beziehungen
des menschen zu gott auf den einflusz fremder vorlagen in der
geistlichen dichtung zurückführt, die abgrenzung gegen den begriff
* kraft' , namentlich im sinne eines aus der naturanlage einer
persönlichkeit oder eines objeets erwachsenden Vermögens, ist ziem-
lich reinlich durchgeführt und die bedeutung eines miszbrauchs
der macht ist fast gar nicht entwickelt.
3) die miltelliochdeutsche periode. vgl. gewalt mhd. wb. 3,
474'. Lexer 1, 972. der bedeutungsumfang greift schon hier weit
aus. nicht immer beruht dies auf der entwicklung neuer be-
deutungen, häufiger vielmehr auf der befesligung oder gebrauclis-
erweiterung solcher Verwendungen, die in älteren quellen ver-
einzelt waren, so vor allem der parallele vis, violentia in allen
ihren abstufungen von der ^gesteigerten krafl' bis zu ^gewalUhat'
und ^unrecht', noch mehr ins gewicht fällt für die miltellioch-
deutsche zeit die Verschiebung und ausdehnung der gebrauchs-
grenzen. die engste fühlung mit den älteren typen hält nach
dieser seile die lyrik, die ihrerseits manche für die bezii^hung auf
gott geprägte form nunmehr für den minnedienst nutzbar macht.
die epik läszt manche verborgene Wendung allerer herkunft ans
licht treten, oder sie verschafft einzelnen Wendungen damaliger
Umgangsprache eingang. theilweise knüpfen diese an die formein
an, die die rechtsdenkmäler des 13. jahrh. in die litleralur ein-
führen, theilweise finden sie ihre parallele in den Urkunden und
in dem slil der Chroniken, die beide voller aus dem leben schöpfen
als die kunstform der dichtung.
o) abgrenzung von gewalt und macht.
«) die engste annäherung an die bedeutung von macht ge-
winnt unser wort in der Verallgemeinerung, die es unter ab-
streifung der ihm anhaftenden Verbindungen und näheren be-
slimmungen erzielt, man vgl. den satz gewalt ist aber s6
manicvalt inmitten einer reihe von festen Wortverbindungen mit
gewalt im folgenden beispiel:
üw6, owe her Tristan,
daj ich iuwer !e gewalt gewan
so guoten, alse ich iezuo hän
und der also niht ist geti'in.
da; icti in also geliehen müge,
als es mir wege unde tügel
gewalt ist aber so manicvalt:
icti wsene; ich mac wol disen gewalt
an niinem vinde iieben.
Gottfried Tristan 10350^. Beckstein.
diese art der Verallgemeinerung ist in der mittelhochdeutschen
Periode sonst wenig entwickelt:
nu selient wie wirdiciiche
die herren konege riebe
empHiigen ir heilant,
und wie höhen prisant
sie hatten da zustund bereit.
da; was ein ofTenbarkeit
gewalt und hörlikeite.
die menschheit oucb gereite
alsus wart o(Tenb6re,
daj er ein heilant were. erlösung 3364 Bartsch}
da; Süll wir alle; varn Jan,
wan got der uns geben hat,
der git uns an der selben stat
Tich und res, swenn er wil,
wan er hat gewalles vil.
Enikkl wnltchrontli 13260 Strauch.
ß) WO unser wort in der mittelhochdeutschen periode über die
grenzlinien der einzelnen Verbindungen hinausgreift, ist ihm meist
die nebenbedeutung heirschaft, regierung beigemischt, es ist dann
auf das staatsrechtliche gebiet eingegrenzt: die gewalt stet an
den burgern, also daz iz der stal zu nutze unde zu gute
kumen muge. Freiberger stadtrecht 242 Ermisch.
1») er künde wol ze rehte leben,
wan im diu mäje was gegeben
von des beilegen geistes lere.
des rehten huote er $&re.
e; ist rebt da; man bebalte
deumbete in gewalte
(da genesent die armen mite),
und sol doch vrevelliche sIte
durch die vorbte erzeigen
und die mit rehte neigen
die wider dem rehten sint.
Hartüanh V. Adk Gregorius 3798 Paul;
nun ist niht m^re min gedinge
wan da; si ist gewaliic min.
bi gwalte sol g.-n&de sin.
Ar den tröst ich ie noch singe,
genäde diu sol überkomcn
gröjen gwalt dur miltekeit:
genäde zimt wol bi licheit.
ir lugende sint lö vollekomen
da; durch reht mir ir gwalt sol fromen.
Rudolf von Fknis minne». früht. 84,12^.;
4921
GEWALT I 3 (macht)
I
ili (lat du, mlnn«, mertit,
•wai lii dinen buldeD In,
trureu unde hohen niuol,
•«U »0 du 'i daiion karttt,
fit du( du aUo |{<>*'*liik bl»l,
■0 wla iiiiiiaii vrfludmi guoi.
waiilu wol, dit gauad« hl Kawali« ilaiT
KuiiH rai»NMiii|/«r •. ä. Itaftn \,%W;
vgl so toi ouch der berr« gnada ban. «an berreo zimat
Kiiade. biichoft- und iUnttmanntnritht von B*ui (IS. /aArA.)
% 12 Wacktrnagtl;
der kal*ar dö in tlleD ilrit inahi vrld* uui |uol (arlbia.
mit »im Ksbal geln goi er achuor
dax In »io Bemelnlicb half dar lande ruor.
gawali hAt nihi guutt. bii (ol mit Ir oiht pdlbia.
LohrniitKi '5M Aa<:4«rl;
hia *loi die blgaDt dao gawalt.
■i «ein luiio ouvr alt.
diu lieh ulcbt cbuiinaD arbarman.
unt dia roiibaot dia arman . . . ,
TnugdaU» >7,4t H»kn.
3)) an Ima bratt aller tuganda olhi,
dar htfrra babeu «olde.
waii dai er la rarra wolda
In «iuea heneo luitaii «wabao
und iilwan ntch *lnam wlllao labaa;
da{ Ima ouch »ii la leide «rgie.
waii leider Uix Ut und nai la :
im giindiu iuttaut und volles KUOI,
diu iwal diu ruerent Oberniuot.
variragen. dai doch vil manic mau
In micbelem gawalie kao.
darau gadAhta er •ellao;
Obel mit übala galtan.
krart urxaigan wider kraft:
darxuo was er gedancban. GoTrraiao Trülam SU;
al waren maniloh uiida balt,
d& t\ in 4r und In gewalt
den kunic drungen unde tobubao.
OrtOKAa Asiirrr. rtimchronUt SStSS;
der chunich Ludweicb behielt dan bof acbt tag mit gewall
und mit grozzen erea. f4c/is. weltehronik. 3S& (l. bair. fortt.);
du weiht und chroot in piscbuf Petar von Maegenz ze r6-
miitchem chi^nig. doran was ar...jar mit gewalt und doch
mit grozzer arbeiU titnda.
t)) ir herran nemet lalbe war,
mir «Int verwandelt vil gar
der lin, der llp, dar xuo die alt«,
dirt dem von rehte wonent mite
der gröies gewaltet pflegen «ol:
lehn lime le bAbeit nibt wol.
UAaTaANN V. Aui Gr«j;orü« 3MI Paul;
die sabruoder wirn von höher art
vor Nioua, der gewaldes pOac
a wurde geitiftet Ualdac.
WoLriAi Airmai 103.11;
leb bab In rehi altam min kint,
oder mich mach goi gewaltes biint.
fciNiKEL veUanonik 10434 Slrart^;
gllcherwii al« ich bin
und mir ein iegllch kalter na
über die werit hie unde da
harre itt mit gfewaides hant,
aus wil Ich ila; e{ «1 gewant
umme die reinen pralhelL paMiowat 10,11;
tente Peter von gote« genaden gab
lt«llchem babltie dea gewaldea atab
dai her beide mort und alag
und alle tunde vergehen mag,
Bbdn von ScHONuacK 1M63.
<)) luo Ir Ingesinde ein teil tl lüte tpracb.
dö si xe ende det ringea den heit gesunden tacb,
'bald« koniet her n&her, ni&ge und mine man:
Ir «uit kunic Günther alle werden undertln'.
.. er gruoztp« miniiecISche: j& waa er tuffenda rieb,
d6 nam in bi der lieode diu maget lobeluh:
ti erloul>ie im dai er aolde haben d& gewait.
dea freuten tlch die degne vil khene uude ball.
Sil>eUnijeHli«a 440,3;
do tach ein lliunen recke ROedeg^ren ttin
mit weinenden oiigen. unt hetes vil geiAn.
der ."pracli xer kuniglnne: 'nu »ebt Ir wie er «tlt
der doch gewait den meisten hl« bi Euelen biit'.
'.!07&,4;
wat hair. dai Nabucbodonosor
gewaltet bete und richali vil? IV<iu6«ae 13.4;
ich wll dir machen unienhan
wol rOnlTiehen könig berra
dann ich hab geualie« vil mare
dann nie kein konig ward arkanu
LaarM 10 Sakmia;
kh cebit dir lüte und laot
üf dine sile In die hant
«Md gehe dir gewaldl« vll.
LitiMutuelxt rtimckronik 433 Megtr;
GEWALT I 3 (oiadit gotlea) 4922
ä hab«nl et «argrsmaiUn
■od dB( riebe verirt
■anlger 4r*n und gawall,
diu la vor war baialt
UrroiAa »tUrr. rtimtärgmik blWI;
Selben. Siveo. lauen laut
wtren Io der Ri)ieo haut
vor dar brOder xImo keaiea.
der fawalt wart In benomasi
er ireli tle lO laade widar.
UMmtUMk* rttaukrtmü tO.
b)) RAmare duo iln Inflanglo.
einen oAwln »Idde anavlengia :
al bagondln Igixao den bdlrr«« —
da( vundlo tlme e4rlo.
wantar alol duo bablia alllo gawall
der a gl.lellil wa« in nianigvalL
dan tlJda bit er duo cario
Oluilacblu Hute Krlo. AmnolUd 411 Aa«4«rf
all dai oocb beide lebten, Slgmuat und ülfetiat.
olbi wolde tragen krfto« Ir beider liebet klot;
doch wolder we-en birre fCir allen den gawali
det In den landen vorbt« der degen kOene and« ball.
Slb. 44.3 LacAmmuMi
aA tl werdeni verttOten
von dem gewait und von dem ami,
dem furtien man dennoch tami
da; guot und den gewio xe hOf,
dai ti «ateuai habeoi üf,
und belibet in diu «unde.
Onocaa d»Urr. rtimtkrgmik MMt.
y) tngtTi frnun der Mtutung, dit tkk »mt d«r A«aaj«c4-
uung det trägen der gewait ergeben.
I)) bestehung auf goU, Chraiut, auf relujUüe aoraMhiiifn.
a)) die gewali alt tnbegri/f gölUieher maelU, 9§L HODWia aar
MiltläUer tündenklage ttek. d. «. 30,301.
<z)) du goi mli alnar gewall
aluoch In arjptitce lant, . . .
mit tehen bligen er «« «Inocb.
EttuUfd 23,1 (MrLLanaovr-ScMcaaa dawkai. 1>,M);
501 mit atner gewait
er wurcbel xelcben vll manervalL
der worbte den nennlacben einen
Oixen von abi teilen. (l'.'iO) 'J,1{
dat Tulr «10g In ingeginl.
1( vlrbrantl Ir michll menIfL
god mid ainlr glwali
machli In den ovla kalu
drei juiniUngc im feuenfem («bcad« t*, tSb) 1,t;
dhnliek Annoüed l«3 Rödiger. k*i»erekronik 6144 SeemüUer. ittn
ebenda. Cretcenlia 26 Schade. Mar. 1:2, 6. exodut 135, 38 Duwur;
daz dritte was gellb einem vlieguntam arn«, der gap urcbuode,
daz unaer harre aweimet mit einem gwalta ob aller gescliefte
und ob allen dingen, predigten aus SL Paul «. 103; uoae berra
got umbegurt aicb mit aineu tugendeo und mit tinem gewalte.
ebenda loa.
ß}) 1))) gotea gewait wa« 14.
unt Terwandalte alch Bio.
oocb nimmer getAi. aaatwf* 3.W Kakuf
dknUek t, e&. «, 33. 7, 11. 1, 3«. 1, »L tm in fentmifk$tiim tm
gewait alt dem inbegriff foUaa, tgL unter Q;
sott aller (Ott« urtprinc.
10 de« bant der weite ring
lat betloaaen und dea gewait
lat ungexalt und manlgvalt.
kam alao gegangen dar,
do Adam lag. . . . Lotwik 4d«M umd Bern US;
da« (natift) gvraliaa Im alaO ril,
er mac dan r1rb«a awaaacr wll
dam armen geli«lMa
und dan armen garichon-
BAaTaaa« v. An Srtc VM{
din kraft gewinnet niener ort.
dtn gewall. dm gel«i, diu w«rt
got vater manacba nnda kiu
gewaliea ung««cbcldcn alM.
ala la in anegaag« waa,
dia eiaic drivaU uniiaa
B. *. Bu Barimmm mmd iattfial 1|
do »celn der gote« gwalt: Micbabel hdb Of ila« bani,
er lata demo lieuele einen alacb. da( dar hIaMi Wade* h— braal.
9«iir«i> i'ti llorvaAiin fkmä$rmktm %lii
al wol gedmwe atabelaobalk,
««liger taateanngo rraft.
al wl ganama oimudekeli
en dl>e frcuwen «a« gelch.
SU der «leb neiget« al«« ball
dl bob« godellcb gewait! BtifkHk 3330 Wapar;
ain vtierlicb gawali gebOi
d«a hlaielt warnd« atariekeit.
wie onde In »elher mAie er ir«U
d«r atarn« iouf der avnnen acbia.
RiaOLT Ton \Lt der tmU Gerhard SS4.
309«
4923
GEWALT I 3 (macht goltes)
GEWALT I 3 (macht gottes)
4924
2))) di.« was siner genoden spü
und Bios gewaltes kraft.
Lüiwiw Alf am und Eva 285;
ich wü iah behuoten mit minen lügenden gotliche$ gwaltes.
predigten aus St. Paul s. 90 ; er {der könig von Ninive. Jona 3, 6)
virgaz sinis kAnicbricbes, do er den obristin rihtäre mit
vurblin anrüfte; gebugte sines gewaltis, da er die gewalt-
licben gotbeit ercbanii. specul. eccles. 71 Kelle.
3)j) sunder missewende
bist du der urhap genant,
d8{ ende »tat in diner hant;
der beider name waer du ie,
doch gewänne du sie nie
und müe{en dem gewalte din
versaget unde Tremede sin.
R. V. Ehs Darlaam und Josaphat 1.
4))) ander namen hat er vil.
die ich den geleichen wil.
die iiürent alle an den gewalt.
der zedem vater ist gezalt. anegenge 5,47 Hahn;
der bäbes viel die dritten venie
vur aller der menige,
i^r huob er Ane hant,
er bescelnte niines trehiines gewalt.
er .-prach: 'ich gebiut dir tier wilde
in totlichem pllde,
da; du sciere wider lebendich üf stäst'.
kaiserchronik 10306;
nu erkanden si den gotes gewalt
so starken und so manecvalt,
ob er sin geruocbie pflegen,
da; in harte wol ."in segeu
gelriste vor aller freise.
ilARTaATti« V. Aüi Gregoviu." 3Sß2;
elteiixii St. Pfiuli^r reimbihel 77,
vgt, ScuöNBACB tscli, d. a. 4ö, 260;
dar nJtcli gap in got ein stiur
da; da; wilde (iur
kam gewalticliclie
uml verbräm da; hü» riebe,
da; von gold was bereit
benn Neröni, als man seit.
dk >ach man gotes gewalt an,
da; wider got nieman kan.
Lkikei. weltchronik 24253 Strauch.
y)) got richeset aine
ulier alle di werlt gemaine.
er gibet lip äne tot.
er gibet genäiie äne not,
i; ist alles in siner gewalt,
niemeu nimei e; ij; siner hant.
liuinKidii unik '2;i!>9i ebenso 11020 (Variante hende);
der knnic bheicbinöt den got,
der di werilt hat gibilidöt,
in des gi»alt allh siät
da; da; gistirni umbi gät. lob Salomonk 16,3;
eea karissima
nu vetuim ilen rat min.
swie ich iiiht siiines lian.
ez mac dir docli ze gTte ergan.
Sit dich zekiiiile erwelt bat.
ur des gewalt stat.
diu erde und des liimels craft. altd. btälter 1,343;
er tröste sie aller beste:
er sprüh 'nii niuoz uh got gevristen%
beide iunc unde alt
da; stet in siner gewalt. Maccabder 72 Kraus s.28;
aUla; der siin der muoter enbieten solte:
ob SI ir zorne entlibeti wolle,
unt wolte -i aiii -eiit loben,
lie;e Züsameiie Gliomen
der liaiden nise ^üriba3re
unt di der e under den Juden phlsgen,
vern.rnien di rede »lleiithalp.
got bete in siner gewalt,
da; er selbe erolTeiiöie,
sweihe under in ruht böten. kawrchronik SZ&& ;
wie lange denne diu werlt sul stein,
da; ist allin geliclie uiichunt.
Crisi iprah sellie durch siiiin munt:
e; in >oltde wi;;en der iunge nocb der alte
da; der vater bat in sime ^ewalie.
unlichrist, (iiniigruben 2, 126 ;
At> wart diu selbe frowe wol inne, daz daz zeichen cbom
von gotlicliem gwulle und wart si bechert, predigten aus
Sl. Paul s. 125.
S)) so scol diu erbarmede von uns gan.
über einen iegelichen man,
dise tugende hiingei uns der rat.
unser gehurbt der der gebe cbunde hat.
durch die bimele er si Täret.
so »i nah gote clieret
der rat der sol si l'iV'en.
si seoent sich nach einem gewalte.
Vuin leben Jesu 278, 13 üiemer ;
ich geben mich an des almehtien godes gewalt,
wände mine sunden sinth so maniohralt,
dat ich si alle nith neinach genennen.
UpsaloHr sünUenktage 9 Waag;
nd wil ich gote genäde sagen
da; er in minen jungen lagea
mir die sinne bat gegeben
da; ich ür di; hr(£de leben
abte harte kleine,
ich wil mich alsus reine
antworten in gotes gewalt.
IIartmann V. An« armer Heinrich 699,
«)) 'gottes gewalt' wurde vom mittelalterlichen menschen in
allen fällen empfunden, tco eine schicksalsfüqung den kreis mensch-
licher berechnung und menschlicher machtfülle zerrisz. als feste
Verbindung unterlag diese wortgruppe daher je nach dem Zusammen-
hang und nach der stilform, in der sie Verwendung fand, den
mannigfaltigsten bedeutungsänderungen.
1))) charakteristisch ist, wie schon Konbad von Megenbbrc
mit dieser veibindung als einer überkommenen sich auseinander-
ztisetzen sucht: nu werte der sterb laider lenger wan ain
jar . . dar umb sprich ich, daz er so lang wert, unz der
vergift dunst den luft räumt . . die andern sprächen, ez waer
der gotes gewalt. sicherleichen, daz was war, wan alliii
dinch würkent in der kraft gotes, &q den sünder allain . .
ich sprich aber mit Urlaub, daz got die weit mölit nider-
slahen in aim augenblick &n aller siechtagen hilf. 112,3. später
verengert sich die bedeutung in dieser Verwendung bis zu dem
begriffe schlagßusz, s. unter III.
2))) nach anderer seile wendet sich der gebrauch, der aus
der naturanschauung in gebirgsyegpnden überliefett ist: durumb
ob gotz gewalt ausebäm, daz injin möcbt zimmerlioltz finden
{aus 1350). Schöpf tirolisrhes idiotikon 79.
3))| in der rechtssprache ist eine ähnliche Verwendung viel belegt,
in der die wortgruppe hrute durch andere Verbindungen {vgl. unter
Uli verdränqt ist: unde gelobet denne ein man dem anderen
zwenzic marc vor gerichie uf einen tac unde der ricbter
ge abe under des von gots gewelden unde dirre spreche, he
si im nicht scbuldic, alse iz kumet zu deme tage, solde lie
umme di rede sin gelt verlisen, daz were unbilllch. Frei-
berger stadtrecht 29,3 Ermisch; were aber, daz he stürbe in
dem gevencnisse geelingen oder von gotis gewalden oder wi
daz were, so antwerte he zop unde zagel wider unde ist
ledic zu rechte. 5.32; s welch man slnen ricbter irsetcen wil
oder muz an eime gezuge, deme he übe ist gegangen von
gotis gewelden oder gevurn ist beteverte . . . der muz haben
siben ntnn an desselben ricbters stat erhafter iate. 29, 1.
b)) der hinweis auf Christus:
o)) nu wil ich iu Zeilen.
di iz vernemen wellen.
wer die waren.
di mit ir giengen.
da; selbe was Maria Magdalena.
di dir unser berre liailant.
erloste mit siner gewalt.
von den ubelen gaisten.
vom leben Jesu 265,24 Diemer f
in dem Jordäne
wurde wir ze wäre
alle Tiige gezalt,
er holte uns ü; der helle mit stnem gewalt.
wahiUuil 91 Waag;
nu bitte ich iucb chnaben dri
da; ir mir hell'unde sit
und da; du (Ciirislua) erlösest dinen schalcb
mit diner gewalt.
MilltiäUer sünripnklagp 792, zach. f. deutsches
atlerllium 20,280;
und doch swie de der gotes sun wSre bedecket in den hSnt-
schube der mensihait. doch so ^^az er diu bant diu bimel.
unde erde, und dar z& alliu dinch. mit sinem gewalte und
mit siner wisebait bat geschaffen, und du von spricbet er
durch dez wissagen mnnt Isaias. predigten d. I3. jahrh. i, 159
Grieshaber; da wart der mensch der ain stumme vor waz
gewesen- der wart redende, und do de die scbara sahen,
do nam ez si groz wnder. und spracben sumeliche under
in. in beelzebub principe demoniorum eicit dcmonia. swie de
w^re. de got den tiefel mit sinem göteilchen gewalte den
hosen gaist bete üz geworfen, do sprachen si. er täte ez
mit dem gewalte des tiefels. 2, 99.
ß)) id was ein mit hei wunder,
dad die ma^it iunge
gebar ein kint an alle wiseit
des gewalt so michei is inde breit.
»Oll Chrinti gebuii 91; m//. Kravs d. geti. d.
i% Jttlirh. 5; ehenso im Hnumgurlncr Johannes
Baptista btj (Kraus s. 14);
4925 GEWALT 13 (macht Chmii)
•r wti mtDolMh unta fou
tlio tuoie t>i (In gebot:
roll unt tr wanitMi«
driu unl« drtulch jir.
durch unver n6l d*i vlerde haly.
tII mlcliel lat der iln (eweli:
ilnlii won wdrrn iint der llp;
durch uuiih alle erxiarb er »lt.
ttiulieii 10,13 (MiLLt!<iiorr-Scii«M iltakm. t*,l1):
dat du dich llete irlbao
■0 die tiai. di man dicb bU
ander dia dt wiren la
i& dm »cichAren gaialtf
Awl dio (olllch gawaltl
Voratifr ftnäetMaft tl7 Waagi
tII otichel wai tia inaRinrhrari.
über alle lilrnelUc höracart,
aber die helle Ist der iId |wali,
■licbal unte manicvali.
Etiolifä 21.8 (MOLLiNiorr-Scuiaia dtnkm. I*,t9);
•lio hab wir um barall,
von orlenl «al wir ebofflan,
aaiu gewall bub wir vernonen
an dam «larn, der una der»chlneD lau
t.rluunr ifiel0 19 Kummtr;
wta dar goiea aun von bimela an dIa arde cliom:
TOD alner nagada wen er una le irdtia geborn . . .
i6 ar alcb dIIiI langer newolie lougeo.
•r newolie »Inen goielicben gawali ougao,
•la la der vaier bar btia ge»end<>l.
kni'frefiroHik nSJ:
dA vil aanctua Felix tOe alne knie uod »\n brnder, der d6
heizet der Auatua, wan her priater waa ala6 atn bruder, uod
aprdclien: 'berre J6su Kriate, wise bäte dinen gotllcheii ge-
walt daz dise apgole und dirre tetnpel veraldret werde uode
diz beideoUcbe toIc gloubic werde'. Hiaa. ton irtiTtiaa
htiligtn Üben {cUulsehi mysliktr dtt 14. iahrh.) 1, 191.
Y)) wir wellen den ze hdrren bAii
der hiniel unde erde eiipore hil.
In de« t^ewaji nü >iit
balde lip unde löt.
(ar doUe selbe inarter und nAi)
da| er rclAsie unlieb. kaiierchronik 10973.
O)) unser hJrre der hellint
nam wider In «inen «o'^Hchen gewalt.
dein vaier und dem heiligen galtte ebenbtre und abenricbe.
dannen lint die drt namen wasrlloba
aio got ganennel. t>053.
(firec «prach) 'frouwe. nA gebabei iuch wol . . .
DU be*alcli In diu guole
mit wollen und mii muote
In umer* herren irewnli.
Ir gebei wart vll manecTali.
HAaraANN t. Am Ereo &S13:
•)) htiiehung auf wesen, die tu gegentati im goU gettelU und:
a)) wie der man geiäie.
des gehuffe wir leider oAie.
dur des liirela rit
wie schier er allenle warti
vil harie gle diu sin scult
über alle sin ariercbuari
ai wurden alle gexalt
In des lieTels gewnli.
EtsnUril 6.8 (MiiLi.ai«HOi'r-ScHr«ka denkm. 1*.83);
■n Terlich mir le lebenna
ante Ich verworrener scalh
von des iluvele.« gewalt
InphAre mine sile. Vurauer tündtnätage M3 Waag;
dai hegiinde Irwelchen
tuiiiellche bAse lielden<>chan,
dA sie der aposiolen crafi
Ir goie siben louben
und Ires gewaldas rouben.
l.ittändifchK rHmchronik TT.
1)) h*riehung auf rint* KtUlichen kreis ton pcrtoiiffi als dfn
trigtr der gfwalt.
»)) oUgememtrt und umfasstndtre kreise, hier überwiege»
preRomina und subslanltva als begUtter dt$ wartet:
«)) nu niercbet och irfira: der tage aind zewene, ein
Uch de« mennlRchen , der ander gotia. der lach der meo-
nifchea wert alüo lange uoz ai langest lebint. hie aint die
moniiische in ir selbir gewalte, awedir ai wellin nach deme
himelrich arbeitin, oder nach der helle wercbe. aver ist der
tac ilirri nieoniücbrn also lange, ao ai in der Idte gewalte
aint. tpetui. etcUtiae 49 Kelle; wir tun ala die sunn, die
achrini über boae und uher gut: wir nemen gut und« boae
ij> unter gewalt. ackerntauH aus Bihme» 8.
P)i duo d«{ nrira Asierlarap
chom io der Juden gwali
unt dai opher raAra
lag lu enteis aliAre,
duo wuokie der ua<er wigail
da« altvn wuoirichet lani.
£»aoiMclM,e (MBiLanaorr-ScaaBaa 4tmkm, ia,90):
GEWALT I 3 (kSniglidbe «nrdt u. •.) 4926
do beten d« Romert geten van ere alle de laut da 4ar warea
in ire gewalt sithtitche wetukiowik tu
y)) mannechlleb «II rabi bis
ala tlo geoali Ist gcila.
MDde wil d«( Im aalbea bakea
Made wllt dabalaaaa aodeiaa («bau.
M« iMkU a M'a«f/
ao wuraia dicka vartaroi
von msnnas gewalle.
a« das ar din wall«
■nd dich habe In sloar pfleg«.
LvTwia Ailsm ub4 Kmi flilj
awai dIrre gabftra gam« tei«.
de* dühie sloeo hatren guuoe:
dar tuo er In überiruoo
da( er deheln arlirli
TCO frAadem gewalia lalt
llAaraAM!« v. loa «na^ Htiartek Hfl.
I)) einengung des kreim der bethetli-^teu pertawen. bamftklu
«der sUnditcke glitdtrung:
a)) ao aal ok de geialliche gewalt helpeo deOM wartlikca
rechte, of it ir bedarf. Sochsensptegel i, 1(
alt dem üalbao rtt«
glangaa ai tdaa mll
100 da« eardlnal.
der tuo dar wila dA lae
■ad dea blbsies eewali pbia«.
OrroiAB öeierr. retmeknunk iUU.
fl)) al acbat ander der erde bagraven deper den ein plueb
ga, die hon to der kuoingliken geaalt. Saektentpifgel 1,36;
ne tiet de arten nicht ut ut der kuningliken gewalt binnen
jar unde do^e mit irine ede. 1,98: wi aicb dat geticble
nicht kan vorawigen an gute, da« an die königliche gewalt
fellit Magdehurner fragen l,i,2i [Behreud ^); welibir kebtaz-
kindir gut, is aei erbe ader varnde habe, daa ai dirarbeit
haben adir vork')uin vor gebegeiem dinge mrht Toneicbt
noch vorgeben were noch habin, unde nicht elicber Linder
recht haben, daa ttirbet uode feilet an di königliche gewalt
noch irem tode. l, U, 8 (iS&): ab ein man von uogenchtta
wegen zcu deme galgeo vorteilet worde unde von königlicher
gewalt adir durch aodir lute beie wille ledig worde galu»zaa,
wi man den man vorhast beiden »alle, t, 17, l (i44|; ich
Tileiiianou« Ellien von Wolffbau, ein paffe uate Menlzer biacb-
tonie, wonehalTlig zu l.impurg io Trire biscblom, ein ufünbar
aclinber von keiserlicher gewalt, want ich bi diser scbickiinge
und ordinacien . . .gezogen geweat bin. ttttamtnt dir Ltm-
burger früri;«nn Grete Meinliard 20. aprij 1S71 la der Limbnrger
Chronik 113; wo erbe ane erben atirbeU ab ein eibe vor-
stirbet. daa aicb nimant doriza tzubet mit rechte binnea
iar unde tag. daa nimpt di koniciicbe gewall. Laaan ia$
alte Kulmiseh« recht 4,70; birnoch ao gingen dee dirhangca
frund zcu der königlichen gewalt durch der roin.«ien anloat
wille unde betrubnisz unde beten, daa man den toden muat«
begraben. Magdeburger fragen 3, e, 3 [Behrtnd 19>). <« i«m
beiden, leisten belegen fergleiche auch di* fitr die objeelimtnn§
und personificierung susammenge stellte n beispielt tp. 4937/.
y)) ave nenen bargen bebben ne macb, dar ha ok aaa
erve ne bevet, den aal de vri>ne gewalt babaldea, «f ke MB
ongericbte klaget, oder die klage up ene gat Sedbwipiffrf
1,8 Bomeyer; adir luthe, die nahe geaeaaeo aio, da« ai g«-
begetes dingia warten oiuezen, der eide mag der ricbter »«1
vorsrhiben. haben al abir keinen bürgen, ao «al ai di frooa-
gewalt bebaldeo zco ofUo tagin ond« tco gebeiselea din|e,
dai «i dl eide leiaten. Magdeburftr frofen l, le, &: wcoa« nn
man den andern in di fronegewalt adir io da« gefeagoii
biengit mit rechte umb eine bekaote ackolt. S» 3, lt. afL
»,1.7.
J)) doste bleven alle riddere ond heildeo aik io
likrm gewalde. {Magdeburftr ttkipftutkranik} dnUdu lUält-
th4 o». 7, S&3.
§)) di munzmei»ter« ksbaa «ach gewalt, abar aa« gcrkbta
nichL Freiktrger sUHntld Ut Erwustk; aan aol ackhkeo
allen reten, das ein iegiich rat, der dam e gcaralt iiat, tegüch
klag aol harren sweone er «itzet (1334) IMtker üadtiitlm
1,34: wer, dz der egenanl SIeipfer die vorgaacbnben arlikel
deheineo nicht «itt hielt, dt «i dann di« vorgeaeiien hundert
pfund wereo aulo an goad »der aber den Torgenaoleo Hüdin
Sleipfer wider gen Zürich in dea rate« gewall aotwürten
and bringen aiilo. (iKil 1, 3M: ai kaot oucb geaett, daa
ein ieklicher rat, wenn er ao eiltet, awerreo sol, wg ander
inen klagt wiri, dz ai dz alle rirbten aüleot ood oucb gericht
aül«nt kao, ««oa ir lil aod ir |«walt aa gat (1311) 1, IM.
4927 GEWALT I 3 (individuelle begrenzung)
^)) wenote he ghewalt hebbe, so spreke de scultechte.
dt« Goslarischen slalulen 73 Göschen.
T])) her mag is {das vieh) ouch wol pfenden ane des rich-
teres orlob, und sal is triben in des richteies gewalt. das
alle Kulmische recht 5, 26 {Leman 158); und ob ein manslek
ilreistunt geladener nicht für chumt, der richler chund in in
die Acht und zwei teil seins guets sten in dem teil seiner
hausvrowen und seiner chinder, und der dritleil seines guets
st6 in dem gewalt des richters. Augsburger stadirecht 50.
&)) dienest manne egen ne macb in koningliken gewalt
nicht kernen, noch buten irs herren gewalt, of se sik ver-
werket an iime rechte. Sachsenspiegel l, 38 Homeyer; dinst-
man ervet unde nemet erve alse vri lüde na lantrechte, wen
allene, dat si buten irs herren gewalt nicht ne eivet, noch
erve ne nemet. 3,81; das hulCfe im got von des herren ge-
walt usz deme lande. Magdeburger fragen 3, 9, 3 (Behrend 204);
in molne unde in inünte unde in tolne unde in wingarden
unde in tegeden oder in süsgedanen dingen, of en man belent
wert, deme lene volget die man unde erft it, al hebbe die
herre des lenes slat in siner gewalt to bestadene. Sachsen-
spiegel lehnrecht 11; svat aver den mannen an irme lene ge-
brict, die wile it die herre hevet an siner gewalt des lenes
stat, unde die bestadet, die wile sal de herre den mannen
irvullen iren scaden. ebenda; wer unser ainer stirbet und
bawsfrawen und erben lezzet, der richter ader foit, noch
imand anders schol sich seines gutes nicht unlerwinden,
sunder das gut bleibt in der gewalt der frauweu und der
erben. Iglauer sladtrecht (13. jahrh.) Tomaschek 201.
0) dekeins burgers sun von Colmer der under des vatters
oder der mutter gewalt dennoch ist, der mag irs gutes oie-
uianne nicht gegeben noch verspilen, noch in dekeine wis
in enphüren. {Rothweil. 1293) bei Schöpflin Al$at. diplom. 2, 58.
e)) einengung durch nomina agentis:
ze rebter zit er entran
üz der mordxre gewalt.
Habthann V. Aui Gregorius 99 Paul.
3)) die bexiehung auf ein bestimmtes individuum als den träger
der gewalt wird überwiegend miUelst des Possessivpronomens her-
a)) das Substantiv ist subjeet:
der künic bat in vfir sich komen
und bat den helt maere
da; er immer bi im wsere:
er wolde im sinea gwalt lin
und gerne wesen undertän.
heriog Ernst 4987 Bartsch;
wände er de geweitigeste cbunlcb was,
da man von ie gelas.
vii witen giach An gewalt.
Vorauer Alexander 1431;
din gewalt wirt also vil,
daj dir in ertriche
necbein kuninc ne mac geliehen.
Trierer Silvester 501 ;
sin höher küniciicb gewait
schein harte maneger bände.
Konbad von WShzburg Partonopier 238;
dö sprach Ich 'sud, vil lieber man,
disiu rede beert dich an\
'wie vater min?' 'daj sage Ich dir.
ich wil dich biten daj du mir
niht verzihest hie swes ich
von rechten herzen bite dich\
'vater min es ist gezalt
über mich din gewalt.
R. v. Eiis der gute Gerhard 4272.
6)) prdpositionalverhindungen , die die gewalt als ziel einer
bewegung erscheinen lassen:
a)) uiilanges zit bine chom, ö in sin herre sazte ze ambtman:
al da; er hete da{ pevalh er zfl siner geweite,
da; irae al da; wäre undertän da; ter ime scolte dienen,
nieht er u;nam wane sin wib lussam.
yenesii 55,34 (Hoffmann fundijruben 2);
er Dan den dinstman bi der hant
er beval 'n den konich in sinen' gewalt,
Crescentia 30,23 Schade.
ß)) er (Rnther) sprach: 'swer danne wil scat nemen,
dem sal ich in äne zaie geben:
wil er aber bürge unde lant,
des gibich im in sine gewalt.
könig Rother 193 Bahder;
da; wil ich immer gote klagen
da; din mOeder lip zerslagen
ii> wart gegeben in min gewalt,
sit du von minen schulden sait
din dienest allen bau verlorn.
Uorit von Craun 1299;
GEWALT I 3 (individuelle begrenzung) 4928
doch wil ich iuch durch zuht biten
ergebet iuch in mine gewalt;
oder ir sit scbier von mir bezalt,
da; iwer vollen rQert den snö.
so ixt ir; ha; mit gren i.
Wolfram Parzival 287,28;
und nam des sine Sicherheit
da; er gevangen wider reit
in der vrouwen gewalt.
Hartkann V. Aoi Iwein 3779.
y)) ein keiser was bi den eilen, ein gewaltiger voget witen,
Augustus was er genamet, der bete diu riche elliu ensamet
in sinen gewalt betwngen.
Weiinue* Maria 158, fundgruben 2,191;
die iuucrrowe zubaut nam
den sperewer an ire gewalt.
der s/ierber, tsck. f, d. a. 6,429;
des amies er nicht abe trat
bi; da; meister Werner quam
von dütschen landen und nam
die meisterschaft an sine gewalt.
LivläiitUnche reimchronik 6327.
c)) die gewalt haftet an der durch das pronomen gekenn-
teichneten person: auch hier überwiegen präpositionalverbindungen:
«()) herre, nü habt guoten muotl
über alle; ditze guot
wei; ich in miner gewalt
kleinät manicvalt.
Ottosab österr, reimchronVi 3695;
ich gebiute dir, edeliu würz verbena, . . . daz it neheine
lügende in dirre erde verläzest, dune sist immer in miner
gewalt mit der chreft unde mit den tugenten unde dich got
beschaffen hat unde gezieret, twei arineibücher aus dem 12.
und 13. jahrh. 2,13", Wiener s. b. 42,150; of die burch unde
dat burcblen in ene gewalt nicht ne höret, unde na des
herren dode sünderliken herren ledich werdet, unde dat
buichlen getweiet wert von der burch, die bürgere volgen
irme borchlene dar't höret, wende it is denne ire rechte len,
sint sie der burcbsate dar af ledich sin. Sachsenspiegel lehn-
recht 72 Homeyer;
da; . . . lant,
des diu schoene Irekel wielt
und e; in ir gewalie hielt
vii stsetecliche und in ir wer.
KoNSAD V. WSbzbubg Parlonop. 11082.
ß)) der von Francrich hat
in siner gewalt
des riebt guot ungezalt.
Ottoeab österr, reimchronik 74809;
ich hän gehört also,
tin ene, hie; Joachim,
von dem solle gevallen im
und zerbe sin bezalt,
swa; in siner gewalt
bete dei kunic Davit. 47500;
also het in der marggraf ein ganz jar in seiner vänchnüsz
und in seinem gewalt. sächsische wellchronik 375 (vierte bair,
forts.); brüder Juries ü; den brüderen las,
wen er was an des meisters stat,
einen brüder, den er bat
mit der brüdere rate,
da; er wolde dräte
von riten mit dem her
kein Kürlande bie dem mer
unde bette sine gewalt
über jung und uoer alt,
die zu der reise wären komen.
Livländische reimchronik 5897.
vgl. auch gewalt haben unter iS) sp. 4931 /f.
d)) die gewalt geht der betreffenden persönlichkeit verloren:
mir sint diu riche und diu lant undertän
swenne ich bi der minneclichen bin;
unde swenne ich gescheide von dan,
sost mir al min gewalt und min richtuom dfi bin.
minneK. frithl. 5,26;
dö er (Gregorius) von sineni gewalte gie
and in der vischxre enpfie
In sinem hüs so swacbe.
Hahthann V. Adk Gregorius 3677;
üterthalp siner gewalt
Dolrich der beit halt.
der von Kappellen was gebei;en,
datze Siire in den kreijen
wol anderthalp hundert man
xuo einander gewan.
Ottokar öxterr, reimchronik 36320.
4)) dieser individuellen begrenzung des begriffes giebt die sprach*
der dichtung eint bestimmte richtung, theils durch Übertragung,
theils durch Verknüpfung mit personificalionen :
a)) üt da; selbe wunschleben
so bet ich minen vil; gegeben
in miner frouwen gewalt:
dar inne woll ich werden alt.
Hartkahn v. Aus 2. büchlein 81;
4929
GEWALT I 3 (besiU)
GEWALT I 3 (lietiU)
4030
w«ltiu Dibi, w«| «r blBM n-uo
■prtch tuo Melidr«? . . .
•r liDie Ir aCieieo llp geMban
te tohaden und la nanagar oAu
er «prtcli, aln laben und «la i4i
diu «iftendan belda In Ir leMrali.
dar aalba rliiar wo! (a'UU
üf jAmer laiie ttnan Tli^
KoMAD T. WOaxau«« l'aiionopltr Hui UfHur IWll,
^)) daniioeb d6 Grdgftrjua waa
In der «Ondeo gawalt.
all iu dA vor ««ai gaiali.
lUaTNANN f. Aoi Gr«f«rto> Wh;
Minne diu varwarrwriniia,
dia endühia at niht d6 rolia genuoo,
di| man ti In adalen hurian Iruoo
varhoirn und« lougao,
iiua wolle under ougeo
ouch oir«Dbereo Ir gewali:
der wai an Ir iwein manicTati.
GoTiraiaa TrUtam 1I9I7;
der got «lob wuoderllcb vertan
der ir gawaU {Jer miniie) ad «Ken mar.
»iniltUm M:
möble leb reraUreo de« wlmara ili!
wacbe leb die wile, a6 bin leb «In nll,
dat «In gewali Ut «A breli und «o wti.
WtLTHia 30. R.
b)) in dir rechtstpraeiie wird durch dirtt individuelle begrentung
des bttiriljffs, ebenso irie durch die Anknüpfung an afipellaliva alt
die trägt! der gewalt eine bedevtung tnlicirkeU, die tich der ton
betiti nihtrt. den ausgangtpunkt bildet dt* vmttellung, dast da$
betreffende individuum die volle Verfügung über etwas ausübt, wie
diese namentlich in der Verbindung gewere und gewalt diu der
iiei^enüberstellung eines reehlliehen anspruchs und des thattadilielien
innehabens erwachst, diese berührung mit der bedeutung ^betitz', die
mtt dem übertritt des wortes vom staatsrechtlichen gebiet auf das
privatreehlliche sich ergiebt, ist an bestimmte feste Verbindungen
gebunden und bleibt für den schärferen beobaehter immer nur
eine annilherung. so wird namentlich in der juristisdien litteratur
die grensltnie grgen besitt um so krAftijer hervorgehoben, je mehr
sie sieh im allgemeinen sprachyebrauch vertritchl. an der letsteren
entwicklung nehmen nicht nur volksthümliche rechtaquellen theil,
sie findet auch in der allgemeinen litteratur nahrung, sofern iit
dichtung Wendungen der Umgangsprache aufnimmt.
a)\ weniger tntwickelt ist dteu mtue bedeutung t» dtr mt-
bindung mit verbis der bewegung:
(')) wer (in vilir tribet uf eines andir maonea körn adir
gras, her aal ioi sinen scbudeo tzweTalt gelden ... her mag
18 ouch wol pfenden aoe des richleres orlob. und sal is
trilien Iu des richleres gewalt. dat alte Kulmischt recht 5,26
Ltman; ist das vibe so getan, daz her is nicht gevoien in;ig
nise wilde ros sin und rinische pfert adir andir wilt. daz
man vor tzam heldet. «dir gense das s«l her in sine gewalt
(riben. 168.
ß)) dem {H. Zwiek) wrden ocb die pfenninge alle ge-
anlwrt in sio gewalt. (1818) Züricher stadtbüchtr i, U; wer
oucli, ob ir dekeiner in dirre frist der burger hedorfle, dem
«ol niiman von der burger wegen sin behulffen, er habe
dantie ein hus koufTet, oder so vil gStes geleit iu der hurger
gewall, darumb er daz hus kouffen solle. (l3ie) 1, IJ; euch
sal nimanl binne »ort mer , . . kein achter ouz der achte
laien noch keine bericblunge Ton im iiemen noch in keine
«eine gewalt geleiten, einigung twischen den herrn von Elsler-
f>eTg und denen von Plauen (1327), Haltads 695; wer ouch tAch
bcriii in unsere «lat bringet, von wannen die slnt, und si
in sinen g.walt leit, der sol sie »erungelten, also doTor stot.
kaufhausordnung von Strasiburg (l40l) bei EaBBitc 1,6.
y)) hedde ein man to jannalen lan<l gewunnen unde hedde
dal körn, dat dor oppe stonde »ort »erkoft eaen amleren
manne, unde hedde der kopere dat »orgeoant körn gebracht
in »in gewalt unde behalt, dar en is de kopere »orgenant
otme genen nicht »an schuldich, des dei erftale is. Dorl-
mundrr urlhtiUbuch, Hansische gtschichUquellen S, H2 ; et sollenl
och der scbultbs und die ampllQle so sl iemand frOmder
K Yv "*" anspricht, in gwalt und gwere setzen und das
erb \x pfund pfeu. iUeä* geridUsordnung to» Butl 1457
(^■iiBU Basa 1841) «'.
'' Bit dUen dingen uode ala6
oam den bort aln muoier M
analliclicbe In ir gewall.
Ko!<BiD ». WeatauB« Partonop. »17;
ob swene man aprechent uf eines mannes gflt. »or gerihle.
nach sinem lade, so sol der rihter daz giit in sine gewall
atmen, «ne schalen, und si soln »or im dar umbt rebteo.
Schwabe nsptegel f 37S Ustberg ; ala lob ib der »eiot io lla
gtwalt genam und in in mirhel uogenAde let, dö eneift ich
SD iu valtrllcbt Iriwt und gnide freäigttn aus Si. />•«](. tO;
und sOlleul darzS der meisler und tio sremanmoitter ieglicber
einen slOasel babeo und i8 imt io tineo gtwalt oraeo.
ntuordnung dtr sUdtMrw*ltuH§ in Stras$kmrg (I4M) bei Chi-
tltc 1, 91.
h\) nee* mehr 9*rbindung$Unin mit 4tr fraUtU gewert,
pos$etsi9, uigtn die rrifmhonalmUMimngen . dt tiek u ä»
ttibum dei beharr«n$ «MtUimM.
n)) tdion unter gewibr (f. 4Ttl) tM aus ratkipuUe» $M-
rtkht beitpiele »usttmmengesUlU, du iu der vtrMitfHtf io tainar
gewalt und ftewtrt haben du bedeutung 'betUtf torhtrtUe». 9m»
kitr aus geht du wtndung auch in die poettUkt vfruMt über,
90 tit jedoch du anlehnung an gewere a' streift:
1))) ab ein mno eins andirn mannit gut »orwirckea m$§f
dat her in tioer gewalt und geweren bat. Magdeburger fra^iu
S,s dittinction 3 \tgL ff. 4791); bat ein man einen uorecblta
bu in gewalt unde in gewere »ir iar, stcbse, cebne odtr
loch zwencic iar »on sineo nakeburen, iz ti »on gunsl oder
»on gewalt, den hat he nicht mit rechte. Frttberger sladt-
recht &, 21 u.a. ;
dar «alba hli daj gaot lani
In gewalt und in gawer.
HtiNaicn r. Narsrin Afottmtm 4)M,
vgl. SraoaL gloaaart
vgl. io der gtwalt haben htiszt btailzeo und gtwalt ist gleieb
gewer polestas. J. Gtiaa {das wort des btsüus) kl. sehr, i, iv..
2))) Kn in sioer gewalt bebben. Sachsenspiegel lehnrecht
»rt- II { 3; wann einer aia wittibeo anspricht umb aoer-
storbens erb, dat si in irer gewalt bat, da mag dit w itib
nicht tisch umb haben, steiermarkisehet landrecht IM Bisdioff;
welchem »erierts vüech oder ander gut zue seiner btbao-
szung oder auf ander sein grQml koinbt oder darbei ge-
funden wurde, der soll das nicht lenger dan über nacht in
seiner gwald haben. rtdUe iet stifta Göu (16. jahrh.), gHerr.
weisth. 6,300.
'))) ar lie «Ich nlhi »ardrletao,
ar Mch unde gap,
awax er »arunder hab
bat In tinar gewalt.
OTTOsta ötu^r. rtitmekranik SieM;
ntt wealen die berreo kare
wol «eb« iä»eoi marc
In lioer gewall. ä&8*ö.
ß)) onde beheldet he daz also ia gewalt unde Io fewer«
iar unde tac ane anspräche, so ist ieore Itdic, der iz im
ufgap. Freibirgtr stadtrtekl 1,85 frniMcA; und sein also darin
gesessin in stiller nützlicher geruhiger gewebr und gewalt,
lünger denn iandU- rächt und gewobnheit itL (i344) Halt-
ads 695.
y)) als mich mio geselle Pelir vonnalt sco tiroe gute mit
ofünbaien schriinen und initrumenttn offinbar bettetigit hatte
bi sime gesunden leibe, dornoch so sime sicbbelte »or tr-
baren luthen alle sin gut unde erbe unde geretbe gegeben
hat... so lat ein recht werden, nochdemmole d.is sin gut
do min was, und alle tin gerete do in niiner gewere uode
gewalt irstorben ist. unde her selbir spricht, dat is bi mir
ist, ab mir das icht nebir bliben sulle, wenne mir« inaoä
entwenden möge. Magdtburger fragen 1, 6, 5; wann aio mentcb
dem tndern zuspricht umb weu das ist, bat sieb das ver-
irret in des antwurter gewalt, so »erantwort era ia banU
taiding, an der dinstberro eigen. $teierws4rkitcket kndrttkt it$
Bischoff; gebe ich einem manne gut tau »orkoufen. und
gebit her mir eine andir habe doran und daz gut biib«t in
niiner gewalu und wirt it mir »«rtloitn 4ar tclaJ« Uikat
sin und min nicht, das alu Kutsaktke rtddl^UiLmn M^;
wirt gelt in ames mannes gewalt «trpoUa, in or eia«ai
andern gelten sol, da sol man in paiden tag umb geben,
der daz gelt »trpoten btt, and den, der dat galt sol, auf
»ierzehen Ug. Mkmtktner UadtnoMuds ?•• I4r ort 17 ne
man gelt in oinet fpMit oetfornt; alleina er det heiligen reicht
obritttr marscbtlcb und cburrarste tei . . . als er at auch »on
seinen ellern bergebracbtt bat, und in gewebr« und gewaldt
itU Ctrai4 IV. dipL tu. quod an. t96t tmdolfko dua Sas. dtdä
bei HALTADt 666.
9)) 11)) twer Qbtr dta ander« tat tin diobic oder tia
ruubic gut bi iem.inde vmdel, der daz offenlicb gekoufet
hat . . und dat geziuge bat : den mac man delieiner Lantgeiai
getcbuldigen . . »indet nun et ia des gewalt, ar mu dar
4931 GEWALT I 3 (gewall haben u. a.)
umbe antwurten ienem, des ez da |was. der sol sin gut
wol anevangen mit des rihters urloube. . . er vellet ez selber
an und fUeret ez in des rihters gewalt. Schwabenspiegel c. '26S
Gengier; so sol ez jener gehen, in des gewalt er sin gut da
vant. und der sol uf den klagen, der im daz gut da gap.
298 § 8. vgl. auch Haltaüs 695; fund man in ains gewalt
guot, daz auz chircben, auz mäln, auz smitten oder von dem
ptluog Terstoln ist. rechtbuch kaiser Ludwigs 1316, bei Fsby-
BERG 406 {art. 34).
2))) der einen menscben stilt. das ist euch eine ofene
dubbeit. und wirt is in siner were adir in siner gewalt be-
grifen man schubit is uf in alse andir dubbeit. das alte Kul-
mische recht 5, 31 {Uman 162); unde ist. das ein mensciie
deme andirn retet. daz ist stele und spricht also, gang
hin und stil deme das und brenge mirs. und gib mirs halb
ich wil is dir bebniden. und tut her das. und das gut wirt
begrilTen in des gewalt deme is do bevolen wirt. nu ist der
vor nicht belougenmundet. wi sal man das richten. 5, 30 (161).
3)) so niac man suchen mit rechte in deme buse unde in
siner gewalt in kästen, in kamcren unde allen enden ab
man der pfenninge icht me vinde. Freiberger stadtrecht 230
Ermisch; welicbe aber mit stahel, eisen und dergleichen
banndeln und umbgeen , den ist zugeben, in iren hewsern,
kramen oder gewalt einen Zentner oder darunter mit fron-
gewiclit ausserhalb des geswornen wegers ausszuwegen. iVürn-
berger polizeiord. 273.
£)) swie lange ez uz ir gewalt ist und uz ir gewer. Schwaben-
spiegel e. 373 § 6 bei Haltaus 695; ez mag ehain diepiscb
gdt aus cbiiins Juden gewalt bestetigen, wie wissentleich es
sei. steiermärldsches landrecht 165 Bischoff; wer ein bawss in
der gewalt verkawfft und es aus der gewalt nit gibt, do ist
weder der kawffl, oder der dohin gibt, keinem forster nichts
umb schuldig, und bat ein man, der in der gewalt sitzt,
gezimert oder prennboltz gefuret, will er des geraten und
verkawGTt das, und gibt das inn die gewalt, do ist weder der
do kaufft, oder der dohin gibt, keinem forster nichts umb
schuldig, wer stock und kaimen füret, der in der gewalt
siezet, der ist nimants nichts schuldig, dann dem vorster
inn des hut er hawet über iare zwen pfenning. Karl IV.
bestätigt die Nürnberger waldordnung vom jähre 1294 (29. aug. 1365),
monumenta Zollerana 4, 65.
S) bedeutungsdifferenzen , die sich aus der kennzeichnung
des Zielpunktes der gewalt ergeben, das cbarakteristiiche an den
hierher gehörenden Verbindungen ist das fehlen des Possessiv-
pronomens, trotzdem stets auch der deutliche hinweis auf einen
träger der gewalt vorliegt, solcher mangel des Possessivpronomens
läszt sich an den unter y) {sp. 4922 /f.) aufgeführten Verbindungen
nur selten belegen: ^
do Abraham (Inf und sibenzich ioch zebenzich iare alt wart,
do muB er leisten die vart
die wir alle sculen leisten swie alt wir werden.
der lip den enie genam. diu sela fi^r ze gotes ewen,
die himel wunne maiiiclivalt, die hat si da in gewalt.
gi'iipsüi 35,40 (iiOFFUANN funägruben 2);
»In vart diu ist unsQeje :
Jane gSt er nie so balde,
ern benahte in dem walüe.
eagezi-at, in die wolve niht,
daj aber lihte gesciuht,
so muoz er da ungä; ligen
und aller gnaden verzigen.
1& mir da; ze gewalte
da; ich in noch behalte.
Hartmann V. Aue Gregorius 2873 Paul;
vater und muoier sint ir (der muhme) tot.
der gewalt wol an mir stot,
da; icbs üch gibe zuo der e.
l'eter von Staufenberg 864.
dagegen treten hier andere Verbindungen in den vorderijrund,
vor allen die schon in der althochdeutschen periode belegten ge-
walt geben, gewalt haben.
1)) die zielbesümmung wird durch den Zusammenhang an-
gedeutet:
a)) 'ir sult euch, vrouwe, haben allen den gewalt
den iu tet 6 Sirrit kuni, der degen halt,
dai lant und oiicb diu kröne si iu undertän.
iu sulen gerne dienen alle Sirrides man'.
Niüeluiigi^n 1015,1; dlmlich 661,2. 1177,3. 2075,4.
b)) got, du scuof alles da; ter ist:
ane dich nist niewiht.
te aller jungest scuore du den man
nfth dinem bilde gei&u,
D6b diner getäle,
da; er gewalt bäte.
£zz(i/((>iM, 6 (A: so du gewalt hete
VgU HOLLBNUOrF-ScUBRBR deiikm. l',58);
GEWALT I 3 (gewall haben u. a.) 4932
dir sint genäde bescert —
und gencli hin widere
ze des herzogen bürge,
unt swer dir sine sunde
olTeniiebe chuiide,
den baile an sinem übe.
den gewalt verlach sante Peter dem wibe.
kaiserchronik 12392;
■wa; winde in der iufte sint,
die bringent dunre und regen:
ieslichem ist sin art gewegeo.
obe sie under stunden
striten begunden,
dai;n mochte wunder werde,
da; sie mer und erde
met alle zuri;;en,
die erde zuflij^en :
böten sie die gewalt
des wurde; ertriche gevalt.
A.T. HiLBCRSTADT 1,111;
iz insal kein man, der uf den lip sitcet gevangen, lenger
sitzen wen biz zume neisten dinge . . . wollenz ahir dl hurger
ufcihen durch ein recht oder durch eine sacbe, di haben di
gewalt wol. Freiberger stadtrecht 19,4 Ermisch; ich Marckart
Leutenpeck zu Escbershofen mein euch hausfraw und alle
unser erben, bekennen ofifenbar mit dem brieflf umb den
traidd zehend zu Escbershofen den wir kauft bähen vun dem
erwirdigen geistlichen herren hern Görgen apt zu Castell.
und dem convent gemeinclicb do selbs noch lawt und sag
der hantvest die wir von in darüber innen haben vollen ge-
walt haben Süllen. Urkunde des klosters Castel (1403) monu-
menta Boica 25,530; der zolner hat euch keine gewall ane
gerichte. he muz ouch scbozzen unde wachen mit den
bürgeren. Freiberger stadtrecht 40, l Ermisch.
c)) si viengen swen si wolden : des böten si gewalt.
Nibelungen 218,1; ebenso 379,3;
ob ich gewalt des böte, si mhese werden min wip.
3»U,4:
wir haben deste groezern ruon
welln wir genäde an im begän,
Sit wir es nü gisnalt bän.
waere uns der gewalt verseil,
8Ö wxre ein ringiu arebeit
da; wir im danne taeten wol.
R. V. Ems der gute Gerhard 4306 /f.;
got herre, sit diu kleinen kint
von ir gebürte tag^es alt
nilii gar von sünden reine sint,
wie wirt es danne umbe mich gestait?
des bat die barmekeit gewalt. Wintbeko 70,5;
wenn er en ist. wellin den sin nachkommin, und ich disz
staete habin, oder minö kinde, so ist ez och State, noeder
aber ez aindern will der hätte es gewalt. SU Galltr Urkunde
von 1299 bei Zellwegeb 1, 1, 91.
2)) die Zielbestimmung trifft personen.
a)) der kreis der einschlägigen Verbindungen ist nicht grosx,
er beschränkt sich wesentlich auf gewalt haben:
<*)) lip unde sinne die gap ich für eigen
ir üf genäde: der hat sie gewalt.
Rudolf v. Fbmis miauet, fri^tl. 83, SI;
er möht ir sine hulde
versagen, swenne er wolde:
nieman da; wenden solde,
ob (der) man des wibes hat gewalt.
Wolfrah Partival 264, 10;
über alle dise vorgesprochene sache unde über alliz daz
recht, daz di beckere gehaben mugen mit innunge oder ane
innunge, so haben die burger in di hoiste gewalt über si.
Freiberger stadtrecht 244 Ermisch.
ß)) so junc ist nieman noch s6 alt
der sin selbes habe gewalt,
swer sines mundes hat gewalt,
der wil mit ören werden alt. Freidank 52,16.
b)) owö, owö her Tristan
da; ich iuwer ie gewalt gewan.
GoTTFRKO V. Straszburg Trislaii 10350
Beckstein, vyt. oben »p. 4920.
3)) die Zielbestimmung trifft ein concretes objeet. hier treffen
mehrere Verbindungen zusammen,
a)) gewalt haben:
a)) swenne in die paves wiet, so bevet he des rikes ge-
walt unde keiserliken namen. Sachsenspiegel 3,52 Homeyer;
der hercmeister hat ouch gerichte unde gewalt über lip unde
über gut uf allem gebirge in des koniges lande. Freiberger
landreeht 37, 1 Ermisch ;
der aller dinge gewalt bat,
der ruoche diner söle phlegen.
Iiertog Ernst 1314;
die vieisehower haben ouch eine innunge zu Vriberc in der
stat. aber keine gewalt haben si an nichte den also vil,
4933 r.EWALT I 3 (gcwalt haben u. i.)
•U in (li burger verbeiigea, unde olto, in kein ro»o vUi>ebwere
•al vpüe buben aiie Innunge. Frnberger $tadtr*eht 43, l Ermiseh,
ß)\ ein iklicb man but grwali iibrr tio gut, di wib> be
lebit. hetberger tlndlrtchl I, II Kimiieh; und baben da« tbon
üurcb goll und unter fruwen willen verthMIlcb und williglicb,
an der weil und zeit wir da deaü und ondera uaaert gut«
gewait und macht babeo gebnbl, und mit rerbt wol getbun
niochlca. Urkunde über di* gründung d*t CarmtliltikhiUr sh
Abeutperg (IS02), liuND melrupoln iahsburgtniu 1,217.
b)) »eviah behalten: bat der tute man der frouweo dl
acbczig niarg zcu morgeogaba gegebio lundtr nmlirHcbeit,
unde ber im daran keine gfwult beboldeo bat In gebegelem
dinge, ao aiiileo ir dl hO mnrk volgeu. ilagdfburger fragtn
1, ti,S; gebit ein man und Torreicbt in gebrgetem dinge *ur
den acheppen elme andirn manne ein erbe nocb aime tode
ane undiracbeit also ilaa ber im keine gewult bebeldet an
deme erbe Izu tune und tzu lassene, diwile ber lebit; ao
mag ber di gube nicbt gewandiln noch entvremden nocb ent-
furen deme, dt-me her di gehe aundir undiracbeit noch lime
tode gegrbin but. dat alle Kulmtseht recht 4, 1& (L«tiMii 100).
()) gewait geben: ich gescliuof iuh nicb mtnea aelbea
pllde; Ich gab iu gewait über allez, daz ich gescalTen bat.
prtdigtrn amt St. Paul i. 90; do got den menschen gescbup,
do gaf be ime gvwalt oTer Tische unde vögele unde alle
wilde dier. Sarhsenspirgtl I, Hl Homeyer ; derstet der cblager
aof den antwurter bernit pbenning mit einem rechten, wan
im der riihter pbnnt nil grben, begert er sein, der richter
scbdl in ens gewait gen und bereit pbenning suechen und
vinter dei, er scbol aeu dem cblager geben. $tadtrtcht von
Brunn 402 RöttUr.
4)) die xielbe^limmung trifft ein abüracles objeel. hier steht
gewillt haben wiederum allein da, und die belege entstammen
durchweg der puftisihen spräche:
der aller diDK'e gewall hAt,
der ruocliu diiier «Ale phlegen.
hri :</<y lünu t314 Bartsch;
auD, gip em, der dir h&t gegeben
and aller gAbe hüi gewait. Winsbeke 4,2;
enpfl;i>ge er dner grillen
und bei ouch der gewallt Nubhabt 139 Kein«;
•wen der mele troetteo inae
der It'b iine hene «wxre;
diu z!l war! nu ba; (ie»tall;
«0 TiAli mich >uin «linier tac:
Diewai). waii diu «xldeba>re.
diu hat Troide an mir gewait.
Konrad <ii-r "cheuk von iMiiäegge bei Bi«T»cB 226;
«i hat maniger lugende gewait,
diu Tli tOeje, «xilk rame,
diu mich hat In «eiienden kumber brahl,
«0 i>i Ir iwingen manikvali,
der die ich In irluneu meine:
«I lal mich verscliint-n in ir aht.
T. SuoNKGCK. in iHinnexinijcr 1, 194 Hnoen;
aie Trennt sich das aie dich habent. (swer dich bit der bAt
aller wünsche gewait.) David t. Aucsbubg, dtutsclie mysliker
dis t4. jahih. 1, 379, 13. die dUere dichtung lässt in der vtr-
bimiung wunschea gewait {tgl. mhd. wb. 3, 819*), wunscbgewalt
(LhiBB 8,999) eine andere besteliung wortreten:
mit wünsche« gewaiia
aegnlie «i der alte.
gi-iicis bei llorrHANH fundgnsben 107,19;
swAne riier gextali
«6 gar in wuosclies gewall
an dem Übe und an den aiiea.
twein S91S (»gl, aamerihiiig).
9gL autk unter IU I.
6)) eine bestimmte richtung hält der bedevtiingnwandel in $9lehen
xenrendnngen ein, wenn die sielbestimmung in einrm unttr-
gtordneten sali :um ausdruck kommt, hier ndhert sich gewait,
ihnlteh uie macht in solcher rerweidung, der brdeulung 'ro/i-
macht, erlauhnis', eint bedi'utnng, du tiel/aeh durch Verbindungen
wie volle gewait, vullkommrne gewali gekenmeiclinel rirj.
mt sehr dies* bcdeulung auf der art und weise der eingliederung
des nebersaties beruht, teigen entgegen gesellte urwi ndungen, in
dtnin der nebensalt nicJit die lielbi Stimmung anfügt, sondern
ttma eine nnselirdnkung nachträgt, vgL ein iklicb man, der
hus unile bot hat, der bat geaalt und vride also verre, al>e
•ine troufe Teilet, duz da niomiini gesten noch gevarn mac
wider aioen willen. Freiberger stadtiecht 1,34.
*)) DU i>t dir der seihe gwall verlauea
den tani l'eier diu ga.<«lla hai ,
da^ er den >unu-ren di« m. inuil
muglt behabi'U old« vcrlan.
litunts 6«i UorfBAHii lunägiubtn 2,228;
IV.
GEWALT 1 3 (vollmacht geb«n. balico) 4934
ker kerlebl« d«m pabi«« «luea hU,
•I* b«r von rrcbi« «olrf« lAs.
ber «aiir In üf ei« cronaa —
4ll gab bar In« t« Ion« —
BDde inilleoe »i« wieder «oi alaer baai,
■od« ll'i Im« don fcwali
int ber IaiM«r m«l.iar «1
•blr alle IrdlKb« rtcbt«r«.
bar TaiM«r m«l.iar «are
Trs*r0r aUMtUr MI:
war cap dir. ■Ina«, des («wall,
dat dö doch *t g«walilc bl<i?
du irineaai brid« juiic und all:
di rOr kaa Bim«!) keinen iltc WalTM« M,8i
d«r rur>i« gab Ir dl aewali
■nd« TOllelsi aber ne
dan ii mohta babm e,
wa( »I uaim«r inare
lo |tod«licb«r «r«
|adea Ihi gedade.
••< «1 de« urlob boda
■acb alieea Iran mud«.
BllfbMk 2182 nU^tri
wao Cbriatus gab aant Teler den gewall: 'was dft piodeat
auf ertreirb, das iat gepunden in dem bimel'. KoBBt» v.
M10BHBBB6 214,8^; wir Karl . . . .bekennen und ton cbunt
.... daa wir unsern lieben grtrnn Cuoraden von Valken-
bein, unaerm baupiman tu Dresslawe, und den ratluieo der
belben etat zu Bresalawe vollen und ganczen gewait und
auch mabt gegeben haben . . . . ze ribtra .... über alle d'i«,
die unser Juden . . . ermärt und erslageo haben. (AanlSM
31. februar I3M) archiv f. ötlerr. gtuh. 31, llu.
kl) bat ouch der man uff das »-teende erbe vor gebegitlem
dinge czinse uffgeaaczt, daa oiua di «row« uucb an irem teil«
ledegin, nocb dem mole aia ber der gube ciu thunde oode
czu lossene gewait hatte im bebaldin, di wil« ber lebet«.
Magdeburger fragt» 2, 2, 12'; auch hubent reich und arm«
Uiszer etat Augapurg in dien gewait vorhebebt, daa man d«-
hain grosz gfite von dem commune diter stat, daa tat Ob«r
zwaintzig guldin nicht ussgebeu, versprechen noch verbaiasea
80I. rathsurkunde über dit erhebung des ungelds i» Augskur§ t388
(d. stddiediTon. 4, IM).
')) <*)) es enlebel debeio muoier bam
wan d»i der g•i^l den gewall habet
dat diu aeia aiiertelD« lebet.
Ce'Ctuiia 49.38 Scktdst
die von gota den gewall heteo,
dat «i* irquicien dl« loten.
Trierer SUo^Mer 141;
etalich« htiit dl« g«wali
dat 'ie «ich mugen versiellao
lo swat ding« *if wellao.
ALiatCHTv H ALB BBar ABT 20,10;
die UDsalige b«lden«ch«ri
b«te in dar zll den gewait,
dat manic cri-i«u wan gevall^
den man leiilichen :.luc. /"«»loee/ 28, 18 Capto;
wer Bint die Iftte? daz aint die iwartin. die babint den ge-
wait von gute, daz ai den menschin ir aunti vergebin mugeo,
l)intin, 'swen al wellini, I6sin awen si wellini bie in dirre
»erelt. verror gereichet ir gewait nibt. got bat eine den
gewait, zegebenni ieglicbem naih dem t&da gnide oder an-
genftde. vun diu ist unser« berrm tac nlch uo«erme t6d«.
denni sint diu mennischen In gutia gewait tptcuium <«ai*>
Jta« 49.
ß\\ da* bibtt«« brief men Ab laa,
'^ aa dem man sarb und« bArt
de» babsie« willen und« wort,
dat dl« dit. dl« leb liAü gnall,
von in b«ien d«n gcwalt
den erweheu s« b«»t«iig«a.
OrrotAa intrr. reimikrveük 22391.
y)) so hevet die vrone bode gewait, dat be panden und«
bostedegen mut, unde vronen jewclken man un<le sin gut
mit rechte, dar he mit ordelm to gfgeien wert. S«tk»t%-
ffiegeli,» Homeyer; bat eiu man «in bua, daa cinabafl ist,
und« ki'uret ein ander bua bi im daiiu, daz ouch cin«ha[l
iat, unde bricliet di burrr« zosainene, di zwroe cinsmnater«
haben gliche gewait tu pfenilen« uf deme amen aiao verre,
nizo das wrnt, unde nicht uffe des anderen. Frnberger tUit^
recht 1,26 ErmiseM; der bercme sier bat ouch zu rechte dt
gewait, daz be vrie genge sal lien in dem l.mde uf und«
nider. 37, 12 : der [der f*gt) ha* den gewait, daz er in auocbet,
unde aul im der wirt IQr unde tor fif tnon unde aol im das
nibt wern. Aut/iburger tUdtiecht 2»; binder .lem Nuch«t.<ia
bat der richter gunsen vollen gewait ze nebten tief, mi>rd«
und dae pluet und unib all Back. shfirecMt irt foUeskamet
9— Ckiewut« i» der Koppel {IVA), islerr. vessih. 1, loO; so suilen
310
4935 GEWALT 13 (voUmaclil, recht)
die flere, die alle iar von der gemeinde gekorn werden, ge-
walt haben, daz sie alle bruclie in judisciiim rechte berichten
suilen undir in. [Schweidnitz , 21. man 1370) archiv f. Osten,
gesch. 81, 131.
S}) wo er vollen gewalt und fuegs urlub haben soll, mit
densellien stucken, und guetteren ze werben und ze wandten,
mit lassen, mit haben, mit schafTen und mit thun, ze end
siner will, was er wull. dipl. comitum de Montfort (1395) Herr-
gott geneal. Habsburg. 2^,173; oder ob der vorgeschriben ar-
tikel einer, oder sie alle also nicht gehalden würden, als
oben gescbriben slet, so hat er oder sein erben, oder sein
getreweliander mäht unde gewalt, die hernach geschriben
man zu leisten. Urkunde burggraf Friedrichs zu Nürnberg (1373),
monum. Zoll. 4,242; darumb geben wir . . . dem burgermaister
. . . und gemeinen rat der vorgenanten statt zu sant Gallen
. . . vollkomen recht und gewalt mit urkund und kraSt dis
briefs . . , daszelb reht ze erforderen. (1403) Zellweger Ur-
kunden 1, 2, 46; und söllent die zalschillinge, die rechenschil-
linge, die Schillinge von angonden und abgonden meistern,
die hosen, die 10 gülden oder fünf pfunt pfennige, die man
ir iegelichem iors zu vertrinckende gap, ganz und garwe ab
sin und sol kein meister, amraanmeister noch der rat weder
mäht noch gewalt haben in ützit vürbasser oder anders zu
erloubende in dehoinen weg. neuordnung der Stadtverwaltung
in Strasiburg (1405) bei Eheberg 1, 21.
«)) an swem öch die ungelter ir ungeltes nit wol sicher
sint, des si sich versehent, dem suln si nit ufslan für zwei
pfunt, und suln danne dez gewaltes sin, daz si im sin kelr
besliessen mit des rates knechten. Züricher stadlbücber (mi)
1, 95.
c)) er sprichet. ez ist iwers gewaltes niht, zewizzenne die
cU oder die w!le, die min vater in stner gewalt hat. noii
est vestrum nosse tempora et momenta, que pater posuit in sua
potestate. speculum ecclesiae 143 Kelle.
s) die verengerte bedeutung ^vollmacht'' , die sich in den letxt
belegten Verbindungen entwickelt halt", bleibt an dem ivorle auch
austerhalb dieses engeren rahmens haften, namentlich in prd-
positionalverbindungen und im besoudern in der Verbindung mit
gewalt. in dieser sind auch etwas weitere vorstiUungen, so die
bedeutung 'zustehendes recht' mit dem warte verknüpft.
1)) die bedeutung ^vollmacht':
a)) beklaget ein Vormunde von siner gewalt wegen einen
man umme eine sache unde antwertet im der man der suche,
iz si worumme iz si, biz an ein ende, ist daz denne, daz
der Vormunde ufgibet sine gewalt, als recht ist, unde sprichet,
he wolle nicht me vor in antwerten, unde tut daz, ee io
ienre mit klage begrifit umme diselbe sache, da he im vor
umme schult bat gegeben, he darf im nicht antwerten zu
rechte. Freiberger stadirecht 25, 2 Ermisch.
b)) ich Hilpolt von Maiental, lantrichter zu Nurenberg, tu
kunt mit disem brief, daz für mich kome in gerichte Ulrich
Siromair zu Nurenberg bei unser frawen capein gesezzen
anstat und mit vollem und gantzzem gewalt, den er noch
reht uebe ist, der richter, der scheppfen, des ratz und der
burger gemeinclichen der stat zo Koeln. aufhebung der reichsacht
über die sladt Köln (1386) 6«» Ennen quellen z. gesch. d. sladt Köln 5
nr. 377 ; dasz für uns quamme daselbst in gericht der geistlich
bruder Friderich von Lubenherg ... an stat und von wegen
des ersamen Friderichs, apts und des conveiits zu Kempten,
und mit irem gantzen und vollin gewalt, derselbe gewalt
auch da vor uns in gerichte mit derselben apts und convents
offen briefe und insiegeln redeiich bewiset ward als recht
ist. Urkunde von I4i)3 bei H<aüs 696; daf^z für mich käme in
gerichte Johannes Seereuter, an statt von wegen mit vollen
und gantzen gewalt des hochgehohrnen fursien . . . den er
nach recht beweist, dipl. judicii provinc. Norib. an. 1403 ebenda.
2)) die bedeutung 'zustehendes recht':
a)) wir . . ratman . . tun czu wissen . . daz wir von sundir-
lichim gebot und bevelunge unsers herren des keizirs . . .
sicbirn und globin allen den Juden, di iczuni in der stat
czum Gor wonende sin und in cznkuniftigen cziten darkomen
czu wonen, also, daz si hi czwischen und dem nesten sanie
Wulpurge tag der kumftig ist, und dornoch von dem selben
sante Walpurge lag ubir czwei gancze jar in der selliin stat
czum Gor wonen nißgen, umbeswert beide, an bete, be-
schaczunge, gewalt und geschosse. [Breslau, 19. februar l35'.i)
archiv f. österr. gesch. 8i, 125.
b)) ;ib ein man clngote von sincs wibes wein czu einer
GEWALT I 3 (personificiert) 4936
frauwen umme ein erbe, das si anirstorben ist von irem
rechten eömen, das helle si sich undirwunden unde sesse
doriiine mit rechter gewalt unde lietlc also gerichlis unde
gerte der ontwort. Magdeburger fragen 1,4.5 Behrend; wann
ainer ainem andern ain urtail für das recht traid, so muess,
der di urtail fürtraid des andern prüef haben, der die urlail
bei im gesambt hal, und muess der prüef sagen, das der
man di urlail fürtrag mit vollem gevvaldt in allem dem rechten,
sam ener sclbs da war. steiermärkisches landrecht artikel 10
Bischoff; unde konig Johans son von Behinm genant Carolus
quarlus der vurleif romischer konig unde wart keiser mit
rehler gewalt. Limburgische chronik 30.
C) die personifieation des begriffes.
i)) im allgemeinen wird die personißcation durch mehrere
der bisherigen Verwendungen so gut vorbereitet, dasz die weiter-
entwicldung rasch einsetzt; im besondern ist auszerdem für die
beziehung auf gott eine solche schon in der theologischen
litteratur überliefert, nach der scholastischen lehre, wie sie
AüGüSTiN entwickelt halte, wie sie der frtscAo/" Hildebeht v, Mans,
der dem deutschen dichter des 'anegenge' die vorläge bot, ein-
gehender ausführt, sind macht, Weisheit, gute namen für die subslanz
gottes. sie kommen den einzelnen personen der gottheit in gleicher
weise zu, sehr oft sei aber in der heiligen schrift unter 'mnc/it'
der vater, unter 'weisheit' der söhn, unter *güte' der heilige geist
verstanden, vgl. Kkli.e (zum ancgenge) 2,111; hierauf beruhen
folgende — für sich selbst betrachtet weniger einleuchtende —
Verwendungen ;
den wisluom schouwet Cherubim.
di gute minnet Seraphim
deme gewalie dienent di trdne.
hüclier Mon" 3,19 Üiemcr; ähnlich anegenge 36,63;
ouch hat der weistiim die ere.
swaz er geordenote.
da; der gewalt und diu gute.
des nicht widern salte. anegenge 8,62 llalin;
der sun ordenot clJiu dinc.
aU si noch immer mcre sint.
ö icht geschall'en waere worden,
doch het er den erden.
vil gseiiich verioni.
het unz der gewalt nicht geborn.
do tet der gewalt durch den sfin.
der da ist sein weistiim.
da; er guten machte.
nach des weistilmes achte. 6,39;
der valer ist. der gotes gewalt.
der wirt von reclite der zu gezaJt.
6, 11; ähnlich (mii dem reim gewalt: gezall) 5,81. 6,7;
die cngcl bescbfin' d'goies giwalt.
durch seiner gute einvalt. 3,79;
do sprach der gewalt zedera weistura.
wie er im sein stat solde tfin. 6,57. 8,51 u.a.
2)) annäherung an die personifieation auf grund der bisher
belegten Verwendungen.
o)) aus der geistlichen litteratur:
an dir, ewlglr vater, stet der gewalt
des werch die sint manichvalt.
lilanoi bei üoffhann fundgruben 2,216;
mit des gewaldes prise
warf in din gerechtekeit
do zu maniger arbeit. passtoual 2,6;
einen namete er engeie, den andern hochengele,
den dritten gestfile, den vierden berscerte,
den vinf'ten namete er gewalie, den sehsten Tiirsten,
einen namete er cherubin, den anderen seraphiu.
nenrsis bei IIoffhann funUgiuben 2,11;
aller kflnege ein keiser gröz.
äne geliehen genöz,
aller herren ein gewalt,
den eine in einer drivalt
diu menscheit anbeten sol.
H. V. Ems Uurluom und Joaaphnt 50;
die ordenunge (orrfnun'; der engelchore) dar enmitlen
in drou sich ouch geteilet hat
als der goiliche rat
uf sin lor si hat geschart
gewalt vursien herschaft. passional 339,74 Huhn.
b)) in der dichlung greift sonst der allgemeinere begriff mit
der personifieation über den rahmen von potestas, macht hinaus,
hier liegen mehr berührungen mit der bedeutung *kraft, zwang'
{sp. 4938) vor:
fruo grtsen, ö zit alten
muoz ich von disem hunde,
ich mein den hunt Gewalten,
des ich mich leider nie entslahen künde.
er tribet Helfen ab mit sinem schalle,
ach, ich besorge in leider,
da; er gewaliiclichen an ej valle.
IIaiumar V. Labbr die Jagd 546;
4937 GEWALT 13 (auwalt)
•I von den ilorken wirt dd linicer nitit cebllao.
de fliogant tllt dU im lieim und halteol |tni (trihl*.
diu gewtli gtt dtuD Obr dio iiorklnna.
hulniiiri-i meUleiUäder 58.23.
e)) per$oiiißcation da ttaatirtthtHehtn begri/fs: sUA (cbol io
alnein iegleicbea convent aetn oin baupl, drin mua volg ao
wiuen, und alo gev«alt, der twioge. K. t. MicaMnac IM, U
Pfti/Ter;
ar bevalecb ilnan roaonea die wol radlnan ebuodao.
üb In i>in brfidar gagenia uoda al *ragai« war al warao
oder w«me ilai »eolien den ai rolgaian.
dai al doiine ^p^achen vlla ffMOganllcben
'dln iioaloh Jacob «anta dli' dUa geb« gAi.
er chumai lellie |A Ulnare gewelie.
WB| übe Ima got gabiuiei (Tat er mich argea Ternldei*.
gengfU bat llorra>i«M (muliiHbrn 3,47,33;
ab sieb ein radmann, sebeppe, metrburger adir ein gemein«
man xcu bove libele adir bilde unde daa icbirkele adir ir-
worbe, dus der stal recbl adir bnnireaten grbrocben worden
Tun gewalillger bant oder koniglirber genalt, nns ain brocb
wcic. Magdeburger fragen I, 1, Ib {Dresdener hand^chnft, in
andern fehlt l(oniKli>'ber gewalt); ein man be-^eHsendc babin
elicb Mip und Kinder, der hinge sich io slme busze unde
das qiieme zcu wege von czweilel adir von rechter torbeit.
durczu au qucnic dei dirbungen diner rioer unde bip in abe
und li'gele en nedir. birnoch so gingen des dirbangeo frund
zcti der königlichen gewalt durch der minsten unlust wille
unde belrupnisz unde beten, das man den toden musle be-
gnihi'D. 9, 6, 2.
d)) für dit pertonification auf grund der privatrechlliehin ht-
wendungen Imten sich »wti au$!iangtiiiinkt* fettsttUen: gewalt
>- besili, gewahrsam und gewalt ^ nollmaclit. aut der einen
riclilung ergitbt lieh hin für die hedeulung 'diener, tehuttver-
vandler', aut dir andern diejenige von *bevollmdehtigter' . beide
richtungen treffen wiederum in der viel belegten Verwendung für
*bevollmichtigter dienet, untergeordneter tlellvertreter' tmammen.
manche der einsehlliiigen beiige tchtinen nach form und he-
devtung die turückfuhrung auf das schwache nomen agenlis naht
IM legen, das in anwalt mrUegt, vgl. theil 1,513. dem gegen-
über wird duich das femininum, das an den entsprechenden
mitteldeutschen btisfielen durchgängig heol^achtet wird, dit ab-
leilung von unseren nomtn actionis unsweifelhaß gesichert.
a)) bat ein man ge>inde, ii si knecbt oder mait, di in
sinem brote sin, he habe si gemietit oder ungemieltit, di
ht'izen sin gewult, also dai he vor si klagen unde nntwcrten
mac, ab he wil. Freiberger stadtreehl 2ft7 (40,5); cetar uhor
einen Herman, der naine gewalt Cunrale gewunt unde gewat-
scbart bat. 104 (30, lü); es sein ze rat worden die burger
durch gemeines frides willen, daz fOrbaz dehein burger noch
sein gewalt oder sein Untertan nicht turniren sol weder hie
noch anderswa. {Nürnberg 1362) d. städtechron. l, 476.
ß}) gewult, procurator, viearius, per meton adiuneti. HAiTAoe
697 ; swelch man des anderen Tormiinde wirdel, der mac Tor
in entwerten alse lange, als in lustet. hekliigit in ein man
limine eine marc in unde sine gewalt unde he entwerte des
unde he beklage in danach umme cebn marc an derselben
slat unde he spreche, he ne wolle nicht me vor in ant-
werten, des mac nicht grsin zn rechte. Freiberger ttadtreeht
ih, 1 Ermisch; ist, daz ein man pfandnnge irteidinget uf einen
Vormunden unde uf sine gewalt, so sal der ricbter pfandes
helfen zu deme Vormunden unde zu siner gewalt. 147 ; ist
aber, dat die vrowe vor kumet di rechtscbuldige mit irer
gev\alt, so sal der vorderer den voit hiten, daz he si vrege,
vii si sich irvarn habe. 143; so muz der vorderer schult
geben der vrowen also: 'her ricbter, he klaget uch zu der
vruwrn und zu irer gewalt Cunrale, daz si quam unde ir
gewalt an di stat, da Heinrieb unde sin vriint Friderich vride
unde genade solde haben unde brach den Tride an im unde
an sinem vrunde . . .' nu mac sich di vrowe hiten zu irvarne
an irer gewalt umme di sache, als he ir schult bat gegeben
mit rechte, ah si wil. 33,3.
y)) he klaget uch uher einen Rudiger, das der quam an
di stat, da der ricbter unde sine gewalt Cunrat, der in uf
den heiligen gewunnen bat, vride unde genade solde bähen,
unde was an volge unde an geverte, da sine gewalt gewunt
unde gewatschart wart, unde brach den vride an im unde
an siner gewalt. Freiberger stadtredit \n Ermiscit; wo die
munzroeistere einen man ufbalden mit valscben prenningen
oder mit vals« hem silber, iz si uffen velde oder in der slat,
den sollen si brengen dem nchtere oder siner gewalt zu huse
GEWALT 18 (oMdiigebwt)
4038
uode SU bove uiit deosell>en prenaiogeo. 1|1, ebenso 10, • u. ».;
darnach steet der acbulibcla oder s«io gewalt, dar deo bao
hat, ouff, rtc irAci«ii-y#rM/i-«rJa. im Würthurg, liiiraos Wf,
daz rar mich kom io |«felll 4er gewalt des conveotes s« Hots-
piunne. tiümbergtr urkundt 9— Mut, ebd. flST; wir laszeo
iwch wisen daz dem erberno weisen Hsrimao Aosorgen dem
eitern diu ander dag hmcs erlailt worden ist inzaud vor
uns aulT dem lanlfrid tsA Kircbaiu uoder Tegg an dem nebttcD
alTtermentag vor aant Ulriche lt§ uab das tr des lantfridz ge-
maut wurden emJ von ftartmao AMorgt« wegen izu frischer
tat, do man im dus sin fAr iwch gtlribra und grfört bat,
das im Jacob Bolricb and sin gewalt rtplicb genoMiO k$i,
das ir nicht darc<& getan band als der landfrid aUl nad
ausweist. {Kirehhem isos) d. stadteehron. i, iM; alt« dm wir
und all unser erben ... sie daran nichts bekriokeo, leMifM
noch beschweren, noch keinem unaem gewalt, oocb anpl>
man, and wie der genandt sein mag, noch keinem unacna
diener gegen werligen oder künfftigen . . . si mit «tellln
rechten, nucb on recht, noch mit gewalt anzufallen,
sie zu bindern, zuleidigen nucb zu hetcbweren nit verbengM.
grOndung des Carmrlitti klosttrt tu Abtnsperg (IM3), Hund wutrO"
polit Salisburgentis 3, 33&A; und welche wir dao oder unser
gewalt US den die also kamen zu aulchem unsern bi>ff^ericbt
zum rechten nidersizeo heimsen, in untone inter epitl. Utrbip.
et eapitutum an. t423, bei Haliaus 607.
rj) dit objeetivierung des begriffet wird ebtnfaUt durch ttnigt
der bishtr beUgttn terwendungen wrbtrittet, lü bleibl jtdatk t»
den belegen mehr ptretnuU.
D) poetische Übertragung:
all ProiAui Ot dem saer
dicke kunii tu laoda her.
dar mac vertchalTen tlo gaatall
an msaecvaldan gewall
wand er wart aiaiwanDe
so Icuwen Ai maooe
ALaaacrr v. llaLMB«T*»T 38, 1$;
seinem boume wart sie dao,
dt bangt er mit den armen aa —
die mdre maget wart ga>ialt
aa den dritten gewalt
als ein wiseot vrela^am,
dag stn PeKus orquam
und llet von Im die hends
zu .»Soer mltaewende. 34, 181.
3)) dtr tlaattrechtlicht begriff gewalt — dominium:
e( wireo dialu dilu laat . .
dat <IA er den griven aluoe,
und abe dea winigen man
VCD dem er die wunden gwaa,
und de.« kOoee Artdae« gwalt
dislu driu ichlet oiuwan dar weit. &>m tTMt
der hdhe bola blas ain gewalt. 1997 {
bie mite bat er sich wUen
bin, di daa vilaoilea barn
mit dem reube ."Olie wider vara.
, Triaiao labani bewiaet wart
vll rehte Af Urgftiiet vart
In einen harte wilden walt.
und atiei der an dea rUen gewalt
de« endes, dA der roup le
Ober eine brücke wider gle.
Gorrrena TViatea ttt/19,
9)) tntwkklung aut den priwotrttktUefieH otrwendungtn,
a)) gewall — • betoUM4diÜgun§tttkrtik«n : mit namen so hatte
der lomescbe kooig und kooig sa Bebemen genant Wenzelaaa
sine gewalt dar gesaoi. Limburger ckronik BS.
b)) gewalt >B btsUsobject : deme manne oder dem bolea
sal man volgen zu rechte bis zu dem huse und sal vrcgea
den, uf den he geieben bat, ab be im di pfenningt g^
geben habe, sprichet: 'ia', so ist der böte ledie. aa^e ao
mac man suchen mit rechte in deme boae and ia siner
gewalt in kästen, in kamem nnde allen enden, ab man der
Pfenninge icbt me vinde. Frhbtrgtr staitradU te f 3 Aha'trA;
ist aber, daz der herre oder di vrowe loakeneo der pfro-
ninge, das si deai aaaaae oder deoie boten icbt gegeben
hoben, so sal aaa 4» nkbt suchen so rechte in keiner
siner gewalL } 4.
b) die abgrtnnnf tea gawalt und kraft «• sjatf aar mraife
beispitle, die für dk müMotkdemtteke periode ia hetrotM faamr»
Mni ourh dieu sind nicht imwter f«at mArr, denn die bedtm-
tungfonnüermng an den bepiff der *knfi' erw4«h$t mehr dem
jewtiligen tmt.immenh*ngf in dem du mori occuiomeU §eirtmdd
erttheint, eis dos» sie mit btsHmmif ftslen eerltaiaafca fe-
wrhnheitsm4stig terknüpß mdn.
310*
4939
GEWALT I 3, b (krafi)
GEWALT I 3, c (zwang)
4940
a) gelegentliche Verwendungen.
l)) in Verbindungen mil dem Substantiv 'kraft' oder mit einer
ablritnvg von diesem n-igt sich für gewalt oft noch ein ueiter
abstand gegen die neue bedeulung. trotzdem sind gerade diese
geeignvtf die annäherung zu enluickeln:
si wären Mute, als ir nü sit,
wan <\ai Ir kterteclich gewalt
was micbel un>1e itiaiiicvalt
von kriutern und von ^teillen.
Konrad v. Wörzbkrg traf, krieg 861;
Alpha et t), künec S&liäöt,
got. des gemaltes krall gebot
leben äii urhap.
H. V. E«s Bnrlaam und Josnphat 1 Pfeiffer:
swenne das harn ist röt unde dicke, daz bediutet daz daz
bluot relite clirart unde guoten gewalt hat in dem übe. zwei
arzneibncher aus dem Vi. u. 13. jahrh. 2, l', Wiener s. 6. 42, 128.
2)) in anderen fällen ergiebt sich die bedeutung *kraft' aus
der ait und weise des Substantivs, das als träger der gewalt
erscheint :
da ergienc ein FÖlhiu hohgezit
swer der hnt gelichet ül,
des bani iedoch gewaltes phinc.
WoLFKAM Partivnl 102, S5;
daz der peinn kaiser kainen angel hab, da mit er stech, sam
die andern peinn liabent, wan er ist genuog gew6peDt mit
seim gewalt, den er hat. Konrad von MbceNBkRC buch der
i(a<(/r 28^, 31 Pfeiffer; ez {das einamom) bdt die mäht, daz es
andern wolsmcckender ding gewalt widerdiurkt. 362,23.
ß) aus der letzterwähnten Verwendung scheinen zuerst auch
feste Verbindungen sich abzulösen, liierher gehört %. b. :
er (Siijfriti) weit in (,Liudgast) fOeren danoen dö wart er an
geiant
von drizic sinen mannen: dö werte des beides bant
sinen liehen gisel mit ungel'üegen siegen..
Liudgasi der recke was geiueiet dan
von Sinides gewalte zuo Guntbered man.
^Nibelungenlied 192,2.
y) auch in der präpositionalverbindung mit gewalt Idszl sich
die annäherung an die bedeutung *kraft' nachweisen, die hier
freilich von den beispielen für violentia schwer abzugrenzen ist:
l)) euch vani ich einen brunnen kalt
da under grüeiiem büume,
der eine miilen mit gewalt
wol tribe an sinem stroume.
KoNKADV. WöRZBURG klage der kunst 1,7 Joseph;
Ir viöut iuch junge und alte,
der Meie mit gewalte
den WJDier bat verdrungen,
die bluomen sint entsprungen.
Nbidbakt 8, IS Kein»!
ich bin in den wingarten brftht
durch büwen bouwen unde jeten,
und bän mich leider überdäht
da; ich vil Tiuo wart dar gebeten,
da;; ich den rät ban übertieten,
und hat das alter mit gewalt
in sinen stric mich so gewiten
daj ich versläTen hän die zit.
da von muoz ich ze diinke nemen
ein Ion daj mir der meister git. Winsbeke CT, 6.
2)) die brut sprach aber mit gewelde:
dilecius meus candidus et rubicundus
electus ex railibus caput eius aurum Optimum.
Brum von ScuONKBCCi 7Ö34;
der keiser hiez allerwegen
den Christen schalfen gemach.
mit gewalde er do spracu
ein Wort an dem ersten tage,
do im zurgienc sin uoiklage,
und er den gotes toul' euplie.
passtonal 09,02 £dpili«.
8)) die reine was iesa zu stunt
von godelicher minne wunt,
wände ein bitterlichei swert
was durch Ir zurten >eie wert
mil gewalt gedrungen. Etisahelh 065 Rieger,
c) die bedeutung von violentia. wie im lateinischen vis und
»foJenlio einen gegensntz zum ausdruck bringen, der aus einer
Wurzel erwächst, so hält auch der begriff der ^gewaltnomkeit', der
sich in zahlreichen Verbindungen und redensarten ausprägt, Vor-
stellungen zusammen, die in mannigfacher sondeientwicklung
einander gegenübertreten, alt mitlelpunkte neuer gruppen lassen
tich hier vor allem zwei hauptbegriffe scheiden: eine kraftfülle,
die jeden widerstand niederzwingt, und eine anwendung der
macht, die das recht beugt, so ergeben sich die bedeutungen
'zwang' und 'unrecht', die in der mittelhochdeutschen periode ihre
eigenen kreist für die Verwendung des Wortes gewalt ziehen,
beide führen im gründe auf die bedeutung 'mach^ suriUk m
jenem engeren sinne, wie wir ihn oben an gewalt nachgewiesen
haben; es sind ncbenumstände, begleitmonienle, die zur tonder-
entwtcklung drängen, in einem falle fällt der Schwerpunkt auf
die Wirkung und den ihatsdchlichen erfolt) bei der ausübung, im
andiren falle wird diese ausübung an dem maszstabe des rechtes
— weltlichen oder göttlichen Ursprungs — gmissen oder besser
an recht und moral, diese letztere enlwicklung ist rietleicht die
ursprünglichere und frühere, sie liegt schon in den sp. 4915 attt
dem Tatian und sp. 4919 aus Notri.b belegten beispielen vor-
bereitet vor. die erstere ergibt sich ungezwungen aus der prä-
posütonalvcrbindung mit gewalt.
a) die bedeutung 'wideistandskrafl, zwang'.
l)) enlwicklung aus der präpositionalverbindung mit gewalt:
a)) 'waj mag uns gewerren?' ^pIach do Sil'rit.
'awai ich rriuniliche niht ab in erblt,
da; niac sus erwerben mit eilen da min liant,
ich ti'ouwe an Im erdringen beldiu liute unde lant'.
dö sprach der rtirste Sigmunt 'diu rede ist mir leit . .
mit gewalte nieroan erwerben mac die maget'.
\ilwliiii:,enümt ."iS.l;
zwei auffassungen sind hier für die Verbindung möglich; der
einfache gegensatz zu friunillclie, vgL z. b.
alle; da{ ich ie gewan,
mönt ich da;; mit gewalte hän,
da; wolde ich dar unibe geben,
sold ich dir bi sin gelegen.
Laurin 1744 MMlenhnff;
und die besondere beziehung auf die entfaltung kriegerischer
macht.
bj) diese letzlere wird durch eine reihe von Verwendungen nahe-
gelegt und führt xu besonderen prägungen:
«)) 's6 hat hie mengen solUier
von Normandie (iascbier,
der wise degen höre.
noch hat hie riter mSre
Kaylet von lioskura>t,
manegen zornigen gast.
die brächten alle in diz laut
der Schotten künec Vridebrant'. ..
der gast zer wiriinne
sprach mil ritter« sinne
'saget mir. ob irs ruochet,
durh wa; man iuch so suochet
(ornliche mit gewalt'. Wolfkam Partival 26,6.
ß)) er kom uT da; palas,
A& der kiinic Philippus was: ...
Decius mit gewa.-len,
der cunic niii alinuosen.
Döcius mit gewalle,
der cunic mit ainvalte.
kaiserchronik 6137 Schroeder
(variniile gewalt);
duo vrouwite sich der junge man,
da; er diu riebe al gewan.
her vuor duo mit gewelte
oi Röme, sui so her wolie.
.4nnoIied 403 Hädiger;
die heidenen dachten ubile:
sie wanden mit gewalde
in rofi:i>chome lande
al Iren willen volle bringen;
dar nach begunden sie va^te ringen.
Trierer bilvester 646;
des erlöste sie Hercules
und eisciiete ze löne des,
da; er ir half da; sie genas,
eine stüi die gelobet was.
durch die wart anderweide
Läumeclon meineide.
der unirÜNven er unlgalt,
da; Hercules mit gewalt
Troye belac und al>e gewan.
Ai.HKKcuT V. Halbkrstadt 24, 113.
Y)) zuo den rossen gienc der degen.
dannoch was da nieman bi,
Or sä;en si dö alle dri
und riien dan mit gewalt,
so da; mit den recken halt
nieman streit noch envaht. herzog Ernst 1310;
dö sich der herzöge sus gewach
und der künec da; gesach
da; sin neve tot was
und der herzöge genas
und mit gewalt enwec reit,
da; was im ein herielek. 1356;
der vurgenante grebe Engelbrecht was so hochmndig unde
wolgefriint unde eiilboil einen mant vur dein biscbofe von
Colne, daz he in mit gewalt in siuie lande obeizigeii unde
oberriden wolde. Limburyer chronik 84.
ä)) du fingen si wider enweg unde qwamen vur Straspurg
uode alle in dem lande umb unde Elsuszen me dan zwene
4941
GEWALT I 8, c (zwang)
GEWALT I 3. e (xwang)
4943
mand« mit gnnzer gewalt uiide vurüarfien dat lant jenifr-
liehen. Limbitriier e/ironür 71; in der zll iiliup aicb der er-
wprdige furtte l>rr Cooe von Falki-n»teiD erieltimbor tu Trire
mii Kroizcr möge un<le grwalt unJe bmcli di nume uiderunib,
di in lima gebiile undi- geleide gesehen was. ai; onde lag
der konig mit «im« arlliet libe zu «eide mit grntier gewalt
mit Rolicher herhchril timl bemcbuft, al» ail her an diien
dag nunime gesehen wart in DuHrben laiden. (tl. tbemo M:
uiiJe tiet züib der Turgmante lantgrebe Heinrich mit groazer
gi'Mult viir rliie bürg di biai Haliler-<rn. 38; di zogen
mit ein me dan mit aibenzig duaenl rittern unda koecblen
mit groKzer gewalt ober den berrm von Mt-ilan. 6(; ande
sog der keiiar ober in mit groszer ponipen unda gewall,
unde gpwao he ime *il lani iinde lüde nne. in; da zog di
fraiiwe ein herzoginna Tun Hrubnnt ober den hertogen von
Geller unde herzogen zu Gulcb mit groder gewalt unda ber-
tchurt. 9y
t)} so doch behilt AdolT biacbof vur^enant das hisrhtom
EU Menze genzlichru mit nllen scliluii!*zen, landen unde luden
mit rethter gewalt wider den habest , den Leiser unde alle
mnicgrehen von Miitsen. LmbuTiitr chrontk 68; uode gewonnen
das huis binnen eiine halben diige, unde was in dem erne
unde daden daz mit rechirr gewalt ober beupt. 60; item in
disen zitfu da zoch lantgrebe Otto, lantgreben llenricbea son
von Hexsfn vurgenant, ober einen obet von FuM« mit iwelf
hundert gleven unde lag virzen dage in sime lande mit rechter
gewalt. 4t>; unde für ober Hin in das Rungowe unde lag
daiin mit rechter gewalt zu velde zeben dage und zabeo
Dacht. M.
^)) darauB trwdehu am endt tint chjeetivitrung, die übrr dit
bedeutung *kriegtniacht' su der von 'ktüyzsehaar, mengt' führt:
unde hatten ir möge unde gewalt ulda vur EInerhusen ligende
unde heiligten si mit den groszen bos»en, mit bliden unde
mit andern fachen, also dax nit wol spise doruf mocht«
komeq, bit daz si di bürg unde den dal gewonnen mit
rechter gewalt in dem jare dornach uf den ersten dug julii
des mundes. iimburgtr ehronik 00; item da man schreip
dnsent druhondert unde zwei unde nunzig jer da waa der
römische konig WVnzelaus gen;int unde kunig zu Beliemen
vigent der von Straszburg, unde sin gewalt zug vur Stra*-
purg. 86;
dax ilrltto was oucb wol getao
einem manne' wo! glich
ds{ warf, uf den esierlch
bliimea harte manlcfaU
und helle an blunien »ulcben gawoli
iwie vll es ir nider spreie
das *i ''' '" "*<''' hetf.
IUnboit V. Fritzlar <ro/'iisi«ch«r krieg 9343.
t)) der itttttre begriff: die bedeutung ^widerstandskTaft gegen
kemmnisse aller art' :
«)) waz half dd sin sterile und oueh stn kraft,
wan sl Im ertelgte Ir libes meisterschaTi?
si triioc ib nili gewalte (da; imios ei alsd sin)
und diiicie in uugeruog« bi dam belle an einen scbrln.
Stbelungtntied 020,8:
gedsnken ntch der kOnegio
begunden krenken im den sin:
den miiese er ear Terloren hftn,
wert niht ein nerxeharier man.
mli t;ewaU den loum ila; res
truog über ronen und durchez mos:
wandas wtsie niemens hant.
WoLFRAa /'ursivoi n4, 10 ;
Laurin der k6nig also reich
schlug mit gewalt hern Dleierlcb
das im sein Tessel rlem lerbrach.
iMurin taw Sehaät';
und jn der ungefOge stich
mit saniier kralTt und auch gewall
barnider tu der erden Talt. Ul,
»n diu gewalt«>rinue minne
illu nas ouci) in ir oinne
ein teil ze sttirinolich« komen
und ha-le Ir mli gewalt« gauomen
den besten lell Ir iut;e.
Gorrraiao v. STRAiaoaa TVislanOe'i;
die Trcuwen n&niens mit gewalt
und Idrtens lugend manicvalt.
bNitm, wiluhronik 20671 Stnimeh;
da brachen si den vride ao im onde an sime gute uode
roulieten im d;it abe mit gewall. Freiberger uadtrtckt 194.
y)) ab imand einen schuldiger, der im enigehia wolde,
möge begriffen, so her den ricbter noch einen butio niiht
gehaben inoge, unda mit gewalt uff^uhaldeo möge adir vor
gericbla brangeo adir waa recht a«L hiniff aprtekao wir
acbe|>pin tca Magdeburg reibt: oinanil aig au gawalt
aunder den ncbler adir ricblers b«tefl sicen arhuldiger uff-
gebalden. Magikburger fragen i ee^. 3,30: werdet oc eo maa
ii.l'l gbewald unde suoder scold. ao eneme buse brsloteo.
wert wa des Tor»anaea. de beirra dama besluieoeo XII ntarc.
Wiiby $tatUta<i l, ^i { t SehlyUr S; und oameo den man. den
dai gencbie vnroiteiirt hatte, unde furtao iD mit gewalt ia
di atat zu Collen, onde roeiolen, da< si lo irlosaa woldea.
Limbmrger ehronik 61 Wyu.
9)) ab ein man vor gehegit diog werde Iraebl, dffM «iaa
dube, welcberleia di were, ward« olT dan hals gebuadeo
onde alao der selbe muD brecht vor gebrgit ding, daraclb«
spreche unda elagete, di duba wera im mit gavralt afliia-
bonden, a denne der clegar aina claga stellte. thgMmrfir
flogen 3,3, I Behrend 168; also bebill her Cooe arxrblscbof
mit gewalt sinen willen uode nam in lanl, lüde und dat Ux
ober Hin lit ao diseo Imdigen dag. Ltmburger dnontk 81
$)) wer ain iunkfmwen oder eczleicbe frawen mit gewaM
uod unkewschlicb uiderdruckt onde imlzerret, den acbol
man entliawpten. Iglauer tladlretht, arltkel M Ttmaachtk 148.
1)) roM dieser prdpntüionalverbtndung aut nimmt 'ftwatf auch
in andere Verwendungen eine tknüche bedeulung mtt. frrtUek
liegen hiefür aui der mittelk<xhdeut*chen zeit nur wenige bei-
ifiele for; tie toueii mtl ausnähme der oben für di* obyüi-
vierung angeführten belege durchweg den gegtutjü gegen vnuDl-
Itcba in allgemeimter fauung hertortrrten.
a)) terbtndung mit tervandun prapotHionen :
dA uoderwuodfn sl sieb slot
des landes um der bikrge um msneg^s recken kall.-
da( muos in slder dienen b4dlu durch vorbi« um gewalt.
tStb'txnyfHUeä 17l,l Z«ira«kef
ob mich der kuole noch vertrlb
da{ hUt Ich wxrllch nieman gib
durch tio gewall noch durch sin knast.
Ottosab Oettrr. mmeltnmik 818L
()) freie einbeüehung t» dat tatigefüge:
d6 dar kOnIc Günther bat und oucb gebAt,
si bebten Or mit swerten in des striies o4L
dat wa» gewalt vll größer dat <!* oiemea sloa«.
er vrlgte den von Betoe der matre sciiiere genaoc
Sihftuii'ieHtt- I Will. 3 Laehmanmt
da^ alsus werltcben man
ein wip enschumpOerea kan
wohri woch, wa^ sol dat sin?
dt luot frou mliine ir sümeo scblo
an dem der pri> blt bejagi.
werlich uod unvertagt
hil «In iedoch runden.
fein dem siechen wunden
aolle sl gewalt* verdrieieo:
er möhi doch des geoieten.
dai sin ioe sinen danc
woi gesunden 4 betwanc.
WoLSBAi Nrtltal S8&,1:
w8 dat mich s4 manger hii von llal er eiai gedruagaa
l^eldlu von des guoien unde oucb wileoi andenwi.
oeüelicheu wart von in OT mioeu trau ge»pruageD.
ir gawalies bin Ich vor in mioem ecbopo« gri.
NaiDMART 49*.40 IMmti
darotch dd man des wart gewar,
dat ilRt rieh was herren bar,
46 watl et (kbele festall:
leglich herr« wart so ball,
dat «'' '•'* *'*><'* "*^
als vll als In sin wllle hief.
et wart oucb In den •leiao,
da{ et die riehen beim
an gewalt über die armeo:
awat In nilii wold erbarmen.
dat -"U durch goi uiht lietea.
5erlht«>balp si tiieteo
at Sil swar al dübie gaoi.
OivoKAR oslerr. rttmittnnik laM.
«)) pottiiaht pertonifiealion :
aitg unda weea sim In benomen:
oniriuwe Ist in der »8te.
gewalt vert ü( der strate:
iride onde rehi »im s4r« wnai.
ditt drlu entbabem galalie« olhi. A« zwei enwerdea < gesani.
WALTIsa M,S;
Jewalt noch atangeoi aa fe^lgat,
at h«r«i maa die wisan ichaa,
ii aa« geaide nilii eapfllgei.
dat *«l* aa aiUier IVaawea s^baa.
lAcaa T. Wart« (I tt) bei Babt*«
Skhwrtur miane». 14*;
Jawalt den wittea an gesigei
a man rebie.« niht enpfliget.
bi ieaiao wiuic kai gnot^
aaa ist dar amaen keiner fruot. FasiaAin W, 1.
4943
GEWALT 13, c (unrecht)
GEWALT I 3, c (unrecht)
4944
d)} ansatz zur objectivierung :
sint lie^eD sie den stürm bestfto
uml bereiten sich zu slrite
zu der >elbPD ziie
und vären bin liein Kürlant.
der meister liegen in zu hanl
qunm mit zwein schönen tiern,
er wolde in ireii gewalt wem.
sin her was micbel und grö^
des i{ doch wenic genöj,
l.ivlänitüche leimchronOt 5594 Meyer,
ß) die beurtheilung unter dem gesichtspunkte des reehls und
der moral: gewali = unrecht.
1)) wie oben schon bemerkt, wird diese Wendung durch mannig-
fache wandluni/en des Zusammenhanges vorbereitet, die präpo-
sitionalverbindung kommt hier mehr neben anderen factoren in
betracht , wird aber — namentlich in rechtsquelkn — ebenfalls
viel dargeboten.
o)) die wile man aver en gut under enem manne beklaget
na rechte, svo lange he't halt dar boven mit gewalt, nimmer
ne gewint he dar rechte gewere an, di wile man de rechten
klage gefügen mach. Sachsenspiegel 1, 45, 1 ; doch ne bet dat
nen recht gewere dat die man mit gewalt hesitt, of man die
gewalt ervolget mit rechter klage unde dat getügen mach.
Sachsenspiegel lehnrecht 14; ab eine stal gemeinlicb adir irre
burger einer breche in Sachen, di dem borggreven ammecht
angehören, unde der obirste berre des borggreven unde der
stat di stat adir den burger dorumme anspreche, ab der
herre das mit rechte sal usgeben adir mit gewalt richten,
wi das sal varen. Magdeburger fragen 1,6,10 Behrend 92.
b)) wenn ainer spricht, er hat mir das genomcn mit gwalt
oder an recht, so muess der antwurter wissen, wo das ge-
schechen sei. steiermärkisches landrecht 87 Bischoff; wenn aineni
daz sin mit gewalt an recht vorbehebl wurd, derselb verlürt
numer kain gewer nil. civil- u. kriminalstaluten von Mütuter-
Ihal (1427), österr. icmt/i. 4, 357 ; mit so vil genäden, daz wir
den himel m£r besitzen mit gcwult wan mit reht. Konrad
VON Mbgbnberg buch der natur 361, 11.
c)) da brach he vride an hern Cunrate an sime gute unde
roubete im daz abe mit unrechter gewalt. Freiberger stadt-
recht (20,4) 131; wen he der stat recht brichet an im unde
he mit vrevel unde mil gewalt suchet in sime huse wider
sinen willen, waz der wirt darumme tut oder begeht, di wile
si in sime huse sin, da hat ne nichein unrecht an begangen.
2S0.
2)) andererseiti wird — ebenfalls in reehtsquellen — die Ver-
bindung unrechte gewalt als techiiische formel der mannig-
fachsten Verwendung unterstellt:
a)) sineme wechverdigen gesellen unde sime werde, dar be
geherberget is, unde sime gaste unde svie to sinen gnaden
vlüt, dem sal die man lielpen weder allis manlikeme, dat he
sik irwere unrechter gewalt, unde ne dut weder sine trüwe
nicht. Sachsenspiegel 3,78 Humeyer ; wante de stad van Dorp-
munde in groten oirlaghe geleghen bevet und sich unrechter
ghewalt gheweret hevet, ... so sal ein iclicb dei binnen der
stad van Dorpmunde wonachtich is . . . gheven van hundert
marken viiff mark. Dortmunder Statuten, hansische geichichts-
quellen 3, 212; were oik imand dei sine borgerschap op hedde
geseghet offte noch op sechte umme der behelpinge willen,
dat hei nicht ene wolde helpen betalen dei schuld, dei wii
schuldich sint, dar wii in der vede unrechte ghewolt mede
wederstonden , des begheret unse borger, dat men en dat
segge und do verstaen, wei sei sint. 3, 213; wenne wir uch
vormals unser brive geben haben, czu schirmen und czu
sichern alle Juden in unsir stat czu Bresslow vor allem un-
rechte und gewalde . . . dorumme bevelen und gebiten wir
uch . . . {Breslau, 25. jan. 1359) arch. /'. österr. gesch. 31, 122.
6)) ne dut he's nicht binnen rechter degedingen, ime ne
hilpt sin unscult nicht die he gedan hevet; man ne verdele
ime dat gut, is ne erre ine unrechte gewalt unde he die be-
klage mit rechte. Sachsenspiegel khnrecht 59 Homeyer; unde
di lute, di sulche unrechte gewalt begehen, wi vil der ioch
ist, di volbrengit man alle wol mit einer kamperer wunden
also samfte alse mit cehenen. Freiberger üadtrecht 170.
3)) aus solchen Verwendungen entwickelt sich für unser wort
in der rechtssprache leicht sachbedeutung , es nähert sich der
bedeutung gewaltthat. ein kennzeichen für diese enlwicklun(i
liegt in der Verbindung mit dem artikel:
a)) umb uiii gewalt, umb den gewalt:
a)) wan ainer fürpot gesamht iiat umb ain gwalt und
zeucht er den gwalt enen selber, der den gwalt than hat,
so muess der fürpot sagen, das der cbger um den gwult an
den antwurter zeucht, steiermärkisches landrecht 75 Bischoff;
wann der antwurter engegen ist, so zeucht der clager wol
an im selb umb ain gwalt. 79; umb ain gwalt mag ainer
nicht dingen. 85; umb ain gewalt muess man antworten auf
den andern tag. 87.
ß)) ez mag umb gewalt nimant gerichten, den der hawbt-
man in Steir. steiermärkisches landrecht 96 Bischoff; man mag
umb gewalt wol an ainen selben ziehen. 107; wer also nicht
lat umb gwalt, so muess der clager hinz dem antwurter be-
wären, und der clager ist selbdritt. 77.
y)) cumt uc en man van butcne to lo deme anderen
in sine herberghe gudes modcs, unde werdet se scelende
mid quaden worden, oder sieghen; dat betere malk deme
anderen, dar na se sin, wo dat ghescen si up der nienen
strate. jedoch tyt we den wert ut deme hus, so betere he
vor de ghewold, deme cleghere XU marc. Wisby stadslag
I, 52 § 8 Schlyter.
b)) wir wissen vur ein recht, so schire eime amptmanne
Worte geklaget eine gewalt, so sal he bescheiden ein gericht
von der herren wegen. Limburger chronik 69; da hait here
Niciais ein gewalt von ime geclagt, daz er solicher gebot nil
gehalten halt, der Ingelheimer oberhof ißQ Lorsch ; wann man
ainem ainen gewalt anbebaht, der chürapt umb zechen markch.
steiermärkisches landrechl 107 Bischoff; ebenso 86 vgl. S2.
c)) were dat dat sei dei nicht en künden ghescheden,
queme dat an gherichte, wei in den vorghesprokenen reden
sculdich ghevftnden wurde, de were brochnftich an einer
ghewelde. Dortmunder Statuten, hansische geschichtsquellen 3, 72.
4)) auch die poetische spräche, die in der personificierung von
gewalt (vgl. sp, 4942) die beurteilung unter dem gesichtspunkte
der moral schon durchblicken läszt, stellt gewalt und unrecht
gelegentlich zus'jmmen:
diu sunne hat ir schin verkSret,
untriuwe ir sämen üz gerSret
allenthalben zuo den wegen:
der vater bi dem kinde untriuwe vindet,
der bruoder sinem bruoder liuget:
geistlich leben in kappen triuget,
die uns ze himel sollen Stegen:
gewalt get üf, rebt vor gerihie swindet.
wol AI'! hie ist ze vil gelegen. Walthkr 22,1;
bi dem Lugebach
einer mit gewalte vert:
der waenet in den lüften stveben.
sine triuwe habent aberhäken als ein gör.
michel ungemacb
wa.s mir ie von im beschert. Nkidhabt 58,50 Keim;
der (qral) het so höhez lop bejeit
an triwen und an manheit,
da; si sich des liefen an in,
swar da; reht zuge hin,
da; er dem gestöende b!
und den andern mähte fri
gewaltes unde unrehtes.
Ottoear österr. reimchronik 3945;
es bat gewalt das grois unrecht
des rechten hört verdrungen.
MüscATBLiSi 69,57 Groole.
y) die festen Verbindungen mit verbis leisten der eben be-
obachteten Sonderentwicklung, die in die bedeutungen *iwang' und
^unrecht' ausmündet, wenig Vorschub, hier herrseht viel mehr
eine allgemeinere bedeutung vor, die beide Vorstellungen umfaszt.
diese Unbestimmtheit der bedeutung steigert sich, je formelhafter
die Verbindungen werden, vgl. den gegensati zwischen gewalt
treiben, üben und gewalt thun. auch hier lassen sieh die
Schwankungen schon an der empfdnglichkeit oder sprödigkeit gegen-
über dem artikel erkennen, mittel- und niederdeutsche quellen
bevorzugen diesen, vgl. beseite ein borgere des anderen körn
up den velde mit gherichte, queme dat mit einen ordele an
den raed, weliker van en sich des körn underwunne sunder
gerichte unde recht, eir dat ordel gewiset were, dei breke
ene gewalt unde sal dal weder doen. Dortmunder Statuten,
hansische geschichtsquell.n 3, 134 «. o. vgl. sp. 4946.
I)) gewalt begehen, treiben, üben:
a)) wa; wii diu minneclichiu ebt an mir enden?
des muo; mich iemer wunder hän.
si wii gewalt an mir begän,
wii si niht schiere minen kumber wenden.
V. TOGGBNBURG bei Bartsch 78. »
b)) wxr frumer landes herre niht,
so tribe gewalt nianoc bocsewiht
mit aimen Hüten, die er mit l'ride
muoj sitzen län durch swert, durch wide.
renner 1121;
4945 GEWALT I 3. c (gcwalt thun)
der kciser unde das coocilium tatin die von Ueideliurgk in
swcre benne unde in die achte, doran die von Heidfl>iirgt(
rieb wpnigk karten onde gewonnen gleii-bwol de* bitchoufr»
ilouer tinde stete unde trehin grosze gewalt mit irem berren
unde oriinc lande. Jobanr Rothi tküringitehe ehreuik 618.
c)) Icli roso wol difen fewali
■n minem vliido üaoen.
UoTTmiKO V. STRASiauio TrUI»n IMSSi
In ouch, dat in de* geieme,
dai or mlub w|l beirutien
und »liieti gewalt iilien
und vrevellcli her In kid,
■0 wll leb aber Im wldaralan. pauional Ui,U,
3)) gPNvalt thun:
o)) ilA iprach dei kOneo Lotea «uon
'lidrt'fl ir woli gewalt nu luon,
«II Ir mir grQeten wldcnagC.
WoLfRAi PartiMl SM, 14 ;
Trou minne, ir Ifltet oucb gewall,
dd Parzivil der degen balt
durch liicli von »tuen wluen »chlai
alt im sin iriwe dö geriet. 293, b.
h)) doch erbarmte unterm (chspbxrc.
unter ewlK«t Ixit,
doch enwolde er die warlixll.
noch dat recht nicht iclieiiüen.
er wolt e( aiidor« wenden.
•r woli ouch dem tivi-l nicht sewali t&n.
aeln erbormde und aeln weidom.
die gedachten einer wage.
tarn ob dar ur Ixge.
•Iliu diu «chulde.
da mit al verluren gotea hulde. anegenge 34,62:
all leb« mich vertinne,
niD harre wtl gewall mir luon
durch da{ leb bin decbeinrn auon.
WoLratM Parthttl M7,tO;
kunt ir dan rltiert Tuorc tpehoo,
Ir mne(t Im rebier dinge jehen.
tin lin geln valtche nie wart palu
twer Im darüber tuoi gcwalt,
w:rrt min vater ode min kint,
al die ^ein Im In zorne eint,
m!ii muge ode min bruoder,
die muein diu airitea ruoder
gain mir ilebn. 304,4;
TOr wtr, «1 (die minne) ixte mir gewalt,
ob sl betwuDge mir den sin
dat mir min heite wOrde ball
Ar miner »xldeo yngewln
und wider nifneo niuot d& hin
dA von min dre würde krunc,
des ich di her erlg^eu bin.
wil Ir gewalt mich uihi verhern,
»6 twlnge ngcb ir dien mich:
des muoj ich ür genfide gern. Winsbekm 3S;
Ich hAn also von dir vernomen,
dat "ich diu kuuigin übertan,
di gebest dO mir üchuMe au.
daran luosi dö mir gewalt.
Uttokar itteiT, reimchronik 18195;
wer dem andern gewail luot in recht, also, daz er sich
«eins guots unüerwindt, wie daz genant ist, mit frUrei, der
|cil dem richler nin pHint pfenning, der stut zwai pfunt
Pfenning. $ladtreeht ton Mitziehen art. 4SJ {Auer 164).
()) er hAt unliuPchen mnnnet alte.
er hAi gor einn unhurschen muot,
der den wiben gwali luot.
TaOMtaii« ilir »eliche gast ttW RArterf;
papen unde jQden die wapen vflren unde nicht gescbnren ne
sin na irmo rechte, dut man in gewalt, man aal in betereo
alt eme leien. Saehsenspiegtl 3,2;
hcprstüi, junger künic vri?
Mtfslü dem lU-hen edrin bi,
dat er dorn arinuu tuot gcwalt,
din mi»setAl Ist manicvali. kOnig fyrol 37,4.
d)) {tr) sprach daz er im gewalt und unrecht tet. (13«6)
Züncher sladtliüchrr 1, 183.
*)) er kingt im sAre den gewalt.
den im der kunic Wdliin
hie te Stire hei geiAn.
Ottokar ötterr. rtimehmük SSSS;
sieht ein tristen einen iuden ze tode oder ein iude einen
Christen oder wundet ir riner den andern oder «weihen ge-
walt ein cristen einen luden oder ein iude einen engten an-
Icit oder die iuden under einander,. .. dnz sol man eime
vogte buzzen als in sime rehle gesrbriben slal. ttadtbuch
•0» AuusbuTg &6 tleyifr; item anderwrrbe frugete der vur-
genunie rilter von der herren wegen, obe einer ein gewalt
drde tu Limpnrg, ohr dnn ein amptmnnn der herren den
GEWALT I 4 (nciilioHideuUche pmode) 4946
mochte aoegrifen unde halden bit uf di tcbelTen of daz b«
nit vurflucblig enwurde. Ltmburger chrontk t9. #6riiio 19;
spreke dei ricbtere enen an vor gberirbte, dat bei aalworde
op eoe ciagb«: enigeoge d«i drme gberiebte fvoder sni«
werde, dei ded« eoe gbewait. IhrtmuMäer itakUt», k»»ätilu
gesckiehtuiuiUtn 3, »i ; ipreke dei riehler« tOM ano aa, dat
bei pale bedde olb grioghen unde »tllM to brukra htiit
unde hedde dar ein aelfgerlcble an gedkn, «ortkct M ata,
bei en be!)be neine pale ulb geireekel oocb nrioe wellen
10 broken ooth neine gbewall gbedaa node ai der tii<bl
alinck unacbuldicb, dei man ia sioer ontcbuli oaer, das dei
ricbtere dei klage op ene to winnende ei. t, 114.
I)) «)) dam kOoage Pabruina
gascbeben l>l bU rede gewalt.
der leloen baacbelUr («lali
von iu wart lo spoiloi wit.
KoxiiAD V. Weazaiae P^rUmepiT 4XUi
gescbegbe eine gbewait umme siegbe oder niome mitt*-
bandelmge, dar scal be einen woldener umme aculdighe«
Sltndaler nrtheiUhueh (14. jakrh.) 26, 3 Bekreni.
()) In dli lant bAi «r gesprocbeo
einen angettllcban tac,
dt diu wiiwe Wirt gerocbeo
und der waia« klagen nae
und der arme den gswalt
dar da wirt nli Ime gaaiall. W«tniia 11,11;
801 laria lo »elbe vardola
eo gewali, der in gascbaeb,
wand man wol an Im aach,
dat er vll ongeroe entphl«
dat emi, dat inan uf lo II« pa*$ion»t lt,ftl:
ta stunt so qwain der ricbter vor den rat andr klagete unde
schrei ober di gewalt di da gesehen wa«. Lituburger rArontkCl.
4) die neuhochdtvl$cln pmode. im gtgnuat» m dtr mtlUlknek-
dtuisehen periode, die an unterem ttortt ffM 4«» haujiUnun det
gebraueket immer neue M'ätttlungen ahtmtiftn bctt, xtteknet
$iek die ntukochdeulsche periode vor allem durrk hefetligung *nd
verbreilerung der übernommenen rervendungen tut. freHitk
kommt dieu tleigeiung nickt aüen gebt uueht formen ^tkkminif
lugntt. einuliie Verwendungen verkümmern ollmdklkk fest, e»-
dere tckwelUn int unyemnfene an- für diese ungUiekwt4$titkeil
itt die kauptursacke in den versekiebungtn » tueke»^ iit tuA
der leite der slilform an der maue der belege z« beobatkten
sind, je nackdem kirebliehe oder veliUcke inieresten die ILtcratur
bekerrtchen, je nachdem der pkantasie tpielraum gelasun i>/
oder fette überlii-ferung den tpraekgebrauch einengt, jt nack-
dem dat beschauliche oder dat gesckißUeke leben auf die weilet -
entwicklung tinßua gewinnt, je nackdem werden du einteilte»
Verwendungen und Verbindungen det wortet erkaUen, fortgebtUet
oder turüekgedrdngl. daher ist es bei gewalt im betonderen ge-
boten, über einiflne ttilformet» und verwendungskreise der neueren
spräche in susommei: fattendem überblicke tu bericklen. der um-
fang, den die bedeulunghntirieklung in der neueren tpracke er-
reiekt, ^oU kier — im gegensali lu der darsteUun§ der frükeren
Perioden — ni4r mit tolchen beispielen belegt meiden, in denen
die bedeutung über den rahmen einielner irorirerbindunge» Ma«M
absolute geltiing gewonnen hat. dieie wortrerbindunge», 4k fkr
dat geschtchiliche verttdndnis der bedeulungtentirieklung M> fiht
die voraututxungen geboten hatten, toUen tn Ikeil III tum g^fin-
ttand eigener untersuckung gemacht werden, de dat nußtmmem
neuer, dat verkümmern alter Verbindungen »etenllitkt $$ft fkr
das neuere bild unteret wortet Lefert.
a) uerschiebungt^n der gebraucktgrenten,
a) antchauliek IdtU tieh ein tkeil det entwicibin§t§n§n to
der bibelüberuttung verfolgen, bei der frei'ick itr itfimttt
twiteken dUerem und neuerem gebrauch unter smi fcaiclf»-
punkten tu beurtkeiUn ist. einmal ktmwa tUgemeimer ik /Wf-
getchriltenere, auf neuerem iprachgtbrauek benkenie Ueraadasf»-
technik tn belraekt, wie tu ttek Vieilmi$e in der rtdntktn bei
KoBoaciB, in den nutgnken rta DieTt^aiacta und Eca, nteh
mehr im 18. und 19. ftkrh. sdyt anderersritt mntt der geftn-
satt indiri'tueUer tpreekgebunf in betradit feaofrm wtrden, der
in der überragenden pertinUckkrii Lomus tugüidt mundvtUtke
fdrbung gewinnt, auf dieser giundUft der bHinektum§ darf du
beharren, dat turückweicken und dut twtekrnlen «aesne mmU»
die tufmerktnmkeä in nntfemek tukmtn.
1)) rrrMwaMnnif Mi fswaaeaei M Loraia aa itfeaeefs
IM den iltem Menetarra.
a\) wie Mftea atii den then fsp. 4tl9> w UintAS fr|«ft«aeii
eadeniuiifeii lientefikt, itt e$ AeapMdUirA du grentUnk §efen
macbi, die $itk ta mnfunilen ten gewall rersckiebL
4947 GEWALT 1 4, a (in der bibelüberselzung)
«)) vorwiegend IriU die Verschiebung in den festen Verbin-
dungen mit verbis zu tage, hier wird sie in der Verbindung
gewalt geben consequenter beobachtet als in der von gewall
haben, aufmerksamkeit verdient das verhalten in Bebeims Über-
setzung, die vielfach als vorldufer Lotbers im gegensalz zu den
oberdeutsclien Übersetzern erscheint.
1))) und er rieff seine zweiff jüngere za sich, und gab
jnen macht, über die unsaubern geister, das sie die selbigen
austrieben. Lotber Matth. 10, i (ebenso Dibtbnbkrger, Eck;
und gab ihnen vollmacht über unreine geister. Kautzscii ;
her gap en gewalt ubir di unreinen geiste. Bbhbih, ebenso
cod. Tepl. Eggesteir. Kobdrger); gleich wie du im macht
hast gegeben über alles fleisch. Lutbbr Joh. 17,2 (ebenso Dibten-
BERGER. Eck; vollmacht bei Kadtzsch; alse du ime gigebin
hdst gewalt allis vleisches. BkOBiM; ebenso cod. Tepl. Egge-
STEiN. Kobdrger); ebenso Marcus 13,34 bei (BBomM macht);
denn wie der vaier das leben hat in jm selber, also bat er
dem son gegeben das leben zu haben in jm selber und hat
jm muchi gegeben auch das gericbte zu halten. Luther
Joli. b, 26 (lind gab im gewalt ze tun daz urtail eod. Tepl. ;
ebenso BEBbiM. Eggestein. Kobdrger; macht 6d Dietenberger
und Eck; und hat ihm vollmacht gegeben Kadtzsch). ebenso
Lucas 10, 19 (hier aber schon bei Beheih macht); wie viel jn
aber auffnamen, denen gab er macht, gottes kinder zu werden,
die an seinen namen gleuben. Luther Joh. l, I2 (ebenso Be-
HEiM. Diete.nbkbgeb. Eck ; ihnen bat er die macht verliehen.
Kadtzsch ; den gab er gewalt ze werden di sun gotz cod.
Tepl.; ebenso Ecgestbiw. Koborcfr); ähnlieh prediger 6,2 (bei
Eck gewalt).
2))) gewalt haben wird von Luther gelegentlich entgegen der
älteren Übersetzung erst eingeführt, während er da, wo die älteren
Übersetzer die Verbindung verwenden, seinerseits macht einsetzt:
und auff das er durch den tod die macht neme dem, der
des todes gewalt hatte, das ist dem teufel. Luther Ebreer
8,14 (x^äxoe kyiftvxa tov d'avdiov, mortis xmperium. daz
gepot dez todes tod. Tepl. ; ebenso Eggestein und Kobdrger,
des todes gewalt bat Oietenbergeb. Eck. Emser. Fboscbauer).
da, wo Luther macht einsetzt, folgen ihm die späteren Über-
setzer nicht immer, nicht nur Eck, der gewalt überhaupt mehr
bevorzugt, sondern auch Kadtzsch tritt hier gegebenen falls in
gegensatz zu I.iUTBBR; ei du fromer knecht, dieweil du bist
im geringsten treu gewesen, soitu macht haben über zehen
stedte Lotbeb Lucas 19, n (ebenso Dietbnberger; i^ovaiav,
potestatem. du wirdes gewaldic ubir zcen stete Bebeim; du
wirst haben gewalt eod. Tepl.; ebenso Eggesteir. Kobdrger.
Eck; so sollst du nun gewalt haben über zehn städte
Kadtzsch); und sahen, das das feuer keine macht am leibe
dieser männer beweiset hatte. Daniel 3, 27 (das daz feu'r
kein ding des gewalts hat gehabt an Iren leiben Eggestein,
ebenso Kobdrger ; das feur het kain gewalt gehabt in iren
leiben Eck, ähnlich Dietenberger und später Kautzsch); wisset,
das des menschen son macht hat anff erden, sünde zu
vergeben, /oft. 6, 24 (so schon Beheih, cfcenso später Dieten-
üERGER. Eck; vollmacht bei Kadtzsch; bat gewalt auf der erde
ze vergeben cod. Tepl.; ebenso Eggestein. Kobdrger); ebenso
Joh. 19, 10 s. oben (hier halten Bebbiii und später Kadtzsch
an gewalt fest).
ß)) andere Verwendungen werden von dieser Verschiebung sel-
tener berührt: und als er in den tempel kam, tratten zu im,
als er leret, die hohenpriester und die eltesten im volck,
and sprachen, aus waser macht thustu das? und wer liat
dir die macht gegeben. Lotber Matth. 21, 23 {ebenso Diethn-
bergeb. Eck. Ehsbr; in waz gewalt tustu dise dinc? und
wer hat dir disen gewalt gegebin Beheih; ebenso cod. Tepl.
KoRüiiGER. Eggestein); aber dis ist ewer stunde, und die
macht der Unsternis. Lucas 22,53 (ebenso Dietenberger. Eck;
dicz ist eur stund, und der gewall der vinster cod. Tepl.;
ebenso Beheih. Eggestein. Kobdi.ger und später Kadtzsch).
b)) nach anderer seile verschiebt sich bei Ldther die gebrauchs-
grenze in dm jällen, in denen der begriff der macht staats-
rechtlich bestimmt erscheint, selten, dasz er hier gewalt oder
macht zuläszt: durch Jhesum Christ, welchem sei ehre
und gewalt von ewigkeit zu ewigkeit. Ldther 1. Petri 4,11
(ebenso Dietenberger. Eck; eui est gloria et imperium. dem sei
wnnniciich und gepot cod. Tepl.; ebenso Eggestein. Kobdrgi r;
herrschart bei Kautzscb); und weiset jm alle reich der gantzen
weit, in einem augeoblick, und sprach zu jm, diese macht
wil ich dir alle geben, und jre herrligkeit. Lucas 4, 6 (ebenso
GEWALT I 4, a (in der bibelüliersetzung) 4948
Dietenberger. Eck; potestatem. disen gewalt allesament Bb-
HEI.U ; ebenso cod. Tepl. Eggestein. Koisurger); sonst zieht
Ldther hier Synonyma wie regiment, herrschaft, majestäl oder
(Übergang zur personißcution) oberkeit vor.
«)) das regiinenl aulT erden stehet in gottes banden. Ldther
Sirach 10, 4 (ebenso später Kadtzsch ; potestas. der gewalt der
erd ist in der haut gotz Eggestein; ebenso Kobdrger. Dietbn-
berger. Eck. Ulenherg; die macht über das lant. Piscatob.
holländische slaatenbibel) ; ist nicht herrschaft und furcht bei
im, der den frieden macht unter seinen höhesien. Hiob 25, 2
(ebenso Dietenberger; potestas et terror. der gewalt und di
Torchte Eggestein; fbenso Kobdrger und Eck; sein ist die
herrschermacht und majestät, der frieden schafft in seinen
höhesten Kadtzsch); und sein reich ist ein ewiges reich, und
seine herrschaft wehret für und für. Daniel 3, 33 (et potestas
ejus, sein gewalt Eggestein. Kobdrger. Dietenbergeu. Eck
u. a.); das er sehen Hesse den herrlichen reichthum seines
königreichs, und den köstlichen pracht seiner maiestet. Esther
1, 4 (die erhcbung sein gewaltes Eggestein. Kobdrger ; den
köstlichen pracht seiner grosse und gewalts Dietbnrerger;
den bracht seiner macht Eck; die pracht seine grosse
Kadtzsch).
ß)) und als er vernam, das er unter Kerodes oberkeit
gehöret. Luther Lucas 23, 7 (ebenso Dietenrergbr. Eck; daz
her von Hßrödis gewalt was Beheih, ebenso cod. Tepl. Egge-
stein. Kobdrger; dasz er aus der herrschaft des Herodes
sei Kadtzsch). ähnlich Matth. 8, 9; jederman sei unterthan
der oberkeit, die gewalt über in hat, denn es ist keine ober-
keit, on von gott. Römer 13, 1 (ausgäbe von 1545; der ubirkeit
und gewalt, denn es ist keine gewalt, on von gott. ausgäbe
von 1522; ebenso Dietenberger. Eck; geweilen cod. Tepl. Egge-
stein. Kobdrger; der obrigkeitlichen gewalt Kadtzsch; po-
teslatibus sublimioribus) ; wiltu dicli aber nicht fürchten für
der oberkeit, so thue gutes. 18, S (wiltu nit furchten den
gewalt cod. Tepl.; ebenso Eggestein. Eck. Dietenberger).
c)) bei der wiedergäbe von vis, violentia weicht Lotheb nur tn
ganz seltenen fällen zu Ungunsten von gewalt gegen die älteren
Übersetzer ab: herr wie lang sol ich schreien, und du wilt nicht
hören? wie lange sol ich zu dir ruffen ober frevel, und du
wilt nicht belffen. Luther Habakuk 1,2 (ausgäbe von 1M5,
ruffen über unrecht, ausgäbe von 1524; toeiferahor ad tt vim
patiens; Icidentt gewalt Eggestein, ebenso Kobdrcbr u. «. wie
lange schon rufe ich dir zu 'gewalt'! Kadtzsch). andererseits
schlieszt Luther eben diese stelle im gegensatz s« aUen Über-
setzern mit dem Sprichwort es gehet gewalt über recht s. «.
2)) vordringen der gebrauchsgrenu von gewalt 6«t Ldtbei im
gegensatz zu den älteren Übersetzern.
a)) am wenigsten wird das gebrauehsgebiet von macht durch
das vordringende gewalt berührt, einzelne Verwendungen, die
sich hierher ziehen lassen, stimmen alle darin fiberetn, dasz die
lat. vorläge den gebrauch von potestas vermeidet, weshalb die
älteren Übersetzer auch nicht auf gewalt zurückgreifen, nur zum
geringsten theil sind et Verwendungen, die den oben gekenn-
zeichneten sich anreihen: und gebe dir gewalt eigene müntze
in deinem lande zu schlahen. Ldther l Maccab. 15,6 (per-
mitto tibi; ich verbeug dir zu machen die schlagung eigner
muntz Eggestein, ebenso Kobdrger ; vergünn dir Dietenberger.
Eck, gestatte dir Kadtzsch). int allgemeinen wiegen vielmehr
poetische einkleidungen des staatsrechtlichen begriffet vor, die
schon in den gtossen Iheilweise durch gewalt wiedergegeben
wurden, während spätere Übersetzer stc/t mehr an den Wortlaut
hielten: solchs ist im rat der wechter beschlossen und im
gesprecb der heiligen beratschlagt, auff das die lebendigen
erkennen, das der buhest gewalt hat über der menschen
ki^nigreiche, und gibt si, wem er wil; und erhöhet die ni-
drigen zu den selbigen. Daniel 4, 14 (ebenso Dietenberger;
quoniam dominatur excelsus in regno hominum. daz der höchst
herscbt in dem reich der menschen Eggestein. Kobuiiger;
ebenso Eck; dass der höchste über das königthum der
menschen macht hat KadtzschI. ähnlieh Daniel 3,30. 2,33;
und der herr gab Israel einen heiland, der sie aus der ge-
walt der Syrer füret. 2 könige 13, 5 (ebenso Dietenberger
und PiscATOR; et tiberatus est de manu regis Syriae. aus der
Obergewalt Arams Kadtzsch; von der band des kflnigs Syri
Eggestein. Kobdrgeb. Eck); ebenso I. Mos. 16,6 {hier auch bei
PiscATOR baut), psalm 49, 16 (hier auch bei Dietendeiiger ge-
wall); aber da sie des herrn jres gottes vergasspn, verkuufft
er sie unter die gewalt Sisüera, des heubtnians zu Hozor,
4949 (lEWALT I 4, a (iu Her hiliolübcreelzuDg)
und unter die gvwalt der rbili»(er, und unter die gewalt
des konig« d«r Moubiter, die ttrilten widrr (ia. t üam. li, •
(tbenio DiKTlNtBdCKa. Züriehtr, Slratzburger M«L Kautzsci;
tt tradidit tot in manu Sitarae; und er antwurt li in die
liand SJMure . . und in die band der l>liili<ttiner Ecckitkin:
«ben$o KoBUBcea Eow. a.); denn du bait inline oierro lo
deiner gewait, du Wiire-tt über mir in mutier leibe, ptulm
ISO, 13 {ibenio DiKTKMeaci'a. Xüneher, StraMburger btbet, l'ii-
cAToK: ]>oi$eJisti rtnet meot; wann du hott beieiten mein
lancken EcciiiTiiiN, iben$o Küiuacra. lixi).
b)) Ubhafler dringt gewuU gtgin die lynonyma 'kraft, $tärk$'
{viTtu$, forlitudo) vor, dit in der äUtren tprache tirh $o sah und
tprödt erwititn liatltn.
Ol) bei Jm igott) ist weisbeit and gewalt, rat und terttand.
LoTBBR Htob Vi, 13 {apud iptum itt tapitnlia H fortitudo, iptt
liabtl consilium tt intelligfutiam ; bei im ist die Weisheit und
die •ttvrck: er selb bat den rat und die Vernunft Ecckstbin,
rbeiifo KoBURCBR. DiKTKMBKRCKn. EcK ', bci ibm ist nei^beil
und .stiirkc, sein i<)t der rat und die einsieht Kautxsch). ähn-
lieh 3U, 19; bilir mir gott durch deinen namen und schalTc
mir recht durch deine gewalt. psatm si, 3 {tbtnto Dietsm-
DBRCKR. Zäriclwr, Straszburgtr biOeL Piscator ; in virtute lua
judiCii mt; und crlösz mich in deiner kraft Eccpstein. Ko-
RuncBR. Eck; door une macht. Uolldndticht staatt%bü)tt ; und
führe meine suche durch deine stUrke Kautzscm). gtnau %o
psalm 06,7. ähnlich Lucas 9,1 {virtuttm et pottstatem , gewalt
und macht Lotbbr). ebtnto Lucas lO, 19 {hier bei Ec« und
KAUTZscn gewalt). ähnlich apottel'itschiehtt i, 7.
fl)) aber das hinder teil 7ubrach, von der gewalt der
wellen. Luther apostelgtschichtt 27, 41 {rbtnso OitTBi^BtRCKR.
Kck; a vi maris, von der sterk des meres cod. Ttpl. Ecge-
sTEiN. DiETKNRhRGEB. KoBüRCBR ; gieng durch den anprall
aufeinander Kautzscb).
y)) und als er an die stuffen kam, musten in die kriegs-
knecht tragen, für gewalt des voicks. Llthbr aposttlgttclnchtt
:\,y^ (tbtnso DiKTKNBtRCKR. Eck; propttr tim populi; um di
>terk des volkz cod. Tepl. Eucestein; vun getreng wegen.
\ugs''urger bibel von 1477; Koburckk, wegen des andrangs des
\olke.s Kaltzsc'i).
c)l (Jtn siciäbarsttn aber ist di« vorwdrtsbtuegung inntrhalb
der bediutung von violtntia.
a)) denn gleich wie ein born sein nasser quillet, also
quillet auch jre bosbeit, ir frevel und gewalt schreiet über
sie. Luther Jtrtmia 6, 7 (iniquitas tt tastitas auditur; un-
gangkeit Egcbstei.> ; missetat Koburger; gewaltthat Kautzsch):
umb gewalt, unrecht und geitzes willen kompt ein kßnigreich
von einem voick aufTs ander. Sirach 10,8 [propter injustitias
tt injurias tt tontumelias; umb die Ungerechtigkeit und die
krieg und die laster Ecgesti i\, ahnL Koburgkr. Eck. Kautzscb;
unrecht, der frevel gewalt, mancherlei betrug DiKTENBEnCKR;
wegen ungerechter und gewaltsamer tliaten Piscator).
ß)) und swang die kinder Israel mit gewalt twenzig jar.
DTBER richttr 4, 3 (ebenso DiETSNBEnci'R. Piscator. HoUän-
Uscht staattftbibtl ; vehtmtnttr oppiesstrat tos ; gewaltig Kautzscb ;
Mercklich Ecgesthin. Koburger: fast Eck; hart Ulbrbbrc).
hnltch Jeremias 13, 12 {hier in der vorläge, und dem entsprtchtnd
ri den {ibrigtn übertelstrn anJtrt auffassung); beschediget
lieroand, hebelt das pfand nicht, nicht mit gewalt etwas
liuipt , teilet sein brut mit dem hungerigen. Hesikiel 18, tö
RIO Uietbnrercbr. ülbnbkrg. Piscator; rapinam non ra-
unt; und nimpt nit den raube Eccesteir. Kobircbr. Eck;
trübt keine erpressiing Kaltzsch).
y)) antwortet »idcr mich für dem herrn und seinem ge-
•albten, ob ich jeniands ochsen oder esel genomen habt ob
eh jemand hab gewalt oder unrecht getban. Lotber I Sa-
l««iul2, 3 {ebenso Dikti-rrerger. Züricher, Sirassburgtr btbel.
CR; tt quempiam calumniatus tum, ti opprtssi aliqutm ; ob ich
lan biib verdruckt Egcestein. Koburckr). ebenso 13, 4.
kniicA Jtrtmias 22, 3. psalm II», 31. Sprüche 14, Sl. Lucas 3, 14.
S)) der recht schaffet denen, so gewalt leiden. Luther
«Im 146,7 [ebenso Eck. Piscator; fecit Judicium tniMnam
»tientibus: den die do erleiden daz unrecht Egcesteik. Ko-
lURCER. Dibtsnbsrcer. Ulbnbbrc; den verdruckten. Hulld»-
Msche Staatenbibel; den unterdrückten Kautzscb). ebenso Hosta
(,11 ^hitr auch bei DiETEnBERCER Mnd Kautzsch gewalt).
•)) hier in der bttievlung ton vioUntU nimmt itr §t-
brauch von gewalt nach LcniER bei den spAttrtn übattiurn
noth im; ir die auff dem gebirg Sumaria wonet unnd gewalt
IV.
GEWALT I 4. a (m der bili«labm4>lzuog) 4950
nitt den arniao treibet Üibteiirbbcsb ilflMs 4, t (ir die vcr-
gewaltii;en Eck; di« ihr den dOrfUfM fnralt IkitC Ol»««
BRac. Pucatur; ir do ibAt leid 4m ftkrtfllgM EcnsTai«;
tat zwancksal deo dürft gen Koaoacta; ao4 des darfligta
unrecht tbut Lctbkb: die di« geringan bedrflek«« l«imac«):
daz sie gewalt lb6o Piscator Uahtkwk i, t (gawallthtiM
Kautzscb: raub Kobcbckb; tcbadan Ihun, frevala Loiut:
rauben OiBTKNRBReBa. Eci. Ulsbbbb6). 4kuäek Umiu u,t
(Lltbrr: unrecht thun). sfrUk» n^Xf, ich nife «btr gewult
und verstOmng Piscator iimtiu St, • (verfe«allifun|
Kautzscb; Verwüstung Ecckstri«. Korobcbr. Eou Uuvauc;
zerstürung Lutbrr. Uietembbrcbr).
%)) über ein Stimmung im gtbrautkt smisehtn LanEB und itn
anderen übtitttstrn.
a)) in der vttdergabt von paUttat tearin e^ di$ meittrn
bilegt für dat vordrtngtn foti maclit an du itellt eoii gawall
tu vrrtnc/inrn. trottdtm bUibt dem lelzttrtn nnk en* r«ik«
von rtrtcendungtii netichetl. iro der begriff durek rffa tawafcwf
auf tinen bestimmten tiäger eingeengt erscheint, A4l( ädk gewalt
dnrehvtg, und auch in dtn vtrUndungtn mä ikMt wittbetlm-
mung tind ts wuhr dit fttttn formtln, die au «M«W tnhtsm-
fallen. der allgemeine begriff wird in frntr vtrHitdung nicht
liicht mehr durch gewalt gedeckt; ausnakmtn biHen ileUen, i«
denen das bedürfnit der Variation entscheidet: Ober alle fürsleo*
thnm, gewalt, macht, brrrschaft. Lotber Ephtser i, }| (fursteo-
lum und gewalt und kraft und herscbaft cod. Ttpl.; dknlick
EccESTKM. KoRiRCBB u. a. printipoimm tt poUstaltm tt virtuttm
et dominationem ; über alle berrtcbafl und macht und fewah
Kautzscb).
o)) erscheine, der du sitzest ubar Cherobia. trwerke
deine gewalt, der du für Ephraim, Ben Jaaia aa4 llan.i««e
bist, und kome uns zu bOlffe. Lcrara psatm M,l (er«tee
deinen gewalt Ecgestbik; erwecke deinen gewalt Kobibceb
u.a.; txcita poltntiam tuam .. weccbe dina macht Notskb;
herr biete deine macht auf Kautzscb); und deine gewalt
langet bis an der weit ende. Daniel 4, 19 (tt potttlas tua per-
vtnit in terminos universat ttrrat; und dein gewalt Eccsstbiii,
ebenso Koburger; dessen macht bis an das ende der erde
reicht Kautzsch); und die ehre deines kOnigreicbs rhAnen
und ton deiner gewalt reden, das den menscbenkindern deine
gewalt kund werde, und die ehrliche pracht deines kOniy-
reichs. isalm 14S, 12 {potenliam tuam; di gewalt dm. Treb-
nüur psalmtn; ebenso EcchSTRin. Korirci'R u.a. KAiTztrs;
nur Eck hat hier macht); das sie sich bekeren von der Gnster-
nis zu dem liecbt, und von der gewalt dea salans lu gntu
apostelgetchichlt 2«, 17 (von dem gewalt Satbanas tu gol ttd.
Ttpl; tbenso Eccestein. Kobircrr. Uibtehbekcbr. Ecr; too
der macht des satans Kautzscb; de poltsiatt Satanae); dein
rat stehet nicht in menschen gewalU Tot. s, 2i (dein rate
der ist nit in dem gewalt dez men*cben Eccrsteir «. «.;
non est 'tnim in hominis poleftatt ronMliMBi tnum).
ß)) mir ist gehen aller gewalt im himel. Lctbbb lf«M.tt,tS
(gewalt eod. TtpL Beheih. Eccesteir u. a. ; alle gewalt Kaotiscb):
denn du hast gewalt, beide über leben und über toH. nukett
Salamonis 16, IS (du bist es der do hast gewalt det labaoa
und dez tod« Eggestein. Kobirgbr u. «.; du hast naclil akcr
leben und tod Kautzscb ; tbtnso stkon BtUtuaitdit tlaalw
hibtl) ; las deinem weihe nicht gewalt über dick, da* lit aidit
dein herr werde. Siradt •, 2 (nicbten gib dctn weib den ge-
walt deiner sei Egcestrik. Kobcrcer u,a.; abcriiefere dich
nicht selbst deiner frau Kactzscb; iknück ttkan Piscato«;
non dts muUtn pottstattm antmjt tuat); halt dick *oa dCBca
so gewalt haben zu t&dten. 9, 14 (der du bat gewalt il 4«r>
schlahen Eccuteiü; tbenso Koaoacia ■. a. tutk Kactuci; al
homiiit pottstatem habentt).
b)) da dit btdtutung von tirtus, fwiVtmda im der Utarm Akr-
settung nur durch kraft oder stärke teitrkt mied, tu Im* isck
LoTBERs varbeb« fAr gewalt hier nir§eudt M dti uB§mtmt
Überlieferung anlehnen.
e)) um so mehr pvtUtkn fiudtt Lotrbm ■ii|M|, ««, eja-
lentia durch gewalt »itdtr tu ^tktn: itr Biaannd etwas sait
gewalt nimpt Litbrb BettkM l%,t iftr tim mMI rtfuerit;
oiropl nit durch gewail EccBarua; ikniiek Koborgeb u.a.;
keine erpressung verfibt BAonsca) : auf das si di machen der
armen beugen, und gewalt üben iaa recht der elenden unter
meinem voIck. Jesaiis lo, 2 liktslitk Dibteübfrcer. Eck«.«.;
rl tim faeerent tausae humikum ptfuti mei ; und teilen gewalt
der 8.ick der deaAügen mrios vnlrkes Egcestbiü; etent»
311
4951 GEWALT I 4, a (in einzelnen stilformen)
KoBURGBit)- ebenso Sirach 20, 4 (hier auch bei Kadtzscb gewalt),
Jacobi 2, 6 (veigewalligen bei Kautzsch), Hiob 22,8. Hesekiel
18,18; welche sie gelüstet, also treiben sie gewalt mit eins
jedem hause und mit eins jedem erbe. Micha 2, 2 (vioknter
tulerunt et rapuerunt domas; haben sie geweltigklicb genomen
Eggestein; ähnlich Koburgeb; treiben sie gewalt Dieten-
BERGBii ; ähnlich Eck u.a); bessert euer leben und wesen,
das jr recht thut einesz gegen dem andern und den frembd-
lingen, waisen und vvidwen keine gewalt thut. Jeremias 7, 6
(fion fccerilis calumniam; ihüt nit gewalt den fremden Egge-
stein; ebenso KoBv&GHti u. a.; (ft Kautzsch bedrücken), ebenso
Hesekiel 22, 29; und wirst gewalt und unrecht leiden müssen
dein leben lang, und niemand wird dir helffen. 5 Mos. 28, 29
{omnique tempore calumniam sustineas et opprimaris violentia;
und wirst betruckt mit gewall Eggestein. Koburger; Dibten-
BERGER u. a. wie Lcther). in den gleichen Zusammenhang greifen
auch einige Verwendungen ein, in denen die vorläge potestas auf-
weist: und wer sich viel gewalts anmasset, dem wird man
gram. Sirach 20, 8 {qui potestatem sibi sumit injuste; der im
nimpt den gewalt ze unrecht Eggestein u.a.); ir wisset,
das die wellliche fürsten herrschen und die uberherren haben
gewalt. Afa/lA. 20, 25 {ausgäbe von 1545; faren mit gewalt au£-
gabe von 1622; potestatem exercent in tos; üben den gewalt
über si Eggestein ; ebenso Kobdrger u. a.).
ß) das fortleben des Wortes in den verschiedenen stilformen
der spräche, die vcrkehrsform, wie sie sich in den ahslufungen
der Umgangsprache darbietet, beschränkt sich mehr auf die er-
haltung des besitzstandes , sie führt die meisten Verwendungen
und Verbindungen fort, ohne sie aus eigener kraft weiter zu
entwickeln, daneben nimmt sie einzelne Verbindungen aus den
fach- und Standessprachen auf, die durch die fortschreitende Ver-
feinerung der terminologte tn die niederungen des sprachlebens
abgedrängt werden, charakteristisch ist, in welchem grade die
Verbindung gottes gewalt davon betroffen ist. in der ärztlichen
spräche wurde sie ganz auf die Volksmedizin eingeschränkt {vgl.
HöFLKR deutsches krankheitsnamenbuch 198'), während sie in der
rechtsprache durch allgemeinere formen wie höhere gewalt ersetzt
wurde vgl. unten III 1.
1)) hier in der rechtsprache bildet sowohl die Währung des
besitzstandes als die Verschiebung der gebraichsgrenzen bemerkens-
werthe züge aus; der staatsrechtliche begriff der gewalt, der frei-
lich für die ältere zeit der neuhochdeutschen periode mehr aus
Chroniken und litterarischen denkmälern bezeugt wird, als aus
Urkunden und rechtsquellen, hält sich tm groszen und ganzen
ungeschu'ächt. weniger tn der allgemeineren fassung (herrschaft
und gewalt) als in der einengung durch besondere Verbindungen
(gesetzgebende gewalt, vollziehende gewalt, amtsgewalt, dienst-
gewalt) lebt er weiter und greift durch Übertragung über die
rechtsphäre hinaus, eine empßndliclie einbusze hat die privat-
rechtliche Verwendung des worles zu verzeichnen, in der parallele
gewalt und besitz wird die trennungslinie wieder schärfer gezogen
und gewalt dadurch auf die selteneren fälle eingeschränkt, in denen
die einschränkung des begiiffes auf die ^Verfügung über etwas'
hervorgehoben werden soll, die objectivierung und personißcierung,
die an diese seile von gewalt anknüpft, ist hier mit der zeit
ganz untergegangen, mandatum wird durch vollmacht wieder-
gegeben, mandant und mandatar haben die Zusammensetzungen
gewaltgebcr und gewalthaber an die stelle des einfachen Wortes
rücken lassen; in den einzelnen fällen haben sich die genaueren
bezeichnungen mündel, dient, dienstbote, anwalt u. a. festgesetzt,
schon bei Estor 3, 1314 werden die älteren bezeichnungen nur noch
aus veralteten rechtsquellen belegt, vgl. unter gewaltführer. dem
gegenüber ist eine verhältnismäszige Steigerung des gebrauches tn
der strafrechtlichen Verwendung zu beobachten, der das vurschreiten
der bedeutungen vis, violentia in erster linie zu gute kommt, so
kennt Holtzendorfk rechtslexikon 2, 156 neben den famiiien- oder
hausgewalten aus neuerer zeit nur noch die bedeutung von vis,
violentia und ein ähnliches ergebnis bieten die Sachregister neuerer
rechtsquellen.
2)) tn die schöne litteratur findet gewalt ßr die ältere zeit
der neuhochdeutschen periode wesentlich durch solche Verwendungen
eingang, die der Umgangs- oder geschäfisprache angehören, noch
bei Gellert z. b. ist von einem lebendigen gebrauch des Wortes
keine rede mehr, und auch der poetische aufschwung, den die
spräche seit Klopstock nimmt, hat dem wort mehr die Verbindung
mit neuen adjectiven ermöglicht (ist Warnung vielleicht die ge-
heime gewalt, die mich fesselt. Messias 13, 355 ; ähnlich 16, 411).
aber neues leben spiegelt sich bei Göthb und ebenso bei Scrilleb
GEWALT I 4, a (in wörlerhüchern) 4952
in den kühnen Verbindungen mit subjecliven genetiven , die den
bedeutungsgehalt erweitern und vertiefen {vgl, unter III) ; seiner
äugen gewalt; ich höre staunend die gewalt des mundes;
unseres haders wild ausbrechende gewalt. hieraus zieht nament-
lich die parallele gewalt = kraft ihre nahrunci , wie auch die
neueren formen der personißcation an diesen poetischen gebrauch
anknüpfen.
y) in den Wörterbüchern nimmt die aufzählung der vielen
festen Verbindungen, mit denen gewalt tn der spräche des täg-
lichen lebens wie tn der geschäfts- und scliriftsprache würzet ge-
schlagen hat, den breitesten räum ein. die begriffsbestimmung
I trägt durchaus nicht in allen fällen den beispielen, die auf-
; gehäuft sind, rechnung, vielmehr sind die umfassenderen deßni-
j tionen verhällniszmäszig selten.
1)) umfassende aufzählung : gewalt . . potestas, maieslas . . macht,
1 kraSi, potestas, dicio, facultas, potentatus ; gewalt oder unrecht,
1 violentia, violamen oder enterung, vel frevelkeit; gewalt, maister-
! .'ipruch, auctoritas, dignitas. vocab. theut. {Nürnberg 1482) M5;
I gewalt, potestas, verniügligkeil und gewalt, ansähen und herr-
I Schaft. Frisius 1027'; facultas, macht und gewalt und ver-
i mügenheit etwas ze thun. 539'; autiwritas, gewalt, vermögen und
i ansähen. 148'; authoritas legatorum. ebenda; potentatus herr-
j Schaft und gewalt. 1027*; coercio, eine herrschung, gwalt
I oder ansahen, das einer gegen seinen underthonen hat. 240';
I vis, gwalt oder ungestümigkeit. 1390'; gewalt, macht, potestas,
vis, jus, recht, herrschafl; ..unrecht, unbilligkeit, vis, violentia,
injuria. Ehbl silva (1592) O.07; gewalt, macht, vermügen, po-
testas, potentia . . gewaltsamkeit , frevel, hochmut, unrecht, vis,
violentia, vehementia, impetus, . . herrschung, regiment, dominium,
principatus, Imperium, autorilas, kompt her von walt, weltig,
Valens, validus, oder iXelv, valere, integris esse viribus, Henisch
(161G) 1590; ghewald, gewald, potestas, potentia, vis, violentia,
vehementia, impetus, auctoritas, imperium. Kilian (1639) K4'.
ähnlich, nur mit einfügung von effieaätas, mandatum, pleni-
potentia. Stieler (i69i) 2426; gewalt, macht, stärke, unrecht,
erlaubnis. N. Gürtler {Basel 1702) 2,74; ebenso Spieser 151;
gewalt, stärke, zwang, forza, violenza, vehemenza, impetu, force,
violence, . . . macht, vermögen, potere, poteslä, potenza, autoritä,
commando, imperio, pouvoir, autorite, puissance, commandemcnt.
Rädlbin (1711) 380*. 381'; gewalt, domtntum, auctoritas, vis,
potentia, potestas, imperium, unrecht, vis, injuria. Weismann
(1715) 156. ähnlich Bayer 290*. Steinbach (l734) 2,921; gewalt,
pouvoir, puissance, autoritä; gewalt, gewaltsamkeit, force, vio-
lence. Rondeac-Büxtorff (1740) 253; gewalt, pouvoir, puis-
sance, autorttö, droit, force, facultö, Jurisdiction, disposition, vio-
lence, force, vdhemence, impötuositä, oppression, tyrannie, dictature.
nouveau dictionnaire allem, franf, (i762) 338; gewalt. . geweld,
magt, overweldigung , onregt, ongelyk, vermögen, mogendheid.
Weidenbacb deutsch-hoUänd. wb. 436'.
2i) die begriffsentwicklung auf grund feststehender Verbindungen
führt zur einschränkung des bedeutungsumfanges : gewalt, wird
in verschiedenem verstand genommen : einmal verstehet man
darunter ein vermögen, etwas zu thun, welches sich entweder
auf gewisse kräffle des leibes, der seelen und des glucks;
oder auf ein gewisses recht gründet, dasz man dem andern
was befehlen, und ihn daher zu etwas zwingen kan, daraus
wir die redensart, in unserer gewalt stehen, nicht in unserer
gewalt stehen, leicht verstehen können, es steht etwas in
unserer gewalt, wenn wir durch den gebrauch unserer kräffte
etwas thun, oder nicht thun, erbalten oder vermeiden können;
und hingegen steht etwas nicht in unserer gewalt, wenn das
zur ausführung einer sache nöthige vermügen fehlet, folglich
was in unserer gewalt stehet, kan seine wircklichkeit erlangen,
wenn wir die kräffte appliciren wollen, hernach verstehet
man insonderheit dadurch den äusserlichen zwang, der ent-
weder rechtmäszig, und sich auf ein gewisses recht gründet;
oder unrechtmäszig, der ohne recht aus bosheit ausgeübet
wird, welches die strafbare gewaltsamkeit. Walch philo-
sophisches textcon (L733) 1, 13U9; gewalt, heist die macht, oder
das vermögen, etwas auszurichten, entweder mit fug und
recht, und so denn ist es eine rechtmäszige gewalt, lat. po-
testas, fr, pouvoir oder puissance, oder ohne recht und aus
muthwillen, und alsdenn ist es eine straffbare gewaltsamkeit
oder gewaltthätigkeit, lat. vis oder violentia, weichen falls man
befugt ist, gewalt mit gewalt, wenn und so gut man kan,
abzutreiben, diese letztere aber wird wiederum in die öffent-
liche und heimliche, vim publicum et privatam eingetheilet.
Cbomel oec. u. physical. lex. (1761) 4,1040; die gewalt. vgl.
4953 GEWALT I 4. a (in wörlerltUohern)
auch KtTOi 3, IM. VoiCTKL rrriucA tituM handwÖTUrbuehti (ITM)
3, '0. Kr DG phitosophisehei Uxieon (tH33) 1, lOu.
3)) abgrtnzung gtgen lynonyma. btaclitung ttTdiinlf d4$t in
dtn gemmae gemmarum ttit 1613 mucht an lUUt fM gewall
vorrückt, noch l.'>0H ist für potettai, juriMdietio etc. gewtlt tin-
giführl, ibli tritt dafür iiiacbt nn. fb«n$o IkIS.
a)) gtgen maclit und kr.ift: die mocbl ist flgentllcb eia
vermögen, etwas xu (bun, oder zu wirken, docb das ver^
mOgeii kauii theils pbyiikalioch, Ibeilx uucb moraiiscb and
politisch sein . . die gewait wird zwar bisweilen auch von der
imicbt gesaget: als wenn man saget, ein kOnig habe die
höcbMle gewait in seinem lande, oder die gewait, peselte zu
geben . . er Unit mir gewult an . . die kruTt ist eine wirkliebe
bemübung zu wirken wie die weltweisen lehren, golt erbült
durch seine unendliche kraft die weit die krafte der natur
nehmen nicht ab . . mit allen seinen krSften oscb etwas
trachten. Gotisch ko beobaehtungen über den gebrauch und mis-
bratieh vieler deutscher Wörter (1758) ihO ff. ; Termilgen, kraft,
starke, macht, gewult. alle diese wOrter, zeigen eine gewisse
beüchalTniheit an, wodurch man etwas zu thun, oder zu ver-
richten in den stund gesetzei wird, das vermögen, bestehet
bloa in einer solchen einrichtung der eigeuscbaften eines
dinges, wodurch es lu gewissen Wirkungen tüchtig wird,
oder es ist eine luöglicbkeit etwas zu thun. die kraft, be-
stehet in einer fUliigkeit oder bemübung, das vermögen zu
gebrauchen und anzuwenden, die stUrke, ist eine grossere
kraft, die macht, beruhet auf der freiheit, welche wir haben,
unser vermögen, kraft oder stiirke zu gebrauchen, die ge>
wall, kumml von einer Überlegenheit der stflike her. Srosce
be$timmung einiger gleichbeileutender Wörter (1777) 1,430 /f.
b)) abgremung gegtn macht allein: die macht eignet uns
elo gewisses recht zu, eine suche zu ibun, man erlanget die
gewait durch eine Überlegenheit der stflrke, es sei nun, dass
wir solche stärke von uns selber haben, oder sie mit hülfe
anderer bekommen, jemand gewait thun beisst, blos nach
der übrrlegeoheit der starke, mit ihm verfahren, ohne darauf
zu sehen, ob es recht und billig sei. die gewait bringet
eine herrschafi zuwege, forsten und Obrigkeiten, haben die
gewait in banden, aber sie müssen dieselbige allezeit nach
den regeln der gerechtigkeit und billigkeit brauchen. Stoscb
bestimniung einiger gleichbedeutender vörfrr (1777) 1, 43u /f.; die
macht ist das vermögen, das jemandem seine krSfte geben,
um das auszurichten, was er beacblossen bat; die gewait,
das vermögen mit dieser macht allen widerstand zu über-
winden, der sich seinem willen entgegen setzen könnte, also
die freiheit über etwas zu disponieren, indem man die
macht anwendet, das was man will, zu erzwingen. Ebibiiard
versuch einer allgemeinen deutschen synonytntk 3 (l70>) 282. im
gegensatu tu anderen begriffsbtsttmmunijen , du eben so wenig
aus der geschichtlichen belrachtung entwickelt $ind , hat dieser
versuch Erkrhards, die widerstrebenden Verwendungen des Wortes
unter etnem alliiemeineren begriff lu vereinigen , ausnahmsweise
tfoi richtige getroffen, gewait und macht stehen sich von anfang an
i»Tin gegenüber, dast bei gewait immer rtn Verhältnis mit gedacht
virdy in dem die kräftt des trdgers der gewait an anderen kräßen
gemessen werden; bei macht dagegen ist ein solches herauslrtten
des begriffes aus der tphdrt des jeweiligen subjecta nicht getioten.
4)) unvoUstdndiqe aufsdhlungen des bedeutungsgehaltes pßegen
neia einer ausprdgung der begriffe vis, virtus, viokntia m er-
mangeln, die ihrerseits oft in den mit aufgeführten festen 9er-
btnäungen um so deutlicher tum ausdruck kommen oder — m
tweitheiligen wörteibüchern — in demjenigen theile aufgeführt
»erden, der die fremdsprachlichen ttrniini verdeutscht, so haben
Kirsch, Calepinos u. u. den begriff der gewaltth.ttigkeit mir
im laleinisch-ii eil tschen theile ausgeprägt (s. vis, violentia), ebenso
d*t nonveau dictionairt^ das ihn im frans,-d*utschen theik unter
•ioltnu butkL
a)) vereinuh bleibt dieser theil der btgriffsbestimmung in an-
sdtzen stecken: gewait, poltstas, autoiitas, diciio, potentia. ge-
walt des rechtens, gewait des gebiete, jiirisdictio, id est po-
(e«tei;'udiC(indi ,gewnlt der Überwindung, gewait der zwingung.
pottntatiis, id est poteslas vinc*ndi et ejiciendi. vocabular. op-
timus (LoTTKR 1504) ; potestas, gewait, vermügligkeiL Dastpodids
(1637)191*. ns... aii(}Müiido gewait, Mii^ätii«. ebendattl'. r^f.
gewait oder gerechtigkeit geriebt zu halten, jurisdictio. 341*;
gewait, pouvoir, pvissanee . . force. HcLsioa (15M) G2*. die
gewait, macht, das vermögen power, might, autkonly, dofiiiittoiif
Msey, force, ri§ht, facuUy eU. EtKas «44.
GEWALT I 4. b (hedeulungtumrang) 4054
b)) dtr btfriff dtr violentia bleibt gant uiAtrüek$ieki»fL wmU
giebt hier dts itaalsrecktltcJu mowsenl fUr die h«fii§Amtiimmm»t
dtn aussehtag: gewult, poteüa», autoritas, äietio i potnäa, 9tcak.
inapient Itut. ; gewait (der) unnd ansahen, poUntm, autkoiHat,
poiestas; gewait and macht eopta. gewagt oder geracbti.keil,
recht unnd geriebt ze ballen, jutuduiio, Maaus (VM) \W;
gewait, auUioritiit, anieheii, gewait, wirdigkeil. CALipmce
(1670) 150* ; potentia, macht uod gewall, Vera- »geo beil. eh«nd*
\\%i*', gewait {die), macht, harrachaffl, auloritat, pamfr, am-
thorily, might, dominion, tway. tamttek-rugL »t. (1716) 7M; gewall,
lü, potentia, berrnchaft, potestas, dominatio, demtnaltu. KiMCM
cornucop. (17«4) 179*: ähnlich {etwas kürt^i) Faisc« (I7ll) 3,«M*.
6)) bedtutungen, die in der entwieklungsgttckithle in ttrntu
nur vorübergehende oder bedinute jeltung gewinnen, afrem% ekk
in tinielnrn würterbücherm einer beathtung, di$ da$ iMUiig« eer-
hiltnis verschiebt.
ai) der aus der Verbindung mit sielbestimmung«n enttritheUi
begriff der erlauhnn wird besonders hervor gehaben: gewait, eiMfcl,
potestas, potentia; erlaubnust, copia, Iteenita. patntai, ptU9li».
SpiKses {Basel l7oO) 1511; gewait m. macht, to ^enwir, U
puissance, potestas, erlaubnit , l4 pouvoir, la permimitn, srnk.
noureau dietionaire du voyageur (1703) 144. t4&. tbtnso BafM
(i;:)3). SU beiden vgL auch unter h)) ; gewall, trUubnit, Uftr-
münon, venia. Vknkroiii (1766) 74.
b)) die bedeutungtgemeinsehaft mit krafl, starke wird gtpßtft:
gewait, stareke, la foru, potentia, vis. «raacaH dutionaire dn
toyoycur 144*. B*Tie 290*: gewall, krafftea, potentia, vvet.
Alis {Köln 1727) 934*; gewall, starke, U force, vis, la forta.
VBifFSom 74'; gewait s. krafl. CaoaiL 4, 1040. hterker mtts$tu
auch du meisten mundartliehen wörlerbüeher gerechnet werden,
die in den Verbindungen oder redintarten, die sse anfkkren
(mit gewait, gewaltsmensch, gewallskerl h. a.) torwiegend auf
die berührung von gewait und kraft tielen, vgL gewalds swio.
WoKSTB wb. der westphdL mundart 37 «. a.; gewaltsmeosch, eine
grotne starke weibsperson. Sciiidt schwdb. wb. 616; e g'waits-
karli. Sbilir Basler mundart 157. t^L Scs*u.lib >*, »09.
b) überblick über die bedeulungen, die über dm rakwum der
einulnen Wortverbindungen {vgL theil IM) hinausrrieken,
a) die bedtutung von potesttis, berihrung mit macht.
t)) die allgemeinste fassung des begriffes hol in der neueren
spräche — ror altem in der poesie — ihr gebiet ausgebreitet:
wer gwalt batt dar bsi angst und noit,
vi! (Int durch gwuli geschlsgeD doli,
den gwali man oit laogtii bebalt.
den man mOst icbirmea miti gawalt.
SiSiSTUN B«*nT Hurremchiff Zt,Xh ■. 1^/
sie mein koecbt der ht giert und waUs,
er sclieutt vor mir sutT wta «io ralts,
coli in sr von oaiur und gwall,
im QeUch gieag «r io knechtet gesulL
Matmuioi iricHenreden 6S:
kein grosser gewait auflT erden, dann der mund. HBüieca INI.
•)) da gewult und macht den voriaots bat,
das recht gar well dabindeo galii.
KiacaaoP menduummik U*;
nimm darnach war, wie weiss der sein mösi der alle die«
geschaffne ding ordenel, regieret, richtet . . . gegen des macht
aller gewait ist, wie em spinnen wepp, dem niit verborgen
bleibet, denn er ist ein dureb^eber der bertzeo. Gsilbb f.
Kbisebsbbrc seelenparadist (1603) 4*;
magn«e poieitati sunt Juocta paricula nag««,
qui moderaiorem *• cupii •••«. TuriL
'grou gwalt und macht vll uacAh liai.
Sersbrlicbail. UQiir«w«n rath.
ar in alo thor. dem harrscbain llebi,
sin grosser b«rr. dar lugcat ftkt*.
Franeiid A<r«rc*r tmei treafMaftfr (IW) M*;
mein goii und harr leb daaefce dir,
daa du dein goad •ricigast mir,
la all meim Tebao bist I« lodt,
erreiiei baai auu alles oohu
■ad mich ketabi mli gwali uad maekt,
•ll haab aa« gai oho allao pracht.
t. Faiscaua Ifr^m Wtndelter4 l.l) IS;
viel seind deren die an gewait ond nackt groaee riesen,
unnd an weiszbeit pasteten manlio saind. LtBaaRii ßmi-
legium 307; man kann überall in der weit und in allen Ver-
hältnissen nur durch macht und gewait etwas durcbseUen.
FBiOERSTiDT Schopenhauer -kstkon 1,38;».
b)) pfeBoing. nid, fnlouchatl, gwalt and gnoal
serbrechea iais recht, brieff. and kun»t.
S. BaAüT mtrrenickiff 46,61;
•II« dlBck la «sidcrdaa dem geld«:
4a g«li kefW kiteht «ek w«l g«w«l4«.
*«M Ueiufhe d, V. MI;
4955
GEWALT I 4, b (maclil)
die thorheit hat ein grosz gezelt,
bei ihr -sieb lagert alle weit,
voraus was hat gewalt und geld.
Petbi iler Tuutschen weithe'U bei Hofkmann
spenden 1, 16;
geld, gewalt und herrnngunst,
bricht ehr, recht und alle kunst.
Lehhakn florilegium 1,56;
gwalt, gunst und gellt
den bracht behelt
ietzund ufT dis.ser erden.
Herman Francs der binder, bei Wackebnagel
das deutsche kiichenlied 2, 1079';
wann eim trauml, wie er lautern wein, oder wein mit wasser
gemischt trinise, derselbe wird geld und gewalt bekommen,
nachdem er viel getruncken. traumbuch cap. 1S5, anhang zu
CoLERDS hausbuch (1656); ist er von solchen trincken iruncken
worilen so wird er geld mit gewalt gewinnen , auch einen
sehr hohen stand, mich dem ersehr trnncken gewesen, ebenda;
geld und gewalt, gewalt und geld,
daran kann man sich Treuen,
gerecht- und Ungerechtigkeit
(las sind nur lumpereien.
GöTHE (zahme xenien) 56,111.
c)) derhalben kan kain mensch von sich selbs die ewsser-
lich und innerlich kewschhait globen, dann sie kompl von
oben herab, und wiewol sie von oben herab kompt, ist es
doch unmuglich, auch unvernunftig, sich ewig darein zu
globen, dann soliche kewschhait ist ain gab gottes, wie an-
dere gaben, als weishait, kunst, gewalt, reichtumb. Thomas
ZwEiFBr. {Rotenburg an der Tauber im bürgerkriege 29) bei Bac-
MANN quellen 2;
hie sol ein man petrachten,
wo er hat etlicli gottes gab,
das er kein thu verachten,
der gleich der seinen gab nit hab,
es sei gwalt, reichtöm oder kunst.
H. Sachs {der pfau mii dem kinnich) fabeln
und schwanke ineudruck) 3,184;
alsz ihr gar viel unnd wol betrachten, dasz der mensch sein
glück und geschickligkeit hab von dem gestirn, also, das
einer mehr auffwechst dan der ander: einer in künsten, der
ander in reicbthumb, der dritt in gewalt, unnd dergleichen.
Paiiacelsüs (1591) 1, 16; wann einem träumt, wie er wein mit
rosinen zugericlit trincke, und davon truncken werde, so
wird er von einem weibe reicbthumb und gewalt, mit furcht
vermischt überkommen, traumbuch cap. 185, anhang zu Colebos
hauszbuch (1656).
d)) was sol gewalt on gots forclit und kunst der heiligen
geschriCft? Judas Nazarei vom alten und neuen gott 62 neu-
druck; wann einem träumt, wie er most in einem gefäsz
trage, so wird er reiclithumb, doch ohne gewalt erlangen,
dann von most wird keiner truncken. traumbuch cap. 185,
anhang zu Colerüs hauszbuch (1656); die gemachten träncke
aber haben deszhalben die deutung der arbeit und beschwe-
rung, weil sie mit dem feuer gesotten werden, auch bedeuten
sie gewalt ohne tadel. ebenda.
«)) unbedacht ist bei gewalt; wer gewalt hat, pflegt zu
dencken,
nachweit musz ihm alles frech gar vergessen oder
schencken.
LoCAü 1. zugäbe 87;
Steht die gewalt bei einem, so ist die menge unterwürfig,
ist die gewult bei der menge, so steht der einzelne im nach-
theil. GöTHE 6,96;
der tyrann
des landes ist gefallen, wir erdulden
keine gewall mehr, wir sind freie menschen.
ScHiLLEB (Teil 4. 3) 5(10':
ich bin grundsätzlich kein freund der gewalt, ich halte die
gewalt an und für sich nicht für sittlich, mag sie als stehen-
des beer organisirt sein, mag sie als revolution ungeordnet
auftreten, die gewalt bekommt ihren sittlichen werth nur
durch den inhalt desjenigen, wofür sie verwendet wird. 6er.
d. Frankf. nat. vers. 4, 2663; eben so kommt hierbei nicht
dasjenige recht des Volkes in betracht, welches wir demselben
aus dem besitze der gewalt vindicirten und stets vindiciren
werden; denn von diesem durchaus politischen Standpunkte
aus dürften wir nur kurz sagen: das volk hatte im märz
das recht, das prinzen-palais für nationaleigenthum zu er-
klären, weil es die gewalt dazu halte. Locomotive, zeitung
für die politische bilduny des Volkes, Berlin 1. Januar 1849.
f)) ihr mattes hertz verlangen trug, ihn bald
zu sehen, weil !<ie nun schier fühlte die gewalt
welch' alles sterben macht; er kam mit furcht beladen.
Rist Parn. 616;
GEWALT I 4, b (slaatsrpchllicher begriff) 4956
da die würde ein ausdruck des Widerstandes ist, den der
selbststündige geist dem naturtriebe leistet, dieser also als
eine gewalt musz angesehen werden, welche widerstand nöthig
macht, so ist sie da, wo keine solche gewail zu bekämpfen
ist, lächerlich, und, wo keine mehr zu bekämpfen sein sollte,
verächtlich. Schimür {über anmuth und würde) 1157*.
g)) berumb bastu ein namen grosser dan Hercules name,
0 du seliger deutscher, dweil dich innen hatt das edel haus
von Beiern, kein gewalt mag dich nummermehr geletzen.
M. V. Kehnat Chronik Friedrichs I., quellen z. bair. «. deutsch,
gesch. 2,23; und wider den felsz sol nicht vermügen irgent
ein gewalt, auch nicht pforlen der hellen. Luther ein christ-
licher sermon, von gewalt sand Peters A2';
du must mit mir es darff nit vvort
dann ich gantz niemant übersieh
er sig grosz, klein, arm oder ricli
dcszglich bnpst, keiner, forsten, licrren
mögend sich mins zorns nit erweereii.
da hilirt kein gwalt, da hilll't kein gunst
da hillTt kein wiszheit noch kein kunst.
spiel vom reiclifn mann und armen Ijmnrus von 1529,
vtjt. Bächtold s, 75, r.;/. Stumpf (1.548) 2,164;
Shakespeare zeigt ihm (dem leser) gleichsam das buch der
Vorsehung, und die entzückte, prophetische seele, über den
Zusammenhang der begebenheiten hinausgesetzt, wird ge-
drungen, diesen (den erfolg), als den einzigen zu erkennen —
welche gewalt könnte, wenn die Ursachen bleiben, den erfolg
hindern! — ist dies nicht gebrauch der geschichle und no-
velle gnug? Herdkr werke 5,243; nein, da ist keine gewalt
auf erden, die sie zwingen könnte. Gottür (I802) 3, 91 ; keine
gewalt ist hinreichend, meinen willen zu beugen. Tiece Don
Quixote 2, 187.
h)) gewalt ist wie ein kind; wo nicht verstand sie leitet,
80 stürtzet sie sich selbs, weil sie zu fievlich schreitet.
LoGAU 2,8,15;
denkst du, die pHicht soll sich scheuen zu reden, wenn sich
die gewalt vor der Schmeichelei bükt? Wieland Shakespeare
1, 138 {könig Lear 1, 2);
von allem glänze jener hofTnung mich
auf ewig trennen! das vermag ich nicht!
0 fasse mich, gewalt, mit ehrnen fausten;
geschick, du blindes, reisze mich hinweg.
GöTHK (naiürliche tociUer 5,6) 9,371;
ja wenn, was einem schön und löblich dünkt,
auch jedem andern schön und löblich djjukte,
kein streit noch zwist entzweite dann die weit!
so aber sind's die nahmen nur, worüber
man sich versteht; in Sachen denkt man anders,
sieh .. in der erde tiefen taucht' ich unter,
die höchste der göttinnen, die gewalt,
mir zu erringen! mutter, und die^z gut
sollt'' ich in andern bänden lieber sehn,
als in den meinigen? und wie
erniedrigend für mich, wenn dieser da
mit feu"r und schwort, was er nur will, von mir
ertrotzen könnte.
Schiller (die Phönizierinnen 2,4) 6,142;
bunt gemengt aus manchen Stoffen
ist das roberz der gewalt,
kaum der brand von zehen reichen
gnü^t, die raischung auszugleichen,
die im tiegel kocht und wallt.
Grillparzrr (der iraum, ein leben 4) 6,243;
doch rätlisel geben ziemt nur der gewalt,
die räthsel lösen eignet dem gehorsam.
(Libussa 3) 6,200.
2)) der staatsrechtliche begriff, gewalt soll güetig sein. Hk-
NiscH 1592 (vgl. oben sp. 4920. 21); gewalt auff erden so hoch
nie kam, der nicht ein end mit trawren nam. Lehmann
florilegium 307; je höher gewalt, je höher abfall. Hemsch
1592; kein gewalt bleibt fest, ebenda.
a)) das vierde und das mehtigeste rieh ving ane zu Rome,
do es ouch noch ist und bliben sol untz an den jungesten
dag, noch dem nammen zu nemenc und nüt noch dem ge-
walte oder gesiebte. Königshofkn, d. Städtechroniken 8, 317 ; und
die von Friburg noment zu an gewalde und die groven abe.
317 Schilter; denn das schwert und die gewalt, als ein sonder-
licher gottesdienst, gebührt den Christen zu eigen für allen
andern auf erden. Luther Ordnung eines gemeinen kastens
(1523) 22,77 Erl.; dann Appius Claudius begundt sich ganlz
zuverkeren ion übermöt unnd hoffcrt, das tliatten auch die
andern neun, dann sie sich des gewalts ziivil überhüben.
Livius {Straszburg 1562) 42'; laszt euch niemandt verfüren,
folgend gutem rath, so werden jhr gunst von den göttern
und menschen erlangen, unnd die statt Khom wider zfi allen
ehren und gewalt, darinn sie ie vor gewesen, kürtzlich bringen.
4957 GEWALT I 4, b (licrriichafl, reich)
M': dann die berrligk«it des Hamlicban reicht eich weiller
er»treckl, und bucIi über den Rhein biaQber grilTea bot, und
tlamlt die revcrenlz und den gewalt Über die allen grenUen
oder marcliitrin binuuterweittert. Hmuii Tacitut{G«rm.) Ui* ;
jeut li)*K Ich dt oho alloii »Inn,
hab weder roachl noch ((walie,
uiiil ob Ich tchon ein heriog bin
iraurlg In lodt giialie.
Ural und Cohh ti»d»r amf den dnituitjährige»
krieg 318;
wie leb dan den golUcbligen berro aich deaien aelber habe
boren rühmen, aagendl, er wUsste wobi, dass, ob er gleich
an macht undl gewoldt dem ItOiiige in Franclireieh ondl
Eniielandt nicht glrich wrhre, ao übertreffe er «ie doch in
diesem Rtück, da»8 er ... sicher reisen ... kunle. Dktlkv
V. AaiüFBiOT mtmoirtn i. 16; von Pipin Heristalls teilen batten
die Anatrasischcn majoree domus, die acbon principra et
duces Froncorum waren, aussiebt zur kröne; es kü»tele
aber, so völlige könige sie on amt und gewalt wnren, mit
dem numen etwas mühe. HiaüER (leit du ätut$chtn Uisehöft
lanä$tänd« wurdtii) 5,087;
könig. in alle dem mm reiohsgebliren nano' Ich —
tritt vor. Uancbanunl - hiarl — ernenn' leb dich!
sei du Ihr aug und obr, ae| haod und arm.
ale wird der geist sein, der durch dich eebleleU
Bancbanui. ach herr, bedenltl . . ich bin ein schwacher mano.
kiniy. to minder wohl verlockt dich die gewalt.
(•aiM.PARtiR (ein neuer ditner 1) 6*. 170.
I)) berumb sehet ufT die ding, das kein ander keiser,
kunig oder fürst in Üeutscblande und in euwern gewalt und
furstentbum nit niste oder betzwinge. M. v. Keh.nat chronik
Fritäiicht I. 86; ich bins gewisz, dut \>eder tod noch leben,
uucb engel, noch furstentbum, noch gewalt mag uns
scheiden von der liebe goltes. Johann Earaun v. GONzauac
{wider die schunder der cieaturen gotles) 2,6 neudruek; es ist
in allen bisturien von anfang der weit xu aeben, und zu
finden, wie ein unsäglicher groszer gewalt das reich des
leufels sei. Justus Joxaa apologia der confeuion vtrdtud$cht
(1536) bei LuTHüa 6,384';
dast khummen *ei«t ist unns wUsen,
unnd khünTtig werden ve.<st glauben,
darumb begcliirmb, durchleuchiiRer,
4aiD reich unnd gwalt vlll machtiger.
Iiymnaiiii$ bei Wackkbnagkl iia» üeutteft$
kiichenlieit 2, 1 1 tO'
{vgl. daiu di* Verbindungen mit dem Possessivpronomen unter III);
als aber die Behein unbillicb daucbt, das ein solcher metb-
liger gwalt durch ein weibshild soll gregiert werden, da
•prach Libussa in riner grossen ver^amiung und inenig ires
«o!cks. S. MüNSTKa cosmographie (i&37) C2'; Franciscus ist
gleich den serapliim, mag auch durch sie und jre liguren
bedeut und figuriert werden, durch alle chür der engel, der
Cherubim, der thrcn, berrschafTten, der kreOten, der gewult,
fnrstcnthumen, der ertzengel etc. es figuriert alles Franciscen.
Erashos Albbrus der barfusser möncbe Eulenspiegel und alkoran
B3'; so würde solch ein be.«tündige justitia, darauff alle
königreicbe, gewalt und herrschalTlen gegründet, im b. rüm.
reich nit mehr zu finden sein, ob der kaistrlieht holfrath . . .
bei I.ONUORP 1, 14'; der district oder die gewalt, wo jemand
zu gebietben bat Voictbl vtrsueh eines neuhvchd. handwb.
(17911 2,79.
C)) dan anserro gel nichts su vergleichen,
und aller menschen macht mU"! :>cinom dunder weichen,
ror Ihm (Irr herren stolii vergehet wie ein dnn>t,
für ilim wird ir gewalt *elb^ dem gewalt beschwerlich,
ao ist der ffirsien xorn Tür seinem loro umbsnnst,
*eio rühm Ist unvermelirlich.
WicKHKRLii« (jedichle 1,306 (psalm 93,&);
dann die auff der höchsten spitze stehen , die stehen nicht
satt, es wird jhnen nichts nieher, dann dasz sie wie im spil
der faulen brücken, einmal die bSnd zusammen schlagen unnd
jaucblzcn, unnd al.'idan wider herab springen, rutschen unnd
hürtzcin: ja wann sie sich nit recht vortheilliafTlig inn die
wag stellen, darGT sie die spitze des gcwalts durchlringen unnd
umbringen. Fiscrart GarganL 914 neudruek;
wohinn. so sei der ring sogleich gebildet,
man pnnnie auf die Schwerter der gewall.
ScHiLLia {feit %D 14.3i3:
Ich Knm herein, als eine biitende.
dB'' heil'gc (;a$treclii Todernd. in den arm
der bUiisvernraiiilien kOniirin mich werfend —
und so ergriff mich die gewalt. bereitete
mir ketten, wo ich achuu gehofft — .
{Maria SlnaH 1.7) 1%438:
GEWALT I 4. b (tiaaUgewalt. uaubefefBtf) 4958
Nebucad Nexar, for den die erde aich krflaal, «ad de«
macht und herrscbaft fegeben iit vom aurgaoc bw im niader»
gang, entbietet seinem feldbauptoMOO HoloiarMt das fnias
der geMali. litaacL iJudilh} i, U; wir kaontea «a4ar dia
BcbOne griechischer gOtierbilder, nocb andererseila jaaaaONa»
ritche weseo, io ilem bilde des jemaügen brirschara dar
aufstrebenden Jugend ein drobeades syiubol der gewalt eot-
gegen zu Italien. Ta. Stobm iifr amtstt»trmrfu$) t, lU.
d)) sU eatient oucb 4 meiiter nocb der alleo geweabaÜ
and einen amtnanmeister, der eio buabet solta sio der aot»
werke und dea eit aott vor allen eideo gon, das «ormala
ungewonlicb waz . . . soa kam der gewalt ua der barrto kaat
ao die antwerke, das doch den sntwerkro ein groa noidurft
was, wand die herren beginRcnt grasten gewalt an in. Cio.
•IRBH, d. stddleehroniken {Slranburg) », 123; da er aich aber
in Sattel geschwungen (d. h. al't gtmordtu war), ood das
gaul bei dem sanm erwOschet beite, gab ja die gewalt eiaas
muht, unnd trüge sein haupt anffgericblet deno ein binda.
KiacBHOF wendunmuth 304'; für den menscbeo aoll E. K. F. G.
also aich halten: nSmIicb der oberkeit, als ein kui.'lirst,
gehorsam aeio . . . und ja nicht wehren nocb widerseizro,
noch widersats oder irgend ein hinderniax begehren, der
gewalt, ao sie mich fahen oder tödten will, denn die ge-
walt soll niemand brechen nocb widerstebea, denn alleioa
der, der sie eingesetzt bat ; sonst ists empArong, ond wider
gott. LüTBKB an kur fürst Friedrich (S. «sari l&n) 3. 140 de WtlU;
selig were aber der, der dess gewslta ist (ich aaetne die ober-
keit). Pabacblsos chirurif. stkr.\,9ia;g«rertf«l«ti»tem am gewalt
oder regiment sitzen, ein oberkeit verwalten. Bibbuob tiaat aa
verordene unnd will ich, das Lobkund über alle vitzihaoi
pOeger, Verwalter, acbOsser and ampllent ein . . landskaupt-
man und überhaupt, mit genügsamer dazu erheischter autbo-
ritet veruaret aeie: und mit dem königlichen kind ao lang
zu gewalt und rbat sitz, bisz er da« reich für sich selber
zu regiren ticb tenglicb befind. Fiscbabt Gargantua 433 ani-
drurüi; wellichen einem sein bausz anfstosi, bader oder unk
anOenp, fenster einwarf und schaden thele, solle strakts in
ein gefenkousz geworfen werden und dem herrn der gewalt
haimbgesetst. bannteiding von Neuherg (16. jakrk.), üsterr. weitik.
6,131; immer war er gelassen, fObrte seine gescbifle mit
festigkeit durch, ohne sich auf die gewalt su berufen nnd
ala regierungsperson zu brüsten. G. Kbllbb {der grünt Heinriek)
1,380; {ich) habe gleichwohl erkundet, daas die rite und
bOrger, die zweihundert und das volk auf der landscbafi in
grosser mebrheit einig gehen und die gewall bei ihnen iat
nach wie vor. Züricher novellen 363; su herrscbaft und g»-
walt, zu geld und besifs führen viele wege, sur erkennlnits
des guten und bösen nur der eine, den die achlange seigt.
Hkbbbl {eharaklerisliktn) 4, 80.
')) wer Bin gwalt uff erden ir«H
der ai tu gflttem blapll beralk
ThoiAB MtBNBa wii miaartwirwi IM 9l>tl
tttmirmek)t
vil besser hettaas vor bsunneo
aas aller gwalt von gott alleia.
WoLrcARB ScaasLTiBL S«auMl m^ 5aal
{Wiener neuärnckt &,!():
wen allar gewalt dar kompi daramb.
dt aaaD straffen tollt . . .
was Ikbal ist gatbaoe.
HiasAini Fbaiks M WACSB«ii««at,
da* dtaltck« kiraätnUad S, ia7Vi
darumb ist disem nnaem geben dar gewak (iraMa csf ff-
vintia) Terensüberutsung ro« 1480 M*; VfL gewalt fÄaa
unter lil;
well du auD alt and sehwaebliait val
wie tis daaa sehen, wlaaea «oi.
3 wall rtfiaeal bebst abarteba
•io afta. aia ttn ahi M*«« lebe
varfcbera das raekt «aa aeoiaea gab
von delMH weg gaatt rallea ab
druoib sie begem «ad kabea wOlla
salst Ja elQ aadera kttalf ttella.
Wot.r««)i« SaiaBt.na& Samuel mad Saat
{»tratr atmäntka h, Ift):
allen gewalt, den kanig Fndrick doraa hatte, waa schaues
und gAls and brieff er zA Wien ia deaa hose und testen
halle, wart ala geoonen von aiaae gewalt. EaaAaa v. Arraa»
wilbb, Baskr ckraniktu 4,a8a;
was ■e«si Jkr each sA dea gewalt
dar ewak gar aicbi Ist sA gestalt.
FiscaART /MMo/s latt namiiatik.
4959 'GEWALT I 4, b (obrigkeit, aml)
f)) ich törst alle mine heimlicheit entdecken ; ror dem einem
verbüt es der gwalt, vor dem andern verdrüst mich des
geschichtz dz ich nit ungeschickt noch stützig gesehenn
wurd. Terem (1499) 86' {heautont. 4);
wie kumpts das dir allzit nit gfalt
was ich nie radten und der gwalt.
tragddie JohannU den täuffers (1549) F7';
auff die laster acht haben, gebürt aliein den priestern, auff
das nit der gewalt, sonder gott durch die priester die
lasier und übelthat straffen. S. Münster cosmographie B4';
das der gewalt sölichs nit weite noch sölte lassen liggen.
ü. ZvviNGLi von der freiheit der speisen 4 neudruck; wölche
der gewalt widerstreben, die werden ain gericht sich über-
kommen. Ldtber wider die mordischen und reubischen roUen
der bawren A'; so doch gott wil die gewalt gefurcht und
geehret haben, ob sie gleich heidenisch were und eitel un-
recht thete. vermanung an die bawerschafft 3, 108* ; er glaubt
nit, das er (Jesus) ein herr sei der feindt; wenn er beleidigt
Wirt oder feindt hat, so lauffens zu dem gewalt, der sie
verbäte, predigten (1523) 12,459; dan wiewol derselbich lanz-
knecbt, genant Nicias vann Han uis der Sclesen, van dem tag
an, er gesclagen war, 4 ganser wechen uff der Strassen gink
und minen swager vur der gewalt beclagete, ... so wart er
doch nach 4 wochen eirst krank, buch Weinsberg 3, 28 ; a. 1526
im vurs. rumor hat sich Henrich Lutzekirchen kuffersclegcr
. . . auch under die rumorischen ingelaissen , weiters als im
gezimt hat, darumb sollt er auch angetast werden und wart
zu Cronenberch gesucht von der gewalt, aber nit fonden.
1 47 •
' '* der glaub hat allweg so gestanden,
das er nichts gilt inn allen landen,
und sonderlich bei der gewalt
da bat der glaub schier kein gestalt.
Erashus Alberus E'so/) 34 neudruck;
nach dem der frumm Caspar Tawber, die christlich freihält
offt und vil, mit worten und wercken, als ein rechter Christ
bei den widerchristen erzaigt und verfochten hat, ist er von
dem widertail dem gewalt übergeben . . . worden, ein war-
hafft geschieht, wie Caspar Tawber bürger zu Wiene etc. (1524) B 2'.
g)) jm ('tem päpstlichen reich) aller gewalt gar under liegen
demfltiglich sein knie musz biegen,
B. IValdis das pdpstisch reich AI';
ein yglicher gewalt hat sich von des teufeis banden tzureyssen,
durch erkantnusz unszer grewiicben szunden. Harthuth
V. Cronbbrg 59 neudruck; gewalt, regum apices. Maaler 178*;
ebenso Fbisids 104*; gewalt m. consul, der oberste gewalt zu Rom.
PiMCUNDS bl. 15; da er dem volck die ursach öffnet, legeten
sie grosz gebet an den obern gewalt umb genad den hirten
zu erwerben. Pauli schimpf und ernst 106* (1563); tribuni mili-
tares, sive tribuni militum. oberster gwalt zä Rom auff ein mal.
sunst schirmherrn der kriegsleuten, sunderlich wider den
unbill desz väldherrens. Frisios 1328^ ebenso Ribelius (vgl. die
Wortverbindung oberster gewalt, oberste gewalt un(<r III); da
durch disze zeit aus der massen ferlich ist, müssen wir gar
weislich handien, und ihe zusehen, das wir die ubirkeit und
gewalt in allen ehren haben. Luther (sermon vom bann 1520)
6, 72 ; da nun die Römer durch jr hohe vernunfil . . . wol
erkennen kondten, das jr stand und wesen nit langwärig
sein möcht, wo sie nit under jnen ordentlich gewalt und
oberkeit betten, . . . erdachten sie ein mittel. Livius (Strasz-
6urp 1562) 22*; und wurden burgermeister und zunfftmeister,
und alle andere änipter und gewalt abgethon. 42*; so were
noth, das man einigen hauptmann und gewalt mächt. . 27*;
aber heimlich hett er den anscblag, so andere gewalt zft
Rum abgethon werden, das er etlicher der reichsten guter
under die gemein thcilen, und des ursach erdichten wolte . . 49';
und so entkleid' ich denn, mit deinem urlaub,
mich air der würden, fimter und gewalt,
die deine huld an deinen knecbt verschwendet.
Grillpahzb» {ein treuer dimer 5) 6^253.
8)) in privatreehtlichen beziehungen steht die bedeutung von ge-
walt im allgemeinen unter dem einflusz der Wortverbindungen, in
denen der träger des begriffes oder die Zielbestimmung gekenn-
zeichnet wird, vielfach hegen hier auch staatsrechtliche befug-
nisse zu gründe, die aber in ihrer beziehung auf bestimmte träger
privatrechtlichen charakler annehmen, di* neuere spräche zeigt
hier die meisten einbuszen.
«)) von vornherein beschränkt ist die Verwendung in der be-
deutung ^auftrag, gerechtsame, Privilegium', vgl. oben sp. 4935.
wo sich diese bedeutung von den veibindungen Most, denen sie
GEWALT I 4, b (privatrechlliche enlwicklung) 4960
entstammt, prägt sie meist die allgemeinste fassung aus. in ein-
zelnen fällen nimmt sie jedoch von unterdrückten ausführungs-
bestimmungen eine engere bedeutung mit.
«)) dasz wir und all unser erben und nachkommen noch
niemand von unsert wegen, von keiner sach wegen, in keinem
gewalt, keinen einfall . . daran thun sollen. Urkunde von
Abensperg (1399), Hund 2,225; sölicher gewalt sich nit weiter
erstrecken sol, den zu ere dem fürsten und nütz dem land.
wo ein amptmann die burger schinden tede on sciiuld, oder
die giitter im selber zä eigen machen wölt, oder dz land
einem seiner findt übergeben, wil nit glauben, daz der fürst
sölichs gestattet, oder der massen den gewalt im verlieben
hab. Karsthans 174 Kurz; und so der (träm oder balken) alt
wörd, oder verwesz, und wolte eigens gewults . . . andere
träm und baicken auszwechseln . . . das hat er nicht macht.
Fronspergeb bau-ordnun^ (1567) 22'; derhalben soll sieb kainer
underwinden, darvon aignes gewalts was einzefahen, ze hfllzen,
ze pauen. landrecht vor Wartenfels (1585), öslerr. weisth. i,ißl;
üls gebieten wir dir, krafft unsers von gott dem allmachtigen
habenden gewalts, dasz du . . . allhier zu Jerusalem vor uns
. . . erscheinest. Jag. Ayrer proc. 144; wir Christian fürst
zu Anhalt .... von wegen herrn Joachim Ernst, marggrafen
zu Brandenburg .... krafft habenden gewalts. tractat zwischen
den unirten fürsten und ständen 1614 bei Londorp 1,166*; ich
gib und lasz jhm zu, es ist nit not alle ding gegen jhm, nach
meinem gewalt zuhandlen. Valent. Boltz Terenzübers. 128';
eo jure, quo qui optima, dasz ers habe mit allem gewalt (das
imperium) und solchem Vorzug, wie man es ihm in dem fall
übergeben mag. Ribelius 1590; jus, pro potestate, macht und
gewalt. ebenda; jus, die macht, gewalt. Göhtler (1762) l, 454;
gewalt, recht, jus. Bayki: 290'; per potestatem auferre aliquid
alicui, ausz gewalt und von der oberband. Ribelius 1590;
derhalben geben wir, aus bepstlichem gewalt, mit gutem
wissen, laut gegenwertiger schrifft, volkomen freien und
gantzen gewalt unsern geliebten sönen bierunden geschrieben.
LuTBER (ztco bullen papst Clementis VII. 1525) 3, 96' ; du sagst
ausz Unvernunft von der trifaitigen krön, so unser aller
heiligster, die er pillich ausz gewalt seiner obrigkeit tragt.
ein unterred des bapsts und seiner eardinalen bei Scbade Satiren
3, 92; den (druck) gemelter Iro durch sich selbs oder ein
andern von seinet wegen, wo er den bei jr jedem finden
wirt, aus eignem gewalt on Verhinderung meniglichs zu sich
nemen und damit nach seinem gefallen handeln und thäu
mag. Carolina (druckprivilegium) 2 Kohler-Scheel; da ist ßar-
tholome Rem aus aignem gewalt zfigefaren in der kaiserlichen
stat und in dem glaid und hat den rossen an den wägen die
strängen abgehauen. Sender ehronik von Augsburg, d. Städte-
c/iron. 23, 148; usz eignem angenommenen gewalt. Judas Nazarbi
26; das sich über den vertrag, zwischen der stat- und lant-
gericbt Rattemberg ausgangen, kain frembter hantwercher in
der Briggslegg, Krämsach und Radvelden auszer der verord-
neten ausz aignem gewalt nit nidersetze, ehehaft taiding von
Rattenberg, österr. weisth. 2,101; anno 1517 hat angeregter pabst
Leo X. ausz sonderm gewalt, welchen er vermeinet ausz
altem herkommen und gebrauch seiner vorfahren über alle
christlichen kirchen zu haben, hin und wider durch alle land
brieff und ablasz auszgeschickt. Kircrhof wendunmuth (1, 2, 14)
1,459 österley.
ß)) engere bedeutung auf grund ausführender bestimmungen^
die bei gewohnheüsmäsziger Wiederholung leicht unterdrückt werden :
die macht odder gewalt zu regirn. Lotber vier tröstliche psalmen
B8*; dazu gehört folge der untertban, und hoheit, das ist,
gewalt zu gebieten, guter und eigenthuinb. Melancbtbon (loci
theolog.) corpus doct. Christ. 286*; und soll allein den dütschen
zu stan gewalt und gerechtigkeit einen künig oder keiser zu
erwelen. Judas Nazarbi vom alten und neuen gott 32; ward
dem gemeinen römischen volck der gewalt und chur, ein
andern könig zu kiesen, zugelassen. Livius (Straszburg 1562)
8'; dieweil mir mein gnädigster herr in seinem abschied mir
allen gwalt übergeben hat, das unrecht zu straffen. Wicrran
Galmy 142; ausz der von gott ihr, der geistlichen hocbheit,
erlheilten gewalt und macht . . in geistlichen bann zu tbun.
Abele künstl. Unordnung 3, 250 ;
gewalts und richtens ich beger,
das mir werd bald mein seckel schwer.
Scuwartzknbbkg 135';
«eil si (ilie cwtiitaneii) da selb alleine han
alle gewalt und Jurisdiction.
B. Waldis das päpstisok reich H2';
4961
GEWALT I 4. b (vollmicht)
GEWALT I 4. b (voUmachl)
4962
und lollcn niiiiiuelir liaben rlnige Ket>ult, reibt ud«r fericlil.
Kiiciittor uundunmuth (3,46) 1,89 OUtrlty; QberSDtwort d«r
pabiit . . dem kel«er . . gerecbtigkeit und gewalt i8 erbloo.
Judas Nazarki vom alUn und ntuen goU 31 ntudruek; jurit-
diclio, rOcbupruch oder rAcbttatz, oder gericbUitz, gewall
oder gerücbtigkeit , rflcbt und geriebt tt ballen, gericbia-
zwang. Fii8iut (l^tt8 und in $piUeren auigaben) 'U*. 9gL obtn
Maalk* 178'; gcwall, oder gereibiigkeit, gericbt zu ballen,
juriidietion. Hulsiub (i&M) Gl' {fällt in der autgab« tum 1614
weg).
y)) eine ander* ellipst nicht mit ttntelnen mundartlichen Ver-
wendungen noch in die neuere spräche herein: gewAld, m. ; ..
in der kanzleiapriicbe die von einem landanimunn oder ilalt-
baiier erlbeille erlaubnia lu recbillcben einschritten, be-
willigiing zu recbtserOITnung, beTolimilcliligung, befebl. ToBLsa
AppenuU. iprachsehatt 147; gwald wird *on wiiig {»*i$ung)
untrracbieden. der Übertretung einer nisig folgt keine strafe.
ebenda.
b)) allgtmtintr entwickelt tick auf grund der glHchen vir-
bindungeii, die den eben dirgelegten tonderbedeulungen tu gründe
liegen (geN^alt geben, gewalt baben, etwas zu tbun, vgl. oben
tp. i9A^ ff.) die bedeutuiig ^vollmacht', vgl. gewalt, manda/um
procuratorit cujusiit. (Ialtaus üdG. diese engere bedeutnng tr-
mögltcht eine reihe freier Verwendungen und neuer verbindungenf
während die allgemeinere bedeutung *erlaubnis' an den alten vtT'
bindungen klebt, vgl. unten HI.
n)) die würben an den raiit, daz man ain erber potlschaft mit
vollem gewaltsanligen Kircbbain. d.stddleehron.4,Sti{Augsbur(i);
Karsthans: wie meinst dan, wan es darzA komen wult, das
allein der gewalt recht wrr. jn wann der bapst einen goucb
von Hom schickt mit gewall: ja fach mir den, verbren disen,
scbmir mrin pflegel würt sieb regen. Karslhant 174 Kurz; bittend
und ersuchend, ir wulli nt zu hertz nemen, was den erbern obern
steten un dem allem gelegen, und ewer erber ratzbotscbaft
wol underricht mit gewalt und bevclcb. autschreiben der studt
Memmingen 23. nidrz 1625, Baomann atten 161; als der keiser
darein bewilligte, schrieben sie am 23. tag des berbstmonals,
beiden stedten, und forderten sie, das sie auf den 3. des
wintennonats, zu Augfizpurgk auff eio frei geleit, zur band-
lung erscheinen, und jlire gesandten mit volmecbtigem bevehl
und gewalt, etwas endlich .zu scbliessen, dabin abfertigen
Bolten. PoMARius Chronik von Magdeburg |15b7) Z9*; derhalben
begert und eimanet der pabst, dasz die forsten, ieder in
Sonderheit, ihre gesandten mit vollmechttgem gewalt dahin
wollen allfertigen. Kircuhof wendunmuth (i, 2, 19) 1, 467 Oster-
Iry; ich gedachte aber bei mir, und wider ihn, das könne
einmal nit sein, weilen der mit nichtigem gewalt und voll-
macht versehne bauer nit weis, noch wissen kan, auf was
für weis-articul und fragstuck sein nachbaur etwann, und
also entweder de facto alieno oder proprio, gefragt werden
machte. AsKLB künstl. Unordnung 2, StS; ich wurde zornig,
und niurrete bei mir, wer hat den schlenckel mit gewalt
und vollmucbt versehen, im namen der ebemänner, ein so
feine und kurtze vermahnungs- oder warnungs-predigt ab-
zulegen. 3, 103; einen mit gehöriger gewalt versehen, donner
UR bon pouvoir {pouvoir tn bonne forme) ä queleun. Rondbao-
BoxToRFF (1740) 253; wo aber .. der antworter oder jemand
mit vollem gewalt an seiner statt auf dem gesetzten recht-
tage erschiene, protokoll über dit reformation det bair. land-
rechtt (1487) KasaRBB 13,83; die berschinen all geborsamlich
mit iren ferornnten uGT auntag zA nacht hie mit folem gewalt.
Ilcc Vülinger clironik 1&4; zu diesen mSren kam die legation
von itoQ), mit vollem gewalt und conimissiun in der sach
zu bündeln. Kircrrof wendunmuth 41l'; darum in allen nut
und gebürlichen were, zu setzen irc procuratores und tyn-
dicos, die solch ir sach mit vollir muclit und mit gantzem
gewalt handelten und wandelten, zu gewine und zu Verluste.
Urkunde von UM bei Haltaos 69«; das er darumb freuntlicb recht
vor des reichs richter hie zu Nuremberg durch sich seiht
oder durch seinen macht botten mit seinem vol'eo gewalte
nemen wulle und niendert anders. Nürnbtrgrr polittiord,
326; der do hingeben will der soll am ersten das guet dem
probst aufgeben mit gegeben oder angenonien gewalt, so des
not ihut, von allen eriben und milerben . . stißrecht i« Wie-
ting (ij. jahrh.), östtrr. weisth. 6, 510; vor Qcb offen geschwornen
nolarien, und den hiebisteenden glObwürdigen gezogen, wir
Jeroniums at>bt zu Alberspach in namen and an stall von
ansers gotzhusz wegen, und mit gewalt uosera eonventa 1(
für und sprechen, als dann dai genempl unser golzbusz oit
mit roerckblicber heller- gOll beleit ist, sondern uff falbere
gOeter gewidmet, appellatto» det thU$ *. Mptrtb*tk •■ dat
kaii. Hof- odn kammtrftfitkt (iMg) M BlfKSia «—I— f
aUwtrt. ttatularrecltle 4&.
ft)) aber die fraw die mit irem man ztgeUea oit srbatdlf
ist. mag Iren man one besonndem gewalt mt tertretlaa.
Nürnberger reformatio» (1419) lilfl », geutt 1; des/glfidMB
uff begereo der mSoncr an statt derselben mit rrtclirineste
weiber, und (das doch ganz scbimpflicb Ist) auf b«|«re« im
weibspersübneo, in nahmen ihrer abwesenden allnv, a>»<tr
caution und gewall bandleo. frankfurter ttkiftnbttiteU mm
11. Januar t5W {anmtrkungen tiher du tmtutrit Frankfurter
reformation 1,S4I); wie dann der hieber gehörig« scboffeo-
bescbeid vom 26. jroner 1663 . . dahin lautet 'demnach eiM
zeit hero verspOrt worden, das die procuratores gar viel
nne gewalt gebnodell, and darnach sich dar sacheo abgetan.
anmtrkungen tur Frankfurter reformation (liai) 1,116; sonder
gnugsameo gewalt oder vollmacht, sollan sie (die ptoeuratorem)
von keiner frembden noch auch abwesenden partfaei wagen,
sieb in recht einlassen. Frankfurter reformation ton IftW l,ft f lU
y)) der gestalten, dasg ihnen gewallhabern aihrtfl ittr
vollige gewall und die vollmacht zuegelegt ond eiafaraoakl
sein solle, gemetndetehluts und ordnungtbrtef twiieke» flKf»
natx und Ktiplen (1116), Osten, uetttk. S, 133; es soll aneh
duneben zu gleich , wider wen, und was aacbeo halben,
auch weicher gestalt, der gewall geben werde, angezeigt,
und tolcbs alles, dartu auch wann, und für welehea
schaffen, es geschehen, durch den gericbtschreiber in sein
prothucoll eigentlich geschrieben, und folgende za den aeleo
registrirt werden. Frankfurter reformation (1578) 1,6 f S; ick
endesunterscbriebener bekenne biemit, dasz ich za rechtlickar
volifOhrung meines vor dem Igericbte) vorseiendrn prorMM*
. . . den z. b. Paul , zu meinem obngezwaifellrn gevoltoiteb'
tigten angenommen und darstelle, ao fort nicht allein alles
dasienige, was er bereits vorbin bierionen getan, hiermit
genemhalte nod bestätige, sondern auch denselben noch
weiter unumschränkte gewalt und volmacht gebe, alles das
zu tnn, was die Zierlichkeit des proceszes und die rechtlich«
aasführung der sache . . . erfodert. muster einer beim kur-
pfäliisehen hofgericht gebrauchten toUmichtsertheilung {anmer-
kungen über die erneuerte Frankfurter reformatton [175;] l,SM);
ob ober der ehemann für seine ehefrau einen andern be-
volmacbligten sezen und ihm den gewalt dabei bestand za
tun gehen kan? dis verneinet Berger. t, S7&; ich habe
mich an dem stocke so mOde gearbeitet, du verbesserst
das mit einem federzuge. ich gebe dir volle nacht und
gewalU GöTHB an Herder (IS. Januar 1181), britfe 8, 194 (sfL
gewalt geben in III); auf solches haben wir ans...aaf ein
gantzes ende vertragen und geeint durch den andichtigen
bcrrn Friederichen Schecker, an den zeilen prior desz gott»-
hausz der obgenenlen unser lieben fragen brOder ordens za
Straubing, der den gaoizen vollen gewalt gehabt bat von
einem gemeinen general provincial und ca()itel desx ge-
nannten Ordens, kopie der tlitfUkriefturt»i«rmm§ M dem
Carmeliterkloster tu Abentperg (1463) bei HoR» «MUrsptlii i
gentit 3,328; nach etlichen tagen, als sie aick '
underredt haben, da bandt sie z5 andtwurt fek«
seit volkomen gewalt von iren herm, von dto ai« bieber
geschickt seien, und sind also wider haimzochen. Sa^ata
Chronik von Augsburg, i, Mdlttknwikn 38, lil (afL gtmlt kskta
in III): wann aber dar priodMl aiihl ««IkM laftflN, «oit
sein anwaldt, in seiner partbfien, ns^ acta «ig«« «tei, «^
gesetzten eidt schweren, ob er das mit guteoi nwiaw IfeM
mOge, nemlicb, dasz er das jeni^r, so er farbriofl «ai fcagart,
nicht aust gefährde, oder böser meinong, noch za verlliaf»-
rung der aachen, sondern allem zor ootlurflt tboe, aai ään
er das also zu ibun vuu saiocr partbeien anterrkktaof 9»i
gewalt empfangen habe, h0f§rn^tt^e^nung der ktnim fra/f-
tehafft Spanhem {Frankfurt 1567) 51; ea soll auch «in jeder,
so sich also der anwaldtachaft aodeniebet, and von einem
andern gewalt annimpt, akk b«fl«ltait«n , deaaadb«« iordi
sich selbst, oder aamc r«tkf8aii|liak aikalftiiif, gaac n
thun. erneuerte FHnkfurter tt^mäkm (IMS) t,« f II: wa
keiner fr«aM«a sock «ittlwtockaa parsooea soll«n si«
(die fraaft«rwi) feiiernk mnitimm e4«r |en«inen gewalt
za allen aachen, darino aa unscrn sladi gericht za pro-
euriren, aan«m«a. 1,8 1 18; da kam far ona in gerickt«
4963 GEWALT I 4, b (beglaubigimg)
der . . . anwälde und völlige machtbolten . . . welches ge-
walts sie alspald für gericlit urkundt gnug fürbrachten. Ur-
kunde von 1455 bei Haltaüs 696; wiewol aber niemand von
eines andern wegen vor 'gericlit, olin gnugsamen gewalt, es
sei im klagen oder antworten, zugelassen soll werden: so
lassen doch die keiserüchen recht, ausz sondern ehebafften
bedencken, auch ohn fürbringung gewalts, beide zu klagen
und zu antworten, etliche personen zu. erneuerte Frankfurter
reformation (1578) 1, (i §8; an sant Johanns baptisten tag
ist der bischof von Ferrer hie gewesen und hat unserm car-
dinal den gewalt vom bapst prncht, das er obroster legat
Süll sein auf dem tag zue Nürmberg. Hector Mülicii, d. städle-
chron. 22,212 {Augsburg); ein jeder, er sei kläger oder ant-
worter, mag seinen gewalt vor geiicht in schrifften, oder
mit folgenden ausgedrückten Worten seinem anwald über-
geben. Henneberger landesordnung (1720) 51.
S)) sonst ist auch noch der unterscheid zwischen einem
gemeinen und besondern gewalte, welcher lezte nur, in an-
sehung gewiszer besonderen Verrichtungen, allemal nötig ist,
zu bemerken, anmerkungen nber die erneuerte Frankfurter
reformation (1757) 1,346; der unterscheid im § 7, zwischen
einem geraeinen und bei einigen fällen in rechten nötigen
besondern gewalte ist aus den rechten genug bekant und
bei allen gerichten bräuchlich, 1,373; dasz solcher gewalt
auch auf die nicht ausgedruckten falle oder wenigstens die-
ienigen, die mit den ausgedruckten eine gleichheit und Zu-
sammenhang haben ... erweitert werden ka». 1,374; da
ermeltcr anwalt eines weitern gewalls, dann hierin begriffen,
bedürdtig wäre, oder sein würde, demselben wolle ich hiemit
in allerkräfftigst und beständigster form, dasselbe vermög
der rechten, und dem sliio hochermelter kais. majest. reichs-
hofrahts gemesz beschehen sol, kan, oder mag, auch gegeben
haben, reichs-hof-ralds-ordnung {Regensburg 1654) bei Londorp
1,219*; und da ermelder mein anwald eines weitern gewaltes,
dann hierin begriffen, bediirflig wäre, denselbigen wil ich ihm
auch hiermit am allerkräftigst- und beständigsten . . . auch
gegeben haben, aus der Frankfurter formel bei ertheilung der
gerichtl. vollmacht {anmerkungen über die erneuerte Frankfurter
reformation 1,347); welche geschäfte also entweder einen he-
sondern gewalt darüber erfodern, oder doch, nach der ge-
meinen lere, nötig ist, dasz si im gemeinen gewalle aus-
drücklich und besonders mit benennet werden. 1,373.
c)) die objeclivierung des begriffes ^vollmacht', gewalt im sinne
von beglaubigungschreiben: gewalt, gewallsbrief, fouvoir. Ron-
UEAD-BüXTOBFF 253.
«)) Seveiius sagt: notari, den gwalt lesen tliut!
Diellieb, der notarius, list den brielf oder gewalt also;
wir Ivönig Priamus von Troia . , .
nach dem sicii ein zwispon erhalt
zwischen uns kiägern eines tlieils.
wegen zugefügten unlieils,
Podagra als der königin
an andern tiieil, geben forthin
unsern voilltomuien macht und gwalt,
das jetzund lierr Hans Sachs, der alt,
fürtreniich und sinnreich poet,
der zu Nürnbers sein wohnuug het,
Podagram solt lassen citirn,
klag eingeben und zeugen i'ührn . . .
Severius, der keiser, sagt zu Francisco Petr«rcha:
nun sagt uns, ob jhr darlur halt,
dasz disz sei ein gnugsamer gwalt.
so kan man weiter procedirn, . . .
Francij=cus Petrarcha sagt:
die zeit nicht unnütz zu verürn,
80 lasz ich jm disen gwalt zu
und dargegen aufliegen (hu
mein gwalt, den mir Podagra gab
und bitt ihn auch zu le^en ab.
J. Ayreb piuci-sz mdf.r der königin Podagra lyraniiei
{liderar, verein 79,2549/'.);
weil jr dann mit uns seit zu friden
so verlest aucli dasz herrn gewalt. 2551;
groir'zmechtiger keiser, ich will nicht sehen
eur maiestat commission,
weil Podagra die göttin schon
in eur gnad hat compromiuirt,
wie im gewalt gelessan wird. ebenda;
dasz er unser gewalt und instructiones zu sehen . . . begehrt.
Vortrag und Werbung des admiranlischen gesandten . . . wegen der
abführung des span. kriegsvolcks (1599) {Londorp. supplelus 1, 13S');
ein kriegs-obrister, begehrte etwas neues an eines orts in-
wohner, die begehrten hinwieder von ihm seine gewalt, umb-
zusehen, von weme er die vollmacht bette. Zinkgref apo-
pMhegmata {\(ibz) l,26S; welcher auszerhalb des pittelstnbs von
GEWALT I 4, b (beglaubigung) 4964
andern enden, einen gewalt fürbringt, und als anwalt ze
clagen oder geantwurten vermeint, der soW ... Nürnberger
reformation (1479) titel 2, gesetz 2; wo er aber nicht selbs,
sonder durch einen anwaldt erschiene, soll derselb anwaldt
seinen gewalt neben obbestimpter ladung und articnlierten
klag einlegen unnd fürbringen, hoffgerichtsordnung der hin'
dem graffschafft Spanheim {Frankfurt 1587) 41; ac porro, si
mandatum non est sufßcienSf atit si quis litis instrumenta habeat;
admittitur pronune: sed cum cautione, das er in künfftig einen
gnugsamen gewalt einbringen solle. Besold thesaurus prac~
ticus (1679) 1070 Diether; darnach zog er seinen gewalt herfür,
seine person zu diesem vertrag und handlung damit zu legi-
timiren, und bat seinen gewalt öffentlich zu verlesen. S. Ayrer
proc. (1680) 29; dasz, wo sie einigen gewalt, von ehrlichen
leuthen gegeben, vorweisen werden, so wolle ich ihnen
ferners antworten, und sonsten nicht. Moscherosch gesichte
s. 395 Kürschner; seinen gewalt vorweisen, montrer, communi-
quer son pouvoir. Rondeaü-Büxtobff (1740) 253; auch wol
gewalt producirt, aber nicht präsentiret. anmerkungen über
die erneuerte Frankfurter reformation 1, 345.
ß)) das stehet in unserm gwalt nit geschriebn.
ttbdanlibriefl einer evangelif:clien gmain Wien 1619
bei Opel und Cohn 27;
aber die abwesenden ausziendischen, mögen einen anwalt,
wen sie wollen, ausz unsers statt geriohts-procuratoren,
oder auch einen frembden . . . durch einen schrifftlichen ge-
walt, es seie zu klagen oder antworten, vollmechtigen:
welcher gewalt auch in recht . . . zugelassen und ange-
nommen werden solle, erneuerte Frankfurter reformation
(1578) 1,6 § 4; wann sie von des abgestorbenen und nach-
gelassenen weibern und kindern , eitern oder Schwestern
genügsame gewalt und schein finden. Reutter v. Sp. kricgs-
Ordnung s. 18; nach dem nun der kläger oder appellant, in
gericht, wie obstehet, gehandlet hat, so ferrn denn der ant-
worter oder appello(n)t, oder ein anderer, so gewalt von
seinetwegen fürbiacht, oder bestandt derohalben thun würde,
copei dessen, so also schrifftlich einbracht, begert, die soll
jhme erkandt und gegeben . . . werden, hoffgerichtsordnung der
hindern graffschafft Spanheim {Frankfurt 1587) 43; copia vero
gewalts enim signatura ist, wenn einer einer gemeinen gewalt
eingegeben, in causu piimi mandati, und dann zu mehr Sachen
sich legitimiren soll, als in causa secundi, tertii, quarti vcl
quinti mandati, musz er in einer jeden sache legitimirt sein,
so übergiebt er copien desz gemeinen gewalts, und schreibt
darunter, huius mandati originale ist einkommen in den ersten
Sachen mandati, dasz heiszt man signaturani. Wehner
observationes (1614) 225; vgl. formulam eines gerichtlichen
gewalts in der continuatio thesaiir. pract. Besoldi (1679) 237;
so sollen sie copiam desselben jhres gemeinen gewalts,
wann die conslitutio geschehen, oder solcher gewalt erstmals
gerichtlich einkommen seie, cum signatura fürbringen und
beilegen. Frankfurter reformation (1578) 1,5 §14; zu urkund
haben wir diesen gewalt und syndical mit unserm gewöhn-
lichen secret insiegel besiegeil. J. Ayrer proc. (1680) 89; es
sol auch hirrfüro kein supplication, schreiben, schlifft oder
anders, wie das naraen haben mag, übergeben, noch auf- und
angenommen werden, sie seien dann entweder von denen
anwesenden partheien selbst, oder von deren procuraloren
und agenten, so dessen genügsamen gewalt zu vordeist bei-
gelegt, ... mit eigener band unterschrieben, reicbs-hof-raths-
oidnung (1654) bei Londorp 1, 218'; indem sie die procuratores
von fremder und hiesiger partheien wegen, in dero ahwesen,
ohne einiges mandat oder caution bandeln, ja biszweilcn
sich mit Unwahrheit anwälde nennen, da doch keine consli-
tutio noch gewalt in actis. Frankfurter Ordnung von 1551,
s. anmerkungen zur erneuerten reformation 1, 344.
y)) die objectivierung begünstigt den pluralgebrauch {vgl. unten
11): dweill . . ausz den gewelden so es uns uberantwort.
Casseler Urkunde von 1537 Diefenbach-Wülceer 619; von ge-
wälten, die anderswo gefertigt oder auszgepracht werden.
erneuerte Nürnberger reformation (1564) 2. gesetz, 5. titel; ähn-
lich I. gesetz, 5. titel; 3. gesetz, 5. titel; mandata procuratoria
Germanis seind vollmachten, gewalt der anwalden und procu-
raloren. Wehner observationes (tCU) 225; allerhand foruiulus
der gewalt. Besold thesaurus pract. (1641) 352; als werden
sie hiemit alles ernstes erinnert und verwarnet, die gewälte
alsohald in primo termino zu produciren. Frankfurter schöffen-
bescheid von I<i63, s. anmerkungen zur erneuerten reformation 1.346
4065 GKWALT I 4. I» (anwalt, »tcllverlrelcr)
8)) Verbindungen gtht da$ objeettvierte tubttantit g*rn mit
pof$t$$iven Bestimmungen ein: weil «uer lieb und uniiier (f-
walt Akt, oll wir um fiinnern, auT «loctor LupMirb getlelt
gewesl. Castekr Urkunde vtm IM& DliriNBACM-WDiciKi BIO;
ain irder mag in butgfrliclien aachen peraonlkh rracheineo,
oder leinen gwall und Tolmarbt in grricbl aineni andern
bevellien. ühmberget reformalion (iMt) fot. is". dhnliehet auch
in den oben angeführltn briipielen. andere Verbindungen, die in
der Umgangs- oder geitliäflspracht üblich gewesen sein mögen,
lasten sieh nur aut gelegentlichen notiun trtchlienen, viil. t. b.
(IUI Würtburger aelen ; mögen wir eucli giirdigor freiindtliibrr
mrinting nirlit bergen . . . dniz bei uniern itifTt nicht preucli-
iirh Doch herkommen, od gewoll so leiben, {bisthef Juliui
I&76) liAi:TAua 000.
d)) die perionißeterung. tur parallele mit anwalt und tum
geschichtlichen vtrhältnit twitehen beiden bildungen vgl. oben
$p. 4937.
et)) der tltUvertreler in reehttangelegenheiten : eracblne aber er
in oigncr perion. oder diiixb leinen vollen gcwait zu der
iiawpt loch. 10 «ol durnnch vcrrer procediort werden. A'arn-
berger reformalion (U70) titeli, gesett 6; nin icde fraw mag irrn-
balb in «acben li^dbe« oder ir beitonnder habe oder gfit be-
rUrcnd. persönlich oder durch jren gcwalt clngen. titeli, gesellt;
und iiümmt er also auf den log, »h man ihm denn ersetzet,
oder aein voller gewall, da loll gencbehen, was recht ist; liilme
er aber oder lein gewolt niclil, so soll ober geschphen, wna
recht i^t. Baseler festsetiungen kaiser Sigmundt iti LCnic corput
iuri$ feudalit Germania 1, 199; und wo auf dal nflchstc recht
der antwortfr, oder aein gewalt aber nicht erschiene. protoeoU
der reformution des bair. landrechl$ (t4S7) bei KaetiRBa 12, 63;
item dorniich am ilonncritog icnmen des ollen bobst« gewalt,
drei legalen, d. städlechron. 1, 4lu (Nürnberg); wo eri nit zairo
wurd, so aol ain Jftliche oberkait sein volmechligen gewalt
schicken, so soll daroulT gehandelt werden, wie sich (:ep(lrn
rt. W'iLBF.LM KiiM eroniea netter gesehichlen, d. ttädtechron.
, t2.^; und dem die stiri uml pantading chunt ist getan von
einer TraueD und der richter boten, körn der nicht, der
t umb dfli wondl, er hah dann seinen beredtboten, der stee
moiner frowen oder irem gewalt still, umb wen si zu im ze
spreclien hat. Öffnung und recht tu Axama (ttö2), öslerr.
weisth. 2, 2&3; man ofTent euch, wem her auf den heutigen
lug meiner frowen stift mit dem ombtmnn oder mit seinem
holen kunt wSr gelon, und der nicht konien wör, wSr der
fii'isiitz, der wfir umb das wandel chilmen, und von dem
gnet, er hab dann seinen beredhotcn, der ste meiner frawen
oder irem gewalt still umb wen st zu im ze sprechen bat.
öffnunij lu Anget, a. a. o. 2, CO.
*?)) der ttellrertrrter einer amtsperson: wann ein armeni
slirht, an gottes leichnom oder an pcicht, ao gewint man
im den freithofT von dem piicholff oder von seinem gewalt.
Why» ScHiLTRBncEn reisebuch t07; es soll auch der omman
" ch sein gpwnit mit dem Visclipach noch l.anckwasser nit
»Sern. Tvche* baumeisterbuch in ; und so das zimmer oufT-
t'iirhlel wirdt, soll es durch den ampiman oder üpinen ge-
;ilt be.ochowet und ie von einem gespeir. . ein ort einea
ilden grnnmmen werden. Nürnberger waldoidnung von 153*,
;. stiUUeehron, l,4l)o'; und wann man hrrschou hat, ao lol
' i-r richter hinein reiten oder sein gewolt und sol lierscbau
darin halten, recht der hofmark tu IHllersee, östtrr. weisth. i, 98.
)')) der ttellvertreter in ausübung det gewerbes oder berufet:
unnd wo iemant derselben vngelherd in vorgeschribncr mass
einen helle und sirh dess durch sich selbe oder seinen nn-
wnlilt allein fflr sich, seine geprole {die in seinem brodt
stehenden) kinde, eehalten und gesinde geprauchen wolt,
demselben «olt der ombtman dorzu einich annder boltz nit
erlauben oder vergunneo dann vorbin . . . doch dax diejenen,
»o solichc vorgeschrihne vorhein, vichlein oder tennin este
»II solichem vogelherd geprawcheo und hawen wollen, durch
^ ih selbs oder iren gewalt nicht ouff die stammen steigen.
^i.rr.hi-rger poliieiordnung 3[i; ei lollea alle fleischbacker und
nrisrlilinckcrin, die ie zu Zeiten achwein itechen, prüen oder
wiirjt machen, weder durch sich selbst oder eehalten oder ge-
walt in allerlei wilrate nichtz anders einhacken noch geprauchen
dann von schweineim fleisch. 2:si; do mag er woll hawen
doch also, das er noch sein gewalt seinen nutz mit dem boltz
noch loe nicht suchen, und das sunst nirgen füren dann
fiT der stat kairknfen in keinerlal weisse on allei geverde.
TrcncR baumeitterbuch 90: ei lol auch kainez aogieizera wirtia
IV.
GEWALT I 4. b (aniu>|irn)
4966
nibt lebrnckeo, er ooeb baine Min gewall. Stmbrrfer ptIM
ordn. 2ü6: dai der meiner der bamertroit selber zfl i*a
heiligen iwern sol, dui er und leio gewalt dbeio colo aizzen
und brennen sol von bedeo weiden. 170; in» fOrti»«« kein
pierprew noch pecke odrr |r ge«ell oder eebaliten zn den
hier zu mOllzen oder zn prewen, noeb tu der arbeit 4ea
taigi dei viicbpacbi nrmeo oder gebraacben sollen. 377: ob
im ein Wirt sein wein Hetz machen, dai er oder atio wirtia
oder sein gewalt, den er darzo aebicket, nibt itM mm^B,
doz si sehen, wamit n in in den wein machte, der vtirt aiAt
gehen & pfunt haller. 2()4; der wirf, scbennck oler ire weiber
oder gewall, die also ieroand mit were oder waffeo in leiaen
hawsa trinclien, zechen oder lilzen lieiten, der lol von eioeoi
irden derselben were trager zu puis verfallen lein. U; daoo
welcher burger, borgerin oder ir geaalt an lolirheni betrellea
oder aunit darumb furbracht wurde, und ich det fOr ilch
und leinen gewalt mit leinem rechten nit benemen noeble,
10 lollte abermali lolicbe habe und wäre . . . <iero zolloer
von gemeiner Hat wegen verrallrn sem. Nürnberger polit/i-
ordnungen 143; ebenso 62. 151. t6S; welher unier borgcr oder
burgerin oder ir gewalt einem andern on<erm bnrger icbaden
tut an einen gerlen. otierrheinisehe ttidtreehlt 1,1.2 Schröder:
es sollen auch die meisler noch die knecht weder klupfel
noch spenn noch keinerlei hollzwerck auch kemerlai eiaeo-
werck nocb anders, daa zn dem pawe gebort, von der
arbeit tragen, anch in die pauberren, ir frawen noeb ir
gewalt des nit vergönnen. Tucnia iaumtitterbvch 374; und
gepietten ernstlichen, das non binfur kein pauherre, fraw
oder ir gewolt hie in der etat den obgemellen arbeillern nit
mer luppen oder lunst zn essen and trincken geben aoll,
sunder das bei dem gesetzten looe beleben lassen. 376; ain
ir^kliche frow mag die anndern in irer kiondipet ?or oder
nach mittag oder tischteit wol haimiucben und besehen, doch
also, das ainiche frow oder ir gewalt aul einen lag inn
derselben kinndtpel weder kinnden oder anen ober vier
Pfenning nit gebe. Nürnbergtr poUtfiordn. 70.
4)) der begriff der macht rird durch die forsteUungen der
ehrt, des ansehens, der dasserlichen geltung turückgedrdngl. tgL
oben ip. 4912 SM gotisch vul))ns.
a)) potenlia, gewalt und ansahen. Faisnia (i6M und ipdter)
10:7*. in magna potentia esst in grossem gewall und anaSben
sein, ebenda, ebenso Üihblids; gelt bringet ehr, anaebeo und
gewalt. HaniacB \h9l; den do unser her got hertzog Buga-
lolTen mit so mechligen landen und lewlen . . . mit gewait
und ansehen ond mit fried und aller wolfhart erhaben beitc.
Kantzow Pomtrania 2,323 Kotegarttn;
wenn ich mich aber traizllch ballt
denn bin min anieheiMi ein gwalll
sunsi wenn Ich sftsi bi deo burea
bialtens mich wit iunii «io lurao.
T«L. UOLTZ der weit tfUftl P4*.
()) wer einen veind in bohen eeren oder gewalt findet,
der lol sich vor jm hüten, als vor der schlangen, luck der
beispiel» aller Krisen 119; omb aolcher lere willen, lAdtet der
teufel niemand, kan aie wol leiden, ja gibt jnea ypne
reichtlium, ehre und gewalt dieaer weit, daa aie rvft tabaa
und aOssea leben fOren. Loraia {asstlegung dt» 9. pfim.
1636) 3,2s* Jtna; ea haben aber bie bei diesen Suionen aocb
die reichthnmh und gewalt, ir ehr and aniebena. MicTir
Lus Tucilui {Germania) 451*; darumb so acbreiben wir 4ca
eaeln kein ehr oder gewalt zS, wie die Egjptier de« cro-
codilen unnd nattern. Hbpio Joifphtit widrr Apionem IM*;
zum andern, trachtet der gemein baolT in dieser well allein
dahin, wie sie können ond mögen, et sei mit ehm, od«r
unchrn, grosse reichtamb, ehr, wollast, gewalt, gnandtkeÜ,
und waa dieaer atOck mehr lind erlangen. GacTTKi erkl. dtr
tp. a. d, Römer (t6M) 743; wie nun ilerselbigt (Itatf Artm»)
seiner atillen ond gerechten regiening wegen an gewalt,
grosser reichtbumb und ehren mehr, denn iemand denckeo
mOcble, tuname, also woll er. dass seine kAoiglicbe freigiMge
milligkeit nicht allein leinen Engellendem und onlertbaoen
bekannt, aondern auch bei allen •oaalindiscben voickem
mcbthar wQrdc. Kiacaior wendunmulk (3, 33) 3, » ötttrkf;
der weit nacht, berrligkeit. relchtn*.
gwilt. fhr. kiin«!. (iin»i. goad. rhuia, Bier, pracki,
und ajlrs was borh wird gescbi
■uff ditMr «rd, und Dicht btateht,
ja wie tlo sehen vad t«bau' varfabt.
HoLLONiua MMiiti««! aif«» a«m«Me 69 nimiruii;
312
4967 GEWALT I 4, b (kraft, stärke)
reichtuhni, grosse gewalt, ehre und ansehen, etc. sein eitel;
nichts. BüTSCBKY hochdeutsche canzeUei 2, 3S9.
f)) festung nennet man die statte und Schlösser, für andern
darzu abgesondert, welche mit thürnen, mauren, wällen, brusf-
und streich weren, boliwercken, pasteien und tieffen grüben,
nicht zur lust, pracht, seine gewalt reichthumb und grosse
weiszheit, dadurch, wie Nebucadnezar zu ostentiren, . . . er-
bawet, sondern mit grossen kosten auffgericht, und der
ganlzen landtschafft zum besten erhalten worden. Kirchhoff
militaris disciplina 10;
slh doch, 0 mensch, was ist die weit,
wie precliiig sie sich immer helt,
gegen gott und seiner alimacht?
sie wird veriinstert wie die nacht,
all ihr gewalt, ihr pracht, ihr rahm,
was ist sie anders, denn ein blum?
KiRciiHOF wcnilunmiU!i (3,5) 2, 272/". Osterley;
ich habe dir oben herab erzelel, wie dein schöne reich-
thumb, gewalt hoffnung und anders, so gar nit solle nach
werdt sein, sihe auff dich, du würdst in vilen betrogen, dein
gewalt vvürdt dir zum neid geradien. Franc. Pelrarche zwei
trostbücher 104"; weit entfernt, einen frieden zu wünschen, der
ihn aus dem millagsglanze der grösze und gewalt in die
dunkelheit des privatstandes herunterstürzte, wollte er nur
den Schauplatz des krieges verändern. Scbiller {dreiszigj ähriger
krieg) 8, 132.
d)) der könig ausz Engelland kam auch mit einem solchen
gewalt, dasz unmiiglich davon zu schreiben ist. buch der
liebe lo'; cum poteslate proßcisci in provinciam. herrlich und
prachtlich aufreiten, mit grossem gewalt und herrligkeit auff
ein vogtei reiten. Fnisios 1028'; denn in dieser sach wird
inn keinem weg gesucht, den bischoffenjhre herrligkeit oder
gewalt zunemen. Meuncdthon confess. August, (corp. doct.
Christ. 18") ; Telemachus war vormals nie in dem gewalt und
herrlichait seins valers gesessen, hat auch nie kain red vor
der gemain gethon. Schaidenreiszer Odyssee 5'; möchte dir
wol hie exempel anzeigen, die von grosser herrlichkeit, macht
und gewalt zu armen knechten unnd bettlern worden seind.
Franc. Petrarche zwei trostbücher 80'; mein her sihet nuhn,
was mein Vaterland und meine gebuhrts-stat fohr herligkeit,
pracht, gewalt und reichtühmer hat. Zesen adriat. Ros. 170
neudruck.
ß) die bedeulungen ^krafl, stärke', berührung mit vlrtus. auch
hier sind es natürlich einzelne Verbindungen, die diese bedeutungs-
entwicklung begünstigen.
1)) voran stehen präpositionalverbindungen neben bestimmten
verbis: das kriegszvoick vor der statt Verona hat auff beiden
seilen eilff gantze tag in die statt geschossen, mit solchen
gewalt und anharrigkeit, dasz die Venediger die mauwer
mehr dann hundert und fünfftzig schuch breit nidergeworffen.
Frundsbergs kriegsthaten 2, 26"; unnd damit er deren eins
zu end führet, nani er sein schwerdt in beide bände, mit
welchem er ausz allem seinem gewalt den Juncker überfiel.
Amadis 102; dann füren wir widerumb mit solchem gewalt
hinunder, das einer wol het gedencken mögen, es wurde
alles zu grund gehn. Rauwolf 16; dieweil die barbarische
völcker ihres nutzes halben die wurtzel sarabt den blättern
zerschneiden, und den safft mit gewalt berausz trucken,
damit sie es viel verkauffen können. Verzascha kräulerbuch
(1678) 739; einige spannen die sehne zu straff und drücken
den pfeil mit gröszerer gewalt ab als nöthig ist. Wiei.a.nd
Lucian 1,50; mig g'walt cha-me-ne geiss hindenumme lüpfe.
Seiler Basler mundart 157* «. a. s. unter mit gewalt (111, 3).
2)) auch aus der eiiienart des jeweiligen subjectes wird diese
bedeutung vielfach bestimmt und bedingt:
von der wüsten Romanie,
von Chärnten chom ein cbrie,
da; wait und perch zeinander schal,
mit gewalt den Rio herab zetal.
LiLiENCRON volnslieilrr 1,13" (1298);
der In rint aus Engedein bei einem gar hohen perg, so man
die Vinstermintz nent, feit hei fünfzehen meilen, so das ober
Intal ist, über fels und stain mit solchem gewalt, prast und
sausen, das man darauf gar nit faren mag. Avbntin {bairische
Chronik) 4,39; am ersten soll der mülpach mit vollem gwalt
gen durch das dorf winter und sunier. dorfrecht von Part-
schins {ubschrift von 1815), österr. weisth. 6,32; dasz niemandts
kan ein brunnen abgraben noch verstellen, in dem, man
musz jm seinen lauff lassen, und jm sein gewalt lassen.
Paraciisus Chirurg. Schriften I,3t0; so ist auch ain geinainer
GEWALT 1 4, b (krafi, stärke) 496§
offner jochwal zwischen dem haus am ort in niderndern dorf
und der Geirin hof, der die herrschaft angehürt, und der
selbe wall soll alzeit offen sein, und wan ein grosser gwalt
kumbt von wassers wegen, was dan der ober jochwall nit
tragen mag, das soll durch den untern jochwall rinnen, dorf-
buch von Naturns, öslerr. weisth. b, 2-2; allwo in einem kranen-
rade ein ochs gehet und soviel gewalt darin thuet, als er
selber wieget. Bechkr 207; item die kranräder, welche grosze
gewalt thun. ebenda; geschütz grobes, hat grosse gewalt.
Abraham a. S. Clara gehab dich wohl, register (Nürnberg 1729).
vor allem gilt dies für die Verbindung mit einem subjectiven
genctiv oder einem entsprechenden pronomen {vgl. auch unter
HI, 1): solche grosz gnad und gewalt der tauff und des christ-
lichen Stands, haben sie uns durchs geistlich recht fast nider-
gelegt und unbekant gemacht. Luther an den christlichen adel
8 neudruck; allein gott durch sein gotllichs wort, und durch
sein gotlichs gnedigs warhafftig tzusagen, wurdet uns helffen,
nit durch unszern verdienst, sonder einnigk und allein, damit
sein göttlich barmhertzigkeit, die gewalt und ere seines gott-
lichenn wortes, offenbar werde. Hartuuth v. CrOnberg 47
neudruck; da sie durch den hericht des tuchhändlers auf
den gedanken gekommen war, es könne wohl die gewalt
der töne gewesen sein, die an jenem schauerlichen tage das
gemüth ihrer armen söhne zerstört und verwirrt habe; so
fragte sie die klosterschwesler. H. v. Kleist [die heilige Cä-
cilie) 4,203; sie {die Scheiben) sind sämmtlich von 1570, aber
an der starken Stellung der gerüsteten männer, an der gewalt
der heraldischen thiere, an den tüchtigen körpern der zier-
rathen, an der lebhaftigkeit der färben, sieht man den kern-
geist der zeit. Göthe (Schweizerreise vom jähre 1797) 43, 163;
alles ist an ihm (dem torso) in flusz und bewegung in den
allergelindesten umrissen, man sieht alle theile und ihre
macht und gewalt, jede fiber ist in regung. Heinse (Ardin-
ghello) 1,225; er drückte an der klinke der thüre. da sie sich
aber so nicht öffnen lassen wollte, so stemmte er sich mit
der ganzen gewalt seiner schultern gegen sie. Iumkrhann
werke 3, 135; ...
die lanze traf
geführt mit Sicherheit mir das visir.
dasz, eurer nicht ein würd'ges, euer rosz
gefällt ward unter euch vom kräft'gen stosz
zeugt der gewalt allein des lenkenden.
Chamisso Fortwiali gliickseckel 15 neudruck.
3)) über diese und andere Verbindungen hinaus hält das wort
in der neueren spräche die bedeutung '■krafC gerne fest, es strebt
namentlich nach der Verbindung mit entsprechenden synonymen,
a)) bittet und ruft gott an umb hülf und stärcke, oder
umb seine gewalt, damit er den hischoff und tyrannen hin-
dere oder ändere. Luther (an die Christen bei Freiberg 1531)
54,238 Erlangen; was gewalt und sterck die liebe verborgen
dreit. darumb du dich mit höchstem fleisz davor hewaren
unnd hüten sult, ein ebenbild ab mir nctnmen und dich
diszera gewalt nimmer mehr underwürfflich machen. Wickrah
Galmy 9;
dan böser leut mfis ir arm' &nt gewalte
brechen enlzwai: gott' aber wunderlich
ist immerdar der frommen aufenthalte.
Mklissus ijisalm 37) 138 neudruck;
gewalt und stärke giebt kein recht, die schwachen zu unter-
werfen. Wikland (goldener spiegel 2, 6) 7, 117; ich bin über die
stärke und Zartheit, über die gewalt und ruhe so erstaunt
und auszer aller fassung gebracht, dasz ich nur mit Sehn-
sucht auf die zeit warte, da ich mich in einem zustande
befinden werde, weiter zu lesen. Göthe (Wilhelm Meisters
lehr jähre 3, 2) 18, 310; weil nie dergleichen oder nicht in
solcher gewalt und stärke erlebt worden war. Stifter Studien
1, 382.
b)) do ist denne wiltnisse und wasser zu eime zeichen, das
irdensch gewalt und kraft gegen gölte nut verfohet. d. städle-
fAron. 8, 248 (KöNicsrioFEN); der eingang ins bad soll gemach
und langsam sein, damit die krafft und gewalt des bades...
nicht etwa eine gute wirckung verbindert, med. maulaffe 590;
wie nu des herren stim gefährlich
als voll kraft, macht, gewalt und wuht,
so herrlich ist sie und vermchrlich,
vermänget mit dampf, hitz und glut.
Weckiierlin gedickte 2,105;
im stillen krafft und fähigkeit (das hcist gewalt) zu saminlen,
zu halten, und auszuarbeiten und auf glück zu warten wo
das mögte zu brauchen sein. Göthe {an Charlotte von Stein
I7b0) briefe 4, 216; denn ihr hililet euch ein, ihr seid kräftig,
4960
GEWALT I 4. Ii (zwang)
GEWALT I 4. h (zwao(()
4970
und seid dorli olt; ihr denkt, ihr hobt gcwolt, und »tid
trliwucli. TiKct don Qinxote 2, ^9 ; da» i«t eine groiie roriltt;
e« ist diiH icliwrrt Caroli Mngni, seil launend und mehreren
Jahren heim uherhofe aufhewahrt und nocb in «ulier kraft und
gewall. lttXi;iiMAMi 1,186; wenn ich an die kraft und gewolt
ihrer flgnren mich erinnere, an den tieftinnigen , freien,
grillten, unerschrockenen bumor in Odutian, Zerbinn, Kaier,
I)Uuuichen, HIauhart, Kurtiinat und in der verkehrlen weit
so wejsz ich nur ein gegcnhild tu diesem Jutlapiele in der
ganzen geschichte der pui-sie lu flnden: es ist das des
Arislophiineü. 4,9; als dieser aber ihm nun die band gab
und die seinige mit einem prablerisrhen drucke acbOllelte,
um ihm xrine grosze kraft und gewalt anzukündeo, erwiderte
der fiohn unverweiit diesen druck, so dasz die gewiilt wie
ein blitz in den arm de« alten turilckstrOmte und den ganzen
niunn gelinde erschiillerle. G. Kkller {Uule von S4läwyh) 4,211.
c)) dus gewissen erfereis, das ein nachdruck und gewalt
bei dem götilicben wort isl. Lothir 10,118 Weimar; bei der
stelle: viel böxes zu eizilhlen pp. bähen sie ganz recht, die
gewalt auf: böse* zu legen. GOtbr (an Kayttr 26. oel. l'Hb)
trifft 7,112; Schiller hat deswegen einen guten gcdanken
gehallt, dasz er ein kleines stQck die Wallensteicer als ex-
pusiiion vorausschickt, wo die masse der armee, gleichsam
wie das rhor der allen, sich mit gewalt und gewicht dar-
slelit. (Sehwtiurreife t:o:) 43, 10.
d)) dann viel mitlelniUssiger bild sind dorzwiscben zo
finden, und es ist auib ein grosse kunst, welcher in groben
bäurischen dingen ein rechten gewalt und kunst kann an-
zeigen und recht brauchen. OOrbr naehL 247; der feurigste
maler darf nicht sudeln, so wenig als der feurigste musikus
falsch gre fen darf; das organ, in dem die grüszle gewalt und
geschwindigkeit sich Uuszern will, musz erst richtig sein.
GftTHB {an Fr. Müller 21. ;iini 1781) briefe 5,137; man musz
überhaupt eine gewalt, die nach und nach wirkt, nicht mit
der gewalt vergleichen, die plUlzlich wirkt ein tropfen
Wasser ist, denke ich, doch wohl ein s( hwttcherer knrper, als
ein stein; und dennoch bleibt der alte satz wahr: gnlla eavat
lapident. Uicrter chirurgische bibliothek (1777) 4,674.
y) die bedeutungen 'zwang, Überwältigung, Vergewaltigung,
gewaltthal'. die Vorstellung der kraft, wie sie sieh in der parallele
mit lat. virlus in Wendungen nach ort der eben belegten entwickelt,
beruht auf der Unterdrückung oder Verdrängung des relativen
momentes, das dem woite gewalt ron haute aus beiuohnt. die
factoren, an denen die kraft steh misit, haben in solchem tusammen-
hang auf den bedeutumisinhalt des substantivt keinen einflust
pwonnen, und so wurde der absolute begriff vorbereitet, eine
§»ns ander» richtung nimmt die bedeutungsentwicklung, wenn der
Iwiderstand, den andere mathtfactoren ausüben, lebhafter empfunden
Itfird; von hier aus breiten sich je nach dem tutammenhang, je
inach der teibindung mit synonymen oder yegensätzen, nach der
ftnknüpfung an einzelne anlasse, die verschiedenen abstufungen
[tffs begriffts ^überlegene kraft' in der paralle mit vu, violenlia aus.
1)) Übergänge twischen den bedeutungen *kraft' und *:wang'
der präposttionalverbindung mit gewalt: dies saamenkorn
lllt in die erde! da liegts und erstarrt; aber nun kommt
Itonne es zu wecken: da brichts auf: die gefflsse schwellen
init gewalt auseinander. Herdir werkt 5, &32; der jfln^ling
^Oblt den eindruck innig und unauslöschlich: er fühlt ihn
nachher wieder und wenn der dunkle, abentheuerliche, nicbta-
ssgende eindruck nach den guten gesetzen der seele von
selbst anfangt, schwacher zu werden; so verstärkt er ihn
mit gewalt! er erzwingt sich andacht — welche andacbt!
{fragmenle zu einer archdologie des morgenlondet) 6,93; mitten
unter schönheilen der alten wird das gefahl an Schönheit
Wrliartel, und der geschmack mit gewalt gezwangen, dasz
er sich verwahrlose und nach elenden, kindischen, unsin-
nigen zwecken laufe. 5,052 u. o. {vgL mit gewalt 111,9);
dAniirA ich hab das durch gewalt gezwungen gethan vi at
nectssitate eooctut, et irritus hoc feci. Albr (17i7) 933*.
•ii) ausprdgung d<s momtnttt der überltgtnktit übtr anäirt
machtfactoren.
«)) mat ht ist ein vermögen, welchea grossen hindernissen
Öberleg.n ist. eben dieselbe beisst eine gewalt, wenn sie
auch dem widerstand dessen, was selbst macht ist, Ob«r-
»fen i«t. Kaxt 7.111;
von der ßoxTnU, die «II« wesen bindet,
berreh der menscli sieb, der sich Oberwindeu
tiöTHR (äie tvknmmiut) 13,185;
msAtlicbe («wRli. 41« akb beberrKbl.
«niOr«Mei daloeo lipM"« iTa*»» b,4| iai,mt
drum «bto Ui |«««U gewsli caasiiMi.
«all sie «oigetrii irlii den wLlertisad.
(•■iLLftsiii ('i>i bim.t tmitt b) 1, l<S;
der enget tu pferde io der kircbe ist etwas ungereini : abar
er macht ein herrlich bild von sehnelligkni ond onwider-
stehlicher gewalt. Hua«B ArdingheUo l, i»]; jenes Ober-
Mülligen des bes<«ren durch uDwiderUehlieba gewalt lar-
traromert das augenblickliche gluck, aber vermeliret di« iooere
kraft, sie weckend und in sich zurflckdrloiead. W. t. Ilo»-
aoLDT gttehithle det verfallt der grietk. friiOutm IM (4, liOe-
ralurdtnkm. bs);
verweguer träum! doeb wie du laoier mIsIs
mich ireilii lu dir tllmbcbilge irawsli.
gabsnni In deine krelce li«(i m«ia gtl»'.
(ititiL jm..im*lie4er tu:
unwiderstehlich war die aniiebungskraft, di« Taaao auf ii»
Prinzessin ausgeübt , sie ist von dieser gawalt oielit bbai
ergriffen und forlgerisaen worden, denn si« weiai mit foll«r
klarbeit, was sie bewegt und tu ihm hingezogen bat. K. Fwcaaa
Gothtt Tauo 403.
t)) de «int dl al ge«ai vor ein «lempel.
ok holt men *e grdi in goilet hllxero lempel,
aUe l'aulu«, Antonlu». Jeroulmus uode Macbsri««
mit al den andprea vadert , der er oame goda i«t bekaat.
dar er« sels In de«aem leveoda befl gaboldeo 4« averaa
baoi.
uade den llebam uodergeholdeo io groiar «pcoKicbeii.
ond« bebbcD alsui den oemmel gakregeo miiRawaliuad«
streofiebeit.
de* dodm tfna in BatUuke;
nach dem er vor aller litia conteatation , 4aa iat, tor aller
rechtfertignusz willig und frei, auch mit keinan gewalt, soak
zwang gedrungen . . nis marhafft getcMieht, wie Oufor TamUe
bürger tu Wiene . . . (|534) 3; da hat den bund«aieaden der
bischoff und capitel aolichen zwang und gewalt ainea raU
anzeigt, und das inen bescbecb wider recht, bandsordonof
und alte gewonhait. Semd^r cJironik ton Augsburg, d. tHitt
Chroniken 23, 357 ; es wirt kainer under allen des gewaita ward««,
der mich nötcn wolt, den bogen jm. und nit daa gast i5-
raicben. ScBAiOERRBiszia Odysueio'; alsdann wM 4ia aoHh
wendigkeit eingebracht, wenn der tliflter dasjenige, waa w
gethan bat, aus noth und gewalt gethan habe. amtftkrHAer
discurs und bedencken eines teutsehtn kathoUseken patriolen hei
LoNDORP l,269'(v;l. Cicero de jurent. 2: RM<isii<t5 m/erlvr, cmi
w quadam reut, ui quod fecerit, fecitse defendüur);
Sewali und mtng
ai kein rortgaiic
ond werei nicht laag.
LiaaiND flort/egium 9»; vgL BomiAni
»peniten t.M;
ein tborheit der menschen ists, da gott jedem sein land
und leut, sein hausz und nahrung hat zugeeigoet and ver-
zeunt, das einer den zäun will brechen, and aeia baoat mit
ander leut zwang und gewalt ergrüssero. Laatuna ßtrOepum
310; gewalt geschieht durch zwang und überreden. 305; die
gewalt hat ihn gezwungen, rit eum adegü. SraiNaAca S, aii ;
wer weist, wo tie dar wOibenda verbirft.
welcher gcwali tie rrevelnil *icb arfcOboea
ihr bers lu twiagen tum «erhatiieo baoe.
ScKiLLia {TeU 4.3| b»T*.
e)) gegen gewaldt ligt witt to fflsaen, «M r< res gerHur, t^fienü»
t medio pellitur, LBaasnn fioriltgium 907; wet»bcit Qbertnfft
gewalt und macht rtchtssprukwSrter t*n Gaar und Dibt«ibi
5:9; das exempel des Orpheus, welcher durch di« gewalt
seiner aaiten, Eurydiceo von den unerbittlichen ricblero, ob
schon unter einer allzustrengen bediogaof erkaltea, «M
ziemlich weitliufig berflhrt, und eodM «f
dast ein sieg, der Ober das reich der adMltca darch ,
erbalten worden, auch wol dorch gewail <a
Lessiks freu den trauertpitlen iet Seneta) a, 177;
scbah es, dasz einer den andern mt gewalt oder Bit fiel
von dem throne drang. SiBDiaAca 2. tll;
und waoD gewalt okbt bilfl. •• tiiire vor der llsl.
Os {tief 4ra tiektttvUti) m Sraerf
dies konnte das Volk beantworten, nicht aoa staataeia-
sicbten. sondern weil jeder bärger streiten roostte, und
ilus in einem feldzage, wo es aaebr auf liat und gewall, ala
khuheit und wiszensckaft ankaai. HaaaaB {keWn mir medk
jei:l tat fukUkum u»4 vn$eritst4 iet ajtea) t, l«; eure artigkeil
wird uns sUrker nMkigcn, als eare gewalt Wiblaü» SMA*-
spttr» 1, aa (me es euds gifilU S,B): als ich mich hier Bit
312»
4971
GEWALT I 4, b (zwang)
GEWALT I 4, b (ungestüm)
4072
bitten und gewalt bis an die barriere durchgearbeitet hatte,
stand ich dicht neben ihr. Th. Stobm {auf der universiläl) 2,117;
gewalt ist nicht tapferkeit. Logau übtrsehriß zu l, 4, 55;
Lomellin. aber sie werden eine buhlerin suchen, und eine
empiindlerin finden. Gianeltino. gewalt ist die beste bered-
samkeit. Schiller {Fiesko i,!>)z,2i;
mit welchem schlosz verwahr' ich eure treue,
das nicht Sankt Peters Schlüssel öffnen kann?
gewalt nur ist die einz'ge Sicherheit,
kein bündnisz ist mit dem geiücbt der schlangen.
(iW(i)iu Sluarl 3,4) 12,499;
80 y\\ leuchtet ein, dasz sich weder der wille bei der ab-
sichtlichen, noch der affect bei der sympathetischen bewegung,
gegen die von ihm abliängende natur als eine gewalt ver-
halten dürfe, wenn sie ihm mit Schönheit gehorchen soll.
(aber antnuth und würde) 10,95;
nie war uatur und ihr lebendiges fliessea
auf tilg und nacht und stunden angewiesen,
sie bildet regelnd jegliche gestalt
und selbst im grossen ist es nicht gewalt.
GöTUB (l-'ausl 2,2) 41,150.
d}) ich (Vuiius) zwing allein all forsten herren,
mins gwalts kan sich kein man erweren.
MukNER die yeuchmatl n3*;
vim vi pellere jura $inunt; das ist, die rechte gebenz zu, das
man gewalt mit gewalt were. Ldtheb (sermon vom wueher 1529)
6, 37; sich wider gewalt wehren, contra aliquem decerlare.
Weismann 156; ebenso Aler 933'; item dieweil alle recht zu-
lassen, dasz mann gewalt mit gewalt abtreiben möge, so ist
niemandt verwert sich selbs bei seiner habenden possession
mit gewalt zubescliirmen. statutenbuch (Franckfort 1558) 102*;
vim vi repellere, gwalt mit gwalt abtreiben oder widerston. Pri-
SIU8 1390*; ebenso noch Weismann 156; dero wegen gedachten
sie gewalt mit gewall abzutreiben, da fieng man an slüsse
auszzutheilen von beiden selten her. GrimhelshausiiN Simplic.
172 neudruck; es ist gleichwohl zu recht versehen, dasz man
wohl gewalt mit gewalt vertreiben möge. Jag. Ayrür proc. 4
(1680); gewalt musz gewalt vertreiben, rechtssprichwörter von
Graf und Dietri^br 590; ein man mag wohl gewalt mit ge-
walt vertreiben; gewalt mag man wohl mit gewalt, macht
mit maciit wenden, ebenda; sie hätten eben gewalt mit ge-
walt vertrieben, und da sei könig Teleklos umgekommen.
Lessing {Kleonnis) 3,361; gewalt ist eher mit gewalt zu ver-
treiben; aber ein gut gesinntes, zur liebe und tbeilnahme
geneigtes kind weisz dem höhn und dem bösen willen wenig
entgegenzusetzen. Götbb {dichlung u. tvahrh. 2) 24,105; da
wieder verhoffen unsz oder den unserigen von den Soldaten
einige beschwerung zugefugett werden soll, wir alszdann ge-
waldt mit gewaldt zu sieuren unvorgeszen sein wolten. {Greifs-
wald 1624) balL j<ud. 15, 89; gewalt! gewalt! wer kann der
gewalt nicht trotzen? was gewalt beiszt, ist nichts: Ver-
führung ist die wahre gewalt. Lessing {Emilia Galotli 5,7)
2,448; wir konnten darauf nichts antworten, weil wir der
gewalt nicht trotzen konnten. Frankfurter nationalvers. (9) 6879;
denn wer der list sich wohl noch fügen will,
wird der gewalt sich widersetzen.
GöTUB {Ejiimeiiiiies erwachen) 13,277;
in Kopenhagen hatte man nicht übel lust, bei dem erscheinen
von buudestruppen an der Elbe gewalt der gewalt entgegen
zu setzen. Sibei begründung des deutschen reiches 9,96; wider
den gewalt ist kein ratb ohne das gebet. Henisch 1592; wer
kan wider gewalt. 1591; wer kan für gewalt, ferenda est
vis et injuria, cui resisti non polest. Weismann 156; ich glaube
aber, dasz wir hier uns ganz unnütz der gewalt entgegen-
stellen würden, oder dasz es ein comödienspiel wäre, wenn
wir noch länger versuche machen wollten, hier noch länger
Sitzungen zu halten, nachdem man die gewalt gegen uns
consumirt hat. die gewalt ist consumirt. Frankfurter national-
vers. (9) 6884*; die Athener waren unvermögend der gewalt
zu widerstehen, und Klisthenes muszte mit den seinen in
die Verbannung ziehen. Scblossüb vellgeschichte {16U) 1,323;
ihr schönen in I3ritannia! .... verschönert durch die Zärtlichkeit,
durch ein erröhten und durch furcht, hierinn, wenn ihr nicht
sicher seid,
bestehet euer gröszter reiz: bei jeder handlung. jedem wort,
in eurem freundlichen gesiebt, mit süsser röthe, schnell zu wallen,
und vor der mindesten gewalt zu zitiern, wird uns stets gefallen.
BaocKES 'J'humsuiis juhreszeilan {Uer hcrbt^i) 343;
ich war einmal in den bänden des stärkern : ich muszte der
gewalt weichen, und folgte meinem führer, wohin er mich
leitete. Uz 338 Satter; ich weiche der gewalt. Kotzebue almanach
dratnat. sp. 2, 255; wir haben unsere pHicht gethan, sind nur
der gewalt gewichen, und das war vorerst alles, was hier
zu thun war. Frankfurter nationalvers. (9) 687«'; ich bin für
eine öGTentliche sitzung und wir dürfen erst einer ganz an-
deren gewalt weichen, als der, welche heute angewandt
worden ist. 6879'.
3)) bei der überlegenen kraftentfaltung, bei der ausübung un-
widerstehlichen Zwangs, wirkt ein momenl der Überraschung, des
Ungestüms mit, das im bedeutungsgehalt von gewalt ebenfalls
räum gewinnt, an menschlichen handlungen wird es als leiden-
schaft empfunden und in gegcnsatx gestellt zu besonnener Über-
legung, bei sonstigen ereignissen entwickelt es die Vorstellung
des schreckhaften, vgl. hiertu die adjectiva als attributive be-
gleiter unter III, 2.
a)) das moment der leidenschajtlichkeit wird ausgeprägt: und
das grössest, dz diser unwissendt gewalt theologus will den
christenlichen glauben uff zitlicb, liplich fUrstenthum und
heidnisch herschafft gründen. Karsihans 163 Kurz; gewalt und
hochmut stürtzet manchen man und statt. Henisch 1592;
gewalt und zorn zusammen ist der todt. ebenda; gewalt und
Zorn, machen alle ding verworn. Lebmann florilegium 304;
namen in bald mit zorn und gwalt
und wartfen auff die erde,
durchschlagen wardt mit nagele hart
sein hend und fuosz mit gferde.
Martin Utllius bei Wackbrnagbl da» deutsch«
kirchenlied 2,1105;
was mit gewalt geschieht, das hat jmmer seine mängel. Lsh-
hann florilegium 309; weiszheit regiert über gewalt. Henisch
1592; weiszheit regiert durch wort, nicht durch gewalt.
kunst gehet über gewalt. ebenda; aller gewalt ist unbewust,
auser des Jägers Verfolgung. Botschky hochdeutsche eanzellei
2,300; {Julian) nahm so viel er konnte, philosophie, pytha-
gorism und platonism zu hülfe, um allem den feinsten an-
strich der Vernunft zu geben — setzte alles auf den triuniph-
wagen des gröszten gepränges, von den zwei unbändigsten
thieren, gewalt und Schwärmerei gezogen, von der feinsten
Staatskunst gelenkt — alles umsonst! sie erlag! sie war
verlebt! Herder 5,618 {auch eine philosophie der geschichte);
vis, gewalt oder ungeslümigkeit. Frisids 1390'; viol'utia, un-
gestümer gewalt. Calbpinus {Basel 1570) vgl. sp. 4952 und 4953
(unten); ich achte aber, das sie erstlich nit mit gewalt oder
ungestüminiglich, sonder mit einer listigkeit, und kunst, zu
sollichen sachen kumen sein. Hotten (Vadiseut: arte., non
vi aut violentia) 4,191;
der Jüngling tet sich keren,
er hob sich auf die vart
zu einem frawenklosier . . .
drein trat er pehende,
das schafft der gewalte sein.
UuLAND Volkslieder 2,859;
bis dir der helle sieg gelingt,
der durch des irrthums blendwerk dringt
und ihm gewalt und nebel raubet.
Uagkoorn rout. weriic (1770) 1, 14
(moi aliicke gi'dichle).
h)) die daller verlieren sich mitt gewallt. Padmcartner
briefweehsel 2; es wird mit gewalt warm = plötzlich, schnell und
starb. AiBitECHT Leipziger mundart 122 u. a. vgl. III, 8; das is
der e gewalt! Estor (1767) 3,1409; vgl. Scbmeller 2*, 908.
4)) besondere abstufungen der bedeutung ergeben sieh je nach
der art der angewendeten mittel und des Verhältnisses zwischen
object und subject der gewalt.
a)) der staatsrechtlichen prägung des hegriffes ^macht' läszt sich
auch aus dem bedeutungsgebiete des *zwangs' ein analogon zur
seile stellen: das übergewicht, das eine machtgruppe über die
andere durch anwendung kriegerischer mittel gewinnt, hier steht
das Verhältnis zwischen object und subject mit der eigenart der
angewendeten mittel in einem gewissen causalzusammennang.
a)) ein torechter regent, der da stat auff dem tach des
gewalts zeigt sein unvolkuinmenheit und laster, die vor ver-
borgen waren. Geilek v. Kbisebsberg der helliseh low a6';
mit dem hörn des auffsatzes unnd betrügs stossend auch
die behenden kouffleut, und würfft ie einer den andren über
das seil . . mit dem andren hörn des gewalts , stossend die
gewaltigen herren in denen wenig kunst ist, deren decretal
und landtrecht ist . . . wir wöllens, es musz sein, das irrig
ichaf A3';
auch jener hohes hörn,
gewalt, heerzug und zorn
ist nu dahin, zerschlagen und vernichtet.
Wbckiierlin gediclUe 2,61;
I
4973 GEWALT I 4. h (heercsmtühl)
«m $u$ciptrt tontra rmpuHicam, (ewalt wider ein regiment
fürnpmmen, iit echter einer lUtt abiageo. Ftitiue I8M';
gewalt niuii haben groiz gelt, grooz ruituog, goten ralb,
bei'<lan<t und glQck. Lkbxann ßoriitgium SiO;
ach da«i der (rotie gott bald KiiAdigllch von oben
mit iiarkem donner-arm lertehlüia allet toben,
leriranuia dl« gewalt und ricbia gutea auf.
and Haue wlederAin der tugcod rralan laufl
SciiorTBLiua fiifili-1,1 tiri) 39 twudrucMi
ea lehret iwar die erfnhruog, daaz mehrenlheils einige g»-
vsolt darbel mit unterlauft, wenn braundera der nudare tbeil
sich wideraetzet, und kein pfand abnehmen laaacn will.
KLiNCNüa dorfreehtt i, v>9; ea acbrint tlao dem gang der
ding>i gema«zer, doaz der erate konig ein uaurpator war, den
nicht ein freiwilliger einstimmiger ruf der nntion (denn da-
niala war noch keine nation) aumlern gewalt und glQck und
eine achlngfertitie milii auf den thron «eUen. Scmillin (erj/#
mtnschengtttlUchafi) ö, U3: waa eine jede religionaparthei in
dem Aiigsburger frieden rettete oder gewann, »erdankte aie
der gewull, dem zufiilligen njiicht»erhü!lni»z, In welchem
beide bei grilndung dea frieden« zu einander gestanden.
[ärtistigjähtign krieg 1) 8, 18 (gewalt filU in den ausgaben von
1802 und b,iK6»!tM Olli); allen krit-g- und frieden-achlas«en
liegt diirrhüua noch ein hoherea bindmiltel, aU die gewalt . .
unter, nomlich tertrauen auf irgend ein abgewonnenea wort.
JiAN Paul Lttana 'i, 166; herr Uhland aber hatte die gOle, mir
sagen zd lassen, dasi seine meinung wäre, wir mOazten uns
In einem znge, alle die abgeordneten, die sich gerade lu-
sammenfflnden, an ort und stelle begeben, um, wenn ea sein
müszl«, die gewalt nn uns consuminiren zu lassen. Frank-
furier nationahert. 10) 8877"; wer im kriege ohne erlanbmsz
dea komniandireoden generals oder gegen ein ausdrackllches
»erhol, bewegliches gut der landesbewohner im diesseiligeu
oder fremden, selbst feindlichen Staatsgebiet, mit ondrohung
oder ausübung »on gewalt sich lueignet, ist wegen plQnde-
rung mit . . . mehrjähriger festungsstrafe lu belegen, preutt.
müil. strafgesetibuch § U8 {bunde$gesetsblaU fo» 1897 1.219).
ß)) die btdeulungsvcrschicbungen , die tich aus tolehen Ver-
wendungen der prdpositionalverbindung mit gewalt ergeben, sind
seiion in der miltelhochdeulsehen periode {vgl oben sp. 4W0.
4911) belegt und in den rerxweiqungen 'beer', *voUismasse', 'menge'
nachgewiesen worden, sie haben in der neuhochdeutschen periode
ihren besilsstand vermehrt und leben in einsehen mundartlichen
Wendungen noch heute fort.
1))) auch musz ich die könige ausz Engelland, ausz Schott-
land, unnd den kOnig ausz Irland, umb hülff und beislandt
bitten, dasz sie nicht lang auszbleiben, und mit allem jren
gewillt kommen, und mir zu helffen sieb nicht sUumen.
buch der liebe 10*; sie bezwongen die Frantsosen wider, aie
»erdribcn, »erdrungen aie mit gantzem gewalt und buwetten
die statt von mueren und »esligten die mit gewalt. M. ».
KaiiiiiT Chronik 95; anno doininl 28 umb Martini zoch der
^fdel und streng her Jörg »on Fraintsperg zu Mundelhain in
laa Welscliland mit einem fuszzewg in groszer geferlichhait,
ran er mit ijantzer gewalt hinein müsset, alle clausen und
*-as8en »erlegt waren. NicotAua Thojian ( WeiM^nAorner histo-
1«) bei Baumamn quellen t; wie nun der patriarch an-
•xeiget waa er gesehen, i$t Ferdinandus Gonzaga für an-
lere dieser meinung gewesen, man aolte das gescbOtx und
II« knecht auff das landt lassen, und »or allen dingen das
ehiosi l'revesa mil gaotz.m gewalt durch den stürm erobern.
r»o«sPK«ci!B kriegsbuch (1596) 3, 12l'; aich mil aller gewalt
triheidigen, m o6nu« defendere. Stbi>bacb 2,921. vol. auth
■<«■ III.
2))) sie zugen auch auf dasmal mit groszem gewalt für
Brich und lagen darror mit drei »elden. Boriabd Zins, d.
Utechronüicn 5,1:3 [Augfburg); rückten also mit groszer ge-
ll» für die mordergruben. BOntino Braunschweiger dtron.
»usgabe von IW4) 2,26'; darnach zog der kflne held bertzog
leinrich als ein frewdiger lew, mil dem ganiien hellen baulTen
W Oldenburg, belagert da grafT Christian mil grosser gewalt,
isz er sich besorget, er würde d;i8 hausz zu slütken reissen.
knda {ausgäbe lon 1820) 147; der erUbischoff »on Bremen kam
«la»or. und stürmet mit grosser gewalt, kundte doch gleicb-
Mol nichts auszrichleo. 2;S. «hnUck 804; hertzog Heinrich
griff die stad Bremen an, atürmel und erobert sie mit grosaer
gewalt, und gab sie den krigaleuten. 140; erobert das schlotz
und setzet sich mit groszer gewalt hinein. 414; ala nun
beorg von Frundsberg . . . nicht kondten zu hülff kommen.
tritt tki
cm An 1 4. b (kMKMMdii) 4074
weil die Frantioa«a und Venedifcr ait grdsltM fa«»ll iwTor
lafen, bMcbosaM oad atonneua . . . fraa^skrga
(1668) 1,J»'; •^
MiclM klMUM« rew btki Ikr «ntaA
ia V8iirea. Unffera aad («»cliwla^
ia OiWfraleb und aaefe
Ia 8ebl*»l«a nni tautalu liaid,
las raalMk rtlcii all ,,0«,. g^mth
wi lOogaa dieaar rancb. ürst mmd Cai
•ono I4T4 a«ind ll Uoiend aoazerleseoe Tttrclta all „„,,,
gewalt in die Wallacbei «Ingebrocbcn, lo«! baftW ihn*
groszfürsten Mabometa alda alle« tu »erbeeren. Aaea«««
A S. Uaba au/f, auff ihr tMsUn {Wuiur ntmäntU I, •);
eieb auch ge»i8licb zu »eraebeo, wann sie mit ttaeia gtwalt
In diese land kommen aolten, daas ri« darrk diroiaÜM
onleiiong and beistand ihren inlent wol darektratkf« »wdM.
gutaehUn ... wegen der HoUinder tonfödtfalmm (1811) hti Loa-
oo«p 1,173*; so cntsieht die neue frai« «m Mn thun will,
oder Vielmehr thun maei wenn aia oül fwattrcktcr gewalt
wieder kommen. GOrai (aa lari ila^asl n:») hritft 4.8 (a. t
mit »ersUrckter maclit).
3))) Hobeiikonigsbergk . . . boit er durch sein lanttoft and
hewbtieut im Elsas mit gewalt aberzogen und erobtrl M. *.
Kbmnat Chronik Fiüdriehs I. ton der Pfalt yt; daruacb li«a
der pfaltzgra»« ziehen mit gewalt vor llobenburg. M; do
zoch die etat AuKspurg ut mit grwalt gen Paira wM «ffsar
banier. d. städieehroniken 4, 82 (Augsburg itmU 4e «fcla|Uo
sich dl« »on Aug«purg, wie die berrn »on Baira Jm frid ao
barlicb geprocben bellen, den der kunig, flntM mai haira
gemacht betten, und wurden Bberain, däai «aa «all aia
zug ton mit gwalt durch da« land t« Baira gas Beaeos^orf.
BuaiABD Zins, iL städUchrms. 6, »4 {AmgOmrg): «A«|sak 8,81.
6,27; do zob man bie mit gewall aow, gereisig and fotz-
»oick, und zugen den Sweiizern entgegen htti eobalb Czenn;
do cbomen die Sweiczer bergegen »on \Vin»heim bist enhilb
Cj»nn und komen do lu den unsern und zugen do mit ga-
walt herein. Nürnberg's krieg gegen Alkreckl ii&o, d. Mdla-
«AroaUtea 2,217; und ist unser meinung bieraof gesielt, wia
ir una beislant bett wollen tbfio, wollen wir rot aacbt aad
gewalt für den himel ziehen, «ia unlerred dt$ btfilt wai
seiner tardinaUn bei Scbaob m<. 3,M; dia in der eiaiaaa etat
lugent mit gewall, mit drigen bannerin, mil den roeU»g«ria
für das richthua. Ebbard t. Appbnwbiibb, BatUr ekrwn. 4, :m:
da lagenta {du Baiem) mit gewalt fdoff tag and prannlan
die gantzen slrasi. i. stadt*chr0m. 4,811 {Aupburg itnt. ia
der zeit rait kaiser Karl in die mark geen Prandenburg mit
groszer rilterschaft und mit groszem »olk »on berrn und
»on stetteo und lag darinnen mit gewalt. Boas«aa Ziaa, 4.
stddteehron. 6,8 {Augsburg); ähnlich 5. 2I;
die »tat fJcrii'-il'm) dia ward naibgekea aar
»om kalter mit gewalt
bei WiciiBü*«!!. I/4J dtuisdu UnktmUid XHM:
do öffneten die in der statt ein pfortlelu, waaser la infta
. . . daa wart inne »00 dem pfaltzgrjien abgrl.iiiff«a aad iaaa
gedrungen mit gewalle. M. ». Kbmnat ekrontk Friedrieitt l M;
nobiles hotnines in potsessiontm ofri puhUei gns$vi . . nil gewail
darein gon, oder darsü kommen. Faisics (iM8 •. «.) «la*;
si haben una mil gewalt angegriffen, Uptiknt^ f«tr9..ti^
manu, copiis am adorti sunL Ana (1727) •»*; mit fewail
überwinden, eti^arai debtikrt, ehnd»; att gawalt aiat aladl
erobern. SiiinaAca 2, «21.
4))) Im 1027 jar loga kaiser Coani gaha Boai ait tgafw
gewalt. WcaaTisBü (nei) »9(mit kaectakiall I8a)i Jarfaawarf.
let er (Coaunn) neban anderem, da« aacfc afcaiwlia kartaaf
Carola »on Burgand, ao fOr .Nancej Mikaa, kttl$ Lwim\$
aua Frankreich dia graff<cbaffl ArtMa aad kada Baiw
gund, dem frewiia »on Borguad, mü kaawa kiaft aa4 f».
wall genommen bat. Pa^talbo« SkUn Mart. (aam* aa
dea User) IM7.
y)) du tbjreHntrU saAOaalia aasaerAa* dtr pHpmiitmtt
Verbindung: und sampten Mch do, aad krtlrtta aai »a^rtttf
ilamach an dem abent »il voirka (Ir dat kaaa laa amüS,
XU rosz und xa fuaxaa, osd «ta graoa paahoia; aa4 itt
aelbig bao« waa aaar aia laalfeaaa, all «aÜ «aa Iwtaaia
gelegen, daraaf «aiaa «ükk faaritea, aad da aia daa c«A
sahan, do erfakaa «la aick, aa4 in kaaa ward aaaifekeaai.
d. s«idlr<*rea. % m {kisfiknidl Htnktrf, aaa l«4tl: aia
hellen «ick aack aoick« geo ktrtsofca Ladwigaa ait gatrawct
uod schickten baraasx, waa dar froai gawalt aaiaia, daa
4975
GEWALT I 4, b (menge)
sie ungewarneter sacb vor ir stat und umb ir stat allent-
halben ziehen sahen. Bdbkard Zink, d. städtechronilien 5,238
(Augsburg); do waren dannoch in Lüttich wol sechzig tausent
man und betten die stat wol behalten, sie betten aber kain
hauptmann und forcbteu den grossen gewalt. Hbctor Müuch,
d. slädlechron. 22, 216 (Augsburg); und als er an die stuffen
kam, musten jn die kriegsknecht tragen, für gewalt des
voicks, denn es folgete viel volcks nach. Lother apostel-
gescliichte 21, 35 (um die sterck cod. TepU, von getreng wegen.
Augsburger bibel von 1487) vgl. sp. 4949;
all Trid und daidung war zu mat,
derhalb kaiserlich maiestat
hin auT Mailand zu-zohe;
als der Frenzes den gwalt Ternatn,
zu-ruck er eillent Dolie, ja flöhe.
Hans Sachs (der kriegstug in Sophoierland)
22,180 Keller-Götze;
darnach aber als sie jre grentz und marck umbher auff-
gericht und jre besatzungen und gewalt fürtgeriickt, seind
sie nun ein schlosz und ort des römischen reichs, und zöm
theil einer provintzen oder vogteien gleich worden. Micyilos
Tacitus (Germania) 44"!*; ein grosser gewalt von feinden, magna
manus hostium. Fronsperger 234'; derhalben ein grosser gwalt
der leüten zu den thoren bärausz gangen, mitt höchster freud
unnd gottesdienst. Herold Diclys 70;
denn blieb mein Maydel gleich auf unser wahlstatt liegen;
ist es doch nur durch list und meucbelei geschebn:
weil sie, durch redlichkeit, nicht eintzeln Konten siegen;
80 musle zu dem streit gewalt und menge gehn.
Bksser (jcdwhle (1732) 305;
die kaiserlichen haben ihre mögliche gewalt an die Lahn ge-
zogen und wehren sich von Wetzlar bis an den Hhein hin-
unter was sie können. Götbb an /. H. Meyer (20. juni 1796),
briefe 11, 102; e gwald, e ganze gwald, e gwald leut. Schnel-
ler 2', 908; wenn de' gwalt kimmt (menge, Übermacht), ebenda;
item ein gwalt büecber zur librei kbaufft worden, künstler,
kunslsachen und gelehrte, so anders betreffend (1590) bei Weste n-
RiEDEii beitrage 3, 71 ; under tags da haben die Suedischen Sol-
daten weiber und menner allerlei sachen in die statt zu-
verkhauffen gebracht, ganzen gewalt und menge der rind,
vil rosz, noch mehrer reuerent: schwein, weiberschlair, aller-
lei leinwath. gewiser bericht und urkhundl desz entstandnen
ubls und unruehe in Minchen im jar 1632. 7,316; daraus man
achten khan, was eine grosse gewalt fische dar mus ge-
fangen werden. Kantzow chronik von Pommern 412 Gabel;
ain sollicher gewult von marmelstainen ist kommen, also
das dreihundert und sechlzig marmelstainine seulen ... zu
ainem gemach des temporariscben dantzbausz, dahin gefürt
seind worden, älpinüs Vergilius 67*; gewalt, menge, eine
gewalt breite. Schhid schwäb. wb. 515; weld die, überßusz,
fülle. J. Müller und W. Weitz die Aachener mundart (1836) 259.
b)) manig faltig gliedern sich die bedeutungen, wofern einer
der beiden factoren individuell bestimmt ist, während im andern
das colleclive moment überwiegt, namentlich sofern dieses letztere
corporativ zusammengefaszl ist.
a)) bleibt dieses corporative moment auf der seile des trägers
der gewalt, so entwickelt sich die Vorstellung einer Steigerung
oder Überspannung der amtsgewalt, dienstgewalt gegenüber von
unterthanen und untergebenen:
ob schon mir Rom nit aplasz gibt,
und wil umb wabrheit hassen mich,
so wil ichs leiden gedultiglich.
wer weisz, was noch mag begeben sich.
Tilleicht ob leid mir widerfert,
würt funden werden band und schwerdt,
und gegen solchem gewalt gekert.
Hütten {Vadiscus) 4, 148 Böckiiig;
doch mögen sie davon, und ob sonst andere wege zu finden,
rathe suchen zu hofe; denn widder öffentlichen gewalt ist
sonst wenig rathe, denn allein geduld udder gewalt. Luther
(bedenken in wiefern protestuntische edelleute in religionssachen
..1532), briefe 4,429; damit erlangt er auch sovil, das ime
gemaine aidgnossen gepots und gelaitsbrief wider die von
Rottweil für allen gewalt zum rechten erkannten. Zimmersche
cAronife 3, 354 ; dann es seind doch ie noch redlich leüt under
den geistlichen, und solt man sie mit einem gewalt überfallen,
80 war zu besorgen, dasz der unschuldig mit dem schuldigen
gieng. neu Karsthans bei Schade saliren und pasquille 2, 3; Cato
der älter hat ihnen vor zelten zu Rom gesagt: 'die amtleut,
und regenten sollt man mit steinen zu tod werfen, die g'walt
vermöchten zu erwehren, und erwehrens nil'. Hütten (ver-
teutscht klag an herzog Friedrich) h,ld Manch; sie lehren, dasz
GEWALT 14, b (vergewalligung) 4976
man alle diejenigen, so vom bapst excommunicirt sind, mit
gutem gewissen, mit gifft oder gewalt könne, ja solle hin-
richten, auszführlicber discurs und bedencken eines teutschen
calholischen priesters bei Londorp 1, 280'; Caraffa fieng an
wieder gewalt zu protestiren. Kohnao mediz. quacksalber hi;
so wird man zum voraus wohl zu überlegen und sich zu
cntschliesen haben, ob man im Weigerungsfall ihn arretiren
und ans dem land bringen, und wie weit man mit der ge-
walt wenn er sich widersezzen sollte geben wolle. Götfib
(an Karl August 1779) briefe 4,8; als anslifter wird bestraft,
wer einen anderen zu der von demselben begangenen straf-
baren handlung . . . durch miszbrauch des ansehens oder der
gewalt . . . bestimmt bat. Strafgesetzbuch für den norddeutschen
bund (1870) § 48, bundesgesetzblatt von 1870 s. 2U5; das ist nach
meiner meinung der wahre begriff germanischer freiheit,
welche nicht mit wüthenden rotten durch die straszen läuft,
sich selbst ausrufend, sondern der gewalt eine unsichtbare
und stumme schranke entgegensetzt. Imh ermann (memorabilien)
18,33 Bobertag; der gerichtsvoilzieher ist... wenn er wider-
stand findet, zur anwendung von gewalt befugt und kann zu
diesem zwecke die Unterstützung der polizeilichen Vollzugs-
organe nachsuchen. Strafgesetzbuch für den norddeutschen bund
(1870) § 678.
ß)) dem gegenüber entwickelt sich da , wo das collective und
corporative moment in dem Zielpunkt der gewalt liegt, der begriff
^aufruhr':
da zerret an der glocke atr&ngen
der aurruhr, dasz sie heulend schallt,
und nur geweiht zu rriedensklängen
die losung anstimmt zur gewalt.
Schiller (glocke 368) 11,317;
ist bei einem auflaufe gegen die beamten oder die bewaff-
nete macht mit vereinten kräften thätiicher widerstand ge-
leistet oder gewalt verübt worden, so treten .. die strafen
des aufruhrs ein. Strafgesetzbuch für das deutsche reich § 116,
vgl. auch § 106 und ähnlich § 113 (s. schon bundesgesetzblatt
von 1870 s. 218) vgl. auch unten sp. 49*^'!. 49S3.
e)) wenn beide factoren individuell beJimmt sind, nimmt das
wort zunächst privatrechtlichen Charakter an, greift aber von hier
aus in das strafrechtliche gebiet über.
«)) das machtverhältnis wird nicht näher angedeutet: wa Iren
ainem von iemands ainicher gewalt und scbad beschehen
wellte, das die andern alle disen betrengten bei recht handt-
haben und leib, blut und gut zu ainandern setzen wellten.
Zimmersche chronik 1, 146 u. a, (vgl. die zahlreichen ähnlichen
Verbindungen unter HI, 4); also vermaint der Fugger, es sollt
im das auch also hingeen, man derft in nit anfechten, aber
Matheisz Öhen kham für ain rhat, beclagt sich sollicbes ge-
walts. Langenmantelsche chronik, d. städtechron. 23,244 anm. l;
doch soll dem gegentheil seine notturfft und einrede (da er
einige zu haben vermeint) wider solchen gewalt fürzubiingen,
hierdurch unbenommen, sondern vorbehalten sein. Frank-
furter reformation (1578) 1,6 §5; war es dann sach, das ain
gerichtsman, so weit von der obrigkait, durch böse leüt an-
griffen wurde, mag er seine nachtbarn umb hilf und beistand
anrüefen, damit er sich des gewalts erwerth. landrecht von
Wartenfeld (1585), österr. tveislh. 1, 161 ; da er mir sagte, dasz
Gabrias bereit wäre, über gewalt gegen mich zu klagen. Wie-
land (Peregrinus Proteus) 28,100; die nothwehr findet aber
nur gegen eigenmächtige gewalt, und auch gegen diese nur
alsdann statt, wenn die obrigkeitliche hülfe die beleidigung
weder abwenden, noch den vorigen zustand wieder herstellen
kann, landrecht der preusz. Staaten (1832) 2,20 § 518; gegen
gewalt musz jeder Inhaber und besitzer geschützt werden. 1,7
§ 141. vgl. auch § 142. § 143; ist die gewahrsam oder der
besitz, obigen Vorschriften zuwider, jemanden mit gewalt
entnommen worden, so müssen ihm dieselben, ohne rücksicht
auf ein besseres recht dessen, der die gewalt verübt hat,
wiedergegeben werden. § 146; eben so wenig können durch
gewalt erzwungene, oder durch betrug veranlaszte handlungen
oder duldungen den besitz eines rechts bewirken. § 97; wer
mit gewalt gegen eine person oder unter anwendung von
drohungen mit gegenwärtiger gefahr für leib oder leben eine
fremde bewegliche sache einem andern in der absiebt weg-
nimmt, sich dieselbe rechtswidrig zuzueignen, wird wegen
raubs mit zuchtbaus bestraft, strafgesstzbuch für den nord-
deutschen bund (1870) § 249; wird die erpressung durch gewalt
gegen eine person oder unter anwendung von drohungen
mit gegenwärtiger gefahr für leib oder leben begangen, so
4d77 GEWALT I 4. t) (Vergewaltigung)
iit der tbUter gleich einem rttuber zu bestrafen, f 255; ««r
einetn kainerudeo . . . etzwaareo, gelranke, lubaik oilrr gegen*
•tandc zur reiuigung oder zum au«be«iero der »•cheo inm
eigenen gebrauch oline anwendung von gewoil an tucben
entwendet oder veruntreut, wird das erste mal disxiplinari«cb
mit Sil engem arrest Ije-itroft. gescbielit dies aber zum zt^eiten
in;il , oder ist bei verübnng der (bat gewalt an sacbi-n an-
gewendet... so tritt die strafe dea eiufarbfn ilieb»tabls ein.
krieguTtikel ßr das prtutz. hur (Ibfti) { 40, hundngttttihlaU
ton 1867 I. 316.
ß)) dat verhaUnis dt» tUrktren tum $chwdchtren:
ja, was heim
bei dir gewiili? mit Teu'r uod ncliweri? oeln, Dolo,
was hrauolit e» diIi den acliwacheo für gewall,
all Ibre schwaclio. Lii<»ii<o {tfiiihnu 2,3) 3,5&.
mit Vorliebe «ird dieut vtrhültnit an dem unltrschied der gt-
sehlecliter ausgeprägt und der begriff der gewalt von hier aus
auf das sexuelle gebiet itber geführt.
1))) niinnierniehr, mein hprr; kb geb es nimmermehr zo.
— es geschieht uhne meine einwilligung. - das beiszt gewalt
hiüuchen, mit gewnit besitz nehmen. — aber gewalt wider eine
srbwacbe, unglückliche; — ein mann sollte sich dieser gewalt
acliiimen. Lkssinc {die matrone von Ephesus) 3,400; lasz ab!
beschöne nicht die gewalt, womit du ein welirlnses weih zu
zwingen denkst. GUthi {Iphigenit in prota i, 3) 67,87 {rgU die
sich der Schwachheit eines weibes freut in der späteren fassung).
^))) so jemandt einer unvcrleumhlen ebefrawen, witwen
oder jungfrowen mit gewalt unnd wider jren willen ihre junck-
fraulich oder frttwiich eer neme, derselbig ubelltbatter hat
das lebenn verwurckt. Carolina 62 Kohler - Stheel ; doch bei
langem wirdt der bruder gar entzündet unnd schendet die
Bciiwester mit gewnll. Pauli schimpf und ernst 176'; riolar$
nutzwingen, mit gewalt schwachen, verletzen. Ambbosiis-
Calbpinus (I&70); violatio, Verletzung, anfallung mit gewalt
z(\ sehenden, eb.nda; violatur, verletzer, gewalt an ibuer,
geschender. ebenda; meine jungfräuliche ebre — diese nacht
— gewalt! SciiiLLKR {Fiesko i, 10) 3,33;
die wilde begierdfl
dringt mit gewalt auf das weib, und macht die lusi lum eDtsetieD.
GöTHB {lIciiiKinn und Durolheo) 40,2!ri:
mit Zuchthaus bis zu zehn jähren wird bestraft, wer mit
gewalt unzüchtige liandlung,en an einer frauensperson vor-
nimmt, sirafijeiettbtich für den norddeutschen bund (1870) $ 176.
vgL Strafgesellbuch für das deutsche reich § 176. 177, vgL auch
gewalt anthun unter III, 4.
5)) die objectivierung knüpft an die rtrsehiedenen «6*n be-
legten bedeutunyen an, bevorzugt aber die individuell gebundenen,
ein äusseres kennseichen der objectivierung liegt in dem xutritt
von pronominalformen tum Substantiv, die neuere spräche hat
diese abgestreift.
a)) dann es ist kein gewalt vordriszlicher unnd unleid-
licher, dann wo man des vor^ewQltigten noch darzu spottet,
lind in z3 seinen unglück übet und trotzet. Hütten (Va-
discus) 4, tS8 Böckiitg,
b)) dwile heie Niciais Feiern geschuldiget hait umb ain
gewalt und nit umb ein frevel, und mit recht gewiset ist,
daz es keine gewalt ist dann ein frevel, ao sal bere Niciais
den kosten gelden. der Ingelheimer oifr/io/' (1448) 267 Lorsch;
eine unsrholt geboden vor den ofgemessen schaden und umb
eicen gewalt. (Oberwesel 1449) 2t»3; das ist ein gwalt wann
es geschieht on offen ursacb. Terem (1499) lll' (anmerkung
des übersetiers) ; wa aber jemandt uss forcht eins gewallts
unnd nit der meinung, jemandt vom rechten zu dringen, ann
unTcrdaihtlicb ende enntwicben, der bat dadurch disse vor-
gemellte straffe nit verwurckt. Carolina 66 Kohler-Scheel ; ao
ein fehler befunlen wiert, von der herrschaft dasz gehörige
einsechcn und die verdiente bestralTung vorgekert wIert, ohne
dasz man diiszfahlsz einen richler einen gewalt oder be-
slraffung zuelaszet. marktordnung von PöUtn (IM7), hUrr.
weMh. 6, lii.
c)) derliaiben, als sie den gewalt und straf gottes angen-
scheinliclien Sachen, baten sie gott umb gnad und Verzeihung.
Ximmerschi Chronik 1,283: kumbt iemant, der zu schaden gen
wolle, das sullen sie understen und denselben davon weisen,
wolt sich aber derselb oder mer darinn fravenlicben halten
und in gwalt beweisen oder mit gwalt in die hueten preclien,
desselben gwalts si sich sullen wem nach irm vermögen.
dorfrecht der gtmeinsehaft im Tirol (1462), isUrr. wfittli. 6*, »7;
aller der gewalt, scbud, nngcuiach der di-m gotshaua geschieht
GEWALT I 4. b (frevel)
4978
in leuteo oitr so gal, dea kImI 4«f M Moer aut fogi let,
z« bant und er 4m veroinmi, faaerMb tktrttituuf mtt Ut.
Urkunde (&<*«• 1197) aus itr i. Atf|/b im It. I»ktk. »m Z^b«
urkundenbuth *MS Sttserm»ik t, Mt tSim fevail oHtt ^^
Irubung, die eine« ion seiner pomwlti WHßH^tßüt mUm
mn dem gerirbt, darino diescibta kwcbtkM, fereckifertitet
werden. Frankfurter itMtulenbuek (UM) MC.
ä)) 4m Ut
nicht alle«, was naa fcietfero ikai. lewtliT —
SU «agen : — sii«|SBoaiM«a, «a* die kt/cb'
an klnüern tbuk Ls'Siao (.Vaik«. «.)) S, Uli
es Ist gewalt! es tat vtrwefotr raub!
alcbt pDIcbiveriaMCD kooot* meine l«<kter
aus fralcr oalgunf dem eotfubrer feliaa.
Schills« ti>immi vm itmtim) UVi
tfl gewaltibat (i. d.) im gtgensatu m gewalltblligktit (s. i.).
«)) gewalt schreien (iti anderen iknluhen »ecussttHn M
(chreien vgl. Iheil 9, 171»):
der biscbsr siebt erstaunt ood schreit toleut: gewalll
dass von dam lauien ruf die bObl« widerscbaltt.
Kacmabiab (rgmummiu I) l.*3:
gewalt schreien, cAiamar« oinle, crirr Aare, rMeai<r, »ptUtr i
son ucours. RIolem (1711) 38o'; gewalt, gewalt! o rettet!
kommet mir zu bulffe, die ihr ehre und keuacbbeU achtet.
GtTMios Horribilt. 69 neudrutk;
herbei, Ibr mloner, gute leuia helft!
■ewalt, gewalt. tie fbbren Ihn gcrangcn.
ScaiLLia (WUkftm UÜ S.S) 14.aWt
gewalll eowaltl .. acb gold'gar kalter!
sie plOnoisro drio In haus, tie sAuüen aa
und gOnnan telbti den t«dMa nlebt die nibl
acb schütit uns, berr.
öaiLLPiaiaa (tMg OlUUr ») 0, lO.
S) gewalt ■- frtvtl wsi ^ «nrecU. die mu(Aun§ itr Mer-
Itgentn kraß wird an dem ■seisateft der wsm^ oitr 4a cmMm
gemeutn: gewalt, gewaltthMigkeit tit, riolMlie. Baiii n».
Albb 1727 M. a. vorbereitet und tngedeulet war dies« tenrtlu9ma§
auch schon in manchen der tken Meglen beitpteUf dtek feUu
die besondere autprigung dies«$ momente», die in ieu ftl§niem
belegen hervortritt.
1)) die beurthetlung utOtr d«« f«itdkljpaiikl der wurni:
den armen man nit underdrack
durch blebarl und faUcbe tiuck:
des groten gwalts nUibruch nit sieb:
cot lelt das nit im binaelrich.
Taon** MuBKBa bMlenfakil t&.M Mertlmi
riebt nun dein thun und lu>en
nach gotici gesati und lehr,
halt dich aun rechter Strassen
nnd gang kein misigtnc mehr,
die gerechiigkeit thue da tucbea
vor andern lügenden all,
den gewalt ihut goit verililch«B
vor andern la«iern all.
deutscht lietler auf de» miaterk»mi§ W WtiUm,
a)) (die aufrührerischen Caseogner) erwehletea dcrtolkea
allerlei befeh'haher, ja einen künig, welche nit gross
und bncbmulh tiel aiadt und leuth durch liat u
einonmen und z>\ungen. Kiacaaur mendunmulk (1^4^ S>M
Osterley; dieweil aber d. Luthera christlicbc lebra^ VM nlln
Seiten mit listen und gewall aogefocbteo eekritk 4.
Luther an disi edle blut (a« KaH V ), MaraieiM UAm «;
drei roauren kan noch wobi ein slarckes be«r beateifM» ••
feate als sie aind, bricht sie gewalt and IUI. asedl mmik§t
77; er fasst hierauf den eoiachtuti. aeine vnßk ta ter*
bergen, ein ruhiges uod freudigca anaekn aoMaetoca, mm
sene absiebten desto gewisser n arreuba«, \m im llHt
aber gewall, list, belnegerei und
er Ober das hartnackige weigeni <W Tyilrti «iera
LissiKO (aHjta^ aas dm lr«a0i|pMt l%fMe) t^Wt Mi
doch euch wider de« teafale UM m4 fi»»!!» Ib Ü
aofa irockne bringeo. G«t«s m AtvMf MmH Ah^ (»• f»-
1181), hriefe &,9»:
aa»f earteiee kM der baaaeni ■oweMMaa ■iwr»
das mit dea Mdaeea fewali MasM dea TJilen Uait
aber jener befcenaahie mk iraft dto «wiewa ante.
dieser belehrte die ««h, dia ar Mk Wigliall tiawli
kefäiMaft *as |ir as« prwMa
•«MfvtifMs aMaaacrM« im 4aa
tl.t»l
ScauLBB C«r _^_
der t*4Uktt «■«ff«
4tutk^ : des MaMra tratt} «fC
la der kehle Ikgi'a varwahn,
«•ftkaUist vaa alle« «iaela
der Um «ad der gawaft.
j dia aotabuBf daa •anekto twcMaM eoiwader iarch faentk
i oder durch liet, wiklia« !■ kiasubi aaf daa
4979
GEWALT 14, b (frevel)
GEWALT 14, b (unrecht)
4980
wesentliche einerlei ist. gewalt ist zwang des fremden indi-
viduums durch physische causalität. Schopbnbaobr weit als
Wille und Vorstellung l, 39S vgl. Fraüenstädt Schopenhauer-
lexikon 1, 28S; wer sich eines menschen durch üst, drohung
oder gewalt bemächtigt . . wird wegen menschenraubes mit
Zuchthaus bestraft. Strafgesetzbuch für den norddeutschen bund
(1870) § 234, bundesgesetzblatt von 1870 s. 239; wer eine minder-
jährige person durch list, drohung oder gewalt ihren eitern
oder ihrem Vormunde entzieht. § 235.
6)) dez wir aber für uns, helffer und dienner und wenn
wir dir zu schaden bringen müssen, gern vertragen waren,
als ferr wir dez von hindernüss gross gewalz und mütwillens
verderiblichen, den du mit unseim vatter und auch mit uns
manig jar blssher getriben hast, müssig und entladen möchten
sein. OsKald der jüngere und Gotthard von Wolkcnstein an Hans
von Vilanders (I44l) bei Steinhäuser privaUriefe 1,355; dann
man heit das volck gar nahe für knecht . . . under denen
ergeben sich viel den edlen, wenn sie mit frembdem gelt,
mit grossem tribut, oder durch gewalt und mutwillen der
potentaten beschwert werden. Ringmann Cäsar (l5S8) 59"; weil
sie, die alte schlänge, mit lügen und gewalt die auffsteigende
warheit nicht demptfen kondte, erreget sich aus d. Martini
Zuhörern allerlei Zerrüttung und ergernus. Matbesiüs Luther
76; er traib vll büeberei und gewalt mit dem armen volck.
Hectob MiiLicH, d. städtechron. {Augsburg) 22,241;
(wir sehen) gewalt inii poszheil schweben hoch,
di tugent gbat weit binden nach.
SCHWARZBNBEBG 157*;
§ewalt in boszheit ilzundt swevet hogb,
e döget geit verne bindernach.
jünuere glome tum l'icineke d. V, 128 Brandet;
geltz, gewalt und ubermuth,
verderbet manchen Schreiber gut. Hbniscu 1592;
glaubt nicht, dasz Ich fasele, dasz ich dichte,
seht bin und findet mir andre gestalt!
es ist die ganze lärchengeschiente
mischmasch von irrthum und von gewalt.
GöTHB (uikme xenien) 66,103;
zu Trifels, auf der alten kaiserburg,
dort liegen herrenlos die reicliskleinode
im öden saal, den heidengeititei' bfiten,
derweil in deutschen gauen überall
gewalt und Zwietracht iingebändigl toben.
UuLAWD (Luitwiii der liaier) 8,107.
c)) ohne allein ob frevel, gewalt oder andere Sache ge-
schehe, das halsz und band anträfe. Meiszner Urkunde von
13S4 bei Haltaüs C95; bischoff Niclaus war zornig über die
bürger, sagt, sie hellen grosz gefreffelt, und die freilieit der
kirchen an jm zerbrochen, woite das sie jm den freffel und
gewalt abtrügen. Aventin clironik 485'; darum geschähe ihnen,
nach solcher ihrer lehre, kein unrecht so man sich wider
solche unleidliche gewalt und frevel mit gewalt setzete.
Luther {predigt am 24. sonntag nach trinit.) 14,275 Eilangen;
darumb lasszt ewer frevel und gewalt und denckt das er
mitt recht handlet, von welllicher oberkeit (1523) E3'; gewalt
ist öffentlicher frevel, glossen zu Lucas 8,14; dat he ome
enjegen wedder sinen willen mit frevell und eigener gewolt,
wone und sitle in einen huse. Urkunde von 1533 aus Leineberg
bei Haltaus ii95; unnd lesset jhm unrecht thun, unnd das sei-
nige mit freuel und gewalt abdringen unnd rauben. Mathesius
hochzeitspredigten 115 neudruck; ebenso 105; gewalt und frevel
bringt endtlich den todt. Hunisch 1592;
wer weist nicht, dasz ohn dich ihr wort erloschen war
im blu!-bad fiommer leuth, und falscher läbrer scbwäzen,
die sich an gott«s statt mit trotz und frefel sazen,
wenn du nicht dem gewall stebts bauest abgewehrt
und durch Verfolgung erst die gläubigen gemehrt.
RoHPLER I ei iiK.i Milchte A3*;
ich wai^cbe, goit, in Unschuld meine liände;
wenn ich an mir gewalt und frevel fände,
wie dürft ich meinem gotte flnho.
Kbaker psalmen 1,98;
aver gesten sol man ze allen zeiten richten und umb frävel
und umb gewalt und umb Unzucht sol man auch richten.
rechtbuch von Brixen, österr. weisth. 5', 382.
d)) gewalt, notzwang, ehebruch und schand
zerreissen olTt das ehelich band;
wenn aber allwee folgt die räch,
die übern söhn der vatter sprach,
denn ehebruch, unzucbt, frawenschänden,
Bcbetzt man kaum werth, sich drumb zu wenden.
KiRCHUOF wenitunviiiih (2, .=»3) 2, 104 Uslerley;
er (der tnifci) kam an eines füersten bolT,
da man spilt llücht, büert und zusofT:
Bchinterei, gwalt, krieg rawb und moit,
der füer.n s^acb durch dii: prillen.
H. Sachs (iter teufet aiitt im tnnt) fabeln und
schivanke 3,326 Cötie;
dieweil der satan das evangelium mit keiner gewalt noch
ketzerei vertilgen kundt, practicieret er noch weiter. Er. Al-
BBBUS wider die verfluchte lert der Carlstadler, vorrede;
hör' ich nicht den krieg schon kommen?
steur ihn doch, du frommer gottl
er hat zu gehüllT genommen
hunger, armuht, g wslt und lod.
ScHOTTKLius fiiedens sieg 56 neudruck;
gehütet wie den apfel meines auges
bab' ich dies land und diese arge Stadt,
und wfihrend alte weit ringsum in krieg,
lag einer blühenden oase gleich
es in der wüste von gewalt und mord.
Gbillparzer (ein bruderzwisl 4) 8^,105.
e)) hie gebt vor billigkeit gewalt,
hie hat Unschuld kein aufenthalt.
HüiTBN (ktaii über den Luterischen brandt)
5,48 Miinch;
violentia notzwang, unbillicher gewalt. Fnisius 1385'; ebenso
ßiiiBLiDS; ohn einigen unterscheid bat man alle diejenigen,
so nur mussitirt, gegen und über den unbillicben gewalt,
dessen sich dann Spanien in dieser occupation gebraucht,
ein Wörtlein fliegen lassen, hinweg geräumt, spanische stnrm-
glock (1616) bei Lündorp 1,289*; u.a. vgl. auch unter 111,2;
sein recht in der scheide tragen, und den gewalt für billig-
keit achten. Schotteuus hauptsprache 1232.
2)) gegenüberstellung von gewalt und recht.
«)) Hanns Waidman, man seit von dir,
du wellest im land jagen schier, ....
zQ Zürich brachstu mit gewalt
die armen l&te manigfalt,
recht mocht nieman geheifen,
die bunde bastu all ertöt
mit deinen jungen Wolfen.
LiLiKNCRON volkslietter 2,272 (Hans Waldmann 1489);
wer den gröslen kolben hat,
der kura von dem galgen uff das rat,
und setz sich da in das wasserbat.
wir narren stecken kein ander zil
dem, der unsz narren geweitigen wil,
on recht unsz wil mit gewalt vertreiben,
und laszt uns nit bei recht bleiben.
Murner vom grasten Lutlierischen narren
vers 569 Kurt;
denn man helt es dar für gewissziich, das soliche gewalt
nicht rechte sach halt, und wider recht handle, weil sie on
gottes wort feret und sich sonst nicht denn mit blosser ge-
walt zu helffen weisz, wie die unvernünß'tigen thier thund.
Luther ton weltlicher oberkeit (1523) E2"; darnach theten si
{die päpsle) das tüchlin recht vom angesicht, namen sich
gewalls an, doch mit forcht, einen künig zö machen, desz-
halb mit den fürsten einen bescheid machten. Judas Nazarei
vom alten und neuen gott 26 neudruck; wer zur gewalt schweigt,
der verliert sein recht. Lehmann florilegium 307;
gewonbeit wird gebot durch brauch und lange zeit,
krieg hat durch dreissig jähr gewalt in recht gefreit.
LOGAU 3,1,39;
den ausspruch rechtens durch den weg der gewalt hinter-
treiben. Schottelius hauptsprache 1232; die gewalt musz un-
rechtmässig sein, mancher Verbrecher wird zur urphede ge-
zwungen ; dieser zwang ist gerecht, alle krigesgewalt hat
die Vermutung des rechtens für sich. Estor teutsche rechts-
gelehrtheit (1767) 3,1196;
ein schnöder eigeiinutz steht itzo an der steile
des alten götterschwarms des bimmels und der böllc.
ihm weiht, ihm opfert sich das menschliche geschlecht,
sein tempel ist die weit und die gewalt sein recht.
Hagedorn poet. werlte 1,8S;
was ist gesetz und Ordnung? können sie
der Unschuld kindertage nicht beschützen?
wer seid denn ihr, die ihr, mit leerem stolz,
durch's recht gewalt zu bänd'geu euch berühmt.
GöTUB (nutürtiche locliter 4,2) 9,340,
nicht ist von recht, noch von gerlchl die rede;
hier ist gewalt 1 entsetzliche gewalt,
selbst wenn sie klug, selbst wenn sie weise handelt.
(4,1)9,329;
geh zu raub und krieg 1
hin, WO gewalt gesetz macht! denn wo sich gesetz,
WO vaterwllle sich gewalt schuf, taugst du nicht.
(l'amiora) 40,890;
dieser religionsfriede also, der die flamme des bürgerkriegs
auf ewige Zeiten ersticken sollte, war im gründe nur eine
temporäre auskunft, ein werk der noth und gewalt, nicht
vom gesetz der gerechtigkeit diktiert. ScniLLBR geschickte des
dreisiigjdhrigen krieges 1 (nach den ausgaben von 1802; in den
alleren von 1791 ab: ein werk der nothwendigkeit und der
stärke, vgl. Gödeke 8, 18);
4981 GEWALT I 4. I> (kvIiI vor rcclit)
denn nicht vom rachia. voo fawtli •Udo
Ul iwUclicn mir und Kogellaiid dia rad«.
SCHILL!* (Uaiia Stuart 1,7) 13,439;
icbrackllcli immer,
auch \a gararhiKr racha, In gawali,
goti lillfi nur dann, wenn aeoicbeD nicht mehr beiraa.
{T0II 'l.i) U, :i30:
da« werk der gewalt, freien nNonern unzirmlicb, man frr-
niieden wenien, »0 lang da* recht atimme hat. J. v. MOLi.aa
gt$cliiehU der Scliwriieritchtn tirigenouenicJiafl 4, 414;
mnin beer erwartet mich, dani wir vertucheo,
was die gewalt vermag im dlemt de» rechii.
GaiLLrARXia (ein lieuer ilimrr 1) (>*,I09;
herold. beglOcki wer hat: da« lit ein alt geieit.
kanzler. ao nennt ihr da« geaett? dai lit gewalt.
(kAnii Utiukar 4) 0, 109;
nicht der arm der gerechtigkeit, die gewalt nCtbigte mich
ein land tu rliumen, in das man mich berufen, wo ich
ncht jnhre in treuem, ehrenvollem dientle tugebracht hatte.
J. GaiHM {über mein« tnllassung) kl. telir. l,2&; nein, ich er-
warte, dasz Die sich als mSnner und disciplinirte soidateo
benommen haben würden, die das recht da gesucht hatten,
wo es SU linden, und niclit auf dem »ege der gewalt, um
es sich selbst zu vrrscbalTcn. Frankfurier nationalvtriammlung
(1) 105*; an die stelle der ewigen onlnnngon des rechtes,
die nach vorüliergeheiuier Verdunkelung alle zeit nur um so
liellcr Icuchlen, liut er das bunner der gewalt tu pflanzen
versucht, darum kann er nicht sitzen unter den mannern,
denen unser volk die gründung der einheit, die fesligung
seiner freiheit anvertraut bat, in den wegen des ralhes, der
milssigiing, der Weisheit, der geduld. E, Simson (über Hrckn)
(2) MHi»'; «ir haben etwas hei uns, was voo heut ab in diesem
walde starker sein soll als die gewalt, und das ist unser
recht und das gesetz. G. Frkttac (toU und haben) h,%\\ von
notur, also ursprünglich, herrscht nicht das recht, sondern die
gewnit auf erden, weiehe vor dem recht den Vorzug des primi
occwpantis hat. Schopinhaokr parerga 2,265 vgl. Fraoerstädt.
b)) warum lesscstu mich sehen mühe und arbeit? warum
zeigesiu mir rauh und frevel umb mich? es gehet gewalt
über recht. Lbthbr Hahakuk 1,3 (et factum esl iudicium et
eontradiclio potentior; und es ist urlail worden, unnd das
wider sprechen gewaltiger Eck; bei den älteren überseliern
andere auffassung) ; darumb ist dieser spruch liabacuc; ge-
walt gehet über recht, wol bleiben inn der well, der prophet
Habakuk l4*; der wellt lauff ist, wer frum sein wil, der mus
leiden, solt man ein sachc vom alten zäun brechen, denn
gewalt gehet für recht, wenn man dem hunde zu wil, so
hiil er das ledder gefressen, wenn der wolff wil, ao ist
das lainb unrecht, fabeln 16 (neudrueke 76);
gewalt der eeiit gar ofTl für recht,
als ir Inn diesem beUpiel secbi.
11. Sachs tiabel de$ wolffe mit dem Umb) 6,80;
I .................
^^m gewnit gieng iinderwpiln für ruchi.
^^H und hat der huridt schon nirht» gethan,
^^^ mu>i er doch ledder freisen han.
^^^E Erashus Alrkrvs fiibcln 92 NeMdmc*; efreiuo in
^^■1 der Khrifi 'mider die verfluchte lere der
■|F KarlBledter' L6':
inn das klagt auch jener armer knecht, das gewalt gehet
fflr reclil, unnd ein quintlein gunst wolbereil, uberwigt ofll
ein centner gerechligkeit. Matbbsius hochteilprtdiglen tu (bibl.
d. tchriflsteller aut Böhmen);
gewalt gebet für recht
aaa klaget mancher frommer knecht.
Lkhian!« florileyium 30&;
wo gewalt gehet für recht
d.i bin Ich lieber berr dann knecbt. IIinisch 1&91;
es ward aulT erden nie so achlochl,
«' gieng gcwolt stets über recht. ebenda;
ge«alt gehl vor recht. Pisioaius jjjricA»«r<rrjc*olt 19«: g«w»lt
fehei für recht jus ri obniitur. Spiisst (ITOO) 151*; ebense
Wüis^iANi, i5«-. Bavkr 290'. Ai.B« 983'; gewalt geht vor
recht, rfot" e la forsa, la legge non ka ragione, ftna etde »lU
ragione, u fien I» forza, une parU la ragione, U neione t»4e
^uo ttlia forta, la force passe U droä. Radlein wf; gtwalt
für recht jus in armis. Kirsch 179'; es geht gewalt fflr recht,
da» i»i der weit bekannt Joseph Kurz prinxestin Ai«p*M
{»uner neudrueke 1) 8t: gcwolt geht Tor recht und die ge-
selle verstummen vor furcht. Lbssiuc (fo« den tramtrifttlem
de* Seneca) e, 171; gewalt geht über rechL WiblardSI (MufaW
GEWALT I 4. b (gvhl w redii) 49S2
«M I8&7), 4IS: Siifen: konmt! mI mmttm W9§t kM«'9 *m
»erdeo. recht babM »ir, uui mit «•nMnft mIim «|r* imdk.
»letskr: ihr nanen! gawalt gaki ««r rackl. MAI! Mru
(6«i bOMneniearheÜnnt », •) ||,4M: VMü raelMc im f«K«> i«
dort nirgend* die redt, nur tm aldilM, M immt 4ocfc. mmm
•i« mächtig siod, bluBf gawalt vor recht gehl F. L Jaaa t, L
6>0; in bOseo seitUaflte, wo gewall für racki cHm. t, t,*!«;
man bat mir einmal eine •boliekalotunnt »MaM MfakM:
'gewalt geht vor recht', das war dM Mft, Im ksk« M ■(•
getagt. Bismarcr rtdtn (ii. )Hni mt) •,M4.
e)) es ist bot rechten, wo gewalt riehter iat & Fiaaca
tprithmMtr 2,20; genau $o BpritMtrirUr {henkfvt »:•) MI*;
vgl. HorraAMN spenden l, i»i. SiHsoca U14 «. •.; wo tewaUi
ist, de mosB recht sein maul halte«. Liaataa ßmiUfium SM;
da.nr geweld heersrht, zwijgeo 4« wetlaa. t. S»*u j-ltiimt
tot dt hislorie tan Geldrrlanä (initr arai« lUenl Ufie) 1,11; syL
GsAP und OiBTaBRR 4 ; wer gewalt hat, der niaHa Uawef m4
last die recbtsgelehrtea verlheidigrn. LtaiAtiH ßorüegüm aa«;
wer geualt hat, der hat recht, unnd ist gereckt, aood t«IU»
alle acbreibfedem darüber zu bralwOrsIen werden. 897: «tM
gewalt mit dem scbeinmanlel der gerechligkeit bedeckt lil,
last er sich nicht stralTen no< h bessern. KM; waa lal rachlT
gewalt kan es tagen, wilto nicht, so mutto wol, da«
recht, ebenda; gewalt behelt allzeit recht, das tat jeU
weit louir. HüKMca 1592; eine band voll gewall itl
alt ein tack voll recht. Graf und Disiakaa U».
d)) der tlArcker thut oorecht mit geMail, der tchwacb«
mutz leiden, unnd darzn dancken. Lihbakr ßerileftumtUi
gewalt nimpt den armen sein deck. 809; ein gelebrter ■•••
sagte: die gewaltigen handeln mit gewall; die schwacban
mit recht, gewalt kan es kriegen: nemlich, wilto oicbt, to
niiistu wol, das ist recht, dann der bock waiez, dati er
hArner hat. ZinccRsr apftphlhegmuta (I6»8) t, IM; gtwail iat
treglicher zu dulden rIsz unrecht. Lbhhaiir /ferileyniai tm,
e)) wo gewalt Ober band nimpt, so itl da« recht l«dL
iiemscR 1592; wenn gewall kOmmt, ist recht todi. Ba*M
sechstausend d. sprirhw5rUr (1840) 781; ebens« Siiaoca (M»)
lind Graf und Dietmbrr; wo gewalt recht hat, bat dat racbt
keine gewalt. Bradn 766; vgl. Sisrocr (8570) u. a.; wo gewalt
herr ist, da ist gerechligkeit knechU 7M; vfl SiaRoca (81711;
lunten-recbi (egi, theil 6.1309) bell rechtes recbl aar flr
lumpen-rccbt:
wo gewalt tum herreo wird, Itl gerccbi elo kaeckL
Lo«Ae8.«klS:
Um gewall sich blicken
gebt da« recht auf krfickea.
Baioii 781: VfL Siaaacs (ttny.
f)) wan alle gewalt itt unrecht, cod. HpL Uhf-MmO-
lanut 8, 723 GünVter; vgl. Graf und OiiTniRR $. 4; gewall tbal
unrecht. Schradbr aUe teutsthe eprithmirttr (l«N) 89; itwaM,
unrecht, rts, vio^entM, injuria, SritsRa (i*09) 151*; gawah,
unrecht, ta;«ri«, violentie. Batbs (1738) 290*; gewalt, nt <«•
justa, violentia. HAi.TAct69t; und toll deraelbig tun redMM
für unrechtem gwaldt, und nit weiitber, vergleidt werda«.
Carolina $ 156 Kohlrr und S>chrel: sobald er veroimpt de« «^
rechten gwalt, so an sie gelegt wQrl, er sooder iwaifal ail
underlaaxt, der bertzogin t& helffen. Wicciab Ceimf IM;
unrechter gewalt wird nit alL Tecao»« M TaaiM äffimmUm
tprarhschatt w* u. a, vgL unracki umi «MhAt •4MIM M
gewalt (I. III 1).
§)) von welchem nit beratt geteockl aac wifdM im fnMf
die anni^t, ungerecbtikeil, aMkaÜ, MtltaMMf. fbNM<l«l|
tot' {unde emergi um paMfil. «fMlM^ t^^MlMa^ Mihrft^ *»>
fomia. Ade^kei 8,1; ffL i« tfir fHm. MavMMMf aaa IVi
la riolence, la paurrtU u, a.); sad ht§m(
voo herlieo, dat die Abcrataa im kktkam für
ao tie iito baban, alt larbaü, aiaaiiPHi Aberflata . . gtwali
und onrecbt . . etwaa aa rieh aHMa diat« fefeaiagaal»
HoTTBH {Yeäutus, rtWraCia, aatlar««! arvMHtl^ 4^Xi« MrMtf ;
allein sollen wir noscra aakadaa kalaaakaa .
dem unrecht und gewalt, f aaa «aa 4aa
geschieht . . widcrttreben. «fteaia 198 iaiainaa
riamt; eherna 18». 181 [ugL gtwail ÜMa aalv Hl); daai aia
doch aia kaia Iraw aorh claabaa Makaa.
ding gatcbaMifat, dana aia ia . . . gawall
tbon. (wir dt« »^ aUma^ ..) 8,874 MaMaf ; alaa waa kk
noch TOD doctor Latbert aebriltaa gtlaaea, aag M kai
meiner taten »eligkeil tagea, data iah daa aH daaa a>ri<Bai
aad wol gaa«bribaa e rfcaaac. aoklai aaa aaib im güBakaa
319
4983 GEWALT II 1 (flexion und genus)
warheit und gerecbtigkeit willen gewalt und unrecht wider-
faren, fürwar es möcbt mir nit lieb sein, neu Karslhans bei
Schade Satiren und pasquille 1, 4. KjIbler zseh. f. d. phil. 30, 494
will in der Verbindung gewalt und unrecht, die bei Hütten
so häufig belegt ist, ein zengnis für Huttens autorschaft an
diesem Karsthans erblicken, die Verbindung ist aber auch auszer-
halb des Huttenschen stih beliebt: darumb reden die Wider-
sacher jhren gewalt, und thun uns gantz für gott nnrecht.
Melanchton apologia Augsb. conf. in corp. doct, Christ. {Leipzig
1560) s. 159 {zu der Verbindung seinen gewalt reden, vgl. unter
III); wo aber ir sie also unverantwurt verbrennen lassen,
so sprich ich, das der frawen gwalt und unrecht beschech.
Wickrah Galmy 137; {sie) understönten die junclifrawen vor
solchem gewalt und unrecht zu erretten. Livius (Slraszburg
1562) 43'; (;5) stönd Verginius bei dem todten leib seiner
tochter, und that ein klägliche red vor allen burgern, erzölet
den grossen gewalt und unrecht. 44*; alle öffentliche gewalt,
Schmach und unrecht, da einer mit gewehren, prügeln oder
dergleichen, den andern ... überfället und schlägt, soll bei
leib und leben . . . verboten sein. Sghwendi discurs von be-
stellung des ganzen kriegswesens (1676) 134; alle öffentliche ge-
walt ntin wird auch vermöge der kriegs- rechte, am leben
gestrafft, ebd. 164; wer einen andern widerrechtlich durch
gewalt oder durch bedrohung mit einem verbrechen oder ver-
gehen zu einer bandlung, duidung oder Unterlassung nöthigt,
wird mit gefängnisz bestraft. Strafgesetzbuch für den nord-
deutschen bund {1&70) § 24ü, bundesgeselzblatt von 1870 s. 240.
U. grammatischer theil. formen. Schwankungen des geims. synlax:
gebrauch der numeri und der casus; Überordnung über substanliva.
1) die mannigfalligkeit der casusformen steht in Wechselwirkung
mit den Schwankungen, die am genus zu beobachten sind, vgl.
sp. 4913.
a) die Verdrängung des femininums durch das masculinum
und die casusformen der älteren spräche.
«) wie schon bemerkt, ist das femininum bei Otfrid, im Heliand
und in der Tatianübersetzung ohne concurrenz, mit gleicher über-
ein.tlimmung sind aus diesen denkmdlern auch casusformen der
i-declination belegt, die jeweils den entsprechenden umlaut auf-
weisen, während der genetiv singularis hier nur ganz selten belegt
ist (lob ouh thera giweiti Otfbid 5, 25, 102), liegen für den dativ
singularis zahlreiche beispide vor: in welihhero giwelli. Tutian
123, 1. 47,5; al an is gevveidi städ. Heliand 2l(;6 u. a. ; mit giweiti.
Otfrid 1,15,37 u. a.; vgl. sp. 4915. 16. von den pluralformen
ist der dativ bei Tatian belegt zi giweltin 44, 13, Otfrid meidet
ihn, falls nicht engilo giwelli (4, 7, 16) als aecusativ des plurals
zu erklären ist {vgl. jedoch sp. 4986). die mehrzahl der ein-
schlägigen beispiele weist den nominativ oder aecusativ singularis
auf, giebl also für den declinationstypus keinen fingerzeig, vgl.
giwall finstarnesso. Tatian 168,8. 242,1; Otfrid5, 17, 9 u. a.;
Ihie thar suliha giwalt gab mannun. Tatian 54,9 u.a.; He-
liand 24S8 u. a. ; Otfrid 6, 16,35 u. a.; vgl. sp. 4916.
ßj andere — meist jüngere — denkmäler der althochdeutschen
spräche bieten für einzelne casus des Singulars und plurals un-
umgelatitete formen, ohne dasz jeweils ein bestimmtes genus
festgestellt werden kann, für die \-declination sind hierbei in
anspruch zu nehmen der dativ singularis kiwalti {Oxforder glossen
des 9. jahrh. Steinmüyer-Sievers 4, &) und der instrumentalis
in kiwalti Pilätes des St. Galler eredo. dagegen ist auf die
&-declination zu schlieszen bei dem dativ singularis giwalte der
Tegernseer handschriften des 10. und 11. jahrh. (2, 286. 2,601),
weil ebendort (2,293) der dativ pluralis giwaltun erscheint.
y) sicheres masculinum mit unumgelauteten formen, die freilich
über die declinationsklasse nicht immer entscheidung geben, ist
in den Monseer fragmenten belegt: gewaltes, regentis. Monseer
fragmente 39, 29 Hench; himilischin kawalte, caelo. 28,30; dhes
sines aerwirdbighin chiwaldes sahba. Isidor 43, 14 Hench, eine
accusalivform cbiwaldi (dhurahsnuob dhes chiwaldi, inrepserat
potestatem. Isidor 35, 2), die ebenso wie der obenstehende beleg
aus Otfrid die mönlichkeit der erklärung aus dem plural offen
läszt, wird von Hench a. a. o. als typus der collectivbildung
aufgefaszt und dem neutrum zugeschrieben {eine andere er-
klärung s. sp. 4986). durchgeführt erscheint das masculinum bei
NoTBER, bei ihm sind auch die unzweifelhaften belege für die
anlehnung an die a-derlination gegeben: tero chCiningo gewalt,
ter ofto die riehen insezzet. Boethius 25' ; gibet imo neheinen
gewalt. psalm 38,33 u.a.; sines kewaltes. 77,42 u.a.; foiie
hello gewalte. 48, IG u.a.; alle andere gewalta. Boethius 27'
u. a. ; waz kewalto mag taz sin. its'; föne iiu sarfen gewallcn.
GEWALT II 1 , b (fem. durch masc. verdrängt) 4984
psalm 34,17 {vgl. cornibus giwaltun. Steinmbter-Sievers 2,293).
diesen Zeugnissen für das masculinum stehen bei Notker, der
in zahlreichen anderen fällen einen aufschlusz über das genus
nicht ermöglicht, nur zwei belege für das femininum entgegen:
diabolum fliehendo chömen oüh wir in sina gewalt. psalm
113,1 {Hattemer 2,408*); lose mih . . föne dero gewalte des
hundes. 21,21 {Hattemer i,%0'); zu den belegen, die einen
aufschlusz über das genus versagen, vgl: daz sin lichamo in
iro gewalt ne chome. 68, 16 {Hattemer 2, 236') u. a.
b) das vorwiegen des masculinums in der mittelhochdeutschen
Periode.
a) nur von einem vorwiegen des masculinums kann für diese zeit
die rede sein, die niederdeutschen quellen hallen, soweit das genus
ersichtlich ist, am femininum fest, die oberdeutschen zeigen das
masculinum durchgeführt, die mitteldeutschen neigen mehr zum
femininum. diese den mundartlichen gegensätzen folgende linie
wird aber wieder durchkreuzt durch eine andere, die über bestimmte
unterschiede in der Verwendung und bedeutung führt, denn die
vermuthung von Benecke {wb. zum luein, 2. aufläge 101) darf
nicht ganz von der Hand gewiesen v erden {vgl. mhd. wb. 3, 474'),
sie ist nur einzugrenzen und zu verändern, denn genau so wie
bei Notker in der Verbindung in die gewalt eines andern komen
das femininum außaucht, so erscheint es bei Harthann v. äue,
der sonst eine der sichersten stützen des mascul. gebrauches ist,
in der analogen redensart in die gewalt eines andern sich
ergeben: sU ir iuch . . in mine gewalt hat ergeben. luein 2297
{in der Heidelberger handschrift von 1477 und in der Am-
braser von 1517 min); du antwurt er . . guot unde lip beide
in sine gewall. 5099 {in allen handschriften). von hier aus
fällt neues licht auf einige auffällige inconsequenzen in ober-
deutschen denkmdlern. immer handtit es sich um bestimmte feste
Verbindungen, von denen einige durch ihre geschlossenheit das
alte genus gesichert haben mögen, während andere rielleicht
aus der Umgangs- oder rechtsprache des nordens eingedrungen
sind: ergebet iuch in mine gewalt. ParziDoJ 287, 28 ; näme die
burch in sine gewalt. Vorauer handscbriß des Alexanderliedes ii~,
ebenso 661; forte die chuningin in sine gewalt. 631; nam den
sperewer an ire gewalt. zsch. f. d. a. 6, 429 ; sol der rihler daz gfit
in sine gewalt nemen. Schwabenspiegel §273 Laszberg; gegen-
über von nam wider in sinen golelichen gewalt. kaiserchronik
8853, ebenso Wbrnher Afarja 158. Crescentia Zn, 2Z. Juditft 165,2;
wer si . . in sinen gewalt leit. Straszburger ordAung bei Ehe-
berg 1, 6 u. a. noch zäher hält sich das femininum in ähn-
licher Verbindung mit einem verbum des beharrens: iz ist alles
in slner gewalt. kaiserchronik 2389 u. a., vgl. sp. 4923; das si in
irer gewall hat. steiermärkisches landrecht 108; in seiner gwald
haben, österr. weisih. 6, 300; swaz er varunder hab het in
slner gewalt. Ottokar 21038; vindet man ez in siner gewalt.
Schwabenspiegel e. 258 §31 bei Haltaus 695; das gut bleibet
in der gewalt der frauwen. Iglauer stadtrecht 201, vgl. auch
die Wiener arzneibücher 2, 13*. Ottokab 3693. 74809. 47500. 36320.
dem gegenüber sind einschlägige beispiele für das masculinum
hier spärlich: also het in der marggraf..in seinem gewalt.
vierte bairische forlselzung der sächsischen weltchronik 376; stS
in dem gewalt des richters. Augsburger stadtreeht 60; von
sinem gewalle gie. Gregorius 3677.
ß) theilweise durch die art der Verbindung bedingt, theilweise
aber auch durch die lautform veranlaszt ist die anziehungskiaft,
die die einzelnen casus auf dieses oder jenes genus ausiiben.
1)) für den genetiv ist leicht ersichtlich, wie sehr er das
masculinum begünstigt, dessen charakteristische endung mehr ins
ohr fiel: der gewaldes pflac. Parzival 102, 11; ebenso Gre-
gorius 3561; hat gewaltes vil. Enikei, weltchronik 13260. 10431.
Winsbeke lh,i. Lourtn 70. Lutwin 285. spec. ecclesiaell; und
gebe dir gewaldis vil. Livländische reimchronik 423; ires ge-
waldes rouben. 72. hierher fällt auch der einzige beleg für das
masculinum aus Brun v. Schonebeck des gewaldes Stab 12082;
vgl. auch gewaldes hant. passional 2,6; dagegen vgl. der des
bäbstes gewalt pflac. kaiserchronik 45514.
2)) der nominativ bietet formell weder dem einen noch dem
andern genus besondere vorlheile; da er aber keine der oben («)
besprochenen Verbindungen zuläszt, kann er eher zu den casus ge-
rechnet werden, die das masculinum liegnnstigen. überdies kommt
gerade in diesem casus die wirkende, thätige kraft am bedeutungs-
gehalte des Substantivs zum ausdruck: do seein der gotes gewalt.
genesis {fundgruben 2,11), ähnlich K. v. Megenberc 112,3; über
die belle ist sin gewalt. Ezzolied 21,8, ähnlich 16,12; der
gewalt wart in benomen. JAvländische r«/wr/ironfft 648 ; wtlen
I
4985 GEWALT II 1. b (miltelhochd. masc.)
glnc der gwalt «In. AU.rtndtititd, Slrattburfftr handtekr. IM;
tbtn$o Yoruuer handichr. 1430; tfAnhfA Mt (ütarcbe wAit Ime
alo gewiill). manchmal liehen tieh im ÄUxanderltti hier beide
handithi iflen geijenbber: du aolt cbumcb alo. der gewalt al dir
vil gcreit. Voraiier handuhr. 343; diu gewalt al dir tu ger^l.
StraMiburger handschr. 400. im ollfemeiuen »ini feminiua hitr
nur au$ mittel- und niedrrdeutnehen dmkmaltrn belegt und
tueh tie nehmen uU belege für dt* penoniliciervng tugltith mim
londeritellung tin: tu der aicli neigeta . . dl bobe godelich
gewalt. Klitabeth &33ü; daa nimpt di koniciicbe gewalt. da$
alte Kulmiiche ueJit 4,70; den aol de rrone geMolt bebalden.
Sachsenspiegel \, 0.
81) beim atcusativ machen sieh ausser den oben b*$proektne%
auch andere feste Verbindungen geltend.
a)) aineo golciiclicu gewalt ou^en. kaiscrchronik 9387; er-
kanden al den golea gewalt. Crcgorius 3363; er wolde im
atnen gwall lAo. hersog Ernst 4B»7 u. a.; vgl. dagegen an gute,
daa un die kuoiglicbe gewall rdlil. Magdeburger fragen l,2fVi
«. a.
b)) gewalt gewan . . a6 guoten. Tristan lOSSO; lies ime den
gewalt. Tritrtr Silvester 304. dhnlieh Walibk« &6, 6; den ge-
walt verlieb saute i'ctcr. kaistrehronik 12392; babita allin ge-
nalt. Annolivd AT\. ebenso Nibelungen U,i, 20*.\4. Alexander-
lied, (Strasiburger handschr.) 6880; vollen gewalt baben aüllen.
monum. Hoica 25, 63U u. a. ; vyU dagegen btten aie die gewalt.
A. V. HiLBünaTADT t, 111; der furale gub ir di gewuit. Elisabeth
2262; onde bette ahie gewalt über jung und über alt. Liv-
lilndtsche reimchronilt 680; ao bähen die burger In die boiate
gewalt ubir ai. Freibergtr stodireeht 244; di baben di gewalt
wol. 10,4 «. a.
c)) den oben für da$ femininum in oberdeutschen quellen an-
gtßhrten belegen reihen sich aus mittel- und niederdeutschen
denkmdlern an: dea gibicb im in alne gewalt. könig Aot/icr
193; nam die meiatergchaft au aine gewalt. Livldndtsche reim-
chronik 6327; daa aal ber in aine gewuit triben. das alle
Kulmische reclU &, 26 u. a. vgl oben sp. 4929.
4)) der dativ singularis, der nur für das masculinum noch di*
volle form aufweist, während er im femininunt vom nominatit
und accusativ steh bakl nicht mehr unterscheidet, bevorsugt das
mascuUnum im freien gebrauche, in festen Verbindungen ist er
theiiweise {vgl. sp, 40S4) auch in oberdeutschen quellen vom femi-
ninum bedrängt.
a)) roüezin dem gewalte din . . vremede atn. Barlaam 1;
aenent «icb nacb einem gewalte, leben Jesu 378,13; cbom
von gütlichem gwalte. St. Pauler predigten 126 u. a.
b}) daz der vater bat in aime gewulte. fundgruben 3, 12U;
gegen got bite in einer gewuit. kaiserchronik 835& «. a. vgl.
sp. 4930.
c)) er holte una . . mit einem gewall. Wahrheit 91 Waag.
Mar. 172, 0 ; gegen got mit einer gewalt Estolted 29, 1 «i. a.
vgl sp. 49i2. 4024.
6)) für die spärlichen pluralformen (vgl. tp. 4924) ist di« lu-
gehörigkeit sum femtninum der i-klasse aus dem uml>iut su er-
schliisicn {unumgelaulete formen s. sp. 4986) ; später freilich —
auf oberJeutachem gebiet« — fordern solch« formen «int ander«
ttkUirung.
y] die sähigkeit, mit der das mittel- und nieder deutsch« gebiet
am ^imtntnum festhielt, ist am offenkundigsten in der personi-
ficuTting, namentlich wo diese mtt männlichen eigennamtn in
verinndung tritt: Hernian, der niine gewalt Cunrate gewunl..
hat. Ficiberger staJtrecht 191; der richter unde sine gewalt
Cunral. \^i; vgl. daqegen kom in geriebt der gewalt dea con-
M>Dte3. Nürnberger Urkunde von 1303 u. a. vyL »p. 4937 ff. AM&ff.
h ein vtrexnuUes mascuUnum ist bei A. v. HALaaaaTADT mü
1 (',';,. ii bedeutung verknüpft: der roac verscbalTen ein geatalt
. II II iiecvaMen gewall. 30, 16. 24, 181, vgl. oben tp. 4938. hiersu
i.i:i.mt bette an blumen aulchen gewalt. Hiaeoar v. Fairzua
9343.
i) SU einer Sonderstellung des im sinn« von vis und violenti*
verwendeten Substantivs liegen in btsug auf das g«nut keinerlei
anhallspunkte 9or. deutltch lauen sich vielmehr 4i« «b«» ge-
wonnenen grentlinien auch hier verfolgen.
0) oberdeutsche denkmältr {die Litiändisch« rtimchronik stimmt
nuch hier wie oben mit dieser grupp* überein): gewalt vil gröier.
Kibelungenhed 1927, 3; bern Dietrich der gewalt verdroa«.
lauiin &61; nu tuost du dinen gewalt. Konrad Rolandslitd
75,18; aprecliet iwern gewall. Eree 9('32: klagen mae . . der
arme den gewalt. Walthkb 16,13; diaeo gewalt .. flebeo.
GEWALT n l.b (flnioD dct mM. mm;) 4986
Tristan lostt. iknliik pamJMMl MI, 14. i«,»i. rtr rvt Unku
landrecht 75. 107. LMiuik^ rämtkromk MM; 4«« |i»tH(M
krall Barlü4m 1} ir fwkm M* Ick . . gri. NatMAir mT, 41^
ahnliih ParMMl M, I •. «. OTTOtAB INA.
3)) mum- ««4 nM«r4emt$di« inkmUm: A «i»tU Ü U
gesehen waa. Umhurger thtemik «1. atwielir «MMm* 3%tt
eine gewalt klageo. Lmburger tkrmikm. SkalUkm wmi »ftm:
laetin groaae gewall. Roiiteit; brrk« eo« ctwaJt. Ihiimuätr
itotuten. ebenso Magdtbnrfer (rf*** ftttkerfir tuitnä» itU
Saclitenspitgel, vgl. •*«« tp. 4913 f.; mit grAwr fewall.
Rothtr 2A74. ebenso to 4«r Lmiurytr tkrenA mai »udern
vgl. sp. 4941.
0 Umlaut und ßexiontendungen.
1)) der umlaul. Übergriff« der umfeUuUUu fmmn <■ 4m
accusativ oder nominativ singularit, mk tk tielUukt m «iaigm
allhochdeulsrhen belegen ansunehmen liad (tfL giwalli. Omt*
4,7,16; chiwaldi. isiDOB 3&, i), tut en tick in unterer pttiei«
kaum belegen, auf niederdeutschem koäen haben li» um »»
mehr gellung gewonnen; hier sUk«n sich tmei deelntUtMtffftm
mit theilweit« fettgelegter bedeutung gegenüber , wfL HWiMe,
geweit neben gewalt, gewolU ScniiLta-LGaaKn 3,100; 9§L
geweit. VüHWua und Vibdah t, 1881 /f. neben gewooU inijf.
(nebenform gewonde). in der mittelhncJideutttkeu peritie «iiii
umgekehrt die umgelauteten formen auch tm itlim ««i §neti»
singularit surückgetrelen, ulbu mttleläeuUche queUe* ftben Mm*
nur vereinzelt noch tpielraum. ßr Um «kerdieutschen denkmdter
liegen die leisten anhallspunkt« in ungnitun de« 12. jahrkunierU:
wer di werlt eile io einer gwelde. HAaTiAnn v»m glauben 3MC
Matimann ; in einer geweite, kaiterchronik 11031 {vanante bcode);
vuor . . mit gewelte. Annolied 46&; geweldL Crtteenltu 3» Schade ;
t& einer geweite, genesti fundgruben tb, 34. ebento 47, SS.
aiit niederdeutschem gebiet, 90 «nttpreckend» belege bu i» 4i»
neuere teit (s. unten) vorliegen^ 9<jL die brut aprach abir mik
geweldf. Bron v. Schorbbici 7034; an einer gk«wel4«. Atrl-
munder Statuten 73 u. o. tu den plurai/omidi, Üi §md» <•
oberdeutschen quellen den umlaut später neu krMfli, «. ««Ms.
2)) di« flesions formen unterlugen den Mnektehungen des ie-
clinationslypus, die die neuere tprache kenuMeicknen^ mcA wtntf.
im eigennamen begegnet bei Hadanab v. Labbb der wc nif.
Gewalten, überall tonst bleibt der st4irke (ypiu, «■ dem dm
charakteristischen flextonsmerkmale tdh festgekuUen werden, mir
der dativ tingularit verfällt im ^fmininiiai der »pokape reif, mtrd
von der endumislosen form terdrängt, wikrend tr
eulinum länger hält, wie weit du ersiarrkn \
düngen wie mit gewalt dem einen oder andern gemu PUmtt
tind, Idstt ticli nicht bestimmen, jedenfaUi ia( dt« endunfitm«
form hier im vordiingen. erhalten bleibt der teti« »mtUmt M
Nibelungenlied, bei Gottfrib. NtiDBABT, «• pattional, lelkti n«tk
im drucke det Laurin, vgl. auch gewalde n BretUuer Urkunden,
häußg variieren die handschriften^ tt aetMa in der kaietntnwik
6137 (mit gewalle und gewalt). ditm $dtmnkn U mu df
reimen gelegentluh auch für den ditkler m ertekketten, m fkt
Hartiann V. Aub. der im reim ebento mit gewsU («m SH4|
bteUt^ wie mit gewulte (MU): ffi. mtek dmtm
2ü37 (t. die anmerkung), dn§*lßn ktmeki dtl
WoLFRAB, vgl. I'aruval J«, 5. r44, it nnd ekenm in i
quellen «i« t. b. Albb»cht v. HALBiBatMT, Umkurgir cArew*,
Magdeburger fragen, Sacktentptegei n. a.
8)( unter den Mniym pluratfmmen der mitlelktekdfulmken
Periode tind auck einige unumgeUuteU beiegt^ vgl gewaiica m
Fraberger ttadireckt, vgL den mm. pirnrnt. gewaiU
fundgruben 3,11; lufleclicbe fewallei. if««. «ttln. «.
e) die durchjükrung det femirnnrnm« i» der
penode. den eigeuUitken »sutm* tttmÜ dint
dat übergeviiht, dnt mmildtnhika ipi>rt|i^ilBn<l^ Ji in
beginnenden tcMrtftifrnake gtmmtntn,
fükrung bei gewall. Mit •• BW»
lote, de* artiktU »der einet tdjettin enAtkeeadtt fmm dtr-
boten, die jeder verttkiebnmi de* gtnu* gen* gtgektn wer. dnxn
kommt sodann, dntt U d«n tgnmgmen aadU, kraft ■. a.
^emiataa tarlafm.
a) n«k hier Uttt M* dtr ««Uwlkiamaaf dtiMtk am dm
Wk^ükeneixung Mffnk m tad. Tefbenm M 4e* fmtumm
^•daiKi* tereintril, und idM na laUkam ammakmtfaB mied a$ tarn
der gedruckten akerde^Omkem Mal «Mir tartkpdrdmgß: ick
Ud ein man geacbickt toh dar ftvralt. «ad. T«fL Matdt. 9, it
(»nder de« gewalt. AugOurger und Nir^erger MaQ. die
rrebnitser ptalmen netge* tum feanntnum: dai si tekaot
313 •
4987 GEWALT I1 1 , c (masc. durcli fein, zurücligedr.)
machen . . di gewalt din. 144, il. 12 (Koburgbr: deinen gewalt.
Luther: deine gewalt). auch in Bebeiub evangelienübersetzung
dringt das femininum schon energisch vor, theilweise allerdings
in Verwendungen, die die oberdeutsche bibel mit synonymen deckt:
sitzet Af dem stüle siner gewalt. Matth. 19, 28 {für malestät,
herrligkeit); ebenso Lucas 9,31; mit grözir craft und mit grözir
gewalt. il/aKA. 24, 30 ; mir ist alle gewalt gigebin im bimele.
2$, 18 (aller gewalt in cod. Tepl., bei Eggestbin. Koburgeb u. a.);
die gewalt der vinsternisse. Lucas 22, 53 (der gewalt der
vinster im cod. Tepl., bei Kobuhger u. a.); dagegen vgl. ich wil
dir gebin disen gewalt. 4,6 (ebenso cod. Tepl. u.a.); wer hat
dir disen gewalt gegebin Behbim Matth. 21,23 (ebenso cod.
Tepl. u. 0. die macht Luther), noch consequtnter geht Luther
vor: aus welcher gewalt . . habt ir das getban. Luthüb apostel-
geschichte 4, 7 {vgl. aus welchem gewalt cod. Tepl. u. a, Matth.
21,23) u.a.; das masculinum, das er in den bibelausgaben vor 1527
noch einigemak verwendet, tilgt er später auch dort: mir ist
geben alle gewalt. Matlh. 28, 18 (bis 1527 alier gewalt); über
alle gewalt des feindes. Lucas 10, 19 (bis 1527 allen gewalt).
nur an wenigen stellen bleibt hier das masculinum bewahrt: rechet
den gewalt an ewren volck geübet. Luther l. Macc. 2, 64.
bemerkenswerth ist auch das verhalten der nachdrucke und nach-
übersetzer. vgl. aller gewalt. Matlh. 28, 18 (ebenso Froschaueh.
Dietenberger. Eck; alle gewalt Emsbr); aber das hinder teil
zuhracb von der gewalt der wellen. Luther apostelgeschichte
27,41 (ebenso üibtgnbergbr. Eck; von dem gwalt der wellen
Frosch kUEB).
ß) wie in der bibelübersetzung , so leisten die oberdeutschen
denkmdler auch sonst dem femininum widerstand, es ist die
zur gemeinsprache entwickelte Schriftsprache, die das masculinum
erst sehr allmählich zurückdrängt und die es in den mundarten
bis heute nicht ganz überwältigt hat.
1)) dieses oberdeutsche masculinum läszt sich innerhalb der
verschiedenartigsten bedeutungen und der mannigfachsten Verbin-
dungen weiter belegen.
a)) ist disem .. geben der gewalt. Terenz (1499) 80*; aller
gwalt. Geilkb Seelenparadies 4'; ebenso W. Schmeltzel Wiener
neudruekeb, 15; Franck s, Wackernagel kirchenliedi, 1075'; als ob
der gewalt nit bei dir stund. Boltz Terenzüberselz. lll'; ward
dem gemeinen volck der gewalt und chur, ein andern könig
zu kiesen, zögelassen. Livius (1562) 8*; der völlige gewalt und
die vollmacht, österr. weisth, 3,122; das der gewalt sölichs
nit weite. U. Zwingli freiheit der speisen 4 neudruck. ebenso
S. Münster cosmographia (1537) B4'; der kriegsgewalt (als amt)
bei GiiiHMELSHAusEN SimpUcissimus (1112) 3,152; gewalt.. der.
Lehmann florilegium ZOT ; unziemlicher gewalt.. in einen grossen
missbrauch ist kommen. Hxitjev klagschrift b,3b Münch; das
ist ein offner gevvalt. statutenbuch (Frankfurt 1558) 103'; ein
unsäglich grosser gewalt. J. Jonas; ein mächtiger gewalt.
S. MüNsTEB C2'; wa dir . . einiger gewalt . . begegnet. Fisciiart
Gargantua 215'; so ist mir der grosseste gewalt geschehen.
MoscHEBoscH cuTU parcniiim 57 neudruck. ähnlich 137; das
schafft der gewalte dein. Uhland Volkslieder 2, 859.
b)) so nennen wir den gewalt der kirchen schlQssel. Me-
LANCBTHON loci thcologici ; bisz Rom gantz in jren gewalt
komeu. Liviusübersetzung (1662) 136'; unter seinen gewalt
bringen. N. Gürtler (Basel no2) 1,606; wie wol er nun den
gewalt hett von dem babst. B. Zink, d. slädtechroniken 5,69.
ähnlich Schwaktzenberg teutsch Cicero (1535) 9'. österr. weisth.
3,310. Fischart flöhats 1025 neudruck. Wickram Galmy 168 u. a.;
bevalcb er seinen vollmächtigen gewalt dem ehrsamen N.
rhetorica und teutsch formulari (Tübingen 1560) 74*. ähnlich hoff-
gerichtsordnung von Sponheim (Frankfurt 1587) 41; welcher.,
ein rechten gewalt und kunst kann anzeigen. Düreb nachlasz
247; den vögtlichen gewalt .. verleiht. Uompleb (Straszburg
1647) 24; den göttlichen gewalt sehen. S. Bbant Moretus b3'.
ähnlich Micyllds 446'. Hedio Josephus 23'; disen gewalt des
Wassers. Thcbneysseh (1574) 200; er bat den gewalt der liebe
empfunden, buch der liebe 243'; als er gesehen den gewalt
und mutwillen. Zimmersche chronik 1, 470. ebenso 1, 412. ähn-
lich deutsche lieder auf den Winterkönig 68 Wolkan. vgl. auch
bei LoNDORp l, 269'. Forer fisclibuch 14l'. Wickram Galmy 144.
e)) gewaltes Egcestein Esther l, 4; ebenso Kobuiigeb und
Dietenbergür; krafft habenden gewalts. Londobp 1,166';
aignes gewalts. österr. weisth. 1,161; gemain form eines ge-
walts. Tengi.eb laienspiegel (1527) 9'. vgl. auch bei Londurp
1, t'o'. 1,319' u.a.; des grossen gewalts miszbrauch. Murner
badenfahrt 15, 60; damit er sich des gewalts erwerth. österr.
GEVVALT II l,c (neuhochd. fem.) 4988
weisth. 1, 161. vgl. auch die genetive (gewaltes) bei Geiler bäum
der Seligkeit 27'. Aventin 4, 90. Basler Chroniken 5, 462. Hans
Sachs 3, 1, 162'. Fischart Garga7itua 31t. V. Boi.tz Livius
(Straszburg 1562) 42' «. o. hier hält auch LuTHtR länger am
masculinum fest. vgl. 3, 94* Erlanger ausgäbe, ebenso 3, 95*.
vgl. Matthbsios leichenreden 192.
d)) es stat nit in deinem gewalt. Eberlin 2, 167. ebenso
Zimmer, ehr, l,bil. Spieser 150; mit vollem gewalt. d. städtechr.
5,82 (Zink); 23,172 (Sendeb). vgl. auch oben sp.4%lff.; da
er nun . . in grossem gewalt stunde. Schwartzenbbrg teulsch
Cicero 9'; das das hailig grab im gewalt der ungläubigen . .
gewest. ZimmerscAe c/iront/c 1, 478 ; wann ein mözger . . in dem
gwalt blib. österr. weisth, 6,423; dieweils die priester in ihrem
gewalt hatten. Paracelsus (15S9) 1, 313; alle ding sind in
deinem gewalt. tragödie Johannis kl*; potiri in seinem gevvalt
haben. N. Gürtler 1, 606; mancipati usz dem gewalt verlassen.
MuBNEB Verdeutschung der instituten (1520); aus päbstiichem
gewalt.. geabsolvirt. Düber nachlasz 13; ergab mich also dem
gewalt. .der wind. Schaidenbeiszer 41*; wie mit grossem
gewalt ist es . . vertruckt. Hütten 4, 224; mit ganizem gewalt.
Wiceram Galmy 69; wann sie mit einem gewalt in dies land
kommen sollen. Londobp l, 173'; mit sondern gewalt in die
Wuilachei eingebrochen. Abbahah a S. Clara Wiener neu-
drucke 1,68; mit allem gewalt. Wbismann 156; Bayer 290*.
2)) der kreis der Schriftsteller, die das masculinum gebrauchen,
schlieszt sich vom 17. jahrh. ab auch in Oberdeutschland immer
enger zusammen, im 16. jahrh. bieten die oberdeutschen Chro-
niken, namentlich Augsburger Ursprungs, die zahlreichen in Strasxz-
burg gedruckten Übersetzungen, eine stattliche reihe von Urkunden,
weisthümern und rhetoriken einmüthig das masculinum, das aus
dem kreise der bekannten schriflsteller noch bei Hütten, Muhner,
Melancbthon, Zwingli, Schwartzenberg, Düheii, Hans Sachs,
S. Münster, Wicrbam, Fischart zu belegen ist. im 17. jahrh.
sind auszer einigen Staatsschriften wesentlich noch Straszburger
drucke aufzuführen und von Schriftstellern sind nur noch
Weckheblin, Fabacblsus, MoscBEi'.oscH, Abraham A S. Claba
zu nennen, im i8. jahrh. ist das masculinum schon auf isolierte
Verbindungen (eigenen gewalts bei Abele, der kriegsgewalt im
Simplicissimus) oder auf mundartlichen gebrauch eingeschränkt:
potestas der gewalt, die macht. N. Gürtler (Busel 1702) l, 606;
potentia die macht, der gewalt. ebenda; vis der gewalt, ge-
waltthätigkeit. 1,818; unter seinen gewalt bringen. noui;eau
dictionaire du voyageur (Genf 1703) 144; der gwald ist ent-
weder ein güetliga oder eidliga. Tohler appenzell. Sprach-
schatz 2il; gewalt, noch mehrfach im lande auch männliches
geschlechtes, v. Pfistbb 1. ergänzungsheft zu Vilmar 12; gewall
masculinum und femininum. Lenz Handschuhsheimer dialeet 28.
für das Schwäbische vgl. H. Fischbb zu Weckheblin 526.
3)) für die einbürgerung des femininums bei den oberdeutschen
Schriftstellern kommen einige bevorzugte Verbindungen in betracht,
die auch gegen die allgemeine neigung für das masculinum den
sieg behalten, vgl. sp. 4984.
a)) es sei wider die tüfflische gewalt. Mubnbb an den ..
adel deutscher nation 30 neudruck; so mögen auch wir hin wider
nit leiden Römische gewalt, betrug, und schaickheit. Hütten
werke 4,241 Vadiscus (violenliam, fraudem et scelus); vgl. das
femininum in den unter HI, 2 belegten Verbindungen des Sub-
stantivs mit adjectiven.
b)) und keret sich mit aller gewalt wider Bayern. S. Meister-
lin Chronik von Nürnberg , d. Städtechroniken 3, 85 (sonst dort
stets masculinum); ain gast sol selber kummen oder aber
seinen gewissen potten mit voller gewalt in geschrift her
scbiken, daz hat denn für recht kraft, und nit anders, civil-
und criminalstatuten von Münsterlhal (UTi), öslerr. weisth. 4,319.
y) auf mitteldeutschem boden läszt sich das masculinum nicht _
lange verfolgen. Luther , der dieses genus in seinen älteren M
Schriften auch auszerhalb der bibelübersetzung gelegentlich auf- "
weist (das wir alle gleichen gewalt haben, an den adel Bj";
bepstlichen gewalt 1520, keinen gewallt 1522, den mussigen
. . gewalt des bapstumbs 1521 , unterscheid des gewalts 1523.
ebenso 1525 8, 94* u. a. vgl. Dietz 2,112; Satan sthet mit
grossem gewalt. predigten von 1526, vgl. Weimarer ausgäbe
20, 458), läszt es doch bald ganz zurückgehen. B. Waldis (streit-
gedichte 2) verwendet es noch im dativ, vgl. auch vor dem gewalt
des Satans. Piscator 511*. tn den Wörterbüchern, die nach
Mitteldeutschland weisen, wird frühzeitig das femininum als ein-
ziges genus angeführt: alle gewall stehet bei dem Pompeio.
Hemscii 1590; wall f. vis, potentia .. compositum gewalt. Schottel
4989 GEWALT 11 l.c (neuere flesioo)
UiO. iu dta iji. 49S7 angeführkn btlegtn fkr das fem. tgl. auch
wider die ohemlen gewall des baptU. CoaiLtiii keimtieh
getprieh 19 ntudruck; gab jm die gewalt einen mubt. Kirci-
iior utndunmulh Sttt'; vtir der gewalt beklagen, buch Wtim-
btrg 2, -ig. 1,47; bei der gewsll. Enititua Ataiaua Etof M;
alle gewalt des feinde«, rom haittiiktn lu MagJtburg Ds* (da-
gegtn vollkommenen Ki-Malt in dtr stlirift gtgtn Jirg Witttl};
•ine gewalt (« tollmaelit). ZittcuRür vgl. obtn if. 4M9 «. ••
d) iimlaut und fltxiomendungtn.
1)) d«r umlaut.
o)) im singuLr tind für dtn g*ntln oder talh nur noch
itUtn umgelautttt formen btUgl, vgl. clarlieit der gewfllle glo-
riam poUslatit. (Uücoa diulgt 2, eap.i; auf niedeideulschtm
bodfu dagegtn macht lieh du durehfälirung dtr umgtliultUn
formtn äureh alU catut gtlltnd: vcle geweide . . aiulon
(ntbtn leidet gewalt im rttm auf niannichvalt). drt dodet
dun» IMS batlhcktf nach iMbteker drucken dtt 15. jahrh.;
gbetveldhode legatu$ Kiiu:« (1632) K«'; glieweldbrief. ebenda;
de gelt belTt, kricht ock wol gewelde. jüngert glosit tum
lieinekt 145 brande$; gewelde bebhen. Kantzow &0; weld,
die, übtrfluit, füllt. MOiLia und Weirz Aachener mundarl (|636)
2M; geweit. J. Winkibr friesth woordenboek 4&&; p;l. gewall,
fieweld, magl, mogenlheit. Kdahr« dtulich-hoüänd. «b. (1719)
2,90*; geweld. woordenboek der nederlimdseht taal 4, 2o32/f. (tgl.
gewuuld. ebenda 2142 /f. et beginnt im 17. jahrh. lu feralten).
b)) der flural dagegen begünstigt gerade in ober,leulschen denk-
miürn und in solchen aus dem südlichen IhtHe dtt mitttl-
itultchtn gebietet den umlaul.
a)) geweilen dat. pluriiU cod. Tifl. Römtr 18, t ; «l«RM
EcctsTKiN KoatRce«; vgL auch ptalm 20, 7 bei EcGitTEi!« u.a.
Ximmirtcht ehronik 4, &0; gewfliten. Nürnbtrgtr rtformation
(14:o) r und öfitrt. ScBWARTXB.oDKRC 167, 1. reithskammtr'
gerichtsordnung von 1607; gwüldt nom. plural. Sirastun BbaüT
narrenicAi/f 22, 17. bair. landlagshandl. 11,203 Krenner; gewalt.
S. Francr ene. mor. 13*. Nürnberger refoimalion von 1504.
reithshofrahttordnung lOM. kurpfalzische hofgtrichtsordnung {li'i)
81 f u. 0.
ß)) nördlich dtr Mainlinie sind dit beispielt stUtntr: ge wälle
nom. plural. antnrrftunyfn lur erntutrlen Frankfurttr refor-
mation 1,346. 346 (175*); gewelde. det dodet dam 1518; ge-
waltrn dat. plur. Flertheimtr Chronik IS. Schwircir gehar-
nitchte Vcnut 53. 10. 98. Fi em^c 662.
y)) unumgelautete formen sind im südlichen theile des mtilel-
deulschen gebieles anfangt wenig beleijt, sit finden sich zuerst
hei Mkiissls (psulm 35); fraglich ist ein beleg im Uelffenstatner
lied {reim auf feiten t. sp. 4995). um so häufiger begegnen sie
im nördlichen theil: Gewalten dal plur. bei II.Waldis Esopus 2,266.
IIartmi't V. Cromierg 146. Opitz pa{m 35. im nominatit wird dit
starke form später durch die schwächt verdrängt, während Acri-
i.OL* {spr, t9S) die gewalte, Melanciitbu^ {eonfest. Augutl.) beide
gewiili teigl, erscheint tchon bei Ldtrbr die form gewulten (6, l2ü').
S)) durch die grammaliker und wortfortcher wird dieser plural
im 17. jahrh. befestigt, vgl. gewallen unde gewall, polentia.
Stirlkr 2424; tr findet sich im nominativ und aceusativ bei
IS0TR8 13,299. 22,242. 2t, 291. 6,162; brieft 18, 9. ebenso bei
KtNT (5, 146). Senil LBR. Zaciiarias WRR^BR. Tu. KOr>bn.
Griiiparaer. NaRRMiNi«. Arndt. Gbirei. u.a. für dtn genetiv
gewallen bieten IJiiiAfiD 3, 18. AniiDr 7,201 und dit redner der
nationalversammlting beispiele; tum dativ tß. Schillbb 16,1,6.
16,2,461 und sahlreiehe belege auf sp.KW\f[.
2)) dit flexionsendungen det Singulars.
u)) für den genetiv ist der form auf es m» bemerkt eint
lejond^re tähigkeit eigen, to in der formet eigenen gewallea
und in tusammentettungen {rgl. schon des gewalde« Stab Dron
V. SciiOTiBRecK). fieilich ist für diest tugleich die secundäre
trmtittrung dtt kreises dtr mit den composilioni-$ i;ebildeten formen
m helracht tu sieben, vgl. gewoltsbrief neben gewallbrief u. a.
b)) für den daliv war schon aus der mittclhochdeutsehen teil
eint tinbusit der volleren formen im belegen, doth ri« oben
gezeigt stehen sieh dort tunäelitt wxh in der gewalt und in
dem gewalle gegenüber, rintr durclißbrung itr apokop« am
mase. kamen die un einsehe feste vtrbindungtn und «« den
wechselseitigen rinßust der mundarten geknüpftt» §tnus9<rtchit-
bungen entgegen, auch der reimswang musstt in dieser nehtung
wirken , vor allem die in älterer uit *e belieblt bindung iet
adjectits gestall {geartet) mit unserem tubstantiv, die tpMtr
bei GöTBR in dem reim crslalt {forma) ~ gewalt nneii rWiue
begünstigten nachfolger gefunden koL
U
ß)
OKWAI.T II 3 (präBi uod «esUl) 4090
•)) nrtiuuUt 4tk»un§t» itr tmtaalkfmm (ir am Ml f^
walte. Nsuafos la» utudnuk; 4m eekill 4er fiwel» tm.
I. Uhiarb ntkäkitr t,m$) äai m$ 4m Hdftrm, im itr ät
darttbHn mträn, M »MHMbs m4 4trftm unkt mt im
obtn irwAtsk» tibmträfm im fwrtg m4 iumfmmf «•
dtn aeeustHt tim umlmätt MMMMüfnMi Mr4ia.
2) uuiMrAdb 4rr ■« ^M f<mMa«kaMlMifM ta
ttehtnden ft.^iioni formen MfM Mir uadt im
formen mit und oAm frtßs iuttrtm. Ht aitnil»f im Mh-
tchlustlautt teigl tbtnfaUt timift
a) die formtn oAm prtßa ftktrtn
deuttthtn gthrt a», vgl thtm ijp. Mtl. eyt mkd. •*. S.41«*.
Lbub 9, 06S. rtriinttUt btUft ««MirAatt Htm %MHn m^i%
auf niederdeutsche spuren, andtrt i»§ff$n f^itn ttrt «rAMnvsf
auf dem boden der <ijcnen munitrL dit miftaiMkti attmmt
von den priifislostn formen langt Araa/aii.
a) dat de koaiog de konicblike wall kedd«. Matittm^m-
sthiippenclironik, i, ttddUehromken 7, 21; gaf oa fol wtk sllec
recbtea. ebendt Ui; vgl. wall im Sttndoltr uriktüAuek; «eh
im Visby studlslag 1,51 Schlyier u.a.; «Ild ),» «.«.;
wer' er nitu lo barmik bi 4tr will, dl* er bei.
•ene wuril' ourli nhiimcr der •im«n tCiadar rM.
llruMi!« DIR l'ABKN mimet. 3, tbi' llagf»; rktmtt IM*;
dubo U.iiTt. . ubir deu geUi koinawali |«wloa*a.
Wtt^t« *. fc,Lati«»eBf II
wann« nacb asoMblicbcr oaiure
der vsier kumpl ao dai aldir,
«0 dti *iii* oaiura wirt kaldlr,
to gel Im RD der wall abt,
al»ui leb gelcMo bab«.
uail wIrt an allto dingen kranker,
dl Im da vora was eio »okar.
Bai'N V. ScBOKBRRCK '<«« kokt lied 13418
ai Irgip sieb lo gotl* walt.
kaiierrhrumk 15479 {Variante tu uebUsM gavalt):
iprich du der alle
micb selben btbe du lawalie,
ia bat nin berra Maraflie
dri sAne adele,
raiea b dioe wiiln
nim ir eioeo te glsel.
IM'inl^lirl 26.17 Grimm (vrlanlv bebellm) .
waz neide der gcist in dem gelrencnitse kabe. amC tplt3:
de kam aber der herzog von ßiirgun ond leit sick W HarlM
..mit einer aOlicbeo groszen weit, das man si eeteM für
hundert mallen tusiiit man und fast ze ross. rAr*«il itr
Stadt Zürich 206, queUen tur SchireiurgeschkkU H. 18.
y) walt f. vis, poltnUa . . gewall, gewallig <*l «lifaftBai
SCNOTTBL 144«: wald. MruBB «ad WliTt Ateiitutr
art 259.
b) formtn mit prä>ix.
a) tur Schreibung det anlauleuitn gutturth.
mannisehtn ttnuis (in gotes kewalte. WoTSBa fmim 74»> ■. c
p^. GRArr 1, S09) steht bei l<ii>oa m. t. üt friuUukt ttkiti'
bung cbiwaldi gegenüber, die dit iwB« mt jpirMMackir «H-
ipracA« sichert; dasu vgL die schrtibumg im RwderdMbdkf» fMlM^
gescbeghe eme gbewalt. Sttndaltr urtknUhuk H» 8 ttkrtmi;
gbeweld. KiLiAR K4'; tgL gbewold Ml IVMf ilbdWaf l,it
i 9 Schlyttr.
ß) im tbtrdtuttehtm furJlm «rtfl iM d«i fr4lis igmitpimt
gwSldt S BrAiiT marrtmtekii 88, IT; fwaM. McaiiBa ii4w
fahrt 15, 60. ZiBiBimc*« tkmtk I, «W. «88; gwaldt. 0»*>
iina M; gwall FaoacnACBR »ptHilgtttkiekki r. 4t. S FitCMB
cAronil vom lim II 27 {tbtr gewall tili. J. Fbiksiis {l ral»).
Ha5s Sacis fabttn umi ttkwtmkt 8,811. W. Scusirtt Smmti
und Stul (1651) HkMr ■«idrwit» 8, Ih. «tHrr. wmttL 1^ ML
ja tegar im Frankfurttr iM«tnilM* (I6M) lee*. imt »wisiBBej
tritt tm «An» ta itm AmAm *• ». «W i«. ^bAt*. sa »aft;
iB im ayrilir*4wiir*w tmiait MM ür sie* ascü itmitkk
vtrftlftm (decA vgl gw«h <• Uirtican« ibmtnim «81; sfi
«Ncb M TBoaA<ii-i , Hartbbiir smi ftostni, JNt «M wm4
Ml.
im Sttiristktm UadrrcAl), mai t/ttm wki m iai
rertehkieri. im dtr MifMfiffWAt 4m fÜlM AaTMlt lit
htutt, tgL gwald, fwIM. TMin äffmmm, ifiadmktth
r) dit iikrrmmmf 4m flrMMb
A) JBiraJntf M «• KMi* Im §diiH 4tr kdaendUsAwif
durckgtfnkrt umi atigi sWk amtk ifikr aar adto «rmWM, iaik
rgL gewaldcs. ftrtual ifl, II : UM. i«^i«««oet« M Scaittma
817; auttertu» dtr iBirtiilBniHiiBBl kkM 4k mt4it: f»>
Walde ftisitmal f«, tl. MM8ir MH ta fmiMer wttmmif
(1859): Ton gotia gtwtMc«. Wt<<rf«r ilidlrricl l^^l •. «.;
gewaldes »lab. Bat.!« v. Sc<-^BeicR 7«M; Biil fbwdd«.
da; Tele gewelde. dt>tet dtnt I6ll
4991 GEWALT II 3, a (pluralgebrauch)
ß) der auslaut bietet aucli in den klzterwälinten denicmdlern
die tenuis, nur das auszerdeutsche Wisby stadlslag zeigt ghewald.
im neuhochdeutschen bürgert sich vorübergehend die Schreibung
dt im auslaut ein nach analogie anderer substantiva, die zwischen
tenuis und media je nach der Stellung wechselten: den gewaldt
thut gott verQucben. lieder auf den winlerkönig 68 Wolkan; all
gewäldt. S. B KANT norrensc/ii'/f 22, 17; gewaldt, Lehmann ^ori-
legium 308. Aiilefbldt 16. baltische Studien 86', vgl. tp. 4971.
3) syntactische beweglichkeit.
a) unter den numeri wird der plural durch die bedeutung des
Wortes zurückgehalten, der jeweilige gebrauch des plurals beruht
auf ausnahmefällen und wird dann durch eine bestimmte riciitung
der bedeutungsentwicklung begünstigt.
a) die ältere spräche beschränkt sich fast ganz auf den singular.
wie wenig Otfrid zum plural neigt, zeigt 5, 17,9, wo er den singular
unseres Substantivs im verein mit den pluralen der beiden synonyma
einführt: tholi quement iu tliio mabti glwalt job gotes kreftl.
bei den Übersetzern giebt die lat. vorläge gelegentlich den aus-
schlug, doch ist in diesem falle auch die bedeutung des Wortes
an einem punkte angelangt, wo sie den plural begünstigt: tbanne
sie iwib seien in samanunga inti meistartuomun iati zi gi-
weltin. Tatian ii, IZ (ad potestates) ; hfiisceffe, furstüoma, ke-
walta. NoTKER psalm 70, 19 (potestates) ; ebenso Boethius 27'
(res publicas). daneben bereitet sich jedoch bei Notkeb der plural-
gebrauch auch schon für den allgemeineren abstracten begriff vor:
löse diä föne iro sarfen gewalten. zu psalm 34, 17 {Hattemer
2, 119'). noch weiter geht in dieser richtung das Freiberger stadt-
recht mit der Verbindung von golls gewelden, vgl. sp. 4924.
sonst sind aut der mittelhochdeutschen periode nur noch wenige
beispiele für den plural anzuführen, die den erst erwähnten be-
legen entsprechen: herscefte . . gewalle .. fursten .. cherubin.
genesis fundgruben 2, 11, vgl. oben sp. 4936; wir baben laider
ainen gaistliclien viant . . er wonent in den lüften; dannan
sint die tievele genant, aereae potestates, iuftecliche gewalte.
spec. eccles. 43 Kelle.
ß) für die neuhochdeutsche periode bilden tunächst die zahl-
reichen objectivierungen und ptrsonificationen günstige gelegenheit
zur pluralentwicklung. ihren besonderen gang hallen hier die
poetischen personificationen ein, die dem im getchäftsleben ab-
sterbenden plural in der gehobenen spräche neue triebkraft
geben- von dort, wo in der kunstform der dichtung auch der
reim zu seinen gunsten wirkt, verbreitete sich der plural auch in
die Verwendungen, die ihm an und für sich verschlossen wären,
$0 neigt Göthe ganz besonders zu der pluralform unseres Wortes.
l)) die staatsrechtliche personißcation : ein iegklich sei sei
undertenig den böhern geweilen. Koburgek Römer 13, 1 (po-
testatibus sublimioribus ; dem obersten geweiten cod. Tepl., der
oberkeit Luther, ebenso Froscmader. Dietenbehger. Eck.
EusER, der obrigkeitlichen gewait Kautzsch); gesetze von
allerlei gewällen albie und anderswo. Nürnberger reformation
(1479) i'. 2* u. 0,;
durch mich, die kunig bant jr krön
dui'ch mich, all gsatz mit reht uff ston
durch mich, die l'ürsten hant jr landt
durch mich, all gwält jr rehtspruch band.
S. Brant narrensc/ii/f 22, 16 ;
nempt war manch pöse procurei,
gar vil gewalten wooet bei.
ScuwABTZGNBKiic (der kummertrost) 157,1;
item könig Pbilippus des grossen Alexanders vater wolle auff
ein zeit einer witwen sach nicht hören, da sprach das weih,
du must mein sach hören könig, oder must nicht könig sein,
denn könig sein, beisst sacbe hören und entscheiden, denn
dazu seind die gewalte auS erden von gott geordnet, unnd
welche gewait das nicht thut, die ist vor gott kein gewait,
sondern tyrannei und mörderei. Agricola Sprichwörter 19S;
derhalben auch die unsern verursacht worden, die gewissen
vun beiderlei gewait, weltlich und geistlich zu unterrichten,
und unterscheid anzuzeigen, der allen Christen mercklich,
nützlich und not ist zu wissen, und baben allezeit gelehrt,
das beide gewait, die höhesten und besten gaaben gottes sein
auff erden. Melanchthon confess. August, (eorp. doct. Christ. 16');
einerseits hatte ich an diesen dingen manche lust: weil...
solche symbolische ceremonien das durch so viele pergamnnte,
papiere und bücher beinah verschüttete deutsche reich wieder
für einen augenblick lebendig darstellten, andrerseits aber
konnte ich mir ein geheimes miszfallen nicht verbergen,
wenn ich nun zu hause die Innern Verhandlungen zum behuf
meines vaters abschreiben und dabei bemerken muszte, dasz
GEWALT 113, a (pluralgebrauch) 4992
hier mehrere gewalten einander gegenüber standen, die sich
das gleichgewicht hielten. Götbe (dichtung und Wahrheit 6)
24, 291 ; ich hatte sie (die siegelsammlung) nach dem staats-
kalender eingerichtet, und war bei dieser gelegenheit mit
sümmtlicben potentaten, gröszern und geringern mächten und
gewalten, bis auf den adel herunter wohl bekannt geworden.
(dichtung u.wahrh. 10) 25,298; da man aber auch dem ungeachtet
sehr oft nur die überfuhrung bis zum purgatorio wird treiben
können, so mache man das gesetz, dasz derjenige, der bis
zum purgatorio gravirt ist, ohne weitere sentenz die Stadt
zu verlassen habe . . . durch diese einrichtung würden keine
neuen stellen noch gewalten geschaffen, sondern den alten
nur das, was ihnen eigentlich gehört, aufgetragen, an herzog
Carl August, briefe 18,9; denn wäre auch mit Dumouriez und
den höchsten gewalten Übereinkunft getroffen gewesen,...
so gehorchte doch damals nicht leicht jemand dem andern.
(campagne in Frankreich) 30,101; der hausvater ist der durch
die Verfassung beschränkte könig, der zwar innerhalb dieser
schranken des höchsten ansehens sicher sein kann, aber auch
nur sein reich unter der bedingung hat, dasz er die frau,
kinder, ja selbst das gesinde als constituirte gewalten achtet.
Ihmerhann (memorabilien) 18, 71 Bobertag; der vormittag ist
prangenden aufzügen der gewalten und bebörden, Versamm-
lungen in den kirchen und dankgebeten und lobliedern zu
gott geheiligt. E. M. Abndt Schriften f. m. l. D. 2,205; die gewait
an sich ist also nicht widerrechtlich; sie wird es erst durch
ihren gebrauch, es kann daher auch rechtliche gewalten
geben, z. b. die elterliche, die hausherrliche, die kirchliche,
die politische oder Staatsgewalt, die dann wieder nach ihren
verschiednen zweigen oder anwendungen in die aufsehende,
gesetzgebende etc. eingetheilt wird. Krug philos. lex. (1833)
2,260; man sucht heute die garantie gegen excesse der ge-
walten in ihrer schwäche, man fürchtet alle gewalten. her.
d. Frankfurter nationalversammlung (7) 4990*; der zeit des krieges
aber ist die des aufruhrs gleichzustellen, wenn die eigenen
bewühner des landes sich gegen die rechtmäszigen gewalten
mit bewaffneter band erheben. (7)4957'; ich bin der ansieht,
dasz diejenigen, welche die bundesacte und die früheren
organischen vertrage gemacht haben, die rechtmäszig con-
stituirten, die rechtsgiltigen gewalten in Deutschland waren,
dass sie verfassungsmässig berufen waren, das volk zu ver-
treten, (l) 136'; dem constitutionellen monarchen in einer ge-
wöhnlichen constitutionellen monarchie sieht nur gegenüber
die Vertretung des Volkes; im bundesstaate aber steht ausser
der Vertretung des volkes noch die Vertretung sämmtlicher
einzeln Staaten ihm gegenüber ... wenn man bei abänderung
der Verfassung dem reichsoberhaupte nur ein suspensiv-veto
beilegt ... so schaffen sie nach meiner Überzeugung eine
republik mit einem constitutionell-monarchischen mantel, denn
dann ist nicht blosz die Wirksamkeit des reicbsoberhauptes
im einzelnen falle abhängig gemacht von anderen gewalten,
sondern die ganze existenz des reicbsoberhauptes hängt ab
von der willkür zweier anderer gewalten. (7)4988*; wenn
eine Vereinbarung zwischen den drei gewalten nicht statt-
findet, so fehlt es in der Verfassung an jeglicher bestimmung
darüber, welche von ihnen nachgeben musz. Bismarck
(27. Januar 1863) reden 2,80; nachdem ich durch den über-
einstimmenden und vertragmäszig bekundeten willen der dazu
berechtigten gesetzgebenden gewalten unseres deutschen Vater-
landes zu dieser hervorragenden Stellung in demselben be-
rufen bin, betrachte ich es als ebrenpQicbt, vor den zu
diesem parlamente erwählten Vertretern des deutschen volkes
zu bekunden, dasz ich die mir übertragenen rechte . . . band-
haben und verwerthen werde. (Wilhelm L, thronrede von 1868)
4,59; wenn für solche fälle die möglicbkeit eintritt, dasz der
Wirksamkeit der kammer ein weites feld auf eine zeit lang
entzogen bleibt, so liegt das im text der Verfassung begründet,
wie bei jeder materie, über welche sich die drei gesetz-
gebenden gewalten nicht einigen können. (24. februar 1851)
1,315; die regierenden grimmig entzweit, fremde gewalten
im anzuge gegen das volk, der kaiser aus Spanien, der papst
aus Rom, der Türke aus dem mittelmeer. G. Freytag (bildfr 2)
19, 137; in den weltumspannenden kämpfen ihrer groszen
kaiser ging die macht der deutschen monarchie zu gründe,
auf den trümmern des alten königthums erhebt sich sodann
eine junge weit territorialer gewalten. Treitschke deutscht
geschichte 1,3; die scheu vor den bestehenden gewalten,; der
Widerwille gegen öffentliche Unruhen . . . das alles erwies sich
4993 GEWALT II 3. a (pitiralgebraucli)
bei manchrm starker als jene mflrble, die atieb ibn zanichat
in die rernnnbewegiing bioeingctriebeo halten. Vocr dtuhcin
tilteralurgeichiehtt ttt; nocb netzt« er (Hulten) ja überhaupt
bolTiiungen auf dl« beitebeodeo gewalteo. allg. d. biegrapkit
U, 471.
})) die ttaahrechtliche obJ0€H9ier%ng : ao acht Ich* for daa
■icberst« und biilirliite, daa all« biacboff pfaffen und mOncbeo,
ron den benclialTlen gewolteo und rricIithfimeD, freiba ab-
trelteo. llAamuTn v. CRONanRC IM ntudrutk;
lur mnrgrncaba ichank Ich meiner braul
dlo rniiteiiiDQiner l*le>kow und tiro*ineugtrt,
mli allen iiAdian. dArfarn und bewobnern,
oll Allan boheluracblen und gawaliao,
tum rraieo elgenibum auT awge leli.
SCHILLBR (Ih-ilirlrim I) 16,1,461,
8)) die privalrtfktliehr objectivieiung. wAhrtnd für die p«T-
ionification kaum pluralbeltje vorlirgtn, weist die objtctivitrle
Mtutung 'vollmacht' um to lahlruchere btitpielt ßr den plural
auf: und auf daa, als sich die vermeinten aowllde proteslin-o,
dasx tie durch ihre excepiion in untre der kllger und anwflidc
person, auch in die eingelegtrn gewalle nicht willigen, und
die rur krAllig achten, somlern olle rechtliche einrede ihnen
vorbehaltrn haben wollen, thun wir die klüger euch den
königlichen coromissarien fürwenden, dasz wir aolcbe ver-
meinte proteatation gelten lassen, rephk der Löwler gegen die
anwalte hertog Albreelilt von Baien (U9.>) bei KRK.'«f«tR bairisehe
landtagshandlungen II, U9: darauf die anwalde: ea wliren zu
gehaltenen lagen von ihren wegen zween gewalle eingelegt,
verhOil, und vom widertlieil zugelassen. dal)ei liessen sie
es noch bleileo, der hofnung der wieilerlheil sollte das anch
thun. proloroU j*y. n die anväUe hertog Albrechts von Baiern { Vlmer
reiehstagun) a.a.O. 11,303; iedocb das es ein wenig ain ansehen,
gab ninn für, sie waren mit genugiiamen geweiten izumols
nit verfast. Zimmerscke chronik 4,59; es sollen auch die
secrelarii . . . eine jede schrifTl zu seinem gehörigen process
hinlegen, . . . auch alles und jedes, was producicrt, es aein
«upplicatiiine», mandata, citaiiones, libelli executionea, gewalt,
houptschiilYlen oder beilagen, mit Ziffern notirt und numerirt,
veriassen. rtiehs-hof-rahlsordnung 1615 bei Lordorp I, 21 1';
wie die anwald mit gwniden sollen versehen und gcvol-
mechtigt werden, der slat Nürnberg erneuerte reformation (|&6I)
5 tittl \.geseti: ebenso 3, 5. liW, i,u.lUelu.a.; czweo gewnit,
gewillt, (iuas auctorilates. tAon. Franc. \i% f. i^' ; kraft ihrer
{der procuralores) gewfllte. Würiburger landgeriehUordnung
s. ScRMKLLBR 2*, 908; ausculUrl unnd collationirl ist diese
gegenwertige copey durch mich Casparum Kechler aus bcbst-
lichen und kaiserlichen gewSlten offnen notarien, unnd laut
gleich TOD wori zu wort Irem rechten original, welchea an
sclniefften und sleglung noch unversehret. Flershtimer chronik
I. ifl Wallt; sonst ist alhicr zu bemerken, dasz das lezo aus
der procesordn. angezogene mit dem im reicbesabschlede
von 1854 5 42 davon stehenden zimlich Obereinirift, wie die
procuralores ihr gewalle und rechifertigungen in diesem
ersten termln tub praejudicio (bei Verlust und ausacbliesung)
richtig einbringen oder darüber vorstand leisten sollen.
anmerkuiigen über die erneuerte Frankfurter reformation (1767)
t, 346 ; ebenso 3^t5 u. a.
4)) poetische personilication.
a)) es sind zwo gleiche gewalteo gegeneinander. Lotiib
grund und ursach (1521) 1'; wider dise zween gewalt (lorn «ad
btyterde) wie vi! die vernunffl vermöge, zaiget freilieb go&g
an das gemain leben der mensclieo. J. Irarck enc. mor. i»*;
0 herr, wer mag dir gleiche nein,
der du vor Mirikereo gewalien
den armen gnUg wllt erhalieo,
den armen vor dessellien macht
der Ihn tu rauben iti bedacht,
mich sprengen n-ecbe mögen an.
und fodern was Ich nicht gethan.
OptTi ptatm 95,6
(rpi. psalm 36, lo: eripiens inopem de manu foriiorum eiwt; von
dem, der jm zu starck ist LuiMBn); ejj. datu Mbi.issus »«Irr
* (<'n) musxt auf das nur btun.
was In der meoscbllcben natur beruht,
in der gewallen ew'gem gegenüait.
der unter allen rorman wiederfcrbri.
Uhlakd (Ernst mn Schwaben 1,1) 3,16;
die speise nimmt er auf lo lelDen leib:
da treten wirkende gewallen auf
und wfbeo fort und Ton mit ra»arn und gerStt
und limmern Ibm sein haut; kelo kAnIgttcbloat
ma^ sieh Terglelcbeo mit daa Baantcbealeib.
(itiLLPARiBR (König Ottokan §IM «ad ende 6) 6«,lMi
GEWALT n a. a (plarilfrebraach) 4994
das klaid, da« Ick trag«, (et ktio drelfarbea m «s4
di« braat oicirt inuitr irgao dl« |««ali«a im
P. V. Saab tnaatnt H;
e« ff«« a«luaaMa g«««lMa
ward leb olaisllclb ab«nMMML
da>s leb raal v«r «ImI ll«k«
auf dl« scbAiiM l««f«Wa«M.
Vau«» tiHmÜ»§m t (4^ t*$e^i
.11« ersten, alnfachateo r«g«iog«a Ur afttRefchtH wacten aaf:
der eld wird auverletzlieb, daa pMrackl b«iH«: da« absMi».
volle scheu vor den onerkllrllelws |a«alUn er«<b«M tÜ
naiOrlicb und oolbwendig. lnn*nMA»n{»itr 4** rnendtm iim
de$ SophokU$) 17, 411 BoberUg;
doch die aaendllcben gawalu«,
die wir pirtumt. |t|ls«kl, fäUK
die werden lauj uad T«lk «rtajua,
wana uaatr staub tu aiaMk aaraU«H.
B. M. AaN«t uktlflem . . ■« atW«« kaUn
HetUMken l,»44:
hnibbeit in der machtvoitkommenheit der kflaatlerlackM la^
lung, einmiacbung kunttfremder gewalteo ■oii aotbvaaAf
baihbeit und Zerfahrenheit in ihre retullate briogeo. f. OsvaitvT
das nationaltheater (1649) 18; webe aber dem laodwiitb, dria
der grund unter den fOssrn fremden gewalteo verfallt ! er
ist verloren, wenn seine arbeit nicht mehr ausreicht, di«
anspräche tu befriedigen, welche ander« menscbeo «a ili«
machen, die geister der naiur gOnoen ihren segen oor itm,
welcher ihnen frei und sicher gegcnflber steht, si« eap6r*a
sich, wo sie erbwache, eile und halben nuth «hoeo. G. Fatita«
(«0« und haben 3,4) 4,164; wer plötzlich als eioteloer ■oler
fremde geworfeo wird ... der erst erkroot den ae««o der
heiligen krei«e, welche um jeden eiozelneo menscbeo Uaecad«
der millelienden billen, die familie, seine arbeit*g«nns««fl,
rein volkssiamm, sein Staat, ob er in der fremde v«rli«r«
oder gewinne, er wird ein anderer, ist «r ein achw|cbl}o|,
so wird er die eigene art den fremden gewalteo opfora, ia
deren bannkreia er getreten ist. (4,1) 6,1«.
b)) doch, wa« gebeimobivoll bedeutend w«bl
und bildet in den tiefen der ntlur. —
die geisterleiter. die au« dieser wali da« ataob««
bis lo die iiernenwelt, mit tausend aprosaeo,
binauf sieb baut, an der die biaall*«liaa
gewalteo wirkend auf und niedrr waodslo,
— die kreise lo deo kreisen, die skb eog
und eoger tleb'n am die caotr»r»cba sobo« —
die lieht das aug nur, da« enuiegeli«,
dar bellgebobroao, beltern JovUkl«d«r.
ScuiLiia (/Vru/*«M 1,6) 11.113:
die drei bimmliscben gewalt««.
die den gang der scbOprnng balieo,
«olleo Wahrheit mir teugen.
«der tum toiie Blcb beugcol
RfcsitT mrikf (l!ift»i 11.111 (.V«l md
Damaje'li tS):
und der bObne, crBstlicbe tpniag geliagt,
Ibn betcbOuao böb'r« gewalteo:
weoo auch das rosa terscbaartt-rt veniaki.
der rlitar ist w«bl erbatian. Köanta (H«rr«a) 1.167;
die ide«, dasz die bohereo gewallen aar
bessernd in di« irdischen verhliioiss« e.Ofrailiw t»«oa>» ist
rein modero. I««bbb«rr {übte itm nmadn Aj*m im Sipibaiiail
17,411;
Mfi. ... »I« kamst da ••« im lk«k«?
bat dicb der bllu «MIUmbT — i«4«. r^aatl
Prtnrt», In fauarwag««. ■«•icbibar f«l*«H.
«alfObreo uos aasterblklM f««aN«a.
(fVirtrot « ll,Mlt
«• Ist eine traurige rrfahraat» '■M ^
«alten dem menscfarnkind 4aa gltak «faNT
enpflodong nicht lan^ce aoff«rklMMrt
SBcbe so schlaa eiogrrxbl«!, Awt akk
unsara iaoara ■haoanot, ao ofl alt <«• wkM
zur bOka kar— ifWW. G. FatiTa« (lal Mi kokea Li) i^tMt
all«« aBen<ck«ol«kaa ... hl 4ank laalaa cwoaMalal, aia^
vollen brauch, «iikaaia üMMb akifika^ . • . «ft mm» it-
durch das tafllil|a^ kMM laaiftl m
wcrdco. aadttck ilaal viaiao ribnl m
ackldlickea ciste«t ■twhiliito p«a»M. (I
i. «*rf«afraML iM.) t% tt.
«)) aa |lkl tvrti fiMBckc fovOM: daa racki «d «•
acbicknchkf't. GOT«« (WOMat Mekkn v««d«r^ laaraaMufn)
».Ml;
4995 GEWALT II 3, a (plural gebrauch)
doch nur dämoiien steigen fuiciitbar nieder
in irotzger Wildheit, die mit lialtem hotine
ruchlos die herzen quälen und zerspalten!
die seligen gehalten
die durch die schmerzen reinen und belohnen,
sind Tremd dem manne, dessen Zauberworte
den Vorhang heben TOn d^m grausen orte,
wo die verdaramnisz und das laster wohnen.
Zedlitz lodtenkräme str. 88;
die erde wie tieT, und um mich her
eine rfillo edler gestalten,
tief in der brüst ein Hütend meer
Tolliönender gewallcn.
Stb ACH WITZ gedickte 172;
so lebte er nun manchen tag und manches jähr auf der haide,
und wurde gröszer und stärker, und in das herz kamen
tiefere, dunklere und stillere gcwalten, und es ward ihm
wehe. Stifter Studien 1,119;
welche klugheit, welche macht
mag das opTcr wohl erhalten,
das die Tinsteren gehalten
ziehen wollen in die nacht.
Grillpabze« {ahnfrau 1) 45,19;
ertragt ihr die schmach, omazonen zu flieh'n,
verrolgen euch schatten erschlag'ner, erschien
Sarpedon . . . und weicht
ihr dunkeln gewalten des Hades vielleicht?
Leuthold (l'cntkesilea) 294;
in diesem stände, mein Alfred, ist neben finsteren gewalten
eine opferwilligkeit und eine slillduldende liebe, die ans
heldenhafte grenzt. Rosegger erdsegen 351.
d}) im tieTsten, hohl, das crdreich untergraben,
aul' welchem jene schrecklichen gewallen
nun offenbar ihr wildes wesen haben,
in majestätisch liä>zliclien ^e^taiten,
und mit den holden überreiTen gaben
der Oberfläche nach belieben schalten.
GöTUE (lipimcnidet erwachen) 13,299;
sich hinab zu stijrzen dann
in das rege, wirre leben,
an die volle brüst es drücken,
an sich und doch unter sich:
wie ein gott, an leisen fäden
trotzende gewalten lenken
ring::" zu sammeln alle quellen.
Grillparzer {der träum, ein leben 1) '5,121;
allein es fol^t der mensch dem dunkel gerne;
er will sie nicht, die retiungslichter schauen.
und trauernd ziehen die in düstre ferne.
so wird es nacht, — ihn überfällt ein grauen;
es ist zu spät, — die feindlichen gewalten
verschlieszen ihm die schönen hiiiimelsauen.
Z. Wermer Martin Luther, jn'olog 29;
also deutet die himmlische mir die gebilde der kiinsiler,
und ich erkenne, wie scliön einst sie die Völker regiert;
wie sie mit lächelndem blick die rohen gewalten geziigelt,
wie sie die sprossende kraft stets auf das grosse gelenkt.
Gkibbl elcgie.
5)) der plitral am allgemeinen abstracten begriff,
a)) unter dem einflusz des reimes:
die schüzenmeister theten nach ehren stellen,
ein jeder wolt das schlosz selbs feilen,
sie schoszen mit ganzen gwalten,
ein schusz gieng über den andern aus,
bis sie die mauer ganz feiten.
Hetffensteiner lied hei Adrian miilheil. 132;
nach dem jetzt die grimmigen lawen
all thier fast trutzen und bedrawen
und müssen tantzen, wie sie pfeifTen,
in weidlich aulT die hauhen greitfen,
das haut und bar ofTt folgen nach,
mit jrer tyrannei und räch,
wit wüten, toben und gewalten
all thier so trutzlich underhalten,
vor jrem grewel müssen streichen.
ß. Waldis Rsopvs 2,266 Kurt;
dan waern al meine bain zu-gleich
sprechen, o her, wa^r ist dir gleich,
daer von des siaerkeren gewalten
den schwachen kanst rettend erhalten.
Melissus (jisalm 85) 128 neudruck;
vgl. oben 4)) a));
ihr viel verweisen mir, ich lieb' ihr gar zu viel.
ich selbst auch pllegs an mir offt in geheim zu schelten.
was aber kan ich thun. wer schützt sich vor gewalten,
die stärcker sind, als er. P. Fleming gedichte (1642) 662;
wie kan ich freundin, disz vergelten,
indebni ich folge den gewalten,
die ieder mensch vom sternen-flusz'
ohn allen mispruch dulden musz.
SciiwiEGER geharnischte Venus 63 neudruck;
ich bin ein jungfer-lieber,
die zunge geht mir über
von dehm, was aus dem hertzen quillt.
wer mich hierum wll schelten,
der fluche den gewalten,
die ob uns hat ein weibes-bild. 16;
GEWALT II 3, 1) (casiisgebrauch) 4996
das ganze buch ist dein, was ich hierunter tuh'
ist, meiner schfildigkeit bezwängnusz zu erfüllen,
nim meine neigung an, und lasz mich ferner gelten,
die Venus wird nicht nur von mir besungen sein,
iezt schwazzt Minerve mir ein anders treiben ein,
forthin entzieh' ich mich des Zypripors gewalten. 08;
nun fühlt sie tief des blicks gewalten
und unverwandt schaut sie liinauf ;
die perlen wollen sich gestalten:
denn jede nahm sein bildnisz auf.
GÖTHE (divan) 5,182;
wie wird mir auf einmal!
wie ist mir geschehn!
es zieht mich zu ihnen mit dunkeln gewalten;
es sind mir bekannte, geliebte gesiaken,:
und weisz doch, ich habe sie niemals ge'sehn.
Sc>iiLr.p.R (huliliijUH!) der kitiislc) 15, 1,6;
du aber mit melodischen gewalten
vermagst in masz und wort, in färb' und tönen
vergang'nes neu und dauernd zu gestalten.
Leutnold (die kunst) 173;
sahen die bäche aus himmelsräumen
über des abgrunds felsige Schlucht
nieder zu thal in die sceen schäumen,
stäubend tind strahlend in donnernder flucht,
sahn der lawine gewalten
grauenvoll schalten. Roquette (/erfic/iJe (1859)97.
b)) auszerhalb des reimzwanges: in den ge weiten ist die he-
haltsam seiner gerechten. Eggestkin psalm 20, 7 (in den ge-
wallen ist das heil seiner gerechten Koüijrchr; in potentibus
Salus dexlere ejus, sinero zeswun heili chumct in mähten.
NoTKER psalm 19,7); die vereinigten Staaten haben nämlich
noch weitere bcslimmungen angenommen, so die, dasz der
congresz auch das recht haben soll, gesetze zu erlassen,
welche nothwendig sind zur ausführung der ausdrücklich
verliehenen gewalten. btr. d. Frankfurter nationalversammlung
(7) 4969'.
6)) gewalt, die, plural die gewalten (nur in einigen fallen).
VoiGTEL versuch eines hochdeutschen handtvb. (1794) 2,79; ge-
walt, plur. inus. Weidenrach deutsch-holldnd. wb. (1803) 436';
bei Hilpert wird für die bedeuiung '■hrafl, zwang, macht' der
pluraljebrauch von gewall ausgeschlossen, nur für die personi-
fication (the persans or tht body exercising power or command)
läszt er ihn %u.
b) der casusgehrauch.
a) das vorwiegen einzelner fesler Verbindungen in der Ver-
wendung unseres Wortes übt auch auf den easusgebrauch einen
einschränkenden einflusz aus. am meisten ist davon der nomi-
naliv betroffen, der von diesen Verbindungen nur bei der Um-
setzung in das passiv in anspruch genommen tcird, auch sonst
ist es selten, dasz von unserem Substantiv eine eigentliche thälig-
keit ausgesagt wird, meist handelt es sich dann um fülle, in
denen es der personißcation oder objectivieritng sich nähert, vgl.
sp. 4984 — 4985. die prädicalfnnclion andererseits ist uesentlich
auf einige Verwendungen im sinnt von vis, violentia beschränkt.
1)) dize ist daz gotes lamp — vil micbel ist der sin ge-
walt. Baümgartner Johannes 55; vgl. sp. 4922. 4924 u. a.; an
dir . . stet der gewall. fundgruben 2, 2 IG; alle gewalt stehet bei
dem Pompejo, potestas omnis penes Pompejum est. Henisch 1591;
ez ist gezalt
über mich din gewalt.
rf. gute Gerliarä 4272 w. a., vgl. .tp. 4927;
es was unser stat in sölichem iamer daz der wirdig gewalt
der gesecze gcleich als wol geistlich als weltlich ser zer-
gangen «ras. Steinhöwel decameron 5 Keller; es soll ja bil-
lich alle weiszheit, aller gewalt Christo unnd seinem heiligen
wort weichen. Melanciithon apologia (corp. doct. ehrist. 109") ;
sost mir al min gewall . . da hin. minnes. frühling 5, 26; nam
ein ende aller ire gewalt. M. t. Kemnat 96 u. a. vgl. auch 111 1, c.
2)) ghescheghe eime gewalt. Stendaler urlheilsbuch 26, 3 u. o.
vgl. unter 111,4; gewalt gßt ftf. Walther 22, l. ähnlich 8, 25; ge-
walt .."gesiget. Frbidank, Jacob v. Warte «. o. vgl. sp. 4942.
3)) so sal ok de geistliche gewalt helpen. Sachsenspiegel
1, 1; das nimpt di koniciiche gewalt. Kulmisches recht 4,70 u. a.
vgl. sp. 4926; do sprach der gewalt zeilem weistum. anegenge
6,57 u. a. vgl. sp. 4936; daz . . dchein butger noch sein ge-
walt . . nicht turniren sol. d. städtechroniken 1,475; zu der
sich neigele . . di hohe godelich gewalt. Elisabeth 5330; er war
der Zuversicht, hier im stübcben sei er sicher und wohl be-
hütet und keine böse gewalt habe macht über ihn. J. Gott-
belf Käthi die groszmutter (1847) 1,9.
4)) prädicalfunction : die andern sprächen, ez wser der gotes
gewalt. K. v. Megenberc 112,3; daj was gewalt vil gröjer.
Nibelungenlied 1927,3; es ist gewalt. Scbillkr 14,75 u.a. vgl.
sp. 4978.
4997
GEWALT II :u \> (.a.ii>g.-l.r.iiiili)
ßt der ijmrtiv.
1)) in den xetbiniungtn mif verbit tttrbt dieter caiui tu der
ntueren tiirache nolinluh ab: gewaldes iitlegeii. WuLruAH I'ot'
sival lU'i, II u.a.; gewalte« LIint marlien, rgl. ip. 4021; der
bawcr beJaiickt nich de» betcliaid* uml war den erli:iltnen
geMiilta fru. HiWii. V. WiTriniToarr Batthuti» Wt; sieb drt
gewolU erweren. Oittrr. »titth. 1,101; tolle ai gewulti ter-
driezen. Panival &S5, i ; ir gewaltet bio ich . . gri. Niiii>h*kt
{$. M<ll^' ,1g,. nilubriicli i*t *o naaigrali.
(tat man leti in maocbem landl,
den lion hall fOr elD lOrlli ilundl;
al>u liondi Ir* lO gar vemclilu.
daa man Qwari fwalit acht oit.
Tnomas MtaMBa nanrnbeichwiriHig 7S
t'iU.iH iiruihtiek);
xft lettt Tertumleten tie die gemein, unnd beredten die, dut
tie lieh Jiet gewultt biuiichm , und newe geitalz machen
tolle. Liiiut (1502) 59'; tie würden solche verzagte beren-
henler antrcfTi-n, dati es keiner tonderlichen gewalt wOrde
Tun oOthen tein. Wiisk die drri ärgsten ertnamn \i:\ neudruek.
D) um so entuicklungffdbiger ist dit Verbindung mit iub-
tlanttven, die vor alkm aus der klatst dtr verhiiUubst>intiva %*-
unttibroelien suteaclis erhalt.
a)) ains gewaltet krult. Barlaam 1. LuTwm K5; der banr
der da wat gebunden komm, urlitiring begiiod enbunden stan.
da w.ird Salla tA der crefl söllicber grosser gewalt zittern.
Gregors dialoge [Augsburg u;3\ i eap. ^\ ; derbalben . . . aus
göttlicher barnilierizigkeit und vulkonienheit unsers gewalls
wollen und verleiben wir. Luintti (two bullen bapsl Üementis \\\.
1&3&)9, Ol* Jena; die watterblasea (tolt bullu tagen) ... allen
andern beirhtvetern verbeut, aut vermügen einiget gewalt",
ao inen verliehen, sieb nicht zu unterstehen jemandt . . . von
gedachten vorbehalten feilen zu entbinden, (l&'il) 3,96*;
»Ol wir sie nit mit kriegesthai
ein itdck unser» gewalls lasen sehen.
II. Sachs (J/ar/iuhrc) ) 11,99 Keller;
die spitze det gewallt. Fischart Garyanlua 341 neudruek vgl.
oben sp. 4Ö57; und {Karl der ßnflt) nubm in Antwerpen eine
veronlnung zurücke, die er mit allen schrecken der gewalt
in M.idrid und IJssabon würde behanplet haben. Schiller
{abfdll der I^iederlande I) 7, 4U; oder es gelang dem kaiser, zu
ilcn alten grunillapen seiner gewalt eine so grosze thutsiicli-
lichi- macht zu fügen, dasz der widerstand aller landherren
gt-hrocbcn und Deiilschland allmählich in einen modernen stat
verwandelt wurde, der die einzelnen landscbaften entweder zur
vollständigen einheit zusammenschlosz, oder doch wenigstens
alle höchste regierungsgewalt in der band eines berrschers
veri'inigle. (J. Fbeytac {bilder 2) 19,146; ihr buch über den
begriff der höheren gewalt, lieber freund, hat meine seelc
mit dank erfüllt. {',, Kkller an Einer tl. april 1883 bei [SÄcnTOLD
3. 53i; die waffen der gewolt (neben gewalt der waffen).
Franklurter nationalversammlung 148S*.
b)) du künig Mann das dreiuiiddreissigtt jar seines gewalls
erraicht hei, was Abraham fünfzig jar alt Atentim {baimehe
Chronik) 4,90; uff den 21. tag det selben manots der kung
ist gefarn dur das sloss das man nempt Buloniam. gelegen
uff dem mer, und slieff da, an dem ende des gewalls von
Fronckriib. {RöteUr cAronii) Basler dironiken 5, 162.
e)) (t)) solch Ordnung lesset gotl bleiben, macht aber nicht
nnterscheid des gewallls. Lotiier epistel s. Petn gepredigt Ks';
4arumb haben die unsern nicht aut frevel, oder Verachtung
feistlichs gewalls von diesen sachin gelert, sondern es hat
die hohe nulh gefodderl, underricbt zu Ihun. confest. August.
' HIER 6,3:2'; vgl. auch ÜKi.hncmnoH in eorpMt dod. Christ.,
, ISOO; er war schon im besitz der gewalt, weil ihm
die mächtigsten zu geböte standen. ScHiLita {erste menstktn-
geulUchttft) 9,143; wie aber soll ich dir ersetzen, wat mitt-
l'niuch der gewalt deiner mutier raubte? grosz war dein
eriio. schon seil jähren hast du entbehrt, was dir gebührte.
KoTZEtiK almanach dramut. spiele (ISOT kaistr Claudius) i,\U;
«s ist mir noch viel erklärlicher, wenn es aich um tchaffnng
einer neuen gewalt iiandelt. 6er. d. FrankfurUr nationalversamm-
'•'"9 (7) 40S7*: die leislungen der bOhnenkunst sollen einheit-
liches leben haben, darum verträgt ihre leitung keine theilung
der gewall. E. Dbvrient das naIionaWitaUr des neuen DeuUek-
lands [\sn) n.
p)) denn vieler starker lanien drohten ihm,
und wehrirn. ob er »chon so gro^t und stark
und »treiterluhren war, ibu voo sieb ab.
und er entwich deai dränge der gewiili.
Boaei» Iti»* 3,776;
IV.
(ji^WaLI Uä. i> (c«>u»B«^«udi> 4998
waou ibr J«auU ein« UirtM te« Man MfÜMUra ftwUcbi
babi, und wissi wa* et itt milleiJeo t« bab«a oi»r la initu,
■u latzt mein bitten di« wuihuog drr g«wall knifu. )^nlA»^
Shakttpiare 2. 67 {»it «$ ««/A fef4Ul t,»); «r (Aw) kasoia
•!a» lenksame bera aeiaea firuode*. aocb k«r<firk IUm Ib«
der dichter eine probe der gewalt ablegen, lak 4«r w ••trb«e
beberracbie. Soitiua (brir^* üher in ferU« 11) «,<«:
•• denkt der mentch 41« frei« ibai <u ikna,
umsouti! er Ul da« tpldwerk nur der kllMe«
geitali. dl« au« der eigoca «alil lli« »«kaeil
lila furchtbare oeibweodigktit erechafft.
(»l'«b«iMl#te« 1*4 4.»| tS,Mlt
tie können nicht anhand nebroeo, aelbst «roa ti« di« baa4>
hingen einzelner der bur^rertcbaft tui. Maioi aiMMIHlM,
gegen solche ina«zregelu unerhörter geweit ibr «•(• «isM*
legen, ber. d. Frankfurter nutionalttntmmimug l, IM*; er km»
sich wieder vor, als hatte er aicb an de« gfk«tii|rtw
der menscbbeil gedacbtei, wu ihn die band ^ c«bM _
nicht fassen und verfolgen durfte. Au^saaca MtMtMesV.sn«
y)) derselben hat ein jeder hundert mann von der gwiiladt
bei jm, welche beide teiner rath unnd seiner gevsk kM4t*
baber sind. MicTiLut Tacitut |l33ä) 4ii' {Germamia).
3)) der gtneUv neben dem verbum substanlivum : dat ist tapferer
und gröttert gewalls. Terentübersetiung (I4»i» </«*: mit wmi
du hie zA handien batt, der ist ein frembder, minders gwalta
dann du, weniger bekannt, der hie liizeler freund bau
VaLiNTiR BoLTZ Terenzübersetiuny 72'. vgL eigenet gewatta
tein. EnHEL Sylva 0 0. 7; det gewaltet tio sp. tm.
4)) absoluter genetiv: solche gepurscb haben tie zu nacblail
und merglicbem verlust mertailt irer genacbparten auch nf
die hocben gericht dermatzen erstreckt, dat ire pnrger ire«
gefallent und aigent gewalls den nochgetetznen in die vitcb-
watter geen. /.immersche chronik 3,363; vgl ebenso thterr. wetuk.
2,22 u. a. rgl. sp. 49«0; es gebühre seinem ttatzkopfligten
ebeweib nicht, sich selbsten und eignen gewalts und gefalieot
von dein ehemann, welchem ibr leib an- und zugehOret, ab»
zutondern. AtELi künstliche Unordnung 1, 2^1; dasz zuUaaif
seie, wegen det ehebrucbs, das weib zu beurlauben, arf»
auch dem weib sich von ihrem hurenhengtt abzusondern, Mi4
zwar eignen gewalls. 252; und half im mebtiger gewalt. Ha»
Lissus ftalmen 122 neudruek;
und sollt' leb nicht, lebntücbtigtter gawaii,
io's leben liebn die eiotigste gesiali.
G6niB Fmuu 7436.
y) di* überwiegende lahl aller Verwendungen entfallt mif 4e*
accusativ und den datir, die beiden ewiu, ta denen *er amJms
die festen Verbindungen sich entwicktl». dem fCffUftltr «mMmm
die spärlichen falle freien ea$usgekmucke$ kier wie termueiU
ausnahmen.
1)) für den accusativ kommt vorwiegend die funetten det tkytifi»
in betracht, für die sowohl die parallele mit ptleiUt nlt die mä
riol^nfia fruchtbar ist, rgl. gewalt geben, gewalt haben •••.;
vgl. gewalt begehen, thun, üben, treiben u,a, $. III, 1. auf Mi-
gehender entictckelung beruht diese funeiion bet gewalt scbretM,
gewall klagen vgL oben tp. v»;s. 4»4t. fr§pmilimMn^mim»§m
sind dem accusativ vor allem dann sefiafNtk* MM itr ht§n§
durch die betiehung auf einen bestimmifn M^er dtr gtwall <i»>
geengt eruheint: gezali ... in gutes (i efri«) gewalt; •MteiilM,
sieb ergeben, bringen, kommen in jemande« gewalt b. •. t.
ill. 3. diu absolut gehrtuekle nhUnli* etlrtektert die pUft
sitionaherUndung «m ehettm auf dem kerfra kemimmter W>
deulungsrertehiebungen^ vgl. umb ein gewall s^ •O. M77; ifl
ohne, sonder gewalt (— rtUmacki} tp. t-Ai; tfi tk ennnriM
biläung durch gewalt (>■ »t gewall): wer «iMa mi&tm
widerrechtlich durch gewall . . la timt haadlMf . . MlUik
bürgerlsehet getHtkuek ) 240 eMi laWke* ßUn ^fMrikaa äätf
prdpMt/ioadIferktiMluRf«« kirr »eätn:
w aM das iehee 4r«a(t, w dm eerftekr
aiek ■eaaltfacb durcMkrawtM mnä «erwlinagv
da kr*«clM% ver alle« erdwaaf aad g*»««a.
K*»««a.
damit ein jeder aagetm ?Ma aaiarw.
in sichern frentea waw^le aekM kaha,
damit nicht di« T«rwlmB*( !• gewall
sich l«te. Dn*w lutmig dtr Btttr 1.1.
2)) der daäv «laiMl c« den tethininnfin itt iMMMudl br-
stmwäen tubs!antivt ebra/Wtt (bcü.* es ttal oit ia deiaca
gewalt (EsEBLin 2, t&T) ■. «.; lyL laaes d. gedkUt im, ifL
111,3: do i<i »naer berrgnlt ... nit seinem gewalt do gewctt
ZtaiM/rscfte rArcatk 4, tsti; tfl. ans seiner eewall last««, v<io
;}14
4999 GEWALT II 3, b (casusgebrauch)
der gewalt eines andern gehen u. a. auch das absolut ge-
brauchte Substantiv geht solche Verbindungen ein, vgl. an der
gewalt sitzen, in der gewalt sein, vgl. daz doch vil manic
man in micheiem gewaite kan. Tristan 26S; t. sp. 4921. den
hauptanlheil am dalivgibrauch aber haben präpositionalverbin-
dungen, die die Verallgemeinerung und weitgehende Verschiebung
der btdeutung herbeiführen, vgl. vor allem die Verbindung mit
gewalt unter III, 8. diesen haupttypen gegenüber seien einige
besondere fälle des dalivgebrauehes zur ergämung angefügt; sie
stimmen darin überein, dasx das Substantiv hier die energie der
bedeulung festhält, während der dativ sonst im allgemeinen die
formelhafte abschwächung begünstigt,
a)) präposilionalverbindangen.
a)) das Substantiv strebt der personißcation oder objectivierung
tu: gingen des dirhangen frund zcu der königlichen gewalt.
Magdeburger fragen 3, 6, 2 «. a.; vgl. oben sp. 4926, vgl.
tp. 4937 ;
dem gleich fast iderman icz tbOet:
in diesem leben trachtet
nach gwalt, macht vrolAst, er und gQet,
aur das künftig nit achtet.
H. Sachs {der edelmann mit dem narrenwagen)
(allein und schwanke 3,295 neudruck;
der guter höchstes dürfen wir vertheid'gen
gegen gewalt — wir stehn vor unser iand,
wir stehn vor unsre weiber, unsre kinder.
ScHiLLiR (Teil 2,2) 14,329.
ß)) das Substantiv wird durch nähere beslimmungen abgehoben:
schmeicheln sie mir nicht mit einer gewalt, von der ich hier
keinen gebrauch absehe. Lessing {Emilia Galotli 1,6) 2,390;
sie (Virginia) weis, dasz sie unfähig ist, irgend eine Wahrheit
zu verbergen, und läszt also den Iciiius von der gewalt ur-
tbeilen, die sie sich besonders mit ihm anthun müsse, {auszug
aus dem Irauer spiele Virginia) 6, 19;
herr graf,
das fiberläszt die vehme euch! ihr zeigtet
von der gewalt, die ihr hier übt, so manche
besondre probe uns; laszt uns noch eine,
die gröszeste, bevor wir scheiden, sehn,
und gebt sie ihrem alten vater wieder.
H. V. Klsist (hdllichcn von Iteilbronn 1,2) 3,31;
und jetzt, wo dasselbe geschieht, wo es fast täglich zu lesen
ist, wie hier die wohnung eines abgeordneten zertrümmert,
wie er verfolgt wird, wo man bis zur gewalt gegen die
majorität der Volksvertretung sich erfrecht, um die minoritiit
zur herrscbaft zu bringen, jetzt sollen die frevel im namen
der freibeit geschehen? ber. d. Frankfurter nalionalversammlung
4, 2651*.
b)) der dativ in unmittelbarer Verbindung mit dem verbum:
deme gewaite dienent di tröne. bücher Mosis 3, 19 Diemer ; den
suilen si brengen dem richtere oder siner gewalt. Freiberger
stadtrecht 7, 1 ; als jm {dem Schulmeister) nu das zugelassen,
gab er jm zcu verstehen, wie er der besten bürgers kindt,
seinem gewalt die zu übergeben, mit jm brechte. Kirchbof
wendunmuth 20* ; ich übergebe dich . . . dem . . . gewalt des
lebendigen sathans. kirchenbannformel von Straszburg 1658;
diesem gewalt nimmer mehr unterwürffig machen. Galmy 21;
eines gewalt sich entziehen, detradare imperium alicujus.
Weismann 156;
es beugt der gewalt
sich mit kosendem schmeicheln der panther.
RoQUETTK gedicliie (1859) 173.
e) die fähifikeit, substantiva unterzuordnen.
a) hauptsächlich kommen hier die erscheinungen des subjectiven
genetivs in betrucht: die gewalt gottes, des papstes, des kaisers,
des Staates, der ellern u. a. vgl. III, l.
ß) der objective genetiv ist zunächst auf die Verbindungen mit
verbis une gewalt geben, gewalt haben u. o. beschränkt (vgl. III, 4).
hier wird er später durch präpositionalverbindungen abgelöst, unter
denen über vor andern hervorragt, aus diesen Verbindungen mit
verbis dringen beide arten der Unterordnung auch in sonstige ge-
brauehsformen des Wortes über, hier wird der genetiv in der
composition noch heute festgehalten.
1)) tn der beziehung auf personen sind genetivverbindungen
jetzt seilen, doch zeugen isolierte Wendungen wie sie haben dein
gewalt, sein selbst gewalt u. a. (vgl. 111,4, a, y) dafür, vgl. auch
zerwirft oder frist nicht der krannich seiner kränchin ziileid
seine eigene eier, das wachtelmäniin seins wachtelweibiins,
der pfo der pföin, das rephun der rephennin, der rapp der
krähin, nur umb ehrgeltr des kindergewalts? Fisgbart Gar-
gantua 3()8 neudruck. sonst wiegen präpositionalverbindungen
vor, die den Charakter der zielbeslimmung schärfer ausprägen.
GEWALT II 3, c (übergeorduel über substantiva) 5000
a)) der pfaff erwarb gwalt und gnad von bischoff Burkharten
über die kötzer. Bdrkabd Zink, d. städtechron. (Augsburg) 5,45;
henschung und gewalt aines über die andern. J. Ebbrlin t.
GOnzburg 2,178 neudruck; man hat in als ein wahnsinnigen
menschen ins gefängnusz gelegt, da hat er gesagt: ich werd nit
lang ewer gefangener sein, und wird ewer gewalt bald ein end
hoben über mich. Kirchhof »endunmu/h (2,56) 2,107 Ös/erlty;
bruder, deine gewalt über mich ist noch die alte. Kotzebub
dramat. sp. 2, 338; Juliens Unglück war — eine solche frau zm
Stiefmutter zu haben; oder, wenn diesz nun ja einmahl nicht
zu ändern war, ihr an klugheit und gewalt über sich selbst so
wenig gewachsen zu sein. WIELA^D {ehrcnretlung der.. Julia)
24,343; in seiner (Coriolans) mutter ist seine eigne natur, aber
mit der ihr gefährliches balancierenden gewalt über sich selbst,
sein stolz, aber in Unterordnung unter die forderungen der
Situation an die klugheit in handlung gesetzt und so mit
seiner natur kontrastirt. 0. Ludwig (studien) 5, 91.
b)) die helle pforten sind aller gewalt wider die Christen,
als da sind tod, helle, weltliche Weisheit und gewalt. Lotber
glosse zu Matlh. 16,18; uns ist mehr drauff zusehen, das die
unsern, so den predigern ungeneigt, nicht herausschepffen
ursach und gewalt wider si, das sie predigen müssen, was
sie wollen, wie etliche an viel orten schon fürgenomen. (die
Ordnung der visitatorn belangend 1527) werke 3, 409'; ist der
widerstand . . mit gewult an der person begangen worden.
Strafgesetzbuch für das deutsche reich § 117.
c)) jeder von den beiden mag mir die gewalt entreissen;
dieser durch seinen feurigen geist, der alle köpfe in flammen
setzt, und der alte durch seine lügend und gewalt aufs volk.
Klinger (Damokles II) 2,360; du allein kannst durch deine
Weisheit, durch deine anerkannte tugend, deine gewalt auf
die herzen des volks, diesem nahen unglUck vorbeugen.
(Damokles I) 337.
2)) länger hält sich dieser genetiv in der Unterordnung un-
persönlicher Vorstellungen, wenn auch in freier ffigung hier die
präpositionalverbindungen eingegriffen haben , so hat dafür die
composition das gebiet dieses genetivs erweitert.
a)) a)) ich bin auch die jenige, die diese güldene ketten
hat gehenckt an ewren halsz, mit Übergebung desz gewaits
meines leibes. buch der lieben'; ich will dein geleiter sein,
dann du würst den heiiath nach dem du eilest, erlangen, und
frumme kinder bekummen, deren vile unzalbar sein wirt,
und fürtreffliche kinder werden sie verlassen, denen ich den
gewalt disz landes würd eingeben. Hedio übers, des Josephus
(1535) 15*; gewalt lebens und todts. Binguann Cäsar 58'.
ß)) so wurde diese mitherrschnng dadurch dem parlament
in einen vollkommenen gewalt über das königreich verwendet.
Zeiller hundert episteln 473; da man nehmlich alle jähr einem
ihden inlande einen zunft-meister fobr-gesäzt, welchem die
höhchste gewalt über laben und tohd gegäben ward. Zesen
adr. Rosam. 177 neudruck.
b)) a)) so nennen wir den gewalt der kirchen Schlüssel,
darumb ist kirchen gewalt und Schlüssel ein ding. Melancbtbon
loci theologici (eorp. doct. chiist. 286') ; polestas elavium, die ge-
walt der schlötel. Chyträus 7;
wie dan sant Paulus gotes frünt
vom bapst dem Entchrist hat verkünt
und in ein menschen nent der sünd.
da in mit dem nu ist gelungen,
dasz sie uns hand den won eintrungcn,
wie in alein sei zugestalt
des schlüszeln volle macht und gwalt,
dasz weil sie binden, sei gebunden,
wen sie uflösen, sei entbunden,
band si den gwalt so weit gestreckt,
dasz sie band alle weit erschreckt.
Iriumphus veriiutis 637 (Sciiadk Satiren
und pasquillfi 2,211);
vgl. die Schlüsselgewalt als zusammenfassende bezeiehnung für
§ I3i7 des bürgerlichen gesetzbuchs; noverint tam presenles
quam posteri, quod nos decimam nostram tam magnain
quam minutam, quam habemus et habuimus apud Rindorp,
Ruzerode, et in Hättorp, et unam potestatem silvaticam in
Silva de Rindorp, que hulzgewalt vulgariter appellatur, . . . ven-
didimus communi manu. (1281) bei Lacohblet Urkunden 2, 443
u. a. {aus 1283 und 1297); vgl. Kebrbin lo'.
ß)) nun faren die romanisten daher, unnd wiewol sie ihr
nimmer selb brauchen, noch ir ampt üben, nemen sie doch
in selb einen gewalt, über den selben brauch der schlussel.
Lutbkr von dem bapstum FS'; der besitz einer sache wird
durch die erlangung der thatsächlicben gewalt Ober die sach«
5001 G BW ALT U 3, c (übergeordnet über sobilantivi)
erworben, bürgtrliehti gtultbueh 9 SM; d«r bet.U wird da-
durch heendiKt, da» der betitzer die tbuUlcbliche gewalt
aber die iach« auTgiebt. $ NM.
el) n)) M wuDBcb gewalt, wunachea gewalt hat $ich tehon
oben sp. 4W3 der gcnttiv wonoebea als ein objtctiHr erwuten.
vgi. datu: remlicli und bnbftch oacb wuo^cbea gewalt. Si:«o
buch von dtr ewigen ueitheit {Augiburg l&u) 1,1; ebtn$o Ml-
Lusua pittltn 37. vgl. auch III, i unter gewalt babeo.
ß)) welche« gpfUbl kann gegen die unuldersprecblichen
gründe eotacbelden, womit un» die Vernunft alle gewalt iilier
unnere Yoratcllungen att<pricht? K W JKBuaaLia philotophitche
aufsiUe ii (d. litti-ralurdenkm.); die gewalt über tintire leidcn-
schufica bat niemala ein Terfaaiter io einem bobero grade
beiiessrn, oder in su verstcbiedi-nen anlflueo gezeigt Wikland
.S'/ni*r'ij)füre 1,5 rorrrd«; es fehlt ihm nichia, ali etwaa mehr
kunüt, und mehr gewalt über die «leuiacbe spräche, so würde
er vielleicht mit der zeit mit gutem gewisaeo einen lobredner
des marscballs vun Sachten uhgeben kfinnen. Lissins (eri-
tische nachriehten auf dat jähr I7&I) 4, 120.
d)) die (;ei8lliche obrigkeit bat den gewalt dess banos, die
weltliche ober den gewalt desz acbwerdts darum empfangen,
ila^i . . . I'h. litüiRauNitKB von der Augtpurger eonfession riäer».
eensur 3; ge>«alt des recblens, gewalt des gebiets, juritäklio
id etl potetlae judicandt. voeabulariui ineip, Uut. ; daher kompt
es, das dem Apullini des artsneiens gewalt tftgerechnet wirt,
dann die miiuige hitz der sonnen, ist ein vertreibuni; aller
kranckliniten. Alpirus Vergiliut {Augepurg i&44)29*; oamenllicb
bat die Preu>zisrbe regierungsgewalt seil dem grossen kur-
fürslen diesen Charakter gehnbi. Cuubkwitz 10,424; vgL auch
ihftl 8, 534 : es handelt sich hier um eine aache der allerbüchsteo
kuminandogewalt. d^r preusi. kriegtminitter m d, rtiehttagt
27. norembcr 1901 : ist der familienratb befugt, die TerfOgungs-
gewalt des Viitera . . tu beschranken, enitrheidungen dtt rtichi-
geriehtt in civilsaehen II, aiT; ein klagbares recht darauf, dasz
derselbe (der vater) die erziehungsgewalt ordnungsmaazig
ausübe. 39,159; wenn du es genehmigest, wollen wir den
Merkur mit unbeschrankter sttafgewalt zu ihnen berunter-
scbicken. Wieland {überutzung ton Lukiant die enlliufenen
selaven) 8, 132;
so kann mein sohuts dir niemals fehleo,
denn meine ttrafgewalt- trIfTt nur belleckte seelen.
(Obffron 2,40) 20.47 (GA«c*«n IS5«);
etlirhes holz ist der Tersteinigungsgewalt auch flhiger.
Krashu«! Frakcisci indiscli-ehinee. lustgarlen {[WS) {, l^; sla.-it
und Volk geben erst ein reich, and dessen erhaltungsgewalt
bleibt das Volkstum. F. L. Jahn l, 160; der scbreiber war
einer der gröszten federsiburken, der je in unserm Innde
dintenkünste und radiergewalt ausgeübt. Pestalozzi (Gertrud
und Lienhard 2 § 70) 2,265(1810); zu dem preise seiner rede-
gewalt. ScHEBEB aufsdtte über Götht (Naueikaa) 335. 9gl, auch
theil 8, 46t.
e)) mit sinem vollen gewalt, zfi lAode. Basier Chroniken
6,152; praesentis tui facultas: gewalt oder verwiliigung bei dir
ze sein. Frisius 539'; gewalt zu sprechen, dictator. Algb 934*;
gewalt in eine abgetretene pfründe wieder zu kehren, regreu
noui'^uu diet. (fUra^tburg 1762) 339.
y) diese form der composition erUiehltrt den zutritt der mannig-
faUigsUn beslimmungen su unserem Substantiv, oft sind es su-
mtze, die eint d«r in I 4, 6 entvickelten abstufungen uints ^-
deulungsqehaltes noch einmal zum ausdruek bringen.
1)) diesem zufolge übertrugen sie ihm volle macbtgewalt.
Ober die Verwendung des OtTentlicben Schatzes ebenso un-
beschrankt zu gebieten als Ober aeine eigene caase. Wikurd
(der goldene Spiegel 2, 16) S, 346 (Göschen 185S), f^iuo 31, 130
l^ani. revolution 6); als nun aber die riesen so ziemlich mit
den (Iracben fertig geworden, stieg ihnen gleichfalls der muth
und dunkel, weszwegen sie gar manches frevele, besonders
auch gegen die guten Zwerglein, verübten, welche denn aber-
mals in ihrer noth sich zu dem herrn wandten, der sodann
aus seiner machtgewalt die ritten achuf. GOtbb {Wilhelm
Heisters wanderj. 6) 23, 92. ebenso 39,232 (blumtnwsaltni) ; vgl.
auch theil 6, 1406;
•rtOnen ian'
In ilirer nunmehr gans erstarkten machtgewalt
triumph und rutim.
K. Iaai*«*ii:i (Eudoxia) wrkt 15,38«: ikntkk 18,31«.
t)) klar lat's tu schaun. beginnend •aUlea alao vor,
die kfihn bedrohen ihre siadt m\\ kerrscbgewalu
W. ▼. HcatOLDT (A5er»«l«MN9 rf. Agamamnm
14. «MM) 3,80;
6IWALT III (wortTcrbindiiBges) 5003
«a«M da dl« auMlebi ailr «rAfaca koaaw««.
▼•Bildltts. dau müt
dU böchsi* b«rr*eb(*wa|| la 0«MU<iila«4 s«t«dMkli
a« wftrd' Autuiiu*. da« f«r«t«ir' teb 4Uk,
dea wtraMien rreon4 «Orrf' «v M alr arialM«.
H. *. KkBiev (Hrr*M«a«M*lMM t.1) l,Mii,
der krUcer brenai. aaicaf*« dir su «tlea.
und iroiii Im kaaipf
der wtU« aiebi gala
laaa«« Mm^m yUliea.
LtenMta im*f am ttH Mt
•))
iit bei eioein meoackeo dl« oelgaBg onr
der gerachligkeit, weil dl« g«r«cbliffc«il aick glOckUclMfwriM
auf «eileo der neigong bedod«!, «o wird d«r aalortHtb m
alTekt eine vollkommene tuangsgewah ikm 4m vtltM •■••
üben, und, wo ein opfer nOtbig Ist, a« wiri m H» «MlMUdl
und nicht di« sinnlicbkait bnogeo. Scsitti« (Mar nmulk und
mürde) 10, 1 10.
8) vielfach sind et auch bettimmts»§iu ttt trt und Mit«,
die in •tieier form der eumpoitlion ms§ttliti*rt werdn. («Ml
entsprechenden adjectn in der eomp»sili»m s. III, 1): dk fo^
tische begeitlerung überflel ihn nitunler mit eiiMT i«b«f'
gewall und mitten aua dem gefflblsdSrreo bodeo 4er weh
di« ihn trug, aproszten dann plötzlich aein« dichlaogen wi«
caclutpflaozen. kO«»« Frans frrthtrr Gaudf {manaUbUtttr mir
ergdnsung dtr aUg. ttitnng^ mai l»45): Nipplar klopfu Bit d«r
tteifen papierroll« auf daa podium, und sofort begannco di«
Violinen ihr werk; jetit 6el di« flot« ein, wihrend von tett
zu zeit dea 'basaet grundgewalt' d«aMi»ch«n brummte. Fqii-
TAN« «er dMi ilar«! 3, 30«;
lob wollt', leb wir" tia apielmaaa
asli solcher klaoifewali.
daas allet ktm Io meiato baaa.
to weit mtio liad «rscballl.
8Ta4cawiT« #*<Ml« 101t
daa frei«, verstSndige In der gescbichte v«rtrilt der aaBo,
die volktkraft wirkt uoakUsaif mit d«in diMktla ivasf«
einer urg«walt, und ihr« gd«tif«n bilducgen «atoffMlwa OH
weilen in auffallender weie« den geaultun|apfoc««««« itt
tlills( halTenden naturkraft, die aus dem aamenkom der pllan«
atiel, bintter und blutbe bervortreibt. Fbbtta« bildtr \**,U.
III. dw mottverbindungen. tt testrs sith tstti kauftgniffn
AiiT unterscheiden, je nachdem i*s vori mit tiium nauttn ra/'>
pronomea tn engere Verbindung tritt odtr mit liMtm mrhsm.
dabei ist freilieh tu berücksichtigen, datt die engttt» «arMaAnfni
mit einem terbum tugleich noch ein nowsn
anspruch nehmen können, insofern naaMnAich 4it
begrenziing des lub^tantirbegrilfa fut imttk »Ut ««rlMnfn
hindurch ihre sonderrolle tpielt. iamuHibt tktr M Unm !*•
stimmungsmometU für gebrauch und MnifiafarataicUMif dtf
Verbindungen mit vtrbit »uist erst tn tmeHfr Bntt «MaMU^fM,
selbst in Wendungen trie in d«r gewalt einea aadera «•(•, ia
die gewalt eines dritten kommen «. «nlrr 3. andtn ttrhatn
sich Verbindungen wie in gottes gewalt liegen (i^ ItM) im
sinne von in den letzten zOgen liegen. — dk ■«■i—lt^WT'
lindung das entscheidende momtnt fkr die hedtwlm§tntalMm§
liefert, die gliederunf vmd rffftm «tt im fm'
entscheidenden >«KfHHi|W f«nl MHfdkM. dk i
grensung des tuhtantiahtgrif^ uli
gedeckt, die im fnsHk unttrfmdsut tM (tyi. «M* i^ 4«l«». «k
enattbildungeu Umtrs «•«* ptmtmim fr «■«■!— ad^ •dji^i»-
ableüungen eintreten (goU mit seiD«r |«— It« <li« IßUJkk» fß-
walt). loiul Aft«r«wiail dat adjaeüm §ndtmtlmmmm§im^ dk M
unserem tubstani» /tr dk »«rfrafwifMMcteaf aalr mkdtit •m-
den, oder es dient ms ff«rw *«r«ia dm^edMäamp
die neuere sprathe hol im bmm
vickfU, die einen im bagßig dm
nathdrüektkk ktrmktbm. dk
die w rnter tmk dk ninH|Wihii««| dm ti^m ankk*, i
unter wart antmadar mimtUr adm ■iiiiW* m dm m
treten, «t dtr erskm fW^r* i*»" *» j
t« dtr tmeOm rer «Ot«
gründe* emfßehU «t th* Mir •* rttr frapp«* — ■■hirt«d
ikret «afcm iat«mmwitw|«t — Ml* mnitr amfmthhm.
I) dir mbiadmmfen mn eitttm i
oder m* dtaien nmnHldmm§n:
anSm tavnXx , dtr «mM dm f
^ * »«rMrwv Mf •* «Ar «iatali« ft« ttar* «vAc*.
hm fUvtm dk /ktlea NiWWaafW MM av ii«ii iTii.' f«llfl«>
gewalt (got«f«»alt), aUataftwak, ri«hm«ti«lt, iil»M|ii ih
M. «.
SU*
5003 GKWALT III 1 (mit sul.jecl. geneliv)
a) betiehung auf goU und Vorstellungen des religiösen lebens.
vgl. oben sp. 4922.
«) itumen divinum, numen et vis dei; güdtlike krafft, ge-
walt und wille. Chytraei's nomenclator latino-saxonicusZ; gött-
lich gewalt und alimacht. Henisch 1592; gotlesgewalt, divina
potestas. Stieler 2426; göttliche gewalt, gottes gewalt, po/ensa
divina, il braccio divino, puissance divine. Rädlein (1710 38l'.
1)) es was aber der gewalt gottes grösser und nier, dan
der besen cristen. Nicolaüs Thoban {Weissenhorner historie 171)
bei Badmann quellen bd.l; vorhin ist gemeldet worden, dasz
jhm seine zween brüder, hertzog Danckwerdt und hertzog
Heinrich habn nach der keiserlichen krön gegriffen, jedoch
durch gottes gewalt daran verhindert worden. Bünting Braun-
schweiger Chronik (1620) 70; (ein richter) soll den gütlichen
gewalt sehen an. Brant Moretus bs'; von dem brummen
seines gütlichen gewalts erbidemet das gantz ertreich. Geiler
bäum der seligk. 27' (Ch. Schmiüt eis. mundarl 143); sondern
solchs alles ist seiner göttlichen gewalt selbs eigen werck.
Luther (das diese wort Christi 1527) 3, 35i';
ach herr und gott, ich lob und preis
dein göttlich gwalt mit allem vicis.
BuRKARD Waluts siieitijeiUchlc 3 neuäruck;
ob du dich jetzt wol deiner ehre, und götlichs gewalts eine
kleine zeit euserst,^ und lest dich am creutz umb bringen,
dennoch bist du ein ewiger könig. Matiiesiüs leichenreden I92
neudruck; es kahm ihnen nichts so ungeräumet fohr, als dasz
man di gütliche al-macht und boheit in die änge gebäu und
hütten ein-schlühssen solle, oder durch bilder und götsen
führ-bilden; weil di gütliche gewalt nicht von mänschen-
gedanken, vihi weniger zwüschen vihr wänden könle begriffen
wärden. Zesen adriat Rosam. idl neudruck; als er (goU) an-
fangs den umbkreis himmels und der erden geordnet, hat
er der nalur gewisse gesetz vorgeschriben, und aller dinge
Ordnung und Ursache so fest verknüpffet, indem er alle ge-
schüpf nicht durch unvernunfft, sondern hochweisesten rath
geordnet, und dieselbe durch eine innerliche imnierwebrende
richtschnur fort gepflantzet, welche gottliche gewalt nicht
weniger in dieser ihrer erhaltung sich blicken, als in deren
erschaffung sich thälig erzeiget, dergestalt, dasz wer glauben
wolle, dasz der weit kräffte abnehmen, dafür halten niiisle,
als wenn die göttliche gewalt selbst auffhürete. J. A. Schupp
Schriften 776 {beschr. d. 100 jähr, zeitl.); wie weistu, was gott
vermag? wie kanstu seine Weisheit und gewalt abmessen,
das er seinen leib und blut nicht allein im sacrament künd
haben, das dennoch seine seel und gottheit nicht darinnen
were, ob gleich seine seel und gottheit on leib und plut
nicht sein kan? Luther ein bericht an einen guten freund G4';
wer kan doch deine gewalt auszsprechen?
wer kan deine wunder und thatten auszrechnen?
Michael Wkissk bei Waceürnagel d. k. 299;
langmütig bist, herr, in deira gwalt,
menschliche werk bald hast geTalt.
DuRKARD Waldis stidti/edichte 2 neudruck;
ihr lob, das weit umher erschallt,
verkündigt deines arms gewalt,
beschämt der Widersacher beere,
und rettet deines namens ehre.
Kramer psalmen 1,29;
hillT das ich gleich als mich dich undt den necbsten liebe,
und was mich itzund kränkt, die grimme teufel-schar,
zur räch (wen dein gewalt wirdt richten olTenbahr)
mitt unter deinen fus, o scblangen-treter, schiebe.
Grtphius sonn- und feierlags-sonetlc 61 neudruck.
2)) die Verbindung in den einzelnen gebrauchstypen.
a)) der todt und die verderbung stond im gewalt gottes.
Luther predigten (1523) 12,460 Weimar, vgl. sapientia 16,13;
nachdem als ir mich geladen habet vor das hoffegerichte
kein Liptzigk von Cristoffel vonn Scheidinges wegen alzo fug
ich euch wissen das ich in der gewalt gottes lege unnd szere
krangk bin, als balde als mir got wider uff hilfft szo wil
ich scbeidinge thu , als vil ich om vor pflicht bin. Lentzb
V. Seioersdokk (1495) bei Haltaus 742;
wann wir ligent, und ietz siechen
und gon nit mügen oder kriechen,
80 schrient wir: 'loulT wunder bald,
ich lig ietz gantz in got.s gewalt:
ich sich, mins lebens ist ein endt.
louff, bring mir bald das sacrament'.
Thomas Murner narrenbescliwörung 262
(87, 12 neudruck);
GEWALT III l,a (golles gevvali) 5004
vorzeiten, da Ich am leben war,
da kiefl' er mich an jmmerdar,
des ewigen keifens, aber baldt,
da ich jetzt lag in gotts gewalt,
und siarh in meine äugen nein,
(lux er sich auch zu todte grein.
M. Haineccius Ihiiis l'fiiciii V. 594 nrudnick',
sub arbitrio dei esse, im willen gottes slon, under dem gewaU
gottes sein. Frisiüs 130'; ob er schon helTtig wieder uns ge-
sündiget hat, jedoch jetzundt in gottes gewaldt ist, so ver-
ziehen wir jhm hiemit seine uberlrettung. Bartholomäus
KRt^GEB Hans Ciawerts werkliche historien 13; er liegt in gottes
lont döja abandonne. Rädlein (1711) 38l';
die nachbarn lleissig bsuchtcn jhn,
und redten jhm ausz seinem sinn,
dasz er nit sterben wurd so baldt,
sein leben stund in gottes gwalt.
Sandrub liislorisclie und poetische kurzwp.il 166
neudruck,
b)) do sprach der rilter: lüge der tüfel noch also gerne,
so het er dir doch darane die worheit gesell, und das mäht
du mit gottes gewalt zuobraht haben, wanne ich mag sin
in der worheit in deheinen weg gelöicken, wenne das es
reble in alle wise und wege ist alse er dir geseit het.
sogenannter Nicolaus v. Basel 90 Schmidt; leive moine, got
bewar uch ummer me unde geve uch also manchgen goiden
daich, alse hei mit sinre gotlichger gewalt wol vermach.
Margaret v. Nassau an Mechthild v. Geldern bei Steinbausen
privatbriefe 1, 7.
c)) ich blib darbi bis in den tod,
dasz der pabst si gott uff erden,
und wir durch ihn selig werden,
oder verdammet, wie es ihm g'fallt,
dann er hat allen göttlichen g'walt.
N. Manubl fasiniichlspielc 11,
^)) darumb seid from, und förchtet gott,
und habt för äugen sein gebott,
dann menschen holTart musz vcigehn,
för gotts gewalt kan nicht bestehn,
wer sich verlest auff seinen pracht,
gott hat sein baldt ein end gemacht.
Erashus Alberus fiilicln 124 iieudruek;
sie murren wider gott, zürnen mit im und stössen in, sovil
an inen ist, ausz seinem gewalt und regierung. Kirchhof
wendunmuth (1,174) 1, 2il Öslerley;
jetzt hett er in nit recht gethon,
das er uns hie halt regen Ion,
jetz ists zfi warm, dan ists zu kalt,
und reden gott in sein gewalt.
Thomas Murner schelmomunfi 45 neudruck;
auch wird kein man der gott hoch halt,
seim Schöpfer greilTen inn sein gewalt,
sonst wird er seinen gwalt verliren,
den jra sein schöpfer gönnt zul'üren.
FiscH»RT (chczuchlbüvhleiii) 3,142 llauffen;
ach herr nun sehen wie esz fallt
wer kan doch wider gottes gwallt?
min gütter sind doch gar zergenckt
an bettel stab, binn ich gehenckt.
Val. Boltz ii(r wrtl fpiesel L5'.
3)) fortschritte der oben {sp. 4924) beobachteten bedeutungs-
verengerung.
a)) herr ir seit an solichs end körnen do man niemand
dann gots gewalt allein furcht. Ulmer decamerone (10,2) 59i
Keller; und sünderlich geben wir eür liebe zu erkennen, das
itzunt allenthalben hieumb die baut und gewalt gots mit sterben
der leut groz strafft. Margarete v. Sachsen an herzog Albrecht
V. Sachsen (1484) bei Steinhaüsen privatbriefe l, 264; am heiligen
abent zue weichnachten für er wider an, betrat in aber ein
sturmbwint so hart, das die schiffleut die schiff in gottes
gwalt musten geen laszen, und schlug sie der wint gen
Enkhausen. Wilwolt v. Sciiaumburg 197; die zwentzigsten
heissen Blocbart. das seint die, die do durch gewalt gots
oder sunst blindt werden. M. v. Kemnat chronik Friedrichs I. 106;
aber es ist weder besser noch beser worden, bin wider zu
jm gangen und jm sollichs anzaigt, da hat er gsagt, es sei
der will und gwalt gottes, er kind mier nitt helffen, also
hat mich die artznci auch nichts gholffen. S. Fischer chronik
von Ulm 27 Veesenmeyer;
denn keiner sich würlTt selber nit;
es mflsz nun do sin gotts gewalt,
das ein gouch zä der erden falt
mit kranckheit und mit andrem Tai,
do mit unsz gott gflcht über al.
Thomas Murner gäuchmntt 34,27.
5005 GEWALT III l.a (koUm gewall)
b)) alt btdeulungsvtrtHgtTuiig in der umgangi- und rtchUjiraelu;
fpdtere Verdrängung der vtrbindunii durch die concurrent(ormel
liulieie ßfMalt: lu wird nilib auier gultet gewalt oicbts uuf-
lialtrn, die kleine reise hiehrr zu (bun. med, maulaffi 419; ea
Mrte dann auch «uck, das rtwan oincr nit aobaiinbe, an ver«
rni-'leo In wicbdgen sacbi-ii, oder ubrr dunb leiba icbwacbbeit
und güttea gewuil oil ersrlieincn kuni, »o loll er aicb aber
uuf data wenigst durch geiiudl midern entscbuldigen lamen.
Ordnung von Haitherg (ca. 10:20), 0$terr. weuUi. 0, 131 ; wOllicher
nicht zu den tfldiog kunibl, so man das verrOelT, der ist ver-
fallen I.XXII, auazgenomen eebnriige not oder gots gewalt.
hannlaidiiig von WenigtfU (lO. jahrh.) , ebd. 106; das cur
lieb deaüeMi(;n tag ufT angeregte xi-it eigener persoo gewisslicb
besuchen, und sirh daran gar nii htn, dann allein gottes ge-
wiilt und ehehafTte leibskrunckbeit verhindern wollen Id^oen.
britfharlW (lb4u) bei Haltaus 742: als der pfalzgrufe meint,
v>ir sint nit kumrn als wir komen sollen, das ist nu nit
uniter schult wanne gctle« gewalt, wanne unser kQcben ncbiiT
diiH zerbnich uns uf dem wasser, das niuchten wir nit
binder ima gclossen. Windecib denkwdrdigkeilen lur ge-
$chichte . . kaiser Sigismunds 107 AUmann; ea würe dann sacb,
das er aus Verhinderung gotsgewait, seiner grundberrschart
oder auszer lands wSre. rügung unJ landgeboU von An-
therimjy österr. »eUth. 1,09; ich sollte mich nichts, denn
guttes gew;i!t, verhindern lassen, und mich auf den 10. april
eigenthümlirb zu l'rag bei i. f. g. einstellen. ScawKiNicHEN
1,43; zum zCbenten soll ain iedcr, so von uns ainicherlai
güeter, grund und puden inhat und ertictt, jSrlich in unser
atüfll kummen, wann und wohin ime dieselb verkündt wür-
det, und sein sinTtgeld in giieler landleüliger nnd so vil
möglich grober reicbsmOnz raichen, in irrhe dann gottes
gewalt oder sondere ehi-li;ifto noih. stiflrecht des domeapilels
in Salzburg {Handschrift aus dem n. jahrh.), ötlrrr. tteisth. 1,0;
dor nach beücbecbener ansog des ricbters nibt ins dorfrecht
kombt oder in abwessenheit des nanns das weib oder der
knecbt erscheinen soll, so ist allzeit die straff sechs
kreizer, auser gottes gewalt und herrn geschilft verhindern
dises. dorfordnung tu Weinburg (l702), ebd. 0, 39S; es irr
dann den anlwurter gottes gewalt oder herreo pot, oder
wcicberlai ehuft das war, die er beweisen mag, als recht
ist. ehehaft der Wennser gemeinde {handschrift von \'bi),
ebd. 3, 181; dem alihiesigen postamt ist ordentlich über-
geiicn worden ein beschwert valor 60 nthlr. . . nach Ba^el.
gottes und berren gewalt vorbehalten, in deme man nur für
lue treue der postUmter, botten und postillonen gut stehet.
einliffertingsschein des Züricher postamtes vom 13. januar 179C.
später ist hierfür die Verbindung ^höhere gewalt' eingetreten, die
sich an den rechlsbegriff der vis major enger anlehnt, vgl. da$
franiKsische force majeure, dieses letitere ist allerdings in deulscii-
fians. tcörierbüchern erst spät belegt und wird veder bei Hon-
DKAD-ßuxTURFF (l7S9) HOch dcsscn Vorgängern angeführt, luerü
eneheint es im frani. Wörterbuch der akademie und hier tundchsl
in beiiehung auf meilliche macht factoren: on appelU * force ma-
jeure' un* puissance sup^rieure, ä laqudle on ne peut pas
T<^siiter. (autorit^ des peret lur les enfanls, tient lieii dt forte
majeure, dictionnaire dt l'academit frangois* (lOM) 1,478; 6ei
ScBWAN, dtr dit fransösiseht formtl luerst mit deutschen uen-
dungen in best<hung stltt, ist unser Substantiv anfangs noch nicht
ktrangezogen, es wird in der ersten auflagt noch durch Synonyma
imdeckt: force majeure, die überwiegende, überlegene macht,
IS Übergewicht der macht. Schwan ausgabt von I7S9, 3, &to;
agegen vgl. la force majeure die höhere gewalt, die über-
[riegende knift, . . der man nicht widerstehen kann, {ausgabt
M ISlu) 1, 137 ; V(iL auch l'autorite du prince, du mngistrat, d*
*^ral est unt forct majeure, dictionnaire de l'ucademit (ISU)
i607. die deutsche veibindung, dit auch allyemanere bedeu-
»gen entwickelt {vgl. III, 2) nimmt tn dieser engeren bedeutung
von vorneherein mehr die ausserhalb des menschlichen bereichts
lifgtiiden machtfoctoren tum siel: er haftet für feuersbrünste,
svu er nicht beweist: dasz die feuersbrunst durch tufall
oder durch höhere gewalt oder durch fehler an der bauart
entstanden, badisches landrecht von tso« § 1733; der Verfrachter
baftit für den schaden, weicher durch verlusl oder bescbä-
digung der guter seil der empfangnahme bis zur ablieferung
enistiinden ist, sofern er nicht beweist, dasi der Verlust oder
die beschudigung durch höhere gew alt (rü major) . . . enlatandeo
ist . . . Verlust nnd beschSdigung, welche aus eineoi mangel-
haften zustande des acbiffs entstehen, der aller Sorgfalt ud-
GEWAi.T III I, a (gollM gewall) 5006
geachtet nicht vt »Hiukm m»r . . . «•rrfaa iImi aaifcaato
ü.ler der bev l»«4ifM| 4wck Mhwt tßmaU tlriitjMrtHI,
retckigesetiblaH (j«Arfa«f MN) M»; itt iMfrif im
baren lufalls iat gleicbMMlMi MÜ 4mi <h
walt in aione des art M» H. C. B. «Ittiäimafim im mMh
gtiuhu tn einltadktn 2,43», tktnta 31,1»; fdr 4i« ^mwiHmu
der h<ibrrrn gewalt genügt aber oicirt dm auacal aifMMr
Verschuldung des unternebmars und saioer aogralälllMt «iel»
mehr mutz dnrgelban werden, Am «in mit aller <a«ltlia>M
umsieht unahwendlures ereignit den unfali bewirkt«. 14,1^
V|,l. auch 1,27»; es mag neblig sein, 4att wtUt 4ea MglÜ
der höheren gewalt unter umttanden auch fmB4e I
fallen, die zu verboten trotz aut/er*ter vor*icbt
ist. I, 2&4; auch eine plötzlich aufgeireteaa scbvicke
erkrankung, z. b. eine ubnmacbt, ein epiltpüecber Mfall o4m
ein ausbruch von geiateskrankbeit, kana biamacb ab liBiara
gewalt anzusehen sein. 21, I6: das bcrafuogsgericbt bat frrorr
mit recht angenummen, dast, auch weoD, wie der beklagt«
hehiiuplet, ea techniacb undurchführbar sei, auch aar 41«
bediensleteo der eiaenbabo gegen die einwirkaaf iiaaer
kohlenslauhau<>strümuogen zu schützen, dorb desbalb im
Unfall nicht auf höherer gewalt beruhend angeacbta «<r4ea
könne. 11,147; ist der erbe durch höhere gewalt terbia^cft
worden , das Inventar rechtzeitig zu errichten . . so bat Iba
auf seinen antrag das nachlaszgericht eine neu* invtoUrfnal
tu he«tiinmen. bürgerliches gettttbuck i IttM rfL «mA f 9BI. 191.
()) die bidcutungtrerengerung in dtr vdktIkHMthen mtÜtät:
als mich ew. f. g. auf am sonntag oculi scbierist gen MQncbM
in eine landacbaft erfordert haben ... so bat mich gotta«
gewalt und blOdigkeit meines leibes ietzt in der pOnztag
nacht vergangen fast begrilTen, dast ich mit verlanb vor ew.
gnaden in einem knie grosse« leiden habe . . . dadorcb ick
und aus keiner andren nrsache, sondern der krankheit halle«
meines leibea nicht kommen mag. entschuldigungsuhreibtm 4tt
Ha<i>8 PAOi.sTüsrKB fMr Kür% (1493) an den hersog ft«i kasaaia
bair. landlagshanil. 9,\M; und Lucium den ainen kaiser traf
der gewalt gotta, schlueg in der tropf und das atlig mmi
starb. AvB<iTl<« {bairitcht chronik) 4,870; das bat 4ic aalt
gethon, und indem aie ir das patternoster dargebottea mmI
die fraw das in die bandt genomen, do ist unser benfaCI
urblutzlmgen mit seinem gewalt do gcwest. Zimmtritki dumäk
4, 130: nichs destoweniger bat der churfarst in «eratlkkt aa4
in seiner behausung zn Dirmstain verwaren and 4ana !••
venlieren lassen, welches berr Wolf, dieweil im daa aBk
unschult begegnet, so gar bescbwerlub und hoch uffeaeaaeay
daz in der gewalt gottes beruert und gar tu »im klaA
worden. 3, 103; wie der nun uf dtr kircbwatb« a>a«it
widerumb begert berheim tu reiten, ao trift ine dar g«wah
gutes, so man apoplexiam nempt. S,M9; in dem jar, ala
grafe Jobann Wernber Überndorf wider bekam, do fei i
Petter keufelin, der pfarrer daselbst, ab a
binin in seiner scheur unversehenhrb banb !■ dM
das er hernach nit vil mehr redt, sunder deae ia vcaif I
starb, man vermaint, es bet in uoacrs bcrgels fanall träte.
9,477; man hat lang kein wunden, atkh odai
an im ünden künden, letztlich abar, ala aaaa ia gari
bat man ein kleins windlin underm nabal fl
haben etlicb vermaint. ea bab ia ar.scra bcrgela favail f»»
truflen. 9,&8S; er schaffet aber pnti nicMa, aataacfcea, ia
traf der gewalt gotte». NtcoLAoa Taoaaa [Wmmnkmuir katmit
I4.S) bei Baumanh queUf, M. i; t««a lag daner, •• er |»>
storben ist, hat in goU gwalt trafaa, tea er kai« wo« nit
hat migen reden noch s«in laib biaataa. Guaaaa Saaasa,
d. ttddttehtoniken 33, 391 (.IlifsKrf): der tHoet kM feMaaaa
Urlicb, der ander Jerg. der iu um mtea |a<at*aa, M aia
teit lang kranrk gelegen, damarb bat ia aaaera krraa gemU
troffen. 39, 105: do sUrb er (faarW Stm) aa vm tmmtH
vor sant JobanoU laf jai auaiar um di« i«ai nacb
. . . ea hat in unscra berea gwalt tum dhUen mal
wie ea in das erste mal truff«« bat, d« bat er aickia aa
sich selbst gewissl, danach wie er «idrr tn dtr «eraaaaft
ist kiimen, bat in mcta faittr fcfragl «a« ea (Or a« kiaacfc
halt sei ob groaaer acfeaMrta darbei aei, kal er mriaeai iaitar
gcantwurt, gar alt ari t« aia »ckaiiili ... er |b«b ail daa
kein senffterer tod sei, dan wan ain unacr« htrca ftwait
trifft, t$ sei nit andcr«t mt.'.tr ala wan am deracUafffter-
wint. S. Fiscau tkrmtik vm lim ll KM»raaMf«r; adi i«. d*-
cember tM7 traff micb gottta gewalU N. ^c■•*aIai dtfskwf
5007 GEWALT UI 1, a (teufelsgewalt)
ScHMBixER 2^,409; es war ein gar frommer mann, den die
gwalt gotes des allmäcbtigen, wie man sie nennet, getroffen
liet unnd im ein seilten veriümbt und todt geschlagen. Michael
LiNDNEB Eatxipori 121; welclie kränklich und schon zweimal
den schlag oder gewall gottes ... gehabt. G.König Wiener-
reise 2,90 Bäehlold; gotlesgewalt. M. Buland drei bücher von
Wasserbädern {Basel lö79) 163: schlag, gottes band oder gewalt.
WiRSUNG arzneibuch 112; gewalt golles v. schlagflusz. Weismann
156; gewalt gottes, der schlag. Albb 934'; gewalt gottes,
sch!ag-fluss, apoplexia. Tora gewalt gottes . . . getroffen, apo-
plexia tactus. Bateb 290; gewalt gottes heisst bei einigen in-
sonderheit *pt7epsja. Frisch 2, 42o'. ryl. Schöpf 798; vgl. gewalt
gottes bei Höfleb deutsches kranklieilsnamenbueh 198*.
ß) die bezifhung auf Christus ist in der neueren spräche
fast ganz verkümmert: si fragen: wie, was, wo, warumb die
beilig drivaltigkeit sei, wie Christus gott si unnd nitt sei,
was er sei, was sin ampt, sin gewalt sei. Judas Nazabei vom
alten und neuen gott 65 neudruck;
die heii'schaft des Vollenders, mitblutende!
die gewalt desz, den kreuziger tödteten.
Klopstock (J/esswÄ 20) 3,264;
unter seine (Cliristi) gewalt gabst du die sterblichen alle.
4,1271.
y) um so gröszere ausdehnung hol hier die beziehung auf den
leufel genommen, in der volkslhümlichen spräche haben sich hier
Verbindungen entwickelt, die weitgehender bedeulungsverschiebung
unterliegen, so theilt die Verbindung mit teufeis gewalt mit
der präpositionalverbindung mit gewalt («. III, 3) die funclion,
zum blotzen sleigerunfismittel zu dienen.
1)) so würdest du ze stunt wider gegeben dem gewalt
des teiifels. Gregors dialoge 2, cap. 16; aber gott wird meine
seele erlösen aus der bellen gewalt, denn er hat mich an-
genommen. LuTBBB psalm 49, 16; das sie sich bekeren von der
linsternis zu dem liecht, und von der gewalt des satans
zu gott. aposlelgeschichle 26, \S ; dadurch du von des teuffels,
tods und der bellen gewalt wirst gefreiet. zwo predigt auf der
kindertaufe K3'; doctor Faustus, nach dem jhme sein unmuht
ein wenig veigienge, fragte er seinen geisl Mepbostopbilem
von regiei'ung, raht, gewalt, angriff, versucbungen und tyrannei
desz teuffels. historia von d. Johan Fausten {Spies) 31 neudruck;
das weszt got wol, daniiocht so wolt ers nit vermeiden,
er wolt sein börtte strenge inarter für uns leiden,
damitt wolt er des argen teüfels gwalt Terscbneiden,
und auch den liebsten freunden sein
helfen ousz grossen nödten.
bei Waccbrnagbl das deutsche kirchenlied (14. /ahrh.) t, 1160.
hin forte
ihn wol beschützen tbut
fürs teufeis gwalt und feindes lisU
Hoffmann gesellschaful. 2,40 (1622);
ich abergebe dich kräfftiglich, würcklich und thätlich, dem
(durch kirchisch gebet) unrerwehrten gewalt des lebendigen
sathans. fetr(;/ien-&ann/'orme) zum edict der Stadt Slraszburg wider
pasquillanten von 1658 i«t B. Schopf 679 ; gott mache ein ende
der bösen weit, auff dasi: der gewalt desz fUrsten der weit
gestrafft . . . (werde). Moschbroscb insomnis cura parentum 137
neudruck; nach dem gebet ist heirath die erste pflicht, frucbt-
barkeit der erste segen. kinder sind die brücke zum himmel:
priester ohne kinder keines amts fähig und unter der gewalt
des bösen: hurerei und ehebruch, der grund aller übel, die
die weit verwüsten. Hbrder (älteste Urkunde des menschen-
geschlechts 3,6) 6,499; wenn dem nun so ist, wie es denn
ist, so erhellt deutlich, dasz dieser äffe aus gewalt des teufeis
spricht, und das nimmt mich sehr wunder, dasz ihn die
beilige nicht ergriffen und examinirt liat. Tikck don Quixote
2, 228.
2)) die Verbindung mit teufeis gewalt, die heute mehr nur als
Verstärkung der einfachen präpositionalverbindung erscheint, hat die
ursprüngliche bedeutung erst über einige concurrenzformen hinweg
abgestreift: so wollen sie denn gar nicht raison annehmen,
mademoiselie? wollen sich selbst fürs teufeis gewalt pro-
stituiren? H. L. Wagnbr die kindesmörderin 21; mit des teufeis
gewalt. Sedme 1, a; und wollen mit des teufeis gewalt ein-
brechen. KoTZBBDB aimanach dram. spiele 2, 119; ja, ich kann
mich mit teufeis gewalt aber nicht mehr besinnen, was ihr zu
dem hüben gesagt habt. Auerbach [Diethelm von Buchenberg)
dorfgeseh. 3, 177.
3)) also lasz ich zu, daz den glauben zft retten, es sei
wider die lüfflische gewalt, menschlichen oder sunst wider
wen es wöl, actio publica sei. MüBner an den groszmechtigsten
GEWALT III l, a (göttergewalt) 5008
und durchlüehtigsten adel tütscher nation 30 neudiuek; o Leo
wollest dich nit uff deinen teufelischen gewalt verlassen,
welchen gott der allmechtig nit lenger verbeugen wurdet,
Hartmut v. Cronberg 36 neudruck;
nacli verstOrztung des höllischen gwalts in himeln regierenden
loben piliicben got liecht, polus, erd unud das mör.
hymiiarius bei Wackbrnagkl das deutsche kirchenlied 2,1116-,
so sathan nun ist teilt ein gwalt
ja inn siin selbs, wie mag daon bliben
sin ricli? tragödie Jultaiinis des täuffers P2';
da hab ich in predigen und lectionen gar vil treflichs trosts,
und starcke seufftzer, und krefftige gebet, trewe vermanung
gehört, nemlicb, ob wol der hellische drach all sein macht
unnd gewalt wider Deutschland jetzmals richte, dennoch
werde Türck, bapst, ... vor den Ihoren der Christenheit ab-
sateln. Mathesius Luther 159 neudruck; nun weisz man ja
wol, dasz dem teuffei an seinem gewalt niemand Verhinderung
thun kan, als gott selbst. Jag. Ayreb proc. 413; durchweiche
all« dem teuffei täglich sein reich, frevel, thurst und gewalt
verhindert und zurbrochen wird. Chryseüs /lo/teu/e/A 2' »orrfde.
4)) vermeinstu dasz der gewalt diser weit guldin stuck,
hoch biet, und andre weltlich pomp ein Christen menschen
sollen erschrecken in einem solchen guten gerechten handel?
dialogus von M. Luther und P. Hesso (Hütten 3,604 Böeking
dialogi pseudohuttenici) ; daran (an der christlichen Wahrheit) uns
mehr leit, dann an allen reichtumen und gewalt dieser well.
DüRKR (an Georg Spalatin 1520) nachl. 66; warlich aller adel,
gewalt und reichtumb der gantzen weit, ist nit tzu vorgleichen
diserer himmellischer bruderschaSl. Harthot t. Cronbebg 42
neudruck.
S) da seind wir durch der götter allmächtigen gewalt von
ainander getailt unnd geschiden. Schaidenreiszer lO'; auch
disputieren sie . . von macht und gewalt der untödtlicbeii
götter. Ringbann Cäsar (1588) 60"; ihren abgöttern, derer
göttliche gewalt nit anders, als durch vergiessung menschen-
bluts konte versöhnt werden. J. B. Schupp 777 [beschreib, diser
lOOjöAr. zeitl.);
da schaut sich der hohe in hundert gebilden,
als Jüngling, als riesen, den groszen, den milden,
wir ersten wir waren's die göttergewalt
aufstellten in würdiger menschengestait.
GölHK (FiiHst 83Ü1) 41,170;
nicht hemmte sein scbild, dasz der tödliche schlag
der Streitaxt ihn traf und er früh schon erlag
der Keren gewalt
und nimmer die pQege der eitern vergalt.
Ledthold (Penlhesilea) 259.
s) icti bin in die gewah einer hexe gerathen, und bin auf
den glasberg gebannt. Grinh (der trommler) kinder- und haus-
märchen 2, 501; du hast mich erlöst und aus der gewalt der
alten befreit, die eine böse hexe ist. (die alle im wald) 2,213;
wie darf ich die unschuldige Jungfrau in die gewalt der
wilden riesen bringen, die haben böses im sinn, (der gelernte
Jäger) 2,151; dann wichen die götter vor den andringenden
riesengewalten des reifes und schnees in die tiefen der haine.
Freytac (bilder 1) 17,90;
angeschwemmt durch der fluten gewalt in tagen der Vorzeit,
dürftiger niederschlag aus dem abgang alter granite,
welche zermalmte die riesengewalt ergrimmter Titanen,
tauchet des südinnds stiebender quarz und verwitterter feldspat
.... hervor. Kosegartbn 2,86 {itw, insetfahrt),
b) beziehung auf weltlieht gruppen oder deren typische Ver-
treter, vgl. oben sp. i9thff.
a) allgemeinste gruppe. menschengewalt, vis humana. Stieler
2426; die menschliche gewalt, humana vis. Steinbach 2,021;
mancher hat usz gähe getlian,
hett ers noch zQ fahen an,
do geb er umb wol tusent pfundt.
geschechne sacb nie wider kundt
ringen hie menschlicher gwalt;
des bi.sz in allen sachen kalt.
Th. Mubnbr narrenbpschioörung (85,89) 257;
darausz wir sein (gottes) gunst erkennen und loben sollen,
aber menschlicher gewalt, sei bepst oder concilia, achten
unser blödigkeit gar nicht, zwingen uns bei lebendigem leib
in bellischenn kercker. J. Eberlin t. GOnzbdbg (wie gar ge-
fährlich, so ein priester kein eheweib hat) 2,28 neudruck; also,
dasz auch unmüglich were, das ein fürst unnd christlicher
Ireuwer regent bestendig bleiben, oder für solchem des teuffels
täglichem grim, listen, toben und wüten, durch menschliche
weiszheit oder gewalt, erhalten werden möchte. Cbbyseus
hofteufel kz' vorrede ; menschlich gewalt vermag nichts wider
gottes gewalt. Piscatob anhang des herbornischen bibl. wercks
5009 GEWALT 111 1. b (Römergewalt)
(1610) »10*: die eben lind kein werk vor mentehliebe gewalt.
conjugium non deptndel ab humana dirtetione. Stiihiaci 1,911 ;
die incDicbliclie gewolt wird er«l alt dann der göttlichen
ähnlich , wena gerecbtigkeit durch goade gemildert wird.
WiKLiND Skaktspeart S, 118 (ft«u/m«nii tea VtHuHf 4,3);
oacti llirem Inoerao («halt
die well *oll narren uniuprlte^i
bl da* In meoicblleher gewaltt
GAcKiMi g»StlU» l.ll.
ß) politi$ehi odtr nationale gigeniätu.
1)) oft veraperrt auch dir gewalt anderer fOlker den lugang
lum meere, und dann aind die bewobner einea binnenlandea
leibeigene Ihrea eigenen bodena. F. L. J*i<< l,M; ob ea aicb
begebe, daa gott obwende, dnsz auez feinde gewalt, oder «uaz
•ndemi ziifall on dein ediuld, der gemeldtea graffecbalTl
rennt und einkomnien *ernii'ig der abred, nicht nieaeeo moch-
test, dasz du aUdenn babr>t und emprabest die beioldung.
A. RmszRiiR Frund$bergt ritterliche kritg$lltal«n (t&71) 6,91*: dar-
nach jlir iirine befohlene undcrtliatirn, vor unbillichem frembden
gewalt zuscbützen. KiaciiiioiF müitarit düctphtta 6; da aber
der leidige aatban , Christi und Abrahame aameo grewlicher
wideraacber, mit frembder gewalt unod frevel nicbia achalTon
kondte, erregt er vil greulicher ergcmue und empOrung unter
Moaea pfurr kindern. MATiCüiua Luthir tB7; daez nicht etwa
die etatt.. durch ein auszlfindlscben gewalt mOchte angegriffen
werden. Z. MCnsTta Iittui {Frankfurt i&M) Bl': denn eie
haben nicht allein jhre eigen lande, gegen frembde gewalt
vertheidigen kOnnen, eondern jbre hOlffe iat auch «oo andern
frembden natiunen und vOickern begehret und ersucht wurden.
DDNTiNe Braunsehueiger thronik {liU) 17 ; wie dann die sprachen
nicht anders als bei einer einfallenden barbarei oder Unord-
nung oder fremder gewalt sich merklich \erandero. LiiaüiTt
ttuttehe iprociu '12 Guhrautr {deutsche uhriflen 1,467); ea war
ehemals in Rum überaus scbiuipfflicb, seine mutter- spräche
nicht kOnnen, und über deren ehre haben alle etreitbare
natiunen geeiJTert, weilen aie wahrgenommen, dasz so ofTt
ein voick fremden sprarben nacbgehangen, es insgemein auch
unter fremde ge»alt verfallen. lisssER (1732) 123; was kann
von der Selbständigkeit einer nation übrig bleiben, so bald
aie es sich gefallen ISszt, dasz eine auswärtige gewalt ihr
ein oberbaupt gebe? Ranic rtf. 1,40; aie aind bereit, euch
wieder unter sich aufzunehmen, wenn ihr euch ganz los-
gemacht vun jener feindlichen gewalt. GaiLLPARzan {Melu-
tina 3) 5, 309 vgl. feindliche gewalten $j). 4995, vgl auch sp. 6019;
fremder gewalt rollet' ihn aus, und lerstreut' ihn!
Klopstock {Messias 20} 3,340.
3)) da hat sich Deudscblandt ganti verkert
und under der Homer gewalt
Ist vollend kommen, . . .
EsASHCs ALBiaos fabeln 118 neudruck;
darumb Alba fürter in gehorsam und gewalt der Römer stehen
solte. Livius {Stra$tburg 1&62) 9'; do kam Karolus Magnus,
der grost> genant, er gewan Rome, die muren und stadi,
mit grossem mordt und marht iren gewalt gantz zu nicht
. . . ulso kernen sie von gewalt des keiserthumbs und wart
gesetzt in deutsch landt. M. v. Kehnat cAronii /■'rKdrtcAi/. 98;
das keiserthum bleib in der Romer hant 400 jar. sie be-
zwungen alle konig und laut, daa sie ine musten dienen,
jedoch wart sieb ire gluck wenden . . und nam ein ende
aller ire gewalt. 96; zA disen ziten also die ROmer an der
ersten hetlenl kOnige, do ging ir gewalt kume vier milen
Weges von der stat. KOmcshofkr, d. $tddtechrm. 8,321; als
die abgesandteil der statt Rom in einer glQckwünschung»»
reilp, damit sie den ankommenden keiser empliengen, die
wicderouffrichtung ihrer alten obrigkeitlichen ämpter, ihrer
Sitten, genalt und freiheiten, ... begehrten, antwortet ihnen
der keiser also. Zinkcrbf apophthegmata (1053) 1,3»;
die liabeni sich daselbst gemert
UDil als lang mii trem gewall genert,
bis Rom die stat bawen ist worden.
KOcHLiN (herkommen der Uadt Augsburf),
d. Btddlechronikeit 4,348;
die ROmer haben nach eroberung jres gewalts groase ding
geübt. S. MCnstm cosmographie (1537) CT; derhalben dann
auch die Kriechischen, als die allerwegen für die aller-
klQgsien gezelet werden, und nach jnen die Römer, welche
den Greckischen nit allein jre gewalt unnd berrsihalTt sonder
auch die kunst und weiszbeit abgewonnen und eingenommen
• ■ . haben. Mictlli's Taeitus aS* wcmde; rOmiaeher gewalt
und mechtikeit waa in einea rats, aenal, and gemaioer hanU
U(fiamr, Ma-
GEWALT III l.b (Türkeogewalt) 5010
SieacüO M(UTisuii,tf. äHUtkrmtUuut,» (iVftn4«rf); itan da
ein ablasskreottler rIMiiMiM p»i \m MfMf 4m bergwercka
.-•llda ausgeleget, wie Jna ik ImI Jr m1*m4 keut/lein la
setzen wustto, uod rfcliH IrtOkb Mi«M rtaUcbta fwalt,
dast er di« ■acht tmi häli|M «ater battiu «rar aia piMnIsf
einlegt, der arldaal daail aia aaal aaai daai '
Taaaiua ikrtpU tl*:
voaa kapei der welff bat raaaeli fewalt.
die MaMbeo steltsea beliei gali,
da* man dem wolff rergekea aall.
aed abeoWlerp von peio nad selieil.
CsASBos ALssaea fatato M
was bat serbrocben rOBaekes gwall
dann bürgerlich krieg uod swb^lY
WicitAB (tor frr leüieadt
daait gaben aie Tarquinio nraacb, den krieg nll jeen wider-
umb anzufaben. de<z bat er grosaen tust, daoo sein
stund zii ehren und ritterlichen wercken, damit er jhl
dacht, deo rCmiscbeo oammen und geuall nit minder
sein vorfar, zämebren. LhiuM {Stratiburg iMi) il*.
3)1 let>tlich ermanet er sie mit groszem eroat, daa aia
wellen tu berien fassen, daa dM bailig grab ia |wali der
onglOubigeo ao vil jar geweai ond noch. Ztmm*r$di« tkrtmk
1,478; dann alsz der Tflrck roercket, wie da«! sie an der
antahl und atercke von tag zu t«g je lenger je mehr zA-
namen, alao auch, das mitler teit zAbesorgen, ... er eick
in kflrtxe oit wenig vor jbren gewall wArd« togefahrrn haben:
war er beweget, aaff mitel unod weg tft tracbleo, wta tr aia
z8 demmen, onod under seinen gewalt {Abringco irit (Ifaa
möchte angreifen. Raowoir reut m du wtmgt»U*in (ttü)
201; darumb dann solche {du tmtulm) voa irar barnakaft
und oberkeil dabin verordnet, und mit prlfilaglaa foai
TQrckiacbeo kaiser conOrmiert werden, daa si« dia kaoflieflt
mit ihren wahren an deo enden unnd orteo lasaeo bai
sieb einziehen, und die vor eOsserlichcm gewalt der Türcken
ond Moren beachilzeo ond beschOrmen. 33; Iben so vihi
hat auch fobr disen das Inland Zipem, welches oubo in
der TQrckeo gewall ist, auf-gebrachu Zise?i odriot lee. laa
neudrutk; wollest dich {Leo\ enlhalden, von unnützer aor|^
ubergib dem tugeni lieben keiszer Carolo dein berschaflt aad
tzeitlich reichtumb, und lasz in des Turcken gewalt wer««.
Hartiot t. CaoHBiac 9a nfdrutk ; aller gewall und reichtumb
dea türckiacben keisera, und ob er schon die ganls wellt
under seinen gewallt und grhoraam bringen würde, daa gott
nach seinem willen verhüten wöll, aoilicbs iat alles für gehof
und nichtig, ood alles für einen schatten sn rechen fegaa
der wenigislen armesten menacben beaolduog, der ia fatt
glanpl und vertrauwet. 71.
4)) daher der Francken macht ond gewalt ia Gallia Je
lenger je hoher gestiegen. Rcktiüc Brmi9$tkm«»§tr dtnmik
(1620) 19; delen dar dn Ursachen: dann dateeh ward dar
eidgnussen gwalt gemindert. Hcinaica v. Baiaana, faakr ekr»>
iiti<n 6, 387 ;
da wurden lo dentelben tareo
Germao und Swib «otII er«la(en,
das ir frier gewalt eio eod dsb.
KecHLiN {herkomm'M 4m «fadl Jafilwi^
rf. tUMetki9>dktei \,Wk\
denn er sank nicbl einmsi durch Treerfftwall Ua.
oder deo fr^euoden Im arme, aacbdea er aea kH«t TallaaiaC
Vose Urfy**«* (taaoi I4.9r>:
also Ist deo LOlicbem auch geschehen, iegclicher «olt *«io
eigen ein praucben, uod hielten kein ordnnog, darea iat in
aller ir gewalt genommen. Hscroa NClki, d. lUdlcdkrwMkr«
22, 315 {AugAurg); zwi^rbeo Uviaod ond Praaaaae IM eia
kleinea liodlio einer tagreist breit, . . . darioa «aal aia «akk
Massagete genant, das iat we<ler beidaiaah aaab chri«tfleaM|,
unnd doch dem polnischen gwalt nndaiaaiffaa. & Faaaca
meWtutk 56\
5)) man legte die beiden leicheo, die maa nicht der aoth-
willigen gewalt der nrger Oberiassen wollte, aaf eia brctL
H. T. Kliist (rerie^af eea il 0a«wfe) 4, l$a.
y) der gegensatt tmittkn fiidhiher wU miMkkn rnnkt:
geistliche, weltliche gewall, ^eaeair («alaril^ mtkätäi^»*,
ttemkere. RoioaAC-BoiToer? (t74a)1U.
1)) daniab iaU aickt eine vrahlicka |a»ail, dadarch dia
bisscbov« abar dia kircktn akb brtaiaa aad banackaa
mOcbteo, aoodeni eine gciatlicha fewak, daa aladcra ta
gut ond hnt gegeben. LvTRaa mUgr dba tiprfaa N i*; atHcba
haben geistliche oad wthlcba favall aabr acbidlicb darck
einander gaaaam, kakaa falakrat, dt dar h^f*, aaat
5011 GEWALT III 1, b (wellliche gcAvall)
Christus befehl, ein monarcha und herr sein sol, aller welt-
lichen guter, königreich und herrschaften, der könig zu setzen
und zu entsetzen gewalt habe. Melancbtbon confess. August,
{corp. doct. Christ. 15'); so nu die geistlich gewalt ewige guter
der seel anbeut, und allein durchs worl und sacrament ge-
übet wirdt, ist sie fern unterschieden von weltlicher gewalt,
die leibliche guter giebt und erhält. 15'; denn jr wisset, oder
solts ja wissen, das christlich regimenl oder gewalt nicht
zu verderben, sondern zu bessern von gott eingesetzt ist.
Luther (vermanung an die geistlichen 1530) 5,94*; dasz der
kaiser . . . mit weltlichen gerichte zwinge dem pabste gehor-
sam zu sein, desgleichen soll auch seine geistliche gewalt
dem weltlichen gerichte, wenn es nöthig ist, beistehen.
Sachsenspiegel, i.buch art. l. (ausgäbe von 1732) 17;
der bischof lie^z sie laden
vor geistliche ge\valt,
und muszte sie begnaden,
so schön war ihr g.;stalt.
Cl. Brentano (Loreley) 2,391.
2)) und wer gern wöll leben fri,
in Wollust und aller biiberi,
der beheire sich miner rechten,
so bedarf üch niemand widerfechten.
ihr stehlend, roubend, ihiigend, was ir wend,
so bedörfend doch die laien nit ihr band
an üch legen mit ihrem gewalt.
N. Manuel faslnachtspiele 5;
und das alles wollen wir ihnen schützen und schirmen, und
freien vor allen weltlichen gewalt, also dasz wir noch all
unser erben, noch niemands von unsertwegen ihn darinnen
keinen gewalt, keinen anfall noch kein irrung und hindernusz
zuziehen Ihun. slifflsbrief des klosters Abensperg (1463) bei Hund
metrop. Salisb. 2,230, ebenso 225; die sonne bedeule päpst-
liche, der monat die weltliche gewalt in der Christenheit.
LüTHEK {warum des papsts und seiner jünger bücher verbrannt
sind 1520) 24, 154 Erlangen; was vermag die ungerecht tyrannei
der weillichen gewalt und macht der finsternüss? DijREß
(tagebuch der reise in die Niederlande) nachl. 104; drumb muste
weltlich gewalt hie still hallen. Mathesius Luther 352 neudruck;
aber es ist wissentlich, das dieselben (Abraham, Isaac und
Jacob) nicht ausz priesterlicher gewalt und ansehen, sonder
ausz natürlicher gotsforcht, den gotsdienst volbracht haben.
Alpinds Vergilius 89'; ihr ansehen (der christl. priester) beruhte
nicht auf vseltlicher gewalt, der sie eben mit ihrem ansehen
widerstanden. Herder werke 5,683; zur weit gebracht habe
ich gestern ein französisches memoire vom Ursprung der
\yeltlichen gewalt des heiligen Stuhls zu Rom. J. v. Mijller
(an seinen bruder 1782) 5,70;
das aber weiset mir kein himmelsstrahl,
dasz sich die klrche weltlicher gewalt
anraai-zeii dürfe, dasz der könig, den
die deutschen fürsten wählten, sich vom papst
einholen müsse die bestätigung.
Uhlano Ludwig der Baier 2,2.
S) papst, kaiser und könig.
1)) ich Ulrich Rösch der zitt des erwirdigen gotzhuses zu
St. Gallen . . . bestätter pfliiger in geistlich unnd weltlichen
Sachen, von gewalts unnd entpfelhentz wegen unsers beigen
vatters des papsts ... lund kund. (1458) bei Zellwegeb Ur-
kunden 2,1,29; das (der bann) bestund bis an sant Barbara
tag, do wurden wir zu Nürmberg ledig von dem apt von
Schotten, der hett des babsts gewalt. Hector Mijlich, d.
städtechron. (Augsburg) 22, 63 ; clag und vormunung gegen, dem
übermässigen unchristlichen gewalt des bapstes zil Rom.
Hütten; o vatier, du meinst es sig mit des bapsls gewalt
als um eines vogts im dorff (als du bist) der nit ains halms
breit handlet (mit willen) anders dan mit recht und erkant-
nüs siner umsilzer. Karslhans bei Hvtten i,6Zl Böcking; aber
die priester ehe berührend, dieweil dieselbige aus mensch-
licher Satzung abgestellet, und in des bapstes gewalt stehet,
wider zu endern, dieweil auch wenig reiner keuscher priester
erfunden, so rathen sie . . . Luther (ausschreibung eines hiiligen
concilii 1535) 6,328' Jena; wie du darnach, mein herr, ver-
hängest, dass Jerusalem darum zerstöret ward, also wirst
du auch diesen eignen angenommenen gewalt des römischen
Stuhls zerstören. Dürer (lagebuch der reise in die Niederlande)
nachl. 164; dasz sie desz römischen stuls macht oder gewall
nicht erkennen, und . . gewisz sein, dasz dem römischen pabst
von rechts wegen nit gehöre ein concilium auszzuschreiben.
KiRCiiHOK wendunmuth (1,2,20) 1,468 Österley; vom obersten
gewalt des papstes und befestigung desselben mit schrifflen
und exempeln. Fiscbart bienk. (1586) 118'; in dem so Pi-
GEVVALT 1111,1) (papslliche, kaisen.. >. kqj^
pinus usz gewalt des pabsts und gnnst des volc,_ ... . •
Franckrich was worden, do regiert noch der römif , ?'?.\.
Leo der vierd zu Constantinopel. Judas Nazarei « .J*^^
und neuen golt 24 neudruck; ebenso 29; '' a
dann dises reichs gewalt und krafft
sein willen hoch im himmel schafft,
auch alles was auff erd umb fert
wird stets durch sein gewalt regert.
B. Waldis (las päiistisch reich AI";
uf ein mal was ein bapst kranck, der gab seinem caplanN
seinen gewalt das er in der beicht absolvieren mochl füll,
pein und für schuld. Pauli schimpf und ernst 217; wellen'
wir das mittel treffen und dem bapst seinen gewalt behalten
MuRNEii an den adel 30 neudruck; würt dann Christus unseri *
groszen macht und gewalt in maszen und gestalt sehen s'
wol gerüst, für war er würt förchten die Zerstörung dej
schönen gepeu. (Unterredung des bapsts und seiner cardinalen \
Schade sat. und pasqu. 3,88; zu dem sechszten (du sprichst ^
das der bäpstlich gewalt nichts anders sei, dan die seien
zu verdaranisz füren. Murner an den adel 53 neudruck; auch
wo diesz wort sollen bepstlichen gewalt bestetigen, über alle
Christen, wolt ich gerne wissen. Luther von den bapstum
Ja'; an einem erchtag . . . ist mein frumme mutter Barbara
Dürerin verschieden christlich mit allen Sakramenten, ans
päpstlicliem gewalt van pein und schuld geabsolvirt. DCrer
nachlasz 13;
dann, des rhümbt sich bäpstüche gewah
wil auch, das man jn da fürhalt.
B. Waldis (ins /id/jsfisc/i reich Ai':
von Ursprung des bepstlichen gewalts und ban. triumphus
veritatis {Überschrift) bei Schade sat. und pasqu. 2, 21o; bei
euwerem leib nicht Juncker, saget der abt, redet also schmäh-
lich aulT die heiligen vätler, zuvorab auft" den aller heiligsten
bapst zu Rom, der durch seinen apostolischen gewalt er-
meldten unsern orden und regel hat conlirmiert. Kirchhof
wendunmuth 395*.
2)) zu dem es fürders gefährlich ist, so wol allen ständen
in gemein, als den catholischen und lutheranern, insonder-
heit der calvinisten, begehren statt zu geben, dasz nemblich
von ihretwegen desz reichs hauptgesatz verändert sollen
werden, als da sind der religionsfried , und die authorität
oder gewalt desz keisers und der ständt in den reichsver-
samblungen. Ursachen, ausz welchen die calvinisten zum inner-
lichen krieg . . . angetrieben su werden, vermeinen mögen (1616) bei
Londorp 1,301'; nach dem wir nach gottes gunsl das fürsten-
thum Meylan, ... zu des heiligen Römischen reichs gewalt
und banden widerumb gebracht. A. Reiszner Frundsbergs
ritterliche thaten (1572) 5,90*; ich wil aber itzt alein von dem
Römischen reich reden, des haüpt ist ein Römischer keiser.
nu sol ich an der warheit nichts verhalten, dasz ich nichts
anders weisz dann dasz wir ein ersamen fromen versiendigen
gotsfürchtigen keiser und haübt haben, aber usz der hof-
fait, groszen pracht, neit und hasz anderer könig und poten-
taten, christlich und unchrisllich, entsteen vil seltsamer prac-
tik und anschleg, sein macht und gewalt zu underdrücken.
(dialogus Sickingens vor des himmels pforten) bei Schade sat.
und pasqu. 2, 52; so bitt ich uwr. f. g. wolle daran sin,
das dem romischen kaiser sin gewalt und macht nit ge-
schmelert werd, dan dem rieh ist zuvil gnug biszher ent-
zogen. Reuchlin an Friedrich den weisen (3. Januar 1521) bei
ÜLMAiNN Sickingen 407; zoch Xsc. der papst) ein uszzug sol-
cher geschichten in, das etwan die keiser irs gewalts unwisz
und dorecht weren. Judas Nazarei vom alten und neuen
gott 28 neudruck; nu vernemet den alden vrede, den die
keiserlike gewall gestediget hevet deine lande to Sassen, mit
der guden knechte wilkore von deme lande. Sachsenspiegel
2,66 vgl. auch oben sp. 4926; donoch wart er getoufet von
Silvestro dem bobesle und wait zehant gereinet von uszetzig-
keit, und dovon lies er dem hobst alle keiserlich würdekeit
und gewalt und för er gen Constantinopel gen Kriechen.
Closener, d. städtechron. (Straszburg) 8, 30;
als nu Augiistus Octavian
keiserlichen gewalt gewan
und hört, das die edeln Germani
fiberal weiten sitzen fri,
da schickt er usz dri legion.
KÖCHLIN (licrkoinmcii der stadl Augsburg),
<l. Hädtechroniken 4.348;
Franciscus kam z& mir gantz uff geschwollen von keiscr-
lichem gewalt, und sagt zä mir. J. Eberlin t. Günzrdrg
(eine schöne und klägliche historit) 2,103;
5013 GEWALT III 1. h (koiugiiche)
römUcb k«U«rllch malaitti
li«U mit seio rOriUn wai>«in rabi,
wU «r mll k«l>«rllcbeni gwali
da* römlMb ralob •cbdii uud arball.
H. Stella (("-«t'iiribMHi/ nttrr aM«W#) 13, Sil (
•0 bant aie keiaerliclien gewatt. MatNK« mMrrtithHtlim. 111 hm
SciiMiDi el^a.^t.mundart US; ich kann dreiat behaupten : Obt nicbt
dua iirliHidiuni de» nurddeutscheo butidet in Süddvut«chlaud
«in atik'k kuiaerlicber gewall, wi« e» iu beails« der deuUcbea
kaiaer a«il fünThuiidert jähren Dicht geweaeo l*lT BuNaaci
{U. fel-ruar ibTü) 4,316.
3)) die bort to der koDingliken g«wult. S4€k$n$püfel I, S5
u. a. vgl. tp. 4976; und geben iue von unaem küniglicbeo
gewalte und gnadeo, daa aie aua dem durf lu Neunbrono io
Wirlxpiirger bisblum gelegen ein atal mucbeu mögen. (Hr-
kundt Ludwig» dtt Baürt 1323) obtrrheinucht iUidtrtcMtt \, 1, 7
Sehroedir; dea wollen aber dea kaiiera polen nit aufoeoiao
und apracben, wir wollen dem kunig prucb machen gean andern
atelten und paten die von AuRapurg, dasx aie willig waren
nnd in acbwuern an dea kunig» atat, wann «i« doch dea ko-
iiigs gewalt bellen. UuRiAan Ziri, ä. ilddUekron. {Augiburg)
o, i&: wir ratbmanne der atadl Bie»lua von kfiniglicber gewalt
von Rebmen haltende und vi-rweaende die banptnianoacbafl
zu Brealuu. {Urkunde von I43ü) cod. dipL SiU$. i, M; die
von Sicilia teteo diaer zeit allen küoiglicben gewall ab und
namen den freien stand an, regirt der g'main man fünfzig
iar. AvKNTiN {baimih$ chrontk) 4,318; aie haben aber nicbt
ein tyrannischen gewall, da» ist, ohne gewiaz geaelz za ur-
ilieiien. ao haben sie auch keinen königlirben gewall, da»
\*t, über die gegeben geaelz zu achaffen, aondern haben eii:
gewiaz gotlea gebot und Kemesaen befebl, unter welchem sie
aind, nach welchem sie jbra geistlichen gewallt und geriehl-
zwangs brauchen sollen. Mblanchtiion apologia {corp. doct.
Christ. 10»'); denn wie gesagt, der kirchendienat ist nicht wie
die weltliche gewalt, lyninnen oder kCniglicbe gewalt, denn
tyrannen gewalt ist ein ungebunden ding, das keine gewiase
legel hat. loa Ihtologiei {ebenda 2S6'); wenn man königliche
gewalt zu gebieten und zu zwingen, ausz der kirchen weg-
Ihot, ao aihet die kirclie als aei sie sehr achwach unnd
gering, ebenda -im'; und machten jn zu einem dictator, der
allen königlichen gewall on alles appelliren tragen, zu schaffen
und zu gebieten haben aulte. Kircouüp mendunmuth lu';
wli- mOsien erttllcli toaUerlich,
darnach xu gleich all sanienilich
aolchi Tür in bringen, in lolctir gastalt
ala «chmuhet er köoglicben gewalt.
CuaTnaDS Uufleufel DV;
ea wOrde mich nicht befremden, wenn ich fftnde, daaz einer
Ton den ulten aualegem dea Homere diese stelle (/iiaj2, lui/f.)
ala die vollkummenate allegorie von dem uraprunge, dem
forlgange, der befeaiigung und en<llicben beerbfolgung der
kOniglicbeo gewull unter den menschen bewundert hatte.
LuaiRG {Laokuon)9,W; die fortschritte der königlichen gewall.
ScaiLLia iabfall der Nuderland* 1) 7, 46; in dieaer wie in jeder
anderen beziehuog iai ea meine pOicht, den auf geaelz und
Verfassung beruhenden umfang königlicher gewalt unge-
schmälert zu wahren, könig Wilmklh an die abgeordneten
r:o. mai 1803) bei ßisMAHca reden 2, 189; nun das erbliche ober-
liaiipi wird schon im inlerease aeiner familie dafür aorgen,
tlas£ er aeinen nachkummen die gewalt , welche er beaitzl,
auch erhalle, berichle der Frankfurter nationalversammlung (',)AWi*:
Uslt-rreicb betheuerte, es habe nur die legitime königagewalt
In den herzugthUmern herstellen . . . wollen. SiaiL k^rt»-
«'•nj 3,80.
») ttaatsi echlliche gUederung,
0) aut dem deutschen staatsleben : gewalt (auctorliai) Tller-
licbr, h&usiiche, kiichliebe, ataai liehe, ial die ffibigkeil einea
menschen, die selbslbealimmung dea andern seinem willen
unlerzuordnen. Warzae und VVblti kirehenlesikon s, Mi.
<>>> der ausruff, seiner lugent und der volnbrachten ge-
■chicbt ein butt, halt nit allein durchlaufen deuUchca, sunder
aucii alle ausser laod also erfüllet, das vil nach alle men-
schen mit vereinter stimme ine wirdig acheizen de« oberalen
gewalles, das ial dea römischen reichs. M. v. Kihnat cAremk
trudrichs I. Jo vgL auch oberste gewalt (III, i); reichsgevrall,
••^«1 et robur imperii. SriKLKa 242«; die reicbagewalU •»-
KhniU 2 det verfassungsentwur/s der Frankfurter nattomalvenawuit-
'««? s. beneide (2) STn/fl; die reichsgewall Obt den au»-
laisde gegenüber die vulkerrechtlich« Vertretung Deutachlands
IV.
GEWALT III l.b (rOrttcDgewalt) 5014
oni (Ur «iaMlneo deulacbM atoatoo au»aeblieazlieb aas.
Um niafeefnralt »lellt geMit*« ni comuln an ft. alle
Dicht rtia ^fatrecbtliehro vertrife, welcb« eine deutacbe rt-
fierung . . . abaeblieealy aiod dar reiibagewalt zur kanntiiiaz-
Oühme . . vorzulegen ( lo m. a.; eiD waaenUkll«« aerkoul de*
buode*alaalea ial eine reicbagewalt, »eldia aekca 4m «at»
wickelung dar einzelataaleu die geaa— Uotaraem «erwirk-
licht, und dazu mit der oOtbigen OMcbt aiMftrtaUt ial.
molwe tum verfauunguntmurfe. btrvchl* dtr fnnkfvtm mÜmmI-
vtnammlung (2) 2727 «. o. tum gebrautk bei Bisaaaca mmd
Ha.isb, vgL MWl «,601: wann wir vor alleta fielleicbl die
frage um eine provisorische ceolral|e«ell io berallMOf
nehmen. bericMle dir Frankfurter BafmiiiitierM— |gf l^lUTt Ha
gruaze debatte »egen errichtung einer prmlanrianha« eaalnl>
gewall hatte die veraammlung in ihren liefen crreft Fairrac
ttf'üA; darum führten aie das geld al» «in von der ataata-
gewall beglaubigte* zeichen jede« verSukaerlicben grouasM
ein. teutuher Merkur juU I7M: da er »eia anerbieten, falle
er damit al>gewie»en werden aojlle, unfehlbar unter gebltaifa«
bemerkungen zur wisiten»cbafl de» volks bhngeu wur^e« ao
könne daskelbe leicht in dem grade verfObrt «eria«, 4m*
mit der alaalagewall gar nicbla nebr gegeo ibo ananriaMaa
sei. H. V. Klkmt {Miekael hohlhat) 4, 102; widerataaii fafia
die ataatagewalU ttrafyetelibuth für den notddeuttchn fruatf (IM!)
6. abschnitt: der schlechte Staat bedient aich zu dem tu4»
lediglich aeiner gewall, verschlingt die familie mit der macht
seine» geaetze», legt sich ein obereigeoibum bei, drOckt auf
die forachung »einen Stempel, dringt jeder regel jede aoe-
oahme auf. Ü.uiLiA.tn poüttk l',7.
b)i aua tragender gewall de« forsten, amctoritat* prnuifit.
Faisca (I74l) 2, 42u'; wir Bolke . . . t6n kunt und bekeaM«
oflinlicb mit de»ein brive, daz wir, mit l>cdacblem nute m4
mit rate uuaer mannen unsen Juden . . . begnaden doaMla
von fürstlicher gewall und frunllicber gunat . . . dal . . . (UMb
19. ttpl. 130») ardtiv f. itttrr. geuh. 31, 12»; alle menig hat gehOnl
verlesen die brieflich urkund . . »o da&il die durcbleucbligialaSy
hochgeburnen lursten von Österreich . . . dai löblich dualer
ucid gotshaus in Neunperg, auch die berracbafi Reicbenaw
mit sambt der gegend genant di Prein gnSdiklicben ausz
fürstlichen gewalt begnadet und begabt haben. bannUtding
von Reiehenau (16. juhrh.), itterr. weitth. 6,64; wir wellen auch
pielen von fürstlichem gewalt, das binfar kein paoUidiog
von dem benanteo Hans Claiu iu der Prein gehalten ward.
6,63; ich fOrchte viel mehr von der vermiacbuog der frafa
über die grenze zwischen parlainentariacber und forstlicher
gewalt mit der frage von der verlheidigungsfabigkeit Üeotach-
landa dem auslande gegenüber. Uismamcs reden 3, 178 (ii. m4rt
lt>67); ea war der bischofe vurtbeil, der wilden hlndalaufftl
zu widersiehen, der mitwachseudeo gewalt weltl.cber rtlaia
das gegengewicht zu halten, dasz die kOoige aich «eoigaieB«
luliig zu lüde leben konnten. IIkrueb merk*i,1M: äff. fOrala»-
gewall ip. bC6; dieselbe unbestimmte furcht laocrle biater
ihrer freude, wenn sie gefangene furaleo der DruiacLeo loi
iriiimphe aufführten, wenn ihr fusz auf römischer thOr-
schwelle an einen berauschten deuiscbeo trabaoteo ihre»
kaisers stiesz . .. wenn die kaiserliche slaalakuoat iittmnaem-
hfluptlinge beatach, verderbte und mit berreatawail
Frkita« [bibUr t) 17,48: eine enischicdeoe pajliea
war auch Heinrich Zschokke ... die eiserne ouaka (MNl i
die heimlichen greuel der hofgeMalt im hartaa
gegen jene atOcke der Babo und Kratier o. a., 4ia aa
höfe die srbOoaie menscbbeil scbiiteirbelteo Gaatmaa i
raturgcsch, 6,674; tgl. uuth territoriale gewaileo ifu am.
c)) bekriegieo die Wucherer und gewooaea ea
ao mit Irauwen und mit gütlicher icidiof aar 9a4 aack aa
lies bischoffs banden und gewalt Baaaa 41» eUlt aad taBa.
U V. KaanAT thromtk Friedrich» L !•; aaah aatwoft die aa*>
futatio Dicht auB «oaara grttaie, aoa^ara atdict ai(h rächt
bapatlicb, aagt voa graeaar gawalt «iar hsaachaic llaiA^carao:i
oHefäa {mf. 490. ikn$L wf); naa4 M hieaatafe fawalt last
dae afaaiaiy, aia hafahl failaa, 4m mm§ikmh m fcaJlf .
fonfttc Auftui. {tbtnä* »*i: 4m anhiaakaf «aa ttia iai ato ara-
kauzler des heiligen rOmi*chaa ricka aad hat aa barllM alle
die rieh in lialia, in Laupartae, ia iaa kaiaartlaia aa Iricchaa,
io 4ea kaogricheo cnead mttf us4 wahia alaa aia gawalt
rakhat. Uuuca t. RicaeatAL flkrM*4 4m Caa^aazer aaaaili IC;
da aber Tetzel aaad sein aobaog, aut rOoiiechcr und Uacha^
lieber gcwall, uad nit der kircben acblOaael, jr laodwcrck
31»
5015 GEWALT Illl.b (gericlUsgewali)
vertheidigen wollen, wird d. Luther auff sein eid und doctoral
gedrungen, posltiones und gründe wider Jolian Telzels, unnd
all die mit jm unter der decken lagen, zustellen. Mathesius
Luther 34; was maint ir dasz euwer gewalt und ampt sei,
wann ir es recht halten wölt, es sei bapst, cardinäl, bischof,
prelaten und pfarrer und alle geistlich . . .? nichts anders
dann ernstlich und andächtiklich beten und predigen und euch
alain mit got und der geschrift gots nach arbeiten, dialog
zu)i$chen aim pfarrer und aim schuUhaisz (Schade Satiren und
pasquille 2, 143).
d)) wir sollen auch haben alle unsere rechte, gewonheite,
gebole und allen unsern gewalt in der egeschriebenen unserer
stat an allen sacben glicherwise als vor. Verordnung der grafen
vonWerthem({Zh\), oberrheinische siadtrechte \, 1, 15 ; frohn-gewall,
heiszt des richters gewalt und gehorsam, darinnen er leute
behält, rechts zu pflegen. Cbohel oee, u. physical. lex. 4, 505;
aber das gestand ich nit, das sie daz mit richterlichem
gewalt macht haben züthän. Mubner an den adel tiUscher
nation 14 neudruck; vgl. auch richterliche gewalt in Hugo's
naturrecht (1819) 520;
(erfreuet euch) mit uns, den männschen hie, so gott nach ihm
gestallt,
und denen er durchausz den vögtlichen gewalt
Imm reich der wält verleilit.
RoHPLER reinKjetichte (Strastburg 1647) 24;
daher sich wol zu verwundern, dasz heutiges tages leut,
welche der höchsten kaiserl. majest. gerichts- gewalt oder
Jurisdiction also zu schmähleru, und gar nahend überall zu
entziehen sich hin und wieder bemühen, an Christian v. Anhalt
(1615) hei LoNDORP 1,188'; das schir aller gehorsam aus wäre
und alle gerichtswalt nidderlag. Kantzow chronik v. Pommern
254 ; das sich der bischoff mit seiner gerichtswalt nicht weiter
strecken wolle, wen es sich gepurt. 177;
des landvogts oberlierrliche gewalt
verachtet er, und will sie nicht erkennen.
ScuiLLER {Wilhelm Teil 3,3) 14,354.
dazti vgl. gericbtsgewalt sp. 3661.
e)) und si domit ein ort und ein endt, und genungk ge-
sagt von der gewalt der hocbmechtigen. M. v. Kemnat c/iront&
Friedrichs I. 99; gott stürtzt der grossen stoltzen gewalt unnil
nestelt ein gewalt an andern, dasz sie einander schwächen
und auffreiben. sein reimen ist: er stöst die gewaltigen vom
stuhl und setzt darauff einen fuoszscbemeh Lehmann ^ort-
legium 307;
je grösser berr ist auff der weit,
dest schwerer wirt sein straff geTellt
von gott, so er sein gwalt miszbrauchl,
und zvor wie bischoff Hatte straucht.
Kirchhof wendunmulh 390*;
gegen jeden miszbrauch der herrschaftlichen gewalt nnisz
der richter dem leibeigenen schuz angedeihen lassen. Danz
deutschet privatrecht {nach dem system Rundes 1800) 6, 125.
/)) und sol der burger der den getäter erobert, nach dem
erobern underston in mit worten zu schirmen, bitz er ine
in sichern gewarsam nemlicb in meister und rats bände und
gewalt oder in einen turn bringen mag. Straszburger zunft-
und polizeiverordnungen ib Brucker ; aber bar gegen gantz der
götlichen geschrifft gleichförmig, daz ire beschwerden die
underthonen vernünfftig fürlragen, und die oberkeit inen
durch iren gewalt zu hilff kum. Murner an den adel tütscher
nation 31 neudruck; obrigkeitliche gewalt, jurisdictio, potestas,
tnagistratus. Stieler 2426; ausz obrigkeitlicher macht und
gewalt. Weise die drei ärgsten erznarren 199 neudruck; jeden-
noch musz ein jeder gerichtsherr auch alle obliegende be-
scheidenheit darbei anwenden, dasz er... seine zustehende
obrigkeitliche gewalt nicht in eine grausamkeit verwandele.
Klingner dorfrechtes, 555; poch nit . . auf freundschafft, ampls-
gewalt. UiNGWALDT 144, vgl theil 1, tp. 283; amtsgewalt, coer-
eitio. SriELER 2426 ; die besten zu vereinigen, suche man die
form des concilii arctioris auszudehnen und seine gewalt
zu vermehren. Götub an herzog Carl August 7. april 1786, briefe
7,195; dasz diese hohe Versammlung nur nötbig hätte, Hecker
in ihre mitte aufzunehmen, um ihre gewalt, die . . . nur
eine moralische ist, nicht etwa blosz zu hemmen und zu
lähmen, sondern mit einem einzigen schlage vollständig zu
vernichten. Eduard Simson berichte der Frankfurter national-
versammlung (2) 1488; die bürgerlichen gewalten, the civil
iiulhurities. Hilpert 1,462; die civile gewalt wird dann mit
GEWALT III 1, b (amtsgewalt) 5016
der militärischen verbunden. (7)4958,6; wer einen gefangenen
, . aus der gewalt der bewaffneten macht . . vorsätzlich befreit.
Strafgesetzbuch für das deutsche reich §120; werden gemeine
verbrechen oder vergehen im kriege unter miszbrauch der
militärischen gewalt verübt, so wird die sonst verwirkte
strafe verschärft, kriegsartikel für das preusz. heer von 1852
artikel 48 (bundesgeselzblatt von 1867 s. 315); wer irgend eine
dienstgewalt über andere auszuüben hat, soll durch ruhiges,
ernstes und gesetztes benehmen die achtung und das ver-
trauen seiner untergebenen sich zu erwerben suchen, kriegs-
artikel für das preusz. heer von 1852 § 46 (bundesgeselzblatt von
1867 s. 315); wer seine dienstgewalt über einen untergebenen
zu befehlen oder forderungen, die in keiner beziehung zum
dienste stehen, oder zu piivatzwecken miszbraucht . . . wird
mit gefängnisz ... bestraft, mililärstrafgesetzbuch von 1872 § 114;
wer durch miszbrauch seiner dienstgewalt oder seiner dienst-
lichen Stellung einen untergebenen zu einer von demselben
begangenen, mit strafe bedrohten handiung vorsätzlich he*
stimmt hat, wird als thäter oder als anstifter mit erhöhter
strafe belegt. § 115; der Schiffer oder sonstige vorgesetzte,
welcher einem scbiffsmann gegenüber seine disziplinargewalt
miszbraucht, wird mit geldstrafe bis zu dreihundert thalern
oder mit gefängnisz bis zu einem jabre bestraft, seemanns-
ordnung von 1872 § 96 [reiclis-gesetzblatt von 1872 s. 428).
2)) auch die gliederung fremder staatsrechtlicher gewalten
nimmt einen breiten räum ein in folge der zahlreichen Über-
setzungen namentlich lateinischer Schriftsteller.
a)) der höchst und gröst gewalt und ansähen der künige,
regum apices. Maaler (1561) 178*; es hangt aber doch alle der
selben könig gewalt und macht an dem römischen gewalt
und reich, von welchem sie nit viel mit krieg oder wallen,
aber offtmals mit geld entsalzt unnd gefürdert werden. Mi-
CYLLüS Tacitus (1531) 450* [Germ.).
b)) dictatura, das ampt unnd gewalt eins solichen obersten
herren. Dasypodius (1537) 53*. üAnitcÄ Frisiüs 412'; dictator, der
oberst gewaltbaber zä Rom, bleib allein sechsz monat in
seinem gewalt, und ward allein in groszen nuten, kriegen
und aufrüren der statt aufgeworffen und erwellt, ein potestat.
412*; da das Manlius nit th&n wolt oder kondl, liesz jhn der
dictator in den kercker füren, wiewol die gemein grosz misz-
fallcns darab hatte, dannocht war der gewalt des diclalors,
das niemandt dorfft sich darwider setzen. Livius (Slraszburg
1562) 38*; tribunus celerum, stalthulter desz obersten und
künigklichen gewalts, conestable. Fhisids 1328*.
c)) aristocratia, das ist, der fürgenden herren gewalt.
Alpinus Vergilius 33*; dann wie derselbig (dictator) erwölt
was, da verloren alle oberkait . . . jren gewalt. 33*; also da
sie jhren gewalt inn dem drillen Jar trugen ... begab sich
mancherlei miszbrauch, und inn sonders zwo sacben, dar-
durch jr gewalt zerstört und abgethon ward. Livius (Slrasz-
burg 1562)42*; also nam der unrecht gewall, der zchen menner
ein end. 45*;
daraus mercitt man zw dem pescblus,
das die zehen man wurden pald
abgesetzet von irem gwalt
von wegen dieser schnöden dat.
H. Sacus (die Itewsch crmört Virqincu) 22,29
Kellnr-Gölie;
triumviratus , ampt und gewalt diser dreien gewaltherren.
Faisios 1332*; endtlich beschlosz der senat, die fünff sollen
bei jrem gewalt und namen bleiben. Livius (Straszburg 1562) 55*.
d)} Iribunitius, tribunitia potestas, desz obersten meisters
oder zunfftmeisters gewalt. Fbisius 1328*; authoritas legatorum,
voller gewalt der gesandten ratlisboUcn. Rihelil's 1590; Marcus
Titinius und T. Fonteius, die an statt eins buigernieisters
waren, sind gebeissen worten in Hispania zu bleiben in jrem
gewalt. Livius (Straszburg 1562) 6*; attende quam ego non de-
fugiam authoritatem consulatus niet, sich wie wenig ich weichen
wolle von dem gewalt, den ich als bur^erineister hab. Ribb-
Lios 15U0; es war nur eine formelle flause ... die lebhaft
erinnert an den weisen beschluss des verschollenen junker-
thuins, den plebcjern nicht das consulat, sondern nur die
consularische gewalt einzuräumen. Mommsen römische geschichte
3, 307.
^) berufliche gliedtiung: zu erzeigen den gewalt des artzet.
Terenz (1499), bemerkung des Übersetzers 22*; wäre der gute
kerl mit seiner kleinen injurie zufrieden gewesen, so dürffte
er letzt nicht etliche wochen in des barbierers gewalt liegen.
Chris MAN Weise die drei ärgsten erznarren 22 neudruck;
5U17 (iliWAI/r lil l.b (ellerluhf, väleilicli.')
Ich hab iw*r such divoa fabork
ao? gebl (IIa aach mit kreuiarii tu,
acbau er, daa e* auch lang waro tbul
dlaweil maa aagt, der bäum «wall
der bhi gar rrb und wer ulchi alt.
gleich «bau wie die pdriiog-bauinfn.
J. Aiaaa der bimn mit nim getaner loa
tri KaLLia UHi;
iL bin betrogen, ich bin entführt und in die |«wslt einet
l.iKifnianna gcratlien. Grihn vtäiclun (dn treut Joka»ne$) 1,88.
ij) gbederung det familieiiUbtnt.
1)) wie viel weniger aolil denn die gewallt der eitern oder
ii'tjeiit ein ander gewalt geben sein zu verderben, und nicht
\iel nielir allein zu bessern? Luther dai elUi n die kinJtr iut
cht nichl xwingen soUen As'; bei den Germanen war die ge-
weilt der elteru über ihre itinder ursprünglich Iteine andere,
als diejiinige, weiche auch das naturrecbt kennt, nilmlich
eine befugnitz beider ellern. Danz haiidbueh itt htuligen
detilschtu privaliechts {nach dtm $yt!em Rundti tSOi) 1, 69;
die natürliche elterliche gewalt entsteht durch die zeugung.
7,91, vgl. uuc/(7, 02. 7, 125. 7,70; die zeit, und der sun in des
Vaters gewalt ist, so mag er an des valera willen und wort
Sein eibtail nicht versetzen noch verchUinniern noch anwcrden
noch vercbuuffcn. tladtreehl von Uünchtn, ort. 222 (Autr 87);
nit ichs fOrcbt, wenn die such allein an dir stund, aber dz
du nit mOgest des valters gewalt erliden. Terem (I4M) 16*,
ebtn$o V. lioLTi (iM7) 17*; ao ist patria poUttüs, der gewall
•0 ein vatter, auch volterlicher olinherr, über seine liindere
und eugUen, söhn und tOchlere, hat, «nrenglich un von
alters, allein bei den ItOinern auUlioinmen. Frankfurttr refor-
maUon (iJ7t>) 2, 1 (8; doch bat er nicht gestatten wollen, das
der gewolt des vatlera über die Linder jbm solle entnommen
uerdeti. Hedio übers, des Joscphus vom krieg der Juden SO*;
die ehe cwiüchen mann und frau, des vaters gewalt Ober
das liind bot sicher von selbst und vor der zeit bestanden,
wo der eingelrelne zusammenflusz vieler familien in ein volk
jenen Verhältnissen bestimmte positive bedin^ungen zufügte
oder die schon in der sitte gebildeten ausdrücklich aner
kannte. J. Gbihm {dai »ort de$ betilies) kU sehr, i, 123; noch
in der gewalt seines vaters stehen, (o bt still dependenl upon
ont't father. Hilpert 4(i2; vgl. auch 0. Sciibader realUxikon
der iiidogerm. allerlhumskunde 291 und 2\iff.; ob schon gotl
vetcriichen gewalt wil gccbret und geschützet haben. H^tbüsius
hochieilspredtgten 63 (bibi. d. schiiftst. aus Böhmen); auch seind
die conträct, ao zwischen eim vutter und seinem söhn, den er
noch in seinem vattcriicben gewalt hat, geschelicn, im rechten.
frankfurter reformation Uyib) 2,1 §7; auch sol die multer für
ihre kiuder nicht erscheinen dürfen . . . welches doch seinen
nbfall leidet, wann selbige eine wilwe und mit ihren kindern
in der gfltergemeinschafl lebet ... so hat sie sich durch bei-
li'gung eines von der gerichleskanzlei verfertigten versiegelten
Scheines ... tu rechtfertigen; welches sie aber, gleich wie
der vater, kraft ihres mütterlichen gewaltes . . nicht nOlig bat,
wofern nicht die kinder mündig oder aus der vaterlichen
gewalt gekummen. anmerkung über die erneuerle t'rankfurkr
rtformation (i7ü:) 1,376; auch ist er kürtzlich berürt da er
>|)richt von der veterlichen gewalt ... denn er meint, wo
der vater seinen sun lest aus seiner gewalt. nun vernempt
was gewalts ein vater hat über seinen sun. glotu tu Sachsen-
tp'fgel \.buch \Z.artikel (Lotter t&28); es wird hie auch kürtzlich
iwas von der vatterlichen gewalt gesagt, welche die leges
li melden . . er meldet auch daneben, wie der vatier seinen
sühn ausz seiner gewalt lesset. nu vernim kürtzlich, was
gewalts ein vatter über seinen söhn habe, ausgäbe von 1792
t.43; was kann darinn {in dem britfe) enthalten sein? liebe
und Vergebung. .. und vielleicht ein aulrichtiges belauern,
djst er die rechte der väterlichen gewalt gegen ein kind
brauchen wollen, für welches nur die Vorrechte der väler-
licbon buld sind. Lkssirg (misi Sara ^mpion 3, S) 2, 303; da
in den fallen, wo jemand seine eigene bausbaltung mit elter-
licher bewilligung anfangt, er dadurch, in ansehung deijenigeo
würkungen der väterlichen gewalt, welche bloa aus bürger-
lichen gesetzen, und nicht olleio aus dem natürlichen ver-
biiltnis der kinder gegen ihre eitern fliessen, solcher gewall,
den gemeinen teutschcn und hiesigen landrechten nach, ent-
lediget wird. Inhalt der Markgrdflich-Badischen gtsettgebung 1781
«.337; der väterlichen gewall kann in Deutschland theils nach
römischer art, durch eine förmliche emancipatiou, theiia nach
deutscher weise, durch anlegung einer eigenen abgesonderten
Laushallung ein ende gemacht werden. Uqrde frunäsitu d«t
GEWALT III 1. li (hausgewalt) 5018
gemeinen deuttcht» prttatreeklt (l<il7) 615; v<jn den vertrl|eo
der kinder, die noch in vaterliclier gewalt siod . . . lto4
nähere bestimmungen lebOrigeo orte fest|e»etzt. prmtiulm
landreeht (l<>3l) I. theil, &. tUel (23; die «Iteriicbc ftwalt,
paternal power. HiLPtar t, 462; mit rOcksicht auf iitft «ffeb»
nis einer rechtlich bedenkensfreien beweiswOrdiguog erachtet
das brrufungsgericbt . . . den nacbweis für erbracht, das«
der beklagte, obgleich er im Jahre IM3 das lt. lebeosjahr
erreicht bat, zur zeit der in diesen jabre erfolfleo beweia-
aufnähme und also auch b«i abscblusz des vertr.iges toa
20. Juli 1891 noch baussobn war, 4. b. sich noch unter «itcr-
lieber gewalt befand. tnts<h*idmng«m 4. reichigerichU in «MI»
sachtn 81,207; die in vaterlicher gewalt itehendeo pernonen
...erhalten einen pfleger für angelegenheiten, bei welchen
die aU'iObung der väterlichen rechte ... erforderlich ist, aber
aus tbatsachlichen oder rechtlichen gründen nicht statiflnden
kann. 39, 169 (um itr preutiischtn vormunduhaßtorinunt
i. juli 1876 i 66); eine, wie vorliegend, als eine ganz vorüber-
gehende von anfaog an ins äuge gefaazte, wenngleich mit
geholt verbundene atellung als kommis ist nicht geeii;nel,
die aufhi'bung der väterlichen gewalt zu bewirken. 6,267;
die rechte, welche vurzOghch dem vater alt haupt der familie
zustehen , machen die vaterliche gewalt aus. öä4rr. bürgerL
geselibuck S 147, f^l. { 178 (mitzbraucb der väterlichen gewalt);
vgl i 173. 177; alle die friedlichen Segnungen aber, welche
leiu Volk unter der christlich-ständischen monarcbie zo er-
warten hatte, tollten allein aucgebeo von der weitheit der
kröne; denn wie ein palriarch det allen testaments vertland
er seine würde, recht eigentlich als eine viterlicbe von golt
selbst zur erziehung der vulker eingesetzte gewall erschien
ihm dat kOnigthum. TttirscniB deulselu gttthckt* 6,11.
2)) die natur dieser mütterlichen gewall ergiebt sich aber
aus dem fundainenle, auf welchem nach deutschen begriffen,
die elterliche gewalt ruht, von telbsl. Daüi dtutsckes prtvt-
reehl (nach dem System Rundes 1801) 7,71; die geteizlichen be-
stimmungen betreffs der rechte und der gewalt des vormunda
gehören dem öffentlichen rechte an. entsekeidungem 4et rtiek^
gericht im civiltachen 11,818.
3)) es erzclt aber Joseph dem weih, was jr ampt were, und
was sie jrem mann schuldig, unnd bat tie, dat tie mehr
daran wolt gedencken, dann an zergancklichen wollusl, . . to
blihe sie auch rein in der ehepflicbl jres manns, behielt den
gewalt einer herrlichen frawen, und wurd jrer sünd halben
nit gescbendt werden. Hkdio übtrs. des Joiephus 23* (i^:
kunst und altertbum erwarte sehnlichst und ist bei mir schon
längst nachgefragt worden, da sie mir wohl zuweilen als einem
Verwahrer deiner schätze tcbmeicheln; wat mir schlecht
genug bekommt, wenn ich nicht wieder kriege was mir dann
und wann mit fiauengewalt abgelispell wird. Zkltcb hri$f-
wechul mit GöUu 6,51; die sanftere gewalt der juagfrao.
Stiftbr ersdhlungen 276, vgL unten III, 2;
Dteioe göttio, deiner gegenwart kliek
Abcrdrlngi mich wie erstes jugendglQck.
die leb iu teer und sinn, himnlUche geuali,
dich umfasse mit brluiigams gewaiu
(iöTHt (küHUiere arMtumallm) ll>14i:
gewalt det ehemanns. regislernotis itt btimktm kmämkti mm
1809 für §216 /f.; wenn eine minderj.ibrige tochter ticb ver-
ehelicht, to kommt tie iwar in rücksiebt ihrer pertoo unter
die gewalt des mannet, in hinsieht auf dat vermögen abtr
hat der vuter bii zu ihrer grutzjahrigkeit die recbl« an4
pflichten einet curaturs. österr. bärgerL getttiimtk f 128; 4tmM
vgl. dii bedeutung von tioUntiii im
ein perlin ist, ein edel gtteia,
das aiie Trowea machet rein;
wann si da« selb verloren ba««li,
so sindt (i im scbloraffeD landt:
das i«t die schiB. darum man ert
der Iroweu tierd würd aucb gemert.
wann *i das ciclnoi uimmer liabea,
so louffen* mit den pureo knabea.
. . «i wort «leb Tau des maat gewalt,
aU wann dem «mI der tacb ootpralt.
Tm. Mtania nirre>ibe*t.Smnrmmf ita,&9) tt memärmtk;
in der gewalt der kinder hingegen ttebl ta, der natur der tacbe
nach, nicht, dat elterliche brtizmcbl anf kgtnd tian waiae
III beschränken. Danz deuttdm ftvmUt€kt (mk* «bat tfilHi
Rundet 1801) 7, 9o «««Mrteaf;
aus graveavelloa wiokoln flhro nleht
mir der gospoosior dicbto ochaar horan.
die meiner locbior lieblicbe gowall
mir laubrisch on und leicht binwoggebaaaL
ti<^Taa ^nmtflr|^ci,e toeUti 3,4) ».S2^
Slft*
5019 GEWALT III 1, b (feindes gewall)
d") typen ßr bestimmte lebensfunetionen. nomina agentis.
1)) got der allmächtig hat mich erledigt aus dem gewalt
meiner veint. Memminger voeabular von 1487, 3'; Christus hat
uns macht gegeben zntretten uff schlangen, scorpion und alle
gewalt des feindes, und kan uns kein gifft schaden. Erasmds
Alierds vom basiliskcn zu Magdeburg D2';
und wer sich denn steh zu der wehr,
der wtird ermordt und kam in gfehr
8eiDs ieibs und lebens also bald,
denn er war in der feind gewalt.
THm Thcdel von Wallmoden 1754;
so bleib nu. herr, mein auTenthalt,
dasz ich ffirbin von dem gewalt
des feiods. wie biszher, frei mög bleiben.
Weckherliw Ofäiclile 2,122 (psnlm 32,15);
und kein gewalt des Teinds, wie immer schwer,
bezwinget uns des höchsten ehr und lehr
als seiner hilfT misztrawend zu vergessen. 2,6t;
dises nuhn wahr ihm eine gewündschte gelägenheit, da-
durch er nicht alein der gewalt seiner feind entrünnen ...
sondern auch ihre tükke verlachchen . . . konte. Zesen adriat.
Ros. 120 neudruck; der feinde gewalt. Göthk {Rcineke fuchs)
40,24; seine larve fortwerfen und sie, Maria, von sich stoszen;
ihr in der feinde gewalt kommen und flacht. 0. Lddwig
(Studien 5,402); wie nun von auszen her durch feindliche
gewalt so manches herrliclie gebäude mit seinem inhalt ver-
nichtet war, so war auch innerlich vieles durch rohheit,
frevel und muthwillen zu gründe gerichtet. Göthe (belagcrung
von Mainz) 30, 326. zum politischen begriff feindlich s. oben
sp. 5009 ; zur bedeutungsverschiebung des adjedivs s. III, 2.
2)) alsdann und darnach stett jn des sachers gewalt nimmer
deszhalb zu einicher appellacion zugreiffen. Nürnberger refor-
mation (1479) titel 10, gesetz 2.
Si)) ich, ich bab erkennet, ich was erkennen den gewalt
des gebieters und die knifft der ritter on blälvergiessen.
Terenz (1499)72*; auff gnad unnd ungnad aber auß'geben, ist,
sich in desz überwinders gewalt, wie es derselbig mit jhnen
schaffen wil, ergeben. Kirchhof militaris disciplina 47;
und wo in der Verzweiflung muth
die mutter mit der eignen brut
vom l'elshang springt in's todesbette,
dasz vor der knechtschaft sie sich rette
und der gewalt der rohen sieger.
BoDKNSTBDT Mirza Schaffy prolog.
4)) viele hSit man für reich und glückselig, viele verdecken
mit grosser kunst zu diesen gar mühseligen geldmangelnden
Zeiten ihre unglückseligkeit, und seind weit unglückseliger
als eben diese bettler, welche ihre armuth gantz nicht ver-
borgen, sondern überall öffnen, und öffentlich profitiren,
führet zu gemüth, wie viel und wie grosse praerogativen und
gewalt der bettler seien, welche diese weit andern guten
miinnern gantz nicht concediret. B. Schdpp lehrreiche Schriften
(Frankfurt 1684) 579 (kunst reich zu werden).
5)) sobald ein recht und eine gewalt des fluchenden an-
erkannt wird, das unheil, das die folge seines fluches sein
soll, im detail festzusetzen, sobald dieses unheil in all seinem
detail als ein unentfliehbares Schicksal gefeiert und diese
schicksalslehre einer ganzen tragödie als haupt- und grund-
gedanke untergelegt wird, haben wir nicht als eine verirrung
des menschlichen geistes zu rügen. Fr. v. Uechtritz deutsche
vieiteljahrsschr. 1842 4, 85.
c) die beziehungen auf ein bestimmtes individuum (vgl. auch
$p. 4927) nehmen einzelne casus in Verbindung mit gewissen verbis
in besonderem grade in ansprach, weshalb es sich empßehlt die
gliederung unter dem gesichtspunkt einer ergänzung zu II, 3, b
vorzunehmen, dasz gewisse prdpositionaleerbindungen hier durch
gemeinsame züge von der übrigen masse der belege sich abheben
und deshalb in ihrem eigenen Zusammenhang dargestellt werden
(s. III, 3), ist schon oben bemerkt worden.
a) das Substantiv ist subjeel: was sol ich mich mer eins
pösen menschen müen ich halte auff erdrich würde nie pöser
mensch geporn dez poszheit lang zeit auf het gehalten der ge-
walt des genanten ritters Muciatto die unrecht die er verpracht
vor gericht wider arme leult dem ritter ze liebe sein geschonet
und im vertragen wurden. Ulmer decamerone 20 Keller;
und wesz gewalt würt boszhalTt sein,
der leit gewaltig ewig pein. Scuwabtzenberg 134*;
am Waldmau wil ich heben an,
wann er was gar ein cltlger man, ....
nach unern begond er vechten,
er wont sin gewalt der kam im wol,
sin Sachen sti'inden schlechte.
LiLiBNCROR lii'itor. Volkslieder 2,271
{Hans Waldmann 1489);
GEWALT III 1 , c (indiviiluelle begrenzung) 5020
wie helt sich? aber umb den narrn?
er kan nicht mehr, dann grewlich scharra.
er wolt wol gern, und kan doch nicht,
dann sein gewalt hat kein gewicht.
Erasmds Albercs prupceiila vitac ac morum 71';
das ist der danck, den ich umb den hoffertigen münch ver-
dient hab, leszt mich keiner trew noch arbeit geniessen,
woll an sein gwalt wirt auch ein end nemen. CociaÄus ein
heimlich gespräch 22 neudruck; mein sinn betriegen mich dann,
80 würt Unglück nit weit von mir sein, also hefftig würdt
mein gewalt durch dise sach bei Hercie jetzt eingetrungen,
ich ersehe dann ettwas, das der alt nit erfahr. Valentin Boltz
Terenzübers. HO*.
ß) das Substantiv ist dem verbum unmittelbar untergeordnet.
1)) im aeeusativ.
a)) hertzog Oebreht von Oslerrich nam mit ime . . den
hertzogen von Opulie dem der kunig von Behmen sinen ge-
walt helfe gegeben an der walunge. Closener, d. städtr-
chroniken 8, 58 «. a. vgl. HF, 4;
Nabucbodonosor up sine gewaldt vorletb,
dat ohn got uth demm rike steit:
do he iho last sin sünde erkandt,
forde olin got wedder inn sin landt.
B. Waldis der verlorene sokn vcrs 1900 neudruck;
vgl. auch oben I, 4 gewalt = vollmacht; begnndten dj ge-
schieht Ciceronis under dem voick schmehen, verfolgten jme
seinen gewalt, und so er ausz dem rath gieng, macheten
si aigene Versammlung. Schwartzenberg deutsch Cicero (1535)
9'; dannenhero die klugen beiden das glükk eine königinn
der weit und verstürerinn aller menschlichen rahtsläge und
klugheit genennet, auch demselben, als einer göttinn, altare
gesetzet, und opfere getahn haben, damit sie de^elben
Ungunst und gewalt in etwas versöhnen . . möchten. Schot-
TEI.IUS friedens sieg 9 neudruck; wann einem träumt, wie
er trincke, und werde nit truncken, derselbe wird seine
gewalt verdrucken unnd verbergen, traumbuch cap. 186 anhaiig
zu CoLEBOs hauszbuch (1656); ein mann von seinem ehrgeitze
(Gregor der siebente) setzet die Wahrheit nur alsdann mit aller
macht durch, wenn er sein ansehn und seine gewalt mit ihr
zugleich befestigen kann. Lessing (Berengarius Turonensis)
11, 154.
b)) herr doctor, da redet ir euern gewalt, sie ist mir noch
nie zukommen noch gezeiget. Luther (gespräch mit Karlstadl)
2,465"; vgl. auch seinen gewalt erzeigen s. 111,4.
2)) im genetiv: dann als Crösus der reichst könig «ich
seiner reichtbumb seiner macht und gewalls überhaben, . . .
ward er deszhalben von gott durch Cyrum seines königreichs
beraubt. Kirchhof wendunmutli a3' vorrede; schnw laf^z dir
mein unglUck ain ebenbild sein, übernimm dich nit deines
gewalts, den du für andere dienerin hast. Scbaidenreiszer
80'; unlängst darnach, enderte er {herzog Magnus der jünger)
sich ganlz und gar, erhub sich seiner gewalt, fleng unnötige
kriege an. Bünting Braunschweiger ehronikiii (1620); und begab
sich selber seins gewalts. Livius (1562) 41^
3)) im dativ:
Cherea : ich heisz dich, ia ich zwing dich, und ich gebüt dir
dz. Parmenio: nimmer wurd ich diu obren gewalt entpllihen.
gang mir nach. Terenz (1499) 47'; die von Augspurg und Ulm
und etlich graven und edel kamen zi°i ainander und rat-
schlagten, wie sie dem grosen gewalt hertzog Jergen wollen
widerstand thon. Clenens Sender, d. städtechroniken 23, 50
(Augsburg).
y) präposilionalverbindungen mit vorwalten des individuellen
momentes, das der formelhaften ei starrung der wortgruppe wider-
stand leistet, vgl. dazu III, 3.
1)) also wird frater Martinus, auff befeih seines vicarii und
convents, . . . unnd auff Privilegien und gewalt herrn Maxi-
milian! romischen keisers, und des stuls zu Bom, . . . zum
doctor der heiligen schrifft zu Wittenberg am tag Lucie pro-
movirt. Mathesius Luther 24 u. a. vgl. die formet kraft meiner
gewalt 111,3.
2)) diser mensch (Wallenstetn) wäre glückseelig gewesen,
wofern es nicht sein glück . . . durch den unersättlichen ehr-
geitz verschertzt, als welchen er sich zu viel einnehmen und
überwinden lassen, worüber er dann von einem Gordon zu
Eger erstochen, und von ihme neben seinen mitgesellen auff
einem mistkarch (obgleich zuvor das kaiscri. gnntzc beer vor
ihn wachte, und sich die reichs-fürslen vor seinem gewalt
entsetzten, er auch den höchsten gewalt in kriegs- und friedens-
5021 GEWALT III I . d (naliirKewall)
haodliingrn hatte) durch die sUdt gefOhrt und aller walt
lum «polt genischft worden, i'.umimitnikvun Simflic. (nil)
s, tr.3; wenn auch alle beide, Valcriua uod lloratiut au»-
bleilten »ollten, no Temlcliert er dorb, da» Vlrgioiua Niimilur
and er, unter drm bei«laii(le der jungen maontcbaft, welche
ihn lipgiritc, und deren tapferkeit ichün bekannt sei, Ohrr
die Kewalt und den atoli dea decemfir» lachen kAnuleo.
LaatiNC (auitiig aui d«m IrauirspitU Vtr.Jnia) Q, IIS;
wan er war in ««Im »Inn varrAclil.
forlieas »leb aulT a«ln gwali und macbu
Waidu »treilgaäuhu gin}»n hertog Hfiniick
(nndmekt 4t) «. tl.
8)) ata wnrct {iie<ien den tnuher)
die ncmpt tfl eueb In «Oren gewald.
istqmoi ar Seh«r*««k{
bat er änderst aeine acliwein wider in aein gewalt bringen
wellen, hnt er mit dem der schaden empbangen , wie auch
mit drm amiilnian , nnch billicben dingen »ich vergleichen
miieüsrn. freiheit, gtTtchtigktit n. i. ». tau Silk (le. jakrh.),
Osten. ueislh.6,U u. a. rgL uiitar S); alao alPind R. ofTentlicb
im gcricht, Terzige sieb der »ogtei gegen den besiiinplen
D- und K. »eins bruders seligen kin<iern, und gäbe die auIT
von aeiiion banden, lA bnnde und gewalt des benannten
berrn N. rhcloriea und teuUch formutar {Tübingen IMO) 76\
4)) als nun Sardanapoluü di ersähe, das er in Arbaeta
gewillt kumroen mrist, verbrannt er sieb Helbs. Ta. MuRRaa
giurlimatt IM Uhl; herlzog Hrinrich !>olte sich mit land und
leiit'^n, in herizogen Moritzen gewalt ergeben. BrnTinc Braun-
Kliwtigtr Chronik 318; sahen wir von fern, dasz ein troppen
Soldaten uns zueilten, da sagte ich, bruder, wir seind ver-
lohren in desz i'olypliemi gewalt seind wir schon gerathen,
der keckheit müssen wir uns bedienen. HOrlv. W*TTBasTOinr
Baechutia 49; und er sah vermuthlich, dasz es, nachdem sie
unter die gpwall und aufsieht des Agrippa gekommrn war,
noihig sei, einen solchen karakter mit nachsieht zu be-
bandeln. VVihLAND {threnrettung der . . Julia) 24, 348. vgl. 111, 3.
d) pertonißcationtn und abstracia als Irägn der gewalt drängen
die parallele mit potesta$ xu gunsten der mit vis und nolentia
turüek: sie leisten den bedeutungen kraft, stärke, ungestüm,
zwanit Vorschub, rgl. oben sp. 40fi8 /f.
a) weit, natur, naturerseheinungen alt träger der gewalt.
II) die icelt als tusammenfassender btgriff wird in diese Ver-
bindungen voririegeiid durch den in religiösen Vorstellungen
wurielnden gegensati twisehen diesseits und jenseits hereingesogen :
die weit ist wandelbar, und alles, was darinnen,
i«t «Alei und vergetu. war will »le lieb gewinnen?
all ihre macht, gewall, und sitrck i«t wie ein röhr.
RoapLRR 214:
«. a. vgl. sp. 500S. di> aus diesem gegensals entspring-nde staats-
rechtliche theilung der gewalten ist an das adjectiv gebunden:
geistliche, weltliche gewalt rgL sp. 5011. allgemeiner und um-
fassender sind die begriffe die mit nntur, erde u. a. gedeckt
werden, doch knüpfen sich auch an diese in unserer Verbindung
vielfach bedentundsveTschiebungen : er wünschte, dasz die zer-
störende gewalt der natur von neuem über ihn einbrechen
mochte. H. V. Kleist (erdbeben in Chili) 4,4; aber swisehen
undurchdringlichen naturgewalten harrte ich in der streu-
schiebte auf dns niederbreeben meines daebes. Rosbccib erd-
segen 278 u. a. vgl. theil T sp. 4SI. eine minderung erfährt der erste
eompositionstheil tri verwendunißu, wie den folgenden: was dem
italiker nufflel, war zunächst die naturgewalt des fremden
Volkes. Fbkttag {bUder) 17,49; sie ging umher, grübelnd, ob
das, was ihre grdanken zu dem fernen geliebten zwong,
nur die geisii^^e Übereinstimmung ihres wcsens oder nicht viel-
mehr jrne beratisrbende naturgewalt sei, der sie keine be-
reclAigung zugestehen wollte. Tn. Stori {im schlost) I, 185;
nun iRstt auch niederwlru, durch erdgewalt
herabgezogen was sirh hoch geballt.
Id donnerwettern wQibrnd sich ergehn,
heersi-liaareD gleich enirollen und verwabnl
GöruR {Hoicartls ehrrngeiidchtnif, iiimbus) 9,106;
spräche Ist aber ein theil der naturkunde dea geisles; und
wenn auch die freiheit ... ihn der erdgewalt mächtig zu ent-
ziehen strebt, so wird die entfesselung doch nie ganz voll-
bracht. A. V. Humboldt kosmos 1,384, vgl. theil 3 sp. 7*0; und
siud die sprossen des holtzes fast alle, darausz der ro-
mische stuel gemacht ist, von jrrdischer gewalt, träumen,
alter gewonheit, menschen Satzungen. Matbbsius lekhenredeu
W, vgL aberirdische gewalten sp. 49tM;
GEWALT Hl l.d («lunngewalt) 5022
dann brtebi dar wilde tiuraB barror. «ii als«« «biertsclMa
aad kebrt s« glalak daa saita «a a«. ha atalMfarMCM hin-
Irtla. taB.
da aifirzei die («wall d«e blnmal» veo obaa auf dl« Oaefca sa«,
und treibet von deai donklca boden dl« dittera flatitca la dl«
Mb.
haecsB« 7be«M«af jakretfUnt {4er »imier, vm IVt) 411 .
da «rffrairis Iba dia a««l« bH biaiai«laf«wali,
und •• blilsi aus d«a aacaa Iba kbbn.
und er ti«b«i •rraib«a df« tcban« BaMalt,
nad alabt al« «rblelcbtn und ilaken bla.
ScaiLLRt (MacMr) ll.Wt
vgl. theU 4,1 sf. IIU; bimmlische lenaUan ffL tp. 4«»l:
dl« gewalt dar atbaraa saaa«
welcbta du doflaad« wacba. das der BlUfa SMlaa mngai.
Vota OvUs m«!««. iM (IMUai««);
daa ist eower stund und der gewalt der flnstcmisi. Rtttzma
Jerusalem t, 36^ so aber das {sehwert) oszzugen witt, nnnd al
anfaben etwaa pallieren und wüschen, so erzeigt »ich aller
gawalt der Unstrrnusz (daa ist der weltweiten, der hocli-
fertigen, gewalligen, gittigan, unküscben, erdiebtan gtisi-
lieben, und der teufel salba). Joaas Nataaii vtm aiira tti
a/uaa galt 3 neudruek;
komm' er (der leuf^l) daoo ali niehi'ger rlas«.
•lahl TORR baopt« bia (an tun,
mit der flotternlu gewalt
von der bOII« gluib amiirablt;
ich will lacbaa seinem wütbea
und Iba kOba dl« slirn« bl«l«B.
GRiLLfARZRa (aknfram S) S,t7|
aod tiafer Oal leb lo der nacbt gewall.
aieln glanbaa all, nein hoffen und ai«la liebaa,
der ireiulea freund« trötieod« ■•(«alt.
wa« aiir tum iroit in jeder nacbt gebliabea.
ai«ln foit, m«ln beilaod. ia49r taafca Itokia —
gUlch toter aacb« wollt« ailn aafatlafca«.
QaaM jMlaiMftMr Wi
um rettung au* d«* lod«* nsebtfcwalt.
um dieses licht« eraulck«nd«a geaura,
um sicberbeit de* daaeloi. ruft iu«rst.
au* tl«r«r notb, «In balbv«riora«r aock.
(i«T«B Innfrlickr lackier 4,t) %,UH;
vgl auch Z. Webmr 24. fAruar prolog; t^L tJteil 1 if. Itl
2)) und sie geben alle drei wortlos dnrcb die lebenamlcli-
tigen früblingsgewalten, die alle gesunden kreatureo «ialar
und tod vergessen machen. H. Büilao der ra»§k^tkwk$f
tl8; and wie unsicher war ihm dabei noch imnar di« frockt
seines fleiszea, in die gewalt der Witterung und der jabrsieit
gegeben. Scbiller {erste menschengeseüschaft) », \U ; hier binaoa
bona man die ganze gewalt des welters. Th. Sroaa (Haas
und Heins Kireh\ 6,75; das kind hatte, sein geaangbacbelcba«
anterm arme, die binde In die acbflne gewickelt und scbieü
sich vergebens anzustrengen, gegen die gewall des weitera
atandiubalten. KCcblcbk jugenderinnerumgen 14;
sieht ein kirchlein tief im wsld,
mit ergrauter mauer.
daa getroizet dar gewalt
aller seltenacbaaer. RaQorrra fadieftf« (UM) Vti
ergab mich also dem gewalt und ungestflorigkait 4m «M.
ScaAiDBüBBiszBR 41*; jcdoch wird ihre zail («M« aatf /M)
zuweilen in etwas wegen der seestarisa verrtekl, vreva
lieb der wind durch seine gewalt daa waaaar an aeintr i
ordinairen bewei^ung bindert. DAbbl 4. W*;
so bin Ich hier. geretl«t an« daa »larai«*
Mwalt und au* der scbllmaaerva dar aieaaabaa.
ScaiLLsa (r«« 4.1) I4.m;
wl« von majiUcber laiarne.
scbnaubt'« baran aalt sturaBgawall.
Götbr 41.42 (^iMiiai», mrtmmle galsta gawall):
dem *«ch*teo «Rcb daai aabaiaa Ladwlc galt
der nlcb<ta ruf. dar daMar aaMu ataicr.
ela schwacbes robr. gtkaiakt «aa *i«r«g««ali.
CataisM aastbi m WmttHt ra^v« Hit
vgl. auck ScawECiEa jakrbmik icr msawaH {^%^^} U4;
so «ncballl ona iMlaa
raaBsaa
ekallt.
denn da« volk«s »liasaa sia <
aod «niOammt vaa b«irfaai gvtaaM
folgt d«t bliii«« allgewalL
Garas (ü^teMMr* rr—rikia) IS.StT:
aiB ende dea bOgaia baacküeazt die aaaaickt aia aadarcr
((Aarai), von dem, ala wira ar dorcb die gawalt dea bhtzca
gespalten, nor >wai donaa, abar aakr baka aMeka ia dia
luft emporragen. W. v. HcBaaiar (über im aaüft* Ikaalar w
Sa^al), d. liUeratitrdtiAmü» M» IM; die blilt-gewalt iet bo».
nota — deren elaktrisck danhadkbfende, nad nß dia pola
umkebrenda wirkuag vrcaifalaaa fir eiaea nisligaa aiaflafs
spricht. Jbaü Paoi. (/HadaMpreÜfl) »4,41, wJL Mait ip. I94:
5023 GEWALT 111 1, d (wassergewall)
auTstöhnt er wie Pan, der den wanderer schreckt,
grau'nvoll, dasz das echo, vom ruTe geweckt,
mit donnergewalt
femiiia in den Schlünden des Ida verliallt.
Lkuthold {Ponthesilea) 816;
aber warlich vil rechter theten si, wann si sagten, das si
disen behilff des menschlichen leben«, wider des frosts ge-
walt, von gott . . empfangen betten. Alpinus Yergilius (1544) 5ü'.
3)) ihr alle seid geborgen in liiitt' und feisen^palt,
nur mich bat fortgeschwemmet des wolkenliruchs gewalt.
Uhland 2,150;
der lawine gewallen sp. 49%; durch die bläst und wind, die
diesen gewalt des Wassers vor jm her treibt oder aber durch
gegenwertigkeit des gcwalls dis wasser selbst treiben. Tbür-
NEiszER von wassern (1572) 290; dann Nemroth, der sun Chan,
des sun Noe, wie er sich, nach der sundtflusz, bemühet die
menschen abwendig zumachen, von der forcble gottes, die
sich vor des wassers gewalt besorgtend. Ai.pinus Yergilius 5";
was durch die gewalt des vorbeiOiessenden wassers an einem
fremden grund unvermerkter weis nach und nach angeschüttet
wild, das gehört auch zu selbigen grund, wenn solcher anders
keine gewisse ausgezeigte gränzen bat, sondern der flusz selbst
die Scheidung macht, churbairisches lundrecht von 175!», II,
3. cap. § 10; sehen wir den operationsplan des herzogs genau
an, so geht deutlich hervor, dasz der herzog sich im gründe
kein anderes bestimmtes ziel vorsteckte, als schnell vorzu-
rücken, um der gewalt der Überschwemmungen so vil land
als möglich zu enireiszen. v. Cladsewitz werke über krieg und
kricgführung 10,313; solche vermehrete sich je länger je mehr,
also dasz wir auch die masst abhauen und das schiff dem
willen und gewalt der wellen lassen mustcn. Grimmelshaüsen
Simplic. 551 neudruck; man glaubt einem unglücklichen, den
die gewalt der wellen an das ufer geworfen, wenn er uns
die schrecken des schifbruchs erzählt. Lessing {misogyn) 1, 2
{später Sturm und wellen l', 5);
nur noch die abendröthe
überstreut sie ('lir woqfndeii wasser) mit goldnen lichtem,
und die rauschende lluthgewalt
drängt an's ufer die weiszen wellen.
Heins bück der lieder 351 Uitteraturdenkm.) ;
die Jugend wird immer tollkühner: sie will nicht mehr er-
kennen wie wir ganz in der geheimen gewalt des wüsten
meeres sind, wenn wir uns seinen wellen mit so zerbrech-
lichen fahrzeugen preisgeben. Steffens (Walseth und Leith)
bei WACKEa^AGEL 3,2,1304; er brachte ein segel unter dem
schiffe an, welches eben so von dem wasser, wie die gewöhn-
lichen segel von dem winde angeschwellt werden und auf
diese art das schiff mit der ganzen gewalt des Stromes fort-
treiben könnte. Schiller {belagerung Antwerpens) 9, 165;
fort reiszet sie des Stroms gewalt. ein schrei fremdart'gen klanges
entquillt der brüst — dann treiht sie fort, ein raub des wogen-
ROBBRT Waldvöller edeluielsz (16C0) 35.
4)) nach so lang trocknem wetter, bei einem unglücklichen
wind war die gewalt des feuers unbündig. Göthe an Char-
lotte von Stein (26. juni 1780), briefe 4,239; die gewalt des
feuers auf den angrenzenden dächern war zu mächtig gewesen.
Stifter bunte steine 201.
5)) durumb er selbs (Chiron) bei dem Ovidio spricht, der
kreütern gewalt ist underwürfllich. Alpinus Yergilius 24';
gar under vil unachtpar stain
leit bi der schön schmaragd allein.
und fürt dich rose so wol gestalt,
in schai'pß'er dorne stich gewalt.
ScuwARTZENBERC der teulsch Cicero (1535) 129*;
aber im stillen getnacb entwirft bedeutende zirkel
sinnend der weise, bescbleicht forschend den scIialTenden geist,
prüft der stolTe gewalt, der magnete hassen und lieben,
folgt durch die lüfte dem klang, folgt durch den äther dem
strahl.
ScuiLLKB (spatiergang 140) 11,88 (in der ersten fassuiig
der elemente gewalt).
6)) sein pferd, von einer partisan durchstossen,
bäumt sich wüthend. schleudert weil den reiter ab,
und hoch weg über ihn geht die gewalt
der rosse, keinem zügel mehr gehorchend.
(Walleiiileins lud 4,10) 12,353.
ß) memehliche organe, innere und äuszere Ihäligkeit als träger
der gewalt.
0) gleich dem wadel ao einem bund, der krumb ist; so
lange du den in gewalt deiner hende hast, so bleibt er
schlecht, so bald du im seinen gewalt leszt, so wird er
GEWALT III l,d (körpergewalt) 5024
wider krumb als vor. Pfore 43\ genau so jüngere glosse zum
Reineke d. v. 150, vgl. gewalt und band als synonyma sp. 404S;
sein hoher gang,
sein' edle gestalt,
seines mundes lächeln,
seiner äugen gewalt. Göthr (Fausl 1) 12,178,
unnd ist kein grösser gwalt auff erden, dann der mund oder
wort gwalt. Sebastian Fbanck sprichw. 2, 30'; es ist kein
grosser gwalt dann der wort gwalt, nicht bessers, dann wo
er recht, nicht bösers, dann wo er falsch ist. ebenda;
ich höre staunend die gewalt des mundes,
der mir von je so unheilbringend war —
wie werd' ich mich, ein ungelehites weib,
mit so kunstfertigem redner messen können 1
Schiller (Maria Sluarl 1,7) 12,431;
so sprach sie xorniß und zeigt ihm
ein ergrimmtes gesiebt; sie fassU ihn am harte, da fühlt er
ihrer zahne gewalt und lief und weit ihr entweichen.
GöTUB (lleiiieke fuclis) 40,42
(dat he dat völede under der swarde. Reinke do V. 1434;
80 dasz er es unter der schwarte schon fühlte Gottsched);
zwar sind unsere seelen so zarte, dasz sie sich durch keine
äusserlicbe gewalt zu etwas zwingen lassen. Kubnaü der
musikalische quaclisalber 50; bei ihm {dtm Griechen) war der
heroismus wie die verborgenen funken im kiesel, die ruhig
schlafen, so lange keine äussere gewalt sie wecket, und
dem steine weder seine klarheit noch seine kälte nehmen.
Lessing (Laokoon) 8,9; dan wat de babilonische hoer mit erer
vorgiffter wiszheit, gefinzeder hillicheit nicht hefft können
tho wege brengen, de Christen Ihom affvall iho trecken,
dar tho hebben dan de forsten der erden mit er gebolet
unnde mit flesscbliker gewalt se dar tho geholpen. Rotmann
restitution 14 neudruck; und gebüret den bissclioffen als
bisschoffen . . . kein ander jurisdiclio ausz göttlichen rechten
und dem evangelio, denn sünde vergeben, die lehre so dem
evangelio entgegen ist, verweiffen, und andere öffentliche
Sünde mit dem bann slraafen, ohn leiblich gewalt, sondern
mit dem wort. Melanchthon eonfess. August, (corp. docl,
Christ. 16*); sie suchte mit körperlicher gewalt der bilder berr
zu werden, die sich frech und meisterlos zu ihr heran
drängten und nicht weichen wollten. Th. Storm (im schlosz)
1,161;
die weishait gottes grosse
hat dich gar schon gformiert,
dich sein gemacht genösse,
mit tugent hoch geziert,
vor aller sünd behalten,
lirkommen unnd gefreit
ausz seiner krufft gewalte,
de« glauben jung und alte
in cristenlicher zeit.
Nie. Manuel bei Wackernagel das deutsche
kirchenlicd 2, 1032 ;
wenn ich sie recht verstehe und wenn das, was ich mir
immer schon vorher beim chore dachte, mit ihren ideen
übereinstimmt, so ist der chor dazu da, die gleichsam phy-
sische gewalt der empfindung des Zuschauers, da wo sie
eben zur bloszen theilnahme an den handelnden personen,
als wirklichen wesen herabsinken will, auf einmal zu brechen.
Humboldt an Schiller 1803 (briefwechsel iOB); äusserungen des
willens, wozu iemand durch physische gewalt genöthigt wor-
den, haben keine verbindliche kraft, landreeht d. preusz. Staaten
(1832) 1, tit. 4 § 31; unmittelbar kann immer nur die phy-
sische gewalt wirken, da vor ihr allein die menschen, vrie
sie in der regel sind, respect haben, die machtlosigkeit
blos moralischer gewalten, wie Vernunft, recht, billigkeit,
würde bei aufhebung alles physischen Zwanges sofort augen-
fällig werden. FRAüENSTÄDTScAo|)(!nAa«er-/(;a;JÄEon 1,288; darum
hat nie ein sieg eine gröszere moralische gewalt gehabt als
dieser und was sich durch diese gewalt zugetragen hat ....
ist so wenig auffallend . . . dasz es für ein halbes wunder
gelten müszte wenn die sachen anders gekommen wären.
Cladsewitz werke über krieg und kriegführung 8, 189; dann kam
es, mit der stillen gewalt der inenschenstimme. Th. Storh
{ein stiller musikant) 4,200; mit dem gröszten theile musz
man zufrieden sein, wenn durch die gewalt der sinne ihr
schweres und kaltes herz in diejenige bewegung gesetzt
wird, die der dichter zur absieht hatte. Lessi.ng {beitrage %ur
historie 1750) 4,54;
doch alle kraft der heldensöhne
sinkt hin vor seines geisis gewalt,
und aller künste pracht und schöne
erbleicht vor seiner krcuzgestalt.
Uerok patmeiiblätter 81;
6025 GEWALT III l.d (licbMgewalt)
our voran uU $\üek»new%li,
der bailiirr wird olchi •lt.
das ani«eii«n w|a liat grauta.
da« laralOren alt «In bauso,
nur voran mit Kal*i«K«««ali,
wirball uauka, irommai« aoballl.
UÖTui (ri-qumm d»m fitnlen r. iigit»),
Coiitt IMu, ü, 11, 9<jl. |«l»l«i|«walt •)>. riAl;
denn unrocrklicb, ohne rlietoriiclie kQnale, mll der anicbeio*
baren gewalt eine* reichen witaeot und einet hellen ter-
itantle», der allen Ideeo-sloff sofort in aaft unti biul ver*
wandelte, ling er an dai geiprilch tu beliemcbeo. lUtM
(dtr Utitt cenlaur) 4,260;
Rtfit, darr Ich obn« ititern mich der sfiiaea
gewall dei iruaknen bariani ObarlaaaaD?
ScMiLLia (brüut 1.3) U.XIi
aoh. und Ober die berge hinweg. Ober erden und wclieo
trieb Iho diu kiiline gewoll der wlldbegeliMrtea aeala.
KöBNia [hluanl Hiiil Veronikn) 1.300.
3)) iiebcnswertb ist nur das lileinlcben und die packende
gewalt dt'titscher natur ist auch bei den kleinen. Krkttao
{an Tititschke U. ttpUmber im) briffwtehirl Ol; die rmpflndung
fÜKt lü der form des letzteren {da rhyUimut) die gewalt des
gefubis und folgt den leitenden Ideen des geniQths. W. v.
HuHSüLDT {Latium und Hellas), d. lilteraturJinkm. 58, lll/f.; Wiese
bat . . eine tiefe der poesie, eine Innigkeit und gewalt des ge-
fübls entwickelt, die uns acbtung vor seioem toleut abgewinnt.
bUiUer für litUrariscIu unltrhaltung (tMl) 'J, ftS'i*; unter dem
gebiet der tbierheit begreife ich das ganze syslem derjenigen
(■■.scbeinuiigen am menschen, die uuler der blinden gewalt des
naiurtriebes sieben und ubne vuraustetcung einer freiheit
des willens vollkommen crklUrbar sind. Schilleb {über dat
palhelische) 10,160; dadurch nebmlicb, dasz alle blos der natur
geburcbende tbeile, ülier welche der wille entweder gar nie-
mals oder wenigstens unter gewissen umstünden nicht dis-
poniren kann, die gegenwart des leidens verruthen, diejenigen
tlieile aber, welche der blinden gewalt des Instinkts ent-
zogen sind, und dem nuturgesetz nicht nothwendig gehorchen,
keine oder nur eine geringe spur dieses leidens zeigen, also
in einem gewissen grad frei erscheinen. 159; blinde gewalt
des adekts. lO, t08;
dem meaecheo bring Ich nur die ibat In rechnuof,
woiu Ihn rulilg der cbarakter ireibl;
denn blinder mUiversUndnlsse gewoh
dringt oft den betten aus dem rechten gleite.
Hyaltensteiits toU 3,6) 12,365;
Ihn orgrein in dem lebensgewQhle
niclit der leldeiisclian wilde gewalt;
DJninier In telnem stillen atyla
sieht er der meuscbheit traurge gestalt.
{braut von Mi-isinn 4,7) 14,117;
es Ist ihnen gelungen , in dieser gewagten rolle die gontze
gewalt der leidenscbnft auszudrucken und doch alles mit . .
anmutb zu ilberk leiden. A. W. v. Scblscbl an Tlierese Peche,
Bonn 1827; in Shakespeares gestalten siegt nie die freiheil,
die Vernunft, auch nur vorübergehend; was in ihnen die ge-
walt bat, wus an ihnen imponiert, ist die gewalt der leiden-
scbaft, eben die gewnit, da;« übergewicht der niederen be-
gehrungskraft Ober die höhere. 0. Lubwic {studien) 5,07; er
durcbbobrie den Geszler mit den äugen und seine stimme
erhob sich einen augenblick lang mit solcher gewalt der
leidenschaft, dasz Geszler erbluszte und ein schrecken über
den ganzen markt fuhr. G. Kellkk {der grüne Uiinrieh) 1,872;
und weil die Wirkung der schmelzenden scbönlieit ist, das
Keniüth im moralischen wie im physischen aufzulösen, so
begegnet es eben so leicht, dasz mit der gewalt der begierden
auch die ener^ie der gefUhle erstickt wird. Scbillkr {über
die (Utiietisehe ersiehung des menschen 16 brief) 10,330; ebenso
10, 103;
nur wo liebe und witi mit dem bscbar tie tchlein.
mug der schlllT echter vorsdiamsnien gelungen werden,
do>t von der tiitien gewalt Ihrer blendenden gliii
alle luhlendon berten in liebe umschlungen werden.
UooiNSTBOT Slir:a Schaffy teimischte Ueätr S3;
iDmb andern, wen der lieb pegir
aniflni das haiuilich leiden,
der selbl); Ilivh aAr» weicit von ir,
tbu all ursach vermelden.
. . . to wirt der liebe gwalt
ganct machtlot, lam und kalt.
ÜAMS Sacu« (eJ"dii<;ei;e buhtschaft) fabeln wki
»cluräiike 3,331 Gölte *ml Drrschfr;
80 weisz ich wol d.isz ewer keiner ist, er bat den gewalt
der liebe empfnnden. bucH dtr liebe 24)'; die wohnnng meines
berzeos ist derogestalt von der gewalt «iner uDgastunigen
GEWALT III l.d (redegewalt) 5026
liebe «laieechrftakt, und imIm aiMeu durch aoMbnligkeit
einet »atato fiflM »Im btzanbert, da« ich jbr« taweteobeil
Dicht wahr ftBOWMO. Scacirauus fhfitns sieg u wisdnuk:
die liebe, immt (twait die Jugend empnodri, zieal Oicbt
dem alter. GOrui Imhiltwü, nngung, Iteb«) 40,11; md ok
mein liebkter zwar in beistar liebsgtwalt mich t«— fldwtl
geküst. Nkusisoi 1,23«; (eUumil) mein kerx fOr alzocroMer
liebMgawalt zo lausend alükken gebeo «il, flrb« ick dich
demüliglicb. ScHorTkiio« ftitdm utg v> neudnek; \i$hm-
gewalt verzeiht sieb gar bald, kein roldcben bat noch je das
todeturteil über ihren rfluber ausge.pr<>eliea. Matu MCuil
Goh und Cenoutü 3,9 {Kürschner bd. 01 $. *.t);
In dar oacbt, die micU uaiiobei.
bat mein laoü vorblühai.
elend durch de/< grämt gewell
klag leb micb alt. Kstata p*mlm»t I,t4:
wie nu mein tchwacber lalb obn tcb6nheli und gettall,
alio verdorren auch durch meiner quabl gawall
taelo aingewald, gadlrm und leoden.
WkCKatauü grdiektt t. ttt,
da tiahi auch ein mantoh und ilant in die b0ba,
und ringi die btnda vor schmerzantgawalL
Uaiaa b*ch <l. lUätr llts liiteniturJtakm. »9/. iktil •.I*l2i
nun ratt' Ich im tanJ der verbelisang bald,
wo mir teligkeii bIQbi, wo der acbmertea gawsli
durchdringen mich toll, wann die woobo tartiiubl.
und turCicli den trauerndeu treibt.
nouisTTB gmHäiU (laW) w.
S» ich leugne es nicht, oft ist er mir ««rdlcbiig: bald
erscheint er mir als ein lügner, aN ein bctrieger; und gleicb
bin ich wieder durch die gewall seiner gegenwart an ihn
gebunden und wie an ketten gelegt. Göiii (yreei - wy>te)
14, 153;
•s mag des waldnerkt edle gewalt
nicbi dat wild dat walde« nur lAdtan.
auch det berieot lorgeu und nOibeu
arblalcban altbald,
wenn dat Jagdhorn »challi.
UaiLLrABiaa (MelMiae I) t.M1i
am nächsten morgen freute sich der marschalk Ober dat
feucr, mit welchem er in den sattel sprang, und Qber die
gewalt der stüsze, welche er austheille. G. KatTtac (Irider
tom deutschen hause) 10, 91 ; des blicket gewalten sp. 499t;
erprobe du jeiil die kraft det blui«.
die gewall der rührenden mulierbiiie 1
aaeioe worta liab Ich umsooti verloren.
ScHiLLsa (bniHt ton Meium» 4.9) I4,U1(
ZU grots itt Ihre macht auf die gemftther
und Ihrer ihrAneu weibliche gewalu
(Maria Smart 1,8) 11.440;
ich bin also überzeugt, dasz ihre drei Sehnsüchten meinem
miethpferde magische «chlingcn um die ftlsze legten, die ee
in den doinenweg eutlängst der garlenbecke zogen, und dasx
es dann vor der mystischen gewalt ihrer seafzer Kbrute.
iMMEBitAüN werke 1,96; trage daher grosze sorge, es aoszer
die gewalt des geliicbters selbst zu setzen, dir dM eolcber
kurzweiligen beiwörterzu geben! Caiipb Theoflin» {Itta) i,t:9;
ei war det vaiart erntie lotanreier.
im volktgadrtng verborgen wobnica «ir
ihr bei. du webzt's in unbekauoicr kleidnag.
so hatteti du's mit weisbeii angeordoai.
data uosers hadert wild ausbracbende
gewall det ra>te« würde nicht verlaue.
ScHILLBB Cr««« rua Jlr»<Ma 2,5) 14.79;
dieser mit erbellender ge.«all der rede brOlleode soha
donnere. SchuI'P lehrreiche schrtßtn {Frankfurt I0»l) M
das unwabrscheinlicliste durch eine glückhcbe fnffknm§,
durch eine fein berechnete tieigorung der ToifiUe, t«r «UcM
durch die gewalt der rede uenigsten« auf «isM »WfßMkA
alt möglich erscheiuio zu la«t«n. l'etsziL lifHaii äimmt
lurgie 1, 3lS; rgL redegewalt Ihiü 9 s^ 491; so grau iel dar
kreis, in welchen dich der reicbiboai uad dia aMMiffiiMl
keit deines stutfes btneiniiebt — die grüaie eeiaee gaalea,
... die gewalt seiner bcredsawkeil. Wiblab» Lmötm 9,141:
g«lt will est s« rufaa dl« ri-ur.
oalflamai tob der »radigt gcwalu
dass der tchwar wie ata blmmlbcfe gewiaar
dl« kirchaDgawaib« darchkalli.
Gtaoc i-mlmMiler H:
baaoadera dia vaatalio ist aa bobail de« etil«, aa gewall daa
tragiaabaa palbo« akkt wieder crrekhi wardca. SeiACi ais
kMn jaMmmitH I, lei: die kraaieha de« IbjcM arladMaa
eine ganz epische ausfobrung, wa« dea «taff dal dicMcr
innerlieh werth machte, «rar die daraus brrrorepringcade
idee der gewalt kAostlerischer dar«lelluag Aber dt« aMasrb-
5027 GEWALT 111 1, d (Waffengewalt)
liehe biust. W. v. Humboldt über Schiller {briefw. lü); und du
vergehst nicht darüber sie so was fähig zu halten? den
engel! wirf feuer aufn altar, brenn kirch und kloster nieder
— thust verzeililichere sünde als in der gewalt so harter
beschuidigung der reinsten Unschuld. Malkb MGller Fausts
leben (litteraturdenkm. 39);
sie (difl moraliften) sind von besscrm ton als wir.
sie bändigen ihr herz durch die gewalt der Schlüsse.
Gkllürt {die beiden ImabeH) fabeln
und ertdhlungen (1748) 2,118;
ja, ich habe mich
durch Uattons arge list verieiteu lassen,
blosz meiner ebre wegen, und im glauben
an meiner gründe siegende gewalt,
ein olir zu leiben jenen klagepunliten.
Schiller (Marta Stuart 1,7) 12,430;
nur die gewalt eines gedankeus, eines noch ungelösten ge-
lübdes halt die reisefertige seele noch in dem verfallenden
hause zurück. 0. Ludwig 4, 221.
y) die erzeugnisse menschlicher thäligkeit als träger der gewalt.
1)) potestas clavium, die gewalt der schlötel. Cuvtbaus,
vgl. die beispiele für objectiven genetiv sp. 5000;
das einfach schöne soll der kenner schfitzen;
verziertes aber spricht der menge zu. —
nun leihe mir der perlen sanftes licht,
auch der Juwelen leuchtende gewalt.
GöTHB (_natüiiicbe tochter) 9,298;
durch des Okeanos ström trug uns die wallende flut hin,
erst mit rudergewalt, und drauf mit günstigem fabrwind.
Voss Odyss. 11,640 (1813; erst vom rüder gelrieben 1781);
das exempel des Orpheus, welcher durch die gewalt seiner
Saiten, Eurydicen von den unerbittlichen richtern . . erhalten.
Lessing (von den trauerspielen des Seneca) 6, 177 u. o. vgl. oben
sp. 4968; die gewalt reizender formen erzeigt sich in einer
blute der dichtkunst und stärke der prosa, wie sie nur aus
der ungehemmtesten natur des volks hervorgehn konnten.
J. Gbimh (über schule, universitätf ahademie) kl. Schriften 1,231;
nun scheu' ich oft des weins verborgene gewalt
und den zu sichern schlaf, als einen hinterhalt.
Hagedorn puel. werke (1770; 1,73 (morul. qedichte);
die gewalt dieses aimanachs über das schöne geschlecht ist
der stof dieses gedichtes. Lessing (das neueste aus dem reiche
des Witzes 1751) 4, 409 ;
nun versteh' ich den Piaton erst, ihr ionischen lieder,
eure gewalt, und warum Hellas in fesseln jetzt liegt.
H. v. Kleist (cidyiamme) 1,33.
2)) (es) wurd d. Luther verursacht, ... die erschrocknen
Obrigkeit zuvermanen, das sie solche schedliche brunst mit
Schwerts gewalt dempSTen und teuben solle. Mathesius
Luther 98 neudruck; es weren zwene wege verbanden, fried
und einigkeit in der Christenheit anzurichten, entweder das
man mit schwerts gewalt die halsstarrigen strafifete, oder
das man sünliche und gütliche mittel und wege für die
band neme. 181;
wie kriegsgefährte den schützen deckt
mit dem scliild, so sie der äugen trellende pfeilgewalt.
GÖTHK 40,404 (l'anUoiu 1. ucl);
beschreibung, kurtze aber gründl., d. allergrausanisten u.
erschröcklichsten verrätherei, welche d. 5. wintermonats 1605
V. d. Kömisch-Catholischen wider d. grossmächtigen könig
V. Grossbritannien durch gewalt d. büchsenpulvers angestellet.
verdeutschet d. Wolfg. Mayer o. o. 1610; eben der 'Rheinische
Mercur* war es nämlich, der mich in diesen letzten tagen
so gewaltig aufregle, ich hatte ihn noch nie gelesen, nun
erweckten die Zeitverhältnisse einen trieb in mir, die ver-
säumte bekanntschaft nachzuholen, und da trafen mich denn
die beiden starken foliobände mit der intensiven gewalt eines
kernschusses. Immeiimann memorabilien , Düsseldorfer anfange
(werke 20, 118); Budweisz ergab sich bei Zeiten, und thät sehr
weiszlicb, Biagoditz aber erfuhr den gewalt der kaiserL
Waffen, welche auch mit den halsstarrigen grausam um-
giengen. Simplie. (1713) 2, 120; es ist nie gewisser, als dasz
wir noch mit neuen wunden von gewalt der waffen, durch
welche wir ein kleines zuvor verwundet worden, wiederumb
durch verhängnüsz getroffen können werden. B. Schupp lehr-
reiche Schriften (Frankfurt 1684) 605 (kunst reich zu werden); mit
gewalt der waffen, by strength of arms. teutsch-englisches wb. 768
(1716); auch wirf uns nicht die gewalt der waffen vor, bei
deren Unterstützung Mahomet predigte. Lessinc (rettung des
Cardans) b,32T; entscheidung des preuszischen kabinets durch
die gewalt der waffen. Clauskwitz werke 10,281; sie hatten
richtig berechnet, dasz neben einer revoluzion, wie die ihrige.
GEWALT llll.d (kriegsgewalt) 5028
die üffenlliche ruhe und Sicherheit in allen ländern auf dem
spiele stand, dasz früher oder später die gewalt der waffen
das Schicksal dieser revoluzion entscheiden muszte. Gentz
Ursprung und character des krieges gegen die frz. revolution 4ü;
dreierlei schreib Ich dir auf: den namen des letzten regenlen
deines hauses, die Jahreszahl, da er sein reich verlieren, und
den namen dessen, der es durch die gewalt der waffen an
sich reiszen wird. H. v. Kleist (Michael Kohlhaas) 4, 144; auch
hier folgte er (Dionysius) dem grundsatze seiner poiitik, die
gewalt der waffen nur dann zu gebrauchen, wenn ihm keine
andere mittel zu gebot standen. Schlosser Weltgeschichte (1843)
3, 319; wir beide, sagt er (Hecker), ihr und ich, sind aus der
revolution hervorgegangen, wir sind die revolution selbst;
unsere gemeinschaftliche aufgäbe ist die gründung der national-
souveränität. wir unterscheiden uns äussersten falls in der
wähl der mittel; ihr operirt mit decreten, und ich mit der
gewalt der waffen, oder — denn das lässt sich vollständig
umkehren — mit den waffen der gewalt. berichte der Frank-
furter nationalversammlung (2) 1488"; dient es nicht zur auf-
regung, wenn hier, da man von Waffengewalt sprach, der
gefährlichste aller grundsatze aufgestellt wird. (4) 2650"; nach
vielfachem hader hatte dann 1720 der könig Frederik IV. die
Gottorper mit Waffengewalt vertrieben. S\bel begründung 3, 12.
8) collectivbegrilfe und abslractionen.
0) doch wie nichts in der weit so fest und beständig ist,
das nicht entweder durch die gewalt der zeit, oder durch
die bosheit der menschen verfallen sollle, so konnten auch
diese ablaszverkündigungen nicht davon ausgenommen bleiben.
LEssI^G (rettung des Cochläus) 5, 358; wir Deutsche würden
noch ruhig wie die Amerikaner, in unsern Wäldern leben,
oder vielmehr noch in ihnen rauh kriegen und beiden sein,
wenn die kette fremder kultur nicht so nah an uns gedrängt,
und mit der gewalt ganzer Jahrhunderte uns genölhigt hätte,
mit einzugreifen. Herdeb werke 5, 142 (über den Ursprung der
spräche) ;
ach! was in tiefer brust uns da entsprungen,
was sich die lippe schüchtern vorgeiailt,
misziathen jetzt, und jetzt vielleicht gelungen,
verschlingt des wilden augenblicks gewalt.
GöiuK {Faust 70) 12,11.
2)) ja sie, die protestirende gebrauchen sich auch dessen,
und sagen man solle nur hinder sich in die historien sehen,
80 werde sich bald behnden, dasz in der kirchen Christi
jederzeit grosse kriege gewesen, und dasz sonderlich der
bapst auch lang vor Lutheri und Calvini zeiteh sich bc-
fliessen, die aufflichtigsten frömbste keiser zu verfolgen, zu
unterdrucken, und die gewalt und das ansehen desz leich-
thumbs und Teulschen freiheit und vermögen, an sich zu
zielien. auszführlicher discurs und bedenken eines teulschen katho-
lischen Patrioten (1616) bei Londobp 1,257*; wer einen gefangenen
aus der gefangenanstalt oder aus der gewalt der bewaffneten
macht, des beamten oder desjenigen, unter dessen beauf-
sichtigung, begleitung oder bewachung er sich beUndet vor-
sätzlich befreit ... wird mit gelängnisz bis zu drei jähren
bestraft. Strafgesetzbuch f. d. norddeutschen band (1870) § 12ü.
3)) es sei keine kriegsgewalt, keine feindsnobt, keine pest
oder sterbensläuffe, kein fewr, keine plünderung, die dem
gemeinen nutzen und dem volck gottes mehr schade, als
lue viele Veränderungen und Verringerungen der müntzen.
Zi.ncgbef apophthegmata (l653) 1,322; die weil dann nun der
kriegs-gewalt sich nicht an die gerechtigkeit binden läszt, so
weit, dasz man ungestrafft rauben, und sich zueignen mag,
was man ... ablangen und erschnappen kan; so will ich .. .
GniMMELSHAQSE.M SimpHciss. (1713) 3, 152; (er) schilderte den
glänz, der durch eine Verhandlung mit demselben, als einer
rechtlichen kriegsgewalt, auf sein gottverdammtes baupt falle.
H. V. Kleist (Michael Kohlhaas) 4, 102 u. a. vgl. theil 5 sp. 2272.
4)) wenn die wölken gethürmt den himmel schwärzen,
wenn dumpftosend der donner hallt,
da fühlen sich alle herzen
in des furchtbaren Schicksals gewalt.
Schiller (braut 4,4) 14,106;
rat und das gut kan man miteinander nit verlieren, dann
der rat ist ein gut des gemütes das gut ist in gewalt des
glucks. Terenz (1499), bemerkung des Übersetzers 43'; sintemal
nuhn keine gewalt, reichthumb und herrliches leben des
wandelbaren glucks in dieser weit gesichert, und da mancher
immerdar auch in höchststehender freuwde sein anhangend
nachtheil und Irawrigkeit erfahren muss. Kirchsof wendunmuth
(2,22) 2,38 Österley; das ist gewalt desz glucks, von dem
5029 GEWALT III 1. d (des glUckn. der iimRtiind«) GEWALT III 2 (Verbindung mit idjfcliv#>n) 5030
hntorhtiung nm*i im hidtiUu»pfek»IU in tmk^tnltm rnkenJt»
tiHUlntn sugn. frrüuh ItUt t« 9€thtiidumf4m mit güUliebfl,
biinniliieb«, königlich« ^ewalt 4fr urifrUnfkek* hnmtu auf
etntn trdgfr itt iuhttanlnbegrt/f*i ntt $» »tH $mriUk aif <to« m
Mtbiudiing*» mit: elo« |öUliehe lud! klMBNMkM bafeafta,
«in kOoiglichet (««rheok I tutätu d*>Agf Mtftm im trwmitn
htliu%qn 90t: itTütnh ich Mit der («ii, tldbicb« aofre^ni
lebabl, das mtio, und »Bd«r aoacbatdige IOehl«r, oaltr
•olcben dar muocliao ungAitlirbra iirannitcb«« g«wall •«<•
aOll«n. ScawAtTtkliaKiiC ttnähruf 1 {Sürmktrg IS14); «i« M
deoo nicbt in«hr alt billig und wubliiandig, data wOrde aad
w«i»h«il 10 dfin r«icb« beiiainni«D «ob(i«o, und di««er «in«
racblmatiig« «oo «ildrr lyranniacber g««all wittmriiädt»
bilft. BoTiCNaT bet HurmkMi tpndtn 1,111; dar fMiakI«
bobe magittrat, ao aicli in dem b«nibiolr»l«o Ua^tlSofUM
««racbloaien, wurden durcb tyranniicbco gewall vtr A$m fM
weio («u dorb wider aeio geiaU) herautiblto MahoMcl f»>
acblept Aaa. a S. Ciaa* auff, »uff tkr thrtsUn [Wiautr «•-
drutke 1,46): die feindlicbe gewall bat roemao ttaod 4«ai
•einigeo gleicb geinacbl. Ltttiac {Plautus, taptiti ), )) 4, VI;
rgl. $p. 6019. andere ihnlieht ^erkindungen UtUn tu dt* «u*-
druekimitltln über, die die abitufungen der energie und da$ iMaa
der btlhetbgung andeuten, diu dem bedeutungtgekalt dt$ imk-
ttanhai im etnulnen falU tugtbdhift mird:
war »Ibrint bIi Ab«riD(a»cblich«r gewali
dti bert der Aaiia, und larmtf 4t» flacbcbaa
aicbt lu «robaro? QaktanOum Jmit» uh4 F<imu)l,Ul.
nao auch recht unnd warlieh aagt, daat •• den kttbnro und
kecken beUtund thu, die Hieb elwai underwiodeo dOrffeo.
lUaaL facetien iti" {Frankfurt a. M. IM»);
dei itlOek« Kawall
wie moiiiligf iiali
•leb aiideru ibui.
drun hab'i in but.
Patai (''»r Ttmfeken »eiiheit 1601)
fil. HorratiiM tfiendtn l,l&;
dieaer (ertO . . . thal, wat ar koont«, abar die gewalt dea
ubela war xu befUg und in kaum 36 atunden lebt« er nicht
mehr. HuMBuLor an SthUler ihos [brufm. soi).
6)) die oltle aber in ihrer weaenllicb ertirbeodan gewalt
wiril immer vorzUgIkh nur in der lamilie und deren ge-
krlli){en be/iebungeii wirknam aeio kOoneo. Kicaanauar ver-
muchte uhn/len 3, 'iSü (der deutsche roman);
•le (die m6lfi>) tcbititen auf den halt der muliar, nll rlubrUebar
gafebwliidigkali ....
auch die faii gOitllch« gewalt dar acbAaball, deren glani die
lauen,
darob «rtiarrel, »elber •cheuao.
I*t «In ununurtcblednar raub, irrfleltchai und befleckt ailt blut.
Baocaat ThumMong JulirrmUen : der minier, »»r$ 39«;
die maKiaclie gewalt der barmonie, der bealeo arioei für eine
zerrüttete pbuotaaie, heile dein izt uotQchtigat gebiro.
WiBLÄKD Shakespeare 3, 4S'i {ilurm 5,3);
oieln guter vaier . . er Irauarl . . .
wabnl nilcb In d«r verfCihrung itrickeo,
uod aillari vor de» lauert gewalt.
KoTxaauB atmanach dramal. ipiela
(.tat Ifhr dörfchent 6,4«;
doch bau' er nur angeraogen
Ober ala durch die gewalt der «iegendeo wabrbelt tu berrachan.
KLOPtTOCK McMKU 14,l>6«;
ein gruazer anlhei! an der kirchenrevulutioo gebührt un-
streitig der siegenden gewalt der wabrlieit, oder dessen,
wua mit wabrlieit verwechselt wurde. Scbillüb {dreisiigjähriger
kritg i) 8, &; gewalt der Wahrheit. HiLPi-aT 1,462.
6)1 ScbrOdera v<irhabeo kam mir nicht ganz unerwartet,
und berührte mich dennoch mit aller gewalt der aberraachung.
F. L. W. Mkybb f. L. Schröder i, 218; ach guttl ea ist die
»limäcbtig auferstehung Christi ja zu TJelmal ein grOazerer
Irotz, denn dasz er aich sollt lassen scheuen und feig machen
durcb ihren augeoblickiichen gewalt der strohern und papirern
tyiannei. Lotubn (an Hartmut ron Cronftery t&22) briefe 2, 164
de Welle; o du gewult der schmt-ichelei, wieweit eralreckst
du dich. TiECi don üutsote 2, t61;
plOtilich «rwarnit der pluge gewalt, und Kelött von den Oammeo
gehet sie well umher durch Herliulet glieder Terbreliet.
Vott Oriat ti-nenwUunyeii buch 9 r(>r«l61;
im marscbfll! too Sachsen (von H. Zscbobbb 1804) glüht es von
jenem Ingrimm geilen die kolossalen misstflnde, die die ge-
sellschaft detn idealen herAen entgegenbringt, und gegen
die gewalt der nieinung, des vorurtheiis und der falschen
ehre. Gbrvinus Mteraturgetchichle 5, 6'4;
hier «tOrsten die Uojnren mir lu rOs»en,
besiegt von dieser lougnisse gewalt.
und grOtilen mich als ibrat ctareo tohn.
Schills« (Ocmeiitu«) 1&,2,446;
•gl. so vieler Zeugnisse vereinte kraft 448; vgL die gewalt
der lieispiele. Voictbl versuch einet hoekd. handwb. 2, '9. ebenso
lilLPBBT 1, 462.
7)) wir glaubeo alao dasz die Franzoaeo . . . früh oder
spät htttten der gewalt der umstände nachgebeo und ihren
rückzug antreten müssen, auch ohne dunh eine achlacht
dazu gezwungen zu sein. C. v. Claiiskwitz d. feldsug •. 1796
I. 34'; wenn das vaterlund aich wahrhatt in gefahr befindet,
Menn es die reitung des ataalrs aus drohendem verderben
K<lt| dann sind auch auszerordentlicbe iiia^zregeln an ihrem
pluize. und fs scheint zu wünschen, daaz aich dieae dann
iiichi blusz durch die gewalt der Ihalsacheo räum ver-
tchaffen, sundern dasz auch für solche fälle die verfaasung
selbst Vorsorge gelrolTeo bat. berichte der Frankfurter nationat-
9frsammlung (') 4908*.
2) dl« Mibindung mit adjectiven führt seltener sur eompofition.
«in« gruppe der adjtctitverbiudungen haben rir uhon tm eorkar-
gehemltn gestrei/t , da die k^nnseiehnung des jeweiligen trdgers
drr gewalt neben subslanliven tm genelte auctt pronoinina und
adjecliva in anspruch nimmt, trenn diese gruppe ton adfeetipen
«•fftntlich auf dte vrrengeriing des bedeulungfumfangs unseres
iiifts<an(it'5 sielt, $o leitet sse doch tugletch auch auf andere
fuiicitomen das adjectm üher, die beachimnf fordern, *• die
IV.
diese Ittst ermdhnle gruppe {tgL die terbtndunfen auf grosz, boch«
voll, gaoz) ntmmt gerade k«i unserem lubitantte brnttn räum
ein, sie ist nickt auf die function der Steigerung beschrankt,
sondern greiß mit eielfucheu bedeutungsueruktebunfen n dm
gruppe der bedeutungsrerengernden adjectipa tpgl. höhere gewall,
höchste, oberste gewalt neben irdische gewall, meoachliek«
gewalt, ataatliche, bürgerlich« grwall) über, »ig m anäertr-
sfils auch den attributen sich annähert, die unter dem druck
gesteigerter emp/indung einen einulnen sug am substanitw ktrtor-
heben wie freie, unendliche, hohe gewalt u. a,
a) adjeäira, die den bedeutungsumfang des subtlautita durch
eine abgrenunde beslimmung einengen.
a) Verbindungen, die die paraltele wül fdastas beriUtren.
1)1 abgremung nach den abtlufungtn des geltungtbereickec,
vgl. oben sp. 5ül3.
a)) die cumpeteoz bei der beairafung dea vergebeoa gegeo
die Öffentliche gewalt betr. Verfügung d. bad. kofgersekU, Uum»-
heim 1832 bei Wbiibüb &, 1424 u. a. tgl. auch 5, IS2>«: M UMrlM
zwei mSnner in waffeo au aufgeregt berein, da«z di« apicler
zusamiueo fuhren und meioleo, die Öffentliche gewalt breche
wieder über sie los. G. Kai lkb Zürscher notelle» 401. na
gegensatse hiersu »ird offen und offenbar nur uul dem tat naM
von riolentia gebrauchten substanttv verbunden: uod wirdt di«
gewaltig handthat via publica, daa ist, ein offner gwalt, and
di« einnemung. so die on waffen geschieht «is privaia geoaol.
Statutenbuch {Frankfurt 1M8I los'; sie würden altdeon mit
offenhaurer ge«all, brauchbaare, verbeuraibel«, aote«e**«ne
leute mit wegnehmen, mao würde den uoierlb«n vor prcllcr-
eieo und bevurtheilungen nicbt schfllzeo kOnoeo. GAtM flS
hertog Carl August, januar 177», briefe 4,9.
b)) aber es kann doch nur daoo eiwaa ao« der aMh«
werden, wenn Ordnung und gesell fortbettcb«« «od w«Ml
aich irgend eine centrale gewall erbilu MoiTae faa. ' '^
6, IM.
()) wellicher inbaber iemant in teioem gartM m
güelero in achaden betril, der mag dieselM« fmttkmmm
aigeoa gwalia fengklicbeo aoBcaca tt»4 der e>ri|fclil wkti^
antworten, ekekaft tatding re* fa/MM, Ulnr. mMI. S,SI •.•>
vgLabtnsp.mo: das er aolicto ■!•• frweBail ■> ritinr §twtk
grtan habe, »o solle er oaaero kcr« intwmk eiae« »aaicl
acbuldig sin. {Kreusuaek 1444) der Imgelkttmtr aktrkaf I» Umk;
•in teder so vil dato* b«lt.
das Maa auf $fn and teiillck ehr
Uli uoui aad poebt >e «aader *akr,
tut «Iga« jrwalt. *i«rck, weltakek. krafk . . .
BcBBait» Wtiata uretifMMi« 9 aeadlraek
«. lyf. ekaa e^ dÜ*:
durcb bandlnngeo nnerlaobter pnvalgtwall !•■■ 4tt Iwitl
eioer »ache niemals eriaogt werden, allfiaiiiwa leairwW Ar
preust. tlaatem I, tttuLl f 96: doch darf aach cio aolcfcy
be^itzer einer Doerlaabl«a privaigcwail , wodorck die Otfait
liebe rabc aad aicberbeit gastOtl, oder der iababer ia aaiaeo
316
5031 GEWALT III 2 (gemeine, freie)
anderweitigen gerecht samen beeinträchtigt wird, sich nicht
bedienen. § 145.
d)) von keiner frembden noch auszliindischen personen
sollen sie generale mandatum, oder gemeinen gewalt zu allen
Sachen, darinn an unserm statlgerlcht zu procuriren, an-
nemtnen. Frankfurter reformation (1578) 1, 6 § 13. «. o. vgl. oben
sp. 4063; hie ist, im namen meiner gebietenden berren,
ein feneral-gewalt und special-vollmacbt. Abele künsll. Un-
ordnung 2, 57. ebenso 83; prärogatite, sonderlich gewalt und
macht, die einer vom andern hat. Erashos Alberos i4*; es
soll auch ein gemeiner gewalt, auff die fälle, darinn die
recht speciale mnndatum, das ist, einen besondern gewalt
erfordern, nicht gezogen werden. Frankfurter reformalion (l578)
1,6 § 7; es solle auch ein solcher raht alsdann sich anderer
Sachen, die seinen herrn nicht concerniren, anzunelimen, und
in einige neben-advocatur oder sollicilatur einzulassen nicht
befugt sein, es wäre dann sach, dasz auflf einen special-
gewalt eines andern cburfürslen oder Stands sein principal
solches gutwillig zulassen . . . wolle, reichs-hof-rahts-ordnung
{Regenspurg 1654) bei Londorp 1,218*.
2)) abgrenzung nach dem Verhältnis zu andern machtfadoren.
o)) circumscriplum imperium: vurgeschreven gewalt, wenn
einem vorgeschreven in wie weit slck sine gewalt strecket.
Cbytraeds 160; delegatio, gegebene gewalt. Aler 933';
Mathias i<t des hauses ältester:
tliut noth denn übertragene gewalt,
wie es fast scheint, so sei sie ihm vertraut.
GiiLLPARZiR {fiin brudevtmH 2) 7,61.
b)) auch haben ire könig nit aller ding freien gewalt und
macht, dasz sie thun möchten was sie wollen. Micyixds
Taeitus (1535) 440' {Germania); vgl. auch frei neben gewalt in
der bedeutung von vis, violentia (sp. 5034). in der gleichen Ver-
bindung ist dort auch unendlich zu belegen, während grenzenlos
sich neben gewall, poteslas findet: ein von liebe brennender
farst zu ihren füszcn, ungeduldig eine grenzenlose gewalt
um die kleinste ihrer gunstbezeugungen hinzugehen. Wieiand
{Agathon 12,5) 3,94, vgl. auch unbeschränkt sp. 5035; ob nun aber
solliche gleich wie ander Türeken schon mehr wciber liaben,
unnd die auch in ihrem stand einander ungleich seind, habcns
doch inn der hauszhaltung gleichen gewalt. Rauwolf87; der
begriff monarchie kommt doch immer darauf wesentlich hin-
aus, dasz der monarch eine selbstsiändige gewalt im Staate
sein solle. 6er. d. Frankfurter nationalversammlung (7) 4990".
c)) war auch domals die erst zwitracht zwischen rat und
g'main, demnach ward ein neuer gewalt zue Rom aufgericht,
man tet allen andern gewalt und empter ab. Aventin
(bairische chronik) 4, 287; die wiederholten auftritte strenger
und fertiger Justiz unterhielten das schrecken der souverainen
gewalt. Schiller {abfall der Niederlande i) 7, 56; erstieg die
monarchische gewalt die äusserste höhe des despotismus.
7,40; eine einzige gewalt im staute, wenn sie allmächtig ist,
komme sie nun von unten oder von oben, führt zu dem
schrankenlosesten despotismus. ber. d. Frankfurter national-
versammlung (l) 4^d2' ; vgl. höchste, oberste gewalt tp. 5037. 38;
0 stille! einsame gewalt! es ist die tliür in deiner macht.
besorge du und nimm in acht,
dasz ja, in den geweihten stunden, liein anderer herein sich
diinge,
als Lycidas, mein wehrtet freund.
Brockes Thomnons Jahreszeiten: der winter, «ßis 485
(silence, thou lonely power).
8)) abgrenzung nach dem Wirkungskreise.
a)) denn der crhaltungstrieb ringt ohne unterlasz nach
der gesetzgebenden gewalt im gebiete des willens, und sein
bestreben ist, eben so ungebunden über den menschen wie
über das thier zu schalten. Schiller (über anmuth und würde)
10,111; die gesetzgehende gewalt, the legislative power or body.
Hilpert 1,462', vgl. Campe 357; eine änderung der re-
gierungsform und der Verfassung eines einzelstaates kann zu
jeder zeit durch dessen gesetzgebende gewalt . . . vorge-
nommen werden, berichte d. Frankfurter nationalversammlung
(7) 4959'. vgl. sp. 4992.
b)) der königliche titel mit seinem zugehör ist alles was
wir uns aushedingen; die regierung, die vollziehende gewalt,
und die einkünfte, geliebte söhne, sollen euer sein. Wieland
Shakespeare i, 137 (könig Lear 1,2); die gesetzgebende voll-
ziehende gewalt, the legislitive, executive power. Hilpert 1,462';
es kann keinem zweifei unterliegen, dasz sowohl die ma-
jorität des ausschusses als alle anderen antrüge, so vielfach
GEWALT III 2 (vollziehende, strafende) 5032
sie gestellt sind, nur die vollziehungsgewali im äuge hatten.
berichte der Frankfurter nationalversammlung (24. juni 1848).
c)) und (Innocentius der dritte) trennte auf eine unnatürliche
weise die geistliche aufsieht und Unterweisung von der stra-
fenden gewalt. Schiller (abfall der Niederlande, l) 7, 68.
4)) attribute bei der engeren Verwendung im sinne von vollmacht:
desswegen macht euch aufT gar baldt,
dess habt ihr briefflichen gewaldi.
Eniiinger jiiilcnspid 71 neudruch;
item ein verschriben gewalt von dem von Heiden nenien.
d. städlechron. 2,293 anm. 3; sie waren auch allein gesetzt
über etlich sach und betten ein bestimpten auszgedruckten
gewalt. S. MeiSTEiiLiif, d. Städtechroniken 3,77 (Nürnberg); es
zöge der abt den bewissnen gewalt hoch an, so wollen die
grafen der Sachen befuegt sein und nit unrecht haben.
Zimmersche chronik 2,518; gestalt auch die agenten und pro-
curatores zu jedweder gerichtlichen sachen, nachdeme die
mandata oder processus appellationis reproducirt werden,
in primo termino stets ihre mandata procuratoria binfüro
originaliter neben einer collationirten abschlifft, damit solche
dem gegentheil communidrt werden möge, zu übergeben,
es wäre dann sache, dasz der original-gewall schon zuvor
ad omnes causas wäre producirt worden, reichs-hofs-rahts-
ordnung (1654) bei Londorp l,210'; vgl. auch unter voll, ge-
nugsam u. 0. sp. 5033 /f.
5)) participia als attribute lassen den wettesten Spielraum der
gliederung tu:
wo lieb und wirde sein verkaufTt,
heimlicher neid mit under laufft,
und ist allweg die fieundtscham thewr,
auch gleich die wird eim ström feuwr,
wie schön das brennt, doch bald verluscht,
also erkauffte gewalt sich tuscht.
KiRCHHOK wenditnmuth 370";
ein gewalt durch bitte erlangt, praecarium imperium. Dasy-
poDiüs 340* ; der könig von dem jetzt die rede ist, war der
erste in der weit, und das volk, das sich ihm unterwarf,
eine gesellscbaft freigebohrner menschen, die noch keine
gewalt über sich gesehen hatten, eine schon ehraals ge-
duldete gewalt lässt sich sehr gut auf diesem ruhigen weg
wieder herstellen, aber auf diesem ruhigen weg läszt sich
eine ganz neue und unbekannte nicht einsetzen. Schiller
(erste menschen gesellschaft) 9, 143; vgl. constituirte gewalten
sp. 4992; bestehende gewalten. ebenda.
ß) Verbindungen, die die parallele mit vis, violentia berühren,
fallen nur spärlich in unseren Zusammenhang, sie gehören meist
der kunstform des poetischen siils an und wenden sich der func-
tion zu, einen einzelnen im bedeutungsgehalt des Substantivs
ruhenden zug mit nachdruck hervorzuheben, dies zeigt schon die
Zusammenstellung der beiwörter in älteren handbüchern an, vgl.:
die reissende, bebende, stürmische, heimliche, unbezwingliche.
gehemmte, stille. l)ezwungene. entflohene, drohende, starcke.
nichtige, schwache, verlachte. J. G. Hamann poetisches lex. 471.
im folgenden werden einige adjectivverbindungen aufgeführt, denen
die function der bedeutungsverengerung zuerkannt werden kann;
bei einigen von diesen ist es freilich strittig, ob sie nicht besser
in der dritten gruppe einzureihen wären.
1)) offene, offenbare gewalt vgl.sp.bOiO; so ist doch gäntz-
lich dafür zuhalten, das nichts schmerlzlicher und kümmer-
haffliger sein kan, als wenn zwene in wahrer treu und
inbrünstiger liebe verbundene hertzen . . . durch die letzte
gewalt von einander gerissen und getrennet werden. Prätoriüs
hundert auserlesene abdanckungen (1663) 376; wollen wir jetzt
wieder eine öffentliche silzung halten, so wäre diesz eine
herausforderung zu neuer gewalt. berichte der Frankfurter
nationalversammlung (9) 6879'.
2)) den räum des öden ortes
errüllt verschiedener zeug: den regende gewalt
erlieset, trennet, mischt und sammlet in gestalt.
Halleb gediclite (1734) 120;
indesz dasz der wollustgewohnte geist ... in unsichtbare
winde eingekerkert mit rastloser gewalt rund um die schwe-
bende weit getrieben wird. Wieland Shakespeare 2,226; der
Sprudel quillt in einem hölzernen kästen, der unmittelbar
auf den rlsz der decke aufgesetzt ist, gewaltsam berauf und
läuft in einer rinne ab, so dasz die becher untergehalten
werden, es ist ein groszer anblick, diese ungeheure siedende
gewalt zu sehen, die man sonst sehr philisterhaft gezwungen
hatte, männerchen zu machen. Göthk an herzog Carl August
24. mai 1817 (briefe 21,311);
5033 GEWALT III 2 (volle gcwall)
(lan fcliinuck der iwelga htbl Ibr •bfahtuan,
da tieir Ich, ein eniltiibKr •lamm! liocb liineo
im marke lebl die lohaffeude |«wtli,
die iproiteod aloe walt au» »leb gabobrcn.
SeMiLLiM (WalUiiHelHB iml 3,1» 17. 191 .
Ilei liii hat dio feinite lufl von der weit . . . nebel Ut ganz
egul , iielicl Ist was duizeriicliei und aliei Buuerlicbe be-
deutet niiliis. innen sircki es, innen lebl die scbaffende
gewalt, immer frisch, froh und frei. KunTiiia du PoggnfuhU
.10; vgl. wirkende gefallen ip, 4W3;
zum rallilrick wurd Ihm laliis |r6«i' und maebl
und diuiu diiiikeliichwankaDde gswali.
Sliiiliiii {WiilliiDirinM lud 4.1) 11,337.
3)) dotglelchaii «ieh ein iclirnckllch ichlang
um« ISweii fDsx gawundeii.
die wol der ganten weh marht bang,
der lAw bat! hia aropfuDden.
•ie noch nli «charr rarglfirm gwall
demtelbnii In die »allen,
da« müchi den IOwan, jtiitR und all,
da« hart im leib larachneideit.
Opkl iitt't CouN lieJer auf Jen ilreittitjikrtgen trfrffM.
h) adjectiva, dit dtn grad der tntrgie und das ma$t dtr bt-
Ihttli^vng des lubtlantivi ktiimtichntn und ton hitr am lur
btileutungsvertngerung odtr lur htrtorktbung tints tinulnen tugei
fühlen.
n) die ail}tcliva voll, frei, gcnflgend, ganz, all.
I)) vuil und frei.
a)) du giundbfdeulung von voll gfkt bei dtr privalrechlUchtn
vfTtPtiidung des luhslanlits in der emj* dtr vtrbinduny allmdhlieli
giim verloren: und w;irent disz botlen erber und gelert
lül, giiistlich und weltlich, crislan oder nil, und bettend oll
und jeglirh vollen und gAleu gcnnit von im herren mit
hriefcn und och insigeln. ULnicii r. I<ichr>tal thronik dtt
l'onstaiiier eoneilt f>i; die urlail: es bab ain brohst als völ-
ligen und starken ge\salt ze ricblea, ze stiften, als der von
Admuiid scibs da sezz und wer. tli/treclit tu Gasthof (|5. )/).),
i'tt^rr. »ei$th. 6, I ; auf unser frawentag ze liechlmesz do
sunt koiser Karl sein trelTcnlich rat gecn (imund mit vollem
gCMnlt und liesz den reichstetlen verkünden und hell ain
giusz vordrung an sie. B. Zi.ik, d. sUdteehroniktn 5,7 {Augs-
burg); ebenso 5, 9. 82 u. a. vgl. oben sp. 4061. vgl. unter heutiges
voilma( lit. um so lebhafter hält sieh dit grundbedeutung neben
dem Substantiv, irenn dieses in der bedeutung von vis oder vio-
lentia erscheint: soll der miilpach mit vollem gewalt gen. öi<*rr.
weisth. 6,32, vgl. oben sp. A9<)1 ff. auch neben potestas in staats-
rrchtlieher Verwendung hält das adjeetiv eher an der intensiven be-
deutung fest: kunt sei getan allen den, die disen ofTen brief
anscbent, börent oder lesend, dai ich Fridrich der Smiehtr,
die zeit meins gnädigen herren herzog Fridrichs, herzogen ze
Oslerreich etc., laotrichter zu Slainacb an dem gemaineo
lantrechlen saz mit vollem gwalt an des egenanten gnaidigen
berren stat. frins 1411, ötlerr. weislh. 2, 292; zu diser zeit hubb
sich der ein-haubtige stand ihrer beherscbung an, und hatten
dl herzöge, nach aussage des Janots . . . die folla gewalt bis
auf den Sehastiahn Zinnus. Zkssk adr. Rosam. 177 neudruek;
voller gewall, imperium absoliitum, infinitum. Ai.kr (Köln 1727)
siys'; also im legalen besitz der vollgewall ging l'ompeius
II das werk und schritt nachdrücklich vor gegen die in den
liihs und den geschworncngerichten müchiige Opposition.
MiiMMsKN römische gc seh. 3,307.
h)) die verschiedenen ableitungen, die von HnMrem aijecUv auf-
gehen, und die susammensettungen mit voll iirAmdi meist an
der verengerten bedeutung theil.
n)) er sei von seinem hösz geführten leben abgestanden,
habe steifTen fOrsatz sich zu bessern, und alles entfrembdes
durch wuiher erobertes geldt unter die armen auszzulhailen,
habe dessentwegen ihm bereit völligen gewalt erlhailt.
lliiiL v. WÄTTKRsToarr Bacehusia 262; in jure quotjut est man-
dttum, ticutt volle, 5»r« völlige gewalt, p/rnipü/*n/iii. Stiilkr
142«. dagegen vgl.: völlige gewalt haben, in grosser gewalt
sein, in magna potentin esse. Alkh 93.V.
ß)) daselben (nacA Augsburg) hinzekomen, hat er sein land-
schntlt aus 11 fürstenthumen durch ir botschatR mit vol-
koninem gewalt (zckumeu) ei fudert. Ciineiis Srnoer, d. stiJlt-
-hroniken 23,172 (Augsburg); so bab ich in der aller besten
'imni, als es nach Ordnung der rech), auch nach gewonheit
uns ieden, und besonder des bemelleo N. grnchts am
maisteu krafTt und macht haben so! und mög, wissentlich
hieniit und in kraffl des brieffs meinen volkoinmen gewall
und niaciit gegeben und bevolhcn . . . TüncLEa kitntpiettl
GEWALT III 2 (reichliche, geoagume) 5034
(l»n)t'. iafefi» wfL: o litber b«rr 4oclor, i«li veraebe
mirh, ibr habt lOlcben volkamroenen gewalt, tbut ii best
hei mir. Kbasrus Al8>ros midtr Urg Wttteh mtmmelmktm U l';
ao Obargak leb aurar UDrarkab
die kiiagtmacbi sali TellkomaeMr gawali.
l'aLio» },ai lünm SM Sc*««a«a S.l>.
y)) item iaa »elbeo jar nt batt kaisser Karle von Oator»
rricb all» aio romser kaisser ain bolUckaifi «oo Dürgia ia
lliitpaoigen abgefcrgeit mit folnecbligen gewalt mit dea kataaera
sigel. Iko ViUingtr chrontk 170. ihtnto r.i.
e)) frei, dai »ir oW» M gewalt tm sinn« tM fttnltt f
der grundbedeutung fettkaUe» tahtn, wird nibtm dm trtwnämu§«u
für fitf tioltnti» mehr smm UeigtrmngimttUl uui tmpH»4uaf»UiU:
Haben dir andre welbrr.
ao kar dich well ton mir!
nun tprecban »ich dia lauie
wie ich die «chönde »el.
das lob wil loh bebalten
■eloaa feinan kAlan allalo,
aus frisebam realem gawalie.
Uhl*.'«» voUutitdtr \, H«.
vgl. auch bergrtihen 97 Meier.
d)) dat gleiche gilt für das naht rertcondtt unendlich, es
liegt eine unendliche gewalt in der ehnneruog, in dem ge-
fable der erianeruog, die der meoscb io »ich empflndeL
Eatisr MoaiTzAa.xDT, Frtnkf. nationalttrtammlung X.^Ufuü \sVL
1)) reichlich, übrig und genugs.-iro.
»)) für du trüirt ist dit allgemeint verimdun') belegt: di«
christliche kircbe ist viel nebr dagegen durch die heilig«
scbriffl, oder artikel des glaabeos, bcweret und besletigel,
als von einer hObern macht, und durch reieblicbeo gewalt
Luraea (iprikAa wider des ttufelt tynagtgt lUo) &, 10* Am.
b)) übrig ist gelegentlich in rerbiniungen mit gewall fttr vio-
lentia belegt: übriger gewalt erdruckt manchea. iitnisai IkU*
e)) genugsam dagegen ist gant auf dit engere bidtutmȤ ka-
tcMrdnkt: bierauff so haben gemalter untertban vom Bodtaaa«
und Algew, veiordenter ausschos, rrbl, ood volmechlig an-
welde, des sie herr JOrgen tmcbsessen, Obersten feldbenbt-
man, einen versiegelten gnugsamea gewalt uberaotwort.
vertrag twischen dem löblichen bund tu Schwaben und den tmtten
hauffen 1525 bei Lutheb S, 107' Jena; da auch darauff solcbar
gewalt durch die scheffep ungenügsam erkennt wQrda, upd
der anwalt oder procurator einen andern vollkommlicbern
und genügsamen gewalt einzubringen, sich erbieten, . . . soll
er zu der bandlung gelassen werden. Frankfurter refoimUstm
(1578) 1,6 §6 M. a.; es eracbin auch graf Frobeo Cbriatof
mit seinem advocaten, und ala die baid iezgenannteo fut-
theien zu der posess der Csterreicbiscben leben zu Chrucheo-
wiss clagten, beschacb sollichs gleichergestalt von graf Frobeo
Christof, welcher ebenmeszig von seine berrn valterns wegen,
von dem er auch mit gnug«amem gewalt abgefertiget worden,
haodlele. limmeruht chronik S,5M;
nun sagt uns. ob ihr darfOr ball.
daaz dUs «el ein gnugsamer gewalt!
so kan man welter procediru.
J. AlRi« (aiii/<ii/ »iler dir Matfia fWafftS
tfrannri) U60;
dasz beiden schon genügsamer gewall gagahw aai, *ea na-
serin und desz reicbs bodeo, das eingelegte kriafa-ToIck a^
zuführen. keistrL schreibt» aa« IftM Lmtdttf I sufflHut (Jf. Jiffir)
1, 113*. u. a. u tf. 4963. 4M4.
3)) ganz und all.
a)) ganz ist tin seUtntr be^eittr dtt nrkfanaiea, ttthtndit
sich aber gelegentlieh mit ditum nn^ mriti den« frscae wtamwif-
foltigkeilderttrvendungenauf: q«aroan *ur Straayrg . . . ■>
ganzer gewalt Limburger chronik 71, sfL a^ Ifk IMI; «b«
kumen si über die Tiberbnick lon Rom hWaa aft gaUa—
tieualt. iluc ViUtnger chronik 161, 9ft.tmkttmf.mnt-. ri»
schoszen mit gantien gewalleo. elea if. Mi: 4k pota« |»>
waU, Iota vis. StEnaAca 1, tn ; Bit ^ guiaaa gawnk 4ar
sehullern. InaaaaAiiH t, II&. in in Ulmn kUtt^tlmr kt §tn
tiniftmtlt mit itm pritnlrttktlthtn btftig nrrbnWa«, snM
A« frunibtdeutung tUk «ladkaMdU; 4«r das gaoUao follM
gawalt gehabt bat Mtmkttftt mtkmttit eaa IM bti He«a 1,1*;
noch dem alleo . . . haut der vorgeonnt her Fridhch T«a
Uraufnegg seinen vollen ond pnlien gewnit . . . d>t «M^
genant bislAoi ton saioea wegaa eiSMOcac«. 4tr raMk mm
Augsburg es pfakfnf tMimif (1114)^ i. MdUtkrtu. Ii, MI.
»)) all, lu tukkt» ttrhhiumtm atfenatf« kt^ Int mik ämnkmu
iit nOtnuit krmfl seiner btdiutmnf httMkrt:
316*
5035 GEWALT III 2 (alle, ganze gewalt)
all sein glauhige Christen,
so sie hertzlicl) zu im sclireien
in not, vor irer Teinde listen
wil er sie beschützen und freien,
er hat allen gwalt in seiner hendt,
In dem bimlischen regiment.
Hans Sachs (ijlaubeiisbekenulHis} 22,167;
der bawr . . . war frewden Toll, und versprach dem fuchsen
allen gewalt über seine bannen und hüner getrewiich ohne
geverdt. Hörl v. Wätterstobff ßacc/iuiio 20; mit welchem er
ausz allem seinem gewalt den Juncker uberliel. Amadis 102;
do liesz er die sächsischen fürsten von im und keret sich
mit aller gewalt wider Baiern. S. Meistermn, d. städtechronikcn
3, 85 (Nürnberg) u. o. vgl. III 3.
c)) die gleiche bedeutung läszt sich auch am compositum all-
gewalt belegen, soweit es den begriff omnipotentia , allmacbl
deckt, in einem beleg aus dem 17. jahrh. und einem andern
aus GöTHE (vyl. theil 1, sp. 235) wird es mit macht in syndetiscbe
Verbindung gesetzt; für sick allein wird es bei Wieland häufiger
gebraucht: was würden ihre hoheit von einem groszen fürstcn
sagen, der den muth hätte, den ... reitzungen der Jugend
und der allgewalt und dem wollüstigen müasiggange, worin
junge fUrsten die schönste zeit des lebens zu verlieren pflegen,
sich zu entreissen, und in gestalt eines Privatmannes, weit-
läufige und beschwerdevolle reisen zu unternehmen. Wielakd
{goldene spiegel 2,7) 7, 138. ebenso (Peregrinus Proteus 2,S) 28,125.
bei GöTHE erscheint das compositum sogar personißciert :
haben sich die allgewalten
endlich echöprerisch entschieden,
aufzuzeichnen, zu entfalten
allgemeinen ew'geo Hieden?
GöTHg (am 2. jaii. 1815) 2, 159.
die häufigere Verwendung dagegen dient der Steigerung in der
bedeutung von vis, viyl. ; dieses blickes allgewalt bei Bj^rger
[thi'il 1, sp. 235); weil es möglich ist auf die neigung ihres
viiliens selbst zu wirken, und sie durch die allgewalt der
liebe zur gegenliebe zu nöthigen. Wi^land {Peregrinus Proteus)
28, 143. ebenso: die allgewalt der Sympathie. Aurora und
Cephalus (10,78 Göschen) u.a.:
zierlich wendet die schöne sich nun, und der blühende
Jüngling auch, wie er springt! wie er leicht und behend
sich dreht,
stampfend, feuer im blick! und er wirft ihr die rose zu.
anmut aber verläszt den begehrenden nie, sie zähmt
seia wollüstiges äuge mit reizender allgewalt.
Platbn tocrke 2, 212 (bilder Neaiiel");
wo du dein ganzes wesen
vergabst mit allgewalt,
kannst du's zurück nicht lösen
in früherer gestalt. Roqcettb gedickte (1859) 94;
es schleicht so sacht in das ohr der braut,
ihr ist als ob aus der tiefe,
als ob aus der tiefe mit allgewalt
der liebste buhle sie riefe. Geibbl juniuslieder 307.
4)) die den adjectiven voll, ganz, all xu gründe liegeruJe Vor-
stellung wird bei der rechtlichen Verwendung des Substantivs durch
andere bildungen noch deutlicher xum ausdruck gebracht, so durch
die participialbildung unumschränkt u. a.
a)) nur zweifeln sie keinen augenblick an der unum-
schränktesten gewalt, die sie über mich haben. Lesslng
{Emilia Galotti 3,5) 2,417; der charakter eines Sultans ist
noch mehr verunstaltet; da ist auch nicht ein schatten von
der unumschränkten gewalt, vor der sich alles schmiegen
musz. {Hamburgische dramaturgie \.,Zi) 9, 32S; um dem dämon
in mir eine unbeschränkte gewalt über den menschen, an
welchen er noch gebunden war, zu verschaffen. Wieland
{Peregrinus Proteus 2) 28, 154; indessen herrschet an seinem
plaz, und mit seiner ganzen unumschränkten gewalt, der
freiherr Angelo, ein mann dessen blut schneewasser ist.
Shakespeare 2,172 {masz für masi 1,8; mit voller macht bei
BoDBNSTEDT 1,5); noch geschlossenem frieden trat er {Tilly)
in die dienste Maximilians von Bayern, der ihn zum ober-
feldherrn mit unumschränkter gewalt ernannte. Schiller
{dreiszigjähriger krieg) 8, 161; die bedächtigem jedoch waren
weit entfernt, der königin unumschränkte gewalt verschaffen
zu wollen. Platen {gesch. d. kOnigreichs Neapel 1, 7) werke
5, 68; eine unumschränkte gewalt, absolute, unlimited, arbitrary
power. Hilpert 1,462'; ungemessene; freie; gemessene gewalt,
pouvoir absolu, independant, limilä. Rondeaü-Büxtobff (1746) 253.
b)) vor allem wollte er {der könig) keine herstellung der
alten gemrinsamen landstände für Schleswig-Holstein, da er
von einer solchen körperschaft nicht blosz starken wider-
GEWALT III 2 (grosze gewall) 5036
stand gegen seine absolute gewalt, sondern vielleicht ein
stieben nach gänzlicher trennung von Dänemark besorgte.
Sybbl begründung 3, 10.
ß) grosz, hoch und verwandte adjectiva.
1)) grosz bleibt auf die function der Steigerung der bedeutungs^
energie beschränkt, in dieser aber ist ihr die Verbindung mit dem
Substantiv in allen dessen bedeutungen möglich.
o)) gross narrheit ist bei grossem gwalt.
S, Brant narrenschiff 76;
solche grosse gnade und gewalt, weie im {dem Telzel) zu
Ilom auffgelrngen. Mathesius Luther 33;
die grossn gwalt habn in dem reich,
als fürsten, herren und der gleich . . ,
sie wöllens wol nicht geren han,
das man vil sagen thu davon. Chrtsbus hofleufel B2';
tragedi . . . von erbauung der Stadt Born und wie sich ihr
grosser gewalt angefangen hat. J. Ayrer 17; grosser gewalt
kan nicht werden alt. Henisch 1592, vgl. auch Tobler Appen-
zell. Sprachschatz 247;
ich lasz mich schier gewinnen,
weil ich mich kann besinnen,
dasz ander fürsten all,
ja selbs ihr heiligkeite,
zu groszen gwalt nicht leiden,
hallen gern die wagscbal.
Opel und Cohn lieder anf den dreistüjjdhrigen
kriei] 296;
indem der junge afT herkam,
sehr grosze ding sich unternahm,
setzt auf sein köpf ein fremde krön
thät sich groszes gwalts untersten. 94,58;
Numidien wird dich mit mehrern lorbern krönen,
wird mehr aliäie dir baun, als den zwei Philenen /
Carthago widmete, die in Cyrener sand
sich lebend Hessen scharr'n: wormit ihr Vaterland
auf ihrer edlen grufft ein ewig's gräntzmal hette
vergrösserier gewalt. Lohbnstbin So;j/jü«is6e 1,421;
die grösste gewalt haben, summo imperio esse. Aler 933*; in
grosser gewalt sein, m magna potentia esse, ebenda.
b)) wan ein grosser gwalt kumbt von wassers wegen, österr.
wfistA. 5, 22, vgl. o6<nsp. 4968; grössere gewalt, grösste gewalt
ebenda; ehe dann ir stercke zft grösserm gewalt sich er-
streckte, sollen sie anfahen zusireitten, der Zuversicht, es
wurde inen niemand! widerstehn. Henio übers, des Josephus
(1553) 41*; so aber mancheriai gattung der klaidern seind,
nämlich derer gar kain masz ist, dann ainer des, der ander
ain anders, ietzundt Tonn tag zu tag erfindet, gebrauchen
sichs ancb, und ist so ain grosser gewalt, des uberigen
prachts drein krochen... Alpinus Polydorus Vergilius (1544)
65'; unter dem fürchterlichen kämpf zwischen dem Über-
schwang des gefühls, das mich zu ihren füszen werfen
wollte, und der ehrfurcht und schaarn, die mich mit gleich
groszer gewalt zurück zogen. Wielano {Peregrinus Proteus 2)
28, 180.
c)) lag der konig ... zu vehle mit grosser gewalt. Limburger
Chronik 81 u. o. tgl. oben sp. 4941. 4973; satan sthet mit grossem
gewalt in via, si debemus intrare, muss wir gewalt thun. Lltber
(predigten 1526)20,458 Weim.; so ist doch diss absondern {der
frauen, kinder und greise aus einer belagerten stadt) nirgend für
zu schetzen gegen dem, wenn die auff den wehren, den
feinden, welche mit zu viel grosser gewalt und macht hinein
dringen, den rücken kehren, und die statt wird eingenommen
und erobert. Kirchhof wendnnmuth (3,32) 2,301 österley;
wa ietz ein man verdorben ist,
dem an üb und gi°it gebrisi,
so frönt man bald den armen man,
das er nit bezalen kan . . .
dann kompt der fröner ein grosse zai,
und utr ein 11 so wendt si all
bezalet sin mit grossem gwalt;
da mit der wagen niderl'ait,
das er nimmer ufT kan ston.
hett man im der zit gelon,
so wer er bi sin eren bliben
und hett sich usz der schuld geriben.
Th. Ml'rnbr narren beschwörung 145 (43,41)
neudruck;
jo, wo du uns nit folgest baldt,
so würstdu spüren grossen gwalt:
wir wollen loulfen an das thor
und sagen do all ofTenbor,
wie das ein jüngling gwasen si,
hab mit dir triben vil bübri.
SixT BiBK Susanna, bei Bächtoldt schwm.
schausr. 2, 25;
5037 GEWALT III 2 (hohe, höhere, höchste)
■eb, wU Ui aller m«a«oh«n Ubco,
nOhtellg mit «leiid umb|rb«n,
von inuiier l«ib an tiiytl iioii noib,
biw (lati der iiloroaiiil icboDaad loü
durch ««inen griiniii und groii |fwalt,
uniehlbur wcl.»« inannlchralt,
duioh uiirall niehrol Ihr bnchwaril,
und ila Im giab ludackl mll trd,
dl« Ulnar allar muilar lil!
KiauHUor irt.iiluiimuth {i,it>) 1,M Otlarltf.
])) hoch ift im poitliv itlUntr btUgt, tt hUthl hur wit (truit
auf ilu ongabf des graäes bttchrinkl, im dem dal iubüanlt9 für
dtn tutammtnhang in ampruch genomvttn vird; mtUt gtht tt
dabti äit form dtr eompoiitton nn. vieUnligtr dagtf*ii nnd
du vtrwtnduugen dit comfaralivs und $uperlülif$, du weniijrr
dtr gradtleigtrung alt dtr btdtuluiigivtreiigtrung ditntn.
a)} ^uU, der du dein vulck aus Egypieolaiid gefUret basi,
mit starcker band, mit gruster macht, und bober gawall.
LuTHKB Baruch 3, 11; do kam Cirua der kooig und erachlug
in« zu doit und eina huren «one wart sein krön und »ein
reich, merck, der bochgewalt kam uff den oiderolen atainme.
M. V. Kemnat chromk Fritdrichi l. M; mit der bochgewalt des
hungert. PaaTALoxzi (1819)3,160;
bler lelitri frlacb uud webllch drloganda bocbgawalt
erwunichlen dientt. GöTita (l'auiiura I) 40. 4ib.
Kil. »hfü 4,1. </'. I«2I.
h)) den höheren gcwelten. Augtbvrgtr bibtl von 1481 Rbmtr
13,1 (dem obersten geweilen, codtx Tipl., der oberkeil.
LuTiia) I. 0. .-
eitllch dem gwalt ouch wOnichen noch
und wie nie atlgen ulT «att boeli
und biracliieii nli dai linher gwalt
dai>i hoher wider abhcr fall.
SiatsTiAK lla*;iT utirmitchiff W,K> Zitmclu:
der fahrende «cbüler, wolle sie hierauf durch beschwerung
zwingen, uns beides, den verborgnen schätz, und auch den
weg dahin zu zeipen, aber sie antwortet, sie wiirde durch
einen hohern gewali genüthigt, dem glQck zu folgen, welches
allbereit jetzt beschlossen, und sich eilichst auf den weg
gemacht hätte, einen andern zu bereichern. Simplie. (1713)
3,300; einer höheren gewalt inusz man nachgeben .. genug,
dasz noch mittel übrig sind, dieser höhern gewalt auszu-
weichen. tUBRNBH (1777)3,143;
zu »pit! sie decken deinen frevel nicbl.
aU Werkzeug einer höheren gewalt
aleb Ich vor dir.
UaiLLPtaika (ilie Arijonnutrn 4) 5*,12S.
rt< die gesehlossent Verbindung höhere gewalt in di* htd*utungt-
gemnnuhaft mtl gottes gewalt rtniri«, ist lehon obtn sp. 500ä.
buoe dargtUgt worden, doch ist mit dttstr entwicklutig dit v«r-
mtndung dtr worlvtrbindung auch htul* noch nicht erschöpft,
vgl. «elbsl im unmutli und zürn stand die gebttrde des niuones
l((i'ii«i5«iiüuj) unter höherer gewalt, und die spräche behielt
Tden klang der helden. E. M. Arndt Schriften an mein« Utben
\Beutsehen 3, 339 (1843), vgl. auch sp. 4994.
cj) dtr suptrlativ wird heute fast nur noch neben dtr ttaatt-
Pr«rA</ieA(n prdgung des substanttvs Qtbraucht, die er in bestimmter
\tHue eingrtntt; dit belege für allgemeinen grad steigernden ge-
ftrauch sind selten und altern urtprungs.
a)) das iclis bei^z berieffen, ich vater, dann der höchst
rgewuli der huchzit ist im vater der tochter. Tereni (l499)
lj<miri*i»ny des Übersetzers 29'; ich liitt dich durch der gött
|uod unser früntscIiaOl Chreme die an gefangen hat von kint-
;heit mit dem aller ouch zä gelegt, und durch din einige
[tochter und min aun, welches der höchst genalt dir zQ be-
i kalten geben würt, dz du mir mithelffest in der sacb. 24*
^(c«)iM Itbi poltstas summa servandi dalur, Andrui 3); die höchste
gewalt ist die, nichts zu entbehren. Las^iNe (fo» dtn trauer-
[apMkn dtt Seneea) «, 2ii8.
^11 welchen höchsten gewalt sie fürter auff alle babst
auch zö ziehen und sie derlialh über alle andere geweit tlk
erheben vermeinen. Schwa«tzense«c beschmenng i4'; und bat
Ciceru damals den höchsten gewalt ... erlangt, teutseh Cutr»
{Augsburg I63S)6': imptrtum summum, bögeste gewalt. CaiTsios
160; als dieser junge herr zu Weiblingen, anno 1121 gebuien,
hat seiner mutier ein alter ins binimelslauff erfahrner müack
aus seiner nativitet prognosticiret, er würde den höchsten
gewalt in der Christenheit erlangen. Hossmar:« von ktutrltchtr
vakl und krdnung (1612)242; unser statwSsen wjre nimmer-
mehr so triiflich gewachssen, wo nicht unsere fohr-fahren,
durch den hohcli-muht genlhret, ihre ehre beobachtet, und
nahch der hoiichsten gewalt gesträbet bitten. ZiskH air. Rasam,
GEWALT III 2 (obere, obmte) 5038
17t n*u4nuk; ditse aualeiuoi, gUabt ich, kal ikrt KbM-
b«itea, welche sieb btaoodera in den letzleo zeilea so»-
nehmen, wo der dichter *oa der eroiedrigung der atolzeo,
uod «OD der übtitnifiiag d«r bAciuuo gtwali red««, di« tr
uolir dem bildt dM «ipfel» will ««nUsdM «iM«>a. LMamc
{rtUungtu dtt //erat) 6, le«. tgL Htrat l,M: «r (infwfw) war
•Is das überhaupt des Staat«*, al» dar atM, \m ■■lill— dM
vertrauen der Komer. die politik seiner aiialalar, aad daa
glück des CAsariacbcn hausea alle t«eige der k»cb«lao g*-
walt vereinigt halten, der unuuuchrlnkir monarcb Uuuaa
[thrtnreUung dtr . . Jutta) 24, >M ; io Üreadro gebt es ObriiMe
ao »lill und civilisirt her, dasz, wenn nun ee nicbl aaa im
Zeitungen wüazie, man kaum glauben worda, daas kiar tar
fünfzehn monaien eine grutze religiöse aufrafMf kaotaadaa
habe, vor zwölf munden aber die bucbfia fawall «ad dta
verfaeoung im stürmischen drang gaindart «erde« sei. leaia-
■ARN {rtisejournal 2, H 10, Hl; die böcbsU, dl« wbarala fewalt,
tht luprtmt or sovtrngn power. HiLraar l, 4M*.
S)) dtm comparattt und luperlaltw 9om hoek «aUfmhm 4m
formtn ober und oberst, du tuk «ea tkrtt nädutUtfimif
funclion wtntger Ittchl abdrdngtn Uium.
a)) ober itt fatl nur i« der ccmpotttton htUft, 4atk tfL
legeten aie groti gebet an den obero gewall Paoii IM*
(i. ol>tn ly. 4969): avcA bti Al»r 931* wvd twar obere gewall,
pTtncipatut aufgeführt, darauf folgt aber sofort: einem die ober-
gewall geben, die obei gewalt haben, und tkant» aeifr« aUt
übrigen der tahlreuktn beispitle die form der etmfmiHmt, kur
tUhen du formen ubergewa t und ttbergewalt ns «ntmrrtms, der
«IM »nltrtehud in der Verwendung paraUtl läuft, nuofern d«i
trtltrt an du tlaalsrechtluht bedtutung von pcUtUs, dt swnU
an du aüt^emtintrt bedeutung *u anknupß.
a)) Obergewalt, tumma pctetLtt, prtneiptjlut, itttatura, Riaiej«
5*>r M. a.; krafft aeiner ihm über Preussea sakoBlModaa
Obergewalt. Bisseb ttaaluchnflen (t73i| 4M. ffL (eka tktü
7, 108) dit btisfiitlt aut Klopstocb, Kaut, LATaraa, Göiaa,
SciiiUEa, Heine, J. Gaiaa; so schied Napoleon ana Frank-
reich, ohne dasz sein groszer stürz ihm tbeilnakme erre«!
bfttle; die gemütber ballen sich ihm langst abgewandt, seine
Obergewalt war verhaszt. VAaRHAcaii dtnkwüriigktiUn 6,876
(dit r&ekkehr der Bourbvns).
ß)) ntbtn diestr engeren ttaattreekllkhtn ttrwtniumf ui du
al^emtinert bei Obergewalt trtt jüngeren urtfrungt: and hier
liesz er {Granulla) die eratlinge seiner beredsamkeit boren,
die ihm in der folge eine so grone Obergewalt ttbar zwei
könige gab. Scbillsr (abfatl dtr Nudtrlandt 2) 7, loa; ibre
Obergewalt Ober das lesepublicum. Ficura matk§iUn. »«Htt
3,340; IM Obergewalt für Oberbefehl bti Voaa «. Aal 1, lOtl.
y)) diese aUgemtinert Verwendung ut ursfrtm^uk im mm-
eurreniform ttbergewalt etgen: uhergewalt, aisIraJM HlSMCB
\i9l; über gewalt wirdt nicht alt, niiUiiM vM^ra/aas ftrfHwmm.
ebenda; man wird die kräftigen contraste zwischen tücblifaa
freisinn in der wildnisz und einer, zwar geordneten, afcar
doch immer unzulänglichen barbarischen ubergawait b*>
wundern. Götri (toUupotsu) 46, 2M; das frantOaiaclM a«f-
lodern liesz sieb nicbl von ihnen [dtn Wtmvtmirm) arvartaa,
am wenigsteu zu einer zeit, wu die fraiaOaiacka tkofgawalt
so allseitig drohte, {lag- und )akrtiktß$ lbM|tl,ini kam-
huter, quüker, am meisten joden kakrtM|aa dit IkMflmll
der erziehung über umgebende — il<«ckartiia Mitaa m4
Völker. Jear Paoi. Ltwana i' s. 2*.
*)) dtr tuptilaln iü auf aUnkmIm ferbsadM«» besabrtalf;
oberater gwalt z3 Rom. Faisios 1326* •. a., ffl. ijp. mtf.
J. Huaz aei nitt wider die mun«r«bia«, daa lal «idar dta
obersten gewalt dea bapsU, wia kk. Cocsiiva <«a
fespritk 10 ntudrutk;
wann dann dberrea wtfda« — blladi
»o «Ordi daaa berr «»4
druaib lau aet, daa der afctttl fvail
■It aller rrwabkrlt r«cbl aaban.
ibAt flUaif alle laater »ekr«« . . .
die selben consuln »olteo den Oberetaa gevrait ia Ra« irafa«.
Iiviiu iStrusaar« li«2l 33*; der barr «ob ■*** bat aaiM
arbeil in vier akikatlaafaa faaondert. and kaaddt m der
einleilung «on der akartlca fanait- L»s»irc (f ismitr atüwf
1761) 4, 371 : die ebarala fawak dar kircka aar falkeflci; c«ai
zugleich, and aii aMÜlfn nianiMtiMtn, koirKkaads
plip«la sicbertto ik« «ar der tfrasMi de« aiac« «»d daa
ander«. Ltaais« (f<rt«f«nM faraMMii) II, W; vaaa dar
5039 GEWALT III 2 (ordentliche, unrechte)
offenbare mis2l)rauch der obersten gewalt, eure alte gesin-
nungen wieder erweckt, ... so steht mir wider dieses un-
geheuer bei. (auszug aus dem trauerspiele Virginia) 6, 118; saget
mir, meine töcliter, (da wir uns nun der obersten gewalt,
der landesherrBchaft und der sorge des Staats zu begehen
willens sind,) von welcher unter euch sollen wir sagen, dasz
sie uns am meisten liebe? Wieland Shakespeare l, 133 {hönifi
Lear 1, 2) ; ja sogar werden versuche gemaciit die oberste
gewalt einem oder mehreren fremden anzutragen. Göthe (on-
hang zur lebensbesclneibung des Benvenuto Cellini X.); denn
sobald es in einem Staate keine anerkannte obersle gewalt
mehr giebt, sobald sich die mitglieder desselben befugt
glauben, zum natürlichen rechte zurückzukehren ... kann
sofort nur der wille jedes einzelnen, sein einziges und
höchstes gesetz sein. Gentz Ursprung und Charakter des krieges
gegen die franz. rcvolution 30; die höchste, die oberste gewalt,
Ihe supreme or sovereign power. Hilpert 1,462'.
c) Gdjectiva, die einen im bedeutungsgehalte des Substantivs
ruhenden zug unter dem druck gesteigerter empfindtmg hervorheben.
a) die oben sp. 4943. 4980. 4982 angeführten adjectiva, die den
bedeutungsübergang von gewalt zu unrecht, Verfehlung begkiten,
führen ungezwungen zu der gruppe der adjectivverbindungen über,
die die hervorhebung eines einzelnen zuges mehr oder weniger
mit der function des slimmungserregers verbinden, ihren aus-
gangspunkt nehmen diese adjectiva bei der kennzeichnenden func-
tion des adjectivs : unordentliche, ungesetzliche, ungerechte
gewalt grenzt sich gegen ordentliche, gesetzliche, gerechte ge-
walt mit bestimmten bedeutungsmerkmolen ab. je mehr diese
merkmale durch den bedeutungsübergang von gewalt zu violentia,
injuria an den begriff des alleinstehenden Substantivs geheftet er-
scheinen, um so überflüssiger wird das Substantiv für die bcgriffs-
bestimmung, um so freier entfaltet sich an ihm die nebenwirkung
eines ausdrucksmillels der empßndung.
1)) denn da er den teuffei so weit zu gevattern gebeten
hatte, das der pofel on ordenliche gewalt, die bildcr sollt
stürmen, als durch gottes gepot geheissen, da muste er fort.
Luther wider die himmlischen propheten (iSSr.) E2'; als nun
der thüringische auffrhur, auff doctor Martinus schreiben, mit
ordenlicher gewalt gedempffet, . . . bleibet doctor bei gottes
wort. Matiiesius Luther 102;
lasz diesen, in gefüllten Städten, sein arbeitselges werk voll-
bringen,
und bei gesetzlicher gewalt, und, bei erlaubter schuld, ver-
dringen
die anmuht der geselligkeit.
Brockss Thomsons jnliresteiten : der herbst, vers 1183.
vgl. rechtliche, rechtmässige ^ rechtsgiltige gewniten sp. 4992:
sie (die churfürsiiit) ist in unserm gautzen lande,
die klügste frau, das schönste weib.
wer wolle sie nicht herrschen lassen?
sie herrscht mit billiger gewalt;
sie übertrilU die uutersassen,
an hoheit, tugend und gesialt. Besssr gt^if. (1732) 725;
denn durch dienen allein gelangt sie endlich zum herrschen,
zu der verdienten gewalt, die doch ihr im hause gehört.
GöTUB (Herni. u. Dor.) 40,311.
2)) o)) da wolt er auch ie wissen, wo so ein grosses
Wasser... entsprang, wolt auch land und leut in teutschen
landen sehen, si underweisen was zu der narung dient, anch
unrechten gewalt abtuen. Aventin {bairische chronik) 4,120;
80 nun ein oberkeit als ein oberkeit dem keiser widerstehen
u. sich u. ihre unterthane schützen mag für unrechter ge-
walt, darüber mögen sie richten, ich lasse sie es walten und
verantworten auff ihre gewissen. Luther {an Wencel Link
1530) briefe 6, 128 de Wette;
und das in pescbedigen thüet
rauberei und unrehter gwalt,
oder gleich in ander gestalt
dieberei, petrueg und arg list.
Hans Sachs {der geiiiqe wotl) fabeln und sdiwänke
2,157 Götze;
unrechter gewalt mit pueben-stüecken
sol man zeitlichen unterdrüecken,
das kein tiranei daraus wachs.
(die kewsch ermört Virijineu) 22,296;
darzu so halt in dem gemeinen mann, ausz den vorgehenden
miszhandlungen, der unwill gewurtzelt, . . . und waren fro,
das jeniandt seinem unrechten gewalt understünd zöwider-
streben. Livius (Slraszburg 1562) 21* ; wür aber, (das) das recht
durch derselben gedingstat gericbtsleut nicht beschirmbt mecht
werden von Übersetzung wegen ainer freuntschaft oder un-
rechtes gewalts, so mag ain richter woi von den andern
GEWALT III 2 (falsche, unbillige) 5040
zwaien gedingsteten gericbtsleut umb hilf und schirmb, das
recht zu vollenden, anruefen und ermanen. landsprach von
Nauders {handschrift vom 17. jahrh.), öslerr. weisth. 3, 319 ; einen
solichen unrechtlichen gewalt hab ich klagt den stenden
detz römschen reichsz. Hartmut v.Cronberg 152; die unrecht-
mäszige gewalt, deren sich die Guisen nach dem tode Hein-
richs IL anmaszten, verursachte die bekannte Verschwörung
von Amboise. denkwürdigkeiten aus dem leben des marschaüs
Vieilleville, vgl. die ausgäbe von Schillers werken (1S30) s. 1135';
diese wölke schwarzen Schicksals, die über dem sonnigen
lebensbilde hing, barg den blitz einer unbesonnenen, un-
geheuern that, wie sie, erzeugt durch den druck ungerechter
gewalt, ungeahnt und plötzlich einmal entsteht und den thäter
mit dem Iiedrücker vernichtet. G. Keiler Züricher novellen 88.
b)) falsch babstischer gewalt. Waldis B*b;
du falscher gwallt nun torcht doch gott
worumb verachtest sine bott?
zöm gwalt hat dich gott uszerkoren
so stäcktst du in sünd bisz über die orcn.
Val. Boltz der well Spiegel N2*
(Jusiilia zum tandvogi);
nfin sprich ich das on allen wan,
hete Hanns Waldman das ouch getan,
bim leben wer er beliben;
er hat gefün ein falschen gewalt,
das hat man im vertriben.
lied auf Hans Waldmann (Liliencron volltsl. 2,273);
dahero sein weib, um so viel destoweniger befugt, sich von
ihme freien angeroasten gewalts, abzusondern. Abele künslliche
Unordnung 1,254; aber auf eine solche art zu kommen, und
sein recht durch unerlaubte gewalt zu suchen, das geht nicht
an. Wieland Shakespeare 5, 72 {Richard IL 2, 10).
c)) uns und die unsern durch göttliche gnädige hülff und
Verleihung vor deinem unbilligen gewalt, auch uncbristlicbem
und unfürstlichem thatlichem vornemmen zu schützen und
zu reiten. Kirciihoff militaris disciplina 89; violentus, voll un-
billicbs gwalts, ungestüm, grimm. Frisius 1385'; zu derselbigen
zeit, haben herlzog Bernhard und hertzog Heinrich zu Lüne-
burg gebrüder, mit hertzog Erichen von Sachsen ... ein ver-
bündnis gemacht, das sie wider alle unbillige gewalt, so inen
von Iren feinden umbher begegnen möchte, einander trewlich
beistehen und vertedigen wolten. Bünting Braunschw. chronik
(1584)2,26'; ob schon meiner feinden unzimlicher gewalt, von
etwo vil Jahren her in einen grossen miszbrauch ist kommen,
das lasset mir doch nit an meinem leben schaden. Hütten
(klagschrift an alle stände) 1,413 Böcking; übler gewalt wirt
nit alt. Sprichwörter (1570) 375'; ebenso Henisch 1592, vgl. Horr-
MANN spenden 1, 151;
ich herrschen,
die einer schimpflichen gewalt erliegt,
die stirbt! Scuii.lkr (Phädra 3,1) 15,1,48.
ß) adjectiva, die das aus der bedeutung von violentia er-
wachsende moment der überlgenheit, des zwangs, der leidenschafl-
lichkcit nachdrücklich hervorheben.
0) da dieser menscii elend
rief unt schrai, gott' erhört' in bald,
Qnt half im me^chtiger gewalt
aus al- seinem elend. Melissus psalmeu 123 neudrnck;
wir wollen eine starke, kräftige gewall an der spitze schaffen,
und doch wird uns vorgeschlagen, wir sollen nicht blosz
die Wirksamkeit der gcwalten für einzelne fälle beschränken.
6er. d. Frankfurter nationalversammlung (7) 4989", vgl. stärkere
gewallen sp. 4993. dazu vgl. die entgegengesetzten attribute:
weil sie sich selb für mechtig acht,
gots werck daneben nicht betiacbt,
ausz trutz vermiszt sich alzuvil,
vorgiszt des worts: ia, ob got wil,
so ist ir sterck und macht hinwegk,
und leit die kralTtlosz gwalt Im dreck.
ßuRKARD Waldis slreilgeUichlü 31 neudruck;
dicner, die vom putze strotzten, liefen an den tafeln hin
und her, und wurden bald, von einem fliegenden sonnenblitze,
der von auszen herein kam, begossen, bald von den lichtem,
die im innern in noch schwacher gewalt brannten, sanft
bestrahlt. Stifter {Procopus) erzähl. 31.
2)) unwiderstehliche gewalt rgl. oben sp. 4970; einer von
den himmeisbewohnern hatte ihn am kragen gepackt und
schob ihn mit unwiderstehlicher gewalt hinaus. Grimm {meister
Pfriem) kinder- und hausmärchen 2, 418; eine strafbare hand-
lung ist nicht vorhanden, wenn der thäter durch unwider-
stehliche gewalt oder durch eine drohung ... zu der hand-
lung genöthigt worden ist. Strafgesetzbuch f. d. norddeutschen
.0041 GEWALT III 2 (zwingende, slürinische)
bund (1870) i t>7, bundefgfifttblatl ton 1170 f. 307: trftel nur ber
und lieinitliet eucli Oin meine bulJe, betrachtet den uner-
ficliii|iniclicn gewalt meinet reiebluhm« und erAarlet von
mir iure vermeinte und erwOnitcbte aceüüLeit dei irdiicben
leliens. FiciioTTii.iuf fntdtnt tieg ifi ntudrutk; tpl. uoendllcbe
gewalt ip. &034; unendliche gewalten ip.iVH; 9gl. unattglicbe
gewalt ip. 4d:o.
3)) Amt Zauberin . . von deren Terfabreritehtr gewalt da
dir nur erst jetzt einigen begrilT mactien kanntt WiKLtRD
{Ptregrinut Proteut }) S8, 99; wenn die Aleiandar and Caiarn . .
augrnblici(0 ballen, wu eine uiifieiwiliige inner« gewalt lie
nitibigte einem ricbler in ihrem eigenen buien rechen«cbaft
zu geben. 28, t24;
diu ileKciiüe gewalt, dl« gab« reich lu aain.
wai (Innen loclii und ftbl, hat nicbi dar mcnicb allein.
IltOiDoaN pofl. werke (t77ü) t,U lmor»l. gediehlt);
9gU trotzende gewallen ip. 4995;
Au(u«lu« hat
daa angeboi der drei lecionen,
die Vnrut führt, tum acliutia wiilrr Marbod,
tum (IriitRiifnal mir lieiile «vl«derlioli.
frOnde von iwingendrr crw.ilt beiilmmen nieb,
dio iruppen langer nicht mehr abiulehnen.
il. V. KLiikT (llermanittuklacki 1.10) t. Ilt;
er war bestimmt. In aelner caban fAlle,
mich von der rtichtkunnt woikenoahan glpreln
hl dieto.H leben« heitre birnbrntliAler
mit tanlt baiwingender genalt herabiuiiehn.
GaiLLriaiaa (Sappho l,S) ),IOO;
vgl. unltn $p. 604S;
nun «ag« mir, valer, war gab der geitalt
die elntiga furchtbar enttchledne gewalt?
UöTiii {l'nndorn) 40,397;
er {der kronprint) halte nichts dagegen, constitulionellen
miniülcrn die Verantwortung und dnmit die entsrheidende
gewalt zu überlassen. Stskl begründung des deutschen reichet
S>42; bi( die tlirftn«, tchmertgeboren,
bi'lclii die hemmende gewalt,
da»i ich ewig nun verloren
deine leuchtende geiialt.
IlOQi'KTTi tiedichte (I8&9) 8t.
4)) voll ungestümes gewalls, vio/en(i(S. Hbniscii 1502, vgl. oben
sp. 49*2; das «pricb wort sagt: schwinde gewall, vergehet bald.
Matmb«ius Sj/rarA i,Cl*; vgl. auch llEtiiscn a.a.O.; die regierung
Karls des fünften . . zuerst führte die willliürlichc gewitll in
das innerste heiliglhum ihrer Verfassung. ScRiiLüa {abfall der
Niederlande I) 7, 49 :
wie alles si&ubt und bebt bei ankiinITl einer heerda:
so schwärme sich die lulTt und tittert« die erde;
alt dieser voicker trIfTt, und deren hinterhall,
auf untre läger drang mit stürmischor gewalt.
Uxtsia 'leiiichlc 34 (1732);
Leopuld errang mit stürmender gewalt und groszer aufopfe-
ning von menschen am 8. de/einber den bedc(kten weg.
VaRUBacbn von Ensk {Leopold von Anhalt-Dessau) Hogr. denkm.
S,ei; seine {Alltlas) haltung war stolz, die äugen spähten
durchdringend umber, er war von verschlagenem geist, immer
ein vornehmer berr, der niiene und wort sorglich hütete,
und der das wilde huiincnhlui, wo es darauf ankam, wohl
zu bündigen wuszte, wenn er aber der leidenschafl nachgab,
durch die wülhende gewalt seines wesena auch feste niSnner
bellen machte. Fhkytac {bilder l) 17,140;
schnall. unverholTt, bei nichtlich »tiller welle
g&hrts io dem lück'schen feuerschlunde, ladet
sich aus mit tobender gewalt, und weg
treibt über alle pflaniungen der menschen
der wilde ström in grnusender lerstöruog.
ScniLLBR {Wntlrnitnns (od 3, IS) 12,306;
die stunde, cardinal, wo eure lendung
die srhmeiterndo genalt entbinden toll,
ist nah. F. v. Saar (//einnW. IV. t,2) 6,74;
in der festrede zum zehnten nnvember 1859 schilderte er,
wie Schillers tiefsinniges worl mit tOnender gewnit die geister
durchdringt. Rkknats scÄn/ten 2, 327 (lur kenntnis J. Grimms);
tgl. volltönende gewalten sp. 49<)5;
I nesthardi. bürg du für dich und deinen eignen leib!
wir thun, was un^er« amtes — fort mit ihn!
melchiltat. nein, das ist schreiende gewall 1
ScHiLLsa (WUh. Teil 3. 3) 14. 334:
vgL gewall achreien sp, 4978; die zerstörende gewalt der feuer-
kugeln war zu grosz, das anrückende unglück so entschieden,
dasz niemand glaubte entgegenwirken zu können. Gütik
{belagerung von Maini) 30,329; so oft also die natur eine
foderuiig macht, und den willen durch die blinde gewall
des affekU nberraschen will, kouiint ea diesem au, ihr ao
GKWALT 1112 (gehfime. beilige) 5U42
lange stillstand tu gebleleo, bia ii» vtmunfl gtsprocWa kaL
ScmiLia {Aber anmutk und mürdt) 19, tot; «f^. amtk «tM ifuMMt
•i gibt «In etwas i« de* ateoscban w«»«a.
da«, uoabblat voa de« altoer* «llUa,
aoslebi und aasiAtti all blinder gewalL
tisiLtrsatSB lArgamantem I) P.Mi
aucb mkb, erbaba«! «Irsi da ntclii verbesM«,
die bclire settApftriu der isusebendea gesutti
VOM leben bllitl e« und die färbe« br««««*
auf meinem tueb mit glObeBder g««alL
ffcMiLLsa f'/i" aeM«a«f 4fr a«M««) It.t.il.
y) nahe tertrandl mit der Miifiu ffuff» äai ik tdimim,
die das unbegreifliche, grhemitim$äi ta mUm im mMImtim
hrrvorheben :
I)) als eine art von geniiia, d«r . . «tch mit «ioer «rt vo«
magischer gewalt meiner ganzen «««le bemfcbligte. Witt««»
{Peregrinus Proleus i)n,t\0; zu meinem erstaunen f«nd irb d«az
mir, al« laste ein «Ip auf meiner brüst, von einer anbekanolen
gewalt die apracbe benommen und ich unverm>j|cnd war
den grringaten laut von mir zu geben. Gaiaa {der §Usn9»
sarg) kinder- und hautmdrchen 3,366;
was lockst du mich wieder alt dunkler («wall,
aalt lügen von lern und liebeslusi?
LiOTNOLB (sWkatM*!) 4;
«yL teilsame, nnerkittriicbe gewalten ip. 49)4.
2)) da wAr' er gerne geflohen:
aber ib« hielt verborgne gewalt ! er stand vor dea riebtar.
KtorsTOCt Mrisia» I«. 411;
beim anblicke Leonhard's sprang das mSdchen auf, ala wen«
aie von irgend einer verborgenen gewalt emporgeacbnellt
würde. nraNARR Scivio get. tthrifitn 4, rr; wie von innerer
gewalt gedringt, streckte ich beide bSnd« gegen ihn «ut.
Tu. Stör« {im sehloss) 1, 167.
3)) und ist Warnung vielleicht die gebelae gewalt. die alcb
res>elt? Ilopstoci Mettuit 11.366;
der instinkt, der alle lebendigen mit einer geheimen und nur
desto müchtigern gewalt an die einzige art von dasein, welche
sie aus unmittelbarer erfabrung kennen, fetselU Wiblab«
(P<rffrinu5 Proleus 2) 29,216; die Jugend wird immer toll-
kühner: sie will nicht mehr erkennen, wie wir ganz in der
geheimen gewalt dea wüsten meeres sind, wenn wir uns
seinen wellen mit so zerbrechlichen fahrzengen preisgeben.
HsRaiCH STBrrKNS Walseth und Letth, 3. buch (WactaaüacBL
3', t3u4); nnwillkOrlich als triebe ihn eine geheim« gewalt
schritt er wieder seines weges dahin. AoEeaaca «ran le^en
3,181; Weniel. meinst du, dasz er ihr verzauberte triak«
gereiclit? Hans, opiate, die des menschen herz mit gehail
niazvoller gewalt umstricken? H. v. KLtiai {Ktthchm r. U*9-
frroiin)3, 14; er zauderte zwar, doch, von einer beimiicbeo
gewall angetrieben, gehorchte er der atimme. Gaia« {der
gläserne sarg) kinder- und kausmärche* t, 964.
4)) es rauscht der donner in den Itfle«
mit majesiitiscber gewall,
so stark, diss er aus tlernoaa klOftaa
mil lausend siinmao wledürbaliu
Kataaa fualmm 1.4:
•a war ihr tiefstes und eehelasies leben.
was mich ergriff mit heiliger gewalt.
SciiiLLia (hriial ro« ilruima t,i) 14. *l;
kein Privilegium, keine bürgerliche gerecbtigkeil galt gcfco
die heilige gewalt (<f<r tn^Kisitio«). Sonnta («»/WM dtr Itaiir
lande 1) 7,74;
so entsteht au* trübem dunlrl.
gllntend schdoer als karfnokel
•In« hlmnllscbe (otalt;
■nd gesiillt ist all sei« streben.
«a «rgraift ibn neu«* lebe«
mit gebeiligter gewall.
RftRüRB (4(« 9rm«lt 4rr »rt|«t>») I. tl.
S) ausirucksmiUel für dm tmpfiniungn, iit dit gtwsh <•
ihrer Wirkung ausUil.
1)) n)) den mntsigca, praekUiciM«. laslrckbra gtwait im
bnpslumbs. I.OT««« grund «U «r»e<A(i6«l) I T: er {ifr vttfmm)
giaubt nicht, data man die tliMiraliecli« dicJukan»! eraMrig*,
wenn man ihren letzten eadzweck daa «rfOte« Mia iMal,
und unlertcheide
welche« nur v«rt«_
mit einer aD|CMliäea gtvralt auf aoarr bcn «MeL ÜMOW
{crüuthe n«<*rM4flt mtf du jahr \;m) 4, r.%: wnA wm ikeim,
glaube ich, konnte einen philo^opken in ai
«acbe befriedigen, wamei diea« linie eine ao
vialt über un»re «apfiaduBgea kab«. (wrbrrMM a« Jfyto*
Jet dieae« ergOUen in cte iapetÜM ; ia
irtAglidi di« sinne rühret, oM km, ••
5043 GEWALT III 2 (sanfle, rauhe)
übersettung von Hogarths Zergliederung der ichünheit) 5, 371 ; melo-
dische gewalten sp. 4096. v^I. aucli tönende gewalt sp. 5041;
das glas erklingt von lieblicher gewalt,
es trübt, es lilärt sich; also musz es werden 1
ich seh' in zierlicher gestalt
ein artig männlein sich gebärden.
GöTUK (Faust 2) 41,106;
sagt, darf ich ohne ziitern mich der süszen
gewalt des trunknen herzens überlassen?
Schiller (hrutil von Messina 1,3) 14,27;
des Dänen arm mit sü^zer gewalt
sein königlich lieb umkreist. Strachwitz ged. 141.
b)) ich . . slreifle mit freundschaftlicher gewalt ihm den
ring vom fingen. Imhermann 5,87;
er (<ler jünnlim) gab der stärkern Wahrheit nach,
die seine wilde freihcit brach :
er fühlte, wenn sie schalt.
der leidenschaften stürm entschlief:
die tugend siegte, da sie rief,
mit schmeichelnder gewalt.
Uz Unle an die weislieil) sämtl.poot. werke 144 Sauer;
schnell dann faszt' er am arm und führte sie, welche vergebens
schuz von Amalia flehte, mit sanfter gewalt aus der kammer.
Voss Luisi^ 3, 294;
sie {die beiden mädchen) waren gröszer, und unter die un-
bedeutende freude des kindes mischte sich schon die sanftere
gewalt der Jungfrau. Stiftkr (der waldgänger) erzähl, ilh ; sie
zog ihn mit sanfter gewalt auf einen stuhl, kniete vor ihm
nieder und schaute ihm mit einem unbeschreiblichen blicke
in die äugen. Ihnermann 5,154; er berührt ihre äugen, nach-
dem er mit sanfter gewalt ihr gesiebt beraufgebogen. Haupt-
mann Hanneles lümmelfahrl 91 (scenischebemerkung); 'so setzen
sie sich doch hieher in den schatten!' rief das müdcben
und zwang mich mit sanfter gewalt auf die bank nieder.
J. v. Saar Innocens 63;
doch ist ein tröster kommen ihrem (Deuluchland, derwiitih) leide:
der gelst der eintracht, welcher nun mit leiser
gewalt um ihre «tirn die eichenreiser
zusammenhält, dasz keins vom kränze scheide.
Gkibrl juniuslieder 197;
vgl. friedliche, selige gewalten sp. 4994. 9495.
2)) finstere, dunkle gewalten vgl, sp. 4995. 4996.
a)) i.st schon der schwülstige gewalt,
gemeiniglich mit euch (reicUtlmm und geu) verbunden,
so hat sich doch noch nie befunden,
dasz er euch unverletzt erhalt.
Romplbr reimgetichte 83;
es wäire anzuführen überflüssig, wie durch diese acte
unmilder gewalt die freude gedämpft wurde, dasz ein wich-
tiger landstricb aus der zwar ehrenvollen, oft ersprieszlichen,
aber das nationalgefühl lierabdrückenden Verbindung mit einem
mächtigen fremden reiche in das reine verhältnisz der andern
deutschen bundesstaaten übergegangen war. J. Grimm (meine
entlassung) kl. Schriften l,3i; welcher von dem gemeinen manne,
der seine stränge gewalt nicht vertragen wolle, in einem
aufruhr' erschlagen ward. Zesen adriat. Rosam. 17S neudruck;
des Melcager rauhe gewalt,
des kaledonischen eberbezwingers,
tödtet'' Althea, die mutter das kind.
Grillparzer (iledea 3) 5», 182;
doch endlich, da legt sich die wilde gewalt,
und schwarz aus dem weiszen schäum
klafft hinunter ein gähnender spalt,
grundlos als giengs in den höllenraum.
Schiller (.laudier) 11,221;
die einen sagten darauf, die brutale gewalt behalte heute die
überhand, erst eine künftige revolution könne das heil bringen.
Sybel begrfmdung des deutschen reiches i,Ul ; vgl. rohe gew allen
sp. 4995.
b)) ob solcher schrecklicher gewalt
vorwundert sich beid jung und alt.
BuHKARD Waldis ülrvit (jediclilc 29 neudrurk;
von meinem moloch habe ich den ersten act fertig und bin
zufrieden, es wird ein stück von schrecklicher gewalt. Hebrei.
(an F. Bamberg) briefwechsel 1,262; vgl. schreckliche gewalten
sp. 49!t5.
c)) ohne unsre annäherung, würden diese schlafenden
steine, die euch umgürten, durch den stosz ihrer mascbinen
aus ihrem ruhigen Iciin-bette gerissen, und der blutigen ge-
walt ein gräsziicher ruin gemacht worden sein, auf euern
frieden einzustürmen. Wieianu Shakespeare Z,'^^ (könig Johann
2,3); und driben grosen mörtlichen gewalt den gantzen winder.
BRi)GiiNGER (chronik), Basl. chron. 4,iS2; aber gott lob, sind
unser doctor von der weltlichen obrigkeit und kricgsleuten
ausz golles wort geschrieben, unnd mit seiner ledern ir vil
GEWALT III 3 (in präpositionalverhindungen) 5044
von bapsts füssen und mOrdlicher gewalt erledigt. Mathesius
Luther 180 neudruck.
d)) wie gern ich auch gestehe, dasz ihr Schicksal uns mit
seiner ganzen tragischen gewalt ergreift. Wim. Jordan Frankf.
nationalversammlung 24. juli 1848.
3) die präpositionalverhindungen mit verbis. für die parallele
von gewalt und potestas ist hier der oben {$p. 4998. 5020.) 6«-
sprochene gegensatz zwischen dem individuell begrenzten begriff und
dem absolut gefaszten Substantiv von einschneidender Wirkung,
durch ihn werden bestimmte präpositionen , bestimmte verba vor
andern in die Verbindung gezogen, durch ihn die bedeulung ein-
zelner Wortverbindungen in bestimmte riehtung gewiesen, dagegen
kommt für die parallele von gewall mit vis oder violentia ein
solcher unterschied kaum in betracht. hier überwiegt durchaus
der absolute gebrauch, der seinerseits weitgehende bedeutungS'
Verschiebungen veranlaszt.
a) die parallele gewalt und potestas.
a) für das individuell begrenzte Substantiv ist fast autschliesz-
lich die Verbindung in der gewalt belegt, der gegenüber einige
concurrenzbilduugen weit zurücktreten.
1)) in der gewalt sein, stehen u. a. setzen in der hauptmasse
der belege hier eine dritte person als träger der gewalt voraus.
Wendungen wie hie sint die mennische in ir selbir gewälte
spec. eccles. 49, vgl. oben sp. 4925, sind ganz vereinzelt: das ist
geschehen, die weil der alt herr noch in seinem gewalt was
(herzog Ludwig der bärtige von Baiern , der später von seinem
eigenen söhn entthront wurde). B.Zink, d. Städtechroniken b, \6l ;
und so du ire das ganz haus bevilchst, muss ire jedermann
dienstlich sein, behcltestu aber etwas in deinem gewalt, so
spricht sie, du wollest ire nit getrauwen. M. v. Kemnat chronik
Friedrichs I. 141. häufiger belegt sind ähnliche Verbindungen mit
dem absolut gebrauchten Substantiv bei änderung der bedeutung.
vgl. in der gewalt sein, in der gewalt sitzen, s. sp. 5053 (/).
a)) in eines gewalt sein, esse in manu. Henisch 1591; vgl.
oben sp. 4923. 4925. 4926. 4928. 4930. 4984; in eines gewalt sein,
nouveau dict. (Straszburg 1762) 338; in jemandes gewalt sein.
to bc in any one's power, at bis disposal, at his mercy. Hilpert
1, 462'.
«)) do sprach grave Hanns: 'ich waisz wol ain gefangnen
jungen Deutschen, der ist in meinem gewalt und will nie-
mands sagen, wer, oder von wannen er sei'. Zimmersche chronik
3,110; herr küng, nun bin ich in dinem gewalt. buch der
beispiele alter weisen 120; als nun die magt hoch geschworen
verschwiegenheil zu halten, hept das weih also zereden an:
wüss, dass mein herr, in dess gewalt ich bin, ein grausame
that wider den kciser ... im sinn und in das werck zu
l)ringen, für sich genommen hat. H. Wetzel reise der söhne
Giaffers (litter. ver. 208) s. 28 ; in ejus potestate dixi fore , das
ich wolle in seinem dienst unnd gewalt sein, und im ver-
bunden ston, oder in seinem willen laben. Frisius (1568 und
1574) 1028';
alle sind wir in eurer gewalt, ihr habt uns in bänden.
GöTHK {lieiueke (ucha) 40,61
(stehen ja in eurer gewalt. Gottsched 88; im Reinke de Vos
andere Wendung); es war, als seien wir plötzlich in der gewalt
unseres jungen meisters. Tu. Storm (im schlosz) 1, 140.
ß)) nü ist her durch den willenn unnd vorhengnisz des
almechligenn gotis, in des gewallt wir alle sein, in kortz
todis halbenn ahgangenn. hochmeister Hans von Tiefen an
Bilgrin von Reischach den jüngeren (Königsberg 1434), bei Stein-
HAüSEN privatbriefe 1,399; solch klag mag der man für sein
ehefrawen, der vatter für sein kinder, die in seiner gewalt
sein, thun. statutenbuch (Franekfort 1558) 42".
y)) und Dam im die stat Werd, schwäbischen Werd, die
gar lang zeit in der berrn von Bairn gewalt gewesen was.
d. Städtechroniken 4,121; als nön die sach an einen rath ge-
langt, zweiffeiten sie am ersten, ob das ziUhun wer, dann
Martius möcht sie alle bei ihm behalten, oder zum wenigsten
sein inüller, weih und kind, die hielten die Römer als ein
pfandt, dieweil die inn irem gewalt unnd bänden weren,
das Martius seinem zorn nit so gar nachhengen, sonder sein
grimmigkeit massigen wurd. Linus (Straszburg 1562) 34'; drauff
diauff, der sig wird unser sein, die sladt in meinem gewalt,
der raub in euren bänden. Ahraham a S. Clara avff, auff ihr
Christen (Wiener veudrucke i, 59); einer bundesfestung auf dem
linken Rheinufer, welche 13 jalire in französischer gewalt
war. ber. der Frankf. nationalversammlung (l) 107'.
S)) piaesertim quum tota potestas huius rei tua sit, dieweil
5045 GEWALT III 3 (in eine« »luleru gewtll »ein) ÜEWAUT III 3 (id einn andern gewall ileb^n) 5046
und die larb in deinem gewalt itt, oder du allein g«walt
iu diter tacli liaei. Fmiio« (I5ea N«tf laU) lOto';
oll« ilInK lind In dtfioem tewill
du iiiuclieil Uatmil wliu dir ifelt.
iragdlia ;o/iaNRlJ ärt Itulfrrt (I&49J A7*i
wenn das gesell a priori all der Itealimrouogagrund der band-
\»ng . . Iieliaclilct werden kann, ao isl daa urtlieil, ob elwaa
ein gettenilund lier reinen prulititcbea Ternunfl sei oder uicbl,
\{}u der vcrgleo bung luil unserem |ibysisclieo vermögen gant
unabb5ngig, und die frage isl nur, ob wir eine handlang,
die uuf die existent eines objects grricbtel ist, «rollen dOrfen,
wenn diese« in unserer ^e\s»\i würe. Kant 8, 117 (lUa); ich
grif ibr sogar vur, und bat meine leser gewisse bllller lu
(Iberscblagcn, die icb duniil entscbuiiliKle, dusz die bandscbrifl
acbun seil drei jabrru nicbl mehr in meiner geMalt gewcteo
aei. Lasainr. (forrfde tu den schriflen l. Ihtil 1763) 6,1): aagen
sie mir, inOcble man nicbl die lusl «erliereo, aicb au( irgend
etwas scbmeicbelbiifles, daa nocb nicbl glntlicb in unserer
pcwall ist, inrbr rrcbnung zu macben? (rermiirA»* %(krtflt*
du Myliuf) 0, 3U3;
WS« ileln Itl und In delm Rewali,
das selb heb auf uud es rOrsIcIillclich peball.
11. Sachs (Uie nachiijall) Inhtl» uhiI ithmänkt
3,101 Hfudruck;
es ist inn deiner geMnIt, in manu tua est. IIrmsco t&SI. tbtnto
Steinbach 1,911 (in mea diliont ttl); ist nicbt in meinem ge-
walt: es steht nicbt bei mir, non c>l in mra manu, non rtt
in mea polfstate, non ut mti arbilrii, non tu penrs me. IIatcb
2»j, »htnso kiRsca i:»'; das ist nicbl in meiner ge«>alt, rtla
nai pas {je ne l'ai pas) eu man poufoir; ü nt dtptnd pos ie
tnot. KuNbBAu-BuxTOSFr 35S'.
f)) der Sabal ist in dem gwalt des mensclien, und der
menscb nil in dem gwalt des sabata. Ulricb Zwincli ro« frei-
heil der speisen 13 neudruek; die erreichung Aa endiwecl(B,
sofern er nicbt ganz in un-^erer gewult ist. KantT, 3S9;
Ist denn kein patrlol lu linden, in deasen msclit. gewalt und haad
die best' und götlllche veractiwendung vorliandeu, der datu
fesclilcki,
Icht der well erblickt,
und lausend, die noch nicht gebohren. In kindes klndcru recht
beglückt,
gesegnet und veiRnügl lu machen?
ilaocKKS 'lliomsom jahreitgilen: der kerbit, vei» 814;
er möchte seinen nrmen söhn nicht so elendiglich umliommen
lassen, niO<bte ihm aus einer leidenscbafl, die ihn oime
seinen willen befallen habe und nicht in seiner gewalt aei,
liein verbrechen niacbeo. Wiblano übenetiung l.ueians b, i<Ji ;
ja. Wilhelmine, meine liebe ist ganz in deiner gewall.
II. V. kiKisr (an .'«ne 6raii() 161.
^)) nun über ist wachsen in unserm gewalt nil, aber die
Bünden sein in unserm gewall. Mubnks an d<-n .. . adel tütsckrr
na/ton 43 neudruek; wir sind menseben, Kmilia, die gäbe tu
beten ist nicht immer in unserer gewalt. Lbssinc {Emitia
Gahlti 2, C) 3, 399 ;
und rettune über die mauer
i<t In untrer gewalt. wenn die tniir die wOthenden aurhält.
Klopstock SIeuias M, 1132;
wolt ober Jsinandt dich drumb strnfTen.
datx du mtcbsi solch rumor im schlalTen,
sprich, es iat nicht In meinem Rwalt,
dnüi ich die fürtx in henden halt.
Ki'PA« ScHKiPT liiobianHi 98 nruHruck;
in unsrer gewult wenigstens ist es nicht, ob wir das, was
gut, rerhlschaffen und löblich i.st, billigen wollen oder nicbl.
Lks<inc {abhandlung für das rührende lusttpiel) 6,45;
da» e« in Ihrer gewall sei, lod, oder leben xu wihleo.
Klop«tock ileMia* 9, IM.
6)) poni in potestate alicuiu$, in eines gewalt slon, und an
sein gi<ad kommen. Fatsios (l&6Sv. 1574) 102»': in eines ge-
aalt stellen, in pole$taU alieuius tilum ttse. Faisca ), 4M\
vgl. sp. 4916. 4923. 4925. 4927. 4929. vgL in goltea gewalt liegen,
in gutles gewalt stehen .«p. 6003. &004.
n)) wie es mit den unmündigen und den die in gewall
iier Vormünder sleen . . . mit cbgen und untwurtten sol ge-
balten werden. Aurnfcrrprr re/^orwialion (1479) 4'; als diese wort
vom Vogler verstanden, sagt er: allergnedigsle fraw, wie?
der vogel, ich, und alles was ich bab, siebt alles in euwerero
gewalt, ich begUr auch von euch nichts ander», denn dass
ir diesen vo^el von mir zu einer acbencke annemmen wollen.
J. Wktzel reite dtr söhnt Giafftrs [Utttr. Hr. MS) •».
IT.
ft)) lUcb kein rreuudttcbaffl dureb ««sclieack,
lieb swerdeo durch •cbiii«lcbl«il>cb reork,
Mod lass delos reickibuaik« brlneB »ekeia
habe» bei den. der v«r nlcbi kieio
feiadsebaffl le« dir las bertsen hat.
dartu la seloeai gewalt aveb •islil
dcio leib und gut. da» ist aeln rabi.
Kiacaaor m0ad»mmulk 41*;
du soll oueb. ob goii »11. BlsaaserMer
bi^ln anrecbl vea Mir all varaeaaie«.
Ich w6lt mich sl« gar nb«l schtnaea.
hl« fröllcb usd guoter diuge«!
dir sol. ob goll will. «Ol callngaa.
brIo IIb stet In dlnta gwalt.
du oiagtl mit baadlea, was dir gfalk
(«tlnaekUfieU Wl.W Satter.
Y)) »as ich ouch wiiers hett ich gefelliga, aleai allwegen
in gewalt üwer liebe. Vltttk wn WtaUmbtrg an knrfurü Alkieeki
von Aiaiid<n(M/9 (1473) bet SnuHAUssR fnfthruft 1, to«; 4m
glaub isl ein gOlliche gäbe, und du magst nil glauben WMM
du will, es slat nil in deinem gew all. J. KaRaiin v. Gcaiaea«
(ein bückldn, irorsa auf drei fragtn gtanlrorUt vtrd) 2, IS7
nfudrMci;; die sacb stadt an dir und an deinem gewall, n
pole$laU Im» tit. Maalrr 178*, ehtns» Faisiue (iMSw. 1674) IM»*;
du magst, et stadt in deinem gwalt. ektnd* Wf; M alehl
in deiner gewall, penei te, in lua «aa«, la (■• »r^ün» $iium
tu. SricLRa 3126; ea stehet in deiorm gewalt, in ptUttaU tut
e$t, arbtlrii tut at. SriKSEB IU*; es siebet in »einer gewalt,
in tua ttt poleUitit. STRi.>BACti 3,911; ea sieht nicbl in meiner
gewall, aoa eil ia miaa aiM , mti arkkrii, in mf paUitak.
WaisBAN!« im', tktnM Strikbacx 2,921. FaisC'i 2,4*^; tu
sieht nicbl in meiner gewalt oder vermögen, Utaft hffomi
my rtaek, tkttf'$ more tkan tehal I am eUe fo ftrform, ttuUtk-
eapl. »>. (I7ts) 708, iktnto HurKar ((Aal is airf la Mi fMMr«
do*i ao< dtpend upon htm).
3}) lodt und leben . . . siebet in der gewall der lungen. ifter-
si-tzaaj ro« Petrarcas Irottbückem (i&U)7*: daa, weist ich, M
pllicbl, wenn man Wahrheit lelireo will, sie gant, oder pr •khl»
zu lehren : sie klar und rund , ohne rfltbsel, ohne zurflrk-
haitung, ohne miszlratien in ihre kraft und nQtzlicbkeil, zu
lehren : und die gaben, welche datu erfordert werden, alehen
in unserer gewalt. Liastac (Brrea^artai fiiroaeanj) li, 70; ein
ehrlicher mann, der nur einigerma^ten gelernt hal. eich von
dem ausserlichen nicbt unterdräcken tu lassen, kann zwar
fast immer aufgelegt sein, elwaa ernsthaftes zu arbeiten,
besonders wann mehr antlrenguog des flei«zes, alt det
geniet datu erfordert wird ; aber nicbl immer etwat williget,
weichet eine gewitse heiterkeil det geislet verlangt, die «fl
in einer gant anderen gewall alt in der nntrigen ttebet
(i'orrrde roa 1761 tu sehrifUn 9.) s, 271 ; drobongen sind geflbr-
lich, wenn die ausfobrung derselben entweder ao aich, oder
auch nur nach der meinung dea bedrohelen in der gewalt
det drohenden ttehU Undreehi d. prnita. tleeln (im) I, Mt 4
§ 81; die entfernuog einet regitseurt von aeioeai poate* aMt
natürlich in der gewalt det directort ttchen, doch hal er
sich mit dem übrigen ausschuste dethalb to bcnehnea.
E. ÜRvaiiMT da$ nationaUhtatir dtt ntun De»t$eklands (iMt) II
t)) in deinem gewalt slOt nil allein ein knecht
tA sin: sonder auch ein kiod goltes. llARTncT v. Cao«i
{ttndhritf an kaistr Karl \.) tfkrifttn 1 nendnuk; et
in eines jeden menschen selbst gewalt nnnd willM^lha ■<■
ding acbwer oder leicht ifl machen. ScsaiMaMHna f^;
auch vernehmen die berrlirb«ten seelen, elt IMIM |Mc^
nach des Plalo meinung, ihren sitx bei den getlif«, . . .
so wenig die ihnen tngeschiekle anroffongen . . . ab ta ihm
gewalt Stande den flehenden zu heltTen. Loatxstti« Arm. t,%%t'i
e>n redner und poet zu werden, das steht akhl in antrrr
gewalt. GBLiiar briefe loi :
ich wollt, •« »lOnd in BMlner ffwall
dait Ich lauscbea darft.
wollt aba nbelat dta tliea fr«k
\m eiata jiiafa« (»k«a.
laMadka/Ur ^..efraara aadj iiigjn ■is ea».
Mrtrtikfr. tfL Heveuaa trwMacMWMsr ar. SM.
;)) f«at ttretnuM nimmt imr mrUaimf mA ik nftn
b«.ltutnn§ vollmacht e«^:
la aaaeras gwali ibat e« aMM eielM.
data wir la aasan» )adtcira
«ie ia Ae aehadaa caadaawilra.
die weU «tr aelad aar «elafirt.
J. Avaaa (aaUaf mtttr «er Masfia isiaiia i«r««>rft ^«4^
t)) eintHnt sflTeaert aaHaiaafni «t awwanOw nrNi:
•)) eich kallca la «ms §amtä ip. 4»j«; dagefea ifL
817
5047 GEWALT III 3 (in die gew. eines and. bringen) GEWALT 111 3 (in seiner gewall haben) 5048
auch zum letzten ihr leben gar nahe mit einem gleichen
end beschlossen, dieweii dieser könig Demetrius in seiner
feinde bände und gewalt kommen, und Antonius gar nahe
(lessgleichen erlitten. Kircbhof wendunmulh (2,15) 2,30 Osleiky;
was die gnade betriCft, die er gegen Lear und Cordelia im
sinn hat, wofern sie in uusre gewalt kommen, so sollen
sie gewisz nichts davon sehen. Wieland Shakespeare l,309 {könig
Lear 5, 3) ; anno etc. 74 do käme Hornberg in des pfailzgraven
Friderichs gewalt durch Verschuldung herre Lutze Schotten.
M. V. Kehhat Chronik Friedrichs I. 68; was mochten sie doch
mehr begeren, . . . bisz Rom gantz inn iren gewalt komm.
Livius (Slraszburg 1582) 36" ; als . . . Rom jedoch bald wieder
durch eine list des befehlshabers der engelsburg in püpst*
liehe gewalt kam. Platen (gesch. d. königr. Neapel 3,5) 5, 174;
nu wast du wo), daz ich dicke geweist han, daz der prief
in mein gewalt nie cham. Hermann von Liebenberg an Ekkeha)d
von L. 1396 6« Steinhaüsen 1, 349. vgl. oben sp. 4916. 4926.
3)) die Verbindungen mit haben, halten erfordern ein subjeet,
dai mU dem träger der gewalt identisch ist. gewöhnlich wird
diese identität durch das reflexivpronomen zum ausdruck gebracht,
vgl. teneo, potior, ich hab in meinem gewalt. Erasmus Albebus
il'; ebenso novum dictionarii genus Al'; possidere, besitzen,
inn haben, in seinem gewalt haben. Hihelius; in seiner ge-
walt haben, haver in sua possenza, nel suo polere, avoir en sa
puissance, «»» son pouvoir. Uädlein 381"; in seiner gewalt
haben, in sua polestale habere. Frisch 2, 420*. vgl. oben sp. 4923.
4928. 4930. gelegentlich wird das reflexivpronomen in diesen
Verbindungen auch unterdrückt, weil es ja ein moment zum
ausdruck bringt, da$ schon aus der Verbindung selbst hervorgeht:
vgl. die himel wunne nianichvalt, die hat si da in gewalt.
genesis 35, 40 (s. sp. 4931); vgl. in gewalt haben, possidere, potiri.
Dasvpodiüs 341*. vjl. jüngere Wendungen wie: der Schauspieler,
von dem ich sie unterhalle, hat sich immer so sehr in der
gewalt, dujz er seine handlungen nicht ausarten läszt.
J. v. S0NNKNKEI.S 6m'«/« über die Wienerische Schaubühne (Wiener
neudrucke 7,93); er war voll witz und guter laune, und hatte
mich 80 in der gewalt, dasz ein blick genügte, mich zum
ausplatzen zu bringen. Kögelgen Jugenderinnerungen 86;
männer, die sich selbst in der gewalt haben. Tieck novellen
3,109; ich kann mir nur das lob beilegen, dasz ich mich
nie in meinem leben so in der gewalt gehabt und eine
conversation mit so viel Unbefangenheit und fieimuth ge-
führt habe wie diesen vormittag. Hebdel (an Elise Lensing 1842)
briefwechscl 1,100; man wird sich erinnern, dasz der kaiser
Augustus, jener fürchterliche mensch, der sich ebenso in
der gewalt hatte und der ebenso schweigen konnte wie
irgend ein weiser Socrates, mit seinem letzten worte indiscret
gegen sich selber wurde. Nietzsche (fröhliche Wissenschaft) b,U.
die meisten dieser belege für Unterdrückung des refiexiiprono-
mens neben der präpositionalverbindung weisen dafür ein re-
flexives object auf, doch vgl. er . . . hatte mich so in der ge-
walt bei Kcgelgen ; ebenso in gewalt haben, posseder Hulsios
(1596) G2" (fehlt in der ausgäbe von 1614); vgl. die feder in
der gewalt haben, anders zu beurtheilen sind Verbindungen
des absoluten Substantivs wie: daz man behalte deumüete in
gewalte. Gregorius 3798, vgl. oben sp. 4920.
a)) aber der teuffei hat uns also hart in seinem gewalt
gehabt. Hartmut v. Ciionbeiig 46 neudruc/c; da» dann Claudius
sie in seinem gewalt behalten und verbürgen solt, sie wider,
so Verginius ausz dem läger kam, für recht stellen. Livius
(Slraszburg 1562) 43'; orat ut tui copiam sibi poteslatemque facias,
si bittet dich dasz si dich in irem gewalt möge haben oder
regieren. Fßisius (1568 und 1574) 332'. ähnlich Aler 933'; wenn
wir die braut in unserer gewalt hätten: so stund' ich dafür,
dnsz aus der bocbzeit nichts werden sollte. Lessing (Emilia
Galotti 3, 1) 2, 411 ; ihre (Cleopatras) hämische rachsucht gegen
eine person, von der ihr weiter nichts zu befürchten stehet,
die sie in ihrer gewalt hat, der sie, bei dem geringsten
funken von edelmuthe vergeben müszte. (Hamburgische drama-
turgie 1, 31) 9, 312.
6)) ouch wart das heiige grap das die cristen gewunnen
und bestellet heltent, von dem soldan von Babilonie wider-
umb gewunnen, der es ouch noch in ,sime gewalte het.
KöNiGSHOFBN, d städlcchron. 8,441; er het das reich an stat
des kaisers in seinem gewalt, und da er frevel was wider
die priester, da fraszent in die leiis. S. Meistkrlin, d. städti'-
chroniken 3,65 (Nürnberg); diser zeit hat herr Johanns Wörnher
nichtdestei'weniger Wildenstain das schlosz, darauf er sich
behalten in seiner gewalt sp. 5048; das er seinen einigen son
in die schuntz geschlagen hat, auff das der mensch nach
seinem ebeubilde geschaffen, nicht im vorderbnis, und inn
der gewalt desz teuCfels bliebe. Musculus hosenteufel s. 22 neu-
druck, vgl. auch sp, 4927. 4930; er (Appius) siebet die kriegsheere
in seiner gewalt, die nichts ohne seinen befehl thun dürfen.
Lessikg (auszug aus dem trauerspiele Virginia) 6,83; ich aber,
der ich mich ganz in ihrer gewalt sah, gehorchte dem be-
fehle. Platen 4, 101 {rosensohn 12); sie glauben nicht, frau
cousine, wie erquicklich es ist, sich einmal in einer ande-
ren gewalt zu fühlen als in der unserer kleinen regierungs-
lustigen mitcrealuren. Tu Storh (eine hallig fuhrt) 4,14; lange
genug sind ich und andre, die im schatten eurer gewalt
schliefen, herumgelrret, und haben unsre bedrükkungen
umsonst in klagen ausgehaucht. VVieland Shakespeare 3, 3tu
(Timon 5,6).
ß)) so were mir manigfaltig lieber die geschenck hüben
in deinem gewalt, dann das sie inen auch zutail wurden.
Scuaidenkeiszer 71'; wann ainer sein leben durch recht-
fertigung verleust, so soll der richter desselben weib und
kind guels nicht nemen, sie sein auch der berrschaft nichts
fellig, ausgenonien man Undt verstollens oder ander unrecht
guet wissentlich in derselben gewalt, des mag sich ein richter
underwinden. banntaiding zu Wasserneuenburg (um 1575), österr.
weisth. 6,428; vgl. auch oben sp. 4931.
y)) klagen sie den himmel nicht an! er bat die ein-
bildungen in unserer gewalt gelassen. Lessing (misz Sara
Sampson 1, 7) 2, 274.
2)) in die gewalt eines anderen bringen, geben, sich geben,
kommen.
a)) bitz er ine in sichern gewarsam, nemlich in meister
und rats hande und gewalt oder in einen turn bringen mag.
Straszburger zunft- und polizeiverordmingeu 25, vgl. oben sp. 4878.
vgl. dazu sp. 4926. 4929;
dar uach wil ich min tochler bald
dem bischotr solialTeii in gewalt,
bi dem si mir gar bald verdient,
das er mir gibt ein ander pi'rieiidt.
TuoMAsMcKNKK luirrenbescitwörung 98 (28,48) neudruck;
dann wie offt hat doch gott dem frommen Dauid seinen
Verfolger künig Saul in seinen gewalt geben, in zu versuchen.
Wolfgang Schmeltzl Samuel und Saul (Wiener neudrucke b,b);
ob auch einem burger . . . einich zolpar habe oder gut here
in iren gewalt geschickt wurde von geslen, die nit zollfrei
weien, so sollen sie bei einer peen . . . gepunden sein. Nürn-
berger polizeiordn. 143; von Vorgang des kauffers, dem vor
dem andern kauffen soliche erkaufte habe in sein geweere
unnd gewalt geantwort wirdet. Nürnberger reformalion (1479)
20'; und nit allein diss, sondern wo ir etwas weiters von
unserm haab und gutt begeren, wollen wir das alles von
gantzem bertzen in euweren gewalt übergeben haben.
J. Wetzel r«is« der söhne Giaffers (litter. ver. 208)156; vgl. in
eines gewalt antworten .sp. 4926. 4929 , befehlen sp. 4916. 4927,
treiben sp. 4927. 4929, leiten sp. 4929, geben sp. 4927. 4928.
b)) was halt ir mich
so strengiciich,
mein aiiiigs lieb,
weil ich mich also iintlierdenig halde
und mich ia euren gwalde
mit leib und güel genczlich und gar ergieb.
II, Sachs {die iieschickle werlrnny) fabeln und
scliwänke 3, 113;
in dein gewalt
ich mich dir hab ergeben.
J, EccAitD (IG.jaUrh.) ohne dich nur leid,
vijl. lloFKMANN V. F. ijeseUschaflsUeder »r. 69;
Marlin, wenus sein will wer, weit wir ins heint zamen legen,
dann ich hau wol als hart bi^z her dran tragn.
'l'rein. si, mein lieb, ich weit dirs einlach nit veisagn,
weiiiis nur mocht hubn t'ueg und gstallt.
ich han mich drumb ergeben in dein gewallt,
dünn gantz begirlich ich mich nach dir sen.
aic.rzinijer spiele (1535; Wiener neudrucke 11, s. 227).
vgl. auch oben sp. 4924. 4928. 4984.
c)) ei, ich pedurlT nicht deines guecz.
ich dartr nur gueies muecz:
mein heixz kains guecz nicht pegert,
dainmb pistu vor mier unberdi.
.schickt) tich nun von binnenn pald,
mein lieb kumpt nit in dein gebaldt.
Üterziniier spifle (1511; Wiener neudrucke 9, $.265);
dem neuw versöhnten feind nit bald
vertrauw, denn koinput in sein gewalt.
KiRCHUor wendunmulh 391';
5049 üRWALT III 3 (m seJDer gewalt liabeo)
in xriiien bflchiten nAien vrrls**en, noch in Minfm irwoli
gi'h.ihl. '/.\mmiTtcht ehrnnik 1, N4I ; üeiniiacb woll«o ouo dit
iiroiinirb weicher und LOnrblirgrr, dl<> rechten iKrn CIttiici
Oller Sachsen leia, davon Cornrliua Taciiua weiter acbreibt,
daii ate da* grutte land, von den Friesen herab, bi«< an
die CattoR oder Hessen, nicht allein ii> irer gewalt gehabt,
und darinnen gewonet, tondern anrb iiiil der oieoge ires
vulckes gonti gpfflllrt haben. iirMTinc Btuunuhrtigt Aronik
(lfli<i)0: Alfoni antwortete, diisz er bereid die meisten pifltte
in feiner gewalt habe und nicht mehr darum kiimpfeo kOnne.
Pi.ATRH {gtiehiehUn dt* königrticht fiinftl 1, 9) h , \i\. in iiium
tusammtiihang, bti tintm objtrt ton colUtthtr bedtulung tsl auelt
hallen an tttiU von haben tinigtmnlf beUgl, rgl. ot«« tp. 4K*t:
noch abgang Arnolphi und auch Ludwici hielt er dia rnmiacbe
reich aiben jare in seinem gewolt, aber er fraget nichts nach
der krön. S. MiisrinLiii, d. ttidtfehrnniktn S, 66 [Nürnbnij);
• in iitige muoter, mit der gab
der l)()ch«t«r pschalTar klianili herab,
der die weldt hOllt in ■eluem gwall,
in deinem leib Ter<chloas ilcb paldi.
hri Waciiskacil (<<>< Ueuiichr Ali rhen/M 1. 1 tll'.
e)) dann wir bawen die erden, and hebend die frAcbt anlT
ron ir, wir haben die Tisch, wir haben die gilflgel, wir haben
die Tierfü^sige thieren in unterem gewalt. Aimoa Vfrgitiui 6*;
spuren gnug, dasz die morgenlünder noch Ober dem bimroel,
als dem fussboden gottes, meere und grosse liehflltnis«e dea
regens geglaubt, Toirathsliaflser, die der nllmSchtige zur zeit
der dürre noch in seiner gewalt habe, die erde zu erquicken.
Mkrder {fragmentt tu tintr archdohgit dtt norgenlxndft) 6, 14;
dann mocht David das brodt (nr den hunger essen, so war
es niminen dasz, das et war, dieweilt die priesler in ihrem
gewalt hallen. PAiukrüisus virkt (B»$el \b^9) 1,8IS: der sist
paumeisler soll auch bestellen auf den erilag oder millwoch
vor des wirdigen heiligtbnmbs Weisung, das man die ketten
under den srhwipogen und srhosrgatlern an dem wasser
unden und oben anlege und die Terscbliesz mit den srhinssen,
die dann darzn gehören und der gflrtler in seiner gewell
bat. Tuciiea baumeislnbueh 129; ßeramns der keiser hat ans
heigesclitrltt ime zu holen seinen «piegel, den euner kOnigin
in irem gewalt hat. J. Wf.tzel r«.«e der söhnt Giafftrs {Itltn.
rer. 30S) t. 42; so darnach iemmd lehnens halben In an-
langet, verschwur er sirb hoch und theur, wie er nicht einen
pfennig oder einig gelt im bausz nnd seiner gewalt mehr
hette. Kirchhof vtnduumulh (t, 18:) 1,226; du hast es in
deinem gewalt, tu l'as tn ta puissanet, in tua ttt pottstatt.
notivfiiu dictionairt du voyagtur 144, tbfnso Vekicroni 74.
d)) des »ind »le kernen nmb Ifit und land,
umb Uberberg Anwyl Siein:ich,
da* isi den von »am Hallen ain irhand
und doriA euch grost nngemach,
da» hnl)en n!\ umb ir verschulden
die aiilßcno^ien in irero gewalt
nndgdariA lechen tnsent gulilln,
*l hands lA pen davon gesriialtn.
LiLiaMcaoi« vuiksliriiT J,!<0
(rom llohrfcltnchfr klottttbriich 1489);
die ainlicbait hast du nit in deinem gewalt, aber deinen
freien willen. GEiLBa v haisensBBRC trofhpiegtl {Augsburg i&os)
nS*; nicht jeder lehrbegierige hat die mittel, sich geschickter
lehrer zu bedienen, in seiner gewnli. Lessinc {Vossiseht teitung
\'A9) 4,36; ist es aber ein wesen, das denkt und acblilsse
macht, ao bat es zeichen, die nicht die gegenstände selbst
sind, die aber mit den gegenst.lnden (Ibereinslimmen. und
diese zeichen hat es in seiner gewnli. HnnD^R [ührr Ihmsltr-
hut/s iHlrt fur l'honimt) rtrkt &, 466; alles narkte, was lu
unsern zciten nm menschen sirbtbnr ist, besitzt er {Rapkatl)
in seiner gewnit. Hrinsk ArdinghtUo t, 107 (IMI): zugleich
hofte er, hei dem prinzen einen Torflbergebenden gesrhmack
an dem spiel zu erwecken, der diesen romanhaften schwang
seiner leidenst baft bald ersticken, und den man immer in
der gewalt haben würde, ihm wieder zu benehmen. Schillrb
(gri*tfrsthtr) 4, 326.
f)) mein Unschuld holfnet ich darz!^ thun, wa mir gebflrt,
aber diser gauckler Zungen hab ich nit in meinem gewalt.
MuRsra vom grosttn lutherischtn narren s Äiiri; wer hatte
daa heri: die^e« in aeinen leideuschaften eo unmSssigen
mannes mehr in seiner gew.nit als Livia. Wibiand {thrtnrftiHng
..der Julia) 24,366. tgl. dagegen: in der gewalt haben, (e
*«r< tht mailtry of or orer oiie'f passiont. HiiesaT.
ß) wir haben mine und äuge nicht so nrplAlzIich in
vnserer gewalt, als fusz und band. Lassnc {Htimkurgi*<kt
GEWALT III 3 (io '^■>* 8«^lt bringen) 5050
dramtlvr'jit l,4)*, 196: «r lApptut) ist in der kua*t, tirb la
verstellen, vollkonaan anlerhcblet, «r hat ««lO« mineo lo
■einer gewalt, ar weia aeine gedenken tu verberge«. leiMStif
au* 4tm itauertpielt Vtrginia\ t, u : beb« ieb «nain «aul aielit
etwa In meiner gewalt? (f«r iinn!) S,»^: aod ieb gltak«
taveriasiig, ieb wOida jetzt, wenn irb 4\m mmmm Mcfe in
memer gewalt bitte, bea*er apielen tUJMMla. f. L ffWbUM
(iao7) bti F. L W Mavc» 1,117.
g)) hier mu«z nan dem bm. liollaadar das re^bl »M«r>
fahren laasen, da«z er die blobeade berrdumieit
oiiginals, in der deutschen tpraiba die er Oberdll io
gewalt tu beben beweiset, sehr glocblieb anagedrflrhe« bab«.
LlssiNC (KoMUcAe setluRg 17(3) S, 117: biU irb die Mslilokacb«
spräche in nainer gewalt wt« di« uaglOekliebe lenfsche. tcb
lüde aie gleich zu einer reiae ienteita der Alp«« tu: Cdm
an Kayitr, b. mat I7M, britfi 7,117: icb naf «H berm U.
nicht wetteifern; er bat ao viel poetischen etil and tpracto
in eeiner gewalt. llaaDia (bntfwrtktel übtr Ohm«) mttki a, ll»;
eine spracbe in seiner gewalt beben. Voicrst i,'t: etet
spräche gant io seiner gewalt haben, fe bt f«4e «arfer af
a languagt. lIiLeiar I. 461.
h)) der Blumme plauderer Itl artig, und eolblll einen aloff.
welcher alcb unter geb'trigen Veränderungen aof dem Ibeaier
vortreflicb ausnehmen würde, besonders wenn man sebaoapie^er
besehtiftigen wollte, welche das stumme apiel in ihrer gewall
haben. Lissinc (/Irrt, prtvite^iertf tei(HR9t7ftl) 4. 390: da<i er
Ober dieses die kunst wohl tu eaeblen, nnd die edle einfalt
in Worten und auadrückeo, werde in seiner gowall ^babl
haben, Idszt aieb schon djrans acblevseo, weil ertiaFroMMt
ist. (dei ttbti von Marigny gtukithtt dtr Arahtr , . . wmrai» im
übtrstittTt) 6,21: dieses bat der berr von Prea-inlval alt
einer strenge im beweisen, deren nur ein geomeier fibig iai,
nnd mit einer sierlirbkeit des vortraca gelban, welche kaia
genmeler in »einer gewalt hat, wenn er nicht totleirb eio
mann von gesrbmack ist. fem dtr Berlmutken prinl, teifeef
I7&S) b, 174: der verf. wOrde finden, dast ana dem herzen nn4
fdrs herz tn singen, noch etw.is andere sei, als halb aas
dem gedachinisz, halb ans der leicht erregten ph3nla«ie worte
und kadenzen zu sIrOroen, nnd dasz er dem bardrn alsdcno
gewist ahnlicher sein werde, wenn er diese nrkrafi dea §»•
sanges, der dicblung, der spräche, mit sparsamer ni&stigkail
ganz in seiner gewalt hatte. Httntt {über Rtn;ulpkdtnbirien)
vrrte 6, 336; in philosophischen nnd poeiitcben der galtong,
in der sie jeltl arbeiten, haben sie nun auf eine bewnn*
demswQrdige weise geteigt, dast sie die vollerdung jtier
arbeit, wie ein mabler jede Zeichnung, io ihrer gewall haben.
HoMBoiDT an SehiUtr (16. oetoitr i:»j), britfwatkMi im-, irb
weisz aber auch dnsz der gemeine gebrancb, welcher di«
abanderung der wOrter in seiner gewall hat, sieb wenig om
die herleitung bekümmert Lissihc {Sophokltt) 9, <•*.
4)) fpArlither sind toUM* Verbindung*» miI bringen, bika— eo,
kriegen.
a)) derhalben erforderten sie eilende C MarioM Wipalaan
aus Africa, welcher nnlangs darvor deo k&oif Jagorlbaa
von Numidia überwunden und in seinen gewall gebraoM,
aacb der grOsten und sifibaften hanpllent aioer war,
Hom ie gehabt. Zimmersekt tkrvmik i, i Bar^tk; da
ileraclins ein grosz hör, und bracht vil laodtscbafl «MI (
Persiem, bekOromert wider an .«einen fwalt. S Faanci ak
(I&3I) 161*; Bolgaria oder Balgarty dm tfCflMM h*4 IM
der saltan Baiazeih isfl volliff in s«incai ftw*ll tfkmM.
Abb. AS.Ciaa« ew/f, auf ikr cArMea, IWinar utmänuti t,«;
also dat ai (die Juden) das beiligialt eoaraieot «m tlHalan
in ir gewalt bracht und das in ir» eynaginre . . . ■it rllaa
geslagen. (Brunn, 34. ;iiii I4U) «rrMr f. Merr. fcsr*. 91,1»:
dast es nicht edelrouih nod daikbarca p*f«bl . . sunJaw
etwaa gant andere« war, wm dick daaabia in ihr» gcwall
brachte. Wibl«!ip {Prrtgnmus fnlimi i) 7«»MI; sfl. bi «oiM
gewalt nehmen tp. 4tl&. 49M. 4»i%.
»)) dieweil ea gott alao gefall*«, daa« kk dnrek Ma hilf
nnd raht mein lebeo erhallen, demnach ancb At» 0» kh
ganii berUlicb nnd traofealich befert, widar In ti— ■ ge-
walt bekommen, . . . ca wer« »•■ »ttm, wir ttfa«, den tarm
and gross« tyrannel dca« klaif« MwrmaMa«, mit Ginll«
and Acbel vo« binnen. JL Wtrxn rriae äff bMm Qimgen
(.tS4: der teutfel bat de« faha aiehl aowoaat thar «ach
g»srbwungeo. dann bkrdorch hat er aadeatea ««llca,
dast er Ober eacb »ehaa iih|aaiiH, «nd räch i« ««ine
317*
5051 GEWALT III 3 (unter eine gcwall bringen) GEWALT III 3 (mit, zu. vor einer gewall) 5052
gewalt bekommen hat. Stranitzky ollapalrida . . . Fuchs-
mundi, Wiener neudrucke 10,276; hierauf begab er sich un-
mittelbar zu . . der iiönigin . . vielleicht . . um sie selbst in
seine gewalt zu beitonimen. Platen geschickten des königreichs
Neapel ijb; da er den mantel in sein gewalt bekam, legt er
den aulT sein achsel, und sagt: ich bin der bapst. Kirchhof
wendunmulh 369'; die schwungübungen: wobei der turner
alle arten des Schwunges in seine gewalt zu bekommen
sucht. F. L. Jahn 2, 1, 56.
c)) wiewol sichs der bös understan
ihn dermassen zu fechten an
und hat es auch versucht mancliraldt,
das er ihn krieg in sein gewalt,
hat ihn gleichwol noch nie liein mal
uberweldigt in diesem Tal.
Tbyii Thedpl von Wallmoden 8 neudntch.
ß) gegen diese Verbindungen mit der präposition in stehen
hier die übrigen präpositionalverbindungen an häufigkeil der
Verwendung und an Vielseitigkeit der bedeulung weit zurück.
1)) am nächsten kommen die Verbindungen mit unter, das
auch vorwiegend neben den gleichen verbis belegt ist. andere
Verwendungen erscheinen hier nur vereinzelt: unter dem gewalt
und regiment der königin Pampinea, die wirdig geselschaft
sagen wirt von abenteuerlichen ergangen gescheften. deca-
meron 19 Keller.
a)) das alt weih etc. das ist wider dz oben geredt durch
Klinia, die bosz mütter, under welcher gewall sie ist. Terenz
(1499) 75*; auch ein ieder, der solche sünd tbüt ... ein knechl
der Sünden ist, und alle knecht, unter dem gewalt jrer herrn
sind. SciiwABTZENREBG &«c/weru(ip der allen teufelischen schlangen
9'; wir sind alle unter gottes gewalt, omnes sub arbitrio dei
sumus. Aler 934'; wir stehen nicht unter seiner gewalt.
VOIGTEI, 2. 79.
6)) wir wollen aber seiner auch nit mer auff disz mal
gewänen, sunder ihn under dem schirm und gewalt des
höchsten gottes befelhen. Sciiaidenreiszer 59'; doch würd
ich mich under keines gewalt lassen zwingen, die spisz dem
buch, und der buch der spisz. ülricb Zwingli von freiheit
der speisen 6 neudruck; darnmh mag mich niemans von meiner
friheit under einen gewalt bringen, ebenda; redigo regionem
in provinciae formam, ich bring das land under der Römer
gewalt. Erasmus Alberüs M l'.
c)) die Römer wurden nachmals des alten ganzen Italien
geweitig, brachlens alles unter iren gewalt. Aventin {chronik)
4,401; wenn fünft' menschen, die eines sinns, gemüts und
willens, könlen funden werden, möchten sie die ganize
weit under iren gewalt wol bringen. J. Wetzel reise der
söhne Giaffers s. 43; als Dionysius der tyrann von Siracusa
vil sfelt gewunnen, unnd under seinen gewalt hracht halt,
legt er sich für die statt Rhegium. Fronlinus (1552) 21"; dan
die ketzer wollen die kirch gottes under den gewalt der
schrifft pringen. Fiscuart bienenkorb 30"; es melden die, so
türckische historien beschreiben, dass der Türck die landt,
so er unter sich oder in seinen gewalt bracht, nicht zu re-
gieren untergibt gebornen fürsten, herrn und andern etc.,
sondern seinen saniacken, hegen und beglerbegen und
bassa etc. Kirchhof wendunmulh (2, 52) 2, 102 Osterley; (Karl)
brachte sie auch dasmal wider unter seine gewalt. BOnti.ng
Braunschweiger chronik (1620)28; fürtcr wie die Römer her-
nach von jaren zu jaren einem land nach dem andern krieg
zugefügt, alles under ihren gewalt gerissen, unnd wie sie
beid das erdtrich und meer mit blut (liessen gemacht, ist
in vielen büchern zu finden. Kirchhof wendunmulh 356; under
seine gewalt bringen, sub imperium, in potestatem redigere.
Stiele« 2426, ebenso Steinbach 2,921. Frisch 2,420*. Spieser
t50 {redigere in potestatem suam). ebenso Bayer 391*; pottri,
erobern, mechtig werden, under sein gewalt bringen. Ambro-
SIU8 Calepinus 1186'; unter seinen gewalt bringen, reduire
sous sa puissancc, redigere in potestatem suam. nouveau diclio-
naire du voyageur \ii. ebenso Veneroni 74; unter seine ge-
walt bringen, reduire sous son obeissance, dependance, ßg.
mettre a conlribution les eueurs. nouveau diclionnaire {Strasz-
burg 1762) s. 338.
d)) aber unser allerersainster fürst . . . umbleitte mit man-
cherlei krieggetzug ein schloss wol verwarnt und gelegen an
eim last hohen ende, und gewan es in wenig tagen mit
Sturm, streit, und das gantz land darunib gelegen under
seine gewalt sich zu geben zwang er. Matthias v. Kemnat
chronik Friedrichs I. 19; und begaben sich unter seine
(Harminios) gewalt. BI5nting Braunschweiger chronik (1620) 12;
und sunderlich wan das egenant guttshaus in solcher mas
gefreiei ist, das es . . . under keiner weillichen personen ge-
walt niemer komen soll. Urkunde Herzogs Friedrich von Öster-
reich (1406) bei Herrgott geneal. Habsburg. 3, 806; eoncedere in
alicujus jus, unter eines gewalt kommen. N. GIjrtler 1,455;
unter die gewalt eines mächtigen köuiches geralhen, in di-
tionem regis potentis cadere. Steinbach 2,921.
2)) in der Verbindung mit gewalt, die den absoluten gebrauch
durch die annäherung an violentia (s. u.) steigerte, ist der
frühere individuelle gebrauch {vgl. sp. 4922. 4924 u. o.) um so mehr
verkümmert: je mehr du mit deinem gewalt mit den leulen
zuthun must haben jhe mehr würdt mann dir zusetzen.
Übersetzung von Petrarcas trostbüchern (1559) 80* ; als wollen
sie damit anzeigen oder zuverslehen geben das sie alle des
gots underthenige unnd gefangene weren unnd der selbig
mit seinem gewalt über sie herschet. Micyllüs Tac. (1535)
(Germania) 449*;
0 Jupitier du starcker held,
welclien erzittert alle weit,
kuram mir mit deinem gwalt zQhülIT,
in nötten ich jetz zu dir gülfl.
Fischart flöhhati 1 neudruck;
gott machts nach sinem willen
wie es im gfalt,
er kan den zadel stillen
mit sinem gwalt,
nimt euch dem bapst sin kraft.
Uur.AND Volkslieder 2,897;
wir hondt sant Peters Schlüssel noch,
wie wol das schlofz hat aber doch
gott durch sin gwalt verendern Ion,
das selten me würt ufTgeihon.
TiiOHAS MuRNKR narrenlicsctiwOrunij 11 (3,49) iieudrnck;
und cc nu der gerichtstag komen si, da habe Cleschin die
pande ane laube der schultheissen frevelich mit eigner gewalt
widdergnonien und Hengin die entferiet. (Kreutnuch 1444) der
Ingelheimer oberhof 196 Lorsch.
3)) das denn unser eidgenossen von Appenzelle, darnach
wenn inen das von dem hoffgericht zu Rottwil verkünt wirtt
in vierzehen tagen, Heinrichen Heiden die biielfe alle so
hinder si von im und siner elichen husfrowen komen sind,
hinusz in unsre statt Zürich zu sinen banden und gewaite
an alles verziechen, antwurtten und geben süllint. (1456) bei
Zellwege» 2, 1, 21 ; da gered und versprüch ich inen in kraft
und macht disz briefs was si angal, darumb das si mir uff
sölich ervoignus rechten, sülich brief zu ininen banden und
gewalt gen Zürich in die statt geantwurt haben, ebenda; drum
fuget sich der dreier spruch keiner izur gewalt des bapsts
ubir die guntz Christenheit. Luther von dem bapsltum F2';
das . . . ir disem armen mann sein camel, sampt dem jhenigen
so darbei gewesen , widerumb zu seinem gewalt stellen.
J. Wetzel reise der söhne Giaffers {litter. ver. 208) j. 17.
4)) als sich das Wirtenbergerisch land vor dem gewalt
des fursten von Hessen nit enthalten kunt, haben sie sich
mit bewilligung und Zulassung ires kbonigs Verdinando dem
landgrafen ergehen, chronik des schuhmacherhandwerks, quellen
zur Frankfurter geschickte 2,17; weisz auch sich vorm gewalt
desz feindts slarck genug auffzuhaiten. Kirchboff militaris
disciplina (Frankfurt 1602) 7; wissz, das die Ären gemeinlich
all nacht bi einunnder wonen in einer hüli eins bergs, da-
rinn sie sich all nacht samlen, und ist die hüli vornen eng
und innwendig wit für gewalt eins überfals. buch der beispiele
aller weisen HS; hallet euch in den häusern, und hütet euch
vor meiner gewalt. Lessing (Plautus, capliii 4,2)4,118.
5)) was heisset nu gottes reich? antworl. nichts anders,
dann wie wir droben im glauben gehurt haben, das gott
seinen son Christum unsern herrn inn die weit geschickt,
das er uns erlösete und fieimachete von der gewalt des
teulTels. Luther deutsch catechismus 63\ und kamen dez alle
über ein von dem gewalt den si helen von dem romischen
kunig, daz unter den herren und steten nimant kaiin Juden
weder hawbtgut noch gesuch geben soll. Ui.man Stromer,
d. slädtechroniken 1,26 (Nürnberg); vgl. von gewalt der jhenen
die vollung erraicht haben. Nürnberger reformation (1479) 8'; die
seihen erlangten voikumelicb ablas aller irer sünd in dem
verdienen unser» herren Jesu Christi und der liehen heiligen
und der gewalt sant Peter und sant Pauls und von gewalts
wegen des allerheiligisten in got vater und herrn herr Nicias
babst des fünften. (Jahrbücher des Ib. jahrh.) d. slädtechroniken
10, 182 (Nürnberg); da bracht uns auch der bemelt abbt dafür
5053 (iKWALT III 3 (in <kr g«wall Min)
•in huiilvent, *un iieii itifteni uod uniern vurfurdern, «nn
und urenn seliger gtdechlmttt, auigongen; und pulen in
baiden lallen di vuu furillichrm geMalt, der ttiesprucb bei
um heleiben, daa aeu williglicli lellt-n. ianntfiämg tu Htick*it«m
(in. ;a/irA.), öiUrr. mtUth. 6,63.
«)) autz riosi gewalt ein ding verbaudien, »uthmilatt «ii-
eutui factrt aliquid. MAALüa I7h'; io inucbi der kei*er durcb
den gewalt im heiligen evangelio durch Cbriilan geben,
nach aller nodlurllt, und mit der tbat handeln. Hartmlt
V. (^RONBKRC IS nfudruck; der tatao gab hierauf die anlwurt
mil kurtzen Worten: wolan libe zu, daiz dem alto sein
möge, und beharre drnaf, dai tage ich dir bei meinem ge-
Mult; und alao verschwand er lunamt ilrm teuer. Wioman
Fauits Üben 612 Uli. 9trtin; und kamen daielbit in kraft
des gewalls, den sie von dem rumitcheo kunig hellen,
uherein . . . S. Meistirli!«, J. $lddleehrontk«n i,W>; *oo ver-
pindung gemeiner ite*elltcbart des, to durch geselscbuffter
uder ir diener in gewalt der getelscbalR fOrgenumen und
gehandelt winiet. Nürnberger rtformotion (I4'9) 73'; ich kan
kraft meiner ge»alt dieses gericht entlasten, bis Bellario, ein
erfahrener rechlügi-lehrter, den ich . . . habe berufen lassen,
angekuminen sein wird. Wikland Shakitptar» i, \\1 {ktufmann
von Venedig i, l).
7)) wolan so absolvier ich dich aus der gewalt des römischen
ablas. Erashu!« AiaiRus »tddtr Jörg Wttutn mammeluken H i' ;
ob ainer oder »ine auüser gwalt, wissen ond willen der berr-
schaft heirat, mos darumbt-n rrcbt sei? darauf ist recht, das
sich niemanis ausser gwalts verheiraten soll une sondern
willen und wissen der herrschaft. urbar itißrethl der herruhäft
lUtr, österr. meisth. 2,102; Nabochdunosor der bucbmecbtige
konig In Niniva, der wart gegleicliet einem ochssen oder rinde
und ein baslart vertreib ine aus seinem gewall. M. v. Kkmnat
Chronik Friedrichs f. 09;
he) bi(tu dss salb ichantllch wlb
so mil' mt'lDs herizeii luid veririb,
gentiniincn ba*t au« nieiui gewalt
neiD hon, mein iroit, mein aulTenthall.
WicKsta der irr reiilendf bilgff 8*;
darnach stund Mamercus tmilius seller ah willigklicb von
seinem gewalt. Liriu.i (SUanburg IS62)47'; emancipare, au»z
seinem gewalt und von banden geben, ausz seiner gewalt
la-isen. Albr 933'; aus seiner gewalt lotsen, e» na tolunlat*
dimitlere. STeiNBACn 2,921.'
ß) Verbindungen mit dem abiolut gebrauchten subslantiv. der
absolute gebrauch beruht theilweife auf ellipse , insofern die jt-
wetlige individuelle bedeulumjsverengerung das entsprechende aus-
drucksmittel einbiisst; metst wird sie hier durch den sogenannten
urltkel vertreten, in anderen fallen erwächst der absolute ge-
brauch aus der abstraclion.
l)) am mannigfaltigsten sind die bedeutungsabstufungen neben
der prdposition *in'. auf ellipse beruht die Verwendung in den
yürnberifer poHieicerordnungen , wo die gewalt ein bestimmtes
hohiitsgebiet kennseichnet , datu vgl. aus der gewalt sp. MS5.
auch die parallele von gewalt und regiment deutet wuist auf
elltpse, da sie von einzelnen bestimmten regier ungsformen ausgeht,
allgitnein und abstiact dagegen ist das Substantiv in verbiuduniien
tn« \a grosser gewall stehen, in gewalt jemand ilberlrefTen ;
in gewitit stehen =^ in kraft stehen.
a)) elliptische fugungen.
a)) swer ain haus in der gewall verkauft und ei aus der
gewalt nibt gibt, da ist weder, der da kaufet, oder der da
hm gibt, keinem vorsler nibt nmbe schuldig. Sürnberger
polizeiordnung 301; hat ain man, der in der gewalt eilzel,
gei.mbert oder prennehollz gefürel, wil er dez geraten und
verkauft daz, und gibt daz in die gewalt, da ist weder der
da kaufei, noch der da hin gibt, kainem vorster niht umbe
srbiildig. aot; und .swennc ecker wirt, so sol der vorstmaUler
niwrr alnen schütter haben, und ieclich vorsler in seiner
hüte ainen schüter, und ain ieclich man, der in der gewalt
sitzet, der mac seine sweio, die er in sinem hause biderhen
wil, wol in die sicheln treiben. 901.
ß)) doch so find ich si {rtlich gescklechl) nit, das si in den
gewallt sein gewesen als burgermaister und pflefer oder
ander zeugen. Hcctor MCiich, d. stddleehroniken 22,312 (Auf$-
burg); man hat auch nach den zunflen etlichen, die im gwailt
seind gewesen, auch herr geschriben. 346. ek«Nto 311:
Hcrodas michtig Ut im gwali.
zehamllan was uod wie* las gfalt.
GEWALT III 3 (an g«walt MUen) 5<)54
\irgiB«ut, «In kerr pt tk»m.
hei «lu Uocbicr, dia h(«i aill «ea
VIrgiiiea. •u|itll uad itri,
dia lulcllcb ««liabai wart
«OB Applo < Taudio aide.
dar laben aloar !■ gawsM«.
Uam UtM» {dtt temiäs ermm rirflMa) n, »4
äellfT-Ctlui
■an irlbt leu mSiwIII In da« gwsll
gracbiickeli Ui in Ucli arialk
VtL. UoiM der *#« Hifafsl W I*.
frier lelcbtn was im (ewali. Terens ii'fuMl.
y)) und wann «ia WM%tt onb ain «tettl «oo «ioen rutil
und ain bOck omb 1 o4«r l pfconing bro4 nnd Bnstb in 4«ai
gwalt blib, ... so aollen es die wOrt nnter ri«n»4<r ««M-
lailen. ar(iir«i du markUs Uermtgee (\iM), UUir. mmik. *f0k
b)) QbsIrtcUoH und terallfemeisurmng,
')) unda da Lukastcbe aclilllingar oll
•cbolda iisn Bldda lu gawoli
vor «aveo paooiogb unda ain tcbarC
Rii!<Bii « UaoKiaasii isthukupul ta •rMMtsdkss^tnil,
'/. $l4äl*chronttfit If.lM;
da er {Cieeru) nun etlich jar, alao inn grostea f«wah al4n4«,
und dz regiment gemainer ding entbieil«, «wink ia 4 •»-
gestumigkait Clodii. ScnwsaTXKiiaasg ItttMk Cmm (H»)**;
vjl. dein krancker leib sol . . . oft tenaMM aa4 la aaftvnh
ston sein eigen begirde zA erfdllto. Sos« bruk «ea in ewi§e%
•euheit 2,1 [drutk M« i»i2); 80 dn widtnnak ia g««ali
kurobsl, wollest unser auch, die du jetiundl ferlasatal, nil
vergessen. Hioio ^en. des Josepkmi {\a^)tC.
ß)) da wirekl in dar drivalM
die dral In aias gawalM
das »aanss ■eoacbaU.
hfi Wacsssnassl d«« deftSUke kirek*iäit4 X lUTi
f«a aisB nropbeian dar encb aelt.
den goit nab gsaadi ia d' JudlAcbali
dar ward ibfln gress« wnndertelcben.
io gwalt all aeosckea nberraleliea.
tragiJie JekaamU dm t^mgert L r.
y)) und wenn unser frOnod der foa Appiull btHrtniJ
mit namen Amman Schedler als er maint fon sinnen frfiondea
nit in bevelbnusz noch gewalt hant gebept, atns »olichca
rechten inzegun, so ist hierin beredt worden, das er aObcks
hinder sich an sin harren und frUnnd bhngaa . . . «U. ifiMtk
der SdiafPiauser ton I4&7 bei ZaiLwecaa Urkunde» 3, 1, M.
3)) an der gewalt, an gewall.
a)) elliptische fügungen: am gewalt oder rcfioMBt aitieo,
ein überkeit verwalten, gerere poUsMes. Maalss ITS*. ebens*
Frisios 1028*; gewan er (L^ienus) doch am leslen die slat
durch verreterei , wan in der »tat waren zwen berreo an
der gewalt, Duicemar uod Signalor genant. «i<Iar einander.
S. Mbisteblin, d. städlechromiken 3, ro (.VA/a^f).
b)) vollmacht und absirattion :
to böbai ewer baupi ampor.
arwciuart encb, ibr dar woli ibor.
ihr pforieo sali bocb, decli datmiiibig:
da>t durch eucb «aioan aintug ball
der kAoic. walcber an rawali
allmicblig, und an, gnad allgaü|.^^
un
Wactaiaun
der berühmte Italiäner Boccalini meldet aat «M
l'aroasso, was ge!>lall alle polenlalco in Earapa aia
Itch wag aml hellen, also beliebt und aogestellel, dasa sie
alle fünfzehn jähr zusammen kuomen «olleo . . . uai »aaa
üicb alsdan befände, dass der eine an gewalt ao sM nf«»
nommen, also dass sich andere far ihm ta bdOrcklaa katoa
luOcblen, demselben alsdan sein gnMhrcad |e|«nnwtclK . .
gegeben werden solle. ScnonaiMs frkitmt mif t ■ra^ari;
bonnt ibr Uoffer es mit anaehn.
wk« der alac«««n(M fremde,
auar «ad der enre« ipailaiT
jadao lag an kfthnkait wacksend.
lada atunda an gawalu
GaiLirAaiaa tdee tremm, rte Iskea «) 1«.l«.
klein von (••lalt.
grvss ven gewali. 6*raa (faus II) 41. U4.
4)1 ob ieoMot war oder forwas wnrde, «r var 4m riaiann
ratea oder des giotien rates, er wer rick o4er arai, dar
nack gewalt hie •• Aofsporg sUa «oU aad iraata fivait
füren nad k«k«a wnk, 4aa daa ak kaaaktkaa aal! aack
enmug, dammk . . (na/berfnaaaf aM iayi*nrf l»i^ 4. sMdls
enreaahfo 4, 129.
b)) au gewalte |eb«a lei Ornw s. ekra tp. tat«, dkmikk «u
jtff re» deoimili i a tf. Hat. Ol ; wfL >e gewalle lisen Greftrüit
»H; dia «tat kat ala «iackgrakca pci sant Katherein undcr dtr
»))
5055
GEWALT m 3 (mit gewalt)
müll doselbst an der Begnitz, die bat der Knopf, der stat
viscber, zu gewalt. Tücher baumeisterbueh 268;
€icl), ich liets nicht begert fürwar,
habt danck! ir schenkt mir immerzu,
i<ein schenck ich euch herwider thii,
wann mein berr lest mir nichts zu gwalt.
H. Sachs {die lUtifi bulenn) 17,22;
wiewol er höchste ding zu gewalt gehabt {summis rebus prae-
esse). Frontin von Taciüs bei Fborsperger 3, 276\
6)) auf der gewalt, auf gewalt.
a)) darnach offent man euch, dasz ieileimyn melde und rucg
auf sein gewissen, was er wisse, da dem goitshaus künftiger
schad von werden oder komen müg, das sei an pauvell von
zimerschlaipf, an krieg, den pauleute gen einander habent,
und ob iemand auf der gewalt kert hab, oder der darzu ge-
wachsen sei, dasz er verporig, dasz er ans der gewalt icht
ker. Öffnung zu Anget, öslerr. tveistli. 2, 68.
b)) zu viel trutz keiner auff gewalt
die urthcil gottes sein manigralt.
Kirchhof wenUunmulh 64'.
7)) aus der gewalt, ohne gewalt.
o)) wer zimerholcz oder prennholcz . . . aus der gewalt
gibt ... der gibt die alten puss. Nürnberger polizeiordnungen
307; es sulien auch die hawer kein holcz geben auss der
gewalt, es sein bnrger oder ander le«t, die sich versehen,
die es aus der gewalt füren oder geben, ongeferde bei dem
aide. 308; auch sol kein hafner dheinen auss der gewalt
geben, wer aber darüber tet, denselben und auch sein vihe
sol man halten als einen auss der gewalt. 305; ietweder teile
tribend und suchende gewesen ist, wie er den anderen teil
von dem selben ampte und usser gewalt getrücken und Ver-
stössen möchte. Basler chron. 5, 79.
b)) doch sollen solche gesipte und verwandle personen, wann
sie also sonder gewalt handlen wollen, gnugsame caution und
Sicherheit thun. Frankfurter reformalion (1578) 1, 6 § 9 «. a. vgl.
sp. 4962; die Wahrheit des wirksamen und der materie können
wir nicht einsehen, ohne grosze gewalt der matbemalik. Göthe
(geschickte der farbenlehre )) 53,97; die minister sind ohne
gewalt, ohne vertrauen, ohne wahre Verantwortlichkeit, sie
können es nicht wagen, mit einer neuen grossen idee, mit
einem umfassenden plan hervorzutreten. C. v. Claüsewitz
nachrichten über Preuszen in seiner groszen katastrophe (kriegs-
geschichlliclie einzelschriften 10, 422).
b) die präpositionalverbindungen für die parallele von gewalt
mit vis , violenlia. toenn für gewalt = potestas in erster linie
die Verbindung in gewalt anzuziehen war, so kommt hier fast
ausschlieszlich mit gewalt in betracht.
«) auf die mannigfoUige Verwendung der Verbindung mit
gewalt und auf die rolle, die sie in der bedeutungsentwicklung
unseres Substantivs spielt, halte schon die bisherige darstellung mehr-
fach bezug zu nehmen, dabei zeigte sich für älteste zeit nur die
hedeutung potestas entwickelt, die später gerade in dieser Verbin-
dung ganz zurücktritt (vgl. sp. 5052). in dieser durch einen indi-
viduellen träger eingeengten bedeutung ist mit gewalt zuerst bei
Otfrid belegt (erquimit mit giwelti 1,15,37 u.a. vgl. oben sp. 4915)
und gewinnt in der geistlichen dichlung der mittelhochdeutschen
Periode unter anknüpfung an Gott oder Christus weile Verbreitung :
vgl. got mit siner gewalt. Ezzolied 23,1, vgl. oben sp.i^nff.
aus jener zeit ist auch der lypus des absolut gebrauchten Sub-
stantivs belegt, in dem die bedeulungen kraft und zwang ihre
gemeinsame erklärung ßnden: der Meie mit gewalte den Winter
bat verdrungen. Neidiiart 8, 13 «, o. vgl. oben sp. 4939; si
wanden mit gewalde . . . iren willen volle bringen. Trierer Sil-
vester 546 u. a. vgl. oben sp. 4940. die Verbreitung, die diese und
ähnliche Verwendungen in der neueren spräche gefunden haben,
ist andeutungsweise schon mehrmals gestreift worden, vgl. sp. 4967.
4969. 4972. im folgenden sollen die bedeutungsübergänge dargelegt
werden, soweit sie mit der bevorzugung bestimmter verba neben
der Präposition alverbindung in Wechselwirkung stehen; auszerdem
beansprucht die Verengerung der wortgruppe unsere aufmerk-
samkeil, in der formelhaften erstarrung verblaszt die bedeutung,
so dasz mit gewalt schlieszlich im sinne von ^durchaus' gebraucht
wird, vgl. oben sp. 5007 mit teufeis gewalt.
1)) ausprägung der bedeutung ^kraft, stärke, ungestüm': mit
gewalt, per vim. Dasypodius 340', ebenso Heniscm 1591; mit
gewalt, vi, per vim. Spiesek (Basel 1700) 150, ebenso Weismann 156.
o)) darnach haben die Griechen sich besorgt, dz sie mit
irem verziehen durch zwischen kommung des winters (der
jetz schon mitt gwalt dahür gieng) von dem schiffen verspert
GEWALT III 3 (mit gewalt, mit kraft) 5056
oder verhindert wurden. Herold Dictys 74; der sommer kommt
mit gewalt angeflogen, med. maulaffe Ql6; wenn nun erst das
frühjahr mit gewalt eintritt! Götiie (ital. reise 2, 16. mdrz 1787)
28,54; gleich darfür binausz, erhörten wir bald von ferne
ein grosses getösz, wasserreichen brunnenquellen, welche
innerhalb in der gegne mit solchem gewalt entspringen, das
die gleich darbei etliche mülinen treiben sollen. Rauwolf
reisz in die morgenländer (1582) 305; und für anderen bädern
auch dise art hat, das es (das wasser) sich vom October an
bisz fast inn Maien verleust, unnd dann im Maio mit gwalt
wider herzu kompt. 3; indem das wasser mit gröster gewalt,
und an vielen orten etliche eilen hoch, zwischen dem gesteine
herausstürtzte. J. G. Schnabel insel Felsenburg 122 neudruck;
der Weizen wachset mit gewalt,
darüber jauchzet jung und alt
und rühmt die grosze gute
desz, der so überflüssig labt
und mit so manchem gut begabt
das menschliche gemüte. P. Gerhardt 240 Gödeke;
es wird mit gewalt grün, und des armen menschen freude,
wenn wieder einmal etwas iung wird, ist gar gros. GOthe
(an Charlotte von Stein 15. mai 1782) briefe 5, 329; dazwischen
regnete es mit gewalt, woraus manche Unbequemlichkeit
entstand. (Wahlverwandtschaften) 17,228.
()) mit gewalt herauszbrechen, erumpere. Dasypooids 341;
als nun das schwein ihn darinn vermercket, hiebe es mit
gewalt durch den bäum. Kirchhof wendunmuth 247*:
der braune
hörte den wachsenden lärm in seinen schrecklichen nöthen
und er risz mit gewalt das haupt aus der spalte.
GÖTHS (Reineke fuchs) 40,26;
ich sähe einen ungeheuren leuen mit gewalt auf mich zu-
lauffen, welchen ich mit meinem dägen so lang' abhihlt, bis
mihr etliche unbekante manschen zu hülfe kalimen. Zesen
adrialische Rosamund 68 neudruck; zuletzt sprang Rustefeils
bruder mit einem dicken und langen knültel herbei, und
gab ihm einen solchen schlag auf den köpf, dasz ihm hören
und sehen davon vergieng. von diesem schlage sprang er
mit gewalt auf. Gottscbkd Reineke fuchs (1759) (9. hauptstück)
s. 17 Bieling (doch fuhr er empor vom mächtigen schlage.
Göthe 40,28);
da nun Hinze den stiick an seinem halse verspürte,
l'uhr er ängstlich zusammen und fibereilte sich Turchtsam,
denn er sprang mit gewalt: da zog der strick sich zusammen.
GöTHK (lieincke fuctis) 40,40;
noch lange hingen die apostel immer an irdischen begriffen;
aber da der niedrige, gestorbne, auferweckte, und nun gar
in die himmel erhöhte heiland ihnen ganz etwas anders
lehrte, so brach mit gewalt die scherbe. sie empfingen und
verkündigten begriffe von einem höhern, geistigen, glückseligen
reiche. Herder (erläuterungen zum neuen testament nib) 7,451.
c)) kieset uch seihest zwellT man,
so starck ire si moget gehain,
die die barier halten
mit macht und gewalde!
negen sich dann die bancr nicht,
so wel ich sittzen recht geriebt.
Ahfelder pusstonsspiet 3897 Greinf
die bauren gruben die schanz mit gwalt,
aber die im schlosz vernommens alsbald,
sie tbeten bald zu ihn schieszen.
Ilelffeiisteiner tieil. bei AoRrAN miltli. 133;
da si er mit gewalt usser dem kommer gangen und Odeber
von Wonnisscheim habe Hennen von Leien ein streich geben
mit einem swinspisse unden under sich geworfen. (Rummek-
heim 1440) der Ingelheimer oberhof 101 Lorsch; ein anderer ist
so unverschämt, dasz er in die scbüssel mit solchem gewalt
hinein sticht, als wollt er einen wilden schwein den fang
geben. Stranitzkv ollapatrida des durchgetriebenen Fuchsmundi,
Wiener neudrucke 10, 138; zwei mal warf er ihm den hut her-
unter, und ermüdete ihn so sehr, dasz jener aus verdrusz,
zorn und wuth den degen bei dem griffe faszte, und ihn
mit solcher gewalt durch die luft schleuderte, dasz einer
von den gegenwärtigen bauern . . . nachher zeugnis abgelegt
hat, dasz er ihn beinahe dreiviertel meilen weggeschmissen
habe. Tieck don Quixole 2, 170; er wirft das messer mit sol-
cher gewalt an den boden, dasz es zerspringt. Werner
24 februar (3. auftritt) Minor;
ja sprach sich der galander
In tausenilai stimmen,
die Icrch usz lautem grimmen
80 streitticiich herwider hal,
doch mit gewalt die nachtigal
si alle übersaiig. Clara Hätzlkrin 2, 68, 14;
5057 GEWALT 111 3 (mit gewall. mit krafl)
liliull«i;hfl» hör erfrellt »leb paldi,
<lie eoKlu tliiK«i> KOI mit k<*uU
duii lieiUnru Mur auch ulTiiDwar
der lieriter, pictiatTur aller iMar.
/i|imr4aWiM bet W«ckiiiRAfiBL kireh«nli*>l 1, IltO*.
vgl. oben die brut iprach obir mit gewellte. Btuii v. Scioiiibbci
höht» lied tüU; bit-wrilcn Italiiu auib eio beiiier seufxer bar-
auf-geHligf M, und brolich mit lolcber gewull durch den niund,
detz man ihn gabr ton (Urnen n-rnUhmfn konle. Zi«rh aar.
Hot. u:i neutlruck; icb bio •ehr riri.Hzig oh der getcbicble
der farbrnlcbre und stcclie im 17. jaiirlmndert, da* icb mit
gewail angreiTeo mu»z, uenn es durchkummeo will. Gotik
an Knebel I8. man i>tüO, biiefe 30,3^7; ich verfulgle jeden xweck
mit erOKt, gewall und treue, {aui meinem Uben^ fragmtntariteket)
00,297; wir sahen io der sessionostube des capilels die tcitze
zur bochzeit von Cana durch l'aul Verooeae ein trelTlicbe*
Stack, mit gruier liebe und Iclcbtigkeil gemahlen und gewalt
und tücbtigkeil. an ChailolU von Stein 26. teplember 1770,
brieft 4,04: warum giebt herr Semler beinah allea streitend
vuu sich? warum ludet er, eben durch atrriiigkeilea und
ewige terlheitÜKunKen gegen ketzere), ja aisu am meisten
selbst den verdacht von kcUerei auf sich, und halt nucb
den Ifiirr mit gewalt immer aul dem gedanken fest. Hfaoii
(über Semlert paraphtase des evangeL Jok.) 6, 4 IS.
dl) du weist, mein allerliebster Galmj, das dann ich dir
erxOlen kon, mit was gwalt die liebe gegen denen, so sich
ir underwUrflich machen, berschen Ihfit. WickaAN Galmy 22;
uion musz nolh» endig glauben, dasz sie alle ihrer nicht
milchtig gewesen sind, uud dasz sie eine art von enlhusiaslerei
müsse berallen haben, welche hieb auf ihre kindcr mit solcher
gewalt furtgeplliinzt, dasz sie ihrem ebrgritze und dem rühme
ihres vatfrlandes, guter und Freunde, Qltern und weiber, und
alles was ihnen am liebsten war, aurupferleo. Lksshc (Koi-
iische ttitiing I7&3) 5, 182; nennen sie mir etwas, was gleich
mit solcher gewalt die seele ausweitete als die bloszen namen:
Korn, Athen. Ixmkrhann 6, 199.
r)) in der bedeulung *kraft, ttdrke, ungestüm' verbindet $tek
gewalt gern mit den schon oben {sp.Wiiff.) besprochenen attri-
bulen voll, ganz, oll. in wie weit diese veibindungen den formil-
haften gebrauch des worles und die absehwdchung der hedeutung
begünstigen, wird sich unter 3)) seigen. dasz die grundbedeulung
jedoch autli noch in der heuligen Verwendung weilerlebt, »eigen
niclit bloss wörterburhnoti:en, sondern auch lUterarische belege.
a)) summa vi, mit gaut/em gewalt und mit gantzer stercke.
Faisiü8iy>9"; omni vi, mit allem gewalt, mit aller maacht. IS9o';
uiit gantzer ficwalt. Ebasmu.s Albkrus K2'; mit gantzer gewalt,
'US velisqne, omni conttntiune, velis tquisque. Hbniscu 1691;
i ollem gewall, omni vi et eonatu. Weismann (1716) 150*;
I aller gewalt, omni vi, et eonatu, magno eonatu, studioque
r. ALüa 933"; mit gantzer gewalt, enixe, obnixe, summa
Kpum li. ebenda, ebenso ÜATüa (manibus pedibusque) 290. Stkin-
BACB 2,921. Kiiiscii cornucop. 179; mit aller gewalt, de toutt
M foice, dt toutes ses forccs. Hohdhau-Buitorff 263; mit
grosser gewalt, with main force, mightily, power fully. leutsch-
<iigl. wb. (1710) ^OS.
■<)) da nu die nacht vergangen und ictz die edle morgenrOte
i I ganlzem gewalt dobar trang. WictiAH üalmy 09; icb
l«iinle miih mit g;inlzcr gewalt des lachens nicht enthalten,
/ was by no nieans apt to forbear laughing, leutseh-engl. wb.
(1716)708; die andern pfaffeukuechte lieffcn mit voller gewoll
davon, dasz ihnen die scbnch entfallen möchten. DOnti.nc
Braunsehw. chronik 427; als man in das haus zurückgekommen
war, naiim die Unterhaltung einen höhern scbwung und warf
»ich mit voller gewalt auf kunst und Wissenschaft. iaHERMAR.'«
(d«r Ncve Pygmalion) 8,23;
last uns bald.
Ihn werflTen nsu< mit aller gwalt.
Mabtin llATNKcciut llt»i$ Pfritm 37 ntnilruck;
er kOsset« meiue band mit aller gewalt wohl 60 mahl.
J. G. ScHNABEi. instl Felsenburg 1, II neudruek; das ichneider-
lein . . . suchte den dicksten stein aus und warf ihn dem
nesen mit aller gewalt auf die brüst. Gaiaa {das tapferi
scJinriderltin) i, I3l; mit aWar gewalt schreien, to cry as toud
« on* can, wUk all one's might. Hilpert 1,462*; mit aller
gKwait klopfen, to knock as hard as one can. ebenda: so drang
er mit aller gewall auf einen frieden zwischen Kromweln,
und dem könige von Frankreich. Zstci« ftkrönlt mtjesUt
(1661) ii^; (ch werde dns immer deutlicher und deutlicher
ciusebco, immer lebhafter und lebhafter fahlen lernen, bis
GEWALT III 3 (mit gewall, mit zwang) 505S
vernuofi uud heiz mit alUr gewalt meiner »«eie riiMO tat-
schlusz bewirken. 11. f. Klbist («« itnu kr—H 2lo.
2)) du ausprägung der ieituim»^ 'M«"f t v^frwdUfMf';
mit gewalt, pur vsoUntt. Hiiaw» (lIM) Gf (/«fcil I«I4): ail
gewalt, per fort», « fprs«, tm iaiftl«, 4i ftUmt», «M tU-
lenta, par foret, avte motntt, IUlum IM*: oiit |««aU, |»-
walltbutiglich, vi, ptr vim, «MfaMr. BAta« 2S«.
a)) du vtrbimdung mit all, gani n. «. ab mäklm 4m i
ist kirr ullen : sie wQrdeo alsiaM wM
wult, brauchbare, «erbeuratbete, angeseeaen« leal« bH wef-
nebmeo. Göthk (an Karl Au.uss i;7»i ktitfe *,%; mit oSro-
barer, ganzer gewalt, hy optn fort«. lliLtaar. itftgn mmd
hier negierende attrtbule kirnjlttr htieft: bat üt mIicIm a«it
nie zulassen wellen, darbalbao berr Wörnbtr, ala «io m»
nunftiger weiser berr, solcbs nit kaim gwalt, drmoadl m
dann der sach wol gesessen und die dorfer eiozoeaeaMa
vermögt bet etc., ausricbieo, sondern bat die mt litten «ai
pessern fno^en bekommen wellen und biciumb am sollickM
itchick an die bandt genomen. '/immerseät tkrmttk t, ^',^;
allermaisl aus der ursach [ward das conedium tu Baul Mu-
geschrieben), damit die Bebem, so bisher mit kainem gvrall
gedempt, mit listen und freundlichhüit widerumb zu der
römischen kirchen mochten gebracht und mit derselben ver-
glichen und veraint werden. I, 241 ; von den Mder-deutscben
will fast das wider-spihi erfolgen, weil si« an ihrem reich-
tiihroe so hart und faste klaben, daaz si fast mit keiner
gowalt dahr-Tun zu bringen sein. Ziaaii «Jrtaf. Rotam. tu
neudruek; nur zu so gemeinen bargersleuleo hatte man ibo
mit keiner gewalt gebracht. J. GoTTHtir Vb in pitkttr,
cap. 9.
b)) mit verbis, die den begriff des sm«m§$ itkm ni ikrtm
eigenen bedeutungsgehalt führen, b'.eibl die prtpt$iH$HaU«Tknimmg
in loserer fühlung. da sie der Steigerung und teriUrknuf dint^
gewinnt sie auf das ttrbum wtnigtr einflutt.
f^)) solchi war ilea boheo rOrateo euigsga,
Ibein sieb mit gwalt dawider Irgo.
CaavsBi-s koftfufel Bl*;
da Tandea wir sie feiodllcb bler («lagert
und uns den elngaog sperrend mt gewalt.
SCHILLBB (6raii< ton JiraWaa 3,2) 14.63.
unnd wo man nit mit gewallt werenn kann unnd dar vrarbeit
bellTen. das man doch daselbs bekenne. Lurasa {voudmpiUn
werken, 1620) 9,263; der besitzer darf sich verbotener tigao-
macht mit gewalt erwehren. bürgtrUcket gesetibueh f $&• m. «.
vgl. oben ip. 4971; darumb die rechtsprücbe: vim vi repellere
licet, man möge gewalt mit gewalt steuren, helfen hie niclua.
LutBKR (an kurfürsl Johannes 1630) briefe 3, 601 «. «. tfL eW«
ip. 4971; (es) kan der jagd- und wildbanosberr ... g««ralt
mit gewall in conliuenti abtreiben. Beost jagd- und wiMfas
gerechtigkeit 010; mit gewalt abtreiben. SraiRSAca 3,t2l «.«.
vyi. oben ip. 4971; zu arm an .«oldaten, um sein land tn vm-
tbeidigcn, und ohne bolfe gelassen von den kaiser, der u
den beweglichsten Vorstellungen schwieg, befahl ecdlich itt
churfQrst von Brandenburg !>einen unlerthjncn in einen
edikt, gewalt mit gewalt zu verlreibaa. Souixat (inteif
jähriger kritg) 8,101; sie {die aeriiaalwi waihai)
deutsche volk aufgerufen, die reirbavaffaaaaof ta
gewalt mit gewalt zu venreiben. k<r. d. Fitnkfutur
veisammluug (9) 6883*; gewalt mit gewalt verlrni>«a,
iu forta alla fort«, ttpotser ta fvrtt f*t la fmtt, RlMtia
(1711)360*; man kan gewalt nit gevralt «artnikaa. täas n 4e-
fendtrt (Cicero). Albb «n*. ikmktk Bataa ttt. FiMca. KaaaaA»-
Buxrosrr 26S. ttuUdk-4m§L ai. »ea itlC BaMiT a. a. afL alta
fp. 4971; wo man mit ftwait hth ümm aaiar «arck, 4a
mus es in das fleisch und blat arhhtaa. mA gift aaHaa.
LuTnas s, 173'; bapst uud keiser, fcbctaf aad am, an>>
prie^trr und scbultbei* ballen i6sa8iea, «ftllaa aa« aul f^
wallt binderen am erlicheo st^indi. J. Eataux «. tiCaiaaaa
{siegln ftvmmt . . ff*ff Maf«a «iaer dtm mudtt* Ai« aal) S, 0:
Im«
■It der gawaii naaet Idi alt kia4era. kirn
klatiosuarlnc«"-
laasRBAim Itr lasrif sl to lUM t,\i II.K
*tr —UMm kiir mkkt 4arak 4m «N^ian
da dieaufmonia« dMs IC jaal » . . aafaaalita BaaaarerJialltlia
Sitzung in den locak wr aalieaalWBMBMlaat . . . aaf aa-
ordunog dar warnnlirghibaa i«|ianBC aü gawait ?ar>
hindert wurJa, inlan . . . üa >^^l^rtaa^a «aai aialrilt ia
den Sitzungssaal wü ftwalt turackguriaaia wmAtm, — vtt-
5059 GEWALT 111 3 (mil gewall, mit zwang)
sammelten sich dieselben nachmittags nach 3 ulir im saale
des h6tel Marquardl. ber. d. Frankfurter nalionalversammhing
(9) 6875*.
ß)) doch han sie mit gewalt und frevel etlich ivioster wollen
stürmen. Wolfgang Kömgstein (tagebuch), quellen zur Frank-
furter gesch. 2, 84 ; impeto, impetum facto in aliquem . . . stürm
zu ihm ein mil gewalt. Erashus ALBunus Y4'; nnd ich war
selbst zeuge einer solchen seene, wo sie mit umgekehrten
heliebarden auf iierrn und damen losschlugen, die mit gewalt
die thüre erstürmen wollten, die zu dem saale der fusz-
waschung führt. Gbillparzer {tagebuch auf der reise nach Italien)
19^,223; eine festung mit gewalt übersteigen, forcer une place,
l'emporter de vive force. Rondeac-Buxtorfk 283; in das lager,
in ein haus mit gewalt einbrechen, forcer un camp, une
maison. ebenda; eine thür mit gewalt aufbrechen, to break or
bounce open a door toilh violence. teutsch-engl. wb. (1716) 768.
ebenso Hilpert.
y)) esz ist ein rechlte rauberei geweszen. esz sein vor-
heitte, bosze hüben gewest, haben mit gwalt und durst ihn
hinweg getriben. Luther (predigten über das 1. buch Mose,
1523/24) 14,351; dringen inn etliih mal mit freuel unnd ge-
walt, on alle ursach, von dem seinigen. Mathesius hochzeits-
prcdigten 105 neudruch ;
laszt {nit gewalt sie uns vom allar reiszen,
ihr theures dasein, furcht' ich, ist bedroht.
Grillpahzer (Ubmsa 5) 85,216.
S)) Darius von Hesperg zwingt den erwcrgen man mit
gewalt, das er dez geltz 30 gülden hat müsen bezalen und
daz ander auf weinnachlen. Dof.otbea v. Brandenburg an ihre
mutter (Bamberg 1494) bei Steinhalsen privalbriefe 1,309; der
text und die meinung s. Pauli foddern und erzwingens
mil gewalt. Luther (sendbrief vom dolmetschen 1530) 5, 143';
warumb sollen wir denn solche hoffertige geister mit gewalt
in sein reich zwingen? (warnungschri/ft an die zu Frankfurt am
Main 1533) 6, 108';
man sei in züchten gAter ding,
und einr dem andern einen bring.
doch also, dasz mann niemand dring,
und mit gewalt zu sanffen zwing.
Erashus Albbrus praecepta vitae et monim 02*;
liebste wunderliche seele, warum wollen sie mich nun mit
gewalt zwingen, einer kleinigkeit zu gedenken, die ich ihnen
in eben dem augenhiicke vergab, in welchem ich sie erfuhr?
Lessing (misz Sara Sampson i, i) 2,284; mit gewalt zwingen.
nouveau dict. {Strasiburg 1762);
das Wasser war nicht selber schuld, der baura hat's nicht be-
gangen,
sie hatten ihre meister schon , die mit gewalt sie zwangen.
RoBiiRT Waldhöller mleUocisz (1860) 09;
er sei nämlich ... fest überzeugt gewesen, dasz Christus
sich als regent und volkshaupt erklären werde, und habe
das bisher unüberwindliche zaudern des herrn mit gewall
zur that nöthigen wollen. Göthe (dicht, u. wahrh. 15) 26,310;
mit gewalt überwinden, aliquem debellare. Aler 933";
der übereilte knabe will des mann's
vertraun und freundschaft mit gewalt ertrotzen?
GöiHE (7'<(Mo 2,3) 9,157;
herr musz ich sein, dasz ich das mil gewalt ertrotze, wozu
mir die liebenswürdigkcit gebricht. Schiller (räufrer 1, 1) 2, 28 ;
mit gewalt ertrotzen. Platen (1843)4,154;
das einz'ge mittel, ihn vom bann zu lösen,
war diese liusze, vor der weit vollbracht,
er durfte mit gewalt sich nicht ertrotzen,
was frei gewährt allein ihm frommen könnt.
F. v. Saar (Heinrich IV. 1,4,3) s. 169.
c)) die burgman zu Liningen hielten ime sein eigenlhum
vor mit gewalt und meinten das nit zu übergeben. M.v.Kemnat
Chronik Friedrichs I. 49; er sei ouch den Iren daz dorlT Thonsel,
den er daz mit gewalt vorhalte, keren one fi'irworte. (Basler
rathsbücher) Bas. Chroniken 4,31; wo sie nicht gutwillig sein
wurde, dass er wol verschalTen kondte, dass ir herr heim-
lichen umbgebracht wurde, oder sie durch seine diener mit
gewall zu rauben. J. Wetzel reise der söhne Giaffers {litter.
ver. 208) s.itf.; hierunib wie mügen wir lenger leiden, dz
die uns vor zeiten das gell und gfll abschmeichelten, dz
selbig ietzo mit gewalt zu rauben understeben? Hütten
(Vadtscus) 4, 212 (quando per oppressionem eripiunt); da nun das
spiel im besten war, und niemants sich des versähe, liesz
Komulus die seinen mil gewalt die frembden frauwcn, und
jungfraunen rauben. I.ivius (Straszburg \bü2) 5'; was man mit
gewalt raubt, das musz mil gewalt verlhädigt werden. Hemsch
GEWALT III 3 (mit gewalt, mit zwang) 5060
1592; er entführte sie mit gewalt, he carried her off by force.
Hilpert 1, 462'.
^)) unnd (da) ime das seine wider gott unnd recht, mit
gewall abgedrungen wart. Mathesius hochzeitspredigleii 93 neu-
druck; si trungen mil gewall die sligen hinauf. Wilwoi.t
VON Schaumburg 149; aber die verschworenen brachen durch
die geöffnete thüre mit gewalt herein. Platen gesehichten des
königreichs Neapel 2, 10;
ach got von himelreiclie,
durch Christum deinen son
verlei mir giiedigleiclie
dein heilig geist so fron,
das Ich mag frölicli singen
von deinem heiligen wori
das itzt mit gewalt thut dringen
herfür an manchem ort. heigreihen 3 Meter;
die liofTart dringt euch mit gewalt,
zeitlich ehr, und weltlicher bracht
Ist euwer andacht tag und nacht.
WicKRA« ((er irr reiltende bilger 55';
und wird also (der eingezogene alhem) mit gewalt zu den äugen
getrieben. Aristoteles problemata (1589) 23; haben ihn (den
Clitus) die anwesemlcn rälhe mil gewall hinauss gestossen,
der doch zu einer andern thür wider hinein kam, und diesen
poetischen spruch mit lauter stimme ohne schew aussgeruffen :
'heu! was grimmiger sitten kommen in das Griechenland!'
Kirchhof wendunmitth (2,3) 2,15 Osterley; andere sagen, der
castetlan, Sannuto da Capua, ein starker und handfester
mann, habe es (das pferd) beim zügel ergriffen und mit ge-
walt jenseits der brücke zurückgestoszen, die sogleich in die
höhe gezogen ward. Platen gesehichten des königreichs Neapel 2,5;
valer, anverwanJie und freunde, alle, alle verdienen es nicht,
dasz ich sie llinger kenne, weil sie Deutsche sind; weil sie
aus dem volke sind , daz ihre gröszten geister mit gewalt
von sich ausstöszl. Lessinc (der junge gelehrte 3,15) 1^,367;
dieser dem stück natürlichste gesichtspunkl, zu dem uns
doch jeder zug jedes bildes fast mit gewalt hinstöszet. Herder
(älteste Urkunde des menschengeschlechtes) 6, 257 ; sie ist immer
eine art von kleiner enlzückung, ein zustand, da der ordent-
liche, schnelle, natürliche lauf der ideen durch etwas er-
habnes aufgehallen und mit gewalt auf sich gefeszelt wird.
(archäologie des morgenlandes) 6,91; denn wahrend der letzten
stunde ballen die zwei älteren mitglieder der expedition
förmlich mit gewalt geschleppt werden müssen. Schack ein
halbes Jahrhundert l, 199;
ein liälzchen, das der wirthinn liebe
nie mit gewalt zum mausen triebe,
und itzt in ihrem schosze sasz,
war schlau, vernahm und merkte das.
Lessing (die nus2 und die kalte) 13. 187.
T])) darnach furn die von Venedig uz mit gantzer macht
für Glülz und der herzog von Venedig für mit sin selbs lip
für Glütz und lagen darvor mil gewalt piz in daz 80. jar.
d. städlechroniken 4,65 (Augsburg 1379). ebenso B. Zink, d.städte-
chroniken 5,21; bi des ziten besoszenl die Lamparter die
stal zu Rome mit gewalt. Closener chronik, d. Städtechroniken
8, 20; als einmabis der bluthund seinen wegk daselbst fiiruber
genommen, sein die kriegsleut ausz dem schlosz herausz
gefallen, haben in den grossen hauffen, den der tyrann umb
sich halle, mil gewall hinein gesetzt, sie gelrennet, und in
die flucht gebracht. Bijnting Braitiischweiger chronik 18;
ich hatt dir ach otTt gern in khaim geschriben,
aber es wer hart verschwigen bliben,
denn du hasst mir mein hertz mit gwallt pessessen.
Stertinger spiele 1535, Wiener tieiidrucke 11, 224;
die zugen für Slutgarten und wiisten da die winreben ain
gantzen lag mit gewalt und schuzzen hinein und si iiernz.
d. städlechroniken i,öß (Augsburg \316); enmorent do rail daz
vittent folk uz und pranten in des von Wirtenberg land aber
mit gwalt vil dörfer neben sich und für sich. 57; denn ob
man gleich alle Juden und ketzer mit gewalt verbrennet,
so ist und wird docli keiner dadurch überwunden noch be-
keret. Luther von welllicher oberkcit (1523) E2'; und komen
an die vorbenanten ritter und knecht und tiengen ir ain lail
und triben daz vieh mit gwalt gen Bottenburg. d. slädtechroniken
4,55 {Augsburg \Z'S)\ denn als Herman und Heinrich graffen
zu Wernigerode, das schlosz Lichtenberg mil gewall ein-
genommen hatten, zog herlzog Wilhelm, herr zu Lüneiiurg
davor, und belagert das schlosz mit solcher gewalt, das die
darauf waren, besorgten, sie raüsten hunger sterben. BtiNTiNG
Braunschweiger chronik 39S; eine Stadt mit gewalt einnehmen
5061 GEWALT III 3 (mit gewalt. roll «w«ng)
oder mit »türm erobern, to tak« « low» iy ilorm. teuUtk-
engl. »b. {MM) ^Wi^, »o haben doch ire curfuritlicbe und furit-
lickiiilen ichlo» und sladl Ciunberg mit |««alt «roberi.
HAMTMura Yo^ CRONDktc I») ntudruck i alt des königa go-
lantlie ankamen, befand er tirh in Aquiln, daa Ihm... to-
erkannt worden, daa er jedocb mit gewall erobern muiat«,
da ea der proventaliachen parte! ergeben war. Putü« f-
schiehUn drt königrticht Ntaptl 1,6; daa tehloa xS Tibiogen
bett man fail wol gewuncn mit gewalt. WiiMita Rm eronita
newtr grschichUn, d. >tidttchronik*n 36, lu4: darnach «eiod iMti
ttiittle mit gewalt gewnnnen worden und getchlaift, Mulila und
Faveria. /.ivius {Slratsburg \hü7)u'; die eidgrootaen Terordne!en
Heini WollUbrn, den baupimann von Uri, mit 3000. koecblen
aiilT den berg, eroberet den lierg, und icblAg ai« mit gewalt
dnnib. Stumpk Siliwnitr chrontk tVi' {{9M).
&)) w*nn schon in vitUn der UtU angtßhrUn hiltgt dtr
begriff der violentia nicht aut dtr gruiidbtdtutung dn terhiau,
iondtrn aus, deren Weiterentwicklung im rahmen det milMriiehe»
wortsfhatus hervorging, to gilt die$ noch mehr für die nach-
folgenden btispiele. auch hier aber dient die prApositional-
verbtndung mehr der wtederholung und tleigtrung alt der be-
deutung.fvrrengerung : darnach zugen dea richa itet, die den
pund hielten , le feld mit gualt und tauten dem von
Wittenberg grozzco achoden. d. lUttlteehroniken i, bh {Aup-
buri] 1378); der pundt achickt etlicb ritt gen ZOncb z& den
nidcenosüen und handletten ao vil, daai die Schweitzer den
ireo achriben, weiten sie nicht boim körnen, so weiten sie
mit gwnit über sie hinaus ziechen und weiten sie bollen.
WiiHKiM Ruh cromco newer getehiehten, d.ttddtechroniken2i,l(a:
darauf dann ein ufruhr ward, und lieffen sie den pfalz-grafen
an um glaidt, und gnb man ihnen reuter zu, und verglaidt
sie mit gewalt hinweg. Götz von Rkrlicbincbn S7 neudruck.
c)) gani andere functionen übt die u-ortgruppe neben terbit
allgemeinerer art wie nehmen, handeln, fahren, geschehen aut,
hxer giebt txe dem bedeulungsgthalt erst eigentlich die riehtung
und Iflstt sich im rahmen det jeweiligen tutammenhangs vom
verbum gar nicht lösen.
a)) ariipio, tripio, ich raub, nem mit gewall. EaAsios
Albksus not'um dietionarii genut 1i'; dem bnursmano das körn
mit gewalt nemmcn, frumenlum ab aratore abripere. Maalbr
\;^*; doch hüte Chreme das du die nit verlierest, ee du sie
von mir enlpfahesl. wann sie ist die unib die der ritter ietz
kumpl sie von mir mit gewalt ietz zenemen. Terens {lAW)'il'
(li ereptum); wie der kaiser durch Orllens geraist, do hat
der Delphin eim edelman in sein baus einfallen lasen und
ein scbOne junge docbter, die noch unverheirai gewesen, mit
eim gewalt herausz nemen lasen. Zimmeriche chronik 8,316;
dann wo er also seit abgon
so möchi »ich mancher undersian,
die tochter tu holen mit gewalt.
Tfugrd'inii 1,67 Gödtkt;
dem ritter sie haimiich verschrib,
wie sie sich mOMSt scheiden,
sie eimoiit in der grossen IIb,
das er xu hilfT Ir kerne
und mit im nem die pesten ritter seia.
da« «r sie auT dem mer nem mit gewalte;
waa moD sie schicken woli dem kftnis alte.
H. Sacbs {Conttaticiii nnd tirrbino) fabeln und
.tcAwdnikf 3, 20 neudruck;
mit gewalt werben, wegnehmen, eslringtre con forta al sertitio
miliiaif, usar tiolenia per inroUare la gente, fortare la genle a
prendere partita nel serviiio militare, . . mit gewalt geworben, weg-
genouinien werden, gezwungen werden, cenir ron ^oria atlretto
al sert'iiio militare, itre forc^ ä prendre parti dant lu troupet.
Rädlbin t. 38o'; das dritte {theil) wil ich haben, darumb
das ich stercker bin und mehr darnach gelaufTen und ge-
erbeitet habe, denn ihr alle drei, wer aber daa vierde haben
wil, der mus mirs mit gewallt nemen. Ldther fabeln 18 neu-
druck; das er seinem neben menschen verleugnet, was er im
befolhen bat, oder daa im zu trewer band getban ni, oder
das er mit gewalt genomen, oder mit unrecht zu sieb bracht,
oder das verloren iai, fundcn bat und leugnet solchs mit einem
falschen eid. 3 Mos. 6, i : da werden sein die den armen leuten
nit allein kein hülffe gethan, sonder auch das ihr mit gewalt ge-
nommen. bRiSMUs Al BKBUS Widder Jörg Wttuln mammeluktn E«';
api Uli \tift dich nit herfür,
Srosz Unglück Ht dir vor der lür,
ar In machtu wol komen,
won du vil mengem irotshusmaa
das sia mit gewalt hast gaonra.
Mm lUtltrschaeher kio^lerbruch 14üa.
LiLimcRon toUuJieiler 1,271;
IV.
GEWALT III 3 (mit gewall. mit iwattg) 5062
grwlnsi da tlaem das »•!■ all gewalt aa
dem oiach ein anders uedertkaa.
kMter MMsirnttuiBe Imt bei FtMnMM
|lf«Us tUtI «. %Vi
doch l.ykodei will das lamm dem lljlai mit ge«tlt oehaMfl;
llylai will es mit gewait bebaupteo, und dai arme lemoi —
treffliche betcbutzer! -- wird darüber lerrissco. Ltssmc {du
bescküttle lamm) l', 111; to «otlle er »ich nun mit gewall
die apeise nehmen. üoTTacaea Htineke der fueki nt (M GOmi
40, to3 gewaltsam) ; er bals iliMa alt gewall und uorrcbi ge-
nommen , k* kos eioUnlly . . . akätrUi U frtm ikrm
engLmb.{^^\$)^tHl wird eine bewegliche seelM dea
mittelst verbotener eigeoaacbt weggenommen, ao tut er •!•
dem auf frischer Ibat hctrolTenen oder verfolgten tkller mit
gewall wieder abnehmen, buttert, gnett^ek t %M: mit den
neuen erzflbluogen steht es so. dieselben sollea ia dar
'deutseben rundtchau' erscheinen ... and kb werda arir 4b
zeit mit gewalt dazu nehmen. G. KlUKa (ea die Ciirilfae^t
buehhandlung) bei BicnTOLDi, m. dai gegenttAek t« nefaaMO
u( hier begrtiflifker weite nur leiten belegt, ffL: gab im, wie
ers nit gewolt, mit gewalt viertzig krönen. Kiacaaor wni-
unmuth 363*. tgl. tp. 6066 mit gewalt geben wollen.
ß)) nun zeiget zwar die nechst beirisch aoffrSr genngsem,
waa for last unnd freundtttcbafft die undertbonen tii irea
herren haben, die alto mit gewalt faren. S. FasMci meUbuek ü'.
rgl. auch eben ip. 4»4l: aber todlsrbiag, kriegen, mit gewalt
faren, gottea gebott Obertretten, iat eia ring ding. Wl': die
weltliche forsten berschen, and walcbe dia obenlto eeind«
faren mit gewalt. Lotaia te« 9«iaidur tbtrktü (llW E4*:
werdet ir aber mit gewalt faren , steiff und balasiarrig hin-
durch wnllen (da gott für sei), ao bezeoge ich hie mit »ampt
allen ... das ir tu drOmmera gebet. {9*rwtammng ea dtr frM»
liehen I6S0) 6, »l*, ebento n*;
das machet. tchAnes lieb,
deine gute cettalt.
farhlo, rarhio aalt gewalt:
eu hast mein
luDges bertte noeh Dia kein aal getrOstet, geuAsUL
bergreihen St iTrier;
das man ein mas lo allem halt
und nicht schwind fahr und nll gewall.
LoawABsa« r«/.
lang, nuUum
St;
nolentmm i
mit gewalt fahren wehret nit
(urnuai. Hemsca 1591.
y)) ago meo injure, ich bandel mit gewalt. Eaasaos Aiaiaos
i 4 ; die gewaldt haben die bandeln mit gewalt, die tchwarben
bandeln mit recht. Lkhma!«!! florUegtom w.; ich treib mit
gewalt, ich betrilb, beleidige, mach unrflwig, erxo. DjtaTPoai««
156*; allea mit gewall verrichten, oaiaM per wim fitere.
STBiaaACB 1,911; ao müssen auch dergleichen actaa nicht
vitieus, daa iat, nee vi, nee dam, nee precario, nicht mil
gewalt, nicht heimlich, nicht bitt-weise eiercirel worden aein,
weil sie sonst keinen elTect haben. Bicrr jagd- «ad wM-
6aniit-yrr((A(iylceil 603; und wSre vielleicht zeit vorbaaiaat
noch ein kleinerea atOck, aus der reformationtzeit , a«an>-
arbeiten ... mil gewall fabrizieren wollen wir nicht. G. Kiuaa
(an die Gütehensthe buehhandlung) bei BicaroL» S, SSU
i)) ein wevar dat varnam.
hie wart lomicb ind graa.
vsD den husen dal bie Isif.
dat volk bie anrtlf.
dal si lelfen lo valde
Ind hollden den man mit gewalde.
{dU wff ertUukt. l'4<a) rf. i«idlw*rewft»a lt. SUs
mit gewalt wirai da wahrlich keinen fraoa^ wadar btkoaaaa
noch behalten. Wiblasd |;4>ulipf 1, 14) tt, !«•: äff. elea
sp. 49to: mit gewalte nieman erwerbea aac dia mafeC Me-
lungenlted 6$, i ; schaff das da mir die arit ge«8lt bralick
oder mit gebet zuweg bringest, ee gilt mir glich daa ick
sie nun bruche. Tertnn (t499) 46*; eiaa« aÜ fawall varu
bringen , to foret, tomfei er eontttm» eae t» leaiiMef, InMk-
enfUwb. (i:it)T«;
eilt ihr tur »ladt, and ireffi Ihr bcIsm bmder,
bringt ilia tarftek alt g«u, atl gewall.
6Biu.rAasaB itim mir «wer seines aerrw h} i^.StSt
deaa briag«
sie. tei's alt gute, sei e* aii gewalt.
deck leise In den letgebundnen nscken.
aad fort neck Cblo», aar der aulla fen:
KStfftm 4. 11 4*. IM:
da mflsten jedmal die ikrea bcraaa aad aic mit gewalt wieder
za bette bringen. AatBacBoeta (der^fdafp) fes. mtrhi s, tt.
318
5063 GEWALT III 3 (mit gewalt, mit zwang)
i)) d.i war ein beliertzler unter den räubern, der kam mit
gewalt in unser schiff, buch der liebe 202' ; also iiam des kunigs
hauptmann mit gwalt in die statt und lies 2 oder 3 heuser
anzinden. Wilhelm Rem crotiica newer geschkhlen, d. städle-
chroniken 25,134; also kamen sie alle wider baim mit gwalt
ungeirrt aller herren halb und verprannlen an der widerfart
auch alles, das der feind was. Bdrkard Zink, d. städteclironiken
3, 34 (Augsburg) ;
doch wurden sie gar wol bezahlt,
dann als gestoiben war der alt,
da kam der landherr mit gewolt,
grosz unl'ug er im kioster stall,
Frischlin Ut. Chrisloffel) 175;
sie selb« befanden sich betrogen, und, da schier
sie mir schon mit gewalt fürkamen, förgekommen;
dieweil got ihnen selbs das leben eh sie mir
die hofiiung, weggenommen.
Wbckiieklin ('/«/• 18. psalm) gedickte 2,44 Fischer.
P) fürwor er irret wit von minem urteil der gioubt, ge-
bietung schwerer si und basz gefestnet die mit gwalt geschieht
dann das das durch früntschaft zesamen gefiegt würt. Terenz
(1499) 96'; was mit gewalt geschehen musz, dasz ist nichts
wehrt, und wird zeitlich wormstichig. Lehmann ßorilegium 307;
hat pflegen zu sagen: wer ein weih nimpt, der bilde ihm
nur ein, sie werde das dominium (regiment) haben, es ge-
schehe gleich clam, vi oder precario: heimlich, mit gewalt,
oder aber bittsweisz. Zincgref apophthegniata \,U9; es ist
alles mit gewalt geschehen, omnia iemere, turbulente, per vim,
per furorem sunt gesta. Steinbach 2,921.
d}) nicht so eng an das vcrbum geknüpft, aber doch mit dem
verbalen satztheil in näherem Zusammenhang bleibt die präpo-
sitionalverbindung in den fällen, in denen sie die bedeutung eines
verbums nach der seile ergänzt, der sich das verbum schon an
und für sich zuneigt, diese Verbindungen halten die mitte zwischen
den unter b)) und c)) aufgeführten gruppen.
«)) was thust du. Fauste, Fauste, — mit gewalt
faszt er sie an, schon trübt sich die gestalt.
GöTHK (Faust 11,1) 41,91;
nun glauben wir's zu kennen! mit gewalt
ergreift uns liebreiz weiblicher gestalt.
(irilogie) 3, 22 ;
der Jugend, guter freund, bedarfst du allenfalls,
wenn dich in schlachten feinde drängen,
wenn mit gewalt an deinen hals
sich allerliebste mädchen hängen. (Faust I) 12, 15;
es wirft sich dem freunde ihres liehhabers so mit gewalt an
den hals, dasz sich der junge der dirne nicht erwähren kann.
J. V. SoNNENFEis bricfe über die wienerische Schaubühne (Wiener
neudrucke 7, s. 58).
ß)) zöge mich also, unangesehen mir noch die äugen voller
schlaffs waren mit gewalt mit sich. Höhl von Wätterstorff
BacchusJaZ; sollicher gestalt ist der glaub von den abgöttern
mänig (weil si die betrachtnusz von den götzen, auff die un-
sichtbarliche gaisten mit gewalt hat gezogen) dahin gewachssen.
Aipin US Vergilius l';
welch tiefes summen, welch ein heller ton,
zieht mit gewalt das glas von meinem munde?
GÖTHE (Faust 1) 12,44;
Ottilie ward durch diese traulichen reden in den schreck-
lichsten zustand versetzt: denn es zerrisz mit gewalt vor ihr
der anmulhige Schleier. (Wahlverwandtschaften i, 10) n, HS.
y)) endlich greifft sich der vater an; er überschreit ihn
mit gewalt, und besänftigt ihn mit einer menge solcher lob-
sprüche, die in der weit niemand verdient hat, verdient,
noch verdienen wird. Lessing (der junge gelehrte) l^,i314; mit
kewalt heipt me e käs rum = mit gewalt bringt man schliesz-
lich alles fertig. Lenz der Handschuhsheimer dialekt 1, 21 ; hätte
ich das nicht mit gewalt durchgesetzt, so war mir der tod
gewisz. Gni»iM (Strohhalm, kohle, bohne) 1,111; er will alles
mit gewalt durchsetzen, he wishes to carry all by authorüy.
HiLPKRT.
S)) der esel will schlege haben , und der pofel will mit
gewalt regiri sein, das wüste gott wol, darumb gab er der
überkeil nicht einen fuchsschwanlz, sondern ein schwerd inn
die band. Luthür sendebrie/f von dem harten büchlin c2'; der
pöfel will mit gewalt regiert sein. Hesisch 1592; und er be-
fahl sie zu laufen im nainen Jesu, und legte die bände auf
sie und sie empfingen den geist. dem Spruch ist so viel
gewalt angelhan, da die jünger Jobannes bald zu unwissenden
einer kalechismusfrage, bald Paulus zum Wiedertäufer ge-
macht, bald mit gewalt bewiesen ist, dasz sie nicht zum
GEWALT III 3 (mit gewalt, mit zwang) 5064
zweitenmal und so unwissend getauft worden. Hehder (er-
läuterungen zum neuen lestament aus einer neueröfjielen monjen-
ländischen quelle. 1775) 7, 40G.
e)) 's ist der zerbrochne krug nicht, der sie warnt,
die hochzeit Ist es, die ein loch bekommen,
und mit gewalt hier denkt sie sie zu flicken.
H. v. Kleist (der zerbrochne knig 7) 2, 29 Zolling,
e)) in anderen fällen dagegen steht die präpositionalverbindung
dem verbum selbständiger gegenüber, sie dient dem satzganzeUf
nicht dem verbalen satztheil, als ergänzung.
(*■)) 0 herr dir si lob ehr und pri«z
das ich . . .
den sun gois gsen in menschlicher art
der on mans samen geboren ward,
uff wölchem gsessen mit gewalt
der heilig geist in der tuben gstalt.
Irngöilia Johnnnis das töiiffrrs (1549) E2';
haben wir und unnser gesellen den dannck mit gewallt er-
stochen, wiewol sein liebe viel guter sticher von Bayern und
Swaben au(T seiner selten gehabt hat. Markgraf Frikdrich
VON Brandenbürg an herzog von Baiern 1481 bei Steinhaüsen
privatbriefe l, 239 ;
manch schwanger frawen sitzen do,
wan sie dan schreien lut also,
und ziehen uff die stirn mit gewalt,
ein schrecken in die weiber fall.
Th. Murneb vom qroszen Lutherischen narren AI Kurz;
wan er nuhn (fuhr ich fort) zu ihr körnt, und si sich wider
verhoffen noch was fremde gegen ihn stallen würde, so darf
er sich nicht entzühen, ihr einen fuhs-fal zu tuhn, und si
mit fohrabgefassten bewähglichen und härz-drüngenden worten
gleichsam mit gewalt zur verzeuhung zu zähen. Zesen adriat.
Rosamund 139 neudruck; er, der nun gar in angst der seele
wider willen andächtig sein will, oder soll, schüttelt sie mit
gewalt auf. Herder (über die ältesten Urkunden) 6,164;
er ist von sinnen! hörst du nicht! Leander!
noch geb ich ihn nicht auf. die freunde samml' ich,
wir halten iiin, und war' es mit gewalt.
Grillparzer [des mecrex und der liebe wellen 4) 75, 80;
die Obrigkeit selbst hielt es ihrer aufmerksamkeit nicht für
unwürdig, den künstler mit gewalt in seiner wahren Sphäre
zu erhalten. Lessing (Laocoon) 9, 12.
ß)) do Cresus der könig vonn Lydien, Halim das wasser
nit mocht überziehen, auch weder brücken noch schiff hett,
. . . liesz er eilendt ein lieffen graben . . . auff werffen . . . und
leitet also mit gewalt unnd grosser arbeit den flusz des
wasser darein. Fron <intis ( 1532) 9*; dann gott mehr gfallens
hat an dem opffer, in welchem er von freiwilligen unnd von
natur geborn#n fruchten verehret ward, dann an jhenen,
welche ausz erfindung eins geitzigen menschen gleichsam
dem erdtrich mit gewalt abgetragen scind. Hedio übers, des
Josephus (1553) 4"; und wan nuhr auch ändlich diser sünnen-
spruch, auf last komt lust, darauf folgete, so künte sich ein
harz noch wohl mit fräuden, wi ein palmbaum, der auf-
geläglen bürde widersäzzen, und seine beiden hügel wider
alles unglük mit gewalt auf-rüchten. Zesen adriatische Rosa-
mund 25 neudruck.
y)) und wiewol wir mit gewalt und auch spott manig-
falliglich von in verletziget sein, so wüllen wir uns doch nit
mit bestürmung oder wider wer entgegen setzen. Hütten
(Vadiscus) 4,222 (tot modis offensi conlumeliam non defendimus
et iniuriam propulsamus) ; denen die sich ergeben, musz man
verschönen, und die hoffärtige mit gewalt under die füsz
bringen, memento, parcere subjectis et debellare superbos. Aler
933'; etwas mit gewalt nicht vertilgen können, aliquid ferro,
facibus, vi, manu, copiis delere non posse. Steinbach 2, 921; ich
wil dich mit gewalt nach hause führen, rapiam te domum.
Aler 932'; diese mit gewalt in fremde bände gegebne leute,
werden in kurzem desertiren , und in ihr Vaterland zurück-
kehren, die iVeusen werden sie wieder fordern, im fall sie
fehlen, austreten oder sich verbergen, an ihrer stelle andre
wegnehmen. Göthe (an Karl August 1779) briefe 4, 5.
8)) von Christi gehurt' uio. empfieng Johannes 23. von
Neapolis, vormals Balthasar Cossa genannt, ein cardinal, mehr
mit gewalt denn ausz freier wähl das bapstlhumb zu Bononia.
Kirchhof wendunmuth 369"; doch do mit der pabst nitt verfür,
und etwan ersucht würd siner besitzung halb, auch das er
ein rucken hett wider sine find , so beschrib der pabst
Johannes der XU des namens, der sich mit gewalt pabst
macht usz bistandt siner fründtschafft, und schendilichen
lebt, Otloni ein solchen eid vor. Judas Nazarei vom allen
5065 GEWALT 111 3 rroit gewalt, durchaus)
vnd neuen gntt 90 neudruek; Clernrnt wa« bobil 9 Jor und
10 tag. der wnR tiühsl mit grwalt und widert recbU Ciottuci
Chronik, d. slddleehroniken 8, '.'6 ;
der pur lernt« von di^n burcara oucb,
ein narr iii iln und oucti «In goucli.
und flert lull gma\\ d«r nerren ordeo,
*il das der pur Iti icbampar worden.
Tn. MuBRiiB nurren6#Mkie«r««i; 319 (VI, t4l) »tudrueki
iib ienDant den ondern beclagt umb «oiwerronf ao im mit
gewall und on recht loltt gefügt haben oder beicbebeo aein.
ao aoll er f(lr|iiingen und beweiien. Nüinbtrgtr tifmmttitm
(U70) tM'iü, gefeit 4; alito i<it er durch und mit gewalt «er-
urlailt worden, ein marhaffl gesrhichl, wir Catpar Taub«, bürger
lu Wien .. {\'su) 114*; do die juncl^frow geiehen hat, daa
man ir liindt ao unschuldig mit gewalt verdammet hot und
im «0 grom nnrrcht ge^rhobe, hat ea ir im hercten und
ollen itrelTten \tee thuo. LtraiN {predigt** M\9 — t&7l) 9, MO;
derjenige aber jaget mit gewalt, der wieder geichebenea «erbot
einen actum zu eierciren fortführel. BaoaT j*gä- und wild-
banni-gtrechligktit 604.
')) Uaihu«alero der warde all
neunhundert neunundiii>chtl| mit fwalt.
Wiciiia <<«r irr rriilnd Meer 7*;
aeel die imgern vom leib acheidet ao der meoncb noch uo-
au82geteert mit gewalt veracbeiden mQat, nto« «aiai«.
M*aiia 9«»':
fast (cbien'i. du liabeit lald und wonna
lo dir getodirt roll K«w*lt:
dein luge war wie wloiertonne
•0 klar, 10 Uchelnd und — «o kalt.
RiiiBL ^MniiMUeder *0.
3)) durch lolehe loekerung det tusammenhangt mü dem tirbvm
uird die fttrmelhafU erstarrung der prdpoiüionalrerbtndung wor-
bereitei: mit allem gewalt, durchaus, platterdtngi. ScaiiKLLKa
l',008; med der gewald. Kkohharr 9, 264; mett jewalt, met
aller jenalt, sehr gern, untrr allen umstanden. Jicni »Mtrhueh
der Mansfeider tnundait 42 vgl. auch oben mit teufela gewall.
a)) den au$gangtpunkl der Verschiebung bildet die enger» Ver-
bindung mit terbis des vollens, ttrebens, müuentf in der die
prdposttionalverbindung ihre bedeutung Pudert, am antehaulichslen
lAstt sich der unterschied an solchen beisptelen darleijen, in denen
das verbuni der vilUnsthätigkcit als hilfsverb einem anders ge-
arteten vrrhum gegenübertritt, insofern die prdpositionalverbindung
mehr mit diesem letiteren in beiiehung bleibt, hält sie auch an
ihrer grundbedeulung fest : da l(6nig Pbilometor nu erwachsen
war, und das reich einnam, wolte er das seine mit gewalt
wider holen. LoTnaa {vorrede auf den propheten Daniel), vgl.
HiNDSRiL-iNiiMeTBa 7, 974. wo iie dagegen tn dem vorstellungs-
kreise dis hilfsverbs turückgchaUen wird, entwickelt sie die oben
belegten bedeutungen , vgl.: duch will .si {die gduchin) es {das
hemd) mit gewall dir selb weschen, so westh du mit seufTen
die gel färb vor usz. Thomas Musneb gduchmatt s. 41 Vhl.
die überwiegende sahl der einschldgtgen belege zeigt denn auch
das hilfsverb wollen, einige ireni^e sollen oder müssen, rtn« spdr-
Itehe gr^ippe weist als verbum finitum ein bedeutungsvertcandtts
Wort auf, und ganx vereinielt dringt die gesehlosstne Verbindung
mit ihrer neuen bedeutung auch in andere sätse «tn. die ver-
ii\Tkung durch eingeschobene altribute (mit ganzer gewalt, mit
iler gewall, vgl. auch mit teufeis gewalt tp. &007) ist aus jüngeren
(juellen belegt und bleibt in der mindenahl. die einßhnsng des
demonstrativen artikels ist mundirllich bneugt: dat gefSld eam
so bister schlecht, dal h9 sincn bisrhloap med der gewäld
\\h kwil sin wei. Fbommamn mundarten {märkisch - nietUrd.
mundarM 3,264. iinler den Schriftstellern ist es Ihnibma^.'«, der
dietr mundartliche erweilerung der Verbindung im mntn M auf-
genommen hat, vgl. sp. 50&8. vgl, sp. &M7.
b)) neben dem hilfsverb wollen :
«)) fälle, tn denen die prdpositionalverbindung auch mit anderen
sahtheiUn als dem hilfsverbum in bexiehung gtsttit werden kann :
(in liegiindt er von dem biachof der selben stat aischen «in
kirchen die er seinem irsal weihet, und da im der biscbof
das hafticiich versaget, da spmcb der selb Arrianus offen-
lich, das er des andern Liges in sant Paulus kirchen mit
gewalt gan wolt. Gregors dialoge {Augsburg 1479) 3.39: er will
uns mit aller gewalt tum lachen iwiugeo. Wsiaa ii* drti
ärgsten ersnarren 1K8 ntudruck; als ich solches hOrete, ao
woll° ich meinen absrhihd mit gewalt nihroen, und bemOhete
mich so vihi als ich imer lionte, disem inttahenden blisi'
aus dem wäge zu weichen. Zkskn adriatische Rosamund 44
ntudruck; du spittbube, willst mich mit aller gewalt vom
GEWALT III 3 (mit gewalt, dardm») 5066
platte kabea. Ln>*tuc Iderfrttftiit t,t)^,m; kan,ier\
sähe, das/ er mit aller gewall bAker wollt«. (tfnn«a,3) i,l
ß)) du präpotUionaUtrbinduMf M i« tm§tm atmurnnkamf
«II ätm hilfsverb abgedrängt:
dauo vll *ini BB la lelb« «rtilliii
41« miti (walt wem wliilf tlN
da latfaiaan »Ichi und Ut »clila
Ir narrketi. 8. Bbabt »ttfrmttktff <«.>;
BB btiffi k«la weri an ftwar« bB«bwar«a;
dann ir Och kllegllcli klnucaai wer««
und kindt« flotlBrati all«* Sa.
•ueb wolt mit fWBli kein nBrr«a sin.
Tm. MtiBMaa -urrmtttdSw^nm^ II ik.VT) m'm4rue*i
dann aie mich ie inü gewall für einen narren kabr« «Mltn.
luth. narr 3 Kurs; der {Tktagtnoi) wolle mit gewall ail 4aai
achwerdt dran, sie wolt mebt von jm, aondrr ml jka allrtaa
und gentBen. ^ck ^ iiekr 303' : icb tag euek, dsM ■■■ •!•
(du tafel) gleicbaan Bit gawalt von mtr bat babaa «»llaa. Olan
(UM iaeob HelUr 39. 0*9. 1609) MeAi. i»; wollea alt fowall ii«
basahlung von mir haben. Hobl von WirTcasioarf fcMkaiiatTt
Bin offner köpf, ein ■nnirar («kk
kun. «loer von den rBloan loaua,
dia Ihr kBrnf tu nBuickalU«
■Ib dsnken. ewig radäa k«l*Sl.
41a nli gswalt •• haben wollea.
dati kluKB oSriUcb werden Mllaa:
ein folcber trhwtitar trat bareln.
dam dichiar dsa kBsoeb aa Mb«n.
Gbllbbt {äff f^ge bevaeb) l-tMm umd
(I7M) 1.91:
er iai allein, bat vum rsler achCoe gOter, ist jung und rh«<b:
DUO will er mit gewalt «loe frao dato haken, and joai aaicä.
GöTaa (Jery und Bätilj/) 11,6; voo eioon mlgdleio, w«lck««
einen beichtpfennig mit gewall geben will. S«!«»aca kiuwimtt
und poetische kurswtit 14 ntudruek, ikr oMigal «uck la air
und wollt mit gewalt kugeln mit mir weck*«lo. Scacrr («■!•
aiorl auf S« ■midts ducari) sthrifftn 79t;
dann grob sein hai eia iolcban bsclMM.
dats leb* fiir grobe iborhaii ball,
war gascblagan sola will mit gawalt.
KABBiB Scaaiar «iv^mnmt st
ein mensch, der mit gewalt will cioen fcllhrt««
Wstsi die drei ärgsten erinarren 48 Mninwi; Ick
ihro gnaden eine gute nacht! uo4 biaraaf will «r mtt gowalt
fort. Listiwc («ntrur^e un<)tdnukUrlufkfiilt)$fnb: sie wollte
mit gewalt zu ihm, aber man bi«lt aie ab. Haiaa« (>lrd^ag«L«)
tdmtl. Schriften 1,79; ood wenn graf Appiani nicbl mit ga-
walt einen aeiner ergebenaten freunde in mir vcrkcosta
will. LBsainc {Emili* GalotU 3,10) 3,406; ood deaaoek —
willst du mit gewalt denn hahnrei Min. (/«Ma, Km Bain-
s<rom) 1', 179; aie fuhren immerzo und wollte« mit gewah
neue ISnder entdecken. EicaFnooarr 9,339; dieeer Heioriek
hat mit gewalt aein glQck oiekl erkennen wollen. Te. !»T««a
(dravsxen im haidedorf) S, tx
•/)) Verstärkung der fripotHitmalterbindung darcA eiaacAMt;
Amnndus wolte mit gantzer gewalt wis<ea, wo a«te |B«I
blieben wire. Ca. Waiaa die drn UüpUn kaie dtr wft MB:
indem sie mit aller gewalt ihren Carl Fraots a«k««,
sich Selbsten den kopCT an einen feiaea «ioetoaaca
J. G. Sciihäbbl tnsei Felttuhwg I, IM utuinstk; «!■
kerl, der wolte mit gantzer gewalt «in natr aein. Cr Wäa«
dit drei ärgsten erinarre* 168 nmdrutk; kielt iha
vor, warum er mit aller gewalt 10 daa «arrta
gesetzt sein. 19; aber wenn «r nur aack ein
aller gewalt kitte mackea woll«a, aoMa «r 4«ra
witzigea machen ? Ustnc (Ü* «Malüi*« «rM«) S.Mt: «8 lat
gut, ihrem geiat« tu dienen, d«a i*» o«a«, das b«««a4ara
geblendet bat, den ein aneckcio *oa grOadlicbkeft an 0t^
zendeu irrtbOioero dabinretstt, ood dar. an* kefiarJ« b«>
merkt tu werden, sie mit aller (cw»h ta «twaa aaackw will,
was nur feinde der lufcad. wn« nr ktaawiaklar «aia
sollten, {dtrfreigtia 1,1) 3,U: «IM «ifMI alt Mir,
als ich horte, daat L«IU daa kaaa, «kM im kaai,
di« barer ha ft verkorf«« i«t, alt «Mar fa— > ««rkMlgi
sagen aie mir waa aollu kh Ikaat (iv aäk«ti| I*, Ol:
well 4a alt Maa. au aller
gawalt variier«« «Ulst. (thUsamXlt >,•:
da vrillat e« alao ait aller gtwaN wisaeaT {mtm Sara ;
1,3) 3*, 369: kcid« b«rT«n a«aa «in fartarpMa |iack«tf
jucken, daa sie ait aller ftwnH anfgaalaiki
{brirfe, dm neutUr fctter. MNfkatfl %Wix
hineinwollen, I« bm«! to «aar aM a^ tmi «aia d «sf
J18*
5067 GEWALT III 3 (mit gewalt, durchaus)
rate. HilpertIi, 462; fürt wollen se mett aller jevvalt. Jecht
Wörterbuch der Mansfelder mundart 42.
c)) Verbindung mit müssen oder sollen.
«)) ist sie (die Veränderung) aber durch Süssere umstände
veranlaszt worden, bat er sich, aus absiebten, mit gewalt in
seine itzige denltungsart versetzen müssen, so betauere ich
ihn aus dem innersten meiner seele. Lessing {briefe, die
neueste litter. betreffend) 8^, 15.
ß}} inn dem wir fort fahren, kam unser vilen ein solcher
widerwill, das wir gleich darauff mit gewalt mosten von uns
geben, . . . was wir in langer zeit gesamlet. Raowolf 11;
denselben faulen schaafe musz man solch gemengt saltz mit
einer hollunder-röhre in den hals schütten und halten, dasz
es mit gewalt fressen musz. Becher hausx-vater 6Zi ; selbige
meine liebe ehe-gattin muste sich also mit gewall gute
tage machen. J. G. Schnabel insel Felsenburg s. 218 neudruck;
zehlete sie mir 50 holländische spec. ducaten auf den tisch,
welche ich, solte sie anders nicht zornig werden, mit aller
gewalt in meine tasche stecken muste. 1,34; weil er nun
dem ritter vorgestellt, dasz es gott versuchen beisze, wenn
man den löwen anreizte, dasz er mit gewalt heraus müszte,
wie er gewollt, dasz man thun solle. Tibck don Quixote 2,147;
mit gewalt etwas thun müssen (gezwungen werden), met ge-
weld iets doen moeten. Kraher nieder-hoch-teutsch wb. 1, 96'
{Nürnberg 1719).
y)) man wil auch dergleichen mit allen zeit-wörtern, welche
die weise zu gebüten bedeuten, als ich liebe, lobe du, u. a. m.
und mit aller gewalt tohr wurzeln der andern sollen gehalten
würden, anfangen. Zesen hei Josan BeLLlNE^ etlicher der . .
deutsch-gesinnten genossenschaft mitglieder sendexchreiben . . {Ham-
burg 1647) 8. Sendschreiben; daher die erdichteten umstände
der ausschmöckung Hegesippus und andrer: er sei ins beilige
gegangen, habe das stirnblatt getragen u. f. — weil er biscbof
jüdischer Christen zu Jerusalem war, so sollt' er auch mit
gewalt der erste jüdisch-christliche hohepriester sein, wie
es die sage ebenfalls von Johannes dichtet. Herder {briefe
zweener brüder Jesu in unserm kanon. 1775)7,490; genug, es
sollte nun mit aller gewalt eine religiöse schule am Rheine er-
blühen. Imhermarn memorabilien : Düsseldorfer anfange {werke 20,
s. 202); wollt ihr nicht in der gute, so sollt ihr mit gewalt,
if by means you would not, I shall make you do it by foul,
teutseh-cngl. wb. (1716) 1768'.
d)) Verbindung mit verwandten verbis: mit aller gewalt nach
einem bubenstuck stehn, anhelare scelus, summa ardore animi
scelus admittere velle. Heniscb s. 1591 (1616); wenn Adrast eben
der fromme mann wäre, der Theophan ist; wenn seine seele
von eben so göttlichen stralen der wabrheit, die er sich mit
gewalt zuverkennen bestrebet, erleuchtet wäre: so würde er
ein engel unter den menschen sein. Lessing {der freigeist 2, 1)
2^,68; geld und gut sollst du haben, so viel du mit aller
gewalt durchbringen kannst. Grimm {der bärenhäuter) kinder-
und hausmdrchen 2,94; darum ist an ihnen eine tborheit gesetzt,
das schieszen ohne trelTen. sie sollen aber suchen, mit der
gewalt davon loszukommen. Immermann 1,276; drei tagemuszte
die gesunde kranke im bette zubringen, drei näclite hatte die
friedensstörerin auf dem wächterstuhl zu versitzen, endlich
erklärte jene sich mit gewalt für hergestellt. 5, 85 ; deswegen
eilet es {das podagra) mit gewalt zu denen reichen, und ver-
lasset sie nicht. Albertus abhandl. vom podagra (1725) 19.
«)) erweiterung des gebrauches:
recht lieb auch yeb
gen mir min hört
du schaffst siinst mort
inn mir mit gwalt.
Volkslied: min gmiüt unnd plAt ist gantz eotzint.
vt)l. Singer z. f. ä. a. 45,173;
eines Ungunst mit gewalt auff sich laden, irruere in odium
alicujus. Aler 933*.
ß) neben dieser mannigfaltigkeil der Verwendung treten alle
anderen präposilionalverbindungen weit zurück; sie werden daher
im folgenden mehr zum vergleich und zur ergänzung herangezogen.
I)) am nächsten kommen noch die Verbindungen mit durch,
die einigemale das Substantiv auch in individueller bestimmtheil
darbieten:
a)) item alle wuchrer und alle die, die durch iren aigen
gewalt absagen und kircben verprennt haben und die kainerlai
schaden Christenleuten zugezogen haben und fremde hab und
gut gewaltiglichen innen haben, alle die weil sie also peleiben,
so sein sie des ablas und der genaden uQwirdig. {Jahrbücher
GEWALT III 3 (durch gewalt u. a.) 5068
des Ib. jahrh. Nürnberg) d. Städtechroniken 10,183; so aber nun
die ungestumm und last der schlacht sich anfecht, als dann
vil ding durch etlichen gewalt gebrochen werden. Onexander
von den kriegszhandlungen und räthen der guten hauptleut {Mainz
1532) 39"; durch gewalt der waffen austreiben. Wieland
Shakespeare 1, 217 anm.
b)) alles ist durch gewalt geschehen, omnia per vim gesta
sunt; omnia temere et per furorem sunt acta, contra leges,
moresque majorum. Aler 933'. vgl. auch oben sp. 4976; was durcii
gewalt gewonnen wurde, muszte behauptet werden durch
gewalt. Schiller {dreiszigjährigerkrieg\)8,l8; wer zu ohn-
mächtig war, gewalt durch gewalt abzuwenden, flüchtete
sich unter die flügel der Justiz. 19; auch in den folgenden
zelten setzte sich die katholische kirche lieber aus, alles
durch gewalt zu verlieren, als einen kleinen vortheil frei-
willig und rechtlich aufzugeben. 17; diese zu rechter zeit
hingeworfene drohung, vielleicht aurl. der blick auf die
schwedische armee, welche mächtig genug war, dem könige
durch gewalt zu verschaffen, was man ihm auf dein wege
der gute verweigerte, brachte endlich den churfürsten zum
entschlusz, Spandau in seine bände zu übergeben. 178;
wir uns abtrotzen lassen durch gewalt
was wir der gute weigerten? (Teil 2, 2) 543";
zwingt man dich nicht durch drohungen? durch gewalt?
Kotzeboe almanach dramat. spiele (1807) 5, 207 {d. lustspiel am
fensler); die erschütterung in Frankreich wirkte weit über
die glänzen dieses landes hinaus, von allen seiten erhoben
sich bewegungen, die durch khigheit zu beschränken, durch
einsieht zu meistern oder durch gewalt zu hemmen waren.
Varnbagen denkwürdigkeiten b, W {biographisches: Fr.v.Gentz).
2)) van des rade.s borgen inholde,
we rechte repe in gewolde
we pik ok tughen birepe,
dat sin sake sus andrepe.
Reinerus Groningen schichtspiel zu Braunschwetg 935,
d. städtechroinken 16,132;
man bat dich an der Donau Oberlistet,
versuch, ob in gewalt er auch obsiegt)
Grillparzer {könig Oltokars glück und ende 4) 6^, 114;
er hatte grosse lust zur beute;
nur dasz er jeden gegner scheute,
der stärker war, als lamm und schaf.
drum sollt' es ihm durch list gelingen,
den jungen Streiter zu bezwingen
der an gewalt ihn flbertral'.
Hagedorn poclisclie werke 2,41 iwolf und pferd).
3)) die sich mit innigem gaist zä got halten die pflegent
in baid weise zaichen zi°i beweisen so das die noturft aischet,
also das si iegliche wunder etwen durch das gehett tund
und etwen von gewalt. Gregors dialoge {Augsburg 1473) II eap. 80;
der Schelmen zunfTt bat disse art,
das mancher scbelm sein geltli spart,
do er billich mit bezalt,
und kumpt im denocht usz gewalt
unnuizlich an eira ander ort,
der olTt nit dancket mit eim wort.
Thomas Murner schetmenzunfl 29 neudruck;
denn ich das ufT der geuchmat ilndt,
da.': ettlich nit gantz witzig sindt;
darumb miSsz ichs mit gwalt besehen,
ob si usz gwalt etwas verleben, gäuchmatl 34,18.
4)) item solle kein parthei noch zeuge von den richtern
oder commissarien vor peinlicher rechtfertigung vergleidt
werdenn, aber für gewallt mogenn die parthien unnd zeugen
für gericht vergleidt werdenn. Carolina (76) 44 Kohler- Scheel;
die Teutschen sollen des römischen reicbs mitgenossen und
pundsverwonten, von denen in nichts übels geschehen war,
unpekümmert lassen, abziehen und sich wegkmachen, wo nit,
so künten und möchten die Römer die iren nit verlassen,
müesten und würden darzue gezwungen und genöt, das si
den iren zue hilf kämen, si vor g'walt und muetwillen pe-
schüzelen und beschirmeten. Aventin {baierische chronik) 4,319;
das land ist voller graben für gewalt gemacht. S. France
weltbuch 197*; elathri vel elathra, getter für gewalt. Scbbnck
nomenclator H. Junii ad usum seholarum {Augsburg 1571). vgl,
LüDiN Adam Sibers bearbeitung des nomenclator H. Junii 75;
in der gehorsam sie in baten,
das er woli folgen irem rat
und sein tochter vor seinem tot
verheiraten nach den eren,
damit sie wüsten einen herren,
der sie schirmet und ent>chüttet
und vor allem gewalt errettet.
Teuerdank 1,67 Gödeke:
506'.) (iliWALT III 4 (uninillelli. vcrhimlK. mit rerbis)
er (ii«r in/«') t|irach, tl»b«l «lo jeder ■erok.
wann Ihr euch real lutimen ball.
(0 werdl Ibr wo! »lehn für |ew»li. ,^ . .
Eiteaue ALiiaue faiieln l«l luMrittat
dar jeiit roll trewcQ tndar leOl,
rcgiren toi lu dlear teil,
und unrecht webrao. fOr gwall baeebOUB,
wird offi «ewU rOr aDftien icbwliin.
CuiiTtiu* f»i»Ut*l»l el*;
wider gpwall kau Ich nicht, non poimm mi*< jiratüart « t<.
Skiiz Uuttchf idwlUmenbA' {Mil); ea |ibt noch mlnner, die
nuch der gewnlt geKenüber ein gewitMO babea. J. üai»»
{mtine tnlhuung) kl. idtr. 1, 3^.
5)) wie iler elende, dessen vom fleber geachwacble gelenke,
wie loagerisine annein, unter der gewali det iabeoa waakeo,
in einem ungeduldigen ansioai; ton hiie, wie ein feuer aus
arine» hüter» armen ausbricht, ao »ind meine ton gram ge-
achwUcbtc giieder, nun »om gram lur wutb getrieben, dreimal
aiarkeraU aonal Wikund Shaktsptart^,Wi{HnnricklV.i,l,1).
«)) über gewalt, Ober allen gewalt, Ober leofela gewal».
SciiBBLLBn 2*, 908; müual ball eppea Obe' gewalt tofi («ol««f,
robnt). ebenda.
4) die unmiltelbartn vtrhindungtn mit vtrbii btuhränken ttch
fatt aussehlirstltrh auf ubjeetverbindungett. aU tubjtct geht dat
Bubitantiv feste ftrbindungen nur mit «teheo und geachehen
tin. vgl: wol bette man einen animanrnriater gebebet, ober
ea ilunl kein gewalt an Ime, wandr dai er die ecbolTel »aroele
ao man Ote roll in wolte ift rot werden. CLoatiiM, d. tUdle-
ekronikeni,m {Slrattburg) H.a. r jj. ip. 41>W. 4»« ; im ea ge-
»cbiebt gewalt (— rioIrnJio) fgl ip. 4W6 und unten 4,6; du
grundlegende bedeutung, die gerade die objeetrerbindungen für
dte ge$ehicMe unseres Substantivs gewonnen kabtn, kam in der
bisherigen darstellung schon sur geltung. aus den belegen für
Ulfilas, die Tatianüberselsung, Heliand und Oiraiü (vgl. ip. 4911.
4914. 4916) katte sich ergeben , dast der dUeiU gebrauclt unseres
workt fast ausschliesiiich an die objectverbindung mit geben
oder haben anknüpfte, diese beiden Verbindungen tragen auch
M NoTiBa und in der mittelhochdeutschen periode hauptsächlich
die Verwendungen des Substantivs in der bedeutung »on *potestas'
{vgl. ip. 4918. 49il. 4926— 4<»28. 4031-4933. 4Ö34I. dem gegenüber
kommen andere ähnliche verba kaum in betraeht, sie sind ent-
weder uitlieh beschrankt wie das milteihochd. pflegen, das den
gentliv erfordert (vgl. sp. Anxj, oder weisen nur spärliche Ver-
wendung auf wie lassen, ein»aumen u. a. verhältnismässig spät
belegt sind objeclverbindungen, die die bedeutung 'vis, violentia'
sum ausdruck bringen, ausser der vereinsellen TatianstelU giwolt
l.igangent in sie (112,3 für 'potestatem exercent' vgl. »p.4915)
gehören sie erst der mittelhochdeutschen periode an und kommen
an hdufigkeit der Verwendung alle lusammen nicht gegen die
gtraJe hier so beliebte präposilionalverbindung mit gewall auf,
vgl. gcwoll begehen (sp. 4943. 4944) , treiben (ip. 4014), neben
(jp. 4945), thun (ip. 4915). ^
a) die alten Verbindungen, die in der bedeutung 'poUstat tu-
sammentreffen. bei einsetnen fügungen isl hier ein übergreifen
ubi-r den rahmen dieser bedeutung nichl ausgeschlossen, vgl.:
gleich dem wadel an einem hund ... so bald du im seinen
gewalt lesit, so wirdt er wider krumb als vor. alte weisen
(1566) 43'; Servilius wünscht frieden, und sein aller, sein ver-
dienst, giebt seinem wünsch gewall. J. W.». Bbawi Hrutusl,^.
vgl. auch sp. 50-4 unter gewalt haben. o*#r die grundriditumg
der beJeutungfentwicklung wird durch solche seitentri*be kaum
berührt, mehr beachtung fordert di* jnnehvMnde nnführung des
individuell begreniten begnffes in dieu vabindungen, die anfangs
nur lulbestimmungcn neben dem Substantiv begünstigt hatUn,
vgl. oben sp. 4931.
a) gewalt geben und ähnticht Verbindungen.
I)) der kreis der HnschUtQigen verba ist hier am weit«tt«n bei
der Verbindung des ju6j<un/ir5 mit eiiem refleiispronomtn.
a)) ron dieser Verbindung wird die allgemeinere bf4«HlH«9 ee«
potestas seltener getroffen:
ist dein gesank aUo Kaian.
als schön du suost put cestall.
>o hat got wol leln sewalt
mit •einem lleli an dich selait.
Hans Vintlbb plumen der tugent 149t :
gewisi würde ich mich lu dir nicht herablassen, wenn mir
ein tyrann seine gewalt, oder der himmel seinen blit* aii»er-
Irauen wollte. Lessinc («üi Saro Sumpion 4,6) 1,3»; kor«,
sie erhielt wieder ihre vorige gewait Ober mich; und kaum
haUe ich sie aus den äugen verloren, ala ich in einer plöu-
GEWALT III 4 ((tewall gebfo) 5070
lieben aowandluoi *uo rau« . . . ihr . . . oacbtugebeti aofiag.
UiauMb (/Wafrteiu PrM«u$) 21,10».
»)) titi kiußttr iMgtff wird km 4k nftet btdtulmH '«tt-
tau' »ngnoftu.
a)) aweon auch die borgennaiator ao do« forikt alfat gaaio
Ogen, ao aulleo ti iwaiaa uait im twolf gaowora nkuro
mOgen,
weihen si welleni, Iro« «elloa fOvoH mifläkm, {mälm
tHO) i. illlriilriaftM 4, M»; teMfnff
sunfibruf von AugskuT§ , . w
Hana von Leacbteoberg bat aaio fowall itm UodMff «M
Meotz bevolcben. Ciiaaiia Siaeta, 4. MdMkrtaikn M, «0
{Augsburg); aio ieder mag in burgerlickM OOOhoa persooUeh
erscbeineo, oder seinen gwalt ood vuloticM ia fericbt ataeai
andern bevelhen. Nürnberger rtfmmUim (1104) la*.
ß)) ich ülreirb von iiobeolocli kokmoM offeolicbeo aU
disem brif eic. ala uns der aller durcblcweliliMl ltn4« tmi
berre ber Wentilaw rOmiacber kOnig . . . empfoübo« m4 OMfc
aeinen gantzeii vollen gewalt and macbl mit aeisoa lt«ith«hoa
bnrlTen ReK.ben bat. (vertrag dtr bnOmid^tm WenuU ma
dt-m stndtebund wegen dtr judtmekuldtm IM») 4. lUdUtkitutkn
I, IIB (Sümberg); bierumb in der aller beateotlickaloa Mi
kreOligsien form, aller gerichteo and rechtco, ao pk «14
bevalch er seinen vollmicbtigeo gewalt und ganl/e vol-
komne macht, dem ebrsameo .N. der zAgegao under aagca
at&od. rkelorica und teuluk ^ormalar ( fUtaf» IMOI 74*: bertsof
Öbrebl von Oslerrich nam mit ia« das brrliogea voa
Sahseo, den bertiogeo von Keroteo oo4 4«a bertMfoa tM
Opulie, dem der kunig von Babaa alaoo fowolt boU« ••-
geben an der walunge. CtoaKaaa «*re«H, 4. äiiUdtriaUua
8, 58 ; berlzof Baoa von Baireo, graff zu Veldeuti and bartaof
Ludwig z8 Baireo, graff t& Spaobaim, haben ireo gwail gckoo
margniff Philipps cantzler voo Baden. Ciaiass Scaait,
i stddteckrontken 19,286 (Augskurg); dcrbalbeo iit aiaar er-
samen nacbpertcbafi verordooDf, wann ain haablaao üo
oachperscbaft wissen laaat, dasa ieder pertoodlick '
eracheinen und ml einem andern seinen |avsH
macht haben soll, er sei dann mit sondern eeboftoa
beladen, mag er sieb gegen dem baubtaaa
gemeinsehaftsbrief von l.orenstn (li«i), Mrrr. «aMk 0, 41t.
y)) darxu wir dir hiemil in der allertealao fona oll
gewalt und macht übergeben. Jac Avaia proc 4S5: aod aber
leb in eigner person, abweaenheit halben, nit eracbeinca kao,
bekenn, dasz ich meinen vollkummeneo gewalt ond macht,
auf und Qbergebeo habe, dem wolerfahrnen und frommen
Moisi. 76.
1)) über den rahmen 4*r rtßtxixen fü§ufn rtitU uttr i«a
angefühlten synonymn «tgentlieh nur 4k arrMa^Mf fawolt
geben Jkinoui, dk hatf auf aUnbulire
kraft ausübt, bald dat büd formethafter
a)) und »oll man wiszen, data ea den
pfaffhalt gar hart gerewen bett, data er deo ,
walt bell geben. B. Ziaa, d. slädttckrniktn 0,01 (iafsOwf):
DU borai, wie ble luget
und uns und alle die worM be«r«f«4l
. . ble aoist nicbi fuafUffk Jar all
und clbbai »in Boade aalak (CwalL
es war noch nii kelo ^^
den aolck gewalt wr le aatoh**»
B.Waian IM« f4ftU
Oretut
tgL •*« tp' «K •""•'• «•*•'* ''•'••■ ****' »^ •*• •■ «— <f:
liehen gewalt an dem end geben fOr mich o«d M*ar? ^
aolt ea ntt mir ala im erloabl sin? bueh dtr hsi^ialr «1
183; («*) bit dich aoch, durch de.oer einifMiocftI« ^^ .
und meines aona, welche» sons, zA b««arta ««r^tfrMckMO
gewalt geben, daa da nur helffaa» ia diae« hooial, mA 4m
die hocbieit alao gtachch«, wk «o ^OM torhaaln «tr.
VatRari» Bolt« Tentihtn. n*; aalcr« *»4 af
dicbtera iai geleieber gewalt geben za moloa ■
S. MBiartauit, 4. sUiktkrvnktu », » {!iünkm%)i
iek bk fteb. lasMMt ab dareb gaa.
kb ihA m\m herrea alt daa sfatt.
alr allea ***'* ({Stjft^
*• *-^ '^ ^ fta^^-ÄiiTe-a-k-.« ar;
ea hat aieh hcgehc«, ala ir,
weiten reia« mir allea gwall io
band und ich aich icizoad ei« .
Briunieo gegeben hab, tch Mir !■
die edel herUofin uaab ir «kra il hrisf«. ^i .
148 a<«dr««k; der rat hei aach «rfcjaat aaaz la Irifialirt, te
5071 GEWALT 111 4 (gewalt geben)
in namen der stat die sach fiieiten, und gaben denselben vollen
gewalt. S. Meisterlin, d. städteehronikcii i,\6i {Nürnberg); also
bedacht sich der bischofl" gar schnell und einpfalch den von
Augspurg, dasz sie den pfaffen tätten, was sie verschult hellen,
und gab in vollen gewalt. Burkard Zink, d. Städtechroniken
b, 61 (Augsburg); infinitum imperium alieui dare, einem viillen-
kament gewall unde macht geven. Cbyträus 160; demnach so
bewilligen wir dir, von unser aller herrschenden macht wegen,
und geben dir hierzu, hiermit und in krafft dieses brieffs
vollkommenen gewalt. Jac. Ayrer proc. 32 (1680); er hingegen
wolte indessen meine gesdiäffte, wan ich ihm deszwegen
vollkommen gewalt geben würde, so getreulich befördern, als
ob ich persöhnlich gegenwärtig wäre. GiiiMMiiLSHAusEN Smiplic.
290 neudruck.
h)) den allen sei er hingestelt
mit im zu tliun was den gefeit,
gebn ailn auch volle macht und gwalt
gegu im zu wüten manichralt.
drei neue und lustige gespreehe hei Schade
Satiren 1, 142;
wir geben ine auch den gewalt, sollich stend, wie sie die
austailen oder weisen, zu verpenen, das niemanis von den
kauffleuten dem andern doran kein gewalt thue. oberrhein.
stadtrechte ], 101 Sehröder; er hat ihm volle gewalt gegeben,
für ihn zu handeln, he has given him füll power for him or in his
name. Hilpert 1,462; den gab er gewalt ze werden di sun
golz. cod. Tepl. Joh. I, 12 (gotes suni zi wesanne. Tatian 13, 6),
ebenso cod. Tepl. Lucas 10, 19 (s. Tatian 67, 5, vgl. oben sp. 4914) «. o.
dazu vgl. oben *p. 4916 (Heiland 1078 u.a.); wan so Jobannes
spricht, wie vil in enpfangen band, den hat er gewalt ge-
geben kinder gottes ze werden, ist es das si sind kinder
gottes von gewalt, was wunders ist das ob si mügent zaichen
tun von gewalt. Gregors dialoge {Augsburg ]i'i3) II cap.ZO; er
igott) hat einem ietlichen geben gewalt ein kindt goltes, und
ein erbe seines ewigen reiches zu sein. Haktmuth von Cron-
RBRe 20 neudruck;
dan ich binü Hecht das euch ist liomen,
dasz all die mich band angenomen,
den hat got geben gwalt und macht,
dasz sie seind seine kind geacht.
triumphus veritatis bei Schade «af. tt. p«sgu. 2, 246 ;
allen gewalt gäben den zanck z& zerlegen, allen miteinanderen
die sach zeentscheiden übergäben, arbitrium litis in omnes
trajicere. M aaler 17s'; copiam pugnae facere, gwalt geben oder
erlauben zeschlahen. Frisius (1568 a. 1574) 332'; die alten herren
haben uns gewalt geben, den Linhart Mendel und Jacob
Schopper an soll schreiben und nemen, idem mit 2 pferden.
{berichte und handlungen ... in der Waiden f eis' sehen fehde 1444)
d. stddtechroniken 2, Bi {Nürnberg); mir sagt ain frummer kauf-
man, , . . dasz der müntzmaister zu Grälz dem kaiser 12000 u
Wiener geben hab umb das, dasz im der kaiser gewalt geben
hab zu müntzen dreie jar lang. Burkart Zink, d. städtechroniken
h,n3 {Augsburg); der glaub in Christum macht den menschen
gut unnd frumm, unnd gibt im gewalt alle creatur zu ge-
brauchen zu not, nutz und trosl, wann, wo, wie er will.
J. Eberlin vOiN GüNZBUBC {widcr die Schänder der creaturen gottes)
2,14 neudruck; ir raogent mit keinem grundt der geschrifft
sagen das der allmcchtig gott euch oder einichem anndern
gewalt hab geben die menschlichen gesetz auch die menschen
trawme und gutt duncken under das dar ewangelium zw
vermischen oder dorneben zupredigen. Hartmüth von Cron-
BERG 88 neudruck; welche im pann, acht oder den das land
umb übelthat verholten seind zu achten als weren sie tod,
und mögen zu clagen nit gwalt geben. Tengler laienspiegel
(1527) 8'; uns ist gewalt geben zu bawen, nicht zu ver-
derben. Melanchthon confess. August, {corp. doctr. Christ. 16');
und (JiftJo) sovil auszrichtet, dasz in die bürger zu Papyrio
schickten, unnd mit den Römern zu teidingen gewalt gaben.
Frontinus (1532) 20* ; das gebürl sich, sprach sanct Peter, rüfft
dem mann und seiner frauwen und gab inen gewalt , drei
mal zu wünschen ; was sie wollen, solt geschehen. Kircbbof
toendunmut/j (1, 180) \,2\9 Österley; so west ir doch, dasz
Christus auf erden und in bimel sanct Petro und allen seinen
nachkomen gewalt zu thün und zti laszen geben hat. ein
unterred des bapsts und seiner cardinelen bei Scbade su<. 3, 84;
nun harrent da mit gutem gemüt, gebent mir gewalt, das
ich mit stillschweigen mOg fürlragen dise stille comediam.
Valentin Boltz Terenzübers. 89"; wenn sie ein oder dreimal
so verbunden im ratb gesessen, bindet er ihnen das maul
GEWALT 111 4 (gewalt geben)
5072
wieder auf, und giebet ihnen macht und gewalt, dasjenige
zu reden, was zur gemeinen wolilfart der kirchen verträglich
ist. A. Fbencel de diis Soraborum {script. rer. Lus. 2, 112');
gott gab ihn gwalt im paradeis
zä essen aller frücht zur speis.
WicKRAH der irr reiUende bilger 12";
er gibt gewalt, verdächtige personen in verhaft und unter
polizeiliche Sicherung zu stellen. 1829. Tobler uppenzellischer
Sprachschatz 427.
c)) er liez sein haus und gab den gewalt ainz iegleren
Werkes sein knechten, cod. Tepl. Marcus 13, 34, vgl. oben Tatian
147,6; ich find wol daz Christus seine prlester erwölt hat,
und nach der erwölung inen den gewalt geben des priester-
lichen ampts. MüRNER an den . . , adel tütscher uation 18 neu-
druck; ich gib dir gewalt über mein leib, potestatem. Mem-
minger vocabular von 1487 18"; geh, bring die geisterschaar,
über die ich dir gewalt gegeben habe, an diesen ort. Wieland
Shakespeare 2, ili {stürm 4,2); nimmer gebe ich euch gewalt
über kleid und leib trotz eurem drohwort, marschalk.
G. Freytag {brüder vom deutschen hause) 10, 68.
d]) facere potestatem, einem gewalt oder erlaubnusz geben.
Fkisiüs (1568 und 1574) 1028'; dale crescendi copiam novarum,
gäbend gewalt und fieiheit, thund steur und hilff darzü. 332';
gewalt geben, douner procuration et pleine puissance. Hülsios
(159ß) G2': gewalt geben, macht geben, heimstellen, zulassen,
potestatem dare, tradere, permittere, facere, concedere potestatem.
Emmel Silvas 0.0.7; gewalt geben, potestatem tradere, dare,
facere. Stielkr 2426; gewalt geben, potestatem dare, facere,
]iermiUere, concedere potestatem, copiam facere. Spieser 150;
ähnlich Weismann 156. Bayer 290. Kirsch 1T9; gewalt geben,
dar autorita, licenza, donner procuration, puissance, licence.
Bädlein 381'; gewalt geben, autoriser, donner plein pouvoir.
nouveau dictionaire {Straszburg 1762) 338; ähnlich Rondeau-
Bdxtorff 253.
e)) aber ehe und er gehn bimel hinauff kommen sei, hat
er den aposllen gewalt gegeben, wasz sie für ein christ-
liche pollicei auff richten sollen. Alpinüs Vergilius Si' ; die
von Augspurg wollen sich daran nit keren und sprachen,
er hett in gewalt geben, also wollen sie auch mit in tuen,
als sie dann erkent betten. Burkaud Zink, d. städtechroniken
5,67 {Augsburg); da hat ain rat z& andtwurt geben, er hab
inen bevelch und gewalt geben, darauf haben sie urtail ge-
sprochen, das miesz unwiderriefl beleiben, Clemens Sender,
d. städtechroniken 23, 33 {Augsburg) ; der allerhöchste hat zwar
der geisllichkeit gewalt gegeben, nicht aber, dasz sie solchen
durch aberglauben band haben solle. Abele künstl. unordn.
2, 273.
3)) in der vereinzelten fügung mit anderen ähnlichen rerbis
geht die formelhafte erstarrting selten so weit.
a)) Sethosis hat im {Arman) allen andern künigklichen
gewalt verliehen, allein des künigklichen diadems solt er sich
nit gebrauchen. Hedio Josephus wider Appionem 150* (1553);
gewalt zu regireu, verleicht nit ainem iden der homerisch
Jupiter. S. Franck enc. mor. 38"; du könig bist ein könig aller
könige, dem gott von bimel königreich, macht, stercke und
ehre gegeben hat, und alles da leute wonen, dazu die thiere
auff dem felde, und die vogel unter dem bimel in deine
hende gegeben, und dir über alles gewalt verüben hat, du
bist das g&lden beubt. Lütbek Dan. 2, 38.
b)) weil nu der königin so viel gewalt war eingereumet,
gewann sie lust, den gefangenen marggraven, der ihr von
wegen seiner jugent und geradem leib warbafftig gerümbt
worden, in der person selbst zu sehen. Kircbbof wendunmulh
(2,47) 2,95 Osterley; einem gewalt einräumen, geben, ver-
leiben, to gire any one power or authority, to empower, to
authorize any one. Hilpert 1, 462.
c)) einem gewalt über sich gestatten s. Eberhard -Maasz
3,190; er versprach also der Marianne, ihr in allen stücken
freie gewalt zu lassen, wann sie den aufenlhalt ihres ge-
liebten entdecken könnte. Lkssing {das neueste aus dem reiche
des Witzes 1751 ) 4, 434.
d)) bleibt abgescbiednen geistern die gewalt,
zu kehren nach dem ird'schen aulenthalt,
so kehrest du nicht in der mondennacht,
wenn nur die Sehnsucht und die Schwermut wacht.
Ublamd auf den tod eines Inndgeistlichen.
ß) gewalt nehmen, an sich ziehen, anmassen, gewinnen,
erlangen, hallen u.a. die meisten dieser Verbindungen sind
5073 GEWALT III 4 (gewalt nehmeo. Überkommen)
jitngertn ur$prungt und inliithrm $iek dtr bedfulu»f$Mbickirötku»t
und ttrtcliUbung, du tick bei gemalt geben und fewoll liabrD
aui drr formelhaften ertlarrung dtr vrrlindung ergitbt.
1)) unter die äUeilen Verbindungen dtr frupp* gehört gewall
iieliiiifn mit dem reßexitpmnotnen im dalip tommodi. dit gegen-
tlieilige fügung (einem andern die gewalt wegoebinen) ut )üngtr
und itltentr.
a)) wir hüben una oiicb «olleo gewalt genomen und ui«
gedinget di*e vorgeacbribi-n geiiatite ond arlickel le benern.
ttPtittr tunfthritf ton Äugtburg isW, d. addletkronikrn 4, IS*t ;
wie du doch aonal dir irlb gewalt grnoinmen baat olle ding
deines ^«rollrns wandeln und kereo. LuTiaa (auf du übtf'
chriitlich . . . buch Botk Km$er$ antmorl) ', e;fl Weim.', to wollen
wir gewalt nrincn nn nllen orten alao xii «agrn, dm binftirt keio
Wort bleibe m der «rhrilTl, da* nicbi mlige ein andere bei*ien,
denn ea lautet, (antwort auf Itöniq Ihtmichi ton KngtUand buch)
'l,tH*Jina; die wahre rechte chritiliclie philoiophiam nn-
lugreifTen, udrr su tadlen, will irb mir nicht gewalt neniinrn.
MofiCiiraoscH insomnit eura partntum 40 niudruek; ibm aelbat
die gewalt nehmen, pottslatem $tbt arrogart, Stulki UW.
b)) wer iMt der peQriscb man der eich dea gewalci der
predige bat angenonien, und ungelert, daai er «ich *on im
aelba des ampts un>'erB brrren des bapsts nnderwinden.
Grtgort dialogt (Augsburg 1473) I cap. 10; gwald ufneh, fwald
öbercbob, um bewilligung zu rechtlichem einschreiten nach-
suchen, liewilligung zu rechtlichem einschreiten et halten,
(diese voilniarlit wird einem landsmanne mündlich miigelbeilt.)
ToBi.iR apptnuUisrher tpraehtehali 241.
c)) Hsnni Waldmsn hat ein «Ina erdsohl
unit wolt uns nOwn gtii lian bracht,
dat hai man im Terkomrn,
dl« fiomao gemeliid ain Züricher ae
band Im dm gewalt genomen.
der gawnli ist nummen tin,
darumb so mAnz er liden pIn.
i>iLiKNCKON votlulieärr i, 271 {Han$ Waldmann
14S»— 14!>0);
einem die gewalt nehmen, potestalem abrogare, minuere, prai-
cidtrt, tolltre, odimtre. Stiklbk ::4J6, s. ii. ; einem die gewalt
beoelinien, die Hügel beschneiden, ditautorart uno, öler It
pouvoir ou l'autoriU ä quelcun. Radlbin 381'; einem die gewalt
benehmen, alicui potestotetti adimere. Stbinbach 3, 921.
2)) wiewul über solche »tat iinfengelicbs durch den adel
regiert, auch das hovegericht daselbst mit der ritterschuft
besetzt worJen, so ist doch das regiment oder forma rei-
publicae mit der zeit verengert worden und in ein solche
oligarchiam geratlien, das her omnes oder der gemain pülTel
allen gewalt an sich zogen. Zimmertc/i« chronik 3,360; wer
viel plaudert, der macht sich feindselig, und wer sich viel
gcwoits anmnsspl, dem wird man gram. Luther Str. 20,8;
triiuml einem, wie er apfTcliuost irincke, so wird er tergeb-
licher gewalt sich anmassen, doch ohne fruchlbarkeit. (raum-
buch cap. 187, anhaitg ju Colerus hausibueh (1650);
was messt ihr eurh xil deo gewalt
der euch gar niclii ist lAgesialt,
diou ihr soll bhelfTen eucti im »taub.
FitcHAiT fldhhalt 1025.
3i) {der doctoititel) welchen nainen oder gewalt einer musz
erlangen vom habst. UeiLtR post. 2, 3>* (Cb. Scbmidt eUdst.
mundart 143); gewalt erlangen, potenttam consequi. Stbinrach
2, 921, ebenso Frisch 42o'; mit freude bemerkt er dasz
seine kinder nur von den weiszen fruchten gegessen, mithin
Irankheit und tod noch keine gewalt Aber sie erlangt ballen.
W. Grimm forrtde lu den kinder- und hausmärehen xxxii; so
gespannt waren sie auf das nächste, auf das nothweodigste,
das.-. die furcht keine gewalt über sie erhielt. Hbmicb STErrifis
bei \Va( kKRNACF.L 8, 2, 1301; Livia ... eine fiao, welche die
gewalt, die sie in ihrem achtzehnten jähre durch ihre blen-
dende srhönheit über den ausschweifenden Oktavian erhielt,
über den berrn der weit Angustus vierzig jähre lang ... zu
erhalten wusle. Wikiand {threnrtttung der Julia) 14,343.
4)) gwald öberchoh. ToRit r appenieUi^chtT xprachsckati 247,
xglobtn; wann einem träumt, wie er einen gantzen (luss
mit wein sehe (solcher träum aber kan keinem andern für-
kummen, als dem könige selber, oder seinem fürsten einen)
und so der flusz sein, so wird er grosser gewalt bekonimeo.
traumbueh rup. iss, anAan; xu Colbros A«ius6iicA (IftM): ge-
walt bekommen, facultattm nandm, ton$tqm. STiBLBt342«:
die kammeijungfer hatte aber zugesehen und freute sieb
GEWALT III 4 (gewall haben) 5074
dast si« gewalt Ober die biMrt beklme Gsia« «^ ftttmnpd)
ktndtr. und kautmirtktm 1,11; Irftf' ich «iiklicb e|a mUIm
heimliches bild in lioo and ben — nie wird W M iM
gewalt gewinnen, mich mir arlbM M rviibM Md
pOkbten. lioLrci {trinntrung) btiUift ßr im Hü^jUIdl
IKS2 I. %.
y) gewalt haben tgi. ip. 4fit 4*14. 4«i«. 4tt|. 4Ki. 4fM|'.
4931 ff. 4934. ans alitn ptriaif un$$rtr ItlUratur rekUtek MffI,
kat dtrte ttrbindunf thre ket«rtm§U ifriaef eiidk im dtr tutm
tpraeh» brkauplet , ob*» dwdk Mna*M«*f dir ktiktr kM-
achltten grtntltnttn gerade nr«« i*|r s« ntotrMa. m «atlfikkl
mthr dem allgemeinen anr aekten drr neu*rra Meftt MMl «M*
bute und dhnlifhe be$ltmmungen auek kier ntkeu dam iuh*l*»lh
mehr bedeutung gerinnen gegenitker dn tielket'immungen frUuret
pertodi-n {rgl. jp. 4931 — 4934).
D) dat tubUantit enibehil einer aMtfüNmaasf, miri ttm te
iWfinii bedeutungtgthatl dank atUihidnm «ad »•dura ■rrtiadwfW
{i«rtii/>i«fs<.
a)) frrvnominalforwttn fkkrn «m dem tmMmminkam§ kuM»-
mung$monunU eta.
«)) Bielo herr hat aoeb solleba gbalt.
den hat im aln ungebekbier pUrhof tebaa.
wellcber man teios weibs ail mag ^feUga.
die »rbali «r von aianaader pald,
sl seien jungclih oder all.
Sirriinijer iptelt (l&ll : WUmar naudruekat •.!•){
darnnb. lieber barr. bap Ir aaa selbe gkali.
so scbaldei nicb von Im pald,
dan er Im mich nur scbiseheo aad scbelia
umb mein antigad« ding, das aaea kh eareliau
ekamta «.91;
ich tsct band die wirt »olcbea gawali
im iiail was band sie dana las baoa.
Wicsata dar irr raiiUuda kilfar Wi
rgU Beliand 842, i. oben tp. 4916.
ß)) das ich . . . melden mOg und ricbteo aim jeden der
beut mit klag für kuinbt tu verlust ond zu gebio, torbebakca
dreierlei stehen : dren, eer und daa ploei, das die ■alalli
herueret, and ob ich nicht billicben allen den gewalt kab^
alt ob mein genadiger herr von Admnod telbs gegeowortig
da war. banntaiding la tanet Galten {anfauf dn i«. jakrk.\,
öttrrr, weittk, 6,35, agL obtn tp. 4931 (.VtManfra 1015, !■.«.):
ea ist war, mein tocbter, wir babeo ao vil gewallt ala der
bapst oder ein penitentxer. HicaaeL LtnaK^ta äaltifmi IM;
und sol keiner kein bocbgewild, antzerbalb laodc weder
verwenden, nach verkanffen ohne Torhcrgebeod« b««ilB>
guog eines land-amroana oder seines stattbailara, im im*-
wegen gewalt hat landbu^ de» kantcmt Apfanuü' Ammtr
roden artikel 186; um das höchste und edelste zu teiD, ibo«z
er (der kinig der elamente) die masseo aller andern durcb-
dringen, gewalt darüber haben, sie an aicb ketten und
nach seiner eignen natur formen ond bewegen. Haiatt
(Ardinghetlo) 1,249.
/)) hasiu die gewalt danck sie koap* «en gett.
der sich von aiemandi iretiea lei.
Kiacaaor larmdmmmmlk XT;
an erit harc optio et poUstat tua, wiritt da die waal
gewalt haben. Fmsios (t5ft9 aad l&Ttl lOSs*:
die gewalt in seinen binden hat, keaat ««
Überlegung. Lbssiüc (ai iiaf ea* dlm trmmifkk firfiaia)g^M{
vor der nahen Wirklichkeit koaaU im 9fU im pbaattaia
sich nicht enttOnden; die nflcblemen ndäata« kaOaa alkia
jetzt die gewall. Ta. Sroaa (tur »mli- aad »awv/tawirl ^a»;
na, nu sehen sie aul, der racker, im baayfaaa Mdall
marht mich zum kommenienralb : aber — bair Ai SiiMB
lebcns! — mit unserer macht ist otcbls grtfta«, er hat Ja
nicht die gewalt — die gewalt bai der grotzbrrsaf. P. lanta
reis' nah Konaantiuafei a. IM;
up den lütten, frOadlkbea kc
lieber herr. sie babeo eia ao
sie vielleicht ihre kabine i
dadurch mit dem valer dieser ji
'o, bitte, die daaMa babca faaaer die favail, ia» Ja Ibm
die gewall', a. IM; gwlabeetHar aaa Manabwi! Ja, ja, te
h.iben die gewall. s.lM: ■• da ator« «Mit, aa da 1«U
kopniann sUbote doraang: iMrr da BciMa lebeat! — Ja,
der hat die gewalt! — aail aaaMer aacta iai akMa gatbaa*.
s. 170: hup! — bap! — all daa hal Üegewall. «. ni; "ja,
ja, der herr Boe« weiet baicbaid, der bat die gewalt'. t. Mk
rf«. a. «4». 185.
5075
GEWALT III 4 (gewalt haben)
b)) indefinite pronomina und ähnliche formen.
«)) ich rüch zfl mir der narren vil
und mach ein gauch usz wem ich wil
min künden niemans nennet all
wer hat gehört von Circes stall,
Calypso, der Syrenen joch
der gdenck, was gwaltes ich hab noch.
SeüaSTIan Bkant narrenscUiß' 13,8 Zarncke;
darin {in dem hrief) ist gestonden, was der legat für ain gwalt
und bevelch hat. Ci.kmens Sender, d. Städtechroniken 23,288
(Augsburg); beschreibung des parlaments wie es nehmlich
sitzt und was es vor gewalt hat, beschrieben von Th. Smith.
0.0.1689; e« ist mir daran gelegen, mein amt recht zu
kennen, ich habe eine gewalt; aber ich bin nicht belehrt,
wie weit sie sich erstreckt. Wieland Shakespeare 2, 155 {masz
für masz l, 2).
ß)) da hofft er zu gott, er wolt in und sein vettern auf
ain ganz end richten, wann er biet vil gewalts von herzog
Ludwigen. Jöbg Kazmair (denkschrift), d. Städtechroniken \b,i9S;
es ist stockfinster; es geht nach den zwölfen', und in der
charwoche hat der teufel sonst viel gewalt. Pestalozzi {Lien-
hard und Gertrud) 142 (pädagog. biblioth. 7); Karsthans, lieber
8un, die wil du so gelert bist worden, sag mier, bat ain
Schaffner mer gewaltz, dan im sein herr geben hat? ich als
ein pur acht nein. Karslhans s. Böcking Hütten 4,632; wie
dann der brauch im hausz, das der siman mehr gewalt hat
dann der eman. Seb. Franck chronik der Teutschen 317' (1538).
c)) von adjectiven werden seltener solche in die Verbindung
eingezogen, die der bedeutungsverengerung an sich dienen, oder
die einen einzelnen zug aus dem bedeutungsgehalt hervorheben;
der kaupttheil entfällt vielmehr auf die mittlere gruppe {vgl. oben
sp. 5033/f.) der steigernden adjectiva wie grosz, voll u.a.
a)) als dann die edelleut grossen gewalt haben, vermeint
er, im auff morgen ein stropacorda lassen zu geben. Wickram
rollwagenbüchlin (35) s. 58 Kurz; vgl. thu habe grote giwa'id.
Heliand 3075 ;
schöne gestalt
hat grosz gewalt. Lehmann florilegium 705;
bischöff haben nit grössern gewalt weder andere priester.
Zell chrisll. Verantwortung e 2" (Ch. Schmidt eis. mundart 143);
grosze gewalt haben, in magna potentia esse. Steinbach 2, 92! ;
die groszte gewalt haben, summam habere potestatem. ebenda;
vgl, oben sp. 5036 ff.
ß)) drumb ist des bischoffs weihen nit anders, den als
wen er an stat und person der gantzen samlung, einen ausz
dem hauffen nehme, die alle gleiche gewalt haben. Lgther
an den christlichen adel 8 neudruck; dann weil wir alle gleich
priester sein-, musz sich niemant selb erfur thun, und sich
unterwinden, an unszer bewilligen und erwelen, das zuthun,
des wir alle gleichen gewall haben. 9; das aber nicht alle
Christen gleichen gewalt haben, so vil die priesterschafft be-
triffet, gibt das ein anzögen, das Christus unser her allein zu
den zwölfbooten geret hat, nemen den heiligen geist. Murner
an den . . durchlüchligsten adel tütscher nalion 17 neudruck; doch
wurden sie nach irer spraach nit consules, sonder tribuni
militnm genant, und hatten doch gleichen gewalt. Livius
{Straszburg 1562) 47'; vgl. oben sp. 5031.
y)) ich armer sündhafftiger und boshafftiger, der ich bin
eine creatur, einer gifftigen natur, klag mein not, dem almech-
tigen got, und seiner mutter schon, und ihrem son, und
euch priester an gottes stat, der volkumlichen gewalt hat.
Ekashus Alberos Widder Jörg Witzeln mammeluken Mb'-, weil
ich hierzu laut meiner paesse und freibriefe von denen
häuptern der Ost-Indischen compagnie sattsame gewalt und
macht habe. J.G.Schnabel insel Felsenburg 1,352; vgl. oben
sp. 5033.
S)) eigenen gewalt haben, eigenes gewalts sein, seinen
eigenen willen haben. Euurl sylva o. o. 7; obersten gewalt
haben, ebenda; vgl. oben sp. 5030.
2)) dem Substantiv wird durch eine Zielbestimmung die richtung
gewiesen, es führt aber überdies noch attributive und ähnliche
Verbindungen mit.
o)) fraw Wirtin ! habt ir nit so vil gewalt
dasz ir ein furman über nacht behalt,
vier rosz und ainen — hederle
zum sitz und federlel
vier rosz und einen wagen? Uhland Volkslieder 2, IM;
Iraw .«checherin, habt ihr nicht sovll gewalt,
das ihr die lenninger über nacht behalt,
das ihr die land.sknecht ubernacht behalt?
Slampen müssen die stadeu.
GEWALT III 4 (gewalt haben) 5076
so vil gewalt hab ich gar wol,
wie ein fraw schecherin haben soll,
wie ein fraw wirtin haben soll,
stampen müssen die staden.
nieäertändisches lied von 1608, zs. f. il. wortf. 1, 58, 5
(rottoelsch);
anfangs zwar hatte die königin noch so viel gewalt über
sich selbst ihre krankheit zu verbergen. Wieland lucton 5,308;
es halt auch gemeltter patron ob solchem schaff kein anderen
gewaltt gehaptt, als iber seine schüffieuth gute Justiz zu-
haltlen. Kr äfft reisen 19; morgen soll sie schon andere saiten
aufziehn. denn so eine todle mutter, die hat mehr gewalt
über eine tochter, als die lebendige. Kotzhbue almanach dramat.
spiele 5, 195 {d. lustspiel am fenster); und nie hatten die weiber
mehr gewalt über mich, als wenn mir's an geld gebrach, um
zu spielen. Schiller (geisterseher) 4,327; da flog der teufel
mit einem lauten schrei fort und hatte keine gewalt mehr
über sie. Grimm {der teufel und seine groszmutter) 2, 222;
er hat nicht weniger empfindlichkeit denn ein anderer, aber
er hat mehr gewalt und vermögen über sich und seine be-
wegungen. Besser (1732) 164; sein oberkeit und herrschafft
bette also ein gestalt, dasz die menge nicht minder gewalts
über ihn, denn er über der statt volck hette. Ringmann
Cäsar (1588) 51*; nach dem Ödipus des Sophokles musz in
der weit kein stück mehr gewalt über unsere leidenschaften
haben, als Othello, als könig Lear, als Hamlet. Lessing
(briefe, die neueste litteratur betreffend 1, 17) 8,43; sie hat über
das herz ihres herrn immer noch gewalt genug, um mein
glück zu unterstützen. Rabener 3,156; hat {gotl) auch macht
und gewalt genug sie zu stürtzen, wie er bisher auch so
vielen grossen königreichen gethan. Lcther exempel einen
rechten christl. bischöff tu weihen (1542) C3'.
b)) die band vollen gewalt über alle samlung, die zu dem
obgenanten pau beschicht. BüRKkRüZiiif.,d. städtechroniken b,iH
{Augsburg); arbitrium urbis Romulus habet, Romulus hat allen
gwalt über die statt Rom, die statt ist in desz Romuli gwalt.
Frisids 130°; der papst hab in seinem herzen vollen gewalt
ubir alle rechte. Luther {warum des papsts und seiner jünger
bücher verbrannt sind 1529) 24, 154 Erl.; ich hatte eine unein-
geschränkte gewalt über ihren verstand, denn ich kannte
alle mittel, ihre kleinen neigungen zu befriedigen. Götbb
{W. Meisters lehrjahre 7, 8) 20, 95; auf das mal hett man gesetzt
siben man, die des kriegs sollen walten, und die betten
vollen gewalt ze tuen und zu lassen alle ding die darzu ge-
horten. Bürkard Zink, d. städtechroniken b,i {Augsburg); die-
selben 18 man sollen nidersitzen und vollen gewalt haben zu
verhören und ze lesen alle freibait. 5,119; darauff sollen die-
selben verordneten obbenenten factoren . . dieselben schulden
zu erfodern, einzuziehen . . völligen gewalt und macht haben.
Clemens Sender, d. städtechroniken 23,229 {Augsburg); selben
pene sullen gefallen auf zwai tail der gemainschaft, der
drit tail (dem) gerichte, und welliche man darzue geschaffen
seint, die sollen vollen gewalt haben, den wein zu schätzen
und anzegieszen. dorfbuch von Naturns, österr. weisth. 5, 20;
nach verscheinung ieder jarsfristen sollen die verordneten
dorfmaister vollen macht und gwalt haben, zween andere, di
si darzue für taugenlich erkennen, fürzunemen. dorf- und
Ordnungsbrief von Biberwier (1598), ebenda 3, 146; ich habe
völlige gewalt sie {die briefe) drucken zu lassen, wie und
wenn ich will. Lessing {briefe, die neueste litteratur betreffend)
8,3; wenn sie gleich mein mandatar sind, — ich habe volle
gewall, mein lestament zu ändern. Th. Storm {im nachbar-
hause links) 8, 28 ; man machet da ein regiment und salzt
ain ratt gen JNürmberg, der hett allen gewalt auszurichten,
was dann anlag dem balligen remischen reich, {fortselzungen
der Chronik des Hector Mülich) d. städtechroniken 23, 433 ; bat er
allen gewalt, einen papst oder bischöff zu erwehlen, von den
Römern und pfaffen an den keiser gewendet. Bünting Braun-
schweiger chronik 87 ;
darum wol-aiif, -meine sei, z8n im sprich,
d5 bist mein her, meiner hast ain gewalte:
ÖDt körnt zö dir von meim guten verdinste,
welchs dQ dörfest, dennoch nicht's aller-minste.
MiiLissus psalmen 53 neudruck;
woher auch dieses bildnisz sei, oder wen es vorstelle, so
sagt mir mein äuge, dasz es das ihrige ist, und mein herz,
dasz es alle die gewalt, die es über mich hatte, allein von
dieser wunderbaren ähnlichkeit mit ihnen empfangen hat.
Wieland {don Sylvia ~t,1) 12,318; so ist mein brueder Sig-
mund ain knab, des bab ich auch chainen gewalt. Georg
6077 GEWALT III 4 (gewall haben)
VON WoLiK>STKiii oti Oswald von W. Uli bti STliimtoSKN priMf-
briefc i,3&6; ich h.ib dir auch kein gna>i mer im b«wei»eD,
dann ich dein keinen gwull nu-r iiab. der fruroni man, »o
dich ritterlichen Überwunden, hott dich macht zA todteo oder
ifi Ionen. WicKiiAM Galmy luu BoUt;
deito KrOMer l>l dia icbanda.
dait du einen andern ragUran talt
uu«| enboit diu aalbar kein gewall.
AUf0läer pauion$tiiifl 64i ;
«on t$ tompoi tut, du haat dein lelbai kein gewolt. EtAaNOt
ALBfcRus c4'; «0* tibi ipti$ enpit, sie luuaarn tbuo waa er
wil, haben jrer aelbat kein geMail, «btnia ; hör e$t tibi aucloritas
in mr, du hast kein gewuit über mich, tbeni* Ol'; du bsat
i%i'iiieu gewalt über mich, voui n'atn poHU de poutotr rar
moi. nouveau dictionairc du voyaprur 144';
et In ein gar uiitchiildig dlnc,
dat eben lür nloliu sur balchie glag:
bber die hab' ich keine gawall.
UAtub FauMt l.VM;
olle guten griKter loben ihren mri^ler, und die böten hatten
erat recht keine gewalt über ihn. V. Hviaa (Judtth Stirm) 6, 4S;
ja wonimb vorpeut der bapal der ganizen prtatertchalll den
tlielichin staut, . .. wider got, wider recht, wider »ornunffl
und uiilur. der er keinen fug, gewalt noch recht hui. Luthkb
*oa dem pabstum V.2', tbtnto STinMEa com. 24»:
tie (piacb: 'tcbwelR *llllt du hau kt\n gwall
über hUner, geuti oder über kaucbelu'.
U. Waldis Kioim$ 3,2^0 Ahm;
hau' ihn der teufel geholl, ao wttr daa gewand surOck-
geblieben, denn das gewand, tagt der Wurxentoui, iat un-
schuldig, über dus hat der teufel keine gewalt. Roaaccia
tchtiflen des woldschulmeistnt 12; aulTs dritte, ob aie gleich
nicht geirret betten, so hahen aie doch keinen gcwulll artickel
des glawbens z& setzen. Luthrb deutseh antworl auf könig
Heinrichs von EngtUand buch wider den tractat von der baby-
lonischen gefdngnisi (1522) B 4*; der hobst gab im brief,
das gnadeiijar soll also bestau von ustern bisz auf Jacobi
und erlaupt im 8U bencdicier, die beicht sulten hörn und
ir sünd zu vergehen, ausz^enumen was todschleg waren,
licUcn sie kain gwall zu vergehen. Borkard Zink, d. tlddte-
chroniken 5,45 (Augsburg); arbilrio luo carert, kein gewalt
haben nach seinem willen ze thun, in knechtscbafTt aein.
Frisius 112*; da daa historische wahre nicht immer auch
wahrscheinlich ist, da Aristoteles selbst die aentenz des
Agatho billiget: ... da er hier aelbsl sagt, dasz daa ver*
gangene nur gemeiniglich [im to noXv) dem zukünftigen
ahnlich sei; der dichter aber freie gewalt hat, hierinn
von der natur abzulieben, und alles, was er für wahr aus-
gicbt, auch wahrscheinlich zu machen: sollte ich wohl
meinen, würe es wühl klar. Lessinc {abhandlungen über die
fabri) 7,446; über weiche üble ersrheinung sich Uozinante
dennas/en entsetzte, dasz er, ohne dusz don Quixote ge-
walt genug hatte, ihn zurückzuhalten, den xügel zwischen
die zahne nahm, und über das fehl mit einer leicbtigkeit
binwcgildh, die man niemals den gebeinen seines gerippes
zugetraut hUtte. Tiki.k don Quisole 2,93; wie IMut>) saget, die
poeten liabeii aufT beiden Iheilen grossen gewalt, nemlich,
zu loben und zu schellen. Aristoteks problemata (1589) 20«;
Schwerter halten den brunnen bewacht, Speere starren, die
heulen haben grosze gewall über Israel. ilBBBHL {Judith) l,S3;
labeil iriusy labfllio, scriba, scripluarius, elassieut ttstis, ein
olVentlicher Schreiber, der sAndcrIich gewalt bat lengnns zu
geben. Ehashus Albrrus lo"; dann kein heilig schier in canone
verzeichnet, der nicht ein eigene namhafTlige gewalt gehabt,
etwas sonderlicbs guts zu geben oder böses abzuwenden, ja
die lieben heiligen betten alle kirchen und clauseu ein-
gemimmen und Cliristiim schier verdrungen. Kihchhof vend-
unmulli (2, S9) 2, 142 /". OsUrlry.
c)) darzA hat ein ieglich stat den gewalt, daz aie irn burgern
uiub solch gelt, daz sie den Juden gehen aüllen, ober das
vorgenannte zil uder darunter lenger oder kürczer geben
niiigen. {vertrag der beroUmäthtigttn könig Wtnuls mtt dem
stddtebund wegen der judenschulden I3S5) d, stadtechroniktn 1,11*;
der hobest was vor gebetten, das er von Avion gein Roroe
keine und den künig zu keiser krönete, oder aber ieman
den gewalt enpfülhe, den künig z& krönende. KOnicshofk^
(hrontk, d. sUdtechroniken 8, 469; wo die von Appenzell sämmig
wurdint, das si die bezalung dem guttzhus nQl Ullinl, ao
IV.
GEWALT III 4 (gewalt habeo) &078
•ont ei dltmaelbeo gotzbua noeb barto i« recblein uraat«,
pen und busz, aber drittbalbbuodert guldio tegeben tertalleo
sin, und daa gutlibua oder aio pfleget unod anwalten, band
dann dafUrhin den gewall unod alle* recht, die funffboodert
guldin zutammenhain den vuo Appenzell jotesiccbeoL, (t4M)
bei Zbllwbceb urtiiN^#a 1, t, S4:
euch «ahnend tl«, leb bib daa («wall
In dia böll tu bladao, wor atlr gafalll.
ti. ÜAMti. fMMMablapM« 4|
wolau, aalo IIb« kindi beb daa gwalt
i' kuriiwilen nach dln llcboa wlllea,
diot berueo bgird wll Ich arfbllea.
lr*Qt.ii* JokänuU in ItufgrB Q IP;
ob er nit geviel, ao babenl die brcbat den geiralt, im aei
baittenl ainen richter nider tilien und aoll in rkIrtM irai
tag nach einander. tauim§ tu Pfumd$ {handukrift res IIM),
Mtrr. tctittk. 3, Sic; to ai dat gewall baol. (aiLaa von
KKltBRtaKiic 21 ar(iiel5: schwacher tropf I warum bat er'a
nicht mehr gewalt, einen langer feti/uhailen? Fa. MCLiea
Golo und Gtnorera l,(i; warum latz ich mich denn wrgtreibeo
von ihr? wer halt gewollt? — nein, ich muai! nuazi ver-
dammte well, dann ein ehrlicher kerl aicb to berumacbiadeo
aoll ; verleugnen, waa man nicht kann, nicht gewalt baL S, 2.
d)) ich aber bab pabtilicbaa gwall,
dat leb virctlg partOD nag abtolvirro.
H. Saou ('lU irn krtdutfckr) f»M» und
tekmdmk« 3. Ml
3)) dat lubitttiiHv hat nur eint titlhe$iimmm»§ ii«A«* «ich.
«)) tinführung vom ptrsonn.
a)) also muetten die gefangen zu IngolaUt beleihen uüi
wolt man in nit mer lag geben und mneslen farbaax, nscb-
dem und »ie den brief wider genommen band, allbef in der
hOrberg beleihen und getortten darau«x nit bei geacbworoem
aid on urlaub dea vugta, der ir gewalt bell. Bcataa» Zi^t,
d. ttadteehroniktn &, 233 {Augttmrg); alt eur lieb treibt de« von
Heitleck halben, las ich eur lieb wiazen, daa ich mein telbtt
in den Sachen nit gwall bab. Babbara voif BtAüDi^acac a»
herzog Georg von Baiern (I4M) b*i Steimbau^bii privolimtl* 1,30* ;
so bah du nun zumal dein .«elb gewall, unod seid ao fatt
du magst, weg nnd ateg, au sich die jangfraw gabrancbt
buch der liebe 244*.
ß)) ciliarcha, der gewalt bat Ober tutend; antmrto, der
gewall hat über hundert; decurio, der gewalt bat über xebeo.
vocab. oplimus 39 Waektrnagel; animadvert» in tt, ich ttralf
dich, als indem ich recht und gewall über dich bab. EaAtaot
Albebub Jl*; und haben die männer über ihre fraowen
gleich wie über die kinder gewall. Rincmak CdMr (ts^A) •■*:
zil denen Zeilen betten auch die Rüroer gewalt über ire kiod,
die lebendig oder todt xfilassen. Livius {Strnaburg litn) 44* ;
über Job. taibao, hab gewall,
jedoch da« er lein «eel beball.
ScawAtnaNBBR« memorial der tugeui 10^* (l&3ä),
genug sowohl für unt, als für die, welche gewall Aber ona
haben \Viblai«d {frani. retol. 4) C9,2T»; pu kabtrt m ««ifMs,
gewall über einen haben. N. GCbtleb t, 4&a.
y)) wir werden gewalt bi ir haben ea ai dir litb o4ir IcM.
rerem (1199) annurkung des übertHun a»*; WfL aW« a^ ttll
(Ihat he giwald mid gode . . . h.ibdi. Helmn4 9'i)
b)) unpenönliehi objecte.
a)) sei frfliich, wenn uns gntt der allaalckligt mut iimm
not hillTl, ao aoltu meines königreicha (a»all kakas. taäk
der bebe 23'; rgU tben ip. 4917 (be habdi allea Ikaata laste
gewald. Heliani 1678 «.«.):
dar tiolier* w*lir ea
nieraaU lorneD. data foii der ktalgrelcbe gewalt bat.
und. wla er will, die k6Dl#a aiam.
Ki«m«<« Mtmi»» tl.Mii
der mann ball nilt gewall teioe« letbs, aoaiar 4aa «elk
CocaLÄoa et« ImmUch ff$fr4ek 31 mnirMtk; der aaaa ia» acte
und teinea leibs bab ich allein gewalt. «. la;
wi« ein kiaglicb dlac. Imb and • Ihr fMar, lai daafe daa
•I« knechi reaellt bmb alaaa balbaaii^atlaa baml . . .
dtna tainea laiba« bat jn aialM dar ateaaar
gewalt TOB aaaiaa. aaadera er. der Ha fakaaft
* j. ii.To*8 »TiMvftnt* yrr.
narb dem na die kiadar Oaiack «ad Uot habea, itl era
gteicbermas>e teilhallit ■efJa«, aaff daa ar darcb dea tod
die ma<bt neme, dt«, dar daa
dem leufeL Urraaa £br. S,U:
ladaa gavah hatte, daa ist.
319
5079 GEWALT III 4 (gewalt haben)
sie stunden da, und warn verzagt,
der low fuhr immer fort, und sagt,
sölln wir nun gut gesellen sein,
so müst ir euch ergeben drein,
das mir das vierdt tlieil auch zusteh,
aufT das es euch nicht uhel geh,
und forthin meine gnad behalt,
dann ich hab aller ding gewalt.
Erasmus Alberus Eso;) 34 neudruck;
und heit Icli aller wünsch gewalt
und soll auch nimmer werden alt
und solt der obirst sein auf erden,
ee ich wolt frauen gunst an werden,
bei disem reichtum allen sant,
ee wolt ich sein der ermest genant.
faslnaclUsjiiele 1,26(5 {fin hubfcli npil), vgl. sp. 5001;
nach dem in dieser stat gemeiniicli lierpracht ist. dz die
gesalzten vormund in gesciieften. nit allein derselben gesciieft
auszriclitung und volziehung. sonnder auch der Vormund-
schaft tuteia genant, und darzu der vevtrettung derselben
ivinden oder personen in iren minderen jaren cura genant,
gemeinen gebrauch und gewalt gehabt haben, darumb zu
hanthabung sollichs gemeinen herlcomens und gewonheit. ist
geordent und gesatzt. Nürnberger reformalion (1479) titel 18,
geselz 10; do wir gon Lulzern für rat und die hundert kament,
und mit inen retten umb friden, gabent si uns gar gütig
antwurt: dann si desz nit gwalt betten on die andren. Basler
Chroniken 5, 246.
ß)) fresz ich mich ann: unnd saulT mich zu tod, so hab
ich gcwisz gewalt über den tod. Iischart Gargantua 125 neu-
druck, vgl. oben sp. 4917 (thu habes gewald ober al. Heliand
4768«. 3.); nur über einzelne worte balle er jetzt mitunter
noch gewall; auch die, so hoffte sie, sollten bald verstummen.
Tu. Storm {ein fest auf Hader slethuus) 6,253; er hal gewalt
darüber, er hat darüber zu befehlen, he is master of it; it's
al his command. teutsch-engl. wb. (17 16) 769.
y)) lasz dich nit betriegen ... die do schwetzen, du habst
gewalt inn den himel, in die hei und insz fegfewr. Luther
{sendbrief an papst Leo) 7, 10 Weimar; und die musiii ist llel)-
lich zu hören, und hat wirklich gewalt aufs herz. Claudius
1,33; wir haben nicht gewalt der warheil zu wider, son-
dern für die warlieit. Melanchthon confess. August, (corp.
doetr. Christ. 16').
c)) die inßnitivverbindungen nehmen hier den gröszten räum
ein und entwickeln mehrfache Spielarten der bedeuluiig. je nach
dem Zusammenhang schläijt hier bald die bedeutung von vis, bald
die von potestas vor; letzlere bedeutung verengert sich anderer-
seits unter dem einflusz einzelner Verbindungen und nimmt die
abstufungen '■amtsbefugnis', 'gerechtsame' oder ^vollmacht' oder
^erlaubiiis' an.
«)) 0 Leo du wurdest nit weniger selig sein dann sanct
Petor, wo du durch die gnad gottes noch gewalt hast ein
kindt gottes tzuwcrden. Haktmutb von Cronberg 37 neudruck;
vgl. oben sp. 4916 (hi givvald habda te togeanna tecan. Heliand
2162 «. a.); Christus lernet uns das wir die nit furchten
sollen, die uns den leip todten, sonder vor dem sollen wir
uns forchten der weiter gewalt hat unser scle in die grau-
samen helle zusetzen. 15; gib im ein glückselig leben, und
besitznng der gütter, welche du auszzulheilen gewalt hast.
Hedio übers, des Josephus m'; darumb so ist zu besorgen (wie
der psalraist spricht), dasz er sieht von oben herab, und
sieht nit einen, der gut ist, das ist, der gewalt hatt gesundt
zu machen, oder ohn falsch predigen oder lehren, dann
die ding gehen alle ausz dem menschen , unnd durch den
menschen, der da ist der newen geburt und des newen
lebens. dieselbigen haben gewalt, mit einem kew von einem
esel, lauscnt mann zu erschlagen, haben gewalt risen zu
werffen mit spöttlicher gewehr, wie David Goliam. Paracelsus
10,292; guter vater cardinal, sprich du amen zu meinen
fluchen; denn ohne eine kränkung, wie die meinige, ist keine
zungc, die gewalt hat, ihm recht zu fluchen. Wieland Shake-
speare 3,376 (könig Johann 3,3);
der geist,
den ich gesehen, kann ein teufel sein;
der teufel hat gewalt sich zu verkleiden
in lockende geslalt. Sciilegkl llamlel 2, 2
{halh putoerio assumc, hat die macht. Eschenburo);
vgl. auch Hilpert 1,462.
ß)) darzu sol man wizzen, das die Tier und zwainczig
ratgeben . .. gewalt sullen haben ze tun bis zu fünf pfunden
Augspuiger pfening und darüber nicht, (zunftverfassung in
Augsburg 1340) d. stadtechroniken 4, 131} und noch danue fürbaz
GEWALT III 4 (gewalt haben) 5080
sol ein rat gewalt haben, einem genade zetunne, der ge-
werket hat für sin büse, das im dii gelichtet wurde, ob er
dem rate als wol gedienet het. Züricher stadlbilcher (n, jahrh.)
l,U6 Zeller-Werdmüller ; die obgenanten schwöstcren in dem
Wohnenslein und ihr nachkommen, sollen auch gewalt haben,
unter ihn selbst ein meisterin zu erwehlen. (1453) 6« Zell-
WEGER Urkunden 2, t, 3 ; als dahar der frlamplmann, des ge-
richttes gwalt gehept hat solich schlecht friden zeschencken,
dadurch den reten 10 sz. pfenn. abgangen und nit worden
sint da sol hinnnathin der friampiman nit witter gwalt
haben solich friden zeschencken. äUeste gerichlsordnung von
Basel 1457 {herausgeg. von Schnell, Basel 1841) 17"; alszdann hat
der aigenherr macht unnd gewalt nach diser stat herkuinen
unnd recht vierzehen tag die wal zehaben. denselben kauft'
dermassen anzenemen. Nürnberger reformalion (1479) titel 26,
gesetz 2; etlich sagen, daz solches nieinants gewalt hab zu
thün dan der bapst . . . alsz dan sol ein jeder gewalt haben
ein concilium z&sammen bringen. Moiiner an den...adel
lütscher nation 29 neudruck; dlsen eidt hat der bapst gewalt
zülieissen nach laut seines geistlichen rechtens. Hütten {wie
die bäpst allwcgen . .) b, i6G Böcking; dise knüpff haben mich
zwungen zu gedencken das die geistlichen obren nit nun
nit gewalt habend söliche ding ze gebieten, sunder ...
Ul. ZvviNGLi von freiheit der speisen i2 neudruck; denn es von
eim gantzen lande beschlossen, in langem gebrauch gewesen
ist, das ein jgliche pfarrkirch nach irem guten willen einen
pfarrberrn oder prediger setzen oder entsetzen gewalt habe.
Luther {auslcgung des 9. psalm 152^) 3, 32' Jena; halt dich von
denen, so gewalt haben zu tftdten, so darffestu dich nicht
besorgen, das er dich tödte. Sir. 9, 18; bat der vater gewallt,
des kinds gelübd und ehe zu hindern, und zureissen, so hat
er auch gewallt ihm die ehe gar zu verpielen. {das eitern
die kinder zur ehe nicht zwingen sollen 1524) 15, 162 Weimar;
der klagte das die burgermeisler gewalt betten recht zu-
sprechen nach ihrem willen. Livius {Straszburg 1562) 40';
wölt aber (als ich nit hoff) ein weltlich öberkeit auch verplent
sin, so hat ein gemein gewalt usz der geschrillt, dem evangelio
hilff und ere zubeweisen. Judas Nazarei vom alten und neuen
galt 60 neudruck; den eid hat der pabst gewalt zu heischen,
nach lut sins geistlichen rechten, ebenda 31; magistratus, öber-
keit, die gwalt hat zegebieten und zerichten. Frisiüs 793';
pro potestate aliquid facere, ampts halben etwas th&n, als
ein gemeine person die gwalt hal söliches zethün. 1028";
es sollen auch unser hoffrichter und beisitzer, auff anruffen
der partheien, solche urtheil, die also in ir kralTt ergangen,
zu cxequiren macht und gewalt haben, hoffgerichts Ordnung
der hindern grajfschajfl Spanheim {Frankfurt 1587) 30; da ain
oder mehr umb den markt Weiz in selbigen purkfridt
wobnenle der herrschaft Guettenberg oder anderer frembter
herrschaften gehörige unterlhanen sich an gewcnlichen rat-
hausz zu Weiz anmelten und auch burger zu werden begehren,
solle richter, ratli und die ganze burgerscbnft zu Weiz gewalt
haben solche alsz mitburger aufzunemben. bannlaiding zu Weiz
(17. jahrh.), österr. weisth. 6, 192;
denn man sagt: der ist schuldig der ihat, der zu strafen
gewalt hat,
und nicht strafet. Göthe (fleinefte /'uc/is) 40, 116 (wer misse-
that nicht strafet. Gotiscubd «. a.).
y)) sunst haben si nit gewalt, von verein mitelen ze
reden und miezen also ains bei dem anderen staun und
bleiben lassen, aussage der bauern gesandten beim Günzburger
tage (janttarl525) bei Baumann actenSZ: und für solche oberste
hauptmannschafft solt du haben und einnemmen das ein-
kommen, rennt und nutzung der graffschafft Carpen . • . die-
selbige innzuhaben, zu besitzen, zu nutzen, und zu niessen,
in form und vvei>;z, wie sich unsere gesaniile oratores be-
felch und gewalt haben mit dir vergleichen. Reissner Frunds-
bergs ritterliche kricgsthaten (1572) 5,91*.
S}) der sol es darnach die nasten erben an pielen, wellnt
si uns gelten, als ander läwt, so sol er in es gehen, tätn
si des nicht ze haut, hat er gewalt ze geben, wem er wol.
bairisches landrecht von 1346, Heümann opuscula 106; so haben
wir, unser erben oder nachkommen, denselbigen hauptstifft-
brief gewalt auffzuheben. Urkunde von Abensperg 1463, Hund
2,229; wenn aber ein mauwr jedem zu sein nutzen gemein
were, so hat ein jeder für sich seihest auff sein kosten
Fenster gewalt und macht zö machen. Fkönspürger bau-
orditung (1564)46'; wir habend fug unnd gewalt oder freiheit
5081 GEWALT III 4 (gewalt haben)
•uizbio legOD, copia tri ut jptätm tfferamui »x »tätbu$.
Maalk* t7M', tbtnio Kniiiui 3.12* ; wer fua deo diaodifuUa
winfentlich kaiilTt: •climalz, kaam, vieitcb, haar und ander
8olclt liauit/iiullurft, und woll witatt, dut die dienalleut
■ülcbeit \M gcwall liietcii lu verkaufen, lo tollen der knufer
und verkuiifer leib und gut verfallen aeio. er^Nun; det land-
geridili WoUsentUin {\^^^), OiUrr. wtnili. 6,30; ilrm ttod waa
iiulUea die von VVulierlinijeii wollend fOren oder brucben
tA dem iluriT, tollend si gewalt baben, waa tie mit twaien
lügen den berg uff füren, da> trlbig baim t& fOrend und
|6 hrncben an der balden iinder den ilunaen und under
dem HulliMiberK und lullend kain bom dro berg ab füren
gegen den Kreg. mmlhum von WoUträmgtn (Ktitt), Altmonnta
1, IHU; zun> er«len ist unser begeren, da« wir binfüru gev\alt
und machl «ullcu bobm, einen pfarrer aelbi erwoleo und
kieaen, uucb gewult bobeo, ilen«elbigen wider m entaetien,
wo er aiib ungt'biirlicb bielte. lanijtntninqtr tthktl {ü, mdri
J625) bti Baumann (acttn) «. isi ; xuro vierdien, ist biaber iai
brauch gewesen, da« kein uriner man gewalt gehabt bat, das
Wildbret, gevOgel oder fltch, im lli-senJen wa^ier zu faben.
beuhwerung und frtundlich brgtrtn der batrrsehaffl in Xll arttktl
gtfautl btt LuTHKR 3, 112' irna; wer »ich selb» martert, der bat
ullzceit gewaldl, uufT zruburen, wen es im gefellet. Luthih
(pTtdtgten) 9, St6 Weimar; so wir gewalt betten etnen vatter
nir erden zunilTen, so mecliten wir euch billich f&r einen
valer ballen. lUantoT v. CauNaiae 61 ntudruck;
all rrhcht iQ «««en bab eawali
vom hellt deti witiea iticb entbalu
Sr.RWAMTKNKtO memurial der tngml 99';
die ding, die uns gott geben bat, die seinil dein, und du
hast gewnit, sie una t°\ geben und zQ nemmen, dann oulT
die weisi kaoslu der gute gotles nachfolgen, und etlicher
masz gott gleich werden, diinn ao einer beiderlei gewalt bat,
i^t dz das allerbest, das er sich des gewalta lAm guten ge-
liraui'b, und de« gewalts der zum bösen ist, . . . vergesse.
IIkdio Ubfrs. itt Josrphus W' ; nber von den zuegOrtern soll
kainer nichts anfzukeercn gwall haben, allain er besetz den-
selben zueliuf mit aineui der berrschafl annemblicben und
gefflligen |iuiiman. almbhef tit Yöls im EisackIhaU {IMI), östtrr.
meisth. 'o,"\; solt ich diinn nit gew.iit hoben zu schreiben
anders dann ein ander Schreiber. Paracklsus 2, ins.
d)) subftantividlte sind hier trlttn unttrgiordntt , ohn* ntben
dem tubslantit pronominal mtrtttn tu trtn, tgU obtn ip. 501S.
6077. 6078 ;
so hal ers ('f<>r oMo« 0«'O wo!, und bat gewalt,
dat er Ocb alles leitien mag,
wa* er Qoh le hat sö gesagt.
Th. Muineb iiarrenbeschwöi ung t90 (65, 50) neudrueki
wOlche ding alle, unser bailinacber Chri.<stus, das si weit von
unns seien, guelt butt, da er gesagt, halte die geboL Airinus
Ker^iituj iO*.
41) die icortverbindung ohne jedt weiUn bfstimmung. die dlteste
hier belegte veTwenditni/ nähert sich der parallele von gewalt mit
vis: leienti soso giMult babenter, poteslatem habent. TatianA3fA,
vgl. oben sp. Wli; der hauptgtbrauch sielt aber auch hier auf
die parttllele mit potestas.
a)) »U sie nun in die stat kamen, da hiesi der von Mai-
land erstechen und erschlahen le tod alles, das man an kam
und macht snckinan über die stat und liesz ausztreiben alle
die burger, die gwalt betten. Uurkaho Zink, d. iM(/(ecAronül:eii
5^43 [Augsburg);
ich O'enus) liab gowall und ii>ii deo nimeo
(was man dücli »tg mir vou der «chimea !)
und acht nit was man l(lat;en üert;
ich bin, die leti die weit regiert.
Thomas Muhnir !,du<;/imo(l 4, t Ulil;
er gibt »inr «acli mit molen
ein schöne gstalt
und sprich! gar unverholen
er helg« gewalt
dariA im eigen rieh. Uhla!«» vott<(i«der 3,S97;
das nun du deme gelebesi nach,
und also siellest an ilein sach,
(las du von hinnen weiclie»! baldt.
drumb sind wir da. und han gewalt.
Martin IUtniccius llani l'frifm M nendmek;
birtusrhen beliben de Pamern, de tho Woignst weren, nicht
leiden khonen, dat de ituyuner und Mekelhorger van wegen
des khoniges van Denneniorcken und hertoch Hinriks mit
en in der stut scholdeu sin, und ge^elde bebben. aus Bihmtrs
ausgäbe von Kamzow chronik von Pommern SO; ich fang« an,
eine alberne und allzu gut herzige sciaverei in der uoler-
GEWALT III 4 (gewall behalten, veriiereo n. a.) 5082
werffüDg unter bejabrtt IjraoMi vi finden, welche oiebt
herrschet, weil sie gewalt bat, aoodero waii ai« §tialAtt
wird. WitiAND Shakespeart l, l&l litaif Uar 1,1); a« «WfM
orten der Vorstadt ist das Abel gros, ond io »iocr allfle«MlaM
nulb auch ein gemeiner verstaD4 natie, weoo er gewalt hat.
üOthk (ea CkarleUe vm Sttn, t. «idrs ITM) btuft a, 14$.
6)) ataeler, dar gewall \M fai 4ea rat te lloae. tmtk.
ofL aa Waekernofet: cum f¥täal» aif, rr brt gewailig, kal
gewalt. Erashüs ALaaRca cV: kahtn foltitaltmt Backt m4
gewalt haben. Kaiaiua (itea •. t»ll) la»* «. «.; |awalt kaba«,
cum poUiiaU esst. ÜatTrooiot Mi*: jus koktet, m mun tarn
altcui. ebenda; gewalt babeo, nacht haben, kakera yelwWw»,
poiestattm grrtre, armatum esu, versan cum poUttot» . . . mm te
magna potentia. Ehnbl silvae 0. o. 7; gewalt babeo, evetr
jirocurettoii, avoir en «a jmutame*. Huuas iilM) (; i* {fekU m
der ausgäbe von l«U); gewalt haben, berracben, dämtmari.
Hhnibch 1691; wer gewalt hat, der gebraucht genalt. ebemd*
I&92: gewalt haben, valtrt, posu. STiELeainS; gewall habea,
dominari, *aUri iwiperio. Atta 9»\ ebenso Kiasca I7t: er bat
die gewall, potetlas sila est in eo. SriiNRACfi 179; gewalt babeo,
potastatem, eopiam habere. SritsiR 150. ebenso Bavbr no*; ge-
walt baben, munibiit aliquid habere, eonttner» m pi4*ttaU iiM,
habere Ucmtinm, VNkismann i&A.
d) vereinulte Verbindungen: gewalt bebalten, aasObea n. «.
III gewalt bebalten, s. sp, 4i^; unnd von den zelten m
behielten die lunOflroeister den gewalt, das sie ein iedea sl
Itom für ein gemeind fordern, und nrtbeil uob sein leib
und leben sprechen mocblen. /.imm [Strasburg itaj) n*: iutt
ich wirklieb so viel gewall über mich und sie behielt, dasi sie
sieb auch nicht des kleinsten sirges Aber meine eolbalti>ani-
keit zu rühmen halle. Wiilaro {feregrimma Prmtm» H tt, IM.
2)) gewnit üben, verüben entnekelt durdmm äk
von violenlia, daliegen herrstkt neb<n ausObco
pote>tas vor: durch eine ihrer oatnr nach vorfll
Verhinderung in der auaObang der gewalt wird 4er
nicht beendigt, biirgerückes geulsbmck i 8M «. c. efL m»ln
sp. 5087.
3)) seine gewalt sehen lassen, esereere vires in abqu* rt,
SruLita 2426; es ist hekanot, dasz unter Karl I. das prla-
nient am ende alle gewalt im ataate und selbst die
executivgcwalt io sich vereinigte, ber. d. Frankfurter natia
Versammlung (7) 49^1*.
t) verba, die im gegensatt zu baben, gewinnen, au*Oben ■. e.
rinm verluslf ein« r^rmindrruiiy der gewalt tum ausdruck hiingem^
bevortugen das indteiduell begrenzt* substamth und km ine4m
das reßexivpronomen. .
l)) welcher innerhalb des pillelstabs seinen gewalt vor
dem richter, oder einem geschworoen gericbtsscbreiber. anf-
gibl das sol bescbeben zum minsleo im beiwesen eioa g*-
scbworoeo scbOpfeo. oder sunst eine des kleinem rata.
Nürnberger reformation (1479) titel 2, geuls i; sonst wird er
seinen gewalt verlieren. Fischart ehesucktbiiekUnii; Bereich
seines gewalts so weit eusert, das . . . Botfcaiv Pulkmaa tiU
2)) der bischuD oaui dem bropst seinen gwjlt und
swen ininch, die sollen dem bropst helfen regoieren,
er soll nicht on die selben handieo. WnecL« Ran, ^i
cArofitikeii 26,141 (Augtburg); da« mao aber aMtoel, aan aal
eines coociliom erwarten, kompt aus den iraal. daa ana
bat genummen den gewalt dem golles wort lO der kihel |^
scbribeo, . . . uod man bat den gewalt fasoflen «f ■aaaa^
lieben rhal. J. Erkrun v. GCitsatac im MahMn, mmim mf
drei fragen geantwortet ttird) t, taa ueuinstk: rinea frvait
brechen, eomprimere abcmjus iaiprf««, a'san peMsfelem adnere.
Aiaa 93«*. ebenso Kibscr 179
3)) gewalt aoll niemand brechen, noch »ideratehc«, denn
allein der, der sie eiogesetxt h.it. Haaiacii iMS.
b) die Verbindungen, innerlmtb dum |av*all it» hobnlnaf mm
viokntia entwkkeU, setgem rtn JfMa/laraa btU im i«snna| mmi
versektebung als dte Mäher Irtraahritw. aimmlt veih* mit hn-
gehen, anlegen, treiben, fthM fahirea hlkmmUn pertMn der
vergangenkeit •«, andere wk hraacha« hahm «aah lAr gehiet tat
tpdlar tnUrt, im anMaiii» iifinni Ihm hol äA im in m-
weüerien ferm aalhon bmimik aenoa» a*# eoH* faftoaf h» wahrt.
(t) ausitestvrben lind io 4er nrnerrn sfrmke gnwall hcfnhco,
gewalt treiben.
I)) gewalt betehao, tfi refien IIS, i, a. eheo sp. ««IS; 9gL dia
wütleUMkdeulstkeu bakg» sp. 4*43. «Mt; do heciagten die von
Au(spurg gaawinco reicbOettea den grossen gewalt, dea
319*
5083 GEWALT III 4 (gewalt treiben)
hertzog Steffan mit in begieng in vil stucken. Hectob Mümch,
d. Städtechroniken 22,30 (Augsburg); bi des ziten begingent die
Lamparter vil gewaltes und jomers in Italia. Closeneb, d. sWdte-
chroniken S, 20 (Slraszburg); wolt er (der Straszburger patrizier),
so galt er ime die schulde, wolt ers nül gelten, so getorste
in der arme man nüt derumbe bekumbern in gcrihtes wise.
liiesche ers ime danne zA dicke, so schlug er in dran und
ging dernoch keine besserunge. solichen gewalt und andern
manige unlüste begingent sü an armen iüten. dis dotent sü
doch nüt alle, wand ir maniger waz die niemanne keinen
gewalt dotent. d. stddtechroniken 8, t23 (Straszburg).
2)) gewalt treiben , vgl. oben tp. 4944.
a)) lockere Verbindungen: er liesz auch den Lech herein
graben auf unserm teil bei Hausstetten, des er doch nit
recht hett, und trib vast grossen gewalt mit uns. Hector
MCiicH, d. stddtechroniken 22,218 (Augsburg); des jars ward ent-
hauptet Jörig von Hiethaim zu Werd von den von Augspurg,
der hett groszen gewalt getrieben mit armen leuten. ebenda 19;
welcher pawer daz nit ton wolt, den fingen sie und namen
im, was er hett, und triben groszen gewalt mit armen leuten.
(Nürnbergs krieg gegen Albrecht 1449) d. städtechronikcn 2, 167 ;
darumb sein wir zw ewch her kemenn,
ewch das selbig zu bedeuten,
wie Rumpolt desz bäuslas sun von der leiten
kan leichnura weil hoffieren
Adlhaitn des Temlprugls dienen,
die er den zu ainem weib begert
und wirt der pett von ir gebert;
den si ist lieb und raincklich gstalt.
mit im treibt si gar grossn gbalt.
Sieiiiw/ei- »piele (1512: Wiener neudruche 11, s. 15);
der bertzog von Burgundi salzt in ainen bauplman, herrn
Peter von Hagenpach, der traib grossen gewalt. Hector MClich,
d. stddtechroniken 22, 2H (Augsburg); er bat auch den gürtlern
von hinnen zö sant Leonhart gürtlen genommen und ain
wagen von diser stat mit stahel, und trib grossen gewalt
wider das recht. 22,143; und tribent vil grosser hochvart
und gewaltz da mit im, und lagent den sumer also vor im. die
Röteler chronik (Basler Chroniken 5, 137); wann ehe es also alles
fürgemelt aussgericht ist, so soll der Schirmherr in obg.closters
gericht nit so vil gewalt treiben, dass er sein pferdt an einen
dürren zäun binde, weisthum vonBiebern (1506) bei Grimm 2,191;
so triben mer mit den Juden unser gewalt.
Alsfelder passioiisspiel 300.
6)) die geschlossene Verbindung mit einer Zielbestimmung: also
gehet es mit Mahomet auch, da er mit iederman gewall trib.
S. Franck wellbuch 119*;
es bringt und macht uns erst ein nammen,
* das wir die pündt band gschworen zammen;
all unsren finden es miszl'allt,
die gern mitt uns triben den gwallt;
doch miisz uns das nit vil irren :
icb hoff, kein fürst mög uns verwirren.
Valbntin ßoLTZ der weUspiegel bei BXcutold
Schweiz, schnu^p. 2,238j
sihe da weren woll vill gutter werck vor handenn. dann
das mehrerteill: der gewalltigen, reichen freunden, thun
unrecht: unnd treiben gewallt widder die armen, geringen
und vvidderpartheien. Luther (von den guten werken, 1520)
2,253; wann ein ander herr wolt gewalt treiben auf meiner
herrn guet von Freising, das soll ain vogt auszrichten. recht
und gewohnheit zu Ebersdorf an der Donau (von 1491), österr.
weisth. 8, 1050.
c)) absoluter gebrauch:
Susannen ricbter noch vil sindt
die mutwill triben. und gewalt.
S. Brant narrenschi/f 46,45;
und der Arianisch bischof der gewalt wolt treiben, ward mit
verwäringer blinthait geplagt. Gregors dialoge III, 29 (Augsburg
1473); welche inn der gestalt als wollen si gold suchen, die
insel blünderlen und gwalt triben. S. Franck wellbuch 223";
zum sechsten gefragt, ob sie etwass wissen, das rugbar oder
straeflich sei, ob iemandts gefrevelt oder gewalt getrieben
bette, dasz sie das fürbringen, weisthum von Biebern (1506) bei
Grimm 2, 190;
gleichwie ein steüber bat den brauch,
das er die liascn ausz dem Strauch
aufTireibt, also treiben gewalt
die bürsten in dem lauser walt.
Erasmus Alberus fabeln 201 neudruck;
wir habend hie ein offen Strassen
da menglich würd hindurchi glossen,
wolt drumb ein jeder gwalt triben
der dörfft woll in der lallen bliben.
Valentin Boltz der well Spiegel E 4'.
GEWALT III 4 (gewalt anlegen) 5084
ß) Verbindungen, die erst in der neuhochdeutschen periode
auftauchen, neben vereinzelten Wendungen sind hier in erster
linie gewalt anlegen und gewalt brauchen zu nennen, das
erstere hat den höhepunkt seiner Verwendung schon zu anfang
dieser periode erreicht und wird später mehr nur in den Wörter-
büchern mitgtführt, das zweite findet seine eigentliche Verbreitung
in der neueren spräche.
1)) gewalt anlegen, als ältesten beleg vgl: des en mochten
die armen leut nit mer leiden und wurden des enain und
verscriben dem jungen herzogen Ludweigen den grozzen
chummer und gewalt, den in der alt herr, sein vater herzog
Ludweig, anlegt, sächsische weltchronik 368 (4. bair. forts.).
a)) da gieng er zft der truchen und legt gütliclich gewalt
an, und zerprach die schlosz der truchen. Gregors dialoge
(Auqsburg 1473), 1. cap. 19; als der domdechanl alda, herr
Friderich von Hinweil, tödtlichen krank gelegen, ... hat sich
bei etlich tagen vor seim todt begeben, . . . das des nachts
ain solch getumel, klopfen und schlagen in tom urschaiden-
üchen gehört worden, als ob man alle scblosz und thuren
ufbrech und ein grosen gewalt anlege. Zimmersche chronik 4, 185.
b)) halt Abraham an dieser statt
dann gott dein willen gseben hatt,
leg an den knaben keinen gwalt
nim für in disen wider halt.
Wickrah der irr reitlende bilger 46*;
als die ärzt an im verzweifelten, ward er im schlaff ge-
warnet, dameit er kein gewalt an das weib des frembden
leget. Hedio Josephus i2* ; du kriegsgurgel, ich sag dir jetzund
entlieh, das du niergents kein gwalt an sie legest. Valentin
Boltz Terenzübers. 74'; da er aber vernam, dasz sie seines
willens zu pflegen ernstlich abschlug, legt er gewalt an sie
in der gefengknisz. Kirchhof wendunmuth 30*; wiszlen auch,
das Marlius bei aller seiner hertigkeit so fromm und auffrecbt
was, das er kein gewalt, an einiche bottschafft legt, oder
ichts handelt, das seinen ehren nit wol anstünde. Livius
(Straszburg 1562) 34'.
c)) inferre alicui vim, gewalt an einen legen. Frisius 1390*;
adhibere vim, gewalt anlegen, stercke brauchen, ebenda; afferre
vim mulieri, geweitigen, gewalt an si legen, si geschenden.
ebenda; gewalt anlegig, faisant violence. Hulsius (1596) G2'
(fehlt in der ausgäbe von 1614); gewalt anlegen, vergewaltigen,
gewalt üben oder brauchen an einem, gewalt thun, einen
mit gewalt anlassen, gewalt zufügen, mit gewalt, überfallen,
afferre vim, inferre, facere, adhibere, admittere vim. Emmel
0.0.7; gewalt thun, an einem gewalt üben, gewalt anlegen,
zufügen, vim adferre, inferre, facere, admittere, adhibere.
Henisch 1591; gewalt anlegen, anthun oder brauchen, far
forza, costringere, usar la forza o violenza, faire force, forcer,
user de violence. Rädlein 380*. ähnlich Aler 933"; gewalt an-
legen, manus et vim alicui afferre, inferre, adhibere, violentcr
inferre manus, vim facere. Wkismann 156.
d)) in der neuesten spräche ist diese Verbindung abgestorben,
an ihre stelle ist die Verbindung mit anwenden getreten, 7tament-
lich wo absoluter gebrauch vorliegt: denn so lange der sitt-
liche geist noch gewalt anwendet, so musz der naturtrieb
ihm noch macht entgegen zu setzen haben. Schiller (über
anmuth und würde) 10, 100. 152'. für die Verbindung mit einer
Zielbestimmung vgl. gewalt anthun.
2)) gewalt brauchen, gebrauchen ist von vornherein mehr auf
den absoluten gebrauch gerichtet als gewalt anlegen, die ältesten
belege gehören dem 16. Jahrhundert an. deutlich Idszt sich hier
auch der Übergang der bedeutung von potestas zu violenlia ver-
folgen.
a)) die beispiele für die bedeutung potestas weisen sämtlich
attributive bestimmungen auf: ebenfalls sollen sie söllheusler
und kluin trager wegen des bolzens, sonderbar des hagens
halber, sich bcschaidenlich verhalten, keinen aignen gewalt
prauchen, sunder ieder zeit die dorfmaister daruuib befragen.
dorfbrief von Wörgl (1609), österr. weisth. 2,71; und wa solche
sein wort in gen ir nit hulffen, er seinen gwalt wolt brauchen.
Bocc. (1535) 96'; es mag der ottomanische feind allen ernst
anwenden, keine arbeit spahren, allen lleisz ankebren, keine
mühe auszschlagen, allen gewalt brauchen, kein gefahr un-
versucht lassen, so wird er ungezweill'let wenig sig vnnd
victori fischen, weilen Christus nicht bei ibme. Arraham a
S. Clara auff auff ihr Christen, Wiener neudrucke l, 56.
6!) auch für die bedeutung violenlia sind vereinzelt solche be-
stimmungen belegt, die der formelhaften erstarr ung widerstand
5085 (iEWALT 111 4 (t^.wüli l.rauchen)
Unten: damit man alter ihne iitt (Ur «in lyrauueu, loodi-r
für ein gurei'bteii und fruiiiiucn faroleo bulte, will er kein
solchen gewult brauchen, M-rsicbt iich über, ir werden «rinein
willen K*'bi>rcbcn. J. WerzKt. rtiu dtr ifihnt <iulfer$ (liUrr.
vir. 2us) s. 2H; do »i (d^e unltTthantn) Im geboream warend
als aim liit irm beren, do hatl der apt lutl bedellt xo lanl
Jurgi-i), die llnpen den fugt mit dem elab und ander ricbter
ücb lind lelt si in den turn, from, redlicb buren, und brurht
gruszeii grvvalll mit in. liuc Vxlltngtr eAroniit 19; und furwur,
80 bubfn die goistlichcn der zeit ein grotzeo gewalt grpraucbl
und sich ireü Ihiicns vil flbernomnien. '/.tmmeTicht thTontk l,4IS;
ChrUlui lalberi olTi bekam,
wie in »v\\\ TSier hat gaaaodl.
und dai tt mar verkündig niobl,
donn wa» der valar In brricbl,
nit mar Rawolia. er hat gamell,
lA brauchen bia in dliar wall.
ScuwAaTiKNBise ÖMcitwrmnf liar ail lenfetUchr»
tcktanttn II*;
ich habe im Lnocoun bereits angemerkt, dasx mehrere dai
gemühUle des l'ruto|;rnrB, welches in der atadt war, und
deszen «vegen Oemetiiu« nicht die austersle gevtalt gegen
sie braurhte, mit dem verwechseln, welches er wAbrend der
belagerung auszer der siadt mahlte. Lkssin« {eoUtttanea)
15, SSI.
e)) dii gttchkasfne ftrbinditng : de' himmel braucht Td gwalt.
ScRDKLLBR 2*, (K>!>: gewalt brauchen, gewaltigklicb (ftfareo,
grossari. Maalir TB*; grassari, uberauRX wiUen, toben und
wild Ihun, ra«zlen, gewalt brauchen, überfallen, berauben, ge-
wultigklicli lAfaren. Kmsii's (1M>8 und 1&74) 610', vgl. sp.50M die
angaben von Kmhbl und ükhiüch; er hat wieder alle gewalt
gebraucht, advrrsiii omnt grnut homtnum grattatuM tst. Alkn 033' ;
er braucht gewalt, vi agil. Stkinbach i, 921 ; wenn gUie nicht
liellTcn will, musz man gewalt brauchen, übt knitas non lofum
habet, vis adhtbendu est. ebenda; gewalt brauchen, user de
foree, dt viuUnce, vim adhibere. n. diet. du voyagtur 144'. ebenso
KuMiKAU-BuxTUHFF 283; gewalt braueben, inferre alieui vim,
manus. Kiiisca 1^9; wobei ich vollends so hitzig verlieht
wurde, dasz bei nahe resolvirt war, nach und nach gewalt
zu brauchen, i. G. Schnabel inttl Fehenburg |,85 niudruck;
er {Ptccinardi) sollte kein auTsehAns machen, sondern auf
cburfl. befehl mit ihm fahren, sonsten er {Besser) genüthigt
seil) würde, gewalt zu brauchen. König Ubensbcsehretbung
Bessert 5.71 (in ükssers ged.\lZ1); nu, das hciszl doch noch
gewalt brauchen, ein ziehen und stuszeu zugleich. Lessinc
(Plautns, caflivi 3,6) 4, 1I&; aber das hcisst gewalt brauchen
(vis est haec quidem). K. F. Komanos die brüder (5, 8 nach Tereni),
vgl. I.ESsiNC {Hamburger drumat.) 10,200: weder staub noch
lanb sehend, ging ich wieder in die stube, machte lidit und
nahm am laden wahr, tiasz gewalt gebrauclit worden. Bräker
der arme man im Tockeuburg 211 ; wenn es ein ehrlich madchcn
ist, und sie haben (;ewult gebraucht ; so soll er sie drei tage
liiiiter einander mit rnthen streichen lassen. Götuk tFgmont)
'<,2ll; gewalt wollte man nicht brauchen, aber ohne nothignng
wilre man gar nicht vorwärts gekommen, (dielitung und xahr-
hexl 9) 25, 2a& ;
ich liebe dich, mich ralit deine schOoe geatalt;
und bist du nicht willig, so brauch ich gewalt'
(ErlUnig) l.t84;
hinaus darf niemand, wer gewalt braucht, niedergestochen.
>(.HiiLKR {Fxesko 4,1) 3,108; der Schneider al>er sprach 'du
Last doch geld, und das soll auch heraus', brauchte gewalt
und schhi,; ihn so lange, bis er nah am tod war. brüder
(Ihimm kinder- und bausmarchen 2, 174; wenn ich weiter soll,
luilszt ihr gewalt brauchen, damit ein jeder sieht, dasi ich
nicht vou sellist komme. IIkbhbl (diamani 5, 8) 2,80; es war
derselbe fürst, der einige Jahre darauf, als in Wittenlierg
(lic bilder gestürmt wurden, erklarte, er wolle lieber mit
einem stecken in der band aus seinem laude pilgern, als
da gewait brauchen, wo das gesetz gottes sein kOnne.
G. Krkytac {biUer i) 19,149.
d)) gewall gebrauchen.
a)) aber nit das ir uns gestendig sin, noch sich iemand
erzaigie, der uns darzA hellfen, sunder haltend nun ain lange
zit semlichen trang und unbilirhhaitt erliden mfiszen und so
dan semlicbs hocbm&tz und gewallts gegen uns z& gebrucbeo
kein end sin. Huc Villinger ckronik 196; als ihr (drr üertchlig-
keit) aber die menschliche gebrechligkeit des Schwertes ge-
brauch cutwülligte, da ward sie gezwungen sich der gewalt.
GEWALT III 4 (gr
itiro)
5086
die gewalt lu verbiodem, »elbal zu gebraiicbeo. ZufeN fe-
kiöntt majeslät Hi.
ß)) w«r gewall bat, der gebraucht gewalt. Hivisai IMl;
aber nun fragt •• aicb, ob du ibn gutwillig herausgtfc«
willat, oder üb man gewalt gebrauchen inusi. lleatBi (tfiMMMf
S, 4) 1, S3.
()) ganz vfrttHttU M üt unptrsMiekt nnUruetio» im *t«M
ton opeittt: u braucht gewalt, utra^H« »a 9i ei witmi,
Wkismaii.<< ISS. r^l. dan: wenn die leule guU l«gt hsbM —
kost es freilich gewalt, daa sie «oder« Im!« mUmIm.
LtTRBR 4,46*.
S)) gewalt lufQgeo, «rteigro, atifleii.
a)) (l.ueifer) begehrt r»tb foa ihoen wir sie ticli dock an
diesen Jesu Nazareus, . . . wiederum rlcbto, und »«ioM uo«
wiederbnoglicben scbadeos, zugefOgieo gewaks, tariMiM
und spolii, erboten, und so der restitnlioo boMM* iBcM— ■
Jac. Atrer Aistor. pro€*u. jutü 2; nao soll aucb keioMi
hospital, schule oder closter, weoa sie aicb oicbt zur wthra
setzen, einige gewalt zu fugen. Scnwcna äiseun von baUlhM§
des ganitn kriegsieeuns 179; die Sinnlichkeit selbst must ail
siegender kraft ihr gebiet behaupten, uod der gewalt wtdef>
streben, die ihr der geist durch sein« forgrrifend* tbatigkeit
gern zufügen möchte. Scaiuta (A^ 4$lheliteh« tmekumf ia
menschen 13. britf) 10, 310.
h)) nun haben wir ein tocbter, die eich s«lbs bcrtabC hat
der gnaden und ewiga Ion« nn»er gütter and bat gebal4«l
unserm nefen dem creutzigtcm gote, do mügen wir asMni
grossen gewall nit erzeigen ao aoatra plat, alt «BMr ocfea
und vorfaro . . . getan haben, d, iHrffartrariliB 11^ m {Htnt-
berg); wann die gütt babeo an mir TOlliglicb «lim IrM fßmth
enöget. Terent (1499) 82' {tuhuek iU
C)) liefre mich olcbi girllcben wila Aal bAi
der reluden mein: dan wider akh attfaifa
di faltcb saugnAs erlognes aiAo4s ««(Jt«.
Anl iKf gewali ailhet aus yberaAt
.^KLiiaoa (p—Im 27) 99 mMdnuM,
4)) der gewalt sich unlerstcheo, gewalt aicb anoaaata,
sich erlauben : so jemand sich gewalts unterstehen wolle in
seinem abwesen, den sollen die nacbbaren ins loch werfen.
I'ape beltel- und gartettuftt l>6'; onsireilig mAssen sich d;«
geselze über die Wissenschaften keine gewalt anroassen, denn
der endzweck der Wissenschaften ist wabrbril. Ltssins
(Laocoon) 9, 13;
und seiner wilden lu>t genug lu ibaa, ^
erlaubte sieb der frecbe gar gawall!
ScniUBR {l%ddr*A.l) tS,I.U.
y) die Verbindungen mit üben und tbon, di« scAea rn dir
miltclhoehdeutschen periodt belegt sind, werstärkeu lArr vtrM-
formen in dtr neueren spracht durch pripoiitiouen rttp, frifixt:
gewalt verüben, jemand gew.?lt antbun.
1)) üben, verüben, ausüben, mihrtni gewalt Oben |r {. alira
sp. 4915) fast gani auf die puralkk mit tiolentM httkränkt ulf
die auch in gewalt verüben dwehsthlägt^ iint dit ttrhnimmg
gewalt ausüben mrAr dtr iedtutung rea
a)) getvalt Oben.
n)) lockert, durch tltribule und dhnlitkt
wetterte verbtndung: übet nicht unrechte« gewalt, betfifct
niemand. HKLA^CBTRON corp. dxL Christ. Kt* (rgt LmcM l, 14):
daruinb wir euch als zeugen filrsiellcn wGll«n und befcreo
mit cntlicbem beschlusi solchen seinen gewalt mit aoa t«
üben nimmer gedulden, Vil weniger zu leiden. imnUrrtdmmf
des bapsts mit sttntn cardinjitn) Scsaob mi. «. p««f>. S,M:
herr (;<>tfridl, als er gesehen den gwalt ood mntwiilc«, ica
Conrad! Glick über alle« recbierpieten geutblf bat «r «af ia
als uf sein abgejagten feindt lo rw« «od m (aon ttrailn
lassen. Zimmtrstht chronik 1, 470; ao aber ai« ktrr richlar
oder ambtman oder jemanl« ander dem berro «oa StabaibiH
in (:emeller seiner freib.nit aioirerlai eiognlT, gwalt oder Itaval
iebet, so mag des brrren *oa Stubabarf pbiagar, rkbtar
oder ambimao den titler noklich aiaiiabaa. baaalaüblf M
WtntguU (I«. ;4Ar*.), Msrr. Mialb. «»laS: Ich ntkH4 Ar
ietB, das du nit eioieb«« ftwak «Mar im* tbaal. rarras
(1199) 79*; sie (dir rBsralea«) hattaa aach haachaMee. 4a»
alle thor der statt, aucb alla hataar teiaa aAa attadaa,
on alle bAl, und wer« ir brgerM sa CuaillaM, im er kaiaar
gewalt gegen la Oben woli. Lmas (SCrasakarg iMS) kl*, gaas
wrrtasril iU irr fvigtmdt htitg !ii du badtateaf t*a ptttdu:
es sind nicht immer die vorzdgiicbsteo mrnscben. vrrder aa
geist noch ao tairnteo, s«ll«n darch banensgate sieb em*
5087 GEWALT III 4 (gewalt verüben, ausüben)
pfehlend; aber eine ungeheure kraft geht von ihnen aus,
und sie üben eine unglaubliche gewalt über alle geschöpfe,
ja sogar über die demente, und wer kann sagen, wie weit
sich eine solche Wirkung erstrecken wird? Göthe {dichlung
und Wahrheit) 48, 179. vgl. dagegen gewalt ausüben.
ß}) geschlossene Verbindung: sind nicht die reichen da, die
gewalt an euch üben, und ziehen euch für gerichie. Luthür
biief des Jacobus 2, 6; und foddert zu euch alle, so das
gesetz hatten, rechet den gewall an eurem voick geühet.
1 Macc. 2,67; ungern übe ich gegen einen verwandten gewalt;
ihr selbst tragt schuld, wenn ihr in diesem thurme, den euer
ahn gebaut, als gefangener bleiben müszt. G. Freytac (brüder
vom deutschen hause) 10,295; du hast gewalt im lande geübt,
und prechtig drinnen gesessen. Luther liiob 22,8; wer gewalt
übet im gericht, der ist eben als ein hofemeister, der eine
jungfraw schendet, die er bewaren sol. Sir. 20,4; weh den
schrifftgelerten, die unrecht gesetz machen, und die unrechte
urteil schreiben, auff das sie die sachen der armen beugen,
und gewalt üben im recht der elenden ander meinem volck,
das die widwen jr raub, und die waisen jre beute sein
müssen. Jes. 10,2; der teufe! fület wol, was D. Martinus für
gewalt in seinem reiche geübet hat, drumb gedenckt er sich
redlich zurechen. Erasmüs Albeuüs wider die verfluchte lere
der Carlstader Pl'; einem verbieten gewalt zu üben, de vi
alicui interdieere. Henisch 1591; gewalt üben, forcer, user de
violence. Hülsios (1614) 163"; gewalt üben, usar di forza, ö
violenza, forcer, user de force, ou de violence. Rädlein S81';
wan man nun, zum exempel deuten wil auf gewalt üben,
oder mit der that verfahren, kan man sagen: gewaltsames
weges verfahren. Schottelius Aoupt^/jrac/ie 1231; dasz wir...
uns in der kammer bei berathung desselben gegenständes
befanden und daher nicht auf dem platze sein konnten, wo
die gewalt geübt wurde, ber. d. Frankfurter nationalversammlung
(9) 6878"; meine berren! man hat gewalt geübt, ich glaube
nicht, dasz man dabei stehen bleiben wird. 6885".
6)) im allgemeinen drängt der neuere Sprachgebrauch das ein-
fache verbum hier zu gunsten der erweiterten form verüben
zurück, so dasz sich die zuletzt angeführten belege als aus-
nahmen und als proben eines am alten festhaltenden gehobenen
Stils erweisen: aber du bist so weit entfernt, England zu
lieben, dasz du seinen rechtmäszigen könig unterdrükt . . .
an der jungfräulichen ehre der crone gewalt verübt hast.
Wieland Shakespeare 3,341 (könig Johann 1,2); ist bei einem
auflaufe gegen die beamten oder die bewaffnete macht mit
vereinten kräften thätlicher widerstand geleistet oder gewalt
verübt worden, so treten ... die strafen des aufruhrs ein.
Strafgesetzbuch für den norddeutschen bund (1870) § 116 {bundes-
fieselzblatt von 1870, s. 219); mit Zuchthaus nicht unter zehn
Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus wird der räuber
bestraft, wenn bei dem raube ein mensch gemartert oder
durch die gegen ihn verübte gewalt eine schwere körper-
verletzung oder der tod desselben verursacht worden ist.
§ 251.
c)) die Verbindung gewalt ausüben (gewalt in den bedeutungen
macht, einflusz, selten in der von zwang).
a)) denn so viel in den inseln gewalt ausüben und herr-
schal't, . . .
alle umwerben die matter zugleich, und zehren das gut
aus. Voss Odyssee 1,246
(1806, vgl. so viel in diesen inseln gebieten 1781);
die einigung des bisherigen besitzers und des erwerbers ge-
nügt zum erwerbe, wenn der erwerber in der läge ist, die
gewalt über die sache auszuüben, bürgerliches yesetzbuch § 854;
übt jemand die thatsächliche gewalt über eine sache für
einen anderen in dessen haushält oder erwerbsgeschäll aus
... so ist nur der andere besitzer. § 855, vgl. auch § 856.
ß)) ich denke die ersten tage des octobers in den tiefern
gebirgen zuzubringen, da ich so nahe bin konnte ich der
Versuchung nicht widerstehen meine alten freunde wieder-
zusehen, die in früherer zeit soviel gewalt über mich aus-
geübt haben. Göthe an Cotla (27. September 1797), briefe 12, 321 ;
doch, wir wollen es so ganz genau nicht nehmen, immer ist
es erfreulich, dasz dieser Schriftsteller (Gutzkow), der nun
einmal grosze gewalt in der literatur ausübt, einiges vermag.
Hebbel (an Elise Lensing 1839) 1,85; es wird wenige geben,
welche nicht schon an sich selbst die gewalt empfunden
haben, die gespenstergeschichten auf das gemüt ausüben.
ScHACK ein halbes Jahrhundert 1,31.
GEWALT III 4 (gewalt Ihun)
5088
y)) nein, nein, das edle ist niclit ganz erstickt
in euch! es schlummert nur, ich will es wecken,
ihr müszt gewalt ausüben an euch selbst,
die angestammte tugend zu ertödten.
Schiller {Teil 3,2) 14,345.
2)) gewalt thun ist von der jüngeren und erweiterten Ver-
bindung gewall anthun durch keinerlei gegensatz in der bedeulung
oder Verwendung geschieden, für beide ist der begriff' der violenlia
vorherrschend.
a)) gewalt thun, vgl. oben sp. 4945.
a)) lockere formen der Verbindung : seitmal dann niemand bei
dir ist, und dir niemand laid noch gewalt thut, sunder dein
schmertz und kranckhait von got her raichet (welches gewalt
niemand entfliehen kan) so mügen wir dir auch nit helffen.
ScHAiDENREiszEK 39"; och schreibist du, ich habe dir ein graue-
lich bekentnisse geton: doran tust du mir unrecht und gewalt.
bei STKisHkvsfia privatbriefe 1,352; also das irkeinen genügen
habt, unns des gelts zä berauben, sunder auch über das ir
uns unrecht und gewalt thüt, spottet ir unser noch darzu.
Hütten (Vadiskus) i^lQb Böcking (injuriam re illutam verborum
adhue contumelia . . augeatis), vgl. 4, 194 ; der hertzog thet inen
gewalt und unrecht. Bebbl facetien K33'; Karlstat. herr
doctor . . ir thut mir gewalt und unrecht, das ir mich zu dem
mörderischen geist ein brocket, unnd das ich nicht mit dem
geist in dem auffrühr zütbun hab, protestir ich oQenlich vor
disen brüdern. Lutbeb (bericht d. handlung zwischen Luther und
Karlstat 1524) 15, 336 Weimar; "vermainlen auch der kaiser
(Karl V.) thet den firsten gwalt und unrecht, es wäre der
neid und has vons glaubens wegen, dan so er weit ain auS-
richtigen krieg fieren;, solle er si for mitt recht fürnemen.
S. FiscBER Chronik von Ulm 123 Veesenmeyer; wenn uns jemand
wil gewalt und unrecht ihun, dawider hat uns gott gegeben
die weltliche oberkeit. Erasmüs Alberus wider die verfluchte
lere der Carlstader L6'; so ist inn bürgerlichen Sachen nie
kein sonder mensch von mir beleidigt worden, npch ie von
mir geklagt, das ichjemnndt gewalt und unrecht hab gethon.
Livius (Straszburg 1562) 35'; wer das ihm zuleget, der thut
ihm gewalt unnd unrecht. Stettler Schweitzer chronik i, 500';
du thust mir gewalt und unrecht, und du selbsten bist ein
solcher gesell, der die gerechtigkeil verhindert. Jacob Ayrbr
histor. process. juris 136;
ihr thut mir gwalt und gar unrecht,
dann ich ein bütenlautfer geborn
und keinem artzt noch nie holt worn.
i. AvRER (wider der kOniijin Podagra lytannei) 2580;
(st«) zeigten mir an, wie die Waldstrommer ihnen gewalt
und unrecht eines erbs halben theten. Götz v. Berlicbingen
37 neudruck;
vor verräthern, vor verräthern
hüte jeder sich, am meisten,
wer gewalt und unrecht thut.
Heiidbr Cid 32; vgl. oben sp. 4982. 4983;
thuet niemandt überlast, noch gewalt: contenti estote sti-
pendiis vestris, und seiet mit euerm sold zufriden. Abraham
a S. Clara aufff, auff ihr Christen (Wiener neudrucke 1,85);
achtestu dann uns teütschen zfl diszen zeilen vor barbarisch?
oder wie darffestu uns sollichen gewalt thun. Hütten (Vadiskus)
4,160 (et qua iniuria?); aber ich sagt die warheit, don er
hat mir kein gewalt gedain. buch Weinsberg 2,126; das nie-
mants von den kauffleuten dem andern doran kein gewalt
thue. oberrheinische stadtrechte 1, 101 Schroedcr;
sei freundtlich, und thu kein gewalt,
das glück hat sich gewendet baldt.
Erashus Albkrcs fabeln 27 neudruck;
denn er dem reich that grosz gewalt,
desselben ich darnach entgalt.
15ÜNT1NG UraunscUweiqer Chronik 379.
ß}) die geschlossene Verbindung mit einem dativ der person:
dann wer sich für ein narren acht
der ist bald zA eim wisen gmacht
aber wer ie wil witzig sin
der ist faiuus der glatter min
der düt mir ouch daran gewalt
wann er disz büchlin nit bebalt.
Sebastian Brant narrenschiff, vorrede 45;
ich meine solche mühe und erbeit, da einer dem andern das
seine nimpt und im gewalt thut. Luther (auslegung des I. cup.
Habak.) 19,358 Weimar; do sei der teufl'el komen, und dem
maier ein gewaltigen backenstreich geben, und gesagt, er hab
im gewalt gethan, mit unwarheit also gemalet, dann er nit so
scheutziich und greulich sei, als er in mit den luderhossen
abcontrafeit hab. Musculus hosenteufel 8 neudruck; ir habt
5089
GEWALT lli 4 (gewall lliiiii)
mir güwall gelun diimol. itoltmück - diuluhet ifirathlmtk 99*.
iliiNNit 64. ebento 103'; «iif lagen auch doi Iteta burger loll
gcpfent Kein für den lichter, ob «r ieniaot gewatt IbBil.
bannlaiiling tu Tritbtniee, Mtrr. wti$tk. •>, 4M; nimht, thdt
er dir gewull zücb in für recht, hod« gemerckl. TtrtMübtr-
itliung von I4M f. '1 {bei Uolix 73* tbtmo);
bald klagt Ich In dem brrren an,
all ob e* mir gewnit hell ilian.
TiioaA« Müama ijd'ichmalt 40,13;
•ie wiaiten wol, da» man mir gewalt theL J FasuLiii v. GOns-
•uao (ein« $ehOne und kldgliehe htitorit) 7, 101 ; Mabnmpt trOuwel,
alle Muisulmnnnua, lo einen chriaten, der aein Iribtit gibt,
beleidigen, unnd ihm ^ewait tbiin, am tag dea gericblt
icbwerlich und mit gro^urm zürn cu terfolgen unnd za
atrafTen J. Witzki. reise der $i)hi<e Ctoffert {litter. vtr. 108) ISS^.;
der ricbicr ain von er^t gcii drm vatter verklagen weit, ehe
pr Ton ir desz gOMalts halben den er ibr wolt gethan haben
(verklagt utirdc). Boce. (I53&) 01*;
wer einem mentehen thAt gawall,
denielbeu Tür ein bAbeo ball.
KiAfiua Ai.»i«ua prarceiita »ila» »e Monnii M^;
kein wiiiier Ihm iiit wOrdI lA kali
kein lummeri hiti tliAt Ihm Kein (wall(rf«m geelorbengn).
WicKHAi ilxr irr rtul*nä» bilger V;
Ici In Im holt, daii Ul Im kalt,
dan er an leiiuT war verhnlt,
lex verel er »leb talber palt,
don ibAi (ein bertchart iro gewall,
loliund sein «cliOlüuer in nicht aalt.
II. S «CHS [iliit Unglück) fabeln u. uliwdnk« S,57 COltei;
wer hie onileren leiithcn gcwalt tbut, der muii in der bOll
wiileniinh von anderen gewalt leiden. iiEMscil502; einem
gewalt thun, vim alieui inferre, injurium, injuTtotum esse,
violentes monus alieui inferre, violentum animum iramque in
aliquetn depromere. Weismann t&O; einem gewalt thiin, faire
violenee a quelcun, HoRDKAtj-BuxTOBrr 353; der^elli wolt der
franen gcren gewalt tun. Gbiler v. Kbiseksbrix preJi^ten 134*;
mit dem nötel Tiirquinius Lucreciiim und tbet ir gewalt, daz
aie »eines willen lein must. ALeaKCHT v. Eybb ob einem manne
sei zu nemen 14*; einer weibs-peraohn gewalt thun, vim adferre
fa-minae. Frisch 2,420*; ach! liehatcr vatcr, thue dir aelber
nicht gewall! Gottscmed Catob,i; ihm selbst gewall thun,
se faire violenee a soi meme. KoNDSAü-BuXToarF 2&3;
Ufttnberg. wie gebl'a der kOnIgin?
Elitabeth. verwunderlich!
doch thut sie «Ich gewall, das sieht man wohl.
GaiLLrARtiR [kinig illlukar 1) 6&, 0;
es kommen mtnner, welbcr, jung und alt,
an Ihrer ipltie steht der buigemeister.
er thut sieb, wie es »cheiiit, etwa* gewalt;
die ras<ung seines ainte^ doch beweist er.
laaKRHtNN i)edichle 4 (merke 11,167);
die mutler rohri xum kamine die mald,
sie richtet Ibr bettlein, sie trocknet ihr kleid,
sie redet Ihr irosi, und sie thut sich gewalt,
»ie alebt erstarren die blHhnde Keaialt.
HoQUSTTt ijfdichle (1859) 147.
y)) ii* geschlossene Verbindung mil einem unpersönlichen dutiw:
wer aber sinam IIb tbAi gwalt
der selb wol gotl dem herreo grali.
tragMia Johannis des töuffern M2*;
wenn innn grgenwiirtige nnchrichlen lieset, so wird man an-
fangs linden, daaz Cliristina bei verschiedenen griegenbeiten
\iol mSszigung bezeiget bat: aber Ihat sie nicht hernach ihrer
iieigung gewnit? Lbssinc {eritische nachriehten auf das jähr 1751)
*' ^^'' hie tbflt man gwalt der predig dein,
bie gibt man alles lästere schein.
iluTTsn {Uag ührr dm l.utfruchen brandt)
3,45« Böcking;
Luter Ihut der geschriffl hie gewalt, dann der texl nilh
Siigt wer das cuncilium berufl'en hab. Emser »iiier das vn-
christt-nliihe buch Martini l.ulers 45 nevdruck; dem sinn des
autors gcwall thun, ihn verdrehen, lo vrest the sense of a
passage. teutfch-eniß. trb. (I7lt>) 768; er wolltf ihrer neigung auf
keinerlei art gewult thun. MusÄus volksmdrchen 3, 56.
ö)) der absoliitr gebrauch der veibindung: gewalt thun, manus
inferre, vel manus adfene. Üastpodius Sil*; gewall thun and
alercke brauchen, vim admovere. Maaleb ns*. ähnlich FaisioaS»*,
KiLUN K4*(gheweld doen) und Erasmus Alberds c4'; poslH-
latus est de vi, vorklaget dal einer gewalt hebbe gedan.
CatTRAEoa 161; wer gewall thut der brennt aschen. IIk.hisch
1^92: man lehret uns sonst, Aast Christus allein durch sein
tbeures blut und verdienst uns die Seligkeit erworben, nun
GEWALT Ul 4 (gewall anihun) 5090
aber fodert re:in auch von una, dasz wir darum lauSeii,
arbeiten, kSnpfeo, beian, gewall ibuo aolleo. Scaitaa stelm-
uhats I, 417; er iat ao «brlicb, . . . dasi er einein Dolbleideo>
den armen lieber dient, als einen reieben, der gewall tbal.
HABRNga S, 140; gcwall Ibun, ttm ftcere, »dhiktr*, tm et ««■■<
aUeiii inferre, graitäri, manu agere, tklim «tffVMi. Kiasca IT«.
titie andere rieiUung der bedfuluMptnlmitUma§ UiU »nk im
hoUändisehen belegen: gaweld doiin, aOt kraehlen insyarnttn.
MoLkMA vi. der Gnnsingtnuken ws4. im 19. jakrh. s. la.
k)) gewalt anihun.
tt)) lockere Verbindung: ala aber di« SoiomMm i\* jBng-
ling baban angesehen, die beaunder« Mkach« angesicbl
ballen, und arkuntan dt ai zum Loib aiokOrt, babco ai«
aich undernumen, gwall und scbmibang irer hObsrb« •••
zuthAn. Henio Überleitung des Jotepkus (I5S5) 10*; fon itm
im nicbslen achreibeii gedarbten berizogeo *ob Alba lia«t
man, ... daaz nirgends einigem orth, aocb ao gar keinea
baurenbau^zlein, einiger gawalt, oder acbadeo, angetbao
worden. Ziiueb hundert episleln 46S; ai (dii »mf kikn ttknU»
leben) mögen autb tuhn waa aie wollen, ao babM ti 4«ck
aolcbe (reiheit, daaz ihnen kein alaladiner ein bahr krflUMMa
darf, fihl weniger einige gewall anluhn. Zub^i aar. Rotäws,
306 neuirutk; dua eraiaiinen, das ihn bcm anrang Ibrer rede
befiel, vernandelle aicb beim ende deraelben in einen no-
willen, den er kann zurQekballen konnte, jedocb tbal er
aicb die aOaaerste gewalt an, und nacb einer zierolicb langen
pauae aagle er... WieLA<i» (do* Sy(ne 1, 3) li,'to6: ja, wenn
ea in meinem vermögen alQnde, ihm bei der Insaerateo g^
wall, die er aicb meine! wegen anibul, daa bitterste zo 6fw
aparen, wenn in dem angenblicke, da er nir allea eriaake«
wollte, ich ihm alles aufopfern kOnnle, ao irtre •• pnt
etwas andres. LsaaMc |m»s Satt 3,1) 3,104: die gewall,
welche aie sieb anihun mnaste einem ao liebeaawArtifn
prinzen zu wideralehen. Wieland (yt^ol^ion 13,51 3,96; eiMM
die gewalt nnthun, oiirui inturtam inferre. STBinaara 3,931:
ich befinde mich in einer abnlicben läge wie da, ond habe
mir schon eben die gewall angetban, die ich dir nun Bbar
dich selbst zumulhe. GOtre {wahltencandtschafttn 1,2) 17,16: kh
muszte ihnen gestern achrecken and gewall anlbun, danll
wir heute die fruchte ernten. STirrr.a bunte üeine 331.
ß)) die geschlouene Verbindung mil einem personlichem daltt:
der k&nig Xerxes . . . ward ... in liebe eotzflndel gegen «eine*
leiblichen brudrra Masislea weih, als er aie nubn weder aiil
werten noch gaben, deren er ihr viel zugeschickt, nicht be-
wegen mögen, hat er ihr doch kein gewall anihun wollen.
KiRCBiiop seendunmulh (2,18) 1,33 Osterlty; zur selbigen teil
waren die Sudomiter irer reichtumm halb atolti und aber-
malig, und tlielen den menschen gewall ao. HiDM tkttt. dea
Josephus 11*. ähnlich 103*;
goi isi's dxr gibt da< leb mich reebeo kaa.
macht mir dflrch iwang di Völker Anicrifn:
der mich erret von meinen Telndan irBuig.
erhaben hoch über al. di aiifsiAiilg
wider mich warn: vom ungerechun maa
hast mich gefreit, dar mir gewall tft' an.
Matissra (pmlm 18) 63 mrm^rmn;
und dergleichen ist der gröale thell der menachen. was?
es Ihut ofTt den weisen selbst, wenn sie da« beriz vrriieie«.
gewall an, dabero wage, wage etwas, o bruder. B. Scaert
lehrreiche sekrifUn 031 {kunst reick su verd/a); eÜMia gcwaU
anihun , ^air« »io//nee a fa. tim aü««! imftm. •. ÜtL im
voyageur 14»*: einem gewall anlbun, *• ejfrr walca« to m».
teutsck-engl. wb. (1716) 768: offen ihue Leine« gewalt ao, «ea
vim facias uüam in uUum. Aleb 933*: nan hat air gcwall
angetban, vi at ntctuitaU cecctas, «t laaites Aac fttL «3*;
einem gewall anlbun . ., •btui rr» nfttrt. Batca »a*. «^aac
SrBiBBAca 3, 921. I^nliek Vtaaaoii 7«. aaaeM« ütUmmn
{Slrasiburg 1762)339. HiieiBT 1,4«: 90 cia far9li|aB Ihiar
du bist, so bah ich dir doch mh menacUiehar Araofta !•>
gegnel, und dich in meiner eignen relia bdMrkcrfCtf Maa
du frech genug warst, meinen kinde gewalt aalhoa ta woUca.
WiKURB Sia«|»««f« 2,116 {stmtm 1,4):
walb, welli Ihr alr gewali aaibaM. klewcg.
ScsiLLaa (r(4< 4.3» 14.391:
ja, um ihm (trttiberra) in lalttcrcr betiebaog gar keine ge-
wall anjtutbun, sandte ich ihm daa back aaf dem««lbeo wage
zu, auf dem die anfurdemog gcfcbebcn war GBiLiPABzea
(ertnaervar* *■ ietikmtn) 3o*,iaa: daat or ihr aaihat aiciK
gewalt antban aolte, mOate aia nick •aiacUioaae« , ib« cka
5091 GEWALT III 4 (gewalt anthun)
noch 3 nächle verlieffen, als seine ehe-frau beizuwohnen.
J. G. Schnabel insel Felsenburg 1,159 neudruck. ebenso 1,244;
einem mädchen gewalt anlhiin, to ravish, to violate a girl.
Hilpert 1,462; Butillo jedoch, ein Wüstling, war in ein frauen-
kloster eingedrungen und hatte dort einer nonne gewalt an-
gethan, worauf er, nach den bestehenden gesetzen, zum tode
verurtheilt wurde. Platen (geschickten des königreiclis Neapel 1,2)
6, 58.
y)) besonders beiübt ist diese Verbindung neuerdings neben dem
reflexivpronomen: sich gewalt anthun, sich zwingen etwas
zu thun, sich zu etwas zv\ingen, farsi violenza, vinzersi se
stesso, se faire violence. Hädlein 381"; ich kan mir diese gewalt
nicht anthun, ich kan dieses nicht übers hertze bringen.
ebenda; ihm selbst gewalt anthun, manus sibi vio'.entas in-
ferre. Aleb 933"; er habe ihre Schönheit ohne würcklichen
genusz lange f;enug vergebens vor äugen gehabt, nunmehro
aber, da ihn niciils als der elende Albert daran verhinder-
lich sein künte; wäre er nicht gesonnen sich länger ge-
walt anzuthun, und kurtz! wolle sie haben. J. G. Schnabel
insel Felsenburg i, 159 neudruck; der hinimel weisz, wie viel
gewalt ich mir anthun musz, nicht so gelehrt zu sein, um
meinen lesern nicht unerträglich zu werden. Rabeneu 3, 126;
man kann dieses aus seinen gefangnen beweisen, wo er an
unterschiedenen stellen, die ich anmerken werde, ganz ohne
noth dergleichen unrath ausstreuet; da er doch in diesem
stücke sich meint gewall angethan zu haben. Lessing (critik
über die gefangnen des Plaittus) 4,137; sie bewillkommte ihn
mit dem edlen und anmuthsvollen anstände, der ihr eigen
war, ob sie sich gleich gewalt anthun nuiszte, die unruhe
zu verbergen, die in ihrem schönen busen kochte. Wieland
(don Sylvio 5,5) 12,41; und so sollte ich denn, um auch
schatten in meine gemählde zu bringen, von verbrechen und
Unheil, erdbeben und wasserfluth einiges melden, doch setzt
das gegenwärtige ausbrechen des feuers des Vesuvs die meisten
fremden hier in bewegung, und man musz sich gewalt an-
thun, um nicht mit fortgerissen zu werden. Götbe (ilal.
reise i) 27,232; ich thue mir gewalt an hier abzubrechen.
an Hetzler 14. juli mo, briefe 1,239; ich miiszte mir recht
gewalt anthun , um nicht zu viel zu trinken, an Christiane
18. mai 1810, briefe 21,305; sich selbst gewalt anthun (sich
entleiben), to lay hands upon one's seif. Hilpeiit t,462; sich ge-
walt anthun (sich oder seine begierden zftjdn), to put or reslraint
one's seif, to restrain one's passions. ebenda; thun sie sich keine
gewalt an (= handeln sie, reden sie frei), do not lay any restraint
upon yourself. ebenda; am ersten tag thal sie sich gewalt an,
war fleiszig und folgte der frau Holle, brüder Grimm (frau Holle)
1,156. ebenso (die n jäger) 1,420; darum that sie sich gewult
an, eine verschämte falschfreundliche miene anzunehmen.
MusÄus Volksmärchen 1,181; als ich indes auch dort nichts
fand, und die mutter mir statt der geburtstags-chokolade
gleichgültige milch vorsetzte, muszte ich mir gewall anthun,
um meinen schieck nicht zu verraien. KCgelgen jugend-
erinnerungen 44; die gewalt, die er (Macbeth) sich anthun
musz, mit solchem innern zustande solche üuszere rolle zu
spielen, wird wiederum zum Iriumphe des Schauspielers.
0. Ludwig (studien) 5, 119; sie muszte sich gewalt anthun, um
den ausbruch derselben {der thränen) zurück zu halten.
Hermanin Schmid ges. Schriften 3, 45; es war unverkennbar,
dasz diese sich dann gewall anthat, um nicht die ungewohnte
liebkosung mit allem ungestüm der Jugend zu erwidern.
Th. Storm (der herr ctatsrath) 6,207; die gewall, die er sich
anthat, seinen ganzen zorn Jiinler der maske der gekränkten
liebe zu verbergen , nahm ihm fast den athem. F. Lewald
reisegefährten 2, 227 ; man merkte es, wie er sich gewalt an-
that, gelassen zu bleiben. Rosegger Schriften des waldschul-
meislers 11.
8)) auch der unpersönliche dativ nimmt an dieser Verbindung
groszen antheil, vielfach in Verknüpfung mit reflexiven pro-
nominibus: diejenigen Schauspielerinnen, welche die mädchen
vorstellen, müssen sich nicht allzusehr putzen, sondern ihrer
eitelkeit ein wenig gewalt anthun. Lessing (auszug ans dem
schauspiiier) 6, 143; und er konnte seine rolle nie anders lie-
haupten, als indem er seinem willen gegen seine eigne Über-
zeugung gewalt anthat. Wieland Shakespeare 6 (viel lärmen
um nichts 1,4); ich wende mich unmittelbar zum gegenstände,
der uns beschäftigt, und bin genöthigt, meinen gefühlen ge-
walt anzuthun. berichte der Frankfurter nationnlversnmmlung
(3)2132"; ich bewundrc mich täglich, bis zu welchem grade
GEWALT 111 4 (gewall antlmn) 5092
es mir gelingt, meiner angcbornen tintenscheu und faulheit
gewalt anzuthun. Bismarck an IL Wagcncr 27. april 1853; und
dann, wisset ihr sehr wol, und habt gesehen, mit was leicht-
fertigkeit die wählsche vülcker und heutige Soldaten alle, den
ledigen, und anderen Weibspersonen, wo sie insonderheit noch
irgend was mittel zu haben vermeinen, nachstellen, und
ihren ehren gewalt anthun, wo sie können, ungestrnffl und
ungewehret. Moscherosch insomnis cura parentum 19 neudruck;
wenn der mechanische künstler seine band an die gestaltlose
masse legt, um ihr die form seiner zwecke zu geben, so trägt
er kein bedenken , ihr gewalt anzuthun. Schillkr (über die
ästhetische erziehung) 10,283; unsere allvordern erfreuten sich
einer richtigen und der deutschen ausspräche vollkommen
angemessenen rechtschreibung. wir haben uns in barbarischen
Jahrhunderten eine last von Verkehrtheiten aufgebürdet, die
sich freilich nicht mit einem male abschütteln lassen, wenn
dem äuge nicht zu viel gewalt angethan werden soll. Platen
(über verschiedene gegenstände der dichtkunsl u. spräche) 5, 33;
einer stelle, einem gesetze gewall anthun (sie auf eine ge-
zwungene art erklären), to wrcst the sense of a passage or of a law.
Hilpert 1, 402; bei allem dem können wir nicht bergen, dasz
wir aus verschiedenen gründen in Versuchung gerathen sind,
der historischen Wahrheit dieses einzige mahl gewalt anzuthun.
Willand {Agalhon 5,6) 1,251; ruhet dort aus, in desz dasz
ich in dieses harte harte haus . . . zurük kehre, und ihrer
kargen höflichkeit gewalt anthue. Wieland Shakespeare i, 231
(könig Lfar3, 3); der mildlhätigkeit der leute gewalt anthun.
ebenda (2,7) 205; alle halfen denn an der quadratur des
zirkeis erfinden; selbst der alte Stilling verwendete vielen
fleisz auf die Sache, ich würde dem erfinderischen, oder
besser, dem guten und natürlichen verstände dieses mannes
gewalt anthun, wenn ich sagen sollte: er hätte nichts in dieser
Sache geleistet. J. H. Jung- Stilling Heinrich Stillings jugend
(Kürschner 137 s. 25); hier finden wir ein genaues und tiefes
Studium, das vielleichl der menge nicht bemerklich wäre, das
aber unser französischer dichter gar leicht mit glänzenden
und volksmäszigen Stickereien hätte ausschmücken können,
ohne der geschichte die mindeste gewalt anzuthun. Gothe
(auswärtige litteratur und voikspoesie) 46, 145; weil dieses ge-
waltthätige und fehlerhafte betragen des Mallhesers alle nach-
folgende Situationen, und vorzüglich seine aufopferung herbei-
geführt hat, so setzte man, ein wenig rasch, voraus, dasz
sich der dichter von diesem unbedeutenden gewinn habe
hinreiszen lassen, der innern Wahrheit dieses characters ge-
walt anzuthun, und den gewöhnlichen lauf der handlung zu
verlenken. Schiller (briefe über don Karlos ll) 6,70; ich glaube,
dasz wir unserer gestrigen abstimmung gewalt anthun, wenn
wir sie nach dem wortlaul der bucbstaben und nicht nach
ihrer bedeutung dem sinne nach beurtheilen. Bismarck
(18. junt 1847) 1,33; Kleist verstellt auf eine selbst erfundene,
freie weise die wortfolge und verschränkt seine salze inein-
ander: man empfindet die kühnlieit, mit welcher der spräche
gewalt angelhan wird. 0. Bhahm H. v. Kleist 131.
«)) der absolute gebrauch isl hier im gründe ausgeschlossen,
er findet sich nur in wörterbuchnotizen: gewalt anthun, far
forza, faire force. Rädlein 380'; gewalt anthun, geweld aan-
doen, geweld pleegen, orerweldigen, overkrachtcn. Kramer nieder-
hoch-teulsch wb. 2,00"; gewalt anlegen, gewall anthun, brauchen,
alicui vim inferre. Aler 933*.
8) gewalt leiden.
1)) lockere fügungen: ein Christ soll gewalt und unrecht
leiden , sonderlich von seiner obcrkeit. Luther (an kurfürst
Johannes 1530) briefe 3,560; gewall und unrecht leiden, to suffer
violence and wrong. leulsch-engl. wb. (1716) 768; davon ist es das
die heiligen marirer von den ungelaubigen vil hörter gewalt
gelitten band. Gregors dialoge IV cap.20 (Augsburg 1473); ge-
wust hat er, dasz das reich goltes, das obere Jerusalem einen
gewall leide, regnum eoelorum vim patitur, dahero gedachte
er mit einer gantzen armee für dasselbe zu rucken , diese
arniee aber waren die arme, in die er seine barmhertzige
äugen geworffen , denen er sich barmhertzig dargestellt.
Abraham a S.Clara reimb dich, von d. heiligen Georg 6; der
blasenhals leidet mittelst des zeMengewebes, das ihn um-
giebt, und das bei der Operation gewaltsam angespannt wird,
zwar einige gewalt, aber diese gewall ist ohne gefahr; denn
das Zellengewebe giebt nach und last sich verlängern, und
wenn ja einige entzündung erfolgen sollte, so ist sie doch
leicht zu heben. Richter chirurgische bibliothek 4, 576.
5093 GEWALT III 4 (es gMchieht gewalt)
2)) geuhlos$tne terbindung :
de Word« d*i hilftm ewanfralluBt iffCD »a vliileh an,
du aUut geirbre?eo itali: dal rika dar bamin«! Itilai cewall.
äti iioäti düiii 1611 lUthcui
inn alio lehret der papai mit allan aeinan «pottelo ood
jiiiigcrn, juriaten and thiolugen, man aei nicht aeholilii ge-
uult zu leiden, londern v>m vi repeiiere liceL Lurma {frtdigt
(im 'U. lonntage nach (rinil.) 14,2:4 £V/.; gewalt leiden, rm
iubire, experiri, $uttinere. SriKLia 113^; ich halle, viele werden
aelliat gcalelien mQaaen, dait sie niclil wiaaen, waa daa aei:
daa liimmrlreii-h leidet gewalt, und die gewalt IbuD reiaaea
ea zu aicli : daai aie nieroalilen eine rerhte aorge uro ihre
aOnde gebniit, keinen aonderlichrn kummrr um ihre aeligkeit.
ScRiTKa $frUnschats 1,427; das biromrlreiib leidet gewalt, und
die d(>m.<i(<lben gewalt thun, reisaen ea zo aieb, Iht kingdom
o{ heavin tufffTtth violtnct. UuUeh-*ngL mb. (1716) TU; gewalt
leiden, accipere, pali, ferre impnium, nm pali. STri?ia*cii 2,921;
injutiam arnpere. Kirsch 179; gewalt leiden, BoufrH de id
violenet. RuNOBAO-ÜoiToarr 2M; dafQr itoUttn dit protinun)
aber den mflcbtigen acbutz diesea reicbea genieazen, and
an keinem ihrer besondern Vorrechte gewalt leiden. Scaiuia
{abfall der tiitdtrlandt \) 7, U anm.
31) in der terbindung mit der negation entwiektlt ach an
leiden die bedeutung ^dulden, s»U$$en':
last mich! nein, ich leida keine gewaltl
fasaa mich nicht lo mörderUcb onl
soo>t hab' ich dir ja alles lu lieb geihao.
GöTHi (laust I) lt. 14»;
und du mu<ii tarnen ; fremde arme ichroiegaa
sich an dein herx: o leide nicht gewalll
leb teh dein weiiie« kleld vortiberQlegen
und deine lelobie, ilrtlicbe gesiolt.
Th. Stobb {.'ledifhl») 8.203.
e) mit gewblt leiden berührt iieh der bedeutung nach die
Verbindung es gescliiebt gewalt, der haupttypu$ der}enigen Ver-
bindungen, in denen gewalt alt tubject tum vtrbum tritt, nur
verttnielt begegnen hier lockere formen: diaz ist der gewalt
und scbad der mir gesehen ist. d. slddledironiken 2,65 anm. 7;
sol dem edlen iOngling, zA den iederman aliea gtit ror-
hofTen ist, ein sollichi'r gewalt widerfaren. Hütten Yadiskvs
{hane . . . tniunam fieri) 4, 1!>9 Böeking; vgL wa dir and deiro
reich einiger gewalt von uns begegnet, wa wir deinen feinden
etwas gonstes oder vorschuhes beweisen. FiacHiBT Gargantua
342 neudruck. in der älteren tprache vechtelt gelegentlich auch das
präfix, vgl.: der aulT dem erdtrieb pilunzet, und die heum vor
dem Tterdten Jar frucht bringen, der soll goit nicht darvun
die erstlinge opITern, noch era selber essen, dann das nit
der zeit noch gewachsen Ist, dieweil es sich ansehen laszt,
als ob der natur wider die zeit gewalt beschehen aei, darumb
dann disz weder golt noch dem eignen berren zuessen, tu-
gehOrig ist. ilsoio übers, des Jonphus 47*.
n) mit persönlichem dativ : ^hrscheghe eime ghewalt. Stendaltr
urlhetlsbuch {U. jahrh.) :2k, 3 Behrend, vgl. auch das beitpiel aus
KoNRAD TON W|}Rzausc o6en .<p. 494H; ich were werdt, daa man
! mich verbrennen soll, darumb daa ich gesagt hett, mir wer
gewalt geschehen. J. EataLiN tun GOnzrurg (eine scAöne und
kltigliclie historie) 2,110; die aelbigen mQgen schreien, wenn
inen viel gewalt ge^ciiicht, und ruflen über den arm der
grossen. Lcthkr //1063&, o; denn es mua ja ein kind odder
knecbt im hause, den trotz und trost haben zu seinem berren,
das er wisse, das er im nicht wolle laasen gewalt geschehen,
ton Jliesu Chiisto rtn predigt Ei*;
die richter werden an Ihrer atadl
Se^lralTt umb llir« misseihot,
io widwen auch gerochen werdn
der ein gtchach gwalt vom reichen bsrrD,
der andern ward der schütz veri-agt
das aie gott Ihrem herro geklagt.
P. RtaHi'H<i Susanna h Patmi
darumb diss unpartheisch gericht
wtirt alin Ihn la!i$en manglen nicht,
wie dan diu* kaiseilirh recht Inhalt,
und soll auch niumandt gscbehen gwalu
tJndtnger Juäemfiiet 15 meuämek;
tu (Veien oder nicht,
keinem gewalt geschiebt. Hi!<isca IS03;
am leihe bin ich schuldig worden, aber mein berlz ist
ohn alle schuld, dann mir gewalt geschehen, welchs die
kOnigin durch ihren bruder scbendlicher weise Terursachet
bat BOnting Braunschteeigtr chronik 218; ea iat mir der
grosseste gewalt geschehen in meinem stattlichen eilen-
den dienst, durch drei hündiscli-ungerecht-watende feinde.
IV.
GEWALT r»djectiv) — GFAV ALT AUSÜBEND 5094
Mosraiansn intomnii eura parenlum S7 neudruck ; es geschieht
ihm gewalt, injurm fit tpti, t»it]uitatt oppiimäur. STitLte 242«:
ea gatcbieht mir gewalt, onrecbl, mi n fi mhu/iim per fort*,
mi H f* vioUnta, m «m faü iniuUiet par foree, m me fait
vietenu. Hiaiaiii 3M'; ea geecbicbl im gewalt and aortebt,
mantfetta tnfuria vindtUt ffTMUU. WklM*»» IM, iAaldk
lUvia 290;
du hast daa erst« wert. Mein »obn! well Hr
gewalt getcbeheo. w|* da •ag>i biti da
aalt data Arflverbear beraurffiogao.
ScaiLLsa il^oHitUHrnrntm 4)9,I4A:
o nrio gablftert
pewall, gewalt ga«cblabi uns. Agameaieea.
gewalitam raiai er deines briel Mir aa»
den blöden. tlptii>ttmU im ,iuli»)t,lUi
frosivaier. hilf! gawali gaichlsbi dam vaier.
{Wukelm teU >.«> t*,IM.
ß) mit unptrsönUchtm daln:
Joannes leer bat aber eaacbi
da* vil l(kt leis nach goiem Itiracht,
nnd gschlcbt dem blnmelrlch gewalt
*o le der gölte* wort tö fall.
(rovMid Johammi* <le* Ibuffert ftti
doch nicht zo gedenken, dasz dem üi aonseb gewalt ge>
schiebet, wenn man es auf das nicbsistebende aubject ziehet.
Lassiü« (anliquarisehe bnefe 44) 10, 17k.
y) 9trtinuUt gebrauehsformen :
T«r>ch!ie(i da* gelt aulT* aller beel,
vrrw*r de« mammnu ka*i*o veat,
aalt •chlotien. rigela. eisern ibftr,
da*i kein (lewalt irescbah daflkr.
Ktttiii« ALaiaci pratcefda titae ae mtrwm H^;
es geschieht gewalt, vi geritur ra, adett t<s. Aiu {CUa 11X1)
I. 933*.
GEWALT, adj.f »mr im mtnign mitUlhoehdeutsdun int-
malern belegt, dit die adjectinrrung «/* vtreimteüt tttt accwi»
ddrer tntwieklung erscheinen lossn, vgL wthd. wb. 1,474*:
dir Inbdt din sun Joseph, er na r-are noch t4l nlcbt.
er ist über al Egiptelant ein Oilüm gwali:
gewalllcbllchen er pbleget al da* ler cbuoleb habet
Wiener /iniii/xAr. '/m- •in-eti* [lUHiturnlum 2,11.19),
ander* Hia ililtliiier kan-i$chr., §. OienMT lai>.31 :
min raelater Ist gewalt lo dem bimale,
er waeuet Im muge nibt »In widere.
UiUiaiter Huiitttchr. Urr iifiir.f {Diemer l.tt) in
d«r Witner handschr. gawalticb, •»<. Baca timr^
manu b, 4(>7;
leb bin e* »prach er goiea •na
and aller dinfte wot gewalt
min craft Ut manlchTalu i'a>*innnl 199,21 lltkmi
dem {'lern kOni-i) bat einen sun verseil
vrou natura, und dat wa; im Itli;
wan iwA lOhter. die er lie(.
die er de* lande* pHegeu bia{
mit Hüten und mit guuta . . .
nu was diu ein elter
de* wolt sie sin geweiter.
Hkikrich V. D. TdaLni kr«M im SekaO.
de sieb ir leben bin gelroe
ur ein heillc aldvr
unde *l le gewalder
Ton tage tu tage an ir wart. ptuUmal tST.tt Ktttt.
die ron Lexer angeführten foimm geweldiste, allergewcMiete
(barmherziste inde gerebtiate. die rede vm d. M Vd*m,
s. Germania 6, 148) nnd bester alt gewallig tm «rüdren, a. d.
aus duser vereinuUe% ad'ettinsche* rttwemdunf ntf Luu
(1,972) auA die penrntifitmunf in satatonliea |4rr ftwaH, itt
amtsperton, die okri§ktü fffL atr« J^ 4991) crftMmi. mmk dkm,
wt mr o*«it tm uumKmmtkfft hiiftirrtkl kak«% äarfim»
wemek ebtnto a^fMnd mtrdem mit dit {tf. 49M) »ktmimmm
trkldmng ans anwalL
GEWALTACT, «., vgl gewalt, titlnät: ee (?Mvaani) kaoo,
so lange die legitimen lierrto nicbt iortk «iMeUang ctaea
neuen entfernt sind, wableo aar ala ftwaitact »■aacbraih— .
Fbeitac «n Trtiltihke {:. fuä l869|. hhef^nlUd I9»w
GEWALTANSPAN.NUNG, f., ayt |t««lt, Hi: tr gcwteot
durch aprOnge den kraft - Obertdiau ta itn achnitea und
tanzen... «ei' eben di« mebrfcraft ha biatertolta jlairbiam
daa acbwungbret für den tanz der graiie niariagt: h4
Horaz Terdankte der gewalianapaaaaot für a*iM «daa |t«it«t
die Torschuie für den spiclzaabar aetaur twaata aa4 aaiaaa
lehrgedicbt«. Jbax Pacl grimUttimtk» frmtfm, mmit IC
GE\VALTAMWE.NDUNG, A> ■««<r«a|« MMl, äff. lawO,
viotentM t. tp. tOM.
GEWALTAUSOBEND, |arlllffiilii atjKlit, afl. gnrak,
paletUi u tp, Mtl:
SlO
5095 GEW ALT AUSÜBUNG— GEWALTBRIEF
GEWALTBRIEF
5096
eine goldene scliaie nunmehr mit ei|;enen iiänden
fDlli' ich des heiligen tranks, und rings nach der reihe ver-
theilt ich,
tränliend jeglichen mann der gewaltnusübenden herrscher.
Voss llesiod 2tj6 {Oriiheiis der Anjuuaul 328).
GEWALTAÜSÜBÜNG, f., Verbalsubstantiv; bei Lavater ist
diese bildung im gegensatz zu den sonstigen beohachtungen an
gewalt ausüben mit dem begriff der violentia belegt: ich sehe
allentbalben herrschsiicht, anmasziing, gewaltausübung, die in
grosze Verlegenheit kommen würden, wenn man fragte : woher?
J. K. Lavatei: handbibliothek 1, 154.
GEWALTBAR, adj., vgl. gewalt, violentia: da ein kaiser
seiner autorität ordentlich und nicht gewaltbar gebrauchet.
HoRTLBDER de bello German. bei Hipp, a Lapide 143; gewaltbare
eindringung, Schottelius 325'.
GEVVALTBARLICH, adverbialform zum vorigen: gewaltper-
lich in den Überlinger aclen des 16. jahrh., s. Diefenbacb-
WÜLCKER 619.
GEWALTBETE, f., vgl. gewall, potcstas, Imperium: sie
sprechen und teilten auch in vorgeschriebener wise ufif ire
eide, were zu Derdingen sehsze oder wonent ein monden
an noch volgenden herren, der sei swern der obgenanten
herrschaft, iren schaden zu warn, ire bestez zu werben
und alle ding mit der gemeinde zu tragen und zö liden,
uszgenommen die gewaltbede, ez wer' dann, daz er gut helle,
die der herschaft vore bede geben hellen, weisthtim von Der-
dingen 1410 bei MoNE 12,267, vgl. auch Grium weisthümer 6,2i;
nemlich also das nu hinfur zcu ewigen gezeiten dieselbigen
libseigen leute und irer igiicher insunderheit der obgnanten
berschaCTt von Hyneck kein gwaltbete zcu geben schuldig
adir pflichtig sin sullen, . . . dan allein jerlicbs ein vastnacht
hun und zcwene wispfennige. die grafen von Rieneck erlassen ihren
leibeigenen abgaben (1479), s. Guden codex diplomaticiis 5,459.
GEWALTFJILDÜNG, f. als gegensatz zu einem organisch ent-
wickelten gebilde : die römische kunstsprache ... wurzelte fest
im leutschen boden und köpfe . . . tasten wir jene worte
nicht an, welche aus jener zeit der armuth und gewaltbildung,
als willkommene fremdlingc ... ihr bürgcrrecht verjährten.
Schwarzot ein teutsches wort grgen d. unteutschen kunstausdrücke
s. Schlegels deutsches museum 3, 114 (l813j. vgl. gewallgebild.
GEWALTBOTE, GEWALTSBOTE, m., vgl. gewalt, potestas,
vollmacht, das compositum hat die {sp. 4913) erwähnte ältere bildung
waltpoto, proeurator {vgl. waltpote mhd. wb. 1, 184". Lexer
3, 658) unter dem einflusz der weit ausgreifenden Verwendung der
form gewalt verdrängt, in den mundarten, die gewalt als masc.
brauchen, ist dieses Substantiv hier, wie in anderen ähnlichen
Zusammensetzungen, als objectiver genetiv gekennzeichnet (gewaits-
bote), während das femininum anderer mundarten der kenn-
zeichnung zunächst entbehrt, später verschieben sich diese grenz-
linien je nach dem lilterarischen übergewicht der einen oder anderen
form und je nach deren Widerstandskraft gegen die allgemeine
ausbreitung des compositionszeichens.
1) gheweldbode, legalus. Kilian K4'; als alle Vorstellungen
vergeblich schienen, ritten die gewaltbolen hinauf ins land.
J.V.Müller gesch. d. Schweiz i, 16; in Deutschland trilt der
missus comitis unter deutschem namen als der gewaltbote
des grafen auf. Sobm die altdeutsche reichs- und gerichtsver-
fassung l, 519.
2) gewaltsbotten (die) gesandte betten, foederum, pacis, belli,
induciarum oratores. Maaler 178*, genau so Frisius 932*; gewalts-
bott. machtbott, gesanier, legatus, orator, . . . qui cum mandatis
aliquo mitlitur. Henisch 1592; gewaltsbotten, foederum, pacis,
belli, induciarum oratores. Spieser 151; e&enso Ale r 934'; gewalts-
bot, legatus. N.Gürtler 2,74; gewaitsbot, un ambassadeur,
legatus. nouveau dictionaire du voyageur 145; unser vicedom
und gewaltsbott in unserer sladt Mayntz sollen samt und
sonders dahin sehen, damit die ergangene feuer- Ordnung
beobachtet ..werden. Mainzer landrecht {l'ibi)6o; gewallsbot, m.
un ambassadeur, legatus, un ambasciatore. Veneroni 75; ge-
waitsbot, proeurator mandato instructus et suffultus. Haltaus
697. vgl. EsTOR 3, 1314.
3) tn einzelnen Wörterbüchern wird anlehnung an den begriff
der violentia gesucht: gewaltsbotl, gewaltiger, magister, prae-
fectus, judex violenliarum, vindiciarum. Aler 933*; gewaltsbott,
vorgesetzter über gewaltthätigkeiten, violenliarum praefeetus.
Ba^er 290'.
GEWALTBRIEF, GEWALTSBHIEF, m. vgl. das einfache
gewalt, vollmacht, beglaubigungsschreiben sp. 49ü3. vgl. dazu
auch: das min sunder gul zitig, vernünfftig vvissenlicher und
wol bedachter will und meinung ist. das der gewalt und
brieff so ich kurtz vergangner tagen Fritzen x gegen Conlin x
umb 100 guldin . • . überanlwurt hab . . . dat dis brieffs und
fürhin gantz vernicht, widerruft, lod und ab. F. Biedrer rhe-
torichscher Spiegel {Freiburg 14931 178*. hier liegen auch aus ober-
deutschem gebiet alte belege für die form ohne 's' vor; sie zeigen,
dasz die composition zunächst aus der beiordnung, nicht der
Unterordnung des Substantivs gewalt erwuchs.
1) die form gewaltbrief: als herr Georg von Ekhartzaw,
herr Sigmund von Eitzing und herr Jobst Hawser von der
bemelten k. maieslat wegen zu innemern derselben aufsieg
und ansleg gegeben sein , daz die k. maieslat dreien ainen
gewaltbrief oder bevelhbrief verfertig daz si solh ansleg und
aufsieg von seiner keiserlichen gnaden wegen hanndeln sullen.
actenstück zur gesch. d. landtage zu Krems u. Wien (1478), mvnu-
menta Habshurgica 1,2,555; man sol wizzen, daz hie nach staund
geschriben die bünd und artikel, die wir Marquart dez haiigen
stuls ze Aglai patriarcb beret und beledingt habent ... alz
si der rihtung ze baider siten hinder uns sint gegangen nach
der gewalt brief lut die si uns darübergeben habent. {friedens-
vertrag mit Augsburg 1374) d. Städtechroniken 4, 177; darnach
kam Wigeles der schenkh zu herzog Ernst geen Wolfarts-
hausen mit ainem gewaltbrief von dem purggrafen und warb
an in: sein herr der burggraf pät in treuleichen, daz er geen
Ingolstat zu im rit. d. städtechroniken 15, 498; gewaltbriefif,
machtbrieff, verweszbrieffe. vocab. theut. {Nüriiberg) 1482;
gewaltbrief Hulsids ausgäbe von 1614 {in der ausgäbe von 1596
gewallsbrieff) ; gheweldbrief, diploma. Kiuan K4'; gewalt-brieff,
lettre patenti, letres patentes de quelque prince ou seigneur.
Rädlein 381'; gewaltbrief, magtbrief. Weidenbach 436'; gewalt-
brief, im oberdeutschen eine Urkunde, worin jemanden zu
einem geschäfte gewalt, d.i. vollmacht ertheiit wird; wie
z. b. ein executerium. zuweilen auch das beglaubigungs-
schreiben der gesandten. Adelung 2,648; um jedem misz-
brauche einen gewaltbrief zu geben. A. F. W. Mayer Üya Na
Sore 4, 241 ; gewalt-brief , m. . . power of attorney, . . order of
arrest, Warrant, writ of execution. Hilpert 1, 462.
2) die form gewallsbrief: nu si sin muter zu sölicher krank-
heit komen, daz si uns nit mer nacbgefarn müge, und hab
graf Fritzen iiem sun soliche ansprach und vordrung so si
zu den obgenanten von Ow habe von desselben Schadens
wegen gegeben... und wer daz nit gelouben well, so hoft
graf Fritz daz kuntlich ze machen, als er des ainen gewaltz-
brief zogt. Eberhard v. Wirtenberg entscheidet in Streitsachen
zwischen denen von Ow und graf Fritz von Zolr (1410), monu-
mente Zollerana l, 522 (s. 433); als ich gen Straspürg käme uff
dünderstag nach sant Lützigen tag da schreibe mir min herre
hertzog Otte wie daz er die andern der Phaltz rete nit zu
mir gesenden moht etc. und sant mir also den gewalzbrief.
C. V. Weinsberg {einnahmen .. register von 1437— 3S) 90 Albrecht;
da begert aber der Puchberger durch seinen vorgenanlen
furleger, daz der gewallsbrief, als der verlesen ward, bei
unsern hannden beleiben soll. (Passau 1475.) fontes rer. Austr.
2,37,458; doch zeigt (er) kein gewaltzbrieCf gemeins adels.
bericht über die Heidelberger Verhandlung vom 13. Januar 1450,
d. Städtechroniken 2,389 anm.; item, man sol dem amman geben
von ainer urlail, ech von ainer vertigung ains kouffs, und von
ainem ganltbrieff zuobesiglen, ain Schilling pfening, und von
ainem gwallssbrieff sechs pfening. Grimm weisthümer 1,232
{St. Gallen), öfnung zu Tablatt 1471; ob iemant von wegen
einer zugehörigen person im gesippte des gepluets bis in den
dritten grad in recht zeclagen oder zeantwurlen. oder icbts
anders rechtlich zehanndeln vermainte. und des einleben
sundern gewallsbrief noch urkund nit fürbrechte. der mag
von desselben wegen gewalt verpurgen. oder snnst nach not-
turfft versichern. Nürnberger reformation (l479), titel 2, gesetz 3;
darumb gaben Bernhart min bruder und Martha min Schwester
mir ein gewalzbrief von irer zweier wegen zu vorziben.
Job Roh BACH {tagebuch 1496), quellen zur Frankfurter geschickte
1,272; also wert die wal und hieng lang zeit ehe dann es
sich schicken wolt, usz Ursachen das der gwaltsbrief und
stimm, so der bischoff von Bomberg uff den von Honstein
gesetzt, ward zugelaszen und gut erkanl. aber der gwalt
des bischüffs von Utrich und des von Brandis ward als un-
förmlich aberkhant und nit zugelaszen. S. Brant von Hoensteins
waal 249, vgl. narrenschiff 200 Zarncke; gewallsbrieff guter zu-
verkoutTen und zevertigen. F. Riedrkr rhethorichscher spiegel
177'; item sust ieder cleger der selbs personlich nit erschinen
5097 (iEWALTDROHL\N(. — «,LW ALTEN
iiiüg in niinilern IrefTenlicIirn sncbfn, beslimpt im lewaltz-
IrielT bi ainein eid, lib« kraiickbeii, herrenoot . . . dudurch
er nil wüI und frie selhi kuiiicn nag. t:o'. tbtn$o \;o'. l'S
V, a,; vuD geaalt* brielTi-n. Tknclkk ia/>nip««0«l (l^il) »': ge-
waltalirielV von «im fürsleii uder oberliail, dtploma. Daiipodiu«
340': vun geMulUhrieren. wsrnemung dai io nacbberOrteo
gewultshrieren nut iat, das der gewaltgeber btbalt bei »eioein
eiil I)r8titiiniende eelinft nut, so ioe Irret, dai er aalba
ml Itüiiiuicn miig. Iluc rhetonea u, formular« Uvt$ch lie*:
gewullRbrielT, diploma ... da riner von ein) fltriteu erlaogl
tewalteii und zexcijalten da» da« aelbig lulie den kniOt
haben, potestu$ eodiciUarii. Maalck rs'; dipioma, «io gewall»-
brieff, freiendabrielT, auoderlicb eio bull, oder offner f«r>
•igieler brieff eines fursten oder oberkelL Faiiioi 42t*: ge*
wultibiieff von eiin fürsten oder oberkeit, protuiation, di^omt,
lettres patentes d'un pnnce. HuLilua (Ii90) G3* (» dir tu$güb«
von 1614 gewuitlirief); du Faului autztube mit gewalubrieffen
gen Damascun, die Christen gefenglich rinzuzieben, und uml>-
bringen zu lassen, (•rüttir erkldrmng d^r tp. Pauli an du
Rönur 4M; diplomi, freibeiilirieff oder geMalisbrieff, so von
fürsten auff^-rben oder versigiel werden. Ambbosius Qikpimos
443*; gevvuitsbrielT, diploma, litera» publicat, tigne rtfio muniU«
tl sanetae, autoritates. Hknisch 160,!; gewailsbricT, diploma. GOaT*
LKa2,*4*. (bfnio SfiKsta 151. Alna SM*. BAiaa }Mi. Wiisaami
1.S7. nouveau dict. du voyag. 145* {Itttrei patentn). VedEaoni 7S*;
gevvaltslincf (der), die gewalt, die volhnacbl, a letttr ofaUomtp,
a Warrant, an aulhentie power. Uut seh - engl, vft. (iTis) :e8;
genaltsbrief, diploma, mandatum. Ktatcn ISO; gi-wallsbot ist
procurator, welcher eine vollmacht hat, die man den gewalta-
hiilf munet. Estuh 3, 1314: gewaltsbrief, mandatum proeurttoni.
H.tLTAUs 087; des geleiclin wiHer den klager oder sein gewalts-
liaber oder den gewallspiief das ist procuratorium oder
mandatum. erkldrung der oidnung im Über ]udieiariu$ bei
ScKCSENiiEnc eorp. juris germ. 2, l, 161.
GEWALTDHOHONG, f.: bei Kar! vno Zweihrflcken ...
auclite karl Theodor sich zu entschuldigen mit seiner hilf-
ond ratlosigkeit gegenüber den Osterreichischen gewalt-
drohungen. Frutz preusx. geschickte 3, 182.
GEWALTEN, verb., verstärktes walten s. d. vgl. oben $p. 4911.
der entwicklungsgang dieses terbums wird durch formen und Ver-
wendungen gtkrtust, die unter dem einfluss des Substantivs gewalt
oder der ableitungen gewaltig, gewalligen {s.d.) stehen, hierher
yehört die ublOsung der starken /lexion durch die schwache und
die Verdrängung der ursprtingUchen bedeutuiig 'maeJit, fürsorge,
aufsieht ausüben über jemand, verfügen über nne Sache' durch
die jüngere bedeutiing ^bezwingen, vergewaltigen, mit der das
verbum in die neuhochdeutsche periode eingetreten isL anders
lu biurlheilen ist die rerdränguny des ursprunglichen genettvs des
objects mben dem veibum durch den dativ und accusaiiv retp.
die Unterdrückung eines objects durch absoluten gebrauch, der-
artige Verschiebungen sind auch bei anderen verbis belegt, die
ein genetivobjeet angliedern {vgl. s. b. gewähren oben sp. 4827)
vnd fordern in unserem fall ihre besondere erkldrung noch des-
halb, weil schon der älteste gebrauch des verbums (vgL augclsdchs,
gewealdan, alls. giwaidan) auf das genetivobjeet nicht beschränkt
ist. alle diese unregelmässigkctttn und abweiehungen suchte man
bisher ton einem punkte aus zu erklären, indem man swei ver-
scliudene verba gigeneinander abgrentte: an älteres stark flectierttt
lerbum mit geneliv des objects und ngentr bedeutung und eine
jüngere, schwach flectinte obleitung, die ihre bedeutung vom Sub-
stantiv erhält. Laibman (sunt Iwein 1568) glaubt* dabei in den
Schwankungen der rection genügende anhaltspunkte su finden, das
mitleUiochd. wb. (3, 474* und 476*) hielt sieh seineiseits mehr an dm
untirschied twisdien starker und schwacher fiexion und Leih 1,9*S
•ctidrrum erachtete die gegensälse in der bedeutung für ous-
reichend. in Wirklichkeit versagen die gliederungsgründe, sobald
man su tu vereiniijen sucht, die schuache flejnon, die sich jt
beim einfachen verbum durchgesetit hat, läsit sieh für gewallen
suersl an der alleren btdeutung nachweisen (G. gewaltocbt in der
stau gesta Rom. 3). wie wenig die Schwankungen in der construction
ausreichen, wird sich im folgenden xeigen, und so bleiben nmr
die gegensätse in der bedeutung übrig, die uns twar den einfiust
wiederspiegeln, den die beJeutungstiitwicklung des subslauttrt auf
Ute des verbums gewinnt, die uns aber hier ebensowenig wie dort
berechtigen, ohne weiteres verschiedene b:ldungen anzunehmen.
i| das verbum ausserhalb der nachweismren tinßusispkirt des
Substantivs oder seiner nbUitungen; die grundbcdeutung unditrn
näeksiliegende entwicklung.
GEW ALI LN 1 (gewalt haben) 5098
•) tUkHkitulMht ftn9it: güvialtao üaarr l,W7, ifL Mff^
säehsiuh gewealdau, rufe, hate pcmtr 99er, fmm^ni, tontrclf
cause, s. Boswroate »ngh-uxom äset. tU\ re 4er genel». der
aetusaliv und der inUnmenHHi neben dem mrbum b*U§l tU.
a) mU genettv.
tj) der person:
•A «ido «A U k«r|ioc*«
ebar »1 tkal laadtkepl lia4lo ci«*l4««.
HeHmmä U4 (CaHomimniu i ll«4l M^tneemeh}:
ibA scolda ikero «larca ti«al4
4csR it trblwar4 -. iM «a» ArcbalaiM liau«
tierllo(o ti«lnb*rsa4«ro:
ib« tcolda nmbl lileruMUM Jedaa«* r«lk«e.
»•lOd«« |ll>aliiao. 767. eben»« .60. 294». lÜls
iha( luntlb bUr ilbalia*. leb eufllo «üb ckweltM
lob MlUto paradua*, mit (Iwolii tbar IrtciM«.
Otmi» «.«.Mi
sA er dat aliez kelAol onde er arnero ao verro gewailel,
dara oflb slget er unde sluneL NoTica {fmim a) bet Harrtau
2,47* (CNM dominatus faerit pauperum, tfl. tutk U>* •!!«• tlatw
lieodo waltet er).
1)) 0141 unpersMichtm genettv:
bwlll« iban liudfcepi Isodes scoldl
widost fiwaldsn. llelSümä ii, tbrnto IM. MI.
pldlu »eal lau bsirao dsr blallts bluttiliiL. Meartui 49:
Laisru» «a« b« b«uii,
lag la« dago gabwillkaa ai Hiam durvo foraa.
... nl bb6»I« ibar In cuflaao.
na b« nl aiabta gablddiaii. ibai man !•■ iba« brAda» tfcara4
gidragao «<i|di. iba* tbar rao ibann dUb« aldcr
aoiral OBdar Iro fitl: ot otabta iaa tbar «alg tiumu wardM
ras ibasBu b«roa(oo. Iba ibaa kOaaa glwold. Hets^md MUi
ibae aiaai ala ao ibaai lludoo flio
diuroro aaddoio, dAduo all lA «la blguaDua
— oa tlwaldaa Iro wIIIIod — diduo »A «Ido cAd
tbon lludoo aflar ibam laodo. ibai ala *ulica lug isa wttitm
ababbiao bo ibao beiagao drobUo. baM.
ihe «ai «r »A Baoagaa dag
lidwasiBoo bllamod. ol mabu b Ikbaaao
«Ibt gewaldan. 2101.
ao weKr dero f6ozo gewalteodo glt aode aade'^r der *•
oegewaltet tpedibus tncedm roirat). Norsaa Boetuse xt*;
aA «grobiful \». tbo tbar alUa gawaldid. Mttitn-: AMI;
thet tib, (bat ibu aa glwaliat job wg|a aaa gtkaltoo.
ÜTrai» 4.37, 13 (Fr»taMffor A«o*t*r.. As dm
•nd«rii; waUea).
ß) sonstige eonstructionen.
1)) veibindung mit reflexivem ateutatn:
(o eicun dali tioe Ion voo drabiiaa.
gell Ulu follon ihurub tban guatao willen.
want er ihaj ubila Urroeld, job ■( gare ibaoa aoold:
Ibat guaia ttaii gibaliao job mag alb ba( giwalua.
Otsaia A.2A.M.
2)) mit persönlichem dattv;
ik farglbu ibl bimllricaaa elotilaa,
ibai Ibu mAai afiar ml allun |i«aldaa
krtsiiouai folke.
H'liiinU 9073 (Moneeemtit; waldao CrfloMOOM).
3)) «nfarordnun^ tintr inUnitinerbindmng :
mi babbiat ibl ibasa liudi fargekaa.
warod Judaono, ibai U giwaidan mom
«A ihik 10 »pildlaoaa ao «poroa ordo.
tA ibi quallianoa ao chkolum. Iltliame SMS.
b) miUelho€hdeuttcke periode, vyL «Ad. «A. t,4VC. Lon !,#».
974. n«<Alraf t07: 9fL metteimiederitwtuk faanHw, fi»>ldM.
t. Verwijs und VkBaaa S»l<n#. OsMaaBS 1,AM#.
n) «tl genettv. dt pirsioBsAe olyai« wird dimm tmm kkt
früh enttogen und ut auf annnämefilk AcacArAnif
ar lia «I solbeo M bUioo. or ol «olt Iro so acolcbiAa;
It dubl in auoia. die «r fri fosu.
üb er die tp «caiche uit dorcfc dakolB iro o««o
or woll li glwialuo Ir«.
tameiü {Wiener kemdatkritlh a. fiiadgioUa S,7«.M^
afC Diemer IU,9.
holto «bAo aioiBO
Ir oyfbr alo ArAchaaB .
aio wAfOB BBtrew— BOB
obA golBBbMB nm Alo broBBoa
uBd OB Alo boaaao im «olAo.
Aoa aAalo Ir gowalAo
Alo (««»«aiAitfi Aori lAvtliaoAo aciaioroctoll,
der aa 1b wlaio alao hnti
darah taagoc AaaAo piao.
waa alo wwoa aiao.
Aoa aaackio or ait in kakaa pkllcbi.
A. T. HtLaia<T*aT >r»4«« M BecAalate.
Ign9«r bteiibeu taliAf fearfttoerAiodonym Artai tinfeekem sorAaai
in Aro/I, VfL EaiaRaaT t. Earvar BoancA aai Ana«|aade ma,
•20*
5099 GEWALTEN 1 (gewalt haben)
passional 298, 4, Küpke u. a. zahlreiche beispiele liegen dagegen
für den geneliv des unpersönlichen objecls vor:
do . . .
Otto des rikes wol gewelde
uade gebode, dat men vesten vreden beide.
CvERUARD di^ Inndalione . . Gaiideshemensis
ecclesiae bei Leibmz scripl., ter. lirvnsv. 3, 166%
«. SCUILLER-LÖBBBN U. a. O.f
du spräche, übe wir den {den suntach) behielten,
wir paradises gewielten.
Etiulied 3,6 (MÖLLENHOFF-ScHBRER denkm. P, 79);
dat se mit gode des ewighen levendes ghewelde.
hVKRUARD (liei Lkibnix Kciiiit. rer. Bnmsv. 3, 166')
V(il, ScHiLLER-Li)BBRN a.a.O.;
boubet unde hals gie im vil raste entwer,
leht als einem der des libes niht gewalten mac.
Nbiduart 60,57 Keim:
du mohiis baj bewenden,
woldistti hine senden
dinen michelen tresem
da du Imer solt wesen,
da worder dir wol behalden.
liejistu Is got gwalden,
daj ne dorrte dih nit geruwen.
llARTHtNN com glauben 2579 Maszmann;
het er nu tiurne goldes vol,
da muoi er von, aide? von im, er mak sin niht gewalten.
we dem herzen, das des guotes zileklichen gert.
DER IJARDEGGER, s. »linnesiiigev 2,135* v. d. Hagen;
so sie sich verwilde.
drier bilde sie gewielt.
an einem vogel ei' sie behielt:
zeinem boume wart sie dan
da hangt er mit den armen an.
A. V. Ualbkkstadt 24,176;
ein cruce von Constantinopel is hir beholden,
des woide ek iwer gerne von di ghewolden.
EvERHARO bei Lkibmiz scniit. 'er, brunsv. 3, 156', 37,
vgl. ScHiLLER-LÜBBEN a. a. 0,;
swer sine sele Verliese hie,
dem muge ^näde dort gescbie,
unde swer sie hie behalte,
der muge ir dort niht gewalte.
Hkimr. V. Krolewitz vaterunter 2427;
Isääc erchom so harte,
d;ii er negewielt siner worte.
vil michel vvunier in genam,
wie doj scolie sin getan,
er cliot: "wer ist da, werigot?
du hast mich unsanfte irwecböt*.
Wiener yenenis 2374 Piper;
wir ti^n dich noch gewalten.
vil weriliclier eren.
wil du deinen mQi oberen.
ze müjnlichem »inne. das Jüdel, bei Hahn 131,36;
duo hiej er si wisen
zuo dem vrönen paradise,
da; sl da inne wären,
des sinen obsces nhlngen,
unt uh siu da< behielten,
vil maneger guäden si gewielten.
EtZulirU 4,» (MÜLLENHOFF-SCHERER de/i*»!. 1', 81) ;
dat se mit gode der ewighen ere ghewolden.
EvERUARD bei Leibniz ycript. rer. Brunsv.
3, 157', 20,
SU, so machstu wol siner bulde ghewolden.
163', T2, Vyl. SCUILLKR-LÖBBEN u. u. 0. ;
die sterkeu nimpt man zwivaltkleicb,
die erste macht die liibe reich,
die scbol man schaczen Tür kein tugend. . . .
die ander vestnet gar den muot,
sen ist ein zarleu tugcnt guot ...
die ist die vordrest und die best
an edelcliäit mit ganczer vest:
won wer ii- nit eiiwil gewalten,
der mag die andern wench behalten.
WiTTENWEiLKB der ring 29^ 39 Beckstein.
ß) andere füfjungen.
l)) der accusativ des objecles ist zwar nicht sicher belegt, wurde
aber vorbereilet durch Verbindungen wie: von diu warn wizzin-
lichen diu zewai gcmachede salicb^ die nie debeinir siabte
bosboit gewieltin. speculum ecclesiae 89 Kelle.
2)) mit persönlichem dativ:
alsz dit der frouwen wart gesecht,
daz dit der ritter hatte getan,
si liesz den ritterligen knecbt
heiscliin unde vor sich gan.
si gab im nicht den aldeu grusz;
si sprach: ich musz dich laszin
unde nimme wesen din genosz . . ,
erst hattich gebotin dir . . .
dez hastu nicht gehalden.
ge, kum nimme da ich bin,
ich kau dir nicht gewalden.
E. Cersmx der minne regel 313&.
GEWALTEN 2 (gewalt ihun) 5100
3)) mit objectsatz:
doch soltu nicht gewalde,
da; min minne kalde
noch sich von ir scheide,
wan mich und sie beide
soltu von der minne
tun geliche brinne. A. v. Halbbrstadt 33, 33.
2) das verbum beeinfluszt von dem enlwicklungsgange des Sub-
stantivs oder seiner ableüungen : die bedeulung ^zwingen , ver-
gewaltigen', die belege greifen in die mittelhochdeutsche periode
zurück und reichen in die neuere spräche herein; mundartlich
leben noch heute Verwendungen fort, flexivische merkmale geben
gerade hier keinen anhaltspnnkt. das einzige Präteritum, das
belegt ist, weist die starke flexion auf {Gregorius 1446 tn der ab-
schiift Scherz-Oberlins) ; ein Zeugnis für die schwache ßexion
(Ercc 1247) beruht auf einer conjeclur Lachmanns, auch die
rection führt nicht ganz auf sichere Unten, denn obwohl der
objectivc geneliv durch die bedeutungsänderung allmählich zurück-
gedrängt wurde, stellt er sich anfangs doch auch hier ein.
a) mit geneliv: der förster ist oucb gebunden von sime
ambacbte, das er sol rainer frowen walt behüten . . . und ist,
das er jemand do inne vindet buwen, den sol er pfenden;
mag aber er sin nit gewalten, so sol er in rügen miner
frowen. Grimm weisth. 1,678 {Unterelsasz, Sundhaus).
b) mit dativ {gelegentlich bleibt die frage offen, ob nicht accu-
sativ vorliegt):
ein dinc ist clagebeere:
Sit Minne kraft bat so vil
da; si gewaltet swem si wil
und alle künege die nü sint
noch lihter twinget danne ein kint,
so ist si einer swachen art,
da; si ie so deumüete wart
da; si iht boeses ruochet
und so swache siat suochet,
diu ir von rehte waere
smsebe und utimxre.
HARTHANri VON AuB Iwcin 156$;
gejustiert ich ie wider den man,
dem gewielt ich an.
liipiioriiix (uaclt der le.fart Schert-Oberlins
gegen da gev<e ich nie an, vgl. Lachmann 1446);
6 danne er jsehe, da; wir'm hier an
gewalten unde unrehten,
ich wil 6 mit im veliten.
GoTTFRiD VON Strassburg Tristan 11307 (nach
hunUbClir. W, wälirenU M u. H dfn acc. zeigen,
vyl. Germania 17, 392 /f.).
fraglich sind: sit lob ungewarnet was,
wann er enhörte noch «>nlas
die niuwen 6 noch die alten,
wie mag uns iemen gewalten
da; wir län tugent unde got.
Thomasin V. Zirclaria der welsche gast 6208,
vgl. Lexer naclUrng 210;
man sol der vrounen minne ervlebeu, . . .
man sol ir minne niht gewalten,
man sol sich in ze dienste valten
mit triuwen. minuesiiiyer 3,439* v, d. Hagen.
c) mit präpositionalverbindungen :
stiure, edel ritter, dinem munde,
da; er din lop iht jage ze gründe;
wol gedenke, wie sere ein über mündik ros ze schiuheu ist:
ist e; des mundes ungehalten,
so enmalitu niht mit im gewalten,
e; treit dich vil liht(e) an die stat, da du ungerue bist.
miuneöinger 3,437' v. d. Hagen;
di engel Potestates
gehalten sind, da; ist ir nara, . . .
wa; wider got gewallen wil,
da; wirt von in vertriben.
SucHENwiRi 4l,llö8 {die sieben freuden Maria)
Primis-ier;
lieber vriunt min
ei ist an iu vil ^ol schin,
da; nach vroun Eniten
iwer herze begiinde slriten
so sere unde ringen . . .
da; ist sit niht behalten.
ir enwelt mit ir gewalten,
so bat sie verdienet da;,
da; an iu minne und der ha;
nimer sich geparrieret.
ÜErNRicii v. D. TÜRLIN krone 24560 Scholl. ■
d) mit accusativ (vgl. unter b): wer ichl begreiffe daz wendeibere
si daz ensoile her nicht von eme lassin, her ensule iine di
folge thun bisz an di stat dor her ine gewaldin mo^je unn
sal en antwortin dem keiser. wer dez nicht enlhede belindet
man daz an dem so hat he sich gegebin an (es keisirs
hant. mag er en aber nicht gewehiigen so sal hers dem
keiser meldiu {usque ad lucuni, ubi eo poliri queat . . . quodsi
6101 GEWALTENER — GBWAI.TEniN
vtTO tju$ eompoi fieri ntqutat). türiantt in kltntn koiterrtchU»
7,m nach SeticiKNiiRttG eorpu$ jurti Cerman. l,&] (kW Lrok-
MAHN nach der Fuläaer handtelir. btidtmal gaweldigeo) ;
Inn dem träum mir ertcbln
•lii ub«r-giawi«inb> llilfr . . .
Min hall umbringen obtn
•In elixrtn knian btt.
dann ileh bangan Ibat
ein durchtlchtlgar galil
dai er ichnliiel und iralil,
doi tlilttr XU wliler-barieii,
XU lernen unnd xu gwallen.
II. Sacmi (men*eklUii heuUr äaä BektiUekit ikitr)
S,4U Hrller:
ml.: war doch nit lo krafilg und iiarek,
da* er den haien mooiii erbaltan.
gi-relen und entlieh verKwalien,
lOnder der bai riM ilch mil gwali
vom hOiid. (i<«r all» hunU mi< («in«iii k#rra)
fabeln Hmd ieh»4»k* 3. 130;
ihr woliuit gewaltet mich. pod. v*rant». Cl;
Suianna mit liutirr itini ichral und »praeb:
hellTi hnllTi, mich wclleni dl allen
ble In disem giften gawalien I
$pul t. tt. SutumnB ( WUttfr hamUcktift)
1. Germanim n,S43*;
gewaltcD «. aet. gewalligen oder virlmebr gewalt, nolbtwang
gegen jeiiiamlrn anwenden (Btrntrfclm oberland). STALOca 3,4)9.
e) a6toiu<rr gtbrauch. unterdrütkung des objtcU:
minne niender »Ich entlialdel
in« iriuwe und »ixien muol.
«wer diu nllil xnmmen valdat,
all AI vll nunc valtcher luot,
din l>l minne niender bi.
er unruogct und geweidet.
awer gibt, di| di minne li.
Ulbicii ton Likchtinitiin frautnJIitiut 419itOt
nach dem jetzt die grlnimigen lawan
all Ihler fi»i tniticn und bedrawen
und mOiien taiitien, wie »ie preilTen,
In weidlich aiilT die hiuben greiireo,
da* haut und her olTt rollen nach,
mit irer Ijraniiel und räch.
mit wüten, loben und gewallen
all ibier lo trutxlich iinderhalten.
vor Irem grewel mOsien streichen . . .
B. Walou Eioiua 2,2««.
GEWALTENER, m., i. gewalter.
('•EWALTEll, m., nomrn agtniis su gewall, gewalten, dai nur
aus niedtrdeulschvn und uitdtrl. qutllen belegt ist (geweider),
/nr das oberdeutsche gebiet jedoch aus der movierten form ge-
walterin (s. d.) erschlossen werden kann, di» mitleltwchdeuttche
peiioile bevorzugt eine anders geartet» bildung: gewaltes^ire,
vgl. mhd. vb. 3,4'7'. I.kxes 1,974, vgl. auch ge» altscher, neben
geweldcr wrisfn niederdeutsch» denkmdler auch die form gewel-
dener auf: den strateoroTern eder geweldeoeren. old, urk.
1445; mit den viaoden ofT deit stratenrüTern eder gewelde-
DereD. IMt bei SciiiLLeR-LfBBEN 2, lOO; geweider, der gewalt
iiht, fergewalliger. de riibter des reclites hevet ghedodet den
ghewelder des rechtes, bok d. bitn 19S' be\ ScniLLca-LraaBM :>,
nachlrag 141; gcweldere . . . 1. machthebber , machthebbende,
oppermechtig gebieder. 2. geweldtnaar, iemand die gtweld pleegt
of gepUegd heefl. Vsawus-ViihOAii 2, 1878; gewelder, macht-
hebbende om als overweldiger te handeltn. OuDenAMa 3, 6&7;
»ir Friedrich von goltes gnaden römischer keiser ... be-
kennen öflTentlicIi mit diesem brief allen denen, die ihn sehen,
lesen oder boren lesen, dasz uns die ehrsamen unser« und
de.« reichs lieben getreuen, bOrgermeisler und rabte und des
heil, reichs stadl Lübeck, durch ihre ebrbabr bohtbaben
thiin anbringen, wie sie ... mit viel schweren lolien auT-
le);eD, auch taeglicber und mercklicber koste und darletiunge
zu wiisser und zu lande der anstossrnde gewaiter, und sorge
h;ilben beladen . . . kaiserL confirmation üb*r btfreiung d. ttadl
Lübeck von dem loU in tleckleHl>UTg (1473) bei Wbstphalih «um.
med. rer. germ. 4, los3.
GEWALTEKIN, f., movierte form tum vorigen:
oucb vergle sin ^«nelich ge.<rhiht
die sencden Blanschelliure niht:
diu was oucb mil dem leihen ichadea
durch In, al« er duich it, beladen.
diu gewiliairinne minne
diu wai euch in ir »inne
ein teil xe stiirmeliche komen
und ha'ie ir mit gewalle genomeo
den besten teil ir miie.
tiOTTraio TON ST*Ai<Buao TrUtan W9
(viriuNic gewaliigicriuDe, *. ä.).
geweUlerinne, mhd. gewaltserinne, maekiktbsttr , frMMbter.
ViRnus-VtaDAM -:, IblK.
GEWALTR8EB - GEW ALTGEBER 5102
GEWALTESER, m., $. lawalltr.
GEWALTESEHTHEILKH, m,: wittr tU auek di« vom b*>
rObmteo Bribtner . . . Ober die, M 4m ■rilU« firkhlM,
nlilicheo formen dar gedrucklro f oiaiekiM IMMCkl* Mtfc»
uurdige rrinoeruni anzufOreo oAtif . . .. 4»n 4i« ia tolct—
gadrucklcn gewalUn beflodlirbro aoTrr*iaodlieb«o oai ia
laieiniacber spracb« geaetlan kun*t«ort«r n»4 kia«««!» nu
wader TtmlmUch aod io 4aulecber apracb« §mtuHt 94ti
dem lawaltaierleilar aufa deullicbsi« «rkllral vtr^M. «H
mtrkungen üb»r die »rntutrtt hantfwler reforwMtom (I7&'.) l,tM>
GKWALTKOHREH, m., mit die tuUttt genannt» büdmng md
gewall IR itr bedeutung von TolloMckt tmmrnmtwftattM,
bildung findet in dtn oben belegten tkjßttmthim
»nhallspunkt, sie trtU m b»Sf wf ktmßflUä 4m
vtit hinter synonymen wi» f/tvnWÜkm ißfm%Wi\ «
ir;iger {t.i) lurück und iu tmnidM am Sfkmiur i9nkmUm
beUgt: io dem jar« nach der gaburt unscrs berrto im»
Cbri<tl, all man call 143« jara . . . und gestandan la ir aaika
pertoo dar edel und bocbinecblig mann berr Ollolin Iff,
des allerdurcblQcbtigiilen furMeo und berreo brrrn Pkiliffaa
Maria Aiigli bartzogen zu Mellaod ... ala tin banzogttai»
lieber clmmerer fOr denaelbeo barUogeo oad in sioem
hott, and gewaltfOrer, zu aadeo din aackgaacMkaea i
bewart mit follem gwall. Tacastl dkreaift S, ICI ;
verbeissend offrnlicb die obfeaaatea dnrck Ira
boileo und gewaltfurer daes oader droiebea Mdaa lailaa
ain und weiea sull eia galcr, ewiger und aaswbrachacr
fride. IM*: die botien und gwaltfttrar «Ur aftaaalaa irer f»-
meiodeo band ferbeisseo und gelokead. tbimd». wfL Faiaca
3,42o'; gewaltfabrer ist eia ifcgaaiBdler de« fttreteoa. Eeroa
3, 1114; gewall fohrer, printifk ■eadelTia» «• i<yei«a. BAtTaai
•97; gewaltfOhrer, gawaltbaber und gewalltraftr eiMl la dar
grscbarts-ipracbe einiger gegendeo fOr betellMUfcligUr fß-
brlucblicb. Hiv.iati Aniibarbünu 63.
GEWALTFOLLE, /:, vgU gewall, peiota«: daa keiaarthaM
mit seiner gewaltrolle. BictKB meUgitdtKkU 14, n«.
(iEWALTFORM. /, n)L gewalt, vtoUnlt*: iodem die ra-
gierung an den alten einricblungen rQttelte, und dca ga>
scbicbllicben rechten keine scboouog erwie«, so lange aie
keinen widerst.-ind fand, wenn dieser aber eintrat, aackgab
und diese rechte wieder in folle kraft treten liesz eolataad
ein Dua alten und neuen gewaltlormen gemiacble* Terfakna.
BECKBa meltgetfhiehte U, 83.
GbWALTFREI, adj., vgl. gewalt, pcU$U»: der politicua,
und rechts-geiehrte, Werdens auch nicht loben: sondern aageo,
dasz die gräber, bei allen netten und höflichen volckero,
der unverstorlicheo ruhe gewidmet, unversebrlicb, ge«alifrei,
und gleichsam beilig geachtet worden. Eaaeaoa Feaaciao itr
höllisch» Protrus 396.
GEVVALTGEBENO, parttdptaUs •ij.^ vevt gevallgebcr tmi
gewaltgebung, t. d. von der gestklotuntn tbjtttwrbKiimaf ge-
walt geben {vgl. $p. M«9/f.) »ibgtUilH: e gwallgebeda kopl ..
der landammann odtr stctüulur. Toaiia AfptnuU. ifntk-
tchats 247.
GEWALTGEBEB, «., «eew» «fr«*« «" der «We cralkatai
mortverbindmug : wamemung ia weliclwo gcwaltakriefca aal
sie: z6bebalien beim aid daa dar gawallfakar salke aÜ
knmen mög. F. Riieait rA«lfcarirticiir ir«f«l I»*: fawaiU-
brief gon Rotwil werdend zweier gaetak aataaMfea, 4m
einen wi« bekennend «ich die ge«all|akar aader ira 1^
sigelo, das ist Ton obero bil< off dea oDdertkoa oaWf.
170*; mancher durchtriebener advocat wei«z «kk wie aiaa
schlänge zu winden, und allerkead aekiafHOcker >a ladta,
und seinem gewallgeber oder vialaakr 4aa laafel latttk
zu dienen. Scaifia mtauck. t,Ml: ea|fa
ciaiMiiid raii: daat dar fewaügakar, allaa
waa der gewaltiriger kaadlaa «rar^ Baaata
101* DitUm; gewaltgebrr, aiaadeaa, iat ia Sackeaa palafck
EsToa 9, UI4, fft •«*<* HatTAea «7: fewa l4iaker,
Ronaaao-BwtToafr IM. «••«» aewaaa tfMaaaira (j
i7«3)S3a': gawakfakar . . an I
pemoo, wcicka eiaer aodera gewalt, 4. i.
en heilet; der pnacipaU AaiLnae S,ail: geweHfakar, aMgl-
gtntr, fitfitir. Wai»a.<«BAca «M^i psrahftker. ak, gekuhia, f.
a pmea IM fiaaa a yeaer •fmmmp. tufwn I, W : Ua aaf
genebaüffMf ikrar kftckeica taaellgafcara. ew 4m adra 4a
IVjiiem iJeetwiitmi ea« ittl, «. Dieraaeaca-Wctcata i,«i9;
der fewaUfaker iat «ckaldifc die vcrkiad ickkctica im erftUca.
5103 GEWALTGEBEUIN— GEWALTHABER
GEWALTHABER
5104
welche der gewalthaber innerhalb der schranken der ihm
ertheiiten vollmacht abgeschlossen hat. badisclies cmlyesetzbuch
§ 1998, justizgeselze für Baden l, 460 ; auslugen, svelche der ge-
walthaber macht, niusz ihm der gewallgeber ... verzinsen.
ebenda (§ 2001) 461. über solche vereinzelte, durch den Zusammen-
hang nahe gelegte, Verwendungen reicht der heutige gebrauch des
Wortes kaum mehr hinaus.
GEWALTGEBERIN, f., wird bei Adelung und Weidenbach
neben gewaltgeber angeführt.
GEWALTGEBILD, n., vgl. gewalt, violentia, s. oben gevvalt-
bildung, gewaltl'orm:
da blickt' ich auf, und auf der wölke schwebten schon
im gaukeln lieblich götterbilder, buntgedrängt: . ■ .
dort triebst du, sprach sie, glänzet üebesglück empor! . . .
doch höher steigt, bedächtig ernsten herrscherblicks,
ein immer vorwärts dringendes gewaligebild.
dagegen, gunsterregend strebt, mit freundlichkeit
sich selbst gefallend, süsz zudringlich, regen blicks,
ein artig bild, dein äuge suchend, emsig her.
GÖTHE (Pinidora) 40,379.
GEWALTGEBüNG, f., nomen actionis, gleich früh belegt wie
das nomen agentis: gewall von eim edelman: vor zweien edlen
gesetzt und gesworn, das er nil kommen mög, ein aucht
zerechtvertigen. dis gewaltgebung sol auch von eim beltrisen
beschehen so er sich uff recht usser aucht genomen hat.
F. RiEDRKR rhetho) ichscher spiegel I7l'. ebenso Hug rhetorica und
formular teutsck lio'; auff welche gewaldgebung der sach-
wälder dem richter an den stab geloben soll, an aids statt,
solches alles, wie obvermeldt, stet und unverbrüchlichen zu
halten , auch seinen gewalthaber dieser rechtfertigung alles
kostens und Schadens ... zu entheben. Henneberger landes-
ordnung (1720)52; der gewalthaber haftet für angenommene
Stellvertreter: l) wenn er die Tollmacht zur aftergewaltgebung
nicht erhalten hat. bariisches civilgesetzbuch § 1994, Justizgesetze
für Baden 1, 459.
GEWALTGERICHT, n., vgl. gewalt, violentia. das com-
positum erscheint in einer älteren und einer jüngeren bedeutung,
je nach dem syntaktischen Verhältnis der compositionstheile.
1) die ältere Zusammensetzung ordnet gewalt als object der
thätigkeit oder befugnis unter, die im zweiten theile angedeutet ist:
gewaltgericht , an einigen orten z. b. zu Cöin, ein gericht,
welches über zugefügte gewalt, d. i. über thätige injurien
urtbeilet, zum unterschiede von dem aintgerichte, welches
sich nur mit schmähworten beschäftiget, s. gewaltricbter.
Adelung 2, 648. ebenso Voigtkl versuch eines hochd. handwb. 2, 79.
Weidenbach 436'; gewalt- gericht, n. (obsolete or provincial)
criminel court of justice. Hilpert 1,41)2" u. o.
2) die jüngere Zusammensetzung zieht gewalt attributiv zur
Charakterisierung des zweiten compositionslheils heran: neue ge-
waltgerichte wurden eingesetzt, welche entschieden, wie der
herrscher befahl, und welche die unschuldigsten menschen,
die ihm verdächtig waren, plötzlich zum tode brachten.
E. M. Arndt Schriften f. m. l. D. l, 234.
GEWALTHABEND, participiales adj., s. gewalt haben
sp. 5074/f., vgl. gewalthaber; gewalthabender richter, giudice
competente, juge competent. RXdlein 381*; gewalt-habende richter
dieses orts (der), the competent ordinary justice of this place,
teutsch-engl. wb. (1716) 768; gewalthabend, potestatem, Imperium
habens. Bayer 290; es sei nun, dasz die Vernunft in dem
menschen noch gar nicht gesprochen habe, und das phy-
sische noch mit blinder noth wendigkeit über ihn herrsche;
oder dasz sich die Vernunft noch nicht genug von den sinnen
gereinigt habe, und das moralische dem physischen noch
diene, so ist in beiden fällen das einzige in ibm gewalt-
habende princip ein materielles. Schiller (iiber die ästhetische
erziehung des menschen 24. brief) 10, 364.
GEWALTHABER, m., nomen agentis zu gewalt haben, die
Zugehörigkeit unserer bildung zu dieser objectverbindung scheint
sich dem Sprachgefühl immer wieder eingeprägt zu haben, des-
halb hat das compositum dem aus der nominalcomposition vor-
dringenden fiexionszeichen 's' auf die dauer widerstand geleistet,
obwohl schon in den ältesten belegen die form gewaltshaber bezeugt
ist (bei Sender, d. städtechroniken 23, 286), und später der versuch
gemacht wird, die doppelform zu gunsten der bedeutungsdifferen-
zierung auszunützen: gewalthaber, dominator, dynastes . . ge-
waltshaber, procurator. Kirsch com. 2, 150', vgl. die schweizerische
form gewaltshaber Schweiz, idiotikon 2, 1774. auf die gleiche
thatsache führt auch die beJeutungsverschiebung zurück, mit der
die neuere spräche das absterbende compositum wieder aufgefrischt
hat. die ältere spräche knüpft in ihrem sehr häufigen gebrauch
durchweg an die engere bedeutung von gewalt im sinne von
'vollmacht' an. die weitere bedeutung von potestas wird zwar in
einigen Spielarten der Verwendung schon vorbereitet, entwickelt
sich aber erst spät zu allgemeinem gebrauch, so wird auch in
der bibclübersetzung die Wortverbindung 'potestatem habentes' durch-
weg mit relativsätzen oder mittelst des adjeclivs gewaltig wieder-
gegeben, erst bei Piscator tritt gewalthaber dafür ein. diese
späte ricIUung der bedeutungsentwicklung beherrscht nun aber den
neueren gebrauch völlig, sie hat die ältere anlehnung an den
begriff 'vollmacht' ganz zurückgedrängt und neigt eher dazu, den
bcdeutungsübergang von gewalt, potestas zu violentia auch auf
unsere bildung zu übertragen.
1) die ältere richlung: ankniipfung an gewalt im sinne von
hwllmacht'.
o) wo diese gewalt aus dem machtbereich staatsrechtlicher fac-
toren flieszt, ist der Vorstellung einer Übertragung der macht meist
auch die nebenvorstellung ihrer ausülmng beigemischt, die sieh je
nach dem Zusammenhang freier entwickelt und zur allgemeineren
bedeutung von gewalt, potestas überleitet.
a) die voistellung der Übertragung der gewalt wird durch den
Zusammenhang festgehalten : item alls docktor Balihasar Merck
von Walkilch, kaisser Karlis obraster secretari und folmech-
tiger gewalthaber, vom king Ferdenando zu Offen abgefergett
ward, ward im och gewalt geben und befolhen, wider in
Thuczland heruff illes zu rilten. Hug Villinger clironik 171 ;
aulf disem reichslag sind hie gewessen personlich 44 graffen,
die all in rat gehören, die andern bischoff, prelaten und
graffen durch ir botschafft und 48 der stat ratsgeben, die
andern reich- und freistät mit bevelch anderer gewaltshaber.
Cr.EMtNs Sünder, d. städtechroniken 23,286 (Augsburg); auch
des heil, reichs frei- und reichsstäilt bottschafften und gewalt-
haber hernach benennt, bekennen auch offenlicb, mit diesem
abschied, abschied des reichstags zu Augsburg (1520) s. reichstags-
abschiede 212; wo aber ain oder der ander tail des beschwert
zu sein vermaint, so sollen si zu baiden tailen durch ire
volmechtig gwalthaber auf erichtag vor sanct ßartolomes, des
hailigen zwelfpoten, tag schierist künftig vorgemelten Statt-
haltern und rezenten zu Innsprugg gegen ainander erscheinen.
vertrag und abschied von Ulten (1521), österr. weisth. 5, 164;
damit ab diser ehehaftsordnung desto ernstlicher gehalten
und darwider nichte gehandelt werde, seint für diszmalen
durch ainhellig hefundnen ratschlag dise hernach benambste
ehrliche mitnachpern zu bevollmechtigten gwalthabern . . .
(irgenomben und erkiest, ehehaftsordnung von Tetfs (handschrift
von 1631), ebenda 3,7; zu iirkombung beszerer policei und
forcht goltes aber ist beschlossen worden, dasz zwai
erhahre gerichtsmänner, als auf ieden thail ainer, auf alle
kreuzgäng in- und ausserhalb des gerichts zu ordentlich be-
vollmechtigten gwalthaber durch den richter verordnet und
bestettet werden. Ordnung des ehehaftstaiding von Stein auf dem
Ritten (1766), ebenda 5, 241; erstens solle nebst den
anwald ein eigener gemeinds-gewaltbaber nebst vier viertl-
meister bestellet werden, gememdeordnung von Scharnitz (1789),
ebenda 3, 31; ist hierinnen fürgenomen und beschlossen,
wann und zu welcher zeit der gemain dorfraaister zu Silz
aus rath und bevelch der sechscn als seinen zuegebnen
gwalthabern, dieselben selbst oder der verordnete essehei
und panmeister von gemainer nachperschaft nuz, fromen
und ehehait wegen der ganzen gemain gar oder ainstails auf
ainen tag oder stunt von haus zu haus zusamen peutet . . .
ehehaft und Ordnung von Silz (1616), ebenda 3, 38, desgl.
3,81 (Untermiemingen 1618); damit die Sachen nach und nach
desto besser in guter Ordnung erhalten werden kinnen, soll
jedes Jahrs jährlich ungefähr um Georgi mit vorwissen der
oberkeit ain tag fürgenommen werden, darauf die burger-
schaft gemeinsamlich zusammenkommen, da die Ordnung nach
lengs meniglich zu Wissenschaft verlösen zu lassen, was für
mängl fürfallen, anzuzaigen vornehmen, darüber die gebühr
zu schliessen, insonderheit auch widerummen zwo gewalt-
haber anstatt der burgerschaft zu verordnen, bürgerschafts-
ordnung von Sillian (handschrift von 1801), ebenda 5, 577;
wo ainer ain gewalthaber seczet, der nit ain angeseszner
gerichtsmann war, derselb soll auch mit zvvaien gerichts-
männern ain bestand thuen oder wie vorstehet an den stab
angeloben, landrecht von Kessendorf, ebenda 1,35; anfäng-
lichen beschlossen, dasz nun hinfiran alle jähr vier gwalt-
haber, ausschüss oder dorfmeister, . . . allwegen zu hallender
kirchenraitung und dann (in den oslerfeir)tageQ zween marigen
5105 GEWALTilARER 1 (hevollmäclitigler)
erwOhlt lind fürgenuiiieii. dorfordnung ton Sttä*r$äorf ihani'
tehrift von llHl), ebtnda b, 542; und ao aiocm roiiot-
gerichl lül man sin umb und io der II. itund, sie verknndrn
dann uiit uinem vogllierrm oder »inao («wallkaltprn ain
anilers, duz sie mui>(gfriclit ie an ainen morgen oder zr
iilipiit biibfn wOlrn, dem lol dann 6ch nacbgegangeo werden,
Mie obstuU öfnung von Gtbhard$iril (I4M), mtitUiümtr r>, I4S
Grimm; item, wo doch nit oin geecbworn gericht iat, da
«ol dennocbt nieman urtail gen noch ufbeben, dann die
darzuo von oinem vugt oder ainen gewollbabern geaeltt
werden!. 140; du baben die komer nacb vil erültn acbadeo
«on den Bairn enbalb Ina mit hiir kOnig Dielricba alt Ver-
walter, gewnitbaber und vogt kainem Anailaaii vertamlel . . .
Annri^i I, M.
ß) du voTsttllung dtr überlragung der gewaK hilt hinler der
wrtleUung der machtau$übvng turück: aucb (locke, galgen und
alle geliebte, also da« die amptlude und gewallbabare in
dem egen. miirclite zu Scbolten ricbren sollen Ober all« aacbeo
die in dem marckte... geschehen. (13^) HaltausMO; Obresler
fi-ltbauptmun des römischen reicbi<, Titus Vespa^iaoos kaisrr,
von got aiigezai|;l geweicht, obrester pinchof, gewaltbaber
der gemuin. Aventi.i [batnuht thronik) 4, MI; römischen
reicbs Verwalter, Nerva kaiüer, angezeigt geweicht von gol,
der g'muin g'wollbaber, burgermuisler zum andern mal, valer
seins hainiata der .«tat Itum. M*: dem Abreiten veltbauptman
kaiser Traiano, von got geweit und geweicht, Qberwinder der
Teuttchen und Goten, pu|>!«t, gewaltbaber der g'main. V>i;
Lucius Papirint Cnrsor, obemler gewall baber der ROmer,
wolt haben, wie er den Fabium Rutilium mit gerten gestrichen
bell, man aoll ihn darzu mit der azt auch richten. Fao:«»-
PERCia krieg$bueh 3, 199'; als hat mon flrgenomen, ainen
gemainsausschus/ von zwOlf personen zu setzen und zu ver-
pOicbten, welicbe mit und neben denen ordinari gewaltbabern
alle gemeine vorrallenheitcn zu verordnen und zu bescblieszen
... begwaltigt und berechtigt üein sollen. Ordnung von Tarrent,
öiterr. weiith. :i, 168; ilaraiifliin bab ich von oberkeits wegen,
neben und samt denen gewait- und befehlshabern, auch aus-
schu.sz mit einhelligen roth hernach folgende pfanlung för-
genomnien. durfreehte von Itchi/l (1569), ötterr. »eisth. 3,193;
und üb sich aber der.<telbig nit pfenden lassen wolle, und
dem, der ine gepfenl hat, pöse ungeburliche wort geben
wurde, der soll es den gwaltbabern iedes orts anzaigen.
bannding von Atehau {\b90), ebenda 4,373 anm.; so sollen
auch alle Jar in den vier orten, in ieden ort zween gewalt-
baber genomen, und durch den mair offenlich vor ganzer
gemaind auf uin jar lang durch das glübt an aid statt bestelt
werden. (t&g2)38i; verrer, iirs achtundzwainzigisle, ist
sowol durch die obrigkait, als den dorfmaister, gwaltbaber
und ausachusz wegen der frembden in das dorf Hainibiogen
einziecbenten persohnen . . . hernach beschribne bestendige
Ordnung . . . fOrgenomen worden, ehehaft und ordnung von
Haimingen (1044), ebenda 3, «7; es soll auch aineui ieden
dorfmaister hiemit eingepunden sein, umb dasjenige, was
er in namen ganzer gemain einzunemen und anszgegeben
hat, negst nach ^luszgange seines jars dem nachkomenden
dorfmaister, gwallbaliern und ausschusz ordenlich specificiret
und erbarliche railung zu halten, ebenda 71; den zween dorf»
meistern und gewaltbabern ist die vollmocbt eingegeben, die
gemeinde llaid in allen vorfallenheiten zu vertretten. gemeinde-
ordnung von Hnid {handschrift von 1798), ebenda 8, 346;
wenn der gemeiodevorsteber oder die gewaltbaber die ge-
meinde zusammenrufen l&sst, so soll ieder schuldig sein zum
erscheinen, gemeindibrief von Btrwang {handschrift am dtm
17. jahrh.)f ebrmla 3, 139.
b) am einseitigsten wird die vorstiltung der übertragtHtu
^'ewalt da herausgearbeitet, wo die übertrngung von Privat-
personen ausgeht: wie ein gewaltbaber in crafft sin< gewalts
einen andern muchthabcr underseizt schulden inzebringen.
P. HiEDnKR rhethorichscher Spiegel 175'; wenn aber bierin vei^
drieslich und vil zft weitleuflig sein würd, von einer ieden
^.^cben gewalts formen, an zß zeigen wie die gewaltbaber
zu setzen sein. Tkngler latenjpM^W (Ibll) 9*; die münich und
ander geistlich ordensleut roOgen on irer obern gunsi, nit
gewalthaber setzen, s'; weibs person mOgen nit gewaltbaber
sein. 8*: thun dir . . . hiermit zu wissen, dasz Moises der
fürsprrcher und gewalthaber Jesu von Nazareth des beklagten
inwillens ist . . . etliche zeugen und kundschaflt vor ans . . .
tu verführen. Avats historischer proetssut juris 141; »o beben
CEWALTIIABER 1 (bevollniditigter) 5106
die recbl beilMOlBell tugelatseo, daet tiB jUtr, m MM
klüger oder Mttofler, in allen borfariiite« •
anwali und gewaltbaber aa »mn sUII er^MQ
mOge. FronkfurUr reformUin (Itll) I,«. f I. flfL «Mi
mtrkungtn über ite refermahf (lltl) l,IM: «od vo«
ganzen geriebt der sacbro ballMr ftUstcktig •rbrifllii
gewaltbabern, iai aus bernacb volgeotei «Mcbeo Aber rdfar
coosideration and beraliMcblafaog 4«r
mit den baot- und Ufwerchem allble
llrgenomen. getttklstervrdnunf t« KaitelhtU UW), ttUn
4, tl«: die ankOndigoog der loosang kann fMi
loosungsberecbtiftM lelbet odUr «to«B gewtlUMker,
beistand, oder gaMklflelMaorfir im»9\hm . . . fmthikm.
geus Uhtr du UtmnpftndMgluU f tl, a. \Umlm nfimMBulM
litr IM» f. IS7: der gewaltbaber Ist acksMIf, Am iha •••
vermale geacblfl, eo laaf* '«c eoflrtg hmUtkH, n talW
ziehen. baHtllm MiptHAmtk sm 1979 i l'>tl, ^MÜlfMrtV ßr
Hoden I, 4M, »fL aiuA « ItM Mi IM7 ; die betMfHjflW eM
befugt, io allen fllleo, wo oicbt da« gesels dere« fero*»
liebes bandeln verlangt, sieb durch gewaltbaber vor 4m
recbtspolizeibebOrden vertreten to lassM. rMcMifciaaiyMrti
fUr Baden (l»79) { 40, «. >Nj|isfca<(sr fl» Btdn «,»{ «kMal
der notar, da«x die Vertretung der nartd dwch eiM* fnwsil-
baber im einzelnen falle nicht znllMif ad, M kal «r 4m
vor ihm erscheinenden bevnllmScfatiglM n
die vollmacbleo der rewaithnlier der batbciHflM i
hallen die bezeichnuog: des ge«all(ebers rai if fe«al^
liabers. notanatswdnuuf ßr Badtu (ivn) IM,*. i9MiM§m$m
ßr Baden 3,M.
t) von dieser frimintkllkhtm wtrwendnng eu wird dtr le-
ieutungsgehaU itt tmtf mtnmt in itr täeren Imniaelaftr ia
erster Ünie beurtheiU.
a) so kerrseht für dit Ütttt retkUfrtke imrtkvef itt W-
deutung 'slellrtrtreUr, bnuftrfUr' wr, fleuk eirf, msf wiUbtm
reehtsgebiet das wort angntftn mird: e« seiod MMiforlai f»-
walthaber nameo, etlieb werden gemainlick sA laUia fa>
naot procuratores, die aust gebem gewaltt dM »BJtru
Sachen und gescbefft bandlen. Te^ciKa Mflsaplifal <*; M
balldt der angeclagi lu gefenngknass aogenonen iat, aol
der anclager oder sein gwalllhaber mit seinen leip verwart
werden. CaroUn» ii Kohler - Scheel ; gevialibaber, ftweraU
voeabulum est, mandatarium sev procmralorem comstttmtmm intUms.
htne si in commissionibus eirca eareeralos et carterm
eommissario injunctum, dass er iess gefangenen gtkgtmktil^ t
von jhme selbst, als dem rahl oder dessen 9trm4tu$tm aW ga>
wnithabern, vnnd son*ten erkiindijen He. k»e <s(, «1 ea»-
ditionem raptivt tam ab tpso quam a «leyisCrata md tjm$ <la-
pulatis et mandatariis vel alias imjuirant: faa«T#ar, fwt wtm
sub verbo gewaltbabern comprehendantmr? et yriaie ea dtfmlati,
qui captivum detinent, hüte verba conUnetntmr : « rtdebaltt
dicendum, quoä non, quia sunt insUr tesitmm. tum ilafie jmru
Sit, testem in profria caussa a#aiia<ai «sae feasr, «Mrtfe et ki
reieiendi, nee sub kisce ttrh* emt/nktiM fmtr rWrator.
Wbhner obsertahones 21» (1634); gewaltbaber, msndstami,
procurator. HaLTao8 607; gewaltbaber. proemrutr, wu»d*l4n»i.
EsTOR s, 1314 {der autirnck mird »k im Saeksen Akbek beteukmHt.
ß) auf die gleich« Memtnng weisem ea<* die
denen das wort im ttrbindumf tritt:
verlowend «Ich. das ti« das rvrhi
wol bflgeo. des •> alt blik •ckl«ca(
als ob •« wer «la waehaia aaaa
Dil Jeackend. da« sl siad der ha«
der ian d«>r scbflber pNUmr knai
der vofft. gwallbabcr. «ad ftr«aadi
aad adveeal. arfea ai ata Aach
dar vaa eacb bM ala aebUgl« vt^lk.
:i.l4 Urmett:
wini Ir. «ana Ir
desB ana«* faree da ai
do sass ala betr dar adi
der *a»ali aaab ala siattli ban,
TOft gwalibaber aad ftneaadl.
eio iedvr. d*r yeiadea, kasap«.
Ta. Mcania m*t ' '
naxf}
{Aleiamitr) schickt anrb sein eltast rtl
kriegern. der li iau«ead waren, herüber ia CarafHB ait»
sambi einem aowa I and gywattbabar, wM
AvR^Tl5 4, .Vi: wir SalooMn . . thaa
daaz Moises, der gewaltbaber and aawaMt JeM M«
MTbabMa ist, .. . ailbir vor «na and aaser« itlkM,
UriabUbeiaitaer« , edkb« ie«t**. wieder
5107 GEWALTHABER 2 (machthaber)
Lucifern, und die höllische gemein verhören zu lassen. Jac.
Ayrer proc. juris 144, vgl. fürsprecher und gewalthaber. ebenda;
sindicus, wirdet von einer gemaind zu gewalthaber gesetzt.
Tkngleb laienspiegel 8"; hueler, m.: verordneter, der bei
den gemeindetrUnken den wein einzuschenken bat . . also
eigentlich wer die hut, spec. die aufsieht über die kasse
hat, aus welcher der gemeindetrunk bezahlt wird. syn.
gewalts-haber. schweizerisches idiotikon 2,1794; Belial, nach dem
du begehrest von der höllischen gemein wegen, als ein
abgeordneter gewalt- und befelchhaber oder verweser, ehr-
liches vor uns vorzubringen. Ayrer historischer processus juris 29 ;
vorstehende persohnen, als anwald, gewallhaber und viertel-
meister haben sich in gemeinds-sachen zu unterstützen.
gemeindeordnung von Schärnüz (1789), öslerr. weislh. 3, 32.
y) unter den tBörterbüchern, sofern sie nicht die jüngere be-
dmtungsenlwicklung buchen (s, unten 2, e), sind es nur Dasypodiüs
und HuLsius, die die übertragene macht in der form eines
öffentlichen anites auffassen: gewalthaber recht ze sprechen,
praetor. Dasypodiüs F2'; gewallhaber, recht zu sprechen, le
juge. HuLsius (1596) G2' {in der ausgäbe von \6ii geändert), die
spdleren Wörterbücher haben nur den privatrechtlichen begriff der
Stellvertretung im äuge: gewalthaber, proeurator, aetor. Stieleb
723; völliger gewalthaber, p/entpo<en/tarm.<. ebenda; gewallhaber,
actor alio nomine. Spieser 151; gewalthaber, proeurator, pa-
tronus. N. GtiBTtEH 2,74; gewalthaber, «n procureur, proeurator.
nouveau diclionaire du voyageur 145. ebenso Veneroni 74'; ge-
walthaber, anwald chi ha potere ö autoritct, proeuratore, ayant
puissance, ou autorite, procureur. Uädlein 381"; gewalthaber
(der) dem jemand gewalt gegeben hat, a plevipotenliary , a
commissary, an altorney, a praetor, a factor, an agent. teutsch-
engl. wb. (1716) 768; gewalthaber, geweldhabber, s. anwalt. Krämer
(1719) 2,96'; gewalthaber einer sach, solche auszuführen, pro-
eurator. Bayer 290. Kirsch 2, 150' (in älteren ausgaben, fehlt 1764);
gewalthaber, commissaire, procureur, plenipotetitiaire. Rondeau-
BuxTOBFF 253; gewalthaber, s. mandatarius. Ciiomei. 4,104t;
gewalthaber ... im oberdeutschen eine person, welcher zu
einem gewissen geschäfte die nöthige gewnit, d. i. vollmacht
ertheilet worden; der gewaltführer, gewaltträger, im hoch-
deutschen der bevollmächtigte. Adelung 2,648; gewalthaber,
baberin, magt- of volmagthebber, eene gevolmagtigde. Weiden-
bach 430* ; gewalthaber, «i. -haberin, ^. one invested with power
or authority; it. v, bevollmächtigter. Hilpebt 1,462'.
2) die jüngere nehtung: anlinüpfung an die allgemeinere be-
deutung von polestas: vgl. gheweldbebber, mächtige. Oudehans
2,657; gewellhabber, macht, gezag hebbende. J. Winkler f/i«c/i
woordenboek 455; geweldhebber, kleine dwingeland, een gewel-
denaar, ander hinderen. Molema «»6. der Groningensche mda. im
19. jahrh. 123.
a) Verwendungen und Verbindungen, die sich aus dem oben
(1, o) belegten gebrauche entwickeln konnten.
a) die Verbindung mit dem subjecliven genetiv: des königs
Nebucad Netzars gewalthaber, der seine weisen tödten solle,
hiesz Arjoch. Dan. 9 v. 15. Piscator anhang d. herbornischen
bibl. wercks (1616) 511".
ß) attribiile, die dem Verhältnis zu anderen machtfactoren eine
rangordnung entnehmen: auch ungescheuwet seiner jugent,
zu dem, dasz er mit dem geschlechtnamen Corvinus geadelt,
haben in die Römer baldt darnach zu ihrem consul, das ist,
zu dem höchsten gewallhaber under sich erwehlet. Kirchhof
wendunmuth 25"; und ist C. Marius Rutilius, ausz der gemain
der erst mann dictator, das ist, obrigoster gwalthaber, erwölt
worden. Alpinüs Vergilius 33*; macht und gröse des Staats
und seines obersten gewaltbabers schienen jetzt das ganze
glQk der Franzosen zu sein. Posselt Staatsgeschichte Europas
(1805) 1,50.
b) Verwendungen die unmittelbar auf die allgemeinere grundlage
von gewalt haben zurückführen, die Verbindung mit einem ob-
jectiven genetiv und dessen ersatzbildungen : wellicher mensch
durch die gnad gottes der ein gewalthaber aller menschen
hertzen ist, in dise himmelische bruderschafft gepracbt und
angenomen, desselbigen namen wurdet uffgeschriben werden
in *as buch der lebendigen in dem himmel. Hartmut von
Crakberg 74 neudruck; gott allein ist ein gewalthaber aller
menschen hertzen. 121; arbiter imperii, regierer und gewalt-
haber des römischen reichs, der das reich nach seinem
willen regieret. Hiiielios a. a. o.; der gewalthaber des todcs
[Christus] starb, welch ein wundervoller, geheimniszreicher
tod! La VATER handbibliothek für freunde 2, MZ; ich gewalt-
GEVVALTHABER 2 (machthaber) 5108
haber des todes, bin ich nicht mächtig, den ohne anstosz
zu behüten, der sich an mir hält. 180; er kam nicht zum
gericht in diese weit, sondern leben und Unsterblichkeit in
jedem verstand empor zu bringen; den tod in jedem verstand
zu vertilgen, und des forsten und gewaltbabers des todes
meister zu werden, aussiebten in die ewigkeit 3, 328; das wäre
ein triumph, wenn der teufel mehr der gott dieser weit, der
herr der eiemente, der gewallhaber über tod und unglück
wäre, (wie ihn doch das a. t. und selbst die meinungen des
damaligen Zeitpunkts darstellen) den nachher Jesus überwände.
Herder {gespräch . . über Klopslocks Messias) 1,282.
c) von dieser jüngeren entwiclclung nehmen auch einige Wörter-
bücher notiz, und zwar mit ausnähme von Bayer, dem teutsch-
engl. wb. von 1716 und dem Straszburger dictionaire nur solche,
die die ältere bedeutung nicht buchen, während bei Dasypodiüs,
der lateinisch - deutsche und der deutsch -lateinische theil, bei
HüLSiüs und Kirsch die einzelnen ausgaben nach dieser richlung
abweichen: dominus .., gewalthaber über etwas. Dasypodiüs J7'';
imperafor, gewalthaber. Simon Bot; gewalthaber, ai/sni puissance
ou authority. Hülsius (1614) 163"; gewalthaber, regent, oberster,
dominus, imperator. Henisch 15!i2; gewalthaber, herrscher.
Bayer 290; gewalthaber, dominator, dynastes, dictator, poten-
tator. Kirsch com. 2, 150* {in der ausgäbe von 1764 nur gewalt-
haber, dominus); ein obrisler gewalthaber, ein souverain, ein
monarch, der seine gewalt von gott hat, o sovereign, a monarch,
he that has a sovereign power, teutsch-engl, wb. (1716) 763; ge-
walthaber, qui vim et auctoritatem habet. Frisch 2, 420'; gewalt-
haber, seigneur, maitre; plenipotentiaire, commissaire, procureur,
mandataire, principal. nouveau dictionnaire 339".
d) der neuere Sprachgebrauch hat die genetivverbindungen der
einen wie der anderen art unterdrückt, auch die attribute, die
die bedeutung wesentlich beeinflussen, der absolute gebrauch des
Wortes, der in der terminologie der rechtsprache die allgemeinste
und abstracteste bedeutung ausprägt, nimmt in politischen und
historischen darlegungen eine Wendung zu gewalt, violentia. hier
überwiegt der plural weit über den Singular.
a) Verbindung mit atlributen.
1)) ganz vereinzelt und alterthümlich erscheint hier das Possessiv-
pronomen, namentlich wenn es den objectiven genetiv ersetzt: als
.lustin hierauf bei dem feldzuge in die bände der Wfllschen
gerieth und sie ihn erschieszen wollten, meinte er, mit den
äugen zwinkernd, zu seinen gewalthabern ... Rosegger Sonder-
linge 52.
2)) adjectiva.
«)) allen rittermessigen gewalthabern, beide landt und statt,
darzu auch andern, wesz Stands die sein mögen, auff viel
wege dienstlich und sehr kurtzweilig zulesen. Bingmann Cäsar
()5&8) titelblatt; worte zur rechten zeit an die politischen
und moralischen gewalthaber . . . über die Robespierrische
konstituzion von 1793. Wieland 29,424; die geistlichen und
weltlichen gewalthaber. A. W. Schlegel berichtifiungen einiger
miszdeutungen (1S2S)103; die geschichle des groszen zwischen-
reichs in den jähren 1439 bis 1433 läszt uns in die Ver-
wirrungen eines wahlreiches hineinsehen, wo man dem wür-
digsten des inlandes die kröne nicht gön^, oder auch wohl
zwischen würdigen und mächtigen in's schwanken gerät h,
und deswegen viel nach auswärtigen gewalthabern umsieht.
Göthe {theater und deutsche literatur) ib,i(iS; es heiszl meines
erachtens der nationalehre einen schlechten dienst erweisen,
wenn man annimmt, dasz die miszhandlung und crniedrigung,
die die Preuszen durch einen fremden gewalthaber erlitten,
nicht hinreichend gewesen seien, ihr blut in wallung zu
bringen und durch den hasz gegen die fremdiinge alle anderen
gefühle übertäubt werden zu lassen. Bisharck reden (17. mai
1847) 1,10.
ß) das Substantiv ohne attribute, die die bedeutung beeinflussen.
1)) der singulargebrauch.
a)) unterm gewalthaber Nimrod, dem geherrschigen könig.
magisler Gh. N. N. Naomann Nimrod (1752), 17. buch. vgl. dazu
ScHöNAicH ästhetik in einer nusz (158 Röster), der an general-
gewaltiger erinnert; sie sind die ewig offene strasze, worauf
die unterjocher einziehen, ein thor, was jeder gewalthaber
einnimmt. F.L.Jahn l,4ll.
b)) in der terminologie der wissenschaftlichen, vor allem der
rechtsprache: folglich giebt blosze gewalt kein recht; sonst
müsst' es ein recht des stärkern geben, welches die Vernunft
nicht anerkennt, soll demnach ein gewalthaber zugleich ein
rechthaber (nämlich ein wirklicher, nicht ein solcher der
61 09 GEW ALTII ABKRAMT — (JEWALTHABKRIN
CEVVALTHABUffG — OEWALTHAUfE 5! 10
I
immer reiht haben mHI, Mrnii rr es aurb niehl lial) tein:
■0 mii«/. das mit der ftev^nH verknöpfte rccbl eioeo ander-
Meiien grund haben, welehei dieier «el, muii tich in jeden
falle aui den beaondern verbttitnitsen des gewaltbaber« lO
seinen iinlergeboen ergeben. Kkuc pHtie$opk, U*. S,MO^:
itebl der minderjflhrige unter elterlicher gewalt, lo itl auch
die einwilligung des gewaltbaber* erforderlich bürferlkhn
gentüuth $ 4; fOr eine minderjährige wlllwe Ist die eio*
williguog des gewaltbaber« nUbl erforderlich, fbtmdt.
«)) gewaltbaber für dtipM i. Campi f«rd«%lithungim^. Ut.
3)) ätr j>lui algtbraueh.
n)) dcnnoi h mögen einxelne gewaltbaber ihre bOfa befestigt
haben. MOiLKNUor»' dtutteht aUerlkum$kundi i,tM>; allein dies
ging zu weil; der senat gehorchte seinem geböte nicht,
sonderft em|iOrtc sich sommt der bOrgersrbafi gegen die
beiden gewalthaher. ScRiossaa »tUgtttkiehl* t*, llft idtr unat
ton Alhtn gegtn Isagorat und KUomtnti); Pichte bllt mitten
unter den gewalthabern in lierlin seine 'reden an die deutsche
nation*. Innkrmanii (mtmorabiUtn: das fnt dtr frtivMfn im
liüln) wtrke l», !«&.
b)) sollte aber die absiebt soirber maiimen aein, das
lirivatinteresse der gewolthnber von dem allgemeinen Interesse
der vOlker trennen, oder dem letzteren gar entgegen setzen
zu wollen. Wikland [über die front, rnolulion) 29,430; dem-
nach wUre alle unrernunft . . . bald iii heilen . . . wenn nicht
ilarauf geachtet wUrda ... ein sali, der nirbt nur im Privat-
leben ernstlich erwogen, sondern auch fUr)>ten und gewalt-
lialiern lum nachdenken aoenipfohlcn ta werden verdient.
laaEaHAim Mättthhausfn 9, to; wir waren provisoriseb. wenn
einer den andern damals fragte: 'wie gebt's dir?' und der
andere wollte sagen : schlecht, so antwortete er: 'provisorisch*,
denkt ihr, dast in solchen tnmultuarischen zelten sieb die
ordentlichen leute zu den gewalthahern finden? gott bewahre!
lue sUien ȆW und verdrieszlicb zu bause. (memorobilien :
Düsstldorffr anfängt) verke 20, 129; von der eniehung der
Jugend musz die rettiing ausgehn. sie muaz als deubche
nalionalcrziebung, als aufgäbe der gebildeten gefaszt werden,
selbst den gewallhnbern soll die neue erziebung nicht ge-
fithrlicb sein; denn sie bereitet ihnen nichts, was sie zu
fürchten hiltten. 18,184; mit noch viel sieghafteren gründen
konn l'rcussen antworten . . es ist nicht wahr, dasz es ein
Volk (Polen) unterdrOckt bat, es bat nur eine aristokratie
gestürzt, welche die masse ihrer leibeignen verbinderte, ein
Volk zu werden; es hat nar die gewaltbaber beseitigt,
welclie ihre untergebenen in einem zustande der enimen-
scliung festhielten. Wilh. Jordan ber. d. Frankfurter national-
vtrtammlung (>) 1148*; die gewaltbaber haben jede schäm
aufgegeben und das volk wird jede achlung vor ihnen auf-
geben. AuKBBACH neues leben 3, 98; das, was er seinem
teniperament nach am liebsten getban hSIte, nümlicb der
regierung sein anit vor die fUsze zu werfen, sich an die
spitze einer bewegung zu stellen und mittelst seiner einsieht
und energie die gewnitliaber wieder dahin zu jagen, von
wannen sie gekomuien: das bat er unterlassen. G. KeLLsa
(der gritne Heinrich) 1.386.
f.KWALTHARF.itAMT, n.; zum fal aber von beriert auaz-
geschosznen personen ainer oder mer zum gemainen gwalt-
haberambl angesechen oder erkiest wurde, soll er solicbes
zugleich obzntragen verpunden und dessen nit exempt sein.
vrtslh. von Tarrens, österr. »eisth. 3, 168.
GkWAi.TIIABKHKI, f.. lundr/ut als rolUetirum brsfugl, »o
es an dir engere bedeutung v^n gewaltbalier anknüpft, tpältr
ah nomen adionis belegt mit engerer und wetterer bedentung.
I)) und so einer ein solches ibertritet und von der ge»all-
haheiei keine erlaubnis begehrt, der jenige solle von einem
iedeii stuck neben dem grasgelt gepllindet werden umb sechs
kreizer. gemembuctt tu Graun (I617), £s/rrr. wrt*M. 3, 330 «aai.
2)) erstens sollen alljährlich nebst den durfmaister vier
gewaltbaber obrigkeitlich verpflichtet werden . . . binfäran
aber haben solche gewaltliaberei diejenigen zu verricblen,
welche die Ordnung trifft, gemeindeordnung von Obtrmitmingtn
(l*a.\), fc/rrr. weiirt, 3, 85; der gewinn war fOr die bundra-
gcnossen keine lockung mehr, die gewaltliaberei zu haus«
hatte keine schrecken mehr, die anstrengung gab kein btl*
spiel mehr. Gervinus geseh. des 19. jtkrk. 1,8.
GEWALTilABElUN, f., tgl. gewalterin. gewaltigerin. <s
ist naturgemdit die aUgemeintrt und ireiUrt dtr »m ««»f. |e-
nalthaber beobaelitettn btdeutungen^ dk «ra fem. rertnlntt:
IV.
fewaltbabetin, regentin, de«t berrn fraw, d^miu«, imftutHs.
fvriun» dtmina etl rtrum kumtnsrum. Hbbmc« ItM; fawalt-
liaberio, prinetfle, maattiu. aamiraM jtthnmtk« (fitr««ai«^ IMIt
339*. Aatttac (I, »a> fukrt im mmkiUfmMnm
ntben dem m der engeren btttn^mg awf>saf—#»
•uf, ekmokt gtrndt du bedntung fttnflar , aMS
»tntgtltn d«s btdfkrfnk natk tmtr wstnnrnng 4t$
tnneken konnlt.
GCWALTHAbUNG, A, «mms a«Hw^ iu ■■aiWiia» m» 4m
ebjeetterbtniung abfiMlH kl, aAM du tertukenäuf* «M f*«»ll»
babar s« ^AAms; bei da« lOrrklscba« hoff wird ■•• aata«
die vollmarbtige froste vezier, welche gleit btaaa ia imr
gewaltbabung halbe gOlter spendireo. AtaAiAa a S, Cua* msf,
»uff M (H'tener ntudrueke 1).
GEWAI.TMANÜ, I. gewallaband.
GEVVALTIIANOLUNG, f.: wi« 4aM di« oütalidH Mk
einiger gewaltbandlung o4«r Hbaaloa M4«fw comtmAnm
«erwandten niemals onterataa^atk aala «atf knümnfm mi
dem reiekstag im Reiitntburf laiS bei Lontoaa I, IM*.
GEWALTilAlKN. GkWALTHAUT, f€rtiopkU$ niittUt m
waltbaoen wgl. l>aiBa s, e«i {vfL 9b«n ftwaldrecbteo): hoU,
das nit gezimmert oder gawalthawaa »Ir«. Ticasa *t,n:
wenn daa timmer gewaltbawat iat n,l7: 4aa «argit iai t^
walthauwat durch die ibenen a« dazu geordeoi. IHnhtrfir
urkund« fom 1487, i. Oivrx^sAca-WeicaB« 619.
GEWALTHAUFE, GEWALTSHAL^E, «., n smi swtm»-
dungen brlegl, mit engerer und meiUrtr Mrwiaaf.
1) d»4 tngere bedeulung ist *n itt ftrm ftwalibaofa febmmdtm
und wird durck die in ditr msUUiütktm fukifrntki eututndem
vtrbtndung gewaltiger haofe btdsnfl, Uft. im «wlwffat
biesz der vortrab aioaa hatres, der ftwaMf« o^
häufe daa baoplbeer. tkeit 4, 1 sp. aM, efl. amlm |WWlM||
ordneten ein siareke vor- unnd oachbat, twiarl
und dem gewalihanffen, stellelen ai« ibraeiaawri
trosz. SriTTLEa Sekreittr ckrtnik I, I4S*; anff dast sie
eigendlicber durch ihren nachlnickenden gtwaithaoSta las
allem treffen vor den Zürichern unlericbriden werdca ■ezMia.
149'; in zwei treffen rOckten sie an, links Hsllwjl, im fl«al^
häufe rechts, Hertenstein hinter ihnen, bereit auf allca. J. t.
MCllbe gestkickle der Stkrtiser i,;9; zu nichts wurde dem hartof
zeit gelassen; indem ilallwyl und nun mit macht aocb Bsit«a*
stein die höhen von Cour-gevaux reinigten, . . . WaMataa
aber mit dem gewalthaufen das bauplheer zu keiner baaaaf
kommen lieszen. &, I ; dann wurde es wieder slill aai ala
her; die schätzen halten das gebölt verla<«eo, ■• ii»
bisher zum angriff noch unentscbloaseoe baaptRia<ht im
katholischen heranzurufen, dann nahte das gawiiicr io Uraalaa
rocken wirklich heran; tu vielen taataadaa hntk im §»•
waltbaufe der fflnf orte durch wald ani gaMark (&. Kaun
ZUnther noteütn (Ursula) 40«.
2) die allgemeinen beieulunf miii stkn dtdurek iwrirrnM,
dast der teehnisckt tenaJaM im itr «rmkltrmm§ ttnet gt^met
das besondere gtprig« ^ttnifk; tk aMM alar MfWf* umUr dem
einfluss der mtt gewalt fMUdtm munmmtmmlmmt«m m gewall»-
kerl, gewallstbier «. e. und wird übetJiei dmrti im «a |awall
hrA wordrAngend« beieulung tioUntm hefina^gL
a) ach, wenn ich mir diest allaa eriaaera, aad data H»
Unmöglichkeit die weit in janer IrCkaa tail ta " '
ich noch ein sklava war von jedeoi, im aridl
wollte: ... da ich nicht mehr kraft haUa ab tia
ein fflrcbterlicher ge\«ali*haa(aa *»a aaraahaKa umi «aaa
mitteMande, und zumal vo« llfclaaa faachlrrhie. ai'l dar
unerhörtesten hilxa und partaieaaM, «Ir IA#ikh 8«( de«
nacken lag und llfHdi gttaa aalch ack^t J G. I— aaaaaa
(i)»«rdKrt«MaiA«sli.eaf.)t,l«4: tbem» hast da da« ta»alN
baufao der doanheit aaf itm aacfta«. t» !«•: aa war alr
als ob eia auch «M da« tirtiiaiaa »•a»>tadt . . . aa »ac
mir, als ob sie mit dlaaa« favalMaaaB AralMaa aad aataa«
gewalisbaufeo, den aoaarlaaaaaa HadlbwtMV «•• B», At ia
der Trappttea wwhaa« «•< ia 4ar llWitMaa msi ia aadara
vorn«k«aa qaarttavaa, aad imlltiw inlilil Ganaata
{btatnurkfd} 1,4181
») 4ar«« «alUt «anMMa aaf im «li|MaUipMa MM,
Heiarkli aaa Gafara: kialar Ar aMM «a aaliam akkt Uaiar
jenen laalaa, die, wtaa aie aMI ikraa tm tß9*»m Idifl«
aasbndiacban fcwallhaafM irgtad eia aakaadMUl^ aU^t-
chen aa dar graasa tkerteliai^ lapaHlt aa4 aiaadiacha bis-
glakh iaikia<l|aa ■na«, i. mkim MM (1
Sil
51 1 1 GEWALTHEIT — GEWALTHERRSCHAFT
GEWALTHERRSCHER — GEWALTIG 5112
allg. zeit.); einer der dorischen gewaltliaufen , welche um
1104 im Peloponnes eingebrochen waren, bemächtigte sich
auch der landschaft Lakonien. Oscar Jäger hilfsbuch für den
ersten Unterricht in der alten «jeschichte^^ 7.
GEWALTHEIT, /., vereinzelte bildung, die der ältesten periode
angehört, vgl. mhd, ab. Z, VS'. Lexe« 1,974; er tet gwaltheit
in arme sinem. er zefuorte die ubermuoten in dem muote
ifecit potentiam in brachio). eanticum sl. Mariae aus der Wind-
berger psalmenhandxchrift, s. zeilschr. f. d. a. 8, 140 (6« Notker:
mahtigo teta er mit sinemo arme), vgl. gewaltigheit.
GEVVALTHERR, GEVVALTSHEKR, m., mit anleknung sowohl
an den begriff der violentia wie an den der potestas.
1) die erstere anlehnung ist die allgemeiner bekannte und ge-
bräuchlichere, meist erscheint hier die form gewaltherr; in Obcr-
deutschland, wo das masc. vorherrscht, jedoch gewaltsherr, da
das Substantiv im objectiven genetiv untergeordnet ist: gewalts-
herren, über die gefencicnusz und ühelthätter verordnet,
capilales triumviri. Maaler 178'; binnen dem hochweissthumb
des hülTs Aweli weist man dem herrn von Gerhardtstein aiss
hochrichter und gewaltherr den fundt und prundt vom bimmeli
biss in den giundt. weisthvm zu Awel, Grimm weisth. 2,587;
gewaltsberren über die gefangenen und übelthäter, triumviri
capilales. Aler 934', gewaltherr, »n. {obsolete or provinzial) a
magistrate invested wilh eriminal Jurisdiction. Hilpert 1, 462'.
in den Wörterbüchern vom ausgang des 18. jahrh. wird gewalt-
herr vor allem als amtstllel der vom rathe in Köln für den gerichts-
dienst abgeordneten mitglieder angeführt: gewaltherr ... zu Cöln
gewisse gerichtliche personen aus dem magistrate, welche die
befugnisz haben, peinliche Verbrecher in verhaft nehmen zu
lassen, und sie den thurmherren zur Verwahrung und zum
ersten verhör zu übergeben, worauf sie an das churfürstliche
Schöffengericht abgeliefert werden. Adelung 2, 37. vgl. auch
Weidenbacb 436*. VoiGTEL 2, 79. in der Kölner verfassungs-
geschichte scheint sich diese benennting jedoch erst spät zum com-
positum zu verdichten, vorher begegnen andere Zusammensetzungen
(gewallmeister, gewaltricbter), die im besonderen den obmann
des collegiums kennzeichnen, ebenso gut aber auch die gesamtheit
zusammenfassen: dit is van den richterin van der gewalt.
eidhuch von 1341 {quellen zur gesch. der siadt Köln 1, 27); zwene
beirren van me rade of die burgermeistere of die richtere
van der gewelde. ebenda u.a.; dat balfscheit sal vallen der
stede inde dat ander haiTscheit der gewelde meistere, ebenda
(l, 36) u. a. vgl. gewallmeister, gewaltricbter.
2) beschränkter im Wirkungskreise, aber wohl älter ist ein
terminus der recittspiache, dem die bedeutung von potestas zu
gründe liegt: zu Pülhem werden die berren zu S. Georgen
in Cöln für griindlierrn und mein gn. herr für schirm und
gewaltber als die hohe obrigkeit vermög der schöffen wroge
erkant. Jülicher Urkunde von 1554, archiv für gesch. des Nieder-
rheins 3, 315, ebenso 315. 316. 318 u. a. damit berühren sich Ver-
deutschungen des römischen begriffes der triumviri: triumvir,
einer der dreien gewaltsherren zu Rom, die mancherlei ämpter
zeverwalten haltend. Fitisins 1332'; triumviralus, ampt und ge-
walt diser dreien gewaltsherren. ebenda.
3) auch dem späteren lilterarischen gebrauch gehören ähnliche
Prägungen an, sie scheinen jedoch unter den tinflusz von
Zusammensetzungen wie gewaltherrscbig, gewaltberrscher zu
stehen {s. d.) und neben der bedeutung von potestas diejenige von
violentia wieder vorzudrängen, allerdings unter veränderten syn-
taktischen bedingungcn: der mächtigste gewaltsherr — ohne liebe
eine furchtbare menschentrümmer, wo das schönste zur voll-
ständigung fehlt. F. L. Jahn werke 1, 355; unter der herrschaft
der 30 lyrannen wurde Sokrates nicht verfolgt, während so
viele andere bürger ihr leben verloren oder in die Ver-
bannung getrieben wurden, ungeachtet er einst einem an ihn
ergangenen befehle der gewultherren mit derselben ruhe . . .
den gehorsam versagte. Schlosser Weltgeschichte 2% 64.
GEWALTHERRISCH, adj.: despotisch .. gewallheirisch (von
Gerslner vorgeschlagen) s. Campe verdeutschungswb. (1813) 258.
GEWALTHERRSCHAFT, n., vgl. gewaltherr, gewaltberrscher.
die reihe der einschlägigen Zusammensetzungen wird eröffnet durch
das adjecliv gewaltherrscbig (s. d.), das freilich bis jetzt nur
spärlich belegt ist. aufschwang und Verbreitung gewannen diese
bildiingen durch die Verdeutschungsversuche am ende des [S.jalirh.:
despotie, eine zwang-, zwing- oder gewaltherrscbaft, das
reich der willkühr. Campe verdeutschungswörterbueh 258;
despotismus, der willkührlicbe gewaltsgebrauch, die will-
kQhrliche herrschaft, die zwing- oder zwangsherrschaft,
die gewalt- oder gewaltsherrschaft. man kann beides sagen,
jenes für herrschaft durch zwang oder gewalt, dieses für
herrschaft des Zwanges oder der gewalt. ebenda; gewalt-
herrscbaft, despotism. Hilpert 1,462*; dabei war er (Tarquinius)
nur sehr schwer zugänglich, begünstigte ankläger und Ohren-
bläser, liesz das vermögen aller verurtheilteu einziehen, und
bediente sich desselben zur festeren begründung seiner ge-
wallherrschaft. Schlosser Weltgeschichte {geschichte der Römer
2,8) 2*, 42; mit dem glänze der neuen gewaltherrscbaft der
fürsten muszten auch die stehenden beere vermehrt, muszte
der prunk der hofhaltungen erhöhet werden. E. M. Arndt
Schriften f. m. l. D. 2,79; nein, in so betrübten zuständen,
wie ich sie mir hier vorstelle, ist es die freiheit nicht, der
wir uns jetzt erfreuen, da ist es allein die gewaltherrscbaft,
die das Vaterland retten kann. Mathy in der Frankfurter national-
versammlung 24. juni 1848. vgl. Freytac 22,287; zuweilen stam-
melte er dieses ziel verfolgende, irre worte, unheimlich ge-
mischt mit dem lobliede der gewaltherrscbaft. C. F. Meyeb
Angela Borgia 173.
GEWALTHERRSCHER, m.: despot, ein berrscher, der kein
anderes gesetz, als das seiner willkühr anerkennt, in dem
Rraunschw. Journal 1791 sept. ist . . . zwingherr dafür vorge-
schlagen worden . . . ausserdem habe ich in meinen früheren
versuchen gewaltberrscher dafür vorgeschlagen, welches hin
und wieder gleichfalls beifali gefunden hat. Campe verdeut-
schungswörterbueh IhK vgl. dazu Heynatz: gewaltberrscher hat
Campe für despot vorgeschlagen. Zwangherrscher scheint
mir doch etwas besser. Antibarbarus 52; gewaltberrscher,
despot. Hilpert 1,462'; einen groszen gegensatz zu diesem
werke bildet das fragment: 'Marius und Sulla', der Ver-
fasser hat es auf nichts geringeres angelegt, als auf die
Schilderung der damaligen aufgelösten römischen weit, um
welche die beiden gewaltberrscher, der eine ein wilder
demagogischer held, der andere ein hochstehender, tief-
blickender Staatsmann, bis zur Vernichtung kämpfen. Imhbr-
MANN {memorabilien : Grabbe) werke 19, 16; (es) treffen hier die
reichsten kaufleute der damaligen weit ... in einem und
demselben geschmack zusammen, und in Italien gesellen sich
auch gewaltlierrsciier hinzu. Bdrckhart beitrage z.kunstgeschichte
Italiens 317; es ver.-teht sich, dasz diese regeln nicht durch
Willkür eines einzelnen, auch nicht durch den einllusz eines
groszen denkers oder dichters auferlegt sein dürfen, sondern
dasz sie aus den edelsten Wirkungen unserer bühne gezogen,
nur das für uns nothwendige enthalten müssen, dasz sie der
kritik und der schaffenden kraft nicht als gewaltberrscher,
sondern als ehrliche helfer zu dienen haben. G. Frbytag
{lechnik des dramas) 14, 6.
GEWALTHERRSCBIG, adj.: sind on zwifel nit sömlich
gewaltherrscbig prälaten und bischof gesin wie jetz, als si
sprechend, sin müssen. Zwingli {handlung der Versammlung
in der loblichen statt Zinich) 1, 122.
GEWALTHIEB, m., vgl. gewalt, vis:
Roszlan röcheU' im sand', und schnell, nocli ehe der tiiter
kommende schar das weisz' im äuge des l'einde.s gewahrte,
fiel noch lu.<ulT, und Ismail Beg, und Haroun, der emir,
seines mordenden Stahls blutgier und der rechte gcwaliliieb.
Ptrker {Tunisias 9) 109.
GEWALTHUHN, n., auf die ältere spräche beschränkt vgl. Lexer
1, 974. die erkldrung hat wohl an gewaltbede {sp. 5095) anzu-
knüpfen: da ist ime {dem grafen zu Wertheim) gewisen worden
zu rechtem, daz er oberster herr und faut sei über wasser und
weide . . . auch ist ime gewiesen worden von den güttern,
die nit sein eigen sein und doch in dem gericht liegen, somer
büner, gewaltbüner, frontag und atzung. {Luetzelbach I42l)
Grimm weisthümer 6,387; auch so bat v. b. v. W. von allen
guten, die bebuwet sin hie zu M. sine gewalthune on von
freihen gute gleicherwise als v. b. von Mentz umb fassnacht.
{weislhum zu Mümlingen 1422) 3, 558.
GEWALTJÄGER, m., zu gewalt, potestas: alles wird ein
raub eigensüchtiger, zeitkluger, listiger gewaltjäger. A. F. W.
Meyer Dya Na Sore 349.
GEWALTIG, adj. und udv., eine der ältesten ubleilungen
von gewalt, die dem Substantiv in bczug auf die häiißgkeit der
Verwendung unter allen am nächsten kommt, der entwicklungs-
gang der bedeutungen des Substantivs von potestas zu vis und
violentia beherrscht auch den bedeutungsgehalt des adjectivs, nur
mit dem unterschiede, dasz er in ganz anderem grade eine chrono-
logische gliederung ermöglicht, denn die bedeutung von potestas
ist hier in der neueren spräche nicht etwa blosz zurückgedrängt,
113
GEWALTIG
GEWALTIG t (potent)
5114
«IC nt titm frtitn gtbrauch togar gani abg^ttorbtn und itiri nur
noch in wtnt<ttn i$olurUn rt$ttH ftUgikaÜtn. um m fruMüarir
nt fUr dtn ntueren tpfochgebrauch di» brdfulu»§ ms tu gtworitn,
uahifiid dte um lubilanliv lo eryitbige btdtutunf M» tMtntia
durch die adjecttpbtldung*n iicwolUiiiii (i. d.) und gtwalllliltig
(«. d.) aufiieioijen wurdt. die bedfutung to» tii ingtgtn kal
durch die Uberftihrung in di* kategunt dt$ »djtttin und adretbt
nfue enlmtcklungtfurmen gewonnen, du den gebrautk dt$ morttn
in der heutigen iprachi wetrntUeh betltmmen,
tur duneren form ut der mil dem abUUutiguufHa (i Mr
dem guttural, vgHintiin gramm.':,'ät» neudrutk, WtLUkntdtuluk«
grammatik 'i, ^ 343. MI) in verbnidung $Uhend4 umlaul lu b4-
acltten. die älteiten belege, die auf frinkttthft und meärrdtulichu
gebiet wetsen, bieten nur umgelautete formen, tgU |iwelilig
//Wtand aioe, giwfitig ÜTf*iD 1,3,43. 4,13,3: n. a. dit ikl
ialiireicheren bet»pteU der Übergangsperiode tum miltelhothdtuUehen
daijegen entliehen nch dem umlaul, weil oberdeuUeht» ur$frungt,
vgl. vor allem )iewalllg bei Nutkk«, i. Ga*rr 1,810. »uch in
der mtttelhoehdeuticken penode »erden ilte unumgelauUUn formt»
bevortugl; übeidtet Intt — (n(ipr«/irnd dem allgtmetntn tug«
der ahfchu'dchunt) unbetonter voealt — die form ec, die auf ag
turückführt, in eoncurrent, tgl. gewaltec mhd. »b >, 410*, ga-
Maltrc, -waltic, -wellic Lum 1,9';3; nachtrug m. die neuen
tpiache hat dt» wlUn tuf^xvocal surückge fuhrt, auch du um-
gelautete» formt», di* $ehon im au$giing der mtttelhoclideutuhe»
Periode ttdrker htrvorgttreten wart», macht» $ich bis auf htiitt im
mundartluhen gebiaitcht geltend; IM haltt» tieh nicht blott i»
frankischtm un<i niederdeuttchtm epraehgebittt, iondem auch auf
ötttrrtichisch-bairischem bod*» und umickliesie» dat $ehwäbiicki
gebiet von wette», »orde» und oUt»: geweliiic bei Uairaoio
V. HoLLi; gewellig tptc. tccUi. 78. Konrad v. MKceniKie
32'.*, II. Frankfurter reichscoirttpondens I,IS1 (aus 1410). JVanMr
clironik {d. stddtechron. 17, SM). KöNicsHorBN {d. ttddleckro».
8, 33tt). quellen tum hauernkriegt 1,579. Hans Sacrs 9, 2?h
{fabeln und schiräiike). Erasmus AlriiRos i4*. Micti.i.us Tacitut
4&(i*. deutsche* kirchenlied 2, 1108*. t028 WackernageL — g»-
weldicb sdcitt, leeltchron, 05. 71. Sachsenspiegel, landreeht 3,44
§ 1 Htmeyer, ebenso im niederrh. marienlob 23 Piper und der
rede vo» den Ib graden (Germania 6, 148); geweld-, gewald-,
gewolilicb. Scbii.lch-LCrbbm 2,100; geweldic Trebnitier ptalmen
23,8. 38,3. 20,2. 65,7. 75,4. 88,9. 105,41. 111,3. 118,193.
120,4 (aber 195,2 gewaldic);. geweldigck Alsfeldtr pastiontspiel
1620. 1256. 1275. 2024. 2031 7174. 7292. 7137 [aber gewuldigk 1801.
3^64. 7523). Kölner cJironiken {d. itddtechron. 13,ll$i); ghewcldigh
KiLiAN K 4'; weldich, woldicb, weldeke bei Uibfenbacm-
WOlcibr 893; geweidig Eultuspiegel cap, 91; geweldicb bei
Frisch 3, 42o'; — gewellig Yorauer handschr. det Alexander
466 u. a. genesis 55, 20 fundgruben. monum. Boica 4, 175.
AvKNTM 1, 483 und oft (spdlere drucke beseitigen den umlaut,
vgl. gewaltig im druck von 1560 für 4, 401). MClicos chromk
von Augsburg, d. ttädtechroniken 22, 139. Sttriinyer spielt 1, 172.
der guttural des Suffixes erscheint bei Hans Sacbs hduHg
nti.<aliert; fraglich ist, ob in formen «i* geweidiste (Germania
6, 48) der Superlativ des adjerlivs gewalt (s. sp. 5094) oder unuies
adjectivs [mit ekthli}>$is) antunelitnen ist. formen uie gewelgi>te
niederrheinisch marienlob 29 Piper sprechen für das Ulslert, dtr
auslaut leigt die bekannten gegensättt oberJeulscher und mittel-
deutscher ausspracht, die in dtr ältere» schieibung tur geliung
kommen: gewaltec, gewaltic, gewallig fege» geweldicb.
pidfix und dental weise» dit gleichen tügt auf uit beim sub-
sinitiv, der media kommen auch dit vtrdnderten btäingungt»
dei iidjectivs, das den dental im gegtnsali tum Substantiv un-
veiandi-rt im inlaut fefthdit, nicht tu gute, in den muiid-
arten u-iid der dental vielfach assimiliert oder unterdrückt: ge-
wi'llig (Seilers) Kkhrein volksipracht in Nassau \, 163; gewablig
lUciiKY idiulicon Hamburgtnst 74.
I) der iltert gebrauch: die anlehnung a» gewalt ni dtr bt-
ifutung von potestns. die voUt vtrwtndung det adjtttirs i»
ifser bedeutung umfastt das 11. bis 16. Jahrhundert, wohl
führen einselne belege in das 9. Jahrhundert suritk, vo» tintm
befestigten Sprachgebrauch Idstt sich jedoch erst in der überpingtttit
tur mittelhochd. perioilt rtden. auch in de» vtnri»dttn ^ratkt»
geiiött das adjectiv einer jüngere» schicht a». dit »»ftUidttückt
sptache i. b. begnüiit sich noch mit dem participieiMjttli»^ 19I.
gewealdcnde. powerful, muihty; pottnt, valtdut. Boswortr 4at':
(^''geweaKIcndlice, potrfi^uüy. ebenda. dage§e» vgL tltntedtstk
Taldugr. Miiitiu» 490, friesisch weldicb, miitelnifderL geweldieh
Vkrwus und Vkroam 2, l87!>/f^, gbeweldich OcoBMANa 2, «57.
auf drultehem bodt» Itegl Wa htlupunkt tat wtrwnimuf m dtr
mitielhochdeuttehe» düku»t> '«A AaJtn timtämi §tkr»»duf«rwm
steh »oek bti int 10. jahtkunitri ta ntlHrr htmtgHekkHl, mit
»amentltek auch aus der bibelkbtttettung tu eruhrn ttt. tnt
mit dem 17. Jahrhundert ukrumpft der tttwendunpkrtu ttkatü
ti», wtU raidier aoc* alt die vtrwt»ä»»ttm, 4m auf gewall ■■ fit
tutückfUhre», skk au*dek»e». ta 4«r »pdttrr» ifntht m»4 aar
ao<A wtnigt tpurt», du 4t» tUt» gtbtauek «rtniMa iaam,
und auch 4a ist tt oft fra§Uek, «6 tt* »ukl t/ktUfftt tmf 4k
Jüngere bedeutung leeitt».
a) abhoeh4*uttck* ptria4». <a auff*U*»4em ft§tnntt m itt
ausgtdtkntt» vrrwtn4u»f 4a$ Mtmim mpittrmmttdltm MMilMif 4fM
4tr tpdrUckt ftbrautk un$tni §ijttlim im im 4Unf imtmütn,
dit Talianiibeitettunf »»4 4i« M^uHtr frafmtiO« knrttm «a tlv
kaupl »icht; der Heliand, dtr mablig »akt a» kuodtilimat btitfm
tättt, kal für gewaltig aar ti» ttuäft» btitpiiL 4m UttItM
bekundet alU> dingt itkom ti»» ftrl§«tikHlUm tnlmutimuf, 41t
kdufigere» gebrauck autk okm btktt andläfttt, wtmm 4at
adjectiv kitr uultr 4*m einßuts der tugertm be4eutunf tlekl, 4i$
dat tubttantiv t» rerbtndunge» wie gewaU babeo, ge«all grbaa
trworbe» kat, so fükrt» die wenige» btitpteia aas Uirn» mekr
auf die allgemnutTt aai ursp'iingliehe ba4tuhnf tmiktk, 4ee
44$ $uMa»ttv mit 4tm vtrbum gem^» kat «W 4m tm»4tkit
autk 4tm tijttkt tukawt. 4at wtatkleetkiUnit, dat kitr aafwafw
wii4, ist im t«i»tmt tielpunkt begTe»t$ u»4 fkkrt auf lUabntkt
lickt oder privatrttktlieke btfugmittt. kteri» liegt die ttfrnniaf
gege» mablig. dat v» haute aus abioimle» tkarakter teifl umd
auf kraft- oder mllenidusierunge» allgemetner ort «HvU. 4it
vertchiebung der ursprüngliche» grentltni*. 4u 4utek Ukerttaptf
fetter verbindunge» und durch andere erweHiruuft» det \
vo» gewaltig erreicht wird, ut k«i MoTtaa deulUek
bahnt, er bereitet duiek eerbindung*» mit fawakig artSf |a«»lllf
werüeo den abiultUe» gebrauch mm |a«allif 9tr mad 4rim§t
mit der form des tubttantivierlen a4jetÄn, 4m er bettteim kr-
vorsugt, weit über de» bnkenge» brdeutungiumfmg kimtu*.
a) veibindung mit einer tingrenseude» neibutsmmung : §emetm
oder piipotitionalterbindung.
I)) »i wirilli iliing. ih »agen ibir Ibat. ar aab si4or »alkhagl
lliar »iiieoi druta alDt. ibi er lob klar »«Iba !■ Hka.
Job sini oub tbararo dato glwaUig filu ifcraia.
Orraia k.M.lt:
kewalt netAol ten sin selbes kewalllgen, teo sina acadobarien
gelüste bindrill, aee potettat feterU tut campolem. Noftta
BocÜiituii.' Hattemer; 66 einen gewaltigen oiaa sine« mAoU«
ter tyrunnus w6nda gendien, liberum qu*»dam tnum. li*; foM
diu ist ter man zeablAnne, cbad si, des kawallV;, las tr gaaag»
unda uiige wältig, tes er olebt negeroag, faW arra faiafM
polett, ta «0 talülut. 106* (ebendoit in gttidter Mnlaaf . mkte
bei absolutem gebrauch mabtig . . . unmahtig); b«lia Miat mtm
Disko gewaltig an sloero tdte gAolea iuh obclaa, Itfl gol, UT
al fore weiz twingat 10 demu einen, aaUa eii tiberlas kmmamit
consilüs et actionibut. 225*; aber der iDrnniiko «a* Tora sIa«M
praevaricatiuna beidaro gewaltig wixentbeiie iok «illaa, am
drro praeTaricalione wurten siu bcidiu s& geinat, Ua 9t
cbiesendo logi diccbo acblül fura wir, Hode er wtllcado abd
wile füre gAut. 319*.
3)) 'al wildu »precban*. qaad ar. II BirT al vttaui. waglfe
••gea iitir.
Ibat »teil Ibat thlns( eatl ia ai)«*« »elb«« iMail,
Job bin leb oub iclweliig abar »ilu Ula« Ui*«
in IIb Job lod biuiu. »o «»dir •• Ik glbhiiar
aniwurtlia . . iker . . Ia «ar ik*aio k«iiiok«a ikar
■Ih *sf«B ikkr. lbs( aik kllah ikiki tl«*u al babsilaW
ab«r Mik.
oba ibtr ihst gltaail ran btaaU« al •••■!'.
vtraia 4.9;, Sit
ter was kewallig nber alla dk liolc, dl« d« ama* alwatliUi
kie tawu» rtgebat tteptra p^pmlaa. Noitaa taatUm» ttt alM
geb6t Anloninus . . . 4as ftpiatooma dir ia kitiH lasfa f^
walUgan slna htre-cka«Ma rtkfw, *- fe*n»m mir mAbMi
114*: unda in mlaea aaaaea «irt IrMh«! ala fclMHia ltr«all)
. . . ande laöa in ge«aiii| iaiaaM wmrm, kat «rf 4mmtktmr
ftatibut . . . oada laöa |a«aMt •(■• >•••«•■ ta 4ite aka«
. . . alle wcrilaol sia Ma Ml taM mitntm, ftmktt H^» (kk
«il taiaa band iaa aaar <■■■■, mmi mäm racMa Ia Jb
«aaacr LaiaBa, tkemta arika» IVaiaiMr fMkaaa).
a)) ao ievao gewalt« ÜMra «IpMM, vaa4a da piaallli
pisl Blius M lari. Naiiua la paala n*,k CiBibiii «,hOi
waola nin apaaaaa lat imm et baaia, aa iai «r §tmMt fit
divioiuiere alaea baMaa safikcM 4aaa ayirilaa
WiuuAR pa*ay*rasa tha Aaita iMn Vk,4,
MI*
5115 GEWALTIG 1 (polens, allhochdeulsch)
ß) Weiterentwicklung einzelner Verwendungen auf grund ellip-
tischer ergänzung der Zielbestimmung.
l)) die unierdrückte Zielbestimmung tvirkt in der richtung der
engeren bedeutuug ^vollmacht, erlaubnis' weiter, vgl. oben unter
gewalt sp. 4933. 4935.
a)) thar Tundun sie gnan kuninges thegn
uniankan undar themii werodc: quad tbat he wäri
giweldig bodo
adalkesures; . . quad thai he wäri gisendid tharod,
tbat he thar gitr.anodi raanno gehwiliken
thero höbidscattü. tleliand 31S5.
b}) Privilegium, primus honor, furista era, kiwaltigaz gipot,
lex singularis. glossenhandschr. des 9. Jahrhunderts bei Steinmeyer-
Sievers 4,13; inmunem, giwalligen, al. sihharen. Tegernseer
handschriflen des 10. und II. jahrh. tu 1 Maccab. II, 28 {ut immunem
faceret Judeam, das er gantzem Jiidea . . . den schos erlassen
wolt. Luther). 1,695. ebenso in den glossen der gleichen hand-
schriflen zu den eanones 2, 136.
c)) auf ähnlicher ellipse beruht auch folgende übertragene Ver-
wendung: war ana mag loman skeinen sinen gewalt äne an
demo lichamen . . . mahl tu ieht üz erdrewen gewaltigemo
müote, quicquam imperabis libero animo? Notkeb Boethius 80".
vgl. einen gewaltigen man sines müole<. 81".
2)) die unterdrückte zielhestimmung wirkt in der richtung der
befestigung des staatsrechthchen begriffes von potestas. hier sind
es vor allem die Verbindungen mit dem verbum substantivum
oder mit ^werden, die zugleich als entsprechung ßr lateinisches
regnare, dominari dienen, dadurch wird — namentlich in über-
tragener Verwendung — ein freierer gebrauch des prädicaliven ad-
jectivs vorbereitet.
a)) die geschlossene Verbindung als ersatz für regnare, dominari:
sih, thaj heroti theist imo thiomuati
go wito, soso woroit ist, waot er ther drubtin ist;
er ist giweltig lilu Tram. Otfrid 1,3,43;
wis kewaltig under mitten dinen fienden, duminare in media
inimieorum tuorum. Notker psalm 109,2 (herrschen in Treb-
nitzer psalmen, herrsche unter deinen feinden. Luther); üe
wellen selben werden gewaltig, aide gewaltigen io mite sin,
vel regnare ipsi .\ vel . . adherere regnantibus. Boethius 98* ; wio
sie sih einotön, füre die reges cunsules zehabenne, die
iärliches kewehselöt wurtin, nio sie lango gewaltig wesendo
ze nbermüote ne wurten. 79'; mit tiu ferllesent sie niehl ein
gewaltig wesen, nube ioh selbej ta; wesen, potentes esse. 170*.
6)) Übertragung und lockerung der festen Verbindung: wile
du gewaltig werden, potentiamne desideras? Notker Boethitis
119"; ter gewaltig welle sin, der dwlnge sin geilla mftot,
qui se volet esse potentem. 115*; s6 übel wiht kewaltig wirdet,
quotiens iniqiius gladius additur sero veneno. 84'.
c)) annäherung an den absoluten gebrauch von mahtig: näh
in waren tribuni plebis kewaitigöslen. Notrer Boethius lio';
noh tanne sint io manige diete, dero ein chuning so wei^r
gewaltigösto ist, nieht newaltet, quibus regum quisque non
impcrel. 113".
d)) prädicative Verwendung neben anderen verbis: aht6st tö
den gewaltigen, der daz ketüon nemag, taz er wile? potentem
censes. Notker Boethius lis'.
3)) auch die attributive Verwendung knüpß zunächst an die
staatsrechtliche ausprägung des begriffes an; so unteischeidit sich
ursprünglich gewaltig als beiwort der könige und weltlichen gewalt-
haber von mahtic, das mit Gott, Christus und anderen macht-
habern verbunden wird, die erweiterung des gebrauches knüpß
an Übertragungen an, insofern Gott, Christus u. a. als regenten
aufgefaszl werden.
a)) trübten was ouh wunderlich an diSn $6 höhen unde
so gewaltigen regilius, mirabilis in allis dominus. Notker psalm
92,4 (in der hoe. Trebnitzer psalmen; in der hübe. Luther);
der die gewaltigen unde die mahtigen chuninga sluug, qui
percussit reges magnos, et occidil reges fortes. 135, 17 (2, 472")
(der do irsluc konige groz unde ir totte di starken
konige. Trebnilzer psalmen ; grosse könige . . mächtige künige.
LUTUEIl).
b)) ich kelouben an got futer...sun unde an den heiligen
geist, daz thie dri genenneda ein got ist, kewalliger unde
alemachtiger. St. Galler glaube Müllenhoff- Scherer denkm.
,1^, 2h9; wanda er iriösta sinen dürftigen unde armen Hut ...
föne demo gewalligen ti^vde, liberavit egenum a potente. Notker
ptalm 71, 12 (von dem mecbtigun. Trebnitzer psalmen; anders
Luther).
;') die syntaktische funrtion des adverbiums, die jedoch bei
GEWALTIG 1 (polens, miUelhochdeulsch) 5116
Notker noch wenig entwickelt ist, trägt ebenso wie die Substan-
tivierung in sich die keime zu neuen richtungen der bedeutungs-
entwicklung. in beiden fällen ist es namentlich die annäherung
an gewalt im sinne von violentia, die sich geltend macht: wer
daz wib wäre s6 gewaltigo varentiu, haec mulier tarn im-
periosae auctoritatis. Notker Boethius 19' ; wio gewaltigo diu
natura iro zoum chSre, quantas rerum habenas fleclat natura
potens. 102'; curte din swert umbe din dieh, filo gewaltigo,
accingere gladio tuo circa femur tuum potentissime. psalm 44, 4
(der hell Luthkr; geweldiclichen Trebnilzer psalmen); wafene
dili mit demo swerte dinero lero, diu gewaltigo den sun
sceide föne demo fater. zu psalm 45,4 (Hatlemer 2, 157').
S) die Substantivierung des adjectivs.
l)) objectivierung : aide waz mag tiu gAollicbi gewaltiges,
unde mahtiges hüben, diu mit s6 gnüten marchön bedwungen
ist, amplum magnificumque. Notker Boethius 86'.
2)) personißcierung.
a)) wanda dife gewalligen dirro werlte, die wurden des in
ubelmo, daz iro leges (Ca) föne Gotes legibus (eon) ferzoien
solton werden. Notkur zu psalm 4ö (Hatlemer 2, 163"); nieht
ne fersehent iüh ze gewalligen, nolite conßdere in principibus.
145,3 (nicht ingetruwet in di vursten. Trebnitzer psalmen; ähnlich
Luther 146,3); dero gewaltigön bolgenscaft, offensio potentium.
Boethius 28"; dero gewaltigön göoti, probitas utentium. 80*.
b)) kemag si danne ieht wider demo gewaltigosten, polen-
tissimum. Notker Boethius 154'.
c)) Übergang in die bedeutung 'violentus, superbus, saevus':
föne diu smulzen potentes et superbi (kewaltige und uber-
muote) also wahs föne Gotes anasiüne. Notker zu psalm 96,5
{Hatlemer 2, dil^j. ebenso I03,i6; waz ist tien muödingcn, daz
sie die gewaltigen furhtenl? quid tanttim mirantur miseri . . .
saevos tyrannos. Boethius 25'; mit tiu infüorest tu demo ge-
walligen sin Zorn. 26*.
b) auch der gebrauch in der mittelhochdeutschen dichtung geht
kaum über die eben gewonnenen linien hinaus, das Nibelungen-
lied ist nach dieser seile sogar weit conservativer als etwa Notker.
«) Verbindung mit eingrenzenden Zielbestimmungen, der unter-
schied zwischen persönlicher und unpersönlicher bestimmung läszt
hier bei der gröszeren zahl einschlägiger belege den einflusz viel
deutlicher erkennen, den er auf die bedeulungsentwicklung im
einzelnen falle ausübt.
1)) genetivverbindungen.
a)) bei persönlicher Zielbestimmung:
Parziväl sprach zim 'sit ir
80 gewaldec iwerr liute,
das se ivver biten iiiiite
und al die wile ir von in sit?'
Wolfram Parziväl 753,13;
möbt ich nu wol iu beiden
mit triwen solhen rät gegcbn,
des iwer werdeciiches lehn
genüjje, ich woldej werben:
des eiilie^e ich nibt verderben.'
si sprach 'ir suli gewaldec i-in
des werden küneges unde min'. 635,21;
es (das kiml) wart der Juden gewaltic sint.
Enikkl welCcIirunik 6188;
ob mich morder oder beiden wollen morden und ob ich ir
geualdic wirde, sol ich sie erslahen? der veter buoch 4 Palm;
Arlüs sprach 'da? wil ich tuen.
Gäwän miner swester suon
ist wol so gewaldec ir,
daj si beidiu im unde mir
durch ir zuht die schulde git'.
Wolfram fariival 727,11;
diu fürstin an den forsten sach :
Ir munt dö jsemeilichen sprach
'nu eret an mir riters pris.
ir sit gelriuwe unde wis,
und ouch wol so gewaldic min,
ir muget mir gei)en hölien pin', 136,14;
m^re denn man iu enphalch,
sagten si dem Iruoten
von der frouwen höchgemuoien,
der er gewallig wsere.
ÜTTOKAR österr. reimclir, 90137;
genäde sol bi gewalt sin zwifaltig.
nu hetzä her genäden,
lieb, du bist min gewalticlich gewaltig.
Fl. T. Labkr (/. jagä, 171 Scliinellfr ,•
diu ist gar gewaltik min
an genade diu vil guote
lat mich iruren, iu unmuote
muoj ich an min ende sin.
Jacob vom Wartb, s, IUktscu 243;
5117 (.KWALTIG 1 (potcns, miUethochdeuUeh)
Hebe, Ich erglho mich in dich,
win liu (üli iiilii ^(<K>n^Mt i\n
dl« «ile Ich hau liit leben tnln.
I'KTKK lOt SlAUriRMM Uti
dA tliioni Ich vor Ir betle und bAri wtt il dt fprech.
dt von wart Ich Ir gewalUc, Uat ■! micn olhi •niaeb.
twU tAr« tl »Ich wen«, »6 «an il doek min «Ip.
Ortnü IIS llteläinbueh S). nrUitU f««alillell.
b)) bei unptriönlicher tielbetlimmung.
a)) gedenke, kunliio rieh«
Alexander, wer Ich wir«,
wer wa* K«waldl|er«
der le K"born worU«
lälU und« bürge. I.Aaraicit AltannUr
(&>tti«6Nryrr htnänkr,) tMl;
d«in brtbt er guoie nvr«
da( er gawaltic wwr«^
4«8 guoien landea lUderrlcb.
Uttokab 6%itrT, rtimdir. 1711, ibnto 63tn;
doch wart er vewalilo dar rieb
und baiai diu hArllob.
Knikil luritenbiiek Vtt Stimtuki
leb gibe Och lande« darsuo vll,
all ich ficb bescheiden w||,
da{ Ir dei gewililg tlnt
ein herre wol und üwer hlnt
■Il mlner ninonien werden.
l'iTm VON SrauraMiaa« Mi}
do rurt «r In uf ein hAhe.
um apraeh swai er über a«b«.
da| er lo dea glwalilo UBI«.
ob er In nlder vallmd« bat«. M^cap« S7.S1;
d«> hoir« mir der •iioi« KrUl,
der hiniel und erd gewaUic Ut
Enukl wfUchronik 123 Slrauck, #4m*« (mü
yleiekein rrim) 1&4T8: ßr$lenbii€k S8M;
«r (inroM sprach: 'lieber vaier min,
ble Ist Eeaii der tun din. . . .
du aeolt «liiao,
minas iagidee eu«n.
und tcoli du mich «Iben,
dine «ilde mir verliheu,
gewelilcb tOn dines erbea,
4 du ersterbe»!'. Wiener 0«ne«M 3297.
ß)) gawaltic kleiner vogellin
wart nie ad vasta ein adclar,
sam sl di wAreu maneger schar,
durch die si drungen unde riien.
Konato von WBaiauao PurtoNO/Jin- ItWS;
was wil si mein, was wil al mein,
sol Ich meluei lelbes nicht gewaltig sein?
Erlauer tpittt IM hummtri
sl sprach 'Ich senn« lu acbier«.
CundrI« la suriiere
ruocbot mich so dicke sehn:
swag von erienie mac geschehn,
des tuot sl mich gewaltec wol'.
WoLraiH l'aitival 679,37;
sl d6ht ouch maneger Aren von Mbehinge lanl,
der sl was gewallte unde die ir llagnen baut
mit SiTriües lAde bete gar benomen,
ob im das ouch immer le leide möhie komtn.
Nibclunyeit 13;i2.2; ähul. 1176,3;
grA( trlwe hei Im sft bewari
sin manlicb herxe und ouch den llp,
das riir wir nie ander wip
wart gewaldec sincr rolnae,
ninau diu künegiiine
Condwir imQrs,
diu geOörlerie hii flärs.
WoLrsAB Partitol 7S3,11;
'für dai ors des Ir hie gert
habt lu den man dorg geln mir reit'.
. . . 'megt Irs so gewaldec sin,
anlwurlen In den kocken min.
»6 kuuut ir werdekeit wol luon'. 646,39:
w& von sol man liine vüre min seplllie erkennen?
hie envor dö ksnde man I; wol bi iuuwenial.
da von solde man mich noch von allem rollte nennen:
nusi mir eigen umle iöhen d& geme^eo amal.
kini. ir haltet in den singen der sin nO gewalllc al:
Ich bin slu verslögen ine schulde: mine vriuot. nd llget mich
des namen vrt. MitoBAaT 49.6 heutt-
2)) vtrdringung der gtnetnxonttruttion durch accusttivformtn :
der knnec apraeh 'dea sIt gawart,
um di luo allea dea ir gert.
be>lhiici vasie dia tfir.
Ich schafTa iwina dA vAr
die nieman lägem dar in
uusa ich der 4rsie bin . . .
awat ich rilter gewaliec bin
die müegeu alle dar in.
dag man wol scbouwe d4 bi.
wer ine valich gewetkat si'.
pfafft Ami$ in LamM.
GEWALTIG 1 (poleo*. miUelhorhdeutteh) 5118
a)) prip9tUi»nal9tibinim*T«M.
■')) i| wifln onb ebuaag« cr«nio
über man«« dli gawalile.
«11 niebel waa Ir salkbak,
Ir ll>t und« Ir hand««k«ll.
LsaraicvT. Al'tatätr tl KanM^r kMadsdkr.i
und« nimet «alcb imar «•■d«r sli «r dIa •!««■ le^
und du bber noa baldlu eA gewalilc biM.
dag tr dir a« lang« d«n ilos ver»«ig«n bli.
dloar bberaftai« s«ld leb *•• rebu beb«« rAl.
nbar dl« rl««n and leiwerc
Nad ub«r manche« kale« Mrf
aolt du a« gar gewaltig *«l«. Lmwtim M Mtkaätk
b)) dU g«t«baeb In «Im« laaivrU«,
d«n bll g«boUB bi der wIde
«la l«w«, der waa Vr«v«l geaast.
g«w«li«e tb«r dat Uat-
H0tJt*>i taettt Ita Mumbmtmt
•r boa da «r «Inea pr «b««l «Mk,
•Iwar« uad «lavatitc.
•nd ledoch wa« gewalilc
kb«r «la vll Mlcbel ga«t. pfa/r* *"** tt» UmM,
()) «(«n bllfei gria In scbili noeb s««rt,
•oell or«. bdcb pure aaii i5fB«a ««iti
Ir Sil gewaldac ob der war.
Md« iir erde nat la d«« aar
wat entiinnei Iwer« brUg«.
•t Olrg« oder tUg«. Wairaaa PUtttti IM. 1 1
d« eowold« diu gai«.
dl« der vaicr aad dar aaa baiaa la Ir Mi«.
dl« gregt«B wau« alcbl «artragaa.
dag dl« goi «la« Wald« b«b«a.
d« rl«i al deaa vaur dag.
dar gawBltl« ««geben wa«. taagaag« l^4t Mba.
ß) unter d4» ftrwu» d*r etltptutktu
die fritUtedUlttk« *m$fr4fm§ im dm ditkittj
{9tL 4«f<fM wUtr c), «M aa Mkt/kM pßt§$ tal Mi
Tt^lätkt gefurdn^ a«r attrai ni itt wrihkaf mH dtm
iubttanHwum,
\)\ bttiehitug •%( neUUdu «MM/Wlarn.
a)) geukkttent fabindung:
dag tl gewaltae wcrea. dag tiiaa «i «al acbla.
awag sl geblatea woldan. d«s tarat« saa aUM Ua.
aoa wart dar fursi« rieb«
gawaltic tOsierricb«.
OiTOiAB oUerr. reimtkr. I7M;
nu was ein vaisebafUr aaa
argeireieo In gewall . . .
nnd was tu berrea «tkora
aber SIcilieo dag lanl.
Quincianus was er genant . . .
Acaiba wart do gebetcu
«fl dicke, dat »i tele.
awes si« der berre bei«,
dag w«r« ir gut tu «r«B.
wolde oucb si des enikeren
und siorm willen wlderttaa.
to Bochlec ir wol mlss«gaa.
wand er gewaldec wer«. ;MSsi««al 177,37 Uifktt
dA apracb einer, der kfloic mOlil« es auch baz gctuoo, «m
der wäre gewaltic und «was «r gebiete, d%i aiAaala warn
leisten. Bübthold f. llEcensacBC 2, IS4 ffiifit; 4tr «att tm
geweldich iinroe Janda van Pbaraooe« halfea. •idla.aiMIr. 71;
rompejus ia der alal sS Babjloa «ai ganallif. fiila ia>
aKinerHW 7 JTrUrr;
Ich sib« (dag alr saalt« ia«i)
vll riehen lump aad «r««a fTaa^
Bteman isi rieh« in argaa IIa«
«aa dar gara« «ra ist.
awA riekar aaa nwaltia al,
4i aal anek gatdia w«a«B kl.
aaa s«l sich gara« «rkaraen
Obar dl« edela ana«a. Faataaa« lt. II 6«saaaa.
6)) |«i»«A«rli ««rtia^af .'
welba waga al Itaraa •• Maa <arak dta laa^
dea kaa lak alki kaa«kaldaa. Ir rfttar aal i
dag «a aaa la alaaaa : aaa «atkia ir k(
ji waa vll gawaltk dar «d«l« btaia aal
XHtlmtm tm.h
von Roian ta« d«a Uta« vaa 4w Clk« aas aa dag aar.
aft Ist künec debeiaer ad gawalil« aibt.
da aaki dMi «r«aw«a k«ld«. a* «r dia ta kaaaa (tti. UM,1{
akir «aMMl Salasaa dar ttrlag
alaar «raenraa aaadMwaa dtaf . • •
•a daa kaiaa «fraeft al da:
aaga« alr, aar aalr k««ra al.
lafcar aan kaak aad «a kl «ri? . . .
ai ayraaa s ai aar laai faaaMlaa T
kar «yraaa: vraaaa aa^ i^ii^ aa»
a aMTi asaa« ad aaar«
ala gvwalt gai «aa daa aara aag aar.
Baa« «. 1— aaaBBta aas ke*r IM Ilk.
•ft aaiaa a«^ ftllti
5119 GEWALTIG l (polens, mittelhochdeutsch)
dö wart er ricbtaere,
gewaliich unde maere:
Ilöme unde Lateran
wurden im baide undertan.
kaiserchronik 11415 Schröder;
Isac Abruliames sun
wart nach im gewaltic und frura
unde wart ein erbser man,
als ich von im gele&en hän.
£mkel teeltchronik 4294 Slrauch;
da von wil ich des verjehen,
daj er ist gewaltic und starc
und vil sinnic, wis und liarc. 7687;
do uam uT sinen palas
der keiser Katherinen . ,
und mit sernTten worten sprach: ..
'nach miner liuniginne
saltu gewaldigest wesen
und mir die liebeste u; erlesen,
die ich nu indert schowe.'
passional 079, 69 Köpke.
c)) Verbindung mit faclitiven verbis:
swer hilfei rechen min leit,
ich gibe im (die) Sicherheit
dag ich in cndeliciie
gewaltic unde riebe
wll machen e ich erwinde.
MoBiz v. Craon 210 Schröder.
2)) Übertragung auf göUliche macht {vgl. schon die sp. 5118 an-
geführte stelle aus Baus v. Scbonebecr):
dar undir wärin
di dir von goti lärin:
dai wärin di herrin
di güiii) Israhälin.
ein andir si sagitin,
also si gilesin habitin,
da;, gut wer df demo himili
sam giwaltig sami hi nidini.
eiiiyanij zui älteren Judith nach Müllbnhoff-
ScHERER ilenlimäler 1^, US;
der llp ist ce fleischlichen sachen
weich unde olialtich {unhallichi):
80 bist ave du herro so gwalticb,
da; du in wol gisterchin malit
mit diner gotelichin cbraTt.
litaiifL bei Hoffmamn fundqruben 2,216;
nu was ein gro; gotinne
vil gewaldec da gewesen,
die da; volc bete uz erlesen
an sunderlicher werdekeit. passional 13,27;
der vater. der den sun bete gisant.
der bewerte wol daz.
da; er gewaltic, weise, unt gut was.
anegenge 9,49 Hahn;
er ist gewaltic unde starc,
der ze wihen naht geboren wart,
da; ist der heilige Krist.
Spkrvogrl, minnesangs frühling 28, 13 ;
'Silvester', sprach er, 'bore michl
du spriches so, da; swen Christ
an gotelicher mitewist
si gewaldec, starc und da; leben,
wie hat er danne sich ergeben,
ist er des gewaides got,
under schimpflichen spot,
des er vil hat geliden'. passional 81,53.
3)) Übertragung auf unpersönliche träger:
des antwurte Sifrit, der kreftige man,
'müet iuch da;, här Hagne, da; ich gesprochen hän,
so sol ich lä;en kiesen da; die hende min
weüeut vil gewaltic ble zen Burgondea sin'.
Nihelnnqen 121,4.
y) die attributive Verwendung des adjectivs zeigt vor allem in der
geistlichen dichlung eine erweiterung ihres gebietes, da das adjectiv
mit bezug auf gott gern angezogen wird, die freiere fügung in
der poetischen kunstform begünstigt dabei diejenige form des attri-
buts, die sich der apposition nähert und zur Substantivierung führt.
1)) weltliche macht:
l'ur dem chunige in dem sale
da vant er boten Daiios
aines gewelligen cbuniges.
Lauprecut Alexander 466 Vorauer handschr.,
ähnlich 1429.
vpi. des waldigen koninges kint. Brdn t. Schonebeck Ao/i«(t>(i 294;
du solt ein künec gewaltic bi neben Etzelen sin.
Nibelungen 2095,4;
unt sint erstorben alle mine man,
so hat min got verge;;en ich armer Dietrich,
ich was ein künec gewaltic Mr unde rieh. 2256,4;
lä; dir mit triiwen wesen leit,
da; du ein kunic lobelich
gewaldic und dar bie rieh
hast dine gote verl&n,
die dincn eidern bän gestän
bie in manchen Sachen.
livländische reimchronik 6406;
GEWALTIG 1 (polens, mütelhochdeutsch) 5120
und dar umb gepöl der geweitig kaUer Alexander seim volk,
daj e; der veigen nicht seg. Konkad t. Megenberg buch der
nalur 322, 11 ;
dS sol ich mime herren werben ein ander wtp,
Sit diu ist derstorbei! der schoenen [lelchen lip.
ich wii nach Kriemhilde liten an den Bin :
diu sol bie zen Hiunen vrowe vil gewaltec sin.
Nibelungen 1109,4;
sus kerte er dannen zehant
unde nam von den mairen,
den gewaltigen Romseren
urloup unde boteschaft,
swaj er belwünge mit kraft,
da; er da; zeigen haute
und ouch in da von taete
etslich reht und 6re. Gottfried Tristan 5910;
und alse der zins üf sine vart
hin wider trlant geschicket wart
und da; fünfte jär in gie,
so muosen aber diu zwei lant ie
iemer ze sunnewenden .
die boten ze Röme senden,
die Röme wol gezaemen,
und da; die da vernahmen,
welch gebot und weihen rät
der gewaltege senät
enbute unde sande
einem iegeüchem lande. 5992;
die Joseben chouften do si in zfi Egypte lande brabten,
si verchouften in sSre zfi eineme heiren hie; Putllar.
der was ein geweitig man, deme was da; bere undertan.
genesis 55,26 fundgruben,
von sinen gnaden i; quam
da; der herre siechen began :
da; dem gewaldigen man
ze gro;er selicbeite quam. Trierer Silvester 45;
warlicben soll! dehein ricliir herre. odir ein geweltigir vriwent
zu iwenne höse chomin , mit allim vlijje werde iwer hü»
gechert und gereinit. specul. eccles. 82 Kelle;
nu was bi in ein reiner degen,
beide gewaldec unde wis,
der hete an imo auliclien pris
in dem er trat die anderen vur,
dai; vil nach die willekur
alleine an sime herzen stant. passional 9,59;
nü was da bie gese;;en
ein beiden wol verme;;en,
beide gewaldic und rieb,
dar bie was er tugentlich.
livländisclie i-eimchrotiik 261.
vgl. gbeweldich heer, souveratitf vorst. Oudeuani 2, 658.
2)) Übertragung:
vrowe, aller högeste minncrinne,
num in dine hant alle mine sinne,
aller gewelgiste keserinne . . ,
num minen dinst minnencliche.
niederrhein, Marientoh 23 Piper;
er ist, sprichint sl, der starche herre, herre aliir tugindi,
ein geweitiger herre ane sineme vtige, dominus fortis, dominus
virtutum, dominus polens in praelio. speculum eeclesiae 78 Kelle;
tot ist die henne die do anszzog soiiicli hiiner. ach gott,
gewaltiger herre ! wie lieb sach ich mir, wann sie so zuchtic-
liches ganges pflag. ackermann aus Böhmen 12;
ouwe, gewaltiger Krist,
wa; eren uns benomcn ist,
minem herren unde mir!
nu enbirt er und ich enbir
der €ren der uns was gedäht.
Harthann V. Aue aimer Heinrich 1297;
got gewaltic, wa; du schickest
wunderlicher dinge an allen meini
für der himele dach du blickest
unde durh der belle dillestein.
Konrad v. Würzburg lieder und Sprüche 1,1;
swer sich unreiner lust irwerlt
unde vermidet böse dat
unde setzet sinen rat
an den geweldegen got
unde lieldet sin gebot, säch'i. weltchronik 65;
so wil ich dir in nennen,
und wisen blne^ namen sus:
min herre i&sus Kristus
da; einbornegotes kint . . .
der höhe ob allen listen
aller wisheit urliap treit
mit endelöser wisheit.
in drin namen eine,
hcilic, eine, reine,
gewaltic eine lebende,
Sn ende leben gebende.
Rudolf v. Ems Barlaam und Jonaphot 50,21;
ich geloub das er da sitzt zu der zeswum sines vatters, im
eben gewaltig unnd eben ewig, bekenntnis formet d. abtes Bechtold
(1250) bei Zellweger Urkunden 1,1,58; wat bis dik wan min
5121 GEWALTIG 1 (potens. in d. älter. getchäfUpr.) GEWALTIG I (poleoi. in d. ätitr. gmekäptpr,) 5123
liere got? want w« U liere Anr dich b«re ov« we it |ot
Ane dicli, got. ovirite, Leale, geweldiite, allrrittweldUie,
barmlirrziitte, iodc gerebiiile, btneltcliUl« ind« offeobirule
•I6de iiide uabegrUlicb, unwuiidelb^re lud« it wandelet alle
diiicb, iiide die slolten leidet d6 in dat aldir, inde ti eii-
HJ/zeri ea iiiei. di* ride vo» den XV f,Tadt» (TtUitr kundtchr.
de% u. jahrh.), Germania 0, It8 {vgl. ubtn ip. bottl); acb berr,
»ie uft er mich gevangen bAl, da; niicb diu aller lugentlelcbtl
... diu gewclligit allzeit bdt erbrit au; teincii tcharpfeo
l.liU'ii. KoHRAü V. Mi:cR?<B»tc buch der natur loi, 7.
ö) ßr die function du ad*ftbtum$ Irrten du btUgt i» itr
mitlelhoMtuUchem ptrioJe gant turfuk; hiefür liegen in den
formen gcwullcdicbfu, gewallecllcbe (i. gewaltiglicb) betondere
l'iUurtgtn vor. auch die lubslantmerung un$eTe$ »d]etU$$ i$t
hier wenig entwickelt:
Adritaui dur wart lotiivtr.
rliie« gewaliligvn wtrl li«r genrar.
luliani do her den Irsacb,
weder en her ernitlichen «prachs
mache, ila^ mir Secundu« lu rede,
da» wel ich dich Kuillchen bede.
do tprtch der *ulbe (.'«waldlgt mtn ...
Sfcunaut no (**chi. f. U. alltrlhum tt.MS).
e) tu der Übergangsperiode ton der milUlhochdevteckem $mr
ntuhochdiuUchen teil machen $ich die einulnen ttit/ormtn der
prota mtt ihren besonderen bedingungen für die bedeulnngs-
entuieklung de$ adjecdvs geltend, m dltnen ekroniken übermegl
die terbindung mit einem persünlichen genetie, du tiek enger
an die oben belegten fügungen anlehnt, die reekttfracke betor-
tugt perliiiidungen mit unjiertönlichem genetit, bei denen die
parallele von gewatl und beiilz durchschlagt, in der gesehdft-
sprache der Urkunden tritt die auf eUiptitehrr fügung beruhende
attributive Verwendung mehr in den Vordergrund, vereintelt
werden auch schon ansätu tu der bedeutung violentus bemitklieh,
so in der Verbindung gewaltige band (t. unter 2); doch ist beim
adjectiv diese entwicklung lange nickt $o früh belegt mie an der
adverbial f Ol m gowaltiglicb t. d.
o) die sielbestimmunii wird hier fast immer im genetit an-
gefügt, prüpositionalverbindungtn sind selten: to Babilnoie ir-
buf sik dat rike, die wns geweldich uver alle land. Sachsen-
spiegel landrecht 3, 4t § 1 llomeyer; vgl. auch die infinitive mit zu.
1)) mit persönlichem i/eneliv:
a)) welch geaellen nicht beleiben wollen, der aie nicht
gewaltig wereo , di solt man lazzen reiten, (bestrllung der
Söldner 1388) d. stddtechroniken 1,173 {Nfirnberg); und wollen
das fQr uns und nlie die untern, deren wir gewaltig sind
und una zu versprechen sieben, getreulich und ungefährlich
helfen, in kraft dieses briefrs. schreiben des hersogs Ludwig
von Ingolstadt (1436) bair. landlagshandl. 4, 8S Krenner;
jr wori woion .«o menchvelülch.
li enwereu der kncichte ueit geweldicb.
GoiraiD iUesN {bouh ran der siede Colne),
ii. slddlechioniken 13,118;
und verput ullen seinen gescbloszen, das man den jungen
brrren berczog Ludwigen nicht einliest dann mit einer anzal,
das si sein gewaltig möchten sein. d. stddtechroniken A, 123
{Augiburg, su UM); wollen die von Auspurg willig sin, so
wollen ti des kaisers gewaltig sin (einßust ausüben auf, gut
stehen ßr d. k.) umb 9 lusenl guldin. 4,3«;
int want hint din aveui U
und des leWen Crlitui geweldich bis,
to mois du um hint mdcben hoili
alle de uns hat«ent ain ante tcboiU.
GotraiD llAetN {bouh ran der siede Cetne),
d. tlddilediroxiken 13,79.
6)) wer aber, daz kein jud in den vorgenanten steten mit
icmant, der in solch gült schuldig were, an der rechnung
siozzig würden oder ze hert sein wollen, ao sol dez der rat
in der stat, do dann derseih jud gesezzen ist, gewallig sein
und uff im bleiben, (vertrag der bevollmdcJitigten kOiiig Wensels
mit dim slddtebund wegen der judenschulden 1385) d. stddte-
chroniken I, 117; so ea aacbe wehre dasz uns ehehafflige noih
.-iiitrelTen würden als gefangnüsz, krieg oder ander gescbicble,
unser oder unser manne ehre und leib tu lösen, datt wir
«Innn derselben unser fürslenthumb, land und leule gewaltig
sein, zu thun und zu lassen. Urkunde hersog Bolkos von Schlesien
(135;)) bei LüRiG cod. Germ. dipl. 1, 1091, f^i. IUltaus 89S; ttirbt
ain man An gescbaeft, und lict hie bausfraun und cbint, so
sol deu wiieb der chint und des guots gewailicb sein, ttndt-
':t von Manchen 124 {Auer 49).
.)) unpert'önlicher genetit.
a)) do er io di« tUt ko« 4o iMf §r • hutr, die di« atal
und la verkauft ketten !•*■ i$m *o« IbilMd. d«o tcUlc
er iie baubt ab mtl am a«lk« ka«4 m4 ward im tUl §»■
wältig |>it ao den Hucken. 4, äidtedtrtnden 4,01 (iafiNrf,
IM IMO): auek dadm «i« di« diocr« ab«, de« die porle« befol«
waren, und «Ml«« «i« äam dar, die in avSna. alt« dax
tie der porten «nd dar Ikorae gawcld^ «ardaa «sd ««ck
tiut. 17,35« {Mains, t« ins).
b)) twai aver «r kal da« er gewalticb Itt, liC 4n «to
beraiUcbefft« oder an fale oaff der erde, lo 4m alal «iar
drrvur, dat er mit der ttat fodloel bat, a«i
twelber iaie daz i«l, daz toi «r iiiarao aU aia <
stadtbuck een Augsbwg 7« Heyer; i«a ak«r «to k«aain Miar
ein butfrowe, du büter bant in Ir baal «nd dar favalli«
tial te den beiligeo twerreot, dat e« ane ir »ltt««d«. kalfe
und rat getcbeben tt, die tüln dar kAaa« ml daa «ii« ladlf
tin. (ISii) Züricher st-sdtbAcher l, l«7; ■«• a«ll Um «Mb im
(Uli lattrn in gewerea etc. da« i^ ■«■ uM fkit im mta
geweitig tein lataen, data er «a ««ff «atoaa ftvla wai mläa
beben und vortretlen mutz, ffaia» am ffarkawyifrf (*>*•)
ebdruek MM VOciLi:i IMI $. 471*; da ti di ascka «s tr baol
gaben, da waren ei ir oicbl ma gewaldic. fhiber§tr sUittedU
49, <6 Krmisck; gebit und vorreicbl ein nun i« gebagetoa
dinge vur rirbler und vor Kbeppeo eioM tinir kindtr baailirt
mark in alle tio gut vor na tzn oemen vor aodirn aiMS
kiodirn oocb time lode Izu tune and txn latroa. di «fl«
ber abir lebil ao wil ber lelbir gewaldig tio d«a gate« nai
dumitle tun und laten. to tat di gobc blibao. im alb !•(-
mische reckt 4,31 [Uman loa); vorgbift ea wal, «f ka ftert«
•tat meo dat dar deooe antwarde, da «ile ba lata «o «Uta
be det gbeweldicb tin, dat na i* nra gavr. iie Cerianaakra
Statuten 9 Cischen: C8ne Ürellz it gekomea vor gtkegl diag
unde bet gegeven L. tioer aliken boifrowrn tio egao lu
eime lifgedinge; telven wil be det gewaldKk tin, dia «üa
be levet. Hall'fche jahrbüther {ende 14. jokr*.) 1,434 Herlel;
unde let be sik dat recbt lo drao iare« acktaraa, ai im
vor de dörre, legghen, to zai da fbasa d«a« i» mmi !•
hOret, det gbewoldicb wesen. WtAf äeiänf 3,1,4 SeUfkr:
to toi der ribler der frowen vormunl *in, not dat tl Ir
einen geneme, und to! die frowen iree gnte« gewaliic tan,
det er ti ungewallic bete getan. Schmahenefegel cmf. 44, i;
gestet be alto, to bat be dat cintgelt gawunoea, aada
der Hehler tal ia in gewaldic tun. Fretberger staitrecU t, 3i;
so tuln si far den ribtcr varen, in det gerible dat gut
lit, und tuln et dem klagen: der toi m ir gut« gcwabia
machen. Schieabenspiegei 92,3; wirdel rinen maooe ein kM
geeigenl, als recht ist, daz tal man im rumen in vir<aka
lagen; oder ieore, der da inne itt, ramrt ke it mcbl, ka
verlutit tecbzic tchiliinga ... tut be det dennoch nicbl, a«
sal der richter mit im dar gen unde tal ia keifen, dat da
gerumet werde aoe Widerrede ... itt ke la craae, k« *«I dt
burger zu im nemen unde tal ienen utvriaaa SM« aal diaaa
darin v«isen unde sal it in gewaldic macb«*. UntMtfm <a<^
recht 5,20; geaten ti abir alle, alt rccki iH, aa ■« MM ir
ir erbeleil leitten unde bewiaeo {■ drflw diag«. lal ■«• 4««
oicbl, der richler tal ti it gewaldic MMrk««. ft,tt <• ••^H
dem vorgen. Merten do mit vrag oad onail, m acMl air
mein recbt geben, daz hat er geUo, nad «dMll ick li 4««
baut gewaltig machen and an dt« ge«rr tcttc«. Wiener wf'
künde roN I3M (aiiJ DccLLiot km. «fvil. lenlk. 3, 71) bet Haitaaa
C96: icb obgeoaoler Jobanoea karr tu Akeaefetf, md Ick
Miciaua berr tu Ab«n*perg «ein tobn aalaaa im kaaMiM
prior, convent und all ihre aackkoiMMa itt kaMMM |ik
und gelte ein , aott noter naia «aM ftwiar» lia Ikr aalt
unnd gewier, unnd macbca tl dar faaaMg Msartl la liaft
detz bneff«. stift>Mrf ie$ UmHrt aa Akra^OTf (MO) hä 9mm
1, 329; dieweil «vir «bar ia toick al gaaaal g^ «a iwjiWl
Zeiten nit gekaufleo, aad kita aaf ikr '
gewaltig gemacht kakaa, ao toll
binder dem ebrw : la galt karr« Caaradaa «kl, «der aato
narbkommen aod daa taavaai Sl Bahaana fMitkiaat n
Rageoaparg alill lifaa, aa laaf kia« «Ir Aa |ill ia
ala akM g««rkrik«a aialwl» lakäaAaa aa4 rfa imm
aoff ikr kaalflra aiagaacltl m4 gavakif
ehendn mni ifl"*-
3)) nnd owc er daaa« laaaa aaa a« iai kake«, üa te
»aben and borten, dat rt ia di« Bkaa, die «ia t« 4m aalbca
ttica gewaltic «raren ta tkiaafc SMaakruprfd a^p. M, i;
Mai
5123 GEWALTIG 1 (potens, in d. aller, geschäßspr.) GEWALTIG 1 (polens, in d. älter, geschäflspr.) 5124
wir wellen und setzen, daz die schergen und vorsprechen
chainer schidung gewallig sein, sladtrecht von München art, 271
{Auer 106); wir haben uns auch vollen gewalt behalten und
uzgenomen swaz wir fürbaz zu disen vorgeschriben gesalzten
erdencken chünnen und mugen da von gemainlichen riehen
und armen zuht, fride und gemach wachsen und Isomcn
mag, daz wir daz alle zit gewaltig sien ze tön. (zweiter zunfl-
brief von Augsburg 1308) d. slädtechroniken 4, 145.
ß) für die Verbindung mit dem verbum substantivum Idszt sich
die bedeutuiigsverengerung und ebenso die Unterdrückung der ziel-
bestimmnng an einigen beispiekn anschaulich verfolgen: ist er dann
gevangen in unsers herren gericht, das zu Fügner schrann gehört,
so sol man in antworten auf den dingpühel, und wer dann der-
selben schrann gewallig ist, der sol uns siezen und unver-
zogne recht tuen, landrecht im ZiUerthal, öiterr. weisth. 1,320;
wenn der kamrär nicht geweitig möcht in allen Sachen sein,
so sol im der vogt helfen. Öffnung und rechte von Olzthal,
ebenda 3, 'i; und hant öch die vorgenanten Juden oder den,
der dis brieves gewaltig ist, getröstet und gelopt uf dem
selben phande getrüwelich ze schirmende. Basler urhundenbuch
(1335) 4,120 Wackernagel; wenn das jar auz chiimbt, so sol
di fraw von newen anvengen, oder ire kinder, ist dass sie
dem guet geniig und gewaltig mag sein mit dem paw an ab-
ganck. (Urkunde der abtei Chiemsce 1462) mon, boica 2,513;
sölliche stösz ist vor zeiten pei unsern gedingen für recht
kummen, und hat recht und urtail erfunden, daz ain ieklicher
sol mit sein aigen gut frei und ledig und ganz gewaltig sein
und seinen willen darmit tun. civil- und kriminalstaluten von
Münsterthal (1427), dsterr. weisth. 4, 359 ; parrochianus, qui dicitur
vulgariter geweidig man . . poterit sibi ortum construere in campo.
Kölner Urkunde von 1341 bei Lacomblet 3, 361, vgl. Kehrein 31*.
y) die attributive Verwendung des adjectivs erfreut sich gerade
in dieser stilform einer vielseitigen entwicklung, da der kreis der
substantiva, die eine Verbindung mit gewaltig eingehen, hier sehr
ausgedehnt ist. die staatsrechtlichen machtfactoren treten zwar
zurück, dagegen nimmt die zahl der auf die Vorstellung einer
Übertragung der gewalt zurückführenden substanliva zu. hier
wiederholen sich die bei gewalt oben belegten gegensälze, indem
bald die Vorstellung der machtausübung, bald die der Stellvertretung
in derselben überwiegen.
1)) Verbindung mit staatsrechtlichen typen : ich grave Hainrich
von Werdenberg vergich ouch, dag ich ainen gelerten aide
gen der haiigen gesworn han, allej dag gelriwlich staet je
halten und ge voUefuern, dag hie verschriben ist. ich sol
ouch bi der vogtai beliben bis an ainen ain welligen und
gewaltigen Hömschen kuenig. graf v. Werdenberg verpflichtet
sich, der stadt Ulm zu helfen (1328), s. Ulmisches urkundenbuch
2, 82; ich . . . mein hausfrau . . . verleben offenbar mit dem
briefe, dag unser vater Chunrat der alt Torsch ze Ichen hat
genomen von unsern genädigen herrn herrn Ludwcigen dem
bochgeporn fürsten ze Bayrn und geweltigcn kaiser dez rö-
mischen reiches, einen ward. (1381) monumenla boica 4,173;
ir moicht geweldich sicherliche
koninginne sin over all min riche,
darzo hait uch min herze erl<oren,
waut ir sit koningis kint geboren.
GoTFRiD Hagen (boicli van der stede Colne),
d. kläiUechroniken 12,28;
ollen den sie kunt, die disen brief gesehent..., daz wir Adilbeil
. . . mit verhenknisse und ordenunge dez edeln herren, hern
UPidolfis, von gottis gnadin eins geweitigen marggraven von
Baden, ... gebin und entwurlin sulent unvirzogenliche von
dem zehenden dez dorfis und bannis zu Steinbach vier und
zwenlzig phunt ballere. Öffnung und recht im Ötzlhal (1312)
bei Mo.NE zeitschr. 7, 359.
2)) machtausübung in Stellvertretung.
a)) ausprägung der Vorstellung der ^machtausübung' : wa ich
iu erwette den rehten munt, den gewerten munt, den ge-
waltigen munt, näh Swäbe i, näh Swdbe rebte, so von rehte
ain vri Swäb ainer vrien Swäbin sol, mir ze mineme rebte,
iu zuo iuwerenie rehte, mit mineme vole werde engegen
iwereme vollen werde. Schwäbische trauformel (Miji.lenhoff-
SciiERKR denkm. 1^,319); ich spriche meinem herrn zu recht, das
er zu dreien zeiten gewaltigen ban hat, zu wihenachien u. zu
Ostern u. zu s. Peters mess und zu ieglicher zeit drei fuder
weins ussleget, das ist zu den dreien ziten neun fueder.
Grihh «f«s</i. 1, 754 (Unlerelsasz, Neuweiler); ich Asm. Pirkner
an der zeit meines gnedigen herrn zu Hol etc. richter bekenne
offenlich mit dem brief. als ich an offner schrann in der
hüfmark Pillersee mit gewalligen stab sass zu rechten: da
komen die 12 geschwornen rechtsprecher. landrecht von Pillersee,
ö$terr. weisth. 2,90 anm. ; dasz ich mit gewalligen stab zu gericht
sasz. Urkunde von 1450 6« Hältaüs 1713 : so offent man euch, das
mein frau oder ir anwalt, wem si gewalt darzu geil, hat einen
gewaltigen richltag in irer freien slift ielzo in dem pantäding
mit minn oder mit recht umb alles, das ir laut und güeter
angehört oder anget. Öffnung und recht im Ötzthal, österr. weisth.
3, 73; anno 1282 ist Albrecht der erst hertzog zu Osterrich von
sinem voller küng RudollTen zu gewaltigem gesetzt über das
land Osterrich. Basler chron. 5, 17.
b)) machtausübung und Stellvertretung halten sieh die wage:
item . . . solle ein apt von Swartzach liaben sitzen von sant
Peters gnaden einen gewalligen schultheissen zu Trusenheim
an dem gerichtc. Grimm weisthümer i, 734 (Unterelsasz, Drusen-
heim); ist, daz he ein dinc sitzet oder zwei, ab der undersle
voit dabi nicht ist, waz vor im geteidingil wirdit an ein zil,
daz bezugit man wol mit im, wen he gewaldiger richter ist
unde sin gerichte von dem konige hat. Freiberger stadtreeht
34,3 Ermisch; ich phleger zu Baienberg bechenn offenleich
mit dem brieff, daz ich zu Praitenpach auf deichen tuiding
an dem rechten saz mit dem stab als ain gewaltiger richter.
{Brandenberg 1434) österr. weisth. 2, n6 ; es sind unsre land-
recht, das ain ieder pfleger ze Kropfsperg ain gewaltigen
richter haben sol zu lassen und ze tuen und sol dhainen
arm noch reichen nicht gepieten gen Kropfsperg zu taiding.
landrecht im ZiUerthal, ebenda 1,318; wir die geweidige ind
verdiende scheffenen des hoen gerijchtz zo Coelne. (1430)
acten x. Verfassung d. stadt Köln 626; do griffen si ouch zu hant
den selben burgermeister unde hiwen on an vier stucke,
unnd ouch andere redeliche gewaldige luthe, radmanne, di
das mete wüsten, den hiw man di koppfe abe. Stolle
Thüringisch- Erfurtische chronik 3 Hesse; in des brobstes ab-
wesen mit erlöbnuss zweier oder dreier der gewaltigosten
Chorherren in namen und stat der andern. Ordnung für den
Stiftsschulmeister zu Münster {Graubünden 1420), Sammlung . . päda-
gogischer Schriften i2,i6; meiner swcsler kint, der got genad,
der ich doselben gewaltiger pfleger war. Fürstenfelder Urkunde
von 133S, mon. boica 9, 177.
c)) die Stellvertretung gieht den, ausschlag: es gepeut unser
genedigister herr kunig Lasslaw zu Hungern ... sein obrisler
baubtnian her Wolfgang von Wallsse, sein gewaltiger lant-
marschalh in Österreich, copey-buch d. stadt Wien (1454), föntet
rerum Austriacarum 2,7,13; item, und mainent si die selben
schiltberen, in sol chain richter nicht gepieten umb chainerlai
sach an meinen herren oder seinen gewaltigen hauptman.
(gericht im Passeier) österr. weisth. 5,94; der gewallige böte.
Mühlhauser rechtsbuch 12 Fürstemann neben waltpode, gewalt-
bote (s. d.) und mächtiger böte vgl. Becb Germania 5, 242.
S) hieran knüpft vor allem die Substantivierung: die virde
Sache der eliaftigen nodt kumpt von hcrndinste. die ist
manchfeldig zcu erkennen, wan des hern dinst mit urteiln
geboten wirt, ader der rat gebut in witpildc, ader des herrn
gewaldigen ader sein selbst böte; das dinst mus man dan
tun. J. PüRCOLDT rechtsbuch XXXI, s. Ortloff Sammlung deutscher
rechtsquellen 2, 184; darüber mehr thun wir ihnen die gnade,
das sie nirgendt mehr unsern gewaltiegenn, noch unsern
voigdten noch mannen unterlhenig sollen sein. (Weimar 1310)
bei Klingser dorfrechte; do sprochen der fursten gewaldigen,
is envvere om nicht nutze das her sie also bescbedigete ane
redeliche schulde. JonA.NN Bothe thüringische chronik 611; nu
hiessen on die herren zu Ooringen unde zu Missen dorumbe
beteidingen uf einie tage, den ir gewaldigen mil om bilden,
worumbe her sie roubete. ebenda; do sy zu deme ralhuse
quomen, do was das ratbusz geuffenl, do erschrocken di
bürgere gar sere und frageten, wy das zu ginge; esz en
wolde nymanl wisse, eyner fragete den andern under den
gewaldigen, si sprochen' alle, si woston sie nit. Stollk Thü-
ringisch-Erfurtische chronik 2 Hesse, vgl. Sciiillbb-Lüuden 2, 100,
vgl. auch gewaltiger.
d) auch hier giebt die bibelübersetzung, der sich die geistliehe
prosa des 14. und 15. jahrh. anreihen läszt, ein anschauliches
bild von den mannigfachen Verschiebungen, denen der lilterarische
gebrauch des adjectivs im Überyang zur neuhochdeutschen periode
unterliegt, es ist nicht blosz erweiterung und ausdehnung, son- j
dem in mancher hinsieht auch eine Verkümmerung zu beobachten, j
im cod. Teplensis z. b. tritt die Verwendung auffallend zurück, 1
während die Trebnitzer psalmen andererseits den gebrauch steigern, j
., 1 25 GEWALTIG 1 (poteui, in der bibelübertetsung) GEWALTIG 1 (poleos. in der bihelüberieltun§) &12tt
bei I.UTHin büt:tn die charakttrütuehen forwun 4Uerm g4brauelu$
an geltung etn, wdhrenJ einvje andere, $o Mwuntiuk du aliri-
bulive functutn und die iubttanUvxerung, tomkrtiln,
a) du veikitmmeiung der bulier beforiugUn f«bmuk»formtll,
t)) die verbi'idung mtt einem genrtiv oder einer tndern form
dir tielbe$limmung eiretchl in den TreliinHer ptatmt» tkrr* AMf-
; <fnA'( und tcliriimpft dann roteh lutamntrn. tm iike$ttu mrd
)ic nut/i in der /ürieher bibel fetIgihaUen,
a)) DUO Ton tiein dnleo worlteicben, das Ul, das Ir dpfl«
l<:i. merken und gi*luulien >ülli'Ul, das gut nn iierri) iil un4
un-«r ullcr gewaltig itl. Nie. v. Uaibl lU; goll, d«r nein
und ewer gewullig i»l, getraue ich wol, er wrrd« mich vor
i'ucli betcbiruien. atki-rmann aut H6hm*n U; unde b* gsp ti
in di hcndi! der leuie, unde geweldic «int Ir di tl bttUn.
Trebnilstr psalmin lu&, 41 {et dominnU ranl «om« qui odtmat
eos, unde iro Uenda wi^llen iru. Motu*; und di »i bavteo,
die hersclilent ir. EccttTiiv. koButcia; dat über ti« berr-
Kcbe(eo, die inen gram waren. Luritia. dkmtitk Eci. kAOTtaca
10«, 11); di gcngf min bi-ricble alna der aproehin dm, unde
Hiebt gcweUlic inwcrde min aliii unrecbi. Trtbnilter pialmen
IIH, l'.t3 (</ non domiielur mei omnu imuililii , unde neli^in
uuri-bl oe walle uiln. Noriia; allei unrecbt bertcbl mein
nil. KccisTdi«. Kuaiaciia; und lui kein uorecbt über micb
lit-rrscben. LuTHta ti9, IS3. ebento Kca. DiKTinaKacia.
Kautzücr); darzuo <>o ba^l du oucb einen Duowro glouben
in kuorzon joren gelatan ufgon, und das tinl rristonmenscben,
lind in dem selbun gloubau so bast da ir also vll gelosen
wcrdro und uurh also gewallig über una werden, also daa
mich uurb wunder bul. buch von den fünf mannen bei ScnnibJ
fiicolaut V. Hasel Vii.
b)) wiiiu aber minen willen tun, sA wil icb dich ^ren und
\>il dicb gewaldic tun olles mines rielii« und wil dirb nenien
zu einer (lieben vrowen. Hga«Ai«F« t. I-'bitzi.ar heiltyen leben,
deutscht mystiker des \i. jahrh. l,l&0: und dicb Ober disrs
rilles samen gewaliig geuiacbt. Züricher bihel {Frottkauer) Dan.
, 3S (el sub dilione tua universa eonsMiiU; und biit geschickt
lle ding under deim gebot. Kcckstiin, ähnlich Kobobcbr :
alle ding in deinen gewalt gestellt. Diktenbkrceb, dhnUch Eci;
und dir über alles gewalt verliben bat. Luther; den er
über alles zum herrscher gemncbt hat. Kautzscr); Tmwe
dich gittir und getiAwer kiiecht! wan dA in eime deinen
bist gctr&Me gewfxil, du wirdes ge\^aldic ubir zen stete.
«EBKiMS evangelienübers. Lucas ly, 17 (eris pottstatem kabtns; da
wirst hoben gewalt über lo stet. cod. Tepl. ebenso Kgcbstrin.
kunuBCKB. E(t. Kaltzscii; solstu macht halten über zeben
stedte. LurHER. Diktknbercbb); Katberina, sich ane dine jugent
und d'ine geburt und dlne schände und k^re dich zu unsm
(s'olPD ! ich wil dich setzen gewaldic in mime riebe und wil
ein bilde ndch dir läzen gizen daz ailez min toIc muz ane-
beten. Hebmann v. Iritzlab heiligen leben, deutsche mysliker des
14. jahrh. 1,256; und dö was ein keiser zu Käme der liiz
l'hylippus; der hale einrn sun der biz oucb Phylippus, und
dise di wurden gewaldic zu R6me. 174; du bist der berr
des Ittbens und tods gewaltig bist. Züricher bibel, »eisheit
Salomonis 10, 13 {ebenso Uibtbnbercer und Eck; et mortis habes
potestatem, hast gewalt des lebens. Egckstrin. Kobubceb. ähnlich
Lutmkr; du hast macht über leben und tod. Kaützscii); aber
er was alle zit des Ternünfligt'n willen also gewallig, und
was sin vernOnTtigpr wille als eine mit dein gOlltchcn willen
des voller (wan ir beider wille was ein willr), daz er einen
ougeiililik nie gewürkte üt dem natiurllchen »illen. Nicolaus
V. Stiiaszbi'RG ron dem lidtn unsers herren, deutsche mytliker
des U. jahrh. X,190; geweldic uf der erdin sal sin da« ge-
slechlc sin. Ttebnitter psalmm 111,2 {potens in terra ertt semen
tjut, sin Si\mo . . kemag flio in terra beatorum. .Notreb; »ein
same wirt gowallig in dem Inud. Egcksteim. Kobcrckb; des
same wird gewallig sein auflT erden. Lutiibr. tbtnso Dibtk-
bhbgbb. ähnlich Kadtzscu ; bti Lutiibr in den rtrnoneii roa
1621 und 1524 sein same wird regirn; bei Ecb: m.lcblig. . sein);
got ist gewallig von diesen slainen zersien di sune Abrabams.
cod. Tepl. Mattheus 3, 9 (goll vermag dem Abraham aus diesen
steinen kinder zu erwecken. Lutmkr).
2)) engere Verbindung des adjectits mit dem t*rhum substarUirwm.
a)) der do geweldic iüt in der togunt sin ewiciicb. TVei-
nilxer psolnien 65, 7 {qui dominatur in rirlult sma, der in sinero
chrefle i^mer hiVresöt. Notrrr. d/ialieik Eccbstbi:«. Kubibcbb;
er berrscliei mit seiner gexralt. Loticr 66,7. r^nso Dibtkn-
BtaesH. Eck; er herrscht in ewigkeit durch seine aUrfce.
IV.
K«OTt<i€tt): di da «erdea |e««ebea te •«ia fevraltig deo Itaten.
eud. Te^ Marens lo, n (ebenso Ececsraia KoaetcM, md 9i-
dntur printtp-in fenUbui; di da ge<eb.n wrrde« fIrMi»*
scbariiode. biaiii; dts die »ellhcbe forsUo %ttruhm.
LoTara).
b)) htm, fol itr tofonde, mtt tat fllek d'irf jtvtldk
bisiu, herre, nnde di worbe.t di« iat mmm ikk. fnkmtam
psolmen M,4 (petm et itmme, d6 IrvMc« Met aihlif. Nvrittt
du bist fewaitig. KoBCRCt*. Kccbstbm. K4im*<a: eis mtdh
liger gott. Lornaa. dknlicM ÜurrBBtscral. iknbeä TMMMr
ptalmen 75, 4 (hier la dtr g*nt«n »heifrn UMähtrerümt •mdttt
auffastung); wan er bat mir getan Bickele dial, itr 4» itt
grw.ilii^t. cod. Tepl t.utas 1,4« (der d« m §ntM^ ÜMr
drucke: der da mecblig ist. LcrafB): mm M itr kMrif im
errn T unse berre slarg und nrcblif, ooa« ktm itt ffalih
io dem orlruge. Trebnttter pialwsn 13, • (IniMM, ttttpr
in wige. Noiibb: der starck und der gewallig kcrr. iictUf
an den alreiU EccRsriia. KoBOtcaa; gewaltig ood ein Mi
..ein krieftsbeld. KAtTtsca; der berr, »larck «nd aeeblig,
der berr roerbtig im streit. Lufaaa. <*n*eCci. DraTtAseaecal:
e« ist tu fOrblende. daz di« valtek« act<<aWdn «olk *ll
larler mOrwer inenscbm an sieb ftekewl« wni |e«iiaM«d«
werdeni, der rin teil nebe und ge«ailif wenleal liMli^ wni
ir öcb ein teil gar bebender vemtaftiger jMkm 4er ■■4er
werdeni ainde. Raia.«R lieaswia bntk ntm in tmei asenes »
l^urhert.
ß) die wfüi-renlriektunii der »eniftr ftfßtjjUm rtrwenimnftn
trifft ta itr bibelibrsetsung den tltniatntn §tirnnek mni ist
snbstanlirknng , »ikrend im fnnttitn in edMrimau m«*
snrüekbUrht^
\W der attribulit4 gtbrauek nwtiktt arm fi^tl nne «Mm tas
tatamainiAaay mit der abukmiehrnnf itr tiAtr iMtoelMn
eigtnart itt adjecün nnd itr nnwümmn itr Mrakwf
roa potrai an du vea ro^tutoj, /WMs, tdUmtut. mtt ukr
diese annäkemng iurtk die Mtntmnf itr ssMaaCwe le-
gümtigt trird, mit denen das attribnl skk »rrhmiitt ttlft dir
nachfolgende itberbhck, bn dem es oft nw amf frussi dt$ laatar
der vulgata migtich i>(, i« tnttduidtn, o^ dte illere beientmn^
potens für ias adjeelif antnnekwun ist, oder •* iu jinftren was
grtiufigeren bedeutungen ro^astat, ftrtitt wiktwunt nmtmfim,
beaehtung rerdtent, dass für im küUm faU die ito» IM-
übersetsung übereinsttmwuni an adjeeUrtn wie atart, krtlUg/M>
hält, mährend Lothrb kur nnser adjectir eimbirftk.
a)) die belege, in denen das adjcclir e^nem ftUnt itr tniftt» «■!-
sprickt, »eisen nicht bloss »eUlicke maektfjttmtu als Irifir in hr-
griffes auf, sondern auch abstracto wd k di fitikkt eryeae, iu itam
leicht SU der neueren ncktung der bedeutungsentwiekimnf eWrfnIf ,
tele gewallige stadi, gew.->llige band «. a.: einer ist«, der aller»
höbest, der scbepITer aller dinge, altroecblig. ein ge«allifer
könig, und seer erschrecklich. LoTnBaSir i,7 («aainf «IkMMiM
rreofor oainipolea« et itx potent, ein gewalii«er knai^ &««■•
STKIN. Kobi'sgbr): jederman wei«, da* du der gewahifBl T
Idst, im ganizen kOnigreicb, und dcia gut regiaeal
uberal geprei«e(. Jud. 11,6 (fuMieai tn aak» tmm ftitm «•
in oaiNi r^gno tjut. das du bi»t allein fit wni Mal favaM|>
EccKSTiiN. KoatacE*): Cbua aber teogte de« !liawad, der
iieng an ein gewalliger berr zu »eio aaff erden. iJfeiL N^a
[ebenso Er.cK«T»i<i. Koatacta. OiBTtaeaacaa. I«v?*«ca: tfm
cepit esst poUns in terra, itr bat aagafBaflaa atcMf IS asia.
Eck); {Arpkaxad) bawete aiae gwasa n»alllta alad, <ia i
er Ecbaiana. Jud. i, I (fititalw falMliaiMaas ■»< ar
die gewaliigstro sUU EecRaraia. Kaaaacea); dia
berrn sebeu auff dia, ae ia liek bakaa. «r iai ala i
schütz, eine groeee atertka, cia acMras «Uar Äa
Sir. S4, I» |pr«l«rlar pnentue, tt Iat kMzbiraier d«
ein Tesleokeil der ingeal. Eeeaarna ■. e.|. der
daz i<irrbeli>cbe «olc durrb daa ■Wtikwta Wut <
in der hani gewaldic unde ia daai avaM k*.
ISS, 12 (la aieaii ftlrmH tl bimäi
bende. >otsbi : m einer fa«allifM I
Ecb : dar. b mecbtige kaad. tarsaa la^it. <
nil surker band. Kavfsacal; Aa kaal elaaa |— altttra ai^
siarck ist deine kaad. Laraaa paaka «^i« (dto ans iM
.Nortta M,I4; dia ar« aiit awckttkalla. IWMh
bnekium nrai pattnüt, deia ar« Mil • • • fawak.
KoBO»caa ; dein ar« aHl
Toller kraft KtvTtac«): nt
wakiga kaad gettae» daa ar
3»
5127 GEWALTIG 1 (poteiis, in der bibelübersetzung) GEWALTIG 1 (potens, in der bibelübersetzung) 5128
lPetr.b,6 {sub potenti manu dei, under di gewaldige bant
gotes. cod. Tcpl. ebenso Eggestein. Koburgeh. Emser u. a.).
b)) in den fällen, in denen die vulgata das Substantiv virtus
oder die adjectiua fortis, robuslus, vehemens bietet, hat das von
LüTHEB eingeführte gewaltig vereinzelt in den Trebnitzer psalmen
schon einen Vorgänger, von den späteren Übersetzern folgt ihm
meist DiETENBERGEB, Während Eck zum älteren gebrauch zurück-
kehrt; für violentus meidet Luther unser adjectiv, vgl. sp. 5129.
a)) aber du gewaltiger lierrscher, richtest mit lindigkeit,
und regierest uns mit viel verschonen, denn du vermagst
alles was du wiit. Luther toeishcit 12, 18 {tu autem dominator
virtutis, wann du bist ein herrscher der krafft. Eggestein.
Kobdrgeb); di stimme unsis herren ist uf di wazzer, der
geweldige got ane lulle. Trebnitzer psalmen 28, 3 (deus niaje-
stalis intouuit, got dero magen chrefle. Notkeb. ebenso Eoge-
stein; maiestet Koburger. ebenso Eck; der goll der ehren.
Luther 29,3. ähnlich Dietbnbebger; gott der berrlichkeil.
Kautzsch); und hat sich niemand wider in (Alexander) setzen
dürffen, und hatte ein gewaltig gut kriegsvolck. Lutmeb
1 Macc. 1, 4 (et congregavil virlutem et exercitum forlem nimis,
und er samelt die krafft und ein beer als starck. Eggestein.
ebenso Koüurger); er lesst verkündigen seine gewaltige thalten
seinem voick, das er inen gebe das erbe der beiden, psalm
111, 6 (virlutem operum suorum annunciabit populo suo, er
skeinet sineino liüte, waz er getuon mag. Notreb ; di togunt
der werke sin sal he gebotschaffen. Trebnitzer psalmen).
ß)) gegenüber von fortis weicht Luther gelegentlich zu gunsten
von grosz ab, selbst im gegensatz zu älteren Übersetzern : der
grosse königc schlug .. und erwürget mecbtige könige. psalm
136, 18 (et occidit reges fortes, der die gewaltigen und die mahtigen
chuninga slüog. Notkkr 135,18; die slarcken kunig. 'Egge-
stein. Koburger. ebenso Ece; konige grosz. Trebnitzer psalmen;
majestätische könige. Kautzscb). meist aber macht Luther ge-
rade hier von unserem adjectiv gern gebrauch: die kinder aber
Thola waren . . . heubter im hause irer veter von Thola, und
gewaltige leute in irem geschlecht an der zal zu Davids zeiten
zwei und zwenzig tausent und sechs hundert, ic/iron. 8, 2
(viri fortissimi, die stercksten. Eggestein. Kobuiiger. Eck; ge-
waltige sehr starcke leut in ihren geschlecht. Dietenbebgek);
Naenian der feldheubtraan des küniges zu Syrien, waz ein
trefflicher man für seinem herrn, und hoch gehalten, denn
durch in gab der herr heil in Syrien, und er war ein ge-
waltiger man und aussetzig. i könige b, 1. ebenso Dietenberger
(erat autem vir fortis et dives, sed leprosus, ein starcker man
und reich. Eggestein. Koburger. Eck; aber der mann war
bei aller vortrefflichkeit aussätzig. Kautzsch).
y)) aber die kinder Bela waren, Ezbon, Usi ... und Iri
die fünffe, heubter im hause der veter gewaltige leute. Luther
1 chron. 8, 7. ebenso 8, 5 (viri robustissimi, die stercksten. Egge-
stein. Koburger. Eck; starck gewaltiger leut. Dietenberger);
da erschracken die fürsten Edom, zittern kam die gewaltigen
Moab an , alle einwoner Canaan wurden feig. 2 Mos. 15, 15
(conturbati sunt principes Edom , robustos Moab obtinuit tremor,
die fursten der Edom. die kreftigen Moab. Eggestein; die
Stareken Moab. Koburgeh); Chus aber zeuget den Nimrod,
der fieng an ein gewaltiger herr zu sein auff erden (vgl,
oben sp. 6126) und war ein gewaltiger jeger für dem herrn,
daher spricht man, das ist ein gewaltiger jeger für dem herrn,
wie Nimrod. 1 Mos. 10, 9 (ebenso DIETE^BERGErt. Kautzsch; ro-
bustus Venator coram domino, und er war ein starcker ieger
vor dem herren. Eggestein; ein stoltzer jeger. Koburger.
ebenso Eck).
§}) es geschach schnelle ein brausen vom bimel, als eines
gewaltigen windes, und erfüllet das ganlze haus, da sie
Sassen. Luther apostelgeschichtei,2 (tamquatn advenientis Spiritus
vehementis, alz ainz starken geistz. cod. Tepl. ebenso Eggestein.
Koburger. Emser; als eines starcken gewalligen winds.
DiETENiihRGEB; wie weun ein Sturmwind daherfährt. Kautzsch);
vortrenkit sint si als bli in den geweidigen wazzeren. Treb-
nitzer psalmen cantic. fil. Israhel 10.
2)) die Substantivierung trifft noch bei Lutheb wesentlich die-
jenige seile der bedcutungsentwiclilung des adjectivs, die auf der
parallele mit mächtig, potens beruht; belege für die eben an-
geführten bedeulungen liegen hier kaum vor. es ist im gcgentheil
für Luther in einzelnen fällen anschaulich nachzuweisen, dasz
ihm für die Substantivierung nicht die gleiche Vielseitigkeit des
adjectivs geläufig ist, wie für den attributiven gebrauch, in der
psalmenübersetzuug deckt ein lateinisches potens der vulgata einige
male eine bedeutung, die sich mehr den begriffen fortis, violentus
nähert, die ältere bibelübersetzung zieht trotzdem getreulich die
Synonyma gewaltig, mächtig heran und auch Luther folyt dem
in den einzelausgaben und auslegungen der psalmen, in denen
er mehr von der tradition abhängt, in der gesamtbibel jedoch, wo
er die vorlagen selbständig prüft, weicht er durchgehend hier ab :
alse di geschos in der hant dez geweidigin, also sint di zone
(sone) der uszgeslagener. Trebnitzer psalmen 126,4 (sicut sagittae
in manu potentis, also die strala in des mahtigen hende.
NoTKER. ebenso Eck; in der band des gewaltigen. Eggestein.
Koburger. Dietenberger; ebenso Luther in den ' buszpsalmen
und in der auslegung des 127. psalms von 1524, während er in
der bibelübersetzung übersetzt: in der band eines starcken,
vgl. in der band eines beiden. Kautzsch); ich han gelegt
helfe min in einin gewaltigen, fränkische psalmenversion des
12. jahrh. (vgl. Schönbach zschr. d. a. 45, 179), psalm 88, 20 (an
den mahtigen sazta ih mina helfa. Nutker. ebenso Trebnitzer
psalmen. Eck; ich salzt die hilffe in den gewaltigen. Egge-
stein. Koburger. Diete.nbbrger; ähnlich Luther t'i einzel-
ausgaben, vgl. dagegen in der gesamtbibel; ich babe einen hell
erweckt der belll'en sol; vgl. ich habe ein diadem auf einen
beiden gelegt. Kautzsch). dazu vgl. auch unter b)).
a)) in der bedeutung, die auf die parallele mit potens, mächtig
zurückführt, entwickelt unser substantiviertes adjectiv in der bibel-
übersetzung eine gewisse mannigfultigkeit der Verwendung, für
potens übernimmt es die fälle des attributiven wie des substan-
tivischen gebraucbes, es deckt den abslracten plural von potestas
ebenso wie relativsätze mit potestalem habere, bevorzugt wird
hier der plural, der auch die begriffe duces, optimales, piincipes
wieder giebt ; selbst einem magnus der vulgata gegenüber wird von
Luther der plural unseres adjectivs eingeführt.
a)) die vulgata zeigt potens. an das attributive potens lehnt sich
hierbei nur der singulargebrauch an: welche wird zeigen zu seiner
zeit, der seiige und allein gewaltiger, der könig alier könige,
und herr aller herren. Luther l Timoth. 6, 15 (beatus et solus
potens rex regutn, der alain gewaltig, cod. Tepl. ebenso Egge-
stein. Koburger; geweltigcr könig aller könig. Dietenberger.
Eck; der selige alleinige gebieter. Kautzsch); und sihe, ein
man aus Morenland ein kemerer und gewaltiger der königin
in Morenland, welcher war über alle ire schatzkamer, der
war komen gen Jerusalem anzubeten, apostelgeschichte 8, 27
(eunuchus potens, ain keuscher man mor, ain gewaltiger Candacis
der kunigin. cod. Tepl. ebenso Eggestein. Koburger. Emser
u. a.). der pluralgebrauch dagegen knüpft an das substantivierte
potens an, vgl.: denn den geringen widerferet gnade, aber
die gewalligen werden gewailiglich gestrafft werden. Weisheit
Salomonis 6, 7 (potentes autem potenter tormenta patientur, wann
die gewaltigen leiden die quelung gewaltigklich. Eggestein.
Korurger); er stösset die gewaltigen vom stuel und erhebt
die elenden. Lucas l, 52 (deposuit potentes, die gewaltigen, im
cod. Tepl. bei Eggestein. Koburger. Beheim. Dietenberger.
Eck. Kautzsch ; Luther hat in der Verdeutschung des Magnificat
von 1521 die grossen herren dafür eingeführt); sehet an, lieben
brüder, ewren beruff, nicht viel weisen nach dem fleisch,
nicht viel gewaltige, nicht viel edle sind beruffen. iCor. l, 26
{non multi potentes, non multi nobiles, nit manig gewaltig, nit
manig edel. cod. Tepl. Eggestein. Koburger. Emser).
ß)) für potestas: welcher ist zur rechten gottes in den
himel gefaren, und sind im unterthan die engel, und die
gewaltigen, und die krefften. Luther l Petr. 3, 22 (et potestalibus
et virtutibus, die engel und die geweit und die kreö'te. Egge-
stein. Koburger; die gewaltigen unnd die kräßligen. Dieten-
berger; da ihm engel unterthan wurden und mächte und
gewalten. Kautzsch); wenn sie euch aber füren werden in
ire schulen, und für die oberkeit und für die gewaltigen,
80 sorget nicht. Lucas 12, U {tradent vos in sinagogas et
ad magistratus et potestates, in samanunga inti meistarluumun
inti zi giweltin. Tatian 44, 13; zu den meisterschaffien und
zu den gewaltigen, cod. Tepl. ebenso Beheim; zur den geweiten.
Eggestein; vor herrschaften und behörden. Kautzsch); er
aber sprach zu inen, die weltlichen künige herrschen, und
die gewaltigen heisset man gnedige herrn. Lucas 22, 25 (et
qui potestalem habent, super eos, beneßci vocantur, di da habent
den gewalt über si. cod. Tepl. Beheim. Eggestein. Koburger.
Diktenberger. Eck. Emser; ihre machthaber lassen sich
gnädige herren nennen. Kautzsch); und er fraget unnd sprach
zu Arioch des künigs gewaltigen. Dietenberger Daniel 2, 15
(qui a rege potestalem acceperat, den der do hct empfangen
5129 GEWALTIG 1 (polens. tn der bibelübersetsung) GEWALTIG 1 (polens, JM 16. «nd n.jahrh.) 5130
den RewDit voin kunig. EcciaTeiN. Kotutcci ähnlich Eci;
»proch zu ilei kOaiRea *ogl. Luiaaii: gewollbober Fucatoi;
befelilHlialier KautzxchU
y)) für pnneiptt, dueei: die wei«heit iterckt den wei«en
mehr, denn zrhen gf» alligen, die lo der «lad sind. LoTHit
preäigtr 7, 30 ttbenso UiKTKRiKicgii. Kaotiki; $up*r dreem
principt$ eirilatum, die weitheit «Irrckl den «riten über
leben fOriten der •Istb. Ecckstkin. Koiuioia. Eci); im
dritten Jor teine« kOnigreiehi, machet er bei im ein mal
allen seinen für«len und knecblen, nemlirh, den gewaltigen
in Fersen und Medeo ... da* er «rhen lie«M den herrlichen
reichthnm «eines kimigreichs. Ktthrr i, 3 {eumtlu frnuifihu»,
siercksten kno(btrn der Fcrier. Eccksteii. KoaoaoiiB. Eci;
den gewaltigfiten. KnotciuuEa. UiKTKNitacaii); aleo gab Moie
dem stam der kinder Ruhen nach iren ge«cblecbten . . . das
gantze land Sihon des kOnigs der Amoriier, der tu Hesbon
sasz, den Mose schlug, snmpl den Türslen Midian, Evi, Hekem,
Hur, und Heba, die gewaltigen des kOnigs Sihon, die in
lande wonelen. Jo$ua 13, 31 {dute$ Sthon kabilatora Urrat^ die
bertzogen Seon. Eccmtiü«. Kuaoncia).
d)) für opttmotet: kOnig ilelsozer machte ein herrlich malh
seinen gewaltigen und heiipllrulen, und soff sich toI mit
inen. Lutsks Üanirl b, l (optimatibui tuü milU, tausent seinen
besten. EceisTKiit. dhnlirh KoaiscEa; seinen obersten. Eck;
gewaltigen ÜiRTBNBKRCeR; fOr seine lausend grosien. Kaotzscii);
alle ire gen alt igen wurden in ketten und feiisel gelegt.
Nahum 8, 10 [omnet optimatet^ alle ire besten. Egcksteü«. Ko-
auRCBB; all ir obersten. Eck; all ir gewaltigen. Dibtb.ibbrcei ;
ihre grossen. Kaotzsch). tbtnso Nthttnku 8, 5 (edelsten Eccb-
STBiN ; ihre Tornehmen. Kautzscb).
«)) für magnus: was der fürst wil, das spricht der richter,
das er im wider einen dienst tbun sol. die gewaltigen raten
nach irem mtitwillen, schaden zu tbun, und drebens wie
sie wollen. Luther Micha 7,3 {magnui locutui est dttidtrium
animat tvat, der grosse. Eccrstbin. Kobobceb. Eck. Kaotzsch;
der gewaltig. DiETRNREBCtB. Piscatob).
6)) für du l'tdeuluniisentwitklung in der riehtung von vio-
Uiitut ist ein lurückhaltender tug in der tprache Lütbeiis bereits
oben nachgewiesen vgl. tp.ilV. 1.S38: niehl einmal in fällen,
die die vul^ata mit fiolent deckt, liebt er das sonst to gern
verwendete gewoitig. tu den oben belegten beispitlen ngL: die
Weisheit des niensrhen erleuchtet sein angesicht, wer aber
frech ist, der ist feindselig. Lutrsb prediger 8,1 {et poleii-
tiuimus faeiem illius commutobü, der niler roechiigest wird des-
selbigen ongesicht verendern. Dietbnberger. Ecr; der ge-
waltigst. EccESTKiN. Kobubcer ; ilic robeit seines angesichts
wird umgewandelt. Kautzscm). gleicher ueise verhält sich die
übersetsung Luthrbs ablehnend in anderen fallen, in denen eimelne
Übersetter gewultig einführen, obwohl die vvlgala die adjectiva
fioltntus oder superbus darbirtet: aber Ton den tagen Jobannis
des teufTers, bis hie her, leidet das himelrercb gewalt, und die
gewalt tbun, die reissen es zu sich. Litrbu Matth. il, 13 (ebenso
niKTBRRERCEB. EcR : (( vioUnti rapiunt lUud, die gewaltigen
begrifteut ez. cod. Tepl ebenso EccE.sTKiif u.a.; di gewaldigere.
Bbiieih; und di Stürmer reissen es an sich. Kautzscb): du
achiltest die stoltzen, verflurbt sind, die deiner gebot feilen,
wende ton mir schmach und Terachlung, denn ich halle
dein zeugnis. Lothkr psalm llO, ->1 {increpasti superbos, die
bocbfertigen. Fccesteim. Kobubcbr. Ecb; die . . abermOtigen.
Kadtzscb) m. «.
cl) ^•erschie,^enhfit der auffassung bekvndet sieh in einem fall,
tu dem die vulgata mit fortis, Ldtbeb mit gewaltig im sinne von
polens operiert: er wird aber an seine gewaltigen gedencken,
doch werden die seihigen fallen, wo sie hinaus wollen, und
werden eilen zur mauren, und zu dem srhirm, da sie sicher
seien. LuTHhR Nah. 3, 6 {recordnbitur forlium suorum, er besinnt
sich auf seine edlen. Kadtzscb; er wirt gedencken seiner
slarcken. EccBSTiiit. Kobdhcbb. Dibtbnbbbcbb; aeiner
beiden. Eck).
3)> das adverbium. hier ist es die ton virtus, krafl, stärke
ausgehende bedeutung, die die wenigen einschlägigen brispiele be-
einflusU. vgL auch unter gewalliglicli. »ir sehen hier sugleich
den Übergang von der grundbedeutung bis m der blossen function
einer Steigerung ansdiaulich belegt: denn er prediget gewaltig,
und nicht wie die schrifftgelerten. Lütbeb Malth. 7, 3t (erat
tnim docens eot sicut potestntem habfns, er waz si lereot all
habent gewalt. cod. TepL ebenso Kgcbsteir. Korcbceb; als
einer der do gewall hat E».k. Dibtk:<bkbceb; wie einer, der
vollmacht bat. Kactiscm); es wird der zerstrewer wider dirb
erauff ziehen, ood die feste belegrrn, aber, ja berenne die
Strassen wol, rusie dich aulTs bette, und tiercke dich auffs
gewaltigst. Sahum 3, 3 (temfertü ImwAot, rohorn vtrlutem vlde,
sterck gar sere die crafft. EccetTsm. KuscRcea; rOste dich
nur tebr slarck zu. DiErtnafacBB; dem kraft BBacb gaat
ttarck. EcB: rOtte dich gewaltig. KAVTttca).
e) für die neuhorhdeutuhe peripd« Ael scUa der Mtrblkk
über die bibrlübersetsunf emulne qnnittge trktnueu kmt», im
dU entwicklung des adjecttvs weitfr bestimwten. irr §€nu um-
fang der in der parallele vn gewaltig mit mächtig, p^tev «nt-
»ickelten Verwendungen ist n Wfnra der nemh»tk4tmlitke9 tat
noch in verwtndung, tugltiek aber trUl di* partUtIt mit fMmlM,
fortii, robutlus, valtdus, vthtmm »tu dtn erstem «a/liaf«» ktrtm,
vgl. die abichnttle 3 und x wikrnd dai \% JMkrh. mtek
höhepiinkl tu der Verwendung ßr poUni bednsttl, tekrmmfft i
gebrauch im 17. jahrh. rateh tutammen. in brtraeht komwtem die
Verbindung des adjeetirs mit sielbe$timmunt)en und die darauf be-
ruhende elliptuche fügung, der attributive gebrauch des abtauten
adjeetirs und die subslantitierung. das adrerbnsm fäUt gani in
das suue bedeutungsgebiet : vgL jedoch tp. &I35.
n) Verbindung mit lielbeütmmungen und »eiterenlmieklum§ te
der ellipse.
II) die genetivverbindungen wrrden, dem allgemeinen sug neu-
hochdeutscher entwicklung entsprechend, stärker vom accusatn des
objeeL* bedrängt: und alles vieb, das ti darin geschlagen
betten, gewaltig wurden. ü-irtMi von ScBurrt si 151 M*; gedacht
Appius, wie er weg sucht, das er di« juogfraoeo gewaltig
wQrd und lu seinem willen bracht. 48.
a)} am persönlichen genrliv wucht sieh der gegensals switekem
individueller und typischer Verbindung gellend, du formen in
letUeren beeinßusuu, wie wir gesehen haben ^ den bedeutmuft-
gehall der worlreibtndung stärker imJ §eben ikm im «mm^
faltigste riehtung.
«)) daruir Stil mein befereo.
fraw, nach den gnadeo dein
alli'*lt utr diter erden,
das du seiest siolg mrln.
alt dir von mir vertprocbta Ist,
des geleich ich auch beger
wann du in<>io gants gewalllg bl<t.
daa Ich dir nit Ttircbar. Claba ilÄTtiBBra I.17,t3:
nun het der selb Julianns einen koaben der bocbtertig and
gar widerspSnig was, des er selbs kaum gewaltig was, und
den sant er das er den apt soll pald zä im pnngen Gregors
dtaloge [Augsburg U7S) t.Cdf. 10; im kurcze antwurt gab, si
aller sacb bereit und willig wir and ir beider Schwester
diser sacb halben si gewaltig wSre, nicht anders tbiten dann
ir gefallen war. dekameron (4, 3) i6» Keller; die müoch wollen
also euer gewaltig werdenn, ao sie euer kind lOcklen in ihr«
netz. EsKRLiii t. GOnzbohb (an den rat ro« Ulm) i, 9 Enden;
eioea gewallig werden. Lvius (IUI) H t*;
so hat mir doch kdoig Trumphart
D«chge«ielli alto lang und hart.
bi:«i das er mein durch lauberlist
so weil gewaliifc worden Ist.
dost Ich mit ibro alhar mu*t reitao.
l. Atata {V.,teHlim m .4 Urtus III.) fgTt.
ß)) bis dein selbs gewaltig und gib dein bers nieound
dann gott allein. Keisbrsbebc granatapiel Fl'(l&l«): da bist
dein selbs nit gewaltig, anhrb. wuisstk E&; was der BBeMchca
sind, die ire herzen legen auf zeitliche gflter, die ainrf ir<r
nit gewaltig, sondern sie werden von ioeo in gewall gekallea.
wrknparadie« 138*; ao baldt ein mann sich der lieb« aoler-
wOrfTlich macht, ist er sein nimmer gewaitif, er Terleuret
starck und weinbeil. buch der iiet« Wft*; kk cnnan dick
treATenlicb Israbel (das ist, der gut «kkC uui so gwa<« «er-
Iniwet, das er sieb sin gewaltig weitzll kOrsta akk, M
Wirt er dir kein nOwer got. Ulr. Zwiitcu ee« freAeä itr
speisen 17 neudruek; der aein selbst nickt gewaltig kaa sein,
der bleib nicht allein. Paraceiscs op. (tu*- l, »•: «aan
der waitz auf oder abslagt, aad die wag aa 4ea proal ver-
andem wellen, so sflilea wir das ao aineo borgermaisler
und rat bnngen and mit irem willen and wissen sdicb ver-
Indening geschehen und änter selbs darinnen mt geweitig
sein, solch «erandniog la tuen, ttadtretkt und feieoknheit mm
Bruneck, islerr. venM. S,4aft.
^)l alsio ist er wordea Israel, der gottis gewelliig ist, annd
Torhin Jscob geweezeon. LjrrnKB (tee der btkkt IS3I) 8, IT«
HVtat.; ennisx dise wort wol, beskk si dick, so siehst das
322*
5131 GEWALTIG 1 (polens, m 16. und il.jahrh,) GEWALTIG 1 (potens, im 16. und n.jahrh.) 5132
got wil im allein geloset werden, wellen eclit wir sin gwaltig
sin, so werde in uns kein nüwer gott. Ui.R. Zwingli von
freiheU dt-r speisen 17 netidruck; du bist gewaltig des alier-
gewaltigesten. Geiler V. Keisersberg anheb. mensch Ä7.
S)) also gab man im zu antwurt, sie betten die hinein ge-
schickt, ee er in abgesagt hett ; sie woltent in gern schreiben,
aber si wären ir nimmer gewältig. Hector Mijlich, d. städte-
chroniken 22, 139 (Augsburg); dan sie haben wol gehört, dasz
sollichs losze umbesessene arme betlerinnen sollen gethan
haben, die der hunger ausgetrieben, der sie nicht gewaltig.
(Seüastian Langhans an den cardinal Vo2l) ebenda iT, 20' ; wer
kind biet, das wären sun oder töchter, die weil er für si
verspricht, des genügt mein fraun wol; würden aber die kind
im ze swär, das er ir nicht gewaltig mocht sein, so sol er
si stellen und anlwurten, das si meiner frawen und dem
gotshaus verporgen, das si an ir wissen und willen nicht
heiraten. Öffnung zu Anget, Osten, weisth. 2, 66.
b)) wann sich das blat würt iimbher keren,
da» si min gewaltig waren,
und scliliegent mir min hat recht vol,
so würt mir dann der narren zol.
Tu. MuiiNEK narnnbescliwörung 165 (51,7) neudruck;
nun wol hin, seid dasz ich durch sie siegliafft, und meiner
feinde gewaltig bin worden, so wil ich nun fortbasz alle
meine geschafft und Sachen mit irem willen und raht be-
schliessen. buch der liebe 269"; wie nu die unsern abgezogen,
erhebt sich im felde von ihren hakenschützen noch ein
heran setzen, derhalb die unsern, die itz bereit im thore
waren, sich gewendet und ihne wider zugesatzt, sie sein aber
zurücke gelrieben, letzlich hat sich das spiel wider gewandt
und sein die unsern der feinde gewalligk worden, (forts. d.
hochd. Übersetzung d. Magd, schöffenchronik) d. Städtechroniken
27,62; nun besorgten sich die zween könige ieder besonder,
es würde der ander die königliche wilwe zur ehe nemen,
derselben reich dem seinen einverleiben, und alsdann seiner
widerwertigen, also auch seiner gewaltig werden. Kirchhof
tvendunmuth (2, 35) 2, 69 Osterley; sampt andern erbern leuten,
die damals . . gern bei aim rat hüben wern , damit sie des
andern ungeschickten, uflfrurigen gemainen gepöfels samt
den uffrurigen predigern mechtig und gewaltig gewest wern.
Tb. Zweifei. bei Baomann quellen zur geschickte des bauern-
kriegs 13; da er (der könig) ir (der Breslauer) also gewaltig
was da liesz er ir etwan manigen vachen und die köpf ab-
schlahen. Burrahd Zink, d. Städtechroniken 5,88 (Augsburg);
nu soll man wiszen, dasz dem künig so grosz volk zu zoch
von fürsten und herrn, riltern und knechten, von Meichsen
und von allen teutschen landen, der v?as sovil, dasz man
der Russen wol geweitig möcht sein gewesen. 5, 89; als si
ir nun gewaltig wurden, da viengen sie die untrewen verretter,
die in den berg eingeben betten, und muesten schwern, dasz
sie iren Hussenglauben wollen han. 90; also gedachten die
von Prag an die von ßresziaw, dasz er die also ungnediclich
gestraffet hett on alle schuld und aber sie grosz und manig-
faltiglich wider in getan betten, und ob er ir gewaltig wurd,
so möcht er sie noch heiter straffen. 88.
£)) der treip sin wip von im, darumbe daz sü eime bi-
schove zö heimelich waz, und sprach, er wer ir nie geweltig
worden. Closener, d. Städtechroniken 8,34; Kungund sprach:
herr rieht heut für keiser Heinrich und für all man, das
mein keiner nie gewaltig ward, heiligen leben (i472)77';
ich lian recht geiiatlen mein cliciien ordcn,
waii ich pin keins weibs nie gewaltig worden.
fastnaclUs/i. 323 Keller;
won ich ward nie keiner frowen gewaltig den Elisen, miner
lieben gemachel. deutsche Volksbücher 192,11 Bachmann; wie
er (Appius) weg sucht, dasz er der jungfrawen gewaltig würd.
Livius (Mainz 1551) 1,46';
lier, icli hab reclitgehalten mein clichcn orn
und pin kains weibs nit gbaltig born
under dem napl und ob dem knie.
üiertinyer spiele (1510), Wiener neudrucke 9, 29;
ains tags fragt si der eifferer,
wer doch der pfaff h- pulschaft wer.
sie sprach: 'gleich dw, mein lieber mone !
in der peicht warstw mein capjone;
dw pist mein gwaltig, wen dw will.'
II. Sachs (liei- eilersuchligc liöii beichte) fabeln und
schwilnke 3, 313 neudruck.
b)) nach anderer seile entwickeln sich die Spielarten des un-
persönlichen genvtivs.
a)) der ving siuen valter, do er des riclies gewaltig waz,
und hielt in in starken banden und lies in dinne sterben.
Closener, d. Städtechroniken 8,36; zu der zeit da was Honorius
des reichs gewaltig, heiligen leben (1472)56'; die Homer wurden
nachmals des alten ganzen Italien geweltig, brachten's alles
under iren gewalt. Aventin (bairische chronik) werke 4,401;
solchs bezeugen auch obgemelter herr Veit Arenpeck und
gar alte püecher und leben der heiligen, vorausz sand
Eustasii, so in unsern stiften und clöstern, nemlich zu Frei-
sing im tom und Tegernse, behalten werden und vor neun-
hundert jaren bei künig Lauthers des andern, teutsch und
französisch reichs geweltigs, zeiten mit alten römischen
buechslahen . . . beschriben sein worden. 34; was der senat
und das römisch voick von iren göttern jhe begert, und
inen als hauptleuten bevolhen betten, das wer, das sie gantz
Italien gewaltig wurden, und under ire gehorsam brecliten,
solches wer durch der gölten gnad, iren fleisz, und mit
mannheit der römischen ritter volbracht. I.ivius (Straszburg
1562) 71"; und do nun die Römer der ganzen weit geweltig
waren, die Baiern, in Wälschland und Lambardei wonend,
zu frid gedrungen betten, hielten si disen frid nit so gar
lang. AvHNTiN (bairische chronik) 4,464; bestell darnach all
Teutschen, vorausz so umb die Donau auf peden seilen
domals unden sassen, nemlich obgenanten baierischen künig
Diethmar, so herehem gegen mittag pisz an Wälschland und
venedigischem mer gewältig was. 4,469; dise land alle sein
vor Zeiten ein künigreich und herzoglum, in der gemain
Büiern genant, und ein einiger regierender fürst in Baiern
ist ir geweltig gewesen. 37; do diz lands Alexander geweltig
war, besezt er's mit hauptleuten, paut neu stet, kert wider
vom aufgang der sun vom end der weit. 363;
gibt dir nun gott die gnad des sigs
dasz du imm sturmm obligst
und gewaltig wirst des sclilosz oder statt . . .
keiser Ma.vimilians leer seiner ersten jugenl bei
Fbo.ntinus {Maim 1532) 51";
uff solche unadeliche pubische Mangold von Ebersteins und
seiner helfl'er handlung haben gemain stende des löblichen
bundts zu Schwaben dem wolgebornen herrn, herrn Georgen
graven zu Werthaim etc., bevelch geben, das schloss Branden-
stein einzuneuien und sich aller der Mangolt von Ebersteins
hab und gutter gewaltig zumachen, aus d. bayrischen Staats-
archiv zu Nürnberg (1522), i. Pallmann Götz v. Berlichingen 7
(Programm).
ß)) der marggranff von Brandenburg, der ist der obrost
probst des haiigen römischen richs und ist gewaltig des
römischen richs kammer, in ze nemen und uszzegeben.
Ulrich v. Richental chronik des Constanzer concils 16.
/)) gott aller dinge gewaldigl<;
du bist einigk und drivaltigk.
Atsjelder pnssionsspiel 3764 Grein;
was bedarff der kaiser sich vor dem bapst oder allen seinen
helffern zuforchtenn, die weil der almechtig got aller ding
in himel unnd erden die seinen nit verlassen wil. Hartmutu
V. Cronberg 15 neudruck; nun seind alle ding dem menschen
unterworfen, also das der mensch derselbigen gewaltig ist.
Paracelsüs op. (1589) 9,130; wir seindt aber die, die des
feurs gewaltig seind. 1, 309.
o)) du begunde mich zu fragen min frawe,
wo ich so lange were gewest.
was wolde sie des?
sal ich mines jungen
libes nicht gewaldigk sin?
Alsfelder ixissionssjdel 1801 drein;
ob im gleich zuweilen düncket, das ein trawm sei, odder
von einem trawm trewmet, dennoch ist er gefangen, das er
sich nicht er aus richten kan,- noch seiner sinne gewaltig ist.
Luther das 5. 6. und 7. cap. s. Matth. (1532) Ob': welcher
auszbrüch der frei will mag gewaltig sein. Geiler v. Keisers-
berg pndij/e» (1508) 49'; der will ist seines aigen wercks nit
gewallig. J. Ebehlin v. Günzburg (kurzer schriftlicher bericht)
2,186; es vast zierlich steht, das einer seiner begirligkeit ge-
waltig sei. Hedio übers, des Josephus (1553)68*.
e}) die stet wurden ains und salzten 5 man zft dem krieg,
die sollen des kriegs gantz gewaltig sein, (anonyme chronik
von Augsburg) d. stddtechroniken 22,495; also ist jederman ires
friden gewallig, on allein sie selber, denn die andern nemen
in von inen als dick sie wollen. Keisersberg sedenparad. 72";
5133 OEWALTKi I (poten». im 16. und 17. fahrh.) üEWALTKi 1 (polens, im 16. und n.Jakrh.) 5134
mmti ii» ilUrrn gtbtautliifoimta i«r tU^m §tUunf, du liek
in tmei kauplgrupfen glitdfrn, ra dit iHiJuUM Mr^näuHf mU
$*b$lanlir*H und o di* prädUalue md 9«rbti.
a)) dtr titUrrn gtuppt ul dit btämtumg b«totliDlebtjm b^
rechtigl gemetntam {ffU «^ $f. kltSjf.), du im dtr fiddiümlmu
functton nur ulUn tu btirft» M: 4<r tntk$in uigt iaM «■«
«tatx er in d«in «al nit mer gewiltig, aber all* baabileat
waren hai ainander, daoeo bat ar di« loainuog «i« obartAlll,
fOrgehallen. {der tckrnktr 4rt lruckuttt% fie«r§ t«m H'aUHvf)
htt D«cii*Mii qutlku rar f«aal. i. hmerukritp m OUtukmtktm
a)) in diteni *all, wo man lo Laofi-n, vrrkaiifrn, Uutcbra
auch wecbalu, Teraauung, verpfantung, beailndea lerlatMO,
procureien, recbtfarligung bioilerftengn, terUtffeo nad fer-
trbreiliungeo mit untogtpern kinden liandio »oll, . . . «o aoll
m.'in die durch freund uml ordanliche beracliafl ml gtwaltifaa
gerhalien oder mit versorgern, trjgern, «ormundeo, htJMimi
und verDniwurlern nutturfliklicb «eriei beo. laud' »Itr äukafi
Uliding in dtr Raurii (I&65), ÖUtrr. tcHtth. 1,111.
ß)) drige geweltige ammrUtcr wurdeot vertriban tA Slroa-
bnrg. KOniMHoren, d. $tädltchtontken •,'»}; da man talt
I4SI jar, zA dan teilten ward dam bocbneporan fOrtlfO und
herren berrrn AIhrecblen, margraffeo z& l'randrnburg, das
rOroitcb reirh bcfolcben alt aim geHaUigem ülzdum in diaen
landen. Jon. Krani, d. stddtechroniktn », in (Aupturgtr
annalen); der zQna von zQoifOcb iat ataigarlich and oaeb-
Iflaslicb, weichen ein gewalliger amlnano tu aezen «der ta
bestimmen bat alptnrtckk tu Seuhof und JÜnaUbai, i$krr.
treiith. 6,363.
y)) nachilrm dA nO ein geualtiser bopimao bial tu Obin
und da umb. bil ich dich fruntlicb, al« icb kan, dat du
umh zwen gut rüden helfft zu den acbwrio. HtiNRica t. Racs-
atNC an Bilgri» ton Rtisehuch (14:6) bti SrainHaiatii frnti-
britfe I, SS4: aber herrn Wilwolten wart bevolchen, den arbor-
geriscben krieg im lant zn Lutlich auszfareo, genaltiger
baubtman nber raisig und fueatolk gemarbt. Whwolt tom
Sr.BAuaacac lO«; e* schickt sich nit einem gwaltigeo baopi-
roan, auf der gassen zugehn mit einem bSszIm (oder bAlea).
VAi.e:<Ti!« Boi.TZ rrrrnzMftrrj. 62*.
S)) wann einem iraumt, «ie er in der kllie oder wein-
presse den most selber trelle und marbe. so wird er ameai
mächtigen furslen dienen, und werden ihm gewaltige empler
vertrauet uenleo. traumhuA caf. tu, «nhanf n CoL»ac«
kau.t:bueh (1666).
b)) in der prädiealtten terbindung mit rerbit frird dit enftn
staatsrechtliche fassung des begnffes {vgl. oben tp. ftttS) mehr mmd
mehr erweitert und abgeschwächt.
a)) Trutu* her in da* Riesi kaa
und mit dertetben hertari
uiiKevocbien da gewaltig wart.
wiuD dem laod dia hilf was abgasirickt . ..
KEcatm {lt»ibomm*H der Mlmät Ant*bmri 336).
d. itUletkronikem 4. SM:
in diesem lant waa der edel gralT Rudolph gewaltig, ood
do sich wider in setzten die von Basel etc. do ward er
erwelt zu kniser. SicacitD MaiSTBauii, d. tUdtefhronikeu 3, IM
{Siirnbtrg); auch so waren zu diesen leiten die brnogta tea
Ambertal gewaltig auf dem Norgee. »7: ilen des sdbM atb
da sUrb der iQrckiscb kaiser, and aeio soo ward |ew»kif
an seiner statt. Jun. Fra.ii, iL iMdlre*raa«kM », SIS (4«fa-
(Mr^rr annaiea); und Aegvplus ward geweitig in itm huL
AvKRTiN 4, 1&9: nach kilnig .Myela und Penoo find ich, das
bei uns gen eltig gewesen »ein bei sibenzig jaren Veaae «ad
Helto. 4,263; als er aber uberal freundlscballt und g««eia-
srhafft macht mit denen die gewaltig waren, bat er sieb (Ir*
nemllch mit der Araber krtnig ler^chw.ijteit. HiMo tktn. im
Josrphus vom krieg der jtiden 9*: hat er aber keiOM «•!■ §•-
iruncken, unnd ist gleicbwol tniackcn, der«elke wird «•!
gensliig werden, tbar csdlick urrioMi diaatlbt gcwsH.
traunibuch eap. IS6, aaAeBf t« Coluos h*mt^bmA (IIUI.
ß)) sü schreibt der höchste und ffiracoislc geacbicbl-
schreiber der keiscr Julius löblicher gedScblnis, wie das
etwann der Galler oder Fraockreicber Sachen mechtifcr
unnd gewalliger seien gewesen. Mictllcs Tueitut (tS3&) 4lS*
{Germania); dieselben send auch nit weniger gewillig oder ver-
niOfilicb. *M*; wie nun kaioer mag globen, er wöll aein
leben lang weis, kunstreich and (ewalUg scn, dieweil ar
nit wai«z, w e lang im gott solicbe pb talaasen wOll, alsu
kan kainer geloben, er wOll sein Irbaa laof kawsch scia.
die ntcbl wird »chiar dea tilmel» gatl,
des tagt» fUii
will Ir gewaltig »ein. Clisa II*tsi.b«in t, (»9.1.
()) wo aber ein biscboff ie sitmig wer ... so ist dia welt-
lich iiherkeit des gewallig und schuldig, das dem avangelio
bUliind bescherh. JuDAa Nii^aai eo ntudutk: die götler betirn
aie dea gewaltig gctiiacbl, das aie die .ttutt alle terreisnen,
und grosse ödigkcit, und wOsinng in Italien machen roOcbleo.
Lifius {Strastburg 1567) 71*.
•i)) die priipotttionalverbindungtn laufen nur einigen »enigrn
der oben gekiiinieichnelen grünen parallel.
a)) da weist man in [Ihiisioyhurus) zu einem groszen kunig,
der was (jcwuIük Über vil land und Irul. heiligen lebrn (1472)
100*; nie Mol er {Rudolph v. Ilabsburg) gen Itum nit wolt,
wann er besorget, der bapst wurd in mit etlichen stucken
verpinden, so er die krön wolt haben, aber in Irutschen
landen was er gewaltig iiber fOrslen und siet, allein ein
künic von Itebeiui setzt sich wider in. SicacaD MtiSTtBLii«,
d. stadtechruniken 3, 107 ;
Ich bin llerode* gnant.
ein genoldigk konlK über all« laol.
\Ufeliier patsionsxpifl IU6 Vir eint
were ein herltog von Oesterrich an der statt ßasel au ge-
waltig und helle so vil rechtes darinne als unser herre der
bischolT von Hasel, er brecht die von liasel gemeinlicb darzO,
daz si sin lidig eigen von sOllicher sache wegen sin niAsteode.
{an f. des ib. jahth.) Basier Chroniken &, lOO; herr, du machsl
ndiuer me gewaltig über die slat Samum nerüen, es sie
dann, das Esupus, desz raut sie allneg vo!);en, von danne
gebrai hl werde. Stkinrüwkl Asop (4ii')6& Osterley; nun hab
icb nie brgerung gehabt (A des kilngs amplern, und so du
über vil lier gewaltig bist, so magst da die wol under in
linden, die all darzQ tougcnlich«-r sind, dann icb, und die
hrgird darzA haben, buch der beispiele alter weisen 161
Holland; wie er, nach dem er unschuldig fttr uns gelitten
und gestorben, wideriimb aulTerslanden, und gehn himniel
gefahren, über alles was im hiininel unnd erden lebte und
Rihwrble, gewaltig were. Kihchhuk vrtidunmu(/i 30'; fiengen
die von Kegrnspurg den alten ratt mit namen Degenharlt
GralTenridrrer und Peter GralTenrider . . die send kamerer
gewesen, iSotlhaft GrufTen, war bei dein dorn, und den Mil-
durfer, den StelTan im ratthaus, der das ungelt ein nempt,
und den grossen zull, den Kicrer auf dem haus, der ausgeber
ist den tagwerckern, den steursclirriber und den HiHzer, der
gewaltig über der ^tail koren ist gewesen, {fortsettungen der
clironik des Heetor Mälieh) d. stadtechroniken iS, <16.
b)) eierule für sieb selbst ist ganz gewaltig zu scharfen
rauden. Wirsumc artneibueh 491.
e)) und ilerhalben mich ielz bewilligt haben, ainen auüz
euch ziineinen, welcher disen bogen roeins lieben hausz-
wirts gowallig ist zA erspannen. ScBAiDKNREisziia 89*; aposleln
und pfarner so es befehl haben, wie S. Petrus sagt, aollen
dem wort und gebet obligen, bücher schreiben, die schrillt
rrkleren, gewaltig sein die widersachrr einzutreiben. Matbesius
Luther %\»; also vernimm ich aigenliich, das ich gegen ewer
weishoit, doch feNcblich, versagt und angeben bin worden auf
die mainung, als sollt ich Andres von Carolslat uin Zeitlang
haiuilich nit in niriner, sonder in ewer weisliait behawsung
ulT der schul, da docli ewer weishait auch allzeit mit guten
Ursachen zu spurn gewallig und mechtig gewest, ulTenthalten
und beherbergt haben. Schulmeister VNei«ni!L Pawr an den ratli
SM Rotenburg bei Baumanr quelUn zur gesek. des bauernkriegs aus
Rotenburg M)5.
3)1 vNler den elliptischen filgungen sind einige, die ungeiwungen
Sil der heutigen hauplverwendumi des adjertiss in der bedeulung
wn validus, vehemens, überleiten, hierher gehört s. b. der fol'iende
beleg, dtr die rrkldrung aus eiier ellipse des reflexitpronomen%
nahelegt: rechte kunst macht, dass du gar wenig fehlst, und
macht dich gewaltig in deiner erbet, benimmt dir den irrlhiim
und würsl unverzagt und behend, und dein werk erscheint
allweg der gerechtigkeit gemäss. üCreb nachL -::>0. tgl. dasu
aus ilterer teil: ez ist also zwisschen unseren vorgoanten
brAdern und uns gedinget, geredet und fieleidingt, daz wir
uns verzigen haben, und verzihen uns mit di.<em gegen-
wertigen brieve offenlich, mit gesundem lihe und mit ge-
waltigem und besunnem niAte, alles des landes, lente, und
gutes und vaeterlichs erbes unwiderrAflicb. apanagitertrag des
burggriftn Fiiediich mit seinen brüdern (8. april I3n), moHument*
ZolUrana 3, 10. tn der rscAO- und gtstkifUfraekt Aute« «ocA
5135 GEWALTIG 1 (potens, im 16. und n.jahrh.) GEWALTIG 1 (potens, m 16. und il.jahrh.) 5136
Supplik der barfüszermönche bei Baumann quellen zur gesch. des
bauernhriegs aus Rotenburg 29;
sei fromm, und wart on argelist
des, dai'zQ du berüfTsD bist.
wann du das thüst, so bistu klug,
gewaltig, reicb, und edel gnug.
Erasmus Albebus praecepla vitae ac morum 85';
aber Demea thü du eins, bedenck bei dir selbs in deinem
gemilt, wie gantz röwigiich ir lebent, wie überausz gwältigcr,
reich, glückselig unnd edel ir seind. Valentin Boltz Tereni-
ühers. 148*;
dann welcher hie des gälts hat vil,
der mag wol \Verden, was er wil :
fromm, gwältig, hüpsch, darzö ouch wisz,
man gibt im alleuthalb den prisz.
Geoiig Binder AcolasLus v. 877;
dann streng uns nit mit ijbelnn seer
nach wielichliait der süiiden schweer,
sunder mach uns mit dein heilig
ewig zu sein kewsch und gweltig.
bei Wackernagel das deutsclie kirchenlied 2, 1108'.
y)) nach des tod haben sie hertzogen Lotharium usz
Sachsen, und hertzog Conraden usz Schwaben an einander
gehetzt, uff dz nit wo einlrächigkeit under inen were, ir
einer sich erhaben möcht, und inen zfi gewaltig werden.
Hütten {wie die bäpst allwegen..) b, 370 Böcking; dan Schwaben
landt ist Christen worden zu denen Zeiten, do fast gewaltig
ist gewesen das bapstumb. Eberlin v. Günzburg {an den
rath von Ulm) 3, 3 neudruck ;
DU du so geweldigU bist,
so sage mer, wo von ist
der din kleit von biude roit.
Ahlelder pussionsspiel 7137;
dann dasz ich also gwaltig si,
wie wol ich leb in büeberl,
N. Manuel vom pni'xt und seiner pneslerschaft
bei Bächtolo s. 33 ;
erhueben sich irs wesen so hoch, und vtimainten so gewaltig
zesein, das si auch die erbhuldigung den gesannten des
landsfursten nicht thuen wollen. Geoiig Kirchmair {denk-
würdigkeilen), fontes rer. Aust. 1, 1, 446, darurab hatte ihn Solon
gestraffet, unnd gesagt: dasz kein mensch also vermessen
sein solt, sich bei leben für selig zu halten, unnd so ge-
waltig, dasz ihn niemandt stürtzen möchte. Kirchhof wend-
unmutk 4'.
d)) und gleich wie einer des gewaltiger ist, der vil freund
hat, also vermag auch der mit vilen kindein begabt mehr
als der keine oder wenig hat. Fischart ehezuchtbücblein 3, 192
Hauffen.
c)) statt der Verbindung des adjedivs mit dem verbum substan-
livum werden für die staatsrechtliche bedeutung nach und nach
prägnantere verba bevorzugt, dadurch wird das adjecliv vorüber-
gehend in die function des adverbiums übergeführt:
Salomon, der ein künig was,
der würdt mir ouch bezügen das,
(und zu Hierusalem gweltig saszj.
Thomas Murner gäuclimatt 3,79 UUl;
als nach Christi geburt fürwar
man zelet fünlTzehen hundert jar,
eh das zwei und seclitzigst angieng,
gwaltig zu regieren anfieng
etlich zeit her in unser greniz
die gschwind kranckheit der pestilentz.
H. Sachs (oimjung disz vierdien buchs) 15,17;
in den büchern der alten bistorien wird gedacht eines königs
Arturus, auch wol Artus genennet, und über die iniichtige
und weitberühmte insul, damals Älbion oder Albania, umb
des weissen erdreichs und kreidenberg willen, diese zeit aber
Engelland geheissen, umbs jähr Chi isti 542 gewaltig herrschte.
Kirchhof wendunmuth (2,22) 2,38 Österley.
ß) die freiere entwicklung des attributiven gebrauches. die
unmittelbare beziehung auf gotl tritt mehr und mehr zurück,
mittelbar wird sie in der Verbindung gottes gewaldige hant fest-
gehalten, die sieh dadurch charakteristisch von jüngeren Ver-
wendungen der gleichen Verbindung unterscheidet vgl. gewaltige
band für violenlia sp. 5148; vgl. das ist eine gewaltige band,
ein gewaltiger fusz vgl. sp. 5155. die Verbindung mit weltlichen
machtfactoren erweitert andererseits den kreis der zuständigen
appellativa und nomina agentis.
l)) dasz mer nicht vorterben
in sundon ufT diser erden 1
des hilff uns, geweidiger got.
Alsfelder pnssionsspiel 2624;
gwöltiger got der m&chtikhait
der dw ausz wassers gschöpf berait . . .
bei Wackbrnagbl das deutsche kircherilied 2,1128;
dann uns vallt zu rent, gült und bar gelt
US der armen blutenden schweisz,
der nit anders verstat, noch weisz,
denn dasz ich {di-r pniisl) sie g'waltiger gott,
und müssind halten mine gebott.
N. Manuel vom pnpst und seiner prieslerschaft
bei Bäcutold s. 35;
sieb, wie gar irlich sie dich entphao
mit gesang aller Judden kint,
erkennen als ein geweidigen konigk.
Atsfetder pussionsspiel 2631;
gelobet sijstu milder Crist!
wallt du ein gewcldiger konig bist. 7292;
gott hat mir grosse sünd vergeben
und mich erweit in ewigs leben
durch das verdienen Jesu Christ,
on welches nüt sälig wirt, noch ist.
einiger gott und gewaltiger herr,
der gibt den hinimel und siinst niemand mer.
N. Manuel vom pupsl und seiner priesierschafl
bei BÄCHTOLD 90;
reden wird got der stark gewaltig her,
flnt wird di weit berulTen na' ünt fpr,
vom aufgang an bis zu der sonnen ris.
Mblissus (jjsa/m 50) 191 neudruck;
aber im krig uf unsrer selten
war' der gewaltig her der streiten:
Jacobs gott' ist ain starker schätz
für uns, zuwider allem trutz. (46) 179;
als nun Jesus Christus als ein gewaltiger triumphirender herr
den todt überwunden. Ayrer process. jur. i; gewallige band
gottes 6« Albrecht von Evb Spiegel der sitten ll';
ir Juddenfursten, ich thun uch kunt,
dasz mich Jhesus hot gemacht gesunt
mit siner geweidigen hant.
Alsfelder pussionsspiel 1626;
in goties willen und gewaltige band sich gütlich untergeben.
Mathksius hoehzeitpredigten 159 neudruck; da Moses ziihörer
ausz irem eisenern hause, mit herrlicher und gewaltiger
band gottes durchs rote meer geleitet, fahen sie von stund
an zu murren. Luther 107;
nu frawe dich, Eva du frauwe min!
ich sehen den geweidigen gottes schin
und sin gebeneditten liant.
Alsfelder pussionsspiel 7174;
als Samuel disz zum volck geredl, ist von stund an donder,
hagel und plitz ausz gottes gewaltigem geheisz herfür, brochen.
Hedio übers, des Josephus (1553) 97'.
2)) Otto der grosze Heinriches sün richsete 12 jor. der was
der erste lutsche gewaltiger keiser. Closener, d. städtechroniken
8, 35; zuband da das also beschlossen war, wurden die
obg'nanlen zwSn fursten von rat und geinain ainhelliklichen
angenonien als geweitig römisch regirend kaiser. Aventin
4,931; aber damit ich endlich davon zu reden beschliesse,
ist nach keiser Karlen dem grossen kein so gewaltiger keiser,
regierer und führer des Vaterlands gewesen, als dieser keiser
Otto. Bünting Braunschweiger chronik (1620) 96; dise {Esther)
wirdt ein grosse unnd gewaltige keiserin, inn der grossen
monarchei zu Persen. Mathesius hochzeitpredigten 195 neudruck;
ich bin ein gwaltiger könig werdt.
meins gleichen lebt kaum au(T der erdt;
dann mir fehlt nichts an gelt und gut.
J. Ayukr (anidaii wider dur iiönigin Podagra
tyrannei') 2528;
durch solich weisz wurst du ein gewalliger küng der erden,
so du vorhin gols handel uszrichiest, dar nah wirt got din
liandel uszrichten. Eberlin von Gi)NZBDRG 15 bundsgi'nossen
neudruck s, 13 {an Karl V.); und dann so bald bilder der
selben künslrichen menschen, oder gewaltigen künig, uff
gerichl wurden, so schmücket sich der tülel dorin. Judas
Nazarei vom alten und neuen gott 6 neudruck;
ich pin in potschalTt her gesandt
zu euch her in das landt
von Kriinhilden der liebsten frauen mein,
ein gehaltige kunigin an dem Rein.
aierzinger spiele (1511; Wiener neudrucke 9,148).
3)) nun sitzen wir noch inn der well, darinn der leuffel
ein gewaltiger printz ist. Mathesius leichenreden 142 neudruck;
Philippus Alexanders vatter, ein gewaltiger, Ireflicher, löb-
licher fürst, hatte ein schönes lugendreiclies weib seer lieb.
Erasmus Alberds ehbüchlein E 2, a ; eines fürtrefflichen gewal-
tigen, unnd derhalben hochberühmbten kriegsfürsten losa-
ment, hab ich gesehen. Kirchhoff militaris disctplina 125 ; und
warent da gegenwürlig die mechtigeslen, durlüchligesten
fi'irslen und die gewaltigesten edeln des küngriches. {Röteter
Chronik) Basler Chroniken b, lii ; das woll aber der pfaltzgraff
6 ! 37 GEWALTIG I (polen«, im 1 6. und 1 7 . iahrh.) GEWALTIG 1 (poleo», im 16. und M. jahrh.) 51 38
nit tuen, ei wUr donn, datz der von Emeopurg, dtr bitcbull
von Meiitz, gewuiliger bitrbufl von Mend blelbeo «oll. Uur-
MRD ZiNi, d. tUJUcliTonike%b,ihO\AugibuTg); do Adolffut
starb . . . do wart elndrecbtlicb «rw«lt und pottuliert zu {»■
wolligem bitcbufT zu Mentz der obgeincll berr Üielber *oo
Ucnburg. M. v. küMNAT chrontk Fnidiiehs /. 126; woibraucb
ondere grovse beU|iti<r, Mciie und gewallliger {fariaiiU ge-
Haltig), witzl, und aunderlicli dir gi-istlicben, die »ich nacb
uns ricbten, die zeiget lolcben widerwrrligen umb inerer
bewegknutz willen inu alle weg aucb on. ScawAatinaKae
büchltin com tiilrmken 1i ntudruek ; zQ den letzten tocb berr
Ludwig von llubsperg (der nun ain gewalliger riller an bcrtiog
Jcrgen liulT war) sQ Weimenhorn aus und pilndart dat
dosier llogkcnburg. CLBHENa SanDia, i. Uddttthrontkn ii, bo
{Augsburg).
41) ial es nit zu vorwundern und zuerbarmen, wie die
roUncb, sonderlich die bellelteck, aUo eiofeltiglicb seint ein-
gangen in die stell uund landt . . bist das sie |«wallig berreo
seint worden oller irer beiwoner. EaiauH vor GOazaoBC
(un den ralli von Ulm) 9,0 nrudmcit; so geben uns die ge-
walligcD hirin aucb nicbles und werden von «ioem iderman
verlasen und verneblet. M*hCAaiT> von Ra*iiba,<<BU*c an
kurßrtt Albrechl u;i bii STsinnAUSsn prholbnefe i, IM; des
knnig» rat und sein gewflitig ander berren, lilter und knecbi,
die wol am bof warn gewesen, die forcbten in sir. Avanvin
4,941;
ihr werilenii iwallTel« ohn wol kennen,
es Ut ilerchiliold und KrchliiKsr,
und Leutfriil, alle nach und f«rr,
bekannte fürsien, gwaliiga herra,
a* ist mir leid umb ihre ahrn,
dasi il« ain|>rangen ein solchen loiio.
KsiscHLiN (»endeharä 4,3) 48;
und spracb Sibilla zAm keiser: 'das kind ist grösser und
mehliger berre denne du, darumb soitu dich nüt lossen
nnebrtten für den gevx elligesten. KOnicsnorEN, d. ttddteehronüen
8,990; dem künig Tuitscho oder Teulscb . . . bat im regimcnt
nacbgefulgt sein sun, der Mann, im latein Mnnnus genant;
ist gewelliger und regirender lierr über all ding, land und
leut gewesen zwaiund»ihenzig Jar. Avanrin 4, 69; ein gewalliger
und michliger berr, des namroen von unnölen bieber zu-
setzen auf ain zeit ain bawren bei im gebebt, mit dem er
sieb allerlai Sachen halben underreden müssen. Michail I.in-
DENKR raslbuchlrin l'i ; Franciscus llel in ein irlhuni, denn aus
dem gesiebt, das im gott gezeigrt hatle, lies er sieb beduncken.
er würde ein grosser und gewaltiger berr in dieser well
werden, tiusnos Alsbrus der barfuiter müncht eukmpitgel
und akoran D 9*;
ich bin Pilaiui, ein geweldigk herra
und wel ucli sagen war inere,
dasx ich wel ein recbl richii-r sinn.
AltfelJer pii.'ixionfBpiel 1276 ;
leb trag holcz, pet, ker, spQel und thu abbaspen.
also Ich ein gweltiger berr
In mcim hows ihn umb laspen.
II. SiCHS (der bischof von Mains) fabeln und
$chwa»kg 9,328;
Ich slog die siban th bl dem wlo,
leb kan ein gewaliiger Chorherr sin
und heb ain hQarlin an dem barran.
N. MiNtiSL vom /uiit'i uiiti itiner prtttlertckafl
bri Uächtold $. Ol.
6)) da man zait 1449, da hanckt man ain bie zu Augipurg,
der hiesz mit namen Erbart und was ralzknerhl auff dem
bausz und was ain gewalliger man, und dem der mit und
geniain wol trauet. Jobannbs Fra!<s, d. tlädtechronikenVtyiw
(AttgtbuTgn anniilen);
der gewaltig man. dem das gatichi
Isi gemacht, sol ain verswigan nicbu
K6caLii« {.herkitmmen von Angthurg), d- $Hdle-
Chroniken 4,955;
dar naler dar vast frOwet sich,
da* er soll tagen dam gewaltigen man,
Ich wOlt Im darinn tö willen stan. 944;
er was ain geMnItiger, rarnemor man gewesen, er tbet den
Iculten offl daa wort in ainem ralt. Wiliiki« IUm (cronica
netrer geschkklen), d. *MJJ.rAron. 25, 126; darnach das was als
man zaIt I4I9 jar kam ich wider gen Augspurg zu ainem
reichen man, Jus Krämer, der was ain gewallig man bie, er
was ain pjumaister. Borkard Zini, d. stddUchroniktn 5, 128
{Augsburg); es ist zu wiszen und wol zu merken, dasz ain
burger bie was, der was genant Lorentz Egen. der was ain
reicher gewallig man bie in der stat. 6, 19«. <;bf;ijo9i0; ain
gewaltiger und gar Bio weis man. 23* ; das was ainer, genant
l.ut liornlin, der Ist aucb am gewaltig man gawrsen, als
darvor von im auch aigentlicb geMfaribtfi »tat Ml d0mtl4i
wer allwer «U Jadtrasaa sinH
und bargabi. als sei «r fabftrBl,
1*1 ein solcbsr alo (waliig saaan,
war kann da »eio und Iba racbi ibaaf
Dtaaa maekittt Mt
ja Christus wir «in gewaltiger nana worden, and wir wol
aust kommen, wann er sich cingetOfM gakalteo. Micsail
LiNPBntN A'alsipori 97 ; der Franzosen aotwoft was, wiawol
inen die ROmer unbekannt Meren, danRocbl nAsten sie aclMen,
das sie an macht gewslli,;e onnd männliche leat weren-
Lirntt {Strastburg 1562)51*; Iraunl einem, wie er auss eioaa
granatbaum gestiegen, so wird er durch einen gewaltigen
mann, der eines grossen namens ist, erhöbet werden, tramm-
buch cap. \i9, ankang tu Coiasos ikaiut^iicA (10^4); do nen
zaile noch gots geburte tSM jor, do worent drige gewaltige
manne z6 Strusburg. Könicsnorin, d.üädtechron.i.'iü; Se-
bastian Ilsuog und Peler Recblioger eind beid zwen reich,
gewallig mann und ratshero z& Augspurg |a«Ma«a, dock dtr
llsung vil gewalliger. Cieisns SanoeB.d. sMÜtdkrMittMSlylt
{Augsburg); Esau . . . ober bat weibrr genooMM«, Ada aia
locbter ilelonis, und Alib.men Fsebeonis, welch« under den
Cbananeem gewaltige manner w.-iren, nnnd nucht sich selbs
zum herren dise beirat zu vergwalligen, und befragt den
vatter nit umb raht. Hbdio üben, de» Jtitpkmt {\iU) i€ : wann
einem könig träumt, wie er truncken sei, so wird er ge-
waltige leute ihm unlertblnig machen. fraiifli6«eA t»p. IM»
ankang tu Colbbos ktunkmck; trincket er das wasser anst
dem OüBZ Mio mit zucker, so wird er durch e.oe gewallige
person woblfart und wollust erlangen, eep. 107 ; wilt du ver-
treiben alle schaden, und überwinden alle Irdischen ding. . .
so nim den stein der da Agalhcs genannt wirt . . . dar »alk
macht überwinden schaden, und verleicbt krefflen den harttw,
und machet ein gewalligen menschen, wolgefellig nnoi Mab
gehabt von jederiuan. Albbbtos Macnos butk 4. ktmätkktäm
ton arttnfi (1540) D 9*.
O)) Augualus, der gros kaiaer,
eio gewaltiger ralser,
als er kam aus der scblacbla,
wart im ain fogel prachie,
der küni den kaiser frriiaieo,
mit Worten fein durch sOesen.
II. Sachs (der $ckutUr mil ^m »sapan)
fabfl» und $chm4nke 9,343 tteudneki
ich bin nit der roachtigesi, besonnder so gang tS dem ga-
walligen fürer der woicken, der ist mlcbtiger dann ich. butk
der beispifle alter »eisen llO; ich (forfana) bin die gewaltig«
beherscherin über das wilde weile meer. ScnorriLios /Hrrfrat
sieg IG neudruck. in der Verbindung mit solch einem ■«««■
agentis hegen vor allem die übergamfspunkli n der Mentaaf
rehemfnt, magnus^ tgl. item Jörg kallschaid ist ein verdanr
und gewaltiger redliszOerer gewesen den krieg, als
gewert hat. terhörprtAoktM bei Baohabu aeU* »ur
des deutschen bauernkriegs s. 959. r^L sp. 5151.
*)) furnemlicb aber ist die sflnde, und das gericht derer,
so die kirchen spotten, und dte geistlichen gfllar m akh
rcissen, schwer und unireglicb, die golt ematlick alraSM
wirt, wie aulTem lande der adel und dia scbarkaaata, hl
sletlen die gewaltigen gesrblecht und bOrgcr gcflMiai|lkli
pdegen zu tbun. LurnEa JucArrdm (1567) 2i»*: wann aber ain
weisser erberer radt gemerket bat, das iene {«6r selkta lail
meine gwaltige oberkeil l mich wolt«n veriagco, kabefl ai ai»>
helligklich mein wider begert. J. Easaun von GOacBoa«
(tarier sekrifllicker bnickt des glaubens) 1, r.i; niemant aol sa«
nerrisch sein, das ehr glewb es sei des ba^staa. uai allar
seiner Romanisten nnnd Schmeichler enaU aelMMil^ ariM
gewelliga ubirkeit sei ausz gotlicher ordcaaag. Lama m«
dem bapstum A 4*; deren (sMdle) Ich hi« alMa dia gevrel-
tigisten und namhaffligaten «rtehlto wil HicTUsa fsatas
(1595) 400* (Germ.); dasz alle hohe gewaltiga laaarchiaa von
gott eingesetzt find geordenl, di« grB««aa ■aclHigan pot«a-
taten und berm zA straffen, recht wider gawalt auffiSrichtan,
auch wider die selbigrn sich nieman setzen, verachten, noch
empören soll, wirdt durch das eiempel des Itfln'gs Saaoalis
und Sau'is kLirlich aageitigl. Woltcabc ScaaeLrxL Sammd
und Saul {Wiener afudmete 5, s. 1).
y) die su^sianltrterung, iwreü sie «•* itm rakmtn frftfeal-
licker s^ntaklucker ten€kubun§ kerausthU «ad fettere fr*tma§
5139 GEWALTIG 1 (potens, im 16. und \l.jahrh.) GEWALTIG 1 (potens, im 16. und n.jahrh.) 5140
zeigt, läszl zwei hauptformen der entwicklung erkennen, auf der
einen seile wird durch die function des Substantivs die verall-
yemeinerung der hedeulung besonders gefördert, dieser richtung
gehören namentlick die typen an , die der bedeutung von polens
einigen aiitcil an dem neueren gebrauche von gewaltig gesichert
haben, andererseits dringen aus den bestimmten Überlieferungen
einzelner sprachkreise auch die merkmae der bedeutungsverenge-
rung in die Substantivierung über, wobei die individualisierenden
bestimmungen bald angedeutet werden, ball elliptisch zu ergänzen
sind, diese zweite )ichtung findet ihre hauptpflege in den denk-
mälern drs 16. Jahrhunderts und verkümmert nachher rasch.
an der svbi^tanlivierung nehmen auch Steigerungsformen theil,
der Superlativ ist vereinzelt sogar in die isolierten gebrauchsformen
übergedrungen.
i)) gelegentliche syntaktische Verschiebung:
(loch unter ihren feindlichen sli'irmcn,
erscheinst du, gewaltiger, mich zu heschirmen:
sie sehn, wie ich beschirmet hin,
und zagen und .Stürzen ohnmäclitig dahin.
Kramer jisalmen 1,65;
das olft der ring mit listen schwind
den grosz gwaltigen überwind. H. Sacds 16,344;
vur ein gwalting erwel er seins geleichen,
viir ein stolczen ein demutigen schlechten,
vor ein dieh erwel ein eren pegaher,
vur ein müesigenger ein arbeitsamen.
(die füchsisdie gesellscliafl) fnbftii u. ^chwänki' 3, 62;
wer im geringen unvermüglichen scliwaclien standt sich wider
ein gewaltigem will setzen, dem ist zurliaten er iasz den
liesen gehen und ziehe den hiit für ibnie ab. Lehmann flo-
rilegium 308; wer ist disz, ein so gewaltiger, mit dieser solchen
gab. Valentin BoLTZ Terenzübersetzung (läüS) bS' ; so icli doch
darin gefallen bin, musz icii dir e<n liüpscli stüciili zeigen,
d;imit du dich vor dem git der geistlich gwaltigen bescliinnen
magst also. Ul. Zwingli von freiheit der speisen 20 neudruck ;
biscbofl' und pfaffen, gelert und gewaltig, verstendig und
iLoll, välter und frembde seiiid widerwertig gemein seiner
(Christi) lere und leben. J. Ehüblin von Günzberc {ein buck-
lein, worin auf drei fragen geantwortet wird) 2, Wi neudruck ;
do sprach der pretor, das ist der gewaltigest und oberer des
Volkes. Steinhowkl Äsop (48*) 64 Österlcy; item ist es zu
wiszen , dasz die Bussen zugen für die Kulten und etlicb
falsch ungetrewe der allergewaltigislen, die da waren, die
gaben den berg hin den Hassen. Bürkard Zink, d. städlc-
chroniken h, 90 (Augsburg); und auf sollichs alles auf den sechs
und zwcintzigsten tag Julii do bracht man gefangen mit ein-
ander acbtzelien man, den schlug man auf disen tag die
köpf ab zu Durrach, die sollen die von den gewaltigisten
under in gewesen sein, (auszug des schwäbischen bunds wider
herzog Ulrich) bei Baumann quellen zur geschichlc des bauern-
kriegs in Oberschwaben 775; das erste teil waren patricii,
obersten und gewaltigsten. Luther über das erste buch Mose
(1527) 13'.
2)) festgeprägte formen.
a)) auf grund der Verallgemeinerung und abstraclion.
a)) im dritten jar seines königreichs, machel er bei ihm
ein mal, allen seinen forsten und knechten, nemlich den
gewnlligen in Fersen und Meden, den landpfleyern und
obersten in seinen ländern, dasz er sehen liesz den herr-
lichen reichlhumb seines reichs. buch der liebe 2'.i»' ; da si
(die Städte) nu die gewaltigen in Egypten wider fodderten,
wolt er nicht abtretten. Luther vorrede auf den proph. Daniel
bei BiNDSKiL-NiEMEVER 7, 374; das wisselchin bedeut unscrn
lieben herrn Jesum Christum, welcher, ob er wol iVir der
weit, gering, schwach und veracht war, noch hat er grössere
dinge ausgericht, dann alle gewalligen in der ganfzen weit
vermögen. Erasmus alhebüs vom basilisken zu Magdeburg ü 2*;
ihr gewaltigen in dieser weit,
herbei und bringt dem hcrren,
bringt ehr und stärke diesem beld,
so wird euch nicht gewerren.
JoACii. S.ABTORius bei HoFFMANN si'enden 2,224.
ß)) ein schaf nennt sie {die weit) den einfeltgen,
grosz Hans so heist sie den geweitigen,
den alten mann nennt sie ein l'ucbssen,
ein gscheid listigen argen luclissen.
Hans Stcus ((le;' well iiachschualtz) fabeln
und schwanke 2,249;
acht ding sein, die ihnen selbst unnd andern schaden.. .
ein gewaltiger, der ein schalk ist. KiRcifHOF uendunmu/Ä 344';
dcsglichen han ich zu Wurms in der samlung aller fursten
und des richs holten gebeten, mir zu gunnen die stummen-
den sund abzustellen . . . doch zulest lies ich ab mit mim
nochreisen, wen ich sach, daz kein gewaltiger geneigt wer,
den rechten weg zu gon. oiierrheinisches reformprogramm aus
d, Zeitalter Maximilian /. , westd. zsch. f, gesch. und kunsl er-
gänzungsheft 8,100; als weit nu die warheit in ir selb besser
ist, denn die menschen, in denen sie wonel; also vil sein
die gelerten ärger, denn die geweitigen und reichen. Luther
[magnißcat verdeutscht 1521) 7,589 Weimar; und sonderlich
wenn grosse unnd gewallige sich wider uns aufflehnen.
Mathesius hochzeitspvedigten 108 neudruck; item bei den
grossen heupteren , gewaltigen und weisen, und sunderlich
den geistlichen habt grossen (leisz, sie mit zutrincken inn
unseren dienst zöbiingcn, weil uns an den selben gar vil
und grosz gelegen ist. J. v. Schwarzenrerg das büehldn vom
zutrinken 2S neudruck; item die jhcnigen, so ausz euch gehör,
bei den forsten und gewaltigen haben, soll den selbigen
sagen, ... 25; (sie) haben vil grösseren lust zu allerlai newen ge-
dichten, und selizamen phantaseien, inn denen sie geinainklich
ire kaiser unnd gewaltige, ihrer ritterlichen tbaten halb rhümen.
RauwolkOI; wie die gewaltigen, macht und scharrhansen, da
sie jetzt vermeldete tyrannei und bubenstück an den armen,
entweder ausz neidt oder boszhafftigem muhtwillen brauchen
wollen, oder gebraucht haben, ... gibt uns diese Esopische
fabel ein kurtz und schön gleichnisz. Kirchhof wendunmuth 52';
es kumpt gar dik, daz der niechtig nit erkennt, waz im der
klein tut...dorumb so sag ich: den gewaltigen ist nut zu
vertruwen. in ist weder gloub noch barniherzikeit, und liand
die armen lieb, diewil si geben, aber si denken nit, warumb
si daz endphohen. oberrheinisches reformprogramm 130; dise
fabel warnet und leret die gewaltigen, daz sie in ierem
gewalt gütig und senftmütig sien, das kain rauch nach usz-
gang des gwalcz über sie gang. Steinhöwel Äsop (70*) 99
üsterley. ebenso 3bb; ich hab im freunden gerathen, bei ett-
lichen gewaltigen durch schankung zu procurirn, die ich
höre sich damit bewegen lassen, deszgleichen bei des bischoff
von Crakow hure, die er auCf einen wagen mit lurt, die hübsch
und des geistlichen valters gewaltig ist. Schwahtzenbehc
zween sehr merkwürdige briefe '6 (ed. Herbst \",Z); solchen soll
er zum helTtigisten undersagen, und sie vermahnen, erstlich
den gerichtsschreiber: dasz er in seinem schreiben kein per-
son ansehe, die gewaltigen den armen nicht vorziehe. Kirch-
hof milttaris disciplina 230; die wellliche könige herrschen,
und die gewaltigen heist man gneilige herrn. Bünting Braun-
schtv. Chronik 448, vgl. oben (zur bibelübersetzung) sp. 5128.
6)) bedeutungsverengerung und elliptische ergänzung.
a)) unnd er befahl seinen gewalligen über ihm, dasz sie
ihn geleiteten, und sein weib und alles was er halt, buch
der liebe zoi', vgl. genes. 12,20; do zoch künig Laslaw^ von
stundan hinab gen kriechisch Weissenburg und mit graf Ulrich
von Zily, des künigs Laslaw hofmaister und gantz gewaltig
des künigs. Hector Mülich, d. slädteckroniken 22, l\Q (Augs-
burg); item wurde auch iemandt des römischen kaisers ge-
polt von zfltrinckens wegen geschehen, fürwerffen, so sagt,
ihrer maiestat sei nit ernst geweszt unnd desz also uber-
redt worden, als sich darausz erfinde, das sein gewalligste
am hoff zutrincken. J. v. Schwarzei^berg büchlein vom zu-
trinken 36 neudruck; Leopoldus, weiland ein herlzog zii Oster-
reich, hielt raht mit seinen obersten und gewalligen von dem
krieg, so er gegen die Schweitzer füren wolle. Kirchhof
wendunmuth l, i2Q Ostertey; so offt er under die gemein gieng,
begleiteten in seine amptleut, gewaltigen und hofräht. 463* ;
seine kriegsleute und gewaltigen antworten ihm, wir fürchten
es könne nicht geschehen. BtlNTiNG Braunschweiger chronih
53; usz dissem scholder, den man empfohot von den
Spielern und dem gewin so man erobert von den karten,
wurt gelont den knechten derselben stuben , und den ge-
waltigen koufft der schleck den man nennet ein voruszlin,
und wurt usz geteilt an die drii oben dran, das ein oben-
dran macht der amineisler an sinem lisch, das ander der
Stetmeister . . . und das diit .. . der slatschriber. Geiler
v. Keiskrsberg 21 artikel nr. 8, s. Daciieüx Jean Geiler XXIV.
ß)) des nam ein gewaltiger des volcks acht, das er ganlz
kein erhermde mit der liit und den ciagcnden liet. buch der
beispiele alter weisen i78 Holland; so liesz Caius Virgilius ain
gewaltiger inn Sicilia briefliche, offenliche gebot wider Cice-
ronem, und sein entlialtiing auszghän. Schwaiitze.nbeiic teulsch
Cicero (1,555) x'; kein könig, richter noch gewaltiger auff erden
hat nach gott diesen titel ausgeleschel , da er sich nennet
5141 GEWALTIG 1 (potens. im 16. und M.jahrh.) GEWALTIG 1 (poteos, in ttürterbückem) 5142
. . . einen recliten richter. J. Johai /.uM«ri aiuUg. d. pni. S0IO-
tnonii dtutsch i&SS, i. Lutüki b, itt)' AUenb. auMg.; der lliung
waa alter biirgermeittcr und wa* kein gefälliger dea»elbea
maula z« Kiigtf \irg. d.$lidUrhrnntken i,tai(Aug^ur§iu m^);
ich wull gar Til wider mein onneider acbraibeo, aber die
gewolligen aagrnt, ich aoj sie vrrachltn, ja feracbmeben.
S. Mki«tniii.in, d. ftAdteehrontkeH 9, sUNünibtrq). {»iri «M
autontat trnatut prohiberrlae ij>truendo$ tudirartt)', da enpfieng
in niemunt von der »tot wegen, denn der gtwalligeo ainer
von der geniain , mit nomea der Heriiu . . . (//Ara/im ter-
wrisung 1416) d. ttddUcliron. 4, 2S0; e> gracbuchen hie lA
Aiigapurg vil bener reil von den handwercltleullen, da« die
gewulligcn gcwnr wurden, aber inun dürft sich nicht riereo.
WiLnkLu Khm, d. itddlrchron. 25,18 {Augiburg); und die
aigen leut, die sie widt-r edel und unedel aufnenien amb
jUrlich zinüe tu versprechen, darvon der »tat vil ver-
drießt und unrals zustoi, das uuch wider ir geschworen alaU
pucch iai, uit nier zu hoben auch verpollen worden, und
vil mer ander nottOrflig ordo'ing und geseltr und zu halten
bei geschwurneni aide eriicnt wurden, damit denselben ge-
waltigen ir »Igen uüU abgenommen und geirrt ward tu not-
turU und aufenthalt der löblichen etat umb geinaina nult
willen. ÜuRKAiiii Zinr, d. ilddltchroniken i,Hto (Augsburg); ja
auch dorzu etürb.. »o den hurgeruiuistern und allen liurger-
niolHteru tolich .. conspiraliones und handlung . . anpracblen
und sie warnten, von denselben dorumb mit harten, nn-
geschirliten werten angealrengl . . Hessen sich eliich der gt-
unltigen merkrn mit ernst, a\* ob man sie darumb etrafen
sollt, dos mnibl menigeu bidermoii entsetzt, da« niemaudt
den gewaltigen solicher ding nichts aupriugen oder sagen
dorft. Th. ZwKirBL bn Baumann quellen lur geuk, dtt bauem-
kriei}$ aus Rotenburg Xb; anno domini 1^27 . . habend die von
Ulm da« loblich amt Marie .. abgelban doch haben sich die
gowaltitten 8ch0n wollen machen und zu dienen, so vor dos
uuipt gesuub'en hohen, gesagt, si rougen wol tungen, werdt
inen nit weren, ober kain sold mer geben. Nicolaos Tboiian bei
Haonakn qutlUn tut geteh. des bauernkrieiis in Obersehwaben 131 :
geschähe olles darumb, dz die gewaltigen von den Kcsclilech-
tern dester bosz »ir trurkrn . . . mOrbten. Livius {Sirassburg
1561) 4s'; da bedacht sich der son, und nnm durob, es wer
sein meinung, er soll den gewaltigen und hohen in der
statt (iabios auch also thAn, und biesz den rsbtszherrn und
den besten alle ir heüpter obschlagen. (1572) 2o*; sölcb gesetz
mt ollain dem gemainen volgk, sunder auch etlichen gewal-
tifien, und zuvor Caio Antonio . . . fast wol geflel.
ScHWARTZBNBERC deT UiitseH ftrero (;4u0t6Mr|^ 1535) 5'; die twOlf
boten »ind mit Trüden gegangen für dos angesiebt der ge-
woltigen. Keiskusbhrc prtd. 40*, vgl. auch die gewaltigen (die
regierendtn) in den 2t arlikeln 24.
y)) da kam ain soilicbe flucht under unser vulck, welche
nit mochten über die pruck kommen , die fuelen in den
graben ... wa-i don die Schweitzer ereilten, erstachen si
alis, floihen eliich edel und gewultug durch Bregentz, die
Blatt, aus, bisz »ie niainten, sicher zu sein. NicoiJkus Tbünan
{Weisunhorner Historie 37 Variante) bei Baumamn quellen lur
gtsch. des bauernkritgs in Oberschmaben ; (es) wurden von inen
ire Ahrislen darione übergehen von h:iuptleOten, fendrich und
andren gewaltigen under in, damit ir daselbst om andern
lag 19 man gckilpft wurden, {ausiug des scItwAbifthen bunds
viÜer k«rt«9 Ulrich) tbenda :e5; zu Boltenburg an der Tauber
bat margrar Kasimirus in namen des schwebuschen bunds
•inem docior, acb ainero mincb und etlirben gwaltigen die
kApf ab lassen schlagen. IIS; des apts knecbt von Koggenburg
fuengen ain pauren, der hieaz Peler Sausenlaller, keret dem
dosier tu, wosz acb ain gewaliuger gewesen, fuerten gen
Echingen, lag ain gute teil da gefangen. 125. eine dknliehe
htdeulungsterengtrung , wie sie kitr vorliegt, hat fUr di* mili-
täiücht terminolofiir gtüung gewonnen, vgU s. b. aus spaterer itit:
wenn es dem regimenlspater mit dem gewaltigen und scharf-
ricbtor auf die straiff tu gehen InlTl, hat er diejenigen,
so in nagranti sollen bingerichlet werden, lieicbt zu boren.
baii: infanlerieordnung t. 1754, 172. meist jedoch herrscht kitr
die ftrm gewalliger eor (*. d.), du nicht als nomtn agtntis
tu gewalligen aufsufasstn ist, sondern als isolitrtt form des
stark flektierten nominatits sing, mtsc unurtt adjectirt.
S) die fuHCtion des •drtrhiums beriJnt das bed<-utungsgebiet
r.m poUns nur in ausnokmeftUen m gtgfnsais tu den tus-
gebretUUn belegen fkr gewaltig, ttoleiKMj «inerseils und ftiims^
IV.
fortis, fthemens andertrseiU. tu dem odeerh bei berracben, re-
gieren vql. ip. 5IS&: m unM*rn tusamwsenhang fäUt ntUnchl: emr
golt euch allzeit gewaltig reiten kan Caaiakti« koptufei V 1*.
f) ni den angaben dtr »trUrbtidktr ifkfiä tUk die wr-
kümmerung, der du bedtulung fttn» im ftknmdk 4tr untrtu
tproekt unlftUegl^ ntMrUdi ukkl m »mtkmlUk mkimitr Md«-
ratiir. tinuina mniun§n mahitm kttr §mtk9kiiUmäul§ mm
einem vdrterbuHt tum «Mens ii«ri— w ««^ t$ »Mk hm§t
feitgehiUen , ob>tohl ste im Ürtairtüfilw ftfrrMMl tmt$Mltrbt»
sind, bei den vüttetbuds$ekrmi«rn dt$ tK iakrk. kmnml dam
du Ittteraristhe beUtenkett, du dt* brUge drr ntutrtm tprock* «w
früheren pertoden ergänst. dus giti namentUek fkf Aaaie«*
(1, (48), dem aus der eigenen ipratät dte bedeutmnftu näirni,
Toiuttut, vehemens nahe liegen, während «r du be4«utuu§ poInt
nur »u$ der bibfluberstttung ertchlttttt. ebemo Scaiier {uhmib.
mb. s. 515), der aus einer dem 14. )«ArA. ntnommenen urkmndf
(f. l'tmischet urkundenbuek 2, »2 9gL eben ip. »IIS) 4ii t
eruhliesst: gewaltig, der das reich zu bebaapUa
trolidtm lasstn sich auch aus dtm übabUtk ftWr ik
büehrr sichere anhalU^nUt ftwimut», v«a« «M« dm auf*»merk
auf die trweiterunp dm htieukusftmmftngtB in df ttnttlmtn
angabtn ussd auf das j«W4ili§« MrMtfms amiicktm §lUm und
neuen gfbrauehsformtn rieäUU
a) aUgemetne begri/fsbesttmmung
I)) du beschrinkung auf die bedtutung poUns findet ätk im
deutsrh-Uttinisehen thetl der äUttItn wtrterbUlUr ula rtfH: §^
wallig, mechiig, poUns. teee*. Iknt. {Ntnkerf I4«2) MS: |»>
wallig, pntens. uotui. tntipient InL *nU ht., mm*. opUmma
(1504), eb«nso Maaiir 17»'; ogl. muUrpolens, gewallif, tril ver-
mögend. AHBBosiuaCALBrtaos (1570); gewaltig, atfcktig, put$-
sanL Hdlsius 11014) IC3' (vgl. jadotls asuk ip. 5i4t).
2)) dit berütksiehtigunf der bedeutunpsermtiUrung irttt im
lateiniteh-deutschen tkeiU dtr wirterbücker an, tpL paUni, g^
waltig. FaiMus (itM) 1021*; nerrosus adericblif, voll gidera,
ttarck und gwallig. s«5' {in der autgabe vra IMI: »fTwaani,
aderachlig, starck; Mrros« dieert, gewaltigklieb . . reito l«*);
valentiuimus , gar krelTlig und gewallig. iM4*; syl. amtk »29
Hafer ^ortti; nur für vioUnlus mun Faismt (15««>) natk mm-
sehrabungen heramiehen (voll unbiliicba gewalU). kitr wird artt
Hbniscm den Uiatsachen gertekt : gewaltige ■IcMig^vr—H gtiralt
geschieht, polens, fortis, molentut, impetuatua. IM! ; gbeweMigk,
poUnt, forlit, tiottnlut, impeluosus. Kilun K 4*; gewaltig, nlcli-
tig, in groasem gewalt, kralTlig, pdens, petis, tabdusy valent,
EmnblN2; gewaltig, po<eiii, vaUnt, paUens, palenUr,
quod etiam tat gewaltiglich, meaiu de faäo. SrieLta UM.
31) tM 18. jahrh, ist die betckrdnkung auf du bedeuirnng
tent nur noch selten belegt: gewaltig, f mumm/, potra«.
diettonair« du voyageur (Genf r.oi) \H' ; gawaUigi aicirtif,
poteiis, adv. potenter. Bavcb 2«o'; gewalti|^ fBäMl* ptUna,
potente. Vbneroni 14; gewallig, polens^ polnlalt prmüluit f-
lestatem ac dominium ohtinens. Haltaos 6M. dmrckfimfip kttrilkl
sonst die mannigfaltigkeit der angaben tar: gewalti(, paitntf
ralidus. GObtlbb 2, 14; gewaltig, mächtig, yatew, mUima.
Spibsbr 151, ebenso SiKiNBAca 2, 931; gewallig, micblig. ye-
lente, possente, poJeroto, puitsant. Rädliis MI*; gewalUf, st*-
lento, vehemenU, ferndo, n«^nl, r/h^ment, ckaudfhauiUtnLtbend*;
gewaltig, grosz, grande, WKsramgliem, Umpanda, ptmad, i
merveiUeux. ebenda is\*; gcwallig atio. fe t«
niightg, great. pouarful, tiramg, wt4§mi(U«mL lr«lM(k-«a|L
(171«) 769: gewallig, gewalUam, alarck, Ü. mUk
kettig. KsAats {Nürnberg I1I9)S,W'; gtiraMg, fetoat, yni>
patent^ imperiosus, talidut. WBisaA<«N IM; gewaltig, palentt
opAus Valens. Faisca 2, 42o' ; gewallig, paUn», Miras. Kiaaca 119*;
gewaltig, pHtwowl,Aort,wel«il,wyitii«i». RoaeKAO-BvtToamU;
grand, contid^abU, imporiant. SM; gewaltig, pmumnL, fmt,
grand, tmndirakk, tWeat, mnpetfs^ w^kmMt, £impmUn«t^
de coMCfiMM*. ■amwe« ilkttaMirr (Stfiilwi I2«:) »•': A»b-
L0N6 (2, 648) /BArt eil «rsk b«ind9M§ ms: ftwak habeaJ, ia
der gewait begrOndet, iet* we»4m tfcr/li aar aa^f* lar-
bindungen sugetUnden, in denen tWvJiei aUrt, ktf^ ear-
drdngen: gewallig anpochen, gewaltig a«lirci«o. etne eckt
gewallige stimme; aus dem 'gemeiaen Itbem* mird beigtfkgl:
eine gewaltige meng« ■laulwa ...da ftwaltifir ■nach.
dagegen fäll (ttr AeiLc:«« iia Itdtwdmng —cht kekeaJ, Mark,
mächtig eil eerelle« und nibeatitkliik. fcu4Aa(icAfoiCTU.l,1*:
gewallig I) (stmkf kefUg) pamerfnl, sträng, edknacal,
2) («MUAtif) pmmrful, paleäty migktp. Hilpsbt l, 463*.
ß) bmdmag atamtatr seriiiJaafW und gekramcksferwum.
929
5143 GEWALTIG 1 (polens, in Wörterbüchern)
1)) vix ita compos mei essem, ich wer mein selLs kaum so
raeister und so gwaltig. Frisiüs 273'; nee potens mentis tiu-
eukntus Atreus, er was nit wol bei im selbs, sein seibs nit
gewaltig, unsinnig. 1027'; seiner selbs gewallig sein, com-
potem sui esse. Maaler 17S'; diva potens uteri, die gewaltig
göttin Lucina den gebärenden frauwen. Frisids 1027"; gewaltig
über einen sein, einem zu gebieten haben, habere potestatem
alicuius. Maaler 178'; ebenso Frisios 1028"; gewaltiger seiner
fusz, compes est qui habet potestatem suorutn pedum. vocabular.
incip. teuth. ebenso vocab. optimus. (1504); seiner glideren nit
gewaltig, der seine glider nit mer kan oder mag brauchen,
membris captus. Maaler 178'; an ipse imperij potens . . . esset,
ob er desz reichs herr, gewaltig, oder mäclitig wäre. Fnisius
1027' {ähnlich schon in der ausgäbe von 1541, s. 837); frugum
potens f gewallig über die frucht. ebenda; gewaltig über das
wätter, der gut wütter oder bösz wätter mag machen, potens
tempeslatum. Maaler 178'. ebenso Frisius 1027'; potentes maris,
gewaltig und mächtig über das meer. Frisius 1027'.
2)) potiri, mecbtig, geweitig sein, werden ; poliri victoria,
virgine, uberkummen. Aventin {rudimenta prammattca«) 1, 483 ;
gewaltig sein, versari cum imperio et potestate: in magna
potentia esse. Weismann (1715) 156'; nomen potens matris,
der vil vermag oder gewallig ist. Frisius 102;'; cum potestate
est, er ist gewaltig, hat gewalt. Erasmos Alberus C4*; der
gewaltig ist, qui in magna potentia est. Steinbach 2, 921; ge-
waltig sein, in magna potentia esse, magnas vires habere. Frisch
2, 42ü'. dazu vgl. geweidig sein, in besitz haben, ebenda, aus
älteren Urkunden; gewaltig sein, opiftus vo/ere, in magna potentia
esse, habere magnas vires magnasque opes, habere magnam po-
testatem. Kirsch 179'; wann einer gewaltig wirdt, so laszt
er sein art sie seie gut oder bösz heifür, und wacht der
fuchs oder scbaick, so ihm hinder den obren schlieff, auff.
Henisch 1591; wirdt die thorheit gewallig, so hüete sich der
einfältig; gewallig werden, divenir potente, devenir puissant.
Kädlein 381*; gewaltig werden, die gewall bekommen, prö-
valer, prdvaloir. ebenda; gewaltig werden, potestatem adipisct,
potenliam consequi. Bayeu 29ü'. ebenso Kirsch 179'.
3)) potiri rerum, geweitiger herr sein. Aventin (rudimenta
grammaticae) l, i%Z; dynasta, ein gewaltiger here. Chytraeüs
nomenclalor lalinosaxonicus 135; potestates, herrscba£ften, das
ist, gwaltig herren, oder, der gwalt über ein volck. Fri-
sius 1028'; mensarij Iriumviri, die drei gewaltigen herren über
die müntz, inüntzmeister. 1332'; gewaltiger grosser herr,
puissant piince. Hdlsius (1596) G2'; gewaltiger grosser herr,
grande possente signore, puissant prince ou seigneur. Rädlein
38i'; ein gewalliger man, vir strenuus, gravis et autoritate
pollens. Stieler 2426; ein gewaltiger herr, a potent or mig-
thy lord. Hilpert 1,462*; gott ist der allgewaltige herr, deus
est dominus potentissimus. Steinbach 2, 921; wo gute Ordnung
ist auch ein gewaltig grosz reich. Henisch 1591; ein gewal-
tiges reich, stadt, kriegheer, un roiaume puissant, une viUe,
armie puissante. Rondeau-Büxtorff 253; sich unter die gewal-
tige band gotles demüthigen, to humble one's seif under the
mighty hand of god. Hilpekt 1, 462'.
4)1 dictator, der gewaltigest ze Rome. vocab. optimus 39
Wackernagel; gewaltiger, wn /iommeputssanf. Hülsius (1596) G 2';
ein schrifftliche antwort eines gewaltigen, rescriptum.
Henisch 1591; will du sein eines gewaltigen freund, so ver-
leur die warheit oder freundtschafft. Henisch 1591; gewalts-
bott, gewaltiger, der über die übelthäter gesetzt ist, violen-
tiatum praefectus. Bayer 290'; gewaltiger im kriege (ein), a
provosl-marshal in an army. teutsch-engl. wb. (1716)709; poten-
tatus, ein gewalt oder herrscliafft, der standt der gewaltigen.
Ahbrosios Calepinds 1182; die gewaltigen seindt nicht den
gutteo wercken, sondern den bösen zu fürchten. Henisch 1591;
er stöst die gewaltigen vom stuhl, he puts down the migthy
from their seats. ebenda; die gewaltigen, die grosse herren,
le poteme, i potenti, les puissances, les potentals. Rädlein 38l';
die gewaltigen der weit, les puissances du monde. Rondeau-
Boxtobfk253; die gewaltigen der well, les puissances de la
terre. nouveau dictionnaire (Straszburg 17()2) 339' ; die gewaltigen
der erde, (in theology) the powers of the world. Hilpert 1,462';
6)) facundia validus gewaltig redend. Frisius (1568) 1344';
gewaltig, valde, valide potenter. Henisch 1591; gewaltig, gewal-
tiglich, adv. potentemente, con possenza, bien fort, puissamment.
Rädlein 38l'; gewaltig oder gewaltiglich, adv. potenter. Frisch
2, 42o'; gewaltiglich oder gewaltig herrschen, teutsch-engl wb.
(1716) 769. vgl. gewaltiglich.
GEWALTIG l (polens, letzte belege) 5144
g) die letzten Htlerarischen belege der neueren spräche gehören
zum theil einer archaisierenden stilform an, wie die fügung mit
objectivem genetiv. andere werden durch bevorzugte typen weiter-
geführt, so in der Verbindung mit künig, herr «. a., wobei oft
die grenzlinie zwischen der bedeutung potens und der von magnus,
validus schwankt, ähnlich in einigen Verwendungen des prädicats
vgl. 3, b, a; sicherer dagegen sind die typen
a) l)) ob vor der freiung iemant begriffen wurd, so soll
der dorfmaister bitlen um den thurn, das er den leicb, das
man den gfangen da halte, so soll ihm der, der des thuren
gewaltig ist, weichen, ehehaß der Wennser gemeinde (hand-
schrift von 1782), österr. weisth. 3, 178; niemals erstarkte die
macht des deutschen kaisers zu der stufe, dasz sie gleich
der des französischen oder englischen königs auf die dauer
der herzöge, fürsten und grafen gewaltig geworden wäre.
J. Grimm {reiseeindrücke) kl. sehr. 1,68; er wäre der weit so
gewallig als des apfels. Sihrock 4, 440; wer die bcrde ein-
treibt, einpfercht, zu stalle bringt, der ist ihrer gewaltig,
besitzt sie. J. Giiihh {das wort des besitzes) kl. sehr. 1, 135.
2)) bald stritten diese beiden gefühle zusammen, bald war
der absehen über die liebe gewaltig. Göthe (Wilhelm Meisters
lehrjahre S, 9) iO, 2~i2 ; denn besonders seitdem die Aldonbran-
dinische hochzeit dem weit und breit gewaltigen Buonaparte
glücklich entronnen und vor wenigen tagen in Stäfe ange-
langt war, so konnte der wünsch nicht auszen bleiben, dieses
dem moder und den Franzosen enlriszne bild schon in
Weimar aufgestellt und von ihnen beleuchtet zu sehen. Göthe
on Böttiger (2t. oct. 1797), briefe 12, 344.
ß) 1)) ein fräulein aus einem hohen gräflichen haus
heiiathen, deren gewaltige anverwandte er nicht vor den
köpf stoszen dürfte. Grihmelshausen simplic, Schriften 2, 200
Tittmann;
Theseus, Pirithous stiegen hinab
in des Aides finstere wohnung,
der schatten gewaltigem herrn zu rauben
die strahlende gattin Persephoiieia.
Grillparzbr (Medca 3) 3,213;
auf dieser trauervollen jagd
euch reiche beute ward;
ihr habt erjagt, gewalt'ger herr,
den edeln leopard. Uuland 2,131;
auch Alexander erlag, der gewaltige liebling des Schicksals,
eh' sein ziel er erreicht, weil er der götter vergas^.
Gkibel juiiiuslieder 357;
denn so unbeugsam der gewaltige minister in der Verfolgung
eines groszen Zweckes war, ebenso elastisch und vielseitig
zeigte er sich in der auswahl der dazu führenden mittel.
Sybbi begründung 3, 324;
zwo gewalt'ge nationen ringen
um der weit alleinigen besitz.
aller länder freiheit zu verschlingen,
schwingen sie den dreizack und den blitz.
Schiller {aniriu des neuen jahrh.) 11,332.
2)) doch sie sah dich, ich hab' es wohl bemerkt 1
wie wir da knieten, rückwärts ich, du vorn
am Standbild Hymens, des gewalt'gen gottes,
und sie nun kam, des Opferrauchs zu streun:
da stockte sie, die haud hing in der lul't.
Grillparzbr {<Ips mceres und der liebe wellen) 5,87;
di ganze nacht täht er kein äuge zu, sondern verschlos si
mit solchen sühssen verzükkungen, dasz auch der scblnhf,
wi-wohl er sonst ein sühsser und gewaltiger gast ist, nicht
80 vihl macht hatte, seine äugen zu über-wältigen. Zesen
adriatische Rosamund 100 neudruck; minne ist eine gewaltige
königin ; sie fährt daher unversehens und ergreift, den sie
mag, ohne widerstand zu dulden. Immeilmann werke i,9l;
hört ihr die paszkugeln über uns ... sie kommen aus fran-
zösischen geschülzen und sind die gewaltigen, helfenden be-
gleiter. Grabbe {Napoleon 5, 3) werke 3, 222.
3)) auf den unbuszfertigen unnd verstockten werde sich
legen des herrn schwere, gewaltige hand. J. Gotthelf {Käthi
die grossmulter 1)1,9; Wahrheit ergriff er mit gewaltiger hand,
und wirkte sie reichlich in seine gesiebter, und seine Stel-
lungen. Lavater physiognom. fragmenle l,SO;
das ist der Karl, der kaiser,
der mit gewalt'ger hand
vor vielen hundert jähren
geherrscht im deutschen land. Geisel gedichte 392.
4)) es müssen alle seufzend doch gehorchen,
sich schweigend beugen dem gewalt'gen joche,
vom könig alles leiden niedr' und hohe.
F. ScuLEGKL Alarcos 1,2;
5145 GFAVALTIG 1 (potens. leMe heUf)
TOD liöcli»i«n,
wie vom («nelniten. I«rnt er (<i*r mtnteh) tleb •al«r6hn«o,
dfliin tlin befiegaa di« gawali'K«n dundaa
ScMiLiia
y) iubitanlivierung.
{WalUHlHHU to4h,3) 12. 3*5.
1)) noch hab' Ich nlamala anarehl« baibndlial,
uud aiiiiigrairaii eliiea wall gawalirintii.
Im aloa ihat, dia •Icltarlieb *«rdarbaa brlugl.
I'latin (romaMUthtr U<iifiu$ $) 4.115;
wla. ca folgi dar («wall'ga dam rtekaltaiiliandeD J(kn|llaf 7
iau*aiida fuhrt ar Ihm lu, ilnf »odaiin talbar roll Ihm.
(Ale*amU»rt urab) I.IM:
gewaltig lat die rob« krufl, über ein blinder lufail kann aie
brechen; ttHrker noch iil der wille, aber an eioem biOden
greis, einem sterbenden kiiid, wird er zu tchaaden; der ge-
waltigste da.s ist der geist, der auch die rohen krllle
ordnend einreiht in den dienet des ewig achOnco. W. r. Hiuiaii
dtt giwaUi.ttt (18021 tchlutuatt.
i)} eine über andere raKeniie hohe marbel dao nenacben
ein ansehen, und stehet sonderlich denen gewaltigto uud
hoben in der weit wohl an. I'bätorios colUgium enrio$um
(1718) 7;
Sewalilga der wall, Ihr fOhrat mit aoltOeka«
a« raiiichonila vertlerben an?
und eu«-r lAchelnd auga kano
dia furiao dea kriaga arbllckao?
Ui («M kerra caHoniciu Gl»im) lämtL
foel. mtriu l&l Sauer;
vtnntio dominum opfirtmva, ein greulich tjranniacbea jagen,
da die gewaltigen auf erden die armen unschuldigen leu(«
unterdrücken, uud xwingen, von einem ort xum andern
treiben, und ihnen das ihrige nehmen: wie in der heiligen
schritTt dergleichen von dem Niinrod verstanden werden mag,
wenn derselbe ein gewaltiger jager . . . genennel wird. Biobt
jagd- und wildbanm-geTtchtigkeit i; die götter wollen nicht,
dasx du rechten aollst mit einem gewaltigen im lande, tragen
und dulden ist der schwicberen loos. Nuaios woUuaKlrcAm
if Ab {Gotha 1801); auch hies ihn der franIxOsiscbe bof, samt
allen anwesenden gewaltifien des reichs, ... mit allen ersin-
lieben freude/euchen wilkommen. Zkskn gtkrönU WMjuMl
(IMI) 50;
et suche, wer da will, die icblOpITerlgan bObao,
wo die gawaliigeo der k6ulaa-böfa *iehen.
mir gniigi die *Q«aa ruh und ala garlogar Bland.
Uk«sbr 9«rf. (1732) 18&;
dieses hat der kaiser nicht nur aeinen laqueien, seinen stall-
jungen, sondern auch seinen gewaltigen, seinen gebeimbsien
rfithen und vornehmsten ofücieren befehlen lassen. J. B. Schupp
Igedenck dran) Schriften 182; welche rede ich un);erehrlicb über
8. oder 4. tag darnach bei eines fürsten gewaltigen erfahren,
dein aie durch die piist von Aug$purg ausi zu wissen getbao.
Götz t. BKRLicaiNCBN 65 neudruek.
9)) wenn bei einem der vorigen stQcke ein neuer abschnitt
sichtbar angeht! so hier, was für ein Zusammenhang mit
dem vorigen gescblecbiregister? vielmehr neue sonderbare be-
griffe von gOttersi^hnen, rieaen, gewaltigen , wellberrschern,
tu denen gar nicht zubereitet worden? Herdbr werke S, 109
{arthäolegie de$ morgenlandes) ; dort (in Augsburg) strömte zum
reicbatag fast alles zusammen, was Oeatschland an gewaltigen
besasz. G. Kbbytac (büder 2,2) 19. ibb; unter der leihwache,
die im ringe um den schön geschnitzten zäun seines {Altilas)
bofea lag, dienten gewallige fast jedes volkea zwischen Persien
und den Pyrenäen, {bilder 1) 17, Ut ; unter den gewaltigen dieser
wilden zeit ... bat kaum ein anderer so breite spuren in den
geschichtcn der Südländer und in den germanischen sagen
von Italien bis zum eismeer hinterlusseo, als der Hunne
Attila. UO; gleichzeitig aber fand «ich noch ein anderer hoher
gast «in, ein machtliaber und gewalliger sondergleichen
{GUht), der zwar über rosz und reiter nicht verfügte, dessen
stimme auch im rate der monarchen nicht gehört ward, der
aber dennoch in einer anderen sphare unumschränkt« macht
ausOble. KOgilcbx jugenderinnerungen tlS; der da ist zum
glück kein gewaltiger, kein furst und berr; er flchl blos mit
den banden durch die luft und führt kein scbwerl, sondern
nur einen bleistift. lavtiBNANii {der earnfvol) t«, loi; aber auch
hier ging das böse leben der gewalligen der bösen lehre
fast zwei jabrhondert« voran. E. M. Arndt tckriften an mein«
lieben Deutschen S, U.
k) die form der eompotitüm erweist tiA all der MdkeHe Uitt-
pmnkt für die nussterhende bedeulung eo« potnu. ins nijeclif
folgt Aier meist den gebraneksformn , die fUr dtt snhsUnti$
gcwalt im unne ton patettas oteii belcgl sind, du terbindungem
GEWALTIG 1 (potens. eompwilion) 5146
tthiUen tkk. je maehdem der «rate ttmpmMtMsIkeü nmf «m«
objeeltpen gtuetie oder eine tMkkl lltnHmmmng surkckfikrt
(vfi. dntu otfii tp. bonf.) •dtf •%t «im aä)«€tt$ retp. adnri
{9gL oben tp. 6oau/f.).
n) die ferhndunge» wsit emeu okjeetiren penetn oder etmer
dhntuhen betttwmunp knkett ätk erst la der neueren ipeatlu
ret(hl%cher tntmitkeU. dte iUttln Mepe uigl d*t eampuilmm
allesgewaltig, allgewaltig, dns mit selbstfanaUig (*«lbwtU>f)
M einen ittonderen tuusmwunhtng gekört (f. unttr ßu daneben
ist aus NoraeR die form bimelgewallig, aUi potens h*k§l
(Gsirr 1, Bll), bei der da» oerkdünie twiuken den beiden etm-
potilionstheiUn keinen autdnsek erkalten k4sL dteter fiiwyaasliBBMrl
stnd die menten tusammensettunpen unteret adjeeÜM a»(äpibUdil,
wahrend du Unterordnung des inlitoal/«* la der penetkefmm M
WMseuUnen wentg btUebl ist (Keisteagewaltig, geajutb»ge waltig):
käufiger ist sie bei femininen in der pluralform sn belegen
(lanztngewaltig, kahlenge waltig, bohoangewaltig, odan§awnU
tig): nachdem der beergewaltige, zweimal gebändigt, auf 4i*
Ode felseninsel verbannt, dia ruhe Europas nicht zu aiOren
vermocht«, kehrte Ordnung und friede wieder zurück. F. L. Ja««
1,427. <6«1IJ0 1,431;
doch leb arholia mieb bald v«a deaa schreck vor galu« aad
«aUtcra .
BeD>choo waren am dIbU, ■anvcbro bbIi Oal*cb und gablftl —
kahlangawahiga baldaol »le waren voa rcbiatlea acbr«M:
iegllcber, Aila« gleich. aiOui« die bürde d«r walu
laaiaa*!)« >)r4ukie VI {m-rte 11, IM);
pur zwei vAlkartebleiber. den rotaabBadlfar Kaitor
iah Ich otrgaod«. uad airgeods den lautifawalUgaa Pallo«
BtaeB* ii4a. S,2S1.
«9L tkeü 3, 1382, egl. Janzengew altig A«ü e, l»0:
und wo daa gaiüBBel aa lauiaaleo achalli,
da funkolt die blaodaada rOaioof. da wallt
da« lockige haar
der oabkampfgawaliifaB fOratla der acbar.
Lan-ei^ (MmlkaaOaa) IM:
mein werden kann si« nie, was wollte aocb der emate,
ruhige, gemütbsgewaltige iberub mit mir? STirrsa ilaiira t,1X
vgL geistesgewaltig thetl 4, 1, 2761 ;
kommt mao leer, geacbwaizif wal.
auf breitem beerweg. achleoderhari Ina achaiSfawAlk,
zum achrela dar relchsklelaodien? wel*« grob dea gaag
der »inogawalt'ga meiner in verhorfBohelL
K. laaRBB*!«« {EudcMim) werke tS.Mi:
das haben doch in Frankreich mit dem borbfranzOsiscbeo
die sprachgewaltigen, der bof, daa pariament, die «kademi«
nicht gewagt. F. L. Jabiv i, 49; gedankenreich and «infach.
lebendig und sprachgewaltig; voll freimut gegen weltlich and
geistliche. Goedebb grunJriss I*, 397; nicbst der mttelbocb-
deutscben hatte Lachmann vorzugaweiae die ihm /umai wot-
lautende althochdeutsche spräche angebaut, der lltereo nnd
formgewuliigeren gothischen sich minder zugewandt. J. Gaiaa
{rede auf Lachmann) kU tckriften 1, 1&3:
o balmaiseel den eiosi alt baredieai lob
der aAoger priea. der odeogewaltige,
llebkoai vom glück, im arm Atr freuadaebafl,
•eines untiarbiicbeo rubmes »Icher.
Lbutmolb ( Irr tOritkerteo) IM;
der bflbnengewalllge dichter bat hier lieber di« onwabr-
scheinlichkeit, dasz Cyprianua nicht schon jetzt den aalaa
erkennt, vorgezogen, als dasz er sieb den haupieffect d««
dritten actes bmweggenommen hltl«. laaaBaA^ii(airaa'«MMa.-
t^Auck) werk» 19. I3l;
nenn« mir doch elomabl dea waaJafjawaltlfaB Baaa dcrt.
ftaesa tti*» s. lat:
deroflthig wirst du den uubargewaiiigco ring in ihre« s«ho«z
legen. lansaMAX« uerke 4, &».
ß) in der mitte smstken dtrter und der folgrud^n gtmpp«
stehen die bildungen allgewaltig, ««Ibsigcwaltig. der erst» nm-
positionstheil, der deullitk auf obfethttn gtniät sarict/Mrl,
terliert mehr und mehr seine tubstnntiendit !*''■% ■'•' «M
ais adoerbium empfunden.
D) fkr allgewaltig ist *c*«a oben {tp. 4»ll) die tteUung
swiicken allwaltend und allmicktif *«r«»rf«>«Wa •arrfea, ayf.
aucJi thetl \,W>: spricht der harr gol «li«« gewahigtr. tad,
TepL 2 Cor. e, l> [ebenso EccKsTiia : deut omntpalnt, der berrf ot
der alroecbtig. koaoacaa. rWaio DiBTSüaiacBa. E>b: der all-
mechtige berr. Lothib), nuo tuo af dinen munt und «npfob
den grossen algewalttgco herren in d«tn heiliges sacnneal«
in dirre halben oatien. itftmannter Nie. v. Basel 149 Sekwtidt;
do was mir reble wie daz er spreche: da beat rehle da;
dn mich alsua beaworeo hast bi der balgen ewigen «Ige-
3»*
5147 GEWALTIG 1 (potens, composition)
weltigen Irivaltikeit. 316; es hat mich aber der allgewaltige
gott nicht ganz und gar im kummer und sorgen stecken
lassen. Schwblmchen 3,241; allgewaltig, omnipotens. Stein-
bach 2,921;
vor der strenge seines vaters, vor dem allgewaltigen zar,
floh von Moskau weg Alexis, der aus zarterm stolle war.
Platen Alexius;
die natürliche bedeutung des ausdrucks 'göttersöhne' ist nach
der spräche der inorgenländer, die von macht, allgewaltiger
herrschaft, herrlichkeit, und hoheit. Herder (lied vom ver-
derben der well) 6, 109; auch ganze Städte hat die allgewaltige
zeit begraben. Klinger {betracbtungen und gedankeri 1) 11,214;
vgl. des hungers allgewalt'ge notli. theil 1,235; ach, Wilhel-
mine, die mL'nschen spiechen mir von alkaiien und säuren,
indessen mir ein allgewaltiges bedürfnisz die lippe trocknet.
H.V.Kleist (an seine braut) 203;
0, warum drängest du
den strahl der liebe, der sich allgewaltig
in dir erschlieszen will, zurück und hältst
die nacht der zweifei fest dir über'm haupt?
F. V. Saab Heinrich IV. (11. 3,4) 84;
denn seht,
wenn Ich die kröne und die herrschermacht
Ibm nehme, so entfern' ich sorglich nur,
was sein gemüth in argen banden hält:
weil er sich allgewaltig dünkt durch sie.
(II. 2,2) 45;
musz liebesfeuer allgewaltig glühen. Göthe 2,16;
wir dünken uns frei, und der zufall führt uns aligewaltig
an tausend feingesponnenen fäden fort. H. v. Kleist {an seine
braut) 172. vgl. auch sp. 5164.
2)) selbsgewaltig, selbstgewaltig: dasz es musz von der
selbsgewaltigen und privat räche zu verstehen sein. Luther
tischreden 3y3' ; ein selbsgewaltiger herr. Stumpf 2,38', vgl.
theil 10,475; was plündernd, rauhend, selbstgewaltig, jähre
lang mit den Franzosen umhergezogen war, das hatte die
Sitte und das gemüth besserer Völker abgelegt. E. M. Arndt
geist der zeit (1813) 3, 44.
y) iusammensetzung mit adverbien.
l)) ich pio also scone, ich wil mit minem chore
ehengewaltich ime wesen, ich wil äne in genesen.
genesis bei Hoffhann fundyruben 2,11;
merke, wie ... die krafthaben und die starkwaltigen leben
in entriscben wustungen. ackermann aus Böhmen 13 Knieschek;
dise Verwaltung al)er währete nicht länger als bis in das
sechste jähr, da die stat-herschaft, im 742 jahie widerüm
einen fol-gew altigen herzog erwählete. Zesen adriat. Rosam.
178 neudruck; so hatte nunmehr ein solcher fürst, der un-
längst das volgewaltige obergebiet über drei königreiche ge-
habt, 80 viel raumes nicht, dasz er seine königliche majestät
ausbreiten kOnte. gekrönte majestät (I66l) 48; Berliner und
Schlesier, Pommer und Märker, alle eine freudige, aber über-
gewaltige glut, sowie es hiesz 'auf den feind'! Grabbe {Napoleon
4,5) werke 3,168; auch jener war ein mensch, aus gut und
böse gemischt, und weit mehr von der macht übergewaltiger
umstände zu raaszlosen thaten entboten, als dieser macht
selbst gebietend. Ibmermann (memorabilien: fest der freiwilligen
in Köln) werke 19,164; vor diesem bilde begann er an so
übergewaltige empfiodungen zu glauben und vor ihrer macht
zu erbeben. C. F.Meyer der schusi vor der kamel 60;
nicht tragen könnt' ich den mächtigen glänz
und senkte geblendet die blicke,
doch durch der äugen geschlossenes lid
noch übergewaltig drang er hindurch.
ScuACK {nüctUe des Orients) 1,34.
vgl. auch hochgewaltig unter sp. 5151;
entfesselt ist die urgewalt'ge kraft,
die erde quillt, die jungen safte tropfen,
und alles treibt, und alles webt und schafft,
des leheiis vollste pulse hör' ich klopfen.
Tu. Storm {gedickte) 8,237.
2)) sie aber strebt in mein gebiet, mit taumeltrank
erregt sie frische kräfie jenem ungetliüm :
dem dummen, dumpfen, träggewalt'gen widerstand.
K. Ihhkrhann (tMoxia) werke 15,372;
du machst uns mühe, stolzer Hohenstaufel
das ÜHt'ge altverderbliche geschlecht
erhebt in dir sich schmeichlerisch-gewaltig,
ein groszer mei^ter bist du in den künsten,
ein held In schlachten, und kein frauenberz
verschlosz sich deiner Werbung.
(kaiser Friedrich II. 1, 6) 17, 178.
2) gewallig in der bedeutung violentus. wie beim Substantiv
von der Vorstellung der macht je mich den der ausübuiig ent-
GEWALTIG 2 (violentus)
5148
gegenstehenden Hemmnissen und nach der ort der entfalteten
mitlel die Vorstellung des zwangs sich ablöste und wie diese
wieder in gegensatz zu der Vorstellung von recht und biltiglieit
gestellt wurde (vgl. oben sp. 4939 /f. 4969 /f.), so wiederholt sich
ähnliches bei dem adjectiv. es wird sich zeigen, dasz diese
entwicklung wesentlich auf der attributiven Verbindung mit be-
stimmten Substantiven beruht, während der adverbiale gebrauch
neben einzelnen verbis die erbschaft von gewaltiglich (s. d.)
antritt; andere gebrauch stypen sind hier ganz vereinzelt, der
Höhepunkt der entwicklung liegt, wie schon aus dem überblick
über die bibelübersetzung (vgl. sp. 5128. 29) und aus der Zu-
sammenstellung der wörlerbuchnotizen (vgl. sp. 5142) hervorging,
im 16. jahrh. die Verkümmerung, die durch die ausbreilung der
concurrenzbildungen gewaltsam, gewaltlhätig gefördert wurde,
setzt schon im 17. jahrh. ein und trifft vor allem die attributive
Verwendung, während das adverbium sich noch länger hält,
a) die attributive funclion.
o) ab sich ein radmann, scheppe, meleburger adir ein ge-
meine man zue hove libete adir bilde unde das schickete
adir irworbe, das der stat recht adir handfesten gebrochen
worden von gewaidiger hant, was sin broch were. Magde-
burger fragen 1,1, 15 (Behrens 30); di kurschen und das gelt
hot mir Niclas Grobnik gegeben czu getrewer hant und di
seint mir genomen von gewaidiger hant vor ander lewte,
das ich wol mag beweisen . . . schöffenurtheile aus Thorn
227, Magdeburger fragen, beilage 3; das em das gut von ge-
waldiger hant und ane seine vorwariosunge genomen sei.
ebenda; das em das gut ane seine vorwarlosuoge mit ge-
waldiger hant genomen were. ebenda; das em das gut sei
genommen mit gewaldiger hant, noch forwarlosunge wart nirne
gedoclit in dem briffe. ebenda; wiewol unser genedigster herr
der kunigMaximilianus nach erobrung (von) Stuiweissenburg in
fürnemen was, furlan in Ungern und für Ofen ze ziehen und
also das künigreich Ungern mit gewaltiger band ein ze
nemen: iedocb . . . d. Städtechroniken U, 72S (etliche geschickten.
Nürnberg); das man gewallige hende an die bischove oder
andere prelaten leget, sonst allenthalben gedachten vol-
komenen ablas zu erlangen. Lüiiher (zwo bullen papst Cle-
mens YIJ.) 3, 96" Jena;
halt füer, halt füer, und facht den mon
der mich des pferds und meiner kleidcr
in genem ünstreo walde laider
mit gweltiger hant hat peraubetl
H. Sachs (der herr mit dem spietsüclUigen kneclit)
fabeln und nchivänke 2, 164 neudruck;
verflocht sigstu, du alter keib
das gwaltig band an uns hast gleiht.
V. BoLTZ der weh stieget [Basrl 1552) C8*.
ß) solicher gewaltigen an- und ingrif bescbahen dem alten
Hannsen von Landenberg so vii, das, seitmals sein rechts
erpielen im reich ine nit furtragen oder helfen wolt, das er
sich geen Baden in das Ergew verfuegt, und daselbs vor ge-
mainer aidgnoscliaft rathsboiten sich des unaufhörlichen ge-
vvalts beclagen musst. Zimmersche chronik 3, 349; imprcssio,
ein gewaltiger infall. Chytbaeus 200; da geschach ein un-
geslümmer gewaltiger eiubruch in neuw Rom. A. Heiszner
Frundsbergs kriegslhaten (löli) \il'' (buch ^); wegen desz gewal-
tigen Überfalls und einlägerunge, so seither ... durch das
königl. Spanische, und ander Nieder-Burgundische kriegsvolck
vorgenommen, copei fernem keiserl. . . . beschwer, contra das
Spanische kriegsvolck 1599 bei Londorp. suppletus 1, 122'; 40 statte
mit gewaltiger belägerung und fortrückung desz geschützes,
oder sonsten gefährlichen betrohungen eingenommen (copei der
churfürstl. Rheinischen . . . versanüete bottschafften und gesandten,
an den Fränck. creisz. 1599) ebenda 120"; sondern ist desz ge-
waltigen, weitern uberziehens und einnehmens, zu den vo-
rigen anderer mehr stätde und oerter, auch raubens, plün-
derns, brandschatzens . . . .kein ende, (copei eines ernsten
Schreibens und keiserlichen befelchs, an admiral von Arrugon 1599)
ebenda 125'; dann die zwiefache wehre ist schwerlich zu ge-
winnen, und obgeleich die ausser gemauert schütl mit grossem
Volk und gewaltigen stürm gewünnen würde, so ist doch die
inner .»ichütt hoher dann die ausser und gerät (ruhig, geschützt).
ÜCrer nachlasz 273; darzu (um die wehren nieder zulegen) ist
kein härter, schärpffer und gewaltiger schiessen, dann gute
kundtscbaffi, wie die wehren der festung drinnen gethan.
Kirchiioff militaris disciplina 170; unnd wie offt Saul aller
seiner wort unnd verbündnusz vergasz, und David nach dem
leben stellet, hat sich doch David allzeit, mit gedult und
5149
GEWALTIG 2 (violeotua)
GEWALTIG 2 (fioleDtiu)
5150
weickeo auCrgelistien, uod ni« Id «ioig* reiiileot oder g*>
woltiget widerietzen eingelaiscD, looader auf gellet geriebt
und willen seia lacbea geilell. V/oirCAUQ Scuikitil Samutl
und Saul {Witner ntudftkt 5, &).
y) Dach (öllicliein gewolligem geplUodereii lubet ti JOrgero
Funi'ken lu dem ituppenicbecb gabuodao uod gefaogea ge-
liert, btsehweidttehiifl bei IUomanh a€l*n Mur t*$thi(IU» in
bauttnkrugt m ObeT$ehmabcn 393; wiewol wir una so uDierm
Turaten uod bcrreo, ir f. goaden erwtrdigeo cootanl genixlicb
veraecben, dua aOllicb gewollig furiieaien geheairel uod fiirler
io ewig . . abgealalt werden, btichmirdtichrift dir ttmptentr
baunn bei b*UH*NN qutlUn :ur gttchiditt d*$ bautrHkTi«g$
in Obtrschwabtn b4 ; dcnioucli in noipluing de« auatcbutt erost-
licbs, geMultigs ftirneuien, und da» 3io gemoind aicb an die
pawrn und beiwideruinb die pnwrn aicb ao ain gemaind, wie
oua aolicber dei uuaarbusi liandliiog xu «erwerekeo waa, lo
vertragen ain ungrzweirelieo veratuod mil ainaoder betten, bei
•in rat . . . aus betrangter not die aacb der pawro . . . dem
autacbusi entlieh und mei hiigklicb aua der band in gutlicbem
aussprucb und cnlsclnrd ergeben. Tioaas Zwtirai 6<iB*0H*n!i
qutlUn zur geschiehte dti btuernkriegt aui RoUvburg 91 : aua in-
wendiger oder inb:iimiscber, iwilrecbliger bedransknust irren
und der Tertamelten bawrtcbaft bOaeni, frevenllicbem und ge-
tvalligpin furnemen anbangen müssen. tLtnda 315; versehen una
auch, er werd uiiltlerxeil mit seinem gawalligen furnemen atill
steen. (6<n(ia 39t ; also kam daa bailig etangelium und gotica
wort in am giosten, ergerlicben und scbedlicheo niissver-
Bland, daa vil der weltlichen baupler, gemainen adels und
gemainen vulks aOlicht allea uff Iren aigeo vorteil und nutz,
uuib gewallig, tellicb, freveolicb, rauplieb und mOrllicli
bandlung und furnemen xu sieben . . undersiunden. 137 (tgU
gewaltsam furnemen s. 30 m. •.); ain grosse gewaltige bandlung,
uioem mit grwalt uod gewaffneter bandl also einxufallen und
vergwalligcn über und wider den lundlfriden. {Langenmanttl-
tcke thronik) d. slidttehron. 23, 24t an». I ; aUo gect der puot
tyrannisch mit den cristlichen brudern umb, sie, die pun-
discben, wem teufel uod nit menschen, gleich als ob die tat zu
Weinsperg und ander der pawrschaft lellicb gewallig bandlung
... nit uncrisilich oder tyrannisch, aondern recht sein sollte.
Tbovas Zweifkl bei Baums:«!« quellen 397 ; auch darzu durch aicb
aelbs oder iemanls andern von seinen wegen nicht dienen,
noch auch einicb schloaz, sielt, rourkbt, befesligung, dOrfer,
höf oder weiter absteigen oder oo des andern willen mit
gewaltiger thal, frövenlicb eionemen . . . sul. landpol in Ober-
und tiitder-Bttern (I3I6)2'; so sich aber einer sulliches ob-
gemellls missbanndells frevenlicber und gcwallliger weise
gegen einer unverleumbten frawen oder jungkfrawcu unnder-
atunde . . . derselbig ubellballer soll . . . gestrafft werdeno.
Carolina 03 Kohler -SeJttel; nun haben wir aber ausz allem
dem, so oberzeblt, ... unleugbar zu sein befunden, als im
jabr l&üt. bei obgemeldlen kOnigl. stuel und sladt Aach, die
erste bescbwerlicbe unrube und empöruog eolalandeo, durch
welche der alte rath und magistrut daseibat seines ampies
de factu eiitsetzl, und bei und in der stadi, beides im geiat-
licbeu und puliliscben stand und wesen eine merckliche ver-
Underung dem alten herbringen gantzlicb zuwider, gewalliger
weis eingedrungen wurden. urtAeiJ^;/rMe/k des kaiurs MaUtiut
•H dit tladt Aachen (I6U) bei Lo.tDoar l, t«o'.
v)) riD lader wart noch tloem dot
der urloll dl« «r geben hat
war mit »im uriell b*chwar«i vU
dem l«i geteuei «ucb »in ill
do «r «iu Kwaliilg urteil liadl
dar Btaio d«r feit In ulT den griodU
St«4»tUN HiANT narr0n$chiffi,79;
triOta mich von der menschen gewalligem nnrecbl. Dibtiii-
aiRGia^lm 119, 134 (quelungen EeciaTain. Koacacaa, frevel
LoTiia, mensilienbedrückoog KaoTZsce): geslollne, geraubte
und gewallige gewer macht kein recht. Und- und thtkaft tat-
ding rm Raurit (I&ei4i. iei4), ötUrr. veistk. |, 319; gewaltiger
raub und nam der guter, rarusemMl des büns d'aHtmy. HoL-
aios(i6i4) l<3*: ob es sieb auch begab bei tag oder nacht,
das iemund durch ba.«e verdecbtlicbe leQt mit gewalligem
raub, mort oder piand oder auch anderer gewalliger that
gefrafll wurde,... das sollen die underth<'oen alsbald wo
sie mügen einem pflegrr aozaigen. i<indrrcAt ton WarUnfeU
(i486), isterr. weüth. i, lot; gewaltiger raub der guter, rapi-
«eiile tstremo deW aUrvi bvni^ rtfissrmtnt extreme des hent
mttfUruL Räplein SS|\
«) darnach zween gleichsam gewiHif Ijruata dertiaifM
vernonfft entgegen gesetzt (lora und %t§MI^ & Fmici «w.
mar. il',
C) ein gewaltiger, gewaltaaoMr tod, «m
KaABiB it^üt nbfff Ul») 1, M* vpL gevaltsMMr lod.
b) du funttion det «dterMirau, ifL des« geerglliglidk.
u) de Husten wrrrn gewtidicb eter de beiie gekeaei
vellen in de stcdL. mouii«. In. 4*, IM a. ScaitiBa-LAa
»UlelfiedtrdeMtuhet mttttibnek t, loo; dao ela auf ein teil
iu sdlicbera gescbrai eio paur am Maranaeo mit geiadoer
puchsn und pcinendeo zunlatrtck Im niarckt gewaltig aod
frivelicb, über auasgaogen gepott, zu Mulbeck — ^eege«,
desabalben ine S.gmuod Hagenawcr ala ricbler au WMtts
straffen . . . wolt. Giuac kiacjMAM itiJUtktitgktilf , fmtu
rer. Amtr. i, l,44S: ala nun TilM Stnmkm gewaltig eioge-
nommen. Fao.israacaa 191*; aieket aeo alckl jelzund auck
vor äugen und vor der IbQr, dass Spanien allbereit etOM
guten aniheil deren zum reich gehöriger stldt uod lande eis»
genommen, ganti gewallig besetzt und gesiareket? auußkr-
ticJier duun und bedenken eines ttutsekem kalhotutJtn fttriaUn
bei LoKDoar 1, }7ü'; Aleiander bat die festen atetl gewaltig
erobert. Husziira 2, 47':
dtrbalb Uaalbal irisaailc gar
drei grostcr ibftreo fslleo war
■It leia »luraienz durch kriegas furaa
uad tbci auch iwiltlff zu eia »iura
all bdciieo r«ll«a die auitaawreo.
U. Sacm (roN lersM'WM der . . sfezi Safwiaa)
la.aai;
gewallig, gewalliglicb, edr, puistawunl, arte fort*. RoiieKAC-
BozToarrUi; einen gewaltig schätzen, proUgtr fuisstmmnt
quelfun; er bedrückte die Israeliico gewallig. Kaotzsui ntkUr
4,3 (und drücket sie scbrecklirb. Koacaces. CccaaTtie;
zwang die kinder Israel mil gewalt. Lorika);
droD sie rufen suiammcn «u* sllte «adee die Jugaed
wie da« aliar, uud dringen gewaltig «er.
GoTuB [llrim, und Ihr,) m,Wk
ß) gewallig band an etwaa le^en. rMrre^re« Gl; «eieber
einen gewaliig m acin baue bricht oder dergleichen moet-
willen iebt ist dem gericbl verfallen, bauntatdtnf itr ktrr-
sehaß Pfannbtrg (16. jahrh.), istttr. wtistk. «, SM; wolt er der
kains Ihnen, ao sollen si inen geweitig und zu gerlckta kaodeo,
wie ai kunen bekumeo, bringen, riefet ni der ktmtktfi irtfft-
berg {handschiifl i«. joArA.), 5sterr. MistA. t, S74: o*d eker dee
er aicb rechts gegen inen erpollen bab, bändeln •' gewellig
darüber in dem seinen und treiben ime seine tagenerker
ausz seim holtz. ifemmin^er rstAiprofoloU 124. mirs tM3) Rac-
■ahn ttcltn 41; die weil wir aber biezwuscben ao gewaltig
und warbaftig gewarnt, bat uns beden mit nicblen geporen
zu verharren, dann so ain sterker kompt, mnsz der echwecker
weichen. Rolenburger fluchtltnfr a» den rat roe itdtnkutf M
BAoaANH quelle» 624;
gni wllibrei Ir aussgetpOrei babco.
uod ewaiile bracht ifl eawsra baadea.
WictBAB dar irr rtiUnd» kilftr aT;
der iod kaa su iha ge«ehikbeB.
greiff Ibn gewaliij ao. kertrriken 89 Mtitr;
er allain hielt uns und fümealick den Anlido, ala er dir
wolt antwort geben, unsere milnd mit frrin bendeo gewaltig
zu, bisz das doch Pjllas dich hinweg fürt Scaaiacxsauzaa il*;
do könnt ihr ja herriicb beweisen, »le su nrl ecken erst
haben milszen gewaltsam abgerieben werden, ehe dae raadc,
glatte, artige dii.g erscheinen kunnte, «a* wir sind. Ha»»ta
(earA «tu« fkilotufkie) 3, U7 (eurMaM gewaltig).
Y) aber die ungeslOmigkait des waasers Ulg in getrakig
zwischen felsz and alaio. SciAiaeaasiszui tf ; aie waaeie
nicht, ging'a zum leben, ginge zum tode. ee dooeerte «ad
brauste so gewaltig um das baosckea ker, des «aaearatieg,
dasz sie den donoer der KwM 9M kICM ^MiMe, Ae |»-
wallig die dämme durcbbrocken «ad eie dakiawiaaa« aerde.
J. GoTTaair (lUki dte itMimuXUr, \U1) l, tl;
dcoD Jupii«r. d«r gllDseod«. regien
aad lUbi da« duplal subertiteu werk
gewaltig in da» reirb de« liabu.
ScMiLSB tH«liM«lMas tod t.iM2.Sae.
aak der bluiscbald wUlea ireiki
die faria gewaltie Iha uabar.
(Tevaa (IfAiff. 1.1) t.»i
deeb bat er. se getk«. ee vellfekalilc
die"! brviera« gettete aickt «erscbaabt:
bler «cbildert tr das schickaaL das grwaliif
voB ug ta aacbt di« «rdeaacbse diahu
(«!«<•» <• ScMUers ftocAe) U, ITL
5151 GEWALTIG 3 (vehemens, validus, magnus)
c) seltenere gebrauchsformen.
a) die Verbindung mit dem verbum substantivum : ist ein
man der ime darwider si, der ist meim herrn die besse-
runge schuldig mit recht, ist der man so gewaltig oder
so frevel, das er an meins licrren minne nit . . . so sol er
mein herr dem vogt clagen. Grimm weisthitmer l, 754 {Unter-
elsasz, Neuweikr) und öfters; Milio. last mich noch nit mit
friden? Äsciünus. nein, es sei denn, das ich dich erbitte.
Milio. warlich das ist gewaltig. Val. Boltz Terenzübers. 163*.
ß) die Substantivierung : alszo werdenn all hoffertigen unnd
geweldigenn vorworffen sein von allen creaturen. Luther
{auslegung des 109. ps., 1518) 9,183 Weim.; dann under den
gewaltigen und mutwilligen ist es umb sonst das einer ge-
denckt zu frieden sein unnd ruhe zu haben. Micvlliis Tac.
(1535) 448' {Germ.); grassalor, ein rouber, schleilzer, gewaltiger,
straszröuber. Frisius 610"; sage du, wie schnell bist du? der
sechste geist: so schnell als die räche des rächers! Faust: des
rächers? welches rächers? der sechste geisl: des gewaltigen,
des schrecklichen, der sich allein die räche vorbehielt, weil
ihn die räche vergnügte. Lessing (Faust) 3, 382; Gocciola
stiesz einen schrei aus, als falle die band des gewaltigen
auf seine Schulter. C. F. Meyer die hochzeü des mönchs &i.
3) gewaltig mit den bedeutungen vehemens, validus, robustus,
forlis, magnus. die entwicklung setzt hier spät ein, namentlich im
Verhältnis zu der adverbialform gewaitiglich (s. d.). nur ver-
einzelt stehen litterarische belege vor dem 16. Jahrhundert zu gebot
{vgl z. b. a, «, 1))). dem entsprechen auch die wörterbuch-
angaben, wie oben kurz angedeutet wurde {sp. 5142). für nervosus
wird in Verbindung mit reden zuerst gewaitiglich angeführt (Frisius
ausgäbe von 1541), das in anderen syntaktischen functionen zu ge-
waltig überleitete {vgl. sp, 5159 u. o.). der gleichen Verbindung
entsprang der erste beleg für validus (bei Dasypodius, ausgäbe von
1537, ist für validus nur vermügig, starck angeführt, während
valenlia = vermUgung, gewalt gesetzt wird) : facundia validus,
gewaltig redend. Frisius (1568) 1344'; valentissimus, gar krefftig
und gewaltig, ebenda; die parallele gewaltig, vobustus ist in
Wörterbüchern nicht beliebt, und die mit vehemens taucht ebenso
wie die mit magnus erst spät auf vgl. aber impeluosus bei Hemsch
a. a. 0. dagegen giebt fortis viel früher anlasz, unser adjectiv heran-
zuziehen, in der ausgäbe von 1541 bucht Frisius unier forlis
(starck , mächtig, dapffer) die vereinzelte Verbindung fortis fa-
milia, mächtig und gewaltig s. 579'. dazu kommen 1568: fortis
in armis dapfifer und gewaltig im krieg 579'; ductor fortissinius,
ein gewaltiger dapfferer bauptman. ebenda.
für diese neuen Verwendungen nun liegen dreierlei ausgangs-
punkte vor: einmal die parallele gewalt, virtus, dann die ent-
wicklung der adverbialform gewaitiglich {s. d.) und im besonderen
die Verbindung des adjectivs mit bestimmten Substantiven oder
verbis in der attributiven oder adverbialen function (zum prädicat-
gebrauch vgl. sp. 6133). diese Verbindungen zeigen aber doch in
allem, dasz das adjectiv gewaltig seinen eigenen entwicklungsgang
einschlägt, der bedeutungsübergang in der Verbindung mit einem
nomen agentis ist schon oben (sp. 5138) hervorgehoben worden,
daneben wäre noch besonders auf die Verbindung mit Substantiven
hinzuweisen, die kraft und grösze in ihrem bedeutungsgehalt ver-
körpern (vgl. sp. 5126). solche Verbindungen liebt auch das ad-
jectiv mächtig, und es erlangt hierdurch im geqensatz zu dem
Substantiv macht bedeutungen, in denen es sich mit gewallig
berührt, unserem adjectiv ist jedoch die gröszere Verbreitung in
Schriftsprache und mundarten eigen vgl. gewahiig groot. Hicbbv
idioticon Hamburgense 74; gewellig Kehrein 1,103 u. a.
a) die attributiven Verbindungen lassen sich in der mannig-
falligheit der bedeutungsentwicklung um die Vorstellungen der
'■krafC und *grösze' gruppieren, innerhalb des bedeutungskreises
von ^kräftig' ist es das ungewöhnliche, über das masz hinaus-
reichende, das tmser adjectiv gegen seine Synonyma abgrenzt: das
ungestüme der physischen, körperlichen kraft, das geheimnisvolle,
eindriniiliche der geistigen kraft, von hier aus wird der begriff
der ^grösze' vorbereitet, der wiederum je nach seiner belebung
durch körperliche oder geistige träger neuen Spielarten zustrebt,
in der folgenden Zusammenstellung sind nicht diese Spielarten
selbst, die vielfach nur flüssige grenzlinien zeigen, sondern die
einzelnen träger der Verbindung als ausgangspunkt der gliederung
genommen.
a) in der beziehung auf die natur und die einzelnen er-
teheinungen der auszenwelt tritt der begriff ungebändigter kraft-
entfaltung in den Vordergrund, der in einzelnen Verbindungen
die Vorstellungen des rohen, starren, in andern diejenige der
GEWALTIG 3 (gewaltige see u. a.) 5152
erhabenheit und grösze erweckt, hier reichen die beispiele ver~
hältnismäszig weit zurück.
1)) wo er den benumet, do sal her im volgen mitte, abir
obir die geweidigen si (see, meer) nicht, das alte kulmische
recht 3, 127 Leman (vgl. 3, 130: mer obir du waldige si nicht);
als du den fremden erschlugst,
den götterbescliiitzten, den gastfreund,
und raubtest sein gut.
da trugst du einen Tunken in dein hau«,
der glimrai und glimmt und nicht verlöschen wird,
göszest du auch darüber aus,
was an wasser die heilige quelle hat,
der ströme und flüsse unnennbare zahl
und das ohne grenzen gewaltige meer.
Grillparzer (Arquitaulen 1) 55,40;
als ich geprüft ward, brausten die hasser
schnell über mich her, wie gewaltige wasser,
allein gott. meine Zuversicht,
verliesz mich in meinen bedrängnissen nicht.
Kkaher psalmen 1,61;
ein gewaltiges gewässer, a rapid torrent, a great or mighty
flood, a very high tide. teutsch-engl. wb. (1716)769; der starke
wind und die gewaltige Strömung machten die fahrt schwierig.
Grillparzer {tagebuch auf der reise nach Griechenland) 20^, 164;
jene gewaltigen wetterbäche,
aus des hageis unendlichen schloszen,
aus den wolkenbrüchen zusammen gefloszen,
kommen finster gerauscht und geschoszen,
reiszen die brücken und reiszen die dämme
donnernd mit fort im vvogengeschwemme,
nichts ist, das die gewaltigen hemme.
Schiller {hraul von Messina 1,3) 14,24;
erlitten hat das bange herz
begier und furcht und grau'n,
erlitten bat es seinen theil von schmerz,
und in das leben setzt es kein vertrauen;
ihm werde die gewaltige naiur
zum mittel nur,
aus eigner kraft sich eine weit zu bau'n.
Platkn (Vision) 1,94.
2)) feuer ist das gewaltigst element, das die andern alle
verzehret und aufffrisset. Mathesios Sarepta 33'; ez spricht
Albertus, daz er selber mit seiner haut ain snuor in ain ge-
vveltigez feur würf. Konrad t. Mkgenberg buch d. na<ur 278, 10;
ignis sacer, nimiumque potens, das gewallig fheur der liebe.
Fiiisius 1027'; der Zuschauer vom gewaltigen licht der Sinn-
lichkeit geblendet, übersiebt offt eben sowohl die feinsten
Schönheiten, als die untergeflossenen flerken, die sich nur
dem äuge des bedachtsamen lesers cntblöszen. Schiller {erste
vorrede zu den räubern) 2, 7 ;
doch stritt in dem beere, von eifer entfacht,
Zobir, ein gewaltiger blitz in der schlacht;
fort jagt er im zorn,
ihm trielte, der klirrende, blutige sporn.
Platkn (Zobir) 1,136;
ein brausen . . . eines gewaltigen windes. apostelgesch. 2, l;
gewaltig wind, venti violenti. Henisch 1591; erhub sich da-
gegen ein dermassen gewaltiger Sturmwind, dasz man auch
vor dessen entsetzlichen brausen, wie ich glaube, den knall
einer canone niclit würde gehört haben. J. G. Schnabel insel
Felsenburg i, 104 ; dieszmal aber ging's gar schlecht auf der
see, fünf tage und fünf nachte wüthete ein gewaltiger stürm.
Auerbach schalzicästlein 2, 36; ein gewalliger wind oder stürm,
a very boisterous, impetuous, mighly, ßerce, strong storm. teutsch-
engl. wb. (1718) 769; gewaltiger wind, vent impetueux. Uondeaü-
Bdxtorff 253; gewaltiges ungewiiter, violente tempete. ebenda;
wie kamt ihr durch das wasser,
da doch der ström die brücken fortgeführt? . .
Ihr wart zu schiff in dem gewaltgen stürm?
Schillbr (Wilhtlm Teil 4,3) 14,395;
ein gewaltiger lärm, stürm, wind, a violent noise, tempest,
wind. Hilpert 1, 462*; da nun die gewaltige springßut, die
mich in l^aris über das gefühl einer beklemmenden einsam-
keit soweit erhob, wegüel und kein entsprechender ersatz
eintrat, so brauche ich mich nicht zu schämen, dasz ich
mich in Hom nicht augenblicklich, wie im bimmel, fühlte.
Hebbel an Elise Lensing, briefw. 1,351; darnach im winter
auff den tag Francisci, fiel ein gewaltiger schnee. Bünting
Braunschw. chronik 2»2; ein gewaltiger staub oder dreck,
a mighty dust or dirt. teutsch-engl. wb. (1716)769; ein gewal-
tiger regen, a shower, a raining as fast as it can pour, a great
shower ofrain. ebenda; diese vermeinten groszen geister gleichen
der miicke des la Fontaine, die von dem heuwagen herunter-
rief: seht doch, was ich für einen gewaltigen staub mache.
Klinckr betrachtungen i, 260; eine gewaltige (bedeutende) hilze,
kälte, an intense or powerful heat, cold. Hilpeut l, 402'.
M53 GEWALTIG 3 (gewaltiger lirrg. hau u. a.) GEWALTIG 3 (gewaltiger kansllrr. k«ri. held) 5164
0) vtMr •Inccklifer Jb«ra CriM,
wtB du «ia f«wtldl(tr Kluyplur MM.
M »fift leb dorb wobl, wttcb ein (tewali{|«r
kniiiller der bAie Rcitt iit, all allerlei li*ii|
einzugebeo. Lotik« (am kndptf tkUnf mm
iruf* 4.14: ditweil sbtr 4m «Im wA tUk 4« .
neiilerin oder kooilleria in 4mm «liafM bmcHi wwmImI,
verlaoft tie tu sebeo, wi« |e«cbickt doch di« JaB|« tocMtr
in «olchtr kantt eei«. J. Witiil rnu dir iMm Giaftn
(Mter. Mr. «y») i. 141; alto wOrdeet da wobl •ebtfl ood efw
fabren, waa Moyaea fOr tto gewalliger und geacbwiodrr jarM
iiL Arata froet$tui jmrit i«7t auu das iMaaalititcbeo g*-
achlecbt brrrar«*! die vermaledaile adÜMIM- kniet MacbonH,
. . . deasen vatter war Abdalaa, ein |t««ltt|«r tauberer tni
bexeo-togU Aaa * S. Cita* nff, e«/f ii mtuändt; mm
weil, daaz von Niorod oiehu bckaaot tat, als i»n «r aia
gewaltiger jflger vor itm barm gcwttM. w4 41« «rat«
inooarcbir gealifut babao eoll. LaaaiM »*, t (»fl. ake« ip. im);
aie war ein« fromme frao ani eine gewaltig« biballaaarto.
E. M. AaaoT leben lo;
•0. fon deiner lieb enitOadai,
kein gewilU|«r propbet.
nur eio bcrold, der «erkbadet
Miaee kdolit* ■•JctUt.
(elb»i ein lOnUer, wtll leb rufen.
(MIO! pelaiiMHer Ms
•ie (meint mutUr) gelangte zu einem dritien freunde dM
ralera, einem tcbutter, der im gerucbe tiefen Ter>landea und
ein«! gewalligen poiitikera lebte. CKiuta (d<r fr«M Hiiahdi)
l,M7.
2)) es kam darauf an in jrdem jahrbundrrt die roaebti(»tca
und gewalligMen zeugen der tpracbe zu rrracirn ood wrnif»
atan» ibre grOsslen werke in dat worterbucb enzutragen.
J. GaiNU einUilujig n tkeü t, $p.»: jeder genaltige geiat
wirft scbon in der kindheit, obgleich noch im cbaoa o4«r
nebel, helle strahlen von steh. IIiiüsi ArikinftU» i, tt
(autgab* «on tS57); waa meine Wenigkeit anlangt, ao lailu
ich zwar aufrichtig den Widerwillen meiner guten »utlar
gegen den beiden des Jahrhunderts, doch hatte mich daa
nicht abgeliniten, mich an jenem murgen auf die itraaM tu
begehen, um mir den hocbgewaltigrn mann, dessen naOM Mf
aller lippen war, möglichst von nahem zu besehen. KCctLca<«
jugenderinnerungen 93; lief ist er (OhlentfkldgtT) nicht, aber
empfänglich, keine gewaltige, aber eine schön, kraftvoli in
sich abgerundete natnr. HsaBit ea Qu« Uuthg, hriefw. i, ttS;
zuletzt warf er seine äugen auf die russische zaarin Katba-
rina, von der er viel erstaunliche abenteuer gebOrt und gelesra
hatte, und nannte sein blondes zartes kind nach die»er ge-
waltigen dame. Hetss {Frans Algeyer) 4, U.
3)) du bist ein gewaltiger gesell. Alib 93S': tienf Wiuaa<iii
156*: die drei gewaltigen gesellen. (iOraa (feml II) 4i,
gewisser hinsieht, sagt« (iootbe, hatten sie ( KeniAepeu
malt) etwas ultra-Plütarchiscbes damit geliefert; das
chiüche parallele zöge »ich ohnehin durch die drei gewakigM
kerle {graf Büekeburg, graf ScJiuUnburg M»i baron AViU«/) feia
durch. GOtrb gespräeht b. 69 Biedermann; du biet ein gewalliger
kerl, held! rouz eres beaucoup de ponwotr; roiu Uta m* fceiai«
de eonsequenee, d'ttnporfance; tans eoiu nra m se /W; #•■»-
quement. Ro\DBsu-lkixTOkFF IM; du bist ein gewalUfar ksM,
kerl, ironiqutmtnl « vens eatndr*, m dtrait fmt eewItaBfatllw
chost, on n'a ptu penr it taMk aaBna« ikimtin (im Stnm
bnrg) sis' ; ich weist ea wobl waa Jlckal fflr cte jtkraa «iar
etziichrn für ein gewalliger rotzlAlTel wahr«. ScMM *BBi iüi
vom üiidtnltnltben »7,8; daa ist der allgewalÜfaU afiUbuba»
der jemals einem ehrlichen oian ball zugcmSM kaL Wiu*»»
Shakesptart h {Henrich IV. i, i, 4); fflrwahr nlbl|if gakarMtor
ist gar ein gewaltiger zebendsrbnapper. B. Scscrr MmUe
tchrifitn {Frankfurt 1681) MT (hiul rntk z« xerrfra).
4)) du bist wobl ein gewalliger held! !*•• «rt • kMt iMa
fmtootk! Üi<m ort likt a man af slram ftr aä <tk§ fmtmtm,
ttnttch-tngl mb. (1716) :69: du bist ein gewaltiger kaM. aber
ihr gotl ist zu mlcbiig. HtaaiL (hUitk\ 1,1«;
und aar dea bodca scblfaden iba der bebr«
Sawaltge paladin •« rank asd »lld.
asa lod uad lebea >i«li akbl l*«ti crkaadea.
GaiBs fW«r« I.S,M:
die glnen dea etdea*. sie daftea ta aiairb,
bler |i«p«lB ta »•** 4\» Ma«
der frauea . . das sebrt wie gfft aa anrk
der gewalUgaa a«r4laad>e«hae.
Ueiaau (>a«M*«r aWr*««) 41.
t)) iwen ochian groti nlt cleloe
elu roaiien lisnt gemeine,
darin geiar oleman gan
von meiigem der gewaltie,
die ilariiiub nanlgvnlile
gani und lecbeut lA.
LiLiSKCiOH huior. totktlitder (tt49) I.S* vettatted
auf lt. bUnäni» twiiehtn Htm ead Awttarf |
0 Rmynlhen hober gotl geziert,
durcii «»«Hieben tiarck wird regiert,
Ciila und Zeneilos vorab,
wo Terr olin gleisioerel leb hak,
dein heiligen lempei geehrt,
und deinen nanen auch gemehrt,
durch viel brandiopITer mannigrsitlg.
mit gelsten und ocliieo gawaiiig.
•o ihu Jetiund erhOreo mich. SriBne lila» %*;
aber alsdenn, alsHenn mnchle es um nns alle gesebehen
aein, wenn rs dem gewalligen lowen einfallen sollte, sich
mit dem schleichenden lucbte zu verbinden. Ltssiae (der
kirttk und dtr futh$) t*,2n;
mit starken Mhrliten ein raldchen
lenklo mit longem iiabe die beiden gewaiilgeu ihierc.
UOras {Herrn. ui,d lhi..t 40,349;
und vor dem pförichen tiehn, mit flegeln In dar band,
zwei bochgewaliige, motallene kolotsea.
WitLANt Oberom t, 16 lltmpti.
4)) und Aber das gflrtlein weg siebt man die gewaltigen
Hemer berge so killin und ehrenfest, auf der erde dir ge-
waltigen füsze, halb im bimmel die ebrwflrdigen hlupler.
GOTTHKLr (Kathi die groismuUer) 10,11;
hoch rollton die wogen entlang ihr gleis,
und rollten gewaltige fciien eis.
liüaoRR {lieä tom brattn aieaa) 1.W7:
. . , vorsOndfliitlilirha lannao
sab ich. Uie niaoimiiili* der pflanienwell,
und kolbeii von tiochaurragendam röhr
und, liiiikelnd vom loiinebeglauiien iban,
die Stauden gewaltiger grSaer.
ScHACK (ndc/ile de« or<en(«) t,4A.
ft)) underwegen ersahen wir in der ebne vil gewaltige alle
hoiie und grosse gebflw. HAiiwoir 20«; verhalten sich also
di<r Juden durch die Türcitey ausz gar vil, sonderlich aber
in di-n fürnenisten hanüelssttttten, alst tA Halepu, wie auch
in diser statt Tripuli, darinnen sie erst ein gewaltige be-
bausung und schnne synagogam erbawet. S&; da hat moo im
graben bei dem ficbsliag ein gewaltig werck eines apringeten
prunena auf gerichu Paum£artner bntfmtchul 16;
in dem dorne zu Corüova
liehen taulrn, dreizehnhumlert,
dreixehnhiiiidert ricsrnsAulen
tragen die gewalt'ge kuppel.
iliiNB werke I9S (i4(man«or):
blickte aicb nun der knabe in der sladt um, so sah er den
gewaltigen dom mit seinen beiden majestiitisch empor-
strebenden tbürmen und im übrigen lauter hSuser, die wie
geschnOrkelte lotiunoden dagegen aussahen. laMERHiNN {me-
morahilirn) 18, 3S; unten vor seinen fUszen zog der dunkle
Strom dem meere zu, ihm gegenüber erhoben sich die ge-
waltigen roassen des allen doius. G. Freytag (soll und haben)
4, &44: schwarze wölken steigen da aus zehn thurmbohen
Schornsteinen, die eisenhSmmer dröhnen aus den gewaltigen
werkstatten, in den glaliOfen siedet es. Gorziow rt</er rom
geiste 4. buch, cap. it; wie es general Moltke vorausgesehen,
liatte man in Kopenhagen beschlossen, den ernsten wider-
stand nicht an der tider, sondern erst an der Danewerk-
steilung zu beginnen, jener gewaltigen, durch tiefe morlste
gedeckten srbanzenreibe. Stbkl begründung 3, 229.
*)) ach du rede»! umionst, vordem gewaltiges kelcbglas,
heitre gedaiiken mir lul Kiomtock u<i Ebni 3;
der schwarzäugige verwegene richtete im baumgarten mit
bocken, blocken und brettera eine gewaltige lange lafel
zwischen den bluinenbeeten und unter den fruchtatammen
tu. iBMBBwanN werkt 3, to;
ata nahm aus einem schrank gewaltig
kapp', rortuch und den maotal faltig.
(7'iM(an Niid holHe) 19,46;
man findet daselbst nur grosze tische und gewaltige schranke
mit gewundenen fQszen und saulen. GuTzzow rüur vom gitit
I. buek, cap. 4.
ßt I» dtr btiithung auf ptt$ontn tind ts tunäckst aemiaa
agtnlis, die das adjectit an tick stehen, dte tk«{igkeit, die durch
ditit trrköiyert trird, liegt meist auf gHstigem gtbitt. d<sh,ilb tritt
hier in den iUrrtn btlegtn die tanttUung körptrlicher kraft und
grösu sunächst gant turdck.
»4; ia
5155 GEWALTIG 3 (gewaltige band, faiist, stimme) GEWALTIG 3 (gewaltige neigung, bitte, rede) 5156
y) die Vorstellung der körperkraft und grösze des Wuchses kam
vereinzelt schon in den eben erwähnten Verbindungen zur geltung,
jedoch nur in solchen aus späterer zeit; ihren eigensten ausdruck
findet sie — freilich auch erst in jüngeren belegen — in der
Verbindung mit menschlichen Organen.
ij) als die menschlieit in den kriegern stutzte, ergriff or
mit gewaltiger band das panier. Lessinc {ode auf dvn tod
Schwerins) i^, 153; Minerva aber ergriff den drachen, und
schleuderte ihn mit gewaltiger band an das firmament.
(Minerva) 219; und hob die gewaltige faust gegen ihn, der
Schröder, durch einen sprung aufs thcater . , . entrann.
F. L.W. Meyer F. L. Schröder 1,58; die Oberländer trugen
mit ihren gewalligen armen die schweizerischen büchsen hin-
über. J. V. Müi.i-ER geschichle der Schweizer 5,71;
und theilt mit gewaltigen armen
den Strom, und ein goit hat erbarmen.
ScuiLLKB (bürnschaft) 11,286;
diese (scherten) faszten schnell den überraschten
söhn des Ilarun Alrascliid und trugen
auf gewaltigen schultern ihn von dannen.
l'LATBN (.Abbasiden 1) 4,236;
dann hieb ich mich durch seinen riesenleib,
durch all das fleisch und die gewall'gen knochen.
Hkbbel {Nibelunuen, d. (jehörnte Siegfried 1) 5,39;
ferner gab Zeuxis den gliedern mehr inhalt, und machte sie
völliger und ansehnlicher, er folgte hierin, wie man glaubt,
dem Homer, welchem die gewaltigste form auch an den
weibern gefällt. Göthe (Winckelmann) 31, il; ein schleswig-
scher ritter Hans Ravenstrupp, sasz als scbloszhauptmann
des künigs dort, ein mann von gewaltigem körperbau. Th.
Storm (ein fest auf Haderslevhuus) 6, 262.
2)) was mir den scharfen warner, den einschneidenden
Strafredner, den unerschrockenen propheten von damals be-
sonders ehrwürdig macht, ist sein versöhnlicher sinn, sein
conservativer charükter inmitten alles zornigen und dräuen-
den, was der gewaltige mund ausströmt. Immerhann (memo-
rabiUen, Düsseldorfer anfange) 10, \n ; Untergang kommt: er
nahet mit jeder zeile. ein neues stück der geschichte be-
ginnet von einzelnen, gebrochenen, gewaltigen stimmen, und
jede posaune ruft näher: der richter kommt! UuRDkR {älteste
Urkunde des menscbengeschlechts. 4. theil) 1, 162; sofort be-
ginnet ein andrer ton : triumph der gotte>söhne, inähr-
und ritterlon ihrer heroischen thaten, bis die gewaltige reu-
und trauei stimme gottes auch in jeder silbe wiedertönt, eine
weit zu verwüsten. 7, 170; eine gewaltige stimme, o very
loud, a power ful voice. Hilpert 1, 462';
ich höre dich, gewaltige donncr^timme,
dich herrlichen Choral der wölken.
UuLAND das Ständchen;
Ich wollte sie beruh'gen, aber sie,
mich unterbrechend mit gewalt'gem laut,
rief, ihre äugen roll'nd: 'er kennt mich nichtl'
und Zorn und unaussprechliche Verachtung
zuckt' um den round.
K. iHMKimANN {Irauertpiel in Tirol 3, 2) werke 17, 76.
S) in der Verbindung mit Substantiven, die eine innere kraft-
äuszerung des menschen verkörpern, die auf d./s gemütsleben
und das willensoermögen bezug nehmen, macht sich die Vorstel-
lung des unwiderstehlichen, des ungestümen, geheimnisiwllen
geltend, gewaltig = vehemens. auch hier wie oben unter n)
ermöglichen es die typen der suhstantiva, neben denen gewaltig
belegt ist, die grenzlinie zwischen vehemens und violentus mit
einiger Sicherheit zu ziehen.
1)) darumb beleibt es (das herz) auch wie vor, voller ge-
waltiger neigung zii allem bösem. J. Eberi.ein v. Gijnzburc
(ein üüchlein , worin auf drei fragen geantwortet wird) 2, 156
neudruek;
ja, ich hätte mich ihm verbunden in lieb' und Umarmung,
könnten Tritoj;eneien die werke der Kypris geziemen;
aber wie er den freund mit pewaltiger neigung uml'aszt hat,
also hall' ich auch ihn. Göthk {Acliilleis) 40,357;
vor ein paar tagen las ich im globe einen auszug aus einer
Schrift über Kants letzte lebensjahre, und fand darin, dasz
Kant auch eine gewaltige aversion gegen das tier gehabt
habe. Körner an W. v. Humboldt 1830; man lasse das wunder-
bare von dieser erzehlung weg, und es bleibt doch immer
noch so viel übrig, dasz Äschylus die tragische dichtkunst
nicht studiert, sondern sich dank einem gewaltigen, und
gleichsam unwillkürlichen trieb seines genies damit abgegeben
hat. Lessinc (Sophokles) h, in ; wenn dann männlicher, die
gewaltige nerve der begierden und leiden in deinem pinsel
lebt, du gestrebt und gelitten genug Last, und genug ge-
nossen, und satt bist irrdischer Schönheit, und wertl» bist
auszuruhn in dem arme der göttinn, werth an ihrem husen
zu fühlen, was den vergötterten Herkules neu gebahr; nimm
ihn auf, himmlische Schönheit, der junge Göthe (t'on deutscher
baukunst) 2, 2li ; die glühendste liebe verlischt, ihre gewal-
lige begehrung endet mit überdrusz und ekel. F. L. JAnn
1, 111;
jenen ward der gewallige wille
und die unzerbrechliche krall.
mit der furchtbaren stärke gerüstet,
führen sie aus, was dem herzen gelüstet.
Schiller ibvaut vou Messina 1,3) 14,24.
2)) solch Sicherheit und trotz (sage ich) ist ein gewaltig
zeichen eines gewalligen zorns. Lotber (auff des bapstesels
deutung 1518) 3, 632' Jena; gewaltiger zorn, vehemens ira.
Bayer 290"; gewaltige liebe, ansehen, feindschafft, grande
affection, autorite, inimiti^. Ronoeaü-Huxtohff 251;
wenn der nordwind schüttelt den distelstrauch
und kühlt der todten brüst,
da weckt sein wohlbekannter hauch
die alte, gewaltige lust.
die wilde lust nach der wilden see . .
Stracuwitz ged. 143;
zu lange schon erstickt ich der natur
gewalt'ge reguug, weil noch über mich
ein fremder wille herrisch waltete.
Schiller (braut von Messina 1,1)14,19;
wSrt ihr der leidenscbaft selbst, der gewaltigen, fähig, ich
sänge
Daphiie, beim himmel, und was jüngstaufden triften geschehn.
II. V. Kleist (epigramme) 1,31;
die gewaltigen kühnen und reichen gefühle,ahndungen, träume,
enischlüsse, die sich dunkel und verworren in dieser knahen-
seele drängten, muszten mitgeteilt . . werden. Schiller (btiefe
über don Karlos) 6, 41.
3)) Platearius spricht, daz opobalsamum die pesten nnd
die geweltigisten kraft liab. Konrau v. Megknberg buch d.
natur 359, 23; er fühlte auf einmal wie eine gewaltige kroil
durch seine ädern drang. Grimh (der königssohn der sich vor nichts
fiirchlet\ märchen 2, 197; gewaltigere lebenskraft flosz noch ein-
mal durch alle meine nerven. Maler Mijller (Adams erstes
erwachen) 1, 10 Hettner; ein verwes'tes reich besinnt sich
nicht, wie Preuszen that, unmittelbar nach dem enlsetzlichen
Sturz auf gewaltige lebenskräfte; ein heruntergekommenes
und abgenutztes volk würde etwas mehr als sechs jähre be-
durft haben, um von dem zustande der entkräftung zu dem
muthe zu genesen, mit welchem der schild erhoben wurde,
als die stunde gekommen war. Imhbrmann (memorabilien: fest
der freiwilligen in Köln) 19, 163; der anläge zufolge wird es
(das slück) in dem ringen zwischen Marius und Sulla, end-
lich aber in dem gewaltigeren character des letzteren seinen
cniminalionspunkt finden. Grabge (vorrede zu Marius u. Sulla)
werke 3, 259.
4)) wann lewt durch das land geent, als oft geschehen ist
und noch geschiecht, die an die perg geent, und wo läwt
an den pergen siezen, an der ain die mit gewaltigen pet
pitlend und die leüt beswärnl, . . . wem das widerfür, der
sol sein nachpuuern also anruefen. (landrecht im Zillerthal)
österr. weisth. 1,320; so were dennoch ein trew unterthenigs
vermanen nicht zu verachten, angesehen, das e. k. und f. g.
wie zu vermuten, gar mit stalliclier gewaltiger furbit, berandt,
besturinel.. und., ersucht werden müssen. LvroEnan kurfürsten
zu Sachsen und landgraven zu Hessen (1545) A3'; in hoffnung,
dasz wir ein gar geneme sach angreiffen den, die lieb habent
laimet, ere, nutz ires vatteriands, und bestetigen unser sag
mit gewalligem schreiben der gescheen ding, als die verstend,
den solich erkant seint (qui famam, honorem, utilitatem,
palrie amplectuntur, et auctoritate subnixam, ut claret hiis, qut
auctorum scripta non ignorant). Sigmund Meistkriin, d. städte-
chroniken 3, 34 (Nürnberg); das auch s. Paulus umb der sache
willen am meisten die epistel an die Kömer geschrieben hat,
darinnen er auff das aller scherffest und mechtigst eben diesen
artickel handelt, mit gewaltigen schrifften, das gott nicht
allein der Juden, sondern auch der beiden golt sei. Luther
(auslegung des l. cap. des propheten Jonas 15i6) 3, 203' Jena;
gewaltige und tappere brieffe. deutsch theologia (\bis) \ l^ ; ein
gewaltiger beweis, o forcible argnment. eine gewaltige rede,
a pathetic or pathetical speech. teutseh-engl. wb. (1716) 709; eine
gewaltige rede, un discours frier» fort, gewaltige gründe, mo-
tifs puissans, raisons forles. Hondeaü-Buxtorkf 253; an die
leutselige art meines lieben vateis gewöhnet, wollte dessen
5157 GEWALTIG 3 (gewaltige dichtung)
gewaltige rede mir nicht »ogleicti gefallen. Tu. ST<'t« (Rtnatt)
h, 41 : gewaltige wort, vtrborum fulmina, gewaltige wort fObrea,
gramtur i» quem dietri. Alki 93I'. tbnto Kiaaci 119*: gewal-
tige, nacbdrackliche oder narlidrnklirbt wurt«, «mpkatiea^
tntrgttieal, forcibU or ngnifieant $aytngt or nfTttHom, ItuUeh-
tngL rb. (t7is) 10«; auch die tpracbe allein tbut ea nicht,
ob ale gleich allexeit dat gewaltige erkennungawort bewahrt.
Jahn}, 7, 48&; den gewaltigen Iroftupruch dea berrn Cbriili,
der Job. 3 angt: ulao bat goit die weit griiekt J. B. Scaurr
ichriffltn (die kranktnwdrlerin) 441 ;
k)) (leu manan handt variruwl lA Oll,
dar fUr Ich tl lall wtrnan will,
gaben gfli und eewelilg lera
und wider llii ein wldsr wara.
Tmoiü Mild««» gänehmMU tt.M Okli
aollicbs hall licb der uraach halben begeben, daa die« allaio,
under den kOnsten, drei andere, die aller gawaltigiten, daa
menscblicben gemUta, under aicb alluln gebrocht hat. At-
piNüs K«r^iMi25*: daa zwOlfft capitel sagt foo etlichen ge-
waltigen beimlichen kOnilen z8 den wrinen, welche ein vater
kuutn aein kind aolt leren. ktlUrmattterti, btrithl wit «m«
all* »Hn vor allen tufiilUn bewartn . . . loU (I&39): der bang
dea dicbters lu gewalligen und entlegenen bildero «pricbt
aua beiden gedichten. am liebaten wlblt er tu aeinen ter-
gleicbungen daa incoromensurable oder die reinen kategoiien
dea seini. liiaaiiMAfiii {mtmorabilitn: Grabb^) 10, 17; die voll-
komnienbeil und gewallige regel dea aanakrit rouate, ob-
achon auch den weg bahnend to einer der altealen und
raichaten poesien, recht dam einladen aicb mit ihr uro ihrer
leihst willen vertraut zu machen. J. Gaiaa [über den unprung
der tpratht) kl. uhriflen I, UH;
doch blieb tod der iclt da* gewalilgaD Karls wohl noeb alo
gewalilgei llad euch,
ein gewaltige* lled toq der mkchilgaB frag, die erst als lar-
Uaie iunefrau
dasteht, und Tericbikmt, toII scbOchierner buld, dem erbabanea
beiden die band relclit,
bis dann sie luletit, durobs leben gestählt, durcb glühende
racbe gabirtet,
graoDYoll auriritt, In den blöden alo schwärt und das baubt
de* aaitiaubieten brudert.
Plstin (romanluclier üilifiut) 4, l$>(i;
daia ein gewaltiges griecbiacbei« trauerapiel too Goethe zu
erwarten ist, in Iriuetern oder cborlbniicben chOren, bat
dir Dorothea glaube ich acbon ala reaultat leine* letzten
bierseini grschriehen. Fbibobicb .Scblbcbl am teintn brvder
Atiguil Wtlhtlm (u. moMmbtr IMO) ; auch Grabbe'i Napoleon
iat eine gewaltige dichtung. Scaaca ein halbes jakrkundtrt 1,89;
ab, der berr kummerzienrat acliwirmen auch für dieaei g6-
waltige werk. C Wsitubkcrt Phaldna tS7.
f| in der terbindung mit einem iiomtn aclionis oder einem
abUrattum toUtitht iich die weitere enlKtcklung, indem der
begriff der getleigerten kraft immer mehr terblasU und nur
noch die funetion der Steigerung übrig IdsU, die den btdeutuiigt-
gehalt jrdrs btliebtgen subUanlivt beeinflussen kann, durch du
mannigfaltigkett der veibindungen wird hier freilich eine gewisse
mtlseittgkeit der bedtulungen ersirlt, die in einigen festeren prd-
fungen iiber den rahmen der gelegenheitsverbindunii hinausreicht.
die alte bedeulung 'ungettüm' halt sich am sihesten neben Sub-
stantiven, die vorginge der ausstnwelt betreffen; in der besiehung
auf menschliehe handlungen und lebensiusutungen gehl der begiiff
der körperlichen kraft in den der eneri^e und Uiirke der be-
MH§u*§ Ober, in anderen Verbindungen, vor allem mit ub-
Itractia, entwickelt sieh die tarsteUung des erhabenen, bedeut-
Hmtn; aber m den jüngeren Verbindungen wird dem adjecliw
der bedeutungegehalt mehr und mehr durch die blotu fundion
«iner Steigerung det subäanhebegriffet entsagen.
tl) ea war ein gewaltigea Musen und brausen und flttich-
achlagen, und ea aah aua, ala wenn eine acbwarze wölke
dabin lOge. Gbimi (der taunkiHig) kinder- und haumäreken
in kOhlar roorfransiunJe, da der Junge tag,
mit rosrnrotlirn wangrn nocli auf deo bergen lag.
da war auf Airtteim« haide gewall'ger sctiall erwacht.
«00 Alfs und Slgurds Bannen begonnen wurd« dl* achlaebl.
ClIiSL >»"l>«W»/^</cr ;M4;
ArOD sah Ich, Im heiligen schmnrk. mit drohender siiroe,
gegen mich komnien. aeln aug* soll feufr. ton gOiilichem
grimm soll.
lOdtetel siehe, dar brnst blld voll gewalilger airahlan
blitile, wit lloreb. auf mtchl KLOraTOCt ile-*ui» 4.73.
?)) da aber diese amaionin durch einen gewaltigen hieb
Ober den kopff in ubnmacht gebracht. J. G. Scbmabbl intel
Ftlsenburg i, ts»;
GEWALTIG 3 (gewaltiger idikg, it«w, ppn»«) 5158
■od drei. Bit gewaliltaa amMM«,
«rlagi er, dl« aa4era eaiwalcbea.
Scaiij.ia (t>«fy*ck«/> Tt) tl.lt7;
. . «nd oiil gewali'geai rustsiou hinter »Ir
seblaudr' ki daa a«bUn*ia la deo acbluad dar waaaar.
tr^l 4.1) i4.t7t|
Ueffrlas teigt* lieb wild ■■< grlaialc. reekw dl« laiaaa,
Itam daher mit offeaeai aiaal, uod gewalügea aartaf««.
C6TM InttMoa« Imek» iSi 4i.tUi
sabald er dl« aebaieniieb ikriaeade* aag«o
aelaa* r«led«> erblickt«. b«gaaa er (4«r (at*-t\ aili befttg««
sK^age«.
■ii g«walilgaa *«bllgao asf Iha n aiAraaa. tkemtai
die jüngeren verbrachten ibre tait ... mit leibeaObongea, «i«
ateinstoizen und gewaltigem springen. G. Hiilbb Ikritim •»-
e«i/ra(l/rfulo) t, 170; dort rannte daa weib in ftwtlÜfM
aai>«n daa thal hinab. Auiaaaca mim« Mml^ tt; dm dick»
bluter muszt« einen gewaltigen pan«ll»«naB gaacboa««! ksbea.
Baraa li/aifr. tierleben t»\ ; wQrda hier nicht «in gewaltifar
aprting lein, dergleichen doch der mennchlicbe veriland tkt,
selbst nicht in seinen abweicbuogen von der wabrbeil, be-
gehet? LiisiNC (Berengariut Turoneism) II, tat ; familiengefabl,
religion und atiller landgenusz dea lebena «cbwaod: die rc
ginientafurui tbat einen gewaltigen achriit zur fre>heii der
republik, von der weder Morgenitoder noch Ägypter aifM^
lieb begrif gehabt! Htaasa (eae* <ta« ^iieM^d«rf«MM(Afa)
&, 492 ; o anblick Obar alle maiteo ... ala ich xubb anHaa
mal aber mir aufsteigan die aoooe sab . . . bflUe damala
meinen beasern leib... nicht selig« reinbeit «mporgebalten...
er blti« dl« stark«, dea so gawaliigen schlag dies«* wunder*
anblicke nicht ertragen. Malbb MCu.bb (Adawu erUtt er-
wachen) I, tl Hetlner.
9)) siehe, da fleog Ludfer, der bolliscbeo gemein eb«rsi«r
fOrst, gegen seinen onter^vorffaoM gaistem ein graosanai,
gewaltiges . . . geschrei an. Aiaia pneeu. für. i ; 'Bauer
Weistbuber', sagte der mann, aiatn gewaltigen zog aiu der
preife thuend, 'mOstt das arme dimdl mt erschrecken ' AaiBK-
CBOiea (dorfgAnge) get. werke s, II ; er tbat di« tbOr« das tis-
mers mit dem gewaltigsten barzpocbea aal. lanBeaaea
4, 48;
ein gewalliger schauer
fasste den Seraph, ihn schlug fein ban.
KtorfTOCK JM«MMs 1,14t:
anno 879 ist ein solcher gewaltiger bunger gewesen, das
auch ein mensch den andern gefressen hat. Poiabiob ekrmnk
ton Magdeburg (I&87) C 3*;
sieh, da kam im aeblaf eio seltner iraoai mir.
an dem Strand des unfruchibarao ■eere«
Irrt ich von gewill'^em durtl gapeioigl
hin und her. zur zeit der soaoearA»!«.
GsiaiL jmitimttieder TU:
ein« gewaltige bewegung, a forcible, impetmoue, ttkeusent er
violrat motioa. teuUth-engU wb. (t:iS) 7W: gesseitige acbmerzen,
noknt pains. t(. very Urge, eery great, pradiiinu Ha»BBT 1,4«':
ea zeigt aicb eine gewaltige abnähme von frenndlicbkeit, s»>
wol bei allen bedienten, als bei dem herzog und eurer
tochter selbst WiBUtaa Shakespeare l, I6& {kintg Lear i. tl).
4)1 der jung« kautfmann stutzte, and wolle nicht giaubeo,
daaz der berr von Leuven ao bald nach Antwerpen zurirk-
kehren müsse, da er aber deo ernst vemerckte . . ging ea aa cia
gewaltiges nOthtgen. J. G.Sca'>*aBL imsel Feisenbmrg i,M; wir
tindrn die verschiedenen gesch echter and alter. sUnde, b^
acbaitigungen, gewaltiges wirken nnd grosze« leiden, aiics
inaofern ea heroen und beroinen ziemt. Göiaa (^ff«Ci f»*
mihUe) 41. 114: bei dem ersten tntl, deo ich aaf 4ia ktetca
meine« lande« jüngst nieder tbat, durcbscbanatl« aack mUk
das unbegreifliche, aber gewaltige walle« der »rtaekaa^ Gaaaac
{Napoleon I, 9) werke 9, 47: denn je die gaalM kialarli vol lal
allerlei heilsamer leer, berrlicber irOsluog. gewaltiger aa4
eni etlicher rettung. Caaiseoa kofteufrl A 9' wrede; <a Ca^
stantnopel war auf eine zeit «ia lawailifar aafmbr de« rnlkca
wider die ohrigkeit. ScaoTTtua» t^kitm ätf » neudru-k: eia
gewaltigea verbrechen, «■ «(ririsoj anöM. Rlir-ar i, 4ai*: als
Kant regiert«, lri«ben sein« leoie, sowobi Kantricbe, ala
Kanllinge mit diesen femen walTeo em gcwaltifca «esee.
F. L. Jabm {brrekäermng des kd SfrachtehetMsi t,4t: denn, ao wie
man vor ThuiD.isius an beirn und lietenroe<«ter aberglaabie,
die bOees weiter macben soll:en uod schlimme zeit, ao ist
nach dem erscheinen der 'recbtlichen erörtemng' ein ge-
waltig geaiSr« v»a umirichem, die nne koee atiaiaraag btr-
Torbringeo. l, l,aoa; die mutier st«llie «in« gewalliflal
5159 GEWALTIG 3 (gewaltigor streit, mühe, that)
an, und es that ihr wohl bis in die schuhe hinab, die
meisterfrau zu spielen. Gotthelf {der bauernspiegel) l, 41.
51) nervöse dicere, vel asscrere, gute gewaltige griff im reden
brauchen, oder handtlich und dapferlich reden. Frisios (1568)
865';
da bereitet' er (Heineke) sich zu neuen gewaltigen lugen.
GöTHE i Heineke fuchs) 40,70;
man siebet aus diesen gewalligen zurüstungen, wie fürchter-
lich der einzige Evagaras den Persern müsse gewesen sein.
Reinhard gesell, von Cypern l, 40;
es gschach disz gwaliig niderlag,
gleich eben an s. Pelagl tag.
Frischlin {vVeniielgard 1,1) 1";
der löwe und der hase, beide schlafen mit offenen äugen.
und so schlief jener, ermüdet von der gewaltigen jagd, einst
vor dem eingange seiner fürchterlichen höhle. Lessing (der
löwe und der tieger) 1 ', 205 ;
und wie sie im ewig geschlossenen kreise
vollenden die weite, gewaltige reise,
Platen (.diu neuen propheten) 3,9;
Über meinen namen aber entstand ein gewaltiger streit. Gott-
helf (bauernspiegel) 1, 12; er musste also etwas anderes werden,
nämlich lustig, ein gewaltiger kämpf arbeitete in seinen ge-
sichtsmuskeln ; wir halfen den wehen der fröhlichkeit nach,
brachen in lachen aus. Immermann {memorabilien) 6, tn Muncker;
Müllendorf wurde mit der gröszten ehrfurcht genannt; doch
erinnere ich mich auch, dasz Blücher schon damals in den
gesprächen stark hervorklang, und dasz man wegen eines
kühnen und gewaltigen reiterangriffs — welcher? ist mir
entfallen — an ihn die aussieht knüpfte, vor ihm sei, wenn
er zum einbauen komme, kein bestand; denn er reite alles
nieder. 18, 54 ;
man hörte den rollenden wagen,
der mit gewaltiger eile nun donnert unter dem thorweg.
GöTHB (Hium. und Uor.) 40,243;
gewaltige mühe, gran pena, grand' affanno, tres grande peine.
RÄDi.EiN 38l'; den zweiundzwanzigsten august morgens drei
uhr ward alarm geschlagen und mit anbruch des tiiges stand
unser regiment Itzenblitz — ein herrlicher name! — das
die Soldaten wegen der gewaltigen schärfe unseres obiisten
auch donner und blitz nannten, in der Krausenstrasze schon
parade. Bräker der arme mann im Tockenb urg iOl; damit ihr
aber dester christlicher dran gehet, hab ich euch zu dienst,
unnd wölchen es gelüstet zu nutz, das sibend capitel aus
der ersten epistel s. Pauli zu den Corinthern für mich ge-
nomen aus zu legen, ausz der ursach, das dasseib capitel
für allen schrifften der gantzen bibel, hin und her gezogen
ist, Widder den ehlichen stand, und gleich ein geweitigen
schein gevvunnen hat, für den ferlichen unnd seltzamen stannd
der keuschheit. Lother das 7. cap. Pauli zu den Corinthern
(1523) A 2"; eine gewallige noht, a pressing or urging necessity.
teutsch-engl. tob. (1716) 769, ein gewaltiger contrast mit unserm
letzten beisammensein, 67 in den Tuilerien. Bismarck an seine
frau3.sept. 1870; was das für einen gewaltigen einflusz auf
das verständnisz ihrer spräche hat, ist hier nicht der ort zu
sagen. Herder werke 5, 14 (über den Ursprung der spräche);
will er (Coriolan) ein mensch aus dem ganzen sein, so musz
er es auch ganz sein, will oder muss er blosz der Selbst-
bestimmung seiner natur folgen, so sollte er nicht der mutler
den gewaltigen einflusz auf sich einräumen wollen oder
müssen. 0. Ludwig (studien) 5, 90.
6)) ist wol eine gewaltige that, sach, seilicet spolia ampla
tulisti, magna res; valde magnum facis. Weismann 156*;
da thronen sie beisammen und halten eifrig rath,
bedenken und besprechen gewaltge waflenthat.
UuLAND (He drei köniip; zu Heimsen ;
hie sihestu, das gar ein lebendig geweitig ding ist umb den
glauben. Luthrr evangüium von den lehen aussetzigen (1520)
D 2'; wachholderöhl ist ein gewaltig ding, es heilet alle frische
wunden und stiebe, zweimal warm damit gesalbet. Colerus
hausapothek ^i wu slahme? darümme weel er kornblumen
nicht kriegen künnt? gewallige Sache! ich bi so gutt asse
kurnblume, und noch wul andertholbe centner besser. A. Gry-
PBiös (die geliebte Dornrose) lustspiele 288 Palm; das ist wohl
eine gewaltige Sache, a great matter indeed, a thing to be
laughed al. teutsch-engl, «»6.(1716)769; ein gewaltige sach,
magna res. Bayer 290*; eine gewaltige suche, la grande
affaire, voila une affaire de grande importanee. Rondkau-Büx-
T0RFF254; eine gewaltige sd^che, ironiqaement, la grande affaire.
nouveau dictiouaire (Slraszburg 1762) 339*; (ironically) das ist
GEWALTIG 3 (gewaltiger häufe) 5160
eine gewaltige sache, that is a mighty affair, indeed. Hilpert
1,462'; die helikonische heerde soff nämlich, wie wir wissen,
aus der Hippokrene. diese quelle wirkt nun bei allen, welche
sie trinken, die gewaltigsten dinge, jedoch nur bei den durch
das Schicksal dazu voibestimmten jenen reizenden Wahnsinn,
den wir kennen. Immermann 2, 81.
7)) allein des Messias gewaltige wunder
retteten ihn, er veiiiesz die labyrinihischen irren,
kam zu Jesus. Klopstock .Messias 3,268;
der Wächter auf den zinnen
treibt gar gewali'gen spuk,
siebt er wohl gaste kommen?
er schreit: 'guck, guck! guckguck!'
Grillparzkr iiiililiiigs kommen;
dasz ihnen grade in dieser gewaltigen zeit auch solche
Steigerung ihrer empfindung kommt, ist ein schöner zufall.
G. Freytag an Treitsehke (i.juli 1866), briefwechsel 103 ; ungeachtet
des allgemeinen entgegenkommens, und obschon die gewal-
tigen ereignisse des letzten jahres die unentbehrlichkeit einer
neubildung der deutschen Verfassung zu allseitiger Über-
zeugung gebracht und die gemüther für die annähme der-
selben empfänglicher gemacht hatten, . . . haben wir doch in
den Verhandlungen von neuem die schwere der aufgäbe
empfunden. Bismarck (24. februar 1867) 3, 155.
t) in Verbindung mit collectivbegriffen wird die funclion der
Steigerung am einseitigsten herausgearbeitet, und zwar nach der
seile der quantitativen werthung. ein anschauliches beispiel ßr
diese entwicklung liegt in der Verbindung gewalliger häufe vor, die
zu den ältesten festen Verbindungen gehört vgl. auch gewalthaufe
sp. 5110. sie führt auf die bedeutung potens zurück mit ausnähme
eines vereinzelten belegs, der der bedeutung violentus entsprang:
szo halb der rath vor sollicher meinunge des voicks anhe perikel
irhes lebens nicht weren mügen, mich derhalbenn mith vleise
gebeten, sie kegen c. churf. g. im allerpesten zuverschuldigen
und vor sie bitten, das sie mith guten predigern muchten
versorgt werden, uff das kein erger zcufall hirus entstünde,
dan inhewereunmOgklich dem geweidigen hauffen zcuwstewren.
Sebastian Langhans (an den kardinal ib-2l), d. stadtechron.il, IQl ;
in dieser Verbindung halten nun die Vorstellungen ^macht, kraft,
stärke' dem zahlbegriff noch die wage, aber in den nachfolgenden
Verbindungen gewaltige Stadt, gewaltiges reich (im gegensatz zu
den sp. 5138 aufgeführten Verwendungen der gleichen Verbindung)
zeigt sich schon die Verdrängung der ursprünglichen bedeutung, die
in gewaltige menge, gewaltiger reichthum ganz geschwunden ist.
1)) item alls der gewaltig huff zö ross und füsz zu Hill-
czingen ir leger gehept haltend, . . . do musztend die purn
von Hillczingen ir groste glocken usz irm thurn thün. Huo,
Villinger Chronik Ml; disem Mario Nepoti ward der krieg wider
die Cimbrischen und Hochteutschen zu fieren bevolchen.
aber seitmals die Cimbri und Hochteutschen in zwen under-
schidlicbe gewaltige häufen sich gethailt, ist Marius den Hochr
deutschen und Ämbronern mit ainem gewaltigen hör bisz
in Galliam entgegen zogen. Zimmerische Chronik l, 4; aber der
gewaltig hauff der versamelten baurschaft zu Brethain, so
etwas uff tausend stark, wern hinweg gewest und uff In-
singen und Diepach zugezogen, sich diese nacht daselbsten
zu legem. Th. Zweifel bei Baumann quellen zur geschichte
des bauernkriegs aus Rotenburg 61; alda auf einer eben des
felds stuend der geweitig häufen, die binderhuet het iren
vortaii, eine höhe, eingenommen, künig Brenner wendl sich
von dem geweitigen häufen, platzt und fül in die hinderhuet,
tribs . . . ausz irem vortaii. Avbntin (chronik) 4, 320. ebenso 321 ;
hat sich der kaiser auffgemacht und Thonauwerd zu zogen
und die statt eingnumen nachgenlz weitter herauf geruckt
und Dillingen eingenumen . . . und ist sein gweltiger hauff
hernach geruckt. S. Fischer chronik von Ulm 126 Veesenmeyer;
gewaltiger und verlorner hauffe. Frundsberg 118'. ebenso Hort-
LBDER 631. vgl. dazu Frisch 2, 420';
die Vögel wie ein pfeil zuflogen:
der verlorn hauff ward erst erschlagen,
darnach die vögel all gemein
geizten zum gwaltigen liaufTen ein.
die thier wurden in die flucht bracht:
die Vögel gwunnen also die schlacht.
B. Waldis ICsopns 1,1,34 Kurzi
der gewaltig hauff von eidgnossen rucket darzwischen an
die landweere, denen kamen die fluchtigen ab dem berg in
die hend. Stumpf Schweizer chronik 647"; 1273 kam grave
Rudolf mit einem gewaltigen oberländischen zeug für Basel.
WoRSTisEN chronik 132; dasz man mit keinem gewaltigen zeug
darüber kummen möchte. DO» er nachlasz ii4 ; ein gewaltiges
5161 GKWALTKJ 3 (prädicatfunction)
beer, a power ful army. Hiifküt i, 4bj*; nun »or kurti »«f-
ruckteo tilgen war ein mrchtiger kOnig itm krittr Bertino
in sein land KefoHen, willen» iroa das einifneinmeo, wiiler
welclteo Beratiiui der keiner mit geMralligar brrea kraffl auta-
geiogan, den feind verjagt, und ein groatan lieg erlanget.
II. WarzKi. rtu0 ätr i6hne Giafftrt {litlet. Mr. IM) «. M: dif
einwübner in der allen «tatt Hom, da aie daa gewaltig
kriegstvoick an der brücken Sixti aabro, haben ai marggralT
Albrechten vermocht und rrbeiten, do*z er . . . bei dem
keiserlicheo kriegszvoick uro Tried anruffeo wOlt A. HiiatiiiR
FTundibtrgs krtegstliottn (tbT^) 119' (s. buch).
2)) diae grohaa' und gewaltige etat, derao geriagateo
achalteii mein hen auf diner glah%-»cbeiben eatworfeo libet,
bat zur zeit dea bunnitcben krigea, wi aao ubrkundei,
ihren ubrsprung genommen. Ziami adr. Roi. IM »fdrutk;
Kaselarcelon halte eine gewaltige veatung, die ao hoch war
aia der berg Alwend, und ao viel untertchiediiche unbwege
halle, aU die haare einer braut, die aie icbOn gekrflaaet;
die darinnen lagen, fürchteten sich vor keiner gewalL. OLttaiua
der peitianitchf baum-garttn {Hamburg 10941 1. 17*;
uoU wie ihr toii iliin tcibi |Ccb6i1,
ao bat Ihn ftoii alto gamehri,
aih fünIT rAinlut har kriier marbt,
den er geillnnt «hn allen piachi.
In kirchan und In ibran kaaittelaa,
daa ar iwöllT gwaltigar abiaieo.
uod« t'.Ofleniier bituimb arlangt,
dainlt ar doch raii nlchiao prangL
FailCULIR (»rnätltfrä, *^og) tS;
dieae drei gewaltige, nahend bei einander gelegene kOaig-
reiche aeind mehrer mahlen unter einer berraehaSl zugleich
geweaeo, ieizt hat derer zwei ein knnig allein, bald ieglicba
ein besonder kOnig beherrschet. Kiacnaor ttendunmulh {l, ii)
1, 6<> Otterley. tbenso 13; aie ballen ao niemand adreaaen ge-
habt, hatten sich in dem gewaltigen gewOhle nicht zurrcbt
zu linden gewuszt. Nicolai rtis*bnchrnb*ng ({'m) i, tr, ; thit
er {der tmftl) dem auch alao, schmiert eine gewaltige menge
lebro zusammen, ruilt'a in aeinen binden, behaucht' und be-
geiferte es. Linz ponddmontMm 37; eine gewaltige menge voU
kea, a* immeiu« cratei of p4opU. HiLPtar 1,472'; ein gewal-
tiger schätz, a tau trtasure. tbtnda; gewaltiger reichthum,
rwAeiMt «oii.<i(f^raM«t. RonoKai-BL'XTosrr 2M.
b) am dem rahmen dit$tr ttrbindungt* \6ttn nek einigt it-
dntungtabstufumien ab, du in d*n freien gebrauch det adjfctivs
übergehen, iri« die Vorstellungen: ^gro$i, stark, erhaben, dxesrm
freien gebrauch gehören andererseits auch ferwendungen an, die
unmittelbar auf die unttr gewaltig, potens angeführten gebraucht-
formtn lurüekgehen.
a) weiterentmieklung der bei gewaltig, potens dargekgten Ver-
wendung.
11) rooli^emetnerun^ und abschwäehung : gleicbergestalt wie
der mensch ob allen andern creaturen und geachOpfen, die
von golt gemacht, das edeNl, fürnemlist und gewaltigeat ist,
alao auch bin widerumb ist er das elende-t. TBuaniiszBa von
wassern (I&72) 2-19; das kind das denn geboren wirt dz wirt
gewallig und rein und demütig. OaioiiF v. Bairlämdt arin«t-
buch u*.
1)) bedeutungsretengerung und ellipst.
a)) wird sie {die gestalt des Utbes) nicht in mOssiggange
and tregheit vorterbet, aber durch die flbung und das be-
wegen gewaltig erhallen? Burscaai itanii. 42«; ein meialer
dea achwerta auf hieb und aioat, kurz, rasch, fest, fein, ge-
waltig und nicht zu ermüden, wenn seine band erst das eiaen
faszie. F. L. Jaan 2,1,6.
b)) da waren di sQndlicben Iflale (welche durch gesetze
aich erregeten) krefltig in uoaern gliedern. LctHia Rltmer 7, 5
(teruiai« gewaltig); aber die malrii zeucht die aamen nicht
allemal an aich, sie iat dann gewaltig. PaeAciLaoa ep. (1U9)
liUO;
liar't doch nur jadar
au« dam buch lich heraus, und ist er gewaltig, so llet'l er
In daa buch sich binelo. amalgamlrt sieb das fremd«.
GöTBB i>7>. I) 1.3S«.
})) Übertragung: die irdische harmonie ist doch gewalliger
ala die himmliacbe. Göiai {an CkarlotU r. Sinn \0. febr. \-%\)
hritfe &, 49; waa ist der menach dasz ein bisgen aalz gewal-
tiger ist ala nlle aeme Temnaft. (19. de«. 1783) «,128. ^
ß) »bereinstmmung mU den in dtr nUrUmtiven vtrhiniung
entwickelten beitutungen.
\)) nervotus orator . ein hiffliger Iriffenlicher reder, der
atreng und gwaltig ist. und redt daa zä der aach dienet.
GEWALTIG 3 (nibtUotivierang) 5t62
FsMioa M»*; dat geaaliea stin ia« ao aUrck aad ftwaltif,
daa ate auch ein lewoobertx eraebreckeo kau. EaAaaoa At>
azaoa vom butüiiken »m Mtfieburg C t : waa ich ml oMiaM
augeo aoaebe, daa springt aoaetaandar, ao g««alli| iat mein
blick. Gaia« {die ncht diente) mirtluu t, t«.
2)) an dem atain aio neoarb iat aod bll io der rtktaa
bani ain aicheln , der macht aeinen tragar von lag te tag
geweitiger. KuaaAD *. MaccHaaae butk ä. Mter a7, 11; (•-
wrIliK {SfUers) diateäform vom gewaltig, iftout tUrL Ktaau«
tolkisprteho im Nautu I, IIS.
1)1 kOnig, nenn ihn gewaltig, riaetakafl, ■■galiwuf, — 4«ch
nimmermehr gruaz, den mOrdcr d'Eogkicsa, — «M «si
nimmer den groaz, welcher treue, recht, ehr' aod liebe daa
rühm und der macht aufopfert. Gaaaac {}iopoUom 1,1) wrte
*, 4»;
und wlbraod «r anslOrasi la iflraaadaai grall
wie Ära* ■•waliir und »cböo wU Apoll,
beiaubert dar glaoi
dar aHoDlIcbeo »cbönbaii da» baldan il« gaaa.
LiotMOL» {l^alktMU*) Sit;
. . gewaltig war er (Stgurd AI««) anoKbaan.
Gaiaai JmiimMtdtr »t ;
die ara« gekrautl. gewaltig und siuaa,
»0 wird ar vor auch siaban.
Ihr aber slabai 4«o buekal kraasa
und traget saloa ll*rAea. StaAOiwm f#dL M;
daa bild vom Beere In meiner phantaaie war allerdinga nlcb-
tiger, gewaltiger geweaen ala die Wirklichkeit, und dock
feaselle mich der eindruck so, daaz Ich mich kau« trtMMa
konnte, ich hatte mir daa meer nimllcb nicht ao acMa f^
dacht, nicht ao unbescbrei>>lich schön. GamrAizia (tefrlMft
auf der rtiu n<tch Italien) 19*, 196: der gnada knglaoda f«r-
dankt aeinem irrwaho nach künig Ludwig die krön« —
Frankreichs kröne! so leuchtend und ao gewaltig, da«< aie
aelbat einem riraen, der aie trflge . . . aag ood baapi ver-
blenden und zeracbmetlern kannte. Gaaaai {Hofokom l, I)
3, 33; wenn ich dann aber sehe, wi er aonst iat, temkeriig
und freundlich sogar gegen die fliegen, die un aeioe oaae
tanzen, . . . und nie er alier Meli daa beste gOnnrn möchte,
und wie er aich aelber gar oichla gönnt und noch lief in der
niicht lie^t und achreiht, ao wird mir aeine ganze gescbichte
gewallig. Frettac verlorene handsehrifl i, 38.
4)) nun wurde freilich der effect, den dies intermetzo
machte, um so gewaltiger. Hetsi tder UtUe etntaur\ 4, 2a4;
immerhin war der eindruck, «eichen der rasche fall de«
Danewerks hervorrief, ein gewaltiger. Svaai btgrftniunq t,t38;
er fragte nach dem atundenplane, niemand batie einen aolcben,
wie die Verwilderung überhaupt gewaltig achien. Aoeaeaca
iwiies leben 1, Itt.
c) dit substantirierung ia kiir ntekl auf das «MaciUtaaas kr-
selirdnkt, sit dient im nevfriini «««A der ^tUmtätm. ämi M
wesentlich auf die bedeulung 'erhabtn' ftriekUL iu ■aawhaam
andrerst^s leigt hier meitl indiridmeUts §*ft4§t mmi trd^ itm
Charakter der gelegentlichem ühtrfükrmmf im dit tvtefotit in
iubttantm. tj/pitche prdgmngem trtUm kier »«Ar asrick. multr
den bedeutun§«m AterwMfl üt vortteUumf ühnmimtMitktt ftra/l
und sUirke, die mit terlwl« UrftrÜck trfual kU
a) personificatiom.
t)) syntaktitekt übtrfükrmng ra die ottegorit in saAsleaNn.
a)) mü btsug auf kkfertidte kraß: gleich wie vil beckira
in eim wicber, do alweg der gewaltiger den achwecbcrw
frist und dempt. lenttesa bti Ki-az Mamert Lutk. man IM;
sie nannte ihn den gewalligen, den alarken, deasea
macht sie allenthalben aake«, deszen gegenwart aie ■■
mit schauer der ehrfurrkt fSkhen. HiaaKa {vmm §iid in
Ebreisthen poent 1) lt,24S;
daas du auch jeoei aaaaoi. daa tewaUigaa, naa«« mir BODweai,
wer der Üanaar dort m groas aod kerlkb b«r*orpraogt.
Vo»a It»*» 3.tMi
der laaae
i«4er aekante aiek
4aa gewaJügea (A(*aJ/^<i z« aiebe.
Beacta t»»* k,\
edler rfctar.
nicht wollt «trackalbeo aolM« grwas. aU ohrTartkl
betriebt leb auf dar «orkaa brwst da* blei«e4,
da» kOailicb«. dea aacblifatoa gecvlclii
gabObtlicb von der bald der acMaiteo fraoen.
a* trieb das hers alcb mala« erste lanie
«otgcgao dea gewaltiruaa aa kalte«. —
lek ward von encb baMagt.
Ca«niMO ForunaA glttkaetktl 1» nndrutk;
SM*
5163 GEWALTIG 3 (substanlivierung)
bebst du? schauert dir das gebein?
hast's ja gewollt, warum gehst du nicht?
starker kühner, gewaltiger!
nur gegen mich hast du mut?
bebst vor der schlänge?
Grillparzbii (Argonauten 4) 5*, 109;
ein könis;!
spricht doch ein dege» so mit einem degcn!
wei' kanti und mag besitzen, wenn er nicht
bewiesen hat, dasz er mit recht besitzt?
und wer erstickt das murren um sich her,
bevor er den gewaltigsten, der lebt,
zu boden warf. Hebbel Sibelungen, vompiel 2.
h)) mit bezug auf geistes- uvd willenshraft: Najtokon. das
geschick trieb seine rüder zermalmend über nocli viel här-
tere herzen. Bertrand, du, selbst so gewaltiger, glaubst ein
geBckick? Grabbb {Napoleon l, 4) werke 3, 59;
doch solltet ihr je übermütig werden,
mit stolz erheben euren herrscherhiick,
so denkt an den gewaltigen zurück,
der jfizt nur fiel in goties strenge bände,
an Ottokar, sein glück und an sein ende!
GaiLLPARZER {Uniiiii UUnkar 5) 68,145;
dich selbst, gewalt'ger, den ich noch vor jähren
mein lieTes wesen witzig sah verneinen,
dich selbst nuu zähl' ich heute zu den meinen.
Platbn (lins souhU IUI Göllte) 2,90;
niemand wagt den geradesten weg, man fügt sich dem welllauf,
da sich der weltlauf doch stets dem gewalligen fügt.
Geibkl juniiiislieiter (iiuomen 9).
2)) typische prägungen: die drei gewaltigen. Göthe Faust 2, 4.
vgl. oben sp. 5154;
Willekalm: dich ruf ich gewalt'ger,
tritt hinler mich,
in thales miuen
dort stelle dich,
deine arme von eisen und stahl
recke und strecke über das thal.
(der gewaltige wirft die keule fort, streckt beide arme nach
rechts und links aus. in dem augenblick wuchst unter
seinen füszen aus dem boden ein berg empor, so dasz der
gewaltige emporgetragen wird, der berg steigt so lange
empor, bis dasz die bände des gewalligen sich in gleicher
hübe mit den tbalrändern rechts und links befinden, dann
steht der berg fest.)
der brücken-pfeiler
ist aufgestellt —
der iiacken trägt mir
die deutsche weit!
WiLDKNBRüca Willehalm 2. bild;
den Cyklopen, riesenhafligen gewaltigen einer früheren welt-
ordnung. Schlosser weltgeschichle (geschickte der Griechen 1, 2)
1^142;
der Jugendtraum der erde ist geträumt,
und mit den riesen, mit den drachen ist
der beiden, der gewalt'gen zeit dahin.
Gbillparzeb (liöiiiii OUokars glück v. ende 3)
65, 95.
ß) die abstraction im neutrum:
nun denn, ich hab' gelernt, gewaltigem mich fügen,
die götier wollien's nicht, da rächten sie's.
Gbillparzer (des meeiex und der liebe wellen 5) 7*, 101;
durch die äugen gehet zart zurück, was zart kam; das ge-
waltige gebiehrt die brüst, die zunge spricht es aus. E. M.
Arnut geist der zeit (1807) 1, 3;
vieles erlernest du wohl, doch nimmer erlernst du das grosze,
und das gewaltige giebt einzig der strahl der gehurt.
Geisel juniusUeder (gnomen 6);
aber du. ein söhn der zelten
deren schosz gewaliges tragt . . .
RoQtETTB i)cdichte (1859) 117;
derweil in weh'n die erde kreist,
gewaltiges sich vorbereitet,
und ein verderbenschwang'rer gelst
geharnischt durch die lande schreitet.
BooENSTEDT Mirtu Schafft/ prolog,
d) in der function des adverbiums erreicht gewaltig nicht die
gleiche vielseiligkeit , die wir am attributiven gebrauch festgestellt
haben, dagegen übertrifft es diesen an häußgkeit der Ver-
wendung in einigen bevorzugten formen, am engsten berührt
sich das adveib mit dem adjectiv in den bedeutungen 'ungestüm,
stark, heftig, eindringlich', die sich aus der Verbindung mit verbis
entwickeln, wenn eine bewegung in der auszenwelt oder am
mensclilirhen körper, eine erregung des gemütes oder endlieh die
nachhaltigkeit eimr Wirkung dargestellt wird, aber schon hier
sinkt das adverbium viel rascher zum bloszen steigerungsmiltel
herab, als das es namentlich neben verbis wie zunehmen, sich
vermehren u. a. gebraucht wird, von hier aus wird auch die ver-
GEWALTIG 3 (adverbium)
5164
bindung mit adjecliven begünstigt, in die allerdings auch einige
parlicipia mit einijreifen. am wenigsten scheint dem adverb die
bedeutung ^erhaben entgegenzukommen die nur vereinzelt be-
gegnet in Wendungen wie: und es ist als müszte man jetzt
eine neue spräche sprechen, alles gewohnte anders thun,
höher, gewaltiger. Auerbach neues leben 3, 66.
a) Verbindung mit verbts.
1)) die bedeutung ^ungestüm' bei verbis, die auf einen duszeren
Vorgang bezug nehmen oder eine innere bewetjung unter ähn-
lichen bilde zum ausdruck bringen , vgl. das attributive adjectiv
in sp. 51.ll.
a)) äuszere Vorgänge.
a)) auch luff alles das seichwasser an den fürt zu Vede,
unnd schwemmt den flusz so blötzlich unnd gewaltig, dasz
alle die daselbst ligenden geschwader der feint schrecklich
ersoffen. Fisciiart Gargant. 232*;
wie? das, was aus dem meer an dünsten das licht der sonnen
aufwärts zieht,
ist mehr, als aller ströhme fluhten? wieviel, wie oft, wie stark
von oben,
in bittern schauern, auf die wellen, die durch die macht der
stürme toben,
gewaltig wieder abwerts fällt: wird uns ein schilfer, der es
sieht,
am allerbesten sagen können.
Bbockks TliDmfoiis Jahreszeilen, der herbst v. 741 ;
die wellen, die auf diesem breiten mächtigen ströme nicht
so unbedeutend sind, als die wellen der Oder, ergriffen das
schiff an seiner fläche, und schleuderten es so gewaltig,
dasz es durch sein höchst gefährliches schwanken, die ganze
gesellschaft in schrecken setzte. H. v. Kleist an seine braut
202; Napoleon hat die Völker einst zu einander spazieren
geführt; das musste aufhören; die reisen der einzelnen sind
aber gewissermaszen die leisen äussersten kreise der einst so
gewaltig vom mittelpunkt erregten flut. Immebhann (memo-
rabilien) 6, 67 Muncker ;
wogend bin und her gewaltig, unaufhaltsam, wütend gräszllch
rast vernicblung vielgestaltig ....
Leutmold (vor Cremona) 120;
es fing gewaltig an zu blitzen und zu donnern. Bräker der
arme mann im Tockenburg 29; es regnet gewaltig, it rains
apace. teutseh-engl. wb. (1716) 769; der wind geht oder bläst
gewaltig, the wind blows very hard, is very high. Hilpert 1, 462';
will man diesen versuch mit farbigen papieren, auf, die man
das Sonnenlicht gewaltig fallen und von da auf eine im
dunklen stehende fläche reOectiren läszt, anstellen ... so
wird man sich noch mehr von dem wahren veihältnisz der
Sache überzeugen. Göthe (farbenlehre) 59, 236.
ß)) der donner brüllt gewaltig, the thunder roars dread-
fully. Hilpert 1, 462';
und ängstlich auf dem borst mit seinen jungen
fand ich das weibchen sitzen, fürchterlich
bekämpften noch bei ihr die männer sich;
wie knoten sah ich hals um hals geschlungen,
gewaltig tönte ihrer flügel schlag.
HouwALD heimhehr 13. auftritt;
denn er war unser! mag das stolze wort
den lauten schmerz gewaltig übertönen.
Göthe (fifiilug zu Schillers gloclie) 13,170;
das geschütz gieng gewaltig, dasz es nicht allein die mauwer.
Sundern die dächer, beuser und gebeuw nider geworffen.
RfitszNER Frundsbergs kriegslhaten 2, 26; am pfingsl-montag hat
Hans Oppersdorff hauplmann looo pferde durchgeführet, in
der Stadt gewallig geschossen. Mart. Meister Görlitzer annalen
in scripl. rer. Lusat. (1719) 2, 34*.
y)) der wallüsch kommt gewaltig hergeschwommen,
doch stüimt er mit dem schwänze nicht.
Glkim (13. fiibel. Neptun, der wallfiscli) 1,86;
es kamen auch steine gewaltig geflogen,
die den verzweifelten Brauneu von allen selten bedrängten.
Göthe (lieiaeke fuchs) 40,28.
6)) Übertragung auf innere vorginge.
«)) die müelnerin sich nider legt,
kert den köpf zu den füesen;
der most sich gwaliig in ir regt.
H. Sachs (iias wein/ierlein der mülnerin) fabeln
und schwanke 3,85 neudruck;
es war ein düerrer fuochse;
in dem gwaltig erwüechse
der hünger gar inprüenstig.
(der kniiiiriiie juclis mit dem wie.^el) ebenda 3,244;
(der Student) ging im sehne ziirent, zanklafTent auf und ab,
sein ganczen leib der fiost gewaltig üehergab:
die fraw schuwt zu, den spot wart aus im treiben.
(der Student im schnee) ebenda 3, 36i neudrucki
5165 GEWALTIG 3 (gewaltig treiben, reiueo)
•■ würe hier auch ganz arli|, wenn oiir nicbl wi« gtttgt
der bninnen einen »o gewaltig «ogriffa. GOTHt («■ Ckrütiant
90. ;Miit IMOI) brief» 16,243;
dir aber, weloheo tehonend Ich bdhandtli«,
dir icbwllli der kimm gswaltig, bliier hAhnti du mieb.
l'LATiN UumuHtuchtr ÖUti-Uä t) 4.176.
ß)) lat fiitt itein ander h^weisung, die gewalligpr foo iOaden
abzeucbt ilann so du belrocbleit. Mblancnton annoM, tu Rim,
9,7; liebe diesen mann tuII kraft und gefObl goltea, abar so
innig und rtibig fOblend, alt bier der taft im bauine treibt,
als der iriNiinkt, der lausendurlig dort uniar geacbopfa *ar-
tlieili, der In jedem geacbopre eioieln ao gawallig treibet,
all dieser in ibn geaaiuroelte stille, grsund« oaturtrieb nur
wUrkep kann. llüRDKa {auch tint pAiloiopAir) &, 4a0;
docb unerbliilleb. allgawalilg irelbi
de* augeiibllli« geblaisrtiliumfl mich
ao das entwobiite lieht dar wall barvor.
ScMiLi.1* (bruMt ron M0ui»B I) 14. U;
nimmer nun dn* xairali schwloga
stell' leb au« In» waiia maer.
denn gewallig ilebl die ding«
frommer ilehasiwaog mir bar.
Gaiaat juniiiMlUder t;
weil uns die materie eniscbfldigt und gicicbsaro Ober atock
und stein gewaltig mitreiszt. Haaoia {rtctntion ton Klop$lockt
odtn) 6, SM; gewist, er wird eucb balten und retten, weao
euch nicbt daa verbangnisz gewaltig fortreisxt. C. F. Maita
Angtla Borgidl\; bist mein Heinrieb und bast'ii kQssen verlernt!
wie aonat ein gonzer biiiimcl mit deiner umarmung gewallig
über mich eindrang. GOtie urfautt, ktrktrtctnt; wie sie aber
das niännlirbe alter erreicht ballen, und gewabr wurden mit
welcber ebrerbietung meinen freunden tod dem gro^zen baufeo
begegnet wird, . . . «o stach ihnen daa allea gawallig io die
«ugen und ein mann, dem alle dieae TorzOg« beiwohnten,
düucbte aich ein gruszer berr zu sein. Wiilard Hhtrtttiung
Luciant S, l'iS (die tntlauftntn irldMn); die vornehme fa^on
und der diimascirte lauf des kleinen meisterslückes der da-
maligen bflcbsenscbmiedekunst stachen dem pfarrer gewaltig
In die äugen. C F. MiiY>R der schua *9% der kanul 6«.
1)) dii bedeulung 'stark, kräftig' bti r*rbis die tine körper-
hewtgung ihm autdruck bringen, vgl. dai atlrtbuliM adjtctiv in
$p. 6I&6.
a)) der wolf «erzog das geiicht gewaltig, docb liesz er
aich nicht schrecken. Gaidii (der wolf und der mtn$th) mdrcken
1,440;
er oies'ie gewaltig von vornan und biDten.
GöTHB [Itetneke fuchs VI) 40, KS;
MQnchhaosen ... tog die augenbraueo in die höhe, daaz daa
blaue und das braune äuge noch gewaltiger hervortrat ala
gewöhnlich. Ihhehiarii l, loi; vor dem acbietzhause atebt er
[der äoctor) mit seiner bQcbse neben dem Oeiscber Below,
der ala tchotzencapitan goldene epauletlen auf seiner uni-
form trügt und tu gewaltig um sich aiebt, dasz die bürger
ihm mit noch gröszerer hochacbtung betrachten als an werkel-
tagen. Fiiitag {aus einer kleinen Stadt) ts, 144; einen jeden
blomeuaer nabete er in aeine kleider, und damit er deren
einige in voirath kriegen mOgte, muste ich und sein armes
pferd daran sparen helffen, davon kams, dasz ich den treugea
pnmprroirkel gewaltig beissen, und mich mit wasser, oder
wan» wolging, mit dinn bier behellTen must«. GRiaMiLsaAoaaa
SimpU«. 181 neudruck;
nun «precb wir all gar dOemfiatlg
und schreien lu got so gwelilg
asit wain tum richier heitiigliTlch.
das lorn tu wanden sear ricblicb.
bei WACKaoASSL das lieultch» kirchenKf4%il\X;
Johann! fleng drauf der wirih gewaltig an tu icbrein,
dar dichter (Tauft geschwind!) soll von der gfiia sein,
uml mir lein trsuerspiel auf eine stunde schicken.
(Ullbrt (iIih </efpenst) fnbeln Und ertaMuitgen (1748) I.SS;
gewaltig schreien, (o rry as loud at one can. Hiipaar 1, 463';
ich tttom gewaltig an tu kollern und tagte: 'worzu halte ich
ao ein baufTen mBgd im hauts, wann ihr alles selbit ibun
wollt'? GaiHMBLSBaosan {tagelnest) i,to Kurs; freilich ist denen,
welche für die casse zu aorgen haben, nicht übelzunehmen,
wenn aie in diesem falle, ala die wficbter Ziont, gewaltig
tuten. Görai a» i. H. Meyer (»7. seft. 1807), briefe l», 416.
i)) to lange ich lebe soll nichts davon gedruckt werden,
die flnger jucken mir aber gewaltig, meine bemerkungen
über das jetzige tbcalerwesen bekannt zu machen. F. 1-.
ScaaöDBR bei F. L W. Metsa 3,317; wenn er arbeitete, ao
fuhr er mit dem draht to gewaltig aus, datz er jedem, der
GEWALTIG 3 (gewaltig driogeo. springeo) 5166
lieh nicht weit genug in der ferne kielt, iia faaal In de«
leib itiaat. GaiiN {wui$ltr Pfritm) ksnitr' wU
1, 41«;
■ein pferd. «in aagablndltt iftrkhcbaa.
von böroerklang nod p«ii*cbto*ehall «ad
geklair varolldart. alli ata ellaodea
TO'Ubar nach daa andaro . . .
gawallig drOik' leb Io die tAgal. docb.
al* hatia aio sporn geueffao, oon er»i greift
a» aus. _
H. v. EiBier (/««U/« SekngtnttH» i.t) UM
2a|/faer
dam flscbar giaicb wlrf.i da die sogoi MH^
willst fern« iiehn, balauernd dalaen badar.
Libutsa Ist k<-lo O'chleln, daa man faoft,
gawallig. wie dar rOr>ilieb« datpbln,
relss' leb die aogal dir loaammt dar lalo«
aoa schwacher haad uod schlaudr« dich \p* maar.
da laig deoo. ob du ichwimaao kaoost. aeln lUcoer.
GaiLLrtasBB lUkuiam H a*.ltl.
ao dem seil« «eben ilebi mao deo frcood «oipar.
da serireoot er gewaltig dao dlcbMo cbor.
' »caliiB« (baryuA«/!) It.IM:
sie terrt« gewallig
■od es blieb ihr «In viertel des achwaose* Im eise gafangao.
GOtas {HeiHtke fach» 11) 40,1»:.
da kam ein bube geiaafao
ein variracktar gaaalie mit aloar pik« bewalfoei
iclebi tu fast. sMcb er oacb uos uod diiogt* mos gewaltig.
ehmdai
dar waiaa fOrat verbargt ikb in ein winket, nai aMMl,
wia der ilallmaistcr lia idie Jungfrau) mit faoatca nui fHaaw
gewaltig abschmiert. S. Witzbl rein der stku« Gtai*r$ m
oriidrNrili; (er) gerbte den einen jungen den rflckao ao ga-
wallig, da«z er zum baut bmaoa iprang. brider Gaiaa
{tuehchen deck dich) mdrcken I, 2tS;
in der ecke fanden ale iba (dem —tf) oad soliiageo ood garbiaa
ihm gewalüg daa feil. Cftroa (lUUek* fuek*) 4»,U.
<)) die weil Ich aber roat oii ball
oaoi Ich bald einen ao dar »lall
vom gmeloeo voick, dar sierckai rtkrwar
der underm gsniien baufTeo war,
den brauchet ich (ur eioan gaol,
er sprang gwaiiig uod wai nil faul.
FUCHABV fl«hkMlt 374 BiodTMaj
es hing Ihm ao der seltao
eio trlnkgafasz voo buchs;
gewallig Boooi' er scbrelico
aod war voo hohem wuchs.
Uhlaiib. der tekenk aam Umhmrft
iodesseo Mhriii telo gabt gewaltig fart
io'a ewige des wahreo. guieo, scbiäaaa.
Gövaa le/iltKj »n SckitUrt yl»ct») 19, !?•;
(ich) ward aber bald in, datz ich anaiat einea forsten «aas
pbantaiten gefangen hatte, der aich Oberstudierel, und ia der
poelerei gewaltig verstiegen. GaiHaiL<iBAOsiii Semfke. 307
neadrucJt ;
im kriege wiren ooeb eher
Isegrim und Brauo lu gehraucbao, mao fOrcbiei sl« beide . . .
doch im raih« feblie gar oft die o6tblge klagball:
denn sie pOegeo tu aehr auf ihre starke tu Uoueo.
kommt BBo io'a feid uod oaht sich dea werk, da blakt m
gewaltig.
COTBB (lleimek« fUek*) M^l«»{
hilfst du FalsiaVa ew'g« lauoe, krintt' Iho Perej*B
nagt' ich, dast dem louo Percj upfar du das baui I
docb der uoput biokt gawallig wie delo prahlaa aad dal
laaiBaA!«!! (der im iirvorte* drr OMbtt
umiktrummelmä« emMtUr) 13, dM:
dia anfwirterinnen tragen die breiten tionackOaaafai li ar-
hobenen banden in der hohe ihrta gesichiea keraa, arit ga-
raesienem paradeichrilt, die koflao gewaltig hin aod bar
wiegend. G. Ktuaa (der grüne Henrich) l, 3&7;
nur manchmal, dait er {Luther) mit deo bOrgera 4m
behOrdr, der juriitenfacallAt aaiaar nnivertiiM, 4aa
teines landeaherrn gewaltig tMaaaa>atieat.G. FaavraafIMr 3)
1», 197; wenn aich die aadara akkt gewaliif aagreifaa, aa
ist das haoa dein. hrUer Giiaa (Ae ärai »rWcr) aKrdkea
3, 316.
9)1 dia bedentuf *ke/%' M aiHi», ik eim UipmaAt» ftfUd
oder eine graftitteäefaaf aa«i atMiraai tiiayta afl. ipi »im f.
a)) lag ich la tief alt dea baopiT alr takllgt daa ben aa
gewaliifl
▼aaa Utaa t. 61».
•Ia lieh endlich dia beiden OOgelthtraa »üwlaa. wir kinder
binainstOrmlen and dann «iader vor •kanaaakaog »ttli ataa-
den, pocbta mein hert gewaltig. Aoiaaaci aiMaAMlaia 3^ itt;
leider hab' leb ta viel vaa elaer ayalaa gagieaaa.
dia mir fibal bekoauat; ala eabaaiat aleb gawattte ia lalk«
6«taa iMaJaeU fiului) i»,Ui
5167 GEWALTIG 3 (gewaltig erschrecken)
er nimmt nun die fuszbekleidung in die band, und marschirt
barfusz weiter, eines tages, als ihn die füsze gewaltig brennen,
legt ir sich am säume eines waliies nieder. Auerbach schatz-
käsllein 2, 98; neue sliefel, die gewaltig drücken, darf geschickten
1,467; für den üiierschickten Plotin danke zum schönsten.
leider fällt seine ideale einheit, auf die er so sehr dringt,
mit der realen einerleiheit zusammen , an der ich hier ge-
waltig zu leiden anfange. Götmb an F. A. Wolf (30. aug. 1805),
briefe 19, 53.
b)) hört mich nur aus! — indem
er mir nun aufträgt, diesem Juden straks,
wo möglich, auf die spur zu kommen, und
gevcaltig sich ob eines solchen freveis,
erzürnt, der ihm die wahre sünde wider
den heii'gen geist bedünkt
Lessing (N.if/ian 4,7) 33,135;
dasz mich dieses gewaltig verdrosz. J.G. Schnabel JnsWFcisen/mrj
1,187; es ärgerte mich gewaltig, wenn ich bemerkte, wie mitten
im kriege die verständnisvollen blicke bäuliger fielen und der
schöne feind seine bände den burscben immer anhaltender
und williger überliesz. G. Keller {der grüne ffeinnc/i) 1, 296;
jetzt hinterher wurmte es ihn gewaltig, oder er schämte
sich, dasz es damit nichts geworden. Anzengbdbkr [dorf-
gänge) ges. werfte 3, 106; die herzoginnen waren gewaltig ge-
rührt bei einigen scenen. F. L. v. Stolberg an die grafin
Bernslorff (6. dec. 1775) 6« Janssen 1,63; und haben alle sich
gewaltig gefreut, brüder Grimm {der starke Hans) märchm 2, 381 ;
was kann ich aber von Savignys Vorlesungen anders sagen,
als dasz sie mich aufs gewaltigste ergriffen und auf mein
ganzes leben und studieren entschiedensten einflusz erlangten?
J. Grimm (Selbstbiographie) kl. sehr. 1,6;
eines lages
als ich mich umsah in des bischol's wohnung,
fiel mir ein weiblich bildnisz in die äugen,
von rührend wundersamem reiz; gewaltig
ergrill es mich in meiner tiefsten seele,
und des gefühls nicht mächtig stand ich da.
Schiller (jHui io Stuart 1,6) 12,421;
anfangs erschrack Bapunzel gewaltig als ein mann zu ihr herein
kam. brüder Grimm (Rapunzel) märchen 1,76; ich richtete mich
auf sähe mich um, und entsetzte mich gewaltig. J. G. Schnabel
insel Felsenburg 106; nach gethanem schusse stutzten alle leben-
digen creaturen gewaltig. 120. genau ebenso 239; entsetzte
sie sich so gewaltig vor seinem antlitz, dasz sie aufschrie
und fortlief, brüder Grimm (der bärenhäuter) märchen 2, 96.
4)) die bedeutung 'eindringlich, nachhaltig' bei verbis der er-
kennlnisz oder einer geistigen thätigkeit vgl. sp. 5159.
o)) als die zwen merckten so geweltig
den doctor so schlecht und ainfellig,
versagtens im sein töricht pit.
II. Sachs (der doclor im Venusberg) fabeln und
schwanke 3,349 nowirncU ;
ist hier die rede von einem propheten ? das hätte ich armer
unwissender Berliner mir freilich nicht träumen lassen, ich
horchte gewaltig. ThDmmel (reise in die mittdgl. provinzen) 1, 36;
nichts desto weniger aber irret sie sich Lisette; gewaltig
irret sie sich. Lessing (freigeisl-2,Z)2^,12; er irrt sich ge-
waltig, Äe is egregiously mistaken, Hilpert 1,462'; das hciszt,
die Zeiten gewallig verwechseln; das heiszt sich einbilden,
dasz eben der rang, dasz eben die Schätzung, die wir itzt
den edelsieinen geben, ihnen auch von den alten gegeben
worden. Lessing (antiquarische briefe 24) 10^, 303; ich dachte,
nun sei alles abgethan. aber ich hatte mich gewaltig ver-
rechnet. Immermann (die papierfenster eines eremiten) 9, 48 ; ohn-
geachtet aber meine hoffnung, in kurtzer zeit ein glücklicher
alchymiste und reicher mann zu werden, sich gewallig be-
trogen sähe. J. G. Schnabel insel Felsenburg l, 7.
b)) er hub an gewaltig deudsch zu reden mit grimmigem
gemüt. Luther 3,458' Jena; der keiser, als er diese Jüng-
ling gantz gewaltig und sinnreich stets reden horte, ward er
von der leisten red hochbetrübl. H. Wetzel reise der söhne
Giaffers (lilter. ver. 208) 26; sage an, wann einer schon hübsch,
geschwind, zierlich, prachtig und gewaltig von der sache
reden kan . . . was ist es anders, dann ein unnützes gethön.
Petrarcas 1 trostbücher 42*; dapffer und gewaltig reden, gra-
viter dicere, cum aucloritate. Henisch 1591 ; gewaltig reden,
potenter dicere. Steinbach 2, 921; gewaltig reden können, to
be a great oratour. teutsch-engl. lob. (1716) 769; gewaltig reden,
parier avee force. Rondeau-Buxtorff 254; zu der beilage sage
ich nichts, weil sie sich selbst gewallig ausspricht. Gütbe
an Schiller (b. juli 1803), briefe 16, 251.
e)) der kann nicht allein die Sünder erschrecken, sondern
GEWALTIG 3 (gewallig zunehmen) 5168
auch die erschrockenen gewaltig trösten. Schopf 484 (Co-
rinna) ; die oratores und fuchsschwäntzer hielten prächtige
orationes, strichen den kaiser gewaltig herausz, dasz er bei
den göttern in grossen gnaden were. Prätorius wundschel-
ruthen (1667) 450; einen gewallig loben oder herausstreichen.
teutsch-engl. wb. (1716) 769; einen gewaltig loben, louer gran-
dement quelcun. Bondead-Büxtorff 254; gewaltig lügen, valde
mentiri. Stein bach 2, 921.
d)) ist freilich klar, und gewaltig gnug beweiset, das bil-
derei im ersten gebot, eine zeitliche ceremonia ist, im newen
testament aulfgehoben. Luther (der l. theil wider die him-
lischen propheten 1525) 3, 42' Jena; das schleust sich gewaltiger
aus dem text. 4, 34*; in dieser deutung und meinung, ist alle
weit einlrechtig, und das werk und die historien beweisens
auch gewaltig, vorrede auf den propheten Daniel bei Bindseil-
NiEHEYER 7, 359; das sind treffliche worlt unnd streitten ge-
waltig Widder die werckmeisler. Luther auslegung der epistel
u, des ev. vom christag (lb22) \ 3' ; ich kehre mich um und
sehe dich auf einmahl das deinige gewallig lehrend. Götbk
an Lavater (9. aug. 1782), briefe 6, 36.
«)) am gewaltigsten unter allen wirkte aber doch Schiller,
während Goethe uns mehr ein gott in unendlichem abstände
blieb. K. Immermann (mcmorabilicn) werkeis, 161; nur ihre
(der bildenden kunst) höchsten meisterstücke wirken gewaltig
auf mich, und auch die nicht immer. Hebbel briefwechsel
1, 351 (an Elise, Rom 14. oct. 1842); er zog erröthend seinen hut,
und das fräulein erkannte aus seinem strahlenden gesiebt
mit befriedigung, dasz trotz der büchertasche ihre erscheinung
noch ebenso gewallig auf ihn wirkte, als früher. G. Freytag
(soll und haben) ges. werke 4, 73.
5)) die bisher belegten Verbindungen mit verbis hatten schon
gezeigt , dasz die Sonderbedeutungen 'ur}geslüm , kräftig , heftig,
nachhaltig' nicht in jedem falle gleich scharf hervortraten, dasz
sie vielmehr in manchen zusammenhängen der abschwächung ent-
gegen gingen, so dasz oft wenig mehr übrig Hieb als die function
der Steigerung, vgl. z. b. 4 c)). diese function, die zu dem Über-
gang des lateinischen valide in valde eine parallele liefert, bildet
nun den rahmen für eine reiche Verwendung des adverbiums,
die eine gliederung kaum mehr zuläszt. gewaltig, valde, valide,
potenter. Henisch 1591; gewaltig, sehr, heftig, stark, über die
maszen, geweidig, geweldiglyk, zeer, sterk, boven maaten. Kramer
(Nürnberg 1719) 2,96°; gewaltig, geweidig, hevig, zeer, sterk.
Weidenbach 436'; gewaltig wird, wie entsetzlich u. a. auf eine
oft sehr auffallende art für sehr oder ausserordentlich ge-
braucht, (sich gewaltig betrügen, sich gewaltig freuen, gewallig
ersclirecken , gewallig laufen etc.). Heynatz antibarbarus 53,
ähnlich Frischbier 1, 232.
a)) eine gruppe für sich bilden die verba, die eine quanti-
tative Steigerung ausdrücken : die kirche nahm an zuhörern
gewaltig zu, man muste nun stüle machen lassen. Schupp
freund in der not 27 neudruck; aber ein herrlichers geschach
von tage zu tage in der kaiserlichen Stadt Wien ; da schickte
man noch gewaltiger zu: und wurden auf die coinmediantea
alleine 60 000 fl. gewandt. Prätorius zodiakus mercurialis (1661)
6; Vi e\che (hohe schule) von den beiden Fridrichen, den kuhr-
fürsten und herzogen von Sachsen, krlstlicher gedächtniss
von dem einem im 1502. jähre gestiftet, und von dem andern
gewaltig vermehret worden. Zesen adriat. Ros. 119 neudruck.
b)) gewaltig anfangen, angehen:
. . deshalb die plag auch aulT uns schlug
und gweltig angefcingen hat
zu Nüremberg wol in der siadt.
H. Sachs (eingang äisz vierdtcn buchs) 15,17
lietler-Götze;
mancher, den sie (die morgensonne) mit der abendsonne ver-
mengen will, Ihut die äugen wieder zu; aber die lerchen
erklären alles und wecken die lauben. dann geht lust und
morgen gewaltig wieder an. Jean Paul flegeljahre 1, 29.
c)) gewaltig helfen, nützen: der adlerstein ad inguina ge-
bunden, hilEFt auch wunderlich und gewaltig ad promovendum
partum. Coleros hauszbuch (1556) 343'; dies würde der aesthelik
gewaltig nützen. Herder 1, 288.
d)) der man kan wol von Unglück sagen,
der mit eim solchn weih ist erschlagen,
gantz ohn verstand!. vernunITl und sin,
geht als ein dolles viech dahin,
baUlt glaubich, doppisch und einfeltig,
der musz er lign im zäum geweitig,
das sie nicht verwarlosz sein gut.
(der farendl scInUer im paradeist, v. 310)
fastnachlspiete i Gölte:
l
5t 69 GEWALTIG 3 (gewaltig froh, böte)
bald darauf aber überflel iba eine furcbi, zog die wider Ca-
roluuianniin) genchickie annM wieder luruck, lie*s ihn und
die Sjrai-eiicn in Italien bautieo wie »ie wolleo, und eitle
Ober ball und köpf, gleiL-btam al« nucbtif, wieder Bacb
Franckreicb, worhei auch Carolumoanua den Qrck gewallig
Drban da* locb geteilt, uod er »tett, da tr fon gaoti Italien
sieb oboe niiihe buUe können meitter micbeo, durch eine
taitung, alü ob Carolut nebst dem paptl mit einer groaaen
arme« wider ihn im aniug waren, «chrecken lietz, und un-
verrirliteter dingen aus Italien hinaus gieng. Imorr kuttnukn
bildtTiaal (IT IS) 3,47;
wann von thsu >le tiarrllch ilUler^
denkt die ros' Ihr tisiibi (ewalilft
Stirnen, <lie juwrlan irugsn.
oeigCD »Ich, von kummer fiilir.
pLiTSN {ti>rMche unä bUdtr) t.ttl
ß) den lutrHI dtt adttrhiumi tu adjtcliren und adterUtn
btgünttigen mannigfache vtrbindungen und vtrwendungtn. ttnt
griau tahl von vtrbit, deren vtrbtndung mtl umeTtm uiurb im
»orhergthtiiden naehgtwitun oder natu gtltgl rar, haUtu an
diutr Verbindung auch i% der prAdttatne* oder altnbutue* fune-
Hon des paitieips fett: er ist gewaltig io sie vrrliebl, dafUr
eingenunimcii, er war gewaltig hetroffeo, ein gewallig nieder-
acblagend pulver, gewaltig rührende stimme, gewaltig b«-
QOgelte Sehnsucht u. a. dhnlieh tu beurtheile» und die meitlen
Verbindungen eines priditaliven adjeclits tnU dem vabum sub-
ttanlivum oder einem ähnlichen verbum, so fern iw mit der
unter a, S)) aufgeführten gruipe von terbu in bedeutungtgemein-
schajl stehen (er ist gewallig bos«, wild, froh, lustig u. u.)> ti*
stehen auch substantiva und adverbia in diettn kreis: ihm wird
gewaltig angst, der Türke ist f;rwnllig auf u. a. den leich-
testen sufiang eröffnet natürlich die function der Steigerung, di*
das odeerbiiim'iowohl mit dem prddicutnen adjeclin als mit an-
dern adverbien in Verbindung srltt. neben dem attr^uticen ad-
jectic ist diese erieeiterung seltener.
D) gewaltig neben dem pridieativen partieip oder adjecltv M
umschreibenden Verbindungen.
a)) Arist ist gewaltig fOr die reise eingeoommen. H. P.
Sruai die reise nach dem Deisler, deutuhe litteraturdenkm, M,3 ; er
ist gewallig in sie verliebt, he loves her miiihtily, dearly, ex-
tremely, rehemenlly etc. teutsch-eugL r6. (1716)769; und der
alte ohcim fragte mich eines lags ganz naiv, wann denn die
Öffentliche rrklürung vor sich gehen würde, wir waren ge-
waltig betroffen, und ... so lieszen wir nichts unversucht,
in der meinung der Sippschaft von einander zu kommen.
iMMKanaNii MUnchhauten 3,6;
Gumpertuf olmiui t\n *chönea meotcb und ist gewaltig froh;
0, lieber gümpel, freu dich sacht! es Ist gedroschen sirob.
Lostu 2,&,&8;
Alondrr, bOr' Ich, ist auf mich gewaltig wild;
er spöiielt, listen, IQgt und schilt.
LtssiNO (si'in.Q«d4c/i('-) t*, 13;
wie das die jungen zaunkOnige bOrtfn, wurden sie gewaltig
bOs. briider GRimi {der sauniöniy und der bdr) milrchen 2, tot;
er war gewaltig ( =< sehr) bOse, he uas very or extremely angry.
HiLPitr I, 46i' ; als es mit den sieben jähren zu ende gieng,
ward zwflen gewallig angst und bang. 6rüder üriiim {der
teufel und seine grostmutter) mdrchen 3, 319; dem bedienten aber
ward gewallig angst, (doctor allititsend) 3, SO; es war einmal
eine pnnzcasin gewaltig stolz, (rom klugen tehneiderlein) 3,169;
'ihr seil! ja gewallig Insiig, Marx!' Tu. Srosa {auf dem staatt-
kop 1,86; sie werden doch wohl nur dies« nacht hier bleiben?
sagte mir der wirtb zum erbprinzen, als ich ausstieg — ge-
wallig neugierig! dachte ich. TbCniikl {reise im die mittagL
fretiRMa l) t,i9.
b)) und wenn gleich dasselbe nicht were, so ist er mit
dem maule so gewaltig (ii, uod weisz das welier und das
geslirne eins und das andere so straff zu.sammen zu reimen
als ein staudente. Scaocn komödie vom studentenleb.n 39 t'abri-
äns; er ist gewaltig eigensinnig, he i$ miiihty stubborn. teutsch-
«ngl. w6. (1716) 769; die zeit wird einem gewaltig lang, wenn
es so wenig neuigkeilen giebt. Lissmc {Minna v. fi. 3, 1) 3>, 191 ;
dazu ward er noch in den st-hornslein zum rSuchern auf-
gebüngt, wo ihm zeit und weile gewallig lang wurde. biUder
Gai«ii (Daidiwrtin^j wnndertchaft) ««irrAni t, 261 ; es ist ge-
waltig grosz, klein, schon, unsauber, starck, schwach etc.,
it i$ mighty great, miyktf Utk, mighly fair, mighty dirty, mighty
»trong, mighty menk et*. teulsck-engL vk. (1716) 769; gewaltig
grosz, reich, schön, bin {fort) gnnd, ticke, beau. Ronoiao-
Bciroarr 3M;
GEWALTIG 8 (gewslUg vieQ 5170
4tr Tttk Ui aber gmuUlg aof
bftrt man In Polso klage*.
Uta» WmtTiT limdtkmeekfs eiU und branck,
•v/. HorrBAna tttaUetämfUtUä^ nr. tM;
in den grauen feldmarseball ist iler gei*t Preuszeos aa ge-
waltigsten reg«; io seinen Terbtltnist stehen di« geacbkk«
Preuszens gieicbtan tu tage, laaeaaaas (mtmtrMbtm: du
fett der fretmlLj !•, t61.
c» wir wollen «. farttL gnaden nicbl k«rfMt 4m> ifck
dl« Zwingliaoer allbie gewaltig nauaig nackM. dawrefr
V. UHCisaooarr ertnnerung «. i. m. bei Lowaosr I, Itl*: «in««
g«waltig li«b liatten, I« have a great er vitUnt fuiitn for, I»
be expreuively fand of any ont. HiLPiaT I, 4*3*: sie kslt«i'«
{das bauschen) gewaltig sanb«r. Tl. Srosa {irnisuf im kaU»-
darf) 3, tue.
3)) neben attributiven partmpien und a/ijettiten.
«)) enifernang ist ein gewallig niederaebtagend p«lt«r.
GOtni aa Hettier (34. aug. 1710), britfe l, 343;
oelol du kegreiru ailr nlnner das bob«. das giftbcad« was««,
nlmaier *erst«b*t du alr >o gewaltig b«S6g«li« a«liwclw.
GaisoBOviot Eufktrim tt;
an der kOnige böfen, an den tischen der reichen, for d«o
IhOren der verliebten horchte man aof sie, indem sich da«
ohr and die seele ftlr alles ander« verscblust, wie nan aieh
selig preist und entzQckt still« steht, wenn aus den ga-
bUachen, durch die man wandeil, die aiian« der nacbtigall
gewaltig rührend hervordringt. GOrai {WilMeim MtieUrt Ukt-
jahre 3, 2) t», IM.
b)) du machst ja ein gewallig ««rdrkszlich g««ichL h^der
Gaiaa {tischdien deck dich) mdrchen 1, ta-,
o glOckllch! w«n die bold« haost In friedea
ailt Jedem rrObllog lockt auf aeu« Dur:
vergnügt mit dem, was Ihm «la goti bsscblada«^
lalgi Ibm dl« wtit des eignen gtUies spar,
kein hiodernUs vermag ibn su ermüden,
er schreit« fort, so will es dl« nator.
und wie des wilden jlgers braust von «b««
de» selten geisl« gewallig freebes loben.
GöTMS epilog SM FauMt, abtehUä tCtÜte-Jahrbuek •.«).
t)) 80 bat doch den homeriacben beiden oit die hooig*
siesse speisz der Lolbophagier, mit begird flbergeen ond bc-
hefflen, nit die wolsingenden mOrwunder oder gespenst Sir*>
nes, belhoren mögen, nit die unhold oder zaubierio Circe
mit irem gewaltig giffligen getranck bezaubern. Schaimn-
RBisziB {Augsburg ibSl) torredt z'; so verOnsterte doch eis
anballender gewaltig-dicker nebel fast die gantz« Infi. J. G.
Sca!«ABBL insel Feltenburg I, 69; das dflnkl« mich ein könig-
licher palast und der major der kOnig selbst zu sein, ae
majestätisch kam er mir vor, ein gewaltig groszer man, mü
einem beldengesicht und ein paar feurigen äugen wie Sternen.
BrSkbb der arm* mann im Tockenburg »i ; ein gewallig grosser
mann , an exceedingly lau man , • powerful men. HaeeaT
I, 462*.
3)) neben viel heftet tieh das adverbium tverokl «n die aUn-
butiven als an die ndverbialen funetitmtn dt$ snMaalias.
a)) gewallig viel kern, geld, frend« lenlc «tc, f^faff *f
com, a great deal of wumtf, aseay friendi. UmlHk ngL «4.
(1716) 769.
b)) man wusite, dast ibm gewaltig viel daran gelcfea war.
BoBCBasar beitrtg« rar ftnnilfeseA. lUliens 93».
4)) dl« funtütm dtr Steigerung »ebm advtrbin,
«)) dieses kleid (aemrnUn^ sik«t gewallig ehriar, «ad
ist billicb darüber tu lachen, von ha«s kdmigs sokme est
SngeUand bei Tittmaüh teknuapielt der tetg/L «emMnanlm 313 : ala
sich das möer bei zwo stund in dit nacklt wtdaranb fhd-
lieh machelt, füren wir die ganli« nacktt ailt de« galten
maislral wind so gewaltig starckh fortt, alt nieaal« anff a»-
s«r«r raisz beschehen. Kaarrr reiaen 30.
h)) Idocb oft *chwind gleich w{« ein ^lea
wachten der kilfarbeU noch m««r.
Ja lenger gewallleer s««r.
*« mit grotem scnAeb«! and bawffen.
das Ich In rntllch mO«s «ntlawffen.
wo leb wll änderst ksb«n rnw«.
Ii. Sicas Io«« tanUrnai) ^«*«te mstf «simMle S,Mk:
denn das kom ein groaz tkeil nickt kABM« niff werdca,
daa ander ist gewallig aekr anstfewachaaa, «ÜklN far er>
soffen. BeiiTi<<e Br««njcftv. «Arcnsft »3: das ken radct «na
gewaltig gern nach den naole. Laasiae (Ifnae r«« f. 1,1)
t',190.
GK\V.\LT1GKN, gewaltigen, verbmws, dt dtm eben b».
knndelten tdittti» mei kmiftvermtmdumftn «nlmaraU, «ff. ft-
5171
GEWÄLTIGEN
waltig thun, machen und gewaltig sein, werden vgl. sp. 5114.
6118. 5119. 5121. 5122. mit beiden gebrauchsformen reicht das
verbum in die mitleih ochdeutsche periode lurück (vgl. mhd. wb.
8, 477*. Lex KR 1, 9'4), aber se/ir ungleich ist der anteil, den die
beiden haupttypen am neueren sprachgebrauche haben, gewal-
tigen in der bedeulung von gewaltig machen ist mit der älteren
rechtsprache ausgestorben und wird nur aus anlasz der sub-
stantivbildung gewältigung in späteren Wörterbüchern noch ge-
streift, nachhaltiger ist die bideutung von gewaltig sein, gewaltig
werden, hier spaltet sich die Verwendung wieder in zwei haupt-
formen, je nachdem der begriff von potens oder der später ent-
wickelte von violentus durchschlägt, für den zweiten fall ist das
einfache verbum durch das compositum vergewaltigen verdrängt,
auch im erstem fall sind die zusammengesetzten formen sehr in
aufnähme gekommen, vgl. überwältigen bei persönlichem, be-
wältigen bei unpersönlichem objecte; aber das einfache verbum
hat sich doch bis auf heute lebendig erhalten, im besonderen ist
es GöTHn , der den gebrauch stfttzt, und unter seinem einflusz
mögen manche späteren Verwendungen stehen, daneben hat die
bergwerksprache ihren anteil an der erhaltung des verbums und
von ihr ist zum guten theile schon der gebrauch Güthes beein-
fluszt,
der Wechsel zwischen umgelauteten und unumgelauteten formen,
der in dem gegensatz zwischen überwältigen und vergewaltigen
nunmehr an die unterschiede der bedeutung gebunden scheint,
beruht zunächst auf den mannigfachen zufallen und bedingungen
der schriftlichen Überlieferung, selten, dasz auf bestimmten land-
schaftlichen brauch geschlossen werden kann, denn aus mehreren
denkmälern sind beide formen belegt, vgl. gewaldegen neben ge-
weldegen in der sächs. weltchronik und im alten Kulm (gewal-
digen) ; vgl. gewältigen neben gewaltigen bei Mürner, S. Franck,
Frisius, Paracelsus und in den österr. weisthümern. auf die un-
umgelautete form beschränken sich : das stadirecht von Celle (gewol-
degen), das Rolandslied (gewaltigön), K. v. Megenberg (gewal-
ligen), ebenso die Augsburger Chroniken, N. Mandel, Zwingi.i,
Lorich, der vocab. opt. und der vocab. ine. teuth., der Eulen-
spiegel, Albinüs, der Straszburger Livius und Claudius, um-
gelauteten vocal vor der media (geweldegen) zeigen der könig
Rother, der Sachsenspiegel, die Magdeburger fragen, Kölner Ur-
kunden, der voc. rei numm. {Wittenberg 1558) und Kilian (vgl.
geweidigen bei Vkrwus und Veroam). umgelauteter vocal vor
der tenuis (geweitigen, nur selten gewältigen) zeigt sich im
Eree, in den Trebnitzer psalmen, in den monumenta Boica, den
acten zwn bauernkriege , im Karsthans, bei Geiler, Atentin,
Hans Sachs, Luther, Henisch. die bindung der einzelnen formen
an bestimmte abstufungen der bedeutung läszt sich zuerst in der
bergwerksprache beobachten , denn dort ist durchweg {mit aus-
nähme der notiz bei Albinüs) gewältigen belegt , und von hier
aus ist denn auch die Schreibung btti Frisch, Adelung, Weiden-
bach, Hilpert, Thikl u. a. , ebenso bei Göthe, Grillparzbr,
Jahn, HCckert und Hebel beeinßuszt.
1) gewaltigen in der bedeutung von gewallig tun, gewaltig
machen ist hauptsächlich in privatrechllichen beziehungen zu be-
legen , wo es [in syntaktische Verbindung und in btdeulungs-
gemeinschaft mit gewere, geweren tritt, wie dieses führt es
accusativ der person und genetiv des objects mit sich und ent-
wickelt schon früh die üblichen Verschiebungen {accusativ des ob-
jects, daliv der person). weniger ergiebig sind andere rich-
tungen der bedeutungsi-ntwicklung, die an gewaltig = bevoll-
mächtigt oder an die allgemeinere bedeutung von ^mächtig'
anknüpfen, vgl. geweidigen . . . bekraehtingen. Vervijs und Ver-
dau 2, 18S0, vgl. gewaltigen, dare alicui potestatem auloritalem
agendi, possidendi. Haltaüs 69!); gewältigen, gewall eitheiien,
bevollmächtigen (doch nur im oberdeutschen). Adelung 2, 649.
ebenso Voigtel 2,79 u. a.; gewältigen . . . magd, volmugd geeven,
verleenen. Weiden hach 436'; gewältigen or gewalligen (einen
zu etwas) to authorize or empower any one. Hilpert 1, 436'.
o) gewaltigen, einen in den besitz einer sache setzen, das
verbum vermittelt ausschlieszlich privatrechtliche beziehungen, unter
ihnen natürlich auch solche, denen wir heule staatsrechtlichen
Charakter zuerkennen würden, vgl he geweltcgede den hertogen
IJeinarde dez heitochdomes, dal he ime in der vaslen dar
voren gelegen liadde. sächs. weltchronik 231.
a) mit accusativ der person.
1)) mit genetiv des objects: tu hant dar na sal he ine gewei-
digen siner gewere, of ii jene, uppe den die klage gut, nicht
ne weder redetmit rechte. Sachsenspiegel 1, 2b Homeyer; dries
over vierlennachl sal man aver jenen vore laden vore lo stände
GEWÄLTIGEN 1 (gewaltig machen) 5172
sin gut, of he wille; ne dut he 's nicht, man geweldeget is
jenen, die dar up klaget, ebenda {landrechl) 3,5 § 1 Uomeyer;
hevet en man gekiagel uppe gut lo dien dingen, man sal
ine dar in wisen unde sal is ine geweidigen. 1,70 § i; ab
ein gast dem andirn in unsirm geiichte sein gut vorspreche
is were erbe adir varnde habe, adir ein burger dem andirn
und dem das gut vorsprochin were, der were nicht iiegin-
woitik und der selbe ansprechir das gut czu den dren dingen
uff geholten helle und irclagil vor sine schult, ab man den
des gutis czu virden dingen geweitigen sulle uff bürgen adir
ane burgin. Magdeburger fragen 1, i^Z' (B ehrend lh6) ; swelich
man erve hevet to pande, but he il up he scal it haiden
seven weken, but he it up ander warve, so sal he il höde
unde morghene. to deme dridden male wert he is ghewol-
deghel. stadtrecht von Celle bei Leibnitz Script. Brunsv. 3, 383;
sint si de richlere der vrowen vormünde, unde geweldege se
von gepichtes halven irs gudes, des se unlweldegel was.
Saehsenspii'gel 1,41; so scal ene thes erves weldeghen Ihe
voghel unde Ihe rat. recht von Stade bei Haltaus 2024; unt
wart Ainweg mit frag unt mit urlail desselben guetes gesaitzl
in nutz und in gwer unt wort ime ein fronipot gegeben von
mir und von dem Granns Ainweigen ze gwelligen desselben
guels. nionum. boica 3, 354 (1293).
2)) mit präpositionalverbindung : wolde dan de genne, deme
also ein erve vor sine schulde angeweldigt is, dal erve upbeden,
dal schall he doen Iho dren echten dingen etc. so schall
de radt mit des richtes baden den upbeder weidigen und
weren laten in dal erve, dal schall he den holden soss
weken und die dage etc. recht von Verden, arl. 47, s. Halt-
aus 2024.
3)) mit ellipse des sächl. objects : dal wir . . . si ouch ind ir
erfnamen an dat vurschreven erve ind gut brengen ind dein
schriven ind geweidigen na rechte ind gewoenden der siede
van Cölne. Kölner Urkunde von 1349 bei Lorsch und Sciiröder
Urkunden zur gesch. d. d. privatrechts 2 nr. 201.
ß) accusativ des objects neben dativ der person: wirt eime
manne sein gut mit gerichte versprochen Hnde entrinnet
der, den bedarff man nicht vorladen, mer der cleger sal
das gut zcu dren gehegeten dingen uffbiten. kumpt denne
iener nicht, so sal der richter deme cleger das gut vor sine
schult geweidigen. Magdeburger fragen 2, 2, 2 {Behrend 155);
welch man ein gut hat daz im gesalzt ist umine schult, unde
clagel das in gehegetem dinge alse lange bes das man im
mit rechten orteilen gewaldiget und geeigent daz gut vor sin
gelt, der mag denne domele tun und lassen was her wil.
das alle KulmiBche recht 3, 100 (Leman 83); wirt einem manne
ein erbe gesalzt in gehegetem dinge vor tzehen mark das
hunderlir adir mer wert ist. und das alle dinge tage ufbietet
alse recht ist. und das selbe erbe adir gut im geweitiget
und geeigent wirt mit rechte, so mag her das gut vorkouien
adir behalden. 3, 104 (84). vgl. auch 3, 106 (85); so vint man
man sulles im gewaldigen. Oschatzer handschr. des richtsteigs
landrechts 14, 3 {niederdeutscher text: so vintme me scoles eme
weldegen. Homeyer).
b) andere richtungen der bcdeulungsenlwicklung :
a) das di alden ratmanne di nüvven waldigen, wenne di
alden ratmanne die nüwen kisen. do swern di nüwcn ral-
manne. und geloben den alden nicht abe tzu nemen allis
das si bi iren getziten von der slat wegin getan ban. und
wenne das gesehen ist. so waldigen di alden ratmanne di
nüwen und setzen si an ire stal. von rechts wegen, das alle
Kulmische recht l, 2 Leman; item were sache, dat einich ge-
weldipit scheffin gesunne geboitz oeverniitz richter und
scheffin, so wat Urkunde davan geborint, dei sal liei gheiven.
(13S7) recht d. Schöffenschreins, aklen z. Verfassung der Stadt
Köln 562 und öfters.
ß) ich sal lobin dich,, berre, wen du inphingist mich,
noch nicht ingeweldigis di vinde min uf mich. Trebnitzer
psalmen 29, 2 {nee delectasti inimicos meos super me; minen
fienden ne willotol an mir. Notkkr; und lessesl meine feinde
sich niciit über mich frewen. Luther, ähnlich Melfssus).
2) gewaltigen = eines andern, einer sache gewaltig sein,
werden, vgl. gewe'digen . . overweldigen, bemechtigen, sich
mcster maken von iemand. Vervijs und Verdam 2, IbSü; die-
selbe gewaltigen, »i re.<!istere. Frisch 2, 4'20'; gewall, d. i. über-
legene macht über etwas bekommen; in welcher bedeniiing
es doch nur hin und wieder im gem. leben, besonders im berg-
baue im figürlichen verstände üblich ist. Adelung 2, 649. ähnl.
5173 (lEWÄLTir.KN 2 (gewaltig weHen)
VoiCTKLl, 79; gewaldigeo, bad\vln|{eo, oterwtldi|eD. WtiDim-
BAca 430*; gewUltigeo, b«s«Uea, xwingtn. Tiili. Undmrlk-
uhuftlichet touv4TtatioiitUxikoH i, iV)
a) für dit dlUre ifiracht kommtn, wit leho» Htnergth^itn,
twti hauptformtn dti gt\\rauchn in bttracht, je tuekdtm dU
maehtautiibung ab ein verhiUnii itcrier tuH ntftgt* mirtttnder
krdftt trfatil oder an recht und moral abgtvu$»rn miri. 9.1.
den gtgentats von bewalligm QberwSltlgeo, und fergewiltii;«a.
a) du iidtutung von bewfiltigen, xwiagen, QbflrMriodeii.
D) beiithung auf ptrtinlichit okjett.
a)) die Überwindung durch kürperkrafl und »»ffngtwaU:
ei avar. «lat «l altd argtt,
dal mlcb gawaldagai oHa tMl,
ao gadliiga ich. dal Atciiiiua
mal frada rowi« liliman tarap.
U. V. ViLblilK tiievle inn (SI0.1) BekBgkft
(variant»ii bawaldagtl, twlsgl);
•r cawahigi mich Dil iloar bani
noa hAi mich, Irowa, bar gp>aoi,
dat lob dar lalban ichulda
gawlana Iwar bulde.
H. * Aui K'te 1147 (hiinä$ekrifl, hti ttun
gwaliia, bei Bich gavalia);
df koninc Frederie vor do mit groter rrafl (o Hom« und« warf
umbe lie wieoge; in deine wege gewuldegede be alle da ima
wider wert>ii. sdcksitche mUehronik n\. tgL Scaiutt-Loaim
S, 101 ; baben gesagt, al woio reriiaben. bia il aebea, waa
die erb«>rn »lel bandlen, und, »1 werden dan geweitigt, von
aim rat nit zue weicbeo. Metnmingtr raUprotokoU (I6u) kii Rao-
MANn ncten lur geseh. du d. bautrnkritget i. 43.
b)) bedetitungsftrtngerung ditur vtrwtndung innerhalb der
rechUprache : künden sie dann diejenigen übltbitter xe wagen
bringen und geweitigen, sollen sie daran kaioen Oeisx sparen.
landrecht ton Wailenftlt, Mtrr. »titlh. t, lei; traut er ioe
solcbe leiit selbs tu geweitigen ist es wol unde gueU tb*nda;
ob einer des gutshauts unlemlaz und suegeboriger einen
andern oder mer bei tag and narht in sein bausx oder
andern ungewOndlicben stetlen oder der berrscbafl zu nacbtl
entbleit, begriffen and denselben nit allain gewalligen mOcbt,
so sül und mag er oinen oder mer sainer nachbern zu im
erfordern, banniaiding von MilUlaU (16. «. 17. jahrh.), Merr.
weisth. 0,470; wer In diesem geriebt begütert and sessbaft
ist, dem soll man um kein geldtscbuldt gewflitigen nocb in
gefflngniss legen, »tttlhum su ObtrhiUerthem , i. Gaiiiii »rti-
thdmer 4,609.
«)) Übertragung:
mich machian iruiikln mioe man,
dat ich hüie alia 4o lAra ggo,
von du nakan Ich oichaima gdlan knecbta
geannarleii id rechte.
min droiiwa newari nie too *liina getAn.
de* gcloubli m*r. birre Asprlin,
waa du mer noch in d«me liba umbe git
uode mich »A ffeweldigit hil,
dat Ich widir uwerU harren man
negeina gAta rede nakau.
kdiiil nother 1027 *. Bahder,'
er solle den Uufel alse kreftecllcbe überwinden dir te hea
unde durch dine geliOrsame, alse Ithlecitche er sich bete
gelAzeo überwinden unde gewaltif;en mit den sQnden, dir
za laster. Oatio v. Accsaoao wgL lUeJn. f. d. alt. 9, 12; also
seit du . . . mit Ternunffl dich gewelligen. Grilir sündem d.
munds M*: also wie wir euch anieigen, solleodt ihr merken,
das die geist den schuldigen geweitigen. Paracmsos op. (t.ss9)
1,64; ao du magst durch gehorsam der krooken dir schwere
sorg und llst abwenden, so gewaltige den kranken, lat
basaer, er greine, d.ion do. opus ekirurg. 3.
2)) betiehung auf objette aus der thitrwelt: na sage mir.,
wer zeroil das wilde dier. wende des mensben wisbeit . . wer
geweldsget daz wilde tier. wen das nienshm undersheiL Sele-
«leait Am 13 bei Aoaui miUhtilungtn aus handuchrifttn 420; aosi
dem folget nuhn, so es perücirt ist und gutt geralben, daat
dar träum tisch fahet und sie gewaltigel. PiaAciLsoa o«. (i&96)
10, 233.
S)) siehUche objeüe.
•)) Überwindung durth maffengewalt:
iher keiter iat ihA bera komen . . .
kumai er über berge,
er gawalilgei noser erbe.
KoKRAD UolandstM 418 ftarUck;
alsus geweldegeden sa dat lant unde tovorden bischopdome.
clostere unde kirken. tttcksische veltekronik ?M ; also zog er
für eil) Stadt Longiila genannt, dia gewalliget er bald. ScuOr-
FKSLiN Liriui3t;
IV.
GEWALTIGEN 2 (gewalt antbun) 5174
bUs deeb dar bluilg krUg an gabt . . .
bai »Ol offl aln riagaa aafaag.
doch «tlrJ er tierckar la da« gaaf
nod Ibtti tleb also •aBlgfalilgan,
da» maa Ihn olcbi «ehr kaa gawliigaa,
Iha alchi mehr bailaa la des taaaa.
11. Sacas (•<. leAadlM fraa ■, af«r«« lUtr,
.1. ktUf) %,m Mhri
wo aber jemaod dar aiacution wolt« widerettkoa odar Jia-
selba gawultigeo. Sicuau.io ttut$du tontlUutw m PrtmMum
llbl«) f IS. »fL FBisca2, 420*.
k)) Übertragung.
o)) wan der raocb, dar laf gCt von den nafaa bi tu
baopt, batrQehl dia gsisl, das der tt\ kreft »l nicht gewaltigeo
■flgant in iro werken. KoaaAD * Micanaiac bmek 4. natur
•,29; ao bat doch seine adelicbe tugent den tura gaMaff-
liget, und in elwao so gar geweitiget, daat . . . Aiaoa wrrotfr.
ß)) so ist ein grofter stock, der sein bertz, und aodcre
grosse wurlzelo bat, nicht leicht zu geweltigeo. Matiuics
hoehteitipredigten 109 neudruek; land nit ner idei •rtai) of
«iamal in, denn Ir wol nOgend gewaltigen. N. Marcrl «• dn
Berntr rtl i. Blcaroip mnUÜung 1.13; was gawelliget aiaaa?
eUeo aileio, dai ist der baromar. Pasacrlso* ef.4, tM(llMi.
y)) greilTen mit der band z8, dia duon Ist aaT tft aebwer,
ich kan dz allein ntt gawalligan. Till £uU*tfiegel (l&lk) IM
neud'utk; nun wie kan ich wider das aeio, oder daa ge-
wnltigeo, daa mir za gewaltigen unmOgticb iat. Paaacaisos
op. (1^9) 2,173.
ß) die btdeutung gewalt antbun, 9itUr«: gaweldigeo, |»-
welii doen. Vtawiji und Vcroam 2, 1119; esaiar«, gaweltife«,
notzwiogen, iiotzogeo, beleidigen, variattao. Faisics IS96: gb*>
weidigen, etm facert. KiUaü K 4*. ebento HiMsca 1&90. ßr
diese ftrmendung det terfraau lugen takUeiehi caneurreutftrmtu
des gUi(ken stummes »er; wältigen (oba sie ienan fon nnrecbt
wältigen. WinDeaa t04 AUmann u. «.), begewä;ii;en (o OMio
Tolk, bubeo begewaltigen dich und weibcr barrach«« ftbar
dich. Züricher liM Jeu 3, 12 u. a. tgl. eacA llamaai ia«a ••<
oben theil i, ip. n9i); flberwiltigao {fatert rtm aikmi, einen
übergwaltigen. Faisius l39o*), tergewalligen (einen veninrecbten
und vergewUliigcn. 6atr. tändlatihänilungen lo, 191 irentur s.
Scaiii.LiR 2*, 909 a. a.) und verge« alten (ff/, ebendt nns Haas
Sacbs). neben unserem rerftam sind ta dieser btdeutnng bes^niert
hdufig persönliche objrete belegt , robri die bniekung auf dat
meiblicht geschledit die engere btdeulung 'notsüchtigen' entitiekelL
unter den unpersönlielien objecten bat iia bAel mit ikren rtaadae»
textsIflUn in der polemik der rtformMtivntttH btttmUrt fataaf
gewonnen.
1)) persinUche objette.
a)) areiter« bedeutung: ich neme nit allea daa goldi im
gantzen well, das imandt bunt ine zu geweitigen an iba lefcC
AiaoN boq, e;
Ir einer kam harrOrblr gan
und woli den bruder gawalilgal kaa
aiiau im da« sacramcoi lo bali.
Mvtüsa 4 kttsrr Lt*:
(die einmohner v. Knm) waren fraisam waelricb, ge weltigetn iadar*
muii, Termainleo grausam zu sein und gewalt treiben «tr daa
recht, wer mir gewalt biet und mir beoOligrl biet mir raebL
AVBNTIR4, 49; darumb sl warm urobgefalleo, allenorial
ilarumb das al selbs berren wollen sein diter
in$el, wie si in diser uDgiaogen in alier geilbeit
willrn mit rauhen, stülen, «od iademao zA gewaltigen. & Peaaca
wcUbuchtn'; der berr daa laadaa gowelligat sie ood geacbeidal
sie. Kiuiasaa«c briatmL 1,41*;
0 »alig war gaau taaisebea laad.
weaa ee aaeb helle sn baleuad
ela aollkbaa ikeurea baapiaaa.
dar la aucb ileai sa kertae« faba
dar tTranoaa nnbllligkail.
dl« »ie irelkea sa di*er tait,
aa*er»cbAB«i aalt freier baad,
mit raub, geraaekaaa. aiord aad braad.
dia fraaiaea MbAuaa, gwalüac aad twiagaa,
wider goti. ebr aad racii sie driagea.
n. Saeaa (ftii»yawe«>», d*w fttrtu AaaHaiaa)
2«.4CT ktUtr-aUs*:
der f&cb*, welcher (als dia fabel laut) «or acincn hcrraa
dem lewen, Terclaiil. das er ein acbadficbar aMpt— ■
were, die armen leot, nemlirh hOoer, aalao, aad fäa« f^
wältiget, und aucb etlirb ainbracht und äff (reaaa» aieh s«r>
antwort sprechende. Ruanaea LoBica ot« )anfe (irslra . . .
•adervtar« aiJfea werdtn (MaMalaag atika fimmierur p4d*-
ttgktktr »tkrifltm U, M); aof den aadMtea tag auf aaat
82t
5175 GEWÄLTIGEN 2 (gewalt anllnin)
Otlimars tag feng man ein hin, der ander endrann. waren
irer zwenn, betten ain gewaltiget und im liochmutt ange-
legt, d. städlecliron. n,iü'3 (Augsburg, forlseUung des Miilich) ,■
wider reciit gewaltigen oder verdruclien. r. a. von 1515 § 5;
do wurden die stett zu raut, daz man si gewultiget von
baiden tailn. d. städtechroniken 4, 72 (chronik von Augsburg);
fniu Matliiid die berzogin gab etlichen ciöslern vil freihiiit . .
die wolt phalzgraf Hudolpb ir suu nit iialten. und wurden
also derinassen der sacb uncins, das pliulzgraf Rudolph . . .
si . . gefangen gein München füert . . die berzogin . . clagt irem
brucder dem künig über den sun, der biet si gewelligt wider
alle pilligkait. Aventin 5,416;
wir narren stecken Icein ander zil
dein, der unsz narren gewelligen wil,
on recht unsz wil mit gewali vertreiben,
und laszt unsz nit bei recht bleiben.
Murner vom iiioazen Lullwrischcn narren 570 Kurz;
einen gewaltigen, alicui vim inferre, adferre, offerre. Aler 935*.
6)) bedeutungsverengerung : gewaltigen und verseren an der
iungfrauschafft, violare. vocab. optimus (Lotter) 1504 ; ebenso vocab.
incipiens teuth. (affcrre vim mulieri); geweitigen, gewalt an si
legen. Frisiüs I39a"; das andere: si sollend ainander lieb
han leiient und lod, und sol kains an dem andern prechen.
es. schreibt Sant Jeronimns das ain fraw hiess Lucrecia, die
ward gewaldegot von des künigs sun ze Hom, die erstach
sich selber, das kain fraw geren hernach det, das si vil un-
geren det. meistkr Ingold guldin spiel 19 E. Schröder, vgl.
Cn. Schmidt wb. der Elsäss. mundart 143"; da nichts an inen
(den Juden) wolt helfen, wardens zuletzt bezwungen, kamen
in der Römer, ir feind, band, muesten zuesehen, das man Ire
hausfrauen jemerlich hin und her tlaischt, muet williget vor
iren aiigen, weih und junkfrauen notzerret, geweitiget, als
die seck und kotzen unibzoch und failfüert. Aventin 4, 831;
'kein frouw sol sprechen durch min thadt
das man ie si geweitiget hat!'
Murner (läuchmnll 47,210;
vgl. bah ich kein weibsbild je begwaltigt. Uvmo JosephusZii" ;
vgl. vergwaltigter notzwang. bair. landrecht von 1616 s. 80t.
Schmeller 2^, 909.
2)) unpersönliche objecle:
a)) in thülite wie er zu Ache wäre
unde ein bere vor Ime läge
mit zwein ketenen gebunden.
sä ze then stunden
ther pere in vaste ane sab.
(hie ketenen er bStlie cebrah.
ane lief in iher peie.
thie fursten wollen in weren :
ther keiser nemahie sib sin nilit crhnien.
er gewaltigste ime then arm,
thaz flei-c er ime alle; abe brah.
lioliinäslied 3077 Barisch;
ob man gleich die glider gewältigt, den leib fähet, ia gar
tödt, ist doch unser will nit gewaltiget, j^efangen und getüdt.
S. Franck paradoxa 165".
b)) so du nun aber hie zwei mal die heilig geschrifft nit
nach irem sin usz legst, sundcr wider iren versiand gesval-
tigest. Murneu an den adel . . liilscher naiion 17 neudruck;
welicher die, geschrillt mer gewaltige, Luther oder die in ein
ketzer schelten. Zell Verantwortung V^". vgl. Schmidt Elsäss.
mundart 143*; sagt doctor Murner aber in seinem buchlin,
'auuh seint vil wie docior l>ullier, die solliche worter des
heiligen evangelii bezwingen, und uff iren sinn gewältigen,
dann weder die Wörter, dann der sinn geben mögen'. Karst-
hans (BöcKiNG Hatten i, tu); damit allen menschen iedweders
gnüg beschäche oder doch geschickte verantvvurt gegnete,
dasz weder wir noch die frommen gleerten, die wir der
dingen wegen verhört, überdacht inöchlind werden, sam wir
als die eigensinnigen das wort goltes gewaltigen und nach
unsern köpfen verstau, und demnach slriten und gachen
wellind: habend wir einen gnugsamen Verzug, nämlich länger
dann ein halb jar, angesehen. Zuingli (ratschlag von den bil-
dern und der tnesz) l, 573; disz seiiid nü gantz ausz er-
zcwungen unnd geweltigete ausziegung. Luther {auslegung
des 109. psalms) 9, 201.
b) für die nettere spräche, die die parallele mit violare nur
noch in dem compositum vergewaltigen lebendig erhält, hat
andrerseits die entwicklung des verbums in der bergwerksprache
bcdeutung gewonnen, die Wechselwirkungen zwischen diesem son-
dergebrauch und der allgemeineren Verwendung bedürfen ein-
gehender prüfung.
«) das verbum in der bergwerksprache: eine alte pinge ge-
weidigen, puleum veterem instaurare. Agricola de re metallica
GEWÄLTIGEN 2 (in der bergwerksprache) 5176
(l54C) 483. vgl. B EH WARD interpres phrascolog. mclallurgic. (1673) 18.
Meltzeii beschr. der stadt Schneebergk (1684) 510. 52-2; gewältigen
ist die tieffslen entweder von hineingestürzten bergen, oder zu-
gelauffenen wassern säubern und zu sumpff bringen. A.v.Schön-
bekg ausführliche berg-information (Leipzig 169S) 2, 44. genau so
IlERTwiG&e/-j6Hc/t(l710)178''«nd Cromel 4,1040; ffrenso Hübner 865.
minerophilos 2S9; alte berggebäude gewaltigen, sie säubern und
mit neuer zimmeiung versehen, eine zeche wieder gewaltigen,
sie, nachdem sie verlassen worden, wieder mit arbeitern be-
legen, das wasser in den berggehäuden gewältigen, es fort-
schaffen. Adelung 2, 649; alte berggebäude gewältigen. Voigtel
2,79; gewältigen (in mining) das wasser — to draine a mine,
to emply it of its waters; eine zeche wieder gewältigen, to
work again one mine that had been abandoned, it. to repair
or restore a mine. Hilpert 1,463'. vgl. gewältigen Scheuchen-
stuel 102. Vfith 230; gewältigen . . . das in einer grübe be-
findliche wasser durch kunsizeuge herausschaffen. 4. eine ver-
lassene zeche wieder bauen und das verschüttete wegschaffen.
Thiel landwirthsch. conversationslex. 4, 420. wie sich aus diesen
darleijungen, namentlich aus der buchung bei Adelung ergicbt,
sind es verschiedene Verwendungen, die in dem bergmännischen
gebrauch des verbums zusammentreffen, die wasser gewältigen,
einen bau, eine zeche gewältigen, diese unterschiede spiegeln
sich auch in den Zusammensetzungen wieder, denen das verbum
zustrebt, auf der einen seile: abgewältigen (vgl. Veith 6), weg-
gewältigen (565), auf der andern seile aufgewältigen. vgl. beson-
ders wird der ausdruck gebraucht, wenn der grubenbau
wegen mangelnder Unterstützung zusammengebrochen war.
dann bestellt das 'aufwältigeu' im entfernen der bruchmassen
und im wiederherstellen des grubenbaues. Lueger lex. der
ycsumten tcchnik 1, 537. vgl. auch oben theil 1, sp. 657 und
Veith 3l. die erste der beiden Verbindungen scheint unmittel-
bar an gewältigen = bezwingen , überwinden anzuknüpfen, und
könnte durch erweilerung des kreises der objecte auch die zweite
gruppe von Verbindungen veranlaszt haben, nun wird aber durch
die Chronologie der belege gerade diese ziveite gruppe in den an-
fang der ganzen entwiclilung gerückt, und hier zeigen sich auch
Verwendungen, die sich als ausgangspunkte verwerten lassen, denn
während die bedeuluny gewaltig machen ^ stark marken,
fest machen sich entschieden als eine später entwickelte Vorstellung
darstellt, die dem Zusammenhang einzelner Verbindungen er-
wächst, führen die ältesten belege auf ein gewaltigen = in be-
sitz nehmen zurück, das die an gewältigen 1 (sp. 5171) belegte
bedeutung in unserer gruppe tvieder aufnimmt, der accusativ des
objects an stelle des genetivs läszt sich hier in der gleichen weise
erklären wie dort, für die weitere entwicklung hätte man dann
mit der beeinflussung durch die bisher belegten Verwendungen von
gewälligen zu rechnen, so konnte die Verbindung einen Stollen,
eine zeche gewältigen unter dem einftusz von gewältigen
== zwingen, überwinden, leicht zu den weiteren Verbindungen
führen, wie einen gestürzten berg gewältigen, die eingedrungenen
wasser gewältigen, von diesen drei erwähnten möglichkeilen
kann jeweils eine auf die auffassung dessen , der das wort ge-
brauchte, einflusi ausgeübt haben.
0) einen Stollen, eine zeche, einen bau gewälligen.
a)) wir geben inen auch frist zu suchen und zu gewältigen
dri oder vier Schacht oder Stollen, bisz sie erfaren, wo hin sie ir
funtgrube setzen soUea. (Heidelberg 1476) bei MortEztschr.f. d. gesch.
d. Oberrheins 1, 46; Josaphat macht ein gewerckschafft, mit
einem gottlosen herrn, da er in Ophir, Salomonis zeche
wider geweitigen und belegen wolle. Mathesius Sarepta 35*.
6)) unter andern hat bapst Clemens II. durch die Fucker
etliche erfahrne berglent . . von Schwatz ins Welschland
holen lassen, und ihnen befohlen etliche alte schachte auff
den verlegenen bergwercken wider auff zunemen, und zu-
gewaltigen, auch newe gänge ausschürffen und zuschmeltzen.
Ai.BiNus Meisznische bergchronika (1590) 95; da aber einer oder
der ander sich gewaltsam und eigenmächtig unterstehen, und
einigen schacbf, sehürff, püngen, stölln . . verziehen, und die
baiden einebnen würde, der oder dieselben, so offt sie das
übertreten, sollen uns 20 schock gr. Böhm, zur straffe ver-
fallen sein . . da verordnet, dasz solche eingeebnete püngen,
Schacht, schürffe, über die straffe der 20 schock gr, Böhm,
wieder sollen gewaltiget und geräumet werden, wie sie vor-
hero gewesen. Span bergrechts-spiegel (1698) 183; wo einer oder
mehr auff unsern königl. gründen bergwerck oder metall
suchen, alle verlegne zechen gewälligen, oder im bauen der
zechen oertcr belegen wolle, derselbe soll . . . zum hoff-
I
5177 GKWÄLTlGliN 2 (ueuerer lillerar. gebraucl»)
ineiiiter oder Jea ort« IterRineitter ai-heu. 217; auch mo er-
•tickl und erlrunkeiio zechen »iud, die kein rad nucb ge-
waltigen kann, uder gewinnen . . . daa giebl inao iiim dartu.
altei ScJiemmlur bergrtcht i. VVag<«m eorpiu ;uMl «Mlalüci 104;
wenn ein uufiuaaiger ftollen verbrochen it|: ao baben die
gruben ... das recbt, deo •(ollen in ibrem felde aelbit tu
gewaltigen. aUgtmttna (prfusi.) iandrtckt j, 16; der bau war
häullg dem erlaufen ausge«etzt und ei i*l «liederbolt der fall
vurgekuniuien, dasa derselbe kuuni gewtltigt und wieder
belegt, »ucb achon wieder verlamen werden niu«>(«. jthr-
buch ät$ schlti. vtTtint für berg- und hutttn»M$4n (IMl) Ib*.
])) gebirgc, erx, waiaer gi-MOlti»;en.
a)) in ultcn gebSuden den duhin gentttrtalan berg weg-
rttumen und gewulligen. A. v. ScHüRKtKK« ritltniarttn t«i berg-
und schmtUtwercktn (IS98) &; edelgesteiu betlebm in die Ittoge
nii'bt im feuer, sie werden gcwulligel, beswungen, und tu
raUblein und kOrnlein, wie den ceinentirero bekannt iai.
Otiio tvangehschei kranktntrost iio ; gebirge aufgeicbluaaen
durcb bergbau, bedeutende noturpioducle rob aufgesucht,
gcwaltigt, behandelt, beorbeitt-t, gesondert, gereinigt und
menschlichen zwecken unterworfen : dieses war es, was ihn . . .
höchlich inleressirle. (jOrHi {bacon ton Virulamt U, IM;
üai ori, üa» «prOile gewSUigend diircti» feuar.
ntJciitT ijf't' 1.4A«
0)) frau braut der kospp Ist wol liar be*ta
den grutien-compaiti braucht ar auch,
er wird bald niuihan und drauff Khürffeo
besiailgeu und werffnn sali,
biss er wird gar ansiiien dOrffeo
die fluib tertcbroten lo dar all.
darnach gewtlilgen und macbeo,
damit ar recht lu lag aa>nbrL
U. NÖMLProaTH leutuh» >i«i1iektt (I6M) tS3
Ibtrgreiken auf ('. >•'. kochtril):
Fu sind denn <lic wasser wieder gewiltigtl wie aebr be-
ruhigt mich das einstweilen, bi>z mir, noch dem ver^
sprechen, ihr DSrhster brief dai« genauere erzählt. Cörai an
Vogt I. brW/e 8, SI7; wir sind auf dem wpge die wasser zu
gewditigen die uns Terlriebeu hatten, eben ala wir die un-
geheure niasse gipa dnrchsuncken hatten und auf das dach-
gestein, das über dem llüs liegt kamen, an Jaeobi (0. iept.
1168), britfe9,io; dann ritt ich nach Ilmenau wo ate ernst-
lich beschäftigt sind die waaser tu gewaltigen, an kiriog
Carl Augutt (I. utt. I7»s)^ bruft 9, S6; collte der scharbt toII
wa«aer atehen, so musi man suchen dieselben durch ruber
oder auch allenfalls durch banilpumpen herauszuschaflen oder
10 gewaltigen. KOnLEa bfrgm. taschrnbuch (IT9I) 1(3; gewal-
tigen, die wasaer, eine grübe miitelat maschinen von den
grundwassern befreien. C. iUaraAMN kandwb. d. mintralogie,
b*ry-, külttn- und taliwtrkskundt {Ilmenau Uli) l,29ü: ge-
walligen dea Wassers ist der inbrgrifT der arbeiten, durch
welche man daa wasaer aus den funduroenigruben schafft,
um das legen der roste oder der fiindamente trockenen
fnsses bewirken tu können. Hcifft encycl. üb. der landhau-
kuntt (1830) 143.
ß) mit dieser iwrilen grupp« ton oerbindungen steht der all-
gemeinere hUeraiisthe gebrauch dtt verbums in wediselwirkung.
ogL gewilligen {Itttle trdh to get tht better of, lo subdue v.
bewältigen. HiLraaT l, 463' (notii 9or den oben angeführten
belegen für die bergverkspraehe). dieur allgemeinere gebrauch
mnrde namentlich in der spracht G4tbk* von einulnen forschern
haabtkt^ und isl nnerdtngt nmssekltettlieh aus der bergwerks^lracht
«rUirt aronb«. tgl. DOnrtia teitschr. f. i. pkiL 31, sV). Boisi
verl «nd btdniunf in Göthes spraeht Mi ff. dtm geyenüber tst
kirmtukHen, datt der gebrauch auf (iOriii nitkt kttehrinkt
itl, tundtm 9or und nach dteum in einulnen Wendungen belegt
wird, die unmiUelbiir an du unter a, a) aufgeführten anknüpfen.
$0 wird ttlUrdingi liörais fri-iond^r« neigung für das ferbum in
dem einflun des bergmännischen terminus eint trkliirung linden,
itr gebrauch selbst aber darf nicht alUtn hieraus abgeleitet werden.
I)) piTsönltdus objeet:
UU. du fotibagnadeie mutier.
dl« du trlDkaat alle wesen mii göttlichem licht.
die du, die larte. die ew'ge,
•U Jungfrau dich nahend den sOndigen mentchaa,
verkläret, gewalilgi durch ewig« kralt,
deo meisler, daa belland gebarst.
Z. WiMMta templrr auf Cmtm S,t;
'wem dank' ich dies höchste glOck?* . .
'ihm. der herrschet ob den berrtchero,
der gewilligt die gewkU'g«n.
dem da« gluck des Böhmeoköulg*,
was dea Oogarkönlgt glück T
GaiLLfAiiaa {Uadotf und OUokmr) 26.333.
GEWALTIGER
5178
))) andere Ieke9t$t» : der bai bler kam •■ verlvf eelMit, eo ein
acbAein könne er oiekt bttabteu, auch nicbt gewaltigen in
seiner kleinen hauskallnaf. HaaKi {freund » der nett) 3, M.
S)) idtUttkt ohieüi,
«)) Cbrialua war auf erdea, dM allgeaeio« biod«roi«z tu
gewaltigen. Ciaoaioa a, M; ir schlief esdlicil «is «ad «r>
wacbie nicbt aber wieder, ala bi* die sonne ait bawBcba«
blick hinaufstieg, and die frUbaten oebel gewlMifU. C4TM
{wahlurm. X, 13) 17, i4>:
gawllilgi f aborcbt ua* die weganda maabt.
Köaaaa t. IM.
I)) bentacblands alte kraft, macht und berrlicbheit baben
aie vurtüglicb gebrochen und einen seuibensiolT hinterlassen,
dessen flnggilt erst unsere nachkommen «uilig gewaiitgeo
»erdeo. F. L Jana }, 1 1. 6M ; an jener neiguog Hoger Bacona,
daa unbekannte durch da* liekanate aulzulö*en, dat fern«
durcb daa nahe tu gewaltigen, . . . scblieszt sieb ein« rigaa»
beit au, welche genau beachtet zu werden verdient üoraa
[ijeschifhtt der farbenlehrt I) U, tu4 ; der geoialale adwrfricyjpU
mann aelbsl hatte die naiur nur «n groa gewlili|M »mi be-
herrschen können, {geschieht* meines botanuchen ifadiMM)M,iM;
d.ibcr war die höhere natbematik ihm lAVr(oa) ala daa aifaai>
liehe organ gegeben, durcb das er seine inaare well aa(-
zubaurii und die loatere tu gewaltigen aucbte. {gesckuktt der
farbenlehre 3) M, M; denn obgleich dia toriiegeadan papiere von
bedeutiing waren und genugaaaaa fakalt Haferten, so blieb
doch die verschiedenartige fora daaaelha« achwer tu gewll>
tigen und in irgend ein congnienle« gaata« tosaiaaie»-
tufilgen. {tag- und jakrethefle) 31, 61 ; ao eben diesa batrach-
tung acbliestt sich die vieljabrig« hchlaof naiaaa gaislaa
gegen die franzöüiacbe revolution ooaiiUalbar ao, «ad aa
erklart sich die granzenlo«« ba«iabiui| diaaas sebrerklichete
aller ereigniss« in seines «raackaa aadfalfM dichtenach to
geMaltigen. ibtdeuiende finUrmini t», 9$: aadlich «ard eine
indische, mir lAng«t im sinn schwebende, von teil tu teil
ergrilTene legende wieder lebendig, und ich sachte sie vOllif
zu gewaltigen, {tag- und yikrfskeft*) 33, 188; er findet sich io
der klemme zwischen dem denkbaren und dem wirklichen,
und indem er beide tu gewaltigen oder zo verbinden
m.lszigung snraiben muaz, so nost er seibat an aich ballen,
und, indem er gerecht sein will, vielseitig werden. ((■ kdider-
lUhem andenken Wielands) 33, 341.
UEWALTICitH, m., aoaira agtntis, das eitnsa den MaUaafa-
gekatt ton gewaltigen als den ao« gewaltig in du caitgtm
des subUanHvs übtrführL iii tnten btispttU reiehtn la die
tnittelhoehdeuluhe periode surluL tgL gawaldig^, gewaldigcre,
gewultig.ire. mitlelhochd. wk. 3, 477'. {bti Luia I, #74 isad die
meisten der neu beigebrachten belege n ttreickrn, mtil sie conu-
oder Steigerungsformen des adjecttts dai bieten.) für du iUert ttU
schon gabelt tich der gebrauch: einerseits rttst ins iBtelaarta
auf gewaltig, polens, zurück, und vrar tu rtiser «afsrea «tfe-
lexUlen bedeutung, dia in dtr htttekmng auf Chiiu ms btf$
tritt, in anderen ^kfM htrtdtrt ikk daa lahsfaaCi» mit §t-
waltigen, vtin affertn, «rekns, laaM dtr timnittr in saaM«
agenlis kräftig gewahrt bUM. dieur gegmsatt halmrmM mttk
mehr die spätere ratwsciiaaf , ia die das suksttmÜmmts »d^tätt
gewaltig niii ',der iseürrtea ^arai dm starte« asasiaaUw aiaac
eindringt, 9:1. o*ra «f. 5141. itr mtHusI tmkdtrm mmftb&uktm
und nitJit umgelauUUn formen fäUl hier wenig ins gewitkl, dir
umlaut ut splrlich bele«t und anfanp auf du enU i'Uffi be-
schränkt (geweidiger Moacarrtor. gewaHifar Ditranaaacaa.
tcK. gewaltiger riretcr iaadnardMOif. Ttoaaaisaa. Ziaccatr),
n>dler dringt tr aaraiasaK aaci im ü» mmU frane ater.
erst später dringt
ngi gewaltiger M Faisiaa, faviHtar hm Sii
1) die anknipfisng «• fa«alti( — palCM.*
a) dl« 4Utsttn bakg« mfms ias iwlilaalla, «i» aahaa
dtutet, nur aü btimmt Oam, «ad kssr cr«sM sie* ««< dm
8aaaniaMa*«af, dost dit funetian ttmm tmte* afnüs, wem m
ithtrhaufi tu gründe k§, jedenfalU larMssal iil:
die tdr«l alt« wuadar «aai
war dirr« waodcr6r«,
dar 4r«B koair. m4*n.
sie rirfan 'all« jarA jt
wer ist der? «er siarma* dl'T
dar uod dar *r ab«r stieg.
in er bald« llfaa kl«|
«laaa bMiea k««i« bar.
di« lAfel w«ad«ri« ab«r m4t.
wer der g«waltif6re.
d«r «r«« koDic, w«r«. erUmug MSS BmUth}
SJ6*
5179
GEWALTIGER
ein Stare gewaltigere,
wa; ob sich unser 8wxre.
mit dem selbem endet,
er hat mich her gesendet.
nrstende 124,56 Hahn;
der gewaldigajre,
von dem diu starken mxre
die wissagen hänt geseit.
Rbinbot heil, Georg 49' Ilogen.
b) ebensowenig macht sieh die function eines nomen agtntis in
einigen belegen aus der älteren neuhochdeutschen periodc geltend,
die der weitesten und allgemeinsten bedeulung von gewaltig,
polens dienen und die sich nur formell vom adjeclivgebrauch
unterscheiden, indem sie die form gewaltiger auch da fortführen,
wo der nom. sing. masc. der starken fiexion nicht zuständig ist:
wir sehen die trabten nach grölen eren,
die nie wurden herren kint
und weder gebüre noch ritten sint;
gewaltigör üf höhen pferden
machent in namen hie ür erden.
rentier 1091 (oder comparalw f);
ir fursten herren ritter knecht
das ist utr uch gesungen.
wan ir doch sit in duser zit
geweidiger des rechten
und habt dar zu in uwer hant lüde und lant
eer und göt, dar umb so diit
weder die eer nit fechten. MuskatplBt 69,57;
vgl. einer ist der höchst schöpffer als gewalliger alier ding,
ein gewalliger künig. Eggestein Sirach 1, 7 [ebenso Kobürger,
omnipotens; allmechtig, ein gewaltiger könig. Luther); der
selige und allein gewaltiger, der könig aller künige, und herr
aller lierren.LcTHER 1. Timolh.6, 16 (deralain gewaltig. cod. Tepl. ;
geweitiger könig aller könig. Dibtbnbbrgbr und Eck; beatus
et solus potens rex regum).
c) noch sicherer weisen andere Verwendungen auf das sub-
slantiri'rte adjectiv, die die bedeutungsverengerung auf grund
der ellipse durchführen.
a) gewaltiger, dynasles vel dynasta. Dasypodiüs 340; gewal-
liger, ein oberoffizier. milliarcha, gewaltiger über lOüO ritter.
cenlurio, gewaltiger über 100 ritter. Brack vocab. 15*, nach
Frisch 2, 420' ; gewaltiger, gewaltsbott, in einer Stadt, oder
im kriegsheer. Bayer 290'; indem Titas mit seinen verwan-
den, sich an den jungferdieb zu rächen rüstet, und die
rotte des gewältigers ihm beizustehen verordnet wird, be-
mühet sich Sinat Paradee zu bereden, dasz sie seines willens
zu werden geruhen wolle. Harsdörffer 6, lol; die, so etwas,
das den gewaltigem miszfelt, thunt. Thdrneisbr von wassern 271.
ß) der mann sei von weibs gut gewälliger, besitzer,
niesser und bewarer. landesordnung der grafschaft Tirol von
1603 bei Schöpf 798.
y) als sich die Jesuiten berühmten, dasz sie so viel .. in
der Ffaltz bekehrt hellen, antwort (er), nicht ihr, sondern
die provosen, geweltigers und executores. Zincgref 3, 51;
überantworteten mich dem gewaltiger, welcher mich seinem
befehl gemesz, mit eisernen ketten und banden an bänden
und füssen, noch ein mehrers zierte. Grimmelshaüsbn Sim-
plicissimus 55 neudruck; wir gefangene wurden strack zum
comraandanten geführet, welcher sich sehr über meine
Jugend verwunderte . . . darauff befahl er uns zum gewalliger
zuführen, und erlaubte doch dem cornet auff sein anhalten,
uns zugastiren. 250; der gewaltiger. Zibglbb schaupl. 66i';
gewalliger, oberster feldprofos alias generälgewaltiger. Stieler
1481; gewaltiger, in bello etiam est quaesitor, präfectus rerum
capitalium, latrunculator. ebenda; gewalliger, in einer Stadt
oder kriegsheer, rerum capitalium praefectus. Aler 934'. ähn-
lich Bayer 29ü'; general-profosz, general gewaltiger, rumor-
meister . . führet das comniando über die profosen und
stecken-knechte . . und ist sein amt, die Strassen rein und
sicher zu halten; und die deserteurs, oder die dem land-
mann wider ordre schaden zufügen, auch so gleich am leben
zu straffen. Fasch kriegs-ingenieur lex. (l735) 355^.; gewal-
tiger, geneialgewalliger, prevöt de l'armee. Rondead-Buxtorff
254. ebenso nouveau dictionnaire (Slraszburg 1772) 339' ; gewal-
tiger, m. {in military affairs), obergewalliger, gcneralgewaltiger,
provost marshal of an army. it v. Scharfrichter. Hilpert 1, 463";
bei ScHMELLER 1^, 909 Sind aus der bairischen infanterieordnung
von 1720 beispiele angeführt, die zeigen, dasz die ßexion des
Wortes in der Schriftsprache da und dort wieder dem Schema des
substantivierten adjectivs zustrebt (gewaltiger, über dem gewal-
tigen) ; ebendoit wird auch aus einem russischen armeebefehl von
1839 das eindringen in die russische militärsprache belegt (gewal-
GEWALTIGERIN — GEWALTIGKEIT 5180
diger, reserwnoi diivisü 6 "><>). zu der bildunq gcneralgewaltiger,
die in allen angeführten Wörterbüchern bald als synonym, bald als
bestimmter typus des simplex verzeichnet ist, vgl. oben sp. 3777.
2) das nomen agenlis zu gewaltigen, vim afferre, violare.
a) die ältesten belegt entstammen der rechts- und geschäfl-
sprache: wirdet ein man uberloufen in sime huse oder in
sime gemache, wo daz ist von gewaldegeren oder von luten,
wer si sint die di tribtn unrechte gewalt, also lange, biz
daz der wirt wunt wirdet, . . . der mac eine beimsuchunge
wol volbrengen mit rechte. Freiberger stadtrecht cap. 28, 1
Ermisch (jünger* handschr. gewaldigen); item all gewaltiger
der kirchen und solicher freihält, die der kirchen und sölich
gaistlichen personen und durch das götlicb und menschlich
recht verlihen ist, enpfaben des apIas nit. (Jahrbücher des
15. jahrh., Nürnberg) d. städtechron. 10, 183; uff das kein erger
zcufall birus entstünde, dan inbe were unmügklicb dem ge-
weidigen hauffen zcnsteuren. aber die von Sanct Michel
haben von stundt, als mir ihr pfarrer den begrebnisse halben
geclaget . . . szo viel vieisz vorgewanth, das die gewaldiger
abgestanden und dem pfarrer räum gelassen den toden
cörper zcu begraben, der Magdeburger möllenvogt S. Lang-
hans an den kardinal (1526), d. städtechron. 27, 207.
b) auch in der sonstigen litleratur wird es vereinzelt ange-
zogen :
Kain mit allen mordgrn, . .
Judas mit allen verrätSrn,
Pilatus mit valschen rihtern,
Nemroth mit allen gewaliiggrn. renner 24357;
abir von den tagin Johannis des touf^res 86 lidct die craft
daz rtche der himele, und di gewalriigere roubin iz. Beheims
evangelienbuch Matth. 11, 12 (di gewalligen. cod. Tepl. Egge-
stein u. a. ; leidet das himelreich gewalt, und die gewalt
thun, die reissen es zu sich. Ldther); die eebrecher, jung-
frawen gewalliger und ferfeller. Geiler v. Keisersbbrg brö-
saml. 1,89"; von dem höllischen gewalliger unbewälliget ver-
bleiben. BoTBcnKY Palm. .504.
c) unter den Wörterbüchern sind es nur die ältesten, die das
Substantiv verzeichnen : gewaltiger, grassator. Maaler 178*; vio-
lator, geweitiger, Schädiger, verderber, gschender. Frisios 1385'.
3) fraglich ist ob das nachfolgende beispiel unmittelbar vom
verbum aus neu gebildet ist oder auf der nachahmung älteren
Sprachgebrauchs beruht: der riesenkönig empfand an ihm seinen
meister und gewaltiger. Simrock 2, 330.
GEWALTIGERIN, f., die movitrte form des fem. ist nur als
Variante tu gewalterin frtsCan 959 belegt, vgl. sp. 5101.
GEWALTIGKEIT, f., substantivbildung zu gewaltig, die erst
am ausgang der miltelhochdeutschen periode auftritt, vgl. gewal-
techeit Lexer nachtrag 207 ; geweldicheit Verwijs und Verdau
2,1880; gbeweldecheit Oddekanb 2, 656. am reichlichsten ist
das Substantiv in den Trebnitzer psalmen belegt, dann taucht es
völlig vereinzelt im 16. und im 18. jahrh. auf und erlangt im
sprachgebrauche knrivrs und Ihmkrimann plötzlich wieder gellung.
bei Arndt allein weist es auch die bedeutung von violentia auf
neben der von potestas, die in allen anderen Verwendungen
herrscht.
1) der älteste gebrauch:
icb hän die gewaltichait,
da; ich wol leben lä;;
oder setz in tödes säj. Tbicunbr A209*;
di tage der iare unser an den sibinczic iorin. abir in den
geweldikeiten achczic ior, unde me was ir eibeit unde ir
ruwe. Trebnitzer psalmen 89, 10 (unser leben wehret siebenzig
jar, wens hoch kompl so sinds achtzig jar, und wens küst-
lich gewesen ist, so ists mühe und erbeit gewesen. Luther
ps. 90, 1 ; st aulem in polentatibus, octoginta anni, übe sie aber
in mahlen sint, so sint ero ahzeg. Notkhb); do czerbrach
he di gevveldikeit, den bogin unde den schilt, daz swert
unde daz orleuge. Trebnitzer psalmen 75, 4 (ibi confregil poten-
tias; daselbst zerbricht er die pfeile des bogens. Luther
76,4; dar habet er gebrochöt starche bogen, fonitudines ar-
cuum. Notker). fraglich könnte das folgende beispiel sein, doch
wird man auch hier auf poteslas schlieszen dürfen: gedenke,
berre, Davidis unde allir geweldikeit sin. Trebnitzer psalmen
131, 1 (gedenke herr an David, und an alle seine leiden.
Luther 132, l ; et omnis mansuetudinis ejus, allero sinero mam-
niendi. Notrer).
2) belege für das fortleben vom 15. bis zum 18. Jahrhundert :
gewall, gewalligkeil, macht oder mächligkeit. kiafft oder krefflig-
keit. vocab. theut. {Nürnberg 1482) Mb; ein reich, gewaltigheit,
6181 GEWALTIGISCn — CKVVALTIGLICH
imperium, regnum. Daitpooio M l\ •ll|ewalligkail an ttrlU
von allinadit wtri von Schöraici (</m §»nM iUhtttk ra nmr
nuss 71} am ipraclig*brüueht Naunanh» gitaitU.
S) ntuert auffrischung du gtkraudui.
a) tn der b*deutung pottttat: «lucb nutt tr {iichtr) an-
willkUrlicb dai bekennlniix dar unerncliOpflicbeo und unfar-
wüailicbrD gewalligkeil des aordweitlicbrn lUmmvulkaa ab-
legcD. E. M. Arndt tehrifltt^ tn m. 1. DtuUchtn t, V» ; vor
vielen jabitauseoden Mar hier ain warm^lrr bimmal und tioe
falle inÜKcbcr herrllcbkeiteti und cioa ineoge und gewallig-
keit der mfn^chro, wie nie im 17. uod la. jobrbuadert auf
der immer kalter und ttrmer werdenden «rde nicht inrhr
•ein konnte. 4, 8üi; denn aucb die Ungerechtigkeiten und
tOcken dea groixen kOnig^, von welchen, wl« ich lieltpieU-
waise angab, tuweilen die rede war, minderten an dein bilde
aeiner ge«altigkeit nichts, weil mein valer jedea mal hintu-
•elzte: 'wenn er aich dergleichen vorgenommen balle, au
konnte k*-in mensch auf erden dawider an.' iMacRaAiiii (me-
morabilitn) vtrkt I8, 44.
b) in dir bfdtutung violenli»: vri« wir'a, «eno solche ge-
waltigkcit der bezeicbnuog und vcrMirrung der bilder aus
höherer infltienxa der leil enisprAngeT KauDairn Abüoi
bei E. M. Arndt idiTiftenf.m.l.D.l,\M; diese aiftenscbaften
können aber gelegentlich auch in hirten nnd gewaltig-
keilen ausarlrn; doch davor war Reimrr bewahrt. E. M. AaiiaT
ebtnda 3, 34n.
GEWALTIGISCH, adj., gant urtinuUt btldung: mit wortlen
ein ding tbun ist herrisch, ist gewaltigisrb, ist ein zeichen
eins geliielena Aber ein andern. PtaAciLsoa {SlTa$iburf tsis)
2, 2«*.
GEWALTIGLICH, od»., vgL gewaltecitche, gewnitecllcbrn.
tnhd, «-/). S, 47'*. I.KXKR 1,9*9; geweidichliken Scait.i la-LOBnrN
}, tOO/f. ; geweidichlike Vkrwijs und Vkrda« 7, I«s0. dtm ad-
ftrbialtn gebrauch dtt worUt tUht tin nur $thr $pdrlick rnl-
KickeltfT adjtctirischtr gtgrnübir, von dem tich das advtrb dtr
ntutrtn tprackt formell nickt mekr abgrtntt. vgl. gewalteclich
mhd. irb. 9, 47ft*. Luia 1, 973. v;l. ghewrldicblik, vrijmacbtig.
OuDBvANS 1,058. tgl. genaltiglich l. unsere bildung berührt $ich
am nächuen mit gewaltlich, nur dati tie auf dat abgeUitelf
adjectit gewallig turüekptkrt, wdkrend gewaltlich unmittelbar
tom tubiiantiv abgeUitet ist. in betug auf vi-rbreitung und ent-
trieklung t*t t;e»iilti|;lich im deutschen spr.ichgtbtitt seiner con-
eurrensform bedeutend überlegen, wenigstens ras die advetbiate
funetion betrifft, gelegentlieh steht es ihr in tarianten gegen-
über, so im Barlaam, während die Varianten der Eneide (17,4.
t09, «. 109, 93 EtlmülUr gegen Behaghel 4. 3t.79. 74ft4) auf das
bestreben des neueren herausgebers surückführen , Vbldbhk die
formen seiner mundarl susutceisen; denn die niederländische
ifraehe beroriugt ihrerseits die btldung gewaltlicli.
l) das adverbium. die bedeutttngen, die in der adverbialen
funttion enlwtckelt sind, werden in knappster form bei Kilian K 4'
»utammengeslelU : gbeweldigblick, potenter, violenter, impeluofe.
a« btiien ersten bedeutungen treten sieh sthon in den dlksten
mitteUockdevtscken belegen deutlick gegenüber und tcerden meist
in fester Verbindung mtt bestimmten trrbts entwickelt, die lettt
angeführte bedeutung impetuose {vehementer) drtngt in den lit-
lerarischen belegen etmat später tor, sie ist aber die eintige, die am
neuesten spiackgebrtmek noch antheil behdU. die gremlinie gegen
gewaltig hat sieh im laufe der enlwieklung mannigfach ver-
$dubeis. so lange die adverbialen funettonen an gewallig wenig
•u$te^Udet waren (vgL $p. i\lb ff. &I3I. &I29. &I30), verioA ge-
waittflicb die ditnste iet adverbtums; mit der adverbialen ent~
»kklmmf *•« gewaltig dagegen wurde es überflüssig egL tp. 619&.
6149. 9150. 6189 /f. 10 kommt es, dast die mitUlkethäeutsthe
period* einen köhepunkt der Verbreitung für unsere adverbialform
büdet, während sie in der neuhochdeutschen spräche allmihUch
aufeinselne fesU Verbindungen und individuellen gebrauch suhirA-
nnkL noch Lotner hält mit besonderer vorUebe an dieser vol-
leren lind tTd/li!jer«n form fest, er hat sie auth in der bibel-
überselsung gegenüber älterem gewaltif; mehimals durcligeführL
auf die bibet gehen auch dia wirterbuehnottsen späterer seit surfick:
gewaltiglich, welchea noch biaweilen m der bibel vorkommt,
ist veraltet Voigtbl 1, 79. Mnerer ktteranscher gebrauch Idsit
tkh in der kunstftrm der poesie beobachten, wo die vollere form
de» bedingungen des vMtruwu entgegen komwiL
Umlaut ist beseugt in der genesis, bei Konbad v. Meobnbbbc,
dem passional, den Trebnitur psnlflieii, tat mitteldeutschen voca-
bular des 15. jahrh., den Nürnberger und Frankfurter belegen^
GEWALTIGMCH 1 (ailverhium) 5t82
dem AUfeHer poteioMiptel, bei Natibus «. KaaiiAT, SowAtTSt»-
bbb«, Avbiitiii, M 4tm Wtilfkalen Huttmabii «*f«M mr M d0m
Alemanne» Unttu. tm ■Wfwwia^n treten ds* «asfriMMni W-
leye jedodt msrUk; ik btnitekrifln in Emäi» ommäin 4tm
Umlaut; im SttkintpUfel eek im in MtiieHrptr ikromk !•-
gegnen unumgrlauteU formen mW» 4tm umgeUuleUn, ebonm
in den schnfUtüeken aus dem benmnkHtte.
der dental weist du wudia im S4ekieniptegei und mI-
spreehenden denkwtälern auf, ebenea aber auch wieder ^ Wol#-
BAH. das mitteldeutniu WM^niar dagegen uugt mit 4f Utrm-
berger, Frankfutter btlSff u,». für die lenuti m {
Alsfelder pauionsipiel (ftW«l«HfliehX i» •'M*
beide formen belcijl.
grosu mannig falttgkeit bielit Ue §aUtrol in jsslnanin tmtfiam.
bn anegenge, itr genesis, dem SatktnopiefeU lesarten der Bneiie,
iet evangcUum fHtodemi itt tptran$ btanft (gawaldicblike, gtwal-
ticbllcbe), tsi faMioN«! kt dtr guttural ««saiierl (g«««ld«oelielMa).
die tenuis, die in mUlMotbieultektn briego» üb normulform am-
gesetu ist (gewallicilcheo Niidiart, Ebisbl «. «.>, wird auek im
dem mitteld. voeabutar, den Ttebnitter psalmen, Mobnbb, H*af
Sacbs dargeboten (gewalliclich), e^aioM ienBosUr tkromikeUf bei
Zmi>cli und in den Ster:inger spielen (gewalliklicb). im lü.jeikrh.
überuiegt die unter dem einßutt der tfpenkiufung itakenie
Vereinigung beider forwsen (gewaltigklicb), oo bei k. v. Eia,
SciwABTtB!iat*c, H. V. Kronbbbc, EacBLiii, MoavBB, Haaio,
im Alsfelder passiomtpiel und 4er tragtdia Jolsaunu, dem kirdten-
lied, den Merr. weistkümern, ebenso bei Maaibb, Fruios, C*>
iBroo« Mild IltNiscH. die heule geltende meiiu ßuitt mk
zuerst im Nürnberger voeab. Ikeut, von im uni uaitro ootwbu
larien, ebenso bei Mattiia« t. Kbmmat: «•< anderen formem
wechselnd ist sie auek bn Li tbeb, EataiiR, ZwiirBL, HAatBirr
V. KRONBKBe und m Alsfelder pouioutepiet beiepL
für gewaltecliche kerrsckt in in jUmtom häoftn iu auf
den dattv pluralis lurück fuhr ende lin§oro fmm (gtwslUcllcbea)
ror, die jedoch in allen ienkmtler» — meist unter dem esis-
flust von verswsasa und reim — mit der kürterem utfrusalform
wechselt, die letzten seugnisu für die Idafcre form «aM«
dem Alsfelder passtonstpiel uni der Ummritbeu äh— iL
vorher halte du kuriere form den auslautendeu ßoaimmoatH am-
gebüsst. diththongierung des suffirvoealt (gewalticbMckt, |»>
waltigkleicb) ist aus dem anegenge, den Stersiuftr ifitkm vs4
dem Sigenot belegt.
a) die bedeutung von potenter wird m weiterer und euperor
fassung sum ausdruck gebracht.
a) die weitere fassung seijt staatsrechtliches peprdg« und ba-
günttigt vor allem die Verbindung mit bestimmte» verbie,
1)) Juds* «prach Ime ifl vile frolichsa
'lierre vater gfll«. wis mli güiaoi iiflM.
dir Inbdt diu sun Joseph, er oa wäre ■•«h t4l alcb«.
er Isi über al Efipialani ain flaiflfls Rwalt
gewaliicbllchan er phlegei al 4ea lar ckaaMl hak««*.
genest* 7t, It fuisdaruaomt
oucli wardao ir alt dien*to »idcr undarUa
al das kOoagea aaiffe uot alle tino maa.
da{ diu vrowe Ualcba ala to gawalicclieb« ge^At.
sO st ou muosen dianaa aas aa daa Krlaabilia i4t.
Nibetumfon mä,9;
bis sol slcsaa acliena
air sinaa vaiiar* OafMia thraoe;
lo tioas vaiitr rieb
gabui bia gawaldlf lieh«.
AlefaUar paitiaimswitt 4MS.
%)) d« diu rdnUkln Hebe
ilüoieo fewaliiclicba
ID dea keiner Fridaricbaa baaL
paisfTta Waa^aai 4>«0 (Piraa f«M«l. 4ie*t. t.9M):
do verwaodclda sik dat rike to Babilooi« ood staot ■•
Krieken to Cooslantinopola geweldicbltka aUo
6<ld«r. 4 bei ScaiLLBa-LCaaBn l, toi;
wie gawaliacliclM
aib«o|lc kfiaag« rieb«
dea aairal Hat aadatli».
I. Flbcs Flore hU Staaa
dat dir das laad vaa Baraa
sali diaoan aUo c««alügUeWb.
Sigemat br Setmbaelkt
{hersog Frtodritk) solta ooch dea kOoge aUA aia« stoa ga-
waltiklichen Ingebao in atoam lU. (l4Mir cftraail) 9ader
ckron. 6, 167.
9)) dar suo gii in ala barra (dag heltai «r ia sagoal.
ob tr gcraocbti kr4ae bl dea kfinega iragaa.
fawah den aller boakstaa, daa Hakba ia tawaa,
atm aalt Ir gawahacBcbaa babea var BibbIb« saaa.
Un,9;
5183 GEWALTIGLIGH 1 (poleuler)
hin vur din gesinde
mit dem reinen liinde
in Judeam da;; lant
nu wari oucli Joseplie erkant
wie da geweldencliclien
hete under im daj rirlie
Ai'clielaus Herodes suii
do enweste er aber wie tun
wände er vorchie sere
daj nac der widerkere
daj kitii zu sciiaden queme.
das alle passional 48,44 Hahn;
der alliu dinc be8lo??;en hat,
gewaliecliche in slner hant,
der tuo dir sailden vil beltant
und der vi! reinen muoter min.
Konrad von Würzburg Engelhard 379;
furbas soltu wissen, das die hernach geschrieben stedte und
schloss pfaitzgrave Friderich geweltiglich zu meiner zeit innen
hoit gehabt. Matthias v. Kemnat chronik Friedrichs v. d. Pfalz 84 ;
aber dise iand alle hat der Türk nit so vor vi! jaren den Christen
abgewunnen, die fürsten kaiser und herien darin all er-
würgt und hals noch gewaltiglich innen. Aventin 4, 663;
(wir Ludwig der vierte) sein in unser und des heiligen rö-
mischen reichs übriste haubtslat und kaiserlichen hof, die
stat Rom, komen mit grossem fried on mäniglichs wider-
slant, sein alda von got geweicht und gekrönt worden, hallen
also in gewaltiglich durch die wunderbarlichen und unsicht-
barlichen macht und hilf des almechtigen gotts das regi-
menl der weit. 5, 473.
4)) Artaxersis ein chunic her unde rieh
der sa;; gewelticlichen
ze Pe(r)se in sinem riebe. .„„ „,
jüngere Judith s. Diemkr ged. d, 12. jahrli. 128,21 ;
nu vernemt churzlicben daj.
wa got vor allen tagen was.
unt vor aller geschefte.
ul' seiner magen chrefte.
er Kewalt'chlichen saj.
in im selben er was. anegenge 2,24 Halin,-
dö der künec mit sime wibe von den staden reit,
wer iegiiclie fuorte, daj wart dö wol geseit.
die edelen Kriemhilte si gruojtens dester baj,
hei wie gewalteclichen si sit an Heichen stat gesaj.
Nibelungen 1323,4;
ich was durch wunder üj gevarn:
dö vant ich wunderlichiu dinc.
ich vant diu siüele leider Isere stän,
da wisbeit adel und alter
gewaltecliche säjen ö. Waliher 102,19;
und sal siezen schone
geweldigklichen in dem throne.
Alsfelder passionssitiet 4894;
sprach aber der gewalt.
der dem vater ist gezalt.
ich haeijje ein erbe.
braiitej unt vil bederbe.
da wil ich selbe gewaltichleiche.
inne wonen ewichleiche. anegenge 7,13 Hahn;
denn siehe, der herr kompt gewaltiglich, und sein arm wird
herrschen. Luther Esaias 40, 10 (der herr gott kurapt in der
sterck. Eggestbin; Kobürger u.a. wird kommen als ein
starker); es stehet herrlich und prechtig für im, und gehet
gewaltiglich und frölich zu an seinem ort. Luther 1. chron.
17, 27 (begechung und michelich ist von ime stercke und
freude in seiner stat. Eggkstein. Kobürger; fortitudo et gau-
dium in loco ejus).
5)) dö sprach künic Sigmunt 'lät luj nieman sagen,
vor allen minen mägen sult ir kröne tragen
vil gewalteclichen als ir habt 6 getan,
irn suU des niht enkelten dar wir den hell verlorn han .
Nibelungen 1020,3;
min leben konf ich schöne,
in zwein landen kröne
treit gewaldecliche
min bruoder, der ist riche.
Wolfram Parzival 266,23;
Römulüs sal der eine sin,
der märe und der riebe,
der vil gewaldechliche
daz riche sal berihten.
H.v. Vkldeke Eneide 109,6 Ettmüller
vgl. 3676 Behagtiel;
doch 80 regirt er geweltiglichen und nam mit im den konig
von Frankreich und den von Engellant und Hispania, und
zoch in das hailig lant und thet grosz streit. Sigmund Meisteb-
LiN, d. stadtechroniken 3, 89 {Nürnberg); er ward auch ... ein
tapffer und mannlicher fürst, denn er gewann in Frieszland
Olenpleg, darnach gewann er das königreich von Dennemarck,
und regierete dasselbige königreich gewaltiglich, mit viel zeit-
GEWALTIGLICH l (polenler) 5184
üches glucks und ehren, buch der liebeln'; diese zween
könige regierten gar gewaltiglich, unnd theten dem heid-
nischen volck starcken widerstandt. 268'; die alt künigin
Braunhild . . . underwand sich mitsambt iren eniklen
des regiments und regieret gewaltiglich heraus in Frank-
reich, in Burgundi, Orliens und teutschem Iand. Aven-
tin 5, 62; regirt also gewaltiglich mit der Teutschen hilf und
gunst des kaisers über die jüdischait. 4, 732; zu gleicher
weis und gar nit anders ain ainiger gott, herr und schöpfer
regiert allein geweltiglich das ganz werk der weit. 5, 38; in
vuUer krafft und aller herlicheit, aver allen menschen ge-
weldichlick und genedichlick sal (Christus) regeren, gewel-
dichlick aver sine vianden, genedichlick aver sine ghelruwen
fründen. B. Rotmann restitution rechter und gesunder christ-
licher lehre (1534) 94 neudruck; darinn vil grosse ergernüss und
irsal gewaltigklich regiert haben. J. Eberlin v. Günzburg (ein
6üc/i/«n, worin auf drei fragen geantwortet wird) 2, 155 ncu-
druck;
was iiie gesalbet wirt im leben
ist alles samraen got ergeben,
bedüdet ouch götlich gewalt,
dan sie haben manig l'alt
von got empfangen gwaltiklich
zuo reigieren dugentlich.
MuRNKR badf^nfohrt 15,13;
denn er (der antidirist) gewaltiglich daselbs regirt. Luther
auslegung des 9. psalmen (lö2ö) 32"; wenn Franciscus die funff
wunden empfangen hette, so were es gewislich ein teuffels
gespenst gewest, aber da für halt ichs eigentlich, und wer
iren alcoran gar auslieset, wirds also befinden, das die münch
sölchs nach Francisci tod erticht haben, iren orden zu com-
niendiren, nach Lucifers art, die in allen münchorden ge-
waltiglich regiert. Eiiäsmus Alberus der barfusser münche
Eulenspiegel und alcoran, vorrede;
es hat ein low im römischen reich
regiert vor zelten gwaltiglich.
fabeln 90 nendruch;
hör mich o Phscbe unbelrogen,
der du tregst einen güldin bogen,
darneben über Chrysen fron,
über Cyilam, und Tenedon,
regieren thust gewaltiglich,
vorhin hast du erfrewet mich, . . .
Spreng Ilias 15';
Ancus regiert 44 jar gewaltiglich. Blank Rom (1614) N 4*.
ß) engere eingrenzung der bedeutung:
t)) under in si do sprachen
0 wer ist der starche
der in unse marche
80 geweldenclichen zöget:
als ein richtender voget
kumt er unervorcht da her.
das alte passional 100, 14 Hahn;
gewaltigklich strafft gott ir macht,
wann si dort kummen für gericht.
SCUWARIZENBERG 157';
denn den geringen widerferet gnade, aber die gewaltigen
werden gewaltiglich gestrafft werden. Luther weish. 6, 7 (die
gewaltigen leiden die quelung gewaltigklich. Eggestein. Ko-
bürger ; potentes . . potenter tormenta patientur).
2)) dem (erthiscUof) erwarp gewaltecliche
der edel keiser riche
ein reht, da; immer hinnan für
der bischof sitzet an der kür
da der kröne wirt erkorn
ein vogt der vientlichen zorn
und uiigerihte stoeren sol.
Rudolf von Ems der gute Gerhard 195;
zu einem kunige wart er erkorn
und in Galliam daj lant
mit groj^en eren gesant,
da er nicht lange doch besa{,
wand ein vil wenic vurbaj
quam er zu Rome hinwider
und wart gewaldecliche sider
romisch kei.ser da gezalt,
daj er ouch ubete manicvalt
uf der cristen ungemach,
die man in darnach hajjen sach.
das passional 157,32 Köpke.
3)) herre, ir sült mit vreuden sin.
ich sa^e iu daj vil wol für war:
si wil iuch hinte ergetzen gar:
iuch wil diu reine, tilgende rieh
bint grüei;en also miuneclich,
daj ir gewalticlichen tuot
mit ir, swaj iuch dunket guot.
Ulrich von Lichtenstein frauendienst 1278,
Bechstetn.
i
5185 GEWALTini.ICH 1 (violenter)
y) in Jen w6i ItrbCtehtrn i$t et du atlgemtttnU bedtutung *•»
potenter, die die ttrmmologie beherriehl: auturttaltvt, fcwaltiflicb.
Mklhkii vocab, piedtcanlium L4; gewalliglich oder inechtiglicb,
potettatite, i. potenter, tucab. theut. {Nürnbtrg IMS); leHtltig-
licli potenter, potettate. totab. i*tipiiiu; polenitr, gewallig*
klich, verinOgenlicIi. Caikpinos un'; gewalligliih, puu-
samment. IIulniuh (1611) 163*; g«walliglicb, mtcbliglicb, mit
iiiucht und gewall. KaaKi. Nl; gewalllglicb, pHiit»iiimrn(, po-
tenler. nouveau dietionüiri du toyageur {l'OX) iii'. ebento \tnMi-
HOKi 74; gewalliglich {ailj. abi.), potenter. SraiNBAca 3, M3.
ebento KiHir.ii 17B; gewaltiglich vft. ftewnllig 7. HiLPaar l,4M';
von der engeren begrenzung in der ttauttretiitlieken prigunf *^'
nur selten notiz genommen: pro tmperio , . Kcnug hcrrtcblich und
gewalÜKklich odrr maiHlerhafftigklicb. i>Riia't (I&4I) uo*; ge>
wallig Oller geHalligiich hemchen, <o dominnr powerfuUy or
miglittly. trutseh-engi wb. (1710) 709. neben dmr MtfMiHBf •«•
potentn kommen du übrigrn abiiceignngen der fatoiaUmf (ffo-
lenter, vehementer, valide, valde) in den wörUritelUnt «nriffr
tur geltung alt im litterarischen gebrauch, am vieluiHg$ten mnd
Fmiius, Hkmsch, Kilian und unter ilen tpiteren Spiitia und
das Stratiburger nouveau dict. auf violenter, vehementer, ner-
vöse beschränkt ist Maai.kr, auf violenttr SnBLBa, auf ralidt
neben potenter GCitlir, vgl. auch tp. 5192.
b) die beJeutung von violenter IdsU sich am unserem adver-
bium ebenso frühe belegen itie die von potenter, seltener sind et
die gleichen verba, die in der einen oder andern bedeutuug äit
Verbindung eingehn, vgl.:
waiiil or K*wali6olichea bat
beide tiurgo und« «tet,
die dem lani Ketißrten iiio. Orroita 9177;
gegen gewalticiicben U&ü. oben sp. &I83. vgl. die vertinseltt
bedeutnng von potenter in der Verbindung mit besitzen :
der TBter lai der gotet gewall.
der wiri von rechte der lu geiall.
wou er gewolticlileiche.
beteizen hal diu reiche, anegenge 6,13 Mahn
gegen die belege unter a) l)). viel häufiger unterscheiden sich
dte verba der einen oder andern gruppe durch leichte abslufungen
in form und bedeutnng, vgl. gewallecliclie besitzen {bekgern)
gegen inne häo; gewaltecliclie varen, ziehen, riteo gegen
guot wa> ie genxme, icdoch so gie diu Are
vor dem guoie: nü ht do{ guoi so höre,
da; e; gewnitecliche vor ir luo den frowen glt.
mit den rOrslen suo den kOnegeo an ir ril.
WALTHia 31.19.
im allgemeinen sind es auch hier die gleichen typen der Vor-
stellung violentia, uie sie oben bei gewall und gewaltig tu beob-
achten waren: die Unterdrückung durch eine kriegsmacht, die
individuelle überlegenheil über einen andern oder über fin objeet,
der iwang im qegensats tum freien willen, die beurtheilung der
machlausubung unter dem gesichtspunkt von recht und billtgkeit.
a) die Unterdrückung durch kriegsmacht und Waffengewalt:
0) ir habet wol vernomen dat.
wi iler kiinicli Menelaua besät
Troioii die riehen
vil gewaidachlichen.
t'.iifiiif 4 EUmUtler {Varianten Kawaldiciiche,
ftewaiiiclicben, *oa Bsnashil eiugaetu:
gewaldelika):
und dö der kunic rieh
he«ai( gawnlticllch
Cecili, da{ guote lanl.
vil sfhiore man den kunio vtmX
m\\ Siechtum ülieriaden.
0TT0K*a Merr. reimAr. IM;
darumbe si te harren hdn
wolden den, der gewalilclich
bei betesteo ösierrtch. t»97;
du hau»! docb selb bekennet dicb
das «iniruw bab Rewaliiltllch
besessen vil der TOtsche land.
H. V. SACHSinaaia mirin tUA,
da flenge an der bi«cholT und pfnrrer gewalt minder ti)
werden, und wuiiipn auch die hoben schAlon von bSltcl
manchen gewnitiglich besessen, uoJ alle predigst&l und beicbl-
stöl. KiikaiiN V. GÜNiBORC (s. bundsgtnost) l,S3;
der selbig bhieli wider dieen Fridericb
gewaltiglilichen das ROmlsch rieb.
(/> ner tjMl von WUkrtm Teil 504
{Schmeiter tdtautpiele 5. 38).
'')) wer ist der kuninc der eren
der to gewriiencliche
veri gegen dem hiemeiricba
mit also ritterlichem her.
dtu all* peutionat I0&, 80 KahN ;
GEWALTIGLICH 1 (violeoter) 5186
aiB« sagt bla aapkor cbftacb TwraaMr
gawaltiebllcb Ar Ober aar
gegen Pranrbrich bla all ritianalMft
Liuaacaoa Iv^tkäUtd m/ d. seUmeki M
GUmHm) 1.1^:
!■ dar Sit 46 dat |a*cbacb,
an dam driiiao ia(« dar nkall
dd reit 4vr i.aiiowea bar
gawaldaelleb mit siner wer
und ktria kein Irma lande 44.
I4tt4»d4*ekt reimeknnik llXlk.
wol f aardanl nao ai aacb
gawaldaelleb doreb lArlaal
riian wider Of den ilrani M87:
■<i* logotan nie in dar brtder last
d* gawaldaelleb all bar. tttli
dat ber wart algaaalns vrA.
ein ander bure sie •Acbien M
gawaldacllcban all Ir ber. «MI.
sl ttriebea Af da( selbe laai.
dag BlaaaBt Bibaa alcbt aavaoi.
vil ftwtMaallcbaa d«. 1441 ;
dl litan dia brAdera alt irra aacbl
gewaldecMcbeB swA nacbL Cttl;
er (ii«r kA»ig »on Kmitamä) apracb. —
acbol eines bertogeo banier gka
vor eines rehlen kUnlga« «anan?
Bwir leb weit raicb 0 iaea
alne* kbalericba.
sl aAeti gewaltielicba
in daa horba bla galigaa!
EniBBL ßrmemkatk HM Sirmmek:
swia gawalilcllcban
der blbest und dia eardlnal
all grötea guoia iae tal
Srdtfu ber babaai galadea
r dar aalbea berraa tcbadea,
docb ist ia araas aibi gescheiiea.
s4 aan dar wftrbaii wlljeben.
OrraBAB aat«rr. reimckr, MM.
gewalligklieh eioralleo, kitpelmm facere ta ifras iaiasfaraa.
Mbalir 178'.
3)) den ertibiscboir von CAIIn leb (fleiaric* dfr Umet
geschlagen hab gewaliielich.
flO^iTiiie Branrnsckm. Aronik MS;
ala «r ihm aber aotwort, wie daa er obligeo, and die feiol
gewalligklieh überwinden wurd, ist Saal wider die Palettiner
auazsegen. Hsoio flftns des Joseph»t 9»' ; aU dist beichehca
ist, haben die Heiveer die Amalechiten gewaltigklicb über-
wunden, n'; anno dorn. 1303 haben die von Basel das aehloaas
Kamstein, unnd damit sunst noch & oambaffler scblüsacr
gewaltigklicb erobert und zerbrochen. Stumpf Sckweiser dbraaak
705* (1006).
4)) am selben tag ist gefangen Ckhart ta Ikelbain aÜ
seiner geselscbaft, die geflohen sind in Augnatiner closter zu
Winsbaim und herauszgenumen gewelliglicb von der ffltatra
ret, eingelegt auf alrengs gehbt. Hainaica DKicntiia «ArMÜ,
d. ttidtechron. II, OOJ: die.<e haben dem probate die srbloascl
abgedrungen und den kuster auch gewaltiglich doriue ge>
achlept und getzogen, daa er moste den cbor aofscblies»#a.
SeaasTtaü I.ARCiiA!«a kistoria, d. sUdleekrtn. 1'., tsi; damab
wollend getrost und frOlirb sein, dann wir bald M c«ck
komen und euch geweltigklicb retten wollen, ^Mt tolll Ir
kain Zweifel haben. Tbobas ZwairaL ^i BAoaaaa fMflni av
gettkiekte iet teaaralriff« aas teUnkutg t. 491 ; der acMf
(o6ertle kiaaüscAe ftenpfaana) äff emea iflicheo dico»t«au
•omtren, in aller haoodlung and not, gagee alle« fein4ea
fewalltigklich helffen unnd überwinden will. H. f. Cao^-
atio 13 amdrvcA.
ß) mit den ItttUn nThninugf ^Utf mk «a/k nfät
J-^ J^ ^^m^^l^^mM I^^^^^^^^a^ ^^^M^^tfa^^ ^bA ^^^^^4^4^ ^^^^
vtra MflMMM Mca n Mcrftnafm^n nfgefngtu ww firt-
faltung UrftHklMr Mrie fdMarf, aw et ta irr MraAraf ta-
lidr, vekemetder tkeHtüA aacft niem rkOrnng fkkH He
TonieUmng taÜMfadlrr ikrriiyraftfa, w ne mtf tdtiiigmng
amierer indivHmen neU. kitr asM ik hemrtkeimmg unUr dem
gesitkttfmnkt des rttktt mnd der wsenl an.
I)) wirt gegurt of di kuf diu mit dem «werte din geweldie-
lichen. Trebnilter ysaJara 44, 4 (garte dein scbwert an deine
seilen du hell, and achmOcke dich achön. LcTHca4A,4;
carte din swert ambe dIn di^h 6lo g«walUgo, aetiMgere {
laa ctrc« fewsur teaa fUmUstkme. Notbeb);
5187 GEWALTIGLIGH 1 (violeiUer)
allda sich unser rilter stellt,
recht als ein ritter und ein held,
seinen vater gewaltiglich,
(den herren Christum meine Ich)
wie sichs gebühret derendirt.
H. KiNMHABT der eisilebische chrUUiche
ritler 46 neudruck;
wann ouch iolicher getäter einer oder me In eins pur-
gers hus oder bofe fllelhe oder understünde zu flielien, so
sei derselbe burger ... zu demselben getäter gewalteclich
grifen und helfen vohen. Straszburger xunfl- und polizeiver-
ordnungen 25 Brucker; wer aber sach, das der lantrjchter ge-
waltiklich wolt greifen auf die grünt, so sollen die drei stifl
aneinander helfen, rechte des stißes Gösi (16. jahrh.), öiterr.
wrä/A. 6, 807 ; wollen also hiermit menniglich ernstlich ge-
botten haben, dasz niemandts . . . ausserhalb rechtlicher er-
kandtnusz und dieser unser Ordnung und Satzung zuwider,
an iemandts gewaltiglich zuvergreiffen . . . toll, hoffgeriehls-
ordnung der hindern graffschafft Sponhfim {Franckfurt \bSl) 91;
dat icii ju juwen borgher gheweldichliken hebbe affghegrepen.
cod. Brdbrg. 1, 10, 156 bei Schii.ier-LObbbr 2, 101;
0 herr nun kum du heilger gast
beheisch dins vaiters Davids rieh
veririb den tüflel gwalti^klich
der uns bestritten halt ti1 jar.
tnifiödia Johannis des töuffers DT;
durch minen man wardt koulTet ab
Joseph, ein frummer koscher knab,
dem ich der bölschaffi an hab §mfit, . . .
und wolt in zfi den weichen zwingen,
bisz er mir gewaliigklich entran.
MuRNKR (jäuchmatt z4*.
l)) vil minneclichiu minne, ich hän
von dir verloren minen sin.
du wilt gewalteclichen gän
in minem herzen üz unt in. Walthüb 55,10;
dar nach gap in got ein stiur
da? daj wilde iiur
kam gewalticiiche
und verbrant daj hüs riebe,
äai von gold was bereit.
Enikel wellcitronik 24253 Strauch;
alein der kunig wace
draurig, pekümert war sein hercz,
kaiii schimpff noch schercz
mocht fiaien in, die eiffersüecht
in gwalticiich pesase.
H. Sachs (i(te ehebrecher brücke) fabeln und
schwanke 8, 352.
3)) wände Ich von disme kunlge sprach
da; er gewelteclich durch brach
beider iser rigele unde ir tur
sccbt nu aber alda vur
ein stimme an großen werten
tut uf tut uf die porien
ir vursten wände es mu; sin
der kuninc der ereu sal dar in.
'/()<; nlifi passional 100,81 Hahn;
was was daz wir horten?
wer hie; dl helle pforten
so gewalticlichen uftun.
Hbslkr eviinqpl. Nikodem, 8015 Helm
(gewaltichlich bri Pipgn);
anno 1497 decima maji in nocte hat Harnesz sun ... zu So-
senhusen ein tor geweltiglich ufgelretten an einem huselin.
Job. HüRBACH tagebuch, quellen zur Frankfurter geschichte l,iU;
so warn dann ellicb . . mit gewalt an die sinagog gefallen,
rissen und brachen die gewaltigklich uff. Tu. Zweifel bei
Bach&nn quellen zur geschiehte des bauernkriegs aus Rotenburg 10 ;
des senfte gnad unnd guetikhait
duicli dwunden so er am chreüti laidt
löst autr die pand so gweltigkhlich
dmit unser vater knüplTct sich.
hei Wackeunackl das deutscki) kirchenlied 2,1118.
4)) er ist ungevüeger danne wilen Cngelmär,
der gewalticlichen nam
den Spiegel Viidcrüne:
des bin ich dem döiper gram,
dem selben Walberüne. Neidhart 53,67 Keim;
8vie deine anderen gut geweldicbliken nimt bit an jenes dot,
alle recht hevet he an deme gude verlorn, dat ime an deme
gude irsterven mochte na jenes dode. Sachsenspiegel {land-
recht) Z, H Homeyer ; deshalben das in ergangen kriegsleufen
menigem unsern underthan sein biief und insigill von den
lantsfeinten und andern gewaltigklich genoroen. grundbuch-
ordnung von st. Lambrechl (1494), österr. toeisth. 6, 226; also iiset
man von Muhometh, das er z& Mecha einem armen mann
sein camel gewaltiglich nam. S. France tceltbuch 119'; ain
erber rat hat . . mich one verhör und Verantwortung (gestraft)
gewaltigklich meinen kindern das ir genomen. £. Kuhpf bei
GEWALTIGLICH 1 (violenter)
5188
Baumann quellen zur gesch. des bauernkriegs aus Rotenburg 574;
gewelticiich nemen, rapere. mitteldeutsches vocab. ex quo des
15. jahrh. (Mainz) bei Diefenbach-Wülcrer 619; es ist auch herr
Johanns Wernhcr freiherr ton Zimbern hiezwischen mit todt
abgangen, derhalben sein nachgelasine wlttib, die grevin von
Ottingen, auch andtre obgehörter banditen erben, denen ire
gueter gewalticlichen ingezogen, den angefengten process
uszzufuern begert. Zimmtrsehe c/ironift l, 549 Barack; der wolge-
born grave N. unsteet uns burgenneister, rath und gemein des
heiligen reichs statt N. daran wir vil hundert jar löblich,
unabwendig herkomen gwaltiglich rfitrengen von dem ge-
brauch, zQvischen das wasser genannt N. Hüg rheloriea und
formulare-teutsch ii' ; wir empieten euch ernstlich, das ir uff
das schierst und unverzogenlich zu uns kompt geen Dunkels-
puhel, zu eufern (aufern, befördern) das hailig evangelium,
des unsern bruder vil gewaltigklich beraupt sein. Thomas
Zweifel bei Baohann quellen zur geschiehte des bauernkriegs
aus Rotenburg 292.
6)) welcher ein weibsblld, wesz weseni oder Standes sie
wäre, gewaltiglich genothzuchtet. protocoll über die rtformation
des rechtsbuchs kaiser Ludwigs bei Krenner 12, 197;
hie lldt die fromm Lucretia,
die . . vom kOng Sexto ist frävelich
gschwecht ir eer gantz gwälltigküch.
Heinrich Bullinger Lucrelin 444 Bächtold;
da haben si dise (frau) bingezuckt, und nach irem mutwillen
gewaltigklich mit ir gehandlet. Hedio übers, des Josephus
(1513) 81'; hab er zu Breisach und anderen orten, viel jung-
frawen, eheweiber und closterfrawen genotzoget, und mit
ihnen gewaltigklich seins willens gepfleget. Wurstisen Basler
Chronik (6,6) 438.
y) die Vorstellung des xwangs unter abslreifung der nehen-
vorslellungen.
1)) charakteristisch prägt sich diese in einer technischen formet
der höfischen spräche aus, die Ulrich v. Licbtenstein über-
liefert hat:
ich wold des marschalcamptes mich
htnt underwinden, füept ej sich.
herbergen wold ich in der stat
gewalticlich. ej ist min rät,
daj hie die herberge von iu nem
ein ieslich ritler, als im daj zem.
fianendiensl 814,6;
do der tuomvogt ze Wienen quam,
er herbergt so, als dat ^o' '■^^^>
in al der nat gewalticlich.
do enwas dehein burgser so rieh,
er müest in dfi herbergen lan. 817,3.
2)) auf eine andere bedeulungsverengervng weist die formel der
kanzlet- und gerichtsprache : die geweltiglich hantbaben, und
wenn Ir die Oberwindet, so woll wir in allen siben die
heubter absiahen. Heinrich Deicrslbr, d. städtechron. 11,612.
vgl. auch: es sind ouch . . iber allen abschid und sicher gelait
. . von desz abbts von Kempten amptleut und raisigen ge-
waltiglich und fenglich angenomen und geliert Antoni Rappen-
schech von Hirszdorf, ouch Jörg Funck von Buchenberg.
beschwerde der obgenanten bei Badhann acten 392. vgl. auch
$p. 5187 oben.
3)) allgemeiner kommt dieser gegensatz neben verbis wie ^zwingen,
fordern, treiben' u. a. zur geltung:
der herzöge enwolde dannen komen
6 er mit ellenthafter hant
de{ liut über al daj laut
über kurz und über lanc
also gewalteclich betwanc
daz sime den zins sit gäben.
herton Ernst 4880 Bartsch;
mim eignen sun thet ich unrecht
und wolt in gweltigklicben zwingen,
mit mir unküsche werk volbringen.
Thomas Murner näuchmatt 43,27;
vier sind, die warlich und recht handien: . . . der slnen zorn
gewaltiglich gezwingen mag. buch der beispiele aller weisen lb6;
derhalben glcube ich nimmermehr
das er sich immer mehr beker,
das ich solchs gleub darzu zwingt mich
die heilige schrilTt gewaltiglich.
Er. Albercs contra faclur A3';
item sl habend meines gnädigen hern dienstmagt und knecht
mit hoher betrowung gewaltiglich von ieren diensten ab und
zu inen gefordert, klage des fürstabts von Kempten bei Baumann
acten 331; zum andern, zeigen sie uns viel und grosse exempel
und erfarunge an, des ersten gebots, und streichen dasselbige
gar meisterlich aus, beide mit worten und exempel, damit sie
uns zur furcht gottes, und zum glauben gewaltiglich treiben.
5189 GEWALTIGIJCII 1 (vio)en(er)
un4 dabei erhalten. Lutiikr torrede anff di* prophtttn bei Bmo-
■CIL 7,83«;
do dai nli hnlir, underitflod «r tleb
il also gwaltlRktli h tO ndieo
•dar •! darumb lO «nödian.
Urner ,,,i,t »un Willutm TM •. 406
(Schmeittr »el>»u*pi»lt 3, SS).
8) die heurtheilung unier dem getiehUpunkU in rtthtt und
der moral:
D) »Tie dem« anderen ain hua afnewiot mit unrechte, klaget
jrne dar up deone alie recht ii, onde halt nao't ime denoe
gewaliiicliliken vore, alle de wile he 'a ungeweldirh \n die
dar rrcht to he\et, ao n« mach inao upp« dat boe nrne klage
dun, dar man't mede brrken Hole. Saehxfnpitgel {landrfehl)
3, 07 Ihimiytr; svelk man enrn bekhigeilen man am iingerirhte
geweldictilike deme gerichte unlTurt, wert he gevangen mit
gerUchte, he «al gpjike pine jeneme liden. 3,0, f &: bricket
man aver en hua gewaldicblikrn ... dat mut man wol weder
bnwen ane dea ricbtere.^ orlof. 3, 66, I 4; umb daz daa in
der Komiache kei«er über sein trollige rechtbott too aein wir-
den hat gewaltiglirhen TerAtoazen wellen, anfrort Unig Mat-
thias von Ungarn auf d. sehrciben de» reiehtfgt (I4SI) 6h SlNcaKK-
BERc tammlung v. ungeJruckt. und raren $cknfttn I, 63; wer
aich gerichtsßewaltiglich seit Ut verfahlen lachen gülden. 6aiiii-
taiding von Wachsenrgg (IT. jaltrh.), österr. mtitth. 6, 17».
S)) nA wil Ich mich det ncharprea langet oacb geoieteB:
dA Ich in mli vorhten bat, lU wil Ich nA cebletaa.
Ich sllie wol (iai man h4rren giiot und wlbea gr«*t
gewaliecllcb und UDgeiogeolich rrwarban muo(.
WALTMia 31,10;
merck erfordern, oder heiasen gar frevenlich und gewallikllch
fli. Terent (1490) 8**, btmerkung des über$et:eTt; ob einer mit
frBvel oder gewaltiglicb ain autzwentliger jemant in der ge|;ent
laiiUgel oder fleug, der wir Terrallen zweihundert mnrk
lOttigea Silber, banntoiding t« SfAlal (16. jahrh.), isterr. «eisth.
6, 5S : 80 sie wider ir oid und pflicht wider ir oberkailen
geweltigklicb zu handeln unterstunden etc. bin ich von der-
aelben zeit von rats wegen verordnet worden, daa aelbig
begern, so in schriDen verfasst gewest ist, zu verlesen ainer
wach, der sechs sind. Tmohas ZwairsL bei Baumann quellen
nur gesrhiehte de$ bauernkriegt aut Rotenburg &7e: der slatl-
achreiber redet im darein, sagt tum pfarrer, in welicbem
evaogelium oder gotsworf sie doch funden gesrbriben steen,
das sie also freTenlich, tsilich und gewaltigklich bandeln
wider die oberkaiL 448; der cappellan tu a. Katb.-)naen hat
den probst ein dieb, scbnlck und vorreter geschulden unter
dem sermon, den er alda selbst gewaltiglicb wieder den
prOpst anzeige soll getban haben. Skbastian LANCRANS,d.«Md(«-
thron. 37, I&2 (Magrielmrii); von dem muthwiljigen prediget haben
sie sich entscbuldiget, das sie damit nichtz zcetbunde gehabt,
besundcr der sei mitb dem groszen baufTen gekommen, kegen
die sie sich nicht haben mügen ulTrichten, das auch weiber
aelbgeweldigklicb in der kirchen uningelestet, ee die aecba
Wochen zu ende gelouTm, gegangen, tragen sie kein wissen.
(aR den cardinal \h2h) 27, 207.
t) in Körterbüehern wird von allen diesen obslufungen wenig
notii genommen {vgL tp. .M8&), selbst die bedeulung violenttr wird
nur ulten angemerkt : violenter, ungeslilmigklich, gewaltigklich.
Faiaiua tSS&'. gewallig . . polenter, violenter, quod etitm est ge-
waliiglich. Stulkb 2420; gewaltiglicb, mit gewalt s. gewaltsam«
lirh. Batkr 290; gew.-iltiglicb, violenter. Kiascn 179'. am au$~
ßhrlifhsten ist auch hier wieder Hkhiscr: gewaltigklich, mit ge-
schnindigkeit und gewalt herfahren, eigens gewolts, aigena
filrnrmmens, mit gewaltiger that, magna n, vioUnUr, impt-
tuose agerr. tS9t.
e) die bedeulung vehementer, valtde, vcldt, auch für dies«
bedeulung rvichen dte beiipiele weit turüek, 'sie weisen vielfach
wiederum die gleichen terba neben dem adverbium auf, die aus
anderen bedeulungtgruppen tv belegen waren, so varen, gehen,
kommen «. «. meist ergitbt sich der bedeutungsuntersehied un-
gezwungen au$ dem nusammenhang, vMnckmal jedoch bUtbt die
auffassung det redenden unsicher, im folgenden beiipiel aus
Li'THKB ist et s. b. nur der vergleich mit der übrigen bibelUber-
setiung, der die festslellung des begriffet ermöglicht: du hast
dein voick erlöset gewaltiglirh, die kinder Jacob und Joseph.
LoTHEa ps. 77, 16 {redemisti in brachio tuo populum tuum, da
hast irlost mit der starcheil dia dat volk din. Trebnüter psalmen
76,16; du bast erli.st dein voIck in deim gewalt. Eccesteik.
Korircer) ; dasu vgl.: nun mercke ich, das der berr seinem
gesalbeten hilOt, und erhöret in io seinem heiligen bimel,
IV.
GEWALTIGLICB 1 (Trhem^nler) 5190
seine rechte hand bilffl gewaltiglicb. Loriaa f$. M, 1. /y«f>
<i{A blnbt auch, ob dat adv*ibium im folftnitm tttu Üt Meit'
lung vtoUnter autprtgt oitr aber an M*««Ml<r, milde, vaU*
übtrMM:
Ir sootf f oiM in kein weg Tergeaaen I
Sadaoeliend wlast coli bab ««rhangt,
a Ir vom adall wurden irdrangt.
dem Ir «blaieDdi gwaUigllcii.
y. Uoun 4*r w*U epttftL Seämthsr
tiknifUt» X 114.
*M den Verbindungen und verwendumgem , di$ ftr gawaltif
in diesem bedeutungtgtbiet tu belrgen waren (rfL if. ftlM/f.K
kommen für gewaltiglicb nur einielne in ketraeht. dii hed^utmuf
*iingett(tm' macht sich weniger an Vorgängen rn der auswnwtt
alt an kfirpeibewegungen det wuntehen geltend, daueb«» mwsmt
die bedeulung 'eindiinglieh , nachhaltig' den gritiUn räum «m.
sie wird in der spracht der alleren meditin h»9bu€kUt neken
verbii, die eine physiuhe Wirkung tnm siel haben, und sie kehrt
bei LllTnia und anderen Vertretern der refurmattontlüUratur
wieder , wo sie neben lerbis wie reden , beweisen u. a. bttortugt
wird, wenig tahlmch dagegen sind du belege für du einfache
funeiion der Steigerung.
a) die bedeulung 'ungestüm'.
1)) M trseheinungen der autttnieelt:
M mir labalieb asln lobao
uf dar ardan was gagobon
wand lebs alt wenan ans bavfone
ain voIck dat In dam vlosieren ficn«
wart grotoa llacbta« gawar
dai naial dii galiicbi« dar
in sima »ebooen blicke
dai durch dia vlniMra dielia
10 gewaldoocllrbcn alai
da all nnt allan hau anawi
kl goia aaldaarlcbar loa.
4ai miu patttanal 9t. 13 Hakmi
was niebt cethan dia ■alsterln. iba' leb :
leb tlab' dia pforta so: dann «eti' ich mleb.
ein ttichl'ger hülar. auf dar kaninor acbwello,
dati uobelauscbai ttröma drio die walle
dea Strome» welcher «Ich
entrang dem bachleio, jaeb, cewaitigllck.
InnaanAiiN Iritian und hot4* l {werke IS. M).
3)) 6rt kSrperbewegungen :
a)) do in die samnunga tach
dort obeoe In bleroetriebo
wie er gewalteDcllcbe
Df vur von *ln telbea eraft
das alle t>astionat IM,M llakni
wer iat der chuoig «o ernreieh,
der do vert so gawaltichleich?
raich mier elo «per in mein bant
und ti) da« lo te hant.
Ich wil lern ramein in sein giider
und wil in atecheo nider.
Ertauer npUlt US Caaiin^
(ri ist fraglich, wie weit dieses beispitl in untere« suMaMieaAnnf
gehört vgl. oben sp. 5185. 5186);
er befaich aelm vater die seol
und fuhr gewaitiglieh in dia baiU
OCtsa nathUss W;
aein nam der batst sieb gott mit nnt.
den sollen wir alle loben, gowaltigllck
von himalreleh
herabe kam:
den aoln loben die fraaeo «nd auch dl« man.
»«ryreih^a 14 MeUri
derhniben bitten wir nu bi« . . . daa es bei andern l«atea ein
zafall und anhang gewinne, and gewaltigikh dorck die weit
gebe, auff des ihr viel zo dem gnadenreich komco. Lvthu
deutsch eatechismus 63*.
b)) und er kam bis zu dem wider der twei kdrMr
den ich stehen sähe für dem waaser. und «r lieff !■
lorn gewaltiglicb zu im tu. Lciica Di*, s, 6 (i> ^i
seiner sterrk. EcctaTiiw, e^enae loaoacia : mit i
seiner stflrcke. Era; mit grimmiger macht Dnrnnuaa;
mit aeioer ganzen kraft. RAcrtaca): daa er Ambrosia«, «o
vormeinbter (sie!) capellan dea kloaler« a. Agnelen in der aew.
Stadt M.igdeburgk den selben sontagk nach esseoa ahne der
ebtissin und probstea erlenbnuate nach Lutbehacher art habe
geprediget, dabin ihm über die zwei tauaeot mea«cbeo, wit
man eagt, gewaltiglichen and mit «mer groszen nngesiaemig-
keit . . . ibne zu hören gefolget sein aollen. ScnASTUM Uüi«>
RAUS, d. Uidlechrtn, V, t«« {Mugdehirg) ;
der I6w totprlngea frawet sieb,
•r sprang binAber gwaltiglicb.
KnAsans AuaaM fuMm W ■iid>nat|
3M
5191 GEWALTIGLICH 1 (nervöse)
wir rennen
und irefTen so gewaltigiich
zusammen, dasz aufs knie die rosse stürzen.
WiKLAND (Uieron 1,56) 22,27.
c)) wer hat so gewaltigklich anklopfft an der thür? A. v.
Evu (Philogenia) 145, U Herrmann;
dasz liie {Jesus) liommet vor der helle tliore
und kloppet do also geweldiglichen vor.
Alsfelder passionssidel 261 ;
wer ist der konigk der eren so rieh,
der do so geweldiglich
cloppei au vor miner thore? 7126.
m)) der here Pallas rief si au,
der IVumige unde riche,
vil gewaldechliche.
mit einre höhen stimme.
Eneide 203,32 Eumfiller (v<il. geweldelike
bei Beiughel 7464).
ß) die bedeutung ^eindringlich, nachhaltig'.
1)) in bezug auf physische Wirkungen: aber der wild (/iicAer)
ist pezzer und haizer...und würkl gewelticleicher wan der
haimisch. Konrad v. Megenberg buch d. natur 389, 13; aber
der wild {kicher) ist pesser und hersser und laszt sich bas
dewen und würcliet gewaUigklicher wann der heimisch. Or-
TOLFV. Bayrlant arzneibuch 84'; wer von hirssem hören trinket
als es gesotten ist in der weis als es die satller abschaben,
das er stercke das hertz gewaltigkiichen und treibt aus die
Spulwurm. 69'; ein schweiszbad von schelikraut gemacht für-
dert den schweisz gewailiglich. Tabebnaemontanus kräuterbuch
105; dieses kraut stillet die blutflüsz gewailiglich. 514.
2)) in bezug auf geistige Wirkungen.
a)) sie entsalzten sich über seiner lere, denn er leret ge-
wailiglich, und nicht wie die schrifftgelerten. LüTfiKR Marc.
1, 22 {oi£ i^ovaiav e^w»/). vgl. oben gewaltig; dazu vgl.
gewailiglich, das ist, seine predigt war als eines, der es mit
ernst meinet, und was er sagte, das hatte eine gewalt und
lebete, als hätte es bände und füsze. glosse zu Marc. 1,22;
er leret nit wie die schrifftgelerten und gleiszner, sonder
ganz gewailiglich. S. Frank mor. encom. 40'; sehen aber nicht,
das gleichwol die nieinung des texts inn sich hat, und wo
mans vil klar und gewailiglich verdeudschen, so gehöret es
hinein {nämlich das wort ^allein). Luther vom dolmetschen
(1550) B 2'; sie fiengen an meisterlich und gewaltigklich zö
reden mit mir einigen und trostlosen. J. Ebehlin v. Gij.nz-
BüRG (eine schöne und klägliche historia) 2, 101 neudruck; ge-
waltigklich reden, nervöse dicere vel asserere. Maaler n8^
6)) der dritte nutz, hoffe ich, solle gewailiglich zubeweisen
sein. Luther (das diese wort 1527) 3, 376' Jena; und (er will) hie
mit, als mit seinem eigen exempel gewailiglich beweisen, die
feine lere und vermanung, da er uns hat heissen auff got
trawen. das schöne confitemini (153o) F2'; wie das alles durch
die schrifft klerlich und gewailiglich mag beweiset werden.
bekendtnis christlicher lere und glaubens (1536) 14" ; wie alle ver-
nunfftige leute zeugen, und die schriffte gewailiglich beweisen.
wider Hans Worst 5 neudruck; wer inn colloquiis unnd
conciliis disputirn, unnd die Widersacher, als ein bischof,
Superintendent, doctor oder professor, gewaltigklich über-
weisen und widerlegen soll, der musz beider redekunst und
sprachen fertig sein. Matbesius iu//(£r 322; und meine bücher
gewailiglich zeugen, mit welchem grossen ernst ich wider
den irrlhum gestritten habe. Luther (warnungschrifft an die zu
Franckfurt am Main 1533) 5, 107' Jena; also müssen wir daraus
fassen den artickel des glaubens, denn der texl dringt ge-
wailiglich, ob wirs gleich nit verstehen, das zwu person sein,
(predigten 1523) 12,449 Weimar; dis stücke zeiget gewailiglich, das
er der reclite endechrist oder widerchrist sei. artickel, so da
ketten sollen auffs concilion (1538) D 2' ; aus dem allen schliessen
wir gewailiglich, das die eisene maure Ecolampads, oder der
Spruch (fleisch ist kein nütz.) gar nicht kan in das abend-
mal gehören, (das diese wort Christi 1527) 3, 36l' Jena.
c)) dann so wir unserem kampff genäg thän wollen gegen
dem teüffel dem wir widersagt haben in der tauff, so müessen
wir nachtrucken in brechung der feindt spitz, so wir doch,
sehen und beünden, wie gewailiglich das wort gottes durcli-
bricht. Hartmüth v. Cronberg li3 neudruck; hieher gehet nu
die schrifft gewailiglicli. Luther (das diese tvort Christi 1527) 3, 35l'
Jena; also stehet hie Lucas gewailiglich, das im abendmal
Christi nicht schlechter wein mag sein, (vom abendmal Christi
1528) 3, 492'; weil denn schrifft und geschieht so gewelliglich
mit einander über ein treffen, haben ia die Juden nichts das
sie da wider mügen sagen, das Jhesus Christus (1533) E 3';
GEWALTIGLICH 2 (adjecliv) 5192
wiewol etlich aus ihnen durch sielig Übung ein freie band
erlangt, also dasz sie ilire werk gewailiglich, aber unbe-
dächtlich und allein nach ihrem wolgefallen gemacht haben.
DöREu (Unterweisung der messung) nachl.\SO; itzt meine ich
ja, sind wir redlich und gewailiglich absolvirel, das sie uns
nicht mehr wollen noch können ketzer schellen. Luther fon
den conciliis (1539) B l'.
<*)) so, mair, vergech dich nit in diser l'risti
sag an von erst, wer du pist,
das du so gar pist freiden reich
und umb mich puelst so gbaltikleich.
Sleriinger spiele, Wiener neudrucke 9, s. 197.
y) die blosze function der Steigerung, gewailiglich = valide.
1)) neben verbis:
a)) er lessl sie tödlen und blut vergiessen, stellet sich als
hab er ir vergessen, aber er gedenckl gewaltiglich an sie,
und schafft, das ir blut gerochen wird. Luther (auslegung des
9. psalmes 1525) 3, 29' Jena; ihr sollt leihen also, das ihr nichts
davon hoffet ... dis ist ja auch (alls ich meine) ein hoch
christlich und seltzam werck . . . und wurde wo es sollt in
brauch kommen . . . allerlei handel gar gewailiglich mindern.
(von kaufshandl. u. wucher) 15, 302 Weimar; der aber disen
ringen weg zu der gnad gottes durch Christum nil weiszt oder
wüssen wil, , . . der sieht ouch allein den buchstaben an, und
wil den gewalliklich erfüllen. Ulrich Zwincli von freiheit der
speisen 16 neudruck.
b)) zu band er sich
gewajticlich
theti in der haut aufpleen.
H. Sachs (der froscit mil dem ochaen) fabeln •
tind schwanke 3,395 neudruck;
ich delinte mich empor, micli auszuleeren
gewailiglich, und sandte hoch die äste
empor zu meinem gütterbild, dem hehrea.
Ihmbrmann (der bäum) werke 11, 81,
2)) neben adjectiven:
lieb, du bist min gewalticiich gewaltig.
H. V. Labbr ((. jaijd 171 Schmeller;
nü sülleu wir an schände
von der Riuzeu lande
von dem künig heben an,
wie er dar nach richsen began.
er was gewalticiich starc.
Enikel weltchron. 26681 Slrnucht
ni vis boni in ipsa inesset forma, wenn si nil vun natur ge-
waltigklich hüpsch wäre gewäsen. Frisius 1389"; potenter, adv.:
ut res potenter lecta, etwas gewaltigklich auszerläsen. 102?'.
f) die parallelen in den Wörterbüchern : valide, vast mächlig-
klich, gewaltigklich, krelltigklich, häfftig. Frisius (1541) 1086';
valenter, kreffligklich, mächtigklicb, gwaltigklich. ebenda; ner-
vöse, kreffligklich, gewailiglich. 865'; gewaltigklich, magna vi,
potenter. Henisch 1591; gewaltiglich, potenter, valide. N. Gürtler
2,74; gewaltiglich, potenter, violenter, valide. Spieser 151; gewal-
tiglich, adv.: puissamment, fortement, grandement, considerable-
ment, violamment, avec vöhcmence. nouveau dictionnaire (Strasz-
burg 1772) 339".
2) das adjecliv beruht nur auf vereinzelten erweiterungen des
gebrauches und ist in den Wörterbüchern nicht zur aner kennung
gelangt, die ersten ansdtze zeigen sich bei Konrad v. Würzborg,
der die bedeutung violentus bevorzugt und durchweg attributive
function aufweist, bei der bedeutung potens überwiegt der prädi-
calive gebrauch und die appositionelle function , bei der es oft
fraglich ist, ob adjectiv oder adverb vorliegt, ausgesprochenes
attribut läszt sich hier nur selten belegen.
a) die bedeutung potens.
a) die function des attributs:
den ich hie vor genennet hän,
daj ist der leide strites got;
der fröiden tor ist zuo getan
dur sin gewalteclich gebot.
KoisRAD V. Wörzbdrg Sprüche 2,34;
fraglich ist:
die mit gewalteclicher kraft
muosten e^ heschirmcn ie.
R. V. Ems Barlaam und Josaphat {nach Pfeiffer),
da die Varianten auf gewaltig und gewalllich weisen; diser künig
ßel in das gelobt land, schlueg die Juden, nam ein stat im
land ein, alda het er geweltiglichen hof, tet der judischait
vil Zwangs an wol achtzehen jar. Aventin 4, 165.
ß) die function des prädicats :
daj ein kint von mir komen sol,
daj wirt gcwaliiclich
in dem küaicricb. Enikel wellchr. 19876 Strauch;
i
5193 GEWÄLTMIUNG. GEWALTIGUMÜ
ChrUiHii: 'leb tKRen ucli iiu tu dloer frltl.
da»2 Uer koiilKk <lnr «ren lil« vor M.
Lutifer: 'nu du lo ffemnlditk liUl,
•0 •■)(« mar. wo vun Itt
d«r dla klaii voa bliida roll,
■It ab du tljett geilaKoo doli'.
M'ltiUur puttioMUpUt 1197:
S« tiif den perr mll mir«,
a wil loh lateo *chan dleb,
wla Ich tal lo Kawalilcllch,
dai mich im wald xhlr nibao all« dir«.
il. Sacui ('ler tehirttml ttet) fabtt»
und ichmiitkt a. IM.
y) die funelion dn afpontion:
da{ in Svrla dum lani
wa« alo künic (tawalilcllch.
Knikil wWfcAr. IS66I Stmtki
ib iprach dar kOnIo rieb
vll («r gawaliaelloh. MTie;
••Ive. iuockfiaw, wir erOaaao dieh
•lo kauiarln (awalilkllcb,
(ar hoch In jorarch«ia,
•d ta, du köntgio frela,
cloinamu«, wir itat «ubrala,
blllT uo* au* allem we.
il. Stcut bri WACiiaNaaiL <tM dtnltOu
kirchntlUH -i.tlSO*;
item und dn wart der lierliog sein aiden erwelt fon d«D
ungerischen licrrcn geweltiglicbeo zu könig. d. itädttcJironiktn
(Nürnbtrg) I, 300 {odtr adverb? vgl. dn btUg aus Aviktin •»(
tp. 6193).
b) die bedfulung tiolentut.
a) die funelion dn attributi,
er kwam gariden In Ir Um
mit gewaldecilcher hani
und mit *o gr6ivr here* kraft.
dai «ich die rrouwa tufrantbari
mit nicbia konda sin erwern.
Ko!<aAD T. WüiiBUBC tikmanriller M;
iUi kArteni in der beiden her,
dai "ilt gewalieclichar war
wa« Ober raer geleitet
und in dai Imt eebreltel
alumbe sich iwelf mlie. /MrloaopiVr IMM.
ß) die function des prädieaU: itt der gAl sclicin deren diog
gewalii(;kiiclier getein, dann auch beflndlliclier scliad darautz
erwacbaen und erfaren, geleicber weisz gescbiebi ea in dingen,
ao wesenlicb gflt lein, dar ulTman gewaltigklich fallet, sie teind
weseniicb gut, aber man fallet nit weaenlich druff. J. Ebkilir
{büchlrin , worin auf 3 frayen geantvortet teird) 2, IM Enders.
y) die function der Opposition: den Ton Frirkenhauaen ist
gesagt worden, düs si gedencken und ains ratz erkauft bollz
iniessig standen und ntchla gueltigclicbs bawen. Memminyer
rathsprotocoU von liii bei Balhar!« acten tur geschickte du
bauiTtikriegs 11.
GEWÄLTIGLNü, GKWALTIGUNG, f., nomen actionis zu
gewalligen, vgl. sp.h\;\ff. von den verschiedenen bedeulungtn,
die am verbum belegt wurden, sind für das substanliv nur twei
beieugt, gewülligung im sinn« von Tergewaitigiing und gevvfll-
tigung ™ bewüllijjung. ein drttter li/pus, die anlehnung an ge-
waltigen — 'in besiti setun ist bei Aoeiümc 5, M9 angefühlt,
aber nicht durch belege gedeckt, vgL gewalligung, «erleemng tan
magt of volmagd. Wkiob^ibacii 436'.
t) vtolatto, geweltigung, »erderbung, sersiarung. Faiaioa
13$S'; gewalligung, so einem unbillicber weisz zQgemessen,
durch bilt an rüm. keis. oder ander forsten abtragen, and
schirm zu liiltcn. IIug rhetoncn und formulare teutsch. register;
ist dann niemand da, der sich unserer nuth von bertzeo
erbarmen und annehmen, und die unleulsche fremde völcker
mit iliren fremden laslern von gCHaltiguug, scbinderei, marrk
auszsaiigen und golleslflstern, nusz unserem Taterland weg-
treiben wolle? MosciiEaoscH Philander (4. gesickt) I, SM; ge-
walligung, violatio. Alir 934*.
2) die bedeutung bewlltigung ist miederum tumeist aus der
ber;imerkspiaehe und in engerer fassung belegt, vereinteU nur
begegnet die allgemeinere ausprdgung.
a) ich sehe die moglichkeil nicht, wie bei dem gegen-
wärtigen Stande des personals, bei bevorstehender rauherer
Witterung pp. eine so komplicirle Operation, wie die gewal-
tigung des wassers immer mehr zu werden scheint, aus-
geführt werden kOnne. Götuk (an Voi^jt 17891 briefe 9, IM;
wenn die summe zur gewiiliif^ung nicht reicht, werden sie
wohl den rest noch aufnehmen müssen. (I790) 9, 221 : die
Schwierigkeit und kost<pieligkeii der gewalligung tief und weil
ausgedehnter alter baue kann . . . hinreichen, lieber gani
neue gruben zu erOlTnen. Gätzscbma.'«» dte auf- und ■ater-
GRWÄLTIGUNÜSKOSTEN — GEWALTLICH 5194
sutkung *ra lagenUtltm nutsb<trtr mineralin (Frtibtrf tu«) Itt:
die fewAllifiiog dt« wassert, thf draining of a miiat, 4ia |»>
walligung einer eingefalleoeo grübe. Üu rtparatstn er IWüf
again of a thaft or ptl. MiLMtr I, 4as*.
b) gewiltigung, bedmngtnf, aperweidipng. WiiDinaACiilMr:
(«wllligung, f., ad of getUng tat bettet of, of t^tdutng. HiL»ttr
1,463' (die bekge und i«r btrgmerktpraeiu entnommtn. s. •.);
des h6»am trieb« lewaiiigno«^
nrciaar ««A. ).SI.
GEVVÄLTIGUNGSKOSTEN, ptnraleUsntuws, tgL gtwllligao«
t,a: gewaliiguogs-koateo, i. i. da« g«ld, ao dt« alt«fl f*-
biude lu gewaiiigeo angewendet Morden. MiHkaoraiiM
Mintnt.- u, b«rgw*rkstex. {\;k%) v^. gtmsu so Chobil 4, IM«;
die gewlltigungskotuo (m bergbaue), dMjaoigaa koaUo, wakh«
zur gewiiltigung des watter«, oder zar aaakMMTMlf «iMT
Terfalleoer gebüude angewendet werden. AotuiM t, MI; f^
wBltigungtkotleo (in mtntng) tlu exptnu af imin§ m reftt-
ring a mine. lliLraar I, 4«3'.
GEWALTKUAFT, GEWALT.SKKAFT, f.:
»treueod
«einen altbauch iwi.cben all«,
kein er dla vertchlednen wind*
wiilerwtriif auf «t« ein.
(iber «ia gab er Kawalikrafl
aaioeo rrotigefpriitan •tiirm<>a,
«lieg in Tlmar« ratb baroleder.
«cbrie ibo drohend ao und «pracb ••.
_ ... G»T«« (4lMJi) ft. IUI
Htlidor iat eio menacb, der bei der gtwalukrart aeluacr
•Olafen in tiefe achlecbtheit vertunkeo ist. Putalosu
1,15«.
GEWALTKRÄFTIG, adj.: ich glaube ebne einen gewall-
kräftigen berrtcher oicbl an die deuttcbe eioheil. AttaaAOi
neues leben 3, 9i.
GEWALTKRIKG, m.: binwiederumb haben die uogerechlaa,
annOtigen, muthwilligen krieg vor koH, gerad dat wit4ar-
tpiel. darumb die kriegtzleut, die solchen gewallkriagta, ao-
gotttfarchliglich nachlaufen, ohne pQicbt und noth, allcio
aosz mutb^illen, ... eio schwer ortbeil aulT den lag 4t$t
gericbta ob«r sieb laden. Daüiel Schallcb tke«L ktrwUi
(|<M>4) 29^.
GEWALTLKER. adj.: gewaltleer, nnWeüJi«. SritLaa liar.
GEWALTLEIDER, •., egL gewalt leiden, ip. mi. gevralt.
leider, ttm sustmens, oppreuus, tupprestus. SntLBa IIU.
GEWÄLTLEl.N, n., deminuHo tu gewalt:
•wa «lob gewall gawall(e)linen
Iat Ober kriegen am dla «inaa,
da si wafan !
über alla die gescbrial, die «olieb aovuor« aolteo strafe«.
mbiNMinvfr 3,441* ». J. Mafaa«
tumpllcbe luot ar. der titb gegao »Inen rahuo bama atnet
gewalt getigel vil gerne ao gawaltallo«.
(Dta Maies^BB) 9,iar:
vgL Lkxsr t, 973. nachtrag vn. ioi deminutte wird i* der
Schweizer mundart noch fest gekalttn: gwillli. Toaita AfpenstiL
iprackschats 247.
GEWALTLICH, ei; , »eUener atfa., ffL Gaarr I, Sil. mM-
kochd, wb. 3, 4ie*. Lbxeb i, »71, wgL geveldelijc Vbbwu« und
ViRDAM i, 1877. gewelJelike «*m^ IS78, wgl. gaweldelk, maeättg.
OooiMAN8S,«M: gbeweldelic, gh«wal4«li|k, mH gemtU, am«
macht «57. auf deultektm Men iM dm mmwimugikuk iimm
bUdung fast guns aufdn adjetUe hatiHait fe«lM*r«, mssi tmtk
hier hat im sich gegen da$ lekimitrtflifere gewaltg ai«*! laaf*
halten können, trtttdem M der htdemtustgsuwsfang alt aimMk
weit belegt.
I) das adjettit.
«) die bedeutung pateru:
a) wanda du gealcbdlkkot kabe«! dinta naa«« abar al
daz dir gewalillcbe« itt, in •»§tHm kmmmkmt. Mortu yaato
137, 3 (MTMal« fcwabllkbes: ■ifa^fTiaiW aapar •«•# MaMi
laadNM tmum); {süperb) gewaMdii«. »Im»« der Teferemtr
kandtekr. det lt. julsr*. ra fergil. Aeuets i2, IT? («er fatlunt
jMta superba magnanim* Jwtk, nicht Uoacbt micb der herrische
auttpruch dat bochtiooigao Zcna). STtnaitaa-äiaTiBt :,r;i;
er (.>»•*> «pracb l»a tnm<tm 3. «dU«) ....
dar aiek bat cedoccbaL
Til g«tlicb«a irw«««h«l . .
der tcol dar od'Xa ««de der fHf« al«.
aada all«t 4a| rbvaa« ai«.
4r« Moda »in rieb«.
Tll nwalilicbc.
eia borMbart niaiar tcrfal.
dl wUa da« warti «UL
4, tacArr ll««w M Dibibb gtt. d. Xt j^krk. 14,9;
IM*
5195 GEWALTLIEBEND — GEWALTMASZREGEL
du gibst also, da^ iuwer leben
von wisen liuten si {regebeo,
und voo rieber härschaTt,
die mit gewaltlicher kraft
muosten e; beschirmen ie.
B. VON Ems B'irlanm und Josaphat 326,30 KOpke
(vanaiuen: gewaltiger, gewaltecltcher).
ß) d& von wart ich ir gewaltlicb, da^ si mich niht ensach,
swie sere si sich werte, so wart st doch min wip.
vaiianle tu ürlnit 173. vgl. oben gewaltig sp. 5117.
2) die bedeutung violenhn: dei alduslike geweltlike overdad
dede mit vorsate, dat somtlike van unsen tnedegesellen van
unsen rade unde van unsen borgeren gesein unde geiiort
hedden, dat sal men richten an sime balze. {Dortmunder sta-
tuiert) hansisclie geschichtsquelUnS, MO; es erkennen scheffen
und geschworen die hern von Tbomburgh uf den wildt-
hoffen vur lehn und grundthern uf den kuppen und Iren
eigenen buschen und gutteren allein und niemantz anders
gepot und verpot zu und alle gewaltliche Sachen zu straffen.
weisthnm zu Krahenfort t5S6 bei Grimm 2, 700; erstlich erkennen
die sctieffen zu Meill den voUedelen gestrengen berren Jo-
han Quadten von Lanscron, berren zu Meill und ober Vin-
teren, nunmehr für ihren berren allein zu Meil), und erkennen
den selben herren zu gebott und verbott, wassergang, klocken-
klanck, antäst und alle gewaltliche Sachen, weislliuni zu Meill,
ebenda 4, 762. vgl. auch geweltlicbe Sachen unter gewalt-
schirmherr.
2) das adverb: libere, giwaltliho. glofsen zu Gregors dia-
logen, Steinmeyer -Sievers 2, 257; und erscheinen für den
mensrhen so gros geachtet, und gleich zun beubten sitzen,
forcbtiicb und gewaltlich, alle ding durchdringen, frei und
sicher wandeln. Ldtber (auslegung des 109. ps. 1518) l, 90*
Jena (in der Weim. ausg. 9, ISi: prechtlicb).
GEWALTLIEBEND, varticipaUs adj : daher dan nicht un-
billig ausz gerechter Verordnung des erzürneten gottes, wel-
cher die klugsücbtigen in ihren tükken ergreift und denen
gewaltliebenden ihren eisernen nakken zerbricht, entstehet
so manches also genantes unglükk. Scbottelius friedens sieg ll
neudruek.
GEWALTLOS, adj., mit anlehnung an potestas und vio-
lentia:
1) gewaltlosz, senza autorita, spolestato, incompetente, sans
autorild ou pouvoir, incompelent. Rädlbin 381'.
2) jedes urtbeil, das innere Wahrheit haben soll, musz aus
einer umfassenden kenntnisz so reif und vollendet heraus-
fallen, als der gereifte kern vollendet frei und gewaltlos von
selbst aus der schale herausfällt. PesTAt.ozzi 5, 42.
GEWALTMACHER, tn. vgl. geweltmaker, levenmaker, ru-
ziemaker. Winklbr frieseh vioordenboek 456.
GEWALTMACHT, f.: wir stehen in trauer um den tod
eines jugendlichen kämpfers, ohne den trost zu finden, dasz
er sein leben für eine siegreiche sache gelassen, nieder-
gebeugt vielmehr von dem elend, das gewaltmacht ihr be-
reitet. E. Schmidt-Wkissenfbls, vgl. zeitschr. f. deutsche spräche
7, 298.
GEWALTMANDAT, n.: die gottslästercr und gottswerer,
wo man die ankomb und betridt, soll dasz gcricht schwär-
lich, Inhalt kais. maj. gewaltinandat deszhalben auszgangen,
doch nach gelegenbait ires verschulden an leib und guet
straffen, (banntaiding von st. Lambrecht 16. jahrh.) österr. weisth.
6, 233.
GEWALTMARSCH, tn.: als Firmian in der osterwoche ein
mal von einer halbstündigen lustreise voll gewaltmärsche
heimkam, fragte Lenette: warum er nicht eher gekommen —
der briefträger wäre mit einem breiten buche dagewesen.
Jean Faul Siebenkäs Z, fH ; er scheint es für undenkbar ge-
halten zu haben, dasz die preuszische garde, welche tages
zuvor einen gewaltmarsch von fast sechs meilen zurück-
gelegt hatte, schon am vormittag seine truppenzüge würde
erreichen können. Sybbl begriindung d. deutsehen reiches 5, 148.
GEWALTMÄSZIGKEIT, /., erweiterte Substantivbildung, vgl.
gewaltheit, gewaltigkeit, gewaltnis, gewaltsamkeit: schmerzt-
lich aber, ja unchristiicb kompt uns vor, dasz sie uns und
unsern armen unschuldigen leuten . . mit verhergung unnd
brund, und allen andern kriegs-molestationen als feinde und
rebeilen, wie sie uns ausz gewaltmUssigkeit nennen thun,
zu verfolgen helröwen. Moschkrosch Philander (6, gesicht) 2, 705.
GEWALTMASZREGEL, f.: was für ein verbrechen wäre
das recht dieser vertbeidigung, die nichts verräth, nichts ver-
deckt, keinen gehorsam aufkündigt, sondern nur gegen eine
GEW ALTMEISTER — GEWALTMENSCH 5196
gewaltmaszregel der regierung einspräche thut? J. Grimm
{meine enllassung) kl. sehr. 1,42; Tarquinius blieb aber in seinen
gewaltmaszregeln nicht bei diesem stände stehen, auch die
patricier hatten den druck seines despotischen regiments zu
erdulden. Schlosser Weltgeschichte 2^,425; in der nächsten Um-
gebung des künigs blieben nach wie vor einzelne beiden;
die vornehmen Franken, die seinem beispiel nicht folgten,
traten auch nicht aus seinem dienste, und es kam weder dem
konig noch seiner christlichen Umgebung der gedanke, gewalt-
maszregeln zu ihrer bekehrung anzuwenden. Sach deutsches
leben 1, 107. ebenso 1, 597.
GEWALTMEISTER, m., vgl. Lexer nachtrag20l, vgl. ge-
«eltmeester, opzichter der gevangenis, gevangenbewaarder. Ver-
wijs und Verdam 2, 1885, vgl, oben gewaltherr sp. 5ili; s. unten
gewaltricbter. das deutsche wort ist ausschlieszlich aus Kölner
quellen belegt. Lodewich Juede geweldemeister (im Verzeichnis
der ralhsbeamten von 1383). quellen zur geschiehte der Stadt
Cöln l, 81 ; alle diese vurs. punte sollen die geweldemeistere
ind ire boiden alle jairen zo den beiigen sweiren. akten z.
Verfassung d. stadt Köln i,\Oh (aus 1385); dit is der eidt, den
des raitz und geweldemeister boiden doin soilien. ebenda {aus
1407) 250; ind we den anderen doit sieit, de sal 2 mark gelden
zubuessen den geweldemeisteren. quellen zur geschickte der
Stadt Cöln l, 199; (die busze sollen) die geweldmeister zer tziit
up ire eide forderenn. stadtrecht von Köln 1437, vgl. Diefen-
bach-W'ülcker 619; unser stede geweldmeister. ebenda; daz
dez nich geschach, daz verboden de heren der raet zu Kolen,
und santen zwen geweldemeister und ire boden bi dat vulk.
(Cölner Jahrbücher des 14. und 15. jahrh.) d. städlechron. 13, 107;
wal zwei und zwentzig erbnr man
die moisten mit in zu ihorn gaio,
und dannoch des raitz neun
moisten auch zu toro sin,
so dat irer ein und drissich was zusammen.
80 wer disse herren weren mit nahmen
dat sali ich euch laissen verstain.
den irsten den ich sach ahn,
berr Goszwin van Strahlen, als ich las,
der ein burgermeister was.
darzo herr Heinrich Suderman,
der ein rentmeister was der statt Collen dan.
berr Ceter van der Klocken moist mit,
want hie wolt niet singen ir liet
der vierte Arnold van Wesselink was,
der der statt geweldmeister was.
kölner reimchnmik über die Unruhen von 1481,
d. städtechruniken 14,956*.
GEWALTMENSCH, GEWALTSMENSCH, m., in der form
gewaltsmensch auch n. in dieser bildung machen sich ver-
schiedenartige beziehungen der compositionstheile geltend, ohne
dasz die unterschiede der Schreibung sich mit den bedeutungs-
gegensätzen deckten.
1) der zweite compositionstheil wird nicht mit seiner vollen
bedeutung, sondern mehr nur mit seiner funclion angezogen, er
dient der personificierung des beherrschenden begriffes gewalt. je
nachdem an diesem letzteren die bedeutung potestas oder violentia
vorwiegt, gliedern sich die Verwendungen.
a) gewaltsinenscben , die die gewalt haben: die grosze
mehrbeit der gewaltsmenschen unsrer tage . . verachtet den
stand der geistlichen. Pestalozzi (26. abendstunde) 12,405;
bei kräftigen menschen lehnt sich der körper leicht am
geiste an, aber bei Schwächlingen findet die matte seele am
stärkeren körper ihre stütze; nur solche gewaltsmenschen
mögen sich spreizen, die keine andere macht haben als die
meinung, die man hat von ihrer macht, wie könig Philipp
in Don Carlos. Böknk über das Käthchen von Heilbrunn (dra-
maturg. blätter nr. 25).
b) anknüpfung an violentia: wenn aber die gewalt . .wider-
rechtlich gebraucht wird, so beiszt die handlung gewaltsam
oder gewaltthätig. jemanden gewalt thun oder anthun be-
deutet daher ihn durch Übermacht an seinem rechte ver-
letzen, wer dieses thut beiszt ein gewaltmensch. Kuur. phil.
lexikon 2, 260 ; das ist eine pascha-regierung, eine türkische,
wenn auch diese gewaltmenscben sich germanisch-christlich
nennen. Varnhagkn v. En se tageb. 7,306; die hausmutter er-
kennt ihn als den Toifel, einen halbblöden, berüchtigten ge-
waltmenscben. RosEGGER erdsegen 320.
2) der zweite compositionstheil entfaltet volle bedeutung und
drückt den ersten auf die function eines attributs herab: ge-
wallmensch, gewaltsmensch = gewaltiger mensch.
o) hieher gehört das nach der analogie von gewaltskerl, ge-
waltsthier u. a. gebildete neutrum gewaltsmensch, das ganz an
5197 (lEWALTMINISTEBIUM — GEWALTRECIIT
GF.VVATREICH— GEW ALTSACHE 5198
die form mit '$' gebunden iit .' ein fewalUineuacb, «ioa |ro«t«
■tarke ueilnperson. Sciiaior ickwib. irl. Ml.
b) für du anknüiifung an viultnlia kommt» kitr Mrwtudungtn
in belraeht, die dn« »andlung in dir beurthftlung »idtt'
ipiegeln: •■ wird zu vil auf dem Tolk hertiingelurnt, und
wir braiicliea Uberbaiipt eher robuate lewalimeoicliaa, deren
gefuble nicht auf der drecbselbank getcbnitsalt wird. AiiiiaACH
Nrufi Üben 2,56; sein (Chritliam von Brauntchmtig) leben aber
iat noch cuneusar, denn er ist In der that Mer leUle ritler',
Too dtni die geacbichte meldal, und wie dieser abenteuerliche
gewallamenach dar anglncklichen, einem thaologitchen trüumer
«armlbllen stolien winterkünifiin lein ganiea wilde* leben zu
fUasan legt, hat nur in den tetleo dar troubadoura allenfalls
ein gegen«! Qck und Miederbolt sieb nie wieder. lliTsa Merbn
3,327; einem zeilalter der furcht. . wo der einzelne sich
selber gegen gawalt zu ichutzen hatte nnd um diesa* ziele*
willen »elber gewalimenscb «ein mu**te. .NiSTzeciia frühlieke
wi$ientckaft 74; Spruch des gewaltnienschen (bitte nia . . nimm
imnipi). ebenda {torspiel),
(;KWALTM!MSTEKIUM, «., 9gL gawalimrnscb t, k: es
werden inRhetundere die namen unseres verehrten abgeord-
neten Uhlund and Schott, welche dabei waren, ala gegen
den prtisidenlen gewalt geQbt wurde, dazu beitragen, um
daa gewaltministerium nicht blosz in WQrlemberg, sondern
in gant Deutschland zu brandmarken, ber. d. Frankf. nat.-
ttrs. (9) 2877*.
GEWALTMITTEL, *., analog» bildung wie dt$ vorhtrgekendt :
die menge fon aimen nttmlicli wird käuflich sein und des-
halb das diensivülk eines einzelnen werden, der nach allrin-
barracbaft strebt, und dieser musz, wenn er zu seinem ziele
gelangt ist, die errungene macht durch dieselben gewalt-
mittel zu behaupten suchen, durch welche er sie sich ver-
scbalTt hat. ScHLOsaea »eltgetckiehte i, iii ; obschon tr (kaiser
Karl V) keineswegs geneigt war, die bartnttckigkeit, mit wel-
cher sich das verblendete Rum gegen die neue religiöse er-
ragung zu befestigen gedachte, durch gewaltmitlel zu unter-
atOtzan. Decikb vettgeschichte t, iU; die lange beschwerliche
reise in mpinem vurgerückten alter . . . ao ganz allein, so
als atudent zu machen, grenzt wirklich an dan unsinn. in-
des hatte ich sie beschlossen, und da meine hypochondrische
unentschlüssenheit eben eines der bauptQbal ist, zu deren
heilung ich das gewaltmittel anzuwenden beschlosz, so konnte
ich doch mir selbst gegenüber dan gefaszten . . . plan un-
möglich aufgeben. GaiLLPABzia {tagebueh auf der reise nach
Grieehenland) 20 ^ 149.
GEWALTNEHMF.R, m., vgl. gewalt nehmen sp. &07S: also
ia id umme einen deeff edder rover edder gliewaltnemer unde
dwinger etc summa. Joh. f. isi*. Schiller u. LObbbr 2, luo.
GEVVALTNIS, f., vereinieUe subitantivbildung, vgl. gewalt-
mäazigkeit, gewallsamkeit u. a.: das nünd ist todscbleg und
gewaltnQs, da ainer den andern zwingt wie ar wilL Mkistbb
Incold daa goldne spiel 64 Sehröder.
GEWALTPFLEGUNG, f., vgl. gewaltes pOegen tp, 4831:
ea aol auch khein vogt, ribter, oder omptnian, noch anders
Dieman, welcherlei gewaltptlegung der bab des . . . closters
Int noch gut etc. leidigen noch besweren. urkund« fon 1340
bei HsLTAOs 697.
GEWALTPUNKT, m., vyL gewalt, poUtUu: ich appallira
nicht einmal an ihre bumanitil, indem ich von ihnen ver-
lange, dasz sie auf grundlage der vulkssouveranitll sich ent-
scheiden sollen ... schieben sie den halt- und gewaltpunkt
Boweit rechts, ala sie wollen, damit begründen sie blosz ein
thatsichliches verhaltnisz, welches, ohne grundsätzliche unter-
läge, aicb Jeden lag >erfindern kann, und wenn ihr bau der-
ainat in trümmer geht, so werden sie dieselben immer nieder
auf dem bodan dar volkssouverünetat zusammenraETan. 6«-
richte der Frankfurter nationaltert, (S) 2129'.
GEWALTRATH, ni., r^l. gewalt tp. 4956/^.: gewaltrithe,
procurator{es) prinetpis oder einer privatperson. Earoa S, tsu.
GEWALTHAU ü, m. Usurpation: die gewaltsame and daher
rechtswidrige oder widerrechtliche besitznebmung oder be-
silznahme. ich schlug zwar in der preisschrift gewallraub,
d. i. raub durch gewalt, dafür Tor . . . andere haben macht-
raub dafür versucht. Cahpi verdeutsckungswb. 600, vfl. Hat-
RATZ antibarbarus &3. Hilpbbt t. 463*.
GEWALTBAUBER, m., noimii ngenüs mm torkergdunin
(Usurpator).
GEWALTRECHT, GEWALTSRECHT, «^ md ttrukitintr
bedeulung, je naekdtm poteUai oder wioUnti» angetöftn miri :
er gebort jedem gewalt>recbt sainer bebOrden. PgsTALOUi
6, IM; abneigung gegen die kOnigllcbao le^alirecbte. A. Fr. W.
Mkvib Du« iV« Sor» 4, 391.
GbWALTREICH, täj.: oicbt amsooit »ar4 er mit C»-
lilina verglichen, der gawalirricbe, Obarmlebtiga, aktroa
Knipperdullini;. LsvtTia phytiofuem, frngwunU I, 116.
GEWALTHICMTFH, ai., wgL gawalUMrr, gawtJUMiatar, tfia
beUge für das tubtlintie sind «Wiaaa mk kii gawItmalaMr taf
Kilner denkmäler betehrinkl: in dem lersteo dat man van deaar
zijt nu vortan kitten lud bestellen sal . . . burgetmeistere, rebl-
meistere, raitzricbtera, geweldrichlere. akltn t. eerfauung der
Stadt Ciln (i99&) 1,166; aber das gelrenge und folk war so uo-
gesianr, das si die geweltricbler und Ire dianer oil alaaraa
mogten, alao, das vll oit kregen, etliche auch zwei
maln etwas bequamen. huck Wein^ergi, it»; and wi« si* I
und dar beubiman dia kamer nit aroffneo wulla, dan aich \m
die gegen wer stalte, ist der geweltricbler mit aioen diasara
inmitlels darzukomen und die kamer mit gewalt affgebrochn.
4, t08; das gluck und narong ist im wol gelaafen, das er
ein haus uff dem boltermart gegolten und da dia stat Üelffl
ussgehangen, aicb an eines bruwers docbter bastadt and
kinder gesielt, ist des raitz wurden, gwelrichter und banncr-
ber ufl der Fiscbroenger-guffeln. 4, 162; gewaliricbler, ■•-
gister wiolentiarum, praefectus findieiarum. Alib9U*; gawait-
richter, in Cöln am Rhein gewisse beamle, juitcen wiaUu-
tiarum. Faiüca 3, 430*; gewaltrichter . . . in Coln, dar ricbtcr
in dem gewaltgericbte. AoKLoac 3, 649, tknm Voictbl 3, 7%.
WBinBNBAci 436'; gewaltrichter, m, (obtdäk tr frtmmmtU trir
minal judge. Hilpkbt 1,462'; urtheil und esacution in solchen
Sachen stand den vom rathe gewählten gewallrichteni zu.
diese hatten namentlich bei todtschlag, beraabung, aoflaof ...
den acbuldigen die vom rathe bestimmten bu«zen and brOeb-
ten zu diktiren. Eti^e:« gesch. der studt AdJ* 2, 431.
GEWALTRISZ, GEWALTSRISZ, m.: ruplura tquüt tioknU
dicitur ein gewall-risz, rtpa autem ein wehr- lamm . . . DitraBa-
Fritsciius eontinuatio thesauri pract. Beioldiani (1679) 796; ga-
waltrisz heist, wenn eine j&hlinge wasserQut kommt. CaoaeL
4, 1041 : gewaltrisz, rup<ura aquai wtolenta, ckaradra. Stiilbs IMl.
GEWALTRITT, «., vgL gewaltmarsch: nachdem er (JfiaAaei
Kohlhaas) dta landvogt durch geschickte mlrscbe fQnfmeilcn
tun der Stadt hiiiweggelockt und vermittelst mehrerer anslalten,
die er traf, zu dem wahn verleitet hatte, dasz er sich von der
Übermacht gedrflngt ins ürandeoburgiscbe werfen wQrde;
wandte er sich plötzlich beim eiobruch der dritten nacbl.
kehrte in einem gewaltriit nach Wittenberg zarflck nnd
steckte die sladt zum drittenmal in brand. H. v. Elsist
(Michael Kohlhaas) 4,90 ZolUng; in einem schleunigen gewaluitt
von zehn stunden fast ununterbrochenem trab wuszten wir
von La Ftrli über Orleana zarflck nach dem langweiligen,
Srmlicben hochlande am rechten Loire-ufer reiten. ktntUt
eitus $ek»adronsarttes (1896) 307.
GEWALTSACHE, f. du susamwstnutsung tnimkiiU «Mir»
fache bideutungen.
1) dhnltch tri* tri gewaltgarieht, gewaltrichter«. «.fssMte
begriff der tioltntia den aussekUf, gewaltsacba •» gawaUficlM
Sache vgL oben tp. bl»3: llem bat der acbeffen an itm tmitas
mala gewiset vor recht eime abi onJ dem dosier Wndjitw
zu, als eime obristen berm, den ganzen bau d«s basirks, db
in und uff zu binden und zo entbinden und beider konna aifta
leude, zagk, fluck, waßer. weide, vrtlde, Irtwdiaaata, fibal
und verbot, wettunge, alle gawaltancka , trwtA,
beUerung, klein und groß, hoeb «ai oia^Ur, 4m
der erden und auf der erden, geriekl m4 tJk 9
leuib zu setzen und zu ent>rlzea. mmikmm wtm Uatfarf (Ml^
weisthAmtr 3, 14 : auch erkennet oaan uf varge«cbriebc8 tagk
V. gn. b. alle gawaltsacben, waiffengaackr« , mcMeniehea,
alles dasjeniga, daa in den freffel tnSt mhMmi mm Btmmn-
stein (1&63). tkfid^ 1,933: item erkendt 4m *cft••M^ 4m tlm
grave zn Blankenheim albia ia kocbaidl BWkv aai ein ga-
waldt and landiberr, neben daa feWlt aa4 tartedt and Äaa
hohe gericht für all; item klockenklanck, »**«erpnk, wilt-
fang (ist tbdruek: wiltsanf), fogel»«ack, fandt and plandt,
binnen dam belzirk nnd kockeidl das gcrickta Biaibiu-, aai
alle gewaltsarbena. MMftwa a« IMhn- (19111 3,191.
3) eimigtn tttwendufen Mtfl iit McalMif yalesiBs aa fnmdt.
a) tut iUtrtr uä ist karr aaMaaaf an iit «nfcrt kaii aftiaf
gotles gewait, bohara gawah Mrfl : Uca, sali 4ar i
5199
GEWALTSAM (adjectiv)
GEWALTSAM (adjectiv) 1
5200
haben zu rafen ein maller eichelen, dessgleicben weisen wir
den windtfall dem meier zu, ess geschähe denn gewaltsach;
dan so der windl einen bäum umbwerffen würdt, stehet er
dem grundtherrn zu. weisthum von Wavern und Hamm (Iö6l),
weistliümer 2, S2.
b) in jüngerer Verwendung macht sich die anlehnung an ge-
waltskerl u. o. geltend: 'ist das eine gewaltssache mit dem
alten schifferstuhl' rief er. Th. Storm {Hans und Heinz Kirch) 6,47.
GEWALTSAM, adjectiv und adverb, vorwiegend in der be-
deutung von vioknlus, weniger in der von vehemvns belegt,
während die von polens überhaupt kaum in betrachl kommt, an
und für sich liegt in dem sufßx kein anhallspunkt für diese cnt-
wicklung, wenn auch die nächst verwandte bildung gewaltlich {vgl.
sp. 5194) ähnliche beschränkung der bedeutung aufweist, unser ad-
jectiv ist verhältnismäi^zig spät belegt, es taucht am ausgang des
15. Jahrhunderts in der rechtsprache auf und gewinnt noch im
16. Jahrhundert wenigstens in der litteratur nicht viel räum, bei
Luther ist es gar nicht, bei Hans Sachs ganz spärlich nach-
gewiesen, noch mehr als bei gewahrsam (s. sp. 4S"4 und 4876)
gehen hier die belege für die substantivbildung {vgl. gewaltsame,
gewaltsam fem. und masc.) dem adjcctivischen gebrauch voraus,
hier wird jedoch eine andere erklärung dieser thatsache nahe
gelegt; denn die ersten gebrauchsformen von gewaltsam! machen
es wahrscheinlich, dasz unter dem unmittelbaren einßusz des be-
deutungsverwandten gewahrsami zunächst das Substantiv gewalt-
sami von gewalt abgdeilet worden ist. adjectiv und Substantiv
müssen also auch entwicklungsgeschichtlich auseinander gehalten
werden, dafür spricht auch der umstand, dasz die Substantivie-
rung, die bis in die mittelhochdeutsche periode zurückreicht {vgl-
Lkxer 1, 974), einseitig nur den begriff potestas entwickelt, und
da.<iz die ansalze zu der ausprägung von violentia im gcgensatz
zum adjectivgebrauch hier secundärer art und vereinzelt sind.
l) allgemeiner überblick.
a) die ältesten belege, aus der rechts- und geschdftsprache
stammend, prägen an der attributiven function des adjectivs die
bedeutung violentus aus und zwar im sinne eines gegensatzes der
Waffengewalt gegen recht und Ordnung, eine abgrenzung gegen
gewaltlhätig läszt sich hier nicht durchführen, manche beispiele
ziehen gerade nomina wie thatlich oder handlung in die Wort-
verbindungen: von beweisung der geweere. und gewaltsamer
oder uiigepürlicher entweerung des. der umh entweerung und
einsatzung clagt. Nürnberger reformation (1479) 2o'; so auss
jetzgemellten oder andern genügsamen ursacbenn einer person
nit zu vertrawen oder zu glaubenn were, das si die leuthe
gewalltsamer ihatlicber beschedigung unnd ubells vertrüge,
. . . soll dieseibig unglaubhafiftig bossbafftige person inn ge-
fengknuss . . durch die scheft'en rechtlich erkannt werden.
Carolina 93 Kohler-Scheel; erstlich sollen sie {die abgesandten)
zu den Neustetlern also reden, dasz seiner churf. g. glaublich
furkornmen. was groszen mutwillens Ungehorsams und gewallt-
samer uberfahrung sich ihre burger burgers söhne und gesinde
in den clostern und golteshewsern selbweldiglich und widder
die geboth und Ordnung der kirchen understehen sollen, wie
sie auch und ire weiber ... in beider gestallt communiciren,
auch ire kinder deutz teuffen lassen sollen, instruction von 1524,
d. slädtechroniken 27,208 (Magdeburg); und ain gemain verpott-
briefe, weliche über solich gegeben Sicherung dieselben an-
genomen bruder oder sciivvester bescbedigten, das dieselben an
allen orten angeschlagen wurden, damit solicher gewaltsamer
eingriff furkomen, und der biderman bei ileni seinen bleiben
mücht. beschlusz des bauernrathes bei ßAUUANN quelkn zur ge-
schichte des bauernkriegs aus Rotenburg iib. vgl. gewaltig sp. 5140;
nach sülichem . . haben bed inner und eusser rät . . die wachen
der gemaind alhic.in die grossen ratstuben gefordert, akla
ward inen das bös, gewaltsam furnemen der versamelten,
uffrurigen baurscbaft furgeballen und gedagt. Th Zweifel,
ebenda 50; dan sie sahen letzt vor äugen der gemaind
und irs verordneten ausschusz geverlich, gewaltsam, hessig
und ernstlich vorhaben. 63; dann ewer weishait haben wir
sölichs hievor muntlich genugsam anzaigt und daruff ge-
betten, sich unser als der armen gunstlich anzunemen, vor
frembder pflichten, verrcr gewaltsamer handlung und unleid-
lichen betrangknussen zu verwarn, gemeinde zu Urphersheim
und Westheim, ebenda 510. ebenso 83 «. a.
b) vielseitiger ist der allßmeine litterarisehe gebrauch des 16. Jahr-
hunderts, neben der bedeutung von vtolentus werden auch die
bedeutungen von vehemens, nervcsus, validus, selten von potens
entwickelt.
n) an der bedeutung von violentus macht sich neben der
allgemeineren Vorstellung des zwangs durch Waffengewalt bereits
die besondere form des zwangs im gegensatz zur freien enlwicklung
geltend.
l)\ durch solch gewaltsam trutz und wüten
hat er alln künigen zu gebieten.
li. Waldis das päbslisch reich C4*; '
(den kriegsleuten wird eingeschärft, in fremden ländern) durch
keinerlei unnötige bcschwerung, entwendung des ihren, oder
deren weih und kinder in unzucht ziehen und gewaltsamen
nothzwang anzulegen, und alles ander, dardurch solche leuth,
ab ihnen zu klagen und sich zu rechen bewegt werden möch-
ten, vermeiden. Kirchhof wendunmuth (3,57) 2,323 Österley.
ebenso militaris disciplina 60;
bie pei sol ain obiikeit mercken,
wo sie ir regiment wil steicken,
das pei ir zu nein lewt und lant,
das sie mit tuegentrcicher hant
ir UQlcrthon weislich regier,
nit gewaltsam ihiranisier, ...
H. Sachs [der fuchs mit dem adler) fabeln und
schwanke 2, 103 neudruci:.
2)) da sie den plötzlichen ruckwend und spott des glucks
weder durch sanffsame noch gewaltsame mittel zuverbesseren
gewusst noch vermocht. Fischart Gargantua 339 neudruck.
ß) die bedeutung von vehemens: der wind wolt kurzumb mit
gewaltsamen plasen ainem, der über feld zog, den mantel
nemmen, oder jne zwingen, das er den mantel von im würfe.
FiscHART (ehezuchtbüchlein) 2,134 Hauffen; bei denen insuln
und werden . . ist zu unter scheiden, ob solche in dem flusz
nur anschüttweis nach und nach, oder aber auf einmal durch
gewaltsamen wassereinbruch entstanden seind. churbairisches
landrecht von 1579, II 3 cap. § 11.
y) die bedeutung von potens: nichtz tut er in bittender gestalt
und als ein gewaltsamer vatter. Terenz (1499) 115° {bemerkung
des Übersetzers); vgl. dazu gewaltsam, prächtig, imperiosus.
Hewisch 1591 (neben anderen angaben s. «.).
S) die bedeutung validus, nervosus: die rechten künstner
erkennen im augenblick, welclis ein gewaltsam werk ist.
Dürer (von menschlicher proportion) nachl. 228; dise seltsame
red werden allein die gwaltsamen künstner mögen vernehmen,
dass ich wahr red. 221.
c) die Wörterbücher nehmen erst vom 17. Jahrhundert ab kenntnis
von unserem adjectiv, so z. b. Hülsius, der das wort in der ersten
ausgäbe noch nicht aufführt, später aber (1614) bemerkt: ge-
waltsam, so mit gewalt geschieht, par force et violence. 16:;".
vorher hatte schon J. Meder (Ulm 1612) 261 violentus, gewaltsam
gebucht, später folgt Henisch, der neben gewaltsam, prächtig,
imperiosus, auch die bedeutug so mit gewalt geschieht, vi, vio-
lenter — anführt (1592). in den späteren Wörterbüchern wird der
bedeutungsurnfang unseres adjeclivs sehr eng gezogen und auf
die parallele mit violentus beschränkt, seltener werden impetuosus,
velumens mit einbezogen, beachtung verdient deshalb die angäbe
von Kramer (/Vürnfrery 1719) 2, 96°: gewaltig, gewaltsam, starck
vgl. oben sp. 5142; ebenso \oigtel, der auf die bedeutung potens
zurückgeht: gewaltsam . .mit gewalt versehen. 2,79.
a) gewaltsam, violentus, injurius, iniquus, injuslus, impe-
tuosus. Stieler 2425; gewaltsam adjectiv, violentus, vehemens,
quod vim adfert. Steinbach 2, 922; gewaltsam, violentus, vehe-
mens. KiiiSCH 179'; gewaltsam, violent, empörte, vehement, nou-
veau dictionnaire (Straszburg 1772) 339'; vgl. auch Adelung 2,649;
gewaltsam, forcible, violent. Hilpert 1,463".
ß) violentus, gewaltsam, gewallthätig. N. GtiRTLER 1,816;
gewaltsam violentus. Spieser 151 ; ebenso Weismann 156. Baver
290. Frisch 2,420"; gewaltsam violent, violentus. nouveau dic-
tionaire du voyageur (l703) 145; ebenso Uondeau-Büxtorff 254.
Venerom 74'; gewaltsam sein, to be violent. teutsch-engl. wb.
(1716) 769.
y) diese Wörterbücher beschränken ihre angaben zumeist auf
das adjectiv. vom adverb nehmen nur wenige — und diese erst
spät — notiz: gewaltsam, violens, violente. N. Gürtler 1, 816;
gewaltsam adv. violenter, vi, per vim. Kirsch 180"; ebenso Frisch
2, 420'; gewaltsam met geweld, op eene geweidige wijze. Weiden-
bach 436'; gewaltsam, mit f;ewalt, gewaltsamlich adv. vio-
lentamente, sforzamente, par force, violemment. Rädlein 381*.
d) diese beiden functionen, die attributive und die adverbiale
werden an gewaltsam in der gehobenen spräche des 18. Jahr-
hunderts für die bedeutungen vehemens, nervosus und im be-
sondern für violentus voll entwickelt.
5201
GEWALTSAM (adjcctiv) 1
a) diese btiden bfdeutungtn ngibtn j« nach dir «Uributhen
oder adverbuiUn /undio/i vrruhtedenartiqt abgr*ntungtn t*ll**
die lynvnyma gewaltig und (iewoUlblUg. für dk adttrhMle
funelion kommt gewalttliiUig Jtaufli m Mratkt, hier $leken in
der bedeutung von vioUntu$: gewalltara und nil geMotl, in
der bedeutung von vehement: gewalttan und gewallig in con-
current, du letitgenannten formen tind du woUutüwmektrtn und
getduliyen. für die altitbutive /unc/ion ul dagegn mit der 99U**
concurreni von gfwalltliUiig tu rechnen, et teifl iWk, dn» dit
neuere spräche manchen verbtnduniien teie grwallaamer aiaoo H. a,
aus dem wege geht, «eil sie bei persnnen und ftntnifHHtmtn ge-
waltlbfiliK torlieht und unser adjeetn mtkr M ahitraetionen
une dem nomen actionti verwendet. Aoilunc glaub! den ftgen-
satt von gewaitüain und gewalUliOtig auf anderem gebiete
SU finden: gewaltiain Ittsit die lillliibkeit der tnwenduog
der überlegenen macht uneniscbieden , dagegeo genalllbilig
allenial eine unbefugte gewait auidrOckt. %,Ub, diett UiUert
bideutung ist über aucli für gewaltsam ntcAl •«ifMcMeM««, das
iibeihaupt den weiteren umfang der bedeutung haL nlt betoU'
derer, unserem adjeäiv im f/egensati tu alten coneurrenxformtn
eigener zug musx die weitgehende enttcieklung des begrtffes 'smn/
im gegensali zur natur hervoi gehoben »erden, gewulltacn <•■ pe-
swungen , unnatürlich, kCinstluh. in der theorie teird dust
enlwicJslung allerdingt gelegentlich geleugnet: geiwungen und
gewaltsaui ist nirbt einerlei: dietes gebet nicht allein auf
die Stellung, die bandlung und den aucdruck, loadero aucb
auf die bewegung aller tbeile — gezwungen iat dat gegen-
Ibeil von der natur, und gewalliam das gegenibeil foo der
sillsiiinki'it unil dem wohlanit;inde. Wi<icai!LiiAii<i S, 221. ist
der praxis geht die entiticklung jedoch weit über dteu grentUnit
hinaus, vgi gewaltsamer tud, gewaltaame alellungen, fremder
und gewaltsamer gLmz, etwas gewallsam hervorbringen, ge-
waltsam lOsen u. a.
ß) dem gegenüber treten die prddicatiie function und ebenso
die Substantivierung rollsldndig lurüek,
I)) frddieative function.
a)) nach ikm bericbte des Diodor war er (Hiero) geiiig
und gewaltsam. Iliciooaii 1,10 anM. s»; Eiielino war eine
herrschernatur und, wie sie einmal sind, etwas raob und
gewaltsam. C. F. Mktcr di« kochteit des möneht \t.
b)) aucb sieht man keinen grund zu vermutbeo, dasz der
wirhel jemals gewaltsamer gewesen als gegenwärtig. GümK
(Uaekert) 24,318; wird aber der lärm gewallsam, dann gähnt
er, dehnt sich, reibt die äugen, und sagt: nun, nun, was
gibt's? {Rameau't neffe) 4&, 83; das übel war sehr gewaltsam,
doch nude ich mitb geschwinder wieder hergestellt als ich
hoffen durfte, (an grafen Brühl 2$. februar IMI) briefe 15, IS4;
weil aber die leidensehaften In der komOdie nicht so ge-
waltsam sind, als in der tragödie: so musz der komische
Schauspieler zwar die empflndung in einem gruszern arofange,
dt>r tragi.-«che aber in einem m.'innlirhern grade besitzen.
Lkssing (auitii; diu dem tchauspteier) G, 124; die natürliche
empflndlichkeit, wäre die anläge zu dem schnellen eindrucke
eines erbliikten, oder Qberdacblen gegenständes; die be-
weglichkeit der fSsercben, welche, wenn ich so sagen darf,
die pbisikniiscbe vorntellung bis zur seele bringen, je bfluUger
ihre Wirkungen, je zudringender sie sind, desto gewaltsamer
musz ihr eindruck werden. J. v. So.'ininrau brieft über die
Wienerische Schaubühne {Wiener neudrucke ',, 9\); der moralische
eindruck würde vielleicht gewaltsamer ohne diesen ausgang
gewesen sein: aber der moralische eindruck ist nicht der
einzige endzweck des dichter». 7,259.
2)) Substantivierung: dieser schwieg noch immer, die äugen
starr vor sirb hingeworfen, sein stillschweigen Ängstigte
mich, ich warf mich zu seinen fOszen. um gottes willen,
gnüdigsler prinz, rief ich aus, beschliessen sie nichts ge-
waltsames, sie sollen, sie werden die vollstflndigüte genug-
tbiiung haben. Scuillcr (geisteruher) 4, S4S: wer hier nicht
ein roher Schotte werden, unil die begebenbeilen seiner weit
mit seinem enge sehen und mit seinem warmen herzen
fühlen, und mit seiner starken einbildunj;skraft denken kann;
der wird über einförmigkeit in biUlern, Ober mangel an feineu
pensces und senlenzen, über dunkle kürze und häutige
Wiederholungen, Ober Wildheit, gniusamkeit, und ein gewalt-
same.« in Charakteren, über einfOrmigkeit der silten unter den
grossen und geringern, kurz Ober den mangel unsrer heutigen
artigen weit, und über das nirhtunterhaltende in Oszian
klagen. Heioer werke i, 417 (recrn^tonen) ; Fichte's ganze
GEWALTSAM 2 (gewalUame fluth) 5202
geistig« araclieiauog bat etwaa gewalUaaas, abar freiUck
etwaa bareiaeli'ltvaltaaines. k. ln»aMa»» ■«■argfcHw (wirto
t«, 172): wir MOgeo io Göthes z«tcboM| 4m nmkmatt tß-
rade den zug vemisseo, itt uds 10 ikr «tr •!!•• dNnkt*'
ristiscb scheint : daa rarkiicbuloaa MMlaba« im iaditUkMÜlll
... im 'CelUni' bat Gotb« ap«l«r aocb um« atilc «rfMSt:
jetzt hinderte ihn darao a«in« klaasiatercsi« aba<ii«i (•!••
das gruszariig-gewaltaan«. E. M. Maiin GMkt i,tH.
y) dit bedeutung vm peteni iil in der nmunm ifntkt fM«
verkümmert, tte ktnnl* tiiUmkl im «Mfra rnfmeUnufm §mtkt
werden, die steh jedttk anfMdk MM* ßr mJUm, mtnmm,
uhemens anziehen latten;
David war «Io rroncr blru, Mnrod «In g«waluaa itger.
rcirslso »ollen ««in deu voickes oicbt tersueucr, Modera bafar.
UcA» X.3.n;
er weist aucb, dass er viel so acbwach ood obnmlcbtig tat,
dem gewall »amen willen aeincs acbOpffers 10 wiederstcbeo.
BoDiaa und BauiiHcta dtscourse der mukter i,n {Kkrtdsmer
42, 2&).
2) die bedeutungen vehement, noUntut in der attrBmtiu»
function unseres oäjectirs. aueh hier Idtit sich der etnfmu itr
in die Verbindung tretenden substantn* auf du bidtu§t»l$
differensierung naehweuen , wobei jedoch an der «nsciaM war-
bindiing je nach dem tutamwunhang die nsannigfaUigkeä der
bedeutungen gross ut, vgL gewaltsame rede, »ratio mperba, im-
flata, arrogasst, vehement, ineilala, aerit, penelraut. SrtBUta MM:
Leonardo l.or«d*no, nlMlg« diebl
welch eine spracbe fithrti du?
doge. dl« der not.
die not entscboldigi kein K*"alu«m wert.
l*t«TSN ((19a *«■ Cambrai) 4.SI4t
ebento vgl die abstufungen in der Verbindung wut band: b«i
dieses biscbofs Conradi I zeiten ist Conrad pfalzfraf bei
Hhein, kaiser Fridenci 1 bruder, nil fcwallsamer band in
Stadt Worms gefallen, dieselb« geplOodart, beraubt «od iW
Schadens getbao. Zork Wormter ekmik » J^rwald ; arwiHlaa
eode gar die rechtliche frage auf, ob nicht den manosperaooea
erlaubt sei, diese feinde ihrer Zärtlichkeit mit gewaltaamcr
band anzugreifen? Lassmc {Vostuche seitung 174») 4*, 4t;
aber das angehture auch
Urne erwarten im irditcbeo leben 1
mit gewalitamer band
I6>et der morü aucb da« beiligsia band.
ScaiLLsa (braitz wn JfrMia« 4.4) 14.tM:
desto scbmertzlicber ist gewisz auch die trenooog, weon
neinlich in aolcbcr besten Vereinigung und erwOnscblea vcr-
mügen der gemütber, die (lewaltsame band des todta glaicb-
sam einen strich durchmachet. Psaturics hundert OMCrksnw
abdanekungen Iü9. vgL auch die drei bedeutungen de» mljttlim
in: er {Klopstoek) hat verstand, stolz und gewaltaMM «a^l»-
dung, ebrlicbkeit und melancholei. GBiicar es die grdlbs
Bentink 1757; frevel und frevelich aber heiszt bei anaara all«*
Schriftstellern alles, was in der biUe einer gewaitaaaca laidaa
Schaft gesagt oder getbao wird. Ltaaiüc (•Mertac* a« Is|«o)
7, 373; nicht anders floden wir aucb io Rellaa all« Maba«
heilen des lebens; nicht bloss die draogoale, die eiozalM «ad
nationen befallen, auch alle gewaltsamsteo leideoacbollca,
ausschweifungen und selbst rohbeilen unge/Qgelter roeaacbaa
natur. W. v. HiaaoLor gesthichte det verfallt der gruek. fhi'
Staaten , d. litteralurdenkns, U, 17*. vgl auek die akitufungn
in den Verbindungen gewaltaame auilcl, gewaltaaoter wet*e.
gewaltsame naturen, geister «. a.
a) für die bedeutung te« vehement und deren obMufimgtm
sind unserem adjeetiv nmr wenige der hei gewaltig Mifim
^ppen SH^npte*: «ummI dk bnkkung amf uthtnridstHsmngem,
seltener auf kifferbevNguugeu und »ninttveUt die hetiekmng auf
gemüthtbewegungen und innere rtgungm. im atleu fUen M dat
nomen actionit der bevarsugle bereiter des affrilaCi, das jedaek
auch auf die rerfattung und beanlagung naes iaÜnÜBaas oder
irgend einet abUracten begnfet anmemdung ftdU.
a) uaturerscheinungen: flaichvit aaa geiritsca |rwallaaawn
wasserschüsseo uod aiakrickta 4cr atrtMae oicbi sowokl dmdk
einen steifen damai dd4I «MtrstaaJ, als dorcb etaraa, ao
anfangs oacbgiebt, bemarb aber allartbHc skk adtel mai
fest wird, zu steureo. LsiB!<irs (««Mkc tftmke SS) ilnstsdk«
sehnpen 1, 4ö7 Guhrauer; vgL dazu dies« ibr« wortc inirdeo
mit einer gewaltsamen tbrineo-llotk beg laiteL J. G. Sca^aau.
imd Felienburg l, U2; ungläcklicbenretse trat, oarb gewalt-
aamem nogawitter, etoe «asserflutb ein. Güraa {das Lausten-
5203 GEWALTSAM 2 (gewaltsamer druck)
fest) 60,230; wir haben entsetzliche bitze erduldet die sich
gestern in ein gewaltsam gewitter auflöste, (an Jacobi 9.juli 1793)
briefe 10, 97 ; aber in der gewaltsamen kälte war es unmöglich
zu verweilen. (Hackert) 37, 210; die vier tüchtigen jungen laute
waren in der nähe thätig, wo ein gewaltsamer brand die
anniuthigste landstadt in asche gelegt hatte. (Wilhelm Meisters
wanderjahre) 23,9; eine bombe, durch alle Stockwerke durch-
schlagend, war in diesem räume geplatzt; die gewaltsame
luftausdebnung, indem sie inwendig alles von der stelle
warf, schlug die fenster herauswärts. {belagerung von Mainz)
30, 326.
ß) körperbeivegungen : das gewaltsame rütteln und schütteln
auf der reise hat, glaube ich, schon die hälfte der kur voll-
bracht. GöTHE (an Christiane 3. juli 1806) briefe 19,154; und
die klinke gab nur wiederholten und gewaltsamem drücken
nach. Imhermann {Münchhausen 1,1) 4,56; allein das über-
flüszig eingeschlungene geträncke suchte seinen auszgang bei
ihm überall, auf so gewaltsame art, dasz er auf einmal als
ein ochse darnieder stflrtzte. J. G. Schnabel insel Ftlsenburg
1,244 neudruck; oft ist es sehr gut, wenn er in denjenigen
augenblicken, in welchen geraeine seelen denken, dasz er
sich in der allergewaltsamsten bewegung zeigen werde, ganz
vollkommen ruhig zu sein scheinet. Lessirg (auszug aus dem
Schauspieler) 6^, 147; sie kam zu spät — diese feige reue, mehr
eine schwache tocbter der unentschlossenheit als der Über-
legung verdient sie nur vor dem menschenkenner als zeugin
aufzutreten, wie überspannt die wuth der leidenschaft in den
Urhebern der jetzt schon ausgebrochenen Jammerszenen ge-
wesen sein musz, dasz sie nun im augenblick der Vollendung
in die gewaltsamste abspannung aller ihrer nerven und krüfte
plötzlich sich auflöszte. Scbiller {geschickte der frz. unruhen)
9, 375.
y) innere regungen, gemüthsbewegungen : wenn also der zweite
unserer anfangs aufgestellten grundsütze richtig ist, dasz in
fällen einer sehr gewaltsamen Spannung der Interessen und
groszen entscheidung die Vernichtung der feindlichen Streit-
kräfte die hauptsache ist. v. Cladsewitz {feldzug von 1815) werke
über krieg und kriegsführungSfllS. ichwürdcihn.. wissen noch
zorniger zu machen, meine beruhigung wäre als dann diese, dasz
bei einem gewaltsamen zorne kein wehmQthiger gram räum ha-
ben könne. Lessing (misz Sara Sampson 3, 3) 2^,304; solche aus-
leger mögen sich auch denn darüber quälen, wie gott so gewalt-
same leidenschaften, reue, dasz er die menschen gemacht, innere
bekümmernisz und rächender zorn zukomme. Herder {archäo-
logie des morgenlandes A) 6,112; in der ecke der capelle oder
des saals stand ein kästen mit steinen, welchen Felix, der
seit unserer Wanderung durch's gebirg eine gewaltsame neigung
zum gestein bekommen, eifrig hervorzog und durchsuchte.
GöTHE (Wilhelm Meisters wanderjahre) 21, 39; denn die liias
und Odyssee, und wenn sie durch die bände von tausend
dichtem und redacteurs gegangen wären, zeigen die gewalt-
same tendenz der poetischen und kritischen natur nach ein-
heit. (an Schiller 28. april 1797) briefe 12,105; so durchschauerie
sie eine gewaltsame freude wie ein gebet. Jean Paul Titan
3,46; dabei erlebte ich den eigenen zufall, dasz während
der comödie ein schweres gewitter ausbrach . . lustig und
fürchterlich zugleich war der effekt, wenn bei den gewalt-
samen Verwünschungen des himmels, welche die Isabelle im
letzten akt ausspricht, der donner einfiel. Schiller (an seine
frau 4. juli I8ü3) briefe 7, 50 Jonas; ein gewaltsamer trieb,
a violent or forcible drift, instinct or instigation, leutsch-engl.
«»6.(1716)769; gewaltsame regung, passion violenle. Rondeaü-
Bdxtorff 251.
S) beziehung auf die Veranlagung eines Individuums: ich
glaube nicht, wenigstens läszt michs seine, in allen seinen
biidnissen, mehr kraftvolle und gewaltsame, als erhabene
Physiognomie — nicht glauben, dasz er jemals, selbst, wenn
er Raphaels schüler gewesen wäre, seinen hohen aus-
druck erreiciit haben würde. Lavateh physiognom. fragmente
1,80; es culminirt in diesen reden (an die deutsche nation)
der herbe, keusche und doch gewaltsame geist, der berufen
war, nicht einen Schacht der absoluten Wahrheit von lang
nachhalliger ausbeute aufzudecken, sondern für die praxis
mit gröszter schärfe den ausgangspunkt zu zeigen, den alle
besseren suchten. K. Immermann (memorabilten) werke 18,190;
gewaltsame, harte, rohe naturen können und müssen piiisisch
fest organisirt sein. Göthe (an Herder 20. märt 1783) briefe
6, 139 ; da man die betrachtungen über natur und kunst doch
GEWALTSAM 2 (gewaltsamer Überfall) 5204
einmal nicht los wird, so ist es höchst nöthig sich mit dieser
herrschenden und gewaltsamen vorstellungsart bekannt zu
machen. Göthb (an Schiller \&. September 1800) briefe 15,109;
ein gewaltsamer mensch, homo vehemens et violentus. Steinbach
2, 922 ; baron Hartley, ein guter vater, aber ein gewaltsamer
mann, wird frau von Murern dahin zu bewegen suchen, dasz
sie in die Versorgung miteinstimme, die er für Eugenien vor-
schlägt. J. V. Sonnenfels briefe über die Wienerische Schaubühne
(Wiener neudrucke 7, 189);
ich (pickellieiinQ) gehe demselben (Gottsched) gern aus den wegen;
es ist ein gar gewaltsamer mann
und hat mir übel leids gethan. Tb. Storh (gediclite) 8,256.
e) Verbindung mit abslractionen : Porcia's träum recitirten wir
um die wette, und in das wilde verzweifelnde gespräch zwischen
satan und Adramelech, welche in's rothe meer gestürzt worden,
hatten wir uns getheilt. die erste rolle, als die gewaltsamste,
war auf mein theil gekommen. Götbe (dicht, u. wahrh. 2)
24, 125; göttersöhne, Überwältigungen, ein rechten des geistes
mit dem fleisch: riesenmänner von namen und gewalt: eine
fürchterliche beschreibung der menschlichen boszheit: heftige
leidenschaften und grausame entscblüsze in gott : dies alles
in kurzem gewaltsamen ausdruck — das ist der Charakter
des Stücks: und nach dem müszen wir auslegen. Herder
(archäologie des morgenlandes 4) 6,109; abends mache ich in-
deszen den wirth ihrer pvomenadcn und suche bald durch
thee, bald durch saure milch die gemüther der frauen zu
gewinnen, indesz die männer von der gewaltsamen Parce an
den Spieltisch gefeszelt sind. Göthb (an herzog Carl August
12. moi 1789) briefe 9,117; der zerbrochene krug hat auszer-
ordentliche Verdienste, und die ganze darstellung dringt sich
mit gewaltsamer gegenvvart auf. (an Adam Heinrich Müller
28. august 1807) briefe 19,402; diese herren sind oft von ein-
drücken aller art so abgespannt, durch darbringnngen jedes
fachs und kreises so belästigt und — namentlich auf ihre
eilreisen — so ermüdet, dasz man sich nicht verwundern musz,
wenn nur die gewaltsamsten reizmittel noch auf sie wirken.
K. Imhermann (memorabilien: tagebuch) 19, 113.
b) mannigfacher und ergiebiger sind die gebrauchs formen für
die bedeutung violentus in ihren verschiedenen abstufungen.
a) zwang durch Waffengewalt.
1)) im einfachen kriegsverhältnis,
a)) gewaltsamer Überfall, impressio violtnta. Stieler 2425;
Gustav, um .le hälfte schwächer als Tilly, vermied sie (die
Schlacht) mit Weisheit; sein lager war zu fest, um dem feind
einen gewaltsamen angriff zu erlauben. Schiller (dreiszig-
jähriger krieg 1) 8,183; kurz, ein gewaltsamer zusammenstosz
kann hier täglich erwartet werden. Moltke (briefe 1848) ges.
Schriften 6, 157.
b)) die Juden weren feindt, unnd kundtschaffter, fielen sie
darnach an, mit anlegung gewaltsamer handt. Hedio übers,
des Josephus vom krieg der Juden (1553) 59' ; die weil es abent
waz, hat er sich aller gevaltsamen bandiung enthalten. 18';
ich mach mir aber doch obiger dednction nach, keinen
zweiffei, es werde, in betrachtung dessen allen, unter
unsein Teutschen, niemand so goltlosz, und aller treu
und ehren vergessen sein, der nunmehr noch dieses ein-
wurfifs, dasz man den evanegelischen religions- frieden nicht
zu halten schuldig, sondern dessen unerachtet, befugt sei,
sie gewaltsamer weise zu überfallen und auszzurotten, sich
gebrauchen, viel weniger darzu helffen werde, auszführlicher
discurs und bedencken eines deutschen katholischen patrioten bei
LONDORP 1, 254'.
c)) es war nichts natürlicher, als dasz ein so langer, ge-
waltsamer kriegszustand, in den die Römer Deutschland
setzten, alle sehnen eines körpers anstrengen muste, der nur
für schnelle, heftige bewegung gemacht war. Herder (wie
die deutschen bischöfe landstäride wurden) 5,681.
d)) gewaltsame herrschaft, seigneurie, maistrise, domination.
HuLSiüs (1614) 163"; gewaltsame herrschaft, dominazione, ö do-
minio violento, e sforzato, seigneurie, maitrise, domination con-
trainte et forcee. IUdlein 38i'; ein gewaltsamer besitzer der
kröne, an usurper of the crown. teutsch-engl. wb. (1716) 769.
2)) wo die streitenden gruppen staatsrechtlich nicht gleich geordnet
sind, entwickelt sich die nebenbedeutung eines verstoszes gegen recht
und Ordnung; das erstere, wenn der zwang von dem übergeordneten
theile ausgeht, das zweite, wo sich der untergeordnete auflehnt.
a)) wie wir die gewaltsame undertruckung anderer leuten
anschauen und betrachten sollen. Piscator (zu Hiob 24) an-
l
5205 GEWALTSAM 2 (gewallMme lliat)
hang dei htrhomuehen bibrlwnki (leio) M9*; Jrtiit Sirarb iprichl,
eil) k'tnignirh wirdt von aln«in voick tafi inder »ertcbnben
vun wfgen ungrrecliler und ge«ralii8n)«r Ibaleo. Sir. 10 *. 8.
M9' (um gewall, unrecbl uud geltzet «illeo, kompt ein
knnigre eil ^on einem voIck auffa ander. Larira): kAO'gl.
palent, wegen der allgemeinen ilrberbeit dea auf die uni-
vemitttl Holle von auawflrtigea Orlrrn zu und abreitender,
auch daielliot »ii b bellnilenden iludioiorum fnr alter lewalt-
•amen Werbung. KmuiüBKN $tudi-nUnlix>con (IhlU \VH) 7M:
icb werde . . nach Joiix In Frankreirb . . trantportirt, um da-
telbtt bi« zum fiicilen audiewahrt zu werden, dir den grund
dieaer gewalttumrn niatzregel anzugeben, bin icb niibl im
alanile. II. v. Klkibt hrieft an tfine uhu^iUr lU; wenn die
Vfrliutung auf gewalltamem und ungeteUmIdigero weg, von
unten oder von oben, uingealoazen vrerden aoll. htriehtt der
Frank fuittr nationalvtrtammlung (7) 49M'; hat man alao ge-
witllaoroe mosiregelD angeordnet und dadurch eioen eooflict
berlieigeruhrt, ao triffl die «cbuld und die folge nur die-
jenigen, welrhe die recbttverletxung begangen haben. (i)>0l':
ich bin der anficht, datz wir dem deulicbeu Volke acbuldig
•iod, in einer kurzen nfTcnllicIien bekanulmachung dirten
gewaltsamen hergang. . . dem deutschen volke kund zu geben.
(•)888&'; um zunflchiit die miltheilungrn det |iraiidenten über
die gewalt»uma Verhinderung der auf beute anberaumten
ailzung tu vernehmen. (fi)MW.
7)) wir aehen {in Walltntttint lager) ncbon eine lebhafte,
gewaltsume oppnailion gegen den generalistiuiut. ao wflrde
dieser pfaffa (tiler kaputtntr) nicht tprechen, wenn er keinen
hinterhall hlllte. tur tröffnung dt» Wrimanthtn theat*r$ {hrief
tom t&. octobtr MOS) bti llorraiitTin naehUu im SehtiUr 4, M7 ;
aber, girbt ea denn keine andern mittel und wege, den
mangeln, gi-brechrn und misabrfluchen einer alten verfaaaung
abtuhelfen, als einen getvaloamen Umsturz? Wkiano (auf-
tiiu über dit fran». rttolution) 2ft, 4M: im jähre Ifti« wurde
er {Gustaw ütruve), wie ao viele andere, tu einer noch
eiiremeren richtung fortgerissen , so dasz er ernstlich die
repubiik durch gewaltsamen Umsturz m Deut^cbL-ind ein-
zuführen trachtete. Scrack ein haU>tt Jahrhundert l, 13t ; 9gL
datu: ea musx eine ei Ziehung geben, die gewaltaame revo-
lutinnen nnnOlhig macht. AoiaatcH ntuts leben 1,342.
s)) über und neben ihnen erscheinen die gewnltthStigkeiten
gegen überwundene, dort rlrht Neopiuiem den tod seines
valera, hier vennOgen die Atreiden selbst eine heilige jung-
freu nicht zu achfliten. doch unfern dieser gewaltsamen
ereignisse ist eine verschonte zu sehen. GOtiib (Polyqnolt
gemählde) 44, tl<: darauf schrieb irh den von Rüchen, dasz
aie mir und meinen armen leuthen kurzum nlitrag thelen
um ihrer freventlicher, muthwilliger und gewaltsamer hand-
Inng willen. GAti v. Bkrlicbimghn 66 neudruck; wenn denn
aber doch ein jeder die partei vertheldigte, der er zugeth:<n
war, trunk und leideosch.-ift sich wecliselsweise steigerten;
so moszie ea zuletzt zu gewaltsamen sceneo hinauslaufen.
GAtmk \iioten s. dfron) 6, os.
ft) wo das indttnduum nh trager der machtentfaUung eruheint,
entwirkfll tieh die nebenrorttellHug ttttet itrafredillieken tergeheni
oder einet morolischm verschuldeni.
I)) gewaltsame that, exiorrion, vi$lene*. Hol«ids (1614) 163*,
ebento Hiniscb {ertorsio, fioienlia) I5»t ; {d«r kaiser) zeiget ihr
an, das/, er nun bed cht were, den ehreoschender der aie
in ihrem witwensiimde dermassen betrübet, und mit gewalt-
aamerthsl ihrer frewiirhen ehren beraubet, gebührlicher weise
tu stralTen. RrNTi<i6 Braunschtreiger ehronik M; gewaltsame
tbal, ettorsione, tioUnta, riolamente, ejlortion, riolenet. Häd-
LBIK asi'; gewaiUitm tbal. wioUne*. noufeau dietionnaire {Stratt-
bnrg rm) 839*; es sollte die erinncrung vorher gepflogener
freundsrhalTt aller gewaltsamen th.ttliclikeil vergessen, und
tu dem ende kein ander gewehr ala der degen gebraucht
werden KKssra atdichle (r.ii) im der KöntQsehen lebemhe-
ithrribung 46; Gallus aber, der seit der zeit beständig, ao
wohl auf einen gewaltsamen, als listigen anscblag geaouneo.
J. G. ScR^AasL hset Feltenburg t.l47.
5)1 diese episode Ist die gewaltsame entfühninf der Psallria
durch den Aschinna. Ltf-nnc {Hambtirgische dramttvrpt 1, 9t)
10', M3: es ist eher ein madeben mit gewalt entfahrt worden,
ohne dast es einer gewaltsamen enlfühning ähnlich ge.<eben.
(tmilia GalotH 9,1) 3,411; sehen aie: so ist es doch keme
gewalts.ime entführnng; sondern bloa ein kleiner — kleiner
meurhelm»rd. (4,7) 3,436.
IV.
GEWALTSAM 2 (gewslinmer tod) 5200
9)) e'ne gewaltsame vorentbatiung der gftler, « fortM» kU-
ding er detatning of tomu tüur My't yasirwie». kml$tk emfL
»b. (nie) :6e; einen gewaltteroer wrie« Sberfai'eo, U f»ä fütt
upon ent, lo ruth er iWte Hpm htm, eU, tbtnd* ; de nao k«-
klagte unterm 17. Julil denuoriret, 4asi fertcl>ie<(eee leoM
. . . ihres pachler ... die gefangenen flache . . . fewallseoMr
weiae binweggenommen. proeeti iwittke* dem raike t« BudinI»
und dem ritlerguU Ohna 174t, KimcHea derfreekle 4, M&: acbsa,
hier liefere ich dir allea, waa da auf der Tronkeoborg ge-
waltsamer weite eimtebOtzt und was ich »la deio tande«berr
dir Mieder zu verfcbalTeo tcboldig war, lurflck. II. v. kuHT
{Michael Kohlhaat) 4, 153; denn nicht immer itl drr aeerenb,
die gewalltame aneignung fremden eigenthum« auf dem meere,
ein verbrechen in den ao|eo der roentrben geweeeo. ileel*-
lea.' 13, 39«.
4)) tie haben aoch it>o, nein lieber |ot, wider 4ortor
Martinut Lulber, wie ein gewaltsame, wie ein yrtutaaie an-
gflllge und grimmif-e bullen aostgeen lassen. lloTTee (9er'
teuUeht klag an hermg Friedrich) I, 9M BdcUng: Jehova, tnfang
aller ding, .. . enibieirn dir. .. heil, and füge dir zu «isaen,
dasz der bollenfürst, Lucifer Salanas genannt, ... vor ana . . .
.'in und fOrgebracht, dasz ibm und der ganizen höllischen
gemein von . . . Jesu von Naxareth kurts vertcblener lagen
eine gewaltsame lurbalion und spoliation tugefOget worden
wäre. Jac. Avaia proc 9t (1680); berr ricbterl ei! welch ein
gewalltames verfahren! H. v. Kiiier {dtr teriratMttu krm§
7. aii/Tr.) 3, 9H ZoUing: gewaltsame mittel gebrauchen, te effly
wiolent rtmtdin, to um foul wuant. UuIkM - engl. »h.'M; ge-
waltsame mittel anwenden, emploitr det wuient rioleus. Ron-
DRAO-BotToarv 3&4, r^i. auch liiiMar l, 463*.
9\ du Mtuimng *$mang' itt in ihrer reine* ahttratUn fu-
tung wenig ergiebig, belekt wird ti* ertt durch den gegem-
tatt qegen die frei* natürUeh» entwkklung. im mUtelfunkt der
eintfhldgigen Verwendungen iteht die beliehU terhindung ge-
waltsamer Iod, die einerteitt die vortteUung der femltthmt nahe
legt andererteits gerade den gegensats gegen den organitehe* s«r-
tauf des leben tproersf es hertorkehrt und to t« den fedeutungen
^unnatürlich, getwungen überleitet, die in anderen werhndunfen
torherrtchen.
D) reine autprigung der bedeutung 'tmang' : dan sl wolle
seine gesthanke dureh-aua nicht annahmen, und wSgertesieh
so lange, bis andlirb vater und multer d.-ihrzu-kamen, und
ai mit solchen harten drBn-worten, dass si nimmer-mehr
fohr ihr kind solle gehalten warden, gewaltsaoier weiae
zwangen, aelbige an tu nahmen. Zcsan airioL Roiem. 117
neudruck; wrie viele Schriftsteller müssen mit dem gewalt-
samsten zwang auf etwas anders gedeutet werden, wenn man
darin dieae lebre nicht finden will. Latatu auttickte* ns Üe
ewi()kat (I7T5) I, 220.
1)) der ttrang als eingriff in die natürUehe enlwieklmng, he-
gleitet ton der nebenvortlrtlung der gewaüthat.
a)) gewalisamer tod, tgl. gewaltthSiiger tod, i. d,; aondem
muste . . . alle angenblick entweder vom feind oder von
meinen eigenen offlcierem Selbsten, ja gar von des benker«
band eines nnversebenen, gewaltsamen todet gewärtig sein.
GaiHiieLseAoaiii Simplte. (I6»i) s, KA: wenn die lebene-liair
sehr kurtt, bedeut aie caeteria parihus, sonderlich in beiden
banden ein kurtzea leben, oder gewaltsame tode«-{efahr.
pRÄToiius ceüeghtm nrietiiei (I7i9) 14; ein gewaitaMMr tod,
morte riolent«, «i«rt fMnf. RioLim 98t': 'inet ganthttf
todea sterben, nieHr dnn* mtrte tieUnU, etaere etMiMla^ mnemir
d\ne mort riolente, itre 1»/. ekeai«; eines gevmllf f 04kr
keines natürlichen todes sterben, U dte n» eetarol l«l • aje-
Itnt death. teutteh-engL »h. (I7I6I Itt: ein gcvrelitaner tod, imts
riolentd. Strirbach 3. 923. «^eue Bavu ttO*. RonttAC-Rei-
Toarr 3M (mort rioleme); an dem erstem alarh mein geliebter
valer eines achnellen, gewaltsamen todc«, den ich lange
nicht verschmerzen konnte. Bsiti* der anme eMwi im facini-
burg iTt: Kscc, Ober deutsches nniversitlttweets, aÜ rtck-
slcht auf kotzebuea litterar. Wochenblatt uad gewattteoMii
tod. l^sig ISI4; ein gewaltsamer Iod, • eiei««!, aggiftirrf
denth. HiLPiar l, 4H': der uniergang der gneckisdtea tUalen
hat aber noch das etgenlhomliche, dast er mehr einem gewalt-
aeaen, als einem krankheitslode gleicht W. *. Hoaeoter fe-
schiehte det wrfalb der gnerh. frenUaten, d. Ulteraturdenkm»h
m, ts&: das verfahrt« bei gewettaeoMa todesflllen betriBwi
. . . wegen der durch die ataataanwilte über gewaltsame todee-
falle tu führenden veneichnisse wird die Verordnung Ober
827
5207 GEWALTSAM 2 (gewaltsame ersciieiniing)
tUe Statistik der slrafrechlspflege das erforderliche anordnen.
Verordnung vom 11. September 1879, s. justizgeselze für Hadert
5,734; hinsiclitlich der Untersuchung gewaltsamer todesfülle
von inililärpersonen sind auch künftig die hestimmungen des
§ 13 . . . maszgebend. ebenda; warte noch, lord Salisbury, ich
will mit dir gehen, und das erhiheil dieses armen kindes,
sein kleines königreich von einem gewaltsamen grabe suchen.
W1EI.AND Shakespeare 3, 413 {Icönig Johann 4, 2); der letzte männ-
liche sprosse war als fünfzehnjähriger knabe auf eine gewalt-
same weise ums leben gekommen. Th. Storm (auf dem staats-
hof) 1, 59.
b)) es ist schon gesagt, dasz eine gewisse biegsamkeit einer
Verfassung das beste mitte! sei, um sie vor gewaltsamen
erschütlerungen zu bewahren, berichte der Franhf. naiionalvers.
(7)4967"; es wird eine zeit dauern, bis es {das volk) sich in
dieselben {die freiheiten) so hineinlebt, dasz die gewaltsamen
krisen und erschütlerungen von oben und unten aufhören.
(7) 4958';
solchen weclisel,
so plötzlich, so gewaltsam, zu ertragen, war
ihr weiches herz zu scinvach.
Wieland wec/.e 4,147 Hempel;
auch das letzte nothmittel des Osmanisclien Staatsrechts,
der gewaltsame thronwechsel, verspricht kein heil mehr.
TßEiTscHKE deutsche kämpfe (l) 12.
c)) 0 wie manch, sonst ehrliches weib, ist bei diesen
Zeiten nach jhres mannes todt, auf dem land, ausz mangcl
rahls, hülffe, trosts, mittel, underlialtung; auch wegen freund-
schafft, ansehen, forcht, gefahr unnd gelegenheit, durch nolh
oder gewaltsames heirathen, in frembder reügion verführet
und mit kindern an leib und seel zu schänden worden.
MoscHEBOScH insomnis cura parentum 18 neudruck.
3)) die schärfere ausprägung des gegensatzes zur natürlichen
entwicklung, gewaltsam = gezwungen, unnatihiich.
o)) so habe ich voriges jähr mit einem gewaltsamen an-
lauf die Helena endlich zum übereinstimmenden leben ge-
bracht. GöTHE an Nees von Esenbeck 25. mai 1827; es be-
durfte eines gewaltsamen entschlusses, mich auch hiervon
zu befreien, (dicht, u. wahrh. 13) 26, 225.
b)} wir halien uns einen despotismus des Orients aus den
übertriebensten, gewaltsamsten erscheinungen meist verfallen-
der reiche abgesondert, die sich mit ihm nur in ihrer letzten
todesangst sträuben. Herder (auch eine Philosophie der geschickte)
6, 482, ebenso 590; schon also die gewaltsame, unnatürliche
grösze des reichs Karig machte, dasz es zerreissen muste. (wie
die deutschen bisrhöfe landstände wurden) 691 ; nachmals gab es
noch einen gewaltsamen krampf in dem schwachen gescliöpfe,
der zuletzt in eine krankheit sich auflöste. Ihmerhann werke
7, 125; dem zeltcr donna Lucre/ias dagegen zerrisz der gewalt-
same ton das feine ohr. C. F. Meyer Angela Borgia 7 ; eben da
ich hoffe durch meinen knaben ihr wesen, ihre Umgebung mir
näher gebracht zu sehen, wie er mir vorm jähr das bild
meiner mutler zurückbrachte; so erleben sie den gewalt-
samen risz den ich in jedem sinne mitempfinde. Göthe (an
Zelter 26. märz 18()6) briefe 19, 117.
e)) gewaltsame freundlichkeit. Bctschky hochd. kanzellei
2438; dieser söhn war von guter und iielterer geraüths-
art, und hatte vom vater nichts als das ungewöhnlich
grosze, bei ihm jedoch mit spärlichem erbsenblondem haar
bewachsene haupt, welches er mit seinem halstuch zwischen
zwei spitzen Vatermördern derart einzuschnüren pflegte, dasz
die runden äugen stets mit etwas gewaltsamer freundlich-
keit daraus hervorsahen Th. Storm (der herr etalsrath) 6, IZS ;
was meine person anbetrifft, so befinde ich mich körperlich
ziemlich wohl, bis auf einen leisen kopfschmerz, den Schwieger-
mutter dadurch unterhält, dasz sie mir zu allen tageszeiten
mit gewaltsamer freundlichkeit starken rheinwein einflüszt.
BisHARCK briefe (14. april 1847) 49 Kohl; die überinäszige länge
und gewaltsamen gebärden mancher figuren sind nicht manier,
sundern die nothwendigkeit und der geschmack haben sie
80 gefordert. Göthe (an Schiller 14. aug. 1797) briefe 12, 233;
es giebt leidenschaften und grade von leidenschaften, die
sich in dem gesiebte durch die häszlichsten Verzerrungen
äuszern, und den ganzen körper in so gewaltsame Stellungen
setzen, dasz alle die schönen linien, die ihn in seinem
ruhigen stände umschreiben, verloren gehen. Lessing (Laocoon)
9^, 14 ; wenn hei den Griechen Schönheit das höchste gesetz
der kunst war: so mussten gewaltsame Stellungen, hässliche
Verzerrungen vom künsller entweder gemieden, oder herab-
GEWALTSAM 3 (adverbiiim)
5208
gesetzt werden. Herder (kritische wälder l) 3, 55; er, der in
der sculptur die geivaltsamsten und verrenklesten Stellungen
aufbrachte, wuszte in der baukunsl das edele maasz noch
weniger zu achten. G. F. Schuppe über die neuere deutsche kunst,
s. taschenbuch auf d. jähr 1S37 s. 79.
d]) eine gewaltige, aber nicht gewaltsame kritik, wie der
schriflgelehrten ihre, eine volle, aber nicht eigenmächtige
hypokritische gesetzlichkeit gehört zu den bedürfnissen un-
serer durch unenthaltsamkeit erschöpften preszfreiheit. Hamann
(fliegender brief an niemand den kundbaren) 7, 119; allein ich
fürchte sehr, dasz strenge Verehrer der religion mit der ge-
waltsamen ausdehnung dieser regel nicht zufrieden sein
werden. Lessing (briefe, die neueste litteratur betreffend 48)
8^, 124; du bist immer braver als man denckt, weil du doch
immer am ende das äusserste thust, aber dafür deswegen
auch kein poet, wie neulich iemand sehr wohl von deiner
offiinbaarung bemerckle, wo du denn doch eine gewaltsame
streifung in das gebiete der dicbtkunst geführt hast. Göthe
(an Lavater 5. juninsn) briefe i, 2ii ; als wenn jenes gewalt-
same verkennen nunmehr niclit ohne ein ausgesprochenes
anerkennen bleiben dürfe. (Wahlverwandtschaften 2, lo) 17, 327;
mir ist dieses gewaltsame fortziehen der Verhältnisse zu einer
handlung, mit deren gedanken man sich blos zu spielen
erlaubt hatte, äusserst merkwürdig, aber nun ist es unab-
änderlich geschehen, und ich musz reisen. H. v. Klbist an
seine braut (14. april 1801); da die lehrer wissen, dasz ihre
eigene zukunft zum theil von dem ausgang dieser examina
abhängt, so artet der Unterricht oft in eine gewaltsame dressur
aus. Treitscbke deutsche kämpfe (19) 247.
e)) dasz Ägisth mit einmal von dem Eurikles weggeführet
wird, und die Vertiefung sich hinter ihm schlieszt, ist ein
sehr gewaltsames mittel. Lessing (Hamburgische dramaturgie
1, 50) 9^, 398; schon in der scene, wo Lear die töchter wechsel-
weise bittet, ihn aufzunehmen, kam er nicht aus dem zittern,
gebrochenen heulen und fiel den begleitern einmal über das
andre in die arme, so gewaltsame motive so früh ge-
brauchen, hiesz sich die Steigerung unmöglich machen. Immer-
mann (rmejournajl, 3) 10, 18 ; ihr stilles, schlichtes wesen,
ohne allen schein, weder schön noch häszlicb, gut, wie das
tägliche brot, frisch wie das quellwasser und rein wie die
luft vom berge, besiegte vor seinen sinnen jeden fremden
und gewaltsamen glänz. G. Keller (Züricher novellen 340) 2, 110.
3) die bedeulungen vehemens und violentus in der adverbialen
function unseres adjectivs.
a) die bedeutung von vehementer.
a) bczugnahme auf naturerscheinungen :
nicht die nacht, die breii sich bedeckt mit siuliendcn wölken,
niclit der rollende donner (ich höre ihn) soll mich verhindern,
nicht des regens gusz, der drauszen gewaltsam herabschlagi,
noch der sausende stürm.
Göthe (Hermann und Dorolhea) 40,331:
ich trat wieder auf die bühne an den stürz heran und fühlte,
dasz der vorige eindruck schon verwischt war; denn es schien
gewaltsamer als vorher zu stürmen, wobei ich zu bemerken
hatte, wie schnell die nerve in ihren alten zustand sich wieder
herstellt, (schweizerreise im jähre 1797) 43, 156; leichte wind-
stösze kräuselten lebhafter die säume des stürzenden Schau-
mes, dunst schien mit dunst gewaltsamer zu kämpfen, und
indem die ungeheure crscheinung immer sich selbst gleich
bliei), fürchtete der Zuschauer dem übermasz zu unterliegen.
161; bald hatte er die vor ihm fortgerissene schöne erreicht ;
er fasste sie, wnsste sie zu heben und zu tragen; beide
wurden vom ström gewaltsam fortgerissen, bis sie die inseln
. . weit hinter sich liatten. (Wahlverwandtschaften) 17, 331 ; da
nun aber gewöhnlich, wenn unser seelenconcert am geistigsten
gestimmt ist, die rohen, kreischenden töne des weltwesens
am gewaltsamsten und ungestümsten einfallen, (dicht, und
wahrh. 8. buch) 25, 191 ; der regenbogen erschien in seiner
giössten Schönheit; er stand mit seinem ruhigen fusz in dem
ungeheuren gischt und schäum, der, in dem er ihn gewaltsam
zu zerstören droht, ihn jeden augenblick neu hervorbringen
musz. (schweizerreise im jähre 1797) 43, 166;
jetzt eil' ich zur holte,
unter mir .soll mein allmnchliger l'usz das meer und die erde,
mir zu bahnen gehharen weg, gewaltsam verwüsten.
Klopstock Messias i, 187 ;
80 im ringen das gewaltsam
des Jahrhunderts Kräfte schürt,
wird im wirbel unaurhaltsam
ihm des strebens ziel entPührt.
Roquktib gedichte (1859) 116.
5209 GEWALTSAM 3 (gewaltMiu aoTuseD)
ß) 6ri körpfibewegutif/tp.
0) ritte mich niebl (O Kewalttan an I
C.öiHt (füMtl I) 13.338;
Sachse wird sie ein|mckeD und vorher jeden tbeil besoadert
einwickeln, auch dat paket mit hindfaden nlcbt lo gewalt-
sam zutchnilren, damit die bOnde nicht leiden, (dn CkriUiant
4 aug. li«ou) britfe 21,33; sie sahen allerliebst aas, staunten
einander an, als »ie zusamnientialen, und Helen sieb mit
unmas/iger leiden«« haft, und doch halb lächelnd Ober die
vermumuiung, gewaltsum in die orroe. {leahlrnwandttthafUn)
17,939;
herr bOrgrrmeltier, zli-bk ilori an der icbUnel
to gnlil'» iilctii! fori! wer wiril to Ishk« lögern?
(er relttl telbti gowaltüom üle tcliiene »b und wirn tie nlllen
in deii taal.) UaiLLrAnii« {otiuhar 1) «^-i7;
•odilch hob er
den blick gen himniet, ballte to dl« fautl;
dann knirtchr ei mit den lAtinan, und dann drOckte
Heu küpT er to gewtlitom In deu nsckea,
alt wenn er mit dem hal>gel<nka ticb
die aurgelaufnen udcrn »prengao, und
dat klnn vom haUe ab tlcb reltiaD wollM.
Z. WiKiKR lempier nuf Cyprrn (»«»« de$ tto/t I) 4,3;
wie »lond bei iwinttig Jahr der tepier dir so schön.
Ihr wurdet beide jung tum reglmeul erboben:
nur da.-x tlcb der Auiiutl gewalitsm «logescbobea.
OsitsB a»>tichf (1133) 10.
3)) ein jnoglinK raun die flOgel regsn,
In llub und ba«i gewaUtam tlcb bewegen.
UAtub (4aMtl(er« nfioiheoif) 13,100:
aber als er nun das lagersirob umgekehrt und die weniprn
saclien, welche der enge, kahle rauui enthielt, hinweggelhan
halte, brach er gewaltsam susaminen. |iiHKi>iiA!«ft 4, b3; aber
bertig risz sich das abenieuer von ihm lus, sliesz ein ge-
scbrei aus, welches ihm durch mark und bein drang, warf
sich gewalts^im zu boden und rief, die bände vurKesIrerkl,
in einem wunderbar schneidenden tone: du willst mich vcr-
ratlien? tbtnda; plötzlich »tiesz auT diese weise ein langeü,
stärkeres madchen, das allgemein der hulzbock genannt wurde,
eine zarte gcslnlt so gewaltsam hervor und gegen den herrn
Jac(|urs, dasz sie erri)teiid und aufschreiend die bände wider
seine brüst stemmen muszie, um nicht an dieselbe hin-
tufallen. G. Kit lh« {Zünchtr novelUn) 0, 19.
9)) genau jenes spiel der Schulkinder, welches man ein
ktüdrücken nennt, wo -die luszrr.oten der baok nach der
mitte hin pressen, um die dortigen hinauszudrängen, die
mittleren aber sich gewaltsam ausdelmrn, um die finszeriitea
von der baiik abzusprengen. Keliks Züricher novtUen (Hii-
Iau6)l, M; in der that, Mylurd, das arme thier ächzte so
bange seufzer heraus, dasz bei jedem seine gewaltsam aus-
gedehnte brüst hatte ber>ten mOgen. Wikuno ühaktiftart
'1, 44 (mk u tuck gtfailt 3, 1);
0 rattlot dringen
wlll.it du gewaltsam
die brüst mir tprengen,
ich kenne dich. GsiaiL yauitttfterfer 10;
der bhtsenhals leidet mittelst des zellcnge\vcbe5, d;is ihn um-
giebt, und das bei der Operation gewoltsam ungespannt wird,
zwar einige gewalt, aber diese gewalt ist ohne gefuhr.
RiCMTiK chirurgisch* bMiothtk {X'Ti) i, h'A\ nu, ich will nicht
mehr mit meiner stimme so gewaltsam donnern; ich will
dir aus mitleid nicht das tromrorirell sprengen, weil du mein
schwieget voter wirst. Chr. G. Klkm« drr au/' (fen /'ümais ser-
tttUt grAnt\ WuKtr ntulrucke 4, 4S; da plötzlich unten vom
moor herauf schlug ein thierschrei an ihr ohr, heiser und
gewaltsam. Tu. Sruan (nbuils) t, 338; so lag er noch eine zeit
lang, endlich setzte sich das stockende blut doch wieder
gewallaatn in bcwegung; er konnte seine arme und fasse
regen. liataa*>N 3, too;
doch dle<ei lachen wsndelte »ich bald
in ein ortiarren, und zwei thrtoeu quollen
gewalitam aus den nurgeriiinea äugen.
Z. Wk«M(B lemiiler auf (>;>ri'ii 4,3;
iwel teelen wohnen, acli! In meiner brüst,
dl« ein« will tlcb von der andern trennen;
dl« «in« hall, in derber liebesln.«!.
tlcb an di« weit, mit klammernden Organen;
dl« andre habt gewalttam tlcb vom dufl
SO d«n («niden boh«r abnen.
GöTMB [FmnU 1116) 13.31.
y) g«mM*httttfungfn.
\)) nirgend;) fand ich mich aber tiefer in imincm innersten
gerührt, als in der katholischen kirche, wo die grOszte, er-
habenste inusik noch zu den andern kflnsten (ritt, das ben
gewalts;im zu bewegen, il. v. KLit>T en wir« biumt IM;
GEWALTSAM 3 (gewaliMin anralKu) 5210
all n.aln« »icio« Outen
tu dir. in dir c«walt*sn.
br«nB«nd«r s«Bata«bi flute«
rl«««ln durch mein f«b«in. ^
Gsisai, JmainäUdfr ISt
eben ao gewaltsam brach sich die lange verhalUM $iMU-
lutl buho. seine Iragodie 'liannibal' lag ihm be«oo4crfl »m
herzen, das manuscripl brachte er fast vulleodet mit Mn4
zeigte es mir in den ersten tagen nach seiner anknofL
Ihmlbmaiiii {mtmor(ä>iU*n : Grabb«) ircri« It, 3I*
3)) fuhr elnil uuauntalitam
mserwarti »lull und frei,
lockst mich nun g««Blt*am.
tOtS« Lorel«f. OnttL Jnnim*IU^0r t$t
gewalltamer halle sie kein dumpfer Khmeiz ergriffen, ale i't*M
klarheil. GOthr {mMkltermindUdialUn 3, to) 17, 331 ; die mfllUr-
licbe aberredungskuosi halle so gewaltsam gewirkel, 4aas
sie, wie eine blume von schwüler Sonnenhitze zosamme«
welkte, und tichtbarlich abzehrte. Uvilv» tolksmdrtktu t,Ui
ihre neuliche bemerkung, dasz die autfobruog einiger tra-
gischer sceneo in prusa so gewaltsam angreifend autgefallen,
bestätigt eine altere erfahrung, die sie bei der Mariane im
Meister gemacht halten, wo gleichfalls der pure reahsm in
einer pothetisrhen tituation ao heftig wirkt, und eioeo nicht
poetischen ernst hervorbringt. Scbillcb (an GMt 3. wui 179»)
brieft i, 3*9 yoMaj-
3) dieses ereigniss Qberflel mich um so onvorbereiter and
gewaltsamer, ala ich wahrend der schönen zeit des verkehre
mit Innocens ganz und gar auf die pulitik vergessen hatte
K. V. Saab Innoctnt 36.
b) di* btdtutung ton tioUnler.
a) b*titkung umf kritgtmueht und maftngtuaU.
I)) eine stadt gewaltsam erobern, urbeu rioknltr *Tpft§*an.
STBi!<BAtH 3, 933; indessen gieng es mit ihrer {dtr Argtttr)
flucht., nicht sonderlich gewaltsam (siarmiscb Jacoai) her.
denn so langweilig und standhaft die Laredamonier das ge-
fecht aushallen, bis der feind zum weichen gebracht worden,
SU bald halten sie, wenn dieses einmal geschehen, mit dem
narhsezzen ein. HtiiaANN Thucydidtt (IM9) 716.
3)) diese müssen sehr gutmUtbige leute sein; »ie sollten
sie es sonst ertragen, sich mit dem wenigen roahsaa er-
worbenen begniigen, und nicht den andern gewaltsam den
Qberdusz rauhen, der doch von ihnen herkommt? KuRCU
(retten ror der sündßuth) 0, 91.
ß) gttealtthat d*s tinulntn.
1)) sei's denol behaupte dich lo deinen pottea
gewaltsam, widersetze dich dam kalter,
wenn'« »ein mutz, treibt zur olTenen empdruag,
will, was ich nicht gut brlsze. mit dir i«il«n.
nur — tum verriter werd« nlcbu
ScuiLLBB (WaHtntlei»i tod 3,3) 13.343;
den mSnoarn nicht weichend an krafl und gasUll,
bekimpr leb gewaluam Ibr durch gawali
erworbenes recht
des stlrkern, und rieb« m«ia ganze« g«»ehl«cbt.
Lbithol« (/'ealArti/r«) 3M.
3)) einen gewaltsam anfallen, noUnltr tänittm imfdtTt. üraiii-
iiAcH 3,933; gewaltsam oder gewaltaauilich handeln, !• «d
r/oknlfy or forcMy, [ierrely er 9th*menUy, wHk wum ftret er
str*ngth. ttvistk-*ngL »b. (1716) 769. *b«mt9 HiLPaar 1,463*;
er machte tlcb dran ood wollt« gewalt»«»
Ihren vorraib b«ta«Un : das wart ihn üb«l geratiiea.
Uöraa [lUiiuke fmcln) 40.369 (U«ttac*«4: aalt gewall):
und tchoo dl« lamp' Im b«U« wollt* kh leaclMB,
als taut« Baiin«r»iimm«a, «in tumult
in meiner tocbter abK«lefD«a kaaaar.
als ob der feind einbräche. «Ich «rschreekl.
getchwlod di« uepp' fll' ich bieab. ick Oado
d;« kammerthür gcwaltMai eincetpreBgt.
scblmpfreden tchallen wdtkead mir «atgegeü.
II. T. Kititv (der i#r*radkeae tr»«) 2. 46 ttUimf;
etwas gewaltsam anpacken, alkni rri «mbiu vieimtet aiftm.
SlKiHBAcn 3,933.
S)) eine gewaltsam schwängern, f*r rim tlipum Umfrtre.
SifiMSAca 3, 933; ein mSdcheo gewaltsam entfahren, te earrf
e/f a ftri 6y ftrct, fm^ably. HiLresr l, 463*.
y) am$pr4p*mf dt* ktpift* tmdmdmtUtr iihtrkftuktU und 4b-
sUtifmmf dtr li|liils>nlHinBj 4tr fewilfHal; iWriotaa; z«m
btgriff dt* ttnnyn.
I)) Teukros bat, als Menelaos trscheint, noch keine an-
alalten tum begrAbnisz gem.-ichL dieser verbietet sie roh und
gewaltsam. K. laiBsnAxii (iWr dt* nstmdtn Aj*s dt$ StfktUa)
17, 431 ; die vögcl sangen zu OMinter im sonneuscbeio,
J27*
5211 GEWALTSAM 3 (gewaltsam nöthigen)
dasz mir alle traurigen gedanken vergingen, sobald wir
in den wald kamen ; nur den an Julianna muszte icli
gewaltsum abwehren, um nicht welch zu werden. Bibmarck
briefe an seine frau s. 328 ;
ich wollte mich schon oft
gewaltsam von dem bösen druck befrei'u.
der mir die allgemeine lusi vergällt.
F. V. Saar {Heinrich IV. 2) 4,1 s. 90;
wohl schwillt mir hoch die brüst mit raschem klopi'en,
seh ich, im aogesicht des schweiszes tropfen,
die junge zeit, wie sie gewaltsam ringt.
GüiBEL juniuslieder 85.
2)) in affeklen also, 'wo die natur (der trieb) zuerst han-
delt und den willen entweder ganz zu umgehen oder ihn
gewaltsam auf ihre seite zu ziehen streiit, kann sich die Sitt-
lichkeit des Charakters nicht anders als durch widerstand
offenbaren'. Scuillbk {über anmuth und würde) 10, 109;
o! sie zwingen mich, sie stoszen
gewaltsam, wider meiaon willen, mich hiueiu.
(Piccü/omint 2,1) 12,100;
Moses, der die quelle aus dem felsen hervorruft, ist zum
gegenständ der rückseite einer medaille vorgeschlagen . . .
Moses, der im sinne Rafaels (siehe dessen bibel) das wasser
mit einem kurzen stabe mehr hervorlocket, als gewaltsam
hervorschlägt. Göthe (an Nagl 24. märz 1804) briefe 18, 91 ;
gnäd'ger herr — als ich
vorbeiging au dem bilde, risz es mich
gewaltsam zu sich nieder.
H. v. Kleist {familie Hcliruffenstein 1,13 1,81 Zolliny;
lassen sie mich augenblicklich! rief die marquise; ich be-
fehl's ihnen ! risz sieb gewaltsam aus seinen armen, und
entOoh. (die marquise von 0.) 4, 43; er schlich sich heimlich
zu den werken, verdarb manches schadenfroh und hatte einmal
durch ein geschickt eingeworfenes hemmnisz eine dampf-
presse gewaltsam zum stehn gebracht, dadurch aber beinahe
den mechanismus zerstört. Imhübhann 7, 23.
3)) jetz weiss ich nichts mehr, ausgeleert hab ich
der werte köcher und erschöpft der bitten kraft,
im grabe ruht der euch gewaltsam bämligie,
und machtlos steht die mutter zwischen euch,
volleudeil ihr habt freie macbtl
ScuiLLKR (braul von Messina 1,4) 14,31;
doch war's, als ob das schrecken
der hölle zwischen sie und mich sich drang,
und das geständnis, das sich oft zur lippe rang,
gewaltsam immer wieder rückwärts zwang.
Z. Wernkr vierundzwanziyste februar 743;
durch herbeirufung magischer weltschicksale ... die das volk,
indem sie dem egoism seine letzten stützen rauben, gewalt-
sam nötigen, sich nach einem festeren anker, nämlich nach
einem im unendllclien und ewigen wurzelnden umzusehen.
Z. Wkrnkk an Varnhagen (1806), Euphorion 2, 361.
S) der zwang im gegensalz zur freien entwicklung.
1)) sie raffte von dem stosz sich
der ihr die brüst zerrisz, gewaltsam auf.
H. V. Kleist (Penthesilea 13) 2,357;
jetzt aber krampft gewaltsam sich mein herz,
mir ist, als wäre dieser augeublick,
der schwindet, wie ich rede, nur noch mein.
Hebbel Genoveva 1,2;
dann kehrte er sich gewaltsam ab und ging zur tbür hinaus.
Tb. Storm (Immensee) 1, 37.
2)) er presst gewaltsam die geballten bände aufs herz.
bühnenanweisung bei Ghillparzer (Bianca v. Kastilien 5, 8)
10, 189; ich lag mit dem gesiebt gegen die wand, um aber
der geliebten mutter die freude der Überraschung nicht zu
verderben, kniff ich die äugen noch obendrein gewaltsam zu
und hütete mich, mein Wachsein zu verraten. KjSgelgen
Jugenderinnerungen 44; es zuckte um seinen mund, als drängten
sich Ihm worte auf die lippen, die er gewaltsam wieder in
sein inneres verschlosz. Heysb (Helene Morien) 4, 96.
3)) was nicht vermag, den grund erhabner pflichten
den endzweck meines seins gewaltsam zu zernichten,
kann wühl ein übel sein, doch zweifelhafter an,
das durch die Weisheit oft zu einem guten ward.
Uz (die kunsl stets fröhticli zu sein) 250 Sauer;
du kennst die sage, dasz wenn jemand gewaltsam umgebracht
worden ist, sein geist als gespenst umwandle. Auerbach
schatzkdslkin 2, U; viele menschen schlagen die zeit gewaltsam
todt. ebenda; wie fast alle Verbindungen, die er (Döring) vor
seiner anstellung In Berlin sihlosz, löste er auch seinen
contract mit der Hamburger bühne gewaltsam. Uhdk das
ttadttiteattr in Hamburg 78;
GEWALTSAME, GEWALTSAM
5212
treibt denn der bäum der lust bolz so im überQusz,
dasz man gewaltsam ihm die äste rauben musz?
LEssI^G (au herrii MariJurg) 13,248.
4)) du hast mich hier
als einen wüihenden getroffen.
dieser bat alle schuld, wenn ich mich schuldig machte,
er hat die gluth gewaltsam angefacht,
die mich ergriff und mich und ihn verletzte.
GöTUE (Tosso 2,4) 9,160;
aber diese Veredlung des geistes ist bei vielen nur ein un-
natürlicher zustand, durch eine lebhaftere wallung des bluts,
einen rascheren scbwung der phantasle gewaltsam hervor-
gebracht. ScHiLLEB (pliilos. briefe) 4, 44.
6J) aber diese Systeme (die wellbegebenheüen unter einen
gesichlspunkt zu bringen) haben meistentheils, auszer dem
fehler, nicht geschichtlich und am wenigsten weltgeschicht-
lich zu sein, d. h. die begebenhelten gewaltsam zu behan-
deln, und ganze theile, die nicht in den sichtbarer ver-
knüpften hineinpassen, zu übergehen, noch den, das menschen-
geschlecht zu sehr Intellektuell ... zu betrachten. W. v. Hom-
BOLUT belrachlungen über die Weltgeschichte, d. lilleraturdenkm.
58,55; das bedürfnisz, völlig allgemeine und abstrakte be-
griffe, worauf sich vorhandene Wörter nicht gut anwenden
lassen wollen, entweder durch völlig neugebildete, oder ge-
waltsam übertragene ausdrükke zu bezeichnen, (über das
Studium des altertliums) 14.
c) die Verbindung des adverbiums mit adjectiven ist bei gewaltsam
im gegensatze zu gewaltig auf ausnahmefälle, wie participien oder
auf beispiele syntactischer Verschiebung (vgl. Schiller 14,318) be-
schränkt, einigemale ist die asyndetische Verbindung mit anderen
adverbien belegt.
a) dieser (der Amerikaner) hatte trotz mancher zuthulicb-
kelt etwas gewaltsam zugeknüpftes und starres. Aubrbacb
neues leben 3, 26u ;
in den einsamen sennhütten kehrt' ich ein . .
und fromme ehrfurcht schaffte mir mein Unglück
vor jeder pforte, wo ich wandernd klopfte,
entrüstet fand ich diese gradeu seelen
ob dem gewaltsam neuen regiment.
ScuiLLER iTell 2,2) 14,318.
ß) montag denck leb von hier, dienstag von Jena zu gefan;
wenn es der wllle der himmlischen ist, die seit einiger zeit
gewaltsam liebreich über mich gebieten. Gö^HK(aii frau von
Stein 21. juli 1786) briefe 7, 250;
nicht jeden leitet ein gelinder gang
unmerklich in das stille reich der schatten.
fewaltsam schmerzlich reiszt Zerstörung oft
urch höUenqualen in die ruhe hin.
(natürliche tuchter 3,4) 9,316;
die Parzen, das leben abspinnend nach dem buche des
Schicksals, links sitzt Atropos mit untergeschlagenem bein,
mit geöffnetem munde; mit energischer geberde zerrelszt sie
den faden, auszerordentlich schön, gewaltsam grosz. Ihhbr-
mann (memorabilien : fränkische reise) 20,80.
GEWALTSAME, GEWALTSAM, f., ganz vereinzelt auch als
masc. nachgewiesen, Substantivbildung zu dem eben behandelten
adjectiv, vgl. gewaltsame bei Lexer 1, 974, nocAf/aj 207. über
das geschichtliche Verhältnis zwischen beiden nominibus s. u. — das
Substantiv gehört von seinem ersten auftreten ab (1214) durchaus
der rechts- und geschäflsprache an, in der es die bedeulung von
polestas mit den verschiedenen an gewalt (s. d.) oben belegten
privatrechtlichen Verzweigungen des begri/fes zur geltung bringt,
seit dem ende des 15. jahrh. wird auch die Vorstellung der vio-
lenlia an unserem Substantiv entwickelt, dus in dieser piägung
in die allgemeinere litteralur überdriiigt, vgl. die beispiele aus
Hütten, Fischart, Kirchhof und den Chroniken, vom 11. jahrh.
ab sterben beide Verwendungen rasch wieder ab, sie werden nur
in Wörterbüchern, vor allem in den Sammlungen zur rechtsprache^
vorübergehend wieder aufgefrischt.
der Wechsel zwischen apokopierlen und vollen formen, den
Luxer o. a. o. mit dem gegensatz im genusgebrauch identijicierl,
ist an diese unterschiede nicht gebunden, ausgesprochenes masc.
ist überhaupt nur seilen belegt: si stunden solichs jres ge-
waltsams ab. monumcnta Boica 2b, i9l, »y/. Schmeller2^, 909;
darauff sich dann . . . der hertzog etc. etlicher derselben
liaab und guter auch zu seinem gewaltsumb unterzogen.
Urkunde kaiser Friedrichs III. (1465) bei Haltaüs 697; da sie
sich binfuro solches aigenthätlichen gewaltsains und furnemeiis
gegen den unsern enthalten, der Frankfurter rat (1561) bei
Haltaus 698.
5213
GEWALTSAME (poletl»)
GEWALTSAME (poIcstM)
5214
die apokopiirttn formen und auch am autgtifrothtnen ftmi-
nt)ium hticgi, tii wvgen tu dtn o$terrtichiiclnn teeitthtimern und
tntipreclunden urkund>-n, vor allen in den }(iȤeTtn reeMt*qiuUeH
tOT. tuf 6$terreichnehem gibitt itt iieti apokop^ mü dir tnt'
wieklut>g eine$ labialen vei lehluttlautct verknüpft (vfL g«walt-
•amb uslerr. wi-iith. t, 474. 470. b, 20«. 3, IH. I, 33", vfi Halt-
Au« 0U7. Matr «//i(am« S2l'), dir beim ober$ehwdbu€tten $ehTeiber
det Iruchietten von Waldburg auch vor dem auiluulenäen vceat
ertchtml (gewull'>sinbu bt\ Baumann b68).
/ur die volle form hat der auslautende vetti mne quoUtät m
der tcliiribung lange fettgthallen, vgl. gewalUami Werdenberger
uritHnd«fi von 1314, ötterr. wciM. t, 103. 333; Bahnger urk. v. 1403;
urk. kalter Maximtliant, vgU dte belege aut SciOrru!«, Gitiu*
OiiKm und den monuffl. Boiea. du tchwäi-hung det voealt ist in
den monum. Zollnana, in den acttn tum bauernkiuge und der
Schweitn ehrontk [ur geHaltsuiu« -> potetleit btUjt, ebento i«
den metsttn betspulen für gewaltiame <— vioknlia {bei Hottih
und Th. ZwKirKL gewaltiainin, gewallaam). la der form ge-
wall8amB buchen sodann die tamlliehen wirterbüeher datjenige,
WM tie von denk absterbenden worte noch Witten, to Hk.iikb,
Willis BH, BetoLD, SATTLta, Stiilkb, B*tia, Falten, «ur EtTua
bedient tich der »pokopierten form.
der Charakter det abstractumt bringt et mit tieh, datz das
iii6j<an(ii> an und für sich dem pluralgebraueh teiderttrebt : die
vurgeacbriben dOrffer allü mit allen ireo rebten gewaitaomi
Dulien uod zuKebOnleo. baltngtr Urkunde von t403 bet RsTacBil
aUwürt. statutarrechte t&t. andererseits »trd aber aut tolchen
Kendungen, dte dat subslantiv in die Verbindung mit dem plural
von tynottymen bringen, der plitralgebrnuch auch am coUectiv
entwickelt t. u.
1) die bedeutung von potettat.
a) die bedeutungsgeineinsehaft mit gewabraaro (<.'•) tpringtbei
den niesten belegen in dte äugen und must lur trkldrung
unserer mortfonn selbst herangezogen werden, ste fuhrt itiu auf
verbiitdungen dte auch am Substantiv gewalt, wenn dieut der
bedeutungtverengerung durch die kennseiehnung eines bestimmten
triigert unterlieiit (vgl. sp. 48^2), tn reichlichen mauste belegt sind,
vgl. tp. 6044 /f. 5047. 3u diesfn Verbindungen bilden du ältesten
gebrauehsformen in der gewaitsume etaea andero «eiu, uuder
die gewallsaine eines andero bringen eine paraUele. t» be~
traeht tu liehen itt daneben noch dat adjectiw walUani, doj
freMch nur einmal beleijt ist (aller giüt aio walUam fas.
wutster AiTWkBT IM, tl, vgl. Lbxkb 3,tt63), das aber ebendort
unabhängig vom adjeüiv gewallsum auf das verbum walten
turüekführt.
a) wir aolleo och alle diu guter diu in unser gewallsaini
gelegen sind, diu unserm berren dem biscbuf, oder ^im
gotzbua, dem rapitel, den dienstlüten oder lutea, vou des
kriegawegen abgedrungen sind uud innehabend, widerlasseo,
als verr als man «laa bewiset mit dem rechten, und mit
galer kundscbaft fOrbringen mag, und wir des unterweiset
werden an alle gewerd. Werdenberger Urkunde von 1214 bei Mobr
Urkunden tut gtsch. Ratiens; denselben alukcb allen mit sampt
der kapeilen und mit dem garten, der bintten an den be-
oanten stukcb leit, denselben stukcb mit aller aciner zu-
gehuruDg vun dem dach uncz auf di erdeo babeo ai in zu
ircu uod irs goczbaus ooldurften vorbebalten in solber
wainuog, das der beoant slokch mit obgemeldter seiner zu-
|«horung in irer gewaltsam und mit versperrung beleihen
und sein soll. Urkunde des klvstert Goldenkron (1441), rcr. attstriac.
föntet 3, 97, 439; darumb, lieber in gottsun, abbt, so haben
wir uns diner gepurlicben pitteo gnädigelich geoaigt uod das
münater Owe, das dann (Arwar uoder gewaltsam) und grecb-
ligkait saot Peters gehörr, das du ietz mit gunst guttes «er-
wist, . . . ulTgenouien und empfaDgen. Galius Ubkim ckronik
von Reichenau 134; too kindeo die in gewaltsam irer eitern
oder «orniuoite seio einich schulde hinter joeo oit zemachen.
Nir9k«rfer rfforeial^e» (1479) li*; und noch in aeioer gewalt-
aui kak. sttttutenbuck i&ft4 hl. 38*.
ß) dadurch war uns unser romzug gesperrt, nod die kai.
chroo mit sampt gantzem Ilalia io seio gewaltsam] ood re-
giening kernen und gevalleo. Maxihiliaii an die reiehsstdnde m
Lindau (UM) bei Kitvru. 1,311; all ir goadeo uod freibaiten
. . so die in kaiserlicher gewaltsam kumeo wirdet, die aber-
mals coo tirmif re n. urk. sur gtsch. Mas. nr. S0& Ckmel , dem heiligen
reich zu entliehen uod under sein gewaltsam zu bringen.
koiurbnef (Auatburg WA) bet DiBFENBAce-WcLciRi «19, rgl. in
ir gewaltMuib bringen. Maia «püvBM (1604) 331'; dt auf irer
fttrol lieben gaedea orkar am inaleflexieche persoo betrrtuo
wurde, so nag ir fOrttl. go. nrbarnebler, da er an der band,
nach deD*elbigen greifen und »olcbes alsobaid deo Isod*-
pflrger erioderu, damit er komb uod die'elbig «oo dem urbar
gefeoklich wie sie mt gurti unbfaogen tu aemer gtwallaaa
biiug. Undttcht vom Warteufeli {IMJ, tittir.ißetuh. l, l'j»; to
sol uod mag er aioen oder ner seiner nacbbem »u im m-
fordero, nach demselben greifea uud io der herr»«kafk n
Milllslatb gewallsamb briogen. bannlaidtny sm Jf'iMali (lt. «.
17. )ahrk.)f ebenda •, 410 i und wigert aicb des zu meioer blodeo
oder gewaltsam zu überantworten, ttatutnbuck IMI M. 3i* n. «. ;
wurden schedliche leit io dem laodger.cbt gefangen ood in
des landricbters gewaltsamb bracht, es aeie aio oder OMbr,
itt ein ancleger vorhandeu, der eoll duiuit gefahren mitTar-
gwissuog ood recbirartiguog aia recht und tun allers h«w
liummen ist. landreekt im Lungau {handtehnft i«>73), itUrr.
meitlh. t, 3SS; wer solliches iLerfuer und damit tietreleo wurde,
soll von iedem »tamb, er sei klaio oder grosz, zwei phuot
peroer puesz zue gehen verfallen sein, und darzoe sollicbe«
verpotenca bolz zoe der gemein baot ood gewaltsamb genomen
werden, ehehaft der nachbatschaß tu Inzing (1016), ebersäa 3, Ift.
6) dU bedeutung *gerechUame, tustehendet reckt, befufi»,
die an gewalt verkdUnisntditit vpdrhch entnckeU iii {vgl tp.
49U. 49&9/f.), hat unttrtf $tAtUMliitildunt in der alteren ipracht
Verbreitung und iieltung gesichert; tie entspringt aut dem abf-
luten gebrauche det wartet.
a) ich Jacob too Scharcnstetteo bekfloe uod vergidl oCes-
licheo mit disein brictr..daz ich . . miii«o buf ze Fynoiagen
gelegen . . mit allen den rechleo ebefftio gewunbaiten diensteo
nutzen und galten und der vorgeoaot huff mit deo vier feldeo
und ieglicbs besonder gillrt oder gilteo mag an claioetn an
grossen mit be-ietzzen und entsetzzen und mit aller ebefltio
gemainsemio zwaogstlio gewaltseoio (verkaufe) alt ich deo
merengiu Jare bis her uff disen blutigen lag bracht tao
gebebt und genossen ban. (t3S4) monumeulm Beica n,mi
gebend ... die vorgeschriben dürffer allü mit allen iren
rehten gewaltsami nutzen und zugehOrden, es sige an loten,
an guten au Zinsen . . . und mit allen andren iren rechten
gewaltsami nutzen und zugeburden im hümenbin ierme ze
babeo. kaufbrief für die fette Sciiohburg (Balingen 1403) tn Rbi-
sr.BBR IS4; die obgenanteo dOrfTer und willer allü nit lüteo,
mit guten, mit Zinsen, mit gelten, mit boltz, mit feld, mit
Wasser, wunoe und waid, und beaunderlicb mit allen irtn
rehten, ehaften, gewaltsamen, nützen und zägehOrden wm
daran, darin oder darz& gehöret, als das unser lieber berre
und valter von lelit gewaltsami oder gewonhait inoe, her-
braiibt, gehept und genosseo hat, es sigeod kilcheogesStz,
zeobeadfo, nütz, dienst, zins, väll oder gelt, kleine and
giOsz, nülzit usgeoomeo. brüderliche erbleuung twitcktn da
grafen Fritt det älteren von Hohem, töhtten (13. tept, 1403\ mso-
nHm«n<a Zollerana t, 470; wir . . . babeot ... zu nozen und
zu niessende versetzt unser uod der vorgeoaonleo ooaer
stifTt zwei dOrffer mit oainen Bergbollz mit dem flasslein
daselbs und Celle, mit lOleo, . . . mit gewrrffeo, banwin,
Wonnen, weiden ... mit aller herlickeii und frewaltsjoieo,
nutzen, teilen uod rechten. (Murhack it&o) bet ScaOrrua AUat.
dipiom. 3, SS» ; rtUeai tt pagum Steiobeimb mit loten, giilt.
gutem, Zöllen, vogteien and gerichteo, uod ait aller gewah-
same und berrlicbkeiten, freveln und füllen. Urkunde trafU
von Hohenlohe atu t4&7 ^i Haltaos «9»; item dea cratea, das
der vurgenaot junckher Rudolff Giel aio eftta ni Mcfc
kumeo in dero band uod gewalt Bargow leaier koaipl da-
selbs zu burger uod uff der rnttllerrgg togt uad kerrea sbd,
und sigeo an deo enden iro gericht zwiog und peno and
alle berlicheii ait aUar gewalliami, aaiteleaaiea die hockea
cericht. Gaiaa ■riiHlfii 1, IM (d/iMaf m iarfaa !«•); itaa
dea ersten, siad gariehl, tiriaf aad biaa aaad all« karückail
im geriebt zoo Tablett aioa benea aood golzboa zao eaot
Galleo, mit aller gewaltsami nnad gerecbltigkaiU I, 333 (4^-
nung tu Tablalt U'l, 5i. Galten): so ist dawider auch, das
ein abht voo Kempten die linser Bit steurca, diensteo and
aller gewaltsame innegehabt and dabei plaibea aolle. eaCerl
d#j fArstabts tea itmftem auf die bntkmni« dm jetuteailiafi
bei BsonAX!« attf u.
ß) dieweil aber ir und eare mitbrüder eoch daoebeo mercken
I uod teroemmeo last, keioem herra aioiche gehorsame mer,
: wie too allers hero, zue thueo, noch zue beweiseo, noch
j euch in eur Vereinigung understandea, eora barra ir geataJt
5215
GEWALTSAME (polestas)
GEWALTSAME (violentia)
5216
und gewaltsambe mit gebot und verboten ziie entziehen, auch
durch euch selbs eurs gefalleas neu gevvalt und obiigkaiten
zue setzen, der sehreiber des truchsessen Georg von Waldburg,
bei Baumann quellen zur gfschichte des bauernkrieges in Ober-
schivaben 558; es haben aber dennocht die bischolT, vom
ersten einsatz s. Olhmars bisz au£f Gotzbertuni hinausz zu-
rechnen, die gewaltsame über s. Gallen Cell bei 60 jaren in
ihren banden gehabt. Stumpf Schweitzer chronik 357* (1606).
c) die bedeutung 'vollmacht', die bei gewall eine auszerordent-
liehe Verbreitung gefunden hatte {vgl, sp. 4933 /f. 4961 /f.), tritt
dem gegenüber an unserer substanlivbildung sehr zuri^ick, sie
entfaltet aber immerhin die ganze mannigfalligkeit dir dort be-
legten Verzweigungen.
a) noch deüainerlei gewaltsam noch rechts darüber haben
sollen ze gebieten weder von vogti noch dehainerlai zwank-
sali. Urkunde von 1407 bei Haltaus 698; in dem allem sollen
die zwen gewaltsam haben, in hernach beschribner masz das
alles nach dem nuzesln zu bedenken und ze handln. bi:trger-
ordnung von Mitlersill, öslerr. weislh. 1, 298; ist aber ain ort
oder mehr im gericht, das er nicht selbs versorgen mocht,
düselben bat er vollen gewalt ze sezen ainen andern prabst,
doch daran ain richter und die geswornen ain benügen und
gevallen haben, und im an seiner siatt gewaltsam zu emphe-
Ihen, und der gesazt prabst sol auch alle die gewaltsam und
gerecbtichait haben zu volfiii en, so geschriben stet, lanlsprach
des gerichts Glurns (15. jahrh.), ebenda 4, 8.
ß) und sunderiich wan das egenant gottsbaus in solcher
mas gefreiet ist, das es . . . nur allain seins abbts und seins
kastvogts underihanikeit seit gehorsam sein; als auch den
nu mit erbschaft und rechter gewaltsam an uns und die
herrschaft von Osterrich gevallen ist, das wir des gottsbaus
kastvogt sein, und seine leüt und güeter ze versprechen
liaben. Urkunde herzog Friedrichs v. Österreich (1406) bei Herrgott
geneal. Habsburgica 3,^06; vermerkt ain gemain fiirnemen und
betrachtung in eelich täding am suntag vor Fabian und Se-
bastian des vierundachtzigisten jars durch richter und ge-
schworn die zeit und die ganz gemain des gerichts Wanjjen
in beiwescn Sigmundt Zwickhauer, burger zu ßozen, als
pfleger im Ried, an stat und mit gewaltsamb des edlen und
vesten Adam von Weinegk, als gerichtsherrn daselbs, für-
genomen und betr&chU rechte des geiichtes Wangen (1491), österr.
weisth. 5, 206.
y) es sol auch ain ieklicher der herrschaft pfleger mit
voller gewaltsamb auf Naudeisperg mit seinem selbs leib heus-
lich sitzen, landsprache und ehehaft von Nauders (1436), österr.
weislh. 3, 318; inmassen sie dann ihre allhero abgeordnete
rähte und botschafft mit hierzu nohtwendigen und dienst-
lichen Instructionen und gewaltsam versehen und abgefertigt
haben. (1603) bei Londorp l, n' ; in dem begern euer kon.
gn. mit volmiichtiger gewaltsam gen Lynntz geschickt werden.
urk. zur gesch. Max. nr. 2 Chmel; das ir . . Johannsen schul-
maister statschreiber für unser landhofmaister gen Insprugg
mit voller gewaltsam sendet. 182, vgl. gewaltsam ist die macht,
welche ein mandatarius auszuüben hat. Estob 3, 1314.
8) item von gewaltsam zu vcrsigln, was man ainem
richter davon geben sol. stadrecht von Bruneh (ih. jahrh.),
österr. weisth. 5, 487.
e) auf solichen des gotsbausz grünten und herrligkaiten
sol niemant ze greifen noch zu richten hüben dan die herr-
schaft hie zu Müllestath oder in allen hernach geschribiien
slucken und ariidn ier anwalt oder gesezt gewaltsamb. bann-
taiding von Millstutt (16. «. 17. jahrh.), österr. weisth. 6, 474.
2) die bedeutung von violentia.
o) in der rechts- und geschäftsprache :
a) von dem kaulTer {ist) sein selbs schaden zetragen so er
sein verkaufte habe verliesse, oder der abstünde in zeit
der weerschaft, oder so er söIichen schaden ausz seiner
Verschuldung empfangen hat, oder im auszerhalb rechtens
mit gewaltsam gefügt werde. Nürnberger rc/ormation ( 1479)20';
solche gepursch haben sie zu nachtail und merglichem Ver-
lust mertails irer genachpurlen auch uf die hochen gericht
dermaszen erstreckt, das ire purger ires gefallens und aigens
gewalts den nachgesesznen in die vischwasser geen, darin
vischen und angln, auch in diesem bezirk alle maleficia sich
zu strafen anmasen, damit dann biszher dem reich, dem
haus Öslerreich, auch andern oberkaiten groszer ingriff be-
scbehen; haben iedocli das mit irer grosen importunitet und
gewaltsame, auch ainstuiis user liderlichkait der genachpurlen
bisz anhere erhallen. Zimmemche chronik z, ihZ Barack ; bed
inner und ewsser rate sein daruiJ über die sach gesessen,
haben solichen furschlag des ausschusz für ganz beschwer-
lich und dabei bewegen und ermessen, sollten sie ichtzit
gegen der versamelten bawrschafl in diser ußrur und be-
trangter not begeben und nachlassen, so beschehe sölicbs
aus ainer gewaltsam, und were niemand sulichs schuldig zu
halten. Thomas Zweifel bei Daumann quellen zur geschichte des
bauernkriegs aus Rotenburg 79.
ß) ob der kauffer sich eu.<sert seiner erkaufften habe oder
guts, und hell das pro derelicto in zeit der werschaft, und
deszhalb einich gcrichtshenndel oder urtail wider in er-
giengen, oder ausz sein selbs verschulden einleben schaden
daran lidte, oder aber einich gewaltsame ausserhalb rechtens
im beschehe, so ist im in disen viillen der verkuuCfer da-
rumb nichts schuldig. Nürnberger reformation (1479) titel 28, ge-
setz 13; damit nun sölicher misztiaw abgeschnitten, und ain
ieder zu seiner arbait und gewerb unverhindert gelassen
ward, sehe der ausschusz für not und gut an, dasz sich
der ausschusz von Iren und der gemaind wegen zu aim innern
burgermaister und rat und herwiderumb inner burgermaister
und rate zu dem ausschusz verpunden, globten und pflicht
teten, das sie ober ainander trawen und glauben halten,
kain tail von dem andern ainicher gewaltsam, far oder sorg
gewarten sollten, oder wollten. Tb. Zweifel bei Baumann
quellen zur gesch. des bauernkrieges aus Rotenburg 35; am freitag
nach jubilate hat der inner rat alspald allen haudwerken
sagen lassen, dieweil sich die pawrn diser gewaltsam under-
standen betten, die orden und ander hewser hie in der statt
Rotenburg zu besuchen und zu plündern. 339; sich solchs
aigenthätlichen gewaltsams und furnemcns ... enthalten. (1561)
bei Haltaus 698 s. o.
y) also machten die Rhümer mit den Persiern fried, und
solt der flusz Tigris ihre landschallt teilen, und scheiden,
die andern schreiben anders, nemlich Heraclius hab das
volck in nahe gelegnen landen, und das im sein vatter ausz
Aphrica zuschicket, angericht wider Coszdrani den künig
Pensarum zii beschützung der römischen gegne, wider des
selben künigs hochmlit und gewaltsame. S. Fhanck chron.
(I53l)l62*; und ist dieser prucess {der einspruch der (jrafen
gegen die rechtswidrige besitznahme ihrer guter) angefengt worden
durch bischof Marxen von Preneste, als aber derselbig bischof,
ehe und zuvor die rechlvertigung zu ende geloffen, mit todt
abgangen, hat bemelter bapst Innocentius, dem dise deutsche
gewaltsame hoch angelegen, soilich geschäft magister Felino
de Sandes, seim caplon und auditori palatii bevolchen.
Zimmersche chronik 1, 549 barack.
b) in der allgemeinen lilteralur: entschützt mich ... gegen
ein ausziendigen macht, als landsleut, als die, umb deren
willen ich etwas gethon hab, wider einen ungebürlichen,
unförmlichen mutwillen und gewaltsamm. Hütten (klagschrift
an alle stände) 1,413 Böchiny; aber übersah er jm die ersten
tag, inn betrachtung, dasz die natur die plötzliche änderungen
wegen der gewaltsame, on verdrüsziichkeit nicht wol über-
stehet und auszhart. Fischart Gargantua 271 neudruck; es ist
eine gleiche gewaltsame, wann der man übel seiner herschaft
gepraucht, und wann ein unvcrstendig weih widerstrebet.
{ehezuchtbüchlein) 3, 187 Hauffen; vim vi repellere licet, das ist
gewaltsame mag man mit gewalt schwächen und hindern.
Kirchhoff militaris disciplina 5.
3) in den aufzeichnungen der Wörterbücher zeigt sich die be-
deutung potestas durch die von violentia überflügelt.
a) die bedeulumj polestas wird allein gebucht: gewaltsame,/'.
{]üur. inus.), de onderdaanigheit , gehoorzamheid , of, hei regt
van de hooge overheid. WEroENBACH 43ü'.
b) beide bedeulungen werden neben einander aufgeführt: ge-
waltsamme, herrschaft, dominium. Henisch1591; alle gewalt-
samme SibsleWcn, omni violentia abstinere. ebenda; gewaltsame,
antiquum verbum est olim valde usitalum pro eo quod hodie
dicimus obiigkeit. Wehner observat. (1624) 225. ebenso Be-
soLDüs thesaurus (1641) 352, vgl. auch Dietiier-Fbisch (1679) 237 ;
gewaltsame, pro vi et violentia, welches am kaiserlichen hof-
gericht zu Rotweil ein ehehallt ist. Weiiner ad reform. Rotw.
2, 1, § 25, vgl. Diether-Frisch (1679) 237 ; gewaltsame, die, in
jure dicilur jurisdictio, coerclio, et violentia. Stieleh 2420;
gewaltsame, bottmUssigkeit. Bayer 290; gewaltsame, gewalt-
thüligkeit, violentia, vis. ebenda; gewaltsame, subst., vis, vio-
lentia, it. obrigkeitliche gewalt. Frisch 1, 42o'; gewaltsam,
6217 ÜEWALTSAMKN — GEVVALTSAMKKIT
GEWALTSAMKEIT
5218
pottilai. IIai.taui ue7; jut poleilalivum Wt; fOttUüt lUUila rt
uiurpata, vit rioltnta. ebenda.
e) etnichränkung auf den begriff der 9iol*ntia: tit, tielentio,
fewsltMame. Mkokn ((/Im i«i2) 210; geMnlttnme, f. la violenet,
<a force, vis. nouvrau dtttionaire du voyagtur {U*nf KOS) I4ö.
(iKVVAI.TSAMKN, vtrb., ableitung tu <iem ttrigtn, und mar
mit dir bedeulung iioUiilia, vgl. gewaltigen, dat Mrftii« M nur
auf teliwäbisrh - alemanniüchem boden bfttgt, doch länt ein hti
Krkch 2, 42o' am der Uagdeburger ehrontk dtt I'omaiiui au«-
gehubtner beleg für vergcwallsainen auf weilert t4Tbrtitung
ichlietien: sein«* nflclitten weib trliwrcbl er, den trinen und
darrti(((>D beleidigt er, er riubt und gewaltiamet. /(trither
bibel ||&30) Hesek. tH, ll (wenn jemand ...mit gewalt elwaa
nimpt. LuTHia; einen tuckenüen die rauhe. KoauacBn. Ecci-
strin); ain vatter ober, diewil er ninen brfider gewalUamet
und liernubt, unnd nOt giltü under tinem vulck gebandiet
hat. //e5e;i-. is, IH (sein valtcr aber, dieweil er gcwalt ge-
liiben, und Rrinem brAder etMta mit frevelein igewalt ge-
nommen. DiBmNBKRGiiR; (et den gewait dem bruder. Ecci-
•TKiN. KoBuRCKR; tcin vatlfr, der gewalt (ban bat. Ecr; sein
Taler, der Kuwait und macht geübt und unter seinem voick
getban bat, das nicht taug. I.uriiia): aber die hirten vun
iierar zanktend mit den hirten Uoact und apracbend: da«
wasiier ist unser, do biesi er den bronoen Esek (zank),
durumb das ai in da gcMallsamel hatten, t. Hot. 26, 20 (dasa
(•ie ihm da unrecht getban halten. Lutiirb; rieff er den
namen der brunnen gewalt . . von dem daz du was gescbeehen.
KccesTbii« ahni Konuacsa); nach dem er aber sein voIck teglicb
mit neüwen Schätzungen, tinszen und zollen beschwert, und
mit untraglicber bürd helestigt und gwaltsaroel, tleng im an
Aludn des verstorbnen l.olbarij verlaszne bauszfrauw befllig
luwidemteen S. Francs chron (l!>si) I7S*.
GEWALTSAMICKKIT, f., worUufer Ma gewaltsamkeit (i. d.).
ein adjeetn gewult>aniig, gewallsamec, das diesn tubstanliv-
liildung su gründe gelegt werden könnte, itl nicht beltgl. beaeh-
litng verdient, dasi an unterer form nicht blott die bedeulung
von violentia, »ondtrn auch die von poteslas ausgeprägt erscheint.
1) zu solicb congregation sollen auch unsz. bro. ernstlichen
zu rate werden und daran sin, damit die gewaltsamigbeit
die die heiligen gemeinsamen concilia, in masseo solichs in
deme concilio zu Con^lanz geordcnt ist, haben sollen, feslig-
lich gehandhabt werde, reichseonvenl tu Frankfurt 141& bei
iUNRK reform. 6, 8.
2) zu widderstandt uDcristlichs anod unmenschliches lebens
unnd frevellicher (lewaltszumickeiL gerichtsordnung für die
dir f er Melbaeh, Heiienheim und Geisenheim i. d. Wetterau von M75.
GtWAI.TSAMKhIT, f., jüngere bildung, die dit vorhergehende
ebento verdrängt u-ie das Substantiv gewaltsame, von letiteiein
hat tie nur den begriff der tiolentia übernommen, den tie aber
in den verschiedenen bcdeutungsahstufungen durclifükrtf die am
adjectiv gewaltsam tu belege* murtn.
I) die lieiUulung gewaltthütigkeil.
a) in Verbindung mit den einttlnen verbis, dit für gewalt
SM belegen waren : welche parthen do des ungehorsam werent
und dadlher gewaltsamkeit tnbrnt mit Trevelm hnndel, alahen
oder stechen, ... so sol der der si des fridens ermanet bette,
bi sinpm eit, uf slunt, olme verzog, durch sich oder ieman
anders solichs verkünden dem ammeisler. Strastburgtr tunfl-
MMi polittivtrorinungen 23 Brücket;
verkelirie »lerne lenken meinen füti und arm,
gewaluamkeliaD «usiuObfo cegcn sinn
und eigne nelgung, seblecht errreul von herbem zwang.
K. laaiRMtni« (/-.'«rfoxi») t&, 37t;
kann man aageo: mit bindanscbleuderung des recbU aich
der lewallsamkeit gebrauchen. Schottklius haubtspracht mi.
ll frtpofiUonaherbiHdumjen: sie holten die seelen derer,
welche entweder tn der scbincht oder durch andere gewalt-
sarokeit umkommen .ler ewigen freuilen theilhaffiij;. chri<niche
knegstiomptle ii6»i) V.*' ; umro solcher that willen ist der lands-
knecht ins gefängn^si geworfen, und weil er den wirth in
dem seinen violenter und mit frevelhaOtiger gewaltsamkeit
nngegrilTen, ihme dat baupt abzuhauen und zu richten, tu
recht erkennet wurden. ra&ToRioa mundsehel-ruthen (IM7) 102,
tgL auch glAtksttff 292: ein »olk, das auf den gewinnst so
erpicht ist, fragt wenig darnach, ob es ihn mit recht oder
unrecht, mit iist oder gewaltsamkeit erliAll. I.kssm« {die
JHden) l', 5>6; das pabsttbum mit alle seiner gewaltsamkeit
ward in der band des Schicksals marbiene zu einer 'noch
bohern verbindang, zur alUemrineo •rkennuaf a«in •olUoder
Christen! brttder! meotrben!' Hks»«« (««cA eine pktlMOfkte
der getchiehte) h, 629; nur onMS ■•• dMB Aleuad«r vtr-
zeihen, datz «r (efObl«, i\% «ioM licfM qMll ichUr ata-
lieb k eit in seinem innero HrrtUMS, all gewohnter despo-
tischer gewaltt.-imkeil loturt«. P. f. SciltCRL {amiien iet
klattischen ntlerlhunit) 4, ftt.
t) der fieie gebrauch det tubtianlift.
et) bei individueller begr entung det begiiffe»: OMB 4tlrt Blrfel
den geringsten versuch einiger gewaltsamkeit tob aeilen des
Sultans. Lttainc {Hamhtrgiuke iramtlurgie \,tX) ^,%7\; in
•nschung seiner wenigen krlfie hat er sich also noch gtOck
tn wOnschen, dnst er dem ungerechten Appius nur ao fiti
furcht eingejagt, dast er nicht nach aller bitte seiner ge-
wallsamkeit verfahren, (auizti^ aus dem tranertpiele ViryteM)
6, to«: über den rothbaarigen knecbt fühlte er den heftigsten
verdrusz; denn er hatte dessen gewaltsamkeit ncKh splt in
der nacht vor dem Schlafengehen erfahren. laataitANR werke
4, 16; machte kalte ebrsucht und rOcksicbislose gewaltsamkeit
den färsten, wahrlich, nicht der ärmste unter diesen leiblich
und geistig armen, sehnte sieh dann so beist, mit mir so
tauschen, als ich mit ihm. 0. LuDwie {Agnet Bernauerin) 4, tn.
ß) absoluter gebrauch: ea ist leicht einzugehen dasz diea«
drei groszen akle des Qbermutbes und 'der gewaltsamkek
die mAglicbkeit des friedens ganz aufbeben mutzten. CiAPti-
wiTz {fetdtfKje von 1790) 6,7; diese enthebung darf aber nur
— um gewaltsamkeit oder intrigue zu entwaffnen in der-
selben weise, wie die wähl geschehen, durrb besrblusz im
mmisterinm« und der zwei drittel mebrheit der ttimmbereeih
liglen. E. ÜcvtiBNT ioM nottonaltheater det ««««n Deuttchlandt
(1849) S8:
lieisit das niebi friedea: Ihr misibrauebt dat wort,
dat boldetie im ganzen krelt der ipraclie,
das aus der neotcbbeii geldoer uffeit blieb
alt (röstende verbeittuag, da tein lobili
vericheuchl tum hlmmel Oob. gewalttankeii
uiirecbl und treu, des unreclii* faindlicb kio4,
den cwgeii krieg begannen um die berr»cbaA.
0. l.votTic I ^qnei Urrnmutrim) 4.143.
d) diese richtung det begriffet bestimmt tutk die bedeutungt-
abgreniung in den vörterbüchern , die tehr einteÜig id (tu den
angaben im teuttch-engU wb., bei SriiiiSAca, Kiasca t. •.). be-
achtung verdient, dati Stieleb :v«r gewaltsam, gewiltaaae
und gewaltsamlich, »icA( aber unser Substantiv buchL
a) gewaltsamkeit, violenee. Holsics (1614) I6S*; gewaltaam-
keit, vis, violentia. GCbtler 3, 74. ebenso Faisca 3,4io'; ge-
waltsamkeit, tiolentia. Bater 390; gewaltsamkeit oder ge-
waltthatigkeit. Cbomel 4, t04l; gewaltsamkeit, la witlente, (a
force, vis, la violenza, lü forta. Ve^BBoni (1772) 7t': gewalt-
samkeit, Holenee. nour<it( dir/ionnatr« 939'; gewaltsamkeit,
die eigenschaft, da eine handlung gewaltsam ist (ohne plural).
Adelunc 3,649. ebenso VoiCTEL 3,80; gewaltsamkeit, getreldeg-
heit, 't gtweld van iett, Weidk.ibacb 496'; gewaltsamkeit, /.
force, violenee. Hilpirt 1,463*.
ß) mit offenbarer gewallsamkeit, müh open itreng/Ot er ferte.
teutsch-engL wb. (1716) 7W; etwas mit gewaltsamkeit suchen,
in re ^iqua violentiam tdkibere. Stcibbaci 3,922; durch de«
feindes gewaltaamkeit uoterdrOckt werden, vicUntiae Aeslu
impetu opprimi, ebenda,
2) gewallsamkeit ■■ vehementit: gewaltaamkeit, rteinor,
fcrtibleHeu^ force, vehemency, fiercenetx. letüsA-engL «i. (1716)
769; gewaltsamkeit, violentf, oekewuntim. Srii^BAca 3,t32;
ebento Kiasci ISO* ; besonders auch daroahls aufm balttechta
oceanischen und mitlanditcben meer fast uniebibare achiSa
eben solche gewaltsamkeit mit empfindung ihres nnterpBfM,
haben über sich müssen ergehen lassen. Pbätobivs iitja
liaume (1667) 172; in mineralischen arheilea ist die gewalt-
samkeit des offenen feuere nichts nOiM. wud. etealaf« IM;
aber kellermann hatte aich zu vortMIhall gretelll na^ ■«•
beg.ina die kanonade von der man fiel enlhll, derea aogeo-
blickliche gewaltaamkeit jedoch m»u nicht heechrtiheo, nicht
einmal in der einbildungskraft tarücknifen kann. GOnii
{campagne in Frnnkreick) 90, M.
9) die bedeutun§en, die mu dir mräeUung det twemgt im
gegentatt tu der nelftriich«* ntmcUwnf erw*duen, 9§l. ge-
waltsam ■> ^rtweefrii, nMMtArlicft.
•) es wOrde nehaalich weniger wahrscheinlich sein, dast
Oclav ganz bel.lnbt wird, und nicht weis, was er sagen soll,
wenn nicht die anszerordentliche beftigkeit des Scapins und
die gewalUamkcit seines betragens, dieaea jungen liebhabcr
5219
GEWALTSAMLICH
so täuschte, dasz er wirklich den fürchterlichen Argante in
dem Scapin zu sehen glaubte. Lessing (auszug aus dem Schau-
spieler) 6^ 145; so schien es als ob ihr früher kindischer geist
mit allen seinen lücken nnH gewaltsamkeiten wieder erwachte.
GöTUE ^walilverwandtschaften)\l,9W {zum plural vgl. 4, a) ; be-
tracht einmal die ganzen gestalten in unserm stücke! wie
edel! länglicht ohne Johann von Lenkens hagerkeit; männ-
lich ohne Glozens gcwaltsamkeit und Überspanntheit. Lavatbr
{physiogn. fragmente) 1, 115.
b) liun begreife ich sehr wohl, wie uns der dichter aus
einer jeden leidenschaft zu der ihr entgegenstehenden, zu
ihrem völligen widerspiele, ohne unangenehme gewaltsamkeit,
bringen kann. Lessu^g {Hamburgisehe dramaturgie \,il) 9,190-,
die Situationen sind alltäglich oder unnatürlich, und die wenig
guten so weit von einander entfernt, dasz sie sich, ohne
gewaltsamkeit, in den engen räum eines Schauspiels von drei
aufzügen nicht zwingen lassen. (1,8) 9, 2n; das feiier be-
steht nicht in der heftigkeit der declamation, oder in der
gewaltsamkeit der bewegungen, sondern es ist nichts anders
als die geschwindigkeit und lebhaftigkeit, mit welcher alle
theile, die einen Schauspieler ausmachen, zusammen treffen,
um seiner action das ansehen der Wahrheit zu geben, {auszug
aus dem Schauspieler) 6, 124; das genaue verständnisz der ana-
tomie erweiterte dieser mächtige genius {Michel Angela) zu
einer wahrhaft tiefsinnigen Wissenschaft . . allein sie verführte
ihn auch zu manchem übermuth, zu mancher gewaltsamkeit,
ja zu mancher gesuchten Verdrehung des menschlichen körpers.
G. F. Schuppe über die neuere deutsche kunst, taschenbuch auf
das jähr 1837 s. 71.
4) der pluralgebrauch entspricht vor allem dieser letzt belegten
bedeutungsgruppe, er geht von hier jedoch auch auf die anderen
Verwendungen über.
o) mit ihrer stimme bezauberte sie die seelen aller, die
ihr zuhöreten ; ja sie hatte überaus viel anmuthige gewalt-
samkeiten , die aller hertzen zu ihrem gehorsam zwungen.
Stbanitz«! ollapatrida des durchgetriebenen Fuchsmundi, Wiener
tieudrucfce 10, 102; diese Umbildung oder Organisation, wie
man dergleichen gewaltsamkeiten nennt, als wenn man in
einer neuen provinz nur eine todte masse empfinge, welcher
durch den erwerber erst die lebensorgane gegeben werden
müszten, scheint mir gänzlich auszer der zeit zu sein. Imuer-
MAHN 6, 156; da nun auch seine {des narren) neueste thor-
beiten und gewaltsamkeiten zur spräche kamen und kund
wurden, fiel es den herren wie schuppen von den äugen.
G. Keller Züricher novellen 138. vgl. auch oben (3, o) den beleg
aus GÖTHE.
6) wir werden nun sehen, dasz die hieraus entstehende
Verwirrung ganz in dem grade vorwärts schritt, als diese
thüre von anderer seile her auf das rücksichtsloseste zu-
geschlagen ward, und die gefühlte raangelhaftigkeit der scene
wiederum zu willkürlichen gewaltsamkeiten gegen das leben-
dige drama selbst trieb. U. Wagner {oper und drama 2) 4^,12;
je mehr dieser mensch unter dem drucke politischer und
religiöser gewaltsamkeiten zur kraftanstrengung eines gegen-
druckes aus seinem inneren wesen selbst gedrängt wurde,
desto deutlicher erkennen wir auch in der vorliegenden
dichtungsart das streben ausgesprochen, der masse des viel-
artigen Stoffes von innen heraus herr zu werden. 8.
GEWALTSAMLICH, adverbialbildung zu gewaltsam (s. d.).
die form ist weniger durch lilterarischen gebrauch als durch die
Zähigkeit, mit der sie sich in den Wörterbüchern hält, bemerkenswerth.
1) als solches verrätherisch stück zu Worms ruchbar wor-
den, hat man alsbald die burgerschaft versammelt, die sind
auch mit wiszen und willen bischof Eberhards ernanntem
Jacoben von Stein seinem diener in sein haus und hof...
gefallen, was sie drinnen funden geplündert, ... dieweil er
ihnen etlich jähr viel leids gethan , auch den vertrag so er-
nannter bischof Eberhard zwischen ihm und denen von Worms
aufgerichtet, nit gehalten, sondern ohn alle ursach gewalt-
samlich gebrochen und zerriszen. Zorn Wormser ehronik 1I3
Arnold; dan die aufgewügelte heers-macht unterfing sich nach-
mahl« zwischen dem könige, und den herren des Oberhauses
gewaltsamlich ein zu dringen. Zesen gekrönte majestäl (1661)
81; dann vor eins, hat man sich nicht zu besorgen, dasz
deren gestalt, und wenn sie nicht mit gewalt gerüst kommen,
Teutschland einigen schaden leiden oder von ihnen gewalt-
samblich angelastet werden könne, auszführlieher discurs und
bedencken eines teutschen cathvlifchen patrioten bei Lonoorp 1, 285'.
GEWALTSANBLICK— GKWALTSCHL AG 5220
2) violenter, gewaltsamlich. J. Meder {Ulm 1612) 261; ge-
waltsamlich, violentement , par forte. Hoisius (1614) 163"; ge-
waltsamlich, idem quod gewaltigklich. Henisch 1591; gewalt-
samlich, violenter, impetuose, injuriose, immerito, injuria. Stiele«
2425; gewaltsamlich, violenter. Spieser 151"; <6«nso Steinbacii
2,922; gewaltsamlich, violenter, vi, per vim. Bayer 290'; ge-
waltsamlich, par forte, vi. nouveau diclionaire du royageur
(1704) 145'; ebenso Rondeao-Bdxtorff (gewaltsamlich verfahren
agir violemment} 254; ebenso nouveau dict. (1772) 339'; ähnlich
Veneroni 75*.
GEWALTSANBLICK, m.: das ganze ist ein unwirtlicher
urwilder gewaltsanblick. Jahrbuch des Schweiz, o/pencJ. 1891 s. 547.
GEWALTSATZ, m., vgl. gewalt = violenlia: die andere pein-
liche erinnerung an jene schulzelt sind mir der katechismus
und die stunden, während deren wir uns damit beschäftigen
mussten ... die pein dieser discipün erreichte ihren giplel,
wenn mehrere male im jähre die reihe an mich kam, am
Sonntag in der kirche vor der ganzen gemeinde das wunder-
liche Zwiegespräch mit dem geistlichen zu führen . . weil . .
ein letztes feines räuchlein verschollener Scheiterhaufen, durch
die hallende kirche schwebend, mir den aufenlhalt widerlich
machte, wenn die eintönigen gewaltsätze hin und her ge-
worfen wurden. G. Keller der grüne Heinrich 1,95.
GEWALTSATZUNG, f., vgl. gewalt = po<«Jos {vollmacht):
wenn ein priester, oder ander geistlich Kit und frawen, uff
dem hofgericht ir clag an ein procurator setzen wollen, die
sollend zevor mit weltlichen personen. sunder geborn welt-
lich frawen, und junckfrowen mit ir genosz bevogt werden:
unnd solich gewaltsatzung, durch der vogt band . . zfigon.
F. Biedrer rhethorichscher Spiegel (1493) 172'.
GEWALTSBENGEL, m. : de gewaltsbengel, wenn he um'tboot
fragt, so hett he't ock all losknült. Tb. Storm {bötjer Basch) 7,22.
GEWALTSBLUME, f., vgl. gewalt = violenlia: gewaltsblumen
riechen nicht. Henisch 1592.
GEWALTSBUB, n». ; am ende schieszt er seine eigene
mutter über den häufen, wenn sie nicht gleich thut, was
der gewaltsbub verlangt. P. Hevse {mutter und kind) 5,45.
GEWALTSBOTE, s. gewaltbote sp. 5095.
GEWALTSBRIEF, s. gewaltbrief sp. 5096.
GEWALTSCHAFT, f., vgl. gevia]t == potestas : ouch so en-
mach noch ensal nieman van uns sine gewaltschaft vom sime
gelende, des si vil off wenich, uisdoin off verpechten den
vieischheuwern noch niemant anders alsoe, dat die ire schaife
up unse laut iet driven moigen off soelen. Kölnische feldpolizei-
ordnung (1391),«. Mone Zeitschrift 9, MS; gelijchwaell sali der
vursecht sijne drijcht ind gewaltschaff behalden in alre maissen,
as hei dat van alders gehat ind besessen halt. 176.
GEWALTSCHEIN, m., vgl. ^e\\&\l = bevollmächligung : es
hette dann etwan einer von weib und kindern ader den
nächsten erben genügsamen gewaltsschein der verstorbenen
Verlassenschaft zu empfahen, Fronspercer fc)ieffs6ucÄ 3, 120';
dann gehst du in aller stille zu Arner, nimmst einen ge-
waltsschein, alle häuser durchsuchen zu dürfen. Pestalozzi
{Lienhard und Gertrud) 138 {pädag. bibliolhek l).
GEWALTSCHEB, «»., nebenform zu gewalteser, gewaltesare
vgl. mhd. wb. 3, 477*. Lexbr 1, 974. die form ist noch bei Suso
belegt: wie diu driheit der andern schar, die herscher, kreft-
ger, und gewaltscher, ordenlichen volbringent die wunne-
klichen ewigen ordenunge nath Wackernagel lesebuch'^ 884, 31
(in der Augsburger ausgäbe von 1512, 91' lautet die stelle: die
dreihait der anilern schare die herschenden krefftigen und
gewaltigen gaist).
GEWALTSCHIRMHERR, GEWALTSCHIRMER, m.: item
Wisent sie minen junckeren von Wiede zu vur einen gewalt-
schirmer zu I. {Mich) über geweltlichen Sachen, die da ge-
drieben werdent, das hie die wetten da van heben sali, wan
die erdingt und erklait werden zu Feltkirchen. weisthümer
3, 744 (Irlich bei Neuwied 1478) ; sei sprachen auch damit, der
jhenig Castelburgh schleust und enlschleust, alss u. gned. h.
von Trier zur zeit doit, vor einen vaidt und einen gewalt-
schirmhern. {hofgeding zu Udelhovtn 1481) 2, 532.
GEWALTSCHLAG, m.:
eh ihr auszieht
in (las fernland,
diesem nachbar
werdet hülfreich
und befreit ihn
vom gewaltschlag
wilder rachlusil Göthi (Pnndora) 40,419.
5221 GEWALTSCHLOSSEL — GEWALTSKKRL
GEWALTSCHLÜSSEL, m., tgl. ftewalt — poUtl*$: ilto auch
den gevtalurhlüiiel und berr«rlili)tiel wollen and tollen wir
auch nicbt Iritlen. Luraia von den tchlüufln (1530) Hl'; drr
gewuittcbiniiel heiiüt, dat irr b.ipit macbt bat im bimal
und erden zo gepieten und za verbieten, wia and waa er
wil. F2'.
GEWALTSCilRlTT, m. mit anknapfung an äk Mnlunftn
tu und vioUnlia.
1) aiir dar Tortrlt *a|anb«(rOnl«in bltebfalii,
«I« Uei krlertinann«. il«r nach dem hur<rhlat hlnborebu
llegl raeln ohr und bdrri «riirlrainiar «iihlirblachi
belilfliigtwalijchrlti STa*cawiTi iiHiehlt 08.
3) dai bei jedem gewaltacbriU lo ofc wiedrrlioll« deci(>
mittel der nolbwenajglteit. NV. F. MiTia<« Dya Na Sort 4, 4u3:
der Srbiller waa ein ganzrr mann, und wuaata wobi, da»
nach Uuriaa ahfabrung zum lode dem Olier diäten gewall-
achritl empörten zutebaoer daa blld der gequälten Terlnsaenen
Clitabrth mit auf den weg hinaua gegeben werden mOate.
E. T. llocw«i.D epilog tu Maria Stuart; in den kammrrn verlor
die liberale parte! wiedrr die mnjoriiat, und bielt lich in
hfhultamer defensivr, um nicbt neue gewalttcbritte de« huodri
berrorzurufen. Stril hfgründun§ dts d. rrifkts t.M; auch dai
von dem gewaU«cbritl baat du nicht veralnnden? du bi»l tu
beneiden! llaaaiL (an Elite Lenting \W) l.bl.
GbWALTSELK^KEIT, f., abgeUiltt ron gewaitMl, gewaltielig,
äi» beide nicht belegt tind, vgL gewalt ■> vioUnUa: die natiir
rottete daa weibliche getchlecht zur liebe, nicbt zu gewaltaelig-
keilpn aut; e« toll zUrtlicbkeit, nicbt furcht erwecken. Lkaamc
{Hamb. dramnt. So) o', 309.
GEWALTSEiNTI.ASSEN. parlicifinlfs adj. fgL gawalt — po-
U$ta$: der gcwaltüentlatienr minderjährige, der bandlung treibt,
wird in bandluiigtgetcbtrirn für volljlibrig geachtet. badi$che$
eivitgesetibuch § 487, jutttigetrtit für Baden l, 91: jeder gewaltt-
•ntlasten*^ minderjährige, dessen verbindlicbkeilen dietem zu
folge gemindert werden, kann der wobltbat der gewalla-
entiatsung verluttig erklart werden, ebenda §4S&: der minder-
jlbrige wird durch heirath kraft getetzet gewallaentiassen.
abtndn f 4;«.
GEWALTSENTLASSLNG, f., tgl. dai torige: ancb der
elternlote minderjaiirige kann nach erreichtem alter von acht-
zehn jähren, wenn ihn der familienrnib diizu Hihig erkennt,
freigeluütrn werden, die gewallsentlas^iing entateht in diesem
falle aus dem hetcbluta det fainilienralhü, der lit gestattet.
badiichtt civilgeseltbuek § 47!«, justitgesetie für Baden t,93; ibenso
i 486, t. 0.; Ton drm tage an, wo die gewaltsenllassung zurflck-
genommen wird, tritt der minderjährige wieder unter vorround-
achaft. ebenda § 4M.
nEWALTSERTHEILUNG,r.,tjI. gewalt ^potestas (vollmaeht):
bei der anderen arl der ge«altesertei!ungen, weiche nach aiis-
weia dea ( 4 von den abwesenden ausliindlscben schriftlich
gegeben werden, ist zn bemerken, datz aie förmlich sein und
die nötigen erfodernisze haben müssen, anmerkun^en sur
Frankfurter reformation 1,870.
GEWALTSr.Esr.HICHTE. f., vgl gewalt in gewaltskerl: der
fremde erzählte allerlei lustige tpiizbiiben- und gewalta-
fesrhichten. Tn. Stori {ein dojipelginger) 6, I7S.
GEWALTSIIAnER, t. gewallhaber $p. MOS.
GEWALTSilAND, f., tgL gewalt ~ vioUnti»:
nun rilli dti vaiarland. dat. herrenlo».
dem rautie inkrht'irer tu enifllthn gedachte,
dem mlchilgiten citr rltiher in den icho»,
und wo ein ««'Ker rrntalrieden lachte,
wo «ich der leele eingeborne fchtm
mli anenognpr aiii« fröhlich piarie,
und nmn In Unschuld hoch in jthren kam,
da wird In inkiinri «In« ranhhehiiirte
gawallthand würgend un< Im ntcken tilian.
St»B*a*!ii« i(f 4rei Tfihtrftttem St.
CrWALTSRAUFE, t. gewaltbaafo tp. stlOw
GEWAl.TSHF.RR. t. gewalthcrr tp- &"l.
GEW ALTS)1F»RS( HAFT, «. gewaltherrschafl tp. 5ltt.
GEWALTSKERL, ttlUner GEWALTKERL, «. der ertte ctm-
ftiUionslheil tnlwkkfU kter tovol die tinnliche torsleUung grOtze,
krafl, die m ntutrum gewaltümensch [tp. &|9« unltn), gewalta>
nate, gewaltstitr ■. a. t« tage tritt, alt auch die Utrtrnftm
ftneendung, wi* tie an gewaltabub «. a. zu belegen wtr: e
gwald oder gwaldtkerl — mentch •^ tpilzbub — lump — haum
... ein tabr groater. Scnaauia ?*, tot; bei dir ist nun einer
gleich ein gewaltskerl, wenn er nur die bllfte waa Ist
F. MCiLiR Goh untl Gtnoreret (t, 4) St.
IV.
GEW ALTSKRAFT — GEWALTSTREICH 6221
GEWALTSKRAFT, (. gewallkrtfl ip. ftttl.
GEWALTSKIIKIS, «., rp/.gei»alt — ^/-ttoi; an dwBJenlgen.
waa in anteliuDg dea |e»alt»crei*ea gedacht ODt«r «lalea
edict arl. III Ob«r bargtrticbe geiicbttbarkcU ordnet, bti.ttr-
ordnung, «d tttl, r«f.>Mtll *. it.
GEWALTSMACHT, A tgL gewalt — rioUuli*: wir woIIm
zn gott hoffen, daaz manches sieb noch leielitem, mildef«
und dem schwei/eritcheo nationalcbaraLter tnptawdar
machen werde — (besonder«, wenn tie einmal pstsaftMl
selber ttehen und mcbt mtbr di« BMchloe fretndfr |twtlt*-
macbt sein wird). LAvaral mtt$mtkllt »änifUn »,41.
GEWALTSMENSCM, «. |e««llMMiMll t^ tttt.
GEWALTSISASE, f., tgl. gew«tl*keft: ich tebe nor tin««
federbut, darunter ein« gawallanai« and den in den kragen
gesenkten pecbtcbwarzen epitzbart. C F. Mciit dn uktan *•■
der kantel 2«.
(;EWALTSPRACHE, A ««» »praehe, eint tri tu tpretktn,
»eiche tieh auf angematttt gewalt grtndH. CaaeilySU»*: allen
droben aie in dreiater gewaitapraehe. ebei^.
GEWALTSPRliCH, m., ejl. gewalt — wefcn/ia: Ihre onbeile
tind gewalt.iprüche, ihre geietze planbensregeln. W. F. Mtiian
Dya ^a Sore S,3'8; be;m nScbtten miiiagesten eröffnete
Hediger, als die ge<ellen fort waren, seinem söhne und
aeiner frau den feierlichen beacblusz von getlem, da»
twiachen Karl nnd des zimmermannt locbter fortan ka.n
Verhältnis mehr geduldet würde, frau Hediger, die bOcbten-
acbmiedin, wurde durch diesen gewall«prucb so loro lachen
gereizt, datz ihr daa restchen wein, weichet tie eben aoa-
trinken wollte, in die luftröbre geriet and ein gewalligM
husten verurtachte. G. Killi* dat fihnlein der titbtn aufretkUn.
GEWALTSPRUNG, m. im folgenden mrhr mit der btdettlmnf
ton tiolentia, alt ton vu, tmpetNJ.' auch die elendesten anter
den mannspersonen machen gewallsprOnge, wodurch sie den
mannwerden und mannsein enlkommrn, setzen Aber einig«
lebensatofen hinweg, von knaben gleich zum greiae. F.L Jann
rer*« J,579.
GEWALTSRECHT, *. gewaltrecbt »p. 51»7.
GEWALTSTAB, m., tgL gewall — potestu:
und du »olt burgerraelster lela . . .
recht urteil am gerichie htb!
darzu ninib de« gewallet »lab!
H. SAca« (K-i« galt .Ail.im n. Eta ihre kindfr ugnri)
11.391 Heller.
GEWALTSTEÜER, f., rgL gewalt = poUttat: die gencblslente
klagen, dass aie nicbt nur die t8 mark Pomer and . . . vogtei-
zinse, sondern noch darüber hin die auferlegten reite- und g».
waltateaem zahlen aollen, ipruthbritf tvtJcArii Carneii mni
Steinegg {liw), öttert. reitth. &,3!:9; ea ist tu wissen um die klag
und vordrung nnd aa<prach, die ietznnd lange zeit gewesen
sind zwischen der gen einschaft zu Terlan an einem leil nnd
zwischen der gemeinschaft Flaster und Campideller an andern
leil von wegen der gewaltsteuer, so die unser gnädig herr-
schaft von Österreich auf dieselb gemeinschaft und geriebt
zum neuen hause auflegen iaU freikeiten dtt gtriekU FUm$ und
Campidell (1401), ebenda I8&.
GEWALTSTOSZ, «., wgL gewalt — tu, itnptlta: eine all-
gemeine bof-, ataata- und Volkssprache einzafohren, verstomten
die Perser, lieszen befehle ond Verordnungen in allen sprachen
der unterworfenen schreiben — dafJlr fiel heim eraten gewalt-
ttosz ihr groszreich ans einander. F. L.JAn^ w«rke l, itlw
GEWALTSTRKICM, m. neuem mmpmäwm, it$ in ht§hf itr
tiolentia in der tortteUung eine» einttifattit f«rewck««lMM. 4le
ertte kennlnis r«n Aeaer sntammfntettung gitU Ctin (1,1:4), itr
tie aut Huaia belegt (keinen neuen gewalUirrieh , bnider!).
beliebt u( die tenrtndung n» ertle« trUtel it$ lt. >«*r*«wl«r«i,
namenH;fA bei Ashdt, Jahr mmi Platin, <«* i—*rt ttr ff-
IraiicA «MC* <n der r^twtAim ifntkt fm, der bedtutungtumfang
bltibt enge, et itt itr gtgimtedx fsyra rrtkt nni trimung, itr
die bedeutung bekerrmkt mwt itr wm imrdk itt ftrtdtwitukiil
des tubjettet der «McMeaiilanf eines tfUnwm HwttgßidkL
caUedwter«/« !•«»• in fiMshM* fäkm US nsts—sKifciy <<r
wt/fengttrtU s«, dit mIc* imdimdmHk» aecMl^Mtves inilrtftH.
1) aber kein m»ckttw«cli mi ftwtiMreiek, ehi rndrt*-
spmch and vergleich, r . L. J*«^ l,4tS: auch irsr jeder aas-
lindische gewaltstreich wohl vorhereRet ond voraosbcrechnef.
411; die auflBsung ist donh gevrnhstreich geschehen, als so
geschehen« nehme man sie an nnd rSat« sich zn neoen
wählen. VAannacKW v. E^as tageb. t,SS: die groszen «asf-
regeln, wodurrb Ronapsrie aeinc« tebatz fBlIte, veranlsazten
328
hin GEWALTSTIRR — GEWALTSVERFAHRÜNG
«0 tiele bubereien, schänden und gewaltstreiche der kleinen
und groszen, dasz es mich verdrieszt, das einzelne zu er-
zählen. E.M. Arndt geLit der seit (1813)3,29; selbst in den
nächsten Jahrhunderten nach Cyrus, als die herrlichkeit des
Perserstaates durch luxus und serailregierungen zu zerflieszen
anfing, waren doch orientalische gewallstreiche nicht orienta-
lische regel. (1807) l, 129; und als ihm sein gesandter in Rom
...schrieb, dasz eine Verschwörung gegen ihn angezettelt
sei, an deren spitze Sergianni stehe, so liesz er diesen, trotz
des geleitbriefes im Castel nuovo verhaften, hierauf begab
er sich unmittelbar zu pferde nach dem Custel Caperano, um
der königin diesen gcwaltstreich anzuzeigen. Pläten geschicliten
des köniireichs Neapel 2,5; 'je schlimmer je besser' so sagen
viele sonst brave menschen, wenn ein neuer gewaltstreich in
der weit geschehen, wenn aber und abermals eine ehrliche
hoffnung zu schänden geworden ist. Auerbach schattkäsllein
2,22; eine abtrennung Schleswigs von Holstein, eine einver-
leibung desselben in das königreich Dänemark im engeren
sinne, wäre ein verfassungswidriger gewaltslreich, nach der
eigenen erklärung des dänischen monarchen. Sybbi. be-
nründung des deutschen reiches 3, 39; er iiütele sich, durch einen
zu auffallenden gewultstreich alle seine feinde zu einer innigen
Verbindung zu treiben. Schlosser wd<^«c/t. (1849) 9, 43;
freiwillig musz er mich vom banne lösen,
rreiwillig mir die kröne wieder geben:
denn ein gewaltstreich, ausgelegt als frevel,
zur neuen walle würd' er meinen feinden.
F. T. Saa« Heiniick [V. 1,3,10, s. 151.
5) auszer Campe seheriken die Wörterbücher der bildung kaum
beaelttung: handstreich, gewaltstreich, n»., Überrumpelung, Über-
fall ...judden attak, surprise, eoup de main, insulte. Karmarscb
1, 237'.
GEWALTSTIER, m., knüpß an zwei bedtutungen von gewalt,
an vis und poteslas, an.
1) fisch' bring ich, blaufelchen und stichling', auch mit den
roten
tupfen die grundforelle: von achtzehn pfund ein gewaltstier.
MöRiKE U'lylle vom Bodensee) ges. scliriflen l,3t>4.
2) wenn die bürgerschaft, welche von den herren als eine
der schwierigsten bezeichnet wurde, einmal aufbrauste, so
wurde jener (der ceusor) schnell zurückgezogen, bis das weiter
vorüber war; nachher stand er wieder da gleich dem baro-
metermännchen, und die obrigkeit war wieder das nämliche
mystisch-abstrakte gewaltstier wie vorher, das allein von gott
eingesetzt worden. G. Keller der landvogt von Greifensee.
GEWÄLTSUCHT, f. die sucht, die unmäszige begierde nach
gemalt. Cahpb 2,359': wie gierig die hab- und gewaltsucht ...
greift. Benzbl-Stbrnad ebenda; zugleich bemerkte ich an
ihnen, goid- ehr- räch- gewalt- und herrscbsucbt bewirkten
in ihnen eben das, was der enthusiasmus der fügend in Ben
Halis beiden bewirkt. Klinger (d. Faust der morgenländer) 'i,lQ ;
futter, gcschlecbtstrieb und gewaltsucht sind wie bei jeder
viehgattung die mächtigsten reize zum handeln. Zschokke
I, 138.
GEWALTSÜCHTIG, adj. und adv., früher belegt als das Sub-
stantiv: wer bat iemals dises Wüterichs tyrannei gleichen ge-
höret... was sol man aber von dises gewaltsüchligen dürslig-
keit sagen. Kirchhof wendunmuth 1,440 Österley; wiewohl ihn
[Wallenstein) einige missgünstige bei dem käiser in verdacht
gesetzet lialten, wie er denn hierzu wegen seiner grausamen
gewalt bei einem gewaltsüchligen herrn an gelegenheil nicht
ermangelte. Pufendorf schwed. kriegsgesch. (16S8) 1, 185'; die
ausschüsse fanden hier gelegenheit, sich ein verdienst um den
Staat zu erwerben, und nahmen sich vor, den gewaitsüchtigen
ministem die arbeit gehörig durchzubessern. Varnhagen v. Ense
tagebücher 4, 186.
GEWALTSUMFANG, m., vgl. gewalt = pores/as; zu ausübung
der bürgerlichen gerichtsbarkeit . . . bewilligen wir den standes-
berren die ballung von justizcanzleien ... der gewaits-umfang
dieser gerichte ist ganz dem unserer hofgerichte analog.
standesherrliihkeüs-verfassuvg f. Baden, s. badisches regierungsblatt
für 1807, s. 147; die iurisdiction in bürgerlichen rechts- und
policeihchen straf- auch ehesachen ist künftig über amts-
säszige Personen und sachen in eben dem gewaltsumfang
von den siandesherrlichen ämlern zu verwalten, wie sie von
den amtern unserer allen lande in ihren gerichls-bezirken
besorgt wird, ebenda s. 146.
GEWALTSVERtAHRUNG,/-., vgl gewalt = vioUntia: doch
gienge mir solche gewalts-verfabrung so tieff zu berlzen.
GEWALTTHAT
5224
dasz ich etliche stund aus der nasen bluten muste. Abels
künstl. unoidaung 3, 149.
GEWALTTHAT, f., nomen actionis, das wie gewalt ihun,
gewalt anthun (»9I. tp. 5088) ausschlieszlich den begriff der violentia
in anspruch nimmt, in der gleichen riehtung bewegt sich auch
die Verwendung von gewaltlhäter (s. d.) als nomen agentis und
die des adjeclivs gewalltliätig (s. d.). 6« Schottel zeigt sich an
gewaltlhäter, weniger sicher an gewaltthat, dasz auch die be-
deutung von potestas in diese composition eingang fand: wan
zum exempel, ein historicus oder politicus wil von gewalt-
thaten, proceszführen oder gütlichen bandlungen, so in einem
weitlänfigen handel oder geschichtbeschreibung zum öfteren
vorfallen, erwehnen, stehet es sehr übel, nur immer einerlei
wort oder redensart zu gebrauchen. Schottel haubt-sprache
1230. von gewallthätig hat sich eine neue substantivbildung, ge-
waitthütigkeit {s. d.), abgezweigt, die mit unserem Substantiv in
scharfe concurrenz tritt, die abgrenzung der beiden gebrauclis-
gebiete ist nicht ganz sicher su tiefj'en.
1) abgrenzung von gewaltthäligkeit.
0) einen anhaltspunkt bieten die abgrenzungsversuche der wörler-
hneher. diese nehmen freilich erst spät von den einschlägigen
bildungen notiz: Steinbach (2,784) verzeichnet zuerst gewall-
thätig, FiiiscH (2, 371') gewallthäligkeit. gewaltthat, das von
Schottel wol im text, nicht aber in den feslsetzungcn aufgeführt
wird, begegnet zuerst bei Adelung: gewaltthat, ein im hoch-
deutschen ziemlich ungewöhnliches, im oberdeutschen aber
gangbares wort ... im hochdeutschen ist dafür gewaluhätigkeit
üblicher. 2,649. ähnlich: gewaltthat, eine that, welche mit
unbefugter, überlegener gewalt gethan wird, üblicher ist gewall-
thäligkeit. Voigtel 2, 80. diese allgemein gehaltene angäbe Idszt
sich nach einem überblick über die beiderseitigen belege dahin er-
gänzen, dasz gewaltthäligkeit in der that, wenn es auch die
jüngere bildung ist, in der spräche der prosa die allgemeinere
gellung errungen hat. dagegen hat sich gewaltthat in der ge-
hobenen spräche, vor allem in der poesie, behauptet und hat hier
neuerdtngs sein gebiet wieder ausgedehnt.
b) in diesem neueren gebrauche erwächst auch ein inneres
moment der abgrenzung gegen gewaltlhätigkeit aus einer Ver-
schiedenheit der bedeutung und Verwendung, gewaltthat be-
schränkt sich immer mehr auf den einzelfaÜ der ausübung von
gewalt, während gewaltthäligkeit mehr auf die Wiederholung
zielt, die Veranlagung und neigung verkörpert, für die ältere
spräche lassen sich diese unterschiede nicht verwerten , He bietet
für beide Verwendungen in gleichem masze belege.
«) gewaltthat, gots schwiir ist mein art,
wild ist mein Kleidung und mein part.
ScBWARTZENBERG (memorial der luyend) 135*;
hunger und durst, auch hitz und k<,
arbeit und arrouth, wie es fällt,
gewaltthat, Ungerechtigkeit
treiben wir landsknecht allezeit. Simpt. 43 neudr.;
überstolze Schönheit, deine tyranney ist eine freundliche
gewaltthat. Jon. Riehbr der politische Stockfisch 189; deine gewalt-
that kann bei uns woll etwas vermögen, aber nicht bei gott.
Adam Oleaiiius pers. rosenthal 1,29.
ß) bedencke, dasz uns säniptlich unmöglich ist, dir hter-
innen wider deinen widerwärtigen und viel zu starcken feind
gehulffen zu sein, dann du hast aus seiner uns zugefügten
gewaltthat seine slärcke und mächtigkeit dermassen erfahren,
dasz . . . Jac. Ayrer proc. 3 (I68O); vgl. auch das oben angeführte
beispiel uus Schottel.
2) der neuere gebrauch.
a) für die vor.Hellung der Wiederholung bietet die neuer« ge-
hobene spräche nur wenige beispiele:
und dich befriedigt nicht der gleiche theil
am throne, du missgönnst ihm auch den seinen?
ist das gerecht, mein söhn? was ist so grosses
denn an der macht, der glücklichen gewalttliat,
dass du so übermässig sie vergötterst?
Schillkr (Phöniiierinnen) 6,144;
es war eine zeit der nolh und gewaltthat. G. Fbeytag {bilder
aus d. d. Vergangenheit 1) 17, 225 ; auf neue beschwerden kommen
dann neue gesandschaften, lange geht das spiel zwischen
gewaltthat und treuloser schwäche. 118; gewaltthat, wüchse
sie auch stolz zum himmel, hat keine wurzeln. Stifter {der
hagestolz) Studien 2, 257.
b) im mittelpunkl der neueren Verwendung steht, wie schon
bemerkt, die beziehung auf den einzelfall. wie sehr der gebrauch
dabei auf die gehobene spräche beschränkt ist, zeigen die typen
der Verbindungen und die art der einfügung in den salz.
5225
«EWAI.TTUAT
n) unvtrhdUiiisma$iig oft ist ioi wort m »ominatif tingffUgl,
vnd iwnr nur ttlttn alt $iib)eci tmtr pauitKonUTMCitu» wu: icb
pjlr vor allem zu ilineii , deaa e* iat inö|lieb, «Um nickt
gegen iiiicli allein tu unerhörte geMfalubat b«abficbtlgt wird.
Ci. KiBiTiC (aui tintr kUimn »ladt) \i, ISA. lonit übtrvtrgtn
hier Ptutralt vtrba, dit ittren bedtulungigthalt etil vom tubilonttt
iinpfangen und du tum lattMdenden subitanitt übtTltiUn, da-
ntben stthtn veiba mi( unnkrdlttger attiver btdtuimng.
1)) ich kuoD nicht unleriuchen, ob eine geMtlllhat io form
«■iner betteuernng uder einer einfarbeo wegiiabmr, kunlttcatioo
oder eint-r gUilirhen ironsaciton ■tollgefiindeo bat. G. Kcller
nn Willtelm PeUrien IMII bti RX(htold 9, «ll;
btdenk IcU'* recbi.
•0 kann, da flinnal reg« der verdacht,
ein (iiirall »ia belrelTen. Ja gewaluLai,
da acliüui lumeUi mein «Igenea geleli.
GaiLLriaiaa f)»ätm ton Tottäo 1) 7, 190;
die tentralisation ist mehr oder weniger eine gewaUtbat und
ist ebne einen — wenigateni am geitle der verfasaong aicb
«ersUiidigeodea brncb kaum durchzufahren. BimAact nerd-
dtultchtr Tvichüat (te. opr/l IMO); das war gewalttbat, ober
es war kiinigsracbe für i-ine beleidigung, und darum ertrug
daa beer die schwere that. G. Kskitac bilder a%t d. d. vtrg,
1,74; seil der übei schreitung der grenze bemerke icb,
schreibt er (ViUioiil), bi« unter die mauern ton Wien das
«die beiragen der Preussen gegen die von kriegsnolh be-
troffene bevölkerung; kein raub, keine gewaltthaL Stbkl 6<-
gründung d. d. reicht 5, 345.
3)) 10 hah Ich
mit elf^nem nelt verdei blich micli verstrickt
und nur gawalithat kann «i reltiend loaaa.
ScHILLia {»olleiisteiiit loa 1.4) 11,ll&;
tabireiche seelinessen werden gestiftet fOr die ruhe derjenigen,
die eine rasche gewaliihnt hinweggeraffl in der mitie ihrer
Sünden. GRiLLrAszER 11^. 24^.
ß) noeh deutUrher tprechfn die genetiv- und daltwerbindungen-
I)) heute, wo das band geistiger und rechtlicher einigung,
welches die befreiungskriege lu knüpfen begannen, die
deutschen stSinme je iSnger, desto inniger verbindet, heute,
wo Deutschlands rOsInng dem feinde keine Öffnung mehr
bietet, irdgt Deutschland in sich selbst den willen und die
kraft der abwebr erneuter französischer gewaUtbat. Ihronrede
vom 19. 7. 1870 bei Hiswarcs reden 4, 410.
3)) der berr Vorredner bat die vorgenommenen ausweisungen
als einen ganz ungeheuerlichen act der gewalllbat der
dortigen behOrde dargestellt, für welche ich natürlich ver-
antwortlich bin. (16. b. 1813) reden 6,300; wer zuweilen nicht
den sieinblock der gewaUtbat schleudern kann, der vermag
aocli nicht von urgrund aus zu wirken und zu helfen. SrirreR
(d. hagestols) Studien i, 'ii'.
3i) Huäciit. ver^chwundea
iti mein« Boitba. heiuilich weggeraubl,
mit kecker rrevrlthat niii unsrer miii«i
Stuuffacher. »olcher gewaluhat li&tte der Ijrann
willer dl« frei« edle licb verwogen?
ScMiLiiia {WiUirliH Teil 4,9) 14.387;
bl«r «uF Aliobro^orgebiot vsroiaft »Ich,
JOngii noch itrallo«. völkerverirsge br«€k«nd,
«D«r neu« ritnkiscb« Imperator
•chuöd«r geniltihat.
LacTuOLO (ilt* hetiimmunq drr Schwei») HO.
*)) ■SBiIng«!! bist dn hi«r in dieiar pfals
und i«fllcber gswalithat prel*gfgeb«n.
F. V. S4ia (//»... uW. IV. 1) 4.t, ».106.
y) i*r aetuslitgtkraueh veiit zeitiger ausgeprägt« süft auf:
ob mich gleich jetzt die Zukunft unruhig macht, so bin
icb doch derjenige von meinen beiden reisegeTährten, der
diese gewaUtbat am leichtesten verschmerzen kann. H. v.Kliist
tan mne sthmetUr) ii8; Alarich ...trilt mit wenigen begleiiern
in dit mantro (tron Athen), bOrt freundlich die «voblgeseizlen
bcfrOaMOfsradeo . . ein|if.ingt die ablieben ebrengescbenke
und verlleel acbtangsvoll die sladi und ihr gebiet, ohne eine
gewalitlial mImt Mlnner zu dulden. G. Fbettac {biUer «ut
ätr d, Mffnftnhiit «) n, i«9; |to ritt ihnen entgegen, naoot«
seinen namen und die absiebt der fahrt und entsrbiildigl«
die gewaUihdl seiner mannen so gut er veimuchle. (die britdtr
M« deutuhen htuse) lo, 14*; weil aber das durchlöcherte tisch-
tucb an einen seiner westeakoöpfe hingen blieb, tog er
dasselbe samt der bafersupp« ... auf den boden. die frau
nahm das für eine ab.Mchtiiche gewaltibaU G. Kmik^ der Und-
H§t te» Ürtt/eitHt,
li
CEWALTTHATEN — GKWALTTUÄTER 5226
8) lahlreich und wt4nntgf*IH§ ttnd dm frtfmÜtamUetbtndungtu,
II) er (üdyttem) bat da« acbssart laMfiat »bar otdii tat
gewalllbat (e|M H» MterMiickM «IctK tfiarm 4k «M-
linge des blul||«a opfara i»m Trireaiaa n ktwahrw. GArat
iPaipfaete fmdkid*) 41, itl ; der spracblebrar ia «tMifM aiMa
des worta bat zu «riner bearb«ituo| eio groaiM faM, 4«eli
genügt es naocbaa noch nicht, und erobentttgslnaC reiMt
ihn zur fcwalltbat. F. LJabr merkg 1,2:: auf eioa atraklf«
forderung den berrn SaaoxaiDiatar aotawaisea, hsJt« ich tUU
für rirbiig; die regiamaf aof ein« gctvaiilbat fifM da klatoaa
land anzuweisen, welche« allerdioga io aoaeren bla4«a Iat
und sich nicht zu webreo ««HMf, halt« icb auch oidM Ar
tultssig. BiSMAScs (». t. !•••) rtit» 4, »7.
t)) kohlbaa« aolworlele: bealrafung das Junkers den ge-
aelzen gemtst [wertauft er), Wiederherstellung der pferde i*
den vorigen stand und ersetz des schaden«, den icb sowobi
als mein bei Mahlberg gefallener kneclit durch die gewaltibjl,
die man an uns verübte, erlilteo. H. v. Klcist 4,M: jede«
ungeschickte worl, das er im zorne ausge8to«z«n, »ord« tmB
aobllgar gagan ibn, und die geftbriicbe gesinoung, die in
diaaaa aaMacblen wortao lu liegen schien, erbtell ibre
erginteede bastittigung durch die gewalllbat, welcher er aicb
heute acbuldig gemacht halle. H. Kiaz {Sonnenmrih) 6, I2S:
unsere zeit ist zum martyreithum nicht mehr gemacht, wenn
es zwar an treuen seeien nicht fehlen mochte, die sich gern
für die erkannte wahrbeit hingaben, so fehlt den gegnero
doch der mutb, durch offene gewaUtbat die partei zu reiiea
und ihren willen mit leidensebaft durchzusetzen. Gorzto*
briefe eine» narrtn.
3)) icb will ist Ober dieae gewalithat scbreieo, dast ick
mich nicht mehr erinnere, wie icb damaia geschrien kab«.
Wielamd Sliaketpear* 1, 334 {tlurm 1, ]).
c) aut solcher inJtndualitierenden rer»endun§ trpM $kk tiiA
das beJürfiiu der pluralbtldung {ffl. den «Mieyea ««rfaaf M
der ertcetterung der bedeulung rou gewalltfaltigkait): geaetic. ...
welche allerdings nicht andres waren als eingriffe und gewalt-
thaten gegen bestehende rechts- und eigentumsverhaltnissa.
WiLB. JuRDAK Frankf. nationalters. 74. *. tat«; es habe aicb
wunderbarerweise in einer zeit, die der gewallt baten nicht
entrathen kAnne, ein unverstandlicher zorn über die blendung
dun Giulio's an den italienischen böfen gebildet C F. Mbtbb
Angtla Borgia 136; eine treffliche spräche im munde der
theiler von Polen ... würden sie nur n cht zugleich kleinliche
beuchler, indem sie grosze gewalttbaien begehen. Grabbb
(Napoleon 3,3) »erki 3,132; gewallthaun ausüben, I« eommä
iicts of violence. Hiipbrt 1,467; die fremden Völker siltefteo,
denn sie erkannten die thatigkeit, unruhe, und Irüglicbkeit
des fürchterlichen mannes, und wurden auch durch grauri
und gewalttbaien geschreckt. E M. Aaiior gtiti dtr s«i<(l81S)3,ft;
man hatte mittel und wege ber.ithen, um sich vor ferneren
gewaltlhateu dieser art zu schützen. Goizsow rtUtr tvm frsstei
&. buch, cap. 10.
GEWALTTHATEN, terb., peai rereinulU unmUUiUr« «»-
letlung von gewalitbat: kurtz darauf kOuirot dar gagaKltl. aticht,
scheust und baut ehea dieselbe, so ailararat ««|«a ibre«
Sieges sich so lustig machten, danieder, brent zur iMha mtdk
mehr stadte und dOrffer hinweg, »cbeodet, noblaOcblif«! m4
g«walttahtet nocb freier, trecbw ood aatigar. Soorrai
fritdens ti«g 7t (neudr.).
GEWALTTHXTEH, «k. aoNir« a^ntis, «st ani urti beitm-
tungen vea gen alt btlefl.
t) gewait — yotestat, nUmsatht: gewall bater oder geeaadlet.
ScnoTTEL 83t', 1^ gewaUftthrar tf. aoi.
7) la dtr nnltkmu9§ «• aieteaüa führt dt mmfmtmm im
d«n nnfang dn 17. >aAhk. siiric*: Paaio« beben nai, daai
er gewesen sei eio gewalllbtter. t Ifoi. 1, tx PiscarM aab— g
des üerbtewutkn kM. rerdb (1«I0) if\ mu* im miHtrhätktm
wtid <* fiUfemlbih nn§efAhit ({tewalltbller, gnsvf^tfsr, ga-
»eUUmaer,d»ingeU»d. s.lfr«aa. KaAaaa [.Väralk'rf i:i»] t,K7t
»Ufewuiner nber wird es tm enttu drittel dtt la. j.AHL, «« aaa
Arrot und Jaaa, uewtmdti: dna die plindater, fawallthMar,
•«rder, welcba MetlMia «vfolfliM M^ riiiarliirtBO.
E. M. AaoDT getsl iL aas* \waH 3, l«»: er «arlMagta aia« cioe
ebrenütrjfe, «eil aie als riuber ood gcwalttblter ihre ritter-
liebe ehre verwirkt hatten. F. LJtaii •erl« 2, 1.37*: auch
waren die gewalUhMer jcocr triteo viel tu kräftige Sünder,
als dasz es iboa« eiofallcn konnte, sich auf eioen diebspfade
ia die gescbicbt« etostebleo so ««llaa. S, s, ;•»; aOge sie
SM*
5227 GEWALTTHÄTERISCH— GEWALTTHÄTIG
(die regierung] sehen, wie sie mit ilirer verlegenbeit fertig wird,
ihr bleibt die ganze scbande davon! diese elenden minister,
diese gewallthäter und duramköpfe. Vabnhagkn t. Ensb tage-
bücher ö, 31.
GEWALTTHÄTERISCH, odj.; gewaitlheterischer weis. Tbor-
NUSSKR nothgedriir.genes ausschreiben 1584 von. 8.
GEWALTTHÄTIG, adj. und adv., jüngere bildung. sie ent-
sprang dem bedürfnis, die bedeutung violenlus, die an den
adjectivableitungen gewaltig und gewaltsam (s. d.) mit anderen
b/deutuvgen concurrierte , einseitiger herauszuarbeiten und mit
stärkeren mittein darzuthun. aus demselben bedürfnis war schon
das compositum gewaltlLuig (s. d.) hervorgegangen, das sich enger
an die feste Verbindung gewalt thun anlehnte, aber nicht die
gleichen günstigen bedingungen vorfand, denn gewaitlhälig hatte
die Stützpunkte gewallthat und gewalttbäter für sich und drängle
die nebenform bald ganz zurück, vgl. auch gewalttbätigl^eit.
es war zunächst die attributive Verwendung, die dem neuen
adjectiv den weg ebnete, und hierin fand es von seilen des älteren
gewaltig den geringsten widerstand, die feste Verbindung mit
gewaltiger band hat auf diesem wege die bedeutung violenter
ganz eingebüszt und ist auf die von potenter (s. sp. 5144) be-
schränkt geblieben, auch die Verbindung gewalttbäliger weise
wurde — vorübergehend — viel angezogen, stärkeren hemmnissen
begegnete das adjectiv in der concurrenz mit gewaltsam, auch
hier lassen sich anfangs parallelen für alle gebrauchs formen be-
legen, allmählich aber wird gewaltthiitig doch mehr auf ein
gebiet zurückgedrängt, das der btdeutung des zweiten compositions-
tlteds näher liegt: die beziehungcn auf ein aclives subject, die
verbindunfjen mit personen und personificationen. diese neuere
einschränkung wird zum erstenmal von Adelung festgelegt, freilich
zunächst ohne praktischen erfulg: wenn es einige für gewaltsam
gebraueben, z. b. ein gewailtbätiger und schimpflicher tod,
SU ist solches wider den Sprachgebrauch. 2, 649.
der adverbiale gebrauch hat sich nicht in gleichem grade entwickelt,
hier sind vielmehr gewaltsam und mit gewalt im alten besitz ver-
blieben, ebenso vereinzelt blieb der versuch, in dieser wortform auch
die dritte der an gewalt beobachteten bedeutungen , die von vis,
Impetus, zum ausdruck zu bringen: es giebt nämlich noch eine
eilte Variation, diu groszes Unglück anrichten könnte: spielt man
diese, so gerät die ganze naiur in aufruhr, die berge und die
feisen fangen an zu tunzen ... nein, solche gewaltthätige
melüdien bat berr AJam nicht von seiner nordischen reise
heimgebracht. Heine (Lutetia 2 [7. /'f&r. 1842]) ', 189; der neue
berr pfarrer ist ein gewalttbäliger berr, der wird nicht so
ruhig im pfarrhause sitzen bleiben, wie der selige, hausblätter
hrsg. v. Hackländer u. Höfer (1856) 1,326.
die Wörterbücher nehmen von 1700 ab kenntnis: gewaltthätig,
violenlus Spieser 151 ; der gewaltthätig stirbt, biothanatos. ebenda ;
violenlus, gewaltsam, gewaltthätig. N. Gürtler 1,817*; violenta
mors, ebenda; gewaltthätig, violent, violenlus. nouveau dict. du
voyageur Hb'; ähnlich älbr, Vbneroni, Kirsch, Weishann;
gewaltthätig, violenlus, gewalttbäliger weise, violenter,vi, gewalt-
thätig im rechten, iniurius iniuriosus. adv. iniuriose, per in-
iuriam, cum iniuria. Bayer (1733) 290. ähnlich Steindach 2,784;
Frisch führt das adjectiv nicht unter den Zusammensetzungen von
gewalt, sondern nur unter denen von thätig auf. 2, 371*.
1) der attributive gebrauch.
a) vor einem nomen actionis oder abslractum.
a) welches desz admiranten vorhaben noch klärer und
bundgreiiflicher, sich mit gewalttbäliger einnebmung der statt,
Veränderung der religiun und policei bescheinet, copia Schreibens
der staden an einen vornehmen fürsten 1599 bei Londürp supplelus
1,142*; Ässenat hatte den schrick, den ihr der königliche
fürst, durch sein gewalttbätiges beginnen eingejagt noch nicht
vergessen. Zesen Assenati^; zu wissen, dasz der diebstahl
zwar nicht so grosz gewesen, allein die umstand haben die
that mercklich vergrössert, als die gewaltthätige und nächt-
liche einbrecbungen, die leut zu peinigen, ihre köpf mit
stricken zu reitein. Abele künstl. Unordnung l, 19; sollen wir
nit vielmehr bei gutem fried und ruhe, da wir obn gewalt-
thätige hindernis unsern gottesdienst frei, öffentlich und obn
scheu thun können, mit gefallenen bänden... uns ileissig
und eiferig dazu einstellen. Wolfgang Oho vom miszbrauch
der kleider (1663) 101; nothgedrungen schritt er jetzt auf den
gewiillthiiligen wegen fort, die er anfangs aus übermuth be-
treten hiilte. ScBiLLEH (dreisziijjähr. krieg) S, \Gi; alle Urkunden
und kontrakte muszten ihm vorgelegt werden, und oft die
(ewulUbaiigtte auslegung und ändcrunj; leiden, (obfall der
GEWALTTHÄTIG
5228
Niederlande) 7, S22 ; auch diese (leibwache) wuszt er (Dionysius)
durch die Vorspiegelung von gewaltthätigen planen seiner
feinde von dem bethörten volke zu erhalten. Schlosser welt-
gesch. (1843) 3, 316 ; nur bei der letzteren (thronfolgtfragt) waren
alle jene zweifei und controversen entsprungen, während in
der ersteren (verfatsungsfrage) die gewaltthätige offension Däne-
marks gegen Schleswig-Holstein jeder spur eines rechtlichen
vorwandes entbehrte. Sybel begründung des deutsehen reiches 3,4;
es hält uns nicht ab, die erklärung der regentscbaft zu em-
pfangen, und das protocoll über die gewaltthätige bebandlung
einzelner mitgiieder ... aufzunehmen, ber. d. Frankf. nalional-
vers. 9, 8881.
ß) er nante sogar den tag, an welchem die scblacht vor
Wittstock nachgehends geschähe, sintemal ihm viel zukamen,
denen um dieselbige zeit einen gewaltthätigen tod zuleiden
angedrohet war. Grimiielshauskn Simpl. 164 neudruck; dem
falschen Olivier . . . sagte er auszdrücklich, dasz er eines ge-
waltthätigen todes sterben müste. ebenda; die nämliche nacht
ging mit dem kühlen mantel aller ihrer Sterne gleichgültig
herauf, ob junge herzen sich des entschwundenen tages ge-
freut und nie an einen tod gedacht hatten, als wenn es
keinen gäbe — oder ob ein altes sich vor gewailtbätiger Ver-
kürzung seines lebens fürchtete. Stifter (der hageslolx) Studien
2, 183.
y) die christliche könig und fürsten sollen der päbsti-
schen tyrannei widerstreben, sie auch mit scbwerd und gewail-
tbätiger band verhindern, und brechen, ... (1616) bei Londorp
1,291*; gewaltthätige bände an der unterthanen guter legen.
Olkarivs pers.Tosenlh, 1,8; zu welchem ende... erlzb. Leopold
zu Österreich . . . eich anfangs heimlicher und unversehener
weisz der vestung Gübel gemächtiget, und seithero dieselbe
mit gewalttbäliger band vor enthalten. (1610) bei Londorp l,9u';
der medicus aber vermeinte, das kind sei durch gewalllbälige
band erwürget worden, med. maulaffe 436; diejenigen, denen
ihr fluchet, haben des todes gewaltthätige band gefühlt, und
ligen tief in geweihtem grund. Wieland Shakespeare 5, 84
(Richard IL 3,4); man steigt auf zehn bis zwölf stufen in
zwei abteilungen zu dem gotischen portal, dessen Verzierungen
von gewalllhatiger band höchst beschädigt sind. Grillparzer
(tagebuch auf der reise nach Italien) 19*, 254.
S) was ist lang leben, denn lang in elendt schweben, doch
soll man hierinnen f&rnemblich auff gottes willen sehen, und
also leben , dasz man nicht ursacb habe das leben uns ge-
waltthütiger weise zu nemen unnd abzuk&rtzen. Sanürub
hist. u. poet, kurzweil 87 neudr. ; so will es die nolbdurfft er-
fordern, dasz wir vor diszmahl von den milleln, dadurch
man zu einem heiligen wandel gelangen könne, einige nach-
frage anstellen, wobei denn guter massen auch erhellen wird,
wie man um das bimmelreich gewalt thun, und es gleichsam
gewalttbäliger weise an sich reissen müsse. Scrivers seelen-
schatz 428; könig Johann, und was folgt, wenn wir uns
dessen weigern? Chatillon. der stolze Widerspruch eines blu-
tigen kriegs, dir mit gewalt die rechte abzudringen, die du
gewailtbätiger weise vorentbällst. Wielakd Shakespeare 3, 321
(könig Johann 1, 1).
t) gesetzt also, der erste, welcher versucht wurde, eine
schlimme handlung zu begeben, und sie aus achtung für die
gerecbligkeit unterliesz, habe einen so gebildeten geschmack,
dasz alles schändliche und gewaltthätige ihm einen abscheu
erweckt. Schiller (nutzen ästhetischer Schriften) 10,421.
b) vor personen und personificationen.
a) deutscher könig war jetzt der verwachsene, herrsch-
süchtige gewaltthätige AlbrechL G. Keller Hadlaub (Züricfier
novellen 76); darum suchte die ältere derselben, Mechtildis
welche auf weisz Wasserstelz hauste und dessen ungeachtet
eine fast ruszige, linstere und gewaltthätige person war, un-
ablässig ihre jüngere Schwester . . . von ihrem erbe zu ver-
drängen. 26; was wäre andrerseits von dem eigenwilligen und
gewaltthätigen Bismarck zu erwarten, welcher soeben dem
österreichischen mitkämpfer die härteste ab Weisung in dem
groszen zolivereinskriege entgegenstellte, und damit auch die
alten und liehen berzenswünsche der mittelstaalen durch-
kreuzte? SiBKL begründung d. deutschen reiches 3, 293; das herr-
liche märchen von den drei ringen, dessen tiefsinnige Ironie
sich doch leicht erkennen läszt, da ja nur einer der ringe
echt ist, wurde ganz gedankenloe ausgelegt, als wäre Lessing
ebenso stumpfsinnig gewesen wie seine erklärer, als balle
er den gewaltthätigen Islam oder das längst zur mumie er«
5229
OEWALTTIIÄTKJKEIT
GEWALTTHÄTICiKEIT
52ao
i
■tirrte judentbuin wirklieb der reiiglun der li«b« uod dw
freilieit gliicbstelleo wollen. TauTtoiCR i.tnek.h,Ui; («*)
kon der jiK'd- und wildbannsberr den «ewaittbiligen turbanten
mit gewall abtreilirn. Uuuty jagd u. ttildbann$griechlifknl tto;
eizcttgl er aber einro gewalitbutigen «ubn , der erprettuof
verObl. Ht$. 18, 12 Küutueh (weno er aber einen aon leagel,
und derielbige . . . mit gewalt eiwaa mmpt. Luiiaa).
ß) et bleibt rine ewige wabrbtit, daai ein« gew:il(thl(igkcit,
wenn die wenbeit aie gebie(bct, nie dem gewalltbltigen darf
aurgclrogen werdro. ScniLLia (ärtiiiigjihr. kTit§ l) t,^^.
7) adterbiaUr gebrauch.
ü) dte 9urtt4lung der maffengtwall bthnrttht dtn begriff: ea
bat diier «luert&tilicbe egci nocb nicbt grniirg gmogen, «ondern
leinen raub auih gestiebt in lirm weii-lliril Afriea, dariooen
gewalttbatig eingmuinrarn und durcb waOTen zu aicb leiogen
ganlz Hauritaniani Caetarientem. Abi. a S. Clab* a%ff, auff,
ihr thritUn 18 ntudr.; niemund gedacble, datz di« gereebligkait
wieder aufer»teben würde, und da<'Z üiete ihre aiegiprableod«
übeiwmilrrin mit eben dem xleroe, mit dem aie aufgegangen,
wieder untergehen, ja durcb dai achwert, das aie gewalltbAtig
genommen, fallen rouile. Ziatn grkrönU majt$tdl (1861) 146;
aie (Angelsachttn, Langobarden) griffen bei der eroberung ge-
waltlbUlig zu, aber aie lievormundeten und quallen nicht über-
roll*!)ig. U. FiiETTAC {biider aus der d. pergangenhett 1) fi l^l :
Tbonia«, mrin tbeurer gemabi, mein Gloiler, (eine phiole voll
von Edwards geheiligtem blul. ein blübender zweig au« seinem
kAniglicbeo stumm) ist gewaltibatig zerbrochen, und all sein
kostbarer saft versrbüttei, ... durcb des meucbelmorda blulige
•xt umgefallt. WuLANO Shakespeare 5,1» {Richard II. 1,2).
b) die vortlellurtg det ivangt im weiteren tinnt: ala nun eines
diser söhn Mabomet mit anderen rauppen-bueben aulT dem
feld spülte, ist er Ton den Saracenern, so zur selbigen zeit
wilde und herumb straifTende rauber abgeben, gewaltlbaiig ent-
führt, und einem sehr reichen und wolbabenden ismaelitischen
bandelsmaon Abdemonapli umb geringen prrisz verkaufft
worden. Ana. a S. Clara tuff, ou/f, ihr chiiUen ll nevdr.; das
ist arger ala mord, die ebrerbirtung gegen mich ao gewali-
tbatig zu verletzen. Wielaüd Shaketpeare |,20S Ikönig LearJ,');
hingegen, wenn sie gewalttbatig mit ihm verfahren, und aicb's
fände, dasz sie Aber seine absiebt geirrt hatten, so würde
das ihrer eignen ehre eine grusse nunde beibringen. ISS (l,&);
ich wog gewürz ab ... gab klein geld heraus; letzteres nicbt
ohne h&uflge irrungen, wo denn immer Barlara dazwischen
fuhr, gewnltlbiilig wegnahm, was ich eben in den bimden hielt,
und mich \or den künden verlarhie und verspottete. GaiLr-
rARZKR {der arme tpielmann) 13^,253; er (mnn grostvater) ent-
zweite sich darüber mit dem gewissenlosen administrator und
wurde gewaltiliatig auf die feste Hohentwiel verwiesen.
J. KEaitEa bilderbueh 30.
GKWALTTHATIGKKiT, f., vgl gewalltliat: gewalttb.ntigkeii,
rti, violentia. N. GCrtlrr 1, 817. dhnlieh: mouteau diet. du
voyageur M&*, ebento VeNEaoNi, Ro>DBAU-BoxTOBFr; gewalt-
lliatigkeit, violentia, injuria. WsiasiiAriR (I71S) 156, ähnlich
KiRMR; genaltthlitigkeil, violentia vis, gewalttbatigkeit im
rechten. BATialtM; gewaltlhatigkeit, violentta Steinbaci 3,784;
durch eines andern gewaltthatigkeil untergedrückt werden,
violeittae alicujus tmpttu opprimi; ungrzahmte genalttbfttigkeit,
9ioU»tia effrenata. ebenda; vgl. auch Kaiscu a, 371* u.a.; die
gewallibaiigkeit ... l) die eigenschaft einer handlung, da sie
mit ungerechter anwendang der überlegenen macht geschiehet,
ohne plural. 2) eine solche handlung selbst, gewaltthatig-
keiten vornehmen, begehen, im oberdeotscben sind dafür
auch die wOrter itenalithat, begewaltigong, Vergewaltigung,
(hathandlung üblich. Adblumo 2, 660; im allgemeinen die
widerrechtliche aufnnthigung dea eigenen wiilena ... um
einen andern wider deasen willen zu einem thnn, unterlassen
oder dulden zu bewegen, sie verwirklicht sich entv\«dcr
durcb kOrperkrafl ... oder mittelst geistiger einwirkung, indem
geistiger widerstand durch furcht vor unmittelbar drohendem
übel überwunden wird. HoLTZRNOoarr rtchltlex. 2, 167.
I) die gewalttbatigkeit beruht auf einer reihe von handlungen;
tk «M eia iamtni« tnrheinung, alt rigensehafl erfasO.
•) i*r tktehUa f^muk.
m) ft»9knk«il>m4ttift engere verHnduHg mit einulnen verbit.
1)) duhero die wehnQiige kljg hei unsern landsgeno<>rn,
dasz aie von uoaern kriegs-knecbten mehrer gewallthltigkeil
und überlast leiden, ala von dem feind selbsten. AtaAiA«
A S. Clara Mf, «itjf, ikt Christen U nruir.; traft Ihr vor ans,
•le den pHestcni der gerecbligkeit, k«lM tcfcai. iut ihr
vor diesem nebter-sloble (ewsllibliifldl ttalT Koiha«
der mutikal. quack$tk>»r IM; der bastard rtolcoobrigd« ist
nun in tngland, brM^MblMl die kircke, ood übel uackriat-
lieb« gewaitlblligke«! •«•. Wieiar» Skakstpesre i, im (Mwtf
Johann t, 8).
21) Hrinricb «crurtbtilt «inen Vtahtimmiti, «oM f»walt.
Ibaiigkeit angewendet wordan. J. «. Sov^tartts k«r/lr Mrr ^
wieneruche tehaubühne (Wiener neudrnek* 7, na); gcvralukuig-
keit fand un ao mehr tUtI, da die weiber frühe z«r reife
kommen, wenn aie noch wirklich« kioder aind, and d«r g«-
schlecbtertrieb in morgenland« aebr ungrsIliM Un ve« beiiitn
aeilen. angrif und fall ist zuaanraen. Hmvu (tnä4tltfi» 4.
mor9«iil«nd/i) 8, tto; auf solche wen« riaeeo f«waltlb3ti|k«tl
und Verwirrung bei den Troglodjflen immer weiter rio. ptirttt
nr. 140,26, vgL Keiciel GotUehed-wb. W.
ß) lockere Verbindung mtt vetbti.
D) der roszkamm, der wohl sab, daas er hi«r der g«w«lt>
tbltigkeit weichen rouszte, eniscblosz sieh, di« forderung,
weil doch nichts anders übrig blieb, zu erfüllen. H. v. KiKisr
{Michael KohUuas) 4,62 ZoUing; balle »ich der mord-buod
srhon wiederum gerüstet, eine neue mord-tbat an dem armen
Albert Julio zu hegeben, weil dieser sich unterstand, seiner
geil-brünstigen gewaltth^itigkeit bei der keusciien Coneordia
zu widerstehen. J. G. Sciiüabbl tnul FeUmburg i,2lS.
2)) man beacbuldigle aie der gewallthlligkeil, der v«r-
acbtung der gesetze, und dea Wohlstandes, der hoffart und
der Ungerechtigkeit. Wulahd Lm«ian 2,347.
8)) deswegen werden auch nach gemeinen rechten di« di«b«
weit gelinder bestraft, rauber entwenden B>t offenbarer g*-
walttbitigkeit gegen pcrsonen. F. L Jarr merke i, 73: wer
Sachen, von denen er weiiz, dasz sie darch slraflare fewall-
Ihitigkeit in kriege erlangt *ind, von demjenigen, welcher
diese« verbrechen begangen hat, au« gewiaa«AchÜf«r «hckbl
in Verwahrung nimmt oder an sich briagt, mII all «IraSfMl
arrest . . . belegt werden, ilrafgesetshnek f. 4. frmuM. h$ir \ %\H
{bundftgesftzbUiU von 1887, «. 220).
y) Unterordnung unter ein ««rwr attionit.
1)) eine menge junger leute nelimen antheil an der ver-
änderten läge ihrer eitern, brüder, freunde und lebrer, an
der verrOckung ihrer eigenen Stellung; alle bewegt eia all-
gemeines gefohl der schwebenden gewslttbaiigkeii, nnd e«
braucht nicht erst gesagt zu werden, auf welcher aeile sie
stehen. J. Gsirr {meine entlissung) U. sdir. 1, 37.
2)) alsdan zweifele ich {Mars) nicht, dasz ich noch lange
liebe jähre in Europa und abaonderlich in me.nem lieben
Teut<cbland terbleihen und meine regicrung nach gebeis der
gewalttbatigkeit führen werde. ScacrrKLns^edeai negüneudr.
h) individualisierung durch die kennuiehnnng det $ubjeete$.
n) besiehung auf personen.
I)) es ist una von nntur angebohren über gross« anglakks-
fülle erharmung zu halten, über einen unverhoTten nnd fr5>
ligen ansgang einer geschieht una mit zuergetzeo. einen
falschen mordgierigen Obeltahter bei seiner gewalitafatigkeil
dennuch zu hassen und die unsrhuld mit einer gewogeoheit zo
lieben. Scrottelics friedens sieg II neudr.; seit dem tode herm
Guillanmes, des vormaligen eigenihümers dieser pQanzong.
der durch seine grimmige band beim aosbruch der empOmog
tiel, sind wir, die wir ihm als verwandte die wirtbschafl
führen, seiner ganzen willkflr und gewaltthatigkeil preisge-
geben. H. V. Kl EIST {die terlebnnf in tL Domingo) 4, 181.
2)) doch warnte er diesen vor der leicht aosbraehenden
gewalttbatigkeit Wernber«, der eifertachtif «ad zoia Eor««
geneigt sei. G. KELiBa lürieher aeMflni 181;
3)) du, Jupiter, baitesl dich w«brKeh «eaig oa . . . die
gewallibaiigkeit und vOllerei der Centaurea k«kt»BCft. Wii»
LARD Lueian 2, 377 ; bat man kOnige gesebM, die darcli . . .
gewalttbatigkeit ihrer naebbarn, vom throa« fcctflnt irordea?
GorrscKED Baylts gedanken bei gtL d. eemeten f06; er {der
landvogt) gab den jonker . . . ein« wache, die ihn vor der ge-
waltthatigkeil des Volks, da« ihn . ao« der stadt entfernt wisaen
wollt«, acbfltzte. H. v. Ilbibt {Vtdtaei Iahit««s) «,M Jeünif.
ß) erweite! ung des kreiset.
I)) so schimpft ... ein professor. itr Ictfe« kenem kat,
.nuf die gewaltlhaiigkeit der ferichtsstobe. Raberbr 3, 138(1772);
despolismoa scheint die klnataisse. nnler dem väleriiclMn
regimenl erfunden, zu gceetien des landet fixitt, h emt zoerst
genullt, nachher abfr iwaa^trbeit iwik ntin überaaafz,
5231
GEWALTTHÄTIGKEIT
seine gewultthätigkeil und willküLr unendlich geschadet zu
haben. Hkbder (vom einflusz der regierung auf die Wissenschaften)
9, 372.
2)) SO heilig und gorgrällig bewahreten die Egipter aller
ihrer abgestorbenen leiber, damit sie vor der gewalttähtigiipit
des feuers, des wassers, und der luft ewig befreihet blieben.
ZesEN Assenat 234.
2) gewaltthätiglieit als einzelne handlung.
a) der singulargebraueh tritt hier gam hinter dem plural zurück,
und innerhalb der belege für den Singular überwiegt wiederum
der iypus lockerster Verbindung.
a) ihr Unglück und ihr hasz gebe ihnen hier kein recht,
und ich litte ein für alle mal an dieser stelle keine gewali-
tbütigkeit. Göthe (belagerung von Mainz) 30,319; man hat im
berichte dargestellt, als ob sich vor munaten einmal die
Mainzer eine gewaltthätigkeit gegen ofßciere zu schulden
hätten kommen lassen, ber, d. Frankf. nationalvers. i, 98'.
ß) ])) dasz zwischen einer forcht und gewalltbütigkeit, ein
grosser unterschied, weilen das letzte von der freiheit auch
gar nichts hinterlasset. Abkle künsll. Unordnung 1,246; diisz
die grosze unbilliger weisz zugefügte furcht einer gewalt-
thäligkeit gleichförmig seie. 245.
2)) darum bitte ich dich, iasz dich keiner gewaltlhätigkeit
gelüsten. Unterredung eines fürnehmen Ungarn und eines teutschen
cavallieres (1004) E3'.
3)) ja er suchte durch diese vermeinte gewalt-täbtigkeil
anders nichts, als dasz seine untertahnen, nach so kleinem
Verlust, um so viel grösseren nutzen dermahleins genüszen
möchten. Zesgn gekrönte majeslät (16G1) 68; er ist todl? als
ob sein tod in meinem plan gewesen wäre, es würde auch
ohne die geringste gewaltlhätigkeit abgelaufen sein, wenn sich
der graf nicht die erste erlaubt hätte. Lessing (Emilia Galolti 4, l)
?, 422; 80 bewahrte er einen stillen Unwillen gegen ihn in
seinem herzen, der bei dem nächsten anlasz in gewaltthäiig-
keit ausbrechen muszte. Scbiller (erste menschengescllschall)
9, 134.
b) der plural.
a) engere Verbindung mit verbis.
1)) demnach mir mit groszem miszfahlen zu vernemben
kommen, wasz gewalthetigkeiten und insolentien die busara zu
verüben sich unterfangen, {der commandant von WinkeHiofen an
die regierung in Freiburg 1705) anz. f. künde der d. vorzeit 18,290;
um sich an dem herzog von Pommern zu rächen, liesz der kaiser-
liche general auf dem rückzuge seine truppen die schreiendsten
gewallthätigkeiten gegen die einwohner Pommerns verüben.
Schiller (dreiszigjälir. krieg 2) 8, 157; dieselben gewaltthätig-
keiten wurden auch auf den seeländiscben inseln verübt.
(abfall der I^iederlande) 7, 235; diejenigen meuterer, welche
gewaltthäligkeiten gegen die anslaltsbeamten . . . verüben.
strafgesetzb. f. d. deutsche reich § 122; wenn sich eine menschen-
menge ölTentlich zusammenrottet und mit vereinten krülten
gegen personen oder suchen gewaltthäligkeiten begeht. § 125;
die schönen und ihre Jiebhaber haben seit undenklichen jähren
einander ihr wort gegeben, weder durch eine übertriebene
strenge dergleichen sündliche gewaltthäligkeiten zu veran-
lassen, noch bei unvermutheter härte sich zu entleiben. Uz 312
Sauer; wenn das nicht wäre, wer würde die miszhandiungen
und staupen-schluge der zeit, die gewaltthäligkeiten des unier-
drükers, die verüchtlichen kriinkungen des stolzen... ertragen?
WiEiAND S/iaftesp«or« 8, 106 (Hamlet d, 2); mit fluten von bitl-
schriften, alle wider Wallenstein gerichtet, stürmte man auf
den erschrockenen kaiser ein, und erschütterte sein ohr durch
die schauderhaftesten beschreibungen der erlittenen gewalt-
thäligkeiten. ScHiLLEn (dreiszigjähr. krieg) g, I3S.
2)) wann dergleichen gewaltlhätigkeiten in dem heiligen
römischen reiche angehen sollen; so ist kein stand des reichs
vor einem mächtigern sicher. Karl YI. an den liönig von Preuszen,
vgl. Adelung Staatsbriefe 1, 108; über und neben ihnen er-
scheinen die gewaltthäligkeiten gegen überwundene. Göthe
(l'olygnots gemählde) 44, 116; sie haben von dem berichterstatter
gehört, dasz sich die mannichfachen gewaltthäligkeiten...
nicht auf ... die bürger allein, sondern auch auf frauen und
kinder erstreckten, ber. d. Frankf. nationatveit. 1, 9S\ das sind
gewaltthäligkeiten! — herr hauptmann, haben sie achtung
gegen eine unglückliche. Lessing (die malrone von Ephesus 1, 4)
3, 4. 'id.
ß) lockere Verbindung mit verbis.
I)) so bald man ihn in seinem blute schwimmend^ auf
GEWALTTHÄTIGLICH — GEWALTTRÄGER 5232
den boden gestürzt, und unter schrecklichem gebrülle den
geist aufgeben sähe, beschlossen alle verschworne, ein so
grosses werk nicht unvollendet zu lassen, sondern gingen
einmüthig, auch die übrigen tyrannen, die an seinen gewalt-
thäligkeiten theil gehabt, aufzusuchen und zu bestrafen.
Lessing (auszug aus dem trauerspiele Virginie) 6,120; wer in
einer den öffentlichen frieden gefährdenden weise verschiedene
klassen der bevölkerung zu gewaltthäligkeiten gegeneinander
ölfentlich anreizt. Strafgesetzbuch f. d. deutsche reich §130; sie
lieben mich sehr, und doch hab' ich genug zu thun, sie von
unmenschlichen gewaltthäligkeiten zurük zu halten. Wieland
Shakespeare 6, i2l ; auch die unterthanen ... recht barbarisch
geprügelt, ja der eine bauer auf der stelle im Spreeflusse
fast todl geschlagen worden, da nun ...wider dergleichen
eigenmächtige gewallthätigkeiten appellirel ... worden, so
wären sämtliche stadtsoldaten wider von neuem dahin ge-
kiimroen. proiesz zwischen dem rathe zu Budiszin und dem rilttr-
gute Oehna (1749) bei Klingser dorfr. 4, 5S5.
2)) ob eine festung durch stürm oder andre gewallthätig-
keiten oder auch nur durch hunger übergehet ; die festung
ist doch allemahl gewisz veriohren, es sei auf diese oder jene
weise geschehen. König einleitung zu Bessers Schriften cxv (1732).
3)) dan mitten in Kromwels eben so greulichen mordtähtig-
keiten, als abscheulichen gewultlähtigkeiten, ... kalim eine
band aus dem himmel. Zesen gekrönte majestät (IG61) 275;
er (Tarquinius) liesz den senat auf eine kleine zahl herab-
sinken, was ihm ohne gewaltthäligkeiten leicht möglich war.
Schlosser weltgesch. 2^ 420.
ÜEWALTTHÄTIGI.ICH, adv.:
hilf mii' von der gotiosen wuht.
die inich mciiiaidigiicli betrogen,
und gewalttliätiglicli entzogen
von mir mein nmpt, land, hnab und gut.
Weckherlii« qeil. 2,37;
gewaltlhätiglich, violenler N. Gühtler 2,74'; ebenso Kirsch 180;
gewaltlhätiglich, par force, par violence, riolenter, sforzatamente.
Veneüom 75; gewaltthätiglich, violemment,a main armee. nouveau
dict. (Straszburg 11T2) 339*. vgl. auch Steiniiach 2, 784. Frisch
2,371".
GEWALTTHÄTLICHKEIT, f.: welche gewalithällicbkeit von
den Engländern in Holland nachmals geklagel. Erashcs
Francisci indisch-chinesicher lust-garten (t66S) 1, 14. tgl.: gantze
lander in unerzwingliche . . . conttibutiun gesetzt, den übrigen
mit gleichem gewalt und thällichkeit stündlich getrohet wird.
churfürstl. rhein. . . . gesandten an den fränk. eraeisz (1599) bei
LONDORP Suppl. 1, 128.
GEWALTTHUER, m., vgl. gewaltthäter: der liel.eleere wird
leicht lieblos, der besitzlose ein zugreifer, bald Schleicher,
bald gewaltthuer. F.L.Jahn werke 2, u, 5.712.
GEWALTTHLIG, adj., vgl. gewaltlliäli,': violenlus, gewalt
thuig, gewalt anlegig. Dasypodius F2'; gewaltthuig, violent,
impetueiix. Hulsius (15%) G 2' (fehlt 1614).
GEWALTTOD, m.: durch den gewaltlod ihres valers. Dya
Na Sore 1, 377. vgl. gewaltsamer tod sp. 5206, gewaillhäliger
tod sp. 5228.
GEWALTTOIS, m., vgl. gewalt = vis:
jetzo noch wirbel und schlag der lieereljewegenden trommel,
nahten sie all' im gemessenen schritt, die pcwehi' an die schütter
pressend im arm, und zum schall der fcldschalmeien und flöten
ehernen klänge des horns und des biummrohrs tiefen gewallton
mengend, im schönen verein ihr fernhinlialleudes schlachtlied.
I'VRKKR (Tiinisian i) ;i;i.
GEWALTTRÄGER, GEWALTSTRÄGER, m., zusammen,
seliung, die den begriff der potestas mittelst eines nomen agentis
an personen bindet, vgl. die personificierung von gewalt sp. 4937
und 49G5; vgl gewalthaber i/). 5103; gewaltführer .<;p. 5102. bei
unserem compositum überwiegt die vorstillung einer übertragenen
gewalt. nur die Verdeutschung von imperator durch gewalttrager
bei Simon Rot (l571) entzieht sich diesem vorstellungskreise, sie
kann aber auch auf späterer bedeutungserweilerung beruhen,
diese Vorstellung der übertragenen gewalt umfitszt den weitesten
umfang im rahmen des Ichensverhältnisses (vgl. 1). weit ergiebiger
dagegen ist die bedcutungsverengerung im sinne von Stellvertretung,
vollmacht, die sich wiederum abstuft, je nachdem öffentliche macht-
befugnisse ausgeübt oder privatrechtliche dienste geleistet werden,
im zweiten fall wendet sich das compositum innerhalb der kanzlei-
und geschdf Isprache der bcdeutung ^rcchtsvertreter , advokat' zu.
I) es komiiil aber liicrbei vornehinlich daraul nn, ob die
leim auch jedc^-muhl, bei Veränderung solcher lehn- oder
5233 GEWALTTRAr.KnEI — GEWALTWIRKEN
gewall-trilg«r wiederum geüuchel, und die lebnwiare allezeit
eotriclitd weriien roüiie. bti Kunc^iii iorfr. i, ihi.
i) wiert aher einer auf fri«<-|ier tliai nit eltrliegrilfao , »o
mag m.'ui in fürfonleren und verbOien *ur dem geriebt da
die tbot hrtclulien \nt, und wott dan d;iirll> wider ihn trk«li,
da»x *i>il mon drt panren berrrn oder leinrm gewaltatroigtr
verkünden, markt- und WMuUiordnung ton Vortu (laM), tätn.
»ei$th. B, 113; für da» erite ioll ein nchler, dan eio kwr-
Rcbiifl au» den perKobnen, dir der ralh und gemia ■Oben
det allen vorgewtiiten ricliier nacb aller loblicber ftwOBbtU
in die wall itölien, rrkial, fürnemblicb seinen barm dem
pruhst und erineo ((rwalltraKei gelihen und vergreifen, daa
er dem berrn und goltubauüz lelbsl treu und geboiiamb sein
wolle, maiklorilnung ron l'öllau (IM7), ebenda ist; als haben
wir I). L diese coromission nebit unserer kais. grwall, welcbe
wir drro-elben cum pole«ia(e subitituendi tu dem ende bierniit
in bester form tuslellen, in gnaden aulTtragen wollen, gnSdigsl
befehlend , da<>z sie in der persobo, oder durch einen oder
mehr deiselhea substilnirta gew;ilUrUger oflgedacbten von
Tliun etc. «ieigeilachte gra(r!tcliafl llubnslein . . . io unsern
niibmen . . . einuntworien. in ttrdinandi II. imp. mandato ad
Albtrtum ductm tritiltandiae an. 1629 bti IIaitaus 609.
9) gcwaltlrllgrr, prufuralor , tarn pnvali quam principis.
IIaLt&us 69S; gewalUrUger, derjenige, wcKber zu irgend
einem gescbaffle die nOibige vollmacbt bekommen (olerd.).
VoiCTcL 1, 80; darauff beide pnrlheieo auff einen forder-
lichen lag und gelegene mablstatt, für sich oder ibre
anbdeligirle selbst, oder durch ihre vollmlcblige, gewali-
Iragere tu erscheinen beigeben und laden, (teu AuysbuTg) bti
LoiHOiiBp I, t6S'; vor euer kOnigl. uiujesL dem allerdurcblaücli-
tigsten . . . künig Snlomun tu Jerusalem . . . OherKibl unwürdiger
gewaltlrliger . . . Jesu des sobns golles und Manae seine in
giitllicben, geistlichen und weUlicbrn rechten wohlgegrQndt-le
exccption-schrilTt rontra Relials . . . klaglibell. Atrrb hislor.
proceMut jurit 140; das si sich im rechten, durch Ire gewalt-
trager, neben genuegsamen verfertigten schrifTlIicben gewalt,
verantworten iniigen, kärndt. land-rtrhtt-ordn. art.21, foUM dti
Haltaus 698; der gegentheilische gewoltlrager bale, das lobl.
gericht geruhe, dieser freiMÜlig gethaner bekandnus prolello-
cando einged nck zu sein. Abilk kän$U. Unordnung 1,211;
es kan auch in der partheien abue!«enheit derselbe gewalt-
trager, ob es schon der gegenihcil oder dessen gewnit-tragcr
tugeben woite, berührtes eids nicht erlassen werden. 2, 325.
GEWALTTÜAGKHKI, f., ahlttlung wo» dtm »orhergthenden
mit dtr unttr 2) dargtsleUien btdrutung: wann dieselbe bei
solicher ihrer gewulttragerei in ain so anderen ainichen
unlleisz oder saunibsnl erzaigen und verspiren lassen
wurden, mithin den schaden bei der gemaind nit ver-
langten zu wenden oder geblerend anzuzaigen, auf soliche
erlindung sodann gegen denen selben auch das gebichrende
vorgekehrt werden solle, getntinsschlusx und Ordnung von
Ehttn und Klimm (l'lli), österr. «dslh. 3, 121; weiiche {gtwaU-
kobtr) aüwegs zur solieben gewaltlragerei durch löbliche
Obrigkeit tu approbieren und in das haniglibt zu nehmen.
gtmtinuehluts und ordnungsbnef tmischtn dtn gtmtinden Elbigtn-
alp und Köglen (17t(>), thtudu t2&.
CfcWALTT.HLTZIG, adj.:
Ich bab getfn alil goiloseo gwali-trAiilg.
«Ivr t«acti(, Dim-tiV wi iln btum, hoch Ant weit,
d*r taflig grAni, Af aifnam boden «irAtiig.
Mklimui (/isndn i't 140 neudr.
GEWALTVEHKONDEM), parL adj., tgl. gewalt, vtolentia:
sie liebte klare, ruhige und abgeschlossene achAnbeil sehr,
und hatte Widerwillen gegen jedes gewallverkündende, an-
schreiteoda, drohende. Stiiteb {Procopus) trUikl. 44.
GtWALTVü(iT, •!., tgl. gewaltherr, gcwaltmeister: ind di«
hern von Prume dickgemell baint perschonlicb ire haiffs ga-
dingb besessen ind baindt bei sich gehoildt den gewaitvaidt.
kofgtdtng im Ld«iAor<ii (i48t) mtitik. 3, Vll.
GEWALTWERKZEUG, n., tgL gexvalt, tioUntu: ao wie er
ihr gälte und kOnig, da wirft er die maske fort, und glaubt
auch ihren angstanstrengangen , das so schlimm gewonnena
fflr ihn und sich to erhalten, nicht mehr, zeigt ihr vielmehr
unverhohlen seine Verachtung, da sie ihm nur ain gawalt-
warkzeug ist. 0. Lcdwic [studitn) &, 402.
GEWALTWIIIKEN, tuktL ,nf^ tgL gewalt, noUnli^: dem
schwur im ballhanse, dem gewaltwirken Mirabeau's, dem
ktiirtn der baslille, der allgemeinen bawalTnung des volks.
OEWAlTZUr, — GRWALZB
5234
der arklAning itr ■eoscbeortebla «ad dar Bartbolomi«»
nacht daa aifaalbaaa folgt aodlieh di« aoganaBoia 'cmw
«lituiion dar aaaUltwaata'. laaeaaa^a (awaraWfca) mm^
ll»,3oS.
GEWALTZUG, as. aia lavralilgar, d.h. nil gewalt tt-
bundeaer, ein acbnaller, aageetreogter tag od«f anraeh
(forcirtar marsch) 'der ganeral sollta durci aiaaa gawaMsag
mitten durch das feind«« land das apaaiaaba baar aaigakta'.
PoasaiT. Camm t,tt»'.
GEW ALTZWANG, m.: das menacbanhind baaa alla« aa«.
stehen, notb und krankheit und (tuarsbniast oad gcwalt-
twang: abar von ««iaasgleicben varaloatea sain, das kann
da« menscbenkind nicht aussirben. iiaiBaanii 4, 3&.
GbWALTZWKIG, «., r^L gewall, poltUai: die abblogig-
keit des volk« vom senat ward, als von »tandesvorraelrtca
die rede nicht mehr war, . .. dadareb arballen, daaa aiaaa
jeden einzelnen wohl uad «ak voa daai einzelnaa aanatf
abbing, den ihm der prfltor inoi riebler bei einen recbto-
handel gab. was spater die alSrke eines gewalizwaiges aaa-
machte, hatte vor alters dia macht {det itandtt} bagrfladaL
.NiRBUBR röm. gtteh. (1)42) %,il.
GEWAIJ:, t. gewälds tp. 4M«: der aal . . . keine grracbtig-
keit im bogen gewelz haben, »tiithum t« hurburg (liail,
veisth. 1,639.
GEWALZCHEN, •., s. gevvllte.
GEWALZE, a., f«rr>aitiiksUa<ir tu walten (f. d.), kei Cian
2, 3&9 alt Wort itr nitdrtgt% tcMreihart oder umgangttpraekt «••
gtfahrl. tgl. Hbihsius 2,481: gewalte .. das viele walten.
(;EWALZE, ■., I. wtizen. Caaee 2, Ua, iltiasica 2, 4St
ttritichnen für ditttt ttrbaltubttantn »idd büas die bedeutumg
tinet nomtm oclionü (ein wiederholt<-s, anhaltendes wlltea),
lond^ra auch den Übergang lur tathbtitulung : etwas, das siak
wälzt, heraliwalzl, tgl. scbnregewSlze. ite ertle ht4eutmm§ M
auch liUtrurüeh brUgt auisuteheiden ton iittem laaaaMMateaf
i(( der mundartliche gtbrauth der gleichm mmtftrm i» itr IftA-
rxngiuktn rtdensart da bab' ich mein gawllza Dicbl, dar bat
sein gew&lzclien gehabt.
I) ddi Nom<a artionü im der grunibtdeutumf:
wie? oder wenn romsotiscb im sebAlie
ein leiser laut zu drinea obrca dranr,
und in der wellen sllberneas gewtite
ein mldcben sammetglieder achwaog.
ScMiLLKS (in eiiMii moittisteit) l,24tt
allaa seblaa
voll grAsiiar lu»i, hier auszufieigen
und in dem grün aninuth'gra schweigaa
der wle.<enliüg«l aal ilem gtund
des festen laodes zu verireiaa
die rüsza, unter danao rund
die meereswelle mit deai tteian
gewilie schon seit tagen rollt',
and fHfaod sahn sie noeh Isold*.
K. laeaaiAiiii {liitlan u. JmM*) tt,iU^
i) dat Ihüringitthe tubttantit gewülte, gawalicban: gewilza
(gewalt), n. schlenderndes massiges umhergelien, bequeates
faules umherliegen, bebaglichkeit, ungenierthrit . . . da bab'
ich mein gewaiza nicht. Kisai. tuhlter mund«rl i99: do' bM
a üma st gawllichen gehSt, da hat ar einmal aaiaa wabre
lust gehabt, ebtnda. Kicii. rtü dos wert alt terbalimkämitt
XU walten deuttn und trinnerl a» eg niaog nu waliaa ab «|
mac {mhd. mb. i, in) und an dem retklthtgriff der waltenden
grundstücke, ffL waltende atilcka landes, tbailbare gätcr,
quae pro lubd» fasaessarii ysaiaal dttidi et abeaari Faiaca
2,420', f^L ScBvtiLiB 2*, »II. bi Mdra /Wira M fedteä im
ItlU gewomnem* htdeutumg in er§tk»k mmtr ealairthiai aaa
walten, folutor«, die für dem lktrim§ittktm nudrmtk a«bl »araat-
gesetU Verden kann, tid eher ilaate ik fügnit mkieidemUtke
beUgUtlU kier »ngetfem mtrdra:
de molaD Jowcick wickalde
sali iniwar Bede bestalda.
dal backer aide krwwar
darinna aiciti wordea sclrawar.
de alaa a«lvc»i lo varbcgbaa ...
da brawar aaii ar«« aalte
badiaa daaaa dar Ar gawalia.
arawiaiaatiar arWiiiapii i IISI.
4, HUMkn*. \%,t».
dock ist tie »US iem tasaaMwabaag aidkf tMber aa deutem.
dagefm ieaiail Seisss {betlri§e ta tvum kemmihtrfkekn Mm-
Ütea 7«) dem lark miker, indem er auf wllxaUg aeraetsl.-
wilzeoUg ... der nicht mehr kircbli^ bagaageae driUe
feiertag der hohen feste, an walcbaai baaoadera dia
jungeu leuta aas der atadt aafa laad gabea, üb eicb cia
5235
GEWÄLZEN— GßWÄMP
GEWaMPT — GEWAND
5236
'pläsir' zu machen, ebenda «.274; wäälzedok, m., diUler (auf-
gebubener) feierlag, an welcLem man noch nicht arbeitet,
gondein aus der Stadt hinaus aufs land geht um sich noch
etwas zu gute zu thun. besonders von gesellen und lebr-
jungen der Schneider und schuster. vom walzen, walzer
tanzen oder vom sich herumwälzen, faullenzen. Spibss volks-
thümliches aus dem frdnkisch-hennebergischen 35. wie weit der
Francfurter wUldchestag liierher gehört, läsit $ick an diesem orte
nicht untersuchen, dagegen vgl.: walstag, wenn der bau gehoben
ist, und die zimuierleute schmausen, htss. rtdensarlen bei
EsTOR der teulschen rechtsgelahrlheit 3, 1422; walztag ist ein
feieriag der niaurer nach beendigung grösserer arbeit. Pfister
zweites ergäntungsheft zum iditiokon von Hessen s. 44. fraglich id
nun, ob die sippe auf walzen, wälzen turückführt im sinne von
schlaff, schlendernd gehen (vgl. Pfister ebendorl). viel eher
haben wir eine abkitung von der sippe, die in unserem wählen
und im nd. wehl (vgl. unser wohl) vertreten ist: dat deit he ut
wehl, das thut er aus mulhwillen. Hichet hamburg. idiol. 336;
de wehl schall em wol vergahn. ebtnda; he kann den wehl
nich hauen, er kann die guten tage nicht vertragen, ebenda,
der gleiche ttammvocal wie in walstag wird auch in dem schwä-
bischen walen dargeboten: spielen und wählen. Birlinger
schwäbisch-augsburgisches üb. s. 425. vgl. ahd. giwalazta als neben-
form zu giwalta, dilegavit, eommisit. Graff I, 792.
GEWÄLZEN, verb., in der tusammcnsetzung mit dem präfix
auf die ältere spräche beschränkt, in der es intransitiv und
transitiv belegt ist, vgl. Lexer 1, 9S2, s. wälzen.
1} vi, künd ich din top so velzen,
üaj e{ wanken, noch gewehea
möht, mit golde wol dursmelzen
dar näcli als din wirde ie wak.
Ebkruabt V. Sax bei Bartsch, Schweiter minnes.
2) do stuenden si unde ahten,
die reineil vrowen unde traliten,
wie si den michel stain
mohten geweltzen inein.
aiilidiiisi 181,4, fiindgriihen 1.
GEWÄLZT, parlieipiales adjectiv tu wälzen, vgl.: die uger
erdu gewalzten ronen, Iruncos vulsos. Noiker Boethius, $. Graff
1,792; geweitzt, gebraucht, volutatus. Maaler 179*. Heniscb
1597; gewäkt, volulus Kirsch cornucop. iSü'; gewelzt, adj. et
adv., rouU Scbwan l,743(17Si); walzender stein wird nicht
moosig, gewalzter stein begraset nicht. Reinsberg-Düringsfeid
sprichw. der germ. und roman. sprachen 2, 390.
GEWÄLZT, participiales adjectiv zu walzen (s. d.). diese form
des adjectivs hat in der neuoen technik besondere anwendung
gefunden: gewalzt nennt man gegenstände, die, um sie nach
allen ricbtungen hin auszubreiten, zwischen zwei auf einander
liegende walzen hindurchgezogen werden, dieses findet in
der regel zumeist bei metallen statt, die in blechtafeln ver-
wandelt werden sollen, daher man denn auch statt eisen-
and kupferblech gewalztes eisen und kupfer sagt. Helfft
üb. der landbaukunsl (1836) 143; gewalztes blech, die erzeugung
des bleches geschieht durch den hamnier (geschlagenes blech,
Plaques failes au marteau, hammered metal, hammered plale),
oder durch walzen (gewalztes blech, v/ahh\ec\i,plaques laminies,
rolled melal, rolled plate), Karmarscb handb. der mechanischen
teehnologie i, 158 ; man verfertigt gewalzte bleiplatten von V>
linie bis i'/s linien. 167. vgl. gewalztes tabukblei: die papier-
dQnnen bleiblätler werden hauptsächlich zum einpacken des
tabaks gebraucht, man verfertigt sie ziemlich allgemein durch
walzen, zuweilen auch noch nach der älteien art durch
gieszen. 123; gezogenes, gewalztes stabeisen, n., walzeisen, n.,
drawn-out iron, rolled iron. fer laminä, fer cylindre. Rumpf
technol. wb. 152'; es unterscheiden sich also die röhren ...
in gezogene, gewalzte, gepreszte. Karmarscb 1, 218; gewalzte
röhren, tupaux cylindr^s, rolled tubes. — das walzen findet haupt-
sächlich anwendung bei darstellung geschweiszter schmiede-
eiserner röhren. 224.
GEWÄMBS, I. gewam«.
GEWAMM, s. gewämp.
GEWÄMMERT, parlieipiales adjectiv, das in adverbialer function
belegt ist: gewämmerte voll Hertel Thüringer Sprachschatz 253.
vgl. gewampt, g«wammt.
GEWÄMP, n„ eollectiv tu wampe, wamme (s.d), vgl. wamba,
bauch, wampe, ventra Graff 1,853: anthropomanteia, budel-
sch«tzer, wi das gewämp im mentschen lag, also kundten
dise sagen, was sein bedeutung an dem ohrte und zu den
Zeiten als man noch mentschen opffert. Heroldt heydenweldl
(1564) p5'; das gewämp (gwämp), der inhalt des bauches, das
unedle eingeweide. Schmeller 2*, 914. vgl. gewam, gewei, in-
gewand vom viscli. De Bo westvlamisch idiot. l, S53.
GEWAMPT, GEV^hmn, participiales adjectiv, das unmittelbar
vom Substantiv wampe, »ainme abgeleitet zu sein scheint, ohne
andere verbalformen neben sich zu haben. Stieier führt zwar
an (2427): wammen, und wampen, gewammet, und genampet,
propr. adiposum, corpulentum, et habitu corporis opimo esse:
deinde magnifieä, et flucluatim incedere, alias sich spreizen,
wie die, denen alle gaszen zu enge sein, die belege weise»
jedoch alle auf die partieipialform hin:
da gnädig herr pfarrer der ellel ma ganz bsundä:
er geiget ais abä so gsctiwind nie da plunda (leufvl)
er liai a grosz gwampeiö geign auf da seit —
es hält dö« Berchtsgadnenscli landl drin weit.
KiCKBE* siilib. ijeil. (1759;, s. Bayerns muudarlen 1,232;
gewampet, l. dick, wohlgenährt. 2. (sehr gemein) st. schwanger ;
auch so viel als trächtig. Loritza neues idiot. viennense 5t ;
der hals ist kurz und dii k, vorn gefaltet, nicht aber gewammt.
Brebn illustriertes thierlebcn 2, 629.
GEWAMS, GEWÄMS, GEWÄMBS, n., eollectiv zu wams
(s.d.): das gewamse (niedriges wart) Campe 2,359; das gewämbs
(gwümps), im scherz oder verächtlich als eollectiv für kleider
überhaupt üblich. Sciiheller 2^,914; gewams (das), schlechte
kleidungsttüche. Loritza 51; gewämbs, kleidung Hihmelstosz
aus dem bair. wald, s. Bayerns mundarten 2, 446.
GEWAiN, m., verstärkte form zu w4n, wahn (s. d.):
wand ich habe des gewan,
das mir got nicht geniche lau
aplai umb die misseiriie
der mir bat vil gevolget mite.
yassionul 590,50 höj.ke, v<jl. mhd. wb, 3,494';
noch weren dar selszen puncto
in den se hedden ghewan,
doch woldeu se na vrede stan.
d. iiädtcchron. 16, 106 iBraunsehtveig,
d. schichlspiel), ähnliclt 16,215.
t);I. gewähnen sp. 4753: einem den gewalin laszen. Pfisteb
2. ergdnzungsheft zu Vilmar 44.
GEWAN, n., kontrahierte form zu gwäd'n, durch den wind
aufgehäufter schnee, Schneegestöber. SchOpf 220. vgl. g\\Ala
(gewehte) ToRLta Appenzeller Sprachschatz Ul ; g'wächti, wind-
wihe Stalder 2,426. vgl. sp. iin.
GEWAN, f., s. gewann.
GEWAN, adj., s. gewon, gewohnt.
GEWAND L "•« pannus, vestimentum, vestis. das wort führt
mit einer reihe formverwandter bildungen, die aus einzelnen denk-
mälern in dem gleichen schriftbilde belegt sind (s. gewände, ge-
wann, gewandt), auf den etymologischen Zusammenhang zurück,
dem auch die verba winden unii u enden angehören, die älteren
erklärungen knüpfen alle unr>\iltelbar an winden an, dem sie
ein Verbalsubstantiv wand (vgl. auch wand, paries) zur seile
stellen, diesem Substantiv wird von den einen die bedeutung
'uindung, das gewundene' unterlegt, von den anderen unter un-
lehnung an das althochdeutsche fem. gewand (terminus, finis) die
bedeutung *das abgegrenzte' zuerkannt, eine andere erklärung
hat H. Paul (deutsches Wörterbuch s. 181) angebahnt, der in dem
abgeleiteten verbum wenden den ausgangspunkt auch für das
Substantiv gewand sieht, ohne die weiteren folget ungen ziehen zu
wollen, die verschiedenen möglichkeiten, die sich ergeben, hat der
Verfasser folgender darstellung an anderem ort gegen einander
abgewogen (vgl. indogermanische forschungen band 14, 406 jf.)
und in unserem neutrum ein in der suhstanlicklasse isoliertes
particip praeteriti mit der bedeutung ^gewendet, umgebogen, ver-
mutet, das xunächst die äuszere form kennzeichnet, in der seit
der Vervollkommnung der Webstühle und seit der gewerbsmdszigen
herstellung — namentlich der tuche — die gewebe außewahrt,
transportiert und zum verkauf ausgeboten werden, auf grund
späterer eingehender belrachtung und vergleichung der für gewand,
gewann (s. d.) vorliegenden formen ist der Verfasser jedoch zu
der Überzeugung gekommen, dasz unser neutrum mit diesen auf
den gleichen Ursprung zurück führt, beiden gruppen ist giwand,
terminus finis zu gründe zu legen, das in oberdeutschen quellen
als fem., in niederdeutschen als neutrum erscheint, die bedeutung
terminus braucht man beim neuhochdeutschen gewand nicht auf
den schnitt des kleidungsstückes zu beziehen, sie ei klärt sich bei
dem äUeren gebrauche im sinne von tuch aus der form, in der
die stücke vom Webstuhl kamen, diese konnte leicht zu einem
vergleich mit den streifen führen, in die eine gewannlage gC'
thcilt wurde (s. u.). der gleiche bedeutungsübergang läszt sich ja
auch bei gir beobachten, das neutrale geschlecht wird wol im
5237 GEWAND (1. abgrentung von gewsptc)
tu$ammenhang mit dem hbtTwir,tn nUdndtuluhn btUgt ßr
du hauptvtrwtndung Jti erklirtn iHn. amutrdrm ut bti dem
iigenai tigen obhdngtgkfiltttrhdUnis, in dem ncwaad nach geUrauth
und Verbindungen tu dem alleren $tihilanfiv gpwc(e tUht, da$
getehUchl dieiet worltt mil in rechnung tu bringen, das gleiehi
gilt für die form, du unter gewniid den dental ftilgehallen hat
im grgeni'itt tu gewann, bedenken könnte eher die hildung liirln
peweodrr für tuchhdndler erregen, da man mu ruelitieht auf
die lynoni/ma ftwand^ehoFidrr, grwindrfiiiser temufht ut, auch
bei ihr die thdtigkeit im äuge tu fatsen, die der hdndltr beim
verkaufe auiubt, insofern er die bolhn hin und her u/eitdeU doch
vgL dif (inmerkungeii tu fpwander, gfMfln.ler (i. d.).
wie bei dem bedeulungsierieandlen tubitanliv kleid reichen »urh
fiir gtwaod die belege nicht über dat n. jahrh. turütli. wahrend
das tynonymon aber in auizerdevtnehen dialrUen früher beteuqt
lit, gehört pe»¥and nur dem deutschen gebiet an, n hat noch
urtprung und terHendnngsart keine anhalttpunktt in anderen
sprachen, nur dat mittelnieJerUndische trhliettt iich aurh hierin
dem niederdeutschen sprachgebrauche an : gewsnt (gf wirni, gnaot)
Stoff, van allerlei soort, vaarvan kleederen gemaakt worden. . . .
kUeding, gewaad, uitrusting ... koopwaareu, handelsraaren.
Viiwus-Vkroah 2, l8:>8/f. ebento Oooiiiaiii 5,«50. die althoch-
deutsche pniode deckt ihre entsprechenden bedürfniste gant mü
den alteren bildungen w«l, gewKte {angels. waed ; allnoril. tsd
gegen gotifch »a»ti — tat. »uti»), da gewand dat rerwendungt-
gtbiet dieter tubstantita ah erbtchaft übernimmt, mutz der ab-
grentung von gewand und gewale dat erttt augenmerk ge-
widmet sein.
I) abgrentiinq von gewand und pewete. das voidringen ro«
gawand in der miiteViochdtulschen periode.
a) gleich die ältesten belege lassen gen and in Varianten einulntr
handsdiriften an die stelle von wot, gcwa-le treten, die erste
spur bieten glossenhundschrifUn det 12. jahrh., die in die allere
glosse mutntorium, vestis mutatoria, miizsiwali an der «-inrn stelle
dat compositum badegewand einschieben, während tie an der
anderen stelle {vgl. STKiMMKtia-SiETiaa t, iM) die alte xu-
sammensettuiig ttehen latien, vgl.: padagwant, padrgnonde,
badegwant (tu 2 könige 5,22) in handsehri/len det vi. jahrh. aut
St. Emmeran, Benedictbevren, Freising, St. Blaiien, Rheinau und
Weingarten, t. Stemmiitei-Sikte« 1, 451. von hier aus dringt
die glotse auch in Strassburger Sammlungen ein {s. Steinüktki-
SiiTiRa 4,410. 4,239) iin^ irird im 13. jahrh. von tmei hand*^
tehriften in dat tummarium Hetnriei aufgenommen {StunnriSH-
SlITRRS 3, 221).
die beteiehnung alt badrgewand ist in dem lusammcnhang,
dem die lateinische Wortverbindung entnommen ist, auffallend.
l.iTHER übersetu in beiden fällen feicrLIeid (2 kön. 5, 22 und
*ioioj 3, 175). der gleiche begiiff wird auch in einer stelle der
biblischen diehtung dargeboten:
Joseph «inen brillieren gebete mit sabenlner wate,
iegeliclieire xwei pmlgwani so man si be^jest da rant.
yenesis, lunilgruben-i,' 1,3, ebenso bei Diemcr, Joseph 764.
für die trkUrunf der befremdenden parallele badegcwand, feler-
kleid ()iebt schon die bedeutungsentwiekluiig der latcinitchen form
vestit mutatoria einen ftngertcig, die beide, so weit abstehende,
vortteUungen in ihiem umfang rereinigt, der ausgangspunkl dieser
tntwicklun§ liegt in der vorslrlliing des wechseU, det vertautehens :
unlerkleiier weiden — namentlich nach dem bade — mit anderen
terlautcht, damit sie gewaschen werden, wenn sie nach längerem
gebrauche unsauber geworden sind; die feierkUider aber treten
tri besonderen feranüssungen in gleieJier weise an die stelle der
alUagtkleidung. ßr beide Verwendungen det lateinischen wortet
fgL DocANci •.«.•.
rfk MweiU dieter Verwendungen itt der deutschen bildung
durch du lateinische form aufgeprägt worden, von hause aus hat
badegcwand nur der ersten entsprochen, diese kommt am deut-
titkUen in einer tpäteren ttelle tum ausdrutk:
•u.< (>| leb lo den bad« alhle.
Rain kamorvr« d4 *on mir gl«
In die Herberge mtn irhani.
er weit mir bringCD min gewant.
l'. ». l.icHTRK'Tiin "29.4:
io (i4{eRB torne er mich l|p.
■ti kamarcre dd luo mir gle
und brihi mir al mtn badgewant. 73«, 3;
•olh« unruot« ich nie bckanu
DU reiche mir mtn badgewaoi:
ich wil alaA ungcbat Aj g«a. 7SS,6.
«M alten dieten beisj^elen gehl hervor, dasi das badegewaod
nicht wihreni da badet, sondern nach iem bad* angeUft wird;
IV.
GEWAND (I. abgrensung von grwvle) 523d
der Utite beUo aber teigt, datt et tieh auek niekt •« «mm
bademantel handelt, den men etwa woftm der Wirkungen det
badet onUgt. für dat* letttere anaalm« li$$t lirk aurk mtekt
dat in der mittelhoehd. ptriodr vereinuü §tiraudät eorl kadewat,
badwat anführen (vgl mäd mb. i, 711), vgl
dag «r Im den heim durchbrach
ob den riogan darcb die baiw4u
L^ntfloi M3S, ff/, awm./
dla bclaae alcb mnoaieo kllaben
nni <kr die beiwti. Ilaorntehtuilu 700 •. «.
denn man darf hier nicht «■ eine ketpfbinde denkest, wie ik Hmt
d.e badenden getragen hätten, londern mutt mit Jacoa Gaiaa
{leiUchr. d. a. I, I3<.) den gegeniatt tu jegUcker kletdung ra
bal"at verkörpert uhen, die nackte, bUtu haut, hier dte Hirn-
haut, nach alledem itt et netwendig, ßr badegrwaot die er-
kldrung aut badcwat auituichlietten ; dagegen dürfen wir wot
der thatsache bedeulung sumessen, datt die ersten belege fkr
gewand gerode an die veideuttchung ton rettii mutatoria an-
knüpfen, et wird ja auth niekt blosser tufalt sein, das: noch
in anderen belegen gewand spetiell m tutammenhang mit dem
verb. wantalon, w.indeln, ntitfur« angrtogen wtrd, »gl. t b. ite
Variante der Trierer handschriß su ptalm to2,27: alco in^ gewaal
Kolen aie alten tinde aUe ein decheial (oIl du wandeln ai,
oMnet ticut veitimentum retereteent et tieut tpertorium mulabit eaa.
b) dass die ahnliehkeit det lautbtldei vmt gewiBie, wal uttä
gewand den Übergang der formen oß begünttiftt, teigt die neben-
[arm iogewant tu ingewaide, iogewat (eingeweide), vgL Leite
t, 14S4. doch genügt i»eus moment allein noch nicht ntr erkiimn§
der Varianten, mit denen jüngere handsehnfien das wardringenit
gewaad an die stelle eines älteren gewcle leiten. vfL:
ich brenge dir die tochier din.
wir ffld^in aver einio kiel bavin.
die aaniger hande wondir trage,
golt unde iteine,
wauerperlin kleioe.
ecarlachio unde pellen.
awer di kouren wolle.
dax wir dea gdde (lade bin.
aesticb ritire ioaxam
die folia derlone Terholoe ifo.
die junctrouwe. Conttaniio,
bedrOgli die lelt^^ne wlt.
dat *io lichte in den kiel fit
unde achounret min kr&mgewant.
»i «Are wir al in dag dln lani. kd-ig Katker 90711
nocA den besserungen der hermitgeber ; die Heidelberger kand-
schrift hat want statt nat mil der sinnwuirigen indenn§ gao
an der retmsteüe;
ouch »ante ti bi ir den
vrischiu kleider. »eil von gran
und deine linwlt, twei,
achuobe und hoaeo von »ei. Imrin }4U
(linwcle Giestener handschr.; lingewanl Heidelberger kandttkr.
nr. 897); den nrmen wart er »il holt:
er gab in ailber unde golt.
dat cuniciich gewitr,
er was rruo und apate. kaiterdsromik 1M6 SdkrMer
(in der WolfenbüUler handschr. ans dem 14. ;*. ciiniciicb gewant):
dö sprach rr ino der rrouwen 'il dir liep dat kindelin.
so behalt uox an sin aller dat tnurgewzi« *Sn.
Ich wll dir sagen, nrouwe. awat im dar too geMbibt.
und >i dir liep dag kindel. *4 vlius dag ga«»t« aibi*.
\yolfilielrich 2\, <ieniKtiea keMcnbwdk I,t4,
r<iriiTa/e laufgeweaia, feweai.
ebenso vgl. in § 101,2 ron Roprec*ts Freitinfer ttnimkitknek
die viriante cbirchgwanl der handstkri/t rm |32S fffc« chirchwat
in anderer handschriß. in einem beispiel ans dam frtatreal Eit-
■AtTS T. OaiRCK lassen sick Ü* vamiOen wsit tiekirheil Ind-
schaßlich gruppieren : die mmeldenlukt knndttkrift aei/t gewaot,
die ukr sfite oberdeulttke {ickwdbiscken nrtftnnp ans I4«l) wal:
dA der koninc vor obir quam
der vrauwen lamergewaBt began
fie dar vor die wart«.
K. T. Oaiaea TWaTrcnl M24 licAtoaiMa
{nnck D, t» B: kamerwat).
e) He urspringltche verschtedenkeH in hedentung mni iwnten-
dung kennzeichnet ikk d»iwrtkt tes wat, (tmaU tmnddktt
der Wiedergabe der bepiit eoNaflitoei, «mIMm, acHn ditnl,
vgl. fiRArr 1,740. mhi. veb.yr,lf. Ltxca I,«7«l S,7«3.
a) gieng IhA in tber caoing . . . inll gi.*ah ihar imo tingi-
wAlitan brAtloufinbbeino giwite, H ueia tki kewtinem nen
aesMvai vttU nuptklL Tatian 125.11 (and er sach da eioen
maa nil gevaiijl mil koditeilleren gewanU cod. TepL ilaUk, 22, n ;
und aabe alda einen nentcben, der bade kein hochteillicli
329
523d ÖEWaND (l,e geWffile«svcstimenlum)
kleid an. Luther); sliiimo bringet tha; erira giwati inti giwatet
inan inti gebet iingirin in sina bnnt inti giscuohiu in fuo;i,
proferte slolam pritnam et induite illutn et date annulum in
manum ejus et caleiamenta in pedes. Tatian 97, 5 (bringt her
schier da^ erst gewant und vajjt in. cod. Tepl. Lucas 15,22;
bringet das beste iiieid erfiir, und thut in an. Luther)«, a.
ß) in charakteristischem gegensatz tritt wat hier zu der parallele
pannus, tuch: nioman blez^a niuwes duoches nawit altemo
giwate, nemo assumenlvm pannis(\) rudis assuit vestimento reteri.
Tatian 56, 7 (ifein nimt dag stuck des newen tuch? und neet
eg an daj alt gewant. cod. Tepl. Marc. 2, 21 ; niemand flicket
einen läppen von newem tuch, an ein alt kleid. Luther).
y) erst die mittelhochdeutsche zeit läszt eine erweiterung des
gebrauches und des bedeutungsumfanges auch bei gewaete hervor-
treten :
1)) der umfassendere begriff der kleidung erweiterte sich tu
dem der ausrüslung fiberhaupl. so tritt wat, gewaete bald in
gegensatz zu wehr und waffen, bald begreift es auch diise in sich:
si liten gröjen unrät
an dem libe und an der wät.
ej wären bi ir viure
under wilen tiure
vleiscli mitten vischen. Iioetn 6214;
*sit du niht wll erwinden' sprach frou Siglint,
'so hiir ich dir der reise, min einige; liint,
mit der besten waete die riter ie getruoc,
dir unt dinen gesellen : ir sult ir l'üeren genuoc . . .'
dö 8ä!;(>n schoene frouwen naht unde tac,
daj lüjel ir deheiniu ruo^ve gepflac,
unze man geworhte die Sifrides wät.
er wolde siner reise haben deheiner slahte rät.
sin vater hiej im zieren sin riterllch gewant,
da mit er wolde rümen daj Sigmundes lant:
und ir vil liebten brüneje die wurden ouch bereit,
und ir Teste helmen ir schilde schoene unde breit.
Nibelungen 64, 1 /f. «. a.;
der sturmküene recke, meister Hilprant,
weder schilt noch wälTen truoger an der hani . . .
dö sprach der giimme Wolfhart 'weit ir dar biojer gän,
so mac e; an ein schelten nimmer wol gestän . . .
dö garte sich der wisc durch des tumben rät.
& daj ers inne wurde, dö warn In ir wäl
alle Dietriches recken unt truogen swert enhant,
dem beide was ej leide: vil gerne hßt erz erwant.
2185, 1 ff.
in dieser letzten richlung bewegt sich auch ein groszer thcil der
composita, die wät, gewagte entwickelt hat: Isenwäl Lanzelot 8930.
Parz. 75, 5 «. a., vgl. mhd. wb. 3,776'. Lexer 1, 1458; sarwal
Lamprechts Alexander 4122 u. a. vgl. mhd. wb. 3, 778*. Lexer 2,6io
{hier über 50 belege, namentlich aus spielmannspoesie und helden-
sage); hergewaete \vor alUm in rechlsdenkmälern belegt) mhd. wb.
3,778'. Lexer 1,1-256; dit gehöret dem heeigeweth . . . dut
beste pferd gesadelt, ein furderwagen. all des doden mannes
schapene gewand. gericht Lüdenscheid, vgl. J. Gniim deutsche
rechtsalterthümer (1851) 573; vereinzelt wicgewaete {könig Rother 875
in eonjectur neben wicgewant 2682. Rolandslied blbl Barisch); sfrit-
gewaete {im Oswalt und bei Jeroschin) und kampfwat {bei Diemer
314,5); wäpenwät {bei Jeroschin und im mhd. schachbuch),
s. Lexer 3, 686. vgl. auch birsgewaete Nibelungen 893, 1.
2)) in anderer richtung wird durch Verallgemeinerung der begriff
der ausslaltung entwickelt, die ursprüngliche vorslellung des
Stoffes (gewebtes und anderes zeug) bleibt hier als beherrschendes
moment von einflusz und wird in den einzelnen compositis nur
differenziert, das simplex kommt hier der parallele mit pannus
entgegen: dö hiej dar tragen diu wise
saniit von Ethnise.
unversniten wät truoc man dft mite,
pl'elle von Tahronite
iijern lande ze Tribaliböt,
an Kaukasas da; golt ist röt,
dar üi die beiden manege wät
wurkent, diu vil spxhe hat,
mit rehter art üf siden. Part. 375,1.
unter den einschlägigen compositis sind schon ahd. linwat (lint-
amen) und pettiwat (stratoria) belegt, vgl. Graff 1, 741. sie
stehen auch im mittelpunkl der Verwendung in der mittelhoch-
deutschen zeit, vgl. bellewAt mhd. to6. 3,777'. Lexer 1,244; bette-
gewaete mhd. wb. Z, "S*. Lexer 1,243; underwil (unterbett, im
liederbuch der Hätzlerin); vederwat (federbett, beltzeug) mhd.
»fr. 3, 778". Lexer 3,40; vedergewaete Lexer 3,38; linwät mArf,
wb. 3, 778". Lexeb 1, 1929.
3)) die Übertragung setzt auch bei wut, gewaite früh ein: des
meien wÄt, siner lugende wät, der kircben kranke wit, ». mhd.
wb. .3, 777'. zu gewaete vgl. sp. 5254.
d) an gewant andererseits tritt als abgrenzender und kenn-
teichncnder tug die bedeutung von zeug, stoff hervor, die an
GEW.\ND (1, d gewant = paüniis) 5240
wat und gewaete nur kümmerlich entwickelt ist. die belege für
diese bedeutung gehören allerdings nicht zu den frühesten Zeug-
nissen für gewant, sie gewinnen aber an gewicht durch die stilform,
der sie entnommen sind, sie stammen aus der rechts- und ge-
schäftssprache des 14. und 15. jahrh. und spiegeln den urwüchsigen
gebrauch des Wortes unmittelbarer wieder als die an die poetische
s'.ilform gebundenen belege des 13. jahrh., die zudem wesentlich
oberdeutschen Ursprungs sind, dem mittel- und niederdeutschen
gebiet gehörte gewand fast nur in der bedeutung von pannus
an; für vestis drang hier kleid t'or. so zeigen sich landschaft-
liche gegensätze, die vielleicht noch mehr beachtung beanspruchen,
als ihnen in dieser darstellung geworden ist. vgl. auch sp. filiS f]'.
a) dafür, dasz mit gewant ein bestimmtes, durch seine eigenart
von andern sich abhebendes gewebe bezeichnet würde, liegen keine
anbaltspunkte vor. die Verwendungen und Verbindungen weisen
vielmehr darauf hin, dasz die technik der Weberei auf die be-
nennung nicht von einflusz war.
1)) selten wird irgendwie auf die herstellung des Stoffes bezug ge-
nommen: unde di flut werte me dan fünf dage unde nachte
uf unde abe . . . unde di Lane vur Limpurg warf in die garten
alle umbe unde umbe unde maniche rame mit gcwande. Lim-
burger Chronik 64; were ouch sache, dat einich wiger off
underkeuffer gewant machde (\ö. jahrh). acten zur Verfassung
der Stadt Cöln 2,663 Stein; vort so wat woellen nu vertan uss
den vurs. verboeden landen kempt, die zo dem Coelschen
gewainde verboeden iss zo vermachen, uss der woellen sullen
die wiger und underkeuffer die beste woelle uisslesen, die
zo deme Coelschen gewande guit were. {ende des 15. jahrh.)
ebenda (564.
2)) die adjeclivverbindungen ergeben meist nur Unterschei-
dungen, die die hevkunft oder die heschaffenheit {färbe, dichl-
heit, werth] des Stoffes kennzeichnen: unde allerleie gewant
mugen si wol sniden zu rechte undene als obene, ane
drierleie gewant sullen di understen nicht sniden zu rechte,
daz, ist Ginlhisch gewant unde Ipirsch unde Broslisch ge-
want, di da/, sniden wollen, die sullen obene uf treten in di
obirsten koufgaden. Freiberger stadtrecht 47,2; vort so suelen
dieghiene, die Coeltz gewant zu snede verkouffent, dat be-
segelt ende allewege behalden up dat leste ende, up dat man
damede gein conlrefeit muege driven. gesetze über den verkauf
fremden gewandes (1341 — 60) acten zur Verfassung der stadt Cöln
1,64 Stein; ind ditz ze verslain van gewande van Brabant
ind van Viaenderen. vort van anderen gewande, wa dat ge-
maicht is, sal men nemen ... einen halven alden groissen.
acten zur Verfassung der Stadt Cöln 2, 25 Stein u. a. ; da; gest
dheinerlei gewant suln verchauffen hinder einem halben saim
(saim, saem, sam, säum bezeichnung einer gewichtsmenge: was
ein saumlhier traiien kann; sanm gewands = 22 stück tuch,
s. u.) auszer dünnes gewant da; niht soumec ist, s. Weste\-
RiEDER beitr. 6, 114; e; haben die gesworen gesetzet, da; gest
oder an;lent, swer die sein, hie in der stat ze Münichen
chainerlai gewant Süllen verchauffen hinder aincm halben
saem, e; sey dann Hymperger, Arras, und alleg dünneg ge-
want, fuotertuocb, leineintuoch. Ulmer und allerlai tuocb, da;
nicht saem ist, des mügen sie ain tuocb oder mer verchauffen,
ob sie wellent, und chain gast sol hie chainerlai gewant
veisneiden und dann verchauffen. Münchener stadtrechlbuch
von 1347 art. 324 Auer; geste di up deme kophuse stan
met schonen gewande, geven islikc von der stede 1 Schil-
ling. Berliner stadtbuch 15: von dem guten gewande ... von
dem grawen, unde wissen hie gemachtem gewande. Straszburger
kaufhausordn. von 1401 bei Schmoli.eb s. 21* {Eheberg 1,5); uf
allem gebirge, dag in di stat gebort, sal niemant kein gewant
veile sniden ane gra gewant. Freiberger stadtrecht 47,2 Ermisch;
das gra gewant Nürnberger polizeiordn. 162, s. unten sp. 5242;
ausgenummen grobes, gewant oder welcherlei forb dag
sei, das im lande gemachet ist zu Peheim, und allerlai
Polanisch gewant. Altprager sludtrecht (slatutarrecht 58) 39
Röszler; ouch sullent si haben dag isen d4 mit man
pfehten sol unde me;7,en die eilen . . . stab ze einvarwem
gewande. stadtrecht von Meran 17, i. d. a. 6,427; in den gademen
uf dem koufbouse, do da; geferwete gewant billich ston sol.
Straszburger kaufhausordn. von iAfii; auch namen di vurgenanten
denzer, so manne so frauwen, sich ane, dag si kein rot ge-
want mochten gesehen. Limburger chronik 64; item In dem-
selben jar warf de stat zu Nuremberg 7 kleinat auf wol bei
on 2:50 guld. wert: ein ochsen, ein pferd [verdeckt mit
rotem gewant] ein silbrein pecher. d. städtechron. 1,388 (1434
6241 GEWAND (l.d mt((«/AocAd. — paonus)
Hürnhtrg); in (l«n ieriUo «o w« mit vrendtn gewsad«, Id
•i dicke of dfinne, b&isien Coloe vert zA msrte, dat he die
•tucl(e üf die tianl/r doiciie, die iem blivrnt «ao aliulcbein
vreindeii gewandc, niet wieder in die Hat «an Culne ... brengen
en aal. $tatut ubtr dat vtrhalien der bürger (mi— &i) aeten
sur vtrfauuny der ttadi Cöln 1,01, ebtuio 2, 11»; «ort ao eo aal
nieiiiuii, lie wuiie binnen der aUt of darbuiaaen, eghein |»-
Mant, dal bui«>eo der »tut van Coloe gemaichi wer«, id ai
dicke of dAnne, egrinre wja gelden, zu ineil«! tu vercoulTen
binnen der atut vun Colne. 1,64: e; iit auch geaetzet, dar
kam inentler niht mache wandelbar gewant, rrn buhe e{ ao
frünigebe gcnincbet alt er dun b rebl aol. Nürnkergtr poliui-
ordn. 161; aurh ban wir die gewonlieid da« niman uff ge-
(erwii gurn adir ulY gelerMete wollen ailir uff unbereid gewand
üben adir gebin eiiiul. gewohnlmlen dtr handvttkn im Frtnk-
furt (136.')) bti UüHMEB rod. dipl. Munofrancofurtanut e3&.
fi) viel mehr Ireltn die mit dtm trantport und dem verkauf
der waare tirkrtüpflrn einteUmU» in dtn tordtTgrund der Ver-
bindungen.
\)) daj doi^aelb« gewant ua den ballen geilagro werde und
in den gadcmen fcrköft. Stra$tburgfT kaufhau$ordn, von (tot
bei ScHMOLLBK $,1\*, V'il. gewontbiillen ebenda (2i*) u.».; aooo 10
feria 2 et crastiiia Martini benk man ein zu Geiinbuaeii ge-
nant Cunzgin Schatze ein melzeler, der batie in siiier joi;)nt
einen ballen mit gt-wande ufgeiuitteu und etlich gewant
daruudz genommen, b. Kon räch Mer geslorum frankfurter
cliron. I, 197; üem »all men van iedereni pack gewandiz, dat
durch Coellne gheit ind ein tzeicben van dem assijisenieiiter
boilen mois, der »tndt ge«en 3 a. aceite v. gewand |l4b7) aclen
tur virfasiung der itadl Cöln 2, 63o Stein; ok >al mcn nemen . . .
von eme pak gevsandes oder von eme atuckc gewandes be-
siegen 16 den. Berliner iladtbueh 13; 22 (Ach iit ein lam
gwaiitz, 24 den machrn ain tflch, 4S parch:int ist ain fardel,
18 eleo ist ain parcbunt. quelle d4t 15. jahrh. bei ScHMeuaa
1*, &S2; item einer kaufTt l sanm (jewantz zA hollen ie ein
tAch für 0 n. rechenbuch aut dem anfang det 16. jahrh. 6t*.
vgU Üteil 8, ip. I!>U9.
2)) wir — sollen geben zu Frankford — uf di missen —
Ton deme wagen dee geladen ist mit gewande vier tuinose zo
geleitzgeld« — und uszwendig den missen von deme wogen —
ie von deme doche twene iunge haller — warwert wir —
mit uoaerm gewande durch' ain lant faren. vergl. d. ttadt Lim-
burg . . . über dat geleit (I3ö7) bei Ahnold beitr. tu den deutschen
glostarien 47 ; von einem wagen mit gewant oder mit kauF-
maiischaft 12 haller... und von einem karren, der gewant
oder kaiifmnnsrbaft iregt, der gibt 6 b.-iller. Nürnberger politei-
ordn. vii; item in der selben zit zu halpvasten da solden
die Niderlenschen knuflude mit irme gewande uf faren in
die misse zu Frunkcnfurt. Limburger chronik 61; item ein jar
darnach . . . aolden di meisler des wollenhantwerkea zu Lim-
purg uf di misse gen Krankenftirt faren mit ir gewanden, bb.
:>)) erkCinfer die mit dem gewande umbegont. Strattburger
kaupiautordn. von i4oi frft SciiMOLLKa i. 21'«. a. ; sieit ok eonich
gast met gewande und wil des nicht sniden, so mennich
gewand he vorkoppel, von i<^liken vorkoftcn gewande gelt he
twe pennige. Beilinir ttaJtbuch t&; alle ... konflüte, die ge-
want veil habent. titrastburger kaupiousordnung von 1477 bei
ScHMOLLKi 1.91 u.a.; desgleichen gewand der soll man auch
keins feill habenn es saei dann genetz und geschornn.
DaeTTWKiN etslingisehe ehrontk 69 DirkL
4)) ist. da; ein man fiewanl gibit zu anidene einem Schröter
unde intphuri he i^ im . . . da< sullen di meistere unde di
grwerkeu zu rechte gelden. Freiberger ttadtrecht 47, 2, ebento
4.\4; di kouliule, di gewant sniden under deme koufbuse,
di hüben ouch eine innunge io dem kuufliuse unde anders
nirgen unde also, da; niniant kein gewant veilc sniden sal
denne in der hurger koufbuse zu Vriberc. 47, 1 it. a.; ein
burgcr, der gerichte unde voitrie biit in uwir slal, mag wol
gewand sniden unde hier schencken unde ander naruDge
Iriben. Magdeburger fragen 1,2, 7, ähnlich 1. 2,8; v.irt so en sal
man gein vremde gewant an ganizen doicbcn of ;in stucken
doichen in die zwei huis Orsburrb ind Kriechmart of in einich
ander huis, da man Colli gewant mit offenen vinsleren anijdt,
aelieo noch dainne bebaldrn mit eincher behentgeit. (I34l — 6ü)
aeUn lur rerfotiung dtr ttadt Cöln 1,64 Stein: such sei wir tu rat
worden von der gewansneider wegen under aneider: das kain
snaider, der hanlnerk treiwen wil. der achol kainerlai gewunt
nicht schneiden. AUpragtr tladtreckt [ttatutai recht ött|39 RöttUr;
EWAND (1, d miuelhochd. — panous) 5241
dar inn« mac alo mso lao«rb«lb«o def ftdeau« babM ?«ii«
aarben, swelber kaode er wil, und« ••McrlMlk •icki, so« die
gewant sneldent von haut, die rougrs ir fMrtnl wol lUr krr
auf di« peoke setzen für ir gadem. Nur»b«r§tr ftbttmim, IM.
(>)) von gegebeoem gewande eine soidcr. gdilt •!• MM
ain gewant eine auider tzu macbine . . . b«r atl i* i« b*-
waren. d4» «lU kutmJMlu recM a,s, abtUM »,4.
y) im dtn abt» beigArtkUet bätgt* k4t mek ttmt ngi b0-
rührung tmttchtn dt* btdiutungen von gewand und tucb erfiira,
in ttnielnen fMtn tU dtr gtbrauek gtradetu tdentiuk. ««M
ober machen ttth doch mnteruhudt t% der bedeutung gelUnd, leim
gewand alt irr retttr», tucb ali dtr engen begrtff truknnL
dieter gegentatt ut veremuU an «m veitehiedenkeit der vrter-
techntk gebuudrn, titU aber m der wtehrtahl der (all* tkn« 4ium
momfal auf.
D) tdenliiditT gabrauck: wer ein 4Acb kaffi, wo oder •■
weihen stellen da; ist, es ai« verr« oder nube. oder dar»a
er teil oder gemein bei, der sol ea veruugellen, ale vor*
gescbriben etat; brehte aber er da< gewant mit bor io uneer
stat tu Straasburg und fOre ea uaweodig fOr, so soi er aber
daj ungelt davon geben. Strasiburger JtaM/kaaiortfo. (I40l) ^1
biicaisc 1,5; were oucb sache, das iemans uf dite ordeounge
gewand inkoufie, aollichs mit der eleu 10 diser etat wider
zA verkoufen und uazuaniden . . . der sol und mag das briogea
für die drie manne . . . und wo dann erfunden wurt, 4a» du
tSche andere isl, dann ea von rebt ain sol, daruab aOlloot
dieselbeo drie dem köufer ... ein versigellen scbio ond Ur-
kunde geben. Siratiburger ttadtordn. von I49b bti Scoaoi laa 1. 9».
2)) ttcknticht unttriehitdt trettn nawunlluk im dtr »utmmmun'
ttellung der beiden nomtna tu tage: vort aoilen amadoicb,
mutzen, bevereo hoete . . . kiraduicb iod gewaotdoirb, dat
biebinnen ganiz verkouft wirt . . . allit gelden van 100 marcfc
I marck. acttn lur vtrfatnng dtr ttadt CMn {ntut aeeut 99m iJlt)
2, US Stein [klraey, grobtt iroUfiiwii^l.
3)) engerer und reHertr btgriff schUehÜtin : wer der iat, dtr
gewant in dem koufbuse koufet . . . der sol Jen zoi von
ieglicbem dAcb von beiden benden geben. SfroJifrur^r kauf-
huutordn. vom 1477 bti ScaaoLLKB s. 82 H.a.; der gewant bar-
bringet . . . waa dAcb er do oit verkAfeL ebenda 77 (4«ii/baiia-
ordn. von 1461). dem entsprechen auch untrruhiede lai tyntaktuektm
gebrauch, gewand ist hier durchaus tingulatttantum , vdkrend
tucb häufiger in den plural geutit isL andererseits wird gewand
ohne aitikel eingeführt oder mit dem gtneratisiertnden dtmou-
stratir, vährend tuch, wo et im tingular ertchttnt, dat indefinituwt
und dhnltcAe formen aniieht: item der czol v<>m gew;iade und
wie uf Bartholomei und uf Hedwigis ist halb de'« closters
und halb der ftirsten. tehöpptnbuch des kretsgenehlt tu Trebnitt
(1410) cod. dipl. Silttiae i.ihi; de» mügen aie ain tuocb oder
iner vercbauffen, ob sie wellent, und cbain gast aol hie
chainerlai gewant veraneiden und dann vercbauffen: e; mag
ain purger wol ain tuoch chaoffen von den gesteo, da< er laa
selben oder seiner bausfrauen und sein chinden wil ansneidon
oder seinen freunten mit im le gemein lan. Münrhrntr stodt-
recht (l,:'.24) l2&/f. Auer; von dem growen unde wissen b.e ge-
mähtem gewande. wer hie gemäht dAeh koft, sie simt wis oder
growe wifelinge oder herwer . . . der git von ledern tArhe • ^
Strassburger kaußiiusordn. von 1401 bti ScMaoiLia s.21*: e« sint
auch maslere geseizet Ober daa gra gewant in scnt Sebolde«
pfarre und in sende Laurencien pfarre. die babeot darüber
gesworn ze den heligeo, dai; ai saln bewaro, dag man di«
grawen tuch wQrck in der breite and in der dicke walk« al«
vor zwaintzig jaren. Klimbtrgtr fbstmdn. itl: die geavore«
strigere aAelen sweren zu den beiligeo, di« doicbe reicht z«
strichen ... ind ai soelen neinen van deoM gaatM« aehar-
lacben einen haWen gülden, van deme laofto 4oick« t*«a«
aide groisscn ind van deme kürten eines al4«a groiaaoa.
item van deme strivrden scbarlarhen 2 aide groisseo \ui iitt
ze verstain van gewande van Brahant md van Vlaendareo.
vort van anderen gewande, wo dat gemaicht ia, sal mco
nemen van eime doiche, dat beneden 20 gülden gegoldeo
wirt, einen halven alden groisacn. tid. 4. gtttkrtrtntn ttrtitktr
(1350 — 60) acttn tur vtrfastung dtr ttait CUm 2,25 Stein: von
dem gAten gewande. w^r ein tAcb von Mecbel koft od«r ver-
kofl. Strasiburger knupiaMSvrdn. res 1401 ict ScaaoLi la s. 21*.
4)) tut vfdltrtr tiU ist dteter gtfrmst» in ttkarftr nusfrdfung
btle^: de bant (wand) tAch, «i» tläck Itinwand eon aar«
^rissra Mass«. ScaaiLLBa 2',940l.
8) gtgtm loiowand (Itnwat) itl gewand t» iitttm tfrtck-
J2U*
5243 GEWAND (1, e annäherung an gewaete)
gebrauch deutlich und bestimmt abgegrenzt: vort wiert sacbe,
dal einich burger of wiit einicber kunne guel verkoiifte in
sinie buise od' Hesse verkouiCTen, die gilt is marck zo boessen,
id si gewant off lynwait off so wat zo dieme kouifbuisse
geboirt unden ind oIvcd. ordinancien vom kaufhause (1370 — 90)
actett zur Verfassung der stadl Cöln 2,47 Stein; ist es aber, das
sie ballen in Lainperten über berg füren mit gewand, rein
linwot, arras, bösen, birrotel und desglicben. Straszburger
kaufhausordn, von 1477 bei Schholler s. 86. vgl.: Arras und
alle; dünne; gewant, fuotertuocb, leinintuocb. Münchener stadt-
recht 324 Auer.
e) dagegen erweitert sich der bedeutungsumfang in der traditio-
nellen Zusammenstellung mit anderen colleclivbegrifftn : di burger
in Vriberc mugen koufcn mit iotigem silbere alli;, da/, si
wollen, gewant, bli, win, ros. Freiberger stadtrecht 6,16; item
gewant ind alle andere koufmanschaf sal man niemen van
deme wane viere junge balier tzo tolle, ordinancie v. zoll- und
wvggeld (1370 — 90) aclen zur Verfassung der Stadt Cöln 2,55 Siein;
in dem iersten dat eine wane sal gelden 3 wijsse pennincge,
de last bait geladen van «ijne, van wollen, van gewaende
off van gude van gewicbte. Verpachtung des Stadipfennigs (1390)
ebenda 71.
e) dem entgegen wird gewand tu der spräche der poesie durch
die bedentungen gekennzeichnet, die sich an wat, gewaete als
maszgebend erwiesen haben, in ihnen liegt auch der ausgangspunkt
für die neuhochdeutsche Verwendung von gewand. unabhängig von
dieser beeinflussung durch gewa;le lassen sich nicht viele gebrauchs-
formen des wertes hier belet/en, am ehesten einige composita,
vielleicht auch einige vereinzelte Zeugnisse für das simplex. die
belege für die bedeutungsgemeinschaft mit gewaete führen weil
zurück: die genesis und das Rolandslied sind nach allen richlungen
ergiebig, während andere wie der könig Rother nicht ganz sichere
beispiele bieten, im Nibelungenlied sind beide substantiva con-
currenzformen , die mehr vom reim «ni versmasz als von be-
stimmten festen verbindangeti abgesloszen oder angezogen werden ;
bei Hartmann v. Äuii und ebenso bei Wolfbam läszt sich im reim-
gebrauch ein allmähliches zurücktreten des Substantivs wat beob-
achten, vgl. ZwiERZiNA beobachtungen zum reimgebrauch Harl-
manns und Wolframs, vgl. Panzer zeitschr. d. phil. 33, 130.
«) Verwendungen, die dem kreist von wat, gewagte unabhängig
gegenüber stehen.
1)1 unter den gebrauchsformen des einfachen Wortes sind mehrere,
die sich nicht unmittelbar an Verwendungen von wat, gewaete
anlehnen; einige von diesen lassen sich mit gröszerer oder ge-
ringerer Wahrscheinlichkeit mittelbar darauf zurückführen.
üj) eines tages wart ej gewar.
do ei .seines gebetes ulilac.
da; stoub ür dem biiae lac.
do iiam ej schone; gewant.
unt wischet e; harte leise. Jüdel 130,24 Hahn;
ein gast, den bat mir got gesant.
wä ist er?
dort, man snidet im gewant.
H. V. Ems d. gute Gerhard 4195.
^)) er va{{ot sin olbenten mit allem gewante,
5f sum sajjete er wip uude chiut.
genesis 61,4 bicmer {Wiener handuchr.: mit
sinen gwanien fundgruben 2, 45, 24;;
init wibe ioch mit gwande
für er ze Lgipte laude, fundgruben 2,30,5,
c)) sinem vater er sande schaz mit gewande,
zeben esel er ladete mit allem des er habete.
genesis 100,7 Diemer, vul. fundgruben
(Wiener handschr.) 2,77,7;
Rachel unde Lie die sprachen beide
sine wielten niuhtes ir vater götes,
gewandes noch schajjes noch deheiner slahte nutgies.
60,23 (erbes uude scatzes luiidijruben 2,4ö, I9j;
dd sie daj vingerlin gesach,
dö ii; sie man uude laut,
beide schaz uude gewant
und alli;; da; sie i genan.
EiLUAHD V, Obergb Tristronl 932S Lichtenslein .
be gar met williger bant
skai, ros end gewant,
Evander der rike, Ybldkkb l':neide 62B6 Behaghel ;
er machte eine wirtschaTt
sinen liuten mit gröj^er kraft.
er gap in schätz und gewant.
herzog Ernst 4895 Bartsch;
Til manic soumxre müeliche truoc,
das ir hovegesinde brähte von dem lande,
der gienc bi ir lüscut geladen mit schätze unde mit ge-
wande. iuidrun 12,4;
die gkim formd in 132,4. 422,4;
GEWAND (1, e annäherung an gewaele) 5244
dö wart der vogt von Rine da von vil ungemuot,
das s' versprechen wollen so riches kiiniges guot:
dö muosten si enphähen sin golt und sin gewant,
dai si mit in fuorten sit in Etzelen lant,
Niiicl. 1430,3 Lachmanni
gang als in des hordes gaden,
da der schaz inne lit,
unt trag' ber üi in der zit
gewant, silber unde swert.
der Busant 2S3, s. v, d. Hagen gesamlabenteuer
1, 345,
d}) dö hie; sin vater Sigemunt künden sinen man,
er wolde höchgeziie mit lieben friunden hän.
diu macre mau dö fuorte in ander künege lant.
den fremden unde den künden gap er ros unde gewant.
... Nibel. 2S, 4 Lachmann,
ebenso 1414,2. 264,4. ebenso Kudrun 350 Symons. vgl. 1902,3
s6 bei; ich dir geben ... von rossen und von kleidern aliej
da; du wil; vgl. Grihh schenken und geben lS9//°.;
'wä sint die vriunde min,
die durch mine iiebe wellent eilende sin?
die suln mit mir riten in der Hiunen lant:
die uemen schätz minen und koufen ros unt euch go-
waut.' Nibel. 1222,4 Lachmann;
und alle; iwer gesinde. swa; ir in da; lant
habt mit iu gefüeret, ross und ouch gewant,
dem shalfe ich sölhe huote da; sin niht wirt verlorn.
1598,6 (ross Silber unt gewant C);
die da von vremeden erben kömen zuo dem lande,
der wären tüsent beide. die zierde er wol mit rosso
und mit gewande. KuUrun 175,4 iigmons;
man sach dar hoven wider strit
manigen dorch der minuen gelt
de geziemeret uf datz velt
(luanien utz manigen riehen
de dar miidichliciien
gaven ros und gewant.
ÜBRTUOLD v, lloLLB, Cvatie 3C5,
teitschr. f. d. att. 1,88;
kein ander underscbeide
an ir bilden wart erkant
wan da; ir pfei t und ir gevant
ein ander wären ungelich,
Konrao V, WÜKZBUHG Engelhard 4Q0;
nu gie Jovinianus doch auj dem wajger und vant weder
gewant noch ros ... ich ge zu im. der gibt mir gewant und
ein ander ros. gesta Romanorum 55 Keller.
e)) dö nähte in ir reise ze den Borgenden dan.
umb si begunde sorgen wip unde man,
ob si immer komen sohlen beim wider in ir lant.
die beide in bie;en soumen beide wäfen und gewant,
Nibel. 68,4 Laclimann.
f}) dö bie; man den gesten tragen üf den sant
in dem vride Uageoen ir sp!se und ir gewant,
da; si di ruowen selten ze vierzehen tagen,
die stolzen pilgerine muosteu im des gnäde sagen,
hudrun 160,2 Symons;
ber gebot einen kamerercn,
die truric dar kTimen weren,
da; man in gewant unde spise gebe.
Trierer Sylvester 114 u. «., «1;/. sp. 5249.
2)) unter den Zusammensetzungen mit gewand nehmen die-
jenigen unsere aufmerksamkeit in anspruch, die sich der Verbindung
mit wat, gewaete ganz entziehen oder erst nachträglich er-
schlieszen.
a)) voran steht kramgewant, das unmittelbar auf die Ver-
wendungen zurückführt, die sich uns als die ursprünglichen beim
grundwort ergeben haben:
unde schouwet min kramgewant,
BÖ vore wir si in da; diu lant.
könig Bolher 3077;
lasz mir also berciden,
als ich dich will bescheiden,
einen krame vil riehen . . .
eme wart ein kavin, als er hatte gereit,
von bentscbuwen und kramgewant,
damidde er für in dem laud.
MoiollT der verstalte sich
mit gewande wonderlich.
Salman u. Morotf S, 1723 bei v. d. Hagen;
nu beeret von Obien sagn.
diu bot ir ba;;cs genuoc
Gäwän, dern äne schulde truoc:
si wolt im werben schände.
einen garzün si saude
hin ze Gäwän, da der sa;:
si sprach 'nu vräge in fürba;
ob diu ors veile sin,
und ob in sinen soumschrin
lige Inder werde; kramgewant.
wir frowen koulenz al zehant.'
Vanival 860, 15, ebenso 563, 12. 616, 16. 623, 25,
i
ir «iih ilar an geJaoken,
icb wil deli«ii)en lueren.
ar »i ouch ein edel rluer
i
5245 GKVVANI) (1,0 annäherung an gewcte)
vgl. daiu die beltgi au$ dtr rechti-ipiacht: die creiiier haben
ouch eine iniiuiige, uitu dar nimunl kein craiiigeweiit ancb
kramerie «eile »al babeu io Vriberc, be gewioa« ulr«al ir
iiiDUDge mit lirizik •cbilllDgeo. Frithtrgtr ttadlritktao(«af.Vt, l),
il/iniie/i Münehener ilaJlrtcht (7, •(«) 2iM Aurr, AUfft^tr $ltit-
i«e/i((i/a<u<arr«c/if &H)3^ RöuUr; da/, i»t deu uiaiil dals ZwiMlii
...von dem säum iwa; «in roa treit, r; sei wacba, amer,
aweia oder gewaot 4 pfenn. vuo dem tauin, ej »ei itiaaio oder
wolleiD oder beut, pfeffcr oder cbramgewaut, iwa; irukben
ist, geil man I3 pfeon. (urborum Hamvanat tnftnorn) monuw.
Üotea 16,467; es sol aucb oieoiant mit Ulerii uocb tnil kruiu-
gewaDt vor der kireben sIen ; docb inugeo die (eurer ir krüm-
gewaol um hala tragen am marckt und andertbalbeo in der
hlut und oit vor der kireben. aut Munchmer kandtchr. btt
ScHMüLLaR 2*, 04t. du vtrbindung mit wal ul hur ertt ipdt
und nur aui dem rtiinir belegt, vgl. kramwit Huco v. Taiaaaac
renner lOü.sO.
b)) nicht $0 gekldrt üt das verkiUnii der eoneurrenxforwun in
den Verbindungen wtcgewant, sturmgeMunt u. a.
slurmgew;int steht ulUrdings nur mit iturm gezouwe, stürm
getiuc i» Wettbewerb; sturmgewaite ist nur in »artanten belegt :
ir liebte^ tturniKtwele da^ «louflen sl d6 an. Ortntt 381, 1
(und^r« le$ait stürm gewunte). aber du bildung Idtit sieh überhäuft
erst in den jüngeren gediditen der heldentage nachweisen:
d6 sprscli dar [..amparta mir iii elu Iroum belisni.
vll lieber ksmoraiie, du l«riuo mir uiia aiurngewant.
Orimi "iJ.'i,
ebenso &&0,1. Alphartt tod i2\,y Wolfdietrick iü. Lorengel 174,4
(leitschr. f. d. all. 15,311). Sigenol tuo. Scuadi «. a.;
A n&men vil der roste und ander siumgewaoU
OrtHÜ 479, 1 ;
Ir beide, itl Remanl.
od er liabe aiurmfewaot,
oder rllter« gen6{;
mir euvolgt detieinar. itt lu ein vioger lilu|.
45,2. ileulickethelienbuch'i,^, rhnsit Wolldietrick i\i,'l.
früher beieugl ist dagegen wtcgewaol, und diesem steht wiederum
wtcgewcte lur seite:
«owar die bArreo liinio rietin,
di rietin lieTen allis mite
in ere nictigewöie. ktuig Hotker 875.
tgl. auch die conjectur Rüca^ars 1003: «tcgewite für wtcgewere;
die beide uf tpruogen
dat gotes top tl »ungen.
tl tlulTeo In wiges gewate.
Hotaiid*lied 204,35 Crimm.
dagegen ist gewani durcA den reim gesichert in rin^r anderen
stelle des könig Rotlier :
d6 watend« aicb Atpritu,
unde xweir riiar lottam
aluffen in er wicgewant.
iu was lit deme aiorme harte lieb. 26!i2.
(fatit rgU: & dar mau« vollen gerie, man sacb wol Bewifeal siiu
den inellen videlrre. deu heim er är geuaot:
lo tiirliclier varwe waa siu wicgewant:
er bani oucb lelme actiafte ein leicben da{ waa r6u
Aibt'J. 1j;K>,3 Lackmann, ebenso 2254,3;
ik sprach Wate der wlae: '»6 traget ti{ üfden sant
tchill und« wipeu und iuwer wicgewant.
tuoi luch »elbe unmQaiic, die kneiiie bettet dienen,
diu loa aol mau baneken. Ir bai(et baltperge und belma
riemen.
ob Iuwer etrilcham dai kleit niht rehte »iti,
dat >uo dem wipen geboeret. tö babei de« minaa rit;
•( liSt min vrou Hilde vOnf hundert brünna
mit uns ber getendet; die geben wir dar guoteo ritter
kOnna.
kuirun 1140,3 .^vmom«, ebeuto I3*«,3: tut. auck
Bilerolf 100, ebenso 334». 0586. 8319.
mil atrtt sind neben »trttgewaat «ucA die tfbindunyen atril-
gewvle und slrllkieil belegt [wgl auch alHtltcli gewaot A'iM.
^■"«^)- di *ÖD di «cbrin sua sagli,
da« Saul Ulvld an tita
vil gar ^iD stritgewAla,
und einen heim 4rin
alurst er üf da( houbt sin. N. v. JiRoscam 3979;
das arschrikrn die beiden alle sAr,
in wart von den bauen ger.
grOxia nöi wart In bekam,
lie lallen an ir »trltgawauu
OswütUs leben 3114 EUmnUer;
aie lugan ab« Ir striigawant
«ud vielea kriu(wi8 Or aa( lanl.
1719, ebtmo UM. 1701;
GEWAND (1,0 annäherung an gtwmU) 5246
dö ««aog or aba die koitan. und Hat sie vailes ao da« graa.
sA rebia wOnoaaclieba dar mouicb gaw4p«al was.
was iragaol ir undar dan bo*aa7 sprach or Uiliabraat
daa lue« i«b. lieber kmodar, «1b alug tiriigawaut.
ä. io»ei>t»rtoH b7u W, Httmm, r<>««M Imuhh 1701 üefcadr.
mit kämpf >tt nur kampfwat btltgt Uiaara St4,&; ebenso tUkt
dem oben betprothenen bergewvie ketne oerbindung mit gewaui
lur Ml«. Iseowit {»oretHuU laaokleit) ondtrertnt» kalt dem
belegen für tsaofewant du möge {tgl. mkd, mb, I, TM*, ••4*.
Laiaa 1, 14M, 14&7, 14M):
d4 lialaa unde glaagea
maoe »ardar man la Isamstit
daa wart 4k g*luni Ir l<rSi
mit irateB uod mit kiulaa.
WokrsAa Port. ^t>,t u. o.t
DU brioe mir bar vil baldo
miD ros. mio isangwant.
wan icb muog aioar frouvaa
rtmao diu Isat. KBaaaaaaa Miaaas. ft^d. 9,30.
vll achiara bribter ima nk
•in ros und ain Isaagwaat
HAaTBtaa v. Aaa Imein 900.
(6(aio Ere$ W>b. 3400. Wiaar v. GaivEHaeac Wigoloit um.
il. V. 0. TOsLiH kröne I&11&. Eracüut MOO Od/. NlitMABT
V. HiuEiiTHAL M*, 70 äeins :
dö wlpnt er sieb varbolaa
unda truoe varslolDa
undar dar wAi iId Isaagwaot.
tliaTBANa V. Ana Ereo )M9;
e; enaol auch oieman (urba| aaf aoaar toidincb fflro ann-
brost, spar, . .. verborgeo bot noch debaio eisengwant (l2»&).
monwiB. Wütelsbaunsia l&S.
stabelual erscheint in oarianltn det Wolfdieiriek neben aUbcU
gewant, daneben ist auch stabeikleil belegt, vfi. Laxai 3, 113».
dazu vgL: er fuorta ein «lehatio gewaot.
dsi lüiar als ein ipiagal schein.
KoaaAB r. WBauoaa turmti *•■ Bmnüuit 09;
«6a»fO Trojanrrkritif 3073 heiter;
Hector dar bete an sieh geiio
von stabalringan ein gawaot:
dat ba>le, dat i* ''■rt arkaot
Ober al des Isndes craii. 3703.
IB diesen Verbindungen entfalten beide eoneurrenxforwun soeeol du
coUectiobedeutung ausrüstung als auch die indmdualuurenie oon
kleiduogaatOck, ohru dasi sscii jeweils fesltlelUn Uetse, vb gevtand
durch gewcte in duse verlnndungen und oerweudmmgr» fettftm
wurde oder umgekehrt, manche latsem tick amt dar iHkiUudi§an
entuickelung beider worle sugleith erklären, m*d im talektr t#-
rührung liegt tuUeieht der ausgangspunkt des ganun prost$$a$
der verdiingung ton gewcte durch gewaod.
S)) das gleiche gilt auch für die foiftudtn im tns*mmenkang
mü den letsien compostlis stekenden tarhinimufeu, dt» Wenfalls
sum«ul dem worte gewaod torbchalten timd:
dd gab ar Gunih4reD, dem heida lobelieb,
dat ****' >ruoc mit 4ren der edel künic rieb,
twia »alten er gAba aophiange, alo wSTanlicb gawaai.
Xibel. 1634,3 UUm«uj
ir klala aO dA slAten
Ib dat rrftmada lanu
sio trOgea riiarllcb gawaal
alle aalicba.
sie voran varmeuallcb«. kimig Ketker m-,
aiD vatrr biet im sleraa sia riiarllcb t**>al*
di mil ar woldo rUmeo dag Slgmundas laoi:
und ir vll liebten bruncja die wardao aucb beratt.
und ir vasta balmaa. Ir scbilde scbaaa« aad« broil.
Si'jtl. 07.1 l.mtitmannt
dat awan tat aia riiarllcb fawaal.
it ibaat wol la iwar baat.
Holeimäelied SM« GrüiM itarUMe A: waBI);
dA scbuttaa sl die Hr« mit krarte vaa dar baat
durb die vasian acbllla Af liabtag ir gavani.
dat die girttaagan bAba drviaa draa.
NikeL 197», 3, a*«iM« 432.0. 433.4;
d* Dam der barra Dialricb aalba ein («waat;
im bair. dat «r sieb waraaL dar alle Uildabraai.
d. SAotuu^a a«i X241.1 LacfcaMaa;
'wir soldaa ungavaDgao wol rümca dita laDi*.
spracb sia bruedar lisgaoa, 'bat wir dag aawant
dar wir la nU badurfaa. und diu »wen vll gnei,
tO wurde wol gstaorui dar acbooen fronaraa CMirmaoi'.
42::. 2, ekanm 433, X
ß) termeiidun§t%, die tkä an du geirautksfarmen non iral,
gewcte anitkbttuu iasse».
I)) imnerkaik der tmmfatitimu
a)\ die um fasstndart htd«»tmu§ fn wat, gewcte tritt ta
etnttimen tatbtnd^nfen wü liawalj betlevrat dnUitk lumr^ se
5247 GEWAND (l,e in Verbindungen von gewaele) GEWAND (l,e in Verbindungen von gewaete) 5248
erweitert sich in einer Wortverbindung wie sateles gewaete (Parz.
530, 30) zu dem allgemeinsten begriff von ausriistung.
für linwat ist schon oben aus dem Variantenapparat zu Iwein 3455
die lesart lingewant beigebracht worden, aus der früheren zeit
läizt sich nur linwat oder liiiin gewanl belegen, die form
lingewant gehört der Übergangszeit an und taucht auch in der
rechtssprache erst später auf: nocl) ist nianchir bände lileinote.
(las dortzu gehöret (zu den gerälschaften , die die frau erbt).
alleine en benumete ich is sunderllchen nicht, alsc borsten,
scheren, spigele und alle lingewant ungesneten. d. alle kul-
mische recht 4,50 Leman; swenne ain frowe oder man ain
tohter hin ze manne gibt, der schol man me niht geben
loingewandes denne ain rockelein und ain mursnitz und
liemde swie vil man wil. Nürnberger poliieiordn. 60 Baader,
zu bettgewand vgl.:
ich wil iu kurzlicheii sagen,
des ricbes fiouwe «ait getragen
in des allen wibes hus zebanu
man legte ir bettcgewant
üf die erden zuo der gluot.
Eraclius 3962 (3740) Graf;
got den tüvelen vorhiuc,
daj si mit sam dem bet in üf
böge vüriin iu di luT . . .
daj er begonde schrien
Dach huire an Marien . . .
zuhanl der tüvil in vailin li;
unvorsärit in ein brüch, —
want sin Marie hatte rüch . . .
. . . want al da^ bettegewant
man noch dort in dem briiche vant.
N. T. Jkroschii« 26040.
vgl. lectisternium bettegewant in den späteren vocabularien. in
den gleichen bedeutunyszusammenhang gehörte auch kistengevvand
{lintea cistalia, quae cista clauduntur): allij dacz czu hergewete
und czu kistengewende gehont, urk. von 1403 6« Haltaus 1091.
b)) dem entgegen prägt sich der engste begriff in den Ver-
bindungen aus, die die bekleidung eines einzelnen körpertheils
näher kennzeichnen, vgl. ahd. ahsalgiwati, peinkiwati Gbaff
1, 741/f., m/id. beinwat, niderwal u.a.:
ir hüete unde ir beingewant
daj stuont wol nach ir rehle.
die selben gotes knehte
die truogen an ir scbeiikeleu
linhosen, die obe ir eukelen
wol einer bende erwunden,
näh an ir bein gebunden.
GoTTKHiKO V. Stbaszburg Tristan 2636;
so kument mine vriunt, bringeiit min kampfes wat;
min bein gewant da; sint zwen' sek nilu wol geuat,
min wapen rok ein linin tuocb von kranker tat.
Hbgenbogs, «. V. D. Uagen mitines. 3, 346* ;
ebenso Liturin 181 MüLlenhoff;
beingewant bei Kömgshofek 137 Schilter; painwappen oder
paingewande, crurarele. vocab. von 1482. vgl. Lexer 1, leo.
vgl. armwäpen:
der abbet unt der münicb gie
zuo einem üure an ir gemach,
also schiere da^ geschach,
man zöch in abo sä zcbant
ir scbuohe unde ir obergewant.
der manch und die yänslein 68, teitschr. f. d,
iilt. 8,98;
wenn ouch ain frow von tod abgät, so sol aiueni bischoff
ze val werden das bebt bett . . . und ainem keikr das best
ober gewand und under gewand, als si an hochzitlichen tagen
ze kilchen gut, iettweder gewand ains. öfnung v. Laufen bei
Gbimh weisth. 1,6;
und künt ich uch betüten
80 sprach ich das der wuri'el wer
ein üieb und ein rober
wann er sezt mangen in sin nlder gewant
«0 tut er aim ain ander schaut
er l'romt mangen erstochen
der würl'ei hat zerbrochen.
d->.r Würfel 25, liedersaal 3,231;
dri junckHowen spunueu garn
zuo aiue{ müuchej nider gewant.
b]jruch'jeäicht 113, ebenda 564;
und zoch sich in herren Cünen hus u; untz in sin nider
gewand, und in sin hemede. urkundenbuch d. stadt Freiburg i. B.
2, 63 Schreiber ;
G&vvän die wunden verbant,
mit der frouwen boubtgewant. Part, 507,22;
diu manbeit sprach 'ich wil den zagen
von mir in einen wcber jagen
der sitzet stxte an scbamguwunt;
da bi sin zugclieit ixt erkant.
Seifrieä Uetbting 7,793, s.zeitschr.f.d.all.4,lbl.
i!azu vgl. die zusammenfassende bcdculuiig leibsgewand: von
des leibes gewandt Wiener arzncihandschr. bei i.UxvvT (Wiener
sitz.-ber. 71) s. 456.
c)) die glicäerung nach schnitt und form wird auch durch
andere Verbindungen erzielt, vgl.: stirbt ain gotzhus man ...
aines herren amptman werdent die besten hosen, kapp und
gürtelgewand. öfnung v. Wiesendangen [Uli) bei Gkimm weisth.
1, 140. ebenso vgl. l, 106. 4, 4üS u. o. s. sp. 5255. namentlich ge-
hören hieher Zusammensetzungen, die den anlasz kennzeichnen,
hei dem das kleidungsslück getragen wird, oder die den träger nach
geschlecht, beruf oder stand näher bestimnun. vgl. ahd. carwat
{veste lugubri), diucwat {toga), wibgiwali (muliebri) Graff 1, 741.
dieser bedcutungsverengerung geht andererseits ein coUectives
moment zur seitv, indem der begriff alles wesentliche umfaszt,
was zu der betreffenden ort der kleidung gehört:
von bejjerm pirsgew«te hoit icli nie gcsagen.
einen roc swarz phellin such man in tragen,
und einen huot von zobele, der riebe was geniioc.
bei wa{ er borten an sime korbx>re truoc.
mhel. 893, 1 ;
allej min gewaite wil ich mit mir tragen,
den ger zuo dem schilde und min pirsgewant. 916,3;
dai raiiej er also liden
und daj im sin rennegewant,
so er lil' den buhuri rant,
würd ein altc^ plahenväch.
Snifricd Helbling 8,323;
di nü vor gr6;er huote megen,
die sulen balde ir beste; vireiacgewani anlegen.
NeiDUABT v. Rf.uentiial 3,14 Heinz;
zehant huob sich Reinhart
vil wunderliche dräte
in sine kemenäie
und nam sin bovegevvant
da{ allerbeste, da; er drinne vant.
, „ „ keineke fuchs 1817 Reiszenberger.
vgl. auch Schmelleb 2"', 941;
diu kuneginne Larie
gie do mit der wirtin.
ir kaniergcwant truc man in,
und entliit den heirant.
WiRNiv. Gravknsbebg Wiqnloif 114()0.
ähnlich Eilhart v. Ouerge Tristrant Uli ff . (s. oben). Parz. 353,8,
ebenso 669, 5 ;
achcig somere di nam her
zu der kuuinginnen nameu
di gecelt und camer gewant trougen. '
Ulr. V. D. TÜRLiN Wilhelm 126';
dö diu künegin ir reisegewant
ab gezöch unt sich gebaut,
si kom als e; ir wol gezam:
Feirelij an einer lür si nam. Parz. 807,88,
ganz ähnlich Pleier Meleranz 10845 Bartsch. H. v. d. Türlin
kröne 21289. Ulr. v. d. Türlin Wilhelm 105*. Pleier Garel. 13, 144
Zingerle, s. Wiener sitz.-ber. 50,517;
und ist ir ernest ah mir,
zwäre so vinden wir
beide etlichen list
der uns nütze dar zuo ist,
swie uns scheiden driu lant,
da; uns niener nahtgewaut
noch so vil so ein hemdo
nach dirre langen fremde
underwilen scheide.
Hartmann v. Aue 2. Iiiichleiu 660;
ir witewelich gwant si da verlie. ... unde leil ir brutgwanl
ane. jüngere Judith, Diemer 161,12;
Gotelint vlös ir briutegcwant.
bi einem züne man si vant
in vil swacher küste. meier Helmbrechl 1631 ;
ich sül die messe singen,
mir sül so wol gelingen,
als ich da; mcssegewant
an mich gelege, i\a% ich zehant
der buocb ein wiser meisler si.
((. j'/fl/fe Amis 1419, ebenso 1461.
vgl. auch buch der rügen 1189 (zeitschr. f. d. alt. 2,79); dar nach,
6 der priester da; messgewant abziech, schol er die stain
segenen. Megenbekg buch d. natur 472. M. Beheim buch v. d.
Wienern 105, 26. ebenso in den Nürnberger polizeiordn. 322 ; im
stadtrecht von Heran 20 (zeitschr. f. d. alt. 6, 429); in einer schles.
Urkunde von 1381 (cod. dipl. Silesiae 2, 179) u. a.:
da sprach er zu der frawen 'sei dir lieb das kindelein,
so behalt (es) untz au sein alter das taufl'gewante sein,
ich wil dir sagen, l'rawe, was im darvon geschieht,
und sei dir lieb das kindelein, so verleuse das gewant nicht.
Wolfdietrich 28 b«i Uagen iieldenbuch 1,76;
5249 GEWAND (1 , 0 tti Verwendungen von gewvtc) GEWAND (1 . « umfasiender betriff: kleidung) 5250
i
m» li ouch Jiinite w«*i«bara.
kiiuar vruiiwaa klndtr vunl.
(Ion nmla it \r doiifg«wsol
iiilt ir lelbd liend«. UtiinbHk iXi"^.
d)) am lelltniten sind in der dllertn uit compoiUa. in tlenfn
dir ituff gekennuichnft wird:
d«a rillerii gnp man guliipwanl.
lliiKiicH r. Nki iTtar ipollon. tlV>:
kür«ea oder kflrtcbengewand, peUkleiduog. eo<i. ('r-n *' i
un$ü. 9yL ScimiiiLlt 7^0(l. datu rgL:
dar nl dl« Toraten rike
ftivaii vollikfl,
inr |rK«llch inpi tinrn linni,
ddra pollin cawant
toda roa end« «kai,
allvar eiida lolirai,
mi^le anda raTlia,
palle ende »aniita
gaii« «Inda onRonkrAiIrn . . .
llaiNBiCN V. ViLDKiB t^nei'lf I3IH4 HrlniqheL
t)) auiurhalb der eomposition übericiegt die umfauendert ht-
deutung, jedoch weniger in dem weiteren tmn« von tunriUliini;
ah in dem engeren von kleiHiing. fharokteristiteh itt, wie neA
dit eoneiirrent twisehrn gewand und kleid hier in dem ver-
tehiedenartigen gebrauch drr numeri äutiert, rährend die iwisehen
jewand und gewcte an den einen numerus des tingulart ge-
bunden bleibt:
ob ir dc.i gort. Ich hän gewaol,
tiat al ilor Fraiitoi^ar Um
nilit mac RrihiKm bcu*'' *'^'
denn lu min hani ic aeben b&t.
W. y. KucniitatCH WUtehalm 137,17 Laekman»;
da ar alsiii wart pecilar«!
mit clalüern iitul mit gewandt
ao hiib er aicli Ton dem lande.
Salm»n un-i itorolf %^^Vi/f. bei
T. ». litciH a. a., I. u.t
'nü fleh mich an. w|a Ich »lan,
und wat ich KPwaiiiei an mir bin,
dag merk In üinrm miioi.'
»pracb *ant Peter der giiot.
Ich mg In was er an truoc.
atn klrldar wurn Tremil Kcnnoc.
J. RxiiiL wellckronik )S372 :
von dannen kArt«n wir dO ti
bin an den »alben ttunden
di wir den kOnec runden,
drm was mfi vlita wol bareil
vil edel kicit und angelelt
wa« im mit winlen »In gewnnt.
fil wol irh in bekleidet vant
von naroii und baldekln,
von lobel und vnn hermln.
K. V. Eaa il. (tut« Gerhnrd 4473.
a)) allgemeintUr begriff: vorrat Ton kleidern. *gl. gencte in:
er hieun„Reban wv|;ene vil wol geladene,
da man of nVie wip mit ir chinden unda andir Irgeainde
dar lA Ir goirvie unde alll{ dai «i hxlen
dai gebot er lebant bringen in Cgipten lanl.
genf$is 99,31 IHemer, ähnlich kaiferekronik tISSS.
<id:it rgl. : owl, wie gerne Ich noch riete,
dar man die boten liete
ritfn hin lA lande
ande Tan«de kI mit gewande;
aulicher »lachte ii; wAre,
dat man en mocliia glven mit iren.
wild« mir »olgen, **'"» «•'*"' «'« =
baaende dO dine holden,
halt ai vauen mit gewande
dam alrebasien da{ man vinde im lande.
VretetntUt 27 Sdude:
Ir kiele wArent wol geladen,
ah wir da; tiut.tch buoch hirran aafaa,
mit spt« und ouch gewande.
alt ai at wolten fOeren gen JArutal^m tao laado.
OreHdel 447 Urrytr. •«/. aadk q». St44:
diu roa gesoran wlran Sigmunde* mau.
ala »I wolden riten te Miblnnge lant:
a| wa« i\r gesouniel al der rerken genant.
M'fl. Itm,4 Lachmannt
dA biet man In behalten allei Ir gawant.
die beuten hcrherge man »uohi«, die man vant,
Sifrldes knchien: man Mhuof in gnot gemarh. 117,1;
man schuor in herberge and behialt in ir gewanu 491,1;
ton de« wirio» gadema kleider man d& truoc.
allen die ir gerten, d^n gap man ir genuoc.
dar luo gap man In »rhilde und ro» ron Trlando.
diu edele kiiniginna tierta ouch vil der vrouwen mit gawande.
(1 gap wol tO«rnt wiben b«rlirhe wtl
uiide vil den meiden, d«| kiodaa rahia »ili.
Kmirmn 40,4 w. «,
in dUitn bedeutunftkreü ftkört faifnde ifrttMwMkduterbindung :
voo Oalarricb dam karras «ia
tcbad und la>iar bla gaacbiklt
t da( ir die gl^en ganlii,
langet 4 dia Ungar hlal
ao dar barl»«i( da| gawanL
Urraaaa rrtmribrMitt n44l.
b)) Ha 9t$4mtheit de$ten, mtt ftmsmi am nek Irtffl. iitter
liegriff mird nur uUm pmtlie »uigefrigL wfi dn tetemuUrm
beleg für gewale:
Ah man ilia iaecha anbani. In de* iungaaiea taccka ma* la fant.
Pf flen bi dar baot. la doch ainlana bant.
er cbod, foo rebian iculden »Ina* barraa aealcb m&ao ala.
allei Ire gewaia li larten. vil parmicblleban crbarliaa
'ao wA un» wanigeo dat ut cbom Baulamin'.
f«M«i> #7.M Moffmm-m, e*«M« Difmrr fc.l.
ouch wat er habalAa 4k gar.
ar bet »Ich nibt gawarnat dar:
iraud in kom diu ralaa gihaa aa,
ala icli iu dl vor geaagai ban.
ar het dA nihi m4ra
(dat bekumbert la dd »4re)
waa dat pbtrt und am gewanL
liiaTat«*! V. Ana Srt» MI:
Trittan der nam In an die baut,
tlo bereittcban uada tin gewant.
dat wat. alt et dd mobta tia,
ein vil armat rockelin
llatchaban unde verthttaa
wt unda wA leritien:
dat truoc er Ane mantal an.
diu kleider. diu der guole maa
under ilaem rocke truoc.
diu wArao armaelicb gaaaa«. Triataa Mt7.
fiel häufiger giebt tu teUker auifrätuuf itt •afctfa* mtmnt
anlast, wenn du kleiäung abgestreift, abgeurrt wird *im Mar-
kaupt mangelt:
voo diten ttrengea tacban
muo« ar durch not erwachen.
im twlizien Adern tinde bein.
der tag ouch durcb diu vpn.irr »cbaia.
dA sprach er 'wA wk >ini diu kini.
dat li Ilia vor mir mht «int?
war toi mir biaiea mSn gewant?'
Wotraia fVir«. 14», 14:
da beguada ar tieh achaaian
dat ar gewandet nibi hat ana.
«r<i«»M 14,11 Üiemen
to »ich Lutiirer verma«t
da{ er Ober got woli «in
do bett er ocb der hell pin
och her Adam tlunt ta bant
do er tändat an gewanL lte<iersaal 1, '>3 LttAerg;
ai aprach: merck. waa ich dir tag.
dat pild. 10 ich an mir trag . . .
da main ich liebe mit . . .
noch mar gebt mir dat pildettUAr
und aagt. durch welliche aubantawr
tragt ir die lieb on claider?
ai aprach: da woni si leider
ia meinem tinn nackent und plaai . . .
darumb trag ich ti an genaniii.
Cl. IIÄTtLaai!« l*»4trkm€k t.CS, IM;
Iher keiter biet Ib tcendea,
pinien sine henda
mit kctenen uat mit inuorea
biet er ia aalt ima fgorea.
that cowaat ala lata A| aloanaa.
tbai hAr ala Ima aaraaftea.
JUIearftiiW «IIS •srtacA;
Jnacbtrran tael aad alht ta lat
maneger im dar albar tpranc:
ti ea>chaohieB baia, diu wiren blaac
oucb tocb im aar gewaadea aka
maoec wol geboraer knaba.
Woi^ta hra.14S.l7:
mir nnd minaa wika
idch er ab dem übe
uoaer beider gewaat. wuler Btimbratkt IMt
(agL Easan. t. EaroiT Heinrick «. ämmifumit sm: ai« lAck A;
ir gawtle): „ ^„^i, ,,. ,|„ „„^ ^g, „|,,
aad larta aba tia gcwaai.
dai er wart blAt tam ein kaat.
iltaTBtn* V. An tmeim ttK;
der edel vOrtle ilaMrt rieb
Jie barrtiot. wüllfa te IScb . . .
er kitcboir . . . a^ack . . .
ad »i in dat ta booga gegrbca,
dat ir varaiaaBcbe lebet . . .
luot lack Ot 4eB fawande:
dat kabe wir an ia ackaa4«.
Umi m. Kea/Ier 199,11
(rfL pwhmal in, 93: Agalba wart gaaacliet blo; von •Ilem
inne gewete).
5251 GEWAND (l,e kleulung, äuszereersclieinung) GEWAND (I, e Verbindung mit adjecliven) 5252
e)) tn positiiier Verwendung ist der utr) fassende begriff meist auf
das beschränkt, was man von der kleidnng am menschen sieht,
also die oberkleider. xu gewa>te vgl:
do Rüben zfi der gr&be chom und er in nilu inolite vinden,
sin gewaeie er zarie. genesis 'i6,ii Diemer (ebenso fttudijr.) u.a.
zu gewant vgl.:
an dem sibenden morgen ze Wjimz üf den sanl
riten die vil küenen. allej ir gewant
was Ton röteme golde, ir gereite woi getan.
iSibel. 72,2;
sin gewant ich alle; nun enkan
gemerlien, wai; er an triioc,
wan ei was rieh genuoc,
für war ich daj sprechen mac.
i. EniKüL wellchronik 25384;
under dem stein ligt ein stein, auf dern das gewant Christi
geteilt und gelost ist worden. Mcffel beschreibung d. stadt
Rom 14.
d)) in dieser riclitung verallgemeinert sich und verblaszt der
begriff zur kennzeichnung der äuszeren erscheinung einer person.
zu wol, gewa-'te vgl.:
sin tohter Dina. diu ne beite neheine wile.
si scouwete in dem lande,
wi deu wip ir gewate stalten.
hücher Mosif 30, 12 Diemer;
dö kom der küene Voikßr, ein edel spilman,
zuo der hovereise mit drizec siner man:
die beten sölech gewsete, ej mölite ein künic tragen,
das c zen Hiunen wolte, daj hiej er Gunthere sagen.
Nihel. 1416,3 Lachmann;
vor ziien ward der hoff erdacht,
das man groszen adel volbracht
an wirdi und ritterlicher tat,
wie ainr kam in siner wat.
bat er sich ritterlich gehalten,
so ward er weder geslagen noch geschalten.
geistlich spiel v. S. Meinrads leben und
vgl. gewant in: sterben 7775 Hall Morel;
nü stant öf, herre Constantln,
und inifä wir dise geste.
we gerne ich da? wiste,
wannen sie kuinen wören.
ir gewant ist seltsene. könig Rottier 255;
•daj tuon ich', sprach Hngne: zeinem vensterer dö gie,
sin ougen er da wenken zno din gesten lie.
wol behagte im ir g^verte und ouch ir gewant:
si wären im vil vremde in der Burgunden lant.
t^ibcl. 85,3. vi/l. <>3, 2 Lachmann;
einen er im schiffe sach:
der bRt an im alsolch gewant,
ob im dienden •lliu lant,
daj ej niht be?jer mölite sin.
gel'urrlert sin huot was pfäwin.
Wolfram Parz. 225,9;
manc unpeTelschet frouwen vel
man da bi röten münden sach,
ob Kyöt die wärheit sprach.
rlttr und frouwen truogn gewant,
niht gesniten in eime laut;
wibe gebende, nider, hoch,
als ei nach ir lantwise zöch. 776,1t;
gerne mugt ir hoeren wie die dörper sint gekleidet: üppeclich
ist ir gewant.
enge rocke tragent si und enge schaperüne.
Neithart 49", 42 Keim;
nach der ungehorsam
wart das wip und Adam
mit zweien rocken angeleit,
domiite sü gott bekleit.
die rocke worent vellin.
es mochte do nit weher gesin,
wanne ich wene, in ture weren
nodeln und scheren,
vadem und vingerhut.
dOTon must sü duncken gut
das selbe unreht gewant
das gott andett mit siner haut
dem man und dem wibe
(u decken ir schäme an irem übe.
LuTwiN Adam u. Eva 744;
nu wisset doch daj, daj Rüal
swie unhovebeere
gewandeshalp er wsre
er was iedoch lewäre
an übe und an gebäre
Tollekomen unde rieh.
Gottfried v. Straszbi'rg Tristan 4028;
ouch was er an gewande
gelich hcrrn Tristande.
Tristan als mönch 925 Paul;
ow4, herre, ir spottet min;
da; sult ir billlch läjen sin . , .
die ßdbeim tragent ir gewant,
als Sit ist in Bdheimlant,
die Sahsen und die i*ölän
trageot ouch gewant an. Seiffied Helblingl.liS;
ich wolte, swer in Uslerlant
ti'üBg nach ü^heim sit g:ewant,
swes in viagte ein biderb man,
dai; er spraech 'nie roszmie pan',
und mit sineni munde
nilit anders reden künde;
und wer in dem lande snite
gwant, nach der l'öläne siie
(ia^ dem sin här waare gescliorn
hoch lif vür diu örn,
da; sohl im nimer wahsen;
unJ^swer nach den Sahsen
in Osterriche^gewandes pllang,
da; im diu Österspräche gelirg.
S.'Z'^ff.
e)) bet dem umfassenden begriff sind es auch meist nur all-
gemein gehaltene epitheta, die in der form des adjectivs, vereinzelt
auch eines substantivischen genetivs, zum Substantiv treten.
«)) gelegentlich kennzeichnet das adjeetiv den Stoff oder die
färbe der kleidung. vgl. oben die composita:
üf rillte sich der wigant.
dö was sin linin gewant
nach wunden unde haniaschvar.
zuo zim was gelcget dar
hemde und bruoch von b'ickeram;
den wehsei er do gerne nam,
unt eine garnasch märderin
des selben ein kürsenlin,
WoLFBA« l^art. 588,12;
du {Most'n) kündest nimmer lieber sin
einer küniginne . . .
ich sneit dir sidlniu gwant
da; beste da; ich veil vant.
J. Rnieil weltchrnnik 7249;
bieten
herin gwant an. so si ze gotes dienste solden gan.
jüngere Judith, s. Diehkr ged. d. 11. u. M.jakih. 143,3,
vjl. herin gewete ttn passional 58, 22 Köpke, ebenso bei Veldbkb
Eneide 13184 Behaghel;
der sun hie; balde springen
sin fuchsin gewant im bringen, . . .
bemde, schuhe und underkleit,
sin gewant er im an leit.
der Kozzc G'i.i ff., Knloctner codex 174.
des dritten morgens do man sanc,
und vor der kirchen was gedranc,
und die sune ze kirchen wolden gan,
do sahen sie den vater stan,
in wiltwerkinem gewant. C95, ebenda 175;
der risz herr Dieterich nam
der fürst im unter die Achsen kam
doch wolt ers nicht verscblaffen
er schriet im durch sein hörnen gwand
da bliit ran im in die handt
der risz der schrei laut wallen.
Siyenoi 99 Scliaile, ebenso 70;
ich wei; si in allen gaben choiiflüte sahen:
si flirten mislich gwant, si wollen ze Egipte lande.
gcnesis lundgruben 2,54,32, ebenso bei Uii-mer;
als ein iuncherre von liove vert. heime wil varn. so treit
er gerne zerliowen gewant wij und rot. under ein ander
^-esniten. daj stet gar wol bei ein ander, predigtbruchslück
(13. jahrh.), s. Strauch zeilschr. f. d. alt. 41,369;
diu junge küniginne vroelicher nie
wider morgen wart gekleidet mit liehtem ir gewande.
KtKirun 3S5, 3 Synions.
ß)) spärlicher sind die adjectivn, die auf den stand oder beruf
des trägers hinweisen , hier treten natürlich auch substantivische
ijenetive zur teile, schon fi:ir gewxle liegen dafür belege vor : dti^
engelische gewfite. Heinrich u. Kunigunde 1924 Bechstein (vgl. auch
unten sp. 5254); der bCiliute gewete. kaiserchron. 4789;
er tet sich der werlde abe.
er Ixit an gseistlich giwant.
Tnugdalna {Halm, grd. il. 12. i(. ii.jaltrh. 45, 1);
wa; sol münichen wertlich gewant.
der Meisner bii v. d. IIagbn 3, lOS';
die der obristen ere.
under der phaffheeit solden phlegen.
den da; vingerl. unt der stap ist geben,
um ander vil. bezspichenlicb gewant.
da von si bischof sint genant.
ze den ist da; recht enzwa>i.
V. d. tötet gehügede 59.
y)) unter den sonstigen adjectivverbindungen nehmen die
rühmenden epitheta den breitesten räum ein, sie sind vielfach
auch schon neben gewajte belegt, dagegen sind andere kenn-
zeichnende beiworte spärlich belegt.
l))) im enmac geholfen niht sin hovelich gewant.
Neiduabt V. nguRNTHAt 53,76 Keim;
dö si an geleiten ir wunderlich gewant,
dö sageien sim rcbte die rei^^e in Etzelen iant.
Mbet, 1478,3 Lachmann;
5253 GEWaND (t,0 rerbindung mit adjeriii^en) UKW \üb (\,e engerer begiiff: [ile'iiüogMtiick) 5254
nAch den hürgtiallen «tri bou tSt ■•••ai,
ob *i wolilen •clioutt«a nli»«{ |r |«wtnt. So '. -
»wenn irli den trcnca «ach ilt vor
mli kuubtrliclien owlan iln . . .
»ö gap leb roll mlncr haoi
•(••woniio «In all gawaat.
Htiooir V. Ka«, d, gut» G*rkmr4 MC;
bin lel er illii rlrhfii kl«lt
und 4clilri ticb von ilein landa
Olli üdrnigan gawnnd«.
IltaTatfiN V. Aca Cregiutui iliO.
3))) tu guol gewKl« rgl. genttU 43,15 Ditmer. iutm vgl.:
Joteph h|pt •** aaboiia •charo.
•r «hioldal in niU gAiam gawaiide.
fifiutit H,i Uitmrr;
Ich «vll dait bare griven Igallch
tweir rltor hdrilcli,
dia alla lA giU gewant bavan
dat wir Ana laatar Tor alu kuninc mugin iragan.
käin'j Holher 131 j
d6 wart \\t, dan ichrtnan gaiiiocbai guoi gawanu
awa| man in der valilr der guoien w;fte vanl,
dia bouge mit dm borien. da{ irat in tII berall.
(leb liari« rilerllcha maolc wcilichlu melt.
Nihil. 275,4 Uultmanii, rh0ii%o 34% 17. 533,2.
Kuilrun 319,2,
daK Ich lelba vierda te vier tagen trage
ie drier bände klalder und aJMi Kuot gawaot
doi wir Ana »ihande rämeii l'rünhilda ianl.
a&l,3, ebni'u ri«2,3. 1700,1-,
norh gap man bie den beiden vll batar gewani
denoe tf le gelrüegen noch bS allen Ir lagen. 065,0;
dö der berr von Ir gle,
diu frou leil und loru gevia.
al «prach: Moftes. liebet kini.
din irlu lil gen mir worden blint ! . , .
leb gap dir gwani i\i rolnero «cbriu,
dai bell, dai ie man Bctruoc.
J. k.iiKKi. »fllchroiiik 7034;
kuite erdenket ir ein;, morgen erdenket ir ein ander;, alse
ie einer einen iteniuwen fiint vindcl, den niüe/,eiit aie danne
alle Tersuuchen. und ir geltet etewenne einem alse Til ze
lAne, der iu da; guolc gewant ze hadern machet, alse iuch
da; gewaot dA kostet, oder halb als vi). Ubrthold t. Keckns-
lURC prtdigttn I, 390 Pfeiffer.
S))) den verbiftiJungfn cunicilch gewiclR {kaiserchronik 790*i
Schröder. A. v. Halbemtaot 16, 34o) und irlicbe gewiMe Orendel
477 steht für gewant nur die reich belegte Verbindung mit hörlkh
gegenüber :
durch ir kimle liebe biet *• bereiten klelu
dA mite wärt geiierel vi! nouwe unde raeit
uud TU der jungen recken 0{ Uurgonden Inni.
il hiei ouch vil den fiemd« brOeven hOiliuh gewani.
Mhel. 263, 4 l.mliiniinn.
tbenso 73, 4. 348, 8. 445,4. 721,4 u. a. ; Arlich genant 80, 3 Lüch-
mann {gegen h^rlicb bei Zarncke und Bartseh), ebenso 207, 2.
4))) reiche wat Laurin ITO: Schade, daxu vgl.:
dO kom der wirt des iandes und oucli »Sn acbuene «ip
mit ricbero gawande gezierat wa* ir lip.
iVibW. 17'J8,1 LacAmann;
diu «int cloider der leb gnuoe
in mime iroume dicke iruoc.
ichn aihe hie nienicn dea »i sin:
ich bodarr ir wol: nü n\nti ouch mSn.
nä wat ob dislu «am tuont?
alt dai mir t s6 wol stuoni
Iq mtme irouma rieb gawani.
ll*aT«*SM ». Aüi /»ei« 3593;
dO ar le bove gie,
dar hartog in anphio
und die berren betuodar,
ai nam des michei wunder,
von wann im na-r« ge«nni
dat sA riche gewant. UrroiAa reimcfcroaiA 43M0:
vil knecht und meide haben . . . reicbea gewandes und allerlei
ander habe beuser und kielen vol. ackermann mu$ BOkmen 54
Knieschfk.
M)) de waren ti ungehorsam.
worden bedlu enaant.
ein wunechlich giwaot.
hei io der tiTol ab geiogan.
•r hat slu bediu sampi betrogen.
ein fowanl köstlich '»ev^gt 17.70 lUhn;
mit grsmtda wol besiegen
biet er im dar tragen. Urroata reimchrm». ATüOO;
der ehunicb gebot da| man im brabi den man tAl
uode in badet schiere. gecbleideien in gewani liara.
tfrncjM 84,6 Hirmer;
dö sprach der künic Günther Trouwe, Ich will iu sagen.
w r mftejon mirhel sorge bi h«hrae muoie tragen,
wir wellen hObsoben ritan verre in Hrrmdiu Ianl:
wir soiden luo der reise haben liarlich gewaab'
AfiM. M5,A L«dkm«Ha.
IT.
f)) ipärlteh nur i*t der ewgtre htgnff, in bedtutmng kleiduog»-
lUck beltj/t, »Utk dk ad)tctuffrbmdum§n n»d m wrgUick tm
den oben (if. bU^) htiff€ke*tn etmp«$ttu kifr menig taklrrkk:
•le gana des gbnal i« bam
Ober ir obar*ia{ gawaai
und gie In dem palat
wider und vOr.
llaiMBicM V. ». TCaua AraM WH (WO
dagegen üherwiegen terktndungtm mtl dtm ftuttak
mährend das d/monstraltt turütksteht.
«)) XU gewvl« VfL:
aioci brfidir gawvta
dat •' behalten ha-ta.
da( biet «i in an Uken.
den lip wol bedccben. 9—fi> 4«,lt Mtmir.
tfdiM vgl.: diu State comohie In nibi gescbcbea
dat sl bxten besehen
wa( in dem veue wäre.
dat waa In aber unm»ra:
wan sl bAten de« gedAbi.
ad all le bOa« b»lea brAbI,
aA aacban sl mit gaaacb«
Ir fuodane sache.
sl würfen drOber ir gawani
uud xugao vaala an d»t laoi.
llaaTaAMi« v. Aca Grtgtriut 975;
d4 Nt er sl Of lu baut
and uam sl uodor ain gawaai.
SiaOTi der aroMüM sacAl S74 Lambrt;
do befunden iM riller luo gAo.
aOmelTch gibea Im ir gewaat
sümellch pb'nninge lehaDl,
aimailcb pbvrt oder sweri.
Stiiciir pf»lfe Ami» Wl;
ein vrowe sol recken nlbi Ir bant.
swenn sl rli. vOr ir gewani.
Ta. «. ZiaciARiA 4. Wttsckt fU 439;
dA si bt dem tanie
gia, er gie ir an der bant.
von dem ridewame
kom sin vuot Af ir gewaal;
da( lac an der erde.
NtiDHtaT V. nataNTMAL 50,46 ffrät;
In «cbouban wisx was ir cewaui
von semil blaw usx gro4 Vogart
mit bueien nach der Kt'is<en an.
li. V. SACBSRHMaia «drta r. C74,
1^'. cu(A NiinHAtr 33, 47. Sigenot 183 Schade tu «.
ß)) Noe iranch wIn uode slier, dai gewani er uiden
oui swlef.
genen» 30,24 Dinur;
Genoveve leii dan mantcl an,
dA von sa ein lall schäme gewaa.
wan ir dat selbe gewant
ob den enkelea erwant
also dat *l ie oiht tobte.
Utaica V. ZiTiiKovia f.aataja« SS5t:
dat >t dir in dem bliebe wer«,
dat du gawande* würdest aail
dat wan wAr an der siai:
dat gewant waa in dem wtba;
dat hcl« sie in dem übe
vll nAch gexerret eniwal.
vil ungeTuoge sie »chrei:
wan ir waa wirs danne wA.
a. d. drei wluueka», •«/. WtcataMAatL
iMeltuck 372.
Y)) dar nAch gap daa gairiuwa wlp
ir lieben sune an stnen lip
kettenwambis unJe »wen.
des waa der jüngeline wol arafi.
noch gap si dem setbea kaaha«
iwei gewant. diu muesi ar bahea.
net^r Htlmbrtckl 15).
9)) ik ühertragent Verwendung vrtr «aek *«*•« hti gewxle
ausgeHUIet, vgl.:
dA dal wenigen liuie
Auren dat cngibcbe gawaia
unl naecnet waren
ia sanilicheo gebarea.
•veariM fundifTubem 2,tt,l9;
bla gegmetel. klare auaael
voa dir hat der hiaal wuaa«.
aunnon acbia iai dia gewwia,
goies wiabeii dir dat B*t«.
mimnet. bri V. a. Hacui 3,431*;
die warli und Ir richeii
durch goi er allet vem lieg.
am den ewigen geniet
warb er mit stetem vlite.
er hielt in schöner wiie
siner tagende gewete. tMUsional MI, 13 ITIpb».
das gleiche listl tkk aaa aar* ftr gewaot Megn und zwar
stvrot in irr gristlitken lätertimr, W9 He ikerUeferte termimthtk
ik tnhnllsfunkU kf, «b »tk iu itr »tiakkn Ifrik.
330
6255 GEWaNI) (i,/'vesliiuenium in der rechissprache)
(*)) wa; gewandis hun wirdeanean? guudium et leticiain.
froude. unde uiandunge. ut cantet tibi gloria mea et non
conpungar. zuo fronen holizilio borit schone gewate, zuo
selionenie gewale. nebein unfroude. die wiele wir in deme
i'ulen saccbe sin. des fleisglicben gewatis. so niuojjin wir
iemir mit ruwe sin. luube unser sunde. alld. predigten u. gebele
{Wackernagel) 2,63; in deiner werltstat sahen wir dich ein
adel gewaut vun regeiipogeu wurken. ackermann aus Bölimen
27, to Knieschek.
b)) swie wol ich weihische lian,
so wli ich doch in min getiht
welhischer woiie mischen niht.
iJer züiite leie gewunt sol gar
von sinie geboie siii eitivar.
Tu. V. ZiRCLAiu d. welsche gast 37.
i')) bluoiuen schin
ich da vant.
heide hat ir lieht gewant.
NciDHAKT V. Rbukntual 1,12 Keliii !
?uot maere ich den vrouwen *il sagen,
Jaj von liehten röseii diu heide hat gewaut,
dat beste dai »i vant. Vi.'i;
sendet herze wirt eriuaat
herzeclicher ungehabe,
so der linden ir gewant
Talwet unde riset abe.
Ko.NRAD V. WüuzuukG tieder u. Sprüche 5,10
Bartsch.
/) die bedeutung vestimentum für gewand in der rechts- und
geschäftssprache.
wenn gewand in der älteren poeste somit ganz in den ver-
wendungskreis von gewsete hineingewachsen ist, so hält die ältere
geschiftssprache in dieser richlung nicht gleichen schritt, die
belegt sind hier spärlich und mehren sich erst am uusgang der
periode, dabei musz hervorgehoben «erden, dasz sie fast aus-
sclilieszlich oberdeutschen quellen zu entnehmen sind: und ist
aber da; ein bunt einen man un veiiet, und in bijet in sin
gewant oder in sine bloge but, swa daj an sinem übe ist:
und wert er sich des und siebet in ze tode: er so! im
einen aise guten geben als iener was. Schwabenspiegel cap. 282
i 8 Gengier; ist das rauber reittnn oder genutb unnd ver-
kernnt ir gewannt unnd verpergent sich unnter den augenn
das man si nicht erkennen mag. land- und stadtrechtsbuch
HuPBECitTS V. Fbeising 2, cap.il Maurer; wer aus der padstubnn
stilt gewannt da; sol man richlenn gegnn der müidieberei.
wirt er aber nicht fundenn und bat ener der paddinrnn sein
gewanndt zu beballtenn gebnn unnd hat ir den Ion von gebnn.
so sul er den pader an sprecbnn umb das gewanndt das
er verlornn bat. ebenda 2, cap. S9 Maurer; swenne got über
unser aine gebutti, die sol ir gewant, da^ ze irm Übe büret,
gen ze ainem val dem dosier ze sante Bläsin (13ü6). Mone
seilschr. 9, 48U ; e; mag aber ain frau, die ainen wirt hat, an
iren lesten zeiten wul binschalTen durch got, und iren Trennten,
und wem si wil, ir morgengab, ir prautkiainot, ir gewant, daj;
ir ir vater und ir muoter . . . geben iiabent. stadirecht von
München 221 Auer {Variante prSiutgewaut); in dissem wich-
bilde, wo man den fruwen dritten teil gibt, do gibt man
nimande hergewete wen den sonen . . . si nemen oucb alle
sine cleider zcuvor, unde gortel, gewant, wa; des ist, ab man
si nicht durch god gibt mit orer aller willen. Ortloff das
rechtsbuch nach distinctionen 1, eap. 9; wo ain man abgat mit tod
... sol werden den kellern so denn den kelnholl' hannd das
best gewanndt, als er ze kircbcn gaut...es sol ainem waibel
euch werden gürtteigwanndt oberes und unndres, kappen, hosen
und schuh, öfnung zu Neukilch (1330) bei Grihh weisth. i, 293,
vgl.sp.iUS; da; mein lohter..und mein swester..die egenanten
zehen phunt geltes in nutz und in gewer inne haben suln
I« pessrunge irr phrQnt und irs gewants unverchummert
untz an irn tode (ISIO). wkundenbueh der abtei v. d. Schotten 196,
fontes 1,18,122; wa ain linserin stirbt, von der nimpt man
das best, das sie gespinnen kan und dem zinszmaister wirt
ir bull, ir gürtel, gewant und ir scbucb. vogtbuch der abtei
Alpirsbaeh (l4ü8— 1417) 6« Rr^scher altwürtemb. slalutarrechle 39;
wer ain iuukfrawen oder eczleicbe frawen mit gewalt und
unkewschlich niderdruckl und notzerret, den scbol man
entbawpten ... ist es aber, das di iunkfrawe oder frawe in
cturistenem und blutigem gewande dagt und bat des kainen
geciewgen, der, den si beclagt, der wirt ir gerecht mit
Mwaien geczewgen. lylauer stadtrecht lt> bd Tokascbe*. deutsches
recht in Oslerreiek 148; man scbribet allen rfitcn: swele des
rates knecbt worden ist, de der enheis berren noch burger
OüVVaND (2 formen)
5256
suuderlich gewant noch röke tragen sol. Züricher stadtbücher
(1319) \,\T Zeller-Werdmüller : es sol ocb enkein frow, weder
elicb wip noch ledig tochtern, enkein gewant obnan an mer
tragen , won dj inen dg hobtloch zweier vinger breit uf der
achslen ligen sol, und sol ocb der selben gewanden enkeins
mer vor uf noch nebenzu knüpflet noch gebrisen sin. 1,185;
das erste, das niman kein gewand machen sal mit lilzen,
her hübe unser zunfft, ane die scheffen das sie selbir mit
irnie gesinde tragen wulden. auch sal niman der vierbande
gewand herin füren adir veile han, die uns virboden sinl,
e; were dan in den mezsen. gewohnhtiten der handteerker zu
Frankfurt (1355) 6« Böhmer cod. dipl. Moenofrancof. 633;
e; sol auch nieman weder man noch frawe kain silber auf
kain gewant schlaben danne silberine beftelein. Nürnberger
polizeiordn. 66 Baader; und darumb so sol man ... zu zweien
jor eime {Wächter auf dem münster) H ein tuchs zu eime ge-
wand {geben). Straszburger zunft u. polizei Verordnungen des
15. jahrh. bei Bbucker 506.
<;) die letzten ausläufer des gebrauehs von wat, gewaete reichen
l'is über du» 16. jahrh. hinaus, sie finden sich in denkmälern, deren
spräche den landschaftlichen Charakter sorgloser festhält, betheiligt
sind hieran oberdeutsche, mitteldeutsche und niederdeutsche quellen:
die priesterscIiulTi ouch uszhiii kert
in irem prieslerlichen wad.
McRNgR fiäuchmalt 413 Uht;
be {kaiser Otto IV.) reit wedder ut der stad und leide af sin
koninglike gewat und loch ut sine scbo. Magdeburger schöppen-
ehroniic, d. städlechron. 7,49; ebenda 15: ridderlicb gewede;
cleinol ind gewuit d. städtechron. 13 (Cöln 1499) 491 ;
ihr herrn von Hamburg, wir bitten umb ein ... gnade,
dasz wir mögen den Trorenberg hingelin,
In UDierm besten gewade.
Slorlelekerlied (1402) bei Soltau hist. volksl.
2. hundert $. 8.
ob aus der anführung von vvad bei IIrniscii auf längeren ge-
brauch geschlossen weiden darf, ist fraglich, dagegen hält sich
das Substantiv in der composition: der pfad wirt gewasst mit
cim rock und mit leinin niderwaten. i Mos. 6,10 bei Eggestein,
ebenso Koburgeh ; vgl. und der priester sol seinen leinen rock
anziehen, und die leinen niderwad an seinen leib. Luther
(leine lender tuch Eck); also beider alt Jacob Felber, der
burgermaister, das koren, und Cecillia hluckin das bettgewat,
das tygen flayscbs und scbwinine bacbstuck, da luget sie
treulieben zue. Heggbacher chronik (1541) bei Bauhann quellen
zur gesch. des bauernkriegs in Oberschwaben 283.
2) formen.
a) das präßx.
a) mitteldeutsche und niederdeutsche munaarlen weisen früh-
zeitig formen ohne präßx auf, die bis in die neueste zeit fort-
leben, theiliceise mit isolierter bedeutung.
1)) rlterlicb want Rolandslied 5577 Bartsch nach der Strasz-
burger handschr. gegen gewant in der Heidelberger ;
werltliche want durch wertlich lop sol man geben,
da; wirdet die edelen ht'rren sere :
swer münichen weritlich want gebe, des lop da^ mueje er-
krummen . . .
wa; sol münichen weritlich gewant.
der hieisner bei v. d. Hagbn minnes. 8, 108*;
want, gewand, luch, zeug Schillek-LCbbbn 5,594; gewant-
buyss . . . wanthuys G. t. d. Schueren Teuthonista 304\
2)) euch kleidet pur in lauter schwarzes wand. Si>ee trutz-
nac/i<. 169; der mutter tod... beweinen ... in schwarzem
trauerwande. Dieti». v.d. Werokb TosiO 6,59; wand,«. pannum(!)
SciJOTTELius 1440; wand, pannus ... gewand, vestimentum.
Frisch 2,421; wand an stat gewand. tuch, laken, pannus.
Bichet 333; ähnlich Scherz 1935; wandbereiter teutseh-engl.
wb. (1716) 2378; wand brem. wb. 5,177. Schütze 4,336;
wand, dal, ein wollenes gewebe, tuch. Danneil wb. der alt-
mdrkisch-plaltd.mundartUii wand, msc. tuch, kleiderstolT aus
wolle; ... nur im westfälischen und sächsischen Hessen
üblich. Yii.HAR kurhess. idiot. 441, vgl. auch Firmenicu 1,320*
{aus Kurhessen), in der neueren Schriftsprache findet sich wand
bei Voss: flammen in safran farbiger wände. Yirgils ländl, ged.
(4,44) 1,163. sonst ist es namentlich Tehmb, der diese form
belegen läszt: blauen mantel von grobem tuche, sogenannten
wand, gartenlaube 9, 161* u. a.
ß) t'n oberdeutschen quellen begegnet die form ohne präfix nur
ganz vereinzelt und unter Verhältnissen, die ihre besondere er-
klärung verlangen : niderwant statt niderwat cod. germ. Monac. 717
5257
GEWAND (2 formen)
k«i ScHMiiLLii l', «10; der wonihdeler in m»r kandtehr. it$
Müuchtner tladlrtchtt ntbin wfttbüeter und gewaodhOeler.
hitr ichtintn die dopfitlformen «At und (twrie, du lick
namenlltch in (eittn ttrhindungtn und temfoatit htmtrkkek
machen (»y/. lli)«4t und mltle* gewwte), auch auf dt* jUnftra
hildung genant ikrt Wirkung auip«uM lu kubtii, du in leiimand
falt grllung gewonnen hol.
y) andcTi tu btuilhttlm nl dii präßsloie form dir mitttl-
und nieilcidtiitichen mundarUn. ii< ii< von anfang *n beim
ntulrum nachiuwtisen , tUhl aUo keintifallt unter dem ein-
ßust de$ fem. wul. ««hn <n dem worta beiderwaod (heider-
wund, rem. und neutr. briitermann, mse. und neulr. gr-
wund, zeag, au« beiden ttolTen, i;ewebe halb aui linnen
halb aus wolle. Viihah tdiot. t. Kurhet$en 70) dat femininum
und geli-genllich dis ma$culinum neben dem neutrum btUgl ist,
$0 beruht diet auf iecumUlrer entwicklung. für dte illtere spräche
kommt nur dat neu/mm hier in betracht und überall nt dte
bedeutung einteilig auf die ton pannut beschränkt, du fericenduiig
iteht alio von wat, gewa-le to we\t oft alt mtglick. für den
mangel einee prdfixet muti demnach die rrkldrung im tu$ammen-
hang mit der auch sonst beobachteten abnetgung dieser mundarten
gegen unser prifix gesucht werden.
8) das prdfix selbst unterliegt in den iUeren ärnkmiilern ober-
deutscher lutii;« und in heutijen uugnissen für die mund'irt
der gewohnten Synkope : gwand d. stilälechron.^,Uu.a.; g'wand
HoNziiKi Aargauer wb. IIB u.a.
6) der auslnulende dental.
a) im der ßr das miltelliochdeulsehe gellenden und namentiick
in den ausijaben durchgefiihrlen abstufmni) fgL: »o\ neb kaiD
noderkafer, der iTi dem gewande geboret, nieinan kein gewant
verkouren an keinen Metten, wo da; iit, ea «ie danne ...
ia den gademen uf dem koufbnie, do da; geferwete gewanl
bilHch ston sol, aluo doch da^ dasselbe gewant us den
ballen geslngeo werde und in den gademen verköfl. Strasx-
bnrger kaufliansordn. ll'; da sohlen di Niderlenscben kauf-
lude mit irme gewande den Hm af füren in di misse zu
Krankenfurt. ... da qwomen der grobe von Wede unde her
Salentin von Isenburg unde nnmeo da den kaufluden nie
diin »ir dusent guldenwert gewande» . . . darxu wart den
kaufluden di rame unde Ir gewanl wider, iimburger chronik 82.
aus der übergamisteit ist die lenuis noch tu beleijen in ei"telnen
Chroniken, vgL d. stadtechron. I, IUI. -1,137; im buch Weinsberg
1,348; in vocabularien, vgl. f^c\\a^^^, pannus. tocab. incip. theiit.,
t. auch DiRrenaiCR Oto'. die lelsttn belege uigen Muffkl, Tucbir
und die Strasiburger Ordnung v. tM)2.
ß) die Verbindung dt ist bei gewand seltener als in anderen
ähnlichen fällen : ve$lit gewnndt S. HiYnKN nommclatura rer. dorn.
(1639)84*: ebenso Jutiius (I0()2) 148*. Hulrius (leil) 103' (in d<r
spiteren ausgäbe von 1631 tr/irftfr( er gewand) ; gewandt, kleid,
tmxctus Kater (1733) 2W)'.
y) die media im auslaut Idssl sich schon bei Eccestiin —
hier im iiegensati tum codex Tepl. — belegen: eralllen ai als
dg gewand. ptalm lul, 17; der leib nier denn da; gewand.
Matth.t,ti; datu *gU: als . . . di« ton Ulm mit irm gewand
hain woltrn. d. s/d<i(#r/iron. 6, 44 ; ebenso 4,91 u.a.; nider ge-
wand, subligar DAitPoDius Kl; gewand, kleidung Maalfr
(IMI) t7!<', ebenso Kaisioa (15:4) tS7o'. KaiscHLiM nomenclator
cap. 139; gheward, gbewand Kiliar (I6.tl) K4'; gewand HiniacH
159,1. En»il 0.0.7. HoLSiua (IC3t) iSo*. ScantTRLiDa 694* ■. «.
c) in der form gewnnte, gewande. die im Ift. jtkrk, ftrtinuU
auflttueht und die nicht immer mit Sicherheit von gewande, ge-
wonde (i. gewohnbeiti m trennen ist, liegt spätere erumttrung
vor, wie sie namentlich unter dem iKang ton metrum und mm
begünstigt wurde:
ile *prach: 'Ich hab «iigen im ars\
und ^ie •nischllefT tu hantle.
EsopO.H geitachi. nAo erfarsi
(leckt Ir aflf da« gewand«.
il. Stca* fnbeln und »chwditk» nr. 88.
datu vgl. gewante oder kinyd« 9otab. ikeul. Nürnberg 1481.
d) die pluralbildung.
n) der pliiral ist, wie sich aus der unprünglichen cvUetUP-
bedeutung von selbst ergiebt, der ilteren spräche an und für ncA
nicAf eigen, in der bedeutung ron pannus, tuch ist tr nur
finmoi belegt in einem susammenhange, wo <ia« mehrsahl ven
besitsern hervorgehoben wird: solden di meister des woIImh
hnnlwcrkes zu Limpurg uf di misse gen Krankenfurt brfn
mit Iren gewaiidcn. unde worden nidergeworfen ... «nie wart
in genomen me dan druhondert duch. Limkurgtr cAranift 70.
GLWAiNU {2. d pluralbUdtmg) 5258
du gMtke fiU für H» heifutung nrtmtnfm, mik <• in
heiin folg4mdem fdUem:
dk bl «an ale «rkennel . . .
•4 U«r tfirvi A| Onerriefc.
4a» küntga* »un, ta lio*e g<l
und tor «lurm vaur m4i.
M mae der kOnrc •«■§•* war
ds| «In rikrtilleblu lebar
dk bl sln«(B tun w»r.
In dai Ria alUr*laiiia>r
■Ini mit Ir gewaadan. Mfrißd HaMlnf •.mf.i
und anl och enbeiu elicb «ip oocli willwa w«4rr|»l4, allkcr,
edel geslein norb aiden uf dien selben gewandeo iMr Irtfta«
aber locbtcrn inugent wol uf irem gewand lrag«n gold, ailber,
bei Im und aiden. lüruktr staälhüchtr \,\%t ItUtr-WerimüBir.
bei dem hinweit auf einen betiimmttn träger $nd ik MtfieU
gam tereintell und mntt aus fremder worUga »m trUdm:
unde Tassent in mit seinen gewanden. Kare. II, W. «tie* Tffl.
{ebenso Korurckr, EectsTsin ; cieidero Biniin; kleider Loraat
M. a.) ; ebenso Marc. 9, 1 M. « ;
er (y/icot>) vauotr >lne olhenien nli sinan fwaalea.
ü( »ümo «alle er wlb und cliioi und (Ar dtn slnen alat.
yeietii (iMtnrr hamückr,), fnnd^mktm 1.45.14.
ß) die wenigen belege der dlUrtn tfruke ktben durchweg die
schwache form des plurals dargeboten und dwt* kemcht auch
btt in die neuere utl in der gehobenen spraclit tor. du aut-
dehnuHQ des plurahjebrauthei telbtt steht tni tuiammenkamg mtt
der in der neueren ipiache tunekwunden pertngentng md «•-
tchrdnkung der coUeciitbedeutung {t. S).
I)) die formen des accusattts und nemiaalies.'
•i« »ireuien Ihm palmen! sie warfan
Ibre gewande tor ihn, und ruften: boiaana daaa s*kM
Ua*ids! KLorttoca ilrttioi 7. 097:
f6enio 11,111. 11, IM. I«,19»; ehensa BOaeaa fUet n, IM;
aber bade dich nun und lege dir reina gewand* an.
Vom UdvMM (ISO«) 4L 'W
(1781 ein reines gewand); ebenso 4,750. 13,67. Or^rai der
Argonaute i!>\.;fiO. l\V>. HOltt ged.il: i» »chwane «ewande
verbnilt Voaa Orphetu der Arg. i^. Odyssee 1,9. 15,104. 14,44;
doch nun wieder welch artehelnen.
liegen »cbltie dort vei borgen? blunieutireiQge gewande
bat er würdig anKethan.
GATua (Fnn^t 1) 41.119. rleRM 30.10. M.tSft ■. e.t
wir kommen, wir kommen,
mit reRtlicbem prangen
die braut tu ampfsngan;
es bringen die kusben
dla reichen gewande, die briutiichen gaben.
ScNiLLia {hfiimt r. Mr**. U.l) 14, tl;
und eines weihet ieurhtende gewande.
vom »trudel rorigeralTt, di« nacht durchblinkan.
(isiLLPARiia lIMinua) (k,lll,tl3i
weh, ihr damen! di« gewande
baschen *chon die wilden wellen,
und die lieniden »chfichtcrn Oacktrn.
obu« schilT«. lurt'ge t«g«l.
Cl. BaRRTAüo i/e: ukr. 1.413. ek^n*» 9.15:
auf aeinem gipfel (>/>•< hirgf) tiehn twolf greise
und scbauan ki de« himmela prachi.
ale hallen »Ich tn die ganand«
und «chlumnern Aber j«d«n lag.
G. ScuwAB Untnde r. rf. 1 Mnlfra I) 441;
mit sinnender miene wirft er {der ttkmeidfr) iit ballen «an-
einander . . . macht . . . brautgewand« aa4 lodleakltiicr nil
der nSmlicben nadel. HeaiL(Ürr^|li<Mic4«/eaif<tabka«irf<Tt)
4,3«;
Ilalena trat Indes an die kleidertniken. darin sie
bunte gewande. das werk ibr«r elg«»ea kia4e. Torwahrte.
Joaatn odftM* 15. IM, awl. wktm la Tom;
jelxl flnden wir d»% kostbare stock ooter VollakM Mkrilk««,
wo wir es mit orbauung lesen mögen, im |Miik tckalk
versieht sich in alle gewande za hülleo. Busats adv^lea
1, 1« (inr erimsurung «n kerwg LetpaU).
D) dit fmrn drt iatm:
jene gingen: «s Tiihrten *i« Ares nnd Pallas Athene,
beide waren von gold, in geldnea gewanden gcklekdci:
schon in ihrer r«>iuog und gmaa. SroLasa« liiu* I8,5l8
hier wuschen die ritter
eleh aar befahl der prieeierin ah. nad dekien die g licder
■Il umdurtendea waltsea gewanden, das %pfer sa reiren.
WiRt.4aB lleraiMa l. r. 691;
der geliebte soba de« Odfatent,
aagaihan asii gewanden, und hiagie das schw«rt un die
tcbull«r. Vase CAdasaw 1,3 (tSOO; legt« die
UeMer aa I7«l).
tkentv 4,159. (hÜ ar. 98,4). Orpkeus itr ArgnmauU <^ll:
330*
5259 GEWAND (2, d pluralbildung)
man musz sich nach des landes weise richten,
wie in geträniien, speisen und gewanden,
so manchmal auch im malen und im dichten.
UuLAKD ^l''uitunats) ),35ö E. Schmidt,
cliensu 1,212. 204.
ähnlich Heine 7,195 {Luleliai). Geibel juniuslieder 151;
in diesem thal ddr weiszen blüienbäume
kam mir des ortes genius oft genaht . . .
er gieng nicht steif in cJassischen gewanden,
gieng keck und flott und trank wie ein Student.
Scheffel Widmung zum (juudeamu/i,
y) die starke form des plurals taucht zuerst aus mundartlichen
guellen auf (ganze belhgewenter Münchener bericht von 1632 bei
Wkstenrieüer 6ei7r. 7, 316); in die Schriftsprache ist sie durch
Lessing eingebürgert worden: ich meine die Verschiedenheit
in der bekieidung. . . . und diesen leuten antworten kenner
der kunst in allem ernste, dasz es allerdings ein fehler wider
das übliche sei {ßguren nackend darzustellen) , dasz aber die
künstler dazu gezwungen worden, weil sie ihren figuren keine
anständige kleidung geben können . . . und lieber gegen die
Wahrheit selbst Verstössen , als in den gewändern tadelhaft
werden müssen. (Laokoon) 9,42;
stieg empor,
in'g duftende gemach, wo, allerlei
an kunst, gewänder lagen, das gewerk der müdchen Sidon's.
UÜHGKR llis 6,37!) (WO sie die schönen gewande
verwnhrete. Voss);
der art nach, an die wir unser äuge gewöhnt, ist mancher
figur ihr kleid so nötbig, als mancher schöne ihr leichtes
nachläsziges gewand: und da eine bekleidete weit doch die
weit unsres anschauns , und des üblichen um uns ist; die
maierei aber für das anschauen arbeitet — wie wesentlich
sind ihr nicht die gewänder. Herder (die plastik von 1770) 8, 134;
ein schlender
von weiszem krepp, halbeng, halbweit
und Taltenreich, wie griechische gewänder . . .
kurz ein Pariser hemd, mit breiter l'albala,
dient der verwelkten biust zum täuschenden Tuttrale.
GoTTF,R (miszknlender) 1,68;
von den modernen bildhauern wurden sehr wenige so häufig,
von befugten richtern, den meistern Athens und Koms an
die seile gestellt, als Donatello, vorzüglich wegen seines
musterhaften geschmacks in Stellungen, gewändern und um-
rissen. Matthisson {umrisse aus Italien, Florenz) 4,187; was
die gewänder betrifft, malle er diejenigen zuerst, über deren
färben er schneller gewisz geworden. Göthe (/. Bossi über
Leonard da Vinci) 39,117, ebenso 39,7 (1840); ebenso Heinrich
Meyeb kl. Schriften zur kunst 121. J. Paul Quintus Fixlein 21;
die mannigfaltigkeit unserer gewänder. GOtiie 36, 262, ebenso
Heinrich Meyer kl, Schriften zur kunst 114. Schiller 12, 448.
CiJAMisso (Salas y Gomez 2) 4, 155. G. Schwab legende von den
3 königen &; da... der gröszere kunstwerlb in den harmo-
nischen zu jedem charakter, zu jeder Stellung passenden
gewändern liegt. Güthb44, 21. 43,418; die wundersamen wesen
sind zumeist in schleppende, zur not aufgeschürzte gewänder
von grauer oder brauner färbe, auch wohl in reines weisz
gehüllt. MoRiRE (makr Nolten 1) ges. Schriften 3, 12; auf einem
hügel in der nähe wurde ein trupp reiter sichtbar, die abend-
sonne vergoldete rüstungen und gewänder. Frevtac (brüder
vom deutschen hause) lo, 148;
ich stand verdutzt,
rings griechische gewänder! — ists auch noch
die alte Davidsstadt? 0. Ludwig {die Makkabäer) 3, 313.
S) gewand in der neuhochdeutschen periode.
schon die miltelhochdeutsche zeit hatte gewand auf kosten des
älteren gewaele obsiegen lassen, und im ausgange dieser periode
kann eigentlich nur noch von einem Wettstreite zwischen gewand
und kleid die rede sein, dieser letztere ist es nunmehr, der den
neuhochdeutschen gebrauch beherrscht und verschiebt, gewand
wird in seinem Verwendungsgebiete durch das allgemeinere und
beweglichere synonym eingeengt, erfährt aber in den ihm eigenen
gebrauehsformen eine Steigerung und mannigfache differenzierung.
die bedeutung pannus, tucb, ist die erste, die am gehrauche
von gewand terkümmerl, sie führt bald nur noch in den Wörter-
büchern ein Scheindasein.
unter den von gevvaete übernommenen bedeutungen vesti-
mentum, vestis sehwindet die erstere, der umfassende begriff,
der die mittelhochdeutschen belege beherrscht hatte, die Verwen-
dungen und Verbindungen dieser art werden von den collectiv-
formen kleidung, kleider in besitz genommen, nur die baii isch-
österreichische mundart bewßhrt hifr teste früheren allaemeineren
ijf brauch»,
GEWAND (3 neuhochdeulscher gebrauch) 5260
der engere, individualisierende begriff vestis andererseits, der
in mittelhochdeutschen belegen weniger zur geltung gekommen war,
giebt jetzt die eigentlichen anhaltspunkte für den gebrauch und
für die abgrcnzung der synonymen formen.
kleid ist bedeutungsschwächer, abstracler; gewand erschlieszt
mehr vorstell ungsgehalt und beruht auf eindringlicher lebendiger
anschauung. einerseits ist es die Vorstellung des faltenwurfs, die
den gebrauch beherrscht; sie führt das wort namentlich da ein,
wo die tracht der antiken weit, aus neuerer zeit diejenige des
Orientes, die fraucnkleidung, die geistliche tracht, die vermummung
in weite faltige sloffe gekennzeichnet wird, gelegentlich wirkt bei
neueren Schriftstellern auch die etymologische anlehnung an
winden mit. in Zusammenhang mit diesen beobachtungen steht
das allgemeinere erqebnis, dasz gewand von der gehobeneren
spräche der poesie, wie der prosa bevorzugt wird ; man vgl. z.b.
den ungewöhnlich starken verbrauch in Freytags o/ine»; wo das
synonyme kleid in der gehobenen spräche Verwendung findet, handelt
es sich meist um den obstracten begriff, oder der darsleller sucht einer
Wiederholung des ausdrucks auszuweichen, charakteristisch nach all
diesen punkten ist die abhandlung von Herder (die plastik von 1770),
die das gegensätzliche Verhältnis des bildhauers und des malcrs
zur frage der bekieidung oder entblö.szung der dargestellten per-
sonen entwickelt, wo vom bildhauer gesprochen wird, herrscht
gewand vor, wo vom maier die rede ist, kleid, kleider u. a. :
in der bildnerei ist gewand, als gewand unwürksam, nicht
blos, weil es verhüllet, sondern auch, weil es etwas fühlbar
macht, was in seinem wesen und zu seinen zwecken nicht
fühlbar sein muste. ... in der maierei isls, dem ersten grund-
satz ihres vvesens nach, anders, sie zeigt die schöne Ober-
fläche, so fern sie anscheinendes bild giebt, und zu diesem
anschein gehören auch kleider. ... das kleid wird nicht mehr,
als es seiner natur nach sein soll, furbe, anschein; der
mahler kann also in sie, in ihren wurf, in ihre falten, in
ihren schön verhüllenden betrug würklicb einen theil seiner
kunst legen. ... der art nach, an die wir unser äuge ge-
wöhnt, ist mancher figur ihr kieid so nölhig, als mancher
schöne ihr leichtes nachlässiges gewand: und da eine be-
kleidete weit doch die weit unsres anschauns, und des üblichen
um uns ist ; die maierei aber für das anschauen arbeitet —
wie wesentlich sind ihr nicht die gewänder! Herder (die
plastik von 1770) 8, 133. 134; kunst soll fühlbar schöne form,
ein schönes völliges vom körper geben ; unter einem gewande
gibt sie nichts davon, und statt dessen nur einen unan-
genehmen steinernen teppich. durchs nasse gewand wird das
teppichartige, körperliche des kleides vernichtet : es wird nur
eine vorscheinende wölke, durch die ein körper durchscheinet,
und fürs gefühl noch seine schöne fülle behält. 137; es ist
die gemeinste bemerkuug, dasz in der bildnerkunst die be-
kleidungen gar nicht von der würkung sind, als in der maierei,
dasz wenn in dieser sich ein würklicher grosser theil der
schönen kunst in den gewändern äuszern kann, sie in jener
der band des bildners nie meisterslück seiner kunst, sun-
dern öfters ein ungelegnes hindernisz werden. 133; wenn uns
das gewand blos etwas besseres, einen schönen körper, ent-
zöge; 80 gölte die klage über diesen raub, der maierei nicht
minder, als der bildbauerei: denn beide arbeiten — auf das
schöne und in beiden ist das schöne eines vollkommenen
körpers doch immer etwas schöneres, als das schöne eines
vollkommenen kleides. 133; gebildet kann nichts werden, und
also auch dem sinn des schönen nichts fühlbar werden, als
was an sich fühlbar sein soll, ein solidum, ein völliges;
sind das aber gewand und lumpen? in der natur sind sie
der bedeckung, der noth wegen da . . . nur hüllen für den
körper, ihn unsichtbar zu machen, dörfen und sollen sie so
wenig als möglich selbst körper sein, und in der kunst sind
sie doch nichts als körper. das herabfallende gewand von
stein, von erz, von holz hört auf gewand zu sein ... das
Unding von gewande ist das wesentliche der kunst geworden
und das dadurch verhüllte wesentliche ist für das gefühl
vernichtet. 132; Apollo vom siege des Pythons kam gewisz
nicht unbekleidet; aber sehet! der künstler wusste das ge-
wand zu entfernen, wo ers nicht brauchen und auch nicht
gar missen konnte, da stehet der überwinder mit freier brüst
und bis an die fusze nacktem leibe: die träge last des kleides
ist zurückgeschoben, und ruhet, wo sie das mindeste ver-
bergen kann, auf seiner rechten Schulter und seinem vor-
gestreckten arme, wer den schonen fieigebildeten körper mit
seinem äuge ftihlel, und bedenkt, was er bei uinwundnen
5261 GEWAND (3, a letile belege ßr panniu)
gewande nicht bBlle fübltn künnea, wird oicbt «arumt
fragen. I3S.
in dtr ifrntht der pMüe übt» noch tmwur ttrtmu* uai rtim
ihren tinflu$i aus nuf dtn j«wtiUg*n ijtbrauek da Hnt» odn
andtin dir bttdtn st/nonyma, vgl.:
«oll lucli die klelUer all t«r*rliiielilco,
k<lu gtoi ecwaiiil nlt an dir leiiirn.
dann war /«iiuml niclii an Im Iralt
•In lumpaebl «rol trrliawan klelJi,
lion iielail man glalch ein bawieniinollan.
ScNiioT l'.rubiuitHt 131 »iitdr.i
ll«bet klml, wai bU( ilu mir doch aln Ittilga* mldchan!
dnino lioiibnren lil«ider, wie allet Im wu*ia herumllagl!
und dl« hochieli >i«hi dir bevor! du miiii doeb waa acbAnaa
•rIii für dich »albar. Vo»a U>/y**<r «,M (H»$g, »rn lidOt
r;{. doMH :
welch ein Uitlffoa ntdcben, Naualkaa, bin du der mulitr!
doiii gewand, wie IIoki <*» in wuit, fo geprieiener tchOubeli
und dir naht die veruibhiung, wo »chAne» du brauchiL
UMtgnbt ton 171>3.
A. W. SrniKCir. (charakUnsliktn und kntiktn 2, ist) tadtit an
diestr tItlU, da$t gewaiid als collertifum grhraucht sti, tr gtstehl
IN, dasi dies dem ursf)rung des wottes enisprethin könne, mein! »btr,
jetzt Mi es 'gttritt gar nicht iVlich'. tum bestreben, bet »ledtrholung
dtt begriffet den tpraehlicheu ttu$drMtk tu differtnutm^ ffL:
mein »ohn, «on diätem lag' an tchnlii'
ich janmernde die locken nir vom haupla,
■eil dle»«m tage «chmiickt kein weitiea ilebl
die glieder mehr, nur dieta« nkchtliche
gewand. dai du hier »iehtt, hat mich bekleldei.
ScHiLLia Ucenen au» itm Piwmitiei inuen) 6, 133.
Atrr ist auch die versclncdenheit der für jedri der tynonyma zu-
ständigen ableilungen in belracht tu iiehen, so hat die Schrift-
sprache I. b. nur neben kleid rin verbutn entteickeU, mährend
das trrbum gewanden auf mundartlichen gebrauch beschränkt
blieb, dies gilt >. b. für die obigen belege aus lieaoER. i» der
spräche des gemeinen Ubent ist gewand ganz ausgettorben, et wird
auch von Jen munilattcn — mit ausnähme der bairisdi-Ssttrreichi-
tehtn — nirAf mrAr geführt, tgl. i. b. Lknz zum Handschuhsheimtr
iialed t. 28. anders verhält et sich mtt wand, vgL sp. 5'2M.
• ) die Utilen ausläufer der bcdeutung lucb, pannut.
a) litterarifcht belege.
I)) die Überlieferung der rechtssprache : als man in vergangenen
jnren vrrurdnet liut, das allet willen ge\\.int ... so man mit
der den hie in der stat Strussburg nssclinitlcn und verkufen
«il, vor und ec im wasser genetzet sin sol . . . so baben
unser beren . .. ieizt verwilligrt und nochgelosen, das man
nun Tiirbas hin alle Sirosshurger dßcb, Swebsche dAcb . . .
nit nie schuldig sin sul, zA netzen. Slrasiburger Verordnung
von l&ul bei Scruollkr i. 107. verbot, das 'wuliengewand' ellen-
wtita autzuschneiden (gerichtet an die 'so aulTm land sitzen").
in der bair. landsordn. von 15.'>3 bet Schbemer 2*,W; über diese
sind auch mancher band kleinot, als bürsten, scheren, spicgel,
un alle gewand und Inken, welche zu frawen kleidern ge-
schnitten, gold und Silber so zu frawen gescbnuick gewirckcl,
zu der ger.ide grbftrent, aber ganize gewand und laken, die zu
wriblicber kieidung nicht geschnitten, auch silher und gold, das
zu frawen geschnuick nicht gewircket oder gemachet ... die
volgrn dem erbe, und nicht der gerade. Giorc v. Roth^cbitz
procfssut iuris de>idsch. Leipzig ISM (Z 2) ; wer gewand schneiden
will, soll dieser Stadt bitrger sein. Dansiger trillkür {handschr.
des 16. ]ahrh.) druck von 1761 t. 171 ; niemand soll anderswo,
als in seinem laden gewand schneiden, ebenda; der filrfang
sei aine^ richters umb verttollens oder leupiges guet, ist
da; guet von gwond, als oft ain puesea alt oft 72 ^ . . . ist
«t aber ganz und unverscbnidldet grwand, es sei gefSrbtes
tnech oder loden, von iedem orth 72 ^ {landrrcht von l.ungau,
handschr. von 1679) Osttrr. weisth. 1,239; von aineni orth ge-
scblacbluecb in der freiung 4 ^ von ainem ortb lodeo oder
wasi desselben gewants verkauft wierl in der freiung 1 ^
isttrr. »eisth. {friiheiten und recht von Gleüdorf 18»5) 6,220.
2)) in der allgemeinen litteraturtprache hält das 16. ;aArA. norA
liemltch fest an der bt-deutung pannus; für dat 17. ;aArA. flittstn
die beispiele fast nur noch aus (iaiHMELsnAütElis SiwtpUcknmui,
im 18. taucht vereinult die poetische erntutrnn§ 4et fthrtmtkts
auf und im 19. jahrh. verwendet G. Kbbytac mil hetwutttstin dk
ttrbindung gewand schneiden alt ein kennzeiche* alUrlkümlkker
spräche: wann m.in fari gen Franckfuri hin
und ich ein ichifr wei.<i ulT dem Rin.
daun iwing ich» r.iren nl item laodt;
darinn vil .«peiieri ich fandi.
Silber, goldi und idch gewandt.
NcBNia narrenbeschwörnng 84 neudr, nr. ||9;
GEWANÜ (3. a UttU belege ßr paooiu) 5262
Telemacbut gteng ia di« tcbalzkaiMr, darin gold ond ailerlai
•rt( baufUcbt, dareA vil fewaodt inn den bittrn. SciaioBi»
BBUzea Odytua h': aoo. IMI ... ist «oder den judto «in feu«r
ulTgaogen und n— lieh HfcBOW 4m jwl— bMsMtaadtniiwtiM
bauten verbroaoM, «Mb «NMl fTMatr adada aa fawaM, fall,
cli-inoi getcbeen. W. KaKietTtiKt Hgthttk (litt), «. fMttn tm
Frankf. geKh.2,6H; ich bsb vuo eirfm lucb (twasd, ttrkaari
ein dritieyl und ... terbteln. Hich.Stiikl tati Cknäefk iniilflu
206: tontagt nach Nicolai aeindt der IUg4ask«fW neUt
autzgeranndt und einen wagen, dorauf biar, wcia Md f^
wandt gew«ten und nach Detzdorff faren wollen, bekoiMMO»
(/. Uädtediron. 27, 213 {Magdtburg iMo); «t« man teideo gtvaaJ
liodt, die von tweien farb«B gewOrki aiod. ÜCbbr a««Alai>a«7:
auch wenn dat ia(, daa so dem beiligtuinb to vil gewaata
berkompl, dat dieselben anten in dnn gawaotbaut oii alle
getteen mugeo und zu eng itt, to kat aaa ta zeiitcn auf
der wag feil gehabt. TurnKR baumeirtertmk MS; aa(a«cfclkli
bettrn ihn auch virl Streicher und aaatfaMbM Mtscka 81h'
gesetzt, denen er gewand zu k leidem awaiaat. ÜArataioa
Luther 145*: wie man denn leglicb aibel, dat die, to am
gewfien lind, und liabcn etwat erworben, mit einem bandel,
nlt mit gewand, oder dergleichen, to fallrn si« daraoff,
und legen noch ein bandel zu. Acricola $priehm. ar. 104:
er und sein jung giengcn tlatllicb gekleidet, welche« geiraad
darzu jhmc sein geist zu nacbia, zu NQrmberg, Aofaparg
oder Fraockfurt eink-iulfen oder stehlen Miata. wtlk^mtm
von doctor Faust 25 neudr. ; b.ihen iber die 4« kaMoM aaal-
tbier von wulle gewandt und mererlai wabren beiadto aitt
una la der contoia gebabtt. H. U. Kbaftt rnarn 107 Haikr;
item, mich dtucht datt einer kam,
dar lautant ceniner illbrr aam,
und brngi »le mir an mrlna hand,
die trug Ich al* ein »Kick gewand.
RtdcwALDT r. d. Imen Eekardt EV:
von allerband gewand, wolle, scide, baumwolle and leinen, beide«
zu bellen, tischen und lapezereien, halten wir nichts, alt
wat wir auflT dem leib trugen. GRiaaiLSHacte!« Smipl. 31 ntudr. ;
dan ich batie meines einaidlcrt rock an, wan ich denselben
anders noch einen rock nennen darff, dirweil das erste gewand,
darausz er geschnitten worden, giintzlich verschwunden. S2:
hierauir fragte mein Zimmermann, was wol vor wabren in
der kiste sein mögten, darauf antwortete sie, es waren etliche
chinesische stocke gewand, etliche gewchr und wafTen. VA;
das er (der kanfmann) zeug und gewand zu verkaulTen habe.
Bi'TtCHiT rufAines 339;
Oacbt und wolle tu gewand,
würket >le mit muniier hand.
illRDBR tiriUr tirr tiebe 1778 (wrrke 8. ». M7);
und die nicbie bei ihren gepriesenen waibern
ruhn tia auf weichem gewand.
Voss OrfyM<>e tO.IS (1806).
dazu vgU: aber des nachts ruhi neben der iQchtiren gatiln
Jeder auf prtcbilgen decken im acbOngcblldeirn bell«.
(I7»l)
(unter die decken gettreckL Joaoa:«), abtnsa Odyss«* 21, 4i:
unter ihnen hielt Johannes der kaufmann, den sie Laogbant
nannten (xu iAm tagt Henner) gestattet, cbevalier, data wir
nach unsenn devoir thun, wenn wir auch wenigen geAbt
sind, gewand zu schneiden, alt ihr. G. Krbvtac (trAder aen
deutschen hause) 10,71.
ß) du Ub«rl»,ferung da »iiterbiitker irij^l auffaUtni» $tkmam-
kungen. in einer dtr äUeiie%, aecA im dtm a»fa*§ itt tk |«ArA.
reickendtn AvcAniifr« iti htrtttt itt rtrAdttni tmkitkf fewaad
und tuch ttntrtt^t, gewaod «ad kleid aaderersn/s tn ttuer
wttst gtregell, du dm t^rttk/tbrauck wHl ttrauitiU, die ther
tthtm dtswtft* WecAlanf tirdnut, weil m dtr taajWaaMrlia
fttktfratht twttttmml: da; gcbant, 1« 9t$U, die cMdar, Ir Male,
das i»<^l>> fi pnrnt. itutmnttk - daalicAM yartlarik «m I4M
{Bai/emt Mandarin i, M). Üt mtkkm tmiirtm mittuHOut
hall*» btt M a» aride it$ 12. jtkrk. tm itr Meateaf pttumt
auch fkr gawaad emfmku w i* — timi et aMAr aar im
tmtwfntkigtm wtrttrHtkirt Üt imt tUit*utt§ aeck atraiMaea.
dl« mirt«rb»tker itr dttätdttn ifrtck« timdkmm die Mtmt*n§
ftnnut mtitt nur %m tuttmwuuktnf mU der atedtrdrafacAfli
nthtnfarm wand, vW Stiilib, Ftitca ■. c. «der «« fcrsocAnm
tk alt rtralteU
I)) ftunmit Ad. loch, thoch . . . gewanl, DiiriiiBtca 410*;
gewand, fianniu, antis, sadaneal««, ekltt^ d^tt, DuFEivaacn-
WCLCBKB 619 ; gewant . in . d . doick SareaBei« FralAMrata 3d4* ;
pennam«, aoyeleft nlt v\ »cbnodeai gewant. tacal. iac^.,
5263 GEWANÜ (3, b = veslis, vcslimeulum)
vqI. DiErENBACH 409'; gewant, pannus; vulgariter tnch. vocai.
incip. tlieut. ; gewandt, getüche, diap, draperie. Hülsius (1614)
163'; gewand, tucb, wandt, unzerschnitten gewand, wad, zeug
zum kleid, Henisch 1593; dreischiftig gewiik oder gewand,
das ist das mit dreien bäumen und dreien scliemeln gewiriit
wird, zwilcb, federrit {drillkh), ein grad oder carisei in wullen
gewand, tela aut vestis triplex. 718, vgl. theil 2, sp. 1390;
karisey, ein jeder grad in wullenem gewand, zwilch, federitt,
ein durcbsichtig gewirk oder gewand, das mit drei kämmen
gewirkt wird. 588.748; chiffon, haillon, m, ein lump, ein zer-
rissener und nichlswertiger lump, ein alt gewand, lacinia,
panniculamentum, scruta. Dükz dict. gall.-germ.-lat. (1664) 14l'.
2)) gewand, n. un habit, vetement, vestimentum. nouveau
dict. du voyageur (no3) 145; gewand, getüche, panno, drappo,
drappi, panni, drap, draperie. Rädlein 38l', ebenso Pomai grand.
dict. royal J32'; gewand, (1) das wand oder tuch, cloth,
drapers wäre, teutsch-engl. wb. (1716) 769; gewand, pantius,
vestis, amictus. Aler 935' ; gewand, i. e. tuch, (wöllin) laahen.
gewand, kleid, s. d. Krämer niderhochleutsch und hochnider-
teutsch dict. (Nürnberg 1719) 2, 96'; gewand, laken, kleid,
gewaad. Kramer nieuw woordenboek (Leipzig 1768) 2, 133'; ge-
wand, drap, robe, etoffe, habit, vetemenl, habilkment, draperie
volonte, nouveau didionnaire (S/rasJ&urj 1772) 339'; gewand...
se du de chaque ouvrage de soie de laine, de fil etc. , le drap,
l'etoffe. Schwan (1782) 1, 743.
3)) wand und gewand, omne genus telae et panni. Stibler
2406; das wollen tucb bat man vor alters absonderlich want
oder gewand gebeissen, und die so in den städten damit
gehandelt, waren Ton den vornehmsten, und hiessen an statt
tucbhändler, gewand-schneider. Frisch 2, 421. wand an statt
gewand: tuch, laken, pannus. RicbeysSS; gewand ... 1) ein
jedes gewebe, ein jeder zeug, er bestehe aus wolle, seide
oder garn ; besonders so fern er zu kleidungsstücken be-
stimmet ist. ohne plural. in dieser weitesten bedeutung, in
weiclier es nur noch zuweilen in der hohem Schreibart ge-
braucht wird, kommt das einfachere wand nur noch in dem
zusammen gesetzten leinwand vor. 2) in engerer bedeutung,
ein wollenes gewebe, tuch, gleichfalls ohne plural, auszer
von mehreren arten und quantitäten. auch in dieser bedeutung
ist gewand sowohl, als das einfachere wand den Hochdeutschen
ziemlich fremd, nicht aber den Ober- und Niederdeutschen,
besonders ist wand und gewand in Niedersachsen für wollenes
tuch noch völlig gangbar, s. gewandschneider. Adelung 2, 650,
ähnlich Campe 2,359. Stoscii 3, 322yf. ; wad, gewand tuch,
X. wath. wathmann. Hknnig preusz. wb. (1785) 339; wand oder
wangd wird hier grobes schlechtes tuch genannt. 296.
4)) gewand . . . ein jeder zeug (ohne plural) ein wollenes
gewebe (seilen) ein kleid (in der höheren Schreibart), Voigtel
handwb. 2,80; gewand, wollenes tuch Arnoldi beitrage zu
den deutschen glossarien 47; gewand, wollenes tuch Wallraf
altd. histor.-diplomal. wb. 28; gewand, wand, nicht nur klei-
dungsstück, somlern auch das tuch, aus welchem kleidungs-
stücke verfertigt werden. Brinckmeier (;{os$.dip{. 1,914. vgl. auch
Schneller 2"^, 940.
5)) nicht unmöglich ist es, dasz die im 18. jahrh. mit Vorliebe
gebuchte bedeutung draperie (vgl. sp. 6266) auf die bedeutung
pannus zurückführt, sie läszt sich freilieh ohnt zwang auch aus
der speciellen entwicklung ableiten, die die bedeutung veslis,
vestimentum in der kunstsprache der maierei und bildhauerei
genommen bat, vgl. oben die belege aus Heu der.
6)) eine andere entwicklung läszt sich aus folgenden vereinzelten
buchungen erschlieszen : vestis pexa, ain dick tuch das vil gwand
hat. JuNius nomenclator von 1629, s. 88 nach Schmei.ler 2^, 941
iin der ausgäbe von 1602: veslis pexa . . . von guten Lindischcra
tuch, das man wol bescheren mag); demtuche ein gewand . . .
einen guten lllz geben, feutrer un drap, donner un bon feutrage
au drap. Schwan (1782) 1,743.
b) die bedeutungen veslis, vestimentum.
a) das vordringen der concurrenzform kleid.
1)) in der bibelübersetzuirg zeigt sich deutlich, dasz es mittel-
deutscher einfiusz ist, der diese form begünstigt, die ältere ober-
deutsche bibel hat die form kleid nur in seltenem fällen: und
ir blul ist gesprenget auff mein gewand: und ich hab ent-
zeiibert alle meine cleider. Jes. 63, 3 bei Eggestein (ähnlich
KoBURGER ; daher ist jr vermügen auff meine kleider gesprützt,
und ich hab alle mein gewand besuddelt. Luther), meist
dagegen herrscht hier die form gewand vor.
a)) diese form wird in den belegen aus dem neuen tesfamtnl
GEWAND (3, b Verdrängung durch kleid) 5264
schon tn der Beheimschen Übersetzung durch kleid verdrängt,
während der cod. Tepl. stets an gewand festhält. Luther stimmt
hier fast durchaus mit den neigungen seines landsmanns überein
und hat dadurch dem vordringen von kle.d entschieden Vorschub
geleistet, die belege begreifen sowol die collectivbedculung wie die
individualisierenden färbungen des begriffes in sich.
a)) si teilten in seine gewand si legten das losz: das
derfullt würd das geseit ist durch den weissagen sagent.
si teilten in meine gewand. und auf meinen gewand legten
si daj losz. Jtfa//A. 25, 37 &« Eggestein (ebenso Koboüger; si
teilten im sein gewant ... si teilten in mein gewant, und
auf mein gewantd legten si daj losz. cod. Tepl. ; dö teilten
sie sine cleidere und worfln log, ilf daj irfullit wurde das
gesprochen ist durch den prophßten sprechinde: si habin en
geleilet mine cleidere und ubir raln cleit worfln si daj loj.
Geheim; teileten sie seine cleider ... sie haben meine cleider
unter sich geteilet, und über mein gewand haben sie das los
geworfen. Luther, Dietenberger, Eck), ebenso die gleiche
stelle in Marc. 15, 24 und in psalm 22, 19, wo an stelle der
Beheimschen Übersetzung die Trebnilzer psalmen die mittel-
deutsche bevorzugung der form kleid bezeugen: si teilten in
di cleider min unde uf das cleit min santen si daj los.
(21,19). das gleiche an anderen stellen: und si legten ir ge-
wande auff das fülle . . . si streuten ir gewand an den weg.
Luc. 19, 37 bei Egcestein (ir gewand Kohdrger; si werfen ir
gewant uf daj fule . . . si streuten ir gewant an dem wege.
cod. Tepl. ; ire cleidere ... ire cleidere. Beheim; worffen ire
kleider auff das füllen . . . breiteten sie ire kleider auff den
weg. Lutmeb, Dibtenbkbger, Ece). ebenso die gleiche stelle in
Malth. 21,8.
/?)) ist den nit di sei mer den doj essen und der Icip
mer den daj gewant? A/oW/i. 6, 25, cod. Tepl. (ebenso Eggestkin,
Korurgeb; der licham nitht grijjirwan da; cleit? Beiieim; und
der leib mehr denn die kleidung. Luther, Eck, Dietenberger).
y)) hut euch vor den falschen weissagen, di zu euch koment
in scheffim gewanden. Matth. 7, 16, cod. Tepl. (in scheffln ge-
wande Eggestein, Korürgur; di zQ Ach kumen in schSfinen
cleideren. Beheim; die in Schafskleidern zu euch komcn.
Luther, Eck, Dietenberger).
S)) wan seine gewand wurden gemacht weij alg der snee.
Jt/a//A. 17, 3, cod. Tepl. (ebenso Eggestein, Koburger; sine
cleidere sint wij worden alse der sne. Beheim; sßine kleider
wurden weis als ein liecht. Luther, Dietenberger, Eck).
ähnlich Matth. l\, 8. 27,31. 28,3.
«)) wan der oberst phaff rai; sein gewant. Marc. 14, 63,
cod. Tepl. (ebenso Koburgf,r, Eggestein; reig sine cleidere
Beheim, Dieteni;erger, Eck; da zureis der hohepriester seinen
rock. Luther); dag si alain rurten den säum seing gewandj.
Marc. 6, 56, cod. Tepl. (ebenso Koburger, Eggfstein; dag si
nur sines cicidcs soum ben'irten. Beheim; ebenso Luther,
Dietenberger, Eck); ebenso Marc, b, 21. 10,49.
^)) wann keiner nimpt das stuck des neQwen t&chs und
nect es an das alt gewand. Marc. 2, 2t bei Eggestein (ebenso
Koburger, cod. Tepl.; an ein alt cleit Beheim, Luther, Dieten-
berger, Eck), ebenso die gleiche stelle in Matth. 9, 16; in welcher
weij bistu ingangen , nit habent hochzeitlich gewant. Malth,
22,12, cod. Tepl. (ebenso Ecgestein, Koburger; wan du hast
nicht ein brfitliift cleit. Beheim; und hast doch kein hoch-
zeitlich kleid an. Lutheii, Dietenberger, Eck).
b)) für die beispiele aus dem alten testament treten die Treb-
nilzer psalmen als zeugen des Vordringens der concurrenzform
ein, vgl. psalm 22, 19. 104, 2; sonst Luther, der die ersten belege
bietet, vgl.: und er sprach zu den di do waren über die
gewand. bringt die gewand allen den knechten Baal und
si brachten in gewande. 2 &ön. 10, 22 bei Eggestkin (ebenso
Kouubger; das sprach er zu denen, die über das kleiderhaus
waren, bringet allen dienern Baal kleider er aus, und sie
brachten die kleider er aus. Luther, ähnlich Dietenberger,
Eck), ebenso 5 Mos. 22,5. 3 Mos. 13,59; und der mensch wasch
sein gewande. und er wirt rein. 3 Mos. 13, 6 bei Eggestein
(ebenso Koburger; er soll seine kleider wasschen. Luther,
ebenso Dietenberger, Eck), ebenso 3 Mos. 14,8; ähnlich Jes. 61, lo.
63, 1. 3 Mos. 13, 45 ; warumb ist rot dein gefesz, und dein ge-
wand als der die do tralten in der piesz. Jes. 63, 2 bei Eggestein
(ähnlich Koburger ; warumb ist denn dein gewand so rotfarb,
und dein kleid wie eines kelterlreters. J«. 63, 2 bei Lutheii,
ebenso Eck [kleider]; kleid ... gewandt Dietenberger). ebenso
psalm 104, 2, richter 14, 19,
5265 (GEWAND (3. 6 umfatsender hegrift)
c)) tinijirinaU fuhrt Lithrh tnigif/tn ondtrn ijuaalineienäfn
tynonymtn liKUKiM» du aUgtmttntrt form kleiJ «n; ürr balt«
ein long wei« kleitl an. ilare. 1», b, rbitiio DiinnitiiCKii, K<t
|;tinen juoglink . . . gevuMel mit wtiiirin gewand. toä. Tqil.,
fbfnio KcciiTKiio, KoiüncKi; b«dMkU nil ciocr blaiikindeu
•lölin. Kkmkim): tbtnio Mare.li,».
•1)) auch auturhalb der »igenllulitn hibtiübenrttung /dii( $ich
in dtr gtulltehtn diehlung der yliieltt proettt htobochOn. lo
laulft du buhtunantcrtiung dei Augiburger pauionM/'if/j aui
Sl. Afra {vgt. llAiiTMAr<<i Oberammergauet pu$tiont$piel i. Sil «nf-
iprtchend dtr oben angefutirltn btbtlUtU* (i/j. 62)14): Caipbut ler-
leim «ein «rwaii.!. bei IIanh Sach« {tut. vetetn \M,V)t) finden
wir an der gUtcben Utile: xerrciit ■«m kleiHt.
S)) auch die uiörlnbuiher Ugtn itugnu ab für das iuriick-
weiiben uniertt »orUi, vor allem dir frerndtprachliclien. wo dit
fremde ti>rachi du al}>liabetiteht gliederung beherrtcht , macht
nch namentlich in den jüngeren buchungen du trrdiingung bt-
vinklich, irdhrenil ilu älteren — im betondern du obtrdeutichtn —
11» gi'worid norh festhalten, wo der dtultche worUchatt alpha-
betisch gegliedert erscheint, ist pewnn.l allerdings nicht Uichl
umgangen, es wird aber spattr doch durchaut als du nebinform
yrkenmeuhntt.
•)) rf«»" fiemdt Wortschats biherrseht dit aufteiehnung.
«)) vestis hd. kiriil, pcwanl vocnb. lal.-germ. bei Uibfini4cn
BI9'; vtttu gewandt, betligcwandt, veslimtntum leihsgewant.
S. IIkyokn nomencluluni rer. dornest, a *' ; indumentum gewand,
vestis, vestmentum lleid. ^■«l8CHtl^ nomenclator Iril. (IMO) |80',
ebenso noch i(>3i; universa vtslis in vestiarto seclus» ... ein
bjuirt-n kirider oder gewandt. Jumus 14S* {sonst dort überall
nur kleid gebraucht); vestis kleid, kleidung, gewand. Faisica
(1674) J37ü',
/S)) vestu, vestimentum, amictus, kleid. Sciesur (im dtvtsch-
lat.thetl: gewand, kleid, vestis I6i*); ebenso ÜAtKn.
6)) der deutscht Wortschatz beherrscht du anordnung.
«)) nidrr (^ewund, subliqar Üasypudiui Vi; gewaiid, ifidu-
mtntiim, kleid, vestis, vestimentum. üiimkl nomenclator quadii-
hngiiis 331; gewand, kleidung, vtstis, vestmentum, indumen-
tum. MAALKa iiu*; gewand, n. hoc vesttmtntum, hatc otstis.
IJUansa 74*.
/^)) gewand, vrstis rr(ju. kleyd. EiiAsnut AiaiRo« noDum dtef.
genus 0 3' (lin sonstiutn text nur kleid); getvand v. kleid
VVkhha.nn lex. bipart. 15)'; gewand a. kleid Cuomkl 4, lu4l
(kleid, kleidung, oder ein gewand. 6, H87|.
ff) gewand in der umfassenden bedeutung von vestimentum.
du bedeutungsentüicklunii hat geseiiß, wie weit dit tinstlnen Ver-
bindungen den collectivbegnff an unserem Worte abgestuft und
•bgetchwdcht haben, du umfassendste bedeutung, dit sich uusser-
kalb iokhtr vtrbindungen odir ntben dem gtneraluiei enden
pronomtn halt, ist wesentlich auf die dlttrt period* der neuhuchd.
spracht besclirankt, der neueren seit gehört sie nur in engeren
sprachkreisen an, so alt tfrmtnus technieus der malerspracht oder
als mundartliches wort. in der Verbindung mit dem possrssiv-
pronomtn wird naturgemasi du Verengerung des begriffes ange-
bahnt, doch gehören aueli hieraus einige veruendungen in unseren
susammenhang, vgl. sp. S26I das beispul aus Vos», dtr den vtr-
such wagte, m altt verlassene bahnen miedtr lurücksukthrtn.
1)) dit umfassendste btdtutung,
a)l iUeri belege.
«)) ohnt arltkel:
wani nier min sinn dai vor wäre sprarb,
doKi hie i.M iJrr wäre Criti . . .
dar umb «ollen nirr nicht hriilen,
mer inlien uns dar tu bereidrn
und gehen em enig«|ian oilt getange.
ner «oln auch «im can^re
mit palnifn lervn uii<l iiewani,
80 Wirt uns gnade Toin em bekaou
Altfelätr pmuionupiM UM Üreim;
du Ich begunite «chauvren
die palmen under ene tirauwen
und kleider uud gewaui. SSIO:
er tchwen, das kain hantwarcka ge<el
pifibi, wo« im wol get lu fiiipr wercl^siau,
rOnder nach einer nndren «i^l,
flnt doch daheim den wiri frAw und« spat«.
was er ao eim ort »chewchie,
Wirt im iwirach peschert,
wo er hin liert:
da* laoi crewiwf>is dilrch tewchia,
pi« er gwaiii und gelilich verieru
U. Sachs Ntiu Nietat „H ifabelm «.
9.170).
GEWAND (3, 6 umfMnder begri/f) 5206
fl)) mit ätm gntrtluitttnden ptontmtn :
gewlai al eio cbindalclu.
•la ao mAst du d«r vaior a«la . . .
danuocb l«i e> nicht gar w«cbani:
ela du mOsi Mra«n uwb da» Ktwaat.
. . . umb daa Oaiacb uud uHb tfaa fftM,
K>t*mtr ipUU I.M ImMMT/
Man spricht, data kl«lder «acbca laaik.
(•rbuddari «ollar lau«* btdaut.
wie an den ftdarn wtrd «rtanni
ein «oRol, so aueb rfaa gpwaad
gibt tu erkenne« mann und walb.
daa* doch aaoa itel au farra akbi acbraifc.
KiacMMor menäimmutk (S, 127), 7,tnf. Öittrltf.
»)) dtr termmus Uehnieus dtr wuslertpratht begegnet mAm
bei Dßaaa Hnd wird sfAttr namentUth tu» den mirltrbktäem
festgehalUn: dann mit dem groeaan Oeiaa kaon icb «a •»-
geoicbl in einen bnlben jabr kaum machen, ao bal U dit
tafil acbier loo angeaicbl ohne gewand und Undacbaft oo4
ander ding, die daran aeind. UCata natkUn kl; daraua «r-
klart aicb die griecbiacbe kunaC aj« bekleidet ao wenig, aU
muglicb, uder wenn sie muate, auf eine arl, die daa gewand
als gewand Ternicbligte und daa «Ollige dea kOrpera auch
unter demaelben zu füblen gab. daber ibr nacktea und ibr«
liearbeiiung nach waazergewiindern. ÜKaoca Uudien und ent-
warft aar plastik (werke 8, te): mit diesem worte drOkt
mm flberbaupt alle* aus, was in leirboendeo kun*iea xur
hekleidung auwol der ttguren als auch lebloaer dinge ge-
braucht und wn» man in der kunstspracbe gar oft mit dem
fraozOsiacben wort drapere bezeubnet . . . diesea kann bio-
langlich sein den künailer zu überzeugen, wie wichtig e«
sei, die kuost des gewandes zu studiren. Sclzsb I, 4I8A;
gewand... S) ein kleid, ein kleiduogMtQrk, besonders ein
»olcbes kleidungsstQck, welches zur bedeckung grOizrrer
tbeile des körpers bestimmt ist . . . io dieser bedeutung ist
es im bochdeuticben nur in der bobero scbreibart Oblicb ..
doch brauchen es die mabler und bildbauer noch fon allen,
besonders weiten kleidern und kleidungsstOcken, womit di«
liguren bekleidet werden; franz. draperie. Adilo:«c l.eso.
C»iip« 3,359. ebenso Stosch 5, S«/f.; gewand {en terme de
pnnt.i, la draperie. Schwan (I7M) i, 743: gewand, als gegen-
ständ der tcböoen kunst betrachtet, s. bekleidungtkuoat un4
draperie. Kaue philos. lex. 3, 3ei.
c)) für mundartlichen gebrauch liegt ausser den btirisck-
ÖUerreirh. uugnissen nur die bemerkung von Asroldi ror; ge-
wand für kleidung überhaupt ist noch in der hiesigen gegeod
gebräuchlich, beür. su den deuUchen glotsarien {Marburg r.v») 4: ;
sonst vgl ; das gewand ... bei unserm »olk der gewOhnlirbä
au<druck für das bocbd. kleidung oder kleid (eoUetiieU
ScHBKLiea 3*, »10. ebenso ScnOrr TiroUr idioL MO. Luis
*drii<. wb. 349; guots, letzis giwant, hoasetg'want, czeitngwaot
(festtagsgewand). Lixaa ebend»; 'a gwania, du Uesdunf Karb
Böhmer wald 119; wie gehst denn du's an, daaz bei dir «o
»lal zeit und 'a gewand draufgeht. An/aNcauBBa {jungfempft
3,3) ic*r»# 8, 6«; 'mutier, icb roOcht' s» fiel gern nach Wim
gehen . . .' du narriarh, was filli dir dena ein ... w«
nahmst du das gewand und das feld her? Rosiceaa (veld-
ketmat I) 8,151.
8)) ans4tu tur heieutunttvertnftrumf dvrck äst vtrhndmna
mU dem poauuivfr^Homen:
da* da* horrolk nii enkaa
den neuen irii, den wir haa.
darum pia sein ane tar
unsena gewani und uosre« bar.
darsu asa «prioicaa und alt spranaaa,
daa un* mit neuea laaiaa
kain ritler nie gelekh ward.
NttlUrUfiei, fMUaekUfittt t.«7 Ua^r.-
sie babn Ja weder gell Mtb »raadi,
vol laua ud l«h tat Jr gewaadL
»• ^ca* l^ JNitmnfieftt mk dn
ick lattch buner aad gena •• iH
und b ir aeiber alrki nr viL
ein biuel ■«!■ gawande.
fmketm m. •««•da^ fdia ««/*e*. »rdtmUmlo
S,M GMts-Oreeekar;
\m dea derjMehl aick auch nii »aAmbt.
im beabd wider \n\ berberg scblicli
uad well *•!■ kerrea aacb kaialkh
da Mclea allaa aaia gawaaL
(d. ketr mit dem «rMaAcfcÜyra kmrcki. >
J,IM;
5267 GEWaND (3, b ansalze zur individualisierung)
jungkfraw, wol ihr mit ins Uiigerland,
so nembt rnit euch all ewcr gewand, . . .
so nembt mit euch all ewer gewandt.
stampen müssen die staden
ich mag nicht in das Ungeiland,
hab sorg, es kleck mir nit all mein gewandt . . .
stampen müssen die staden.
(/, niedei ländisclie ticd von 1608, zeilschr, f.
d. toortfurschitiKj 1,58;
last uns eins toppein, der minst ist knecht : es glückt basz,
wann icb mit singen darzu pasz: sechs unnd siben, haben
mich vertrieben, ausz meinem gewand, das tbut mir and.
FisciiART Garg. 146 neudr.; und zoch sein gewand ausz und
warf sieb nackend in die angel der doron und in die
eoczüntnusse der nesseln. Gregors dialog {Augsburg 1473)11 cap. 2;
ein schöne jungfraw allzumal
fand ich sitzen bei einem bett,
ihr gewand sie abgezogen hett.
FisciiART tlöhli. (1573) 6 neudi; nr. 5;
80 hett sie auch all ihr gewant
hoch hangen dort an einer wand. ehenda;
gib mir, wie du verbeiszen hast,
mein brod und mein gewand,
und führ' in tages hitz und last
mich treulich an der band.
Gbrok (morganlied) pnlmhlälter 179.
Y) die Verengerung des begriffes, die zu der bedeulung des
eirizelnen kleidungsstiickes führt, erwächst aus der veranschau-
lichung: es ist meist nur ein theil der kleidung, der dem be-
schauet in die äugen fällt, — das charakteristische stück, an
dem auch die beziehung auf einen bestimmten träger, die Hervor-
hebung einzelner lüge haftet.
ohne beziehung auf einen einzelnen träger wird diese bedeulung
seltener angezogen: die gröste Veränderung in der weit ist der
fort- und umJauf im reiche der geister, der unsichi baren
kräfte und begierden. hier wechseln die himmel wie ein
gewand, und die alte mutier erde verjüngt und drehet sich
ewig. Hehder {vom erkennen und empfinden 1775) 8,304;
da Tällt sie leblos,
wie ein gewand, in unsrer band zusammen.
11. V. Kleist (l'eiithcsilea 9) 2,349.
die träger sind tiaturgemäsz pcrsonen, im ausgedehnten über-
tragenen gebrauche {s.u.\ personißcationen aller art. die beziehung
auf andere als menschliche wesen ist auszerhalb des übertragenen
gebrauches natürlich ganz vereinzelt:
kaum hatte noch des Schneiders band
ein buntes comiscbes gewand
dem muntern alTcn umgebangen:
so gab sein rock ihm das verlangen,
sich in dem spie^'el zu besebn.
Gbllert {der a/fe) schriflen 1,281.
hei der beziehung auf personen tritt, wie schon bemerkt, der
faltenwurf als beherrschende vorsttllung hervor, für die an-
lehnung an den in winden zu gründe liegenden begriff rgl.:
ihre weste trag ich bey ieder feyerlichkeil, ich möchte ein
ganz gewand haben das sie gesponnen und gewürckt hätten
um mich drein zu wickeln. Göthe briefe 4, 58. der faltenwurf
macht sich als beherrschendes moment schon in der Ihalsache
gellend, dasz der haupttheil der belege das weibliche geschlecht
als träger voraussetzt (s. unten), während heim männlichen ge-
schlechl die belege wesentlich auf die kleidertracht der antike, des
Orients, vermummungen und die der frauentracht ähnliche kleidung
der geistlichen beschränkt bleiben.
1)) belege, in denen die Vorstellung des faltenwurfs nicht vortritt.
a)) das Substantiv ohne kennzeichnende attribute.
'*" von Keiserspcrg die klugen,
die kamen dar zu band,
ein lil'erie si antrugen
und alsant ein gewand.
stri'il V. I'Jikoil 1474 hei Liliencron hisl. voihsl. 2,39;
oan gewand ham, wie da hund oan hout. ober-österr. Sprich-
wort 6ej Wakdkr 1, 1650; kein gewand kleidet schöner als
demuth. ebenda, vgl. Simrock 1529;
da wusch er sich von staub und blut
gewand und waffen belle.
Uhi.apcd (Itoland schitdlrdger) 1,266 E. Schmidt;
erlauchter Jüngling, tausendmal willkommen 1
die boten, die wir jüngst nach dir gesandt,
sie brachten erst nur ein gewand von dir,
dasz untre Sehnsucht sich ersätiige,
bis du uns selbst erschienest, dies gewand,
wir trugen es umher, wir fasztens an,
wir küizten es gleich einem heiligthum.
(Konradin) 1,210.
GeWaND (3, h = vostis)
526§
ß)) das gewand ziert nicht den stand. VVander 1, 1050;
du darlTst nit gantz in kessel sitzen:
las dich nur ein weunig spritzen!
wan ein tropfen ricrt das gwand
so dringt es durch den leib zuo handt
bis es gereiniget hat die sei.
MiiRNKR badenjahvl 31,31;
wallt der busen dir? das gewand bebt;
. pocht das herz dir nicht, weil die band bebt?
Platen ((ßaselan \il) 2,20;
scheint es dir nicht gut,
ihm auT's gewand ein feines kreuz zu sticken?
Hebbel tiihel. 2, 4,0;
wie die Schönheit seiner glieder
durch die lumpen des gewands,
SO durch fetzen seiner liedcr
leuchtet hell des gottes glänz.
A. Gbön (zwei poelen) ged. 201.
/')) reichet mer her min gewant I
das wel icb wedder an thun zu hant
und wel mich widder heim zu hus keren
und gott vom hiraelrich eren (aniii Lazanis).
Alufeldcr passionsspiel 2291 Grein;
sein gewand an eine
Säule bangend, um's zu trocknen, legt er
scblal'bedürftig in den nächsten kahn sich.
I'latem (Abansiäen 7) 4,290;
dein haar ist nasz,
und nasz ist dein gewand.
Grillparzer (des meeres it. der liehe welle») 7,52;
euch aber, ihr fremden, fordere icb auf, gutwillig abzu-
steigen und euer gewand abzulegen . . . eine helle stimme rief:
'nimmer geh ich euch gewalt über kleid und leib' . . . aber
augenblicklich war er umringt, vom rosse geworfen, des ge-
wandes entkleidet. Fueytag {brüder vom deutschen hause) 10,68;
man empfängt dich nach deinem gewande, und verläszt dich
nach deinem verslande. fliegende blätler nr. 2293 s. 4, s. Sanders
cilalenlex. 261.
b)) das Substantiv mit kennzeichnenden attributen.
n)) vermörkt die mant in dem gericht zu Vorau . . . von
ainem gemachten gewand vom stuck i ^. öslerr. weisth. {markt-
ordnung zu Vorau 1603) 6,118; es soll auch niemant an dem
Frauenmarkt ein gementels gewant füer ein neies hingeben,
es soll auch niemant ein neien gewant an dem markt fall
tragen dan in dem hausz. (bannlaiding u. rechte zu Eggenburg
\'./\9. jahrh.) 8, GOG; tricffend nass fügten sich diese, so auss
dem [unfreiwilligen!] bad kamen, ein ieder nach seinem losa-
ment und gewarsam, trocknes und anders gewand anzulegen.
KiRCBHOF wendunm. (2,22) 2,42 Öslerley; in selicher schniech-
licher unfur kam der abbt durch hilf der seinen in ain ander
hausz imd zu morgens frii in veiendertem gewand zu der stat
ausz. ,1. Knfbel Donauwörther chronik bei Baumann quellen zur
gesch. des bauernkriegs in Oberschwaben s. 267, ebenso in Knebels
chronik von Kcisheim 465*.
ß)) wie kompt in mich vom tod ein grusen !
bin ich nit sicher in der waldklusen?
was nutzt mich ietz min härin gwand,
so icb oucb mu!<s in's müsenland.
der einsiedler im Ifidlf.ntanz des Niklaus Makuel
bei BÄciiTOLD .i. 7;
zum lobe des Hildebrandiscben goldalters, auswendig zu
lernen, und im härenen gewande, unter begleitung einer
altdeutschen nachtwächterschnurre hervoizukrächzen. Voss
krit. bl. 1,518;
der könig mit eim seiden gwand
Joseph bekleidt, und von seinr band
den ring wegnimpt und ihm vertrauwt,
auf den er sein gantz königreich bauwt.
Frisculin deutsche dichtungcn 73 {Joseph act. 4);
dem Herakles, der sein weib verliesz,
von anderer liebe gelockt,
sandte sie rächend ein leinen gewand.
Grillparzer (Medea 3) 3,213.
y)) neben dem stund ein schöner man, mit ainem gar
ersamen gewand. Gregors dialoge {Augsburg 1473) II eap. 39;
der liebreiche vater bereitet ihn dazu noch mehr, und stattet
ihn gleichsam aus durch die mitgäbe der ihm so nothwendigen
erfindung eines tüchtigem gewandes, als seine feigenblätter
waren. Herder {briefe das Studium der theologie betreffend 1) 10, 21 ;
zu den kisten,
wo sie die schönen gewande verwahrt, die sie selber gewirket.
Voss Odyssee 15,104 (1781; bunten gewande 1806);
eine trug die säubern gewand' ihm, mantel und leibrock.
13,67 (1806);
5269 GEWAND (3. b männerlraeht)
mio »no, •tnnd nlT, «ndir «lln lebaal
da* all liaD Ich dir aU TerKabaa.
biinKciiil mir bir daa flria( |wan4
dmnit ticiileldeiiJ Inii lA band.
U.Uiaoia 4ci.WaWMt b.& (1&93), •.BleaTOL» SrkwWfr
tckau»i>tete 1,2J0, »yJ. unirn ti>. hMi
tchnbclil eticb tiir liIrchaD, ibr gltia,
rfiatai ala foilicb K««*Dd.
tiaaui {•jtockrntöne) pulmbUiltr II6|
leb auinroa foneita tu itiram pral<a.
urotcliwelia ila artif iinil iliaiftbeOlttan;
war ilcb bewrui In io reliiem iirali«,
darf auitaud uud («io gawaad niclil miataa.
A. (iaON {cuUbii) gut. 3<il.
8)) lA aioflr ondaro teitt kainrn tA im «tllcb billgria dir
gar zerrillten gewand an lirlteo, aiao dai ai fil nach mit
lioander naciienl warcD. Gregon iialoge III rap. U;
aioa tagaa loa ala prlaaiar ubarlanda,
tu dam rlo gAai atalpniedar kora
in »er poaam gawaode,
lerhawi, ternamat allai «am.
li. Sachi (<(ui ri im pftiffi-nbeli) füM» «. iehmdnkf
9. Sit GMt«;
dort Daclidarn er lich «elbtl unwürdige airiamao tegaluall,
und io achiechie gewand', aia itoecbi, alch die acDultar ga-
hOliet.
Vota Odfuee 4,7ii (180«; !■ tcblachla luoipea 1781).
der aDküniniiing achleicbt wie ein pilgrim unbemerkt uiober,
dem herrlichsten und beiligatrn nabt er ticb io untcbein-
hnreiu geMunil. (iOriiB {W'ineki-lmann) 37,34.
'1)) bflege für die minntitracht , dt* ron d*T wvnUUuug dtt
falknmurfs behtmchl und.
a)) die auUkt klttiung: der leidende lierkuiea in dem ver-
giftelen gewande, von der band eines allen unbekanoleii
meiaters. LisaiHC {iaokoon) \i\ 18; bleibe aUo den bild-
aüulen das feine coiscbe gewand, durcb welebes sieb der
geschianke leib und das runde knie und die weiche bOde
und die Iraube der jiigrndlicben bnist gleichsam durcb-
faiilet: da itlx an stelle. lUaDuR (di« p/aj(ii roa 1710) 8, ISm:
eine einzige vortieillicbe griechische statue gehl . . . Ober all
euer fralzeuwesen tud unreifen gesirht^zügeo, noch so affektirl
geworfenen gewllndern. HrifisK ArätnghtlloX/iül ; in die antiken
gewflnder hat rr {der kunttUr) sich i;ut hineingedacht, und
mau luerkt nichts gezwungenes. 2, IS;
daoo dia BOoter und Jaonao In langen gewaodao,
. . . bleltao d«o «lürmendeo flecior ab.
STOLatac liim 13,«»ä (io iaogam gawand Voaa).
h)) tratkt de$ Orients, tgl. das seiden gewand in FaiscBLiiis
Joseph, t. 0.: des reichen raannes purpur unnd seiden ge-
wand... v\ird da nicht viel gelten. Matbbüics hoefiieittpred.
SOtHtudr. ; neben dem Griechin im langen bunten gewande
alanden der Jude im kaftnn, der syrische christ mit weiszem
turban. KsKtTAC {brüder vom deuUehen hause) 10, l(>4; Lys . . .
hatte seiner zeit zu Studien für das bild mit dem Salomo
Tersuclisweite ein altorientaiiscbes kOnigskostilm anfertigen
lassen; das lange gewand war von weiszem feinem bultistleinen
in viele falten gelegt und mit purpurfarbigen ...troddeln und
fransen besetzt. G. KaiL^a grüner Heinrieh 3,2ü3; Lys ... pflegte
niemals auszugehen, ohne eine grössere summe geldes in nolen
bei sich zu traRen, einer langjährigen reisegewobnheit zufolge,
auch jetzt hielt er die brieflasche io seinen gewSndern irgendwo
versorgt. n\.
t)) tinhüibtng und vermummung:
der Oaltt . . .
wlrfi iho (den mUien) \u ein wsra gawaod *od wolle, talft
Ibm, sich tu kieldao
la Ota*aaodar und tarier laiuwaod.
BaocMs (DornjoHi jnhrteteken, k«rb»t U) S87:
auf einem gerüste stand dort ein inaler, welcher . . . zwischen
den von oben einfüllenden morgen lichtem und den halb-
vollendeten, betenden gestallen mit ihren reichen, leuchtenden
gewandem, wie in dem kelch einer wunderbaren blume
schwebte. EicainDOsrF [dichter und ihre geseUtn 1,8) 9,71;
graf Kraft von Tofgenburg steigt io hochrotem, schüofaltigem
gewand auf einer leiler zum »Oller der geliebten empor.
G. KKLita Zurieher noteUtn (Uotllaub) !,»&;
und nlldara tedalian traieo
bartor io wallcndan Bawaod.
dia kuostler sind aa, dia poaiao,
Bilt (oldoen barfao io dar band.
GiaoK )M(iNMAl«r (timd .(. 4. Im*ken •litt) k
aiill tleho tla ein la wallaodeo gawaoda.
aalt aaoftoat acbrltt, gleich aioor prtaaiarscbaar.
(«t« CtfMT) palm^ldiur 7«;
IT.
GEWAND (3. b frauentracM) 5270
der graoe inanl«! iat too seiaar scbuller leglitteo and er
steht da in einem «eittguldenan gewande. G. llaurTeaaa
UanntUi hhnmelfnJtrt M
d)) die geiitUehe trathl: du sieb dia JOdiaclÜMit . . . Bit M
erbern claidern und priMUtiidM« ftvuai« titrM mi k*>
claidan, daj menglich und aoadar fMt«, ii» si« rfcfcl ä^tßt^^
lieh erkennen, «e fOr pricsler eeren d. $t44Utkm. k,ni;
da wftacb 4tr pfsrer wU ela fraw
■ii aurfacboareiiaa cawaatfa.
li. Stcaa (db drti taktrm «M«M ftMn •.
«c*MM«l.m C«a«f
es soll mich pabtt« l'eiagil «hr wOrdig angeatcbt nit erniliern
wie Tolilam: noch Leoma ptibsilicb gewand und birtanslab
erschrecken wie Atlilan. Fi caaaT Cwg, üo ntuir. : dato Wer
also die bilder von thronen und krönen, vom weissen priealer-
gewande und den lo raib aiiaao an den thron des berrM.
Haaoia 9, H9;
slill lagt er von atcb da* gawaod
uod ka*tt da* mei>lrr* aireoga baod
und gebt. ScaiLL'a (fcam>V "lU d. ärochtm) U.Wl.
3)) du frnueniraeht.
a)) allgemnn, ohne dait dit form gekennuichMt mkrit.
«)) doj $ubstanli9 ohne attributt:
aiu (romn frau la>tt wol Ir gawaoi
vor der bidtlubao an der waod,
aber ila tihai ein baner* ao,
welch« iiaio wa*aar abwlicbeo kaa
von tcliamioi, da» Ut lucbi uod icban.
Fucatav {ekttnehÜAchtetH AB*) wtrk» 9, 133 /faa/f«^ ;
die morgensceoe lebte gewaltig in Lockmsnns einbildoog*-
kraft, und da« gewand der göttlichen Schönheit (HiUegBtit)
war ihm kaum ein dünner Schleier. W. HrI!<sb {Httdeford
f. Hohenthal) merke 2, i«;
die Isnpa aeize bio uod hole nelo gawaod.
GaiLtrAataa {)l»im$Ut) l.ttl;
darum bal)e Ich beute, da ich zum heiligen abeodnahi gehe,
dies gewand angelegt ich trug es den tag, wo ich die
frOmm-^ten und besten vorsStze meines lebens fasxte. HtaaBL
Maria Magdalena 1,2;
recht al« law tragt sie ein bmal:
das tbut mich olit verdristeo.
wolt goti, soll leb (ie noch meloeo laal
Ion mein ermeiein acblis.<ieo!
acbwartt braun Ut ibr gewaod
blau tliui Ibr wohneo bei.
darAmb iregi maocher hat uod oald,
daa sie aiir Ikao vartreibeo leid.
bergyeihfn (neuäneke W/f.) nr. M,2«:
wober so frOb? dir trieft da* haar v«o Ihaa.
uod dein gawaod ist blulbatpreogt.
HaaaiL AiM. 11,1.1;
ich kann mich nicht an so viel licht cewöboao,
es thui mir weh, mir i<t. als g)og' ich oackt.
als wtre kein gewaod bler dicht gaougl 1,6;
dia achAoen mtdcbeo voo TiOla
dia lieben schmuck und tier: . . .
voo sammi und aeida schier
must beinklald uod gawaod aaio.
lioatHSTiav Mira« Sekmffi/ Tlfli* %
ß)) dai Substantiv mit appositioneUem gentth oder tnttfretken-
dem adjtctiv:
daoo ich mich aocb alomal bafaod
gar stotit in einer fOrstio gewand.
uod meint ich war scboo salb ala barr,
da was mir zwar boIo oad ah farr.
dann wol tehen migt cllaodl kamca.
da» gwand lA Ihrro haodan oaaaa
toracblAKao. klopITten, (lochten daa,
kalo oitlalo vor jho sicher wa«.
Ki^cBABT flMhk. 1 mam4r.:
daroach aio mSdchaa, »uh'od aaf a(«ls«a pferdel
sacht »iaban jähre alt! sali der kleka«« kao4
dao braunan tikcelndl sclil«asaw4 la gawaod
dar amoraiiao. raaiLiaasta (laarfriaaUat dtdkf. 1. ili ;
wek doeli 4ia ■•hrai««
scbrackt dar arbabaoao miaoa (4. )tmgfr»u), «•■■ Md«*>
gewaada das ikraa Ar
dooaarfewebi umgraua. B»a«B«a« {Pnrtkenn» 1,8);
elaa locka biaodar haar«,
dia (awaoda alaar aooao.
Bimmt ar waiaaad a«8 da« kaata«,
•ad daan aiaa aakmra rwll«.
Cl. taniTAM gas. mkr. g,U;
sckwan btagt Ur kimmel Aber dtcaaaa laod.
■ad baasar ueata mir der iraaerflor.
ala daa gaprlaga briuilicber gewiodar.
ScaiLiaa (JM. 6l««ri 2.2) 12,448. e*cMa Dbuüb
(adaaerüpfre) 1,1M E. SekmUt;
931
5271
GEWAND (3, b frauenlracht)
ihr kOnstlerisches gewand, halb mantille, halb oberrock, stand
ibr hübsch und nett. Hebbel bricfteeehstl l, 123.
y)) hervorhebung bestimmter eigenschaflen (färbe, gewebe, be~
sehaffenheit) :
indem der eremit so mit sich selber spricht,
kommt eine frau, gar Tein von angesiclit . . .
in silbernem gewaud, mit ringen und mit spangeo.
Wieland (die wasserkufe) 13,59;
neben den quellen sind geräumige becicen zum waschen,
schöne, steinerne becken. hier wuschen die weiber derXroer
und die reitzenden töchter vordem die blanken gewande.
BSrger 3,432 (llias 22,154);
wenn man sie (die königstochter) an den schönen festen unter
einer schar reitzender gespielen, im weiszen, glänzenden ge-
wande erblicltte. Novalis (fl. v. Ofterdingen) sehriften 1, 30
E. Heilborn;
als sie die zierlichen bände sodann und die schwellenden arme
fast bis zur schulter hiiiaur gebiillt in die seidenen bandscbub,
deren violenglut zum lilienweissen gewande
schön abstach, ergriff sie den reingeOochtenen spanbut
Kosegarten Uucumie 2) dichluniien 1,74;
versprich mir,
dein haar nicht abzuschneiden, auch kein schwarzes
gewand um dich zu schlagen.
Schiller (Ipliig. in Aulis 5,6) 6,225;
alle geschwister soTort, umhüllt mit schwarzen gewanden,
nahn der Ceres betrübt. Voss Uvid n/-. 38, 43;
der reiche sarg, von künstlerhand gezimmert,
mit eiaer fürstin purpurnem gewande, . . .
bedeutet er nicht groszes weh dem lande.
üiiLAND (Ualliarina) 1,118 E. Schmidt;
ihm folgte ein seltsam gekleidetes mädchen zu pFerde im
blauen gewand. ElCHE^DORFF {dichter und ihre gesellen 1,5) 3,43;
kinder, so früh an die lurt, da beibaut noch blinkt der
bollunder?
und in so dünnem gewand'. Amalia?
Voss (Luise 2. idylle) 1,77;
sie trug freilich nur ein schlicht gewand. Tb. Storm {zur chronik
von Grieshuus) werke 6, 190; vor das gericht des landvogts ge-
rufen, erschienen sie in verlockend üppigem gewande. Keller
Züricher novellen (landvogt von Greifensee) 1,286; es fällt auf,
dasz die alten gesetze der im mittelalter allgemeinen regel,
die genothzüchtigte solle zum beweis der that allsogleicb
mit zerrissenem gewand und struppigem haar lautes gescbrei
erheben, gar nicht gedenken. Grihh rechtsalterth. 633;
dort kommt die mutter . . .
zerrissen das gewand. 0. Ludwig (Malikabäer 4) 3, 3S5 ;
mit blutbespritztem wagen und gewand kam die unmensch-
liche tochter nach hause zurück. Schlosser weltgesch. i^,i1b;
sie legt die eine kalte band
dem ritter auf das kinn
und hält ihr moderndes gewand
ihm mit der andern bin.
HöLTT (Adelstan u. Röschen) 13.
h]) in bezug auf schnitt und form sind es drei momenle, die
die Verbindungen beherrschen: das langhin schleppende, der falten-
wurf und das einhüllende, umflieszende.
a)) ich mich bengt
ainer gnadfrauen inn das gwand,
welches sie nacbscblaift durch kat und sand.
I-'lscuART flülih, 1007;
das herabfallende gewand von stein, von erz, von holz hört
auf gewand zu sein . . . das unding von gewande ist das
wesentliche der kunst geworden und das dadurch verhüllte
wesentliche ist für das gefühl vernichtet. Herder (die plaslik,
mo) 8,132;
furchtsam, dasz dem gewand den säum nicht tränkte der
, .. moorsumpf,
wankte sie hm . . . '^
jezo betrat sie den steg, und hob ein füszchen mit vorsieht
über den zäun, dasz enthüllet die zwickelblume bervoiscliien,
ordnete schnell das gewand, und schwang wie ein reh sich
hinüber. Voss (Luine 1,133) 1,18;
gedüglte pagen warten dir (der Maria) auf,
sie üechien dir blumen und bSnder
ins goldene haar, sie tragen dir nach
die schleppe deiner gewänder.
Heine lobyesdnge auf könii] Ludwig 3.
ß)) hab ein gespenstisch weib hier sitzen sehn,
das streckte mir aus weiigel'altetem
gewande langsam «ine dürre band.
Schiller (jungfr. v. Ort., prolog 2) 13,176;
keine falte des gewandes darf ihr verschoben werden, denn
sie wird beschützt — von Lucrezia Borgia. C. F. Meter Angela
Borijia 52; die göttin der Schönheit sollte gar keine falten
haben. . . . wozu tiberall ein gewand ? kann das verwünschte
GEWAND (3, c übertragene Verwendung) 5272
gewand, wie leicht es auch geworfen ist, etwas anders thun als
die Schönheit umwölken ... dasz die göttin der Schönheit auch
durch die zierlichste bekleidung verliert, ist natur der sache.
Wieland {Aristtpps briefe 1. buch) 33, 181 ; die Zeichnung [der
heiligen Agnes) ist in edler und groszer manier ausgeführt,
das gewand gut geworfen und das kolorit harmonisch ver-
schmolzen. Mattbisson (umrisse aus Italien, Pisa) 4,221;
die rosen heut, o muse von dem baupte,
das gestern noch im scboosz der Troben Jugend schlief ; ...
reisz schnell, der weste spiel, das flatternde gewand,
in schmutzig unachtsame falten.
Lessino (*briefe\ n). 21) 53,97;
weit eher entfliehst du dem ebrnen geschick
als diesem durchbohrend verschlingenden blick;
weit eher eindringenden keren gefahr
als diesem geflochtoen geringelten haar;
weit eher der wüste beweglichem sand
ais diesem umflatternden regen gewaud.
GöTUE (Pandora) 40,397;
schöne mädchen warten auf
in leichten losen gewanden.
Geisel (Mime Tekel) juniusliede.r 161;
wo nur irgend ein weibliches gewand im winde flatterte, da
trug ihn sein zitternder fusz hin. H. v. Kleist (erdbeben in
Chili) 4,4.
y)) auf der andern seile, wo sich der söhn nannte, steht
die in ihr groszes gewand verhüllte parze. Herder (wie die
alten den tod gebildet) 5,663;
von ihren lenden Qieszt ein farbiges gewand
mit flisterndem geräusch in den erstaunten sand.
neue beitrage z, vergnügen d. Verstandes u. witzei,
Bremen 1746 (Verwandlungen 1) 1,210;
bald schlössen alle band in band:
ain freier tanz ward angefangen,
da Ilosz ihr unbewahrt gewand
auf grüner erde hin.
Uz (li. Ulleralurdenkmal nr. 33) 9;
leichtlich umflosz das gewand sie, als war's aus blauen vielen
duftig gewebt. Gregorovius luipliorion s. 31;
wie das gewand um deine glieder,
schlingt sich der reim um meine iieder:
schön mögen des gewande« falten sein,
doch schöner mu.sz, was sie enthalten, sein.
BoDENSTKDi Mirzu. Schaffy, verm, Iieder 42.
e) die übertragene Verwendung hatte in der mittelhochdeutschen
dichtung trotz der spärlichen beispiele doch schon eine gewisse
Vielseitigkeit belegen lassen: der kreis der träger hatte sich er-
weitert, indem er anthropomorphische Vorstellungen (engelische
gewste, gewand der sonne, beide, linde) und abstraetionen
(der lugende gewaete) aufgenommen hatte, möglich war dies
durch die herausaibeilung des begriff es der hülle, als welche auch
der leib der seele gegenübergestellt war (fleischliches gewsete).
nach beiden richtungen hat die neuhochdeutsche periode den über-
tragenen gebrauch ganz auszerordentlich erweitert, diese erweite-
rung, die sich namentlich gegen die einschrdnkung abhebt, die der
allgemeine gebrauch erfahren , steht unter dem tinflusse der be-
sonderen pflege, die dem wort in der gehobenen spräche zu theil
wurde, deutlich läszt sich hier unterscheiden zwischen den ver~
Wendungen, die der poetischen anschauung entspringend an der
sinnlichen grundbedeutung festhalten, und solchen, die mit dem
übertragenen gebrauch zugleich eine Umbildung der bedeulung
verbinden, die dem abslracten begriff der hülle, der form im
gegensatze zum Inhalt, zustrebt.
a) die Verwendungen, die an der sinnlichen grundbedeutung
festhalten, die beziehung auf das menschliche geschlechl tritt hier
naturgemäsz ganz zurück, die meisten belege bedeuten eine er-
weiterung des kreises der träger auf grund anlhropomorphischer an-
schauung.
1)) vereinzelte belege für poetisclie Übertragung innerftalb der
beziehung auf menschen:
beller und röther blühn
alle Wangen des blumenvolks,
das den scbmeicbeliiden ku.ss ihres gewandes ((/. mddchens)
fühlt. HöLTT (au d. pliiiiUasie) 50;
der Sänger geht auf 'rauhen pfaden,
zerreiszt in dornen sein gewand.
er musz durch flusz und sümpfe baden,
und keins reicht hülfreich ihm die hand.
Novalis (//. v. Oflerdiugen) sclir. 1,44 E. Heilbom;
Unschuld ist ihre seide, reines leben ist ihr gewand. Herdes
9, 208; nur
sind wenige zu Sardes, die
nicht ihr gewand befleckten — wenige,
sie wandeln einst, hell an gewand, mit mir,
denn sie sinds werth! —
wer überwindet, ihn erwartet hell
gewandt (Johannes Offenbarung) 9,16;
5273 GEWAND (3, c von natureneheinungen)
blnmlltch)!« leban Im bUutn temmi;
*till«r niiiiich Im bltMso *ch«lo,
OüchllK grabt Im bunt«o •anda
■lo dao t»ii ilfli namant ein —
uolar bobdii. rs>taa bo|«D,
nur vom lam|iaiillelii «fbellt,
liegt, »elidam dar gal«! aiiiflogao,
nun da« bellig«!« anr »alt
NovALit (rf. yeäUhl) I. m K. llrUborn.
1)) du trwtttiTung litt krtiut ätr träger ä*$ btgii/fit.
a)) rtltgiOse vontellungen :
Ijiht lit da« K«**and Jahovaba,
Dilt glani (Ulli berrllcbkaU IM ar (a»ebfflOelil.
lUiinia lurehtnloyie ä. morgenlmnä»») 6,11;
Jahova. du inelii goil, blat (cbOo und barrlleb,
blit priehtig «chön gaiebmOokt.
ar kifidat ilcb In lala gawand, dat llcbl,
ar breliPt au« dia blumai, wla alo itiu II, SM;
Iit lehnnbeit, ionne, morgen, frOhling, bluibe dea lebena,
ist ein geichOpf voll reiz und wonoe in der gaozen catnr
vergebena? kaina nicht, alao getclimQckt aua den bandt-n
desz, ilein licht «ein kleld itt und morgenroth der lauin
•eioea gewandet T 8,036 {hed«T der btb» 177»);
wer legte dem maer «cbleuieo vor,
al* ea nervorbracb wie aut multerleiba?
aia ich ihm wölken zum gewand'
und oachi der gewitter zu wlodein beiUamie?
S, IS (aichäutogi* dti morgenlanäat) ,
was wahr und gut ist, bflngt mit dem eensorinm der achnpfung,
dem groszen griale zusammen, an dessen gewaiide nichts
umkommt. 8, 2IS {vom erkennin und tmpfiuitn \''i).
ß)) Natalis Comes giebt dein tode ein schwarzem gewaod.
LBasiNc (wie die alten den tod gebildet) tl', A2: mein Karl!
wenn du um mich schwehsl im gewond des friedent, ver-
|i«b mir. Scbillkb {riuber 6,1) }, 102;
ich »ab* die toten; . . .
weiti das gewand und weiss daa angeaiebu
HsiNB l'iöiieiitdmmernnii) 1,187 Karpelt»,
h)) natvrertchtinungen und eontrete fortteUungen.
«)) du bist reizend, o mond. wenn du, IScbeliidar gotl,
durch das blaue gellld, im gawaoda von liebt,
deine iritie beliOgeitt. IIAltt ('iirmiiM« an d. monJ) qeil.i'l;
Immer reiisesi du mich, rreundlichas äuge dar oaebl,
waoa du dem oit rnuirlgit, und Im roihen gewaod
bioter dem waide hervor gehst. 1(3;
Erangender erschien die morsenrAtha
I liimereas rosigtem gewano.
ScHiLLBB (n6Her Griceltenlanris) 8,S3;
ilnmrnog kleidet 'den hain in ibr graues gewand.
lläLTT {hyinnu» an d. morgentonne) 46;
sie körnt, dia nacht! und alles lauschet:
kein stero arbeilet Ibr gewand.
liolluiiier miiseiiiilmanack auf 1710 (Denis);
nie breitet um die stille weit
die nacht ibr tbauiges gawand.
ScHiLLSB (l)ido 613) 6,401;
die ibr einhergeht im gewande der nacht
und aur des Sturmes Utiictien wandeil.
GaiLLPAKisB [Argonauten) 6,61;
und nun von fern
winkt glhoend das gaspenst des alltags wieder
im apionwebgrauen, schleppenden gewand.
G. lUcrTBinx Uer arme Htinruk 3,4.
ß)) die morgeiiröiln kOmmet her . . .
das land mit Ihrer zarten band
kestraiiat sie mit gilg und roaeo.
und mit sa>zköstllcbem gewaod
will sie der weiiao wall liebkosen.
WsctutsLiN iied. I01|
ar bat auch das gawand dar erde so geschmöckal:
daa äugen und Vernunft es sahn arslauneod an.
LousnsTtiN Hyaciulhie 18;
0 du gottes berrlichkell.
du dar erde schönes kleid,
sart gewaod. wo alles webt,
and zu böhanu leban strebt.
HiRDsa (<<tc> iCktpfUng) 6,189;
der du den bodeo des erdrelcbs grOndetesI,
dass es ewUlich vesistebet. wia ein pallaiil
mit tiefen deckest du es, wia mit gewande,
und.waszer sieben Ober den bergen.
{iiiehdolouie ä. moKjenlandes) 6, 11;
reizender als dieses allgemeine grOoe gewand, in welcbea
sich die gaose vegetabiliache naiur gewöhnlich kleidet, sind
jene entschiedenem färben, womit sie sich in den stunden
ihrer hocbzeilfeier acbmackt. GOtbb {beilräge tur optti, cta-
Uitung) 68,347;
du giutbenreiche zone,
der erde köaigsland.
dia soon' ist deine krooe,
aaad ist dein gelb gewand.
FaaiLieaAta («a i/Vike) ditht. 1,333;
GEWANO (3,0 «M nalurerschrinung0n) 5274
ita eebwarzen gesellen Irgerta wol ^aa weiat|UnteDde ge-
wand der erde. AoBaeAcn neuei lebe» 3,16«: die aeo« aonna
Uodet nielit mehr da« flaumigr, mattweiste gewaa4 der bod-
acbaft, sondern einao barieo, gllozen<leo alablpaoter. TecHOM
thierleben der olpeamll 34;
scbnsawaliz ragt sie iäi» Jungfrau) vom fuss bis tut sebeUel.
die boeb la de« llclMraaaa
«bersieoi blau sieb verliert, oaialbi von duoklea geMrt««...
keiner. . . tcbauta von hier dar blamlitcbao Uebarndas aaUbs
ohne zu fuieo den wünsch. Ihr zu nahn. nod, geaabt. BMb
dao aaum nur
tbree krjsialloao gewaods. aoutkrki der aii». zu kftaaea.
Usessssa {l'wiMemmu II 1,6:
war dabei geweaeo wira, ala dia erde dia berge fabtr, «la
dia uogabeureo kiodar der erde scbott sieb entwandeo, die,
nackt geboreQ aus gluhendrm schusxe, erslorrlen in der kalten
lufl, welche Qbar der erde lag; wer dabei gewesen w9re, als
lauere iorte kamen, die kalten kinder aufiaulao io wannar
tonne, ibr eisig gewaod xu wasser ward. üoTTHBLr (Iü^h
die grosimulter) 10,9.
yu hier sab das kleine ding
'" den schönsten tchmeiterling,
mit ansgaspanniam OOgei
in pomp vonibarileho.
ein llchier farben*plegel
von gold. nliranarln
and Silber und carmla
war s«lo gawaad.
PrirvBL ^ritlckem u, uhmetlerUug) paat,
wertueke 6,6(1:
tauben dort, die Obarm meare kreUea.
sonst nur bettlar. dia nach nahrung relaea,
beule doch Im tllbernen gewande
nOgalpllfer zun gelobtea laade.
k. GbOh tiedichit tscaala#enar»<a) tk
^)) bluneo oad standen bekanntaa die band des leliea«laa
frlrtoera;
blumen antfalietan hier Ibr farbigi gawaad
an dam steagel. Bopasa d. SixichnU, I. geiamft
wieder Ist der frOblIng io's land gekonnea,
Ist la blumigem, buntem gswaod gakooimeo.
BooinrraaT Mino Schaffti. lieier i. kUg* t;
Stolz aebo dort die taoneo nieder,
ibr gewand vertauschend niel
freibeitdurst'ge wsITenbrOder,
ballet färbe, so wla siel
A. r.afiR {unAricher {aaseft) gtiUktt 107.
<)) doch bat daselbst vor allen
eine Jungfrau mir gefailea.
ihr äuge blinkt wia klarer welo,
ihre wangen alnd nicht bleiche,
wie prtchtlg ihre kleider «ein,
von lauter schwerem seage:
von elchenholz i«t Ihr gewaod,
von birkenreifoii ihre baod',
daa mieder, das sie zieret,
mit eisen ist gescbnürek
llsorr (<« d auf dit ras«), p»nita«<oeo in
Bremer ratArUer;
rair auf die knocbeo. dein norscb gastelo,
steig' auf Im allen gewan-le,
da lelcbe jetzt, o vkiar^chiosz.
ein schmuck und »lolz dem laude.
A. GaOii {ein icklott in Uihmt») gtd. 416.
t)) pertonißcation und abUraetio».
n)) des kampfes richter nehmen nlld ood acbnaichalod
oua zur crbobluog Ibr die waffen ab,
und kleiden ale io fastlicbas gewand.
BBaeaa 3, 143, juMfeU der Caortia AufmUs
zittert vor der greisen alma maier, die als ahofrau onserer
ooiversiiaten ibr faltenreiches, molteozarfressenes gawaad
auf dem boden der aula aioberscbleifl und ihre allen iieb-
haberpedanten durch junge und frische la rekrutiren socbL
WiUiaABS Mkeiiulu feldMigtt »mii§n*nf IX;
etwa nelo schvaaurlala,
prosa belszi sie geoMla,
irtgt oft mein gewand,
dl« flogt msn mit der kämä.
GaiLLpsassB ( u« mm« 6«Uaft «M) t,tM|
der krieg im blutigen gewaoda
gabt würgend aus auf solo geboib.
Uz {litlrtmlmrdrHkmale ur. 33) ItT.
ß)) sebUgt delo KbatteaObgal. acbwarzar kanner,
nir dl« seeleT oder onwekasi du
nelaeo galst in Oog. hohe ackwamaibT
raaachei lo oacbi delo gewaad nir.
A. Lsoai li«der «w«i Prunktm am Bbriaslran
(1761)337:
0 welches cdea. das leb varlorea I
«• Ich gewaod«ll In füll und loat.
TMB aoM der Jugend and raaach darckgohrea,
daa voblk«hagras gewand gascbialft
tetak gtnao, diebt wia da« haar dea nobraa.
RCcasaT (6. ndUai«) lUMt;
831 •
5275 GEWAND (3, c von abslracHonen)
der ihorheit nimmt die dunkelheit
ihr an der sonne schimmernd Itleid
und farbigtes gewand. Uz 142;
aus dieser reinen quelle schöpft sie {die bühne) ihre lehren
und muster, und kleidet die strenge pflicbl in ein reizendes
lockendes gewand. Schili er (was kann eine gute stehende Schau-
bühne eigentlich wirken?) 3, 516; als Liane auf sich blickte und
hier ihr leben allein im dunkeln gev.rande stehen sah —
drüben das leere haus des geliebten — hier das ihrige, das
auch leer für sie geworden. J. Paul Titan 3,80; der macber
eines solchen neuen Stückes verfährt dann in ähnlicher weise,
zunächst faszt er ins äuge, 'was die zeit bewegt', so heiszen
für ihn oft jene kranken paradoxieen des denkens und
fühlens... jener grillige äuszerste fransenbesatz em gewande
der zeit. 0. Ludwig {Shakespeare Studien) 5, 49.
y)) ich kann hierinn die elegie nicht besser mit einem
träume vergleichen, diese vergleichung sagt vielleicht viel,
die ganze bilderreihe, die vor ihrem äuge vorbeistreichet, ist
in einen heiligen schleier halb verhüllt, der das dunkle ge-
vrand der traumgesichte zu sein pflegt. Herder (fragmenle 3)
1 489; solche wonne, solche freuden,
spiegelt uns die zukiinrt vor:
und doch könnten wir den beiden
ihre götzenschaar beneiden?
nicht verstopfen unser ehr,
vor den süszen schmeichellehren,
die, im blumigen gewand,
um durch reitze zu beihören,
menschenschwacbheit sich erfand.
Franz V. Kleist lob d. eimigen qotles, i.teutscher
merkur, august 1789;
ich asz und trank, scherzte und lachte, wie ein gesunder;
die lebhafteste erinnerung, das lieblichste geschwätz packte
alle die farbigen gewänder aus, und staubte die bunten feder-
büsche ab, in denen einst unsere unbefangene Jugend, so
zufrieden mit sich selbst, einhertrat. ThBmmel 1,65; wenn
schon die seelen werdender lieder mir das haupt umschweben,
eh' das nachahmende gewand der spräche sie umflieszel,
ohne den geistigen Qug zu hemmen. Ch. u. F. L. Stolherg
{d. genius), werke (1827)1,12; ich glaube nicht, versetzte sie
eben so ernsthaft, dasz der instrumentensturm, der die
mensclienstimmen, immer doch die seele des ganzen, so
überrauscht, dem unsterblichen gefallen könne, der die
rührendsten melodien, die er ihr gegeben hat, meistens nur,
wenn ich mich so ausdrücken darf, gleichsam in ein zartes
griechisches gewand hüllte. W. Heinsb (Hildegard v. H.),
werke 2,29.
ß) die verblastung der sinnlichen grundamehauung, die ent-
wicklung des begriffes der hülle, der äusieren form in gegensatz
zum inhaÜ, wird dadurch gefördert, dasz einzelne der eben be-
legten freien Verbindungen und Verwendungen durch gewohnheits-
mäszigt Wiederholung gebunden werden und als feststehende
redensarten in den poetischen formelschatz übergehen.
1)) hieran ist schon derjenige tropus beiheiligt, der sich am
xdhesten die bildkrafl bewahrt, die Vorstellung des leibes als der
hülle der seele, des geistes:
doch nur sein erster leib, sein irdisches gewand,
verlor sich auch mit ihm.
neue beiträte z. vergnügen d. Verstandes u. wtties l,30o;
entkleidet durch den lod vom sterblichen gewande,
durchwandelst du, ganz geist mit hellerem verstände,
die Wohnungen des lichts.
Uz {liunsl, stets fröhlich tu sein 4) 277 neudr.;
was ihn erwartet, wenn er sich in seinem leben als von
einem seines gleichen gezwungener langsamer mörder des
gewandes darstellt, das ihm auf der erde angebildet ward?
Klingkr 12,158; wurden von einer solchen Verklärung um-
geben, dass die vergangene und zukünftige nolh des lebens,
und seine mühe wie schlacken uns zu füssen lag, und wir,
im noch irrdischem gewand, schon die leichtigkeit künftiger
seeliger befiederung, durch die noch stumpfen kiele unsrer
fitlige spürten. Göthb briefe 4,296;
es Ist euch gut, dasz ich von hinnen geh; . . .
noch kennt ihr euern herrn
im eeiste nicht, nur im gewand von staube.
Gkrok palmblätter 42.
2)) der gleichen entwicklung gehört die Verbindung mit einem
nomen agentis oder einem die Stellung kennzeichnenden appellaliv
an: Abu Seid von Serug, der . . . heut im gewand eines
poeten auftrat, — morgen den mund eines prophelen aufthat.
RüCKERT (l.makame) 11,231; siehe, da trat Abu Seid herein
in gewande eines bedürftigen — und mit der gewandtheil
GEWAND (3, c «= hülle, form) 5276
eines unterwürfigen, — und grüszte den Wali. (Zl.makame) 456;
so ging es JeanpauUsch-HoEfmannisirend noch eine Zeitlang
weiter, ich machte das experiment mit ihm in mehreren
ausdrucksweisen und fand, dasz ihm das äuszere gewand
eines jeden Schriftstellers gleich gerecht war. Ihm ermann
reisejournal I, 3 (werke 10, 16).
3)) unter den abstraclionen sind es namentlich die erzeugnisst
der dichtkunst und der schriftslellerei, im weitern auch die spräche
selbst und ähnliche nomina actionis, die diese entwicklung fördern:
der epische dichter giebt seinem gedanken ein episches, der
lyrische ein lyrisches, der dramatische ein dramatisches ge-
wand. Herder (2.krit.wäldchen)Z,ib-2; arme poesie der Ebräer,
wie stehst du verwandelt! bescheiden schämst du dich des
zu stolzen gewandes, und stolz schämt sich das fremde ge-
wand deiner! (briefe, das Studium der thtologit betreffend,
1. theil) 10,116;
wie die natur die innig reiche brüst
mit einem grönen bunten kleide deckt,
so hüllt er alles, was den menschen nur
ehrwiirdig, liebenswürdig machen kann,
in's blühende gewand der fabel ein.
Göthb (Tusso 1,4) 9,131;
möge das fremde gewand und die ungewohnte spräche dir
nicht zuwieder »ein und die gestalt dir anmuthig werden.
briefe 6,92;
und weil mir vorgeworfen ward, es wäre
mein vers zu gut für eure blöden obren,
und allzukunstreich meine ganze Sphäre, . . .
so hab ich dieszmal ein gewand erKohren
ganz schlicht und einfach und bequem zu fassen,
das kaum verhüllt den stoff in keusche massen.
Platrn {Abassiden, proloq) 4,223;
indische Sprüche in deutschem gewande. titel einer abhand-
lung in zeitschr. f. deutsche spräche 1,224; die alten gereimten
Übersetzungen wurden ... völlig unbrauchbar, und unsern
dichtem fehlte es entweder an willen, oder an vermögen,
ihnen ein modischeres gewand zu geben. Gotter 2, vorrede xi;
demselben Stoffgebiete, wie die vorige schrift, gehört auch
diese bisher nicht veröffentlichte abhandlung an. ihr latei-
nisches gewand erklärt sich daraus, dasz sie in beant-
wortung einer französischen preisaufgabe geschrieben wurde.
Steig u. Suphan, vorbericht zu Herder band 5; die sagen der
Urwelt wurden als mährchen, ihres reizenden gewandes
willen, gehört, die gölter als poetische maschinen, als puppen
betrachtet. Herder {über die würkung der dichtkunst auf die
Sitten der Völker im) S,dOi; diese alten sagen, die das deutsche
Volk noch immer bewahrt, hat hier der dichter in neuen
kostbaren gewanden gekleidet. Heine (d. romantische schule 2,-2)
werke 6, 141 ; der verschämteste begriff ist (im französischen)
gezwungen die mystischen gewänder fallen zu lassen und
sich in seiner nacktheit zu zeigen, verm. sehr. (1854) 1,63;
wenn fremdartig klingende bildungen sich als zurückgekehrte
überläuffer enthüllen, die, ursprünglich deutsch, einst in die
fremde zogen und später, durch fremdes gewand unkenntlich
gemacht, wiederkamen. Härder weiden «. wandern unterer
Wörter l. .
4)) so entstehen einzelne feste typen der Verbindung, die m
der neueren gewählten spräche unter den verschiedenartigsten
formen des Zusammenhangs immer wiederkehren.
a)) anpassung des übersezten alten Schriftstellers auf den
modernen leser ... treue der worte und des buchstahens
. . . treue des geistes, wenn ich so sagen darf, und des ge-
wandes, worin er gekleidet ist, wobei also vorzüglich viel
auf die nachahmung der diktion bei prosaikern und des
rhythmus und des Versbaues bei dichtem ankommt. W. v.Hüm-
uOLDT über das Studium des alterthums, d. litteraturdenkm. 58,33;
die Ihren eignen hasz, die eigne rachsucht
verkleiden in's gewand der diensbellissenheit.
Grillparzkr (Estlier) 8,266;
die persischen magier fingen den tag mit conccrts an, und
schloszen ihn so. sie fingen ihn mit musik an, wandelten
alsdenn schweigend in promenaden, bis zu einer höhe, wo
sie gott lobten, sie waren liebhaber der naturkunde und
noch mehr ihre naturkunde kleidete sich in ein geistreiches
gewand, das aber nicht mythologische allegorie war. Herder
(archäologie des morgenlandes 4) 6, 123; es soll also vorerst
meine anhaltende arbeit sein, eine solche bemühung, inso-
fern sie begonnen ist, fortzusetzen, insofern ich sie
skelettartig finde, mit fleisch und gewand zu bekleiden und
80 weit zu führen, dasz man si« nicht blosz sich zu unter-
5277 GEWAND {3, c mm hülle, form)
riehlen, londern auch lich iti vergnügen l«*en mOge. GOrii
paralipomtna lu den annaUn: wtrlu 30, uVth {CcUaMhi jubiL'
autgabe).
b)) die einfältige, herrliche nod alleal« (obel, die wir b«btD,
hatte eine würltung, die nuch jede« wort der wahrheil gegen
einen unteriirflcljer, wenn e« «ich Ine grwand der fabel
verhilllen inusz. halten tollte. Hiaoia (übtr di« würkung drr
diehlkunit auf die $itten drr i6tktr t7'(l) t,Mt: die iiraache
und der verlauf deittelben {dt$ troj. krirgn) »ind durch die
tage ao aehr in ein falieibaftet gewand eingehüllt worden,
daat die Wirklichkeit nicht ao den tag tu bringen iü.
Sciiioaaia mtUgtaeh. \\ IM;
kann der lehtln tleb aUo hOlltn
Im gawaod dar wirklichkaii?
GaiLLr*Riia laknfrau I) 4,17.
t)) wir haben una in die weit, in doi naichaon einea aino-
lichen Volk« geaetsi, und ihre» ab»traktiunen aar gewami
umgeworfen. IltaDKa {unterhoU. u. britf* tibtr die ilUtten
wkundtn i, &) 6, M ; e« wird sich mehr davon aagen laaten.
wenn ich lur epuche jener wunderlichen dichtungtart gelaO);e,
durch »flehe mon die alt- und neulpstunienl lieben mythen
dem anschauen und itefOhl naber tu bringen glaubte, wenn
man . . . ihnen nun dem gfgenwflrtigen leben, ea lei nun ge-
meiner oder vornehmer, ein gewand umhinge. Gotrk {dichl.
u. mahl heil, buch 6) u,i\H\ und mösaen sie ja predigen, ao
legen sie daa gewand der beicheidenhelt an von köpf zu
fflaien. HBapia {krieft, das Uudtum der thtologit betreffend,
4. ihe\l\ It. 39: wie in Kngland daa l'. Jahrhundert aiili
aeinen Elisabethanischen Homer in Chapmans Obertragung
schuf ... wie das 10. Jahrhundert durch William Morris dem
nie alternden Griechen dos ihrer zeit entsprechende gewand
anzulegen unternahm, so wird auch unser Schlegel-Tieck-
acher Shakespeare früher oder spSler einer neuen form des
30. Jahrhunderts platz mncheo müssen, beilagt u aUgemtinen
teitung (lOOl) «r. luO; wobi'i man »ich nicht scheute, abgetragene
redensarten wie ein neues gewand seinen gedankeo umzu-
legen. Au»BBACH neue» Ubtu S,3I*.
d)) der weil iimrlngi
von (einen 9i«rkt*n, an der Soree
In dem gewtnde der abre sunt.
liöitingtr mutnolm. auf 1770 (Denü)
Ne«'(r. (. n ;
wenn bringet ihr euer kii)d ao weit, dost aicb selbst seine
fehler nur wie hier entwickeln? der erste ungehorsam im
gewande der schaam, die schaam im gewande der scbuld,
die lasten drr menschheit, heilige bürde der vaterlichen
•träfe, der erste kleine fehltritt, das spiel einea apfels, orznei
bla zum jQngaten der tage. HtaPta {ällette Urkunde det mtntchen-
§»ukLckU, 4. thfH) 7,131; das ist die dem Argonaulentug
zu gründe liegende Ihatsache; ... dat |riechi$cbe volk der
heroischen zeit hat sie als wirkliche ercignisse angesehen;
und die hauptbedeutung, welche sie dadurch erhielten, be-
atebt darin, dast sie . . . ala sage oder im gewand der dicbt-
kunst lange zeit einea der eirmente der griechischen Volks-
bildung waren. Scmossta meltgetch. l*, teS;
der du einhergingal Im gewand der nacbl
und licht mir strahltest in die dunkle teele.
GuiLLPABZt« (det maere* unit der tieb» »eilen 5)
7.101;
kurt tind gut, was man bei uns die deutsch-feindliche Fran-
zusenpresse, die alte Rheinbundpresse unter katholischem
gewande nennen knnn. Bismarck reden &, 3SS; der herr Vor-
redner beklagt sich, dasz eine menge von fragen, lieren lösung
mir freilich naher hfltte liegen kennen, als die polnische,
wenn letztere nicht im gewande einer insurrection aufgetreten
»Are, nun ihre lOsung ... nicht finden würden. }, I6l; als
dieselbe [die arittokratie) aber spflter nochmals auftauchte in
demokratischem gewande. Kblleb Züricher noteUen 1, Id.
b)) es hat sich geieigt, dast einielne sehriflsteller besonderen
antheil an der enttricklnng den gcbrauchcs und an der ausbUdung
bestimmter redensarten geuonnen haben, untfr ihnen ragt Hiaoia
hervor, vgl. nueh: schaam ist das treue gewand der liebe, und
selbst feinere, der vrrnnnft nahe tiere nähern aich ihr.
{älteste Urkunde des menscheHgetchUchtt , 4. theil) 7,B1; was
hr. Sulzer beschreibt, ist, dünkt mich, schon das apätere
epische gewand des abentbeocrs. (reetii5ton«iil 5, 381 ; alles
dies dachte ich nuch bei der mad. Klopstock hinterlassenen
Schriften; und demohngeachtet träumte ich aie so angenehm
durch, weil überall daa gewand dea •uszerordenlUchen und
GEWAND (3. d in der eompoHtion) !^278
empflndungsvollen nleb aufnerkiMI asdUc. (eea mitkähmmag
d*r Ut, elepn) 1,477; 'daa gereekt mmUn vor goU 4oreb
glauben oder durch werke' war «in« fonnel des judea-
thuroa. daa warf Paalua bia aofs gewand ab: Jakobu«
läuterte: jeder sah in eeiaem geaicblsponkt — un4 koaoi' er
anders T [brieft Mmetutr brUder Jetm t* unierm kanom 177»)
7, Mi; alles unter dieaen baupizug der bMtiflnB«*t n
ordnen, speise und trank, wo auch nur «ia Mkk fal ii»
ernte dea reiche gulte« war, zu vergetzen; ier gasiM Miar,
alle bilder und anftritte der»elben, jedes gewand, ia» b«-
ziehung aufa reich goltes halte, tu rauben, abtaa«hiit tbt»*
lernen, winke seiner beslimmuog in allen zu floden. («•
prediijer 177S) 300; die hebrOiscbe spräche dieser teitriom«
moste freilich flicke von dichtkonsi behalten and hat sie
noch, weil sie ursprünglich zu nichts als dicbikuntt gebildet
war; auch ermangeln dieae flicke dea heutigen rabbimsmut
nicht, oft an die alte hoheit ihrea Ursprunges to ennoem,
indessen ist doch, auch aus vornehmen flicken gestickt, ein
gewand der art nur immer ein brttleraniantel. {übtr dit
mürku'ig der dichtknnsl auf dit tüten der tMker \T,H) a, IM.
diitu vgl. aueh einige neuere dicliter:
CepAise. >le sprechen ja wie ioo*i. sind >ie dann nicht Kleaptb?
Xfaentt. Ich bin. drr slaU Ich war; ils« andre war gewaad.
war tauscbendas gewand «oo aseiuem ectttaa wetee.
K. laassaA!«)! (dta tckmla der fromnum 3.))
14.S44:
die Weltgeschichte Ist immer nur das gewand der gotlee-
i:eschicbte. 9,196; ich preise nie die tb.it, sondern nur den
menschlichen gei«t, die tbat ist nur dessen gewand, und die
gescbichte ist nichts ala die alte g.nrderube dea menscbikben
geistes. Hiimr Italien cap. 29; gegenwärtig aber ringt alle weit
nach einem neuen aein und nach einem neoea gewänne.
U. Ktuaa in Heidelberg (l»49) bei BicNToia 1, 4M.
d) gewand in dfr evmpoätiou. amek km »^ dar mtukttk
deutteh* spraehgebrauds btwmkenswerU tkmkkutjtm mai äait-
rungen gegenüber den eben belegten wtigtmftm dir «Umu tau.
die Verbindungen, die als soniterttjenlhum der eindrimgenitm ftrm
gewand nachgeriestn «erden konnten, gehen fast atlt eerlom, nur
all ftralleU lu wie- (strlt- sturmlpewand ist vereinseU krieg«
gewand zu belegen, eben$o gehört hierher eisen- stahigewaod. nei
nachhaltiger daliegen erviestn sich die rerbtndungtn, die tcAe« ftr
die alten formen wat, gewcte beuugt tcaren, freilich unter dmrek-
greifenden Änderungen: an lein wand ist durch du unterdriekung
des prißjces der tusammenhang mü unserem »ort rerdunkeU, an
hetigewand die bedeutung verengt »orden. its de» §nppemf die
eine gliederung des kleidungulüeks je nach dem körpertkeil (obet^
nider- leib»- hauptgewand) oder nach dem tvrdk, dem et 4ient
Ipirs- renn- reise- kamergewand) oder natk 4er imündmiitiH
und berufstltUung des Irdgert anstreben, tind nelfath dit «rtlen
eompotitionsgliedrr durch jüngere »orte terdidngt werden,
Verbindungen sind ausgestorben, mannigfache irntf aufgi
worden, die reichste entvicktung hoben aber diejenigen
ginommen, die sloff, färbe oder tchnüt der kUidung
uichnen oder die das pnmkhape an ikr kertarhebem, ^Mtea
hat sich natürlich auch der übertragene gebrauch det merUt im
mannigfachen neneningen der cempnHi»» bewserUiek gfmtHU.
a) 9erbindun§en te» gewaod <» der Mealiiaf *m ^mmmm:
kiatengewand egk tkeil 5,s&8, betlgewand afi Ikeil l, 179&. ans
umfassenden begriff des letzteren vgL: ich beb (gott lob) noch
allain sovil pethgewandt leilacher und decken, dt icb in
meinem baust liebe freund auch kan sauber ond wol leitrn.
ScHAiDBHaKiszBt Odtfsse» 13*; aber kbain khis, nob polster,
oder wa-^z zu einen beethgewiiodt gehörig, ist nit in die statt
gelassen worden. ge»iter bericht . . . dess entstanden vMi und
unruehe in Mimiken (ICSI) bei \VesTB^al■»u leilrife 7, SIS.
ihnlich Dfata McUen I&. il. Sachs fabeln umd tekminkt «r. in
{neudr.). ebenso Hr. M. J. imaaL ckremsk wem itkktim (lMt))03
Hüitner, R KaCcea ffcas CkMrtt . . . Uiterica (lft«7) «• imemdr.).
EsAsacs Fi&^cisa indittk-elümet. lmti-f«rUm 1,101: an kein
bettgewand ist nicht zu gedenken ... vor ein grosses glück
hat man es tu schätzen, wenn man saaber und friscb atrob
aatrifft. rnseii und camfagnen Jf*iMSs(M« Smammtit, Aerftefs
in W&rtemberg (1790) s. ftl. fragUtk iH der wai/iiaf der be-
demtmmg im:
sie paekea nua «iirenic «lies ein.
was aaa aof «Inar solcben weiten
Jahrlangan fahrt so wasaar and m laad
Tonnöthen haben kaaa, an kleidoog, beilgewaBd
and taoaaad andern klaiaeo waare«.
WiBUn» (CtaMa ■. SinibnU 8) 11.«».
5279 GEWAND (3, d in der composüion)
tur Verengerung des hegriffes und lur annäherung an nacbt-
gewand vgl.: wie wird das küstlicbe pettgewand, mit gold
nnd edelgesteincn gesticket und geschmücket, mit biut ...
besudelt worden sein? Prätoriüs Turci-cida P 3".
von anderen Verbindungen gehört hieher: federgewand, «. th. 3,
$p. 1400, vgl. federwat; wo sol ich micb hinkeren ich armes
bröderlein? mein feder gwand von slro und hew in armutei
und betlerei wil ich ein rege! schreiben. G. Förster frische
teutsche liedlein 100 neudr. neu ist die bildung in übertragener
Verwendung mit der bedeutung vestis, vestimentum, s. sp. 5282. auch
badegewand ist aus späterer zeit für die übertragene Verwendung
belegt: der mond windelt uns in ein nasses badegewand von
wölken ein. J. Paül herbstblum. 3, 227.
ß) Verbindungen von gewand in der bedeutung vestis, vesli-
mentum.
1)) gliederung nach einzelnen körpertheilen : obergewand, vgl.
theil 7, 1087 ; über dem purpurnen langen ärmelkleid trug sie ein
bimmelblaues, zart mit gold gesäumtes, seidenes obergewand.
Kelleb Züricher novellen {Hadlaub) 1,75; niedergewand {vgl. th.'i,
sp. 762) reicht nicht in die neuere spräche herein ; es wurde verdrängt
durch untergewand: dass die Stoffe ... grösstenteils wenigstens
erst mit der scheere und nadel zu kleidungsstücken verarbeitet
wurden . . . lehrt ein blick auf die construction der ver-
schiedenen mäntei und untergewänder. Gübl leben d. Griechen
u. Römer 2,235; brustgewand, vgl. theil 2,449;
also sprach er, und reicht in die arme der liebenden gattin
seinen söhn; und sie nahm in das dultende busengewand ihn,
lächelnd mit thränen im blick. Voss Itias 6, 4»3;
leibgewand, vgl. theil 6,601 ; dazu vgl.: es ist das porträt eines
jungen mannes in einem roten leibgewande, sehr schlicht und
voll einfalt in der färbe. IiiMERMANNrm<;ournaJ2,4. beingewand:
darnach steck oben in die büchsen ein glocken mit ihrem
Öhr dreier schuch weit und zweier hoch, und leg zwo bafesen
(setzschilde) kreuzweis darauf, und setz vier harnich mit den
rucken aneinander auf die bafesen, also dasz auf den vier
orten ihr beingwand über die bafesen hangen. Dürer nach-
lasz 186. SciiiLTER führt in seiner ausgäbe der chronik von
KöNiGSHOFEN bcingewant (s. dort 137) als veraltet auf, vgl. dazu
die neuschöpfung mit veränderter bedeutung: warum ist nun
aber ein kleiner chinesischer fusz schön? weil es ein sonder-
barer kleidergeschmack gewollt hat, dasz unten aus einem
grossen gezelte von bein- und fuszgewande sich nur zwo
kleine spitzen zeigen, und kaum zeigen, hinter das lange
gewand so gleich sich wieder verhüllen sollten — ist das
nun gleichwiegender grund der Schönheit? Herder {die ^plastik'
von 1770) 8. 151.
2)) gliederung nach dem zwecke, dem das kleidungsstück dient:
reisegewand, vgl. theil 8, sp. 727:
eben besucht' uns
einer im reisegewand', und bracht' ein türkisches robr mit,
... ein wohlgearteter Jüngling.
Voss (Luise 2. Idylle) gedickte 1,92.
kriegsgewand: statt die alten bauemkleider hervorzusucben,
blieb er in seinem kriegsgewande. Keller Züricher novellen
1, 133.
sie
auch überwunden bin
ich ehrenwerter, als Antone sind,
um die der pomp des siegs-gewandes strahlt.
J. W.v. Brawb Brutus II. 2 (hürscliner bä.12, »,225);
v(jl. Hkrder 9,209.
hof gewand: vp/. hofgewand , hofliberei Frisch 1,460*. haus-
gewand, vgl. theil 4,2, sp. 668: sie war noch im hausgewand,
und wollte sich nur in der geschwindigkeit umkleiden. Schiller
{kab. u. liebe 4,6) 3, 457. tanzgewand, s. theil li, sp. i26:
eine blatilaus kam gekrochen,
welch' auf italien'scher erde die tarantel bös gestochen,
Aafz ihr geist sich regt und rühret in Sanct Veitens tanz-
gewand,
dasz sie eine laus sich dünket von verniontendem verstand.
K. Ihuermann (der im Irrgarten der metrik umher-
lanmelnde cavalier) 17,499.
nachtgewand, vgl. theil 7, 182:
hui sprang grar Walter auf und grilT
zum haken an der wand,
und warf um seinen weiszen leib
das seidne nachtgewand. Borger (graf Walter) 2, 192,
«Jenso Wieland 20,111. 18,67; die dicken flechten ihres haares
lagen über dem weissen nachtgewand bis in den schosz hinab.
Th. Storm {aquis submersus) 3, 248. schlafgewand, vgl. theil 9,
sp. 297 :
im weiszen schlafgewand, dem schönsten engel gleich,
tritt sie in sein gemach. Wibland {Oberon 17,13) 20,181.
GEWAND (3, d in der composition) 5280
morgengewand, vgl. theil i, sp. 2569: unvermerkt drangen seine
blicke unter die schatten des lindengewölbes in einen garten,
etwa fünf- bis sechshundert schritt entfernt, wo ein frauen-
zimmer sein morgengewand ablegte. Hbinse {Hildegard von
Hohenthal) 2,6. frühgewand, vgl. theil i, l, sp. 292. vgl.:
die schöne kön'gin. lieblich blasz,
ums^chmiegt das frühgewand. sie sasz
zärtlich berührt von Stoffen feinen,
und schien so weisz aus weiszcm scheinen.
K. Immkrhann (Tristan und Isolde 2) 13,371.
sommergewand, vgl. theil lo, sp. 1530: beide Stoffe, vorzugs-
weise aber die wolle, wurden bald zu dichteren, für den
Winter bestimmten, bald zu leichten sommergewändern ver-
arbeitet. Gdul leben d, Griechen u. Römer 2, 232. nothgewand,
s. theil 1, sp. 938. sterbegewand:
Christus mutter erblickte zuerst den treuen und sah es,
dasz er das sterbegewand zu ihres sohnes begräbnisz trug.
Klopstock Messias 2,63.
leichengewand, vgl.:
rasender! wenn er sogar dich mordete; nimmer bewein' ich
dich auf leichengewanden, du trautester sprössling des
schoosses. Voss Utas 22, 87, s. auch Udyssee 2, 99.
grabgewand :
dann wird ein jeder leichnam von treuen dieners band
gewaschen und gekleidet in weiszes grabgewand.
Uhland (graf Eberhard, sclilucht b. Reutlingen) 1, 286
E. Schmidt;
wie gespenster werden wir die nachweit erschrecken, wenn
der rest des täuschenden grabgewandes von den dürren ge-
beinen herabgefallen ist. E.M.Annor geisl der zeit \,i2, messe-
gewand, s. theil iy sp. 2114; messgevvand sp. 2136;
sin sigel er verloren hat,
vil berlin. güldin sidin wat,
krön, edelsiein so glänze,
güldin bücher, kelch, meszgewand,
ein bischofhüt man ouch da vand,
darzä güldin moustranzen.
V. d. strit vor Orauson, s. Lii.iencro« 2,80*,
ornatuSf ein gezierde oder ein meszgewandt, gemma ^«mm. (1508).
ähnlich Stiele* 2407. Frisch 421. Adelung 3, 483. Schwan
(1782) 1,743. vgl. auch d. stddtechron. 23,392. Knebel ehronik
V. Kaisheim 333. Ebbrlin v. GGnzbdrg 65 {neudrucke nr. 170).
H. Sachs fabeln und schwanke nr. 123. Göthe an frau v. Stein
1, 242.
kirchengewand, vgU theil b, sp. 803: 'lO fl. zu kircbengewand'
hatte bruder Sepp, auszer je 200 fl. erbe, jedem seiner kinder
zugedacht; (Dezember 1842). Schmeller 2^,941;
der pfarrer von Rosenhaida,
mit stol' und chorgewand,
in heiligem seeleneifer
kam schnell herbeigerannt.
A. Grön (lloseiihuLdu's Untergang) ged. 372;
fern dem wirbelstrom der weit soll sie lebenslänglich im
nonnenkloster das religiosengewand tragen. Dahn Urgeschichte
1,529. bussgewand:
mir aber gebt ein bussgewand
statt diesem blut'gen kleide.
Schwab (romunzen v. Robert d. teufel 6) 417,
ebenso Bodenstedt Mirza Schaffy, Bafisa II. F.v.Saar HeinrichlV.
(1,2)22. trauergewand:
ein Junker, In flor und in trauergewand,
trug fackel und leichengedeck in der band.
BQrger (Lenardo u. Btandine) 1,198,
ebenso Schillkr 6, 135. Pybker {Rudolph von Habsburg 12) 345;
im gewande der trauer
schreit' ich über die meere,
aufrecht, wie einst der glaube
schritt zum nachen des herru.
A. GrBn (Sturmvogel) ged. 265.
3)) gliederung nach individualität und berufsstellung des tragen:
dass aber die griechischen frauen in der kunst des stickens
weil vorgeschritten waren , dafür legen die mit figuren und
geschmackvollen Verzierungen gestickten bordüren griechischer
männer- und frauengewänder . . . den besten beweis ab. Guai.
leben d. Griechen u. Römer- 1, 203. münchsgewand, vgl. theil 6,
sp. 2494; das mönchgewand warf ich entschlossen ab,
und floh nach Polen.
Schiller (Demetrius 1,1) 152,442.
nonnengewand, vgl. theil 7, sp.^S4:
auf einmal entfiel mir
schwindend mein hohes priestergewand wie asch auf die erde.
Klopstock Messias 4,71;
er . . . lief in das gehölze zurück, um seine blösze zu decken
und das berrschergewand wieder herzustellen, so gut es ging.
Keller Züricher novellen {Ursula) 2, 150.
i
6281 (iEWANI) (3. d in der eompotilion)
4)) gliederung nath $toff, ichniU und färb«,
a)) ttahlgewand:
•n dar prorlt üalil leln roit,
UbDtt »pctr aoü lUblitwiod.
UHL4NP (Sankt (iȟnj, rUitr) 1, IM g. Sekmidl,
9gl. auch StiAOiwiTt gmUcht« tS.
erzgewand; der ilaitr, ftni in «Uto,
Irin Im «r«r«gl« Und. . . .
Sebariiiichl In dar wllda
la an dia tthna lohlar, . .
•■ raiaeln die arifawanda
wo qiiall und lereh« tln|t.
A. Gutn (d. rlitrM mdiia) g*4. SSt;
doch ward ich Iho (ihn I6m»n)'.*i^ntn
nii dam ipefr In aiarkar haod,
um dl« ichullarn mir tcbOnaa
■ein goldKawaiid.
Uui*ND (d. U/i<««oikii 5) 1,304 C SeftmM/.
•gl. anek unitr e));
von auarn tlulenhallan und laltndaro
bog (Ich dla prncht. die atatl da« ruhma («bllabaoi —
diu rOti'fre roaiuilielt liatia aio variriebao
und barriobia 0|>plg nun In |old(awlndaro.
LiOTMOLD gttdkhit* lft&:
aa ann und beinen quillt, •orgsam gepretit und gefflllitll,
durch das ende des paniers ein feines linnengewand vor,
weisx und carmoisinrotb umslumt. H. HeTTnea griechische
rtttttkitien tet. seiiiengewand, tgLlheil lo, 182: setdengewand
oder kleid, tettis seriea, bombycina, pannus urieu$, bombyeinus.
HiNisci I&93;
aU mich In llaroman umdrobt variweinuog,
deckte dea glauben« asbestgewand micb.
fLATS!« (>jkat. 91) 1,47;
die gOtiln war'a. die unerkannt,
mit »charfam blick und offnen mieneo
In einem weinen llachigewaiid,
wie fie dem Sokratea eraclileneo,
vor seinem trüben aug« aland.
PrarrKL {il. plutoyuftit u, a, maJirhtii) fabeln 7,11:
ID welches alsobald der junge pfarrrr . . . mit seiner kecken,
frischen frau einzog, welche mit ihrem geräucherten speck
und mit ihren derben mehlklöszen schnell sammiliche mousse-
lingewSnder, füchür und sonnenschirmeben aus haus und
garten vertrieben hatte. Ki'iLLBa d. grüne Heinrich l, 109.
()) TortrSge . . . darin die ewige Wahrheit in ihrer reinen
einfalt, frei Ton dem falten-gewaode der schulen auftrat.
PrerFEL prosaische rrrt«eA«.3, 6, ebenso Detlev v. LilibncrO!«
merke i, 13 ; faltenschwarigewand laaERMANii Tristan u. holde 1 ;
bunt Oorgewand und schmeli und «chlelf am mieder,
band, qiio«t' und pausch erhöhte
den acomelchelreli der lelcbtKescbwungnen glleder.
K. laasaM*M.<« Berlin; tueignungi
das schönste war eine junge frau im weiszen spitzengewande.
KiiLBR Züricher novellen t,2&5; kann maierei waszergewAnder
malen, dasz der kOrper durchfühle ond es noch gewand sei?
nein! das ist nicht mehr färbe des kOrpers, nicht mehr ge-
wand: dies Ut blos schatten, wölke, nebel. Hekdek {Studien
und entwürfe tur plastik) 8, 89 u. a.; der meister der
mimischen kunst ist hier sitzend dargestellt in völlig idealer
tracht, mit nacktem uberkOrper und umgescblungenem, frei
geordnetem manielgewand. grensboten U, t, 123(is6(i).
e)) aafrangewand, tgl. thril 8, tp. 1637. schimmergewand,
tkeU 9, »p. 16t. silbergewnnd, Iheil 10, sp, 1006, vgl. auch oben a)) :
als kaUerskind trigt «i« die goldgewtnder.
■■d doch Ut »ie dei acbauckaa bOcbai« tier.
GOvas {die romantisck* po«*i«) 13,1X9,
tgt. anck unter a));
du wirti das werk, 0 herrin, meiner band
nicht loben; wurde doch von mir begehrt
der Unschuld engeihlid im llcbigewand;
ea bat *lcb in die wolluit mir verkebrL
CM*ai*to (du materetiehen) 4.1(7.
purpurgewand, tgl theil 7, sp. iiüi:
mit blat-gawande getcbmOcki. KLoraroca tlewa*.
5)) putz und prunk: feiertagsgewand, vgL theil 3, sp. 1439;
feiergcwand ebenda sp. 1436, egl. auch oben sp. 526«. M79;
aber dla nymfen weben auf laqgeo itelnemen atahleo
reierge wände, mit purpur gefirbt. Voa« OdysM» 13, lOS (1781);
dritte (färbt) wart das grOa dar OursD, deiner Oaren fasl-
... . gewand,
deiner berge icbOner mantel. Hellas, aOtie* Vaterland!
A. 6a6a [drei fnrhtn) gtd. 3M, eb«m*9 prolog.
desgl. FALuiKtAiB* fragm,nte aus dem •rtml 1,4. «hrengewao4»
1. thetl 3, ip. 60:
GEWAND (S.iin der eompotitüm) 5282
•bo' «In aiarrea siaatag«waa4
eilt auf« lasd.
•bne perlea uod ge«ebaiald«|
freier bebt, voll rrOblingtliut
sieb die brsai
aoter lelebiea scbaferkleldo.
S«Lia (UndUsd t%r m44tk»u) 11
pracbt|awand, egU tktü ;, sp. 7016. pntokfawaBi tp. 31« t
er liebt's, su eebwelfen darab dla laad«,
sieb tauberod vielerlei getuli.
als praaser bald la praclitgowaBd«,
ala oailler nackt nad dOrfug bald.
A. Gafla i'i» *eM) geduki» Ut;
auf der wölke acbwebiea acbeo
la gaukela lieblich gOtlerbllder. buoigedriagt:
Pandora lelgi' ond nannte mir die aabwakasMB:
dort slaliii du, sprach ti«. irlAnsel HtlailUBll «aporl . . .
daneben siebt, ao iprach ala fort, ilt— aalwilfaa
des vollgewandaa weilanbarte schlepp« Mab.
Cftraa (Asador«) i;vx
e)) wenn uhon in den bisherigen comptdHi ii* Mrwtnimuf
vielfach übertragene bedeutung entwickelte, $o ttigt sieh auth dm
gruppe solcher Verbindungen reich belegt ^ dt« §»»s »nf kh«r-
tragung beruhen.
a)) gebt mir dea adlara federgawaad
datt es mich io deo blaaal trän.
SratCHWiTi {in dtu weite) gtd, 73, wgl. eben tp. &t79;
dl« anger mit scbafen b«d««it, dl« n—n taa bluaeagawaad.
WiBLANB (Oberon 2.7) 20,3«:
an d«n ufern stiegen sanft in raseogewaod dia kobeo aoL
norii M. Süd 64, 139. erdgewand, s. thetl 3, sp. 770: der l«0|-
gestreckte räum ... ist ein zusammenhangender laubwald voo
platane n, buchen . . . faellgrOnes, loftdurcbflcbrltea berggcwtad,
wo die myrte, die rosenhecke ... alle räume fallt. Fallbuatu
frnfwsente aus i. Orient 2, 9 ;
leb aoss das klad
v«rs«bli«sa«B la dl«* boligewaMi (onra).
HD!<e*Ri deuuchtr dUhterfrekant t,M.
b)) sie verlangt ein dufigewand,
das. sie sagts, an bochieitstagea
wOnscht ein reicher mann zu trag««,
endlich rOcket die heraus,
die daa diirtkleld hat Im baut.
RScKtiT (arabische stamwngen, das iuftmimtni)
4,104:
kalt wie ein blld von alabaster;
doch seelvoll, wie ein geUt In einea ln^gewaad.
WiKLAüB (Aspatia) 9, IIU
lichtgewand, egl. Iheil 6, ip. 885:
ein gelst
vertauacbi sich leicht mit eiaea aodera;
lumal der achwarse (wie bekaoni)
gern un*«ro bOsen iüsteo acbmeiebelt
uod oft Im achönsteo lichtgewand
den reinen heil'gen enget heuchelt.
WiiLi!<o {Sixt u. CUrekmt 1) lO.lbft.
schaumgewand, s. thetl 8, sp. 23«i9:
dann wird des vaiers kröne bllisea,
und jeder bliii ist welienbrand:
dann wird bis lu der berge apiiien
die mutter tiaho ihr tcbaumgawaad.
GBiaiL (mitAiM t«M dampf) 3.7.
schoeegewand, $. Iktil 9, ip. 1334:
wir warten stets,
bis, wenn da* scbneeeewand lerhaucht. der frflbUaf
den kaas drOckt auf dea busea der aatur.
H. V. KLttar (Punlk-iloa li) 3,383:
«s a«ir«lt *anft auf *llb«rwog«a
la aobB««g«waad dar atols« acbwaa.
k. Gala gtdiekt* (tiederfuetl) 43 ■. «.
lentgewand, s. theü 6, sp. 7U: iMigcwaad ip. 1491.
r)) schwingst des weltgeistes auferslebungagewaad Ober
den regeobogen. F. L.Jah» teerke 3,3,732.
^) und sprOche siod's Im reimgewaad
erdacht im fernen morgeolaod.
BoaiHsvteT Mirsa Sdtaffg prolag;
wSre dies geschehen, so würde Jahn sieb darüber, iowiefera
er die fraglichen ausieningen wOitlkb, ae «i« aie ibai aof-
gerückt wurden, oder nur deia 4n« Mck hn aiMcfM «ort»
gewande, oder ob er si« ab«rkaapl geaachl, haben «rfctarea
kOnnao. F. L Jai* 2, 1,319: ooTerture ... mit eioeta ua-
tadeligen instrumeotalgewaod angetbaa. maL-uiL 31, 20li
GEWAND II. f., iUere form /ftr gewann ($.d.U iyl.«i»3M.
GEWAND III. r^ nersiiTkU form n wand (persrs). tafffra-
satt SM der colUttiwbiUung gewinde (s.4.), die dar t«irte> Utirr.
mundart eigen tst und die in der stkrtfit/ndtt tk tawimsa im
banfeairks a«f>aa|«n wird, hat titk dkm fotm m dar bergmmm$-
fnljrmht und erkailen. das ehfacke «and miri Uer
5283
GEWAND IV.— GEWANDBONE
GEW ANDßÜRSTE— GEWÄNDE II 5284
in der bedeulung eines ^aus seinem natürliclten zusammenhange
losgelösten gröszeren oder kleineren gesteinsstückes' gebraucht (vgl.
Veith s. 551). die verstärkte form dagegen wird mit beziehung auf
eine ausgedehnte und in bestimmter form gelagerte masse verwendet:
gewand {blanc de sable) nennt der Eschweiler steinkohlen-
beigmann ^/i bis 1 lachter mächtige rücken aus thon , auf-
gelöszten stücken des steinkohlengeblrges und Sandstein be-
stehend, welche die steinkohlenflötze auf 1 bis 50 laclUer
verwerfen. C. Hartmann handwörlerb. d. mineralogie, berg-,
hatten- und salzwerkskundc {Ilmenau 1825); biss oder gewand,
bezeichnung für mächtige verwerfungsklüfte im Aachener beeken,
...Verwerfung, sprung, rücken im gebirge Rümpf teehnolog.
wb. l, 210'.
GEWAND IV. n., nebenform zu geweide, gewaide, in friesischen
mundarten und in der niederländischen spräche belegt; vgl. 't ge-
wand, de gewanden hungen d'r üt. tbn Doobnkaat Koolman
1, 623', vgl. holländisch ingewand.
GEWAND V., Verbalsubstantiv zu winden; im vlämischen wird
damit ein hölzernes Werkzeug bezeichnet, mit dem bäume auf säge-
böcke gewunden werden, vgl. Schüerman vlaamsch idiotikon 154.
GEWANDACH, GEWÄNDACH, n. bayrisch- österreichische
collectivbildung tu gewand I und zu wand, paries.
1) gewandach, kleidung Schmeller 2^,941.
2) Kämt. pezhoTJe,.viei steine, felsen, wände, gewöhnlich das
gewandach genannt. Jarnik e<ymo%. der slos.mda., «.Schheller
2^,940. vgl. auch Unger-Khdli. Steir. Wortschatz s. 290.
GEWÄNDANKER, s, gewändeanker.
GEWANDBANK, f.: 2 gr. 5 den. Hans Seber vor 2 remen
zcu den gewantbencken. Pegauer stadtbuch (1442) 40'. hierbei
ist wol an die Vorrichtungen in den Verkaufsstellen zu denken,
vgl.: 67, so! auch niemand sten mit . . . tuch ze marckt, er
enhabe denne ain pancin dem wathause. Nürnb. polizeiordn. 162
Baader; was ... abgeet ... in dem gewanthaus von pöcken
und preltern zu den tuchen, soll ein paumeister machen
lassen. Tücher 246 (s. unter gewandhaus). sonst werden die
reme immer im Zusammenhang mit der herstellung des Stoffes
genannt.
GEWANDBEIN, f., mit anschlusz an gewand II: gewandbeine,
s. Scheitelbeine. Thiel landw. lex. 4, 420.
GEWANDBEHALTER, m. seltene nebenform zu dem häufiger
belegten gewandgehalter, gewandgehelter, gewandkalter (s. d.):
ich, ain schreiner von Nürenberg
mach . . .
thruen, schlairladen, gwantpehalter,
petstat, disch, pretspil, und giskalter.
Hans Sachs {beschreib, niler stände) 23, 287.
GEWANDBEREITER, m.: gewandbereiter, o cloth dresser,
he that dresses woollen cloth. teutsch-engl. lex. (ni6) 770. s. auch
wandbereiter ebenda 2378; vgl. wandbereeder, tuchscherer
RiCHEY Hamb.idiot.33Z. Schütze holsteinsch. idiot. i,ZS6; der
gewandbereiler, le tondeur, pareur, applanisseur, ^plaigneur, em~
plaigneur de draps. Schwan (1782) 1,743; gewandbereiter, ».tuch-
bereiter Hilpert 1,463*.
GEWANDBESEN, m., schon aus 1629 belegt bei Unger-Khüll
Steirischer Wortschatz s. 290; dazu vgl.: denen Jungfrauen und
ledigen persohnen verehre ich einen gewandbesen (z. auskeren
fleischl. gedanken). F. Troyer, sermones breves super omnes dies
festus (1691) 1, 307. 308, s. Alemannia 18,25; gewandbesen oder
kleiderhürsten, eine art kehrbesen oder bürsten, die von reisz-
stroh gemacht, und über Triest in menge aus Italien gebracht
werden, sie sind mit griffen von vergoldetem leder, saffian
und dergl. versehen. Schedel waarenlex. 398, wiederholt bei
Thiel 4, 421.
GEWANDBILD, n., vgl.: denn an den alljährlich gefeierten
sogenannten kleinen panathenäen ward kein solches gewand-
bild im zuge aufgeführt, das der kunstfleisz nur alle vier
oder fünf jähre zu schaffen im stände war. Starr 2 monate
in Paris 1, 261.
GEWANDBODEN, m., zu gewand, pannus: das mittel oder
halbgeschoss (des gewandhauses) enthält den gewandboden, auf
welchem in den messen die tuchmacher und tuchhSndler
feil haben, ausser der messen wird ein theil desselben zum
fechtboden gebraucht. Leipzig, ein handbuch . . . für alle diesen
meszplalz besuchenden fremden (1802) s. 38.
GEWANDBONE, f.: gewantbonen ... faba inversa latine. die
maister sprechen das dises sei ain kraut und hat braite bleter
nahet als boberellen alkakenge genant, dises kraut tregt
honen die sind gestülpt, sein Stengel ist ains arms hoch.
Herbarius (Ulm 1487) n5.
GEWANDBÜRSTE, f.: scopina, gewantburst S. Heyden
nomenclatura rer. dornest. a5'; scopula, bäsemle oder ein ge-
wandbürsl Frisiüs (1574) liss'; häszbürst, gewandbürst Emmkl
nomcnclator quadriling. m ; gewandtbürste, kehrbürste, des
vergettes. Hulsiüs (1614)163'. ebenso Henisch 1593. Frischlin
nomenclator cap. 139. Pomai grand. dict. royal 132'. Spieser 151*.
Rädlein 381'. Aler 935'; gewandhürste, scopula Kirsch
ISO*; die so si (die pfaffen) an iren kutz hüt sehen, der
eine grosse grüne sidene schnür als ein barfusser gurtel hat
mit grossen zotten, sidenen fasen wie die gewant bürsten,
so galt inen ein grosser stich zürn hertzen, wann si erinnert
werden des grimmen tods. Judas Nazarei vom alten und neuen
gott 41 neudr.
GEWÄNDCHEN, n.:
o du mein gar zu fleiss'ges spinnermädchen,
im schönen selb.st gesponnenen gewändcheii,
die rührig mit dem rüsschen und dem händchen,
du sitzest tag und nacht am spinnerrädchen.
RöcKERT lyrisclte yediciUe 2,62, vgl. auch gewfinderclien.
GEWANDCISE, f., s. gewandzise.
GEWANDDARSTELLUNG, f, von Campe 2,359 als neues
wort für das frz. drapierung gebucht: die gewanddurstellung
...die darstellung, nachbildung der gewänder in der mahlerei
und bildhauerkunst (drapierung), wenn von gemählden und
Zeichnungen die rede ist, auch die gewandmahlerei, gewand-
zeicbnung.
GEWÄNDE, GEWANTE, f., s. gewohnde, gewohnte, ge-
wohnheit.
GEWÄNDE I. f. und n., s. gewann.
GEWÄNDE II. n., collectivbildung zu wand, paries. die ver-
hältnismäszig junge bildung gehört der Schriftsprache, wie schon
bei gewand III erwähnt, nur in der engeren bedeutung eines
terminus des baugewerbes an, umfassender ist der gebrauch in
der bayrisch-österreichischen mundart, wo der collectivbegriff auf
gebilde der natur {'felsen, gebirgswände') übertragen ist.
1) der terminus des baugewerbes.
a) die allgemeinere bedeutung ist hier selten: Tneophrastus
bezeuget, wie das Cadmus z& Thebis die ersten Steinhütten
zu Phenlcia z& der mauer und thüren erfunden habe, unnd
sonderlich sol Crope die erste stath mit gewend oder gemeuer
umbgeben haben. Fronspergeh bauordnung 63' ; gewände,
die wände in einem gebäude, von dem worte: die wand.
Täübel verzeichnisz gleichlautender teutscher Wörter s. 10 tn seinem
practischen wb. der buchdruckerkunst.
b) weitaus verbreiteter ist die engere bedeutung, die aus den Zu-
sammensetzungen thürgewände, fenstergewände am sichersten zu
erscMieszen ist, der theil der wand, der eine Öffnung umschlieszt.
im Zusammenhang mit dieser Verwendung steht eine lautlich fast
gleichartige bildung geweng, gewenge, gewänge mit gleicher be-
deutung {s. d.), die auf wange zurückführt, es ist nicht aus-
geschlossen, dasz diese form auf die hier bebandelte bedeutung
von gewände einflusz ausgeübt hat: partes columnarium ... ge-
simslein . . . coronices, binden, sive gewänllein, fasciae. Stieler
1693; in Berlin ist der schlechte geschmack aufgekommen
die gewände und den bogen der hausthUren perspectivisch
zu machen. Sülzer theorie der schönen künste 4,532'; im thür-
gewände ein verziertes steinernes sitzchen, wie wir sie wohl
bei uns in alten gebäuden auch noch antreffen. Götue
(italienische reise) 21, U, ebenso Benvenuto Cellini 2,11; vor-
wärts gehend erblickte ich, linker hand, in der mauer ein
pförtchen, das ich mich nicht erinnerte je gesehen zu haben,
es schien niedrig, aber der spitzbugun drüber hätte den
gröszten mann hindurch gelassen, bogen und gewände waren
auf's zierlichste vom Steinmetz und bildhauer ausgemeisselt,
die thüre selbst aber zog erst recht meine aufmerksamkeit
an sich, (dicht, u. wahrh. 2) 24,81; die zweite thür ist an den
gewänden mit baumstämmen verziert, deren dürre äste sich
um einanderschlingen. Stieglitz von altdeutscher baukunst
231; nach einem Spitzbogen in die höhe gehend, sind
die gewände zunächst der öfnung mit einigen gliedern ver-
schen, ebenda; der daneben liegende gerade theil der gewände
ist, auf jeder seile der thür, mit einer niedrigen cannelirten
Säule besetzt. 232; gewände, aufsteigender teil der Umfas-
sungen von thüren und fensteröffnungen. Lüeger lex. der ges.
(t>c/int/[ 4, 633; die selten der lichtöffnung bilden die senkrecht
aufsteigenden fenstergewände. 167; gewände, die seitenwände
einer thür oder fensteröffnung. Otte kunstarchäologie Sil ; ge-
wände, n., Jambe, jambage, aussen bündig stehende gewände,
outside joinled jambstones . . ., in die mauerstärke gesetzte ge-
6286 GEWÄNDEANKER — GEWÄNDEL
GEWANDELE — GEWANDEUf
6286
wflnde, . . . jambttonti , $tanding in the thukneu of Ihi trall;
■teinffrnes gew&nde Hvurr teek>iol. wb. l,3to'. «tu« autführlufn,
int eintelnt ythende darttellung giebt MOlLli-MoTiikl archdo-
loghehtt wb. 4&s'. auch au$ der Luxemburgn umgangttpraeht itt
das »ort bekgt und twar mil unterdrückttm dtnial: gt-
wSiiDer, pJ. (arck.) die leitenuiaueni od«r p(eiler (eioar (bOre,
eines feoitersK Gauciii i'0.
2) di* umfautndt bedtutung dn eelUäiti mit itr übtrtragung
auf trtthhnungtn in der natur, im btiondfrti» auf btrg und
feh, vuTielt in der gebirgiwfU du bttruch - Merrneh. landet,
tit tit vom mundaitltchen gehrauch aui uuch im tehnflifiraehkeke
quellen Uberijegangen, 9ql. Schhki i.eN 3^, »10. SoiOrr 799. LuXKl
kdrnln. mb. TM. Uiicer-Khull t. iw.
a) dei pinnlioli halben, der iit ausgezaigt von dem Hnllen-
slainer velt . . . hinauf in da« gewent und von demnellien
gewenl uinb durch liiiz in die Camerlcirrhen. ötttrr. »eitlh.
{Lieht€nwert, Tirol I.Mu) 3, 128; wie dann datelbit z« lochen
den zwaien grllbien ain vermarchung atifgericht ungeverlich
tno sclirit gegen dem ttainen gewend, die Hocb-riiz genannt.
(Kufslein, Tirol) 2, M.
b) rriücli «iilO auf da alm. frisch el' bl~ el'a gwani.
und lia» ml mal' daanal t'n juchan kanoi.
M. ScNMiLLia 2«. MO:
• gambi aufn g'wlod und a pankt In der ichalbo,
und mel' acbati In der alm — lamar thoa und mal' irelbn.
t. Scaöpv TW M. a.
e) mit ausgebreilelen arme o . . . iat er Ober das gewflnds
hinauigesprungen und hat sich zerschmettert. Hkrham« Schmidt
IFriedtl und Oswald 4) 23, 14; ich lob' mir meinen pfarrer
drüben im geMÜiid', den allen eingrauen mann, der erat mit
der weit fertig geworden ist, eh' er sich bat weihen lassen.
Anzincrvsbh {dorfgiingt 3,93); der burscbe weisz wohl, er
but seio ouge zu wahren, dasz das rad in seinem houpte
nicht anhebt zu kreisen, er weist wohl: blickt er empor am
geniinde, so ist es der abschied vom himelslicht, und senkt
er sein äuge niederwärts, so schaut er in sein grab. Uosiccta
uhriften det ualdsehulmeittert $. i;S; er besteigt das niedrigere
gewitmie, über welches der bolzhauer mit seiner kraxe noch
wandeln niusz, er erklettert hänge, an denen der wurzner
seinen speik unssticht: er schwingt sich Ober Schluchten
und klippen, denen kaum mehr der gemsjfiger traut. 172;
dem hirten hnb ich die beerde von dem gerulirlichen gewSnde
abgeleitet. 221 : drei dieser wSsser bilden falle Aber terassen-
fOrmiges ge\v,1nde. HaidtptUrt Gabriel (werk* tt) 280; du lauerst
ihm auf, wo er stand halten musz, ao neben einem jflben
gewttnd. P. Hbtse (auf der alm) 5,311.
liEWÄNÜKANKtR, m., t. gewände II: gewSndanker (bauw),
cramp-iroR for fasten ing the jambstonet an the wall, patte #n
fUtre: patte des lanas. Himpf technoL wb. l,2lo'.
GEWANUEGLIEDERUNn, f., s. gewSnde II: gewSnd-
gliederung, /., Tranz. chambranle, bandcau, moulure de laneis,
engl, dretting of a jamb. MOi.lkh-Motbes Mrehdol. üb. 458*; ge-
sims oder Verkleidung eines gewSndes, dressing of u dore-jamb
er window-jamb. chambranlt, bandeau, moulure de laneit. Rumpf
technoL •>. i, ito*.
GEWANDEL, GEWANDL, n., diminutivform s% gewand I,
der bairisch' Österreich, mundart angehörig und 9on da in die
liUeratur eingedrungen, «(.1 gewandleio und gewiodcben:
leb mag auch nit nur über sebOisl und teller
und psuniler iroeinn gbloil und fader bat,
wall gscbbaign su anoern bausradl.
Sierting-r tpiel* {Wiener neuitruckt 9)H9;
dn lagst, du kund vlll schneiden nit scher;
dapaj stet dir der .«eck! Ilr.
von wen wolstu mir »chneida mAoil?
du hast selb ao ain possi gblntl. liOj
siti auir den etuel daher
und beb vornenn aulT dein gwinil:
hast aio pruech ao, so last liai pantl. 11, ItS;
der Stil salbst ist eine manier, ein gewandel, welches ein
launist an-, aus- und abziehen kann. KincL buch d. andenkent
3,212: da ist net viel bei dir zu holen! maiermadi? a ver-
achmierte leinwand, an zahnhürscbtel, wanns eins hast, a
nal.^chUrzen und a schlecht's gwandl — dein best's hast an,
net ? H. BOiLso der ran(iierbQknkof tos.
GEWXNDEL, GEWANDL, GEWÄNTL, n., diminutieform sm
gewiode (gewand II): gewlntl kommt auch von kleinen
gartenabtheilungen vor, die auf einmal umgewendet werden.
ScHHBLLIR 2*, MS.
IV.
GEWAMOELC GEWANÜLE, ■., NrMnMMüi» m wMu
(s. d.): w«on nao aof dto strass«« giof, kMMto ata doch
seine gedanken zusammen halten; ea war Mifcadi tlill nnd
sacht« drin, nicht au ein getnebe und $9»tkni», ao ein ge-
handla und gewandt« als Jelzundar. UiiaiARi {itr MnMaai
und die lomnambuU) t, 111.
GEWANUKL.N, terb., MrtlärUet wandeln, dai mtl teinen
hauptteruendungrn, dem IramtUnen gebramth tm eimne so« mmUrt
und dem intrantüiwtn tm tinne eon aaitaiar«, »m duter btldung
tlieil Ntiiimt
I ) der Iraruitite gebrauch mU itt beienlunf mmiwt i$t MiSrtteh
früher beuugt (f. wandeln), di* htUf« rädUm Um «ilM <• ik
atlhochdeuttche pertode itinki, ralslaaMw« jmUtk mmr i*n fiassw.
I. Gatry 1,7M. aar bedingt hierher tu rechnen itt iat ptrlie.
praeteriH kiwantalot, dai tn attributiver wOindun§ die bedeutung
weit tertchiebt (kiwantaloleru atunto, eerta ttee. STaiaatiia»
SiKveas l,49:i*). andererteitt itt für mutare, giwantalon te if»
glatten t«m/ib(Teomifu(STmaiVKa-SicvBBal,(iia*)dMaH/]r«ss«af
nicht unireifelhafl. die ttelle besieht ttek auf Mallk. &, 43 und
hier hat die tulgaVi mutuari: volenti mutuart a to, m arrrtons;
tteherer führt die ttelle einer Tegemseer hundtchr. det II. jakrk.:
vertere, giwantalon STEiMaETea-SiBVBm 2,071* {tu Aen eis l3,S3t:
aul tocem mutare virot tut lertere tetttm, oder die «prack' Hl>
tauschen, und vorige kleidangen wandeln. Voss).
a) in dem eben angetogenen b<Ug sielt i*t werhim *mf ei»
täckliehet, realet ohjeel. iieiem tiuammenk»ttf tnidtäM iie ft*>
deutung ^wegnehmen, turüeknehwun :
er ehoalTe wol oder übel«,
er wll eiiawa^ darüber«.
aiemor er gewaodalAt,
des er vercbouffei. qeneti» 1734 Hper;
di wtle her lebit aö mag her di gebe nicht gewandilo noch
entvremden. Kulm, reckt 4, 15.
b) bei einem pert6nlicken objeet leitet dien bede*tun§ m itr
ton *ent(einen' über.
l)) vtier, alt Ich ban gesehen
wie ir minem enen geiadei,
und In XU tische gelaUet.
ut der fliege gewandelt,
nacb «ren sclioii gebandall,
dai clbet mir die lere,
da{ leb din alter ere.
tum kotirn 350 Kotnezaer cod.
3)) auch sullen wir in einen ricbler geben ... swenne
si weilen, so mügen si den gewandeln, ob er e; nmb si
verschuldt «Mmaai. ZoUer. i, 187 (tu 134;); bedden $e beseteo,
so weren se vol gesogen ... du komet andere de hungench
sin... hirbi nam de keiser eoe merke, dat he nimmer sin«
ricbtere gewandelde. tdchs. weltchrontk 92.
c) in der übertragenen Verwendung tpaUet tick die heiemtung
je nachdem die dnderung auf elieat wult, dat autterhalk itt m$k-
jeclet liegt oder innerhalb itttelktm n tudie» iü.
a) objeete ausurhalb dtr tpkdrt itt tubjetU.
1)) unpertönlichet inject:
den {Wirioli) iriven ses riesln vr<aaa
uode beiden eoe ungebire hin,
das die burgtre
immer «ageten m<r« . . .
unxe her «or CoustaotlDe quaia.
d6 sprach ein griva oberlAi
'bir veret des tOvells brdt,
— mocbtlch die scbaod«
laaier ai4r gewaadalen. —
(s« mir datbailieba lltcbin
lehn« gabelte sin vor des« kaaiag« nicht.'
k»mi§ Aattrr io57 r. SdMer;
dM er mit uwer und ander, di« ta das baUfea rkka g*-
horenl, bulffe solicbe grosse iminge and gtkrcclMa, ü« hiJar
lange nt in der heiligen kirchen ...deat« kaat forftsia «od
wiedersten and mit der gols hullfe gewandeln und za guten
wesen bringen mag«. Frankfurt» reitktcmruptnitn» {tut IMI)
I, 5M. dAnl. 1, 570; ick «o OMch okbl gevraodtieo (raiaisterc)
dat wort dea heren. BaButUiL MM (iksa) 4 JT««. 31, U ki
ScaiLLBB-LcaaEN 3, 97;
sal dat Wesen uwer gaa
and uwer irloter«,
d«a Ir a« offeaber«
vor ■ aa« la{«l handeleB.
ao wol a« itt gewandelen
Im an den wihieo mobui,
ob ir »o vil im tobtet,
dat ir In tor»t«i |esiarea.
Ussist enenttLliie»äemi 4fT8 Reim. #(«•*• 4354;
wullit ans darumiDe oaiM •odaaer velen bodiscbaßk nicht
vordcngkio. denae »ir dtax aodira nicht wol gewandelin
332
5287
GEWANDELT — GEWANDEN
GEW ANDENER — GEWANDER
5288
können. Mabgabete t. Bbadnscbwbig an ihren bruder bei Stein-
BA08EN privalbriefe 1, 30.
ß) cbjeete innerhalb der Sphäre des subjects.
l)) wan der kunic riche
was dö so tugenlveste
da; er sine geste
schöne und wol hie; handeln,
ern wolle nie gewandeln
an den eren sine site.
K. V. WÜRZBüRO Engellwrt 650 Haupt;
tgL auch: hienach an dem sibenden tage
wart im sin mut gewandelt.
passional 275,5 Köphe;
sant Augustinus schrtbel also: mensche, kanst du din leben
gewandeln, so kan ouch unser herre stn urteil gewandeln.
Sprüche deutscher mystiker, s. Pfeiffer Germania 3, 230".
2)) sich gewandilon, sich verändern, ^Jossen zu homilien,
vgl. ameiger für künde der deutschen vorzeit 8, 503. vgl. :
mit vreuden si do heim schiet
und was uT ein ander leben
gewandelt, daj ir wart gegeben
von unsers herren gute, pusüonal 404,38 Köphe.
2) der intransitive gebrauch mil der bcdeulung ambulare.
0) für das grundwort wandeln nimmt die allgemeine auf-
fassuvg bei diesem gebrauch mitteldeutschen ursprutig an und
stellt dessen einbürgerung in unsere Schriftsprache unter den einflusz
Luthers, da nun aber aus unseren beispielen hervorgeht, dasz
die verstärkte form gewandeln hier gerade in oberdeutschen denk-
mälern verhällnismäszig früh belegt ist, so läszt sich diese an-
schauung nicht hallen. Luthers einflusz ist die Verdrängung
der volleren form gewandeln durch das einfache wandeln mit
zuzuschreiben, nicht aber die einbürgerung des verbums überhaupt
a) der ander wec dag ist der wec der gotheit. wag wege
hAt diu gotheit oder war mac sie gewandeln, wan si doch
an allen steten ist, oder wä mit wandelt si, wan si doch
niht vüege hat? predigt des 14. jahrh., s. zeitschr. f. d. alt.
8,245; also sont si des richs Strasse offen und in ßren halten,
das mängclich uf und nider gewandlen mug ze ross und ze
föss. St. gallische ralhssatzungen 272 {mitth. d. hist. Vereins zu
St. Gallen 4,124); dan er {der schnee) was so tieff, des nit zu
schribend ist, und mocht imen gewandlen. Hdg Villinger
Chronik 18; es geturste ouch niemant gewandeln in dem lande
one ir geleite und Wortzeichen. Königshofen d. städtechron.
8,487 {Strasiburg).
ß) in einigen der oben angeführten beispiele ist das verbum
für das umherziehen und die reuen der kaufleute angezogen,
dieser engere gebrauch wird durch die schon aus lautlichen
gründen beliebte Verbindung von handeln, wandeln begünstigt
und beeinfluszt wieder die bedeutungsentwicklung, an eine
nachwirkung des sedativen präfixes ist dagegen nicht wol zu
denken: und die Strossen verwüstet werent, das kouflüte und
andere nüt gewandein möhlent. Königshofen d. städtechron.
8,448; und do sü den turn Babilon gebuwetent wol fünf
welscher milen hoch, do wolle got ir hochfarl nüt me ver-
tragen und verwandelte ire sprochen ... und kundent nüt me
mittenander gereden noch gewandeln. 245.
b) wie andere intransitive verba der bewegung läszt auch dieses
gewandeln gelegentlich einen accusativ des inneren objectes zu
sich treten: und darumb do besatzte derselb Wernher mit der
vesli Valkenstein, daran er doch gar einen kleinen teil hat,
das niemant die strasze noch das tal für dieselb vesti Valken-
stein uf noch abe gewandelen mocht. urkundenbuch der sladt
Freiburq i. B. 2, 69 Schreiber.
GEWANDELT, partiäpiales adjectiv mit beiden oben belegten
bedeutungen.
1) Augustinus genande
und wolde im willen gerne tun.
er was nu ein gewandelt sun.
wand als er vor die muter vloch.
durch da; si in zu Cristo zoch,
eus war er ir nu gerne mite.
passional 425,8 Köphe.
S) da ging ich
meinen gewandelten weg zurück.
Klopstock Messias 18,323.
GEWANDEN I, verh., nebenform zu gewanen, gewahnen,
gewähnen, vgl. sp. i'hi: obe du von gotte . . . iht gewandost
oder gespreche durch irre tuom. Silbebhann libellus de con-
fessione 43, vgl. Scbehz 544*.
GEWANDEN 11, verb., ableitung tu gewand, für die sich
zweierlei ausgangspunkte nachweisen lasten: die anknüpf ung an
den umfassenden begriff (kleidung) der bair.-österr. mundart und
die anknüpfung an den engeren begrijf (kleidungsstück) der
Schriftsprache, neben den formen gewanden (gwanden), gewanten
(Schöpf Tiroler idiolikon s. 800 g'wantig'n) stehen auch umge-
lautete: gewänden, gewenden, gewenten.
1) gewanden, die kleidung liefern, vielfach als siehende Ver-
pflichtung: der pflegvater soll das kind gewandten. Amberger
aden (1334), t)p/. Schmeller 2^,942; klaiden, gewüntten, restire.
vocab. V. 1419, ebenda; do sprach Wilhalro: ich wil dich in eren
haben und wil dich gewenden und kleiden nach dinen eren.
deutsche Volksbücher 149 Bachmann - Singer ; das ich han den
nakhoten nie gewant. offene beichte zu Aldersbach (1450),
s. Schmeller a.a.O.; da soll sich jeder priester selbst be-
khosten und gewenten. (1404), vji. Schöpf Tiroler idiot. sw.
mil der gleichen bedeutung reihen sich die Zeugnisse aus der
lebenden mundart an. vgl. Schmeller o. o. o. Lexer kämt,
tvb. 249. Schöpf o. o. o. Ungkr-Khüll s.290. Loritza neues idiot.
viennense 51: warum g'wandt denn gott die lilien auf dem feld,
als weil sie sich von anderer seit' kein g'wand schaffen können.
Anzengrdber {zu fromm) 5, 86. beliebt sind namentlich reflexiv-
verbindungen: wie kunt ma'si' denn gwanfn, wenn da markt-
grösch'n n^t war? als ausrede der Münchener köchinnen bei
Schmeller angeführt; dafür hab ich mich zu gewanden. Rank
t»on haus zu haus 28; dernthalb hast di 'heunt so schön gwandt.
s. Sanders ergänz.-wb.
2) gewanden, für die gewährung oder inanspruchnahme einzelner
kleidun gsstücke.
a) der marschalch gieng und gewsendt desz chfiningez
tochter mit der aller pesten wset. gesta Romanorum 165 Keller;
und schuf zehant daj man die iunchfrawen pracht und si ...
mit reichen claidern gewienden scholl. 20; und si gewanten
in mit dem aller pesten gewand, dag si gehaben mochten. 171;
der was nit gewent mit einem hochzeitlichen claid. bei
Schmeller 2^,942.
6) dies wort ist noch in den schönen künslen brauchbar,
für: mit gewändern bekleiden (drapiren), das gewanden, pe-
wanlen. Campe 2,359; der mittelalterige künstler gewandele
seine heiligen am liebsten nach eben gangbarer landessitte.
RiEHL wanderbuch 362; gewänden, gewanten (drapieren) {tin-
usual) V. tr. eine ligur gewanten, to make the drapery of a
ßgure, to cloth it. Hilpert 1,463'.
c) halb griechische, halb auch französche donne
ist Regula, die wackerste ma bonne:
nimmt sorgsam überall, nimmt tag und nacht'
die lieben kinderchen ganz wohl in acht;
weisz wohlgewandet zu gängeln, weisz spazieren
den kleinen trupp vorsichtiglich zu führen.
BÜRGBR (inamsell tu Begle) 1,152;
ihre gestalt war in einen . . . morgenanzug gewandet. ScbCcking
dunkle th. 6; in weisz und schwarz gewandet. Stabr ein jähr
in Italien 2, 400 ;
mit feiner band hältst du in schönen banden,
das er dir gab {der linrr), dein aiimuireiches haar,
gleich einer palme aus den morgenlanden
liess er dich wachsen, der im anfang warr;
du aber weisst dich köstlich zu gewanden,
dass sich verdunkelt deiner Schwestern schar.
G. Kkllbr (ghas.) 10,12;
und anders ward mein träumen nun gewandet,
zu einer mumie ward ich versandet,
mein linnen staub, fahlgrau mein angesicht.
A. V. Droste-HBlsiioff ('lic mprgelgrube) 1,100.
3) die mannig faltigkeit dieser bedeutungen spiegelt sich auch
in Zusammensetzungen des verbums, vgl. z. b. vergewanden:
1) sich vergewanden = sich verkleiden Schmeller a.a.O.; i) das
geld vergewanden {an der kleidung verschwenden) ebenda; 3) ver-
g'wanten, stücke aus der haushaltung heimlich verkaufen.
Schmidt schwäb. wb. 517.
GEWANDENER, GEWANDNER, GEWANTER, m., österr.-
bair. Substantivbildung, nomen ageiitis zum vorhergehenden verbum :
gwantner, vestiarius {im kloster Osterhofen). Schmeller 2^942;
auf ableitung von gewand = pannus deutet geschlachtgewandner,
feintuchweber. ebenda 500.
GEWANDER, GEWÄNDER, GEWENDER, m., nomen agentis
zu gewand L, das mit seinen nebenformen gewandler, gewendler
und gewandser sich ganz auf die bedeutung pannus beschränkt:
gewander ist der tuchhändler, aber im detailierkauf, vgl. gewand-
schneider. zwei punkte bedürfen hierbei der erklärung. formell
überrascht der Wechsel zwischen umgelautetem und nicht umge-
lautetem stammvocal, aus dem sich für die gleichstellung von
gewand und gewendet eine handhabe gewinnen liesze, vgl. indo-
germ. forschungen 14,417. sobald man jedoch den umlaut beim
verbum gewanden {s, oben) in belrachl zieht, für das jede un-
6289 GEWANDERE — GEWÄNDERN
GEW ANDERPR ACHT — GEWANDK ALL 5200
mitlelbare trklärung aut wenden *frM«<, wiri im» iUu* fw-
mtlitn itültpunkt auitchtiien m&urn. dagegen Httbt noch der
bedeulungtiutiiumtnhang lon gewaadrr mil gewandrei^irr und
gewandscbiieider. der abtr nur nn wahruhnnliehkeitimomenl,
jtdoch keinen twingenden grund für dittt erkldrung diubietel,
I) 10 ist aub der gewnnder relil, da; kam ludwaber nob
niemen der genant erziugel bi der rtlen oibt verkaufen aol
won bi ganzen lodeo. Augtburger itadtbuek (arl. u, f li)i.42
Meyer; man «ol ancb wii(^an bin wider da; die gwonder keiner
•Iaht kramgwant verkaufen auln nob da; die kouMule ao-
gfbwrol, ez »i «iden gwant, tidan golter cic (anm. tu att. u,
f 10) I. 41; verkauiret eiu gewander gewant unde enpbilbet daj
eime inider, da^ er von im ibl ia^je, e da; er gewährt wanie
der pbenoinge, die umba daj gewani horeiit, git er daj darüber
ieme der e; da kauft bat ane das gewanders wort, so ist
er dem gewander einer phenuinge «cbuldic ob er ai bat.
(dt!. 133) 1.317 Meyer; wir die driczehen gezunfle tu Spire.
die ducber, gewt-nder und snider ... die kremera und die
iioweler, aiCgewender . . . sngtiegere. (1337) teiUchr. i. ge$ch.
du Oberrheins 17,43; die tuecbler, gewandtier, so das tuecb
nach der elen ausschneiden, polieeiordn. ro» I&73 bei ScnOpr MO;
und «windet das cell reht alt der wink
do dem kiener, do dem gaweoder,
dort dem rebmao, hl« dem bcoder.
UAficaaoTtNsia dus hritiiie namfnbuch 469,
ftsäumeht liltri'ilur'lenkm.
3) manntgfallig beleyt sind diese eubstantivbildungen in der
eompotiUon.
a) ailgewender: darum begert da^ bantwark, da; die alt-
gewender binfilrier nit me sQllent nuwe sergen feil baben,
sunder nit me dau die sergen, die sQ in busret koufen oder
sust alt sergen, die inen fürkomen. Stratiburger itadlordnung
vom ende l&. jahrh. bei SciiMOLien t. to&. hier scheint naehlrilglieh
anlehnung an wenden und imar tm fieii«rea teehnisehen tinne (ein
kleid wenden) gesucht morden xu srin.- altgeweuder, interpolotor,
eiu altgewender, der alte kleider wieder neu macbt. UasY-
poDioa, alt gewUnder, der alte kleider wieder bessert auf den
kauff, als baretlinw&scber und dergleichen. Emhii. lylta Basel
N3'; fripier, altgewandser Dokz ^ruat. pramm. (td4&) 3I0.
b) die pleonostische Verbindung mit tuch: (tgL lon Terkoaften
des tucbgewands. Straub, stadtordn. ton 149« bei ScBaoLLia i. 96 ;
bi Heinizelin dem dücbgewender zu Würopffen. C f. Wsins-
abSG rinna/ttnea und ausfabenregister 34 «. a. ffl. indogerm.
forsehungen 14,417; vestiarius, (ucbgewender EaASMUS Albshos
NO«, dut. V; tbucbgwendter bei Hans Sachs (Merino) 7, 134
Keller u.a.; das dann die turbgewendere den wOliin webern
das abkaufen wollen. (Villingen 1536), leitselir. f. getch, d. Ober-
rheins 9, US; wunn freinbde tucbgwender oder ander krSmer
in sollicber Stadt IWieslocb) uf den jabrmarckten oder sonsten
fall baben, müssen dieselbigen zuvor ihr ebl den burger-
meislern anzeigen, oberrheinische sladtreehte l, 718(t&&7).
ÜEWANDEHE, n., nomcn adtoni.'! lu wandern, vgl. Campb
3,359. Heinsius 2,431. eine mundart/ir/i« abtweigung der be-
deutungsenlwicklung wird aus dem oberhess. Sprachgebrauch beieugt:
wandern . . . spuken . . . davon das gewander (gewAnner).
Crkcklios oberhess. wb. &03.
GEWANDEHMALER. m., -MALERIN, A; ein kronprinz kann
kein system ausstehen ausser das der attrakzion; keinen
anderen wabrbeilmaler als den gewündermaler. J. Paul palin-
genesien 3,70; der lektur hatte... die boftrauer schon an-
nnd approbiert ... die weiber waren ala hocbselige aus den
betten gestiegen, weil für diese fleissigen gewaodermalerinnen
eine lange wesenlette von rökken und von deren tragern wol
ao schwer wiegt als für ihre mfinner eine gekoppelte Sippschaft
von pferden. Titan i, 7o.
GEWANDKRN, terstdrktet wandern (t. d.), berUiH $uk eng
mit gewandeln (s. o.).
1) der iatraMiliM gebrauek.
•) aaitular«.
a) und ward der schnee so dick und so grosz, daai niemant
gewandern mOcbt. R. Zink d. stddtechron. S, 179 (Augsburg);
so baide es in bessenmg mit im kum, und ehr . . . gewandern
künde, in eigener person zu erscheinen. H. t. o. Plakits 6<-
ritkU (1521 /f.) t. 113 Virck.
ß) gewander hin, war v«olIest du (et aaifriila). milleldeuttcMet
«f«N^/iHm Jo*. 5, 13, I. ScnöüRACH Witner tiiJungsber. 157,10
(nim dein bette und gehe hin. Litbkr); und üb er übte wil
gewandem hin in der dritten wabte al dar, et ii m ferfia
wigiUn tenerü. ^eni* {Lue, it, si: and ao tr kompU Lothes);
da daekl si all klaabeli.
wie si von Mir gswaodsrt«
und dabin sieb veraadert«,
da Ir bascberi was Ir loU pMtiomal «M.ll Mlfks,
b) coiigredi, eommertium habere:
•I (sodsa bltchoir Br4n«a beisa
da{ «r d«a kunliig «ea iMbcisa
bar se Brnna« brsebM: '
detiar seblera osao aabta
twUcbrn la cewaadara
von siaeai blas dau aadam.
OrroaAa »irii. letmtkr. I4tll Stem^Ueri
mit uns gewanderni her und dar, kk nelktt tum lunL mälM,
etangeL Marc •, t, i. S€aOHa*ca «. a. o. (sind nicht aock MiM
Schwestern alhie bei un«. LtTaEa): und üb ein «ip sack ir
begir verlat ir man ond einen andern gelat ... bin t« ir |*-
wandern. ebenda Marc 10, 12 (und freiet einen andern. Lbibu).
2) Vereintelt scheint auch der transüive gebrauch wMt der he-
deutung mutare ton gewandeln übernommen tu setn, im vee-
liegenden fall allerdings unter dem einftuts des reimtmanfot:
diM harren all«
btti Ich des mio geiiue« slo,
da{ lob umb dea schaden aUa
gao iu dhala rede ander
Dimmar gewaadar. «Uerr. reimehremä USST.
UEWANDEhPRACliT, f., rgL: in rflcksicht des färben-
reichtbuma und der gewamlerpraebt. Ea. ScaiectL •,!!•.
GEWANDERT, parfiripiul^i ad)ectiv, mti dem gleickem t#-
deulungtübergang, der uns an bewandert vertraut ut.
t) dos particip in der grundbedemtmng : gewandert . . . peregti'
natus HoLsiDs (iOSt) IM*; gewandert, f«i muUas fooeefrawä
terras. Spiesea 15t*, ähnl. GoaTLts, Kiasca, RAiaa: gewandert,
qui a toyagi, qui exterat perlustraeit terrae naueeau dtct, du
voyageur Uj, ebenso Ponai, Vaüiao.M; gewanderter bandMfrcka-
ge.^ell, «N eoNipa^oN de meUiere qui a eouru pay$. Hcuioa
(1614) 163', ebenso {aufjabe roa 1631) s. 106*, ebenso no«rMM ätcL;
garfon de melier, qui a bien hantu et couru les fay$. RiaLtlN
381'; ein gewanderter bandwerksbursche, gatfon de meuer,
qui est alU voyageur. Scb«van (17b3) 1,741; gewandert, b«>
wandert, gereist bebbende. KaAiEa {MUnberg 1719) 3,9f*.
3) Übergang zur übertragenen Verwendung: dann es ao ein
grob, unverst6odig, auch ungewandert rolckb {die Mosemeitter).
S. KiEciEL reuen 115 Hassler; man büet sich (ur gewanderten
jungkfrawen, und nngewanderten jungen f:esellen. Hi<iisch
1594; er ist ein gewanderter gesell, einmal tu marckt,
zweimal zur mühle, und dreimal zu bad gewesen (imt Ver-
höhnung ton Stubenhockern), ebenda; ao soll doch tin jeglicher
Wundarzt von ihm selber erfaren, gewandert und geschickt
sein, ihr (der wunden) wesen und eigenschaft zu erkennen.
Pabacelsos opiii Chirurg. 7; ich will meine ontugenden so
wenig verbeten, als meine lügenden, damit... der unge-
wanderte leser auch erfahr«, was vor seltsame kautien es
in der weit gibet. SimpL ai9 neudr.; niemand, der auf dem
felde der Synonymik einigermassen gewandert iaU Wiican»
syn, 2, 5.
GEWANDESTEiN,».: gewandstein, ;aai^stoNe,i«Nd. Rcarr
lethnol. wb. I,3I0'.
GEWANDFALL, M., nr bedeutung rgL : alle hörigen hatten
dem herrn kopfzins und erbschaftssteuer zu entrichten. ... die
strengere form derselben, der 'buleil', hatte noch an meisl«n
von dem ursprOngüchen Charakter bewahrt, indem der Imtt
entweder einen anteil . . . des ganten beweglichen nacUasaca
oder doch des Viehbestandes, nebtt dem heergewcie itt ver-
storbenen mannes oder der gerade der versiorbeoen frao,
beanspruchte; die mildere form war die des 'falles' (atcrbfall,
todfall, oder der kurmede). wobei der berr nur das tieat«
stock Vieh (als bestliaupt) und da« baate kleid (als gewandlall)
erhob. R. ScaaOaiu 4. rttktt§mk.* a. 4M.
der zweite evmpvtihomitkeil mUfUkt kier die glekke bedeutmuf^
die da$ verbum fallen in wenämtfim wie jemanden zufallen
{mhd. Valien, gevailen), beimfaiiaa «atoMUil. vgl: gotes hiusem
viel daj ander teil. HAarnANv. Aob armer Heiuritk 35«: wa;
davon gevel et, da; ist csu anlwurtea in die losungsiubca.
d. stddtechron. 2, »4 «. a. danken weut val in der Hier*» tpruke
auch die bedeutungen *$U$rtj unterfang, te^ auf. i» mendmm§en
wie tie in: dia herachafl kit «•• alias iraa aigtDaa aaaaaa t«
vall« da; beste boobt («. aiM. ak »,Mf)iwftfia, Maale nMHs
val aaeA taa deeete waäesUtutfmuiltug ase uUtmi tiwaid asas
Niaa riek fir die «rUtovaf ««• safidlaa, kaiaBfaHea enteckeiden.
tmtktung aker vardint, dau lAtval ta der miUethodideutMhen
J32*
529 1 GEWANDFALTE — GEWANDGASSE
GEWANDGEHALTER — GEWANDHAUS 5292
periode iwei ganz verschiedenartige bedeutungen aufweist {tnhi.
tob. 3,222'): 1) tautologiscli = tod {vgl. d6 ich... den tödes val
in da; wajger woldc hün getan) und 2) in der rechtssprache
der erbscbaftsantheil, der bei einem todesfall dem herren des
verstorbenen zukommt.
dieser antheil ist im gewandfall auf das gebiet der kleidung
eingeengt, das einzige beispiel zugleich für die concurrenz zwischen
gewand und seiner mundartlichen (alemannischen) nebenform häsz
{theil 4, 2, sp. 555), vgl. hnezeval Grihh weisth. t, 6S. auch wat
ist in Verbindung mU diesem gebrauch von val bekgt, doch noch
nicht in composition: stirbt ain aigen man bi siner genozschaft,
da nimpt man den besten val und wat und wafen. vogleibueh
d. abtei Alpirsbach (i4üS) bei Bevscber 39. für unser compositum
fallen die ältesten belege ebenfalls noch in das \h. jahrh.: unnd
ob ain gottshusz sant Polayen man sturb und liberben ver-
iiesz, das nit knaben vrerindt, und der erbfal an frowen fiel
oder an töchteren, so ist der gwandfal des waibels inn dem
hoET, darin er dann bort, weislhum von . . . Mühlibach (1472) bei
Grimm <cm</i. 4, 408 ; item wan ein frauw in witwen stat ab-
gatb, so gevalt einem berren von Ouw ein gewandfabl und
ir beste pet und alles ir gespunen garn. öfnung zu Mülheim
(1475) 1, 262. später, als der brauch längst ausgestorben war, lebte
das tvorl noch lange lilterarisch weiter, in rechtsgeschichtlichen er-
örtei^ungen und in Wörterbüchern : und disz bat man bauptrecht
genannt, budtheil, gewandfäll, item ein todte band. Besoldds
thesaurus praclicus 342 {ausgäbe von 1697); weitere lilteratur bei
Brinckheieb gloss. dipl. 1,914, vgl. auch B. Sciihüder a.a.O.;
todte band, alias haubtrecht, wantmal, gewandfäll. Stieler 752^
gewandfall oder gewandrecbt. Cbombl 4, 1041. Adelung 2, 650
(gewandfall, niedersächs. walmal). Weissenbach 437*, ebenso
Campe, Voigtel, vgl, Tüiel landw. kx. i, iil.
vereinzelt ist auch in der schönen lilteratur auf den brauch
wieder bezug genommen worden: so etwas sollte der mensch
stets deponieren und alle freudenblumen aufkleben ... in
einem kräuterbuche; nicht einmal seine alten fracks, pikeseben
und bratenröcke . . . sollte er verschenken und versteigern,
sondern binhenken sollt' er sie als hülsen seiner ausgekernten
stunden, ... als gewandfall oder todte band, die der er-
innerung beimfällt von den gestorbenen jähren. J. Paul un-
sichtbare löge 3, 176.
GEWANDFALTE, f., im plural ersatz für den älteren gebrauch
von gewand in der bedeutung ^draperie', s. sp. 5266 : die äugen,
die nasen, die härte, die gewandfalten, die flügel der engel —
alles macht, obwobl mit dem pinsel gezeichnet, mehr den
eindruck, als sei es aus steinwürfeln zusammengesetzt. Muther
geschichte d. malerei 1, 16.
GEWANDFÄRBER, m.: gewandferber, waicker, Wäscher,
fullo, qui pannos et veslimenta lavat. Heniscb 1593.
GEWANDFETZEN, m. ; Michelangelos jüngstes geriebt er-
hielt, da die nacktheit anstöszig erschien, jene gewandfetzen,
die es heute entstellen. R. Muther gesch, d. malerei 4, 7.
GEWANDFIGUR, f.: die schönen, aus weichem thon ge-
formten arabesken, iöwen, greife, sphynxe und niedlicben
gewandfiguren nach antiken mustern gefielen mir fast besser,
als die bilder meines vaters. KCgelgen Jugenderinnerungen
eines alten mannes (2, 2) S3.
GEWANDFLECKER, m.: gewandflecker, interpolatores qui
antiquas vestes renovant. Pimcianus k2\ v^I. altgewänder
unter gewänder sp. 5289; kleiderflicker theil 5, 1079.
GEWANDFÜHRER, m., anknüpfend an die bedeutung von
pannus: der gewandfüerer oder gewandschneider war als
tuch- und leinwandhändler im kleinen dem tuechmunger oder
groszhändler und Verleger entgegengesetzt. Scbmeller 2^, 941.
GEWANDGADEN, m., anknüpfend an die bedeutungen von
pannus und vestis: gewandtgaden oder tucbgaden, panificina,
vesdarium. vocab. theut. (Nürnberg US2) üb; gewandgaden. als
von der vier gewant gaden wegin, da sie umb zweieten.
Frankfurt (1376), s. Diefenbach-Wülckeb 1,619; item da nu
Heintz Dullin und Henne Noszbaum usz der stad waren ge-
farn, da slosz der rad ir hoffe zu und ir gewantgaden und
versperten alle ir gut. d. städlechron. 17, 305 (Mainz); item
15 newe kammern in den gewandgaden gebessert, newe balcken,
und darunder benck. aufzeichnungen im Erfurter hof (löOO) bei
MicBELSBN 15. dazu vgl, gewantgaden, vestiarium, kleiderkanimer
(aus Twinger). Brinckmeier l, 114. vgl, unten gewandkammer,
vgl. kleiderkammer theil 5, $p. 1080.
GEWANDGASSE, f,, GEWANDGÄSZCHEN, n., an gewand
b: pannus anknüpfend: wie es dann alibier zu Leipzig eine
gleicbmäszige bewandnüsze bat entweder in unserm Paulino
coliegio ... oder vor collegio, und vorm thorwege, des ge-
wand-gäszgens. Prätorius wündsehel-ruthcr 153; wir gehen
nun vom alten neumarkte weg... nach dem gewandgäszgen.
dieses bat von dem gewandhause, welches die ganze linke
Seite desselben einnimmt, seinen namen. beschreibung der sladl
Leipzig 1784, s. 55.
GEWANDGEHALTER, GEWANDGEH<ER, m., in Nürn-
berger quellen älterer zeit belegt und zwar in der form gewand-
kelter. das wort knüpft an gewand = vestis an und verall-
gemeinert sich zu der bedeutung ^kleiderschrank' :
wuschtuclier neser und bentschuch
gewantkelter leden pulpit
und eilich pucher zimen mit.
FoLz (von allem liausral), fastnachtsp. 1217 Keller,
nun in eim winckel stund ein alter
grosser vierecketer gwandkalter;
den reisz er aulT und schawt hinein,
vermeint, es soU der laden sein.
H. Sachs (d. faul Fritz im kdler) 17,283 Keller-Götze.
GEWANDGELD, n., vgl. gewanden 11, 1. s. ünger-Khull
Steirischer Wortschatz s, 290.
GEWANDHALLE, f,, jüngere und vereinzelte bildung für ge-
wandhaos (s.d.); vy/. hallordtnongh des gewandtz für Düren
von 1618, s. Bonn etc. malerialien z. gesch. von Düren s. 43; bürger-
meister, schöCfen und ratb erhielten das recht ... den gross-
bandel mit wollentuch ausserhalb der gewandhalle straflos
gestalten zu dürfen. P. B. Bergratb annalen des hist. ver. f. d.
Niederrhein 5. HO.
GEWANDHÄNDLER, m..' gewandhändler, der gewand oder
tuch nach der eile ausschneidet und verkauft, ein gewand-
schneider oder wandschneider, a draper, a woollen draper, he
that sells woolen cloth by single ells. teutsch.-engl, lex, (i1l6)n0;
gewandhändler, le marchand drapier. Scbwan 1, 743.
GEWANDHAUS, «., mit anknüpfung an gewand = pannus,
ganz selten auch mit anlehnung an gewand = vestis,
l) der allgemeinere gebrauch, die anknüpfung an pannus,
vgl. tucbhaus, tuchhalle, auffallend ist, dasz gerade hier auch
formen mit wat belegt sind: e; sul auch niemand sten mit graven
noch mit leinem tuch ze marckt, er enbabe denne ain panc in
dem watbause. Nürnberger polizeiordn. 162 Baader (an der gleichen
stelle auch tuchhaus) u. a.; niederdeutsche quellen bieten die form
wanlhus: wat de rad bedde an worttinse unde an ervetinse,
alze an husen, an worden, an wanthuse, an beckerschernen.
Braunschweiger zinsbuch von 1401, d. städlechron. 6,125, anm, 2;
do sloghen se dat radbus vor one to: dar hauweden de
timmerlude mit den bintexsen in . . . unde tobreken dat
jamerliken entwei, so dat de beren achter affkemen na dem
wanthuse. Braunschweiger schichtbuch (zu 1512), d. städlechron,
16, 453.
a) die ältesten bekg« fallen in das 14. jahrh,: da; nft noch
nummermS in der . . . nuwen Stadt . . . nichein rätbus edir
r^le sollen si edder werden, noch gewantbAs, wdgbAs noch
koufhüs. Nordhäuser Urkunde von 1365 (vgl. Becb (7erm. 20, 38) ;
soe bebben wi onser slat van Goch weder georloETt . . . dat
die burgermeistere schepen ende raet der vcerg. stal, een
vleyshuys ende een gewanthuys selten ende maken moegen.
Privilegium herzog Eduards v, Geldern für die Stadt Goch (1370),
annakn des hist. ver. f, den Niederrhein 6, 69 ; in dem sehen jar
namen die beren van Colen unser frauen bilde vur deme
gewanthuse, dat nu fleischhus is, ind satten dat bilde zu
sent Mertin. d. städlechron. (idTl) \3,li (Cöln); und das waszer
stemmet bei der flaiscbprucken untz zu dem gewantbaus an
dem marckt. (1445)1,412 (Nürnberg); item im dreu und
sechtzigisten jare vor Walpurgis hab ich von dem gemach
im gewantbaus geben anderhalb nacht von vierhundert
schefflein ie von einem ein pfenning. Tucher baumeisterbuch 114,
ebenso 246, vgl. oben sp. 5283; gewantbausze oder tuchbausze,
pan7ii(ortum. voc, theut, (Nürnberg 1482) M5; gewanthusz, pannt-
torium, vulgo tuchhusz oder gadem. voc. incip. theut.; gewant-
huyss, pannetum Schuerbn Teuthonista 304'; tuch und gewand-
baüser etc. werden billig... an bequeme örter geleget. Gbuber
friedens und krugsschul (1697) 288.
b) sokhe verkaufshäuser, die, wie die tuchhalle, das gewand-
haus, zu bestimmten Zeiten leer standen, boten dem städtischen
gemeinkben gekgenheit, in breiterem rahmen sich zu entfalten;
begünstigt wurde diese entwicklung vor allem an den orten,
wo die kaufhalU im untern Stockwerk des rathhauses unter-
gebracht war, vgl. Schmoller Strasxburger tuchmachtrxunft s, 393,
5293
GEWANDHAUS
GEWA5DHÜF~ GEWANDKAMMER 5294
$0 u-urd* der name gewandbaui aUmähUch mit nnriehtungm i»
btiiehung gebracht, die itm trtUn gebrauch sehr ftr» ttehtn:
gewandbaua, groaiea gebfiad« in meii und iiiarktiUdlen, io
welcbem die tucbmacber und wollwarenfabrikant«o ibre
waren feilbieten konnten, sie entbleiten nicht selten »Sie
lu innungsfeslen und wurden aucb bler die fabnen und
dekorativen festgewQnder aufbewahrt, im Innern befand alch
in der mitte eine atraate und reclil« and linke die Terkaufa-
Iflden ... die bekonntrslen bauten dieser art dQrrien daa ebe-
malige gewandbaua in Leipzig und jenes in Kr.ikau aein;
letzteres wird nocb heu(e als Terkaufsbaua fQr verschiedene
waren benOtzt. Luickr tu. d. gtsammten ttchnik 4,033. dat
ytwandhaui in Leipzig darf hier wol alt typisch gelten und in teinen
entwicklungsformen verfolgt werden, nach ditur teile beanipruchen
tehon dte 4 venchiedenen bauten, um die et tieh hier handelt,
htaehtung. das ältette haut diente tunichtt nur terkaufttwecken ;
$t wurde SM ende det 15. jahrh. durch einen neubau ertettt, der
mit dem iewihaute fufamm<n ttiets. auch dieter bau wich in
der mitte det ig. jahrh. einem neuen bauwerk, dat nur im
erdgeschost wid ertlen stock dem handel und gewirbe diente, im
obtrsten Stockwerk jedoch tdle enthielt : den saal für dte städtische
bibliolhek und den ball- und eoncertsaal. aus diesem concerl-
laal haben die (jewandhauuoneerU den alten innungsnamen au
das musikalische gebiet übertragen, so dass, als lu ende des
10. jahrh. der bau eines coneerthauses notwendig wurde, dieter
neubau, der mit der tuchmacherinnung gar nichts mehr tu tliun
hatte, doch in dem namen gewandbaus den historischen lusammen-
hanij aufrecht erhielt : nachdem die ersamen meister desz handt-
wergs der wolleweber . . . das haosi über dem loche gelegen
. . . lange zeit und Jahr in irer besitzung und gewehr gebapt
haben ... das sie ir gewandt und tuch, das sie selbst machen,
dorufT alle niarckttage . . . feil bähen, auch ir gewandt doruff
dene, die das von ine bei der elen kaulTen wollen, «chneiden
mögen. Urkunde von 146», Leipziger urkundenbuch 1, nr. 440
{vgl. schon aus 1341: punnilicibus Lypcensibus dümum quandam
aitam iuxta institorea . . . super via, qua« in vulgo dicitur das
Loch ... possidcndum contulinius. Urkunde nr.34); wir werdenn
beriebt, das . . . ir uch an dem gewannt hawsze, daa ir vor-
ezeiten mit unnser gunst ... zcubawen furgenomen, zcubawen
gar leszlicb irtzrigt habt... und uf daa ir sollicb baws deste
stutlicber . . . bereitenn muget, so ist unnaer begerung, das
ir ollen bürgern bei uch saget, daa sie sich mit Iren gebcwden
...bis ir das bnus vorbringt entbaldenn, und allen zeiget,
den ir kont gemachen . . . aileine zcu bauwunge des hawses
gebraucht, schreiben det kurfürsten Ernst von Sachsen an den
rat SU Leiptig 1478, ebenda nr. 498; item dem priori zu sant
Pauli abir für 67 «Wi maurstein, die er dem rate zu dem
gewanihausxe gelassen bat . . . 67 sz. silbernn. Urkunde des
predigerklotttrs von 1481, ebenda 3, nr. 243; den 10. august (1740)
liesz e. e. hocbweiser rath dieser Stadt den anfang zu
bauuDg des gewandhauses machen, und zwar mit der bSlfte
nach dem neuen neumarkt zu, welche bis auf das unterste
gewolbe, worinnen die wollwange sieb beflndet, abzutragen,
es soll das ganze gehaude zu e. hocliw. ratbs bibliotheque
und andern dienlichen behaitnissen eingerichtet werden, aut
RiKMiaa Leipt.jahibuch bei Wustmarn quellen sur getch. Leipsigt
1,217, vgL auch t. 277; den 18. srptember (1706) ist ein neues
collegium musicum. das universitatsconcrrl genannt, in dem
cramerbause auf dem neuen neumarkle zum erstenmal probiret
worden . . . den 6. august (I7eb) bat daa allbier befindliche
collegium musicum im gewandhause wegen dea . . . namens-
festes . . . unsers gnSdigsten landesherrns eine feierliche
cantata . . . aufgefohret. ebenda t, 4S3; das gewandhausz,
ein schnnes steinernes 1740 erbautes gebSude, ist unstreitig
unter den Öffentlichen hiesigen gebauden daa achOnale und
von edler bauart ... im erdgeschosse ist die wollwaage . . .
wo zugleich die Offtntlichen auctiooen gehalten werden, aonst
aiod in diesem geschusse noch einige niederlegen für kauf-
leule. das mittel- oder halbgescbosz dient zum gewandbause,
wo measenszeit die fremden tucbmacber und tucbhändirr ihre
waaren feil h.iben; ausser der messe macht ein theil desselben
den fechtboden aus . . . das dritte oder hauptgeschoss ist
ein grosser schöner von allen aeiten erieuchteter saal, auf
welchem seil 1747 die grosse und kostbare ralhsbibliothek
aufbewahret wird, besehreibung der stadt Leipzig 17&4 t. bh;
durch gute Verwaltung und kluge anwendung dieses Ver-
mögens . . . war diese bibliothek im jähr 1739 schon 800(0
bände stark and der rath liea daher auf dem einen OOgel
des Zeughauses, dem beutigen gewandbaua«, 174« 4m
wartigen saal aufrichten. Letpvg, ein handhtek f»r aik'Siimt
mettpklt beturhenden fremden (IW)]), (.40; in sweilMi stuck
(det alten teughautet) richtete man den plati zu einem gewand-
boden fOr tuchiMclMr ud tuchhlodler «in. im dritten atock-
werk machte mao ant itm einen tbeile d««selbeo den konzeri-
aaal und aus dem anHern drn ballsaal. ebenda t. 43; mihrtüi
ich dieses vollendete, lernt« ich io den Leipziger |«wan4ha««-
concerten tuarst BMtkOT«o'scb« muiik kennen (It27): ihr
riodrurk auf mich war allfawaltig. Kichabo Wtcnta {sebtt-
bio'iraphu-) werke \*, 0: «!• e« ia* publikum verwirrt . . . Rostini'a
oiiveriiire zu 'Wilhelm Teil' in demselben konterte, io weleben
es Handel und Beethoven gebOrt halte, mit . . . jubal aofzs-
nehmen, wie ich diest selbst meiner zeit in einam 4ar ba-
rilbmten Leipziger gewandbaus-koozeri« erlebte, (ierieht Mar
eine in München s. erruht, deutsche muttktekule) S', I5S; io
meiner Jugend wurden in den herObmteo Leipzigar gewandbaa»-
konzerten diese stocke einfach gar nicht dirigirt; sondern...
unter dem vorspiele des damaligen konzertnieisteis Mattbai
wurden si« etwa wie die Ouvertüren und entreakle im Schau-
spiele, abgespielt, {über das dirigiren) 270.
2) dieser glänzenden entwicklung steht die ankhnung «• gawao4
•B vestis mit nur tehr betcheidenen antdtttn gt§ntktr: M
Di8rK:<isAci-W0LCiEB 1,018 ist aut tocahtUaritn wAf itr b*-
deutung pannetum auch die von retliarmm belegt, dciu vgl.:
und sprach zu dem, der über das gewandbaua was. Zürtcker
bibel von I&30, 1 kön. 10 (qui erant super wetU$; klaiderbaoa
bei Ldtiib). vgL kleiderbaus thetl &, ip. 1080.
GEWANDHOF, m., t. wandhof.
GEWANUHOSE, ^, mit anlehnung an gewand » pannM.'
gewandhose, hose aus 'gradel'. U<icia-Kaau Sleir. weHacA.
5. 200. vgl auch gewandleibel ebenda, tgl. gradel, fcstar oloff
aus baumwolle oder leinen, ebenda t, 3oi.
GEWANDHCTEH,«., GEWANDIlCTEHLN, A die formen ent-
tlammen den* mittelalterlichen baJeleben und beliehen tieh tuf
die Obliegenheit det dienenden pertonalt, dte kleider der §4tte xm
verwahren, während diete badeten, die männliche form ttl $eUener
und nur lexicalttch belegt: eaptariut, qui rettiment* ttuetpt*
cuttodit, gewaodhleter {im bad). Piivicunos prompf. (1616) Cs'.
das fem. ertcheint namentlich in rechttsatiungen, to alt vuriantt ftr
baddienerin in mehreren handschnften des rechttbuehs Rcraicara
V. FaBTsiN«: bat einer der paddinrnn {vananttn gewantbOterio,
gwaothOterin) sein gewanddt zu behalten geben . . . ao sol
er den ane sprechenn umb das gewandt das er verlorao bat.
2, cap. 30 Maurer; vgL auch: swa| der selb und sein banafraa
und sein bausgesind ze päd verliesenl, da^ siillen die gewanl-
hütterinn gelten, stadtreckt von Münrhen 333 Auer, vgL «Mb
PiKIClANOS Fl*.
GEWANDIG, adj. aus Nürnberger und Ulmer munitrt wm-
gleich belegt, nach den betreffenden üxicalischen angaben sdMabar
auch mit der gleichen ausdehnung det bedeutungsumfangea. im
Wirklichkeit wird jedoch wol su trennen sein:
1) an die unter 3,a, /3, 6)) {vgl. sp. bVü) gebmckU unUrmrt 4«r
bedeutung pannus lehnt sieh das adjeeÜf <■ 4cr i^biabarfsr
mundart an: gwantig {Sirnberg, Hsl) tob tbebar«, dicbl, fal.
ScaaiLLBB 2*, »42. ähnL Scbmid idurdk. mk. MI.
2) mit der an der bedeutung testfs kervtrgektkenen beUtimm§
des faltenwurfa stimmt ükerein: g'waotig, lang and weit to-
gescbnitten; ein gwaotiger rock {Ulm). Scaaio tekm4k. mh. at7.
ähnL SCBWELLEB 0.0,0.
GEWANDKALTER, «. gawandgeballer.
GEWANDKAHMER, f., ebenfaUs tnit S MnU■■fn^ j» Mob
der anknüpf ung an ponniu oder tetik.
t) anknüpfung an fnnut, rgL gewaodkeller, gewandfidM,
gewandlaube: darnach ao ban ich gescbafl bero Otten itm
pharrer le ROrnpach und aeinen nachchomen drei schilliaga
Wienner phenning« geltat purcbrechtes aaf Rflgera atobM das
Haemler, dem got ganade, deu da stet aaf der gewant cbamer
under den lauben. (1340). Urkunden d. Benedtctiner-abtei tu i.
Sekolten 196, föntet 3,18,2S3: bath der rat die eldesten besant
unde aint desz ein wurden, das iczlich betessen burger, ap er
auch nicht eine gewantkammer halb, in siorm haae ein tueb
adder zwei vorkeuffen adder anideo OMf ane wandel. ratht-
betekluts von 14&3, Le^nger urhnitithuk 1, «r. 298; noch-
demmole das di tochter . . . unde N. mk irtr volbort und si
keinwortig sich mit im vorpfendet unde vorlobt habin bi
alle irem erbe unde bi dem stein huste, bi einer halbin ge-
wand cammere unda bi aine cronia, ao ea iat N. ainas wibaa
5295 GEWANDKARRE — GEWANDLAUS
muter donimb nicht pQicbtig czu antwertten. Magdeburger
fragen 1, 4, 8.
2) anliuüpfung an gewand = »««<«, vgl. kleiderkammer theil 5,
sp. 1080: gewandtkamer, zaberna, camera ubi vestes vel aliae
res ponuntur. voc. theut. 1482 (Nürnberg); vestiariumy gewand-
kamer. voc. ai/)/ia5. Diefenbach 6l6'; es sol auch ain gemaine
gewandkamer gehalten werden und sol kaine ir claider hinder
ir haben in ir zellen. Geilek has im pfeffer b3'; »es(t-
arium, ein kleiderkast oder kieiderschranck, gewandkammer,
garderohe. Hulsiüs {1632)389"; cipressen holtz ist zu allerhand
bild und götzenwerck, trog und kästen, arcken, oder gewand-
kammern darausz zumachen sehr dienlich. Sebiz /eW6au 258;
du magst in die gewandkammer gehen und dir auswählen
nach belieben. Hermann Schmidt {Friede/u.Osu'aW) 21, 23; Pollux
halte alle für diese Verkleidung nöthigen Sachen der gewand-
kammer seines meisters entnommen. Ebebs der kaiser 2, 30.
GEWANDKARRE, m., zu gewand = ponnus: dasz wir...
euer gewandkarren lassen gen, als uns dag empfohlen habe
unser gnediger herr der keiser. Nürnberger rat an Regensburg
(1354) bei Gemeiner Regensb. chron. 2,81. vgl. gewandschiff.
GEWANDKASTEN, m., vgl. kleiderkaslen theil 5, sp. 1080:
capsa vestiaria, gewandkast. Pinicianus A4, ebenso S. Heyüen
nomencl. rer. dornest.; gewandkasten (der), vestiaria area. Maaler
17S', ebenso Fbisius 1371'; darnach gieng si weiter in einen
gemach, darinn auff ainer seilen vil gewandkasten stünden.
Schaidenreiszer Odyss. 88'; wolan sprach mit freundtlichen
Worten die jungfrauw ... ich wil euch mit einem lün-
dischen hosenlhüch begaben, gieng hin über ires vatters
gewandkasten, holete und bracht es im. Kirchhof wendunm.
1,393 Ösierley; inn gewandkasten und tröge gelegt, bewart
die kleider für den motten und schaben. Sebiz feldbau 247;
dieses heiligthum (crucifix) war in Verwahrung geblieben bis
auf den Christabend, an welchem es mein vater aus einem
gewandkasten hervornahm und auf das hausaltärchen stellte.
RosEGGER {waldheimat l) 8,54; als er {der buuer) aus seinem
gewandkasten ein frisches linnenhemde herausnehmen wollte.
ah ich noch jung war 18.
GEWANDKAUF, m. tachhandel: item ein burger sol nit mit
einem frembden oder auswirdischen ... in der Stadt gesel-
schaft machen, wider an getreidich, meltzen, schencken, an
weinkauf . . . und gewandkauf, und an allern andernn kaui-
nianschatzs, domit man liandel treibt. sladtreclU v. Arnstadt 121,
s. MiCHELSEN rechlsdenkmale aus Thüringen, vgl. gewandschnilt.
GEWANDKELLER, «i. : und ein phunt geltes leit ouf hern
Cbunratz des tuechscherers hous, dag da leit bei des Scherautz
gewant cheller an dem hohenmarcht. Urkunde (1336) des stiftes
Klosterneuburg, s. fontes 2, 10, 259. zu dem compositum, das bei
kleid kein analogon findet, vgl.: der mit gewand 'ze gadem'
orfer *ze kelr stat'. Augsburger sladlbuch bei Schmelleb 2^,941.
GEWANDKELTEU, s. gewandgehälter.
GEWANDKRAM, m.: gewant — sive tuchkram, ofßeina
pannaria. Stielbr 1024.
GEWANDKRÄMER, m., vgl. kleiderkrSmer theil 5, sp. 1080.
GEWANDLADE, f., vgl. kleiderlade theil b, sp. 1080: capsa
vestiaria, gewandtlad. Erasmus Albekus novum diet. genus G 6.
GEWANDLADEN, m., im gegensatz zum vorhergehenden mit
anlehnung an gewand == pannus;
über Dromonem ich bie klag,
der ist in mei gwandtladen kommen,
hai fünfTzen elen thuch genommen.
auff borg. H. Sachs (Henuo) Heller 7,141;
weil ich das tuch im geben han
ainig allein in mein gwandladen.
beweisen kan ich nit den schaden. 142;
gewandlade, tuch laden, taberna vestiaria, pannaria. Henisch
1593; gewandladen, m., a wooten drapcr's sAop. teuttch-engl. lex.
(1716) 770.
GEWANDLAPPEN, m., vgl. auch oben gewandfetzen: so
rausz man ihr auch die herausgehende mutter mit gutem
altem warmen hier ... waschen, da keine butter innen ist,
und darnach wider hinein thun, und einen blawen gewand-
lappen vorhalten. Coleh hausbuch 2,214*.
GEWANDLAUDE, f., knüpft an gewand = pannus an. vgl.
tuchlaube, brotlaube u. a. «Acii 6, sp. 291: gewandloube, sceno,
locus umbrosus, ubi mercatores stant. voc. theut. (1482 Nürnberg).
GEWANDLAUF, m.: gewantlouf, oder rote mugk od. snack,
einifes. voc. theut. (1482).
GEWANDLAÜS, f., vgl. kleiderlaus theil 5, sp. 1080 : pediculus
tabescentium ». vestimenti, die die sogen, laüsesucbt erzeugende
GEWANDLAÜSSGHMIERE — GEWANDLICH 5296
gewandlaus. HOfi.bb deutsches krankheitsnamenbuch 356. es ist
in einzelnen fällen schwer festzustellen, ob bei der form nicht
die wandlaus (wanze) gemeint ist, wie z. b. bei Stalder 2, 434.
dies gilt auch ßr
GEWANDLAÜSSCHMIERE, f.: gewandlausschmiere, ungt.
hydrarg. pedic. Holpert volksthümliche arzneimiltelnamen 65.
GEWANDLER, GEWENDLEH, «i., rpj, gewander sp, 5288:
auch mochten si ain pruderschalTt,
dar under waren vil namhafft
erberer, treffenlicher laut . . .
arskraczer, refler, tendier,
mantel pleczer, gewendler.
Mich. Ueuüiii buch v, il. Wienern 812,3;
und ain kelber arczt hiess Czimas
pei den ungetrewen waj.
und ainer hiess der Jörg Flechseli,
Steffen Stubenschaber, sein gsell,
dise zwen woren tendier,
auch waren vir gewendler. 14,19;
die tuechler, gewandtler, so das tuech nach der elen aus-
schneiden, polizei- Ordnung v. 1573 bei Schopf 800; der alt-
gewandler (Nürnb.), der mit alten kleidern handelt, irödler.
ScHMEi.LEB 2'', 941. vgl. auch Unger-Kiioll s. 290.
GEWANDLERIN, GEWENDLEHIN, f.: item gewentlerin
Gertrudis de area 3 denarios. gesammturbare d. bisthums Freising
(1316), fontes rer. Austr. 2,36,365.
GEWÄNDLEIN, n., mhd. gevvendelin, gewändelin, vgl. mhd.
wb. 3, 6S4'. /rüÄn//d, gewentlein, gewändtlein, gewändelin, ge-
wenllin, vgl. Schweiz, gewandeli. die diminutivform (vgl. kleider-
lein theil 5, sp. 1080) ist einerseits mit bezug auf einfache, ärmliche
kleidung belegt, andererseits wird sie auf die kleidung der kinder
angewendet.
1) der eselsere sprach dö :
'guot man, wie redest du nü so? . . .*
er zöh üj sin gewendelin
den li€rren glouTt er dar in. kaiserclirontk 1744;
wau daj mir din genäde gebe
die spise und da; gewendelin
diu mir gemieje beide sin.
K. V. WÜBZBURG Eiigelliatd 6105;
in irem groben gewentlein in den palast zu einer kamern in
die andern ... sich zu aller schnöden arbeit schickt, decam.mi.
2) gewandeli (kleidchen). glossen zum seelenspiegel bei Mone an-
set^er 8,490; aber an einem mal, da wag si an irm gebet: da
sah sie in {Christus) aber in siner minneclichen kintheit, und het
schon gewentlin an und spilt vor ir gar minneölich. Nonne
V. Encelthal büchlein v. der genaden überlast 36, 5 Schröder;
und {das kind) halt sein gewändelin noch an und gantz nass,
als ob es ertruncken were. M. v. Kemnat chronik Friedrichs I. 120;
liesz eilend lauffen die trabanlen
das sie das völcklein zamen manten
dieselben dann auch gar bald kamen
mit böres krafft das hausz einnamen
der nächsten einer einem knaben
thet unden unders gvs'ändtlein traben.
FiscuART flöltli. (1573) 17 neuitr.
GEWANDLICH I, nebenform zu gewanlich, gewonlich, ge-
wöhnlich, s. das letztere; vgl.: so soll er die gemainschaft und
kauffleut halten bei allem herkumen und gewandlichen Ion.
üsterr. weisth. 5, 148.
GEWANDLICH II, GEWÄNDLICH, ableüung von gewand,
vestimentum.
1) das Substantiv als collecliv ist litterarisch aus Hans Sachs
und Ayber viel bezeugt, neuerdings läszt es sich aus Harzer
ntundarten belegen, vgl. auch oben gewandacb, gewandich:
ich hab zwen spitzbubn dort c:elunnen,
haben mir all mein gettlich aogwunnen,
... als ich nun kein geltlich mer het,
ich mein gwentlicb zusetzen thet.
H. Sachs (d. verspilt reuler) 21,82 lielter-Gölie,
ebenso s. 88 u. u.;
heut frü, frö, frü er auffstehn ward,
legt sich an, weils noch finster war,
und sucht zusamm sein gwandlich gar
und mir ein guten morgen bott. (frau Berilola) 16,115;
zw Straspurg war ein Sprecher,
ein gueter toller zecher,
was er des tagsz gewone,
das war zw nacht vertone,
derhalb ging er zw — rissen,
in gwentlich, alt, zerschlissen.
22,416 (</. spr edier mit dem rock);
ir hauben ligt im kot herumb,
deszgleichen ir scburtz und gwendlicb.
Jac. Atrer (von einer versoffenen bäurin) 2627 Kelter,
ebenso 3001 (der verlawfl Franciscus);
6207 <;i:WANI)LOS~GEWANnMAUKT
GEWANDMASZ ~ GEWANDSCHNEIDER 5298
gewandlicli, netitr. tt. eig. die griamcntbeit der gewaode; aber
doch meist in der bedculiiog kleidungiilUcke gehraucbl, daan
•achen: ici gewandlich namine, «eine aacben aufnehmen.
G< ScBOU EwtrhartMcht litter, t. HcaRiCit archiv 60, 430.
1) dir neuertn tprachi — iet gewühlttren ttiU — gihdrl das
adjeetiv an, dat ieintr$eil$ iritder iubituntniert erichnni: dat
gewundlicbe (des pnrlraila). nattonalteitung 24, 196.
(iEWAM)LüS, adj., von Ki opitoci eingtbürgtrttt eompo$ilum,
grgin dat rieh Sciiit-iiAicH im neol. wb. 157 noch $p6ttiteh »endet.
WiFLAND hat et wieder aufgenomtnen, vgl. kleiderioa bei GOTiii,
I. tkeü b, tp. 1081 :
Ich Qoli. und kam mit lerfllagendea baareo
und mit a«cir aul dem hsiipte, gawaodloa, eottielli, und ver-
wildert
unter dai volk. Klomtook Uettiat 4,88.
diitu vgl: gewnndloa bcUzt loa vom gewande, oackt aein.
ziehe ich also meine husea uua: ao bin ich boseoioa; und
Itiszt die Jungfer den rock fallen, ao iat aie rocklos. SchOhaicii
neolog. wb. i&7;
Rucli Junons majesilt bequemt sich allgemach
lu dem, woi. ohne «olche gründe,
»ie Ihrem munne, lelbtt Im ehilcben gemach,
noch nie gestaltet bat, noch Jemals lugeitOnde.
gewandloi iieht de da.
WiBLANO {dat ui theit det l'arU) 10,169;
gewandloa, adj. and adv., vithout elothtt or drett. HiLPaai
t, 463*.
GEWANDLOSIGKEIT. f., t. Campe 2,859.
GEWANUMACllElt, GEWANDMECilEtt m., mit anknüpfuno
an ge«and>spannus; dat wort tteht also in gegensatz tu kleidcr-
macher {vgl. thtil &, tp. lOSl), dem es sich erst in dem neueren
gebrauche eines bairischen tdiriftttellers nähert.
1) auf den siihen tag ward verprant bei Nurenberg Werd,
do warn vi! gewniilnuicher gesessen, üi man-Sthomer t.d.ttadle-
ekron. 1,43; wir die meistir gewaiidmechir zu bVankenford.
die dun kiint unsern herren den schefTen und dem rade ge-
roeinlich unse gewouheid und unse bescheidenbeid. (18551,
t. ÜuHMBR urkundenb. d. reichss'.adt Frankf, 1,635; wir die sibrii
bantwerke der egenant stetde und furatetde, mit nameo die
gewantmechere, die beckere, die bruwere, die acbucliwirtin,
die nei^cbhauere, die amiiie, die anidere. vertrag d. ttadt Wetxlur
mit ihren yldubigern (13S2), I. Fichard archiv 1, 1*7, ebento 193. 195 ;
f^r aucA hessisches urkundenbueh 2,5^8.660; und suiien oucb
in unser stal Duirenn nict meh a!sz seven ambacbter . . .
gehaldenn werdenn; nemlich dat smede-ambacbt, gewant-
mecher ampt, die hruwer etc. ordnxn; von 1S45 bei Bonn . . .
maier ialien t. gesch. Dürens s. \3Z; den gewantmecherenn seint
zugeduin: die lincnn weher, ebenda; gewandmacher, panni/irx.
voc. incip. theut.; gcwanimecher voe. rer. bei Dikfenbach 409';
gewandniacber, /; friseur de drap. Schwan 1,743; daiu vgl.
wanilmeker Berliner stadtbuch I8, ebento 2S; wandmuker bei
SciiKRZ 1935; wandmaoker, der tucbmacber Dannkil wb. d.
allmdrk. muiidart 243. in der wissenschaftlichen litteratur wird
das wort gelegentlich aus der spradie der Urkunden wieder ein-
sitbilrgern gesucht: über den umfang des gewandmncher-
gesrhliftes in der Stadt Goch selbst während des 14. u. 15. jahrh.
gehen uns eine menge von Urkunden auskuoft. P. B. BKacaaTn
annalfn det htst. ver. f. den Niederrhein 5, 103; ein grosser tbeil
der gewandmacber besass eigene rahmen mit bleiche und
zuhcliür in der nUhe der Wohnungen. 104 u. a. vgl. daxu
gewantmaker in den Urkunden, ebenda 6,71 u. a. vgl.: gewaod-
maker, vtrvaardiger va de eent of andere stof, bepaaldelijk laken-
wever. VtRwiJS-VKnDAU 2, 1S61.
2) da waren tuchhiindler aus Fellkircb, gewandmacber
(Schneider?) und schütter aus dem rührigen Dorenbüren.
IIeiimann Schmio {Friedel u. Oswald) 23, 70.
GEWANüMALtlltl, f., von Caupi 2,359 als nru gebüdeUt
•Ott aufgeführt: gewandmahlerei, i. gewanddarstellung.
GEWANDMANN, m. luclthdndUr. dat uort ul nur aut Batler
tiriiHnd«n belegt, vgl. gewandbündler, gewandschneider: ich
Dyeboltt KyfT, burger und gewundlman inn Basell aoDo 1583.
BasUrchrontken 1,219; uff aundag . . . geschach ein joroerlicbe
niordt, so Cristuffel Buumgartter, ein gewuntraan und nam-
halTliger burger hie zu Basel, begieng an sim ellicben wib.
(1532) I, 140; von dein grossen morthandell, den Stoffel Boum-
garler der gewandtman an Elszbethen Daviden siner eegemahell
. . .begangen halt, {ralsbticher) 4, 9S.
GEWANDMARKT, m., xu ge»and = pannus, vgl kleidermarkt
tkeil 5, sp. 1081 : wir gebieten und setzen, das niemao af kaineni
narchte i« Pare, le Traia, z« PruOs ood ze Lioi «ol da cbaia
linwat vercbofen, wize ooeb rowe, wan tri« tage for den
gewaode marcble. verordHung i. ttadtratket xu K—ttanx (t28t) in
seHtekr. geteh. Oberrheitu 4, 49.
GEWANDMASZ, n.; von gewaodmaas: 22 l8cb ist aio aan
gwantz, 24 eleo machen aio t6cb, 4& parebeot ist aio fard«!,
18 eleu ist aio parebeot {ib. jakrh.), s. Schvillu I*, Ml
GEWANDMKISTEH, m. i) aufttktr üh«r ü» gnnadkammcr:
in der sele closter »ol got Ooaer barr« prior aio. kMckaidM»
halt Hubprior. armuot scbaffoer. vorble p^rtoar. d«nB«CkaU
gewantmaiater. minoe diu rege!, warbail der lesnaisttr. VM
der seit elotter, alld. predigten u. gebele 51,2 ft<t WACica<i*ceL.
2) »MltariiM, eio gewaodroeister oder eio kleiderverkanffer.
HuLRios (1632)889*, ebento Aiaaos. CaLipmof (1SM)2,M1.
GEWAiNDMEiSTKHIiN, A. <« gewaodmeisUr i): daa anl dar
aller gewaodmaieterin bat drei unierablheiluogrn : die »oliM
kamerin ... die lini kamerio ... die belcrmaitletio. atUktdk
d. Dominikanerinnenkloitert tm bedingen bei SraAUcii Marfwetk»
Ebner u. Heinrich v. Sördlingen 336.
GEWA.NDNADEL,^; die gewaodoadel oder Übel. Ha'tae der
menteh 2,691; sie {di* nadel) dient voroehmiicb einem doppelt«
zweck: entweder zum nähen (als oabnadel) od«r zun in»
sammenbeften — und halten des gewaodes «mUt haarM (al*
gewand- und haarnadel). 570, vgl. amek ScaaaaBB rtaät*, 4.
indogerm. alltrtumtkunde 29t u. 78v.
GEWAND.NER, m., t. gewander.
GEWANDBOLLE, f.: gewamirolle {dUere tpratht) Wäsche-
rolle. UncER-KiiULL Steir. worltch. 290. du kedeulung ton wiUth«
für gewand, die in beiui4 auf du erkldrung von badegewand
{rgL tp. 5237) ron wiehligkeü ist, wird für die Altere tteuitekt
iprach* ebendort auch atu den eompotüu gewaodsack (sack fttr
witsche) und gewaodseii (wischesirick) erwietrm.
GEWANDS, •., mundarliicA« eoUeetivform für gewaod «■ mtti-
mentum, u oben tp. 6266.
GEWANDSAME, m., vgl kleideraame tkeüi, »p. 1082: maa
inöcht disz gewechs {botris, draubenkraut) auch gewaod oder
moltensameo heissen, daruwb das die weiber zu Pariiz legena
zwischen die kleider und leinen get&ch in die arcken, von
wegen des aOasen lieblichen geruchs. Bocs kriuterb. 336* ;
gewandsamen, chenopodium botryt. NEMMica lex. d. naturgtttk.
3, 19i (unter chenopod. botryt 1, 1014 fehlt unter wort, hur nur
traiibenkraut, mottenkraut u. i. «. angeführt}.
GEWANDSCHEBt, f., s. wandscbere, forfex. mitteli. voc
rer. du li. jahrh., vgL DisFEiiaAcB-WeLCiBR 1,619: forfex fiUrum
gwandtscher. Ave.itin {appendix grammatica*) merk» l, 568, «fL
aucA 1,392; gewantscher, forfex. vocineip. theut.; gevraodacheer,
schneiderscheer, f., eiteaux dt tailleur, forftx, dtutteke filer-
^agung von Pohai grand diel, royal 132*.
GEWANDSCHEREB, ai..' gewantscherer, pannieitor, pcnni-
tonsor idem gewantscbneider, vulgo tuchler panmcida, panniÖMor.
voc. incip. theut.; Günther gewantscherer, v<rd in einer terkauft-
urkunde von 1399 im Pegauer stadtb. (2*) aufgeführt
GEWANüSCHIFF, a. die bildung itt ein uugnis f%r den
wattertransport der stoffe, wie andererseilt das für die nleidie ttadt
belegte gewandkarre (sp. 5295) den landweg du handelt dartkut :
dasz die erbern bürger gemein der atadt Regensburg um dia
ansprach und forderung . . . daram er ein gewand>chif >a
Passau aufgebebt ... mit 300 lib. vergewissert babeo. Urkunde
bischof GoUfnedt von Pattan bei GaasiMBa Regensb. chron. 2,96.
GEWANDSCHNEIDEN, a^ ia deai die verbalrerbinäunf ga-
waod achoeiJen ihm coaiposilaai erttarrt: acboj^eo von des
gewantantden. ZiU. jahru. 28, 14. mhd. wb. 2, 2, 439'; von
gewantschneiden. kein laotroan sol gewant schneiden wenn
zu dem jarmarckt, er thu es dan mit dar bOrger «illaa.
sUidtrecht v. LeuUiiberg 74, t. MicBELain retklidetkm. a. Hiriafra
435. fraglich ist, ob dat folgende hierher fekki oder et aa cia
aomen o^enfii an denken ist: unnd wie wol, wider aollich
aberflQssigkait der klaider, seiden, gold, ailber, perlen, edel
gestain, ge^»anndtscbneillrn, annd müssigenodeo atürtzer, im
hailigeo reich mermala gäl uod ooturft ordoongeo auszge-
srbriben, so werden ai . . . nit gebanndtbabL Taaciaa iaira-
tpiegel {Augsburg IS09I E6.
GEWANDSCHNEIDER, m., a^aea af«a4ii, die heätUetle und
autdauerndste unter den xutnmment«ts»n§en aaa gawand ta der
bedeutunf pannut, äe itt aut alten Ikeäen det tfracAfcMefca
belegt und reicht foai IX >aArA. bit in di* nentHe teil, wo tie
aUerdingt wukr Uttemrittk wieder aufgenommen irurde. die formen
ohne prd/tjc iAenriefen ta niiderdndtdun queüen, to waotanidar
5299
GEWANDSCHNEIDER
GEWANDSCHNEIDER
5300
in der Magdeburger chronik; dazu vgl. : wandsnider, tuchhündler,
lakenkrämer. Riche\ Hamb.idiot.m; wandsnieder Schütze Hol-
stein, idiot. 4, 336. äbnl. Danneil wb. d. allmärk. plattd. mundarl
243 u. a. im weslen ist das präßx festgehalten, so in Kölrter
Urkunden, vgl. auch das mitlelniederl. eine seltsame form belegt
ScHMELLER 2^,941 aus dem handschriftlichen text des Freysinger
rechtsbuches : es ist auch von allter recht und gewonhait gewesen,
da; cbain gewanthinsneider chain gewant hie versneiden sol,
dan zu den recblen . . . margten.
1) älteste belege, vgl. : gewantsnider, tuchausschneider, tuch-
händler. mhd. wb. 2, 2, 442'; gewantsnider, lakenverkooper
Verwijs-Verdam 2, 1861.
o) nach der Magdeburger chronik soll die innung der gewand-
ichneider mit der der krämer als erste in dieser stadt gestiftet
worden sein und zwar schon 1153 durch den erzbischof Wichman:
dusse biscbop Wichman . . . makede der wantsnider und der
kremer inninge erst, schöppenchronik, d. städtechron. 7, 118. in
der gleichen zeit soll die gilde auch in Hamburg begründet worden
sein, vgl. Lappenberg archivalbericht über den Ursprung und das
bestehen der realgewerbe in Hamburg s. 92. auch das Augsburger
stadtbuch von 1276 erwähnt die gewantsnider als schon bestehende
gruppe neben anderen gewerben; es giebt dem artUcel 14, § 10
{bei Meyer s. 41: so ist der burger reht die gewant snident,
da; niemen kain gewant sniden so! bi der eilen mit in wan
der ze gademe oder ze offem kaeir stat) das Stichwort: wag
rehtes die gewantsnider haben sulen. (Meyer s. 2). im text
werden jedoch die luchhändler durchweg gewander genannt {vgl.
sp. Ö2SS, vgl. auch tucbgewender ebenda), es scheint also, dasz
dieses appellativ dem localen Sprachgebrauch angehört, während
das allgemeiner geltende gewantsnider unter den litterarischen
einflusz der rechtssprache von norden her eingebürgert wurde,
dem norden Deutschlands gehört ja auch die corporationsmäszige
gliederung der gewandschneider an, für die aus dem Südwesten
keine Zeugnisse zu gewinnen sind, vgl. Scbmoller die Slraszburg-
tucber und weberzunft s. 390. gewandschneidergilden sind durch
Privilegien, die freilich für die geschickte unseres wertes meist
nicht in bctracht kommen, für Magdeburg, Hamburg, Stendal,
Köln, Frankfurt a. 0., Erfurt u.a. schon bis zur mitte des 13. jahrh.
nachgewiesen {vgl. Scmuollbr a. a. o.). die Urkunden betreffen
meist die abgrenzung gegen die handwerker {weber und tuchscherer)
und lassen die händler und Verkäufer als die höher stehende klasse
erscheinen, xur abgrenzung gegen die Schneider (scrodere) vgl.
unten 4).
b) die belege reichen in die mittelhochdeutsche periode zurück
und beschränken sich nicht blosz auf die rechtssprache:
vor dem kunge ein vende stat
der alsuliche i'orme hat . . .
so trug he sundir vele ^
in linUer hant ein ele . . . ^
DU sal man bi der elin
gewantsnidere zcelin,
und oucli di kouTlute
und mancbir dinge bute.
milleld. schachli. 4,30, zeitschr. f. d. all. 17,294;
wir gewantsneider schullen losungen. wer in der stat gewant
von Gent, von Brucbsel, von Eiper, von Louen, von Dorn
oder ander soiich gewant mit der eilen versneiden oder vor-
chauffen wil, der schol in der stat gesessen sein und schoi
erb haben und schol czu dem minnisten von setzick marcken
losung geben ...und wer da; gepot ubertrit und sneidet tuech
von hant, da; selbe tuech schol er vorliesen. stadtrecht von
Brunn 181 Röszli>r; auch haben wir ausgetragen, das die ge-
wantsneider rechte mase schullen gewen, und auch ain gewant
pei seim rechten namen nomen, als es vom recht genannt
ist. AUprager stadtrecht {slatutarrecht 58) 39 Röszler; das die be-
schaiden leut gewantsnaider, die kromer, unser mitpurger,
vor uns kdmen sein. 38; Otto quantschneider. 73; di gesworn
der stat ze Präge Heinrich der glas, . . . Niklas im türm,
Johan gewansneider und ander aidgenossen. 17, ebenso 26;
wir Stephan von gottes genaden ... bekhennen otTennlich mit
dem brief, dasz von allen gwandtschneidern, lodern, cramern
und taliern zue Landsperg, die besonder gnad und fürderung
gethann haben . . . dasz kein gast oder auslender kainerlei
tuech nicht schneiden . . . soll. Urkunde von 1386 bei Lori
gesch. d. Lechrains (Urkunden) 2,84; dit is der eit, den die
zwene van den gewantsnideren, zo der assisen des sneets
inzoforderen gekoiren, sweiren solen. (I400), akten z. Verfassung
d. Stadt Cöln 220. dazu vgl.: di wuntsnider tu Berlin und tu
Collen geven islike von der stede up deme kophuse oder
war >i stan, tu sunte Walburgen dage und tu des heiligen
crus dage 2 Schillinge penninge. Berliner stadtbuch 15; ich
Heinrich Winszperg gewantsnyder. Frankfurter testament von
1481 ; hat Peter Schober . . . und ander gewantsnider vorge-
brocht, wi vehl gewant sniden heimlich in den husern und
nicht kammern haben, ralhsbeschlusz von 1453, Leipz. urkunden-
buch 1, nr. 298.
2) »n den Wörterbüchern hält die Überlieferung auffallend lange an
dem Worte fest: er ist ein gebantsneider, eile drapiero. voc. venez.-
tedesco von 1424 bei Scbheller 2^, f)4l; du achcz mein benigt
und ich minder dein gebantsneider, tu chura puocho de my
e my meno de ti zima dura. italieniscL-deutsches sprachbuch
53, 22, S.Brenner, Bayerns mundarten 2,419; gewantsneider,
pannicida oder tuchsneider, incissor. voc. theul. (1482) Nürnberg;
pannicida, ein tuchscbneider oder gewantscbneider oder tuch-
macber. gemma gemmarum (löOS); andere vocabularien mit
gewant- und want-snider s. Diefenbach 409'; panicularius, ge-
wantscbneider, tuchler, sarcinator, Schneider Aventin werke
1,558; gewandschneider, vesiiarius Dasypodios F2'; gewand-
schneider, tucber, vestiarius, pannarius Hknisch 1593; gewandt-
schneider, drapier, mercante, o tessitore di drapi, sartor. HcLStos
(1631)166'; gewandschneider, nundmatorjsannarius Stieler 1900;
drapier, ponnoriu« Pomai 132*. ähnlich Kirsch 180". teutsch-engl. wb.
(1716)770; tucbbändler, gewandschneider Frisch 2,421; der
gewandschneider, te marchand drapier. Schwan (1782)1,743.
ähnlich Adelung 2,651. Voigtel 2,80. Campe 2,359; gewand-
schneider, eene zort van rinkeliers, 't wolle laken by de el ver~
koopende. Weissenbach 437' ; gewandschneider, woollen draper.
Hilpert 1, 463'.
3) litterarische belege der neuhochdeutschen periode: dem wüUen-
ambacht ist als iren beiveroidneten zugetban die gewandt-
schneider, die wullen- undt leinenweber. Dürener polizeiordn. v.
1556 bei Bonn materialien z. gesch. Dürens s. 197 ; item adi 9 marczo
rechnet ich ab mit Peter Obermair gewantscbneider. Tücher
haushaltbuch 53, ebenso 79. 112. 116. 126. 151; sein vater genant
Weitschuch, ein gewantscbneider. Deicbsler s. d. städtechron.
11,575 {Nürnberg); auff den lesten tag des heemonatz, was ...
ain sollich grosz wasser . . . geschach den kramer, auch
gwandschneider grosser scbad. fortsetzungen d. chronik des
Hkctok MilLicB, d. städtechron. 23,458 {Augsburg); auf solch
tröstung kamen kromer und gewandschneider und ander leut
gen Laugingen mit ir kramerei und kaufmanschatz, und als
sie nun gelost betten umb die stett und wollen aufmachen ire
hätten, da schickt man schergen und polten zu in und verpot
in, dasz kainer von Augspurg weder kaufen noch verkaufen
soll. ß. Zink, d. städtechron. b, Z2l {Augsburg); er {Jacob Höeh-
stetter) was ain gewandschneider und hett in disem jar den
pauren gwand verkauQ't auff zeit 3 elen für 1 fl., das ander
gwandschneider 7 elen für i fl. guten ... ain ratt . . . verholt
dem Höchsteiter, dasz er kain gwand roer soll ausschneiden,
das ist, dasz er nach der elen sol kain tüch verkauffen, nur
gantze stuck mag er verkaulTen. Reh, d. städtechron. 25, 81
{Augsburg); gib geld ... tucbmacber, gewandschneider, tuch-
scherer. LoTBER briefe 6,330 de Wette;
da kam ber der holTschneider alt
und sagt, es wer noch unbezalt
unser tuch bei dem gwaiidtsciineider,
der unsern verding horriileider.
H. Sachs (veräoriten Hdelmann mit dem weichen behtt
14,278 Keller-Götze:
nimb hin das gelt und bring es spat
dem gewandsclineider in der stat
. . . das er mir für dises gelt
ein lunfzehen elen tucbs schicket,
das ich nit geh so gar geflicket.
Uienno) Keller 7, 128,
ebenso 21,53 Variante gewandschneider /°ür duchgwenter; man
list von einem protbonotario, dass ist, von einem besondern
gelehrten mann zu Pariss, der iiess ihm ein gar schönes,
junges weiblein, die eines sehr reichen kauffmans, der ein
luchman oder gewandschneider, haussfraw war, zu sehr wol-
gefallen, das er in unördenlicber, verbottener liebe gegen sie
ward entzündet. Kirchhof wendunm. (3, 174), 2,443 Österley;
ich will dir das kleid kaufTen. und gieng damit mit ihm zu
dem gewandschneider, kauffet im hosen und rock. Schühanh
nachtbüchlein 54 Balte; so ginck er von stund an mit ime zu
den wantschneidern und nham ime leidisch tuch aus zum
rock und zu hosen und wambs. Kantzow chronik v. Pommern
318; hatte der rath und die hundertmänner im nahmen der
börgerschafft daselbs (in S(ra{sut(d) ... einen bflrgervertrag . . .
beliebet und bekräfftiget. als aber die altersleute der gewand-
i
5301 CKWANDSCIINKIDEIIIN — GEWANÜSCHNITT
•cbneider, und undere bürger, so ticb zu ihnen getban, den-
selben nicht gut beissen wollten, but der landes fOrst . . . sieb
darzwischea gescblagen. J. Miciakliui vom all*» PommtrUnd«
4,'.)-i; alle gewaodscbneider, krnmer uad andere, so waren zu
feilkauf Latten. SciiCtzk hrtuiun2H; wer gewaad scbneideo
will, Süll dieser Stadt bürger sein, und der gewandschueider
brUderscbaft gewinnen. Daiitigtr Willkür (änek pon i:6l) 1, 171 ;
TermOge der forstlich Hesseo-Casselischeii Verordnung vom
12. april 1714 können die gowandU( hneider mit allerbanti
waareii, neben dem tuchhandel, und den geringen von in-
Ittndiscben tuchmacbern u-rfertigten lachen gleichfalls bandeln :
jedoch aollen sie unter 20 call keine fremde tuche ins liiud
bringen. Estor Uuttche reclitiiitlahrlittl i, (233; tuchhandlungen
gicbls zu Nürnberg von zwpierlei art: 1) an gros, welche
schon im jähre 1431, unter dem namen kaufroaoa mit gewani,
vorkommen, und deren im jähre 17M daselbst 6 waren
3) offenen (!e>verb8, welche da* tuch ellenweis verschneiden,
schon im jnhre U42, unter dem nanien gewantscbneider, vor-
kommen, und deren im jaiire 17s4 daselbst 8 wuren. Gattkrir
teelinologiielies magazin (i'UO) I, 2, 613; die älteste, bis jetzt be-
kannte erwühiiung einer giide in üeut-schlund, ist die der
gewandschneider, oder tuch- und zeughfindler in Mogdehurg.
LicnTKNBBBG verm. tchrifttn 6,410.
4) der gtgtntali twitchen dem (;ew ondschneider ali einem hdndler
und dem Schneider ah einem handweiker muiUi immer wieder
nachdrücklich eingeschärft werden, vgl.: es soll dbuin sneider
. . . kaioerlui gewant nit mer bei der eilen schneiden noch
verchauffen. Münchener schneiderotdnung von 1406 bei Schxellkr
U*'', 609; 80 hcciageden sick de wanisniders over de Schröder,
dat se enlelen lakcn vorsnedden uode delden unde bi elen
vorkoften. Braumchweiger uhtchtbuch (lu 1488), d. ttddlechron.
10, 3S8; die Schneider soIIau hinforder kein gewandt, noch
(wollen noch) seiden gewandt . . . ulfo feilen kauff zuvor-
schneiden, bei sich hüben (mann soll deissigen, ob mao sie
in der gute bewegen konte davon abe/ustehn). Leipt. ralht-
protoeoll von 1534 bei S. Moltik die Leipt. kramerinnung $. lüO.
vgl. auch einteliie belege unter gewandschnitt. immer aber wurde
wieder die grentlinie verwischt: er soll den gewandtschneider
koumicn lassen, wie dann beschah, und so bald der schneidet
kam, spricht der murggraf zu ihm, nimm den Berlinger und
uiiiiz ihm kleider au. G. v. BaaLicoi.'xGKN lebensbesehreibung 14
BieliU. auch bei lexikogrophen späterer xeil begegnet solches
zusammenwerfen, wte das Aublung a. a. o. an W&cuteb tadill.
GEWANDSCHNEIDEKIN, f.: bürget imand, er sei purger
oder gast, einer krameriiine, gewandsneiderinne oder andern
weihen, die manne haben. AUprager staätrecht '6(statutarrechl l!9)
Röszler; doch sol er zuvor mit seinem rechten beweisen, das
die schulde on sein und seiner freund wissen und wort ge-
machet sei, aussgcnumen gewanntacboeiderin, kremerin.
Küriib. politeiordn. 30 (Baader); gieng derwegen erstlich zum
protonotario und sagte, dass seine fraw, die gewandschneiderin,
ihm wol wissend, viel guts wQndschet und zu siigen befohlen
habe, neben und mit freundlicher bitte, ihr fünlTtzig gold-
kronen vorzustrecken und zu leiben. Kirchbof wendunm.
{9, 174), 2, 444 Öslerley.
GEWANDSCHNEIUERINNUNG, f.: die gewandscbneider-
innung, le corps des marckands drapiert. Scuwan (1782) 1,743;
das gewandschneidehnnungshaus, la maison dt la commuaute
des drapiers. ebenda.
GEWANDSCHNKIUUNG, f.: pannieidmm, gewantsnidunge.
voc. tat. germ. bei UierBMBACB 409'. die tpärtieh Leseugt« bildung
ist durch die folgende verdrängt worden.
GEWANDSCHMTT, m., nomen actionis tu gewand schneiden
t» der bedeutung ton tueh aussdineiden , verkaufen, vgl. auch
gewaiidkuuf. das compositum steht also mit dem warte kleider-
schnitt {vgL Iheil i, sp. 1082) in keiner bedeutungtgemeintchafl.
es ist aus niederdeutschen — später auch aut mitteldeuttchen quellen
belegt; in oberdeutschen denkmältm finden wir die vrreinulte
stelle der Augsburger rathtdeciete mit der form gewandscbnitz.
I) id si zu wissen, dat gein man, hee sij, we hee sij, geine
flockendoich binnen Coelne brencgen . . . sali . . . bi wilchme
bfirgere sulche doiche vonden wunlcn, der en sali ouch achter
der tzijt numbermc mit deme gewantsnede sich geoeiren.
Handel m. fremden tuth (1407), acUn t, rerfatsung i. ttüdt Cöin
1, 171 Stein; dit is der eit dergheenre, die den gewantsnit
bewarent. (1413), 1,283; item den gewantsnit zo dubbelen,
also zo verstain, daevao men bissber t marck vaa einem
doiche gegeven hedde, dat men na vertan daevan 2 nurck
IV.
(JEWANUSCIIRANK ~ GEWANDSTÜCK 5302
geve ind so vortan. (l487), i, «SO: «off 14 tag jener anno etc.
IS 17 bat ein erber rat Jacoben HöehateUer, daruuib daa er
mit verkauffuog aeinea geMand* gegen den pauren bitber ao
gar beuch wArlicb gebandelt bat, deu gevranndscbniU •nfff**
hOpl. Augsburger ratktdecrtt4 , t. d. tidUektn. tt, •! •>•.;
Süll nhieinaodi, tun den gewandimecbarn oder («iao4(-
scbneidero alhier...so das ambacbt und den gwandlaebniit
nicht haben, inicbe gesellacbaSt lu gewinn ... hallen. kaU-
ordnung det gewandt ßr Düren kei Born maltrimUtm tmr {
von Uurm f. 40; niemand soll anderswo, th im mUsm
gewund schneiden, und soll ein jeder in den erb«, «o «r
xeinen gewandschnilt treibet, ein eigeotbaalich«« aopart...
haben. Dantiger willk&r (druck r. 17«1) t7i; dasa nIeJM wtoife
personeu, ao nicht ihrer zunft, auch des»en akhl Mugl
wSren, einea gefahrlichen gewandschnitls sich oatereahaM,
und . . . allerlei IQcher . . . vertrieben, kmrf. sdehu «Miiiel #•■
1020 bei G. L. FuNtt 4,331: es soll auch keiner, der niclu
seines handwercka ein tuchmacher ... einiges gewandscbnilU
in atidten oder dOrflfern inn- und ausserhalb der jahrroirekte,
«ich unterfangen, oder untüchtige tuche vertreiben und ver-
■>chneiden. ebenda f . 23&.
2) aut dem bedeutnngsgthalt (delailhandel mit tuehm) trat du
forUellung des besonderen objectes lurück, to blieb nur in all-
gemeiner* Vorstellung det klemhandelt Mrig: sein rath wäre er
lieoge einen gewandschnitt mit tauben an. denn wo ein paar
sechs Pfennige gUlte, und er verkauffte tausend, so hatte er
unfehlbar zwantzig tbaler und zwanizig groseben. Caa. Wiisi
die drei ärgsten erznarren t. iu< neudr.
3) die Wörterbücher Mrkallen uek diesem in ahtrieuttehen
'juellen to uUen belegten tubttanliw gegenüber langt gdmMliek ab-
lehnend, ertt Frihcb 2,431 verweist au/C*apzow: den tocbbandel
üder gewandschnitt hatten die tuchmacher nicht tMauisdie
chron. 4, 102; CiioaaL 4, 1040 besieht tieh auf die oben angeführten
sächtitchen landesgetetie. bei beiden ist tt wie bei Haliäos (700),
SciiBRz (Mi) litleraritehe Überlieferung, die dat wort nr auf'
teiehnung bringt, naciidem der eigenlluke gebrauch scMom ahga-
storben war. daran schlietten tieh an: Aoilonc 2, O&l. CAara
2,839. VoiCTei.2,80; der gewandschnitt, tucbbandel, I« ■«fOM,
traßc de drap. Scbwam (1782) 1,743; gewandschniU, werkoping
van 't wolle laken, by de el of in 't kleene. WiissfciiBAca 437*;
gewandschnitt, eloth-trade. Hilpebt i, 403*.
GEVN ANDSCHKAiNK, m., gUielibedeutend mü kleiderschraok,
vgl. theü 6, sp. 1082: j,„„ ,,„ gewand.chrsnk
uabm »ie den fesischlafrock von siabiblauwolleosas danast.
J. U. Voss Luise 2, 106.
GEWANDSCHHEITER, m., tgL: item, ein ttlicher sneider
oder gewantschreiter, der aol ain tuch aigeolich messen, als
pald es im zu pracbt wirt, e da; er« gesneiU 6tterr. teetttk.
(Kaltem, Tirol) 5,303 (Variante achneiter). gemeint iü hier
jedenfalls nicht der luchhändler (gewandschneider), tondtm dar
tchneider. ob verschrieben für gewandscbroeter?
GEWANDSTALL, m. die tusammentelsung toll »ach Westik-
RiHDta in der bedeutung von gewandkammer und ikssL gekrauckt
worden tein: nahmen die herzen von dem gewandalall inr
verstorbenen leibeigenen das beste gewand. glottar.gtrwLULTt^.
GEWANDSTANGE, f.: gewandsUnge, fwta bieorwit, f*rtii»$
iustinent. KiRScn ISO*.
GEWANDSTEIN, m., f. gi'wanostein.
GEWA.NDSTOFF, m. tutammentettung , »eidu Üt m» lim-
(achtn gewand verloren gegangene bedeutung toa pannut witdtr
xurückgewtnnt, vgl. kleideratoff: anch zeigte ich das hCkbst
künstliche und zierliche besteck, da wnrde die hausfraa
verdrieslicb, dasz sie leer •nsgeben sollte, nach einer pause
um ihre geduld zu prQfen zog ich endlich den gewaodstoff
hervor, das rSthsel war aufgelöst. tiCrei («a fettM« jamur
IM8), ttkrifUn der GStktftseUtek. 14, 164.
GEWANDSTRICKER, ai., vereinuttt form fkr gcwaodweber:
gewandtstricker de aweren ock . . . besonderen einen etil,
»d. reekttbu^ 143*. t. SciiuER-Leaaiii 3,M.
GEWANDSTOCK, *. sutammensettung, dit dem engtren begriff
warn rtsüt tas gegtnmtt an tetkmtmimm ktnmhebtf 9gL kleidonga-
atOck l*ml ft, «pk tOM: im jaafi kMg hisgofta aeblcppte
sieh in den angebearefi (•«•B^stftckea mit den kleinodieo
Karls des groazen, wie in einer Verkleidung, einher. GOtib
(dickt, u. mahrk.) 34, »3;
d«r du «0 den webeniuhle sltsest . . «
du begiooest wtUUcti iiod volleo4est
«saMg. uod aus deiner band eaipflogt
jeglkhar safiieden da« gtwaadsidck. (MrsfriW) tl.tCI;
333
5303 GEVVANDSTÜTZE — ÜEWANDSWEISE
xeit und gelegenheit kommt, wir stiften ein schönes gewaudslQck
oder gerfit — ich habe das noch so genau nicht erwogen,
wie oder was — nur tiasz wir die kirche bedenken vor allem!
MöRlKB iilyltf- vom BoUensee, 2. gisung;
an dem in die bretterwand eingelassenen fenster sass eine
alte dame, eifrig bescbärtigt, an gewandstücken dieser art zu
flicken und zu schneidern. L. SchIJgking in dunkler nacht s. 92;
da diese decke oder tapete für keinerlei gewandstück zu
braueben war, so achtete niemand weiter darauf. G. Keller
Züricher novellen (Ursula) 2, 146; in den bücbern meines grosz-
vaters läuft bis zu seinem seligen ende eine jährliche aus-
gabepost: zehn pfund taback und ein gewandstück für den
armen Krischan Müller. Tb. Stürm {sühne des Senators) werke
7,309; diesem [tuch) folgte alsbald unter mühseliger und ge-
fahrvoller bäutung noch das eine oder andere gewandstück,
bis er zuletzt in greueivuller unbekleidung dasasz. {d. herr
etatsrath) 6,197; die schweren bauschigen gewandstücke, die
seine madonnen umwogen, sind die nämlichen, die Bernini
160 jähre später seinen engein gab. Muther gesch. d. maierei 2,37.
GEWAiNDSTÜTZE, f.: gew&näslüUe, pedamen, pedamenlum.
Kirsch 180'. utol nicht zu gewand = paries gehörig.
GEWANDSVVEISE, adv. mit den bedeulungen 'bildlich, zum
scherz, uneigentlich', diese lieszen sich mit Schneller 2^, 942
zur not aus in gewandes w3se erklären, falls diese Verbindung
aus der älteren spräche zu belegen wäre, da diese anhaltspunkte
aber fehlen (vgl. Grimm zu Reinhart v. 2571), liegl es näher, an
die verhochdeulschte form zu quantsweise (vgl. Iheil 7, 2314) zu
denken und das compositum von dem noch nicht genau ergründeten
niederd. worl quant (tund) abzuleiten.
1) der älteste litlerarische beleg entstammt aus Olearius: be-
denck einmahl, wie die götllicbe kunst dir deinen finger mit
sehr vielen zusammenfügungen vereiniget but, darunib würde
es eine rechte vermessenheit oder ein zeichen der tborheit
sein, dasz du deinen finger woltest aufrichten, gewandsweise
zu bezeigen, dasz du gottes Wissenschaft durchgründen köntest.
pers. baumgarten 8, 3. daran reihen sich Verwendungen bei Lessing
und Herder: 'noch', fängt er {d. recensent) an, haben wir die
antiquarischen briefe des berrn Lessing ... nicht ausführlich an-
gezeigt.' nein! aber gewandsweise ihnen schon mehr als einen
hieb zu versetzen gesucht! Lessikg (entwürfe z. fortsetzung
d. briefe antiquarischen inhalts) lö^, 113; bilden sie sicli wohl
ein, dass Plinius nirgends von der kunst des Steinschneidens
ausdrücklich handeln wollen, er gedenkt blos bei gelegen-
heit der steine ... etwas von dieser kunst ... weil er, wie
gesagt, nur gewandsweise von der suche spricht. (28) 10^, 318:
unverkennbar ist dies der geist des christenthums, seine
uative gestalt und art. nur dunkle barbarische Zeiten haben
den groszen lebnsherren des bösen, dessen angebohrnes erb-
volk wir sein; von dem uns gebrauche, büszungen und ge-
schenke zwar nicht wirklich, aber gewandsweise befreien
könnten, der Stupidität und brutalitüt antichrisllich wieder-
gegeben. Herder werke 18, 296 (briefe zur beförderung der hu-
manität 10, 123); wie nimmt man sich seines eignen baufälligen
hauses an? man bessert es ernstlich oder reiszt es nieder
und bauet ein andres; in beiden fällen aber erkundigt man
sich, was denn eigentlich schadhaftes an ihm sei. der un-
genannte gab vieles dafür aus, was es nicht ist; Leszing
nahm vieles, was er dafür erkannte, gewandsweise, gym-
nastisch in seinen schütz. 193 (9, Hl).
2) die Wörterbücher führen die redensarl als eine mundartliche an:
Adelung 2, 651 hat sie für Schlesien und Niedersachsen angemerkt,
wobei er auf Richey, Kilian u. a. hinweist (vgl. unter quantswise),
ihm folgen Cahpe u. a. Vilmar kurhess. idiot. belegt die Ver-
bindung für Oberhessen, seltener für das schmalkaldische; Hertbl
weist sie aus dem thüringischen gebiet (Sprachschatz 253) nach,
diese Verbreitung zeigt, dasz wir es nicht mit einer vereinztiten
mundartlichen Wendung, sondern mit einem gemeingut der nord-
deutschen zwangslosen spräche zu thun haben, wie dies ähnlich
schon VoiGTEL (2, 80) beobachtet.
die erste lexikalische anführung entstammt aus Stieler: ge-
wants weise, simulate, in speciem, vulgo: pro forma, alio dialeclo
est quant, unde quanten. s. 2500, vgl. auch 2483; gewands weise,
par finesse, sous quelque pretexte. Pomai 132*; gewandsweise, in
schyn, voor't ooge. Weissenbach 437*. als bevorzugte Verbindung
ist in den Wörterbüchern die mit reden, sprechen beobachtet:
(was in einer comedie) gewandts weise geredet wird oder zur
Seiten, whal one speaks aside in a play, teutsch-engl. lex.
(1716)770; nur gewandsweise von etwas sprechen, toucher ou
parier d'une chose en passant. Schwan 1,743(1782); gewands-
GEWANDT
5304
weise sprechen, znm schein, als vorwand; auch: nur so oben-
bin, ohne es ernstlich zu meinen. Vilmar 125.
GEWANDT, participiales adjectiv, dessen gebrauchsformcn nach
zwei selten auseinander gehen, nach den Verwendungen von wenden
und gewenden.
GEWANDT I, das einfache parlicip zu wenden (s. d.). Iner
ist die kürzere, unumgelautete form neuerdings ganz verdrängt
worden: gewendter rock, pemco. voc.theut. (Nürnberg U$2) üb;
ein gewandt kleid, un vestito tornalo, un habit tourni, un habit
auquel an a fait donner un soufflet. Rädlein 1,381 ; ein gewandtes
kleid, un habit retourne, gewandte ou umgewendete schuhe, des
escarpins. Schwan l, 743. vgl. auch abgetragene kleider und
schon bunderttausendmal gewandt. Schiller.
GEWANDT H, die participialform, in der das prdfix die be-
deutung beeinfluszt und die man deshalb als particip zu gewenden
(Graff 1, 75(). mhd. wb. 3, 693'. Lexer l, 983) stellen könnte,
wenigstens, was die ältere spräche betrifft, dort zeigt das part.
Verwendungen, für die jetzt andere präßxe eintreten, vgl. bewandt
(theil 1, sp. 1766) und zugewandt {jetzt durch verwandt verdrängt),
dagegen ist die heutige alleinherrschende bedeutung 'geeignet zu
etwas, geschickt, geübt' erst sehr spät entwickelt, man könnte
sogar zweifeln, ob sie überhaupt aus diesem Zusammenhang ab-
zuleiten ist, wenn nicht einige Verbindungslinien deutlich darauf
hinwiesen, haben doch auch 'geschickt und gelegen eine ähnliche ent-
wicklung aufzuweisen ; für andere Verwendungen sei an die parallele
der lateinischen formen versatilis, versutus erinnert.
l) zugewandt, zugewendet, diese nächste bedeutung unseres
particips bildet deutlich auch die grundlage, auf die alle Ver-
wendungen zurückführen, die wir mit dem heutigen gebrauche
von bewandt und verwandt in beziehung setzen können.
a) die Verbindungen, die auf die bedeutung 'bewandt' hinzielen,
gehören hauptsächlich dem formelschatz der mittelhochdeutschen
dichtung an, wo sie an der reimstelle günstigen boden finden,
in die neuhochdeutsche periode greift nur die letzte abgeleitete
bedeutung über, die grundlage der entwicklung läszt sich an
einigen Verwendungen bloszlegen, die das verbum auch auszerhalb
der participialform in der althochdeutschen zeit noch aufweist:
ül was, ther nan inlliangi, in gilouba gigiangi;
li giloubu sih giwanli, tba; inan ouh irkanti,
odo inan ereti ubar al, so man gotes sun skal.
Otfrid 2,2,25 u. a.
dagegen zeigen schon die mittelhochdeutschen belege an der parti-
cipialform, obwol sie vorwiegend in der prädicativen funclion
überliefert ist, eine vom verbalgebraueh isolierte bedeutung.
a) die formelhafte Verwendung der mittelhochdeutschen zeit,
1)) meist ist di* construction unpersönlich,
«)) ich sage dir libir berre.
wir ne mägin da widere niht getan.
din vehten ist nebein vrQm.
swa wir sin gebeiten.
ze sorgen ist ii uns gewant.
KONRAO Rolandslied 14, 19 Grimm,
ebenso 19, 12. ebenso Gottfried v. Straszbdrg Tristan 1874;
eg mac also belibea unz an ir beider tot,
dai wir niht komen in Ctzelen lant.
wir suln ir sin getriuwe: deist uns zen eren gewant,
I^ibel. 1151,4.
genau so Tristan 190S, ebenda 5748 (ze hövcscheit). A. v. Halber-
stadt 29, 248; ^essus wolde ouch vliehen dau.
den scbre der wissage an,
Astylos was er genant,
dir ist zu vliehen nicht gewant,
wan du wirst von Uercule erslagen.
A. V. Halberstaut 29,384;
ein junchSrr unde ein ritter sol
hie an sich ouch behüeten wol
das or stille habe die hant
so im ze sprechen si gewant.
TuouASiN V. Zirclaru d. welsche gast 444,
.'!. lesebuch 1,503,32 {in d. ausgäbe v. RCckert: swenuer iht
sprechen wil).
b)) ich var durch meine werdekeii
näh ritierschart in Tremdiu iant.
frouwe, e{ ist mir sus gewant.
W, T. EscHBNBACH Parz. 11,8;
die wunden sluöc der minnen bant.
ei ist der wunde also gewant,
si weitem daj si langer swer
dan von swerte ode von sper.
Uartmanm v. Auk Iwein 154s.
c)) als er der rosse niene vant,
nü tet er nht im was gewant.
sinen schilt nam er
und in die winstern bant da; sper
. , . und g&bte führ da{ bQrgetor. Erec 6703,
i
5305 GEWANDT (zugewendet, bewandl)
then$» 2270. 2400. GoTTrtiiiD v. Straiibdi« Tristan iOn. US41.
4M7. IUI; viel iclilora k^tmen Mark«
und hin i« liov« mvra,
dai Trlilan komuD wa>re:
des wAren ■'all« *am«t tri
tri mein« leb aber, al.i «{ la dA
nich Ir leid« wai gewani.
UOTTraiKD V. SratixaDiia Trlilnn VM,
tbento A. V. HALiKtsrAOT 16, IIM. vgl. auch nitderdtutteh* htUjt
bei ScHILLEII-LrBBBN 2, Ofl.
d)) 12 Int mir f& iimb In g«want
dat «r mir mftei« saiiAn
>e mim« kuniber den Ich bin:
mio wip In sin twenier.
llARTHAfIK V. AuB twfiii 4730;
«t im uii:be In «o gowatit,
«r hat wunderlichen slie
da er »in brot rristel mite.
WiattT V. liaAranaiiBO W'igaloit IBS8 Bfntkni
mit rrAß« er Tflrbai kam
um im ilor ivirt tele «rkant
wiet umbin seibau was (ewant.
II ARTHAI«!« T. Aoi Eree 478.
then$o Iwhn IM. ähnlich Flos und lilankfloi, t. Sciiii Lia-LOiiKN
lyOS; «{ Ist umben itcin aUA gewaut:
Bw«r In litt In blOter hani,
d«n mac niemen . . .
g«seb«n oob («vioden.
IIahthari« y. Ars Iwrin 1*203,
ihnl. Mit. Ottoiai reimehronik S668. M76; alsA . . . wag ej
under in gewani. flor« S6&4. mhd. wb. i,69\ ; wu U dar mede
was gewant Kerkbcenl. rtimchronik t. 200, tpL Scbillkb-
LOkBBN 2, 98.
*)) barti glno «s imi ci herein
da; her widere kArin solde ilr erdin.
ni wällt duo cl stunden so gewant.
durch alle disi weiill dI n)miti-r dat paradlsllaal.
iniintiril '63 RöHiqtr;
nü sageni mint her durch die want
ji ist «( nlhi als6 gawant.
Hartban:« t. Adb iler arme Heinridt 12(M);
«r aluont vor in und sprach nie worl,
wnn er kein aiitwurt an Im vant,
nich dem und it was gewant.
i: (I. 7 slofcBien 670;
dar melsi«r, all h war gewant,
«ntpfleno sl« llepliclien dö.
lifMiulische reimcliron, 2954 Meyer/
iwöne rissn die sint bie . . .
und i$l ledoch also gewanit
wsre dehelil sd sa-lec man
der In beiden sigie an,
dem miiesa ich mine tohtar gabn.
liARTMAi«!« V. Adr Iweiti AM3,
ebenso 39&4. 0610. Ottobab reimehronik 73050. 34501. ebenso lir-
lAndischt reimehronik 4640.
/)) nti rftt wo; uns dat beste si.
dunkel dich dn; wol gewant
sd wll Ich wünschen zehant
Tol goldes ainen gröten brro.
von den S wQu'ciun, «. leeebitck 171,13;
aold Ich dem siuol Terliesea
»olch 4r, dai ich verkiesan
müeni Cecili do{ loiit,
so w»ra Obel gewani,
da; loh al der werida Tster bin.
Uttokar reimehronik 4974.
2)) spilrlither dagegen sind die fdlle, in denen das partieij)
als pridteat an ein subject anknüpft, dieses ist dann immer säch-
licher ort.
aj) «in wlse mau hat scbiara bakant
w& Stauer dienest Ist gewant.
des hAn ich mich hini lu gewegen
gol müe^e m!u mit sxiden pdegen.
muii-thmliii. fnKjmont, in lirm Utikkers umbehang
vnmullift wirii, 17H bei Pipbb hifitche #/>iA;
reiniu wtp: den rii mein ich sa guot«
BBuot und luhi ist in gewanu
K. V. WÖRXBUse {lifler u. «prficAe 13,89) 360;
Ich vor i mit iu. wij^e krin,
s«ria mir diu rrlsa an dirra Trist
la gräten sorgen st gawant,
0 dat ich Ut> i^l m!uer baot
min loben und min ära. ÜUe mit d, karlt 495;
dri vloheii alao lOra,
dat sia die meie bricblen hein.
aair ist als elu ba^i war drumme grein.
Ir Tll«n waa tu wol gewant.
sie biangen aalbe sich lü iiaat.
iivfdnducJt« reimehronik 1545 Heyer.
GEWANDT (zugewendet, verwandt) 6306
h)) «( iol all iawern kalden sla.
dat leb la l'«rm«al« tar
und nero« nach lOwerm rtt« war,
wie uua«r dine dt si g«waat
amba lluie und umb« da^ lant.
GorrraiBB *. STataiaca« TrUta» kill;
aber als diu eacb« iat gewant. Ottobar nSf1%.
t)) Bin« sinn« und sin« aanbali
diu priset« bot und« laai.
diu brldlu wiren oiicb gewant
niht andara wan als «r gabOt.
CoTTraiBO T. STBABiaoa« Trtttam tttM.
thntieh K. t. WCazacBC OUt M (der BJie ala). Heirb. t. Kboliwit/
Vaterunser 1755 Lisch (des tarwe). Ottobai IMO (ittw«r raia).
passional 235, 59 Köpke ;
welch crtilan dl bllbet t6t
dem wirt dat twiga leben
vor dii kuria bla gageben.
der Wechsel w|ri also gewant,
daa sia min b4I« Ower pfani.
livldnäuichr rrtmehrnnlk 551 Ur%er.
9)) auffallend ist, dass das partieip in attributiver funetion
nicht nur zu idchliehen nominibus, sondern auch t* ptrsonrn
gestellt wird: dinen friunden ilmet dat niht wol
dot ich dl( laster dulien sol
Ton einem sA gewanian man,
der nie mtg« nie gewan.
dat dich getar gebliuwan dar
d«r alcb nit T«rrunnen her.
Habt« «NN ▼. Aua Cregoriue 1913 Ar»'.
dhnl. Iwein 4461. R. t. Eus der gut« Gerhard 5SI ;
got bit durch rieh« an miek g«l«H
•in so« gewant« siacbaii,
die niameo mag «rlceaen.
Uabtiai«!« t. Aua der arma Heimrün 419.
ebenso 13 (von aö gewanteo aacbeo). Crr^ortiu ftsi (»ol ge-
wanle^ brot).
ß) diese Utite Verbindung mit sacbe, ding uheint die eintige
vei Wendung zu sein, die auch in die formelsprache der neuhoch-
deutschen Periode fiir kuru uit hereinreicht: wie die sacben ala
sie uns erzebiet gewandt und ge.<cbaffen sein. Atbbb procets.
juris 1,11 (an andern strllen bewandt und gescbaffen).
b) die Verbindungen, die in den bedeutunftsumfan§ ve« ver-
wandt übergreifen, unterscheiden sich von den vorhergehenden,
mit denen sie ja die grundlage gemeinsam haben, dadurch, dass
sie stets ein persönliches subject voraussetzen, schetnhara aus-
nahmen von dieser grundbedingung beruhen auf Übertragung:
ir sult de" niht Terget^en,
dat iti dit wuoneciicha lant
ba; unde näher bt gewant,
den et den gesien allen si.
die niht der siat gea«aan bl
mit bOsa und mit gaslebia sint.
K. ▼. WfiBxaDBO traf, kriea 3(M90.
XM der concurrens der präfixverbindungen vgl ausser Terwaodt :
er ist dein sipt blAt, er ist dir angewandt, er ist dein man.
Gbilbr t. Keisbrsbebo iptnnen'n e tß; daraus von unsero mit-
gewandleo und nacbkommeo vermerkt werden mOge, dast
wir diesen nOihigen arlikel nicbt Tergessen. Vorstellung des land-
schaftlichen ausuhu<ses {c. 1500) bei Kbemneb landschaft»-hani-
lungen 13,234; ehrengesondter — so nennt man in HeJTetien
die gesandten der canlone und sugawandlen orte tu ihren laf-
salzungen. Wibi.a!«o («nm. i. 3. gesang d. neuen Amadis) I5,2M.
tt) die bewegung ist auf ein sichUchet oder absiractes ual§t-
richleL diese gruppe ist weniger entwicklungsfähig.
i)) wir aQilen und wellen aucb alle di die auf nnsrrm lail
gewant aein gewe«en tu dem krieg . . . dartu ballen ood
pringeo. Urkunde der hersöge ton Baiem 1374, 4. ttiätetkrv.
4, 178; als unser berr der cardinal biacboff tu Aogsporg ain
versnecben getan an dea kaiser« ritt . . . and an den andern
ritten, die in dem kriege gewant sind. Zire 4, slädte«hr»n.
5,281 {Augsburg).
3» uns ist von neb bewiset liebe nnd frant^cbatfl an ver-
knndung ... der gesebicbt, die neb widder awere finde von
gnaden gottes glueklicb ist lugeslanden . . . des wir mit ucb
sien errrawet, dem almecbligen ... d.-ittck sagend . .. das er
. . . neb and all«, die mit neb tu den sacben sint gewannt,
die wolle fügen tu freudenhchrm ende, wsarkgraf ihcv. Bade!«
«n AiBBEcnT V. BaAMDENaoac (I450), d. stddtechron. 2,210 «nai.,-
wie wol nun die berieblung stuend, da; die berrn nnd die
von Mönchen and all die unter den sacben verdacht oder
gewant warn oder sind gewe<:en, verriebt sollen sein, deonoeb
wa; unser, der ausiribnen, keiner sicher. J. Kaehaib (ni 1399),
d. Stadteckrom. 15, 491.
S3S*
5307
GEWANDT (verwandt)
S)) unser mitburger Liuppolt Karg, Ulrich Star ... die alle
zu dem egenanten prunnen gewant sind ... babent uns wissen
getaun, wie das si . . . ain recbenunge mit anander von dej-
seiben prunnens wegen vorhanden haben, schreiben des Auys-
burger raths von 1414, d. städtechron. 5, 145.
ß) gelegentlich wird das persönliche momenl am objeel verschleiert:
it ded. 89 ^ n 7 bz, haben Karl Holtzschuher und Berchtolt
Voickraeir verlzert auf dem tage zu Bamberg ... als unser
herrn von Sachszen und Brandenburg und die auff bed tail
darunter gewant waren denselben tag da miteinander laistoien.
d. sWdiecAron. (1441) 1,469 (Nürnberg); und aller der, so in
diesen sachen zu baiden seilen verdacht oder gewant sint.
Schiedspruch in der fehde zwischen Nürnberg und Albrecht
V. Bbande.nbürc (1450), d. städtechron. 2,232; allen iren belfern
und beirershelfern, und die darunder von baiden teilen gewant.
H. MGlich d. städtechron. 22, 188 (Augsburg) ; zum ersten, das
alle krieg zwischen in und iren heifern, helfershelfern und
allen, die darunter gewant und verdacht send . . . aufgehaben
und abgethaun sein sollen, ebenda, ebenso 2, 269.
y) am ergiebigsten isl die bewegung auf ein persönliches ziel.
1)) die bewegung ist eine freie, sie entspringt dem subjecl nicht
aus irgend welchen Verpflichtungen, sondern aus eigener neigung:
tie tüost it wider sinnen ze dir, an dib kewante, mit tinero
wola-wiligi. Noteeb Boelhius 130";
ir was di reine also gewant
in dugentlicher crefte
zu werder fruntschcrte.
da; si ir nit enwolde
verzihen joch ensolde. Elimbelh 5283 Rieger}
de nun der margraf und frow Alitt fil berscbaft sacbend und
aber nüt sacbend, die innen lieb und gewandt warend. deutsche
Volksbücher (Züricher handschrift d. 15. jaftr/i.) 85 Bachmann-Singer.
2)) die Zuneigung beruht auf den Verpflichtungen der familien-
zusammengehörigkeit f auf dem bände des blutes und der sippe,
gewandt = verwandt im engeren sinne: und wann wir nun
herzog Albrecht obgemelt ... in brüderlicher liebe und
treue gewandt und vertrauet sind, verschreibung , die herzog
Albrecht herzog Sigmunden geben soll (1465) bei Krenner landtags-
handl. 5,252; dann lieber vetter nachdem und wir euch mit
guter lieb, und freundschaEft gewandt sind, schreiben des herzogs
Heinrich von Landshul (1447), ebendaZ,2\Z; nachdem nun derselb
unser fetter und mir ainander gewant send. Hector Mülicb
d. städtechron. 22, 300 (Augsburg); nachdem die fursten und
herren gesippt, gefrewnt, und also aneinander gewont seinn,
da; si nicht anders, denn das bruderlich, vetterlich und
frewntlich ist, obgot wil fürnemen werden. (1458), copeibuch
d. Stadt Wien 119, fonles 2,7; mit denen, die im gefreundt oder
gewant sint. Keisersberg seelenpar. 66*; als jungfröwen und
Witwen . . . mit allem irem gut in clöster gangen sind, und
iren erben, die inen etwan vast nohe gewant gewesen sint,
ir g&t enpfürt. Straszburger zunft- u. polizeiverordn. (mi)29b
Brucker; wann aber dem also ist, das uns derselb unser
allerliebster veter, eur natürlicher herr, in sipt und freunt-
lichem verpinden des pluets zuegebört und gewant ist.
AvBMTiN (bairische Chronik) wertes, 583;
vor ein minister kiesen theten
frater Franciscum Angelisz,
darunib das er dem kaiser ist
bluts halb gewandt. B. Waldis Esopus 4,4, 77 Kurt.
3)) die Verpflichtungen staatsrechtlicher natur. verwandt im
weiteren sinne.
a)) des höherstehenden: aber sein kaiserlich gnad hab in die
Sachen gesehen mit fleis, darinn rat gehalten, und meniger
ursach funden damit sein kaiserlich gnad dem heiligen reich
und den kurfürslen und fürsten des reichs also verpunden
gewantt und verphlichl, dadurch solhs so er von des reichs
wegen begert hat nicht muglich ... sei. Friedrich III. über
eine Verbindung mit Burgund (1473), monumenta Habsb. 1, 1, 21.
b)) des uniergebenen.
«)) das der romisch keiser unser herr sei widersprechen
wier nit, versehen uns aber das meniglich in dem heiligen
reich wissentlich sei das wir allain von des kunigreiches
Beheim und der chur wegen dem romischen keiser gewont
sein, könig Matthias v. Ungarn an den reichstag (1481) bei Sencken-
berg 1,53; wo das nit soll beschehen, nach dem und wir
dann dem heiligen römischen reich gewant sint, so verstat
ewer gnad wol, das wir die lenge erenhalb nit mochten ver-
tragen sein. (1450), d. städtechron. 2, 384 ; wann wir aber ge-
GEWANDT (verwandt, underthan) 5308
neigt sein, dieselben von Lübeck, als die so uns und dem
heiligen reiche am mittel gewandt sind, an aufnehmung, und
redlichen stände, wesen und herkommen, und nemlich bei
den vorgemeldten freiheiten ... zu handhaben, kaiserliche eon-
firmation über Zollbefreiung d. stadt Lübeck (1473) bei\. Westphai.en
monum. ined. rer. Germ. 4, 1083. ebenso Urkunde von 1470 bei
Haltaus 700.
ß)) wellen wir für uns . . . ewrer lande und leute . . . und
aller der ewern und die euch gewandt sein und zu versprechen
steen, veinde sein und des unser ere für uns, unsere commün,
helffer, helEFershelffer und alle die unsern und die uns ge-
wandt sein, erberglich bewart haben, nürnbergische absage wider
markgraf Albrechl (1449), d. städtechron. 2,515; und wie sich die
vientschaft zwüschent iich, den uwern und den selben ünsern
eidgnossen von Schaffhusen und uns als belfern machen wirt
mit todschlegen, nomen, brand und in ander woge, welient
wir gen üch, allen den üwern, allen uwern belfern und allen
denen, so uch gewant sind, unser und aller der unsern ere
wol bewart . . . haben, chronik d. stadt Zürich 253, quellen zur
Schweizergeschichte bd. 18; sunder ein jeglich burger und hinder-
sehsz, der der stat gewant ist, und sin gesinde, soll sin
cieidung, es si rock oder mantel, zurihten machen das die
zum roinesten ein halb vierteil gange für sin schäm. Strasz-
burger zunft- u. polizeiverordn. (1480) 462 ; welich mannesperson
darüber in ein frowencloster ginge oder wie er darin keme,
und das meister und rat fürkompt, ist er der slal gewant,
so sol er der stat bessern 5 lib, 5; ist er aber geistlich oder
unserm gnedigen von Strässburg gewant, so sol man zu
frischer getat ine in siner gnaden kercker tön leigen. 297
Brucker; wie das du mit etlichen deinen herrn und fründen
also gewant seiest, das dir ausserhalb derselben nit fügclich
sei, ain underreden mit uns zu haben. H. Mülich d. städtechron.
22,280 (Augsburg); uns gedaucht auch guet, das ir die nächst
abgeschrift und die ietzo euch zuhanden kombt verkündet
het den stellen und markten, die ditzmals gewant sind mit
unserer gnädigen frauen. Aventin (6atr. chronik) 5, 685.
4)) die privatrechtliche seile saldier Verpflichtungen wird seltener
betont: item der anschlag der Steuer des bemeldlen dorfes
Oeting auf etliche bauern daselbst die allein unserm gnädigen
herrn mit scharwerk gewandt sind . . . bringt alles in einer
summa 130 fö. anschlag d. Steuer im oberland (1464) bei Krenner
7, 160.
S) abstreifung der näheren beslimmungen in der Substantivierung.
1)) die staatsrechtliehe bedeutung: für uns, unser commaun
mitsampt unsern helfTern, beilegeren und gewarnten und allen
den, die wir auf ewern schaden bringen mügen. fehdebrief
des markgrafen Albrecht gegen Nürnberg (1449), d. städtechron.
2,515; desgelick wi genanten stede affseggen allen gram, Un-
willen unde vehde, de wi . . . vorbeuget hebben legen de
genanten herschop tho Brunswig, ore manschop, gewanthen
unde anbengere. frieden svertrag zwischen Goslar und den herzögen,
urkundenb. d. hist. Vereins f. Niedersachsen 7,333; furder, dat he
sik tomalen untemelik liadde taten hören vor dem Ekbolt
aver den rat und erbare borger, dabi seggende gegen dejenige,
de en strafeden, he hedde des gude hovetlude, de em wol
scheiden entheven, eft he derhalven in last quenie, so dat
he des rades und erer gewanten wenig achtede. bericht des
bürgermeisters Langebek über d. aufstand zu Hamburg (1483) bei
Lappenberc hamburgische chron. 350; an einen erbern rat ist
von etlichen iren burgern und gewanndten, die gerechtigkeit
in die ßegnitz haben (gelangt, das inen) oben, inner- und
unterhalb diser stat . . . von etwo vil personen manicherlai
beswerden . . . zugefügt werden. Nürnb, polizeiordn. 189 Baader.
vgl. auch: einichem irem burger oder zugewanndten. ebenda.
2)) die privat- und familienrechtliche bedeutung: furder lichtede
he vor ere kleder, seggende aver all sinen gewanten ; kämet
her, gesellen, bericht des bürgermeisters Langebek über d. aufstand
zu Hamburg (1483) bei Lappenberg hamburgische chron. 356; anno
1497 die decima aprilis hat mir min liebe mäter an lassen
schulden 10 eilen schwarz Londesch täch, ... ob jemants
storb von unsern vorsipten und gewanten ... das ich furters
nit dorf kleider (als vor oft geschehen ist) dorf entlehenen.
Job. Rorbach tagebuch (1497), Frankfurter chron. l, 284.
2) für die bedeutung '■geschickt, anstellig' lassen sieh mehrere
erklärungen beibringen, die vielleicht auch verschiedene ausgangs-
punkte der entwicklung darstellen, den Verwendungen, die wir
unter 1, a) und b) besprochen haben, am nächsten steht der
relative gebrauch: geschickt zu etwas:
i
5309 GEWANDT (gcscliickl)
Ich Jag gir forstlich Ober Und,
biriea iit mir nit bekant,
darzuo *o bin Ich nlt gewant,
irOw itt »or allaa dingen. Hueo f. MoMroai O.M;
\r {der allen Sfliwaben) klaidung war nicbta oiidera« dann un-
gcrhlc baut iimh den leib, diia ai wol balb oackenl gieogen,
waren lu ross kriegen nit allein gewandt, da« si oft im treffen
»on den pferden aprungen und aich luo fuoia wftrtcn. £luti-
dartHS V. 1M3 {Augtburg), i. Alemannia 1, M. dagegen Uitt tith
der absolute gebrauch, trenn er sieh auch aus der abilreifung der
iiihiTcn beslimmuugen leicht erklärt, doch ebeuio gut an das partieip
von wenden in der bedeuluug HiewegUch' anknüpfen, vgl. ver-
iutu$, versatilis, vgl, gewendig, womit der mundartliche gebrauch
von gewendet übereinstimmt: der Jona» propliel mueai ein
zimblicli kininc ring« peraon oder Jüngling aein • . . darzii
man nan etwan ein kekben gewenlen pueben braueben . . .
inueaz. befehle Wilhelms V. die fronleiehnams procession betreffend
(1581)), s. WKSTENaiKDüR beitrage 5, lüi. vgl. auch die viel belegte
Verbindung ein gewandt pfcrd, un cheral adroil, Uger a la m<un.
KÄULkiN I, SSI u. a. auffällig bleibt unter allen umttdnden, dast
die belege so spät erst einsitsen; LuTnKa hat überall gelenk {s.d.),
wo wir jetst gewandt gebrauchten; die ältesten lUterarischen tevg-
nisse sind aus GüNTHEti und llACRDoaii entnommen, doch kann
dieser umstand auch der dürftigkeit unseres materials lususchnibfi
sein, d^nn das angeführte beispiel aus WKSTEiniüOEa läsit
darauf seliliesien, dasi in der swanifsloseren spräche eine längere
rnlwieklungsreihe vorherging, ehe der wortgebrauch in die litteratur-
spraehe aufgenommen wurde.
a) der relative gebrauch.
et) freie verbind an gen.
1)) mrafT «ind die eelinen meioar Jugandkraft:
loh hin gewandt tu ringen.
ÜÖRCiR (.an Friedrich Leopold) 1,237;
doch xlehsi du wohl, dati matt und achwach und arm
die arioimuae um erbarmen llehei, • . .
denn noch ist nicht ihr ichlafTer arm
gewondt, Apollos »ebne schnell tu biegen.
NovAtii (ort /i«r>)er) l,;t»l K. Ileilhom;
•lle aDfeindungen seiner brnder (die der alte valer, dn ihnen
Joseph verzieh, Te^^eihungsvoll einem kämpfe »ergleicht) haben
ibn nur stark gemacht; alle feindliche Schicksale bnben ihn
gewandt gemacht mit armen und banden. HtanKR {briefe, das
etudium der theologie betreffend, 1. theil) lo, M.
2)) die in der beilungskunst gewandt, sind anderer meinung.
Hagkdorn 2,107; Sophist, der trugscJilüsse macht, in trug-
achlüsscn gewandt ist. Frisch 2, 2S7';
der in rftnken und schwlnken und allen
streichen gewandt war. Göthi [lieineke fuchs) 40,7»;
man fühlt, dnsz eine geläuterte Schriftsprache, so gewandt
sie in allem übrigen sein mag, heller und durchsichtiger aber
auch scbmackloser geworden ist imd nicht mehr fest dem
kerne sich anscblieszt. Gamii kinder- u. hausmärehtn 1, 16;
dasz dieser gute köpf zum tbeoristen der feinsten philosopbie
scharfsinnig, und zum tbeoristen der scb. k. u. w., als virtuose
in den besten werken der ausllinder insonderheit belesen,
und zum \erbesserer eines vernünftelnden Franzosen gewandt
gnug sey, dörften wir fast zweifeln. llEaDKR 6, 284;
dieweil ich bin, musi Ich auch thitig sein,
ich möchte mich sogleich zur arbeit schOrzen,
du bist gewandt die wege mir zu kOrsen.
ß) t» der composition.
0) kriegsgewandt theil 5,2272, vgl: die Franzosen woren
kriegsgewandter und zahlreicher als Ihre gegner. EicHiNOoarr
dtchUr und ihre gesellen 1.10. ebenso vereinuU gefecbUgewandi,
pfeilgewandt {tgl. pfeilgeQbt Iheil 7, ip. IM2), geachllftsgewandt,
tgl. theil i, 1, tp. 3S27 ;
Alesi'. du bist ein mensch, der mit ger&H'ger tOnche
die rohheit des gemOtes Qbertog.
fein, höflirh. unterwOrflg, dienstgewandt.
frech, aurgeblasan, rauh, gemein und wild.
K. iaiERMAKN die Bojaren 6, 1 (»eike 16, i. 360).
1)) lebenagewandl, vgl. theil t, uz, vgl.: gleich nach Lucidor
kam noch ein fremder hinzu, nicht mehr jung, von bedeuten-
dem anaehn, wQrdig, lebensgewandt und durch kenntnisz
der weitesten weltgegenden höchst unterballend. GOtbü
(wanderjahre 1,8) 21,133;
der kalter . . .
als er ging die kröne sich sn holen,
hat er uns auch die kappe mligebracbL
nun sind wir alle Deugeooreo;
ein jeder ««eltgewandta mann
ilehi sie behaglich Ober köpf und obren.
(faii«< II), eb«Mo wahlverwandttchaflen 1,10.
GEWANDT (geschickl)
5310
I)) federgewaodt, rt««a« redegewandt, vgl Iheü 1, Wl :
io roAcbi leb saibsi io kOnttlkbeo aonetien
In »praebgewandur MBiz« kOboaiD ttolt«
das beste, wa« gefObI mir gibe, reimen.
(i<0. totell) 1.171.
b) der absolute gebrauch, dte »tfrterlidktr iirtiiuii von dieser
verwendungtarl in geringerem grade ken»lmk: («wandt, gewiegt,
geschickt, tersato, habtU, adkirutato, Hmomtto, hMbtU, adroil,
airesü. HiDiim S8t^ gewandt, vlug, vaerdif, rrt bedreeveb.
WKisiKRaacn 417*; gewandt, vtrmtut, vertablu. Atta 9»';
gewandt, inversus . , . veriutus et ealUdu*. KiaacH im'; gewandt.
agile, soupU, esptdUif. noueeam diel, {Siraitburg 1771) t SM';
datu vgl. ou$ der bair. mundart ScflHiLLEB l',MS. LiiRB kdrntm.
wb. 2V>. vgl. auch FiRMliticn 1,476,60 /Ar 4»$ kitssuah«.
a) die funetion des priduals.
1)) et helmt: ich lAi; im sode,
und wtre nicht gewandl.
o! relKt mich aiii dem klliel,
und gebt erb6huni;»-mlltel.
und seht mich wieder an, was gllu? Ich bla lalaat.
GdHTaaa qei. 110;
wie geheim und heilig wiederum ist Jacobs gesieht de* «r-
lifneten himmels, des ihm so nahen gottes seiner viter, wie
bittersüsz und angenebm-inübselig die be^chreibung semes
<li(>nstes bei Laban, gleichsam beroisch-nacbtiicb sein kämpf
mit dem unbekannten, und endlich über alle maaaz« gewandt
und biegsam die verschlungene geschichte Josephs. HiaoBi
{briefe, das studtum der theologie betreffend, t. theü) lu,37; er ist
gewandt wie ein aal, klammert sieh aber auch ebenso feat
an. GsASBE {Napoleon 3,3) werkt 3,166.
1)) er ist eigentlich pracktischer nattir, auch Ober seine
jähre im leben einsichtig und gewanndi, und weisx, wie ich
schon in häuslichen dingen sehe, ein ihm aufgeiragnes ge-
schüft mit ruhe und Sicherheit durcbzofOhren. G&the briefe
21,898; Wilhelm Schlegel ist nun hier und es ist zo hoffen
dasz er einscblfigt. so viel ich habe vernehmen können, ist
er in ästhetischen baupt- und grundideen mit uns einig, ein
sehr guter köpf, lebhaft, tliiUig und gewandu 11,07; er {der
Perser) war scharfsinnig, gewandt, gebildet, mild und freundlich
gegen fremde und unterworfene. IL M. Arndt geist der atU
(1807) 1, 117.
S)) es kOoDe
Hinze der kater sogleich die boischafi Reineke briogan.
well er klug und gewandt sei. GOvbi {Heinekr /'mc/h) 40, 31
(Gottsched s. 43: als welcher sehr klug und gescheiü wire.
Reinke de vot vrod.)\ andere vOiker mOgen gewandter sein und
witziger und ergötzlicher, aber keins ist so treu wie das treue
deutsche volk. Heine Hanreise;
und drei feen
scbOn zu sehen
aber lOckiscb und gewandt.
GaiLLrAasBB (Melusima) 7,118.
daiu vgl : das Ist e' gwandter, ein bandvester. wörterhuk 4m
Konstanter Hans (1701) bei Kluge rolwälseh s. 167.
ß) die funetion des attribiäs.
1)) ein gewandt pferd ... hn cheval adroilf liger alawmm,
Rädlbir 1, 381 ; ein wol gewandt pferd, a kmu well mässfei.
leutsck-engL wb. (I71S) 1447. ikmikk KB&aaa {Nimherg 171») 3,«r:
ein gewandtes pferd, chnal Mtkdmini; ein pferd gewandt aacbea,
d^libeier «« ckevaL namteau HeU (Sirass*. 1111) SM*. Scawaii
(1782) 1,746.
II) dast euch ein gewandter fuss mehr gilt als eia |»>
wandtet köpf. Sapbir ej4ra ^az<ir S(i8S3): was Gains GraeclMN
gewandte band zusammengezwuogen, hatte tbeils die osMkt
der verbsltnisse, tbeils und vor allem die grobe baaeralaMt
seines nnfahigen nacbtreters wieder aufgelOaL MMaaiii rIaiL
getch. 1, 198.
3)) die Versetzung des hofmecbanicaa KOmer von Weimar
nach Jena brachte einen geschickl-gewandten, tbitigeo mann
den dortigen anstalten in die nibe. GOtrb (laf-tt.jaAret/kr/fo isil)
31, 117; der herr rait der brille ... kannte jeden schlopfwinkei,
welchen das gesett dem gewandten mann offen lässt. G.FsBTTac
(loU «. haben 1,8) 4, 119; du wirst ans den zeiUingen meine
wähl in Brandeoborg ersehn haben; es war ein harter kämpf,
da der gegner oberbörgermeister und ein sehr gewandter
fähiger mann ist. BisaAScs an teinen bnier lO. 2. 40, i. Korl
Bismartkbriefe 77; der kurfOrst ... bat ibn piMzIich, den jagd-
janker vom Stein, einen jnngen, rflstigen und gewandten herra
... ins Zimmer so rufen. H. v. Klbist {Mtekaei feUb««^ «,ltT
IvUinf;
5311
GEWANDT (geschickt)
GEWANDTHEIT
5312
das tnaskenharte spiel, das eio gewandter freund
aus Roms Terfairnem schütte . . .
neubelebt herangeführt.
GöTHB [was wir bringen, 19> auflritl) 11,315;
uns aber hat er
seine gewandteste
verzärtelte tocbter
freut euchl gegönnt. {meine götliii) 1,62;
schon sah er im geiste die schöne Fides ... als gewandte,
lebensfrohe frau vor sich stehen und gehen. Keller Züricher
novellen (Hadlaub) 1,82; denn sicherer und entscheidender
tritt ein körperlich starkes und gewandtes volk, begabt mit
muth und vaterländischem sinne vor den risz als ein . . .
ungeübtes und schwaches. Guts Muths turnbuch f. d. söhne des
Vaterlandes 17.
4)) und wenn sie denken, dasz vom beweglichen laden-
diener und dem eingebildeten kaufmannssohn, bis zum ge-
wandten abwiegenden weitmann . . . alle nach und nach, bei
mir vorbei gegangen sind. Götiie {lehi jähre 4,16) 19,98; hierauf
folgen einige honneteläten für des autors persönlichkeit, wie
es einem so gewandten weit- und hofmanne geziemt, triefe
21,439; abgesehen von dem gesicherten und reichlichen er-
werbe, welchen ein gewandter geschäftsmann verbürgte, war
ja diese ganze kunst dem dienste der frauen gewidmet.
G. Keller (d. grüne Heinrich) 1, 226.
5)) ein gewandter arbeiter, an expeditious or clever loorkman.
Hilpert l, 463';
und so bab' ich auch den flscher
ruhig sehen netze werfen,
brauchte dem gewandten tischer
winlieimaa.^z nicht einzuschärfen.
GöTUR (divaih buch des unmulhs) 5,105;
an die ecke der strasze dort
setzt ihr tischchen mit kupfermoneten die wechslerin,
hier den stuhl der gewandte barbier.
Platen (hildcr Neapels) 2,213;
zu einem artigen haus . . zu kommen, ergehe sich die vor-
teilhafteste gelegenbeit aus dem amtlichen geschäftsieben
selbst ... wo ein gewandter notar, wenn er die äugen auf-
thue und etwas wage, ja zunächst bei der anrichte stehe.
G.Keller {Martin Salander) werke 8,138; da brachte sie...
unterschiedliche tuchabschnitzel, ... die sie ihm ja nicht zu
verlieren empfahl, indem ein gewandter Schneider die existenz
eines rockes mit dergleichen um ein volles jähr zu fristen
vermöge, d. grüne Heinrich l, '20; der mann hat savoir vivre,
gibt einen gewandten wirth. H. Kurz (der sonnenwirth) 6,195;
die schale siehst du nur, den edelstein
hat ein gewandter dieb listig gestohlen.
Grillparzer {ülanca v. haslUien 5,9) 10", 192;
der gewandte Schwimmer strebte einer Wassernixe zu. Roseggbr
(Heidepeters Gabriel) 11,282; Schlittenfahrten, die, so oft es sich
thun liesz, veranstaltet wurden, gaben ihm gelegenbeit, sich
als gewandten vorreiter ... zu zeigen. Immermann (epigonen 2,14)
5,142; 'so entrinnst du uns nicht, du doppelzüngiger!' drang
herr Wilhelm Tracy, der unter den vieren der gewandteste
redner war, auf den primas ein. C. F. Meyer der heilige 210.
6)) so übt er jedes pünktlich aus,
mit schnell gewandtem sinn.
Schiller (der (jang nucli dem eisenhammer) 11,253;
selten hat vt'ohl ein maier mehr gewandte fügsamkeit, sich in
alle nur erdenkliche formen einzupassen, an den tag gelegt, als
Johann Franz Barbieri. Matthisson (umrisse aus Italien, Bologna)
4, 166; Hermann's gewandte entscliiedenheit, der leichte ton,
mit welchem er von allem wenigstens zu reden wuszte,
waren eigenschaften, die ihm bei ihr nur nützten. Immermann
(epigonen 2, 13) 5, s. 139; Anton hatte einen liefen respeci
vor dem gewandten ton, der leichten Unterhaltung und den
geschliffenen formen des Umgangs in die familie mitgebracht.
G. Freitag (soll u. haben 4,3) 5,55; sonst virar er von ge-
wandten weltformen, scherzte mit giazie, sprach über alle
Vorkommnisse des lebens, ohne den schein übergroszer Ver-
traulichkeit anzunehmen. Gutzkow ritter v. geist 2*, 35; eine
gewandte Schreibart, spräche, o free, clear, easy style, language.
Hilpert 1,463", ähnlich Heysb 1,577; bei all diesem freute ich
mich . . . ihrer klaren und gewandten Schreibweise. G. Keller
(on Ludmilla Assing) bei Bäcbtold 3,55; eine gewandte, ob-
schon falsche technik war das eigentliche wissen meines
meisters. (d. grüne Heinrich) l,2T2; bei dieser gelegenbeit wird
ihnen das variiren derselben melodie grosse dienste thun
und es ist ein sehr schöner einfacher eindruck den man am
rechten orte durch einen minor durch eine gewandte harmonic
hervorbringt. Götmb an Kayser (1780), briefe 4, 170,
y) die function des adverbs,
1)) dasz niemand feiner lacht
als Signor Klaudio, noch schöner tanzt und singet,
gewandter reitet. Wikland {Pervonle) 18,145;
der gewandt wie keiner die höchsten
raben erklomm und gewandt am ergrilTenen taue herabglitt.
Voss Uvid 1, 192;
es knackte der fuss, sie drohte zu fallen,
eilig streckte gewandt der sinnige Jüngling den arm aus,
hielt empor die geliebte. Götuk (Denn, u. Üoi: 8) 40, 320 ;
unvermerkt drangen seine blicke ... in einen garten ... wo
ein frauenzimmer . . . sich in eine grosse wasserverlicfung
stürzte, darin verschwand, wieder hervorkam, das nasse
kOpfchen schüttelte . . . geschickt und gewandt mit dem köpf
sich wieder untertauchte. Heinse (Hildegard von Hohenthal)
werke 2,5; der vornehme stolz der multer, der miszfällige
blick der tochter und das zerstreute äuge des sohnes wurden
von dem armen bocher eben so gewandt aufgefangen, wie
die bunten strahlen eines prlsmas von einem beobachtenden
naturforscher. G. Freytag (soll u. haben 1,4) 4,52.
2)) er verbirgt seine gesinnungen nicht, ja er läszt sie
nicht einmal enathen, sondern er spricht sie ganz deutlich
aus; doch weisz er sie rhetorisch gewandt mit aligemeineren
historischen, kritischen ansichten und Überzeugungen zu-
sammenzuflechten, dasz man recht aufpassen musz, um genau
zu unterscheiden, wo man mit ihm einig seyn kann, oder
wo man ihn musz fahren lassen. Göthe briefe 20,5.96; anstatt
mich nun gewandt und klug nach der sacbe umzuthun und
irgend einen aufscblusz zu suchen, ging ich, nach meiner
entschlossenen weise, sogleich meinen weg nach hause. (dtr/i(.
u. wahrh. 20) 48, 183.
c) die Verstärkung durch adverbien wird bei Göthe angebahnt,
der synonyme participia mit gewandt verbindet, die in die function
des adverbiums iibergleiten, vgl. geschickt gewandt (s. obensp. 5310).
dazu vgl. kluggewandt, kühngewandt, raschgewandt, schnell-
gewandt, andere arl sind allgewandt, vielgewandt u. o.
d) auch Steigerungsformen als sicherste Zeugnisse für den über-
tritt in die kalegorie des adjectivs sind am absolut gebrauchten
particip belegt, vgl, oben der gewandteste redner «. o., vgl,: stieg
er, gewandter als das gemstier, an schwindlicht hoben fels-
wänden zu den grünen vorspringen der grindein. Zscbokre
novellen (Addrich im moos cap. 13) s. 66.
GEWANDTHEIT, /., ableitung vom vorigen, jedoch nur in
den unter 2) dargestellten bedeutungen. das älteste beispiel ist
aus Lessing belegt:
das feine, spitze ding, besorg ich nur,
in meiner plumpen band zerbrichtfo. so was
will ausgeführt sein, wie's erltiuden ist:
mit aller pflfllgkeit, gewandiheit. (A'a(/i(in 3,4) 3^84.
es ist eine der letzten, abgeleiteten bedeutungen des particips, die hier
an dem ersten beispiele für das Substantiv zu tage tritt, spätere
belege greifen mehr auf ursprünglichere Verwendungen zurück,
so auf die körperliche fertigkeit und geschicklichkeit. eine grosze
manniyfaltigkeü der Verwendungen läszt sich aus Göthe nach-
weisen, der das Substantiv sehr begünstigt, ihm entstammt auch
das erste beispiel für den pluralgebrauch, der sich jedoch wenig
entwickelt: dieser brachte den söhn zurück, geübt in allen
ritterlichen gewandtheiten. (noten z. divan) 6, 226; bei deinen
übrigen talenten und gewandtheiten. Babel buch des andenkens
2,145; Ungeschicklichkeit, die doch so viele gewandtheiten
und fertigkeiten gar nicht ausschloss. 'unsere zeit' (1881) 1,362.
1) der absolute gebrauch: gewandtheit, plur, inus., vlugheid,
vaerdigheid, bedreevenbeid, f. Weissenbach 437*.
a) körperliche geseliicklichkeit.
a) die beliebteste Verbindung ist hier kraft oder stärke und
gewandtheit. bald wird in solchen Verbindungen das zusammen-
gehörige der beiden eigenschaften, bald deren Verschiedenheit hervor-
gehoben.
1)) erinnert man sich aber seiner universitätsjahre, wo
man gewisz zum fechtboden eilte, wenn ein paar meister
oder Senioren kraft und gewandtheit gegen einander ver-
suchten. GöTHB (no<en z. djran) 6, 226; der adel bestand aus
den münnern gewisser familien, denen man besondere kraft
und gewandtheit als angeborene Vorzüge zuschrieb. Schlosser
wellgesch, 1^, 180; aber die gewandiheit und kraft, mit welcher
er das pferd herunterrisz und zum stehen brachte, liesz
einen jungen mutigen reiter ahnen. Hadff Lichlenstein (1) «.15;
so erschienen hier die einen von rastloser arbeit gebraunt
und getrocknet, zäh und hart, andere in energie und ge-
wandtheit aufblühend. G. Keller d. grüne Heinrieh 1,39; das
6313
ÜKWANÜTIIEIT
GEWANDTHEIT
5314
volk Lestand zwar in der beroeiizeit au* edelo uod uoedeln
... der Vorzug der ertleren beruht« oicbt etwa blut auf
ihrer geburt, »oadern et bedurfte duzu auch der erwerbuog
eiuer gröszereii tittrke, tapferkeit uud gewaodliieiU ScHLOsata
wellgach. i*, 170.
2«) dort hingegen (in Rom) bat man, «uf eiaem beioab«
recbtwinklicbt aufgeHtellten »tack arcbiteklur, *un deo ziemlich
hoben atufea [d. heil. Irtjipe) eiua Dach der andern unter die
knie*cbeiben zu bringen, wozu denn doch in der tbai nicht
wenig inuskeinkraft, und Ubeideni noch ein buber grad voa
gyuinaslitcber gewandibcit erfordert wird. Mattiikson (Rkvin-
fahrl, Eintiideln) 2,175;
•< hielt <l«r (chUaka ilcb, der lelcbia
In lalnoni vonhell olTenbur.
er wich ilxai Telnd um knine band brall;
d«m war die kraft, llim lil« gawaodibell.
K. laaiRMANN liiitan u. hutil» (wtrlu 19, «. 13«);
allein, alle dieae einfucben . . . arbeiten, kOnnen iwar atSrke
und dauer geben, aber gewandtheil weder geben noch laiaen.
GoTa MuTBi turnbuch für dit löhm du taUrlanda (1811) 10; ge-
wandtheit gebt über «tflrke, franu adrttu patu forct ... engin
vaut mitux que forct. W'ANDik 1,18; der erste wioter war
eine harte lebrziil . . . aber sein ehrgeiz war aufgestachelt,
und eine natürliche geMandlbeit kam ihm zu gute. G. FaaiTAC
{freieorporal) 12, 2lii.
ß) ichon die körpciitclie guchUklichkeil ist meitl nicht bloti
das erqebnis längerer ubung, sondern lugUich der autßuti gtisltger
beweglichkeü.
0) die dicken kttssen machen das aizen ziemlich erträglich
(in d. holt, kutschen), aber mit der gröszten gewandheil kann
luan sieb auf scbirchtem ^teinpnaster nicht vor argen kopf-
nüsaen an den bükwlindcn bergen. Jitnunt nachgeLsehriften \it3;
diese Allmürker und Miigilebnrger waren keine hünengeslaiten
wie die Foiuniern und Westpbaien, aber in ihrer gelebrigkeil,
gewandtbeit und gutwilligkeit erhoben sie sich an diesem
tage zu der höchsten stufe kriegerisches bcldentbums. Siati
begründung des d. reiches b*, IM; er erinnert an Mural ...
ober mehr an seinen muth ala an seine gewandtbeit. Gbabbk
(^apoi<on &, 5) 3, 231; Alfons aoll hier über die auszeroident-
liche Schönheit und kriegerische gewandtbeit Antonios er-
alaunt, zu den seinigen geäussert haben. Flatbn {gesckichttn
du königreichs Neapel 3, 9) 5, 190.
2)) seine spräche ist Äusserst preussiach und auch sein
apiel...hat eine gewisse anmasziiche gewandtbeit. Götbe
(aus Frankfurt 1191) 43, 38; der bttrger . . . genosz auf den
bretterbäniien den kaCfe, welchen ... die wirtbsleute mit
groszer gewandtbeit ... zu bereiten wuazten. G. FanYTic (aus
einer kleinen stadt) 13, 142.
b) die geistige beweglichkeit.
a) mit körperlicher fatigkeit verbunden ist die gevandtheit des
sprechenden: du solltest einmal hören, mit welcher gewandtbeit
ein solches siicbsiscbes inädchen auf fragen antwortet. H.v.Kieist
briefe an seine braut s. *1 ; dr. Bucbholz fuhr fort die neusten
physisch-chemischen erfahrungen mit gewandtbeit und glück
vorzulegen. Götbk (annalen 1190) 31,09; der Schlosser Vinzenz
sprach mit wSrmc und groszer gewandtbeit gegen diese ein-
ricbtung. Aukbbacb neues leben 3, 2U9; Leo setzte mit vieler
gewandtbeit den dichtemeith Byrons auseinander. 2, 119.
ß) die beureglichkeit und schmiensamkeil gegenüber den lebens-
terhdllmuen; verttnult wird sie auch als veisehlugenheü aufgefasst,
1)1 der aufenthalt in Paris, die beobachtung des äusseren der
bufleute... alles trug dazu bei, die höchste gewandtbeit und
acbicklicbkeit des geselligen lebens gleichfalls auf die bQhne
tu verpllanzen. Götbb (dicht, u. mahrk. 11) 28,00; das haben
sie {die Russen) bewiesen und werden sie beweisen, wie
fürchterlich unter gewissen umstünden ein volk ist, dessen
gehorchende feste tapferkeit mit blindem gehorsam ver-
einigen und dessen befehlende die feinheit und gewandtbeit
von gebildeteu haben. L. M. AanoT ansithten u. aussichlen &oo;
entweder, dacht ich, kannst du dir noch glücklich durch
gewandtbeit dein eigentbum erobern oder du entdeckst dich
dem geheimrath von Härder und machet diesem maskenspiel
•in ende. Gutzkow ii;(rr r. geist l,25i; auf einer anderen insel
aaszen die geschwoieoen, schlichte mSnner .. . mit ihrem
obmann, tu dem sie in der eile denjenigen ernannt, dem
sie unter sich vormöge seiner sonatigen etwaigen Stellung di«
meiste gewandtbeit zutrauten. G. KiLLisa (Martin Salander)
t0«rt<8, 318; ich weisz, daaz die papiere hier vorhanden aind,
ich habe grund aniunebmen, daai ea ihnen bei ihrer ge-
wandtbeit möglich seiu wird, dco besilzer deraelbeu zu er-
mitteln. G. KkkiTA6 {soll «. haben 6,1) &, »31 ; der minister
hatte deo eindruck, dast die kalegorie ooaraa hausbackneo
preussischen laodadela ... die mangel, welche «r ao der ge-
wandtbeit des peraonalbettaudes dieaat dieosUweige* fand,
zu decken nicht geeigoet war. Bita*Bca gedanken u. erinne-
runge» I, S.
3)) leb lata« aleb aiasBaU
wieder nach bofa bereden, um in das köoia« («wall alek
wieder tu gaben: aa braucbia warbaflif die i;''ö*i>* ff*-
•andibait
meinen dauman all noib au* aainaa muuda tu bring«*.
GOraa (Hcinrkf /mc'i«) 40, tut:
vor garlcbu varuaiaat du uns. wir «ar«n gaborgan.
niemand könnt« batlabn vor dir und deiner gawandlb«U.
rbrnila 120
(im Remke de vo$ fallacieo, bei GoTraoiBb veracblaf«nh«it),
ebenso 2ü7.
y) doch auch auf du kiher« denklthitigkeit wird ia$ $mk-
stantits übertragen: selbst die elendsten spiizfündigkeiteo der
möncberei, die romanhaftesten pbanlasiereien zeigen, dasx
feiobeil und gewandtbeit gnug in der weit war, derglaicbeo
auszudenken, zu faszen : datz man würklich scharf anflng io
so feinem elemente zu athmen. Hutotu werke !>,iti (auch eine
phüosophte der geschtehte) : seit Schillers ablehen hatte ich mich
von aller philosopbie im stillen entfernt und suchte nur die
mir eingeborene meihodik, indem ich sie gegen naiur, kunsl
und leben wendete, immer zu grüszerer Sicherheit und ge-
wandtheil auszubilden. Görati annalen 1811, wterke SO, i. S0:>
(Cottasehe jubiL-ausgabe); geist und gewandtbeit und manche
einzelne IrefTiicbe enlwoifene und durchgeführte stücke er-
scheinen freilich auch io diesem buche. E U. kuMtj sfhnflen
an meine luben Deutschen 3, 29.
d) bei der besiehung auf geistige fdhigkeittn »erden auch du wer-
bindungt-n des absolut gebrauchten substanttrs mannigfaUtger ; «»
stelle von formein wie mit gewandtbeit, mit grosser gewandtheil
u. a. treten lundsckuftliehe kennietehnungen. charakteritiereude ad-
jectite: sie achnappten dem armen landskinde jeden bisaro vor
dem munde weg ... diese spitzköpflgen Franzoaen, an welche
Friedrich, in einseiliger Schätzung Oberrheinischer gewandtbeit
seine gunst und sein geld oft wegwarf. Pbdtz torlesungen über
die gesch. d. deutschen Iheaters 293; weil aber . .. alles dieses
eine gewisse durchdringende individuelle riosicht verlaogte;
SU wurde die persönliche gegenwart desjenigen der zo eot-
scbeideo berechtigt war, um so mehr erfordert, als hisr kein
plan sich denken liesz, und nur eine, die augenblicklicbeu
umstünde benutzende gewandtbeit zum ziele führen konnte.
GöTBK (annalen lbo9) 22,4»; ich würde ihnen niemals ralbeo
eioe ateile anzunehmen, die so viel routinirte gewandtbeit
erfordert, wenn man sie mit einer gewissen aisance bekleiden
und nicht sein leben darüber aufopfern wüL briefe I&, 281;
ein hofmeister, der mädchen zu erziehen wüszte ... mflazte
so viel well, so viel weiberkenntnia, so viel wilx, so viel
launige gewandtbeit bei eben ao vieler festigkeil beailzeu.
J. Paul (mumi<n 10. uklor) l, 131.
2) der relative gebrauch.
a) beiiehung auf organe des körpers: er hat eine groaie
gewandtheil seines kürpers und ist berr Ober alle seine
organe, deren unvollkommenbeit er tu verbergen, ja sogar
za benutzen weisz. Götiib 6ri«^e il, U; begeistert sie mit der
liebe für« Vaterland ... ateigert ihnen die kraft und gewandt-
beit des körper«. Gors Munis («m^H«* für die sdkme iet Mler-
landet 17; gewandtbeit des leibes. ihrer bedarf der «ehnnoa,
so wie der eigentliche krieger. 24;
an Solamir and «eiaen «dien achaui
«in weiblich auee. lauern, mancben r«is
. . . gewandtbeit dar geüalt,
dar nelfung faunr and der warbung kOhnbalk
GOtmb {Unctft I) 7,244:
nun «Is leb h«ul' am wagen dieh sab in rraber gewaadtbaii,
«ab dia »Urka de« arma und die volle gawandtbait drr gliadar.
war ich beUolTen. {Herrn. ■. Oo'Uk.-feVoiu) 40.306;
in freien stunden streiften aie botanisirend durch wald und
feld oder übten ao den etangen ... die gewandtbeit ihrer
glieder. Tb. Stobh (Jokm iitw) werk« 8, l(M.
h) einschrinkun§ da hefriffa auf einulkeiten der iusieren «r-
seheinung: der keiaer bewundere dieachönebaltoogdertruppea
so wie des aofobrers gewandtbeit als reiter. Platb<i (föd.
d. königreichs Neapels 1, 3) werke 8, &3: die raschen übergange
ihres mienenapiels vom ernst zur kindlichen fröbliclikeit, ihre
gewandtbeit beim auf- und abtragen der apeiseo ... all 4at
5315 GEWANDTHEIL — GEWANDTROG
GEVVANDTRUHE — GEWANDUNG 5316
schwebte anhaltend vor seinen äugen. Zschokke novellen
{Addrich im moos 8) 3, 41 ; bei der mutter an die einfachste
iebens weise gewöhnt, war meine gewandtheit in fisch- und
vogelessen nur gering. G. Keller (d. grüne Heinrich) 1,306; je
weiter aufwärts er (der Sprachforscher) klimmen kann, desto
schöner und vollkommener dünkt ihn die leibliche gestalt
der spräche, je näher ihrer jetzigen fassung er tritt, desto
weher thut ihm jene macht und gewandtheit der form in
abnähme und verfall zu Anden. Grimm vorrede zum wb. 1,3.
c) die gröszte Vielseitigkeit zeigen die Verbindungen, die den
begriff nach der verstandesseite bestimmen und ergänzen.
a) genetivverbitidungen.
l)) eine person, wie Aruja, konnte auch der gewalt nach-
tbeilig werden, die ihr die gewandtheit ihres geistes . . . über
den geist, das gemüth und die leidenschaft des sultans er-
worben hatten. Wieland geschickte des weisen Danischmend
cap. 49) 8,447; sie wichen mir mit der ganzen gewandtheit
ihres geistes aus. Iuhebmann (epigonen 2,6) 5,104; wo er
{Diogenes) zwar von seiner gewöhnlichen diät so wenig als
möglich abweicht, aber durch die gewandtheit seines witzes,
die freiheit seiner zunge . . . sich so angenehm macht, dasz
seine erscheinung eine desto lebhaftere freude unter den
gasten verursacht, je karger er mit dieser gefälligkeit ist.
WiELAtiD (i4ris/jpp 2, 39) 23, 312; auch erinnere ich mich ihrer
äuszerung dasz den Deutschen gewandtheil der spräche und
das Wortspiel fehle; Ich war damals ihrer meinung entgegen
und bin es noch. Gl. Brentano ges. Schriften 7,5; wenn ich
nun auch glauben dürfte, mit gehörigem fleisz, des griechischen
hinlänglich meister zu sein, wenn ich mir sogar schmeicheln
könnte, die so nothwendige gewandtheit des deutschen ausdruks
zu besitzen. W.v.Hdmboldt an ScAil/er (8. mai 1792) s. 43 f-eitjmonn.
ß) prdpositionalverbindungen.
l)) herr Grüner . . . spielte hier einige gastrollen. er hat
gewandtheit auf dem theater und eine leichte cultur. Göthe
(Schweizer reise von 1797) 43, 36.
2)) dann fing er an . . . die versammelten zu entzücken —
durch redeschmuck — und gewandtheit im ausdruck. RL^ckbrt
(1. makame) li, 232; der schlendrian auf den meisten teutschen
sprachschulen martert den jugendlichen geist, bevor er noch
festigkeit, gewandtheit und Sicherheit in seiner landessprache
erlangt hat. Sciiwarzott ein teulsches worl gegen die unteulschen
kunstausdrücke, s. Fn. Schlegel deutsches museum 3, 117.
3)) bei den laufenden geschäften zeigte er (erzherzog Johann)
gutes und schnelles versländnisz und praktischen sinn, und
unterstützte seine minister vortrefflich durch die gewandtheit,
widerwärtiges abzuhalten oder aus dem wege zu schaffen.
G. Freytag [Karl Jtfa//ii/ 3, 5) 22,297; die gewandtheit, im ge-
sellschaftlichen tone zu sprechen. Kant anthropologie 22.
3) die eben belegten und andere ähnliche Verbindungen ver-
dichten sich theilweise zur composition.
a) compoüita, die auf den relativen gebrauch zurückführen.
a) in Jena und Halle war die rohheit aufs höchste ge-
stiegen, körperliche stärke, fechtergewandtheit, die wildeste
selbsthülfe war dort an der tagesordnung. Göthe (wahrh. u.
dicht. 6) 25, 58; kleltergewandtheit.
ß) in den römischen elegien hatte Göthe mit eben so viel
geistesgewandtheit als feinhcit des gesclimacks sich zu einem
deutschen Properz umgestaltet. Bodtebwek gesch. d. poesie
11,386, vgl. oben theiH,\, sp. 2761. rj/. federgewandtbeit, zungen-
gewandtheit; in der freien Sicherheit der weltgewandtheit.
gartenlaube 10, 114*.
Y) mehr formengewandtheit als gedankenfülle. monalsbl.
1,336'; Versgewandtheit zeitschr. d. philologie \\,\^<i.
b) composita, die auf den absoluten gebrauch zurückführen:
affengewandtheit, schlangengewandtbeit, taschenspielerge-
wandtheit u. a.
GEWANDTHEIL, m. vereinzelte jüngere bezeichnung für den
gewandfall (vgl. $p. 5290), sie ist wol nach der analogie von buthcil
(bautheil) gebildet: gewandtheil, s. gewandfall Hilpert 1,463*;
eine besondere bürde, welcher noch die hörigen einwohner
der Städte unterworfen waren und die unter dem namen des
budtheiles, gewandtheiles oder hauptrechtes mit charakte-
ristischen Zügen den stand ihrer bOrigkeit bezeichnete. Beb-
LEPSCH Chronik d. gewerke l, 23.
GEWANDTING, f., s. gewandung.
GEWANDTROG, m., GEWANDTRÖGLEIN, n., vgl. gewand-
lade, gewandtruhe: da seit den Schlüssel zu dem gwand
dröglin schicken. Th. Platter hrieft an seinen söhn 3.
GEWANDTRUHE, f. mehrfach aus der heutigen österr.
dialectlilteratur belegt: oben in Sopherls schlafkammer sasz
die magd auf der gewandtruhe neben der Ihür. Anzengruber
(dorfgänge) 3, 129; der kaplan griff hinter sich nach dem hut,
der auf einer gewandtruhe lag. (goll verloren) 289; no is mein'
g'wandtruhen noch da, ich find' niemand, der mir 's fort-
schafft, (jungferngift 4,6) 8,77; sie legte das Sparkassenbuch
in ihre gewandtruhe ganz zu unterst und diente weiter beim
Gregerbauer. Rosegger idyllen 441. älter und aus Frankfurter
Urkunden belegt ist kleidertruhe, vgl. theil 5, sp. 1082.
GEWANDTUCH, n. während gewand in der bei Sciimeller
2^,940 aus Welsch-Tirol belegten Verbindung de baut (wand) tuch
eine maszbestimmung entwickelt, deutet das compositum in folgendem
beispiel wol auf die art des Stoffes hin: wir schicken euer lieb
den swartzen sammet, swartz gewanttuch zu einem rock.
Anna v. Brandenburg an ihre schwester (1480), $. STtiNHAusEN
privatbriefe 1,217; vgl. auch englisch gewandtuch, pannus Bri~
tannicus. Henisch 1593.
GEWANDUNG, f. junge collectivbildung, die in ihrer haupt-
verwendung auf gewand =- vestis zurückführt , in vereinzeltem
gebrauch jedoch auf wand = partes hinweist.
GEWANDUNG I, die collectivbildung zu gewand gehört in
ihren litlerarischen belegen dem 19. jahrh. an und zwar dem
Sprachgebrauch der zeit nach Göthe. die erste buchung bietet
jedoch schon Campe 2,359. mundartlich weisen die spuren in
das 18. jahrh. zurück und zwar in den bair.-österr. formen
gwäntung österr. weisth. 5,730; g'wandting, gwantig Schöpf Tirol,
idiot. 800. in den gebrauchsformen greift diese collective bildung
jedoch nur wenig über die grenzlinien hinaus, die wir oben für
die neuhochdeutschen Verwendungen des einfachen gewand fest-
gestellt haben: die umfassendste bedeutung lebt wie bei gewand
wiederum in der bair.-österr. mundart und wird gleichfalls —
in bestimmte schranken eingeengt — in der fachspreche der bilden-
den künste aufrecht erhallen, sonst ist der umfassende begriff
nur wenig gepflegt, ja auch die engere bedeutung von vestis ist
dieser collectivbildung nicht fremd; und ganz besonders beliebt
scheint an ihr neuerdings der übertragene gebrauch im sinne von
hülle, form, im gegensatz zum Inhalt.
1) die umfassende bedeutung.
a) der mundartliche gebrauch: so ain schwecher ain aiden
in sein haushaben einnimbt . . . soll derselb im hausbaben,
so lang er daselbst bleibt, in allem treulich und lleissig sein,
dagegen soll er als anders hausvolk mit zimblicher gwäntung
und in ander weg nach hauses stalen treulich und gebürlicben
gehalten . . . werden, österr. weisth. (Enneberg , Tirpl) 5, 730 ;
g'wandting, f. (am Eisack und anderwärts), collect, kleidung
Schöpf Tirol, idiot. 800; 'gwantum, kost geld bei Schhelleb
1^, 942.
b) die fachsprache der bildenden künste: hiebei konnte der
sinn für schöne und edle formen nicht gedeihn; alle einfache
groszheit verschwand, in der gewandung zeigte sich dieser
Verderb ganz besonders und am frühesten. G. F. Schuppe über
die neuere deutsche kunst, s. taschenbuch auf 1837, s. 82; diesellie
groszartigkeit, welche gestalt und haupt charakterisirt, durch-
dringt auch die formen und falten der gewandung. Staiir
2 monate in Paris l, 140; die gewandung vor allem ist voll
Outhenden Iebens. 149; der zum laufschritt gehobene rechte
fusz, die kurzgeschürzte gewandung . . . alles kündet und ist
lebendigste hewegung. ebenda; vgl. auch Jahrbücher der gegen-
warl (1847) 213; sie hatten sich in Sanct Gallen bei ihren
maiereien stets an Überlieferung alten bildwerks gehalten
und für gewandung faltenwurf und bezeichnung der gestalt
einen gleichmässig sich wiederholenden zug angenommen.
Scheffel Ekkehard s. 136; ein florentinischer gesell ... war dem
Schreibemeister behülflicb, woher manche der gemälde ihre
ausdrucksvolle einfacbheit und edle gewandung erhielten.
G. Keller (Züricher novellen) werket, iß; die unendliche zart-
heil, mit welcher die fernen, durchschimmernden gewandungen
um die körperformen sich schmiegen, die behandlung der
farbentüne wirken . . . wohlthuend auf das äuge. Gohl leben
d. Griechen u. Römer 2, 213.
2) Verengerung des begriffes, eine anzahl von kleidungsstücken.
a) der frauen gemüth, wie hoch es auch genaturt sein
mag, erfreut sich allzeit an schmuck zierrath und prächtiger
gewandung. ScH^rven Ekkehard s. 4; Dominik ... schnürte seine
gewandung noch fester zusammen, hob sie auf die schulter
und verliesz den bof. Aoerbach (der Lehnhold) dorfgesch. 4,118.
b) die gesamtheit dessen, was jemand an sich trägt; der
53 1 7 GEWANDUNd — GEWANDWERK
GEWANDWOLLE — (iEW ANKE
5318
kfliniiierer Spa^zu . . . warf einen woblgaffilligen blit k auf
•eine gewandung, all war' er sieber, seiner gebieierin äugen
beut auf sieb lu lenken, denn er batU ein feetiekt bende
Tun glanzleinwand angelegt und cio »aphirfarblges oberkleid
mit purpurnen auumen, ailea naek oraMMl acbnitt. Scaimi
Ekkehüfd i. 4; ein bad war ihm soreebt |MBacbt und friecbe
gewandiing bereitet. 87.
c) du tmuln» kkidnttgiüütk, iat itr gnamttn IruM d«n
eharakUristiMehen tmg gubt: wir danken, fiel ihm frau Hsdwig
in die rede . . . der abt xog eine funkelneue kutle berfflr
und apracb: ao ernenne ich denn untere» klunters erlaoebMn
acblrm*ugt tum ... tugeechm-benen bruiler und tchmflck' ibn
deasen tum zeugni» mit dei ordent gewandung. ScnirrcL
tMthard s.ti, ihiil.i.'M; dt sab er des kellernaiiters gewan-
dunft uud em paar fliegender lOpfe, die uicbt zu dieaem babit
geborten. 73; und wenn icb im bemd angeritten kam«, lo
wttr' die gewandung noch stolz genug, um vor auch icbwarze
kutlen ula beruld zu treten, tbtnda; lie hatte vom fenMer
aus drin fremden nacbgexpiiht . . . aber des mannes tntlitz
und gewandung war ihr unbekannt geblieben. Tn. Stör«
{Enkinhof) *,'iHb; ein gefeierter früherer tage erscheint einrm
apSleren gescblecbte als ein mann in allmodiscber gewandung,
ebenso in seiner gesinnung, nie in seinen anscbauuogen Ter-
•Itet. AKZENcauasR ^i. werkt 3, t. S.
d) dtn abschhist dieses tntwieklunisganges ktnnxtiekntt die
umuttung in den ftlttral für die unter b) angeführte rfrwendung :
ein fOrsicbtiger baiisvater, der die abgetragenen gewandungen
dem bebraer überlSsst. ScntrFKL Hkkekard i. 1S3.
3) übertragener gebrauch.
d) übertragen auf sinnliche vortldlungtn :
einst in tler leiten brandung
war.st du ein port der landunf
in lieblicher gewandung
ao einsam und »o still;
in fehden und In streiten.
die einst die weit enttweiien,
im epos jener lelieo
ein liebliche« idyll. Lbutnols Ufmau t. 100.
() auf abstraclionen übertragen: so wBre also die Tolks-
literatur nur formell von der bOheren unterscbieden? ibre
ganze eigenthiimlicbkeit bestünde in der TerSnderten sprach-
lichen gewandung? Ai'BRbach schrift und volk 193; es gibt,
wie für das äuge, so auch für das obr gleichsam eine mode.
wie manche körperliche, so erscheint uns auch nach und
nach manche geistige gewandung nicht mehr so auffällig. 219;
so viel ist sicher, dasz auf die orthographische, überhaupt
auf die sprachliche gewandung der druckschriflen im 16. Jahr-
hundert nicht die gleiche Sorgfalt Terwandt worden ist wie
heute. Kluck von Luther bis Lesting 55, ebenso 60; Wortschatz
und wortgebrauch, Stammbildung und syntax bebalten noch
die alte eigenart; nur die üuszere gewandung ist modern. 67;
Gottsched aber hat, ... nicht nur viele hundert Wörter mit
sicherm Sprachgefühl geschaflen. ... er hat auch tausende
von solchen w Ortern aus dem staube der bücbersiie bervor-
l^esucbt und sie uns, zum teil in neuer gewandung, zu einem
lebendigen besitztnm gemucbt. K. Rbichbl GotUehed im rahmen
d. deutsehen mörleibüeher, tiremboten 60. Jahrgang nr. 3t.
4) die cotnpositwn ist, wie es bii der jungen bildung natürlich
M, noch wenig vorgtschrilten , doch lirj;«» für die hauftformen
tehon beitge vor.
a) des Predigers tocbter, die boldselige Jungfrau Margaret,
aber zieht mit dem jungen, lebensfriscben landsknecht Franz
kürber, der daa Studium der ibeulugie auf der Witteoberger
bochschule gegen das bunte kriegsieben verlauscbt, selbst
in landsknechtgewandung. K. TELviNH i. gegenwart 12, 76'.
b) dieae anklage richtet sich nicht sowohl gegen die Schweiz.
Tokalgewandung too Zwingiis scbriflen, aia Tielmebr gegen
acinen wortacbati. Klucr von Lulhtr bit Letsing 69.
GEWANDUNG II, f., su wand ^ptritt: billig zu verkaufen
•in glas-abschlusz mit gewandung und tbOre. Htidtlbergtr
teilung 1901.
GEWANOWANDELUNG, f.: als die berrliche gestalt {der
Hindtl-Schüit) das podium bestieg, war alles äuge, und nun
begannen die wunderbaren so berühmt gewordenen gewand-
wandelungen . . . alle weiblichen costüme des classiscben
alterthums, priestcrlichr und profane ... wechselten schnell
vor unsern äugen in den altitüden bekannter antiker bild*
werke. Vi.y.KtQtL^tr* jugenderinnerHmgtn eines alttn immmiMO.
GEW AND WERK, n. neue mundtrtUehe coUteti9bMuȤ mu
der glnchin gegtnd, dit dtn colkctirgtbrautk tm gawand btwahrtf
IV.
9gL »nek gewandzeug: in der gliubi|fcMt kann freilich eioar
als a ganzer drein alecken wie im g'wandwark , aber dO«
reicht nit ein' trän Ober ihm wag. Aazaacaükaa {jun^ftrngifl
3, 1) 8,63; und dOs g'wandwerk von der jlteu Simmerlio all '•
von acbweren zeug, (l, S) 8, U; was b8lt' leb auch jeUt viel
scbOn's an dirT am dein bissei wtebshim laazt dem g'wand*
werk beruinscblunipan, wie kein« tbot, di« «io wenig acliaoiar-
licbkeit im leib baU {d. itärkt Pnkrti m. 4. stkmaeki E94) S,tt7.
(.EWANDWOLLE, f.: tinea baift ain acbab. du, ist •!■
gewantwurm, sam Isidorus spricht, und wech»«t von faulMB
luft und von »aigar fBubten in der gewaotwolleii, dtr iMl
sitzet eg und durcbnegt st. Koaa. t. MictiiBBa« NA dar Mfnr
309. 16.
GEWANDWI'RM, m. m siMi fertehitdtium Uintuagn,
1) anknüpfend an gewand ■■ pannut: acbab ... fßwnniwwrm
bti KoNR. T. MBaBRBBBC htck der nctar M», 14. a. d«s tmlm-
gthtndt.
2) anknüpfend an gewaod » foriu, 9gU waolwum, ciaMts,
rgl. altd. bL 1,319. mhd. wh. 1,837*. Lbibs 3,«<»4: 1. gewali4>
wUrmlein. vp/. bauptwunn MetI 4, 3, ip.M9y «fl. ■Oll«rfl»b
theil 6, 2655.
GEWA.M)W(JKMLEIN, n., dmtnutn tu g«wBad««nn 3: aab
er etlicb flacher . . . miteinander gwandtwürmlein oder leOst
von den kleidern lesen. S. Ebaucb cAronüa 30'; gewandwOnnI«,
least, ptdieuU. Hkni^cr 1593.
GEWANDZEIUi.NUNG, f. hti CaHri 3, IM ab iiMfeMd«!
aufgeführt.
(;EWANDZELLE, f., a«g«waad — *aatfi(T): io discmjabrt
ist auch die newe gewnndzelle gebawen worden. Fbiimrwbiibb
handschnftl. kronik iu4, t. Riilinck* tum aUmanntscktu «. itkwähi
lehem wortuhatt {Alrmannia 10, 181).
GEWANDZISE, GEWANDCISE, f nitderrheinuches cvmpotttum,
dttttn twtiUr theil auf accisio, acci«« »urückführt, w<lhrend der
trsU an gewand m.,pannus anknüpft, tgl.: \-ander gewant cysM
vanden termyn sunte Agneten. stadtreeknung tm CocA 141S,
s. annalen d)t hutor. vereint für den Nitätrrktin b, 119; das« be-
reits im j. 15*1 ... der ertrag der gewandtiae aaf 4 rbein.
gülden herabgesunken war. P. B. BKseaATi tbtnd* 6, 63 «. o.
GEWANDZUNFT, f., jüngere, vereintelte bildung: demnacb
einige gewandlszunffknechte binnen der bauptstadt Deureo
gerne eine bruderschaft ... eingerichtet sehen miigten. Dürener
Verordnung von 1748 bei Born s. ivi; die klOster in und ausser-
halb der Stadt zählen viele glieder der alten gewandtanft zu
ihren ältesten und bedeutendsten wohitbatern. P. B. Bibcsatb
in annalen dtt histor. «er. für den Niedtrrkeim 6, 166.
GEWANEN, verb., s. gewohnen.
GEWANEKDS,GEWAENEKZ,ii. h/tiitcAeMdMn^/Drgespenst.
vgL gewanerds in den Marburgtr procettacitn eon 1673 bti Vilmab
44t; gewanerz in der grafschaft litgenhnu, uekenia. kettle
am häufigsten wandering, wünerdmg, t. a, a. •. Vilmab äeUt
fett, dost das wort gespenst dem wölk» gdnttkk fremd ist; er
erinnert an es wandert (wAnert), 4. k. geben gespenster am.
GEW.XNGE, ■., collecthum mu waoge (s. d.i.
1) für dit grundkedtutung sind dit btlege tpirliek:
dl was im dtn geweoge
breiter danne «io waoae. Wili. v. önaaBSica &•*.
s. LuBB 1,983; tgL aueh ScrOpf Tiroi. idiot. V».
3) ergiebiger ist dit tonderentwieklung det m$rU» im der tfe*eke
der bcuUuU, dM mit gewande (II, 1, b), t;l.i^ U»l f&nUet Umft:
tufften stürtz, gwengen, aolstuekb, BiUclpfoaieD und tritt.
Münchener handtehr. bei S<bibi.lbb 3*,tM, WfL Schopf TtroL tiitL
hDO; die ateinen rinnen ii(M «Im verrer berab pisz zu dem
prunnen vor des alten EacbeahMn bans, do ist ein n. in das
geMeng an der ein seitten wiMr baoatbür gebawtn. Tccnaa keu-
meitterk. 18«; weiter was fOr bandtwcrck it{4«rkmtiw»rktr) sebiff
und geschirr, oder der bawherr in gtbMi arbflidig iat . . . mit
besteigen, tOnrben und weissen an nidrigen oder hoben orten,
an kuch kuiitburn, berden . . . au«b an g«weng benckeo
zainkracbong, stOrtzel, fürscbalter, ofen, bein and fustblatten.
FaOiiaPBaeBi b€uw tednung ii5«4|3'. r^. auch: noch 3 Tole
gewengM (aeU a« ikimikfittmt amm N« der brtk» hefem).
OU. urkm»d« mm IftM kti Scaiixta-Leaaiii 8,141; geweng,
p«iianl MoLpaa fraBiBiewMli mmmiart la.
GEWANHEIT, f., s. gmeotakiit.
GEWAMiE, R., a>Fiala«t<iwlii ■• wukaa (a. d.), tra Cahm
%Utk mb BiadHiaa wtrt /rkutkl. ik Htm ifratke kaUe kier ein
iMfalBwW», iu mmmiMtmr nf den itumm wmrtiekfkkH: gtwaoc,
vft LnBB l,tl6, «fL VBiWii»-VBB»aR 3,1U8:
3M
5319
GEW ANKELE — GEWANN
GEWANN
5320
dar wart ein Michel gewaoc
ind eiD gioes gedrauc. Kaiimeinet 1S1,35;
wengel nocli kinne
nach ören hatten kein gewanc.
Waltrr V. Rheinau 238,55.
GEWANKELE, n. , Verbalsubstantiv zu {der ableitung von
wanken) wankeln (s.d.): gewankel Schmidt Westerwäld.idiot.m;
gewankele Kebrein Volkssprache in Nassau 1,438.
GEWANKERN, verb,, mundarlliche üeralivbildung zu dem aus-
gestorbenen compositum gevianken, vgl.: gawankön Graff 1,693
(gawenkjan ebenda 696); gewanken Lbxeb 1,975 (gewenken
ebenda 983); gvvägkern (um Telfs) hin und her schwanken,
taumeln, der bäum gwägkert. Schöpf Tirol, idiot. 226.
ein ausldufer der factitiven ableitung gawankjan liegt vielleicht
vor in vergewanken, verhehlen, verbergen (Basel) Staldkh
Schweiz, idiot. l, 505.
GEWANN, GEWANNE, f. (gewand II) theilt sich mit dem
neutrum gewende (s. d.) in die eibschaft einer reihe von formen
und bildungen, die in eine weite Vergangenheit zurückreichen
vgl. ahd. f. giwaiDt, giwanta (Graff l,76l/f.)> ne"<r. givvand
ff» Heliand; vgl. mhd. f. gewande Lexer 1,975, neulr. gewende
Leser l, 982. in der neuhochdeutschen periode mischen sich
ebenfalls umgelaulete und unumgelautete , starke und schwache
formen, ohne dasz man auf grund des genus oder der bedeutung
immer gliedern könnte, so finden wir im rahmen der österr.
weisth. die pluralformen die gewendt, die gewände, die ge-
vvaulen, den singular auf einer gewandten; dazu vgl. den plural
gewonden tn den oberrhein. stadtrechten, den sing, gewand am
Mittel- und Niederrhein, gewende in der schlesischen mundart
und in der norddeutschen Schriftsprache, eine neuerung bringt
die jüngere spräche durch assimilalion des dentuls: gewän luxem-
burgisch, gewann Henneberger idiot., gewann in Westdeutschland,
und von da in die Schriftsprache übernommen.
den sichersten anhaltspunkt für die gliederung ergeben die fälle,
in denen die umgelauteten formen zugleich das genus des neutrums
erkennen lassen, sie schlieszen sich zu einer gruppe zusammen,
in der der Zusammenhang mit dem vcrbum wenden sich ausprägt
und die den Charakter des Verbalsubstantivs je länger je deutlicher
zum ausdruck bringt, s. gewende.
weniger leicht sind die linien zu verfolgen, die von dem alt-
hochd. fem. giwani, giwanta und dem ultsächs. neutr. giwaud
ausgehen, die mischung umgelauteter und unumgelauteter formen
erklärt sich aus der i-klasse, der giwant angehört; giwanta
führt in die a-klasse über, dasz die entwicklung auf abstoszung
der umgelauteten formen resp. auf eine differenzierung der formen
nach den bedeutungsverschiedenhciten drängte, ist wahrnehmbar,
unsicher aber sind die ersten bedeutungsabstufungen , weil die
ältesten belege mit der abgeleiteten bedeutung ^finis, terminus' ein-
setzen, die bei Otfbid und im Heliand auch gleich metaphorische
Weiterentwicklung zeigt, etwas weiter führt uns die vergkichung
anderer composila des gleichen stammes, wie anawanta = versura
in den Salom. glossen (Graff a. a. o.) oder einzelner Zeugnisse
des einfachen subst. wie vvendi = conversiones lunae; wanda
= lurba noch bei Notker. man kann sich vorstellen, dasz die
anscliauung von einer Umdrehung, einer abgelenkten bewegung,
den begriff terminus, finis entwickelte, wie er wol schon in dem
enleo ni wenteo des Wessobrunner gebetes vorliegt, auch die
bedeutung unseres fem. wand = paries liesze sich als über-
gangsslufe dieser entwicklung deuten, wenn, hier nicht an einen
anderen ausgangspunkt zu denken ist, an die primitive technik
des häuserbaus, das flechtwerk (tip2. ^o^. vandiis, rule, altnord.
vpndr). das vollste sinnliche leben erhielt sich unserem Verbal-
substantiv innerhalb der formen des ackerbaus; die Zeugnisse ent-
stammen hier freilich jüngeren quellen und reichen nicht aus, um
den gang der bedeutungsentwiclclung in allen abstufungen sicher
zu stellen, manche bedeutung, deren sinnliche frische den an-
spruch auf ursprünglichkeit erhebt, kann auch das ergebnis späterer
besonderer entwicklung darstellen, denn schon gewand == versura
(pflugwende) zeigt sich einerseits als das merkmal, andererseits
als die Wirkung jener eigenthums- und besitzverhältnisse , die in
gewand, finis, terminus so abstracten ausdruck gewonnen haben,
und von dieser bedeutung versura, pflugwende müssen wir aus-
gehen, den anlasz zur pflugwende gab wol manchmal die boden-
beschaffenheit, später bei gröszerer flur auch die anordnung oder
gewuhnheit des eigenthümers , meist aber die grenzlinie, die das
l'eld gegen nachbnrn oder gegen auszen abschlosz. da nun aber
der pflüg nicht auf einem punkte gewendet werden konnte, vielmehr
die drehung bei bespanntem pflüge ziemlich räum beanspruchte,
so wurde, wenn nidit auf einem wege, $ondern auf dem eigenen
besitz gedreht wurde, ein stück unberührt gelassen, demnach
blieb, wenn ein feld etwa von nord nach süd und Süd nach
nord durchgepflügt war, an der nord- und ebenso an der Süd-
seite ein breiter streifen übrig, der von ost nach west verlief und
auch in dieser richtung gepflügt wurde, die vorwende, wendfabre,
vgl. auch anwand und radwende theil 1, sp. 513. in diesem sach-
verliältnis sind alle anhaltspunkte vereinigt, an denen die Ver-
wendungen ansetzen: die grenzlinie, grenzfurche, grenzgraben
einerseits, die Vorstellung des breiten ackerstreifens andererseits, der
auch für gewand = pannus (vgl. sp. 5236) herangezogen wurde,
und endlich die gesamtheit der an einen gemeinsamen grenzstreifen
reichenden felder. diese Vorstellung ist für gewand besonders
fruchtbar geworden, sie liegt auch der Verwendung zu gründe, mit
der gewann noch heute fortlebt, gewann ist jetzt die gesamtheit
von feldern, die in einer bestimmten läge oder bodenbeschaffenheit
zusammentreffen, und das führt zurück auf die zeit des flur-
zwunges, wo jedem flurgenossen an jeder läge ein gleicher antheil
gesichert war. denn jede läge war in gleiche streifen abgetheilt,
die ursprünglich mit der zahl der flurgenossen übereinstimmten,
in allen streifen war die gleiche anordnung von furche und schölle,
sie alle wurden durch die gleiche richtung der pflugwende am
gemeinsamen grenzstreifen zusammengehalten.
1) dasz die ältesten beispiele mit dem abstracteren begriff
terminus, finis einsetzen, erklärt sich aus der arl der denkmäler,
die sie bieten, ebendort — bei Otfrid und im Heliand — finden
sich auch schon übertragene Verwendungen, deren erklärung nicht
immer sicher ist.
a) die bedeutung 'terminus, finis'.
a) bei Otfbid ist sie zunächst räumlich, im Heliand zeitlich
gefaszt :
er es er nio nirwant, er ei aliaj thi^ lant
gidruabta harto in waru mit 8ines selbes leru;
nist thes gisceiü noh giwant, wio er girrit tba; laut.
Otfrid 4,20,27;
'hwö lango skal standan noh' quä(tan sie,
thius werold an wunniun. er than that giwand kuiue,
that the lasto dag lichtes skine.
Heliand 4289, ebenso 268. 4350. 4357. 4728. 4732 Coli.
ß) in der späteren spräche ist diese allgemeinere fassung nur
an formen von gewende belegt, bei denen aber das genus un-
sicher bleibt: des libs gewende {evangelium Johannis in Pfeiffer
Übungsbuch), vgl: unib die Grenitz und gewende des gerichte
und wichbilde. Urkunde von 1451 bei Haltaos 701.
b) fraglich ist, wie weit Übertragungen mit Sicherheit aus diesen
bedeutungen zu erklären sind.
a) am einleuchtendsten ist der Zusammenhang in dem folgenden
gebrauch: ^^^ wuidun sän aftar thiu
thär te Hierusalem jungaron kristes
forff-ward an ferdi, fundun ai so he sprak
word-tekan war; ni was thes giwand enig.
Heliand 4550, ebenso 4043. 4084. 4462.
die vermittelnde bedeutung liegt hier in dem begriff der ein-
schränkung.
ß) schwieriger liegen Verwendungen Otfrids^ die bis zu der
bedeutung von Hndividualität, eigenart' führen:
'Job wer thir dati thia mäht, thag thu so scono sehen mahtP
'thes zelluh iu' quad er 'giwant: then wir thar heilen heilantl'
3, 20, 45.
bei formen nach der a-declination ist es auch nicht immer möglich,
die grenzlinie gegen gewonida zu ziehen (vgl. fona kiwondu, fona
kiwandu, ab usu keronische glossen bei Graff 1, 871). doch sind
wol hierher zu rechnen:
wijit thag ouh fllu fram, theih fon mir selbemo nl quam;
ist warhaft, ther mih santa, ni wijut sin giwanta.
Otfrid 3,16,64;
des megines giwanta ni wei;, nesciero virtutem vocis. Monster
fragmente 26, 18 Hench;
die wir do begruben tot,
die sint lebene irstanden
und sint in den gewanden,
da{ man sie höret unde siet.
Hksleb evuiiget. Nicodemi 2724 Helm.
2) die sinnliche veranschaulichung des grenzbegriffes im rahmen
des ackerbaus, der landwirthschaft.
a) der grenzstreifen, der bei der pflugwende entsteht und der
andererseits die besitzverhältnisse wieder zum ausdruck bringt,
die bedeutung nähert sich bald allgemeiner der von rain, bald
im hesondern der von anwand, vorwende u. o.; so es sich aber
begäbe, dasz er von der Strassen über ander zwaier gründ
zu seinem land fahren müsste, so soll er den rain oder die
gewandten miten under die deixi nemben. landrecht v. Raschen-
5321
GEWANN
GEWANN
5322
berg (1671), öbUtt. wtitlh. l,M; tin nacbtper der trat ani |»*
feit ist zu aioem ... soll nueh, sufa leogitt er mag, auf «eiaem
sueweg fahren, und...wano er leiner grOnd nimer gehaben
mag, 10 «oll er sin rnin zwiichen der deixl neinen uod full
die dfixl Uhrr sich l(ern Qbrn rain; wo er abi-r auf ainer
gwiindlea fertli, io soll er auf aiiiem thail füren als auf
dem andern bis das er ouF seine grOnd kombt. tandrtthl v.
Ltbenau {\:, jahrh.), ebinda 1,78; wan aber uiner peunien [ein
gmndtt&ek dtm aliitmtinfn viehtritb tnltiehen\ will ... so soll
er an der acker leng drei Rchueeh oder radtweit und an der
gwandten, das er mit drei rossen das srinig gewinnen oMg,
ligen lassen, ebenda 1,00; der saun achaidt zwischen TalgaQ-
dorffer uod Lennczen am Gas*lprrg gründen auf und auf
nach dem baag und zauo bis auf die gwandten swiscben
der IVrger und des Lenlzen am Gosslperg. landreeht d. pfleg-
gtrithttt WartenfeU (1585), ebenda I, ie.S; an der 'g'wand' [acker-
grmtt}, wo umgewendet wird. M. MKTa Riu 144, i. Sandcis
irgdmungiband 028*; an wand, g'wand, f., dl« lange seit« eine*
ackere, woran mehrere Ocker mit ihrer schmalen «eite grlnzen
'I/lm, Memmmgen, auch an ander» orten. S<:nMiDr leArdft. wb. 5lü.
da$ gleiche belegt J. (ihimm theil 1,514 für anewanne aus dtm
weitphdlischrn. hier sind auch utmielautete formen belegt: wo
die gewendt in den geinauien vrldern an einander lit;en und
geen, sol er dem andern einen ausgewandten ligen lassen.
landreeht d. pßrggerichli Wartenberg (1595), 6tterr. wriith. \, 154.
b) hieran knüpfen einige sonderformen der entvicklung.
a) der gewand, ein nur in dem weinbau« in Franken und
am Rbeinstrome übliches wort, itenjenigrn graben zu be-
zeichnen, worin die fnchser geleget werden, so auch der
wendegniben genannt wird; beides Ton wenden, so fern
solches daselbst Ton der anlegung eines Weinberges gebraucht
wird, am Bhein heis/t ein solcher graben das gewttnde oder
gewende, inigleichen ein rottgraben. Adelung °i, A50, ebenso
KrOnitz 18,95; gewand (der), pl., die gewaoder (t. d* tigneron)
le fotsi dans lequel on met les provins. Scbwan (176)1 I,'I3.
ß) die herausaibeitung des begriffes des grrnsmrrkmals : der
lenlz, der sonimer, der herbst unde der ninter ... ieder nmiet
sich seines guten willen . . . wie sie holtz Teilen, gewenl
zeuoen, heu$er den swalben gleich klecken. ackermann aus
Böhmen 53 Knieschek; wer verziehet iod guith Tergifll lo
andern banden, dat erfschaft isz, die sali des erffs toII-
niechtig sin — ind dan vcrgeven mit laeken, pelen indt ge-
wandt (saunen), ritter und landreeht der grafschafl Berg (l4. jh.),
§ 39; vgl. gewänne, grense WALLiur altd. histor.-diplomaL üb. iK
Urkunden von 1421 und 1534 mit der gleichen bedeutung s. bei
Brimcimeibr gloss. dipl. 1,912.
y) die entwicklung eines Idngenmasses ist fast gans auf die
umijelauteten formen — und zwar auf das netitrum «ewende —
eingeschränkt, vgL: die scbol vier eckerlenge haben uod iede
eckerlenge sol haben zwelf gewende, das sint acht und vier/ig
gewende, und iedes gewende sol haben dreiszig mcszruten.
Brünner str. s. 223. doch vereinzelt begegnen auch unumgelautete
formen mit der sehwachen ftexion des fem., vg/. gwanten— »(/taeCa,
Stadium, in Münchner handschtifien des M. jahrh. 6n Scbmelleb
i*, 913.
3) die bedeutung bleibt an der Vorstellung mnes grensmerkmals
nicht hängen, sondern überträgt sich auch auf die fläche, die durch
die grenulreifen gekennzeichnet tnrd : gewflnn (gewende), ein strich
neben einander hinziehender ackerstOcke gleicher lange, oder
die obere und untere (ISche, wo pQug und egge wenden.
Sruat Henneb. idiot. ansätu sind schon in den obigen terwen-
dungen gegeben, werden aber in bestimmten tusammenhängen weiter
ausgebildet, für diese seite der bedeutungsentwicklung wird vielfach
ein anderer ausgangspunkt gesucht, einige gehen von der des denlals
entbehrenden form aus. SrnBBtten 2", 191 führt wanne »/IiMwa-
des iMiMr {fuldaisch) an, ohne jedixh Schlüsse daraus tu siehen.
ändert weisen auf w\ai\tn, gewinnen Am, r;l. gewann, winnung
ScHiTt tiUin und braucht des Eifler Volkes l, 225. ditst auf-
fauung hat alkriingt dit ki tagwann («. d.) i« tage tretende
Mtutung fir tUh, dodt ist mit rlicksieht auf die mannigfachen
gUithbedeulenden leugnisse für formen mit dental höchstens an-
tundmtn, dass ron dieser stite aus eine n«ie form und bedeutung
in den tusammenhang to« gewand, gewende eingesprengt ist.
ändert, dit sieh an die form mit dem dental hallen, sehen
tn dieser ein partieip, tgl.: die gewandte, oder gwanten; ein
gepflOgler, umgewendeter acker, bochd. das gewende, engl.
wend. in einer Urkunde Tom j. 1719 'bat den zehend nur von
ainem gwändl su geben', d. i. von einem einzigen kleinen acker.
HOrRB mh. 4er in Oberdeutirkland übL mnndart I, IM, «kraa*
LoBiTZ* idiot. Viennense 5i. innerhaU ditur badeutung. dit amf
dit flächt gertchtet ist, ergeben Utk witdtr wunnigfaehe ak-
ilufungrn, je nach der enge odtr weite dar «IfrMsiiaf, d. k. f$
nachdim an ein einulnes stüek gedacht tst aitr m 4t$ §mamtuä
der einen gemeintamen grtnttlretfen berührend*» ttttakt. dtm^a»
macht sieh fruhutitg autk dit tMigt abstrttfung dieser bestimmung
in dem vtraltgtmeinerttn htgrifft gut, gegend, bezirk gellend.
a) tngstt fassung: das ttnulnt IhrilsUuk : gewend, ge«endt<,
Kewiode, n., beet, der teil eines ackere, der twiacben twtt
furchen liegt. ScausBa*.<«s vlaamsch idioL IM; gewand in tia>-
burg. noch heule ablich in •hnlichem sinne, ehend*: gewand
' ( yüi nberg) ackerbeet, terra versa et aggressa inter duoi sukoi, rer-
iura. .ScHKKLi KU 'i',9lS; g'wanri,/. ... das feld weichet zwischen
I zwei sogenannten bauptonw eder (an wandern) . . . der lange oaeli
' . . . liegl. SciNiDT Westerwäld idiot. (iSoo) W; gewann ... bIIm
feld, welches zwischen } anwannen liegt KeaBri<i ttlktifr.
in Nassau 1,182, vgL auch TaitL 4,421; wann die erbero
i leul, die ganct gemain dacz Marcharslorf, zu der abgenanten
meiner chirichen ledirhlicb gegeben habeot die guter alle, die
hernach ge«chriben sind... zwo gewantenakkers, gelegen in den
! Hewtten daselbens czu Marchartstorf. Urkunde der BeneduVner-
I ahtet SU den Schotten aus 138.1. ^on/ri 2, 18, SU. hierher gehört
I wol auch folgender beleg für das neutrum mä der »mgtlaulttt»
form: der berre sol auch haben das driU« gtwmde in der
vugettgen. teeitth. 1,701 Grimm; tgl. auch: gbewendb«, ghtwMde,
tetus sax I morghe landh. SraiLLes-Ltsae!« 2, loi ; fnnitu acM-
ginta dtcempedum. Kiluk. in den gleichen susammtnhen§ rtikt
sich auch das folgende bettpul ein: ich Ffridreitb . . .
das ich mit wolbedacbtem mut und nach rat pider berlewt
einen wech<el gethan hab mit Hangen dem Elach so Hriffenlal
umb ettleich flkker mit nsm zwigewonte akkerl, die do ligen
pei dem ir dem akker und In den hoff gein Urlal gebürtn.
Urkunde d. klosters Ensdorf (1483), monumerUa boiea 14, 150. dit
funelion der Verbindung tst hier entschieden die aUriulitt, die
hier anscheinend secundär entwickelt ist.
b) weiteste fastung: abstreifung aller nebenvorslelltsngen in der
allgemeineren Vorstellung Qur, gegend, Und (gewande, «(•
land'ioed, eene boerdery of boereplaatt . . . taaraad. ngkdtm.
VeRwus-VERDAM 2, 1S57), die sieh in mttleldeutfchen d-nkmäkm
der geistlichen litteratur gans austerhalb des rahmens lahdwtrlh-
sehaftlicher Vorstellungen teigt. auch in ntuerer — namenttitk
mundartlicher litteratur — (ri<l diese allqemtintre bedeulmnf
wieder auf, doch sucht sie hier immer wieder mehr anlehnursg
an die formen des aekerbaus.
a) die sollent fliehen uf gewande der berge, fugient od
montes; in Galileeolande zu Ghana der gewande, tu regiont
Cana; sin lumunt nu gehreidet wart in aller der gewande, die
was in denie lande, in omnem locum reyionis; die meoücben
wandernde ich gesehen rehte als die bäume uf der gewende
(reim beiide), velut arbores amhulanteu s. SciO^asci ror(KAa/z
eines md. evangeUenwerkts aus St. Paul; Witntr sitsunfiherichle
137, ItO; des quam ut deme lande
bi Marcburg der gewande
swoir duMQi armer lüde dar.
Eiuahfik 1800 Mtfort
sa ftar mit fToudeo sine Tart,
manlit«D herligen »tig
Durioger herre Ludewig.
ItnigraTe der gewaode,
ein rurxa HesMO laode. 453t. ebenta 44IIL MM;
gesprochen tod deo iierren wart
ein lobelict)« merrart.
Ton den ruritteo uf gelsli
gemeine ut>er alle crUieobell,
nmma alle die gewaods
SB deme heiligen laode. 4l)ts
d*eb war deo Indeo Til gedacht
•lamme In der gewand«,
wie maa geio Unger lande
dl Clären solde scbicien. ISSS. thenta im.
ß) der wind hat ganz« gewande wald darnieder gelegt.
Mblzib Schnttbergtr thron., ngk Fnncn 431 {der tt alt lütu
latera dtutet); ganze lander ond gewaodleo (koni, garsten,
weis). SitLinhutn litdtr in thdertnns'sehtr mmssdart 189; w alehl
dies jähr in der gewänne weniger kom. romantntung {li) m-,
durch alle gewannen schweifte Lusian ond fand seine ear-
mutung bestätigt, die sonne arbeitete mit aller macht und
suchte wie mit strahlenbanden die baime aaftorichlen. Acta-
aaca (L«:i^«r) dorffttch. 3, 142.
t) sm dtr wtitt* iwiirti« ditttn btiden exirewsen hdü sich die
334*
5323
GEWANN
GEWANNEINTHEILUNG — GEWAPEN 5324
fruchtbarste bedeutung, die die gesamtheit der an einen gemein-
samen grenistreifen reichenden flurstücke umfaszt.
«) besonders reichlich flieszen die belege aus hessischen Urkunden,
von Wichtigkeit ist hier der durchgängige gebrauch des Singulars und
die kennzeichnung des fem., durch beides zusammen wird die ab-
leitung des wertes aus einem particip widerlegt : l. jug. ex opposito
quod dicilur gemeine garte item in der langen gewanden super
Winsheimer wingart. 6 jugera super Winsheimere gewandin et
super Lamisheimer strafen in der lungin gewandin. Baub hess.
urkundenb. (Worms 1299), vgl. Keiibeik 62; propria bona mea sila in
terminis dicte vt/kSanwelnheim, videlicet in inferiori campoeiusdem
ville in loco diclo kruingewande 7 iugera . . . item 3 iugera uf der
hoiier gewanden. (1319)2,826; item in secundo campo versus
Oppenheim an der iiolen gewande 3 iugera ex utraque parte
apud feodum. (1268) 2, 228; 2 jurnales . .. quorum . . . alter et
dimidius contigui sunt agris dicti Karoli et tendit usque ad korz-
gewande. (1241)2,87; in ringewandun. (1283)2,369; in der
kortzen gewanden. (1320)2,839; in der diffen gewande. (1310)
2,710; t zweideil in dalgewanden. (1310)2,745; an lachegewande.
(1307)2,679; in cruces gewande. (1306)2,663; in der hinder-
gewanden. (1319)2,826; locus dicta, mittelgewanda. (1303), vgl.
Kehr EIN 62. vereinzelt begegnet die umgelautete form neben der
nichtumgelauteten : item 1 iuger an der krunnmengewende . . .
item 1 quartale pratorum an der korzengewande, item 4 quartalia
cum dimidio pratorum an der langen gewanden. (1314) 2, 750.
ß) die feidrutb und mass, so sie (sc. die Wieslociier) uf
ihrer gemarckung gebrauchen, stehet mit ihrer lengin an
der kirche eingehauen, ist ungefehr sechzehen schuh, haben
nit gleiche morgen, alsso dass einer so viel ruthen hab als
der ander, sonder werden ihre morgen nach gelegenheit
der gewonden gemessen, oberrheinische stadtrechte 1, 718 (1557) ;
die sümtlichen Lauern und hindersässer zu Ramsdorf . . .
wollen schuldig sein . . . auf des ritter-guths feldern, und
zwar auf den fünf Hermsdorffischen gewändern, jedes gewande
auf 4 acker gerechnet, denen beiden gewänden das Birckicht
genannt, das gewande nach der beyden nacher Hermsdorf zu,
auf 7 acker, das obergewände nacher Breitingen auf 8 acker
gerechnet ... zu ackern, erbvergleich zu Ramsdorf (1595) bei
Klingnbr darf' u. bauernrechle 1,639.
y) gewande, f. . . . immer eine grössere abtheilung eines
banns; jeder dieser letzteren bestand aus mehreren ge-
wanden. Ch. Schmidt ekäss, mundart 144. dazu vgl.: item
1 acker uf die anewende . . . item '/^ acker über den
Eschenheimer weg, in dieselben gewanden (1299). alsatia
diplom. nr. 812. heraus: die hohe — kurtze — lange — mittele
— ussere gewande. Ch. Schmidt a. a. o. 144 (aus dem 13. jahrh.);
die grundstücke einer gemarkung bilden je nach läge,
besitz- und anbau Verhältnissen getrennte gruppen, gewänne
mit besonderen namen. diese beziehen sich auf boden-
beschaffenheit wie 'Ried', 'Sand', 'Letten', auf benützungsart
wie 'Bungert' (baumgarten), 'Kohlgarten', 'Neumatten', auf
besitzverhältnisse wie 'Allmend', 'Klosterhof', 'Rittersgrund',
auf die läge wie 'Eck', 'Sommerberg', 'Sattel' oder endlich
auf historische erinnerungen wie 'Heidengrab', 'Franzosenweg',
'Judenbuck' u. a. m. ... scharf abgegrenzt sind die gewänne
meist nicht; wo eine ungeregelte gemenglage der parzellen
herrscht, gehen dieselben oft unklar in einander über. Luhgkr
lex. d. ges. technik 4,633; gewann, f., selten n., eigentlich: die
grenze der gemarkung, dann : die gemarkung selbst, das wort
dient jeUt als eigenname zu einer äuszerst häufig vorkommen-
den Qurbezeicbnung, wenn sich gleich sehr oft nicht nach-
weisen läszt, ja es unbegreiflich erscheint, wie die jetzt mit
diesem namen bezeichnete flurgegend in irgend einer weise
habe die grenze abgeben oder die ganze gemarkung aus-
machen können. Vilhar kurhess. idiot. 448; gewän, f. (agr), die
flur, die sämmtlichen zu einem dorfe gehörigen getreidefelder,
les champs. — vgl. mittelalt. gewsende, portio agrorum. Gangler
lex. d. Luxenburger umgangsspr. 179.
S) jedes dieser grossen felder zerfällt wieder in einzelne
Vierecke, die man gewannen nennt. Oppenheim deutsche jahrb.
f. Politik 12, 20 ; war die erweiterung der grenzen unmöglich,
so inuszte ein theil des Volkes ausziehen und neue Auren
suchen . . . dasselbe leiden aber bat bestanden, so lange sich
im mittelalter freie bauern in dem bann des flurzwangs und
der gemeinde eigen erhielten, ja es besteht noch heut in
anderen formen überall, wo der zwang der dreifelderwirth-
schaft oder vielgetheilter gewänne die dorfgemeinde einengt.
G. Frbvtag {bilder i) 17,74; mao teilte die ganze feldmark
nach massgabe der bodenverschiedenheit in eine grössere
oder geringere zahl von verlosungsbezirken (gewannen) in
der form von parallelcigrammen, die nach der zahl der be-
rechtigten durch parallellinien in teilstrecken zerlegt wurden,
die Verlosung der teilstücke erfolgt für sämtliche gewänne
zugleich, so dasz jeder losende in jedem einzelnen gewann
seinen anteil, und zwar in derselben reihenfolge wie in allen
übrigen gewannen, erhielt. R. Schröder lehrbuch der deutschen
rechtsgeschichte* s. 58 u. o. vgl. auch Landau die deutschen terri-
torien 32 (jene Vierecke werden in Mittel- und Süddeutschland
gewende genannt, im niederdeutschen wände oder wanne).
s) die hier (im Elsasz) 'gewänne' genannten feld- wiesen-
u. waidkomplexe, volkszeitunq 23, 180; steuernachlasz wegen
hagelscbadens ... die abschätzung wird, so viel möglich,
nach gewannen gemacht und bei jeder abtheilung ange-
geben, in welche verschiedene güterklassen die beschädigten
guter gehören. Rettic der badische bürgermeister 106; die
zu einem stammgut gehörenden gegenstände werden in den
grundbüchern einzeln mit genauer beschreibung, die liegen-
schaften unter angäbe von maasz, culturart, flur, gewann
und nebenliegern eingetragen, badische Verordnung vom 10. nov.
1842, s. regierungsblatt s. 302; 7 ar 94 qm bauplatz (seither
Spielplatz) in der gewann 'Busenthal' an der Bergstrasze im
stadtlheil Neuenheim, neben Friedrich Wipfler, Leonhard
Schmitt und Friedrich Wolff und kinder. Heidelberger zeitung
1896; der schon lang ersehnte regen hat sich heute mittag
infolge eines gewitters eingestellt, der dem gewitter voraus-
gehende Sturm hat in einigen gewannen den hopfen, die bis
jetzt recht gut stehen und daher eine gute ernte in aussieht
stellen, dadurch geschadet, dasz von ihnen eine menge
hopfenstangen umgeworfen wurde, die getreideernte ist be-
endigt und hat die landwirthe in jeder hinsieht befriedigt.
ebenda 1899. für das schwäbische, wo wie im bairisch-österreich.
der dental erhalten blieb, ist zu vergleichen : die . . . in den ge-
wunden Vogelsang und Sieinenbausen... beschlossene gebäude-
höhenvorschrift wurde . . . genehmigt. Stuttgarter rathhausbericht
(schwäb. Merkur juni 1904), vgl. auch C. Lotter die gewande um
Stuttgart, ebenda Januar 1904.
GEWANNEINTHEILUNG, f.: die gewanneintheilung der flur
sicherte in jedem orte mit peinlicher gerechtigkeit die gleich-
beit der antheile. A. Meitzbn volkshufe u. königshufe 5, s. fest-
gabe für Hanssen.
GEWANNEN, nebenform zu gewinnen (s. d.).
GEWANNET, particip praet. zu wannen, eine ableitung von
wanne, f. (futterschwinge): allerlai körn, wol gewannet, österr.
weisth. (Münsterthal in Tirol 1427) 4, 351.
GEWANNGRENZE, f.: in der regel sind von den dänischen
landcoramissariaten nur wenige linien, meist nur die aussen-
und gewanngrenzen und die wege und graben aufgemessen
worden. A. Mbitzen ebenda.
GEWANNLAGE, f.: als einlieitsmasz hielt man im allge-
meinen das ganze mittelalter hindurch an der hufe fest, wo-
runter man auszer hof und garten und dem nutzungsrecht
an der almende das in gewannlage befindliche, dem flurzwange
unterliegende ackerland, meistens in einem gesamtumfange
von dreiszig morgen, verstand. R. Schröder rechtsgesch. 409.
GEWANNSTEIN, m.: vor ieden gemeinen stein sollen beide
nachparn zusammen 1 kr., vor ein gewandtstein 2 kr., und
so es ein eckstein, der etliche nachparn berührt, soll ieder
nachpar 1 kr. zu beiohnung geben, oberrheinische stadtrechte
1,747(1691); 'wollte jemand andere steine als z. b. gewand-
und speichelstein machen lassen' u. s. w. (Augsburger bauordn.)
bei Birlinger schwäbisch-augsburgisches wb. 195*.
GEWAPEN, n., nebenform zu gewafl'en (vgl. oben sp. 4742) ist
in der neuhochdeutschen periode nicht mehr belegt.
GEWAPEN, verkürzte form des pariicips, die in niederdeutschen
quellen bei der Substantivierung des participialen adjectivs belegt
ist: de von Lubecke sanden ut to watere dusent gewapen
in Westvresland mit bussen. Lübecker chron. 2, 31, vgl. Scbiller-
LüBBEN 2, 98; s. gewapen bei Verwijs-Verdah 2, 1861. auch
aus anderen Sprachgebieten können parallelen zu diesem gebrauch
herangezogen werden, vgl. gewafen Lexer 1,970. ebenso darf
in dem folgenden beispiel : darczu beten wir ... bei 150
schuczen zu rossen, und beten bei 300 wagen und karren,
die gewopen leut und zeug fürten, und ein grosz volk zu
füssen, da^ man schacz, daj sein alleg wer bei 800 mannen.
Ui.MAN Stromers chronik (Nürnberg), d. städtechron. 1,41 an das
particip gedacht werden, dat ja weitgehenden Veränderungen
5325
GEWÄPPE — GEWAPPNET
GEWAPPNET
5326
1
vnd vtrküriungtn unlerltigt ($. bti gewaffoet), fgt. : baretog Adolff
und graff lieinreicli von S|ioakeiin, di beteo &00 spi» und
600 gewapeod auf wagen und iiust vil fuifvulk«. ebtnda l,l&.
üKWAi'l'l':, n., $. gewebe.
(jEWAl'Ptl.T, ÜEWAIM'ELT, partieip i« wSpptIo, wappcln
(i. d.), vgl ScaiiKLLKa )*, »64. vgl die angrifft gtgtu ei»t *tUiat-
Jich gewappelte kunMl' im bntnuhtn landtag 1904.
GtWAPI'KNT, (JKWAI'I'KT, i. gewippnel.
GEWAI'l'NtiN, GEW A^NE^, •*rb., vnilärkUt wappoeo (f.d.),
in d«r neuhochdeulichtn pcriod« »ur noch ipdrlich btUgl: aber
biatu bar komen mit mir zeiUiKeo voo de» Suldann wegen, to
beit, bt*( daix icb roii b gewapne. ritu Morgant IM, 8.
GEWAFPNET, partie>piaU$ adjntit :u wappnau (t. d). rie
htm lubttanttv du formtn wappeo und wafTe m dir telinfi-
$praekt nebtn einander be$tthcn, $o beim verb. wappnen und
waffnen, vgl. theil 13, 320 /f. 271/7'. «■ *• <'" folgiruugem^ di* $uh
ki$raut für dat particip trgibtn, lind tehon oben unter gewaflnel
(ip. 47tt4/f.) suiammengtstelU worden, hier luU dirit früher*
tkitte Virt trgdmung [indtn. di* ntederd*uUch* form des partieipt,
WI0 III nKiNtiicH V. Vki.ükki im Servtttiui gebraucht katU, iit
am der miltiUiochdtuttehen dichtung lunäehit b«t WoLrnAM
V. EscHKNiACH XU beUgtn. bn ihm tind iiMi formen dei ge-
brauthi su beobachten: an einer einttgtn stelle die tpäter oft
uiederhoUe Verbindung von fuo; &f gew.lprnt und in tahlreichen
fallen die betugnahme auf die rüslung des pferdet. in betdtii formen
itt et mehr der defensiv* Charakter der ausrüstung, Jic scbutz-
webr, dl* di* fügungen beherrscht, ändert in (in«r vtrbtmlung,
die aus der niederdeutschen rechttsprache in die dlteit littet atur
übtrdringl : mit gewapenter bunt {Frtibtrger staätreeht 28, 3).
hitr wtrd dit angriffswaffe in den Vordergrund dci btdeutungt-
gehaUes giichoben. lo itiid als9 schon in den dlttsttn btltgen
für unsere form die anhaltspunkte lu mehrfacher rtchtung der
bedeutungstntwicklung gtgtben. der geijcnsati tmischtn scliuti
und angriff. Kaff e, vit tr sich in den participien gepanzert und
bewaffnet hiule ausprägt, erträehst j< nacA den rtnzelnen Wort-
verbindungen dem bedeiitungsgehalte des particips, dessen ursprüng-
licher umfang sich mit umcrem partietp ausgerüstet, gerüstet deckt.
et itt nun die frage, ob steh die bedeutiingsentwicklung des
partieipt irgendwie ton den linien abhebt, di* für das virbum
wappnen su liehen sind, bekannt itt, datt sich iinsehen terbum
und tubstantiv «in duretigieifender gegentats in der verwerthung
der doppelformen beobachten lässt. b*im substantiv hat di* tehrift-
sjpraeh* *in* differensierung der bedeutungen nach den formen
durchgeführt. wa?e hat im heutigen tchriftgebrauch alle Ver-
wendungen eingebüsU, in denen das defentive moment, die bi-
deuiung 'schutirüslung' hirausgearbfitet ist. doch hat sich auch
an die form wappen aus dieser gruppt nur «» trümmerttück
abgeleiteter verwenduni/en geheftet: unser heutigtt Substantiv wappen
beijreift die embleme in sich, die an der tehutsrüttung alt zitrral
und kennuichen angebracht waren , und hat sich nach dieser
riditung nun weiter entwickelt und isoliert.
von dieser bedeutungsdtfferentierung ist im g*brauche der doppel-
formen des w<r(umj wenig tu bemerken, für dat particip im
besonderen giU folgendtt, dit form gewappnet dringt in alle
Verbindungen n», di* dat particip gewännet entwickelt hatte,
Sil bringt sugleich einigt iifu« Verbindungen mit, di« aui nieder-
deutschen quellen zuerst zu belegen sind, to hallen sich in der
frühniukochdtutsehtn periode du um/assend* bedeulung 'aut-
geriUtit, gerüttet' ^ento vm lii* mgeren bedeutungen 'ge-
panzert' und 'bewaffnet^, dt* bnden letzteren riehtungen, d%e
aussehliestliche betonun§ i*t defensiven momentet itn einen, des
offensiven im anderen fallt, (indtn im lauft der weiteren int-
wieklung wenig föiderung, si* erhaiten tieh in einzelnen fest-
geprdgten typen, dies erklärt sich einerseits daraus, datt dat
tubstantiv walTe mit stintr ti«u«ii engeren btdeutung einen tinßust
darauf ausübt, dasz für den offensiven theil der rüstung die formen
mit ipiranj vordringen: waffuen, be»afTneii, gewafTiiel. bewaffnet.
andererseits tntl infolg* der neueren müstärischen entwicklung seil
der einführung der ftuergtwehri dat defensiv« motnm( m 4tr
ausrüstung d*s einzelnen immer mehr zurück und di* Mraii-
lassung, die formen in diesem iutamm«nkang aiizuxi<A«ii, tcArdnU
sich immer mehr auf darstellungen vergangener t*tt ein. to itt et
wesentlich die anknüpfung an mittelalttrUek* terAdihiiMr, ik den
heutigen gebrauch von gewappnet m der ligtnlätkn bail»Hin§ b*-
htrrtcht, und hier wiederum wiegt ü* aUgmtukun^wnUr* baiemtmnf
'gerüstet' vor. in der übertragenn 9«rm*tiimn§ kat hhmt» faem
jedoch ihr gebiet entschieden ausgedehnt, rnndradlkkUttttitkabt litt'
ßuti der fi<«<r«n bedtutung der form wappen auak wmkt urltnma».
\) alt*tt* belege, aarbrettung «u^ fakratuMtantwicälung m dar
mitlelhochd. zeit und in dem üharfa»§ ntr imikatki. fanad*.
a) heriorhebung des d*fentia*n tkaraÜart.
a) btzuhung auf di* autrüitunf d*i
1)) sin ors wart gewipent sin,
ralil als tri g«ln «ulia rsli.
sin awen, i* mit art ist »i »ireli,
■aa van an 4«o >tisl bieoe.
vaa fu«! Ar gawlpem g i«iie
Orllui taai ors« lia. Woirata Part. 714, !•;
gewtpsnt. als ein künae s«l
Ton aem baupia bl{ so d«n fuoi.
Uiaica ȟlakalm IW:
d«a «raten gehört iatt, da| wir »iaot gewoppent tb pntxea
baraaacb vom fSa &f ontx an öag boapi alt eolickcfli ooppo
udar barnaacb, ala anaer >ctwe4«r |<MfcM Mf. f«ai«r mn».
i, IM; dA sprach dar vll gablora,
dat si ror sloao scMenaa sal
gawipeoi ksmao ftbar al,
swenn er ob lisch« ■»(«.
Konaso *. WBsiscs« immat aa» Mamikaia M.
2)) Sil dar gawipanoMn *al
sA grö( Ist so d«r lal,
sA Bierliei dia gesclilcht,
wie «il was denn der blAtan niht,
man kind onde w|p,
diu da «erlurao den iip.
Onosia n^mcltranik b'JMh.
dieser gegensatz von gew^pcnt und blA; darf jedadk smAI
einseitig unter dem griicAfspunÜ d*r lehuttrüttuag batratUil
werden, er gehört vielmehr mit dem haupttkeil der aielvertweigten
verbvidungin, di* er intwiekelt hat, unltr d*n allftwuntren nt-
sammenfattenden begriff, agL:
wsn si« oocb dicke gesebibi,
sd der gewip«nden glllkail
41a blAtao varjell
*oo d«s roubes gewin. OrroKAa raiaukraitik TTM4.
S)) item im inriden aal man beateilen aai den rade an
die hoe dore bi der arglocken iweoe, mit namen Heinrich
Wijsse zum Klobelaucb und Arnold Glauburg, and off 6o. g^
wapeten usz den bantwerckern mit Stangen. {polizetUeke aer-
ordnungen d. rathet tu Frankfurt bei ankunft d. köaigt friedritk
1442) bei Jan-sbr Frankf, reichuorretpondenz i, 39.
ß) bezugnahme auf die Schutzkleidung d*t pfirdtt:
da{ er dat ors mit sporn rite
uni er versuocbie sineo siie.
dat was gewipeoi wol für stril:
preliel unde lamit
was sin ander corertlur.
WoLsasa t\irt. 540.9, «hma« Sil,»;
dö reit der kOnec Partei
atarc. kueoe, unda tnal
ein ors. gewäpenl Orden buof. IfiUahelM 439, 1 1 ;
dA sat der kOnec too ßrsndigin
üf ein gewipenl kastelin.
dat was gebeiten Cuverjors. Airs. 310.6.
b) iai offensiae anmient wird in der Verbindung gewappnete
band herausgearbeitet: {di* ruhestörer) Iriben da^ also lange,
daj ai kumen in da; bus mit gewapenter bant onde mit
gerukter were wi;;enliche den nakeboren, di; heijen allig
rehte beimsuchuoge. Frtiberger ttadtrecht 39, S Erwitek «. 170.
vgl. dazu: mit gewaffneter baodt Schw^emipitgti 3ot La$tker§.
Augtburger stadtr*cht 72. lolmarer itedireekl ■. «. «. aiam if. 4141.
agL met gewapender hant Vtawus-VEaDia S,iMlf.;
der kunic in dia Tienüe brach
mit wol gewapenter banu p•uiaw*^%^,t§ ttfka;
auf nontag vor Simonie et Jade (1968) da erhaeb akh aia
groazer auflauf hie zo Augspurg in der etat dem waa alao:
sich hett gesamlet ain grost volk mit gewaptneier kaad and
kamen auf den Rerlach. B. Ziri i. tUitetkrau. 9, l {AwfAmrg);
etlich mit gewappneter wehrhafter band, die die andern ent-
retten wollten. Zorn H^omisrr ckranik 3S1
c) tu de« wteitttn fabrmukafarwten iat jtiaek iwiiHsam Üiatn
beiden richtmngtn dar kmmpfHMntf fer mtekt §mMaia%, Ha «r-
tprüngUdia baiawtm»t M aU§imrimr mui «Mlralir.
«) doe AuUa darta« rak
gawapoM» m»4a saaraa hiwli.
H. T. TiLMCi 5«re«tiw 1.99:
da kam Jacob Pattrick von Bairn selbriert kaiariieh gewapoal
her gen Aofsparg uad kaa aaf ain tum bei GOginger tor,
darauf waa ain ungetreuer man ... der liest in auf den tarn.
B. Ziaa 4. iMdiaabraa. S3 (Anftkurg); ckorfArst ftbf ira, graoff
zA >asaow, artabiaefcaf ai Meoz . . . raü p« ctwaapeot ia,
daa ausz kaio gaiatiiebar nie utu asd kert ia daa boez tl
dar aunnen. U. «.RicaiaraaL eAraaiAd. EaiuimmatrkonsiUaBuik;
5327
GEWAPPNET
GEWAPPNET
5328
gen Naisen fflr der unvertzait
mit manigem helde, wol berait,
gewappent uud berüstet wol. Sucbknwibt 1,101.
dazu vgl.: etzlicbe van io algereide gewapent waren, acten zur
verfass. Kölns 1,169; bi 22 knechten mit iren dienern, die
stäteklich gewapnot warend. ü. v. Richenthal chronik d. Kon-
stanxer konzils 181 Bück. u. a. f. wappnen.
ß) attributive Verbindungen.
1)) dö sacb der kOnic vor im stau
fünlzeben gewapent man.
Enikkl weltchronik 24560;
500 gewoppeter manne von den zunften. Basler rathsbücher,
s. Basler chron. 4,42; und f&rtend inn die von Constentz usz
mar dan mit dusend gewaupoten mannen. U. v. Bichentbal
Chronik d. Konslanzer konzils SO; item darnach 1456 jar ... zocli
(man) von Nürnberg an die Türcken 1000 man und 86, al
wol gewapter man. d. städtechron. 10,217 (Nürnberg); grifis
haigt ain greife ... ist des leibes s6 starch, da; er ainen
gewäpenteu man überwindet. K. t. Megenberg buch der natur
190,5; an dem stain man vint ainen gewäpenden man oder
ain juncfrawen mit aim umbswebenden klaid und ainen
lorpaum helt, dag ist ain zaichen, dag der stain geweiht ist.
467, 17. vgl. auch wolgewapnet knäcbt österr. weisth. 4, 343, 5.
2)) so scholde we nomen den dredden del eder dat nomen
und deiien na antal der gewapender lüde und wat we reisener
eder reiseger have med einander wunnen, dat scholde we . . .
ok deiien na antal der wapender lüde. Urkunde herzog Friedrichs
V. Braunschuieig , urkundenb. d. histor. Vereins f. Niedersachsen
6, 311 ff.; und behüt man die mit gewaupnoten lüten, innen
mit unszers berren des kUngs diener und ussen mit der von
Constentz lüt. U. v. Bicbenthal 118.
3)) das nit als vil gewapot volk damit ging. 83; do schrei
di frowe . . . esz were gar vele gewopendes Volks vor deme
tbore. Stollb Thüring-Erf. chronik i Hesse.
4)) do man zu sach louTen hie
mit vil groser uazucht
alsam in einer tobesubt
die gewapente rote, passional 58,93 Köpke.
d) der übertragene gebrauch ist aus der älteren spräche nur
spärlich belegt:
die rittere ritterlichen da
von Revele wären isgrft
gewapent wol mit eren.
livtänäisclw reimchronik 8345 Meyer.
2) die formen im Übergang von der mittelhochdeutschen zur
neuhochdeutschen periode. wie am verbum, so zeigen sich auch
am particip die Veränderungen und Schwankungen gegenüber der
gleichförmigkeit, die in mittelhochdeutschen belegen — theilweise
unter nachhilfe der Herausgeber — zu beobachten sind, sie erstrecken
sich auf qualitäl und quantität des stammvocals, noch mehr aber auf
die Schreibung des labials. für die participialform im besonderen
kommt noch die Stellung des nasalt zwischen labial und dental
in betracht, ebenso die mannigfaltigen versuche, die wortform im
ganzen zu kürzen.
a) der stammvocal.
a) Umlautserscheinungen: geweppneter band J. Knebel chronik
«. Kaishein 232; gewaepent Kilian K4'.
ß) dehnung oder trübung: gewaupent U. v. Ricbbnthal 43;
gewaupot 80; gewaupnot US; gewoppent Basler chron. 4,156.
b) der labial.
■ a) die einfache consonanz, die mÜ ausnähme der Basier chron.
(gewappet 4, 42, vgl. 156) bis in das 16. jahrh. fast allein herrscht,
wird auch in der späteren zeit durch die oben angedeuteten sonder-
bcdingungen der participialform noch lange gestützt.
1)) die form gewapent hält sieh vor allem auf niederdeutschem
boden, so in einer Braunschweiger Urkunde von 1393 ; in den acten
zur verfass. v. Köln, später noch bei Rotmann 108 neudr., vgl. auch
gewaepent bei Kilian. aus mitteldeutschem gebiet vgl, gewapent
im passional (Köpke), bei Stolle thür. chron., ja sogar noch im
(Nürnberger) decameron. dazu vgl. gewapet in der Frankf. reichs-
corresp. 2, 39.
^2)) auf oberdeutschem gebiet gehen hier die oben besprochenen
vocalveränderungen zur seile, einzige ausnähme gewapot bei
U. V. Richenthal 83.
3)) meist wird der einfache labial durch folgende consonanz
gestützt.
0}) gewapter d. städtechron. 10,217. kirehenlied nr, 1341; aus
eontamination mit dieser und der regelmäszigeren form musz wol
die eigenthümliche form gewaplneter erklärt werden, vgl. Lotber
Sprüche 6, 11. d. städtechron. 5, 11 (Augsburg). 5, 15.
h)) gewapnet d. städtechron. 5, 23 (Augsburg). Gregors dialoge
(Augsburg 1473). S. Frank. Ebeiilin v. Günzburg 2, 98. 3, 235.
S. FiscBEK chronik v. Ulm. Erashds älberds. Hans Staden.
KiRCHBOFF milil. disc. 6. Ringmann Caesar. Micillds Tacitus 44l'.
Plutarch deutsch (l580). Ayrer. Pbaetorios; gewapnet Hülsios
(1616, gegen gewapffnet 1605) 137*. ebenso Spiksz 151*. Pomay 132.
Rädlein 382'. ja sogar noch bei Reiske Demosthenes (1764) 436,
bei Moritz Anton Reiser 67 und in den ersten ausgaben von Voss.
ß) die doppelconsonanz. vgl. die Basler rathsbücher (s. o.).
1)) gewappent Süchenwirt 1,101. voc. theut. Nürnberg. Di^rbr
nachlasz 391. W. v. Königstein tagebuch 2, 85 (Frankfurt). Wilwolt
V. SCHADMBURG 157. EmsER.
2)) die form gewapfnett, die Übergangsstufe von gewappnet
zu gewaffnet, ßndet sich verspätet und wol secundär entwickelt
bei HoLSius (1605) 63", ist aber in späteren auflagen anderer hand
durch gewapnet ersetzt worden (s. d.).
3)1 gewappnet Ebeblin v. Günzburg 3, 52 (vgl. geweppnet bei
Knebel, s. o.). Hans Sachs fabeln und schwanke 3, 253. Zobn
oberrh. chronik 232. oberrh. stadtrechte 1, 795 (Boxberg 1, 795).
vgl. die übrigen belege aus Schriftstellern des 18. und 19. jahrh.
c) Sondererscheinungen an den flexionsformen des particips.
a) der flexionsvocal.
l)) bei U. V. Richenthal ist dem vocal die volle qualität meist
bewahrt: gewapnot 181; gewaupnot 118, d/inJ. 83.
2)) sonst erscheint der vocal tonlos und tcird entsprechend den
Schwankungen bei silbenbildenden liquidis bald vor, bald nach
dem nasal angedeutet, vgl. oben zu gewapent, gewappent und
gewappnet.
ß) der nasal verfällt andererseits auch der ekthlipsis: ge-
waupot, gewapot bei U. v. Richenthal; gewapet Frankf. reichs-
corresp. 2,39; gewapter d. städtechron. 10, 211 ; gewappet Basier
chron. 4, 42.
3) in bedeutung und gebrauch macht sich in der neuhoch-
deutschen periode immer mehr der allgemeinste und umfassendste
begriff gerüstet gellend, einzelne gebrauchsweisen und formen halten
die engeren, nach der offensiven oder nach der defensiven seile
sich einschränkenden bedeutungen fest, ohne jedoch das allgemeine
Sprachgefühl zu beeinflussen, wenn man hier der neuhochdeutschen
periode einen besonderen zug zuweisen will, kann das höchstens
die bevorzugung übertragener Verwendungen von gewappnet im
gegensatz von gewaffnet sein, doch stehen die so erworbenen
Verbindungen oceasionell auch immer wieder der coneurrenxform
offen.
a) der umfassende begriff wird vor allem in den Wörterbüchern
angezogen: gewappent oder von fusz auf gewappentel* (s. darüber
sp. 5330), expedarmatus. voc. theut. (Nürnberg 1482) M 5 ; gewapfnett,
armato Hdlsius (1605) 63* u.a.; ghewaepent, armatus Kilian K4'
(vgl. sp. 5330); gewapnet, armato, armä Rädlbin 382'. Stieler
2434. SpieseR 151'. PoMAY 166'.
a) in appositioneller funclion: da nun sein gesatzbuch, das
er Alcoran nennet, gesetzt und fertig wäre, käme er mit
solchem schein and den zweien gesellen gewapnet desto
künstlicher für das volck. S. Fbanck weltbuch 119", ebenso 193';
do hadden de godtlosen . . . noch twe porten geopent . . .
unde leiten tho sick in . . . ein grote mennichte van huren,
al gewapendt und gerüstet. B. Rotmann restitution rechter und
gesunder christl. lehre 108 neudr.;
die ahnen ungezählet,
die, um uud um gewappnet und gestäblet,
in langer reib im vorsah! wache stebn.
Wibland (Klelia u. Sin. 1,235} 21,184;
seine väter standen alle
aus gegossenem metalle,
schön gewappnet, ohne zahl
in dem ungeheuren saal.
F. L. Stolbbrg (fite hustende) 1,164;
dann aber geh und biet auf die getreuen
rings herum im ganzen lande,
beisz sie sich stellen, gewappnet, bewehrt
mit Schild und panzer, mit tanz' und schwort,
und sich verbergen im nahen geliölz.
Grillparzer 3,17 Qder gaslfreund);
tausend ritter, wo.hlgewappnet,
hat der heil'ge geist erwählt,
seinen willen zu erfüllen,
und er bat sie muibeieelt. Hbimb Harzreis$,
ß) in bestimmten attributiven Verbindungen.
1)) ich enweisz nit wer du pist, der mich pei meinem
namen genennet hat, dann ich dir sage das mich da; ein
unbeherzent und frömde Sache düncket an einen gewapenden
ritter ein nakede frawen ze tödten. decam. 360,11;
6329 GRWAPPNET
da lehnten lo boheo nltehto
geKchmückler frauan viel,
gewappoata rliier dtiwUcban,
Hill goldaam ulitotplel. Uhl**» {mährektK}.
i)) Sigverus, ein gewapneter kriegtmaDD, laufft eio. J. Aftu
{Valentin u. Urta 3) UO^; lo wird dich dal armut uhtreilen, wie
elD fusgenger, und der maogel, wie «io gewaptoeler aao.
LuTHBi sprucht 0,11, tbeiuo'UfM; das varderben nabt« licb
ibiii, wie ein gewaptneter mann, der aOoder erbebte in den
innersten tiefe» ieiuer »eele. Moairi ^fiioa Äm*r «•; n«-B</r.; da
er (d. landmann) hingegen Lei anbalteoden alltuniedri|eD
preiieo am ende hof und pOiig vertanen, und weil ibn die
armutb wie ein gewapneter maoa Uberrsltl, auf eine andere
art, vieiieicbt gar nnter einem andern binimelHitricbe, lein
brud zu verdit<uen auclien mutz, wahr htit ohne ichmink* üb*T den
freien gelrvidfhanJel{\H(H) il; es waa aber um iiuiia berberg in
den beüaaern verbürgen fil gewapnetter roenner, d;e ufT Hu8'<a
onlwuit gewartet bctteu, wer er nit KUttMillig mit in gangen,
au wurden in die gc\\apneten );eliertt haben. S. Kiacaia ekronik
V. Ulm I. 180 Vteienmeytr : bei den fremden nationeo machen
die vurgüiige in Deutucbland ja aebr leicht den eindruck, daiz
bei una ... die geharnischten ro&nner aus der erde wachaen
. . worauf aie über einander herfallen und sich so raufen,
duaz der fremde Jason ganz ruhig dabei stehen kann und
zusehen, wie die deutschen gewappneten recken aich unter
einander bekUnipfen. BisaAaca;
und «I klingt heraaf wie siiBmsngawIrr,
wie noctulger bufscblag und waffengekllrr,
und lief au« dem wald luoi gerechte
spreogl ein flbnleln gewappneter knechte.
Tu. KAansa llarra» der Huhne tpringer.
9)) aber der tzoubercr werck ob aie gleich wunderberlich
und seltzam, so sint sie doch mherleila vorgebens und unnutz,
durtzu erschrerkeo die lewt davon, als so aie machen ein
gesiebt in luQtcn, oder in Stuben, von gewappenten lewten,
vurstorben geister oder ander narren weisz. Emsbr gegen
Luther 118 neuir.; darein ward er (/iuiz) nit allein beacblosaen,
suuder allzeitt mit gewapneter gwar verbiet. S.Fischkb ehronik
V. Ulm 183 Veftenmeyer ; aulT die ding antwortet Cicero nichts
anders, dann es were nicht deaz römischen volcks gewon-
beit, dasi aie von den gewapneten feinden geding auCfnemen.
KiRCMANN Cdsar s. 53'.
4)) gefallen Ist der bettere mann,
aa siegle der bankerl, der scblechtei
gewappnete diebe vertbeilen das land
und machen den freiling xum knechte.
iUiria Homnncero.
y) die Substantivierung ist meist mit dem pluralgebraueh ver-
knüpft, der Singular erscheint nur vereinzelt neben einem pronomen
indelinitum, ausurdem häufiger m der yern in(d«rAoUen bexiehung
auf den teufet.
1)) der tingular.
a)) auf seinen wink trat ein gewappneter an den groszen
viereckigen erzscbüd, der zwischen zwei eichen wie eine glockf
aufgehangen war. HEimANn Schmidt Friedet u. Oswald Ji,CU.
b)) dan weil wir alle verdnmpt warn, und uns kein werck
weder der menschen, noch der enget belffen kund, wir waren
alle des teudels, der -tarck gewapneter hatte seinen pallast, das
ist. die gantze well, also bewart, das er für allen creaturen wol
zufrieden bleib. EaAsaus Alsbkus ttidder Jörg )Vii:Wii BS*; er
{der teufet) ist nicht schwach, sondern ein starcker gewapneter,
dariimb er den starcken verglichen ... wird. Pairoaioa 0<oeii-
berg 121; solche wagehfilse kennen der höllischen starcken
gewapneten nicht und müssen endlich mit blutigen kcpff und
verscbreten gewissen zum obgrund fahren, eatastr. muham. 210.
3)) der pluralgebraueh : ward einer auszerwelt, von dem
nicht zweifei was, rr wurd im das hnubt mit einem scblng
abbauen, da der erwirdig man under die gewapenten gefQrt
ward, da lief er zö stundt z& seinem wapner, wann er iesche,
dae man im ein claine frist gftbe z& betten. Gregort dialoge
{Augsburg t479) 3,97; Tarquinius hatte sich mit vil gewapneten
seiuer parthei dartii gerflst, ob ihm jemandt widerstandt tbun
wolt, das er den Qbergwaliigen inOcbt. Liviut {Strassburg IM3)
17«; er liest auch aulT den andern tag vil gewapneter die er
bat. zQ im an den richlerst&l stellen. 43'; er aber het aeines
vulcks und der gewapneien viel bei einander. Plularch deutsch
(1580) It'; hat das bubenvolk auch under die Juden gewult
daselbst auch mutwillen zu triben, aber es ist inen nit geslnl
worden, sunder sin mit gewappenden vorwart worden. tagebu>k
des W. KöNicaTciN tu quellen swr Prankf. getckichte 3,86;
GEWAPPNET
5330
doeb anf dam wall
tauten mit leball
dar fftaf und »eloe gewappaeua alL
UaLaHB (graf BktreUksh
da aimaasi gewappnete, aad alle pforten
keseiteti du. die aus dem •cbtoss« nkrea.
tiaiLirtataa tkai-fi nnukai 3) It.M. mL taek ik
form gawaffaeu •*#• ip. 4749;
und dock a«b ich eio« itood« von bi«r . . . iweihnndert f^
wappnete, den fuaz im bOgel, die lante in der band. HEaait
(i4;n«i Bemauer 4,10) 4,70; ich begreife die versucbaog ...
jede . . . groaze vorläge gewisseruaszen ala eio trojaniacbee
pferd zu benutzen, um im Innern de«aelben eine anzabl ge-
wappneter gegen die bürg der gerammten ge»eitgebuDg ia
die mauern llions einzuführen, bisaaact reden 4, 3S7.
b) verengerunftn 4e$ begriffet ntk der teit» der dtfeutäm
oder offensive.
a) für die hervorhrbung d*t defenthen momentet lugen iurtktms
nicht to tahlreidie belege vor, wu wun ftn aaiimail.
1)) eruiAioti«!! ftonti tie werden nu$ ier adUgkest, nut der du
folgende Verbindung wiederholt wird: von fosz auf g««a^p«iil«r,
expedarmatuu eoe. (Amt. ( :Vü. n6rry Hsi) M & : gbe««pMt TU^M
houfde tot de voeten, ealaphractut. Kiiian K 4*; foo fuat auf
gewapnet, armatura tntegra paratut. STiKLBa3494; an iedlicbem
ort »aa eio köstlich ge/elt mit aonderlicbeo schranken ver-
wart . . . und vor der maje«tat gezell die acbrankeo mit vil
voo foes anf gewappenter fUrsteo, graveo, berra und rittar-
acbafl besetzt. Wilwolt v. SciALMaoBS lb7 {IM. verein uo).
1)) auch im tprachgtbrauche ven Vosa ttkeisU gewappoaC
ipeetell auf die rüttung tu gehen:
giogeo sie bald' in die acblacht, mit atrableodeta nru ge-
«appoeu llif 13. tO&;
vgl.i rassta mit oenriebter band die »cbarfe lante, aad auod aaa
oabao dem vater am atuble, mit blinkendem ene ger&ttat.
üdiai. 31,434 (aw'jabe r«N IWl: gewapoat).
tieker itt dies* auffattung jedenfaUt m; der scbildgewappoete
Streiter. Utas 8, I&5.
91) <5rn)o liegt sie vor in der Übertragung det ftrtitlf$
auf das fette undurchkltsige feil einulner thiere. hier lün» mwr
der panier, nicht die getamtrüstung den Übergang termtttM
haben: dann das tbier (d. rAinoi^os) ist alao gewappent, dass
ihm der belfant nichts kann tbun. DObeb aaeAl<j<z 991 ; auch
hat es eine art tbiarer, heisset dattu ... ist gewapnet alleot-
balben umb den leib her... das wapen ist wie horo, scbleoaaet
auf einander mit gellenckeo wie hämisch. H*!4aST*0Eii reiu-
besehrt'ibung (1567) bei Viliab 434.
ß) die hervorhebung det offemiien momentet.
1)) die Verbindung det appot^onellen fcrtieif* mit angriff twnfftu:
die Schergen da varporgan lagen . . .
gewappnet mit achwarttan und apieaaen.
U. SACiia (d. twei betraf, bukttr) f»heU u. in>»iati
9,S&9 ntudr.t
auch wann die burger oder einwooer sollen mit irer webr
und gewapnet einher gehn, und sonst mit andern leuteo
nicbta zA achafTen haben, möchten sie leicbtlicben selber
under einander mutwillig werden. Mictllob raota« 451'; wie
es aber darnach dem bauffen gefeit, also ailzen aie mit irer
weer und gewapnet durch einander nider. 44l'.
3)) auek die alte attributttt Verbindung mit gewappneter band
^rtifel tieh noek Unger fort: da nam Gerg Gumperger den
abt bei der kuthen und zoch io frevelich hin und her
schmecblicb und aliaaz den boraner oft mit geweppnatar
band frevelich. J. Knbbbl ckrmiik t. iaitkeim 893 UUUur;
were die nobtwebr unrecht geweaeo, warumb wolte dann
David, ein mann nach dem bertzen gottes... die femdi mit
gewapneter handt erlegt b-tben. KiRcaaorr Mi<«t«rtt distifäna •;
die ander {die nächst höchue) buss ist t*jt tl ^. verbricht aao
mit gabaMarter und gewapnet; er baodt, hall man data ackalt-
haiaaM foa alUra hero «ulgeo iaaaao. ektstkämtOm mUMkU
I,1M (lartiff un):
dai mar unsicher war,
ruert ein armada dar
■li gcwappoater liaai.
achlAg aaff a«la baapt ao hart mit gwapter band.
ittu* r«r( . .. vrrti^t hri WicataTtteiL t-vcktHt. ar. 134t.
n» H«^- ^*Bo nkkt BOT flllt ar dia (riachlachen ataten
mit gewapoataa kaodaa, aondar« ar hat auch ao gar nie
aufgebort daa m than. Rubb Anaarfbcaei uind iialiafi redra
l.MU
5331
GEWÄPNIS — GEWARDI AN
e) die übertragenen Verwendungen.
a) in freier Stellung, vgl. oben sp. 5321 ; vgl. : wie der teuffei
80 gar nichts fragt nacli unserm predigen, blappern,
schwatzen etc. vom evangelio, er waiszt wol, das uns sollicli
geschrai dienet zu grosserem fall, so wir nit starck gewapnet
send wider ihn mit christlichem gebelt. E. v. Gt5NZBüRG
Schriften 3, 235 neudr.; das ist aber war, das dise grossen
beiden und vorfechter der kirchen mit lügen wider mich
gewapnet seindt gesin. 2,99; gegen alles leiden gewappnet.
P. H. Stürz {schriften 1779 ff.) 2, 344. unserem Sprachgefühl ist
heute in Verbindungen wie gegen angriffe, beschuldigungen,
anfechtungen, Versuchungen gewappnet sein, nur gewappnet
und nicht mehr gewaffnet {noch weniger bewaffnet) geläufig,
doch vgl: ich fühle mich der gefahr gewaffnet. Auerbach
{$. oben sp. 4748). vgl: gegen Versuchungen ... gleichgültig
oder gewaffnet. Wieland (Agathon 12, 3) 3, '6 «. a.
ß) attributive Verbindungen: gewappneter mann, vgl sp. 5329;
im 4. cap. ist geschriben ain gewappnet gepott (also geben si
seltzam namen iren merlin) kain bruder sol groschen oder
gelt nemen. E.v. Günzbübg 3,52; als doctor Alfred Königsberg
ihm sein trauerspiel Manlius widmen wollte, nahm er (Hebbel)
dies dankend an und lobte dessen 'ernsten, gewappneten
geist, der die wahre geschichte gegen die conventioneile in
ihre rechte einzusetzen sucht'. Kuh Hebbel 2, 719.
d) einwirkung des Substantivs wappen.
a) schon in dem bekannten Sprichwort, das hier folgt, seheint
diese vorzuliegen, und hieraus sich der doppelsinn der bedeutnng
zu erklären: papst Leo ward von den barfüszermönchen be-
stochen mit 8000 ducaten, dasz er sie nicht wollte reformiren.
da er nun das geld aufm tisch sähe, sprach er 'wer kann
80 viel gewappneten widerstehen'. Lother tischreden 3, 181
Fürst; vgl: wer kann so viel gewappneten widerstehen, sprach
der papst, als man ihm es baar in scudi hinlegte. Eiselein 235.
Wandeb 1, 1650.
ß) deutlicher liegt dieser einflusx in der Verbindung gewappnete
steine vor: gewapnete steine, die eck- oder hauptsteioe einer
gränze mit den wappen der herrschafft. Beck de jure limitum
p. t4, s. Frisch 2,422'; zweitens sind die gränzen der 3 dörfer
gegen die anstoszenden markgrüflicben gemeinden ... gemein-
schaftlich zu untersuchen, zu bereinigen und 'mit hohen ge-
hauenen und gewappneten steinen' als landgränzen auf beider-
seitige kosten zu versteinen. in Urkunden über die landvogtei
Schliengen, s. zeitschr. f. gesch. d. Oberrheins 17, 373.
y) fraglich dagegen ist von einem gftt gewäpent sin, durch
erbrecht ansprüche an dasselbe haben, (aus 1466) 6« Arnoldi
beitrage s. deutsclien glossarien 111. vgl dazu: und hat jhn
gott mit grossem ansehen und gewalt dermassen begnadet
und gewapnet, das Deutschland unter jhm in ziemlicher ruhe
und friede gesessen. Schickfos chronik von Schlesien (1625)
4. buch 287.
GEWÄPNIS, f., colleetivbildiing, im 15. jahrh. aus Mainz be-
zeugt: item das niemant zu Mentze soll riden mit swerten,
rutingen, stichmessern, buckelern oder mit anderm gewepp-
nisse. friedensbuch der stadt Mainz (1430) 43. zeitschr. f. gesch.
d. Oberrheins 7, 18; wer esz auch, das imant sust mutwillig-
lichen einich waffen, oder gewepnisse, esz were von messern,
swerten, degen, pantzern oder anders wie man das genennen
mochte, druge. 40.
GEWAR, t. gewahr.
GEWABBE, GEWÄRBLE, ». gewerbe, gewerble.
GEWARDI, f., nebenform zu dem aus dem ital. guardia
(vgl warten, warte) entstandenen gwardi, vgl sp. 1343 unter
garde. zu den a. a. o. angeführten belegen für erweiterung des
anlauts ist noch hinzuzufügen: gewarde, custodiae Maaler HS*
(neben gwarde, praetoria cohors 2m*); die gewarde des herzogs
Julius. Braunschweiger kämmereirechn. von 1570 bei Brinckbeier
gloss. dipl 1,915'; denn der lusterteufel itzt dermassen gras-
sieret und tobet, das es nicht gerahten oder sicher ist ...
ein büchleia herfür kommen zu lassen, man habe ihm dann
ein gewardi und beschirmung von wollgerüsteten Soldaten
zugeordnet. Hollonids somnium vüae human. 71 neudr.
GEWA'ftDIAN, m., nebenform zu gwardian und guardian, in
der bedeutung mit ankhnung an das vorhergehende: und alls
kay. may. uff den blacz käme bis zu der stiegen, ist sin
may. von dem pferd abgestanden sampt dem grauffen von
Nassaw und ethlich andern heren und allso sampt demselbigen
und siner may. gewardyan under dem guldin himel hinuff
uff die forgemelten steling gangen. Hdg Yillinger ehron. 190.
GEWARDIKNECHT — GEWÄRMEN 5332
GEWARDIKNECHT, m., nebenform zu gwardiknecht: der
bapst aber wann er nun will einmal des jars in die Lateran
kirchen, müssen ihrer etlich hundert gewardiknecht zugegen in
aller rüstung stehen. Nachenmoser propnos(.//ieoIoptcum( 1585) 86*.
GEWARDIRER, m., vgl. gwardierer: dieselben muncz und
phenninge sollent von unserm gewardirer und Versucher, die
wir darzu bescheiden, also bewart, versucht, behalten und
uszgebcn werden, münzslätte zu Neustadt a. d. Hard (1383) bei
MoNE 2,418.
GEWARE, f., verstärkte bildung zu wara, cautio, s. gewahr
sp. 4763.
GEWARE, f., ventärkle bildung zu wäre, merx, vgl gewaare
sp. 4707, gewahre sp. 4808 :
da bräci)ten sl (d. drei könige) die phenninge dar
und gäbin si Cbrist6 mit andirnC?) gewar.
J. ROTHK passion 17, nach Bkch in Germania 9,176;
gelobet ein man deme andern golt silber pfennige oder
anderlei gewar üf einen bestacketen tag zu bezcalene. urkunden-
buch V. Kl. Arnsburg 711, s. Bech ebenda; item uff alle geware,
wullen und linen tuch ... und nasse gewar, die hievor nit
genielt ist, ... soll man ie von eins gülden wert ein pfenning
verungelten. der von Winheim friheit (1489) 6ei Mone 4,310;
von Midien kummen wir har
mit balsam, wurtz u. andrer gwar.
Thieb. Gart Joseph (1540) B8;
so merkt iezt der gemein man den grossen wöcher, be-
driegerei, fürkauf, eigennützigkeit oder bedeurung aller gewar
und kaufmanschaft. Schade sut. u. posgu. 2, 56 ; darnach di
trockene gewar di sal rumen der nassen, der ritende man
sal rumen dem wagen, der karre sal auch wichen dem wagen.
e«senoc/iJsc/ies rec/i<6ucA 87 6ei Ortloff 1, 725; betet einer adder
heischet den andern eme etwas kouffen, wein, gewant, wortze,
adder welcherlei das ist, unnd benennet ome die summen
geildes, darumme her eme koufen sal, adder thut eme die
an gereitschaft adder an gewar, szo sal her eme nicht turer
kouffenn, dan her en gebeten adder geheissen hat. Purgoldt
rechtsbuch 3, 50, ebenda 2, 105; für den plural vgl: was aber für
redlich händel itz under den Christen und christlichen kauff-
leuten, geselschafften, wuchern, zinszkauffern, für gehen, ent-
pfinden wir freilich allzQmal wol, auch das kind in der wiegen,
da ist eitel zinsskauff, fürkauff, und das gantz lanil mit unnützen
händlen, gewaren, und handtierungen zu iedermans nachteil
erfüllet. S. Franck chron. 116'.
GEWÄRE, ad}., s. gewahr.
GEWAREN, verb., s. gewahren.
GEWARF, n., s. gewerf.
GEWÄRFELT, GEWERFELT, s. gewürfelt.
GEWARK, n., $. gewerk.
GEWÄRME, n. als nomen actionis wird das verbalsubstantit
bei Campe 2,359 gebucht, mundartlich ist der Übergang zur
colleclivbedeutung vollzogen: gewärms, n., aufgewärmtes Honig
Kölner mundart 75.
GEWÄRMEN, vei-b., verstärktes wärmen (s.d.), mit vorliebt
reflexiv gebrauchl schon in der sinnlichen bedeutung ist das
verb in zusammenhängen belegt, die für wort und begriff eine
eigenartige Stellung in leben und sitte der älteren zeit bezeugen,
hieraus erklärt sich auch die übertragene Verwendung, die dem
verstärkten verbum — in der schwäbischen mundart jedenfalls —
bis heute das dasein fristet.
1) sinnliche grundbedeutung.
o) transitiver gebrauch: ich danke ouch uwer lieb zumal
fruntlich des appfels, den ir mir geschickt band, die hende
daran, so ich rite birssen, zu gewermen. graf Ludwig von
Württemberg an seine Schwägerin (1449) bei Steinhausen privat-
briefe 49; man sols auch zu zeilen wider gewärmen, nämlich
dasz man ein beisz eisen hinzu helt. Seuter roszarzneib. 286.
b) dann man sol eim iegelichen ammanmeister alle wocb
zwei korbel mit glfite geben in sin busz und nit me von
sand Michels tage bisz an den ostertag und ime sumer nützit,
umb da? sich ime winter die scharwahler und die diener
dobi gewermen mögent. Urkunden zur Verfassung Slraszburgs
(1405) bei Eheberg 1, 15, ebenso 1, 16;
macht nu toll Tuiar an,
ass i mi gwörma kan. bei ScaöPF Tirol, idiot. 802.
2) übertragene Verwendung:
sölten ander laut
dein land regieren,
•o wurden si sich gewermen
und mfisaea wir erfrieren.
Volkslied bei Uuland 1,483.
5333
GEWÄHMT— GEWARNEN
GEWARNEN
5334
l
GEWARMT, parttcipitilt$ aäjtetiv, die Verbindung gewannle
speiiz (cibui recoetut Spiiseii l&l') wtnt auf eint itotierti b*-
deutung dts particips Am, die unterem iiufüewArmt etiltprUht.
andere wOrlerbucher verteichnen nur gewannt, cakfactut, lo
K11.IAN K 4\ Steiibaci 2,944. KiMCii IM*.
GEWANNEN, terb., tertUrkUt warnen (f. dX wie das ein-
fache vfrbum, to wiet auch die tfrildrkle form einen umfang
der Verwendungen auf, der weit Über den heutigen gebrauch tun
warnen hinautgreift. da die belege in die neuhoehdeultche periode
reifhen, iit ein kurur Überblick angemetten. warnen hat mU
warten {vgl. unten gewarteo) die ilammulbe gememtam und
fuhrt auf dai nomen lurück, dat um in dem altliochd. fem. wara,
cautiOy contiJeratio, protectio (ÜHArr 1,007) und in dem allhoclid
adjeetiv );awar, vigitani, intentits, induttriut, imtruclus, gnurut
(Graff 1,008) vurliegl, vgl. daiu gewahr (tubtt. und adjectit)
tp. 4703 /f., gcuabrtoni {adjeetiv und lubst.) tp. ihtxff.; vgl. ge-
wuliriiehinrn tp. i'Hi/f. und walirmlirnrn {t. d.). wie tieh in
den letzterwähnten bildungen twei nchlungen dtr bedeutungi-
entwieklung abheben, eine tubjcelive fuisung det begriffet (ucbt-
Ram, uufinerksum, bedacht, erfahren) und eine objeelive,
dat ergebnit betonende (geschützt, lieber), to auch bei unserer
verbülableitung. auch bei ihr ist man vielfach versucht, die Ver-
wendungen der iweiten gruppe lui/leich unter dem einßutt laut-
verwandter bildungen anderen stammet :u erklären [vgl. wahr
mmcertut; vgl. Wülnen, gewahien in ihren berithrungen mit
wehren), tugleich aber macht tich bei den verbalablettitngen rin
jweitet moment yeltend, das die bedeulungtentwicklung noch stärker
beherrscht, der qegensolj tirischen transitivem und intransitivem
gebrauch, dem der vcreimelte reflexive gebrauch mit einer eigenen
gruppe geqenüliersteht. wir gewinnen von hier aus folgende be-
deulungsabstufungcn : a) aiifinerksani (sicher) werden, — sein;
b) sich vorsehen ; r) aufnierksam (sicher) machen, von dieser
dritten gruppe — und zwar im engeren sinne von aufinerksani
machen — lueigl die heutige Verwendung von warnen ab, auf
die sich auch die letiten belgr für gewarnen tlütten.
wie die althochdeutschen belege zeigen (GRArr 1,947), ist das
rerftum mit dem o-suffix obgeUitet. ob der nasal aus der nominal-
Hldung herübergenommen {vgl. fnriwarna bei Notkb*, s. Graff
1, 918, Vfil. WiLMANRS deutsche grammatik II, § 62) oder dem rerbum
selbst eigen ist, Idsit mc/i hier nicht entscheiden, beaclitung verdient
die Sonderstellung, die dat particip praet. tchon in den frühesten teug-
nisten für dat verbum einnimmt, towol wat die häußgkeit der belege
alt wat die eigenart der Verwendung betriß, vgl. datu gewarnt.
1) aus der althochdeutschen periode liegen frühe belege vor,
wenign aus der Utlcratur alt aut den glasten, der Reiclienauir
codex und mit ihm die Juniusglosten xeugen für dat 8. und 9. ;/<.,
Tegernteer handtchriften {tu Gregor, noch mehr tu Vergil) für
das 9. und 10. überwiegend ist die alt objectiv beieichnete fattunq
des begriffes belegt, die mit den veibis wahren und wehren in
bedeutungstusammeiihang ttiht, vgl. namentlich dat negierte particip
ungiwurnotiii, tmmunila, unfesti STKiNHBYKR-SiiiTERS 1,281
(tu I Mosis 42, 12, vgl. wo das land offen ist. Lutbbb).
0) die anknüpfung an die bedeutung *fest' ist auch für den
positiven gebrauch des verbumt belegt: muntunf, festinont; muni-
antur, giwarnot werden Tegernteer glossen su Gregor {homilien)
bei Stkiühkter-Sievers 2, 2»7.
b) in der gleichen riehtung bewegt tich eine übertragene Ver-
wendung, die ihrerseits mehr dem begriff wahr, certut, firmut
tuttrebt: contestüre, kturchundoo, kiwarnon (zu 2 Mosis 19, 31:
steig hin ab und zeuge dem voick. Llther). Reichenauer {und
Juniut)glotten hei STBiNMBTBR-SiEVins 1,274.
e) dagegen ttimmt die beliebtette paraUelr giwarnon, inttruere
mü Verwendungen üherein, die tich in unserem sprachgelirauch
»uch aus dem bedeutungsgehalte von aclitsamkeit, voisicht, sich
vorsehen, entuukelt haben: instructi, kiwnrnote, kirutle {tu
6 ilosis 1,41: da ir euch nu rQstrt. Lotber) Reichenauer [und
Juniut)glotten bei Si&innti^sit-iiiEitnn 1,282; insiruit, giwarnot«
{tu Aeneis 3, 471 : toeios timul inttruit armit, und genistet die
scbaar mit gerüthscbaü). Tegernteer glosun tu Yergil bei
STBinMKTia-SiBTBRs 3, M; die gtewke stelle t. 822 {Aentis ^,60).
Jhnlich «. «ö8 {inttruetut Arneit 0,831).
d] in dieten letzten susommenhang gehört dat einzige heitpiel
«Hl Otfrid, der dat lyrfrum mit instrumentalem genetiv verbindet:
ni tuorfet fort themo llule, thar ir *tei In aoti.
In forihlun ni weulet, wat ir In «ntwiirtel,
ih wljiero worio giwarooD lucb bario,
reiner« redina. ir birui mine tbegaoa.
Ih bin idbo li thiu joh ihar ouh sprihu ujar ia,
glwarnon lierten guaies Job ibrato fette« muaiea. 4.1,13.
IV.
#) thtnio tuitffi kkrtu in reflexive gekrauch, itr titk trtiWitU
bei NoTiBR nachweisen lästt: »ö gaogto oih Ma. uoile odb
rtbtöüine. daj iukkiu gAol sint. und« aö aie aib Uro burdi
gawarnoin. so gebe in gut tar mit«. U{ «i« dia «irca be-
cbenntn {et cum paraverint falsa bon*, §rttt Mtb, lern mpsmtnt
veraU Boethtus 122' Hatlemer; sin stiiDBa ist 4m, im rik itn
birzu gewarnot, di6 di« wiida nUzeo aaln (hu itmini >r— -
parantis cervoi; di« «tim d«« berrn erreg«! dM iündea nuA
entblOiel die weide. LoraEa). ptalm TU, 9.
2) dtr hei NoTiBt intwiekrlie reflexivgehraueh lUht im wutU^-
punkt der mittelhochdeutschen beispuU, während Ht f&i»IUkmH
munue turücktritt. dagegen teigen sieh hier iit trtU% muUt»
det trantittven gebrauchet m der bedeutung von ^msfmtHuam
machen.
a) die bedeutung reu munire:
'dai itllteil du' «prach MamboU
'■Ol dar werd dir nlamer holt:
aie h6ebTtrt miioiia arneo.
reiche mir die tiange mlo.'
dat ertaeh diu bariogio:
al üaDde in wol gewaraen.
dsn jungen halt sl dö «erbarc
In ein tTi tiarc gewelbe. Virginal SM,«, hMtahnek »;
do Bturnd« man die gincken über alle atat, det zogeteoi die
biirger alle ua gegen deme biichof. die wile wamelent aicb
die uazern bürgere und zogelent ... uf den berg z& Haldrn-
burg unde hieltent do mit ufgeworfenrn banirrn. CLoiBiiBa
d, ttädtechron. 8,81 (Strattburg) ; der acbuitbeiaze Jobannea
kum in eim fasz« da; zu beden bodeineo wol verschlagen
wa;, in die stat in eins dümberren bof der... umbe die
Sache wQite . . . do bAb grofe Gotfrit ... mit sime gesinde
gewarnet (munilvs) zwo ockerlenge oder ein wenig fflrbaa von
der atat gar beimelicb« und wartete de« zeichen«, wanne
man die porte uf dele. f. 79.
6) die bedeutung *sich vorsehen', das reflexiv gebrauchte
verbum hatte hei Nora er die objeäergdnsung im genetn ange-
sehlotten, die gleiche conttruction Idtit tich auch weiter belegen,
tpäter verdrängt durch jüngeren aecusalir. andere ergiimunfen
führen tu präpositionalverbindungen. autierdem gemnnl «luA
der abtolute gebrauch an boden,
a) objeclergänsung.
t)) ban ich le dinen huldeo wao.
so hlir ouch, dai; min wllle erge,
unde Ich mich de« t;ewaroe,
da^ ich diu «ele sende hin
ler immer wernden wiinne.
TANNHÄutaa bei r. a. Hasbh t,48^.
3)) cOten wIn, hier und mete
hatte er «ich gewarnai guüc.
litldndiMChe reimchrtnih 939 JVefer.
ß) präpositionalverbindungen.
t)) sie nam vil manich wSp
in Röme unt in LAterao,
si biet «I mii Ir giii
an da( vali warten
mit golde joch mit bortaa
wiren li gebunden
di gie diu frowe under.
aam diu m«nin vor den sieraen
sl cbunde sieb le den ören wol gewarnao.
., kaiserehromik IIIU.
3)) er Ui lunc. sio «charfer «In
bat «ich gewarnei ulTe «irii
alle, da( under im gelii
maniger. den er ubartagau pestionat 417,9 kOfhe.
y) abtoluter gebrauch:
man «ol et also fOegen
da( wir durch »triie« widergali
■ibt kercn tuo sin Af da{ velt
t wir uns ba{ gewarncn.
Ko:«aAB *. WCaiaos« Pnrtemop. ttnS:
item wenn oucb ze meien die rechten wittü verachlagen
werdenl, so sol ein gcmeind ze rat werden, wen si« bcewen
woeilent, und scelent daj acht tag vor hin verkflnden, dnrch
da; sich jederman gewarnen können, weisthum v. Betttrttoif
{c 1400), weisth. 4,381.
c) der trantitive gebrauch in der bedeutung' au fwurkstm mtcken':
oA wai bi im ein «i»«r man.
der gewarort In dar a«,
wie diu gewonheii waa gaiia.
R. V. Um» Bartaam m. Joimphat 139, (;
vai»cblr rruode der Ist vile,
dar vor« hAie dich t« allema spil«;
wand« «uchiiiu Area rat
umbe eine «chedilicbe dat.
ti ne wlilint diniii tom also nit «ramaa.
da( ai dich dini« schaden gewarnio.
W. T. F.Laanaoar. t. atid. MtUer 3,307.
335
5335
GEWARNIS — GEWARNT
GEWARNUNG— GEW ARTEN
5336
3) die neuere Schriftsprache kerint die verstärkte form nicht
mehr, die letzten belege gehören dem 16. jahrh. an und lassen
einseitig nur die letzterwähnte Verwendung belegen, mundartlieh
scheinen auch teste anderer Verwendungen fortzuleben, vgl. g'warnen,
wahrnehmen, gewahr werden. Schopf Tirol, idiot. 801.
0) die Wörterbücher geben nach dieser richtiing keine sicheren
anlialtspunkte : gewarnet werden, conimonefieri. M aaler 178',
ebenso Fkisius, Hemsch u. a.
b) litterarische belege aus dem 16. jahrh.
a) sein all in dem schweren ban und ungnad... wie dan
solches kaiser Sigmund auch treulich anzaigt und die chrislen-
hait vor inen gewarnet. Aventin (Ursachen d. Türkenkrieges)
1, 189; soverr ain oder mer personen auf dem freithof unnütz
geschwatz treiben wurden, so soll inen das durch ainen ieden
nachpaurn vor sollichem zulassen anzaigt werden, und si
darvor gewarnen. Ordnung v. Tulfes (1547), österr. weisth. 2,226;
zwischen dlsen meren kam ein frum mensch von Buchdorf,
dem solich unbillich laid waj, und gewarnet die von Kaiszham,
seine herren, wie die weiber so gar heflig und vergift waren
über sie. J. Knebel chronik v. Kaisheim 362 Hüttner.
ß) ist noch ein Sprichwort: ich gevvarn dich als der treu
Heccard. Aventin [chronik) 4,186; got als ein güetiger vater,
gewarnet aiweg vor in mancherlai weis, die er straffen wil. 318;
drumb mus ich gehn und Danieln gewarnen doch zu diser
frist. Chrysäus hoffteuf el. Is"; auch ain fromer, alter man
von Buchdorf schicket bei nechtlicher weil gen Kayszham,
liesz seine herren gewarnen und solich bieberei anzaigen.
Baumann quellen z. gesch. d. bauernkriegs in Oberschwaben 261;
hat Hegeliu ain andern absagbrief lassen auszgan und all
ander arm leut, so hinder andern herren sizen, lassen ge-
warnen und sein eher bewardt. J. Knebel chronik v. Kaisheim
375 Hüttner.
y) so seind auch etlich zaichen im himel, in lüften feurin
her gesehen worden . . . haben auch etlich frumb gelert, auch
kanzler an die gaistlichen prelaten drüber geschriben und
treulich gewarnet. Aventin (ursachen d. Türkenkrieges) 1,197;
do er aber solch treulich gewarnen verachtet, flohen sie aus
Teutschland über Rein in das römisch reich, (chronik) 4, 604.
GEWARNIS, GEWARNUS, f., Substantivbildung zum vorigen,
aus Aventin reichlich zu belegen, fast ausschlieszUch in der
zweiten form, die bedeutttvg weist sowol die anknüpfung an
munire als auch — und dies häufiger — an monere auf.
1) sagt, es war vergebens, die feind bieten nemlich huet
und wacht, warn bei gueter gewarnus. Aventin chronik 4,351;
damit aber alle ding in gueter Ordnung und gewarnis, vor
unfal und Unglück verhüet warn. 5, 207.
2) es lebten damals zwen, Chunrad von Ileubach und
Gebhard von Strasburg, die gewarneten die geistlichen...
aber man ward erger von solcher gewarnus, man hörets nit
gern, besseret niemand. 250; wa die herren des Philipp!
gewarnusz volgten, so würde es 6n zweifei besser zogen.
Ursachen d. Türkenkrieges 1, 197, ebenso 1,172. 173. 174; S. Paulus
sagt, das alles, so in der bibel geschriben st^t, sei am maislen
uns Christen, die di lesten sein, zue underweisung und ge-
warnus geschriben. chronik 4,103, ebenso 230. Aventin hat
auch ein adverbium von dieser substanlivbildung abgeleitet: ge-
warnusweise: ich schreibs alles gueter mainung, gewarnus-
weis, niemant zu lieb noch zu laid. Ursachen d. Türkenkrieges
1,174, ebenso 211 ; es war vil m^r von solchen grossen misz-
breuchen ... zu schreiben; ich habs aber nur gewarnuszweis
auf das kürzest überloffen. 1, 1S8, ebenso chronik 4, 62.
GEWARNT, participialis adjectiv. schon in den bedeutungen
munitus, inslructus ist das particip aus den glossen auffallend
häufig zu belegen (s. oben zu warnen), meist in Verbindungen wie
gewarnot werden, habet sih kewarnol, s, Graff 1,948. in der
participialform kommt aber auszerdem die beim verbum als dritte
und jüngste bezeugte bedeutung am frühesten zur geltung, vgl.
gewarnotiu, provida St. glossen zur bibel (8. — 9. jahrh.) bei
Gbaff 947. noch kräftigere Zeugnisse gewähren aber die belege
für das negierte particip: ungiwarnotiu, inopinatum Tegernseer
glossen zu Gregor bei Graff a.a.O.;
iedoch so wären s'alle,
als si üö mohten, an ir wer.
ir wart wel schiere ein michel her:
die ungewarneten man
.si körnen alle ir vindo an. Gottfried Tristan 5471;
der ungewarnte tot. warnuuf] 101;
von einer grüffin, die einem jungen edelmann ungewarnter
sach Termechlet ward. Wickrah rollwagenbüchlein 134 Kurz;
besamlet Albertus . . . heimlich ein grosz volck zu vusz in
Helvetien: damit eilt er unversehenlich für die statt Bern
durch grosse tagreisen, seins vermutens den ungewarnten
Berneren ein schlappen zugeben. Stumpf Schweizer chron. 576';
wohl unerwartet kam's, nicht ungewarnt.
GöTHE (natävliclie tociUer 3,2) 9,311.
wie beim negierten, so lassen sich auch beim positiven particip
zweierlei gebrauchsformen unterscheiden, je nach dem Verhältnis,
in dem das mit dem adjectiv verbundene Substantiv oder pronomen
in die verbalthätigkeit eingezogen ist.
1) es bildet das subject der passivconstruction : ein gewarnter
ist zween wert; ein gewarnter kann gegen zwei bestehen.
s. Wander sprichw. 1,1650; gewarnter mann ist halb gereitet.
Reinsberg-DCringsfeld sprichw. d. germ. u. rom. sprachen 2,587.
2) auffallender ist die zweite Verbindung, wo das Substantiv
das moment verkörpert, auf das jemand aufmerksam gemacht wird:
wenn böser, gewarnter rath, der das heil aller angeht,
wenn der obsiegt. Klopstock Hermann u. d. fürsten (ii. st.).
GEWARNUNG, f., in der spräche des \Q. jahrh. belegt, nehen-
form zu Warnung, auch sie ist wie gewarnis in beiden richtungtn
der bedeutung bezeugt.
1) überhel ungewarnter sach die Teutschen, so nach solchem
grossem sig guets muets, frölich und bei irer gewarnung nit
warn. Aventin (chronik) 4,390; es setzten die feind al ir hofnung
in ir reichtum, hielten weder Ordnung noch ... bieten nichts
in gueter gewarnung und huet, als dan ander kriegsleut tuen
pflegten. 397.
2) alles, was den nächsten künftigen tag zu tuen... war,
tet er alles schriftlich kunt mit disem zuesaz und gevvarnung,
das kainer, der etwas irr gieng, niemands gar nit dan in
rats fraget. Aventin (cAroni/t) 4,609; solichs untreuen anscblags
wurden die bruder, so noch im dosier waren, durch ge-
warnung frumer leut innen. J. Knebel chronik v. Kaisheim 440'.
GEWARTEN, verb., verstärktes warten (s. d.). schon bei
gewarnen (s.d.) wurde auf die Wurzelverwandtschaft von warnen
mit warten aufmerksam gemacht, insofern beide verba auf wara
= vorsieht, achtsamkeit zurückführen, bei warnen hat der
transitive gebrauch von vornherein die beherrschende Stellung im
bedeutungsinhalt , bei warten dagegen ist es der intransitive ge-
brauch, aus diesem entwickelt sich später ein secundärer transi-
tiver gebrauch, den ausgangspunkl der bedeutungsentwicklung
bildet für warten die parallele mit videre, cernere, intueri,
speclare, adspicere, die frühzeitig schon durch glossen und litte-
rarische belege gesichert ist, s. Graff 1,949. daraus gehen dann
die weiteren bedeutungen cavere, excubare, exspectare, sperare
(Graff ebenda) hervor, die verstärkte form, die in der althoch-
deutschen Periode unverhältnismäszig wenig bezeugt ist — es
liegen nur aus Otfrid beispiele vor — dringt in der mittelhoch-
deutschen litteratur rasch vor und findet ihren höhepunkt im
16. jahrh. von da ab schrumpft ihr verwendungskreis zusammen,
doch hat selbst die neuere spräche noch einige reste erhalten,
die parallele mit cernere, videre fand in der verstärkten form
keine weitere entwicklung, sie ist nur in dem auf Otfrid
beschränkten reflexivgebrauch (zu späteren reflexivverbindungen
vgl. sp. 5343) dargeboten, der sich mit cavere deckt. die
parallele mit exspectare, sperare zeitigt nur wenig er-
scheinungen, in denen sich warten und gevvarten principiell
unterschieden, doch ergeben sich unterschiede in der rection, und
es läszl sich feststellen, dasz einige Verbindungen von gewarten
bis in die heutige zeit vor den Verwendungen des einfachen
verbums bevorzugt werden, das eigentliche sondergebiet der ver-
stärkten form ist die Verbindung mit einem dativ der person, und
hier hat sich namentlich in der Urkundensprache des 15. und
16. jahrh. ein reicher gebrauch entwickelt, der jedoch durch Ver-
bindungen des adjectirs gewärtig und durch jüngere Synonyma
verdrängt wurde.
1) der reflexivgebrauch bei Otfrid :
wir sculun uns zi guate nu keren iha; zi muate,
mit will iher diufal so fram bisweih ttien eriston man;
wir sculun drahten bi tha^ thaj wir giwarton uns thiu baj,
jot) wir ij giwariliclio bimiden iogiliclio. 2,6,3;
tbaj ist giwara mera, tba; sagen ih iu in wara;
man ba; in so giwartent joli sich baj gilialtent. 2, 19, 10.
2) der absolute gebrauch, primäre und sccundäre formen,
a) als primär iäszt sich die am einfachen warten jetzt so stark
betonte Vorstellung des aiisharrens erklären, in einzelnen Ver-
bindungen erweist sie sich jedoch deutlich als sccundäre erscheinung,
indem sie auf der abstreifung bestimmter Verbindungen beruht.
5337 (ii:W AUTEN (absoluler gebrauch)
a) ich gewartlc {$perabam) unte an die fruo. anhang >«
dtn Wtndberger psalmengtosun (1176). uiltchr. f. i. o. 8, 131;
do il gewarlen lanca dö tibcot dt d«a «4
iwtne 1d einer bark«n unda ander nlemao md.
da( laiii wii tili urbor ...
da{ laiii nAx er le nilite:
ar Rfliorile dar gewarlen nie. iMntelol Vt^.
das ich die fragarticke! and mein urantwiiriung in daa reich
gealellet halm zu oxatninirn, und nicht bei inen gewarten
tliiie. i.uTiif.a 3, 4'i() Jena ; ich gleich den geringüleo hie tu
gewarlen sitze. 4, &U2':
aUo ille glaublR ohrliianliali
frolockl In dem gelit allieli,
well ile Ille In der laiiberbblien
gswarien l»l auit goiint gOlan.
il. Sacu« ((/. M. p$4tlm) 18,S31.
fl) got n)ag auch gut lewt in büiiien «temlen erbalten, wie
die drei kiiid im orcn fiabilonia, und noch vil guller meniclieu
gefangen aeind im kloster udiler pfuITen »land, gwarien in
gedult, \van sie gut erledigen wüil. KakaLin v. (jCizauac (ein
freundlich iu$ehrnben) 3, 137 neudr.;
wie in {lii'u ilifbuichrn müitn ) der hencker hat gebandao,
suoaroen aulT der lelier (tunden
und gwartet nur, wenn ern abiileiii.
il. Waldi* Ui.i,u* 4,80,10 Kurtt
die zweite (ursache da nichlseliretbens) aber ist, da ich aisz
gewart, bist iiir mir aufT den brielT antwortet. E. Curlotti
V. Ori.^:*{i8 brieft (itt82) 10 Holland.
b) gant auf gcwarten bttchrdnkt ist eine innerhalb der trink-
$iUen ausgebildete Verwendung , dit auf abstreifung eines Jativs
der person beruht {s. u.) und cnie art liienstrerhnltnis vorauuetit:
der miszbraucli . . uninassi^en trinckbens (au man zuetrinckben,
gewarlen oder bescbaidl tliun nennet), niederösterr. poliieiordn.
von 1&62 f. 4\ (gestraft icird) so aim andern ein geinessnen
truDckh zucbringt ... und der ao es an nimbt und gewarllet.
ebenda t,l>^ u. a., tgl. Uncer-Kbuli. tteir. morttchatt s.^90; aich
des gemessenen zuetrinkhens gewnrilens und fOilerei enthalten,
ücdrnt. poliitiordnung p. 1578 i. 7; dua gemessene oder beträngte
zuetrinken, bringen, gewarten, beschaidtbun und füilerei irtrd
auch in der tirol. poliieturdnung v. 1603 f. 7 Hrboten, t. Schmillbb
3*, lOOb.
3) di« Verbindung mit einem objeel der person.
a) dieses object ul im dattv angeschlossen, die bedeutnng ^den
blick auf jemuiid richten begünstigt mannigfache bedcutungs-
abstufungen, je nachdem am verhalten des beobachteten oder des
beobachtenden bestimmte momente betont werden, wenn t. b. der
beobachtete erst ankommt, «o liegt die bedeutung 'erwarten nahe,
wo die begegnung eine feindliche ist, entwickelt sich im gleichen
falle die bedeutung *einem stand halten', viel fruchtbarer ist
jedoch das entgegen gesettte, dasi das bestreben einer friedliehen
begegnung voTH-icgt. hieraus entspringt vor allem die Vorstellung
der (iienstbarkeit.
a) abzweigungen von der ursprünglichen bedeutung 'den blick
auf jemand richten, ihn beobachten'.
1)) der blick richtet sich auf einen ankommenden:
a)) dit bedeutung 'stand halten:
do becunde er tu keron
und alt IM tu kart«.
Remu« im Bewnrta
und sloub im enaelo.
Iliatoar t. FaiTiLia troj. krieg bSt«;
alt man Im gewarte di
80 wat er her wider
al.4 er mit gefldere
dar genogen were. TTIO;
Rolaui ebene gegen Ytpaola.
Terra von den erslagana.
er fe»a{ tu alnem boume.
da bell er vll chume.
In einer tiner hant.
trug er da{ hörn OllranU
in dar anderen üurndarten.
aln beiden im gewaria.
mit blOle er ticn allen betiraicb.
L\\ j- t. j . Itotanristied SSQ.t.
0)) au »emtulung »oa exspeetart:
und d6 die twänc wol aatiian
rOr tien höhen turn gerltan
. . . dd wart in wol gatarteu
Curani bat In gewartet,
wand er in guoies gunda
mit ruoma er sl beguiide.
IIArieran. K. t. Wlaiauae rarleiMftcr n. MHiur
S)) «tu anwesender wird beobachtet:
do enmac uns gewarten
dawedar wip norb man.
Alejcanderfragmtnt bei MfixaR 3.30*;
ÜE WARTEN (mit persöni. dativ) 5338
Sano te dem boumganan !■
urcb die keaieoiian min:
. . . Or unaer twalar mioneapil
enraae oieaao gawarun.
wan umbe den aourngartaa
aln Tll bAblo B6ra gtu K. v. WOaiaoBC R»9elkar4 ItSS.
ß) du ttbgelHUU btdeutung *mü jemand in am fritüidM
Verhältnis IrrUn, mU jewuind aMiio«mi-n'. atuk 4ku htätvluf
ist auf miUelhochdeuUckt beleg« btuhrdmkt:
aioer Ui ein geftkegar man.
der warlt er wol gewaruo kau.
dit moruHu-j 3IH. trutchr. f. d. a. 1,419;
wia Bol man aewartan dir,
wall, will alt» winden dicb?
waoeal dicb aniwiodeB ailr?
oelo: leb kao onch winden alek. WaiTaa M.IT;
er ist ein »•Idonrleber man,
der mli tlxiem dieotte wil waten vrouwan uodartio.
ob lieh det underwindei aln reine w|p, diu rabier mite pbilgL
lumücb tint aber tA gemuot,
swa( tl biuie uupriteoi. da{ ti dai morna dunkai guol.
wie toi man den gewarlen? den hii unmtiTollicIlcb aa aealgt.
Riiüata 1. ZwiTta 423 Hdtke.
y) das ntoment der diemtwiHigked , ditnsÜMrkeU tä henu$-
gearbeitet. hier ist es vor altem die spräche dtr Urkunden und
der Chroniken, die die Verbindung in liaj 16. jahrh. hinüber letlen.
die einulnen Wendungen enthalten mrist einen kinmeu auf dtn
anlatx oder die form der dunstbarkeit.
{)) apposttionelle bettimmungen deuten auf den anUts bin:
so siillen und wollen wir in guten treuen dem egenanteo
uoaenn berren künig Wentziawe gehorsam und gepanden
sein und gewarten alle unter und aein lebt«g ai« rioem
romischen kOnig. huldigungsurkund* Auraberps ( 137«), d. $ttitt-
chron. \, 131; daaz sie dam burggrafen Friderieb, unserm
sweber als einem lantTogte zu Elujgen gewarten »allen (I3>J).
monumenta Zollerana 3,468.
2)) um häufigsten sind hier prdpotitionalrerbindunptn, H«i jv«r
herrscht fast autschliesilich die prdposition mit rer.
«)) also, da; wir [die von Hirschberg) und alle unaer erben
dem Torgenanten unserm gncdigen berren, allen sio erben
und nachkumen, sullen gcwarten mit dem haus« Granslein
(1361). monumenta ZolUrana 3,413; der turn was bei 12 scbuchen
dick, und darvor ward bestell berr Friderieb von Kinsparg
von eim rat, da; der der stal gewartet mit dem slu$z zu der
Snabelwaid, auch mit der slat Steinach mit etlichen pferden
(1444). d. stadUchron. 2,63.
()) auch sagen wir die Juden da zu Frankenfurth quit.
lodig und losz aller dienst, gülde und gefalle damit sie ans
und dem reich dienen sollen und gepiethen ihn und wollen,
das sie damit den burgermeistern, schOppen und dem rbalc
zu Frankfurlb, an unser stat Tolliglich gewarllenn. Urkunde
von 1372 frrt Haltaos 711; und von dem vorgenanten biscbolT
wer geinainen steten wol ein hilf gangen, da; er in mit
einer summe spie;; gedient het; und mit den selben apteg^en
dient er nu der stat zu Konslencz und die etat hat sovil
spie^ minder, damit sie gemainen steten dienen und ge-
warlen sol. d. stddUchron. 1, 161 (A'äni^f); und «o sullen
keiner der roannscbafft siede noch undersaospn . . . dem,
oot'h einen libes erben forder nicht mehr grbor<am sein,
ihn mit keinerlei gewarlen, sie auch vor keinen berr«
noinmermehr gebalten etc. an die sich auch alle mannsrball
siede und unleraesten vorgerilrdt dann hallen, and in •!•
ihren rechten berm gewarlen sollen. (I4S9) btt HaLTana 111;
zu wissen, man hat den edeln berren Conrateo berren to
ileidecke bestellt, das er den burgern and der stat lu >urem-
berg die nechstkOnftigen lo jare mit sein selbs leip, 9 red-
lichen dienern und to pferden und mit seinem slo$ und stal
Heidecke und aller seiner bcrscbaft und manschaft dienen,
gewarlen und verpunden sein soU fOnUrftr bt$taUmm§tairmtrk
V. 1445, d. StddUchron. 3, 133 emn.
e)) und sollent alle zollachrieber etc. der okgad. naivers.
mit den twen tomossen (lomua, «tue wsAnmarU^ getniwelicb
gewarlen und in alle jare da« gelt davon . . . kaotreicbeo.
Htidelbergtr urkund« rm ISCS hei HaLTaca s. 111.
3)) ultener weist dit fUtpatHionahtrUndamg auf di« «nt-
ioAmiay bin: und eollent er und sine lebens erben die obgen.
35 gülden gells ... »on uns und unfern erben furfoas zu rechten
manlehen empfaen, haben und tragen, und uns mit tmwen
giobtiou und eiden davon gewarten und verbunden ein, ala
manne iren berren von recht und billich ton sollent mrkmmi«
von IS9U b«i HaiTAoa 718.
336*
5339 GEWARTEN (mit persönlichem genetiv)
4)) die dienstverpflielitung ist in einen ganzen satz gekleidet:
und hat der rate geschaft, solche panier ab zu nemen und
den obersten houptleuten diser stat zu antworten, die zu
bewaren, die auch solche panier in der obgemelten unser
frawen cappel an ein sicher gewarsame behalten haben, do
sie dann dem rate gewarten in künftig zeite, die wider uff
zu stecken oder das zu vermeiden, nnch des rats gutbeduncken
und wolgefallen. rf. städtechron. 2,317 (Nürnberg 1453).
&)) das verbum ohne derartige bestimmungen findet sich meist in
anlehnung an synonyma: se vor juwe herre hebben unde entfan
unde en ghewarten unde ghehorsam sin. kaiserliches schreiben
an die bürger von Lüneburg (1370) bei Sodendorf urkundenhuch
z. gesch. d. herzöge v. Braunschweig 4, 10; dieweil wir ... unsern
dienern zu helfen und si zu vorsehen genaigt sein, darumb
das si in weltlichen Sachen uns auch treulicher gewarten
und dienen sollen. Aventin (chronik v. Alten-Oetting) 1,54; was
ich des gelerne ... damite iren vorgemelten erben dienen und
gewarten solle, pfälzische lehrlingsverschreibung s. zeitschr. gesch.
Oberrheins 9, 169.
8) eine eigenartige bedeutung nehmen solche Verbindungen in
einem zusammenhange an, der sie den unter 2) o) belegten Ver-
wendungen nähert: damit fragt man, ob ainer aus dem land
kam, es wäre von geratner oder ungeratner weis wegen, und
in dazwischen ain urbarguet ansturb, wie lang man im damit
schuldig sei zu gewarten, {stiftsrecht d. erzbisch, urbarämter),
ösierr. weisth. 1,2; so ist man schuldig im damit zu warten
ains und dreissig jar. ebenda; so iemant dem andern gellt
kleinet puecher ... zu getreuer handt bevilcht unnd gibt, so
sol der, dem das zubehalten geben ist, dem... der ime es
bevolhen hat, damit getrewlich gewarlen unde ime dieselben
hab . . . wider uberantwurten ... so pald er des von im er-
mant unnd erfordert wirdet. reformat. bnir. landrechls (1518)
tit. 31, art. 1 6« Haltads 711.
6) die anknüpfung im genetiv ist jüngeren Ursprungs und nur
bei pronominibus belegt, mittelhochdeutsche beispicle reihen sich
den unter a, ß besprochenen Verwendungen an. neuere belege
dagegen bringen hier die einfache bedeutung von exspectare zum
ausdruclc, die in der Verbindung mit einem sächlichen objecte
{sp. 5341 ff.) schon früher entwickelt war.
«) l)) 81 wolde in ir gedanken hän
üx erweiter manne pris.
wer hövesch waere in alle wis,
des künde si gewarten.
K. V. WÖRZBURO Engelhard 896;
mit miner frien hende
huot ich din in eilende,
ze Tuscan, in Lamparten
kund ich din wol gewarten.
I'eler v. Staufenberg 360 Schröder;
e( ist euch zimlich unde reht
daj du seit ein gemahel han
die din mit zuht gewarten kan.
656.
2)) 'ir band uns siglosz gemacht, aber bi mines vatters
sei! wir wend wider komen uff uch mit sovil volck, das ir
uns nut enttrünnen werdend', 'du tröwst schön' sagt Rengnold
'wir band ein schlosz da wir uwer woi gewartten wend'.
d. Haimonskinder 137 Keller; darausz in einen vortail uff ain
höhin gethan, wie aller irej handlung nach, nit änderst zu
achten, dan im selben der unsern zu gewarten. N. Tboman
Weiszenhorner chronik bei Baümann s. 110.
ß) denn gott wirds wol machen, so wir sein nur gewarten,
und imer auff der bahn bleiben. Luther (vier trostpsalmen an
die königin zu Hungern 1526) 3,294 Jena;
hör, ob er jetzt kann gwarten mein.
G. Mauricius vom sehulleben Giiii;
bei den Studenten ist gut sein,
mit werten können sie scherzen Tein,
lieblich und freundlich reden.
ade, kaufmann, zu guter nacht!
deiner bitt man gar wenig acht,
meiner darl'stu nicht gewarten.
frisch auf, ihr von der feder gut,
nach euch steht all mein sinn und muth,
nach euch ich allzeit trachte!
Studenten Itaben allein den preis bei Hoffiiann
ijesellschaftslieder 2, 71 ;
so gebt mir noch so lang frist, und wartet mir zu lieb, bisz
ich das leichttüch das ich meinem schweher Laerti angefangen
habe, gar verfertige . . . mit solchen worten seind wir leicht
überredt worden, das wir ihr biszber zägewarten haben.
ScHAiDBNRBissER Odyssee 6*; welche sämmtliche herren com-
mililones heute abends um 8 uhr auf dem Niclaskirchhofe
am schwarzen bret erscheinen und derselben zu gewarten
GEWARTEN (mit sächlichem genetiv) 5340
haben würden, aus Riemers Leipziger jahrbuche bei Wostmann
quellen z. gesch. Leipzigs ^,Z02•, sol ein iglicher wol mercken,
das er keinsz andern endchrists müsse gewarten. Luther
8, 720 Weimar.
c) noch seltener ist die unter dem einfluss lautlicher an-
gleiehungen stehende Überführung des persönlichen objectes in den
accusativ belegt.
a) ein ritter er was der beste,
als man in bi sinen tziten vant,
in gewarten ouch lüte, bürge, lant.
Ludwigs kreuzfaliri 3338 6et v. d. Hackn.
ß) derwegen sollen die würt, so sich einer auf ainen tag
göst zu gewarten vertröst, den bocken umb semmel . . . zue-
sprechen. (1562), österr. weisth. 6, A23; de ganz, zeit babma 'n
scho' gewaart und is n^t kema'. Schm eller 2^, 1006.
d) ebenso selten sind präpositionalverbindungen zur anknüpfung
des persönlichen objectes : uf daj in den noden dag erbe möge
an uns gewarten, ut nostra fiat hereditas. (Lucas 20, 14), mitteld.
evangelienwerk aus St. Paul bei Schönbach (Wiener sitz.-ber.
137,110); und andern lihe die wingarten, die dar zu übte
baz gewarlen. 67'.
4) die Verbindung mit einem objeet der sache,
a) die anknüpfung im dativ ist auf vereinzelte mittelhochdeutsche
Zeugnisse beschränkt, die übereinstimmend die bedeutung *stand
halten' zum ausdruck bringen:
Phileroenis stach dare
Menesteuä nam es wäre
und gewarte dem Stiche. IIerbort 6967;
und gewarte dem fanen
den sin vint fürte
uf in er starke rurte. 9910;
dd kam ein Ingesinde dar
der stolzen Harlunge,
hundert ritter junge
ze helfe Wolfharten.
wer künde da ^ewarten
den wäfen an ir banden. 6t(«ro{/° 8768 ;
dag er nlt weichen, sunder was recht und ertail wurkn wert,
dem zu gewarten und An all flucht nachkumen wöll. (land-
taiding in der Rauris 1565 u. 1624), österr. weisth. 1, 229.
6) die anknüpfung im genetiv ist die entwicklungsfähigste form
der Verbindung, sie ist schon bei Otfrid ausgebildet:
tho er mo firbot thio dati, thaj er ni suntoti,
tbes giwarteti, thaj wirs imo ni wurti:
tl]0 riht unsih thiu redina, thaj wir uns warten thanana,
thaj suht ni derre uns mera then lidin joh thera sela.
3, 5, 4.
tn den mittelhochdeutschen und neuhochdeutschen belegen machen
sich freilich andere richlungen der bedeutungsentwicklung geltend,
einerseits finden wir die parallele mit acht haben auf etwas,
etwas hüten, pflegen, die beute nur noch an dem einfachen
warten fortlebt, andererseits die achtsamkeit auf etwas, das erst
kommt, also die bedeutung von 'erwarten, die in einzelnen Ver-
bindungen unserem gewarten noch heute das dasein fristet, wenn
statt der genetivanknüpfung allmählich der accusativ vorgedrungen
ist, so beruht dies auf den bekannten lautlichen einflüssen, die
sich gerade hier gut beobachten lassen.
a) acht haben auf etwas, etwas hüten, pflegen:
Gregorius hat ouch geseit . . .
wie ein nunne were,
die zumal durch vurwitzen
nicht konde wol gesitzen
und irre zucht gevi-arten. passionaliSl.iZ Köpke;
und daj der lonherre der vorgeschriben Sachen dester baj
genüg sin und gewarten möge, so sol er zu den reten ze
gonde unbekümbert sin. Urkunden zur Verfassung Straszburgs
(1450) bei Eheberg l, 25; wo er ime den schaden (den die gänse
in der wiese gethan haben) nit gverlich vermaint nachzugeben,
sol er ine vor der herrschaft darumben furnemen und aller
billicher handlung gewarten, (landrecht von Haunsberg), österr.
weisth. 1,59; so wollten dann etlich ouch irer arbait ausser-
halb der statt gewarten, mit irem viehe und anderm dem
iren aus und einwebern. Tb. Zwejfel bei Baümann 85; das man
feiertagen leichtfertiger handlung gewarteth, und unnutz ge-
schwetz . . . getriben hat. Ldther 2,62 Weimar; denn in der
gemeine können sie nicht alle des ampts gewarten, so schicket
sichs auch nicht, in einem iglichen hause zu teuffen. (llO.psalm
gepredigt) 7,348' Jena; auch ob solchs teglichs gottis diensts
villeicbt nicht die gantze versamlunge gewartten künde. 12,36
Weimar; sie aber verachten die schrifft muthwilliglich, ... als
die nichts guts im sinn haben, weil sie das licht scheuen
und der schrift nicht gewarten wollen, (an den kurfürslen
Johann 1526) briefe 3, 90 de Wette; wir mögen der gschrift nit
6341 GEWARTKN (mit sächlichem yeneliv)
fewarten und lesen, dann wir leind mit andern wtltlicbea
dachen und bandlen iileta bekUmert und beladtn. tin wtg-
»prueh iien Regtn$purg, s. Sciiaob lat. u. pasqu. 9, lU; es ist ...
für «ernunfTl und aller weit so feine beiebOnung, das mon
sonst in gölte« dienst und gepot gehe und kOnne dieses nicht
gewarten. Luthkr 38, M Weimar; darumb bat er aueb einen
aunderlichen tag in der wochen datu geordnet, daran man
des allein wurte ... das nicbt jemand klagen mnge, er k&nne
es fflr Heiner erbeit nicht «tewarten, noch dazu kommen,
(lumma des chrisll. Ubint) s, SS' Jena; sie beteten weder vor
noch nach tische, denn wenn die speise aufgesetzet, spreche
der vater: herbei, herbei, setzet euch, esset flag« . . . nach
der mahlzeit sagte er: gehet hin und lasset die beten, die
es gewarten können. Scri*cr ueUnsekatt 2, 557 ; derselbig was
sehr from und kerete sich nirgenti viel an, alleine, das er
der kirchen und seines studit gewartelte. Kantiow chrontk
t, Pomnftrn 3«o;
deiner letitan pfliolii gewnrle. BaiNTAno S.ttl.
ß) atht haben auf etwa$, dai kommt; etwai erwarUn.
t)) in die gnoi;schoft bringe iuch der gotes sun. unser
berre . . . und helfe iu da^ ir siner geborte al«o gewartet,
da; er iuch erkenne an dem iungeslen tage, tpeeulum eeeUsiat 33
KelU; ilieweil »ie und auch ihr bauszfruuwen z& beider seitten
Ton kOnigklichem stumme geborn, dester mehr in hotTnung
standen, nach »einem {d. königi) todt der kOnigklichen wQrde
zu geworten. Liviut(\hn)\'; dasz man eben einer durcbausz
gleichen consequenz unfehlbar hflite zu gewarten. (1015),
I. LoNDoap l.lHS'; so aber die kranckheit inn den ersten
tagen nit abgewendet, unnü n&n eraltnet ist, soll er sich,
an dem tage, davon er des flebers gewartet, des petts halten.
KHOFman übertetiung v. CiLsos de mtdieina (t&31)33*: dieweil
wir in solcher angst waren, dea morgens gewartend. ScaaiDin-
RRissza Ody$see 38';
ron iiunda lu stunde gewarisi' er
mit hoffender leoln der Wiederkehr.
Schills* {burt/tchaft) 1 1,398;
Ihr könnt Im wald
des winters nicht gewsrien. >ebt. lelb^t ich
tewolint an unblll, besser nocti T«mahri
In klau« und gottesbaus. Ich muji xuwellen
den warmen herd ton guten menscheo suchen.
ti. Hacptmann (i, arntf Heinrich S, t.
3)) so lang bis der mensch werde gantz gelassen, frei,
willelos, und nichts mehr weis, als das er goltes willen
gewarte. Lutbkr {ausUgung d. valeruntert); derselbigen anlwort
und artickel Ton rats wegen gewartet der burgermeister.
WoLFCANG KÖNIG togebuch, $. quellen s. Frankfurter geseh. 3,85;
des wollt ain r»t giitlichs oder rechtlichs entschids >on kaiser-
licher oberkait gewartten und sich des hiemit bewilligt unnd
erbotten haben. (1490), d. $tddteehron. 35, 3M; schickt er Josen
Ton Laubenberg mit fürstlicher durcbleucbtigkait schreiben
zue gemainen stenden des punts gen Ulm, inen das anzue-
zaigen, und darauf ires bescbaits zu gew arten, tchreiber des Irueh-
testtn V. Waldburg bei [UüMi:^n t. 599; e. f. gn. als unserm gnedi-
gisten forsten und berren uns ieder zeit in aller undertbenig-
kait gehorsamblich befelchend nod gnedigistes beschaids ge-
wartend, (fieiheiten d. marktet Zell im Pintga»), östtrr. weisth.;
zeigt mir nit an, wo ich mich stellen, oder wie ich mich
h-ilten, oder wo ich der mabnung gewarten solt GOz t. Bir-
LicaiNGBi« tebrn \01 neudr.; solcbs on verzag berichten und
weiters befehls darauf gewarten, landpot t» Oker- «. Niedn-
haum (151«) foL 10'.
|tj der kOnIc wart der rede TrA.
lUO dem boten üprach er dA:
umb diu ma.>ra ricli« leb dich
Immer: des gewana üf mich. Hain, Bea/lor 100,30;
des gewartat her sa mir,
dat iwer gotashO* und Ir
Ton mir und minen kindao
gentila sult enpbindon
und lAn darumb enphSheii.
o*i*rr, rtimeknmik 4S311;
ungerne Ich varKkar«.
bUcboir Wuinnc sprach,
'durch mInen gamach
den llnni, d& ie Inne wira
mioe Tonrarn.
die mit irlun dem rieh
ia dienten williclich.
her kunic. des sit auch Ir
gewartand tod mir' S38M;
Til in!>lgel man leii
ao einen brief gr5t.
der et allet besl6(.
das man gawartan soll «on in.
6«13t
GEWARTE.N (mU $äeMichem genHir) f>342
als haben wir ibnen, ■eioen ecbwestera and deren kindern
die gebeiene inooo fl. auf berflbrten gat gnädigst bewilliget
und bekennet . . . also daaz gedachte Schwestern der grineiteo
IS 000 fl. auf beaagten rittergut sicher und gewartend aaio.
s. HsLTacs 713: lassen dise frauen wider gehn inn daa an-
donrkbar Taterland, darioo la|«nt ani aaaanbeit keiner k*>
Innung zAgewarten halt. Utbu {8lra$tkwt IMIJM';
dar kranleb flof darfone,
kalB* loaas aar gawartea wolu
II. S«CM Iwotf nti d. krtmUä) ftMn m.
ukmduMs 4,M Mfudr.;
deswegen er denn ewiggutter beloboaog voD gott zo gewarten
hat. lluTscBsT kanü. 39«, rgL dtsu ■»<«■ tf, kMI: daneben
sollt ihr eines lobna gewarten, wi« «r akfc SiMM. Tiict
{0cta9ian theil 3, akt 4) 1,383.
4)) es ist aucb alhir zu Magdeburg in der altenstadt dea
barfwazer manntche am negest Torgaugeo freitage Tun atzlicbeo
gemeinen burgern of dem Tiscbmargkta zcustchn und der
almiszen zcw gewarthen mit ernstlicher ungestOnigkeit Ter-
holten. (1535), d. f{dd<reAroii. 37, 20« (.S(r(MZ<>iir;): er wirt nit
wollen inn der gemeine priesteritchaOl sein, aucb szo wird
er weibern nit gestalten, ihn tzu leren, für grosser keu*cheit,
wensz gleich eitiel hübsche, glatte, junge metzle weren.
doch ich boOt, er were Izn bereden, das er sein beicbt ao
heimlichen ort eim beicbtTatter tbet und der absolution aoffa
demuliKist gewarttet. LoTMEa(fia videriprucik seta/i irrtAaaii 1531)
8,351 Weimar ; mir ist lieber, dasz sie es nicht TermOgen zo thun,
als ihrer gnad zo gewarten, da«z sie es nicht thun. wann sie das
TermOgen darzu haben werden. ra(Ai gutaehten (1015), s. I.osnosp
1, I9S*; ich waisz wol, daa ainfeliig Christen gmeinlich be-
kennen, ir Tcrdienst si nicbt, si gewartent allein der bald
und barmbertzigkait gots. E. t. GCrzsorc ttkriften 3, 183 neudr.;
wolan, haben wir ao tu Terbadt, so laszt ans recht den kosten
aucb daran wagen und glQcks gewarten, ein kUgUekt kcUtktft
an den baptl, s. Scbadc 3,35«; weil sie wenig troales zo ge-
warten hatten. MicrSlius altet Pommern S,M7.
&)) sie fit cum potestate: princeps mus gewarten aller strekb,
quando aliquis Tenit et ooo potest furkomen. et ta babes schätz.
iLoTHCR 35, 4«0 Weimar; wa sie inen leut schicken sollten,
es were tÜ oder wenig, so worden sie sich ganz cntplOsaen,
das inen gegen dem pund, Ton dem sie leglichs uberzng*
gewarten musten, merklichen nachtail und schaden prineen
. . . wurd. Tb. Zweifei. Rolenburger chrontk, t. Badhai«?! quellm
317; und wann da eins sturms gewarten bist. FaoüsPF.Rcea
kriegsbuch 3, 199*; das ain rat, wollt er änderst ruw haben
und kains Terrern ufflawfs gewarten, die gemelte der judrn
sinagog zu ainer cappellen ... weihen lassen mast. Tb. Zwcirai.
bei Badmann quellen 10; darausz erfolgt ain zaioff. in dem
lumull warden etliche stain in cor geworfen, das naroeo die
tomherea und die anderen pfaffen an die band, wollten der
iinsicherhait nit mer gewarten (ertragen) und waren fro, das
sie nur ain ursach betten, sich des munsters und des gotz-
dienst furo zu enthalten. Zimmerttke chrontk 4,33;
als sie in plüatig sahen allesameo,
kertens mit scbaot
umb alle sant.
soften wider hslm in das PayerlaDi
und wollen all gewarten dieser scblappaa.
H. Sacbs fabeln u. rdimimkr 4.31t nendr.t
inn der abfart, ehe wir hinaaat aaff die bObin kofnniea,
kam unser schiff einem andern so nahe, das aa dasz ander
mit dem forderen tbail gleich erraicbet, and wir also eines
Schiffbruchs betten zagewarten gebabL Racwoirf reixi in die
morgenldnder ii.
«)) der anderen leibs kranckbeiten mOszen and sollen wir
nach dem willen and wolgefallen des almecktigen gwarten.
ScawARrzENaaae roM tn/rtiiJkns • nanär.;
ein weiser mao
der aol Taraton.
das anrecht tbon
und dieberal tu aller teil
nogluecks gewarten mOs.
H. SACsa (d. MlMiM* mit 4. ftUim kern) fakHn m,
Mkm^eJU 3.tn ntmir.t
TT«r . . . iai sw tnak,
■ntwillif. ikna ««4 lat gaaci aofertraglkb,
sw hadarel dr«slf aa4 gew.
dar Bflaa swal alassr aitecft gawartea tegllch.
(d. Ie* MM A ptmmimt kUim). tbetuU 3.307:
uod iat nicbu andan ... ^n mit einen gnldeo angl flscbeo,
da der gewio nimennJt au grosz kan tcia als der schaden,
des man zue gewarten bau Atibtiii (dkrMäk) 4, 491 ; nun sein
5343 GEWARTEN (mit sächlichem geneliv)
wir arm leut, haben nit heuser, so will man uns in Wynds-
hain nit lenger halten, wissen nit, wa aus, süUen tegiicher
far gewarten. Th. Zweifel Rotenburg im bauernkrieg, Baohann
s. 511; und damit kain taile gegen dem andern derhalben
ainicher misztrawen oder gevar gewarten oder besorgen dorf,
hat ain burgermaister anstatt ains rats . . . globt mit hand-
gebenden trewen an aids statt, das sie in diser zwitrechtigen
Sachen, solang die unvertragen ist, ainauder trawen und
glauben hallen und beweisen, und kain taile von dem andern
ainicher far, gewaltz oder misztrawens gewarten sollen und
wollen. 86;
es schmeckt mir nit, sprach die dorlTmausz,
eins, bitt ich, wollest sagen mir:
rumpelt man so olTt an der ttii'ir.
das du must gwarten solcher fahr.
ß. Waldis Esopus 1,9,61 Kurz;
dergleich musz der alls ungemachs
von gott gewaiten, spricht Hans Sachs.
H. Sachs (6. cap. d. sprüch. Salom.) 19 Götze s. 2.50;
ewiger gott! das ain nit wolt
recht thun lieber, dan das er solt
nacher gewarten ewiger pein !
her gott! der möcht nit witzig sein.
Zimtiiersclie chrotiik 4,333;
und lerne, das du alles, was on geist ist, für nichts haltist
und verdaninest und darnach des heiligen creutzs gewartist,
das du drüber leiden mussist. LoTiieii 12,550 Weimar.
7)) wer treue warnung in wind schlagt . . . der gewarte
auch des grims des herren. Mathesiüs Luther 247 neudr.; und
gewarlen müssen der greulichen schrecklichen plage und zorn
gottes. Luther (vorrede auf magister Caspari Aquile büchlein von
almosengeben 1533) 6, 114* Jena; werde ich deines strengen ge-
richts zu gewarten haben. Abele künstl. Unordnung 3, 290;
auch ob einer mehr par volk in semer behausung het, die
im schein, als ob es eheleit wären, bei einander woneten,
dieselben soll ein ieder der obrigkeit aispalten nambhaft
machen, wo nit, der straflf gewarten, (landtaiding d. pfleggerichts
Taxenbach), öslerr. weislh. 1,271; er sich ... bei der gcriclits-
obrigkait beklagen und man gebirender straff und ernstlichen
einscchens gewarten, nicht weniger er dorfmaister und seine
zuegetune ain und andern fahls mit gebirender pfantung
firzugeen macht haben solle, {ordnung zu Hänningen), öslerr.
weisth. 3,71; noch musz ich der warheit zu liebe, deines un-
messigen ... schmähen und lestern gewartten; kundistu etwas
anders, szo schriebstu es villeicht, drumb musz ich gedult
tragen, und her schlacken unnd schneien lassen, was dich
dein unrugiger basz leren wirt. Luther {an d. bock zu Leipzig)
Streitschriften 1,152 Enders; glaub mir: ich möcht nit aineii
tag on dich geleben; mir war auch nichts süsz oder sauer,
solt ich dich begeben, und mücbt nit anders gewarten dann
des todes. A. v. Eyb (Philogenia) 2, 127 Herrmann; es gehört auch
nicht ein milchglaube dazu, das man des todes gewarte, für
welchen sich auch fast alle heiligen entsetzt haben. Luther
(oft man dem sterben fliehen möge) 3, 392" Jena;
mein junges Iiertz durch und durch wund,
ohn holTiiung aller hilf und gnaden,
gewarttet des tods alle stund.
Weckheblin 389, s.oden 1,11,1;
nu ich . . . auch auff der gruben gehe, und gewarte, ob gott
wil, balde eines seligen und frölichen stündieins. Mathesiüs
leichenpredigten 16 neudr.
B)) bisz gtrost! es hat derhalb kein not:
das ist hie unser teglich brodt,
des musz man stets gewarten sein,
wenn der keiner holt brodt und wein.
ß. Waldis Esopus 1, 9, 69 Kurz;
wiltu in der weit leben, so mustu das gewarten (des gewarten
Variante). Luther 28,329 Weimar; der häfs üba 'stanna*, und
mia' hübm's z. gwaartn. Schhei.ler 2^, 1006.
/) bei dieser {unter ß behandelten) Verwendung ist ganz ver-
einzelt auch das reflexivpronomen belegt: hat er sich keines
glucks, sondern alles Unglücks in seinem ganzen leben zu
gewarten. R. v. Si-eir kriegsordnung, vorrede, vgl. auch unter ge-
wärtig, gewürtigen.
c) tn den unter b, ß aufgeführten Verbindungen dringt all-
mählich der accusativ an die stelle des genetivs vor. er wird
begünstigt durch die fälle, in denen ein Substantiv, dessen flexions-
formen den casus nicht abheben {also ein femininum oder ein
wort im plural) , ohne attributive bestimmungen erscheint, auch
pronominalformen wie nichts, viel stumpfen das gefühl für den
casus ab und begünstigen so die anknüpfung des objects im
accusativ. zu dem schwanken der rection bei einem und den;-
GEWARTEN (mit sächlichem accusativ) 5344
selben Schriftsteller, vgl.: die guttähter haben gewisse belohnung
von dem allerhöchstgekröhnten zu gewaiien. Butschkv kanzl,
445; er die Vergeltung von gott zu gewarten hat. 489 gegen
ewig gutter belohnung ... zu gewarlen hat. 396.
«) substantiva, deren casus nicht gekennzeichnet ist.
1)) da; man aber die rieben öret, da meinet man sie
niht mite, man meinet ir phenninge und dag man gäbe
von ingewartet. David v. Augsburg, s. Pfeiffer «ii/s^i/ccr 1,322;
und gibt gar ein grossen schrecken und absehen, da grosz
und klein Hans uinb sein verwirckung und veisaumnusz
musz öffentlich vor dem kriegsrechten red und antwort geben,
unnd straff gewarten. Schwendi discours von bestellung des
kriegswesens 51; wo aber mein vatter noch under den lebendigen
indert in der frembd umwanderte, und über kurtz oder lang
(dz wol müglich) haimkäme, wurde ich als dan von ime vil
hören und leiden, auch straff von got gewarten und besorgen
müssen. Schaidenreisser Odyssee 6'; so will ich mich dar-
gegen mit gottis hülfe auch halten, wie es einem fridsamen
gehorsamen untersaszen wol anstett, wo nit, so will ich
strafe ... gewarten. Erasmus Alberus brief v. 1528 bei Schnorr
v. Carolsfeld 161; diese art volks, die derwische sind dern
viehe nicht ungleich, von welchen man weder ehie noch
höflichkeit zu gewarten hat. Olearius pers. rosenlhal 1,31;
Darad. o rage! o dese spoir! dasz müssen siebzehn hundert
tausend Frantzosen walten, dasz meine braut so arm, und
ich nichts, als lauter bettelei bei ihr zugewarten: das wäre
ein freuen für capitain Üaradiridalumdarides. A. Gryphius
Horribiticribrifax 5 {neudruck s. 72) ; dasz wir von der gröszeren
zahl weder gerechligkeit noch nachsieht zu gewarten haben.
Wieland 13,262.
2)) dieweil wir von goll alles glück, sieg und ehr gewarten
müsten. Kirchhof wendunmuth 1,73; grosz auffmercken soll
der kriegsfürst haben, wer die seien, so ihm zum krieg
rathen: ob sie ihr eigen passion, neid und hasz laite und
führe, oder ob sie ehr, nutz, und vorlheil davon zugewarten
haben. Schwendi discours v. bestellung des kriegswesens 15;
darzu schmach, höhn, spot, allerlei marter und tod, wenn
es gott verhienge, von ihr {der weit) zu gewarlen haben.
Fr. Frisius leichenpredigt auf Anna Scultetus C4'.
3)) zum haulTen zohe er {d. rciler) mit sein gsellen,
muszt sich das pferdt auch feindtlich stellen,
im krieg gewarten schösz und stich.
ß. Waldis EKopun 1,77,27 (ti. eset u. pferdl) Kurz;
und das dazu die schrilTtgelarten
müssen von dir schmehwort gewarten. Lobwasskr Cat. 73 ;
dort wo der spitzge latz, da grünt der sommer-garten,
da hat man immerfort riechbüsche zu gewarten,
das rraueuzieler all steckt strauszgen ferne für,
als wenn am selben orth sie schenckten stetig hier.
Rachel sat. ycd. 129 (Jungfern anatomie).
wann er von der person fünffzehen gülden zu gewarten hätte,
würde er leicht zu behandeln sein. Ch. Weise die drei ärgsten
erznarren 132 neudr.
4)) es ist kainem nöter, das er guet gerechtikait halt, dan
der nützlich kriegen wil, sunst ... ist nichts zu gewarten dan
schaden. Aventin {chronik) 4,491, ebenso {ursachen des Türken-
kriegs) 1, 178; darausz dann nichts als wider und Unwillen
zu gewarten und erfolgen möchte. Fronspeiigeb kriegsb. l,16l';
adieu o weid . . . dan von deinetwegen ...wird der gottlose
unbuszfertige zur ewigen verdamnus verurtheilt, in welcher
in ewigkeil anders nichts zugewarten, als ... leid ohn trost.
Grimmelsmausen Simpl. 462 neudr.; das die geistiichkeit darvon
fast nichts als schimpfl und spolt zu gewarthen. aus dem
Frankfurter archiv {noo), s. Diefenbacii-Wülcker 1,619; deine
nachkommen haben viel gutes zu gewarten, spricht der herr.
Luther Jerem. 31, 17; von den erbitterten gemeinen haben wir
nicht viel bessere dienste zu gewarten, als dasz sie uns in
stücken zerreissen werden. Wieland Shakespeare {Richard IT.
2,8) 5,63; sihe, solch übel kompt von dem herrn, was soll
ich mehr von dem herrn gewarlen. Luther 2 Äön. 6, 33 (was
warte ich furbas vom herren. Eggestein, Koburger);
ein angenehmer schertz hat olTt mehr zu gewarlen.
C'.ANiTZ 162;
der mensch hat mehr Unglück zu gewarten aus dem straucheln
mit der zunge als des fuszes. Olearius s«n(enzen 107 (l); dencken
nit das wir... ettwas mit dem gepeett suchen, begeren und
gewarttenn. Luther 9,255; was wöl er in jenem leben zu
gewarten haben. Mathesiüs Luther 302 neudr.; darumb wer
sich in den orden begeben wil, der mag ... das zuvor be-
dencken, was er im ehestande gewarten und auszstehcn
5345 (it:WARTKN (mil sächlichem ace.)
muiz. hochteilpredigltn \b9ntudr.; dano wait fOr gefabr und
verderben, wegen dites ineinei mOliieeligeii dieotU und
grunHcr ainhtman'<clKilTl ollliie, ich olle tage zu gewarteo habe.
Muscui ausca intomnn eura parentum li ntuir.; wann er dem
verstandi- räum lieitte und bedachte, wat er aelbal vor ilraffe
und Unglück daraufT zu gewarten hatte. Waita du drei drgiien
ertiiarren 224 nf«dr.; «ai allmuaeo bat man au* der band
eines hungerigen zu gewarlen? üliariui p*r$, roitnlhol 1,20;
mehr gleichbeit und beitUndigkeit fordern, alt irgend ein
andrer... von ihr zu gewarlen bat. Wiciand 34,33.
ß) tubtlantiva, an dtntn durch di4 ßti tont form edtr durch
attributive bestimmungtn der aceutatit gektnnxetchnet üt
t)) oNo bin irii irrn benden entrannen in gotlei namen.
die münicb aber hulTelen und gewarteten gar eio anders.
EaEaLiN V. üCNzBUho 2, 112 neudr.; wie vil geltt man mOcbtIe
zu meiner erladigung zuaomen bringen, under innen gleubigern
auszzulbaillen: dan >i niiesaen bekennen, toitt icb «(erben,
inOcblte innen gar nicblta werden, loltte e« dan ein icbiecbttt
sein, das einer und der ander pro ralta hatte zugewartten,
10 weren si endtichuidigtt, mich sitzen zu lataen. KaarrT
retten 2U0; wülch mann «Inen iliut efTen . . .
der onuM gewarlen wider das,
wie er vor bai geneueo.
dai man Im meite gleicher mas.
Im auch versalz das eisen.
II. Sacbs (/mc/m mit d. UordttmU) fabel» u.
$chwdHke 4, 194.
i)) wie si dann deitwegen von deiner lieb beschaid zu
gewerten unnd zu einphahen, auch demselben nachtzusetten
befcich haben. Maximilian a» den churfünten t. Sachten (1564),
s. ardiiv f. österr. getch. 3l,2u2; icb bab auch itzt nodliicber
mit dir (zureden , donn das icb bedencken und gewarKen
kund( des nl(cn jarsz brauch. Lothkr »,601,12 HVimar; d:is
wir ... (zuletzt auch den ewigen todt alle augenblick ge-
warten musszen. 2,90;
die frösch rielTeD, hie ist kein gnad,
den tod jeder tugwarten hat.
RoLLiNUAeaN Irotehmiutaler 9,2,7;
wer seine fOss will weiter strecken,
denn er mit kleidern mag bedecken.
der miisz «ewarien grossen Trosi.
B. Waldis tUiopu* (von einem hecht) 3,S,2t Kurt;
das er von goti nur ejtel gold
bey seinem wort gewarlen wolt.
D. Rinowalo laul. mnhrli. 26:
ich fragte ihn bierauff: ob er mir nicht ein paar gute pistohlen
schaffen kiinnle? ... er solle dafOr ein trinckgeld tu ge-
waiten haben. IIbdtkd Schellmufftky 25 neudr.; sie bekennen
uucb selber dusz sie noch ... gewaltiges unglück zu gewarlen
haben. PaÄTuintis catastr. muham. Ubb'2'; derbalb sagt Christus
den seinen zuvor... was sie für glOck auff erden sollen ge-
warten, nemlich den hasz, Verfolgung von allen menseben.
Fkanck weltb. 3ü'; es konnte leicht kommen, dasz diese ge-
dicbte noch ein härteres Schicksal zu gewarten hüllen. Uz
{vorrede i. 2. ausgäbe) 4 neudr.; wer ein balb(odte schlang
im buaen tragt, der bat ein toddicbeo stieb zu gewarten.
tprichw., I. Lkshann 1,219; massen mein freund, mein ander
icb, an dessen glück und unglück icb meinen anteil zu gr-
warten habe. Butscrkt hd. kanzelley 87; welches denn der
grosseste lohn ist, den die poelen zu gewarten haben.
Opitz potterei M neudr.; der ist ein reicher herr und bat
teglich seinen zoll und einkommen zu gewarten. Mathesius
Syrach 1,116'; ^on einem mOncbe aus diesem kloster...zu
htiren, dasz aie dieses jähr ungefebr 10000 eimer zebent xn
gewarlen. Fdklhann 5«{^5<frio9r(lp^te (1'52) 8t ; au soll hingegen
der gewinst, den mein herr aus diesem prozesse zu gewarten
bat, nmb so viel grösser sein. J. Kuhnau musik. quacksolber it!"
neudr.; weil nuhn Markhold gedachte, dasz es (d. tehreüen)
nuhr ein Überzug eines vihi Uhdieren schazzes sein würde,
welchen er von seiner Kosemund zu gewarten hutle, so frabgt'
er nicht weiter nahcb. Zese;« adrial. Rosemund 83 neudr.;
welchen namen wenn die poelen nicht zue gewarten betten,
würden viel derselben durch die boszheit der leute, die sie
mehr ausz neide alsz billicher ursache verfolgen, von jbreni
löblichen Vorsätze zuerücke gehalten und abgeschreckt werden.
Opitz deutsche poetrrri 16 neudr.; von euch haben wir einen
guhten rabt zu gewurten. Zissii Assenat Kl-, so lange haben
wir keinen guten deutschen Homer zu gewarlen. nCacBR 141,6;
golh. darf man nach dem comp, noch bloszen dativ ohne
Partikel gewarten. Jacob (Uiim t. thtil l, jp. 2jO; wir haben einen
ganzen umwurf des krams zu gawarten, mit dem wir ans
GEW ARTEN (mil täeMiehtm aec.) 5346
schleppen und tragan. Haaott {4lU$UwHud.mtnuknt**d^ >**)
6, 462 ; Bis wir jedoch dU naehkariklM lur beiucbi.
uod dort, «or «iaer oaM« MhMb frossan dra«f
dtr fremdsii lu gewartaa hMM*.
tiöraa iyroia0 M «MarMMit dm wrfidt
daa weiter ballt aieb aaa, «ir iMbM ilmm tihOMa laf u
gewarten. (d'Ms) 1, lOI.
3)) die falschen brOdar aber, ao aieb auch de« evtagdii
rhümen wollen, das ea ohne acht sei, das einer «eio nias*»
ihat berewa ... das helst die leute . . . alles trosi«* und
■eligkeit berauben, welche die ao gOttlidi Irawrig sein, ion irer
rew zu gewarlen haben. MATiesioa UkknfrtUfU* lei tudr. ;
Ich kam f&r liebes r«Dst«rlala
ao alnaoi abani •pii«
leb «pracb tur all«rll«b«t«n aseio
leb rbrcbt leb kum tu drste.
er tele mir doch die irru« dato
die Ich von dir bin gwarteo.
sie licbo Isis micb ein.
G. KoB'Tss frische leuttehe lieHtein 102 neudr.;
eio groaier mann, der sich unter die kleinen gezeblet, bat
in dieser und der zukünOtigen weit grosse herrlicbkeil t«
gewarten. OLeiaios peri. baumgarlen 4,2«; dabAr kOmt es oft-
inabls, dasz manche zahrte Jungfrau ... so übel verebliget
würd, dasz si in ihrer ehe keine frOlicbe stunde ... zu ge-
warten bat. Zksm adrial. Rottmund 222 ntudr.; so würde
seiner scbabfferia nicht alein di bucbste ehre, welche si auf
der ganzen wflit zu gewarten hat, geschiben. M;
al* mein berr kam an «rsieo pass,
darauf tau der bo« Kürwitiig.
der macht meioen berrea luttig,
vll kunwell tiets tu fsbea an,
drin er musi ilweg uodersiau.
tu gewarlen gross grirllcbeil. TentrdankMt.i'.
dann ohne deine bQlffe, berr, haben wir keine bflllTe zu-
gewarten. MoacaaBOsca tniomnü citra partntum 27 mudr.;
oot (lebt mich bd
weil ich nach wan
dein hülflr gewart.
G. FoBiTBR fritck* ttulfche litiUim tt meudr.;
ala aber Bogussa nicht hatte womit zu zaien, auch von
künige Vladislas keine hülfe zu gewarten. ScaCrie Preutttn &&;
bei einem berrn wolle mancher niebt ein loses wort eio-
fressen, da er doch alle befOrderung von ihm zu gewarten
hatte. Weiaa di« drei ärgsten ersnarren 96 ntudr. ; wurde auch
einer... von dieses vermeinten grafen gesellscbaft ... einen
... in gefängliche bafi bringen, soll er dafür auch eine ehr-
liche remnneralion oder Verehrung zu gewarten baben. Pvmwter-
schtr sltekbrief gegen den grafen Slroiü (HMM), fonimerse/k^
monatibl. 1900, 4; eine solche anlwort würde er zu gewarteo
haben. Liscow 312; wer umb meinen willen verlesset haus, hoff,
weih, gut, der sols hunderifeitig wider kriegen . . . mos man doch
solche fahr in allen andern wercken auch gewarten. LiTaia
(ob kriegsltule auclt in teligem ttand sein können I&27) 3,S2&* Jena;
musz man doch solche gefabr in allen andern wercken auch
gewarten. Fboüspebcer kriegsb. i62*: wer inbalt der Offaao|,
iantsrechten ond alles herkommen oit gehorsam uod etil
uberfarer war . . . dieselben sein nit geatafl und aulleo aMcr
straff ungenüdiklich gewartent sein. (lewfrNltt <• 4. Mbriea),
ötterr. weisth. 2,9«: derselbe sol die paa A atraff, dero er
den andern schuldig zumachen vermeinet, an eich selbst babeo
tugewarten. {hamburg. getttt) krt J. B. Scoipp »ckriffltn $. «Tf
{abgtnöL ehrenrttt.)',
nun we, nan wte mir armenn maoB.
da« ich ich ie selicbs üad aewaua!
soll icb ersi gewarto voa dir solicbe scbaed,
icb wolt. ich hiet dich ni« erkandl:
du marhst mir tollebn umuet uad lonu
icb wollt, du wtr^t im ersten päd «rtniaka woran,
so wer ich doch der »org vartragn
und bedorin nii in ntineno lagea
solicbe «chand Ton dir gbartea stla.
:>i«rs«nf«r spWe 9b nm^,;
zwar lobe ichs nicht, »icb auff diese art znverebelicben ; aber
gleichwol hat dieses junge paar hierdurch weder galgen noch
rad verdienet, der berr obristleatenant auch keine schände
davon tugewarten, wen er nur diesen fehler ... heimlich
halten ... wird. GaiaiELsiAcaiü Simpl. 275 ntmir.
\)) das ritterrecht bandelt in 19 artikelo : von der aoccesaioa
und erbnehmung . . . ob die »iltfrau, nach absterlten ihres
mannes, gerade, musziheil, morgengabe und leibgedioge voa
sich Selbsten einzunehmen befreiet, oder solche stScke aua
der erben hiode gewarten uod empfangen mösae. v. Roaai
5347 GEWARTEN (mit hüfsverben)
gesch. d. herzoglhümer Bremen u. Verden t, 251 ; versichere dich
dagegen, das du ebenmässige liebeswerke jederzeit von mir
solst zu gewarten haben. Rist neue himl. lied., vorbericht; und
das alte sprüchwort alsdenn wahr gemacht werden: wenn
man die hünercier in die pfanne schlägt, hat man keine
junge küchlein zu gewarten. Dübei, jägerpractica l, 56.
d) in diesen Verbindungen mit einem sächlichen objcct (im
genetiv oder accusaliv) sind bestimmte hilfsverba bevorzugt worden,
die theils nach der bedeutung des objecls, theils nach der Zeitfolge
mit einander wecksein, für die angaben im folgenden überblick
sind die belege meist aus dem vorstehenden zu ergänzen.
a) während wollen, mögen, dürfen nur occasionell ztitreten,
sind sollen und müssen häufiger zu beobachten, sie werden fast
ausnahmslos da angezogen, wo etwas unerfreuliches droht, andere
fälle sind sehr selten und leicht zu erklären: von got alles
glück ... gewarten müssen. Kirchhof 1,73 (s.o.), ebenso glück
erwarten sollen. Franck wellbuch 38'. im allgemeinen wird
sollen in älteren, müssen in jüngeren quellen bevorzugt.
1)) schände gewarten sollen Stersinger spiele; krankheit
ScHWARTZENBERG 9; täglicher fahr Zweifel 511. 86; der straff
österr. weisth. 1,271. 2,96. 3,71.
2)) mus gewarten aller streich Ldthbr 25, 460; gefahr
LoTBER, Fronspebger, Waldis; alls ungmachs Hans Sachs
19,250; ungluecks fabeln Z, IS2 ; zwei pöser stück 3,307; plage
Luther 6,114"; straff Scbaidenreissek 6'; tod Luther 2,90;
frost B. Waldis 3, 8, 21 ; schmehwort Lobwasser Cal. 73.
ß) die Verbindung zu gewarten sein, bei der das subst. in
die function des subjects überführt wird, ist bei erwünschten und
gc fürchteten ereignissen in gleicher häufigkeit zu belegen, sie ist
aber auf die ältere zeit der neuhochdeutschen periode beschränkt.
D) davon künfftiger nachtheil zu gewarten. Fronsperger
bauordnung 30'; nachtheil und schaden darvon zu gewarten
erfolge. 12', vgl. auch untere); dabei die Vertreibung desz ge-
meinen friedens zu gewarten (1614). Londorp l, 18l'; dasz der
grosze tag der Offenbarung und endlichen gerichts nun nahe
und täglich zu gewarten sei. J. Böhme Aurora 87; und allen
vermuthen nach seind noch schädlichere krieg zu gewarten.
Abraham a S. Clara auff auff ihr Christen 30 neudr.
2)) je weniger gnade ihnen hernach, wenn sie sich doch
zuletzt ergeben müsten zugewarten sein würde. Spangenberc
Henneberger chron. 73; ein karger... meister konnte eines
vorstehenden jarmarcks halber, da gutte lohnung zu ge-
warten, des gesinds nicht wol entrathen. Kirchhof wendunm.
(2, 140) 190 Österley; zum wenigsten würde ausz dieser thor-
heit der grosse nutz zu gewarten sein. Weise die drei ärgsten
erznarren 31 neudr.; ich erzehle diese geschichte ... damit
meine histori gantz sei und der leser zu gemüt führe, was
vor ehrbare fruchte von dem tantzen zu gewarten sein.
Grimuei.siiausen Simpl. 91 neudr.;
bepflanzet einen garten,
daraus nun nach und nach viel fruchte zu gewarten.
Harsdöbfer fraiicmimmergespräche 1 (tuei'jnungsged.).
y) die beliebteste Verbindung jedoch, die zugleich in der heutigen
spräche noch gepflegt wird, ist zu gewarten haben, sie ist vor
allem häufig mit dem accusaliv des objects belegt, was die ort
des objects anbetrifft, so sind auch unerwünschte ereignisse mit
dieser Wendung angeschlossen, jedoch überwiegen die erwünschten.
1)) eines Schiffbruchs zu gewarten gehabt. Bauwolf 11;
schaden äventin 4, 491; unglück Oleakius sen/enzen 107, ebenso
Pbätorius catastr, muham.; tödtlichen stich Lehmann 1,219;
Schmach, höhn Fr. Frisius; strengen gerichts Abele 3,290;
härteres Schicksal Uz vorrede.
2)) einer belohnung zu gewarten haben. Livius 36'. Butschry
kanzlei 396.489; lohns Tieck 1,362; Vergeltung Bütschky 396;
Verehrung Pommerscher Steckbrief v. 1606; trinkgeld Reoter
Schellmuffsky 25; gewinst Kübnau 127; zoll Matbesios Syrach
1,116"; zehenten Edelmann 81; gülden Weise erznarren 132;
vortheil Scbwendi15; antheil Butschkv Aan». 87; schaz Zesen
Rosem. 83; vil gutes Luther Jerem. 31,17; beförderung Weise
irznarren 96; hülfe Moscherosch 27. SciiIStze Preuszen 65;
guten raht Zeser Assenat 561; trostes MicrXliüs 3,347; trost
Mathesiüs 161; liebeswerke Rist tiortmcA/ ; ehre Oleabius l,3l.
Zesen 86; herrlichkeil Olearius 4,26; dienste Wieland
Shakesp. b, 6Z; namen Opitz poeterei IB; gerechtigkeit Wieland
13, 262 ; einen schönen tag Göthe 8, 161.
e) aus solchen Verbindungen löst sieh die formet zu gewarten ab;
sie gewinnt apposilionelle und attributive functionen : sonderlich wo
ausz gebeuwen künfftiger schaden und nachtbeil zfl gewarten
GEWÄRTIG
5348
ervolget. Fronsperger bauordn. 6*, vgl. oben unter d); ew. lieb er-
messe mit samt ihrer landschaft selbst, ob ihr verfängliche recht-
hole thun müget; und ob gleichwohl solche rechtbote sorglich
wären, ob nüzzer sei, die dennoch zu thun, damit gewartende
aufrubr anzustellen, dann verlierung der Sachen im recht,
und krieges und Schadens zu gewarten (14S8). Krenner 12,216;
weil ich nun wüste, dasz der erste zu gewartende stürm
dasselbe (d. schiff) unfehlbar in stücken zerbrechen würde.
Robinson (1727) 76; jetzo liesz ich die gedancken wegen des
Schiffs und der etwa daraus annoch zu gewartenden dinge
völlig fahren. 82; den hiervon zu gewartenden nutzen an-
belangend. Döbel jägerpractica, vorbericht 11.
f) an stelle des substantivobjects sind häufig auch satz-
bestimmungen angeschlossen.
a) denn ich wills nicht gewartten, das die concilia be-
schliessen, ob zu gleuben sei an gott vatter etc. Luther
12,230 Weimar;
soi man mit im mitleiden han,
weil iderman gewarten müs,
das im etwan entschluepff ein fQes
pei dieser ungetrewen weit.
H. Sachs (rf. geizige wolf) fabeln «. schwanke 2,157;
warlich wiewol mir Penelope fast liebet, so ist si doch nit
allain und ain ainigs weibszbild ... wolt mich demnach ihres
heüraths geringlicher verwegen, dann gewarten, dasz man
unns allenthalben wirt nachsagen, wie unser kainer Ulyssem
in sterck ersetzen, und seinen bogen habe spannen können.
Scbaidenreissek Odyssee 89';
der feurwurm brumt und macht sich krausz,
und sprach, es ist die scheimsche mausz,
nun lange zeit mein feind gewesen,
darumb soUn die meusz nicht genesen,
ich will sie all allein erschlagen,
ihr dürlTt ihn nicht also nachiagen . . .
weicht ihr aber nicht, so müst ihr gewarten,
das wir» euch wie den meusen karten.
RoLLBNUAGEN frosclimduseler 3,3,12,
ß) wo bliebe mein seele, so noch nicht sollt wissen, und
aller erst von den concilia gewarten, was sie gleuben sollt.
Lotber 12,236 Weimar; ich schicke das euch z8, was got
unser herre damit auszrichlen wöil, solle ich in gütter Zu-
versicht gewarten. Eberlin v. GtiNziiURG Schriften 2, 138; und
er wölt gewarten was gegenwald darüber hondien würd.
AvRER proc. 2,4; wird man die ammen wider auffscharren
und viel drein blasen, so mügen sie gewarten, wem die
fuDcken in die äugen stieben. Luther (vorrede auf die antwort
Balthaser Raida wider d. laster u. lügenbüchlein) 6,112' Jena; so
lang nu der same nicht komen war und nicht ausgedrückt war,
wilchs weib sein seit, die den samen solt bringen, must kein
weib jungfraw bleiben, sondern alle gewarten, wo gott den
samen wolt herbringen, (predigten über d. 1. buch Mose, cap. 4)
24, 122 Weimar; Odysseus vergasz doch in solcher mü und
angst seines flosz gar nit, sunder als der auch z& land
gerungen wäre, setzt sich Ulysses wider darauff, gewartend
wahin in die wind theten treiben. Schaidbnreisser Odyssee 22*.
5) die Wörterbücher der älteren zeit buchen bei gewarten nur
noch die bedeutung exspectare: gewarten, erwarten, hoffen.
Henisch 1594. ähnl. Stielbr 2442. Bayer 290'; gewarten, zu
gewarten haben, gewärtig sein. Kramer (Nürnberg niQ) i,m'.
ähnl. RÄDLEIN 382" (avoir un emploi a espörer, ou a atendre).
nouveau dictionaire (1772)339*. teutsch-engl. wb. (1716)770; erst
diejenigen Wörterbücher, die sich auf reichere belesenheit in älteren
denkmälern stützen, erwähnen auch die entschwundene fügung
= warten, pflegen : gewarten ... so das ohne noth verlängerte
Zeitwort warten ist... für abwarten, zeit und fleisz auf eine
Sache wenden, eine im hochdeutschen ungewöhnliche be-
deutung (sie wird aus Luther Sirach 38, 37 belegt) ... für er-
warten, sowohl von einem künftigen gute, als auch von einem
bevorstehenden übel ... im hochdeutschen braucht man es
nur noch in der redensart etwas zu gewarten haben. Adelung
2, 651. vgl. auch Heynatz Antibarbarus 53, der speciell für sie
können der ampt auch nicht gewarten (Lutbeb Sirach 38, 37)
die änderungen der späteren bibeldrucke (warten, abwarten) an-
merkt, die mundartlichen Wörterbücher bezeugen das vollere fort-
leben der form gewarten im sinne von warten == exspectare für
das bair.-öslerr. gebiet, vgl. aucli Lexer kärntn. wb. 250. Unger-
Khüll Steir. Wortschatz 290.
GEWÄRTIG, adj. die bildung ist spät belegt, in einem Zu-
sammenhang, dem man wol die auch am verb. gewarten (s. o.)
beobachtete grundbedeulung 'aufmerksam' unterlegen darf:
6349 GKWkmiG (l. absolut gebraucht) GEWÄRTIG (2, a gewirtig »ein — iraWen.erworten) 5350
leb liet »i rerlioln nocb lange vriit.
wan da{ diu eltare lirud«r ui
•iliclier n)a{e aewerilk.
der erblicket Jet riemen «irlek
d.i dirre ilumel an hie
lubani er mich nicbi enlle
Ich mu(( Im «ageu die warbell.
äer LclUautl ijen. üb. i.iil, tgl. mhd. wb. 3, 53l>.
»it hier, so ist auch lontt die reibindung mit dem terbum tub-
itantii'um der eigentliche hebel für du gebraucht- und bedeutungs-
tntwttklung. gewUitig sein geht ah vollere {umschinbende) form
dem einfacheren gewaiten lur teile, von dem et die eintelnen
übttufungen der bedeutung empfängt und dem et uUmäiilirh den
baden abgewinnt, dieser enticicklung kam et tu ttatten, dast die Ver-
bindung von KPM arten mit tinrm dattv der {lerson der bedeutung nach
sich eng mit einer festen foimel berührt, in der ein lautvrrwandtet
adjeetiv platt hatte, die oben unter gewahr {tp. 4lü3) bekglin
Verbindungen getriu und gewer; getruwc uodc gewer unde
gebursuiii; getrewe, hult und gewcr übten auf die jüngere ad-
jeclivbiUniig gewürlig antiehunytkraft aus, so dast sie in diesem
Zusammenhang das ältere gewaere gdnilich verdrängt, von dieser
formet, die im in. jahrh. aus dem engeren rechtstiebtet in die all-
gemeinere lilteratursprache überdrang, ist bedeutung und gebrauch
unteret adjectivt auf der einen seite beherrscht, andererstits aber
seiyt sieh, dast auch von lonttigen Verwendungen, die an ge-
Wiirteo tu biobaehlen waren, parallekn mit gewürlig resp. ge-
wflrlig sein in die neuere spräche übeidringen. hierher gehört
der absolute gebrauch, der bei gewürlig von an fang an stärker
ausgeprägt üt als bei geworlen, und in besonderer ausdehnung
und Verbreitung gehören hierher die abstufunyen des relativen
gebrauchet in der beJeutung von ^aufmerksam'.
t) der absolute gebrauch: gewürlig sein oder fleiaz babeo,
uder willen Laben uder angedcncken, intendere. voc.theut. 1482
(Nürnberg); gewürlig, promptus, paratus. Stiller 2442 {vgl. auch
gewUiiigkeil): ähnlich Spikser ISl*. STEiNBArn 2,e:iO. Kinsca I6u*.
a) das adjediv auszerhalb der engen Verbindung mit dem verbum
subslanttvum : so ist es mir dazu kütnmen, da; icb nit Juatigs
gnscbniucks, sonder beiisanier aitznei, oit fröiicbs beiwesens,
sonder gewQrtigcr billl bedürflt. Hütten {vorred i. gespräeh-
büchtein) I, 4 IS;
aber ein knecht Ich hoben musx,
der ehrlich »el und tc\n nuirriihiig,
gewerilg, nOchieru und rürsichtig,
wo ich geu bor tum adel kum.
II. Sacu» ((/. vernjiHi reutcr) 21,79;
denn ihre klnder laszvii «eben gewfirtig,
mit froher uogetluld am tische pochend.
Lintu uiue gfd. 12.
b) die Verbindung mit negalionspartikeln : nit gewürlig sein,
eines rudl nit volgen, authontatem ulicujus defugere. Maaleb 2oü'.
das adjictiv ungew erlig Idsit sich in swei bcdeutungen belegen:
'nicht gegenwärtig, nicht verläsilich' : Hanns Beriibcr bat sieb
Oszwalds, seines diczeit ungewcrtigen sones, solcher riclitung
hiilbn gemecbtigt (148'). mitth. d. Vereins f. gesch. d. Deutschen
in Böhmen 39, 2üO; richler, advocalen und zeugen waren im
mindesten nicht TcrpflichU-t, solchen unholden, ungetreuen
und ungewünif;en leuten ihre dienste zu weihen. Moser
patr. phant. (gedanken r. d. Ursprung u. nutsen d. sogenannten
hyen) 3, 342.
c) die vrrbindnny mit dem rerbum subu'nntivum. auch hier
m^icht sich die bedeutung ^gegenwärtig' geltend, die auf einer
verblassung der grundbedeutuny {'aufmerksam, erwartungsroW)
beruht, einsehe vei Wendungen gehören dem tecunddr eutmickeltcn
absoluten gebrauch an:
icb gelob dir vier lange luoch von Gtot,
dasi alle, die hie gewarilK ^iod,
Seinainkllcb mueaien jehcn,
aM si pesaer tuoch nia hüben gesehen.
■ I. SeUliailfpiel. fa^lnaehltp. 40«, 3t;
mit zeben tausenl gewapnelcr mannen gewcriig zu sein.
Aimon bog.z; der erbabciisle bat seine scbwacbcn, lüssigen
iniuuten - aber das icb — die seibsiigkeil, erball die kiaflc
in immer gleicher Spannung; sie ist immer wach, immer
da — immer gegenwärtig und gewürlig. Klinhh (ueUmann
I*. dicliler) 9, ti9; rechnen sie ouf mich, icb stehe m ihnen,
wenn es gilt, und bin gewjtrtig, in jedem augeoblicke, wo
man uiich ruh. \V. Ai üxis lugrtmm 381.
21 der relitive uebrauch,
a) die allnemeinere bedeutung: gewArtig seio, 'stin* aufmerk-
samkeit auf etwas richten.
n) die bexiehuny auf ein persönliches objct prif,t meist die
bedeutung 'erwarten aus: dauiabl üng ich an limlicb dürr uud
IV.
brecbbaOlif zawerdeo, derovefeo zerschnitt« mich meine frau
tu windeln, weil ti« ehisieo« eioci juogeo erben gewSriig
wflr GiiiiiieuiAtisiN SimpL 510 neudr.; derbalben trachtete
icb, wieder in Teutscbluod zukommen ... weil der commio-
danl zur I.. mir geschrieben, dstz . . . er mamer noch vor
dem frubling gewanig sein wolle. (l,«)307; das prieflein
hab icb heind auf den abend ang empfangen, darin verouroen
des Krideiig« zukunfl, nein wir sein gewertig sein. M. Oalh-
CAiTBEB an ihren gatUn, briefweehsel fi SUinhatue»; termelde
dem berrenmare8cball,dasz ich seiner nebest einer angenebmeu
gesellscbairt tu der abend coilatiun in meiuem lustgarlen
gcwflrlig. Grtpiius Uombtlieiibrifax u »eudr.; ej sien der artzel
so vi! ze Basel und {man tti\ noch Hier gewrrtig. Boo*
Th. M. F. Platter 220; die JomsTJkinger kamen noch früher als
man ihrer gewürlig war, mit nur oo achilTen. Üabliaüü gttdu
V. Dänemark i, loo ;
0, dar grillet, die il« labl
btui in iirOmeu! todie laibarl
Ulaubart« alle zwanzig weiber
hingen, wie gewebr«, da . . .
weinend atOnt »ie vor iba nieder
und bekeiinei ibr vergebo.
gut! «0 wel.it du deio getchick!
jene dort sind dein gewlrilg.
mache dich zur reia« fertig.
GOTTBI (ßliiuhart) ged. 1,53;
geh zur multerl sie Ist dein gewirtig.
llouw«LD hciiutehr, lOl auftritt;
ach kalierio. bin du noch nicht fertig,
leb bin de* kaiters scboo lange gewärtig.
Kamm »cbanb. },t3.
ß) die Verbindung mit einem objeet der tatht.
Ij) unknüpfung tm geneltv.
a)) die bedeutung 'etwat hüten, pflegen {vgl. audi tp. U5I):
weiicbe dann der rod gewflrtig sein und aio gemeine rod
Ton oben herab und unden hin wider auf und iederman
vor sten wer darein sten well und darau gerirhl i»t mit
schiff und geschier, rodbueh von Imtt {\tib), iittrr. weitth.
3,104; aide irer Tormundscbaffl vieissig pflegen and gewertig
sein. LoTiiBR 12,20 Hejmar; du musl deines nutzes auch ge-
würlig sein. Wtltenbürger s, 15t ;
du mAsi deint nutzs auch gwärtig aeio,
daa bat Esopu« auch getriben.
ttCHiiDT DeUektndt Grobianus 119 neudr.;
indem icb mich meiner frflben jugend erinnere, und immer des
Spruches gewärtig bin. Tiec» S. Notanker 4, 219. rgl auch 7)).
b)\ die bedeutung 'etwat erwarten, auf etwat gefasU ttin :
...durch ergebung an dem teufel, mit dem teufel, und
musz, aus dieser letzten veriöbuisz, einer beimholung gewArlii
sein. Erasbüs Francisci der höUuehe Prottut (1889) Uft;
icb halt ücb geben, das ir göiter werend,
auch da« ir leben tolieu in ecren;
wie Adam mach icb, das Ir sigen sterblich,
de»z vaUz gewenig.
SiXT BiacK Siuanua, (. BIcHTOL» (cftweü. M*«M^. 1. 42;
er war einer statllirben Verehrung gewertig. Witttubürftr
3,22; wie es ein aach wäre, weisz ich nil, denn es traumU
dem bruder, wie er ein kalb geboren und grosser straffe
gewertig were. KiHcunor wendunm. i,49i Ostertey; und wiewol
er alle mittel, sein gsundtbeit wider zu Oberk<>mincn, nicht
underlassen, ist es doch alles umb sonst, daiumb er teglieh
deas lodls gewertig. J. \N etzil retM der atkw» &Bf«n (JUW.
rer. 2US), 1.40; wir aber eltlich wochen lang daM andani
Schiffs sancta Cnstina genanntt, von unsern berm aas Mar-
sillia abgeförltigt leJicb gewertig gewesen. kaarrT rmra 17 ;
sein tbeil und wart an gfllern . . . daran er nach seiner
routter tode seines erbtheils gewürtig ist Helfenä. mrk. ro«
j. 1433 bei ScHBii) sc^rdfr. wt. SIT; da waren wir erat eine«
anderen {sturmes) gewertig, «ie dann auch gescbacb. Rai>-
WOLF 12; gewerllp »ein dl« felnd kaina halt«
waoD got der berr Ist uosers tbalis.
&caw4aTzii<aBac 104.1;
er Ist kaum ihres Oebeat gewtriig
ao bkit er zum voraus sich oüt der auaOucbi fertig.
BiSiaoRji 2,147;
alle fragen bestürzen, deren wir nicht gewärtig sind. Lessii«
{d. freigeisl t, 1)2,51; wir bleiben dessen gewirtif, dasz es
nocb dermuhleins geschehen werde, w ktf*, •otl, exfttt or
truü thdt tt will onct ume to pats. (miscft-nfL wh. (1710) 770;
0 ihr »Onder. unbuszfertig,
waudelnd auf d«a irrsals wegen,
a«ld des g6ti<-rioros gew.irtig.
der euch allwtru drobt tntfegaa.
A. Gafiii tyiai/wO H*- tU;
89«
5351 GEWÄRTIG (2, a etwas erwarten)
ihr dölpel, Her der mann, mit greszlicliem gesiebt,
nichts Könnt ihr alle, nagt' icha nicht?
Oieht, oder seid des Stocks gewärtig.
LictiTWBB fnbelii ('(. wächserne nase) 172;
hier stand ein ralhaus Tunlielneu —
bis auf die ratsherrn — fertig,
dort war der türm der domprobstel
noch seines linopTs aewartig.
A. iiLUMAUER VirgUx Aneis 1,354;
es ward der tag der feieriichen wähl
gesetzet und der auTtrag mir erthcilt,
dich einzuladen, dasz du unverl'ehlt . ..
erscheinest und der wähl gewärtig seist.
UiiLAND Luiiwiij d, Bayer 1;
wie dann der Scharfrichter erst von haiipt zu baupt, dann
je bei dem zehnten mann innehielt und der gnade gewärtig
war, ja selbst um dieselbe flehte. G. Kelleb (d. landvogt v.
Greifensee) 6, 23S; in dieser hoffnung ergab er sich mit stillen
Seufzern in sein Schicksal und war der nScbtIichen rippen-
stösse und des Streites um die decke gewärtig, die es nun
absetzen würde, (die drei gerechten kammtnacher) 4,224; er ist
des tüdes gewärtig. Steinbach 2,936; des krieges, eines
besseren glucks gewärtig sein u. a. ebenda; sie ist ihrer nieder-
kunft alle stunde gewärtig, sbe will soon be brought lo bed.
teutseh-engl. wb. (1716) 770; bedauere sehr, wars nicht gewärtig.
Kotzebu E drama/. spule 1, 22; die morgendämmerung liesz die
aus dem dunkel hervorleuchtenden ßgureii wie belebt er-
scheinen, als ob sie der dinge gewärtig wären, die da
kommen sollien. G. Kelleb grüner Heinrich 3, 246.
c)) draus zog er mann bei mann hervor,
und raunt' ihm heimlich ding ins ohr: —
'wohlauT, wohlan 1 seid fertig;
und meines horns gewärtig 1
I!dr6ek {itie enlführung) 217 Sauer;
und als er diesz mit fleisz gethan,
trit er aN ministrant
dem priester zum altar voran,
das me>zhuch in der band.
und knieet rechts und knieet links,
und ist gewärtig jedes winks.
ScHiLLKK (■(!/«(/ niick il. eisenhnmmer^ 11,253.
andere Verbindungen mit dem gleichen objecl $. unter ',)).
2)1 die anknüpfung im daliv, auf die bedeutung 'pflegen' be-
schränkt: zum achten sul die jaghut dem guldviech geweitig
sein, österr. weiath. 4, 376; bist du des keysers geboten nit
gewertig, so wirdt er dich hencken. Aimon bog. b; ain jeder
geschwuren, der gesetzt wiirt, soll schwürn ain aid . . . dus
er . . . gleichs recht sprechen welle dem armen als dem
reichen, dem reichen als dem armen, und darinn kainerlai
ansehen darzue, weder schankung, miet noch gab nemen
welle bei seiner seel seligkait, und dem rechten gewärtig
sein, ilantsprach d. gerichts Schlanders 14H0), österr. weisth. 4,174.
3)) die übirfnhrung in den aecusativ, auf die bedeutung ^er-
warten beschränkt,
a)) was er jederzeit gegen den feinden gpdenckt, beraht-
schlagt oder fürnimpt, lias soll er hergegen von seinen feinden
auch besorgen und gewärtig sein. ScuwbNni discours von he-
stelliing des kriegswesens »6'; »Iso iable sick in guten Sitten
und in briederiicher liebe, das man doch seligkait allein
durch den glauben gewertig were. Eberlin v. Günzbubg (freundl.
u. trMl. vermahnung] 2, 149; biet dich, das du kain bilff an-
nemst noch gewärtig seiest, damit dir zehellTin, dann allain
goltes trostlirhs wort. 142; vilen ist wissend... das die
warhafTligen trewe diener der gro'^sen forsten, nit allein böse
belonung empfangen, sonder auch das noch erhärmmiglicher
ist keinen danck für ire warhafTligen Ireüwen dienst, von
solchen herren gewertig sein mögen. Habthuth v Cbonbhbg
Schriften 103 neudr.; von welchem wir zeitliche und ewige
güitcr gewärtig sein können. Butsciiky hochd. kanil 304 (neben:
etwas dessen man nicht gewärtig gewesen. 49ü); seind üIsu ew.
keiserl.majest.al ergnädigste endlich- und williähi ige resolution
hierüber gewärtig, deren wir uns zu keiserlichen gnnden gehör«
sambst befehlen (I6l3j. Lonoobp i, 133'; der bofschauspieier
bcrr Unzelmann hat . . . sich auf die hiesige hauptwache in
»rrest zu begeben und weitere Verfügung gewärtig zu sein.
GöTiiK briefe 19, 431.
b)) der aecusativ hat sich am consequentesten da durchgesetzt,
wo eine person, von der man etwas erwartet, mit angegeben ist:
am dinstag und mittwoch nach Letare lag die versamelt
bawrschaft zu Newsesz, und was der ausschusz von inen uff
iren furschlag antwurt gewertig. Tu. Zweifel Rotenburg im
bauernkrieg. Baumann 9ö; also musle das bedrängte Kolzester
alles trostes, und alles entsatzes, den die belagerten von
GEWÄRTIG (gewärtig sein sollen, müssen) 5352
seiner königlichen boheit zu wasser, und zu lande gewärtig,
enthähren. Zbskn gekrönte majestdt 72; ein schön spiel...
erfreulich, weil wir von ihr gestr. eine gute Verehrung ge-
wertig sind. Gbyphius Peter Squenz 18 neudr.;
antwortet ihm, vor mich, mit caooniren
auf diesen brielf. meint er uns zu vexiren;
vor dinten biut, und kugeln vor papir
soll er alsbald gewärtig sein von mir.
Hattuäus LtiTHKR iielüiji'ruiKj und eiitsali der Stadt
Wien 8 neudr., mil, auch 5)), »));
du wollest luOj^licbe dienste von mir gewärtig sein, a me
omnia in te studia atque officio, quae quidem ego praestare potero,
expectes. Henisch 1594; von gutt, der warhalTtig ist, alles, so
uns beid an seel und leib von nöten, seiner getreuwen und
gewissen verheissung nach, wie er weisz, dasz icdem nutz
und gut ist, gewertig sein. Kibcbbof wendunm. l, 2tl Osterley;
dir hat sie (<(. qelcqenlidi) ihn übergeben
meine* lehens voljgewlnn,
dasz ich nun, verarmt, mein leben
nur von dir gewäüig bin. Götuk (buch Sitleiha) 5,144.
4)) andere formen der anknüpfung: durch diesen . .. wirstu
gewiesen, der trew und liebe, so du von Rosamunde gewertig
bist, buch d. liebe 237;
drugen ein warmen hirsz inns schiff
in einem grosen hafen lif.
zu zeigen an, das, wie sie könten
den hirs waim IHern an terrn enden,
also weren sie allzeit gwäriig,
zä dienen iren freunden färtig.
Fischart iI. (ilückhuffi schiff 192 {neudruck 8) ;
es warn auch gestern mitwochs hieber komen der statt
Schwebischen Hall erher ratsbotschaften . . . und warn der
von Nurmberg und Dinkelspuhel ratsbotschaften auch hieher
zu komen gewärtig. Tb. Zweifel bei Baumann s. 101; auch,
sagt er, werdest du dir keine boffnung machen, jemals gnade
zu seinen füssen zu erwimmern, wenn du nicht gewärtig sein
wollest, im untersten gi wölbe seiner thürme mil wasser und
brod . . . traktirt zu werden. Scbiller [die räuber 1,2) 2.38;
berr, wenn das ding in den Zeitungen erschiene, ich wäre ja
gewärtig, die Maria Stuart das näi hste mal ganz ohne Elisabeth
geben zu müssen. Hobwai.d epilog zu Maria Stuart; sich
wenigstens des jahrs zweimal zur cummunion einzufinden,
oder im gegenspiel gewärtig zu sein, dasz . . . corpus constit.
Brandenb.-Culmb. i,T3Z; ich bin es gewärtig, bin's völlig zu-
frieden, dasz morgen jemand kommt und mir sagt: deme
braut hat ruhe, Agnes ist gestorben. Mörire (maier Nolten 2)
4^245; dann der ritt über stock und block: wie die tonnen
auf den kleppern schaukellen! war jeden augenblick gewärtig,
einer kippte und purzelte. Alexis hosen d. herrn v.Bredow 2, 1,96.
5)) von den Verbindungen mit hilfsverben, die wir oben an
gewarten beobachten konnten, sind es nur die mit sollen und
müssen, die bei gewärtig sein günstigen boden gefunden haben.
a)) ir sollen ... geweitig sein gemainer und sonderer leiden,
wie si gott auff euch wirt lassen lallen. Ebeblin v. GI^nzburg
(freundl. und tröstliche vermahnung) 2, 146; höhers unnd kümer-
lichers herlzenleid mag einem auff erden nicht zustahn, als
so er von dannen, daher er allen guten willen soll ge-
wertig sein, hingegen allerlei wi^ierwillen . . . musz erfaren.
FiscBABT Garg. 339 neudr.; wo sie nun also, wie sie ange-
fangen, fortfahren würden, sollen sie auch hinfürt allezeit
sig und triumpf wider ire feind . . . gewertig sein Josephus
deutsch (1569) 142'; meinem getreusten cameraden Spring-ins-
feld schenckte ich zwöllT reichstlialer, der rebt mir dargegen,
ich solte mein reichthum von mir thun, oder gewärtig sein,
dasz ich dadurch in unglück käme. Grimmbi.smausen Simpl.
(3, 13) 245 neudr.; solle sich heben und fortpacken, oder ge-
wärtig sein, dasz man ihm, als einem bösewiclit, was anders
wiese. Ebasmus Fbancisci indisch-chinesischer ltst-(jarten (iti68)
1,95; sol auch geweitig sein ihn auf freien, öl]'entli< lien
Strassen zu attaquiren, und in allen coinpagnien zu schinipffen.
ScuocB komödie vom Studentenleben 56 neudr., vgl. auch oben 3)), b)).
b)) müssen.
a)) wo die meuse mit den katzen essen wollen, de müssen
sie einer scharffen tisclizucht gewertig sein. B. KRüCbB Hans
Ciawerls »erckliche Historien 32 neudr.; sonder müssen solcher
gnedigen gaben allein ausz lautier götlicher baniihertzigkeit
hoffen und gewertig sein. Scbwartzenhbbs beschwerung d. alten
teuflischen schlangen 69'; darum ich mich in stich gehen, und
der sycophanten gifftigen natterbisz auch werde gewertig sein
müssen. Hollonius somnmm vitae humanae 71 neudiuck.
ß)) die gröst plag ist ein mensch dem andern auff erden
5353 GEWÄRTIG (ohne Verbindung mit dem verbum)
i$na einer dem andern beistand th&n toll, so ertnArdet erit
einer den andern au(T dem lande, ja wai nhaden inAiz der
nieniich aufT erden gewertig «ein, vun mancberlei icbüdliclien,
TcrKilflen unil honen thifren, das ob drm nieer oit i»U ver-
dtuitehung con Pktraicai tfoilhüchUin (\hhi) ;%' ; wai man am
ondern siiiet, da« muiz man selber auch gewflriig aein.
tlKMitn i&e4: daherü betrachte ich, wan wir keinen lohn
baht-n, ao wir die feinde nicht lieben, waa vor groi»« straffen
wir dun gewUitig ii-in roQaien, wan wir auch untere freund«
hataen. Grihmiilshaiiskn Stmfl. 70 ntudruck; alle von dietea
kOnigs kUclien, daa iat, von aeiner muten band, alles was
aie brdürlTen. gewrrlig aein und entpfahrn müssen. KiscHHor
»tndunm. 1,207 OtttrUy; also rou» da« heilig evangelion von
der mhten nn<l lincken neiten gewerlig sein allerlei lesterung.
EaitBi IN V. GOnzborc (mich «underl, dait knn goU tm land üt)
9, Iti neudruck.
y)) wer über tloh wlrlTl einen stein.
dor miiis wo) setbd eewerilg sein,
das, 10 derselbe feil berab,
ihn erttllcb irelT aulT seinen kopff.
B. KsciotR //'im Clawiirt 45 nmdr.f
wer nun mit solchen lauten gemoinacbaffl, und gerallen an
inen bat, oder verllieidiget sie, der . . . musz gcwertig sein,
dasz ihn gott drr mal eins mit den bOsen buhen binreisse.
Matiiisius diluvium :<02'; und müsle wühl darzu ^ewSrtig
tejD, dasz er mit einem gnadigen aiaupbesen zum Qberlhisz
bedacht würde. Wkm'. du drei ärgsten erziiarren 90 neudr. ;
darnach müote er gewilrtig sein, dasz ihm allerhand narren-
achcllen angrbenckt, und er mit einem unrechten bericht
altgewiesen würde. Sl : in sOlicher kewschait mag sich niemand
verloben, sonder man musz von got gewertig sein, ob er ain
mann ain minn wollt lassen bleiben und ain weih lassen
ain weib bleiben. Tu. ZwairaL in Bauma^n s.29; {auf Formosa)
mann und weib wohnen jeglicher in absonderlichen hSusern
und gehet der mann nur des nachts als heimlich zu der
Trauen, und musz noch fzewertig sein, ob sie ihn wil ein-
lassen uilcr nicht. Olkasius anhang ^ betehreibung ellieher
orienliilischtn inuln z» Mamielslos morqtnldnd. reu« (1696) 161;
ai!S/.er dieser holten sie auch noch eine heaondere spräche,
nemlicb die rothwelsche, e. g. uterflr unsklü . . . das wflre:
wenn er nichts gesagt hatte, so hatte er nicht zu gewarten,
dasz er gehencket würde; weil er aber bekennet, so müste
er gewärtig sein, dasz er gehenckt oder gerichtet würde.
Hillburghauttr uför'.trbuek (l7&3/f.) j.24 bei Kll'Ck rotwelteh 1,222;
übermorgen ist der siebente tng; dann muszt du gewärtig
sein, d;isz Landolt herkommt, deine entscheidung zu holen.
G. Kkiles ilandvogl v. Greifensee) 6, 2u:i; (Haillaub musz) im
übrigen gewditig sein, dosz er leib und leben verlieren kann.
(Züricher novelUn) K, I03.
6)) verl'indung mit dem reflexivpronomen:
die bOrger sind sich schon auTruhr und lod gewirllg.
Zachariä 1,179 (»Chliiipfl.);
gnadiger herr, aie werden verzeihen. - ich war mir eines so
frühen befehls nicht gewartig. Li'SSinc (EmiÜa Galo'ti !,«>) 2,S8.s
(fuLauch unter gewärtigen); der herzog von Biirgund war sich
seiner niihl gewaltig, und erschrak hefti);, nU er den Fck.-irt
vor sich sah. Tircs (Eckart m. d. Tannenhdusrr) PhanVifus
1,207(1812); vgl. auch: nicht ... titel, welche akademieen ver-
leihen, sind das errungene gut des durcbschmerzien herzens!
das gi-stahlte herz selber ist es: die sich allea gewanige
Scele Hah I buch d. andenkens für ilire freunde 1,310.
7)) dan adj'-eliv ohne verbindunij mit dem verbum substantitum.
a)) abiolut gibiaueht:
(leim ihre Linder .«asien schon grwirilg
mit liulier Ungeduld am li*cha ishiiaud.
.V. , ,,^ • .. Lrnao Heue jei 11.
()) tni( abhängigem genettv:
wir >iaiiden. keines OberrsH* gewArilg.
bei Neii>iadi schwach ver>chanit in uaseim lager.
SciiiLLKR [»itl'f-ii^ifin» lod 4, lU) 12, 3ö2:
entrollt steht auT dem plan
das beer, de* kampT« gewartig.
A. Gnüi« ( I Boye/ «e t/. fnirrn) gut. 173;
da mahnt «le und mustert die reihen In hast.
und luminelt, »eben langet
de» ■iiibruchs gewlnif;, den tnrakl^chen beogsU
LsuTHOLD (JVii</ie««i«a 1) gtd, 320;
langst schon diese» tags gewtriig,
nah ich «o mich weise tor.
GsiLLrt iia (.«. iranm ein leben) 7,192;
wahrend seines reden» war der wildmeister, der etwaa zu
tueldeu haben muihte, in das gemuch getieteo und, aeiorr
GEWÄRTIG (2. b eiocm gewirlig mid) 5354
zeit gewlrtig, an der tbflr gestandeo. Ti. Stmh (nr ehmik
ton Griethuu$] merke 6, I&6; CS (rf. pferd) weidet gesellig, unter
einem wachaamen fObrer, den winde entgegen vurscbreiiend,
mit den nüstern und obren immer der gefabr gewtrtig. Hslii
kuUurpflanun «. kou$tkteri lO. aufl) i»;
weoo du, keiner lisi
gewlrtlf. bei veiseiilo»iDen ihüren
eiosi uobssebOut In selneo baad«o bist
WiiLtee (..aac* UU) 10,S31t
da«s die sisrkeo febereheed tisfca
Jedes wlokes gewanif. Geres (FmuM S) 13,ttl|
dei dichter« wiok gewirllg.
■elodlscb klingt die durebgetptelt« Icier.
(«M'S M. fiiOStfti
wedelnd, doch des wlnks gewtrtig
sab der buod tum ichulian auf.
Jou FaisRR- Kid» tedliüef
mein bober berr, hier lief leb dir tu nUieo,
gewlrtlf dessen, was du mir TcrbtogMl
H. T. KLRtiT (Aujfi.hen 4,1) 3, IM;
er fand die römischen provinzeo unverändert ruhig ond aeiner
geböte gewartig. Ihnb röwuscht geuhichlt t,9al;
ew'gen frieden um zu «iirieD.
taucht er in die lobeniOui —
«tebt mit TOlleo banden In der milM,
liebevoll gewärtig jeder bitte.
Novalis (.,A^iI. ItnUr 1) mfrks t.SM/. HtOkmni
die cavaliere waren abgestiegen und standen dea danka ge-
wärtig. laneaaANN 6, 73; gleich schAnen, nackten, seblafendeo
mildchen liegen die dinge uro uoa her, der eapfftafaiM
gewartig, (epigontn) .% s. tSI.
c}) mÜ abhängigem tatt:
über einem böllenrelcbe slebl
die bange stadi, gewärtig jede stände.
dasz es mit donnere krachen sich entiOnde.
ScHiLLSR ijungfr. «. Orlran», prulug 3) IS,ltt:
so wandte sie sich nun anscheinend ganz ruhig mm geben,
gewanig, wer sie begleiten würde, aber sich deswegen nicht
unentschlossen aufhaltend. G. kiLLaa [d. grüne Heinrich) 1,230;
er that diese frage mit anständiger wiszbegier, ohne spolt,
gewSriig, schon wieder etwaa neues, vielleicht günstigea und
rühmliches zu erfahren. (Martin Sakndtr) 8,9.
0 die besondere bedeutung d*r dienstbarkeit und ditmlmiUif-
keit, vgl. dienstgewörtig theil 2, tp. 1120; ti* iU €* dit Ver-
bindung mit tintm daliv der perton geknüpft.
a) der gebrauch ausstrhalb der formelhaften rerbindung ai
synonymen.
1)) die briefe, die ihn in einer gemeinscbalTt zugehürten,
das er die in ein gemein handt legte, do man ihn beiden
damit gewertig: were. urkund* von 1417 bei HalTaos 712; der
meiger sol auch gebuniien ain, da; er ein recken ziehen
sul, dumit er dem doif so! gewartig sin. (»ei^Mii« » Smud-
hausen) »eisthümer 5, &3t ; zum sihenden ist angedelt, daa ain
ieder iohaber der xwai mallmilen zu ileisem beim scbloai
Petersperg den gemainsleiten zu Haimbingrn mit aller tue-
geherung, was man tu beiden millen bedarf, gewenig sein
solle, (ordaiin; tu Huimmgen), österr. weuth. 9, et; allbie iat
ain leder geiiibtoman ainem hirigen plleger auf ain pferd,
mit welcliem er dem gericht in fürfallenden nOtten von obrig-
kait wegen gewenig sem soll, nach seinem gueten willen alD
fueter ... zu geben schuldig, (landrecht d. p/leggerichln Wtrlen-
felt), eienda \, if>8; sie oucb Göt/nian Miinch e roarck ailher-
geltfl uff der »tijr te Mi^lhusen bat, itie im lang nil waren
wurden, die gab er mir die besttirt mir nn<er berr der
kiini:, und schreib den von Nälhusen, das sie mir damit ge-
wartig weren. Hi'KaAM> OrriRBOac tkronik (I4I7), s. itler
chron 5,239: ock schullen de ndl ore borger de ap der
ffrieheit tu sunthe tgidien wunen, bi older ffrieheit lalrno.
sunder des scbotes unde an-le:er ovencbeit sullrn sc sick
na dem lade richten unde dariudde wu van older beriiehntcbl,
gewerdich sin. d. sttidltthrom. (i&io) t6,M& iBrauntckrtig. d.
schichlbuch); item m;in bestellet in der zeit amen k:)iipiiiun
hie, was genant grafTlIricb von Helfen-Iam. mit li pfarden,
darauf ftb man im i2no tl. ain jar, und aolt bin in der etat
mit haus sitzen und der slat ge«erlig seio als am bauplman.
BiasABO ZiRs d. slddtechro». 5, IW {Amgtkurg): daa wir .. . ikn
XU unaerm ratb und diener ulTgenummen und besteht haben
. . . also . . . daa er uns . . . von haus aus raiba und dienst«
in unserer atatt Maintt gewenig »ein soll. Urkunde te« isii
ka Haitaos 712: aier sei an jeder burg>T :i>nem jeden >irhler,
wann er sein pegert, pei lag ui'd narbt gewerdiK sein, imerftf-
arUktl ffv» IMu), ttterr. rruM. •»Ul; aorh aol kein auss*
5355 GEWÄRTIG (Ireu und gewärtig)
lender, der . . . meinem genadigen lierren von Adniund und
dem gotzbauss in dhuinerlai gehorsam nicht gewärtig ist,
dhain tuech versneiden, (bannlaiding au Sl. Gallen, anfang des
16. jalirh.), ebenda 0, 43.
2)) kain fred nit anstossen, pis er die öffentlichen feind
des römischen reicbs...im gleich und dem römischen reich
gewärtig macht. Avhntin [chronik) 4, 528; weiche gegent ietzo ein
tail dem ungarischen künig ein lail dem erzherzogen von Oester-
reich gcvcrtig ist. 68, ebenso 36. 54:< [bair. chronik, kurz, auszug)
1,170; alsz nu derselbig dasz schlosz einnara, beschicket er
desz güttshausz arme leut und hindcrsessen, die muesten im
schweren, im und der bersthafl gewerlig sein, J. Knebel
clirotiik Don Kaisheim 270 HiiUner; also dasz die bauren sich
bewilligten, si woltem dem golszbausz und seinem pre-
lalen gewertig sein und pleiben und nit zu den pauren . . .
laufen. 434"; item, dasz ein abt den vier orten gewerlig, und
alle platz desz closters ir offne heuser sein sollen. Stumpf
Schweizer chronik (i606) 374'.
ß) die formelhafte verbinduvg mit synonymen.
l)j das er uns mit rat und dienerscliaffl halben bis auT
sein abschreiben, verwanl bleiben, auch uns zu unsern ge-
schefften gewertig und beraten sein will. Urkunde von 1J9U bei
Haltaus 712; meinethalben lege mir nichts daran, wenn ich
gleich noch erger von H. G. schriebe, denn er soll ja schier
wissen, das ich nach seinem tollen kopff nichts fraj:e, und
im zu recht allzeit gesessen und gewertig bin. Luther (t'-osl-
schrifl für d. Christen v. d. Mitwcid t535) (>. 325* Jena; wurde
aber ain artzt, zu ainem gar armen ... beruefft, solchen armen
dürffligen kranckhen soll der arizl, on ainiche belonung,
umb gotles willen ... gewärtig und willig ... sein, kärnth.
policeyordn. fol. 37' 6« Haltäus 712.
21) also namen sie die wag ein an des kaisers stat und
salzten den Caspar wider zu ainem wüger und muest in
schweren, treulich (und) gewertig (zu) sein ainem kaiser.
ß. Zink d. städtecliron. hjTif) t^Augsbmg); er hett vormals auch
gehört, wie etlich biderleut, die... der stat alvvegen treu
und gewertig gewesen wären, die gar klainen oder üblen Ion
darvon pracht lietten. 202; ist ime (haue) der son gottes er-
schienen ... sein segen dahin gesprochen, das sein narung
ime gediehen, sein weib unnd kind gehorsam, sein leutlein
im treu unnd gewertig gewesen. Mathesius hochzeitpredigten 103
neudruck.
3)) aber welcher edelmann eine hofmarch hätte, und
seiner gnaden in die landschaft nicht verpflichtet oder
gewärtig wäre, demselben edelman soll man seine leule
ohne mittel anlegen, es sei der grund sein oder ander.
(1488), s. Krenner bair. landtagshandl. 10, 139; und voraus
Pannonia hab obg'nant kaiser geben, dan nachdem es mit
seiner macht iezo lang her bei dem römischen reich . . . an-
hengig und gewärtig gewesen ist. AvE^Tl^ {chronik) 4,977;
die hämermaister sollen auch all unserm bropst gehor-
sam und gewärtig sein. {d. sliftes Admont richte, hammer-
ordnung IS, jähr h.), österr. weisth. 6,278; es soin auch die ob-
gemelten landleut den vorgemelden anwäldn, vitztumb, pflegern,
richtern und ambtman gehorsam und gewärtig sein, (landtuiding
des landgerichtes zu Windisch Matrei), ebenda 1,316; begeren
darauf an euch . . . dasz ir benanten unsern rat Georgen
truchsässen alsz unsern obristen veldhaubtmann ...alsz lang
diser zog und hilf weret, in billichen Sachen gehorsamb und
gewertig sein wellet. Georg v. Vi alübvrg an erzherzog Ferdinand
bei Baümann s. 534; ist unser ernstlich mainung, das alle in-
woner und burger ... ictz geordneten ausschusz als der ober-
kait samptlich und sonderlichen in stelten, vorstetten, ampten,
dörfern und weilern iren zimlichen geholten und verholten
geharsam, gewertig und gevolgig sein ... sollen. Tb. Zweifel
Rotenburg im bauernkrieg. Baumann s. 444.
4)) ich n. gelobe ... herrn Ferdinandem dem dritten römi-
schen kaiser ... getreu, gehorsam, und gewärtig zu sein (1615).
LoNDORp 1,219'; item ein jeder müUer solt seiner herrschaft
aid pflicht thön und selben mitt seinen diensten ... gehorsam,
getrew, und gewertig zö sein. TENGLBn laienspiegel [Straszburg
1511)28'; soll darauf der vorgenant abbt Gerbart ... glübd
und aide thun, unsz und dem h. reich davon getrew, ge-
horsam, und gewertig zu sein, zu dienen und zu tund, alsz
sich von solcher leben wegen gebürt. Maximilian belehnt d.
abt zu Alpirspach mit d. blutbann 1504 bei Rhvsciier Würtenb.
statutarrechte 49; so ihr unsere geschworne dorfricliter zu
werden gedenket ... das ihr ... deroselben pflöger, wie auch
GEWÄRTIG (Ireu und gewärtig) 5356
lantrichter in ambt Märckhtl in allweeg getreu, willig und
gewerlig sein wollet, (bannlaiding d. herrschaft Stein in Märktl),
österr. weisth. 6, 391 ; welicher meins genadigen herrn von
Admund hold und hindersäss ist mit hantgelobtn treun on
ains geswornn aides statt, sein gelreur und gewärtiger liuld zu
sein ... und das nicht hielt, der ist seine erib und paurecht
verfallen, {bannlaiding zu St. Gallen, anfang d. 16. jahrh.) 6, AI.
y) die formel in der neueren spräche.
1)) als rechlsformel: alles, was lieb, getreu, hold und
gewärtig war, muszto sich zu einer solchen Urkunde ver-
stehen. MöSEH patr. pitant. 3,345; Aristion sollte ... sich
der höchsten gewalt in Athen bemächtigen und dafür
seiner majestät in allen billigen und unbilligen dingen
gehorsam und gewärtig sein. W'ieland {Alheniun genannt
Aristion 7) 30, 322 ;
muss dem vatcrlande dienen,
muss in ratli und tliat dem herren
hold und treu sein und gewartig,
muss ihm beistehn mit gewiclit.
Herdeh (Cid 13) 28,421;
und doch schwur er hernach (es kann ein jalir sein) mir ioimer
treu und gewärtig zu bleiben.
GÖTiiE (llci.vke luclia) 40,52, ebcusn 40.82;
wir sind ihm {d. köniij) unterthan und gewärtig, in dem was
ihm zukommt. {Egmont 2) 8,220; der herzog habe gelobt dem
könige, seinen kindern und seiner königinn treu und gewärtig
in jeder not zu sein. Dahlma.nn dän. gesch. 1,473; herr Kurfürst,
da ich nun euer mann bin, so musz ich euch treu und ge-
wärtig sein, das versteht sich. Alkxis hosen d herrn v. bredow
2, 12G; gott wolle geben, dasz ... die mannigfachen beweise
der buhl, ... in den herzen meiner nachkommen gegen das
angestammte kaiser- und königshaus stets dieselben gefüble
ehrfurchtsvoller liebe und persönlicher anhänglicbkeit lebendig
erhalten, mit denen ich eurer majestät als allerböchstdero
geborner brandenburgischer lehnsmann stets treu, hold und
gewärtig sein werde. Bismarck an kaiser Wilhelm /., viil. ged.
u. er. 1,244; sie verloren die kaum errungene landesherrliche
gewalt . . . suchten wie alle mächtigeren reicbslursten Ver-
waltung und reclitspflege ihres landes vor jedem eingriff der
reichsgewalt zu behüten und blieben dabei dem kaiserhause
hold und gewärtig. TRtiTScnKE d. gesch. i, 26.
2)) nun, sie sollen meine tochter haben, wenn sie sie in
ehren halten und ihr treu und gewärtig sein wollen. Gellert
2,159; Eu])iirosjna! Euphrosynal
deinem liebsten treu gewärtig! —
sehi, sie folgte ihm aus liebe
als ein klaiisner in die einöd'.
Z. Werner Martin Luther 5,3;
eigentlich aber hat sich unser dichter zu einer freiwilligen
armuth bekannt, um desto stolzer aufzutreten, dasz es ein
niädchen gebe, die ihm deswegen doch hold und gewärtig
ist. Güthe (noten z. divan, Suleika) 6,148; wer übrigens viele
Wörter gebildet, gebraucht und in umlauf gebracht, ist am
besten berechtiget und am meisten verpflichtet darzulegen,
dasz er mit sprachbewuszt und im Sprachgefühl der hoch-
heiligen muttersprache allzeit hold, treu und gewärtig ge-
handelt. F. L. Jahn werke 2,2,610.
S) die lockerung des formelhaften gefüges in der neueren spräche:
erstgebobrene tochter des ewigen, himmlische liebe,!
dir jetzt flüclit ich in arm, sei mir gewärtig und hold.
KosEu ARTEN rhiipsodten 3,369;
'warum denn aber bei unsern sitzen
bist du so selten gegenwärtig?'
mag nicht für langer weile schwitzen,
der mebrheit bin ich immer gewärtig.
Götub 47,221;
ich weisz mir einen braven mann
mit ehr' und sitten nngetban,
löblich höflich und dienstfertig,
der feinde schreck, den freunden gewärtig,
so edler sinn! .>;o kluger verstand!
ein lichtes muster für Stadt und land.
luHERMANN (/e((. l, Werke 11,30;
du aber Itfedea, sei mir gewärtig.
Grili.parzer {gastfreund) 5,18;
seid mir gewärtig, göller. (Argonauten) 5,50;
In jeder not
gewärtig seinem volke.
Wildenbruch kranzspende auf Th. Körners grab;
WOZU denn haben andere neben mir besseren leib und
schärfere sinne? werden sie mir nicht immer gewärtig sein
zum liebreichen dienste wie jetzt. ScnLEiERMACHER (5. mono/opi).
3) die Wörterbücher verzeichnen überwiegend die bedeutungs-
gemeinschaft von gewärtig sein mit gewarten: gewärtig, gewärtig
6367
GEWÄRTIGEN
GEWÄRTIGEN
5358
«ein, idem quod gewarten. Hrnikcii t&94. im btiondern m< *$
die bedtutung exspectare, dit hier angettifrkl wird, ri;<. Bavkr
'iuo' u.a. AoELLNG bringt (.',«'.1) auch die Verbindung Ueu,
liolii tiiiil gewilrlig iiir grltung, die von da ab KainrnUich in den
hutorischeti wöriernimmlungen ihren pluli btantpruchl. rgl datu:
gruflrtig in der Verbindung einem treu, hold und gewdrtig
•ein, gehört zu den liaili itinnlo><en nOriern, bei lienen man
Bjcb nichts recht benlinimtet denikcn kann, am natOilichdeo
heiazt es wohl «o viel, oU willig, jenionds befehle xa er-
warten, ruiglich auch zu «rfullan. allein weoo nun ein mogiiler
der Weltweisheit schwürt, der philonuphiicben fakulltti. die er
nach geschehener erbohung nie wieder zu sehen eniscblossrn
ist. treu, huld und gewArtig zu sein; wie Inizt sirb da an
crfilllunK der ix-fchic di-nken? IIktnati anlibaibanit i, l,^a. die
muniJarthehen »Arlerbücher teigen, daii dat adjetlit in der be-
dtutung 'erwartend' noelt heute lebendig itt: g'wüitig, i' Li' 's
g'wlkrlig, ich erwarte e«. IIunzircr Aargauer wb. 119; ge*
wflitig, adj. kawiFi'tig I.e.nz, verglfiehende$ Wörterbuch d. nhd
iptoche mit d. Hnndschuhtheimer dialekl 29.
GtWAHTII'iE.N, verb., abUitung tu KCwUrlii;, dt« jedoch nur
«inen Iheil des bfdeutungtiimfang$ des adjeetiv$ in die vrrbalsjihäre
überführt: gewürligrn i.«/, icfnn auch einzelne Verwendungen «nrn
umfassenderen gebrauch ersrhlirsien lasten, doch im wesentlichen
auf die paiallele mit exspectare betchrdnkt, inneihalb der et
namentlich dm reßeiivgrbrauch tehr entwickelt teigl. das älteste
zeugnit steht isoliert; es genährt aber einen dtutlichen einbliek in
die entstrhungsweise der bildung: ir snit keiner gnoden von mir
gpwerti):en sein. Wiciua« Galmyihb, p;/. gewartend sein {österr.
reimchronik, vgl. oben .<p. &34I); grwurten sein (('RonsPERChR,
Waluu, G. Forster fiische teutsclie liedlein, Sterzinger spiele,
vgl. tp. 5342. 53t:t. &346). nach einer anderen richtung — der
Iransilivcn actiontart — weist dat spätere xeugnis Scbottrls: ge-
wprli};pn, etwos zu znblen gewertigl werden. r>35. dtite seile der
entwicklung blieb jedoch in der lilterctursprache wenig ergiebig, tgl.:
der reiche Max verstirbt, sein leiiameni gewftrllgt
dom. der die beste grabüclirirt fertigt,
sweihundert thaler honürariiim.
nichts Itaiin to leicht erworben werden.
KRXTiciiH*«!« ((/. riiiitiphium) wfrke 2,270.
ic*«n in diesen belegen die bedeutung 'qfwdriig machen vorspriniit,
so laufen in ähnlicher richtung auch die ältesten xeugnisse
de» regeren littirarischen gebrauchest der mit Lk^sing einsetzt
und in der neueren spräche noch foitdaucit. sie leigen die foim
der reflexivtrrbindung, die das object der saehe ursprünglich im
genetiv eingliedert, indem . auch hier der accusaliv vordringt,
weicht :u(ileieh das rrßexirpionomen turück, und die fägung geht
in dif bedeutungsgemeinschaft mit gewOrtig sein, exspectare über.
wie weit dieser trand-l in Zusammenhang mit dem äUesten belege
{aus WicKRAU) steht, entzieht sich bei der dürftiglieit der litterar.
leugnisse älterer zeit einem sicheren urtheil.
1) die reßexivvrrhindnngen.
a) mit genetiv des sächlichen objeetes: man hat meinen ent-
schlusz sogleich nucb W. gemeldet, und in einigen woclien
knnn ich mich von dorther der volligen erklürung gewSrtigen.
Lessiüc briefe (6. Vi. 1771); es ist nicht abzusehen wie mit
solchen gliedm.issen versehene gescbOpfe sich einer andern
bestimmung hätten gewärtigen können. Kant 6, 23S;
wer konnte
so freudigen besurhes sich gew&riigen.
11. V. Kliist lt. trrinotlirmf krag 4. «eene:
die enge und Leschr&nktheit der meisten hSuser, welche mit
unsern hegrifTen von bequemer und stattlicher wohnung nicht
wohl vereinbar ist, fuhrt uns auf ein volk, welches, durchaus
im freien, in städtischer geselligkeit zu leben gewohnt, wenn
es nuch hnuse zurOrkzukehren genötigt war, sich auch da-
selbst einer heiter gebildeten Umgebung gew&rtigie. GOtbr
{Zahns Ornamente aus Pompeji) 44, 14ß: ohne den besitz einer
gehörigen zahl fester pliitze . . . muszte Pyrrhus sich eines
langwierigen und schwierigen krieges gewürtigcn. Schlosser
weltgeseh. 3,291.
b) die casus form des objects ist nicht erkennbar: er konnte sich
nichts gutes von ihm gewärtigen, und versprach also dem-
jenigen eine grosse belohnnng, der ihn aus dem wege riumen
würde. Lkssing {hamburg. dromat. iO. siück) 9^, Sät;
den aimcn ichelm, den hfiit' Ich abgereriigt;
vielleicht noch besser, als er sich gewSrtigt.
HiRWEGH (((le inilutlrierUlei) ged. m. kiit. anfsdltt 2,9.
e) Überführung des objects in den actusatir: ich musz mir in
der nächsten wocbe wieder einen solchen fall gewärtigen.
GOtbe briift II, U; wir erkennen den fOnten an, w«l wir
unter seiner flrma den be«i4x gMidiert srben. wir gewiriigen
uns von ihm schiilz gegM iautn and innere widerwärtige
verblltnisse. {W. MtxUert wmi«rj*krt S, betracktungen) 23» 91;
ein menacb, nie ein buch, kann dem sinne nach
werden, und dann kann man alles daraas machen, da« |
•ich Fichte beim anfang seiner bflcher zu vcrbillen. diea recht
des denkers an ein feindliches publikum, kann sich der
mensch bei seinen freunden gewisz gewirtigen. Raiel biuk 4.
andenkeat für ihre freund« 1,473.
2) die aUgewtrine pvalUU mit 'gtwtrUg iei*\
o) die ältetten beleg« «ntttammen 4uck k%tr der t
doch btel'l dieser dte Verdrängung det reflexitprenetmtm« nm da^
wo dat beJürfnu vorlag, dnt object der tacke sa« mtUetfunkt
einer pattireonttruetion »u trhtben:
ja wohl I als «Ir von chritieo nor, als ebrUlen,
dl« litbe lu gewtrligeD, womit
der scbAprer paann und mSniiio suigtttstlst.
(.ya/i<a.i 1.0 P.iX.
b) di* anfCigung det sächlichen objects im aeeutatir: wir werden
von diesem grundsatz in ansehung der Wahrheit niemals
einigen aufichlusz gewärtigen können. Kaüt II, 167: onn,
lieber, binnen 3 wochen a dato ... gewärtige von ew. liebdeo
folgendes. Wikla?id (an Merck) brirfweeJ<$el s.M:
'du (olUt hioeio («langen,
geh, Niachaüar. ouo« bargen 1*
ao von d«o gOtt«rn abgerenigl.
glriiK Kala, dar nicht da* f««ar
•ingi«iig «r zum kOnig>scblos>«.
RocstBT Auf u, Damnjantl 37;
die recension des berrn professor Scberer gewSrlige ich mit
beklemmten henen. G. Kellbb ibriefv. 18. X th'S) bei BAcbtol»
3, 3S7; ich mosz ... aufrecht erhalten ... dasz der königlichen
regierung irgend eine ofüzielle, dah.n zielende, glaubwürdige
mitteilung nicht zugegan^'en ist. ich kann eine neg.>live nicht
beweisen, ich gewartige von dem herrn, der die brhauptung
aufstellt, den beweis der afhrmative. ßisnARCi prnui. •&-
geordnetenhaut 2. dei 1869.
c) anknüpfung m tatt/orm: zu'etzt ward besrlilo«sen einen
berold an die kaize abzuschicken und sie aufzufordern das
schlosz XU verlassen, oder zu gewartigen, dasz gewall gegen
sie gehraucht würde. Grimm {d. drei glücktkind«r) mirchen 210;
ich muss gewärtigen, dasz man mich in wenig nionalen oder
vorher wieder herbeiruft und hier bebfliL Bi>nARCR an Mia«
frau 23. 5. lS6'i. andere beispieU s. un!er e), a),
d) vereinzelte anfügung einet objectet der perton: heute ge-
würligte sie dazu die beinah einzige familie, welche bei
schönem weller zuweilen noch gegen abend kam, um den
kalTee im fielen zu Irinken andere gSsle lulle sie seit
Wochen nicht gesehen. G Kbilrr {Martin SclBi.dtr) s,26,
e) wie bei genSrtig sein und gewarien, itt auch kter di« r«r-
bindung mit hiljsveritn beliebt; dabet finden sieh formen dtr
Umschreibung, die nur an gewarten, niäit aber oa gewirtig sein
lu belegen sind,
a) er sah überdem kein mittel Tor aicb, seine schnlden
zu tilgen, ohne sieb dem pa-tor H. anfs neue zu entdecken,
dessen achtung und freundscliafl er dann völlig zu verlieren
gewärtigen musste. Morit/ Anton Reuer 332 neudr.; grmSsz der
doppeinntur, die in ihm waltete, erschaute er nun plölzttch die
Seltsamkeit, dasz er predige und lehre, wlibrend er allttOndlicb
gcfiingnisz oder gar den lod gewSrtigen musztn. AoaaaacN
neuet l>ben 9,180; er sang an «ine barthereige oder aprOd«
schone um erbOrung, und dasz diese so lange als möglich
ausblieb, muszte er eben gen Artigen und ertragen wie jeder
Singer, (i. Keller (ZdneAer «oreU^al rcrte 6, :o ; ob ihre vor-
habende Scbweizerfabit in diese oder eine spllere zeit Hillt,
musz ich freilich gewdriicen. {briefr. ih. 5. i»v9t bei Bäcitoli»
3, 6-J3; ob 'Homeo und Julie' ... als einzelaosgabe noch gluck
machen werden, müssen wir gewirtigen. {brttfv.u. \%\b'.i),
ebenda 319.
ß) hatte ich nor geld und an einem andern orte arbeit to
gewirtigen, da reist' ich nach Reutlingen zu meiner baa' nnd
zöge ganz weg aus der hiesigen gebend. InaKaitiiii (lfAaeftA.4.e)
9, 187; wie ist et, berr bufscbuize, von wegen des zweiten
kSses, welchen kflslerei annoch vom hofe za gewartigen baL
(2,9)t,3S3: man habe sonst die kriegaerklSrnng Englands
zu gewnrtigen. 8tbbl hegründung d«s denUrken rrvhet n, ssi ;
ein solches verfahren beginnt für den einzelnen gewöhnlich
damit, dasz er... von oben ganstbtzeigungen und von unten
5359 GEWÄRTIGKEIT — GEWASGEWITTER
schmaliungen zu gpyvärtigcn bat. verhandl.d.nationalversammlung
lu Frankfurt (3) xp. 2105'; jetzt weisz er, was er zu gewärtigen
bat, rief Leo abermals. Auerbach neues leben 2, 217 ; nach gol. . . .
tbiudinussus 'regierung' bütte man ein got. thiunassus 'das
diener-sein, dienst' zu gewürtigen. Kldge etymol. wb. 72; sie
sind aber ja ein bexenmeister an fleisz, wenn wir drei neue
arbeiten zu gewärtigen baben. G. Kblleb an Storm (deutsche
rundschau oct. 19U3, s. 62).
y\ auf einer staubigen strasze balgte sich ein häufe an-
getrunkener Jünglinge ... kurz, es war ... zu gewärtigen,
düsz später am tage einige der freiesten männer nicht mehr
auf ihren fiiszen würden stehen können. G. Kellbb (itfa/(tn
SuJonder) 8, 77; letzterer wurde nun beauftragt, sich gehörigen
orts zu erkundigen, wann die erlösung des grobscbmied-
magisters zu gewärtigen stehe. Immermann (A/ünc/iA. 4, 9) 2, s. 152;
da die königliche regierung ihrerseits ebenfalls an den auf-
fassungen festhält, welche durch ihre organe bei beratbung
des budgets für IS62 vertreten worden sind, so steht zu
gewärtigen, dasz die ergebnisse einer sofortigen bescblusz-
nahme über den etat ... nicht förderlich sein werden. Bishahci
reden 2, I5.
dl ja, meine herren, wenn wir gewärtigen könnten, dasz,
falls wir ihnen eine vorläge machen, sie sie mit besonnener
Würdigung der Interessen des landes ... beurtheilen, Bisharck
reden 3, 25. vgl. auch die zahlreichen beispiele unter t).
GEWÄKTIGKEIT, f., Substantivbildung zu gewärtig (s.d.),
das mit beiden bedeutungen {'dienstbereit' und ^achtsam') über-
nommen wird: gewärtigkeit, alacritasf promplitudo Stieler 2,442.
1) und in die band des grafea
gelobten sonder scheu
eie ihm in allen l'ehdeo
gewariigkeit und treu.
Rkithard i/cs^/i. II. sonfin ans iler Schweiz 45.
2) entfernt von jener schlagfertigen gefasstheit und selbst-
gewärtigkeit. Stahr fr. 2,9 bei Sanoehs nachtrag 6lo*.
GEVVÄUTIGÜNG, f., nomen actionis zu gewärtigen (s.d.):
gewärtigung, atteiite, espdrance. nouveau dictionnaire [Strasz-
burg 1772) s. 339"; Preussen ... verpflichtet sich, seine sämml-
lichen activa aller an einzuwerfen in den concurs der übrigen
deutschen Staaten ohne gewäriigung eines äquivalents. Bis-
MAHCK. unter dem eiuflusx von gewärtig, gewärtigkeit dagegen
scheint die folgende Verwendung lu stehen: Eugen nickte wiil-
fähiig und doch konnte er es noch zu kemer freundlichen
gewärtigung mit Kronauer bringen. Averuacr neues leben 2,95.
GEWAHTUMG, f., älteres nomen actionis zu gewai len. auch
hier liegrn sowol für exspectare als auch fiir servire Zeugnisse vor.
1) zum funfften soll man inn beschedigungen oder Ver-
letzungen war nemen, ob die verdacht person auss neidt,
feindlschafft, vorgeender trou oder gewartung einichen nutz
zu der gedachtenn missrtbat ursach neraen mücht. Carolina 25
Kohler-Sclieel. ebenso codex Bambergensis art. 32.
2) ich Otte von Hakenberg tun chunt...dasz ich...bern
Ebreiö dem apte und siner samnunge ze Zwetel gegeben
mein gjüt...umb dag guel daj si bieten ze Habensburg und
ze Hohenowe und unib alleij ier reciit und umbe alle diu
gewartunge diu siu auf dem selben gut bieten (1294). stiftungs-
buch des klosters Zwetl, s. fontes 2, 3, 293.
GEWAS, GEWASS, n., miltelniederd., mitteld. nebenformen
tu gewächs, vgl. sp. 47 lo. 4726.
GEWASGEWITTEH, GEWASWITTER, n., Zusammensetzung
mit was, wasz, mitteüiochd. waj, das wehen, der stürm, vgl.
tn/ii. »6. 3, 538*. Lexer 3,707. diese in Müilenhoff-Scberer's
denkm. 2*, 391 vorgetragene erklärung verdient den vorxug vor der
älteren (vgl. mhd. wb. 3, 610*. Biklingeb Augsb. wb. 195') auf-
fassung, die an das adjecliv wahs, wass, acutus dachte, weiter,
gewittere ist ein durchaus neutraler begriff, der eine so deutliche
Individualisierung, wie sie in den belegen für gewa^wetter = stürm,
«induetter vorliegt, nicht wol aus einem allgemein gehaltenen,
mehr verstärkenden beiwort erhalten konnte: dö kam ein grosz
gewasz wilter von groszen winden. fragm.29l, f. ll' bei Bir-
LiNGBii a.a.O.; do wart ain gröj sturmweter ... un ain gröje;
gewajgewiter. $. Grieshaber pred. d. 19. jahrh. 1,64; do kam
och ain grftj gewa^^gewiter. ebenda; da^ ist diu sache, die
■ns der prophite Jonas bewiset, d4 er sprichet *und ist daj
dig gewAswitter entsprungen ist durch minen willen, s6 werfent
mich ft; in dag mer. predigt aus d. 13 jahrh., s. Germ. 7,339;
doch 86 mag e; wol zuo verstftn sin, dag da; ßrgte gew^s-
witer entsprang in dem paradise, und daj örste gewdswiter
«Dtsprung uoder den engein. tbenda.
GEWÄSCH
5360
GEWÄSCH, GEWÄSCHE, n. 1) das Verbalsubstantiv zu
waschen (s. d.) in der gruudbedeutung von luvure beansprucht
wenig beachtung: er ging hin und gewesche er nam, ubiit ergo
et lavit {Joh. 9,7), mitteld. evangel. aus St. Paul bei Sr.HüNiiAcu
(Wiener Sitzungsberichte 137) Hl; gewascbe, conlinuul wasching
Hilpert 1,463'. andere, lilterarische belege lassen sich nur er-
klären, wenn man den ungleich wichtigeren übertragenen gebrauch
(s. unter 2) mit berücksichtigt: der kommt in ein ge wasche.
roekenphilosophie 3, 3 ; schon seit drei tagen regnet es wieder
unaufhörlich, und man riet mir ernstlich ab, mich unter
solchen umständen in die gebirge zu vertiefen, aber ich
dachte, ein ernster menschlicher wille wiege vor gott dem
herrn schwerer als das gewäsch von einem paar commferen
von wölken. Ihmerhann blick ins Tirol (werke 10, *. 235).
2) um so ausgedehnter und ergiehitfer ist dagegen die über-
tragene Verwendung gewäsche == geschwätz, vgl.: gewäsch, vani-
loquentia, nugae GtJRTLER 2, 74*. ähnl. Bädlein 3m'. Aler 935*.
Kirscb I8ü'. Steinbach 2,947. Frisch 2,279'; gewäsche, n.,
laverie (meton.) chiacchererie, ciarlerie, eiarle, eonta-favole, massime
dt femtne; geplauder, Wäscherei, geschwätz etc. Krämer (I700)
2, 1262"; gewäsche ... o slabbering prating, prattling among
gossiping women. teutsch-engl lex. (1716) 770'; gewisch je wasch
= geschw ätz. E. L. Fischer plattdeutsche mundart im Samlande 52.
nach der allgemeinen erklärung wird diese Verwendung von den
unter l) erwähnten Verbalsubstantiv abgeleitet und ans Übertragung
erklärt, allerdings ist auch das verbum verhällnismästig früh in
entsprechender bedeutung belegt: von sinem {des lantgrafen
Hermann v. Thüringen) tode ist manchir leie wan unde sage,
dag i; bejjir ist geswegin wi her sin ende neme wanne da;
man da von fievelichiu schrebe unde wüsche, leben des heil.
Ludwig s. 15 Ritckert;
boret zu alle gemeine,
bellte grosz und kleine;
ir jungen und ir aide,
boret zu also balde.
und Ir alten viattertaschen,
ir kuniiet vil smetzen und waschen,
und wo man icht wil beginnen,
da wolt ir euch auch zudiingen.
siiil V. d. besudtuiiie des yrui'Bs u. v. d. uferstendunge
gotesj fundgiuben 2,298;
die alten wiber ich lerne
kebeln, swatzen und waschen.
.^Lffetder jiansionssiiiel 438, vgl. auch 4531.
auch für Luther liefen noch belege vor: die im thor sitzen,
wasschen von mir, und in den zechen singet m.m von mir.
psalm 69, 13 (in der ausgäbe des allen testumentes von 1524 und 1525:
es redten widder mich, die im thor sassen, ebenso im psalter
deutsch von 1525 u. a.). ebenso Sirach 20,21. doch die Zeugnisse
für diesen übertragenen gebrauch des verbiims sind auf em be-
slimmtes Sprachgebiet beschränkt, während der des Substantivs all-
gemeiner ist (es fragt sich auch, worauf Frisch seine bemerkung
gründet: wegen des lauts, den die plaudernde mit dem maul
machen, heist vulg. waschen auch plaudern, schwätzen, garrire,
blaterare. 2,424'). dazu scheint es manchmal fraglich, oft die
bedeutungsgemeinschaß zwischen Substantiv und veibum nicht erst
seeundär herbeigeführt ist: narr! macht mir itzo den köpf mit
euerm gewäsche nicht warm. Weise kom. opern {der ärndtekranz)
3, 39L; nu, nu, gnädiger herr, die weiber waschen, und nicht
kluge leule, wie ich. ebenda; 'und ich habe stillgeschwiegen,
wenn ihr mit der freu drüben euer gewäsch getrieben habt',
'unser gewäsch' ... rief die gattin und setzte ihre kaffeetasse
klirrend hin... 'es zeigt wenig gefühl, Hummel, dasz du
um eines todten hundes willen deine gattin und deine tochter
als Waschfrauen behandelst'. G. Krevtag {verlorene handschr.
(1, 11) 6, 1Ö6. andererseits ist auszer dem verbum auch das nomen.
agenlis mit gleicher bedeutung aus demselben sprachkreise belegt,
überraschender weise nicht als femininum, sondern im genus des
masc: wescher, Schwätzer North, str. 4, !i6, vgl. BIcrert das
leben des heil. Ludwig lii; wenn einer lang geredt, mus er
nicht auch hören? mus denn ein wesscher imer recht haben.
Luther Hiob 11,2. Jer. 5, 13. Sirach 21,37. für einen vergleich,
der an die thäligkeit beim waschen anknüpft, scheint autk die
stelle zu sprechen:
vil mancher sagt und hat ein mül,
da; halt er niht in twanc . . .
siri herze isi gein der gotheit fül,
er irret giiot gesanc,
sin zunge glich eim wescIieblAl
sie teizi in üf ein afTenbauc.
mtiiierlieäer der Colmnrer handschr. nr. 96.
Bartsch t. 434.
5361 GEWÄSCH (2. o gewä«che treiben)
«in btdeuluugttuiammtnhang iwitchtn dtr thatigknt dts wa$ehtnt,
det vdtehtrt und dem lieutigtn >itbrauch ro» gewtlsch im itnnt ton
gficliwiHi itl ahe gtiiehert: tr fuitt ober nur auf ttnrtn tngertn
tprachgtbtel, und et «5» nichi gewtst, o6 tr frimärtr oder ucun-
ddrer art itt. nach allen diesen richlungen ül nni ändert tr-
kldrung günttigtr iiettelU, dte nicht an die funclion da «'^^n
actionit, loudem an die taehbedeulung, an dm tolleelit, anknüpft,
wir (ind<n: gewittcb, gefflnttek ton fer$chutleltm »a$$tr, %••
»aiich.geplengvan geitoorl wster. Ktk^iu»(Sarnbtrtni9)7,9t\
ihnL ••••iscH 2, 279'; gewl«ch, Hr»chüUett$ ma*ttr , . . . lavagt.
nouveaudict.d.pati.[i;n)i,'n*': «!•• gewUch (gwiscb, gweicb)
pe«cl>«einnie,iu dünn ausg.fallfue»,t.b. brühe, luer. SciiniLiei
J*. 11)39. denn e$ t$t in tahlrriclun 9eTieendun<ien ritl weniger
dat oiibaltenile »|>rccb«n, dui den charakUnug bildet, alt iat in-
haUttote, seichte.
tut form muix der betorsugung der apokopitrten form geMliCD
gtgtn g«wlithe beachtung geiehenkt werden, du kürttrt form über-
wiegt schon bei Lutiü« [tprüehe Sil. 27, 8. Jenaer auigabe b, 43 .
«, 43'. brieft 3, S3 u. 0. gegen Weimarer auigabe 9, 124. 20, 3M)
in solchem grade, dasi der bei ihm tonst beobachtete rhythminhe
Wechsel swischen kurieren und volleren formen lur eikldruiig nicht
ausreicht, zumal die andern teibalsubslnntita bei ihm {mit aus-
nähme von grscü wau I die vollere form begünstigen, auf du küritrt
form bfsrhrdnken sich KiAsnu» ALitnui, 11. Sacis, die fastnacht-
tpiele, l-iscHAiT, ERikiMU» F«*NCi»ii, lluMi u. Dum. die volle
form gewä'clie ist ausur de» wenigen belegen liei Lctiu» »u-
niehst nur bei Sp*NCBniK«c und Omti beseugt, von da ab gewinnt
«w für emuje neu die obtrhand, m bei Fikainc, Scboch, K>*iiii>,
STkl>»AClt, GkLLMT, LkSÜSC, NicüLAI, KostCAiTK», lUctOOH«,
WiKLAHD. ei:iige wenige uugnisu für die kürsere form sind aus
Lesii-'C und lUoKüOKN anium«/**n, bedeutsamer noch sind du
Schwankungen bei HhiiOKt (gewflsih I, SSi. 4, J6». 1,3»:; ge-
wUsche 1,91. 5,282. 7, 2Sl) und Göthk (gewa^cb 18,24.
13, in. J3, 193; briefe 2,82.103. 11,149; gewftiche 1,117.
40,11. 33,13). diese sehwmkungen sind th'ilweu* von litte-
ra'iischen strömnngin beemflustl, vgl. gewSscb bei Lrnx, Kli>cki
{il,\\9 gegen isti), Holt», L*v*tiib. thetlweiu beruhen sie aber
auch auf rhythmischem gefüllt, vgL Göth« 1, 157. in der neueren
lUteratur herrscht durchweg die gekilrite form vor, vgL gewüsch
bei ScHiLLM, TiEC», GtiLi PAiiKH, E. M. AiiNDT, Hkiikl, Moitae.
3) sum gebrauch ist hervortuheben, dost das wort auf den
Singular beschränkt itl. eine vereimelte ausn.ihme bildet:
blieb «r ein narr vor licli, iO möchl e» noch geschehen,
wa« un« nichi blasen macht, dat kan ein andrer löschen,
Sein bin ihr wenlnt Ihn in wocheu-tiuben sehn,
a kiiKalt er «ein ohr mit rich(enilen gewaschen:
Ton daraiia renni er lliig» die halbe iiaili herum.
irlKl acbwacbheiia-ui&tigel aus und bringt .>ie lu paplere.
GCriTHia ('(. piitliirvie Ciitiinus) ijru. öol.
a) unter den festen verbindunt/en mit verbis sind einulnt, die
den Charakter «n« noiB<'n actionis ttdrktr ausprdgen, wdkrend
andere mehr der tachbedeutung luführen.
a) ausprdgung eines nomen actionis,
1)) wao ir bctbel, aoll ir oicbl vili gewescb« treiben.
LoTil« 9,124 Weimar;
tr tII der rook>tn«luhen reman,
do rucken le iwel und iwel xuiaineD
und ^pileii ein weil üe> kleinen geueicb
und treiben nisngerlel gewetrh
mit Worten über ort geichlkffen.
ti>it I. li. viisificlii, ». fiiftnacht spiele 386,3;
es ioU iicb aucb ein jung geaell selbst wol fürsehen, das
er mit denen, »o uuzüchngs gewescbe und gebcrden treiben,
niclit viel lu tbun batie. SpANCKnaKBC ehespiegel (1562) 132*;
darnach sollen ellern auch darauff achiung geben, das sie
ihre Linder an die ort nicbt geben lassen, da sie wissen,
das keine lucht in beusern ist, und da die Linder, aus böser
gewonbeit, uniüchiig gewescb pllegen lu treiben, ebenda;
und die ausiTerachamten rrötcha
haben liochiaii schon gemacht,
irelbi-n ihr koax-cewascho
ton früh' an bist in die nacht.
P. Flkiikc ii-i't, M. metlliclit pormata (auf etnn
feiner 6c»leo freunde gfhwIH'ig) 419.
lu der beliebten frrbtiidiing frOsche — gewiscbe vgl 9)) (sp.bSei).
')) allein dat itt die grosse that
de$ Witieln. vil gawetch er fOrt
mit einem wort den grund nicbt rbürt,
man sah« alle sein bucher an.
E. ALRaaus lontm/aciHr. Ha Jirg Witt*l
•ay«M«ta4 itl Am.
GEWÄSCH (2, h relaUver gebrauch) 5362
alo tcbllikrot a«h tu wU dl« fröicb
Inn ein «airprul hau Ir gawSKli
und wie ti« so 'IngrS'iig warao.
acbwummao wohin tia woliao f«»«.
rucMAAT ekstwemhMsIttm (tklt) Df:
•))
diese, wenn sie auf der catbedar sIebM, oitr ooter ibren
bücbern alecken, oder aucb ein politisches bock Aber das
ändert schreiben, wollen (Or gewaltige polidlw«!*«« «n-
geseben sein, werden auch 08I, ton mim, dafür gebalten;
wie der froseb, da er ein grosses ge«lscb hören liest, von
den leuen in con'iderailon gelogen, nacbnals aber, i» iittt
ihn sah«, verachtet und mit fütsen getreten ward. Ea**aoe
F»A-«ci»ci lustige schaubuhn« », SW. m iuur ibtrtTtptnf »uf
du thierwelt, dte beim frosek natk durtk i$n reim frOacbr, ge-
wSscbe untmlütU wird {vgl. auch $p. U6I. MM), W •■«* d«s
folgende Sprichwort in betiarht tu uehn: •■ gewasch de«
glnipel, dm segler am wimpel. \Va>om I, IUO.
(i) annihtrung an tachbedeutung.
D) weisz aucb fast wob), dat sich viel Irgem, «nd gron
gewSscb draus oiacben, dasi ir auer scbwester lochtet s«
der ehe genuinen habet. Lothib brufei,ü de MV««; udI ist
gewisz dasi unier looo gelehrten kaum 20 rechtschaffene leut*
gefunden werden, die von der antiquiill und sludiis poli-
tiuribiis, als von welchen doch berr Aolonius and Uunhard
am meisten handeln, und ein sehr grosses gewflKh ■aeheo,
gar wenig oder wohl gar nicbia »erstehen. IhcaU {Jfntr
dittertaHon I8»3); aber es (wat ttni begegnet ist) i.t druiiib nicht
eben ein werk, davon viel plauderns und gewüsches lO machen
sei. Juncker Hämisch aus FUckenland 304; ein gewisch »as
etwas inacban, ^ir eanton« dt qualeh» tau. Ksaks (noO)
2, I2«2*; der aopbist iladowitz bat beute wieder sein trüge-
ritcbes ge wisch gemacht, aus dem sich gar nichts ergiebt.
nach und nach merken es doch die leole, was das (ür ein
jlminerlicher bursch ist. VAaniACiü tagebüehtr 6, 41«.
2)) damit sie aber sieb an mir rSchen mOcb:e, weil ich
ihr wegen begangenen leichtfertigen sluckgens die kösilichsien
worle nicht sagen lassen, richtet sie em ahenteueilches ge-
wllscbe unter den leuien ... an, drr grotu klunk< rmütt (i»:i» 12$.
b) für den gebrauch namentlich der neueren spracie blesben
die Verbindungen mü verbis jedoch ohne wesentliche bedeutuug;
viel wichtiger ist für die ijUederung hier die frage, ob dat sub-
itantit mit oder ohne altribul. resp. eine enltprediende bettimmung,
in den satt einbetogen uird.
n) absoluter und relativer gebrauch.
l)) beim relativen gebrauch ist es die terhindung mit tiaem
subjectiven genettv, die dem tubstantic den Charakter einet meme»
actionit aufträgt.
«)) sia (lif ff»') aagl mir oUt die warbeit faU
und litt mir den kalendfr bar.
folgt ich ihr, mir oft nftiier wer,
Ir und auch m'-ineo kleloe« kinden.
doch lau i< h mich ir gwasch nit binden,
leb geh Imer mein alte wei»«.
H. Sachs (<«. <<»*» •»«•'» niu d. muwUeten wmh)
17, 144 H'ller-Gdtse!
ich habe zuweilen mit grosser Verwunderung mit angehöret,
wie olfleis ihrer iw.-en oder mehr, nur umb ein eiuUig wort
sich Wühl 3. oder 4. stunden, nicbt ohne sonder gellchler
üdiT verdrusz der anwesenden andern, dermassen herumb
gekampelt, als wenn alle leihes macht daran gelegen wert,
... und wenn sie Ihr gesi bicl und gewischa endlich mit
miibe und arbeit zu en.ie bracht, bat unter ihnen keiner
gewust, warumb er gestriiten. Scaocn cmMie to« »li«d-nt«-
lebtn 1,1 tabrictut: ich hoffe »Iso, OMO aiamt mit di.»em
wenigen vorlieb, oder, vielinrbr, lerzeibt'a mir, um der freude
willen, mein gewisch nicht langer anzuhören. Baitta der «rm
Munn im Tockenburg $. 13« Bülow:
leb kam wol. wie «a scheint, tun nnglAck auf dia wall.
wall mir der ihoren naul so uneruSgilch falll.
daai leb olTt iwelffeln mu-t. wann llir gewt-ck aicb kriMkai,
ob teil und atundeo dann so Iftckllf. ala ataa ieaclai.
U&caaoai« eetmck rtmi^^ ^t^i-kie: 4rr tiAMlaer
(■ra4>«ck «.45);
«von illcm seinem gewlsche verstehe ich hios, da*z er mich
gern von her fort haben will, v«n welchem verlangen ich
nun aber wieder den grund nicht einsehe' sagte der baron.
Iinkan«iii t, M.
b) sagen sie m r aufrichtig, mein herr, klingt dieses nicht
Tollkoraineo. wie das ge« Ische eine« mannes, der sich ge-
drunjien entschuldinl, und «igenllicb nicht weis, was er sagen
soll. L«s*in6 (i. bruf n hem ?.) l',M; don Sjlvio, den
5363 GEWÄSCH (2, 6 alsoluler gebrauch)
das gewäsche des Pedrillo beschwerlich war, bediente sich
des vorwandes, dasz er während der nachmittagshitze ein
paar stunden rulien möchte, um ihn zum schweigen zu bringen.
VViELANO (Sylvia v. Roialva 5,3) 12,25; man nennt die vcrse
seichter dichter, welche reimen, gereimte prose, wie aber soll
man das gewäsche gleich seichter dichter nennen, welche
nicht reimen. Lessing (d. veueste aus d. reich d. witzes, april I75l)
4^,399; bei gotll das war nicht das gewäsch eines narren —
ich hab einen eid gelhan, und werde mich meines kindes
nicht erbarmen, bis ein Doria am boden zuckt. Sciiillub
{Fiesko l, 12) 3, 39. die tveilercntwicklung dieser Verbindungen
vgl. unter c).
2)) der absolute gebrauch andererseits führt das Substantiv in
die reihe der abstracta über.
a)) etliche leute meineten, er ... vermocht auff wenigst,
ein halb latiniscb schriQtlin zu machen . . . aber nu sehen
feind und freund, das sein ding gewesch ist. E. Albekus wider
Jörg Wilieln G S'; seine philosophie ist oft gewüsih, und
falsches gewäsch. Biesteb an Büigcr 17. 9. 1777; überall wird
die poesie nachalimerin, und die theorie derselben Schülerin
der schönen künste, oder sie ist gewüsch, wie fast alle, die
wir haben. Heiidkr 4, 164; und nicht immer in einer form
gelernt, die zum vorbilde der denkart des Jünglings, zu seiner
anwendung, Weisheit und {Glückseligkeit diente: oft mit ge-
zänk und gewäsch, verbrämt mit zoten und poszen, die für
einen weisen, geschweige einen lehrer der Jugend, nicht ge-
hören, werke 11, s. 161 {briefe an Theophron l);
was durch ein testamont dir etwan wird bescheiden,
das mebre selber aucli, gewäsche zu Termeiden.
Opitz (C'-i/o) 1,311.
b)) wenn wir gleich teglich schreien mit dem munde ich
gleube, gleube, so ist es doch nur ein gewesche. Lutuer 20,363
Weimar; die schlege des liebhabers meinens recht gut, aber
das küssen des hussers ist ein gewessch. spr. Sal. 27, 6; das
ist ein wind und gewäsch dass eine schand ist. Götiie
briefe 2, 5. 105; indessen ist diese schrift kein gewäsche, wie
man sie unter diesem titel dem publico hat aus den bänden
niisonnircn wollen, unter der nachlässigen Weitschweifigkeit
dieser briefe verkennt man die denkenden köpfe, {recension:
über den wert einiger deutscher dichter) 33,13; genug, auszer-
ordentlich viel anerkennnng und so, dasz ein vernünftiger
mensch sich darüber freuen kann, kein gewäsch. Hebbel
briefe 1, 195; was wird das für ein gewäsche werden? Lkssing
(der junge gelehrte 3, Ib) 1^,301, ebenso 348; was für ein gewäsch,
dass der künig Christian die beamten nicht ihres eides ent-
binden will. MuLTKE ges. Schriften 6,421; soll ich alles für
aberwitz halten, was ich teutsch gedacht, soll ich alles für
gewäsch halten, was ich teutsch geredet habe? E. M. Akndt
geist der zeit 2, 435. ^
c)) noch lange zeit nicht aber so kocht mir das blut in
allen ädern, wenn man hier und dar diesz und jenes, hinten
und forn, unten und oben, ein langes, und ein breites von
euch redet, ich bin biszweiien so gifftig, wenn ich das ge-
wäsche von euch höre, dasz ich das wasser kaum halten
kann. Stbanitzky ollapalrida des durchgetriebenen Fuchsmundi
(Wiener neudrucke 10) 328; mich verdriesst, dass ich nicht
streiten mag mit dem gewäsch und geträtsch. Güthe briefe 2,82;
einer wollte mich erneuen,
niaclit es schlecht: verzeili' mir gott . . .
ich verlluchte das gewäsche,
rannie meinen allen lauf. (recheuschaft) 1,157;
sonderlich aber bleuen sich etlich des adels mit solchem
gewessch. Luther 12,241 Weimar; miszbrauche meine geduld
nicht länger, sagte don Sylvio, der von allem diesem gewäsche
nichts begriff; erzähle mir ordentlich und von anfang an,
was dir begegnet ist. Wiei.and (Sylvio v. Rosalva 4,2) l, 191;
nimm dies gedieht zur band! dies gedieht? dies gewäsch!
das hätte doch eher noch einen sinn, wie wir des weitern
sogleich darthun werden, nach einem kurzen gespräch . . .
treten plappernde bürgerauf, blätter für litterarische Unterhaltung
(1840), nc. 208.
ß) den breitesten räum nehmen die charakterisierenden attri-
bute ein.
1)) sonderlich wenn meister klügel drüber kompt, der die
heilige schlifft gar auswendig und auff dem negclin kan, der
sihet es, aus grossem reichthum seines geists, für eitel, faul,
tod gewesche an. Lviuer vorrede auf die propheten, s. Bindseil
7,335;
GEWÄSCH (2, 6 leeres, seicliles gewäsch) 5364
nun kommt das mahrchen vomhasen! (ilesscn
aiikUnie gegen lieinekv)
eitel leeres gewäsche. Götub (Ueineke fuchs 1) 40,11;
den steifen ernst, das wortgepränge
verweist die Alster auf das lund.
du leeres gewäsche
dem mensclienwiiz fehlt!
0 l'aiir in die l'rösche,
nur uns nicht gequält.
Hagedorn (itie Aisler) poet. werke 3,125;
verläuradet nicht, und spielt nicht die kokette,
wird durch kein leer gewäsch entzückt.
llöLTT tun i-iiien freund) 72;
es ist nur ein gewüsche, ein blosses, eitles, piirlauteres ge-
wäsche, non sono che chiacchere, che ciancie. Kbamer (1700)
2,1262*; verlogen gewäsche, mendaciloquium. Kihsch corn. 2,151";
dazu kam ein hofmeister, der in die familienverhältnisse
genug eingeweiht war, um in das leerste gewäsch ein worl
mit hineinwerfen zu können. Gbii.lpahzer (Selbstbiographie)
19, 113; ßileani sei selbst die eselin gewesen, mit der er den
dialog gehalten: 'wie kommts, dasz meine alle eselin plötzlich
so scheu wird? mag sie sich nicht etwa gar einbilden, einen
engel gottes zu sehen?' u. dgl. unstatthaftes kindisches ge-
wäsch mehr. Herder werke 11, s. 1G9 (briefe an Theophron 2).
2)) sich zum volke herablassen, hat man geglaubt, heisse:
gewisse Wahrheiten (und meistens Wahrheiten der rcligion) so
leicht und fasziich vortragen, dasz sie der blödsinnigste aus
dem Volke verstehe, diese herablassung also hat man lediglich
auf den verstand gezogen; und darüber an keine weitere
herablassung zu dem stände gedacht, welche in einer täu-
schenden Versetzung in die mancherlei umstände des Volkes
besteht, gleichwohl ist diese letztere herablassung von der
beschaffenheit, dasz jene erstere von selbst daraus folgt; da
hingegen jene erstere ohne diese letztere nichts als ein
schales gewäsch ist, dem alle individuelle application fehlt.
Lessing (brief an Gleim 22. 3. 72) 12,352; alles übrige (in der
schrift) ist flaches gewäsch, ohne einen einigen allgemeinen
blick, ohne verstand, ohne kenntnisz, ohne laune. Gütbe (die
erleucht. ttiten) 33,117; ein paar Schriften, die guten, wirst
du wohl gelesen haben, und das übrige ist langweiliges
wiedergekautes gewäsch ex eflicio. K. Lessing [an seinen bruder)
bei G. E. Lbssing 13,620; der Deutsche, der wahre, anschau-
liche begriffe von den seh. k. zu fassen, theils nicht immer
gelegenheit, tbeils auch immer einen härteren köpf hat, als
Italiener und Grieche — für den ist nun Batteux ein mann!
sein seichtes gewäsche, ohne beispiele, proben und anschauen,
ist ihm statt anschauen, proben und beispiele. Herdeb werke
5,282 (recensionen) ; das gespräch zwischen Schüler und Me-
phistopheles ist eine von der hauptbandlung ganz isolirte
episode, in der einige wahre und isolirte bemerkungen in
einem meere platten gewäsches ersäuft werden. Spaun (pro-
teslation gegen die Staelsche apolheose des göth. Faustus) litteratur-
denkmäler 129, 18.
3)) da er in der vorrede seines unnützen gewesschs, welchs
er ein schutzrede nennet, meine dreizehende proposilion
streiffet. Lutheu (wider Jacob Hoatraten) 1,61* Jena; obs wol ein
gros, vielleicht auch ein unnütz gewessch bei etlichen ange-
sehen wird. 5,43'; wie sie jtzt alle bücher voll schmieren,
und alle kirchen vol speien, mit solchem unnützen gewessche,
das sie selbs nicht verstehen. 6,43'; das heist Christus batto-
logiam ein gewesch, unnutz geschwetz. 28, 78, 2 Weimar; un-
nütz gewesch, battologia, multiloquium. Heniscb 1598; ge-
wäsch, unnütz gewäsch, n., un vain caquet, vain discours, babil,
causerie. vani-loquentia, nugae, garuUitas. Duez tentsch-lat.-franz,
dict. (1664) 19s*; ein unnützes gewäsche, nugae inanes. Stkin-
BACH 2,947; ich lasse das unnütze und gernwitzige gewäsch
weg, was nichts zur sache beiliägt. J. v. Sonnenfkls briefe
über die wienerische Schaubühne (Wiener neudrucke 7, s. 252); was
gut (an dem buche) ist, verliert sich unter einem unnölhigen
gewäsche. Wi>ckelhann {versuch einer allegorie l) 2,477; er
hüte sich, dem leser durch unnöthige Weitläufigkeit und un-
zeitiges gewäsche langweile' zu machen. W'ieland Lucian 4, 134.
4)) Semmiiziege. alle natiunen haben dergleichen {menschen-
fleisch zu essen) immer verabscheut, denn es ist zu unnatürlich.
LeiJgast. unnatürlich? dummes gewäsch! L. Tieck (leben u.
thaten d. kleinen Thomas 2,'i) 5,551; sei meinetwegen ganz ruhig,
und glaube mir auf mein wort, es steht mit dem Merkur bei
weitem nicht so übel als du dirs nach dem einfältigen
gewäsche der H. vorstellen luusztest. Wieland an Merck 127 ;
dieses nousensicaliscbe gewäsche hat man beinahe so ver-
53H5 GEWASCU (2. b mit aUribulen)
worren, als et im original iit, za eioar probe tlebeo lauen
wollen, Ton einer dem Sbukeipear »ebr gewObolicbea uo-
lugcnd, tcine gedenken nur haltt auaiudruken. Wul*i«o
Shaktipeari {Lear ä, 1) l, 370 anm ; er mablet «ioen rabululeo
üb, denen nicbta bedeuteodea ftwaicbe er T«rlacbL Ltaamc
(3. brief an htrrn P.) &*, 48.
b)) 0 pfui, das ii( geMaiche, nicbUaagend«B geMltcbe!
iMaaaHiNM {tptjonen) 1, 1.241 ; aiebsl du Diclila davon in dieaen
linien? aiebel du nicbta davun im urbilde — o freund, ao
ist jedea wurt dieser srbrift dir uacrlri)|licbes, uovrratebbare»
gewiUcb in einer freiiideo apracbe. LavArta phyuognom. frag-
menle t,30«; leb aolle ... mrin leben »elbat betcbreiben ;
doinit nicbt ... irgend ein ... akiibler au* Mindigeo, und
QbrI zusammen reimenden gerOrbleo, ein gallaOcbliges,
kümmerlicb lusaminengestuppellra gewSacbe über mich zu
markte brUcbte. KooaeARTEN rhap$odun 3,144; da bist mir
unauaslehlich mit dnnrm schwimmenden, unzuaanimeobingeii-
deo gewlscbe. Kimckk thiateryita-, Wertber xtieaz, (Or einen
ao barlTerwumirtro heiiiabe mit zu brftiger atimme, viel un-
zuaamnienbflngeDdea garxliges gewUscbe aus. Ciia. Fa. Nicoiai
fttudtn dn jungen Weilhers {Kürschner bd. 7t, 1.375); ja leb
babe ihr Turgeslamnielt, was zu sagen icti ewigkeilen ge-
hraucbi liabeii würde und aie hat mein un/usaniineiihUiigendra
gewUscb verstanden. H. Lihz der »aldbruder 7, 1 {ebenda bd. 8u,
I. 189).
e)) daa erbiirmlicbate gewiscb habe icb auf den kanzeln
gehört. K. Pb. Mobitz retieii «iiifi Deutschen in England {d.
litter. denkm. I2S) t. 147; der Verfasser hat einen niedrigen geist,
«ia er uns hier ein pObelhaflea gewlscbe iiber die guten und
büaen recensionen von aeiner eignen entbehrlichen recension
vorlegt. lUauta [recension in der hönig$berger teitung) 1,01;
dieser umrüstbare gutte setzt .«ich unter die leichen hin und
stellt eine gemeinplutz-betracbtung über den tod an: daa
scbaniliichste gewilscbe, das jeuiala ein jesuifeDscbUler in
der rheturi.sciien classe ala em achulexercitium zu markte
gcbruclit bat. Wikland {die bunkliade) iu;ipi. &, 121 ; ii b wai
still und merkte nicbt auT das, was er sagte, ja ich halte
ihm dfD rücken zugewendet, sobald ala die be.ttie ihr un-
gefälliges gewiscb geendigt hatte, sagte der herzog zu mir.
GOiNi {Benvenuto Cellini cap. i) 3b, lO.i; ich speise bei dem
graTeo ... da liitt herein die Oberi;u.tdi);e dame von S. ...mit
ibreiii herrn gemahl und woblausgebrüteten gflnslein tochter
... und wie mir die nation von lierzen zuwidei ist, wollte
ich mich eben empfehlen, und wartete nur, bis der graf vom
garstigen gcwfiscbe frei würe! {leiden des jungen Werlherst 16,104;
das ist alles garstiges gewUscb, was icb da von ihr aage,
lei(iige ubstractiun, die nicht einen zug ibrea aelbat aus-
drücken. 24.
7)) indessen war dieses scbülerbafle rhetorische gew&scbe
... die allgemeine mode in nnsers autors zeit. Wibland
Shakespeare {Richard 11.) 5,43 anm.; ich bin etliche jähre auf
uiiiversitüten gewesen und habe das gelehrte gewSsche mit
angehört. Gbllkrt 2,223; wer kritik gekuatet hat, den ektlt
das doi;niati8cbe gewSscbe ... an. Kamt a, °i95; das pulitiache
gewSsch . . . über seine {des tnonarchen) regieruiig. KiiNGtR
11,119,150; eine Übersetzung dea n. t. im sinn ihres geistes
and in der fülle unsrer spräche! — aber freilich schon klaszi-
sches gewflscb könnte sie nicht sein, denn auch die urschrilt
derselben ist nicht schön klaszisch. HaaDca (erldulerunge*
zum nruen teslamenl 1775) 7,387; das deutsche, acbwerfallige,
aysteniatische, mit termioolugie beladne, auf atclzen gebende.
philusoplii.och-UsIbctischc gewSscbe, — der auf dun^tender
kuhlengluth aufgewärmte enihusiasinua, womit sie es nicbt
verguldeu, sondern verkupfern — ist von allem deutschen
gewOaebe das unerträglichste für einen mann, der an klarbeit
gewohnt ist. Ku.nc».r betrachtungen 1,94; wider frau Schnips
bat mir ein geistlicher ... ein langea, frommea pasaeodea
gewasch zugeschickt. Bon an BUrger (t. 12. 1761); wogegen
des albernen, oberwAhaten priibendarii Sterne, mit so vielem
prahlerischen wOrterkram versprochene theorie von deo knopf-
löcbern, wahres kebricht und srntioisches gewäscb sein
niflszte. LiCBTEMBERC rermiichU Schriften 3,118; ein ao altes,
herrliches stück {Hamlet) mit aller seiner charakteristischen,
rohen starke aufgeführt, hatte doch, in dieser süsien zeit,
wo auch hier die spräche der natur convontiunell schönem
gewasch zu weichen anfängt, den fall zuweilen wieder einmal
gebrochen. 328; der kunsirichter halt dies fast für noih wendig,
und nennt es, ästhetisch gewüscb, wo immer gedanke vom
IV.
GEWÄSCH (2. e tu der eompotition) &366
auadruck abgesondert, bekandtit wird. Hiaaca t,IM: 4m
Pariser geiellacUaftliche gewiscb, di« faUcbeo, lAgeobalU«
waoduogen verfubreo ihn oft, wider baaaer wi*aeo und fß-
Missen, und auf eiomal dringt seioe beaser« oalur, seio groatar
geiat wieder durch. GOiaa hitft ll, 1. 149; am so lieber bab«
icb ihre erinnrrungeo, «egeD dea IbeoretUcb-prakiisebea
gewSacbea geoulzt ood bei einigen sieliro die acbere «Irkea
lassen. 10, i.2ft(»; di« einzige slreit!o*e au*kuoft ist, tnr qotHa
zu kehren, aua der jeder bach und je4«s krugleio, vi»* bcelM
Ketcbiipft. Ul: das ist, streitet nicbt aymboliacbM m»i MtW
synibulisches gewascbe, wo Dura und aonkt OüA btffirHckt
rechte und fieibeit zu deokeo, io ewifio wrwlrrmn» i*t
grsicbtspunkie budeoloa hadern wer^, aoMara «iliral,
erhellet, erilutert di« bibel. Hcsoia («« fTtiigtr, ßmfukm
pronniialUdlter 1774) 7, «ti.
k)) auch rühmende tptUiela weiden, ironiuh gewuint, Mfe/Ifl:
so teil erhaben f««licb In reimlos sasairitcbea sellea,
aeb tob lOr varse nicbi ao, alr Ist es rasesde prosa.
A. U. KAJTMBa dui^tdiCkU UlPMAarr »4.71. It4)i
Melboe, ala der wolf gestern dein lanro alabl, ... io Abel«
beerde ging icb oun, dir ein anderes za wiblao. da batt««t
(in nur hören sollen, was für klugea gewlacbe mir der jung«
vormachte, von arbeit und mObe, warten and pflagen b«i tag
und nacht. Fa. HOiLia {Adams rrsttt trwaehen) 1,7%,
e) tili dientte der Charakterisierung sieht auch dit ttmpmUMf
tu der sich du unter i, a, l)), b)] angeführten ttrUmtuftm
Keiler erUencktln,
n) weibergewIsche Krahu (Hoo) t, ittl*. tfAai LoewK TM*.
Batkr 29o'. Atta 935*: 'weibergewlscb!' nunnelte er. 'aieb>
zehn jubre fort; der kommt mcbt wieder.' Ta. Srcaa (Hau
und Httnt Kirch] merke 6,35; sollten manche berühmte nuKtalri
nostri zu unserer zeit ihre Vorlegungen herausgeben oder aie
ihnen entwandt werden, welch dürftiges koabeogewiach be-
kämen wir oft zu lesen ! Hcbdcr (rrc^iutoaeii und kleine $ekrifUn)
9, s. 427; wo kann ich auch nur die erste ode mit dem kioder»
gewische durchkommen? werke 5,305 (reeensteisea);
wer In gsitlcbten den krieg mir erklAri, dem soll csvenieba
sein;
doch blos ekel erragt kriüscbes aasDeogewiseb.
Platbn Uerdchlticke ukmm»ekl) S.2IX
ß) dann aber welsit du Dicht,
wa* als erflndung rühmen uns romaoiiker:
bislörcbeu. abeolheuer, plane* volli>R«wascb,
siitt folgerecblen gegea>laiids eniwickeluog.
Pl4TB!< (li. romaiu. Oetiiput i) 4, tM;
(ein stadt-gf Wäsche), weibergewäsclie, cowUefaroL- dtl ftfüt e
nore//e de ticchie. M. Krankb (I7uo) i, 1202'; ein niedertrlckliger,
neidischer mensch hat hier, bei gelegenbeit einer vorleaang,
wirklich gebrauch davon gemacht {hat teru torgetrageu, S$
gestrichen waren) und mich in ein abscheuliches atadtgewkacb
verwickelt. Platem (an 6'. Sdiwab i. 4. 1V2«) 6,272; unsre raceo-
senlen fahren hoch daher, wenn aie nicht brückengewiscb,
und statt bücher, bogen leaen sollen; icb schreibe aber fOr
keiue recensenlen. Hkrder {erliuterungen zun neuen Utttwunt)
7, 3&I; wie will er lieber buncern, ja verbungern and aa-
kommen , ehe er ihren löblichen weg einschlage oad sieh
durch ein unsinniges kalbedergewäscb sein brot ersteble!
{iicnkmahi Joiiann Uinieimiia/it 1777) 8, s. 443.
y) oder wird aie {dir naelirelt) gLiubeo. daai die denlache
spräche ein ao niedriges, haberecbligca , Uatemdes iluker-
güwiiscb gewesen — als in den gelehrten anzelgeblittera er-
scheint. Jahn deutsches woikslum {\ 1)37«; lieaz {itt!) JobauBea
im verfolg und suche die spreche in den quellen, die so reick-
licb Qiessen: verachten wirst du d.e markihuile von e!en<iem
naturaiismus und proseljtengeniscb, in die man die worte
Jesus un.l der apostcl, als der hirn- und henloseaten jeaaitco
und misziooftre auflöset IIebobb («rUtticnuifea ziun ame« UsU-
ment I77ä) 7,411; seioe kenntni-tz der gesibiihte ist wickel-
wackel und seine kii'ik kikelkakel, cotenengewl^ck der salooa
n;ich ausgeatandener oper oder nach einem cuocert, wie wir
es täglich vernehmen. Zeirta aa GMe, hrtt;m. 6. 174.
8) er(C. SMefeU tnler Ikeatnl vertuth) enthalt daa kälteste,
hingweiligsle alitagsfe« Ische, das nur immer in dem banse
eines Meiszniacben pelzhindlers vorfallen kann. LissixcCfleini.
draaieltirfte, slAck 52) 9^4l'^; wir wollen den innem frieden der *
hober ist ala alles kriegs and friedens gewlscbe tu erbalten
suchen. Gotbi hruft lo, s. 249 ; dies ist auch die geschichte
der kunst bei allen vOlkem. von bimmel entsprang sie: ebr-
furcbt, Itelte, ein funke der gOtter brsüite sie hinunter, achuf
337
5367
GEWASCHEN
GEWÄSCHIG — GEWÄSSER
5368
ihr irrdiscbe form an, und erhielt sie einige, wiewohl kurze
zeit lebend, nun ward sie abgötterei, sodann kunst, sodann
handwerk, und endlich, die grundsuppe von allem, kennarei,
trödelkram und kunstgewäsche. HerdisB {plastik) 8, s. '9; nicht
bald bat micli eine arbeit so angeekelt, ja ich treffe gar den
rechten ton niclit. halb ohnmächtig, halb demütig, halb
stilisiert, halb aktengewäsck Grillparzer tagebücher 122.
GEWASCHEN, veib., verstärktes waschen ($. d.)» n«»" ver-
emzell und in der älteren spräche belegt, s. Lexbr naclitr. 208:
Yor Ludewiges seiden ierte man si da^,
da; si dö diente beiden da; nieman lionde baj
gewasclien in diu liieider in Ormanielande.
Gudrun 1058,3;
da; du mir an den fujen iht geweschen sollest umb ein
har, non lavabis mihi pedes. {Joh. 13. S), mitteld. evangelienwerk
aus St. Paul bei Schönbach 130", ebenso 13ü' (Joh. 13, 10. 13, 12);
komt aber es von dem bösen magen was mun es denn ge-
wäscht, so slinckt im doch der atem. Ohtolf t. Baibrland
arzneibuch {s. l. s. a.) 27*.
GEWASCHEN, partieipiales adjectiv zu waschen.
1) die attributiven Verbindungen geben der bedeutungsentwicklung
im allgemeinen wenig anreguiig.
a) busenlöffel, bubeulöffel, Stubenlöffel, die tliut uns auch
herbringen, und gewaschene löffel, eng jungfraulöffel. Fischart
Garg. 131 neudr,
b) gewaschen eisen, s. eisen »orten. Chomel (1751) 4, 1040;
gewaschen eisen, gehet von denen hohen öfen oder blau-
feuern ab, wenn der sinder, nemlich die schlacken, gepocht,
im poch-werck gestamffet, das ist, geseigert wird, da denn
das leichte im wasser mit weg gehet, das gute aber bleibt,
und solches heisl wasch-eisen. Zedler univ.-lex. (1735) lo, 1379;
gewaschen gold Chohel 4, 104U.
c) 'liebes gewaschenes seelchen' ist der verliebteste aus-
druck auf Hiodensee. Göthe (maximen uud reflexionen) 49,56;
ich kann hoffen, dasz solchergestalt ein tüchtiger gewaschener
kerl aus ihm herauswachsen werde. Bürger {an G. Leonhart
26. 1. 1778). die beiden bcispiek weisen auf zwei verschiedene
richtuvgcn hin, nach denen sich die übertrai;ung der Vorstellung
der reinigung entwickelt hat. die eine richtung, die in der älteren
geistlichen litteralur gepflegt wurde und die von hier aus wol auf
die vollisanschauung zurückgewirkt hat, ist schon durch den bibel-
tcxt angeveiit, vgl.: gisahun sunie fon siuen iungoron mit un-
subren bantun, tha^ ist ni giwasganen hantun. Tatian 84,2
(Marc. 7, 1 communibus manibus, id est non lotis manibus, mit
ungewaschenen henden. Ldtbkii). dazu vgl. die ausdeutung
durch Christus: non quod intrat in os, coinquinat hominem, sed
quod procedil ex orc, die volksthümlichkeit, deren sich diese Über-
tragung erfreute, läszt sich am besten an der negierten form des
particips weiter beobachten, wobei einige wenige beispiele für die
mannigfaltigkeit der abstufungen zeugen mögen: aber die satyra
... das spollich Straffgedicht hat iren namen von den satyris,
wölche allwegen ungewaschen und geile abgölter seind ge-
wesen. Alpin US Vergilius deutsch 14'; vergangen jähr hatte auih
ein ungewaschen maul geplaudert, ich müste bei dem herrn
arabtmann narr sein. Chr. Weise die drei klügsten leute der
weit 172; ein ungewaschener verleumbder und falscher bruder.
BuTSCiiKY hochd. kanzclley 2, S25. vgl, dazu die zahlreichen belege
bei Stieler 2246.
2) auf einen andern ausgangspunkt weist das beispiel aus
Bürger; obwol es sich in der bedeutung mit einigen dieser ver-
wendunrien aufs engste berührt, führt es doch deutlich auf eine be-
stimmte feste Verbindung zurück, auf die in der zwangslosen spräche
beliebte Wendung sich gewaschen haben, tum Ursprung vgl. die
negierte Wendung aus dem 17. jahrh.: er hat sich nicht ge-
waschen, dicitur de homint inculto, incivili, quasi parum nitidus
et dignus ad rem aliquam. Stikler 2446. die positive wendung
wird im letzten drittel des 18. jahrh. atis der zwangslosen spräche
in die litteratursprache aufgenommen: ich will ein buch schreiben,
das sich gewaschen haben soll. Schönaicb ästhetik in einer nusz
s. 67 neudr.; ich will ein anderweites bocus-pocus machen
das sich gewaschen haben soll. Göckirgk an Bürger {bei Strout-
MANN 2,8u). zahlreich ist die redensart bei BCrger selbst belegt,
der überdies das bild, das ihr zu gründe liegt, gern wieder auf-
* frischt: von welchen {hexametern) ich mir, gott verzeih' esl
einbilde dasz sie so gut, als irgend ein teutscher hexameter,
liünde und füsze und sich — auch gewaschen haben soll, {an
Voss bei Sthodtma.nh 2,18); ich habe wieder ein paar neue ge-
ilicble gemacht, die sich an bänden und füszen gewaschen
haben, (an Didcrich, vjj. 2, 239). doch vgl. auch: in Aschers-
leben habe ich noch 75 morgen reine schöne länderei, die
sich gewaschen hat. (an Dieterich, vgl. i,23ü); das waren doch
noch fürsten, pardiöh, die sich gewaschen halten. F. Ch.Laue-
HAiiD Eulerklippers leben (1804) s. 125. vgl. Kluch Studenten-
sprache s. 92;
allein aus solcher tähilichkeit.
uoch eh' wir recht vernommen
dass er gegangen sei, zurück zu kommeu
mit ganzer haut, und just zu rechter zeit
zum mittagessen:
das nenn' ich eine riiterthat
die sich gewaschen hat.
Wirland (dfs maulthien taum) 18,321;
'Genua lieg« auf dem block, sollst du antworten, und dein
herr heisse Johann Ludwig Fiesko', 'was ich anbringen will,
dusz sicbs gewaschen haben suU'. Schiller (Ftesio 2, 15) 3, 72;
lieber Baum! ich hoffe, dasz du dato ein grünender bäum
seiest, einer, der sich gewaschen bat. G. Keller bei Bächtold
1,357; die Berliner! die haben sich gewaschen! das ist die
hohe schule! M. Haibe mutter erde 2.
3) vereinzelt stehen einige ältere sprichwörtliche Verwendungen^
die Hbniscii (I59ä) bucht:
alte lumpen rein gewaschen
hellTeu manchem ausz der aschen.
wans der mann selber nicht kompt, da wirdt im das hembd
nicht wol gewaschen, ebenda; die ist mit einer scbuster-
schwertz gewaschen, das ist, ich lasz sie sein, wie sie ist. 1598.
GEWÄSCHIG, adj., abgeleitet von gewäscbe tu der ü'jer-
tragenen bed<utung.
1) vom unfang des 17. bis zum ende des IS. jahrh. wird das
adjectiv in den Wörterbüchern getreulich fortgeführt: dolosa lingua,
geweschig Eyering proverb. eopia (1601) 1, 75ü; geweschig, gar-
rulus Henisch 1598. ähnl. Ai eb 935'. Bayer 290'. Steinbacb
2,947. RiHSCB 180*. nouveau dict. iStraszb. 1772) 339". Campe 2,3G0
{aber nicht mehr bei Adelung): gewäschig für geschwätzig, musz
heiszen waschhaft. Hbvnatz 2, 1, 54. für die Wiener mund-
art führt noch Loritza das adjectiv an: gewaschig, geschwätzig,
plauderhaft. neues idiot. Vienense 51.
2) die litterarischen belege setzen ebenso früh ein, reichen aber
nicht soweit wie die Wörterbuchnotizen: das volk schweiget nit,
sondern ist gemeinlich waschhuftig oder gewäschig, was es
im hause sieht oder erfährt, das trägts bald in allen häusern
aus. CoLERus ÄausftucA 6; derwegen verbeut der heilige Hieroni-
mynus, ... das man nicht sol versoffene, geile, fürwitzige
oder geweschige animen nehmen. Georg Viviennus weiber-
ipiegel, deutsch von Joh. Barth a3'; aber die bestürtzung seiner
leule, oder das gewäschige geschrei verrieth seinen (Gotarts)
fall in kurtzem durch das gantze fechtende her. Lohenstein
Armin. 1, 1019'; in denen mäuiern derer gewäschigen weiber.
J. Ch. Kund.viann Seltenheiten der natur und kunst.
GEWÄSSEB, collectivbildung zu wasser (s.d.). belege sind
erst aus dem ende der mittelhochdeutschen zeit zu gewinnen: ge-
wessere thüringische fortsetzung der sächs. Weltchronik 297, 9 u. a.;
gewessirde Eisenacher recht^buch 94 ; gewesser Limburger chronik
5J, 10. 9U, 32. Frankfurter reichscorresp. (aus 1405). Magdeburger
chronik u. a.
in der bedeutungsentwicklung tritt zunächst eine erscheinung
hervor, die von dem gange, den die collcctivbildungen zu nehmen
pflegen, stark abweicht: die intensive Steigerung der bedeutung
des grundwortes in der volleren form, gewässer, grusz gewüsser
hat in den ältesten belegen und auch später noch lange fast aus-
schlieszlich die bedeutung ^hochwasser, wassersnot'. man könnte
von hier aus bei unserer bildung zuerst an eine verstdr'ite form
zu wasser denken, doch spricht dagegen die so früh bekgle form
gewessirde, an die die gleiche bedeutung geknüpft ist; und wie
es sich bei gethier (vgl. oben sp. 4379) zeigte, läszt sich auch hier
diese sonderbedeutung aus einzelnen Verwendungen des grundwortes
herleiten.
die mannigfaltigkeit, die der bcdeutungsumfang des einfachen
Wortes (wasser) umspannt, fängt erst im sprachgebrauche Luthers
an, auch die collectivbildung zu beleben, schon die fliissigkeit,
die als atmosphärischer niederschlag wahrgenommen wird, regt zu
verschiedenen Vorstellungen an, je nachdem nie in flüssen, bächen,
quellen oder in teichen, seen und gar im meer sich darstellt, dazu
kommt dann die weitere entuicklung des begriffes: das wasser als
trinkwasser, die künstlichen wasser, das wasser im menschlichen
und thierischen körper.
mit dem einfiusz, der von hier aus auf die bedeutungs-
enlietcklung unseres wortes ausgeiibt uird, kreuzen sich die ab-
5369 GEWÄSSER (1. der $ii>gular)
ttufungen dt» coUtetivbtgri/ftt. drr ah$chwiehungtn alUrart frfahrt.
auf dtesin Utitertn beruht dann uitirr der pluraiitbraucli, der
allndingi in manchen fallen dte eintelnen $pielarUn des gewdturt
tum autdruck bringt, vorwiegend aber dte tbgenutile eoUeclie-
bedrutuni wieder auffrucht. dieser pluralgebraueh ist der fetletU
$lüt:punkt für die Verwendung de$ wortes in unteirr neueren
ipraehi. der uifsennchaftliche und der aelenmiUtige itü maehl
neuerdmgi fast nur vnm plural gebrauch, und mit difietn plural
findet dai wort in tahlreiehen tusammenhängtn und Verbindungen
tingang, in denen et frUher gemirden war, wir (in veriiltich der
dltiien Urkunden tur wassrrpolttri mit neueren enttprechenden
$ehriftttaeken leigt.
formell ist auf Schwankungen in der tehrribung de» geichlo$ttnen
« der itammtiilie htntuweittn; wir finden an tiner ttelU der
thnr. fort», der tdeht. weltchronik gewisser (SI7, }$). da$ gleielie
auch gelegentlich bei Lothkii (i Mot. 7,34. 8,7), hti Michail Sac >
(nru; ktiiserchron. Magdeburg Ifll4) und noch bei Ztttn (Astenafih),
andnerseiti ist der umlaut unberücksichtigt bei Kiichmair {denk-
mürdigkeiten 1520: genanter), ja auch Scmuttkl bildet das coUrrliv
ohne umlaut, und die gleiche form ist bei Kant btUgt, wo tie wol
die mundartliche ausspracht erraten IdsU.
\) der singulargebraueh.
a) die Monderentwicklung der bedeutung 'AoeAraiMr, üier-
$ehwemmung, wns*ersnot'.
it) die Verbindung gross gewStoer.
D) dies selbe jnrei wat gro; gewetiere in Sachtenlanite
amlie srnte Mcoloui tag, also das manig dorf daton irtrank.
Sachs, tpeltehron. 397,9 {Ihür. forts.), ebenso 90t, tS; des aelbia
joren (1342)... da was vil grosz g«wi<izere in nllen landen
unde nuch zA Erfort. 317, 2ft; von den pfrrden atietraden und
hinzugingen da^ zu heoehen, want grosze gewesser darumb
nra; da; « • nit hinzugerieden konden. Frankf. reiehseonesp.
(14U&) i'io; im Relbigrn jare (1488) tniluociiea in der fastnacbt
«cbneiete et sehr, und darnach die ersie wocben in der
fasten dauete es eilendta. davon kam im felde so gros ge-
wesser das es zu üestorf und in nmlcrn dorfern viel heuser
and Scheunen umbwarf und wegtriebe, d. ttddlechron. ', 418
{Magdeburg).
3)) Christus sagt, dai ein weiser mann sein bntisz baue
auf einen felsen, unnd es fiel ein plalzregen unnd kam ein
grosses gewSsser, unnd weheten die windt, unnd stieszen
an das hausz, nuch liel es nicht ... aber ein törechter mann
bauet sein hausz auf den sandt, und fiel ein plalzregen, unnd
kam ein gewesser . . . da Üel es ein. Aibestikus haufpolitei
e, so'; disa jetzgemelte Itranckhcit kompt die schafe an,
wann sie . . . in solcbeD Orteren geweidet sein worden,
welche dns grosz gewSsser uberlaufTen and sehr gefeucbiet
und genetzt hat. Skbiz feldbau 140; im jähr 690 war im
Venedischen ein solch groszcs gewisser, dasz man meinte,
sieder der sQndflut sei so grnsz gewisser nicht gewesen.
Mich. Sacbs nru< kaiserchron. [Magdeburg 1614) 2,98*; alsdann
bringen solche stern das ge^vulck desz hiinmels mit sich,
dardurch folget grosz geHässer, oder brunst, und verderbung
land und leut. volkthueh vom doktor Faust $. 73 ntudr.; für
dem grossen gewSsser nicht fortkönnen, non poter . , . riggiare
etc. per la groitexta altetsa delle aeque. KaAUEa (1700) 2, 1369*;
für dem grossen gawS.sser auf den land-strasseo ist ietzt
übel zu reisen, there Standes a great deal of water in Iht high-
ways, that rourses a bad travelling. (eu(ieA-(n$t. l«r. (1716) 77ü';
giosz gewSsser, diluvies, diluvium, umiat maximae, inundatio,
dtluvio; schnelles gewiisser, aliuvies, alluvio. Alb« 936'; grosse*
genflsser, diiurium. Steihrach 2, 919; leiten führt es {da$
Donauwiifser) bei «ich, besonders, wenn grosses gewSsser nn-
iSufU J. II. Haid Hm m<( seinem gebiet (KM) s. 391.
3)) diineben drängen sich an die tteUe des oft wiederholten adjectivs
andere kräftiger steigernde epithela: zum allerblfligislen sol auch
»ermergkht \> erden, das an sannd Augustintjig des liJO. jars
ain solicb graussam gewasser und sundtflus komen, das da-
von ein gannize Terzagnus des voicks enntslanden ist.
G. KiBCHMAiR denkw. {\blo), fontes rer. Austr. 2,1,448; ao balle
ich dafür, dasz vom hange solcher berge das regenwasser
so wohl als der zerschmolzene srhiiee in das thal herunter
scbies^et und unter der gemelten breiten hü^-elfllche solches
gewallipgrosse gewisser verursachet. ZKSK^^ts^ndOS; starckes,
hohes, anlauffeiides, reissendes etc. gewSsser ö wasser...
trabofco di acqua, inondamento, innondatione. M. Krämer (t:oo)
2. 1269', docA rgL auch oben. ihnL teutsch-engl. lex. (1716) 770*;
es (das klofter) liegt aber so lief, das refectorium tiefer als
GEWISSER (Ua^boehwaMcr) 537U
das Obrige, sn dast in jabr UM M anballeodM) reffen da«
wasser darin Ober drti palmtn stand. Melcba« ans zu folgern
berechtigt, dasi das «nlselzlirb* |ewlsB«r, «elcbe* laoo
niederging aod Obersebwoll, sieb auf gleiche weis« bierber
erstreckt habe, üöt» (oknimMkl L d* Vtneit) S«, 1(0.
ß) die gUuh* bedeutM»§ UtU äU jedock am tukttanU» muk
ohne weitere altrthute Mtf«%.
1)) item in den atlben jare ... da was eis grotta ba-
tcheideliche fluit nnde ein gawestcr. alao 4a|aaou CaMaaia
mit tcbiffen für in senl« Castors gaszro irf itm kofMMrkl*
Itmburgtr chronik 90,83; unda {die feinä*) batia« \m» aoch
me scboiden zugefogei, betten si gut weder gebat. »aol ai
der reigen unde geweizer dannen dreif. S3, lo. 4*>m n§L:
«anne ein gewessirde wirt, da; die mnllera obarif waaair
baben, so sullen si alle flnliinneo offzciben. and dag wr aiaar
dem andirn kuni tbun. Enenacher rtehttbueJt »4 bti OaTLOrr
sammL d. reehtsqu. t,79l.
2)) für I.CTHBR gab namentlich der berieht der bibel ton dir
sindflut iielegenheit, das coUeclit \n dieter bedeuiung xu verwendeti.
bemerkenswert ist das ablehnende vi ehalten tuddeutsehtr nach-
drucke, vgL Btland der wort$ehats des Züricher atten tetUnunU
{Baiel 1903) i. ib. vql. auch RKirreRscaii» Maremiepangtl IIa
(suai Augtburger naehdruck des neu«a teUamenlet »vn 1536): und
Noab thet alles was jn der berr gebot, er war aber serba-
bundert jar alt, da das wasser der siodflnt auff ardan kam.
und er gieng in den kästen mit seinen sOnen, weiba, and
seiner sOne weikern, far dem gewesser der sindflat... und
da die sieben tage vergangen waren, kam das gewesser der
sindDiit aoff erden . . . und tbetr-n sich auf! die fensler des
himels, und kam ein regen auff erden vierzig tag und vierzig
nacht ... und die wasser wuchsen, und hüben den kaslen
auff, und trugen Jn empor über der erden. aUo nam das
gewesser überhand and wuchs seer auff erden, das der käste
auff dem gewesser fuhr, und das gewesser nam überhand
und wuchs so seer auff erden, das alle hohe berge unter
dem gantzen bimel bedeckt wurden, funffzeben eilen boch
gieng das gewesser über die berge, die bedeckt worden . . .
und das gewisser stund auff erden hundert und funffzig tage,
da gedachte gott an Noab... und lies wind auff erden konen,
und die wasser flelen ... und das gewesser verlieff sieb von
der erden imer bin. LoTHfR 1 .Vos. 7, 5 — 8, S m. o.;
morgen wirt küiueo ber
der gransam narrenlreiser,
den ich forclit all mein tag
vAr teuer und jc«wa«s«r
und rAer »ant OrbiD« plag.
II. Sacis {niiiifHii"^*r) fakelm u, tehmtmht
3.132 Hemir.;
von Stertsingen ist ain solicher pach mit gewalt komen, itt,
alle prugn, aucb die starcke weg und staioen gepen nicht
erschossen baben ... so bat doch solicb gewasser das alles
zeserret, zerissen und in ainen scbwung hingetragen. U. Riscn-
MAiR deiiürv. (1520), /onfn 3, 1,449; Ambrones, Galiicae gentes,
die durch ein gewisser ir land verlorn, und nerelen sieb
darnach mit rauben. Ebasmos Albirus aor. dirf. Ms'; die in
hiesiger gegend su anfang des monat decembers (i670) aoa-
getrcttene wasser und flüs<e ... tbaien auch hin und wieder
an deren dSmmen and gesladen grossen schaden, ond bitte
wenig gefeblet, dass das gewisser nicht die Wertacbbrflrke
gegen der sladt eingerissen bülte. Stittir fascA. der üadl
Augsburg 1, 594;
ruckt er fort mit grontr nOb«
gewissen wegen ao die krtha.
Fucat mtt4keiik/. 1.4lt3, tyl.ohen theilX »p.V^;
meldet, dass er und seine spieazgesellen solche weiber gesacbl,
aber zu ihnen, wegen gewissere nicht baben kommen können.
Pbätobios Turcieida R i'; wenn euer gnaden ein pfarrer wire
und anf der kansel so predigte, das setzte slhren ab! meiner
six! es gibe ein gewisser, dass man mit nacben in der
kircbe fahren mflszta. WiiLAno(d«N.Sy(rto*.Jiosaiaa3,7) lt,Sli.
3)) gewisser, wassergiisz, Qbcrlauff dess wassert, eturiet,
aquarum deluries. Hi!«i«ca t5ai; gawiaaar, a«fa« isMdaaieae,
shoeeamento de' fiumi, U$ fm*. tiaaJariaa, Mmitmttä in
nrterrs. Rädlein S81*; gawlssar, 90m9int «arfac aMMiar.
WiKiHAüM 157*: gewlsaar, ftt fnfumämn. FiiacaS,42C;
gewisser, U$ tnus Merddrs, Mordcawal €t*mx. wen. Od.
des paaag. 3,179. ikniidt nach Hilpist 1, 4<9\
h) der ceUtttithefrif in seinen abstufungen,
n) der »mfatsrwU begrif,
»37 •
6371 GEWÄSSER (1, 6 als collecliv)
1)) weitester umfang:
neben der erde war, wie ein heller kristallener mantel,
alles gewässer verbreitet, üodmer iSotili 369;
wenn man die geringschätzigkeit der qunntität des gewassers
mit der grösze der erdkugel ... zusammenhält. Kant 8,212.
2)) engerer begriff: die wasserldufe einer bestimmten gegend,
die massen eines bestimmten wassergebietes.
a}) die wasserläufe einer bestimmten gegend.
n)) nicht immer ist die landschaftliche begrenzung angegeben,
manchmal wird sie auch slillschweigend vorausgesetzt: am abend
des 3. august ist das gewässer von den starken gewittern
und wassergütsen mit macht angestiegen, aus Riemers Leipz.
taschenbuche bei Wusthann quellen z. gesch. Leipzigs 1,453; in-
sofern diese massregeln der Verödung des gewassers nicht
hinlänglich vorbeugen sollten, wird der bundesraih ermächtigt,
die Schonzeiten für alle gewässer oder für diejenigen einzelner
gebiete temporär auszudehnen. Schweizer bundesgesetz über die
fischerei von 1875 bei J. König die Verunreinigung der gewässer.
ß)) kennzeichnung der landschaftlichen grenzen:
kein scliwan sang ihm {Bi-sser) damahlen gleich,
am brandenburgi.<cben gewässer,
auch nicht im gantzen teuiscbcii reich,
wie schön es klang, er sang noch besser.
KöNic vorrede zu Bessers scliriften 35,
vgl. auch unter ß) ;
im sicilianischen gewässer, an der sicilianisclicn küste, in Ihe
sea near the Sicilian coast. teutsch-engl. lex. (1716)770''; das ge-
wässer eines landes, the waters of a counlry. Hilpert 1,403'
{ebendort für die gleiche englische Wendung jedoch auch schon
der plural, s. «.).
6)) die massen bestimmter wassergebiete: ... da die Weichsel
... die länder oft unter ihrem gewässer zu bedecken trachtet.
Kant (ob die erde veralte? physikalisch erwogen 1754) 9,9;
nächst ihm fülnte Pyrächmes päonische krümmer des bogens
lern aus Amydon her, von des Axios breitem gewässer,
Axios, der mit lieblichstei' flut die erde befruchtet.
Voss llias 2,849;
Axios, der mit dem scliönsten gewässer die felder bedecket.
BÖRGKR lUas 20b';
so dünkt mir seltsam und fremd
der Uiisse gewässer
der einsame wald. Novalis (fragment) 1,387;
wasser überhaupt bildet nur erdengen, das gewässer der see
landeiigen. F. L. .Iahn 1,76; so . . . fielen beide hunde zu-
sammen in das gewässer des sees. F. Tb. Vischer ^auch einer'
1, 169.
ß) in einigen der eben belegten beispide ist das zusammen-
fassende momcnt schon stark in den hintergrund getreten, es ist
nicht die gesamtheit der wassermassen eines bestimmten gebietes,
sondern ein Iheil desselben, aber die Vorstellung der masse hält an:
töchter der vielgebärenden Tethys und de« vaters Okeonot,
der mit schlummerlosem gewässer
umwandelt die ganze erde,
sehet die fesseln. F. L. Stolberg (Prometheus) 15,11;
dort wo Ajas die schiß" an den Strand und Protesilaos
längs dem grauen gewässer emporzog.
Voss Itias 13,682 (£9?' dJ.ös nolifjs);
ich sah hinaus in die unermeszlicbe Sphäre von gewässer.
Heinse Ardinghello, schriflen 1,83;
aber aus der dumpfen grauen ferne
kündet leisewandelnJ sich der stürm an,
drückt die vogel nieder aufs gewässer.
. . . vor seinem starren wüthen
streckt der schilTer klug die segel nieder,
mit dem angsterfüllten balle spielen
wind und wellen. Göthb (iecfuhit) 2,76.
y) in anderen leruendungen ist auch die Vorstellung des groszen
unermeszlichen aufgegeben, dagegen dient der collectiv der Ver-
allgemeinerung insofern, als eine unbestimmte, nicht näher ge-
kennzeichnete qunntität zum ausdruck gebracht wird, das collectiv
dient der indefiniten bezeichnung : item, ob man müsse den bau
solcher befestigung, zugleich allenthalben herumb fuhren,
oder ob solches werck etwan auff einer seilen ein behilCfung
haben ... als ob etwan ein gemösz, gebrüch oder gewässer
herumb. Fronsperger kriegsb. 2,18'; ir werdet keinen wind
noch regen sehen, dennoch so! der bach voi wasser werden,
das jr und ewer gesinde, und ewr vieh trinckt . . . sihe, da
kam ein gewesser des weges von Edom, und füllet das land
mit wasser... und da sie sich des morgens früe auffmacheten,
und die sonne auffgieng auff das gewesser, dauchte die Moa-
biter das gewesser gegen inen rot sein wie blut. Luther
2 *ön. 3, 20//". {bei Kautzsch durchweg wasser);
GEWÄSSER (1,6 ein beliebiges wasser) 5372
bei welchem gewässer und liehblichen gründen
enthält sich mein trauter, wi? saget ihrs nicht?
Zbsen adiiiil. liusemund 99 tie«(Jf.;
schwellen ... einen dämm von grunclbalken an einem gewässer
aufführen. Stalder 2, 363; als auf einmal eine weite ebene
vor ihm dalag, und er in der ferne ein Städtchen, an einem
see erblickte ... er konnte seine äugen von dem gewässer
in der ferne nicht verwenden, das ihn mit neuem muth be-
seelte, die ferne aufzusuchen. K. Ph. Moritz Anton Reiser
s, 347 neudr. ;
als mit mir bei mondenscheine
Lavater spazieren ging,
ich am fall des Rheins, von schäume
nasz gesprüzt, ihm, wie im träume,
staunend an dem arme hing:
ach! da war mir wohl! noch besser
(seufzt' icli dann für mich alleiu)
als am lieblichsten gewässer,
wird am Zorgallusz dir sein.
GöcKl^GK (((!(/ ((. lod meines sohnes) ged. 3,186;
des abends, war die schule endlich aus,
zogen wir singend in den wald hinaus,
oder im garten am gewässer
sahn wir die sonne glühend niedergehn.
Geisel (auf d. lud eines freundes) gcd. 237;
alle diese hochcultivirten flächen dulden an keiner stelle
weder ein tümpelchen stehenden gewassers noch einen irgend
hochreichenden grundwasserstand. H. Hehpel zeitschr. f. ge-
wässerkunde 6, 102; die mit den zuständen im fliessenden
gewässer nichts gemein haben. H. Classen ebenda; als un-
befugt hat nicht jede Verunreinigung von gewässern zu gelten
... für die beantwortung der frage, ob die Verunreinigung
eines gewassers als eine ... unbefugte anzusehen ist, sind...
die bestimmungen des sonst geltenden rechts maszgebend.
L. HoLTZ fürsorge für reinhallung der genässtr s.S; sind nahe der
einmündung erheblicher mengen schädlicher abwässer Ort-
schaften gelegen ... so sind Vorkehrungen gegen die Verun-
reinigung des gewassers in weit höherem masze erforderlich,
s. 19.
S) der neueren spräche erst gehört diese Verwendung auch in
solchen fällen an, wo der Zusammenhang die geringfügigkeit der
wassermasse zum ausdruck bringt.
I)) aus der gegenüberliegenden seile des wassers, nur
zwanzig schritte von uns, stieg eine felswand empor, bei-
nahe senkrecht . . . ihre steile verkündete, wie tief hier das
kleine gewässer sein müsse. G. Keller (d. grüne Heinrich)
1,248; an dessen fusze flieszt der bach Trotinka durcli
morastige wiesen südostwärts der Elbe zu: auf der andern
Seite des kleinen gewassers schlieszt dann der steile Hor-
schizkaberg das bild. Syrel begründung des deutschen reiches
5^, 172; dort aber legten die pioniere sehr bald mehrere
Pontonbrücken über das kleine gewässer. 186.
2)) und herab lloss kaltes gewässer
hoch aus dem felsgeklüft. Voss Odyssee 17,209
{ausgäbe von 1793 und später; in der ausgäbe von 1781 dagegen:
schäumte das kalte wasser);
ein gewässer höit er endlich rauschen,
und gelangt an einen prächtigen springquell.
Platbn Ahbatsiden 6;
kam an das ufer eines kleinen bergflusses, der einen schmalen
dünnen wasserfaden durch ein breites trockenes felsbett
rinnen liesz . . . forellen musste das gewässer aber doch er-
nähren. L. ScHtiCKiNG (der böse nachbari} erzähl, u. novellen 5, 177;
in der tiefe einer felsigen schlucht braust gewässer. Hoseggeb
schriflen des Waldschulmeisters 3.
c) die erweiterung des bedeutungsumfanges durch Übertragung
der bezeichnung auf flüssigkeiten überhaupt.
a) regenwasser: schindelte ihm die lücken zu, die tropfend
gewässer und unbill des wetters in das dach von Gottschalks
blockhaus geschlagen. Scheffel Ekkehard 366.
ß) trinkwasser:
in des weinstocks herrliche gaben
glesst ihr mir schlechtes gewässer!
ich soll immer unrecht haben,
und weiss es besser. Götue (spricIiwOrtlich) 2,255.
y) köstliches wohlriechendes gewässer, schminck etc. ge-
wässer, acque prrtiose, odorifere. M. Krämer (1700)2, 1269"; dazu
vgl. wohlriechende gewässer Adklung 2,652. Hilpert 1,463'.
S) die wasserhelle flitssigkeit im menschliehen kürper: solcher
wein laxiit den leib und treibt das gewässer von den wasser-
süchtigen durch den stulgang. Sebiz feldbau 5*28; dieser wein ...
zertheilet den schleim und führet das gewiisser durch die
harngäng ausz. Verzascha Ardu/erftuc/i (1678) 703; gewässer bei
6373
GEWÄSSER (2. pluraf)
GEWXSSKR (2. plural)
5374
I
l
den medicit i. eMquamentum . . . gewliter det fablüU f. wnMi.
CllOHEL 4, 1040.
{) lintt: Teizeibn mir ew. excellaot mtio« brait« ge>
■chwatzigkeil, abrr «ie hnbeii die icbwtrzen gewBtter nriaet
tintfiKsei beraufbeschviruren, und ich fOrcbte, aie floden
nicht so acbnell das vrort, um sie zu bannen. Biaataci, «. Koai.
Bnmarekbrii-ft 111.
2) der pluratgfbrauch. tim trganiung der eben vtrtuehlen
tkiize bittet dtr pluralgtbraitfh, dtr dif meisten d*r eben belegten
Verwendungen in lieh aufnimmt und dann allmählieh verdringt.
a) in der beüeutunq von *hoehtratter' hat die neuere bthel-
über$ettung durchweg den plural etngetelit: da kamen die ge-
wSiier der (lut über die erde, liurzicn t Jtfoj. 7, 10; da var-
liclTen (ich dia gewfliirr. 1 Mot. i^,iu.a.;
dl« gewlitar ilod verlaureo,
dU gerichl« ilnd erruill,
durch der wölken sanrires iraufan
blaul dar bimmal bald enihOllt.
GiaOK (Atarat) palmbiatler 290:
dia gewatser Tollen, the floodt are tubiiding, Hilpert 1,463';
ala leb TOD Angernulnde kam, war ich durch die (lutben der
Zampel Ton Kniepbof abgesperrt ... lo mutzte ich die oacbt
Ober in Naui;i\ril bloiben mit vielen bandlungs- und andern
reisenden, die ebenfalls auf das sinken der gewSsser warlelcn.
OianARcK an seine tehwetler bei Korl Bitmarekbriefe 24;
die wandarende aal die mues lu achllT auch fteliao:
ila moüi von liimal ab, und !<e(rell aiilT da< mer
der UDgeniummen wAii; da alrlit sie um sich her
gewisser Toller Torchi, und wullen Toller «cbrekkan.
JsstiAS RoarLiR v. Löwinualt reim-gelicht« (1. get>u$ch) 72.
die Verbindung grusz gewttsaer rtrd nur ganx r«reinxelt in den
plural überführt: in gruszen gewissem wenn die Sohl ao an
drr niawer vorüber lleutset, aoszleufft. MiTiEsiua Sur. I7i\
b) ausbreitung des pluralgebrauehes im antthlusz an ditrinselnen
abstufuiigen des colUctitbegrifft.
ff) der umfassende begriff.
a)) BacoD vergleicht daher dit witseoschaften mit den
gewUsaeiD Ober und unter dem gewüibe aoserer dunstkogel.
jene sind ein gläsern meer, als kriatall mit feuer gemengt,
diese hingegen kleine wölken aus dem meer, als eine manoes-
hand. Hamann {kreuzzüge) 2,204 Roth; gott bat mit einer be-
wundernswürdigen Weisheit eine liarmonie . . . zwischen den
gewüssern ölen und unten eingeführt, dasz sie sich einandrr
ersetzen, gegen einander diensiferlig sind, und in ihrer ent-
fernung einen zusammenbang flnden. {btbl. bctrachtungen, Ruth)
1,84; das regime der gewüsser wird aber nicht allein durch
die wasserstSnde, sondern durch die fliessenden wassermassen
cbaraklerisirt, daher die keniitniss der jedem einzelnen Wasser-
stande entsprechenden abllusamenge... von besonderer Wichtig-
keit ist. R n RADER leilsehr. f. gewässerkunde 6, ISO.
k)) ich furcht, dasz ihr diesen briefT noch lange nicht be-
kommen werdt: denn die gewesser seindt so abscheüllig
grosz, dasz alles tiberschwommrn ist. Elisabbth Charlottb
T. Orleans (leOH) briefe 120 Holland; anno 1530 ist der merer
theil durch die vile der groasen regen der Main und alle
gewesser olle vier wuchen oder über 14 tage sehr groas
worden bis an das 40 jar. ehronik d, schuhmaeher-handwerks,
t. quellen x. Frankf. gesch. 2,22; ebner maszen sind auch andre
gewüsser, als flüsse, seen, ja daa meer selbst, wenn es rubig
ist. Er. Krancisci luttige sehaubiihne 1,662; all die gewäsaer
da, wie liübsch sie sich auch krümmen, machen uns stille
musik. MORikK [der sehati) :*, 69. J. KOnic i/w vernnrnni^uR^
der gewässer, Berltn IS87. L. Holtz dit fArsorge für rtinhaltung
der gewüsser, 1902 ii. o.
ß) Verengerung des begriffet.
t)) landschaftliche eingrenzung.
a)) von den marken wird ... bemerkt ... dasz ausser den
Wühlern ... aurh die vielen seen, teiche und gewS^ser, bei
kluger benutzung mancherlei vertbeidigungsmiltcl darbieten.
königliche rerordnung über den landsturm vom 21. »pril 1813
[gesetzsammlung für die preuss. Staaten); gegen die früher be-
absichtigte hindesgesetzliche regelung der mnsznahnien zur
reinbaltcng der gew&sser ergeben sich namentlich aus der
verschiedenartipkeit der Örtlichen und wirischafllicben Ver-
hältnisse innerhalb der monarcbie . . . bedenken. aUgem.
(prf««.) Verfügung vom 20. febr. 1901 6fTre/J" fürsorge für die
reinhaltung der gewässer, einl.; weil in folge der standigen
Vermehrung der bevölkening und der auf benutzung der
wasserliiufe angewiesenen anlagen die Verunreinigung der
gewiaaer stetig tuiunahmen droht. Ani*^ t. L. Hein 1. 1; hd
dem mangel einer ge<elzlicben vortebrilt, welch« die remn»
reinigung der gawasser allgeineio onlersagl, i»t io jedem fall*
zu profan, ebenda, s. L Holtz i. 10; mit geldclraf« ... wird
bestraft, wer nnbefu^t . . . in geMittern feile aufweickl oder
reinigt oder scbafe »a«cbt. ^sckeietgetttt fir in prnsu lUät
(l»74) i r M Holtz i.r; eritirbl »ich, dasz dnrcb abl«it«a|M
aua laodwlrtscbaftlicben oder lewerbllcben anlagen . . . der
(Itcbbesland der gewiaser vernichtet oder erheblich beachidigt
wird, t 4S. i.HoLTii.28; die beoQtaoni und ioaiaodtballasf
der gewisser betreffend, badütktt ge$«U ••• tk. ««f. W»,
I. J. KOhic a. «. 0.
b)) des keisers Sprichwort ist: Lgyptena krloler, Ihrto,
gewüsser, weiszheit, tufl, gesam und frauen «Iren dia baatca
in der weit. LoaiKaraiN Ckopatra 3,43: die ge«la*«r tto««
landes, the waters ofaeountry. Hilpert 1,469*; L«rd PalaMntOD
sagte dem grafen Apponyi mit dürren worteo, daa etecbeinen
diesea gescbwadera in den englischen gewassern ... sei am«
beleidigung der englischen nation. Sibel begrUndung d.deutttlun
retcAM 8,308; vorlauflg galt ea eine reite mit dein Hamburger
schifTe 'Hammonia' in die chinesischen gewaster. Ta. Stob«
{Hans u. Heins Kirch) werke 6, I&: einen besonderen zweig dar
hydrometrischen foracbung in Oesterreich bildet... dia ajale-
matische erhebung der an den dtterreicbiacbeo gewlaaem
verfügbaren . . . waaaerkrafte. R. BBAOsa xtüttkr. f. gneduer-
kunde 0,198: die am nordabbange der alpen efltmriageaden
gewisser geboren slmmtlicb dem flussgebiete d«r Dom« «ad
des Rheins an. 69; die grOndong einer staatlirben anttalt fBr
gewaaserkunde, die beabsichtigte belbeiligung der preutsitchen
geolo;;ischen landesanslalt an der erforschung be miscber ge-
wflsser. 279; Bonns die notwendigkett der reinhaltung 4er dtiättktn
ge Witter. Leiptig 19 )i.
2)) dit prnalrechtUcht tingrenxung {beim singmlar nicht hekgt):
jeder .theiloehmer kann verlangen, dasz ihm die onrnl-
behrliche mitbenutzunf der gewisser auf den auaeinandcr-
gesetzten grundstücken vorbebalten und diese so aosgtwieaeo
werden , wie ea zu diesem zweck für beide tbeil« am be-
quemsten ist. preutx. gemetnsehafttlheHungtordn. von 1831 bei
R. NotiLiNC kuUuigetetze in Preutzen 202; daas berr Fritz v. Fmk
eigenthümer des terrilohums FowiingOonr, sowohl da« griind
und bodens als der daiaof befindlichen geb:lude. bäume, gr-
wilsser ond aller daran liaflenden nutzungen sei. G. Fa^vrac
(soll u. haben 1) 4,167; zu den privalgew assern gehören: l) daa
auf einem grundstQck entspringende . . . watter (quellen);
'.>) die künstlich angelegten Wasserleitungen und kanale; s) daa
stehende wasser, welches in seen, laichen, cislernen ... ge-
fangen ist. Bluntscbli i/aar>v(rlcrfriieA 3^ 60.
3)) vor allem beUebt ist der plural, wo die xugek6rigluä tm
einem bestimmten wassergebiet gekennstiehnet wird.
"" schon die anderen alle, .«o viel dem verderben eniraonea,
waren daheim, den tcblachtan entnohn und drt meer««
gawlsiero. Vom Uuyuee 1,12 dsu«):
wo daa eUmeer mit des dauiscbei
Dears gawt>tero sich vermengt.
FaiiLisatTa 1,16;
ao iat mein« Überzeugung, dasz . . . diese beiden parlamentc
nicht langer aua einander in halten aein worden, als etwa
die gewBsser des rothen meeres, nachdem der durcbmarsch
erfolgt war. Bismabcb poL rtdtn s, 27s KohL
b)) diese schaaren ergosaeo aicb dann beinahe wider-
atandtlos Ober alle theile JQtlanda bis zum Lijoljord, hinter
deasen schützende gewatser general Hegermano-ündeacroDe
zum zweiten male vor drr äbermacht zurückwich. Stbu. Be-
gründung d. deutschen reiches i,Vo; indem Sophok'es aeioen
geburtsort, den gau von Kolonos in Terberrlicben strebt, ttellt
er die hohe gestalt das tcbicktalverfolgteo, berumirrendea
köoiga an die tchlummerloaen gewisser des Kephistot, von
heiteren bildern sanft umgeben. A. v. Hcibolot k9swsm 3, 13;
ilic wichtigste Verkehrslinie auf den gewisaern de« Ob ist
diejenige von Tjumen nach Tooiak, beaptalehlidi den |e-
treidetraiitport dienend. teUtekr, f. §rwiimhud$ % Itt,
y) ebenso wird der plunlgibrimtk ia in fUk» Ifftaitiff,
in denen a*t attribntiren besiimmunftn oder aOfemtmer mu iem
nummenhange eint ktnnseichnmng dtr art und ein ftgentatt
gegen andre tpielartfn hervorgeht, rgl: die ferfflgung bezieht
ticb auf gewitaer jeder art: natOrlicba wie kOnttlicbe, Öffent-
liche wie private, schiffbare, wie nicht schiffbare, stehende
wie fliesscnde, oberirdische wie unterirdische, biooeogew&sscr,
5375 GEWÄSSER (3. in der composition)
wie meereshuchtea und haffe. L. Holtz die fürsorge für rein-
haltung der gewässer (1902) s. 1 anm.
1)) gegensätze in bezug auf den umfang,
a)) in der Wirklichkeit nun sciieint sich für solche poetische
äusserungen das baden in unbeengten gewässern am aller-
ersten zu qualificiren. Götiik (dicht, u. wahih. 19) 48,136;
so holTt' ich ihr des reichs bebaute flächen,
der Wälder tiefen, der gewässer Uulh
bis an das ofTne meer zu zeigen.
(nat. lochler 3,4) 9,323;
die fluten der beiden ströme waren hoch geschwollen, und
deshalb unsere expedition nach der heiligen Teste nicht un-
beschwerlich, da ohne aufhören neue gewässer, in denen die
pferde oft bis an den bug versanken, zu überschreiten waren.
ScDACK ein halbes Jahrhundert \, 190;
nun sterben die laute beseelter natur,
(lumpriosend umschäumen gewässer mich nur,
die hoch an schwarzen gehölzcn
dem gletscher entschmelzen. Matthisson nlpenreise.
b)) in kleinen gewässern fängt man auch fische {nach dem
dänischen). Wand kr 1,1600;
wie er (d. niond) vom himmel herab sich im bache besieht,
manchen goldenen streiT aul' die gewässer mahlt.
HöLTT (hymnus an ä. mund) ged. 202;
die plätschernden gewässer der Springbrunnen. Maslos Volks-
märchen 4, 123.
2)) gegensätze in bezug auf enlstehungsweise und beweglichkeit.
a)) vorerst unter thuniichstem ausschluss mancher in den
nntürlichen gewässern störenden umstände. C. Weigelt zeitschr.
f. gewdsserknnde 6, 42.
b}) bei weitem die wichtigsten gewässer sind... die fliessen-
den. Bldntschli s<aa/su)6. 3*, 60/'.; dasz die sommerregen in-
folge der Verdunstung fast ohne einflusz auf das anschwellen
der niessenden gewässer sind. C. Gebaüer zeitschr. f. gewässer-
künde 6,240; die hypothese von der Selbstreinigung fliessender
gewässer. H. Ciassen ebenda s. 31; preusz. ministerialerlasz vom
7. april 1876 betreffend den schütz fliessender gewässer gegen
Verunreinigung, bei Holtz s. 41; neue Untersuchungen über die
grenzen . . . der Selbstreinigung flieszender gewässer. H. Ci.assen
1898; das röten von flachs und hanf in nicht geschlossenen
gewässern ist untersagt, ßschereigeselz für den preusz. slaat (1874)
§ 44 bei Holtz s. 29.
3)) sonstige epitheta: sie . . . fanden auf ihren Spaziergängen
durch das gebirg so klare, rauschende, erfrischende gewässer.
GöTHE (dicht, u. wahrh. 19) 48,137 (vgl. auch: beim anblick und
feuchtgefühl des rinnenden, laufenden, stürzenden in der
fläche sich sammelnden, nach und nach zum see sich aus-
breitenden gewüssers war der Versuchung nicht zu wider-
stehen, [ebenda] 136); dann dünke ich mich reich genug, um
jedem, und ob es gott selbst wäre, zu vergelten, was er an
mir gethan, dann scheine ich mir ein brunnen, der nur darum
aus allen ädern der erde die holden gewässer einsaugt, damit
er erquicken kann, was ringsum dürstet und schmachtet.
Hebbel briefwechsel 1,72; ich steh' auf des berges wolkigem
gipfel, unter mir liegen die schlafenden Städte der menschen
und blinken die blauen gewässer. Heine harzreise.
e) Übertragungen sind nur beim pluralgebrauch belegt:
0 hättest du getrunken aus dem brennen
aus dem lebendige gewässer quillen.
CuAMisso Forlunat 51;
wenn nun von einem mann ohne bildung in jeder läge des
lebens, in jedem affekt verlangt wird, dass er sich die
schranken gegenwärtig halle, die die ehre seines nächsten
schützen, dasz er seine znnge im zäum halte und wohl
überlege, auch das, was er im zorn sage; dann wollen sie
behaupten, dass der hochgebildete gesetzgeber, der beherrscher
des Wortes und seiner gedanken, der kühne schilTer auf den
gewässern der rede, wie wir sie hier haben, ausser stände
sei, die kuppen zu vermeiden. Bisharck reden 3,33 Kohl.
3) das collectiv in der compoHtion.
o) meeresgewässer Voss Odyssee 2,264(1806); sOssgewässer
Brehm, vfil. Sanders erg.-wb. 613; sumpfgewässer Göbrks heilige
allianz 137; das kleine waldgewässer K. Immerbann das äuge
der liebe 4; kiesgewässer Götiie (Faust 2. dass. Walpurgisnacht) ;
fischgewässer Schweiz. Verordnung vom 13. juli 1886; grenz-
gewässer Schweiz, bundesgesetz vom 18. oct. 1875.
6) schneegewSsser, regengewässer Kramer (1700)2,1260*;
Wintergewässer Voss Utas 23, 420 ; am stygischen nachtgewässer
Heine (im mal) 18, 252; die offenen weltgewässer H. t. Kleist
PenlhesHea 14; das urgewässer Götiie (ital. reise) 27, 141.
GEWÄSSERBESCHREIBER — GEWÄSSERT 5376
c) wasch-gewässer, spuazzo dal lavore. Kramer (1700) 2, 1269';
Schmutzgewässer.
GEWÄSSERBESCHREIBER, m., von Campe (2, 360) als ver-
deulschung für hydrograph angeführt, ebendort gewässer-
beschreibung, f. für hydrogrophie.
GEWÄSSEHCHEN, n. , diminutivform in anlehnung an die
unter i,b,S (sp. 5372) angeführten Verwendungen:
siehe, da rieselte still ein gewässerchen ohne gewirbel,
bis an den grund durchsichtig, wodurch in der tiefe mir zählbar
jedes kieselchen war, und kaum floss leise die welle.
J. H. Voss Ovid 1,302 (Cerei).
GEWÄSSERKARTE, A; wirft man den blick auf eine voll-
kommene gebirgs- und gewässerkarte Europas und rechnet
man Russland als eignen steppenerdtheil ab, so findet man
in Europa, nicht mehr und nicht weniger, nur folgende neun
länder. F. L. Jahn l, 172.
GEWÄSSERKUNDE,^.; die künde oder kenntnisz von den
gewässern, und gegenständlich als lehre dargestellt; die ge-
wasserlehre (hydrologie). davon der gewässerkundige. Campe
2, 360. dieses compositum hat in der neueren spräche festen boden
gewonnen: anwelsung des landwirtschaftsministers für die
arbeiten zur förderung der gewässerkunde vom 1. mai 1892
bei L. Holtz s. 6; vgl.: die Zeitschrift für gewässerkunde.
(Dresden 1899 /f.); die gründung einer staatlichen anstalt für
gewässerkunde. ebenda 6, 279.
GEWÄSSERNETZ, n.: sie (die canäle im venelianischen) er-
scheinen vielmehr für die landschaften als nothwendige glicder
des allgemeinen gewässernetzes. H. Gravelius zeitschr, für
gewässerkunde 6, 47.
GEWÄSSERSCHAÜ, f.: gewässerschau, «.bachschau Lüeger
lex. der ges. technik 4, 633 (bachschau, besichtigung der wasser-
läufe durch sachverständige. 1,608).
GEWÄSSERSTRECKE, f.: da diese (die industrie) ohne
benutzung der wasserläufe für ihre vielfach unschädlichen,
jedenfalls aber... nur für gewisse gewässerstrecken bedenk-
lichen ablaufe nicht bestehen ... kann. C. Weicelt zeitschr. f.
gewässerkunde 6, 44.
GEWÄSSERUNTERSÜCHUNG, f. Seligo gewässerunter-
suchungen 1903.
GEWÄSSERT, participiales adjectiv zu wässern (s. d.). das
particip ist in attributiver function neben einigen Substantiven gern
gebraucht, mit denen es feste Verbindungen eingeht, die bedeulungs-
enlwicklung steht ganz unter dem einflusz dieser snbstanliva und
zweigt von einer grundlage ab, wie sie etwa in gut gewässert
ist halb gebleicht (Rensrerg-DCringsfeld Sprichwörter d. germ.-
romanischen sprachen 1, 612) zu tage tritt, dagegen bleibt eine
andere richtung der bedeutungen von wässern (vgl.: es hat ihm
das maul lang darnach gewässert. Krämer 2, 1269") ohne Wirkung
auf die Sonderentwicklung des parlicips. wenn man für diese eine
gliederung anstrebt, könnte man sich an Cbomel anschlieszen :
gewässert, heist entweder so viel als in wasser eingeweicht,
oder mit wasser vermischt. 4, 1040. in der that handelt es sich
beim einen theil der Verbindungen mehr um eine Sättigung mit
flüssigkeit, im anderen um ein untertauchen im wasser, aber auch
hiefür giebt im gründe doch die eigenart der objecte den
ausschlag.
1) die beziehung auf grund und boden, vgl. bewässert: und
wirst sein wie ein gewesserter garte. Luther Jesaias 58, 11
(dasz du einem wohlbewässerten garten gleichst. Kadtzsch);
wodurch manch fruchtbar thal sich zieht,
und grün sich hin und wieder wendet, von mancher kühl- und
klaren fluht
des reinen haupt-strohms Tweed gewässert.
Brockbb tliomnons jalireszcilen (herbst 827) 375;
und kam zu der grotte der nymfen,
an der gewässerten au.
J. H. Voss (üriihi'HS d. Arqonaul 646) //««iod 293.
2) die Verbindung mit anderen flüssigkeiten : gewesserter wein,
under den wasser thon ist, vinum dilutum. Maaler Itj";
gewässerter wein, vinum dilutum, vin trempe. Ehmel nomencl.
quadriling. 323; gewesserter wein, vin auquel il y a de l'eau.
HüLsiDS (1614) 163', ebenso ausgäbe von 1616 (s. 137' gewässerter
wein . . . vino adacquato). ebenso Henisch 1695. Duez (1664) 198'
(du vin accouse, vin baptise); vgl.: sein wein war ziemlich ge-
wässert. Grimmelshmosen Simpl. 286 neudr.; gewässerter wein,
gelästerter wein. M. Krämer (1700) 1269'; gewässerter wein, »in
auquel il y a de l'eau, vin batisö. Rädlein 1,382* ; ähnl. Weiss-
mann 157*. Bayer 291*. Kirsch iso*.
3) die beziehung auf nuhrungsmittel und Stoffe, bei der erst-
erwähnten beziehung kann am ehesten an ein eintauchen ins
6377 (iEWÄSSKULET — ÜKWATKN II.
mauer gedacht werden; b«i der twtiten maf twar mauchtm, dtr
dat wort gebraucht, ein ihnliehtt bild loriehwtben, abtr über
die thatiacliliche tuberettung Jüur Hofft gebt* die belege andere
ouskunft.
a) gewfliierter baring, kareng* wueerata. EimiiioainieL la:
• ürwesterter hering, hareng mortiß*. Huiiiu* (UU) IM*, ebenso
outgabe von loto (ge«ta*iiert): gewa»ttrter bering, britliemtg.
harettgui mactratus. IIemicu lb\tU; <f/in<. Uunt (ie<M) tw'. IUdliim
1,382'. KiH*cH IHO'; gewatterter siockflicb, gewl^ierter brriiig.
M. KkAMii (1700)3, 12«»': gewatterie* Uencb, earo macerala.
SrtlNIACM 2, 049.
b) gewfl*(«i-ter cboinelol Hiruch I&0&: camelot ondi^ ge-
wlsierter •cbumlutl. Üukx (IM2) 49, «i</iio (ioe4) I9'>': ge-
uUfüciter Ufet etc., taffeta etc., ondata , ondulata, marezxata.
M KtAHia 2, 120'/; gewaiiertei zeug, vestis undata, undulata.
Wki^aHANN lft7'; dhnL U*1K> 291*. kii^cH IbO*. StiiNbacm 2,94U;
• Inen ttlsr voll wOrJe, xur r«iti.<tiiiarla, bring* leb,
tcliOu, von t[«"'*-*"rti)iu lart, uilt «Igtoio btiideu genAbet.
J. II. Vo«« foe:i»clie werkt 1, ». 40 {llemfitl);
gewfltserte zeuge, neiiDt roan diejenigen zeuge, welchen
glanzemie streife, die nie wasservxigcn auiieben und daber
waaaer genannt werden, durch gelinde« aofaucbten oder
preuen uml uiangelo gegeben worden, eü amd die ge-
wil«ierton zeuge von veracbiedenen gatlungen: al« doppel-
talTete, mobr und einige andere, es entsteht aber die Wässe-
rung durcli die kuprerneii oder einernen walzen, auf denen
die gestuUen der «tasserwogen eingearbeitet aind. den glänz
gibt man diesen zeugen nucb der wflsserung mit der Maruien
pies.^e. kiüMTz 18, 89/".; gewasserter Stapel, zeigt diejenige
krauselungsfurm der wolle, wo alle wellungrn durchweg die
furo) eines bolbkreisea zeigen, ohne deutlich abgetrennte
ütüpeli-hen erkennen zu lassen. Thiel 4,420; gewasserte uder
muirirte zeuge nennt mnn süicbe seidene und wollene stulTc,
deren ubertlücbe glanzende, wellenfOruiige, jedoch nicht ein-
gewebte streiren hat, Scmbdel waarenlex. l', 298'.
c) von hier aus wird dat paiticip in dieser isolierten bedeutung
auch weiter übertragen: bauptTaibung {der wildgdnte) grau mit
braunem und gruu gewassertem rücken (gSniegrau). Wirciill
Handbuch f. jdger 3*, 136. r;<. auch gewasserleU
d) datu vgl. die Verwendung in der faehsprache der bildhauerei:
in seiner Jugend kunnte er sich von klumpigen, gewasserten
liguren nicht lus machen; spater gelang es ihm, dieseu typus
zu krariiger, voller lleisthigkeit zu veredeln. lnahBMAii:«
memorabiUen : fränkische reui {werke 20, i. 82).
41 die übertragene Verwendung seilt hauptsächlich an der in
in der Verbindung gewasserter wein eulwickeltin Vorstellung an:
Lu Fontaine gelang es die fabel zu einem anmutbigen poe-
tischen spielwerke zu machen; er bezauberte; er bekam eine
menge nacbabraer, die den namen eines dicbters nicht wohl-
feiler ei halten zu können glaubten, als durch solche in
lustigeu Versen ausgedehnte und gewasserte fabeln. Ltssmc
(von dem Vortrag der fabeln) 1^ *6Q; und hielt eine lange
leicbenpredigl, worin sie viel schwätzte vou den lugenden
der hingeschiedenen ... von einem besseren sein, von liebe
hoffnuiig und glaube, alles in einem nüselnd singenden tone|
eine breilgewaaserlc rede, und ao lang und langweilig, dass
ich davon erwachte. Haini ItaUen, top. i\.
GEWASStHLtT, nebtnform im gewassert, vgl. l,c: tu s«inen
hosen wurden auszgcnominen elfhundert, fünf ballpo und ein
diittbeil weis-ieu staininel, darausz macht man ihm ein lacmirl
acblangeuMendig phtzstiamig und geOenimet kleid, welchs
dabinden zerschnitten war zersegel, und durchfeihelet ouff
die weisz der crenelirten, gewSsterleten, berechen zünellen,
krennirten gelaubwircklen und durcbsichtigeo seuleo. Fisciiait
CVy. (ISOO 114*.
r.EWAT. gewaite, s. gewand, v,il. vor allem sp. Kil ff. 525«.
üEWATEN I, gewKlcn, ablettung im wat, ul gans durdt
gewanden (». d.) verdrängL
tiEWATEN II, verstärktes waten (5. d.). obwol die form Mr-
kaUnumä^ug spät belegt Ut, reicht sU dock kaum über die «n-
finit der neukoehd. periode hinaus:
Jener Uget dich in dat waiilr
ir dA lud« din« gadin
■emugln geswimmln noch gewadin.
kiHÜi liolker 4557;
doch raoehi «r nicht tu In gewaten,
noch ir dekeine tu staten
grireien in daritlban liL
paittMMl 33S,4t Köikr,
GEWATSCHEL — GEWEBE
5378
■6cbi lek |««au«a
Bodar irea iroaiea ackattea.
dank iiNii fr Ml a» 4U gtlUkU km Laasat««
UtdtrMtit.Ui
wao er 4» voa deo waa*ra
bau* Baal«« Um
wat Ir da «In an lo gawai
und tieb so ballen dar («haart.
dta wardeo all« ab im gedaufl.
mUletä. «MHyrliMMMrl «W ST. Nwl
lio*. S.U) lir SeMniMfc.
GEWATSCHEL, a., wtrbaUuksianii» 1« »atsekalo (s. dL):
gewatachel Cabm i,3«o; gawatacbel der gtot«, «oUB. s. Uiltut
I, 4«3'.
GEWÄTT, .. gewelL
GEWE, t. geuw« sp. 4«4o, vgl. «a«A Luu i,tm
GEVVEÜE, u., veibalsubitanttv tu weben {s.d.). im Mfwim»}*
umfang unseres Wortes sind heute zwei reruhitdtntrtifi tidtn§0»
ternntgl, die funetionen einet nomen oc^ioau und du aAsta/tn^n
«n<i coUectivtegriffes. die gleidun fegeusdtu $mi n^ iit bei
den ältesten belegen hervortreten mnd üt dm fittkickU unietet
•ortet sowol nach form und bedeittung, alt autk im k«tu§ »mf
die Stellung im kreiu seiner sippe beeinflussen.
1) die abgrentung von stammesverwandun btiiungeu, die
mannigfaltigkeit anderer ableiiungem rt/ia gUschem stamm nUtfi
SU Aurirr aueinandersetsung, um so mehr, «Ii einulne formtu
noch bu in die s/^ätere itÜ tur teiU gehen und ntlfacJun esnfluu
auttiben.
a) in wieweit den terwantUn bUdungen esn »oM#a «ctioaii •■
;rund« liegt, lätU steh Jauegen schwer enttehesden, m«H dm
lateinischen termini, die in den glatten tur leHt lUktn, foM alle
ebenso gut du Handlung selbst als das ergtknit itrtelktn »nt-
dnicken. so tst für das neutrtsm weppi ans der glttehtttimnf
mit textura (Gaarr t,«iO) noch kein ankaUspunkt «rroan/a
4 5. vielmehr unter b). unter dem gesithUpunkt der bädungtweise
wäre wiftunga (Gsakf I, 019) hierher t« rechnen, es ist aber m
den Prudrnltusglossen mit Uxta {.leichgetetst, auek kier ist aüa
der bedevtungsübergang schon toUsogen. wi* weit dhnbches für
giwift, tfstura (GaArr 1,044) giU, lätU sieh nicht «nltikaidtn.
b) deutlicher lästt sich dagegen die vergegeuitdndliekuni dt$
beyriffes nachweisen, die in den eomposUis mä ge tnr coOettit-
bedeulung überführt: hierher gehört das nrutrum weppi mit seinen
ncbenfoimen woppe, wuppe (GaArr 1, 04e)f.), tgL: also di&
spinn« buget ze iru unmuicjen wuppen {aranea). Norsta ^ins
b9, 10 (Hatttmer 2,326), vgl. die composita giweppi, tela (G«ait
1, «4«), spionaweppi (648), gotweppi, vestet (047) lintwalilun
inan labhanes inli gotuwebbes. Tutian 200, 4 clamidem et pur-
puram). noch weiter führt ein bedeutungtgegensati, der innerhalk
dieser und ähnlicher biUungen gellend wird: du tubitantn kenn-
zeichnet manchmal die kette beim gewebe, wtanchwsal den eia-
scMg; so fuhrt Gbaff für weppi 0«/. die kette beim gewebe;
für den einschhg wird als eigene biÜung weval gebucht (Gbaft
l,ti49), das aber sugleich auch die kette, den aufsng bedtutA,
das also die beiden betleutungen 'tnhtemen und *üamrn in tick
tcreinvjt — beide laleinitehen termini Haben kekanntUck tngkuk
auch die bedeutun<j * gewebe' entwickelL
c) innerhalb dieser biUungen ktnnteiekntt liek unter aarM-
sitbstantiv als eine prägnng, die in form nnd ktdeutnng wr^rtn§Utk
das nomen actionis sum nutdruck bringt, die aber in ikrer inturen
foim, wie andere verbaUnbttantira mtl dem fräfLx ge, «a du
grosse gxuppe der collettithildnnnen (vgl. WanAMaa i. jr. 11, f im)
angeuhlossen wird, wie weü die Ifrff faafasafwMillaaj iaiKtck
bedingt ist, wie weit sie dem einfluss der Oammnerwanilen MUaaaea
unUrliegt, lästt siek nicht entscheiden. jedeufaUt iä dmer ftterjaBf
schon in den ältesten beUi^n ant den gktsen iet &. auf t, jakrk,
angebahnt, wir finden auf der einen teiU: lextura^ Uwrp
Reichenauer glotun (i .Voi. », s). SrciMBETia-SiEvtas I, 33«;
;anflMrfl, kawep Frewnjer glatten ra Itidor {de e/ifc 3, II, «. 430)1
ebenda 2, 341. auf der anderen teüe textriet, kiwab« ttidsenamtr
flotten (5yra«* 45,12). SriiüaETta-SlBVcas l,aw.
d) die ertten ItOeraritckfn Mrfc fekiren der mHOiaekdenttcken
perieie an nnd tmi anek kier tusfemeim tpdriitk; m beatkrdnken
sick auf die letsterw4knU hedentnng und kmipfen nitkt aa dnt
wtenukliche eriengnii, tandem an die IkitijkeU der tpimne an,
wir ßnden einen beleg fir die form webe nnd einen für «ewebe*
IUI aU dl apiaa« ' «e"«"«.
die nacli lamerclicbrn gewinoe
ir gewid« ipinft ut iram laib«.
da{ in den w<ba aio mucke belaib«.
des i«i ir nao);' mts.<«(aoge.
da; man d« diire ^alk sacb haage
lu den waba »0 na vardai^ tenaer gSftO-
5379 GEWEBE (2. neuhochd. periode)
Ton Sant Augustin man list,
wie er bihtic worden ist
her von siner tiintlieit.
wie so Itleioiu dinc er seit,
da; zwen hunt im scherz sich biii^en,
da von er bihte und seit sin gewij!;«D.
ouch ein spinne er spinnen sach,
ir gewebe, da bilite er nach,
da^ im sin zit da mit Terswant,
da; er got die wii niht mant.
die wile er schont zuo der gespunst.
Heinr. d. teiciiHer bei Karajan anm.b\.
an mittelbares seugnii liegt lool in webnetzel vor: diu airl
gcpernt si {die spinnen) zwischen den webnetzeln. K. v. Megen-
BERG buch der natur 295.
<) die concurrenzformen halten sich hier in der mittelhoch-
deutschen zeit und gehen auch in der neuhochdeutschen periode
noch länger neben gewebe her, ehe dieses seinen eigentlichen
entwichlungsgang beginnt.
tt) wir säjen unde wäben . . .
schiere runn diu weppe
von bluote. Servatius 28S4 (.teilschr. d. a, 5, tG2) u.a.;
weppebouin, licialorium Diefbnbacb 327', vgl. auch mhd. wb. l,2-29^
tela ... gewäppe, loiU Joniüs nomend. (1602)160; Penelope list
(Jarausz dj Sprichwort erwachsen dai gewurcht oder gewepp
i'enelope wider auftrennen , das ist vergebne arbait thun.
ScHAiDENREiszER Odysscc 6*; zä dem al si auch ain werck-
lichea list erdacht, ain grosz subtils gewepp, oder gewürch
angefangen. 99"; webbe, tela: textus, textum, texlura. Kilian
654'; vgl. webe, web Krämer 2,260*. dazu vgl. spinneweppe
{mhd. uib. 3, 6)2'), das auf Spinnewebe von einflusi war.
ß) üf in ein ganziu punder
der Kriechen wart geschiclet,
dar in wart er ver*tricljet
aU in da; wippe ein garnes vaden.
K. y. WÖEZBüRG iroj. krieg 3348S Keller u. a.;
die gewüpp RCff Irostbüchl. 12; ifaofta, iaös, tela, textum,
gewüp, tuch. Frischlin nomencl. trilingus 179'; gewüpp, tuch,
tela, textum. Emkel nomencl. quadrilinguis iZ\ ; geweb, gewüpp
Hemsch 1595. vgl. auch Uscer-Khull steir. Wortschatz a. a. o.
y) wepf, gewepf, stamen, tela. voc. von 1429, s. Schmeller
2", 965; dagegen sind xu wefel {mhd. wb. 625'. Schmeller 2% 803),
wil't {mhd. wb. 3, 612*. Schmeller a. a. o. 865) u. a. keine formen
mit ge belegt; doch vgl. geweefsel Scbuermans vlaamsch idiot. 154.
2) gewebe in der neuhochdeutschen periode. in bezug auf
die form nimmt nur das sufßx die aufmerksamkeit in anspruch.
wir finden einerseits die apokope, anderseits die bildung nach
andogie der collectiva auf ede. vereinzelt wird der statnmvocal
mit ä geschrieben: gewüb Hulsiüs (1686), ebenso in Slraszburyer
ftrkunde von 1646. apokope des sufßxes: geweb Hemsch 1595,
Simpl. 1 neudr.; geweb oder gewebe Düez teutsch-franz.-lat.
dict. 198'; geweb, n., tela GiiinLEn 2,74'. Aler 935. Bayer 291*.
Keureiü Volkssprache in Nassau 1,440; geweb Hans Sachs fabeln
u. scAwän/re 3, 216. 4, 145. Simpl. 121; Abraham a S.Clara (gewüi));
Schiller kab. u. liebe (3, 426 gegen gewebe im Fiesko 3, 26) ;
RücKERT {im reime auf gekieb). das sufßx ede: gewebd, ge-
webde Duez a. a, o. KtuREiN a. a. o.
a) das nomen actionis läszt sich aus neuerer zeit mannigfaltiger
belegen, doch wird hierfür nicht der ältere Sprachgebrauch zu
gründe zu legen sein, vielmehr stehen diese Verwendungen unter
dem einßusz der neueren nomina actionis mit ge.
a) schon bei Duez a. a. o. ist die function des nomen actionis
durchzufühlen, er stellt gegenüber: un tissement ou une tissure ...
textura und an zweiter stelle: tuch, lein wand, une loile. noch
deutlicher ist Stieleh: webung und weberei, textura, dicitur
etiam das gewebe, tela. 2451. vgl. Adelung: das gewebe währet
den ganzen tag. 2,652; vgl. gewebe, the act of weaving. Hilpert
1, 463';
geh' du jetzt hin, geh' an dein iiunstgeschift;
an dein geweb' und deine spindel heim.
ßÜRGK« (Ulis 6,333) 3, 150, vol. auch Voss Tibull 147 (2,l,65j;
fluch, friedlichem wert:, dem geweb und gespinnst,
woTern wir sie nur, einst im sklavischen dienst,
zum tode betrübt
die töcbter von Argos zu schmüclien geübt.
Lkutuold (leä. (Penlhtailea 8) 249.
ß) vielleicht gehört hierher auch die präpositionalverbindung
mit von: zeug von lockerem, von festem, glattem gewebe.
Adelorc 2,652; zwar liesz sich Daniscbmend ... erbilten,
eine manufaktur beizubehalten, welche frau Zeineb mit grosser
emsigkeit errichtet hatte, um sich selbst und ihren guten
freundinnen ... bemden von feinerem gespinnst und gewebe
, , . zu verschaffen. Wielano {Danischmend cap. 50) 8, 461 ;
GEWEBE (2, 6 gespinnst)
5380
nicht umsonst bereitet durch manche jähre die mutter
viele leinwand der tochter von Teinem und starkem gewebe.
GöTHK {Hermann u. Dorothea 2) 40, "252;
gewebe, the manner of wearing. Hilpert 1,463; das gewebe
dieses tuches ist ungleich {the wearing ... is uneven). ebenda;
ein Schleier von reichstem gewebe {of riebest texture). ebenda.
b) die sachhedeutung.
a) ein coltectivbegriff liegt den Verwendungen an und für sich
fern; er wird aber vereinzelt von lexikographen mit rücksicht auf
die form vorausgesetzt: geweb... Wo, quidquid ßlis texitur.
Hknisch 1595; gewebe . . . 80 viel zugleich gewebet wird, o
web, what is woven togethcr upon the weavers loom. teutsch-engl.
lex. (1716) 770'. auch im satzzusammenhange entwickelt sich ge-
legentlich collective bedeutung: ...soll hinfüro ein knapp bei
allen galtungen leinwats oder gewübs von der ehle einen
heller weniger haben als der meister. taxordnung der leinen-
weber 1646 (Schmoller 282); ... so blieb es doch nun eine
gute zeit bei den bereits gemachten erfind ungen in färben,
... sowie bei der alten gute des gewebes. P. v. Stetten 1,255
(sonst ist dort für den collecttvbegriff meist weberwaare ge-
hraucht: war die weberwaare sowohl von leinen als von baum-
wolle...ein mächtiger zweig der hiesigen handlang. 2U9; das
gewerbe mit weberwaaren. 207 u. a.);
auf der wies' am erlenbache,
wo sie bei dem morgensang
häuslich ihr gewebe tränkte,
sah es Adeiheit, und lenkte
schnell den pfad zu ihr entlang.
Chr. Stolbrrg (chorQexänge aus WiUietm Teil)
2, 44.
ß) das einzelne erzeugnis aus menschenhand.
1)) gewebe, toile Hulsids (1616) 138'; ähnlich Gürtleb 2, 74*.
l'iÄDLEiN 1,382'. Steikbacii 950; geweb, tela, textum, texlorium.
Aler 935; gewebe, tela ... textum oder toile, heist überhaupt
ein ieder auf dem weher oder würckstuhle verfertigter zeug,
er besiehe aus seide, wolle oder flücbsenem garne. Cbomel
4,1041 ; gewebe {tissu, web) ist ein tlächenförmiges fadengebilde,
bei welchem sich zwei fadengruppea (kette und scbuss) unter
gegenseitiger gesetzmässiger schränkung derart kreuzen, dass
die eine fadengruppe (die kette) nur längs durch das ganze
gebilde hindurchgeht, während die andere fadeng:'uppe (der
schusz) in der querrichtung läuft. Lueger lex. der ges. technik
4,633; ein gewebe schleiertuch, dreissig eilen oder zwei stück.
teutsch-engl. lex. 770'; gewebtuch d. i. stück tuch. Rehuein
Volkssprache in Nassau 1,440; gewebe.... zeuge, Stoffe, d. i.
jedes gewebte zeug, man unterscheidet a. glatte, schlicht-
gewc'ble Stoffe; b. geköperte oder croisiite stoife; c. gemusterte
oder faconnierte Stoffe. Thiel 4, 291.
2)) disz voicklein {die frauen) wie man weisz, will ungern
alt sein, und geht mit ihren Jahren um, wie i^enelope mit
ihrem gewebe; dasz sie nemlich immer wieder welche in
zahlen davon abthun. E. Francisci lustige Schaubühne 301;
und nun webete sie des tages am groszen gewebe;
aber des uachis, dann trennte sies auf, heim scheine der
fackeln. Voss t»(iyssee 2, 104 (1781) ;
trüglich zettelte sie in ihrer kammer ein feines
übergrosses geweb', und sprach zu unsrer Versammlung.
2,94(1781);
sie spannen daselbst ein doppeltes, aus den dünnesten Hiden
bestehendes gewebe auf und legen es um den bäum. Ovid
iibers. v. i. S. Safft (1766) 252 {ähnl. Rode [1791] 1, 257); der säum
um das werck präsentierte bluhmen im epheu-laub. J. G. Schmidt
(1712) 1,206; den aüssersten rand des gewebes aber unigiebt
sie mit friedlichen Ölzweigen. Safft 254 {ebenso Rode 1, 257.
Heynehann [1797] 1, 202) ;
es wurden auch goldne
faden durch das gewebe gezogen und alte gescbichten
wurden darein gewebt. Üviu übers, v. Sculcter 6,67
(jedes gewebe wird ein gemälde alter gescbichten. übers, v.
RODK 1,258).
für alle diese stellen hat Voss in seiner Übersetzung statt gewebe
andere worte gewählt: gespinnst (314,50. 315,57); gewirk (315,05).
nur da, wo die engere bezichung auf die spinne hervortritt, führt
auch er gewebe ein [s. u.}. die älteren Übersetzer haben werk,
gewirk in solchen stellen (gwirck Wickram [1515]; arbeit, werk
J. G. Schmidt).
3)) die tapezereien waren das zarteste geweb auff dem
gantzen erdboden. Grim.melshaüsen Simpl. 7 neudr.; nun kommt
mir ein zartes gewebe in die bände, woran zwar nicht so viel
maschen sind als stiebe an ihrer lieblichen Stickerei, doch
denken sie sich, es seien lauter freundliche worte, die ich
5381 GEWEBE (2,6 gespinmt. netz)
lur das allerliebtU ge^cbtok erwi«d«ra nüvlite. GCthb
britf« 21,122;
wthreud die friu , mit d«r iplod«! batcbtriigal. ftra« dem
Jüngern
•uiwich, ond Ihr ■idlilcbeii nli grobem fewib' ilim bedacki«.
Vom (ii<W'«« ^i> U"''- 2>3ISi
lie laug mit meloilliebrr ttlnim«,
ImalK eia icliöuvi gcwebn niii goldener »ule lu wirken.
uäf-M b.si il'tHr.
kUnttlicb gcwebe, dortt, »nie, argute, affubre elaborulvm Uxtum.
Srttl.K« 24M. andfii btUg* i. unttr dem flur algebrauch: trflufell«
muiiche tbitlne auf dos iiiUhsain« geuebe berab, dai ibre
kleinen und ue vor dnii nacblTruile decken tollte. Ürohmii
litehtrgeilichle {dai trüi (tutr auf trJtnj 42;
am tage leluer «nkuari. da der könig
Tom bad' erquickt und rulilg. aeio gewand
au» der grniahliu liaiid verlangoud, iileg,
warf die verderblicUe «in l'aliaurelcb
und küadllcli lich vorwirrendei gewebe
Ihm auf dio «cliuitero, um <iai edle baupi.
GOtmi {lihiirim- 2.3) ft.4Ui
wenn sieb aber an einem kleid eine auss.itzige stelle zeigt —
»c'i e> nun un einem wollenen oder linoenen kleid — oder
an eineiB linnenen oder wollenen gewebe oder )iewirke oder
on leder ... niun zeige es dem prietter. S Mos. 13, 48 bei
Kadtzsch (es sei wüllen oder leinen, am werRl oder am
eintracbt. LuTiita); em hflrenes gewebe, hair lace. Hilpknt
1,403*; im folgenden jabre Irgte micb em kleines flusfleber
in ein bette, das einen »cbrügeti bimmel batle, durcb dessen
nicbt gar dicbtes gewebe ... die weisze wand durcbscbien.
Lii:MTB<iBeRG verm. sehnlleni, 148; bie fusste nacb einem baum-
blatt, ibr spitzenäirorl stieilte sein gesiebt, und von der be-
rUlirung des feinen gewebes rOlbete sieb ibm die wange.
G. KasYTAC vtrlunnc handsclir. S, 5) 7, lOü; Karl der grosze be-
stimmte dasz auf seinen meierbüfco bunfenes gewebe (eanava,
canavina, canevasium) gcbulten werde. Weinhold deutscht fronen*
41*; von werg aus flacbs und bunf ward ein grobes gespinnitt
und gewebe gemucbt. 2. 240.
4)) die Vorzüge des linnen- und wollengewebes. Wiirhold
24S; seidenge webe 247. vgl. auch: atlasgewebe, florgewebe,
sammtgewebe, purpurgewebe, spitzengewebe: doppelgewebe,
biidgewebe, bunigewebe, goldgewebe, pracblgewebe {rgl. theil
7,2046); kunstgewebe (j. fAH< S, ip. 2780) ; schimmergewebe.
spinnencewebe vgl. y).
&)) feite Verbindungen mi< verbis werden wenig begünstiyt, vgl.:
ein gewebe anfangen, telam esordiri. Stkikbach 96U: er ver-
fttrliget ein gewebe, lelutn' lexit. ebenda; gewebe entwickein
(jOruc 9, 'iSu; anlegen Jban I'aul 48,9; wer ein gewebe an-
(gelangen, uiusz es auch zu ende weben. Wandkr 1,1651; ein
bi>ses gewebe anzetteln, ebenda u. a.
6)) die immer mannigfaütgere gliiderung der eintelnen arten
des geuebes {vgl. unter II), 3)), 4)), s. o.| entwickelt ueuerilings Ub-
hafleren plurulgebrauch. noch Scuottkl (296) führt gewebe als
smgultirtlantum auf, doch scJion bei JoHA^^ Klaj (indet sich
der plural:
der rorhnng In der kiicli von kuo»tllcii<)u geweben
mit eclionem •cliarlaciirot bat einen kracb gegeben.
d. leidend« l/in'*lw« 27;
vfi. auek I.OHKRHTIIN hyaeinthi» 7i (s. «.), vgl. kOnstlicbe
geweb bei Ai.k* 935; in diesem gebSuiie fand zu allen zelten
die 'gescbau' der gewebe statt. Tu. IIbrbergcr Augsburg und
nine frühere indusine (IM2) s. M; künstliche gewebe, farbe-
reien und Stickereien werden mit auszeicbnung genannt. «. 11 ;
auf neue arten von geweben hatte die aAchsiscbe regierung
i. j. 1771 und 1832 ... eine prlimie gesetzt. PcscaeR gesch.
d. iniusirit . . . tn der Oberlauiitt, ntue$ lausitsuehes magasin
29. IS; man versuchte es mit bestem erfolg und der bandel
nnl «eiszgarniger. feiner leinwund war im vorigen Jahrhundert
um Zittau in grO.ozter bluthe, namentlich mit geweben von
0)'bin. Jonsdorf. ebenda; die mannigraitigsten beinkleiderzeuge
Uszt das Ziitauer kaufmannshaus Wilntig gegenwartig in
grOszter menge arbeiten und das kunstreiebe Waltersdorf
liefert viel gewebe dieser art 5.21. andere lei>f tele sieht unter
y) ») und in c).
y) gespvinslt thttristken Ursprungs.
1)) diU ntlx der spinne: die an und für steh sehen SMkt
titgtndt rortUUung wird ra dtr tpditren liUeratur immer witier
mtu angtregt durch dii grmkistMt sage ton der Arachne:
•u> ibm (>lem kmuek iltr xpimmr) »endet Arachne
radcii. und Oaiaalfai ooeb ala spinn' ibr aliea gawab«.
Vos» üviä 1.319 (ArmtksuU
IV.
GEWEBE (2. 6 gttpintul der spinna) 5382
das übrige galiOrcl sum bauche, weraoa ti« j«4o«b ibrt fades
liebet, und ala spinne ibr aitM |*«tb« tocb fonaett«t Otii
Ubert. V. i. S SarrT w.bt) m {dnm Scateraa [l'M] *, 142).
a)) gebrauch in dtr ttnuUtkf frunäbtieutung :
ein alia spinn, dla «an elo nacsleUi ••!»«■,
darin ila mftnoken raban woli . . .
es kam tin pIn. «voll an ir arbeit BiafM»
samten der lUffsen pluomen •oh,
als dio »acb das peiriagea
der tpinnen •ebalckhaftlfoi nect . . .
acbatpf de die »pinnan darUmb »uaÄ.
die spinn mit la*ter war peban.
tpracb tu Ir : . . .
in mein ge«eb kan leb mkb litilg ecbw>«ab— ,
und »o paid rallen In mein oocs
dio acbnaciiea oder Bttockna,
on alle mOe idi *ia vorfeefL
lUat StcNS (äit »pi» mit ^*r H«) faMa md
MkmäHk» >.»•;
saifl regen kboftlg »aia.
wou »Icii tom gweb dla tplnoan
verkriechen allenibaib.
Im korb pielben die pinnen.
«on nidor fleugt dio ackwalk.
{teidien dt» re^tmwttUrt) 4, I4&s
ferner betebauet die mObtane tpiooe, deren geweb bcioabe
ein wunderwerck ist! sehet, ob ibr auch einen eiulfta koofff
in aller ihrer arbeit linden möget? vielcber jager oder fledfar
hat sie gelehret, wie sie ibr oetz auszspaoneo, und sieb. Je
nachdem sie sich einet netzes gebrauchet , ihr wildpret zo-
belaustern, entweder in den bnlersleo wmckel, oder gar ia
das centrum ibret gewebt telzen tolle? GanniunaoaBii
Simpl. 127 neudr,;
die ventebi nur Ibr gewebt; jene, nicbu als Ibr fliet:
war bl kluger? biar die ipiona; oder 4on LÜMbaili.
GOCKIMCK (tar «MiacAeMaa«) 9'< S.tM:
denn eben diese idi« iptnnen) betcbfltzeo mit ihren geweben
die (rauben vor den gefrflstigen roOcken. Je«i Pacl {gr6»L
proustt) i, 13; da füllle ticb der tbal-eingang mit eioen
lelttamen wesen, das eine griechische funenmaske mit vor-
gewölbten gläsernen äugen auf dem gesichle trug, und zwischen
dessen gliedern überall tpinnen tmsig spannen, uro gewebe
anzulegen. J. Paul |/irr6titiiiMtn< S, sekönheü des sterbent) 46,9.
nur kieinheit sollte hier «ich angitllcb fühlen,
der neld, dar sieb lu »einer ecbande zeigt:
wie keiner spinne schmuiiige» geweba
an diesen marmoiwtodau haften »oll.
GÖTMB (Tuuo 1.3) •. 151;
den panier er in die balle hing,
der apinne geweb den heim umflog.
StaACHwiTi (eiM f*u*uciit«g) otdiekte «. U.
ich kenne dat groaze geheimniiiz, und ich will suchen lag
für tag, wo nur ein kellerwurm kriecht und eine spinne ibr
gewebe anhüngt. G. Krettag rerlorene han-isthr. (4,4) 7,242;
spinnen-gewebe, a eobweb. teutsch-tngL lex. (1716) 77o'; alle
thronen sind für mich freudenihranen ... und seine Spinnen-
gewebe hingen davon voll, wie andere an einem tonnen-
niorgen voll tbau. J. Paul 48, il; ipinngewebe, Ide «reac«;
toile d'araiqn^e, tgl. Siuckb uitschr. f. d. wort forttkumf tttik.
b)) bildlicher gebrauch: also fliegen die mucken banffeo-weiae
in das gewebe der teuflischen spinnerinn. EsAsnot FsAsata
der höllische Proteus (1096)867; wie man aber der Zeilen dat
böte züchtiget bei unt cbntlen, laiz ich es einem jeden
selbst zu erwegen, ob et wahr, dasz zu weilen ein straff
scie wie ein spinnen-gewöb, worin die kleinen mucken hangen
bleiben, die grusleu vogel aber durchfallen. AttABAa aS. Claba
aufft auff ihr Christen II i neuär.; gleich einer unermQdeten
spinne setz er im mittelpunkl seiner gedenken- und worl-
gewebe, ewig betcbüftigt, den kleinen vorraib von begriffen
... in so klare und dünne faden auszutpinneo, dass er alle
die unzählbaren leeren zelleo seines gebirns Ober ond Aber
damit »usiapeziren konnte. Wiblaro (yeMA. d. AbderiUni,*);
wie eine riesenspinoe tasz Kom im mittelpunkte der latei-
nischen weit und überzog sie mit seinem unendliriien gewebe.
Hei ÜB Norderney.
2)) das gespinnst anderer tkiere: »elzet ein geacbOpf, selbst
ein vernünftiges geschopf, dem da» gefübl baaptsinn »ire
(im fall dies möglich ist!) wie klein ist teioe weit! ond da
es diese nicht durchs gehör empfindet, to wini es ekb wobi
vielleicht, wie dat insekt ein gewebe, aber nicbt dörcb lOne
eine spräche bauen. HeaaiB ittrkt &,e4 {ühtr 4tn mrtpnng
dtr spracht);
der »orgeu-wurm bockt sieb ins aelden-warma geweben,
dio nuscbald fOblt kein leid in unser scbiecbtcn trnaJkl.
LoaButiBni kfeiatkia 71;
338
53S3 GEWEBE (2, b blaltgewebe, duftgewebe)
verbiete du dem seideiiwiirm zu spinnen,
wenn er sich schon dem tode näher spinnt,
das köstliche gewebe entwiciielt er
aus seinem innersten, und läszt nicht ab,
bis er in seinen sarg sich eingeschlossen.
GölHK (7(1 SSO 5,2) 9,230;
gewebe .. . bau bei den bienen. Thikl 4,421; gewebe der
bienen, the cells of the bees. Hilpert 1,463';
ist wachs im lionigliuchen,
so ist es dein {'tfr hipuc) gekleb;
ist houig drin zu suchen,
so ist es dein geweb. Röckert werke 6,94;
aucb als er über sich in einem luch des baumes ein graues
gewebe erblickte, erhob er sich zwar und löste die Zeilen
eines verlassenen Wespennestes aus der Öffnung, aber er hielt
die Zellen achtlos in der band. G-Fbeytag (geschwister i) I2,2ü5;
und er schubste das Wespennest, das er zum Sinnbild der
Unbeständigkeit gemacht, auf den boden. Dorcben beugte
sich nieder, hob das verachtete gewebe auf. {ahnen 5, 2) 12, 207 ;
und zog sie in die gartenecke, um ihr die grösste Seltenheit,
das verlassene nest eines zaunschlüpiers zu zeigen, die vögel
waren längst entflogen , das gewebe hing an halbentlaubten
ästen, {verlorene handschr. 2,1) 6,231.
S) Übertragung auf ähnliche gebilde der natur.
1)) sie irret l'ort, so wie der schmale pfad sich windet,
bis sie sich unvermerkt vor einer grotte tindet,
die ein geweb' von epheu Ifichc umkränzt.
WiBLAND Oberon 8,69.;
wie um ihren stab die rebe
brünstig ihre ranke strickt,
wie der epheu sein gewebe
an der ulme busen drückt.
ÜÜRGKR {.die Umarmung) werke 3S';
so nenn' ich meine
geliebte, kleine
einsiedelei.
worin ich lebe,
zur lust versteckt,
die ein gewebe
von Ulm und rebe
grün überdeckt. (das dörfchen) 9';
säuselnd wie das blattgewebe
jenes kranzes diclitbeiaubt,
welchen Ölbaum, lorber, rebe
schlingen, tJellas, um dein haupt.
A. Grün {Hellas) gedickte 72;
das künstliche gewebe eines blattes, the admirable contexture
of a leaf. Hilpert 1,463'; zwischen den stoppeln hing weisses
gespinnst und die thautropfen lagen darauf, bis der wind
das gewebe zeniss und aus tlur und tbal entführte in die
blaue ferne. G. Fheytag {verlorene handschr. 1,12) 6,210;
ein andrer breitet teppich'
milchiarb und rosenrot',
baumwollen das gewebe
der bäum die wolle bot.
GiiiLLPARZKR frühlingxkommen;
vgl. auch laubgewebe, pflanzengewebe, rankengewebe.
2)) weniger erfolg hatte Bodmers federgewebe, über das
Schön AicH (ästhetik in einer nusz 120 neudr.) spottet:
das dritte paar (flügel) deckte
seine beine bis zu den Tersen mit federgewebe
lazurblau. er stand, ein Olympier unter den menschen.
BouHKR Noak 373.
3)) wäre die gebirgsart {der Apeninnen) nicht zu steil... so wäre
es eins der schönsten länder in dem herrlichsten kliina, etwas
hoher als das andere land. so aber ist's ein seltsam gewebe
von bergrücken gegen einander. Göthe {ital. reise) 27, 177;
je weiter einzelne hohe spitzen isolirt aus der kette der
alpen hervortreten, desto weitere überblicke werden sie zu
gewinnen erlauben, je mehr sie iiiiuen in dem gewebe der
gebirge selber liegen, desto tiefere einblicke in ihr wildes
getreibe werden sie gestatten. Koai alpenreisen Z, 362; gewebe
. . . gefüge der mineralien. Thiel 4, 421 ;
an den wänden rankt in buntem
Tormenspiel des grauen tropfsteins
geisterhal'tes Steingewebe.
Scheffel Irompeler ». Säckingen 171.
4)) die entwicklungsfähigheit dieses metaphorischen gebrauchet
wird bei der Übertragung auf die atmosphäre (luft, duft) noch ge-
fördert durch eine bedeutuug des verbums weben, die beim Substantiv
gewebe litlerarisch sonst nicht zur gellung kommt: weben, weheren
«= sich bewegen, ichweben, vgl. geweber. in dieser richtung ist
namentlich Hkuuer sehr ergiebig: ein liedchen der wohltust, denkt
man, kann doch wohl am ersten ein gesammleter duft, ein
schwebendes gewebe, eine blumeniese sein von manciierlei
truunizügen: us isls und ists nicht, plaslik {werke B, j. 59); es
GEWEBE (2, b anatomischer begriff) 5384
wird himmel! aus waszer und lichtstralen — ein schönes biid,
ein feines gewebe ! haben nicht lange gnug unsre systematische
nuturlebrer das blau des himmels wiszenscbaftlich aus dem
gewebe der luft, durch das lichtstralen fallen, erklärt? (6, «.52);
sieh hinauf, da blauet sich
hoch der himmel: sichtbarlich
geht er dort aus meeres duft,
spinnet sich zu morgenluft.
zart gewebe! blaues gold ! —
gottes Stirn, wie hoch und hold,
unabsehlich tief und weit
wölbt sie sich mit herrlicbkeit.
(die schöftfung, ein morgenge.sang) 6,189;
ein leichtes mahl in selbst gepflanzten schatten,
durcl. deren dünne gewebe die abendsonne scheint
. . . diesz nenn ich mir ein fest.
Wieland ((/. neue Atnadis 12,10);
wie ein gewehe zuckt die luft manchmal,
durclisichtiger und heller aufzuwehen;
dazwischen hört man weiche töne gehen
von sel'gen feen, die im blauen saal
zum ."phärenklang,
und fleiszig mit gesang
silberne spindoln hin und wieder drehen.
MöRiKH {fieilichle) yes. Schriften 1,52;
lasz dieser lüfte liebliches geweb' i
uns leis umstricken.
Göthe Uiatürliche tochter 1,1) 9,250,
vgl. duftgewebe thetli, sp. 1505 {aus A. W. Schlegels gedichten);
dazu vgl.: des lenzes duftgewebe
hat jähr für jähr geblüht.
Strachwitz (tebensansicht) geil. 6U;
adieu, geniesze der freien luft, denn zu hause hängt immer
ein leichtes sorgliches gewebe über den menschen. Göthe
brief an Knebel $.23; das menschengeschlecht zieht wie ein
fliegender sommer durch den Sonnenschein und das betbauete
gewebe hängt sich flatternd an zwei weiten an und in der
nacht vergehts. J. Faol {Hesperus 3) 7,259; vor beiden Jüng-
lingen senkte sich das gewebe von grauem flor herab, auf
welchem die traumgöttin ihre bunten bilder zu zeigen pflegt.
G.Fb EVI AG (so/J M. /iaften 1) 4, 57, vgl. auch mettengewebe {(jewebe
von sommerfäden) theil 6, sp. 214S.
e) einen besonders günstigen boden fand der übertragene ge-
brauch auf dem anatomischen gebiete, ein älterer gebrauch geht
hier von den gebilden aus, die dem bloszen äuge des anatomen
erkennbar sind; ein jüngerer gebrauch entspringt mikroskopischer
beobachtung. der älteste beleg knüpft an die form web a«: das
web der ädern, mesenterium. Vesalids anutomey deutsch von
Alb. ToRi.Nüs (l543). die belege für gewebe folgen viel später.
II) der terminus der medizinischen fachsprache.
a)) aderngewebe, plexus chorioides. Jon. Jol. Hlckeb be-
trachtung des menschl. körpers (l"34) 319; ein gleichsam von
ädern gesticktes netz, welches das adergewebe beisset. 339;
die alierdünnesteu und feinsten endigungen oder extremi-
täten derer arterien und venen die sich in die musculos
ausbreiten, machen durch ihre häuftige ramilicationen oder
zweige, wundersame gewebe auf der fleischigten substaiitz
derer bewegenden fibren. Jon. Alex. Miscbel inslitutio ana-
tomica (1744) 1,208; an einer menschlichen miltz erblicket man
nur sehr wenige vasa lympbatica, dahingegen an einer kalber-
miltz sehr viele zu finden sind, woran sie ein wunderbares
gewebe machen, die nerven sind in grosser anzahl vorhanden,
und entspringen sie vom plexu splenico, welcher formiret
wird von denen fliamentis die um denen vasis plenicis ein
^antz unordentliches gewebe machen. 2, 118; auf der äusser-
lichen fläche der tunicae nerveae erblicket man ein wunder-
würdiges netz oder gewebe welches gemacht wird von denen
nerven, von denen vasis sanguineis und lymphaticis, die in
die vesiculam sich vertheilen. 1U9; das mesenterium ist aus
zwo lamellis zusammen gesetzt, zwischen denen ein cellulöses
gewebe belindlich, wie auch eine grosse anzahl gevässe, und
endlich verschiedene glandulär conglobati« anzutreffen sind. 53;
inzwischen dasz diese würkung fortdauert, werden die
grösseren gefässe von ihrer feuchtigkeit immer mehr und
mehr ausgedehnt, die kleinen gefässe aber aus deren gewebe
die häute derer grösseren bestehen, werden zusammen-
gedrückt, ausgepreszt, und verlieren ihre feuchtigkeit. Hermann
Boerbaavs pldsiologie übirs. ... von Jou. I'etür Eberhard (1754)
752; die andere haut {der drüsen) aber, ist dicker und dichter,
sie besteht aus fäserchen die gegen alle seilen zu lauffen,
und aus einen in einander geflochtenen gewebe von gefässen.
465; diese {blutadern) machen eben solche krümmungen als
die Schlagadern, lauffen eben .<o wie die fort, haben eben ein
5385 GEWEBE (2. c Übertragung auf abitracta) GEWEBE (2,e anknüpfung a. d. anat. begriff) 5386
•oiclie« gewebe, und betlodeo tirh mit ihnen ao einen ort. 3»;
es zerstreuen eicb aber die zweige derer unter der baut be-
nndlicben acblagndern, in ein aebr feioea gewebe, und geben
ungvmeio kleine nebengefBate von sich. *06; ea geht aber
Blich eine achlagader zum muskel. diese iat ao grosz, ter-
thcilt sieb in so viel zweige, und maclil ein aolchea gewebe,
daaz man aich leicbi konnte verrühren laasen zu glauben,
aie mochte den ganzen kOrper des muskela aus. W».
b)) cellulOses gewebe lUcRKaS:»: eine andere ort {der ßlurn)
aind die blsttcben, wo oriers eine grü>z«re breite mit einer
kleineren länge verbunden wird, das lockere zwiNchengewebe
demelben nennt man dus Zellgewebe (ttla eellulosa, zeiiatuIT).
Hallib ^rumirui dtr phyiiolofitt für rorUtungtn {dful$cht aut-
gabt 17S8) $ Si die>:es Zellgewebe besteht aus unzüiiligen blittt-
chen, zwischen denen in verichiedener richtung, rSumchen
und kleine hülrn ilbrig bleiben; diese blaticben verbinden alle
tbeile im mennchliclien kurper gleichsam wie ein breites,
festes, aber dobei bewegliches band mit einander, doch ist
dies gewebe Qberaus verschieden, tbeils in ansehung des ver-
hllltnisses der wttnde zu den rflumen,theila der breite and festig»
keit der blatier. $ 9; noch lungere füden hat dasjenige gewebe,
welches die gefftsze, die in die eingeweide, besonders lunge
und leber geben, unter dem namen einer scheide begleitet,
nnd das weit festere gewebe um die gefSsze, welche nach
dem köpf und den gliedm.iszen laufen. 1*.: das gewebe da-
gegen, welches zwischen den muskellibern liegt, und ihre
feinsten cleiiienle von einander scheidet, ist scbialTer und
besteht mehr aus blältchen, als aus fasern, ebenda.
t)) gewebe des menschlichen korpers ... die hauplformen
von geweben . . . epitthelialgewebe . . . gewebe der bindesub-
stanz ... hührr entwickelte gewebe, bei welchen sich die Zeilen
in eigentümlicher weise zu fasern oder rOhrcben ausbilden,
welche sich mit einander verbinden, zu dieser abteilung von
f;eweben sind das muskel- und das nervengewebe zu rechnen.
Kui.Ea handbuek des gn. turnveuns 1, 90S^; gewebe in der
anatomie und physiologie die zu grosseren massen ver-
einigten elementaren formenbesiandlheile des pdanzliclien
und thierischen kOrpers, die constant in gleichen thcilen in
derselben weise wiederkehren, complexc von Zellen und
Zellenderivaten. Thikl 4,421; das zellichte gewebe, etUular
lis$ue. Hilpert 1,463', s. zellengewebe: gewebe nennt mnn
den complex von zelten, welcher bei allen höheren ge^üchsen
den pflanzenleib zusammensetzt. RGmpi.er i{/uilrier<ei garltnbau-
lex. Sil*, I. bindegewebe, muskelgewebe u. a.
1]) allgevieinerer ijebraueh in der litteralur: das gewebe des
gebirns wird im nachdenken genOthigl werden,... harmonisch
zu beben. Kant 3,57; die tiefen emplinder würden uns alle
zur herzniu^kel, wie die tiefen denker zum birngewebe machen.
IIkrdk.r [vom erkennen und empfinden 1775) 8,330; uns ist genug,
zu wiszen, daaz das mark der nerven nichts als ein feineres
faserngewebe . . . ist. 2S0;
es lobt mein hen, dsss das gewebe
der ädern schier terrehsi.
ScHDBART (nn ijott) 3, 2t:
das gewebe der adem, der fibern, the plexut of Iht retm,
librtM. HiiPBtT 1,463';
ich fast mich schaudernd an. ward ich tum hauch?
nelnl un<re .»ebnen »Irnl ein lAh' geweb'!
es kommt der Ug, wo auch der schwaclitia sich
gerüstet rohlu liHssiAfiN (lit- hunirtu &.6) i:>. 263.
^ ein ähnliches bild beherrscht auch die Übertragung auf
tinielnt errungen scha(ten der neueren teehnik. schienengewebe
fär schienennetz: den einblick (in den garten) wehrten un-
gewnlinlich hohe vorsStze von schwarzblauem drahlgewebe.
Tb. Storm [John Riete) 8, 42.
c] den wetlesten Spielraum eröffnet jedoch die Übertragung auf
abstractionen, die in der neueren poelisehen spräche — ror allem
unter dem etnßnn Herdkrs — einen un5<iC(">/in//c/i^n reichlhum
•on gibraucltsformen eiittrickelt. im engsten Zusammenhang mit
den unter s) dargelegten terirendungen steht die neigung, an
irgend riuer erscheinung die innere struetur unter dem bilde des
gevebes (inneres gewebe) lu erfassen, vielfach trirkt dabei die
tondervorstellunq des zetteis, der kette mit, der bestimmte einsrl-
»öj« mehr äuszerlich verflofht^n werden (grundgewebe). eine
andere gruppe teird von der Vorstellung des feinen, zarten be-
herrscht, die an der grundbedeutnng von gewebe so vielfach herror-
Irilt: je nachdem nun das k-unstvolU oder das verginglicke den
ausschlug gitbt. stufen sich auch hier die bedeulungen ab.
am fruchtt'trUen aher iä eine ander» tmr$l«U$Ht§, du da* gewehe
nahe legt, die anichauung tinulner, oft frewtiMrÜter theile, die im
einem gebiläe sieh vereinigen, auf der einen leite tinä et ite theile,
die die aufmerksamkell i» antpruch nehmen, der miderstrtü der
elemente. am häufigtten mird dteur vidn-treH auf einen iiulamm»
der gegenidite rini)fichrinkt, und fitr diesen fall wtrd dntbääwm
kette und einsebLig immrr auft afite nu.'iefrueMt, wie Vtrkntift
sinnkrafttge nomina und verbn diesen Iket der entwitklung retck
beleben, wo andereruUt das ganu, der muamnunkauf, da$ g»-
füge die aufmerktamkeit fesuU, gtirdern nek du Verwendungen
wieder unter anderen genehttpunkien, rineruili und et eretgnuu,
handlungen, gedanken, empßndungen,ktinttUrueke autimetmitld,
die tn einem gebtlde sich rerwrben, andereriettt wird $tltk <to
gewetie bald als regrllotet tfiel der krjfie, bau eis ytowfatf« ••-
Ordnung empfunden, dieie lettUre vortieünng tmeifl ek tmier
form noch de» i^egriff der tntru^ue ab. rgL nnek: fwpiaMt
oder gewebe wird nicht blo*z in körperlicher, toMiW iMh
in geistiger hinaicht gebraucht, es bilden nimlich auch aatcfV
gedanken eine art von gespinnst oder gewebe, «irfrro al«
sich, bald mehr bald weniger geordnet, mil rioaoder lb«ila ab-
sichtlich, theils unwillkOrlicb verbinden. KaM^Mtaa. ks.3,SlS.
a) anknüpfung an den »natomiteken begrifft tewtke, äi$
struetur eines »rganismut, das innere gewebe, das grundgewebe.
1)) unabhängig... von stolz, ton eilelkeit auf meine latente
oder gar von eigennutz, welche leidenachaf en, wenn sie in
gewebe meiner natur wSren, ich p auf andere art befriedifefl
konnte. Haaoia {absehiedipredigt von Rign I7M)9I, 121: es wiH
unlüugbar, dasz der aclioosjOnger Jean nicht üelegenbeiten
gnug ergreifen kann, zu zeigen: Johannea der tsufer sei nur
zeuge von dem licht und nicht licht gewesen. Jeso« sei un-
endlich grösser als Johannes und daa aelbU narb dem zeog-
nisse dieses, einmal über« andre Iftazt er sich Jesnm auf
dies zeui;nisz berufen und macbts tum gewebe semea hoch«
von anfange zu ende, (erldut. s. alt. tesL) 7,407; die allgemeine
geschiebte, die nur das grosse zeigt und das kleine Ober-
gehet, weiset oft mehr pnmp, als den wahren zunder der
dinge und ihr feineres gewebe. {briefe, das Studium der tkeoL
betr. 4) 11,96; könnte ich nun hier alle enden zusammoo-
nehmen, und mit einmal das gewebe sichtbar machen, was
menschliche natur heiszt: durchaus ein gewebe zur spräche.
{über den Ursprung der spräche) 5,68; wem wirst du es (das
moralische gefühl) gei>en können, dem gott den keim dazu
nicht im gewebe, im reiz, im dunkeln bamoniscben gefohl
gab. (rotn erimnen und empfinden 1775) 8,297; in dem ver-
schiedenen gewebe und bildung der Werkzeuge der rede
suchet ein berühmter scribent sogar den unterschied der
niundarten der ilaliAnischen spräche. Wimcbeliia!<r (rons Ur-
sprung der kunst t,S §5) 3,47.
2)) ob es gleicli scheint, dasz bei anstrengender arbeit vrir
die krSfte der sinne und lebensgeistcr nSher ihren pforten
und ihrer tafel, dem äuge und der atirn: die ewigem krtfle
hingegen nüher dem mittelpunkt und endlich den bintertheil
des baupta als die wand fühlten, die dem ganzen spiel der
sinnen und gedanken rückhall verlieh und niauer schaffte:
obgleich zufalle und krankbeiten vieles bievon zo bestAligen
scheinen, so ist doch offenbar dies innere gewebe von zu
verHochtner feiner art, als dasz man ml Huarte ein conclave
von rardinalkraften zimmern, oder den innern bau und safl
des granatapfels nach seiner iuszern schale entwerfen könnt«.
HeaDBB pldstik {werke 8, s. 42); sie sah den zauberalab. aus dem
feinsten urstoffe der Schöpfung gebildet, womit du Inainr)
unser inneres gewebe berührest, und una die fülle des lebena
zu fühlen giebst. Klincbb (SaAtr 5,41 iO,llO; du {mutter natur)
hast unserm ionern gewebe die abonng deines wesens ein-
gelegt, und wir fühlen, dasz wir ein geliebter theil von dir
sind, nnd un* wieder mit dir »ereimgen. 2<'>; der tiefste
grnnd der empfindungen ist allemal individuell; er liegt aber
auch so tief, dasz er nicht mitgcibeill werden kann, noch
soll, er ist daa innigste gewebe meiner einielnen bOlle —
wer v*«isB und solle wiszen, wie aich meine aeele in ihm
fahle? Nbrobb {übers erteanen «ni empfinden 1774) 8,2M: der
verf. führt uns in ein paradies. wo rosen nicht auf Auren,
nicht auf wangen allein blühen, wo in bildung, im innersten
gewebe, in den Staubfaden (möchte ich sagen) der roeoaeb-
hcit, wo im tode und in der Verwesung, goties geist, bofnaof,
freude, Unsterblichkeit, ewiges bnidergefahl in liebe nnd «et^
follkommnung alhmet. (rerennenen «. Uetn« ttkriflen \"i—l'T<)
9,445.
338*
5387 GEVJEhK (2, c einzelheilend, technikmelon. gebraucht) GEWEBE (2, c einschlag und kelle) 5389
3)) aus gegenwärtigen lächerlichen überzögen lässei sich
leicht urtheilen, aus was vor schönem gewebe das inwendige
möge bestanden haben, und ob nicht die meisten eben so
onleritiich ausgesehen als wie ein zusammen vermengetes
gerichte von kraut und rüben. Simplieissimi albern. briefstelUr
(1725)8; jugendeindrücke weben das grundgewebe, in welches
spätere Schicksale und eine reife Vernunft nur den einschlag
geben. Herder scliriflen z. phil. 13, '8.
ß) anknitpfung an die eigentliche Weberei, einzelne züge be-
leben die ans(haulichkeit und halten das bild fest.
1)) einzetheiten dei wehertechnilc: Fhthns und Neitha aller-
dings! und deutlicher kann im ägyptischen worlverstande
nichts sein: sie sind schon gar dem namen nach nur ein
name. Phthas war mann und weib, Neitha war weih und
mann: und beider name eins und dasselbe, weltordner welt-
schöpfer. alle symbole und attribute, die jener als mann
hat, hat diese als weib: jener haucht und schafft: diese
webt — was? das alle, schöne, so oft miszverstandne bild
aller geheimnisse, den grossen schleier der natur! die herr-
liche liclitgestalt aller wesen! wie da sich gewebe, färben,
gestalten galten! heben! abstechen und halten! Herdeh {älteste
urk. des menschenqeschlechls 2,2) 6,351; meine facta kann ich
nicht auf deine arl demonstriren, willt du sie nicht auf meine
art erkennen, wie facta erkannt werden müssen, so beneide
ich dir dein philosophisches gewebe, das du aus dir selbst
willt gesponnen haben, wie viel du mir davon auch schuldig
seist, nicht, ibriefe, das Studium der Iheologie betr., 3. tlwil)
10,290; kein Zeitalter spinnt aus sich aliein sein gewebe.
F. L. Jahn 2, 2, 5()3; kein unreiner faden läuft durch das reine
gewehe seines lebens. und er führte ein sehr ihätiges leben.
Klincer {betrachtungen 131) II, 108; wenn ich aber das gewebe
der weit unbefangen betrachte, so sehe ich, dass das Schicksal
semen weberspul nur so hin und her zu werfen braucht.
Wacrenrober-Tieck 21 1; meine ahnungen gründen sich weder
auf zufällige Zeitumstände, noch auf die gesinnnngen, Ver-
hältnisse und entwürfe jetzt lebender machthaber. ihre wurzel
liegt tiefer, in der natur des menschen selbst, die von ihren
fasern so ganz durchwachsen ist, dasz kein gott sie aus ihr
lierausreiszen könnte, ohne das ganze gewebe zu zerstören.
Wieland {gespräche unter 4 äugen tl) 32,250; eine erfahrung
lehrt es, die so alt ist als die weit, dasz im gewebe mensch-
licher dinge oft die gröszten gewichte an den kleinsten und
zartesten fäden hangen. Schiller (schaubühne als moralische an-
statt) 3, bll ; überall hatte er mit scbauder gesehen, dasz jeder
stand, vom gröszten bis zum kleinsten, nach «iner unbedingten
freiheit strebte und nur auf die erste günstige gelegenheit
wartete, um das morsche band zwischen sieb und dem Ober-
haupt zu zerreiszen. viele gespräche mit vornehmen und
personen des mittelstandes überzeugten ihn, dasz das gewebe,
welches Jahrhunderte lang gehalten hatte, jetzt bis auf den
faden abgenutzt sei. Ihmermann (d. neue Pj/yma/ton) 8,30; nur
eine Schriftstellerin versteht sich auf die entzaserung aller
der geheimen fasern und zasern, welche das gewebe solcher
nöthe bilden. 1,59. tu der gegenüberstellung von zettel tmd
einschlag s. unter y); zu der Verbindung ein gewebe anzetteln
vgl. 8), 3)).
2)) feines, zartes gewebe.
a)) die vonleilung des künstlichen, kunstvollen: wie fein ist
die ehe, die gott zwischen empfinden und denken in unsrer
natur gemacht bat! ein feines gewebe, nur durch wortformeln
von einander zu trennen. Härder (vom erkennen und em-
pfinden 1778) 8,233; daher haben auch die Morgenländer von
dem, was der theaterdichter die 'führung eines Charakters'
nennt, wenig begriff und musz ilinen grossen theils, wie ein
kinderspiel, ein feines gewebe in der phanlasie des dichters
scheinen, {lieder der liebe) 8, 542.
6)) die Vorstellung der Vergänglichkeit: ihr, die ihr unselig
die einfalt der natur verliesset, ein mannigfaltigeres glück zu
suchen, ihr thoren! die ihr die sitten der lachenden unschuid
grobheit, und das wenige hedürfnisz, das die natur ausreichen
quellen stillt, verächtliche armut nennet, baut immer gewebe
TOD glück, die jeder wind euch zerreiszt. S. Gessner {Daphnis)
Schriften 2,77; 'du muszt sterben' sagte er im enthusiasmus
lu ihr; 'es ist gut, dasz dein gewebe so zart ist, damit
es das durcheinandergreifen so vieler tatzen entzwei reiszet.
was batlest du bis in dein siebzigstes jähr nicht leiden können
unter menschen.' J.Paul Titan 4,23; das alles soll nur soviel
andeuten, dasz der dichter, besonders der moderne, der
lebende, anspruch an die neigung des lesers, des beurtheilers
machen und voraussetzen darf, dasz man constructiv mit ihm
verfahre und nicht durch eine disjunctive methode ein zartes,
vielleicht schwaches gewebe zerreisze oder den etwa schon
vorhandenen risz vergröszere. Götiib briefc 17,197;
muin gedicln,
«ie Ilaben dein zartes gewebe zerstört;
da flattern im winde die laden.
versuchen wir zu reden
mit uns selber, da niemand zu hören begehrt.
K. laHKRHANN Merlin; der Grut (werke 15, s. 113).
3)) einträchtiges, einfaches gewebe: man weisz nicht, durch
was für einen überhand genommenen miszbrauch, die meisten
ihr deutsch mit so viel fremden ohne noth eingeflickten worten
verstellen, dasz ihre schrilllen und reden viel eher einem aus
mancherlei läppen zusammen gestückten bettel-mantel als
einem einträchtigen gewebe gleichen. Besser Schriften 116;
dahingegen in unsers Verfassers schrifften eine völlige gleich-
heil, als wie in einem einträchtigen gewebe, durchgehends
zu spüren. König vorbericht zu Bessers Schriften (1732); der
pbiiosoph musz einen faden der empfindung liegen laszen,
indem er den andern vei folgt — in der nalur aber sind alle
die fäden ein gewebe. Heudkr (über den Ursprung der spräche)
5,62; durch die erzählungen aus seinem manigfaltigen poli-
tisclien treiben, hebt er meinen geist aus dem einfachen
gewebe in das ich mich einspinne, das ob gleich es auch
viele fäden bat, mich doch zusehr nach und nach auf einen
miltelpunckt bannt. Göthe briefe 4, 215.
y) die verschiedenartigkeit dir in einem gefüge vereinigten
elemente als ausgangspunkt der vvrgleichung. die bevorzugung
eines dualismus der gegensälze unter dem bilde von einschlag
und kette.
1)) dein feur, relig:ioii !
entflamme meinen geist; das herz entflammst du sclion.
dich l'iibl ich ehil'urchtsvoll, gleich stark als meine Jugend,
das iliörichie geweb aus lasier, fehl und tagend.
Lessinc {.ilie religinii 1) 13,257;
es ist ein gewebe von undank, Ungerechtigkeit und ver-
rätherei. Gotter (die geisterinsel) uedichte 3.
2)) wenn wir den menschen betrachten, s»^wie er, in un-
zähligen, ihm selbst grösztenteils unsichtbaren ketten nnd
fäden an Piatons groszer spindel der Anangke hangend, von
eben so unsichtbaren bänden in das unermeszliche und un-
auflösliche gewebe der natur eingewoben wird. Wielakd
(Aristipp 3,3) 24,21;
wie soll die tochter erst, in dein Reschick
verflochten, im gewebe deines iebens,
als heitrer, bunter laden, künftig glänzen.
Göthe (nulüiliclie tochter 1,6) 9,272;
das gewebe dieser well ist aus nothwendigkeit und zufall
gebildet; die Vernunft stellt sieb zwischen beide und weisz
sie zu beherrschen. (W. Meisters lehrj. l, 17) 18, 108. ähnlich
Schiller 3,519, vgl. unten 8);
des menschen Schicksal ist, wo wir Verwirrung finden,
ein wundersam geweb von folgen und von gründen.
Ui (kunsl, fröhlich zu sein 3) 257 Sauer;
wie interessant musz es sein . . . das zarte gewebe der ent-
wicklungen seines geistes und herzens ... erzählen zu hören.
Wieland (briefe an einen freund über eine anekdote aus J.J.Rous-
seaus leben) 33,21; um das ganze herrliche gewehe meiner
Vernunft und meines herzens zu zerreiszen, erforderte es
weiter nichts, als dasz ... Klinger (geschichte Giafars 5,6) 5,355;
süszer streit der liebe und unscbuld, der männlichen ent-
zückung und weiblichen schaamrüthe! sanft gewebe, das die
band des zartesten künstlers spann und die band des menschen-
freundes in unsre nalur webte. Herder (lieder der liebe 1778)
8,509; seine sechsundzwanzigjährige regierung von 814 — 840
war ein einziges gewebe von schwäche und unglück. E. M. Arndt
ansichten u. aussichten (1814) 170; wenn gleich späterhin eine
art Verabredung zwischen den spielenden personen vorangieng,
lief dennoch unter dem gewebe von pöhelwitz und possen-
werk mancher faden mit durch, der als gehurt des augen-
blicks, einfall aus dem Stegreif, durch den gegenwärtigen
moment erzeugt, gesponnen ward. Scuützk hamburi,ische thealer-
gesch.S; Idmon ist ein abgetragenes griechisches gewebe mit
moderner Sentimentalität aufgemalt. Göthe briefe 20, 214.
3)) die comitia der Deutschen und der stand der priester
auf denselben waren das gewebe: der gallische zustand der
bischöfe der einschlag: die monarchie maschiene, die sie ein-
schlug und zusammenpreszte. Herder (wie die deutsehen bischöfe
5389 GEWEBE (2, c zufällige Verkettung)
lanititdnde wurden) 5, M' ; indein ich mich zeith«r inil der
Iclien-gcttihictile wenig und viel bedeulender ineoichen
aoballeuder befelidfligte, kam ich auf dao gadankao: ei
iiiücbten iicb wob! die einen in dem wellgawabe •!• zeltal,
die aniiern al* eiii^cblag betrachten lauen: Jane gibao
rigentlicb die breite dei gewebri ao, diana denen balt, (eitig-
keit, vielleicht oucb mit zulhat irgend rinei grbildei. Gniac
{iprutht in prota) 40, 61 ; indem ich nun daran gf beo loll, die
laden, well lie dn« gewebe triner h:indlung«Mei«e lUfamroeo-
setzen halfen, aufziulreben, fehlen mir fatt die worte, um
das verhultniit von ketta und emscbiag neblig dar/uttcllen.
Imhiriiaiiii wrrif 7, IS2; »o war jed« gewohnlicbate komiaebe
Situation, ein scbwanlk, eioe anekdole, ja mehr noch: em
bloszer plumper scherz, eine zote dao bürgrrlirben dichtem
i-in genügender »toff, ihr loiei dramotitches gcwel)a darein
einzuschlagen. Pkutz vortetungtn i. gtteh. d. Ihtaltn 20; der
freie und unbefangene geitt ... erquickt sich an der wunder-
»amen irome, womit die grosse weherin zeit so häufig die
gröbsten fflden mpusrhlichen Unverstandes und menschlirber
bosbeit ala einicblag zum ewigi>n gewebe den peMondes der
freihoii zu verwenden weiss. Schkrr Blüehtr \,Ui.
6} der tutammenhang , die vorttellung einet gefüges IrtU bri
der Vereinigung vertchtedener elrmente in den ttorilergrund.
i)) die Vereinigung irird alt eine lufdllige, regeUote empfunden.
o)) die Verkettung von ereigneten wtrd metit unter dem getulils-
punkt planvoller Ordnung uufgefasil, fallt jedoch mit manchen
belegen auch in diesen tusamnteiihang : weise und unweise,
spinnen und weben wir alle uii dem unendlichen gewebe des
scbicksuls. WiKLAND {ontuiorten . . auf die iweifel . . einet vor-
geblichen weltbürgert) 28,239; mi/ einem wortt: das gewebe der
herrschatn in Deutschland war derogestalt verlitzet; dasz es
weder der kluge feldherr, noch iemand anders durch ordenl-
licba mittel zu vernichten fabig war. Lohrmstkiii Armintus
li lOtti*; alle gewebe der tyronneien
haui entzwei und relkXt euch los!
GöTiiK (('. Epimeiiiäfs erwachen 2,7) 13.307;
im gewehe unsers lebens spielen zufall und plao eine gleich
grosse rolle, den Iclztern lenken wir, dem erstem müssen
wir uns blind unterwerfen. Schillir (trat wirkt die buhne)
3, &I9, data vgl. auf sp. &3SS das ätat aut Götiib und auf
tp. i'&'i' den beleg aus W*ctERnuDB>; der atigenhlick ist nun
gekommen, wo ich dir das dunkle gewebe des Unglücks meines
Ivbens enibüllen niusz. kiiNcea {gesch. Raphaelt \,3} i,ii.
b)) eine folge von handlumjen: du Ijist tugendhaft gewesen:
zeige mir deine tilgend auf. sie ist null, sie ist nichts! sie
ist ein gewebe von entsagungen, ein facit von zeros. Herdkr
4,35(1; sein ganzes lebva war ein gewebe von schonen hand-
lungen, kit uholt lift was ateriet of noble aetions. Hilpert l,463\
c)) eine reihe geistiger bewegungen : unter den mancherlei
begriffen aber, die das sehr vermischte gewehe der menacli-
licben erkenntnisz ausmachen. Kant 2, U8; das gewebe meiner
gflilankcii ist ein stickwerk deiner band. lIcRDtR {briefe, dat
ttudium der Iheologie betr., 3. Iheil) 10, 3'2S; dasz wir alles alter-
tbuin der Aegyptcr und niedern Asiaten nur durch die brille
und das gewebe dieser su genannten asiatischen philosopbie
»eben, die jeder als em Zauberwort nennet, (nlduterungen t.
neuen testavient 1775) 7,347: vergessen sie dus schreckliche
gewebe eines sinnlosen Iraiimea. Lkssing (mut Saru Sampton)
'.',275; wir haben nicht eher eine aufrichtige kenntniss davon,
{von Mahomels tehre\ erhalten, als durch die werka eines
Iteland und Sala; ausz welchen man am meisten erkannt
hat, dnss Mahomet eben kein so unsinniger betrieger, und
seine religion eben kein blosses gewebe übel an eio ander
bangender Ungereimtheiten . . sei. {rettung des Cardanut) &', 32&:
sie machen diesea gothische gewebe mit Sentenzen der allen
erbaulich. nARRNSii 3, 5; musz ich . . . entstricken das gewebe
verworrner thorhetl? Schlicel Richard II. (4,1, vgl. dieseUe
stelle bei Wieland: musz ich das gewebe meiner tborbritea
faden vor fnden ausfSselo): erbärmliches gewebe frostigen
uosinnes. Spaon d. litt, denkm. 119,%;
nur tu ! uni< Imi dich Ins gewaba
der xweifolei nicht tliörig ein.
GöTHR (f-'uHil 2, cintei'ekg WalmtirgUnachl)
4t. 144:
d)) empfindungen, die sich durchkreiiun: nichts ist belrüg-
licber als allgemeine gc>etze für unsere emplindungen. ihr
gewebe ist so fein und verwickelt, dasz es auch der behut-
samsten speculiition kaum möglich ist, einen einzeln faden
rein aufzufassen und ihucb alle kreuzfüden zu verfolgen.
GEWEBE (2. e pUnnclU anordnung) 5390
Liasinc tUpkmm 1,4) •, M; wann dia oaiur das («web« 4m
zSrtlicben empflndungen ao gaviebt bat, dasz einige fldeo
von liab« und veri«a|ea orit 4oftk dta atflck laufen,
muaz denn dia ganze waba ictwcfM gcrriateo werden; un
si« heraos zu ticban. Boat Yteitäs tmffiaittm« rtitt 1,9»;
nicht iinii r allen htniaelsalrickafl ist die OMOsebliche natar,
als fuhllKir, vAllig dieaalb«. aio andrta ft««b« von taiien
der emplindnng. H»a»aa {Itrit. m4td*r) 4, Wt 4m ganze svm-
paihelische saitengewebe ansrer etapflndangt« «lurde in
diesen ziiruf nacbschallen. {kh. d. neuere d litUr.) 1,47«; man
sieht eine sehr leidenschaftliche natur, dir im bralindigen
anschauen ihrer salbst, der gieicbzetiigen bafateobetUn, aa
denen sie so groszen antbeil geoominan. nad dar gascbieble,
die sie sehr lebhaft nhrrsiebl, von den leidentcbaflea acbreiU
und das gewebe dar tnenscblicbea enpfinduogen and ga-
sinnuogen Irelllich übersieht. GOtbr frn/^r 11, ::7:>;
lauter unichuld. einiracbi. tanlicbkelt.
Iiun der mentcbeo («ni« letiaauati
•in gewaba lieblicher («fubla
waicb ala iraum! WiaLAH» («rtffMfM«*) f.MT:
irdische frauda, du eiilas gawaba der ilnna, terOtotaal
{itfmne »mf voll ITMIs
nur mit wenig worten empfehle Ich mich beota ibrein aa-
dencken und wünsche dasz die milfolgenden schneidenden
Instrumente nicbis am gewebe ihrer freundscbalt loatranneo
mOgen. üorni btuf« 20. im.
ri) rtrknüpfung künttUruchtr »uidruektmütet: wann aick
der Zuschauer iiei den Piccolominit aus einem gewtaaaa
künstlichen, und hia und da willkOrlicb sclieinendeo c*>
webe nicht gleich berausfloden, mit aicb and andern nicht
viillig ains »erden kann, so geben diese neuen acta nun
schon gleicbsiim als naturnothwendig vor sieb bio. GOraa
trieft 14,34; das elende gewel>e der waUchen biiffa, daa
sogar weit, weit unter den deutschen frazen steht, sab«
ich gewisser maasen als das bol/geripn« einer tbeatralver-
zierung an. SonNiürcLs hnefe über die wieneritekt tduubükue w
neudr.: die tbeilnabmung wird durch das gewebe von Agatbaos
enlfübrung getbeilt und geschwächt. 2IB.
2)) die Vereinigung wird all planrolle anordnung aufgefastL
a)) zudem sinds blos die tempelgesioge, die psalmen, (die
oft nicht die besten stücke der orientalischen dicbtkuntt
sind) — ainda blos die lieder, die eio 's>ngei dem harra'!
widertOnen, die diesen parallelismus uraprflnglich haben, oder
sinds nicht vielmehr alle, auch die vom tempei entlemtslen
stücke? selbst kurze ausbrücbe des afTekts nitien io der
gescbicbte? selbst feurige, hingeworfna bildir mitten im er-
zfilen? ja das hiatorisclie gewehe der geschicbta aalbat?
HiabBR (arehdologu des morgenlandes) 6,40;
auf! kniipTei ao »plasia
das tcliitk.>al>gewfba
blutrolhen ein>chlags,
ihr todeitchwa^'iern
tu Handrers (od.
sie weben gawaba
von mentchrDdlrmaa!
mensrbenliRupiar
bangen »ie dran ! (briefmtekul thtr Ommr) 3, IM;
es gibt eine vorsehun: für jede« einzelwesen. obgleich dessen
in das ungeheure welt^-ewebe verstrickte ge«cbichie den dureb-
geschlungenen Ariadne-fuden schwer aufderki. J. Pall {turbsi-
6/umin« 3, uitbetraehtungen na Wonnemonat Eurtpc*) 4$, 31: so
hoch der bimmel über der erde: so hoch, aber auch so vtr-
schieden, duldend und allumfassend wird gotle« system ftbar
jedem menschlichen gevebe bleiben. Hebd^b {dlteiu *rk»94t
d. mentehengetchletktt l, 1) 0,208; wem die groazr maller (aalMt)
keinen plan, keine einheit ihrer gedaokea weiaet: wer daa
gewebe dieser Penetope nur von der linken seitr ansieht;
der schweige, der dichte nicht von ihr. (ro« geui der tbrit-
schen poetie, t. Mrti) 11,29«; davon bin ich im inneraien Ober-
zeugt, dasz mein ruhiges vertrauen auf die haod, weicha
das gewebe unserer Schickungen webt, wadar mich, noch
die meinigen betrOgan wird. Wikiabb «««mAI inkrirdtfa
britft I. 107 L. Wirtnnd.
b)) die vemuoft iussert sich anter aeiner Sinnlichkeit schon
ao wflrklicb, dasz der allwiszeode. der die^e seele scbulT, in
ihrem ersten zustande schon das poze gewebe von band-
hingen des labens s;ibe, wie etwa der aratkOnatler nach
gegelmer clasie aas ainem glied« der prograaxion das ganze
verhaltoisz derselben fiodeC HisaaR {Her daa arifraaj dir
tf racA«) 5, 32.
5391 GEWEBE (2, c erdichlung, inlrigue)
c)) tasi im gewebe der geseize, Juristen scliuidener bestricIieD.
Brockes Thomsons jakresieitun 417;
das buch der heiligen natur und des gewissens ward durch
den commentar der tradition aiimähiig aufgeblättert, erläutert,
erkläret, mit der zeit wanden sich einzelne wiszenschaften
vom groszen knäuel los und die Vernunft der menschen
spann ihr feineres gewebe. Hebder (hriefe, das Studium der
theologie betr., Z. theil) lü, 295; ich gebe ihnen einige wenige
proben und merkmale, die sie in entwickelung dieses freien
gewebes weiter verfolgen werden, (briefe an Theophron 2) 11, 170;
wünschen wir sodann dem Oberrhein glück, dasz er des
seltenen Vorzugs genieszt, in herrn Hebel einen provinzial-
dichter zu besitzen, der . . . das gewebe seiner talente gleichsam
wie ein netz auswirft, um die eigenheiten seiner lands- und
Zeitgenossen aufzufischen. Göthe (kunstschätze am Rhein.
Heidelberg) 43,430.
d)) die Verkettung von empßndungen fällt unter diesem gesiehts-
punkte natürlich aus, dagegen erfahren die künstlerischen aus-
druclismittel hier mannigfache Verwendung.
a)) man sehe das ganze gewebe der Strophen und es ist
ein frag- und ausrufgewebe. Herder werke 5,405; Verwirrungen
statt Verwickelungen, schiele Charaktere, und eine spräche,
die an vielen orten unübersetzlich wird, weil sie vull von
wälschen Wortspielen ist, das ist ungefähr so immer das
gewebe der Goldonischen Schauspiele. J. v. Sonnenfels briefe
über die wienerische Schaubühne 57 neuJr. (s. auch oben); je mehr
schon die natur, diese beste werkmeisterinn, ihm (d. genie)
in die bände gearbeitet: desto bündiger, fester, gleicher wird
das gewebe seines plans; desto voller, blühender, lebendiger
wird sein werk in der ausführung. J.J. Engel {über Emilia
Galotli 4) »chriften 1, 180; wie vortrefflich diese von anfang
angelegten fäden in einander geschlungen sind, welche köst-
liche abwechslung der Unterhaltung aus diesem gewebe her-
vorgeht . . . mag der verständige leser und wiedorleser selbst
entdecken. Göthe (anmerkungen zu Rameaus neffe) 36, 200;
die in Zeitschriften beschriebene Zeitgeschichte ist immer nur
das schauende vom buchmacherischen gewebe. F. L.Jahn 2,2
S. 690.
^1) aber der seraph ergriff das seelenvolle gewebe
" seiner saiieu, und noch in den süssen quälen der freude.
im' er mit wankender band die strahlenden saiten her-
unter. Hlopstock Mensins 12,G3ö;
durch unmerkliche grade nahm er (d. gesang) immer an stärke
zu, bis das liebliche tongewebe zuletzt mein ganzes ohr aus-
füllte. Wieland (Agathodämon 6,5) 32,370;
und gestern abend
klang's vom Rhein herauf als wie ein
geistergruss des stabstrompeiers.
eine fuge hon' ich blasen,
eine fug', ein tongewebe
wie aus llassmanns besten tagen.
ScHKFFEL tromiieler von Säckingen (6. slück);
hierzu gehört vor allen dingen, dasz das zeitmaasz von nicht
minderer zartlebigkeit sei als das thematische gewebe, welches
durch jenes sich seiner bewegung nach kundgeben soll, selbst
es ist. HiCHAiiD Wagner {über das dirigiren) 8^, 291.
y)) hier ist auch die pluralbildung beliebt: nicht besser ist
es mit den geweben gegangen, welche man aus den aller-
dings herrlichen liedern und mythen der Edda . . . heraus-
und zusammengesponnen hat. E. M. Arndt Schriften f. m. l. D.
4,301; die älteste, reinste, mit gestalten unvermischte mytho-
logie der Aegypter hatte mitunter gewebe unsrer Urkunde
gleich: das in Aegypten nur in Symbole gehüllet immernoch
das hauptsymbol besasz, daraus dort, und wie wir sehen
werden, auch hier, alles entstand: die heilige hieroglyphe
Hermes! Herder {älteste Urkunde des menschengeschlechts) 0,365.
3)) die Sonderentwicklung auf dem gebiete der erdichlung, der
intrigue.
a)) ein lügenhaft gewebe knüpft ein fremder
' dem fiemden, sinnreich und der list gewohnt,
zur falle vor die lüsze. Göthk (/y/Ziii/. 3, 1) 9,49;
jetzt werden sie, was planlos ist geschehn,
weitsebend, planvoll mir zusammenknüpfen,
und was der zorn, und was der frohe muth
mich sprechen liesz im überflusz des herzens,
zu künstlichem gewebe mir vereinen.
Schiller ( »Va/Z^nsteins tod 1,4) 12,215;
man ist in **** von allen hiesigen Verhältnissen meines herrn
unterrichtet, und die verläumdung hat ein abscheuliches ge-
webe von lügen daraus gesponnen, {geislerseher) 4,344;
dt^utlich seh ich nun
die ganze kunsi des höfischen gewebes.
GoTuii itasso 4,5) 9,21G;
GEWEBEBAUM — GEWEBEN
5392
nun breitet das gerächt die flügel aus
und nagt mit gift'gem zahn an meinar schönen
und webi ein solch gewebe, dasz ich nicht
die spur der treuen Wahrheit linden kann.
K. Immkrmann CarUeniii it. Gelinde 1,1
(weites 16, «. 386);
jetzt lag es kund und anfgethan,
wie Danaer auf treu und glauben haltenl
das truggeweb sieht man jetzt schrecklich sich entfallen.
Schiller zersiöninq Trojan (IsOÜ, andern in 6,362);
sie muszten erst die Wirklichkeit in ein lug- und truggewebe
verhüllen, die unschuldigsten dinge zur greulichkeit entstellen,
um der Jugend und tugend bösen leumund zu machen.
F. L. Jahn werke 2, 1, s. 296.
b)) du irrst gewisz! und wie du sonst zur freude
von andern dichtest, leider dichtest du
in diesem fall ein seltenes gewebe,
dich selbst zu kränken. Göthk (Tasso 4,2) 9,204;
ich soll erkennen, dasz mich niemand haszt,
dasz niemand mich verfolgt, dasz alle list
und alles heimliche gewebe sich
allein in meinem köpfe spinnt und webt. (3) 205.
e)) ich dächte doch, das gewebe eines meisters sollte künst-
licher sein, als dem flüchtigen anfänger so geradezu in die
äugen zu springen. Schiller {Fiesko 8) 3,26; ich gebe mich
dir überwunden, schurke! das geweb ist satanisch fein.
{kab. u. liebe 3, l) 426; sie zetteln ihre alten gewebe wieder
an, wo sie abgerissen, üben die alten sycophantenkünste, und
bald sind sie wieder an alter stelle, von der sie der stürm
vertrieben. Görres die heilige allianz 57; ihn schützte nicht das
öffentlichste leben vor heimlicher anklage, und seine häus-
lichste zurückgezogenheit beargwöhnte die angeberei als das
schau-ende vom geheimen gewebe. F. L. Jahn werke 2, \, ^(il;
die ganze geschichte ist ein gewebe von lügen und falsclihcit,
the whole story is a series or tissure of lies or forgeries und
falsehord. Hilpert 1,463'; ein durchsichtiges gewebe von in-
triguen. Auerbach landhaus am Rhein 1,36; wir haben aber
schon früher erzählt, wie hier die energie des prinzen von
Preussen dieses bundestügliche gewebe durchrisz, und auf
seine Weisung Bismarck am 29. juli einen bundesbescblusz
mit der drohung bewaffneter bundesexecution durchsetzte.
Sybel begründung d. deutschen reiches 3'*, 96; es kommt nur
darauf an: gibt uns der gegner eine wirklich fasziicbe, gar
keines weiteren eingeständnisses bedürfende rechtliche watTe,
mit der wir sein ganzes gewebe zerreiszen, die quellen ihm
abschneiden können, mit denen er sein verwerfliches gewerbe
der bestechung und corruption betreibt. Bismarck reden 4, 117.
GEWEBEBAUM, m. wie andere ähnliche Zusammensetzungen
von gewebe ist auch dieses substaritiv jüngeren Ursprungs, bei
fast allen diesen compositis gingen bildungen voraus, die entweder
an das nomen agenlis weher oder an das neutrum weppe an-
knüpften, das letztere ist hier der fall, vgl. weppeboum,
liciatorium, codex Vindob. s. Steinmeyei;-Sirvers 3,627, vgl.
mild. wb. 1, 229'; Lexer 3, 766 {eine andere stelle, webpaum
als Variante zu welpoum s. ebendort 752). jünger ist die bildung
weberbaum, vgl. weher- oder garnbaum. Stieler 114 u.a.
darnach erst folgt als jüngste form die anlehnung an gewebe:
gewebebaum ist ein stücke am weher- oder würck-stuhle, da
die werfft auigebäumet wird, hat auswendig einen dreher,
wie ein schleiff-stein, und wird sonst auch der garnbaum
genannt. Chomül 4,1042; gewebebaum..., bei den webern,
derjenige bäum, an welchem die werft herunter schleifet,
damit sie straff anhalte, und welcher auch der schleifbaum
genannt wird. Adelung 2,652; gewebebaum, weavers beam
Hilpert 1,463'; gewebebaum Beil technol. wb. 242.
GEWEBEGESCHIRH, n. das einzige früh belegte compofitum
mit gewebe als erstem Iheil {vgl. webergeziuge, gezouwe Lexer
3,717): die tücher sollent ouch ir deheiner dem andern sin
geweijegeschirre lihen, er welle es denne heim in sinem huse
Brüchen. Urkunde von 1433 bei Sciimollkii Straszburger tucher
und weberzunft 41.
GEWEBELEHRE, f., das compositum entspringt dem oben be-
handelten anatomischen begriff: gewebelehre {histologie), die lehre
oder Wissenschaft, welche von den Zellgeweben handelt. Thiel
4, 422. vgl. KöLLiKER Handbuch der gewebelehre des menschen,
hier noch andere composita mit gewebe in dieser bedeulung, so
gewebsentwickelung, gewebespannung «. a.
GEWEBEN, verb., verstärktes weben, vgl. Graff 1, 645. mhd.
wb. 3, 6ll'. die verstärkte form ist in der allhochdeutschen periode
verhältniimäszig zahlreich belegt, tritt aber schon in der mittel-
hochdeutschen zeit zurück und greift in dir neuere spräche nur
5393 GEWEBKN — (JEWKBKSAMMLUNG
noch nit( ausläuftrn «in. die älteUfn belege iteutn alle mü einer
einiigen autnalime die (tbertrjgem' btdtutung auf, icalirend dte
mittelhoehd. und ueiihochd. uugnuie die iinnluhe grundheJeulung
wieder vortreten las en.
I) intexui funibus, kiwap tcilum Reithenouer glatten {tu
Spruche :, Itt) bei Stkimiktki-Siuvkiii l,Ml; tejuU, giMap
ihiiloriam?) glonen tun St. Pauli (:um prolog der genetu) bei
SrllNMKYKH-SlKTEH« 1,311;
itiia gotei üruiilie^aiia lha{ iloi Ihi« tconun ftdamt,
mit hl 1*1 lo mii «iblou ililu lunlclia giwcblou . . .
waiiia ila ipaa »cuiio Karllai lu Irouo,
•i iblu raauma all« ftb Job tia aalbo glwab.
6u»\n 4,}». 14;
UDt ih lir fiewebe afler ordeno die teiamioe habigeo r«da,
tu« conttxo. NuTtit Hoethiut, llaltcmer i, \n\
3) ar iriioo üeo bauen piirper ao,
dflD le kein Sarrazin irewap.
K. V. Wüniauae Ti qjanerkrii-v 341*;
under andern sacben eobol iine {Narui) die keiMrio: sU
wolle in darzS bringeu, das er bi fruwen mätle «iUen und
uetien. do enbut er ir wiiierunib: er wolle ir nucb ein tolclie
wOppe zeltelo, das sQ niemer geweben mOhte die wile sU
lebfte. KOnicshofkn s. d. ttddtechron. 8, Sit*.
GEWEBEN, farticipiaUt adjeetir, die urtprüngliehe partieipial-
form SU weben, die ipOter unti-r dem einßutz tchtracher ßrxiont-
formen durch gewellt verdrängt wurde, eigentliche isoUeite be-
deutung Idsit tich für den ftailictp nicht belegen; et ist mehr
die form, der beachlung zu tehmken ist: si siiilont oucb alle
von diBsbin die saitzseck micben nndcrbuib ein lang und
drier llenlling breit und dik gewoben. Xüriclier ttadlbücher 1,S87;
darzwiscben wann sie (d. kinder) ein wenig erwachsen, unnd
geben k('>nden, macbens inen (liegende rOcklein ausz zartem
gewQrck an, durein mfbrerlui färben geweben. RAO«oi.r r«ii«
in dw morgenldndtr 89;
der rarbati); in der kirch' aulTa kOnstllehtte (rewebeo
mit *cli6iieiu »charlacliroth, hat elueii krach gegebeD.
UriTS lrut>ciiu iivemala IM neudr,;
teulula, toga teutulala, gericht kleid, klein rund geweben wie
ein »pinnwep. Ebas. AiaESOs fiovtiin dict. genus (IMO) Ki'; ge-
wabeii MAiLEH IT8': geweben Hulsius (1805) 63*; gewaben
Faisius (1616); die sehtraehe form des particips (gewebt, t. d.)
ist suertt bei IIbrisch angemerkt und telst sich bald fetL uhon
im 17. jahrh. sind et nur noch oberdeultehe Wörterbücher, die die
starke form buchen, so ScbOhslkdeii, Demtzler u. a.
GEW'EBER, n., verbalsub!^tantiv tu webcren (i. d.), vgU auch
geweberen. wie in der tterativbildung tu weben (weberen) die
ursprüngliche bedeutung det verbums ('stc/i hin und her bewegen')
am anschaulichsten sur geltung kommt, so hdU auch das verbal-
lubttantiv diete bedeutumi fest, irtt in abgeleiteten Verwendungen
ndhert auch diese» sich der sachbedeutumj.
1) iierhter und iierlitwia und der küene Albrant,
die falten maiilgen toten iilder uT dni lant;
aUo die wilden eber «ach mau »ie howeade ^an.
In dem strSt was groi geweber, do atarb mauig mau.
d.gro*ni WotlUietrich 10t>8,4 llotltmunH;
icb trug das gerinl Welsch gepent, das must ich ir geben,
das geleisent mit dem geweber, und must ir das aufsezen
und ein saroet anlegen. i4nnd «. Brandenburg an ihren gemahl
(147&) bei STfciifiiAist.f privalbriefe 1,141; gewebr, gcwehtier,
das hin- und herfuhren, gelüufe, gewimniel [Aschuffenburg.
ScHHBLLtR 3', 830; geweber (rhein.) thatigkeit Kmirbi.-« Volks-
sprache in Nassau t, t6°i.
3) Übergang zur tachledeutung. knauei tu der ftrUndung
scblangi-ngeweber, rgl. scblungengewinde:
«0 warn wir iii noch wie die beiden.
wurden v)>rglelcbt den frummeu leuitto,
die bei des horren Christi leiten
ange!>eh«n wurden Tur ein wunder,
nit wuren, wie die andern, gunder,
und wurden doch vll ande^^t gneoi
von dem, der alle hertieu kern,
als heuchler. gleisxner, gtonchie greber,
Ottern gexichi und «langen gweber.
blinden li-ittor, gotloxi liubeu,
die alles Turn Ins tenITels gruben.
fi. WtLDis ttieit'jedüht» 3t neudr.
GEWEBEKN, rirb., t. geweber: auch bat ich selber willen
bi ucb zu riden, da viel mich ein swacheit an, da; ich nit
geweberne künde (1411). reiehslagsacten 7, 163 Weiz^^dcker, vgl.
Lexk« naehtr. 208.
GEWEBESAMMLUNG, f.: kutulug der gewebcsamiulung des
germanischen nulionalnuseums. Sürnberg 1SU6.
GEWEORSCIINEIDEM ASCHIFTE ^ GEWEGEN 5394
GEWERESCH.NEIDEMASCHINE, f.: gewebescbneiJc
scbine, i. zuscboe.drmaschine. Lobcib lex. d. ges. teehnik 4,tn.
GEWEBSEL, ■., ntuere biidnng tu «ebaal (s. d.f.
doch die lelisansi« tacb« dunkt« dam Slrrrl4
elQ «e|rb«> gawabtel. sutammvnvawlebali
und eben nur armdick, docb aedanbalk ellaa
vom »attal bangend auf baldtn salMS.
das rollt «r au* oeugler raseb aa*alnandar:
a« war ein gawand «i« *on splnnaagawaba,
kaum rCibIbar dam Ungar, docb faal wia *isbl4rabt.
JoaDAii si-j/rikste, l. fgaenf (*. Mj.
GEWEBT, petrikipiaUt adjectit, jünger« partkifUlfmm tm
weben, rgl. oben geweben: gewebel, gewürckel, lext»»t ItsUät,
IIkrisch IM)&. ebenu RleLSin I,»h3*. Alle ou. Bati« 1»I'.
Stkihhach 9.0 «.u.; beauftrage ducb Bellin, des« er sich roa
der mamsell diejenigen feinen bemden geben 'luit, «eiche
noch von mir dort sind, und l duz/end gewebu itrtmff*.
BisaARCB (an seinen bruder IM«), t. KoBL Bitmtrtlithtf0 Mi
GEWECHSELT, partieip pritt. tu wecbtela («. iX
1) der aUributite gebrautk * die bin und wlai«
schreiben. E. K. t. Wrizn^rsBii wtarhea lUftm
(1653) A4*; es ward derobalben dieselbe /die nutoeile corra-
■pondentz) auf rioen festen ft;sz ersetzet, .. deai dl« 4a-
mabli gewechselte acbrctben «o junger penonea zur b»-
-.cbamung vieler erwachsenen gebraucht .■e-^rlf.a kontea.
ZiNZBüDOBr kL uhriften iii ; Natalie legte ihm diefewMkeeltea
briefe vor. GOthl ( W. Meistert Uhrjahre 8,4) 30, ttt; oaeb einigta
gewechselten compliroenten . . . sagte diaear. Sfiutaae AteaL
leben 164 ; nach einigen hin und wiadw §tmttkK\tm kaM-
plinienten setzte sich aUo don Eogaoio ta 4m Jaefee iurn»
in den wagen. Wiblaro {Sylno w» Romh* 4,1) II, 2M.
3) eint isoLnte bedeutung, die nur den p*nieif zeAomnit, ßnäel
sieh in der hondwerkerspraehe , wo er unmUleibar auf iat Sub-
stantiv zurückführt: gewechselt nennt opin einen bilken, der
nicht Ton einer mauer bis zur andern rdcbt, rnd Auf 4ie«er
aufliegt, sondern von seinen nebenbsiken r*avlurch getragen
wird, dasz in die.«e ein wecbsel emgez.ipft wird, in welchem
der gewechselte, richtiger aber der abgrtrumpfte ballen gleicb-
falls mit zapfen ruht. Helfft wb. d. landbaukunsl 143.
GtWECKT I, participiales adjecliw tu wecken {s. d.): moci.ten
wir uns auch sagen: dieser letzte feind kann s<ege. aber keine
dauer mehr erringen, denn er musz ein geweckte;« bedärfoisz
(nach einiqkeit) wieder ersticken, welches nicht eine pariei-
frage, sundern das bediirfnisz einet voike« ist, er mu.oz die
endlich gefundene deutsche nation wieder ersticken. Laobi
1. deutscites parlamenl 3, 309. i» der neueren spracht wird dt
partieip gelecientlich sowol für aufgeweckt als auch ßr aufer-
weckt, erweckt [vgL theil S, sp. I048) gebraucht.
1) ein geweckter knabe, jua^^e; rgl. ein geweckter köpf,
ein munterer patrun. Tb. Maxm Buddenbrooks 1, lo».
3) der pietiümus hatte eine aozabi geweckter zusammen-
geschlossen. G. Fbettac [bilder aus der d. Vergangenheit 4, I)
21,6«; vgl. erweckte seelen Zimzbüdobf ii. icAri/)«n 406 «. o.;
aufgeweckte gemOtber Sperbr kl. geistl. sehriflen 6:3 u. e.
GEWECKT M, eine ton dem Substantiv weck unmittelbar ab-
geleitete bilduni) der heraldischen spräche: geweckt in den wappcn,
galL fuseU, fusit oder euneit distinelum, schräge creuz-linieo,
mai'ben solche an zwei enden spitzige feldlein. Frisci 3,437*;
ebenso Choikl 4, 1041.
GEWECKTHEIT, r-, substantivbildung tu geweckt l,i: aber
es lag eine besondere gewecktheit in der harrenden iJtfareaa*)
und wie sie immer binausborcbten, um ihren söhn koBBea
zo hören, so war sie eigenibOmlicb wacb. AoiRBAca ftay/ttad«
g*t, Schriften 9, 73.
GEWEF, I. gewiflr.
GEWEGE I, s. gewage.
GEWEGE II, H., ttrbalsuhttantiv <« wegen, bewegen {t.d.):
als denn habt ihr euere brecbslangen, brechei*en, ziegenfats«
0. gewege, d.-iinit ihr die winde abwegt (tfarrt keutftn mUiü)
u. werffeL Hatbksics Sarepta 13, M&, r^ GörrBsr tpntkt 4.
S. 36. vgL auch Ftisca 3,415.
GEWEGEN, verb. in der Uteren tprackt tini mtkrfre iisßmitivt
in di*ter form beseugt, vgL gewegen n^n wegen, aUkoeki. wrpn,
iifrrar« (s. Gbaft 1,655. wihd.mb.i,tu'): ffl. gewrgeo nthen
wegjan, mor«r« (Gbaff 1,658. mkd. rk. 3,M4*, i. bewegen) mni
neben wegön, intereedtri (s. Gbaff 1,661. mkd. rft. 3,C40*): vg/L
endlieh die unnsüttlktre »iltitmnf t« weg (gewegen noch ge-
brärken noch gestegen. Trist. II9IS). mhd. wki,fl'. fa^t in
aUtn ftlkn ot kitr an tteU* dm frißMt fe frkkttitif ba ftUttn^
5395
GEWEGEN
GEWEGETZEN — GEWEHR
5396
vgl. bewegen Iheü l, sp. 176S/f. in die neuere spräche reichen
nur Verwendungen von gewegen = movere: da beiielten si sich
das si ainen stain der in dem mittel lag aufheben und ver-
päuen wollen, und da in zwen oder drei nit gewegen. mochten
da fügten sich mer z£i in. Gregor, dialoge {Augsburg 1473) 2
cap.9; da flugen zwen adler und vielen in das banner, das
man darvon gewegte. Müglein Valerius Max. n' (USS);
ein bäum, den man nit gewegen mag. S. Bkant narr. g5;
*nit ein herel drumb geben oder gewegen'. Aventin {rudimenta
grammaticae) werke 1,482.
GE WEGEN, parlitipiaies adjectiv zu wegen (s. mlid. wb. 3,626'),
wägen {s. d.). enltpechend den lautlichen Veränderungen und
ausgleichungen , die das formensystem dieses verbums in der
neuhochdeutschen periode trafen, ist auch die participialform
gewegen durch gewogen (s. d.) verdrängt worden; nur in ver-
wegen hat sich die alle form gehalten, für die form gewegen
liegen aus der älteren zeit der neuhochdeutschen periode noch
manche Zeugnisse vor. in ihnen sind die letzten reste der mannig-
faltigen functionen erhalten, die sich einstmals alle in der form
gewegen zusammengefunden haben.
1) in der grundbedeutunq wird das particip mundartlich als
isoliert vom verbalgebrauch belegt: gewegen, adj. und adv., gleich-
massig, gerade, genau. Ungeh-Khcll steir. Wortschatz 290. dazu
vgl. aus der älteren spräche:
da; rockenbrot quam in die schale
uade ructe aUinr sie zu tale,
da; die selbe schale
zu dem selben male
vrol gelich stunt gewegeo. passional 140,13 köpke;
luteu vil genügen,
die (luicii gut zu im gingen
und ouch gut da vunden.
mii wol gewegenen pluiidea. 509,18;
gewegen gold, appensum aurun:. Maaler 178".
2) zahlreicher sind die Zeugnisse für den übertragenen gebrauch,
der sich in der mittelhochdeutschen periode vielverzweigt zeigt und
erst später der uns geläufigen bedeutung zustrebt.
u) «wa; aber iuman da gestreit
in al der Kriechen ritter>chaft,
der het an prise deine cral't
und wart gewegen ringe *
an lobe und an gelinge
bi; an die wirde manger slabt,
die Protheselaus ervaht.
Konrad v. Wörzburg troj. krieg 25909;
mir 10 kürtz fürgehabender und doch gewegender antwurt,
an in begert. M. v. Rastatt 6« Stein hausen prjtaffcrtf/'e (1484)
1,260; wie wir in der bauren auffrür ein gewegen exernpel
gesehen haben. S.France chronika 40"; mit sölichem züg sol
gerüstet sin, der zi'i diser himmelischen wiszheit (deren keine
verglicht, ich gschwig glich gewägen werden mag) inbrechen
wil. U. ZwiNGi.1 wie man die jugendt . . . ufferziehen . . . solle s. 10
neudr.; wie viel mehr soll man die gantze zeit über jres
regiments, eine historien von allen, oder zum wenigsten von
den gewegensten sachen fassen, und den nachkomen hinder
sich lassen. Lutheh (vorrede auf die episiel an die Galater) ö, 532".
vgl. auch briefe 5, 249.
b) ein belt, geheimen Perseus,
des libes ein bewserei degen,
wart in derselben schar gewegen
für mangen ritier höchpeborn
KoNRAD V. WÜRZBURC troj. krlgg 30166;
vünf hundert riter gewegen
schuof er zuo dem küenen degen
under sine banir. Mai u. Beaflor 113,9;
die allertiuristen man,
die der von Berne mohte bän,
die wurden gewegen in den strtt.
iHetrlclia ftuclil »ttül (deuUclies heldenbueh 2,206');
sie meintent Joseph wer nit so ein hoch gewegner man das
man im glauben soll. Geiler v. KEistRSBERG evangelien 62';
die landrichter bahnenführer und sonsten zween der ge-
wegesten von ritlern und knechten. SchCtzk Preuxzcn 138; waren
och di Knaulen di gwegsten von odel in Duringen bi lant-
grafen Albrechten, excerpta saxon. bei Mescken scriplores 2, 1487.
c) is was indes keiser Conradt gestorben, der om (Ludwig)
gewegen was unde on ssere schützte. Job. Rothe dttr. chron,
cap. 346 Liliencron ;
der ganiz adel ist mir gewegen,
tliunt nit fast nach meim bruder fregen.
Hans Sachs (iocasta) 8,50 Keller;
dann in macedonischem reich
hett sie noch viel freundt gnahigkleich,
die Ir wol wolin, warn ir gewegen
von irs sons Alexander wegen. (Oliinpiai) 8,693;
ir uns also gewegen und holt seindt. Aimon f; die dem herren
gewägeu worent und geneigt. G. v. Keisersberg postill 2,209;
der unser sachen fast gewegen, hold und geneigt sein sol.
Spalatin 6« Luther /enuer ausj. 5, 34'; der Tiberius war dem
Druso derbalbin ge»vegener, dieweil er sein eigener son.
MicvLLUs Tacitus bl' ; wollest meiner müh im basten gewegen
sein. Herolo Dictys l ; doch sielten wir uns als wer uns sein
freundtschafft gewegen und angnäm. S. Fhanck «w/</)«c// 23«';
disz land ist dem vich meer dan dem treid gewegen und fügsam.
6l'; gewegen, hold, favorisant, bening, bien vueillant, portant une
bonnc affection. einem (gewogen) sein, favoriser aucun. Hui.sius
dict. tcutsch u. frantz. (i614) lOa' {fehlt in der älteren ausgäbe),
ebenso (1616) 138'; gewegen, huld, s. gewogen. Henisch 1595.
ähnl, RXoLEiN 382'; g'wegen, adj., gewogen, geneigt. Neu-
bauer Egerländer mundart 68.
GEWEGETZEN, verb., mundartliche ileratiibildung zu dem
älteren verbum gewegen {jetzt durch bewegen verdrängt): ge-
wegetzen . . . durch hin und herdrehen zu lockern suchen,
aus den fugen bringen, lockern. ÜNGEii-KHULLs/e«r. woWsc/ia<z290.
GEWEHLE, n.: gewehle, ein in den boden eingehuuenes
gerinne zum ablaulea von wasser {im bergbau). Thiel 4,422';
»pi. wehle bei Frisch 2,429. tjj. Veith 238. Hartmann l, 29S.
GEWEHNEN u. a., s. gewöhnen.
GEWEHR, n. während am grundwort {vgl. wehre, f., s. d.,
wehr, n., s. d.) das femininum die oberhand gewann (vgl. sich
zur wehr setzen, die brustwehr, die wehre an der seile,
wehrgehänge), ist dieses in der Zusammensetzung mit dem präßx
'ge ganz durch das neutrum verdrängt worden, dieses neutrum
hat seinen verwendungskreis in der neueren spräche verliältnis-
mäszig ausgedehnt, während es zugleich seinen bedeutungsumfang
in höherem grade einengte, namentlich wurden die bedeutungen
wieder abge.4oszen, die ursprünglich dem femininum zukamen
und die von hier aus auf das neutrum übertragen waren.
l) Vorgeschichte des neuhochdeutschen neutrums.
a) die allhochdeutsche periode kannte zwei formen des zusammen-
gesetzten Wortes (s. Gbaff 1,930): das fem. kiweri (in den Zu-
sammensetzungen peingiweri [wibo], periscelidas ; prustkiwcri,
rationale) und das nicht nur in glossen, sondern auch litterarisch
belegte neutrum:
thob sluog er imo in wara thana tlia; zeswa ora.
nisi, tber widar herie so hereron sinan werie,
tber ungisaro in noti so baldlicbo daii:
ther ana seilt inti ana sper so fram tirliafi in tha; giwer,
in gitbrcngi so ginoto sinero fianto. Otfrio 4, 17,l>;
giwer, Stimuli Monseer und Tegernseer glossen des Kl. u. 11. jahrh.
zu Gregor cura past. (3, I4) bei Steinhüyeb- Sievers 2, IS9
(vgl. Stimuli, strita Züricher codex, ebenda 2, 239). insoweit sich
aus diesem spärlichen material Schlüsse ziehen lassen, prägt sich
im fem. giweri das defensive, im neutrum das offensive moment
aus. dieses voruiegen des defensiven momentes iäszt sich auch
an dem althochd. fem. weri nachweisen, das sehr zahlreich belegt ist.
b) im mittelhochdeutschen Wortschatz überwiegen die Zeugnisse
für das fem. gewere, gewer im gegensatz zum niutrum, vgl. mhd.
wb. 3,511*. 512'. Lexer 1,985, nachlr. 207. die belege sind aller-
dings auf einen kleineren kreis von denkmälern beschränkt, sie
weisen auf mitUideutschen Sprachgebrauch, auch die laulverwandt-
schaft mit den unter gewahr {vgl. ubrn sp. 4763^.), gewähr (vgl.
obensp.4',hiff.) gekennzeichneten formen erschwert die cntschei-
dung; in einigen fällen ist sie anscheinend auch auf bedeutung
und Verwendung von einßusz gewesen.
n) das femininum ist in diesen Zeugnissen auf die defensive
bedeutung zwar nicht beschränkt, es prägt sie aber doch am
sichersten und erkennbarsten aus. wichtiger aber ist ein anderer
gegensatz, der in der althochdeutschen zeit schon am grundwort
hervortrat, der unterschied zwischen den functionen eines nomen
actionis und denen eines colleclivs. diese functionen des nomen
aclionis, die an dem älteren fem. giweri nicht zu belegen waren,
lassen naturgemäsz auch offensive momente im bedeutungs-
gehalte hervortreten, während die abstufungen des coUectivbegriffes
das defensive moment begünstigen und fest halten.
1)) das nomen actionis.
a)) und di von Linipurg' traden zu in unde daden grosze
gewere mit werfen unde schieszen. Limburger chronik 76, 10
(Variante wehr); und zoch der küng von Lngeliand darnach
wider gen Frankenrich, und gewan da vil grosser sielte und
slosz, nutz nach gen Paris, und was kein gewere wider in.
Basler Chroniken 5,186; {die lieiden) wüsten sich nit mer zu
ereilen, Messen sich on gewebr zu lodl schlagen. Pontus u.
5397 GEW Elia (l. b (Uu miUeihochd. fem.)
Siäonta (druck von IM») 03', tbento (iMt) I»' {in dtr amifth«
von U98: üu wOre).
'')) wlien dac bar
b«id« XU »irlU und tu |ew*r.
lidtoiT V. i-iiTtLA* tioj. kriet *i^^i
Viva ertteo lu lol der durcblucbliütl rursl...iB alltn »tioM
•tetlio, sluMei), durfern und btrtcliart . . . lut« tpiie und
ander nulturff beatelleo, das allra tu der gevter ooeli nullurf
variebro werd {HU}, diplom. UtbAurg. 4IS, u lonltt 1,^: t%
(oll aucb ein Jeder mit ainta «ib*a, kind«» und getindeo,
die nit zur gewere gut «lot. acbaffrn und krtiellen, dai aie
dobeiin n\ ireii bUaeio blibeol. Stratiburgtr nn[l- %. folttti-
ftrordn. l&(» Bruektr.
W) ... ead tleb der hira £nAaa
raila laiie ta were ftatiiini» lit-r Colhatr handieU>.:
xu gewer). Eniidi &003 Bekaghrl}
«on Sielllen Fjfiiüarua
Arpoii unil Adra>(ui
lu gewere da »mta
au eioer anüarn sira^ao.
litiiORT V. haiTZLta Irnj. kritg Mbl ;
da der heriiog Wyiglo dai *prnam,
dal da> Tolkes al>o vela quam
hei taile ticli (0 gewere
und roll ena neiivli bera.
harlmeinrt 207,64 KfUtrf
da irmante dl gemeine tu Hademar unde stalten sich rigent-
licben zu gewere mit werfen, mit gexcbosse unde ander
groaie arbeil. hmburgtr chronik 6;i, \% [taüante zur webre);
do atelleteDt sieb dri siette zu gewer, dua riilerllcbfn do
gefubleo wart zA bedcn siten. d. iMdfrf/iron. 9, MO (Straizb.);
ain low wenn innn mitt ibm streiten will, er stellet sieb
aucb zftgewere. (itiLta t. KeKKasacnc Aoi im p/#/frr (t&o)) a4\
d)) in diT rtrbindung mit gewebr Irin das tubUantit in tngere
hfdeutuugsgimtinsehiifl tu dtn formtlhafUn ttrbtndungtn mit
gewehrter büud (f.J.), mit gewappneter b.ind (r^L ij>.&;)3o) H.a.:
barde balOe liel do gebot
ollen tarnen tima bera,
dat ri bulde mh gewere
den Vianitoteu lo hetpe qnemen
ar *i aaran scbadeu Terurmen.
Kinhnritiet .s9,bi Keller;
der butcboir (iernat do bagunde
mil linrn luieii «n der stunde
de bameldeii liauwen.
dat laeeu ich uch in iruwaa,
a de do tob en hiniieu
quenien ut xo den xiiinen,
so was der butclioff Ind sin bar
mil liarda *iarcker gewer
xu deu niureii in gekiegeu. 305,10;
und beliflben wir mil eren das veld, und Iribent den Tor-
genanten roub mil gewall und mit lecbter gewer herbain,
und gelang uns dsa ton gottes gnaden wol. ctironik d. staät
Zürich, t. qutUiti x. Sehweiter geseh. 18, 132 (»onoiUfii; mil wehr-
bufter band ; mit recbter weLr).
V) das eoUetliv. out dem getamibegriff dessen, mos der ter-
theidigung, der yegmwehr dient, erteachsen man mg fache sonJer-
hfdeutungen. dem femininum eigen ist die ausprdgung des
begriffes scbtitzwcbr in der Übertragung auf Kehrbauten, wobei
im besonderen das laulterwandte gewähr (gewabrsam) xrinen
einflust autm. dagegen führt die ausprdgung der beJtulung
^schulzvaffe' mehr xu den Verwendungen des neutrums über,
uobei ttch gleichteitig der Übergang von der defensiven xur
ffeniiven bedeulung vorbereitet, die alLemeinere bedeuluiig 'raffe'
tpallet sich andererseits vieder, jtnachdem die vom menschen /ge-
fertigten verkteuge oder die der Ihterwell angeborenen ver-
Uieidigungsmittel in betrachl kommen, eudlich setit hier auch
die iibertragun<i auf geistige kämpfe an.
a)) die Übertragung des begriffet auf webrbaulen (erd-, bolz-
und sieinwerke).
<*)) ... al die wlle büde tn^u
sine burch AlbAoe
. . . want ha badde wale Ternomen,
dal Turnua daro wolda koueu
Biet reia gröten bere.
da engegene sktpp hi sine were (Golhaer kandtekr.
gewere), h.neUe 4M0 Beknyhet;
do draoc er eine
wider sl alle geineine
uns er quam an die gewer
do be>tiiiu lu ein her
deu er alleu wider stuut.
UuaoiT f. FaiTtua lr^f. krie^ ISSM;
GEWEHR (\.b dat miiteUiochd. fem.) 5308
karr«« unde koeeliM
s« suiw und SU recbia . . .
dia« Mg dem gvxetda
l«aa ■! 4«r gewar
kaldarsH vil «leiMl her
Acaaeaaon quaa Uanorl eagala
die andaiB rolgaieo dl ea iwaia. tlJT:
io irlben sie u(ar geaer
iura alebcl «oda t^l
4U aitr« lo kr batlet
aluab« dia »lai. ttMj
des iruc bar Auieoor
ataeo selllgrn ni dat burgtor
al« gruna alt eio gras
einer oiitaa dar telga wask
ar siuoi ur der gewere
üod wlaia Id dea cricblacben \»tt
tt beielebaeta da all«
frlua osab daa tita. lilTI.
ß)) hier knüpft auch tuertt der pluritlfrbraneh an: aai Ji«
burger geschätzt, dia auern. ibora, b»i»«rdl und fmtn
terrissrn, geacbleiSl. M. t. KtniiaT €kronik Medritkt f. M;
und wart su erostlicb und one undrrlas« grsckosaea and (••
graben, das das ber« in 3 lageu ulT dem graben dtr aUit
bis ao die rinckmuereo käme and ouligleo ioe ab« all« ir«
gewere und scboüsen es stuioiher. i. ii; vgLauck: waiehet
scbloaa mit solcbeo tburoro für »icb selbe on di« andon
daran atossend, und mil vi! andern geweren also wa« fcr-
sieben, dz roao bell nuigen glauben, die ganit weit aoll daa
scblota mit uiarbl nit baben gewuonen. S. Faa:«ct »etlk. le»*.
()) die ausprdgung des begriffet dir waffc.
<*)) >le aaraeo io llp und gewer.
Hiaaoat *. (aiTXLaa Ir^, kiie-j «343.
ß)) all Ke»ebuixe er xu alleo liitn etrah
«r belle •nUert debelne gewar.
llittoaT T. raitiLaa ir^. krie^ 40M;
ala leb uch bew|««a:
wir btbea noch iten
oocb getcbuiie uocb gewer. 3149:
dit ia dar aleide gesciiutxe ind gewer np der steide aloaaa«,
tboiroeo ind rümielen we«eDde. aeUn x. gutk. i.9erf. CMatn^m)
2, 439«. e.; aber klagen wir, da^ die swen uad twanzig
biearben und uuldeo ban und aucb bant die alu'izel ta den
geaihutze und ta aller der gewere, die die aUd balle oad
billich lian aal. Matntrr beuhwerdtbnef v. 1339 nt d. tlädlt-
chron. n, 23.
y)) und lief tu drate
an gewere uod ane swen
wider xu dem bolixe wert.
llaaaoBT t. Ftiriua iiof. tit^n IlMt;
darurob so gebiedent unse beren allen iren bürgeren ind tn-
gasessenen, die barnescb weren mwgen, dat sicb mjllicb
darzo stelle mit gewer ind barnesch in gereitschafl zo sin.
aclen z. geseh. d verf. Cdlnt (i4«0) 2. Jsi «. a. ; mit iren wapen ind
gewer dal raitbuiss in den raitzlbotrn zo rerwareo. 1,417 «.a.;
alle burger unde kouflule. die zu der stat geboren nnJe alta
berclute unde bulleiute. arme unde rieh«, di mngen tragen
unde »uren ailerleie gewere, wa? si baben. Frtiberger ttadl-
reehl 3», 6 Ermisch ; darumbe dnj sie selbe nüt gewer suh ban.
Stkwabenspiegel $ 218 Lastbertf; »ort baint unse beren r. r. oeter-
dragen in geboiden, dat gem man, hei sij, wer bei %\j, dach
auch Rächt ge.ne awertze noch ungewoeolicbe lang« melier
noch ander« ungewoenliche gewer dnigen en sali. (t4«0),
aclen t. gneh, 4, nrfusunf CHnt l,9M Stet«; oock aal mao deu
wirden sagen, dat ai badacht sin ap di gbaoe et in ir«
berberge ontfangen und warnen ai, dat si vredeon aint ond
»Ich entbaliien van aller gewalt und gein« g«w«r endrageo.
KUner auftetchnung da JS. j^hrk., 4. UidUckrtn. 13, J7«; von
der gewer und von den waffen . . . ond wer mit ainen
spizza, mit ainer backen, oder mit ainer semirichen wer
begrilTen wiert, der ist dem ncbter bestanden mit drin »ier-
dang«n und der atat mit ainem. äadlreAt t. Brunn («cMjfe»-
tattnngen) Wk Rittier.
d)) kkerirtgung: wir sein uns euch gürten, welicbe wis«
wir sitln da; TJeitck iwingen ton sunilkber gelAsl ond »alo
siebe haben an den banden, daj ist die geisilicbe geweie.
das >■( •>«' kirebgang«. dag ist die wach« uod die lasu uod
dag gebet nnd ander gflt« werk, da mil sul« wir un« weren
den unsicbilicben hAndeo. pred. d. I4. jakrk. t3 Ltftrr.
I)) rie walTe {vgl tknl I3, tp. VA) wird a«c* gewebr «a^
den getthUrhUlheü übertra.,en : nnd krigen Izwene m t enandtr
. . . und luuOt irre eines wib tzu und wil irem manne helfen.
nnd »ehe! iene» mann«« gewere und undir den beiden mag
dar nun vorterbil werden, man aal ir di baat abesuiden ao
S39
5399 GEWEHR (1, b das milielhochd. neulrum)
den achselen. d. alte kulmische recht 5,24 {Variante in A und
ebenso im Sachsenspiegel: ding; vgl. auch: und streckt jre band
aus, und ergreitlt in bei seiner schäm, so soltu ir die band
abhawen. 5 Mos. 25, H). ähnlich auch später, vgl. sp, 5406.
ß) das neutrum ist in übereilt Stimmung mit den aus althoch-
deutscher zeit beigebrachten belegen auch in der mittelhochdeutschen
leit fast ausschlieszlich auf die bedeutung ^waffe' beschränkt, ver-
einzelte ausnahmen, die auch die function eines nomen actionis
oder die bedeutung ^schutzwehr , wehrbau' zur gcltung kommen
lassen, sind aus dem Verwendungsbereiche des femininums über-
getreten.
1)) Verwendungen, die vom femininum übernommen sind.
a)) wurdent die beiden so zagbaft, das si wundent, si
werind alle verdorben, und wollend an alles gewer sich han
ergeben, v. heiligen Karl bei Bachmakn-Sinceb deutsche Volks-
bücher 3ü.
b)) Alexander steich üf da^ obrist gewer
um gebot den siurm über al daj bere.
Lakprcchts Alexunäer s. lOS Kirnet (Vorauer
Mt.v. v. S87; Strastburger handschr.: üf die
uberisten irere).
2)) die dem neutricm eigenen Verwendungen.
a)) die vom menschen verfertigte waffe:
bei woulde beiii zo Sassen laut.
zo eme quamen balde
beide junge ind aide,
ein vil micbel her
mit menchem gewer. Karlmeinet 297,55 Keller;
ie der man als er da was
gewäpeiit oder blöjer sa^
üf pberit ors gar suoder wän,
swa; en gewers dd mohte bän
swert sper und geschütze
awai zuo der wer was nütze
des wart da niht vergessen.
ileiiifiied v. Bruunschweig 6340 Bai'tsch;
80 traden die metzler und wene si zu ene naiuen rüstig von
stont en entgein bert buszwendig die zune mit irm gescbotze
unde gudem gewere und wanten die vibende mit ganzer macht.
Limburger chronik 103,31; vort so gebiedent unse Leren v. r.,
od iemans binnen irre stat ind gebiede mit dem anderen
kivende wurde, so verre dat sij zo raetzeren of anderem
^ewer quemen. acten z. gesch. d. Verfassung Cölns (15. jahrh.)
2,351; so wer . . . mit metzeren ofif anderem gewer einich
bilde üff crucifix sticht off unteert. 352; item die wachter sollen
ir barnasch und gewer all tag mit inn heim tragen und nit im
wachthusli lassen. Ordnung d. wachlhauses zu Freiburg (1495),
zeitschr. f. gesch. d. Oberrheins IS, 51; doch so warent die flaiscli-
hacker auch in irem barnasch und gewer und wollen nit zu
der geroain, sonder enthielten sich so manlicli, dasz die andern
sich musten ir entsetzen. S. Müisterlin d. städtechron. 3, 14t
(Nürnberg); machit ouch imandes sammenunge adir ungerichte
yiedk den rat mit hämische adir mit gewere, der sal das
vorbuszen bi sulcher busze, als doruff gesaczt ist. Magdeburger
fragen 1,1,19 Behrend; und rüstet sich ein jeder mit seini
barnasch und gewehr in die Ordnung. Ponlus u. Sidonia (1539)
Dl*, ebenso (154S) 14' (nachher: inn jrem barnasch unnd mit
iren gewehren); vort meir ab ein man des andern logert mit
geczogenem gewere mit geczogenem wofl'en, do her en mitte
meint zcu leidigen . . . was er dorumb leiden suiie. Magdeb.
fragen (bcilage zu 3,5,1) 237 Behrend; wer sein gevver rwcktt
für den geswornen oder irer einem enttweicht, der soi ge-
strafft werden . . . wer begriffen wirt mit verpottner gewer,
der ist der obgesprochenn puesz verfallen, und das geweer
ist verlornn. Schemnilzer stadtrechl cap. Zi V\lenzel (Wiener jahrb.
f. litt. 104, anzeigeblatt s. 13); so aber einer sein gewöhr, es
seie was esz wolle, zuckt und aber nit scblegt, die buesz
1 ii d. (banntaidingsartikel der herrschaft Festenburg), österr.
weisth. 6,96; wan einer kam ein auswendiger mann in ein
wirts baus und hätte ein gewöhr, und trunck ein seitel wein,
und so er das ander begehrt, so mag der wirt die wöbr von
ihme fordern, (bantaiding zu Wartenstein), weisth. 3, 713.
b)) das den geschaffen angeborene vertheidigungsmiltel:
eia ander tier da vore gät
dai lügende vile hat:
da{ ist eia edel pantere.
e; trei;et an siueme gewere
die liebten siben varwe
die der priester treget an deme alter. Crescenlia 45.
vgl. auch c), ß)), 2)) (sp. 6400).
c) die letzten ausläufer des femininums in der neuhochdeutsthen
Periode, es ist im einzelnen nicht immer möglieh, die dem femi-
GEWEÜR (1, c das neuhochd. fem.) 5400
ninum und die dem neutrum ungehörigen belege sicher zu scheiden,
denn gerade auf dem so häufig belegten mangel einer kenn-
Zeichnung des genus beruht die leichligkeit, mit der das neutrum die
concurrenzform verdrängt, im folgenden ist da, wo die flexiom-
formen und andere kennzeichnungsmittel im stiche lieszeii, der
sonstige Sprachgebrauch möglichst zur entscheidung herangezogen.
a) das nomen actionis: dasz je vier und vier wider einander
in der gewehr waren. Philandkb 1,641; dazu vgl. eine andere
Verwendung, die sich aus den oben angeführten beispielen un-
gezwungen erklärt: von weinseufern und vollen zapfen, die
ihr hertz mit wein beschweren und saufen sich aus der
gewehr, und werden toll und voll. Matiiesiüs Syrach 2, 4s';
wie man an dem grossen Alexander erfahren, der söffe sich
aus der gewehr. Sarepta 15, 764, vgl. Göpkkbt spräche d. S. 36.
ß) der colleclivbegri/f.
1)) die bedeutung ^wehrbau ist nur noch in der composition
erhallen, wo sich aber das präfix später abstreift: oder mit einer
mauer und kleinen brustgewebr umgeben, reglement vor die
königl. preusz, infanterie (1743) 327. vgl. auch brustgewebr bei
i. Rachel satir. gedichte 8.
2)) die bedeutung 'waffe': so bat das bäszlein kain ander
gewöre, dann es wuscht auff und laufft hinweg. Gehek
v. Keisersberg has im pfeffer a 4'. vgl. auch oben b), ß). 2)), 6))
und unten 1),b; so bald die Teutschen das erfaren, haben
sie ire gewehr zu banden genommen, und begert inen zu
helfen. Buner Herodian deutsch 162'; als wir zu ireu flekhenn
unbesorgter ding annkbomen, khamen sie unns aus ireim
heusserenn mitt irer gewer, pugenn und pfeilen in frieds
weis entgegen. U. Sciihiedel reise nach Südamerika 74 Lang-
mantel; ire gwöhr seind drei schlingen. Hebold Diocforus 249;
ir gwübr ist ein schilt manns lang. 257; mit entploszter
gwöhr. 258; (die Christen) lieffen die beiden an, namen jn
jre gewehr, schlugen und stachen in sie. Pontus u. Sidonia
(1539) D2', ebenso (1548) 15* (fehlt in der ausgäbe v. 1498); gee
und trag all die spiesz, wa(!en und barnasch, die unden in
der harnascbkamer seind, binauff in mein scblalgemacb,
unnd wenn die vverber fragen, warumb du das tbiiest, so
gib ihne die gedichte antwort, und sprich, seider meines
Vaters abwesens hat dise gewer niemands gebraucht. Schaiden-
KEiszER Odyssee 69*.
3)) nur ganz vereinzelt übernimmt dieses fem. noch die spätere
engere bedeutung der feuerwaffe, für die das neutrum fast aus-
schlieszlich eintritt: derjenige soldut ... ist für ein grober
bachant... zu achten, der sieb für ein Soldaten ... auszgibt,
und die erste elea)enten, welches sein die handgriffe seiner
gewehr (der muskete), nicht weisz. Jon. Jac. v. Walluausen
alphabetum pro tyrone pedestri ... (lQlb)9; das erste buch, von
abrichtung der soUdaten in ihrer gewehr. kriegskunst zu fusz
(1615) s. 1; dieweil sie die bandgrieff von ihrer gewehr nicht
wissen, s. 13; so sie aber auff ihren wachten sind, und gemeite
personen sich offeriren ... sol ein ieglicber in seiner gewehr
sein (der musketier) dasz auch, wie gewiesen, präsentieren.
s. 149. in diesem, wie in dem folgenden beispiele wechselt fem.
und neutr. in einem satze: daz sie sich in wehrender zeit mit
ihrem gewehr so noch ungeübt, . . . üben und wie sie sich
mit ihrem gewehr am besten gegen ihrem feinde verhalten
mögen, abgerichtet werden: da rabtschlagen die befelchsbuher
zusammen, wie man die sache am besten ge^en seinem feind
angreiffe, da liat sich je einer vor dem andern am besten in
seiner gewehr geübet. s. 9.
2) das neutrum gewehr läszt in der neuhochdeutschen periode
als wesentlichen zug in den formen seines gebrauches die ent"
Wicklung des begriffes der waffe erkennen, daneben gehen in
der unlerströmung noch manche teste älterer Verwendungen mit,
zu denen sich andere gesellen, die vom absterbenden femininum
überkommen sind, dahin gehört vor allem die function des nomen
aclionis, die einer reihe von Verbindungen zu gründe liegt, welche
ganz in den Verwendungskreis des neutrums übergetreten sind,
auch die bedeutung der wehrbauten hat sich in der neueren
spräche auf das neutrum ausgedehnt, ist dort aber auf die ein-
fache form übergegangen (das wehr im flusse).
bei der bedeutung 'waffe' macht sich zunächst der gegematz
zwischen angeborener und verfertigter waffe geltend, die erstere
gruppe erfährt keine eigentliche entwickluiig mehr, sie hält sich
aber auch neuerdings noch in der Jägersprache und im gebrauch
der heraldik. dagegen ist in der zweiten gruppe durch die fort-
schrittt der technik eine ge wattige Verschiebung hervorgerufen
worden, indem sich neben der Vorstellung der blanken waffe die
5101 OEWRIIR (2. das neuhochd. neulrum)
ntutre der feuerwaffe fordrdtigl. in MrbinJung mit ditur ent-
»icklung ilthl die abtchtpdehung det coUeelivbegit[[e$, dit tmmer
mehr lich tleigermle enier»gung der brdfutung; doch darf man
natürlith nicht annehmen, da$t du etnielnen abtiufungen der
beiderteitigrn procrsie tmmtr parallel gingen, immerhin darf all
charaklertiliich angeführt werden, dan da» wart gewrlir in du
militiruchi kommundoifrache, in der et nruerJtngt leine haupt-
verwendung ah engerer beijnff findet, unprunglieh mtt der
weileiten umfaiienditen bidrutung eingeführt wurde, alltrdingi
hat ei hier gleteh eine eingrenzung mttgebraehl durch den gtftniatt
der handwaffe gegen dat gricbUtz {vertintelt ist }fdoth auch tianil-
RetcbUtz belegt, vgL handgewelir). die feuerwaffe aU handwaffe
wurde nun noch langf tetl nach ihrer einfahrung durchaue niehl
allen gliedctn rin^i Iruppt tur wrhr gegeben, vielmehr bedingte
tehon die umtliindliche zeitraubende ladeweise det Alteren gewehrt
eint combination mit der blanken wa/fe für die fdlte, wo die
Iruppe alle geladenen gewehre abgefeuert halte, vor der etnführung
det bojunettt waren deshalb einzelne glieder mit grwehren, andere —
und twar die vordersten — mit ptken auegerütlet. aus diesem
gründe ßnden wir in den entsprechenden reglemenli getrennte
kommandot : solche für die muskele und solche für die pike, sobald
aber die einielntn gruppen mit ihren verschiedenen waffen glrirh-
artige bewegungen machen solln, wird das allgemeinere und
neutralere wort gewebr gebraucht, während die sonderbeviegungen
der einielnen waffe je nadidem mit der heiiehung auf die muskett
oder den dcgen eingeleitet werden, vgL: evolutiun mit nius-
(|ue(pn und picken zutmnmen. prSnentiert euer gewebr!
Cr. Wiükrt kurlser begriff der kriegikunst {\i'^9) t. &6; itecket
euer degen ein. nebmpt euer gewebr auf. präsentiert die
mtisqiiet. hncb euer gewebr. scbultert die mutqueten. t. 6:1.
die allgemnnere weitere bedeutung hält sich an gewebr auch
noch lange, nachdem es durch den gegensals der feuerwaffe gegen
die blanke wa/fe auf den verwendungskreis der ersttren eingeengt
wurde: im gegensals lur iiuiskete, Qinte, bUcbne, pislole be-
wahrt sich gewehr die umfassendere bedeutung 'hanäfeuerwaffe'
gegenüber dem ^gesehntt' und gegenüber der 'blanken waffe'. in
dieser nehtung ist es eigentlich nur der militärische Sprachgebrauch,
der das wort gewebr auch in der bedeutung 'hund feuerwaffe'
mehr und mehr einengte und nach länge und kaliber mit einer be-
stimmten form identtlicierte.
denn der militOrische Sprachgebrauch ist et hauptsäehUeh, in
dem gewebr als feuerwaffe fortlebt, in der spräche dcsjdgers und
des Sports ist et wenig beliebt; im allgemeineren tprachgebrauck
wird et fast nur angewendet, toweit das militärisehe Irben tolks-
tüümlich geworden ist {vgl. tp. hAMff.). die fiotsie — namentlich in
den abstUiUngen der kriegspoesie — bevorzugt naturgemäti die
blanke waffe (du slabi an meiner linken), und wo die sdiiesswafff
erwähnung findet, ist et die flinte und bücbse, die genannt
werden (so lang ein arm die bücbse spannt in der *wacht
am Rhein).
die Verengerung des begriffet gewelir in der bedeutung *feuer-
waffe' volltieht tich im tS. jahrh., sie ist schon in dem preutxischen
regUment von lT'i6 durchgeführt und geht dort parallel mit der
abslreifuiig det collcctivbcgrtlfet, der nur noch in ft en Ver-
bindungen wie ins gewebr treten, der pusteo vor dem gewebr
u. a. festgehalten wird, der vereinielte Sprachgebrauch fuhrt aber
auch später die bedeutung 'blanke waffe noch Uinge fort, so bei
(iöTBK unii S( Hiii.ER Und in der composition seitengewebr hat
ihn die heutige militärische spräche noch behauptet.
an der äusseren form hat ne/i beim iieutrum die gleiche Ver-
änderung toUtogen, die das femininum in seinen letzten Ver-
wendungen schon zeigt, die dehnung des üammvocals, die durch
die schieibung mit 'b' gekennsetchnet wird, noch Lutber schwankt
zwischen gewer und gewebr; o/mc 'l\ ßn den wir das subst. auch
bei ScBAiDKKREiszkR, in Cberlinger Verordnungen von 1552, ja
sogar noch bei ScbTtzr Preusten III. im Simplicitsimus ist dat
dehnungsseichen durchgeführt, desgleichen in den ältesten denk-
mälern der kriegslitteratur. andere tchu ankungen gelten der klang-
farbe des vocalt. auf gerundete ausspräche weiten die oberdeutschen
drucke, tgl. gewOr SciiAiDKnaKiszER Odyssee 49' u. a., gewöbr
durchweg bei Hegal reglement über ein kaittrl. reg. tu fiitx (1738).
vielfach ist damit tynkopt des präfixes verbunden, gwOr, gwöbr
I» den österr. weüthi'imern. andererseäs weist die Schreibung Ver-
eintelt auch auf offene ausspräche: gewSbr SimpL 636 neudr.
der auslaut zeigt nirgends eine anniherung an die coUeTtirform,
dagegen ist das Substantiv bei U. SruMiEDEL nach analogte der
formen auf ede gebildet: mit denen pin icb uond anndere
Hoditeutscbe und Niedorlender, unngererltch pisz in die
GEWEHR (2, a verteendgn., d. fem. entnommen) 5402
M IB.-10, wol gerist nit piicnii ünni gewcrtao nacb Rie
dolle l'latta |«rahrMi. rein mtek Skdamtnk* tt UagwutttL
der plurakeirauäi M 9mm»gni lint imnfmtktft der mmunrn
spracht (vtretmuUt htUgt 4et ib. jakrh. s. auf if. tfWI. er mHl
eineritüt fom umfatuaitn begriff her begAntUglt indem dk rnr^
tehtedentn tpielarlen der maff* »mr mehruthl dringen, ffi.' ja
lietser ols die bellebart<rer aod andere gewebr, die in feld«
nicbt viel nutz scIialTeo küooca. WkixtuLtto ktiegiättmä nt fau
1.97: derselbe war...tio trtflicbcr ferbter «a^ i$m\^ §r
seine kunst nicbt fergiaw, tbto «r sich Uflieb Mit mtt wr
die lange weile in allen gewebreo. (jaunBLsususkii SimfL
t. IM neudr. betm engeren begriff nniemtnlt begäntttgl dte
mekrtahl der träger der gleidten mef» dm pimralgtbrtutk. die
fetten formetn der komwfndtefrulit mtdtrUrtben nter tw*r s4/kf,
sie latien auth heute nockf ob det komniendo an rtar« etnulmen
oder an riete gerichtet ist, den Singular verwallen (das gewebr
über), aber der alarmruf ins gewebr knt deek der neweren
formel ao die gewehre platz machen mäteen,
a) die Verwendungen, dte vom ^munina«! tkernemmen $nd.
n) dat nomen aclionu biUet den Untergrund einer retke wen
Verbindungen, deren geiehlouenrr zntamwtenkang dat tukitant»
der collectirbedrutung entgegrnfUirte dadurch wurde enderenäl»
auch der Übergang eom fem. int neulrum begünstigt.
1)) hierher gehören formein mie ins gewebr rufen, iot gewebr
bieten, ins gewebr sieben, in denen eilen des nbttanti» tath-
bedeutiing angenommen hatis. tp S40i). et ist hier nicht mögtiek im
einseinen zu entscheiden, m der bedeutungsüberg'in) voUtefe» t$t
und wo iiiehL dagegen dürfte hierher gekiren : jbr {der Treyledfteu)
gewebr ist mit scblingen werlTen. kntk d. Leb* 21», I ;
tII (teil »icb broeht hsnt Jon gewer
imil achieo leti keins kciters Bisr.
Bbamt MMTraTki/fM.II* Zmmekf;
»ir laerlen die ga>«en bald, weil nider geinacbl ward, was
sieb im gewähr befand, und sich die bOrger nicbt b.illeo
\t ehren wollen. (Uimhklsbacsbm SimpL 224 neudr. neüeickt
gehört hierher auch: tbütliibe widersetiaog gegen Jen vorge-
setzten oder au( h drohen mit gewebr gegen denselben, wird
mit erschieüzen des Verbrechers bestraft, preuti, knegtarUkel
von 1808, arl. 9.
3)) einen anderen itbergang hat dat tubsl. in der jägertpruhe
volltogen. wie das fem. wehre ron der function eines aoaini
ar(ioni5 aus die fähigkeit gewann, eine aruppe ron nc/Miaa »genta
zusammenzufassen (die jugendwehr, die feuerwebr), to tst auck
unurem neutrum diete Verwendung ertchlotten leorden: in nocb
weilrrer bedeutung werden im Jagdwesen auch die treiber,
welche das zurück eilende wild abwehren, das gewebr oder
die wehre genaonl. Aoblurc 2, «53, ebento HiLetn 1, Ml^.
Tbibl 4, 422 u. a.
ß) die bedeutung *wrhrbau': ein was<ers(rom, deo ich mit
keinem tarn noch gewere kao schützen, wenn icb io geben
lasse, so bell er sich selber auf. Lotiur :, 350 Weiwtar.
b) die angeborenen eertheidigungsmittel der Ihierwell.
et) dir tragt ein beer «iie klaw, ein bundi deo scbsrlTea sahn,
ein löwe seinen «chwanii. unnd jedes wa» es kao.
nicht eines liebt den todt; nie lernen alle Itriecen.
empOndeo ihr gewehr. criiehn Jas tiehl sua •iegao.
UeiTt U-b <i. kriegtguU** 41«) 2.SM;
ein junger held vom muntern hser«.
dat nur der «onneoschein belebt,
und *>»■* mit taugendem gewehre
nacb rühm gettoebner beulen strebt,
doch die man nocb tum grossen glück«,
dureh swel paar ttrbmpre hioder;) kaoo.
der junge haltt war ein« nOcke.
L>a»i)ie fabHm u. »rteklungen (der Urne u. 4i» m%dk0>t
I*. «W;
schnöbe doch lieber ein keiler mit krummen beschAaaMe*
gewebt«!,
oder «in tapfrer lea sut nicbtiicber klufl ibni «ainffna.
ßfia«ia mrtke 24'.> {tH4o 177).
ß) eine Verengerung ei leidet diese bedeutung in der jäfenpraeke^
wo das wori ausuhUestlick auf die kautikne det wildem tekmeim
bezogen wird, in eintelnen »iiltrbieknm deeter temderefneke tritt
rtn gegentati in der locnlitierung der keuer s« lefr (lyL Htm,
Tbiil gegen KKBRRiit). aus dmer nnwendmng ergiebt $Hk eine be-
deutungsgemeinttkaft mit gewSff {rgL ep. 47421 und geirarf (s. d.\
doch IdtU tich erkennen, änta gern iß der leettere, gewebr kirr der
engere begriff ist: der keiler führt in seioen eckziboea waffen,
gewrrfl, bauer. DObkl jägerpractiee t. eup. 7; gewStT, gewerft,
gewebr, waffen, dann schneid, neool taau die uotern laogeo
zdhne einer sau, mit welchen sie um sich scbllget; gewaff
und schneid sagt mao aber auch too den zfihnen der raub»
339 •
5403 GFAVEHK (2, r waffe im uieilesten sinn)
tbiere. IIkppk wohlredender jäger 148; ähnl. Adelukc 2,642
{hier jedoch der unterschied xwischen gewelir und gewäff ver-
wischt); gewelir hoissen die liervurstelienden oberen eckzäbne
der wildscbweine. Kebhein Volkssprache in Nassau 1,162; gewähr
... die krummen b:iuzäbne in der nntt;ren kinnlade des
keiiers; die in der oberen hcissen haderer; statt gewehr sagt
man ancb gewerf. Thiel 4,422; gewehr, the luslcs or fangs of
the wild boar. Hilpert 1, 4C3'.
y) aUgemeiuer ist diese oedeutung von der spräche der heraldik
übernommen worden: gewehr ist ein veralteter und überhaupt
unpassender ausdruck für 'bewehrung'. Qüe«füiith wb. der
heraldischen terminologit 54; bewehrung besteht bei dem löwen
aus zunge und prankenspitzen oder knillen, bei dem adier
ans Schnabel und fängern, bei birschen, stieren und anderen
gehörnten thieren aus den geweilien und hürnern. 19.
c) der begriff der verfertigten waffe in seinem weitesten umfang,
a) die intensive ausprdaung der collectivhedeutung.
D) der collectivbegriff deckt Werkzeuge, die sonst andern zwecken
dienen und im einzelnen fall ausnahmsweise als waffe gebraucht
werden :
ilir Schäfer, sagt, wo kommt ihr her,
und leget straks ab eur gewehr {Uie 'schäferhaken'),
SciiOTTKLiüs f< ieden>isieg 35 iieudr, ;
und was er erstlich greift das nimmt er zum gewehr.
Joicniii Rachkl sttt, (/eä, 76;
des Streites zorn, de^ zanckens wühl
vermehret sich durch Uachus guter,
die Zwietracht langt gefässe her:
oft werden nasclieii zum gewehr,
olTt wechselt man, statt kugeln, krüge.
iUcKDORN versuch einifier geüicIUe (der wein)
29 newir.;
doch llüon, eir sie ihn erreichen, reisst in eile
der maiiiier einem rasch die stange aus der band,
schlagt um sich her damit als wie mit einer keule,
und zieht, stetü fechtend, sich allmählich an die wand
ein grosser goldner napT, vom Schenktisch weggenommen,
dient ihm zugleich als schild und al^ giwelir;
schon zappeln viel am boden um Hin her,
die seinem grimm zu nah (gekommen.
WiKLAND (Obcron B,«5) 22,225.
2)) der begriff umfaszt die gesamtheit der Waffen einer gruppe
oder eines einzelnen menschen.
a)) dis aber ist die ursnch , das sie khunen unnd mögen
ihr gewer, die pogenn prauchenn, U. Scumiedel reise nach
Südamerika 09 Langmanttl; alle die in ircn hüsern oder hüfen
das gescbrei oder das geioiife liOrent, die sollen sich mit
irem rcdelichem gewcre ilends herusz uf die gasse machen.
Straszburger zunft- und poUzeiveiordn. 24 Brucker; weil jene
(die Türken) ilir meistes gewehr entweder von der unsrigen
unglücklichen feldzügen oder von der gefangenen ihrer kunst
erlanget haben, christliche kriegs-trompete (\iiiH) G'l*; das gewöhr
solle wideruitiben lusumbengebracht, geseubert, beschriben
und herrn ristmaister eingehendiget werden, {freiung d. ge-
meinde S(. Andrä 1(>G7), 6stvrr. weislh. 6, 528; als bat auch ein
jedweder ge^chlecbt {fuszvolk, reifer) seine absonderliche art
von gewehr und maniere im exerciren. Backiiausen 2; nam
die festen ort sampt jbrem gewehr ein. buch der liebe 214, 3 ;
der thurm Davids kann kein zeughaus sein , wo inwendig
gewehr ist. Herder [liedrr der liebe 1778) 8, 649.
b)) und was dasz tirgste war, so hatte ich auch kein ge-
w3br: ja auffs eusserste auch meinen krüfftigen pilgerstnb nit
bei mir, mit welchem ich mich auf den nohtfall trefflich wolle
gewebret haben. Gkimhelshauskn Simpl. 536 neudr.; so bat
doch ein kind das bertz, mit seiner muszqueten allein, einem
solchen praler zu pferd, wie du einer bist, gegen all seinem
gewehr im freien feid, nur zu fu«s zuerscheinen 228; zuletzt
fing ich an, mich desz kocbens zu unterwinden, und meinem
berrn das gewehr, darautTcr viel hielt, sauber zu halten. 137;
dasz ein jeder seine corporalschufft . . . wohl in acht nehme,
fleissig das gewehr und montierung visitiere. Ca. Wirckkr
kurtivr begriff der kriegskunst (16^9) J. 80.
3i) vor ollem ist es die Verbindung mit synonymen oder mit
beiiutungsverwnndten resp. ergänienden collectivbildungctt , die
den umfassenden begriff fi-sthdlt.
a)) Waffen oder gewer. Gm.iR v. Kbishiisderc brösaml. 1,99':
esz soll kein parlei, esz sei burger oder ander, welche der
handl angebet, für den ricbter, Verwalter und andere ihre
beisizer mit kein gewöhr oder wallen erscheinen, und kein
verhör hallen, allein sie legen ihr gevröhr von ihnen, und
da jebemand sein gewöhr nicht von sich legen wolle in verhör-
»ocbtn, der ist von dem ricbter unib 3 /3. zu strullen. ailikel
GEWEHR (2, c waffe im weitesten sinn) 5404
d. marktes zu Hermagor (I5G2), österr. weisth. 6,424, diser raht-
scblag brach ausz, und ward (als man sagt) im land Appen-
zell zu Urnäsch an der kirchwibe beschlossen, ouff den 28 tag
julii. desz I489jars zusamen zukommen in der grfib ob Ror-
scbach, unnd der sach mit geweer und wiiaffen ausztrag
zugeben. Stumpf cftroni/f 379' ; waffen oder gewehr Boxei. an-
weisung der kriegsübung (1675) 71 u. a.; ich liesz alle wehr-
haffte pcrsoncn auf der insul zusammen ruffen, ihr gewehr und
Waffen ergreiffcn. inscl Felsenburg 1,323 neudr.; sie waren auch
in warbeit so köstlich ausgerüstet, dasz die feinde ... ver-
meinten, sie führten mehr eine reiche beute ihre säkkel
damit zu füllen, als gewelir und waffen wider sie zu streiten.
Zkseh gekrönte majestäl 70; sie steiffen sich allein auff ge-
wehr und waffen, und starcke kriegsmachl, wir aber wollen
wider sie streillen in dem nahmen gottes. Arrabam a S. Claha
auff, auff ihr Christen b3 neudr. ; all unser gewehr und waffen
seind lauter oooü nulla nulla, da man ihnen aber ein einiges
1. wordurch ich Jesum verstehe, zuesetzet, so kombt die
grösle macht herausz. 55; geistliches zeug-hausz voll gewehr
und Waffen zu bestürmung der baupl-festung in engel-land
des himmlischen Jerusalems das ist geistreichs . . . betlbuch.
Augspurg 1747, vgl. auch unter 4)), 5)) und 6)).
b)) du sollest vergessen des Widerwillens, so sich zwischen
uns zugetragen hat, allain darum das die Kriechen Acbillis
harnasch und gewör mir und nit dir z&gctailt haben. Schaiden-
RKiszER Odyssee 49*; darnach gieng si weiter in ainen gemach
darinn auff ainer selten vil gewandkästen stfinden, auff der
andern harnasch und gewör hiengcn. 88*; so man ainem alhie,
wer der sei, auf die wachten oder under die thoren gebieten
und von meinen herrn den wachtmaistern verscliihen wurden,
der oder die jhenigen sollen bi irn aidtspllicbten mit gwer
und iiarnasch in aigner personen und nit ire dienst oder
knecht . . . gehorsamlichen erschinen. Verordnung über die
Sammelplätze der bürgerschaft zu Überlingen (1552), zeitschr, f.
(jefch. d. Oberrheins 17,292; das ihr gewer und hämisch zu
rathbaus in der Stadt beheltniss sollen eingelegt und verwaret
werden. Schütze Preuszen lii.
c)) da stund ich mitten in einer wildnus wie Matz von
Dreszden, beides obn speisz und gewehr, dessen ich gegen
die bevorstehende nucbt wol bedürffig gewesen wäre. Grimhkls-
RAUSRN St'mpi. 434 neudr.; weil mancher sein ge»ehr und pferd,
ja sogar sein weniges commisz-brot verspielete. 153: also
mondirten wir uns :iusz meinem ^eld wie 2 cavalliers, beides
mit kleidungen, pferden, dienern und gewehr. 381 ; wir kamen
noch vor nacht zu unsern gesellen, da ich meine kleider
und gewehr wieder nam. 192.
(/)) in einigen dieser Verbindungen mag auch schon auf die
fcuerwaffe neben der blanken waffe bezug genommen sein: volgenle
unterthonen sein schuldig verbröchliche oder mallelizpershonen
80 woll bei tag alsz nacht mit gewöhr, auch rosz und wagen
zu erscheinen und selbe cinzubollen und sodan nach Ordnung
die wacht zu iiaiten. laiidgerichlsordnung von Groszlobming
(i7. jahrh.), österr. weisth. 6,293; ihr sollt abziehen, mit gewehr,
pferden und rüstung. proviant sollt ihr dahinten lassen.
GöTiiK {Götz) 8, 113; ihr wisset wie nahe mir der todt za
selir vielmahlen gewesen, wie gott den feinden offt ihr ge-
siebt, gehör, geschosz und gewehr gebunden und gehalten;
dusz, indem sie auff mieb geziehlet, unnd an das hertz gc-
selzi-t, die streiche losz unnd in die lufft gegangen. MoscHEROscn
insomnis cura parentum 11 neudr.;
kurtz: der das land geprest,
ward todt darauf gestreut; und dessen Überrest
niust über hals und köpf, nach seiner beimat weichen:
und blniei liest der marck geschQtz, gewehr und lelchen.
Bkssir {iiuf ilrn (/rosten KurfuiHifu) scliriflen 47;
es hat ihm aber gott, durch die vorbilt der himmels königin
und Joannis desz lauffers zu ruck gestossen, und zwar der
gestalten, dasz er darbei 3 ding verlohren , ehr verlobren,
beer verlohren, und gewehr verlohren. Abraham a S. Clara
auff, auff ihr Christen 69 neudr.;
du weisst, was jetzt den rath mit bangen warten quäl',
vielleicht, dasz dieser streich geschwind und gliicklich
fallt,
vielleicht, dasz das geschick, das noch <len wütiicli stützet,
zum wohl des vaierland.s verscliworne beiden schützet,
denu noch ist iilclits entdeckt, als wa.< ein dunkles biat
von mannschal't und gewehr kaum halb verraihen hat.
1.RSS1NG (Henzi 1} 53, 102.
4)) wie schon oben erwähnt, liegt einer reihe fester Verbindungen
mit verbis ursprünglich ein nomen actionis zu gründe, das aber
5405 (iRWKIlB (2, c waffe ab collertirhegriff)
im tusammenliang der »ottverbiudung lurückltitl und durch dtn
eoUeclivbfgti/J verdringt vird. dttter bildet anirrertetli hei ttner
andern reiht ilmlteher irrbinäungen ron pornthirein den au$-
gttng*fiuiikt. auch hier irird im verlaufe der kriegttechniuhen
enluicklung allmählich die feuerwa/fe ffftn in Uank« mafft vor-
gedrängt, an manchf ti-rbindungin knüpft, mit auch lonil gern
bei gCMcbr, iibertragmer grbrauch an, vgl. *>)).
a)) weil dal gcilnlng bridei von lauiTeudfn und reitenden
ximlicli dirk Mordrn, haUe leb tcbon damuU den verstand
gehabt, der wache int fewebr zurtifTen, weil in solcliein
gelfliitr eine «tat am bettan eiaiunebmen aei. Gaimiiuiauii!«
Smpl. 2U ntudr.;
«t iltlil vorlreftlcli icIiüd,
Ihr b«rran. riilTl die bUrger im gawabra,
dant >le anigeBaa gähn,
lind In der r«ina iletin,
ja dn>i dar h«ld die spiel« klingen höre.
ChkiiTIA!« \N|lil "r> ;>()/t/uc/i« näicher iti,
wurde ein toldat hriin Unterricht gefragt: 'warum rufst du
die wacbe ina gewähr, wenn ein groszer geicblosiener zug
TOO vielen menichen vorüber zirbt?' AuE«aACii tchatikd$lltin
3,116; ins gewehr rufen, to call to armes. IIiipert I, 46S';
ob nun wohl bienlurch die Studiosi sehr Terbitlerl wurden,
routlen sie doch, weiin die guarnison int gewehr gebolhen
wurde, aich heKüligen lassen. Ettnuii tntdii. maulaffe 374;
holla! ins gewehr! ins gewebr! die nacht ist niemands freund.
üBTpiius Hornbilteribrifax 10 nriidr. ; ungeacht diaes, sagt der
künig Asa, bursch ins geurbr, et muaz gefocbten sein.
Abbabam a S. Claiia auff, auff \hr Christen &8 ntudr.; ihr leute,
korobt mir zu bUllTe, es ist ein dich da . . . rausz ins gewebr,
ea iat eine alle hexe da. J. IIObrkr Chri$tk<mödit (1,3) 0 uriidr.
t)) In aller ehr ins gewehr
gegen den feinü ein jeder «oliiai erscheint.
lirit iift 17. jnlirh. iiri Horrmunit t. FAttasiLiaiN
qtirtttchalltuari 2.51;
bei jeder wacht ordnet der corporal von der «acht ein
schnarrhwachte, welche ao die wacht ins gewebr musz, aulT-
muutert. Wallraosrn kriegthuntt tu fu$i t. i:!9; am alier-
prsten sprang Flohs berfüi, liesz den ttück-lieiitcnant zu sich
furdern, und befehlen, man solte sich allerseits ins gewrlir
stellen. Krasmus Francisci indisch-thmeiiuher lutlgarlin 1,103;
ich ... flüsterte ihm zu ... und Huga stellte er sein ingenium
ins gewehr und die lustige nnchtcomOdie wurde eröffnet.
FaiaoHKH Arndt bei ¥.. M. Akndt sehnften f. m. L D. 1,45;
die achildw achten vor dem gewebr müasen vur allem den-
jenigen, vor welchen die wache ina gewehr gehet oder
austritt, zu rechter zeit heransruffen ...und keinen näher
als einipe achritt vom gewehr avanciren lassen, bevor sie
gerulTen. reiilement vor die königl. prtusx. infanterie (1743) 5.432;
und wann die wurbt ins gewebr K'li't» *'°*' ^^° l'^rl nicht
augenblicklich hei seinem gewebr ist. 5.437; rechts umkehren
und die bursclie aus dem gewehr gehen lassen. 5.430; vor
einem ina gewehr treten, pretenter le$ armes a quekun.
nÄDLEiN l,3s2'; ihr elenden, ihr werdet bald vor mir ins
gewebr treten. (iöTHK {gfos:-(ophta &,8) i4,-248; worüber aogar
das feldgeacbrei verüntlert worden und einige butaillooa in's
gewebr getreten, {belagerung v. Maynz) 3U, 279.
e)) endlich kahm seine majeatSl auf den 'ib. mestag ia den
Haag, da sie die bürgerei ebenmiisaig, mit neuen fahnen vor
der leibwacbt, im gewchre gefunden. Zksen gekrönte majesUt
Wh; wie sie an des generale loginient kamen, stund die
haupt-wuclie im gewehr. Ett.ner tmdis. maulaffr i\9; wenn die
Soldaten im gewehr oder sonder gewebr stehen. r«^{emrti(
vor die königL prrusz. infanterie (I726) s. S7; im gewehre stehen,
in armis tise. Stkinbach 974; im gewehre stehen, to stand in
arms. teutsih-engl lex. (1716)771; im gewehre or unter dem
gewehre stehen, (o be undtr arms. Hilpert I,463\ die acbild-
wache ... präsentiert und rult: unlerufiicier heraus, burscben
ins gewehr! so lange bis die wacbe im gewehr ist, gestaltet
sie nicht, daas sich die ronde der wache nähern darf, dienst-
Unterricht für die unteroffniert (t8l6 Btrlin) s.li; soll jede
compagnie h mann ubercumplett haben, welche niemabis im
gewehr marchiren, ausser, wann ein k*!rl kranck wird, regle-
ment vor die königi prtuss. infanterie (1726) 5.6.
&)) Verbindungen, in dit das «iift5<aii(i* ton womeAeretii mit
der tacJibedeutung eintritt.
a)\ als ... auch die kerls den dameo zuIiefTrn, wie die
aoldaten ihrem gewehr und posten, wan sie die trummel
hören lermen rühren. GtiMHELSiiAusEü Simpl. 90 He«dr. .* ich
und tler fourierschütze rulTten alsbald lernten und mordiu.
GEWFHR (2, e einxeitcaffe)
540C
alao das allta 4«n gewebr lalieff. IM; tu« g««ebr, tun
gewehr ihr ritterliche heldco. AaBAiAi a S.Cu*a auff, auff
ihr Christen u ruudr.; to aber, i» kb als ein rriigiont-tpöiler,
aibeitt und Ignorant ausgeputzt bin, lluft allea zua gewehr,
was unter dem gelehrten trotz our beme bat. EoBiMaan
setbitbiographie {\;Ui) in't ; ihre leute bei das gewehr fretro ...
laaseo. regltmtnt vor dit liümgl. preuss. infanltrit (1743) f. 43I:
die tcbildwacbe vorm gewehr. duntluHttmckt ßr 4m uuUt-
ofUtkrt (111« Btrlin) 1.71.
b)) ich vertprlch auch da« leb dem gati . . . von f&a auff
kiaiden, mit waffen und gewOr notdurfftigklich verteben, und
wohin er begert mit zOruog reichlich abfertigen will. ScaaiasR'
BtiazBR Odystit 00*; ich verüb mich alsdann aof allen fall
in meinem quartiare mit gewebr. Hbirsk l/trdiapAWi«) Ummi-
licht sehriftrn ],i3; einige mit gewehr verteben, quotiam »rmk
instruert. STSiNBAia 974; mit geweer wol gerOsr, lailrecti frrr«.
Maalbn 179*; während daez Renault dai arsenal battOnnl,
wird der kapillln das gefSttgoia von Sankt Markos erbrechen,
und die gefangnen mit gewehr autrüsien. Schuler (mt-
tehwörung des marquii v. Bedemtr) 4, Mi; nn pluraL einen mit
geweeren wol rüsten, armis atiqutm instrutri. Naalbb ITt*;
bcrau«, aus deiner woiresgrufi,
fnrchttitres beldenhear.
heraus tum iirell In friiche lafl,
nitt muili und ■cblacblgeiiebr.
Glbib iUirau'fm aernnitiUeH Mr dtr ttktatkt
liri Ititttlmch) kriegstlrnttr a. It nt^är.
vgL auch das btispirl aus Fbbilicratii tp. 64ia.
()) erwige, wie TrrgnDgt Irh nacbnal* lugesebea,
all durch der iwif tracbi wiiih dl« irennimgen geeebebea.
wenn der partaien irbweri tlcb w^cbtelswelM seblag.
ein Rönger wider Rom gewehr und baroiscb trug.
J. Cmr. GoTTtcaaa Otto 1.':
gewebr tragen, arnia gertre. Batcr 291*; ein gewebr Irageo,
r55e cum telo. Steinbach 974, vgl. ameh unter d).
d)) die geweer von im geben oder von im legen. Maaiii in^;
alto biesz der keiser, da der tag angieng, all« die, to aof
dem berge warteten, von der hohe auff die ebene kommen,
und ir gewebr auff das erdtrich legen. RrncaAiv!« Caaaar 129*;
du armer krlegesmson, du macbtt wol nieder legen
nun alles dein gewebr, bis gar aiilT deinen degan.
DitTB. V. a. WtapBii AnaH II. SV;
das gewehr niederlegen, kasta$ abjterrtf dw. knu Stt*;
gewehr niederlegen, sich überwunden geben, arma abjictre,
palmam dare, herbam porngere. Oaibh 2»l' ; gewebr strecken,
5. poser. Kccrrs krieg^lex. I, 1M6; ala der letzte reat der
aruiee in Lübeck daa gewehr atrecken mnsate. aufteiäinung
von C. \V. II. StTTK aus dtm jähr 1806 hei G. Fbettac (bddcr
aus der d. vergungenhtil) 21,383: mr »titer f ntwicklmnf ditHr
feiten Verbindungen vgl. sf. biOiff. 6t 13 /f.
6)) übertragener i;rbraucn{vgl, oben 3)), 4)1,6))); als Jacobus aagl
in epist: wir haben kein anderen hämisch und gewerh dan
den glauben. Lutheb 9,687 WtivMr; das sind kurtilichen dta
dreierlei gewber, welcher ich mich bie gegen Lutern ge-
brauchen, und in ob gott wil damit überwinden »il. EatBa
;e^n Luihtr, s. LuViers und Emstrs slrrüsthnfien 14 ntuir.; daa
(Schreibzeug, federzeug u. a. w.) ist einet tliidenten rattuBf
und gewehr. Anoe Cohbr. iaiiM« (1M4)232: eben ao waaif
dörffte dieser hüllen-bock jenen baurn mit dem gewehr data
gebeis gnugsam bewaffnet angetroffen haben EaAaHosFaAR&aci
der höUtsche Proleus (16U6) li»3. zur überttagunf auf da* stxuelU
gebiet (5. sp. 6399 <4«a), rgL:
hall ao, mala liebster koaaat! verstekket das gewahr.
RaCRBL «ff. V«^. 104 mtmdr.
ß) dit abschvilchung des colleclithtgriffts, dit 9trt*fmnt§ itr
bedeutung in der richtung der rinultraffe ist die tijeniMi fruui-
lagt, auf dtr sich der heutiiit begrsff it$ miränmt «n/baa/
(vgl, unter d, sp. Hot ff, an und für sieh ist jtd*tk iit$* vtrenftrung
nicht an dit ausbildung des begriffts der fttunMf« fttan4en,
Sit findtl sich auch lahlreith belegt fir dt* Untkl •«/** j* thento
auch für Waffen anderer art.
1)) dtr allgemeinere btfriff waffe.
a)) sobald die sturmbglock geschlagen wird, ein ieder, der
sich wehren kann, ... mit habendem gewebr, in dessen er-
manglung aber mit bauen, srhauflen, gablen oder dergle.cben
Instrumenten an daa asaignirle ort oder sammelplati laufen
aollen. II702), 5. ttilschr. f. getek. d. Oktrrktims 18, 140; batt ein
jeder in teinem bautz daa nerhtt gewebr ergriffen, etotweder
ein langen »pieai, ein axt. ein achweintpiesz, ein kulbeo, oder
waa einer sonst in aolcber eil tcbarffa zo betchirmong aeioea
leibt ergreiffen mocht. Bombr Uerodian deutsch (16<mj lld';
5407 GEWEHR (2, c einzelwaffe. blanke waffe)
so autwortet des Bachus ländlicher spröszling,
weil sein krummes gewehr drohend erbebet der gott.
Voss TUiuU (des Priapas Uhre 1,5,8) 53
{annatus curva falce) ;
«8 sollen auch die unteithonen samentlich ain jeder mit
seinen hosten gewehr den malialitzischen helfen heraus be-
laiten an alle widerrüht. gewohnheit des freithales Kleinfölk
{Id. jakrh.}, österr. teeistli. 6,9 onm.; der gemeine mann, wann
er auf dem rechten fusz niederkniet, lasset die rechte an
dem gewöhr ... dasz ... das gewähr dem linken fusz paralel
komme und dieses darum, weilen ein gewöhr, das da losz
gehet, in den reihen und gliedern keinen schaden auf solche
weis thun kan... die ober-officier hingegen fällen das ihrige
{sc. gewehr) und die unter-officier halten es wie die mus-
quetirer. Regal Teiikment über ein kais. regimenl zu fusz s. 19;
die gefreiten ... mit ihren flinten auf dem arm marschieren
...die fendrichs aber, die allezeit ihre fahnen und zwar
auf der lincken seilen (damit sie . . . den degen mit der
rechten ziehen und sich wehren können)., .tragen... zwischen
ihnen . . . stehen die führers ihre springstecken . . . tragend
wie die feldwaibels das kurtz gewöhr. ..ist der unterschied
des gewöhrs zu keinem andern ende inlroducirt, als die
Chargen dadurch zu unterscheiden, s. 5; es solle auch keiner
...mit ainem ungebührlichen, noch verborgenen gewehrc für
oder zu der gemainde nit erscheinen, {gemeindebuch v. Planneil
1583), österr. weisllt. 4,143; am lächerlichsten war... dasz
mich eine wcibs-person, mit einer ziemlich starck angefüllten
katze Toll geld, über den köpf schlug,... da aber diese
amazonio durch einen gewaltigen hieb über den kopEf in
ohnniaclit gebracht, hatte ich zeit genung, mich ihres kost-
baren gewehrs zu bemächtigen, insel Felsenburg i,1%9 neudr.;
lernt einmal, sterbliche, dasz die natur alle Wissenschaft für
uns versteckt hat; so wie eine sorgfällige mutter aus den
bänden ihres kindes ein gefährliches gewehr windet. Lessing
(d. neueste aus d. reich des witzes) 4', 392.
6)) mit der abschwächung des collectivbegiiffes geht die enl-
wicklung des pluralgebrauches hand in band: arma, die wallen,
gewöhre. Meder 183; mit geweeren darein schlahen. Maai.er S7
(decertare armis); mit helmbartten, spiessen und andern ge-
wehrn. Aimon b; hatten sich noch 3 niannes und 4 Weibs-
personen Tom luger erhoben, welche uns mit höltzernen ge-
wehren darnieder zu schlagen vermeineten. insel Felsenburg
l,269»ieudr.; er hätte auff der Teichmacher-gasse bei Buffoni
seinem hause ein paar liederliche und zerlumpete kerle mit
jtrügeln gesehen, die ihm ziemlicli verdächtig wären vorge-
kommen, und weil er ein gutes lüstgen bei sich gemerckel
liätte, von diesen kerlen wegen ihrer nachdencklichen gewehre
und kleidung rechenschadt zu fordern .. .; so hätte er einen
seiner guten freunde . . . suchen . . .'wollen. Kühnaü musica-
lischer quack- salber 6S neudruck; haben sie was von gc-
wehren, so sinds bogen. PnÄToniüs catastroph. muhammet. 179;
todtschläger, die geschehen mit waserlei gewehren. Wincker
s. 95; wann ich dan satt war zu musiciren, liesz ich den
kürschner kommen, der mich im paradeisz in allen gewehren
unterwiesen, mit demselben e-xercirte ich mich, um noch
perfecter zu werden. Grimmei.shausen Simpl. 260 neudr., ebenso
s. 184. vgl. auch sp. 5402.
2)) die engere bedeulung der blanken waffe ist sicher gestellt,
a)) durch die zeit, in die die handlung verlegt ist: zu den
damaligen Zeiten führete nemlich in ganz Griechenland ein
jeder gewehr bei sich, weil ihre wohnungen durch keine
mauren gesichert waren, und keiner sicher zum andern gehen
durfte, daher waffen, so wie bei den barbaren, ihre ordent-
liche tracht waren. Heilmann Thucydides (1760)7;
wenn so der Troer, als Achäer schaar
ihr glänzendes gewehr zu grase streckt,
so will er itzt allein, um Helena
und all ihr gut, dem Menelaus stehn,
BÖRCKR lliitn 3,118 (in der übers, in hexametern:
die schönen waffen; bi^i Voss: das «chöne
gerälh);
man koppelte die rosse fest in reihn,
und itieg herab, und streckte das gewehr
je eins am andern auf den boden hin.
ebenda (114; Voss: zogen die rüslungen aus).
h)) durch den Zusammenhang: die trabanten sollen . .. mit
jhren gewehren [hellebarden) auf den dienst warten. Fbon«-
PBBCüR kriegsordnung 61* ; was die pique für ein gewehr
ist. Backhäusen 33; das gewehr oder pique von dei erde uff
und abzunehmen. 34 u.a.;
GEWEHR (2, c blanke waffe) 5408
ei lieber, er hat sich erstochen,
l'ürwar ich hab es wol gerochen . . .
ich werde mich wol auch erstechen . . .
schaut, hier liegt Piramus gewehr.
Grtphius Peter Squenz 38 neudr.;
das ist ein sSbel, der mir im polnischen kriege dienste gethan
hat . . . ich wüste, dasz ich mich auf mein gewehr verlassen
konte. Weise die drei ärgsten erznarren s. 100 neudr.;
nun macht sich das gefolg der mode zu ihm her.
ein kleiner geist besieht sein schreckliches gewehr;
den degen, den so oTt das Jeir>che pllaster luhlte,
und der sich oft mit blut im wilden Zweikampf kühlte.
Zachariä (/. rennommisi, 4. ges.;
betrachte diesen stahl. — du trittst bestürzt zurücke,
voll weibscher Schüchternheit! du wendest deine blicke,
gerührt und still, hir.weg! in einem aiigenbliik
giebt dies gewehr mir julim, und stolz und ruh zurück.
J. Fr. V. Cronkgk ülint und Suijhronia 4,3
»ctaiflnn (1760) 1,314;
seht! ich hab ein gewehr; ein schöneres hieng niemals an
eines Soldaten hüfte. ich habe den tag gesehen, da ich mit
diesem kleinen arm, und diesem guten degen mir durch mehr
hindernisse einen weg machte, als zwanzig solche Wächter
wie ihr seiil. Wieland Shakespeare 7,396/'. {Othello b, fj);
mit dem schwert wollt ihr mit eurem hauptmann rechten,
handiten? ... streckt die gewehre! euer herr spricht mit euch!
Schiller (räu&er 5, 7) 2,332; wenn Fhädra dem Hippolyt den
degen von der seile reiszt, so müssen der Schauspieler und
die Schauspielerin sich wohl vorgesehen haben, damit sie
sich in dem augenblicke nicht allzuweit von einander beiinden,
und damit die Schauspielerin nicht nöthig hat, das gewehr,
dessen sie sich bcmiichtigen will, erst lange zu suchen.
Lesjing {theatral. bibliolhek 1,4, auszug aus dem 'Schauspieler' f
6^ 149; zu der zeit kamen mir einige kleine türkische doiclie
in die bände, wovon sowohl griff und scheide als auch die
klinge von eisen war; zugleich fand sich auf diesem gewehr
das schönste blälterwerk nach türkischer art eingegraben
und auf das zierlichste mit gold ausgelegt. Göthe (Benvenuto
Cellini 1,6) 34,84; und als ich sah, dasz sie mir aufs beste
gelang, fuhr ich fort mehrere dergleichen gewehre zu machen,
welche schöner und dauerhafter als die türkischen selbst
ausfielen, ebenda; was soll es heiszen, dasz ihr den säbel
ziehen laszt; auf der stelle gewehr ein. Svbel gesch. d. re-
volutionszeit i^, 397.
c)) bei einzelnen festen Verbindungen wird die beziehung auf
die blanke waffe, die beim lilterarischen gebrauch nicht immer
aus dem Zusammenhang ersichtlich ist, durch die angaben der
Wörterbücher sicher gestellt.
«)) sihestu nicht, wie mancher feldwaibel bei seinem
kurtzen gewehr grau wird. Grimmelshausen Simpl. 246 neudr.;
von solchen hatten etliche lange spiese, andere musqueten,
kurtze gewehr, partisanen, fähnlein, auch trommeln und
pfeiffen. 4.42; es sollen auch alle knechte, so spiesz und knrtze
gewehr tragen, mit guten starcken Seitengewehren versehen ...
und keiner seiner rüstung, seilen- oder andere gewehr ver-
ändern. WiNCKER kurzer begriff der kriegskunst (1680) 90; hernach
die officiers und unterofüciers das sponton und kurtzgewehr
in die hand nehmen, rcglement vor die königl. preusz. in-
fanterie (1726) s. 11; die ofliciers und unterofficiers müssen die
leule immer encouragiren {im gefecht) . . . und wenn jemand
zu weichen anfangen wolle, selbigem den degen, das esponton
oder das kurtzgewehr in die tippen stossen. (1743) s. 347;
denn obgleich er noch das kurzgewehr eines unterofficiers
trug, halte ihm doch die königliche gnade bereits den
sponton des officiers in aussieht gestellt. G. Frevtag [ahnen
5,2) 12,212; kurtz gewehr, une espee, une courte espee, ensis,
brevior gladius. Duez deutsch-franz.-lat. dict. (1604) i98'; kurtz
gewehr, courte espee, spada cuita. HuLSius (1616) 138"; kurtz
gewehr, partisan, partizgiane, partuisane. Rädi.ein 1,382';
liurtzes gewehr, kurlzo waffen, arme carte, des armes eourtes,
comme epee, poignard, bayonnette, pistoles etc. ebenda; kurlz
gewehr des corporals, bipennis. Aler 395"; kurtz gewehr
der corporal, helleparte, bipennis. Bayer 291"; die Unter-
offiziers müssen das kurz-gewehr auf die schultcr so tief
herunter tragen, wie die pursche die kolben vom gewelir, das
eisen musz allezeit flach liegen, reglement vor die königl. preusz.
infanterie (1750) 172; lang gewehr, longue espee, spada longa.
HüLSios (1616) 138. Henisch 1596; langes gewehr, longue ipie.
RÄDLEIN 1,382*; breites gewöhr, latus, largus, gladius. Henisch
1590; breit gewehr, une espde large, latus ensis. Dükz (1664) 198\
RÄDLKiN 1,382'; spitzig gewehr, spada acuta. Hülsiüs (I61ii) 138'.
5409 GEWEItH (2. c blanke waffe)
lliniscii \bW, spilxig gewtUr, pfriem oiler klinge, veruium lancf.
Ehmil nomenel. Irilinguit 402; ipilx gewrbr, fiamt*. hitu S9.'>*.
ß)) in dai gewehr »hier «einen ufflcier greiffen. J. Roxki.
anwtisung der kriei/$kuntt 1 167&) {rtgiitff) tu art. T, ; ein lold.it.
der aa aein gewebr greiri wider teinen obertten. (Fl'); der
eine «cbelin llel meinem pfrrde in den taum, und «be irb
nocb «ach dem gewehr greilTrn kunle, ward leb umbringel.
Ettrkr mrdic. maulafft U3; die*« (0 rr4/#r) nicht faul, laplrn
die band an das gewehr. eS; da« gewebr ergreilTen, «rma
eaptr«, tumtrt, ad arma tenirr. Aiaa 39&'. dhnl. Kirsch IS«':
nach dem gewehr (dcften) greifTen, den dageo suckto ... mtitit
h main a i'^tt. UÄULfiM 1,392*;
"^ er •«tti
mich »loli lur rede, und In blinder wuih
*erglstl er ilcb lowelt, nach mir lu iclilagcn,
(0 (chwer gnreUei greif leb lum gewehr,
•r (11111101 «Oiood •tum In meliieo Ueeau,
und fallt durch nein« w|||eiilo>e haiiJ.
ScuiLLia (f>i'ifi>Miuj) !&*, 444.
i)) in andfTtn Verbindungen deuten schon dit tugetogenen
terba oder aUnbutt auf die blanke vaffe hin: das gewehr
ausziehen lluxi l art. 32 (i. buch E, vgl.: wer .. . sein degen
aaszzieht. aittkelbrief der milit von 1590, ebenda Ei); hiermit
zog er (mW» vetter) fum Jeder, jener (der niuber) wolle
lange oiclit, inusle aber doch endlich sein gewriir blassen.
Ett:<rr medte. maulaffe 243; solle aber jemand das gewebr
auf ihn zucken, oder gar band an ihn legen, derselbe soll dos
leben Terwflrcket hohen, kriegsartieulbrif bei Wincikr 1.12.':
Leuiibard KiTer, ein hurger, unterstund sich, als er...auf din
wache coinmandirt wurde, dos gewebr wider seinen banptmoiin
Ito Striegel zu ziehen und ihn am köpf zu verwunden, vgl.
BAUttaNN quellen x. gesell, d. bauernkriegt in Obertchwaben SSO.
e)) andere formen der Verbindung — namrntlieh dvr com-
potition — stehen schon unter dem rin/hi.vf der betiehung auf
die feuerwoffe. sie entspringen suar tum thfil noch einer periode,
in der gewehr fast ausschlieszlich auf die blanke Ȋffe ging
{vgl. die belege für ohergewehr 6« Stikler), aber sie werden
umgebildet und weiter entwieUlt durch das hidürfnis, die
beiden hauptarten des gewehrs tu kennseichnfn, die blanke Ȋffe
gegen das scbieszgfwehr abiuheben: diese feinde mich nicht
allein mit schiesz- sondern nuch mit dem seiten-gewebr zu
delogiren suchten. Schnabbl iniW Felsenburg 4,61, vgl. unter
schieszgewehr theil 0, sp. 49; das gewehr der Soldaten winl
in ober- und untergewebr, eingetheilet, welches letztere auch
st'ilen-gewehr heisst, worunter degen, sUhel, bajonets etc.
verstanden «erden. Ecckrs kriegslex. 1, IiiJs; nicht weniger
soll ein jeder sein obergcwehr und sonderlich die musz-
({uetirer ilire muszqiieten und zuhehür in guter gewahrsain
... halten ... da aber in zQgen und warben aich befinden
solle, dasz einer sein gewehr gegen den fein>l nicht gebrauchen
könne, soll derselbe darum an leib gestralTt werden. Wincitn
Aurder begriff dr kriegskunst 91; mit sack und pock, auch
ober- und niedergewebr. Micrälios 5,280; obergewehr, hasta,
sicelix, (tperintJ. Stielrr 2510; obergewehr, telum humerak.
SiBinaAca 974; undergewrhr, tnsit, gladius. Stuler 2SI0.
Stbinbacu 974; in gunzer uniform mit ober- und unter-
gewehr. Aubihacu ges. Schriften 1,27; scboderer... mit klasse
und kehrum — aniUdiener . . . mit ober- und untergewObr.
wb. des Kon!:tanter Hans (1791) bei Klcck tothtrdlseh 257; balle
für alle falle die wache bereit mit ober- und untergenehr.
G. Frettac (d/inen 5,2) 12,325, vgl. auch theil 7, tp. 1087; stehet
ihm (dem fihndrich) nicht zu, die Soldaten, wi« dem leute-
oampt ... gebühret, mit worten, viel weniger mit brügeln
oder blossen selten genebr ziistrafTen. Wailbaosbn kriegs-
kunst lu fuss (1615) s. 17; angehend sein seilengewchr, achte
ichs fürs nützlichste, daz es kurti seie, als hawer, sabel,
... auch im eindringen und einfallen, besser gewehr umb sich
zuhawen. 5.33; scbeftc klasse, kehrum, scbaberbartle, kimmei
und walze und gute waider bekanum? — sind wir auch ver-
sehen mit pistolen, Seitengewehre, stimroeisen, pulver und
bley und guten söken? wb. des Konstanur Hans bii Kldcb 2M;
vgl auch Seitengewehr theil 10, sp. 304.
d) dte Verengerung des begriffes in der bedeutung ^feuer waffe'.
a) auch dieser enger» begriff entwickelt wieder abstufungtn
die itUgemeinere und weitere bedeutung der feuerwafft üiierhaupt
wird in der militirischen fachspraehe vadrängt durch die vor-
stdlung einer nach länge und kaliber genau bestimmten unttrart.
I)) die allgemeinere bediutung: doch ein jeder batiptman sol
dabin t.iichleD, da^z er am meisleu muszquetirer, und nicht
jungen, die er mit röhren oder anderem leichtem gewebr b«-
GEWKIIR (2. d feuerua/ff)
5410
laden musz, habe. WALLiADaai kritgtkuust tu futt «. 43; auebten
das verlorne feuerrobr ... wie sie aber nichts fanden . . .
sagten sie, scbimet euch ins bertz bineio, dasz ihr euch
von einem einigen kerl erschrocken, «erjagen ua4 das |e«ebr
nehmen lasset. GaiaaBi.se*usBH StmpU iM; eiplicaiiun 4erer
bandgrieff..(ait der flinleo) last dasgewßkr ainikeo; (nitBUf
(juelen und scbweinsfeder) schwenckt die nusijuet vorwert«:
(dem kuilzen ge»Ohr) lastet das knrlze gewckr vorwlrta
sincken. ItaeAL ttgUment über rin kaiml. r».]. tu fuu IM; ian
deine muszquetirer zu allen orten können ihr gewebr fe«
brau< ben und gegen dem feind prasentirm WaiUAOst«
ktiegtkunst » fu$t 81; aercke jetzuodrr, dasz 4u sie wot
unterweisest, dasi ein ieglicb ghed sein gewelir fUicb
abnemme, gleich hoch halte, gleich fertig nwek«, gWch •■-
lege ... gleich einer dem anilern srhieas«, ood eo ti* fe^
schössen , gleich die mustqueten auffbeben und widernnb
laden, ebenda : wie mir einfallt ... wir kOnnieo die teneroleii
nOibig haben ... ich gab sie dem bedienten, eie >a pvlxeii
dnd tn laden; und der dablt mit den mldchrn, will •!• er-
schrecken, und gott weiss wie, das gewebr grbt )i>s, da der
ladstock nocb drin steckt . . . seit der zeit las«' ich alle«
gewebr ungeladen. GOtib {laden des jungen \Vtrthert) l*,t5;
er überreichte Alberten das zetlelcben. der »ich gela*ien nacb
seiner freu wendete und sagte: gib ihm die putulen . . .
langsam ging sie nach der wand, zitternd nabm aie du
gewebr herunter, putzte den staub . . . und bitte oocb lM(e
gezögert, wenn nicht Albert durch einen fragenden blick sie
gedrangt halte, s. i»5; 'ladet alle gewehre! es fehlt doch an
pulver nicbtT . . . 'jeder hat fünf paar p:stolen geladen, jeder
noch S kOgelbOcbsen dazu*. Sciillbr (rde^ 2, l^) ;,2«): wo
die musketen hernehmen? die gewehre, welche heimlich in
der lundschaft gesammelt wurden, hatten jede art von kaliber,
und es waren meist leicbie jagdOinten, im kneg auf die llnge
gar nicht zu gebraueben. G. I-'bettac (ahnen 6,6) 13,103; 'jetzt
ersuche ich euch, meine Jagdflinte anzunehmen, da ich höre,
dasz ihr gern auf die jagd geht', er flberreichte ihm das
gewehr; es war ein neuer gestickter tragriemen daran, and
der Jüngling wusste wohl, wober dieser kam. (5,2) 11,228:
neben der durch das Jagdvergehen verwirkten strafe ist
auf einziebung des »lewehrs ... zu erkennen. sUafg4setÜMCk
für das deutsehe reich § 295. der weUestt beJeutungtumftng
erhält sieh in di-r Verbindung klein gewehr, die besondert Q«rn«
in gegensats tum gescbUtz (grobes ge>ibütz) gesieltt »kd:
dunket mich, dasz, weilen das kleine gewübr, schaden tu
verhüten, blind geladen wird, auch die »tuck ohne kugel
zu lösen seind. Hecal reglement über ein kaistrl. reg. tu fusi
S.W; ich stieg auf den obersten boden, wo ich zwar die gegend
zu sehen gebindert war, aber den donner der kanonen und
das massenfeuer des kleinen gcwebrs recht gut vernehmen
konnte. Götbb (dicht, u. wahrh. 3) 24, 151;
wenn endlich die ksnone brumat
und knsuen's klein gewahr.
Irompet' uod trab uuii iromiuel »ummi.
da gehi's wohl lustig bar. (iri-u"''uck) 1,140:
inzwischen stunden wir nocb immer im feindlichen kanoneo-
feuer bia gegen 11 uhr, ohtie dasz nnser linker flügel mit
dem kleinen gewehr zusammentraf, ohscbon es auf dem rechten
sehr hitzig zuging. G. Fseuac (bilder v 21, 214.
21) die engere kedeulung der mihtärischtn fatkspnckt: der
kaliber dea preussischeu infanteriegewehrs. tckUtnditntt ßr
Jäger ...of filtere (1807) i. 76; bürgergardcn ... können ihre uni-
formen behaitro ... und sollen, so wie e« die umstlnde
gestalten, mit gewebren versehen werden. modifie<it»ne% des
prtuss. landstur mediets (i7. )uti 1813; *gL datu am* da err-
ordnun; vom apnl des gleichen jahrrs : die lanüwehr . . . wird
im ersten gliede mit piken, in den beiden hintern gliedern mit
Hinten bewaffnet); beim herantreten hat der jSger oderachOtxe
die bQcbse beim fusz, wie der soldat das gewehr. fnmu.
fxtriierreglement fOR 1847, I. abstk., 3. cap., } to, s.2t: aloM-
liche sur bewaffnung der bflrgerwebr-compafnien verwendeten
gewehre, bQchsen, sensen uod pistolen sind in der hospital-
caserne . . . abzugeben, erlöst dtt Moinur frstun^sfourtmewtentt
am 2t. eiat 1818; die waffen im ersten glied piken, im zweiten
und dritten gewehre, der reiler führte eine pistule, Säbel und
pike. G. Fbittac (bilder out der d. 9er<)omgenh«it 4, 10) 21,420
{vgL: das erste glied des fuj>svolks waren lanientrager, das
zweite uod dritte trog womöglich gewehie. s. 425): in unserer
compagnie sind etwa hundert stutzen und eben so viele
gewehre nach den modell. (eAne« •, $) ij, 145.
5411 GEWEHR (2, d feuerwaffe)
ß) von diesem gegensati zwischen engeren und weiteren begriff
abgesehen sind namentlich die Verwendungen und Verbindungen zu
beuchten, die durch die besondere beiiehung auf die feuerwaffe
bedingt werden.
I)) der gegensatz gegen die blanke waffe wird hervorgehoben,
vgl. e),ß),2)),e)}: es ward ihnen angeboten, sie ohn pferd
und gewehr, jedoch mit dem was der gürtel beschliesse,
passiren zulassen ; aber sie wollen sich nicht darzu ver-
stehen, sondern mit ihren carbinern wie muszquelierer
wehren. Grimmelshaosen Simpl. i-u neudr.; was quält ihr
mich lange? verlangt ihr mein blut? se'.zt alle eure schwert,
ge wehre auf meine brüst her, mordet satt. Maleh MGi.leb
Golo u. Genoveva (5,11); wie sie in Frankreich drüben den
künig fortgejagt und republik gemacht haben und auch
bei uns alles ireiheit gerufen und wer du gewollt hat, mit
Säbel und gewehr herumgelaufen ist. Aoebbacb neues leben
2,271; die mit feuergewehr bewaffneten leicliten reiler kommen
schon im jähre 1515 unter dein nauien arquebusiers zum Vor-
schein, der schütiendienst für jäger . . . Offiziere (1807) s. 49 [einl.)
u. a.; das exerciren lies landsturms soll ... durin bestehen:
die mannschaft zu gewöhnen, in müssen und gliedern zu-
sammen zu stehen und sich zu bewegen . . . mit piken und
heugabeln umzugehen, damit die feindliche cavallerie zurück-
zuweisen, diejenigen, die feuergewehre haben, im schieszen
zu üben, königl. Verordnung über den landsturm vom 21. april 1S13
(gesetzsamml. f. d. preusz. Staaten); wer ohne polizeiliche erlaub-
nisz an bewohnten oder von menschen besuchten orten ...mit
feuergewehr oder anderem scbieszwerkzeuge schieszt. straf-
geselzb. §367,8, ebenso §368,7; gewehr, schieszgewehr oder
feuerröhre lat. arma, Cchomel 4, 1042; mousquete, ein
schieszgewehr. EüGtRS kriegslex. 2,2^ ; schieszgewehr vgl. theilQ,
sp. 49; ein mürderischer kämpf erhebt sich, der nahe feiiid giebt
dem schieszgewehr keinen räum, die wuth des angriffs keine
frist mehr zur ladung, mann ficht gegen mann, das unnütze
feuerrohr macht dem schwert und der pike platz. Schiller
{gesch. d. 30jo/»r. krieges 3) 8, 288; nach seiner rückkunft macht
ihn herzog Alexander zum münzmeister, und schenkt ihm ein
vortreffliches schieszgewehr. Göthe {inhallsUbersicht tu Benv.
Cellini) 'äi, 9; es ist unwahrscheinlich, dass sie ... einen an-
griff mit säbeln gegen die mit schieszgewehr bewaffnete
bürgerwehr beabsichtigten, bericht über die Mainzer ereignissc
(1848) in den Verhandlungen d. d. nalionalvenammlung (1) 95.
2)) in der militärischen fachsvrache wird der einzelne je nach
der Waffe, die er trägt, benannt; so tritt gewehr früh in beziehung
zur Waffengattung des musketiers: dan sie müssen nicht al zu
dicht geschlossen sein, (die glieder), sonderen jhre arme frei
haben (die musquetiercr), and das gewehr bequämlich gebrauchen
können. Jon. Boxel anweisung der kriegsübuny 1675 E; aus
Pommern wird berichtet, . . . dasz ein mächtiges kriegesheer
von norden oder mitternacht kommen, der gestalt, dasz man
anfänglich die muszquetirer und duppelsöldner, mit ihrem
gewehr, darauff die arlollerei . . . ziehen sehn. Pbätobius
Turcieida (1664) A'; dasz sie (die muszquetirer) wissen mit
ihrem gewehr ümbzu^ehen. J. G. Pasch exerzieren in der mus-
quet 8; hier unglücklicher weise begegnete ihr, da sie eben
durch die hinterthür entschlüpfen wollte, ein trupp feind-
licher Scharfschützen, der bei ihrem anblick plötzlich still
ward, die gewehre über die schullern hing, und sie unter
abscheulichen geberden mit sich forlführte. H. v. Kleist
[marquixe v, 0.) 4, 18 Zolling.
3)) die techntk der feuerwaffe bringt ihren besonderen, immer
complizierter sich entwickelnden mechanismus im Sprachgebrauch zur
geltung; namentlich ist es hier die ladeweise und die abfeuerung,
die die Verwendungen beherrscht.
a)) hierher gehört schon die Verdrängung der Verbindung 'im
gewehr' durch 'unter dem gewehr', die sich aus der urt, in der
die muskete fast ausschlieszlich getragen wurde, erklärt {zur ab-
leitung von im gewehr aus dem nomen actionis, vgl. sp. 5405):
es musz ein jeder soldat, wann er auff schiidtwacht gestellt
ist, wissen, dasz er keinen menschen bei nacht er sei freund
oder nicht . . . unter sein gewehr soll lassen kommen . . .
dann wann er jni zulasset unter das gewehr kommen, so
ist er nicht allein geschlagen, sonder auch gefangen, also
dasz er kein zeichen mit dem gewehr desz lärmens ... geben
kann. Wali.iiadsen kriegskunst zu fusz s. 139; wisse auch
die Ursache, warumb ich dich weise die muszqueten binden
hoch zutragen: ersllicli ist es deinem milsoldaten fürnemlich
bequem, so hiuder dir stehet, dasz du jhm mit deiuem ge-
GEVVEHR (2, d feuerwaffe)
5412
wehr nicht hinderlich seiest, er sich villeicht dran stosse.
s. 35; und kann ... dein binter-mitgesell unter dem gewehr
leichtlich hindurch marchieren. J. G. Pascb 4; die bataillons
und cumpagnien sollen allezeit . . . complets unterm gewehr
sein, reglement vor die königl. preusz. infanterie (1726) j. 229
(allezeit complete im gewehr sein, ebenda); es musz kein
kerl unter dem gewehre und unter währenden exerciren den
köpf rühren. (1743) 45 ; der posten unter dem gewehr wird
ihnen den rücken kehren. G. Freytag (ahnen 5,2) 12,255; ein
armer soldat war, von einem unmenschlichen vorgesetzten über
alles ertragen hinaus gereizt, unter dem gewehr gegen diesen
thätlich aufgefallen. K. Imherhann [memorabilien) 18,42. scbliesz-
lich wird die Verbindung als feste formet auch da angewendet, wo es
sich um die blanke waffe handelt: bei eröffnung des akts ... die
acht docioren an ihrem platz; die wache unter dem gewehre
(sie ist mit Schwertern bewaffnet). Schiller (Turandot b, \) 13,477.
b)) einzelheilen der technik: im freien felde kommen die
gezogenen röhre ... nicht so bald in brauch; früher kommen
sie beim scheibenschieszen in aufnähme, es ist deinnuch
sehr wahrscheinlich, dasz selbst die ersten in den armeen
aufgenommenen jägerkorps mit glatten gewehren bewaffnet
waren, der schülzendienst für jäger ... ofßziere (1807), einleitung
(s. 28); daher bchalf man sich nicht blos mit glatten gewehren
... zu Leipzig brauchte man schon 1498 gezogene röhre beim
scheibenschiessen. s. 55; gezogene gewehre führten die tirail-
lenrs {des franz. revolutionsheeres) nicht, aber ihre ordinaiien
nmsketen waren besser gearbeitet, als die der Deutschen, s. 42;
aber schon hängt in jedem hause, wie ich vernehme, das ge-
zogene gewehr und harrt der ernsten prüfung. G. Keller (i(/ar<in
Salander) 8,6; und die, welche einst bei der freicompagnie
gewesen waren, griffen nach dem gewehr, das lange verstäubt
im winke! gestanden, und prüften die schlagfcder. G. Fheytag
(ahnen 6,9) 13,180; müssen ihre bursche sich niedersetzen
lassen, aber darauf sehen, dasz sie das gewehr auf der
koihe in die höhe stehend allezeit in den bänden behalten.
reglement vor die königl. preusz. infanterie (1743) s. 355; zudem
ist wirklich die schiefe richtung des aufgepflanzten und mit
der kolbe des gewehr» gegen die erde gesteiften bajonets
dem ansprengenden pferdc gefährlicher. Lessi.vg {anliquar.
briefe 39) 10^,352; da schlug er den kolben des gewehres,
welches er in der band hielt, gegen die pQastcrsteinc. G.Fbeytac
{ahnen, schlusz Z) 13,300; er sah die mündung des gewehres
gegen seine brüst gerichtet und dass der gehobene fusz des
l'üisten um den drückerfuhr, (verlorene handschr. i,\i) i,y3'i;
in der cumpagnie ... stunden zwei brüder VVarnawa, soldaten-
söhnc; sie setzten sich wechselseitig die gewehre auf die
brüst, drückten zugleich ab . . . die schmach ihrer waS'en
nicht zu überleben, (bilder aus der d. vergangenheil 4,8) 21,373.
c)) ladeweise und abfeuerung.
«)) schütten ... pulvcr auf die pfanne, schwencken das
gewehr zur ladung, laden wie ordinaire, schultern darauf das
gewehr zugleich, reglement vor die königl. preusz. infanterie (1726)
s. 113; die kerls müssen sehr geschwinde, indem das gewehr
an die rechte seile flach gebracht wird, den iiuhn in die ruh
bringen ; hernach sehr geschwinde die palron ergreiffen . . .
müssen die bursche selbige sehr geschwinde kurz ubbeissen,
dass sie pulver ins maul bekommen, darauff geschwinde pulver
auff die pfanne schütten, die pfanne geschwinde schliessen,
das gewehr hurtig zur ladung herum werffen . . . nach diesem
musz die patrun geschwinde in den lauff gebracht und rein
ausgeschüttet, der ladestock . . . geschwinde in den lauff ge-
stecket und starck heruntergeschmissen werden, dasz die
ladung fest angesetzet wird ... und das gewehr sogleich, ohne
dasz einer auf den andern wartet, in die höhe gebracht
werden. (1743)«. 73; gehet das gewehr dennoch nicht losz
und brennet nicht von der pfanne, so ist das gewehr
uhnfehlbar nicht im stände oder der stein tauget nicht,
wovor der capitaine von der compagnie repondiren soll; im
gegentheil, wann das pulver von der pfanne brennt, und der
schusz dennoch nirht loszgehet, so ist das gewehr inwendig
nicht reine oder die patrone ist nicht ausgeschüttet, wovor
der soldat angesehen werden musz. s. 78; ladung und lüsung
des gewehrs. Backuausen 52; hörst du? alles soll auf sein —
in Waffen — alle gewehre geladen. Schiller {räuber 6, l) 2,314,
vgl. auch 2, 263 (s. o. sp. 5410);
wer will unter die Soldaten,
der musz haben ein gewehr,
das muss er mit piilvcr laden
und mit einer kugel «chwer. Volksweise;
t
5413 üKWKHU (2, <i griffe mit dem gewehr)
et zeigte ficb auch bei der eptiterea abiieferuDg der gewehre,
dass noch clo grusaer Ibeil dcrielben geladen war. bvieht
Über dt« Mainitr Unruhen (ISIh), terhanätungen der dtuttthin
natiunaheri. (i) f. BS; wo deai reiche groaaa attribtitionen io
der Ibeune Tcrliebe» «ind, aber et fehlt die prakliicb« hand-
habe, es iit gewisaermaiiien eio ge'adenet gewebr, aber et
fehlt der abziig, an dem et abgediUckt werdea kano.
BisMAicK rtden 0,47.
ß)) und sulte es einem oder dem andern mitzlingen, daaz
tein gewehr nirbt lutz gieiigr. BACl■*ll^■l« 13; indem erinnert
er tich an tein feuerruhi, dui in dieser zeit erfunden war...
hierüber bricht plötzlich tein rtter aus dem gemach, und
will es ihm aua den bSnden reiften, dat gewehr geht lot,
■nd Irift den Tater. Lkssinc {theatr. nachtati, koroitop) i,:r,6;
zeiget wann der mtitzquetirer tein gewehr gelottet ... wie er
geschwind wiüerumb zur iaiiung schreiten ... kan. J.J. Wall-
■AUSKN kriegtkunst lu fusz, index (cap. 5); daa 0. capitei weitet
die bandgrieff in der rauszquet wie der mutzquetirer aulT scbildt-
wacbt oder stehend sein gewehr zierlichen und geschwind
losten toi. ebenda; wann dan die vörderite vier glicder jr
gewehr gelutiet und niderligen . .. den hintern itehenden
gliedern auch ihre gewebr zu lotien räum geben, kanntt also
mit fünlTmal schietten abwechseln, t. lo»; nach dem scbusz
(der pistole) entstund ... ein solches grausames knallen, als
wann hundert und mehr dergleichen gewehre würen gelüset
worden. Ettneb medie. maula/fe 092; als dann lasse dieselbigs
auch niderknien, und die hinter jnen stehenden ire gewebr
auch loszbrenncn. Wallmausin s, 105; so können alle deine
muszquetirer . . . rund umb jr gewehr losi schiesaen. 5.83;
bringen sie gewehre und machen sie sich bereit, einigemal
darunter zu scbiessen. G. Fbevtac (verlorene handtchr. 4,11)
7,389; ich habe mein lebelang nur einmal ein gewehr abge-
feuert und ich fürchte, ich habe einer ente den köpf zer-
schossen, weil »ie gar zu nahe vor mir sasz. (ahnen 6,3)
13, 48.
y) weitaut die häufigste Verwendung erfährt den uort gewehr
»aeh dieser seite in den beffhlsformen der heutigen militärischen
spräche, in denen e$ freilich sugleich um engsten gebunden er-
scheint, die betreffenden formein, die uns heute so geläufig sind,
wurden jedoch — soweit sie von anfang an auf die feuerraffe
lielten (andere vgL oben unter c, a), 4)) und 5))) — nicht speiiell
am Worte gewehr ausgebildet, sie haften ursprünglich an anderen bil-
dungen, wie muskete, vgl.: die muszquet neben ilen fusz, prttsen-
tirt euer muszquet, hoch die muszquet, schultert die muszquet
... die rechte bnnd an die muszquet; bringt die muszquet in
die lincke bund, sincken laszt die muszquet. schwenkt die
muszquet zur ladung. nehmbt auff die muszquet, neben den
fusz die muszquet, legt nieder die muszquet. Cu. Wikckcb
kurier begriff der kriegskunst (1689) s. 1 ff. im weiteren leigt steh,
dasi einielne kommandos durch die änderung der technik in Weg-
fall kommen, andere durch das streben, das System der griffe
möglichst zu vereinfachen, manche derartige beuegung lebt dann
in der allgemeinen spräche als feste formet weiter, wit x. b. das
gewebr strecken, und auch an solchen formein, die noch
heute bestehen, haben sich charakteristische änderungen vollzogen.
in der Wiederholung macht sich das streben nach küne auch hier
geltend, ihm sind vor allem verba zum opfer gefallen, dem uirkt
andererseits wieder das bediirfnis entgegen, möglichst gleich durch
das erste wort der befehUformel auf den auszuführenden griff
vorzubereiten, dadurch wurde namentlich der artikel begünstigt,
vgl. das gewehr über gegen gewehr ab.
D) nemet das gewehr aulT. Backhaose.n beschreibung deren
bei der infanterie . . . gebräuchlichen . . . exerxitien 1 ; nehmet
euer gewebr auf. Cn. Wincker *urjer begriff der kriegskunst |l6i>9)
s. 3; gewebr auf. exertiertatchenbuch (Geldern 1S34) i. 33, ebenso
preusi. exenierreglement (1847) s. 11; gewebr hochnehmen Baci-
■AusEN 31; hoch euer gewebr. schultert die mutquct. Winckir
}. 66 (präteotiert die musquet. hoch euer gewebr. schultert
die musqueten. s. 63); mit der rechten band an das gewebr!
gewebr hoch! preusi. reglement (\-,2^) s.U; das gewehr hoch
EcCEts kriegslex. t, 1049; das gewebr hoch im rechten arm.
1050; das gewebr auf die schulter. ebenda; gewebr buch!
(beim revidieren), exersiertaschenbuch (Geldern 1834) a.a. o.; nemet
daa gewebr ab. Bacshausen 6; atellt das gewehr bei den
rechten fusz. 45; das gewrbr neben den fusz. WiNciiti. 63;
das gewehr für den fusz. neue imlructiun der infanterie (1687)
f. 3 {handgriff der musquetten); das gewehr beim fusz. preusi.
rtflement (1726)61. Ecusas 1,1048;
lt.
GEWEHR (2,4 griffe mil dem getcehr) 5414
■■ «od« . . . juagcot, wbtl ihr was?
auch die gewehre wandcra mit.'— gewebr hei fuit! — 4aa
Mird eio »|>a*s!
FaiitisaATa ge*. lUchi. 3. IfJ (wie man'i maeklt;
gewehr ... ab. exersurtaschenbuch (CeUem) «. a. o., prtuts.
exer IUI regt. (lM7)f II ; gebet ucbt, das gewebr nieder zu legen.
W'nctia f. 62; leget euer gewebr nieder, i. I30; bie rouss ge-
wiszlicb die tcrnunfft da» gewehr niderlegen. KaA«ais Faa^aaci
der kiUuche Prot4us 60i; gani äknltfk: lustige sehaubishnt t,tni
durch welche fiele gefangene Sachten zu virren hoch tp«-
zieren, Torber aber dat gewebr ablegen muonten. B«iaea s.i4*:
(die Soldaten) tchlugen auf nich an, ungeachtet ich imner
dat gewehr streckte. 153; stricket das gewebr. reglemtnt vor
die königl. preusi. infanterie (I7M) s. &3. da« gewebr nieder-
legen, das unter- und ubergewehr strecken und niederlegen.
HäI'I.rii<i 883'; als wir auf dem glacis angelangt waren . . .
und für uns der befehl kam, daa gewehr zu itrecken. kbn*-
erinnerungen v. W. v. Winzil. preusz. jahrbiuher \in, t, 4U;
dat gewebr strecken in üLertragener bedeutmng vgl. CF. NCixaa,
di-r Mecklenburger volksmund in V. HiuTiae teknfltn s. 37.
3)) das gewehr . . . auff die lincke schulter legen. Btct»
iiAusKN 5; schultert daa gewehr. 6; scbuldert das gewebr.
neue ini/ruedoii der infanteru (\W,) t. S; presentiret euer ga-
wehr, das gewehr auf die schulter. Faica 13; wann di«
compagnie Terlesen . . . lasset der capitaine dat gewehr
schultern, reglement vor die königl. preusx. infnnttrn (1726)
I. 11; wann die compagnien ... das gewehr beim fusz haben,
commandiret der major: dat gewebr auf die »cbulter! i. 19;
tobald dua commando tun dem paradeplatz gantz abmar-
chiret itt, sollen die ofUciera daa gewehr verkehrt acbuldero
lassen, um die leute nicht nnnOtbiger weise zu faliguiren.
(i749) 1.118; acbtung! gewebr auf schulter. prerui. oxtnitrTegL
(1847)1.11; das gewebr über! ebenda; gewehr Aber, txeruer-
taschenbueh (Geldern) a.a.O.; daa gewehr von der Schalter.
Pasch 36.
3)) die rechte band an die musquette und dat gewehr auff
die band, neue instruction der infanterie (1687) f. 3; nemet dat
gewebr vom backen. Backhause.'« s. 13; scbwenckt daa gewehr.
5. 14; mit der lincken band an dat gewehr! reglement vor di*
königl. preusi. tn/'an(erte (1726) t. 44; lincka schwengtt das ge-
webr zur ladung. t. 47; das batailloD soll chargiren! prisen-
tiret das gewebr! das gewehr tiach! pfann-deckel ab und
geladen! 145.
4)) ist die wache en parade vor jemanden vorbei marscbirt,
so Iftsst der unterofficier . . . daa gewebr übernehmen und
im geschwinden schritt antreten, begegnet er wahrend seines
marscbes einem officier . . . so kommandirt er: fasst daa ge»
wehr an. ditnstunterruht für die . . . unteroffittere (Berlin 1816)
t. 9; gewebr an! exeriiertasehenbuch (Geldern) a.a.O.; fastt
daa gewehr an! preusi. exeriierregL (1847).
5)) also dass daa gantze regiment sieb mit dem gewehr in
seiner postur gegen denen, so sie ehren, mit dem gesiebt
wendet und kehret . . . wie sie sich wenden oder kehren, dat
gantze regiment jbnen das angesicht präaentire. Walliausei«
1.83; prSsentiret dat gewebr. nome tnstruetxon 4er infanlerit
(1687) <. 3 (handgriff der musquetten); das pewehr presentiren.
BACKBAoatR 5; ala dann der unterofGcier oder gefreiter com-
mandiret: präsentiret das gewebr! reglemtnl vor die königL
preusi. infanterie (l'.K) i. 11 ; cummandiret der obriste ... ge-
bet acbtung! prSsentiret das gewehr. t, 31; präsentiert das ge-
webr vor dem ebrenmann. Kotzebck drawtot. spielt S, 316; acb-
tung! präsentiert das gewehr. prtuss. «xtrtierregL (1M7) (.11;
bis der unterofUzier stolz Ober solche hilfe in iinie aufmar-
schieren und das gewehr prSsentiren liesa. G. Fsetta« (ahnen
6,8) 13,147; man musi sich daran gewöhnen, angesichts de«
Publikums schamlos zu verfahren wie es eben gebt und di«
schildwacben zu bewegen, dasz sie wenigstens nicht mit
prtst-ntirtem gewebr dabei stehen. Bisiarck an tein* goUim
(Clermont -IH. YIII 70).
6)) ergreiffet dat gfwabr. reglement vor du kinigL frtfua. na-
/antert« (1726) j. 31 u.a.; gewebr in die band. etenierUtckem-
buck (Geldern I8S4) a. a. o.; gewehr in band, prewii. re^ieaieiil
(1847); VfL datu: wer zum feinde Obergeht, und demnächst
mit dem gewehre in der band gegen ae. kOnlgl. majestit
trappen betroffen wird, soll mit todtschictsan bestraft werden.
preusi. kriegsartikel (\io^), art. Is; für die Sicherheit des reiche«
einzustehen mit dem gewehr in der band... dazu sind sie
alle bereit. Bisiabck reden 13,344; daa gewehr gerade vor
each. regltment vor di* königL puuts. infanUri* (1736) s. M; vor-
340
5415 GEWEHR (2,d das gewehr im soldalenleben)
Werts fället das gewehr. ebenda u.a.; gmvehr zur attake rechts.
cxorzk-rtaschenb.[Gvldern); fällt das gewehr! zur attake gewehr
rechts, preusx. exerzierregl. {I8ii) ; setzt die gewehre zusammen,
ebenda; an die gewehre. ebenda.
S) Verbindungen und Verwendungen, die auszerhalb des rahmens
der kommandospracht dem mililärisehen leben entspringen.
l)) beziehung auf den äuszeren dienst: dasz sie {die Soldaten)
perfect mit jhrem gewehr können umgehen. Boxel 3. buch G2;
{der lieutenant musz) die Soldaten im gewehr unterweisen. GS;
und «an neuwe (soHaten) ankommen, musz er {corporal)
sie unterweisen mit dem gewehr umzugehn. F4; tragt wol euer
gewehr. neue instruction der infanlerie (1687) s. 1; die grenadiers
...müssen in geraden rotten bleiben, das gewehr woll tragen,
nicht plaudern, lermen, sondern gantz stille sein, reglement
vor die Icönigl. preusz. infanlerie (1726) s. 21 ; das schönste im
gantzen exerciren und marchiren ist, wann ein kerl sein ge-
wehr gut traget, und das gewehr musz mit ausgestrecktem
arm veste und gerade auf der sehuller... getragen, auch fest
an den leib gezogen werden und man musz das gewehr mit
2 fingern unterwerts, und mit 2 fingern oberwärts der kolbe
anfassen, s. 38; im lande Bauchter waren zwei brüder eines
Vaters, die er vor unverzagte männer hielte, als die sich auff
pferde, heerlager und völcker zu gebiethen verstünden, dasz
sie starck als ein eiephant, tapffer im leben, und künstlich
ihr gewehr zu führen, waren. Oleariüs der persianische baum-
garten {Hamburg 1696) s. 13'; dasz die leute nicht bewaffnet
sind, ist allein der französischen regierung, nicht dem guten
willen der legion und ihrer oberen zu danken; wenn es ihnen
nicht verboten wäre, gewehre zu führen, so würden sie sie
ganz gewisz haben. Bismarcr reden 4, 105; endlich raunte der
major dem assessor, welcher gerade bei ihm vorbeimai-
schirte, halblaut zu: gewehr anziehen ! G. Freytag (a/inen 6,8)
13, 147.
2)) auch der innere dienst wird zum groszen theil durch die
fürsorge für das gewehr und dessen sauberkeil bedingt: er
musz auCfsicht auff der compagnie gewehr haben . . .
dasz die Soldaten jhr gewehr sauber . . . halten. Boxel
3. buch (G); wann die compagnie das gewehr in die band
nimt ... müssen die officiers ihre glieder revidiren, die lade-
stöcker in den leuf stecken, das gewehr visitiren, ob es in-
wendig rein, läppen oder ein alter schusz darinnen stecke.
reglement vor die königl. preusz. infanlerie (1726) s. 11 ; wie ich
das gewehr rein hallen, die montur anpressen, mich auf
soldatenmanirer frisieren sollte. Bräier der arme mann im
Tockenburg 121; der eine beschäftigte sich mit gewehrputzen.
143; den lohn für die wasche, für das gewehrputzen, s. 120.
vgl. dazu auch die scherzhafte umdeutung von gewebröl {s. d.):
ich vermeinte, sie wären capitain de armis, so das gewehr
zu besichtigen pflegen. Abele künsll. unordn. 2, 15. auch hieran
knüpfte eine übertragene und sprichwörtliche Weiterentwicklung an:
einem das gewehr visitieren.
3)) um so schlimmer wird dem gewehr mitgespielt, wenn zucht
und Ordnung gebrochen, das dienslverhältnis aufgelöst wird, das
gewehr ist ein objecl, an dem die empßndungen des Soldaten sich
unmittelbar entladen: mit was ... fluchen und schweren wirt
den commissarien offl das gewehr von manchem ... halluncken
für die füsse geworffen, wann ihm nicht eben doppelter sold
zugelegt wird. Wallhausen kriegskunst zu fusz s. 14 ; sie schössen
ihre patronen dem feigen commandanten in die fenster . . .
sie zerschellten ihre gewehre an den steinen. G. Freytag
{bilder aus der d. Vergangenheit 4,8) 2t, 373; meine treuen Sol-
daten . . . jammerten laut und zerschmetterten wütend ihre
gewehre, die auf einen häufen geworfen wurden, lebens-
trinnerungen v. W. v. Wenzel, preusz. Jahrbücher 118, s. 484;
wer aus einer schlacht ... wegschleicht ... oder beim zurück-
zuge sein gewehr wegwirft, wird mit Versetzung in die zweite
classe des Soldatenstandes bestraft, preusz. kriegsarlikel (1808)
arl. 16.
4)) der abtrglaube, der ja auch an dit feuerwaffe sich heftete,
wird mit dem gewehr des Soldaten wenig in beziehung gebracht:
doch haben einige unter denen Soldaten in diesen fall gute
Wissenschaft, am meisten aber die förster . . ., die sowohl
mit dem gewehrversprechen und anderen wett-künsten ab-
sonderlich wissen umbzugehen. Ettner medie. maulaffe 665.
e) schon an einzelnen der bisher belegten Verwendungen und
Verbindungen hat sich gezeigt, dasz sie aus dem engeren gebiete
der militärischen spräche in den allgemeinen Wortschatz über-
drangen, es ist dies eine trscheinung, dit jede berufsspracht
GEWEHR (2, e die composition) 5416
seitigt, wenn der betreffende berufsstand innigere fühlung mit der
allgemeinheit des Volkes behält, wenn er regeren einfiusz auf diese
ausübt, in dieser richtung zeigt das 16. auf 17. jahrh. einen
höhepunkt, dem erst die neuere zeit wieder nahe kommt, wofür
auch das oben erwähnte seugnis Bismarcks spricht.
1)) in der volksanschauung wird das gewehr zum charakte-
ristischen attribute des Soldaten; in diesem Zusammenhang dringt
das uiort auch in der spräche der poesie vor:
der bawer so fortan sein feldt wird sollen pflügen,
lusä' jetzt die pferdte stehn, den pllug und egge liegen;
der liriegsmann sein gewehr. die lelner halten Inn
mit jhrenn newen streit von gottes tietTera sinn.
Martin Opitz leuische poemaia 187 neudr.,
ein himmel ohne sonn,
ein garten ohne bronn,
ein bäum ohne frucht,
ein mägdtein ohne zucht,
ein süpplein ohne brocicen,
ein thurm ohne glocken,
ein soldat ohne gewehr
sind alle nicht weit her.
lied aus des knaben wunderhorn 2, 508 ;
auch liebte er wie jener, der sich immer als ein braver
officier gezeigt hatte, nichts so sehr als das gewehr, womit
er sich immer, so oft er mich besuchte, beschäftigte. Göthb
{W. Meisters lehrjahre 6) 19, 351.
bab' unter mir ein flottes pferd
und führ' ein gut gewehr.
was sonst der himmel mir beschert,
das wiegt bei mir nicht schwer.
tied der scliutttruppe in Üeutsch-Südwestafrika,
2)) auch das Sprichwort hat hier manchen volksthümlichen zug
aufgenommen, vgl. auszer das gewehr visitieren auch: gewehren
und frauen ist nicht zu trauen (Wander 1,1651; weit vom
gewehr ist gut für'n scbuss, bei Wander 1, 1651 in steirischer
fassung belegt) u. a.
3)) einzelne Übertragungen in der spräche der poesie. vgl. die
oben angeführten beispiele in sp.UOi f. biO&: will man dem dichter
dieses gefühl allgemeinen heiligen behagens rauben, will man
. . . einen beengenden grundsatz aufstellen, dann bewegt sich
sein geist in leidenschaft, dann steht der friedliche mann
auf, greift zum gewehr, und schreitet gewaltig gegen die...
irrsale. Göthk {rtzension dtr gedichte von Voss) 33, 157; dasz
er diesz für einen kugelzieher nahm, der sein herz aus dem
gewehre der brüst vorzog und vorwies. J. Paul {Hesperus, 21.
händsposlag) 6, 115 ;
mit nerv'ger faust, mit weh'nden haaren,
mit haclie. spaten und gewehr,
80 ist sie kühn hinausgefahren,
die deutsche arbeit, über's meer.
Frkiligratu fies, dicht. 4,63 (trinkspruch).
e) in der composition steht gewehr, wie air gesehen haben, vor-
wiegend unter dem einßusi des gegensatzes der blanken waffe gegen
die feuerwaffe, vgl. oben {sp. 5408. 5409) untergewehr, kurz-
gewehr, Seitengewehr gegenüber von ohergewehr, feuergewehr,
schieszgewehr. den gegensati zum geschütz weisen die bildungen
handgewehr, kleingewehr, von denen nur die letztere dauernden
erfolg hatte, vgl. auch unter gewehrfeuer. andere bildungen
sind ohne wesentliche bedeutung für den entwicklungsgang geblieben.
1)) gliederung nach der technischen seile,
a)) haugewehr vgl. theil 4,2, sp. 596; wurfgewehr, missile
Stiele« 2510; stichgewehr, stossgewehr ».Sanders 2*, 1520;
bayonettgewehr ebenda.
b)) Zündergewehr, zündnadelgewehr, percussionsgewehr,
kammerladungsgewehr, kugelgewehr. Sanders 2^ 1520.
2)) nach zweck und gebrauch.
a)) birschgewehr Sanders 2», 1520; Jagdgewehr »y/. J/ieiU, 2,
jp. 2208; militärgewehr, kindergewehr S.Sanders 2^1520.
b)) kein besser hausz gewehr als eine offengabel. J. HBbneb
Christ-comoedia (1, 2) 5 neudr. {auf ein ganz anderes subst., auf
gewere = gewähr geht hofgewehr, s. d.); man weisz, wie oft
Scholastiker und polemiker nicht einmal mit worten ihrer
spräche streiten konnten, und also Streitgewehr (hypostasig
und Substanz, oftoovaios und oftoiovaioe) aus denen sprachen
herüber holen musten, in denen die begriffe abstrahirt, in
denen das streitgewehr geschärft war. Herde« {über den Ur-
sprung dtr spräche) 5, 79 ;
dem tausend engelische beere
das heilig ist der herrscher schrein;
und alle kräflf jhr kriegs-gewehre
zu ewiglichen diensten weihn:
gott vater sei in ewigkeit
gelobet und gebenedeit.
Angklus SiLKsius heilige leelenlust 280 neudr.;
5417 GEWKHRBESCHLAG — GEWEHREN
•• ii«oki <lo Uppicb wticb von Art««
dtn bodtn. dort im «ek der ttriaf,
der In dat •hii'ffl krlef»(ew«br,
ar ilahi da wi« *on uageftbr.
K. laaiiiAKN tiittuii u. UoUtt 1 (»»r*« tS. '. IM).
«)) icbtilzgewelir, dtfintive armti. ltuUch-*ngl. wb. (111*) ^^l,
vgl. »uck »chutiMebr thrü 9, tp. liSl»; outbgewehr t. lkt\l T,
tp, U38; «in oiürdgeMrebr, tio dulch, a poiuari. lt*ltch-*n^l.
wb. (1711) 771, vgl. thnl 0, ip. 3540:
In meiner nub' iat eilet leer,
da In niehu mebr iii lladrn,
all nur ein alte* mordiewebr,
dai will leb um nlob binden
und (egeo dl« Fraoioten ileb'n.
'wa> fang' ich armrr teufel an' (Tübinytr ecmmtr$b.).
I)) übtrtragungtn : muo wulle iUi gnpeoat, mit |öttlicber
hOlffe, durcb baacbwerungen, und aodre kircbea-gewebr, ver-
treiben. EaAaaut Kbanciici luiligt sehaubühn* {\M1) i,Wi; ich
griir Oeitiig zu nietoem einzigen troitgewebr, daa ich batle,
laa mir fromme iieder aua drm geaangbucbe und daa laufende
aünnlagievangclium mit lauter atimm« vor. E. M. knabi uhriftin
für m. L Dtuinhtn 3, i»2.
GEWEMHDKSCHLA(;,m. wu fatt alU die eompotilu (mi< gewebr
an trsler lUllt) auf du feutrwa/ft lich bezieht nd: ^ewebrbe^chbg,
I. gewebrgarnilur UtBLi:i lex. der foul- und jagdkunde 3, iO'.
GEWKIlHIiUÜE, f.: gewebrbude, eine bude in welcber g»-
webre verkauft werden. Campk 1,300; gewebrbude, an ar-
mourers or iiun$müh'$ shop. llartiT 1,4(4*; »fi. gtwcbrballe,
gewelirkammer u. a.
GEVVKHKEN, werb., ventdrktes webren (t. d.), vgl. mhd. »b.
S, &lb'. LKXia I,0s8 [die bei Gturr 1,826 angeführten beispieU
sind untieher), et ergeben sieh entgegintjetetite bedeutungen, je
nachdem im objecl datjenige erfasit ist, was bei der gegenwehr
beteftüttl, oder dat, was lurückgestosien wird.
1) gewebren >— vertbeidigen.
a) die Verbindung mit einem persönlichen object ist kür auf
di* reßexitconstruction besehrinkt:
ich gewer mich nimmer märe der edeln miona dio,
wand ich bAn «roi erruiideo, dai du kanst Trowen meUtar «lo.
Nibeluiiqeti tOJ. 1 larncke (nach C; iii A: Ich war« mich) ;
und iluont als ein erslagen mao.
der alch nicht mi) gewera kan. SraictaB Harl 12001;
mtn muot der ttit le aolher wie
dat ich nitu guot vll wol veriar,
unt mich de« vil gar gewer
de« mich über werden sol. pfaff» Ami* 74 Lambel;
de Romere gewuoncn do micbele ere; an der erde nocb an
mere ne mochte aic in nieman geweren. sdelis, wtltchrontkS\,i;
die flOch die beissen dicb, besonder in den Clustern, lo m&st
du in den klaidern ligen, so kanst du dicb nit gewüren,
der rock ist oben zu. Giileb v. KeisBasBBRC A(» im p/V/frr dl*.
b) di* selteneren falle des sächlichen objectes:
unt le bider sit erxeigten
die beide dar unde,
wer geiorsle und kuode
llp und «re aldi gewern. WoLfBAn Willehalm SS5, 19.
f«ns ähnlich auch Hbinbicb t. Nkostadt 3666, vgl. das register
bei Stbobl: fraglich ist ob hierher gehört: wenn einer eine
mauer auffüret und geweret sie mit dem Qlzbute, und feit
alsbalde wider ein, solcbrn meurer brgeret niemand mebr.
Mathbsius Syrach 2, 138. vgl auch gewübren 1, sp. 4820.
2) gewebren ^ abwehren, verwehren.
a) wenig belegt ist die Verbindung mit persönlichem ebjeet:
nü kom ouch ein geselle
. . . dai ich im immer dieneillch werde fundeo,
der hell' dai ich die hunde dO ernerie.
Buot erloesei fröuden,
wie küm er einen wolf von im gewerta.
H. v.Labib die jagd 362.
6) mit sächlichem ohjecH.
a) weniger entwickelt ist hier die positive Verwendung : ab ...
der erbvoit di erbvoiteie Tormitte unde wolde alle rebt tbun
glich eime eingesessin burger ... ab di stat unde gemeinde
im das geweren mochte. Magdeburger fragen 1,1,7 Behreni.
ebendort ist das vtrbum namentlich als Variante für geweigern
bflegl, vgl. 1,6,1; ge wäret enim est prarsMuJ ... gewehret
«Hteai prohibitus. Stielbr 2416, ebens» auch Batkb 191*.
ß) die negative Verwendung:
sl idch ei VCD der scheiden: da; enkunder nlht gewero.
SiOrtuugen 362,4 iai »rkf (iioiA C; in A:
dat künde ei nlhl erwern);
k« sulle keinen haben umme di teidinc in deme dinge, sin
widerstehe wolle is im denne gunaen; unde |aa ia im der,
GEWEnREITD — GEWEHRGERECHT 54 1 8
•0 m»e U in der ricbter nicbl gewereo. Frnbrrger tUdtreckt
11,4 (»aridnt« erweren noch gebiiidern); so mg der burglr
der den hof vurkoufle, aisu slecbterlicli di wa*air»eige n.ebt
gewereo. iai alU kulmtstke retht b, I Lemam; ao itm freitag
... sein sie (die frauen in cbOiiig Soldans laodi)... frei und
haben iren nutwillen mitt maoneo oder mi andern diofeo;
wesz Sie dann tust des mOgen in ir ouon norh oimeola |»>
wereo, wann ee also gewuobaiti ist. ScaiLtatacta rtatbu€k9l
LangmtnUl; dia mOhte der hobest Innoceosius nOt gewerea
weder mit bittende nocb mit trowende noch nit kriegest«.
d. stiidtrchTo*.%,Aih{Strassburg); and da sie sakeo, dasz sie
nit geweren mochten, da lautteo sie die gloggeo Ober ain
rat und aber die, die darzu halfen, s, IM (ieysiiirf): weisse
leutle sehen zu, und die weil sie sich bedeackeo, so oinpt
der mulwit überhand, das man denn nickl aekr geweren aiag.
EseBLiH T. GOnzbcbc [wie sich nn dtener. . . Aeilm soll) 3,30* nmir.
vgl. auch: er bat tu mir geaand um meine weiber and kioder,
Silber und gold, und leb hab jm des nicht geweret. Ldtib*
1 kön. 20, » (nilts geweert Froschauer; ich hab jn des nicbte
geweigert Slrasiburger bibel),
GEWEHitENL), partt« ipiai^i adjeetiv mit Übergang im dte bfdeU'
tung von wihrhaft, bewehrt : liel also mit sibenbundert t^iuscod
gewerender uiunnen in da* land, so iezo .SibeobOrgeo keift
und noch leulscb ist. Avkmtih leAruniA) merke 4,307,19; kaneo
mit gewerenter handt aus dem laod. kiMnar cAreniA Friedrkh$ l.
I. 47. vgl gewehrt.
GEWEHitEUKI.NDER, es.: weil wir Torher ellberett iooeo
gewurden aein, da»z die Teutschen die besten gewahr erfloder
und Urheber sein. I'bätobii'S tuUulrophe mukamwittita X'.t.
GEWEHRFABKIK, f.: {büekunsehmiede Ubeai bin und wieder
in allen woblangericbteleo Stadien, derm Iheils, wann sie nar
gelegenheit die laufe zu scbmiedeo ... bei der band bitten,
die gewehrfabrik eben sowohl, als obberührte Orter bei sich
eiofilbren würden. Fbi<>io) handwerkereeremontalpolitica 631: m
Staaten, worinnen grosse armeeo in beständiger bereitacbaft
sum gefecbt stehen, hat man gewehrfabrikeo. sehütsendtenst
für Jäger . .. Offiziere (1807) 126; gewehrfabrik, wsanufaeiory of
arms. Hilpbbt 1, 463*. Bbil teehnol wb. 241; gewebr-fabrique,
manufaeture d'armet. Eccbbs knegslex. 1, 1063; selbst die ge-
wehre, mit denen sie uns za toten suchen, sind in uoseto
gewebrfabriken gemacht, oder durch unsere Ormen ihnen
geliefert. G. Kbettac soll und haben |(«et. werkt i, 136); fing
an mich zu den nützlichen mitgliedern im staaie, als za den
fechtmeistern , gewehrfabrikanten , puUermüllern , kriega-
ministern, Srzten, ... die alle offenbar dem tode in die band
arbeiten, zuzSblen. Bo>avbmtuba naehlmaehen{')s.il UU ienkm.
GEWElIRFbUER, n.; stunden wir noch immer im feiod-
lirhen kanonenfeuer . . . ohne dass unser linker OOgel
mit dem kleinen gewehrfeuer zusammentraf. U. BriBst 148
Bülow; die Zeitungen, die bis dahin nur von dem knallen
der kanonen und des kleinen gewehrfeuer* wiedergeballt
halten. Ta. t. Ubi itbitz deutsche tierteljahruekr. 1812 4.9:; die
rüuber bähen sich überall hinter blumen und kl ppeo in
biiiterbalt gelegt, auf einmal bricht das gewehrfeuer voD
allen seilen auf die sorglosen ein, and der wotbendste
kämpf entflammt sich wieder in den maonichfalligsl'a,
wildesten gruppen. Iihbb«am5 memorabiUen : tagebuck {werkt 19,
t. ISS); die ratschen in bewegung setzen, womit man in
den schlacbtmusiken das kleingewehrfeuer macht iJfdadk-
hausen) 1, 9i ; sobald sich jenseits einzelne oder nebrer«
bewaffnete blicken liessen, knatterte ein allgemeines ge-
wehrfeuer von der bastei. Aobsbaoi tmgebueh aus Hin 194;
er aelbst setzte mit einem sprung über die barrikade in die
gesperrte Strasse dem rollenden gewehrfeuer entgegen.
G. Fbbtta« (aAnen, srAiait 3) 13, 300. in btUluher Verwendung:
das kleine gewehrfeuer der weiblichen blicke ertragen. J. Pabl
Katsenbergert badenise 2, 63.
GEWEHHFUTTERAL. n..- gewehrfulterale ron starkem Icder
sind auf reisen am empfeblenswertbesten, um jagdge»ebre za
verwahren. Bkmleiv lex. d. forst- «. jjfJkunit 3,409.
GEWEIIHGAI.LERIE, /.: gewehrgallerie, s. gewehrsaal
HiLPBBT I, 463*: vgl auch unter gewehrballe.
GEWEHKGARMTIR, f., vgl gewebrbeschlag: gamitar der
gewehre, auch montar und bescblag genannt. Beilkn lex. 4.
forst- u. jagdkunJe 9, 71.
GEWEHHGERECHT, adj. und aiv. . gewebrgerecht, practiud
in tke ust of arms. Hilpbbt 1,463*; gewehrgerecht, ist der
jager, wenn er mit deia sebieatge*ehr gut umgehen kann.
540»
5419 GEWEHRGESCHNATTER — GEWEHRKREUZ
GEWEHRKUGEL — GEWEHRRIEMEN 5420
Tbiel 4,422; der gewehr- gerechte Jäger. Stutgard 1762, ter-
zeiclmet bei F. L. Jahn werke 2 I, s. 133.
GEWEHRGESCHISATTER, n.;
durch blut, gewehrgeschnatter,
durch Schutt und qualm! schon lliehn die kugelspritzen.
D. T. LiLiENCRON werke 1,30.
GEW'EHRHAKEN, m. ; gewierhak, pl. -en, der rechen, das
wehrgerüst, le rälelier. Gancler lex. d. Luxemb. umgaugsspr. 179.
GEWEHRHALLE, /., vorgeschlagen von Jah.n: bilderhalle
St. bildergallerie, wie gewehrhalle für gewehrgallerie.
F. L. Jahn werke 1, 522. ;■
GEWEHUHAMMER, HJ.: gewehrhamiiier, engl, gun hammers.
Nkunicii waarenlex. in 12 sprachen 2,920.
GEVVEIIRHÄNDLER, tn.: es musz aber auch ferner ein
gewehr-liändler die abgängliche Sorten und das rechte ealiber
... wohl in acht nehmen. Frisius handwerkerceremonialpolilica
633; voraus aber hat ein gewehr-hündler die verbotene zufuhr
des gewehrs, welche dem feind in liriegs-zeiten geschieht,
zu meiden. 634; was darunter {unter gewehr) zu verstehen
und sowohl ein büchsen-macher, als auch ein gewehrhändler
dabei zu beobachten hat. Chomel 4,1042; gewehrhändler, a
dealer in fire arms. Hilpert 1, 463*.
GEWEHRHAU, tn. ein kunstausdrtick der älteren fechtcr-
sprache, er bezeichnet einen bestimmten hieb: item die vier nach-
folgeten stück sind die vier läger im messer, wie sich ein
künstlicher meister dorein schicken soll, und sind die vier
bau oder brüch dorwider. 1) läger in der bastei. gewehr-
hau ist sein bruch. DCrer nachlusz 394.
GEWEHRHAUS, ti.: gewehrhaus, zeughaus, armamentorium.
Heniscr 1596; gheweerhuysz Kilian I4ä6.
GEWEHRKALIBER, n.: die entscheidenden Vorzüge der klei-
nen gewehrkaliber liegen also in der hohen mündungsgeschwin-
digkeit . . . des geschosses. Loegbr lex. d. ges. technik 4,635.
GEWEHRKAMMER, f. : gewehrkammer, armamentorium Stie-
ler 921. Pomey 132. Kirsch 180"; gewehrkammer, s. rüslkammer
Lüeger lex. d. ges. technik 4,646; gewehrkammer, solle d'armes,
arscnal, armory. Beil technol. wb. 242; so die artilierier,
munition, gewehr, rüst, zeug cammer ... bestehlen, kriegs-
articuls-brief des fränk. kreisz-regiments von 1682 6« Wincker
s. 103; ich will mich nun zwar nicht auf particulariläten von
meinen pferd- und hundeställen, oder meiner gewehrkammer
einlassen, wie stall- jagd- und hundejiinker sonst wohl zu
thun pflegen. Münchhausens reisen (178G) 40; seine exzelienz
sprach mich damals in der gewehrkammer; ich bemerkte
eine fürtreffliche büchse, die aus Deutschland gekommen war,
und als der herzog sah mit welcher aufmerksamkeit ich das
schöne gewehr betrachtete, gab er mir es in die band und
sagte ... es seien viele schönere und ebenso gute in seiner
gewehrkammer. Götiie {Benvenuto Cellini 2,4) 3i, 231; alsdann
wird der kapitün mit zweihundert, die er ausheben wird, sich
des herzoglichen pallasts und vorzüglich der dortigen gewehr-
kammer bemächtigen. Schiller {Verschwörung Bedemars) 4, 153;
dass ich aber aus dem stalle und der gewehrkammer in das
Vorzimmer gelangte . . . das geschah nicht sprungweise, sondern
allmälig von schritt zu schritte. C.F.Meyer der heiiige 41, s. auch
gewehrrüstkammer. bildlich: welche einwürfe und wallen aus
seiner Ungeheuern sprachgelehrten gewehrkammer Yvaren nicht
zu befürchten. J. Paul doppelwärter 89; die Wahrheit ist, dasz
alle allgemeinen begriffe nur wie waffen in einer gewehr-
kammer vor ihm lagen, und dasz er einen nach dem andern
zur band nahm, wie er ihm eben das paszlicbste kriegszeug
zu sein schien. Immkrmann memorabilien 1,362.
GEWEHRKASTEN, m.; gewehrkasten, ein hölzerner kästen
mit mehreren fächern, welcher die gewehre auf dem trans-
port vor beschädigungen schützt. Thiel 4, 422; der pfarrer
von Mylhikon, das alte kind, bringt unsern stand in verruf
mit seiner meute, seinem gewehrkasten und seinen unauf-
hörlichen puffen und knallen. Conrad Febd. Meykr {schusz
V. d. kanzel) novellen 1, 124.
GEWEHRKOLBEN, m. : kappe ist das beschläge des gewehr-
kolbens genannt. Behlen lex. d. forst- u. jagdkunde Z, 11 ; der
{soldat) stiesz mit dem gewehrkolben auf das pflaster. Tb. Storh
{es waren zwei königskinder) 5, 253.
GEWEHRKREüZ, m. : gewehr-creuze, werden die hölzernen
unten mit einem creuzfusze und am ober-ende mit zween
creuzsprossen versehenen Ständer, der gewehr-pyramiden ge-
nennet. Eggers kriegslex. 1,1053; die zeiter und gewehr-creuzer
werden, so bald die bataillons ... eingerucket sind, sogleich
... aufgeschlagen ...die gewehr-creuzer weiden gegen dis
Zeltstangen von den unter-officierszelten lo Rhein!, werckschuh
vom bataillon aufgeschlagen, reglement vor d. k. preusz. infanterie
(1726) 231; gewehrkreuz (a military term), a post or cross,
against which the soldiers pile their arms. Hilpert l, 463*.
GEWEHRKUGEL, f.: nach dem Waffenstillstände und der
mitgerittenen Schlacht an der Katzhach traf den valer bei
Leipzig, wo das knatternde niderfallen der verklammemlen
gewehrkugeln regelmässig mit etwa in kohlfeldern nieder-
prasselnden lausenden von erbsen verglichen wurde, eine
prallkugel in den rücken. Gutzkow aus der knabenzeit (1&52) 60;
an den mehrsten grösseren häusern in der stadt erblickt man
eine menge spuren von gewehrkugeln. Moltke briefe über
zustände ... in der Türkei 240; durch den Unterleib geschossen,
gewehrkugel, starb am sie» abends. Bismarck an seine gattin
{Reims 7. IX 70).
GEWEHRLAUF, m.: den inneren räum eines gewehrlaufs
nennt man die seele des kmfs. schützendienst für jäger . . .
Offiziere (1807)«. 77; angeschlagene gewehrläufe blinkten ihnen
entgegen. II. Scbmid ges. schriftin 17, 134; Fink ... besass
eine meisterschaft in allen dingen, die mit einem pferdehuf,
einem gewehrlauf und einem vergoldeten theelöffel irgend in
Verbindung gedacht werden können. G. Freytag {soll u. haben)
4,115. bildlich: es ist ein alter aberglauhe, dasz die kugeln
das nächste mal gut treffen, wenn man sie sammelt; nein, sie
sind zerdrückt und passen nicht mehr in den gewehrlauf der
Zukunft. Auerbach neues leben 1, 236.
GEWEHRLEIN, n., dim. zu gewehr: g'werli Hdnzuer Aar-
gauer wb. 119.
GEWEHRLICH, s. gewährlich.
GEWEHRLOS, adj.: gewehrlosz, inermis Heniscr 1596.
GEWEHRMAGAZIN, n.; gewehrraagazin, magazin of arms.
Hilpert 1,463*.
GEWEHRMANTEL, m.: gewchrmantel ist ein von gutem
zwilich verfertigter mantel oder Überhang, den man, wenn
es regnet oder sehr stäubet, über die gewehrpyramiden decket.
Egglrs kriegslex. 1, 1053; die gewehr-mänlels müssen allezeit
abgeschlagen sein, ausser des nachts und wenn es regnet.
reglement vor d. k. preusz. infanterie (i"26) 281 ; bei einer jeden
fähnleinwacht soll hinter dem gewehr in der mitte gegen
das 3te zeit ein gewehr-maiitel aufgeschlagen werden. 284;
zur bedeckung gegen regen diente ein gewehrmantel für jede
Pyramide. Rü.mpf real-encyclopädie der Itriegskunst 1,363.
GEWEHRMANUFACTUR, /■..• gewehrmanufactur, s. gewehr-
fabrik. Hu pert 1, 463'.
GEWEHRMESSER, n.: gewehrmesser, engl, gun knifes.
Nemnich waarenlex. in 12 sprachen 2, 920.
GEWEHHMICKE, f.: gewehrmicken, sind stützen, welche
in die erde gegraben werden, und oben mit einer oushöhlung
versehen sind, um daran, auf wachen, die gewehre anzulegen.
Rumpf real-encyclopädie der kriegskunst 1, 364.
GEWEHRÖL, n. öl zum einfetten der gewehre; in scherzhafter
umdeutung: zielwasser, visierwasser oder geweliröl ist ein
schnaps, der die arbeit des gewehrreinigens versüszt. Hobs
Soldatensprache 77.
GEWEHRPASZ, m. .* Kronauer beruhigte ihn darüber, indem
er den belagerungszuständlichen gewehrpass überreichte. Aueh-
BACH neu« leben 3,3); sein gewehrpass diente ihm jetzt nur
zu einer Innern legilimation, um frei wohlgemuth durch den
winterlichen wald zu streifen. 41.
GEWEHRPFROPFEN, m.: gewehrpfropfen werden beim
laden der gewehre gebraucht, um sie l) auf das pulver
und darauf dann das blei zu setzen und 2) sie auf das blei
zu setzen, man macht sie von wcrg, haaren, papier und
hulfilz. Behlen lex. d. forst- «. jagdkunde 3,409.
GEWEHRPROBE, f.: gewehrprobe, epreuve des fusils, die
flintenläufte werden bei der probe gemeiniglich mit dem
zwanzigsten theile eines pfundes pulver geladen, worauf . . .
der lauf auf ein bepolstertes bret gelegt und abgefeuert wird.
Eggkrs kriegslex. 1,1053; gewehrprobe, trial of fire-locks or guns.
Hilpert 1,463'.
GEWEHRPYRAMIDE, f.: gewehrpyramide t. gewehr-
kreuz . . . the muskets piled up in pyramidical form , a pile
of arms. Hilpert 1,463; das in form einer pyramide an dem
gewehrkreuze zusammengestellete schieszgewehr einer cora-
pagnie soldaten im lagcr. Adelung 2, 654.
GEWEHRRIEMEN, tn.; zübehür {des gewehrs), gewehrriemen.
Ldeger Ux. d. ges. technik 4, 643.
5421
GEWEIIRRÜCKEN— GEWEHRT
GEWEHRT
5422
GEWEIIKIlCCKtiN, m.: cewebrrUcken, ehttaUU, liod itfllteD,
auf welcben dt« au« der band gele^tt* gewelir der süldateu
vor einer wacbl, pi(|uet oder einem d^lucbemeut rubel. CccKta
kritgtUx. t, lü&4. dhnlich Campk 3, 360*.
(iKVVKIlllltCSTKAMMKK, f., tgl. gewebrkommer, (ewebr-
rüstkaromer, armanienlanum. Kiiicii 2, l&l*.
GEWEHHSAAL, m.; gewebriaal, armoury, antnaL HiLMtT
J, 403*.
GEWEIIKSAM, m., nthenform tu gewabriant: wenn dieser
ibn . . . In gericbllicben (ewehriam brachte, rtit* auf die tini-
V(ri/<<l< t. 133.
GEWKilHSCilAFT, m.; der fahndete ouf allen bofen auf
nuisbiume, die er zu fourniercn und genehrtchAfifn drn
FrantORen nach Straaiburg lieferte. HANajAcua $eli*ttbalUn
{neue folgt) |.''8.
GKVVEHKSCHLOSZ, n.: das gewehricbloas wird in einer
fabrik von eioem besondert dazu liestimmten scblusser ver-
fertiKl. $ehüttendientl für jdgtr ... offiiitre (1807) i. 126.
(iEWEIIKSCIlMIED, m., hei Campk im virdeuUdiungiwh. bii
fabrikant eingesetzt; gewebrscbinied, armourer, guntmith. lla-
rCBT 1,403'. liilL technol. wb. 243.
GEWKilHSCHMIEDE, f.: gewebrscbmiede v. gewebrfabrik.
HiLPRIT l,4G3'.
GEWEIlHSCiiiUNK, m. ; gewebrscbrank, a eate or doset
for the safe keeping ofijuns or fire arms, armehest. Hilpkbt 1,463';
vgl. Camps 2,360'; gewehrschronk, ein mit glustbilren Ter-
sebener verschiicstibarer schrank, um die gcwebre und sonstige
wafTen darin übersichtlich aufhiingen und aufbewahren zu
können. Thibl 4,422; mein vater hatte einen sehr schönen
gewehrschrank hinterlassen, und der kleine hatte nicht eher
ruhe, bis ich ihm ein paar pistolen und eine Jagdflinte
schenkte. Götiik {W. Meisters lelirjahrc 6) 19, 357; ein kurzes
bedenken noch; dann nahm er seine beste kugelhüchse aus
dem geweiirschranke und lud sie sorgsam. Th. Storm {schweiget»)
7, 128; sie riesz die sttihcnlhilr auf und wies linsler nach dem
gewehr.ichrank des vaiers. G. Krkttac verlorne handsehr. 1,237.
GEWEHRSCHHAIJBE, f.: gewebrschraube n$ de futil, gun-
vice. Reil technol wb. 213.
GEWEHKSCHCTZK, m.; das bajonett hinter der picke setzt
schusz und eine 2t« picke dem eindringenden feinde ent-
gegen, und der büchsen- oder gewehrscbütze im 3te" gliede
vollendet gewisz, was jenem misziang. Unterricht über den
bau des .... gewehrs (ISIS) &9.
GKWEHHSPITZt:, f.: flintendoich habe ich vor mehr als
zwanzig jähren für bajonelt vorgeschlagen, kann mich aber
nicht erinnern, ob ich es von einem andern entlehnt habe.
Campe schlägt jetzt flintenspiesi oder gewehrspitze dafür vor.
Hetnatz 1,416.
GEWEHRSTANDER, m., vgl. gcwebrstülze: lange jähre
wurde eine darslellung der neuen stadttbcile aufgehoben, die
uns der onkel in pappe gefertigt hatte; ... in dem ganz aus-
geführten wachthause lag der Zöllner am fenster ...; die
Soldaten wache wnr vollzählig aufgestellt, die genehrständer
bis zu der kleinen trommel nicht vergessen, die man dem
tanihour umhängen konnte. Gervinls selbstbiogr. i
GEWEHHSTEIN, m. ; gewehrstein, pierre a fusil, flmt.
RciL 243: die Unterlippe ist der breite, abgerundete, etwas
nach vorn gesenkte tbeil, auf dessen obcinäche — worauf
ziihne eingehuuen sind — der gewehrstein ruht. E. v. Mau-
ritius beschreibung des neu-preuss. infanteriegevcehrs (1821) 39.
GEWEliRSTCTZE, f.: es müssen auf allen wachten ge-
wehr-stützcn und trommelrQcken gesetzt werden, reglement vor
die kgl. preusi. infanterie (1743)417; bei einer jeden fahnen-
wacht soll hinter dem gewehr ein gcwebr-manlel aufgeschlagen
und 24 gewehr-stülzen in zwei linien, und in der mitten eine
rücke zur trummel gesetzet werden. regUvnent vor die kgl.
preusz. infanterie (l750) I9.'>.
GEWEHRSTRUMi'F, m. gewehrfutteral, gewebrstrumpf, to
viel wie büchsenfuller. Thiel 4, 422.
GEWKHHT, ftarticipiales adjectiv zu wehren (.«. d.). die bedeu-
lung, in der sich das particip isoliert, ist an eine einzige Ver-
wendung gebunden, an dte formet gewehrte band: si warend
mit gwerter band an ein anderen, cominus gladiis rem gerebant.
Maaier 20t' u a. ausserhalb dieser Verbindung Idszt sich am
parlidp nichts ähnliches nachirenen; die älteren Wörterbücher
scheinen vielmehr nur den spesiellen attribnliien gebrauch t'rr-
allgemeinert zu haben : gewöhrt mit wafTen gerüstet, armatus.
Hbnisch 1&96; gewehrt mit wullfn gerüstet, armi, armato.
HuLsios (teil) IM'; gewehrt, armähu, »rmit hulnulfts GObtlm
(1702) 2,74'; gewehrt, armalui Stcmsacii 974. denm im allft-
meinen ut die bedeutung armatus an formen mtl dem prifis b*
geknüpft, vgl. th. t, $p. 1776; mit bewehrter bände ebenit. da-
neben ut vereinuU fewebrend in dknlichtr bedeutung beUgl^ v/L
otrn tp. 6418.
man könnt* vertuekt $«in, du bedeutung wut wariao, fol.
wa«jan, rciiir« {vfU Gaarr 1,926) in Verbindung sv ultf und
tomtl an gewere » gewlbr (sp. 4764) aniuknüpfen. dafür Uten
jedoch keinerlei anhallspunkU vor, die den tutimmenhang ml
unserer spät auftauchenden Verbindung vermtUrlUn. dafefen
bieten andere formein, du alk eine präpoiitiimalverbindunf Um-
lieher furm aufweiun, nähere anknüpfungtpunkle, vgl. mit mendtr
band (Lexkr 3, 789); mit werllcbcr band {ebenda n\); mit (••
wappneter band {vgl. oten ip. bSW, U30); mit gawaffoeUr
band {sp. 4748). denn gewehrt« band ßfl $idt fait in alten ha-
legen als präpositionalterlrindung in den $als ein und ist da^ei
auf die prdposition mit beschränkt; abweichungen sind sehr selten
und lasun deutlich die secunddre weilerführung und gelegenheü»-
bildung erkennen, hieher gehört schon der älteste Utrraruche be-
leg: ... noch dannocbt lebst du, an lebent frolicb, un oo
schrecken, understasl dich einer sacb, die nOmmar vergessen
wirt die weil die weit stal, dasz du einiger, ana, on waffeo,
und on gewerte band darffest hie zA Worms off dam reichst-
tag erscheinen .... Hütten (^ray und antmort SfwsansM Bern
u. Hart. Lutlieri) 4, 603 Böcking, und ebenso einet der jüngsten
beis/nele :
. . . Jas schward macht olTun gieicbe,
die schon nicht gleich« liod: da» faatte vtlarland
•teht mehrmal« hes««r nicht, ai« In gewebrtar band.
Umti [trottged. 7) 3. 280, vgl. anck STSiNBAca 914;
aaiu vgl. .'
' hl« kan man von Ibeologis
gleich tun juritten >abo,
von ditpo tu den pbiticls,
bald tur hitiori itehn:
uad allda mit uiigwebiter band
mit Römern lAren lirleg.
bald ia der tafel an dar wand,
sehen wahin man tOg,
oder wo man nuw insuln grtndl,
wie Coli höh sich Bchickt.
FiscMABT tiargnnin* neudr. 445, vgl. ends
Rbnkci 1596:
die geschlossene prdposilionalverbindung mit gewehrter band Iditl
it'cA litterartsch erst später belegen, als sie ansuselsen ist; bei
Hans Sacbs itl sie viel gebraucht, ebenso in den ritterrowsanen,
in der übersettungslilteratur und den ehroniken des 16. jakrk.,
für das 17. jahrh. beuugt noch Opitz reichlicheren gebrauch und
zugleich freiere Verwendung, von da ab schrumpft dfr kreis rasek
zu.iamme/i. zu den leisten belegen gehören wöiterbuchan gaben:
mit gewehrter band, a main armie l'oaEY 132; mit gewehrter
band, armata manu. Albr 935*; dagegen erweist sieh das com-
positum hochgewehrt {vgl. th. 4, 2, sp. I62i) alt meubüiung
Umlands, in beiui] auf die gebrauchsformen ergiebt tiek ab kauft-
form naturgemdss die Verbindung mit verbis, und kier ükeneiefen
wiederum die verba der bewcjung, im besonderen in «enptfrts-
beiceijung; denn die formet wird nuist mä dem angriff, s^tener
mit dem rückzug in besiekung gebrückt: ... balen also aotz
ungestümem zorn bewegt, hai Sylo vor der hätten sieb ver-
samlel, unnd flucks zä der wehr griffen, die Gabaonitar
als feind mit gewehrter handt zA überfallen. Josepbds ükeru
r. Uedion 81* u. a. vgl. dagegen : mit fawebrter band abziehen.
buch der liebe t. sp. 5423.
I) Verbindung mit verbis.
a) mit verbis der bewegung.
a) Vorwärtsbewegung: gehen, treten, sieh fügen, begegneo,
eilen, laufen, ziehen, anfallen, stürmen:
'rfttt dich tum fecbleD
und leir bald an den harai*ch dalol
aach nim dein belanbarten I
dfrgleich leg Ich auch an mein harniicb blaack*.
driien also, mit g«ert<T band hingingen.
ao irea feimd* baust kloppfieo aa Ui« twene.
U. SAcaa (4. twra Unter im türieli)
fattel» «. tckm*nke 4. 9a8:
mit gewerter band entgegen gon, unnd den feind enpfahen,
aima obvia ferre. Maaleb 17»': haben ibn die kSomerling er-
mahnt, er soll seinen säbal abgflrten, dann es sei nngesult
für den Padeschach treten mit gewehrter band, welcher
sich doch letzlicb bereden lies, dasz er den sibei von sich
gab. ScawEiccEB rrisbetckreikung natk Ccnstanlinopei 79; als
nun die zeit kam, daai der juog frawan freaodl zeit daocbt,
5423
GEWEHRT
GEWEHRT
5424
jrem anschlag nach zu kommen, fügten sie sich heim-
lich in der jungfrawen hausz mit gewehrter hand. buch
der liebe (Oabriotto u. Beinhart 50) 252* ; hat sich bei etlich
tagen vor seim todt begeben, . . das des nachts ain solch
getumel, klopfen und schlagen in tom urschaidenlichen
gehört worden, als ob man alle schloss und thuren uf-
brsch und ein grosen gewalt anlege, in masen das alle
nachpuren . . . mit gewerter handt zum tom geilt. Zimm.
chron. 4, 185, 15 ; Timonides trieb die seeleute zu schiffe,
damit man dem Radirobanes, wann er es ja bei den
Worten nicht verbleiben liesse, mit gewehrter hand be-
gegnen köndte. Barclay's Argenis (4, 3) übers, v. Opitz
1, 636; (sie sollen) ain geschrai machen und den belai-
digten mit gowerter hant zu hilf komen. österr. weisth.
2, 112 {Rittenberg) ;
erst morckten sie alsande,
das der lanczknecht petrogen het,
kamen mit gwertter nande,
den lanczknecht zu suchen vura haus geloffen.
H. Sachs (der landsknecht mit den gangen)
fabeln u. schwanke 5, 177 ;
auff den morgentag, als die morgenröthe sich vermercken
liesz, seindt sie mit gewehrter hand zu dem tempel Salo-
monis gelauffen, die vollendts umbzubringen , die oben
auff in tempel gestiegen waren, reiszbuch desz heiligen
landsi, 49;
kern aber niemandt der dich strieff,
oder mit gwerter handt nachlieff,
so rieht erst allen mütwill an,
was nur dein lust erdencken kan.
ScHEiDT DedeMnds Orobian. 114 neudr.;
item wer dem andern inlauft in sein haus oder under
sein trauf fräventlich mit gewehrter hand, ist dem ge-
richt 52 ü verfallen, landtaiding zu Windisch-Matrei (17.
jahrh.) österr. weisth. 1, 305, 45;
fromme burger, nim louffend all schnell I
mit gweerter hand ziecht uff den plon,
do wärdt jr kläglich mär verstohn!
BuLLiNGER {Lucretia 351) Schweiz, schausp. 1,123 ;
und zogen oft mit gwerter hand
den Römern inns keiserlich gbiet,
zft schützen jr freiheit damit.
Fischart das glückhafft schiff 114, neudr. ;
jedoch dieweil sie mit gewehrter handt wider jr vater-
landt gezogen weren, das keinem guten burger zustund,
hette er sich ausz gehorsam des senats und des gantzen
römischen volcks darein müssen begeben. Livius deutsch
(1562) 67^ ; die creutzherrn namen nichts destoweniger das
pfand ein ... welches könig Jagelloni nicht wenig zu ge-
müthe gienge, darzu jhn noch über disz desto mehr be-
wegete, das sie nicht auffhöreten Lithawen anzufeinden . . .
darumb der könig willens war si mit gewehrter hand zu
beziehen. Schütze Preuszen 92*;
als abr die pauem in den dingen
das statfolck auf sich sahen dringen
mit gwerter hant zu fues und res.
H. Sachs {auf rühr in Rirsau)fab. u. schw. 2, 134;
fallen mit gewehrter hand ein. Livius übers, v. Müntzer
(1584) B 2», H4»; denn die Stettinische fielen mit gewehrter
hand den orth an, da die Stargadischen ihre körn bei
der Jhnen auszflusz hätten. Micrälius altes Pommern
3, 432 ; als nun deren von Worms ungefähr nit mehr dann
in die 22 waren, ist der jung von Hohenfels . . . und andere
mehr über die hundert mit gewehrter hand unversehens
und unabgesagter ding feindseliger weis über die von
Worms hingewischt, sie angerennt und auf si geschlagen
und geschoszen. Zorn Worm^er chronik 112;
er lit mit der grösten macht
vor der statt zu wasser und land,
er stürmbt täglich mit gewerter hand.
Nie. Manuel (vom papst u. s. priesterschaft 907)
Bdchtöld 66 ;
und versamelt im lant ain heer,
gertiest mit geschüecz, hämisch und weer,
und wolten mit gewerter hant
in als ein feint pestreiten.
H. Sachs {streit mit dem Ostwind) fabeln 4, 491.
/S) rüekwärtsbeweguyig : abziehen, abweichen, abgetrieben
werden : und musten von stärcke unnd grossem trucken
der beiden die Cypern wider mit gewehrter hand ab-
ziehen, buch der liebe {Melusine 8)267"; Oroondates ...
wil sich den Persen nicht ergeben, sondern begert mit
gewehrter hand abzuziehen. {Theageries u. Chariclia 8)
219"; die landleüt sampt jren helfferen wurden, als der
kleiner hauff, benötigt mit gewehrter hand abzuweichen.
Stumpf Schweiz, chron. (1606) 548''; Cnemon . . . ernannte
jhnen ein dorff Chemin . , . war am flusz Nilo gelegen,
auch so wohl bewaret, dasz, so jemandts von den hirten
hinein begerte, nicht hinein gelassen, sondern mit ge-
wehrter hand abgetrieben wurden, buch der liebe {Thea-
genes u. Chariclia 6) 188'' ; solche schöne lehr treibt er an
gemeltem ort gantz ernstlich, und weiset seine fürsten,
dasz sie gute macht und gewalt haben, den keiser, als
einen abgötter, der sehr böses thut, und die Wohlfahrt
der unterthanen hindert, mit gewehrter hand zu ver-
treiben, abzusetzen, auch gantz und gar umbzubringen,
und einen andern calvinischen keiser an seine stell zu
wehlen. Christoph v. üngersdorf v. d. Kalvinisten bei
LONDORP 1, 324».
b) vde neben den verbis der bewegung, so überwiegt auch
bei anderen verbis, mit denen die formal sich verbindet,
das offensive moment.
a) die formal neben verbis, die den angriff durch eine hand-
lung vollziehen : mit gewerter hand darein schlahen, collata
dextera movere proelia. Maaler 179''; mit gewerter hand einsi
tod rächen, armis necem alicuius ulcisci. ebenda; diese
schiffe sind noch übrig geblieben von dem grossen schiff-
zeuge, welchen ich zur zeit des kaisers Vitellien mit ge-
wehrter hand vom Rhein hinweg nahm. Rist friedewünsch.
Deutschland 14; der so . . . mit gewehrter hand frieden
bricht ... sol gefänglich eingezogen werden, handb. des
hantons Appenzell, Auszerroden 147; sein dapfferkeit mit
gwerter hand erweisen, armis virtutem affirmare. Maaler
179''; euern viel und offt gepflegten reden nach, wie dasz
ir unnd euer zween söne mit waffen unnd gewerter hand,
das recht, so ir an diesem königreich fürwenden, erhalten
und darthun wollen. Amadis 414 Keller;
so gaben die zusamen
die dochter und den sun mit gwerter hand.
H. Sachs {die zwei bürger in Zürich)
fabeln 4, 368 (vgl. oben) ;
erschrickt nicht vor dem plitz und donner der carthaunen.
wie zwar der landsknecht lebt, der tag und nacht das land,
so doch dem meyer bleibt, schützt mit gewehrter handt.
Opitz teutsehe poemaia {lust des feldbaus) 26 neudr.
ß) Verbindungen, die das subject in der deckung ver-
harrend, abwartend, erwartend zeigen -.
an ires feinds hausz klopfften an die zwene.
als der sähe die zwen vor seinem hause
gertist sten mit gewerter hand
legt er auch an sein sturmgewand.
H. Sachs {die zwen bürger zu Zürich) fabeln 4, 368 ;
das darnach fried werd in dem lant.
darümb mfts man mit gwerter hant
ein jar im krieg verharren.
{Klaus narr) fabeln 4, 388 ;
der bereit mit lauter stimm den marschalck mitsampt
der hertzogin kämpffer in die schrancken berüfft ward,
darinn der marschalck mit gwerter hand seines wider-
teils erwarten solt, solang bisz die hertzogin verrecht
unnd mit dem feür vom leben zürn tod bracht würd.
Wickram (ritter Galmy c. 63) i,iei Scheel; ausgenommen
die Stadt Poictiers, samt dem lande Poictu; so, gleich
anfangs, mit gewehrter hand sich diesem zoll habe wider-
setzt. Erasmus Francisci lustige Schaubühne 2, 963;
haben sich die fünff köng mit sorgen
in einer stainen hol verborgen,
bei Makeda; da hat die gmain
darfür gewaltzet grosse stain;
auch stehn darvor etliche man,
mit gwerter handt jr hüten than
auff das jr keiner rausz entrinn.
H. Sachs {Josiia mit s. Streitern 6) 10, 123
Keller-Oötze ;
y) vereinzelte sonstige Verbindungen:
wie Heinrich war vor zeiten
den man den frommen hiesz, der durch sein mannlich streiten
auch tod hat obgesigt, und vor das vatterland,
so fast erlegen war, starb mit gewehrter hand.
Opitz {Zlatna) teutsehe poemata 242 neudr. ;
will von der böhmischen Valasca nichts auch sagen,
die sieben männer hat in einem streit erschlagen,
und vielen andern mehr die mit gewehrter hand,
nicht weniger behertzt, nur minder sein bekandt.
{auf herrn dr. Joh. Qleissels hochzeit) 70 neudr.
2) substantiva werden nur selten mit der formel ver-
bunden.
>425
GEWEHRTHEIL-GEWEIBT
GEWEIBETS-GEWEICHEN I
5426
a) am nächsten liegt die Verbindung mit einem nomen
aetionis: aller notzwang ist bei dem leben und bei dem
mallofltz und verlierung des kopfs Terpotten, auch haini-
•aeohung mit gewerter iiand. landtaiding in der Bauri»
Otterr. weisth. i.iai; auff die ander frag ist mit under-
scheid, nnnd ncnilioh also ku antworten, wann die ver-
gewalligung mit walTen oder gewerther band geschehen,
unnd jemand damit beschttdigot, unnd aber nicht ge-
tödtet worden, wie dann in den fUrgehaltenen fragen
kein moldung geschoben, so were nach den gemeinen
rechten vis publica. Ayhbr proee$».jur. 304.
*) einmal knüpft die formet in attributiver funetion an
da» »ubtt. an .- besondere leute mit gewehrter band, aller
tceisMheit lustg. 681.
GEWEHRTHEIL, m.: sollen nun aber verrostet« ge-
wehrtheile . . . förmlich geputzt werden , so ist es am
zweckmtlszigsten, den rost durch oehl zu lösen und dann
die theile zu putzen. Mauhitius besdiveib.d. neuen preutt.
iiyfanteriegexoehre» llü.
GEWEHRTRAGE,/. gewehrlrage *. gewehrkasten. Thiel
«. 488.
GEWEHRTRAGEN n. die tum eompontum erttarrte form
der oben («p. M06) angtführten Verbindung wird von 3. Pau l
übertragen gebraucht ; ... in diese Winkel . . . wird man-
cher rücken mit quetschwunden vom gewehrtragen des
bürgerlichen lebens treten. J. Paul {Hesperut l) 7, 178; du
standest als eine tragende p^lnderstatue da, der die pa-
thologie alle ihre insignien und schilde aufpackte und
umsteckte — jämmerlich schrittest du herum unter
deinem medizinischen gowehrtragen und deiner semioti-
sollen landfracht von herzpolipus , mazerierten lungen-
flilgcl, magen-insassen u. s. w. {tinsichtbare löge S) 8, 66.
(iEWEHRVEHSCHLAG. m..- deswegen ist nothwendig,
die weit zu transportirende gowehre mit aller Sorgfalt,
und dergestalt in ordentliche gewebrverschläge ohne stroh
zu packen, dasz jedes seine feste läge erhalte, und sie
durch angebrachte querleisten verhindert werden einander
zu berühren und sich zu reiben, freiherr v. Unter-
BEROER teeaenä. kenntnitt« d. infanterie . . . gewehrt . , .
{Wien 1807)78.
GEWEHRZAUN, m., vgl. gewährzaun.
GEWEHT, participiales adjecHv zu wehen (*. d.): er sah
gar nichts mehr, das einem tritto ähnlich war, sondern
nur die feinen schneiden des gewehten sandes. Stifter
(Abdiaa) atudien 2, 288.
ÜEWEIBT, participiales adjectiv tu weihen (a. d.), vgl.
wlben mhd. wb. 8, 721». Lexbr 8, 418. während die verbal-
formen von gewiben , geweiben (Lexer 1, 989) aonat nicht
über die mittelhochdeutsche teit hinauareichen (ala apäteater
beleg gilt: wie die marggraven von Myssen sich gewei-
beten. Rothb Thür. chron. 69l) läazt sieh daa particip
noch in der älteren teit der netihochdeutschen periode
nachweisen.
1) innerhalb der verbalfUxion verallgemeinert und er-
ioeitert sieh die bedeutung.
a) engere bedeutung:
der kater bltdecltch dar zie,
er sprach : '^ot 6re iuch Trouweltn,
ich wil mit lu gewibot stn,
ir stt mit mir eemannet wol.
HiRAD V. WiLDOMB (die katxe 162) Kumwur «. 178 ;
80 h&t diu minne ir tAren ouch :
jft dnnkt er mich der sinne unt ouch der minne ein rehter
souch,
swer heime ist wol (ewtbet nnt Of ein ander wendet stnen
muotl
Rbinmar V. ZwBTBR 121, 6 Xöthc, ebcnto
H. V. WiLDOMB die kotze 172.
b) erweiterung der bedeutung: doch meindent etliche:
hettent die herzogen von Peigem des kUniges (v. Frank
reich) Volkes begert, er bette in Volkes genäg gegeben
wider die stette, wann er under sü gewibet was. Jac.
Tnvinoer V. Könioshopen c. 6 (deutache atädteehron.
8, 844 anm.).
2) auszerhalb der verbaljiexion ist ea anacheinerid nur die
engere bedexttung. die aich isoliert: alle tage new anmutung
oder keufen, alle wochen fremde aufsetzung oder muffeln,
»He monat newen unlustigen unflat oder grawen, alle
j&Tft newes cleiden oder teglichs strafen musz ein ge
weibtei (vor. beweipter) man haben, er gewin es, wo er
wolle, aekermann aus Böhme» 46 Knieaehek; geweiht, der
der «in weib /tat. coniugatua. vulgo uxoratus. Henisch
1M6. ghe-wyft eonixdgatua. vtdgo uxoratua. KiLlAN 14«^.
GEWEIBETS, n., mundarÜieJu ectUeüMldung aum aub-
atanüv weib («. d.): geweibeta . . gcwaUMtoa mmvulaua
druck für: weiber, weibervoUc {vgl. gemannet«) ober und
oatateir. UnoerKhull 890^.
GEWEICHE, n., vereinselte aubatantivbildung au weichen
(#. d.): mokinca, das genässe, geweiche. Pfuhi. laua. wand,
wb. 677".
GEWEICHEN, verb.. veratärkte form au mad vmraehieden
artigen verbia, die aber auf eine gemeÜMuma wurtel au-
rückfuhren, vgl. weichen, cedere {ahd. wicban, «. Ghapf
1,700) und weichen, weich machen {ahd. weichJan, 1,718,
vgl.atich weichen, weich werden, 1,714). der auagungapunkt
für weichen, cedere. liegt in der bedeutung 'den kalt ver-
lieren, nachgeben', eine bedeutung, die auch unserem weich
au gründe liegt, die netthoekdeutaehe aprmeke fuhrt daa
aweite weichen nur noch ala tranaitivum und wuiat nur
in auaammenaetzungen (er-, auf-, einweichen) weiter, da-
gegen hat aie daa eratere noch in vollem lebendigen gebrauch.
von ihm aind auch formen mit ge aua frühneuJkoehdeuteeMem
quellen noch belegt, die darateUung wird »ich daher in anter
linie auf geweichen I richten.
GEWEICHEN I. daa verbum iat in der althoehdeutaehe»
periode faat nur aua gloaaen belegt {a. gawichan Graff
1, 709), entfaltet jedoch achon in dieaen eine mannigfaltigkeU
dea gebrauche, namentlich nach der übertragenen aeite, %eo
ea aich geradeau mit geweichen II berührt, den hUhepunkt
erreicht die Verwendung in der mittelhochdeutathen periode
{vgl. gewichen mhd. wb. 8,616*'. Lexer l.MO), Ha jedoch
daa verbum nicht in der eigentlichen blüttaeU, aondem nur
in den älteaten und den tpättttm imikmttiii ii at^kommen
läaat. in die neuhochdettteehe periode treten nur die ein-
fachaten formen der ainnliehaten bedeutung über.
l) im bedeutungagehalt iat daa moment der bewegung
auageprägt. doch nicht in rein ainnlicher anachauung,
aondem auf abatracte Vorgänge übertragen, erat in den
apätesten belegen wird die ainnliche bedeutung rein ent-
wickelt, vgl. b) ß).
a) wo die bewegung aeheinbar durch ortabeatimmungen
veranachaulicht wird, aind dieae gerade die träger der ab-
atraction : diaceaaeria, deaciaaerea, kewichis St. QalUr gloaaen
dea 10. jdhrh. au Bobthius de conaolat. philoa. {vgl. dag
ouh tQ etewag keracchet sist aba dinero ebenmuoti).
Steinmeyer-Sievers 8,67'*; ebenao JEinaieddner gloaaen
tum gleichen, ebenda 8, 68*. Tegemaeer gloaaen 11. jahrh.
ebenda 2,78*':
to unrechte en konde sin herte nicht (ewiken,
an rechten werken bewisede be wol rechten loven.
Eberhards reimchron. v. Oandertheim 1628 (Wettand).
b) ainnlichere bedeutung erwachet den belegen, in denen
der factor gekennaeichnet iat, unter dt$$en druck die bewe-
gung anhebt: peraonen. lebeweaen, eonereta. denen der
achxcächere nachgiebt, weicht.
a) ceaaimua gewichun Werdener gloaaen {\\. jahrh.) tu
Qalat. 8, 6 {vgl. da etliche falsche brUder sich mit ein-
gedrungen, wichen wir denselbigen nicht eine stunde.
Luther). Steinmeyer-Sievers 1,768'*;
dem tier ich nit («weichen ma(.
OSWAU> V. WOLKBMSTB» 9S, 9 ScftOtS.
ß) in Verbindung mit conereten objeeten mrd dm»
phoriache moment ganz abgeatreift {vgl. auch unter t): M
was zu aller zeit kottig überall in der stat und wasan
umb und umb hültzin stapfen über die gassen and groa
fürschlacht vor den heusem und tief kottig weg in der
straass, dass kam ain wagen dem andern geweiohen
mocht in ainer weiten gassen. chronik dee Burkard
Zink deutache atädteehron. 6, 147; aach Offnen wUr, das
ain gäszl geet zwischen der miter egarten and des mil-
angers aus in die au. das soll als weit sein, das ain
wagen dem andern wol darin geweichen mag. dorfbffnung
V. Kematen {Saterr. weieth, 8,868).
8) teo die voreteUung einer foitbiwtgung mekt hermu»-
gearbeitet er»tknnt, wtag sie durdi dm ütmkmgmin ge-
brauch verdunkelt worden sein. AteAcr gMren germde die
älteaten beiapiele, die für da» »u»ammenge»etate verbwm bei-
gebracht werden.
5427
GEWEICHEN I
GEWEICHEN II
5428
a) au3 soLcher enttvicklung erklärt sich der absolute
gebrauch :
a) in der althochdeutschen zeit berührt sich dieser eng mit
Verwendungen von geweichen 11 : ut nemo moveatur (in tri-
hulationibus istis) ni kiwihe Weiszenburger glossen des
d.jahrh.zu Thessal. i., 3, Z (dag kainer wirt bewegt, cod.
Tepl., das nicht jemand weich würde. Luther). Stein-
meyer-Sievers 1, 744; infirmati sunt, do gewichen sie
note, wanda der ne was der in hülfe. Notker psalm
106,12 (das sie da lagen. Luther psalm, Idl , li). ähnlich:
da^ ist da; himilrtche.
de ist uns allen gemeinllche.
üf gestechet ze ememe zile.
dar loufet swer dir wile.
ist din grünt veste in gote erhaben,
80 wil ich u werliche sagen,
dag über zimber en mach nicht gewfchin,
uns nähet da; gotes riche.
Rolandslied 33, 21 Orimtn.
ß) einzelne formen des späteren mittelhochdeutschen ge-
brauches lassen noch die näheren bestimmungen erkennen,
die abgestreift wurden:
d6 wart zi stnnt mit dem Sristin man
suslich gidingi gitän,
das er ein einwig rungi
mid demo giboti vur mankunni,
obi er den sigi irwurbi,
dag der mennischi nimmir irsturbi, . . .
wanti der unsir chempho dO giweich,
leidir er unsich alli bisuech.
summa theologiae 11, 9 Müllenhoff u. Schkrer
denkmß 1, 117.
6) wo diese Verwendung einen persönlichen dativ auf-
nimmt, handelt es sich nicht mehr um den factor, dem
räum gegeben wird, sondern allgem^n um die person, die
an dem Vorgang interessiert ist: einem entweichen.
a) deßcias, giwihhes Monseer glossen des iO.jahrh.,
Tegernseer glossen des 11. jahrh. u. a. zu den Sprüchen
Salomos 3, 11 (verwirff die zucht des herrn nicht. Luther).
Steinmeyer-Sievers 1,529;
gnedic herre heilige crist,
allir dtner holden,
di dir dienen weiden,
der bistu zouersiht.
den gewlches du nicht.
vom glauben 8125 Maszmann;
daj dir got gewiche. Tristan als manch 674 Paul,
ebenso 1130. 1576. Bech zeitschr. d. phil. 29,340;
ir nimmermer geweich
in meines herzen teich
als ich ir das loblichen hoch versprach.
Oswald v. Wolkenstein 19, 12 Schatz.
ß\ als uns ir lere hat geseit,
den nie geweich diu wärheit,
den got mit werken zaller stunt
ervulte, swag gesprach ir munt.
Rudolf v. Ems Barlaam u. Josaph. 85, 8
Pfeiffer.
3) wie hier die betheiligte person, so ist in anderen ähn-
lichen Verwendungen ein ziel gekennzeichnet:
ir ougen sähen swenken
da rückeshalp den wilden s§,
vor dem enkunden si niht mS
gewichen hinder sich noch komen.
KoNR. V. WöRZBURG troj. krieg 25401 Keller.
diese und andere belege berühren sich anscheinend eng
mit den unter l) a) besprochenen beispielen; vor allem
arbeiten sie das m^oment der bewegung kräftig heraus; aber
die art der bewegung ist eine andere, sie ist von der be-
deutung beeinßuszt, die sich in der unter 2) zusammen
gefaszten gruppe entwickelt hat:
Petrus von verren nach gesleich
und in den furhof hin geweich.
evangdienwerk von St. Paul 68^ Schönbach
(Marcus 14, 54);
und Bollent niht da hin gewichen.
(non intrent in eum Lucas 21, 21) 104'' •
auch ist gemelt worden, ob zu ungewondlicher zeit ain
snee oder grosz ungewiter chöm, also das die, so dann
daselbs enhalben auf der hoch des gepirgs albm habent
und zu den güttern in Mittersiler gericht gehörn, nicht
her haimbertz geweichen möchten über die gepirg mit
irm vich. Öffnungen und rügungen ...zu Mittersill (österr.
weisth, 1, 284).
GEWEICHEN II, vgl. ahd. gaweichjan, geweichen Grafp
1,712; mhd. geweichen mhd. lob. 3,617''. Lexer 1,981. vgl.
nhd. erweichen.
1) tmter den mit dem präfiv ge zusammengesetzten ver-
balableitungen zu weich, mollis, reicht nur das factitivum
noch in die nettere spräche hinein ■ — und auch dieses nur
mit einem spärlichen rest; das intransitivum (geweichön
geweichen Graff l, 714. mhd. wb. 3, 618". Lexer i, 98ij
bleibt auf die ältere spracht beschränkt, beide verba haben
in den verwandten sprachen parallelen, was bei geweichen I
nicht der fall ist, vgl. a^s. gewäcian, languescere, gewaecean,
afßigere; für das mnd. vgl. Verwijs w..Verdam 2, 1876.
der höhepunkt der Verwendung liegt in dei althochdeutschen
Periode, und ztvar sind es nicht nur die glossen, sondern
auch einzelne denkmäler der geistlichen litteratur, denen
das compositum bequem liegt, in Verbindung mit einem
object der person dient es der wiedergäbe vom lat. frangere,
confringere, curvare, emollire, enervare in übertragenem
sinne, neben sächlichen objecten ist auch der sinnlichen
bedeutung Spielraum geboten, die anhaltspunkte dafür liegen
meist in der bildersprache der vorläge, erst in der mittel-
hochdeutschen zeit tauchen dann geläufigere Verbindungen
auf, wie brot geweichen, stein geweichen, bemerkenswert
sind die mittelhochdeutschen belege durch die Varianten, die
das vordringen der konkurrenzform erweichen erkennen
lassen, der einzige beleg, der über die mittelhochdeutsche
periode hinausgreift (Verbindung des verbums mit persön-
lichem object) zeigt eine eigenartige annäherung an sinn-
liche bedeutung. vgl. 2) a) ß); nebenbei weist er eine ziel-
bestimmung auf, wie sie sich auch am übertragenen ge-
brauch in späterer zeit ausbildete, vgl. 2) b) ß).
2) überblick über die Verwendungen.
a) Verbindung mit einem object der person.
a) übertragener gebrauch: curva, giweihhi. Tegernseer
glossen des lO./ll. jahrh. u. a. zu Syrach 7, 25 (curva illos
a pueritia, hastu kinder, so zeuch sie, und beuge jren
hals von jugent auff. Luther). Steinmeyer-Sievers i, 567 ;
ähnlich 1, 579 u. a. ; confregit viros suis sermonibus, giweihta
Tegernseer u. a. glossen des lO./ll. jahrh. zu l Samuel 24, 8
(David weiset seine menner von sich, Luther; var.:
zertrennet seine menner). Steinmeyer-Sievers l, 403 u. a.
in ira populos confringes. in dinemo zorne gewSichest
du dig liüte. Notker jp«. 55, 8 (Luther: gott stosse solche
leute on alle gnade hinunter, Trebnitzer ps. mit dem czorne
saltu czubrechin diu lute) ; et confirmasti me in seternum.
unde gestarchtost mih in 6wa. doh du mih keweihtist
ze ginero friste. Notker ps. 40, 13, vgl. auch ps. 41, 10:
ther Hut mit thisu imo analag, unz selban mittan then dag,
ni moht er (Pilatus) sie lo giweichen thes willen armaltchen.
Otfrid 4, 24, 24;
iedoch swie der kunic saehe diu grögen zaichen,
sie nemahten in elliu niht gewaicnen.
kaiserchron. 5608 Schröder (var. irwechin,
beweichen).
mit dem gleichen reim Servatius 781 Haupt. Herbort v.
Fritzlar trqj. krieg 6137 Frommann;
zoleste geweichde eme sinen moit
die got, die alle dinc vermaich.
GoTFRiD Hagen Kölner chron. 6124. deutsche
städtechron. 12, 195 ;
vgl. auch die Straszburger handschr. von Lampreghts
Alexander (streichen . . . geweichen ; Vorauer handschr.
erweichen) 369 Kinzel.
ß) eigenartig bahnt sich in diesem übertragenen gebrauch
sinnliche bedeutung an: alles was den man geweichen
mag unreht zu tunde. Straszburger Statuten, vgl. Scherz
s. 547 ;
wan wie vil hesliner gerten
ir rucken zerberten
bfichin und aichin,
künden si nie gewaichen,
das si wi)lte gut sin.
vom zombraten 58 (Laszberg liedersaal 2, 504) ;
mit puechenstecken und mit aichen
kund er mich nie gewaichen,
das ich im undertan wolte sein.
fastnachtspiele (von dreien pösen weihen) 489, 27.
b) Verbindung mit einem object der sache.
a) die sinnliche bedeutung.
l)) dura relaxet, kiweiche Berner glossen des n. jahrh. ^
zum Prudentii(s. Steinmeyer-Sievers 2,529; (ante fa- ^
5429
GEWRfDE
GEWEIDE
5430
dem frigoria eiui» quis atiatenebitf mittit uerbum auum
et liqitefacit ea, flat fqnritua eiwi et ßueitt aquae. Ir sen-
tlit siiii uuort cndi chiuucihhit dhea, adhinuot siin gheist
endi rinnant uuassar. Ibiuoh li, ii Hendt (Lutiikh: zer-
Bchniolzet es. j)a. 147, 18): Uipis preeitua d« monte aine
manibtia. confregit omnia regna terrae et excrtvit in montein
inagnum. ein Hloni irhowcncr aba berge Ana hendo der
Kcuueichta al orderiche undo irwuAhs ze tinimo michilin
berge. NoTKF.n j)«. »8, 9 (f</^ Daniki, 8,84).
g^^ als vil man oinon herton stein
Keweirhen noch gebiecen kan,
als vil mag dor valsche kloMter man
ze triwen sich gebiegen:
sin triegen und «in Degen
ist noch hertor denne ein eisen.
aua den UhraedlcMen der Melker hdaehr.
Leitsmann t. 86'* ;
sol iu da; niht riwe geben,
■A weit ir in steine» wtso leben,
den niemnn mac goweichen
gebrouuhen noch geleichen.
die Warnung 3807 Haupt («./.(i.a. 1,688);
deme ich dit bröt reiche
als ich es nu goweiche. paetional 69,6 Hahn;
als er dag brdt geweicbete {intinxiMet Joh. 18, 26),
Judaa er ej gereicheto.
evangeßenwerk v. St. Paul 130* Sciiönbach.
ß) der übertragene gebrauch :
l)) diaaoli'it (carnea). giweihta Monaeer, Tegernaeer u. a.
gloaaen d. lO./ll. jahrh. xn Prudentiua. Steinmeyek-Sifa'KUS
8, 8V7; libidinem condomare, giweichan ebenda 420; bella
frangere. giweihun 448.
8)) animoa reaolvit, kiweichit gloaaen zu Frudentiua.
Steinmkyeu-Sievers 2,525;
Sizcllet in ouch filu fram, theih selbo hera in uuorolt quam,
lias thiu mfn geginuuerti giuueihti thia iro herti.
Otkrii) 6, 16, 26 ;
die (die kinder der weif) miigent ir hert Vernunft niht er-
hoehen noch gcwaichcn zuo gaistleichen dingen, Kon hau
V. MeciENHERU buch der natur 114,23 Pfeiffer.
GEWEICHT, participialea adjectiv zu weichen («. d. : vgl.
geweichen II). nocA ausachlieazlicher ala bei dein verbtim
oben belegt tctirde. iat die sinnliche bedeutung hier auf die
jüngeren beiapieU beschränkt, während die ahd. vencendungen
nur deren übertragenem gebrauche dienen.
1) longa aegrotationefractua, ^ivrcihter gloss.z.d.aprüchen
Salomoa (prolog) StkinmeyerSievkhs 1,527 u.a.; etier-
vatur, giweihit J^rei*injfer gloaaen des ^.jahrh. zu Qregora
eura paator. 2, 175 u. a., vgl. Ghaff 1, 712.
2) sin swert da; ist . . wol gehertet unde geweichet.
Neidiiart 92, 10 Haupt.
geweicht maeerattta Maaler 179*; gheweyckt macei-atua,
imbuttta Kilian 146»; geweicht maceratua imbutua He-
Nisc.ii 1.596; geweicht, eingeweicht, geweckt, von wässern,
gewässert. Khamkr 2,97»; darnach soltu jhm {dem feder-
spiel) unter sein asz das weisz vom ei einen tag in wein,
den andern in honig geweichet geben, and. theil der
adelichen tveidtcerk (1582) 59».
3) die kttrze form, die in der apätereti spräche durch
tuaammenaetzungen verdrängt teurde, acheint von einer
richtting des netteren stils, die abgegriffene tcor^onnen
umprägt, auf dem tcege der Zertrümmerung wieder einge-
führt zu icerden {vgl. auch geweitet): die vom regen ge-
weichte papierlaternc. zukunft 13, 434.
zu geweicht als nebenform von geweiht s. d.
GEWEIDE, n., collectivbildung zu weide {s. d.), vgl. ahd.
weida ^Graff l, 774). in diesem rteutrttm, das erst aus
mittelhochdeutscher zeit bezeugt ist {vgl. geweide mfid. wb.
3, S-H». Lexer 1,981), werden der neueren spräche zicei ver
schiedenartige vertrenduttgen übermittelt, bei denen es schicer
trird, sie von einer bedeutung abzuleiten ■ geweide, weide,
pasctM und geweide, eingeweide, viscera {die bildung ge-
waid, glastum s. Diefenuach 264° gehört zu anderem
stamm, vgl. weit Le.xer 3, 747). unter eingeweide (*. th.
8, 189) hat J. Grimm eine erklärung gegeben, der die meiaten
lexicographen aich anscIUieazen , ohne die achtcierigkeiten
tcegzu räumen, die ihr im tcege stehen.
atis dem ältesten belege läszt sich für geweide die be-
deututig 'futter, speise' heraualtsen .•
IV.
ander dar ripp« scenne i
hanget da:; gödarnw
ein weichiu wamba
diu donwet dax gsweid«.
geneäa {DttU. », tf). vgl. Dibmir 6, 84.
J. Ghimm atellt dieaea geweide in pmralUU mit geäu (a.d.)
und deutet ea ala das, «m* da* vuk »UMnmmmgevmdet hat
ttnd toaa nun ala apeite den mögen füUt. von hier atta sei
die bexeiehnung auf den mögen atlbat und antfO» tMd»r9n
entsprechenden, an der verdauung Iheündimitndm Off IM
übergegangen, vgl. z. h.-.
si {diu verchflin) lAgen elliu von mir tAt,
von rehter herzeleide
I)«al43 iübs in mtn geweide.
Reinhard fuch» 398 Orimm {dU dUUkt aUtte im
renrter wiederhett tUO).
dieaer auffaaatmg steht manches entgegen. fragUeh i»t. ob
gerade dem apeiaeinhtüt de» magena ao viel beaehtung pe-
achenkt totirde, daaa von üim aus die nnmengebung vor-
schritt, für geäsz jedetifalla iat nichts ähnliehea bezeugt,
die belege, die ttns zti geböte atehen, achlieszen sieh meist
an fremde vorlagen an, aber auch die aus geachiehte und
aprache vorliegenden zeugniase geben hiefür keinen anhalta
pitnkt. näher zum ziel führt die frage nach dem sprach-
kreis, dem der gebrauch entstammt, schon Grimm wies auf
hirten ttnd jäger hin; von den Jägern geht der gebrauch in
der that atis. wir knüpfen hierbei an folgendes beispiel an .
(et toar gemalt) wie ein jäger die sew entweidt
und das gweid fUr die jagdhundt leidt.
WICKRAM (irrdt. bilger 873) 4, 159 HoUe ;
wenn das gekröae dea erlegten tcildea deti hunden ala Jagd-
beute und belohnung vorgetcorfen tcurde, ao lag ea n€Jte. den
antheil der hunde ihr geweide zti nennen, vgl. die bedeutunga-
enticicklung von weide, paaata, tmd die atellung der curlo
in Jagdschilderungen : mWz unde lungen .. den panzen undo
den pas und swaz der hundo spiso was. Tristan 3006 u. a.
diese attffassttng, die sich in manchem mit der von Hey MB
in seinen^ Wörterbuch vorgetragenen erklärung berührt, geht
also attch für geweide, eingeweide von der grundbedetitung
geweide = weide aus. nttr knüpft sie nicht an den hirien-
ausdruck an, der den begriff weide in der Schriftsprache
beherrscht, sondern an deti Jägerausdruck, bei dem sieh
weide mehr nach dem begriffe beute zuspitzt {der gleiche
begriff atieh in der fischersprache, vgl. l), b).
l) geweide ^ weide, bildungen mit ge sind hier spär-
lich, und auch deren bedetitung iat nicht immer aieher,
kann aber tcohl aua der enticicklung erachloaaen werden,
die an dem einfachen weide bezeugt ist.
ä) geweid , weid deg vichs , pascua, . . . locus in qtto
pectides pastttm capiunt. Henisch 1596; se schollen holtis,
woeldis, waters und geweide frig gebrucken gelik uns
selfTs. SCHILLER-LÜBBEN8, 100*; t^2. Vbrwijs tt. Verdam
2, 1876. SCHUERMANS 154''.
b) wir Ruprecht der elter, pfaltzgrave bi Rine ... be-
kennent . . . daz wir verluhen habent . . . die hienach
schriben salmengrunde uf dem Rine ... gründe und ge-
weide, daz dazu höret oben und niden. urkttnde rem 1867
zsch. gesch. Oberrh. 4, 76; und waz fische sie gevahent
ufTe den vorgenanten salmen gründen und geweidcn.
ebenda ; und Claus Schulle und sin bräder Engelmar vor-
genannt ouch ein dritail haben soUent an dem vorge-
nanten salmen und geweiden. durch diese überfährung
des uns atts der hirtensprache gdäußgen Wortes in die
fischersprache fällt auch licht auf das composiittm: eisge-
weid, vgl. es ist aber disz die eigenschadt der eiszbrüch,
. . . wann eisz vorhanden ist, bricht man das cisz, unnd
das thut die oberkeit durch die underthanen, oder aber
vcrieihets die oberkeit umb zinsz hinweg, unnd das heiszt
man also, und ist ein eiszbrüch . . . etliche solcher Sachen
erfahrne machen einen unterschied, unter einem eisz-
brüch und eiszgcweid , dann sie das ein eiszgeweid
nennen und halten, wann sich ein eiszschemel ungeferd
angehengt, und die lachen eisig werden. Mel'rer jagd-
tittd forstrecht 104*'. tuttürlich handelt es sich hier um den
fischfang tuid nicht um die getrinnung von eis. nach dem
tusammenhang musz man schlieszen, dasz bei eisbruch an
eine von der behörde monopolisierte ausbetUe, bei eisgeweid
an eine den privaten überlassene gedacht ist. die erklärtmg
bei hlv.v her heßet sich jedoch an die entatehung der ätutzeren
Situation, zu der bedeutung vgl. auch fischweide, vogelweide,
341
5431
GEWEIDE
die eienfaUs den begriff venatio ausprägen, während fisch-
geweide {s. unter 2) die bedeutung viscera darbietet.
2) geweide, eingeweide. in dieser bedeutung ist das neu-
trum viel belegt und reicht — in concurrenz mit dem zu-
sammengesetzten eingeweide — bis in die neuere zeit herein.
schon in der mhd. epik wird nicht blosz die beziehung auf
thiere, sondern fast noch häufiger die auf inenschen ange-
baut, für die erstere sind es namentlich die antiken opfer-
gebräuche, die besonders in der ühersetzungslitteratur an-
lasz zum gebrauche geben; in der neueren spräche {vgl.
Göthe) iiberwiegt die übertragene bedeutung.
a) die sinnliche bedeutung von eingeweide, intestina, ge-
waide Heinrigi summarium. Steinmeyer-Sievers 3, 439;
ca;anfera gewid, gewaid Diefenbach 216*; gewaid Schot-
TEL 634'>, weid . . usitatius dicitur geweid und ingeweid
viscera, interanea, praecordia, lactus Stieler 2453; ge-
waide, eingeweide Woeste 78''.
a) beziehung auf thiere : geweide, inngeweid . . . exte, in-
teranea, intestina, praecordia, viscera animalium Henisch
1596; gheweyde viscera animalium Kilian 146*; antra
fische-, visch-, fisz-geweyde Diefenbagh 39"; fischgeweide
piscium praecordia Stieler 2453. schaffs-, lamms-, kalbs-
geweide, scheep's lamb's, or calve's cJialdron or pluck.
tetitsch-engl. wb. 2, 771.
1)) von dem rosse zuht em {den baren) under sich
und zebrach in aller teile gelich,
das geweide er üg im warf.
Servatim 2933 Haupt {z. /. d. a. 5) ;
iz geweide üg nimit, exintestinat. Conr. v. Heinrichau
voc. rerum (l430) fundgruben 1, 373''; ein thier ausweiden,
ihm das geweide herausnehmen, to garbage or unbowel a
beast, to drato the guts. teutsch-engl. wb. (1716) 2, 771, 't gewei
ütnämen. ten Doornkaat Koolman 1, 624;
da horch ! halali I das treiben ist aus,
des hirsches einzige thräne vergossen,
ein hörnerstosz durch das waldige haus
vereint zum geweide die zott'gen genossen.
Annette v. Droste {Kurt v. Spiegel) ged. 265.
2)) beslög ichs in min geweide. Reinhard Juchs s. 0.
antwurt der fuchs : min her, du siehst, wie ich so bald
geloffen bin, dag ich überal bestrebt (bestäubt?), un-
sauber und stinkend bin, und besorge, dag dine gewaid
von dem stank entricht werdent, so ich näher zuo dir
gang. Äsop übers, v. Steinhöwel 211 Österley; sie (die
meerigel) haben fünff hole zän, fünff mägen oder geweid,
und fünff eier. Gesner fischbuch übers, v. Forer 151*;
ein feiste fischbrü, so ausz dem faulen geweid der ein-
gesaltzen fisch distilliert und zu bereitung der speisz ge-
braucht wird, garum liquamen. Henisch 531.
3)) ein gitik mensch tut als di spinne,
die nach iemerclichen gewinne
ir gewide spinnet üj irem leibe,
dag in dem webe em mucke beleibe.
Hugo v. Trimberg renner 4849 (hdschr. v. 1430 ge-
waide. Schmeller 2^, 856; Frankfurter druck
27» geweppe).
4)) da hielten sie dg opffer der göter, und die gewaid
d' tier, in den si wonten, künftig sachen unt tat zu er-
kennen. Valerius Maximus übers, v. MvQhEiN (1489)3'';
Cicero, an vil orthen von der warsagung , züvorausz im
ersten buch . . . schreibt . . . ich geschweig der unsern,
wölche gar nichts , in dem kriege , on geweid handien,
nicht anheiment haben , on besichtigung der vöglen.
Polydoru^ Vergilius (1,24) deutsch von Tatius Alpinus
28'' ; er (der priester) stundt aber von den knien darauff
er das geweide zu besichtigen lag gantz bestürtzet auff,
gieng gerichts auff die königin zu. Barclay Argenis übers.
V. Opitz 2, 310 ;
drauf den gewaltigen stier . . .
schlachtet' ich . . .
. . . und ich befahl den heroen, umher in die runde sich stellend,
einzuheften die speer' und die faustanfüllenden Schwerter
rings in haut und geweide mit angestrengeten bänden.
Voss Hesiod {Orfeus der Argonaut) 265 ;
sie nun, da sie vertrieben die feindliche wölke des krieges,
nahmen den frieden sie froh und weiheten ein ihn mit opfern ;
drauf, da verbrannt sie die Schenkel und auch die geweide
spendeten sie zur erden. '
Aristophanes (der frieden 1075) 1,97 Droysen,
ebenso 'der frieden' 1085 ;
wohlan, denn ihr zuschauer, kommt und weidet euch
mit uns des geweids. 'der frieden' 1098.
GEWEIDESUCHT-GEWEIDLICH 5432
/9) beziehung auf menschen.
■^Yj 66 dag im; geweide
üg der tjost übern satel hienc.
der helt die banier dö gevienc
und gurtj geweide wider in,
als ob in nmder äder stn
von deheinem strite swaere.
Wolfram Willehalm 25, 24 ;
un durch sin seitn in do stach,
daj er zehant vor im ligen sach
üf der erden sin geweide.
Hugo v. Trimberg renner 6311 ;
der kaiser hij im gewinnen
sine haim gesinden
hirzine hüte
da man in sute
die heren lichenam
ir gewaide si ug in nam
si Bestatteng in di grübe.
Rolandslied 260, 15 Qrimm;
so viel aber hertz. FT(iedrich von Braunschweig) anlangt,
der so schendlich . . . ermordet worden, ist derselbe von
den seinen von der walstadt abgeholet und ins closter
Wibbrechthausen geführt, da der leib nach fürstlichem
gebrauch eröffnet, und das geweid in selbigen closter . . .
in die erde gesetzt . , . worden. Heinr. Bünting braun-
schweig, chron. herausg. v. Meybaum (1620) 268 (fehlt 1584).
2)) tot sag er in ainer geswäshait,
das gewaide was von im gevallen.
kaiserchron. 13477 Schröder;
sin (des Judas) lib dag ungetrue vas
wol gelich entzwei spielt
so dag er nicht in im behielt
wände drug viel dag geweide (Luther apost. gesch.
1, 18: eingeweide).
das alte passional 318, 28 Hahn;
wem das gewait ausget, dem zeucht der (schröpf) choph
das gewait wider an sein stat. hdschr. v. 1477 (Schmeller
2, 856); ob er wunt wirt an dem pauch, dag im dag ge-
waid (var. ged arm) durch aug get. Freis.rechtb. (^gumelleh
2, 856) ; etliche hefften gar kein wunden, wem aber das
gewaid auszgehet, den musz man hefften, und je bälder
man das gewaid hineinbringt, je besser, ehe dann es
kalt unnd schwartz wird. Gäbelkhover (1665) 416''.
3)) 'diu sorg ist unstritec',
sprächen die knehte beide,
'füllt uns wol das geweide'.
Seifrid Helbling 1, 424 SeemüUer 55;
das geweid für eingeweide ist selbst in Oberdeutschland
fast veraltet, indessen finde ich es noch in Mochels urne
von Schmohl l, 211: sein arzt fühlte endlich eine Ver-
härtung der leber, die unstreitig schon lange durch die
zusammendrückung des leibes und damit verknüpften
(verknüpfte) hemmung der Verrichtungen dieses geweids
(theils der eingeweide) beschädigt worden war. Heynatz
2, 54.
b) der übertragene gebrauch ; vgl. die gleiche entioicklung
bei lat. viscera: dieselben nation wir und unsere vor-
faren allwege in geweide der liebe getragen haben , in
visceribus semper gesserimus caritatis. Luther (Über-
setzung der bulle 'exurge domine') 1, 380* Jena;
du stehst unerforscht die geweide
geheimniszvoll offenbar
über der erstaunten weit.
Göthe auf dem Harz (nach abschriften, vgl.
Weim. ausg. 2, 308; im. druck: du stehst mit
unerforschtem busen. Harzreise; werke 2, 67);
wenn wird ein greiflich gespenst von schönen bänden ent-
geistert,
und der leinene sack seine geweide verleiht.
(triumph d. empfind.) 14, 8
(an anderer stelle: ein greiflicher sack und eingeweide).
GEWEIDESUCHT, /. hirna, geweidesucht mitteld. und
oberd. vocabularien d. iS.jahrh. Diefenbacii-Wülcker 619,
vgl. auch Diefenbach 278''.
GEWEIDICHT, n. zu weide, salix. geweidicht ... im
gemeinen leben, ein mit weiden besetzter platz, der auch
das weidicht genannt wird. Adelung 2,654. geweidicht s.
weidicht Hilpert 1, 463", ebenso Nemnich ivb. d. natur-
geschichte 192.
GEWEIDLICH, GEWAIDLICH, adj., verstärkte form zu
weidelich, weidlich (s. d.). zu rechter gewaidlicher zeit
und weil jagen, und nit wan das wiltpret noch untaug-
hch und weder nutz noch guet ist. Pfandbrief von 1649.
Majers forstzeitschrift 2, 4, 32. vgl. Schmeller 2*, 854.
5433
GEWEIFEL-(.K\VKIH
OEWEIH
5434
6EWEIFEL, GEWAIFKL.n., verbal»ubatanHv tu weifcin,
$. d., erst in drr neueren »prarhr Muß. die venceiulungm
sind entsprechend der manniijfaUiykeil der bedeuttmgen de»
verfmnui »ehr veraehiedenarttg, wobei tuglrieh die reirnbin-
düng mit anderen »ttbatantiven von einjlun tat.
l) von der tiraprilnglichni bedetttttng {'ettcas aehnell hin
und herbeicegen' , vgl. auch weife—haiipel, vgl. haspeln) ^Wi^
da» compositum hutgoweifel au* (vgl. die mOLze welfeln,
die mutze nchwingon), da» jedoch schon tu übertragener
bedetUung überführt, einer übertriebenen und unaufrich-
tigen hOJliehkeits/tezeugung ;
■ein obrenteurcl,
und Jeder narr
mit hutgeweirol,
und Jeder pfarr,
mit epmchfehäufel
.... riebt rote nacht I
KI.AMRR SniMii.T {anOtetm) pod.MtJe
8H, vgl. auch th. 4, t sp. 19M;
des lauschet froh der hOllenwicht ;
und stellet (leich sich f^undlich ein,
lioiiiiiit mit (eachwänzel und Mwaifel,
und Buric-bt: hier hast du micn, den teufel.
E. M. Arndt (». Chrttioph) gtd. 808.
vgl. hiertu die tceitert entteicklung im participiaUn adjectiv
geweift, a. d.
8) nach anderer riehtung weist ein beleg, der gewelfel
mit zweifei bindet, vgl. welfeln, unsicher gehen, wanken,
zittern. Hiiu.iNtiKH achicäb.augsburg. wb. 488;
da spielt die boffart und ihr sobn, der zweifei,
ach! schon nsell von Adam, unserm ahnen;
wir sind Soldaten unter seinen fahnen.
und folgen ihres bunten trüge gewaifel.
E. M. Arndt (des twetfiert unruh) ged. 406.
GEWEIFT, partizipialea adjectiv tu weifen, ». d. (vgl.
auch goweifel oben) ; geweift (gewifd), gerieben, gewitzigt,
verschmitzt. Hkktei. Thüringer »prachaehatt 868.
GEWEIGERT, participi(de9 adjectiv tu weigern (a.d.);
auf isolierung lüszt der absolute gebrauch dea negierten
particips achlieszen : iedoch so ich nur ain mal vormittel
ewer hilff mein hab und guter, mein gsind und hauss seit
zur letz anschawen, wolt ich darnach ungewegert sterben.
Odysaee, übers, v. Schaidknueisskh 88». ^tenao 81».
GEWEIH, n., die bildung, tu deren erklärung zwei
verschiedenartige tcortstämme mit fast gleicher formeller
brrechtigung herangezogen werden können, wetteifert in
der bedeutung mit gehörn (*.d.). wüfirend dieses jedoch die
allgemeinere x'erwendung entwickelt und für jeden entspre-
chenden ausicuchs am köpfe eines thieres gebraucht rcird,
ist geweih auf den kopfschmuck des hirsches und in be-
strittener x>ertcendutig auch auf den des relibockes be-
schränkt, ausnahmen von dieser begrenzung sind selten.
l) die ältesten belege fallen spät, sie erreichen kaum mehr
das is.jahrh., in tcelchem gehörn schon so zahlreich —
auch in bezug auf den hirsch — bezettgt ist. die älteste
form hält sich im rahmen der composition mit hirsch (vgl.
hir^gehUrnc Lexer l, 1306; hirschgoweih tt. 4, 2, ap. 1567) :
hirz gewih' Vroweni.op 1, 11; hirsgcweie jün^rere bearb.
des Oswalt iOSi; hirsgewie «cA/«*. iamfr. 1,44, 3; hirsch-
gowige apica, cdtica fn«l. handschr. d. 14. jahrh., vgl. mhd.
wb. 8, 650*. Lexer l, 1806. auszerhalb der composition ist
die ältere monophtongische form nur selten belegt: gewige
meisterlieder d. Colmarer handschr. 191, 83; mystiker 883, 18.
alle andereti belege gehören der zeit der netthochdeutschen
diphtongierung an und zeigen hinter dem diphtongen an
stelle des gutttirals den hattchlattt, der nur mehr graphische
bedeutung hat. in der vielvertcendefen bildung mit dem
stijyia; t (gewicht *. d., ganz vereinzelt nur geweiht) ist der
guttural erhalten und der stammvocal gekürzt, das aus-
lautende e verfällt früh der apokope, vgl. geweih bei
Weckiikri.in, im Volkslied dea 17. jahrh. (bei llovFUAtm),
bei Agricoij^, Duez, Frisch t«. a. dem gegenüber erscheint
geweihe bei Schottei., Oi-earius, Prätorius, MOncii-
HAUSEN, CiiOMEi., teutschengl. wb., Döbel ti. n. Adbluno
dagegen tuthm die apocopierteform auf, die sich bei Lessinci,
GöTiiK, Schiller, Schubart, Kleist ßndet und heute
herrscht, ntir in der poetischen form begegnet noch verein-
telt geweihe (so 6« Stolbero, A. W. v. Schleokl). dazu
vgl. geweih ... nicht geweihe Braun detttsch. orthograph.
grammat. tob. 122*' ; ebenso Heynatz handb. t. rieht, ver-
'ertigmig von at{fsätzen 883''. diese apokope erstreckt sieh
auch auf den dativ aing. (geweih bei BOrobr, QdCEIMOK,
Klkiht, (Ihlani» m. a.).
a) die erklärung kann entweder mn im» ältere wef«n •»-
knüpfen, das die aubatantivformm fewif«, fswiht« (gewiht,
ponäuä) entteiekelt hat (vgl. LcXBR 1, MO), oder tm wt(M!i,
wtgen (atreiten.kämigfan, vgl. Lr.XKit S.MO). H* läitnt er-
klärung enteprieht der heutigen meiet mrtveHllem ee»f'
faaaung, die edton von Adri.un» (t, AM) gegen Frisch
vorgetragen teurde. man geteinnt hier die annAmhure be-
detüung 'kampficaffe' ttnd kann »ich attf die
alammMfOeale berufen, die freilich attch atu
erklärt werden könnte, ttnerklärt bleibt bei der
der grundbedetttung 'kampfwaffe', warum geweih at^fhiraeh
und reh beaehränkt tear, denn teenn atuh die kämpfe dea
hirachea in den veneendungaformen uneeree wortee viel
räum einnehmen (e. die belege unten), eo gilt dae gleidte
attch von hom, gehOm, vgl. 'die hömer aufsetzen' bedaatet
auch kampffertig sein th.i.ep. 786. nun giebt ee aber unter-
achiede ttcieehen dem geteeih der hiraehe und rokc ebmrteiie
und dem gehöm aonetiger thiere andereraeite : eie bek'UPm —
toenn man vom anatomieehen bau abeieht, der für me wert-
gebnng nicht von einflitee getoeeen eein kann — dielaetende
achtcere dea getceih'a (beim kireeh), an die man nomeniUek bei
der nebenform gewicht tu denken veraueht iet, und die enl-
atehung wie Veränderung dea Organe, dae gdkOm ergänet und
eraetzt sich ununterbrochen teie die haare, nägd u. a. und er-
scheint daher dem oberflächlichen beobaehter ale dauernd.
dae geweih erlebt den gleichen prozeas rttek- ttnd etoeaweiee;
ee toird alljährlich abgeworfen, und an seiner ateüe teäehet
ein neuee gröeaeree teieder nach, daea dieee tkateaeke früh
beobachtet wturde. dafür apreehen aakUreiehe Verbindungen
dea toortea mit bestimmten verbia; ob ihr ein einflttat av^f
die tcortgebung zugeschrieben werden kann, musz dahin
geateUt bleiben, immerhin lieate sich geweih atuh unter
diesem geaiehtspttnkt an wegen anknüpfen, aber noA näher
liegt die erklärung aua der äuateren form, die belegt /eigen,
ufie nachhaltig daa apraehgefühl dwrtk mm» beobaehtungen
getroffen wird: einmal dttreh die bewegung. in der dae
lastende getceih den aprüngen dea thiere» nachgiebt. und
andererseits dtirch die aehteerfUUigkeit , tcenn die aua
greifenden tacken an hindemissen sieh verfangen.
b) in« schon bemerkt, ist ee die form der compoeition
(hirschgeweih), in der das tcort tuerat belegt iat. auater-
halb dieser verbindttng ist geweih bis tum tt. jahrh. nur
tufrimal bezeugt:
einn hir; in einem walde
stns alten lebenea sire verdrOj:
er pflac vtl wlser sinne,
dag stn gewtge er von im schAj.
di wnohs im wider ander hom.
meisterlieder der Kotmarer handiekr. m, W.
Bartaeh «. 808.
und der hirg spranc ÜITe eine steinrus;en , und ime er-
schein ein gülden krüje in sime gewige. mystiker MS, IS
Pfeiffer.
c) attch in der netthochdeutschen pertode vermag geweih
lange tiicht gegen gehörn aufzukommen, in kmeer Maxi-
milians geh. jagdb. (ed. Karajan) Iterracht durdmeeg g/MtOk
vor. nicht bloat für gemaen und Steinböcke, aondem muek
für hirsche: kain gämbs oder ttainpokh wurfTl sein ge-
hurn nimmer. 88 u. a. ; zwen hiersch in der brunlR ha-
bendt mit ainander gckemphfTt. und sindt mit dem §»-
hurn in ainander komen, und nit von ainander mefen,
daa er ain hiersch todt ist peliben. also sendt si gefunden
worden, und die gehum noch also inainander. 48«.«.;
das gleiche im Tetterdank. im immimi» jagd und wegdmerk
bttch (1582) in Fouii.i.oux's netiem jägerbudk (MM), den ad»-
liehen tcaititcerken (\G6l). Gksswbhs Ikiertuek (vgl. 7t*. M^)
und dem vollkommenen tetttschen Jäger (1719). wo dae neue
tcort atißritt. trird es zttnächst als jynonym mit den altem
verbttnden; Basilius Macedo ... sties ... ein mal auff einer
jagt auff einen ungewönlichen grossen hirsch, welcher mit
seinem auffgerecketem heubt, und herlichem geweihe da-
her brach. ... da stellet sich das freidige thier zur wehre,
und brachte ein ende oder ort seines geweihes oder ge-
hUmes dem keiser unter den gürtel, hub jn also auff. Cyr.
Spanoenberü jagdtettfd (l5eo) X". dazu vgl. (der hiraeh)
I hat ein gehOm oider ein geweih mit vil zincken. Sebiz
I vom feldbau (l580) 568; die Reiche etelle bei Aoricola
541»
5435
GEWEIH
GEWEIH
5436
fii/rsicht. iveidmann . . . vom wddwerk s. 12 ; und so gab
ich ihm {dem hirsche) die volle ladung mitten auf seine
stirn zwischen das geweihe. Münchhausen's reisen 20
Orisebach ; ob nicht irgend . . . ein jagdlustiger abt . . . das
kreuz auf eine ähnliche art durch einen schusz auf St. Hu-
berts hirsch zwischen das gehörne gepflanzt habe, ebenda;
der hirsch hat auf dem köpfe ein gehörn, heiszt auch ein
geweihe, oder auch ein gewichte. Döbel jägerpractika
1,59, ähnl. 1,16; geweihe, geweyhe oder gehörne, ingl.
gewichte, nennet man nach der Jägersprache die hörncr
des hirsches , welche demselben so wohl zur zierde, als
gegen-wehr dienen. Ghomel 4, 104«, genau so onomat. forest.
1010; gehörn, geweih, werden in der Jägersprache die
hörner des hirsches genennet. Eggeks kriegslex. 1,1055;
geweih . . . hörner eines hirsches . . . auch das gehörn und
das gestänge genannt. Adelung 2, 659; geweih (gehörn —
geweiht) sind jene dem hirsch geschlechte eigenen, ge-
paarten, knochenähnlichen und der periodicität unter-
worfenen Waffen auf dem köpfe. Beulen real- u. verbal-
lex. d.forst- u. jagdkunde 3, 410; eine eigenthümlichkeit der
hirsche, wodurch sie sich von allen thieren unterscheiden,
ist das gehörn oder geweih. Oken allg. nahirgesch. 7, 1281.
d) der gegensatz in der bedeutung oder besser in der
Verwendung von gehörn und geweih entwickelt sich aus dem
umstände, dasz das zweite tvortin der einseitigen Verbindung
mit dem hirsch in den litterarischen Sprachgebrauch einzog
und sich so eingeengt dort auch erhält, zu den obigen belegen
vgl. noch : geweih eines hirsches oder hirschgewicht, le bois
au la teste d'un cerf . . cornua cervina. Duez 199*; geweih,
hirschhörner Frisch 2,379; geweih, gewicht, die hörner
des hirsches. Nemnigh 192; geweihe eines hirschen, die
hörner, the head beams or horns of a deer. teutsch-engl. wb.
(1716) 772 ; geweih , ein solider hautknochen der hirsch-
artigen Wiederkäuer, welcher auf einem knochenzapfen
der stirn aufsitzt. Thiel 4, 422. wenn somit in beziehung
auf den hirsch das wort geweih auf kosten von gehörn for-
drängte, so ist doch dem rehbock gegenüber eine Zurück-
haltung zu beobachten, die sich landschaftlich gruppiert.
sie wird von Norddeutschland aus anempfohlen, von Öster-
reich aus bekämpft .- geweihe heisset man die hörner eines
hirschen; die rehbocks-hörner aber werden nur gehörne
und nicht geweihe genennet, allg. öconom. lex. (i73l) 828;
die hörner eines rehbocks werden allein gehörne, nicht
aber geweihe genennet, onomatologia forest. 1041 ; gehörn,
hörner bei reh und hirsch, bei letzterem bis es geweih
heiszt ... beim rehbock heiszts immer gehörn. H. Laube
Jagdbrevier 256; vo7i anderer seite wird auf die gleichartig-
keit der anatomischen structur von hirschgeweih und reh-
gehörn aufmerksam gemacht, vgl. Ai/ruM die geweihbildung
bei rothhirsch, rehbock, damhirsch; A. B\j cum ayer österr.
forst- und jagdzeitung 19, 121 loeist auf die Verbindung reh-
geweih im jägerbuch von Tänzebn-Päbson und auf die
bayerisch-österr. bezeichnung gewichtl (s. d.) für den reh-
bock hin. zum süd-ivestdeutschen gebrauch vgl. : die rehe
sind kleine, sehr niedliche und muntere thiere, nur mit
ein und dem andern ende am geweih. Oken allgem.
naturgesch. 7, 1282 (ebendort aber auch gehörn). einerseits
wird dem rehbock also ein geweih zugesprochen, von andern
ihm aberkannt, dürfen die oben besp^-ochenen Vorstellungen
(umfang, unbehülflichkeit sp. 5434) verteertet werden, so
erklären sie die beschränkung atif den hirsch, doch ohne
den Sprachgebrauch zu binden.
2) für die bedeutuyigsent wickhing ist bei einem, wort, das
so spät mit fest ausgeprägter concreter bedeutung in den
gebrauch eintritt, wenig zu erwarten; Veränderungen können
hier höchstens die gebrauchsformen , die Verbindungen, die
Stellung im icortschatze betreffen oder die eriveiterung des
Verwendungskreises , wenn sich die specielle beziehung auf
den hirsch lockert, ivenn sich übertragener gebrauch ansetzt.
a) gebrauchsformen und Verbindungen-.
a) ein hom dem einhorn auß' das him
dem stier zwei hörner auf die stirn,
dem hirsch ein geweih ist gesötzet.
Weckherlin ged. 1, 500 Fischer;
besieh dich doch, wie grosz du bist!
und sollt' es dir an stärke fehlen?
den gröszten hund, so stark er ist,
kann dein geweih mit einem stosz' entseelen.
Lessing /aöeJn«. erzähl, (d. hirsch u. d. fuchs)
13 159;
er (der Jäger) musz mit jedem halme sich berathen,
ob er des hirsches leichte schenke! trug,
an jedes baums entreiftem aste prüfen,
ob ihn sein königlich geweih berührt.
in H. V. Kleist's briefen an seine braut 242;
des wolfs durchschossne äugen funkeln,
uni schwarze wipfel kreist der weih,
im moor auf felsen glüht im dunkeln
der hirsche moderndes geweih.
LiNGG (waldnacht) ged. 1, 99.
in eines herrn wohnhausz sein unden losiert herzog
Ulrichsz f. g. in der hirschenstuben, dorinnen sehr schöne
geweihe hangen, under denselben hinder den ofen ainsz,
an welchen das garn hanget, so der hirsch ob dem ge-
weihe'hinweggetragen. Phil. Hain hofers reisetageb. {balt.
stud. 2, 2. 52) ; nur undeutlich war zu erkennen, was rund-
um an der wand befestigt war, geweihe, hundehalsbänder,
jagdgeräth und ausgestopfte vögel. G. Freytag {soll u.
haben i, 2) 6,35; beim alten hirschen ist das geweih im
juhus vereckt Behlen 415; beim alten rehbocke wird
besonders oft das geweih verunstaltet. 414; ihre geweihe
bestehen aus ächter, dichter knochenmasse, ohne zellen.
Oken 1282; durch unvorsichtiges anschlagen entsteht ein
miszgestaltetes geweih {v. d. rehen). Oken allgem. natur-
gesch.. 7, 1285; wie stolz ihm grösz're geweihe stehn.
E..hAVBE Jagdbrevier 35; auf kein thier wirken die Jahres-
zeiten so stark, wie auf die hirsche. auszer dem Wechsel
des geweihs wechseln sie mit den haaren auch die färbe.
Oken 1281 ; die stange der geweihe {der zinkenhirsche) ist
rundlich, ebenda 1282 ; die wurtzel des geweihes, the cabbage
of a deers head, tchere in the horns are planted. teutsch-engl.
wb. (1716) 772; wenn ein junger hirsch 2 jähr alt ist, so
stoszen die hörner des geweihes hervor, in two years a deer
begins to head, then the spitters orprickets come forth. ebenda ;
mein vater, also spricht die sage, ging
lustwallend einstens in der gottin hain,
da jagt' er einen schöngefleckten hirsch
im schmucke des geweih's.
Chr. Stolberg (Electrä) 13, 34.
ß) es {das Ganges-reh) ist weiszgefleckt . . . und hat ein
rundes geweih, wie der gemeine hirsch, jedoch mit we-
niger enden. Oken allg. naturgesch. 7, 1287 ; ein hirsch,
der noch sein erstes geweih trägt, a bück of the first
head. teutsch-engl. wb. (1716) 772 ; als ein hirsch seinen durst
zu stillen zu einem brunnen kahm, und sein bildnis im
Wasser ansichtig ward, beginnet er den kopff zu hängen . . .
darumb, weil er so dünne und magere beine hatte, gleich-
wol aber, da er sein schön grosz geweihe oder prächtige
hörner ersähe, begunte er wieder froh und hochmüthig
zu werden. Lokmanns fabeln 2, s. Olearius pers. rosen-
^^"'^ ^^^ ' jedem wesen ward
ein nothgewehr in der verzweiflungsangst,
es stellt sich der erschöpfte hirsch und zeigt
der meute sein ge furch tetes geweih.
Schiller {Teil 1, 4) 14, 302;
legt an alln fleisz an meine schöne hindin !
lassts ja kein gschosz empfinden!
ihr gweih thut sie mit schönem hals erheben,
und vorn aufspringet,
welchs mir freud bringet.
aus music. streitkränzlein {Nürnberg 1612) bei Hoff.mann
deutsch, gesellschaftsl. 2, 18 ;
sein zackiges geweih erhob vor Ihr der hirsch.
Schubart {Jupiter u. Semele) ged. 381 Hauff;
ausnahmsweise . . . setzen auch alte thiere kurze geweihe
auf. Behlen 415; ein aufgesetztes geweih. ebenda; der
hirsch hat ein neues geweih aufgesetzt, the stag has a
velvet head. Hilpert 1, 463<= ; der hirsch setzt auf, bekommt
neues geweih. s. th. l, sp. 73*^; absonderlich aber könte
er ein selbst-verräther seiner miszgunst werden , indem
zu schlieszen wäre, dasz er mit seiner kunst denen leuten
mit fleisz nicht dienen, sondern es wie die hirsche machen
wollte, welche, nach des Plinii vorgeben, wenn sie sterben
wollen, ihre geweihe ablegen und verscharren, damit
sie niemand finden und zur artzenei gebrauchen soll.
Kuhn AU mus. quack-salber 251 neudr.; das geweih ab-
werfen muer. Frisch 2, 379; ein hirsch . . . der sein geweihe
abgeworffen, a deer that m£wes. teutsch-engl. wb. (1716) 772,
ähnl. Hilpert 1,463«;
es scheidet der hirsch vom alten jähr,
wirft sein geweih zum opfer dar,
an stillen platzen scharrt er's ein,
beschwerlich will's gefunden sein.
H. Laube jagdbrevier 35 ;
5437
GEWEIH
GEWEIH
5438
vgl. wenn der hirsch sein gehörn verliert, «agt man, er wirft
ab. Bkhi.kn 418; der iiirscii wirft daa gcweiti jährlich ab
und Ret/t ein neues auf. 4iA, abfeworfenet geweih 416,
periodioität des geweihabwerfen« ebenda.
y) er {Meleander) were vorn banoket zur jagt aoffge-
«tanden, da jlim dann ein hinich, welchen die weideleute
aufTgejaget, begegnet, welcher ihn dcrmaNMen mit dem
geweihe in die brüst beKohädiKol, da« jhni blut und «eelo
zugleich hernach gedrungen. Bauci.av Aryniiä. ilhtr». v.
Opitz <A. « (l, «), #.9; {der hiraeh) wolle ihm. aU der
vicinml« mit «einen hunden ihm nach gclrachlet, mit
«einem gowcih ein« versetzt hnhon. unlrrrtdung eine»
führnehmen Ungarn u. eines tettttichen cavalliere» (WM) Va^ ;
der alte berr behornicbt den plan,
nimmt Jeden n«benbuhlor an
uuf tod und lubun mit dum gowoih,
mau hOrt »iu kampfun zwei und zwei.
H. L/iVHUjagdbrevieriai;
da «tUrzt er! und zappelt und Hchlllft
die erde mit »einem geweih.
ÜöcKiNUK (die par/oree-Jagil) gtd. 3, 19;
der hinich, der von der niitlaxuglut gequ<,
den erund zerwOblt mit spitzigem geweih,
er sehnt sich so begierig nicht,
vom leisen in den waldstrom sich zu stürzen,
den roiszenden, als ich jetzt, da du mein bist,
in alle deine jungen reize mich.
H. V. Kleist (Käthehm v. Heübronn 5, 18) 8, 808
K. Schmidt;
allwo fiie so viel »tllcke hirsche, mit weichem geweihe
genUlet; dergleichen hei vielen kaisern niemahlen ge-
schehen. FnÄTOiuus Zodiiinia merettrialis 18;
wie der löwe sich Treut, indum ein rrOszere« raubstOck,
etwa ein birsub mit geweih ihm aufstöszt.
Jlias über», v. BCkgbr (3, 84) $chr. 8, 880;
(ich sah) das grausige mastodon
und den erderscnUttemden riosonhirüch
mit dem äst'i^en geweih, das auf breiter stiro
gleich einer eiche ihm sproszte.
SciiArK nädtU da orlenU 66;
nicht lang darnach ging er auf die jagd, und verfolgte
einen hirsch mit silbernem geweih. Guimms märchen
{Johannes Was9er»prung) 1, »47; die eigentlichen hirsche
sind grüszero thiere mit runden, vielendigen geweihen.
Okkn allgem. naturgesch. 7, 1889; der hirschkopf mit seinen
geweihen, the head of a deer. Hilpkkt 1,463«; ein hirsch
ohne geweihe, a disarmed deer. teutschengl. wb. (1716) 772.
^ neben allgemeinen aUribtiten {vgl. prächtig, königlich
*. 0.) zeigen die adjecHvverbindungen bestimmte züge, die
durch die form des Organs bedingt sind: grosz, kurz,
weich, stark {a. o.), rund, zackig, spitzig, ästig, vielendig
(». o.). Hkppk {wohlredender Jäger s. 149) unterscheidet : starke
geweihe (dick und grosz), geringe (klein und dünn), krausze,
glatte, braune (dunkelfarbigt), weisze (lichtbraun), gerade,
gewölbte, widersinnige (die wunderbar gewachsen).
*) in gleicher richtung geJit die Verbindung mit Substan-
tiven, die «t«r composition führt: das geweih eines zwei-
jährigen hirsches, the head of a pricket. Hilpert 1, 463*;
vgl. hirschgeweih, rehbockgeweih u. a., geweih von vielen
enden, a deers head of mang antlers, ebenda; kron-ge-
weih , ein geweihe , das oben vier oder fUnf enden oder
zacken hat, a troched or croiened beamed Aecui. teutschengl.
fob. (1716) 772; vgl. auch Bkhi.kn 413; gabel-geweih, das nur
zwei zincken oder zaoken hat, aforked head, a ttco branched
head. ebenda; band- oder schaufel-geweihe. Hkppk 149;
nach der auclle dunklem clanze
beugt der nirsch sein pracntgeweih,
doch die lanze
bohrt sein lechzend herz entzwei.
H. LiNGO .Vünrhner ilicMerbuch 243.
b) auch an das hirschgeweih kniipfeti »ich mancherlei
volksthümliche beobachtungen xtnd deutungen :
a) zunächst wird die äussere erscheinung als tierde und
zeichen der krajt erfaszt: das geweih ist dem hirsch ein
schmuck, aber kein druck. Wandkr 1, 1651; sein geweih
verrät den hirsch. H. v.Klkist Fentliesileaia; daneben irird
auch ein gegensatz ztcischen äuszerer erscheinung und inne-
rem treatn gekennzeichnet: hirsche haben grosze geweihe
und hörner und doch feige hertzen. Heniscii 1596; auf
der linken seite stund eine alte blasse weibespcrson,
hatte unter dem arm einen furchtsamen hasen und auf
dem haupte ein par hirsohgewei, und dises war di furcht
Samuel v. Butsciiky sinnreiche reden (229) I5l.
/9) MkUm» wird die an hom (f. hfirner aaftetzen) aus-
gebildete redeiuarl auch auf geweih ausgedehnt: einem
ein geweih aufstecken. Wanurh i, Ufti, ty<. Qetrmamia
89, Wff. : von dem kai«er Andronieo . . . weleber aUen
«einen unterthanen, Jagerecht ertheilet, deren weiber er
t)eBchlaft-n : und wegen »olcher freibeit. haben sie hirsch-
gewei auf ihren häuaem, «elzen dörfen. BtTKCiiiCY ronw»-
thal (888) 707 ;
ich denke : halt, Jetzt ist's noch z«it, o Kapreeht,
noch wachsen alr dl« bincbmweibe Di<:bt : —
hier muaxt du •orgaam dir oie ■Um beftthJcn,
ob dir von fem homartif etwas keint
H. V. K1.KUT (<fer «wftrwi>«w Int» MQ 1. SM
ErttkMmdOL
die für geweih bdsftsn venemdumgen geben der mtten. »ekon
für das 8. jahrh. bezeugten redensart {vgl. uifaiu noutf)
eine neue Wendung: am hirschgeweih wird das unbekilf-
liclie, hemmende, die komik herausfordernde im beeonderm
beachtet, vgl. die'aneedote von dem hinohfewicht («gewieht).
das duetor Faust at^f die sHm euua eddmanns zaubert, «ff.
auch die beiden f (Agenden übertragenen Verwendungen :i»aei
neue bibelengcl, der auch einmal «ein phfaischM 00ll*|laa>
gehört, erfände und thäte dazu — an«ere welthidöclMB
schwöllen vor ihrer «time immer dicker mit kosmogoniMl-
geweih von hundert enden. HkhiiKH {älteste Urkunde d.
mensehengesehl.) 6, 800; der mit seinem hohen laddflen
geweih doch leicht durch das verworrene niedrifle §»•
zweig des weltlebens flog, stie« fefen die ■ehnuilto
seiner vollmacht an. J. Paul TUonb, M und Oeee «or-
Stellung der unbehiilflichkeit wird für die auffasetmg
des getreihes als symbol des hahnrei's verwertket. vgl.
wehe, wehel wie das wUhlt, wie da« tobt! den
will mir's zersprengen! ja, sie keimen und
und wollen heraus! hömer lassen sich nicht Terbcrgeii,
und hirsch und hahnrci tragen geweihe I webe, wehel
Halu {das haus an der Veronabrüeke) 4. IM Seklosear;
da ir selbst einsehen werdet, liebe herren, daaz ich un-
möglich mit dem geweihe eines sechzehnender«. wie ich
es auf der stirne trage, durch den schmalen torweg dort
ins freie gelangen kann, so erlaubt mir vorerst, wie es
die hirsche ja auch mitunter zu tun pflegen, diesen etwas
lästigen hauptschmuck kurzweg abzustoszen! 158.
c) neben dem hirsch ist es auch das zu der gleichen
gattung gehörige rennthier, dem die bezeichnung gilt: das
geweih {der rennthiere) unterscheidet sich von dem des
damhirsches. Ok.¥.h allgem. naturgesch. 1,\90&; wenn vom
geweih gesprochen wird, flieht das rennthier {Finnlaniy
Wanuer a. a. o.;
rennthiere gab man mir vor meinen schütten,
doch weil inr diese tbiere noch nicht kennet,
musz ich crlaubnisz sie zu schildern, bitten,
ein rennthier heiszt's, weil es entsetzlich rennet;
die stränge macht man fest an seiner stirne,
die ehern ist, und keine schwäche kennet,
wie gegen sie der schärfste Sturmwind zOme,
sie trotzt, mit stattlichem jreweihe prangend,
in welches ausgewachsen ihr gehime.
A. \V. V. äciiLEaBL(A'o6«6iir« rei*<be»dtre(b.)t, ZnBSddng',
wölken wie die midgardschlange reihen sieb am danklen
himmel,
auf die weisze winterdecke blickt Arktur im stem|ewimmel,
die bereinen tAame «trecken täte ans, di« nie miJu Mthaa,
dOrr wie todtenfiager. riasif wie gvweth too «UeoklÜMB.
LiNGO (depkanten vandermng 4) 1* t>7.
d) im allgemeinen Sprachgebrauch ist aber das geweih
so fest an die gattung des hirsches gebunden . dasz es im
poetischen etil tropisch für diesen selbst eintritt, und auch
in den fällen, in denen die benennung betcuszt auf andere
geschöpfe übertragen wird, bildet die bezi^ung eaif de»
hirsch doch den ausgangspunkt.
a) wie der schirmende forst deinen erbabeoen
nacken schattet ! er nährt stolsea geweihe dir t
dir den sctmaubcnden kealer.
der entgegen der wunde rennt.
dastt iHfl.
F. L. Stolbkiu} {der Harz) 1,6;
mein einzig labsal blieb die Jlgar«! ;
und ward, bei rings verfaeftem kOoigsforate,
mir nie ein wild mit stattRcliem feweih
viel w^cniirer ein thier mit stolzer horste,
. . . doch that mir's gut, auf felsen und in klOtlen
nmherzuklettem and die bruat zu iQflen.
UiiiJVNO (Fortunat u. «. $ökne 1, 43) 1, 344 F.. Sehmutt.
ß) 'wie geht's, junger herr? habt ihr ein paar zinken
I abgerennt T 'dasz dich die pest I das st&rkste geweih wäre
5439 üEWEIHAUSSTELLUNG— GEWEIHT 1
gesplittert wie glas'. Göthe (Oötz) 8, 94; (wenn ich hörner
gehabt hätte wie ein dannhirsch, sie wären gesplittert.
gesch. Oottfriedens etc., vgl. werke 42, 120) ;
und daher ist den 16wen gehörnt der ewiffen mutter
ganz unmöglich zu bilden und böte sie alle gewalt auf;
denn sie hat nicht masse genug die reihen der zahne
völlig zu pflanzen und auch geweih und hörner zu treiben.
{metamorphose der thiere) 3, 99.
e) oh hierher auch die eigenartige Verwendung im fol-
genden gehört? od(er) so sie {die bischöfe) doch gar nichts
auff ihre rote schäubenhüt oder geweih, verguldete hirten-
stäb, wohlgespickte pfaffenplaten ... halten: so müssen
sie ja bedencken. Fisghart bienenkorb (i58l) 67^» (geweih
fehlt in der ausgäbe von 1579).
GEWEIHAÜSSTELLUNG, /., vgl. die Berliner geweih-
ausstellung von 1904.
GEWEIHBAUM, m. geweihbaum, Kentucky coffee-tree
(gymnocladus canadensis). Muret deutsch-engl. tvb. 2", 875°.
GEWEIHBILDUNG, /. .• während der geweihbildung zieht
sich der hirsch vom rudel zurück. Beulen 416.
GEWEIHENDE, n., geweihende, point, branch; die drei
untersten geweihenden des hirsches (aug-, eis- und mittel-
sprosse), the rights. Muret deutsch-engl. tvb. 2», 875°.
GEWEIHFARN, m., geweihfarn, pod-fern {cera topteris).
Muret deutsch-engl. ivb. 2*, 875°.
GEWEIHFLECIITE,/.. geweihflechte, cladonia. Muret
deutsch-engl. tvb. 2", 875°.
GEWEIHKOLBEN, m., geweihkolben, k7iob. Muret
deutsch-engl. wb. 2", 875°.
GEWEIHKRONE, /. .- kam er . . . vor dem bekannten
jägerhause an, dessen ächte geweih-kronen auf den höl-
zernen hirschköpfen er bis auf jedes ende auswendig
wuszte. J. Paul {leben Fibels ll) 54 , 66.
GEWEIHLOS , adj. : die geweihlosen weibchen {der
Qangesrehe) sind indessen schwerer von den damweibchen
zu unterscheiden. Oken allgem. naturgesch. 7, 1287.
GEWEIHROSENSTOGK , m.. geweihrosenstock, btir.
Muret deutsch-engl. tob. 2», 875**.
GEWEIHSPROSSE, /., antler, snag (nicht verzweigte)
dague. Muret deutsch-engl. tob. 875°; antler. . die geweih-
sprosse, das geweihende. Grieb-Sghroer engl.detäsch.
tvb. 51°; vgl. antlers, die jungen hörner oder enden am
geweih eines jungen hirschen. Ludwig l, 24; antler,
die äugen oder weidsprosse (am hirschgeweihe). Hil-
pert 1, 34^.
GEWEIHSTANGE, /. .- der jäger zählt die äste an beiden
geweihstangen und nennt sie enden. Thiel 4,423"; in
der zeit vom dezember bis mai . . . schwillt das unter dem
perlenkranze liegende ringgefäsz an und dringt gröszer
werdend und die knochensubstanz aufzehrend in diese
ein, bis es die geweihstange vom rosenstock gleichsam
abgeschnitten hat. Giebel naturgesch. d. thierreichs l, 373.
GEWEIHSTUHL, m., geweihstuhl, stephanium, heiszt
jene stelle am hirschkopf, wo ein geweih aufsitzt. Beulen
417; das gehörn des rehhirsches ist dünn und klein, mit
unmerklichem geweihstuhle. 414.
GEWEIHT I, participiales adjectiv, unmittelbar vom
Substantiv geweih (s. d) abgeleitet, das wort gehört der
enteren Jägersprache an und kennzeichnet den gegcnsatz zti
geweihlos (s.rf.). geweiht, geweihtragend ; geweihter hirsch,
rot/at {stag) fam. Muret detdschengl. tvb. 2", 875°;
trara, trara !
die meute ist dal
es kehrt zu holz
der edelhirsch so stolz —
hört ihr von fern sein brunftgeschrei ?
geweihte kämpfer sind dabei —
trara, trara!
die meute ist dal
H. Laube jagdbrevier (Ked zum, au»znge) 150.
im engeren sinne vdrd mit geweiht eine bestimmte entwick-
lungsstufe der geweihbildung gekennzeichnet: geweihte
hirsche sind solche, die mindestens augensprossen (die
ersten zinken am geweih) haben; spieszer, knöpfchen,
hirschchen und männliche kälber sind also ausge-
schloszen. Guido Hammer wild-, tvald- u. tveidmanns-
bilder {gartenlaube 1861) 149 ; geweihter hirsch ist nach der
Jägersprache mehr als spieszer, aber weniger als ein acht-
oder zehnender, also vierender oder Sechsender, über zehn
enden ist capitalhirsch. mitteil, aus Biesewitz in Pommern.
GEWEIHT II
5440
den gegensatz dazu kennzeichnet die Verbindung hochgeweiht:
aufs neue jagten sie {die htmde) einen hochgeweihten hirsch
hervor, und weit den übrigen voran sprengte der graf
ihm nach, ihn mit dem wurfspiesze zu erlegen. E. v.
HouwTALD {die bärenburg) 5, 11 ; als der förster an mich
herankam, versicherte er mich, dasz er auf den star-
ken hirsch, den er als einen capitalen, hochgeweihten
burschen beschrieb, vortrefflich abgekommen sei und
denselben auch gekennzeichnet habe. Guido Hammer
weidmannsbilder {gartenlaube 1863) 328". dieses adjectiv er-
scheint auch gern substantiviert: noch einmal liesz die
schmerzensvolle angst den hochgeweihten sich empor-
raffen und aus den düstern fluthen heraussteigen, ebenda
151", vgl. auch th. 4, 2, sp. 1622.
GEWEIHT II, participiales adjectiv zu weihen, s. d. toie
das verbtim zuerst in der beschränkung auf die geistliche
litteratur und in der gebundenheit an christliche kultformen
überliefert ist, so ist auch die adjectivische vertvendung
des particips in der älteren spräche den gleichen beschrän-
kungen tmtertoorfen. der neuere gebrauch, der das tvort
lebendig erhielt, zielt auf abstreiftmg dieser gebundenheit
und läszt hienn das synonyme geheiligt tveit hinter sich.
l) in den bibelstellen, die den althochdeutschen Übersetzern
und dichtem {vgl. Graff l, 726) anlasz zum gebrauch des
Wortes gaben, hat Ulfilas, soweit seine Übersetzung über-
liefert ist, meist Synonyma gebraucht; er verwendet unser
particip nur einmal: jah gaveihaids ist aba sa ungalaub-
jands in qenai. i Cor. 7, 14 (denn der ungläubige man ist
geheiliget durchs weih. Luther), auch die spätere bibel-
übersetzung läszt an gleicher stelle synonyma vordringen:
neben geheiligt vor allem gesegnet, gesalbt, gebenedeit.
dagegen nimmt die mittelhochdeutsche dichtung und die
spätere prosa einzelne gebratichsformen auf, die den aus-
gangsptmkt für die neuere entmckhtng bilden, vgl. mhd.
wb. 3, 613^. Lexer 3, 881.
a) die Verbindung des particips mit hülfsverben (sein,
werden) tvird von einigen älteren Übersetzern zur toieder-
gabe lateinischer passivconstructionen herangezogen, die von
anderen activisch getoendet oder dttrch synonyma gedeckt
tverden. das letztere ist namentlich da der fall, too schon
das lateinische particip in hedeutung und function mehr
dem adjectiv genähert war. der gebrauch des particips ist
in diesem, zweiten fall durchaus ein absoluter, beim ersten
fall dagegen bahnt sich ein relativer gebrauch an, indem
hier die begriffe sacer, sanctus dtirch zielbestitnimmgen
verengt und enttvicklungs fähig gemacht tverden.
a) sanctificentur nomen tuum, kawihit si namo din . .
nist . . dag der sin namo in uns kawihit werda. Frei-
singer paternoster (veihnai namo J)ein. Ulfilas Matth.
6, 9 ; wihi namun dinan St. Oaller paternoster) , ebenso
Weiszenburger katechismus u.Heliand 1604 (din namo werde
geheiligot bei Notker); in dhinemu sämin werdhant
chiwihido all6 dheodün, dhags ist in christe. fona imu
quhad dher psalmscof: endi in imu werdhant chiwihit
alliu aerdhchunni, allo dheodün lobont inan. Isidou
33, 17^. Hench {benedicentur, durch deinen samen sollen
alle völcker auff erden gesegenet Averden. i Mos. 22, 18.
Luther, ebenso ps. 72, 17);
ze stete ich in wihte ze säligime libe.
selb ist er geheiligot; suag er geseginöt da^ ist gewihöt.
., . . , . . genesis fundgr. 2, 39, 34 ;
gewihet loch gesegenöt j j , , >
aä ne furhtent si den tot.
vom rechte. Kara.ian sprachdenl-m. 15, 23 ;
ij) heil wih dohter,
wola ward thih lebenti joh giloubenti !
giwihit bistu in wibön joh untar woroltmagadOn.
Otfrid 1, 6, 7 (benedicta tu in mttlien'bua
Luc. 1, 42 ;
thu scalt for allun wesan
wlbun giwihit. Heliand 261
{vgl. Ulfilas J)iu{)ido J)u in qinom Luc. 1,41; gisegenot
SIS thü in wlbun Tatian 3,2; gesegnet Mentrl, Egge-
STEYN, Koburger, Weiszäcker; gebenedeiet Beheim
vgl. gebenedeiet bistu unter den weibern. Luther, ebenso
QuKNTEL, Arndes, Dietenberger, Emser, Zürich, bibel).
y) 'gidua mih', quad (Pilatus), 'nu sär io wfs, oba thu iro
kuning sfs?
bistu zi thiu gewJhtt s6 thih ther Hut zihit,
in themo willen giangis, thag richi so biiiangis?'
Otkrii) 4, 21,5;
5411 GEWKlflTII imittelhochd.)
•r sie tban Utea wirdin «Int,
that sie iawB cAdun werk Mrno filMtim . .
goldad im miofrAdii nndi tle t« fode Mlbon
wordun fewtbM. Heiland 19S8;
ala ftf den altAre,
der Stephane iit irßwtt,
d& etn neilictuom nu llt,
blamen wären Of gelelt. pa*». 5», 5 h'fijike:
[rfoj» gleiche partirip trird untietUnklirk auch auf heidniaehen
kult ühertrageti •
er quam zu deme toniplo,
dax Jovi gewiet waa.
pOM. aoü, 7U, etxnto 18, 80] :
Polimiu« wart bt dioMn Ugon
SU biitcbouo aidA (owU.
p<u*. (Bartholomüiu) WO, Ol //<iAfi ,-
idocb 10 wart er Ajenlcsen
von deme volke in aor ztt
nnd 7.U dem amto gewit. pat». 64, 40 Köpke;
das nioman . . kiruben soiden maobcn
in den (iteten, A ila^ man
gowinno urlouh dAran
am» hjgchovpx, der dAr nbe
gewtbet int in gote« lobe. 70, 4fl.
Vinoencius was t^p^^'Hlcl /u tWme 6wangelin, und was
kapel&n eines bisclmvcs der hi; Valcrius. myatiker (Hf.k-
MANN V. KiUTZi.Aii) 70, 4 iy'ri^rr; »Us Wart er (Karolus
der groHze) uf denselben lag 7,A keisor gekronet und ge-
wihot von dem bobsto I^eo, da»; er nüt darumbe wüste.
Ci.nsKNKU chron. v. Straazbnrg. d. «Nidtrchron. 8,88; item
der Nenninger ward geweicht zu ninom bischoff zu Lindaw.
B.Zink ehion. v. Augsburg, d. atädtechron. 5,84.
9) atta aolchen beatimmungen ertctichat eine neue Imleu-
tung, die sieh achon in der gloaae cawihit, kiwitiit, dedi-
eata Stkinmeyf.hSikvkiis l, 06 {Hrah.Keron. aippe) aus-
prägt und die an geheiligt nicht entirickelt tcird. unserem
partirip bleibt sie auch da treu, wo ea die näheren be-
atimmungeu abstreift und einen absoluten gebrauch aeettn-
dar enttvickelt:
l)) beziehung auf peraönliche suhjecte:
der cbrisma iAbo da^ oleum
beceiehenont den «pm scm
damit er uns den heiligen gaint uerllbet
d& werdent auh alle cheisere mit gewihet.
loUied aitf d. heil. gcM bei Diembr ged. 84Ä, 15;
M w&ren nuch die kUnege gewtbet nftcb ir A.
Gudrun 1667, 1 ;
Günther unde PrOnhilt niht langer da.:; verlic,
st giengen zuo dem niUnster, d& man die mesoe sano . . .
dA wurden si gewihet. dA da; was got&n,
dA sacb man under krOne elliu lieriu scbAne stfln.*
Nibelungen 606, 8 ;
der noch ntlt ist gewicht
und weder mess holt noch beert bicht.
du teu/eU netz 11800 Barock:
der kircbtag was also besatzt,
und welcher nicht drei stiegen platzt
secht oder zuo dem minston zwA,
der was nicht recht geweicht.
Oswald v. Wolkbnstbin 116, 84 Sehatz.
8)) befiehutig auf aäcMiche objeete .-
ther douf uns all6n thfhit, tha; wajar theist giwfhit.
ÖTFRiu 1, 26, 1;
bft!<tu da; alle suntage
in Francülcbe gewtbet wirt? (brof).
WOLFRAM Wiliehaim 66, 50, vgl. auch Sbifrid
Hblbunq 8, 801 ;
Btt der tempil ist gewtt. patt. 887, 68 Hahn.
b) die adjeetivisehe entxcicklung und die attbatantirierung
knüpft in ihren für die spätere enticicklung maszgebenden
tt/pen an diese ziceite art der i'enrendung an; nur in der
ältesten zeit finden unr — namentlich mit beziehung auf
Personen — andere formen, die jedoch bald tcieder ab-
sterben :
a) thax s! uns heran scolU, ther unsih giheilti,
giwibtan in £wAn. Otfrid 1,3,89;
venite benedicH patris mei, chomint kewiöhte mines fater.
NoTKF.H ps. 44, 10 u. o. (vgl. ir gisegenoton tnines fater.
Taiian 158,8 ztt Matth.i&,U, ebetvso Mkntf.i,, Eogestkyn,
KoBUROKR, LuTHen, WEISZÄCKF.R ; gebenedieten Bkiieim,
QirENTEi., DiBTENMEROEH, Emser. Züricher bibel u.a.);
nolite tangere christos meos, ne rftorent niine gewiehten
NoTKF.R p.s. 104, 15 (gesalbcten Luther u.a.); gesamenoton
sih wider truhtene unde wider sinemo gewichten. Notker
^.8,8 (adveraus dominum et adttrsus christum yus,
wider den herm und seinen gesalbeten. Luther a. o.),
e&eHM 87, 8. 88,10. 131,17; ketoAfet in nainen unsiris
GEWRIHT II (/ormm)
5442
hirrin des kewiAht«n haltaris, m nommm iomimi mcttri
Jesu Christi. Notkkh p». 78, 1»;
tfo der c*w«iebi« gotss sm
im roop drai an gvvaa. WMgswfi W, M Uahm ;
lOttp
lop st dir, bAcb gewIbUtt rodt.
Kbinmar V. ZWBTSK
ir bcradw UbmI, asigat incb bar,
ost namfl d«a smxm lobaa war.
I. 1
dag tdi aalwr
von dam gtwfhton bilde,
diu sieb uns vor gebildet bA(
mit reiner scbam, mit kittju:b«r Ut
lobgmamg as^f d. kM.i»mafrmt it. f. d. a.
«.5u/.). d;«:
was ir <1* ^ «Oft gadafaa,
die crone der sifwtnif «• traffwi
mit den martereran nlieh«,
nwihte chuniga bi aiaMlrkba,
in ir salben blata.
Ludwigs krtu^akri Tfill *. «f. ttagem.
ff) sacrata aedis, kiwihit sethal, kiwihit stat Hrabmit-
Keron. gloss. Stf.inmkykrSikvehs 1,844, vgl. ir sfilt ■!«
nieiner bestaten an deheincr stat diu gewihet sl. Bbktmolo
V. Rruensuuro 1, 8»4;
ej bet uns alle in nAl brAcbt
bet« got der weise
in dam paradeiae
dar geweichten erda cenomen
der mensch war uj un aelben rbinnea.
anegemgt 14, 6t Halm;
BwA at>er da; totes wort nnt diu gawfbt« bant
ob dem totes uscba wnrrbent ansanl,
dA wirt dar gotes Ifcbnamen in dar misse.
erinnerung (Hbinricii v. Mri.k) 181 UHmut;
oucb grifet siu (drj pfagen) gewibtiu bant
an das bwhesta pfant
dax ie fQr schult geaatzet wart.
WoLTHAM PankMt U», 17;
dar an gadenkent, ritter : e; ist iawsr diae.
ir tragant die liebten hrlme und nuuMgen hertMi riac.
dar sno die vesten schilto und din Mwlbten swert.
Waltiibr 116, S;
swer gotes minne wil t>ejagen,
der muos ein jagende; herze tragen
. . . ringen, strtten, dm beide,
diu mno; er haben naht unda tao
nftcb der gewthten minne.
lobgesang av^f d. heil. Jungfrau l,lO(z./.d.a 4,614);
wanne wissent da; es sdrglich ist gewihete kirchen oder
kappellen gerwe lossen nndergon, es were denne da:; man
die wihete wolte an eine andere stat ziehen , do sU bas
und ordenlicher lege. Nicoi.als v. Basel an den eomthur
des Johanniterhauses 1377. Karl Schmidt 804.
c) im Übergang zur netthochdetüschen periode zeigen sieh
an der partieipialform auszer der diphtongierung auch
Veränderungen, die bei den übrigen verbalformen nicht so
sichtbar tcerden. die syncope des unbetonten voeals. die
schon mittelhochdeutsch zu belegen ist, läszt guttural und
dentul zusammenstoszen und sichert dem erstemt so die
spirantische geltung, irährend er zwischeti zteei voetiat mm
hauchlaut sich verflüchtigt, die Schreibung sehmiffft sieh
diesen gegensätzen um so rückhaltloser an , je deutlicher
das partirip in vertcendung und bedrututtg vom übrigen
verbalstamm isoliert ist. allmählich trirkt aber der tu-
sammenltang mit dem letsteren wieder ausgleichend ein.
a) geweicht neben geweiht: ain ort . . . sol geweicht
werdcnn oder für geweihet gehalten werden. Euer Li N
V. G0NZDURU8, 7 Enders u.a.; da auff ein zeit viel ge-
weichte ... so eim besessenen . . . kanten. Mathesius
(Luther) 3,SM; des widerchristen legalen und geweihten.
3,197; Irci geweichten sachen. Fi8cu\nT glüeJch. schiff
nettdruck s. 86; jhr ungeweihete reutcrkerles . . . versuchet
euwer heil, zu schQlzen des geweihcten theil. Gtnyantua
888 nettdrtick..
ß) geweicht, gewicht vgl.: gewicht Bader chrtmik
EuRKLiN V. GCnzburo (üi den tumdetginouem), N. Ma-
nuel u.a.,- Eulentfiegd (eap. 68 nettdruek s. l<m neben ge-
weicht), geweicht mnegenfe {hdechr. des 14. jmJirk.), Küm-
berger chron. H. Deiciislkr; Gregors dialoge (1478), de-
kameron (Ulm 15. jahrh.), Murneh. Emser, H. Sachs.
Erasmcs Alderis, M.\thksius, Maalbr, Beunterfer
halsgerichtsordnung , Karolina, ästerr. weistk., berfreikm,
Fischart, Wickram, Eulenspiegel, Alpinus; >^ ^
hetttige mundart vgl. Schöpf a. a. o.
y) gewihet, gewit, geweihet, geweiht. vgL : gewydt, ge-
wyhet Kilian; gewUiet Ciittrbus; geweihet Luther (xm
5443
GEWEIHT II (neuhochd.)
GEWEIHT II {geweihte priester)
5444
Eberlin, Mathesius, Fischart s. unter «). Hulsius,
Heniscii, Duez (geweihet oder geweiht); Gürtler, Räd-
lein, Aler, Bayer, Kirsch a. a. o., geweiht Simpl. u. a.
2) gebrmichsericeiterimg in der neuhochdeutschen periode.
schon die mittelhochdeutschen belege zeigten, ivie das par-
ticip innerhalb der christlicJien kultusformen die bedeutung
entvÄckelte, die der neuere gebrauch voraussetzt, die bedeu-
tungen, die geweiht mit geheiligt theilt, wurden zurückge-
drängt durch die entioicklung, die an der parallele geweiht,
gesalbt ansetzte und die über den relativen gebrauch hinüber
führte. Personen, gegenstände ivurden gott geweiht und ge-
widmet; je mehr freilich die unmittelbare und lebendige be-
ziehung auf gott durch äuszerlichkeiten und formelwesen
abgelenkt wurde, um so farbloser und allgemeiner wurde
später die Vorstellung, die sich m,it dem adjectivierten parti-
cip verband, den günstigsten boden für solche erweiterungen
und Verschiebungen boten die brauche der katholischen kirche,
die von den trägem der reformationsbeicegtcng als misz-
bräuche empfunden und unter die hauptpunkte des ärger-
nisses gezählt wurden, das die kirche am. eingang des
16. jahrh. darbietet, vgl. .- Paulus sagt, bist du ain
Christen , so bist du rain . . . bist du i-ain , so bist du
geweihet und gebenedeit, also, was du angreiffest zä
deinem oder frembdem nutz, trost unnd nott, ist alles
rain, geweihet. Eberlin v. Günzburg {wider die Schänder
der creaturen gottes) 2, 10 Enders; einem frummen Christen
seinnd gleich geweihet seine teller, schüssel, kantenn,
becher, als der kelch, den der priester braucht, sein
tischtüch als hoch geweihet als das corporal, sein tisch
als der altar, sein jup oder hosen als die albe und casul,
das unslit, so er zu seiner arbait gebraucht, als das
wachsz, das mann weihet auff liechtmesz tag, sein wasser,
damit er sein band wäscht als das tauffwasser oder weich-
wasser, sein stub und kamer als der tempel, sein saltz,
das er täglich iszt, als das man am sontag weihet, das
kraut in seinem garten ... als das man auff unser frawen
tag weihet, sein öl, damit er den finger salbt, wann er
sich geschnitten hat, als das genant heilig öl im tempel.
ebenda.
im Sprachgebrauch entvxickelte sich aus solcher ausdehnung
des Verwendungskreises eine reihe fester Verbindungen des
attributiven adjectivs und bestimmter formen der Substan-
tivierung, die ihrerseits wieder den ausgangspunkt zu Über-
tragungen über den kreis der kirche hinaus boten, hieran ist
namentlich die neuere litteratur seit dem, 1%. jahrh. be-
theiligt.
in allen diesen richtungen hat der absolute gebrauch dus
übergetoicht. wie sich dieser aus dem relativen secundär ent-
vrickelt hat, ist oben versucht toorden darzustellen, ohne dasz
freilich für jeden einzelnen fall die gewähr übernommen
werden sollte, auf relativen gebrauch führen auch manche
der älteren wörterbücJier die bedeutungen zurück, die sie
feststellen: geweicht, gott zugeeignet, sacratus, dedicatus.
Maaler ITg*»; geweicht, heilig, geistlich, voller maiestat,
augustus, sanctus. ebenda; ghewydt, ghewyhet, augustus,
consecratus, sanctus, lustratus, sacratus, deodicatus. Kilian
lie** ; geweihet oder geweiht, benit, sacre consacre, benedictus,
sacratus, consecratus, DuEZ 198^; gewichet, inidatus, inau-
guratus, consecratus, sacer, sanctus. Aler 2162»; geweihet,
auguratus, auspicattis, augustus, devotus, sacratus, lustra-
tus. Kirsch 2, ISl''. diese und andere angaben der Wörter-
bücher, die von dem particip als isolierter form kenntnis
nehmen, sind an die erwähnung einzelner fester Verbin-
dungen oder fm-melhafter Substantivierungen geknüpft,
seltener wird das particip für sich allein aufgeführt, doch
vgl. geweihet, sacer, sanctus, consecratus. Gürtler 2, 74^*;
geweihet, sacratus, consecratus. Bayer 290*.
a) die prädicative Verbindung des particips mit dem ver-
bum substantivum tritt wenig aus dem rahmen der verbal-
rection heraus {s. unter weihen) ; doch vgl. : wo man doch
die unschuldigen kinder solle begraben, so doch der gantz
kirchhoff gewicht sige . . . der wichbischoff spricht {zu
der begräbniszstätte der ungetauften khider) 'bisz du nit
gewicht!' Wickram {rollwagenbüchlein 76) 3, loo. für diesen
wie für andere Übergangspunkte zur isolierung des adjec-
tivs mögen die hauptsächlichsten typen durch belege aus
der neueren spräche gekennzeichnet werden -. das ists auch,
das du jnen thun solt, das sie mir zu priester geweihet
werden. 2 Mos. 29, 1 Luther (geheiliget Eggesteyn,
KoRURGER, gehillicht Quentel, ghesaluet Arndes, ge-
weichet Zürich, Dietenberger; um sie zu weihen, damit
sie mir priesterdienst thun. Kautzsch); derhalb sol und
musz ein getauffter seinen sündigen bruder straffen, er sei
geweicht oder nit. H. Sachs {disput zwischen chorherrti u.
Schumacher) 22,8 Götze; item es sint ouch etlich, ein wenig
gelert und doch nit gewihet sint, und sprechent, sie sient
priester. Basler betrügnisse der Gyler bei Kluge rotwälsch
1,14; und {Moses) salbet den altar, mit alle seinem
gerete , das handfas mit seinem fus , das es geweihet
würde, und gos des salböles auff Aarons heubt, und salbt
jn das er geweihet würde. 3 Mos. 8, II/2 Luther {ebenso
Züricher bibel,I)iETKtiBE.RGER; geheiliget Eggsteyn, Ko-
BURGER, Quentel u.a.); das ist die einweihung des
altars , da er geweihet ward. 4 Mos. 7, 88 Luther (ge-
salbet Eggesteyn, Koburger, Quentel u. a.). ebenso
7,84. vgl. auch 1 Mos. 29, l. 29, 36 u. a.; alle {die altäre)
sein geweicht und geheiliget von dem obristen papst. chron.
V. Villingen 45 Glatz ; wie Salomo geopffert hatte, da die
kirche geweihet und der tempel fertig ward. 2 Macc. 2, 9
Luther (opffert daz opffer der kirch wichung. Eggesteyn,
Koburger; ähnlich auch die anderen Übersetzer);
als die kirch wart geweiht, hettens kain glocken.
H. Sachs {die tollen bauern zu Deitelbach 19) fabeln
u. schwanke 5, 92 ;
die groszen deines reichs sind alle dir geweiht^
was fehlt dir für ein haupt zu deiner Sicherheit?
Chr. f. Weisze Richard der dritte (1, 1) 13 Sauer;
er {Siegfried) sprang vom rosz, und hätt' ich nicht gewehrt,
er hätte mich geküszt, mein schlechter mund
war ihm durch euren namen wie geweiht.
Hebbel {Genoveva 1, 3) 1, 104.
b) die attributiven Verbindungen.
a) mit persönlichen Substantiven verbindet sich das ad-
jectiv zunächst in formein, die auf den geistlichen stand
zielen, später, in der neu axcf blühenden litteratursprache,
erweitert sich diese Verbindung jedoch durch Übertragungen
aller art.
1)) beziehung auf den geistlicheyi stand, vgl. : wann man
die pfaffen weihung der personen halb achtete als ain
herrlichait, so man pflegt zu gebrauchen in ainer erwölung
gmainer diener, oder amptleut, möcht man es erleiden.
Eberlin v. Günzburg {idder die Schänder der creaturen
gottes); die hailig und geweicht gemain versamlung zu
Costenz. J. Knebel chron. v. Kaisheim 207 {lit. ver.); dann,
ecclesiastici sint die geistlichen, die der kirchen heupter,
glider und diner sint ... als papst, bischoff, priester
und alle geweichten personen der kirchen. Emser {gegen
Luthers buch an d. adel) neudr. 83, 21 ;
'wer sol das wort uns thone'?
sprachens, 'es müs sein in latein
weil sein kurfürstlich gnad allein {d. bischof V.Mainz)
ist ein geweichte persone,
die es wol kan verstone'.
H. Sachs {d. tolle stadtschr eiber iS)f ab. u. »chw. 5, 154;
der pfaff ist ein geweicht person.
{der bauer mit dem plerr) fastnachtspiele nr. 54 ;
alle, alle müssen in die todten-bruderschafft , auch die
geistliche und gott geweihete persohnen. Abraham a
Santa Clara grosze todten-bruderschafft 14, ebenso 15;
. . . der pfaff sprach :
'Juncker, zeigt an, was ist die sach?'
er sagt: 'mich dunckt, jr herren all,
wie ir da sitzen all zumal,
seiend priester und gweichte leit'.
Wickram {irr reit, büger) i, 213 Balte;
wiewol doctor Eck eben starck auff seiner meinung stunde,
Christus het allein den geweichten priestern und nicht
den leien beider gestalt verordnet. Mathesius {Luther-)
3, 201 Lösche ; der bauer sagt fürwar her wan ir nit ein
gewichter priester weren so meint ich das ir lügen. Eulen-
spiegel cap. 68, neudr. 108; geweihete priester, per omnes
ordinum gradus ad apicem sacerdotis evecti. Aler 2162;
geweihete diaconi, diaconatu inaugurati. ebenda;
dir war aber wäger an seel und Hb,
du werdist ein gwichts klosterwib.
N. Manuel {Barbali) Bächtold s. 164;
und schlaff auch alle nacht pei mir;
ich pin ain nun, kain weibe,
und ein geweichte ebtesin.
H. Sachs (der peckenknecht im franenklotter 35)
fab. u. sehw. 5, 109, ebenso 354 ;
5445
GEWEIHT II {geiveihü! pera&n)
GEWEIHT II igeivtilUe ertU)
5446
wie denn nur wenige unter ihnen dich den) eigentlichen
prieRlerotande gewidmet hatten und nur loviel geweiht«
geiBÜicho unter ihnen gefunden wurden als nHthig heiohte
zu Hitzen und dn« mcszopfcr zu verrichten. Ci/'miK {ueeiter
aufenthalt in Kmn. Philipp Neri) K, IM.
«)) erieeiterttng dfi» kreitiea : Gjneoia erklärte Jm ... wa«
dienofl köstliche witHHor für wUrkungen hette, item, was
für grosze gefahr <lruuiT stunde, wanns an ihrer mayt.
geweihten pcrnon Holte prohirt werden Sihnky'r Arkadia
(S) deutsch V. OiMTK H6&; so gut und verständig als
der freund ihI, eben so, hoffe ich, wird sich in ihm auch
die ciiipl!niliin(( eines reinen verliältninscs zu mir ent-
wickeln; «T wird in mir eine geweihte person erblicken,
die nur diidurch ein ungeheures Übel für sich und andere
vielleicht aufzuwiegen vermag, wenn sie sich dem hei-
ligen widmet, das uns unsichtbar umgebend allein gegen
die ungeheuren zudringenden milchte beschirmen kann.
GÖTiiE (icahlverwandUieht^flen 8, 16) 17, 870; denn er (Shake-
speare) hat deren fast ebenso viele (gemehter) wie die
Wahrheit selbst, die keinen schleier trägt, sondern maske
über maske und die nur von ihren geweihtesten priestern
ganz entkleidet wird. HK.niiF.1, {über Ludicig Eekardt*
dravuihtrg. tihtdien) 11,217 Kuh; die geweihten jünger der
schauspielorkunKt empfangen die gäbe — mit feurigen
Zungen zu reden — von oben herab, die verräther an
Thalia und Melpomeno von unten herauf. L. Koi.i.kr
apkori^men für achnu»pieler (1804) a. 128;
ein feuereifer tobt im beere,
das grab dos Iloilonds zu befrein . . .
auch kinder kommen noch ralaufen
und mohron den pcwcihten häufen.
NovAi.iH (//. r. OJtfrdingen) 1,63 lltilhom;
mag heuchele! mit hochmuth »ich verhflniien,
Itosheit mit dummhcit —
wir aber wollen eine gcitderlea'ne
geweihte schaar sein !
BoKENSTBDT Mirtn-Schaff[i 106.
ff) die Verbindung mit sächlichen sub.ttanfiven erschlieazt
einen weiten mannigfaltigen vertcendungskreis. schon inner-
halb der kitltformen stehen sich die beziehung auf ik-tl ich-
keifen uttd diejenige at^f gebrauehsgegens fände gegenüber;
bei der Übertragung und enceiterung treten nebtn die con-
creto noch ilberdiesz abstraeta.
l)) dt« beziehung auf die kultformen: dem rainen ists
alles rain , spricht Paulus . . . mercke, geweihet und
rain deulten gleich, widerumb auch nngeweihet und
unrain, ain rain ding ist, das gehailiget ist, das von
got zft menschlichem gebrauch verordnet ist ... alle
leren, wftiche fUrgeben, ain ort, zeit, speiszs, getranck,
kloid, oder ander ding, sol geweicht werdenn oder für
geweihet gehalten werden für andere . . . werden von
Paulo genant hie jüdisch fabeln, thandmer. Ebkrlin
V. (iüNzniJRO {xpider die schändet- der creaturen gottes) 2,7
Eiiders; item stelcn vonn geweichten dingen oder stetten
JRt «chwerer, dann anndere diepstall unnd geschieht jnn
dreierlei weiss: zum ersten, wann einer ettwas heilligs
oder gcwcichts stillt ann geweichten stetten; zum andern,
wann einer etwas gewcichts ann ungeweichlcnn steltenn
stillt; zum drittenn, wan einer ungeweichte ding an ge-
weichten stetten stillt! Ckirolina §171 Kohleru.SeÄed,ähnl.
schon Bnmbergiache hahgerichfsordnung % 197.
o)) die beziehung auf örtlichkeiten :
was mOgcnd's wir, dass man uns hat
in d'kilutien tr^lollt an gwichte stat
und uns anbetet, glich als ob
solch eer und dienst war gottes lob?
N. Manuel Uaglied der armen götsen.
BächMd *. 240 ;
'im ghftrt kain gweichte state'
sprach der pfarrer: 'naQs auf das feit
sol man den keser graben'.
H. Sachs (die pf äffen fratten den Holen paurm)
jah. H. »chxp. 5, 127 ;
die pfaffen sagenn, ann geweichten stetten soll man betten.
Enr.Ri.iN V. ööNznuRO 8, 8 J?M(fer«; zum dritten, kain
gotts hausz, kirchen oder geweihet statt aufbrechen, zu
brennen noch . . zu verwüsten, militärrid im landbiteh
des kantons Appenzell Ausseroden (§ 189); des priesters blut-
getränktes kleid wurde ... an geweihter stäto bewahrt.
Mattuisson erinnerungen 1,2:57; dagegen pilgern andere
sich das heil abzuliolen, sie ziehen zu ganzen schaaren
nach geweihter wunderthätiger stelle, dort zu suchen und
IV.
zu empfangen, was ihrem innem zu hauM nicht Tsriiehen
ward. ßÖTIIK {WilÄ. Meister» uanderjakr* S, •) M, IM;
ghewyddo oft ghewyhede plaetae, templum atigttilism,
eönseeratum Kii.ia!« 14«^; geweicht ort, gott xAfedfMt,
divinu» locus Maalrh 179*; geweibet ort, Ittogo suen
Hui.8iua (1606) «8*; daaz ich deinen leib ... an kein g**
weiht ort zu andern frommen al>gestorl)«nea fhririw b**
graben ... lasse. (iniMMKUiiiAuaRN Nitnpl.mtnmtir./ {••
weihet« kirchen, örter, effata ttmplm. Um saerm st rsU-
ffiosa. Ai.F.n 8i<tt«: geweicht« Mrehwi, Bambsrffisehs kmls-
geriehtsordnung % 198; geweihet« Urob, tsrnpltim mtgustwm,
eonssert^um. Hrniscii ims; ahnt. Huuiiua (Mtfl) IM^.
DuEz (IM«) l98^ RAiii.RiN 1, anV PoMKY itt. Kinnen f. 151*:
Bayer 190*; e« ist auch nit not, das man vergebens täglich
in die kirchen lanff«, gleich als war das gebet zwischen
den geweichten maaren gott «ngenämer. Kbrrlin v.
GOnzburo {ein seMner Spiegel des ehrisfl. leben») 8, 101
Knders; in solcher mainnng kirrhoff weihen ist nitt gAt,
dein acker, hoff, bomgart, ist gleich geweihet als der
kirchofr. ebenda i,\K; geweihet pfaltz, kirchhof Hrxirch
1595; geweiheter kirchholT Hui.8it'a 188*. DuRZ 198^. RAo-
I.IN 889^ POMKV 188. KiRRCII 8, 161*;
man soll hinaAs an nlgeo
(lotten palrk I
das wer der rechte kin-hotr ««in.
auf hencken seinen
man solt in in da« irewficht ertrich nit graben
H. Sachs (<ter gestorbene narr) fah. n trhit. ♦, M;
ebenso b, 187 ;
weil er sich selbst an einem strick erhangen and ums
leben gebracht, dasz sieh dannenhero nicht gebOhre, dass
er als ein verzweifTelter, in ein geweihtes erdreich sott«
begraben werden. GniMMP.i.«nAU8RN Simpl. 886 neudr.;
{Eulenspiegel gab von seinem gute) . . . ein teil dem kirch-
herren da seihst (ti* Mollen), doch mit dem bescheid,
wan gott der her über in gebüt, und von todts wegen
abstund, so sol man seinen leichnam begral>en uM da«
gweioht erdtreich. Eulenspiegel 93 netidr. s. tu;
seht an die wunden, die sein kArper bat,
sie gleichen gräbem auf geweihtem boden.
SHAKE.SPRARR übcrt. V. ScHi.BGRi. (Corlolan», I);
oft äuszerte sie den stillen wünsch, auf geweihtem boden zo
ruhen, und wir haben, nach den gebrauchen der kirche,
dieses marmorne behältnisz und die wenige erde geweihet,
die in ihrem kopfkissen verborgen ist GöTur.{\VilJt .Meisters
lehrjahre 8, 8) 20, 256; der edelmuth der katholischen geist-
lichkeit, die ... unserm, in verschiedenem glauben g»-
hörnen freunde nicht nur das ehrenvollste begräbnisz . . .
sondern auch auf ihrer ebenso durch die natur. als durch
die kirche geweihten erde eine freundliche rubestälte ge-
währte. C. A. H. C.\.OTt\vsfortsetTung tu SKVUfi., mein leben;
in geweihter, kOhler erde
wira der edle leib begraben.
Um AND {ktuteUan r. Couet 99) 1, 906
F.. Schmidt;
ihr leute, der pfarr will se nich einsegnen, a will er de
geweihte erde verweigern. G. Hauptmann Hanndea hiw^-
melfahrt 77 ;
damals habt ihr, vom bOsen geist gaspornt,
selbst nicht jtcweiht«« eigenlhnm rrnirhont,
der hpil'ge nalloa and das fromme stiR
von Reidienau erseiifktaa tarem drang.
Uhlanu {Kmst. herzog V. Schafotten l,f)t,tt Fiseksr;
und in derselben nacht noch fing des berm
gvweihtes haus in dOstem flammen aaf.
Hrbbbl (Oenoeeta 9, 4) 1, 104;
bald war der geweihte räum fast ganz verlassen, nur
hie und da sasz noch ein altes mOtterchen, das di«
perlen seines rosenkranzes bedächtig herabfallen Hess.
H. ScHMID {das srhxcalberT) tt'', 197.
6)) die besiehung at^f gebrauekstegtmtt§mät. tfL : ea soll
niemanis kain geweichis guet, plnetigs gwand. angewun-
tens traid, noch ainigcriai verargwonton hausralh kaufen.
banr.taiding n< Wassemetiburg {l&. JaJkrk,). österr. %cei»ik.
6, 489 ; das gewicht salz. AI. ostertoaf. gesegnet fOricerzen
und palmen. N. Manuel testament der Messe. BäektolätK;
die andren mUnich horten das,
ein iglicher zu UufTcn was
mit gweichtan kanan und weichprilnpn.
H. Sachs {4er mkteh n. d. dintrnnla*) /ah. 4, 886.
a)) objeete, die sur gsttesdientHiehen handlung gehOrem:
also sage ich aach Ton allem, das im tempel gebrauchet
S42
5447
GEWEIHT 11 (geweihtes wasser)
GEWEIHT II (geu-eihies salz, wachs u. a.) 5448
■wurdt, das bedarff kainer weihung, es sei kelch, corporal,
altar, glocken, meszgewandt. Eberlin v. Günzburg 2, 8
Enders; einen geweiheten kelch thar kein Christ anrüren,
unangesehen, das er getaufft und durch Christus Wut er-
worben, geweihet und geheiliget ist, nein, Christus blut
ist nichts, gegen einem geweiheten kelch. Luther (v. d.
schlüsseln) 5, 234* Jenu; geweichte kelch. Bamhergische
häisgerichtsordnnng §198;
als ich den bund des Kelches sah,
und das geweihte brod,
80 war mein geist auf Golgatha,
und feirte Jesu tod.
ScH'jBART {jiach dem gemisz des heil, ahendmahls)
302 Hauff;
gcweihets kleid, vestement sacre, vesfimento sacro HuLSius
(1616)188*. RÄDLEIN 382*"; geweihetes kleid, sacra vestis
Bayer 290; ebenso Pomey 132. Kirsch 2, 151». Düez 198*'.
und seh' erstaunt, wie jede puppe
der andacM in ihr nichts versinkt ;
wie nicht mehr die geweihte schnuppe
der ew'gen lampe sie umstinkt.
TiiÜMMEL {reise ... 3) 3, 191 ;
selbst bischof und priester mit den geweihten kirchen-
geräthen, warfen sich nieder und blieben mit der stirn
an der erde, bis der sultan vorüber war. Moltke briefe
ilber zustünde . . . in der Türkei s. 129 ;
und der Franzi, der dick',
musz.d'posauna verseeh'n,
der hält' wohl von kloa auf
a pfarrer wer'n mög'n . . .
no d'posauna is aa no'
a g'weichts Instrument.
K. SriELER a hochzeit in die berg'.
ß)) objecte, deren ttieilnahine an der gottesdientlichen Jiand-
Itmg um der heilbringenden Wirkungen toillen erstrebt wird,
hier hat der volksaberglaule ein reiches spiel, und hier-
gegen richteten sich vor aUem die angriffe der reformations-
hewegung. vgl. : gesegnets , schwäbische bezeichnitng für
kirchlich gesegnete brote, wein, fleisch. Birlinger Äugsb.
wb. 193»; vgl. gesegnet, geweihet, cansecratus Aleh gao**.
den Übergang vermitteln das iceihwasser tmd die ge-
weihte kerze. von dem geweiheten wasser und saltz,
titel einer schrift von Ani)re.\s Booenstein {Carlstadt);
vor etlicher zeit hat ein grawer Franciscaner münch . .
sich . . . herfür gethan wider etliche lerer der gottes
gnaden, im evangelio bezaigt . . do wider mit geweichtem
wasser und saltz sich lassen beduncken, damit wollen
allem unfüg ain hütlein auffsetzen. Eberi.in v. Günz-
BURG {wider die Schänder der creaturen gottes) 3 Enders;
(ich) hab geredt widdr bäpstliche heiligkeit, o wie ist
mirs so leit, ich hab widdr sprochen dem geweichten
wasser , saltz, schmaltz , mes und vigilien hab ich ver-
acht, und ihr an besten nie gedacht. Erasmus Alberus
wider Jörg Witzeln mammeluken M 5» vgl. auch Wetzer-
Welte kirchenlex. iO^,unff. ; wann man saltz und brodt zu
erst in ein hausz bringet, dasz man beziehet, so hat
man drin keinen lebens mangel. fürnemlich wann jähr
aus jähr ein brod und saltz drin, wird man nicht
hungers sterben antwortete Jan Tambour, ist so ein
Stückchen aus dem pabstthum, da das geweihete brod
und saltz für die gespänster gut sein musz. Leyermatzs
lust. correspondentzgeist (1668) 176 {nr. 24-5); da gab im
der erwirdig Fortunatus geweichtes wasser. Gregor dialoge
{Augsburg 1473) 1, cap. 2i; geweihet wasser, rouch etc. hilfft
den Seelen auch gar nichts. Eberi.in v. Gijnzburg
2 , 18 Enders (weihe wasser . . . segenn wasser 2, 17) ;
geweichter heiliger brunn, fons sanctus et augusius.
Maaler 179''; diese tröpflein sind lauter und sehnlicher
lieb wasser, vil besser als alle geweichte wasser, damit
unsers hertzen schmertzen gelindert und etlicher massen
gestilt werden. Mathesius {leichenreden) 1, 98 Lösche;
als aber die straff (die pestilentz) umb Mosis und Aaronis
fürbit auffgehaben, fahen Mosis schuler unnd amptver-
wandten ein newen unlust an beim haderwasser, und
machen sich abermals unnütz, das die auflrhü Tischen
Leviten und jr gesellschafft auffgereumpt sein, und sehnen
sich wider nach römischen granatepffeln unnd münchs-
feigen, unnd nach dem geweichten wasser, da fraget
Moses umb rath beim sone gottes , unnd thut ein fehl-
streich ... da er sich aber ermundert, schlecht er ge-
trost noch ein mal, da springt frisch irinckwasser auez
einem gelligen felssen. {Luthers) 3, lli Lö.^che; geweihet
wasser, aqua lustralis Henisch 159.5; ebenso Duez igs*;
der glaub wil untergan.
des geweichten wassers kraute
wil niemand achten mehr,
dazu der priesterschaffte
thut man Kein zucht noch eher.
bergreihen (16. jahrh.) 56 netidr. ;
so man glocken leut und weichwasser sprengt unnd ge-
weicht palmen und kertzen anprent. Eberlin v. Günz-
nviKG 2,9 Enders ; wie sonst magische zeichen, geweihte
kerzen, alraune und todtenköpfe, geister und schätze an
sich zu ziehen pflegen. Göthe {triumph der empfindsam-
keit) 14,60;
beim klosterthurme schlummert ihr gebein,
wo scheu des uhus träger fittig streift,
und graunvoll, statt geweihter kerzen schein,
am hohen schilf des inlichts flamme schweift.
Matthisson (das kloster) i^chr. 1, 170;
hast du dem greis auch die geweihte kerze
gebracht, die zum geschenk ich ihm gesendet,
sie anzuzünden seinem heiligen?
Schiller {braut von Mesmm 4, 2) 14, 98;
aber da ihr ödem schwächer wurde und er sah , dasz
ihre seele fliehen wollte, ging er zu einem lädlein, darin
geweihte kerzen lagen, noch von dem groszen sterben
her. Tu. Stoum (ein fest auf Haderslevhuus) 6, 313;
auszer dem werden in Wien eine unsägliche menge ein-
zelner gebeten auf blättern gedruckt, und vor den
kirchenthüren (nebst anderm pfafTentand: von geweih-
ten lichtem, rauchwerk , ablaszpfennigen . . .) ver-
kauft. Nicolai reise 5, 115; geweihte agnus dei, ge-
weihte palmkätzchen . . . geweihtes opferwachs, ebenda;
es ist auch ain subtiler teuffei , der da leeret, man soll
creützlein von geweichtem wachsz machen an die wiegen
der kinder unnd an die stall thüren. Eberlin v. Gijnz-
burg 2,17 Enders; geweihtes wachs, cera benedictuBAYE^i
290*; das geweihet öl in ain wunden. Eberlin v. Günz-
BURG 2,17 Enders; darbei verstehet unser heilige mutter,
das so jemands schwach ist, das kein hofnung desz
lebens mehr vorhanden, so sollen die pfaffen kommen,
unnd jhn mit geweihetem oel schmieren. Fisguart bienen-
korb 182'^; ein dutzend alter weiber, welches auf dem
vorhof des doms seine krambuden aufgeschlagen hatte,
stürmte kreischend mit geweihten rosenki-änzen von
glasperlen ... heran. Gaudy (schneidergesell) 2, 41;
genszmilch und ir grüner treck,
und drei finger breit mit speck,
hamels zotten, affenschmalz,
ein becher mit geweichtem salz.
Murner luth. narr 3072 Kurz;
das geweichet saltz in die suppen (mag ich gebrauchet^),
oder den schaffen und allem vich , doch sol ich kain
glücksäligkait darinn verhoffen. Eberlin v. Gijnzburg
2, n Enders; geweihet saltz, sal lustralis Henisch 1595;
da seczt man auf den disch darnach
den gweichten fladen sambt den aiern,
wie der prawch ist im laut zu Paiern.
H. Sachs {der mönch mit dem kapaun) fabeln
u. schwanke 2, 50 ;
ich hab ein kunst und experiencz vorhanden mit ge-
weichtem käs unnd brot, do bei man zchand sieht wer
soliche diebstal gethan hate. dekameron 8, 6 Keller 491 (al
esperienza del pane e del formaggio) ; geweiht brodt, du
pain benit, panis consecratus Duez 198''; dar umb, herr
doctor, eilet schnei mit eur kunst! auch so hab ich
hie allerlei confect, römische gewürz und geweihete
kreuter, die ir wol wiszet mit bracht weltweiser klug-
heit zu temperieren nach aristotelischer weise und
sophistischer art. klegl. botsch. an den bapst die selmess
betreffend, «.Schade sat.u.pasqu. 2,256; einer unter ihnen,
hat viel geweiheter kräuter, wachs und dergleichen gauckel-
werk bei sich getragen. Prätorius Blocksberg (1668)7;
verbena, cincinnalis, allerlei gewihet krut, dar man de
altar und kerckern bestrouwet. Chyträus nomendat. tat.
sax^. 480 (vgl. verbena, eisenkraut, opferkraut, altarblume.
Diefenbach 612*; vgl. cincinnalis . . . welsch eisenkraut
119"= ; vgl. die magische und heilwirkiing , die dem eisen-
kraut zugeschrieben wurde); geweihet kraut a. eisenkraut
Chomel 4, 1047; gevfeihüiT&ui, herb, verbenae. Holpert
volksthüml. arzneimittellehre ;
5449 GEWEIHT II {neuere eneeUenrng)
solch weilt kaiit bUcbof dir varMbttT
und iit vi! «cbiUpfer, all die w«lb
die da su gibttt dem baleen prei
da du echreibet, daii man jn tbät machen
au« hira, kat, milch, trel gweicbten em-hen
pfci uua der «cband, du erzunflat
•olit du halten r« weicht den hat?
FiMCiiAHT giuckh. »ehiff, neuär. ». i7, ebftuo i. 80 ;
geweihete tachen . . . heittaen diejenigen eo zum gottea-
dicnste sonderlich geordnet, geweihet and geheiliget w«r>
den. CiioMF.i. 4. IM.
>)) die erweitenntgen und ^^beriragungen gehtn von der
antmidutiff auf auaterehriatlieh» kült« aue. für die athon
miltflhorhileHteehe belege vorlagen {vgl. oben) : er murmelte
tausenterlei tchmkliworte zwiHchon seinen zahnen, und
Kohwur bei der Pallas panlolToln, und andern un/eh-
Hohen geweihten dingen, daran jhn seine bäwrisohe grob-
heit f^emahnen kondte. Sidnky'r Arkadia (l) deutsch v.
Opitz iU; wann ... er so glückselig sein kfinte, jhn an
gastes statt aufTzunemmen , so wolte er sein weniges
hansz und wohnung weniger [I] schätzen als alle geweihte
tempol der göltor. ebenda 78;
ja in der Artemis geweihtem teropel {»ah ich)
die ketten no<-h, die roeenbltttenen,
von ihren gliedern roiHxen.
H. V. Ki.KisT (PentheHlea 8) 8,51 E. Schmidt;
der eingang zeigt sogleich in einer schilderei,
dasz diesz des caffeegotts geweihter tempel sei.
/aciiauiä {renommiH 8) 1, 61 ;
{Argeni») hielt in jhrer hand einen zweig mit bändem
umbwundoii, welchen man in das geweihete wasser ge-
tHUcht, und etwas mit dem blut der oplTer besprengt hatte.
Baiici.ay's Argenia (l,20), übers, v. Ohitz 1 166;
und dem gott allhier
zu opfern die geweihte hekatomb',
auf dasz der grimm der femhintrefTenden
Tersflhnet werde.
B0robr(/2iVm1, 448; «patersUbnbekatombe, ebenso
Voss; tef^v ixaiöußrif). 1,147;
opferten wir . . . auf geweihten altären
volle hekatomben den gOttem.
(8, 806, ebento Voss ; te^oi>s ßotfioie) ;
wenn sie . . vom geweihten Ilion
weg Tydeus söhn . . femt.
(0, 877 von der heiligen Ilios Voss ; lofft),
1,178 II. a.;
hat nicht die göttin, die mich rettete,
aliein doa recht auf mein geweihtes lel>en.
UOthe {Jphiyenie 1, 3), 9, 811 ;
liber diesen kreis greiß die neuere enhcicklung ipeit hinaus.
die heziehung at\f rüigiöse kuHJbrmen überhaupt wird da-
durch unterbunden . das» immer mehr Vorstellungen und
Verhältnisse nach deren analogie au/yefaszt werden, so
bereitet sich eine Verallgemeinerung der bedeutung vor, in
der diM adjectiv nur mehr eine absonderung vom allttig-
liehen und gewöhnlichen kennzeichnet.
a)) 6« der ankniipfung an concreto bilden vielfach die
gleichen sttbstuntiva. die den religiösen begriff getragen
haften, iibergangspunkte tur erxeeiterung.
fA\ l<)wpn, sie schleichen stummfreundlich um uns herum,
ehren geweihten ort,
heiligen licbeshort. Göthb {Fautt ä, 5) 41, 333;
dasz hier auf unserer rothen erde der geweihte boden
der freigerichte , welche man nur sehr uneigentlich
vehmgerichte genannt hat, war, wissen sie, sagte er.
Immkhmann (Milnehhauaen 8,13)8,446; der storch aber
gewann . . . eine Vorliebe für die schildwachc und für
die herren offlciere, welche an . . . der hauptwache auf-
und abschritten . . . und er gewöhnte sich an . . . auch
seinerseits an der geweihten sttttte ernsthaft hin und her
zu gehen. G. FllF.^•n■A^i (aA/ien e, 8) 18, 81; übrigens sitze
ich hier . . . auf des primus geweihtem platze! Tu. Mann
Buddenbrooks 2, 467 ;
schling um mich her deine arme,
dasz der hOlle nachtgespenster,
scheu vor dem geweihten kreise
nicht in meine nahe treten.
Urili.par/br {nhn/rau 8) 4>, 46;
daz Oza nur die geweihte archcn, ausz guter meinung
angerührt, mUste er alsbald aulT das strengste gestrafft
werden, da er doch dieselbe nur wolte halten, damit sie
nicht falle, und der todt wirlTt so viel geweihte archen
zu boden, und gehet ihm alles hin? Abraham a Santa
Clara grosse toilten brUderschafft 14 ;
GEWEIHT II (athibutUf nOten abtlmetis) .'')450
•t4i« dies g«weiliU haaa t
voran komai' ich mit bsai.,._.
die flur su fegea biaak wid wsms.
BiiAKBMpsAiui »nmmrrmBtkhlrmmm 6, 1 Miead
(tkU hntttmd ktms^',
ihr solltet in diesem geweihtMi raoin aadacht und Munm*
lung gewinnen für den groMMi moinent der aofnahme.
SunKiiMANN stttrmgesHle Sokmte»** M.
g\) sin geweihler myribenwald,
den geheim« schatten scbwlrzl««,
war der (Attin aafmthalt,
wo die liebeagOtter acbenttaa.
Uz (<tf« Ucbev«(«r)M JMmt;
■i« {Uonuent muu) soblft mit slarkwa flOg^ri
in nngMtaiiMr lolk,
wohin sie, vom geweihten hSgei
and junger bluhmen dufl,
•in taumel der begeistranf nift. M5 Homer;
dort wo die sonne abendi* untergehen, und dann, darak
schwarze zweige und wipfel der tannen, ihr brennendM,
blendendes roth zu strömen pflegte, dort war die T«r-
deckte höhe des geweihten gcbirgs. Zsciiokkk {fnähif
von Aarau) novellen u. diehtungtn 6. IM.
y)) das ich zu rechter zeit vorUn mit ihram Mot
' uro etwas angefriseht, weit aaf geweihter glath
verbrennen gantz zn aaeh.
Gavpiitus (Cardenio 9, 140) tramerspMe 386 fteta;
(rar. gewehrter);
sie habe ich verehrt wie ein geweiht«» bild. so lange ich
in ihrer nähe lebte. 6. FnKrrAo (»M u. haben) 6, sio;
ich sende euch ; gebt hin, ihr meine swAlfe,
•ro)>ert mir die weit;
Ich Rende euch wie schiife unter w6lfa,
wehrte« zieht ihr ins feld ;
doch wandelt mathig eure battoen,
ihr si«h«t mit g«w«inten fahnen.
Grrük po/aiM.* 84;
dafür war aber der sinn für die gerftthschaften . . . desto
zarter und tiefer ... oft wurden sie zu dem rang von
geweihten pfändem eines besondem segens und sehiek-
sals erhoben. Novalis l, 80 Tieck.
f\\ man eilt das spiel sa «cblieszen
und das gerechte (rar. geweihte) blut des kOnigt su \«r-
gieszen. Ghvphius {Stuart 6, 84) 460 Palm;
langverdorrte, halbverweate blätter vorger jähre
ausgekämmte, auch geweiht and abgeschnitlne haare,
alte wSmser, auagetrettne schuh and schwarze« UnnaB,
was sie nicht ums Icid'ge geld beginnen I
haben sie fUr haar und gut
neuerdings dem publikum gegeben.
üÖTiiB (der 4. theil meiner $cAriflen 1779 bei HiMB(;no)
br. an frau v. Stein 1. 176 Fiditt;
talisman in cameol
glfiubigen brinirt er ginck und wolü;
steht er gar auf onyx gründe
küss' ihn mit geweihtem mundet (weeMMf . dfitm) S, 5.
b)) ausdehnung auf abstracto : dieweil der ehestand das
allerheiligste unnd geweichleste band ist, so der menschen
gcsellschafft zusammen hält. Sidnf.y's Arüxi</ia (6) über».
von Opitz S»67 ; neben welchen . . . zwei grund klare wasser-
strömlein herflossen, deren liebliches ger&asch . . . der ge-
weicten einsambkeit eines so heiligen orths, nicht wenig
zierd und anmutlre mitthcilete. 6. buch 4; er hat mich
einiger fftden des frömmsten geifers gewürdigt and sein
geweihtes pfui über mein werckgen ansgespockt. Licn
TKNUKitii aphor. 8, 117 Leitsmann;
und alsobald ersehien de« lempala priaaterin,
die wilde phantaaie, und reicht ilim caffoa Ua.
ar trank ; aa herrscht um ihn gawallit« graaa» sUHa.
ZaciiarU (mMNMUM S) 64;
dar groaaa fHiat iat todtt der groaaa Ihrat ist todtl
. . . der maaa Arst ist todt ■ disz ist das letale malU,
disz ist der UagandM roweihte dritte salil.
BBSsdT^MffcdirA/e od. d. ntnahme Friedrtek WOhelma
des gnmsen) M;
wanim. o aftngar, bliel>csl da ao
von deinem herm, dem hellen momBatama?
. . . und wenn ihn dort der (.'.hembtnen lippea,
wenn ihn der kirche pcalnicu hier erhöb'n,
wenn ihn von IxTgen, inseln, aee'n und klippen,
von meer und fels geweihte stimmen flrh'n,
dann sah'n wir dich mit frost'ger miene schnippen.
Albrrt K.napp ^fl^f Oöike» hinganff) d. uiteraUtrdemkm.
18*, M;
geweihte lispel schwimmen
dann durch den tiefen wald,
als w&ren engelstimmen
in seiner iuü verh.ilU. TiEDOB (Tkarand) 8, 60;
342*
5451
GEWEIHT IT {das geweihte)
GEWEIHT II {die geweihten)
5452
aber seelengefUhl trinkt sein geweihter blick;
ilin entzücken des buchenwalds
Säulenhallen, der luft sternenbesäter dorn,
und der spiegel des klaren see's.
Salis {ländliches glück) ged. 93 ;
durch schwur und symbolische handlang, oder durch
geweihten gemeinsamen trunck wird sie {die hingäbe an
einen anderii) gefestigt. G. Frkytao hilder 1, 79.
c) formen der Substantivierung.
a) am conservativsten zeigt sich hier das neutrum,.
l)) eine in der älteren spräche viel gebrauchte ve^-iverulung
entwickelt sich aios verbindimgen wie geweihtes erdreich
u. a. {s. 0.) durch Unterdrückung des Substantivs :
der (ritter Hans Thalbort) war im schweren bann verdorben,
schuld halb schlug man das gweicht im ab.
H. Sachs {Olivier u. Artus 2) 8, 225 Keller;
bemerkenswert ist hier die Verschiedenheit der räumlichen
anschauung, die sich im Wechsel der präpositicmen spiegelt.
(A) l'ürder dich baldt herwider du
und forder zusammen die nachtbawm
alhie her in die kireholT-mawrn,
das wirs auft' dem geweichten probirn.
H. Sachs (der gestolen fachen) 14, 227
Kelter u. Götze;
mein lieber sän, thu vor deim dot ein peicht,
das man dich pegrabe auf das geweicht.
{Eulenspiegel mit der kellnerin) /ab. u. sehw. 4, 64 ;
{soldaten) die nicht allezeit auff das geweihte begraben
werden können, sondern irgends auff dem felde. Grimmels-
HAUSEN Simpl. 325 neudr.; da bat er in, er solte das kind
an das geweicht vergraben. Pauli schimpf 31.
b)) {die Selbstmörderin) ward zu sant Leonhardt ver-
graben, und regnet fast umb die selb zit; meint man,
es wer dorumb, das si im gewichten l&g. Heinrich v.
Beinheim 1439, *. Basler chron, 5,429; man pracht laub
vom bischof von Bamberg, das man in {de7i Selbst-
mörder) zu unser lieben frawen prüder in das geweicht
leget. Heinr. Deighsler chron. v. Nürnberg {deutsche
städtechron. 11,263); (eiji. betrunkner bauer, der glaubte tot
zu sein) wolte sich auch nit da dannen bewegen laszen,
bisz letztlich seiner nachbaurn etliche darzu kamen, mit
gewalt in auff hüben unt auff ein wagen legten, da ab-
zuführen, und ihn, wie sie zu ihm sagten, in das ge-
weihete zu vergraben, von deszwegen liesz ers geschehen.
Kirchhof wendunmut (2, 146) l, 196 Österley.
2)) der Verbindung mit Substantiven loie sache, ding
u. a. steht eine Substantivierung nahe, die mundartlich
noch heute üblich ist: an dem geweiheten sündigen {prov),
qiiod de sacro detraxerif. Henisgh 1595 {vgl. sich versün-
digt, an dem das dem herrn geweihet ist. Luther 3 Mos.
5, 15, geheiligt Kautzsch); das g' weichte, kirchlich ge-
segneter gegenständ, z. b. geweihtes fleisch, hrod, salz u. dgl.
um oster-, weihnachts- und anderen festen. Schöpf 808,
vgl. auch gesegnets ; item so einer einen stock . . . auff-
bricht . . . und der stock stet auff dem geweichten: man
sol solchen dieb auch verprennen. Bambergische hal^ge-
richtsordnung § 199 Kohler u. Scfieel.
3)) bei Geiler dient diese Substantivierung sogar der
abstraction : sie {die leichtfertigen menschen) sind gouckell-
echt, in werten, ire redenn hond kein tapfferkeit, noch
geweicht, aber sie treibendt gut schwenck unnd täding.
Geiler v. Keiskrsberg seelenparadisz 156*.
4)) als gelegenheitsbildung kehrt die Substantivierung im
neutrum auch in der späteren spräche wieder : weihnisz
{wäre) nicht mehr weihung, sondern geweihtes. Raülof
teiitsch-kundl. forschungen i, 9; zu den charakteristischsten
gebrauchen der Polen gehört vor allen das sogenannte
swiecone . . . oder geweihte, ein mahl, welches am oster-
sonntage zu mittage gegeben wird, und dem die ganze
zu diesem fest versammelte familie stehend beiwohnt.
das polnische ostermahl, s. Berliner mMgazin f. d. litt. d.
axi-tlundes 12, 539.
ß) weit entwicklungsfähiger ist diejenige form der Sub-
stantivierung, die aus der beziehung auf personen erwächst;
sie betrifft fast ausschlieszlich das masculimim. zunäcJist
auf den geistlichen stand beschränkt, erweitert sie — ent-
sprechend den mannigfaltigen bedürfnissen der neueren
litteratursprache — ih7-en kreis seit der mitte des 18. Jahr-
hunderts, besonders detctlich treten hier die unterschiede
g^idschen der er starrten form und occasioneUen neubildungin
zu tage, die ihrerseits ja auch in lautlicher beziehung v&)--
schiedenheit bewirkten, vgl. oben geweiht neben geweicht.
andererseits macht sich auch der gegensatz zwischen abso-
lutem und relativem gebrauch geltend, vgl. unter 2)).
1)) die aus dem absoluteti gebrauch entwickelten formen.
a)) beschränkang auf den geistlichen stand, die erstarrte
fwm wird hier vorxoiegend im, plural gebraucht, der Sin-
gular ist ganz vereinzelt.
a)) plural : do mit will ich nit abgesprochen haben
den stifftungen, so jetz besitzen die gewichten, aber
täglichs zu tragen zöfelliger gaben beger ich abgestellt
werden. Joh.Eberlin 7. bundesgenoszi,Ti Eiiders; er solt
aber die geistlichen unnd geweichtten nit darein gemengt
han, der eselkopf, die wissen vor wol, was sünd ist.
H. Sachs {disputation zwischen chorherrn u. Schuhmacher)
22,8 Götze; wie reden die leien so gar freilich gegen uns
geweichten! 22, 30; ebenso {des puelers peicht) fabeln u.
schtoänke i, 607; da auff ein zeit viel geweichte in einer
herrlichen procession zu eim besessenen . . , kamen, den
bösen geist auszzutreiben, hab der teufel ausz dem wan-
sinnigen laut gesungen, o popule meus quid feci tibi.
Mathesius {Luther) 3, 352; geweiht, qui sont profez et ont
fait les voeux, HuLSius (I6I6) 138"; geweihete, plur. pi-o-
fessi, che hanno fatti i voti di religione, ceux qui sont profes
et ont fait les voeux. Rädlein 382''; geweihte, sacramento
rogati intra peristylia et religione obstricti. Kirsch 2, 151";
mischt faulhcit sich und heuchele!
mit Unvernunft in einen brei.
so stöszt die gährung mit geßraus
konvente von geweihten aus,
wie die chemisten tinte ziehn
aus salz, galläpfeln und urin;
aus ähnlicher mixtur entstand
papst Bonifaz und Hildebrand.
Thümmel {reise 8) 3, 41.
ß)) der Singular :
ich musz da warten auff ein gweichten,
welcher kümbt nachher in der neben.
,H. Sachs {fahrend schüler im paradies) 14, 79
Keller-Götze, ebenso /ab. 5, 269 Götze u. Drescher;
geweiheter, mji profes, qui a fait voeu, ou un religieux
qui a fait profession. DuEzlOS''; bruder teufel fall nicht
so hart aus dem karakter, ich möchte sonst beinahe an
dir verzweifeln und dich für einen heiligen halten, zum
mindesten für einen geweihten. Bonaventura 2. nacht-
wache. Michel s. 14; als ihr häufe {der mönche) beisammen
und auf seinem fortzuge begriffen war, und nun auch
der letzte geweihte heraus trat, der dieses heiligthum
verschlieszen muszte, wagte ich es, mich ihm in demü-
thiger Stellung zu nähern. Thümmel {reise in die mittäg-
lichen provinz. vo7i F^-ankreieh l) l, 135.
h)) erweiterung .- die priester , diesem vorzukommen,
wählten natürlich die decke des geheimnisses . . . die
häupter des volks drängten sich zuerst hinter die decke
und wurden geweihte. Herder {ideen z. philos. d. gesch. d.
menschh., entwurf 9, 5) 13, 461 ; priestersazung verstattete
den wonnebezirk des Hades nur den frommen, welche
die gebrauche des götterdienstes mit fleisz beobachtet;
den geweiheten jedoch, und zumal den zur hehren schau
vollendeten, war bestimmt der vorsiz am elysischen
wonnefest. J. H. Voss antisymbolik (2. stück) l, 218; sie
wissen, dasz von Orpheus und Hesiodus an fast alle be-
geisterte lehrsprüche und geheimnisse an schüler, ge-
weihte, jünger gestellt wurden; die namen Linus, Musäus,
Perses sind bekannt. Herder {h-iefe d. stud. d. theol. betr.
1, 11) 10, 126; es war um die zeit, als die herzensergieszungen
des klosterbruders das volk zu entzünden begannen, nach-
dem sie viele jähre hindurch nur in einem engen kreise
weniger geweihten einflusz bewiesen hatten. Immermann
{epigonen 6, 3) 6, 147 Hempel ;
es schleuszt den mund ein goldenes schlosz,
der geweihten mund die schauten das licht
hoher weihung!
Chr. Stolberg {Odipus in Kolonos) 13, 275;
wundersam, durch dunkelheiten,
geht, allheilige natur,
deines zaubertrittes spur,
ahnend folgen die geweihten.
(der wahre träum) 1, 183 ;
... sie sind ein weiser, ein prophet,
sie zählen sich zu den geweihten hier auf erden.
KOTZEBUE {/reimaurer 6) 35, 17;
6453 ffKWEIHT II igcweihttr den herm)
waun tlie natur will knttpfeu und erbauen,
dünn liebt in stillen tiefen sie zu walten;
guwuihteii einzig ixt vorf(Onnt zn ecbauan,
wie ibro band oen frabling mag metalten.
Uni.ANi. (an K. M.) 1, IIB S. Schmidt;
und dieselLen menschleiii nun, die ihr kaltes dämmern-
des dasein an diesen eroberten Pronietlieus-strahlen er-
wärmen, diese wüliun dann schelten, wenn der gehei-
ligte, unterirdisch geweihte nicht ihren Satzungen der
alltUgliciilteit ««horcht? Tikok {diehterhben l) 18, M.
a)) die form der inibMtantixnerung. die vom rdativen ge-
brauche aumjeht. bedingt eine vertchiebfing der etu»s (wr
drängung de* dativH durch den genetiv .- dem herm geweiht,
der geweihte dos herrn). auf diete neue form der Verbindung
mögen umuhtngm eingewirkt haben, die unmittdbar aus der
»ubutuntivfumtion hervorgingen (des widerchristen legaten
und geweihten. Matiiksius [Luther] S,im LÖHche; seine
geweihten *. «.). schmi hierin lag ein anreii für neubil-
düngen, die nieinali da« durrhtjanynatadium de» partiei-
pialen udjectivn durchlaufen haben, die gleiche eracJteinung
war achon in der althochdeutschen liiteratur tu beobachten,
wo eie an lateinische« vorbild »ich anlehnte; in der neueren
dmt.irhen litteriitur ist sie wohl aus eii/ener kraft neu er-
wadtsen; sie wurde ilberdiesz begiiiietigt durch die ßexions-
verhäUnieae. wo das particip mit dem singular eines femi-
ninume eich verband, blieb ea unsicher, ob dativ oder genetiv
vorlag, und ao war der boden für die easusverachiebung
auch hier vorbereitet, für alle diese vertcendungen zeigt »ich
die besiehung atif den geistlichen stand achon gelockert
und verUaatt; neu ist die Verbindung mit andern als per-
»önlieheti genetiven; ea erscheinen namentlich abstraeta an
dieser stelle.
a)) David war ein geweihter des herm. Hebiiki. {Judith 8)
1,41 \Ve)-7ier; der künstliche lockenbau des kastanien-
braunen haars, der babilonische tluirm des krepps nach
damaliger mode . . . alles das kündigte eher einen ge-
weiheten der holden dame von Gnidus, als einen
priester der ernsten und ehrbaren Themis an. Jon.
GoTTWEUTil MOi.i.EH Siegfried v. Lindenberg i&t; daher
ist auch bei den rohesten Völkern die spräche der reli-
gion immer die älteste, dunkelste spräche, oft ihren ge-
weiheten selbst, vielmehr, den fremdlingen unverständ-
lich. Herder (üieen ntr philos. d. gesch. d. menachheit 9,5)
13, 389; allenthalben auf der erde zeichnet sich die heilige
spräche als eine erhabenfere , ältere , feierliche aus , die
oft ihre geweihten selbst nicht, vielwcniger die ankömm-
linge verstanden. 13,460; meistens sind sie bei jeder
nation uralt und die meisten ihrer geweihten wissen
vielleicht selbst nicht mehr den Ursprung und die eigent-
liche bedeutung. 458;
Pböbus Apollon, mit silbernem bogen ! wir trauen der ahnung,
die dein heiliger muud deinem gcwei beton baucht.
F. L. Stolhero (The«eui)4, 10;
die wissenschuften sind edel und gut, stärken und nähren
die Seelen ihrer geweihetcn, führen ihre lieblinge auf
grüne auen. (tlie itisel) 8, 145;
alhicr wird die gegenwärtige erd-anim verehret
wenn ein fcstlicbcs rauschen aus den benachbarten wölken
Bchimmernd berabkoinmt und ihren geweihten ihr dasein
verkOmliirt.
WiELANi) Hermann 2 v. 754 Mitncker.
b)) ... wenn sich unser vater zur ruh', sich Hagedorn hinlegt :
Ebert, was sind wir alsdann,
wir geweihten des Schmerzes, die hier ein trüberes Schicksal
l&nger als alle sie liesz?
Klopstock {an Kbert) 5, 37 Itcxberger {vor. .- wir ver-
lassenen beide);
ewig ist die dauer des schlafe I heiliger schlaf! beglücke
/,u selten nicht der nacht geweihte in diesem irdischen
fagewcrk. Novams {hymnen an die nacht) 2,3, Tieek u.
Schlegel ;
biüt du nicht gewohnt vor allen,
als der einsamkcit eeweihtcr,
ohne fttszpfad und Begleiter
durch den stillen forst zu wallen?
Platkn (Ueder u. romanxai) 1, 33.
c)) während bei den letzten belrgen für feminina der
eastis offen bleibt, ist bei anderen (J'iir das masc.) der
datic inchergestellt : er selbst {Atreus) stehet am altare,
befühlt die dem tode geweihten, legt sie zurechte, und
ergreift den st&bl. Lessino (theatr. biblioth. 2: Seneca.
Htgest. 4) 6, 814, LachmannMuncker ;
GEWEIHTRAQEND 5454
dazu vgl «im kämpf denn. ilAmerl Usst ow itnitan!
' ' es grtneo «neb dl« lodgeweihtM.
ona M wie brat zum leUtmmal I
\AHan (!*f>arlaeuM'\ (fed 1,S3;
euch, dem Helios gewetht«ii,
heitern tags gebenMeiten,
cnuz zur stuod«, 41« bewegt
Luna's boebvenlinnf rectl
Qtrmu (Faust i, i) 4t. 170.
d) der relative gebrauch de» adjeetw». WM »ehr gerade
der relative gebrauch tur verblassung der urtprüngliehen
bedeutung und zur eneeiterung de» umfange» führt, uifft
»ich schon in Verbindungen de» particip» mit dem vertum
Substantiv um. auch hierin bleibt geheiligt ueii turüdt:
wolt auch geistliche ampt vcrbrinfMi,
haltr den geissen ir coniplat singen
und bin doch nicht darzu Mweicht,
kam nie in kein kirchen vllleicht.
H. Sachs (/oM vom ttUzen im>//i i: 4«;
wer aber frembde dienst wil dreiben,
darzu er doch gar niht raweibet ist,
die er nicht kaa. noch Bat gelert,
verdient undancx all frist.
(der utl mit icinevi herm) /ab. u. aehw. 9, 919;
nicht geweiht sein zu etwas, nicht dazu befugt sein.
SciiMKi.i.KR 8^, 888. ou» diesen und anderen Verwendungen
(dasz die kinder frühem tode geweiht seien, denea die
eitern selber pathe gestanden GERViNt'8 adietbiogr. to),
loerden einzelne Verbindungen auch in die funetion der
Opposition und de» attribute» übernommen:
a) das sie heulend schallt,
und nur geweiht zu friedenMklängeo
die losung anstimmt zur gewalt.
SciiiLLBB (giodce 867) 11, 317;
wer B&nge das! ein jtUtg'rer kOnnt' ea kaum,
von ros^r schAnheit, zum gesanf geweiht.
Gbihel JuniusUeder {'am meere");
um manche stille kirchhofmaaer
mag schweben euer schattenflug,
beflfigelt von der Sehnsucht leisem zng,
zu hflgeln, wo geweiht der traner,
ein kränz noch welkt beim aschenkmg.
LiNGG {die rer$choUenen) ged. i, aC5;
uns, zur liebe geweiht, ach ! zu der innigsten
seelenliebe geweiht: warum bestrahlt der mond
still die wölken durchwandelnd,
uns durch hUgel und thal getrennt?
Vcss {an iycima) öden u. degien 191 Sauer;
lausche, Jungfrau, aus der hOhe
einem Heide dir geweiht I
UiiLAMu {entsagung) 1, 189 E. SehtuitU.
ff) entsagst du muthig m der weihe stundo
den gotzen, die als höchster zweck dir galten,
und reiszest blutig sie aus herzensgrunde ;
wirst über sie als mittel du noch schalten,
dann dienen kunst und ird'sche liebe dir,
tmd frOhnen deinem eottgeweihten walten.
CuAMlSäo {mederxeichen) 4*, IM;
und jeder zephyr, der durch blumen achwirrte,
soll deinen t^uuren folgen ohne säumen,
zu dieses thaies dir geweihten räumen,
wo seine hirtin heut umf&nj^ ihr birte.
RCcKKRT {liebetjruhiing) poet. werke 1, 306;
am 87. märz 1883 endete der tod ihr reich gesegnete!,
selbstloser liebe geweihtes leben, v. Lrszcynski tu den
gea. schrißen Moltkes 5, SO {über Moltkea achwester Äugustd);
'ich sehe sie, wUrdige verwajidte der ewigkeit', entwickelte
sich seine rührende anrede, 'durch die irdische freude
des Wiedersehens zu empfindungen hingerissen, die mit
diesem der stillen andacht geweihten orte unverträglich
sein würden, hätte sie nicht der letzte wille einer frommen
gattin und mutter herbeigerufen, entsündigt und zu höhcrn
endzwecken geheiligt'. Thümmki. (reue 5) 5, 174 ; das der
nummismatik geweihte zinimcr entspricht seinem ruf*
völlig. WAiTHissON erinnerungen 1, 238.
e) composita erwachsen theiis den eben besprochenen Ver-
bindungen , vgl. gottgeweiht ; todgeweiht , schmerzge-
weilit u. a. attf eine andere form der Verbindung weist
liedergeweiht, vgl. .- iro nachkommen , so mit schlechter
heiligkait sind gweicht gewesen. Alpin'CS Polgdor.
Vergilius 9*; hochgeweiht («. th. 4. 8. sp. 1688) beruht
auf adverbialer vtratärkung, und das schon mittelkoehd.
(Lexer 8, 1887) belegte ungeweiht legt ton dem übergmmg de»
particip» in die kategorie der adjectiva seugni» ab.
GEWEIHTRAGEND, parHciinaie» adjetÜv, Umschreibung
für geweiht I {a. d.). antlertd, geweihtragend, mit einem
geweih geschmückt Ghieb-Scukösr engl^eutseh. wb.
bi"; ähnl. MUHKT deutsch etigl. icb. 8*. 875.
5455
GEWEIHWECHSEL-GEWEINE
GEWEINEN-GEWEISEN
5456
GEWEIH WECHSEL, m.: der geweihwechsel {hätigt) mit
dem genitalverhaltnisse . . . zusammen. Behlkn 417.
GEWEILEN, verb., verstärktes weilen, s. d.:
. . . das läger thel man schlagen,
die im sehlosz schoszen zu uns heraus,
wünschten uns ein glitten tage,
wir liszen alle ding wol geweilen,
und wolten mit dem geschüz nit eilen,
bisz es uns war gelegen.
das Helffennteiner lied bei Adrian mittheil, aus
haiidschr. 130.
GEWEIL, n., h-avium, geweill, gemma gemmarum (1507)
DiEFENBACH 81"; die parallele mit ßQaßrlov {kampfjpreis,
vgl. bravium, zil, lauffers . . . Ion, M'edelopers danck . . .
lobe kröne, ehenda) verbietet, auf wila, wile, velum
s. u.) ztirilckzugehen ; sie nöthigt vielnieJir, an hwila, wile,
weile, Zeitpunkt anzuknüpfen, wobei die grundhedeutung
von weile herangezogen werden musz.
GEWEILT, GEWILT, participiales adjectiv zu weilen,
wilen, Velare, vgl. Graff l, 895 (wilön); mhd. wb. 3,071»;
Lexer 3, 8«7. das wort ist in bezug auf die einschleierung
der gottesbräute gebraucJit und erscheint schon in den
Monseeer glossen zum africanischen konzil. velata, giwi-
lotiu; nan velata, ungiwilotiu. Steinmeyer-Sievers
2, 122; ein magt solt also blug und also schämig sin das
si keinen man mit vollen ougen niemer solt an gesehen
und sunderlich ein gewiloti magt diu solt Iren wil al-
wegent vor irem antlüt haben das man si ouch kum möchti
angesehen, altdeutsche predigten 5.203 Wagkernagel;
df closter gar vorbrunnen ;
der reinen closternunnen,
dl gote wärin kusch gewllt. Jeroschin 26, 538 ;
es ist och gedinget, alle die wil, dag Agnes Frigelin
lebet, du och ein gewiltü frowe ist, in dem vorgenanten
unserm closter. urk. von 1356 aus dem kloster Lichtenthai,
vgl. zsch. gesch. d. Oberrheins 8, 208, ebenso 219. 356. 439 ; so
haben wir alle gemeinlichen gelobet . . . dag wir durch
deheinreleige sach willen, fruntschafft noch gunste, keine
pfründe sollen geben in deheine wise, die wil unsere ein
und funfczig gewilter frowen sint, mit sölicher beschei-
denheit, wenne ein gewilte frowe oder me sterbent, dag
gotte lange wende, so mögen wir also vil pfründen geben,
als denne frouwen abegangen sint, die ouch gewilte fro-
wen werden söUent, also dag wir alle zit bliben an der
zal einer und fünfzig gewilter frouwen. 345. ebenso 219. 353 ;
der erwirdig vatter fünng an den trauen zue erzellen
sein fürnemen und die päpstlicher gehorsame, das er
nemlich solte abforderen 8 geweilet frauen, der namen
in der obedients von dem päpstlichen stul geschriben
sein, cit/ron. d. Bickenklosters zu Villingen 24 Glatz; so mag
die leischwester mit kochen, schüsslen weschen, fegen
und andere werck eben als vil verdienen als die gewilte
Schwester {die eingekleidete nonne). Geiler chi-istl. bilg. 189",
geweilte closter-frau , sanctimonialis. vocab. von ii82, vgl.
Frisch 2,434".
GEWEINE, GEWEIN, n. , Verbalsubstantiv zu weinen
{s. d.). am frühesten belegt ist eine bildung, die sich hi
der form an die collectiva anschlieszt, vgl. gethieiz ti. a.,
vgl. gesteinze, gebeinze (w^^ Grimm gramm. 2,214):
herr Dietherr von Isenburg bischof zu Meinz,
in der drter hern land ist grOsz geweinz
von kindem, frauwen und auch von mannen.
lied auf die scMacht bei Seckenheim bei Lilienx'ROn
114, 6 (1, s. 529) ;
die heutige fwm, die mit der anderer verhalsubsfantiva
übereinstimmt, ist zuerst bei den ScJilesiern belegt, und
hat sich von du aus in der litterahir und in den wMer-
bücJiern viel früher ttnd nachhaltiger festgesetzt als andere
ähnliehe bildtmgen .-
diss soll der trau-ring sein
diss klägliche gewein.
Gryphius {verliebtes gespengt i) 315 Palm;
lasst uns den tag begehen
mit seuffzendem gewein. {Stvart 3, 490) 419 ;
die dunkel einsamkeit,
vorhin durch ihr gewein bethiänet und beschreit,
soll nunmehr zeuge sein (ich hass, ich flieh Gelinden)
dasz sie, Olyrape, nur, nur mäichtig mich zu binden.
{Cardenio 4, 120) 314;
weinung, die, das weinen , it. das geweine , ploratus,
ßelus, lacrimatio. Siieler 2480; gewein, n. les jileurs, de-
plorntlo. POMEY193; geweine (das), das stetige weinen, a
long whining, weeping, erging, howling. teutsch-engl. lob.
2, 771; geweine, geween Kramer 2,97»; das gewein oder
das gev/eine Adelung 2, 659; geweine, continual weeping
or crying. Hilpert 1, 463";
so gebildet, so war glaubt's dem begeisterten dichter,
einst als Säugling Akid, als durch sein erstes gewein''
Juno's schlangen geschreckt von seiner wiege zurückflohn.
WiEi.AND {übers, v. Villoisons ged. auf d. gehurt des
erbprinzen von Sachsen- Weimar) 6, 50 Ilempel;
dacht' ich's doch, dasz ihr's nicht wiszt {was sich heut
nacht zugetragen), was ein geweine die stiege hinauf und
hinunter, hört' mahl; hört ihr's jetzt? maier Müller
{Golo u. Oenovefa 3, 6) 8, 182.
GEWEINEN, verb., verstärktes weinen, s. d. ; die zusammen-
gesetzte form ist icesentlich auf die mitfelhochd. periode
beschränkt, vgl. mhd. tvb. 3, 558**. Lexer l, 981, nachtr. 208.
1) absoluter gebratich:
ez gät mir vonme herzen
dag ich geweine.
ich und min geselle
müezen uns scheiden.
mirvnesangs friihling 9, 14 (KfJRENBERG),
ebenso Hartmann v. Aue Gregor 2224 Lachmann; Kon-
rad v. Würzburg Parteyiop. 6244. Wolfdietrich A 430.
436 u. a. ;
Prünhilt diu schoene mit übermüete sag.
swaj geweinde Kriemhilt, unniaere was ir dag.
Nibelungenlied 1040, 2 Lachmann ;
wan swie vil si gebetten unde geklageten unde geruoften
unde geweinten diu fünf tüsent jär unde zwei hundert
jär und ein jär, dag half alleg niht, ung ein mensche
wart geborn. Berthold v. Regensburg 1,290 Pfeiffer.
2) relativer gebrauch:
so si vile geweinint und gesrient
zu unsirme h'rin.
Hamburger jüngstes gerichl, Piper geistl.
dicht ung 1, 64;
weit ir mir wenden min heil,
66 lag ich iuch vil lihte ein teil
6 nach mir geweinen (var. weinen),
ich enwelle mir erseheinen
wes ich mir selber schuldic bin.
Hartmann v. Aue armer Heinr. 833 Haupt;
ebenso Konrad v. WOrzburg Partenop. 6348; also mugen
wir arm suntsere tuon; s6 wir wol geweinen unser
missetät, s6 wirt uns ringe und als senfte, dag wir wol
inne werden, dag unser s61e ist gevreut mit dem heiligen
geiste. St. Pauler predigten 110 Jeitteles.
GEWEINEN, ndd., nebenform zu gewenen, gewöhnen,
*. d.
GEWEINT, participiales adjectiv zu weinen {s. d.). «n-
getoöhnlich ist die attributive function {vgl. verweint) :
— ich aber wanderte und wanderte —
es blieb die sonne hinter mir zurück,
und nur ein paarmal merkt' ich, dasz sie trübe,
fast wie ein roth geweintes mutterauge,
mir durch die nebel nachsah.
Grabbe {donJuan u. Faust 1, 2) 2, 19 Orieebach.
GEWEIS, adj., vereinzelte 7iebenform zu gewisz, *. d.
GEWEISCH, n., mundartliches Substantiv, in Schioahen
und Mittelfranken {Eichstätt) belegt, s. auch weisch hei
Sgiimeller.'2'', 1041; weisch, g'weisch,weischfeld, stoppeln,
Stoppelfeld. Sghmid schwäb. wb. 62i; im geweisch ackern
oder geweischen, im herbst ein Stoppelfeld umpflügen.
ScHMELLER «. «. 0. ; wcischrueben, geweisch-batzln, weisse
rüben, auf ein feld geliaut, wo dasselbe jähr getraide ge-
standen ... stoppel-rüben. ebenda; um die zeit, da die
leider geleert wurden, pflegten die gänse zu schränken
. . . dann trieb man auf das geweisch , wo sie von den
abgefallenen aehren und körnern rasch schwer wurden.
WichelBugk lebensbeschreilmng in 'Bagenga', oberachwäb.
ged. s. 44;
sobald der wind dur d'stupfla göht . . .
und's gweisch von spinnawebbä glitzt. ebenda s. 94.
GEWEISEN, verstärktes weisen {s.d.\
l) die ältere spräche hatte zicei verba, verschieden in
bildung, gebrauch und. bedeutung, die hier beacMung bean
spruchen: ahd. gawisjan Graff i, 1066 tcnd gawison ebenda
1068. schon iti der mittelhochdeutschen zeit treff'en beide
verba in einer form zusammen, vgl. gewisen m,hd. wb.
3, 761*. 763». Lexer 1, 993, nachtr. 209. da zudem in der
gleichen zeit die sonderformen des gebrauchs, die mit ga-
5157
GEWEISEN (i.a ak'h umsfheti)
vUlSn verknüpft mtren, luriUktrttmt , M vmrKhieben wich
(He gebielarjrenten ; gawisAn achtint goiu 0U»nt0tmrben. isi
abn- in einiffen reatvencetidungen doch bi» auf dt» kauHgm
tag iorhandtn. rijl. unter KcwfiHt (l;.
a) gnwlHAn hat mediale actionaart, enttciekdt jtäoeh mua
der grundbedeutung 'tick XHntthen' in der Verbindung mit
peraönlirhetn object eine vtneendung im ainne von beiuchsn,
visitar«.
a) in dieatr bedautung iat »dum bei Ulkilas gaveisan
büt^t, voührmd di« atugnia»« für daa timpUa arat der alt-
hocMeutaehan a$it angMran.
0) (Um peraönliehe ohjeet iat im ganativ angeknüpß :
Hink« jiih in kiirkarai jaiiiii itaTeisodeda|> meiiin. ^fatth.
■d\*a «,ir linbt mich nicht besucht. Luthrr, ir hüimsuht
niioh iiit cod. Tepl.); ebenao Ltte. 1. 78. 7, 16; ähnlieh
Luc. 1, tw.
S)) bei der umirandtuug in die pait.ntronatruction wird
daa im genefir angeknüpfte ohjeet nunmehr ntbject: jah pa
veisodai viiiir|>uii riatiravardos Neh. 7, 1 (unri wurden hc-
Btellet die thorhütcr. Luther), auch die bedcutnng nimmt
eine andere nehtung, aie läatt aicJi aber ungezunngen uua
der grundbedeutung 'nch »«»i.trA«»' erklären, die aurh für
die ulthochdeuttichen belege an stelle der zu eng gefaaxten
gleichung gaw]H(^n, viaitare antuaetxen iat.
ff) die althochdeiitache Periode bevortugt für viaitare vor
nlfem daa einfache verbum, die auaammetigeaetxte form iat
rr/tt im Übergang zur mittelhoehdeutachen zeit häufiger be-
legt, tco die fiej-ionifformen nicJtt überall mehr .neher führen,
die folgende gliedenttig muat sich daher oft auf encägungen
gtützen, die der beobachfung des allgemeinen aprachgebrauchea
einzelner Übersetzer entnommen sind.
i)) mit genetirobject.
a)) mit genetiv der peraon .' sA du inenniscon gewiBost
in humana carnc. Wim.iram hohes lied li7, 9 Seemüller;
(ic\\ er (Aaron\ olTenoto allir der diete
zeiclipii uil RCQÖne die er uon (cot urdne
hahcte gewunnen ;e der fcwisüunpe
die .luden daj uern&men
dai
ged
fewist
lei w
ie urO si w&reu
daz ir got gedAhto unde ir gewtsote
mit 80 grossen dingen.
genetia u. exodnt 1, 131, S7 Diemer;
brengo mich dare da du mich sptsea.
da du mich drcnkcs. unde mfn gewisea.
dat du mich laues, indc mich cleides.
hannövertche ilarienlieder, $. t.f. d. a. 10, 50, ti
W. Orimm.
b)) iibertragen: do gcwlsota er niincs herzen mit tactu
miHoralionis. Wii.i.iham hohes lied 79, 45 SeemiÜler ; er
gewisot unserro heraon, daunan beginnen wir wola tuAn.
NOTKKII pa. 84, 13.
8)) die Überführung dea objteta in den aceuaativ tcird
begiinstxgt durch 2Xf-^»iiconsfnteiionen (daj siO föne dir
invocato ... werden mugin visitata, gewisot. Notkkr
ps. 74, 8); man sol den libe kestige, . . . den nacketin bew^te,
din sieben gewise, den tAten begraben. Hohenfurter l/ene-
dictinerregel *, 9 Scheret- {x.f.d.a. 1«, 238); angeli ciues
nisitant hie auos et corpus stwiit^tr iheav. die heiligin
gotes engele gcwisont hiute hie ir husgenA^^e. den sie
hie beuore erbolgin wftrin. altdeut.<tche predigten (sermo tu
dedicatione eedesiae). s. 26. Wackkunaiiki..
b) gawisjan iat erat aua der althochdeutscJien periode be-
legt,ea iat von haita aua transitiv (factitiv) und ?Mt neben den
Verbindungen mit einem peraönliehen ohjectaaecuaativ auch
aolehe mit einem object der aache enttcickdt.
o) der persönliche objectsaccusativ findet sich unter an-
derem attch in solchen vencendungen von gawisjan, die
der bedeututuj nach at^f gawisAn , 'aich umäeheti', zurück-
g^ihrt icerden könnten (kawisan, vocare), die aich aber
doch atw wis machen erklären Uiaaen.
1)) den ursprünglichen verhältnisaen am nächaten stehen
Verwendungen wie in stnemo evangelio . . . h&t er mih
gewiset, daz ih in selben minne ex toto corde. Wti,i.i-
RAM hohea lied SO, 4 Seemülier ;
drfl thüsint manijrfri,
di giwtst er alli mid sfnir liri.
lob Salomoni* 8, 10 MüUenhoff m. Scherer l\ 189 ;
danach stand öf und gib daj almflsen also dich got gev-
vlse. tneatgeaang (\i.jahrh.) Piper 8, 184, 31; gib daj al-
musen so dich got gewise. cod. Iat. Monac. 4«16., 58 , vgl.
SCHUBLLKR 8*, 1086;
GEWEISBN U.b wia ntaehett)
dar M alra maiato nM was,
«U ikoap iae hin EölM
4i« alr« bw(«D bo«<U.
ha hadda halad« goada.
dJa kaoda «r wata ftwlaai.
&458
mat wftpM «ad
Wim al vala berftden.
HaiNRlCII V. VBI4>RKa
BaJMghali
do sprach dar toha maiiMa vol
'ich kaa um ftwlNa wol ;
itt wir ti» hlttartaa,
■4 duldet acharpf« pln« :
bfhUt einander, iif ein ort,
baidewtae wen: unde wort,
•o int guot uniter bcU-vart'.
Reinhart/ueht (diu bctettrtti. J. Gmmm a. 891
8)) «IM ändarung dmr bedeutumfariMtmf wird durch
locala beatimmungt» kervtrgan^fam: ih aaf^ ia dannan
. . . das ih sie dara gewiati. Notxeii ap. iti. 9;
andere lud« ei ^wlaant dar«,
die geTangen smt, in dem« kerkere.
hannörerrrhe MarienUeder »./. 4. a. 10, V», 1
IK. Or^aiai;
den JOngelinv bedabt«
■chier an de« alten bibte
daj; er in mfibte lihte
Sewtsen ron der beidenscbaft.
Ko>«RAU V. WOazauRo Pamiateon 441 Hauft,
der gebOr« eagte nuere,
dag ein ber bebeftet wer«
Ane Jegers mei«lerachaR .
'das l>at geUn diu gotis kraft.
Til wol i'n dar gewtoen kan*.
KHnhari /ueha IMl. J. GaniM 00;
ich solt auch ernstlich abgemanct haben die guten kind
zu Seflingen toii ir narritchen regul , und si gewiseo auff
die regul Christi. Eukhlin v. OOnzburo achriften S. 7
neudrxtck.
S)) hieratta iat die bedeutung voeara au erUäre»: vida-
rert kawistem, revocatia. Seichenauer gloaa. GRAKr 1, 1067;
areeaaito, gawistemu. Oxforder gloas. Stkinmkyer-Sievehs
1, 315 («t« genesia 26, 9); menaa abbatit ait atm peregrinia
et hoapitibtia . . . ^uoa vult de fratribua voeart in iptiua
ait poteataie, kawisan. benedictinerregd 56 {Hattemar
1, lOO**); ebenso franikiwisen, provocare 87; vgl. manage lint
kewiset, unmanege irwelit. Notker pa. 39, 6 (vil sint der
geladen, wan luczcl der erwellen. Matth. ti, li codex
Teplenaia; viel sind beruffen, aber w^enig sind aua er-
welet. Luther).
4)) auf einer engeren bedeutung von gewta (— eartua)
beruht eine vertcendung, die namentlich in dar frühneu-
hochdeutschen zeit noch fortlebt :
da; ir sprechont daj ia sware st benoman?
de« kan ich iuch wol gewisen, nemt ir mich ze rite.
'verdenke ich mich, als ich dfoch sol , sA volge ich ia dea
rltea apAte'.
Ulrich v. Sinoinbbro, s. Bartaeh aehweit. wUnnaa. 19.
von hier aua erklärt aieh eine wendung dar rtchtaaprmeha,
für die zugleich an den parallelen «nheieUMHgagmmg der
ableitungen von wahr •— certtia erinnert teerden muaa. v^l.
gewahren, gewähren: wo aber zu disen personen sicher
Zugang nit sein mag. so soll ea angon tod den ersten
tag, so dasz interdict verkundt wurd, und nicht desz we-
niger wellen wir ain igclichen sichern und gewisen . er
erschein in disem termin oder nit, so wurd nichs deaz
munder wider in gehandelt J. Knbbbi. ehronik r. Keia
heim 806 Hüttner.
ß) anderen uraprunga iat der peraihUidia occm— <ir ma6am
einem dativ der person. der früh betagt iat:
siu quad. that siu umt»i in hlnws ai wiai
te wdron, hwarod hie wcrdan scoldi 'af th« iaa nü glwlsaa
mohtia,
. . . wtd ina mi oiid worden tbtnon'.
UMand 6984. äkml. 4844;
als man sagit , einer wart zA ime brocht. der konde die
swarzen buchere lese, den rregete her, ab her ime konde
den tufil gewise, als her gestalt wer«, «delk«. «ettdkrvn..
thUr. fortaetjung {mon. t, S15); {MitridaOea) xA Nathan
schönem palast bekäme den er alleine in schlechtem
kleid nicht Terre von dem palast spacziren gen fand,
aber sein nicht erkennet noch weszt daz er Nathan was,
doch in fraget ob er im Nathan geweisen und zeer-
kennen geben möcht. dekameron (10, 8) Keller 597, 9. Aier
ist das adjectiv oder particip (wis), ron dem daa verbum
abgeleitet iat, in der paaaiven acOonaort erfant, wäkramd
5459
GE WEISEN (1. b etwas erweisen)
GEWEIST^GEWEISST
5460
es (das particip, nicht aber das verhuni) in den bisherigen
belegen medialen Charakter zeigte.
v) aztf dieser zweiteti bedeutungsrichtung beruhen nun
aber auch die Verbindungen mit sächlichem object, ob sie
einen dativ der person noch zu sich nehmen oder nicht.
j)) so wirdid al farloran edilero spräka,
ärundi godes, sö hwat s6 man thema ubilon manne
wordun gewisid. Heliand 2457 «,. a. ;
thö förun eft thie man thanan,
erlös östronie, als s6 im the engil eodes
wordun giwisde: nämun im weg ödran. 695, ebenso 3215;
so gedän es die minne,
dat et rechte nieman
den andern gewisen kan {var. bewisen, weisen, gisagen).
Heinrich v. Vei.deke Eneide 9824 Befiaghel.
2)) giwist, retexis seriem poenae. glo.tsen zu Prudentius
Stktnmeyer-Sievers 2,441;
thär nist miotono wiht ouh wehsales niawiht,
thag iaman thes giwise, mit wihtu sih irlöse.
,, ,. ,. , ,,, Oti'rid 5, 19, 53;
thea hudi forst6dun, ' '
that he thar habda gegnungo godcundes hwat
forschen selbo, thoh he is ni mahti giseggean wiht,
giwisean te wäron. Heliand 190, ebenso 36;
dag brün fsen
dag solde wol gewisen,
wä der helt raere
in der n5t were.
Lamprecht Alea-anderlied 4301 Kinzel;
df wider zu den cristen
quämen und in gewisten
sulche botschaft mit eidin,
dag dag her der heidin
gar äne wäpin were. N. v. Jeroschin 3950 ;
EÜUen wir nicht glauben dag man aiisz der balligen ge-
schrifft geweisen müge, dag die scbuld der flaischlichen
mit der pein des gestancks gepeiniget werden. Gregors
dialoge IV cap. 34 (Augsburg 1473), vgl. (der teufel) habe
sie (die alte hetzerei) im geoffenbaret und geweiset.
Erasmus Alberus tvider die verfluchte lere der Karl-
stadter P 5*.
3)) diese Verbindungen haben sich vor allem in der
prägung erhalten, die ihnen die rechtssprache aufgedrückt
hat: der antwurter macht nichts gegen dem chlager ge-
weisen, urktmde der benedictinerabtei zu den Schotten in
Wien 362 (atis 1394) fontes 2, 18; tat er aber des nicht,
so ist er verfallen gen dem gericht umb fünf pfunt perner
auf gnad, er gewise dan, dasz in ehafti not gewert hab.
%veisth. V. Landegg , s. österr. weisth. 3, 287 (var. erweise) ;
item ob ain holzknecht ain nachpaurn übertrib, das der
nachpaur geweisen mecht, ob gott dem nachpaurn hülfe,
das er die oberhant gewunn und den holzknecht wundet
oder ze tot schlug, das war dem nachpaurn gen dem
gericht unschedlich. tceisth. v. Pfunds ebenda 313 ; daz
sol beschehen , wann ein urberings wasser kümpt bei
der nacht, das ain schefknecht geweisen mag, das er
das schef geheft hab. schiffrechte von Laufen, ebenda
1, 87; item es ist auch gerüegt worden, das unserm gnä-
digen herren von Salczburg etc. zugehört in dem land
und in dem gericht Mittersil alle vischwaid, alles reis-
gejaid . . . hindan gesetzt, was ander herren darin recht-
lich habent und geweisen mügen durch genuegsame
urchund oder nutz und gewer oder mit des landsfursten
willen innhabent, das ist in unabgeslagen. Öffnungen u.
rügungen a. d. heerschauen zu Mittersill, ebenda l, 285; ge-
weisen, beweisen. Frankfurter Urkunde von 1502. Diefen-
BACH-WÜLCKER619. vgl. auch geweist 2,c.
S) in der rechtssprache vrird das verbum in dieser be-
deutung auch mit persönlichem object verbunden, wen man
geweisen möcht mit ainer warhait, der das mass minnret
nach dem march, der w6r gevallen mit leib und mit guet
nach gnaden , ain ungemerkts mas gab , das zu klain
war, als oft er das geit, des man in geweisen mag mit
ainer warhait, der ist gevallen umb ain unrecht, landrecht
im Zillerthal, s. österr. weisth. 1, 324, ebenso 320.
2) von gewigen (vgl. mhd. icb. 3, 782''. Lexer l, 995)
scheinen keine Verwendungen mehr in die neuere spracht
übergedrungen zu sein, vgl. .-■wssre wir äne vrien willen,
so möhtestü uns weder danc wiggen des wir guotes ge-
tseten, noch gewigen swag wir ze übel getseten, als dem
vihe dag weder guot noch übel kan getuon niwan da cg
sin nature zuo twinget. David v. Augsburg Pfeiffer
myat. l, 868.
GEWEIST, participial.es adjectiv zu weisen, geweisen,
s. d. es ist in der neueren zeit, entsprechend der Überführung
dieser verba in die ata/rke conjugation, durch gewiesen (s. d.)
zurückgedrängt, aber nicht ersetzt.
1) auf wison, vor allem auf dessen timfassende grund-
bedeutung Ulszt sich die in bayrischer mundart enticickelte
bedeutung 'mit geschenken zu jemand kommen' zurück-
führen, vgl. : die geweiste oder geschenkte hochzeit, eine
solche, wobei geweist wird. Schmeli-er 2*, 1027, vgl. duzu:
item swester Anna Knoglerin jr prüder hat ir 42 dn ge-
weist zu ir profess. (1519). Altenhohenauer wirfhschaftsb.
codex germ. Monac. 697, s. 45 u. a., ebenda.
2) gröszere Verbreitung haben vericendungen, die aiiwis} an
anknüpfen, sie führen jedoch nur die letzt erivähnten be-
deutungen weiter, andere, wie die von vocare, haben .tich
am isolierten particip nicht entwickelt.
a) ein participiales adjectiv ist schon mittelhocJid. aus
ungewist zu erschlieszen .• (des lebens die ungewisten Lohen-
grinix) vgl. zumvf&iAb^Qvk hat er ain besondern lust gehabt
. . .und zwen geweist jäger, der ain Feuerle, der ander Maute
gehaizzen, bei sich erhalten. Zimmerschechron. i,iSO Barack.
b) auszerdem knüpft an die beliebte Verbindung auf einen
weg weisen, einen weg weisen ein reger gebrauch an:
Sit sie mit rehten maeren
üf den wec gewJset waren. Flore 3218 Sommer;
da. er die juncvrouwen vant . . .
diu wiste m die vil rehten wege.
Hartm. V. Aue Iwein 6875.
lieben hat seinen geweiseten wege. aber es ist kein
grösseres laster, als wann man seine Zuneigungen halb
hieher, halb dahin wendet. Barclay Argenis (2,2, 4),
übers, v. Opitz 2, 116 (ebenda 2,1,1 : es hat alles seinen
gewiesenen weg) ; bei dieser bewandnüsz nun, gleich wie
es mit denen frantzösischen sünden und kranckheiten
seine geweisete wege hat und kein mensch solche ver-
theidigcn wird. Chr. Thomasius von nachahmung der
Franzosen 5 neudr. ; sind sie auch ihrer sache recht gewisz ?
hat es damit seine geweiszten wege. Reiske an Lessing
(icerÄ;el3',447). geweiste wegeist schlecht, man könnte ge-
wisse wege dafür sagen. Heynatz handbuch zu richtiger Ver-
fertigung von aufsätzen 283^. vgl. Schmeller 2'-, 1026.
c) eine andere enger gebundene Verwendung knüpft an
fälle an wie:
tu ftf die ougen unde sich
wag ich dir wise I dig geschach.
vier schone vag er dö sach. pa&g. 44, 55 Köpke;
wie geweister wein geschenkt werden soll, so hinfüro
imandt inn einichen seinen wein , den er zu der tafel
einsetzt, durch die geschwornen weinkieser das weisen
gegeben wirdet, unnd dann derselb weinschennck dasselb
geweist fass aufftut unnd schennckt, so soll derselb wein-
schennck . . . alle die weil derselb wein, darein er das
weisen erlanngt hat, vorhannden und unaussgeschenckt
ist, keinen anndern wein auiTthun oder schencken. Nürn-
berger polizeiordnung (ii.jahrh.) Baader 250.
GEWEISSIGT, participiales adjectiv zu weissigen, neben-
form zu weissen, vgl. geweisst: ein geweiszget ding oder
werk, als ein geweiszgete wand, albarium, tectorium opu^.
Maaler 179''; geweissigt (mit silber) mit geld wohl ver-
sehen, ivb. d. gaunersprache bei Ave-Lallemant 4, 544.
GEWEISST, participiales adjectiv zu weissen (weiss
machen), s. d., vgl. ahd. hwigjan Graff 4, 1244. vgl. niue
dealbabuntur . . . danne werdent siS gewiget. Notker
ps. 67, 15 (werdenn sie schnee weisz werden. Luther
neben anderen lesarten); si was ze §rist fusca (swarz) . . .
aber confitendo . . . ward si dealbata (kewiggit) 103, l.
1) die isolierung des particips geht von einer gebrauchs-
Verengerung des verbums aus, die auf das oberdeutsche
Sprachgebiet beschränkt scheint : weissen ist hier vor-
zugsv:eise auf die weisze färbe des kalks bezogeyi,
mit dem mnn wände , decken u. a. bewarf: item im
jar 1493 do wart die kirchen zu sant Sebolt geweist
und verneut inwendig, d, städtechron. 11 (Nürnberg), ,505. in
dieser Verwendung concurriert weissen mit dem allgemeiner
gebrauchten lehnwort tünchen, vgl. auch getüncht sp. 4588 jf.
a) dieser gegensatz zwischen dem Sprachgebrauch der ein-
zelnen gebiete zeigt sich vor allem in der bibclübersetzung.
schon die glossen zu Gregors cura pastoralis geben se-
pulcra dealbata mit giwiztiu wieder. Steinmeyer-Sievers
5461
GEWEIT-GEWELINGE
GEWELKT-GEWELLE
5463
2, 196; datu vgl. ir geliohe birut giwizit«n grebiron. TaHan
Ui, m ; den geweisten grcbern codex Tepl. Matih. as, r7,
ebenao Mkntei,, Euuemtkyn , KonuRUEit, Arndks,
Emser, Züricher bibel; gegen «eid wie die Übertüncht«
greber, welch auswendig hübsch scheinen, al>er inwendig
sind sie voller todtcnbcin. Lutiieh (Bkheim: gezlrten),
ebenso Dan. 6, ö ; desgleichen .- got niderslacb dich du ge-
weiste wand, codex Tepl. apoatelgeseh. n, 8 (du getünchte
wand LuTiiKn; in nachdrucken geweisst; das gleiche als
erklärting den unveratätullichen getüncht bei PETRI, vgl.
trp. 4680) ; was meinest das Paulus mit der geweisten wand
gemeint hab. Karsthans (HurrEN 4,688) Böeking; eine
gewoissete wand. h.Rv.yuKnlex.lat.germ.i.tn.
b) die neuere spräche luit %rie bei getüncht, so auch bei
geweisst das partieip in der Verbindung mit sttbsiantiven
auch in spratihgebiete vordringen Itiaatn, die gegen die
iÜM'igen formen des verbttms spröder sind:
lobt nicht der fremde bei uns die aua(ebess«rten thore.
und den gowoissten thurm und die wohlemenert« kircbe?
GöTiiE {Hermann u. Dorothea) 40, SM;
hier wobnl der frieden auf der BcbweU'l
in den geweiszton wUnden bell
Bocloich enipfing mich sondre luft,
bUcher- und i;clabrtenduft.
MÖRIKE {der alte thumüiahn) 1, 107;
keineswegs hab' ich sie zwischen diese gewoiszten wände
in diese höchst unedle Umgebung berufen; ein so schlechter
liausraUi fordert nicht auf, sich höfisch zu unterhalten.
UÖTiiE (Wi7A.il/ew/er* wanderjahre 2,6) 22,110; es war
ein kleines goweiäztos ztmmer, die möbel mit rother oel-
färbe gestrichen, aber sauber gewaschen. G. Fheytau
{soU u. haben) 6, 85; mit überlegener gewalt drängte der
stämmige Proletarier den schwachen Junker gegen die
geweiszte wand eines hauscs. G. Tayloh Elfriede 70; der
saal war kalt, kahl, scheu neuartig, mit gcwciszter decke,
an der die bulken hervortraten, mit geweisztcn wänden.
Th. Mann Buddenbrooks 1, 258.
2) von den Wörterbüchern führen nur die älteren das
jHirticip für »ich an, und diese zeiijen es losgelöst von den
Verbindungen, in denen es in die neuere Schriftsprache
übei-drang : geweisset,(/«i/An/u*,t-<m weissen. Henisch 1595;
geweisset, blanchi, bianchito, biaticato Hu i.8ius (1616)188*,
ähnlich RÄOLEIN 882*>; geweisset, geweiszt, blanchi, deal-
Latus vide weissen Duez 198\ Po.mey 133; geweisst, deal-
batus, mit kreide geweiszt, cretatus Kiitscii 2, 180*.
GEWEIT, adjectiv und üdverb. mundartliche Verbreiterung
zu quitt, quit, queit, vgl. oben th. 7, sp. 8878. Kehhein
volksspr. in Nassau 1, 1C3 Megt diese form am Rhein und
'hier und da auf dem Westencald' ; dattt vergleiche auch
AuTKNUiETJi pfälz. idiot. 53.
(iK WEITE, n., mundartliche bildung zum fem. weite
(». d.), die in der bergicerkasprache der bedeutungsverenge-
rung unterliegt: geweite . . . {Nassau), ausgebauter tlion-
schaclit. Veitii bergwb. 239.
GEWEITET, participtales adjectiv . wie geweicht («p.5489)
eine biUlung des neueren stils, der verbrauchte wor^for-
inen durch abwerf ung der prüfixe wieder auffrischt (für
ausgeweitet, vgl. erweitert) : an beide teile schlosz sich
dann jedesmal ein schliisstcil, welcher auf grund der neue-
ren forschungen über die alttestamcntlicho rcligion sowie
unseres durch Babel, d. h. das babylonisch • assyrische
altertum geweiteten gesichtskreiscs die rcligion Israels
. . . berührte. Delitzsch Bubel u. bibel, ein rückUick u.
ausUick 29 ; mit geweiteter brüst . . . rannten sie glän-
zenden augs durch den wald zu thal. R. Herzog das
Ifbenslied 147.
GEWEL. «EWELL, *. geweile und gewöll.
GEWELBK, .V. gewölbe.
GEWELF, nebenform zu weif (a. d.), icohl veranlaszt
durch die doppelte beziehung sowohl auf weif, wolf, als
auch at^f den stamm der Wdfen (Guelli) •
«r hat uns r«cht in der suppcn lassen etan,
ich dien jm nicht mehr, seit ich umb brot rahn.
es mag jm der teulTel heltfen,
lu WollTenbQttel souget «r schwerlich mehr junjre GwelfTen
(wir. gewelfTen, welfTen).
«n lustig aesprtch der teuffei . . . von der ßudd . . .
Heinrichs von Braunschweig (154S) a 4".
GEWEUNGE, pluraletantum; unter dieser form setzt
Bünum naut. wb. 815* ein Substantiv ein mit der bedeut^tng
von bulkheods, sehued. gitHngar , dän. geTelinger. koU.
gevelingen (sehoUen odsr bretitr . . da» übergehen oder nach
einer seite hinroUen der Imdumg mt twrMMm). Stenzei.
deutsehe» seemännieehe» leö. 14« führt aU plmMdeuimh die
formen gOTeling, gerelang, gebeling (UofiMboUcii) m^,
die besser tu den anderen germanisehen formen stimmiu.
Mit der adverbialbildung gweling vgl. gewelle, gcwel.
GEWELKT, partieipiales adjectiv su welken (•. </.), ver-
einzelt neben verwelkt gebraucht :
aJ»o kommt, wenn ein starmwiod braHt, mit gewelktea «04
biatben, auch ein« der schon gsbIKeleB McM» pttfw.
KLomocK Jtette lt. 407;
wenn ... ich dann einige gedfirrte pflaumen entweder
ihrer gute oder meiner list zu danken hatte ... ich be-
sah kästen, 8ä«ke, schachteln . . . griff endlich za den
vielgeliebten gewelkten pflaumen. (i<')iiiE ( Wtlk. Mtietm»
lehrjahre 1, b) 18, SS.
GEWELLE, GEWELL. GEWEL, n. wU oben tu gewUl
(jap. 4010) bemerkt, sind in allen diesen formen tuet durch-
aus verschiedene worte überlirfert: ein Substantiv, da» muf
wellen, willen, wollen, wuUen {ttaueeare) turüekweiet,
vgl. Lkxrr 8,899 und ein anderes, da» «mm «o«mU ml»
eollectivbildung zu welle, wie auch al» verbalettietanHv tu
wellen (wälzen, rollen, Lexer 8, 754) antpreeken kann.
l) bei dem ersten der beiden substanHva hat die neuere
spräche gerundeten voeal durchgeführt, s. gewöll.
a) während das tugehörige verlnim auch aUhoehdeuttek
häufiger belegt ist {vgl, auch das »übst, wilido, willod.
nausea Grafh 1, 888). erseheint da» »übet, gewel, gewell
erst spät, in den thierartneibüchem der mitidk»üidm»t»ektn
zeit, wo es nicht für vomitus, sondern für «eMwfertue»
gebraucht %rird : darnach des andern tage« soll er ain
halbtail ains diechs von aincm hön ncmen und dnii
gewüI, die man underweilen macht von vedem und
underweilen von pamölo, legen in ain kalt wasser und
dar inn lusen ligen ; des morgens an dem dritten tage
so soll er im dann geben das halbtail des diechs und
die drui gewdl .... und zu vesperzeit sol er in aber
ätzen mit den gewSlen. Mynsinobr von den falken SO
Ilasaler; und ist zu merken, das etUich die gewSl der
faicken anders machen, dann vor geschriben ist, wann
si nemen flaisch, das in starkem essich gelegen ist, und
stoszent das in gepulverten pfeffern und gepulverten
mastix und in gepulvert pitter öl . . . und gebent das
dem faicken ; aber das selb gcwi'l sol man kainem vcder-
spil geben, es hab dann vil kalter schleimiger flüsse an
im. 21; ebenso S9; und mag damit der habich nit essen,
so sol man im geben ain gewSl von jungen meüszen
und von jungen sparn, so würft er es wider und wirt
gesunt. ebenda 53. t-^^ auch gewelle in der Münchner
handschr. aus 1442 (von spur und suchen gewilde.s) bei
SciiMELLER 8*, 887; Und gib jm {dem falken) nit mer
dan ein halbs kölblin von einer henncn in frisch wasser.
darinn mach drei rcinigung, so man zä teütsch guel
nennt, die werdend von fUderen, und am besten von
baumwullcn gemacht . . . etliche aber machend jre guel
anders, und stosscnd in gepulverten pfäffer mastix und
buiter vermischt, und gebends dem faicken. Geszner
vogdbuch 148'*; den dritten tag sol er dir widerum zar
handt stehen, und wann er die federn und sein gewell
von sich geworffen und aussgeschmeisset hat. sollesla
ihn mit frischem gutem warmem fleisch locken, adeliehe
%cegdwerck, anderer theil 32'*: man gibt ihm {dem habicht)
auch zu Zeiten gegen der nacht ein gwell wie dem faicken.
da wirfft er morgens wider. Hkupoi.i> Wörter v. weidtrerk
{Basel 1620) ; man locket, ätzet sie (falken and habichtc)
auf dem luder, das luder gicbt man aus, man giebet
ihnen, zu ihrer zeit gegen den abend zu werffen. das ist
auf grob teutsch, ein gewöll. Becher hatts rater «.718.
ghewelle, purunda accipitrum Kii.iAN 146*; vgl. ghcwelle
Ol'nEMANS 2, «9, gewöUe bei H. Laube jagdbrerier tu.
b) die bedeutunq romittts findet sieh später «nd in der
allgemeinen litteratttr:
wie wir lAriohtcn vil der trachten
do mit den ;lusl, und mafen reitzen
mit kochen, sieden, brotea, achweitxea,'
mit röaten, beehan pMhr hri
voll seekar. wart«, «ad ^atari
343
5463
GEWELLE
GEWELLFISCH-GEWELSCHE
5464
geben wir eim ein oxymell
der bi der stägen leidt gewell
oder müsz das von jm purgieren
mit siropen, und mit klistieren.
S. Brant varrenschiff 81 Zarncke,
vgl. 82, 34 (gewäll);
doch werden die jr lügen wieder in sich, wie der hund
sein gewell fressen müssen. L. Thurneisseh von pro-
bierung der harnen iT, je mehr mich eines dings ein
gewel und unwill ankompt. Agrigola spr. 157*.
2) das zweite Substantiv ist früher belegt, erscheint aber
auch in der neueren spräche immer tvieder an der ober-
flache, möglich ist freilich, dasz mehrmals neuschöpf -
tmgen unmittelbar aus dem Substantiv welle ertvuchsen.
so knüpft der mittelhochdeutsche gebrauch viel unmittel-
barer als der althochd. an die grundbedeutung des Substan-
tivs an, und das gleiche läszt sich beim neuhochdeutschen
gebrauch beobachten.
a) in der althochdeutschen periode (vgl. kawel, kewel,
gewel Graff 1, 794) beschränken sich die belege auf die
glossenlitteratur . neben der ursprünglichen sinnlichen be-
deutung entwickelt sich auf der grundlage der collectiv-
Vorstellung der abstractere begriff masse.
a) procellas, gewel, Reichenauer glossen zu Gregors
cura past. (3,27) Steinmeyer -Sievers 2, 286; cumulos
{undarum) giwel Freisinger glossen zu demselben (3, 32),
ebenda 2, 175 ; der geist der geweile {procellarum) Wind-
berger interlinearversion der psalmen (lO, 7) 35 Graff ; in
crepidine (in untiuphi) santgewelle Windberger glossen zur
bibel (2 Mose 2, 5) Steinmeyer-Sievers l, 320, vgl. sant-
gewelle Graff l, 257, sandwelle th. 8, sp. 1774.
ß) mMSsam (picis) Tegernseer glossen zu Vergil (Georg.
1, 275) Steinmeyer- Sievers 2, 628; massa caricarum,
kawel licephileo Junische u. Reichenauer glossen (l Sam.
25, 18) 1, 284.
b) die mittelhochdeutschen belege (vgl. gewille mhd. wb.
3, 674'') lassen dem gegenüber nur die sinnliche Vorstellung
der welle zur geltung kommen, auf ihr beruht auch der
übertragene gebrauch, den die ältere geistliche litteratur
davon m^icht; an diese sind auch einige Schriftsteller aus
der Übergangszeit zur neuhochdeutschen periode noch an-
zuschlieszen, vor allem Geiler, der das collectiv sogar in
der pluralform gebraucht.
(A daj triben si vil mangen tag
' untz ains mals deg meres pflag
ain wint mit starkem gewu.
Hera u. Leander 109 bei Laszberg 1. 338;
der junckher wart unfro
und tacht wie ej jm solt ergan
das gewil traib in hin und dan.
342, ebenda 1, 344, vgl. auch gewill 336.
da was miner vordem hein
zim tiuschin huse ein bruoder
den gotes minne ruoder
ab dem tobenden sewe schielt
der nie rehter ruowe wielt
noch dekeiner senfter stille
wan dag süntlich gewille
wirfet uns nu her nu hin
in 80 mengen frömden sin.
Hugo v. Langenstein Martina 292, 44
Keller 735;
das es (das schiff) nit undergang von den g wellen und
widerwertigen wind. Geiler v. Keisersberg schiff der
penitenz 28"; etlich gwellen und wassertropfen die da
kommen in das schiff so wir die löcher nit verstopfen.
nimm zum ersten die gwellen der todsünden. ebenda tl^,
ebenso 29'', vgl. Ch. Schmidt 144. 161; wenn dg schiff dins
hertzens wil undergon, so der wint an din hertz stoszt, und
das understot zubrechen, und die gwellen des ungestimen
meres, die tüfelischen anfechtungen dir din hertz umb-
geben und bedecken, so schri mit sant Petro den herren
an und sprich, christl. bilger 30*.
c) in der neuhochdeutschen periode führt der ältere ge-
hrauch zunächst die grundbedeutung weiter, später erweitert
sich die Verwendung durch Übergang auf andere wellenför-
mige er scheinungen.
gar bald ein ungewitter kam
gewaltigklich den segel nam,
aas meer gewell in noch aunzoch
die rüder ni dem schiff zerbrach.
ViRGiL übers, von Murner (Än^is 1. huck) 0";
da kam ein schwartzer wolcken her
der ims den tag entzucket gar
ß)
und ward gantz finster da geschwind
und das meer brausen von dem wind,
das grosz gewell uns gar zerstrewt. (8. buch) W>\
ein ander wind kam grausamlich,
drei andre schiff zuckt er mit im
und warffs in sandtgwel schedlich hin
umbgabs mit sand, und stiesz sie an. (1. buch) C»;
gewill des meeres. ps. 68, 28 Züricher bibel (aus der tieffe
des meers. Luther); dargegen habend etwan die meer
und stillstonden wasser, von dem gantzen erdtrich mit
jrem ungestümen gwell durch lenge der zeit, grosse stuck
abgerissen, und inszlon gemachet, die vormals dem erdt-
rich angehefft warend . . . und hat sich offt ein see oder
meer durch einflüsz ausgefüllt, und an einem andern ort
durch das ungestüm gwell widerum auszfrässen, den boden
an sich zogen und sich geweitert. Stumpf Schweiz, chron.
(5. buch) 2 (1548), 50*, ebenso (1606) 390*. von hier abgeleitet
gweling: ward der wind so heftig, daz die anker nit huolten
und muosten gweling farn mit Sturmwind, tagebuch des
Lucas Rem (jahresber. hist. ver. v. Schtoaben 26, lO).
ß\ erschäumt das gewelle hoch drüber her !
UsTERi (das fräulen von Österreich) 1, 152 ;
nun mochte kriegslärm nimmer ruhn,
schlachtreihn durchritt der kriegstribun,
nachts über wellen tönte
die tuba fremd und grell,
und laut herein schlug durch's gewell
das roszgestampf, davon die erde dröhnte.
LiNGG {das fest in Lindau) ged. (1866) 277;
dort einst an der mauerwarte
stund ein junger kriegsgesell,
neben ihm die feldstandarte,!
sah er durch die mauerscharte
düster in das seegewell. (sceMder 1) ged. 3 (1870), 189.
/) Ezzelin . . wühlte . . mit den gespreizten fingern der
rechten in dem gewelle seines hartes. C. F. Meyer (hoch-
zeit des niönchs) nov. 2, 32; vgl. auch E. Wülfing z. f. d.
u. 14, 308 jf.
GEWELLFISCH, s. gwellfisch.
GEWELLIG, adj. und adv., mundartliche nebenform zu
gewaltig (s. d., vgl. auch gewalig). vgl. Kehrein volksspr.
in Nassau 1, 163.
GEWELLT, l) participiales adjectiv zu wellen (wallen
machen), vgl. mhd. wb. 3, 471*. Lexer 3, 754: so sie das
mit geweiter geiszmilch einnehmen. L. Thurneisser
beschreib, influent. Wirkungen aller erdgewächse 64; gewellte
milch, lac passum. Kirsch com. 2, 151*. Aler 935, vgl.
die form gewallen (gewallen win) sp. 4910.
2) der neueren spräche gehört eine verivendung an, die
unmittelbar aus dem Substantiv welle erwächst : gewellt,
wellenförmig, wellig.
a) sie standen auf einem jener gewellten hügelzüge,
die sich so oft in den marken mitten aus dem flachen
bruchland erheben. W.Alexis Isegnmml; wir verloren
uns in den dolmenreihen des sanftgewellten plateaus.
Hassert reise durch Montenegro hT, es gab andere tage,
an denen der westwind die see zurücktrieb , dasz der
zierlich gewellte grund weit hinaus freilag und überall
nackte Sandbänke sichtbar waren. Th. Mann Budden-
brooks 2, 356.
b) dazu ein rötlich schimmerndes, üppiges haar, von
dessen seide jeder einzelne faden hundertfach gewellt
war. Gottfried Keller (Züricher novellen: landvogt v.
Qreifensee) 6'-', 190; das weich gewellte hellbraune haar
in die flache band gestützt, musterte Hanno das manu-
skript. Th. Mann Buddenbrooks 2, 192.
c) gewellte feuerbuchse, feuerbuchse mit wellenförmiger
Oberfläche, durch welche bei erwärmung ein ausgleich
der ausdehnung bewirkt . . . wird. Stenzel deutsches see-
männisches wb. 118.
d) unbehindert von knorrigen falten erschien die
sichere Zeichnung des wohlgeschaffenen männlichen be-
wegungsorgans in ihrer kraft und Schönheit. ... 'ja! ja
.... ich hab' keine so gewellten tanzbeine ' Friedr.
Theodor Visgher auch einer 113.
GEWELM, GWELM, s. gewölbe.
GEWELSCH, GEWELSCHE, n.. Verbalsubstantive zu
welschen (*. d.) : da war ein seltzam gewelsch (der zigeu-
ner) zu hören und ein geschwinder aufbruch zu sehen.
Grimmelshausen (Sinipl.2,1,5: Springinsfeld) 3, 37 Keller;
der innewohnende bildungstrieb entwickelt selbständig
ein reines urtum, was zur lebenerhaltung jede fremdbeit
5465
GEWELSCHT-GEWENDE
GEWENDE (i.ft-
5466
Ton sich weitet and gemisch und geweUch alt den tod
der einheit zu fliubon hat. b'. L. Jahn a, a, 707.
GEWELSCHT, particiitiaU» adjectiv tu wcUchen , vgl.
verweUoht: vorn dritte, die gnwelHchte Teutachen dar-
durch KU u))cr/eii|;cn, wie undanckbarlich aie sich an
der muttersprach nit allein, sondern auch nn tich selbst
vergreifen, üiti/ truturhe jtoenMta (forr.) netidr. 1.
ÜEWELTIÜ, *. gewaltig.
GEWELZ, r gewäl/, gewklds.
GEWEN, jr. geuen, geuweu fp. M84.
GEWENDE, n., t» dieter form treffen vertehmUnurtiyt
bildungen ttuammen. nur vorilbergthend — weil durrh die
achreibung der neueren npradie nhgegpreiigt — fügt »ich
in dieten ntiaamtnetÜMng diu eoUeetiv tu wand, pariea ein,
». gewände »p. ftüM; ttiUötilieh dagegen haben rieh die for-
men, die aua unUauiMracheinungen an gewand tu erklären
aind, mit anderen verbunden, die auf ein aelbttändige*
fem. wende himceinen, da» in engerer bezieftung tum ver-
btim wpndnn steht, itchon bei gewand , gewann {vgl.
»p. 581U) wurde auf die umgelauteten formen aufmerksam
gemacht, die sich aus dem cusuingHtem dieae» aubatantiva
abt iceigen xtnd die den atiagangajntnkt tu neubildungen
bieten, vgl. uhd. wonti Gn.\KP 1, 701; mhd. wende mhd. wb.
8,687. icenn achon in dieaem fem. der chnracter de» verbal-
»ubatantiva viel täher festgehalten teird, und die beziehung
auf da» verbum wentlen xnel anachaulicher getcahrt bleibt
dU bei wand, gewand, ao gilt da» in noch höherem grade
inm der form gewende. ein theil der in ihr überlieferten
beiepide betcegt »iehaUerdinga im gleichen vencendungakrei.se,
ipie gewand, «n anderer theil aber nimmt die richtung auf die
f)edeutungsgemeinschuft mit wende, wenden, und ein dritter
theil hat sich unabhängig von gewand auf der grundlage
eines verbalaubatantiva tu wenden auageataltet. da die
grenzlinien ticischen der eraten und txceiten gruppe ter-
ßieaten. »oUen beide in einem tuaammenhange tbehandelt
iceriten.
i)verwetulungen, dieim rahmen der bedeutungsenttcieklung
von gewand entschiedener die richtung auf ein verbal-
»ttbatantiv tu wenden (vgl. das fem. wende) aufnehmen.
a) der abatraeten bedetitung terminus, ßnia, die oben
an gewand festgestellt ^eurde. entsprechen in neuerer teil
nur beiapieU mit umgelauteter form, daa genua liiatt »ich
nur in einetn fall feststellen, ico es daa neutrum teigt :
ich bin bc^n undo ende
nach de» libes gewende
bi dem anderen lebene
geb ich al vergebene.
evantjel. Johanntt, ». Pfeiffers Hbungtb. 84 ;
als sie {Romulua und Remua) sich nun einmal zu diesem
schertz begeben, da das jargewcnd war, haben die mürdcr
aufr sie gelauret. Livius übers, v. Zach. Müntzer A3'';
die ende und gerichts gewende wo des not ist versteincn
und verreinen lassen. Urkunde von 1461 bei Hai.taus;
grenitz ende und gewende der gerichte. ebenda.
b) in der flurbezeichnung lassen sich beispiele soicohl da-
für beibringen, dasz die umgelauteten formen (wende, ge-
wende) in daa casussgstem der nach der i-klasse abgewan-
delten axtbatantiva wand, gewand tcriaen, ala auch dafür,
da.tz die forntendifferenzierung eine betleutungaverschiebung
liegünatigt. unier dem eit\/luaae der formellen annäherung
an das verbum wenden vollzieht sieh die iaolierung de»
neutruma gewende von gewand t» der bedeutungagemein-
schaß mit wende und wenden.
o) die engste bedeutung.tgemeinschafl mit gewand haftet
an der Vorstellung eines acker.streifens, der in irgend einer
art mit der pßugrichiung in beziehung steht. wie oben
bemerkt, hatte in der älteren icirthachaßsform jeder ge-
meindegenosae in jeder bodenlage einen annähernd glei-
chen antheil, den er in gleicher richtung wie die nachborn
durchpflügte, die voratellung der begrenzung eineraeita,
der naehbarschaß andererseit» tcurde hier verschiedenartig
angeregt, am eindringlichsten aber von der »teile aua, an
der die bodenlage ihr tuitürliche» oder willkürlich ge-
tetMte» ende ßndet, ao daaz der pßug geirendet werden
muM. hier an der stelle der pßugirende bleibt ein gewisse»
»tüek der pßügung entzogen und entaprediend setzen sich
tn der ^ierrichtting durch die gante reihe der nachbar-
atreyfen gleiche stücke fort, so bildet »ich ein qtier streifen,
der recht eigentlich die merkmaie der abgrentung me de»
ttt»ammmutihhtmm am «iah trägt, teia aü oben M gewand.
gewann futgeatdltwurdm, ab dit iori beUgtm btJmt-
tunyen {grenägraben , rmim, fiUmtg, admbtit tmaebm
»um ßerehen, ein durek gemtinmme grtnae abgeeehloa-
MIM* gebiet, grundatüek. gegend) alle von der rersort
auagdtea, ob niekt auek die furche, die in der Ukmg»-
riehtung twieehem dorn »treffen hintieht, von eit\/luet tear,
läazt »ich für gewand, gewann nicht mehr «ntoMdem, dm
an ihm mit der änderung der eigen thuwMwmIMMam mtd
dea landwirthaeht^tlirhen betriebe die ureprüngHeko btdm
tung immer mehr verblaazte und die veneemduttgm wtekr
und mehr dem in gewann m tage tretenden aUgemeinerm
begriff tueUten. an gewende dagegen hat mek die tei»
hung auf die pOagwende gerade in »päierer mU immer
wieder in daa bewuetteein der apreehenden eingeprägt; im
den mitteldeuteehen und nordde^ttachen gegendm, m^f die
»ich der gebrauch von gewende hauptaüehlieh etüttt, kaUe
der betrieb der landwirthachaß inziriM-hen immer nükr dia
formen de» gro»zgrundf>eit{t:ea angenommen, und kimtm»
ergaben sich auch für die bedetitung von gewtod«
rttngen. wo ein »tüek nach einer mite gmn
pßügt wird bezeichnet gewende , Torgewend« naek
vor den queretreifen, der dae etüek abgrenet und der für
»ich in der querrichtutig durdtgegflügt wird, vietfaeh
aind die atüeke jedoch ao grott , daet eie nicht in der
ganten auadehnung durehmeeeen werden, der pßug teird
achon in der mitte oder gar nach einem drittel gedreht,
ao entateht eine neue art von queretreifen, die nun auch
ala gewende bezeichnet werden und die ihreraeit» wieder
neue formen der eompoaition hervorrufen (#, u). die litte-
rariachen belege la.^.9en diese letztere emkeiddung nicht «0
deutlieh werden, tcie die feetetellungen der wCrterbüeher.
l)) daa einfache gewende.
a)) litterariache belege: wo aber gemacb zean in den
veldern . . . gemacht werden, welcher das thoet, der soll
seinem nachtbam radweit lassen . . . and wo die ge-
wcndt in den gemainen veldern an ainander ligen und
gccn, soll er dem andern einen ausgewandten ligen lassen,
wo aber nit gemachzeun verbanden, soll ainer wie der
ander auswenden zu rechter weil and zeit seinem nach-
barn on schaden, landrecht von Wartenfela {handachr.
\6.jahrh.)ö8terr.iceisth. 1,153; daa atüek feld reicht hin-
aufT bis an die Eckerbcrgische strasz; unnd darnach bis
an den Stoberisch wcgic zu Moritz Kramer gelcngen za
Stobra wohnhafTtig unnd aufT die rechte band dem ge-
wende nach, bis an die Jhenische strasz nach Henn-
stette. urk. von 15S4 de» klo»ter» Heunadorf, ». Thuringia
»aera SSi ; vgl. auch Haltaus 701 ; wenn die felder zu-
sammen stossen, da ein gewende ist, ..oll man zu rechter
zeit pflügen und bessern, (artiekd, wie »ich ein jeder nach-
bar in der univeraität Leipzig ßir\f netten dorfachafflen
verhalten aoll. 1712); Ki.inuneh dorf u. batiernrechte 1,24«:
wo die felder zusammen stossen , da ein gewende sein
soll, soll man zu rechter zeit pflUgen and besäen. l.aST,
ebenao l, 496.
b)) die trörterbücher tragei\ der vidaeitigkeit uneere» »ub-
atantiva frühzeitig rcchntmg; ßlr die einschlägige engere
vertcendung pßantt .tich eine anaehatdiche d^nition fort:
ghewendte des ackcrs . . . lira, terra reraa et aggeetm
inter duo» aulcoa: veraura KiLlAN 146*. vgl. gewende . . .
ook de ophooping van aarde, aardhoop tasschen twee
vorcn. VRUWiJS-VF.RnAM 2, 1885. dae »ttbetanfir wird
anacheinend ala atibstantiriertea parficip aufg^aeaL eben-
da icird auch daa lateiniache porca herangetogen, daa im
tropischer anicendung den gleichen begriff deckt «ft.
auch : gewendte desz ackers, das bUhelin zwischen zweien
furchen, porca, terra versa et aggeata inter duo» eulcoe,
verattra. HknIsch 1597; »pätere lejtikographen knüpfen
ttnmittdbar an daa fem. wende an: wende ... limtee,
ora, extremitaa , ßne» , ttnde ein gewende, wo man mit
pferden wendet, vertibtdum, aliaa ein anwende! Stib-
LRR 2500; gewende, wenn ein acker so lang ist, dasz
man die furchen mit dem pflüge nicht auf einmal macht,
noch gantz hinausziehet, sondern denselben in zwei oder
mehrere thcile theilet, so wird solches abgetheiltes stück,
bis dahin, wo man die pflugkehre oder pUug-wendung ge-
macht, ein gewende genennet, daher sagt man auch,
nachdem nemlich der acker gelegen und abgetheilet ist.
343*
5467 GEWENDE (i, h angewende u. a.)
GEWENDE (1, b = feld, flur)
5468
das ober-gewende, das unter-gewende, das mittel-gewende.
allgemein, öconom. lex. (i73l) 825; unter gewende wird
das wort pflüg verstanden, das pfluggewende ... ge-
wende im acker; wann der acker zu lang ist, auf ein-
mal hinaus zu fahren , da giebt es mittel - gewende,
obergewende , untere gewende , versura superior, media,
inferior. Frisch 2, 439°; ähnlich Chomel 4, 1047. das
gleiche bei Klingner, der fortfährt: ein wohlerfahrener
hauswirth hat mir solches gewende beschrieben, als ge-
wisse striche, und besonders abgetheilte felder, so weit
die aecker nach der länge und breite an einander liegen,
geackert, ausgemessen und versteinet, oder doch mit
graben zum ablauffen des wassers versehen sein, wo-
durch eines jeden eigenthum in richtigkeit gesetzet wird.
dorfrechte 2, 838, anm. ; in Schlesien kommt nur der aus-
druck 'gewende' und zwar durchaus landbräuchlich, aber
in einem sehr abweichenden, vielleicht allein richtigen
sinne vor. hier ist , wie Zedlitz XXI genügend beweist,
ein gewende der etwa 50 ruthen lange abschnitt eines
ackerstückes, welchen man mit dem pflüge nicht zu über-
schreiten pflegt, sondern wendet und zurückfährt ; erst nach
beendigung des ersten gewendes wird das zweite, dann
das dritte u. s. f. in arbeit genommen. Meitzen anm.
zum cod. dipl. Sites. 4, 31 ; dazu vgl. : der ort , wo andere
äcker der breite nach an andere anstoszen und sich
wenden, wird in manchen gegenden gleichfalls ein ge-
wende, und wenn sich daselbst viele äcker enden, ein
hauptgewende genannt. Adelung 2, 654; gewende... s) ein
stück feld, welches in gerader linie geackert wird und sich
zwischen zwei umwendungen mit dem ackerpfluge befin-
det? Thiel 4, 423; gewende gweng, ackerland mit gleicher
umwendung beim pflügen, also aecker, die an ein und
derselben anewant liegen. Baueii Waldecker mundart 40»;
gewenge, gewende, die stelle, wo man den pflüg wendet
und die deshalb besonders gepflügt werden musz. Jeght
Mansfelder Tnundart 42* {vertveist auf die bildung wend-
ling, die in älteren Zeugnissen der mundart die gleiche be-
deutung zeigt), ähnlich Sw L,beitr. z.Jiess.idiot. IG. Fischer
pluttd. tnundart im preusz. Samlande 52.
2)) Zusammensetzungen, als solche haben sich schon aus
den obigen definitionen ergeben: angewende, vorder-, mittel-,
untergewende, hauptgewende, ihnen reihen sich noch einige
iveitere an.
a)) schon unter anwand belegt J. Grimm {th. l, sp. 51.3)
umgelautete formen : die anwend hin bis an die frauen
Keuschen, die anwend herab bis auf Michels Hermanns
garten, weisth. l, 603, dazu vgl. anwende th. 1, sp. 518 und
anwendel ebenda, für einen unterschied zivischen anwand,
anwende iind gewand, gewende, läszt sich hieraus nichts ge-
winnen; ebensowenig wie aus dem folgenden beleg für an-
gewende: über de weg offeme hauwe neben der frawen
zum Burne stabe amme holtz marche ... an der ange-
wende offin hobestede. hess. Mj-Ä:M»wZen6. (1319) 1,373; auch bei
L. Schmidt westerwäld. idiot. (l2%ff.) werden für anwende
die gleichen bedeutungen angegeben, die wir eben für ge-
wende kennen lernten, und von oberer, unterer onwed ge-
sprochen, vgl. auch vorgewende, gewende, angewende, das
stück land, welches beim ackern, um mit den zugthieren
darauf wenden zu können, bis zuletzt liegen bleibt. Thiel
7, 618 ; dagegen ivirdin den stellen der tceisth. zivischen anwand
und radwende unterschieden : wo och ackeren anenandern
ligend, da sol och je ainer dem anderen anwand und
radwende . . geben, weisth. l, 207. wenn es sich hier anschei-
nend um einen gegensatz zwischen engerem und weiterem be-
griff handelt, sowird andererseits in derdeßnition.dieKiANG-
NEu (2, 838 anm.) von angewende giebt, gerade der quer-
streifen, der durch die pflugwende aufgewmfemoird, getroffen :
hingegen heisset man angewende dasjenige stücke feld,
so mit der länge am querüberliegenden anstosset. hier
scheint sich die bedeutung von angewende gewandelt zu
haben unter dem, einflusz der bedeutungsänderung von ge-
wende , das nicht mehr den grenzstreifen des ackers nach
auszen, sondern viel häufiger die theillinie innerhalb des
ackers bezeichnet (mittel-, vordergewende).
b)) deutlicher festgelegt sind die folgenden zusamm^en-
Setzungen :
a)) vorgewende hat nur die eine bedeutung, die bei ge-
wende, anwende als eine unter mehreren aufgeführt vnrd.
vgl. vorgewende, ackergewende, wendestück, wendling.
Thiel 4,423; es ist der eigentliche terminus der heutigen
landivirthschaftlichen spräche für diesen theil des ackers,
als ältesten beleg vgl. .- verkaufter verkaufft seinen garten
. . . neben 3 morgen oder ackerstück ein , nemblich . . .
mehr aufm sandstücke am kirchsteige aufm vorderge-
wende 8 bethe. schöppenb. v. Krampitz (i625) bei Meitzen
urku7i,den schles. dörfer 235.
ß)) ober-, mittel-, untergewende, vgl. oben: Rentzens
feldes obergewende , dessen beethe , wie die küh gasse
selbst, hinunterwerts gehe, sei den 7. april 1735 mit
sommer-korne besäet, auch dieses eingeeget, und wo dis
gewende ausgehet, sein feld die queere hinter geackert
gewesen, zeugenverhör in einem prozesz zu Beimsdorf (1736)
bei Klingner 2, 699; anerwogen . . . das sogenannte
birckicht , dessen ober - gewende nach Breitingen zugehet,
9*12 acker von 66. beeten, dessen untergewende s. acker von
65. beeten, deszgleichen die hufe ... im mittein gewende
10 acker von 76 . . . beeten enthält, i, 213 (anm. 591).
/)) hauptgewende vgl. th. i, 2, 614.
S)) in haakgewende endlich dürfte die beziehung auf
die hackruore, ruhrhacke {weisth. l, 698) zu tage treten.
gewende bezeichnet hier einfach einen abschnitt {s. u!) : auf
einem sogenannte haak-gewende dürfen nicht mehr als
höchstens 4, 5 bis 6 bauern zugleich zum rühren genommen
werden. Urkunde von 1790 bei Meitzen 333.
ß) icie bei gewand , so streifen sich auch an gewende
die besonderen züge ab, die an der grundbedeutung haften,
das wort strebt allgemeineren begriffen zu, geioinnt die be-
deutung ackerstücke , feld überfiaupt. im gegensatz zu ge-
wand , gewann wird jedoch auch hier der zusamm^enhang
mit wenden, wende leichter durchgefühlt und immer wieder
aufgefrischt, auch nach anderer richtung entwickelt sich
ein gegensatz zu gewann; gewende prägt den begriff eines
fläciienm^aszes atis {zu gewende als längenmaasz s. u. y) ;
als solches geidnnt es bei den einen feststehenden wert,
bei den anderen erscheint es als relative gr'ösze.
l)) gewende in der allgemeineren bedeutung 'ackerstück,
feld, flur'. die Vorstellung eines flächenmxia.szes ist nicht
herausgearbeitet.
a) engere berührung mit gewand : auff solchen fall sohl
auch käuffer . . . schuldig sein dem landtsbrauch nach auf
den vorwergksäckern, wo er angewiesen werden möchte, zu
arbeitten von jeder hübe acht beete durch ein gewende,
wie die herrschaft und pauerschaft halten und dieselben
liegen, urk. v. 1644 bei Meitzen 101; den 2. octobris gab
mir gott die gnade, dasz ich mehr äcker kaufte, gab herrn
Heinrich dem caplan vor 17 beete durch 3 gewende 275 thl.
Schweinichen 3,236; immer aber war der hufenbesitzer
eigenthümer eines antheils am ackerland, entweder eines
ideellen oder bestimmter gewende. G. Freytag bilder aus
der d. Vergangenheit l, 73.
b)) stärkere anlehnung an wenden tind wende: ein
stück acker von einer solchen grosse, wie man es auf
einmal zu bestellen pflegt, heisst 'gewende'. vom wen-
den des pfluges am ende und anfange des Stückes hat
dasselbe seinen namen. Urban landtoirthschaftl. volks-
atisdrücke {Neustadt- Ober schles. 1897); gewend, stück acker,
wendacker Berghaus 566^. als zeugnis für die versuche,
die erklärung des feststehenden begriffes immer wieder aus
wenden abzuleiten, vgl. : ein gewende feldes ist fünff saile
lang und helt 210 eilen oder 630 spannen, ein pflugrädlein
soll dergleichen mäszig sein, also damit sichs in einem
gewende 60 mahl umbwenden möge. Hagecius böhmische
chronica (l59ö) 1, 331 {zum flächen- und längenmasz s. u. )
ebenso Fritsch appendix zu Dietherr orbis nov. litten-.
790; das gleiche bei Frisch a. a. o. ; vgl. gewende . . . een
akker , akkerbed, een breed akkerbed (van twaalf fot 16
ploegsneden). in dezen zin nog heden in gebruik in het
W. Vlaamsche gewend. (De Bo 372). Verwijs - Verdam
2, 1885.
c)) allgemeinste bedeutung:
so wollen wir beim brunnen allein
zusammen kommen und reden fein ...
bei nachbar Kuntzcn hoffgewend.
A. Gryphius Peter Squenz, neudr. 28 ;
'wo disteln itzt auffgehn,
wird ein oliven-berg in kurtzen tagen stehn'.
'ach armer I llen? ich an, eh hier ein obst wird reiffen,
eh wirst du mit aer faust die hoben stern ergreiffen.
5469 GEWENDE (i. * fiächenmatz)
bedünike dochl da« iahr lautTl nunmehr fa«t xu end,
auch wil die feint oliv ein frurhtbarer fewend'.
(Jtraumgetiehle auf ein hoehadlicha beüager SO)
lyr. ged. U9 Palm ;
vgl. auch die dUrren feldgewende oben th. 8. «p. 1M8.
8)) tn der gellung eines fläehentmuMts wird da» »üb-
gtantiv je nach landeabraueh vertehieden beaÜmmt: die-
ses wort , gewcnde , wird in mancherlei verstände bei
denen land y;üthßrn angenommen und gebrauchet: an
manchen orten hoist es so viel, als ein ackcrrUoken,
oder morgen, auch in einigen gegenden, wie um Lieben-
werda, ein hufon- oder halb-hufen-ntUcke, welches ins-
gemein 6 rnthon breit und a bis R acker der IKnge nach
enthält, das man mit einem in einem tage bearbeiten
kann, an einigen orten haben die gewende ihre gesetzte
zahl an qiiadrat-ruthen, wie ein acker o<ier morgen der-
gleichen ausgemaclite zahl in sich begreifet. Ki.inoner
>, 88^. anm.. vgl. auch Frisch 2, iim^'ff.
a)) ghewendte, ghewcnde, vetrts aax.j. morghe landts,
fnndua se-raginta decempedum. epec. sax. Kll.IAN IW, vgl.
atich Vkhwijs - VenuAM 8,1885; gewendte, gewende,
morgelands, fundtts eexaginta decempedum, sax. Hrniscii
15»7 ; gewend oder gewende lands, ein juchart oder morgen
lands, un joumeau de terre. DUEZ dict. germ. gall. lös*";
ein gewende fehles ist 6 seile lang, hält 630 spannen,
810 böhmische eilen, und ist ein morgen. Frisch a.a.O.;
und das sech mit dem pflugschar . . . schneidet die
furchen, bisz ein gewend oder tagwerk fertig ist, donec
absolvatur jngeitim. Amos Comrn i US Janua attrea 112; ge-
wende isteinmorgen akkers. Zohei,(«. .9flfA*enÄpje</ei3,rtrf.6a)
bei Schotte!. 635; wegen erkauffung 4i gewende aeckers.
Carpzow Schauplatz v. Zittau 308 (tandbemerkung zu einer
lat. Urkunde von 1315 [quadraginta unum laiicoa]); Rom
hatte bei seinem Unvermögen keinen mangel, da gleich
ihre feldherrn nicht so viel verliessen, dasz sie konten
begraben werden, sondern der gemeine kästen in die
lilcke treten muste; da tugent aus thönernen gcschirren
speisete, und drei gewende ackers eines edlen bürgers
auskommcntliches vermögen war. I^ohrnstein Armtnt»««
1, 180*, gewende (ales.) im Brandenburg. -■ stück, in
Slesien sagt man: ein gewende flachs, ein gewende körn,
soviel als ein morgen ackers. Bkrndt sle.9. idiot. 44 vgl.
auch gewende bei Hai.taus 701. Scherz sw**.
b)) es soll eine meile (50 gewende, und ein gewende
no ruthen, ist in sächsischem weichbild gebräuchlich,
unsern ebenen landen zu viel, derowegen ordnen wir,
dasz 60 ruthen auf einen morgen und 16 schuh auf eine
rulhe gerechnet constitutio March. bei Scheplitz a.
Frisch a. a. o. {vgl. auch unter y). gewende, altes flächen-
masz in Preussen, gleich ein zehntel morgen =» 80 ü fusz.
Baczko Preuszen 2,134; gewende, meist 10— 16 m breite
feld-abthcilungen, welche beim ebenpflügen in angriff ge-
nommen werden. Guino Kraft i7/i«^r. landtcirthschaffAlex.
8, 375»; gewende ... in der Lausitz hält es 180 schritte
oder 840 Leipziger eilen in der länge, und eii^m sechs-
furohige beete, jedes von 2^« eilen, also 180 eilen in der
breite, so dasz iTls gewende eine hufe machen. Adei.uno
3,654.
c)) tagewerk muss ein bauer . . . ohne unterschied der
länge der gewende arbeiten, urbar, von Zedlitz (ntw 1790)
bei M KITZEN 833; und da sich die bauerschaft über die
allzu grosse länge der gewende beschweret . . . dass z. b.
aus einem felde, welches ehedem 3 gewende gewesen,
2 gewende gemacht worden, sa*; auch etliche derer
llormsdorfer gewenden jedes 4 acker und 5 schmale ge-
wende am dorfwege hinaus nur 8 acker /usammen be-
tragen. Kmnoner 1, 214 (anm. 591); ingleichen dürffen
die anspänner und Lorenz Geringwald . . . auf den hafer-
stoppeln bis alt Martini ein gewende, oder stücke, wie
sichs etwa schicket, meistens zwei schelTcl gras vor ihre
frohnpferde hecgen. lioccaer trifft regi.tter ebenda 8, 571 ;
ein gewende roggcn, circa 5 morgen grosz, bin ich willens
auf dem halme zu verkaufen. B%4nzlatter intelligenzblatt
juli 1872.
y) ah ma.9zbestimmuttg stieiß gewende tn der gros zeren
zahl der belege die besieftung auf die fläche ab, das inter-
esse haßet, vne wir schon in den obigen bei»pieUn sahen,
voririegend auf der längenausdehmmg, gewend* ist —
GEWENDE (1, b längenmasj^ 5470
namsnÜieh im gegensats tu gewand — tn «rster linie ein
längenmast.
1)) gewende , ttaditsm, voe. Wrat. von i4U, ». wJtd. wb.
8, «86^: gewende oder rotaUaf, Stadium, voeab. theui. {Nürn-
berg 1488) vgl. Lexkr 1, 988 ; ein gewende, tt4idi*tm, est etn-
tumpassus. voeab. bei Scuii.ler-LOdbrn s, lOl; vgl, ttutk
Dibpknbacii-WOlckbr «19; gewende ... als lengtnuuU
in den zin van honderd pas. Venwun u. Verdau 9, 1886;
für OTiidtov im grieeh. texte des netten testomente» , da»
Luther mit feldweg wiedergiebt, führt l-:MHEn gewend de*
feldes ein, vgl. LlNOMBTER Wortschatz Luthers, Kmsers ete.
16; ein gewende felde* iat fünff saile lang and hell 910
eilen oder 680 spannen. Haoecius bbhmiseh« chronica
1, 881, ebenso Fritsch appendix ad Dietherr 790; eine meil
Wege* *oll 80 gewende felde* lang sein nnd •oll 800 ««ile
halten. Haoecius 1, 88I, ebenso Frit«cii a. a. e.. vgl.
auch unter 8)) ; do schickten sie us der atat hinaaaz 1000,
das man e* weren sulde . . . do si usz der stat qaomM
sechs gewende, do brach der halt, urkundl. beitrage sur
gesch. Böhmens (Latutitz) nr. 460 infontes rer. Atistr. 9, 80;
am vierdten tag kommet er zu den zweien schweatem
gen Bethanien, welchs fUnfftzehen gewendt weg*, der
acht ein welsche meil machen, von Jerusalem ligL
Mathrsius trostpredigten Fs**; gewendt weg*. rMzlaoff.
wette laufT, ackerlenge, Stadium, InndSfouor. HeüISCH
1597; binden an dem saal was ain unvergengklich lastiger
garten vier gewende wegs lang. Schaidemrris.ser Odyssm
27* ; mer hab ich gsehen Titium aafT der erden ligen and
mit seinem Uberschwencklichen groszen leib neun ge-
wend wegs einnemen und bedecken. SO* (hafen bei
Voss 11,577); ähnlich lo*» {randbemerkung)', item bei
dem Weidenstein, etliche sagen bei dem weidenatraach,
8. gewende drüber, da in einem grnnde ist gut reichlich
weich gold. Prätorius tcündschel- ruthen 228; bei dem
Ilahneberg 4. gewende, neben dem Rothschlosz, allda
ist eine grübe darinnen ist gold. 222 ; wenn e* (das pferd)
ein gewende lang fortgeflogen. Ch. Lehmann histor.
Schauplatz d.natiirl. merktcürdigkeiten tn dem. . . Erzgebirge
407. vgl. E. GÖPI'ERT zeitschr. f. hochd. mundarten 1,50;
wenn es aber vor tage war, wüste das volk nicht anders,
es brennte, liefn zu, konnten aber den wagen sobald
nicht fassen, lauft also eines gcwendes lang, trift zum
groszen glück an eine thüre, laufet durch bis an die
räder, geschähe sonst kein schaden. Schweinichbn 1,811;
nach Bartholomäi bis Michaelis dürfe er (der gerichts-
herr) bis auf 8 gewende, vom dorfe and nach Michael
über und über treiben. Zeugenaussagen in einem prozess
der gemeinde Memmendorf (1705) 6et Ki.inoner 9, 83.
2)) drei fuesz machen einen schritt, 16 schritt einen
rueten, 16 rueten ein gewend, 16 gewend ein meil. (Jiand-
schriftlicli aus 1469) bei Schmei.i.er 2*. 9*3; 60 rathen
oder 6 seile machen ein gewende, 30 gewende eine meile
(n<icA der landesordnung von 1307 [?]) bei F. S. Bock ver-
such einer wirtschaßlichen naturgesch. von dem königreiek
Ost- und Westpreuszen l, 688, das gleiche bei Frischbibr
preuss. wb.l,ia»; ein rechte daicze mail kuniges maase
die schol vir ecker lenge haben, und iede ecker lenge
sol haben czweliff gewende, das sint acht and vierzig
gewende, und iedes gewende sol haben dreissig mess-
ruten, so schol iede raten behalten funffczehen waldelen
adcr rechte holczelen, das ist ein rechte daicze maile ku-
niges masse. stadtrechte von Brunn Röszi.er nr. 479,«.9Z3;
ein meil weges soll von rechtswegen haben sechtxiggewende,
und ein jedes gewende «echtzig rotten, und ein ruth
achthalb eilen. Zobei. ri<m Sachsenspiegel ui col. 1 .- die am
80. augusti e. a. publicierte leuterungssententz hat die er-
klärung angehänget: dasz die ausmessong der meile,
durch einen verpflichteten feldmesser, von dem stadt-
thore anzufangen ... die meile auf 60 gewende, and iede«
gewende auf 60 rathen, die rathe aber auf 7 und eine
halbe eile zu rechnen, urteil des amtes Deliixsek (l714),
Ki.inoner 4, 709; eine meile maax de jure 60 gewende
haben, jedes gewende 60 ruthen, jede raUie 7Vs eilen.
Bern DT .<des. idiot. 44.
8) vertcendungen. die sich unabhängig von gewand au»
dem verbalstibstantiv zu wenden entiriekelt haben, gewende
tn den bedeuttingen am wende.
a) unmittelhar an die näehstiiegende bedsutung von
547 1 GEWENDE (2, in hedeutungen von wende)
wende knüpfen einige belege an, die, obwohl vereinzelt
stehend, docJi allgemeineren gebrauch erschlieszen lassen.
a) die fluhrgrentze, so grade über den Hahnhügel hin
ohne eintzige grümme oder gewende gehet (aus Eisenach
1701). DlEFENBAGH-WÜLCKEH 619.
ß) wann das kind kommt in einem bösen gewend und
lager, das ist, wann es auf eine andere weis als mit dem
köpf zuerst herkommet. Fr. Mauriceau von d. zufallen
u. krankh. d. schwangeren iveiber (ins deutsche übers.) Nilrn-
herg 1687, s. 253.
b) in der Jägersprache unterliegt dieses Verbalsubstantiv
einerseits der bedeutungsverengerung (beziehung auf den
hirsch), andererseits einer ahnlichen bedeutungsver Schiebung,
icie sie an gewand zu beobachten war .- gewende bezeichnet
zunädist die wendung , die der hirsch auf der flucht voll-
zieht; noch häufiger aber die spuren, die die ivendung
im gebüsch zurüchläszt -.
so der Jäger fast rennet,
da lauft der edle hirsch abher,
und macht ein gewend
ich wolt, ich hätt mein schönen bulen bei der hand.
hei Frit.sch corpus juris forest. 1, 526 ;
das gleiche bei Sebitz, vom feldhau 567.
wann der hirsch in das holtz gehet, und das laub mit
den hörnern rüret, das zeichen heiszt das gewende oder
widerlasz. Meurer jagd- u. forstrecht 69^, genau so Se-
bitz vom feldbau 572. Agricola fürsichtiger loeydmann
cci*; kan der Jäger das gantz jähr über, den hirsch
an seinem gehirn erkennen durch das gewendt. Jag.
V. FouiLLOUX neu jägerbuch 2^^ ; gewende, oder das
wenden, ingleichen die himmelsspure oder das himmels-
zeichen, wird von den Jägern dasjenige zeichen ge-
nennet, welches der hirsch in der fährte vor einem
thiere thüt, da nemlich der hirsch mit seinem gehörne
in einem dickigt oder knack die dürren äste antrifft, dasz
er die selben, wenn er sich wenden und fortgehen will,
zerbricht und knicket, dasz sie herabhängen, woran man
die höhe und breite des gehörns mercken kan, oder wenn
der . . . hirsch mit dem gehörne das laub umwendet, und
es gleichsam vorkehrt streiftet, allgem. Ökonom, lex. (i73i)
828. also auch hier ein versuch, die überlieferte bedeutung
aus derjenigen des verbums zu deuten {zu himmelsspur
vgl. th. 4, 2, sp. 1363), icobei dem verbum, das im gründe
als reflexiv etfas-zt loar, nunmehr ein object unterlegt
wird, die gleichen angaben bei Ciiomei, 4, 1047 und im
onomat. for.-pisc. venat. l, 1042; andere Wörterbücher be-
schränken sich auf die bedeutung, die sich am nächsten
an das verbum wenden anlehnt, manche lassen den ety-
mologischen Zusammenhang ganz unangedeutet. bei Döbel
werden einfach die hauptpunkte unvermittelt neben einan-
der gestellt (gewende, das wenden oder himmelszeichen.
jägerpractica 1^,9''); dagegen vgl. gewende . . . die von
dem hirsche im fliehen mit dem geweihe umgewandten
blätter oder abgebrochenen äste in den dickichten heiszen
bei den Jägern ein gewende [was gewendet wird]. Adelung
2,654, eöenso Thiel 4,423. gewende. . . se dit du cerf et signifie
l'endroit le plus haut oü le bois du cerf a porte et atteint
en passant dans un taillis, dont il a fait plier les branches.
Schwan l, 744; gewende oder himmelszeichen, auch
wende . . . besteht darin , dasz hirsche das neu aufge-
setzte geweih am stangenholze fegen, und der hast end-
weder daran hängen bleibt oder auch auf die erde fällt.
Behlen 3, 417.
c) eigenartige Verwendungen sind aus der fischersprache
ZU buchen, die die anknüpf mg an einen andern etymo-
logischen ausgangspunkt nahe legen. sie lassen sich je-
doch aus dem bedeutung sgehalt unseres verbums ableiten,
jedenfalls Irnndelt es sich im einen falle um den räum,
die fläche, die die verbalhandlung umspannt; im anderen
falle um das Werkzeug, das ihr dient.
a) Übertragung auf eine Wasserfläche : und sol nieman
keime helfen wenden denne ein knecht der sin reht
het oder sin jorkneht oder sin sun; gewunne er aber da-
rüber deheinen kneht über sin gewende der sins rehten
nüt enhet, der bessert. 7 ßS. Straszburger fischer- u. vogler-
ordnungen U. jahrh. bei Brucker 173; item wer wendet,
der sol ein gewende, wenne er dovon gefert und es ge-
wendet, ufbrechen das dirteil des besten fereweges das
er wendet; doch sol ime keine specke schaden; wer das
GEWENDE-GEWENDEN
5472
bricliet, der bessert 16^ also dicke er es breche, ebenda;
wer ein fach machet niden für ein gewende, der bessert
7 ßS und sol einre ni den eine lachen ufbrechen, also ein
gewende das das dirteil des wasscrs us und in mag gon,
bi 16 S. ebenda, die zusammenstelUmg von fach und ge-
wende in diesem beispiel beleuchtet sowohl das Verhältnis
dieser beiden begriffe zt(, einander als auch im besondern
die bedeutung von gewende. fach (vgl. oben th. 3, sp. 1218)
ist der engere begnff, es kennzeichnet ivehren, dämme und
andere einrichtungen, 'mittelst deren die tvasserstrecke für
den flsr.hfang getheilt und gegliedert tcurde. gewende ist
der allgemeinere begriff', der nur das moment der theilung
ausprägt, dazu vgl. .• wer für ein gewende fert, der sol es
bevohen mit schiif und geschirre, also des antwercks ge-
wonheit ist, und sol des gewendes warten, und sol für kein
ander gewende varen oder körbe darfür hencken, er habe
denne dis vor gewendet und zügeslagen,daser züdemersten
bevangen het, es si lache oder gewende, und mag darnoch
aber wenden je eins besunder noch dem andern, und mag
wol von dem gewende varen brot zu holende oder an-
ders das er bedarf, also das er dozwünschent nüt anders
lüge oder tribe das zu dem antwerck gehöret. St^'asz-
burger fischerordnung bei Brucker a. a. o.; varent ouch
sesse oder ehtewe für ein gros gewende, die süllent ouch
glicher wise für kein anders faren oder kein anders be-
vohen, sü habent denne dis vor gewendet und zügeslagen
dofür sü zum ersten gefaren sint, es si lache oder ge-
wende. ebenda; und sol man bi naht für gewende faren,
und sol faren wie fruge man wil vor tage für ein ge-
wende in der wuchen; und sollent es halten glicher
wise die garner. ebenda 172; min frau het auch drei visch-
gewende, der heiszet eins das Utowe, das ander zu dem
Kalgkoven, das dritte heiszet das Reingewende in der
Wiche, weisth. von Wische und Storbach (1525) bei Grimm
iceisth. 5, 414.
ß) die Übertragung auf das tcerkzeug , das der verbal-
handlung dient, ist aus der Straszburger fischersprache
und ebenso aus Tirol belegt: zu dem ersten, so sol
dehein vischer noch niemand anders von unser frowen
clibeltag , in der vasten, untz zu sant Johanstag zu
sungihten mit deheiner brutwatten, steinwatten, enge
louckengarn, äffen, affenbernen , gewenden oder körben
varen, vischen noch dehein ander gezoge bruchen domit
der roge oder der iunge visch verderbet werden mag.
Ordnung der fisch u. vögel halben (1449) bei Brucker 225
(die gleiche stelle bei Scherz 547, vgl. Gh. Schmidt wb. d.
Elsässer mundurt 144). dazu vgl. gewende, fischnetz Schöpf
Tirol, idiot. 804.
d) in anderer weise führt ein gebrauch auf das Verbal-
substantiv zurück, der nur in Wörterbüchern aus dem ende
des is.jahrhs. angemerkt ist. Adelung (2,654) belegt: ein
gewende pferde, ein gespann; voraus geht: gewende ...
so viel dinge einer art, als zur umwechselung nöthig sind,
dergleichen man in vielen fällen mit einem französischen
Worte, eine garniture zu nennen pflegt, ein gewende
kleider, tapeten, schnallen u. s. f. dazu vgl. : gewende
(rather provinzial . .) a set. Hilpert i, 463"; das gewende
steht nicht sowohl für garnitür allein, als vielmehr für
den vollständigen apparat von einer sache, welche in
der wirthschaft oder haushaltung gebraucht wird, man
sagt daher zwar ein gewende schnallen, ein gewende
tapeten ; aber auch ein gewende kleider für einen voll-
ständigen, zusammengehörigen anzug, ein gewende pferde
für ein gespann , eine luftpumpe mit allem gewende
(mit allem apparat). Heynatz 2, 54. der letztere schlägt
(in der anm.) gegenüber der von Adelung gegebenen er-
klärung aus wenden, drehen, vertauschen eine andere
vor, die in der Vorstellung der zusammengehöngkeit wurzelt;
er möchte gewende aus angewende ableiten (alles was man
zu einer sache anwenden musz), diese Vorstellung läszt
sich schon aus der intensiven bedeutung des präfbces ge
erklären; vgl. aber auch gewende körn u. a. sp. 5469.
GEWENDEN, verb. , verstärktes wenden, s. d. in der
älteren spräche und schon vorher bei Ulfilas beliebt und
reich entwickelt, ist das zusammengesetzte verbum früh
durch lose Verbindungen von wenden (oberdeutsch noch
häufiger von kehren) mit adverbialen bestimmungen ver-
drängt worden, nur eine gebrauchsrichtung bleibt länget
5473
GEWENÜEN
GEWENDEN
5474
begüuatigt: gowenden in der btdeutung von 'abteetidett'. $it
tteht im geymsatz tu der hauptgrupp« dtr bedeulungen,
die dein eiujlunz des inteturiv mrkenden prSfiat» g« unter
liegen, und int für die ältere teit nur einmal, im Hdiand
(alä de/iHfu einziges beittpiel filr da» eompontum), belegt.
1) gvwcndeii, einem /icio y.u wenden, hier lätzt trich
namentlich mta der gtac/ticlite der bibelUberteUung zeigen,
wie guwoiidcn im oberdeutschen epraehg^nueh durch zu-
»ammensclzunijen von kelirt-n, bei LuTllKii durcli andere
Verbindungen von wt'iulcn, verdrilngt wurde, einige reut
Verwendungen zeugen auch noch für Kewendcn gelbat.
a) der rcjlca-iigehrauch begünstigt die Unterdrückung der
kennzeiehnung de« Zielpunktes, dieser lüazt sieh jedoch aus
dem zusarnmenhang meist erruthen.
a) der zieljmnkt ist nur voiuusgeseiat.
l)) für die Wendungen des körper» beim gespräeh giebt
die hiMübersetzung mannigfache gdegenheit, vgl, schon;
i[) Jv8U8 gavandJundH sik jah gasaihvand« fo qaf). Ui.fi las
Matth. 0, 83 (da wendet, sich Jhesus umb. Lijtiieh ; Jhcsus
brkert »ich cod. Tepl.); thö giwanta sih thcr hcilant inli
gitiah 8ie. Tatian 16, S, eonverstts autem Jhesus. Joh. 1, 88;
untkeri sich cod. Tepl.; wandle sich umb. Lutiikr); ebenso
Tat. ttl, 8.
>)) at4j' die gotische bibel beschränkt bleibt die enturiek-
lung des reflexiven gaviuidjnn zu der bedeutung von 'zu-
rückkehren, auf dem leege uniwemleii, zurückkomtnen' :
juh gavandidcdun sik pai hairdjos. Lucas t, 90 (di boten
kerten widor cod. Tepl., dio hirton kereten widorumb.
Luthkh). ähnlich auch 1 Cor. 7, 6.
ß) der Zielpunkt ist gekennzeichnet.
l)) mit den unter o) l)) angeführten belegen beriütrt
»ich aufs engste die \cendung gegen eine person : jah
gavandjands sik du l>i7.ai qinon. Ui.kilas Lue. 7,44
(or unikert sich. cod. Tepl., er wandte sich zu dem weibe.
Luthek), vgl. Tatian 188, 11: inti giwant ci themo wibe
(eonverstts).
2)) sächlicher Zielpunkt: thaj sio farento in burgi inti
in tiiorf Ihiu thnr umbi sint sih giwcnten. Tatian 80, l
(ut euntes in castelia villasque . . . divertant. Luc. 9, 12,
BaljainaULFiLAS, herberge [linden] Luther; widerkcren
in di kastei cod. Tepl.); der nie sein handt mocht zum
munde pringon der sich nie aufT die andern seilen ge-
wenden mocht. Gregors dialoge IV cap. 18.
3)) Übertragung •
ni woA, ther nan intflangi, in gilouba ^eian^i;
si giloubu sih giwantl, thaj inan ouh irkanti.
OlFRID 2, 2, 25 ;
sam snclle du verendest an swa; du dich gewendest,
niht dir entwischet swcs dich gelüstet.
gcneti* u. exodus i, 113 Diemer;
wand ich enwil vurba; durch dich
nimmer zu den goten mich
gewcnden als dio hciilen,
noch min leben scheiden
von denie gewaldigen gote,
der mit sime geböte
himel und erden geschuf, patz. 841, 81 Köi)ke.
b) für den intransitiven gebrauch ist das compositum ganz
au/die älteste spräche beschränkt, jah gavandit)s du sipon
jaim scinaimqa]). Ui.filas Luc. 10, 83; inli giwant zi sinen
iungiron quad (eonverstts ad discipulos). Tatian VI, 9; und er
wandte sich zu seinen Jüngern. Luther; Jhesus kort sich
zu sein lungern, cod. Tepl.;
ni gißlhit iuih thaj heil, tha; eigit himilriches deil,
zi Uiemo scOnen lante to iucr fuaj piweiile.
ÜTFRIU 8, 18, 8 ;
der trache vor im QOch
sancte Silvester im nftcn zOch
dag loch un; an da; ende.
der trache nemahte dA niht gewenden
weder hin noch her.
kaüerchron. 1068,'» Sciiröübr (rar. wenden).
e) der iratisitive gebraucli hatte in der älteren spräche
die gleiche breite entfaltttng und tceiterentuncklung erreicht.
«•»• der reflexive; ai*s der netteren spräche sind hier nur
fsenig Zeugnisse, darunter eins für die ursprünglichste und
eit\fachste sft^fe, tu belegen.
o) Verbindungen mit einem conereten objeet'
l)) und so ich mich mit dem sper vleij
(kf ein langes puneis,
sA künde ich wol Kowcnden
dag or« le beiden nenden.
Hartmann v. Aub Gregorivs 1448 Lachmann;
der adelaer fliuget durh die lufU sA der rannen und
wartet wol allen tak in den «chin der halben aunnen,
da; er siniu ougcn niemer gewendet, spee. ecd. SS;
da rieir «ich Carl der Beateler
reicht mir die groMB btelMe Mr.
da«* ich sie kan feweodBB.
Ued ayj dU «rebermmg «m UeNMOl rert ft
M Soltau fl4*.
8)) wie beim n^fiexittn «o i*i aw«4 beim tronsiticen ge-
brauch die voreiellung der rfickkehr am stärksten in der
got. bibel entwickelt, iteben gavandjan lik -> zurUckkommen
stellt sich gavandjan ■■ zurückbringen ; iudn» . . . gavan-
dida |)anB firins tiguns silubrinaize gudjam. Ulkilas Jfa/tt.
87,8 (er widerbracht di 80 silberin den furaten der pfaffen.
cod. Tepl.; bracht erwider LtJTiiKii).
/9) übertragener gebrauch.
l)) der Zielpunkt ist gekenntäehnet : Jah mäht« ... ga-
vandjan hairtona attane du bamam. Ulkiijui I/ue. i, 17;
tha; her giwcntc hcrzun fatero in kind inti ungiloubfolle
zi wlstuome rchlcro (u/ convertaf). Tatian t, 7 (dn^i «r
bekcr di hertzen eod.lepl. za bekeren die bertxen d«r
vclor. Luther);
dat ick enen ndan maa bekaade,
dar ick min fierte to gewande.
hartebok »6 f. M* M ScMiuJia-LCaBBN t. IM«;
denn es wil sich nit leiden, die weil gott so ril an uns
gewendet. Luther haustpostü (8 trin.) von ostem bis ad-
vent ». 88 {ebenso in d. niederd. übers.);
ei wiren guote knehte,
the* keiseree vore Tehten.
ire vaoen eie gewanten
nie se theheinen werltlfchea acantea.
KONRAO RotamdiHed 7t Bartsch:
dannoch gewende ich mtnen lio,
. . . kOm oder niemer dar an,
dar an sich alae manic man
rerauochet unde Terprfeet bit.
GoTTFRiBD V. Straszburo TVMai» 4m AedWrte;
ich bite alte unde iungen,
die da Icsent, als hie geachrilMii ateit,
daz mih ir aller boTeecheit
enuchuldigen mnge umbe da;,
wan ich niet ze dinteche baj
mohte rewenden das latln,
da; es behielde diotscben «in.
spnichgcd. v. SaUmo m. Moroff eint, bei Pibpbr ;
hie siehst du wie die weit Terbiendt
all erl>crkeit zA bftsem gwendt,
wie Rom Ibfit liegen mer vnd mer,
vnd heisszt daa nennen göttlich ler.
HuTTBN ( Vadiseu») 4, 880 BöCKl^o.
2)) der tielptinkt ist nicht gekennzeichnet:
ich h&n den muot also eewant,
«wie ich da; gewende,
da; mir &n dich alliu lant
sint ein eilende.
Hartma.nn V. Aub 1. büdüein 1704 Haupt.
8)) statt des sidpunktes ist der punkt angegeben, von
dem die bewegung xceggdeitet wird:
•in kan niemer von ir liebe mich gewenden.
WALTirsR 94, 9 ;
euch solle mich wol helfen da;
da; ich ir ie waa undertin.
stt ichs bcgan.
80 enkunde icn nie den atcten mnot
gewenden rehte gar von ir,
waa si das beste gerne toot.
Fr. V. Hausen wttnne*. friM. 4t,B, ebenso
Nbidüart tl, 38 Haupt (rar. .- bewende) Uuucn
V. LiciiTBNSTBiM 105, 18 Lockmomm ;
da; si mich von der selben stat
nie lie;en wider wichen, noch geweadea.
ich enlobt' in i, ich boir ir not Tol eeden. ^^
Wai.tiier V. Mk/zr bei ». d. Hagen 1, Sa0>;
■o wir unser dinc nu gendeo,
die ndt von uns gewenden,
diu uns nu s4 ze rucke Ut,
so gebietet eine hAhnztt
wolhirlfrh unde rt«3ie.
GoTTFRiBD V. Straszbvro TVMan lOi Beehsteim.
8) in der letst belegten Verbindung führt m*Kk f/twtaden
zu der bedeutung 'abwenden, aus dem wege räuwun' über,
die am einfachen wenden so häufig belegt ist (vgl. wihd.
wb. 3,689**). am comitosifttm ist sie, in der älteren spräche nur
für den Heliand bezeugt, tgl. dazu gewenden . . . ajkeeren.
^tcenden Verwijs u. Vehüam 8, 1886. hOt^fifer begegnet
sie in netthochdetttschen belegen:
a) thöh gidön ik, that it teig rinkA ni mag
wordun giwendian endi it akal giwerdan e6.
HeUand 8780;
5475
GEWENDET
GEWENDIG -GEWENKEN
5476
da^ bUechel sul wir enden,
den wisen liuten senden,
die künnen wol gewenden
der untugende sehenden .
Seifrikd Helbling 7, 124S. 8eemüUer 278 ;
was ich nit lian gewenden,
der sorgen ich nit wil,
ich wil es schlahen von hennden,
und got das lassen enden,
verlorn ist das spil. Ilützlerin 1, 111 («. 83);
auch raisj das eis etlich müllin hin und fürt si uncg uf
die plaich und tätt auch so groszen schaden an der
prugg, das man maint, man möcht den schaden mit
300 pfd. Regenspurger nicht gewenden. Augsb. chron. (1407),
*. deutsche städtechron. 4,113; den selben gebresten wir
aber nit wol einig gewenden und fürkomen mügen , on
erber hülf und beistandt fürsten und der herren. und
aber solich übel nieman bas gewenden mag. dann die
bi einander gelegen und zu friden geneigt sint. formu-
lare u. tütsch rhetorica (1488) 31'' ; als rucktent wir mit der
paner über die falbrug in, und mosten also unser gütten
frund gotes genoden losen warten und erslagcn werden,
das wir doch laider nut gewenden kundent nochte
mochtent. Hans Brüglingers chron. (lUi) s. Basler
chron. 4, 179; nun gewonnen die Behem grosz leid und
Jammer, aber sie mochten das darmit nicht gewenden.
buch der liebe (Melusine 3l) 271*;
der ist ein narr der sorgt all tag
das er doch nit gewenden mag.
Bu.VNT narrenschiff 24 Zarncke 27».
b) in dieser bedeutung berührt sich gewenden mit be-
wenden, seins bewendens haben, vgl. th. 1, sp. 1782. für
beeinfltissung von dieser seite her spricht : ... so des-
wegen wasz zue fordern vormeinet, genungsam gehöret
unndt cum sufGciente causae cognitioue beschieden
wordenn, unnd es unsers bedünckens auch nachmalln
darbei billich gewenden solte, so hat es doch . . . auf
fernere resolution auszgesetzt werden müszen. Steuer-
relation von Wartenberg, in verhandl. u. correspondenzen d.
schles. fürsten u. stände. 44 Palm.
GEWENDET, participiales adjectiv zu wenden (s. d.),
unverkürzte form, zu dem, reicher enttvickelten und bevor-
zugten gewandt, vgl. oben sp. 5304 jf.
l) ehe die form gewandt mit den bedeutungen 'zuge-
wandt, verwandt' (später auch 'geschickt, anstellig') vom
verbalstamme sich isolierte, läszt sich die unverkürzte form
wellig belegen, sie gehört zunächst der ältesten Schicht althoch-
deutscher denkmäler an , ?i nd ivird in der mittelhochdeutschen
dichtung nur gelegentlich durch versmasz oder reim begünstigt.
a) her tho ci in giwentit increbota sie (et conversus
increpavit illos). Tatian 136, 3 (er umkert sich. cod. Tepl.
Luc. 9, 55; Jhesus aber wandte sich. Luther), ebenso 188, 6;
odowan furtreten sie mit iro fuogun inti giwentite zi-
brehhent iwih (et conversi disrumpant vos). Tatian 39, 7 (so si
werdent bekert. cod. Tepl. Marc. 7, 6; und sich wenden
und euch zeri-eissen. Luther), ähnlich 160, i, vgl. auch gi-
weniten, contortum[hastile] glossenzu Vergils Aeneis (il,66l),
s. Steinmeyer-Sievers 2, 668.
j) diu ros nach stichen truogen diu riehen küneges kint
beide für ein ander, sam si wsete ein wint.
mit zuomen wart gewendet vil riterlichen dan :
mit swerten ej versnobten die zwene grimme man.
Nibelungen 184, 3 Lachmann ;
swar ie der kör nu waere
Ü3 nach der krümb gewente,
iedoch was der altsere,
das der priester reht g6n Oriente
därobe stn antlütze muoste k§ren,
swenne er der kristen sselde
und Christes lop zer messe wolde meren.
Albrecht v. Scharfenberg jung. Titurel gtr. 360
bei Piper 2, 475 ;
swer diu {gottes wort) wol vernemen chan
unde si gerne wil erfüllen
mit wcrchen loch mit willen
zuo dem sint si wol gewendet
da sint si niht geschendet.
die hochzeit, s. Karajan deutsche sprachdenkm. 20, 22 ;
ich hän den muot und die sinne gewendet
an die reinen, die lieben, die guoten.
daz mUez uns beiden wol werden volendet.
Walther 110, 20 Lachmann;
c) ir schif sigelte hinab
nach gewentem ^ange,
doch sahen si vil lange
da; wagger burnen alsam ein stro.
pass. (1) Köpke 14, 43.
2) nuch der isolierung von gewandt sind es weniger die
prädicativen functionen des particips als die attributiven,
die die unverkürzte form begünstigen.
a) Zeugnisse für die prädicative function: darnach
schikten die von Zürich 7 hundert man wol bezugt, dag
si gan Wesen . . . do si heruf kamen gen Richtiswil,
do wurden si daselbs gewent und ward inen gcseit, die
fient hettin ir statt zu Wesen selber angestoszen und
verbrennt, chronik d. stadt Zürich 141 (quellen d. Schweizer
gesch. bd. 18) ; dies sind die unterschied gebogen, gekrümmt
gewendt, gewunden, gestreckt, gekrüpft und geschoben . .
zum dritten würdet 'wenden' in den menschlichen glie-
dern gebraucht, als wenn einer das haupt umwendt, des-
gleichen den leib, die arm, schenke!, und den meisten
theil der glieder mögen also gewendt werden. Dürer
von menschlicher proportion 233 Lange; in die flucht ge-
wendt oder geben, in fugam conversus Maaler 179*;
burger nun mach din testament,
din leben ist zum tod gewendt.
NiKL. Manuel (todtentanz) Bächtold 13;
beide in sich selbst gewendet, deutlich in ihrem wollen,
fest in ihren Vorsätzen. Göthe (die wunderlichen nach-
barskinder) 17,323; war auch dieses gute . . . hertz be-
ständig zu seinem gott gewendet. (Meisters lehrjahre)
20, 256.
b) attributive Verbindungen : wa ich eben auch dasselbig
schribe, würde ich augenscheinlich der alten auff solche
schrifften gewendete arbeit hiemit unkräfftig machen.
Ryff übersetz, von Artemidori traunibuch 74* ; da der um-
fang des betriebes eines handwerks mit dem in dasselbe
gewendeten capital ... im verhältnisz steht. Völker
einschränkung der meister eines handwerks (l80l) 19.
a) ghewendt brod, panis ovis muceratus , panis dulcia-
rius. Kl LI AN 146*, ebenso Henisch 1597.
ß) gewendter rock, persica. vocab. theut. (Nürnberg 1482)
M 5; käuffer hat bewilliget . . . den 2 töchtern jeder ein
gewenden rock, ein damaschken halskoller, ein gebet
bette, wann sie sich verheuraten, . . . auf einen tisch
auszurichten, schöppenbuch von Tschechnitz (1597) bei Mei-
tzen 178 (ob zu gewende gehörig? vgl. sp. b¥l2). andere bedeu-
tung zeigt die gleiche Verbindung in: ein gewendtes
kleid, resarcita vestis Stein back 2, 928; der erbprinz
sollte eine reise nach dem orient antreten, seine ho-
heit der herzog verkaufte seine pferde , um zu sparen.
Maria Carolina ging mit gewendeten kleidern. Hermann
Bang ihre hoheit (deutsch) 43; ist es nicht rührend, den
herrn der könige (Napoleon) zuletzt soweit reducirt zu
sehen, dasz er eine gewendete uniform tragen musz?
GÖTHES gespr. (mit Eckermann) 7, 204 Biedermann.
y) obversa, gewendt schiff Frischlin nomencl. tri-
ling. 271».
o) ein kekhen gewenten pueben vgl. oben sp. 5309.
3) fraglich ist, ob in diesem Zusammenhang auch ge-
wendtes widt (^eklobenes brennholz) gehört. Schmeller
2^ 945 stellt es zu hwenjan, vibrare, quatere (vgl. Graff
4, 1228). nach allem scheint aber der Schwerpunkt der be-
deutung in dem aufschichten, nicht im spalten des brenn-
holzes zu liegen, und diese bedeutung läszt sich auch aus
wenden erklären.
GEWENDIG, adj. und adverb, vgl. wendig. Schmeller
2*', 945. ringen um ihren leib stark und gewendig zu machen«
Kästner nach Adelung 2, 654; gewendig . . . was gewen-
det, und in engerer bedeutung was leicht gewendet wer-
den kann, gelenk. ebenda; gewendig, leicht beweglich,
Fulda vers. e. t. idiotik. 580; gewendig, supple. pliant,
active, nimble. Hilpert 463".
GEWENDIGKEIT, /., Substantivierung des vorigen, vgl.
Adelung 2, 654. Hilpert 463": er ist ein schlauer, durch-
triebener, verschmitzter gast, der sich mit einer wunder-
barlich und unglaublich groszen hurtig- und gewendigkeit
in alle dinge schicken und in allen satteln reiten kan.
Reiske Demosthenis u. Äschinis reden 1, 8.
GEWENEN, verb., s. gewöhnen.
GEWENG, GEWENGE, n. l) s. gewänge sp. 5318.
2) nebenform zu gewende, gewann s. d.
GEWENKEN, verb., verstärktes wenken (vgl. Graff
1, 694. mhd. wb. 3, 101 ff.), während das grundwort mit
wanken (s. d.) zusammenfiel, ist das compositum in der
5477
«EWENKEN GEWER
GEWERBE (I. I b€gnff»be»Hmmung) hilS
tmwren apraehe gnn> gesehtcuntten. nur bis $um M.jahrh.
werden einige belege au* der frühneukoehdtutt^tn fro$a
durch den druck fentgeluülen.
l) $eKon in dtr älteren epraehe beruht der gebrauch fati
gam auf übertragenen Verwendungen, vgl. Gkakf l, WS.
mhd. tcb. 8, 708. Lbxrr 1, WS. belege für die einnliehe grund
bedeutung uind aelten und verhäUniemästig epäl:
■ie hArten ufui and •infen,
Tile manof tr alahU MiUpielu ;
aller wnnnta waa th& vil« ;
tbia kuonen TrAnekeinp«n
vor ein ander Mwenken :
•ie hiuwen mit den averten
ftf then vlina bertan,
thag tbag viur tb& ftg vlonb.
Konrad RolandMied 164 BarUeh.
a) der ältere g^raueh iet »ueh durchaus intransitiv, per-
sönliche, säehliehe oder «^traete beatimmungen treten nur
in loeere betiehung tum verbttm.
a) ni at tbir in rithonke tba:; ih thir io giwenka,
dnihtin mtn liobo; thes duan ib thib giloubo.
OiFRin «, 18, 87, ebcnto IV, 51;
ich dionde eim der beiget got,
• das *A laaterltcben apot
atn gunat Ubr mich erbancte:
min aln im nie nwancte,
von dem mir helfe waa geaaft :
nn iat atn helfe an mir veraan.
Wolfram Partival 447,88 u. a., vgl. mhd. wb. 8,7W>',
ich maog dar at unaUete lAn.
ich getar von ir gewenken niht.
»ER VON GUBR8 M BARTSCH acAiMte. minnet. IM.
0\ er afna bant Iho tbenita then alnan kneht thar nerita,
rafata nan tbO worto tbero ungilouba harto ;
siu er acolti io thea githenken joh rouatea io giwenken
oub forabten todea suAri un; er mit imo wAri.
Otfriu 3, 8, 46 (tv< Matth. 14, 81), ebento 4, 18, 18;
von biute über hundert j&r
?;ewancte ichs iiiiiimer unibe ein hAr,
r Wille enat mtn bcatez beil.
Hartmann Srec KM Laehmamt ,
wil du mich bedencken
ich newil von dtnem dicneste niemor gewenken.
kaüerchronik 11960 Schröder .
kint, unt welle dich geluke miden,
da; dir got arnnuot gebe an Itbe and ouch an guole,
daz aolt ^cdultuldicb llden,
und ensolt dar iimbe ban kein trOren in dem muote;
du solt im es gen&de sagen mit herzen unt mit ged&nken,
nie mir solt du dar an gew&nken :
sich, ao beijet er dir doA die werden frfiide acbenken.
lobgeeang auf Maria {nach der grosxen Heidel-
berger liederhandtchr. Ppapp «. 1806).
J) der transitive gebrauch hat sich erst secundär ent
urickelt. den Übergang vermittelt das verbalsttbstantiv des
gleichen stummes (wanc) als object:
ich muo; ir stasten herzen lieb« alaoa erwerben,
da; ich gewenke nimmer wanu
von in. Ulrich v. Licutbnstein frauendiemi 486, 6.
fraglich iat das folgende beispiel, toeil aus dem relativ-
pronomen eben ao gut das subject als das object ergänzt
toerden kann:
d& got selbe ist der aunne,
iat der tac, iat diu wunne,
die nebein trfibe cbrenket
onde niemer gewenchet.
Wbrnhbr Marienleben 8698, Piprr geiatl.
dichtting 1,866;
sicher gestellt ist dagegen der transitive gebrauch in:
die riehen bur^r^re
sfl^^on z'oinen stunden,
die vrenidcn mit den künden,
z'einem wfnc der was gut,
der dicke trürigen müt
ze vreuden kan gewenken gar.
Wiener meer/ahrt 89 Lambel;
gewenken tritt hier in bedeutungagemeii\sch4nß tu ge-
wenden (». o.) über.
8) (d Taui.kh ist es der transitive gebrauch, der am
verbum weiterlebt: aber sein schifTlin wirt wol von aussen
gewenokt und bewegt aber doch bleibt es inwendig in
gAtem wareni frid. predigten {druck von 1681) W. hier-
her ist icohl auch unter annähme einer ellipse des ob-
jeetes au stellen: wer dein schiff, dein gemät hart ge-
anokert an den horten stein, von dem sant Paulus spricht,
10 mScht dir weder tod noch leben, noch fUrstengel, noch
fewaltengel, da von gewcncken. ebtnda 88*.
GEWENUCH, GEWENT, GEWENÜNG a. o.. s. gewöhn-
lich, gewohnt, gcwöhnung.
GEWER, GKWERE, s. gewähr sp. 4785^.
IV.
GEWERBE, GEWERB. n. (uiMf m.), verhalsubstanHv im
werben («. d., vgl. aueh fewerbm), mit dem e» jeieeh nicht
mehr in lebendiger hedtutungsgemeinsdu^fl stJtt.
I. begriff sbestimmiung , bedeututtgsentwieUung , Statistik,
formen.
i) die begriff abestimmung.
a) /ilr den aehriftgebrattch der heutigen sfrmeke »gehest
sieh t» erster Unie weitere und engere fasaungen desjenigen
hegr^fflu, der sieh am näehaten mit der jüngeren bildung er-
wert) herOkrt. von dieser geht schon i. A. EuERUAnb (versuch
einer Synonymik 4, l») aus, er bringt dt$ tyr^ffk fWfbe
und handel in betiehung. die er beide wieder gefsn die
landwirthachaft abgrenzt, andererseits stsUt Ebbuhard
den handol auch wider in gegensata jwm gewerbe, uwfmi
er mus dem begriffe de» bandeU die produktive thätigkeit
auaseheidet und dieee dem gewerbe tue bestimmungsmerk-
mal suweist. wir gewinnen hier also einen mittleren !••
griff, in dem dtis gewerbe auch den handel uw^faaed, mmi
können von hier aus enceiterungen su der idtgemeinen
bedeutung erwerbsthiUgkeit und wmt»§m-mnmn n« der
besonderen bedeutung handel mit seUMtreifeHigien waarea.
heratellung von waaren verfolgen.
a) für den mittleren begriff ist ein beispiel GöTHM
kennteichnend : man hatte mich dem handelsstand ge-
widmet, and zu unserm nachbar auf da« oomptoir ge-
than ; aber eben zu selbiger zeit entfernte rieh nMte feM
nur gewaltsamer von allem, was ich fOr ein ntocMfes
geschftft halten musste. der bühne wollte ich meine
ganze thätigkeit widmen ... ich erinnere mich noch
eines gedieht««, ... in welchem die muse dar tragieefaen
dichtkunst und eine andere frauengestalt, in dar loh daa
gewerbe per«oniflcirt hatte, «ich um meine werthe perw»
reoht waoker zanken. (Meisters lehrjahre 1, 8) 16. 41. dieser
mittlere begriff beherrscht vor allem die spräche der Ver-
waltung und gesetzgebung. vgl. auch unter gewerbeordnung,
gewerbesteuer, gewerbetreibende u. a. die sichersten merk-
male für die abgrentung dieses begriffes ergeben eiek
aus der amtliehen beruf s- und gewerbesählung des deut-
schen reiches, bei der schon der titd negative und positive
anhaltspunkte bietet : im jähr 1886 wird eine beruf«- und
gewcrbezählung für den umfang des reichs vorgenommen
. . . die vorzulegenden fragen dürfen sich, abgesehen von
dem Personen- und familienstande und der religion. nur
auf die berufsverhältnisse und sonstige regelmäszige er-
werbstliätigkeit beziehen, gesett betr. die vornähme einer
berufs- und gewerbesählung . . . vom 8. aprH 1886. de» ge-
werbe umfastt hier bestimmte arten regelmlsziger enrerbs-
thätigkeit, die innerhalb des allgemeine» befr\ffes beruf
eine gesonderte Stellung einnehmen, der rahmen, der diese
arten umschliestt, ist jedoch, tsie sieh seigen wird, dehnbar.
l)) dt« negativen bestimmungsmerkmale ; in den at\fängen
der berufs- und gewcrbezählung erhob sich die frage, ob
die landwirthschafl unter das gewerbe zu redinen sei. sie
wurde anfangs bejaht, dann aber durch bundesratktbetehtmus
verneint: in anbetracht, dasz die land- und fotltwMh»
Schaft für die feststellung ihrer zustände gegen die
übrigen gewerbe wesentlich abweichende elemente. wie
anbau und ernte, viehstand und grosse und besitzverhilt-
nisse der wirthschaften bedürfe . . . wird be«chlo««en,
land- und forstwirthschafl al« «olche von der beabsich-
tigten gewerbestatistik auszuschlieszen, und nur die land-
wirtbschaftlichen nebengewerbe in betracht zu ziehen.
viertdjahrahtfle zur Statistik d. d. reichs ItT* s. 4. wie die
landwirthsdu^ft einerseits , so ist andiiemift
thätigkeit im öffentlichen dienst vom te§r^0^ das
ausgeschlossen, das im besondsm den pnvatsrwer^
fasat. endlich sind unter den ben^fhartt» deaprivatm mi l> i
derum diejenigen durch die geicerbeordnung «msjftseUsaaea,
die eine höhere ieisserisch^n/Hiche oder MbMAcriseJW voriü-
düng erfordern: nieht als gewerbe sind nach der auf-
fassung der reichsgewerbeordnong ansusehen a) die auf
gewinnung roher naturerxeugnisse gerichtete thätigkeit
— die urproduction . . . fischerei. bergwesen und Vieh-
zucht . . . hieher (werden) auch zu zählen sein: acker-
bau, forstwirthschafl. gartenbau und Weinbau . . . b) die
freien künste — die freie wissenschaftliche, künstlerische
und schriftstellerische thätigkeit . . . c) die persönlichen
dienstleistungen höherer art, die eine höhere bildung er-
344
5479 GEWERBE (I. i begriff'sbestimmung)
GEWERBE {1, i. begriffsbesthnmung) 5480
fordern — die seelsorge, die erteilung von Unterricht, die
thätigkeit des arztes (über diese vgl. 2)). d) der öffentliche
dienst (hof-, Staatsdienst). Landmann commentar zur ge-
werbeordnung (1903) 1, 2iff.
2)) positive merkmale ergeben sich schon aus den strit-
tigen punkten in der frage der äbgrenzung. das haupt
bestimmungsmerkmal ist der priuaterwerb, und zwar die-
jenige fm'm desselben, in der auf die einzelne leistung auch
die gegenleistung erfolgt, die erwerbsthätigkeit wird hier
unter dem gesichtspunkt eines tausckgeschäftes erfaszt,
wahrend bei dem künstlerischen oder wissenschaftlichen
berufe die auffassung des honorars vorwiegt, aus dem
gegensatze des privaterwerbes gegen die öffentliche dienst-
leistung ergiebt sich auch der bürgerliche Charakter dieses
begriff s von gewerbe, mit dem geschichtlich die vmstellung
eines selbständigen betriebs verknüpftist{vgl. 111,1 und III, 3, a).
vgl.: das bürgerliche gewerbe theilt sich in zwei haupt-
branchen, nemlich in die handelschaft und handwerke.
Kreittmayr handwerksrecht bei Ortloff441; wo dieser
privaterwerb der öffentlichen Sicherheit oder Wohlfahrt
entgegen tritt, erfährt er von dort her beschränkungen
und eingriffe, aus diesem grttnde allein ist auch der
ärztliche beruf wiederholt von geioerbeordnungen gestreift
worden, weil bei ihm ebenso wie bei den apothekern die
ausübung des berufs an den nachtveis von kenntnissen ge-
bunden ist (vgl. gewerbeordnung , tit. X, straf bestimmungen
§ 147). dieser nachiveis aber wird nach der analogie der
bedingungen beurfheilt, die für die erlangung von gewerbe-
concessionen maszgebend sind, auf ein anderes bestim-
mungsmerkmal, das sich beim engsten begriffe von gewerbe
besonders geltend mncht (s. y), wirft hier der begriff des
landudrthschaftlichen nebengewerbes licht, denn bei ihm wird
die leistung, die art der arbeit, die vollzogen wird, ins äuge
gefaszt. dasz diese bedeutungsrichtung jüngerer entwick-
lung erwächst, wird sich später zeigen.
ß) die ertoeiterungen des mittleren begriffes gehen der
äbgrenzung zur seile, die oben festgestellt wurde und die
natürlich je nach den wechselnden bedürfnissen des Zu-
sammenhanges sich vneder verschiebt, innerhalb des privat-
erwerbs treten die grenzlinien zurück; der gegensatz des
privaterwerbs zur freien künstlerischen thätigkeit und zum
amt loird in der annäherung von gewerbe an allgemeinere
begriffe wie profession , beruf überbrückt, vne weit reste
älteren gebrauches, die aus der grundbedeutung von ge-
werbe unmittelbar stammen, hieran betheiligt sind, m,usz
im einzelnen erwogen werden, vgl. sp. biSiff.
l)) schon die geiverbestatistik zog die grenzen weiter als
die gewerbeordnung : diese Statistik soll sich auf alle selb-
ständigen betriebe der kunst- und handelsgärtnerei , der
fischerei, des berg-, hütten- und salinenwesens, der In-
dustrie mit einschlusz des bauwesens, des handeis und
Verkehrs, der erquickungs- und beherbergungsgewerbe er-
strecken, vierteljahrshefte z. Statistik des d. reichs 1876 *. i.
und lange vor dem ablehnenden beschlusse des bundesraths
war die landwirthschaft von einer richtung des Sprachge-
brauches in den weiteren begriff von gewerbe aufgenommen
worden, vgl. : das gewerbe des landwirthes. Garve (Adam
Smith i, 5) 3, 172 und oft; die landwirthschaft soll so viel
gewinnst und so viel ehre gewähren als irgend ein an-
deres gewerbe. (Iselin) versuch über d. gesell. Ordnung 4:2;
mein verlangen war schon damals, ein bauministerium
für die sämmtlichen bauten und ein gewerbeministerium
für alle gewerbe zu haben ; ich erinnere mich des argu-
ments: das landwirthschaftliche gewerbe ist auch ein
gewerbe, der handel ist auch ein gewerbe, alles gehört
unter den begriff des gewerbes und sollte ministeriell in
einer band sein. Bismargk (rede im abgeordnetenhause
1878) 7,220; ungefähr auf dieser linie hält sich au^h
ein versuch der rechtliclien fesflegung des weiteren be-
griffes : da sich auch in der preuszischen gesetz-
gebung keine ausdrückliche definition von 'gewerbe'
findet, so . . . (isf) . . . kein grund ersichtlich . . . von
einem anderen begriffe des gewerbes auszugehen , als von
dem weitesten, der im gewöhnhchen sprachgebrauche
heutzutage mit diesem worte verbunden wird, nach wel-
chem demgemäsz jede zum zwecke des erwerbes als
unmittelbare einnahmequelle betriebene dauernde thätig-
keit darunter verstanden ist, mit ausnähme der rein
wissenschaftlichen und rein künstlerischen berufe, sowie
derjenigen der öffentlichen beamten und der geistlichen.
entscheid, des reicJisgerichts in civilsachen (1897) 39, 137.
hierzu vgl. die adjectivbildung gewerbsmässig, aber auch
diese grenzlinie, die den allgemeinen Sprachgebrauch zu
treffen sucht, wird von den einzelnen Stilisten gern über-
schritten, bald ist es das moment der dauer oder der ge-
setzmäszigkeit, das bei seile geschoben wird, bald der unter-
schied zwischen privaterwerb und öffentlichem dienst, bald
der gegensatz zwischen erwerbsthätigkeit und wissenschaft-
licher oder künstlerischer leistung ; vgl.: sogar die schrift-
stellerei ist davon (von Überfüllung) nicht ausgeschlossen,
.... konnte diesz geistige gewerbe übersetzt werden, wie
viel mehr war es bei den mechanischen zu erwarten.
Jon. Adam Weisz über das Zunftwesen (1799) 99;
Schaft auch (Venus), dasz indessen das wilde gewerbe des
krieges (fera moenera miUtiae)
mög tiberall entschlummern in allen landen und meeren.
LucREz de verum naturae (1,80) wöers.t). Knebel ;
je ausgezeichneter und nothdringender das land, der
boden, das gewerbe, der stammcharakter seiner bewohner
ist, auch die lebensart und Verfassung seiner bewohner
sein werde. Herder (ideen z. philos. d. gesch. d. menschh.)
13, 451 ; auf den punkt zu gelangen , wo . . , wir sie als
kunst gar nicht mehr gelten zu lassen vermeinen . . . was
sich uns in den gewöhnhchen theateraufführungen dar-
bietet, zeigt ganz den Charakter eines sonderbaren , und
sogar sehr bedenklichen gewerbes, dessen betrieb ledig-
lich auf die möglichst günstige Zurschaustellung der per-
son des Schauspielers gerichtet zu sein scheint. R. Wagner
(über Schauspieler u. sänger). unter dem begriff 'gewerbe'
wird jede gleichmäszig fortgesetzte, auf gewinn gerichtete
selbständige thätigkeit verstanden. F. Hoffmann anmerk.
zur gewerbeordnung tit. I § 1. müheloser , gröszer und
sicherer, auf kosten des gegenkontrahenten ist der ge-
winn aus den strafbaren gewerben , wie hehlerei , Wu-
cher, unberechtigtes jagen. Kaiser gevcerbsmäszigkeit im
glücksspiel 37 jf.
2)) diese Verschiebungen hatten schon in der mitte des
18. jahrh. die erscheinung gezeitigt, dasz der Sprachgebrauch
nicht blosz in der gelegentlichen Verwendung des freien Schrift-
stellers, sondern sogar in der terminologie eines und des-
selben faehmanns schwankte, vgl. : man kann alle gewerbe in
drei hauptarten eintheilen, l) in blosz handelnde gewerbe,
2) in gewerbe, die zugleich arbeiten und handeln, und
3) in gewerbe, die allein arbeiten und gar nicht handeln,
v. JusTi staattoirfhsch. 2*, 375; es sind aber eigentlich
viererlei hauptarten der gewerbe, nämlich i) der erden-
bau , 2) die manufacturen , fabriken und handwerker,
3) der kaufhandel innerhalb landes, oder die krämereien
und höckereien, und 4) die künste und Wissenschaften.
ebenda!, 266. dazu vgl. die Unterscheidung (policeywissensch.
128) : l) landesöconomien, 2) manufacturen und fabriken,
3) bandwerke, 4) commercien und gewerbe.
y) die bedeutungsverengerung geht von dem unterbegriffe
des handeis aus, der sich in selbständiger entioickelung
(blosz handelnde gewerbe bei Justi) von dem allgemeinen
begriffe löste, so setzte sich an dem, was im alten rahmen
verblieb, ein engerer begriff fest (gewerbe, die allein ar-
beiten und gar nicht handeln bei Justi). dieser neuere
engere begriff ist am sicliersten in einigen ableitungen und
Zusammensetzungen zu fassen, vgl. gewerblich im, gegen-
satze zu gewerbig , gewerbisch (s. d.); vgl. gewerbekunde,
technologie : vgl. das oben erwähnte landwirthschaftliche
nebengewerbe. zum gebrauch des einfachen wortes vgl. .-kunst-
und handelsgärtnereien . . . gehören zu dem grenzgebiet'
bei dem man oft im zweifei sein kann, ob man 'noch'
bei der landwirtschaft oder ' schon ' beim gewerbe ist . . .
insofern ist die handelsgärtnerei ein schönes beispiel für
das charakteristische der urproduction und der Verwand-
lung, durch glasanlagen u. s. w. sucht der gärtner von
der natur sich möglichst zu emanzipieren, durch Studium
des pflanzenlebens wird er von der gewerblichen be-
handlung stets wieder auf die natur zurückgewiesen.
ergebnisse der berufs- und gewerbezählung von 1895 in
Württemberg s. 72 ; als berathende stelle steht (bezüg-
lich des getoerbewesens) dem minister (des innern) die
technische deputation für gewerbe mit der bestiin-
6481 GEWERBE (I, i begriffsbestimmung)
GEWERBE (I. t bedeutung$entwicklung) 5482
mang zar seile, da» wissensohafUiche der gewerbekande
CO verfolgen. Hub de Grais handlmch d. vtrfaatung
und Verwaltung 681; im weitesten sinne ist gewerbe
jede auf äuszem erwerb gerichtete beschäftigung, welche
als regelmäszige lebensaufgabe betrieben wird, in bereit«
verengertem begrif? stellt man das gewerbe dem wissen-
•ohaftlichen nnd künstlerischen erwerb als illiberale b«-
sohRftigung gegenüber. . . . nach einem andern häuRgen
Sprachgebrauch wird gewerbe als stoffveredelnde beschäf-
iignng einerseits den stoirschalTenden besoh&ftignngen
(bergbao . . .) andererseits den gUtervertheilenden beschäf-
tigungen (dem handol . . ) entgegengesetzt. Schäpplb in
BLUNTSCiiLi'n dUeh. ttaattteOHerbuch 4, 818; ßk- diesen
engsten begriff von gewerbe ist das Verhältnis sum lehn-
wort Industrie kennteichnend. vgl. III, 8) a).
b) ift gelegenÜiefter Verwendung eintdner sehrißstelUr
und im mundartlich b«eii\flusMtmi Sprachgebrauch weiterer
kreise begegnen beispide für andere bedeutungen von ge-
werbe, dt« von dem eben gewonnenen begriff ioeit abstehen.
a) bei der einen gruppe handelt es sich swar auch noch
«m eine fhäHgkeit, aber nicht um eine dauernde, vielmehr
um eine vorübergehende; und das siel, mit dem sie ihren
abschUiSM erreicht, ist nicht auf gelderwerb eingeschränkt,
sondern erfastt die verschiedenartigsten menschlichen an-
liegen: vgl. aufs gewerb gehen =-= freien im badi-
sehen volkagebrauch , vgl. aucfi Schiller 8, 8Aö (». unter
II, i) a) ß); 08 giebt keine offiziöse presse; es ist mein
erstes gewerbe gewesen, als ich das ministerium tiber-
nahm, dieselbe abzuschaffen. Bismarck {pretisa. abge-
ordnetenhaus 22. 1. 1864). klagte stein und bein äwer sine
geldverlegenhcit, so dat Axel tauirst gor nich mit sin
gewarw ruterrUckon kunn un sick vor sick sUlwst
sohftmte , den mann . . . mit en anliggen tau kamen. P.
Reuter {stromtid eap. 83) 8. 49, Seelmann u. a. {vgl. II. 2) o) a).
anders xubeurtheiUn ist: du siehst ich habe so viel gemtiths-
rnhe hier, um mich dem ungewohnten gewerbe des pliine-
machens hinzugeben. Bismarck bri^e an seine frau
684. hier liegt erweiterung des unter a) behandelten be-
griffes vor.
/S) in anderen Verwendungen handelt es sich gar nicht
mehr um eine thiitigkeit, das Substantiv zeigt sachbedeu-
tung: kaufte er das wirthshaus und die mühle und konnte
4500 fl zahlen (und) . . . diese gewerbe einrichten. Pesta-
lozzi £t«n/Mirdu. Qertrudi,nQ; einem jeden soll sobald als
möglich ein eigenes gewerbe eingerichtet werden. Götiie
{Meisters lehrjahre%,\)iO,w&; wegen familienverh<nisse
ein gUtcrgewerbe, bestehend in Wohnhaus, scheune, schöpf,
alles freistehend, wiesen, streuland und walt. tageaan-
teiger für die stadt Züridi 18. 7. 1898. vgl. auch unter 111,8,*.
/) am iveitesten ab steht die concrete bedeutung gewerbe
^ gelonk, die bei BOroer, Jung Stillino ujid Götue
beaeugt und die mundartlich verbreitet ist, vor allem im westen
des fränkischen Sprachgebietes, am Mittel- und Niederrhein :
gewerb . . . gelenk eines gliedes. Autenrieth pfälz.
idiot. 68; gewerb . . Wirbel, gelenk. Lenz, der Handschuhs-
heitner dialect I, 81; gewerf . . . gelenk. J. Müller und
W. Weitz Aachener mda. s. 68; gewirw, gelenk. Ganoler
lexieon der Luxemburger Umgangssprache s. 179. für den
Südosten teugt nur ein vereinzelter beleg bei Unobh-Khull
steir. Wortschats 890>. Schuellbr 88, gei gttst gewerb »>
gewindo an, doch ohne belege, nur verweist er auf ge-
worbig.
8) bedeutungsentwickdung. a) mit der bedeutung ge-
lenk ist der anschlust des sttbsfantivs an das verbum
erreicht, mit dem gewerbe etymologisch tttsammetihängt.
wie in wirbel (wirbel an der geige, rückenwirbel am
menschen) die bedeutung drehen, sich bewegen, dt« den
Verwendungen von werben als ausgangapunkt dient, un-
mittdbar erhalten ist, so auch an gewerbe im sinne
von gelenk. nur ist für diesen ttrsprünglichsten
sinnlichen gebrattch von gewerbe dt« Vorstellung einer
thätigkeit, einer bewegung , wie sie an wirbel = vorago
(luftwirbel) noch fortlebt, gans durch die sachbedeutring
unterdrückt, diese untetdrückte Vorstellung der thätigkeit,
die funktion eines nomen actionis. liegt aber um so deut-
licher den mannigfachen Übertragungen tu gründe, at^f
deneti sieh derfrühestbeteugte gebrauch von gewerbe at^fbaut.
gewerbe verblastt ttt der bedm4tuBg bewegung, thätigkeit
und berührt sieh kierin at^fs engst» wut w«rlranj|. ^Ueaer
allgemeinste htfriff wird in der AUam» »fmtm ftgfiiegß
und in der neueren vereimstU wieder surüekeistrM : were
nebet man von Ozen, aber fewerlx) ist, sA man mit n-
dellcher beschcidenheit sieh Bebet von innen, meistmr
EcKiiARTS, 4«: gewerbe ist besser alsgeerbc. P. L. Jahn
8,091. so allgemein ist jedoch dieser begriff nicht überall
g^astt ; es sind weitere und engert forwum ms fcurnuw,
jfe nachdem die thätigkeit als eine mraherftUmdt ader
dauernde aufgefastt ist, und je nachdem sie «t» de»
absoluten oder relativen gebrauch von werben anknüpft.
seitlich begrentte thätigkeit. die von dem absottitm begriff
des verbums getragen ist, liegt t. b, vor im t
der krt nam er vil eben war.
er sprach : 'foit frne; dich, gevattartta
wa; ist daj Mwerbe dtn?'
'ich brflet min ei(«r', sprach dia kri,
'als mtn gesiecht taot anderswA'.
BoNBR eddttein 40, 48 Pfeifer (vor. gMehefU).
vergleiche II, 8, a, a). aus solchen verwendungem Wt muek
die bedeutung 'besorgung, vorhaben, mnliegen' m» erUMren,
die am niederdeutschen boden noch heute haftet, sum äl
teren weiter ausgreifenden gebrauch vgl. t. b. : waa solt
einer von dem andern habenn , wenn sie alle gleich
einerlei botschaiTt annd gewerbe von einem herrn haben ?
Luther von dem bapsttum D i*; das ich den selben son
bewegt hott, mein nodt und gewerb dem forsten antzo-
tragen. sermon v. neuen testatnent C 8*. tu anderem »praeh-
gebiet sind die bedeutungen lebendig , die die teiÜiek be-
grenzte thätigkeit entwickdt. wenn sie vom relativen ge-
brauch des verbums ausgeht , vgl. s. b.: e« was ein rlcher
burger . . der bette nQwent ein einige dohter and was
die gar schoene und was vil gewerbes ambe sia. daz sia
in die weit solt kummen stn. predigtmärlein des 13. jahrh.
Pfeiffer s. 9. dte«e verxoendungen gehen unserem gebrauch
von Werbung paralUl, vgl. : daramb aohickt der keiser ein
legation an kOnig Philipsen and lies an in werben die
weil sie zwene ... die fUmemsten . . . der Christenheit
weren, stunde jn zu das sie in diese Spaltung sehen .. .
aufT solche Werbung ward jnen . . . zugesagt, bapotkrt»
. . . gegen keiser Friderichen Barbarossa geübt { Wittenberg
1646) P. fraglich ist, wie weit in diesen tusammen/uing die
bedeutung kaufvertrag, verhandlang gehört (II, 8) a) /^.
b) von dem letzten strittigen fall abgesehen hielt sich bis
hieher die entuncklung im rahmen der bedeutungen, die auch
am verbum und seinen ableitungen (wirbel, werbimg) tu
belegen sind; die isolierung des Substantivs geht in der
richtung von erwerben, erwerb, und ist verknt^^ mit der
ausprägung des begriffes der dauer. dieoe» moment der
dauer ist sowohl in allgemeiner fassung ausgeprägt {vgl.
den gebrauch der geistlichen litteratur (II 8, 6) als auch in
der engeren richtung auf den erwerb , dt« vor allem die
geschitflsspraehe des id. jahrh. beherrscht, wie die entwich-
lung swischen diesen beiden formen verli^. läset sieh im
eitudnen nicht sicher stellen, die Verwendungen, die mit den
lateinischen terminis negotiam, qoaestus, commerciom tt»
parallele traten (III, i), können unter dem getiehtepunkt der be-
deutungsverengerung aus dem begriff thätigkeit, fMehftft
abgeleitet werden, aber man könnte metdk mangekekri wüt
Wächter de» Ae^r\^ oommatatio ot« «UM [
von gewertM ansprechen {vgl. a. a. o. 56i) und
handel etn« bevorsugte Stellung im bede%Uung$u^/knf dm
Wortes a%urkenn«n. thatsache ist jede^fatla.
negotium , commercium sich
gewerbe, dt« den Sprachgebrauch der m*nk»eh4*utatlsm Pe-
riode einleitet, dem städtischen titterbtttbin dm emageken-
den mittdaltero erwächst und in dimem rakemm betnOktiU
icerden must. dieser begriff schliesat scwekl de» hsAdel
als attch das handweik tn sich ■ di« theHneJtme dm ksrnd-
werke an diesem begriffe ist bedingt durch de» vertrieb der
waaren, die m ver/brHgte, meU dwrA die ktrttenumg der'
selben, aus dem städtischen, bOrgeriieken ^mrmkter diese»
geicerbes erklärt sich auek der muatehlujn der landwirth-
sch<^ft, während der gegenoatx gegen das amt und den
wissensehn/Uicheti beruf schon darat^f beruht, daet diese
formen der bethätigung, die eich tu geeehloeeenen berufen
erst allmählich entwickdten. die eneerbsthätigkeit immer
mehr ausschlössen : auch die amptleut in iren ümptem desto
Beisziger, so ist einem ieden ein nemlich lone t>estimbt
344*
5483
GEWERBE (I, 3 Statistik)
GEWERBE (I, 3 Statistik)
5484
allein iedoch so haben unter denen die zween loszunger
die pesten besoldung, dann sie dürfen daneben sonst
kainen handel oder gewerb treiben (eis negotian non
licet), aber der siben alten herrn hat ie ainer ein jar
funftzig gülden, und werden inen darzu . . . vil guete
empter, alsz siglung der brief, testament und anders, da-
von sie grossen nutz und gewin haben, verliehen, deutsche
Übersetzung von Chr. ScHEUERL'septs^e/- über die Verfassung
von Nürnberg, d. städtechron. 11, 793; wir wollen auch un-
sern pflegern , richtern . . . ambtleuten .... in unsern
statten und märckten nit gestatten , ainich bürgerlich
handel oder gewerb wider der statt und märckt willen,
neben ihnen mehr zu treiben, ordmmgen d. fürsten-
thumben Obern und Nidern Bayrn (l616) 619. u. a. dazu
vgl. die bestimmungen des preuszischen landreckts und aus
der neueren litteratur : ursprünglich waren die professoren
privatlehrer, um die sich schüler sammelten, die ihnen
daher ganz naturgemäsz ihren Unterricht bezahlten; auf
diese bezahlung war der professor angewiesen, darin be-
stand ihr einziges einkommen; die professur war somit
ein gewerbe, kein amt. Tu. Ziegler der deutsche student
am ende des 19. jahrh. 211 5 ; besoldung durch den staat
und kollegiengelder von den Studenten , also amt und
gewerbe zugleich, s. 212. an diesen gegensatz des städtischen
privaterwerbs gegen die berufsarten des landlebens einer-
seits und den öffentlichen dienst andererseits knüpfen dann
die erweiterungen (vgl. III, 2) und Verengerungen des begriff es
an (vgl. III, 3) , die oben festgestellt tmirden, und unter
denen die bedeutung von gewerbe als der Verfertigung
oder bearbeitung von waaren die jüngste und bemerkens-
werteste stufe der entwickeltmg bildet.
3) Statistik.
a) des litterarischen gebrauches: die hauptpunkte der
entvxickdung , die ivir eben gewonnen haben, sind auch
für die zeitliche gliederung des gebrauches maaszgebend:
die bedeutungsgemeinschaft mit werben, wirbel, Werbung
beherrscht den mittelhochdeutschen gebrauch, während die
neuhochdeutsche periode durchaus durch die isolierung des
Substantivs vom verbtim charakterisiert toird. dasz aus-
läufer des älteren gebrauches in die neuere zeit hinein-
reichen und ansätze des jüngeren gebrauches loeiter zurück-
liegen, steht dem nicht entgegen.
a) der mittelhochdeutsche gebrauch.
l)) der erste beleg fällt frühestens in das 11. jahrh. :
si urageten in {den boten) genote
nach allem niu maere und wag sin gewerft waere.
genesis u. exodus 43, 1 Diemer {bei Hoffmann
gewerf 2, 34), ebenso 55, 20.
toeit früher ist das verbum bezeugt, das noch mit dem
guttural im anlaut überliefert ist, vgl. hwerban Gr.\ff 4,
1229. in die gleiche zeit reichen auch andere substantiva des
selben Stammes zurück, so hwarf (im Heliand, vgl. warb, m.,
congregatio, vertigo, sibun warb = septies s. Graff 4,
1235) und gihwerbitha (gihwerbithu thera gotcundhi in
fleisg, conversio7ie divinitatis in carnem. Weiszenburger
katechismus z. 9l). die substantiva, die heute noch fort-
leben, sind in den ältesten belegen schon mit dem anlaut 'w'
überliefert: warba, motus, vicis . . . warbunga, umpi-
wervunga (vertigo coeli) Graff 4, 1235. 1236; werbil, wirvil
ebenda, 1237. seit dem schtound des gutturals fallen die
mit hwerban verwandten substantivform^n lautlich zu-
sam,men mit anderen, die zu der sippe von werfen ge-
hören, denn der labial im stammesauslaut wird tmter dem
einßusz der betonungsverhältnisse und der mannigfachen
gestaltung der sufßxe bei der ersten gruppe auch in der
Schreibung eines Spiranten, bei der zweiten in der eitles ver-
schluszlautes überliefert, vgl. iares umbiwerf, anniversaria
(Graff 4, 1237) zu hwerban und die nebenformen gewerft,
gewerf zu gewerbe (s. unter 4). davon zu trennen sind die
zu werfen gehörigen bildungen gewerf, gewerb, umlage,
Steuer (cawarf, conjectura Graff l, 1039) und gewerf, ge-
werff, gewerb, wurfgeschosz, gewehr, wehr, zwiespältig ist
auch die herkunft bei werft (s. d.), das mehrere bedeutungen
aufweist; hier lassen die verwandten sprachen darauf
schlieszen, dasz die bedeutung kette eines gewebes zu
werfen, die bedeutung werkplatz, arbeitsplatx zu werben
zu stellen ist.
2)) die mittelhochdeutsche dichtung hatte vor allem das
zeitlich begrenzte an gewerbe hervortreten lassen, hatte die
vorübergehende thätigkeit und zwar in der absoluten wie in
der relativen fassung gepflegt, die epik fand schon bei den
zahlreichen begegnungen, wo der eine den andern in über-
raschender thätigkeit antrifft, gelegenheit, die formet wag ist
dag gewerbe din? einzufügen; die gleiche formet stellt
sich auch bei begrüszung von boten ein. die relative
fassung kommt in der epik bei den liebeswerbungen zur
geltung. die ältere rechtssprache ist mit der bedeutung
vertrag, Verhandlung betheiligt, deren Stellung innerhalb
der bedeutung sentioicklung strittig ist. in der geistlichen
dichtung wird schon von dem Servatius ab das mom^ent
der datier aw gewerbe herausgearbeitet und umgedeutet,
wie andererseits die iveltliche richtung der bedeutungs-
enttcickelung im sinne von erwerb schon bei Hartman
V. Aue vorbereitet erscheint, dazu vgl.: tragit dig hin-
wec hin und machit mines vater hüs nicht ein hüs
des gewerbis. Beheims evangelienübers. Joh. 2, 16 (zum
kauffhause Luther), bemerkenswerth ist, dasz die als
älteste tmd früheste aller dieser bedeutungen anzusetzende
parallele gewerbe = gelenk in mittelhochdeutscher zeit wenig
belegt ist, sie ivird eben hauptsächlich in der medizinischen
litteratur dargeboten.
ß) für den neuhochdeutschen gebrauch ist es schon be-
deutsam, dasz Luthers bibelübersetzung, die t;on gewerbe
überhaupt spärlichen gebraiich macht (vgl. z. b. Matth.
22, 5. Joh. 2, 16, wo in Beheims evangelienübersetzung
gewerbe gesetzt ist), fast ausschlieszlich nur die bedeutung
erwerbsthätigkeit pflegt, nur allein Jonas X, 8 (was ist
dein gewerbe) liesze sich zur noth für den älteren um-
fassenden begriff' der thätigkeit verwerthen. an den stellen,
ICO Luther gewerbe in der annäherung an erwerb ein-
führt, zeigen die älteren Übersetzungen meist andere sub-
stantiva: hantierung, geniesz, gewinn (vgl. III, l). die
gleiche bevorzugung der bedeutung erwerbsthätigkeit, nur
mehr in der richtung auf handeis- und Verkehrsbeziehungen
ist in den Chroniken, reisebeschreibungen , Übersetzungen
und der rechtssprache des 16. jahrh. icahrzunehmen. daneben
allerdings werden auch ältere bedeutungen ttrieder aufge-
frischt, vor allem durch die medizinische litteratur, die
die bedeutung gelenk zu ehren bringt, freilich ohne dasz
der zusammenlmng mit gewerbe = commercium erkannt
würde, in der gleichen periode bahnen sich auch die
wirthschaftlichen Verschiebungen an, die zunächst die er-
Weiterung des begriffes gewerbe als eines nahrungszweigs
einer berufsart zur folge haben, die ergebnisse spiegeln
sich in der volkswirthschaftlichen litteratur des IS. jahrh.,
vor allem in der Übersetzung von Adam Smith durch
Gar VE. dieser hatte schon in seinem original einen weiten
bedeutungsu/mfang des englischen trade, das er ausschliesz-
lich mit gewerbe übersetzt, vorgefunden, er giebt aber auch
die Worte employment, business mit gewerbe wieder, be-
einfluszt war diese erweiterung zugleich durch Verschiebungen
auf sprachlich-stilistischem gebiete, hier ist es vor allem
Herder, der gewerbe gern im allgemeinsten, weitesten sinne
für beruf einsetzt, ihm folgt in geicissem sinne Göthe, der
gewerbe besonders gerne vericendet und der in der m^annig-
faltigkeit seines gebrauches fast den ganzen bedeutungs-
umfang bloszlegt. bei Göthe kommt namentlich auch der
engere begriff (gewerblich) zur geltung. nach anderer seife
ist Immermann bemerkenswert , der die redensarten, in
denen sich die bedeutung verflüchtigt, überblicken läszt.
b) die Wörterbuchnotizen toerden der weite des bedeutungs-
umfanges noch am, meisten gerecht, insofern sie die ein-
zelnen Verwendungen neben einander btichen, später werdeii
auch versuche gemacht, eineti Zusammenhang zwischen
diesen zu finden, schon Stieler, der jedoch die bedeu-
tung gelenk nicht hereinzieht, knüpft gewerbe an Werbung
an, und Adelung schlieszt den ring, indem er für gelenk
und Wirbel die beziehung herstellt, er erinnert an gewerbe-
bein im sinne von wirbelbein am rückgrat. andere wör-
terbücJter halten sich an einzelne bedeutungen, so nament-
lich die mundartlichen, die entweder die bedeutung gelenk
oder die von besorgung einzeln buchen, die bedeutung er-
werbsthätigkeit tdrd nur in den älteren wörterbiXchern für
sich alleiti gestellt, vor allem in denen des 16. jahrh. seit
Kilian, Hulsius, Henisch mehren sich die bedeutungs-
angaben, die nur in den deutsch lat. wörterhüchern später
wieder zusammenschrumpfen.
5485 GEWERBE (I, s ttoHtHk)
a) umfuaaende angaben: gliew«rf, actio, negotiatio;
ghewcrf der Icden. ligatura Kl MAN 140^; gewerb, gelenck,
une Joincture. gewerbo in dem rücken, U» verUbra*.
gewerb u. handUiicrung, tmfßque. marehandiae. Hui.Hiu«
(1618) 188» {im ital.deuhch. xcb. von 1606 itt gewerbe nur
bei managgio gebucht, a.u.); gewerb, gelenck . . . gewerb,
handthjerung Hkniscii ifiOT; gewerb, geichefft, um ajfaire.
negotium . . . befelcli und amt, une eommiaaion et voeation
. . . bandet, handelung, liandlierung. . .gelenck. DuBz(l664)
198'*; gewerbo, gelenck . . . handtthierung IUulbin l.Stt^;
flierwo l'OMKY133; teutach engl. tcb. (nie) ni {hitraueh:
ein gewerbe oder oino botschaft boHlellen); Ai.F.n M6*
(hier auch gewerb, gewinn, luerum, quaeatua); genau ao
Bayehwi; ähnl. FHisrii 8, «O«. KnAUKK 8, W». nouveau
dict. des paaaogera (177«) 8, 879 ; Hkükhicii prompt, lat. pro
bat. 1, 1438; gewerbe ... ein an einem grOszern körpcr
befindHclier kleinerer, welcher sich umdrehen läaiet —
a. werben und wirbol . . . geschäft , welches durch einen
gang und mUndliche bestellung ausgerichtet wird; im
NiederHllchs. werf. . . in weiterer bedeutung, der ganze
Zusammenhang von geschäften, womit jemand seinen
unterhalt erwirbt. Aoeluno 2, 65*. 666. dazu vgl. noch
liii.PEur 1,46S<* u.a. vgl.auchBKlL technol.wb. 848; AuTüN-
KiKTii pfälz. Idiotikon bS. UNOEn-KHULL tteir. «/ort-
achata iw^.
ß) umfaaaende angaben mit auaachluat von gewerbe ^
gclenk: gewerbe, das, idem est quod Werbung, in specie
autem negotiatio, mercatura, commercium, quaeülus, ge-
nus vivendi . . . gewerbo bei einem tuhn, sive vorbringen,
. . brief - gewerbe , freundschaflsgewerbe , amtsgewerbe,
liebesgewcrbe. Stielkk 2547.
y) einaeitige auaprägung der bedeutungen erwerbsthätig-
keit, crwerb, handel: gewerbe oder hantierung, contractu»
vocab. theut. {Nürnberg 1488); negotium, ein gewerb E.
Ai.BERUs nov. dict. F 8»; gewärb {der) wäg und weisz ze
gewinnen, quaestua, commercium. Maalbr 178'* {die be-
deutung gelenk ist dort unter gewilrble gebucht a. 800**).
vor allem die lateinisch ■ detttscfien tcörterbilcher führen
gewerb ilbereinatimmend unter commercium, quaeatua,
negotium auf, während sie unter articultia, junctura
nur andere aynonyma buchen, ao für daa iS.jahrh.: Seh-
ranus, Ciiolinus-Frisius, Fnisius, Fader, Bentzius;
für das n.jahrh.: Calvisil's, Corvinus, Gartiiius,
CK1.LARIU8 und für daa.iS. Jahrh. noch Dentzler, Ja-
NUS, Mathiae , DnuiiBLluS. daa gleiche gilt für das
itid.-deutache wb. von Hulsius: traffico, managgio, handel,
gewerb 808*; dazu vgl. gtvrctb, commercium, negotiatio VV.
SciiÖNSLEUKH prompt, germ. lat. V 5*; ebenso Gürtler
8, 74^ Weismann 157*. Kirsch 180»; commercien, kaufT-
mannschaft, handel und wandet; gewerb, handthierung
Sperander a la mode sprach der Teutschen 129*; man be-
greift unter gewerbe im weitesten sinne jede erlaubte,
auf erwerb gerichtete und berufsmäszig ausgeübte privat-
tbätigkeit. Tiiiei. 4,423.
d) die bedetitxtng , besorgung, anliegen, auftrag : warf,
ein zu bestellendes gewerbe. versuch eitles bremischniedera.
wb. 6,200. gcwarw, warw selten für getcerbe, Jiandwerk,
häujig für bestellung, auftrag an eine peraon ; h6 hat sin
warw anbracht; ick helT in d' stadt 'n warw. Danneil
wb. der altmärk.plattdeutsch. mundartM*; vgl. auch Bbro-
iiAUs I, 666; gewerbe, werf (m&kc), sich etwas zu thun
machen unter Vorspiegelung einer anderen absieht. E. L.
Fischer Samländische mundart !t'i.
c) die bedeutung gelenk: a7iovdv?.og , vertebra, gleich,
gewerb am leib. N. Frisciilin 78''; gleich oder gewerb in
dem rUckgrat, spondyli, vertebrae ... Em M ei. nomenclator
quadrilingttis 104, gewerb, junctur der beiner. Fulda ver-
such einer allgem. teutschen idiotikenaammlung 681, dasu
vgl. die oben {sp. 64*1) besprochenen Wörterbücher.
4) die formen, tieften der Vielseitigkeit der vencendungen
iataueh einegroate mannigfaltigkeit der formen überliefert,
die ältere spräche bevorzugt das masculinum, das auf ober-
deutschem boden sich sähe hält, das neutrum, schon aus
dem anfang des 13. jahrh. bezeugt {VTigalois, kröne), be
kerraeht da» mitteldeutsche und niederd. gebiet und setzt
»ich mit dem 16. jahrh. im schrißgebratirh fest, man hat
versucht, maac. und neutntm nach bUdung und grund-
betieutung gegen einander abzugrenzen {der erste versuch
GEWERBE (I. « formen)
5486
bei Hui.HU'i, der die bedeutung 'gelenk' dem ma»e.. die von
'handthierung' dem neutrum iuweitt) ; dieaz laut »ich J*-
doch auf grund de» überlii/erien wmteriaU nicht durch'
führen, zunächst muet man twisetteHdeu bmele» bildung»-
typen gewerft und ge werp (f ewerf , gewwb) »dmdm. 4i» tntt
iat in den füllen , in denen das gtnu» gtkmnmiekmit itt,
nur als maac. überli^ert. der netit» lypu» fMrt thm
ma»e. ttrie dem neutrum an; ur^prümftich idrd mtuh für
ihn da» «WIM. antunehmen »»im, wi» M mrwerb; üt itti"
lere entwicUung hat ihn dann in die grupp* d»r tmdraitm
bildungen mit dem huffix i («) Oierg^fa^rt dar dmMAaU
liexeei» dafür, daaa die formenveraekiedenhmtem nickt •»
der Verwendung und bedeutung haften, aondem indivi-
duellem oder landachßfUiehem gebrauch entsprangen, liegt
in den Varianten bei der Überlieferung mittelkoekd. ttaet»:
gewerf, gewerp {vorübergehende ÜiütigkeiC) ktuserekromik
11660; gewerp, gewerf, gewerft, gewerbe Iteeinua (/rag*
bei begegnungen: waj ir gewerp wäre); ebenso gewem.
gewerift, gewerf, gewerb Enikbl IMM; gewerp. geweriw
KuNRAU V. WOhzuuru trtfj. krieg ttnt; gewerft, gewerf,
genesis und exodu» 48, 1 {frage an den boten), Aenso
gewerp, gewerft Wigaloi» vxt»; gewerbt, gewerp SU>e-
lungenta,i {teerbung), ebenao gewerf, gewerft, gepet, ge-
werb Wigaloia 12566; gewerft, gewerf, gewerb Thomasin
0884 (ir gewerft und ir geslaht).
a) unterachiede in der wiedergäbe de» labial».
a) der apirant.
1) in den bildungen mit dem isuffix iat av
lieh der apirant überliefert {einzige ausnähme-, gewerbt \
achr. A des Nibelungenliedes 68, 4); in bayr.üeterr. xirkunden
(von 1290 u.a.) eracheint gewerft als maac. (^ vertrag, kauf);
in anderen ist das genus unsicher - Bietügger handsekr. b.
Iwein 6818; var. zu Wigalois lOOU, Emkel 190tt. lOUS.
18666. leben Christi 160. die form gehM schon den äUestem
belegen an .- genesis 48, 1 ; 66, 80 {Diemer); kaiserehronik 13606.
2) im attslaut ist der apirant in älteren bayrisch Österreich.
Urkunden überli^ert, von der andern seile bieten ihn die
rheinischen quellen der neueren zeit dar.
masculinum: gewerf XxiwercAroniTr 11660. österr. Urkunde
von 1291 {kat\f); iren gewerf treiben üaterr. weiath. i, 3»4;
unsicher bezüglich des genua: ir gewerf genesis; lurin
6818 {Florentiner und Heidelberger handschr.). gewerf »
gelenk. Kilian 146'*.
neutrum : grois gewerf {werbung) d. atädtechroniken U.SSO
(iCö^O ." gewerf (gewerw,gewierw) = gelenk in rheinischen
mumiartfn ; gewerf (werw) ■> anliegen, besorgung in nie-
derdeutschen mundarten.
8)) im inlaut vor vocalen : gewerves bat. Urkunde von 1188;
gewerve THOMASiN9926;j'«in^«»re^/o**e z.Seineke deVoaa.i.
gewerfen d. atädtechron. 27, 178 {2Iagdeburg).
ß) die tenuia im attslaut : gewerp.
masculinum: Nibelungen ü, t (B.C.); Kudrun tS», i;
Eree 9479; Tristan 10461 ; Parzival 774, 18. 77«, «8; Lanadet
3079; Neidhart 41 , 13. unsicher bezüglich de» genus :
Hartmann i.. büchleinlbilb; WigiUois ivm {var); Tristan
10648; Neidhart 43, 86; K. v. WCrzdurg Partonop. i»i»;
Biterolf 90öa ; neutrum: K. v. WünznURO troj. krieg S197S
{var.) Hermann v. Fritzlar, myat. i, 96.
;') die ptedia im auslaut: gewerb.
l)) abgrenzung des mase. gegen das neutrum {vgl. dazu
sp. 6488). währetid die bisherigen formen du» «Mwe. al» ober-
deutseh, da» neutrum als mittel- und niederdemtsA «rkemnen
lieeten, verschiebt »ich das bild bei den jüngeren teugniaaen,
die die media im auslaut dariitttm. gerade am OberHkein
ttetteifert mit dem masetUinum (ßut^buch von Konttana
1418; Villinger chron. u. stadtrecht, Zimmeraehe chron. «.«.)
nunmehr das nerttrum, das hier zuerst bei H.v. LanoeksTCIN
bdegt ist {Martinam. vgl. auch Überlinger Urkunde v. lUO).
auch Geiler v. Kaisersrero schwankt {w%ase. : posiill t.tt,*;
3,45*; netitrum: schiff der penitenzil*'). undVllUPThUJta
zeugt für da» neutrum. die Aug»burger und üUner
quellen halten da» ma»c. nur bi» sur mit^ de» lt. jthrk,
fest, und auch in die Saterreidi. «mmA. dringt dm» neutrum
ein (6, 817. 173. 468 nuue. 191. 106 neutrum). am »ihetten hält
sich da» ma»eulinum in der Schweiz, so bei Manuel,
Stumpf, Maai.er {aber in den Züricher stadtbüchem i.tl
neutrum); ja sogar noch bei Bräker der arme wuznn im
Tockenburg 78. 1?2.
5487
GEWERBE a. * formen)
GEWERBE (I, 4 formen)
5488
das neutrum, das in älteren mitteldeutschen quellen ge-
sichert ist (passional 453, 17 Köpke; Heinrich Hesler
evangel. Nicod. 3365. 2144; Jon. v. Würzburg; d. städtechro-
niken 2, 125; Michel Beheim), beherrscht auch die mittel-
deutschen drucke des 15. u. 16. jahrh. (Nürnberger bibel,
später Mathesius, Alberus, Münster), bis es durch die
volle form gewerbe verdrängt wird (noch bei Opitz l, 255
M. a., bei Sebiz 307 und Canitz gewerb).
2)) schwer hält es, die ältere bildungsioeise gegen jüngere
formen der kürzung, vor allem der apokope, abzugrenzen.
a)) loie weit die kürzung eingreift, zeigen die formen des
dativ sing, und des pltirals überhaupt:
a)) der dativ : \on dem gewerb Enikel 23814; Magde-
burger fragen i,i,i9; oberrh. Urkunden (1476); d. städte-
chron. S,li7; quellen z. bauernkrieg {Rotenburg) 85, (Ober-
schwaben) 165; Ryff Artemidorus 33''; Kirchhoff wend-
unmuti,2U; Pegius 28"; Eulenspiegel c. 4a; Hans Sachs
fabelnb,l32; Über vagat. bei Kluge1,48; Schaidenreisser
Odyssee 5^; Boltz weltspiegel V2^; Stöfpi.er v. künstl.
abmessimg'D^*'; Alpinus2»; Josephus deutsch \i9'^;¥iscvi-
Am bienenk. 15*; Gretter50; ös^. toeis^/t. 6,173; Garzoni
Schauplatz 36; Agykta grillenvertreiber 251; Prätorius
toündschelruthen59; Opitz 2, 249; RoMPLER^rerf. 1; Rachel
satyr. ged. 38; Göthe 19,127; Arndt erinn. 22; Heine
Italien l, 16; G. Keller bei Bächtold 2, 356.
dagegen gewerbe : Servatius 2826 ; Wigalois 5295 ; Basler
Chroniken 4, 87; Limburger chronik 39, 14; vocab. fheut.
(Nürnberg) von 1482; Sebiz /eM&au 288; Rädlein, Kirsch,
Bürger 162» (IZta*) 8, 163 ; Göthe (wahrh.u. dicht. 16. buch)
u. a.
ß)) der plural gewerb: urk. bei Sghmoller 290; "Über-
linger Urkunde von 1461 bei MoNß; S. Brant narrensch. 18;
Luther apostelgesch. 19,24 (bis zu der ausgäbe von 1524);
Emser neudru^k 83, 17; Mathesius Sarepta 8^, werke
2,82; Bock 13l»; Dryander arfeenei 8»; Garzoni 246»;
Ryff 62». 145''; Alpin us 12»; Fronsperger kriegsbuch
3, 293''; Aristoteles deutsch (var.); Rauwolf 38. 314;
Krafft rmen 125 ; Erasmus Frangisgi indisch chines.
lustgarten l, 14; Göthe, Hebbel u. a. vgl. unten, da-
gegen gewerbe: d. städtechroniken 2, 864. 6,235. 218; 11,
529; Villinger stadtrecht % IQI ; Diefenbach - Wülcker;
Luther (bibelübers. seit 1524); Mathesius Sarepta 230»;
Aristoteles deutscht V^; Kirghmaier instit. m^tall; Würtz
wundarznei 5S8; Sleidanus 300''; Garzoni 240*; Hars-
DÖRFFER 6,271; OpITZ1,573. 2,348; GÖTHfi 19,194; ImMER-
MANN 19, 188. gewerber bei Autenrieth pfälz. idiot. 63
und als Österreich, form bei Nicolai reise 4, 482.
oblique casu^: genetiv gewerb acta bei Londorpi, 69;
Rauwolf 93 ; österr. weisth. 6, 173. gewerben Tabernae-
MONTANUS 1521; da^v gewerben : Tengler laienspiegd ;
Kirchhoff wendunmut 286''. 125»; reichsabschied vonl530 ;
RAUWOLF231; Aristoteles Ti^; Andreae 59; Erasmus
Francisci Schaubühne 2,63; Tabernaemontanus 312 «.a.
b)) im nom. und acc. sing, ist gewerb nach Opitz (s. o.)
auch noch bei Olearius, Logau, Wernigke bezeugt,
ebenso in den älteren Wörterbüchern bis Stieler (bei die-
sem gewerbe) und von späteren noch bei Dentzler, Aler,
Weismann, Kramer, Wächter u. a.
c)) auch die classische zeit läszt die kurze form nicht
blosz vor vocal belegen (gewerb'in LiCHTWER/a5ein 173; ge-
werb'an dich Stolberg 4,169; ähnlich Göthe 12, 161. 23,27;
Jrie/e 8, 224; Schiller 3,14. 3,365.4,115. Voss, Mörike,
RÜGKERT u. a.), sondern auch vor consonanten: gewerb von
Gellert der Christ; ähnlich Bodmer ged. 116; Göthe
8, 201. 85, 83. 88, 302. 40, 278; SCHILLER 12,143; UhLAND
418; Immermann 17, 378; innerhalb des jambus begünstigt
der versschlusz die kurze form: Schiller 14, 339; Hebbel
1, 114; Immermann 15, 366.
3)) auch der genitiv sing, ist vereinzelt ganz ohne ßexion
überliefert: des groszen gewerb halb. Münster cosm^-
graphie 456 ; zahlreich sind hier auch die belege für syn-
cope : gewerbs Francf Urkunde bei Diefenbach und
Wülcker; d. städtechron. 2, 629 (Nürnberg); S. Fischer
Chronik V. Ulm 146; Binder Acolastus 4, 4; Fronsperger
bauordnung 29''; Schaidenreisser Odyssee 31^; Mathe-
sius 3, 89; WiCKRAM (goldfaden, ebenso Jei Brentano);
Urkunden leiLonDonp 1,220. endlich attcAöa Herder 12, 152.
dag'e^en gewerbes : l. büchlein Hautm. 785; WalTherOS, 8;
Parzival 785,16. 786,11; K. v. Würzburg ^rq/. Ärieg' 21762;
Ulr. V. Lichtenstein frauendienst 127, 18; Jeroschin
9845; Joh. V. Würzburg 7696; S. Franck Germania 396'»;
Fronsperger bauordn. 13» ; Opitz 2, 273 ; Herder ; Göthe
7, 134. 8, 205; Bonaventura nachtwachen 5i neudruck.
b) die bildung mit dem i (e)-sufßx, gewerbe, ist als
sicheres neutrum schon aus älteren m,ittelhochdeutschen
quellen belegt: Heinrich v. Türlin kröne 25726; Tho-
masin 9925 (gewerve); Wolfdietrich 1087; [ohne kenn-
zeichnung des genus : Itvein 5818 (nach späterer handschr.) ;
Türlin Ärojie 27309; H.v. Langenstein ilfar^ina 250»; Jero-
schin 2624o7; Basler Chroniken ^,38; Hesler evangel. Nico-
dem. 4168; ScHÜREBRAND(ed Strauch); Jon. v.Würzburg
7363; vocab. 12 bei Diefenbach u. Wülcker 619 (gewerb,
gewerp var.). [ohne kennzeichnung des genus : Eckhart ; ver-
^ra^'!;on 1489 SeiMoNE; befreiung für Lübeck von U73; Franc-
furter reichscorresp. 1, 1147- für die Schriftsprache war es
loiederum entscheidend, dlaszLuTHER die /orwi gewerbe in die
bibelübersetzung einbürgerte (2 Macc. 11, 29 gegen Koburger;
das genus ist nicht gekennzeichnet, darf aber als neutrum
angesetzt werden); ihm folgten: A. Corvinus/o?is lat. 479;
Sebiz; Vrätokivs saturnalien 312; Erasmus Francisci
Schaubühne 1, 292. 300; getr. Eckh. 181; Heilmann Thucy-
dides 739. 1092; Zesen Rosemund 182 u. a., unter den Wörter-
büchern gab Stieler das erste beispiel, ihm schlössen sich
an : Janus, Matthiae, Frisch, Adelung, vgl. auch gewerbe
. . . nicht gewerb. Heynatz handb. z. rieht, verf. v. aufsätzen.
e) für die Qualität des stammvocals sind die mundart-
lichen belege aus dem süden und dem norden des Sprach-
gebietes bemerkeiiswerfh. sie halten übereinstimmend an
der offenen ausspräche fest: gewärb, gewärbe S. Brant,
Binder (Acolastus), Frisius-Gholinus, Frisius, Bent-
zius, Maaler, Stumpf, Fischart, Alpinus, Pegius,
Sebiz, Zesen, RoMPLER, Uffenbagh 2, loi; vgl. gewarw,
warw Danneil u. a. für geschlossene ausspräche zeugen
7vestdeutsche belege: gewirw Luxemburger mda., gewierw
Waldeck., vgl. auch gewürbe Döbel (jägerpractica 2, 143»).
d) das präfix ist in niederdeutschen mundarten ganz
abgestreift (vgl. das werb ILvntzow 399. 360 u. a.); im
oberdeutschen unterliegt es der syncope: gwerft Stricker,
gwerb: Manuel, Maaler, Binder; S. Fischer, Hans
Sachs; Schaidenreisser; quellen z. bauernkrieg aus Ober-
schwaben; Ost. weisth. u. a.
e) der pluralgeh-auch liegt dem nomen actionis an sich
fern; er erwächst naturgemäsz den Verwendungen, die den
Übergang zur sachbedeutung vollziehen : gewerbe = ge-
lenk; gewerbe ■= erwerbsberechtigung (das alle gewerb
ab. Überlinger Urkunde v. 1461). auffallend ist der plural
in späteren fassungen der frageformel (was seind seine
gewerb alhie? Schaidenreisser Odyssee 4''; vgl. auch
den plural bei der bedeutung anwerbung) und in der
parallele gewerbe = quaestus (wendet denen nit geringe
gewerb zu. Luther apostelgesch. 19, 23. oder liegt trotz
der form des adjectivs sing. vor*), den eigentlichen aus-
gangspunkt findet der pluralgebrauch in der parallele von
gewerbe mit commercium, namentlich seitdem die gruppe
der betreffenden nahrungszweige immer mehr sich ver-
zweigte und ausdehnte, die gröszte Steigerung bedingte
aber der jüngere enge begriff: die gewerbe = die gewerb-
lichen betriebe (*. III, 3).
II. das Verbalsubstantiv in der bedeutungsgemeinschaft
m,it dem verbum und anderen ableitungen vom gleiclien
stamm, gewerbe == wirbel und Werbung.
l) die sinnliche gt-undbedeutung in der funktion des no-
mens actio7iis ist verblaszt, die litterarischen belege zeigen
sie nur bei der sachbedeutung noch lebendig : gewerbe =
gelenk (vgl. dieses sp. 3004^. und vgl. die viel belegte form
geleich sp. 2978 f.). die beispide Hnd verhältnismäszig jung :
vordem 16. jahrh. sind nur die folgenden bezeugt :... und
die läme ist als ain gesucht, und ettlich sprechent, das
si tötlich sei, und komt von ainer bösen feüchtikait, die
in die flügel und binden umb die lenden in das gewerbe
und gleich gefloszen und sich gesetzt hat . . . Mynsinger
V. d. falken 24 Hassler. iunctura, wirbel, wervel, gewerbe
handschr. vocabularien bei Diefenbach 312»; item di
underwamse hatten enge armen, unde in dem gewerbe jg
waren si bevehet und behaft mit stucken von panzern. "^
Limburger chronik 89, 14 Wysz; gewerbe (an einem thore) ™
5489 GEWERBE (II. l g«w«rb« » gelenk)
gu bcHHern. hVant/. baumeuiterhuch (JM\) 70* (KhiK'IK). daa
tubttantiv wird »oxcohl auf die organischen gebilde am
vienaehen und an der pßanie anffttemidet als auch auf
die entsprechenden nachhildungtn «M fträthe». $t*m fort-
leben des Wortes in heutit/en mundartt» vgl. $p. 5481 ; dOMU
vgl. die formen geworbboin, gewerblein m. a.
a) am hät\flgaten begegnet der anatomische htgryff, in
besiehung auf den menschen, hier bietet die medizinisch»
litteratur des 16. jahrh. die meiste ausbeute.
a) allgemeine vertceudung : an jedem ellenbogen ist
ein rundes beinloin, wie eine rolle, darüber die gewerb
aulT tinnd abgehen im knUohcl unnd gewerb der
handt soind in Jedem acht beinloin , welche kein
marok haben , darnach folgen vier handlbein ....
(lAn/o.M I »chauplatt . . . aller jtrofessionen 86 s. S46* ; hieniit
werden die go werbe der gleichen TerslopfTet . . . also,
das8 einem menschen unmöglich ist, dieselbige femer
lU brauchen , alldieweil solches fleisch in den ge-
werben der gleichen ligt. WOhtz praktika der m*nd-
artsnei 688 ; nachdem einem artzt fUrnomlioh von
nötcn die erkondtnuss der wunderbarlichen Zusam-
mensetzung, anfong und verborgene gewerb, aller glider
and zugehöre des monschllchon cörpers .... Dryander
artsenei 8* ; dieses Ol (jofuinneskrautöl ) schreibet Mat-
thiolus , heilet die wunden gar wol , sonderlich aber
die vcrwuiidotcn sennndcrn. ist auch dienstlich tu allen
kalten gebrechen der gliedor und geworben. Taukhnab-
MONTAN US neu vollkommen kräuterbueh 1681; derhalben
die da sagen, das der elephant kein glieder noch gewerbe
habe, die reden übel, sintemal er sich alsdann nicht
bewegen noch regen vermöchte, verdeutsch, der probUm. d.
Aristotrles (lM7) Ge**; warumb kan allein die schlang
für andern dergleichen thicren das haupt entpor haben,
also, das doch der ander leib still helt? darumb, dic-
weil nach der würrn ort die schlang von runden ge-
lenckichten geworben ist, und grOspege beine, bieghafTtige
geleiche hat T♦^
ß) localisieruiuf.
l)) warumb sind die tlnger in glied und gewerbe ge-
theilet?. . . warumb hat ein jglicher finger drei gewerbe,
aber der daum nicht mehr dann zwei? anticort: der
daunio hat auch drei geleich oder gewerbe, das dritte und
hindorsto aber ist an den arm gefasset . . . problem. des
Aristot. F4»; vom ende der finger rilckwärts in das gewerbe
und gelencke der band. Greber mathemat. friedens-
u. kriegasehule im.
I)) der gebänd seind zweierlei art, dann ettlich haben
jhrcn Ursprung, wie ietz gesagt, von den schnierlein der
meUszfloisch , die andern entspringen von geworben der
bein Rypp Chirurgie e**; {das hüftbein) . . . hat
oben ein runden boltzen, welcher sich füget in die hole
des hufftbeins, unnd ist sollichs gowcrb oder verglenckung
mit vast starckem gchlind bevestigt. ebenda 84^ ; das coxa . .
ist ein grossz marckecht bein , an beiden enden, die
oberest rondigkeit ist genannt das gewerb, dos sich hinzu
neigt und würt empfangen in die bUchssen oder schUssel
des schlosszbcins, und ist ein wonig holTerecht gegen den
uszeren teil. Cjkxksdowv feUlbuch der wundartsnei 1&;
doch l'ydeus söhn
ergrifT uin ungeheure* felsenstQck.
kaum trasb.ir fUr swei m&nner <iie«er seit,
•r aber schwung's allein und leicht empor,
und warfs Aoneen an die hUft' allwo
das Bchenkelbein sich im goweroe dreht,
genannt die pranne.
nia» übert. v. BOrobr (6, 869) 8, 80;
da, wo der schenke!
in dem han^ewerb« sich dreht.
über», in hexametem (6, 806)
(am hüftgclenk, wo des schenkeis bein in der hüfte sich
dreht, das auch die pfanno genannt wird. Voss).
8)) geworben oder knocrcn des ruckgrads. Rypp ehi
rurgie 83« ; warumb hat der ruckgrad viele gewerb und
undergUodcr. welche bei den ärtzten spondili, die geleich
dos ruckgradts genant werden. Aristoteles probUm.
g. »!• ; er {dr. VogeL<tang) empfleng uns mit gewaltigen
reverenzen, dabei er auf eine wunderliche art die äugen
zuthat, und den köpf schüttelte, als wenn er kein gewerb
in dem halse hätte. Zach. Conr. v. Uppbnbach merk
würdige reisen . . . t, S».
GEWERBE (U. i gewerbe • gelenk) 5490
«}) ausz der Jonotnr oder fewirb. doreh welche« sich der
hals mit dem baapt TerUndet Prmu* L'kpenuacii neues
rostlnteh s, 101 ; die bmst dM kindee wollte atu dem (••
werbe gehen. Marburger fnuimnfmk. (t7M) KM. Unotll-
Kiiui.i. wo*; nun weisi ieb Dioht, wie er {dmr »ehloäm-
feger) etwan dz maal zu weit aasz gedebnet hatte, daas
ee aan dem gewerb kommen, annd nicht wider zugebeo
weite. CoNHAU AaYHTA grUUnmrirsiber (t, tl) (lM6) Wi;
dieser {der unterki^er) ist von sweieo stocken. welolM
zu beiden selten neben den obren ihre zapffen und (••
werbe haben, unnd in dem kinn mit einem knorbel za>
HRmmcRMtogsen. Oar/.om sehauplatt . . . M«. MO^.
b) auf die pflanze übertragen, da» gti»d «M »tmfd.
a) der rund stengel spannen hoch mit TÜen fewecMfal,
nit dicker dann ein strohalm, die gleich oder feworb Miad
braun geferbet. Bock kräuterbueh isi* {vom «tordbe&iMM);
ein schSns gesohlecht limonii. das von lO inn it bleUobi
gewinnet, . . . ausz einer langen wurtzel, welche aoMOD
braun, unnd jnnen rotfarb: zwischen denen herfOr
schieszent > in 8 eckechte stengel, in der höhe eineo
elnbogens, die vil gewerb haben RAUwotr ntedt-
Schreibung 8U ; der stengel wird auf anderthalb eilen lang.
ist mit geworben und gleichen unterscheiden , wie der
stengel des fenchels oder femlkrauts . . . Tabbrnarmon-
TAN US neu vollkommen kräuterbueh Sit ; das wriblein(«M»
bingelkrauf) . . . wichset andeKhalb scboh hoeh, btlagt
einen eckiohten, glatten zweighafflen ttuigel, mit vtoloB
gewerben oder knotten. aus welchen die blilter ent-
springen .... aus den gewerben zwischen den blättern
gehen lange stiel .... dazu bringt es bei den gewerben
seinen saamen. Hoiibkro add. land- u.fddlebenS.An.
p) an einem gewärbe {der kardendüitet) etehn zwei
lange plettlin gegen einander. M. Srbiz fddhmu ». t»;
die zucker röhr erwachsen da nit vom somen . noch
wurtzlen , sonder von jren röhren , deren sie stock , die
gesafftig, und von 8 in 8 gleich lang seind, einlegen : unnd
damit sie desto beider herfür kommen, borens zuvor
zwischen den gewerben löchlein zimlicher grosse: wann
sie dann auszschlagen , so gewinnens bei jedem gewerb
jre äugen, die hemacher in grosse und hohe röhr er-
wachsen. Rauwolp reisbeschreibung M; {günddräb) hat
dünne wurtzeln, die entspringen von den gewerben der
stengel, und hofften sie also an die erden. Matthioli
kräuterbueh SOö** ; der teutsche grosse fcld-andom . . . be-
kommt einen viereckichten rauhen stengel , aus deesen
gewerben gemeiniglich purpurfarbe, selten aber weisse
blumen herfür kommen. Hohbero add. land- u. fdd-
leben 8, 489, 5 ; man gebe sich rechensohaft von der
empfindung, die uns ergreift, wenn die berührte mimosa
ihre gefiederten blätter paarweise zusammenfaltet und
endlich das stielchen wie an einem gewerbe niederklappt.
GOthe diehtung u. wahrh. 16. buch, die Varianten indtn
ersten ausgaben (gewebe 48, 18) zeigen, dass den i ii wmlttM n
des nachlasses diese bedeutung nicht gdäx^fig loar.
c) kilnstliehe gelenkt an geräthen.
a) und disz grosz thier ist an eim gewaltigen groesen
spiesz von eisen gemacht gesteckt gewesen, bat seine
räderund andere kunstreiche heimliche verborgene gewerb
gehabt, dass von sich selbst umbgangen. Pronspbrobr
kriegsbuch 8 . 898^ ; der zapfen {am Itn/tmBrter) wird von
einem hebet niedergedrückt, so auf der slule ruhet, and
vomen ein gewerbe hat, eben als ein suleg-IOiTel , der
sich nemlich im hinunter drücken steiff lillt, im herauf
gehen aber bieget. Uppenrach msrheürdife reiseit . . .
1,88; wenn nun der fuobs-fang angehen soll, so thut
man recht wohl, und ist sehr gut, dass man ...das eisen
aus einander nehme, und . . . mit klarem sande und rei-
nem Wasser abputze, alle schraoben, gewflrfoe und löcher
mit schönem reinen sande aussaubere, and alle stücke
recht vollkommen abtrocknen lasse. Döbkl jäger- prac-
tica 8*. 148'.
/J) in dem gewerb, kopff odder nogel des oirckels, da
er uff und zA geht, sei ein punct notirt oder ein eisenn
stcfTUin darein gesteckt, welche sol geheissen werdenn
das centrum . . . Jon. Stöpplsr von künstl. abmessung
D 4*; dann ein ketten hat vilerlei geleich und gewerb
{connexiones et juneturas habet). Rypp übersetz, lies Arte
midonts HA*; diesen globum konten a. man, mit seinen
5491
GEWERBE (II, 2 -= gebahren)
GEWERBE (II, 2 "= vorhaben)
5492
gewerben artlich herumb bringen. JoH. Val. Andreae
chymische hochzeit {buch 1, dies 3) *. 59. wann die uhr
ruhet, so verrosten die räder und gewerbe. Harsdörffeb
gespräcJispiele 6, 271 ; gewerbe , Schraubenmutter «. Ade-
lung 2, 655 u. a.; gewerbe, deckelband, charnUre. Beil
technolog. wb. 243.
/) dieses gewerbe (des tisches) dahinten, und diesen
fusz da , und diese ausschnitte am gewerbe hat mein
groszvater gemacht, — wer ihn lieb hat, kann das nicht
zerbrechen. J. H. Jung [StilUng] (Jünglingsjahre) 2, 6.
2) das nomen actionis in verblaszter grundbedeutung :
gewerbe, das thun und treiben , das gebahren , das vor-
haben, die Werbung, auf dieser stufe der bedeutungs-
entwicklung ist der Zusammenhang zwischen dem Sub-
stantiv und dem verbum noch vielfach durchzufühlen, unter
den älteren belegen sind mehrere, die beide formen in einem
Satzgefüge neben einander zeigen-.
grlf vil staoteclichen zuo . . ,
und kum niht gähes an sf,
das i"" <li" gewerp bl
unstateclichen wone ...
unrehtej gäben sümet dich . . .
vvan wirbest du e^ mit sinnen,
du mäht dar n&ch gewinnen
begger heil.
Hartmann v. Aue 1. büchlein 1546 Haupt,
si viel mit zuht, diu an ir was,
Parziväle an sinen fuog,
si warp al weinde umb sinen gruog,
s6 daj er zorn gein ir verlür
und äne kus üf si verkür.
Artus unt Feireft?,
an den gewerp leiten vllg.
Parziväl truoc üf si hag :
durch friunde bet er des vergag.
Wolfkam v. Eschenbach Parziväl 779, 28,
ebenso 774, 18 u. a. ;
die gotheit genogin was,
dag die weder quäl nocn enstarb
und dag gewerb doch alleg warb.
Heinr. Hesler evang. Nicod. 2144 Helm u. a. ;
Erhart Bock von Stouffemberg der hochgebornen fürstin
frowe Katherinen von Burgunden etc. lantvogt von we-
gen der selben unser frowen umbe einen friden werbende
was, zu sölichem gewerbe der obgenant unser herre der
bischoff und wir gehollent. Basler rathsbücherliSb, s. Basler
chron. 4, 37. die gebrauchsunterschiede, die am verburn zu
beobachten sind, lassen sich auf dieser stufe der entwick-
lung auch noch zur gliederwng des substantivgebrav^hes
lieranziehen. einzelne verwendu7igen berühren sich mit dem
absolut gebrauchten werben, andere mit dem zum, relativen
gebrauch entwickelten verbum. mit dieser Verschiedenheit
kreuzt sich andererseits der gegensatz zioischen solchen Ver-
wendungen, in denen das Substantiv eine vorübergehende,
und solchen, in denen es eine dauernde thätigkeit kenn-
zeichnet.
a) das nomen actionis kennzeichnet eine vorübergehende
thätigkeit.
a) berührung mit dem absoluten gebrauch, in den hier
einschlägigen belegen läszt sich die entwicklung der Ver-
wendungen aus der ursprünglichen sinnlichen grundbedeu-
tung am anschaulichsten verfolgen, wenn sie auch natür-
lich nicht mehr in allen Übergangspunkten belegt toerden
kann, charaktenstisch ist namentlich das oben (sp. 5482)
besprochene heispiel aus Boners edelstein, wo auch die
Variante geschefte für gewerbe beachtung erfordert.
l)) in diesen und ähnlichen Verwendungen ist es schon
die äuszere Situation, die die verbalthätigkeit als eine zeit-
lich begrenzte, als eine vorübergehende erscheinung. kenn-
zeichnet:
diu frowe beslög die porten
. . si lie den helt aine
sizzen in der chamere.
die sluggele nam st alle zesamone.
si warf si in aine kisten,
dag iz niemen neweste,
den ir gewerf so spaehen.
(var. gewerp) kaiserchron. 11660 Schröder;
nach manegem süegem gewerbe
giengen si släfen alle.
Servatius 2826 Haupt;
dag wir hie bediu kosen
mit ein ander hiute,
dag waene ich al die Hute
die saehcn uns mit ougeu . . .
Ethrä, min liebeg kamerwtp,
hat nü vil lange mir geseit,
dem Volke dem si vür geleit
unser gewerp und unser dinc (var. gewerbe).
Konrad von Würzburg trcij. krieg 21973
Keller ;
. . . dag si zuo dem pardis kämen,
da sähen si ein venster stän.
dar inne sähen si einen man . . .
•und fragten in der msere,
wag sin gewerft waere (var. vgl. oben sp. 5485) ;
er sprach: 'daz sol ich niht sagen,
min meister (gott) heigt mich es verdagen ..."
Jansen Enikel weltchron. 19022 Strauch.
die hiez si alle fiirder gän
si wolt nieman sehen län
ir minnenclich gewerbe.
JoH. \. Würzburg Wilh. v. Osterreich 7363
Regel; ähnlich 5028 (var. für gevert).
2)) det' thätigkeit ist von innen heraus ein ziel gesetzt,
auch hier begegnen gelegentlich Possessivpronomina, die das
subject kennzeichnen, wie sehr diese Verbindung andererseits
dazu beiträgt, das moment der dau^er in den Vordergrund
zu drängen, darüber vgl. sp. fA'd^ff.
a)) 'wir sulin in ein unkundegig lant.
. . . wir mögen mit götin listin
unser lib gevirstin.
ich bittich alle geliche
armen unde ricne,
heigit mich Thiderich.
sone wez nlchein vremede man,
wie min gewerph si getan.
könig Sotlier 822 v. Bahder;
Sit nieman weig, wer ich bin,
s6 ist dag harte wol min sin,
dag ich min (var. minen) gewerp nieman sage.
Ulrich von Zatzikhoven Lanzelet 3079
Hahn;
sin gewerp (Tristans) und sin gerinc
der ist umb emestlichiu dinc.
Gottfried von Straszburg Tristan 10461
Beckstein; ebenso 10648;
morne s6 versuochent
ob ir sine gitekeit
mit gebender behendekeit
mugent Schatzes gesäten.
. . . ir bedürfent riches soldes,
Sit ir diz hänt bestanden .-
_eg engät niht wol ze banden
iwer gewerp (var. antwerg) vergebene.
KoNRAD Fleck Flore 4791 Sommer,
b)) dag ich noch dag erringe
dag uns an ir gelinge,
des gewerbes, ung ichg leben hän,
lag ich dich nimmer abe gän.
von diu vernim, lip, wag du tuo . . .
ja stet eg also umb dag heil,
im enist ze niemen gäch,
er enwerbe dar nach :
eg lät sich vil gerne jagen
unde entrinnet ouch dem zagen.
Hartmann v. Aue 1. büchlein 735;
und waeren aber alle man
und ir sterke und ir kraft
mit kunst und mit ritterschaft
an einen man gewendet,
e eg werde vol endet (des königs reich wieder ge-
wonnen),
er het mit alle gnuoc ze tuon:
wan er niergent vindet suon,
anders denn al zit gewissen strit:
er mac gewinnen übel zit,
üf dem ditz gewerbe lit.
Heinrich v. d. Türlin kröne 25726 Scholl;
Artus warp ein höchgezit,
dag diu des morgens äne strit
üf dem velde ergienge
dag man da mite enpfienge
sinen neven Feirefig.
'an den gewerp kert iwern vlig
und iwer besten witze,
dag er mit uns besitze
ob der tavelrunder.'
Wolfram v. Eschenbach Parziväl 774, 18,
vgl. auch 785, 16 ;
sunderlichen, das er (Friedrich) also
sinem geben sun Philippo
dag uberkumen und dag ein
gewunen rieh mit nicht allein
beschirmend wer all stunde
imd auch behalten künde,
sunder, dag er durch sölich gewerb
im sin eigen veterlich erb,
es wer bürg, stett, lüt oder land,
reichet und geh zu seiner band,
auch dag gemeren unde
grosser gemachen künde.
Michel Beheim reimchron. 191 (quellen
z. bair. u. deutsch, gesch.) 3, 35.
5493 GEWERBE (II, a, u m der fragefortnd)
»)) beide arten der begrentung treffen in jentr fray^ormtl
tuaavtmeii. in der wir oben (»p. 6M8) den «raUn beleg für
da» »ubiiluntiv gesehen hatten, vgl. aueh;
er vrAcat in dabt wag tln nwerd solde stn.
i/enuH u. exodus 66, SO Dimm.
die /ormel ist in der mittelhochdeutaehen epik bei begeg-
nungen aller art beliebt, natnenüich da, wo «tn bot« ai\f-
tritt, in diimtin Julie mudit eich die innere begrentung »tär-
ker geltend, während et aonat mehr die duatere tituation ist,
die der t/tätiykeit ein tiel »ettt. mit unaermn mtbttantiv
wmeurrieren hier atteh andere formen -
als der tauberer was kommeo dar,
Turneaa naiu eein war
uund fraft in dar m&r
was Mia warben w&r
Friedrieh v. Sehtoaben 66M JetUneM;
waa iat die Werbung dein ? ebenda 78S7.
a)) das !»*'> «I«!» l(^Mr saceta sa nuara,
dag der aibeo alAtera
wnre ainer in die etat körnen,
gebaixen Sir&plOn,
ar wolle prAt kouien . . .
dA fr&ct in der chunich mare,
we« er eicb betragete,
oder was *>' (awerflea habete.
kaiterehron. 13606 Schriider;
den wiri wandert umb ir vart,
und vrAgta at msre,
wa; ir gawerp wäre,
diu juncvrouwe dd apraoh :
'ich Buoche den ich nie Kaaaoh
und de« ich niht erkenne .
Hartmann v. Aub Iwein 6818 Laehmann
(au den Varianten vgl. tp. 6486) , ebenio
Jansin Enikbl 10188 Strauch;
do sprach somicilchen der beiden Beli&n :
'sag an, ritter edel, wax ist daz gewerbe dtn?
alles (lÄs ir gebietent, oumit soI ach gedienet stn'.
Woljdieterich 1087 HoUzmann;
{EU.) gott grilsz dioh auch, du sUaser Petzl {Qeüt.) was
ist dein gewerb? gott fUge dirs zäm besten I {Peta) laaz
mich verschnaudenl nu will ich es sagen on alle vor-
rede, ich hab lieb gehabt ain junckfrauwen, die habe
ich hainilich vatter unnd matter entfüret ... Albreciit
V. Eyb {Philogenia) i,m Herrmann; 'guter man', sagt
er, 'ich bit, wollend uns anzeigen, wie ir mir heilt ver-
sprochen haben, was euch beidsammen har in disen wald
bracht hat oder was euwers gewcrbs seie. Wickham (gold-
faden cap. 83) 8 , S88 Holte (was euors gewerbs ist , und
was euch in diesen wald gebracht? Bhkntano); nu
tage mir wo her ist der gast , so erst bei dir gewest,
von welchem land unnd geschlccht nennt er sich, was
seind seine gewerb alhic, villeicht hatt er die gäte pot-
schafTt von deinem valtern bracht, oder ist er seinen aignen
geschafften nach gezogen. Odyssee übera. v. Schaiden-
KEtssER 4**. vgl.: und wo er einen sähe, der auff inen
wartete, selbst anredete und ime die hant bot und fragte,
waa sein werb wäre. Kantzow chronik v. Pommern a. 836.
*))
«))
IV.
innen des dO quam guritcn
des kunigus böte von Korentln.
was *^ gewerbe mohte sin (vor. gewerp, gewerft),
das ^^* "> '^I^'* anbeka:it.
WiRNT V. Gravrnbbro Wigoloü 10069
Benecke;
den werden and den zUhtigen
bagunde er fragen rnnre,
wax stn gewerp d& waere
nndf ouch des gesellen sfn . . .
mit zUhten sprach er alzeatunt
'un» bat ze boten her gesant
lufii herre' . . .
KoNRAD V. WOrzbuhu Portonopter 19190;
als in der kOnec ersaob, der baten
das >' 'i* sagte mwre,
was "^ gewerp dar w«ere.
BOeroif und DieUeib 9068 Janiek«;
wie seht jr soV villeicht nicht wist,
was mein eewerb und namen ist,
der hofftcum so bin ich gcnaiid,
und kom jetzt her aas Perser land,
wil euch auch weitr anzeign dabei,
was mein fewerb zft hoOTa sei,
all ungelUcK rieht ich da an,
wo ichs z& wegn nur bringen kan.
Chryseus hojpeuffel (>, 1) B 7*.
die rede t&ten sie vergeben :
in enmoht nieman untrAst gegeben.
ir rewerbe wart volendet.
Hrinrich V. D. TOrun kröne 87809 Sekott;
GEWERBE (II. t,»-m mftrag, a$dugm) 5494
das antword ir (Maria) fasogaalleh
6m fotaa pot von himomeb
frawa mtB dar baUif miat
Wirt das «warftas voDsist
dar ebaoM sa dir ud Mknk dich.
laban ChrlaU MO Jy^feriß./. 4. ü. 6, 0);
d6 bagandin rtüaia
dt hJHtnitfhlB Saain.
wt at dar brttdr« laMa
irrarin mobtln ebin
und oach ir geleginheit.
In der wtsa wart gerait
dar aidstia aiara mA geaant
s«r Balfs; ood d« dl brAdra irlual
kattia mia gawarl>is ain,
tf intprincin IfbKctt in .. .
Nicolaus v. ituom:mn Mlf tkakU»;
ahnt. 80940.
«)) «IM aoUhsn vonamudungen ertoaeham Mmmmmn I»
deutungen, ao vor Mam die von auftraf, anTi<Htan äitm
bedeutung allein iat e$, die da» wument dm saitficfcs» te-
grenaung, der vorübergehenden ereeheinung, da» mm imm-
ren geiraueh von gewerbe »»nai vMig abgettorben iat,
vmnigaten» in einem eeHentrieb der veneendungem lebendig
erhalten hat; denn die betepiaU reielm» U»in die neueeteaeiL
in manchen der einaehUgigen hdege begegnen wendumgen,
die dem relativen gebrauehe ongMren. eie »ind hier ein-
gereiht, inaofem der relative gebrauch nicht vom mrbum
her übernommen iat. aondem »eeundär erat am aubetanÜm
entwickelt au aein acheint. vgl. dasu : Paulus III breve
sampt der werbunge seines gesandten an die . . . eidge-
nossschaft Üom 16M u. a.
a)) missehandelt imand radmanne mit soheltworteo
adir kämpf anbutet adir swert äff sie czaet adir andir
wofen, do si in der stat gewerb (voriun/en .- wert), gewer)
gesant sin, der sal in das vorbuszen eime iczlichen
mit driszig Schillinge, ab si den man vor gerichte
dorumb beschuldigen, und iener, der beschuldigt wiri,
des vor gerichte bekennet Magdeburger fragen l. i, 19;
so geschach es nicht lange himach, das die vom Sunde
iren burgermeister doctor Zabel in iren gewerben gein
Dantzigk schickten. Kantzow chronik v. Pommern a. 848;
wenn ihr auf ein gewerbe ausgeschickt werdet, so be-
stellet dasselbe in euren eigenen Worten, wenn es aaeh
bei den vornehmsten personen sein solte, und nicht in
den Worten eures herrn. bauretimoral a. 86; wenn be-
diente auf gewerbe ausgeschickt werden, a. 61.
b)) als auf pßntztag sant Lucia tag anno 68 Jobst Tetzel
und Anthoni Tucher zu Onolspach vom marggrave Al-
brechten von Brandenburg auszrichtung Ire gewerbe em-
pfangen, deutaehe atädteehron. 9, 6ü9: aonai iat da» gleiehe
verbum (ausrichten) in anderem »inne mit dem aubetanO-
vum verbunden:
(Gabriel au Christo) -. himlischer rott and herra reiche
ich verkOnaige dir sicbarlaicba.
das ich dein gewerb aosgarichtat hao.
TuBODORicii Schkrnbbrk <pa V. froM Jvttan
( fattnachtMpieU 9. 990) ;
ZU diesem Zamolxi fertigen sie jhe umb daz 6. jar einen
ab, welchen sie durch das losz darzu erwehlen, mit be-
fohl, dasz er bei Zamolxi jhr gewerb auszrichten soll.
Hehoi)OT4, (ieu£»cA v. Georg Sciiwartzkopfp 199; dem-
nach , als hertzogk Bugslaff also sein werb zu Rhom
ausgerichtet, nham er seinen abecheid vom bapst
Kantzow chronik vcnPbmunem ». 800; niemanden . . . der-
gleichen geheimnisse wissen lassen , vielmehr einem je-
den bereden wollen, sie h&tten auf der insol St. Helenae
ein besonderes gewerbe auszurichten, inaei Fdaenburg
1, 898 neudr. ; freund, kannst du mir wohl einen gang in
die Neustadt tbon, om ein gewerbe aaszurichten? Hu-
sAus volkamärthen 4, 148; hab ich vergolten? bab ich?
nun madam. keinen nadelstich mehr in bereitschaft ?
den wagen vor. mein gewerb ist bestellt. Sciiillbr
{Fieako 8, 8) 8, 46 ; w&hrend ich mein gewerbe bestellte,
pflegte er mich mit seinen grellen runden äugen unge-
duldig anzusehen und mich darauf hart und kurz abso
fertigen. Tu. Storm (geatik. am» dar tonne: Bulemmmn»
haue) 8, 981.
c)) er (der (f/fiaier) sagte, er habe ein eigenes gewert>e,
das er an herrn von Western selbst ausrichten mUste.
FlEi.DiNoTVw» JoiM»(8.ib!p.9)Aier*. v. Bode6,16; schickte
er iween an die gesandten sa firagen , ob sie auch sonsten
345
5495 GEWERBE (II, 2, a = auftrag, anliegen)
GEWERBE (II, 2, a = kaufvertrag) 5496
mehr gewerb hetten zu ihrem herrn. Schütze PrewszeH 112;
die fromme Katharina wird gleich erscheinen, seid nur
nicht zaghaft, und schüttet euer herz vor ihr aus, damit
sie euch trösten kann , nämlich insofern ihr ein geist-
liches gewerbe an sie habt. Jul. Mosen 7, 2.
d)) schreibt dir dein bester freund, der deinen rath begehrt,
so scheints, als hieltest du ihn keiner antwort werth ;
bringt jemand ein ^ewerb, das auf dein Wohlergehen,
auf ehr und vortheil zielt; du läszt ihn draussen stehen.
Canitz (3. salire ; v. d. poesie) 95 ;
(der orator Karls V.) nahm . . . seinen eignen purpurnen
mantel, legte den zusammen, als wie ein polster, setzte
sich darauf und brachte darnach sein gewerbe für.
Erasmus Ffancisci lustige scJmubühne 1, 300 ; da wir
(die gesandten) unser gewerbe nicht an das volk bringen
können, um nemlich dasselbe nicht durch einen ununter
brochenen Vortrag ... zu verleiten Thugydides
(5,84) Übers, von Heilmann 739 (Jacobi: da wir nicht
vor dem volke reden sollen. 2, 209); und damit, ohne dasz
er das allergeringste gewerbe bei der witwe anzubringen
hatte , als dasz er nur ein pfund wurste in ihrer bude
kaufte — ging Thomas hin. Sterne Tristram Shandy
übers, v. Bode 9, 19;
Alcestes saget mir, ich weisz nicht was, ins ohr,
und bringt mir sein eewerb mit vollem athem an ;
ein voller qualm bricnt aus, und geht der rede vor:
ich rieche seine wort, eh ich sie hören kan.
Wernike poet. versuche 8.
e)) ir wollet den gnt. Ludwigen solchs sins gewerbs
gutlich erhören. Franc/, archiv (15. jahrh.) Diefenbagh-
Wülcker s. 619; wir wollen ihn alsdenn gerne sehen und
anhören, was eures herrn gewerb und anliegen sein
werde. Schweinichen 1, 381;
(die amme) : sei sanfter, töehterchen ! komm, lasz du uns
auf diesem teppich ruhn ! o, lange sasz
ich nicht an deiner seite! — öffne mir
dein ohr, und höre mein gewerb' an dich.
Christian von Stolberg Otanes
{werke der Stolberg, 4, 169).
/)) die Vorstellung einer thätigkeit tvird bei dieser Ver-
wendung meist sehr abgeschwächt, in manchen Wandlungen
des Zusammenhanges bahnt sich geradezu sachbedeutung
für das Substantiv an: im mittelst langten die mit
dem Pisander abgegangenen atheniensischen bevolmäch-
tigten von Samus zu Athen an, wo sie ihr ziemlich
weitläufiges gewerbe in gewisse hauptpunkte kurz zu-
sammen fasseten, und so dem volke vortrugen. Thu-
gydides 8, 53 übers, von Heilmann 1092 (Jacobi : und
brachten, nach einem weitläuftigen vortrage, das ganze
vorzüglich auf folgende hauptpunkte zurück. 8,142); des-
wegen dreheten sie sich fein kurtz, behielten ihr ge-
werbe zwischen den zahnen, und reisten, beides sonder
anbringung und bescheid wieder ihres weeges. Erasmus
Francisci lustige schaubühneX, 292; war bei einem nach-
bar, auch wohl bei einem freunde, der wohl auf einer
meile entfernung von uns wohnte , etwas zu bestellen,
der vater schrieb das briefchen, das zahme röszlein ward
gesattelt, der junge drauf gesetzt, und ohne mantel und
Überrock, es mochte Sonnenschein oder regen und Schnee-
gestöber sein, muszte er mit seinem gewerb fortgalop-
pieren. E. M. Arndt erinnerungen aus dem äuszeren le-
ben 22 Oeerds.
5)) in den eben besprochenen Zeugnissen haben sich unter-
schiede in der geltung des Substantivs ergeben, die nicht
auf Wandlungen der bedeutung , sondern auf Verschie-
bungen des zusammenlrnnges beruhen, je nachdem das
subject aus eigenem, antrieb thätig ist oder unter dem be-
fehl eines andern handelt (vgl. die beispiele aus der bauren-
moral u. a.), nähert sich das subst. der bedeutung anliegen
oder auftrag. die beispiele unter diesem gesichtspunkt zu
gliedern, schien nicht zweckmäszig , da die bedeutung selbst
einerseits gar nicht überall sicher gestellt werden kann
(vgl. : also auch Christus unser herr hatt so heftigklich
und ernstlich gehandelt sein gewerb die erlöszung mensch-
liches gschlechts. Geiler von Keisersberg schiff
der pönitenz 57^), andererseits die sicher gestellten unter-
schiede als solche kaum empfunden vmrden ; so gieng nun
Reineke aus dem hofe, mit seinem ränzel und stabe,
und zwar nach des königes meinung, den nächsten weg
nach dem heiligen grabe: da hatte er soviel gewerbes,
als ein maibaum zu Achen. Reineke fuchs von Gott-
sched 34, Bieling 59 (dar hadde he werf. Eeinke de
Vos; hatt' er dort gleich so wenig zu thun, als ein may-
baum in Aachen. Göthe), vgl. auch oben sp. 5481; ja,
gnedige fru, dat is min eigentlich gewarw' . . . un sei
känen't mi nich verdenken, wenn ick den wünsch heww,
dat min Lining bi mi up de neg' bliwwt un Gottlieb de
parr kriggt. F. Reuter (stromtid 2&. cap.) 2,394 Seel-
mann.
ß) das Substantiv knüpft an den relativen gebrauch des
verbums an:
1)) als umfassendste bedeutung bietet sich hier der begriff
Verhandlung, vertrag dar, wenn vdr den aus der bayrisch-
österr. rechtssprache des 13. und 14. jahrh. vorliegenden
Zeugnissen ihre Stellung hier anweisen dürfen, sie zeigen
übereinstimmend die bedeutung kaufvertrag, nur fragt es
sich, ob die bedeutung vertrag oder die von kauf (vgl.lll,l)
als ausschlaggebend anzusehen ist. diese frage läszt sich
aus dem verfügbaren material Glicht entscheiden, wir fin-
den ebenso gut die Verbindung gewerbe (gewerft) und rede
als die von gewerbe und kauf, jedenfalls aber läszt sich
die bedeutung Verhandlung, vertrag gut aus den gebrauchs-
formen des Substantivs entivickeln, vgl.: hier jagten sie
(die Lacedämonier) dem grossen häufen , der von dem
ganzen gewerbe nichts wüste, ein grosses schrecken ein.
Thugydides übers, v. Heilmann 8,44 (Jacobi : der von der
Verabredung nichts wuszte. 3, 133); ich begehre mit dir
nicht lange zu disputirn, durch was mittel oder wege du
diese Werbung an mich bracht . . . sondern will . . . sol-
ches meinem herrn Jesu anzeigen . . . Moyses kam zu
Jesu , sagt ihm desz Ciceronis gewerb und fürbringen,
begehret darauff resolution , damit er den Ciceronem be-
antworten köndte. Ayrer histor. processus juris (3, 2)
s. 797 u. a.
a)) unt dag die red unt der gewerfte, als er reddelehen
geshehen ist , vuerbag st&t peleib unt unzebrochen , des
gib ich disen prief ze urchunde. urk. von Sulz (1290),
fontes rer. Austr. 2, 21, *. 53; und dag diser geberft und
diesen red stet buleib und unverbandelt , dar über geh
wir disen prief. Urkunde von Heiligenkreuz (1312) 2, 16
S. 38.
b)) ich . . tun chunt, dag ich allen den erbteil, den
mein howsvrowe . . . hat gehabt ... an holz und an
weide . . . geben han Cholen von Seldenhoven um vir-
zich march silbers, des selben chowfes und des ge
werves sint gezewgen , Offe von Emberberch . . . Urkunde
von 1288 , fönt. rer. Austr. 2,1 *. 239 ; ebenso Urkunde
von 1291. urkundenbuch des landes ob der Enns 4, 153 ;
haben uns furgelait ainen gewerft und ainen chauf . . .
umb zehen Schillinge Wienner pfenninge geltes irz rehten
vreien aigens. Wiener Urkunde v. 1305. fontes rer. Austr.
2, 21 s. 111 ; dag diser gewerft und diser chouf . . . stset
beleih . . . dar über geh wir den oftgenanten heren . . .
disen prief. urk. von Heiligenkreuz (l3ll). fönt. rer. Austr,
2, 16 s. 34 (vgl. auch oben) ; den gewerfft und den kauf alls
vor geschriben ist hab wir getan mit rat hern Albrechts
von Rain. urk. v. 1308 monum. boica 15, 380 ; des . . .
sint zeugen her Alram von Rotaw .... und ander erber
läwt di bei dem gewerft und chauff sint gewesen. Urkunde
V. 1337, 21, 404.
c)) und ist der chauf vor uns rehte und redleich geschehen
. . . unde dag dirre gewerfte alles ensampt, der so red-
leich und rehtichleich ist zue gegangen ein urchunde hab
rehtichaeit, unde ganczer warhaeit darumbe leg ich Wolf-
hart an disen brief mein insigel. Urkunde 1288, s. fontes
rer. Austr. 2, 1 s. 187. ebenso tcrk. v. Heiligenkreuz (1294)
ebenda s. 215; dirre gewerfte und diseu stßtichaeit ist ge-
schehen , do van unseres herren gepürte waren tausent
jar zwaei hundert jar ahte und achtzig jar. 137; dar zu
gehaizzen wir in bei dem selben aid, dag wir des römi-
schen chünigs willen und gunst über disen gewerft und
genad und dar zu sein hantvest und sein brief gewinnen
süln, so wir schirst mügen an gevser. (erster ständischer
freiheitsbrief. Landshut 1311) mon. Wittelsbacensia 2, 191.
2)) auf sicheren boden führt die bedeutungsverengerung,
die den abstufungen der entwicklung von Werbung parallel
geht, auch sie findet ihren ausgangspunkt in allgemei-
neren Verwendungen, vgl.:
I
6497 GEWERBE (II, a. a — amoerbmg)
GEWERBE ai. t. • — UebmMrhm) 5498
dag mmn kom Dbr elliu l»nt,
kein ■trtt mOht in (den graal) erwerben :
vil liat lieg dO verderben
nicb dem rr&l« (ewerbe* (vor. Mwerbidee) liat.
WOLFRAM VON KSCHKNHACII
Pantwa 7M, 11 :
do erboif sich groU gewerf van den fureten ind heren in
dcflme lande . . . vur Iren neiven ind broider h«m WU-
holin Villi dem Berge . . . den si . . . gerne co eime ert-
■ühenbuscholTe van Coelne gehat hedden. menumaU de»
tb. jahrh. {d. »fMterhron. U.Ktl). vgl. auch: aber nachdem
■un8t dai werb auff vcrutentnuB und buntnui ginck,
welche wichtig war, hat hertzog Barnym niohta darinne
gothan. Kantzow ehronik v. Pommern 889. in »olchen
venoendungm tritt die allgemeintte bedetttung tu tage: be-
mUhung, streben nach oiiium ziel, je nach dem fiel nun.
do» »oleher bemilhttng vorschwebt, wird auch die bedeutung
de» »ttbttantiv» differenziert, für hier kommen vor allem
die beiden hauptgrtippeix in frage, die »ich am gebrauch
von ^ethnw^ yegenüberatehen : die an Werbung von truppen;
das licbcBwcrbon.
8)) goworbo, die anwerbung von truppen. für die»e be-
detttung ist da» »tibalantiv auf die ältere »praehe be»ehränkt,
»»findet «ich titerat bei JoiiANN v. WOrzbl'ko, dann in
de» Chroniken und der »tant»rechtlichen Ixtteratur de» 15.
und 16. jahrh. und reicht vereinselt noch in da» 17. jahrh.
herein:
ditg gewerb tag und nabt
triben ei mit gtowr mahl.
doch wert e:; woT ain halbes Jar
e diu kUncliche achar
seeamen alle kamen.
Johann v. WOrzbuho Wilhdm von Otter-
reich 16187 E. Jieoel. ebenso 6868. 7680.
item nachdem sich die lanntlOffe gegenwttKiklichen
schwinde und ungetrUw erofigen und mcncherlai gewerbe
geschehen und doch nit ofTeinbar ist, in waz niainung
oder wahin oder über wen die geen werden . . . (ratedekret
V. Augsburg H!)Q) d. atädtechron.b.iSS; . . . und kUnnen doch
nicht eigentlich den grünt orfaren wider den soliche ge-
werbe fttrgenominon werden, (pfahgraf Friedrieh der Sieg-
reiche an Ijudwig v. Bayern Landehut) d. atädtechron. 6,818;
it. in die umbsitzciiden rcichstet ze schreiben, ob einicher-
lei gewerbe oder eutporung fUrgenominen würden, uns das
uff unser costen fUrderlich zu wissen thun. {Nürnberger
rats}>eachlu»s, 1487) deutsche atädtechron. W.fM; item do
die von NUrmberg solch sein auszgeben von im gen den
fUrsten. daj er tet und Über sie clagt, auch solch
gewerb und kostung wider sie auf iron schaden be-
stell. {Nürnbergs krieg gegen Albrecht Achilles) d. städte-
chron.i,\ih; merkliche gewerbe und .sainnunge. ebenda
8, 864; ... wir . . . begern dag ir uwer kuntschafft deste
basz habcnt , ob ir keinerlei gewerbe oder samenunge
vernement von wem da; were, und besunder daj uch
duchte da; daj wieder uns gen mochte, könig Ruprecht
an Franl^urt 1408, •. Frankfurt» reieh»eorrespofidens l, 114
Janssen; ... so sich zutrüge, dass einiger stand wider
alles obgemeldt, den andern mit heerskrafft, . . . über-
ziehen wolt, dass alsdann das kaiserliche cammergericht,
. . . völligen befehl , gewnlt und macht haben, denen so
in gowerben und rUstung stünden, . . . von solchem . . .
fürnehmen und Überzug abzustehen, . . . tu gebieten.
reichsaliftrhied v. 1689 bei Kocii samml. d. reieh»ab»ehiede
8, 295; das gleiche im reichsabschied von 1530 ebenda». 816;
do haben sich herr Johanns Wörnher . . . Kennhart von
Neunegk zusamen gethon, ... ist der ratschlag auf ain
groszen und anschenlichen gewerb zu ross und zu fuesz
gestanden. Zimmeriache chron. 8, 103 Barack; mir ist auch
ingeheim angezeiget, das 8400 pferde in einer vorzeich-
nung sein sollen, die alle gcwisz in der nottorft Franczen
xuzihen wollen, und wird techlich das gowerb genieret.
Ftanit» {an kui fürst Friedrich 1528), berichte vom reichs-
rtffiment in Nürnberg, hrsg. v. WOi.cker-Virck «.864,
iA«n»o ». 184; der herzogk hat seine ein zeit hero
habende gewerbe nicht abgestellt. {Hessen, 1546) F)ran<f.
arehiv bei Diefenbach -Wülcker; die dannen hero
aber dem heiligen reich von frembden nationen noch
täglich erwachsende besch&digungen durch die in dess
heiligen reichs executions-ordnung statuirte mittel . . .
abschaffen lassen, vielweniger dieselben mit erlaubnuss
noch mehrer gtwcrb im reich so iteiffen. bmlmlnm Hi.
d. kaiserl. hofprote»» (1807) LoNUOHPi,88.
4)) weit Mäher und nachhaltiger i»t di» bedtmlmti «Ml
liebeawerbung. »ie findet »ich »ehon unttr den m'An ht-
legen de» »ub»tanHv». begegnet in der mittelhoekdeut»eh»n
epik A»n»o wi* tu d»r lyrtk, und gre^/t mtt autlat^em
bi» in die neueete »praehe über.
a)) auch hier ist die tueammeneteUung de» »ubetmmtim
mit dem verbum wenigsten» in der älteren seit hät\flffer M*
beobachten •
fAArto
MffBsnt
n liäfte Mt,
In
dialu aelben msre
der Wille itnea kindea
dag er werben wolde die vi! hirifefcsii mM,
. . . den fewerbt man »trt dem dagiM \eUen MfiM.
Sfbdungen 68, 4 Laehtnamn (m dem
vor. «. sp. M88) ;
urloubva (erte ze werben ooib da^ kiat
der recke vil kQene. dag erloubt« rfal
HetoU unde liilda. die wollen boarM keMe.
ob Ir liabea lobler wäre liep der fewarp oder MÜt.
KMOrun «•, 4 Bgmtmt
aebant ich umb« ir mimte warp.
der aelbe gewerp oneh nibt veraaip :
wände st mit mir entran.
Hartmann von Aus Brte M79 HantpL
b)) die anknüpfung an die oben belegte form der bot-
»chaß i»t, obwohl »ie ja in der »itte de» freitmrbm» mm-
halttpxtnkte fände, tunüch*t nur in der bibli»ehen mrtäUmng
beteugt:
•r mftae uf einer zeaewea arorifsa
daz er aineme aana nwvnoe
ein wip von deiae iBralakw okanM
la einer frowan «ade asiaar tabattaa
ar oanta ime di shonao Rebecka«
der boU cberte dannen
sA eiaame iinrhiinrtaii lande
der en(el in f&rte
den gewerf er in Itrte.
Vorauer geneata DiBMin 80, 8.
»pdter mehren »ich entsprechende berührtingen .- {ich will
erioähnen), dasz sich Adclmund straka des andern mor-
gens bei der Rosemund meinet-wägen gleichsam zur fr«i-
wärbcrin gebrauchen lahssen, welche solches gewärt>e mit
höhchsten fdiuden . . . entfangen hat Zesbn adriat.
Rosemund 63 neudr. ; Franz war aber so dringend in sei-
nem gewerbe, dasz sie zwischen dem mütterlichen kos-
tum und dem verlangen des freiwerhcrs einen mittelweg
suchte, und die holde Meta bevollmächtigte, das decisum
in der sache nach ihrem gutbefinden zu f&Uen. MusÄus
voUesmährchen 4, 140.
c)) hät^figer ist e» jedoch nur die äutsere form, in der
»ich die liebestoerbung mit der bot»du\fl berührt, ineofem
in beiden fäUen die gleichen verba angezogen werden .- aber
so bald der printz die oberwehnte zeitung erhalten,
machte er sich selbst in person auf, und wüste der
massen zu eilen, dasz er seinem gesandten einige tage
zuvorkam, und sein gewerbe schon eher angebracht and
ausgerichtet, bevor noch sein gevoUm&chtigter Berlin er-
reichen können. Besser {beechreibung ein»» heüUgmr»)
Schriften 687;
ich that erat mein gewerb mit onlarbrocbnar rede,
verlaniien machte mich sur nnsait ataaui omI bUMa.
die erste halbe stund erhöbet ihr ra^t bocb
den reinen junrfemstand, und achaHat aaf daa iocb.
nach dieaam acoienet ihr mir mehr rehSr an feoen . . .
BODMBR (der ehdiehe dniU) gtd. 11t;
hinter dem rücken des vater« mnsx er atin gewerb an
die tochter bestellen, machen muts er, dan das midel
lieber vater and mutter lam teafel wQnscht, als ihn
fahren lisst. Sciiii.lkr {kabale u. liebe 1,8) 8, 86&.
d)) die pereönliehkeit , der die Werbung giU, teird mekr
nur im älteren gebra%teh de» »ui»tantiv» gekennieiehnet und
entgegen der beim verbum beUfien btvanmgmmf «•« nioh
mit ambe angeknüpft:
wag aol ain man der nibt auert
gewarbaa omb rin reine wtp 7
WaI.THRR V. D. VOOBLWBIDB 80, 8
J8 wtnte ich dag ich gamowek
vor den (etelin|en. daa iat in vil «agedibt
atna llgent micn dabaiae rilwa
gewinnen, ir gawerp iat ua die vronwen mtn.
Nbiohakt 80, 88 Hattpt; dtenso Kmdntn
•6», 4; £^«e»478 u. a. vgl. oben ap. 6488.
845»
5499 GEWERBE (II, 2, b dauernde thäügkdt)
«)) einen breiten räum nehmen die fälle ein , in denen
der erfolg der Werbung fraglich bleibt; jede periode hat
dafür andere formelhafte Wendungen entwickelt:
du solt in von mir biten des
(nu merke eg rehte: ich sag dir wes)
dag er mich läje gewerbes vri,
als liep im al sin ere st.
Ulrich von Lichtenstbin
frauend. 405 Beckstein;
von mtner minne reine
sult ir die sinne keren.
... vil höcheeborner Jungelinc,
ir W8enent linte, dag ich si
fewerbes unde bete frt
ig an disen tac beliben?
Konrad von Wörzburg trqj.
krieg 21762 Keller;
wolt ich gewerbes abe stän,
dag solde ich e hän getan,
6 ich img goffent häte.
Albrecht von Halberstadt 21. 283
Bartsch (Wickram : dem gewerb) ;
da mit reit der beiden dan
sin gewerft wolt er dannoch niht Iftn.
s. 0. Jansen Enikel weUchron. 1256G
Strauch (var. gewerf, gepet, gewerb);
d6 er die frouwen wolgetan
von dem gewerb niht wolde län,
dö gie si zuo irm wirt. 23814;
. . . d6swär, so wil ich ir ze dienste miniu jar vertrlben,
nnt weig doch wol, dag min gewerp niht endes hat.
Walther von Mezze bei v. d. Hagen 1, SlO*);
dazu vgl. : es hatte demnach .... mein bruder vollends
gelegenheit gefunden, sich in dem hertzen dieses frauen-
zimmers vollkommen feste zu setzen , ohne weiter hinaus
zu dencken, wie dieses gewerbe etwa ablauffen könte
oder würde. Schnabel insei Felsenburg i, 162 ; eins von
beiden Kalkagno. gib dein gewerb oder dein herz auf.
Schiller {Fiesko i, 3)3, 14.
/)) vne die beispiele aus Schillers Jugendstil zeigen,
ist es der mundartlicJie gebrauch, der dem Substantiv die
fortdauer sichert ; gleichfalls aus dem Südwesten ist dieses
fortleben in Sprachgebrauch und sitte noch für heute be-
zeugt: im Harmersbacher thal und in Maisach (Oberk.)
musz ein bauermädle stolz sein und auch den genehmen
burschen, der 'aufs g'werb' geht, zweimal abweisen und
erst beim dritten mal mit einer pfanne von eiern und
speck und kirschwasser ihre zusage gewähren. E. H.
Meyer badisch. Volksleben 255; zu der Verbindung, aus
der sich diese formel entwickelt hat, vgl. :
Rebecka, die ihm wol behagt
auf sein gewerb wird zugesagt.
TiROLFF Isaak u. Rebecca 13.
b) die thätigkeit steht auszerhalb der beziehungen auf
einen einzelfall, sie ist allgemein gefaszt und mit der Vor-
stellung unbeschränkter dauer verbunden, auch hier sind
mehrere formen der entioicklung möglich: eine erweiterung
und Verallgemeinerung der eben betrachteten enger gefaszten
Verwendungen, und andererseits wieder ein weiter umfassen-
der gebrauch, der sich unmittelbar aus der grundbedeutung
ergiebt ; vgl.: und ward uff die fassnacht, als die buren
genüg getrunken bettend, do machtend si den min-
chen küschwenz an kuten. und als das beschach,
do lies der apt 2 fachen und lett si in den turn und
ward ain wilder gewerb darumb. Heinr. Hug Villinger
chron. 19 Roder. auf eine erweiterung ursprünglich engeren
gebrauches weisen gewisse gegensätze in der bedeutung des
von individualisierenden bestimmungen begleiteten substan-
tives hin. da, wo an der thätigkeit weniger die begleit-
erscheinungen interessierten als die persönlichkeit, das sub-
ject überhaupt, von dem sie ausging, gewann diese neiie
besümmung und begrenzung leicht das übergeivicht im he-
deutungsgehalt. vor allem sind es possessive und ähnliche
bestimmungen, die diese entwickelung vorbereiten, und ihr
einflusz ist um so nachhaltiger, je mehr sie an stelle eines
bestimmten individuums einen allgemeinen typus als den
träger der thätigkeit kennzeichnen, ausgangs- und end-
punkt der entvncklung läszt sich an den beiden folgenden
beispielen veranschaulichen, von denen das zweite der Über-
lieferung nach älter ist:
dag eg ir güete niene gimt
dag 81 mir gwerb und fuoge nimt . . .
wan ich sinnes niene hän
bi mir gar: swar ich var, sC muog ich in ir lägen.
GEWERBE (II, 2, 6 Verbindung m. possessivhest) 5500
dag muog wol schtnen, swenne ich minen morgen
an der strägen
den liuten biute gegen der naht.
UoLRiCH V. GuOTENBURG minnes. frühl. 76, 11;
mannes gewerf ne hilfet porvile
übe is got niene wile.
genesis (/undgruben 2, 37).
a) unterschiede in der herausarbeitung des momentes der
dauer lassen sich namentlich im Sprachgebrauch der geist-
lichen litteratur verfolgen.
l)) eine in der thätigkeit selbst liegende begrenzung läszt
sich durchfühlen :
(jfoö) und hub an ein gewerbe
und einen na irdabten rat
durch willen siner hantgetat,
und schuf sin getregede
mit der heren megede.
Heinr. Hesler ev. Nie. 4168 Helm;
wir beladent uns zum dickern mol mit geworben und
groszen hendlen, allein dorümb, das wir uns möchtcnt
dem adel verglichen. Geiler von Keisersberg postill
(1522) 1, 14'. bedeutsam ist hier das früher belegte compo-
situm vorgewerbe, das die Vorstellung zeitlicher begrenzung
durch das präßx zum ausdruck bringt:
doch was eg allez ein vorgewerbe,
niwan diu sorge diu mich kolte
wag min werden solte,
80 ich kceme ze gotes gesihte.
Servatim 3524 Haupt (2. /. d. a. 5. 181) ;
dig was ein vor gewerbe
e dag er in sin erbe
der rehten helle kerne.
Hugo von Langenstein Martina 280«
Keller s. 579.
2)) unbeschränkt ist die dauer in folgenden, allerdings
jüngeren belegen: der redeliche wille dag ist, dag man
die füesge setze in alle diu werc J§sü Kristi unde der
heiligen, dag ist, dag man gelich schicke wort, wandel
unde gewerb an dag nöhste geordent. meister Eckhart
s. myst. 2, 52 Pfeiffer; ebenso 2, 49, vgl. sp. 5482 ; darumb ist
das fegfewr, mit allem seinem geprenge, gottesdienst und
gewerbe, für ein lauter teufelsgespenste zu achten. Luther
(artikel christl. lehre . . . 1538) 6, 512''.
ß) die bedeutungsänderung unter dem einflusz der in-
dividualisierenden bestimm,ungen läszt sich am anschau-
lichsten beobachten, wenn man die unter l)) folgenden
belege für die frageformel mit den oben (sp. 5493) be-
sprochenen typen vergleicht.
1)) träger der bestimmungen ist eine einzelne persön-
lichkeit:
gewinne ich heil
gegen der wolgetanen, mtn gewerft sol heiles walten.
sl reien oder tanzen,
st tuon vil manegen wtten schrit,
ich alleg mit. Neidhart 12, 32 Haupt ;
da sprachen sie zu jm, sage uns, warumb gehet es uns
so übel? was ist dein gewerbe? und wo kompstu her?
aus welchem lande bistu? . . er sprach zu jnen, ich bin
ein Ebreer, und fürchte den herrn gott von himel. Luther
Jonas 1,8 (Eggestevn: werck; ebenso Koburger,
Quentel u.a.; was ist dein handel und geschafft. Zü-
richer bibel, ebenso Dietenberger); thue dein gewerbe
weg aus dem lande , die du wonest in der festen stad.
Luther Jeremias 10, 17 (Eggesteyn : dein schand, ähnlich
Koburger u. a.);
woher ich sei, ausz welchem land
was mein gewerb, was sei mein stand,
das soll mit grund und mit bestand,
jetzt kundbar werden allem land.
Frischlin St. Christoffd s. 174 Strausz
ir sond mich an die herberg füren
die zft mim gwärb sich füg &ben,
und jr mit mir in fr6uden schw&ben,
l&jjind tag und nacht jn dem susz.
wer me g<s hab, der gäbe usz !
Georg Binder {Acolastvs 2, R)
Schweiz, schausp. 1, 217.
2)) träger der bestinvmungen ist eine gruppe, ein typus.
a)) swer stnes willen wil genesen
und fiJie guote witze lebet,
swä der nach vremden eren strebet,
die herte sint ze werben,
des gwerft sol wol verderben.
Stricker klein, ged. (3, 180) 8 Hahn;
dft von sprach er {Jesus zu Martha) 'du bist sorcsam'
unde meinte: du st&st bi den dingen unde diu dinc
I
5501 GEWERBE (Jl.t, bmenachl^ irdi$che» gewerbe) GEWERBE (lU üolierung vom tferbum werben) 5502
stänt niht in dir; unde die stAnt mit sorgen, die &ne
JjimlernUBBe utAnt in allom irm gewerbe. fn«i*terEcKiiAHT,
*. P/eiJirer myat. %, 40 ;
der arm mttes weit dahinden eton . . .
■o nembt ab sein gewerb und bandel,
wo erii dem reichen nach wil U>on.
Hanh Haohs (v. ehernen u. irdenen tof/e)
fabeln t, 98 ;
tu der Verbindung gewerb und handel vgl. b)) und unten
in. 1. e.
b)) munns gowerb {vgl. oben irp. MOO); eine andere be
deutung der gleichen Verbindung ». in:
•ui w«ib, daa witzig ist und holt doch woiitrlich ein,
daa nicht in manne gewerb dem mann zu klug wil aein.
JoACittM Raiibi. (die gewiin$chU hauemutter M)
latir. ged. 88 Dretcher.
man vrogot wag derdritlo, tiimel at. di Araten sprcclien:
■inllch goworp des men»chen ist der flrste himol; der
ander himel int redcllcii gowerp des geistes ; der dritte
himel ist vernünftle gcwerp des geistes, und hi wart
her In gerucket. Hehmann von Fritzlar, a. myat. 1,98;
war ist loidcr . . das t>08zheit, sohandt und lastor . . . szo
graussam überhand genommen, alle menschliche gewerb
and handel szo . . . falsch und untrew worden. Emsrh
gegen Luther, Endera 1,17; ebenao 1, 180;
daa walt der liebe gott,
das wesrn alles weeene, . . .
der kaufr« und wexci-herr des
auszgotbailten pfundee
im mftnsohlichen gew&rb.
J. RoMPLKR er>te« gehüteh
»einer reimgedichte 1 ;
vgl. oben unter a)) und unten a. III l) c) ;
ir herze waa verbannen
von dirre weite meile
und ir sunden teile.
si lie der weite ir erl>e
ir unstetes gewerbe.
Hugo von Lanobnstbin Martina $. 87S
Keller;
dar umb die weit und alles .^itlich gewerbe billich jft
versmohende ist. Schilrebrand her. von Strauch {atudien
$. d. phü. 4, 4); zfi dem siUlent ir uwer hertze mit
gantzer begirden lidccliche keren one alles ufsehen der
weltlichen hertjsen gewerbe. 14, 87 ; die weltlichen herzen
alle mitenander so gar verblendet sint in irme betroge-
nen vebtenden gewerbe noch zitlicheme gAto. 88,6; mit
allen ireme sorgveltigeme' kumbere und gewerbe. 83, 20 ;
eine; ist, ftne dn^ ich in got niht komen mac, da.^ ist
werc und gewerbe in der zit, als ouch d&. vor geschriben
ist, unde da; enminret niht fiwige sölde. meister Eckhart
Tfeiffer 2, 49 ; wan dar umbe sin wir gesetzet in die zit,
da; wir von zltlichem vernünftigem gewerbe gote nfiher
unde gelicher werden 2, 49; omnia terra, irdisch gewerb.
Melber vocab. pred. c. S**; dioweil alle völcker in Son-
derheit . . die jenige für abgüter gezölt habend, von wöl-
liohen etwan ein grosser nutz zA des lobens gewärb er-
funden ist worden. Alpinus Polydor. Vergü. deutaeh
(1598) 2«.
e)) dag ist der unm&ge site,
si volf^Bt der untngende mit«.
sA ist ir gewerre da;,
nnstelikeit und gotos na;.
Tmomasin v)älteh.ga»t99f»;
vnsta'te eine swestor h&t,
ich enmao niht haben r&t
ine sage ir site und ir mäht,
ir gewerft und ir geslaht.
(var. gewerf, gewerb). 9884;
da; er ie allergemat
warf einen steten ernst
uf ein tugentlich gewerb.
aller sunden verderb
vioch er rechte als eine ^11
mit Witzen quam er in die schritt,
darabe er guten rat nam,
wie er mit eren lobesam
nicht viele in der sonden ungemach.
paationä 468, 17 Küpke ;
dax was ein herach gemenge
und ein edele gewerb,
da; der deisme was so derb,
der uch zwei zusaroene wal
dine stete und des menschen val,
da; e; wäre brot wart so los.
Heinrich Hsslbr ev. Nie. 3366 Heim;
ir suUit wi^jen da; , in funQeie wlse hftt man kunste.
za deme ersten von eigeneme gewerbe der vomtmft
und der redelichkeit . . . Hbrmann von Fritzlar, ».
myat. i, ti9 ; die freier sollen ... des gewisz «ein, wo
gott und seine engel nicht mit, onnd darneben «ein: so
wirdt nimmer kein gute ehe draosz . . . dM eheliche !••
werb gehindert, and olTt gelUbdnisz zariiMn. Mathhius
{hoehaeUpredigten) %, 68 Loeeehe ;
wan schon der wiotsr herb,
ist sr doch nicht bsschwwllcbsr,
ist er doch nicht («lihrUcbar,
dan andrer Mit gswsrb.
Wbokiibrun (dtefimtl» edog «m dmn
wMsr)t, 8M Fiadmi
daramb ans nit me lidlioh was, sülichs gevoriiebs amb-
zoges ze wartende, und wart dem sel)>en lantvogt Ton
unserm herren von Basel sOlich gewerbe des friden ab-
geschriben , und wart ouch dazA offenlich gertiffet, daz
wir einem zöge mit mahl af unser vigende tAn wolteot
Baaler rathabüeher {i^ #. Baaler ehron. 4. 88; swer gotas
Ifire onpffthen sol, der muo; sich samenen and Inaliw^en
in sich selber ande sich kAren von aller sorge ande Ton
dem gewerbe niderr dinge unde der krefte der sA vil ist
unde sich ad wlte teilent. meister Eck hart. «. «lysf.
2, 816 Pfeiffer.
8)) unter dem geaiehtapunkt der bedeutungeobgrmtwitg
lieazen aieh die eben beaproehenen belege aueh «^ «isw'<li
rungen de» unaerem heutigen aprachgefiihl ao nahe HtftH
den begriffea negotium , commercium auffaaaen. vom f-
achiehtlichen atandpunkt aue wird da» abiulaknm mm.
achtoer aber muat ea fallen, timadnt mmiiiiiiiiifSW 4mr
neueren apraehe auf die fragt m frUf^ cb sssr rmt$ dm
alten gebrauche» oder aeeundäre leeiterbUdungen und Ver-
allgemeinerungen de» neueren verengten begriffea aniunek-
men haben .- so eine messe ist wirklieh die weit in einer
nusz, wo man das gewerb der menschen, das auf lauter
mechanischen fertigkeiten ruht, recht klar anschaut
GÖTHE britfe 15 *. 62 {vgl. at*ch unter III, l) e); durch die
Stadt und mancherlei menschen gewerb und weaen hab
ich mich durchgetrieben, ebenda 8, SM;
gel>et mir ferner dazu sprachen, die alten und neu'n
daez ich der Völker gewerb' und ihre ges^-hichten vernehme;
gebt mir ein reines gefUhl, waa sie in KQnsten gethan.
(veiMt qMgramwte 84) 1, 867.
UI. die isolierung de» aubatantiv» vom verbum und von
anderen ableitungen de» gleichen »tamme». enhriddung
der bedeutung erwerb.
die mannigfaltigen verwertdungen, die in dieeen rmhmen
fallen und die mit den begriffen 'aorge für den Ubenmmter-
halt, nahrungazireig. geteinn. handel, beruf, betridt' gekenn-
zeichnet werden können, eneaehaen au» der voreiellung einer
dauer der thätigkeit. aie unteracheideti »ich untereinander
je nach dem grade, in dem aich die funetion eine» nomen
actionia geltend macht, und je nach dem umfange, den der
begriff entfaltet, anhaltapunkte für daa veratändnim dm
aprachlichen entineklung wird man in dem bedeutung»-
geholt der lateinischen parallelen negotium, quaestus.
commercium, finden, eine »aehliehe vorattaaetiung Inldet
die atädtiache enticiekelung dm deutaehem wirtkteh^ft»-
leben», die vorerat tt* einer erttarruHf smmI vm^mgmumg
der bedetitting führte, je mehr »odmnn 4i» mrOioAnft-
liehe gebttndenheit der älteren zeit »iek maimloAerte, «m
M mcAr mustte auch der engere begriff »iA wiedm er-
iceitem , eine enftcieklttng , die überdieaz auf »täi»ti»Aem
gebiete durch veraehiebungen de» »pradigebrauAm f^trdert
teurde. durehkreiut teird aber diäter mrlmuf dtärtk He
lähigkeit, mit der einadne ältere bedtutmufim im »prmek-
gebrauch anhielten, die nun ihreraeii» tum au»gang»punkt
neuer veraehiebungen und neuer gegenaätae wurden, «o er-
giebt aieh ein tingewOhnUek mmnmgfaUiger tmd »mtk wir
der»pntch»votUr ftbrtnieK M dem m nieM immm gdim§tn
wird, die wmrfnii aekidkten dm emtwieUMmg eissiAalwi.
ohne die ßtden dm iiifiwiii>ewfas tu Mrmawn.
l) die bedeuhlmg»flm»inmh^ft mit den tmt»im»dkm M-
dungen negotium, quaestus, commercium.
a) in der paraUde mit negotium teigen »ieh am unge-
twungenaten die übergangapunkte. die von den oben bdegten
bede>it\*ngen de» tcortea gewerbe tu der engeren bexiehung
arifden handel führen konnten, der begriff ne%oMnm um-
faatt vorübergehende und dauernde formen der bethfitigrtng ;
vor allem aber läast er m iesM^ M^ deu tiel der thätigkeit
5503
GEWERBE (III, 1, a = negotium)
GEWERBE (III, 1, 6 = quaestus)
5504
einen weiten Spielraum offen, der sich allerdings im
hauptgebrauch zu der besonderen richtung auf den lebens-
unterhalt und hier wieder auf handelsgeschäfte verengte,
die beispiele , die den deutschen und den lateinischen ter-
minus neben einander stellen, gehören natürlich meist der
lexikographie an und lassen die entioickehingsstufen nicht
immer belegen ; dafür müssen andere beispiele in die lücke
treten, deren, gebrauch sie hierher verweist.
a) tvo negotium eine vorübergehende thätigkeit kenn-
zeichnet, sind ableitungen, Zusammensetzungen — wenn
nicht Synonyma — bevorzugt: vgl. negotium,, ein werbe-
geschefte, werbe, Werbung, werf, gewerbe. Diefenbagh
378*; tr&umet aber einem, wie er ein weib nemme , die
vorhin einen mann gehabt, dem werden . . . alte gewerbs-
händel . . . glücklich naher gehen (vetera negotia). Ryff
traumbuch Artemidori 126'^ ; dazu vgl..- um den angehen-
den jungen ehe-Ieuten fürzubilden, dasz ihre Verrich-
tungen im haushalten, und andren geworben ihres be-
ruffs, gleichsam geflügelt sein müssten. Ehasmüs Fran-
Gisci lust. Schaubühne 2, 63.
ß) bei derjenigen thätigkeit, die auf den lebensunterJialt
gerichtet ist, entioickelt sich der begriff der dauer von selbst,
hier lassen sich Übergangspunkte biosiegen von der unge-
regelten freien thätigkeit bis zu der berufsarbeit in den
festen formen eines geschlossenen erwerbsstandes.
l)) man schribet allen röten, de man Jo. und Burgis
Schaflis brieve umb ir vischenze stgte sol han, de nie-
man da sol enhein gewerb han mit traglen, mit ruschen
noch mit berren , noch mit burdinon als ir brief hat.
Züricher stadtbücher l, 21;
dar inne (in dem kahn) was niht Hute me)
niuwan em wfp und ir man.
den lac grOjjiu armüt an.
si beten sehs kindelin ;
dcste später müsen si sin
nach ir gewerbe üf den se.
WiRNT VON Grafenberg Wigalois 5295 Benecke
(var. : gewerft, ghewerb, gevert) ;
da sol man behütten bei kaiserlichem gebott , und
viertzig marck goldes , wa man innen wurde , das
die reichsstett das übersächen , das iemand dem an-
dern in sein antwerck griffe mit kainerlei gewerb. F.
Reisers reformaüon kaiser Sigismunds 218 Böhm; der
hertzog und all sein diener . . . und alles sein land ist
in des bapsts bann lang gewesen und . . . die leut all . . .
die in des hertzogen land durch ir hantierung und ge-
werb und von ir notturft wegen gezogen sind. B. Zink,
s. d. städtechron. 5, 102; und ob gleichwol jemands in
unser statt allain seinem gewerb und handtirung nach
wandlen wellte, daj dann menigklichen zuogelaszen ist,
die selben all . . . werden ... in glübt genomen. verhal-
tungsmaaszregeln von Überlingen gegen die bauern (1525)
Baumann 165; und wan einer begert bei uns allhie under
(unser t) gefreut {gefreuntf) zu werden, der da sein ge-
werb ausserhalb auf dem land herumb mit seiner han-
dierung und wahr vermaint und getrauet zu suechen.
Statuten v. St. Ruprecht (l6./i7. jahrh.) österr. weisth. 6,205;
wir wollen die fasten darümb gehalten haben , auff das
leute, so mit fischen handeln, ihr gewerbe haben. Luther
v. beider gestalt des sacraments (1528) E3''; knecht und
megde, so die gantze woche ihrer arbeit und gewerbe
gewartet, deutsch, catech. (1529) D3»; wie jr begert in un-
ser land zu reisen, und euer gewerbe bei uns zu treiben.
Luther 2 Maccab. ll, 29 (daz ir weit absteigent zu den
euwerndie do bei uns sein. EGr,ESTEYN,KoBURGER u.a.);
zu den sonder er scJieinungen, die diese Verbindung des Sub-
stantivs mit treiben unter zutritt des Possessivpronomens
hervorruft, vgl. sp. 5523.
2)) abir jene vorsmShiten ij und gingen inwec, der eine in
sin dorf, abir der andere zu sime gewerbe. Beheims
evangelienbuch Matth. 22, 5 (der ander an sein geschefte
cod. Tepl. u. a., zu seiner hantierung. Luther); vgl. geht
an euer gewerbe. Göthe 8,205, s.sp. 5521, damit nun sölicher
misztraw abgeschnitten, und ain ieder zu seiner arbait
und gewerb unverhindei-t gelassen wurd, sehe den aus-
schusz für not und gut an. Th. Zweifel chronik von
Rotenburg 85 Baumann ;
icb hab ein mann, der gar nichts kann
als essen, trinken, schlafen;
ist nachts ein block bei tag ein stock,
er dient wol in Schlauraflen.
hätt er ein gwerb, fürwahr er stürb,
all arbeit thut er fliehen.
bei Hoffmann deutsche geselUchaJtslieder 2, 135 ;
da Mose. . .die zwelf stemme Israel segnet unnd von einem
jeden, wie der ertzvatter Jacob weissaget, was jre na-
rung und gewerb , auch jr glück und Unglück sein . . .
würde. Mathesius Sarepta2'^.
3,)) diese Zusammenstellung t'on nahrung und gewerbe wird
auch in der neueren spräche immer wieder aufgenommen:
vielleicht könnte Sachsen noch ein halb mal so viel
menschen . . . ernähren, wenn alle gelegenheit zur nah-
rung und gewerbe recht wohl besorget wäre, collectanea
des handeis und gewerbes (1754) s. 6; dasz gänzliche auf-
hebung der zünfte die schon ohnehin erwiesene Über-
setzung aller gewerbs-nahrungs- zweige ins unendliche
vermehren müszte. J. A. Weisz zunftw. 208; die waaren, die
man daselbst {in den kolonien) gewinnet, sind gleichsam
so viel neue landes-producte. der debit der eigentlichen
landes-producte wird vermehret; und die einwohner des
hauptlandes erlangen mehr nahrung und gewerbe. v.
Justi policeywissensch. (1756) 143; allein, das sind auch
keine gewerbe und nahrungsarten zu nennen, wenn man
etwas zu seiner eigenen bedürfnisz bearbeiten läszt.
1, 265 ; nicht zu gedenken, was sonst noch vor allerhand
nahrungen und gewerbe, sowohl bei hervorbringung und
Verarbeitung derer mineralien, als auch noch vieler an-
derer Sachen mehr, mit und durch holtz und kohlen zu
wege gebracht werden. Dörel jäger-practica 11.
y) die engere beziehung auf handelsgeschäfte, die sich ja
auch in den Verbindungen gewerbe und handtierung, nah-
rung und gewerbe deutlich vordrängt, macht sich nament-
lich in einigen belegen geltend, die gewerbe neben nego-
tium stellen : negotium, . . . ein geschäifte, unmusz, unruwe ;
negotior, ich werb, treib ein gewerb oder kaufmanschaft.
Dasypodius Y 3* {negotiatio Werbung); ebenso Serra-
Nus 98*; dazu vgl. instrumente . ., welche unsere künstler,
handwerker und fabricanten brauchen . . darf man nicht
verbieten , ohne dem negotio und gewerbe zu schaden.
collectanea des handeis und geiverbes 50 ; die meisten Wörter-
bücher begnügeji sich mit der einfachen Zusammenstellung :
negotium, gewerbe Cholinus - Frisius 576''; ähnlich
Bentzius {negotiatio) ; gewerb, handel, handtierung, ne-
gotiatio , negocium Calvisius 688''; G. M. König, Gar-
thius, Cellarius, Dentzler, Matthias.
b) in der bedeutungsgemeinscJiaft mit quaestus tritt
die Vorstellung, in der sich gewerbe und erwerb berühren,
am reinsten zu tage, in ihr läszt sich zugleich eine weit-
geliende zurückdrängung des begriffes der thätigkeit be-
obachten, die nur noch in ihrem endziel, ihrem ergebnisz
beachtung findet, die gleiche entmcklung hat ja auch das
lat. quaestus durchlaufen, das die bedeutungen gewinn,
vortheil, verdienst auf der grundlage eines nomen actionis
vorbereitet hat. vgl. quaestus, gewerb oder gewinn . . . quaes-
tuosv^s . . gewinnig. Serranus X 8*'; Frisius-Cholinus
722''; Calvisius thes. latmo^; Garthius, Matthiae.
quaestus , gewinn , nutz , gewerb , begangenschaft, hand-
thierung. Dentzler 640.
a) die function eines nomen actionis ist festgehalten:
dieweil du das gewerb hast angehebt, so ist zugedulden
und zä verschweigen die Unbilligkeit der jungen gesellen
{quando cum quaestum acceperis). Valentin Boltz Te-
renz (aldelphoi 2, 1, 52) 133*; solcher menschen, die zu
rütte sinne haben ; und der warheit beraubt sind, die da
meinen, gottseligkeit sei ein gewerbe (quaestum esse).
Luther l Timoth. 6,5 (var. : umb geniesz willen; randbemer-
kung : gewerbe, ein hendelchen, damit man ehre oder gut
möge suchen, und nicht gott dienen allein ; bei Eggesteyn,
KoBURGER u. a. : gcwin ; in der Züricher und Kölner bibel :
gewerb und geniesz).
ß) die abstreifung der function des nomen actionis toird
namentlich in Verbindungen mit anderen Substantiven ge-
fördert, denen gewerbe bis zur Identität der begriffe näher
rückt.
l)) ältere Verbindungen : es sige barschaft oder gewerde
kleine oder gros, dag ir zä redelicher notdurft nüt be-
dörftend. Schüreibrand ^i., \z Strauch (rar. gewerb); lidi-
gent uwer hertzc . . zitliches gefelles und nutzes (var. ge-
I
5505
GEWERBE (III, 1, 6 — quMttua)
werbe«), ebenda Hl.w, ouoh so lal ein iglioh meister er-
beiteri uIT Hiiien eigenen gowerb und fromen und aal
erbcitcn vor einem fewrn und «al nicht mohir zumo
meiBlcM dunno drei gesellen und einen iungen liaben.
innungmrtikel d. tentttuehtnitd« (lö. jahrh.) % iO bei Eit-
Mi8r:ii Freiberger »tadtreeht M0; es ist xu Basel . . . ain
reiclier kauffman gesessen, dem ist all sein kauffman-
sohatz und gwerb bindersiob gangen was er angfangen
hat. S. Fi8<:iiKii ehronik v. Ulm t.n Ve$$*nmty»r ;
wer hl« amb diiar weit« loat
■•in «wlg freud dort (eben wil,
swar da« f«werb, jewin noch baat
ich halten wil aulf koinero >pil.
OttWAI.ti VON Woi.KINSTMNlSl, 8
Schau «. 801 ;
und umb seinen gewin, gowerbe und hantirung, das wol
gelinge, bittet er den, so gar nichts vermag. Luther
weisheii Salomonis 18, 19 (von der gewinnunge und von
der werokung und von dem gelUck. EtiOKSTEYN , Ko-
BUHoeit u. a.); unser gwin, gwcrb unnd handtierung ist
dem Vogler oder vo^jolrichlen allerdings gleich, wann ein
vogler einen vogelpintz oder vogelherdt zugerichtet hat,
so strewet er hin und wider getz, die vögcl werden heimb-
lioh (Am; noater qtioestiu atieupii nmillimut e$t, aucep» . . .
offundit cibum). B. Heupold Hautua redivimu (tu An-
naria 1.8) 10; die Vergebung der sänden, welche man
on nutz der vorsicher der kirchen vergebens gab, haben
sie inn ein nutzlichen reichen ablaszkram verwendt:
das schlecht essen unnd trincken im nachtmal, haben
sie zu eim guten gewin und gewerb gemessen , dem
leien haben sie eine wortlose bibel an den wänden und
gntzen gestiirtot . . . Fischart bienenkorb 15'; es ist ain
grosz gewerb unnd gewinn, gotsälig sein und jm genUgen
lassen. Aoricola a, 491.
>)) einzelne dieser verbindutigen werden a%»ch in der
neueren spräche weiter gepflegt; wir finden ne bei Göthe,
ROcKBRT und bei Sduceizern : so sind es nur äussere um-
stände, die dir eine neigung zu gewerb, erwerb und besitz
einflöszen, aber dein innerstes bedUrfnisz erzeugt . . den
wünsch, die anlagen . . in dir . . . zu entwickeln. Göthe
{Wilhelm Meisters leJirjahre 4, 19) 19, 187; ... die meisten
dieser pursche alle , die immer bald kalender und bald
bibelhistorien ... in der band oder im mund haben, sind
tagdieben. — wenn man mit ihnen etwas, das hausord-
nung, kinderzucht, gewinn und geworb antrilTt, reden
will, ... 80 stehen sie da, wie tropfen . . . Pestalozzi
(Lieuhard und Gertrud 1, 40) l^, i74; die freundlichkeit
ist die freundlichste aller lügenden . . . aber desto wüster
ist's, wenn sie auf gewinn aasgelegt wird . . . wenn man
. . . mit durch sie gewonnenem zutrauen wucher treibt,
gewinn und geworbe. J. Gotthelf Uli der pächter (lo)
s. 178 Vetter; es ist, als ob sie (jdie Schweizer) alle beschau -
lichkeit in jenen öffentlichen festlagen konzentriert hätten,
um nachher desto prosaisch ungestörter dem gewerb und
gewinn und trödel nachzuhängen; G. Keller bei Bäehtold
8. 806;
wem bei^Qgsamkeit ist empfohlen,
und bewahning der ehre befohlen,
da« sind die herren vom reichen erbe,
die besitzer von gewerb und erwerb«.
Rf CKKRT (80. makttwut) 6, 18S Beyer.
;) austerhalb soleher Verbindungen läati sieh diese neue
ieuittng selten so rein fassen : ir (der menschen) saoh stot
Hein doruff, wie sie nummen mAgon grosz gfit über-
imen, gott geh es sei mit golt, oder wider gott. soll ich
(sprechend sie) den gewerb lossen wo wolt ich beston.
Ibileh von Kkiskosbero postill s, a'^ ; denn einer mit
lamen Demetrius, ein goldsohmid, der machet der Diana
ilberne tempel, und wendet denen vom handwcrck
»icht geringe gewerb {später: nicht geringen gewinst)
zu. Luther apostelgeschiehte 19, i* (Eooesteyn, Kobur-
OER t4. o. gewinn, geniesz) ; dennen burgern ... zu ver-
bieten, das sie weder im brobst- oder bischoffhoff wein
zu saufen und denen andern ir gewerb zu schmellem
nicht hinein gehen oder denselben herausz tragen lassen.
besehwerden der gemeinne St. Andrä (17. jahrh.) österr.
*eeisth. «, SS9 ; was seit ir für seltzame gest . . . ausz
was ursach begebt ir eüwer leib und leben in gefäriigkait
. . . thftt ir dz gewerbs wegen als kaufleüt oder als rao-
GEWERBE (III, 1, e ^ eommMdom) 5506
h«r also redet er. Schaiuenheissbm Odysseen*';
Poland , Polonia ein kUnigreich Sarmatie an Germaniain
■toBsende . . . erneert vil gewilds , tregt vil bonig unnd
wachsz, auch wird Ober die maa««n vil saltz dartnn ge.
macht, da« ist Jr gröster gewärb. SruMPf sehweis. chroit. 4>.
e) die bedeutung»g»mmiudu^/t mä ooouMcdam fuhrt in
die reih« dtr mrmmdtmftm u»4 bsieuhmgm von gewerb«
einen neum. htmmätm mif dm. dmr 4it m wuttMiin to-
günatigt, alt ob von hitr mu die mhsitUtmg tif$nmm
habe, die dm nmmen gebrauch kennseiehntt H$ AäUflmt,
die M» dmer bedetUung tu tage tritt, ist ditdm'imaAm,
nnitmaeh»»', wie tie auch für erwerben i nmuagiukt wer-
den kann und wie eie fUr mngeUädkgieek fßhwutt in der
bedeutung eommuiatio bemtgt itt; v^ $. b. eemmereium.
mitwerbung, abwechsziung des kaaffmanschatz. DaaYPO-
OIU8 W t^u.a. es fragt sieh freilieh. ob die dahin sidendtn
erklärungen der iUteren lexikographen nicht eii^fiiA dmt-
tungsretmtche sind, die vom dem lateinischen wmrtbmtmtd
ausgehen, denn die Übertragung von gewerb« muf eom-
mercium , die sudem verhältnieamüsng epäi btatugt iai,
läszt sich an und ftW sieh genügend aus der tmtmtMmtg
von gewerbe im rahmen dir pmratleU mit nefotlam «r>
klären, vgl. auch • so die kauffmanschalft, wAIch« «r Mic^.
das die Penier erfunden haben, nichts ander« ist, dann
allein ein gewerb kauffmanna wahren, zfi kauffen und ver-
kauffen. Alpinua Polidorus Vergü. deuttek 1^ («rfiir
emendi venäendique wterces). im gegeneats m dm obm be-
sprochenen verwmdumgm ist in der paeallele mU cemmm-
cium das nomm meüomi» am Ubhaftutm gmsakrt (gemmtf
wechselt ai^nglieh noc* gern mit Werbung), di» vcreld
hmg der bewegnng , die diesen veneendungm gemeimmm
ist, nimmt hierbei die besondere riehtung tMf den vericehr,
auf dae verkehrstreiben sowohl als auch auf die pflege
der verkehrsbeziehangen.
a) die betonung des nomen actionis bei den leriko
graphen : mereimonium . . . kauITmanschatz oder gewerb
Werbung. J.Sbrranus P4^; commercium, mitwerbungetc.
gemeinschafft, geselschafft , commercium , gewerb Choli
nus-Frisius 177^; atmereium. gewerbe, werbschaft A.CoR
viNUS föne lai. vn; ähnlieh Cellarius, G. H. Köniu
A. Reyher a. a. commercium, tausch, item gewerb . .
gemeinschaft oder gewerb mit einem haben. Garthius
116*; vgl. attch: gott ist in uns und die gewerb de«
himels. Alpin US Polidorus Vergilius deutseh iS* {et com-
mereia coeli).
ß) herausarbeiiung der Vorstellungen des verkehrstreibeiu
und der verkehrsbeztehungen.
l)) verkehr, verkehrstreiben. und solliche schädlichait
sich auff ainen gangsteig, strass oder gcw&rb aines
gemainen platz streckte, oder sich erhübe von bösem
gestanck, geschmach, oder faulkait. Peoius dienstbar
khaiten W ; und so da« aaffgebawt dem gemainem ge-
werb schädlich ist, so mag der, so zu gemainen gewir-
ben oder der commun brauchungen verordent beaelcb
haber . . . ain solliches gcbcw ablainen. so aber das aai||«-
bawt, auff ainem ort, den gemainen gew&rben und gebrmirali-
angen unschädlich ist , so sols nit erstört . . . werden.
ebenda; wenn aber einer ein hausz . . . innen hett . . .
bösz bisz auff den grund .... so solches aber aa gato-
genen orten, de«z gewerbes and wandeis gawen leg«,
annd das . . . zA gemeinen nutzen reicht oder diente, der
mag und sei dahin gehalten werden , fürderlich solche«
zu bauwen. Fronspergbr teuorrfnioi^ is*; ob da amb
selbe sach willen, arbeit, mirckt gewerb. oder wevok
darzAo du verbunden bist gewesen, ha«t anderwegen ge-
lassen. Geiler von KEiSERSBBRO(freMdbedU«pMyelPfi':
es hatten etliche frembde stadenten aas Ungern, ... so
zu Wittenberg mit d. Faasto umbgiengen, «in bitt an
jhn gelegt, als die Leiptziger mesi aagangen, er solte
mit jhn dahin verrücken, möchten wol sehen, was da
für ein gewerb were, und vor handelsleute zusammen
kemen. l<\Mustbtieh v. laeo (oop. U) Kühne 189; also femer
auch bedeut diser traam den kaaifleuthen jrer liste,
guter und handlunge ordenliche Versorgung . . . sonder-
lich aber so dieselbige allbereit schon im gewerb and
handel {iitv xivovftfva; si in motu fuerint ipsa). träume-
buch Artetnidori (l, SS) übers, v. R\kk33*; die universal-
aooise musz vor allen dingen ohne unterschied, die nun
5507 GEWERBE (III, l, c, verkehr, handelsbeziehungen)
lebensunterhalte verzehret werden, oder in verkehr und
gewerbe kommen, entrichtet werden, v. JusTi staats-
wirthsch. 2-, 356.
2)) diese Vorstellung des Verkehrs nimmt mit der ent-
wicklung des handeis die form von handelsbeziehungen an,
die über locale grenzen iveit hinausgreifen, beachtenswerth
sind auch hier die festen Verbindungen, namentlich mit
Substantiven wie wandel , handlung , hantierung , handel,
kaufmannschaft. die Wandlungen, die in dem verhältnisz
dieser worte zu gewerbe innerhalb der neuhochdeutschen
Periode eintreten, spiegeln die Verschiebungen des Sprach-
gebrauches wieder : so erscheinen in der Verbindung gewerbe
und handel die substantiva ursprünglich als synonyma,
während sie in der heutigen formal handel und gewerbe
contradictorisch sich ergänzen (vgl. auch unten sp. 5508
und im gegensatz dazu sp. 5513). vor der sündflut hat
ein jeder hauszvater sein eigen notturft gebawet für
sich und sein hausz und gesinde . . . wie es jm sein
acker und vihezucht getragen, und da schon gewerbe
gewesen, hat man da gewechselt oder gebeutet, und
wahr an wahr gestochen oder partirt. Mathesius 8a-
repta 230* ; zu Alcayr versamlen sich järlich die Mahu-
metisten und Türeken zu gewisser zeit, und ihres bai-
rams, aus allen morgenländern in einer mercklichen an-
zahl und viel tausent starck, etliche um betens und
ablass willen, die andern ihre handthierung und gewerb,
und die dritten umb wollust zu treiben. Kirchhof
wendunmuth (2, 51), 2, 100 Österley; wir Friedrich ... be-
kennen öffentlich . . , dass uns die getreuen . . . durch
ihr ehrbahr bohtschaft haben thun anbringen , wie sie
an den grenzen und gemercken des heiligen reichs ge-
legen, ihr stände, wesen und nahrunge auf gewerbe und
handthierunge der kaufmannschaft gesetzt . . . mercklich
beschweret ihnen die handel, gewerbe und kaufmann-
schafft, kaiserliche . . . eximirung der stadt Lübeck von
dem zoll in Mecklenburg (1473) bei Westphai.en monum.
inedita 4, 1083 ; darnach wendt sich das schiff dem erdt-
rich nach gegen mittnacht, bisz man kompt zu dem
roten möre bisz gen Callikut und zu andern ländern und
inseln, darin man gewerb fürt und kauffmans handel
treibt. Münster cosmographie 23; dann die Pheacenser
geen nit mit pfeilen . . . oder gewören umb, si achten
sich auch kainer andern hantierung, sunder all ihr gewerb
ist mit schiffen. Sghaidenreisser Odyssee 2b''' \ erstlich
sol diese union, Vereinigung und bündnuss zu niemands
offension oder beleidigung, sondern allein zu erhaltung-
der freien Schiffahrt, handlung und gewerbs an der ost
und nordsee, wie auch den wässern und strömen so sich
in gemelte ostsee giesen , strecken, vertrag der hanse-
städte mit den Niederländern 1616 bei Londorp (1668)
1, 220; wider diejenigen, so . . . der unierten eines
oder andern theils commercien und gewerb niderlegen
oder verbieten . . . gesamter band schützen und hand-
haben, auf dass die vielfältige beschwerden so ihren
burgern . . . bishero widerfahren abgeschafft und die hand-
lung, gewerb und Schiffahrt dem h. reich teutscher na-
tion . . . nicht allein mög erhalten , sondern auch ver-
mehrt werden, ebenda ; sie machen einen bund zu be-
schützung aller freunde, die untertrucket weren, zu
befreihung desz gewerbs auff der see, und auff dasz alle
fürsten und stände des Römischen reichs wiederumb in
das jhrige werden eingesetzt. Mosch erosgh Phil, von
Sittewald (6,4) 6,413; der herzog kann den lauff des
gesetzes nicht aufhalten, . . . eine vorbeigehung desselben
. . . würde dem ganzen staat gefährlich werden , dessen
gewerb und vortheil von allen nationen abhängt. Wie-
land 8hakespea/res kauf mann v. Venedig 3, 3 {trade and
Profit; gewinn und handel. Schlegel); Sebulon lag am
meer und konnte sich seines gewerbs mit den benach-
barten handelsstädten freuen, wie der gesetzgeber deutlich
saget. Herder (vom geist der ebräiscJien poesie 2. th.) 12, 152 ;
zweierlei ding giebt ein gut seevolk: seemännisch leben
auf dem land und gewerb auf dem meer. F. L. Jahn
loerke 2 I, s. 433 ;
ja, wenn die kühne kraft nicht ruhen kann,
so mag er kämpfen mit dem element,
den flusz ableiten und den felsen sprengen,
und dem gewerb die leichte Strasse bahnen.
SCHILLBE Piccolomini (3, 4) 12, 143.
GEWERBE (III, 1, c, in festen Verbindungen) 5508
/) die festen Verbindungen , die sich schon in den eben
betrachteten Verwendungen geltend machten, begleiten die
abstufung der bedeutungsentivickdung und udrken vielfach
auf diese wieder zurück (s. unter 2). neben den Verbindungen
mit synonymen (vgl. auch sp. 5504/.) sind auch solche mit be-
stimmten verbis zu beachten, toeil sie vielfach von den bedeu-
tungsverwandten Substantiven her übernommen sind, auszer-
dem ergeben sich durch den zutritt subjectiver genetive oder
possessiver bestimmungen bemerkenswertlte unterschiede
zwischen relativem, und absolutem gebrauch.
l)) der absolute gebrauch ist fast nur innerhalb fester
Verbindungen belegt; als vereinzelte ausnahmen vgl. -. die
erst schel ist betriegen in dem gewerb, und welcher
kauffman ist der, d' nit betrieg in der war, der nit eins
für dz ander, geh . . . Geiler v. Keisersberg narren-
schiff (102) 199* ; weil ein lange zeit her zwischen Sicilien,
Egypten und Mauritanien der gewerbe wegen heimlicher
zwispalt gewesen were . . . Barglay's Argenis (2, 7, 3)
übers, von Opitz 2, 352; da werden tempel eingeäschert,
. . . die gerechtigkeit umbgekehret, die gewerbe gesperret.
ebenda (2, 7, 9) 397.
a)) Verbindungen mit synonymen und anderen Substan-
tiven auszerhalb der festen Verbindung mit verbis:
ainr thüt den andern drücken
mit handln und mit gevverb,
wil auff sein nächsten rücken,
wil im sein narung zücken,
acht nit das er verderb.
die narrenkappe geistlich (15. jahrh.) bei
Wackbrnagbl kirchenlied 2, 1055» ;
vgl. : so hat das zän auszfallen auch an den krancken,
knechten, und den jehnigen , so mit gewerb handien,
seine besondere bedeutung. traumbuch Artemidori (i, 33
exercentibus mercaturam) übers, von Ryff 32'>; durch das
(6.) gehöht würt strenglichen verbotten aller unrechter
gewerb oder kouffschlag. Geiler von Keisersberg drei-
eckecht Spiegel C c 3» ; die hantierunge und gewerbe, die
vor jaren den Rinstrom hinabe . . gehandelt sin. Urkunde
v. 1489 s. zsch. gesch. Oberrheins 9, 38 ; abbruch und Verhinde-
rung der gewerbe und hantirung des Rinstrames. s. 40 (l49o) ;
dann wo das zugelassen würde, dasz gute und nütz-
liche dinge wegen etlicher miszbräuche derselben, selten
abgeschaffet werden, müssen fürwahr die heilige schrifft,
geistliche und weltliche rechte , und alle andere freie
künste, ehrliche gewerbe und handthierung, als nichtige
und vergebliche dinge, nach solcher leute meinung, ver-
boten und abgeschaffet werden. (Kirchmaier) instit. me-
tallicae, notw. ber. 65; was werden doch uwer sfln tun, so
sie aller geschrifft unwissend sint, vorusz so sie nit der
ritterschafft nochgondt, oder die kein kauffmanschatz,
oder ander gewerb hanttieren? Jacob Wimpfeling Tutseh-
landhrsg. v. Moscherosgh G4'> ; hausz und hof, aecker und
wisen, handel unnd gewerb, liebe nachbawren, unnd das
liebe vatterland verlassen, kompt ja sawer und schwer
gnug an. Jon. Degumanus dialogus (i52l)l; haben nicht
ihre feinde , als die Engfänder und Javaner , mit ihrem
eignen blute, ihren grund und boden dazu gedünget,
dasz endlich ein so schöner lorbeerkrantz , welchen sie
auch in ihrem wapen führet, und so herrliche fruchte
der gewerb und handlungen, daraus herfür gesprosset.
Erasmus Francisgi indisch-chines. lustgarten l,i.i; Cain
heisst ein besitzer oder herr, davon hernach Chams söhn
Canaan ein kauffmann, und das land Canaan sein namen
hat, weil grosse gewerb und niderlag zu Tyro und Si-
don war. Mathesius Sarepta S*" ; das magstu wol glauben,
antwort der jüd , dasz ich nicht geringe hendel treibe,
sondern mit den theuwersten kleinotern und gewerben
umbgehe. Kirchhof wendunmuth(i, 315) 286'» ; das hab ich
fürnemlich von der statt Bagadet, jrer gelegenheit, den
grossen gewerben, frembden gewachsen, sovil ich zu der
unbequemen zeit daselbsten inn meinem Verzug ersehen
und erlangen mögen, wollen vermelden. Rauwolf reis-
beschreibung 231.
b)) innerhalb der festen Verbindungen mit verbis: nach-
dem ich nun oben von gebäwen . , . der herrlichen statt \
Halepo . . . geredt hab , kann ich nit umbgehn , . . . der \
gewerb unnd handlungen, so allda täglich geübet wer-
den, zügedencken. Rauwolf reisbeschreib. 93 (gewerbe und
handlung führen (s. III, 2, c) ; auch ist heraus zu erlernen . .
5509 üEWEilBE (III, i. c in fenUn vctb»uluttyen) GEWERBE (lU. i, e umfoMzt Handel m. hmdwerk) 5510
. . . waH sei Tur Handel , gewerb , hanUrang , arbeit und
narung angetriben haben, was stanU, sUitx, amtz . . .
ein Jeder gewesen sei . . . buch Weituberg t,t HöMbaum;
es trifTt sich in gemein, aller.eit unwiderspriohlich unnd
gewiszlich zu, in allen liandtliierungen , gewerben und
kUnulen , die ein jeder kan, gelernet oder getriben hat,
so jhin ruricommt in einem träum, dass er dasselbig
übe . . . (.nt(fl öidaaxttllttt; lezviöv xul fpycwv. op«ra tive
arteti). traumbuch Artetnidori(t,U) übtr$. v. Kyki'«»';
■0 lanm du (ewerb' nnd Itauffmaiucliaft auff erden
wird aUem brauche nach dorch nid letrleben werden
das allen ist lo lieb, lo lauf« wird man dein,
und deiner schönen kunst, tum betten indenck sein.
Opitz (über llindenUrptM neu erfundenen zähl-
Uteh. poet. toälder \) 8,44;
der mit der wollhat nicht gewerb und band*] treibt
Hai iiBL tatyr- ffedichte (7, 47) «. 86 »eudruek.
e)) /ute vrrbindungeti mit verbie bei ieoUerttm ȟb-
atuuHv. uinbgehen mit dem gewerb. Joseph U8 (i) 149*;
OS soll auch kein pfenning gieriger, oder einer der on
anderlasz handelt , und gewerb gewins halben treibt . . .
als krämer, kaufilout, und derlei lewt, zA Hauptmann ge-
nommen werden. Onbxander v. d.kritg$handlungen *. 80'*.
andere beiepiele «p. 6ött.
i)) der rtloHv« gebrauch, hier i»t dat ettbttanHv hau
figer ohne »mutige fate Verbindungen bdegt, vgl. ep. 6610.
a)) in »ifnonymen Verbindungen:
das erst ding ist die arm&t,
wo die selbig herwergn thAet
und ain man die verpergen wil.
und haimlich sie hallen gar stil
und im doch sein gewerb and bandet
nit kan ertragen seinen wandel,
weil er sich nach wio vor last schawen:
prächtig mit klaidung und mit pawen.
H. Sachs (fUe drei wachaenden dinge)
fabeln und tchvänke S. 48.
das aber die gefangnen des gefUglicher behalten werden
mögen, haben sie ihr dartzu verordnet, kaufleut in allen
steten, dero gewerb und hantliirung allein ist menschen
zu kaufTen, und verkaufTcn. S. Kkanck enyniea, abeonter-
fayung u. entwerffuiuj d. Tiirckey B 4*'; Lidia S. Pauli
Wirtin, war ein purpurkrcmcrin, und hatt jre ehrliche
geworb, und kauflshandlung, und uberforteilet und über-
setzet niemand mit falscher und verpafelter wahr. Ma-
THB8IU8 {hochseitapred. 4)8, 88 Loeache;
jedes iand hat sein gewerb, sein gesuch und seinen wandel ;
die die gegen norden sind, machte reich der seelenhandel.
Looau tinngedichte S766 2, 158.
■o oft ... die taxen als das Hauptwerk angesehen wer-
den, und die conimercia, oder das gewerbe der unter-
thanen als ein nobenwerk , so gehen die nützlichen
cominürcia samt den unterthanen aus. eollectanea dee
handeis ttnd gexoerbea (1754) *. 77.
b)) innerhalb der festen Verbindung mit verbia hebt sich
der rüative gebrauch eigenartig vom absolttten ab. dieaz
kommt »chon bei gewerbe treiben n«r geltung, vgl. den
gegensati bei ZiXiK deutsehe städteehron. 6, 188 (er treib kauf-
ninnschaft . . . dem treib ich alles sein gewerb gen Ve-
nedig), vgl. auch: ein nUrenbergischer kaufTmann treib in
allen landen teutscher nation mit allerlei kaufTmann-
schafft sein geworb. Kirciihop tcendunmut i,ti\. österley;
der kaufilout, so ihr geworb, handthierung und kauff-
manns bändel daselbst brauchen und treiben, prix'üeg
der Stadt Lübeck bei Ayhkh procesa. juria{i,i) 671, ebenao
Slkiuanus 800^; bei haben iat der absolute gebrauch
reichlich belegt (*. «.). wir Friderich . . . thuen . . . wisent-
lich . . . dasz nun hinfur ihr leit und holten (Kaspar
Härders und »einer erben) . . . allen gewerb und handl
mit Weinschenken und in anderwög inarktrecht haben
sollen und mögen, freiheiten und rechte v. Oleiadorf
(n.jahrh.), ». ä»terr. wei»th. 9, in ; ausz etlichen stetten
wurden die Haupt und urs&cher des kriogs gctödtct, . . .
etlichen so am meer lagen, der schiff beraubt, unnd ver-
bothen kein Handel oder gewerb mehr auff dem meer
zA haben. Livius7l*>; doch vgl. auch: damit der ge
meine kaufman nichts destminder einen Handel und
gewerbe uf dem Rinstrom haben möge, vertrag von
1«». sacA. jwmA. Oberrheins 9, 88; kölkraut bedeutet
nichts sonderlichs. ist auch gantz widerwertig den wein-
k&ufTem, schoncken, Wirten, und allen denen, die jhre
IV.
bändet und gewerb mit wein b«b«a (<< »mmibtu diony
noet* mrUfieitu»). trmmhuek ArUmMori (i, m) über», von
RttvIT; mndmrt M f8wwbe »owichten : item als mein
Herr nun aMb, dan Ich mi«b «lao wol anlieas und fast
BcHrib und gnacf gewaa, dn b««talt er mich wid«r and
richtet im also aoa all s«ln gewerb. B. Zink d. »tädt^
ehroniketk 5, 180; ietfl- tWI.
e)) auaierhalb fetter «•rMntfun^wN ; ao spricbt der berr,
der Egypter Handel und der Moreo gewerbe, and der
langen leate zo Seba, werden «ich dir ergeben. LuTflsn
Jfaia 4», 14 {fbenao »Aon KOBUROBH . deiff. DlKTW-
BBROCH, iiogtgen geaehefR M EnoBSTBVN; koMOMhop
QuBNTEi. ; kaoffleut ZttrieA«r bihd; der enreri» IfTptooe
und der handelsvertrag von Kusch. K Ai; tisch) ; (fsrwWM)
wer niemand in seinem gewerfo uberforteileL QnsTTBR
erkl. d. epwtel Fnvlia.A. Rümer 80: er sagte femer. wie
und auff waa weise er mit den Iberiaoben kaoflleatlMii,
so jhrer gewerbe halben dabin kommen, rieh Etir oee ha-
geben bette. Bahclay's Ärgemi» (8. 7, t) üier». v. Om%
8, 848; es bat sich zugetragen zun zeiten dee königsS^
lomons, dasz drei jUden, die waren kaaflleute, mit ei-
nander wanderten ihrem gewerb nach. PhAtohius wund-
»chel-ruthenW; ich Habe behaupten bOren, dasz seit dal
errichtnng der ersten bank in Glasgow , da« gewerbe
dieser stadt sich in fünfzehn jähren Terdoppelt habe.
Adam Smith nationalreiehthum (8, 8) über», v. Garvb 8*. 41
{the trade qfthe eity) ; dazu vgl. : wenn aaoh hier alle studie-
rende . . . zum thor hinauszögen ... so wUrde dadaroh kaom
irgend eine merkliche Veränderung im öffentlichen gewerbe
erfolgen. J. G. Fichte über die . . . aeadem. freikeit ». H.
8)) auch attributive Verbindungen eneaehetn diamr Mr-
wendung. in der älteren »praehe iet die formet groes ge-
werbe bevorzugt : grosze hantierung . . . grosz gewerb aber
iner ». theil 4, 8, 489; als das wolltAcben vor jaren hie
in grossem gewerb gehalten gemeinem natz and sondern
Personen in der tAcber zanfl and asserbalb wol er-
schossen ist. ttrk. der iuehpolizei tu Freiburg von 1478
{zeitaehr. f.geaeh. de» Oberrheine 9, 144); es ist in der statt
Horb ein gros gewerb mit wallen tQchem wie daa meng-
lichem kAnt ist. Münster co^mo^r. (8)404; (8)41; eingroei
gewerb do mit kauffmansch&tzen. RwwoLrreiabeachr.m;
man findet auch, . . wo ein starkes commercium bIChet,
dasz es . . Händler giebt, die nar mit einer einzigen waare
handeln , und doch ein überaus groszee gewerbe . . da-
mit haben, v. JusTi ataatatrirtaeh.* i, 188; daeu «^.klei-
nes gewerbe sp. 6511 («. auch kleingewerbe theü 6, «p. 1109);
ingleichen welche sich mit dem fürkaaf und bargerlicben
gowerb understehon wolten, doch nit burger sein, alaz mit
kaufmanswahren , wein . . . und dergleichen , wasz der
bürgerlich gewerb sein zu handien anbelanget. Hat der
marktrichter macht . . . banntaiding zu Paaaeil 1888, a.
öaterr. weisth. 6, 178; item niemand soll purgerlichen ge-
werb treiben, nur purger allein. {Omünd) ästerr. veiatM.
6, 488; andere belege s. sp. 5588 und unter III, 8, e,- r^.
auch städt. gewerbe ap. 5614; teeniger hä^fif belegt, eier
ebeT\falla aua der bedeutung von commerdom ineecHetli
iat die Verbindung offenes gewerbe , die den detaUkandA
inabeaondere kennzeiehitet : offenes gewerbe, kram and la-
den. Stetten l, 17. andere €i4jeetin'erbindungen memekeem
dem engeren begriffe (#. 8).
S) die hereinaiekufig de» kanäwmka in dieeem veretdUmg^
der dae atädtiadte verhkretrtSben MkcrraeUL Mieft hier
machen »ich feste Verbindungen bemirktith, ntien den eben
beobachteten auch neue; daa kemfimigmumerk warne» »iek
jedoch darax^f riehen , wie ie»U Sk IkiOnrnkmu dee kmnd-
werke an dieeem loeelverkekr gtk»nna*%Anii iat und em-
dereraeita *cie neit aieh am kamdfeerk anadl»» gdhmd
machen, die die productivt aeite (die Verarbeitung «md wer-
fertigung von wiaren) den betrieb, gegen deneerlrieb ane-
apielen.
kandel übt a%^f dieeen gtlrmutk «e» geweihe «M|^hiw.
a)) sie iat »tu» dem »uemmmtnkmng» eu ereeUieeten:
freitags nach assamptionis Haben die Hern des capitels
die rethe ausz beiden stedten nnd zu S. Michael sampt
allen meister der geworfen der handwercker, alsz t>ecker,
Schneider, schuester etc. vor sich . . . bescheiden, kie
346
5511 GEWERBE (III, i, c umfaszt Handel u. handwerk) GEWERBE (III, i, c ahgrenzwng gegen d. handw.) 5512
toria des MöUenvogtes Sebastian Langhans {Magdeburg)
8. deutsche städtechron. 27, 173; und nun hin und wider
im ganzen römisclien reich verhoffentlichen alle ge-
werb handlung und handtierungen . . . wider ufgerichtet
werden sollen . . . einladung des hosenstricker-handwerks
zu einem handwerkstage 1651 &eiSGHMOLLER290; Herodotus
Halicarnaseus . . . schreibt, als die statt Cuma in Asia
erst erbawet, und dahin ain zülauff ward, thet sich un-
der andern ausz der statt Mangnesie ainer mittelmässigs
Stands und güts mit nammen Melanopus daselbst mit hausz
und gwerb darnider. Schaidenheisser einl. zur Odys-
see 5^;
der musen lieber ort (Leipzig), ihr grund und rechtes erbe,
die grosze wechselbanclc und schawplatz der gewerbe,
. . . musz sehn dasz auch aufT sie jetzt ist das schvverd gewetzt.
Opitz (an herm Joh. Heermann, poet. wälder 1) 2, 36 ;
. . . daher man fast schlieszen sollte, dasz erst im I4jahr-
hundert das gewerbe mit weberwaare in rechten gang
gekommen sein möge. P. v. Stetten 1, 6; wir beide fingen
mit einander im märz 1755 in der schamatten unsern ge-
werb an. Bräker der arme mann im Tockenburg 72 Bü-
low ; mein handel ging bald gut, bald schlecht, bald kam
mir ein nachbar in die quere und verstümmelte mir
meinen schönen gewerb ; bald betrogen mich arge buben
um baumwoUe und geld, denn ich war gar zu leicht-
gläubig, ebenda 185 ; ebenso s. 192 ; zwei invaliden nemlich
. . . hatten hier ihr kleines gewerbe , und verkauften ga-
lanteriewaaren und andere sächelchen der kleinen täg-
lichen bedürfnisse . . . E. M. Arndt reisen 5 (1802), 392.
b)) sie ist ausdrücklich hervorgehoben, es was kein ge-
werb in der stat, wann die reichen waren gewichen und
die da beliben waren, die besorgten, das pöfel würd
sackman machen über sie und flöhenten ihr hab haim-
lich, also mocht der hantwerksman sein pfenwert nit
vertreiben. Sigm. Meisterlins chronik von Nürnberg
c. 3, 15, s. deutsche städtechron. 3, 146 ; von kramern, apo-
tegkern und hugkeren geworben, so die kramer unnd
hucker ge wonnlich under unnd in jren hanndtierungen
und gewerben, auch vail haben , und verkauffen , damit
sich die menschen speiszen. Tengler laienspiegel E6;
deszgleichen was der gemeinen kleinen gewerbs, kräm-
becken und ander wetterdächlein , weren, so von holtz,
stein, zigel ... gemacht, angehenckt . . . würden, der
sol keines über drei werck schuch von dem hausz
und wand hinausz fürgenommen und erlaubet werden.
Fronsperger bauordnung 29^; daher sähe man noch
zu unser zeit, des sontages so woU, als werckel-tages
sie in ihren kram-buden und werckstäten handthieren
und gewerb treiben. Olearius reisbeschr. 148*;
solch loser man fint man noch vil,
die pei eselschaft, pei wein und spil
siezen altag
lassen ir weib und kind derrmaulen,
dahaira in clag
th&t ir gwerb und werckstatt erfaulen.
H. Sachs (d. loszman) fabeln u. schwanke
4, 79;
in den Wiener Zeitungen findet man beständig, dasz
allerhand gerechtigkeiten, oder wie man es dort heiszet,
personal-gewerber , z. b. eine handlung-, eine bäcker- . . .
gerechtigkeit ... zu kaufen sind. Nicolai reise 4, 482.
vgl. gewerbeberechtigung u. a.; vgl. auch die composita
realgewerberechte und gewerberealitäten unter gewerbe-
recht.
2)) ansätze zu einer gegenüberstellung von handel und
handwerk, zu einem gegensatz zwischen vertrieb und betrieb.
a)) schon die sachbedeutung eines rechtsobjectes , die im
letzten beispiel handwerk und handel umfaszt, drängt in
älteren belegen mehr den vertrieb als den betrieb in den
Vordergrund: das der Schneider zunftmaister und sin
sechs . . . gebetten, des man mit der kouflüt zunftmaister
. . redoti und si bäti, das si . . . dem Schneider . . . iren gewerb
gewandschneidens lihen wölten. zunftbuch v. Konstanz 1418.
zsch. gesch. Oberrh. 13, 160 ; item si band ouch gesetzt, das alle
gewerb ab und mengclichen fri sin sollen, damit der gemain
man arm und rieh sin narung dester basz gehaben müg.
(Überlinger Urkunde von li6i) IS, 'äO ; gewerbe toird hier als
handelsprivilegium, in gegensatz gestellt gegen die zunft-
gerechtigkeit des handicerks : wölt' aber ain semliche ains
mals me denn ain lertochter halten, so sol si die zunft
als umb ain gewerb ablegen, urk. der Schneider zu Über-
lingen (1450), ebenda.
b)) auch in der Verbindung von gewerbe und handwerk
stehen sich die beiden substantiva nicht so nahe wie bei ge-
werbe und handel. selbst da, wo sich beide bezeichnungen
auf die gleiche berttfsgruppe beziehen, musz für jede doch
vneder eine andere thätigkeitsform eingesetzt werden : hand-
werk zielt auf den betrieb und gewerbe auf den vertrieb
der hatidicerkserzetignisse. erst die neuere entwicklung ver-
schiebt diese ursprünglichen Verhältnisse, nunmehr kenn-
zeichnet gewerbe in Verbindung mit handel gerade den
betrieb und nicht den vertrieb.
«)) die Verbindung handwerk und gewerbe in fällen,
die ei7ie Scheidung nach beruf sgruppen nicht zulassen, oder
ivenigstens nicht sicher stellen: war auch, dag er dehain
andern gewerb oder antwerk triben wölt, denn sin vatter.
Villinger stadtrecht § 101 (oberrh. stadtrechte 2, 76) ; in die
zunfte, der antwerk und gewerbe sü tribent. ebenda (§ 107)
2, 78;
gar offt verdürbt ein handwercksman
der vil gewärb und hantwerck kan.
S. Brant narrenschiff 18, Znrncke 21« ;
[vgl. das Sprichwort sagt : Hanns von allen gewerben wird
niemahls reich. Adam Smith übers, von Garve (4, 5) 3, 171
{Jack of all trades)\,
warumb ich nit daheimen blib (der 'lantfarer')
und ouch min gwerb und handwerk trib.
N. Manuel vompapstu. s. priestergchajt
Bächtold «. 55 ;
ferner unnd zum dritten befindet man auch, dasz das
stuckmachen ein schändlich und gantz sündlich hand-
werck und gewerbe sei. Prätori us saturnalien 372.
ß)) beide substantiva zielen auf verschiedenartige berufs-
gruppen. gewerbe bezeichnet den vertrieb: item nachdem
wir gemeinsamem nutz ouch frembden und heimschen
zu gut, so die gewerbenden un hantwerchlüt in unser
statt suchen un bruchen aller zunfft gewerb und hand-
werch, reformiert ... ist unser will . . ., das demselben
trüwlich gelebt und nachkommen werden, und sol dabi
ein jeder gewerbender als gewandtschnider, kremer, ap-
potecker ... sin gewerb oder hantwerckh erberlich . . .
volfüren. nüwe stattrechten und Statuten der statt Friburg
im Priszgaw (l520) 92 ; ab auch unter . . . armer unver-
mögender leute kindern, iunge knaben befunden, welche
zu der schule woU geschickt und begreifflich der freien
kunst und schriffte sein wurden, die sollen .. . aussm
gemeinen kästen erneret . . . werden ... die andern kna-
ben zur arbait, handtwercken und zimlichen gewerben
gefordert werden. Luther {prdnung eines gemeinen kästen
1523) 12,26;
. . . ieder, der in dieser stat
ein guet gewerb oder hantwerck hat.
H. Sachs (der freiwilligen armut orden)
fabeln u. schwanke 2. 178 ;
die pewrin gleichet ainem mon,
der ein guet gewinet ist hon
in eim hantwerk, ambt, gewerb oder handel.
(die bäurin asz alle tage einen käse)
fab. u. schw. 5, 132 ;
ein jeder thue unnd richte ausz was jm gott auffgelegt,
Prediger leren und beten, regenten wehren und schützen,
der gemeine mann warte seines handwercks, gewerbs,
bergwercks unnd ackerbaws . . . Mathesius (lyw^Aer 6)
3, 89 Lösche-, am sonntage und allen andern hohen fest-
tagen, ingleichen an busz- und dankfesten . . . soll kein
gewerbe noch handlung geführet . . . noch handwerk ge-
trieben werden, neu revid. tvillkühr der stadt Danzig
(1761) 169.
yf) auch die Verbindung handwerksgewerbe erwächst zu-
nächst diesem gegensatz des engeren zum, weiteren begriffe:
begögnett mir uff ein zeitt umb vesper im basar, da man
under den schupfen die maiste handwerckhsgewerb täglich
dreibtt. H. Ulrich Krafft reisen und gefangenschaft
s. 125 ; künftig soll nur derjenige zur selbstständigen be-
treibung eines handwerksgewerbes berechtigt sein, wel-
cher als bürger in eine gemeinde des herzogthums auf-
genommen ist. nassauisches bürgerbuch (1850) 379.
S)) erst die späteren Verbindungen lassen gewerbe und
handwerk zusamm^en dem gleichen begriffe des betriebes
zusteuern {s. 111, 3) : ... als dadurch dem handwerkswesen
6513 GEWERBE (III,« gebrauchaenoeiterung)
and den geworben eine ganz andere geaUlt gegeben war.
P. V. Stktten 1, G; im koinmeroialtohema findet man
verBchicdone Handwerke und gewerbe, von denen die
bcnennungen an andern orten nicht bekannt aind. Ni-
coijvi rei»e i, mi ; aber es scheint niemand einzusehen,
wcloiien hohen grad von Wirkung die kilnste, in Verbin-
dung mit den Wissenschaften, Handwerk und gewerbe in
einem Staate hervorbringen. Göthr (8chweiMirr«i»« 1797)
48, 180.
8)) dem entiprieht dann, data »ieh in den »päteren Verbin-
dungen von gewerbe und handel die begriffe eontradietoriteh
ergänsen: mitton unter dem waffengerllusch blühten ge-
werbe und liandel, ScillLi.Kn (abfuU der Niederlande l)
7. 15; bedenken sie, was natur und kunst, was handel,
gewerke und gewerbe zusammen schafTen müssen , bis
ein gastmahl gegeben werden kann. GAthb {Wilhdm
Meitter» Uhrjahre 5, lo) 19, 194 ;
man hOrt wohl |ainmem viel nnd klagen,
et sei dar reist in ansem lafen
in seinem tiefsten recht verletzt,
und von dem handol, dem gewerbe
Sekr&nkt an scinom alten erbe,
es anfestammton throns entnetzt.
nnd wahrlich, sieht man bunt sich« regen,
das damprcrertlt auf eisonwcgon,
die Spindel, die von seibat sich dreht . . .
der geist bleibt ewiglich allein.
Grillparzer (1887) 2, 178 ;
für die Individuen, welche sich einem ordentlichen han-
delsgewerbe widmen wollen. regierungaMatt filr Bayern
(1880) nr. 4; genusz der rechte . . . vermöge deren man
■ich ansässig macht, grundbesitz erwirbt und darüber
verfügt, gewerbe und handel ausübt, atenograph. ber. der
Franc/, nationalvera. a. 767'»; das königlich würtember
gische ministciium des inncrn hat anher eine . . . petition
der ' centraUtüUe für gewerbe und handel' in Stutt-
gart eingesendet, ebenda Wli}' ; wir wollen freiheit der
presse, der gewerbe, des handeis. Th. Mann Budden-
brooka i, 198; dio Verwaltung des gewerbewesens wird an
oberster stelle im reiche durch das reichsamt des innern
und in Preuszen durch den minister für handel und ge-
werbe mit der maszgabe wahrgenommen, dasz ein thcil
der gewerbepolizei vom minister des inncrn und ein
theil des technischen Unterrichtswesens vom kultus-
minister verwaltet wird. Huf. de Grais handbuch der
verfaaaung u. vencaltung (l90l) 631.
2) die ertceitemng dea verwendungskreiaea auf grund der
entwickelung dea teirthacht^flalebena und der verachiebungen
de» aprachgebrauchea.
a) die enttoickelung dea wirthachaftalebena.
a) innerhalb dea atädtischen betrieba geht die enitoieke-
lung von netterungen aua, die dem geateigerten verkehr
und den bedürfniasen , die er erzeugt, gerecht tcet-den: in
disem concilion ist auch usz allen landen , fil handt-
wercks folck, spileut, wiert, gemain frawen etc. zuge-
zogen, die alle iren gewerb zu Costentz getriben haben
. . . apodecker so iren gowerb zu Costetz in der zeit des
kuntziliums Herten, waren 16 . . . scherer ausz allen lan-
den so bei den flrsten und heren zuhof dienten, und
sunst hin und wider, iren gwerb flerten mitt iren
knechten, waren 806 .. . Wechsler usz allen landen , die
iren gwin zu Costentz auch suchten, waren 68. S. Fischer
Chronik von Ulm 199 Veeaenmeyer. von anderer aeite ivirkt
auch die regelung und gliederung ein, tu der daa txiaam-
mtfdeben drängt, ao ajmlten aich die früheren gruppen der
nahrungaziceige auf grxtnd der arbeitstheilung und auf
grtind neuer erfindungen in neue arten und Unterarten, und
andereraeita wächat dieae oder jene nebenbr.ochäftigung,
dieser oder jener teitvertreib «u einem festen nahrunga-
ttoeig aua.
l)) inner?talb dea handelageicerbea beanapruchen vor allem
die neuerungen ot^fmerkaamkeit, die der gesteigerte verkehr
im vertri^ von nährungamitteln hervorrief, tie betreffen im
beaondem die enticicklung des gasticirtftsgncerbea. andere
gltederungen , die die arbeitstheilung innerlialb dea gross-
handela hervorri^, treten am gebrauch von gewerbe erat
apättr n* tage.
«)) nach raut und unterwiszung aller der, den umb
den gewerb des weins und des saltz kund und wissen-
liehen wa.««. .tfatut v. Attgaburg über den weinhandd
GEWERBE (Ill.t wirlh»ehafU. vendtUbungen) 55 14
(16. jahrh). a. deutaeke aiädteekron.h.Ub; da (m Sektteig-
hofen bei Ulm) sassen auch die wirth, kSeb, gastftwn,
das dorf nam von desz vilfcltigen gewerbe« wafen also
zu, dass vil bäum an andern orten hab nnd gnt Ter
kaufrien nnd sich dahin rhettao. 8. Fraiick Germania
soo*»; da« gewerb« eines braows imd Mlbst iÜMS M«r-
•chenken «ind eben so nothwMMlif» abthaUanfMi dar
arbeiten al« irgend ein andere« gewerbe. Garvc «tr*
deutaehung dea Adam Smith (4, 8) 8, 108 : ja die profeMion
der branteweinbrenner war in der hftifte des sechzehntea
Jahrhundert« . . . bereit« ein ansehnliches gewerbe. P. ▼.
Stktten 1,848: es {da* kt^ffeesehenken) war uaUngß ein
freies wosen und gewerbe. ebenda t, IM;
fDrwahrl ich bin der einzig« soba nor,
und die wirtacbaft ist grosz. nnd wirbtif nnaer gewerbe.
GÖTiii {Hermann «. Dorothm 4) 40. Mi ;
vgl. auch 0. Hartmann lolir und leseboeh für da« |m^
wirthschaftliche gewerbe {Berlin I886). tu den formtn ist
kleiuhandela mit nährungamitteln vgl. : und recht interes-
sant war mir das zivilisierte wcscn dieser (o^^ •) frau Im
contrast mit gewerb und leidenschaftlicher gewöhnung.
nicht minder interessant waren mir die gegenstände
ihres gewerbes, die frischen mandeln . . . und die duftig
frischen feigen. Heins {Italien 1, 16) 8, »45 EUtmr.
b)) tu den neuerungen auf grund der mrbeitaÜmlunf
lassen »ieh einige beiapiele aua Garves vtrdeutaekung da
Adam Smith (i794 ff.) af^tihren. gewerbe i»t hier in
allen fallen für trade eingeeetat : das gewerbe de« ge-
treidehändlers besteht aus vier verschiedenen zweigen...
(4, 5) 8, 158 ; gewerbe eine« zwisclicnhttndlera (4, 5) 8, 187,
eines krämers 170 , eine« Schleichhändlers (6,8) 4 , SM
u. a.
8)) erfindungen und neuerungen in beruf »formen . di*
betrieb ttnd vertrieb in »ich vereinigen.
a)) sollichs alles wie obstat ist allen buchtruckem ver-
botten bei niderlegung ires gwerbs. S. Fischer ehronik
V. Ulm». 146 Veesenmeyer; vgl. auch buchdruckergewerbe.
buchgewerbc; gefährliche gewerbe sind pulvermUhlen. ..,
apotheken, . . . brauer, brandweinbrenner, . . . tOpfer. allg.
landrecht f. d. preuat. ataaten (18SS) H 8 § M6S.
5)) ... habe ich nicht« hinzu zu setzen , als dasz ich
in den Steuer registem von 1495 bereits die gamsieder aU
leute von einem eigenen gewerbe gefunden habe. P. v.
Stetten 8, 75; bortenmacher sind hier ein altes ge-
werbe 1, 814; das gewerbe {der lodweber) erhält sich
gleichfalls noch, und nähret eich nach der la^e der
handlung. 1, aiS; vgl. datu einige atellen au» Garves
Verdeutschung des Adam Smith, in denen da» original
durchvieg trade vertcendet: gewerbe der Handwerker, ma-
nufacturisten und kaufleute (4, 9) 8, 418; gewerbe der hom-
drechsler und kammacher (4, 8) 8, 886; gewerbe der gold-
und Silberarbeiter (4,6)8,808; sobald da« gewerbe de«
häuserbauens mehr als dieses einbrächte, würde es bald
so viele menschen reitzen, sich damit abzugeben. (5,8) 4,875
{the trade of the builder); den knöpf auf die nadel zu
setzen, ist ein eignes geschäft ; — die nadeln weisz za
machen ein anderes, e« macht sogar ein gewerbe au,
die nadeln in die papiere zu stecken. (1, 1) l, 8 (tuw'iiw«).
8)) der engere rahmen des stadtischen wiriktdün/laUbtmg,
den diese und antlere ähnliche rertcendungen «omiMcCacii,
macht sich nach der einen seile al» anstosa der bedeutung»-
Verengerung geltend {vgl. unter S): «o seid ihr bürgersleate I
ihr lebt nur so in den tag hin; und wie ihr euer ge-
werb' von euem eitern überkommen habt, so laszt ihr
auch das regiment über euch schalten und walten, wie
es kann und mag. Göthe {Egmont s) 8. 801 ; wir kommen
zunächst durch eine doppclrcihc von städeln und wissen
nun schon, Luckenbach gehört zu jenen Städtchen, in
deren thätigkeit sich ackerban und gewerbe teilt. Otto
Ludwig {Heitertthei) %.»; und so wird e« fortgehen,
wie es von «einen eitern her fort gegangen ist. wie es
bei seinen söhnen fort geht, and wie es bei dem heger-
buben fort gehen wird, er mag sich nan za einer Hand-
arbeit, zu einem gewerl>e gewendet haheii, oder so dem
meere der Wissenschaft. Stifter {der wmUtgSngvr t) err.
3, ISO Agrent; das wesentliche des bürgerrvchts beisteht
gerade in der berechtigung zum betriebe städtischer ge-
werbe. H. V. Kleist Berliner abendblätter (I810) »16 ; ebenso
346»
5515 GEWERBE (III, 2 neue städtische erwerbszweige) GEWERBE (III, 2 Übertragung auf ländl. erwerb) 5516
verhält sichs beim stadtgewerbe. Übertreibung und ver-
theilung desselben in -viele bände, da wo wenige hin-
reichend sind. Semer bei 3. A. Weisz Zunftwesen 138. vgl.
die beliebte Verbindung bürgerliches gewerbe sp. 5510; vgl.
bürgergewerbe , sp. 5516.
4)) dagegen drängen zur erweiterung des begriffes die
nahrungszweige , die ans ungeregelter thätigkeit zu einer
berufsart sich entwickeln.
a)) in Städten, wo es viele maskenbälle giebt, ist es
ein gewerbe, maskenkleider zu verleihen. Garve Ver-
deutschung des Adam Smith (2, l) 2*, 10 (trade) ;
des königs von Spanien tochter
ein gewerb zu lernen begann,
... sie wollte wohl lernen nähen.
Uhland 413.
&))... alle hushelterin, spontziererin und die so offen-
lich zur unee sitzent oder bulschaft tribent, wo die in
der stat sessent, sollent ziehen . . . und als ir etliche
sithar widerumb in die stat under erber lüte gezogen
sint und ir gewerbe tribent als vor, do sollent dieselben
. . . ziehen in vierzehen tagen. Straszburger Verordnung
von 1471 Brucker 459 ;
ich fröw mich, dasz ich kuplen kan,
sunst wurt's mir liden übel gan ;
das han ich meisterlich und wol gelert,
und mich nun lange zeit mit ernert. i.
Sit dasj mine tutten aufiengend hangen,
wie ein lerer sack an einer stangen,
do fieng sich an min hut zu rümpfen,
und wott man nit mehr mit mir schimpfen.
do gieng ich in das beginen hus,
min alter gwerb trüg nüt me us.
N. RIanuel (vompabst u. seiner priesterschaft)
Bächtold 55 ;
erstmals lebt dise keüschlich , karglich und streng,
suchende jr narung mit spinnen und weben, aber nach
dem, da ist herzu gangen ein büler oder zwen, die jr
ein lohn zusagten . . , hat sie den handel angenommen,
nachgendts hebt sie das gewerb an. Terenz übers, v.
V. BOLTZ (AndHa 1, 1) 11*; {harlequin zur kupplerin):
wenn ihr schon euern plaz ändert, so braucht ihr desz-
wegen nicht euer gewerbe zu ändern. Shakespeare
übers, v. Wieland {mMss für mass 1, l) 2, 161 ; jetzt, da
das gewerbe {der öffentlichen mädcheii) geehrt und durch-
aus ungehindert scheint, trägt auch jede öffentlich zur
schau, was sie ist und wovon sie lebt. E. M.Arndt reisen
5 (I8O2) 291 ; ... und hier bringen sie {die kuppler ti. ver-
schämten bettler) ungehinderter und freier ihr verlegenes
gewerbe an, und gehen nicht selten mit einem glück-
lichen erfolg durch. 371;
dann allwellt fürt darüber klag,
das ist nammlich der bettler orden
der ist letz zu eim gwerb worden.
Valentin Boltz weltspiegel 6 (1551) P a*» ;
bettler treiben das güldene gewerb, darinnen sie in der
Wochen sechs tag feiern und den siebenten vor der
kirche sitzen. J. J. Otho evangel. krankentrost 623 ; das ist
das verächtliche beer der langen finger. ein elend ge-
werb, das keinen grosen mann ausbrütet. Schiller
{Mesko 1,9) 3,30; das gewerbe {des beutelschneiders) gieng
eine zeit lang wohl von statten. lUvskvsvolksmärchen^, 180 ;
wie die staats-felinger in städten, so haben die gemeinen
felinger, welches die Scharfrichter und schinder oder frei-
leute sind, ihr wesen hauptsächlich auf den dörfem und
bei der niedern volksclasse. beider gewerb ist quaksal-
berei. Scholl abrisz des jauner- und betteltcesens iti
Schwaben (1793) 90 bei Kluge rotw. 1, 270 ; es ist auch ain
anders gewerb der Zauberei, bisz her noch von dem Mose
und Jakobel herkommen. Polydorus Vergilius übers, v.
Tatius Alpinus 26";
gold leg in der klikusche (Wahrsagerin) band ! denn nicht
umsonst,
nein, von den künden baar bezahlt spricht das gewerb.
K. Immermann {Eudoxia 15, 366) ;
. . . (Beppo) der seiner zeit in den Niederlanden im spa-
nischen beere als feldschmied gedient, nebenbei ver-
schiedene zweideutige gewerbe betrieben und nun, diese
beschäftigung fortsetzend, sich in Venedig niedergelassen
hatte . . . und er (Ruggiero) erinnerte sich , Beppo mit
seinen beiden strolchen von söhnen stehe im geruch
neben anderen lichtscheuen geschäften auch das gewerbe
eines bravo mit eben so viel entschlossenheit als geschick
zu betreiben ! Halm (das haus an der Veronabrücke) 4, 99
Schlossar.
ß) in solcher Übertragung auf erwerbszweige, die der
festen regehmg und geschlossenheit an und für sich vnder
streben, greift das Substantiv auch über die mauern des
städtisclien lebens hinaus, und hierin liegt ein neuer schritt
zur erweiterung des begriffes.
1)) ein ausgangspunkt liegt schon in den berufszweigen,
die von der stadt auf das land hinausgreifen: {dasz die)
bantwerck beschwärt weren , und aller gwerb gantz uff
dem land war, das sich der gemain man nit wol er-
neren möcht. Fläschütz , chron. des stifts Kempten Bau-
mMnn 381 ; vgl. .- flecken unterscheiden sich von dörfem nur
durch die ihren einwohnern zukommende befugnisz, ge-
wisse städtische gewerbe zu treiben, preusz. landrecht
(1796) 2. th. 8. tit. § 176; und wo er {der müller) bei star-
kem mühl-gewerb mehrere mühlarzen halten musz . . .
badisclie müllerordnung 1670 § 24 ; bei eisenwerken zum
beispiel , sind die schmelzhütten, wo das eisen aus dem
mineral gezogen , die hämmer , wo es geschmiedet . . .
wird, sehr kostbare Werkzeuge, derer dieses gewerbe nicht
entbehren kann. Garve Verdeutschung des Adam Smith
(2, 1) 2*, 8 {instruments of trade);
und heil dem bürger des kleinen
Städtchens^ welcher ländlich gewerb mit bürgergewerb paart!
auf ihm hegt nicht der druck, der ängstlich den landmann
beschränket;
ihn verwirrt nicht die sorge der vielbegehrenden städter.
GÖTHE {Hermann u. Dorothea 5) 40, 278;
man schmeichelt sich, dasz nach aufhebung der tabacks
Pachtung, welche zu ende 1783 geschah, dieses wichtige
gewerbe gänzlich wieder frei- und die fabrikation an
kunstverständige zu geben, der Vorschlag geschehen sei.
Nicolai reise 4, 436; das gewerbe der fischer gehört ebeU'
falls unter die ältesten in unserer stadt. P. v. Stetten
2, 135; für das Städtchen Alt-Pillau ist dieser fang {des
st'örs) immer ein sehr wichtiges gewerbe, und daher
führt sie auch einen auf den wellen schwimmenden ge-
krönten stör im wappen. preusz. handlungszeitung (1801)
•'■ ^" ' lasz mir den fischerkittel, den trutzigen ! macht
sich noch rar der!
hat noch kein eigen gewerb und fronet dem
alten im handwerk.
MöRiKE {idylle vom Bodensee 3) 1, 352 ;
wegen der fünf^jehn krabbenfänger , welche auf kleinen,
elenden booten ihrem gewerbe nachgehen. . .? Frenssen
Hilligenlei 113; vgl. schiffergewerb Zunftordnung f. d.
icürtembergische schiffertum zu Schiltach (1766) bei Weisser
recht der handwerker 472. 474 ; flozholzgewerb 467 ; flozge-
werbe 473.
2)) die auffassung der erwerbsfhätigkeit als eines ge-
regelten und geschlossenen berufes greift von der stadt aus
auf das land über.
a)) dieses nam er zu hertzen, verhandelt bald seine
pferde, wagen und wein, begab sich gentzlich auffs
ochsen treiben, solchem gewerb bedaucht in aber das
rosztauschen noch überlegen zö sein, schlug die har wi-
der umb, ward ein roszkam . . . Kirchhof wendunmut
1, 214 Österley; ein andermal wollte er ein roszkamm
werden; als ihm aber die pferde nase und obren fast
abgefressen hatten , gab er das wieder auf, ungeachtet
er behauptete, kein mensch verstünde das gewerbe besser
als er. Jon. Gottw. Müller Siegfr. v. Lindenberg (i780)lll;
an den ufern der Havel lebte . . . ein roszhändler , na-
mens Michael Kohlhaas ... er besasz , in einem dorfe,
das noch von ihm den namen führt, einen meierhof,
auf welchen er sich durch sein gewerbe ruhig ernährte.
H. V. Kleist {Kohlhaas) 3, 141 Erich Schmidt; dieses
Schutzes {der gesetzt zum gedeihen meines friedlichen
gewerbes, bedarf ich. 3, 183 ; der roszkamm versicherte . . .
dasz er alle landesherrlichen Verfügungen, die sein ge-
werbe angingen, genau kennte. 3,143; vgl. auch land-
kutschergewerbe. Nicolai reise 4, 481.
b)) ach, den verwegnen alpenjäger hascht
der tod in hundert wechselnden gestalten ,
das ist ein unglückseliges gewerlv,
das halsgefährlich führt am abgrund hin!
Schiller {Teil 3, 1) 14, 339 Oödeke ;
der Schäfer siehet die natur mit andern äugen an als
der fischer und Jäger: und in jedem erdstrich sind auch
5517 GEWERBE an, a Übertrag, aufd. hndteirtJueh.) GEWERBE QU. t übertr. aufd/fenÜieht ümtte) 5518
I
diese gewerbe wiederum, wie die oharalitere der luitionen
versoliieden. HBRDKn (ufaen ntr philo», d. getek. der
mentchh.) 18,806; von dem gewertw der acliafhirten . . .
dM hUten der toliafe ial ein freies unzUnfUges gewerbe,
das weder von einer ttffenlliclien prilfung über persAn-
liolie befähigung, noch von der erlaubniss einer regie-
rungsbehOrde, noch von einer obriglieitlioiien bestellung
abhängt, die HUHÜbung dieses gewerbes ist Jedoch einer
besonderen poltzoiliulien oontrule unterworfen, tutammen-
$tellung d. auf d. aeht^nteht nch bea. polittiverordn. f.
Wtirlemberg (l«80) 5.
c)) Johann Nagelsohmidt nämlich . . . hatte fUr gut
befunden . . . einen teil dieses zu allen Schandtaten auf-
gelegten gesindels von neuem zusammenzuralTen , und
das gewerbe, auf dessen spur ihn Kohlhaas geführt hatte,
auf seine eigne band fortzusetzen. H. v. Ki.kist {Kohl-
haa*) 8, SM E. Schmidt, tu dieter Übertragung vgl. athon .-
ihr (der aeeräuber) grausames gewerb aber das sie trieben,
hatte alle frenndligkeit ausz jhren gemUthcrn weggerissen.
B.\iu:i.ay's Argenia (8,10) übera. von Opitz 1,806. edetwo
der erste des namens {der Hiraehbattem) hat das haus als
eine nrt wildhüter zu lehcn erhalten mit der ausdrück-
lichen bcdingung, jagd auf die wilderer zu machon. da
nun gar kein zwciTcl sein kann, dasz sein söhn neben
anderen ähnlichen beschäftigungen auch diesem ehr
samen gewerbe obliegt, so könnte man es ihr als eine
Servitut auferlegen, dasz sie die band zu seiner beifahung
zu bieten habe. Kuh/ {Soimenmrt 8, 8») 6, 167 Fiacher.
8)) ao wird auch der betrieb der landwirthaekt^ß aMat
ala gewerbe aufgtftiaat. ala erate belege dßfür waren oben
(«p. 6479) beiapiele aua ISBLIN und aua Gauveb überaeiaung
von Adam Smith ang^iihrt, beim letzteren meiat an atMe
von employment, da das englische original nur in einem/alle
{in Verbindung mit dem stand des kornhändlera) mit trade
vorangeht: .. . so wollte nmn ihn ((/^n^MicA^) zwingen, nicht
nur das gewerbe eines landwirlhs, sondern auch das
gewerbe eines kornhändlcrs zu treiben (4, 6) 8, 168 (to exer-
eise the trade, not only of a f armer , bttt of a com mer-
thant); diejenigen Systeme also, die der landwirthschaft
vor allen andern gewerben den Vorzug geben {to all
other employmenta i,9)3,i48; wo die landwirthschaft das
einträglichste aller gewerbe, und länderoien urbar machen
und anbauen, das sicherste mittel ist, reich zu werden
{the most prqfitable of aÜ employmenta 8, 5) 8, 179). dazu
vgl.: während das wichtigste aller gewerbe, der landbau,
durch arbciter betrieben wird , die nie den väterlichen
boden verlassen. (J. G. Hofpmann) das interesse des me»-
aehen u. bürgera bei d. besteh, tunftverf (1808) 96; die ca-
pitalien jeder nation stecken in ihrem ackerbau, in ihren
fabriken , in ihrem handel ; in dem letzten dieser drei
gewerbe sind sie aber viel leichter realisirbar, als in den
beiden ersten, über den freien manufaeiurhandel {iS09) 81;
J. G. KoHPF. allgemeine Verhältnisse des landwirthschaft-
lichen gewerbes (1829); ist nun der ackerbau das einzige
gewerbe einer nation . so theilt die stets wachsende bc-
völkerung den boden in immer kleinere thcile. Moni.
Württemberg, gewerbainduatrie 1, U; ich glaube, dasz in
keinem einzigen gewerbe mehr arbeiter betheiligt sind
als in der landwirthschaft. Birmarck {rede im reieha-
tag 15./1. 1885) 10, 433. noch deutlicher 7, 880 u. o. im all
gemeinen aber tcird die landwirth.'tchaß vom neueren aprach-
gebrauche aus dem bedeutungsgehalt von gewerbe wiedei-
ausgestoaten {vgl. ap. 6478) und weim von landtrirthacJm/t-
liehen gewerben die rede tat, aind meist industrielle an-
lagen (brennerei t4. a.) damit gemeint, die unter den engeren
begriff von gewerbe fallen {a. 8).
y) wie die landicirthachaft an sieh dem bürgerlichen
Charakter iridersfrebt , den der mittlere begriff von gewerbe
festhält, so »chliestt der gleiche rahmen dea bürgerlichen
ben^fea auch die künstleriaehe und wissettarhaflliche thä
tigkeit einerseits, die gruppen dea öffentlichen dienstes an-
dereriteits atts. doch auch hier tcerden paralld der ent-
icickelung von bildungen wie geschäft, handwerk u. a. die
grenzen dea bedeutungaun\fangs erweitert: die freie, unge-
regelte tftätigkeit des gelehrten, des künstlera, dea kriega-
*nanns irird in die festen formen eines ständigen betufes
gespannt, und auch das entgelt, das der beamte, der soldat.
der artt, der Schriftsteller, der künatler für seine leiatungen
erwartet, wird immer mehr unUr dem
nahrungaarwerba batrtukiat. mm mtüHm §iU du ßir H»-
jenigen unaaenaehifUiekm tnaarbtawaifa. Ha taiekt im iffmi-
liehen dienet atehen. aondem ihr antgidt bei primifmwtmm
auehen.
1)) di« Übertragung auflaiatungan dea bffenUiehen Ümttn
a)) also ... 80 träumet einem Juristen und fttraprMlM»
gemeingliob von zanck und hader. . . einem waehenr von
gelt, gold oder silber, unnd einem jeden nach dem er ein
gewerb oder handthierung treibet. I'iiii.ii'I'Mkij^nchthon
von mandierlei geachlechten der träume bei Hvff B7^ ; Schul-
arbeit, da einer was für andern studirt, gibt freud and last,
und es kan einer viel leuten seligklich damit dienen, ob
es nicht so viel tregt, als andere gewerbe, so haben wir,
die in schulen unnd kirchen . . . dienen, den vortheil, daa
got unser herr, schütz und reicher lohn ist. Matiiesius
{leiehenreden) 1,79 Lösche; die ärmeren bürger schickten
ihre kinder in die schulen solcher lebrer, welohe UM
dem unterrichten für geld ein gewerbe machten. Gannt
{Adam Smith 6, 1) 4, 164 {aa made a trüde); and doch steht
die gewöhnliche belohnung des Torxfiflichen lehrers dar
Wissenschaften, mit der belohnang, welche ein berühmter
advocat oder arzt erhält, in keinem Verhältnisse, die or-
Sache ist, weil das gewert>e des erstem mit armen, aaf
öffentliche Unkosten erzogenen leuten überfallt ist ; in
dem gewerbe der beiden letztem hingegen wenig andre
mitbewerber auftreten, als die die Unkosten ihrer eixie»
hung aus eignen mittein bestritten haben. üAnvB vee»
deutachung dea Adam Smi^ (1, 10 irmU) 1, M»;
du (dipUmtai) magst nar dein cewerbe trsttw
in dem dich niemand ttbertrifll;
ich kann nur mit dem Schwerte scfareibsB,
mit blut'gen ztlgen, meine schrifl.
QOthi (^menidea) 18, tn. wgt. amck
ap. 6688 : geweriw IfeibeHi
b)) krieg war ein tn\ gewerbe —
lebt wohl I ich sterbe.
HoKKMANN VON Pallbbslaben Weder
der landtknechte : 36 aehabab) 8, m;
dein, liet>chen ist das kriegsgewerb« nicht.
niaa (4, 686) über», v. Biryer 8, 88
(Voss : werke des krieges), vgl. onefc theü 6, t878.
oder er {der ataat) kann zweitens eine gewisse an-
zahl von bürgern, der er selbst unterhalt giebt, ganz
allein mit kriegerischen Übungen beschäftigen, und auf
diese weise den stand eines Soldaten zu einem eigenen
und von allen andern abgesonderten gewerbe machen.
Garvk {Adam Smith 5,1) 4, 16 {partieular trade), ebenao
4, 18 ; und vollends das gewerbe des kriegers, diesz würde
jedermann fliehen, als das geRlhrlichste , das es unter
allen gewerben geben mag. Lotz reviaion d. grundbegr.
der nationalwirthachtrftalehre 8, 1Ö6>
a)) Übertragxtng auf den privaterwerb.
a)) für die berufe mit wiaaenaehe^fUiekar vorhüdmmg
kommen vor allem ante und opothdcer i» iahmikt. äiaaf-
theke ist aua dem kleinhandel erwaehaen und gahOrt «en «em-
herein hierher, während die heilkunde erat in dt» glttm-
denen formen des bert^fsstandea von dem voradtr^flm le>
rührt wird, die daa geteerbe ala avteka» ragalm (vgL ap. BCt) .
von kramem , apotegkero und haderen geweriMD, «. •.
«p. 6611; die kunst, aus natürlichen prodokten arzeneien
zu heilung menschlicher gebrechen zuzubereiten, and der
handel mit denselben . sind von jeher auch bei ans für
ein ehrbares gewerbe gehalten worden. P. v. Stettbn
1,848. apothekergewerbe Garvr rerdeutaeliautg dea Adam
Smith (5,1)4.889; bei den medicinisch • poUMilichen ge-
werben behält es sowohl hinsichtlich der Vorschriften
über die wissenschaftliche und praktische bildong der be-
Werber, als auch hinsichtlich der form des fähigkeits-
nachweises bei den diessfallsigcn bestimmungen der or-
ganischen edikte vom 8. September 1800 titel I die apo-
theker betreffend, ... die hufbeschlagschmiede betreffend,
und bei der Verordnung vom 86. jänner 1888 die Chirurgen
und bader betreffend , sein verbleiben, reronfn. betr. d.
gewerbaweaen v. 1886, regierungMait ßtr Bayern «.98; 'oder
zögen wir wieder die Franzosen zu felde — ich kenne einen
dokter, der sich ein haus von purem queksilber gebaaet
hat . . . 'vortreffliche plane! honete gewerbe! ... ixt fehlte
5519 GrEWERBE (111,2 künstlensche Idstung)
nur noch, dass wir weiber und kupplerinnen würden,
oder gar unsere jungferschaft zu markte trieben'. Schil-
ler {räuber i,2) 2,ii; bei dem groszen häufen wird es
höchstens dahin kommen, dasz er einzelne Wundärzte
ungeachtet ihres gewerbes, aber nicht wegen desselben,
schätzt. (J. G. Hoffmann) das Interesse des menschen bei
den besteh, zunftverf. 146 ; nach der hamburgischen gesetz-
gebung . . ist die ärztliche praxis zweifellos zu den ge-
werben zu rechnen, entsch. d. reichsger. in civüs. (1897)
39, 135 u. a.
b)) bei der Übertragung auf künstlerische thätigkeit
wirken mehr die Verschiebungen des Sprachgebrauches
mit (vgl. unter c), doch tceisen manche verweiidungen
auch unmittelbar auf die Verhältnisse des ^cirthscJiaft-
liehen lebens hin: wann werden einmal die Deutschen,
auf fremden rühm eifersüchtig, mit feineren stücken
von ihrem eigenen gemache die nationalbühne berei-
chern? wann? ... dann, möchte ich sagen... wann
das schauspielschreiben nicht ein gewerb, sondern beruf
sein . . . wird. Sonnenfels briefe Über die wienerische
Schaubühne 2, 8 {Wiener- nettdr. 7, 142); aus den bänden
armer leute empfing der komödiant das elternlose ge-
schöpf ... er liesz das kind sich abtreten und beschlosz,
es zu seinem gewerbe anzuführen. Immermann 5, 56 ;
nachdem er (der mönch von Montaudon) diess gewerbe
{des fahrenden dichters) eine Zeitlang getrieben, begab er
sich nach Orlac zu seinem abt. Diez leben u. werke der
troubadours ^ 270; das mögen sich unsere deutschen ge-
lehrten zeug - fabrikanten und unsere poetischen goldar-
beiter merken, die, in der schule Goethes gebildet, ihre
Wissenschaft und kunst und ihr edles gewerbe herabzu-
würdigen glauben, wenn sie je auf etwas anders als auf
neue erfindungen für die lust der reichen und vornehmen
sinnen . . . Börne (25. briefaus Paris) 14, 78 ; ein anderes
princip des Streites nimmt eine friedliebende confessio-
nelle fraction {das centrum) in sich auf, wenn sie sich
verbindet, oder wenn sie in sich erzeugt als ein unkraut,
welches in jeder partei wuchert, (das ist) eine gewisse
gattung publicistischer klopffechter, deren gewerbe gleich
todt sein würde, wenn frieden wäre. Bismarck {rede
im landtag 9./2. 1872) 5, 251 ; ' es sieht hier kaufmännisch
aus' sagte der mann: 'der von hier aus mögliche Wasser-
transport ist für mich unschätzbar', dieses alles passte
nun ganz gut zu dem gewerb eines bildhauers. Göthe
{W. Meisters loanderjahre 3, S) 28, 27.
b) auf grund dieser erweiterungen erwächst ein allge-
meinster begriff, der in dem bedeutungsumfang von pro-
fession, handwerk seine parallelen hat und der das wort
gewerbe fast in eine linie mit beruf stellt: man musz
indessen gestehen, dasz die Unterscheidung der zwei
elemente unserer erkenntnisz, deren die einen völlig
a priori in unserer gewalt sind, die andern nur a poste-
riori aus der erfahrung genommen werden können ,
selbst den denkern von gewerbe nur sehr undeut-
lich blieb . . . Kant {kritik der reinen Vernunft) 2, 627
Hartenstein; die vornehmsten begriffe der Urkunde sind
einzeln umschiffet: der Verfasser wagts aber kaum, sich
den beifall des herrschenden theils in diesem gewerbe
zu versprechen. Herder {älteste Urkunde l, 3) 6, 255 Su-
phan; . . . denn der ehrbare wandel ist ein langweiliger
Wandel, der rechtliche weisz weder, was die erhebungen
der seele in der moral, noch die schwelgenden thränen
der busze sind, er treibt sein gewerbe, wie alles wackere
und tüchtige geschehen musz, einen tag wie den andern,
ohne nur rechts und links zu sehen. Tiegk {dichter-
leben l) 18 (1844), 92. e* sind aber gerade in dieser annähe-
rung bemerkenswerthe unterschiede zu beobachten.
«) der synonyme gebrauch ist nur ein bedingter, meist
erscheint er nur da, too die kulturenttincklung oder wo die
Schicht der gesellschaft, von der die rede ist, an vdssenschaft-
liche oder künstlerische berufe gar nicht denken läszt: dann
inn derselbigen {der häuslichen herrschaft) erkennt der
hauszfürst seines tachtropffes reichsgrentzen, . . . seines
underthanen gesindes gewerb , gesatz und gepreuch.
Fischart Oargantua 92 netidr.; es ist beleidigter stolz
{Kains), ... es ist stolz der erstgeburt, der person, des
gewerbs , vielleicht schon des geschlechts — eine fürchter-
liche flamme. Herder {Unterhaltungen u. briefe über die
GEWERBE (III, 2 gewerbe und beruf) 5520
ältesten Urkunden) 6,112; welches gewerbes wird der gatte
sein, inhalt eines serbischen liedes. s. Göthe 46, 316;
geht aus einander, geht an euer gewerbe. es ist ein
übles zeichen, wenn ihr an Werktagen feiert. {Egmont 2)
8,205; so war es und so musz es denn auch wohl sein,
dasz jeder bei jeder gelegenheit seinem gewerbe nach-
geht und seine thätigkeit zeigt. {lehrjahreb,2: Werner an
Wilhelm) 19, 144;
(Marthe): und ihr, mein herr, ir reis't so immer fort?
{Meph.): ach, dasz gewerb' und pflicht uns dazu treiben.
(Fawf) 12, 161 ;
Merkur war, wie ihr wiszt, zu gleicher zeit der gott der
diebe und der kaufleute, und es lag nahe, dasz er bei
der wähl einer maske, die ihn verbergen, und eines ge-
werbes, das ihn ernähren könnte, auf seine antezeden-
zien und talente rücksicht nahm. Heine {götter im exü)
6, 89 Elster ; und meinte, wer mit ganzer seele beim ge-
werbe sei, wer darüber nachsänne, wie er hier einen
neuen künden gewinnen, dort einen abtrünnig gewor-
denen wieder heranbringen wolle, der könne freilich
nicht nebenbei geschniegelt und gestriegelt gehen, wie
ein ladendiener. Hebbel Schnock; das geiühl, durch
eigene kraft . . . sich einen angemessenen credit zu er-
öffnen . . . übt auf die läge von leuten groszen einflusz,
welche bis dahin von der band in den mund lebten und
in gewerb und häuslichkeit allen plackereien und bevor-
theilungen ausgesetzt waren. Schulze-Delitzsch vor-
schusz- u. credit-vereine ®, 6.
/?) diese bedingtheit auch des weiteren begriff es von ge-
werbe erhellt aus mannigfachen Verbindungen ; in amt
und gewerbe loird besoldxmg und privaterwerb einander
entgegengestellt {vgl. auch sp. 5483), in gewerbe und beruf
der engere und der weitere begriff: dach und fach haben,
bedeutet bei männern fürstliches decret und besoldung,
oder sonst ein einträgliches gewerbe haben. G. F. Reb-
UAtiN'ssatynscheshandwörterbuch (l797)lO; sagt mir, mit
was für einer mine wollt ihr bei unserm herrgott er-
scheinen, ihr meine brüder, fürsten, zinswucherer . . . Phi-
losophen, narren und welches amtes und gewerbes ihr
sein mögt. Bonaventura 6. nac/tiwacÄe. Michel öi; denn
in dem volke sind die grundbezüge der menschheit noch
wach..., da gilt das geschwätz noch nichts, sondern
das gewerbe und der beruf. Immermann Münchhausen •
1, 213 ; will der lehrling zu einem andern gewerbe oder
berufe übergehen , so kann er . . . gegen bezahlung des
verfallenen lehrgelds austreten. Württemb. gewerbeordnung
von 1828 {reg.-bl. s. 243); vgl. amts-, berufs- oder gewerbs-
handlung, s. gewerbshandlung. als aufwendungen gelten
auch solche dienste des Vormundes oder des gegenvor-
mundes, die zu seinem gewerbe oder seinem berufe ge-
hören, ätsch, bürg, gesetzbuch % 1835 {reichsgesetzUatt 18S6,
509); bei minderjährigen {sind aitfzunehmen) die angaben
der namen sowie des Standes oder gewerbes der eitern.
polizeiliches anmeldeformular {Berlin).
y) dem, entspricht auch, dasz die neuere rechtssprache,
wo sie gewerbe allein gebraucht, immer den privaten er-
iverb voraussetzt: kein gewerbe, so klein es auch ist, und
wenn es der bandet mit federspuhlen wäre , musz je-
mand allein überlassen werden, v. Justi policeywissen-
seh. (1756)184; die regierung ist ermächtigt, bestimmten
Personen zum vortheil ihres gewerbes, . . . befreiungen von
zollen ... zu erteilen, badisches Staats - und regierungs-
blatt (1833) 213, art. l ; betreibt eine ehefrau, für deren
güterrechtliche Verhältnisse ausländische gesetze mass-
gebend sind, im inlande selbständig ein gewerbe, so ist
es auf ihre geschäftsfähigkeit in angelegenheiten des
gewerbes ohne einfluss, dasz sie ehefrau ist. einfüh-
rungsges. z. bürgerl. gesetzbuch art. 36 l {reiclisgesetzblatt
1896 *. 612) ; im falle der tödtung, . . . hat der ersatz-
pflichtige, wenn der verletzte kraft gesetzes einem dritten
zur leistung von diensten in dessen hauswesen oder ge-
werbe verpflichtet war, dem dritten . . . ersatz zu leisten.
dtsch. bürg, gesetzbuch § 845 {reichsgesetzUatt 1896, 340).
c) der scheinbare widersprach in dieser annäherung von
gewerbe an den begriff beruf und in seiner abgrenzung
gegen denselben löst sich, wenn Tnan zwischen dem gebrauch
des isolierten Wortes und zwischen dei' formelhaften Ver-
wendung in festen Verbindungen unterscheidet. denn in
6521 GEWERBB (Ill.a gebrauchsenoeit. durch formein)
dimen vor tUlmn liegt dis wr$aeU dmr btdmitunimne$Ue-
ntiiij.
a) unter den verhia.di» da» ntbttaiUiv aU oliiMt tmmehtit-
hm, stehen die verba der beveegung an traUr $MU. dit$» htw$-
ffung iat jedoch nicht al» ein» betehäftigung der käwU tu
denken, wie »ie tum beim heutigen engeren begriff gewerb«
nahe liegt, m i»t virlinthr au» den bedingungen de» verkehr»
tu erklären, denn eben die hieher gehörenden verbindung»n
htüp/fn fast alle an die bedeutung von oommeroium «n.
*M sind theiliceiee den vtneendungen von bandthierang,
Handel, geichän tuuhgebüdet. erat in der ieeiteren ent
Wicklung, die »ich im rahmen der geechlo»»en»n verHndung
vollzieht, nt^fernt »ich dann die formet von ihrem attegang»
funkt, nirgend» läaxi »ich die» »o an»ehaulieh im ein-
»einen beobachten wie an der meiet verwendeten Verbindung
ein gewerbe treiben, acin gewerbe treiben im gegenaatt
datu atehen aber andere Verbindungen, die von vornherein
an allgemeinere bedeutungen de» »ubatantiv» anknüpfen,
wie ein gewerbe ausrichten, haben, machen.
l)) Verbindung mit verbi», die eine bexceyung tum au»
druck bringen, den auaganytipunkt bildet die bedeutung von
oomnioroium.-
a)) gehen, eilen u. a.
o)) unnd weitter liuben wir mit den einwonern Phenicie
am niör gelogen, welche mit gewerb geflisHon umbgohn,
und unib golts willen nach Handlung fragen, kein gemein-
schufTt gehabt Josephus deut»eh{\) 149*; das XX. capitel
ist von mumsen, das sind betler, die inn dem schin der be-
ghart gond, und doch nit ist. als die in den kutten der noll-
brUdor gond und sprechen sie siend die willigen armen, die
selben haben ire wciber an heimlichen enden sitzen,
und gou mit irem gewerb innb, das heiszt in der mum-
sehen gangen, liber vagatorum {ih\Q) bei Kluue rotw. 1, M.
//)) dann die gelehrten, reichen und was jn fürtrolTlich
ansähe, buht er mit grosser reverentz bei jm frölich zu
sein , zubleiben , die andern armen und geringe leuUein
(sagt er) hetton wol Urlaub wider nach jhren gewerben
zu gehen. Kinciiiiop wendunmut (^\, \i& von Verachtung
der armen freunde) (ifiSl) Uö" : Aen»o Eulentpiegel 68
nettdrtick;
kaum gelangten sie za Paris schffnem pallaste,
siehe, so wandten sich schnell die migde sn ihrem gewerb«.
lUas übert. von BOrükk 8, 428;
der mann ging nun wider seinem gewerbe nach und fischte.
Ghimms märclieni.tao (goldkinder); seinem gewerbe nach-
gebt GÖTHB 19, 144 ; geht an euer gewerbe 8,806 {vgl.ep.KOSi).
Reineke trat in die wohnung der flauen und fand sie nicht
helmisch.
grUst' euch gottl stiefkinderchcn I sagt' er, nicht mehr und
nicht minder,
nickt« lt«andlich den kleinen und eilte nach seinem gewerbe.
(nVniB {Reineke fticha 8) 40, 41
(na sinem ghewin Keinke de Voe 1118 ; und damit ging er
seine Strasse. Gottsciibd);
und 80 eilt* er hinweg nach seinem g«w«rb« 70 (Reinke de Vm
8871 urie oben; GoiTSCUBD: seinen vortheil su suchen);
endlich trieb die noth nach dem gewoib« mich aus.
{der MUS Paueia») 1, 318.
b)) gewerbe führen : gwerb fUeren, handticren, werben.
Frisius (1666)868^; sie sagten auch, dasz sie iberische
kaufTleute ausz dem tartesischen königreiche weren und
weiten von jhrcm gewerb, den sie in der Tauben insel
geftihret . . . zurück nach hause. Bahclay's Argeni» über».
V. Opitz 8, 848.
e)) gewerbe treiben.
a)) die»« Verbindung hat in beliebten formein wie kauf-
mannschaft treiben (voeoA. 1188), hantierung treiben
{urk. von 1488, s«cA. ge»eh. Oberrh. 9, 847) ihren »tütspuitkt :
es w&r dann ob er gewerb treiben wölt, wölich zunflt
denn der selb gewerb am maisten berüren würd, in die
selben zunfft sol er kernen angevarlicben. rathdekret v.
Ättgaburg (I4fi6) , ». deuteehe »tädtechron. 4 , 147 ; gewerb
oder antwerk triben. VUlinger »tadtrecht (15. jahrh.) % 101
und § 107, vgl. oben »p. 6618. da dt« Msye alle »pdf
fiUUn, iat e» nicht mögliiek, futtutteUen. welche» der
MtManiitMi da» verbum »uerat mnaog. »ieher i»t nur,
diut a» bedeutung conimerciom den ax*»gang»punkt bil-
det»; vgi. di» übireinstimmende bttchung der formet ge-
werb« treiben in den Wörterbüchern, die geweriM ttfUer
GEWERBE (Hl, f gewerbe treiben) 5522
oommercium, nefotlom at^/Ukemu CnounvB-Vnuw»
67«*>. 788^; Pnitiua tM*i E. Alhkrus Fi*m. «. «yl. mm*
HuuiiuR 198*: Hknisch im? : Dukz in*; RAdlsin i.im*;
PousY 188: Ai.RR 9«: teuieek-em^. wb.nt; Auuuvno i. «6.
ebeneo Ut»xt »ich vtrmuthen, da»» di^enige bedtutumg von
treiben, in der e» »ich mit fOhren berührt, tu gtundt Ut§:
vgl. noch au» »päterer teit: kam loh . . . zu ainmn Miebaa
man, Jos. Kramer . . . aon der weberxaofl; doeb treib
er das Handwerk nit . . . er treib kaufmaiuchafl mit ga-
flell (tu feil) von der Steiermark . . . dem treib er (\chf)
alles sein geworb gen Venedig, gen Frankfurt and gea
Nürnberg. B.Zink, ». d. »tädtechron. t.xu; vgl. auch:
item umb die slnus zo Rain und Liechtcnwald, do •Ollen
die meins herren Iren gewerf treiben in Iming sa ir«r
notdorft recht» de» eraetifte» bei Leibni» und Orä», t.
6»terr. weieth. i, 884. der heutige epraehgedraueh Ugt ein»
gan» andere voreteUung in da» verbum, da ihm in dar
Verbindung gewerbe treiben der engere begriff der hand-
arbeit voreehwebt, vgl. : solle riobter, rath, . . . gewalt babaa
solche alsz mitburger anfzunemben und ein lolebta alles
bürgerliche gewerb ... so treiben erlauben, banntaiding
tu Wei» (17. jahrh.). Oeierr. weieth. 6, 198 ; geistliche dürfen
weder für sich selbst , noch durch die in ibrem bans«
lebende familie, kaufrnannschaft oder boifiriieh« fewerfce
treiben, allg. landrecht f. d. preuea. »taattn (1881) U 11
§98.
miiuMr. Iiart von feust,
die in Ath«a hier aia gewarbc Irsibeo.
die nie d«n geist rar wMt aeeb ntM,
und nun ihr widerspinatige« gadlSUaiea
mit diesem stOck aaf «mt Cm geplagt
A. W. ScuLaoaL Bhnkmpeetm »»mammneU»-
tranmh,X imen,lhalwork Im Athen» k»r^
dem entaprechend zieht die nettere eprache da, wo »ie den ««•»■
teren begriff von getcerbe aufnimmt, da» eompo»^um ba>
treiben vor: es sei eine junge witwe. die in pit«i Hin-
ständen ein reichliches gewerbe mit den emofniiflMi
des gebirges betreibe. GÖtiib {W. Meieter» mmdarjakr»
8, 6) 88, 67 ; sein heirathsgewerbe betreiben. MosXus vett»-
märcheni,BBHempel; nur solche personen, die kaofmin-
nisches gewerbe in der stadt betrieben, standen ohne
rUcksicht auf ihren geburtsstand in handelssachen vor
dem Stadtgericht zu recht. R. Schröder deuteehe recht»-
ge»chichte (1889) 606. ähnlicfier erweiterung unterliegt auch
die alte Verbindung mit üben {vgl. »p. 6608 unteti) : jedem
. . . welcher auf dem grondstUcke ein gewerb« aoaBben
will, entecheid. d. rnehagerieikt» in dvilaaehen 41. 87.
/^) auf dieeen kttufmOnniedkan vertrieb von «aoars» «s«r
die Verbindung gewerbe treiben in der älteren »praeh» gern»
eingeengt (vgl. ap. 6604. 5607): das iedermann sein aigen
handwerck und gwerb treiben sol. Bbisbrs r^orm. Sigiem.
a. 818 Böhm ;ähnl. fOO; da nuh solch gebott auszgangen. «r>
schracke schier jedermann, fürnemlich aber die teutscb«
unnd engellUndisohe kauineuthe, welche in des keisere lan-
den unnd Stätten, unnd sonderlich zu AntorfT, in gro«Mr an-
zahl jhre gewerbe unnd Handthierung treiben. Slbioanos
beechr. geietL u. weUl. »achen 800^. die gUidie feewal im
Privileg dar »tadi IMedt (1478), etowo in Rrm flter
»etaung de» Ärtemidoru» 48^ ; gewerb und kaolTknanniebaft
treiben. Opitz 8, 44 {tu gewerb« und Handel treib«n.
». *p. 6688) ; als menger hott swen. oder dri sAn. and sobid^et
einen in England, denn andern schickt er gon Rom, und
den dritten gon Venedig, and schickt den selben gross
gAt noch, domit sie sollend den gewerb triben. Qbilbr
VON Keisersbero po»tiU (1688) 1, u^; dia« äscben briäfea
die moren aulT camelen Ton beigen h«rab inn di« statt,
etlichen kaufTlcitlcn zA, die groaaafsverb dannit treiben,
dann sie solche zum thail Tersehiok«!, aam tbail aacb
saiiTen daraasz machen. Rauwoij> reiehtedutikuetg ti\ in
Schottland ist Edinburg die bauptatatt, . . . nad iat do-
sclbs ein namhafllig port, Letbam genempt, do die Schott'
lender vil gewerb triben. MOnstbr eo»enogr. (8) ». «,
eöeiwo (8) 466 ; dann man sibet was doch die Spanier f&r
eine unsägliche kanffmansohaffl mit dem Honig treiben,
dieweil sie vonwegen der manigfaltipcn und grosser an-
gelegenheit jhres lands kein ander bequemer geweib
mOgen treiben, dadurch sie sich bereichen, und za gros-
sem gelt und gut mögen kommen, dann alleine durch
das blose honigswerb. Sbbiz vom fddbau vn ;
5523 GEWERBE (III, 2 gewerbe treiben)
GEWERBE (III, 2 gewerbe haben, machen) 5524
mit untruwe drive ick min gewerve.
jüngere glosse zu Beineke de Vos s. 5 Brandes
{Sprichwort auf die kramer und poklüde).
jeder, der in der stadt ein zunftmässiges gewerbe treiben
will, preusz. landrecht 2, 8, 181 ; monopol ist . . . das Vor-
recht . . . irgend ein gewerbe, mit ausschluss aller übrigen
... zu betreiben, über den freien manufacturhandel (Ber-
lin 1809) 8 u. a.
y)) die erweiterung des begriffes innerhalb der Verbin-
dung gehört der jüngeren spräche an, wenn sich auch an-
Sätze zu Übertragung schon im 16. jahrh. zeigen, vgl. ge-
werb oder handthierung treiben (vom Juristen) bei Me-
LANGIITHON (s. Sp. 5518) ;
WEIS gwärbs meinst, müsz er ietzund triben?
dann hie mag er nit lenger hüben.
Georg Binder (Acola^tus 4,i) Schweiz,
schausp. 1,238;
inGARVES Übersetzung des AdamSmith loird die formet auch
auf den landtüirthschaftlichen betrieb angeivendet (s. sp. 5517),
vgl. auch: wo die . . . Lateiner, sklaven gleich das feld
bauen und sonst mühseliges gewerb treiben. Göthe 38,362;
vgl. die gleiche formal in Grimms märchen (vom ßscher,
s. 0.).
Sj) die reichste entivicklung zeitigt jedoch die Übertra-
gung auf handlungen, die gar nicht unter den begriff
einer berufsthätigkeit fallen, gerade nach dieser seite hat
sich der vertoendungskreis der fortnel gewerbe treiben aus-
gedehnt :
ich mag gestehn,
dass ich damals kein sonderlich gewerbe
trieb, denn ich raubt' auf freier strasze frech.
TiEK (kaiser Octavianus 1, 5) 1, 413 ;
thut nicht gut, ein zweierlei gewerb treiben, ihr hattet
einen vater zu rächen, seinen mörder aufzuspüren, und
diesen herrlichen, gerechten, blutrothen beruf verlieszet
ihr um eitler liebeslust willen. K. Immermann (die ver-
schollene) 17 378;
natürlich trieb ich mancherlei gewerb,
citirte geister, stand verliebten bei,
verkaufte todte an lebendige . . .
Hebbel {Oenoveva 3, 2) 1, 135 Werner ;
falsches zeugnisz als ein gewerbe treiben. Göthe 35, 8
(s. 0.); männer, welche die schriftstellerei nicht als ge-
werbe trieben, sondern als eine würdige beschäftigung
edler seelen ansahen. Schlosser Weltgeschichte 4,349;
was für Sitten kann ein tempel der dichtkunst stiften,
wo wechslertische und taubenkrämer, recensenten und
ochsenhändler ihr gewerbe treiben. Herder (über die
ivirkung der dichtkunst) 8, 430 Suphan ; ir gewärb mit dem
laben der menschen treiben, negotiuri anitnas. Cholinus-
FRISIUS576*'; Frisius 863''; Aler936«; der mit der wol-
that nicht gewerb und handel treibt. Rachel sat. ged. 85
Drescher; welche mit dem, was man etwas uneigentlich
liebe zu nennen pflegt, ein gewerbe treiben. Wieland
(Agathon 9, 8) 2, 234; so treibt jeder, der Pfandbriefe besitzt
und statsschuldscheine, mit der politik sein gewerbe. F.
L. Jahn 2,311; die richter treiben ein öffentliches gewerbe
mit der gerechtigkeit. Forster briefe über Itulien 2,203;
mit eid und treue ein gewerbe treiben. Schlosser welt-
gesch. 6, 298.
s)) auch der relative gebrauch, der an dieser formst leb-
haft betheiligt ist (zu der anknüpfung an den engeren
&^H^ commercium vgl. tvendunmut i, 231; österr. weisth.
1, 334. 6,192; Opitz Ar genis 2, 262; jüngere glosse zuReinke
de Vos u. a.), begünstigt die Verallgemeinerung und erwei-
terung des begriffes [vgl. auch unter S))]. die Römer ha-
ben allda (in der stadt Dioscarias in Colchis) ir gewerb
getriben durch hundert und dreissig tulmätzen. Aventin
werke 673, 29 neudruck; vgl. Luther 2 Maccab. li, 29; vgl.
die so . . . bulschaft tribend . . . ir gewerbe tribend. Strasz-
burger Zunftordnungen 459;
ihr gesell, die wassermaus,
die sich in den fluthen drehte,
machte sich nicht viel daraus,
sie treibt ihr gewerb' in flüssen,
wenn es auf der erde ruht.
LiCHTWER Job. 173 (d. kröte u. d. wassermaus),
d)) ebenfalls von der parallele mit commercium aus-
gehend, erweitern ihren kreis die Verbindungen : ein gewerbe
eröffnen, einem das gewerbe legen: kaum entfaltet die
natur ihre freundlichen schätze, so sind die kinder da-
hinterher, um ein gewerbe zu eröffnen; keines bettelt
mehr; jedes reicht dir einen strausz. Göthe (wahlverwand-
Schäften q) 17, 3i0;
sie zankten sonst in manchem falle ;
doch jetzo waren einig beid',
auf dasz Comwall nicht ganz verderbe,
Tristan zu legen das gewerbe.
K. Immermann {Trütan und Isolde 1) 13, 88.
zur grundbedeutung vgl. niderlegung ires gewerbes (vgl.
sp. 5514); vgl. auch das handwerk legen; anders : ein solche
practick . . . die ... an jrem gewerb ein abgang brechte.
Fisghart aller practick groszmutter, vorrede.
e)) andere Verbindungen halten sich enger im rahmen
des fachmännischen gebrau^hes: musz jeder, welcher der-
gleichen gewerbe ausstellen will, zuvor. . . anzeige machen.
preusz. landrecht 2, 8, 180 ; die witwe eines zunftgenossen
kann... das gewerbe ihres mannes durch gesellen fort-
setzen. 2, 8, 238 u. a.
2)) dagegen knüpft an altere vertvendungen an (s. unter
II, 2, a sp. 5494) die Verbindung sein gewerbe aus- , ver-
richten : rait gen Venedig und trib kaufmanschaft und
füert pallen von Venedig herausz und richtet meinem
herrn also sein gewerb ausz. B. Zink deutsche städtechro-
niken 5, 137 ; ebenso 130 ; dass sie (die kaufleute) . . . nach
Verrichtung ihres gewerbes bald zu schiffe gehen. Barg-
lay's Argenis (2, 5, 5) übers, von Opitz 2, 273; sein gewerb
verrichten, faire ses affaires Du ez (1664) 199*.
3)) auch bei der Verbindung gewerbe haben scheint
die allgemeinere Verwendung nicht secundäre erweiterung
zu sein, sondern unmittelbar auf die oben unter II behan-
delte bedeutung auftrag, vorhaben, besorgung zurückzu-
führen; daneben hat sich jedoch auch die engere beziehung
auf den handel entwickelt.
a)) allgemeinere fassung: wie mir dann Warnung zu
kommen, dasz der alt Stumpp gewerb hätte, welches ich
erfahren wolt, und hielt vor Thomeneck, da kamen
5 pferde, die hinein zum Stumppen wollten, unter denen
ich die 4. niederwurff und blieb einer todt . . . Götz von
Berliciiingen leben U Bieling;
fremdlinge sagt, wer seid ihr? von wannen trägt euch die
woge?
habt ihr wo ein gewerb' oder schweift ihr ohne bestimmung
hin und her auf der see: wie küstenumirrende rauher.
Voss Odyssee 9, 253.
ß)) engere beziehung auf den handel .- das ainer gwerb
hatt mer dann im zugehört. Reisers reform, kaiser
Sigism. 218 Böhm; ein gewerb haben, seine nahrung su-
chen, accipere quaestum. S. Galvisius thes. lat. 660*; gau-
dere commereio . . ., ein gut gewerbe haben. Ianus philo-
log. lex, IIb; sein gewerbe haben. Stieler 2547; hatt jre
ehrliche gewerb und kauffshandlung. Mathesius 2, 82;
ebenso Logau sinnged. 2766; so gehörten unter die kramer
alle, die ein offenes gewerbe, kram und laden hatten.
P. V. Stetten 1, 7; vgl. auch Justi l'', 183 (s. sp. 5510). vgl.
auch ein eigenes gewerbe haben.
4)) auch die Verbindung sich ein gewerbe machen, ein
gewerbe aus etwas machen, zeigt Wendungen, die an die
ältere form des allgemeinen begriffes anknüpfen, andere
erwachsen der bedeutungsverengerung von gewerbe im
sinne von quaestus und erweitern sich später wieder durch
Übertragung.
a)) die reßexivconstruction knüpft an den allgemeinen
begriff (vgl. unter II) an: der medicus und chirurgus
wurden endlich wegen allzulanger Verzögerung der cur
überdrüszig, machten sich ein anderwertig gewerbe und
überliessen mir den patienten alleine, des getreuen
Eckharts unioürd. doctor (1697) 181 ; ich solte mir morgen,
ohngefähr zwei stunden früher als ich heute gekommen,
ein gewerbe machen , wiederum an dieser stelle bei ihr
zu erscheinen, insel Felsenburg l, 30 neudr. ; sie machte
sich oft ein gewerbe bei ihm und sah ihn dann so eigen
an, dasz ihm in ihrer nähe wunderbar zu muthe ward
Immermann 7, 84.
b)) die Wendung ein gewerbe aus etwas machen knüpjt
an die bedeutung von quaestus an: aber daher kömmt
es auch, dasz die, welche, in diesem gebildeten zustande
der gesellschaft, ihr gewerbe aus sachen machen, welche
den übrigen zu Zeitvertreiben dienen , durchgängig sehr
arme leute sind. Garve Verdeutschung des Adam Smith
5525 GEWERBE (III, t enoeiter. beim relnt. gebrauch) GEWERBE (III, t m ist ein gewerbe levorden) 5526
(1, 10) 1, 184 {who foUow aa a trade, what other peopU
pertue aa a paatime); ebenao (S, l) 4, IS. 4, 16. 4, IM; vgl.
auch teutaehengl. wb. (nia) m ; Ub«r «eine «rmalh klagt
er öftere, und eben sie miig ihn bewogen haben, am der
konst dei gesanges. die von andern aus freier luit geübt
ward, ein geworbe sa machen. VHtJitiu (Walther von dar
Vogeltoeide i) aehr. 5, 14 ; naoh § M preau. gew.-o. vom 17. Ja-
nuar 1846 bedurften . . . einer konzession diejenigen,
welche ein gewerbe daraus machen, leichen zu reinigen.
entach. d. reiehager. in eivila. (INS) 41, 66; das 'ein ge-
werbe machen' oder die gewerbsmäsHigkeit besteht bei
dem vergehen § 1W4 darin, dass die absieht auf fortge
setzten erwerb aus dem spiele gerichtet ist. entach. d.
reiehager. in atrafa. (18M) 14, 80.
e)) r^/Ieomw und nieht r^/texive tcendungen vereinigen
aieh in dar eneeiterung dea begriffea: ihr wiszt es ver-
muthlioh, dass eine art von leutcn sich in Italien ein
gewerbe daraus macht, dem mUszigon volko auf den
hafendämmen oder auf den OfTentlichon marktplätzen
gosohichten zu erzählen. J. Mosen 7, no;
Deutsche sind zigeuner,
die vom prophezein nwerb« machen.
eigen haus und hof Est keiner;
aber fremden sagen sie die schönsten sacben.
Immbrmann gedicMe (werke 11, 189) ;
lOgen sind schlechte brücken; gowisz aber brechen sie
unter dem am ereten ein , der sonst kein gewerbe aus
ihnen macht, reiaejournal 8,6 (10,807); sie machten näm-
lich kenntnisBO, krilik und den ernst der Wahrheit zu
einem gewerbe und brachten dinge, dio ihrer gewichtigen
natur nach immer etwas esoterisches behalten, zur Ver-
zettelung vor gemischten kreisen, ebenda 8, il (lO, 186).
/9) in allen dai biaher betrachteten featen Verbindungen
tat ea immer wieder der relative gebrauch gexoeaen, der er-
voeiterungen und verachiebungen dea begriffea in hohem
grade begünatigt, vgl. vor allem unter den i-erbindungen
mit gehen, treiben, verrichten, ihm aind noch beaondere
formelhafte u*ndungen eigen, in denen der bedeutungagehalt
des stiLitiintiva durch die engere beziehung auf einielne
träger der beatimmungen differenziert toird. ea iat die
gleiehe eracheinung, wie aie schon in der geistlichen litte-
ratur der mittelhoehd. periode am allgemeineren begriff
beobachtet tcurde (*. ap. 6600). vielleicht knüpfen einzelne
formein auch unmittelbar dort an, die meiaten laaaen sich
ala nettbildungen «rweiaen,- die den engeren begriff wieder
er weitem ■•
l)) jung und sieghaffter held, rühm des berühmten Brennen,
wie wfirdig wird man iolzt dich seinen foleer nennen I
längt doch dein regiracnt mit solchen wunaern an,
die Friedrich Wilbclm selbst im alter erst gethan.
du treibst im ersten juhr dein und der weit gewerbe.
du bringest deinen freund zu seinem königa-erbe.
Bb8SBr (an Friedrich III. von JBrandeiümrg) 191 ;
man hat gewissermaszen lange weile, weil man zur ar-
beit keine Sammlung und Stimmung findet, indessen
sende ich doch heute etwas manuscript der farbenlehre
an Frommann. so wie Jeder sein gewerbe wieder an-
knüpfen musz, 80 wollen wir's denn auch an dem runs-
rigen wo möglich nicht fehlen lassen, üötiik frri^e 19,886;
(lieser kleine ort (Kehl) steht diesseits und Jenseits des
Rheins in einem etwas zweideutigen rufe, der ihm üb-
rigens, gleich einer hübschen dirne, ohne dasz die lieb-
liiibcr sich durch ihr bescheidenes unschuldiges gesiebt
irre machen lassen, vortrefflich zu seinem gewerbe dient.
TiiOmmel (reise l) 1,88; in den ländern ... die an das
Venetianische gebiet gränzen, hatte sich ein volk nieder-
gelassen, dessen ganzes gewerb in der seeräuberei bestund.
ScHll.LF.n {Verschwörung des tnarquis v. Bedener) 4, 116;
und einem groschen nachzustellen, stchn wir nun
in der Verstellung kleid an dieser stelle.
die armut kann wohl einen, der mit heldenmut
Jeprahlt hat, dazu bringen, dasz er prelle,
iea ist mein zustand nun, und dies ist mein gewerb'.
du von der schuld zieh ab die unglUcki^fllllel
RCcKBRT (33. makame) 6,177 Be^er.
t)) rühm, tlberflusz und allmacht riebt
ein volk dem fUrsten, der es liebt,
dies heiss ich staatskunst, das gewerbe
de« erdeogottes. Pfbfkbl {ersiehung d. UhM»)
poet. venuche 6, 64;
(ffctf) . ■ . der verpOnt hat sins und wucher —
und erlaubt das ««werbe der wohlthatensucher.
ROcKBRT (84. makame) 6, 133 Beyer.
IV.
fremde Staaten mit hilfe der revolotion za bedrohen,
ist seit einer ziemlichen reibe von Jahren das gewerb«
Englands. BisMAncK an Manteuffel 4. t. 1807.
denn mord allein Ist sein (das welfi) geweibe (/er wtmrdtr
U KU traäey
Thomson jakrttt.. fitar«. «. Baocaas
tst (jUm):
(ThumelieuB): kein Werkzeug mbrt' 1^ J*>B*l*i ■!• das «ehwwtt
die Waffen braweliea, das M aMOi cewerkel
Halm (/rrAter «. MmtmamWi M15 aalfsiisr/
. . . was deutsch, was KtasisiAl
leb bin ein fecbter, kämpf ist ■•!■ «werbe.
%btmd» I. ia>:
doH (IM apeckbacher beJehligt) gilt es venidUl «r Teistohl.
leb bab s «rfabren, grUndlicb i«n nwsrbe.
iMMaauAKit QnmmpUi tm Ttreit, 7);
sag ihnen , mein handwerk ist viederrarfaltiiiif —
räche ist mein gewerbe. S<:iiii.i.bm (räuh$r t,8^8,Mt;
mein gewerbe ist ein solches, in dem man vM« MwU
gewinnt, aber keine neuen freunde. Bicmarck an Emm
18. 18. 78; 'komm', sagte er ond faaste Refineiia hand.
'komm, lasz den alten mann floeben, ee ist Ja fela fa>
werbe*. Sudermann h^aemaitgtm.
y) die bevorsttgrtng da» verb. aubakuUiv. und tkmlitkmr
hilfaverba läaat aieh audk beim abaUuta» gairmuek ttok-
achten, an die atelia dar peua$ti9*n beatemmmm§ freto»
dann gern attributiv htaiHmwnM§tm (vgl. auek ap. 6610):
sobald die kunst desz reden* ein fwtrb ist worden, nach
dem die redner habend anfangen omb gwin und nutzes
willen zA reden, ut lingtia primum «am eoapU in quaaatu.
Maalkk 801* : es ist non etn oifanoe fewwbe, gypodtteia
durch den trichter gemaoht, die den eehein Ton drafaen
haben, in grossen kSrben zun verkauf mitten dorch die
menge zu tragen. Göthb (t. aufenthalt in Rom)n,t»',
kurz, er hat sich das gebot auferlegt allen zu schmei-
cheln ; denn das ist itzt das einträglichste gewerbe. Ra-
ben er (vom miazbrauche der aatirt) 1, 186; es ist kein
danlcbares gewerbe, sich bis zu diesem grade mit seiner
peraon einzusetzen, Bismarck reden!, taa; dieser ostra-
zismns von stimmen aus dem vaterlande , die ein ein-
ziger . , . einsammelt . . . dieses schändliche gewerbe von
lob und tadcl das unser tribunal? Imhz vertheidig. Wie-
landa a. 11, litt, denkm. 181 ;
doch ist dein umgang nichts als ein beredt gMchwäta,
nichts als ein leer' gewerb vornehmer eitelkeiten,
nichts als der witx, den rühm der andern zu bestreiten,
ist's nichts als Schmeichelei , nichts als der geist der pracht,
dea balles und des spiels, der so beredt dich macht :
so wird er seine zeit ungern bei dir verach wenden.
Cua. F. Gkllbrt wutraUaeke gedtekla: dar Orlat
(Hempa $. 118).
9) die Vorstellung eines metaphoriaehen gebrauehea,
griffaHbertragung, wie aie taUreiehen der eben belegten var-
wendutigen au gründe liegt, begünatigt die arnkmOgfiimf
mit entapreehenden partikdn : wenigstens ist die gelehrsamr
keit, als ein gewerbe, unter uns in noch ganz leidlichem
gange, die meszverzeichnisse sind nicht viel kleiner ge-
worden ; und unsere übenetzer arbeiten noch frisch von
der faust weg. Lbssino (briefe, die neueate littermiur
betr. 1, 8) 8>, 6; weil die bieroglypben Wissenschaften ent-
hielten, die man die geheimen nannte, die auch arkane
des priesterat&ndes , als sein gewerbe blieben: so er-
dichtet er , die bieroglypben sein auch nur erfunden, ge-
heime Wissenschaften zu verbergen. Herüer (äUeate ur-
ünim/« 8, 6)6,888 Suphan; daau vgl. machen nun die regie-
rungen die philoeopbie zum mittel ihrer staatsswecke; lO
sehen anderereeits die gelehrten in philosophischen ptoiaa-
surenein gewerbe, das seinen mann nährt, wie Jedes UMlece.
Schopenhauer (die weit «<• wiUe und wittallumg. «sr-
rede aur 8. ot^.) 1. 18 OritaUek.
8) net4«re bedeutttngtmranfmtf : gewerlM kenitaaickiut iam
betrieb im gegenaataa tum Twtrieb, m tritt m isrfwilMWfi
gemeinachi^ft mit bandwei^ und indostxie.
a) wie aieh geaeigt hmt. führen wdWsi-s wag« tu üatem
fiel:
sieh an den begriff gewerbe ■- commeroiam immer meAr
die sersWfmif des kleinvertriebea im gegenamta tu dem
groatvertriaie, dar auaschliesslieh ala handel gdtannaei^net
icird. so unterscheidet daa preuasiache tandreeht II, 8 § 41
awiaehen braaem, gastwirihen . . . und anderen , welche
347
5527 GEWERBE (111,8 neue bedeutungsverengung) GE^iERBl^ (lU,%heix)nung producüver thätigkdt) 5528
mit dem verkaufe ... ein gewerbe treiben, und den kauf-
leuten. dazu vgl.: bücher der brauer, bäcker oder an-
derer personen, welche ein öffentliches gewerbe treiben,
ingleichen der krämer in dörfern und flecken, haben keine
beweiskraft, auch wenn sie an sich auf kaufmännische
art geführt wären. II, 8 § 277; bestimmungen, durch welche
die grenze des kleingewerbes nach massgabe des . . han-
delsgesetzbuches näher festgesetzt wird, preusz. gesetz-
Sammlung (1900) 303.
ß) in diesem begriff gewerbe sind zwei entgegengesetzte Vor-
stellungen vereinigt: eine nicht productive thätigkeit im,
vertrieb der waaren und productive arbeit in der herstellung
oder Veredelung derselben: fälle, wo ein gewerbtreibender
zwangsweise zur arbeit oder zum verkauf seiner waaren
anzuhalten ist. Württemberg, gewerbeordnung von 1828 reg.-
blatt s. 240 ; je mehr das productive moment betont -wird,
um so Tnehr verflüchtigt sich die Vorstellung des Vertriebs:
die vortheile, die es mit sich bringt, eine fortgesetzte reihe
von Unternehmungen auf gleichartige Produktion zu
richten . . . {eine solche reihe) wird ein gewerbe oder eine
gewerbeunternehmung genannt. Riedel nationalöconomie
(1839) 2, 7 ; in der engeren bedeutung wird diese thätigkeit
aber nur dann als gewerbe bezeichnet, wenn sie die Ver-
arbeitung von erzeugnissen bezweckt. Hue de Grais hand-
buch der Verfassung u. Verwaltung 530. vgl. auch gewerbs-
erzeugnisse, gewerbsproducte u. a.
y) die einseitigkeit in der betonung des produktiven
m^menfes findet an mancherlei neigtmgen des spracJige-
brauches anlehnung. auch bei dem lehnwort profession läszt
sich beobachten, dasz die gewohnheitsmäszige Verwendung
den ursprünglich weiten gebrauch immer enger in die gleiche
richtung treibt: profession, handthierung , nouveau dict.
(6e»/ 1683) 1137; bald wird in Frankreich die profession
eines sittenlehrers die profession eines wagehalses werden.
Lessing 5^ 144; die Instrumente, welche sie {die hand-
werker) zu ihrer profession brauchen. coUectanea des han-
ddsu.gewerbes s.i»; professionist, der handwerker. Campe
verdeutschungswb. s. 500. ganz ebenso bevorzugt der tieuere
Sprachgebrauch auch gewerbe in den fällen, wo ein hand-
werk entweder gekennzeichnet oder vorausgesetzt ist; es
hat alda {in Bischoffzell) ein stattlich volck: jr gröster
gewerb ist spinnen, wäben und der leinwaad und ge-
spunst sich erneeren. Stumpf Schweiz, chron. {1606) iSO'^;
der meister {schuster) gieng nach seinem gewerbe. JEulen-
apiegel 68 neudruck {vgl. sp. 5521) ; der schuster ein gold-
macher schildert einen handwerker, der über der hoff-
nung, gold zu machen, sein gewerb fahren läszt. Sonnen-
fels briefe über d. wienerische Schaubühne 4, 10 {Wie7ier
neudruckeT, 323); bei denen Beotiern wäre der Ijrauch,
dasz , wenn ein Schuldner auf den bestimmten tag
oder zeit nicht bezahlen kunnte, wurde er auf öffent-
lichen marckt geführt, auf ein erhobenes schauort ge-
setzt, und, zum zeichen seiner grösten schand, ein grosser
korb über ihn geworffen . . . o wenn dieser brauch noch
wsere, was für ein gewerb würden da die körbl-macher
bekommen. Stranitzky {ollopatrida des durchgetriebenen
Fuchsmundi) 307 neudr. ; 'welch gewerbe treibst du' ? . . .
'nun, herr ich bin ein Zimmermann'. Schlegel Shake-
speares Julius Cäsar (l, 1 what trade art thou 7 von was
für einem handwerk bist du? Wieland; an anderer
stelle auch bei letzterem gewerbe); die Zubereitung des le-
ders Überhaupts , und besonders die färbung desselben,
gehört unter die chymischen gewerbe. P. v. Stetten
1,258; nächst der kattunweberei ist die lod Weberei, oder
das weben von fuszdecken eines der beträchtlichsten
gewerbe in Augsburg. Nicolai reise 8, 30; er war ein
entsetzliches genie , und hatte ... zu allem in der weit
lust und trieb, nur zu seinem eigentlichen gewerbe nicht.
und dieses gewerbe bestand darinn , dasz er brillanten
und edle steine ... in gold, silber ... zu fassen verstand.
JOH. GOTTW. Möller Siegfried v. Lindenberg 108;
seid ihr 'ne bäckersfrau,
die ihren altknecht freit auf ihr gewerb.
Grillparzer {Ottokar 1) 6*, 35.
vgl. auch 95;
80 lange ein meister in gefänglicher haft sich befindet
. . . mag seine frau das gewerbe durch gesellen fortsetzen.
preusz. landrecht 2, 8 § 277 {ebenda § 303 das handwerk fort-
setzen) ; stirbt der meister . . . mit hinterlassung einer
wittwe, welche das gewerbe fortsetzt. Württemb. gewerbe-
ordnung von 1828 reg. - bl. s. 244 {ebenda : wenn sie auch
das handwerk ... fortsetzt); nach den Schuljahren ist
der grösste theil in den Werkstätten aller art beschäf-
tigt, da gewinnen selbst bei den rascheren und schwe-
reren geworben nur diejenigen glieder, die zur arbeit
gehören, an kraft. Guts Muths iurnbuch einl. s. 21;
das handwerk hatte nämlich eine doppelte . . . Vereini-
gung , eine rechtliche . . . und eine religiöse . . . beide
beziehungen hielten das gewerb in ehrbarkeil zu-
sammen. MoNE zsch. geschichte Oberrheins 2, 3; was die ge-
werbe an holzarten brauchten , wie die wagner , gerber,
köhler, war entweder nicht viel, oder ihr bedürfnisz
konnte zum theil mit abholz befriedigt werden. 2, 16
die beiden gewerbe der kupferschmiede und gerber sind
in dem werke von Berlepsch 'chronik der gewerbe' . . .
nicht enthalten. 2,5; nun begab es sich, dasz ein Ge-
nueser, ein bartscherer seines gewerbes und ein zungen-
drescher und Windbeutel ohne gleichen, sich an das
mädchen anmachte. Halm {das haus an der Verona-
brücke) 4, 107 Schlossar ; Heinrich Moldenhuber . . . war
inzwischen auch cigarrenmacher geworden , genau aus
demselben gründe, aus dem Ludwig Semper bei diesem
gewerbe blieb. Otto Ernst Äsmus Semper 232. vgl. auch
Zusammensetzungen wie baumwollengewerbe , beckerge-
werbe, buchgewerbe, küblergewerbe, saltzgewerbe, schiffer-
gewerbe, Seidengewerbe, webwaarengewerbe, wirthschafts-
gewerbe, wollengewerbe, zimmermannsgewerbe u. a.
S) begünstigt wurde diese betonung des productiven
momentes durch den aufschwung, den seit der mitte des
18. jahrh. gerade diese seite des wirtlischaftslebens nahm,
von auswärts nach Deutschland übergreifend, führte diese
entwicklung zunäclist auch fremde bezeichnungen ein : manu-
facture, fabrique, Industrie, technik. als begleiter, als er-
satz, als ergänzung dieser fremdworte gewinnt gewerbe
mit seinem, neuen engeren begriffe boden : im übrigen machte
man aus dem commerce keine besondere Wissenschaft,
bis dasz man das spinnen und weben erfand und ... in
cramläden manufacturen ausgab. G. Schumann übersetz,
des Belloni (1752) *. 57 ; wir müssen vorhero unser inner-
lich gewerbe, unsere manufacturen und nahrungsmittel
verbessern, ehe wir an ein . . . commercium mit fremden
denken können, collect, d. handeis u. gewerbes (1754) 83 ; zu-
stand des handeis und der gewerbe . . . sehr glückliche
Zeiten scheinen unserm handel, unsern fabriken und
manufakturen bevorzustehen, preusz. handlungszeitung
(1801) s. 150; dasz ich die gewerbe, so ohne hammer und
feuer arbeiten , manufacturen , die entgegengesetzte art
aber fabricken nenne. Joh. Fr. v. Pfeiffer die manufact.
u. fabriken Deutschlands (1780) l. einl.; dasz sie nicht die
Industrie entfernter völcker, sondern den fleisz der landes-
leute bezahlen, collect, d. handeis u. gewerbes s. 67. u. a.
vgl. den reichliehen gebrauch des wortes Industrie bei Nico-
lai reisen (8, 18. 37. 97. u. a. ; vgl. auch unter gewerbfleisz
und s. sp. 5529). zur technik vgl. gewerbelehre = techno-
logie u. a. ; vgl. : er zog erkundigungen ein über die tech-
nischen gewerbe, welche andere gutsbesitzer eingerichtet
hatten. G. Freytag {soU u. haben 1, 6) 4, 75.
b) aus dieser neuen engeren bedeutung von gewerbe ergeben
sich nun mannigfache neuerungen und Verschiebungen.
a) gewerbe tritt zu den künsten in engeres Verhältnis,
während der allgemeinere begriff den schroffsten gegensatz
zunschen gewerbsmäsziger U7id künstlerischer bethäti-
gung entwickelt, sucht der engere begriff eine annäherung
{s. gewerbegeschichte) , die im compositum kunstgewerbe
gipfelt: nur dasz in einigen die cultur der gesellschaft
schon höher gestiegen war und aus mancherlei Ursachen
mehrere künste und gewerbe vereint hatte. Herder
{ideen z. philos. d. gesch. d. menschh.) 13, 311 ; wie wenig
gebrauch man bisher im ernst in der haushaltung, ge-
werben und künsten von demjenigen gemacht hat, was
die physik von dem feuer und dessen vortheilhafter
Unterhaltung bereits sehr deutlich lehrt. Lichtenberg
verm. Schriften 6, 140 ; der ausdruck freie künste hat bei
den alten eine andere bedeutung ... als nachher, wo er
wieder theils den höheren facultäten, theils den zunft-
mässigen gewerben entgegengesetzt wurde. Hugo natur-
5529 GEWERBE (III. s kleinbetrieb gegen induatrie)
recht (1819) 167 ; ein iUaI kennt keinen «ndeni voriheil,
alR den er nach procenlen berechnen kann, er will die
Wahrheit anwenden — und worauf? auf kUntte und ge-
werbe. H. v. Kleist hrü(fe an aeine braut tM;
e« blüht in ihrem (der bürger von Lindau) kreia ata atrebea
fQr kUn«te und gewerb' «in fHacbea, freie« leben.
LiNoo (dat fett in Lindau) g«d. ISl ;
während dat gewerb« im gegenaatx to der auf die schfinheit
gerichteten kamt ranäohst nur zwecke der niltzlichkeit
▼erfolgt, finden beide richtungen in dem kunitgewerbe
ihren natürlichen vereinigungspunkt. Hub db Grau Aand-
btteh d«r verfaatung u. vtrvaltung 668. vgl. auch kunat
gewerbe im bürgtrl. getetMbuch § 196.
/f) andertraeit« entwickelt die an gewerb« haftmdt vor-
atdhmg de» kleinbetriebs etfM n«tM /ort» dt$ pegentaltea
gegen den groizbotrieb, der »ieh an die begriffe der fabrik,
im coUecHvgehrauch der Industrie, h^tet .- in einem lande
lind die Industrie und die gewerbe weiter vorgerUckt als
in einem andern, vtrhandl. der Fran^urter nationalvtre.
(I) 764» ;
lebhaft wurden die gasten ; denn wohl war bevOlkert das
sUdtchen,
mancher fabriken beflis/ man sich da, und manches gewerbe«.
GöTiiB {Hermann u. Dorothea 1) 40,236.
eine fabrikconcession im gebiete zünftiger gewerb« wird
nur dann ertheilt, wenn die beabsichtigte gewerbe -«in-
richtuiig sich von dem gewöhnlichen hondwerkamässigen
betriebe desselben gewerbes auf eine die fabrikation
fördernde weise unterscheidet. Württemb. gewerbeordnung
von ifiss (reg. U. a. 1)71); gewerbetabelle der fabrikntions-
anstalten im herzogthum Nassau für 1M7 ; mit manchen
geworben will es in unserem deutschen vatcriandc nicht
recht fort; besonders wollen grosse einrichtungen, fab-
riken, nicht immer recht gedeihen ... du kaufst viel
lieber ein rasicrmesser, eine nadelbilchso oder eine sense,
weil das . . . aus Paris — aus London angekommen ist.
AuEFtBACii schatzkästlein (vom geicerbfleiate) 8, 107; im
engsten sinne wird das gewerbe der fabrikation (In-
dustrie im engem sinne) entgegengesetzt . . . gewerbe in
dieser gegenUberstclIung bezeichnet den mit . . . weniger
mittein . . . arbeitenden kleinerwerb gegenüber dem gross-
erwerb. Sciiäpi'lk im dtsch.ataatsusUrterbuchi, 818. 819. deuiu
vgl. schon aua den Verhandlungen der Frankf. nationalver-
aammlujig: jeder Deutsche hat das recht, überall das zu
treiben, was er gelernt hat;... ich habe absichtlich den
satz gewählt . . . was er gelernt hat, im Interesse des bürger-
thums und der gewerbe . . . denn bei unbedingter gewerbs-
freiheit kann ich mit einem biszchen talent alle gewerbe
total vernichten ... es ist eine grosze calamität, dass
bis jetzt schon das fabrikwesen zu tief in die geschäfte
dos band Werks eingegriffen hat ... so wird dadurch der
geldaristokratie die möglichkeit abgeschnitten, dinge zu
treiben, die sie nicht gelernt hat. berichte a. 765*>.
y) in dieser entmckhtug streift der engere begriff ein
merkmal wieder ab, das besondere am Charakter des bür-
gerlichen geicerbes gehaftet hatte — ob dieses mehr dem handel
oder dem handwerk zuneigte — das des »elbatändigen be-
irieb». u>ohl waren auch unselbständige leiatungtn, vor allem
die der dienstboten {vgl. oben ap. 6Ml) gelegentlich ge»treifl
worden, aber immer nur a*^f grund der Verallgemeine-
rung oder Übertragung, dagegen vgl. erstens sagt der volks-
wirthschaftliche ausschusz statt 'kunst und gewerbe zu
treiben' — 'jeden nahrungszweig zu betreiben', die aus-
drucke 'kunst und gewerbe' erscheinen dem volkswirth-
schaftlichen ausschusz viel zu eng. es kommt darauf
an, dasz auch jeder arbeiter, der lediglich seine ge-
sunden arme hat, . . . das recht habe, sich in ganz
Deutschland niederzulassen . . . weil gewerbe sowohl im
itewöhnlichen Volksleben, als auch im technischen sinne,
einen bestimmten speziellen kreis der arbeit bezeichnet.
ebenda "ö**". in folge der industriellen entwicklung greift
gewerbe im engeren sinne nun auch auf die arbeiter über,
vgl. unter gewerbebüchlein.
e) der engere begriff bevoraugt naturgemäaa bestimmte
gebrauchatypen.
«) hierher gehört vor allem der pluralgebrauch, da die
differemierung im handicerk eine gana andere rolle apieU
als im handel; vgl. auch die zahlreichen beispiele unter •).
GEWERBE (HI. s bwortugmg iet phraU) 5530
0) daaz allen g«m«iD«o UotoB oad luuidw«rk«ra «oUt«
verbotten «ein, nach art der nieben niehU fSnoiMhinen.
nit trige ««iD. die gewarb« liefen zaluMn, and den
degen an der aeiten zutrafen, aU ob de za friedenszeK
krieg führten. Barclat'i Argeni» (s, tl) tibera. v. Opits
1,678; ob die geschifte und gewerbe der bandwerker,
fabrioanten, kUnstler, und kaufleute einen bMondem
Profit abwerfen? J. A. ScHLrrmvEiN die wielMftii am-
gelegenheit f. d. publieum M8; die waaren abtr, eo ans
den gewerben kommen, lassen sich am Tortheilhaflifstea
durch eigene angelegte manofacturen und fabriken ge-
winnen. V. JusTi ataaiftaiHhaA.* 1,186; die poUeei
muRZ auch sonst sorgen, dass disse dinge durch TortbsO-
haftigen ankauf , z. e. der oohsen tarn scbiMbtsn, oösd
durch eine gute einrtchtung der dazu nrfnrrtsiUohs« fi*
werl)e, z. e. der brau-nahrung, immer woblfeUsr fMoadit
werden, v. Justi polieeytciaaenaeh. 176; die bOebst«
summe, welche durch die gesammten studierenden in
Umlauf gesetzt werden könnte, hat zu der summe, wel«be
durch den königlichen hof. durch die höchsten laDdes-
behörden, durch einen bedeutenden handel und so Tiele
höchst ausgebreitete gewerbe . . . sich schon im umlaofe
befindet , ganz and gar kein Terhältnisz. J. G. Piciite
über die einaig mOgliehe »Urung der aeadem. freiheii
(Berlin 1818) ». U; wie angenehm und nützlich es sein
könne , sich zur mittelsperson so rieler gewerbe ond
bedUrfnisse za machen und bis in die tiefsten fe-
birge . . . th&tigkeit verbreiten za helfen. Götiie (Wil-
helm Meister» lehrjahre 4, 19) 19, IM ; so war aach Wil-
helm in der gröszten unrahe, sJs er, an einen eckstein
gelehnt, die helle des morgens und das geschrei der
bahne nicht achtete, bis die frühen gewerbe lebendig za
werden anfingen, und ihn nach hause trieben, {ebendti
1,17)18,118; in folgender mittheilung sind urkundliche
nachrichten über ... die technologie einiger gewerbe ge-
geben. MONE über die gewerbe im 14. und 15. jahrh. in
»einer teitschr. 8, 8; ein wafTenplatz ward jede hauptstadt.
die gewerbe des friedens ruhten , und jede wericstitte
diente dem sich bereitenden kriege. Immrrmann memo-
rabilien -. da» feat der freiwilligen in Köln (l9, 188) ; was
in Wissenschaft und kunst, in erfindangen and gewerben,
in gesetzgebungen und staatsrerfassongen bei irgend ei-
nem Volke neues und lebendiges ist. vor allen zuerst
nimmt der Deutsche davon künde und eignet sich sein
thcil davon zu. E. M. Arndt an a. lieben DeutacMan 8, 196;
rtoez seid ihr in gewerben,
den purpur f&rbt ihr gut . . .
uns aber laszt ihn f&rben
nochmals mit ROmerblut !
Lbl'tholo ged.* (Hannibal) 1. 884;
in dieser beziehung (verarmung dea handwerker»tandea)
sucht das gesetz abhilfe zu schaffen, indem es durch
bestimmung eines gewissen lebensalters und durch Prü-
fungen den zudrang zu den gewerben erschwert Bie-
MARCK (rede in deri. kammer 184«) 1, 188 Kohl; durch den
von ihnen genehmigten vertrag init Österreich ist ... die
ausfuhr zahlreicher erzeugnisse des bodena und der fe-
werbe gefördert (thronrede aum aehiuam ia» tttIpmHm
menta 1868) «, 68.
8)) beaiimmUa attributivbeatimmungen hehrem hier germa
wieder: A. Petersen ob ond wie dem landbaae, den tech-
nischen gewerben and dem handel mehrere freiheiten
za geben. OOtÜnfeit I88I; der kaufmannschafft and
den mechanischen fewerben habe ich mich frtth abfe-
wendet Tieck gea. nort/len 10,868 {lieieataarbin) ; lebr-
buch der rat praxis der landwirtbat^aflUeheB fewerbe.
7. at^fi. 1884; kalender für die landwiithaebafUieliea fe-
werbe (brennerei , . . . essif , stirtef sbrikaHon) ; mudk die
Verbindung bUrgeriiche fewerbe tat «ensMymd uiUar
dieaam gaaithtapmmkt au Isiii ftsifsw {.vargl. ewcA ap. 8610),
atellt werden kann: das pablikam, welches der gewerbe
bedarf, wird sich bei diesem Wetteifer wahrschein*
lieh nicht übel befinden , und preirwftrdifere arlMit
für wohlfeilere preise erbalten, besonders wenn die
reicheren classen anfanfea werden, aich mehr auf bOr-
gerliche geweibe mm lefM. gmamifniheit in Heinr. ▼.
Ki^iST's Barimar aUnMttttrm 1810 a. tu ; vgl. auch: der
847«
5531 GEWERBE (111,3 collectivhegr. u. personificier.)
bürger bezahlt der anläge nach '/? seiner sämmtlichen ein-
künfte ; es sei von häusern oder gewerben. aber der an-
schlag der gewerbe ist so gemacht, dasz wohl ein '/s heraus-
kömmt. Nicolai reise s s. 120 der beilagen; wenn jetzt je-
mand zum ersten male mit dem vorschlage aufträte, die
entscheidung der wichtigsten rechtsfälle von 12 personen
abhängig zu machen , die beliebig aus den bürgerlichen
gewerben herausgenommen werden, ... er würde bei
einem besonnenen volke keinen anklang finden. Bis-
MARGK {rede in der 2. kammer) 1, 396; eine eigentüm-
lichkeit der stadtgemeinden blieb nur, abgesehen von
ihren etwaigen ständischen befugnissen , die besondere
art der besteuerung (accise) , das Zunftwesen und die
beschränkung der meisten bürgerlichen gewerbe auf den
betrieb in den städten. Schröder deutsche rechtsgesch.
(1889) 799.
ß) ebenso beJierrscht der engere begriff auch den coUec-
tivgebrauch, der vielfach der personificierung zustrebt und
hierin mit Innung, gewerk in bedeutungsgemeinschaft tritt :
1)) weiterer bedeutungsumfang : in Sachsen sind nur
diejenigen orte geschickt, den leichtesten preisz zu ma-
chen und alles gewerbe an sich zu ziehen, welche ihren
landesleuten die fremden waaren anschaffen, collectanea
d. handeis u. gewerbes s. 148;
Gryphin bewacht sein geld: an seiner selte wacht
ein menschenfeind, der geiz, der horchende verdacht,
der zänkische betrug, der meineid im gewerbe.
Hagedorn l, 19.
2)) engerer bedeutungsumfang .- auf der landseite habe
man weder handel noch starkes gewerbe {niente di traf-
fico). Belloni abhandl. v. commercien, deutsch 5. 40; die
nützliche theuerung ist diejenige, welche von der menge
der menschen und des gewerbes entstehet. (Lith von
steuern s. 22 ff.) collectanea des handeis und gewerbes s. 98.
vermuthlich gehört hierJier auch : das gemeine volk ist es,
welches den könig und das land reich machet, durch
die arbeit und gewerbe. s. 73 ; welches die Fläminger be-
weg, sich auf die seite der Engländer zu schlagen,
ihr ganzes gewerbe lag darnieder, seitdem ihnen diese . . .
keine wolle mehr zukommen Hessen. Lessing (zur ge-
schichte und litt.) 123, 36;
munter entbrennt, des eigenthums froh, das freie gewerbe . . .
aus dem felsbruch' wiegt sich der stein, vom hebe! beflügelt,
in der gebirge schlucht taucht sich der bergmann hinab.
Mulcibers ambos tönt von dem takt geschwungener hämmer,
unter der nervigten faust sprützen die funken des stahls.
Schiller (spatziergang) 11, 87 ;
auch unsre städte, fröhnerhütten einst,
sie dehnen sich, und weiter stets und weiter
zieht sich der mauern und der thürme kreis,
dort schafft der fleisz, dort rührt sich das gewerb,
dort lebt der handel, dort erblüht die kunst.
Uhland {Ludvrig der Baier 1) ;
lastwagen und packenträger begegneten ihm und ver-
kündigten durch ihre menge die nähe des rührigsten ge-
werbes. Immermann 7, 5.
s)) personificierung und bedeutungsgemeinschaft mit ge-
werk, Innung, vgl. Eberhardt 2, 285. das gewerb ist so
ängstlich und emsig, dass es sich nicht nahe genug an
einander drängen kan. Göthe {Schioeizerreise 1797) 43, 41;
so sind wir von kaiserlichen amtswegen allerdings ge
meinet, dieser zum besten des gemeinen wesens über-
haupt, insonderheit aber zur aufrichtung des gedruckten
nahrungs-standes und gewerbes abziehlenden guten ab-
sieht . . . die bände zu bieten, rescript an die reichs-
Städte 1764 bei Ortloff corpus iuris opificiarii 35. eben-
so: eines ehrlichen gewerbes und nahrungsstandes. 41;
diese befugnis, das einzige bedingnis, unter welchem je-
des gewerb und jeder stand wahrhaftig blühen . . . kann.
(Iselin) träume eines menschenfreundes 2,203; vollstän-
dige freiheit verlange ich für die gewerbe und überhaupt
für alle stände, in ihren eigenen angelegenheiten selbst
sich . . . Ordnung und gesetze zu geben, das haben die
gewerbe früher bei uns gethan. verhandl. der Frankf.
nationalvers. (I) 775; gewerke und gewerbe. Göthe
19, 194. vgl. oben sp. 5513; jetzt ertönt das getöse des
marktes von einer breiten brücke über unserm köpfe;
gewerk und gewerb summt längs des flusses und trübt
ihn theilweise, bis die rauchende häusermasse einer der
gröszten industriellen Werkstätten voll hammergetönes
GEWERBEAMT
5532
und essensprühen das bild schlieszt. Gottfried Keller
der grüne Heinrich 1 (1854), 3;
wir stehn am eingang einer neuen zeit,
der bauer folgt in frieden seinem pflüg,
es rührt sich in der stadt der fleisz'ge bürger,
gewerb und innung hebt das haupt empor.
Grillparzer {Ottokar 3) 65, 95.
y) ebenso enttmckelt sich hieraus gelegentlich sachbedeu-
tung : weder eine schenke , noch ein sonstiges niederes
gewerbe zeigte sich in dieser gegend , welche still und
einsam in ihrer reinlichkeit ruhte. Gottfried Keller
der grüne Heinrich 1, 290 ; aber schon fährt man wieder
zwischen reizenden landhäusern und gewerben, zwischen
dörfern und Weinbergen dahin, die Obstbäume hangen
in's Wasser. 4.
GEWERBE, m., nomen agentis s. gewerber.
GEWERBE-, GEWERBSABGABE, /., mit zweifacher
art der composition, die vrie in anderen derartigen Zusam-
mensetzungen auf jüngeren und älteren gebrauch weist,
wenn die ältere form {Unterordnung im genetiv s. gewerbs-
arbeit u. a.) im allgemeinen den weiteren begriff von ge-
werbe == erwerb bevorzugt, im gegensatz zu der jüngeren
form, {beiordnung , s. gewerbearbeiter) , die sich mehr
auf den engeren begriff (gewerbe = Verarbeitung von
waaren) beschränkt, läszt sich dieser unterschied doch nicht
überall, so auch nicht bei diesen doppelformen durchfuhren :
insbesondere sind dahin zu rechnen. . . nahrungs-und ge-
werbsabgaben, sei es, dasz sie ausdrücklich für die erlaub-
nisz zum betriebe eines gewerbes oder ohne diese bestim-
mung . . . erhoben werden, preusz. gesetz von 1825 § 58
{gesetzsamml. 1825,83); in einem, über die natur der ab-
gäbe entstehenden processe soll , wenn der verpflichtete
von der fernem leistung derselben , als einer gewerbe-
abgabe , entbunden wird , auf den ersaz der , vor einlei-
tung des processes an den berechtigten etwa geleisteten
abgäbe nicht erkannt werden. P. Sinnhold allgem. ge-
werbeordnung 3. hier, wie auch sonst oft bei den folgen-
den Zusammensetzungen, lassen sich lockere formen der
Verbindung nachweisen, die der composition vorhergehen:
alle bisherigen abgaben von den gewerben, in so fern
sie die berechtigung zum betriebe derselben betreffen . . .
hören mit einführung der gewerhesteuer auf. preusz.
edikt von 1810 § 39 {gesetzsamml. 1810/11, s. 86); ebenso ge-
setzsamml. 1832 , *. 64 ; vgl. gewerbliche abgaben ebenda
1833, s. 55. s. auch unter gewerblich.
GEWERBEABGRENZUNG, /., vgl. gewerbegrenze: eine
anerkennenswerte annäherung zur gewerbefreiheit in fol-
genden punkten: abschaffung der gewerbeabgrenzungen,
der gewerberäthe. Prince-Smith für volle gewerbefrei-
heit (1861) 10.
GEWERBEABLÖSUNG,/., s. gewerbs-ablösung. die Zu-
sammensetzungen, für die nur belege der älteren form
{Unterordnung des ersten compositionstheils) zur Verfügung
stehen, werden unter dieser verzeichnet, vgl. gewerbsan-
gehörige , gewerbsanmaszung u. a.
GEWERBEAKADEMIE,/, {engerer begriff von gewerbe).
der seit seiner errichtung verflossenen 45 jähre hat im laufe
das königliche gewerbe-institut . . . allmählig eine völlige
Umgestaltung seines ursprünglichen Charakters erfahren . . .
des königs majestät haben ... zu genehmigen geruht,
dass die anstalt von nun an den namen 'königliche
gewerbe-akademie' führe, drcularerlasz d. ministers f.
handel, gewerbe u. öffentl. arbeiten im preusz. ministerial-
hlatt f. d. innere Verwaltung 27, 89.
GEWERBE AMT, n., an bildungen der neueren Verwal-
tungssprache des deutschen reichs angelehnt (patentamt
u. a.) und für das neugeschaffene preusz. landesgewerbe-
amt herangezogen {zum älteren Sprachgebrauch vgl. zunft-
amt). es ist dieses landesgewerbeamt . . . zunächst ein
experiment. es hat ja gewisse Vorbilder in anderen län-
dern: in Österreich, in Süddeutschland; aber ich stelle
mir doch vor, dasz unser landesgewerbeamt sich in an-
derer weise entwickeln wird , als wie die dortigen ge-
werbeförderungsstellen. handelsminister M.öi.LERim preusz.
abgeordnetenhaus 9. 2. 1905 {stenogr. ber. 9725). in der stadt
Essen ist ein derartiger versuch gemacht, vorbereitungs-
kurse für die höheren klassen der baugewerkschulen ...
einzurichten . . . auch das wird zu den gebieten gehören,
)533
gewerbeangehOriqe
OEWERBEAUSSTELLUNO
5534
die wir demnilohtt im gewerbeamt zu benten h«b«n
werden. (tUnogr. ber. ir7t7).
GEWKHHKANOKHÖHIGK, *. gewerbiangehttrige.
GEWIiRBK. (iKWKKliSANOKhEÜENIIEIT. /. nur im
plural gebraucht; vgl. zunflangelegcnhelten («. d), vgl.
gewerbesactiun, a. u.
l) weitere»* bryriff von gewerbe ;
a) allgemeintU fauung-. indem man die geielliciiaft-
lieben Verbindungen zuent bricht, an welche die andern
■ich nooh gebunden glauben, entfernt {man) die maximen
... in den gewerbiangelegenheiten lo weit Ton den
grundsälzen der gerechtigkeit. daaz von denselben auch
auszer ihrem gewerb«, lieh keine edle uneigennützige
handlung erwarten l&szt. Garvr anmerk. u. 8. buche von
Cicero de off. 78.
h) engere faaaung : dieselben (jixe eehutzvtnoandten) sind
gleicii d«n bürk^orn in allen polizei- und gemeine-, mit-
liin auch in den gewerbeangclcgcnheiten, der orläbehörde
. . . unterworfen. preusM. städteordn. von 1806 § 41 (geaets-
aammlung 1806 a. 889); ausländer, welche in das land
kommen, ihre dienste in gewerbsangelegenheiten anzu-
bieten, gea. über d. polie. verh. der getverbe % IM (preuat.
geaetsa. 1811,879); dass kein rechtsfreund einzutreten habe,
. . . da . . bereits wiederholt, dass gewerbsangelegenheiten
bloss politisch zu behandeln sein. BAnTH-BARTiiBNiiBiM
öaierr, gewerba- u. handelageatUkunde 8, 116.
8) neuerer engerer begriff: gegen die . . . festgesetzte
taxe ist kein rechtsverfahren, sondern nur der rekurs
an das ministerium des innern fUr handcls- und gewerbe-
angelogcnhoiten zul&ssig. au/hebung der getcerbabereeh-
tigungen von Foaen (geaettaammlutig \W3,M); zu den auf-
gaben des rates gehörte auch die polizeiverwallung, na-
mentlich in markt- und gewerbeangelegenheiten. R.
ScilRÖDKH deutsche rechtageach. (1889) 004.
GEWERBE-, GEWERBÄNLAGE, /.. nur im plural be-
legt (engater begriff): der patent-inhaber kann zur aus-
Übung seiner erfindung . . . jede beliebige zahl yon ge-
werbeanlagen . . . errichten, uiüritemberg. geicerbeord-
ming von 1888. (reg.bl. a. 888); wenn von manufacturen,
hüttenwerken oder andern gewcrbanlagen die rede ist,
welche grosse einriohlungskosten erfordern, juatixgeaetse
f. Baden (1879) 1.40S. vgl. auch gewerbsanstalt.
GEWERBEANMASZUNG,./., a. gewerbsanmaszung.
GEWERBEANMELDUNG, /. {weiterer begriff): der § U
{Gewerbeordnung) betrifft die Verpflichtung zur gewerbe-
anmeldung. Landmann gewerbeordnung (1903) i, 107.
GEWERBE , GEWERB-, GEWERBS-, APPARAT, m. (c;i^e-
rer begriff): es mUssen . . . werkst&tte, Öfen . . und was
sonst ein vollständiger gowerbaparat erfordert , neu er-
baut und angeschafTt werden. Völker einachränkung der
v\eister einea handwerka 71 ; als . . . gowerbs-vor- und -ein-
richtungen . . . sollen die zu einem bestimmten produc-
tiven gewerbsbetrieb eigens hergerichteten . . . gebäude,
kostspielige gewerbs-apparale . . . angesehen und behan-
delt werden, ba^^. verordn. betr. d. gewerbaweaen % 18 im
regierunqahlatt f. Bayern (1886) 99.
GEWKRßEANZEIGE, /. {weiierer begriff): ist in dem
-tatute bestimmt, dass die gemeindebchörde Wahllisten
iifzustollen hat, so sind die polizeibehOrden .,. ver-
l>t<ichtet, der gemeindebchörde . . . einsieht der mitglie-
derverzeichnisse , beziehungsweise der gewerbeanzeigen
zu gewähren, gewerbegerichtageaeta % 15 aba. 8 {reichageaeta-
blatt 1901, 857).
GEWERBEANZEIGER, m., Steglitzer gewerbeanzciger
1908 (von 1903 ab ala Steglitzer mieterzeitung fortgeaetit).
GEWERBE-, GEWERB-. GEWERBSARBEIT,/. (tceiferer
und engerer begriff) vgl. handwerksarbeit.
l) die nothwendigkeit macht gewerbsarbeit zur gewohn-
lieit {buaineaa). Garvb t^rdetttjtchung v^n Adam Smith
1.9)1,177; und bei unsern langen Winterabenden sind
lichter ein unentbehrliches Werkzeug aller gewerbsar-
beiten. {itMtrvment of trade &, 8)4, S4S; denn allerdings
heischt manche gewerbsarbeit bei weitem nicht den auf-
wand an lebensbedUrfnissen, welche ein gemeiner hand-
arbeiter zur nothwendigen restauration seiner durch
schwere körperliche arbeiten erschöpften physischen
kräfte braucht. Lotz ataatawirthacht^ftalehre l, U».
-i) jedermann hat das recht, die gewerbsarbeit, gewerbe-
dienit« and dl« waaren, (Ursa «r b«darf, b«i «faMBi b«*
liebigen gewerb«inhab«r so b««t«llii od«r «JMBkMlfll.
bayr. verordn. batr. d. §mitrhtwmm | it (ny.-MaM /. Bmjfm'n
18M, 104); *btM9 i ti; •• U«gt Im TortMl dar aaMoa««.
die koit«n der gewerbarbelt doreh masehte«» ta T«r^
mindern. G. Kki.i.neh i. ^c«eA. d. phyaiokratiamua 7t.
vgl. gewerbterzeugniss.
GEWERBE-, QEWERB8ARBEITEK, m. {ut^f dm mg^-
ren begriff be$ekränkf). to wie aus den kfinicliebca tUIm
im laufe der zeit stidte henrorgiengen , die sieh ein«
menge freiheiten und gerechtigkeiten zu erwerben wuazten,
eben so wurde auch aus dem bOrigea fwwb— rbdtf
bald ein freier gewerbsmeister. Lots almaittairAteit^fb-
lehre 1, 98; anstatt als theil der UndUchen bcrelksroBf
den ertrag de« bodens ... zu verzehren, Tersebafll . . 41«
manufaktur-bevOlkerung durch ihr« «rtMiil lieh . . . d«a
genuss der gewerbs-produkte, wibmid dar l«ndin«Bn . . .
jetzt mit den gewerbs arbeitem b««««r«« and •ehl«ebt«r««
theilt. MoiiL iffürttemb. gewerbainduatrie t.M; ein Deut-
scher, welcher die löhne der Handwerksgesellen in Paris . .
verfolgt, kann . . . sehen, welche . . . hohe löhne die ge-
werbsarbeiter in Paris . . . erbalten . . . und wenn auch
das leben in Paris theurer ist. . . so b«w«iMn doch dl«
. . millionen franken, welche die Pariaer gcwarbaarlMiUr
in der . . . Sparkasse stehen haben, . . . daas di« |«w«ri»*
gehUlfen in Paris einen . . . theil ihre« lohne« enpw«B
können. Ohsbacii tünße u. Innungen 15. vgl. gewerbUeh.
GEWERBEARCHIV, n.: mit dem vorliegenden bdl
beginnt eine Zeitschrift zo erscheinen, die unter d«a
namen ' gewerbearcbiv fOr das deutsch« reich' . . . alle«
malerial vereinigen will, das fUr die ausfObronf ond
auslegung der gewerbeordnung von bedeutung ist. Rohr*
8CIIEIDT im gexoerbearchiv f. d. dtach. reich l, 1.
GEWERBEARM. a4j. {neuerer engerer begriff wie bei den
nächat/olgenden). wo sehen wir im kriege die schnellsten
ausrilstungen von beeren und flotten? wo die anhaltendsten
anstrengungen? in den industriösen oder den gewerbo-
armen Staaten ? man werfe einen blick auf die geschieht«
der letzten Jahrzehnte. Moml Württemberg, geteerba-in-
duatrie i,ii. vjrZ. gewerbelos; gewerbe-reich.
GEWERBEART,/., a. gewerbsart; GEWERBEARTIKEL.
a. gewerbsartikel.
GEWERBEASSESSOR, m., neuerer titel, vorttt^e tu
gewerberath, t-^^ unter gewerbeinspeotion.
GEWERBEAUFNAHME. /.: nach der gewerbeaofnahme
vom Jahre 1896 waren in Belgien rund 76000 arbeiterinnen
zu hause fUr rechnung von fabrikanten oder ladenmaga-
zinen beschäftigt. Bauer getcerUiehe naehtarbeit der
frauen 124.
GEWERBEAUFSEHER, m., a. gewerbsanfseher.
GEWERBEAUFSICHT, /.. daiu gewerbeaafsichtab«-
amter m., gewerbeaufsichtsdiener, m.: kann dem gewerbe-
aufsiohtsbeamten ein besonderer Zugang zu dem gewerb-
lichen betriebe , den er revidiren will , Torgeschrieben
werden ? Roiirschbidt gewerbearchiv f. d. deutaehe reich
8, 680 ; der § i der vorbildungs- und Prüfungsordnung für
die gewerbeaufsichtsbeamten vom 7. September 1897 er-
fordert zur erltuigung der bef&higong für den gewerb«-
aufsichtadienst ein mindestens dreijährige« teohnisoh«*
Studium. 706.
GEWERBE-. GEWERBAUSLAGE, /., nur im plurml
gebraucht : denn die grösier« gewiszheit des ab««t««s,
welche dadurch den sich ans«tx«nd«n m«ist«ni «BtstaM,
setzt sie in den stand, daroh Tortbeilhaile c«(nAQ«
einrichtungen in ihrem handwertsbetriebe, sich für die
ausserordentlichen gewerbsaaslagen . die bei der ersten
gewerbeinrichtung und überhaupt vorfallen, blaUnfUeh
zu entschädigen. Völker einachränk, d. »mattr «mm»
handteerka 78.
GEWERBEAUSSCHUSZ. m.. a. gewerbsausschnsc.
GEWERBE-, GEWERB , GEWERBSAÜSSTELLUNO. /.
{engater ha§rijf). der auagangapunkt für die einridämmg
wie die lemennung liegt in Frankreiek, vgL die expositlon
publique des produits d« l'indostri« fran^s« von 17W.
etne tpäiere franaS». at*aateUung bettknOt Börnb ml*
Industrieausstellung {achiUtrmm§m ««• JRsris 1888), vgl.
die deutachen industrieausst«Uanf«B ws ifisüu (1848) %uui
München (1864), vgL noek die doppelform: gewerbe and
5535
GEWERBEAUSÜBUNG
GEWERBEBEFUGNIS
5536
industrie-ausstellung in Hamburg 1889. das deutscJie wort
taucht zuerst in theoretischer erörterung auf {zugleich im
einzigen beleg für die genitiv-composition) : kunst- und
gewerbs-ausstellungen begünstigt die regierung, und trägt
nöthigen falls die kosten. Leuchs geicerle- und handeis-
freiheit 435. auch da, wo eine praktiscJte Veranstaltung das
neue wort veranlaszt, findet es sich noch nicht im amt-
lichen titel: die bisherigen öffentlichen gewerbausstel-
lungen haben ihrem zwecke . . . nur unvollkommen ent-
sprochen, bericht über die ausstellung sächs. gewerb-er-
teugnisse v. 1831, s. 5. zur synkope in der composition vgl.
noch: gewerbausstellung, exposition de l'industrie, ecchibi-
tion of industry. Beil 243. dagegen vgl. : der den ange-
legenheiten der gewerbe-ausstellung vorgesetzten behörde.
bericht üb. d. ausstell, sächs. gewerberzeugnisse v. 1831 einl.
8. 8 ; sehr erquicklich war mir die geWerbeausstellung
hinter dem saale der kunst. diese Werkmeister und
fabrikherren haben doch gewuszt, was sie machen wollten.
Immermann {reisejournal 2, 5: Dresden 1831) 10, 81; amt-
liches verzeichnisz der aus den Staaten des deutschen
bundes . , . zur gewerbe ausstellung in Berlin 1844 einge-
sandten gegenstände, ausführlicher bericht über die
grosze allgemeine deutsche gewerbe-ausstellung in Berlin
im jähre 1844. hrsg. v. Amand. Ferd. Neukrantz, unter
. . . mitwirkung . . . (der) mitglieder der gewerbe-ausstel-
lungs-commission. 1845; die erste grössere österreichische
geWerbeausstellung war mit 594 aussteuern im jähre 1835.
V. Reden denkschr. über d. österr. gewerbeausstell. in Wien
(1845) 2; die bisherigen geWerbeausstellungen zeigten ge-
wöhnlich auf kurze zeit nur das, was im eigenen lande
gefertigt worden, die hier (iti Berlin) beabsichtigte ge-
werbeausstellung . . . soll dem publikum das ganze jähr
hindurch ununterbrochen geöffnet sein und . . . was in
irgend einem lande schönes, nützliches und practisches
gefertigt worden . . . vorlegen, entwurf zur errichtung
einer industrie . . . bank (1849) s. 24; unter diesen Zusam-
menkunfts-gelegenheiten nehmen seit einer reihe von
jähren diejenigen nicht den letzten platz ein, welche
unter dem namen ' gewerbe -ausstellungen' einen markt
eröffnen, auf welchem der einkauf und der verkauf ne-
bensache, die anerkennung, der beifall die hauptsache,
nicht der augenblickliche absatz, sondern der zu ver-
hoffende Zuspruch, bericht der {hamburgischen) commis-
sionf. d. grosze ausstellung in London 1851 bei Kowalewski
gesch. der Hamburg, gesdlsch. z. beförd. d. künste u. nüzl.
gewerbe s. 178; den preszkopf würde ich wegen seiner
preiswürdigkeit auf die gewerbeaustellung liefern, wenn
er nicht zu gut schmeckte. Bismarck an seine frau (1852)
8. 327; offlzieller haupt - katalog der Berliner gewerbe-
ausstellung 1896. dazu vgl. gewerbeausstellungskommission,
gewerbe-ausstellungs-couplet, gewerbeausstellungslotterie :
eine eigenartige laune entwickelte frau Fortuna wieder
bei der am 2. oc tober stattgefundenen Ziehung der nie-
derschlesischen industrie- und gewerbeausstellungslotterie
Voss, zeitg. 8. 10. 1905.
GEWERBE-, GE WERBSAUSÜBUNG, /. vgl. gewerbe-
betrieb. zur lockeren form der Verbindung vgl. .- niemand
die ausübung des gewerbes zu verstatten, dessen kennt-
nisse nicht vorher geprüft . . . sind, bericht Dohnas an
den könig (1810) bei v. Rohrsgheidt 392. zur composi-
tion: verboth der gewerbsausübung : auch hat er sich
vor der erfüUung dieser bedingungen von der ausübung
der profession ... zu enthalten. Barth-Barthenheim
österr. getoerba- und handelsgtsetzkunde 3, 132 ; mit der ge-
werbefreiheit stehen nicht im widersprach beschrän-
kungen der gewerbeausübung rein gewerbpoliceilicher
natur. Thiel 4, 424.
GEWERBEBANK,/, {engerer begriff), kennzeichnet eine ein-
richtung, die nach der aufhebung mittelalterlicher gebunden-
heit den bestrebungen erwuchs, der loirthschaftlichen Schwä-
chung der einzelnen durch genossenschaftlichen zusammen-
schlusz e7itgegenztisteuern. der ausgangspunkt liegt hierfür
vor allem in englischen Vereinigungen, unserem compositum,
gingen aridere benennungen voraus und zur seite: volksbank,
handwerker-, bürger-, industriebank, gewerbekasse: einla-
dung ... zu einer . . . unter dem gewerb- und handwerker-
ßtand zu begründenden Berliner bürgerbank. titel einer
flugscJuift von Jon. Hast {Berlin 1847); vgl. entwurf zur
errichtung einer industrie- und handwerkerbank {Berlin
1849); allgemein anerkannt ist das bedürfnisz nach kredit-
instituten für unsern handwerker- und kleinen gewerbe-
stand. H. Schulze-Delitzsch vorschusz- u. kreditvereine
als Volksbanken (1859) 1 ; [1863] beschlosz der ausschusz der
bürgergesellschaft zu Ulm ... die frage in anregung zu
bringen, ob nicht auch in Ulm , nach dem Vorgang so
zahlreicher städte Deutschlands, eine volksbank ins leben
zu rufen sein möchte. Osswald gesch. der gewerbe-bank
Ulm 8. 5; das erste Statut von 1863 war demjenigen der
Stuttgarter handwerkerbank nachgebildet. ».25; zugleich
ist aber — und das liegt im zweck der handwerkerbank
... die geschäftstüchtigkeit . . . des geldsuchenden ins
äuge zu fassen . . . viertens ist die gewerbebank es sich
schuldig, dasz sie . . . die rechtzeitige erfüllung der Ver-
bindlichkeiten von Seiten ihrer mitglieder fordert, rede
bei der gründung der JJlmer gewerbebank, s. Osswald *. 17;
gewerbe- und volksbanken haben vorzüglich die aufgäbe,
das gewerbewesen zu unterstützen und zu fördern. Thiel
4, 425; die gewerbebank in Bruchsal ist eine eingetragene
genossenschaft, welche . . . den zweck hat, . . . ein bank-
geschäft zu betreiben, entscheid, d. reichsger. in civilsach.
(1880) 1, 204.
GEWERBEBEGINN, m.: anmeldung des gewerbe-
beginns: wer den selbständigen betrieb einer gast- oder
schankwirtschaft anfängt, musz der gemeindebehörde des
ortes . . . anzeige davon machen (§ 14 der reichsgewerbe
Ordnung, % 52 des gewerbesteuer-gesetzes) . . . denn mit der
aushändigung der Konzession ist noch nicht gesagt, dasz
der empfänger auch das gewerbe sofort beginnt. Ernst
Müller gast- und schankurirtschaftspolizei s. 48.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSBEDÜRFNIS, n.,
mit verschiedenartiger beziehung zwischen den beiden com-
positionstheilen.
1) gegenstände, deren man zur ausübung eines gewerbes
bediarf: endlich leiden durch jene läge der Sachen auch
diejenigen gewerbe, welchen das produkt des geschlos-
senen handwerks als nothwendiges gewerbbedürfnisz
dient, indem sie es als material verarbeiten. Völker 33.
2) gewerbe, deren ausübung selbst ein bedürfnis ist:
dass dem übermass der concurrenz thunlichst vorge-
baut werde dadurch , dass die menschen , durch perio-
disch kundgegebene richtige statistische notizen über
gewerbsbedürfniss und die zahl der zu seiner befrie-
digung bereits vorhandenen in den stand gesetzt werden,
bei der wähl des zu betretenden gewerbsweges vernünftig
... zu werke zu gehen, prakt. vorschlage in beziehung auf
arbeiterloos u. pauperismus s. aUgem. anz. . . . der Deut-
schen 110 (1845) 3644.
GEWERBEBEEINTRÄCHTIGUNG, /..- das gesetz ist
nothwendig zur beseitigung der häufigen und gerechten
klagen über gewerbebeeinträchtigung und pfuscherei. ent-
tourf einer allgem. handiverker ■ tind gewerbeordnung für
Deutschland 1848 § 31.
GEWERBEBEFLISSEN, s. gewerbsbeflissen.
GEWERBE-, GEWERBSBEFUGNIS. /., im Österreich.
Sprachgebrauch n. wie die vorhergehenden auf den engeren
begriff zielend, prägt dieses compositum neben dem privat-
rechtlichen m,oment des Privilegiums auch noch ein öffent-
lich rechtliches in der Verantwortung aus, die dem tech-
nischen betriebe in bezug auf die gefährdung der öffent-
lichen sicherlieit zur last fällt, vgl. : auf die Zubereitung
des Scheidewassers . . . soll ferner weder ein neues befug-
niss noch die Übertragung eines alten in dem gewerbe-
bezirke Wiens bewilliget werden. Barth-Barthenheim
österr. gewerbs- und handelsgesetzkunde 1, 289 ; die befug-
nisz zur betreibung eines jeden gewerbes. stenogr. ber. d.
Frankf. nationalvers. 693°.
l) man hat ... zu beschliessen befunden, der k. k. regie-
rung die bemessung der faxen für alle gewerbsbefugnisse
. . zu Überlassen. Barth-Barnhenheim 7, 497; in der ver-
meintlichen realität der gewerbsbefugnisse, und in dem
damit verbundenen glauben der ererbten gewerbsfähigkeit
finden wir die Ursache, warum wir an bedeutenden orten
kaum einen geschickten gewerbsmann . . . Reingruber
natur d. gewerbe 17; mit obrigkeitlichem consense durfte
. . . der Inhaber einer persönlichen gewerbebefugniss sein
recht an ein zunftfähiges und handwerkskundiges indi-
5537
GEWERBRBEGRIFF
GEWRRBEBESCHRANKUNO
5538
Tidaum abtreten. Kaizi, kämpf um die getterber^orm 51
in SciiMOi.i.KKH forachungen 11,1; krämer, die auf dem
platten lande . . . sich niedergelassen haben, auch andere
gewcrbtreibendo, welche nicht ... alt kaufleute sich . . .
niederzulassen erlaubnisz erhalten haben, . . . sollen
material . . . waaron , nur von inländischen . . . hand-
lungon und fahriken beziehen . . . durch die Übertretung
wird eine willkUhrliche geldstrafe, auszerdem, im falle
der Wiederholung, die gewerbebefugnisz Terwirkt pretm.
Verordnung v. 1884 {guetuamml. «. 188) ; gewerbsbefagnisse
in München, titel einer »ehrift v. Sciieichtiiörlk (1884);
die kramerinnung zu Leipzig, . . welcher frUher aus-
schliessliche gewerbebofugnisse zustanden, halte . . . ihre
Auflösung beschlossen. enUcheid. d. reiehtger. (1890) 86, S4.
vgl. gewerbebereohUgung, gewerbegerechtigkeit, gewerbe-
gereohtsame u. a.
%) vgl. gewcrboconcession, gewerbcerlaubnis : bei fahrt-
oirenden gewerben findet der . . . grundsati . . . anwendung,
nach welchem jedem, der sich über den besitz der zur
erlangung eines solchen gewerbsbefugnisses erforderlichen
eigenschaflen auszuweisen vermag, auch die selbsstän
dige ausUbung desselben . . . gestattet worden soll. Bahtii-
Barth KN HEIM i,269; bei gewerben, deren ausUbung wegen
besorglichen inisRhrauchs der gewcrbsbefugniss zur gefähr-
düng der nffontlichcn Sicherheit ... ein wohlbegrUndetes
Tertrauen . . . voraussetzt, bajfr. vtrordn. betr. d. getcerbt-
«ceM» (reg.blatt 1826 ». 98).
QEWEHBEBEGRIFF, m. (oi^f die teeitere bedeutung
tielend): der begriff gewerblich oder gewerbsmässig im
erfinderrecht . . deckt sich nicht mit dem handelsrecht-
lichen gewerbebeKritr. Kohi.er Patentrecht (1900)488.
GEWERBK , UKWKRBBEIN, n., tu gewerbe — gelenk
{vgl. »p.5489jf.). während die entsprechenden »ynonymen ver-
Hndungen (vgl. gelcnkbcin , gleichbein Adeluno 8, 680)
die allgemeinere bedeutung gelonkknochen darthun, ver-
engert sich diese bei gewerbbein »/» der besonderen bezieh-
ung auf die vnrbel an hals und rückgrat: wa« aber den
häuptlein desz lufftrohrs nachfolget, das endet sich durch
den gantzen zug des lufTtrohrs, und dasselbige ist gantz
krospecht, und wirdt gleichsam als mit viel ringlein un-
dersohieden, welche ringlein nicht von einer gantzen
krospen gestehen, weil zu hinderst den gewerbbeinen zu,
da der magenmundt darneben ausgestreckt wirdt, sie zer-
schnitten sind , unnd dapelbst mit einem pergaments-
häuptlein zusammen gefesselt. Realdus Columbus ana-
iomia übers, v. Schknck 184; verfebra . . . ossa Spinae
dicuntur vertebrae, die gewerbbein Reyhkr theatr. rom.
teut. 3, 21 14 ; epistropheus . . . seatnda colli vertebra dici-
tur, das ander gewerbbein des halses. 8, 2846 (vgl. epistro-
phus . . . der ander wirbel im halse, das andere wirbelbein,
so insonderheit dienet den köpf herum zu drehen. Dru-
MKLius 1,4066); vertebra, gewerbbein bei Simon Pauli
{übers. V. Placentinius u. Bucretius anatom. tafeln)
». 96; vertebra . . . der wirbel eines gleichs . . . ein ge-
lenck, gewerb-bein. Matthiae a, 864; vertebrae, apondili,
die wirbeln,wirbelbeine,gewerbbeine, dieknochen, vxlcheden
riickgrad ausmachen. Halhhh onomatologia m«(ftca 2, 1810;
so wie die wirbclbeine des rilckgrades noch unter dem
namen der gewerbebeine vorkommen. Adeluno 2,665;
gewerbcbein (in anatomy Joint of the spine) vertebra.
Hilpert 1, 468"; gewerbbeine, wirbelbeine. Nemnich 198;
Mu der diminuHvform (vgl. auch geleichgebeinlein oben
tp. 8980) vgl. : von denjenigen sennen , welche das haupt
mit den zwei ersten hals gewerbbeinen anhebten . . .
dann so ein solche bürde, als das haupt ist, hat sollen
an solche kleine gewerbbeinlein geknüpffet werden, hat
sie (dt« natur) auch ausserhalb der Processen und hö-
lungen weiters sennen erdacht, und dieselbigen stäreker
zugerichtet, dann die andern alle in unserm leib. B.
Columbus anatomia deutsch v. Schenck 128.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSBEISITZER, m.. vgl.
unter gewerbsausschusz : die ernennung der 3 oder ö ge-
Werbvorsteher geschieht durch freie wähl der gewerbbe-
sizer, die der l oder 3 gewerbbeisizer durch freie wähl
der arbeiter. Leuchs getrerb- und handehfreiheit 490 ; die
funktionen des orts- Vorstandes als beaufsichtigende be-
hörde durch den verantwortlichen gewerbsbeisitzer bleiben
dadurch ungestört und kann dadurch auch die thätigkeit
der oben gedachten gewerblichen sonstigen Vertretungen
nicht gehemmt werden. Riscii innungen 80.
GEWERBEBENUTZUNG, /., «. g^wertabenatzang.
GEWERBEBERECHTIGT, partieipisUt tt^iv, a. unter
gewerbe bereohtifang.
GEWERBE-, OEWERBSBERECHTIOÜNO./.. tyl. tß-
Werbegerechtigkeit, -gereohtsame. im gtgtnmtm fw fe-
werbebefugnisz (vgl. tp. ttXi) ist hier auMAtimttitk <Ut
privatreehtliehe moment entwickelt, vgl. auch gewcrb« «pJUt ;
durch das ediot vom 8. november ist die aasMblieuUebe
gewcrbsberechtignng der zfinft« aafgehoben. motive tum
ersten entuttrf dfs geteerbepoliteiedieta v. islORoiiMicneiDT
417 ; durch Stipulationen* . . wird eine aasaehUesaUche g»-
werbebereohtigong . . . nicht begründet «nlMMÜMif im
reichegeriehte in eivilsaehen (1880)8,180. «omC wUfi M» |»
brauche der plural vor: eine eigenthümlicbe sehwierifkcU
verursachen die vererblichen und vertasserlichen ge-
werbsberechtigungen. motire tum geteerbepoliseiediei von
1810. ROHRBCIIBIDT41«: ausschlieszliche, vererblicbe and
veräuszerliche gewerbsberechtigungen in den »tldten, die
als solche in den hypothekenbüchem eingetragen sind,
sollen . . . abgelöst . . . werden. geeetM über ditpolie. verh.
der gewerbe 1811 § 88 (getetu. für den preuta. rtaat l8il.
s. 866); die innhaber von aassehUenliohen , verioazer-
lichen und vererblichen gewerbebereobtigangen in den
Städten . . . (bankgerechtigkeiten) sollen für den verlott
derselben einen anspruch auf entschädigang erhalten, mtif-
hebung der getoerbeberechtigungen in der prov. Poeen 1888 § 8
(;eM<w. 1888, 68) ; das in einzelnen landestheilen mit ge-
werbebereohtigungen noch verbundene recht, anderen den
betrieb eines gewerbes zu untersagen oder sie darin la
beschränken (ausschlieszliche gewerbeberechtigang) wird
hierdurch aufgehoben, ohne unterschied, ob die berech-
tigung an einem grandstücke haftet oder nicht, öligem,
gewerbeordnung 1846 § 1 (ebenda 1816, 41); neue re«lgewerl>e-
berechtigungen dürfen fortan nicht mehr befrfindet werden.
§ 64 (ebenda 53) ; realgewert>ebereohtigangen sind die mit
dem besitz eines bestimmten grundstUcks verbundenen be-
fugnisse zur ausQbung eines gewerbes . . zwangs- und bann-
rechte . . . sind die befugnisse eines gewerbebereohtigten
... im Interesse seines gewerbebetriebes ein gewisses thun
oder lassen zu fordern, diese rechte waren . . . mit aas-
scbliesslichen gewerbeberechtigungen verbunden, d. h. mit
den an einzelne, bestimmte gewerbebetriebe geknüpften
berechtignngen , andern den betrieb dieses gewerbes . . .
zu untersagen. Rohrsciieidt gewerbearchiv (1902) 1, 410;
realgewerbeberechtigungen können auf jede, nach den
Vorschriften dieses gesetzes zum betriebe des gewerbes
befähigte person in der art übertragen werden, dass der
erwerber die gewerbeberechtigung für eigene rechnung
ausüben darf, gewerbeordnung f. d. deutsehe reich v. l. juli
1888 §48.
GEWERBE-, GEWERBSBESCHRÄNKÜNG. /.: vgL wtr
will es den gewerbetreibenden verargen, wenn sie von
allen selten her auf beschränkungen im gewerbebetriebe
dringen, entwurf tur errichtung einer indtutriebmmk (1848)
s.i; je länger man der nothwendigkeit aasweicht, dtireb
theilung der arbeit und durch pewerbebcschränkongen
ein wenigstens annäherndes verhältnisz zwischen prodao-
Uon und consumtion zu erzielen, je schwieriger wird die
lösung der socialen frage zu erreichen sein, entwurf einer
allg. d. handwerkt- u. gewerbeordnung 1848; es ist . . . eine
gewöhnliche einwendung derer, welche für die gewerbs-
beschränkungen schwärmen . . , dass sie mit siegreicher
miene den freunden der gewerbfreiheit zurufen : da, seht
doch nach den ereignissen der letzten jähre in Paris I
nach der februarumwälzung I Orsbach lünßeu.innungen
(1860) 14; inwieweit auf den theil des handwei^s, den die
technische entwicklung und die kapitalsfreiheit bereits
vom eigentlichen handwerk losgelöst and den fabriken
und grosskraflmaschinen überantwortet haben, auch jeUtt
noch gewerbebeschränkungen anwendung finden können,
müsste durch eine besondere Untersuchung der betreffen-
den gewerbszweige festgestellt werden. Borst nothwendig-
keit der konkurrensbesehr&nkung (l88l) 18. daxu gewerbe-
beschränkungsgesetz, n. .- und hier wäre der fall einge-
troffen, dass grade durch das strenge gewerbe-beschrtn-
kungs-geselz eine ganze familie der gemeinde zur last
5539
GEWERBEBESITZER
GEWERBEBETRIEB
5540
gefallen wäre. Born die bürgerliche existent ist gesichert
(1849) 9.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSBESITZER, m. bringt
das moment der Selbständigkeit und Unabhängigkeit im be-
triebe zum au^druck, das früher mit dem begriff gewerbe
schon gegeben \car {vgl. sp. 5529) : die ernennung der . . .
gewerbvorsteher geschieht durch freie wähl der gewerb-
besitzer. Leughs 430 (gewerbsbesitzer s. 431); eine jede
dieser Wahlversammlungen erwählt einen landesdepu-
tirten, auf völlig gleiche art, die Vorsteher der höheren
lehranstalten einen, und alle, in der zwölften und sechs-
zehnten gewerbsteuerklasse katastrirte gewerbebesitzer
drei landesdeputirte aus ihrer tnitte. nassauisches ver-
fassungspatent von 1814 § 6 ; an der zweiten (gewerbeaus-
stellung) nahmen 732 fabrik- und gewerbsbesitzer theil.
V. Reden s. 2, vgl. gewerbeherr, gewerbeinhaber.
GEWERBEBESTÄTIGUNG, *. gewerbsbestätigung.
GEWERBEBESTELLSALZ, n. .- dasz künftighin die an-
wendung von petroleum nur bei der herstell ung desjenigen
sogenannten gewerbe-bestellsalzes gestattet sein solle,
welches in den gewerbsräumen des empfängers unter
amtlichen aufsieht denaturirt wird, centralbl. f. d. d. reich
2 (1874), 425. vgl. auch gewerbesalz.
GEWERBEBESTEUERUNG, /., vgl. gewerbesteuer :
höchst beachtenswerth ist die österr. gewerbebesteuerung.
Thiel 4, 427.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSBETRIEB, m. mit
bevorzugung der weiteren bedeutung von gewerbe; das
compositum, ist unmittelbar an das Substantiv betrieb an-
gelehnt {nicht aus der fm-md gewerbe botreiben ent-
wickelt; vgl. dagegen gewerbtreibende zu gewerbe trei-
ben) ; vgl. auch composita mit trieb : die belebung des er-
werbungstriebes. Fichte über die franz. revolution 3327 ;
die rohen stoffe . . . welche der städter zum behuf seines
gewerbstriebs vom landmanne bezieht. Lotz revision
1, 357. das vielverwendete compositum bringt zunächst
die function des nom^en actionis zur gdtung , die an
gewerbe verblaszt; bald aber verfällt es den gleichen
abschwächungen nach der seite der collectiv- und sach-
bedeutung. zur lockeren form der Verbindung vgl,: in
denen städten aber musz man, so viel möglich, ver-
hintern, dasz die handwerker sich nicht mit dem acker-
bau und andern neben-nahrungsarten einlaszen, wodurch
sie von dem rechten betriebe ihrer gewerbe abgehalten
werden können, v. Justi polizeiwissensch. 126; recht zum
betrieb eines gewerbes. J. A. Weisz über das Zunftwesen
». 6 ; in dem betriebe ihres gewerbes vortheilhafte einrieh-
tungen und Verbesserungen zu treffen. Völker 65 u. ä.
vgl. betreibung eines gewerbes unter gewerbebefugnisz. vgl.
ein besonderes recht zur treibung des zünftigen gewerbes.
preusz. landrecht II, 8 tit. § 233 , ebenso § 244 ; so musz er
. . . der treibung des gewerbes bis zum austrage des Pro-
zesses, sich enthalten. § 234.
l) hervorhebung derfimction des nomen actionis. vgl. ge-
werbeausübung.
a) der absolute gebrauch: die Polizeiaufsicht über die
gute und heilsamkeit der feilstehenden waaren und über
die anstalten zum gewerbebetriebe bleibt unverändert.
preusz. Verordnung von 1808 bei Rohrsgheidt 304; bei
einigea gewerken ist endlich noch sogar die berechtigung
zum gewerbsbetriebe ein ausschliessliches, veräusserliches
und vererbliches recht, bericht Dohnas an den könig von
Preuszen (1810) bei Rohrsgheidt 342; die befugniss zum
gewerbebetriebe. titel einer schrift von J. G. Hoffmann
{Berlin 1841); hiermit ist ausgesprochen, dasz alle parti-
cularen bestimmungen über die befugnisz zum gewerbe-
betriebe in Deutschland aufhören, stenogr. berichte d. Frank-
furter nationalvers. 693* ; der berufungsrichter nimmt an,
dasz die . . . abgäbe nicht eine 'für die Zulassung zum
gewerbebetriebe zu entrichtende abgäbe', sondern eine
echte gewerbesteuer darstelle, entscheid des reichsger. in
civils. (1902) 49, 69 ; die bedingungen für den aufenthalt
und Wohnsitz werden durch ein heimathsgesetz, jene für
den gewerbbetrieb durch eine gewerbeordnung für ganz
Deutschland . . . festgesetzt, bericht des ausschusses für
volkswirthschaft, s. stenogr. berichte d. Frankf. nationalvers.
s. 689'', vgl. auch 694*; im inneren des bundes haben die
freiheit der niederlassung, der eheschlieszung und des ge-
wcrbebetriebs den dem bunde zu gründe liegenden natio-
nalen gedanken in das leben des Volkes eingeführt, fhron-
rede zur eröffn. d. nordd. bundes 1860, s. Bismargks reden
4, 151 ; die thätigkeit der büffetmamsel erstreckt sich regel-
mässig . . . nicht auf die hauswirtschaft, sondern lediglich
auf die zwecke des gewerbebetriebes. Rohrsgheidt ge-
Werbearchiv 1, 110.
b) der relative gebrauch : desgleichen sollen fabrikanten
und gewerbtreibende, welche blos für das von ihnen be-
triebene geschäft ankaufe machen, oder reisende, welche
nicht waaren selbst, sondern nur muster derselben bei
sich führen, um bestellungen zu suchen, wenn sie die
berechtigung zu diesem gewerbbetriebe . . erworben haben
... in den anderen Staaten keine weitere abgäbe hiefür
zu entrichten verpflichtet sein, zollvereinigungsvertr. zw.
Preuszen, Hessen, Bayern, Württemberg, s. preusz. gesetzs.
1833, 155.
a) verzehrt dieser {der kaufmann oder händler) seine
entbehrlichen vorräthe selbst, so ist Unterbrechung seines
gewerbsbetriebs die nothwendige folge davon. Lotz revi-
sion 1, 290; auf diesem gründe beruht die unzweck-
mäszigkeit des ausfuhrverbotes solcher inländischen rohen
Stoffe, welche inländische fabriken zu ihrem gewerbsbe-
triebe brauchen, i, 382; die unterzeichneten mitglieder be-
zwecken, sich durch den zusammentritt zu diesem ver-
eine gegenseitig . . . die zu ihrem gewerbs- und geschäfts-
betriebe erforderlichen haaren geldmittel zu verschaffen.
revid. Statut des vorschuszvereins zu Delitzsch (l859) § 1 ;
wenn eine erfindung ... in einem . . . gewerbe benutzt
wird, so eignet sich damit der . . . gewerbetreibende die
. . . vorteile der erfindung auch für seinen gewerbebetrieb
an. entscheid, d. reichsger. in civils. (1897) 39, 33.
/3) die Vernichtung des Zunftgeistes aber ist nicht an-
ders möglich, als durch eine zweckmäszige Umformung
der Zünfte und Innungen selbst, und aufhebung ihres
schädlichen monopols; nicht anders, als durch gestattung
eines möglichst freisten gewerbsbetriebes aller gewerbe
für alle. Lotz revision i, 3b3; in anbetracht dieser tat-
sachen {duldung unzüchtiger gespräche) kann von einer
Zuverlässigkeit der beklagten in bezug auf den gewerbe-
betrieb einer gesindevermietherin und stellenvermiettlerin
nicht mehr die rede sein, entscheid, d. preusz. oberverwal-
tungsgerichts 1903 bei Rohrsgheidt gewerbearchiv 3, 457;
ist die Verbindlichkeit im gewerbebetriebe des Schuldners
entstanden, d. b. gesetzb. % 269 {reichsgesetzblatt 1896 s. 241) ;
es sei denn, dass die leistung für den gewerbebetrieb des
Schuldners erfolgt. § 196 {s. 228).
c) sonstige individualisierende bestimmungen.
a) freier gewerbebetrieb. Rohrsgheidt 194, vgl. gewerbe-
freiheit: hat doch jenem urteile ... die annähme fern
gelegen, dass die beschäftigung des theaterpersonales als
ein selbständiger gewerbebetrieb anzusehen sei. entscheid,
d. reichsger. in civils. (l89l) 27, 263; gewerbesteuer ... ist
diejenige direkte staatssteuer, welche in der besteuerung
der selbständigen gewerbebetriebe besteht. Thiel 4, 426;
trödler, höker, hausierer und dergleichen handelsleute von
geringem gewerbebetriebe, ferner wirte, gewöhnliche fuhr-
leute, gewöhnliche schiffer und personen, deren gewerbe
nicht über den umfang des handwerksbetriebes hinaus-
geht, art. 10 des handelsgesetzbuches ; nach allen diesen ver-
gleichungen darf man wohl sagen, dass umfang und be-
deutung des grossgewerbebetriebes für unser gewerbliches
leben überschätzt worden ist. Förster vertrage für ge-
werbevereine (1878) 3, 67.
ß) da sich häufig der Fall ereignet, dass ausländer zum
umherziehenden gewerbsbetriebe ins land kommen. Zel-
le b gewerbepolizei {polizeiivissenschaft 12 , i) ii2 ; der ge-
werbebetrieb im umherziehen erscheint in den meisten
fällen als ein übel. Hoffmann lehre v. d. steuern (1840) 206;
ein gewerbebetrieb im umherziehen ist vorhanden, wenn
jemand ausserhalb seines gemeindebezirkes, ohne gewerb-
liche und ohne vorgängige bestellung in eigener person
waaren feilbieten oder zum Wiederverkauf ankaufen . . .
will; auch wanderlager gehören dazu. Hue nv.Giwishandb.
d. Verfassung u. Verwaltung 541 ; in Bernburg beruht der
stehende gewerbebetrieb auf . . . innungsprivilegien . . . ,
dagegen ist der umherziehende gewerbebetrieb . . . wie in
Preussen geregelt, und hängt von der erteilung eines ge-
5541
GEWERBEBETRIEBSAMKEIT
GEWERBECONCESSION
5543
werbeioheini ab. MASciiKit dttth. gewerbeiMMn (t8M)M7;
dieselbe {die reidugeteerbeordnung) anterioheidet zwischen
dem 'stehenden gewerbetrieb' {til. II), dem 'gowerbebetrieb
Im umherziehen' {Ht. III) und dem marktverkehr. Land-
mann getoerbeordnuHg l, 106.
8) abaehtoächung der funetion de» nom«n aetioni», Über-
gänge tur eolleetiv- und aaehb«deuiung.
a) stürungon des freien handcisverkehrs und der gleichen
konkurrenz dos angohotM und der nachfrage, an welche
Jodermann gowUhnt ist, und weiche dem gewerbsbetrieb
einer nation eine bestimmte feste richlung gegeben haben,
-- solche anomalien und solche Störungen lassen sich
nicht durch einen plötzlichen gewaltstreich wieder ver-
nichten. LoTZ revis. l,us; und ohne weder dem bandet,
noch dem ge Werbebetriebe den geringsten zwang an-
zulegen, mag er (der ataaf) j&hrlich geld zurücklegen und
einen schätz sammlon. J. Mauvii.i.on phyeiokr. britfeti»;
■o würde auch in diesem falle der stAdter keineswegs
im stände sein, dorn landinann für die produkto des
städtischen gewcrbKbelriebs die hohen preise abzudringen,
zu welchen sich dieser in der rogel verstehen musz. Lotz
revis. 1,857; als wir in den eigentlichen wald kamen, in
die gegend von Soneberg, unterhielt mich der Schaffner,
ein sehr unterrichteter mann, recht anziehend von dem
gewerbebetriobe der wälder. Hokfmann v. FAi.i.Kn8i,EBEi«
mein leben 6,186; es genügt, dasz sie (die einzeUeishtng)
zur förderung dos gewerbebetriebes und damit zur gewerb-
lichen gewinnerziclung gehört. Tiiiei.4, 488.
b) übrigens soll die nach den §§ 81 und 89 der stUdte-
Ordnung den Stadtverordneten zustehende befugnisz der
ausschlioszung von dem schon gewonnenen bUrgorrecht
auf den gewerbsbetrieb und grundbesitz von keinem oin-
flusse sein, preunz. kabinetaordre von 1888, t. geaetu. 806
(in der deklaration datu a. gtaetta. 1888, 48: gewerbe-
betrieb); so bestehen doch solche vereine sowohl für
einzelne arten des gewerbebetriebes, als für bestimmte
orte oder bezirke. Huk de Grais kandb. der verfaaaung
»nd verwalttmg KS; der Sprachgebrauch .. (macht) aus-
nahmen, indem vom gewerbebetriebe der rein wissen-
schaftliche und künstlerische beruf . . . ausgeschlossen
wird, deutsche zeitung 24. '8. 1901.
c) der dirigent einer abteilung des gewerbebetriebes
trat ein , um die moinung des principals über neue an-
lagen einzuholen. ImmKkmann (epigonen 9. buch, 1. cap.)
7, 176 Hempel; geworbehygiene. der inbogriff aller mass-
nahmen zur erhaltung und förderung der gesundhcit der
in den geworbe- und industricbctricben . . beschäftigten
arbeiter. Lukükii lex. d. ges. technik i,6i6; wie wohlbe-
gründet die vielfachen bedrängnisse und klagen sind,
welche die fabrikherrn . . . über die UberfUllung des ge-
werbebetriebes . . . erheben, enticur/ z. erricht. einer in-
dtMb'ie- u. handwerkerbank Berlin 184'J, a. 3.
rf) dabei (bei § 42 d. geicerbeordnung von 1897) bemerken
die motive zum entwürfe dieser novellc: bei der ausser-
ordentlichen Verschiedenheit der gewerbebetriebe sei nicht
generell zu bestimmen , was unter gewerblicher nieder-
lassung zu verstehen sei. Rohrscueidt geicerbearchiv
8, 603. vgl. die gewerblichen betriebe , a. gewerbebogen.
GEWKRBE-, GEVVKRBSBETRIKBSAMKEIT,/..- unter
der folgenden regierungszeit kaiser Ludwig des Bayern
schritt die gewerbsbetriebsamkeit Münchens mit bedeu-
tenden schritten voran. Schlichthöri.e getcerbab^fug-
nisse in München (l8»*) 1, eiul. a. 24.
GEWERBE. GEWERBSBEZIRK, m., kennzeichnet au-
nächst eine einrichtxmg, die aus der gebundenheit der
ieehniaehen betriebe eneächat (vgl. unter gewerbebefugniss
oben ap. 6686 den gewerbsbezirk Wien), die benennung
taucht jedoch auch apäter icieder auf, als e» sich um eine
Organisation aitf freierer grxmdlage handelte : für eine an-
gemessene anzahl von gewerbebezirken sollen gewerbe-
kreise gebildet und krcisgewerbekammern errichtet wer-
den. Verhandlungen und beschlilsse d. handwerker- u. ge-
Kerbeeongretise.') zu Trier april 1849.
GEWERRERIBLIOTHEK. /.
GEWERBE . GEWERBSBILDUNG. /. (auf den engeren
begriff beschränkt): vgl. gewerbekenntnissc , zur be-
förderung der gegenseitigen gewerbsbildung . . . sollen
verwandte handwerke . . . soviel wie möglich vereiniget
IV.
werden, bayr. verordn. betr. das gswerbtwtmm. reg.-Umti
(1886) 116; das gesetz widmet femer seine aufmeritsam-
keit auch den zUnften in ihrer alten gewichtigen bedeu-
tung und versucht ihre hauptzweoke, nlmüfch gewerbe-
bildung , beaufsichtigung und untentatzang gewerbean-
gehöriger. Klkinschkod beitr. tu mimt d. gmmhtordn. 109.
GEWERBE, GEWERBSBLATT, n.: ■IltWMJlMM kunst-
und gewerbsblatt Leipzig i8ii/if (m 4mr mriUidmm§ «0«
kunst und gewerbe unter dem «it\ßmm 4m htimlMm§vm'
engerung von gewerbe vgl. oben «p. um); BerUaer fwetb»,
Industrie- und handelsblatt iMi— 56; gewerbeblall fOr
Sachsen 1886; gewerbeblatt aus WQrtemberg.
GEWERBE-, GEWERBBLOMCHKN , n. m gewerb« ~
gelenk. vgl.: sonst w&chszt an etlichen rechen unnd
hecken noch ein violgeschlecht (ueisze m$UirvMe), deren
Stengel seind rund unnd mit vilen gewerbm wie das
glid weich, an einem jeden gewerblein zwei selunale
spitze bletter wie der oliven gegen einander waobaen.
Bock kräuterbuch 808; gewerbblümchen , vitAa trieclor.
Neu MC II tcb. d. nahsrgeseh. 108.
GEWERBEBOGEN, m., aus der berufe und gewerbe-
Zählung erwachsen: bei der z&hlung kommen folgende
drucksachen in anwendung: 1. die haushaltangsUate,
8. die landwirihschaftskarte, 8. der gewerbebogen. «nUlrwl»
Uatt f. d. d. reich 88, 117 ; durch die gewerbebogen tollen
die grundlagen für eine Statistik der gewerblichen betriebe
nach personenzahl , anwendung von motoren and ma-
schinen gewonnen werden. 186.
GEWERBEBÖRSE, /.. die gewerbebörse (tUd mm
zeitschr.). Danzig 1847.
GEWERBE . GEWERBSBUCH, m., gewerbsbOcber, wie
selbe zu führen sind. Barth- Bartbnmkim österr. ge-
werbs- u. handdsgesetakunde (1819) hauptrsgiattr band 8, 167
(im Specialregister t, 9 dagegen: führung der bandwerks-
und fabrikbUcher).
GEWERBE-, GEWERBBOCHLEIN. n. mit der bestm-
deren besiehung auf die arbeiterklasse : alle in der stadt
Köln beschäftigte arbeiter .... welche noch nicht Inhaber
eines gewerbbUchleins sind, haben sich . . . damit zo
versehen. Gottlieb amtsb^ugnisse d. raths d. gewerb-
verständigen (l83l) 234 ; vgl. auch 138.
GEWERBEBUND, m.'die unbeschränkte Wanderschaft
z. b. , femer das allgemeine beimathsrecht . . . fordert
einen allgemeinen gewerbebund unseres gemeinsamen
Vaterlandes als: reichs-gewerbe-versammlung. Windwart
rettung d. getoerbestandes (1848) 11.
GEWERBECABINET. s. gewerbscabinet.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSCAPITAL, »..- das.
was noch von der abgäbe übrig blieb, um auf die städti-
schen oder gewerbs • kapitalien gelegt zu werden (upon
the stock or trade qf the toicns). Garve Übersets, des Adam
Smiüt (6, 8) 4, 894 ; ein zweiter hat sein kapital erhalten,
und ein dritter vermehrt, recht und interesse gebieten,
dass der letztere seinen überfloss zu seinem gewerbe-
kapital benützen dürfe. Niblbr fMti/Ii0eMii «muI fsnwig
freiheit 46; dasz sich die totalsumme des gewerbeapitals
in gleichem verhältnisz vermindert kabe, so wie die
meisterzahl eingeschränkt worden ist. Völker eütsekräm-
kung der meister eines handtcerks 16.
GEWERBCHEN. n.. vereinzelte diminuHvform nsimätm
häufiger bdegtsH gewerblein (s. d.). beide formen sind km/pi-
sächlich in wörierbüehtm verseichnet; missrs form ist ms^
die anlehnung an gewerbe quaestus besekrtkiktt gew«rb-
ohen, gewerblein qtMesticultu» Rf.df.rich 1,160.
GEWERBE-, GEWERBSCONCESSION. /., ogL gewerbe-
befugniss, gewerheberechtigung, gewerbeerlaobnis : kon-
zessionen zur treibung städtischer gewerbe aof dem
platten lande, prenas. gmetatmmmlumg otm UM— laio s. 4M;
im register «erden sie «I* gewerbekonsessionen beseiehnet;
gleichwie guter leumund überhaupt eine nothwendige
Vorbedingung jeder ansässigmachung ... ist, ebenso wird
derselbe auch zu jeder gewerbs -ooncession erfordert
verordn. betreffend da» gewerbewesen. regierungablatt für
Bayern (I886) ». 88; daher ist ... an die aufhebung der
ausschliesslichen gewerbeberechtigungen . . . der berech-
tignng zur erteilung von gewerbekonzessionen ... die
aufhobung der für den gewerbebetrieb za entrichtenden ab-
gaben . . %n^n\hi.entstheid.d. reicksger. in civila. (1888)6,86.
948
5543
GEWERBECONGRESS
GEWERBEFÄHIGKEIT
5544
GEWERBE-, GEWERBSGONGHESS, 7n.: und allerdings
ist aus Preuszen, wo gewerbefreiheit ist, namentlich durch
die von Berlin zu dem Hamburger gewerbecongresse ab-
geordneten gewerbtreibenden der wünsch geäuszert wor-
den, die gewerbefreiheit zu beschränken, stenogr. her. d.
Frankf. nat.-vers. 1, 759"; Verhandlungen und beschlüsse
des handwerker- und gewerbe - congresses zu Trier im
april 1849.
GEWERBECONSENS, $. gewerbsconsens.
GEWERBE-, GEWERBSCORPORATION, /. : (es wird ge-
stattet) das schuldenfreie gewerksvermögen der abzulö-
senden Zünfte und gewerbs-korporationen dazu in be-
schlag zu nehmen, erster entwurf eines geiverbepolizeiedicts
von 1810 bei Rohrscheidt 413; zugleich (ivurde) aufge-
tragen, . . . die verschiedenen handeis-, fabriks- und ge-
werbs-korporationen in kenntniss zu setzen. Barth-Bar-
THENHEiM 2,363; schon damals erkannte man sehr wohl
. . . das durch die zunftlichen institutionen so für die
'gewerbecorporationen auch für das allgemeine hervor
gehende schädliche. Orsbach zünf te u. innungen 2Z; wer
das meisterrecht besitze, möge er nun mitglied einer ge-
werbskorporation sein oder nicht. Rohrscheidt vom
zunftzwange zur gewerbefreiheit 621. dazu vgl. auch unter
gewerblich.
GEWERBECURATEL, s. gewerbscuratel.
GEWERBEDEPARTEMENT, n. .- unmittelbar unter dem
gewerbe-departement stehen : . . 2) die technische gewerbe-
und handelsdeputation. verordn. über d. veränderte verfass.
aller obersten Staatsbehörden , s. gesetzs. f. d. preusz. staat
1810, s. 13; die provinzialregierungen sind mit errichtung
dieser commissionen unter genehmigung des gewerbe-
departements beauftragt, ges. über d. polic. verh. d. gewerbe,
preusz. gesetzs. 1811 , 273 (departement für gewerbe und
handel 1811, s. 145).
GEWERBEDEPUTATION, GEWERBSDEPUTATION, /..
vgl. gewerbsausschusz, s. d. : dieser Sektion werden un-
mittelbar untergeordnet: l) die zu errichtende technische
gewerbs- und handelsdeputation. verf. der obersten Staats-
behörden, s. gesetzs. f. d. preusz. staat 1808, 865; gewerbe-
und handelsdeputation 1810, s. 13.
GEWERBEDESPOTISMUS, m..- Zunftzwang und ge-
werbedespotismus konnten in dem neuen Staatsorganismus
(Preuszens nach 1806) ebensowenig eine stelle finden, als
erbunterthänigkeit und adelsprivilegien. Rohrscheidt vom
zunftzwange zur gewerbefreiheit 329.
GEWERBE-, GEWERBSDIENST, m.: jedermann hat
das recht, die gewerbsarbeit, gewerbsdienste . . . bei einem
beliebigen gewerbsinhaber ... zu bestellen. Verordnung
betr. d. gewerbswesen § 18 im regier. ■ blatt f. Bayern (1826)
104; die gewerbedienste sollen nichts anderes sein als
eine besondere form der allgemeinen .bürgerfron, sodass
beide Verpflichtungen ein und demselben rechtsverhältnis
entstammen. Eberstadt Ursprung des Zunftwesens 61.
GEWERBEDORF, n., vereinzelte gelegenlieitsbildung, steht
tvie gewerbeort in gegensatz zu dem vielvertvendeten ge-
werbestadt (s. d.), das die älteren Wörterbücher durchzieht,
während dieses überwiegend dem begriffe commercium
dient, bringt unser compositum, den engeren neuen begriff
gewerblicher betrieb zur geltung : der groszherzog von
Baden . . . begab sich . . . nach dem stadtgarten und be-
suchte dort das gewerbedorf und die elektrizitätsausttel-
lung in der {Karlsruher) gewerbehalle, bad. hofber. 1902.
GEWERBEEINKOMMEN, n.: eine den übrigen selbst-
ständigen Steuergattungen ähnliche besondere besteue-
rung des landwirtschaftlichen gewerbeeinkommens neben
der besteuerung der grundrente findet sich nur ... in
Sachsen - Weimar - Eisenach und in Sachsen - Altenburg.
Fentsgh im d. staatswb. 4, 349. dazu vgl. auch unter ge-
werblich.
GEWERBEEINLÖSUNG, s. gewerbseinlösung.
GEWERBE-, GEWERBSEINRIGHTUNG, /. mit doppelter
bedeutung : einer allgemeinen, die gewerbe als collectivbegriff
nimmt, und einer besonderen, die den betrieb des einzelnen
ins äuge faszt; diese letztere bedeutung ist häufiger belegt.
l) frei wollen Preuszens bürger im gewerbebetriebe nicht
sein, eine gesetzlich beschränkte, wie geregelte gewerbe-
einrichtung ist ihr wünsch, ist dem character anpassender.
Drake'a prom,emoria von 1818 bei Rohrscheidt 568; um
die zunft- und gewerbeeinrichtungen in den verschiedenen
landestheilen ... in nähere Übereinstimmung zu setzen,
haben wir die hierüber bestehenden gesetze einer voll-
ständigen durchsieht unterworfen. Württemb. reg. - blatt
(1828) S. 237.
2) die auszerordentlichen gewerbauslagen , die bei der
ersten gewerbeeinrichtung und überhaupt vorfallen. Völ-
ker 72 {s. oben sp. 5534); viele gewerbeinrichtungen . . .
können von einem meister nur alsdann mit vortheil ins
werk gerichtet werden. 65; als . . . gewerbs -vor- und
einrichtungen . . . sollen die zu einem bestimmten pro-
ductiven gewerbsbetrieb eigens hergerichteten . . gebäude,
kostspielige gewerbs-apparate . . . angesehen . . . werden.
verordn. betr. d. getverbswesen § 13 im reg. -blatt f. Bayern
(1826) 99; die fabrik-concession ruht auf der gewerbs-ein-
richtung, in rücksicht auf welche sie ertheilt wurde.
Württemberg, geiverbewdnung v. 1828 {reg.-bl. 27l); wenn
die beabsichtigte gewerbeeinrichtung sich von dem ge-
wöhnlichen handwerksmässigen betriebe desselben ge-
werbes . . . unterscheidet, ebenda.
GEWERBEERLAUBNIS,/., r^L gewerbeconcession {s.d).
das compositum ist nur in der Weiterbildung belegt : ge-
werbeerlaubnisschein : für jede art von Weberei und Wir-
kerei bedarf es nur einerlei gewerbeerlaubnissscheins.
Zeeler gewerbepolizei {polizeiwissenschaft 12, l) 184.
GEWERBEERLEDIGUNG,GEWERBEERLERNUNG,GE-
WERBEERWEITERUNG, s. gewerbseriedigung u. s. w.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSERZEUGNIS, n.. vgl.
gewerbsprodukt : und dann durch den gröszern oder ge-
ringern gewinn, welchen der Unternehmer eines gewerbes
aus dessen betrieb durch den mehr oder minder vortheil-
haften absatz seiner gewerbserzeugnisse zieht. Lotz revis.
3, 265; zulässige Vereinsausgaben sind ... 4) anschaffung
, . . von musterzeichnungen auswärtiger gewerbserzeug-
nisse. verwdn. betr. d. geiverbsivesen, reg.-bl. f. Bayern (1826)
131; dass . . . man . . . sehr wohl diejenigen bezirke, in
welchen die meiste gewerbefreiheit anzutreffen war, an
ihrer industriellen betriebsamkeit und der vorzüglichkeit
ihrer gewerbeerzeugnisse erkennen konnte. v.Ulmenstein
die preusz. städteordn. u. d. frz. commxmalordn. (1829) 97^. ;
bericht über die ausstellung sächsischer gewerb- erzeug-
nisse im jähre 1831. Dresden u. Leipzig 1832; würde man
dem verkauf der gewerbserzeugnisse keinerlei schranken
gesetzt haben, so wäre die einfache folge gewesen, dass
man jede waare da bezogen hätte, wo sie am besten und
billigsten geliefert werden konnte. Arnold aufkommen
d. handwerker Standes 34.
GEWERBE-, GEWERBSERZEUGUNG, /. .• ob ... das
gleichgewicht zwischen der örtlichen gewerbserzeugung
und der örtlichen absatzgelegenheit gestört . . wird. Kaizl
kämpf um die gewerbereform 107.
GEWERBE-ETABLISSEMENT, s. gewerbsetablissement.
GEWERBEEXISTENZ,/.; alle die klagen, welche über
das gewerbewesen erhoben werden , lassen sich . . . zu-
rückführen : . . . auf die nichtbeachtung des umstandes,
ob durch die neue concession nicht schon vorhandene
gewerbeexistenzen gestört werden. Kaizl kämpf um die
gewerbereform 102.
GEWERBEFAGH, s. gewerbsfach.
GEWERBE-, GEWERBSFÄHIG , adjectiv; so geht die
auf dem hause radizierte gewerbsbefugnisz auf den in
der Prüfung bestandenen gewerbsfähigen käufer über.
Reingruber natur d. gewerbe (1815) 24.
GEWERBE-, GEWERBSFÄHIGKEIT, /. .• daher bedarf
es der anordnung, dass die lösung eines gewerbescheines
einem verabschiedeten kantonisten keine grössere gewerbe-
fähigkeit giebt, als er bisher hatte, motive zum ersten ent-
würfe des gewerbepolizeiedicts von 1810 bei Rohrscheidt
417 ; so gleicht auch die beste und kostspieligste gewerbs-
anstalt einem öden gründe, wenn nicht die erlernte ge-
werbsfähigkeit und persönliche geschicklichkeit dem ge-
werbe das leben giebt. Reingruber natur der geicerbe
(1815) 15; darf einem neuanziehenden die niederlassung
in der gemeinde eines andern deutschen Staates nur
wegen bescholtenen rufes und ungenügender gewerbs-
fähigkeit verweigert werden, stenogr. berichte der Frankf.
nationalvers. 763'' ; vgl. .• wer bei einem zünftigen gewerbe
das meisterrecht erlangen will, musz seine persönliche
5545
GEWERBEFLEISZ
OBWERBEFLEISZ
5546
befähigung zu dem geworbe vor einer . . . prUfungtoom-
misBion nachweisen. Wtirttetnb. geteerbeordnung von iMS
{reg. hl. ». 850).
GRWKRBE . GEWERB , 6EWERBSPLEISZ, m.. vgl. er-
wcrbsflei«/. fheil 8, 1061. tur form vgl. gewerb- nicht ge-
werbe flciHM. Rumpf 187. dagegen gewerbefleisz, indttttry.
Hll.l'KHT 1,M8. Tu IRI. 4,486 M. a.
1) hüdtingagearhichte, Verhältnis tum lehnifott indualrie.
a) veraehUdfuurtig wie die bedrutungen »ind auch die
verlnndtmgalinien, die dim lehnxeort industrie dem deut
aehen Wortschatz, vor allem der volksieirthsehaftliehen litte-
ratiir de» is.jahrh., tti/ührten. das italienische industria,
ide auch das frant. Industrie hielten hier läher an dem
begriff der eigenschafl. den Vorstellungen des (leiBzea , der
gesohiokliohkeit fest, tcährend das euglisrhe industry mehr
das er'gehnis im coUeetix'begriff tusammenfaszte.
a) industrie, floiss, kunst, sinn, witz, verstand, nouveau
dictionnaire v. 1683, s. 618 t4. a.; man denke sich einen men-
schen . . wie Philoctet . . man gebe ihm aber gesundhoit
und kriifte und industrie, und es ist ein Robinson Crusoe.
Lkssinu {Liwkoon l, 4, 2) »', 126. vgl. auch die bedettlungen
de» franz. industrie in Voi.taihks schriften, die Lf..ssino
übersetzte, er gieht industrie hier mit arbeit, arbeilsamkeit,
tieisz, cmsigkcit, geschicklichkeit iri«(/^(E. Schmidt «.871).
ß) neben der xcendung 'cet ouvrier a beaucoup d' industrie'
(fleissiger und gescliickter arbeiter) fuhrt schon da» diet.
univ. de la langne francaiae (l77l) eine neue bedeutung auf:
eneourager l'industrie . . . handlung und gewerbe aufmun-
tern *, 196. die gleiche bedeutung beherrscht den englischen
Sprachgebrauch Im Ai>am Smith, denGwwv.ilbersetzte {s.u.).
b) nach beiden richtungen der bedeutungsentmcklung
icurde der zweite compositionstheil, da» einfache toort fleisz,
gelegentlich herangezogen: der fUrst müsse des landes und
sein eigen wohl vor eines halten . . . die unterthancn zum
fleisz in commercien und manufacturen gewöhnen. G.
Schumann ilber-s. von Bki.i.onis abhandl. von commercien
(1758) 9. 33; aus befHrderung der Wohlfahrt der unterthanen
und aus der erleichterung ihres fleisses. 88 {facilitar loro
l'industria); dasz sie nicht die industrie entfernter völcker,
sondern den fleisz der landesleute bezahlen, collectanea
des handeis und getoerbes (175*) 67; die veriiindcrung der
industrie (ich meine, die auf dem fleisz des menschen
gesetzte taxcn). 151; der könig hat, statt seiner schätze
. . . den gebrauch des geldes . . . unsre handlung, unscrn
fleisz . . . von diesen einkUnften nun, von der handlung,
von der arbeitsamkeit des königreiches bleibt der gröszte
theil in Paris. Lessino übersetz, des Voltaire E. Schmidt
«. 240 {bei VoLTAiHE beidesmal industrie) u. o.;
die weit, verwandelt durch den tloisz,
das nienscheiihorz. bewegt von neuen trieben,
die sich in neuen kämpfen Üben,
erweitern euren schöpluneskreis.
der fortgcschrittno mensch trä^t auf erbobnen 8chwin|^n
dankbar die kunst mit sich empor.
Schiller (die kün«tler) 6, 272.
c) dast anderereeit» auch der erste compositionstheil die
bedeutung einer eigenschaß, den begriff de» Ueiszes. aus
»ich hatte etittcickeln können, hat sich schon bei der grttnd-
bedeutung des tcortes gewerbe oben gezeigt, tioch deutlicher
tcird dies in zusammensetzt* ngen wie gcwcrbig (*. d.), ge
werbsam «. o. vgl. industrieux . . . geschickt und fleissig,
emsig, arbeitsam, gewerbsam, betriebsam, catholieon de
la langue fran^aise 196; indtistrie, guwerbsamkeit 195. aber
im gebraxtch des einfachen icortes selbst ist diese bedeutung
nicht recht zur geltung gekommen, sie tritt auch an un-
soem compositum gewerbfleisz bald ganz ztiHick hinter
dem collectivbegriß', den ja auch unser lehmcort 'industrie'
»chlieszlich durchführt.
2) das compositum in Verbindungen, die von dem begriff
einer eigenschaft getrügen sind, die also ausschlieszlich dem
neetfen compositionstheil offen stehen.
a) der absolute gebrauch: gleichwohl gehört weit mehr
gewerbfleiss dazu, aus dem flachse garn zu bereiten, als
aus dem game leinwand zu machen. Gahve Hbers. des
Adam Smith (4,8 more industry is emploged) 3, S6a ; treue,
folgsamkeit, bescheidenheit und ausbildung werden fremd,
der gewerbfleiss wird zur gemeinheit, der kunstsinn zur
Pfuscherei, weil die regel fehlt. Drake'sches promemoria
bei Rohrscheidt s. rtcs.
b) der rd4Uive gebrauch .• wenn daher auch der gewerb-
fleisz der kaufleot«, handwerker und manufacturiiten,
■einer natur nach, gar nlohts hervorbringt {tke industry
of the merchanda). Garvb überaeU. dea Adam Smith (4. 9)
3, 418; durch den gewinn, welchen alle flieder dM betrieb-
samen Publikums auM ihrem gewerbfleig* iMmb. I.<otz
revis. 4, 88; Uberdicsz stehen dem arb«it«r . . . ▼•rwandt«
. . . manufacturen ufTcn, dasz er seinen gewerbfleiat {kia
industry) gar leicht von der einen auf die andere Qber-
tra,?cn kann. Gauvk a. o. o. (♦,«)8,70; oflTenbar Ist der
nation am besten damit gedient, daax man ihr freie band
läszt, ihren gewerbfleiss den vorhandenen umständen ge-
mäsz anzupassen. Lotz a. a. o. i, 440; den gewerbfleisx
des atädten mehr als die belricbsamkeit des landmanns
befördern. Garyk a. a. o. {enrourage more the industry
of the totona than that of the country 4. V) 8, 401 ; ebena»
4, 888.
8) Verbindungen, in denen einzelne beatimmungen aoteol
auf den eollectivbegriff als auf den einer eigenschaft gedeutet
werden können ; in ihnen liegen hauptstfehtteh die überganga-
punkte, die zu der neuen l/edeutung führen.
a) beim absoluten gebrauch : wenn es an dem material
für die manufacturen fehlt, so musz der gewerbflein
stocken. Garve a. a. o. (4, l industry) 8, 15; sie {die tünfte)
hüben damals unstreitig sehr viel dazu beigetrafen, diu«
der gewerbfleiss mitten unter der gesetzlosigkeit jenes
traurigen Zeitalters erhalten und selbst gehoben wurde.
bericht Dohnas an den könig 1810 bei R<>iiii<(i:iiRll>T 8M;
die gesellschaft {des communiamu») verwandelt sich in eine
familie, die einzelgUter werden gesammtbesitz, grund und
boden gehört dem ganzen, der gewerbfleisz schafft und alle
genieszen, was er schafft. Gutzkow briefeaus Paris{h)i,ia;
umgrenzen, engen den gewerbefleiss , fesseln die volks-
kraft. Jahn {runenblätter) I,415 Euler; man wendet zwar
gegen alle prämien ein , dasz sie den gewerbefleiss auf
andere wege führten, als welche er sonst betreten haben
würde. Barckhavseh polizeid. getreidehandelsM; welcher
zur Unterhaltung und beschftftigung des gewerbfleisses
angewandt wird. Garve a. a. o. (8, 2 inditstry) «*, 40; übri-
gens scheint man . . . den umstand übersehen zu haben,
dasz man am ende doch die einfUhrung solcher erleich-
terungen des gewerbefleisses {masrhinen) nicht hinter-
treiben kann. Lot/, s, 894 {vgl. beeintr&chtigungen des
nationalgewerbefleisses. Gottlirb amtsbefugnisse der ge-
\cerbever»tändigen 860) ; zur Verbreitung nützlicher gewerba-
kenntnisse, beförderung des gewerbsfleisses und zur Ver-
vollkommnung der industrie-erzeugnisse. bayr. Verordnung
von 1826 {reg.bl. ». 18S); maasz und gewicht müssen all-
jährlich neu gestempelt werden , und allen erzeugnis-scn
des gewerbfleisses, vom Silberzeug und shawl bis zu
schuhen und hemden, wird der groszherrliche Stempel
aufgedrückt. Moi.tke briefe über zustände . . in der Türkei
«.48 ; den wettkämpfen des gewerhfleiszes, welche seit zwan-
zig jähren in Frankreich eingeführt, und deren Schauspiele
in dieser letzten zeit erneuert werden. Börne {srhilde-
rungen atis Pari» 1828: die industrieatisstellung im Lourre)
5*, 202; die geschlossenen Zünfte aber mittel wider d«i
gewerbefleiss, mithin schädlich seien, rerßig. des grafen
Dohna (1802) bei RoiinscHKinT 167.
b) beim rdatii-en gebrauch : soll der bflrgerstand wieder
untergehen, der nur dem deutschen gewerbfldne idBen
Ursprung verdankt, um das mark des landes (der frovins
Poaen) noch einmal vergeuden zu lassen von . . . liebena*
würdigen mazurkat&nzem? W. Jordan atenogr. berieht d.
Frankfurter nationali-era. 1148» ; Herford, Bielefeld, Soest
sind bluten des höchsten deutschen gewerhfleiszes. hier
erzeugen sie salz, weben und bleichen die saubersten
linnen, hier ist das product des gewerhfleiszes noch
dem nächsten bedürfnisz gewidmet, hieher hat noch
der dumpfe fabrikengeist des Wupperthals sein pietis-
tisches gas nicht ausgeströmt. Gutzkow briefe aus
Paris (2) 1 (1842). 18; die schiffahrtsacte legte zwar den
fremden schiffen, welche die erzeugnisse des britti-
sehen gewerhfleiszes abhohlen wollen, keine last aaf.
Garve a. a. o. {british industry 4, S) 3, 59, ebenso 8, 169 ; aber
das glaube ich doch behaupten zu können , dasz durch
alle solche anstalten die betriebsamkeit wenig oder gar
nicht gefurdcK werden wird, so lange man es nicht allen
34S«
5547
GEWERBEFLEISZ
GEWERBEFREI
5548
gestattet, die erzeugnisse ihres gewerbsfleiszes ganz nach
Willkür für ihre zwecke zu gebrauchen. Loxz 3, 355 ; die
Produkte des städtischen gewerbefleisses. l , 355 , ebenso
1, 113; so viele deutsche städte auf altem Slavengrund . . .
sind geblieben, was sie im anfang waren, . . . die statten,
wo polnische ackerfrucht eingetauscht wird gegen die
erfindungen deutschen gewerbfleisses. G. Freytag {soll
u. Jiaben) 5, 110.
4) Verbindungen, die nur dem coUectivbegriffe entsprechen,
die also dem ersten compositionstheil angepaszt sind.
o) beim absoluten gebrauch.
a) wenn industrie , gewerbefleiss und Wohlstand ge-
deihen soll, geschäftsinstr. f. d. preusz. reg. von 1808 bei
Rohrscheid 366; ganz anders aber fällt das urtheil
aus, wenn man weniger auf den äuszern kriegsruhm,
als auf die innere Wohlfahrt und den blühenden ge-
werbfleisz sieht. Fr. Schlegel {über die neuere ge-
schickte) 11, 348; ja dasz . . . aus dem sinken, entweder
einiger zweige des gewerbfleiszes , oder einiger bezirke
des landes, ... oft die gegenseitige vermuthung entsteht,
als ob der reichthum und gewerbfleisz des landes im
ganzen abnähme. Garve o. a. o. (industry 2, s) 22, 127;
selbst dann mögen prämien der art nicht ohne nachtheil
gezahlt werden, wenn sie in der absieht ausgesetzt und
gegeben werden , um einen zweig des gewerbfleiszes in
den gang zu bringen , dessen betrieb anfangs vielleicht
schaden befürchten läszt. Lotz 4, 78; nur um des ge-
winnstes willen legt man ein kapital beim gewerbfleisze
an; und folglich wird man die gattung desselben wählen,
deren erzeugnisz den gröszten werth verspricht. Garve
a. a. 0. (indtistry 4, 2) 3, 45.
ß) vor allem beliebt ist hier die Verbindung gewerbfleisz
und handel, die sich in nichts von den oben beigebrachten
neueren Zeugnissen für gewerbe und handel unterscheidet:
aber so viel ist unstreitig, sowohl dasz handel und ge-
werbfleisz in Schottland in diesem Zeiträume beträcht-
lich zugenommen haben (trade and industry). Gauve
a. a. 0. (2, 2) 2 '■', 42 ; denn durch den französischen revo-
lutionskrieg erlitt der gewerbsfleiss und handel grossen
abbrach. Barth -Barthenheim österr. gewerbs- u. hau
delsgesetzkunde l,6i; der gewerbfleisz und der handel
müssen zwar noch der vortheile entbehren, welche sie
in folge der handelsverträge mit Frankreich zu erwarten
berechtigt waren. Bismarck {eröffnungsrede im landtag
14. 1. 1863) 2, 66; allein nach dem kaufmännischen Systeme
wird der vortheil des consumenten allezeit dem vortheile
des producenten aufgeopfert, und es scheint, dasz man
die production, und nicht die consumtion, als den letzten
zweck alles gewerbfleiszes und alles handeis betrachte
(0/ all industry and commerce). Garve a. a. 0. (4, 8) 3, 397 ;
zahllose güterwagen, beladen mit den schätzen des han-
deis und des gewerbfleiszes , bewegten sich in unabseh-
barer linie unter den nuszbaumwipfeln der paradiesischen
bergstrasze fort. Matthison erinnerungen l (iSiO) 209;
jeder frischen kraft des vaterländischen lebens wollte
der christliche monarch {Friedrich WiUielm IV.) sorgsam
gerecht werden : dem handel , dem gewerbfleiss , dem
verkehre und nicht zuletzt den arbeitenden massen.
Treitsghke dtsch. gesch. 5, 10.
b) für den relativen gebrauch : wenn daher dieses kraut
{der taback) durch seine wohlfeilheit und seinen über-
flusz den genusz und gewerbfleisz Englands oder irgend
eines andern landes vermehren kann {increase the enjoy-
ments or augment the industry). Garve a. a. 0. (47) 3, 282 ;
als das abendland endlich soviel herren als edle ritter
hatte, deren keiner reich und mächtig genug war, die
kunst zu lohnen und zu schützen, deren jeder aber ge-
walt genug besasz, den friedlichen künstler zu plündern
und zu ächten: da würde die todesstunde des neuern
gewerbfleiszes geschlagen haben , wenn das abendland
nicht durch eine neue Schöpfung die unerschöpflichkeit
seiner bildungskraft . . , beurkundet hätte. (J. G. Hoff-
mann) das interesse des menschen und bürg er s bei d. be-
stehenden zunftverf. (1803) 16; der deutsche gewerbfleisz
war auf dem weitmarkt ein gefürchteter nebenbuhler
des englischen geworden. Ct. 'EREm kg {Karl Mathy) 2.2,2;
blosz dem mangel an anstalten zur einführung nützlicher
maschinen haben wir es zuzuschreiben , dasz unsere
deutschen fabriken in so manchem zweige des mensch-
lichen gewerbfleiszes gegen die englischen nicht auf-
kommen können. Loxz revis. 3, 388 ; so hat es der aus-
schusz für volkswirth schaff doch für seine pflicht ge-
halten, sich mit . . . Verfassungsbestimmungen zu be-
schäftigen, welche die Interessen des deutschen gewerb-
fleisses und der materiellen volkswohlfahrt berühren.
Stenograph, berichte d. Frankf. nationdivers. 689''; dass die
ländereien dieser provinzen ihrer natur nach hauptsäch-
lich zum ackerbau und zur Viehzucht geeignet sind, dass
diese es sind, welche uns materialien zum gewerbfleiss
des Volkes und zur belebung des handeis darbieten, be-
richt des freilierrn v. Schrötter an den könig 17. 8. 1807 bei
V. Rohrscheidt 228; die konkurrenz zwischen dem in-
ländischen und dem ausländischen gewerbfleisze würde
durch die befreiung des ausländers verändert sein, und
die inländische betriebsamkeit würde stocken müssen,
zum vortheile des ausländers. Lotz revis. l, 438.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSFLEISZIG , adj.,
ge-werhefleiszig, industrieux. Hilpert 1,463"; er kam aus
dem gewerbfleiszigen Wupperthale zurück, schon sehr
verstimmt, denn von der accise hatte er nichts zu sehen
bekommen. Immermann {Münchhausen, anhang 1) i,ii8;
durch die strasze St. Antoine kommt man wieder in das
innere der stadt zurück , in ihre gewerbsfleiszigen, ihre
handelsthätigen theile. Gutzkow^ briefe ausParis (18) 1,230.
GEWERBEFÖRDERUNG,/.: denkschrift über den stand
der gewerbeförderung im königreich Sachsen. 1901.
GEWERBEFOND, s. gewerbsfond.
GEWERBE-, GEWERBSFRAGE, /. .• die fragen, die sich
auf das erstgesagte beziehen, werden nur maszregeln zur
aufrechthaltung der Ordnung und ruhe, maszregeln in
handeis- und gewerbsfragen betreffen, stenogr. ber. der
Frankf. nat.-vers. 35 ; mitglieder des handwerkerstandes
{in Hannover) haben . . . selbst gewerbevereine gebildet,
in denen die gewerbefrage erörtert wurde. Mascher
dtsch. geiverbewesen 648; da in der that fast alle bisher
über die gewerbefrage erschienenen schritten mehr von
dem theoretischen als vom praktischen Standpunkte aus-
gegangen sind , so haben wir uns zu dem versuche ent
schlössen , die gewerbefrage vorzugsweise von letzterem
Standpunkte zu erörtern, d. preusz. gewerbegesetz vom
jähre 1849 (I861) 3.
GEWERBEFRAGEBOGEN, m. {s. unter gewerbezäh-
lung).
GEWERBEFRAU,/., während handelsfrau {vgl. theili,2
sp. 38l) schon zu anfang des 18. jahrh. belegt ist, findet
sich gewerbefrau erst bei Pestalozzi , dagegen ist es
der allgemeinen spräche neuerdings durch bestimmungen
der gewerbeordnung wieder nahe gelegt worden {vgl.
tit. I, § 11 : das geschlecht begründet in beziehung auf
die befugnisz zum selbständigen betrieb eines gewerbes
keinen unterschied), zur bildungsweise ist auf die form
gewerbe zu achten im gegensatze zu gewerbsleute, ge-
werbsmann, *. d.: die handeis- oder gewerbefrau er-
scheint ... als selbständige Verwalterin . . . des gemein-
schaftsvermögens. Gierke genossenschafts/heorie 383; ein
. . . teil der bestimmungen, welche das handelsgesetz-
buch für handelsfrauen giebt, ist also hier für alle ge-
werbefrauen . , . wiederholt, entscheid, d. reichsger. in
civils. (1895) 35, 89 ; die . . . bestimmung (des § 11 a der ge-
werbeordnung) hatte für die gewerbefrauen eine reichs-
rechtliche Sonderstellung geschaffen. Landmann gewerbe-
ordnung 1, 97.
GEWERBE-, GEWERBFRECHHEIT, /,. vereinzelte bil-
dung, die als umdeutung von ge Werbefreiheit {s. d.) er-
scheint: dass dem missbrauch der gewerbfreiheit gesteuert
werde dadurch, dass — weil nicht gewerbfrechheit statt-
finden soll, und niemand ein recht haben kann, durch
schlechte arbeit oder waare andere zu beschädigen, —
nur . . . {den tüchtigen meistern) . . . selbstständige ge-
werbsübung . . . gestattet werde, prdkt. vorschlage in
beziehung auf arbeiterloos u. pauperismus {allgem. am. . , ,
der Deutschen 110, 3644.
GEWERBEFREI, adjectiv wenig gebraucht und hinter
dem von gewerbefreiheit {s. d.) abgeleiteten gewerbefrei-
heitlich zurücktretend: gleichstellung der aus gewerbe-
freien Staaten kommenden wandergesellen {mit den von
5549
GEWERBEFREIHEIT
GEWERBEPREIHEIT
5550
Bün/tigen meintem unUrrie/ttetett gudUn). WüiiUmbtrg.
gewerbeordnuny von 1838 {rty. blatt a. Mi).
GEWEHBK-, GKWKHn . (iKWKUnSFHElHEIT . /., mU
gewcrbe im weiteren und engeren »inne, vgl. handeUfrei-
heit tfieil 4, ü, ap. 881 ; vgl. induBtriefreiheit; — gewerb«frei-
hcit . . . nicht gewerbfreilieit. Kuupk 187.
1) lockere fügungen ala Vorläufer der eompotition.
a) entsprechende lockere Verbindungen aetten frühe ein:
item , Hi band auch geaetzt , das alle gewerb ab und
mengclichen fri sin sollen. Überlingerurk. von iWl, tach.
geach. O/terrh. 18, 80; was hat aber auch nun der bund
mit dorn Schweden vor einen andern zweck'/ die wort
dcsz bundes lauten also; sie muclion einen bund zu he-
soiiüt/ung aller freunde, de untertruckct weron, zu be-
fruiung dosz gowerbs aufT der see. Muhciiehoscii ge-
aichte Phil. v. Sittewald (fi, 4,) B, *ta; die freiiieit verstaltet
einem Jeden, ein gewerbe zu wählen, welches er will,
und welches er seinem interesse am gemäszesten findet.
J. A. Sciii.E'iTWKiN die tcichtigate angel. f. d. g. publicum
8(1775), 188; dabei alles zu verhUton, worduroh die frei-
heit der hundcischaft und der gewcrbsamkeit gehemmet
worden kann. {\HV.\.\s)trüumeeineamettachet\freundeai,iiOii;
froihcit ... ist jetzo die losung fast aller Völker . . . frei
soll auch jedes gewerbe seini so rufen alle nichthand-
werker und stUmpcr. Jon. An. Wrisz über d. iunfhceaen
IX u. a.
b) in der franzöaiachen und ei\gliachen litteratur dea
is.jahrh.. die die beicegungen angeregt hat. von denen der
gebrauch unseres wortes getragen ist. begegnen nur lockere
Verbindungen: l'utilit^ de l'industrie tient essentiellement
k la libcrtö Mercikk ue i.a Rivii':nE Vordre naturel dea
aoeiitia politiquea (1767) 8, 6M ; de la liberti que noua ren-
dona ä taute e»pice de commerce et d'induslrie. idit du roi
von 1776, vgl. Tirnoor oeuvres 8,310; that all tftese tradea
ahoidd be free, dasz alle solche gewerbe völlige freiheit
genioszen. Gauve Adam Smith (8,3)8,109; the natural
liberty of exercising what apecies of induatry they please.
die natürliche freiheit . . . jedes gewerbe ... zu treiben
(8, 8) 8, 70 ; the freedom of trade, freiheit des handeis und
gewerbes (4, 9) s, ii9.
c) die ersten belege für die eompoaition lehnen sich an
verbitulungen an. in denen gewerbe mit synonymen zu-
aammen auftritt: wenn die allgemeine nahrungsfreiheit
eingeschränkt ist . . . mUssen freilich in einem jeden ge-
werbe, und bei einem jeden handwerke . . . die stUmper
weit leichter fortkommen, als wenn eine uneingeschränkte
nahrungs- und gewerbefreiheit blühet. J. A. Schlettwein
8, 180; nichts wäre . . rasender, als wenn man . . mono-
polisircndo einrichtungen . . . bestehen lassen wollte,
handeis- und gewerbefreiheit ist das allererste erforder-
nisz. Mauvii.lon physiokrat. briefe (1780) 87 (handels-
und industriefreihcit ebenda 118) ; (Amerika), wo bekannt-
licli in den 13 vereinigten provinzen volle handlungs- und
gewerbefreiheit herrscht. Jon. A. Weisz über das tunft-
Seesen 805.
d) auch nachdem sich das compositum eingebürgert
hatte, traten die lockeren Verbindungen nicht gleich ganz
ftmidfc: natürliche freiheit im betrieb der gewert)e. Vöi.-
KKK (1801)6; freigebung der gewerbe. J. G. H. Hoffmann
das interesse ... bei d. bestehenden zunflverfassungen (l«03)
1G8^., «. RoiiRSCiiEiDT 858; der freie betrieb der gewerbe.
ebenda 228 ; freiheit in gewerbe und handel. geschäßsinstr.
von 1808 {pretisz. gesetzs. 49+); freiheit in gewerben. Hopk-
MANN V. FaI.I.EUSLKBEN 4,63 U. «.
2) bedeutttng und gebrauch des compositttma.
o) engerer und tceiterer begriff von gewerbe nutchen sich
schon bei den ersten belegen verschiedenartig geltend, in
dem dort eine und dieselbe Vorstellung bald in der dopiwl-
form ala handeis- und gewerbefreiheit (getcerbe als engerer
^9'~*ff)> bttld einfach ala gewerbefreiheit ((/eioerbe, iceiferer
^9'''ff) gekennzeichnet wird: soweit von dem vortheile
den die physiokratische besteuerungsart durch abschaf-
fung der gilden und einführung der gänzlichen gewerbe-
freiheit . . . gewähren würde. Mauvillon 848 (vgl. da-
gegen handeis- und gewerbefreiheit *. 87); ebenso 844;
auf unbeschränkte gewerbefreiheit, auf gänzliche auf-
hebung der zünfte und gilden dringen. J. A. Wrisz
3 «. a. ; dieses (abicendung von gefahren und tutchtheilen.
wuhrung der all^ewuMun woh{fahrf) kann nur durch eine
feste ausUbung des %U enthaltenen frundsatxes, and
durch die möglichste gewerbefreiheit, sowohl in alMUcht
der erzeugung und Verfeinerung , ala dea vertriebt and
absatzes der producte, geschehen, preust. ge$ehäftgitutr.
f. d. regier, in aämmÜ. prov. (iff«) § fio (geaetu. a. IM); die
besohränkung der allgemeinen gewerbsfreibeit, so wie sie
die kaufmannsobaft zu Königsberg ... in antrag bringt
{betrifft den auaaehluat fremder kaufleute vom handd im
lande, auazer den Jahrmärkten), scheint mir nicht un*
zweckmäszig zu sein, freust. kabineUordrt von isi5 bei
RoHHBciiRiDT MB. im oUfemmnm aber nimmt gerade in
unaerem compositum der begriff gewerb« JaMMr detiHieker
die riehtung auf da* hunduerk. tcäÄrend die den handd
betreffenden fragen im rahmen der bandelsfreibeit und dm
freihandcls erörtert werden (vgl. Paumont merheürdige
achriften v. d. freiheit d. handd» 178S ; vgl. Über den frtien
manufacturhandel. Berlin 1809 u. a.).
a) die belege für erweiterung dea begriffe» von gewerbe
bertthen deshalb meist auf Übertragung : brauchte man doch
nicht zu lesen, ja gar keine notiz von dem zu nehmen
was er schrieb . . . aber thätig zu sein muszten sie ihm
gönnen, nach der erneuten Promulgation der menschen-
rechte und der eingeführten gewerbfreiheit, 'sein talent
zu brauchen zur rechten und linken : denn wenn es nicht
mehr fromme, werde gott schon winken'. Kif.meh mittheil,
über OOthe i,i9i; classicismns und romanticismus, innungs-
zwang and gewerbsfreibeit, festhalten und zersplittern
des grundbodens, es ist immer derselbe conflict, der zu-
letzt wieder einen neuen erzeugt Götiib (maximen und
reflexionen 8) 49, 80; so kam ein schiffbrüchiger neusiedler
nach dem andern zum Vorschein, von der insel Felsen-
burg bis auf Campcs Robinson, wo es recht erfindsam
mit voller gewerbfreiheit hergeht Jahn (merke z. d. colka-
thum) 8, 8, 668 Euler; wie den gewerben ist auch den reli-
gionen das monopolsystem schädlich, durch freie con-
kurrenz bleiben sie kräftig, und sie werden erst dann zu
ihrer ursprünglichen herrlichkeit wieder erblühen, sobald
die politische gleichheit der gottesdienste , so zu sagen
die gewerbe-freiheit der götter eingeführt wird. Hbihb
nachtrage zu den reisebildem (l83l) lll.
/S) formen der bedeutungaverengerung : der gedanke:
'allgemeine gewerbsfreibeit wird uns bessere, geschick-
tere, wohlfeilere professionisten liefern' ist noch nie solid,
theoretisch, geschweige durch erfahrung bewiesen worden.
J. A. Wkisz 152; bei der verstatteten gewerbefreiheit hört
die Verbindlichkeit der bäcker- und schlächtergewerb«
auf, täglich frisches brod und fleisch zum verkauf zu
stellen, preuaz. Verordnung von 1808 (gesetza. a. 816); da . . .
die jetzt . . . bestehende unbedingte gewerbfreiheit schon
längst eingeführt ist, so hält es . . schwer zu bestimmen,
wem das prädikat 'meister' jetzt zukommt Gotti.ieu
amtsbefugniaae dea ratha der gewerbveratändigen 6S; selbst
benachbarte Staaten beschränkten schon die allgemeine
gewerbefreiheit der apotheken. Rohrscheidt 476; nach
damaligem zunftgesct/., das uuserer gewerbsfreibeit gegen-
über in vielen stücken ein wahres vemunflgesetz war.
durfte ein meister nie mehr als einen lehrjungen auf-
nehmen. Mansjakob achneeballen vom Bodäiaee (unsere
dorfaehneider) 243; die handwerker wollten nichts von der
in den deutschen grundrcchten vorkommenden gewerbe-
freiheit und frcizOgigkeit wissen. Stbei. begründung d. d.
reiche l,lffj; die frühere feste Scheidung der einzelnen
gewerbe nach dem gegenstände des betriebes hat ange-
sichts der gewerbefreiheit und der fortschritte der technik
nicht stand gehalten. Uuk de Grais handb. d. Verfassung
u. vertcaltmuf .sso.
b) verschiedenartig onfg^aasi und formuliert sind die
punkte, in denen die gewerb^freiheU eine lefreiumg brin-
gen aotl. das achwergewieht liegt meiat auf der bereeh-
tigungsfrage. auf dem princip der ungehinderten tulassung
zum gewerbebetrieb. daneben erheben sieh forderumgen. die
gegen die beeinträchtigungen des bstriabss seUat gerichtet
sind, am «>enigsteti macht aieh dia HafS Hhsr ßnansieUe
belaatung bei der auaiibung dea gewerbes geltend, die viel
gebrauchten attribute wie allgemeine, g&nzliche, absolute,
volle, völlige, vollkommene, unbeschränkte, unbedingte
gewerbefreiheit zielen vielmehr auf die ausdehnung des
5551
GEWERBEFREIHEIT
GEWERBEFREIHEIT
5552
tlmlnehmerkreises, dem die gewerbefreiheit erscldossen wer-
den sollte, als auf den umfang des begriffes selbst; vgl. :
vielleicht könnte aber durch ertheilung absoluter gewerbe-
Irelheit diesen und allen vorher bemerkten Übeln am
wirksamsten abgeholfen werden ? J. A. Weisz über d. Zunft-
wesen 146 u.a. zu dem versuche, mehr den bedeutungs-
icmfang der gewerbefreiheit abzugrenzen, vgl. : wir haben
sehr verschiedene gewerbliche zustände in Deutschland . .
wir haben deutsche länder, in denen unbedingte gewerbe-
freiheit herrscht, namentlich die länder, in welchen noch
die französische gesetzgebung gilt, und Preuszen, . . .
wir haben länder, in denen strenge zunftvcrfassungen
herrschen, und wieder andere länder, in denen die be-
f iignisz zum gewerbebetriebe von der concession des Staates
abhängig gemacht ist. stenogr. berichte der Frankf natio-
nalvers. 756''. andere beispiele s. sp. 5552.
«) die hervorhebting der berechtigungsfrage : gewcrbe
freiheit als Öffnung aller schranken, die den zutritt zum
geiverbe hindern.
l)) abschaffung der Privilegien, die durch die zunft und
gildenverfassung gewährleistet waren : dies {vermehrter Wohl-
stand) wäre der gewisseste erfolg von einer gänzlichen
gewerbefreiheit, die durch abschalTung der gilden bewerk-
stelligt würde. Mauvii.i.on 244, ebenso 2iS\ ein jeder, der
auf einem gewerbe zu viel ist, hat nun die freiheit,
nach seinem eigenen gefallen ein anderes zu erwählen.
ScHLETTWEiN 2, 106; dics (bildung einer zunft) ganz
gegen die grundsätze eines wohleingerichteten Staates
laufe und gewerbefreiheit befördert werden müsse , die
geschlossenen zünfte aber . . . schädlich seien, verfügtmg
des grafen Dohna von 1802 bei Rohrscheidt 167; das
wesentliche des bürgerrechts besteht gerade in der be-
rechtigung zum betriebe städtischer gewerbe . . . den
missbrauch einer solchen gewerbfreiheit beugen die po-
lizei-anordnungen vor. Heinr. v. Kleist, Berliner abend-
blätter 1810 s. 216 ; in unsern tagen sieht man als ihr {der
Zünfte) gegentheil die gewerbefreiheit an , und hat ange-
fangen die zünfte aufzuheben. Schmalz staatswirthschafts-
ieÄ?el,lOG (1818), vgl. Roiiuscheidt a. a. o.; die prediget
der gewerbefreiheit begehren eigentlich, dass jedes pri-
vatvermögen nach Wohlgefallen in jeden möglichen kreis
irgend eines gesammt-vermögens aus- und eingehen dürfe.
Adam von Müller vermischte Schriften (1812) 1,76; viel-
mehr wünsche ich die, wie mich dünkt, nicht allgemein
bekannten erfahrungen anderer der ansieht derer ent-
gegenzustellen, welche der gewerbefreiheit, wornach je-
der Staatsbürger, jedes gewerbe treiben, und also auch
der landmann sich mit städtischen gewerben beschäf-
tigen kann, das wort reden. 1\vwklv> über gewerbefreiheit
u. gewerbeordnung {i83i) S ; wo sind denn eure {der Deut-
schen) stände? wo leben sie denn? in der Wirklichkeit
können wir wenigstens aus hiesiger ferne keine ent-
decken unter euch, deren Privilegien, deren zünfte unter-
gegangen sind in gleichheit vor dem gesetz und in ge-
werbfreiheit. Heiniugu Laube Paris 1847 s. 72.
'2)) daneben macht sich auch die enoägung geltend, dasz
mit der nieder iverfung der alten schranken die berech-
tigungsfrage noch nicht im. sinne der allgemeinen gleichheit
gelöst sei: gerne werden die stände die für eine wahre
gewerbsschule nöthige summe bewilligen , gerne einem
gcsetzes-vorschlage ihre Zustimmung geben , der eine
wahre gewerbsfreiheit nicht blos verspricht, sondern
wirklich gewährt, gerne werden sie die fonds anweisen,
um das mittellose gewerbs-talent wirksam zu unter-
stützen. MoHL Württemberg, gewerbsindustiie 1, einl. s. 9.
3)) und andererseits ertmichsen auch bei der grundsätz-
liclien durchführung allgemeiner, ungehinderter Zulassung
zum gewerbebetrieb später nieder bedenken, die zu neuen,
anders gearteten einschränkungen führten {vgl. auch c, ß):
die zünfte sollen aufgehoben , es soll aber eine grenze
auch der gewerbefreiheit gezogen werden. Gutzkow {säku-
larbilder i) 9, 203; dass dem missbrauch der gewerbe-
freiheit gesteuert werde dadurch, dass — weil nicht ge-
werbfrechheit stattfmden soll. . . — , nur denjenigen, die
sich als tüchtige meister in ihrem fache wirklich erprobt
haben, selbsständige gewerbsübung . . . gestattet werde.
allg. anzeiger der . . Deutschen 110 (1845), 3644 {vgl. oben sp. 5548) ;
die gewerbefreiheit artete bald aus. die absieht war ge-
wesen, jedem die freie benutzung der erworbenen kennt-
nisse und kräfte zu gestatten, allein kenntnisse setzte
man voraus. Blesson über geiverksordn. u. gewerbefrei-
heit 13.
/?) das interesse haftet an der aufhebung von einschrän-
kungen, die den vertrieb und betrieb betreffen.
l)) den vertrieb streift die viel erörterte frage der con-
currenzbeschränkung . beim weiteren begriffe von gewerbe
hatte dieses moment schon innerhalb der lockeren fü-
gungen ausdmck gefunden (befreiung des gewerbes auf
der see. Mosciierosch {s. sp. 5549), vgl. auch en assurant
au commerce et ä l'industrie rentiere libert6 de la
pleine concurrence. Mit. du roi 1776) , in der form
der composition dagegen sind hiefür die bildungen handels-
freiheit und freihandel bevorzugt, einschlägige belege, die
in den rahmen unseres Wortes fallen, ncüiern sich mehr
der bedentungsverengung , innerhalb der auch der begriff
der concurrenz eine andere richtting nimmt : so ist es
auch in diesem gesichtspunct, unumgänglich nöthig eine
unumschränkte concurrenz und eine ungehinderte frei-
heit in allen gewerben einzuführen. (Iselin) träume eines
menschenf reun des 2, 23i; nachdem wir . . . erwogen haben,
dasz der den bäcker-, schlächter und hökergewerben in
den Städten unserer provinzen Ost- und Westpreuszen
und Litthauen zustehende Zunftzwang und das verkauf-
monopol den sämmtlichen übrigen einwohnern der städte
zum groszen nachtheil gereicht , . . . dasz dagegen nur
völlige gewerbefreiheit und uneingeschränkte konkurrenz
von Verkäufern die möglichst wohlfeilsten preise herbei-
führen kann, ... so haben wir beschlossen, preusz. Ver-
ordnung von 1808 {gesetzs. s. 315); man könnte denken,
dasz bei vollständiger gewerbsfreiheit die Unternehmer,
deren fabrikate leicht verderblich sind , häufig groszen
Verlust erleiden würden; indem sie ihre gewerbsgenossen
nicht mehr berechnen, und oft so viele waaren auf den
markt bringen könnten, dasz nur der geringste theil
davon abgesetzt werden kann; der gröszere aber verderben
müszte. Nibler ztoi/ififftsen (1816) 83; jedes konkurrenzver-
bot enthält eine beschränkung der . . . gewerbefreiheit. ent-
scheid, d. reichsger. in civilsachen (l903) 53, 156. vgl. auch
Rohrscheidt gewerbearchiv 3, 3.
2)) einschränkungen des betriebs: bei einigen gewer-
ken darf ein meister nicht über eine bestimmte anzahl
gesellen halten, der fleiszigere, geschicktere und billi-
gere arbeiter kann also hier sein gewerbe nicht in dem
Verhältnisse erweitern, in welchem er das zutrauen des
Publikums gewinnt. . . . solche willkührliche eingriffe in
die gewerbefreiheit verderben zuletzt auch den bessern.
(J. G. Hoffmann) das interesse des menschen und bürgers
bei d. besteh, zunftverf. (1803) 107 ; ich bin für die höchste
freiheit, aber nicht für unbedingte gewerbsfreiheit, denn bei
unbedingter gewerbsfreiheit kann ich mit einem biszchen
talent alle gewerbe total vernichten . . . indem ich dem
gewerbe eine solche fabrikmäszige einrichtung gebe, mit
der der einzelne bäcker nicht mehr concurrieren kann.
stenogr. ber. d. Frankf. nationalvers. 76,5''; dadurch, dasz
jedem das recht eingeräumt wird, überall in Deutschland
gewerbe zu treiben , sobald er die ... bedingungen für
den gewerbebetrieb erfüllt, sind alle dieses recht ver-
letzenden Zunftprivilegien und regierungsbefugnisse . . .
aufgehoben, und indem bestimmt wird, dasz eine deutsche
gewerbeordnung die bedingungen festsetzen soll, welche
jeder gewerbetreibende zu erfüllen hat, ist erklärt, dasz
in Deutschland unbedingte gewerbefreiheit nicht statt-
finden soll . . . wäre überall in Deutschland, wo gewerbe-
freiheit herrscht, ebenso wie in England die sitte mächtig
geblieben, welche für jedes gewerbe eine hinreichende
lehrzeit festsetzt ... so würde man auch bei uns mehr
der sitte vertrauen dürfen. 693"; die absolute gewerbs-
freiheit kann man nicht auf einmal einführen und auch
das Zunftwesen nicht mit einem strich vernichten . . .
ich wünsche das auch nicht, vollständige freiheit ver-
lange ich für die gewerbe und überhaupt für alle stände,
in ihren eigenen angelegenheitcn selbst sich zu vereinigen
und sich selbst eine Ordnung und gesetze zu geben, das
haben die gewerbe früher bei uns gethan. F. J. Stahl
s. ebenda Tih'^; die gewerbefreiheit schliesst nicht aus die
gewerbeordnung. vielmehr ist der nutzen der gewerbe-
5553
GKWKRBRFRKIHKIT
GEWRRBEFREIHEIT
5554
freihoit wesentlich bedin|;l durch das vorhandenBein Ton
Rchrankon, durch weiche andere gleiche rechte oder
höhere Interessen schütz finden. Sciiäfki.k in Bluntschli»
deutschem ntuatawb. i,sa?i\ im vergleich zu den bestehen-
den gowerbegesetzcn flndet ihre coinniission in dem
Reichonheim'schen entwürfe eine ancrkenncnswerlhe an-
nähcrung zur gowcrberroihoit in folgenden punkten: ab-
Beharrung der nicisterprUfungen, des wandor/wangs , der
festgesetzten Ichr/cit, des zwangs zum beitritt zur Innung
behufs haltung von lehrlingen, der gcwerbcabgrcnzungen,
der geworberäthc, der innungsvorreohto, der bevormun-
dungder innun;i;oii durch die ortsbehörden u.$.w. PniNCR-
Smitii für volle (jeAetrbefreiheit{\m\)\(i; das . . . institut der
froi/ügigkeit soll durch eine auf dem grundsalze der ge-
werbcfreihoit beruhende gewcrbeordnung weiter entwickelt
. . . werden, thronrede zur erbffnung des reichttagea des nord-
deutschen blindes 1868; es steht nicht mit den grundsätzen
der geWerbcfreihcit im Widerspruche, wenn ein gewerbe-
treibender . . . sich gegen den missbrauch seines fabrik-
geheimniuses . . . schützt, entscheid, d. reichsger. in civil-
Sachen (1880) 2, 121.
y) finanzielle etitlastung wird nur von der älteren fach-
litteratnr mit der getcerbefreiheit in Verbindung gebracht:
die untcrthanen werden über dem ungeachtet ungleich
besser dabei fahren, indem die meisten eben so viel und
noch mehr durch die accise entrichten milssen; dahin-
gegen sie bei den gewcrbesteuern vollkommene freihcit
in ihren handlungen und gowerben haben, und eines viel
wohlfeilem preiszes der lebensmittel genieszen. v. Justi
staatsxcirthschuft a', 887 ; wir wollen nämlich eine völlige
gewcrbefreihcit gegen entrichlung einer mäszigen patent-
stcucr und mit aufhören der bisherigen gewcrbesteuern
verstatten, preuaz. finanzedict von 1810 {gesetzs. s. st7). vgl.
auch ebenda («. 79) ; für das gewerbsrecht {des handuerkers)
selbst musztc theils eine kaufsumme, theils eine fort-
laufende »teuer entrichtet werden ... die unbedingte ge-
Werbefreiheit konnte nur mit dem besitz eines städtischen
grundstücks gewonnen werden. Th. Munüt gesch. der
deutsch, stände {i, 8) 819.
c) die eben geiconnenen unterschiede in der fonnulierung
des begriffs der freiheit treten im allgemeinen beim gebrauch
des compositums zurück, meist handelt es sich hier um
eineti verblastten und xceiten begriff, der aus dem jeweiligen
tusammenluinge nur selten fnrbe und Zeichnung gewinnt:
gewcrbfreiheit, freedom of industrxj. successj'ul merchant
Hl. gewerbcfrciheit ist arbeitsfreiheit auf dem gebiete
der gewerblichen bethätigung. Sciiäfflb bei Bluntschli
4, 320; in den meisten europäischen Staaten herrscht das
System der gewcrbefreihcit. Thiei, 4, 424; mit jedem
vollen städtischen grundstück . . . war unumschränkte ge-
wcrbfreiheit verbunden. V^ [i.da gildentcesen {l8Si)a02. vor
allem trird diese bedeutung in der polemik verallgemeinert,
die sich für und wider die getcerbefreiheit erhob.
a) die einführung der getcerbefreiheit in Preuszen {auf-
hebung der uusschlteszlichen gerechtigkeiten der zünße. 18i09ff.
anordnuiig einzelner bestimmtingen im gewerbepolizeiedict
von 1811 und in der gewer beordnung von 1846) icar einge
leitet und ntnächst auch begleitet von empfehlenden stimmeti :
aber — abgesehen von den mannigfachen vortheilen der
gewerbefreiheit, ... ist deren gowährung eine handlung
der gerechtigkeit . . . und ein bedeutender schritt zur
Wiedererlangung der nationalität. H. v. Kleist, Berliner
abendblätter 1810 , s. 216 ; allgemeine gewerbefreiheit ist
eine haupt-bedingung des Wohlstandes. HARUENBF.no in
einer rede von 1811 bei Roiirscueidt 402; wenn man
aber von der räthlichkeit der gestattung einer mög-
lich groszen gewcrbsfreiheit sich nicht sollte über-
zeugen können. KnötiCKZ abhandlungeni {I6l2), iO; aber
zur begründung einer völligen rechtssicherheit führt nur
eine allgemeine gewcrbsfreiheit. Lot/, revision 8 (1813), 42 ;
dasjenige land also, welches eine allgemeine gewcrbs-
freiheit in sich aufrecht erhält, wird bald alle andere an
blüthe und Wohlstand übertreffen, tcahrheit ohne schminke
152; die entfcsselung des bodens, die niederlassungs-, die
gewerbefreiheit, die freie gemeindeverfassung der städte.
so haben wir längstens mehr besessen, als sie uns durch
ihre grundrechte geben wollen, v. Vincke in der Fran)^.
naliotuilvers. {stenogr. berichte 810«*): {die gesetzgebung) ...
muBz wissen, dasz die freiheit Her gewerbe nur in «oweit
geregelt werden darf, als et die Ordnung des betriebM
nothwendig fordert, daaz gerade in der freiheit der |«>
werbe ein mittel liegt, um so manches Dbel zu hebmi,
welches die entwicklung der gewerblichen Verhältnis««
mit sich bringt. ... die geaetzgebung aus den jähren
1807—1812 hat Preuszen zu einer erataun liehen, von
Deutschland beneideten macht und grösze erhoben, man
würde undankbar sein, wenn man nicht in der gewerbe-
freiheit einen der mächtigsten hebel der entwickelung
erblicken wollte, wenn die gewerbefreiheit im laufe der
zeit auf Unebenheiten stiesz, so ist der grund nicht in
der freiheit, sondern vielmehr darin zu suchen, dasz man
ihr nicht dasjenige terruin , denjenigen räum gewährte,
den dieselbe nothwendiger weise zu ihrer bewegung haben
musz. das industrielle leben in unbeschränkter konkur-
renz erheischt einen wellvorkclir und wird, auf beschränkte
kreise verwiesen und zusammengedrückt, zur unerträg-
lichen last, enticurf zur errichlung einer Industrie und
handwerkerbank s. 4. vereinzelt ist hier die stimme AuAM
V. M0i.i.Ki<8: erst müszt ihr die erde mit ihren anend-
lichen climaten und eigentümlichen loralitäten in eine
grosse gleichförmige lläche ausgewalzt haben, erst muss
alle Vorliebe der menschen für das nähere und ange-
wöhnte und für das besondere, erworbene ausgerottet
sein, ehe diese unbedingte gewerbefreiheit. also ehe dieaes
absolut freie privatvermögen der einzelnen mOglicb wären.
veitn. Schriften (1812) 1, 77.
/9) gegen die mitte des id.jahrh. setst die kriiik stärkmr
ein, sie beruft sieh auf erfahrungen. die man mit der g$-
Werbefreiheit in treuszen und andern Staaten machte;
und als unter den bestrebungen des jahres 1848 auch die
Vereinheitlichung der geicerbegesetzgebung für ganx Deutsch
land gefordert \curde, sprachen sieh die geicerbetreibenden
mit ihren nach Frankfurt gerichteten Petitionen übertciegend
gegen die getcerbefreiheit atts : jetzt, wo jeder baut, wie er
lust hat, sind wir nahe an den stand der nomaden zu-
rückgeführt, das ist auch eine von den fruchten der
gepriesenen gewerbefreiheit, die denn wieder zu den
blüthen unsrer cultur gehört. Immermann (ept^oncns, l&)
5, 278; ihr {der arbeitenden klassen) lohn ist gering, die
mühe grosz, die unsinnige Vermehrung der fabrikcn und
maschinen , die schrankenlose gewcrbfreiheit , die unge-
regelte einfuhr fremder waaren, in allen diesen punk-
ten hört der staat wol das Interesse einzelner groszer
handelskammern. Gutzkow briefe aus Paris (5) 2, 122;
leider gehörte zu dieser gewerbsfreiheit auch der freie
bettel, welcher . . . auf eine unglaubliche art betrie-
ben wurde, memoiren des ritters von Lang (l842) 1. 81 ;
man könnte, um dem nutzen der unbedingten gewerbe-
freiheit das wort zu reden , den jetzigen höheren Stand-
punkt der gewerbe erwähnen, es sei indess gestattet za
fragen: ist dieser höhere Standpunkt lediglich der unbe-
schränkten gewerbefreiheit . . . zuzuschreiben ! Damms
nachtheile der getcerbefreiheit, s. getrerbe börse (1847) dezem-
berheß 1.5 ; petition der Obermeister und innungsvorstände
zu Mitwayda, gegen unbedingte gewerbefreiheit. stenogr.
ber. der Frankf. nationalvers. ifö'** u. a. vgl. die ausschuss-
berichte u. protokolle d. versamml. ; der august 1789 hat in
Frankreich die gewerbefreiheit diktirt, dies experiment
und nichts anderes hat Frankreich jetzt an den rand
des Untergangs geführt, die preuszischen gewerbepolizei-
verordnungen haben jenes august-dekret wiederholt; ver-
hüte es gott, dasz nicht auch die französischen socialen
zustände sich wiederholen mögen. entKurf e. aUg. d.
handw.- u. getcerbeordn. 18W; jedenfalls beruhen sie (dt«
gründe der Verarmung des handtcerkerstandes) zum theil
auf dem druck , den das capital auf die arbeit ausübt,
und auf der Uberproduction, die eine folge der gewerbe-
freiheit gewesen ist. Bismahck {rede in der t. hammer
1849) 1, 132 Kohl; es ist mir ein überraschender Wider-
spruch gewesen, dasz gerade in den provinzen, wo die
schutzzöllner heimisch sind, sich die meisten und leb-
haftesten stimmen gegen die gewerbefreiheit erheben.
ebenda s. 143.
/) die entwürfe des volkstcirthschajHichen aussehusse»
der Frankfurter natiotuUversamwUung seheiterten an diesem
unvereinbiaren Widerspruch der gegner und der anhänger
5555
GEWERBEFREIHEITLICH
GEWERBEGENOSSE
5556
der gewerbefreiheit. hei der wiederheg ründung des deut-
schen reichs dagegen siegten die anhänger. wie weit hier-
bei — namentlich in späterer heriXcksichtigung der erfah
rung — auch den gegnem rechnung getragen wurde , zeigt
sich in einzelnen hestimmungen der gewerbeordnung {s. d).
GEWERBEFREIHEITLIGH , adject., ahleitung vom vor-
hergehenden : der hauptfehler jener gewerbefreiheitlichen
Staatsmänner liegt aber darin, dasz sie die production
befördern, bevor die gelegenheit . .. zur consumtion ge-
geben ist. entiourf einer allg. d. handtoerker- u. gewerbe-
ordnung 1848; sehr viel nachdruck wurde von seite der
gewerbefreiheitlichen agitation auf das billigerwerden der
gewerbeproducte in folge der aufhebung der zünfte ge-
legt. Kaizl in Schmollers forsch. 2, 1, s. 27.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSFREUND, m., ältere
bildung {vgl. dagegen gewerbegenosse) , die einer auf ab-
schipächung der gegensätze zielenden richtung des Sprach-
gebrauches angehört, einer der ältesten belege, der das
compositum im zusaminenJiang mit den nächstver wandten
bildungen aufführt, deutet es satirisch -. die proclamationen
waren kaum gedruckt und den leuten, ich möchte sagen,
noch nasz zugesandt, so strömten von allen selten ganze
häufen armselige, sich so heiszende volks-, erziehungs-,
gewerbs- und menschenfreunde, mitunter auch schlechte,
sehr schlechte menschen nach Hof. Pestalozzi (Lien-
hard 3, 5i) 3^ , 2Si. anders der allgemeine gehrauch: einer
meiner freunde wohnte 3 jähre bei einem jungen schreiner
im nemlichen hause, beobachtete ihn als gewerbefreund
genau. Joh. Adam Weisz über das Zunftwesen 65 ; eine
weitere veranlassung, den Industrie - ausstellungen eine
allgemeinere theilnahme zuzuwenden , dürfte auch die
bildung eines aus zahlreichen gewerbfreunden bestehen-
den actienvereins . . . darbieten, hericht über die ausstel-
lung Sachs, gewerberzeugnisse im jähre iS3i, s. 6; der vater-
ländische gewerbsfreund in Berlin 1819, Schleswig-Holstein-
Ltineburgischer gewerbefreund hrsg. v. P. C. Biel 1828^.
GEWERBEGATTUNG, s. gewerbsgattung.
GEWERBEGEBIET, n., vgl. gewerhe^renze : die mit
der zunftverfassung nothwendig gegebene Scheidung der
einzelnen gewerbegebiete . . . {wird) von den liberalen be-
sonders gegen die zünfte angeführt. Kaizl in Schmollers
forschungen 2, 1, s. 27; ebenda 127.
GEWERBEGEBRAUCH, s. gewerbsgebrauch.
GEWERBE-, GEWERBSGEHEIMNIS, n. : wer nur je
einmal einen blick in die Werkstätten unserer zünftigen
handwerker gethan, . . . dem wird sich überall die be-
merkung aufgedrungen haben, dasz unsere zünftigen
meister eben so karg mit der mitteilung ihrer hand-
werksvortheile und etwaigen gewerbs-geheimnisse an ihre
lehrlinge und gesellen sind, wie die herren unzünftiger
fabriketablissements in änsehung ihrer gemeinen fabrik-
arbeiten. LOTZ staatsidrth^schaftslehre 2, 99 ; dass durch
diese gewerbegerichte in Frankreich viel für die industrie
gewonnen, . . . das eigentum der fabrikanten ... an
fabrik- und gewerbegeheimnissen, ebenso die fabrikmar-
ken geschützt {loerden). Eberty gewerbegerichte (1869) 8 ;
die Zeugnisverweigerung für unbegründet zu erklären, da
nicht ein eigenes gewerbegeheimnis des zeugen, sondern
höchstens das geschäftsgeheimnis seines gegenkontra-
henten ... in frage stehe. Zeitungsbericht über eine Ber-
liner gerichtsverhandl. von 1905.
GEWERBE-, GEWERBSGEHILFE, m. eine bildung, die
auf der neueren entwicklung des gewerblebens beruht, die
ausdehnung der gewerblichen betriebe, die erweiterung des
kreises unselbständiger mitarbeiter {vgl. oben sp. 5529) be-
dingen eine strengere Scheidung zwischen dienstleistungen
für den gewerhebetrieh und solchen für den haushält des
gewerbetreibenden, diesem bedürfnisse entspricht das com-
positum vor allem in der Verwaltungssprache: gewerb -
treibende müssen für ihr gesinde, ihre diener, gewerbs-
gehülfen ... haften, preusz. gesetzs. i8l8, 13i; gewerbege-
hülfen, gesellen, fabrikarbeiter und lehrlinge. titel 7 der
preusz. gewerbeordnung. 1845 {gesetzs. s. 64) ; aus demselben
gründe, die concurrenz zu beschränken, fixirte man auch
die zahl der Webstühle jedes meisters und die arbeitslöhne
der gewerbsgehülfen. Mone zeitschr. z. gesch. Oberrh. 9, 132;
Personen , welche nicht zu häuslichen . . . diensten an-
genommen . . . sind, gehören nicht zum gesinde, sondern
sind . . . gewerbsgehülfen. Koch preusz. landrecht (1884)
3,506; diejenigen, die ... als 'artisten' auftreten, werden
. . . nicht als arbeiter oder gewerbsgehilfen angesehen.
entscheid. d. reichsger. in civilsachen (1896) 37, 68; nur muss. .
die Zustellung an einen gewerbegehilfen derjenigen person
erfolgen, für welche die Zustellung bestimmt ist, gleich-
viel ob derselbe nur als gewerbegehilfe dieser person oder
als gemeinschaftlicher gewerbegehilfe der verschiedenen
gewerbetreibenden . . . anzusehen ist. (1887) 16, 350.
GEWERBEGEHILFIN, /..- die thätigkeit der büffet-
mamsell erstreckt sich regelmässig . . . nicht auf die haus-
wirtschaft, sondern lediglich auf die zwecke des gewerbe-
betriebes, und man kann deshalb die büffetmamsell nicht
als dienstboten, sondern muss sie als gewerbegehülfin
betrachten, annalen des oberlandesgerichts Dresden 22, 179 ;
die beschäftigung einer küchenmagd in einer restauration
. . . kann sie ... nicht als eine gewerbegehülfin ... er-
scheinen lassen, entscheid, des oberlandesgerichts München
1898, s. gewerbearchiv 3, 162.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSGEIST, m., vgl. er-
werbsgeist theils, sp. 1061: die grossgeister des vorigen
Jahrhunderts traten in gesammtausgabcn ihrer werke
gleichsam von neuem hervor, deren aufnähme . . . zum
ersten mal dem deutschen genius belohnungen zu wege
brachte, die bis dahin nur dem handeis- und gewerbs-
geiste zu theil geworden waren. Becker Weltgeschichte
14, 449; der vertrag und das abstimmen der meisten
mitglieder einer Stadtverordneten • Versammlung werde
dennoch , selbst unwillkürlich, . . . von dem besonderen
gewerbs- und standesgeiste geleitet. Rohrscheidt 370;
die productiven köpfe der nation verfahren dagegen nach
den grundsätzen des gewerbgeistes, welcher ihre ahnen
auszeichnete: sie schachern und trödeln. Immermann
{epig. 2, 6, 9) 6, 178. vgl. auch gewerbesinn.
GEWERBEGELD, »., vgl. zunftgeld; vgl. gewerbe-
groschen, -schätz, -Steuer u. a.; zur form vgl. gewerbegeld,
ntcÄ^ gewerbgeld. Rumpf 187; eine andere abgäbe derer
dorfs-einwohner und hausgenossen bestehet in dem ge-
werbe- und nahrungs gelde , welches die daselbst woh-
nenden handwercks - leute der gerichts - obrigkeit abzu-
tragen verbunden sein, indem sie dafür wider die benach-
barten Städte in schütz genommen werden. Klingner
dorfrechte 1,151; gewerbegeld, -schosz, -steuer, tax paid
for exercising anytrade. Hilpert 1, 463".
GEWERBEGEMÄSZ , adj., vgl. gewerbsmäSzig, s. ge-
werbemäszig : dieses Sonderrecht der einzelnen ämter be-
ruht ausschliesslich auf der gewerbegemässen Scheidung
und abteilung der handwerker. Eukrstadt Ursprung d.
Zunftwesens (1900) 63.
GEWERBEGENEHMIGUNG, /.; deshalb gehe die be-
schliessung dahin: mit der zuschliessung der gewerbe-
genehmigung erlischt der gehaltsbezug , und ist der be-
amtenposten quittiert. Windwart rettung des gewerbe-
standes (1848) 22.
GEWERBEGENERATION,/..- während der 12 jähre, seit-
dem die alten verbände der gewerbe sich ausser kraft
befänden, sei fast in jedem jähre eine neue gewerbe-
generation in Berlin entstanden, in dem jedes jähr so
viel verarmte bürger untergegangen, als neue dazu ge-
kommen wären, s. Rohrscheidt 577.
GEWERBE-, GEWERBSGENOSSE, m.. vgl. das ältere
zunftgenosse : handelt einmahl ein meister gegen diese
stillschweigende Übereinkunft, so wird diesz unter seinen
nachbarn und gewerbsgenossen für ein sehr gehässiges
verfahren angesehen. Garve verdeutschg. des Adam Smith
(118) 1, 122 {among his neighbours and equals) ; und der
fabrikant, welcher die fabrikate seines gewerbsgenossen
nicht nöthig hat, kauft ihm gewisz nichts von seinen
vorräthen ab. Lotz revision 1,113; sie {die gewerbever-
fassung) war . . . eine leere form geworden, welche den
. . . gewerbsgenossen nur lästig . . . war. Hoffmann lehre
von d. steuern (1840) 194; neben diesem handwerker, der
mit . . . gehülfen arbeitet, . . . steht ... der gewerbs-
genosse, dessen hauptbeschäftigung . . . flickarbeiten sind.
218 ; auf besondere Unterstützung von selten der gewerbe-
genossen haben wandernde gesellen und gehülfen keinen
anspruch. gewerbeordnung 1845, § 143 ; dasz derartige ge-
richte, welche aus gewerbegenossen selbst zusammenge-
5557
GEWERBEGENOSSENSCHAFT
GEWERBEGESETZ
5568
f0txt sind (bei handelsangelegenheiten , handeUgeriehte :
fahrikstreitigkeiten, fabrikgerichtf; grematreitigkeiten, land-
wirthsch. gerichfe) . . . gcrc(;lifero und schnellere enUchel-
dangen geben, alenogr. her. der Frank/, natiotudver». 6W*;
die errichtung solcher . . . korporationen dem freien za-
Bammentroten einzelner gewerbtreibcnden oder gewerbs-
genossen anheim zu geben, [«'örstkh vertrage f. geteerbe-
vereine (1H78) 8, 71 ; docli ganz abgesehen davon, dass die
gewerbefreihcit die siltlicbe er/ichung der lernenden ge-
werbegonossen vereitelt, fUhK sie auch unmittelbar zur
entsittlichung. Kaiki, in Schmollera forachungen >, 1,S5;
es wUrde zum ausdrucke bringen, dacs ... der börsen-
vorein . . . strafgnwalt Über die sämtlichen gewerbs-
genossen . . . beanspruche, entaeheid. d. reiehager. in eiviU.
(1803) 98, 951.
GEWERnEOENOSSRNSCHAFT. /.: die aufhebang der
hofrechdiciien laston war der erste schritt gewesen, den
die handworkor machten; die Stiftung von zUnften oder
gewerbsgenossonschaflon war der zweite. AitNOi.n auf-
kommen d. handiceikemtundea 97. vgl. auch gewerbliche
genossensohaften.
GEWERBE , GEWERBSGKRECHTIGKEIT, /., vgl.
geworbcberechtigung, gowcrbcconcession u. a. : nur soll
in denjenigen Hrtorn, wo jetzt gewerbe-gereohtigkeiten
statt linden, welche nicht auf einem grandstücke haften,
... die aber dennoch in den hypothekenbUchern einge-
tragen sind, eine billige entüchUdigung . . . regulirt wer-
den, edikt über eine allgem. getcerbeateuer (geaeUa. f. d.
preuat. ataat 1810 a. 88) ; bei dem verkaufe von haus- und
gewcrbsgerochtigkciten hat die gewähr den beweis der
verkäuflichkeit . . . abzugeben. HAnTii-BARTiiF.MiKiM
(1,106); es giebt ... gewerbe, deren ausUbung lediglieh
die gewerbsgcrechtigkeit und die mcchanik der bände
mit leicht beweglichen apparaten voraussetzt. Rbin-
ORUBER natxn- der geteerbe (1815) 10; ist bei den wenig-
sten gewerbsgerechtigkeiten dieser preis selten von sonder-
licher bedeutnng. Lotz handb. d. ataatawirthachaftalehre
9 (1832), 97. vgl. auch unter gewerblich.
GEWERBEGERECHTSAME./. -die gewerbe, zu deren aas-
itbung . . . eine besondere concession erforderlich ist, sind
a) persönliche . . b) reale gcwerbsgereohtsamen . . c) radi-
zirte gewerbsrcchte. Sciii.ighthörle gewerbabefugnisae
in München (18U) l. einl. a. 76.
GEWERBE-, (fEWERBGERICHT, n., vergleiche auch
gewerberichter {s. d.). da§z im jähre 1721 . . . die einzelnen
deputationen über handwerker und gewerbe aufgehoben,
und dagegen ein besonderes kunst-, gewerbe- and band
Werks -gericht niedcrgesetzet. P. v. Stettkn kunst , ge-
icerb- und fiandioerkageschichte von Augsburg 1 , 16 ; wir
Friedrich Wilhelm . . . bestimmen . . . dasz die in der
Rheinprovinz bestehenden fabrikengerichte und der
rath der gewerbe-verständigcn zu Aachen fortan den
namou; königliche gowerbegerichte führen sollen, preusz.
verordn. von 1846 (geaetza. 403); gerichte für besondere
klassen von angelegenheiten, insbesondere handeis- und
gewcrbegcrichte, sollen im wege der gesetzgebung an den
orten errichtet werden, wo das bedUrfnisz solche erfor-
dert, rerfassungattrk. für d. preusz. ataat (gesetza. 1848, 887),
das gleiche in der verf.-urk. von 18.'i0 ; was insbesondere das
gewerhegericht anbetrifft, so sind hier zwei dergleichen
institute erwähnt, ein anderes licsse sich schaffen, wenn
man beide elemente, das praktische und das juristische,
gänzlich trennte ... in diesem falle würden die prakti-
schen gowerbe-gerichtsmitglieder als jury gelten , welche
nur die tliatsache festzustellen hätten, während die rich-
terliche person, auf grund dieses gutachtens, allein das
betreffende gesetz zur an Wendung bringen . . . mUsste.
entmirf einer allg. d. handxc.geicerbeordn. 184«; die von
den bundesregierungen dem reichstage in diesem jähre
(1874) vorgelegte novelle zur deutschen gewerbeordnung
in betreff der gewerbegerichte . . ist . . wiederum nicht
erledigt worden. ROgkert gev)erbeordnungsnov.{vgn)Z;
für die entscheidung von gewerblichen Streitigkeiten
zwischen arbeitem einerseits und ihren arbeitgcbern an-
dererseits , sowie zwischen arbeitem desselben arheit-
gebers kOnnen gewerbegerichte errichtet werden, reichs-
gesetzblatt (ifSO) 141; dagegen gehören nicht vor die ge-
werbegerichte die entschädigungsansprüche . . . aus dem
IV.
haftpfliohtgesetxe. entaeheid. dea reiehager. in woiU. (UM)
41, 147.
GEWERBEGERICHTUCH, adj. . der ansieht de« amtsge-
richts, dass die in gewerbegerichtlichen rechtsbalfe«u)heii
bei den ordentlichen gericht«n entstehenden lohreibge-
bühren für das gewerbegeriobt nicht als schreibgebühren,
sondern als bare aaslagen in b«tnu;bt k&men, . . . kann
nicht beigetreten werden. be»ehlu*M d. landgar. Stargard
von 1908, a. geteerbearehiv 8, SU.
GEWERBEGERICHTSGESETZ, n. • nach g 61 gewerbe
geriohtsgesetzes haben die ordentlichen gerichte den ge-
werbegeriobten rechtshälfe zo leisten, ebenda, vgl. imeh
gewerbegerichtsgesetz /. d. deutaehe reich. Berlin iMl.
GEWERBEGERICHTSSCHREIBER, m.; miitheUonfsn
über das gewerbcgericht za Magdeburg . . . beraasgefaben
von dem gewerbegeriohtsscbreiber . . . Woltrr (M61).
GEWERBEGERICHTSSITZUNG, /. a. a.
GEWERBEGESCHAPT. n. . Fabriken sind etwas ganz
anderes als lokal-, gewerbe- und detailgaMdilft«, denn
beide haben verschiedene grundlagen. gMaarh^rtÜml m
Bayern (1861) 4. vgl. auch gewerbliche geaebift«.
GEWERBE , GEWERB-, GEWERBSGESCHICRTS, /
die meiaten belege gehen unmittelbar auf P. v. Stkttbh,
kunst-, gewerb- und bandwerksgeschicht« der reichsstadt
Augsburg (1779) zurück, ao achon Jahn 9, l, 148.
l) kunst- und gewerbe-gesohicht« liefern unwiderspreoh-
liehe beweise, dasz Deutschlands handwerker im gröszien
flor stunden , so lang die Innungen fest . . . auf dem
wesentlichen guten, ihrer . . . Zunftordnung hielten. Jon.
An. Wkisz über d. tunjhceaen 181; aus der gewerbs- und
handclsgcschichte . . . gehet zur genüge hervor, dass ur-
sprünglich alle bescb&ftigungen frei waren. Barth-Bar-
TiiKNiiF.iM 1, 59; weil Augsburg die ganze gewerbege-
schichte Deutschlands so treu im verjüngten bilde spie-
gelt, so muszte nothwendig auch hier zuerst ein solches
buch entstehen. Rif.hi. eultitratudian IM.
8) schon die voraufgehende gedr&ngte wiedergäbe hat ge-
zeigt, dass von irgend einem plötzlichen Umschwung, von
einem unmittelbaren Übergang von dem einen in den
andern reohtskreis auch auf diesem gebiet der gewerbe-
geschichte keine rede sein kann. Ebbrstadt urrprung
d. Zunftwesens (1900) 117.
GEWERBEGESCHICHTUCH, adj.: wie in den Wand-
lungen des Wortes zunft, so sind auch in denen des
Wortes amt entsprechende gewerbegeschichtliche vorg&nge
ausgeprägt. Eberstadt a. 86.
GEWERBEGESCHICKLICHKEIT. ». gewerbsgeschiek-
lichkeit.
GEWERBEGESELLSCHAFT,/.: das zwangsrecht er-
theilt der geWerbegesellschaft (der zunft, Innung, gilde,
dem amte) das recht , zu verlangen , dasz keiner als
meister oder auf eigne band ein gewerbe treibe, welcher
nicht das recht dazu nach den gesetzen erworben hat.
Hu WALD enticurf einer getcerbeordn. 68; die gewerbegesell-
schaft . . . entweder für eine ganze . . . reihe von th&tig-
keiten oder nur zur gbmeinschaftlichen mitwirkung bei
einer oder mehren einzelnen Unternehmungen ... in erstem
fall heisst sie eine fortwährende, allgemeine, generelle
oder eigentliche handlungsgesellschaft oder gewerbegesell-
Schaft G. K. Treitschkk geuierbegeadUchaft (1M4) U.
GEWERBE-, GEWERBSGESETZ, n. • indem . . in diesem
Systeme die gewerbs- und handelsverfassung des landes
unter der Enns . . . zum vorzüglichen augenmerice ge-
nommen wurde, enthält es doch auch die wichtigsten
gewerbs- und handelsgesetxe für die Qeterreieli. nKmarohie.
Barth-Barthenheiu öaterr. gewerb»- u. hmndtltguetakuiuU
1, 5; der Vorsteher hat . . . seine erwählung der poli-
zei anzuzeigen und ... zu versichern , dasz er auf be-
folgung der gewerbsgesetze achten . . . werde. Lbochs
getoerbe- u. handel^freiheU 480; das neue baierische ge-
werbsgesetz von 188S (gesetz, die gmndbestimmungen fBr
das gewerbs Wesen betr.). ebenda «. 156; im vergleich zu den
bestehenden gewerbegesetzen, findet ihre commission in
(lein Reichenheimschen entwürfe eine anerkennenswerte
annäherung zur gewerbefrei heit in folgenden punkten.
Princf.Smith für voUe gncerbefreiheit (I86l) 10; die Un-
möglichkeit einer baldigen Verständigung zwischen bnndes-
rat and reichstag über diese punkte f&hrte zu dem er-
349
5559
GEWERBEGESETZGEBUNG
GEWERBEHEROSTRAT
5560
lasse des sogenannten notgewerbegesetzes . . . vom 8. juli
1868. Landmann gewerheordnung l, 2. dazu
GEWERBE-, GEWERBSGESETZGEBUNG, /., C. Th.
Ki.EiNSCHROD, beitrage zu einer deutschen gewerhe-
ordnung mit rücksicht auf die baierische gewerbsgesetz-
gebung (law) (gewerbegesetzgehung. ebenda a. 2 und 3);
die gewerbegesetzgebungen Deutschlands . . zur Verhand-
lung über den entwurf eines gewerbegesetzes für Deutsch-
land, beilage I zum protocoll der 78. öffentl. sitzung der
Fravkf. nationalvers. ; um ein hohes parlament bei der
ausarbeitung einer allgemeinen gleichmässigen gewerbe-
gesetzgehung für ganz Deutschland ... zu unterstützen,
hat der congresz . . folgenden entwurf einer . . gewerhe-
ordnung festgestellt, entwurf v. 1848.
GEWERBE-, GEWERBSGESETZKUNDE, /. Bartii-
Bakthenheim österr. gewerbs- u. handelsgesetzkunde.
GEWERBEGESUCH, s. gewerbsgesuch.
GEWERBEGILDE, s. gewerbsgilde.
GEWERBEGLIED, s. gewerbsglied.
GEWERBEGUJCKSSPlEh,n.(vgl.geiverbsmäsziges glucks-
spiel unter gewerbemäszig) ; es genügt zur annähme der
den begriff des gewerbeglücksspiels bedingenden gewinn-
sucht, wenn die absieht dahin ging, einen früher erlit-
tenen Spielverlust zu decken. Oppenhoff straf gesetzb.
(1901) 764.
GEWERBE-, GEWERBSGRENZE, /. .- wo es zweifelhaft
ist, welchem von zwei . . . handwerken eine gewisse
arbeit zustehe, soll in ermanglung gültiger polizei- Vor-
schriften zur bestimmung der gewerbs - gränzen die
zweifelhafte befugniss jedesmal beiden verwandten ge-
werben ohne besondere concession überlassen . . . wer-
den, bayrische verordn. von 1826 (Regierungsblatt s. 103) ;
in bezug auf gewerbegränzen verweist das gesetz auf
den natürlichen Zusammenhang mehrerer spezieller ge-
wcrbe, welche durchaus die Vereinigung verwandter
gewerbsarten , d. i. ihre betreibung auf einen gewerbe-
schein erleichtern. Kleinsghrod 44.
GEWERBEGROSCHEN, m., steirische bezeichnung für
eine gewerbesteuer im 17. jahrh., s. Unger-Khull 290*.
GEWERBEGRUPPE , /. .• unter dieser gewerbegruppe
sei noch der stickwaren und gardinenweberei gedacht.
Eckert handelsgeographie (1905) 2, 59.
GEWERBEHAFT, s. gewerbhaft.
GEWERBEHALLE, /. ; an orten, wo innungs-magazine
(gewerbehallen) bestehen, dürfen einzelne meister in
ihren eigenen magazinen nur die in ihren Werkstätten
verfertigten fabrikate verkaufen, entwurf einer allgem.
handioerker- u. gewerbeordnung f. Deutschland (iSiS) §49;
die gewerbehalle wurde eingerichtet und eröffnet. Frey-
tag (Karl Mathy) 22, 3%; landesgewerbehalle Lueger
4, 647 ; s. gewerbehaus.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSHANDEL, m., mit
zweierlei bedeutungen von handel belegt.
1) mit der collectivbedeutung von handel, tautologische
bildung: wir haben usz fürstlichem gemöt uns, unsern
landlüten und den unsern , auch gemeinem gewerh-
handel gflde erlichterung . . . ernüwert. Urkunde von 1493
Ml zeitschr. gesch. des Oberrheins 9, 427
2) handel in der bedeutung einer einzelnen geschäftshand-
lung : träumet aber einem , wie er ein weib nemme,
die vorhin einen mann gehabt, dem werden nit seine
newe, sondern alte gewerbshändel . . . glücklich naher
gehen (non nova sed vetera negotia). traumbuch Artemi-
dori (2, 62), übers, v. Ryff 126*.
GEWERBE-, GEWERBSHANDLUNG, /. bezieht sich
auf einen einzelnen act der bethätigung, schZieszt sich also
enger an den zweiten der vorhergehenden belege an: nun
wird es ja kaum als im geiste der reichsverfassung
gelegen anzunehmen sein , wenn der angehörige eines
bundesstaates, der in einem angrenzenden bundesstaate
einmal eine geringfügige gewerbehandlung ausübte, da-
selbst sofort mit gewerbesteuer belegt werden sollte, ent-
seh. d. reichsger. in strafs. (1885) 11,313; daraus folgt, . . .
dass die handlung ... in den kreis der amts-, berufs- oder
gewerbhandlungen fallen muss. ebenda (1882) 5, 77.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSHAUS, n., vgl. ge-
werbehalle (s. o), gewerbsgebäude (*. u) utid kaufhaus
theil 5, sp. 333. das früh belegte compositum ist in seinem
gebrauch hauptsächlich an die ältere und iveitere bedeutung
von gewerbe gebunden (ein hüs des gewerbis. Beheim
.Toh. 2, 16, gegen kauffhaus bei Luther), erst in neuerer
zeit findet die jüngere engere bedeutung (gewerblich) auch
hier eingang.
1) für die ältere bedeutung in der anlehnung an ge-
werbe = commercium ist der gebrauch unseres compo-
situm^ vielseitiger als der von kaufhaus , insofern der
zweite compositionstheil sich in dieser Verbindung ent-
wicklungsfähig erweist.
a) schon die grundbedeutung weist zunächst nicht auf
ein privathaus, sondern auf ein öffentliches gebäude; der
andere gebrauch ist secundär.
«) kennzeichnung eines öffentlichen gebäudes: gewerb-
hausz, une hale. Hulsius (1614) 164"; gewerbhausz, kauff-
hausz, ein hall . . . forum venalium. Henisgh 1597; ge-
werbhausz oder kaulThausz, une halle, porticus, vel forum
rerum venalium. Duez (1664)199*; gewerbhausz, kauff-
hausz, casa di negozio, la borse, une hale. Rädlein 383*;
gewerb-kauff-haus, forum venalium. Kirsch 2, 151*; ebenso
Matthiae 2, 181*. vgl. auch Heynatz 2,55, der gewerb-
haus bereits als veraltet neben kaufhaus anmerkt.
ß) beziehutig auf privatgebäude : inn der ebne da
dieses thal gegen dem meer reichet, ligen die gewerbs-
heuser unnd die vorstatt (von Seleucia), welche treffen-
lich wol gemauret ist. Polybius (5) übers, v. Oylander
(1574)295; so sehen wir . . ., dasz . . . bann- oder musz-
wirthshäuser, welche an . . . hauptstraszen liegen, oder
stark betriebene, und auf den hauptplätzen einer groszen
Stadt gelegene gewerbshäuser bei gleicher gewerbsbefug-
nisz weit höher veräuszert werden, als abgelegene und
wenig besuchte gewerbsgebäude. Reingruber natnir d.
gewerbe (1815) 28.
b) aus der kennzeichnung öffentlicher gebäude entwickelt
sich die allgemeinere bedeutung von kaufstätte , handels-
platz, loobei gewerbehaus geradezu in concurrenz mit ge-
werbestadt tritt {s. d): nit fern von diser stat ligt
Franckfurt das edel gwerbhausz, darinn teutsch und
welsch kaufleut zwei mal im jar zusammen kummen
von allen landen. S. Franck chronica (l53l) 20* (gewerb-
haus in späteren ausgaben); die Brandenburgischen wer-
den in zwo marckt geteilt, durch die alt rint die Elb,
die neüwe marck teilt der flussz die Ader genant, daran
ligt Franckfort dz edel gewerbhausz, und zu keiserlicher
wal erwölten statt (!) loeltbiich (1534)59*, ebenso, 15*; die
statt Lindow ist ein herrlich emporium gwerbhausz und
niderlag des Bodensees. Stvmpf schiveiz. chron.{i5i8) 51*;
gewerhehaus. emporium. Hederich 1, 1422;
ein grosser theil treibt kaufmans handl
. . . der meist theil sich mit handwerck nehrt
. . . darumb disz edel gewerbhausz
gleicht wol dem garten uberausz
den du hast in dem träum gesehen.
H. Sachs {lobsp7-uch d. Stadt Nürnberg)
2 (1560), 405c.
2) auch für die jüngere bedeutung in der anlehnung
an gewerbe = Industrie ergeben sich unterschiede in der
bedeutung des ziveiten compositionstheils.
a) für haus ist die grundbedeutung zuständig : die hie-
sigen gewerbetreibenden haben in der errichtung des
gewerbehauses . . . bewiesen , dass sie grosses ausführen
können. Krüger beleucht. einiger übel in uns. gewerbl.
leben (gewerbebörse 1847 , febr.) 12. dazu vgl. das frühere
gewerbehaus in der klosterstrasze zu Berlin, das die tech-
nische deputation für gewerbe und das technische gewerbe-
institut beherbergte, gewerbehaus v. gewerkhaus. Hilpert
1, 463°.
b) die Übertragung erwächst der anlehnung an ein privat-
gebäude und folgt der gleichen entwicklung, die handlungs-
haus in der bedeutung von firma genommen hat, vgl. : ich
habe in meinem leben oft gesehen, dasz der stürz vieler
gewerbshäuser innig mit der minderung der Sorgfalt und
treue gegen ihre arbeiter zusammenhieng. indessen fallen
die drückenden folgen des falles solcher häuser immer
mehr auf das von ihrem fabrikartikel sich nährende
Volk als auf solche handlungshaüser selber. Pestalozzi
(ansichten über industrie) 9, 82, vgl. auch s. 74; fabrik- und
gewerbshäuser 97.
GEWERBEHEROSTRAT, m. : diese (geselhn, die nur
5561
GEWRRBRHERR
GEWERBEKAIJF
5562
wocJienioeise gemiethet nnd) finden bei dergleichen empO-
Hingen die ilinen erwünschte gelegenheit, einige tage,
vielleicht Wochen, auf fremde IcoitttMi zu zechen, inuciion
die handwerkB-rcnommiBten, und glauiicn »ich wolil da-
durch bei der ßeRcllRchaft , aller orten in ansehen und
grossen ruf zu Kotzon. dergleiclion gcwerbe-herostraten,
welche so niaiiclien TernUnfUgen . . . verführen , sollte
man ohne nacliKicht ilircn zerstiihrenden muth einige Jahre
im zuchtliauHe bUssen lassen. Jon. An. Wkih/. 868.
GKWKKUK-, OEVVEHB-, GEWEHH.SIIERK. m., mit
giceierUi veneendungen :
1) gewerbs-, gewerbherr in der bedeutung von ge-
Werbebesitzer (*. o.), gewcrbsinhaber («. «.). ty/. auch
gowerbcarboiter, gewcrbcgchilfc u. a.: wenn mann
aber fürchtet, die tUchtigkcit des bUrgcrstandes m&ge zu
gründe gehen , wenn durch aufhcbung der zünfte und
freigebung der gewerbe sich alle gliodcr desselben in
gowerbshcrren und lohnarbeiter spalten , so scheint mir
dieses eine seiir eitle furcht zu sein. ]jorz »taaUwirth-
arhaffslehre i,\\o; er {der geicerbaautmrhu»*) dient zu-
gleich als friedcnsgoricht für alle Streitigkeiten «wischen
gewerbsherrn und arbeitern. Lkvcuh 49o; ob § 120 g.o.
vertragsmässige Verpflichtungen des gewerbeuntemehmers
gegenüber seinen arbeitern begründe, . . . kann dahinge-
stellt bleiben . . . wenn man auch annimmt , dass der
gewerbherr dem arbeitcr gegenüber . . . verpflichtet sei.
mitsch. d. reichst/er. in eiinU. (iJWfi) U, 84.
2) eine andere bedetttung, die den bildungen kriegsherr,
gerichtsherr parallel geht, trirdfür gewerbeherr im leitsen-
schaftlichen Sprachgebrauch dargeboten : es handelt sich
dabei {bei der amt^brüderschaft) um eine im interesse des
betrcfTendcn gewerbes getroffene massregel, deren eor-
rectur dein geworbeherrn, dessen befugnisse nicht allein
aus der grundherrschaft flicssen, zusteht, indem er das
recht hat, die gewerbestellen zu vermehren. Uiii.iKZ
{nene)-e litteratur Hb. d. städtetcesett) mitth. d. instit. f.
iisterr. geachiehtsfoi-sch. 10, 1«6.
GEWERBE-, GEWERRHILFSMITTEL, n.. ein sechster
nachtheil . . . liegt in der . , . Übereinkunft der meister
eines geschlossenen handwcrks, deren endzweck ist, die
erzieler und verferfiger der materialien und anderer ge-
werbshUlfsmittel des handwcrks zu niedrigen preisen zu
zwingen. Völker (i«oi) 8«.
GEWERBEHYGIENE, /. • gewerbehygiene, der inbegrifi"
aller massnahmcn zur arhaltung und förderung der ge-
sundheit der in den gewerbe- und Industriebetrieben . . .
beschäftigten arbeiter. Lukukh lex. d. gea. technik 4,646;
Eui.ENnF.RQ, handb. der gewerbehygiene. {Berlin 1876);
H. Ai.RRF.CHT, handb. der praktischen gewerbehygiene 1896.
GEWERBEINDUSTRIE, a. gewerbsindustrie.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSINHABER, m.. vgl.
gewerbeherr: weder der ortsobrigkeit, noch den gewerbs-
inhabern ist erlaubet, gcwerbsgcrechtigkeitcn zu verkaufen.
Barth -Bahtuf.nhkjm 8, 164; den einwohnem an den
gräntzen des reichs ist es . . . künftig unverwehrt, . . .
gewerbserzeugnisse von einem im auslande wohnenden
gewcrbsinhaber zu beziehen, bagr. Verordnung von 1826,
reg.-bl. 113, ebenso s.\(iO. und 9^; zur Verzinsung... haben
sie Jahresbeiträge , nach dem zahlenverhältnisz der im
jahres-durchschnitt in ihren gewerben beschäftigten ar-
beiter mit cinschlusz der gewerbe-inhaber selbst vertheilt,
zu entrichten. WUrttemb. gewerbeordnung voi\ ifS» {reg.M.
j». 289): die eröfTnung des konkurses über gowerbsinhaber
bringt weder die genehmigung für eine gewerbliche an-
läge noch eine persönliche konzession . . . zum erlöschen.
IiANDMANN gexcerbeordnung (190,3) 1, 416.
GEWERBE-, GEWERBSINNUNG./.: in den vor den
Verwaltungsbehörden zu verhandelnden gcwerbe-streitig-
keiten ist, wo es sich nicht von allgemeinen Verfügungen,
sondern nur von den ansprüchen einzelner privat - per-
sonen oder gewerbeinnungen gegen einander handelt,
jeder parthie nur ein rekurs gestattet. Württemb. getrerbe-
Ordnung von 1828, reg.-bl. ».286; {tu den Privilegien der
fabrihtntet-nehmer gehört das Vorrecht) gesellen von jeder
gewerbsinnung zu halfen. Kkrinsciirod beitr. t. rftecA.
gewerbeordnung (1840) 71.
GEWERBEINSPECTION, /. • erlasz betr. d. anstellung
von reg.- und gewerberäfhen u. d. organ. der gewerbe in-
speotion {$. preuM. guttuamiiUung imi, l«6); dienttan-
weiaang ftkr die gewerbeintpeotion Ton iwt. datu ge-
wert>ein8pector, vgl. ■ die gewerbetechnitchen beunten für
einzelne bezirke . . . führen den titel gewerbe-inspektor.
». preust. geaetu. 1801, IM; auf ihren bericht vom M. Ja-
nuar d. j. will ich sie ermächtigen , die «mtabexcich-
nungen 'gewerbeinspektionsaapirant' and 'gewerbeinapek-
tions-atsislent' nach itirem Torschlage durch die titel
'gewerbereferendar' und 'gewerbeaasessor' zu ertetxen.
kgl. Verfügung v«m januar 190« (prewn, minitierialhl. d.
handeis- u, geteerbeverwaHung 4, ts).
GEWERBEINSTITUT, n. . die prUfunfnMOfBiiM der fOr
einzelne gewerbe angeordneten prUfangsbehOrden , der
obcr-baudeputation oder des teohnitcben gewerbeinstituta
. . sind als genügender naohweia . . anzaaehen. geteerte-
Ordnung 184A, § 108 {preuet. geaetu. 184A, 61); dasz man
ihre {der innungen) freie entwickelung . . . von der Will-
kür der polizei abltängig machte, und somit thataftchlicb
ein polizei-insUtut statt eines gewerbeinstituta schuf, ent-
irurf einer allg. handxcerker- «. gewerbeordn. 1848 ; Phillipe
scheint von dem gewerbeinstitut und den provinzial-ge-
werbesohulen viel zu erwarten und will deren etat erhfibt
haben. Zieoi.er im iat dem handxrerkeratande tu helfen
(18M) 46. vgl. auch oben unter gewerbeakademie.
GEWERBE , GEWERBSINSTITIITION./- mögen rie
beweisen, . . . dasz ein reiner, kräftiger geist und frischea
leben aus diesem hause in die schlummernden und theila
entarteten gewerbsinstitutionen strOmen soll. KrOobr im
geuierbebörte (1847) februarheft l>.
GEWERBEINTERESSE, ». gewerbaintereMe.
GEWKRBFJIJGEND. *. gewerbsjugend.
GEWKRBEK AMMER,/., vgl. handelskammer, vgl.ouA
kammer th. b, ap. 114: die gänzliche aufhebung der ge-
werbefreiheit . . . sowie die einrichtang einer allgemeinen
deutschen gewerbe kammer ala gesetzlichea organ, am
die bcdürfnisse des gewerbestandes zur kenntnisz dee
gesetzgebenden Parlamentes zu bringen, sind die beiden
artikel, von deren aufnähme in das reichsgrundgesetz die
gewerbetreibenden ihr ganzes heil erwarten, entvntrf einer
allg. d. handxcerker- u. geicerbeordnung 1848; für eine ange-
messene anzahl von gewerbebezirken sollen gewerbekreiae
gebildet und krcisgewcrbckammem errichtet werden, verh.
u. be-scM. d. handxcerker- u. gewerbe-eongreaaea tu Trier 184B;
die gewerbe- und bandelskammem sind körperschaflen,
welche durch wähl oder ernennung aus dem handels-
und gewerbestande hervorgehen. Sciiäfflk im deutschen
staatsicb. A, 9S6\ die bestehenden gewerbekammem treten
unter entsprechender änderung ihrer Verfassung an die
stelle der handwerkskammem. vorschlage de» preuat. hmi^-
delainini-ateriums tur erriehtung von fachgenonensdu^ftem
und haudtrerkskammem (l8W) bei RoHnscHElDT644; ganz
ausserhalb dieses kreises stehen aber die wählen zu den
handels- und zu den gewerbekammem. Bindino d. wtri^-
recht 11, 2, 882. dazu
GEWERBEKAMMERTAG,m.. in der heuUgen and letzten
Sitzung des deutschen handwerks- und gew^erbekammer-
tages gelangte zunächst ohne debatte ein den achatz des
meister- und gesellenlitels betrefTender antrag . . . zar an-
nähme. Voaa. teitg. 18./8. 1905.
GEWERBEKARTE, /. ; zur bemesaang dea bedarfa (an
tahlpapieren) sind . . . für den ataat . . . auf 100 haaahal-
tungen ... 125 zählbogen and 190 anleitangen zur aas-
fUUung der zählformulare zu rechnen, während der be-
darf an gewerbekarten auf zwei drittel der gesammtzahl
der bei der gewerbezählung von 1875 ermittelten gewerbe-
betriebe anzunehmen ist. bekanntmachutig, betr. die erheb.
einer bert{fsatati.<>tik i.j. 18SS im aentralbUttt f. d. dtaeh. reiek
10. 49.
GEWERBEKASSE,/., vgl. gewerbebank: Prankfaitor
gewcrbekaase {gegründet 1862), Stuttgarter gewerbekaaie
{gegründet 1882).
GEWERBEKATASTER, m. ■ ebensowenig . . . sind dareh
§14 {d. ge%cerbeordnung) die landesherrlichen bestimmungen
berührt, welche ... die anlegang von gewerbekatastem
. . . betreffen. Landmann ge%perbeordnung i, 107.
GEWERBEKAUF, m. eine biidung der rtthtageaehieJtt-
liehen foraehung ßlr gewerbegroschen, gewerbesteuer h. «.;
der könig befreit die weber zunächst von den grundherr-
849»
5563
GEWERBEKENNTNIS
GEWERBELEBEN
5564
liehen lasten, nämlich von aufläge und Schätzung, von
aller bede und vom gewerbekauf. Eberstadt Ursprung
des Zunftwesens 88. vgl. auch Uhlirz mittheil. d. inst. f.
österr. geschichtsforsch. 19, 186.
GEWERBE-, GEWERBSKENNTNIS, /., vgl. gewerbe-
kunde, handelskunde, handlungskenntnis. das compositum
ist in zwei hauptverwendungen belegt: in der einen {plural-
gebrauch) werden die erriingenschaften der gesammtheit ge-
kennzeichnet, die andere bezieht sich auf die Stellung des
einzelneil zu den anforderungen einer besiim/rnten gewerbeart.
1) nicht die zünfte waren es, welche im mittelalter
die früheren gewerbskenntnisse erhielten, und unseren
Jahrhunderten mittheilten. Lotz staatsvoirthscliaftslehre
2, 100; zur Verbreitung nützlicher gewerbskenntnisse . . .
sollen sie {die beiden gewerbsvereinsvorsteher) durch beleh-
rung und beispiel wirken, bagr. Verordnung von 1826 {reg.-
blatt 123); diese zwecke {der gewerbsvereine) sind: Ver-
breitung nützlicher gewerbskenntnisse unter den vereins-
mitgliedern . . Unterstützung dürftiger gewerbsangehöriger.
ScHLiGHTHÖRLE gewerbsbefugnissc in München 1, einl.
s. 86; wer von euch sich mit dem glauben herlassen wollte,
die zünfte und Innungen verbürgen . . . die Vervollkomm-
nung der gewerbekenntnisse . . . der würde gar bald zu
der Überzeugung vom gegentheil gelangen. Orsbach zünfte
u. innungen 62.
2) es läszt sich unabhängig von der beabsichtigten Ver-
mehrung der gewerbskenntnisz auch noch ein moralischer
nutzen des wanderns denken. (J. G. Hoffmann) d. inter-
esse d. manschen bei d. besteh, zunftverf. 102 ; Vorrichtungen
der gewerbsstätte, zu deren Vervollkommnung und betrieb
er seine gewerbskenntnisse und sein vermögen anwandte.
Reingruber natur der gewerbe (1816) 7; bei Verleihung
des meisterrechts könne es nur auf eine entscheidung
darüber ankommen, ob hinlängliche gewerbskenntniss
vorhanden sei. Rohrsgheidt 624; die personal-erforder-
nisse zur erwerbung von gewerbebefugnissen sind grosz-
jährigkeit . . . ; die rücksicht auf das geschlecht . . . ; ge-
werbekenntnisz. Kleinsghrod beitr. zu einer deutschen
gewerbeordnung 80 {aus der Österreich. gewerbeverfassu7ig) ;
wie die anzahl jener beschaffen sei, welche voreilig, ohne
zureichende gewerbskenntniss und Verlagsmittel sich in
gewerbliche etablissements stürzen. Kleinschuoü 39.
GEWERBE-, GEWERBSKLASSE,/., vgl. gewerbegruppe:
endlich kommt noch zu bemerken, dass ein zwischen ein-
zelnen handeis- und gewerbsclassen getroffenes überein-
kommen über ihre gegenseitigen gewerbs- und handels-
rechte ... ungültig sei. Barth-Barthenheim 1,291; so
läszt sich wohl sehr leicht die frage beantworten, in wie
fern und in wie weit das gewerbe des kaufmanns pro-
duktiv sein mag, das man gewöhnlich unter die produk-
tiven gewerbsklassen zu zählen pflegt. Lotz staatswissen-
schaftslehre 1, 186; die Überfüllung der verschiedenen ge-
werbsklassen. Orsbach 262; so könne man den taxirten
gewerbsklassen nur einen mangelhaften ersatz ihrer aus-
lagen zugestehen. Rohrsgheidt 286; dazu gewerbeklassen-
steuer, /. (Kleinsghrod 42).
GEWERBEKNECHT, m.. vgl. handelsdiener u. a. : warf
er auch einen prüfenden blick in die bücher . . . und nahm
mit befriedigung wahr . . . dass der gang seiner handlungs-
angelegenheiten . . . sich gelassen vorwärts bewegte , . .
dann schellte er dem gewerbeknecht, der im hause wohnte,
und befahl ihm, das comptoir zu schlieszen. G. Keller
Martin Salander cap. 15.
GEWERBEKOSTEN, s. gewerbskosten.
GEWERBE-, GEWERBSKRAFT,/.: durch allgemeine
ehrenfestigkeit und anmassungslose gewerbskraft ausge-
zeichnet. Pestalozzi 9, 78. vgl. auch kunst-, erwerbs- und
berufskräfte *', 263 ; an der spitze aber dieser concen-
trierten gewerbekraft steht ein gewerbe - ministerium.
WiNDVi^ART rettung d. geiverbestandes (1848) 10.
GEWERBEKRANKHEIT, /.. vorwiegend im plural ge-
braucht: gewerbekrankheiten sind solche, welche infolge
des betriebs eines gewerbes entstehen. Thiel 4,426; ich
verstehe . . . unter 'gewerbekrankheiten' ausschliesslich
diejenigen krankheiten, welche die arbeiter gewisser be-
triebe regelmässig bei längerer arbeit in denselben zu
befallen pflegen, und welche durch ihre ganz charakte-
ristischen merkmale kenntlich sind; z. b. die bleivergif-
tung. Wengler «»•c7tü'/. ö^enrt. recM 15, 492; v^L Merkel
u. Hirt gewerbekrankheiten^ Leipzig 1882. E. Winkler
über gewerbekrankheiten der oberen luftwege des ohrs u. a.
vgl. auch gewerbliche krankheiten.
GEWERBEKREIS, m. : für eine angemessene anzahl
von gewerbebezirken sollen gewerbekreise gebildet . . .
werden, verh. u. beschl. d. handicerker- u. geioerbecongresses
zu Trier 1849.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSKUNDE,/, mit zwei-
facher Verwendung : in der hauptbedeutung faszt der ztoeite
compositionstheil in collectiver function das System der tech-
nologie zusammen; in älterer Verwendung zielt er auch auf
die kenntnisse eines einzelnen, was jetzt dem concurrenz-
wort gewerbekenntnis {s. d.) vorbehalten ist.
1) ihr {der gewerbsdeputation) zweck ist, das wissenschaft-
liche der ganzen gewerbkunde in ihren fortschritten zu
verfolgen, publicandum . . . von 1808 {gesetzs. f. d. preusz.
Staat 1808, 365) ; und der gewerbskunde liegt es ob , den
menschen mit den handgriffen und Verrichtungen bekannt
zu machen, welche erforderlich sind, um die rohen stoffe
zu bearbeiten, welche die natur dem menschen darbeut.
hoT?^ staatswirthschaftslehre 1,4:; allgemeines ökonomisch
technolog. hilfsbuch . . oder das gemeinnützigste . . für die
haushaltungs- und gewerbskunde. Frankfurt 1820; ausser-
dem mag hier . . . der beitrage zur gewerb- und handels-
kunde von Weber . . gedacht werden. Werneburo bildung
der gewerbtreibenden (1827) s. 38 ; gewerbkunde, technologie.
Beil 243. gewerbslehre oder gewerbskunde s. v. w. techno-
logie. Thiel 4,428; gewerbskunde, nicht .. gewerbekunde.
Rumpf 137; gewerbekunde oder gallerie der vorzüglichsten
künste und handwerke. Wien.
2) wirklich wird bei anstellung eines meisters seine
aufführung, gewerbskunde und vermöglichkeit untersucht,
und namentlich musz der meisterkandidat, um seine ge-
werbskunde ganz ausser zweifei zu setzen, ein mcister-
stück machen. Nibler über Zunftwesen u. gewerbsfreiheit
(1816) 45 ; insbesondere aber bleibt bei gewerben, deren aus-
übung . . . ein wohlbegründetes vertrauen in die person
des gewerbsinhabers voraussetzt, die persönliche gewerbs-
kunde jedesmal der höheren rücksicht auf einen durch-
aus rechtlichen Charakter . . . untergeordnet, bayrische
Verordnung von 1826 {reg.-bl. 1826 s. 93); mit Umgehung
jeder neuen anforderung in beziehung auf die nachweisung
der gewerbskunde. ebenda s. 160.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSKUNDIG , adjectiv,
gerne substantiviert gebraucht: die strenge und sorgfäl-
tige genauigkeit, welche der kauflustige auf die Unter-
suchung der gute der von ihm begehrten waare verwendet,
läszt sich von dem zur aufsieht angestellten agenten der
regierung nie erwarten; selbst von dem gewerbskun-
digsten nicht. Lotz staatstoirfhscliaftslehre 2, 171; nur gut-
gesittete gewerbskundige und hinreichend vermögliche
Individuen zu meistern aufnehmen. Nibler über Zunft-
wesen und gewerbsfreiheit (1816) 45; durch die Vorsorge
angemessener zunftartikel für jedes zünftige gewerbe
und ihre periodische revision unter mitwirkung ein-
sichtsvoller gewerbskundiger . . . wird diesen Streitig-
keiten am sichersten vorgebeugt werden. Kleinsghrod
137 ; man berief auch , wenn es sich darum handelte,
gewerbsprodukte zu verfeinern, auswärtige gewerbskun-
dige, wie z. b. färber, tuchbereiter. Sghlighthörle ge-
werbsbefugnisse in München 1, einl. s. 29; gewerbkundiger,
technologiste, technologist. Beil 243.
GEWERBE-, GEWERBELADEN, m. : bei häusern, zim-
mern oder gewerbläden zahlt der vermiether seinem
ausgewiesenen miether für entschädigigung soviel, als
das miethgeld für die in dem ortsgebrauch bestimmte
aufkündigungsfrist beträgt. Justizgesetze f. Baden (1879)
1, 403, vgl. auch gewerbslaube.
GEWERBELANDTAG, m. : nachdem ... die provinzen
sich in und durch sich geordnet, berufen sie in einem
central - gewerbe - verein oder gewerbe - landtag die durch
diese urwahl gewählten provinzialvertreter. Windmart
rettung d. gewerbestandes 9.
GEWERBELAUBE, s. gewerbslaube.
GEWERBE-, GEWERBSLEBEN, n., loie gewerbekennt-
nis u. a., in allgemeiner und in individueller fassung des
zweiten compositionstheils belegt.
5565
GEWERBELEGISLATION
6EWERBEMÄSZI6
5566
I
l) in (lieKcm streben, das gewerbsleben eines voIkes
durcii fremde gewcrbsleute . . . kräftiger und mannigfal-
tiger durzustellen. Uieuei. natwnalikonotnie (l8Stt) >, tM;
80 tiat die (englinche) reformbill Ton 18SS den ge-
waltig tierungcwachHcnen intereasen des gewerbo- und
tiandülKlcbcns einen weitern antheil an der Vertretung
eingerilumt, und /.war mit directer Verkürzung der aris-
tokratio. IVIoiii. ataaUtrecht 1,87; meine eitern waren
einfache bUri^crKleuto , die zu Zeiten, wenn die Ungunst
der öffentlichen verhäUnisso auf daHgcwerbslcbon drückte,
der arniuth nRher als dem Wohlstände lebten. (iKitviNUa
leben 2; duss im mittelalter mit dem auf)>lhhcndon ge-
werbeloben . . . auch der hang nach Wohlleben immer
grösser wurde. Rohrbciikidt loo, t. atuJi gewerbliches
leben.
S) ein einzwängen derselben {der atxtdenten) in die bände
des ernsten alters und grübelnden gowerbslebens. blütter
f. litter, unterhalt, i, 615'"; mit der gewerbofreiheit war
ihm die möglichkoit eines . .. selbständigen . . . familicn-
and gewerbelobens eröffnet. Orsuacii tünfte und in-
nungen 16.
G1':WERBK-, ÜKWERBSLKGISLATION./.. vgl. gewerbe
gesetzgebung : epochcn so auszerordentlicher umstände
sind jedoch nicht geeignet, über das wichtigste ergebnisz
der gewerbslegislation . . . {wohUtand oder Verarmung) . . .
ein richtiges urtheil zu begründen. Klkinschrod 88
(geworbelegislation 67).
GEWERBELEGITIMÄTIONSKARTE, /.. *. gewerbe-
bcrechtigung: gegen Verfügungen der unteren Verwal-
tungsbehörden, durch welche reichsangehörigcn eine go-
werbelegitimationskarte versagt . . . worden ist, findet
innerhalb zwei wochcn die klage bei dem bezirksaus-
Schüsse statt, gesetzsanindung f. d.preusz. stauten (1884) 8;
die fcstsetzung eines formulars ... ist um so eher ent-
behrlich , als . . . angeordnet ist , dass zu den gewcrbe-
Irgitimationskarten der inländischen handelsreisenden
das nach massgabo der Zollvereins- und handelsverträge
hergestellte formular benutzt werde. Landmann gewerbe-
Ordnung (190S) 1, 887.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSLEHRE, /. mit
Bteeierlei bedeutungen von gewerbe:
1) gewerbe in der bedetttung erwerb: der mensch soll
nimmer im brötling untergehen, der lehrling nimmer als
nieszling lernen, die blosze gewerbslehre maclit den er-
werb zum höchsten Urbild — die Wissenschaft zum
Wechselhandel, den schUIer zum scbacherjuden. die
schule ist ja nicht erwerbslehre , sie ist lebenslehre.
Jahn (merke tum deutsehen volksthum) a, 681 Euler.
2) gewerbe in der engeren bedeiitung von industrie:
gewerblehre für technologie bei Campe verdeutsch. -wb.;
gewerbslehre oder gewerbskunde a. technologie. Thiei.
4, 428*.
GEWERBELEHRER, m.. vgl. gewerbeschule : dasz . . .
der besuch der gewerblichen fortbildungsschulo obliga-
torisch gemacht, die schule als herufsschule eingerichtet
wird, gewerbelehrer angestellt werden. Voss. zeit. 6. 8. 1905.
GEWERBE-, GEWERB . GEWERBSLEITUNG. /..• ein
achter nachtheil ist, dasz durch geschlossene zunftver-
fassungen dem Staate in mancherlei hinsieht die rich-
tige gewerblcitung sehr erschwert ist. Völker 40; von
nnbeginn der regierung sr. majestät, ward die tendenz
der liandels- und geworbsleitung mehr beschränkend . . .
als jedoch im jähre 1809 und 1810 ... die Industrie . . .
den höchsten schwung erreichte, sprach die {tewerbs-
und handelsleitung den grundsatz der liberalität aus.
Barth - Barthkniikim österr. geioerbs- u. handehgeaetn-
künde l, 54.
GEWERBELEUTE, s. gewcrbsleute.
GEWERBELOCAL. s. gewerbslocal.
GEWERBE-, GEWERBLOS, adjecHv. mit verschieden-
artiger bedeutung des ersten eotnpositionstheils. je nachdem
das icort öß'cnfliche oder private gdtung getcinnt.
l) auf landitchaßen und Völker bezogen führt da» ad-
jectiv den mittleren begriff von gewerbe ein: da auch
Spaniens zum theil äusserst gewerblose Staaten, im
jähre 1768 . . . mit vielen hundert deutschen fabrikanten
. . . bevölkert wurden. Jon. Aham Weis/, über das zunß-
ircAvii SS; dieses dünnbewohnte, gewerblose land {Rust
land) wird uns nur einen schwachen widerstand leisten.
Pkhtz aus Steins leiten l, fl98. vgl. gewerbearm.
8) auf einzelne beugen fOihri et die bedeutung erwerb
ein. vgl. erwerblos th. 8, «p. 1061 : and weder das publicum,
noch einzelne personen werden mehr ungemach erfahren,
wenn gewisse klassen von manufacluristen gewerblos, als
wenn Soldaten verabschiedet werden. Garvk verdeuteeh.
des Adam Smith (4, v) 8, 71 ; zum Volk gehört mehr als
müszige zehrer, hungeror und lungerer und gewerblose
brückner und eckner. Jahn 8, 2, 4AS; wenn daa anter-
nehmen jener bank auch gelungen wäre: »o würde de
doch, ohne das landeskapital im mindesten zu Tergrßszem,
nur einen beträchtlichen thcil davon klugen und nütz-
lichen Unternehmungen entzogen, und ausschweifenden
und gewerblosen zugewandt haben. Gamve a. •. o. (ß, I)
2, 77.
GEWERBEL0SI6KEIT, f tu der ersteneähnten veryien
düng de» adjectiv» gehörend: es darf nicht fibertehen
werden, dass die Verdorbenheit der fabrik bevfilkerungen
oft nicht sowohl den Verhältnissen der gewerbsinduftrie
zur last fällt, als vielmehr noch der zeit der gewerbe-
losigkeit, welche vor der errichtung der fabriken in
einem ackerbauenden Staate stattfand. Moni >nirtt. g»-
wet-ba-industrie 1, 69.
GEWERBELUSTIG, ». gewerbsIusUg.
GEWERBE-, GEWERBMANN. m.. «. gewerbsmann.
GEWERBE-, GEWERB , GtlWERBSMÄSZIG, adjeeih.
jüngere bildung, die vom anfang des ii.jahrh. ab, erat in
spärlicher vencenduug , dann in wachsender auadehnung,
den Sprachgebrauch beeinflttnt. Schwierigkeiten verursacht
die bedeutungsabgrenxung, da der allgemeine Sprachgebrauch
andere wege einsehlägt, als die reehtsspraehe, die da» wort
neuerding» gant beaondera begünstigt, diese Sondersprache
läati »ich nebenbei auch vom allgemeinen Sprachgebrauch
beeinflussen, ebenso von dem bedeutungsieerth der beiden im
eomposiittm vereinigten werte, am »ieheraten geht die ju-
ristische definition da, wo »ie den begriff der geteerb»-
mä»tigkeit aus der Wortverbindung ein gewerbe aus etwas
machen {vgl. »p. 5525) gewinnt und da» entscheidende mo-
ment darin sieht, das» die absieht auf fortgesetzten er-
werb . . . gerichtet ist. (entscheid ungen de» reich»gerieht»
in straf s. [iSSß] 14, 80). denn in der that der juritttische
begriff gewcrbsmäszig fastt gewerbe einerseits als erwerb
ax^f, und zwar in der engsten anlehnung an den begriff
quaestus, der sonst unter den eompositis und ablei fangen
so wenig gepflegt wird, an diesem begriff von quaestus
ist andereiaeits die Vorstellung einer Wiederholung, einer
fortsetzung der thätigkeit, also das oben (sp. 5499) be-
sprochene moment der dauer stark herausgearbeitet, und
eben dieses moment der dauer ist für den allgemeinen
Sprachgebrauch an gewcrbsmäszig ausschlaggebend, hier
ist gewerbe in der umfassenden bedeutung von erwerbs-
thätigkeit, profession, beruf (vgl. sp. 5519) übernommen und
von hier aus enticickelt es den begriff der gewohnheits-
mäeiigen atteübung von handlungen. die durch den leben»-
bert4f gegeben sind, gewinnsüchtig, gewohnheitsmäszig,
das sind bis jetzt die ättszersten pole der entirieklung von
gewcrbsmäszig innerhalb der rechts.9p räche einerseits, in
dem allgemeineren Sprachgebrauch andererseit». im mittel-
punkt steht die voretdlung der fortgesetzten thätigkeit,
die sich at\f der einen »eite in der richtung at^f ge-
werbe. quaestus verflüchtigt, auf der andern in der an-
näherung von gewerbe an profession. beruf kräftigt und
ausbildet, zur form ist hervortuheben, da»s gewerbsmäszig,
namentlich netierdings. durchaus überwiegt, da»x aber die
älteren belege auch gewerbemäszig aufirrisen.
l) der allgemeinere Sprachgebrauch .- so bildete sich dort
eine gewerbmäszige riuberei. die wegen der Unter-
drückung des landvolks durch einzelne burgherm stets
Zuwachs erhielt. Jahn (wterke t. d. rotksthum) 2,2. 871
Etiler; aber der gewerbmftszige betrieb der liebe hatte
sich noch nie so unmittelbar und ausgemacht mit dem
beruf der Schauspielerin selbst verbunden, als es heut-
zutage im napoleonischen kaiserreiche der fall ist , wo
von allen an den theatem engagirten aotricen mehr als
drei viertel ... die geschäfte der käuflichen Venus in
einer vollständigen Organisation . . . betreiben, fast alle
Schauspielerinnen theilen jetzt ihre zeit und ihren beruf
5567
GEWERBEMASZIG
GEWERßEMÄSZIGKEIT
5568
/wischen der kunst und dem liebesgewerbe. Tii.Mundt
Paris u. Louis Napoleon 2, 89 (die liebe blosz als In-
dustriezweig und ohne alle sinne zu treiben. 99); wo die
allenfalls eingeführte einkommensteuer das erträgniss der
gewerbsmässig betriebenen arbeit ausser berechnung
lässt ... da entspricht die gesonderte aufläge einer
Schätzung auf den gewerbeverdienst vollkommen dem
principe der gleichen . . . steuerpflichtigkeit. Fentsch im
d. staatstcörterbuch i, 341 ; auch in der groszen stadt Berlin
hatte der umsichtige finanzmann wenig von der vorsieht
angenommen, welche den gewerbsmäszigen bettler abzu-
weisen befiehlt. G. Freytag (Karl Mathy) 22, 381 ; als söhn
eines braunschweigischen ministers {v. Schldnitz) und
als gewerbsmäsziger diplomat an das hofleben ... ge
wohnt. BiSMARCK ged. und erinner. 1,123; vor erbau-
ung der eisenbahnen hat es zeiten gegeben , in denen
nach Überschreitung der grenze ein österreichischer be-
amter zu dem preuszischen Courier in den wagen stieg,
und unter assistenz des letztern die depeschen mit ge-
werbsmäszigem geschicke geöffnet, geschlossen oder ex-
cerpirt wurden, bevor sie an die gesandtschaft in Wien
gelangten, i, 229; auf dem ganzen Schwarzwald und wohl
auch in andern katholischen gegenden gibt es leute, die
gewerbsmässig für andere wallfahrten. Hansjakob bau-
ernblut 171.
2) der gebrauch in der rechtssprache.
a) bedeutungsfeststelltingen : schioanken zunschen den be-
griffen gewohnheitsmäszig und gewinnsüchtig, anlehnung
an gegensätze im bedeutungsinhalt von gewerbe: mit dem
'gewerbsmässig' hat nur ein betrieb als dauernde ein-
nahmequelle, als ein regelmässiger im gegensatz zu einem
bloss gelegentlichen betriebe bezeichnet werden sollen.
entscheid U7igen d. reicJisoberhandelsgerichts (187.5) 14,118; der
gegenständ einer erfindung wird 'gewerbsmässig' gebraucht,
wenn er in einem gewerbebetriebe gebraucht wird, ent-
scheid, d. reichsger. in civils. (1897) 39, 38 ; gewerbsmässig
= gewerblich bedeutet also nicht bloss gegenständ eines
gewerbes, sondern auch beihülfe bei und in dem gewerbe.
Kohler Patentrecht 434; der begriff des gewerbes und der
gewerbsmässigkeit ist in der gewerbesteuergesetzgebung
derselbe wie in der gewerbeordnung , im handelsgesetz-
buch und Strafgesetzbuch : er erfordert eine fortgesetzte
öftere thätigkeit, die erkennbar das ergebniss eines ent-
schlusses bildet, derartige handlungen öfter zum zwecke
des erwerbs zu wiederholen, entscheid, d. preusz. kammer-
gerichts v. 13. februar 1902, s. gewerbearchiv f. d. dtsch. reich
1, 679.
b) von einflusz auf diese Verschiedenheit der begriffsbe-
stimmung sind einzelne Verbindungen des adjectivs, die sich
im rahmen der rechtsanwendnng immer wiederholen: eine
reihe von begehungen erhält erst dadurch den Charakter
der strafbarkeit, . . dass sie in einer bestimmten art und
weise begangen werden .. es gehören hierher: gewerbs-
mässiges glücksspiel, gewerbsmässige unzucht ohne poli-
zeiliche kontrolle, gewerbs- oder gewohnheitsmässige heb-
lerei, gewerbsmässiges unberechtigtes jagen, gewerbs- oder
gewohnheitsmässiger wucher. J. Kayser gewerbsmäszig-
keit im glücksspiel 8.
a) die gewerbsmäszigkeit bedingt die strafbarheit von
handlungen.
l)) wer aus dem glücksspiele ein gewerbe macht, wird
mit gefängnisz bis zu zwei jähren bestraft, reichsstraf-
gesetzb. §284; für die annähme, dasz der kommissions-
bericht der zweiten kammer mit den Worten : 'alle hazard-
spiele', nur den gegensatz zu den 'gewerbemäszig betrie-
benen' habe ausdrücken, das erfordernisz der gewinnsucht
aber habe beibehalten wollen, fehle es an jedem anhalts-
punkte. entscheid, d. preusz. obertribunaU 67, 56 (1872; abt.
kriminalsachen) ; handelt es sich um ein gewerbsmässiges
roulettespiel , so ist dann nur diese dritte person der
eigentliche bankhalter und der aus dem spiele ein ge-
werbe machende, entsch. d. reichsger. in strafs. (1886)
14,30; vgl. auch u, 3i ; an der spitze dieser leute standen
die grossen gewerbsmässigen bankhalter, wie sie der
'Hannoversche spielerprozess' der öffentlichkeit vorge-
führt hat. Kayser gewerbsmäszigkeit im glücksspiel ^2;
die angeklagten sagen selbst, sie seien keine gewerbs-
spieler, sondern nur einem hohen grad von leichtsinn
verfallen . . . deshalb liegt nachweisbar gewerbsmässiges
glücksspiel bei ihnen nicht vor . . . sie hatten doch mittel,
um das spiel einmal beginnen zu können . . . würde
mittellosigkeit vorgelegen haben, so würde § 284 sich
leichter haben anwenden lassen, strafkammer-urteil im
Berliner 'harmlosenprozesz' nach zeitungsber. (1899); dasz
der rektor S., wenn auch nicht geradezu gewerbsmässig,
so doch zu wiederholten malen in offener wirthschaft
am hasardspiele sich beteiligt habe. M. Bücking rektor
Siebrand s. 194.
2)) mit der im § 274 (diejenigen, welche aus der kuppelei
ein gewerbe machen, sind mit Zuchthausstrafe . . zu be-
legen) bestimmten strafe der gewerbsmässigen kuppelei
ist auch derjenige zu belegen, welcher ohne ausdrückliche
erlaubniss der Polizeibehörde eine hurenwirthschaft an-
legt, entwurf d. Strafgesetzbuches f. d. preusz. Staaten (ISSO)
§ 277 ; Weibspersonen , welche den polizeilichen anord-
nungen zur Verhütung der gewerbmäszigen oder öffent-
lichen Unzucht zuwiderhandeln, sind von der Polizeibe-
hörde, ohne Zulassung eines gerichtlichen Verfahrens,
mit gefängnisz bis zu sechs wochen zu bestrafen, staats-
raths-entincrf e. preusz. straf ge^. xmn 184^5- § 401 bei Kamptz
zusamm,enstell. d. drei entwürfe d. preusz. straf ges. (1844) 89 ;
mit haft wird bestraft: 6) eine Weibsperson, welche wegen
gewerbsmässiger unzucht einer polizeilichen aufsieht
unterstellt ist, wenn sie den . . polizeilichen Vorschriften
zuwiderhandelt, oder welche, ohne einer solchen auf-
sieht unterstellt zu sein, gewerbsmässig unzucht treibt.
reichsstrafgesetzbtich § 361 abt. C; (e*) wird die unzucht
gewerbsmässig betrieben , wenn eine Weibsperson aus
dem fortgesetzten unzüchtigen verkehr mit (einer mehr-
heit von) männern eine erwerbsquelle macht. Oppen-
HOFF Strafgesetzbuch 946.
3)) das landgericht zu Magdeburg hat den angeklagten
. . . wegen gewerbsmässigen unbefugten Jagens . . . ver-
urteilt, entsch. d. reichsger. in strafs. (1883) 7, 33. vgl. aueli
reichsstrafgesetzbuch % 294.
ß) handlungen, die durch geioerbsmäszige unederholung
nicht strafbar werden-, er betreibe aber gewerbsmässig
bankiergeschäfte. entsch. d. reichsger. in civils. (1897) 38, 19;
nicht einfach ist häufig die feststellung, ob speculationen
gewerbsmässig betrieben werden. 'Fmf.dheb.q vericaltxings-
archiv (1903) 11, 571 ; wer gewerbsmässig drucksehriften . . .
verkaufen . . . will, bedarf dazu einer erlaubniss der orts-
polizeibehörde. geicerbeordnung für d. deutsche reich von
1883 §43, abs. 1. vgl. auch abs. 5; in zwei jähren ver-
jähren die ansprüche: 4. der gastwirthe und derjenigen,
welche speisen oder getränke gewerbsmässig verabreichen,
für . . . den gasten . . . gewährte leistungen; 6. derjenigen,
welche bewegliche Sachen gewerbsmässig vermiethen,
wegen des miethzinses. dtsch. bürg, gesetzbuch § 196 im
reichsgesetzblatt (1896) 220; ein gastwirth, der gewerbsmäs-
sig fremde zur beherbergung aufnimmt, hat einem im
betriebe dieses gewerbes aufgenommenen gaste den scha-
den zu ersetzen, den der gast durch den verlust oder
die beschädigung eingebrachter Sachen erleidet. §701, .9.314;
gastwirtschaft ist die gewerbsmässige beherbergung von
fremden; . . . schankwirtschaft ist das gewerbsmässige
feilhalten von getränken aller art zum genuss auf der
stelle. HuE de Grais handbuch d. Verfassung u. Verwal-
tung (1901) 537 ; es stände nichts im wege, diese abgestufte
art der berechnung der Strassen- und kanalkosten auch
auf die gewerbsmässige bauthätigkeit anzuwenden, wie
es in Belgien üblich ist. Brandts geicerbsmäsziger Woh-
nungsbau u. gemeinnütziger Wohnungsbau, s. techn. ge-
meindeblatt 3, 226 ; sodann hat sich der herr Vorredner
darüber beschwert, dasz an einzelnen stellen eine ge-
werbsmäszige bautätigkeit von baugewerkschullehrern
ausgeübt würde. Stenograph, berichte des preusz. abgeord-
neteiihauses (i905) *. 9717.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSMÄSZIGKEIT, /.,
Substantivbildung zum, vorigen.
l) ztim bedürfnisse der Substantivierung vgl. : zwar das
ist anerkannt, dass hier der begriff der gewerbsmässig-
keit kein anderer ist, als der im einkommensteuergesetze
wie im gewerbesteuergesetz überhaupt festgehaltene.
¥mv.n\i¥.nci Verwaltungsarchiv 11,571; es bedarf jedoch
hierüber keiner entscheidung, da es ... an dem zweiten
5569
GEWERBEMEISTER
GEWEHBEN
5570
zur gcworbsmässigkcit gehörigen momenle.. . fehle, ent-
scheid, d. reichger. in civiln. (18»7) »8, >1.
a) zur bedeutwig itind die Verwendungen von interetme,
die den einen oder den andern der beitlen oben fettge-
atellten begriffe heruti«hel/en.
a) beide begriffe sind gleichnuinzig beriUkaichtigt : zur
gewerbsmäHsigkeit eines betrlobes ist der willo des han-
delnden erforderlich, eine fortgeitetzte , auf erwerb ge-
richtete tätigkeit auszuüben. {teiUchr. f. reeht»pJUge,
bd. 26, ». 180; entach. d. reichager. in atrafa.bd. 18, #. 888).
ß) der begriff der gewinnattcht iat hervorgehoben: bo
wenig CS möglich sei , dasz erfordernisz der gewerbe-
mäszigkoit des spielps aus dem § s»6fl in den § 287 (dea
preuai. atrafgesefzbuchea von 1851) hineinzutragen, ebenso-
wenig könne ein Iheil der vorausset/ungen der gewerbe-
mHs/igkoit, nllialicli die auf cr/.ioliing eines gewinnes ge-
riehleiü absieht des § 266 in § 2t>7 hinlibergenommen
werden, entscheid, d. prctiaz. obertribunuU 67, 68 (1872 abt.
kriminalaachen) ; wenn auch dieser . . . bei der oft erheb-
lichen anzuhl der kranken einen geschäftsbotrieb mit
nach kaufmännischer art geführten büchern erfordere,
80 fehle ihm doch das nierkmal der gewerbomässigkeit,
da . . . das anlagekapital verzinst, nicht aber ein gewinn
erzielt werden solle. Jahrbuch f. entscheid, des katnmer-
gerichta (löOl) 21 A. 248; dass ihr willo aber von vorn-
herein darauf gerichtet war, sich die mittel zu diesem
aufwand durch spiel zu erwerben, hat sich nicht nach-
weisen lassen ... es liegt sonach kein sicherer schluss
für die gewerbcmUssigkeit des spiels vor. urtheil im 'härm-
loaenprozeaz' , vgl. oben.
y) der begriff der Wiederholung ut\d getoohnheitamäazvf-
keit: das gericht ist berechtigt . . , auch solche . . band-
hingen, welche den Charakter der gewohnheits- oder ge-
werbsniässigkeit an sich tragen, zum gegenständ der Ver-
handlung ... zu machen, entscheid, d. reichager. in atrafa.
(1883) 7,34; anlangend die gewerbs oder gewohnheifsmässig-
keit, welche bei gewissen straffällen . . ein thatbestands-
merkmal . . . bildet, so umfasst dieselbe das gesamte
thun, also alle successiven handlungen der fraglichen art.
Oppk.niiofi" Strafgesetzbuch 228.
GEWKRBE-, GKWERHSMEISTER, m., vgl. oben gewerbe-
besit/er, gewerbeherr, gewerbeinhaber: und pfuscher
und schlechte arbeiter finden sich auch unter unseren
zünftigen gewerbsmeistern. LoTZ ataatawirthachaftslehre
2,111; jeder inländische fabrikant, gewerbsmeister und
sonstige veredler eines produktes ist vermöge seiner con-
cession befugt, mit seinen eigenen fabrikaten, gewerbs-
erzeugnissen . . . überall im lande ... zu handeln, bayr.
Verordnung von 1826 (reg.bl. 5.105); nehmen wir an, un-
bedingte gewerbefreiheit habe jede schranke beseitigt, so
werden sich der jungen gewerbemeister bald soviele mel-
den, dass es geradezu unmöglich ist, dass sie alle ihr fort-
kommen findei\ können, geicerbefreüieit in Bayern (l86l) 6 ;
ein jeder muss auch für jenen schaden haften, welcher
von Personen verübt wird, für welche er gut stehen soll
. . . Ichrer und gewerbsmeister für das benehmen ihrer
Zöglinge, juatizgeaetze f. Baden (1879) l, 819; jeder, der in
der Stadt als gewerbsmeister sich niederlassen und sein
gewerbe betreiben wollte, war verpflichtet, sich dem in
den Zünften gegebenen Organismus einzuverleiben. Kaizl
kämpf um die getcerbereform in SciiMOLLBRS /or«cAu»^en
2, 1. .V
GEWERBEAUTGLIED, GEWERBEMITTEL, GEWERBE-
MONOPOL, a. gewerbsmitglied u. a.
GEWERBEMUSEUM, n..- gewerbemuseum die ... für
ständige ausstellungen von gewerbe- und industriepro-
dukten errichteten gebäude. Lueqbr 4, 647; landesgewerbe-
niuseum zu Stuttgart, ebenda; gewerbemuseum, s. kunst-
geworbe. Thiki. 4,436; zwei Berliner herren vom ge-
werbemuseum waren über die mühlen in streit geraten,
speziell über ihren ursprungsort Fontane (der Stechlin
1, 10), .w. 372.
GEWERBEN, verb., veratärktea werben, a. d. vgl. Grafp
4,1281 (.kehweraban), 1284 (gahwarbjan); mhd. tcb. 8,726»
(gewerben) Lk.xkk 1,985; naehtr. WS. die althochdeutache
Periode läsit zwischen starkem und achicaehem verbum
unteracheiden, tcobei dem ersteren intratiaitiver, dem zioeiten
tranaitiver gebrauch tukommt, aehon für die mittelhoek-
dettlaehe teU geben die formen der überli^erlen belege
keinen anhält mehr für dieae Unterscheidung, und audi
der bezeugte tranaitive gebrauch läatt »ieh als »eeundäre
Weiterbildung vom intranaitiven ableiten.
1) die grundbedeutung kommt am reinsten in einem späten
{mitteldeutschen) bdege tum au»druek:
den vlerol ho«b er van der erden ;
er doucTit im ze Itcbte, do liee« er im (ewarben ;
onder du htiidon warf er in dar,
2 Türke bllben dort derobe.
fragwtent bei Hotm denkm. 87, S.
tu der Vorstellung der bcwegung verallgemeinert liegt die
sinnliche bedeutnug wenigstens dem gebrauch der althoch-
deutacften Übersetzer zu grutule, die gewerben für con-
verti, reverti einsetzen, auf derselben grundlage beruht
auch die mittelhochdeutsche vensendunff, die das streben
nach einem ziel kennzeichnet, in all diesen fäUen ist der
gebrauch intransitiv.
a) eUthochdetttacfiea gewerben ^ converti, reverti: dedit
legem per Moyaen ut uel per ipaatn reuerteretur ad amorem
dei et operationem iuatitie. gab dhuo got moysi euua
dhazs ir dhoh in dheru chihuurfi zi gotes minniu endi
zi rehtnissa uuerchun. Isidor 29, 16 Uench a. 80; quia
piua eat deus expectat noa cottidite eonuerti in melius.
peitoot vnsih tagalihhin kehuueraban in pezzira. Kkhos
bened. regel 7 Hattemer 1, fi^**, ähnlich auch 1, 88.
b) die Weiterentwicklung in der mittelhocJtd. dichtung.
q) nAch dir ^warb ich ofTenba-ree nie:
diu zuht was ie in mlner bnote.
meUter Heinrich TaiicfiLBR, Barisch 9S, 14.
a\ der nie (ewarp nAch echanden
"' ein wtl zno einen banden
sei na dise ftvenüare hfln
der werde erkande GAwAn.
Wolfram v. Eschbnbach Parstval 838, i;
da; ich so lasterlichen hie
verderben müz, und ich doch nie
^warb nAch keinem lauter.
Johann v. WCrzbcro Wühdm r. Oaterreleh
6869 {var. neben warb);
do riefent si (^ie gropierer) vil sAre
'ay 6ro über ere.
wie dirre lugende rtcher man
gewerben wo! n&ch 6ren kan!'
Rudolf v. Ems Wülehalm 7460 Junk,
ebenso K. v. Wt)RZBURO Fartonop. 9824 u. a.
2) die hauptverioetidttng der mittelhochdeutschen dichtuug
beruht auj einer gebrauchaform, in der die voratellung der
bewegung zum begriffe der thätigkeit verblaazt.
a) dazu leiten aolche Wendungen über, die das fiel der
bewegung oder die eigenart der thätigkeit in einem besoHf
deren aatz oder in adverbialen formen zum auadruck bringen,
dadurch wird dem verbum aelbat der voratellungagehalt ent-
zogen.
f£\ der konich H61ius AdrfAnus,
do gewarf (gewarp) er alsus :
er Mgunde di etat ze lieben,
harte wol zieren.
kaUerchron. 7221 ScArMer, e6eiwo 6009;
dO gewerf er leider abele. 6BW. A886;
dO gAhte vaste üjem b«4e
der benoge Oritus.
Jeschfite und er gewuriMO «m.
diu senft« saeje wol getAn
gieng Dach ftg ir bade aAn
an ran bette : dA wart trflrens rit
Wolfram v. Eschknbach iY»nt. 87S, 14,
ähid. PorfoMp. M09;
und klagende sprach er {.Kwremal) wider «ich :
'got herre, wie gewirb« ich?
i ne wart also« beaomt nie'.
GOTTFRIBD V. STRASZBURO THstOM 068
BeehSUtn. ^bmso 11965. M80;
swie sie geworben in der vrisL
swaj man gesprach oder getreib,
Lucia von in stete bleib.
pOM. 29, 68 Köpke. etento FrHdamk 17«, S.
fj\ als ich in von in beiden
wcrltche roac bescheiden,
wie er gefuor und st gewarp {tgl. die sariamle ge-
vert für gewerbe oben sp. 64M).
GOTTFRiKD V. STRASZBURO Tristan 1816;
{Heintz Slechf) . . . het ein eid ze den heiigen geswom,
dz er hinnanhin wider den burgenneister, die rät, wider
die burger noch wider gemein statt Zärich noch wider
nieman der zö inen gehört, niemer get&n noch gewerben
sol mit geistlichen noch mit weltlichen gerichten noch
5571
GEWERBEN
GEWERBEORDNUNG
5572
ane gericht noch mit deheinen andern Sachen. Züricher
stadtbüeher 1, 312. ^
y\ dö Friderich üg Osterrtch also gewarp,
' der an der sele genas und im der lip erstarp,
de fuort er miner krenechen trit in derde.
Walther 19, 29;
der junge degen zier
also ritterlich gewarb
daz da von sinen banden starb
under in der ffirst.
Johann v. Würzburg Wilhelm v. Oderreich
4777 Regel;
min vorhte ist grög in manage wis
wie ich also gewerbe
das niht an uns verderbe
mtn lip und iuwer ere.
Konrad v. Würzburg Engelhard 3345 Haupt,
ebenso Fartonop. 14594. 14367 ;
diu vil here wil mich län
nach ir gruoge sterben ...
in kan niht gewerben
das ir '^^'ol stenden ougen klär
iht wellen ruochen min.
Gottfried v. Neifen 4, 21 Haupt.
^') waz ist hie dln gewerben
bt deme der nü wil sterben ?
das alte passional 332, 49 Hahn ; der gleiche reim
in Pfeiffers marienlegenden 71.
b) hieran knüpft ungezwungen secundär entwickelter tran-
sitiver gebrauch an:
(i) dat ich im bag entseggen kan
denne er es umbe mich gewerben künde.
H. v.Veldeke {nach B.C.), vgl. minnes./riiM. 257 ;
herre, warumm h&t ir mich
besant? . . . müget ir
mit mir ihts gewerben,
das lag ich niht verderben.
Johann v. Würzburg Wilhelm v. Osterreich 8937 ;
mer künden si't noch gewerven,
dat si ucb mochten entsetzen ind enterven,
si soulden 't node laissen.
die weberschlacht 501. «. deutsche städtechron. 12
{Köln) 257.
ff\ nu bitet Sifriden füem die botschaft:
der kan si wol gewerben mit ellenhafter kraft.
Nibelungen 498, 2 Lachmann;
s6 einer eine botschaft hovelichen gewerben kan oder
eine schüggel tragen kan ... so sprechent eteliche liute :
'wech! welch ein wolgezogen kneht da:? ist'. Berthold
V. Regensburg (7 von den engein) l, 96 Pfeiffer;
nu ist der reise zit mir schtn
s6 kurz dag ich halben tac
niht für dis stunt gebeiten mac:
da von so hän ich sorgen pfliht,
wan ich mac gewerben niht
so kurzlich ein reise.
Reinfrid v. Braunschweig 7868 Bartsch;
euch sol ir enkeiner bi sinem eide alle die wile , so si
in büsse von unser stat Zürich sint, enkein ding niemer
gewerben weder an herren noch an stetten noch an nie-
man anders, da von dise büsse muge ab gan dekeines
weges. Züricher stadtbüeher (verbannung v. 12 ratsmitglie-
dem 1336) 1, 104; swer der danne ist der der sache werber
gewesen ist, der si einer oder me, wann er si selbe niht
gewerben mohte. Augsburger stadtrecht 11. art. 1 Meyer.
3) der neuhochdeutsche gebrauch geht andere bahnen, ein
niederdeutscher beleg knüpft allein an die eben besprochene
vertcendung an. die übrigen belege nehmen die engere rieh-
tung auf erwerben und scheinen von der parallele ge-
werbe = negotium, commercium beeinßuszt.
a) dat he en selven mit sinen ghebede nicht helpen
en kan unde he sick mit sinen ghebede teghen gode nicht
geschicken noch ghewerven en kan. Veghe 214 Jostes.
b) bei der engeren richtung auf den erwerb sind es
namentlich auch participialformen, die diesen bedeutungs-
wandel stützen, vgl. werbender man, werbendeg gut mJid.
wb. 3, 724*. Lexer 1, 770. auch in anderen verbdlformen ist der
gebrauch intransitiv {doch vgl. das beispiel au^ Auerbach).
a) participialformen: die gewerbenden un handwerch-
lüt. Freiburger Statuten (1520) s. 92, vgl. oben sp. 5512;
damit der gmain gewerbent und durchraissend mann
desto statlicher handien und wandlen, auch reiten,
faren und zu fuess geen kann , ist ... fürgenommen
. . . das iemant ... in die lantstrassen oder dorfgassen
. . . mist oder tunget darin machen . . . sol. weisthum
V. Silz {österr. weisth. 3 , 41) ; so sind schon itzt wieder,
und zwar von allen politischen parteien wenn schon in
abweichendem maasse, neue plane zu weiterer ausdehnung
des einflusses der gewerbenden Massen im gange. Mohl
Staatsrecht (1860) l, 37 ; es könne . . . unmöglich eine treff-
lichere einrichtung geben, als diejenige, welche die bauern
und die kleineren auf dem lande wohnenden und ge-
werbenden menschen unter eine solche . . . Schirmherr-
schaft und obhut stellte. Arndt erinn. aus d. äuszeren
leben 294.
/?) sonstige verbalformen: im handeil und gewerben mit
blossem gelt. -Luther gr. sermon v. d. loueher (6, 54 Weimar) ;
wen ich hundert gülden hab, und damit gewerben soll,
mag mir hundertherlei far begegen, das ich nichts ge-
winne, s. 53; sie fühlte ihre beste kraft brach liegen . . .
in dem kleinen hausstand ... sie wollte etwas gewerben.
Auerbach edelweisz 234; er g'wirbet und g'wärbet (Solo-
thurn). Schild 97, 440. vgl. gewerbig.
GEWERBENIEDERLASSUNG, s. gewerbsniederlassung.
GEWERBEOPFERUNG, s. gewerbsopferung.
GEWERBE-, GEWERBSORDNUNG, /., vorwiegend auf
den mitüeren gebrauch von gewerbe zielend, zur büdung
vgl. kirchenordnung, Zunftordnung u. a. ; die form gewerbs-
ordnung ist hier auf die ältesten belege beschränkt.
1) in der anlehnung an typen wie Zunftordnung, hand-
werk-, gewerksordnung {vgl. z. b. handwerksordnung für
Westpreuszen 1774) macht sich zunächst der engere be-
griff von gewerbe geltend, hierher gehört der älteste beleg
für das compositum, ebenso einige andere beispiele aus
der fachioissenschafflichen litteratur: das Zunftwesen . . .
wurde von gedachtem kaiser (Carl VI.) . . . gereinigt,
denn er befahl unterm 29. november 1724 zum behufe
einer generalgewerbs- und Zunftordnung eine speciücation
aller handwerker. Barth-Barthenheim l, 43; der rechts-
gelehrte und der geschichtforscher betrachten das ge-
werbswesen auf verschiedene art, jener zieht aus den
gewerbsordnungen das gemeinsame heraus und stellt
darnach die allgemeinen rechtregeln auf. Mone über die
gewerbe im 14. und 15. jahrh. (s. zeitschr. f. gesch. des Ober-
rheins 2, 3) ; so gab der bischof von Speier 1716 der weber-
zunft in seinen ämtern Kislau und Rothenberg eine
gewerbsordnung. 9, 138; ebenso (policeiliche gewerbsordnung
für die Schneider) 10, 85 ; früher haben sie (die gewerbe)
sich eine Ordnung selbst gegeben und mit gutem erfolg;
nicht vom Staate sind die ersten gewerbeordnungen aus-
gegangen, und erst als die regierungen hineingriffen und
die gewerbeordnungen machten, fielen sie so aus, dasz
sie den gewerben eine last waren, statt eine förderung.
F.J.Stahl, s. stenogr. ber. d. Frankf. nationalvers. 775*;
ich selbst habe aus den Petitionen entnommen, dasz
jeder einzelne gewerbstand eine bestimmte idee hat —
ja sogar realität, denn das, was für ihn passt, ist seine
gewerbsordnung; wenn wir eine allgemeine gewerbsord-
nung machen, so wirken wir auf die bestehenden zu-
stände nachtheilig ein. 776*.
2) auch in den theoretischen erörterungen , die die för-
derung einer geieerbeordnung als ein gegengewicht gegen die
gewerbefreiheit aufstellten (s. o.), ist da, wo der umfang
des begriffes gewerbe überhaupt gekennzeichnet erscheint,
an den engeren begriff des handwerks gedacht, vgl.: frei-
lich ist, nachdem obige Verordnungen ins leben traten,
das fabrikatwesen in Preuszen sehr gehoben, und bandet
und gewerbe haben . . . eine bedeutende lebendigkeit ge-
wonnen; allein desungeachtet hört man auch dort die
gewichtvollsten beschwerden über die schlimmen folgen
der gewerbefreiheit, und die Wiedereinführung einer mehr
geregelten zunftverfassung ist wiederholt gewünscht, auch
ist nach einem desfalsigen antrage der preuszischen stände
die abfassung einer zweckmäszigen gewerbe-ordnung von
der regierung genehmigt. Huwald über gewerbefreiheit u.
gewerbeordnung s. 21 ; um den regen Wetteifer aller arbei-
tenden kräfte und das streben nach immer höherer tech-
nischer Vervollkommnung in ganz Deutschland zu erhalten
. . . wird das princip der freien concurrenz festgehalten;
um aber jeden zur Vorbildung seiner arbeitskräfte zu
nöthigen . . . um einen tüchtigen handwerkcrstand in
Deutschland zu erhalten, wird durch eine gewerbeordnung
festgesetzt, an welche bedingungen die befugnisz eines
jeden gewerbes geknüpft ist. stenogr. ber. d. Frankfurter
nationalvers. 693"; es scheint fast, als wenn der goldene
5573 GEWERBEORDNUNGSMÄSZIÖ
UEWERBEFOUZEl
5574
boden, den das handwerk nach dem ipriobworte hat, in
vielen gegondon, und namentlich in PreuHsen durch zu
weit gegriffene gewerbsfreiheit rivse und sprUnge be-
kommen hätte. ... ich frage also den volkswirthschaft-
liohen ausschuss, ob die vorläge der gewerbeordnung, die
meines wissens, schon vor der zweiten lesang der grund-
rechte versprochen war, bald zu erwarten sein wird. 4408'*.
vgl. auch Blksson über gewerkaordnungen und geieerbe-
freiheit {Berlin 1832).
8) rriel weiter dagegen greift die praxi* der getetzgebung in
den einrichtttngeii. die sich alt gewerbeordnung kennseiehnen.
a) den namen velbat trägt erat die urürttembergiache Ord-
nung von 1898: in folge dessen verordnen und verfügen
wir . . . (art. i. gegenständ der gewerbeordnung) das gegen-
wärtige gesetz umfasst alle diejenigen gewerbe, welche
der... Staatssteuer unterliegen, reg.blatt 238. die preuari-
aehe geaetzgebung von 1811 war alt geworbepolizeiedikt
ina leben getreten, die bairiache von 18M führt den namen :
Verordnungen betreffend das gewerbewesen. erat die
preuatiache Ordnung von 1846 nannte sich ebenfalla gewerbe-
ordnung. um dieselbe zeit aber wurde bereita die forde-
rung einer allgemeinen deutschon gewerbeordnung aufge-
atellt, die aowohl in der litteratur ala in den parlamen-
tariaehen Verhandlungen um die mitte des 19. jahrh. ver-
treten wurde, vgl.: Kleinschrod, beitrage zu einer deut-
schen gewerbeordnung mit rUcksicht auf die bayerische
gewerbsgesotzgobung {Augaburg XMi); die bedingungen fUr
den aufenthalt und wohnsitz werden durch ein heimat-
gesetz, jene für den gewerbbetrieb durch eine gewerbe-
ordnung für ganz Deutschland von der reichsgowalt fest-
gesetzt, entwarf des ausschusses für volkswirthschaft der
Frankf. natiotudvera. {stenogr. ber. s. 689*'); vgl. dazu den
gegenantrag: jene für den gewerbebetrieb durch die ge-
werbeordnungon , welche die einzelnen regierungen er-
lassen werden, stenogr. ber. 1075*'; die hohe Versammlung
wird aus dieser Zusammenstellung (jier petitionen zur
gewerbeordnung) ersehen, wie verschiedenartig die an-
sichten über den entwurf einer allgemeinen gewerbeord-
nung für Deutschland sind. . . . der aussohusz ist ins-
besondere durch den eben . . . erwähnten grund und durch
andere in dem berichte niedergelegte gründe zu der an-
sieht . . . gelangt , dass es nicht angemessen erscheint,
der hohen Versammlung in diesem augenblicke, und bei
der läge der sache eine -sofortige borathung der deutschen
allgemeinen gewerbeordnung zu empfohlen, a. 5423. vgl.
auch a. lei". 764*. 764'* t(. a. dazu vgl. die vertiandlungen
der detttachen verfassunggebenden reichaveraammlung zu
Frani^urt 2 (ausächuszberichte und protokoUe), 269 jf., und
ebenso vgl.: entwurf einer allgemeinen handwerker- und
gewerbeordnung für Deutschland, berathen und be-
schlossen von dem deutschen handwerker- und gewerbe-
oongresz zu Frankfurt a. M. 1848. Breslau; der entwurf
einer gewerbeordnung ist von ihnen mit der eingehenden
Sorgfalt berathen worden, welche der Wichtigkeit und Viel-
seitigkeit seines inhalts entsprach, thronrede zum achluaz
dea reichatagea des norddeutschen bttndes 1869, s. Bismarcks
reden 4, 869. vgl. endlich die gewerbeordnung für das
deutsche reich von 1878.
b) achon in die württembergiacha gewerbeordnung von 1888
waren die kaufleute einbeaogen; 8. abschnitt, von dem
kaufmännischen gewerbe insbesondere . . . der kaufmän-
nische detailhandel gehört nach der beilage unter die
zünftigen gewerbe. der handel in grösseren parthien . . .
ohne offenen laden ist gegen entrichtung der gesetzlichen
abgaben jedem, den nicht dienst-verhältnisse davon aus-
schliessen, gestattet, {reg.-bl. a. 268). aeitdem erxceiterte sich
der kreia der gewerbetreibenden mit jeder neuen ordnttng.
immerhin grenzt die gewerbeordnung dea deutschen reiches
den kreis der gewerbetreibenden enger ab als die gewerbe-
Statistik, vgl. oben ap. 6478.
GEWERBEORDNUNGSMXSZIG, «(;..• unriohüg ist . . .
die meinung . . . weil das (braunschweigtache) landesgewerbe-
gesetz vom 3. august 1864, soweit darin den gewerbe-
treibenden gewerbeordnungsmässige rechte zugesprochen
seien, durch die reichsgewerbeordnung . . . aufgehoben sei.
entach. d. reicJisger. in civilsachen (1884) 11, 187.
GEWERBEORDNUNGSNOVKLLK,/..- Rickert, gewerbo-
ordnungsnovelle (1874).
IV.
GEWERBEORGANISATION, /.; er {Sehrader, eorpora-
tive organiaation dea handwerka) will gewerbe freiheit and
gewerbeorganisation neben einander bestehen wissen.
BoitsT notwendigkeit der konkurranabeaehränkung {\»i)n.
GEWERBE. GEWERB-, GEWERBSORT. m. (n.). wie
gewerbedorf {a. d.) geht da» wort im ftgtiuatu tu gewerbe-
Stadt {a. d.) vom jtingtrm tngert» htgrifft (gtwtrU. betriib)
aua: bei herannahender mannesreife bin ich im laofe meh*
rerer jähre Deutschland durchwandert zur lehr und lust;
ich kenne seine vorzüglichsten hofstädte, handelspUllze
und gewerbörter. Jahn {deutachea volkathum) t,i4» EuUr;
die afferei des unpassenden prunktons, den so viele ein-
zelne mitglicder zunftbUrgerlicher stadt- und ortsbehOrden
einiger unserer gewerbsorte . . . angefangen haben , sich
zu erlauben. Pestalozzi 9, 78; wodurch warden Ham-
burg, wo noch zunftrecht gilt, and wodaroh die blähen-
den Städte des ausländes so t>edeatend? doch nicht da-
durch, dasz, indem sie zu einer groszen bedeatnng
gediehen, ihr waohsthum durch concessionisten oder neben
ihnen bestehende gewerbsorte gehemmt wurde? Huwald
über gewerbefreiheit 28.
GEWERBE, GEWERBSPATENT, n.: werden Obrigene
die gewerbspatente den zu besteuernden gewerbsleoten
nicht auf immer ertheilt. Lotz reviaicn 4, tio; fabri-
kanten und händler aus dem grossherzogthum Hessen . .
haben sich . . . ein . . . gewerbzeugniss darüber auszuwirken:
dass sie . . . durch auslösung des gesetzlichen gewerbe-
patents ... die befugniss erworben bat>en, . . . waarenauf-
käufe zu machen. Zellbr gewerbepoliiei (j>oliaeiwi»»enaek.
12, i) 136; gegenständ der ertheilung eines gewerbspatente«
ist jede neue nützliche erfindung und Verbesserung im
gebiete der gewerbsindustrie. Klei nschrod 804.
GEWERBEPATHOLOGIE,/.; Läget, gewerbepathologie
Erlangen 1877 {überaetzung der hygiene dea profeaaionä).
GEWERBEPERSON, GEWERBEPFÜND, GEWERBE-
PLATZ, a. gewerbsperson u. a.
GEWERBE-, GEWERBSPOLITIK,/..- seitdem Kolbert
der französischen gewerbs- und handelspolitik die ver-
kehrte tendenz gegeben hatte, dasz sie mehr auf befSrde-
rung der manufokturen und fabriken . . hinarbeitete. Lotz
rens. 1, 460; Farnam, französische gewerbepolitik (1878 ti»
Schmollera forachungen i, *). dazu gewerbepolitiscb, o/f;.;
aber immerhin, total andere und bessere zustände all
früher hat Montgelas auch auf gewerbepolitischem gebiete
in Bayern geschaffen. Kaizl in SchmoUera foraeh. 8, i. a. 60.
GEWERBE-, GEWERBSPOLIZEI,/., entapreehend den
verioe7uiungen von polizei iat hier zteiachen theorie und
praxia tu entacheiden ; bei der letzteren kommt überdieaa
die Übertragung auf peraonen zur geltung. der begriff
gewerbe iat bei allen drei gruppen gleich enge grfaazt.
l) daa ayatem, die lehre: gewerbepolizei «Ha gegenatand
wissenschaftlicher betraehtung : über das wandern der hand-
werksgesellen, eine abhandlung aas der gewerbspolizei und
dem handwerksrechte. {Nürnberg 1900. tit^; dieser zweig
der gewerbspolizei beziehet sich auf die aufsieht über die
lehrjungen. Barth -Barthknheim 8,34; unter gewerbe-
policei versteht man die Zusammenfassung derjenigen be-
stimmungen, durch welche die privatrechtliche gewerbe-
freiheit . . . beschränkt wird. Thiel 4,484.
8) die praxia : auaübung und bethätigung der at^fgeatelUen
grundaätae und rechte.
a) so lange sie (dt« fünfte) allein die gewerbepoli^ in
den Städten handhabten, war es sehr billig, dass kein
bürger, der gleiche arbeiten verfertigte, rieh ihrer auf-
sieht entzog. (J. G. Hoi'i'if ann) dm» inlertaae de» menaehen
. . bei d. beatelyenden aunftverf. (1808) 86; da der preis haupt-
sächlich von der gute der waare abhftngt, eo moszte die
weberzunft, mehr wie jede andre, ihre eigne |ewert»spolizei
handhaben. MoNE((i.K«6em. .in Baden) wt»dk.ge»^Oberrk.
9, 188; nicht unerwähnt dürfen wir lassen, wie sich in
vielen städten die nothwendigkeit herausstellte, leote von
fach und kunstverständige bei der nothwendig werdenden
organisirung und bei der handhabung der gewert>epoIizei
iicrbeizuzichen. Berlepsch duvnik dar getaerka 1,69/70;
daran schloss sich der erwerb der geweri>epolizei. sie
bestand hauptsächlich in der befugnis, den innangen
die gildebriefe zu erteilen und die innangen zu beiüif-
siohtigen. Born hak preuta. ttaata- u. rtehtageadi. (i80e) lt.
350
5575 GEWERBEPOLIZEIBEHÖRDE
GEWERBER
5576
b) dieses sind die grundzüge, nach denen die regie-
rungen bei Verwaltung der gewerbe- und handelspolizei zu
verfahren haben, geschäftsinstr. f. d. regierungen {preusz.
gesetzs. 1808) 496; namentlich gehören dahin (in die ab-
theilung für den handel und die gewerbe) : die ganze land-
wirthschaftliche polizei . . . alle anstalten zur beförderung
der landwirthschaft . . . das landgestütwesen , letzteres
jedoch nur in hinsieht der gewerbepolizei. verordn. über
die veränderte verf. aller obersten staatsbeh. (*. preusz.
gesetzs. 1810, 12).
c) namentlich die von ihm (Lüden) empfohlene er-
schwerung der getraideeinfuhr . . . und die strenge gewerbs-
polizei, vermöge deren die regierung das ganze gewerbs-
und fabrikenwesen so unter ihrer leitung haben soll,
dasz ohne ihre einwilligung keine Veränderungen darin
vorgehen. Lotz staatswirtschaftslehre 1 , 145 ; auch in
den süddeutschen kammern fand damals eine Verhand-
lung über gewerbepolizei aufmerksamere hörer als eine
klage über censur oder politische processe. Sybel begr.
d. d. reiches 1, 73.
3) personification ; die Polizeibehörde, zum Übergang vgl. :
das departement des Innern theilt sich in folgende Sek-
tionen: l) die Sektion für die allgemeine polizei, 2) die
Sektion für gewerbepolizei. publ. betr. d. vet änderte verf.
d. oberst. Staatsbehörden (preusz. gesetzs. 1808, 363). dagegen :
indessen giebt es einige fälle, wo es der gewerbspolizei vor-
behalten werden musz, ihre vormundschaftlichen rechte
geltend zu machen. (J. G. Hoffmann) zunftverf (1803) 119;
gewerbepolicei, welcher die ausführung und controle der
in der gewerbegesetzgebung enthaltenen bestimmungen
obliegt. Thiel 4,426. dazu
GEWERBEPOLIZEIBEHÖRDE,/..- sie meldeten auch
ihre absieht, die kehlleistenfabrikation zu betreiben, vor
eröffnung des betriebes bei der gewerbepolizeibehörde an.
entsch. d. reiclisger. in civils. (1902) 55, 4.
GEWERBEPOLIZEIGESETZ, n. .- das (preuszische) ge-
werbe-polizeigesetz vom 7ten September 1811 blieb . . . un-
zureichend. Hoffmann lehre v. d. steuern (1840) 193.
GEWERBEPOLIZEILICH, adj.: darf demjenigen, dem
die Verwaltungsbehörde eine gewerbepolizeiliche kon-
zession erteilt hat, diese nicht oder nur unter gewissen
Voraussetzungen wieder entzogen werden. Sghultzen-
STEiN, s. vericaltungsarchiv (1903)11,383; gewerbepolizei-
liche gesetze. entsch. d. reichsger. in civils. 56 (1904), 170;
gewerbepolizeiliche Verhältnisse. Landmann gewerbeord-
nung (1903) 1,7; gewerbepolizeiliche zwecke. Rohrsgheidt
gewerbearchiv 3 (1904), 393.
GEWERBEPOLIZEIRECHT, n.: in Elsass- Lothringen
ist die gewerbeordnung erst am l. Januar 1889 eingeführt
worden, indes wurde schon vorher in einigen wichtigen
punkten eine Übereinstimmung des gewerbepolizeirechts
herbeigeführt. Landmann getverbeordnung (1903) 1, 6.
GEWERBEPOLIZEISECTION,/.; später beabsichtigte
die gewerbepolizeisection im ministerium des innern (1809)
die gänzliche auflösung des Zunftwesens in Litauen. Rohr-
sgheidt 176.
GEWERBEPOLIZEIVERGEHEN, n.: hinsichtlich des . . .
gewerbepolizeivergehens ... sei die Strafverfolgung . . . ver-
jährt, entsch. d. reichsger. in straf s. (l882) 6, 372.
GEWERBEPRINCIP, n. : es war dies das handeis- und
gewerbe-princip , das auf der nationalen ständetafel des
altgermanischen lebens nicht mit verzeichnet gestanden,
und durch welches die entwickelung des städtethums von
vornherein eine antifeudale richtung in sich aufnahm.
Th. Mundt gesch. d. deutschen stände (2, l) 274.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSPRIVILEGIUM, n.
1) Vorrechte, die einer gruppe, einer innung zustehen:
die gesellen bildeten keine besondere gesellschaft . . .
durften . . . keine eigenen handwerksartikel führen , son-
dern mussten sich vielmehr nach den gewerbeprivilegien
richten. Rohrsgheidt 15.
2) Vorrechte, die einem einzelnen verliehen werden: jeder,
welcher eine neue entdeckung, erfmdung oder Verbesse-
rung im gebiete der gewerbe selbst gemacht hat, . . . er-
hält, wenn er den nachgesetzten erfordernissen genüge
leistet, ein gewerbsprivilegium. bayrische verordn. betr. d.
gewerbstcesen v. 1826 (s. regier. Matt *. 140); aufdennamen
Wichmanns werden uns zwei gewerbeprivilegien aus
Magdeburg überliefert. Eberstadt Ursprung des Zunft-
wesens 123.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSPRODUKT, n. vor-
wiegend im plural gebraucht, vgl. auch gewerbliche Pro-
dukte, das compositum entspritigt der neueren bedeutungs-
verengung von gewerbe: dasz . . . aueh dieser umstand
keinen kleinen einflusz auf die ausfuhr deutscher ge-
werbs-produkte und die vergrösserte anzahl der gewerbe-
treibenden haben musz. Jon. Adam Weisz über das
zunfticesen 88; zudem braucht man wirklich heut zu
tage nicht so viele gewerbs-produkte, als noch vor hundert
Jahren. 84; das gleiche einl. s. 29 (gewerbeprodukt) ; sehr
viel nachdruck wurde von seite der gewerbefreiheitlichen
agitation auf das billigerwerden der gewerbsproducte in
folge der aufhebung der zünfte gelegt. Kaizl kämpf um
gewerbereform (Schmollers forschungen 2,1)27; gewerbe-
museum die . . . für ständige ausstellungen von gewerbe-
und Industrie -Produkten errichteten gebäude. Lueger
4 , 647 ; da kann er (der staat) sich der einschränkung
der meister, auf die der nachfrage nach ihren gewerb-
produkten angemessene zahl , als eines wirksamen . . .
mittels bedienen , das . . . verhütet , dasz sich nicht
mehrere mit dem handwerksbetriebe beschäftigen, als
es . . . heilsam ist. Völker (l80l)55; dass manche sich
gesellen fremder oder verwandter gewerbe halten, um
durch diese ihren gewerbs-producten eine nicht auf recht-
liche weise erzielte Veredelung zu geben, entwurf einer
allgem. handiverker- u. gewerbeordnung f. Deutschland (1848)
s. 13. dazu gewerbeproduktion, /. .- alle oben angegebenen
betriebe als fabrikmässige betriebe angenommen, bilden
die in der kapitalistischen gewerbeproduktion beschäf-
tigten arbeiter 0,73% der gesamtbevölkerung des landes
(Georgien), zeitschr.f. d. gesummte staatswissensch. erg.-heft
1, 119 (1901).
GEWERBEPROTOKOLL, *. gewerbsprotokoU.
GEWERBEPROZESS, m.: die angeblich zu weite ent-
fernung des ordentlichen gerichts ist allerdings ein grund,
der zu einem theile unwiderlegbar ist, nur dass er, weil
es ausser den gewerbeprozessen noch recht viele andere,
der schleunigen erledigung bedürfende rechtsangelegen-
heiten giebt, zu viel beweist. Kovv^alzig bestrafung des
arbeitsvertragsbruches (1875) 14.
GEWERBER, GEWERBE, m. nomen agentis zu gewer-
ben, vorvnegend in der bedeutung, die sich mit gewerbe =
commercium berührt, vgl. gewerbend unter gewerben.
1) eine allgemeinere bedeutung schont vereinzelt zur
geltung zu kommen : wir vorbannen . . . alle, die do fre-
velich lemen, wunden, todten, fahen, gefangen legen und
auffhalten die patriarchen, ertzbischoffen und bischoffen
und ihre gewerben. Luther (bulla coen. domini) Weim.
8,698; also erscheinen auch gessellen, gemeiner, gewerber,
pundtsleuth etc. einander (als geister): dz allen zeichen
sind, jhrs eilenden wesens abzustehen. Paragelsus (de
animabus mortuum) 2 (1616), 273 (dieselbe stelle in des Eras-
Mus Frangisci höll. Proteus [1695] 135).
2) meist jedoch herrscht die engere bedeutung vor, sie
läszt das wort bis in den anfang des 19. jahrh. heran-
reichen : da (auf dem conzil zu Konstanz) send so vil fürsten,
herren, . . . und die grosz gewerben von aller kaufman-
schaft (gewesen). Burkh. Zink, s. deutsche städtechron.
5,66; (wir, die hauptleute der bauern) fugen ewer fürst-
lichen hochwirdigkait (bischof Konrad v. Würzburg) zu
wissen, das wir uns im namen unsers herren Jhesu
Christi zu uffrichtung seines hailigen, ewigen worts,
auch erledigung vilfeltiger, unchristlicher betrangung und
beschwerung, dem göttlichen wort entgegen, so den ge-
werbern, handtieren, auch witwen und waisen biszher
manigfeltigklich aufgeleget und begegnet, . . . zusamen
getan . . , Schriftstück von 1625 bei Bau mann quellen z.
bauernkrieg aus Botenburg 432; der gewerber und der han-
delsmann schafft seine waaren schnell ; der bauer langsam.
Sghlosser (polit. fragm.) kl. sehr. 2 (l780), 248. Heynatz,
der diesen beleg 2, 55 gibt, Tuerkt dazu an : der gewerber
statt derjenige, welcher ein gewerbe treibt, ist wenigstens
nicht sprachähnlich gebildet; aber auch der fleissigst ar-
beitende gewerber musz sich täglich unausgesetzt sm-
strengen. Jon. Ad. Weisz über das Zunftwesen (1798) 127 ;
jede Stadt und jeder ort ist . . . nichts anders als eine
5577
GEWERBEQUELLE
GEWERBESACHE
5578
lammlung einzelner menichen, die durch ihren elnilaiz
anf das ganze ihrer gegenseitigen verhällniste auf eine
ntlmliche weise auf einander segnend und verheerend
einwirken, wie der einzelne gewerber auf seine Um-
gebungen und besonders aaf die Verhältnisse, in denen
er zu seinen, ihm arbeitenden und von ihm und seiner
gewerbsamkeit abhänglichen, menschen steht. Pestalozzi
(aiinichten über induatrie, ertiehung und politik) 9, 76.
UEWEUbKgUKLLK, ». gewerbsquelle.
GEWERBE , QEWERB-, OEWEHBSKAT, m. mU coUee
iiver und individiuU%»i«rtndtr bedtutung.
l) die indiiridualUierende b«d«tttung: consiliarias. eben
so sind fabrikinspectoren, gewerbsräthe nUzlich, wenn sie
keine unmittelbare einwirk ung auf die gewerbe haben
sollen, sondern nur angestellt sind, um für Vervollkomm-
nung .der gewerbe zu arbeiten, die regierung und das
volk auf neue nUzliche zweige aufmerksam machen. Jon.
Kari. Leuciik geictrb u. handel^freiheit Ml; gewerbsräthe
blos zu dem 7.wck anzustellen, dass sie Jedem anfra-
genden uncntgeldlich rath geben . . . möchte ein in hin-
sieht auf den zwek und nuzen viel zu kostbares mittel
sein, an; den von den gewerbräthen abgehörten zeugen
wird eine summe taxiert Gottlirb amUb^ugniatt de»
raths d. gtwerbvtratändigen 181; die gewerbetechnischen
rftthe werden von mir . . . ernannt and fiihren den titel
regierungs- und gewerberath. ». prtun. geaeta». IWI, 165.
8) die oflUctivbedeutung : consilium, vgl. der rath der
gewerbeverständigen , «. das letttere. der gewerberath
ist die frei gewählte behörde aller Innungen einer stadt
oder eines bezirks ... die mitgliodcr des gewerberathcs
werden vereidet, enttnirf e. allg. d. handuxrker- u. ge-
werbeordn. IM»; für jeden ort oder bezirk, wo wegen eines
erheblichen gewerblichen Verkehrs ein bedUrfnisz zu einem
gewcrberathe obwaltet, soll ein solcher . . . errichtet
werden, preuaz. verordn. von 1849 [geaetxa. ». W); sollte der
maier erst um erlaubniss nachsuchen einen buchbinder-
gehUlfen zu halten oder Überhaupt pappsachen anfertigen
zu dUrfen, der arme mann wäre mit frau und kindern
dem elende erlegen, bevor der bescheid des gewerboraths
angelangt wäre. Born die bürgerl. existent ist gesichert
(1849) 9.
GEWERBERAUM, s. gewerbsraum.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSRECHT, n.. mit indi
vidtiolisierender und niit coUectivbedeutung des ziceiten
eompositionstheils.
1) vgl. ge Werbeberechtigung, gewerbeprivilegium. ge-
werberecht, right or priviUge of exercising a trade or pro-
fession. Hilpert 1,463«.
a) bäoker, kuchenbäcker und pfefTerkUchler erhalten
nur einerlei bäckergewerbeschein und mit diesem gleiche
gewerbsrochte. preusz. gesetz über d- polizeil. verf. d. ge-
werbe V. 1811 igesetznamml. s. 270); der gleichzeitige betrieb
unzUnftiger gewerbe ist durch die von dem meister aus-
geübten gewerbrechte nicht ausgeschlossen. Württemberg,
gewerbeordn. v. 1888 (reg.bl. s. 8U); endlich kommt noch
zu bemerken, dass ein zwischen einzelnen handeis- und
gewerbsclassen getroffenes Übereinkommen über ihre
gegenseitigen gewerbs- und handeLsrechte . . . ungUltig sei.
Barth-Barthknheim 1,891; soweit ein gewerbebctrieb
stattflndet, fordert das gesetz . . . die gehörige beachtung
fremder aussohliesslioher gewerbereclite. entstheidung d.
reichsger. in cirils. (1897) 39, 83 ; dazu vgl. : den ma-
gistraten {steht) ... die Verleihung der gewerbebefußnissc
zu . . . mit ausnähme der {ohnehin untersagten) erthei-
lung von realgowerberechton. Klbinschrod 86; mit
einfuhrung der neuen deutschen gewerbeordnung sind
alle an dem betriebe von handwerken oder technischen
gewerben haftendeji realrechte aufzuheben, woher sollen
jedoch (die) . . . Staatsbehörden . . . den werth der . . .
auf fraglichen gewerbsrealitäten haftenden passiven er-
mitteln, entwurf einer allgem. d. handxcerker- u. gncerbe-
Ordnung 1848.
b) alle in dem Vereinsbezirke ansässige mit gewerbs-
recht versehene mitglicder eines bisher schon zünftigen
gewerbes . . . sind gehalten, dem treffenden vereine ihres
besirkes beizutreten, bayr. verordn. betr. d. gewerbsweaen
».1886 {reg.bl. s. iti); die abgaben, welche die gewerb-
treibenden zu bezahlen hatten, bestanden ... in einer
kaafsumme fOr das gewerbsrecht. Wilda giUlenweaen
(18S1) 806.
8) die eoUeetUhaitutung, «fl. handwerksrecht : die aof
nähme in das kaofmlnnisebe gewerberecht richtet sich
nach den Vorschriften der artikel «•— M. Württamh.
geteerbeordn. v. ifllB (rag.bL a. MS); germde die erfahroag
lehrt mich, dasz ein solches direotee eingreifen in das
gewerbswesen and in das gewerberaoht flbertiaupt unheil
hervorruft. Stahl, a. atetutgr. bar. 4. Frankf national-
Vera. 775*; gewerberecht, der inbegrilT der auf die regelang
and oonlrole des gewerbewesens gerichteten gesetie ond
Verordnungen. TiiieL4, 486.
GEWERBERECHTIJCH, adj.: bei einigen ämtem fan
den wir das prinzip der amtsbOKigkeit, das im feraden
gegensatz zo dem Zunftzwang nicht die gewerbereehtltebe
einbeziehang, sondern den personenrcchtlichen abscblOM
fordert. Eberstaot uritprung dea axti^fUeeaena (IMO) iM.
GEWERBERRFRHKNÜAR, m.. nattarar tUel. vwvk^ft tu
gewerbeassessor, gewerberat (o^. mitk waiat fewarb«-
inspeotion).
GEWERBEREFORM, /.. Kaizbl, der kämpf um ge
Werbereform ... in Bayern (SehmoUera forsehungen f , l).
GEWERBEREGAL, n., vgl. Thiel 4.486.
GEWERBEREGLEMENT, a. gewerbsreglement
GEWERBEREGSAMKEIT./, gelegenheitabildung, mit der
eine in dem wort gewerbsamkeit ruhende Vorstellung krdf-
Hf/er herauagaarbeitet wird: die ganze läge der dinge habe
sich so gestaltet, dass . . . eine entscheidende bewegang
vorwärts anvermeidlich sei, wenn nicht Baiem ... bei
einer sich allentiialben hervordrängenden gewerbereg»
samkeit . . . sich weit zurückgeworfen . . . sehen wolle.
M ASCH ER deutsehe» gexeerbeufeaen (1866) 640.
GEWERBE , GEWERBREICH, adj.. vgl. gewerbeann,
gewcrbelos.
1) zu gewerbe -erwerb; gewerbreich stadt, emhorium
edeberrimum, urba qttaestuosissima. Stieler IMS.
8) gewerbreich, reich an gewerben, wo die gewerbe
blühen. Rumpf 187: zu prüfung derer, die sich künftig als
mUhlenbau-, hauszimmer- . . . meister ansetzen wollen,
sollen in den gewerbreichsten städten commissionen er-
richtet werden, ges. über d. polieeil. verh. der getcerbe (§ 98).
s. pretisz. gesetzs. 1811,873; darauf folgte eine Wanderung
durch das gewerbreiche Elberfcld, wobei wir einige der
bedeutenderen fabriken besichtigten. Friedr. Hbinr.
Ranke Jugenderinnerungen 808; vielleicht war es gerade
eine folge der geringen Wirksamkeit der bank im gewerbe-
reichen Westen, dasz dieselbe eben damals, wo man über
kapitalmangel allenthalben klagte, ihre gelder nur zum
kleineren teile unterbringen konnte. W. Lotz geaek. d.
d. notenbanken (1888) 56.
GEWERBE , GEWERBSREICHTHUM.m..- so wird durch
die folgen des unerhobenen und unveredelten gewerbs- und
fabrikrcichthums die häusliche tagend, aus welcher er
selber entsprungen, in der masse des volks allgemein
untergraben und unbeachtet. Pestalozzi (otusdUm über
induatrie . . .) 9, 84.
GEWERBE, GEWERBREISE,/..- Angelika Kaufmann
ward za Schwarzenberg, einem dörfchen im walde von
Bregenz geboren ... ihr vatcr war maier and verfertigte
. . . altarblätter für die kleinen kirchen der Lombarder
... oft begleitete sie den vater auf seinen geweibrefaMii
in Oberitalien. Mai-thisson {umrisse mtta Itmtiam) «,186.
GEWKRBEREISENDEH, m. gewerbefsiMMkr. GAirp
bürgerkunde (l90l) 199 register.
GEWERBERICHTKR . m., v^. gewerbegericht: aber
selbst . . . {wenn man) den jaristischen Vorsitzenden für
die unerlässliche bedingung eines guten gewerbegerichis
hält, ist 'der normale kreisrichter' nicht das ideale eines
gewerberichters. Rickert d. getceril. adtiedagerieJU (1874) W.
GEWERBESACHE, /., «rte geweiteangelegenheit {a. :).
nur im plural bdegt. vgl. handwerkssache : die polizei-
dcputation hat die Oberaufsicht and ffirsorge ober . . .
gewerbe-, fabriken -. handeis-, schifTahrts-, gewerks- und
innungssachen . . pretisz. geschä/tsinstr. för d. reg. gesetzs.
1806, ».488; dahin gehören: die den kreisämtem (welche
übrigens keine Instanz bei entscheidungen in gewerb-
sachen bilden sollen) vorbehaltenen Verleihungen. Klein
scHROD 87; die weber zahlen dem erzbischof jährlich
SSO«
5579
GEWERBESALZ
GEWERBESCHULE
5580
einen zins von sechzehn solidi wegen des ihnen von
alters her verliehenen rechtes, dass sie in gewerbe-
sachen nur vor ihrem eigenen magister zu gericht zu
stehen brauchen. Eberstadt Ursprung d. Zunftwesens 87.
dazu vgl. den singular bei erwerbssache : wenn wir jetzt
auch die bildung zur kunst gesondert von der herzens-
und geistesbildung als physische bildung ansehen, wie
sie vorzüglich als erwerbs- und berufssache kann und
musz ins aug gefaszt werden. Pestalozzi {Lienhard u.
Gertrud i, 68) 4^, 261.
GEWERBESALZ, n., vgl. oben gewerbebestellsalz : durch
das lagern von thierhäuten und denaturirtem gewerbesalz
auf dem grundstück . . . werden nach amtsärztlichem gut-
achten ausdünstungen erzeugt, gewerbearchiv i (1902), 596.
GEWERBESAM , GEWERBESCHAFT u. a. sind nicht
belegt, die ableitungen gehen unmittelbar von gewerb aus,
8. gewerbsam, gewerbschaft.
GEWERBESBANDE , *. gewerbsband.
GEWERBESCHATZ, m., vgl. gewerbegeld, -groschen,
-schosz, -Steuer u. a. : der damals üblich steuerfusz war
der viehschatz . . . auszer dem viehschatz wurde auch
einige male ein gewerbe- und handthierungsschatz und
eine accise erhoben. M. Bär verwaltungsgeseh. des re-
gierungsbezirks Osnabrück 56.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSSCHATZUNG , / ;
zu den consumtionsauflagen gehöret auch die sogenannte
gewerbsteuer, oder gewerbschatzung. J. A. Sghlettwein
die iinchtigsten angelegenheiten f. d. ganze publ. (1772) 287 ;
man hat mancherlei consumtionsabgaben , wohin unter
andern die accise . . . der zoll und die gewerbschatzungen
gehören. 259; die recognitionen von gewerben, sofern sie
nicht die stelle der gewerbs-schazung vertreten, badisches
reg.blatt 5 (1807), 151 ; im allgemeinen sind zwei wege der
gewerbesschatzung möglich. Fentsch gewerbesteuer im
dtsch. staatswb. i (1859), 3i5.
GEWERBE-, GEWERBSCHATZUNGSREGULATIV, ». .-
und die bürger zu entdeckung des besondern etats ihrer
gewerbe zu zwingen, keinen sichern calcul entwerfen,
und also auch kein gewerbschatzungsregulativ machen.
J. A. Schlettv^'ein 294.
GEWERBE-, GEWERBSCHAU, /., vgl. heerschau, thier-
schau u. a., bald ist es mehr das moment der festlichen
Veranstaltung, bald die absieht der prüfung und controle,
die die anioendung beherrscht.
1) vor allen zur zierde einer gewerbschau . . . waren
auch dieszmal wieder damaste in groszer anzahl . . . aus-
gestellt, bericht über die ausstdlung sächs. geicerber Zeug-
nisse im jähre 1831 s. 8.
2) das Privileg umschliesst den zünftigen Organismus,
. . . das recht des eigenen, von den geschworenen wahr-
genommenen gerichts, die gewerbeschau und aufsieht,
und Vorschriften über den betrieb des handwerks. Eder-
stadt Ursprung d. Zunftwesens 88.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSSCHEIN, m..- gewerbe-
schein, der schriftliche erlaubnissschein zum betrieb eines
gewerbes. Thiel 4,426. in dieser engeren fassung dringt
das wort auch in den allgemeineren Sprachgebrauch über.
1) die geltung in der fachsprache: der gewerbeschein
giebt demjenigen, auf dessen namen er ausgestellt ist,
die befugniss, ein gewerbe fortzusetzen oder ein neues
anzufangen, preusz, edict über die gewerbesteuer von 1810
{gesetzsamml. s. 79); ein jeder, welcher in unsern Staaten
. . . sein bisheriges gewerbe, . . . fortsetzen oder ein neues
jinternehmen will, ist verpflichtet, einen gewerbeschein
darüber zu lösen, ebenda; haben wir nur erst die
fatale lehrzeit überstanden, . . . lösen wir uns einen ge-
werbeschein und etabliren uns. Damme nachteile der ge-
Werbefreiheit in: gewerbebörse (1847) 13; nach § 18 gesetz
vom 3. juli 1876 (betr. d. besteuerung d. getverbebetriebs im
umherziehen) wird derjenige bestraft, welcher ohne einen
gewerbeschein eingelöst zu haben, ein der steuer vom
gewerbebetrieb im umherziehen unterworfenes gewerbe
betreibt, gewerbearchiv f. d. deutsche reich (1902) 1, 679.
2) eben diese Verbindung einen gewerbeschein lösen spielt
im Sprachgebrauch Gutzkows eine rolle, sowol im eigent-
lichen als im übertragenen sinne : ehemals kam der raths-
schreiber zu mir auf das zimmer, jetzt werde ich vor
ihn citirt und ersticke in dem qualm eines saales, wo
man passe ausstellt, lebens- und sterbegebühren bezahlt
und gewerbscheine lösen musz. Gutzkow^ {säkularbilder l)
9, 268; der gute prinz soll ein tischler sein ... ich möchte
nur wissen, ob er sich bei uns einen gewerbeschein lösen
wird, ritter v. geist 1,212; aus wie wundersamen dingen
nimmt jetzt diese baukunst {der luftschlösser), welche
man, wie die biber, nicht einmal zu lernen braucht, für
welche man kein patent und keinen gewerbeschein löst
und in welcher der ungeschickteste immer der gröszte
meister ist, ihr material her? (iVero 6) l, 181. dazu vgl.
auch: 'se sinn bi mi west und hebben mi kleen tuusch
und kramgeschäft utfunnen . . .' ... 'nun gut. aber du
nimmst ja den kaufleuten das brot. hast du denn einen
gewerbeschein?' Fontane (vor dem stürm 34) l, s. 326.
3) in einer mannigfaltigen reihe von Zusammensetzungen
bildet gewerbeschein den zweiten eompositionstheil: bäcker-,
barbier-, böttcher-, gerber , hauszimmermanns-, schmiede-,
Schneider-, Schuhmacher-, weher-, wundarzt-, zeugbereiter-
gewerbschein. preusx. gesetzs. 1811, 270; andererseits s. wan-
dergewerbeschein, m.; vgl.: zu diesem betriebe (gewerbe-
betrieb im umherziehen) bedarf es eines Wandergewerbe-
scheines, der nur unter bestimmten . . . Voraussetzungen
versagt werden darf . . . mit dem wandergewerbescheine
wird die entrichtung der landesgewerbesteuer verbunden.
HuE DE Grais handb. d. Verfassung u. Verwaltung (l90l) 5.
4) auszerdem vgl.: gewerbescheinfrei, -scheinpflichtig:
Personen aber, welche mit einer besonders erlernten kunst
oder handwerk ... für tagelohn dienen, sind nur in so
fern davon befreit, als sie für gehülfen in einer gewerb-
scheinpflichtigen fabrik, oder bei einer gewerbscheinfreien
wirthschaft zu achten sind, preusz. edikt I8i0, s. gesetzs. 80 ;
ebenso kann ausländem ... für reisen im auslande, weil
sie zugleich gewerbescheinpflichtige geschäfte treiben, . .
gestattet werden, eigene kinder ... bei sich zu behalten.
Zeller gewerbepolizei (polizeivnssenschaft 12, l) 151 (1834);
die errichtung der wandergewerbesteuer erfolgt durch
lösung eines gewerbescheines, da sie anderweit nicht ge-
nügend gesichert sein würde, die gewerbescheinpflicht
fällt in der rege! mit der im polizeilichen Interesse für
diesen gewerbebetrieb vorgeschriebenen wandergewerbe-
scheinpflicht zusammen, der gewerbeschein ist deshalb
in der regel mit dem wandergewerbeschein zusammen.
HuE DE Grais handb. d. verfass. u. verwalt. (l90i) 208.
GEWERBESCHIEDSGERIGHT, n.: als gewerbegerichte
im sinne des reichsgesetzes gelten auch die früher
durch ortsstatut errichteten gewerbeschiedsgerichte. Droop
rechtsweg in Preuszen (1899) 89.
GEWERBE-, GEWERBSCHIFF, n. : gewerb-, kauffartei-,
kaufmanns-, handelsschiff, msrcatoria. Stieler 1791.
GEWERBESCHOSZ, m., vgl. oben unter gewerbegeld: ge-
werbeschoss Hilpert 1,463"; die abgaben sind mancherlei,
als steuern . . ., weide-gelt, heiligen-gelt, . . ., nachschoss,
bürgerschilling , gewerbeschoss , heuerschilling, bürger-
gelt, auch geschoss von den häusern, und pläzen. Estor
bürg, rechtsgelehrsamkeit d. Teutschen 3, 285.
GEWERBESCHULD , /. , nur im plural belegt: so die
haftung der ehefrau mit ihrem eingebrachten für gemein-
same gewerbeschulden. Gierke genossenschaftstheorie(l88'7)
404; durch seine ein willigung wird der mann ... in die
mithaft für die gewerbeschulden der frau gezogen, entsch.
d. reichsger. in civüs. (1887) 16, 261.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSSCHULE, /. mit
zweierlei richtungen des gebrauches. die eine kennzeichnet
eine Veranstaltung, die von der speziellen berufsbildung
ausgeht und sich nur locker an den schulbeti-ieb angliedert,
die zweite erwächst aus dem rahmen der schulorganisation
und ebnet der gewerblichen berufsbildung nur die wege.
l) gewerbeschule , schogl of industry. eine höhere g.,
a polytechnical school or institution. Hilpert 1, 464*.
gewerbschulen, lehranstalten zur ausbildung von gewerb-
treibenden. Thiel 4,428; gewerbeschule, unterrichtsan-
stalt, welche der gewerbetreibenden jugend die geeig-
neten kenntnisse sowie die Vorbildung zur ausübung
ihres faches bieten soll. Lueger4, 647. — gewerbeschule
besser als erwerbsschule (industriesch.) Rumpf 137: man
hat zwar hie und da kunst- und gewerbs- und Industrie-
schulen errichtet. Lotz revision 3, 85 ; wir haben aka-
demien, kunst- und handwerks-, gewerb- und industrie-
5581
gewerbeschOler
GEWERBESTADT
5582
schalen. Wrrneburo Inldung d. geieerhlreibenden (IM?) tt
(vgl. die induslrieschule in Diez. Nkmnich Utg^. eintr
der . . indtutrie gewidmet, reite 1 [l80»], 199; die gOtUngitehe
indastriesohale. l, 16); desgleichen haben der magistrat
(von) Berlin . . im jalire 1824 neben dem kOllnischen gym-
nasium, fUr diejenigen, welche sich den gewerben widmen,
und dazu eine gründliche wistensohaftiiche Vorbereitung
erlangen wollen, eine neue, Ton dem königl. technischen
gewerb-institute zu unterscheidende gewerbschule ge-
stiftet. Wp.nNKnuRO ä.ii; Übrigem ist der meister oder
dienstherr verbunden, über seine gesellen oder gehUlfen
aufsieht zu fuhren, sie zum besuche des gottesdicnstcs
und der feiertags- oder gewerbcschulon, so solche be-
stehen, zu ermahnen, und von unanstHndigem betragen
nach kräften abzuhalten, bayr. verordn. v. 1896. regierungi-
blait ». 89; schon mehrere juhre bewundern und benutzen
wir die durch herrn Beuth herausgegebenen musterblälter,
welche mit so viel einsieht als aufwand zum vorthcil
der preuszischcn gewerboschulenverbreitctwordcn. Götiif.
(betprechung des proyrumms der Berliner gewerbtchule 1898)
44,68; die gclolirtenschulcn, kriegsschulen, kunstschalen,
gowerbschulcn , kurz alle die anstaltcn, welche sich in
gröszercu städton und gemeinden flnden, mUszten ihre
turnmeister haben. E. M. Ahn dt achriften für und an
eeine lieben Deutschen 29 (d<u tumtcesen) 8, 971 ; die alte
technologische lehranstalt . . . lebte 1880 in der 'schule
fUr die mathematischen Wissenschaften' theilweise wieder
auf. die übrigen schulen fasste man jetzt schon unter
dem freilich noch nicht offlciellen namen 'gewerbeschulen'
zusammen, dor andrang zu denselben war so grosz, dasz
ein theil der sich zum Unterricht meldenden immer ab-
gewiesen werden muszte. G. Kowalewski gesch. d. Ham-
burger gesellsch. i. beförd. d. kilnste u. nützlichen geicerbe
a. 87; seit dem jähre 1898 hat sich auch der preussische
Staat durch die begrUndung der königlichen gewerbe- und
haushaltungsschule in Posen auf diesem gebiete in be-
merkenswerther weise bethätigt Alukecht handb. d. aoi.
xoohlfahrtapflege (1909) 118; vgl. auch kunstgowcrbeschulo
LUE0ER4, 647; von einer flinken mutter ermuntert, hatte
sie in Kiel die gewcrbesohule besucht. Frenssen ift7-
ligenlei 260; v^^ axtch gewerbliche schulen.
9) für den Unterricht in Volksschulen und niederen
gowerbsschulen wird kein Schulgeld bezahlt, entunirf der
grundrechte, a. atenogr. ber. d. Frankf. nationalvera. a. 683»;
du willst nichts gelernt haben? . . . was haben sie dir
nicht alles in deinen kloinen köpf hineingetrieben I da
war die klippschale, zwei klassen, und die Stadtschule,
vier klassen, und die gewerbeschule, zwei klassen : acht
klassen hast du gelernt. G. Frkytao (soll u. haben 2,6)
4, 960; dor alte gelehrten- und lehrerstand der st&dte wurde
durch einberufene deutsche schulmänner reichlich er-
weitert und in den meisten cantoncn an eine grosze
zwillingsschale verlheilt, welche aus einem gymnasium
und einer gewerbsschule bestand. Gottfried Keller der
grüne Heinrieh l (1854), 299.
GEWERBE-, GEWERBSSCHÜLER, m.: ob sich nicht
ihretwegen, wenn auch nicht ofGziere duelliren, doch
wenigstens ein paar gewerbschUler mit den linealen über
die köpfe hauen. C. Erdensoiin Fritt und Fritachen, ein
kleinataatlicher parlamentrmnan (1867) 1, *. 71.
GEWERBESCHULRAT, m. • die gewerbeschulteohnisohen
r&the werden von mir . . . ernannt und führen den titel
regierungs- und gewerbeschulrath. preuaa. erlasM v. 1899
(geaetza. a. 77).
GEWERBE-, GEWERBSSCHUTZ, m.. vgl. TiuBH. m:
die frage, ob gewerbefreihcit oder gewerbeschutz? ist
bisher anders von dem staatsmanne, anders von dem
fachmanne beantwortet worden, entviurf einer aUgem. d.
handtcerker- u. gewerbeordn. 1848.
GEWERBESCHUTZBEFUGNIS./..- der Stadthauptmann-
sohaft wurde aber dieses recht, schutzbefugnisse zu cr-
theilen . . . übertragen, so dass der Wiener magistrat mit
seiner Vorstellung in betreff . . . Verleihung der gewerbs-
schutzbefugnisse abgewiesen wurde. Barth -Bartiien-
heim 3,48.
GEWERBE-, GEWERBSSTAAT, tn.. vereimelte bildung in
anlehnung an gewerbeort, gewerbestadt u. a. : in kleinen
gewerbsstaaten ist der Übergang des segenszustands ihrer
begrOndung in den segensloteo ihrei verainkens weit
sichtbarer und weit druckender. Pestalozzi (ansiehten
über induatrie, ertiehung u. politik) 9, 76.
GEWERBE-, GEWERBSINN. m.. vgl. gewerbe — erverb:
den von seinem vater ihm [joaeph) angestammten ge-
werbsinn übt er im groszen: es sind nicht mehr beerden,
die man einem •cbwiegerraler , die man fUr sich selbst
gewinnt, es sind Völker mit allen ihren besilzungen, die
man für einen kOnig einzuhandeln versteht Götiir {aus
meinem leben 4) 94, S22. vgl. auch geweriMfeilt
GEWERBICSITZ, GEWERBESPIEL, «. gewerbeiU, |«-
werbsspiel.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSSTADT, /.. vgl. f»
werbeort, gewerbedorf; vgl. aber auch gewerbebaua.
l) d(u compoaitum geliOrt sum eisernen beatund der tcörttr-
bücher, in denen ea eine atMung einnimmt, die den litte-
rariachen gebrauch überragt.
a) durchgängig wird daa wort in den älteren deutsch tat.
u. ähnl. wb. aufgeführt: gewärbstatt, emporium. forum nun-
dinarium, mercatua. Maaler ITS**; gw&rbsstatt da man
gmaine m&ssen und jarmerckt halt, da grosse niderleginen
von kauffmanns g&toren sind, empot ium. aocfi; gewerbsttatt.
emporium . . . marchi, viUe marchande. Emmel S46; gewerb-
statt, handelsstatt. ville marchande. HuLSit'S (1614) 164*:
ebenso Hbnisch (gewerbsstatt) 1607 ; wasserstat, bandeUtat,
gewerbstat. Sciiotiel 480; gewerbttatt oder handelstatt
DuEZ (1664) 199*. Pomey 188; gewerb- aiv« handelsstadt
Stibler 2118; gewerbstatt, emporium. GCrtler 8, 74\
StEINBACII 9,653. WeISMANN 8, 179^ MaTTHIAB 8,181*.
Räulein 383*. Kirsch 180*. Venbroni 76*. Hederich
1, 1488. aehon bei Frisch ist gewerbstadt gana durch
handelsstadt verdrängt (vgl. a. a.o. t, 419); es erscheint hier
nur noch im regiater, der lat. warte unter emporium. bei
Adeluno wird ea iU>erhaupt nicht mehr aufgeführt, wol
aber von Campe neu aufgenommen, vgl. auch Hbt.^atz 9, 56.
b) nicht ao consequent, wie tn den deutsch lateinischen
Wörterbüchern tat daa compoaitum bei den lateinisch-
deutachen unter emporium aufgeführt.
a) es ist durch aynonyma verdrängt; emporium, ein
kauff Stadt. Mahmellius (1517) i. 94; mercatua, ein marckt
statt, ain ort da man marckt helt Serranus P6*;
emporium, ein marckstat, ein ort da man jarmarckt
hellt, hl*; mercatua, ein marckstatt, ein ort da man
mesz oder marck hellt, oder die zeit des jarmarcks.
Dastpodius V5*; emporium ... ein marckstatt, ein ort
da man mesz unn jarm&rckt hallt Ll<'; emporium, een
coopstadt EuALUUS Gallus Ds**; emporium ein han-
delstadt Corvinus 479, ebenso König 893^ Weismann
1, 147*; empoi-ium eine vornehme kauf- und handels-
stadt, die einen stapel oder niederlage hat Speramder
ä la mode-apraeh der Teutachen 888*.
ß) ea behauptet aeinen platt: emporium . . . ein gew&rb-
statt, da man gemeine m&ssen und jannArckt haltet.
Cholinus - Frisius (1541) 317*; emporium, eine handel-
stad, gewerbstad, niderlag. Faber 976^; ähnlich GoLius
59. Nie. Frisculin 203*. Calepin 406^ Hadriamus Jo-
NIUS 188. BENTZIUS656. onomaat. lat. germ. n\ SCHÖNS-
LEDBR V5*. RbTUER 8, 9176. DkNTZI.BR 888. MaTTUIAB
1, 471. Frisch regiater der lat. worts 36 (s. o.).
c) für die bedeutung im «rsttn compositionstkeäs ergab
sieh aus diesen angaben üb«rn$istimmund der wütthre be-
griff, für den handel und getcerbe als synonjfwt» gelten,
vgl. attcJi: ein gw&rbstatt da man kaufft und verkauSt
Calepin 408*> u. a. dagegen ist fStr d«n twsiit» tteü de»
cotnpositums von späteren lexikeigrmpkm üs Jra§* mrkobs»
icorden, ob die grundbedeutung dsafitmdwm im (emporium)
tu gunaten des aUgemei$urm bsgrigst statte §egen Stadt
entscheide: emporium, eine handds-stadt eine niederlage.
dieses wort, welches ein griechisches ist if^öptun-; da«
aber die Lateiner in ihre spräche aufgenommen haben,
bedeutet keine stadt sondern einen ort ausser der stadt
beim haafen, allwo die waaren ausgeleget werden, und
wo sich die kaufTleute aufzuhalten pflegen. Daniel Fried-
rich Janus phü. lex. (1730) 686; vgL jedoch: emporium . . .
ort vor einer stadt an einem hafen u. d. g. wo die waaren
ausgeladen werden ... 8) ein markt, ein handelsplatz, wo
man jahrmarict messe n. d. g. hUt ... 4) eine handels-
stadt Stadt, wo gate kaufmaunschafl getrieben wird. Jon.
5583
GEWERBESTAND
GEWERBESTAND
5584
Henr. Drumelius lex. mantiale i, 4027. vde auch die litte-
rarischen belege zeigen, geht der wortgehrauch durchaus von
der engeren Bedeutung stadt au^.
2) der litterarische gebrauch, der sich in der häußgkeit
der belege mit dem leocikalischen nicht messen kann, greift
dafür weiter in die neuere spräche herein. Wandlungen der
bedeutung lassen sich insofern feststellen, als die Vor-
stellung des handelsverkehrs , die in älteren belegen den
weltlmndel betraf, sich nun mehr und mehr in die enge
verh"'t, im anschlusz daran toird die antheilnahme des
handwerkes stärker betont.
a) es ist sunst ein andere gewerbstatt am mÖre, die
lieiszt Bände. Münster cosmogr. (2.) 42; Antorff, welches
die mechtigste gewerbstatt in der ganzen weit sei. Slei-
DANUS deutsche chronik (1559)296''; nun zeuget das erste
buch der könige neben den landtafeln, das Sarepta
zwischen der festen stadt Tyro, und der grossen gewerb-
oder handelstadt Sydon gelegen, nit fern vom mittel-
mehr. Mathesius Sarepta (i578) 1*; in diser mechtigen
gewerbstadt (Tyrus) haben die inseln des mittelmeers . .
allerlei metall verkaufft. 96*' ; dafür haben die fürsten zu
Zeiten etliche gewerbstadt auff etliche jar unnd wider-
rufen gefreiet, alsz hertzog Ludwig zu Landshüt die stadt
Nürnberg, anno 1456. Wiguleus Hund bayrisch stam-
menbuch 2,402; Genff ... welche ist ein statt in Saphoy,
ligt in der gegend desz Schweitzerlands, ein schöne
und grosse gewerbstatt, hat gute fruchtbare wein-wachsz.
Volksbuch von dr. Faust, neudr. ».61; Chum eine ge-
waltige gewerbstatt. Stumpf Schweiz, chronik (1606) 134»;
so kann ein junger mann, mit dem besten willen seine
kenntnisse zu vermehren, fünfzig meilen weit in eine
berühmte gewerbsstadt wandern, um in einem winkel
derselben, wenn es sein unstern will, elendere arbeit zu
verfertigen, als er zu hause in die bände bekommen haben
würde. (J. G. Hoffmann) das Interesse des menschen . . .
bei d. bestehenden zunftverf. (1803) 108.
b) den l. septemb. hat es zft Husi, einer gewerbstatt
in Holstein, in underschidlichen orten zum anderen mal
blüt geregnet. Stumpf Schweiz, chronik 134*; immassen die
zeit, so er {der wandernde gesell) in näheren orten zu-
bringet, es seie dann eine grose handeis- und gewerb-stadt,
ihme für die wanderzeit nicht angenommen . . . werden
solle, badische zunftordmmgen (1769)112; man verlor sich
in die alte gewerbstadt, und besonders markttages gern
in dem gewühl, das sich um die Bartholomäuskirche
herum versammelte. Götiie (dichtung u. Wahrheit l) 24, 22;
die mittlere stadt {Tübingen) sieht einer alten zufällig
zusammengebauten gewerbstadt ähnlich. {Schweizerreise
1797)43,121; wo gewerbsstädte zu dieser unbürgerlichkeit
versinken. Pestalozzi {ansichten über industrie) 9, 87;
ein groszer theil von orten in Deutschland — insbesondere
viele gewerbestädte — haben eingaben an uns gemacht,
um eine allgemeine gewerbeordnung zu erlangen. . . . jeder
ort hat nun andere punkte aufgestellt; jeder ort will
eine gewerbeordnung, die für seine Verhältnisse passt, zur
allgemeinen deutschen gewerbeordnung erhoben wissen.
F.J.Stahl, s. stenogr. ber. d. Frankf. nationalvers. IIb'",
solche kleine städte freilich, welche von den bedingungen
einer stadt jetzt nichts mehr haben als den historischen
namen und deren gewerbeleben in stetem rückgange be-
reits jetzt begriffen ist . . , würden als gewerbestädte durch
keine gesetzgebung zu halten sein. Rentzsch geioerbe-
freiheit (1862)80; gewerbstadt, neues wort(l), eine stadt,
in welcher die gewerbe blühen. Rumpf 137.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSSTAND, m., vgl.
handelsstand, handwerkerstand u.a. die angäbe bei Rumpf
(*. 137) , dasz das compositum 'auch zutveilen den zustand
der gewerbe' kennzeichne, läszt sich aus dem verfügbaren
mMterial nicht stützen, die belege fassen den zweiten com-
positionstheil durchweg persönlich in der bedeutung der
gesammthcit der berufsgenossen. ^Die weit diese gesammt-
heit hier greift, das ergiebt sich aus der abstuf ung des
begriffes gewerbe.
i) gewerbe mit umfassender bedeutung, vgl. nahrungs-
stand {theil i, 316, ivo jedoch nur belege für die bedeutung
zustand der nahrung gegeben sind); vgl. erwerbsstand.
«) der älteste beleg führt das compositum in Verbindung
mit der hildung handwerksstand a?</, anscheinend aber
als weiteren neben dem engeren begriff: mit wahrer weh-
muth haben wir uns überzeugt gefunden, dasz der hand-
werks- und gewerbsstand in Oettingen, welcher vor Zeiten
auf einem gipfel des Wohlstands sich befand, . . . keine
spur seines alten flors mehr bhcken läszt. fürstl. öttin-
gische Wanderordnung (1785) bei Ortloff corpus iuris opi-
ßciurii ii9. vgl. auch: die masse der glieder des gemein-
bürgerlichen gewerbs- und handwerksstandes. Pestalozzi
{ansichten über industrie) 9, 95.
b) sicherer führen andere Verbindungen : den {wohlfeilen
preis der lebensmittel) man . . . nicht mit unrecht als
die hauptstütze des gewerb- und nahrungsstandes an-
sieht. Völker (180i) 64 {vgl.: manufacturen und fabriken
zu gründen . . . dem ganzen nahrungsstande aufzuhelfen.
JoH. Fr. V. Pfeiffer tnanuf. u. fabriken 2. einl); dasz
aber der wahre mittelstand immer nur aus dem äusser-
lich und innerlich, sittlich und bürgerlich kraftbildenden,
wohlhabenden gewerbstand und erwerbenden berufsieben
hervorgehen könne, fällt ... in die äugen. Pestalozzi
Lienhard u. Gertrud 4, 83) 4^, 351 {vgl. : die im erwerbstand
sich bildende und von vater auf söhn sich erbende ehren-
festigkeit. ebenda); es entstand bei den kaufleuten eine . .
Verachtung des übrigen gewerbstandes. Wii.ua gildenwesert
(1831) 300 ; wenn wir die historie des gewerbestandes ver-
flossener Jahrhunderte mit dem bestreben der neuzeit , . .
vergleichen, ist der . . . schritt vom geschützten ... ge-
werbeverkehr zum freihandel und der gewerbefreiheit.
Berlepsch chronik d. gewerke 6,53.
2) im allgemeinen verengt sich die bedeutung da, wo
gewerbestand und handelstand in Verbindung treten: unser
allgemeiner landessegen musz unumgänglich zu gründe
gehn, wenn unser mittlerer gewerbs- und handelsstand
sich forthin in den träumen eitler, unpassender an-
maszungen dahin verliert, die ehrenfestigkeit und würde
des alten, bürgerlichen . . . gemeinen erwerbs- und hand-
werksstands nicht mehr mit bürgerlicher Sorgfalt und
näherung ins äuge zu fassen. Pestalozzi {ansichten über
industrie) 9,93; das marktrecht, aus dem in weiterer
linie auch der ganze handeis- und gewerbestand mit
seinen rechten und befugnissen sich entwickelte, wurde
der erste inbegriff und ausgangspunkt der städte-organi-
sation und damit der städtischen freiheit. Th. Mundt
gesch. der d. stände (2, 2) 287; um ... im Welthandel, für
Deutschland die achtunggebietende Stellung zu erobern,
auf die es . . . vermöge der tüchtigkeit seines volkes, ins-
besondere seines handeis- und gewerbstandes, einen ge-
rechten anspruch hat. Rönne in der Frankf . nationalvers.
(.9. stenogr. ber. sp. 195''); der gewerbs- und handelsstand
war eine geldmacht geworden. Mone {die Rheinschiffahrt)
ztschr. gesch. Oberrh. 9,4; die gewerbe- und handelskam-
mern sind körperschaften, welche durch wähl oder ernen-
nung aus dem handeis- und gewerbestande hervorgehen
und als organe der interessenanschauungen der von ihnen
repräsentirten handeis- und gewerbsstände die zustände
und bedürfnisse dieser klassen von sich aus oder auf
veranlassung bei den Verwaltungsbehörden des Staates
zur kenntniss und geltung bringen. Schäffle im dtsch.
staatswb. 4, 336.
3) auf verengte bedeutung weisen auch die folgenden
vericendungen : ferne sei es von mir, dem gewissenlosen
betrüger das wort zu reden, deren es im gewerbestande,
wie in allen immer giebt. J. A. Weisz über das zunß-
icesen 62; dasz aber auch der staat ernstlich darauf be-
dacht sein müsse, dem gewerbestande in dieser weise
zu hülfe zu kommen, entwurf zur errichtung einer in-
dustrie- u. handicerkerbank s. 31; der gedanke, dasz rath
und tbat des gewerbestandes . . . um so mehr von nutzen
sein dürften, als unsers Wissens nur wenige angehörige
dieses Standes in der Paulskirche gezählt werden, führte
abgeordnete des handwerker- und gewerbestandes aus
den nahen und entferntesten gauen Deutschlands nach
Frankfurt, entwurf einer allg. handwerker- u. gewerbe-
ordn. 1848; der Zunftzwang hingegen soll dazu dienen,
von dem ganzen groszen gewerbestande elend und anar-
chie abzuhalten. Bismarck {rede in der 2. kammer 1849)
1, 143 Kohl; die meisten derselben {der auswandernden
Deut.9rh.en) waren und sind aus dem gewerbsstände.
E. M. Arndt sehr, für u. an meine lieb. DeutscJien 4, 116;
5585
GEWERBESTATISTIK
GEWERBESTEUER
5586
inzwinchen haben «Ich auch In Hannover im gewerbe
■tandc die ansichten . . . geläutert MASCiien dtteh. ge-
wer bewesen (1866) 64«.
4) nur vereinzelt zielt daß teort auf unterahtheilungen
innerhalb diese» engeren begriffe»: im ucwcrbswcsen gibt es
keine ideo von einer einlieit , kein gewerbstand wird
seine intcressen für die deutsche einheit aufopfern.
Stahl, *. »tenogr. berichte d. Frankf. nat.-ver». 776''.
GEWERBESTATISTIK. /.; gewerbestAtlstlk ... «oll
... die aufgab« lösen, genaue auskunft Über den stand
aller gewerbe in einem lande 7.u geben. TiiiRi. 4, 4M;
umfassende gewerbcstatistiken fehlen ganz. KtRiNsciiRon
beitrage t. einer deutschen gewerbeordn. 1; die gewerbe-
Statistik , welche die thatsäohliche verthcilung der ge-
werblichen thätigkeit auf die einzelnen gebiete festzu-
stellon hat, bleibt deshalb auf allgemeine Unterschei-
dungen beschränkt. Hue dk Gkais handbuch der ver-
faaimng u. Verwaltung (iflOl) 680.
GKWERBESTATIstlSCH, a<{j.: ebensowenig femer sind
durch § 14 (rf. gexcerbeordnung) die landcsrochtlichen he-
Stimmungen berührt, welche die Sammlung und Verar-
beitung des geworbestatistischen materials . . . betreffen.
Lanpmann gexcerbeordnung 1 (1903), 107.
GEWERBESTÄTTE, /. • der ordentliche ausfortigungs-
sportelsatz tritt namentlich ein ... bei Anlegung neuer
apotheken, neuer mühlcn, und überhaupt neuer fabri-
kations- und gewcrbostälten, sofern solche ausdrücklicher
genehmigung bedürfen, jyreuaz. sporteltaxordug. v. 1825 {ge-
setz». 131); die gewerbcstiittcn hätten zwar um 86 000...
zugenommen, aber noch mehr die armenlast Kaizi.
Schmollers forach. 2, 1, *. 108. vgl. gewerbeanlage t«. a.
GEWKRBESTELLE, /.; es handelt sich dabei (6« der
amtsbrüderachaß) um eine im Interesse des betreffenden
geworbes getroffene massregel , deren correctur dem ge-
werbcherrn, dessen befugiiisse nicht allein aus der grund-
herrschaft fliessen, zusteht, indem er das recht hat, die
gcwerbestellen zu vermehren. Uiii.iRZ mitth. d. inst. f.
öaferr. geschicJitsforsch. 19, 18«.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSSTEUER, /., vgl.
gewerbe-geld, -groschen, -Schätzung, -schosz. zur form
vgl. gewerbesteuer . . . nicht gewerbsteuer. Rumpf 137.
l) das compositum ist schon in der mitte des 17. Jahr-
hunderts belegt ttnd ztcar mit der allgemeineren bedeutung;
solche alsz mitburger aufzunemben und ein solchen alles
bürgerliche gewerb . . . zu- treiben erlauben , doch gegen
jährlichen darreichung ainer billichen gewohnlichen ge-
werbsteuer. bannfaiding zu Weiz (il.jahrh.) öaterr. iceisth.
6, 192; diese hält »ich bis in das i9. jahrh., wo sie in ein-
seinen Verwendungen sich verengert, in anderen wieder sich
erweitert.
o) nil dicam hie de aliis oneribtis et conti-ibtttionibua
quibtts prceter ordinaria annua tributa popultis in Misnia
ei Thuringia passim pra-gravatur . qualia stmt l) land-
stewer ... 2) tranckstewer . . . s) acciszstewer . . . ö) ge-
werbstewr von allen handlnngen, handwercken und tag-
löhnern. CAsrAR Ki.ock de aerario 2, 78 (l65i) 482*; vgl.
SciiOTTRi. 482; zu den consumtionsauflagen gehöret auch
die sogenannte gewerbsteuer oder gewerbschatzung. man
hat bei dieser aullago die absieht, die handwerker, fa-
brikanten, kaufleute und alle übrigen personen, die sich
in ein gewerbe, oder in ein besonderes commercium ein-
lassen, zu den öffentlichen lasten beizuziehen, und von dem
profit ihrer nahrungsgeschäfte und gewerbe einen propor-
tionirten beitrag zu den einkünften des Staates zu erheben.
SciiLETTWEiN (1772)287; CS würde nämlich durch die ganz
freie und ungehinderte konkurrenz der arbeitslohn, der ge-
wisz in gar vielen gewerben durch das gildenwesen zu
hoch gehalten wird, im preise fallen; und das würde
bei aller bofreiung von köpf-, gewerbe- und konsumtions-
steuern um ein merkliches geschehen können, ohne
dasz der genusz der arbeiter sich eben einzuschränken
brauchte. Mauvillon phyaiokrafische briefe (16) 244; da
finden wir nun, dasz hin und wieder ein sogenanntes
nahrungsgeld, wie auch handlungs-, handwerks- und ge-
sindesteuern eingefAhret sind, dieses sind in der that
nicht anders, als gewcrbesteuern. v. Ji'sn attMtsirirth-
schaß i, S92; wenn der landmann weiter nichts als die
gewöhnlichen ölTentlichen abgaben auf seinen grund-
stücken zu tragen habe, dem bürger in der ttadt hin-
gegen ausser aolohen aach noch b«fonden gewerbe- und
nahrungssteuem, aceise-, licens-, pflaater- and latemen-
gelder ... zu tragen obliege, teahrheit ohne schminke, vör-
ber. ». 15; der bUrger bezahlt (als steuern in Österreich) der
anläge nach '/t seiner tlmmtlichen einkünfte; es sei von
häusem oder gewerben. aber der anschlag der gewerbe ist
so gemacht, daaz wohl '/* herauskömmt, die gewerbsteuer,
so wie die interessensteuer sind in der that drtickend.
Nicolai besehr. einer reise 3, beilage i>i; weniptent traue
ich mir zu behaupten, dasz jede vermögen- und gewerbe-
steuer ... in einer grossen monarchie immer vielen
misbräuchen unterworfen sein . . . werde, t, beUage IM;
es fehlen mir auch die anhaltspunkte über die beiiMt*
sung der gewerbsteuer und des sehutxgeide«. Monb ttadtr,
gesch. Oberrh. 9, Ml.
b) gleichwie aber in diesen geweriterteaem nicht die
materialien der gewerbe, wie bei der acciae, sondern
die grösze und Wichtigkeit des gewerbea seihet zum
gründe geleget werden sollen; so sieht man leicht, dasz
man zuförderat den wahrscheinlichen gewinnst eines
jeden gewerbea ausfUndig zu machen bemühet sein
musz. V. JusTi staatsteirthtch. t, 874; hiervon {vom IttMiem
drittel des jährlichen Verdienstes) wird demnach der vierte
theil zu der jährlichen gewerbesteuer bestimmet vn
(jährliche gewerbsteuer 88i); anter den mittein tu die-
sem zweck hat uns die einführung einer allgemeillMl
gewerbesteuer für unsere getreuen unterthanen wesiger
lästig geschienen, preust. gesets». 1810, 79; sehr viel besser
hat sich .... die gewerbesteuer . . . gestellt . . . wegen
der in den . . . friedenszeiten höher gestiegenen gewerb-
samkeit. Hoffmann lehre v. d. steuern (tft4O)209.
2) bedeutungsverengerung : jeder zum wirklichen kunst-
mitgliede der academie aufgenommene kUnstler hat . . .
sich . . . der befreiung von der gewerbs- und industrial-
steuer zu erfreuen. BAnTii-BARTiiRNiiKiM 2, 890; die in
haber der förmlichen landesfabriken sind frei von ent-
richtung der gewerbsteuer und den in städten sich ansie-
delnden fabrikanten ist die befreiung von der gewerb-
steuer zugesichert, ebenda; da dort (im reehtsrheinisehen
Bayern) die ansässigmachung auf gewerbsbetrieb bedeu-
tend erschwert ist, während in der Pfalz nur die erlegung
einer steuer nothwendig ist, um ein gewerbe zu betreiben.
stenogr. bericht d. Frankf. nationalvers. s. 7.'i8*; das ältere
deutsche steuerwesen . . . kannte auch keine selbststän-
dige direkte gewerbesteuer im heutigen sinne des Wortes.
FF.NT8CH getcerbesteuer im dtsth. staatswb. 4, 841; zum ge-
werbebetriebe sollte künftig in der regel nur die lösung
eines gewerbescheins bei der Steuerbehörde gegen ent-
richtung der gewerbsteuer erforderlich und ausreichend
sein. BoiKUHKKpreusz. Staats- u. rechtsgeschicht* (1908) 969;
ähnl. entscheidungen d. reichsgeriehts in civils€idien 4B, 7f.
3) bedeutungserweiterung.
a) vorübergehend ist der begriff in der vittmuek^fHichen
terminologie erweitert worden: es können aber die gewerbe
auf zweierlei art zum gegenstände der steuern und ab-
gaben genommen werden, man kann nämlich entweder
die materialien der gewerbe, womit sich ein jedes be-
schäfTtiget, und die daraus entstehenden waaren und
producte mit abgal)en belegen; oder man kann auf das
gewerbe eines jeden unterthanen überhaupt, nach ma!*z-
gebung dessen grösze und Wichtigkeit, die abgaben be
stimmen und einrichten, die erste art ist fast allent
halben in Europa eingeführet; und wird mit dem namen
der accise, accissteuern, . . . und aufschlagen beleget . .
die andere art wird zwar unter dem namen der handels-
und handwerks steuern, des nahrungsgeldes und der-
gleichen hin und wieder gebrauchet ; . . . allein sie ist
meines Wissens noch nirgends als eine allgemeine Steuer,
die auf die grösze und Wichtigkeit eines jeden gewerhes
eingerichtet wäre, eingeführet worden, unterdessen wollen
wir eine jede von diesen zwo hauptarten der gewerbe-
steuem besonders abhandeln, v. Ji'RTt »taattveirthttiu^fl
2, 354; die capitaliensteuern gehören gleichfalls unter die
gewerbesteuem ; die besoldnngt>steuem aber können nur
uneigentlich dahin gerechnet werden. 896.
b) mit dem umfang der bedeuhing von gewerl>e ettivifert
sich attch der des composihifns : ein jeder, weicher in unsem
5587 GEWERBESTEÜERABTHEILUNG
Staaten, es sei in den städten, oder auf dem platten
lande, sein bisheriges gewerbe, es bestehe in handel,
fabriken, handwerken, es gründe sich auf eine Wissen-
schaft oder kunst, fortsetzen oder ein neues unterneh-
men will, ist verpflichtet, einen gewerbeschein darüber
zu lösen und die in dem beigefügten tarif ... angesetzte
Steuer zu zahlen, preusz. gesetza. (l8io) *. 79; für ge-
werbesteuer 50 thaler. rechnungsahlegung des Königstädt.
fheaters in Berlin 1826 (u. d. t. sachgemäsze erörterungen
über das Königstädt. theater) a. 82; gewerbesteuer landw.
(polit.), vorgeschlagen statt der grundsteuer, aber inso-
fern doch völlig verschieden von derselben, als sie den
landw. betrieb trifft, nicht aber den boden. die landw.
gewerbesteuer würde der pächter, gleichviel, ob des
eigenen oder fremden gutes zahlen . . . Krafft illustr.
landioirthschafts -lexikon (1888) 875«; frau v. Weissen thurn
gehört auch zu jenen büchermanufacturisten , die es
unbegreiflich machen, warum nicht ein autokratischer
finanzminisler . . eine literarische gewerbssteuer aufbringt
und alle neu geschriebenen bücher mit einer ziemlichen
abgäbe belegt. Börne dramaturg. blätter nr. 22.
c) auf Übertragung beruhen andere ericeiterungsformen :
a leit a brinkel buch ei dr gewerbstaier {Oberlauaiiz, wird
von jemand gesagt der dem branntweingenuaz sehr ergeben
ist). Wander l, 1652.
GEWERBESTEÜERABTHEILUNG, ». gewerbesteuerab-
theilung, preusz. gesetzs. 1891, 205, dazu vgl. gewerbesteuer-
anmeldung 219, gewerbesteuerausschusz 205 u. a.
GEWERBESTEUERFREI , adjectiv .- gewerbesteuerfrei
sind : handwerker , die . . . auf bestellung arbeiten . . .
Weberei und würkerei, sofern . . . nur als nebenbeschäf-
tigun? . . . landwirthe, die mit ihrem wirthschaftsgespanne
gelegentlich auch frachtfuhren verrichten, preusz. gesetzs.
1820 8. 149 ; der verkehr der böhmischen leinweber . . .
kann nicht als ein wirkliches gewerbe im umherziehen
angesehen werden, und es ist daher auch denselben ohne
gewerbeschein und gewerbesteuerfrei zu gestatten. Zeller
gewerbepolizei {polizeiwissenschaß 12, l) 145 (1834).
GEWERBESTEUERGESETZ, n.: nur in einer ... zeit
. . . war das gewerbesteuer-gesetz nach einer solchen deu-
tung ausführbar, wornach es alle durch . . . Privilegien
erworbenen berechtigungen zum gewerbbetriebe ... für
ungültig erklärte, indem es . . . allen gewerbsbetrieb . . .
von der lösung eines gewerbscheines abhängig machte.
Hoffmann lehre v. d. steuern (i840) 192; preusz. gewerbe-
steuergesetz, *. preusz. gesetzs. 1891, 205.
GEWERBESTEUERKATASTER, w. .- das objekt der ge-
werbesteuer ist das gewerbe. jedes gewerbe muss ange-
zeigt werden, die aufzeichnung der gewerbe bildet den
gewerbesteuerkataster. Thiel 4, 427.
GEWERBESTEUERKLASSE,/., s. preusz. gesetzs. 1891,208.
GEWERBESTEUERLISTE,/. ; für die berechnung der ge-
werbesteuer (werden) auszüge aus den gewerbesteuerlisten
der gewerbesteuerklassen III und IV genügen. Hoffmann
Organisation d. handwerks (1902) 133.
GEWERBESTEUERORDNUNG, /. ; groszherzoglich ba-
dische gewerbesteuer-ordnung. Karlsruhe 1815.
GEWERBESTEUERPFLICHTIG, adj., a. premz. gesetzs.
1810, 81; 1820, 148. 152: wird , . . bedenken wegen der . . .
lehrzeit getragen, so ist erforderlich, dass zwei gewerb-
steuerpflichtige meister des nämlichen gewerbes die an-
gäbe des meisters . . . erhärten. Gottlieb amtsbefugnisae
des rafhs der gewerbverständigen 67 ; inländische musiker
werden gewerbsteuerpflichtig und müssen gewerbescheine
lösen, sobald sie ausserhalb ihres bezirks . . . ihr gewerbe
betreiben. Zeller geioerbepolizei {polizeiwissenschaft 12, l)
129 ; gewerbsteuerpflichtigkeit, s. preusz. gesetzs. 1820, 148:
nach diesen bestimmungen ist in allen fällen, in welchen
die gewerbesteuerpflichtigkeit der musiker zur erörterung
kommt, von den gewerbesteuer - aufnahmebehörden zu
verfahren. Zeller a. a. o.
GEWERBESTEUERROLLE, /., *. preusz. gesetzs. 1891,220.
GEWERBESTEUERSATZ, m. : unseren regierungen liegt
ob, die gewerbescheine in den von ihnen ressortirenden de-
partements zu ertheilen und auszufertigen, sie bestimmen
nach maasgabe des tarifs und in den darin vorgezeich-
neten gränzen den gewerbesteuersatz in jedem einzelnen
fall, preusz. gewerbesteueredict von 1810, a. gesetza. 85.
GEWERBETHÄTIG
5588
GEWERBESTEUERSUMME, /.: das preusz. aystem be-
ruht darauf, dasz für jeden ort eine gewerbesteuersumme
fixiert ist. Thiel 4, 427.
GEWERBESTEUERVERANLAGUNG, /..- dass . . auch
ihnen die inzwischen angefertigte gewerbesteuer -Veran-
lagung zur begutachtung vorgelegt werden möchte, gesuch
der kaufmannschaft (l8ll) Rohrsgheidt 407.
GEWERBESTEUERVERFASSUNG, /..- die gewerbe-
steuerverfassung des preuszischen Staates. (1881, titel).
GEWERBESTEUERVERGEHEN, n..- der Staatsanwalt
hat die revision eingelegt, weil der angeklagte von der
anklage des gewerbesteuervergehens freigesprochen . . .
ist. entscheid, d. reichsger. in strafs. (1882) 6, 372.
GEWERBE-, GEWERBSSTEUER WESEN, n.: offenbar
ist nur dieses der einzige weg, um in das grund- und
gewerbesteuerwesen die ihm so nöthige gleichmässigkeit
zu bringen. Lotz staatawirtlischaftslehre 3 , 249 (gewerbs-
steuerwesen 251).
GEWERBE-, GEWERBSSTREIT, «i. : solange die ge-
werbe noch auf dem grundsatze der persönlichkeit be-
ruhten, betrachtete man die behandlung der gewerbsstreite
lediglich als einen akt der gewerbspolizei. Sgh light-
hör le gewerbsbefugnisse in München l, einl. s. 67.
GEWERBE-, GEWERBSSTREITIGKEIT, /., vgl. auch
gewerbliche Streitigkeiten (*. d. erstere): die aus ver-
anlassung der gewerbs- oder privilegien-streitigkeiten sich
allenfalls ergebenden ansprüche auf privatgenugthuung
sind an den ordentlichen civilrichter zu verweisen, bayr.
verordn. v. 1826, reg.-bl. s. 166 ; so ändert doch dies alles
nichts an der thatsache, dass die zahl der gewerbestreitig-
keiten innerhalb des hiesigen kammerbezirks bisher
keinesfalls gross genug war, um die einführung eines
Instituts (der gewerbegerichte) als nothwendig erscheinen
zu lassen. Rickert getoerbeordnungsnovelle 1, 44.
GEWERBESTREITSACHE,/. .- dasselbe ist der fall, ivenn
eine gewerbestreitsache auf grund des statuta von einem
Schiedsgericht zu entscheiden ist. Droop rechtsweg in
Preuszen (1899) 112.
GEWERBESUCHEND, adj. .- die übrigen gewerbsuchen-
den haben eine blosze anzeige von ihrer beabsichtigten
gewerbeausübung bei der ortspolizeibehörde . . zu machen.
Kleinschrod 46.
GEWERBE-, GEWERBSSYSTEM, n..- da das gewerbs-
System zwischen professions- und handelsrechte unter-
scheidet. Barth-Barthenheim 6,1; man habe daher ge-
trachtet, das abgaben- und gewerbesystem so mit ein-
ander zu verknüpfen. Hardenberg, s. Rohrsgheidt 404.
GEWERBE-, GEWERBSTABELLE, /. .- so ist bei neuen
gewerbsverleihungen . . . sogleich die gewerbstabelle für
das Individuum . . . aufzunehmen. Barth-Barthenheim
3, 160; wir wollen nun sogleich auch den zustand des
handweiksbetriebes nach 1849, nach aufhebung der ge-
werb efreiheit, näher betrachten, und darüber zuförderst
unsere statistischen gewerbe-tabellen nachschlagen, das
preusz. getverbegesetz v. jähre 1849 (l86l) 12 ; es waren nach
der am ende des Jahres 1828 aufgenommenen gewerbe-
tabelle im ganzen preuszischen staat, folgende handwerker
vorhanden. Rohrsgheidt 552.
GEWERBETAG, m., vgl. gewerbekammertag : der Kölner
handwerks- und gewerbetag wird schon ein kräftiges wört-
lein dazu sagen. Voss, zeitg. 12./8. 1905.
GEWERBETAXE, s. gewerbstaxe.
GEWERBETECHNIK, /. ; eine ähnliche rücksicht für
die verschiedene legislative behandlung der gewerbe er-
gibt sich aus dem zustande der Wissenschaften, welche
der gewerbetechnik zur grundlage dienen. Kleinschrod
(1840) 9. dazu gewerbetechnisch , gewerbtechnisch , adj. .-
den technischen räthen der regierung . . treten gewerbe-
technische räthe hinzu, erlasz betr. d. anstellung v. reg.-
u. gewerberätJien u. d. organ. d. gewerbeinspektion von 1891,
s. preusz. gesetza, 1891, 166 ; beihilfen , welche aus dieser
Stiftung an die der Industrie und dem gewerbe sich wid-
mende Jugend behufs aneignung einer gediegenen gewerb-
technischen oder kunstgewerblichen ausbildung für ihren
beruf gewährt werden. Voss, zeitg. 26./11. 1904.
GEWERBE-, GEWERBTHÄTIG, adj.. temiger beliebt als
das hiermit vm zusammenhange stehende Substantiv, s. d. ;
die kernhafte tüchtigkeit der menschen, welche die graf-
5589
GEWERBKTHÄTIGKEIT
GEWEHBETREIBEND
5590
Bchaft Mark zu dem gewerbthKtigsten wohlhabendsten
landstrich Deutschlands macht, zeigte sich in allen Ver-
hältnissen. Pkht/, au» Steint! Üben 1,15; als solcher (al»
zinngienzer) scheint er sich hiild ein gewisses ansehen in
der go werbt hälit^cn stadt erworben zu haben. Hkinkicii
KuHZ einl. zu B. Wai.dis Kttopu» tt.
GEWERBE-, GEWKRB, ttEWKRBSTHÄTIGKKIT,/ im
(jegenaatze zu crwerbsthätigkeit bringt diene» compositum
fast aus8chlie»zlich den engeren Ittgriff zur geltung, in dem
gewerbe dem handel gegenübergeatellt tcird. am weitaten
ge/aszt »cheint da» vjort in bayri»ehen Verordnungen : die
obrigkeitliche concession gewährt dem erwerber . . freie
gewerbsthätigkeit in dem ihm verliehenen gewerbe. bayr.
verordn. v. 182«, reg.bl. ». 10«, ebenso KU. ftemerkenjncerth
»itul l>edeutun^nversehiebimgen, die den ziveiten rompoaition»-
theil betreffen; une ftei gpwcrbfloisz , gewerbsnmkeit u.a.
gfhtoärht aifh auch hier der begriff der thiitigkeit ab, da»
compositum, nimmt coUeetirbedeutung an und nähert »ich
dem lehnwort industrio.
1) Verwendungen, die vom nomen tirtioni» ausgehen : die
Zersplitterung des zusammengeh'irigiMi, die wagstUcke, das
imtrennhare zu kliehen und zu spalten, hat unnatürliche
schulzwinger geboren, wo die Jugend für die künftige be-
rufs- und gowcrb.sthfttigkcit gepreszt, gestutzt und abge-
richtet wird. Jahn (merke zum deutschen volksÜium) 2,681
Euler; man verlange nicht nach einer abenteuerlichen,
hohlen freihcit, sondern nach einer ausbildenden, reichen
bogränzung, wo . . junge leute nicht an camcraden selbstig-
kcit, sondern an höhern weltansichten und an unzähligen
gewerbs- und kunst thätigkeiten ihre Unterhaltung finden.
(iÖTHE {kuwttM-hötze am ÄÄ«n ete.) 43, .S28 ; die obrigkeit-
liche concession gewährt dem erwerber obrigkeit-
lichen schütz in der zuständigen gewerbsthätigkeit und
freiheit des niarktes. Itayr. verordn. v. 1820, reg.-bl. ». 101,
ebenso s. 100; durch groszen fleisz und rpchtscliaffenheit
hatte er sich, in einer ehrenvollen gewerbsthätigkeit zu
einiger Wohlhabenheit emporgearbeitet. Rudolf Haym
au» meinem leben 84.
2) vericendtingen, die vom nomen a^itioni» «im eollecHv-
begriff überleiten.
a) alle Privilegien sind eingeschränkt zu erklären, durch
welche der freiheit des handelsverkehrs und der gewerbs-
thätigkeit eintrag geschieht. Ix)t/. rerimon i (l8ll), 340;
lähmungen der gewerbsthätigkeit. Bahtii Bahtukn'iieim
s, 161 ; das freigewordene deutsche volk . . verlangt Wieder-
belebung der gewerbthätigkeit. v. Rönne in d. Frank/,
vat.-vera., s. steiiogr. Iteri^hte i9!j^ ; der aufschwung beider
[handel und geirer/je) war . . . ein durchaus gleichmässiger,
der wachsende kunstfleiss gab dem handel neue nahrung
und anrcgung, die zunähme des handeis rief wieder eine
Steigerung der gewerbtätigkeit hervor. Arnold aufkommen
d. handwerker»tandes (l86l) .35.
b) und so brauchen wir nicht weit umherzuschauen,
wenn wir beispielo suchen, dass gewerbsthätigkeit mit
liebe zur Wissenschaft und kunst . . . recht wohl verein-
bar sei: denn wir finden, dass von selten des buchhan-
dels sich für kunst erwünschte aussiebten hervorthun.
GöTilE {kunstachütze am Rhein, Main) 43,358; in Austra-
lien . . . lässt sich eine art geregelter gewerbetätigkeit
nachweisen. Eckeht handelageographie (1905) 2, 380.
8) veriKndungen, die den collectivbegriff auaprägen:
allerdings scheint zwar der einfUhrung und benutzung
der maschinen bei unserer gewerbsthätigkeit der umstand
ungünstig zu sein, dasz dadurch mehrere arbeiter . . .
brodlos werden können. Lorz revis. ... 3,389; ackerbaa
und Viehzucht waren die hauptbeschäftigungen des Volkes,
auszerdem hatte man einige wonige gewerbsthätigkeit.
Srm.ossF.n irelfgeach. i', 178; der vorsprung der Engländer
auf diesem felde erklärt sich aber leicht daraus, dasz
die gewerbthätigkeit und der verkehr . . . dort . . . weit
entwickelt ist. V. A. Wkiikh die genoa.<ten»chaftl. »elbathülfe
d. arb. klaaaen a. 19; er formte die Staatsverwaltung neuen
anforderungen der gewerbthätigkeit gegenüber besonders
unbehilflich und lästig. G. Freytag {Karl Mathy) 82,362.
GEWERBETHEILHABER, ». gewerbstheilhaber.
GEWERBE-, GEWERBTREIBEND. participialea adjeetiv
und »ubatautir, ericachaen aus der oben («p. 5&81^.) be-
sprochene» rethindung gewerbe treiben.
IV.
l) die adjeetiviaehe veruendung bildet mehr die voratu/e
de» heutigen hauptgebrauehea, der auf der »ubatantivierung
beruht; aie gilt faat attaaehlieatlieh der attributiven fune
tion, als vereinzelte auanahme vgl. • es (daa volk) heisat ge-
werbetreibend, sobald . . ein theil desselben . . sich nicht
mit dem landbaue beschäfftigt, sondern . . viele einzelne
irgend etwas von dem, was sonst eine nel>enbeschäfti
gung fUr alle gewesen ist, allein zu übernehmen, um es
in weniger zeit doch in grösserer Vollkommenheit zu Ter-
richten. Huüo naturreeht (iHig) iM; der umfang der be-
deutung von gewerbe tat beim adjeetiviaehen, oU dem älteren
gebrauche, anfange weiter g^aaxt, als M der euhetanti-
vierung.
a) loekere formen der Verbindung: am allerwenigsten
aber müszen die gewerbe treibenden (rf. i. die handel
treibenden) persohnen durch strenge Untersuchungen und
Verzögerungen in ihren gewerbcn beschwchrct und ver-
hintert werden, v. ivwn polieeywiaaenaeh. ISS; eben to
nachtheilig ist die accise den gewerben und dem auf-
nehmen des nahrungsstandes. was für zeit geht nicht
für die gewerbe treibenden pereonen verloren, wenn sie
ihrer geschäfte halber an einen ort reisen, wo die aoeiie
eingeführet ist. ataatainaaenach. %,as6: jeder gewerbe trei-
bender mensch in einer nation hat sein capilal, daa er
durch sein gewerbe unterhält und vermehrt. S\\v\\l\/)H
(12) 153; ... so würde man zu erst und vorzüglich die
wege bauen, die nur durch einen winkel des landes
gehen, wo sich eine Strasse nach einem fremden viel
gewerbe treibenden orte befindet. (8)83; auf engere be-
deutung von gewerbe weiaen aehon die folgenden belege:
dahingegen ihre {der Juden) duldung gar nicht nachtheilig
ist, wenn sie sich wie andere kaufleuthe und gewerbe
treibende persohnen bezeugen müssen. JtsTi polizeiwiaa.
185; dadurch {durch da» verbieten fremder manufaetur-
icaaren) werden zwar diese oder jene von unsem gewerbe
treibenden landsleuten begOnstigt, einige ihrer mitwerber
werden entfernt, und sie können auf dem einheimischen
markte ihre preise erhöhen. Garve i-erdeutaehung de»
Adam Smith (4, 2 to some partinilar daaa of trorkmen) 3, 66;
es ist nicht begreiflich, wie die regierungen . . . auf die
idee geleitet werden mochten, der Wohlstand und reich-
thum der Völker ruhe ganz und lediglich auf demselben
elemente, auf welchem der wohlst&nd eines gewerl)e- und
handeltreibenden einzelnen Privatmannes ruht Lotz
»taatawirthschaftalehre 1, 95.
b) composition:
a) so ist nichts gewisser, als dasz die gewerbetrei-
benden peraonen und die landleute bewogen werden, die
preisze ihrer waaren immer zu erhöhen. J. A. Schi.ktt-
WEIN (1772)271; genügsam an dem glücklichen mittel-
stande eines gewerbtreibenden bürgers, unterschied er
(Philippi) sich weder durch glänz noch durch Vernach-
lässigung. F. L.W. Meyer F. L. Schröder {\s\9)\,\U; alle
rechtsstreitigkeiten , deren entscheidung eine technische
Sachkunde erheischt, sollen von richtem entschieden
werden, welche die gewerbtreibenden volksklassen selbst
gewählt haben, atenogr. ber. d. Frankf. nat.xtra. 688*.
ß) die altrömische, wie überhaupt die altitalische lebens-
weise , war ganz auf den ackerbau und das landleben
gegründet , dagegen die Griechen nach ihrem grö.«<zem
theil ein gewerbtreibendes, seefahrendes und handelndes
volk waren. Fk. Schlbori. {geaeh. d. alten u. neuen lit.
3. Vorlesung) 1, 87; die frauenzimmer der gewerbtreiben-
den classen ahmen das vornehme nachtleben wenigstens
symbolisch nach, den ganzen tag sitzen sie in ihren laden
im nachtgewande . . und erst, wenn es dunkel geworden
ist. putzen sie sich. Börne achilderungen au» Paria {die
induatrieauaatellung); gewerbetreibende Jugend bei Li'Eoer
4,647, a. oben unter gewerheschule; wenn der Jurist, der
mediziner . . . der baugewert>etrcibende meister sich über
seine erlangten fKhigkeiten ausweisen mnsz. Gottlikb
amtab^ttgniaae d. ratha d. getrerbetTrat. 63.
>) die a^tbafantivierung rielt a%tf den engeren begriff ntn
«lewerbe, ala auanahme \gl. .- um eine schleunige und ge-
rechte entscheidung aller rechtsstreitigkeiten in gewerb-
lichen dingen zu verbürgen, ist den gewerbtreibenden
aller art. den ackerbauenden, wie den im handel und in
den fabriken besch&fUgten volksklassen das recht gewähr-
st
5591
GEWERBETREIBER
GEWERBEVEREIN
5592
leistet in saclien iiires berufs ilire eigenen sachliundigen
richter zu wählen, stenogr. her. d. Frankf. nat.-vers. 693^.
dazu vgl. die vereinzelte Verwendung in der oben (sp. 5519)
festgelegten ledeuiung von gewerbe : erklärlich ist das nur,
wenn man bedenkt, dass eben ein gewerbtreibender den
anderen an der spitze des Institutes ablöste. Uhde das
Stadttheater in Hamburg 566. bevorzugt ist der plural-
gebrauch.
a) der singulav: der soldat hält um seinen abschied
an ; ein beamter um die erhöhung seiner besoldung ; ein
gewerbetreibender um eine bevorrechtung zum alleinge-
werbe. Jahn (bereicherung d. hd. Sprachschatzes . . .) 1, 120
Euler; der zweck des Vereins ist die beförderung der
geweristhätigkeit , und die Verbreitung gemeinnütziger
kenntnisse unter den gew erbtreibenden in der stadt
Erfurt und dem umliegenden preuszischen gebiete. Wer-
NEBURö bildung d. geicerbtreibenden (1827) 29; hat aber
der gewerbetreibende reichliche beschäftigung und ver-
dienst, so kümmert er sich wenig darum , ob und wie-
viel concurrenten aus dem selben gewerbe einen gleichen
gewinn ziehen, entwurf zur erriehtung einer industrie-
u. handioerkerbank s. 5 ; die meinungsverschiedenheit be-
steht nur darin, dasz die einen glauben, den vortheil zu
erreichen, wenn der beitritt zu einer Innung einem jeden
gewerbetreibenden freigestellt würde. Bismarck {rede in
der 2. kammer 1849) 1, 138 Kohl; auf die von einem gewerbs-
gehilfen gegen einen gewerbtreibenden . . . angestellte
klage erklärte die erste instanz. entscheid, d. reicJisger. in
dvils. (l88o) 2, 63 ; dass eine gewerbliche niederlassung dann
nicht als vorhanden gelte, wenn der gewerbetreibende im
Inland ein zu dauerndem gebrauch eingerichtetes bestän-
dig oder doch in regelmässiger Wiederkehr von ihm be-
nutztes geschäftslokal nicht besitze. Rohrscheidt ge-
Werbearchiv f. d. deutsche reich 3 , 603.
b) der pluralgebrauch: nur müszte er (der ständische
betrat der landesregierung) nicht einseitig, sondern aus
den gutsbesitzern, den gewerbetreibenden, dem handels-
stande und den gelehrten besetzt werden. Jahn {detit-
sches volksthum) 1, 176 Euler; weswegen soll nicht auch
darauf gesehen werden, dass die gewerbtreibenden ihre
fähigkeit darthun müssen. Gottlieb amtsbefugnisse des
raths d. gewerbverständigen 63; gewerbtreibende in Ma-
rienwerder u. a. s. das Verzeichnis der petittonen gegen
die gewerbefreiheit in den aktenstücken d. Frankf. natio-
nalvers. ; die gewerbefreiheit hat in der Stellung, nament-
lich der letzten art von gewerbetreibenden, des gewerb-
lichen hülfspersonals, eine radicale Veränderung hervor-
gerufen. Thiel 4,425; siegelanlegung bei gewerbtreiben-
den. Justizgesetze f. Baden (1879) 3, 129 ; zu den gewerb-
lichen arbeitern zählen die unselbstständigen gewerbe-
treibenden des gross- wie des kleinbetriebes, die fabrik-
arbeiter wie die gesellen, gehülfen und lehrlinge. Hue
DE Grais hundbuch d. Verfassung u. Verwaltung (l90l) 543;
vgl. auch: instruktion für die Prüfungskommission der
handwerksgewerbetreibenden des herzogthums. nassaui-
sches bürgerbu^h (l850) 384; vgl. auch: die höhere klasse
der industrietreibenden, stenogr. her. d. Frankf. national-
versamml. 763*.
GEWERBE-, GEWERBTREIBER, m. nomen agentiszu der
eben besprochenen wortverhindu7ig, vgl. gewerber, gewerbe :
die deutsche Volksschule soll deutsche menschen bilden,
die lehrzeit fachmenschen, geschäftsleute, gewerbtreiber.
Jahn {merke z. deutsch, volksthum) 2, 681 Euler; unter
dem wort bürger im gegensatz gegen bauer verstehe ich
im weitesten sinn des wertes, was man sonst auch
Stadtbewohner und städtische gewerbtreiber nennt. E. M.
Arndt Schriften f. m. lieben D. 2, 114; dasz daher schon
der betrübende Wendepunkt eingetreten ist, in welchem
die gewerbsleute sich nach den abnehmern umsehen
und bemühen, wo es hausirende oder wandernde gewerbe-
treiber giebt. Huwald 39.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSTREIBUNG,/. nomen
actionis zum gleichen:
1) im weiteren sinne von gewerbe; negotiatio . . . wer-
bunge, gewerbtribung vocab. des 15. jahrh. bei Diefen-
bach 878» ; alleinige gewerbstreibung, monopolium. Mat
THIAE 2, 181».
2) in der engeren beziehung auf das handwerk: alle
übrigen . . . professionisten , deren gewerbsti-cibung . . .
mehr das publicum . . . angeht, wurden in Wien an den
Wiener magistrat . . .verwiesen. Barth -Barthenheim
1, 48.
GEWERBEÜBERTRAGUNG, s. gcwerbsübertragung.
GEWERBEÜBUNG, s. gewerbsübung.
GEWERBEUNFALLVERSICHERUNGSGESETZ, n. Un-
terart der Unfallversicherungsgesetze : sie sei daher nach
dem gewerbeunfallversicherungsgesetze dem kläger nicht
schadensersatzpflichtig, entsch. d. reichsger. in civils. (1903)
54, 34.
GEWERBEUNFUG, m., gelegenheitsbildung : die an-
bahnung eines consequenten Systems geschehe aus der
tiefsten tiefe des gewerbes selbst, und zwar auf natür-
licher, auf rechtlicher basis , auf welcher gewerbefrei-
heit existieren wird und muss, ohne dass sie in gewerbe-
unfug ausartet. Windwart rettung des geioerbestandes
(1848) 7.
GEWERBE-, GEWERBSUNTERNEHMER, m. : dasz sich
nur möglichst wenige gewerbsunternehmer entschlieszen,
ihre produktiven kräfte dem landbau zu widmen. Lotz
revision 2 (l8ll), 7 ; nach bewilligend entschiedener sache
erhält der bewerber eine . . . verleihungsurkunde, welche
auf die person des angehenden gewerbsunternehmers und
den ort seiner ansässigmachung lauten soll. bagr. Ver-
ordnung von 1826, reg. hl. s. 161 ; warum . . . die beschaf-
fung . . . solcher gegenstände . . . nicht zu den pflichten
des gewerbeunternehmers gehören soll, das hat die revi-
sionsklägerin nicht dargethan. entsch. d. reichsger. in civils.
5, 102 ; diese Vorschrift (der Schutzvorrichtungen) stellt sich
nicht blos als eine gewerbepolizeiliche dar, sondern be-
gründet eine privatrechtliche Verantwortlichkeit des ge-
werbeunternehmers gegen die arbeiter. 41, 138. vgl. auch
gewerbliche Unternehmer.
GEWERBE-,GEWERB-,GEWERBSUNTERNEHMUNG,/.;
denn wenn man bedenkt, wie herrschaftliche handlungs-
und gewerbeunternehmungen verwaltet werden, so sieht
man deutlich , dasz es sie sind , die den allerwenigsten
vortheil abwerfen müssen. J. Mauvillon (9) «.92; die
rückzahlung der zur Unterstützung von gewerbs- und
fabriksunternehmungen . . . geleisteten ärarialvorschüsse
hat nach der . . . scala der curse zu geschehen. Barth-
Barthenheim 2, 384; wenn überhaupt der privatvortheil
der meister durch stärkere ausdehnung ihrer gewerb-
unternehmungen und ihres absatzes mehr unä sicherer
befördert wird als durch vertheuerung. Völker 29; selbst
das scheint mir für den allgemeinen nationalwohlstand
nicht vortheilhaft zu sein, dasz der staat an gewerbs-
unternehmungen auch nur zum theile, als bloszer akti-
onär, antheil nehme. Lotz revision 4, 95; in der regel
sollen solche Privilegien nur zu gunsten gröszerer gewerbs-
unternehmungen gegeben werden, anordnung von Zollbe-
freiungen, badisches staats- und reg. -hl. (1833) 213.
GEWERBEUNTERSCHIED, s. gewerbsunterschied.
GEWERBEUNZUCHT, s. gewerbsunzucht.
GEWERBEURKUNDE, /. : keine andere stadt besitzt
auch nur annähernd einen solchen reichthum an ver-
öffentlichten gewerbeurkunden aus dem zwölften und
dreizehnten Jahrhundert wie Paris. Eberstadt Ursprung
des Zunftwesens 164.
GEWERBE-, GEWERBVERBESSERUNG,/.: indem nun
allen diesen nachtheilen durch gewerbverbesserungen . .
vorgebeugt wird. Völker 69; welcher nachtheil (Vermin-
derung des gewerbcapitals) sich sehr leicht . . . ereignen,
und den von den gewerbverbesserungen erwarteten vor-
theil . . . balancieren kann. 74.
GEWERBEVERDIENST, w. • da entspricht die geson-
derte aufläge einer Schätzung auf den gewerbeverdienst
vollkommen dem principe der gleichen und allgemeinen
. . . steuerpflichtigkeit. F^ntsch im dtsch. staatswb. 4, 341.
GEWERBE-USANCE, GEWERBEVERÄUSZERUNG, *.
gewerbsusance, gewerbsveräuszerung.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSVEREIN, m.
l) die ältesten belege knüpfen an eine Schöpfung der hay
rischen Verwaltung an, die in den Verordnungen von 1826
an die stelle der innungen und zünfte eine freier organi-
sierte, aber immer noch staatlich geregelte körperschaft setzte :
der concessionirte wird sofort nach seinem benannten
5593
GRWERHEVEREINIGIING
GEWERBEVERLEIHIJNG
5594
l
haupt gewerbe in das vuii jodor polizei-behörde ... zu
führende regisler aller in ilirein Verwaltungsbezirke an-
sässigen gewerbs-inhaber gleicher art eingetragen , und
dem treffenden gewerbs-vereine . . . von der concesslons-
Verleihung nachricht gegeben, bayr. reg.bl. (1886) *. 161,
ehenao a. 188. vgl. auch: der sitz der neuen gewerbe -ver-
eine und die vcreinskasse befinden sich jedesmal am sitze
der aufsichtsbehürde. 117 ; Bayern wählte in der neuesten
gesetzgehung von 1825 den inittclweg, indem es zwar das
zwangsHystcm der zUnfte /.crstörte, diese aber unter ent-
fernung aller misubriluche und in einer den zeitverhält-
nissen angemessenen form unter der benennung 'gewerbs-
vereine' beibehielt. .S<:nj.iciiTiiöni.E geu)erh»befugnitiat
in München (1844) 1, einl. ». 48. datu vgl. auch ■ die brildcr-
sclinfton der handworkor bildeten sich erst allmälilich
mehr und mehr zu gewerbsvereinen aus. Wiw.uK gilden-
%oeten 885.
8) einen viel weiteren umfang entfaltet der $on»Hge
gebrauch de» toortes, der private vereinigttngen der Ver-
treter verschiedenartiger ericerbsutände kennzeieftnet . die
da» gewerbe ala solches tu heben sich bestreben: entwurf
eines Statuts für den gewcrbevorein zu Erfurt. Wkrnb-
nuRO bildung rf«- getcerbtreibenden (1887) s. 89; ausführ-
licher bericht über die von dem (1886 gegründeten) ge-
werbverein für das groszherzogthum Hessen im jähre
1848 veranstaHete allgemeine deutsche industrie-ausstel-
lung zu Mainz. Dannstadt 1848; berücksichtigen sie die
grosze sociale howegung in unscrni vaterlande, an welcher
auch der gel)ildele handwerkssfand antheil nimmt . . .
sie wissen, es haben sich überall gewerbsvereine und
gewerbsversammlungen gebildet, stenogr. ber. d. Frankf.
nat.vers. 765* ; vgl. auch die getverbevereine einzelner städte
im Verzeichnis der Petitionen an die gleiche Versammlung ;
inzwischen haben sich auch in Hannover im gewerbe-
stAnde die ansichten . . . geläutert , und mitglieder des
handwerkerstandcs haben . . . selbst gewerbevereine ge-
bildet. M \scn EU deutsches getcerbewesen (1866)6*8; dagegen
sind keine innungen und . . . nach landesrecht zu beur-
teilen die gewerbevereine, die siel) besonders in Süd- und
Mitteldeutschland gebildet haben. Landmann getcerbe-
Ordnung l, 566.
GEWERBE-, GEWERBSVEREINIGUNG,/.: and so ge-
wisz es ist, dasz das Übergewicht seiner {des menschen)
sinnlichen ansprUche . . .' den krieg aller gegen alle im
nienschengeschlecht in dem grade mehr nährt, belebt
und erhaltet, indem er den resultaten der sinnlichen
Süibstsucht unser.s Vorderbens in allen Standes-, berufs-,
kunst-, gewerbs und gewaltsvereinigungen mehr oder
minder groszen Spielraum schafft; . . Pkstai.ozzi (ßguren
zu meinem abc-buch . . . 201) 10, 268.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSVERFASSUNG, /.
attch hier kennzeichnet Verfassung zunächst den zustand,
in dem sich das geicerbe bandet; im engeren sinne er-
scheint dieser zustand jedoch ah durch Verordnungen und
gesetze bedingt, an gewerbe ist das neuere moment der
production betont.
1) fast durchweg ist gewerbe hier al» eMectivbegriff
gefaszt.
a) das compofntum mit einschränkenden bestimmungeti :
so war Englands zunft- und gewerbe-verfassung noch
im jähre 1774, ... die wahrlich keine uneingeschränkte
gewerbe.freiheit ist. Jon. An. Weisz 167; indem ... in
diesem Systeme die gewerbs- und handelsverfassung des
landes unter der Ens . . , zum vorzüglichen augenmerke
genommen wurde. Barth -Bafitiienheim 1, 6; die erör-
terungen über die gewerbeverhältnisse . . . , welche je-
doch zur zeit nicht , um die hiesige gewerbeverfassung
sofort aufzuheben, sondern nur um die wichtigen data zur
entscheidung darüber zu sammeln, von uns angeordnet
worden sind, bericht d. regiettmg zu Merseburg von 1816
bei RoHRSCHEiOT 561; es trat ... die nothwendigkeit her-
vor, die gewerbeverfassung des {preuszischen) Staats . . .
neu zu begründen ... in allen . . . landestheilen waren
die grundlagen der gewerbe-verfassung . . erschüttert, und
. . unhaltbar geworden. Hoffmann lehre v. d. steuern 193;
wir haben in Bayern in den diesseitigen kreisen absolut
andere einrichtungen bezüglich des gewerbsbetriebes . . .
als im Rheinkreise, in diesem besteht eine sehr freie
gewerbsverfassung, die freiecte, di« et gibt wtmogr. ber.
d. Franitf. nat.ver». 758».
b) der absolute gebrauch ■ autsor der agrarrerfassang ist
nichts wichtiger für den nationalwohlstand , als die ge
Werbeverfassung, »tenogr. ber. d. J'Vankf. nat.-ver». 76«'';
auf dem gebiete der gewerbeverfasMung, die an tich doroh
die verfauangsurkunde keine neue richtung angewiesen
erhalten hatte, macht sich eigentümlicher wetM eine
rückläufige bewegung gegenüber der allgemeinen gewerbe-
Ordnung von 184A geltend. Bohnhak prtuaM. Haotf" u.
reehtsgeseh. 479.
S) eine ausnähme bildet die beaiAung »t^ einen einMelnen
eneerbsatand : ein interetaanter zweig oiuerer Industrie,
der vogtländischen Instrumenten - fabrikation in ihrer
gleichsam patriarchalischen gewerbverfassung ihnlicb, —
die erzgebirgische holzwaarcn nianufaktur , war ... auf
der ausstellung gar nicht repräsentiert, berieht über die
ausstellung säehs. gewerbeerzetigniete im jähre I88I ». M.
GEWERBE-, 6EWERBSVEHGEHEN, n. mU vertekieden
artiger vertcendung: l) vergehen gegen die gewerbeordnung :
durch das urteil vom e. märz 1868 ist der angeklagt« F.
von der anklage wegen gewerbevergeheni freigesprochen.
entach. d. reiehsger. in »trafa. (I888) 6, S7t.
8) in der faehlitteratur (vgl. Oppbnhopf Hrafgetehb. flSi)
vfird das compositum (in der form der vmimrordimmf) «er-
geendet, um die gewohnheitsmäazige auaübtmf tintr §tn^f-
baren hatidlung zu kennzeichnen, gewerbtTergehwi ■— ge-
wohnheitsdelict vgl. auch gewerbsspiel , gewerbsunzacht.
GEWERBE-, GEWERBSVERHÄI.TNIS, n.. im plural
gebraucht, zielt auf gewert>e im engeren rinne productivtr
bethätigung. vgl. auch gewerbliche Verhältnisse.
1) zwischen dieser zarten beschäftigung fuhr er fort,
den neffen über handeis- und gewerbsverhältnisse zu unter-
richten. Immehmann (epigonen 7, 8) 7, 17 Hempd; da-
gegen fehlte dem vermeintlichen abkömmlinge des kSnigs
von Lakedämon aller sinn für die kuriositäten aus der
länder- und Völkerkunde, und aus dem gebiete der er-
findungen, handeis- und gewerbsverhältnisse. (Müneh
Aat(«enl, 6) 1,78; damals, als sie es für dringlich erach-
teten, einen ausschusz für das Verfassungswerk und zur
Prüfung der antrage über handeis- und gewerbsverhältnisse
niederzusetzen, stenogr. ber. d. Frankf. nation€Uver». 199'>;
die grosse bedeutung der lehren . . . welche aus der ge-
schichte derselben (der älteren zunftverhültniaae) hinsicht-
lich der neugestaltung der gewerbe- und industrieverhält-
nisse reichlich zu schöpfen sind. Kaizl in SchmoUer»
forschungen 2, l, s. 2.
2) gedenken wir hier nur insbesondere der besorgnisse,
welche nach den berichten fast aller landräthe die er-
örterungen über die gewerbeverhältnisse veranlassen, be-
richt der regierung zu Merseburg, nov. 1816 bei ROUR-
scHEiDi' 661; ein gewerbe, das den staatsschutz umsonst
verlangt, und in dieser beziehung vor andern bevorzugt
sein will, spricht seine Unverträglichkeit mit den natfir-
lichen gewerbsverhältnissen von selbst aus. Lotz ata4zta-
wirthachaftslehre 8, 168 : den höheren behörden kann ohne-
hin mit gerechtigkeit nicht zugemuthet werden, dasz sie
die gewerbsverhältnisse aller einzelnen orte genau kennen
sollen. Nini.ER ci(r^«e»en (I8I6) 71 ; ich glaube nicht,
meine herren, dasz die gewerbsverhältnisse der Pfalz
eigentlich als günstig zu betrachten sind, gleichwohl
halten die Pfälzer daran. Henograph. berieht der Frank-
furter national fer.<fammlung 768*; es handelt sich . . . am
das recht der freizUgigkoit, und um die regelang der ge-
werbsverhältnisse. 768*.
GEWERBE, GEWERBSVERKEHR, m.: Wiens, diese«
centralpunktes des inländischen gewerbs- and bandels-
verkehres. Barth-Barthenhbim 1, 6; (der unterachied
im früheren und jetzigen gewerbeatande) ist der bald
gewünschte und beförderte, bald befürchtete und ver-
hinderte schritt vom geschützten, bevorrechteten und
überhaupt begränzten gewerbevcrkohr zum freihandel und
der gewerbcfreiheit. Beri.kpsc.h ehrxm. de* gewerke 6,63.
*. auch gewerblicher verkehr.
GEWERBE-, GEWERBSVERLEIHUNO, /.
1) für einz'lHe Handlungen gebratteht; vgl. gewerbe-eon-
cession u. a. : die grossen nachtheile . . . welche der . . .
national betriebsamkeit durch die mit den recorsen wider
361*
5595
GEWERBEVERLUST
GEWERBEWISSENSCHAFT
5596
gewerbsverleihungen verbundenen Verzögerungen, und
die ... lähmungen der gewerbsthätigkeit entspringen.
Barth-Barthenheim 3, 161; bei den entscheidungen
über solche Versetzungen von gewerben, bei denen die
freizügigkeit nicht statt findet, ist ganz so wie bei den
neuen gewerbsverleihungen vorzugehen, i, 2C9.
2) in der wissenschaftlichen spräche als umfassender be-
griffeingeführt: aber nicht bloss der ritterschaft, auch dem
hofe nahm die konsequenz des staatlichen Standpunktes
seine Sonderrechte in bezug auf die gewerbeverleihung.
die so genannten hofschutzgewerbe wurden aufgehoben.
Kaizl in Schmollers forschungen 2, 1, s. 59.
GEWERBEVERLUST, -VERMÖGEN, -VERPACHTUNG,
-VERRICHTUNG, s. gewerbsverlust u. s. w.
GEWERBEVERSAMMLUNG, /., vgl. oben gewerbe-
verein (sp. 5593) : da nun . . . nach diesem system . . . das
ganze wohl und wehe des bürgerthums diesen bürger-
vereinen selbst in die bände gegeben ist, so ist es natür-
lich, dass auch das statut, ... ja selbst der Wirkungs-
kreis dieser provinzial-gewerbe-versammlung der eigenen
erschaffung freigegeben werden muss. Windwart rettung.
d. gewerbestandes (1848) 9.
GEWERBE-, GEWERBVERSTÄNDIG , substantiviertes
adjectiv, das nur in der Verbindung rath der gewerbever-
ständigen belegt ist. die behörde, die hierdurch gekenn-
zeichnet vnrd, ist ein Vorläufer des gewerbegerichts (s. d.)
und entspringt der franz. gesefzgebung der Rlieinbunds-
staaten {vgl. le conseil de prud'hommes est institue pour
terminer . . . les petits differens, qui s'elevent . . . entre des
fabricans et des ouvriers. bullet, des lois de l'empire fran(.
[märz] 1806 s. 353); in Köln wurde durch ein dekret vom
26. april 1811 ein rath der gewerbverständigen errichtet.
Gottlieb amtsbefugnisse d.rafhs d. gewerbverständigen einl.
s. 10; der rath der gewerbverständigen, wie er jetzt (i83l)
in Köln besteht, ist erst allmählig zu dem geworden,
was er jetzt zum wohl und besten der Industrie ist.
vorrede; wir Friedrich Wilhelm . . . bestimmen . . . dasz die
in der Rheinprovinz bestehenden fabrikengerichte und
der rath der gewerbe-verständigen zu Aachen fortan den
namen : königliche gewerbegerichte führen sollen, verordn.
von 1846 (s. preusz. gesetzs. s. 403\
GEWERBEVERTHEILUNG, /.; dasz die trennung der
gewerbe an sich kein festes fundament haben kann ; weil
durch den bloszen fortschritt der mechanischen künste . .
einige gewerbe ... zu bloszen tagelöhnerarbeiten herab-
sinken . . . indessen umgekehrt neue industriezweige ent-
stehen, die gar nicht in die alte abtheilung passen. . . .
das alles würde statt finden, wenn auch die jetzt be-
stehende gewerbevertheilung das werk der richtigsten Spe-
kulation, und nicht . . . ein gewebe von Zufälligkeiten und
falschen ansichten wäre. (J. G. Hoffmann) das interesse
des menschen . . . bei d. bestehenden zunftverf. 70.
GEWERBEVERWALTUNG, /. .• preusz. ministerialblatt
der handeis- und gewerbeverwaltung; etat der handels-
und gewerbeverwaltung, s. sfenogr. ber. d. preusz. abgeord-
netenhauses (1905) 7, 9710.
GEWERBEVERZEICHNIS, s. gewerbsverzeichnis.
GEWERBEVOLK, n. : aus dem ackerbauvolke wird das
gewerbe- und handelsvolk, das um das jähr 1300 nur noch
freie band werker kennt. Griep bürgerkunde 55.
GEWERBE-, GE WERBVOLL, adj., s. gewerbereich:
miszstände, wie das überbauen der häuser, die krummen
anlagen der straszen, wo jeder nur sein plätzchen und
seine bequemlichkeit im äuge hatte, fallen in einem dunk-
len gewerbvoUen zustande nicht auf. Göthe {Schiceizer-
reise 1797) 43, 41.
GEWERBEVORMERKUNG, s. gewerbsvormerkung.
GEWERBEVORRIGHTUNG , /., vgl. gewerbeapparat:
die mannichfaltigen gewerbevorrichtungen, welche er nun
im einzelnen musterte, berührten sein äuge noch unan-
genehmer als tages zuvor. Immermann (epig. 3,2) 7,11.
GEWERBEVORSCHRIFT, s. gewerbsvorschrift.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSVORSTEHER, w..-
die ernennung der 3 oder 5 gewerbvorsteher geschieht
durch freie wähl der gewerbbesizer, die der l oder 3 ge-
werbbeisizer durch freie wähl der arbeiter. Leuchs 430
(gewerbsvorsteher 431).
GEWERBE-, 6EWERBSV0RTHEIL, w.: ganz vorzüg-
liches förderungsmittel der fortpflanzung und Vervoll-
kommnung der gewerbsvortheile aber sei die erziehung
zum gewerbe. Ki.einsghrod 36 (gewerbevortheile 52).
GEWERBEWAARE, s. gewerbswaare.
GEWERBE-, GEWERBSWECHSEL, w. .• eine andere . . .
frage ist es, ob man die gelegenheit des gewerbsantrittes
oder gewerbswechsels zur einhebung von Staatsauflagen
benützen soll. Niijler Zunftwesen (1816) 90; so darf man
ohne zweifei annehmen, dass die Schwierigkeit eines ge-
werbewechsels durch die allgemeine gewerbeordnung im
wesentlichen als beseitigt zu betrachten sind, stimmen
über die preusz. gewerbeordtitmg (1845) 12. vgl. gewerbe-
abgrenzung, gewerbevertheilung u. a.
GEWERBEWEG, -WEISE, -WERK, s. gewerbswegM.s.io.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSWESEN, n., das
compositum ist auf den engeren begriff von gewerbe zuge-
schnitten und betont die productive seite der thätigkeit. vgl.
auch Rumpf 137. Thiel 4, 425''.
1) wenn alles handel- und gewerbewesen frei wäre,
wenn es dabei eine rechte sehr wohl bestellte Justiz gäbe,
so würde die ganze policei . . . unnöthig sein. Mauvillon
(17) 282 ; die behörden , die auf das gewerbs- und han-
delswesen einfluss nehmen, sind: i. leitende behörden,
2. aufsichts- und kunstbehörden. Barth -Bauthenheim
3, 23 ; die reichsgewalt hat das recht der gesetzgebung
über den handel und die Schiffahrt. . . . der reichsgewalt
steht es zu, über das gewerbewesen reichsgesetze zu er-
lassen . entwurf des Verfassungsausschusses der Frankfurter
nationalvers. {s. stenogr. ber. 5993'').
2) auch jemehr der ackerbau gedeiht, um so mehr ge-
deiht hinwiederum auch das industrielle gewerbswesen.
Lotz staatsicirthschaftslehre 1, 289, ebenso s. 90; ein haupt-
erforderniss für die heilung der gewerbe liegt nun darin,
dass im gewerbewesen selbst die kraft zur abhilfe der
übel gesucht werde. Windwart rettting d. gewerbestandes
s. 7 ; ich bin durchaus der ansieht entgegen , dasz man
bereits jetzt von dieser Versammlung aus . . . festsetze,
nach welchen bestimmungen fortan das gewerbswesen,
das recht der ansässigmachung u. s. w. in Deutschland
geführt werden soll. (Stahl) stenogr. ber. d. Frankfurter
nationalvers. Tib^; die trades unions . . . sind Verbindungen
der arbeiter in den verschiedenen zweigen sowohl der
handwerksmässigen als der fabrikmässigen Industrie, die
sich als folge der faktischen auflösung des älteren cor-
porativen gewerbwesens gebildet haben. V. A. Huber über
d. cooperat. arbeiterassoc. in England s. 6 ; in neuester zeit
wendet man seine aufmerksamkeit auf die allgemeine
geschichte des gewerbswesens. Mone zeitschr. gesch. d.
Oberrh. 9, 136; die prüfung in den gesetzlichen Vorschriften,
betr. das gewerbewesen, ist mündlich. Hoffmann Organi-
sation d. handwerks (1902) 339.
GEWERBE-, GEWERBWIRTHSCHAFT, /.. mit zwei-
facher bedeutung.
1) die ältere Verwendung zielt auf den einzelnen betrieb':
{erschwerend für die erlangung des tneisterrechts sind)
die kosten der einrichtung einer eignen gewerbwirth-
schaft. Völker einschränkung der meister eines Hand-
werks (1801) 22.
2) erst später ist die collectivbedeutung belegt, die sich
der von gewerbewesen nähert: es wäre in der that mehr
als thöricht, wollte man annehmen, dass von der leitung
und aufsieht des handwerkerstandes und der gewerbe-
wirthschaft und von den hierzu anzustellenden beamten
die wegschaffung aller zunftmängel und gebrechen ab-
hinge. Orsbagh Zünfte u. innungen (1850) 31.
GEWERBE-,GEWERBSWISSENSCHAFT,/. .-wenn gleich
beinahe für jedes gewerbe eine oder die andere Wissen-
schaft vorzugsweise wichtig ist , ... sodarf doch nicht
die ansieht festgehalten werden, als obnun alle andern
. . . Wissenschaften . . . von den vortragen ausgeschlossen
werden müszten. nur wird man . . . zwischen wesent-
lichen , wünschenswerten und unwesentlichen kennt-
nissen unterscheiden müssen, welche Unterscheidung
nothwendig auf dem fundamente der idee einer gewerbs-
wissenschaft beruht. Klöden anmerkungen zu Brottgham :
geiverbtreibende classen (1827) 78 ; staats-, kameral-, gewerbe-
wissenschaften. Vorlesungsverzeichnis der univers. Berlin
seit dem tointersem. 18.'>3/34.
5597 GEWRRBEWISSENSCHAFTLICH
GEWERBK-, (iKWKUB, OEWEKBSWISSENSCHAFT-
lACll.uilJ. i. H. M. FoppK, gewerbwlBHenschaftliches volle«-
und juhrbUchlein. ein magazin aller neuen erilndungen
iHiiHjjf.; Moni,, auH dein gewerhawisBenschaftlichen leben.
ergebniKHe einer reise nach Frankreich 1846.
(iEWEHHKZÄHLlING. /.. vgl. TiilKi. ♦. 4M«' und oben
«p. 6478; die inKtruktion fUr die bchiirden lehrt, das« bei
der volkü- und gewerbezälilung am l. dezember d. j. fol-
gende drucksuchen zur Verwendung kommen: l) haus-
haltungKvcr/ciclmi8He, 2) zRlilkarien, 8) gewerbe-frage-
bogen, prensz. ininiaterialblntt f. d. innert Verwaltung M,849;
die zHhl der arbeiterinnen, die in den verschiedenen in-
dustrien BelgienH nacht« besch&ftigt werden, ist nach
den ergcbnissen der gewerbezUhlung vom 31. Oktober iw»6
ausserordentlich klein. Bau KU gewerUiche nacMarbeit der
frauen (l»08) 158.
GEWERBE. GEWERBZKlKiNIS, n.; fabrikanten und
händler aus dem grossherzogthtim Hessen . . . haben sich . . .
ein . . . gewerbzeugniss darüber auszuwirken: dass sie . . .
durch auslöMung des gesetzlichen gewerbepatents und Zah-
lung der gewprbesleuer, die befugniss erworben haben, . . .
waarenaufkäufe zu machen, . . . und es wird ihnen ....
nachdem sie sich mit diesem gewerbezeugniss . . . legiti-
miert haben , . . . ein gewerbeschein ausgestellt werden.
Zf.i^lkh geiretbepolizei {polizeiwiasenschaft 12, l) 136.
GEWERBE , (JEWERBZINS, m. . herr v. Schickfuss er-
hebet von vermict beten häusern zins, von . . . Christoph
Winnert incl. gewerbezins 4« thlr. gitmdateuercatcuitral-
ukfen von Domalau (1743), *. Mkitzen urk. »chles. d&ifer
.1. 119; ein haus mit einer metzig zu Mainz gab la sz den.
zins. ... es scheint dies aber kein gewerbzins, sondern ein
bodenzins zu sein. Mone ztschr. geach. Oberrh. 13,390.
GEWERBEZURÜCKLEGUNG, ZUSICHERUNG, ZU-
STAND. .V. gewcrbszuriicklegung u. o.
GEWERBE-, GEWEHBSZWANG. tn.. gegenmtz xu ge-
Werbefreiheit (». rf.): sie {die zünfte) haben endlich dem
entschiedensten gewerbszwange, und monopolen, welche
selbst die ersten leben&bedUrfnisse umfassen, nicht nur
duldung, sondern sogar achtung, und beinah untastbare
lieiligkeit zu TerschafTen gewuszt; indessen jede beschrän-
kung der gewerbefrei heit unter dem allgemeinen hasse
erliegt, und die regicrungen selbst diejenigen monopole,
deren ertrag den stant8kas.scn vorbehalten war, dem
höheren Interesse der allgemeinen Wohlfahrt aufzuopfern
beginnen. (J. G. Hoffmann) das intereaae dea menachen
. . . bei d. Iiesfehenden zunftverfaaa. (1803) 2/3; ow. könig-
liehe majoütät haben bereits . . . solche grundsätzc für die
polizeiliche Icitung der gewerbe zu sanctioniren geruht,
welche mit der fortdaucr des gewerbszwanges , den die
zeitige zunflverfassung voraussetzt, unvereinbar sind.
DOHNA immediatbericht an den könig (1810) bei Roiin-
BCHEiDT 388; 80 finden wir die weise mitte, der beschränk-
ten konkurrenz in dem richtigen Verhältnisse der gewerb-
Ireibenden nieistcr zu den gesellen, welche beschränkende
mitte sich, sowohl von dem gehässigen gewerbszwange,
als von der anarchie der gewerbsfreigebung gleich weit
entfernt, in dem praktischen leben ausspricht. Rein-
«inuHEH imdir d. geiceibe (ist.'!) 23; da.ss die regierung ernst-
lich durch eine allgemeine aufhebung des gewerbezwanges
dem Wohlstände der verwüsteten provinz wieder auflielfen
wolle, a. RoHnsr.iiEiDT2"9; dies war ein zustand, wie ihn
der extremste Verfechter des gewerbezwanges nur träumen
konnte. Kaizi. tn SchnwUera forachungen i,l,6a.
GEWERBE-, GEWERB-, GEWERBSZWEIG, m. auch
hiei- iat gewerbe urspnhiglich im iceiteaten ainne gebraucht,
vgl. auch erwerbszweig : so kann der verfall der kleinen
Städte ... nur in den hindernissen gesucht werden ...den
Verlust eines erwcrbszweigs durch die beszre kultur der
übrigen zu ersetzen. (J. G. Hoffmann) das intereaae dea
nunachen . . an d. beMehen d. tunftverf. 128; vgl. erwerbungs-
zweig, theil 8, ap. 100.2; x'gl. nahrungszweig th. 7, ap. 817;
t:ewerbsamkeitsbranclie (*. «.). der neuere gebrauch atrebt
nuaacMieazlich dem engeren begriffe der prodttcHveti arbeit
tu; hierbei iat au.szerdem der plural bevorntgt.
i) tceiterer begriff von gewerbe.
a) aingulargebratich: kurz, wie kann eine regierung
holTen, dasz ihr die zoUbUcher, eine richtige und genaue
kentnisz der Verbindungen ihrer unterthanen mit den
6EWERBRZWRIG
5598
ausländem geben werde? wie kann sie also wiuen, ob
die anordnung, die sie macht, nicht einem ihr unbe-
wuszten wichtigen gewerbezweige tAdtich sein wird?
Mauvimx>n (11)180; da aber ihre (der kauflmU und
fabrikuntemdtmer) gedanken gewAhnlicher weis« nur mit
dem interesse ihres besondem gewerbszweiges, nicht mit
dem allgemeinen besten der geselUchafl iMschäftigt sind.
(lAiiVK verdeutaehung dea Adam Smith (l, 11 the iniwttt
of iheir own particular branrh of buaintm) 1. 4M; ein
gutsbesitzer, ein pachter , ein handwerksmeister. «in
kaufmann . sind gemeiniglich im stände , ein oder xwei
jähre von ihrem gesammelten kapital zu leben, wenn sie
auch nicht einen einzigen arbeiter in ihrem gewerbs
zweige beschäftigen (i, 8) i, 121 ; aber schon schwerer
entschlieszt er {der fondabeaitzer) sich , seine fonds dem
betriebe des ziemlich mühsamen ackerbaues zu widmen.
er wird für diesen gewerbszweig scbwerlicli etwas her-
geben, wenn er nicht voraussieht, der ertrag seiner be-
tricbsamkcit werde ihm nicht blnsz einen ausreichenden
arbeitslohn verschaffen. LoTZ revia. s, 881 ; ähntieh 1, tOf .
b) der pluralgebrauch .- zuweilen kann selbst in einem
lande, dessen reichthümer schnell wach.sen, durch das
hinzutreten eines neuen gebieths oder durch neu ent-
deckte gewerbszweige , der gewinnst, welchen kapitalien
bringen, und mit ihm der zinsfasz von dahrlehnen, plötz-
lich steigen. Gakvb verdeutaehung dea Adam SwtHh (l. It
branchea of trade) l, 170 ; ebenao (4, 7 diatant emphymenta)
8,39; unter die wichtigsten vortheile, welche die theilung
der arbeit erzeugt, gehört auch noch der, dasz sie über-
all Wohlstand verbreitet , und dasz sich durch sie die
masse des gesammten einkommens einer nation unter
ihre einzelnen glieder weit leichter richtig und gleich-
mäszig vertheilen läszt, als wenn alle gewerbszweige von
allen zugleich betrieben werden. Lotz reviaion 1, SfiO;
wo mehrere oder alle gewerbszweige in einander griffen,
wie bei dem verkehr mit Amerika, wurde die berathung
ganz collegialisch , die Stimmenmehrheit entschied strei-
tige punkte. Immkiimann (f/n^onen 7 , 8) 7 , 18 Hempd;
und als ich nun kam nach Holwan — ... fand ich da-
selbst den Abu Seid von Serug, der sich allerlei Stamm-
bäume machte — und sich vielerlei gewerbzweige er-
dachte, — bald sich gab für einen spröszling von Saszan,
— bald für einen schöszling der königswurzel von Ghas-
san. RCcKEKT (l. tnakame) 11, 230.
2) die jüngere betonung der productirrn arbeit.
a) aingulargebrancJi : die gewöhnlichsten mittel, wo-
durch die besondere bcförderung eines gewerbszweiges von
Seiten des Staates zu bewirken gesucht wird, sind folgende:
es wird die einfuhr derjenigen waare, deren inländische
erzeugung befördert werden soll , erschwert , oder gar
gänzlich verboten u. a. Kköncke abhandl. über ataata-
vnrthach. gegenstände 1,6; von deutschen . . . gerichten
{iat) . . . mehrfach ausgesprochen worden, dass es nicht
wider das prinzip der gewerbefreiheit . . . Verstösse, wenn
sich gewerbsgenossen ... verbinden', einen gewerbezweig
. . . lebensfähig zu erhalten, entach. d. reirhager. im dviU.
(1897) 88, 158, vgl. auch a. 157.
b) der pluralgebrauch : in eben dem Verhältnisse sind
während dieses Zeitraums die arbeitspreise gestiegen, und
die gewinnste, die sich aus den verschiedenen gewerlM-
nnd handlungszweigen ziehen lieszen, verkleinert worden.
(<Ai(VE x'erdeutachung dea Adam Smith (l, 9 different
branchea q/* trade and manufarturta) 1, 168; daa gleiche
4,998 (6, 8 particular branchea of trade); das handwerk
wird nun . . . zur Verarbeitung nicht mehr so viel Werk-
zeuge und andere hülfsmittel gebrauchen, welches, in so
fern diese dinge erzeugnisse innländischer gewerbzweige
sind, für diese eine Verminderung ihres abeatze« und Ver-
dienstes zur folge haben wird. Vöt.KRH 81 ; die thätig-
keit der handwerker • bank soll . . . mit m&glichster be-
rUcksichtigung aller gewerbszweige gleichfalls sofort be-
ginnen. e}tttcurf zur errichtting einer induafrie u. hand-
icerkerbank a. 16; die wähl der Vertreter geschieht nach
gewerbszweigen. Proitohon die volkabank detttaeh v. Bau-
REROER 27 ; auch sind es nicht die alten Innungen, die zu-
erst zur Selbstständigkeit gelangten, sondern die innungen
neu aufblühender gewerbszweige, die nie einem hofrecht
unterworfen w^aren. Arnold atifkommen d. handtcerker-
5599
GEWERBHAFTIG
GEWERBIGKEIT
5600
Standes 27 ; die Verordnung vom 9. februar 1849 begründet
nicht nur die einrichtung der gewerberäte, sondern macht
auch in den meisten gewerbezweigen den selbständigen
gewerbebetrieb von dem beitritt zu einer innung nach
vorangegangenem befähigungsnachweise oder von einer
Prüfung abhängig. Bornhak preusz. staats- u. rechtsge-
sehichte (1903) 479.
GEWERBHAFTIG, adjectiv, in Wörterbüchern viel be-
legt, mit anlehnung an die bedentung erwerb: gewärbhaff-
tiger mensch , der vil gewinnt und eine gfite begangen-
schafft hat, quaesiuosus homo. Maaler 178*; quaestu-
osus. gewerbhafftig , voll gewinn. König 966*; qiiaestu-
05tts ... gewinnreich, gewerbhafftig. Cellarius 171; ähn-
lich Dentzler 640. Matthiae 1,1105. Hederich 1, 1422;
viel weiter greift Heyn atz aus, der zugleich die grund-
form gewerbhaft bucht, doch lassen sich dessen angaben
nicht durch belege stützen: gewerbhaft oder gewerbhaftig
findet man theils für gewerbtreibend, theils für gewinn-
bringend in älteren büchern. Heynatz 2, 5.5.
GEWERBIG {bei Schweizer Schriftstellern GEWIRBIG),
abgeleitetes adjectiv , das der neueren spracht nur noch
im schweizerischen schriftgebrauch angehört, die älteren
belege weisen zwei richtungen der enticicklung auf: mit
dem verbum werben, gewerben hat das adjectiv das
festhalten an der sinnlichen grundbedetttung der bewe-
gung gemein, doch verengt sich die hierauf beruhende be-
deutung rührig, thätig, gern in der richtung aw/ gewinn,
erwerb. diesz ist namentlich der gang der schweizerischen
enticicklung. von anfang an jedoch steht neben dieser
kennzeichnung einer eigenschaft die mehr appellativische
Verwendung, die sich eng an gewerbe = commercium an-
lehnt, gewerbig ist hier = gewerbtreibend. dieser ztoeig
der enturicklung ii9t ganz abgestorben.
1) die auf der sinnlichen grundvorstellung beruhenden
bedeutungen beweglich, rüstig, anstellig, thätig. fleiszig : si
tet als die gewirbigen binlein, die das süsz honig aus den
manigfeltigen blumen eintragend. Johannes Meier vorr.
zu Elsbet Stagels leben d. schtvestern zu Tösz. Vetter s. i ;
sag, was hat die stat vür ein handel?
er sprach : 'es ist ein groser wandel,
ein namhaft und ein genge stras
der Tewtschen, so an unterlas
da Webern mit gewerbiger hant
durch das gepürg in das Welschlant
und in andre lant hin und wider.
H. Sachs {lobspruch d. Stadt Salzburg) 22, 484 Oötze;
so habe ich doch allein allhie für den gemeinen Soldaten,
auch gemeine handtgewärbige, jedoch auszerlesen unnd
wol erfahrne künstlein anzeigen unnd lehren wollen.
Raimund Minderer medicina militaris (1620) 144 (hand-
gewerbige in späteren ausgaben); wenn sie ganz klein
sind, so kräzt sie die mutter nimmt sie der vater, so
wie sie aber ab deren armen kommen , so entfremden
sie sich auch mehr oder weniger den herzen, es sei dann
ein b'sungerbar hübsches und g' wirbiges kind, das sich fest
zu ketten weisz an dem einen oder dem andern herzen.
GoTTHELF geld und geist oder die Versöhnung (l852) 401 ;
er ist gewerbig, wenn man ihm mit holzschlägel auf den
grind gibt. Schweizer spn'cÄtoor^öei Wander 1,1652; e gwer-
bige mensch {sich viel umthuend). Schmeller 2^, 982.
2) bedeutungsverengerung in der richtung auf gewinn,
erwerb.
a) nur aus älteren Wörterbüchern belegt ist die auch
unter gewerbhaftig {s. d.) verzeichnete passive bedeutung :
res quaestuosa, fast nuzlich und gwünsam, gewärbig.
Cholinus-Frisius 722*; ebenso Maaler 178*.
b) dagegen reiht sich ungezioungen hier an: und kam
her gen Augspurg ... zu einem kramer, genant Ulrich
Schön, was auf dasselbe mal ain reicher gewerbiger
kramer. B. Zink {d. städtechron. 5) 126; dann daselbst all-
weg und noch verstendig, gwerbig, kunstreich volck, guter
Sitten gewonet, die kein grobheit gebrauchen. Trithe-
Mius chronica d. Franken 66*;
nein, fragst du nach verdienst, so sieh den Porcius,
er ists, bei dem man sich zum manne modeln musz :
steif, ehrbar, ordentlich, in seinem thun bedächtlich,
gewirbig, zum gewinn war nie ein weg verächtlich
er ist aus versieht H) keusch, bricht sich und andern ab
und lasset ohne sich ja keine leich ins grab.
Haller {der mann nach der weit) »chweiz. ged. 125
(vgl. dazu Schönaich 7\eolog. wb. 258, 30 Köster) ;
bald aber fanden sie im weben feiner leinwand gröszern
gewin ; bald ward diesz und handel mit köstlichem linnen
die vornehmste ihrer gewerbigen thätigkeit. Zsghokke
klass. stellen der Schweiz 149; unter diesen umständen wird
eine jede oberkeit ihren grössten gewinn und vortheil von
der beschützung der freiiieiten finden, durch welche das
hausglück stiller, gewerbiger und arbeitsamer einwohner
gesichert und geäuffnet wird. Pestalozzi Schriften 12, 1.57;
ja, du hast eine gewerbige gescheite frau, da gescheiteste
von meinen kindern. schade, das^ die nicht ein mann
geworden ist, die hat einen unternehmenden geist. Auer-
bach edelweisz 249.
3) der appellativische gebrauch; die anlehnung an ge-
werbe = commercium. -"
a) attributive Verbindungen.
a) unser vater ist genant Burkhart Zingg und was auf
dasselb mal ain gewerbig man und arbeit auf der Steir-
mark und het er und guet und was beseszen zu Me-
mingen. B. Zink {deutsche städtechron. 5) 122; item welcher
in Mals sein haus hat und päurliche rechte thuet . . .
dem ist vergunt , dasz er zwei rinder . . . halten . . . doch
ob einer ein gwerbiger mann wäre , der ein rosz hätte,
der soll ein rind weniger halten, weisth. v. Mals {österr.
loeisth. 4, 29); vor dem lewenthor {bei Ulm) war auch ein
herrlich vorstatt, die reichet bisz zum spital für Götzinger-
thor hinausz, da sassen vil gewerbig burger und kauf-
leute innen, auch die besten handwercker und herbergen.
S. Franck Germania 396*.
/?) der römisch künig Sigmund liesz angentz alle sine rei-
sigen in der statt gassen verhüten, die burger von Costentz
in gweer und hämisch geröst, usz bevelch des künigs, da-
mit Wechslern, koufflöten und anderm gewirbigem volck,
dero usz aller Christenheit vil da warend, kein schad ge-
schehe. Tschudi Schweiz, chron. {z. jähre 1415) 2, 7* Iselin;
welcher aber in stetten, flecken . . . und fürnemlichen an
gewerbigen orten, als an gassen oder platzen, ein wohn
oder behausung bawt, dem sol kein dachgefell oder träff
auff die gemeind ohne kendel und rinnen zu gelassen
noch gestattet werden. F rots spergkr bauordn. Si'-; eine
andere wohlthat welche die grafschaft Mark ihm ver-
dankte, war die Verwandlung der accise oder verbrauch-
steuer in eine für ein offenes gewerbiges land passen-
dere abgäbe mittelst fixation. Pertz aus Steins leben
1,45; ich spreche von Yverdon, oder Iferten, nächst
Lausanne und Vevey, das gewerbigste und ansehnlichste
Städtchen des Waatlandes. Zschokke klass. stellen der
Schweiz 278 ; die alten gewerbigen reichsstädte . . schwangen
sich nie ganz wieder zu dem vorigen Wohlstände empor.
Becker Weltgeschichte (1830) 9, 162.
b) die Substantivierung : allen und iglichen geistlichs und
weltlichs Stands, . . . darzfl kauflfiten, schiffluten, verech-
tern, gewerbigen, flossern . . . gnad und alles gfit. patent
des Pfalzgrafen Philipp von 1493, ztschr. gesch. Oberrh. 9, 427 ;
wir haben usz fürstlichem gemfit uns, unsern landlflten
und unsern, auch gemeinem gewerbhandel zu gfide und
erlichterflng vil beswernis den selbigen gewerbigen und
sünderlich, die wine keüfen und verkeöfen uff den Rine,
unsern kramern zu Winheim . . . ernüwert. ebenda.
GEWERBIGKEIT, /., ableitung zum vorhergehenden, die
anfangs weiter verbreitet, neuerdings nur noch Schweizer
Schriftstellern angehört, dem entspricht auch die bedeu-
tung, die die eigenschaft des ßeiszes, der betriebsamkeit,
in der richtung auf den erwerb zuspitzt-' schon zu an-
fang dieses 14. Jahrhunderts hatte sich die hiesige bürger-
schaft durch allerlei handwerker ungemein vermehret;
natürlicher weise waren darunter verständige männer,
welche durch fleisz und gewerbigkeit vermögen errangen.
P. v. Stetten l, 6; indessen bleibt immer gewiss wahr,
dass die auflagen des landes auf eine art eingerichtet
sein sollten , welche die. hausordnung und gewerbigkeit
und den fleiss der einwohner nicht stören, sondern äuffnen
und befördern würden. Pestalozzi Schriften (1824) 12, 180;
so erstarkte die thätige gemeinde durch kluge benutzung
der Zeiten, durch gewerbigkeit, kunstfleisz und haushäl-
terische Sparsamkeit der bürger. Zsghokke klass. stellen
der Schweiz 149; eigentlich sollte man London und Kon-
stantinopel nicht mehr zum europäischen system zählen.
England mit seiner gesetzgebung, Verfassung und freien
5601
GEWERBISCH
GEWERBLICH
5602
gewerbigkeit gehört, schon zu Nordamerika, Konntanti-
nopel zu Asien. (</. irrfahrt d. PhilhelUnen) novdUn 8, 881.
GKWKIUHSCH, adjectiv, vtreimdt in voörterbüehem auf-
geführt und dwt auf die parallel* mit negotium beschränkt -.
KcwerbiHchcr . . . negoeionu. vocab. von UM; negoHalis,
intitilorius. gworbibch. W. ScilÖNSi.EDKR pritmpt. genn.
tut. V5*; negotialie. gewerbisch, za einem getchälTt ge-
hörig. Dentzi.kh 4M.
6EWKHBLK, «. gewerblein.
QEWElUiLKIN, n., diminuHvf<>rm «u gewerlM (ß. d.).
*M erfatzt da» loort tneist in i«r bedeutung von gelenk
{vgl. tp. Mtl»ff.). »eltener in der von quaestus (vgl. sp. 5604).
bei Q. Kbllkh ist die anlehnung an die taehbedeutung
von gewerbe (— anweseii, besiU) belegt (vgl. ep. &4«i).
1) die bedeututuf gelenk.
a) betifihung utif meneehen: gewerblin, inguinarium.
ein gewerblin der glicdcr, ibi pcstilontia se ostendit.
Frant^f. vocab. d. U.jahrh. bei DiKi'ENBACH-WÖLCKEn 619
(vgl. auch inguinaria . . . druHZ bei dem gemecht. Die-
KENHACii 898°); das sag ich bezeichnet ohne alles mittel
unwidersprechlich die fahrication und den zusammenge-
fügten ganzen monschlichea cörpor mit allen seinen glie-
dern, gewerblein und teilen. TiiUHNEissEn beschreib, d.
ii\fluent. wirk, aller erdgewächse 8; vertebra colli, hals ge-
werblein. Matihiak 8, 864.
b) besiehuvg aufpflanzen : gwärble, die gleich am körn-
halm, genicula. Maaler 800<*, ebenso Ctioi.iNU8KRi8ii's
890*. Prisius (1506) 600*; {geniculum, der knod oder gleich
an eim stengel, oder halin, halm knod. Dasypuuius 08**,
ebenso Serhanus K?**. JuNlii8 64; genicula ... die knö-
iichen und gelenoklein an halmen und Stengeln. Farer
854''; ^an« dAnZ. CoRviNLS 358. KöNKi 498''. Weismann
1, aiö**. Matthiae 1, 609); geniculatus . . . voll gleich und
gew&rblincn. Ciiolinus-Frisius 890*, ähnl. Frisius 600*
{vgl. geniculatus ... knAlicht. Faiikr 854''); (knaioel) ist
ein eintzigs schotticht und drauschcllcht stäudlein nit
über spannen hoch, alle ästlein und zincken mit eitel ge-
werblein, wie das weggras ... so mag es doch wol umb
seiner vilfaltigen gewerblin willen ein polygonon sein.
Bock kräuUerbuch (l56l) 148'' ; die selbige fügen oder ge-
werblin scind mit gebogenen blettlein . . bekleidet. 98''; der
rund Stengel {des storkenschnabels) spannen hoch, mit vilen
gewerblin, nit dicker dann ein strohalm, die gleich od' ge-
werb seind braun geferbet, ein wenig haricht, blüet durch
den Summer, isi*; die blätter sind grassechtig. die stengel
dünn, mit gleichlein oder gewerblein unterscheiden, eines
fuss oder anderthalbo spannen hoch. Tabkrnakmontanus
nett vollkommen k räuter buch 66!> ; das andere {hilhtierdarm
kraut) wird etwann elen-hoch und auch höher, hat sine
gewerblein, und auf beiden selten blätter, wie säu-
bUrtzel, zwischen welchen die blümlein, die am ersten
stehen, herfürwachsen. Hoüberg adel-, land- u. feldleben
8, 449, 14.
8) die bedetttung erwerb, gewinn: gewerblein quaesti-
eulus. ALEn986*; gewerblein, gwinnlein. Bayer 891; ge-
werblein, quaestictdtis. Matthiae 8, 181*. Kirsch 180*;
gewerbeben, gewerblein. Heuerich i, 1488.
8) die bedetittmg besitz, anwcscn: 'überdies' fuhr Hansli
fort, 'steht mir das gütloin vor der band noch fest ge-
nug' . . 'wie du willst', sagte Enoch, . . 'aber sorge nun
dafür , dasz das gewerblein bestellt wird, denn ich mag
mich nicht länger damit plagen I' G. Keller {Züricher
novelleti) 6, ;t5P.
6EWERBLER, m. , neue erweiterte foiin des nomen
agentis tu gewerbe, an stelle von gewerber, gewerbe {s.d.).
die bildung iat in den compositis klcingewerbler, kunst-
gewerblcr belegt, vgl. zeitschr. d. allgem. d. Sprachvereins
80 (1906) 887.
GEWERBLICH, a^. u. adverb., beliebte form der netteren
spräche, die hierin ausachlieszlich den jüngeren engerm begriff
der prodttctiven thätigkeii, der technischen leistung pflegt, ein
iUterer aber ganz vereinzelter beleg weist attf die aUgetiveinere
parallele mit negotium : gewerbischer oder gewerblichster,
negociostts. voc. v. 14»3 ttnd ähnlich \ceit faszt auch eine
jf^egettheitsuxndung bei Jahn das compositum: da wird
dann das angelegentlichste unterfangen, den funkelnagel-
neuen nolhstaat landlich, leiblich, gewerblich, sittlich
und geistig abzumarken , und sodann nach innen und
ausxen doppelt tu ▼•noblieazen. Jahn msrht ntm ätuUehsn
volksthum (lan) 67. ü» ganse hauptmanse im Mt§t, unter
denen keiner über das it. jakrh. turüekwtiti, hmÄi titk
auf indttstrie und teehnik. im fdbuwfMidH im verms^
düng beruht auf attributiven wtrWwrfwywi, iia nek wmat
als Vorstufe oder als toekerunff «mmI wirirti'to'iiiif f wy
barer eomposita eneeisen {§. obm umitr fvwwlMMMtor.
gewerbeanlafe u. a). andere syniaeHseks iirntaU UitMit
udjeeti» mir selten ; doch vgl. : die elf ensohaft «iMC thSUg-
keit als einer gewerblichen wird hierbd dadarah MUf»-
schlössen , daaz eine uneigennützige TflrwMMloBC <l«i n
erlangenden gewinne« beabeichtigt wird. Tuiel 4, m.
vgl. auch:
wir !eb«n in einar pracU«clMn uit
und allM treibt sicn gewerblich,
veniiitteUt gefenMitifkeit
wird jeder lomp nasterblich.
ilBiNRicii Lbutholo gtä. {(»nf 9t0mmfill0tll).
l) Verbindung mit persOtUiehen substantimn.
a) unter ' arboitern ' im sinne des § iwa g«w.-o. sind
... die gewerblichen arbeiter, also die gewerbegehilfen
(gesellen . . .) zu Tersteben. entsek. d. reiehsger. in eivile.
(1886) 18. 60; gan* ähnlieh entseh. de» oberlandgeriekt» Mün-
chen (1896) im getoerbearehiv 8, 101 ; was zum schätze der
fabrik- und gewerblichen hülfs-arbeiter gefeo gMmndheits-
schädliche einOUsse vorgekehrt wird, darf niebt so weit
gehen, dass der . . . Unternehmer auswärtigen mithewer-
l>ern zuletzt . . . unterliegen mass. Brater im d. Staats-
tcb. 4,801; eine Zwischenstufe zwischen dem gewerb-
lichen Unternehmer und dem unselbstJLndigen lobnarbeiter
nehmen die bausgewerbetreibenden ein. Lanumann ge-
tcerbeordnung l, 109.
b) gewerbliche bruderschaften. Monk in tseh. t.geseh.
Oberrh.i.S; die gewerblichen genossenschaflen bezwecken
den grossbezug, grossbetrieb und grossabsatz and zer-
fallen in rohstofif-, werk-, magazin und prodoktivgenoa-
senschaften. Hue de Grais handbuch d. Verfassung u.
verw. 568; die errichtang . . . fachgewerblicher corpora-
tionen. Förster vertrage f. getoerbe-vereine 8, 71.
8) verbiruiung mit sächlichen und abstracten substanr
tiveti.
a) kalk- und Steinbrüche . . . femer sonstige zar ge-
winnung von fossilien oder zo gewerblichen anlagen
dienende grnndstücke können nur mit einwilligang aller
bet heiligten in die Zusammenlegung gezogen werden.
R. NoBiLiNG pretisz. landeskulturgesetze IS8; ebensos. 606;
der § 16 gew.-ordn. gilt übrigens auch für nichtgewerb-
liche anlagen der dort genannten art, insbesondere also
für solche anlagen, deren erzengnisse nur für den eigenen
bedarf des Unternehmers bestimmt sind. L. Holtz die
fürsorge f. d. reinhaltttng der gewässer 81 ; vgl. auch ge-
Werbearchiv i, 388 u. a. ; der gerichtsstand der gewerblichen
niederlassung ist bei dem gerichte desjenigen ortes be-
gründet, wo die niederlassung sich beflndet. entsA. d.
reiehsger. in eitfiis. 30, 828; ist die forderung im gewerbe-
betriebe des gläubiger» entstanden, so tritt, wenn der
gläubiger seine gewerbliche niederlassung an einem an>
deren orte hat, der ort der niederlassung an die stelle
des Wohnsitzes, dtsch. bürg, gesetxbueh §870; gerade dies
geschäft (ein bttchhändlerischer verlag) war ihm nicht ganz
fremd . . kein gewerbliches unternehmen stand in so inniger
Verbindung mit der geistigen cultur der nation. Prettao
{Karl Mathy) 88, 814; die frage, welchen betrag . . . der
Inhaber eines gewerblichen geschäft« für die abnatzung
der . . . dem gcschäftsbetriebe dienenden . . . gegenstände
... in abzug zu bringen berechtigt ist. Wilmowski im
Verwaltungsarchiv t,9ai\ Inhaber von gewerblichen real-
gerechtigkeitcn . . . klagten gegen den bamborgischeu
Staat entseheidung des reichsgerichia in civilsatken (MB6)
18,1; gewerbliche berechtigungen. R. NoBiUNOjrrtMm-
wA« landeskulturgesetxe 338; die Pariser konvention zum
schütze des gewerblichen eigentums (i880). Liszr vUker-
recht 168.
b) gewerbliche prodokte. G. KRAfrr ilL tmndw. Ux. t.
s.snb; nach einer mittheilung des herm reiohskanzlers
haben . . . erhebungen ergeben, dass . . . gesundheitsgefahr
für das küchcnpcrsonal . . . nicht besteht, immerhin
sind aber . . . gewerbliche küchen mit . . . mangeln ange-
troCTen worden. ge%eerbeaixhiv f. d. dtsch. reich i, 138; von den
5603
GEWERBLICH
GEWERBSAM
5604
anstalten, welche vorzugsweise dem kleingewerbe die-
nen, sind in erster linie die grossen anstalten in Berlin,
u. s. w. zu nennen, die als 'handwerkerschulen', 'gewerb-
liche schulen' und unter ähnlichen bezeichnungen bekannt
sind. Albrecht hdbch. d. soz. tcohlfahrtspßege 146; den
Prüfungen der in § 129, abs. i und § 181, abs. 2 der gewerbe-
ordnung erwähnten lehrwerkstätten, gewerblichen unter-
richtsanstalten und prüfungsbehörden . . . kann meiner-
seits die Wirkung der gesellenprüfung beigelegt werden.
Hoffmann Organisation d. handwerks 298; das gewerb-
liche bildungswesen. preusz. geiverbegesetz von l&i9, s. 25.
c) das gewerbliche einkommen besteht aus den zinsen
des anläge und betriebscapitals und aus dem eigentlichen
handwerksgewinne. Fentsch im dentsclien staatswb. i, 342;
aufhebung der gewerblichen abgaben in Posen, jyretisz.
gesetzsamml. 1883, *. 55, ebenso entscheidungen d. reichsger.
in civils. (1882) 6, 94; für die entscheidung von gewerb-
lichen Streitigkeiten zwischen arbeitern . . und . . arbeit-
gebern . . . können gewerbegerichte errichtet werden.
55,194; damit es nicht zweifelhaft bleibt, dasz auch lite-
rarische productionen und gewerbliche erfindungen unter
dem schütze des Staates . . . stehen, stenogr. berichte der
Fr ankf. nat. -Vera. 691'' ; Herm. Maertens , aesthetik der
baukunst und der gewerblichen künste. Bonn 1887; das
anbieten von solchen gewerblichen leistungen, hinsicht-
lich deren dieses landesgebrauch ist, kann von einer vor-
gängigen erlaubnis nicht abhängig gemacht werden. Land-
mann gewerbeordn. l, 364; vgl. auch die preussische staats-
medaille für gewerbl. leistungen; zumal nicht einmal er-
sichtlich gemacht . . . ist, dass die klägerin das gebäude
noch zu andern gewerblichen Verrichtungen benutzen darf.
entsch. d. reichsger. in civils. 19, 360 ; die macht der gewohn-
heit . . hatte . . einen zustand erzeugt, welcher . . einen . .
fortschritt der gewerblichen thätigkeit nicht hervorbringen
konnte. Hoffmann lehre v. d. steuern 194; (e* ist mit der
gewerbewdnung) ein werk zustande gebracht, welches der
freien bewegung gewerblicher thätigkeit neue . . . bahnen
öffnet, thronrede im nordd. reichstag, s. Bismarck reden
4, 260 ; erlaubnis zur . . . ausübung der gewerblichen tätig-
keit. entscheid, d. reiclisger. in civils. 46, 105; vgl. auch HuE
DE Grais handb. der Verfassung u. Verwaltung 580, ebenso
562 u. a. ; gewerbefreiheit ist arbeitsfreiheit auf dem ge-
biete der gewerblichen bethätigung. Schäffle im dtsch.
staat'itvb. i, 320.
d) ihr {der mutter Schillers) vater . . war holz-inspektor zu
Marbach. eine fürchterliche Überschwemmung beraubte
ihn dort seines ganzen Vermögens, aus noth griff er nun,
um seine familie nicht darben zu lassen, zu gewerblichen
mittein (er wurde bäcker und wirth). Streicher Schillers
flucht 4 Hofmann; er {der reisegefährte) beanspruchte eine
gemeinschaftlichkeit der exkursionen, wobei er aber land-
wirthschaftliche und gewerbliche zwecke im äuge hatte,
was sich mit meinem künstlerischen heiszhunger nicht
vereinbaren liesz. Grii.lparzer (selbstbiogr.) 12, 72 Necker;
der rest des Vermögens wird, . . . der gemeinde, in welcher
die Innung ihren sitz hatte, zur benutzung für gewerb-
liche zwecke überwiesen, gewerbeordnungsnovelle von 1897
§ 90*; § 1 des Statuts bezeichnet als aufgäbe des Vereins
. . . förderung der gemeinsamen gewerblichen Interessen.
entscheid, d. reichsger. in civils. 55, 30 ; hiermit ist ausge-
sprochen, dasz . . . die regelung der gewerblichen Verhält-
nisse fortan nicht mehr sache der einzelnen Staaten,
sondern ausschlieszlich sache des reichs ist. Stenograph,
ber. d. Frankf. nat.-vers. 693»; dies bewog die regierung . .
die gewerblichen Verhältnisse zu verbessern. Masgher
deutsches gewerbewesen 648; auszer diesen rein gewerb-
lichen Verhältnissen sind für die geschichte des gewerbs-
wesens auch die religiösen vereine der zünfte zu beachten.
MoNE zeitsch. gesch. Oberrheins 2,^; wir haben sehr ver-
schiedene gewerbliche zustände in Deutschland, zustände,
die sich geradezu widersprechen, stenogr. ber. d. Frankf.
nat.-vers. 756'' ; es streben die Skandinaven seit dem letzt-
verflossenen menschenalter und schon länger, nicht nur
ihre häuslichen und gewerblichen zustände, sondern auch
die bürgerlichen und staatlichen Ordnungen und Verfas-
sungen ihrer lande den anforderungen und bedürfnissen
der zeit gemäsz zu ordnen und zu bessern. E. M. Arndt
Schriften für u. an s. l. Deutschen {Skandinavien . .)4, 326;
was bislier geschah, war nicht lebenskräftig genug, um
alle schichten des gewerblichen lebens zu durchdringen.
e7itwurf zur erricht. einer industrie- u. Jiandwerkerbank 5 ;
es war das urbild der altgermanischen nationalen frei-
heit, das durcli die gilden wieder angestrebt ward und
von ihnen aus der mitte des gesellschaftlichen und ge-
werblichen lebens wiedergeboren werden sollte. Th.Mundt
gesch. d. deutsch, stände (2, 3) 310 ; der staat unterstützt fer-
ner das gewerbliche vereinswesen. Hue de Grais handb.
d. verfass. 563 ; nachdem das bewegliche capitel längst in '
gewerblicher hinsieht dem grundvermögen gleichgestellt
war, muste zuletzt auch die politische gleichstellung er-
folgen. Arnold aufkommen d. handwei-kerstandes (l86l) 40.
e) nicht minder erheblich waren aber die gegen -vor-
theile, welche diesen {den ritterlichen Pfahlbürgern) von
selten der stadt gewährleistet wurden, wozu eicht nur
treuer kriegsbeistand in den fehden des adels mit den
fürsten, sondern auch der freie gewerbliche verkehr mit
der bürgerschaft gehörte, so konnte ein ritterlicher grund-
herr heut als führer der städtischen kriegsmannschaften
an ihrer spitze erscheinen, und nuargen seine butter und
sein vieh unter begünstigung der zollfreiheit, die ihm als
Pfahlbürger zustand, in die stadt schicken. Th. Mundt
gesch. d. deutsch, stände (2, 4) 834 ; drauszen auf der gasse
war wie immer das gewerbliche getöse, aber hier in der
kleinen kammer war es furchtbar still. Th. Storm {ein
doppelgänger) 5, 195. gewerbliche entwicklung. Lueger
4,647; die messe wurde in ihrer symbolischen und prak-
tischen bedeutung der höhepunkt dieser groszen volks-
thümlichen combination, in der die kirche den Welthandel
auf ihre bahnen zog, indem sie in ihren feierlichen mo-
menten demüthig und kühn genug war, sich mit der ge-
werblichen volkskraft und dem frischen gewinnlustigen
handelsgetümmel zu vermählen. Th. Mundt gesch. der
deutschen stände (2, 2) 288 ; in jeder stadt z. b. wird sich
nur eine gewisse durch die Übung leicht zu bestimmenJe
zahl von Schuhmachern, schneidern ... in gewerblicher
würde erhalten können. Kleinschrod li ; eine ... Ver-
einigung von gewerbtreibenden zur herbeiführung ange-
messener preise für ihre gewerbserzeugnisse . . . würde,
auch wenn sie die bedeutung eines gewerblichen kartells
hätte, . . nicht als gesetzlich unstatthaft . . zu betrachten
sein. entscJieid. d. reichsger. in civils. 56, 275 ; ganz anders
... ist die bewegung für gewerbliche freiheit im könig-
reich Baiern zu einem . . . abschlusse gelangt. Mascher
deutsches gewerbetvesen 649; dass nicht jede beschränkung
der gewerblichen freiheit unzulässig sei. ist . . anerkannt
worden, entscheid, d. reichsger. in civils. 1,23; es handelt
sich . . . um eine erkrankung , welche nach ihrem zu-
sammenhange mit dem vom kläger betriebenen gewerbe
als gewerbliche krankheit zu betrachten ist. 21, 78, ebenso
44, 260.
GEWERBNIS, /., veraltete bildung:
wiszlich erfar er alle landt
die kauffmanschatz und gewerbnisz handt,
die sindt gewon zu han allzitt
was man dür oder wolfeil gilt.
S. Brant Moretug 154, s. Zarncke {ausgäbe
des narrenschiffs 143).
GEWERBSABGABE u. a., s. unter gewerbeabgabe.
GEWERBSABLÖSUNG,/.; da die erfahrung gelehret
hat, dass durch die von den besitzern nicht mehr betrieben
werden wollenden gewerben . . . eine heimliche gewerbs-
verkäuf lichkeit mit unterlaufe ... so ist ... zu verhin-
dern, dass dergleichen heimliche gewerbsablösungen ge-
stattet werden. Barth-Barthenheim österr. gewerbs- u.
Jumdel^gesetzkiinde l, 329.
GEWERBSAM , adjectiv , in den ältesten belegen aus-
schlieszlich auf örtlichkeiten bezogen, knüpft diese ableitung
anfänglich nur an den begriff commercium an; erst in
neueren belegen, die das adjectiv mit personen verbinden,
macht sich die allgemeinere anlehnung an erwerb geltend,
die wir oben für gewerbig feststellten.
l) beziehung auf Ortschaften, anknüpfung an commer-
cium: item die reich gewerbsam statt Brixia davon sie
Jahrs so grosz nutzung hat, ob hundert tausendt du-
caten. reisbuch d. heil, lands (1609)1,95; wie auch Seb-
sewar, Turschis, Kain ... sind alle volckreiche und
gewerbsame städte, bei etlichen wird das manna unter
5G05
GEWERBSAMKEIT
GEWERBSANMASZUNG
5606
Bchicdllchor arth gesamblet. Oi.BAniua reuebesehr. WS*;
die fitadt Amudabad bringet d«tn kftnig dei jfthrs bei
s. inillionen realen, nicht allein wegen der Irefliohcn
Jiandlung und handthierung, «o darinnen getrieben wird,
. . . sondern auch wegen der herumb liegenden kleinen
etädte und dörffer, lo alle gewerbtam. Mandblslo mor-
f/enländ. reiaebeachreibung «»; gewerbtam, die sUt oder
landschaft ist sehr gewerbsam, negotiationibu* dive», out
aptus. ScnoTTEL878; itvierbitun, propr« pour Ueommeree.
Venehoni 76»;
dicht am gestade das ««m, im klMftld tteht ein Tarlaenea
kirchlein, unter don hOhn, die, mit obst und roben bewaohaeii,
halb daa benachbart« kloster und vOllig da« dArfchen ver«
stecken.
Jenes gewerbsam«, daa weit Tabrende schilTe beherbergt.
MöHiKB (idylle am Uodemu) 1, SI5.
8) a\tf pertonen bexogen, mit anttä^terung an ge werbig:
gewerbsam, neues wort(l), geneigt, gowcrbe zu treiben.
HuMPfls?; gewerbsam, tn(/tM^rüm«. Hii.prht 1,464*, vgl,
auch die peraonyfieierung im folgenden: ein stUckchen
handsohrift von Rousseau wird oft so theuer bezahlt,
dasz schon mehr als eine gowerbsame foder versucht
haben soll, seine schrift/Ugo nachzubilden. Matthisson
eiHnnertingen 1,2*4. dazu vgl.: eure Soldaten sind doch
nur gute pickonträgor, und eure bUrger gute, einfältige,
gewerbsamo loutchens. maier MOLLRn Fauata leben {Ute-
raiurdenkmale 3, a. 74); so entstehet daraus, dass wo . . der
advocat, der Schreiber ohne alles verhältniss mehr ge-
winnt, als der arbeitsame, stille, gewerbsame einwohner,
dass dann natürlich alle weit . . . sich auf die gesetz-
kUnsto legt u. s. w. Pestalozzi achrißen (i884) i>, 184;
da es auch gar nicht darauf angesehen war, grosze feld-
herm, mathemaliker . . . sondern nützliche, bürgerliche,
gewerbsame menschen zu bilden. Schelm nq Vorlesungen
über d. methode d. academ. atud. a. 75; du bleibst halt
immer ein gewcrbsamor Züricher, ihr seid alle gleich und
habt nie genug, unten am wasser und hie oben auf dem
berg. G. Keller (Züricher nov.: Iladlaub) e, ii ; wenn
dieses jetzt alles wahr ist, so ist dann auch richtig, dass
ein verständiges, gewerbsames volk seinem fUrsten eigent-
liche und fortgesetzte Vermögenssteuern anbieten sollte.
Pestalozzi achrißen 18, 187.
GEWERBSAMKEIT, /. enger umgrenat im gebrauche ala
da« a<{jectiv, von dem ea a^f später entmckelungaatufe
abgdeitet tourde. an gewqrbe macht aich nur die jüngere
bedeutung geltend, die den begriff commercium außöat. die
Verwendungen gliedern aich in zwei gruppen, je nachdem
der begriff der thätigkeit in der voratellung einer eigen-
achaß erfaazt und entxoickelt oder in der function einea
collectivuma verwischt ist. vgl. : vielleicht wäre nach unsem
Verhältnissen folgende Steigerung (bei der ertheilung von
ehren) natürlich? diensteifer, grosze gowerbsamkeit, tapfer-
keit. Jahn deutsches volksthum) 1, 891; dagegen a. gewerb-
samkoit, industry. Hilpert l, 464»; gewerbsamkeit, in-
duatri«. industry, Beil 843, vgl. attch unter gewerbfleisz.
l) Verwendungen, die den begriff der thätigkeit atia-
prägen: so wie auch der dienstbare stand mit seinen
ihm Übrig gebliebenen 1400 gülden seine arbeiten und
•eine gewerbsamkeit aufs neue anfangen .. kann. (Iselin)
versuch über die gesellige Ordnung 76; durch die entgegen-
gesetzten grundsätze werden die arbeitsamkeit und die
gewerbsamkeit ersticket und mangol und elend erzeuget
und vervielfältiget werden, träume eines menscher^freundes
1,186; in der freien reichstadt Memmingen, wo alles gewerb-
samkeit und Wohlstand ankündigte, hörte ich den gast-
Wirt . . selbst komponirte melodien spielen. Matthisson
erinnertingen t,l9i; welcher stand wars in Deutschland,
der zuerst, von rohen befchdungon gezwackt, sich auf-
rang zu Ordnung und gesez, durch gewerbsamkeit, durch
kunst und veredelnde Wissenschaft? J. H. Voss wie uxird
Friz Stolberg ein ui\freierH9; (die x^rhältnisae) in denen er
(der geicerber) zu seinen, ihm arbeitenden und von ihm
und seiner gewerbsamkeit abhängigen, menschen steht
Pestalozzi schrißen 9,76; England ...wuchs und blü-
heto von jähr zu jähr, und ward immer mächtiger durch
Volksmenge, fleisz und gewerbsamkeit E. M. Arndt an-
dichten u. anssichten der teutsch. gesch. (1814) 605; Preuszen
ward an seinen gränzen und an der thätigkeit und ge-
werbsamkeit seiner lande und unterthanen vielf&lüglich
IV.
verkürzt und gekr&nkt. achrißen ßlr u. an a. l. Deutsehen
(die frage über die Niederlande . . .) 8, 81; und gegen
das Vorrecht der bannroeile, durch welches die bQrger
in einem gewissen, oft die herrschaftlichen dörfer um-
fassenden umkreise ihrer itadt alle gewerbsamkeit unter-
sagen und ihren eigenen gemeindecliedem vorbehalten
konnten, und das der kaiser jetzt seinen neuangelegtea
■tüdten entziehen wollte. Tu. Mundt gtaek. d, deutgchm
stände (8, 4) 881.
ty venoendungen . die tum eoUsetivbefriff ^ÜerfOkrtit s
und in beziehung der zo bMtreittonf der öffentlichen
Unkosten nöthigen ausgaben alle« fo vermeiden . . was
. . . den reinen ertrag der ganzen gewerbsamkeit der gesell-
Schaft schwächen kann. QmUH) träume eines menschen-
freundes 8, 848; dieses gleichge wicht kOnnen wir also billif
als ein gesetz der natar ansehen, und eben so die gänzlich
freie conourrenz der gewerbsamkeit unter allen Völkern.
1, 196; dieses gleichgewicht der gewerbsamkeit unter den
verschiedenen Völkern. 8, 203, ähnlieh t, 819. t. 07; der
kenntnisznahme von dem zustande der gewerbeamkalt
im inlande und auslände. Vf&HUBOvnabildungd.gswtrb-
treibenden 28; dasz der gleichen einschränkungen die In-
dustrie hindern, wird wohl niemand l&ugnen, der fiber
die wahre beschaffenhcit der gewerbsamkeit und über die
mittel sie zu befördern nachgedacht hat Nicolai rei»t
4, 484; änderung der moden, wodurch verschiedene zweife
der hiesigen gewerbsamkeit dem inn- und ausländer Qber>
flUszig wurden, fürstl. ittingische Wanderordnung von 1786
&et Ortlopp 420; unsere gcfahr... entspringt nicht ein-
mal wesentlich aus dem gegenwärtigen zustande der
unsere handlung störenden maaszregeln der auf unsere In-
dustrie einflusz habenden Staaten ; der flor unserer meisten
gewerbsamkeitsbranchen wäre äuszerlich. Pestalozzi
9,64 (s. 60 erwcrbsbranchen, industriebranchen) ; dasz in
Deutschland, als ein grosses ganze betrachtet die gewerb-
samkeit (man erlaube mir diesen ausdruck) gewisz nicht
gesunken, sondern vielmehr gestiegen ist. J. Adam Wbisz
148; und in diesem streben liegt der endpunkt für alle
industrielle gewerbsamkeit, und der vorzüglichst« grund
ihrer immer fortschreitenden ausbildung und entwicklung.
LoTZ ataataicirthschaftslehre 1,884; fast überall in Europa
ist die anzahl derer, welche von kleinen anfangen zu
groszem vermögen durch fabriken ond bandel, da« heiszt,
durch eigentlich städtische gewerbsamkeit gelangt sind,
über allen vergleich gröszer, als die anzahl derer, welche
ein ähnliches glück durch eigenUiche ländliche gewerb-
samkeit, durch gewinnung roher produkte . . . und boden-
kultur gemacht haben, revision l, 360; die auf die sclaverci
gestützte aristokratische landwirthschaft muszte schon
wegen dieser ihrer unfreien grundlage, auf der sie be-
trieben wurde, hinter der neuen städtischen gewerbsam-
keit zurückbleiben. Th. Mundt geschichte der deutschen
stände (8, l) 878 ; (dieae ateigerung des prunks) war ... ge-
eignet, die folgen der ersten Stockung unserer precairen
gewerbsamkeit . . . auf die äussersten höben zu bringen.
Pestalozzi achrißen 9,78 (vgl.: die Stockung unserer er-
werbsamkeit 9,6S); wenn ein Privatmann durch äuszere
. . . Staatsbegebnisse , den absatz des artikels seiner In-
dustrie plötzlich verliert . . so ist er in den meisten Allen
als ganz unschuldig an seinem Unglücke anzusehen, nicht
so der staat . . . wenn umstände ea dahin bringen kitenen,
das ein, in einer gewerbsamkeit seine einzige reaaooroe
flndendes volk durch das eintretende stocken seiner bran-
eben gefahren kann allgemein brodlos zu werden. 9, 66.
GEWERBSANHEIMSAGUNG, /.: so ist auf derlei be-
dingte gewerbsanheimsafongen nicht mehr bedacht zo
nehmen , und folglich dadurch za verhindern , daa« der>
gleichen heimliche gewerbsablOsungen gestattet werden.
Barth -Barthenhbiu öaterr. gewerbs- u. hmtäsUftadB'
künde i, 389.
6EWERBSANGEHÖRIQ, ot^jeeHv. nur in der ßmeiitn
des Substantivs belegt, «yl. gewerbegeno««e, gewerbeglied:
da« gesetz widmet femer seine aoftnerksamkeit auch
den Zünften . . . und versucht ihre hauptzwecke, näm-
lich . . . beaufsichtigung und Unterstützung gewertMange-
höriger . . . zu erhalten. Klbinschrod 109.
GEWERBSANMASZUNG, /.: die obrigkeiUiche conces-
sion gewährt dem erwerber . . . schütz . . . gegen gewerbe-
S52
5607
GEWERBSANSTALT
GEWERBSCHAFT
5608
anmaszung, pfuschereien und eingriffe, bayr. Verordnung
von 1826. regier. -ilatt s. 100.
GEWERBSANSTALT, /.
1) in allgemeiner Verwendung eine Veranstaltung, die
gewerblichen zwecken dient: und überhaupt mögen solche
gewerbe, welche zur Vollendung ihrer erzeugnisse eine
Verbindung mehrerer zusammenwirkender, oft sehr ver
wickelt in einander greifender, gewerbsanstalten und
Unternehmungen erfordern, vorzugsweise den städten
angehören. Lotz staatswirthschaftslehre 2 , 87 ; nur die ge-
naueste controlle des Unternehmers vermag das, was in
einer gröszern gewerbsanstalt dem angestellten individuo
... an eigenem Innern antriebe . . . leicht gebricht, ei-
nigermaaszen zu ersetzen. Riedel nationalökonomie 2,12;
ebenso 165; (es wird) für die anläge von bäckereien, spe-
zereiläden und anderen nöthigen handeis- und gewerb-
anstalten gesorgt werden. J. P. Proudhon die volks-
bank, deutsch von hvDwio Bamberger 16; Vorschriften,
betr. die änderung und ergänzung des regulativs für ge-
werbsanstalten, in denen unter steuerlicher kontrole
stehender branntwein gereinigt werden darf, centralblatt
f. d. deutsche reich 18, 250.
2) vereinzelt ist die engere anlehnung an lehranstalt
und entsprechende institute : jene gewerbsanstalt, auf höhere
kunstanstalten gegründet, selbst höhere kunstanstalt, ist
durchaus in dem falle den reineren sinn durch voll-
endete technische darstellung zu begünstigen. Göthe (be-
sprechung des progr. d. Berl. gewerbeschule) 44, 59.
GEWERBSART, /.. vgl. gewerbegebiet, gewerbsgattung,
eine andere bedeutung enttvickelt gewerbsfach, s. d. : und
diesz allein beweiset hinlänglich, dasz gewinn und Verlust
gegen einander abgerechnet, dieser handel (assekuranzen)
keinen gröszern überschusz giebt, als andere gewerbs-
arten, welche doch auch nicht selten ihre leute bereichem
(other common trades). Garve verdeutscht d. Adam Smith
(l, 10) 1, 200; je höher in jedem lande die cultur steigt,
je vollkommener der kunstfleisz in demselben wird: desto
weiter geht auch die abtheilung und trennung der ge-
werbsarten. (l, l)l, li; übrigens soll. . . beim Übertritte
von einer gewerbsart zu einer anderen , . . . auch auf
die bei einer anderen beschäftigung zugebrachten jähre
. . . rücksicht genommen werden. Barth-Barthenheim
österr. geioerbs- u. handelsgesetzkunde 3, 2i2; ähnl. Riedel
nationalökonomie 2, 166; eine zweite konsequenz der ge-
werbefreiheit ... ist das stete wechseln der gewerbsarten
durch einen und denselben meister. Kaizl in Schmollers
forsch. 2, 1, s. 2.S.
GEWERBSARTIKEL, m. : da dieses land bereits 1768
mehrere fremde gewerbs-artikel , z. b. hüte , kattun . . .
verboten hat. Jon. Adam Weisz über das Zunftwesen 88 ;
nur in sofern können . . . unsere gewerbsleute die auswär-
tige konkurrenz etwa fürchten, als der ausländer aus
seinem bei uns gekauften, rohen material bessere ge-
werbsartikel liefern kann als sie. Lotz staatswirth-
schaftslehre 2,127; jedem handwerks-meister bleibt unter-
sagt, ohne eigene concession . . . solche zugehörungen
seiner eigenen gewerbs-artikel selbst zu machen, welche
von andern handwerkern als selbstständige verkaufsgegen-
stände . . . hervorgebracht werden, bayrische Verordnung
von 1826, regier.-bl. 102.
GEWERBSAUFSEHER, m. .- um kenntnisse unter dem
gewerbsstande zu verbreiten, fehlerhafte fabrikation zu
verhindern . . . hat man . . . gewerbsaufseher, inspectoren
. . . geschaffen. J. C. Leughs gewerb- und hundeisfrei-
heit 220.
GEWERBSAUSSCHUSZ , m.: wo handelsgerichte oder
gewerbsausschüsse bestehen, ist auch diesen der name,
die Unterschrift, der geschäftszweig und das fabrikzeichen
mitzutheilen. Leughs gewerbe- u. hxmdelsfreiheit 421.
GEWERBSBEFLISSEN, adj. : haben wir für nötig be-
funden, über die Vervollkommnungsreisen der gewerbs-
beflissenen und über die Wanderschaft der zunftgenossen
nachstehende . . . Verordnung ergehen zu lassen, badisches
regierungsblatt 1808, 41.
GEWERBSBEFUGNIS, /., a. gewerbebefugnis.
GEWERBSBENUTZUNG,/.: was aber die aufmerksam-
keit des kindes am meisten an sich zog, waren ... die
aus früheren Jahrhunderten noch übrigen . . . burgartigen
räume . . . mehrere in den späteren zeiten zu Wohnungen
und gewerbsbenutzungen eingerichtete vesten. Göthe
{dicht, u. wahrh. l) 24, 23.
GEWERBSBESTÄTIGUNGSRECHT, n.: welches gewerbs-
bestätigungsrecht bisher die Wiener stadthauptmannschaft
hatte, kömmt im § 10 vor. Barth-Barthenheim 3, 48
GEWERBSBEVÖLKERUNG, /.: die leichtsinnige . . .
lebensart einer industriösen gewerbsbevölkerung. Mohl
württemb. gewerbsindustrie 1, 58.
GEWERBSCABINET , n.: gewerbskabinet , eine neue
auswahl von allerlei physikal. - ökon. - ehem. - techn. an-
weis., entdeckungen. Leipzig s. a.(titel).
GEWERBSGHAFT , /. , ältere bildung , im gegensatz zu
gewerbsamkeit den begriff commercium ausprägend; sie
tiitt im 18. Jahrhundert zurück, vgl. : gewerbschaft . . . besser
gewerb. Braun deutsch-orfhogr. gramm. wb. (1793) 122*;
ähnlich Heynatz 2, 55. wie bei handelschaft dient auch die
erweiterung von gewerbe zunächst der betonung des nomen
actionis, allmählich schivächt sich das gefühl für diese
function wieder ab. das wort nähert sich durch sach-
bedeutung und personißcation dem collectivbegriff.
1) die betonung des nomen actionis.
a) die Wörterbücher halten sich durchgängig an diese
funktion: mercatus . . . mercatio, et mercatura, gewerb-
schafft, handthierung mit kauffen unnd verkauffen. Da-
SYPODius V 5* ( Mercurius . . . der gott der rede und
gewerbschafft ebenda); genau so Serranus P5''; commer-
cium . . . ein gewerbe, gewerbschaft. Faber 44»; mercatio
. . . kauff, das kramen = gewerbschafft. Dentzler 450 ;
gewerb, gewerbschafft, handelschaft, commercium, nego-
tiatio, mercatura. Bayer 291"; gewerbschaft . . . negotiO'
tio . . . gewerb. Hederigh 1, 1422.
b) litterariscJie belege,
a) in der masz brauchen sie ein eleu, die einer halben
handt zu kurtz ist, oder messen ein masz wein für an-
derhalbe, oder geben ein halb malter körn für ein
gantzes, und stelen die müller nachmals auch jhren
theil darvon, unnd das ichs mit einem wort beschliesz, so
Wirt kein gewerbschafft so gering gefunden, darin man
nicht beschisz und finantzerei treib. Geiler ziim narren-
schiff {i02), übersetzt bei Höniger 366''; und ist dise statt
{Nürnberg) von grosser gewerbschafft, wie dann grosse
anzal maister in allerlai handwerckhen und künsten alda
gfunden werden, daher es ain vermügliche burgerschafft
hat. Ernstinger raisbuch (44. reise) Walther 264:; die
Indianer lebeten damaln gar glückseelig, . . . hatten keine
gewerbschafft und handthierungen , hatten keine künsten,
SPEt,T\lust. narrheit übers.v.M.ESSERSGHUiD219 ; viertens
solle allenthalben in allen gewerbschaften und hand-
tierungen gute gerechte eilen, wag, gewicht und mesze-
rei beobachtet . . . werden, weisth. von Hörtenberg, s.
österr. weisth. 3, 1 ; das zehende lied eines handwerckers,
kaufmanns, und anderer, die sich ihrer gewerbschafft
und bände arbeit müssen ernehren. Jon. Rist neue
himml. lieder 3 , 10 (Überschrift) ; weil nun dergleichen
beschwerden sich von tag zu tag erheben und häufflg
mehren, ist zu besorgen, das mit der zeit durch un-
billige Steigerungen und andere solenniteten der admo-
diatorum der preisz dermassen gehöcht werde, dasz
letzlichen der handel und gewerbschafft, den die weit mit
uns bisz dahero gepflogen, gar in einen abgang gerathen
möchte. Philander von Sittew^ald (i, l) i, 26.
ß) wir sagen, dasz der lust nun zu handthieren, und
gewerbschafften zutreiben, je und allwegen, die beküm-
mernüssen, trübsalen, gefahren, und erschröckliche wider-
wertigkeiten, in wind zuschlagen, und für nicht zuachten-
gemacht hat. Spelta-Messersghmid 209; vgl. auch ge,
werbschafft treiben, negotiationem , mercaturam facere,
exercere. W. Schön 81.kuer prompt, germ. lat. (1647) V5*;
wann aber nunmehr bei so erfrewlichem lieben durch-
gehenden allgemeinen statt- und landfrieden, da alle ge-
werb- und kummerschaften (zu commerce?) wieder ge-
trieben ... so soll . . . urk. des hosenstricker handwerks
(1651) bei Schmoller 290.
2) abstreifung der function des nomen actionis, annähe-
rung an den collectivbegriff.
a) Sachbedeutung: aber gleichwie diese zucker-mühlen
für andern gewerbschafften einen grossen gewinst ein-
5609
GEWERBSCHAFTLICH
GEWERBSKALENDER
5610
tragen, also musz man auch grossen kosten daran wen-
den. Ehasmus FiiANCisci oat- und west-inditeher . , .
garten 1, SCS**; die gute policei indem handwerkswesen
und öfTentlichen gcworbschaften macht einen wesent-
lichen theil des Wohlstandes eines landos aus. würz-
hurgisclie verordn. f. d. handveerker (1787). Ortlopf 888.
h) peraonißcierung, vgl. geworksohaft : die beamten and
zUnfte auf dem lande . . . haben daher über das ansaohen
eines handwerksgcscUen um das meisterreoht (das nem-
liehe ist auch von andern gewerbschaften zu beobachten)
jedesmal an unsere fürstliche regierung zu berichten.
würzburgiathe Verordnung v. 1787 bei Orti.opf 896; wie
sehr sich diese gewerbschaft {der toefter) verbreitet. Qrubb
geogr. Charakterbilder 8, 181.
GEWERBSCHAFTLICH, ac^jeetiv. monattbl. », 896; (vgl
Sandeus nachtr. 689).
GEWERBSCONSENS, m.: commercial-professions-befag-
nisse sind nach der achten classe . . . und geworbsoon-
sense nach der dritten classe ... zu stämpeln. Barth-
Barthrnhrim 8,183.
GEWERBSCURATEL, /. .- auch wenn man sich einmal
für arme fürchtet, und um dieser furcht willen jene ge-
worbskuratel eintreten lassen zu mUsson glaubt, so ist
doch zuverlässig eher mit armen auszukommen, welche
durch ihre eigene Verrechnungen herunter gekommen
sind. LOTZ ataatsncirthschaftalehre 9, 69.
GEWERBSEINLÖSUNO,/. : überdies muss jeder per-
sonalgewcrbswcrber beim magistrate einen revers ein-
legen, dass, im falle, zum behufe der gowerbseinlösung,
eine nachtragszahlung erforderlich wäre, er sich hierzu
herbeilassen wolle. Barth-Bartheniieim 2, 897.
GEWERBSENTWICKELUNG, /.: gowerbszweige , für
deren nichtbetrieb . . . man den grund nur in mangel
an Unternehmungsgeist, an kapital und überhaupt an
mangelhafter gewerbsentwicklung finden zu können
glaubte. Riedel nationalökon. 2, 165.
GEWERBSERLEDIGUNG,/. ; wann eine vorläufige kund-
machung der gewerbserledigung zum behufe der gesuchs-
überreichung statt hat. Barth-Barthenheim 3, 107.
GEWERBSERLERNUNG,/.: dasz auch der praktische
theil der gewcrbserlernung bei Zöglingen der technischen
schulen einen sehr fruchtbaren boden findet. Klein-
sciiRon beitrage tu einer deutsehen geicerbeordnung 62.
GEWERBSERWEITERUNG, /. : da er (der landmetzger)
noch andere nahrungsquellen hat, z. b. nebenher feld-
bauer, oder gastwirt ist . . . so kann er . . . das fleisch
. . . wohlfeiler abgeben , als . . . der zunftmässigo stadt-
metzger — von dieser gewerbserweiterung der landmetzger
haben die landbewohner . . . Tortheile. Nibler Zunft-
wesen 97.
GEWERBSETABLISSEMENT, n.: da der steuerpflich-
tige gewerbsunternehmer in der stener seines gowerbs-
etablissements im ganzen die Steuer für alle seine ar-
beiter zahlen musz , so ist es wirklich sehr gleichgültig,
ob jener gewinn ausgemittelt wird, oder nicht. Lotz
ataataicirthschaftslehre 8, 257.
GEWERBSFACH, n., mit allgemeinerer bedetttung als go-
werbsart, gewerbsgattung,*.rf.: und würde nebenbei die Ver-
breitung nützlicher kcnntnisse im gewerbsfache noch durch
öffentliche bekanntmachungen und mittheilungen ... be
günstigt, . . . unsere industrielle Produktion würde zu-
verlässig bald einen grad von umfang . . . erreichen.
Lotz revia. 8, 91.
GEWERBEFOND, m.: oft verschlingen sie (die koaten des
tneiatervxrdena) mit den kosten des häufig ganz zweck-
losen meisterstücks , die ganze habe und den gewerbs-
fonds des kandidaten. Lotz ataatsicirthschaßslehre 8, 105
{anmerk.).
GEWERBSGATTÜNQ,/., *. gewerbsart : bei Verleih-
ungen auf solche gewerbsgattungen, bei denen keine
Innungen bestehen . . . (musz) sogleich um die ausfertigung
eingeschritten werden. Barth-Bartheniieim 8,160, ebenso
1,4; dass bei gewissen gewerbsgattungen, namentlich bei
handeis- und Speditionsgeschäften, das einfache betriebs-
kapital keinen massstab der bestenerung abgeben könne,
hegt schon in der möglichkeit, dasselbe mehrmals im
jähre umzusetzen. Fbntsch im deutschen ataatstcörterb.
*, 847.
GEWERBS6RBÄUDE, n.: die zur herstellong der ge-
werbsgebäude nothwendigen kapitalsanscbläge können
nnd dürfen aber . . . nicht zum maasstab der gewerbs-
steuem genommen werden. Reinoruoeh natur d. ge-
werbe (i8it>) 18; verliert der garantierer oder Schuldner
sein gewerbsgebäade t. u.
GEWERBSGEBRAUCH. •!.: zaiftssige vereins-aosgaben
sind . . . ansohaflTung . . . von modelten oder arbeitenden
maschinen zum gemeinschaftlichen gewerbsgebraoohe.
bayr. Verordnung von 1896, reg.-bUttt ». 181.
GEWERBSGEGENSTAND, m., a. ge Werbeangelegenheit:
dem zunftvorsiande liegt namentlich ob . . . Ober gewerbs-
gegenständo ... ein sachverständiges gutachten abzu-
geben, württemherg. gewerbeordnung von 1888 {rtg.-blatt
». 969).
GEWERBSGESCHICKLICHKEIT. /.: dan aber neben
der allgemeinen bedingung der persönlichen gewerbs-
geschicklichkeit bei den einzelnen gewerben . . . aach
die besondere bedingung des nothwendigen . . kapitals . .
nachgewiesen werden müsse, liegt in der . . Ordnung der
bürgerlichen Verhältnisse. Rbinoruber natur d. gewerbe
(1815) 17.
GEWERBSGESUCH, m.: die Verhandlungen über ge-
werbsgesuohe sollen möglichst beschleunigt . . . werden.
bayr. verordn. von 1826, reg.blatt ». 160 ; vgl. auch : die ein-
führung mehrerer Instanzen in gewerbsgesnohsachen.
NlHLRR Zunftwesen ». 79.
GEWERBSGILDE, /.. wiaaenaehaßlicher terminua mit
weiter bedeutung von gcwerbe : aus und neben den schütz-
gildcn entwickelte sich eine andere gattung der welt-
lichen gilden, die 'gewerbsgilden'. Vf i i.d\ gildenweaen 6»:
die gewerbsgilden zerfallen in . . . die kaufmanns- nnd
die handwerkergilden ebd. ; aus dieser specialisirung der
Interessen ist die entwicklung der gewerbsgilden und die
veränderte Stellung der schutzgilden ganz besonders zu
erklären. Pappeniieim altdäniache schutzgilden (1886) 429.
GEWERBSGLIED, n., vgl. gewerbegenosse , vgl. unten
gewerbsmitglied : das recht, der Wahlversammlung beizu-
wohnen, haben alle gewerbsglieder, die das gewerbe schon
über ein jähr betreiben. Leuchs getcerbe- und handeU-
freiheit 429.
GEWERBSGRÖSZE,/. : nutzte man die kräfle, welche
durch den neuen erwerb gewonnen worden waren, in
bisheriger schwunghafter weise, so lieszen sich einem
solchen geschäfte kaum noch grenzen ziehen; nur in
England waren die ähnlichkeiten für derartige gewerbs-
grösze aufzufinden. Immermann {epig. 3,9,e,)T,«a.
GEWERBSINDUSTRIE, /., tttm verhältnia von gewerbe
und Industrie vgl. oben ap. 5528. 5529 .- der natur der sacho
nach können ackerbauende nationen nur wohlhabend wer-
den durch die existenz einer . . .thätigcn gewerbsindustrie.
MoHL unlrttemb. geioerbaindttstrie i,2; indem eine vor-
herrschende richtung auf gewerbsindustrie und fabri-
kation dem ackorbauinteresse . . . entgegenstehe. Klbin-
8CIIROD beitrage a. 107.
GEWERBSINTERESSE, n.: denn aus dem gewerbe selbst
muss die Vertretung der gewerbs-intcrcssen hervorgehen.
WiNDWART rettxmg d. getcerbeatandea (1848) 7; die ver-
sprengung der freien ritter und die niedcrmetzelnng der
bauern drückten der deutschen nationalreform den
Stempel des deutschen Unglücks auf, während die bürger
das protestantische princip in der mäszigcn halbheit, in
der es zum durchbruch kam, aufnahmen und es in ge-
meinschaft mit den städtischen handeis- und gewerbs*
Interessen wacker pflegten. Tu. Mundt geaeh. d. deutsch,
stände (2, 6) 388 ; vielmehr noch urtheile die grosse mehr-
heit derjenigen höchst einseitig . . . welche. . . ganz in dem
engen kreise eines besonderen gewerbs- oder standesinter-
esses befangen seien. J.G. Hopfmann 6«Rohrsciif.idt870.
GEWERBSJUGEND, /. : lehrlingen. die . . . sich tadel-
und vorwurfsfrei geführt . . . haben, würden von der In-
nung kleine belohnungen auszusetzen sein, denn diese
massregel namentlich würde zur nachahmung anfeuern,
und das bei der heranwachsenden gewerbs Jugend noch
allzusehr schlummernde ehrgefühl wecken und anregen.
Berndt geist d. getcerbeordnung (1846) 98.
GEWERBSKALENDER, m.: gewerbskalender ftlr daa
I jähr 1883. Karlsrahe.
852«
5611
GEWERBSKOSTEN
GEWERBSMANN
5612
GEWERBSKOSTEN , pluraletantiim : je reicher ein
unterthan ist, desto mehrere auslagen kann er zur ver-
gröszerung seiner cultur und seines gewerbes machen;
je ärmer er aber ist, desto weniger ist er im stände,
die cultur- und gewerbskosten zu verstärken, und sein
einkommen zu erhöhen. J. A. Sghlettwein 304.
GEWERBSLAUBE , /.: ich frag dich , ob du der nem-
liche bist, der vergangenes frühjahr ein armes kind von
fünf Jahren vor becker Michels thür unter der grossen
gewerbslaub zu tod geprügelt hat. Wagner die kinder-
mörderin 63 neudr. ; schicken sie's nur mit meiner adresse
unter die gewerbslaub dem säckler Scholl freitags frühe,
der wird's besorgen. Göthe briefe l, 261 ; sie {die laden)
kommen urkundlich unter mehreren namen vor . . bei
den Romanen volta (voute), ladengewölbe ... bei den
Italiänern lobium, logia, woraus wir gewerbslauben ge-
macht haben. Mone ztschr. gesch. Oberrh. 13, 392. zum
germanischen Ursprung von laube vgl. theil 6, sp. 290.
GEWERBSLEUTE, pluralbildung als ergänzung zu ge-
werbsmann (s. d.), vgl. auch handeis-, handwerks-, bürgers-
leute M. a. der erste beleg fällt in das 16. jahrh. {bei hand-
werksleute in das 15.); von da ab liegen zahlreiche bei-
spiele vor. die neuere Schriftsprache begünstigte an stelle
unseres compositum^ das substantivierte particip gewerb-
trtibande (*. d.), doch halten die von der mundart oder vom
zwanglosen stil ieeinfluszten darstellungen an unserem
plural fest, vgl. die belege aus Gottfried Keller, Stif-
ter und RosEGGER. die bedeutung von gewerbe lehnt
sich an commercium an; aber gerade hier macht sich
früh die Vorstellung des kleinhandels der handiverker gel-
tend, und von da zielt die Verwendung auf einen gegen-
aatz gegen den groszhandel.
l) ausgangspunkt ist die parallele gewerbe, commer-
cium,.
a) die Agarener erforschend fürsichtigkeit und weisz-
heit, aber allein irdische, als die, die kauffleüt unnd
gewärbsleüt sind im land. Baruch 3 in der Züricher bibel
(Luther 3, 23: die kauffleüt von Meran) ; von kauff- und
gewerbsleuten. Jos. Lorighius von weltl. ständen 2, 118
(1594); gewerbsleute oder krämer. ebenda; also was des
mengklich fro , und lobt jederman den künig, dann so
ein solche sach in welschen landen wäre geschehen, so
wärend koufflüt, Wechsler und andere gewirbslüt umb
all ir hab kommen, uff das schlussend die Wechsler und
gewirbslüt ir laden wider uff, und tribend iren gewirb
glich als vor. Tsghudi Schweiz, ehr on. 2,1^ Iselin; nach-
dem in Städten gemeiniglich dreierlei biVger und inwohner
sind, als gemeine bürger, kauff- und gewerbsleut, und an-
dere, so im rath von geschlechten, oder sonst ehrliches
herkommens, und zins und renten sichernähren. Erasmus
Frangisci lust. schaub. 2, 1125; schon damals also hatten
den kauf- und gewerbsleuten diese (öan/c-) gesellschaften
in Schottland alle Unterstützung angedeihen lassen, die
von banken und Wechselhändlern gegeben werden kann
{to the traders and other undertakers). Garve Verdeutschung
des Adam Smith (2, 2) 2*, 60; dafür ist eine Urkunde . . .
vom 11. sept. 830 von groszer Wichtigkeit, wodurch die
zollfreiheit der gewerbs- und handelsleute zu Worms . . .
bestätigt wurde. Mone zsch. z. gesch. d. Oberrheins 9, 2;
den einheimischen künstlern , gewerbsleuten und kauf-
leuten gelegenheit zu geben, ihre waaren . . , abzu-
setzen. LoTZ revision 1, 296.
b) so viele neue geschäfte, die sämmtlich mit dem
alten kapitale getrieben werden sollten, muszten not-
wendig, aus vielen nahrungszweigen , die zuvor darinn
angelegten summen herausziehen, die concurrenz dieser
letztern gewerbsleute geringer, und also ihre gewinnste
gröszer machen. Garve Verdeutschung des Adam Smith
(1, 9) 1, 171 ; oder wegen der bekannten konkurrenz frem-
der gewerbsleute zu etwas höheren preisen bezahlen
müssen. Lotz revision i, 382 ; schmiede , hirten , feld-
bauende, krieger, gewerbsleute, winzer. Göthe {personal-
verzeichnisz zur Pandora) 40, 372; gewerbsleute, trades
i?eopie. Hilpert i, 464«; da der staat nicht wollen kann,
dasz einzelne gewerbsleute auf Unkosten der gesammt-
heit durch sein direktes einwirken sich ganz besonders
wohl stehen sollen. Kröncke l, lo ; das alte patronats-
verhältnisz des bischofs zu seinen städtischen gewerbs-
leuten konnte daher nur mit ruhe und klugheit und mit
Schonung der gewerblichen interessen festgehalten wer-
den. Mone zeitschr. z. gesch. Oberrh. 9, 4.
2) die Vorstellung des kleinhandels im gegensatz zum
groszhandel; die bedeutung nähert sich der von hand-
werker: jeder conzessionirte ist verpflichtet alle abgaben
der bisher zünftigen gewerbsleute an kommunal- und
städtische kassen zu erlegen, preusz. Verordnung von 1808,
s. gesetzsammlung s. 315 ; die bürgerliche gewerbsteuer wird
von den bürgerlichen gewerbsleuten . . . rücksichtlich
der ausübung eines bürgerlichen gewerbes ... in dem . . .
städtischen steueramte abgeführt. Barth-Barthenheim
österr. gewerbs- u. handelsgesetzkunde 3, 192.
a) euer gemüth wird auf dem ocean umhergewälzt,
dort wo eure reichbeladnen schiffe mit stattlichen see-
geln, gleich herren und reichen bürgern der fluth, oder
als ob sie die triumpfwagen des meer-gottes wären, die
kleinern gewerbsleute hinter sich lassen, die mit ehr-
furcht vor ihnen sich neigen, indem sie mit ihren ge-
webten flügeln bei ihnen vorüberfliegen. Shakespeare
{kaufmann v. Venedig l, l) 3, 6 Wieland ; die Ultras haben
sich fast alle aus Paris zurückgezogen und wohnen
diesen winter auf ihren gutem, dadurch . . . leiden die ge-
werbsleute ganz ungemein. Börne briefe aus Paris iß. brief;
die gewerbsleute . . . brachten ihre feilschaften ins amts-
gebäude . . . ein bäcker verkaufte kleine weiszbrote, die
Obstfrau kirschen. Grillparzer {der arme spielmann)
185,243; jedoch ist kein meister im einkaufe oder in der
bestellung an die gewerbsleute seines Wohnortes gebun-
den, bayr. Verordnung betr. das gewerbetoesen v. 1826,
reg.-bl. s. 102; der handel der berechtigten gewerbsleute
mit brod, mehl, fleisch, hier, essig und ähnlichen unent-
behrlichen lebensmitteln und getränken verbleibt im
innern des landes . . .durchaus frei. 105; die theilnahme
an den hellenischen bethätigungen verlieh auch den
nicht philologischen genossen zu ihrer übrigen begeiste-
rung einen edeln kosmopolitischen schwung und benahm
den hellgesinnten gewerbsleuten den letzten anflug von
spiesz- und pfahlbürgerthum. Gottfried Keller der
grüne Heinrich 1 (1854) 114.
b) ingleichen die verehlichung der töchter an hand-
werker, auch andere bürgerliche gewerbs- und ackers-
leute ... zu gestatten, anläge zum reichsgutachten {Segens-
bürg 1772) bei Ortloff 48; unter der klasseder polizei-
gewerbsleute und professionisten gegen 3000 backen,
2000 fleischhacker . . . und so der übrigen gewerbsleute
in einer verhältnissmässigen anzahl benöthiget seien.
Faumont merkw. Schriften von der freiheit des handeis
(1782) S.52, ebenso s. 124; boten wurden sogleich an taglöhner,
maurer , Zimmerer , s(ihreiner und andere gewerbsleute
gesendet. Stifter {der kusz von Sentze) 2,255 Aprent;
beim kreuzwirt auf der höh' saszen sie um den groszen
tisch herum: fuhrleute von oben und unten, gewerbs-
leute von Pöllau und Voran , holzarbeiter vom Raben-
wald und Masenberg, grenzwächter von der Ungarischen
markung. Rosegger waldheimat l, 7 ; uns allen, sage ich,
die arbeiter, die gewerbsleute, die bauern — wir stehen
zusammen, erdsegen s. 174 u. a.
GEWERBSLOKAL, n.: auch diese gewerbslokale {die
metzigen) standen im kaufpreise und zinse verhältnisz-
mäszig höher als die Wohnungen, und ihre zinse wurden
hie und da in unschlitt entrichtet. Mone zeitschr. z. gesch.
Oberrh. 13 , S8T, vgl. auch gewerbslokalität. Landmann
gewer beordnung 1, 415.
GEWERBSLUSTIG , adjectiv : das gesetz gibt den ge-
werbslustigen weder geschicklichkeit , noch fleisz , noch
kapitale. Lotz staatsioirthschaftslehre 2, 95.
GEWERBSMANN, vereinzelt auch gewerb-, gewerbe-
mann , m. schon im 15. jahrh. belegt, vgl. auch handeis-
mann, kaufmann u. a.' ursprünglich mit der anlehnung
an negotium, commercium entvÄckelt, erioeitert das com-
positum seine bedeutung frühzeitig in der richtung auf
die andern formen des erwerbs. erst zu ende des 18. jähr-
hunderts mncht sich die engere anlehnung an handwerks-
mann geltend, im plural ist das wort ganz vereinzelt
belegt, vgl. dagegen gewerbsleute.
l) die anlehnung an negotium , commercium ist die-
jenige bedeutungsrichtung, die die angaben der Wörterbücher
5C13
GEWERBSMANN
GEWERBSPFÜND
5614
hehemtcht; hier wird dem eompoaitum geradetu die bedeii-
tung eines groszkaufmanna zuertheüt ; dem gegenüber zieht
der litterarische gebrauch naturgemätt nicht $o »iehere
linien.
a) emporo». ein kaufTinnnn, gewerbfimann. Dabypodiiis
L 1*, das gleiche unter tnercans, mercator. ebenda, ebenso
SKnuANUs P6»; negotiator, ein worbcr, gewerbiiman, kaufT-
man. ebenda qs*; gowerbRman, der mit groBser wahr
handelt, magnarius, f*$ynkäunoQ09, qui a grand manie-
nunt d'affairea. Rmmel nomenel. quadril. 887 u. a. ähnlieh
BRNTZIU8 666; HUI.8IUS IM*; HrNISCII 1597; CaI>VI8IU8
689*; RÄDI.KIN 888*; GOrtlrr >, 74<>; Df.ntzi.rr 494;
Kirsch a, 161»; Mattiiiar i, 880. 8, I8i*; Vrnrroni 76»;
Hp.ßRnicii 1,1439; gewerbsmann für kaufmann findet
•ich bei RÄPLEiN, jedoch . . . besternt. Heynatz »,66.
b) so wollen wir, das ein iedor gowerbsman vorgemelt
mit silier hab und gut an dem end und ort von unsem
amptluten geschirmpt und beschuwert werd. Oberrh.urk.
V. 1493 in Mones teitschr. 9, 487 ; einer ist ein obrigkeit,
musz hclITen regieren, der ander ist ein artzt, der dritt
ein kaufT- oder gewerbsmann, der vierd ein bawrsman.
Gretter erklärung d. ep. Pauli an die Römer (1666) 76;
der gewerbemann, der den hUgeln
mit der fracbt entgegen zeucht,
der gelehrte, der aui flUgeln
der geetime säum erreicht.
H. T. Kleist, Oermania an ihre kinder.
t) enceiterung in der riehtung auf erwerb.
<i) gewerbsmann steht als weiterer begriff dem engeren
(kaufmann) gegenüber: du sprichst, ich bin ain gewerbsz
man , ain kaufTman , ain schafner und der gleichen.
Geiler V. Kkisersuero *c7»r^d. jjeniten« lOS""; in vorigen
Zeiten versuchte man den gewinn der kaufleute und an-
derer gewerbsmilnncr nicht weniger, als den lohn der
Arbeiter, gesetzlich zu bestimmen. Garve verdeutsch, d.
Adam Smith (1, 10 merchands and other dealers) 1, 860;
erwägen wir endlich, dasz auch dem gewerbs- und kauf-
manne die arbeitshUlfe, deren er für sein geschäft be-
darf, in demselben maasze, in welchem sein arbeitsver-
dionst gestiegen ist, höher zu stehen kommt, als vordem:
so erklärt es sich leicht, weshalb von dem heutigen
gröszeren erwerbe nicht mehr erübrigt wird, als ehevor.
Wern ebu RO wissenschaftl. bildung d. gewerbtreibenden (1827)
*. 18; hofft der einheimische begehrer irgend einer waare,
sie von dem fremden kanfmanne oder fabrikanten , der
nur zur zeit der messe oder des Jahrmarkts feil halten
darf, um einen geringem preis zu erhalten, als von dem
einheimischen händler oder gewerbsmanne, so wird er
gewisz in der regel die zeit der messe oder des Jahr-
markts abwarten , um sich hier mit seinem bedarf zu
versehen. Lotz revision 1, 298.
b) gewerbsmann als weiterer begriff in beziehung auf
andere berufsarten: nun musz aber ein pachter, so gut wie
jeder andere gewerbsmann, von seinem angelegten kapi-
tale den landüblichen gewinn ziehen , oder er musz das ge-
werbe aufgeben. Garve Verdeutschung des Adam Smith (5, a
every other dealer) 4,306; ähnlieh 1, 178; sie (die leute)
bedenken nicht , von welcher Wichtigkeit für das glück
eines gewerbmannes es sei, wenn die classe, zu welcher
er gehört, bei den übrigen bürgern in achtung steht.
Garve anmerk. t. Ciceros pßichten{i'fa)3,H; nie hat wohl
ein pfarrer weniger den pfarrer, ein Junker weniger den
Junker und ein reicher gewerbsmann weniger den nicht
mehr bauer gemacht, als Arner, der pfarrer und der
Raumwollenmeyer dieses jetzt thaten. Pestalozzi aehrif
ten 4*. 867 {Lienhard) ; gewisz wird kein tieferes gcmUth
für die eisenbahnen als solche und den dampf, wenn er
weiter nichts ist, und für die maschinen, wenn sie nur
klappern, den scckel eines gewerbsmannes zu füllen, sich
erglühet fühlen. Immermann (metnoraWi>n l) 18,25.
3) bedeutungaverengerung in der richtttng auf den
Produzenten, deti handwerker: seitdem die schreibende
klasse auf kosten der produzirenden wuchert, und ein
kopist den rang über jeden handwerker, selbst über die
mechanischen künstler behauptet : seitdem geht der
ganze ehrgeiz der gewerbsmänner dahin, sich oder we-
nigstens ihre kinder in jene begünstigteren stände zu
erheben. (J. G. IIopfmann) das interesse des menschen u.
bürgera an den besteh. ntf\ftverf. (1803) 80; sagt man wohl,
der gewerbsmann, der rohe produkte in kanstfabrikat«
umsohairt, habe diese fabrikate durch tausch an sich
gebracht? LoTZ revü». l (iSll) 88; ähnlieh >,8A. 1,880; der
induHtrielle gewerbsmann, der mit eigenem capitale ar-
beitende gewerbsmann verkauft seine product« ... in
grossem partien; der fabrikarbeiter dagegen erhält den
lohn seiner arbeit ratenweise und in kleinen summen.
Moni, wiirttemb. geiterbsinduatrie 1,64; ebenso t, einUitung
a. 9; bei der theilnahmlosigkeit der deutschen gewerbe-
männer gelang mir diese zusammenstellonf eines Vereins
zwar nicht, aber in unserm (Olcgauer gnoerbeverein) min-
der umfangreichen vereine nun wurden dennoch handerte
von beschwordepunkten der erwägung unterworfen. WiNO-
WART rettung d. gewerbestandea (i84«)7; aus demselben
gründe, die concurrenz zu beschränken, fixirte man aoeh
die zahl der Webstühle jedes meisters and die Arbeits-
löhne der gewerbsgehilfen, was . . . den zweck hatte, so
viel als mOglich stetige preise zu halten , damit der ge-
werbsmann nicht der gefahr groszer und häufiger Schwan-
kungen ausgesetzt wurde. Monb {die veeberti u. ihre bei-
gewerbe in Baden) zeitachr. gesch. Oberrh. 9, ISS ; die Wirkung
dieser art bildung sah man dem sonst praktischen and
immer in seiner sphäre beharrenden gewerbsmanne nicht
leicht ab, obwohl sie gelegentlich sehr in die äugen fallen
konnte. Gervinus köen 6; gewerbsmann (selbständiger
gewerbetreibender) ist derjenige, in dessen namen das
gewerbe betrieben wird. Thiel 4, 484.
GEWERRSMÄ.SZIG, *. gewerbemäszig.
GKWEHßSMITGLlKD, n.. a. gewerbsglied : höchstens
könnten durch diese vemichtung der gerechtigkeiten die
sich hier neu etablirenden gewerbsmitglieder gewinnen.
eingäbe desBreslauer magiatrata (i8io) bei RoHRSCHEinT470.
GEWERBSMITTEL, n..- gewerbsmittel, a. erwerbsmittel.
Thiel 4, 488; in dem gleichen ainne gebraucht LxxiAO 1, M
das wort als Überschrift für das 611. Sinngedicht.
GEWERBSMONOPOL, n. : wir sind jedoch weit ent-
fernt, ein gewerbsmonopol für die städte vindiciren zu
wollen. Ki.einschrod 141 ; als nämlich . . . 1623 die letzten
noch übrig gebliebenen gewerbs- und handelsmonopolien
aufgehoben wurden , ward hierin zugleich angeordnet,
dass die den ersten und wahrhaften erflndern einer
neuen fabrication bewilligten Privilegien hievon ausge-
nommen seien, dtseh. atautswörterbuch s, 416.
GEWERBSNAHRUNG,/.: was ich aas dem erzählten
und andem Symptomen durch das blosze anschauen
schlieszen kann , ist : . . . dasz die Stadt übrigens eine
gute gewerbsnahrung, aber keinen ansehnlichen handel
hat. GÖTHE (Schtceixerreiae) 43, 19.
GEWERBSNIEDERLASSÜNG, /.: wer ein erfmdungs-
patent nachsucht, hat seine dieszfallsige eingäbe dem
bezirksamte . . . derjenigen gemeinde, in welcher er die
auf seine erfindung gegründete gewerbs-niedcrlassung er-
richten will, zu übergeben. Württemberg, getrerbeordnung
von 1828 (reg.-bl. a. 279); ein so berechtigter kann jedoch
seine gewerbsniederlassung nur in der gemeinde begrfin-
den, welcher er angehOrt naaaauisches bürgerbuek S79.
GEWERBSOPFERUNG, /. ; dass . . . solche (gerteh-
tigkeifen) noch bestehen bleiben und ihre aaflOsang sae-
cessive präparirt bleiben, die mit dem i. Januar 1811
beschlossene gcwerbsopferung aber noch saspendirt
werden möchte, eingäbe des Breslauer magiatrata (1810)
bei ROHRSCIIRinT471.
GKWERBSPERSON, f.-
wann kauHeOt, wagner, and simer
und ander gowerbsx p«r»onen nier
verfUerten zoll unnd meQt hainiblirh
annd der zollner wurdta gwar zeitlich
wie wurde er achmotzen bei sich . . .
Qkorg Rösch von Gbrolosradsbm atm
tntn*chrpr%uA , wm aUeriet tretdihemmdlem,
werckMeüten und gr»erben ... 867 Ftaek-
naler;
etwas für alle, das ist : eine kurtze l>eschreibang allerlei
Stands-, ambts- and gewerbspersohnen. von Abraham
A S. Clara (1699), (gewerkspersonen 178S); alle kleine
zwistigkeiten zwischen den gewerbspersonen werden
mündlich entschieden. Lbuchs 488.
GEWERBSPFÜND, n.: die gewerbspfande werden mit
dem contributionale behoben and abgeführet Barth-
BaRTHENIISIM 8, 194.
5615
GEWERBSPLATZ
GEWERBSZURÜCKLEGUNG
5616
GEWERBSPLATZ, «i.: vermächtnisz von gewerbs-
plätzen und einem marktstadel zu Speier an die klöster
Maulbronn und Hemmenrode. Mone zu einer lat. urk.
für area, zeitschr. f. gesch. d. Oberrh. 13, 402.
GEWERBSPRINZIP, n.: übrigens wurde nach libe-
ralen commerzial- und gewerbsprinzipien anerkannt, dasz
enge grenzlinien zwischen nahe verwandten fabrikzweigen
nicht wohl bestehen können. Kleinsghrod 83.
GEWERBSPROFIT, m.: gewerbsproßt s. unternehmer-
gewinn. Thiel*, 428.
GEWERBSPROTOKOLL, n. : die Übertragung der Vor-
merkung des mittels in die grundbücher und neu zu er-
öffnenden gewerbsprotocoUe der obrigkeiten , wurde . . .
anbefohlen. Barth-Barthenheim 4, 180.
GEWERBSQUELLE, /., vgl. gewerbe = erwerb: die
Völker, welche trotz ihrer hohen abgaben reicher wur-
den, sind nie durch diese hohen abgaben . . . reicher
geworden, sondern nur dadurch . . ., dasz sie sich neue
ächte gewerbsquellen geöffnet . . . haben. Lotz staats-
wirfhschaftslehre 3, 58.
GEWERBSRADIZIERUNG, /.: die allerhöchste ent-
schhessung vom 22. april 1775 gab den, dem gewerbsfleisse
so schädlichen gewerbsradicirungen den ersten stoss.
Barth-Barthenheim l, 49.
GEWERBSRAUM, OT.: dass künftighin die anwendung
von petroleum nur bei der herstellung desjenigen soge-
nannten gewerbe-bestellsalzes gestattet sein solle, welches
in den gewerbsräumen des empfängers unter amtlicher
aufsieht denaturirt wird, centralblatt f. d. deutsche reich
2, 425 (1874).
GEWERBSREGLEMENT , n. : was solchen eingriffen
der regierungen, und ihren hieraus hervorgehenden man-
cherlei gewerbsreglements immer zunächst und vorzüg-
lich entgegensteht ... ist gewisz das , dasz keine regie-
rung über die ansichten des volks vom werthe der guter
je gebieten kann. Lotz staatswirthschaftslehre 2, 169.
GEWERBSSCHRIFTSTELLER, m. : zunächst sind alle
gewerbs-schriftsteller , auf die allein man den literaten-
namen anwenden sollte , auszuweisen , denn sie sind,
mag das gewerb nun gehen oder stocken, mag es für
ehrenvoll oder schimpflich gehalten werden, bei der
hauptfrage nicht betheiligt. Hebbel tagebücher 2,124
Bamberg, zur bedeutung vgl. gewerbemäszig.
GEWERBSSITZ, m. : ausserdem kann auch den gast-
und schenkwirthen gestattet werden, während der Som-
mermonate in einem vor den thoren oder in der nächsten
Umgebung des ortes ihres gewerbssitzes gelegenen garten
wirthschaft zu treiben, bayr. Verordnung von 1862, reg.-
blatt s. 787.
GEWERBSSTÖRER , m. : was dieses verfahren gegen
die gewerbsstörer anbelangt, so hat sich der magistrat
von Wien ... an die regierungsweisungen ... zu halten.
Barth-Barthenheim 4,51; dazu vgl. gewerbsstörerei s. 50.
GEWERBSTAXE, /.; jene, die bürgerliche wirthe wer-
den, sollen die gewerbstaxe eben so entrichten, wie
solche von jedem andern gewerbsmanne . . . bezahlet
werden muss. Barth-Barthenheim 4, 503.
GEWERBSÜBERTRAGUNG , /. : (es ist kein recht zur
recursergreifung vorhanden) gegen blosse gewerbsüber-
tragungen im nähmlichen bezirke. Barth-Barthen-
heim 3, 145; Übersiedlungen berechtigter gewerbsinhaber
sind hinsichtlich der gemeinde, wohin die gewerbsüber-
tragung geschehen soll, wie neue concessionsgesuche . . .
zu behandeln, bayr. verordn. betr. d. gewerbswesen von
1826, reg.-blatt s. 160.
GEWERBSÜBUNG, /. .- dasz ... nur denjenigen, die sich
als tüchtige meister in ihrem fache wirklich erprobt
haben, selbständige gewerbsübung . . . gestattet werde.
allg. anzeiger der Deutschen 110, 3644 (1845).
GEWERBSUNTERSCHIED, m. ; die gewerbscheine auf
arbeiten gewisser art sollen möglichst allgemein ausge-
stellt, und alle kleinlichen gewerbsunterschiede vermie-
den werden, preusz. gesetzs. 1811 s. 270; tischler können,
da jeder kleinliche gewerbsunterschied vermieden wer-
den soll, in die von ihnen verfertigten fensterrahmen
das glas selbst einschneiden. Zeller gewerbepolizei 184.
GEWERBSUNZUGHT, /. .- desgleichen schliesst eine im
auslande erfolgte bestrafung wegen gewerbsunzucht eine
Verfolgung in Preussen wegen der hier in derselben zeit
betriebenen gewerbsunzucht nicht aus. OppENHOFFsira/-
gesetzbuch 229; zur bedeutung vgl. gewerbsschriftsteller.
GEWERBSUSANCE , /. .- da die bisherigen gewerbs-
usancen aufhörten, hätte wegen lohn und kost ledighch
freie Vereinbarung stattzufinden. Rohrsgiieidt 214.
GEWERBSVERÄUSZERUNG,/.: bereits . . . 1774 wurde
. . . verordnet, dass ... die sämtlichen grundobrigkeiten
. . . keine gewerbsveräuszerung ohne vorläufig hierzu von
der regierung erhaltene bewilligung gestatten sollen.
Barth-Barthenheim i, 97.
GEWERBSVERLUST, m. .- der gewerbsverlust ist keine
schon durch das gesetz mit dem verbrechen verknüpfte
folge. Barth-Barthenheim l, 337 , ebenso 213.
GEWERBSVERMÖGEN, n. -. aber die erhaltung und nutz-
barmachung eines gewerbsvermögens beruht . . . darauf,
dass natürliche beziehungen des gewerblichen lebens die
natürlichen Wirkungen . . . äussern, entsch. d. reichsger.
in civils. (1892) 28, 247. 248.
GEWERBSVERPACHTUNG , /. ; die seither üblich ge-
wesene Zwangs- oder bannutzungen , auch ausschliess-
liche gewerbs-verpachtungen, namentlich von bannkeltern,
bannbacköfen . . . bannbraurecht. bad. regierungs-blatt 5
(1807) 151 ; eine gewerbsverpachtung ist nur bei gesetzlich
als veräusserlich anerkannten, sohin nur bei realen und
radicirten gewerben zulässig, bayr. verordn. betr. d. ge-
werbswesen V. 1826 (regierungsblatt lOO).
GEWERBSVERZEICHNIS, n. .- in kurzer zeit erloschen
daher, wie die gewerbsverzeichnisse von den jähren 1638
und 1649 . . . darthun, wieder viele von den gewerben
gänzlich. Sghlichthörle gewerbsbefugnisse in München
(1844) 1, einl. s. 31.
GEWERBSVORMERKUNGSBUCH.n.; durch eine solche
gestattung darf daher weder die in dem grundbuche oder
dem gewerbsvormerkungsbuche enthaltene eigenschaft
der gerechtsame, noch der eingetragene unveränderliche
werth oder normalpreis eine änderung erleiden. Barth-
Barthenheim 2, 399.
GEWERBSVORRICHTUNG, /. .• und darin . . . liegt der
hauptstützpunkt für die erhaltung des werths und preises
der bisher bestandenen älteren gewerbsvorrichtungen.
Lotz hdbch. d. staatswirthschaftslehre (1822) 2, 97 ; vgl. da-
gegen gewerbliche Verrichtung.
GEWERBSVORSCHRIFT, /. .- wo gewerbs- oder polizei-
vorschriften oder geltende örtliche Ordnungen die In-
haber gewisser gewerbe im gebrauche ihrer befugnisse
. . . beschränken , behält es dabei . . . sein verbleiben.
bayr. Verordnung v. 1826, reg.-blatt s. 106.
GEWERBSWAARE , /. .- werden seine (des aufzuneh-
menden bürgers) gewerbs-waaren andere ansässige bürger
zur Üppigkeit . . . reitzen. Jon. Ad. Weisz Zunftwesen 135.
GEWERBS WEG, m. : und es ist wohl jedem nur einiger-
maszen verständigen menschen zuzutrauen, dasz er vor
der wähl jenes Standes die frage selbst untersucht habe,
ob er auf dem gewerbswege fortkommen möge, den er
betreten will. Lotz staatswirthschaftslehre 2, 51 ; durch . . .
statistische notizen über gewerbsbedürfniss . . . in den stand
gesetzt werden, bei der wähl des zu betretenden gewerbs-
weges vernünftig ... zu werke zu gehen, anz. d. Deutschen
110 (1845) 3644.
GEWERBSWEISE, adverbialbildung : als viktualien-
händler zu besteuern ist auch, wer gewerbsweise vieh
vom erkauften futter unterhält, um es zum verkauf zu
mästen, preusz. gesetzsammlung von 1820 s. 148 ; welche . . .
möblirte zimmer oder Schlafstellen gewerbsweise ver-
miethen. preusz. gewerbeordnung von 1845, s. gesetzsamml.
s. 51.
GEWERBS WERBER, m.: wurde angeordnet: dass...
ein personalhandel nur gegen entrichtung einer nach . . .
der dringlichkeit, mit der der gewerbswerber ein solches
recht zu erhalten wünscht, ... zu bestimmende con-
cessionstaxe verliehen . . . werden soll. Barth-Barthen-
heim 2, 396.
GEWERBSZEITÜNG,/. : gewerbs- und handlungszeitung.
Breslau 1802.
GEWERBSZURÜCKLEGUNG,/. : die zwangsweise unter-
sagung der gewerbszurücklegung findet gar nicht statt,
Barth-Barthenheim i, 827.
6617 GEWERBSZUSICHERUNGSDECRET
GEWERBSZUSICHERUNGSDECRET , n.: von der an-
fertigung der sogonunnton gewcrbs- oder befagnisszu-
eichorungsdecrete nach der bisherigen form hat es . . .
abzukommen. BAHTiiBAUTiiKNiiEiM 8,881.
GEWERBSZUSTAND, m.: Patje, abrlsz des fabriken-,
gewerbe- und handlungszustandcs in den Churbraun-
Bchweigisch-LUncburgiHchon landen. Qöttingen 1706; unter
diesen einwirkungen liob sich der gesunkene gewerbs-
zustand Münclions . . . allmählich wieder. Schlicht-
hohle gewerhsbe/ugnisae in München 1. einl. s. 88. vgl.
auch gewerbliche zuHtUnde.
GEWERD, ». gewerth.
GEWERDE, / {und n.) , eine form, in der veraehieden-
artige bildungen vom achriftgehrauch der neueren spräche
übernommen wurden.
1) die neben/orm iu gewähr (vestttura) iat schon oben
besprochen loorden. vgl. gewährde ap. 4808; vgl. auch
ap. *78* (giwerida). dazu vgl. : (i3. landsgwerd.) item wenn
ein landkind ein g&t im land Sanen, es si erbs, kauf»
oder gabswis innimbt und dassclb fUnf jar darnach in
rUwiger gewerd nUtzt und besitzt, so sol es von dem zil
hin des guts halb kein rechtliche antwUrt zu geben ver-
bunden sein, landrecht v. Sanen (1608), tach. f. achiceiz.
recht 9, 9, 110.
9) zur aijype von wahrnehmen, gewahrsam (». d) gehört
ein anderes, früher veraltetes, fem.: gewerde ■>■ behut-
samkeit (vgl. gawarida Ghapf l, 919; mhd. i«d. 8, Sio*);
vgl.: schicke dig frouchin in stillen gewerdin balde von
mir unde von minem bette unde gib ir eine marc
silbirs unde la; si gen. leben des heil. Ludwig 91, 16
Jiückert.
8) ein drittes Substantiv ist zu wcrth (pretium, dignitas)
tu stellen; vgl. auch das verstärkte adjectiv gewert, ge-
werth. fiXr die form des nominativ sing, und für das
genus dieses subst. liegen wenig anhaltspunkte vor. immer-
hin ist neben dem fem. (das gleiche genus im mittelniederl.
a. gewerde bei Verwus u. Vkrdam 9, 1888) auch im masc.
oder neutr. nachzuweisen: vgl.: de dre brunswickschen
pennigk weren beter in orer gewerde wan de krosse. Braun-
ach^ceiger achichtbuch, d. städtechron. 16, 418, gegen schullen
affgedan unde von neinem gewerde sin. ebenda 885 (die
gleiche formel im urktmdenbuch v. WesfyJialen 8, 190;
maohtloess, unbundich ind van geinem gewerde mer sin);
wi arbeidet over nichto, unde waget unse lif unde zele
vorgewes, unde wervet nichtes gewert. Lübecker chron.
bei Qrautoff 9, 605. da von diesen belegen abgesehen (zu
dem problematischen gewert bei Wickram, Geiler, vgl.
unter c). alle Zeugnisse aus niederd. und oberd. gebiet ent-
weder den nominativ plur. oder den dativ. sing, zeigen und
somit die anhaltspunkte für das genus versagen, so sind
die belege hier vereinigt, da sie auch im bedeutungsgeJutlt
keine unterschiede a^fweisen.
o) do man zalte 1862, do gab klein Pritsche von Hei-
ligenstein ein bürgerlin zu Strosburg ein pfunt figen ge-
wichtes umbe ein pfunt erweiszen gewichtes, und schetze-
tent die kornkeufer, daz die erweiszen eins helbelings
beszer worent wan die flgen, noch dem also do zu mole
gultent die beden gewerde. Closener Straszb. thron, (d.
städtechron. 8, 136), vgl. auch die belege unter 4) ; und so su
kumment uf die jormerckete, do manigcrieige volg und
koufmanschatz hine kumment, so kerent sich die wisen
rfl den aller koüiigesten gewerden und Ion die doren ir
narrenspil triben. Schürebrand 89, 8 Strauch; kleide oder
kleinoeter, es werent . . . bUchclin oder heilgelin oder des
gelich von aller leige klütterote und gewerde, dag junge
lüte gerne hant. 89, 98; ebenso 81,18 (vortonfe gewerbe a.
oben sp. 660*).
o) hei sprach : ich enkomen vnr den koning neit,
dar bei mich hoert oft seit,
da is hei mir zo male gram,
nmb dat ich eme he vore nam,
van sime schätze sulche gewerde,
id endroge neit dri perde.
Kartmeinet 889, 98. Keller s. 698 ;
des hope wi, dat he uns de drittich punt schole weder
gheven unde bereden unde de vorsetenen ghulde in also-
dannen guden ghelde, alse he van unser weghene up-
gheboret heft eder in des ghewerde. rechtssprueh des
dcmtapitels von Minden (1898) bei Meinardxts 9,49;
GEWERDEN I
5618
ok wart der itadt bMt« gaa«iii,j
dat TM kollU de teiKelat«in
na dea radas erkenntngh«
al vor Bnuuwiducbe pmoingb«
na des peaningM gbawerde.
das sekeUnUl ttM; devtsehe itadte-
chron. 1«, M7: vgL auch a. 418;
unde oft wl deme sulven ghemenen copmanne jenige
wäre af koften ofte kopcn weiden der uns to unser her-
schup bederf, unde bohoef were, de« scbolen unde willen
wi van stund nae ghewerde der wäre dem copmanne,
als se gheldcn mach, mit reden ghelde vomogeo. urh.
V. 1467 bei Cassd, Bremenaia t (1767) 979. vgl. oueh vera.
eines bremisch - niederaäeha. wba. 6, 238 ; sicias dat is ein
ghewichte sulvers unde ist so gut van ghoverde alse twel
Kollensche schillinghe unde de maket twinlicb bellinge.
Loccumer bibl. erz. (hdschr. mitte 15. jahrh.) 4»* u. a., ».
ScHILLER-LÜnnEN 2, 101.
c) fraglich ist, ob die folgenden formen hierher tu ateUen
sind; sie würden dann für übertragenen gebrauch de»
subst. zeugen : die weil ir vormals auch in einem solchen
gewert mit mir gewesen sind, als der schalckhafft vogel
mir , . . auch zulegen wolt. Wickram (Oabriottou. Reinh.
cap. 81) 1,974 Bolte (der gefert vorschlägt); ein gflter
lUmbd, ein gut gewört, ist besser dann silber und gold.
Geiler v. Kaisersbero bucJi d. Sünden d. munt/e« (1518)
88'"'; sein göter lümbden unn göt gewörte. ebenda (iH
an ein collectiv tu wort hier zu denken t).
4) ein fem., da» der bedeuhtng nach auf werden
zurückgeführt werden könnte: körn und gewerde ... die
secke mit der gewerde. Slraszburger rathsschlu»» von
1452. *. Ch. Schmidt 144; (die müller sollen) schaffen das
jederman sin gewerde trucken heim kumme. ebenda;
und ouch alle gewerde natürlicher und frischer blibe
(vor. spis). Schürebrand i7, 4 Strauch;
waj ist di wprit? da? sage mir.
di werlt da^ ist ein scnicklich gewerde
Ton deme himmele und von der erde
und von deme daj da ist darinno (mundut est eemati'
tutio codi et terrae et omnium miae In eis tuiU).
Secundus 361 Strauai («./. d. a. 29,896).
GEWERDEN I. verb., verstärktes werden (*. d.). hier
liegen mehrere gebrauehsriehtrcngen vor.
1) Verwendungen, die auf ein compositum turüekfohren
und die unter dem einflusz der ttrsprüngliehen bedeutung
des prtifixes ge stehen, vgl. das angelsächsische geweort>an
in den bedeutungen von convenire und consentire. Bos-
WORTH-TOLLER 466; vgl. gewerden (unpers,) becomen,
(goede), gevolgen hebben voor iemand. Verwijs u. Ver-
DAM 9, 1890.
o) der ältesten spräche gehört eine unpersönliche eon-
struction an , bei der der casus für die betroffene person
(accus, statt dativ) auffällt, er erklärt sich wohl dadurch,
dasz das object von der dem compositum als solchem tu-
stehenden bedeutung angezogen wurde, nicht aber mit dctacm
einzelnen dementen in Verbindung trat:
tbar was Krist gnater joh selba onh thin sin moator,
ouh man thara ladota thie jungoron, thier tho babeta.
tbiu biun warun fliu fro, giwerdan mohta sin m Uk>,
sie babetun tbar scibon Krist, tber alle« blide« ftirista iak
Otfrid 8, 8, 9 : ebenso 4, 9, 80 ;
so sie tbar tho gazon, thie in themo grase saioa,
joh mannüih thar sat ward, so sie tbes brodea fiward.
3, 6, 44;
gisah ar einan altan . . .
Ibaj er lag d war« üi themo selb» sere.
thie langiui zitt Krist gisah Job oob salbo li imo n>i«li,
ob man giworti tbag er heil vnrti. S,4, W;
thea ^mon alle ^ward
tbat sie ina gibObm ta biroston,
gikurin ina te kuninga: tbat Krist« ol was
wihtes wirdig. Heliand 8888;
daxu vgl. non commendat mihi, niht kilinbit vel kiwirdit
glossen tu l Korinther 8, 8. Stbinmeter-Sievers 1, 780';
tedet, intwirdit. ebenda l, soe^* (1 Mos. 87, 46). aus alledtm
geht liervor, dost gewerden nicht eit\/ach auf die lusnii Uih»
berührung tielt, %eenn eine person von einem geadkdkni»
betroffen tcird (vgl. mihi contingit). aondem da»a e» eine
innert Übereinstimmung tum attsdrrtck bringt (mihi con-
venit) und daraus die vorstdlung des b^riedigtsein» ent-
wickelt, vgl. dasu auch cawurt, kiwurt, oNectatio (Grafp
1, 993); vgl. adpetiiu» ^us cawurt sinin edo lust sinia.
glossen tu 1 Mos. 4, 7. Steinmeter-Sievers l, sie».
5619
GEWERDEN I
GEWERDEN I
5620
h) 80 ist auch der bedeutungszusammenhang gewonnen,
in dem die oben (sp. 4851^.) besprochene Wortverbindung
einen gewerden lassen = einen gewähren lassen, ihre
erklärung findet, durch sie ist das verstärkte werden in
die späteren Wörterbücher eingebürgert worden, den oben
beigebrachten beispielen sind einige noch nachzutragen {vgl.
auch Verwijs-Verdam 2, 1890; J. Winkler friesch woor-
denboek l, 455*»).
a) für den objectsaccusaüv ohne weitere- bestimmung :
de Berschen branten Liblar ind ander dorper ind brachten
einen groissen rouf mit sich etc. , want de Coeltzschen
inhadten neit vil luitz, ind sin {des bischofs) broder der
greve inwas ouch noch neit viant: darumb leis man si
gewerden ind neit darzo indeden. chronik von Cöln, s.
deutsche städtechron. 13, 55.
ß) für die Verbindung mit der präp. mit : dairumb, her,
voulget raits, laist uns gewerden mit der stat, ir sult
des bat ind ere kriegen. Koelhoffsche chron. {deutsche
städtechron. 13, 589 ; ebenso 560 ; desgleichen 14, 832).
y) zum fortleben in den Wörterbüchern {s. sp. 4852) vgl.
laet mi gewerden, sine me quod volo facere. Kilian146'';
ganz ähnlich Henisch 1598; lass mich gewerden, ne m€
prohiberes , permitte, ut faciam. Stieler 170; lass mich
gewerden, be quiet, leave off from me. teutsch-engl. wb.
(1716) 771.
c) auszerhalb dieser Verbindung mit lassen ist das com-
positum, in solcher bedeutung nur selten mit persönlichem
subject verbunden {vgl. Schiller-Lübben 2, lOl): so dan
ein raet tor tid mit den sulbigen nicht konde gewerden,
so sollen se veer van der gemeinheit und veer van den
emptern tho sich bidden und mit em gewerden, statufar-
rechte v. Brilon {übersetzg. des 16. jahrh. aus dem lat.) Sei-
BERTZ urkundenb. v. Westphalen 1, 530; sagten uns das
haus van stunde an zu, sachten, sei weiten des zins wol
mit uns gewerden, bu^h Weinsberg l,*29l, ähnl. 292. da in
solchen Verwendungen frühzeitig betümmungen neben dem,
compositum belegt sind, die den Schwerpunkt der bedeutung
an sich zieJien und die das verbum zum hilfsverbum herab-
drücken, 80 ist nicht sicher zu stellen, was primäre, was
secundäre {etwa auf ellipse beruhende) bildung ist, vgl. : en-
konden sei des gheldes nicht eins gewerden, statutarrechte
V. Müden (i3io) bei Seibertz urkundenb. v. Westphalen
2, 91 ; des ne künde die rad nicht ens gewerden , dar
umme dat sie it so hoghe vorboden hedden. brem. chron.
(ü. j. 1344) bei Lappenberg geschichtsqu. 89.
d) einzelne belege für gewirt , gewerden u. a. scheinen
einen schroffen bedeutungsgegensatz zu den obigen fest-
Stellungen darzuthun, sie gehören jedoch zu dem verbum
geworren, a. d.
2) Verwendungen, in denen das präflx ge keine eigene
bedeutung mehr zum, ausdruck bringt, vielmehr der Ver-
stärkung des verbums dient, aus der alt- und mittelhoch-
deutschen zeit sind hieran zunächst nur poetische denk-
mäler beteiligt: der Heliand, die mittelhochdeutsche dich-
tung {vgl. auch angels. geweorjjan). neben rhythmischen
einßüssen und syntaktischen bedingungen {bevorzugung der
verstärkten form im Präteritum) unrken auch bedeidungs-
schattierungen mit, insofern das verbum da, wo es die
energie seiner bedeutung wahrt, häufiger in der verstärkten
form erscheint als da, wo es zum hilfsverbum, herab-
gedrückt ist. dieses gilt namentlich für die prosa , deren
belege für diese verioendungen bis zwr neueren spräche
heranreichen.
a) die wahrung der energie der verbalbedeutung -. ge-
werden ohne weitere bestimmungen. vgl. auch VErwijs
u. Verdam 2, 1888.
a) Verbindungen mit persönlichem oder nominalem subject,
1)) auch hier ist die Verstärkung z%mieist an formen des
Präteritums belegt.
o)) im hauptsatze:
von dinem willen gewart
nach lobelichen werden
in hiraele unde in erden
vil lebender creaturen. pasHonal 1, 26 Eöpke;
diu fruht üf dürrem holz gezwlget ist,
si »piset wol von höher art
und imacket wol durch siben süegekeit,
kein besser fruht noch nie gewart.
meisterlieder der Kolmarer hdschr. 84, 41
Bartach «. 410 ;
si dummen reicht in mit der vart,
williger volc nei ingewart.
GoTTFRiD Hagen Kölner chron. 2535,
d. städtechron. 12, 95 ;
ein wölken dag gewart der na (facta est. Marc. 9, 6), dag si be-
schedewete da. evangelienwerk aus St. Paul 59 * Schönbach,
b)) im nebensatze:
die da wolden schowen
an ime sine himeluart.
als die rechte zit gewart.
Symon uf einen turn quam.
d. alte passional 176, 68 Hahn. vgl. auch
Jeroschin 16522;
vor der zit man da beten pflao
e da; Jerusalem gewart.
das buch der Maccabäer 2281 Helm (I, 3. v. 46) ;
der slaf ist niht so vollen alt,
also der man, wie ist dag ^estalt?
der man was e uf erden wis,
e dan der slaf gewürde.
RuMELANT gegen Singuf bei v, d. Hagen 3, 49'» ;
dag von den Juden nie gewart
kern kuninc bis an dise vart.
buch der Maccabäer 11553 Helm;
husere ist der besten tugend ein, seht, diu ie gewart uf der
erden, der Meissner (1, 4) bei v. d. Hagen 3, 86^;
der beste trank, der ie gewart, dag ist der guote win.
Friedrich von Sonnenburg, Zingerle anhang s. 86 ;
der sunetag was der erste tag, der ie gewart. Sachsen-
spiegel 2, 66 § 2 Hildebrand s. 85;
die groste dogent di i gewart (var. war),
dag ist gerechticheit sunder part.
Limburger chron. 41, 19 Wygz.
2)) andere verbalformen mit ausnähme des infinitivs sind
hier nur spärlich betheiligt:
so that witan ni mag
enig mannisk barn, hwan thiu märia ttd
giwirdid an thesaru weroldi. Heliand 4302;
ire mantele wären gesteinit bJ der erden
mit den besten jächanden die ge dorten gewerden.
könig Bother 2234 v. Bahder ;
vgl. : ich spriche ouch, dag tegelichiu sünde den menschen
enkeines lönes berouben mag noch enkeiner gnaden, wan
gnäde diu gewirdet wol, siu mag nit entwerden. myst.
1, 278 Pfeiffer.
b)) um so beliebter ist das präfix beim infiniüv , der
in dieser form bis in die neuhochdeutsche periode heran-
reicht und in der spräche der mystiker namentlich freieren
Verwendungen dient.
a)) einen sül van golde
herlich ende dura
floende van vüre
ie liet got dar gewerden.
Heinr. von Veldekb Servatiut 1, 2209,
Piper höf. ep. 1, 137;
dl da hij gewerden
den himel und di erden.
Hartmann vom glauben 71 v. d. Leyen,
vgl. : dat is de den himel zh der erden
geschoif unde leis gewerden.
GoTFRiED Hagen Kölner chron. 213.
der gleiche reim auch Pilatus vorr. 48 Maszmann.
sinen willen sin gebot
baten si geworden
in hiemele unde in erden
6wie im behegelich were.
d. alte passional 178, 86 Hahn;
von wajzer unde von erden
da von du hie^es gewerden
alle lebendinge dinc
unde bist ir aller ummerinc.
H. V. Krolewiz Vaterunser 10 Lisch;
'ob du wilt, vil lieben sun,
widerkem an den got,
des gewalt und des gebot
dich lieg durch sich gewerden.'
mit ruwigen geberden
sprach der knappe 'o we, ja'.
passional 133, 29 Köpke;
ouch lieg gewerden diu (gottes) gebot
unsre vetre hie uf erden,
heilic lieges du sie werden, . . .
das buch der Maccabäer 7274 Helm (der du
unsere veter erwelet, und sie geheiliget hast.
Luther);
rUst dich und far hin wunderbaldt
inn Scytiam, die insel kalt,
ich mem inn die unfruchtbar erden I
dann do mag nimmermehr gewerden
weder [ein] frucht noch ander körn,
dann do ists immer tieff gefrorn.
Jörg Wickram {Albrechts Ovid 8, 12, v. 1162)
7, 382 Bolte.
5621
GEWERDEN I
GEWERDEN II -GEWERF I
5622
b)) minnet mich got mit aller slner n&tAre (wan diu
banget hio ane), so minnet mich got rebte, als stn go-
werden unde sin weaen dar an hange, meuter Eckart
(is) deutsche myat. 8, 146; da; blAze wesen, dem niht zuo
goleit ist, dag meinet ,erat'. zem andern male ,erat'
meinet ein geburt, ein voUekomen geworden. S, 88; das
wörckcn und dg worden das ist ein. so der zimmcr-
man nit wUrcket, so wUrckt auch das hauü; nit, da
die bartt oder axt lät, da l&t auch das gewerdfi. got
and ich wir seind ein in disem gewUrcke, er wUrcket,
und ich gewUrdo. Taui.ku predigten (iö8l) 806^
(f) der ahachwächung unterliegt die verbalbedeutung
schon neben pr<motninalen beatimmungen , die den eehtcer-
punkt det bedeutxmg.iyehaltea über den rahmen de» tatie$
hinauarüeken. hier tritt der injinitiv in formelhajter Ver-
wendung an die apitze der belege fiir daa pröjix.
l)) die form de» Präteritum» :
dO daz sO gewart,
da; dt frouwe iratarb.
Hartmann v. nlanben 8800 r. d. Leven; ähtU.
pcutional 37», 1 Jlahn; 188, 74 Köpke;
ieglicher wol den sinon vant,
des wart dor strit sosweret hart
Til Bterkor dan er le gewart
daa bxLcA der Maeeabäer 4090 Helm ;
was ie gewart ufT erden
das muste en (Adam u. Eva) onderthan werden.
AUJüder pataUmupUl 8966 Qrein.
t)) andere verbalformen:
hwand sO hwan ad that gewirdid, that waldand Krist . . .
kumit. Hdtand 4380 u. a.
8) dt« infinitivform:
hwO mag that giwerdan sO. Heliand 141 u. a. ;
dag nemag niet gewerthan. Leidener handachr. tu Wil-
LIRAU 44, 6, 8. Seemüller ». 16 (var. niet werdan);
müste daz eewerde,
da; er niocbte iraterbe,
inie w6re lieber dt tOt,
dan er lide dt grO;e nOt.
Hartmann vom glauben 8746 v. d. Leyen;
ein wtser man der r&te wa; da^ mttge gestn :
dag aller beste da^ ie wart od immer mac gewerden.
mciiterlieder der Kolmarer handachr. 186, 8
Bartsch ». 608 ;
allet dat got hei leis gewerden.
GoTTFR. Hagen Kölner ehron. 687;
gewerden, fieri, contingere. Henisch 1698; ähnlich noch
Stieleh 170.
b) in der engei-en Verbindung mit bestimmungeti, die am
verbum die bedeutungakraft »ehwächen und die funktion
eine» hilfaverbuma entxcickeln, iat daa präfix apärlich belegt,
a) voran steht die Verbindung mit einem poa»e»»ivpron.,
in der aicJt am meisten von der grundbedeutung erhält:
thes thu te w&run ni wSst
thea wurdi — giskefU the tht noch giwerdan skulun
AU : u „ u- Heliand 3693;
daz liese icb allo; hin vom
benilde ich dich alleine,
ich mag vilwol weine,
was Boi min gewerden
himol un erdö
ob e; alle; min were
Terzige ich durch din ere.
Hbrbort trqj. krieg 9644 /'rommann, oana
ebenso 12468. 14071 ;
fenaBdecltcher trehtfn.
welch rät gewirdet aoer nu mtn?
Gottfribd von Straszburo Tristan M64
Bechstein;
do hielt der sariant bei in,
dem di; Srs tzu eewart.
,,ich lieze euch ober an salicher vart
ir einen lettzen, woldet ir,
80 das sin ßrs wurde mir."
Ludwig* des frommen kreu^ahrt 87M
... V. d. Hagen;
ich weisz mir ein edel pluett,
ain zart« junkfreielein.
dem dient ich alzeit eben,
ob sie mir möcht gewerden {dnick v. 1614: werden)
Ir diener wolt ich sein.
Volkslied bei Kopp $. 37 ;
he slflch se dicke to den ftrden (der aekermann teine frau),
doch künde de sege sin ni geworden,
so dat se ene wolde leiven.
aus den Wolfenbüttder ndd. Aetop. 80, 12
Hoffinann v. Fallertleben;
ganz ander» ioirkt der engere anachlu»» an sttbatantiv-
imungen:
IV.
al giwurdun
thia frt an forahton furdor ns fidorshm
te themo grab« gangan. Udiand 6816;
do er (Johannes) ein iungelinc gewart
unde ab«! und« got vintunt
do tct er als di« sslig« tunt.
das aUe pass&nal 348, 66 Hahn; ahnt. S17, 8;
sal ich ein nunn gewerdsa (rar. wwdan)
sttnder minen willen,
so wel ich eime knaben Jung
sinsD komer •tillen.
Ued V. 1869 in der Limburger ekron. 46, 9 Wy»»i
das «nhave neiman wunder,
dat de Wissn dos geingen nndsr.
si inwolden neit Uuafn unreicht wirkm,
und voren in cioistsr und in kircban.
aldus gewerdent dis dagis noch hod«
Teil mencber hande dolsterlnd«.
GoTi PRib Haobn Kölner ehron. 6060 (d. Itädt.
ehrom. 18, 166) ;
item, and wenn da; ainen ainem gewandet het, das
sorglich wäre za dem tot, so sol der alj lang geTangen
ligen, untg daj; man gesech, wie es ain gestalt gewerd,
und das ^^^ ander sicher zu dem leben sin. Mündmr-
thaler atatuten (1487) {österr. vseiath. ♦, 844).
y\ wan alle ir werg, die rie begant,
die lüde sie die schauwen lant,
uf da; sie mugen hie gewerden
gelobet Ton in uf der erden (ut videanttsr ab hominibvm.
Mcäth. 88, 6). evang. werk v. St. Paul 88». Sehönbach.
GEWERDEN II, verb.. alleitung xu wertb, dignu» (#. d.);
vgl. gawerdjan, gawerdön Grapf l, 1014; gewerden mhd.
w6. 8, 605'>; Lexer nachtr. 808; Schmellbr 8», »9«. au»
der bedeutung dignare hatte »ich hier friihieitig die
tceitere entwickelt: sich zu etwas herablassen , etwas za
thun geruhen: der gewerdö walten hiuta dero bunto.
Wiener hundeeegen {denkm. i', 16); da gewerdotost uns
Tore sagon. Ezsolied 88, 8 (denkm. 1*, 91) u. a. vgl. gbe-
werdon, zieh Terwaardigen, de goedbeed hebben. Oude-
MANS 8, 661; gheweerden, vergunnen 8, 663. ähnl. Verwijs
u. Verdam 8, 1891. der eigentliche geltungsbereich der deut-
schen venoendungen fällt jedoch in die ältere zeit, »ehon di»
mittelhochdeutsche dichtung nimmt nur noch mit wenig
belegen daran theil {vgl. auch gewirden mhd. wb. 8, 808^).
in die neuhochdeutsche periode dringt dieee» verbum über-
haupt nicht über, an »eine »teile treten enceiterungen, vgl.
gewürdigen (nd. gewerdigen) und würdigen.
GEWERE, ». gewähr.
GE WERF, eine form, in der der neueren aprache mehrere
verbaleubatantive zug^ührt icerdet^, ohne featere würzet tu
fassen, meist weisen »ie auf da» verbum werfen turück,
»oweit die bedeutungeentwicklung anhaltapunkte gewährt,
denn von der form au» iat die abgrenxung gegen ableitungen
von werben nicht durchsuführen, wie schon oben {vgl. ap. 6488
zu den formen gewerf, gewerfT, gewerft, gewerb, gewarf)
ausgeführt wurde, ebendort waren zwei haupttypen für
die zu werfen gehörenden ableitungen aufgestdlt worden, die
ahstractere bedeutung von »teuer, abgäbe (ge»cho»z) und die
sinnlichere eine» wurfge»eho»»e» (geschütz). neben diese»
gehen einige — »pättr belegte und vemiueU* — «erwcii-
düngen einher, die entweder die grundbedeutung de» verbttm»
mehr oder weniger bloeslegen, oder die funetion de» nomen
actioni» kräftiger zur geltung bringen, »ie »timmen alle
mehr mit gowerf — wurfgeschosz überein, ineofem da»
präfix ge auch tu ihnen nicht mit der ursprünglichen be-
deutungsenergie {vgl. gewerf ^ das zusanunenwerfen,
conjectura), »ondem mehr in der funetion einer bildung»-
»übe tritt, in einigen dieeer Verwendungen \»t tugUieh die
Wortsippe, von der sie abzweigen, unsicher, da» genu» i»t
in allen fällen überwiegetid al» neutrum mneuspreehen,
»otceit e» überhaupt erkenntlich ist; da» wuue. i»t nur in
einem falle gesichert {». unter gewerf III), da» fem. in einigen
fällen, die den einflu»» der Wortverbindung und de» be-
deutung»tu»ammenhang» «erroAen.
GEWERP I. da» verbaUt^tantiv tu werfen in der
90mpo»ition mit dem bedeutungekritfÜgen prilfix ge: ca-
werf, kawerf, giwerf ^ conjectura, eoUatio, coUeeta,
»ymbolon Grapp i, 10S9; gewerf. abgai>e mAd. wb. 8, 740*;
Lexer i, 987; auch gewerf und gewerft {in Fräburger %»r-
kxmden de» 13. bi» 16. jahrh.).
1) der älteste gebrauch i»t auf glo»»en b»»ehränkt und
läszt das Substantiv nur im bereidi von Infes'itisdtos {grie-
chischen) paraUden mrwcheinen. der bedeutungafun^rnng iai
353
5623
GEWERF I
GEWERF 1
5024
weit gezogen, doch steht auch dieses moment unter fremd-
sprachlichem einßusz. für die bestimmung des geiuis am,
Substantiv liegen hier keinerlei anhaltspunkte vor ; dagegen
knüpfen an die bildungsweise schon bei Notker erklärungs-
versuche an.
a) der grundhedeutung des verbums entsprechen einige
vereinzelt stehende gleichungen : lifhostrotos (steingemauertes)
stein cawerf, Tegernseer handschr. d. 9. jahrh. Stein-
MEYER-SiEVERS 4, 244; simmatibus , graece, conlationibtis
giwerpf cod. 8. Pauli. Steinmeyer-Sievers 1, 554, vgl.
auch 1, 555.
b) die meisten belege lehnen sich an termini der christ-
lichen kirche an und sind ebenso gut mit erscheinungen,
gegen die das ältere gemeindeleben ankämpfte, verknüpft
als mit solchen, die es grosz zog. gewerf verdeutscht die
begriffe collecta, collata, collatio, symbolon u. a. auf der
einen seite tcerden heidnische bräucJie getroffen, schmau-
sereien auf Umlage, andererseits tritt das wort für liebes-
gaben ein, die die christlichen gemeindegenossen zusammen-
brachten, vgl. gelage {zu zusammenlegen) ; vgl. geschosz
{zu beischieszen, zusammenschieszen).
•«) symbola, giwerf. Salzburger, Tegernseer, Regensburger
und andere glossen des 11. u. 12. jahrh. zu sprüche 23, 21 {noli
esse . . . in comessationibus eorum, qui carnes ad vescen-
dum conferunt: quia . . . dantes symbola consumentur)
Steinmeyer-Sievers 1,537; ex collatis, giwerfun, giwer-
phun in den glossen (gleicher herkunfC) zu den beschlüssen
des konzils von Laodikea, das nach dieser seite ein verbot
richtete. Steinmeyer-Sievers 2, 113.
ß) collecta, giwerf, giwarf, die gleichen handschriften
mit glossen zu 3 Mos. 23, 36 (solt ewr opffer dem herrn
thun, Luther). Steinmeyer-Sievers l, 352; collationem,
kewerf vel oblei Reichenauer u. Tegernseer handschr. des
11. jahrh. zu Römer 15, 26 (haben williglich eine gemeine
Steuer zusamen gelegt. Luther). Steinmeyer-Sievers
1, 757.
c) vereinzelt folgen die glossen auch der weitgehenden
Übertragung, die die worte symbolon, conjectura ent-
loickelt haben: conjectura, cawerf, kiwerf, kawerf wHnfer-
pretatio, Hrabanisch-Keronische glossen. Steinmeyer-
Sievers 1, 89. das Graeci chedent symbolum unde latini
collationem, daz cheden wir gewerf, wanda iz apostoli
gesamenoton unde zesamene gewurfen, daz iz zeichen
si christianae fidei, also auch in proelio symbolum heizet
daz zeichen, daz an seilten aide an geinotSn Worten ist.
NoTKER zum Symbol, apost. {denkm. l' 250) ; vgl. auch
diesen salmon heizen wir giwerf, wanda in die heiligen
poten gisaminoten unde cesamine giwurfen. ebenda 257.
auf die bedeutung der stelle hat schon J. G. Ecgard in der
vorrede zu Notkers katechismus s. 24 hingewiesen.
2) von allen diesen prägungen der althochdeutschen periode
führt nur eine auch in die spätere zeit über, die gleichung
von gewerf mit Umlage, beisteuer, geschosz, abgäbe, sie
ist in der Urkundensprache reichlich vertreten und an die
verschiedensten formen geknüpft (gewerf, gewerpf, gewerff,
gewarff, gewerft, gewerb), ebendort vdrd sie geradezu als
eine gangbare deutsche benennung gekennzeichnet, loährend
die eben angeführten glossentelege vielmehr auf eine anleh-
nung an fremde Vorbilder weisen, es sind zunächst zwei mög-
lichkeiten: entweder stellt das gewerf der mittelalterlichen
Urkundensprache eine weiterenttoicklung der in den althoch-
deutschen glossen aufgeführten anlehnung an conjectura,
collatio dar, oder es ruht mit seinen wurzeln in einer eigen-
bildung der deutschen rechtssprache und tourde in den
glossen erst umgedeutet, für die zweite annahmt sprechen
beweismx>mente , die auszerhalb des hochdeutschen Sprach-
gebietes gesammelt sind. Brunner {rechtsgeschichte P, 176
anm. 6) macht darauf aufmerksam, dasz an stelle des Wortes
thing in friesischen und sächsischen denkmälern auch warf
oder werf gebraucht wurde, vgl. hwarf im Heliand (wurdun
6o-sagon alle kumane an hwarf weros 4469 u. a.) , vgl.
warf im Sachsenspiegel und in niederd. weisfh. (nach er-
kenntniss des gemeinen werfs iceisth. 3, 104) und dazu das
abgeleitete langobardische gawarflda {omnes iudices et fidelis
nostri hie dixerunt, quod cawerfeda antiqua usque nunc
sie fuisset. leges Liutprandi cap. 77; vgl. d. glosse d. cod.
Cavensis: guarflda id est consuetudo antiqua u. a. Brun-
ner I* 158 anm. 8) er stellt die gleichung auf: gewerf
zu warf me geding zu ding, und damit tcäre das Sub-
stantiv zu werben, gewerbe zu stellen, wo die bedeutung
von kaufvertrag {vgl. oben sp. 5496) an einigen belegen für
die formen gewerf, gewerft Schwierigkeiten dargeboten hatte,
mit diesen läszt sich jedoch tiur eine einzelne — landschaft-
lich begrenzte — gruppe der unten folgenden Zeugnisse zu-
sammenstellen, in denen die bedeutung einer abgäbe auf
eine Verhandlung, einen vertrag zurückgeführt tverden kann
{vgl. a, ß). die hauptmasse der belege knüpft ungezicungener
doch an die auch den glossen gesicherte bedeutung von
Umlage an. da die graphische wiedergäbe des lautbildes
keine anhaltspunkte giebt, ist eine sichere entscheidung
nicht möglich, man darf aber vielleicht annehmen, dasz
die bedeutungen abgäbe und Umlage verschiedenen wurzeln
entsprangen und erst in dem allgemeinen begriffe von
Steuer sich zusammenfinden.
mit der mittelalterlichen Urkunden- und Verwaltungs-
sprache ist der geltungsbereich von gewerf im allgemeinen
sinne von Umlage , Steuer nicht abgeschlossen , es lebt in
der geistlichen und weltlichen litteratur des 16. und 17. jahrh.
weiter, bei Geiler, Pauli, Wimpheling, im Strasz-
burger bibeldruck, ebenso in Nürnberger vocabularien und
bei Mathesius.
a) belege aus der rechts- und Verwaltungssprache der Ur-
kunden (1166—1520) vgl. Haltaus 712; J. Grimm deutsche
rechtsalterthümer 298 (l*, 414); Zöpfl alterthümer d. d,
reiche 1, 275; Wackernagel bischofs- und dienstmannen-
recht von Basel 17; Kehrein samml. ahd. mhd. Wörter
s. 11. das genus ist an den einschlägigen stellen mehr-
fach gekennzeichnet, durchxceg als neutrum, so in der Mus-
bacher urk. V. 1286 bei Schöpf lin, in Freiburger Urkunden
von 1291 {ztschr. gesch. Oberrh.), von 1293. 1310 {Schreiber), in
einer Kolmarer urk. von 1293 Schöpf lin und im Züricher
richtebrief. vielfach ist das genus gerade gegen das mit
gewerf gern verbundene fem. stiure abgegrenzt: dekein
gewerf noch dekeine stiure. Kolmar 1293 ; zuo deme gewerfte
oder zuo der stiure. Freiburg 1293 ; in einem späteren beleg
aber färbte in solch enger Verbindung das genus von stiure
auf gewerf ab: mit der gewerff und stür. Mühlhätcser
Urkunde Carls JF (I35l) Schöpf lin.
a) eng an die erstgenannten termini schlieszt sich die
älteste Urkunde an: domum, vero nostram, ibidem, in Meirle
sitam cum curia et ortulo adiacente cum omni utilitate
eorum. hac determinatione ei assignavimus, quatinus cot-
lectas advocatorum, quos ibidem vulgari nomine qüwerf
vocant, exinde persolvat . . , erbpachtbrief des stiftes zu
Münster Meinefeld von 1166 bei Beyer urk. gesch. Mittel-
rheins 1, 705 {zur form vgl. guwere für gewere s. 523).
hier handelt es sich anscheinend um eine form, des schutz-
geldes , das der bevogfete dem vogt entrichtet, eine bedeu-
tung, die sich als Verallgemeinerung in den bedeutungs-
Zusammenhang von gewerf = avftßoXov einfügt, wofür
überdiesz die lat. parallele collecta zeugt.
ß) aus diesem zusammenhange fallen andere belege, die
zeitlich am, nächsten hier sich anreihen, heraus, gewerf
kennzeichnet hier mehr den rechtsgrund für eine abgäbe
als diese selbst {das gleiche bei consuetudo), und die lei-
stung erscheint nicht periodisch wiederkehrend, sondern an
bestimmte anlasse gebunden: munsum . . . recipi debent
de manu nostra, seu ab heredum nostrortim; ita quod
receptor persolvet nobis . . . quatuor solidos denar. Colon,
ratione iuris, quod vulgariter gewerve appellatur. urk.
v. 1249 bei Guden codex dipl. 2, 949; quomodo G. d. S. man-
sum, ...in feudum contulerit ecclesiae . . . post obitum vero
uniuscuiusque possessoris vel heredis domus . . . heres aut
successor instituendus dabit nobis in receptione dictorum
bonorum duodecim, denarios, pro jure quod gewerf vul-
gariter appellatur. u/rkunde des Kölner domkapitels von 1257
bei LacombUt 2, nr. 446; post mortem vero meam, . . . melior
equus . . - cum duodecim coloniensibus , qui solidus here-
ditarius appellantur, ecclesia supradicta cedat in curmedam.
nihilominus tamen succedens sex solidos predicte monete
pro porrectione bonorum, quod theuthonica dicitur gewerf,
persolvat ecclesie supradicte. revers von 1269 ibid nr. 592.
ähnlich sind auch folgende belege zu erklären: et tantundem
pro jure quod dicitur gewerf, cum persona que dicta bona
receperat, decesserit, solvere de bonis prenotatis teneantur.
Urkunde des erzbischofs v. Köln 1290 Lacomblet nr. 897;
5625
GEWERF I
GEWERF I
5626
annuam pensionem Septem aolidorum . . . et jura que vul-
gariter vocant cerinc ot dinc, curmedam, gewerf. Kölner
Urkunde von 1266 ebenda nr. 669; item predicti ?u>mines
tenentur dare curmedam et gewerf de bonia et feodia suis
aecundum coiimetudinem terre. Kölner urk. de» 18. jahrh.
bei Ennen und Eckf.htz 2, C09 ebenso curmedam et
gewerf 60l ; jus quod dicitur kormeda ot gewerf 8, 603,
dazu vgl. auch .- tit abbatisaa et conventus ad ipsam vineam
tanquam empHonis titulo comparatam recursum habeant,
siqua ipsis in poaterum questio super premisso jure quod
geworf dicitur, moveretttr. Urkunde de» ersbisehofs von Trier
1213 bei GüNTiiKR codex dipl. Bhenomos. in allen diesen
fällen ist eine geldleiatung mit dem act der besitiübertragung
in beziehung gesetzt, sie wiederfiolt sich jedesmal, v>enn ein
neuer besitzioechsel eintritt, eine bedetittingsverwandtsehaft
dieser belege mit den oben {»p. 6496) beigebrachten Zeugnissen
für gewerf, gewerft im sinne von Kaufvertrag liesze »ich
iool begründen; die thatsache jedenfalls, dasz eine gruppe
auf den Niederrhein, die andere auf bayr. österr. gebrauch
beschränkt erscheint, findet in dem niederdeutschen warf,
werf und dem langobardiachen gawarfida ihre beleuchtung.
auf späterer deutung beruht es teol, wenn dieaea gewerf
mit werben im sinne von erwerben, gewinnen in veibin-
düng geaetzt ioird, vgl. item wanne ein man offt ein
vrawe gehörende in den hoofT, doitj halven sein afTgegaen,
. . . ind dat die ersten erven, olTt ein ander, die dat
mit rechte mag doin, begert vom herm ofT seinem schol-
tisg dat guidt zo band gewinnen iud wcrven, dasz sali
ime der hcrr oft scholtisj gunnen, und vur dat hand-
gcwin sali der man ind vrawe, die op den hoeven woncn,
geven gelick ; - . . so dicke alsg desj dan gefiele, dat is
vier alden guldenschild mit gnaden; die genne, die aver
op den kotten wonnen, sollen geven für handgewinn ind
gewerff, hie sie man off vrauwe, zwein aide guldenschild
mit gnaden, off dat werdt darvoir als vurg. steit und
neit mer. hof reckte zu Ekel 19 (1500), *. Grimm weisth.
8, 63. die Zusammenstellung von gewerf mit der werpitio,
die eine neue anlehnung an werfen ermöglichte, hätte von
hier aus allerdings etwas bestechendes ; ihr steht aber unter
anderen im xcege, dasz es sich bei der werpitio immer um
eine beaitzentäuszerung handelt {vgl. Brunner z.rechtsgesch.
d. germ. u. rom. urk. s. 274) und hier von anfang an um
den nächstfolgenden act der, Übertragung.
y) wie sich attch die eben angeführten Verwendungen er-
klären lassen, die übrigen belege tceiaen auf ganz andere
bedeutungen, sie prägen überhaupt viel weniger einen privat-
rechtlichen als einen öffentlich rechtlichen begriff der Steuer
aus. mag auch in denjenigen belegen, die die Steuer einem
schirm- und schutzverhältnisz entspringen lassen, diegrund-
lage ebenfalls eine privatrechtliche sein, so macht sich dieses
moment jedenfalls in der bedeutungsabstufung nicht geltend,
dagegen läszt die überwiegende maase der Verwendungen
gerade den begriff einer periodischen, vielfach gemeinsam fest-
gesetzten, Umlage hervortreten und so mündet auf alle fälle
der hauptgebrauch in die gleichung gewerf «=« conjectus
{symbolon) wieder ein. unter den Verbindungen, die ge-
werf eingeht, steht ebenfalls die mit Steuer voran.
l)) gewerf allein gebraucht, ohne Synonyma: dur daz
si deste baz lusto ze buwenne un da ze belibenne, daz
si uns jergelich niht wand vierzec phunt phcnninge
geben sulen ze gewerfe. Basler Urkunde v. 1274 urktuiden-
buch d. st. Ba.<iel 2, 79: wir Bertholt . . . der apt und das
capitel zu Murbach . . . tun allen kunt . . . das wir . . . der
stat von Gewilr . . . und den luten die inwendig der muren
silzent, durch das dieselb stat gerichert würde an lüte und
an gute, han ginamet von in vierzig marck gebrautes
Silbers zo gewerffe, das man geben sol enzwuschcnt sancte
Martini mess und winacht . . . och han wir . . . uns be-
halten zo habende one dis gewerff allü die recht, die
unsere vordere oder wir band gehabet unzo an disen
tag. tirk. V. 1286 bei Sciiöpki.in, Älsaiia 2,84; swenne
ouch daj were, dag man ze Basil gewerf gebe, so weren
von altem rehte die gowanheit unde dag über ein komen,
dag bischof Heinrich mit keiser Frideriche det umbe
daj, daj ietwedre daz halbe nemo . . . tuomherrcn, ambt-
Mute unde tuomherren unde gotshus dienestmannen
•igencn liute unde gesinde sint des gewerfes vri unde
»Uw gctwinges vri . . . bischof» und dienstmannenrecht
von Basel § 9 Waekemagel n. jahrh. (vgl. omni» exaetioni»
quam epi»copu» feeerit in Basilea duae parte» speetant ad
jus episcopi, tertia ad ju» advocati. ttrk. bei Och» 1, 290);
und 8wa ime an den sehs and zwcn/ig pfunden aba
gieogi von nnscrcn vorgcnantcn silberbergen, so han wir
unser jaden ze Fribarg geheissen, das >ü ime dtk vor
genanten sehs and zwcnzig pfunt von unserem gewerftc,
das sU uns Jergelich gent, crvoilent . . . Freiburger urk.
V. 1310 bei Schreiber 1, 187; darnach so en gat dikein gebot
innerlhalp des abbetes etheren {etter), darnach so engit
dikein siner lute die innerthalp sines etheren gesessen
sint gewerff. dinghof tu Eber»heimmün»ter {ünterd»a»s
1820) bei Grium weisth. 1, 679; swer der burger gewerf
nicht git der sol nicht ze rate gan da man das geweif
nf leit ald da man die uf liset die das gewerf af legen
suln. da sol enkein vogt bi sin. swenne das gewerf
uf geleit Wirt, so sol man die tavillen vor all dien bür-
gern lesen da das gewerf an stat, und sol es danne ein
vogt helfen in gewinnen, richtebritf der bürger v. Zürich
{Helvetische bibl. 2, 8l). vgl. JoH. V, MÜLLER geteh. d.
Schweiz 2, 113.
2)) gewerft und steaer.
a)) wir grafe Egene von Fribarg künden allen . . . da;
wir den erberen geistlichen hcrren, abbct Meinwarten
von Thennibacb, . . . ze burger nemen ze Fribarg vnd
enpfhahen also, dag sü uns, noch unsem erben enkein
gewerft noch stfire geben sulen. urk. v. 1291 ztachr. geaeh.
Oberrh. 10, 241; wir wellen ouch, swenne man ze Friburg
dchcin gewerft, oder stUre uf leit, das man dar zuo neme
viere von den vierundzweinzigen, viere von den kouf-
luten, und viere von den antwerklUten. were aber das
man zuo deme gewerfte oder zuo der stüre me oder
minne wölte nemen, so sol doch dirre drier vorgenanten
lüte zal allewege gelich sin, und sülen ouch bi den alle*
wege sin ein schultheisse und ein burgermeister. Frei-
burger urk. V. 1293 Schreiber 1, 142; swas edeler lüte ze
Colmer burger sint, die uns dienent, als edele lüte ze
rehte sulnt, die söllent mit den andern bürgern dekein
gewerf noch dekeine stüre geben. Kolmarer »tadtrecht
V. 1293 bei Schöpf Un 2, 58; und ensüln och wir in den
selben nachgendcn nehesten sehs jaren, noch nieman
von unscrn wegen, von den selben Juden enkcine stüre
noch gewerfte, noch enkeinen nuz . . . niemer gemflten
noch geuordern dekeine wis. Freibttrger urk. von 1333
(ztschr. gesch. d. Oberrh. 13, 107); darumb bitten wir üich
. . . dag ir uns ze diser zit darzn beholfen sint , mit
der gewerff und stUr, di ir uns und dem riebe ditz
Jahrs schuldig sint ze geben und ze richten, ane di-
selbcn gewerfe und stür wir es nie wol zu mügen bringen.
botachaft Karls IV. an Mühlhausen bei Schöpf Un. AUatia
2, 201; ouch band wir inen gelobt ze rattende und ze
helfen, wider allermenglichen der sie beschw&ren wolte;
und tun sie alles gewerfes und aller stearen frei, also
dag wir stfire noch gewerfe, diewile so wir geleben,
nimmer von inen gevorden sollend wider ihren willen.
Basler handfeste von 1399 bei Och», gesch. der »tadt und
landschqft Basel 1, 880; behcpt och jemand . . . einen
fremden der einem herm von eigenschafft, von leben-
schafft oder von vogttie wegen zugehört oder in sinen
zwingen und bennen gesessen ist unnd im dienet mit
sturen und gewerffen, hohen unnd nidem mit andern
dicnsten als gewonlich ist. gerichtaordnung von Basel von
1467, Schnell ». 16*.
b)) decimas, redditus, census, fractus, proventas, sturas
sea exactiones vulgo dictas gewerff. urk. v. 1S35 bei
Schöpf Un, Alsatia dipl. 8, 250; ich Johans, herre von Ösen-
berg . . . gibe ze koffende . . . Johanse dem Malterer . . .
Eystat das dorf, mit aller siner zfigehArde, lüte und gflt,
twing und ban, vogticn, gcrichte, gros und kleine, düb«
und frevelina, sturen, gewerf und bette . . . urk. von
1357 {ztschr. f. gesch. des Oberrh. 13, 449); dag nieman der
hie zuo Friburg sesshaft ist, er habe zünfl oder nüt,
an nieman andern sich sol machen mit keinre gelübd»
oder swerende noch nieman kein sondern dienst sol
tuon, mit stüre und gewerfte. Freiburger polizeiordnungen
1888 Schreiber 1, 837; so soll das closter haben vier man,
ein meiger, ein keller, ein ohsener, oder wer in dem hofe
sitzet, er hab das gut und gülte oder erboifo '»<! nit, und sont
353'
5627
GEWERF I
GEWERF II
5628
die viere lidig sin vor bette, vor gewerf, vor schetzunge,
vor ussziehende, vor enger, vor stüre. weisth. von In-
gemersheim (Unferelsasz) bei Grimm weisth. 1, 749; so laszt
man ... sin eigen gut unbesciiwert bliben, leit imm
daruff weder steur , bett , gewerff, zinsz noch gult. frei-
heiten der stadt Straszburg, abschr. v. 1512 Wengker die
JJspurg, s. 136.
3)) in den eben belegten Verbindungen treten neben
Steuer auch andere begriffe, so die bede, als synonyma
zu gewerf, als weitere Zeugnisse vgl.: miner frawen
meiger ist auch frei aller bet und gewerf und soll
er auch den dritten vörster haben in den gemeinen
weiden, tceisth. v. Wische u. Storbach bei Grimm 5, ili;
mann sol auch jerlichen von dem dorffe dem landgraven
sechzig viertel habern (geben) . . . kerne aber iemand
frönder dar von frönden landen . . . der sol dem land-
graven dienen und öch dem banherren eine zit in dem
jor von wunne und ven weide ein gewonlich gewerff,
und vasenacht hunre geben, urk. v. 1314 bei Schöpf lin
2, 109; item welher hie ze Friburg metzgen wil, der
sol sunder hus haben, dem hantwerck und der statt
tun mit gewerff und aller gehorsam , als ander in
iren hantwerck tun ungeverlich. urk. der metzgerzunft
zu Freiburg i. Br. von 1462 (ztschr. f. gesch. d. Oberrh.
17, 51); von gewerfe und von dienste. swelch burger
in dirre stat ist des vatter ritter war, der sol ze
ritter werden e er 30 jar alt werde, tuot er des nicht,
so sol er gewerf geben mit dien burgern alle die wile
unz er nit ritter worden ist. Züricher richfebrief (vgl. oben
sp. 5626); also ob der abgestorben . . . Schuldner gewerfft,
buwgelt, Schätzung, freuel, oder oder anders schuldig
pliben wer, das sol unser statt . . . zugehören, nüwe
stattrechten und Statuten der statt Friburg im Priszgow
(1520) 31 ; iarzitbücher, selbücher, unser statt zinsbücher,
gewerfft, und rechenbücher , so in unserm kouffhusz
ligen. s. 36.
4) zur Vervollständigung des gewonnenen bildes seien noch
einige formen der composition beigefügt: und geben im
(Hesmann Stamler für seine getreuen dienste) von unsern
sunderlichen gnaden und keiserlicher macht hundert mark
Silbers Kolmarisches gewichtes, dofur wir im einseczen
zu rechtem pfände, vier fuder weingelts , uff sand Mar-
teins tag, und acht pfunt Basler pfenninge czinzes, die
man nennet, hornung gewarff, alle iar in deme dorffe
Ammerswiler. urk. Karls IV. v. 1360 bei Qlafey, collect,
anecdot. 338 ; und darum so sollen eins iglichen jahrs . . .
ihme und den vorgenanten seinen erben, so lang sie unsser
. . . vogt und ambtmann daselbst sein , werden und ge-
fallen sollch nütz, recht und gefeil . . . ussgenommen die
stattsteuer zu Keisersberg und Monstern, und die zwelff
fuder gewerffe wine zu Durckheim. urk. v. 1504 bei Sghöpf-
LIN 2, 443. fraglich ist banngewerf weisth. 1, 682, tco die
handschr. an entscheidender stelle lückenhaft ist.
b) noch deutlicher weisen die Zeugnisse für den littera-
rischen gebrauch auf eine allgemeine, umfassende bedeu-
tung von gewerf hin. der vocab. theut. von 1482 führt
das subst. unter vier verschiedenen stichworten auf: gewerff,
geschosz, stewr, loszung exaciio H 5*; gewerff, stewr oder
loszung setzen guadiare H 5^ ; gewerff , stewr , loszung,
pet zol, tallia H6*; gewerff, stewr, landtzinsze, maut,
rennte, tributum ebenda, ähnlich führt der Straszburger
bibeldruck, der gewerff ümc. 20, 22 u. a. für tributum
einsetzt, in den bedeutungszusammenhang mit den Substan-
tiven schosz, zins, steur, rent, schatzgelt über, die in
den anderen bibeldrucken hier auftreten, vgl. Dauner, die
obd. bibelglossen 96. dazu vgl. : aber die newen rats-
herren betten dem volk versprochen freiheit vor zoll,
ungelt und losung und anderm gewerb (var. gewerf).
S. Meisterlin chron. v. Nürnberg; deutsche städtechron.
3, 147 ; stür und gewerffe sol man geben und thun inn
einer stat so es not ist, und jedermann nach dem und
er geschickt ist und gut hat. nun der rat, oder ein herr,
der gibt eim geschlecht die friheit, das es nit bedurffe
geben, stür und gewerff, so lang und di weil er, oder es
sein huld hat, und nit brüchlich an im wurt. Geiler
V. Keisersberg predigt der himmelf Mariae (1512) ll^;
item die sich widret zu bezalen recht auffgesatzte stür,
bett, gewerff, oder Schätzungen, dreieckecht Spiegel G c 4»;
roub, unbillich stür, gewerff, fründtliche hilff, ungelt,
frontag, herren werck, schirmgelt, Schätzung, kastenvogtii
pfleger, gewalt, undertruckung , urteil ausz gunst. irrig
schafAs'^; das was der luden gifft, dz sie müstent zoll
geben, Schätzung, und gewerff wie andere lüt. postill.
(1522) 4, 25»; also die herren nemen das grosz von den
underthonen, gewerb, steür, und freuel, so kumen dan
die amptlüt. Pauli schimpf und ernst (89) Österley
s. 68; nach der sündflut aber, da . . Nimroth der erste
gewaltige jeger unnd könig, sein newes reich in Chaldea
mit landtszordnung, rüstung, rendten und gewerben an-
richtet und befestiget, da het man nach silber unnd goldt
getrachtet. Mathesius Sarepta 230»;
dann niemands mer zft altar godt,
mftend ietz auch geben gwerff und steür.
Wickram (der getreue Eckart 4 v. 410) 5, 83 Bulte.
dann ffirwor was zu bürgerlicher sellikeit gehört, in den
dingen wurt unser statt gesehn gröszlich übertreffend, und
für alle andere stett uberfliessen , mit kirchen . . . zftllen,
ungelten, gewerffen. Jacob Wimpfeling Tütschland hrsg.
V. Moscherosch E 3»; wehe mir und ewig wehe, weil ich zu-
gegeben, dasz meine amtleute, schösser, rentmeister, der
armen leüt güterlein zu sich und in meinen kästen ge-
rissen: den schafft, gewerff (fehlt in der ausg. v. 1644, s. 491)
gülte und renten erhöhet: die priester schnödiglichen
gehalten, gesichte des Phil. v. Sittewald (l, 7), (1677) 622; von
den gewerfen , zu steuren an das reich waren die ritter
und ihre söhne, die dienstmannen und amtleute der
gotteshäuser , frei; die übrigen bürger gaben dazu was
von dem rath nach der Schätzung des Vermögens jedem
angeschrieben wurde. Joh. Müller gesch. d. schumz.
eidgenossensch.^ (1786) 113.
GEWERF II, das Verbalsubstantiv zu werfen, dem das
präfix ge nur noch als bildungssilbe dient, ohne eigent-
liche bedeutung zum ausdruck zu bringen, vgl. angels.
geweorp. Bosvi^ortii-Toller 466».
l) die collectivbildung gewerf in der bedeutung von wurf-
zeug, geschütz. die belege fallen spät, erst von der mitte
des 15. jahrh. ab; sie reichen für den lebendigen gebrauch
nicht über das 16. jahrh. hinaus, die mittelhochdeutscJte
epik hatte sich, wo sie Schleudermaschinen erwähnt, auf
die spezialbezeichnungen beschränkt(inhols., bilde, pfeteraere,
mange u. a.), von collectivbildungen icurde zwar tvohl schon
das heutige geschütz (s. d.) verwendet, aber anfänglich
mit beziehung auf pfeil und bogen und ähnl. handwaffen.
unsere bildung dagegen taucht zuerst in der Verbindung
mit dem groben geschütz der feuerwaffe auf (neben büchse
vgl. tormentum Diefenbach 588''), wird aber gerade in den
spätesten belegen, den Übersetzungen atis antiken Schrift-
stellern, auf die primitivsten formen des wurfzeuges an-
gewendet, das genus, soweit es gekennzeichnet ist, erweist
sich als neutrum. vgl. Basler chron. 4, 193; Serranus
dict. lat. germ. (I5i0); Dasypodiüs a. a. o. ; Ochs gesch.
d. Stadt Basel 3, 450.
a) isolierte Verwendung (das Substantiv neben dem
verbum): und hatent min herren vor wol 14 tag enteil
buchsen und das gewerf do oben . . . wan si hatent die
brug denen geschosen, und das gehus . . . und fast das
slos verwuest mit dem gewerf. Hans Brüglinger (1445),
s. Basler chron. 4, 193; am 15. tag des obbestimpten
monats, in der nacht umb das ein, fürtent die von
Basel ir gewerff uff 13 wegen gon Rynfelden in die
statt, das si das schlosg domit bewurffen. Heinrich
VON Beiniieim (1445), s. Basler chron. 5, 375; diese alle
führen in 8 schiffen mit einem gewerff gehn Straszburg,
welche tausent zö füsj unnd hundert pferdt darzü gäbe,
die schlügen sich zu den uberigen puntsgenossen . . .
legerten sich endtlich für Mülberg und Graben, schoszen
und wurffen in die vestungen. Christian Wurstisen
Baszier chron. (4, 24) 243; und weil ihnen aus dem stein
mit schieszen feindlich zugesetzt wurde, liehen ihnen
die Basler ihr sogenanntes gewerff, um das schlosg mit
groszen steinen zu bewerfen, solches wurde den 15. juli
. . . (1445) hinaufgeführt. Ochs gesch. d. stadt Basel 8
(1819), 450; das werffen hielten sie auff bald
krefftigklich mit der lincken hsindt . . .
gewern ein jeder züher bracht
das wir als von den thürnen brachen,
von heusern und von hohen dachen,
^29 QEWERF II
in solchen unMrn leUt«n nnilra,
mftsten wir una al«o retten
mit solchem (ewerff, mit solchen pfeilra.
Tu. MuRNBR. vertUutichung v. VerffiU Atneit
et, %Vtff. : contra turrU ae Ma domontm tut-
mina conveUufU ; kU $e, quando mMim MT-
nunt . . . parard dejendert tetU) 41*.
b) vtrhindung mit »ynonymen.
a) darumb so sich einer mit geschUlz oder gew«rff ieb«t,
and den furgondon eigen man durch sohtliset, sei man
dar von undorschcidlichen reden. MuRNBntn«/i/i«/tfn (1619)
llS* (Jacttlia ludit et exereitalur); demnach so namend
si den krieg desl ee widoramb für dhnnd, von wegen
des jaulien ungelegnen orts , da si vcrhofllend den Tor-
teil zohiibcn, unn von den hohen bergen herab mit
Irem gow&r(T und geschUtz an die RAmer zA fallen.
Stumpf achweiM. ehron. (U, 8o) (1548) sei"», ebm»o (leM) tnv.
ß) am 17. tag des angsten zugcnt die von Basel far
Rynfelden das sohlosz, mit grossen buchsen, gewerfT and
anderem kriegzug. Hrinhicii von Beiniirim (1446), «.
Baaler chron. 5,877; do belAgert der K&mpter abt and
der gott^hus^-vogt von Ramsohwag and die berg-lfit des-
selben gottz-huszes die bürg ze Appenzell, warffend und
■ohussend darin mit bilden, boleren und anderm ge-
werff. Tsciiuni achwtU. chron. l, wo"» Jaelin.
e) in wOrterbtiehem toird diese bedetttung de» wortea vom
16. bia Mu aryfang dea M.jahrh. mehrfach verzeichnet: ge
werff, tormentum, ftaiwto Dasypodius Tt 4'»; vgl. auch
ebenda: tormentitm, ein jetlich gewerff, kriegsrftstung,
damit man schiesset Mm 8*'; baliata, ein gewerff oder
böler, ein kriegsrflstung, damit man stein, kaat, schelmen,
unnd anders geworffon hat D 8''; tormentttm . . . item ain
jeglioh gewerff, kricgzsrUstung, damit man scheust J. Seh-
RANU8 D s"» {vgl. balliala, ein werffzeug c B*») ; ganz ähnl.
Faber 875* {baliata . . . ein goschAlz, oder maurbrecher
108''); gewerff, instrumenta da iirar piedre Hui.sius (1605)
68*; gewerff, kriegsrUstung , damit man etwas würfft,
baliata, tormentttm qtto tcla aut lapidea jaeiuntrtr, qttam
nunc bombardam appellamua Heniscii 1598; die späteren
Wörterbücher verzeichnen unter den lat. stichworien nur
andere bildungen, steinwerffer, werfzeug t«. a.
8) mit dem vorherigen berührt sich die ganz verein-
zelte vencendung für • das aufgeworfene , der erdauf-
wurf; der labial ist hier als verachhtszlaut überliefert:
dann sie die mauer sicheln mit stricken abkereten
und wenn sie die gefast hettcn, zogen sie solche mit
rciszarmbrosten hinein, entzogen uns auch die ge-
werb und schnntzen durch heimliche geng desto bas.
Ringmann Caesar (de belle Oallico 7, 88) (1565) 848 (agge-
rum cttniculia sttbtrahebant).
8) die collectivbildung mit der engeren, auch an werfen,
wurf ausgebildeten, bedetttung dea gebärens bei thieren,
gewerf MB jK>r<u9 .■ im fröling ziehen sie (die thynni^ mit
hauffen usz dem hohen m6r, in das mAr der insel Ponti,
und leichcn nicrgent anderszwo. das jung gewerff heisszt
cordilla {cordyla appellatur partua), und folget den alten
nach, die uff den herbst wider ins mftr streichen. H. Ep-
PKNDORFF übers, von Plinius natttrgeaeh. (9, ll), *. 109.
4) auch die function des nomen aetionia, ieie aie unser
neuerea Verbalsubstantiv ausprägt (*. unter gewerfe), kommt
schon in der älteren kurzen form rein zum attadruck: das
hab ich ncchst an einem ort, da man ein nbclthetige
person gerichtet hat, ein geschrci, gcdfimmel, gelaaff,
gorauff, geworff mit sohneebaln, schnollen, und anderm,
gesehen und gehört. Jacob Atrer hiator. proeeaaua juris
(a, 5) (1597), a. 684.
QEWERF III. bildtmgen, bei denen fraglieh bleibt, ob
aie zu werfen oder werben «♦ stellen sind, vgl. ap. 5684.
l) das lateinische vorago in der sage von Marcits
CuRTius tcird einmal dttrch geyrert übersetzt: eg geschach
zö Rom, enmittcn in der slat, dag sich ein fraisleich
gruft auf tet . . . do antwnrtten sie (die götter) also der
fraislich gewerf wirt nicht zö getan, den ej lag; sich
ettwer willichleich hinein, gesta Romanorttm. Keller, s. 81
{non rlattdetur haec vorago, nisi aliqttis voltintarie se
immergat); man könnte hier an Wirbel, Strudel (vorago)
denken und so at^f werben zurückgehen, ein anderer
veratteh (vgl. mhd. tcb. 3, 787) will die erklärung aus der
bedeutung Schlund geicinnen und lehnt unsere vencendttng
GEWERFE
5630
an den jägerauadruek ge werf (lyl. Mite' t) Mi; dmmitkäwten
wir muf gewerf « gelenk (a. o. ap. tu»ff) aU mutfmng»-
fuitkt. näher liegt es. hier die gloett xamvit,imdm (terM)
hmrmmmikm, die GnArr 1, io«o au» dam Srmhm Ktrtm-
gloaaen anfOkri. ohne dmat tU bei Stbinmktbr Siirtiui
1, IM tfi diaaer form «w baUgen tat; aueaerdem vgL tu-
«rarft ^ Zwiespalt Scumbllkii t*. IM; vgL oudk ww-
wQrfnisz und a. gewerf II, t.
8) gewerf aU jägerauadruek. vgl.: gewtff, gewerf, fe-
werft, gewehr, Waffen, dann lohneid, nennt man die
antem langen tthne einer tao Hkppb 146 u. a., ». tbm
ap. 4748. da» teert tat autrat aua Wickram bdagt, taU
nach ihm taueht «# muek in den buehungam der jäger^pradke
auf. von denen au» e» dann in die efffwtfiiw taöritr-
bücher überdringt, littamriaeh iet et ommt bei WlCKlUM
nur ganz »eUen belegt, die erUärung btreiiet gro»»$ aekwie
rigkeiien. weü »ieh mArere mögUeikeHen ietrhietm, »kn»
aUh durek eniaeheidende gründe »tütaen tu 1a»»»n. 4i»
au»ammen»ieUung mit gewerf — vorago (tu den ge»L So-
manorum) kOnnt« auf gewerbe ^ gelenk twrOd^f^lÜtren.
Adbluno knüpft an werfen an: die hau oder fanczihne
der wilden schweine, weil sie damit gleiduam am lioh
werfen. 8, 660. veer die erklärung auf dem wege der ba-
deutungsentwicklung tu getemnen »ueki, wird die agm»
nyma, mit denen die»»» gewerf «left vmrUndei, teadUM
mü»»en, und da fUkren 4i» eolleetiebiUungtm flewehr,
gewUr, Waffen, die alle tflwjj/iewtowifi kemmieknem, m^f
da» oben un^ gewerf 11, 1 angeführte eotleetip. vieÖettht
mttsz sich die erklärung jedoch at4f daa tauÜidw gabi»t
beschränken und der formdien berührung wüt gewehr «MmI
gew&ff das hauptattgenmerk schenken,
a) litterarische belege:
die fnicht, so off den bäumen stondt,
weder oelber noch die lorber.
vor disem scbwein mocht bleiben mehr.
inn summa, welcher baam fmcht traf,
es mit seim gewerff daraider echloff.
Wickram (Albreehta Ovid 8 eap. 6 v. 67«) 7,*«
BoUe (von Bartsch in $einer atuffabe Albriekt»
übemomtnen: mit alnem fewerfe);
dem lewen mocht sein sterck nnd grimm
inn keinen weg gehelffen nimm^
daa Wildschwein sein gewerff nichts bat,
den hirscheu auch sein schnelli hat
nichts gholffen inn der grossen flflt.
(1. cap. 18 V. 579) 7, M;
sein gwerff und zeen er (der eher) fltrber warff
Mweuet wie ein messer scharff,
die warn schier einer elen lanck.
(8. eap. 6 V. 647) 7, 86«, «benso?. 871: mit
scharpffem gewera. ^ eiq>. 8 *.) 807 ;
da kam ein schwein, sein gwerff was scharff.
(irr. bOger 180) 4, 156 BoUe.-
das schwein hat starcko waaffen nnn gewerff. Sbbiz
vomfeldbatt 569; daa gleiche Mburbr ja^ u. foratreektti*;
Jägerkunst B*;
allein das grSota schwein. voll boeheit and voll list,
JU brauchen sein gewerf nnd schlag am sich gar frech«.
Breitet\felditche «cAieeMkafs (16S1) bei Opbl «. Cobn
8) bdege der w^irterbüeher : gewerf, ist ein weidw.f
heisset die scharffe waffen des hauenden sehweinee.
SciiOTTEL 684^; gewehr. in der Jägersprache die bUum
der wilden schweine, welche man waffen and gewerlF
nennet (jagdw.) Jablonski allg. lex.d. küneteu-tneaeneeh.
(1781) 847' (vgl. aiuh atisgabe von 1767. a. 664^); gewehr.
gewerff, oder waffen ... die vier grOsten zUine der wilden
hauenden schweine . . . mit welchen sie leate and hande
darnieder zu schlagen vermögend sind. aUg. Ükonom. lex.
(1781) 887; genau ao Chomel 4. 1045; EooBRS kriegdex.
1. 1066; äkfd. ZiNCK bkonom. lex. »47; Stahl /er»«-, JlMib-
u. jagdlex. 1, 1040 (rgL unten Aei2 IS, 886); ÄDBLCMO t, «0;
Schwan (178S) l, 746*; Nbmnich deutadie» ttb. d. nedurg,
198 (gew&hr. gewirft); Hilpert 1, 4«4*; gewerf, waffen der
raubthiere. Fulda vtratidk einer allg. teut»ehen idiot. azuninL
563 ; gewerf (auch gewerff, gewehr, finge, haaer, haderer
nnd waffen genannt) heiszen die eckz&hne der wilden
schweine. Bkhi.rn 8, 418; vgl. audk Heinsius 8, 485';
H. LArnE jagdbrevier 858; Thiel ♦, 488*; Train» a. S5i.
6EWERFE, n., daa verbalattManHv zu werfen mit der
fktnetion dea nomen aetionia, vgl. gewerf 11, 4: das ge-
werfe, daa werfen, l'acHon de jeter Schwan (178S) l, 746»;
5631
GEWERFEN I
GEWERFEN II -GEWERK
5632
gewerfe Campe 2, 862; Heinsius 2, 435»; geräuschlos,
ohne thürgewerfe, vgl. Sanders erg.-wb. 630».
GEWERFEN I, verh., verstärktes werfen, während schon
aus Ulßlas mehrfach formen von gawairpan belegt sind,
(vgl. auch angels. geweorpan Bosworth -Toller 466»),
ist das präfix ge hier für die nlthochd. periode ganz auf
das part. prät. beschränkt, vjl. Graff 1,1028, der den
ersten anderweitigen beleg aus Notker beibringt, die
mittelhochd. dichtung begünstigt das präfix in anderen
formen des prät. und bevorzugt fälle, in denen das verbum
mit präposiHonaladverbien verbunden ist, vgl. mhd. wb. 3,
740»; Lexer 1, 987 und nachtr., s. 208; vgl. auch Schiller-
LObben 2, 103. aber auch die prosa nimmt die verstärkte
form auf und läszt sie — namentlich im, infinitiv —
verhältnismäszig nahe an die neuere spräche reichen, noch
1772 toird sie imforst-, fisch- undjagdlex. (l, lOiS) wenigstens
als stichiBort aufgeführt, auf die bedeutung übt das präfix^
nirgends einflusz; überwiegend ist die grundbedeutung des
verbums ausgeprägt, übertragene Verwendungen sind selten.
l) gewerfen m,it der grundbedeutung.
a) das präfix in formen des präsens: jah gawairpands
ina sa unhul{)a in midjaim urrann af imma. Ulfilas
Luc. 4, 85 (und der teufel warff in mitten unter sie.
Luther); ähnlich Marc. 9, 18; dazu vgl.:
gar dicke in so gewirfet er in
lur und in die waszer hin.
evangelienwerk v. S. Paul 59" Schönbaeh
(Marc. 9. 21 misit., wirft cod. Tepl., het
geworfen Beheim. Luther);
swer uf im swere bürde hat,
der suchet mani^en engen rat,
wie er gewerfe sie hinabe.
passional (11) 107, 3 Köpke, vgl. 2, o.
b) in formen des Präteritums :
nie gewarf dehein schflr
sinen hagel also dicke,
also der flammen blicke
von ir swerten üf Sprüngen.
H. V. d. TÜRLiN kröne 11900 Scholl, (nach
der Wiener handschr. 14. jahrh. ; gewan
Heidelberger handschr. 15. jahrh.;
mtn zom was gewetzet
gen ir zome, der was scharf,
vil saelecliche ich gewarf
mit dem stecken ich sl traf.
V. d. Übeln weibe 604 Haupt ;
als er u^gewarf sin gam
und wolde gerne vischen.
passional (44) 363, 74 Köpke;
hie vor in miner jungen zitt,
do ich ain torocht spiler was
und kumm vor luodri genasj,
bis das ich um den wurff gewarff,
wie wol die spiler waren scharpff,
mich frowt kain spil, es gult dann bar.
Hermann von Sachsenheim die mörin 5887
Martin;
und uz dem wingarten da hin
gar verre sie gewurfen in.
evangelienwerk v. S. Paul 67» Schönbach
(Marc. 12, 8 ejecerunt; würfen in den an-
deren bibelübers.) ; vgl. : daz sie hin abe
gewurfen in 77^ {praecipitarant Luc. 4, 29
gestfezen Beheim ; hin ab stürtzeten
Luther).
c) beim infinitiv: go|) J)us ist galeif)an in libain halt-
amma, t)an twans fotuns habandin gawairpan in gai-
ainnan. Ulfilas Marc. 9, 45 {ßlrjO-ijvat, und werdest in
die helle geworffen. Luther); warumme mochte wir en
{den teufel) nicht üz gewerfm? Beheim Matth. 17,18 (ejicere;
ausgewerfen cod. Tepl., ebenso noch Mentel; auswerfen
Augsburger bibel v. 1477 u. a.) ; wie mac Sathanas Sathanam
üz gewerfin? Beheim ikfarc. 3,23 (auswerfen cod. Tepl. u.a.;
austreiben Luther); und uffe dirre ersten staffeln stot
dirre selbe anevohende mensche rehte geliche eime rore
dag der wirt hin und her gewerfen mag. Rulman
Merswin buchv. d. zwei mannen, Lauchert, s. 56; ob er
irigin kein stein vönde da mit er den armen man mochte
gewerün. altdeutsche predigten 1, iOi Schönbach; so er mit
dem ainen fues an dem hoffgaun stet, und als weit er
mit ainer parten gewerfen mag, so verr hat er zaun-
holg mit den von Rum. register von Rum (handschr.
V. 1540) österr. weisth. 2, 220; die alt fraw sprach, ir müssen
an dem sontag frü, als bald man das thor uff tut, hinuzg
für die stat gon in den hanffacker, da der bäum in stot,
und als weit als ir gewerffen mögen, darvon ston. Pauli
schimpf u. ernst (l35) Österley , s. 99.
2) gewerfen mit ansätzen zu übertragener Verwendung:
die iro ubeli aba dero manheite gewirfet, quos impro-
bitas deiedt ab humana condifione. Notker Boeth. 178».
Sit da; sin herze nie gewarf
üg vil hoher staste sich,
s6 gedenket er daj ich
mit triuwen sin geselle was.
Konrad von Würzburg Engelhard 5654
Haupt;
so was ir antlitze
schone und uzerwelt so ho,
dag si den keiser machte vro,
der den blic an sie gewarf.
passional 671, 65 Köpke ;
als er die rede in vorgewarf,
do wart ir herze also scharf. 39, 81;
mit minen vreuden ich da ranc,
unz ich sie under mich gewarf.
passional 285, 73 Köpke;
und bitten vil innechlichen , dag der geist siner minne
unser herz erfülle . . . und als er erstuont von dem
grabe, dag wir also zerucke gewerfen alle unser missetät,
die uns an lige libes und sgle. St. Pauler predigten 86
Jeitteles; dese ghedachten en künde he nicht van em
ghewerpen. leben d. h. Franz 48''. Schiller-Lübben 2, 103.
GEWERFEN II, verb., unmittelbare ableitung von ge-
werf I : sollen in aller mass als andere ligende güetter, so
die innwoner des gotzhuses buwen und besitzen, gesturt
gewerfft und angeschlagen werden, urk. v. i480 bei Schöpf-
LiN Alsatia dipl. 2, 418; gewerfen, steuren oder lossungen,
guarandare, vocab. v. 1482, vgl. Lexer l, 987.
GEWERFNIS , /. , ableitung von gewerf I : wir Fride-
rich . . . haben . . . geordnet und gesetzt, dasg nu fürbasg
hin der gemelt abbt und sein nachkommen des gemelten
gotzhusses Murbach uff all und iclich güetter ligende,
. . . stür gewerffniss und ander mittliden zu einer jeden
zitt, so das ir und des gotshuss nottdurfft ervordert,
schlahen legen nemen und gebruchen. urk. v. 1480 bei
Sghöpflin 2, 413.
GEWERK, n., eine form, deren neuerer gebrauch auf
andere Voraussetzungen weist, als die gleichlautenden formen
der älteren spräche erschlieszen lassen, althochdexitsch und
mittelhochdeutsch gewerk gehören nach bildung und be-
deutung in die gleiche sippe , die in der heutigen spräche
durch das neutrum gewirk (s. d.) vertreten ist. die haupt-
linien unseres heutigen gebrauchs von gewerk dagegen
zweigen von dem entwicklungsgang ab, den das masculinum
gewerke (s. d.) genommen Imt. denn das gewerk der neu-
hochdeutschen spräche ist in erster linie ein collectivum,
das dem plural von gewerke entspricht, ebenso wie auch das
fem. gewerkschaft (s. d) neuerdings in den gleichen be-
deutung szusammenhang einmündet, in dieser collectiv-
bedeutung , die zunächst auf personen eingeschränkt ist,
füllt gewerk eine lücke aus, die der bedeutungsumfang
von gewerbe offen liesz. auf diesem gegensatz beruhen
vor allem die bedeutungsunter schiede von compositis loie
gewerksabgaben gegen gewerbeabgaben, gewerksamt gegen
gewerbeamt, gewerksartikel gegen gewerbeartikel, gewerks-
assessor g'egreji gewerbeassessor, gewerkslade ^e^en gewerbe-
laden, gewerksmässig gegen gewerbemässig, gewerkschaft
gegen gewerbschaft , gewerkverein gegen gewerbeverein.
dasz in solcher ergänzungsstellung von gewerk neben
gewerbe auch Übergangspunkte zur bedeutung sannäherung
liegen, ist selbstverständlich ; in mehr als einem Zusammen-
hang tritt das persönliche moment an der collectivbedeu-
tung von gewerk zurück, und der gegensatz gegen gewerbe
verivischt sich, überdiesz ist wohl auch mit nachwirkungen
mancher älterer gebrauchsformen von gewerk zu rechnen,
die sich namentlich landschaftlich geltend machen, denn die
meisten berührungen von gewerk und gewerbe gehören nord-
ost-deutschen Zeugnissen — dein colonisationsgebiet — an.
für diese berührungen sind namentlich composita typisch,
vgl. gewerksanlage {neben gewerbeanlage) , gewerksfach,
-geheimniss , -schule, -stadt, -tisch, -waare, -weit, vor
allem gehören hierher gewerksam und gewerksleute.
l) gewerk und gewirk.
a) formen und bedeutung szusammenhang mit dem Sub-
stantiv werk und den schwachen verbis wirkjan, wurkjan
(wirken) und werkön.
5633
GEWERK (1, vorgeschickte)
QEWERK (1. voi^eschiehte)
5634
a) diu gotiaehe zeigt dreierlei tubtlantivobUitungen au»
dieaer fippe: gawaurki neben gawaurkjan; waurittw xu
waurkjan und die partieipial/orm, die in nuammen-
aeUungen wie uswaarhU (gereohUgkcit), frawanrhU (sOnde)
eine weitgehend» Verflüchtigung der btdeutung det vmrUimt
erkennen läatt. auch in gawaurki ist di» htdauhmg
weit von ihrem auagangapunkt abgelenkt; $i» hat »iek
in der gleichen richtung verengert, die gewerb« in der
parallele mit negotium, quaestua einathlug: nl ainshun
drauhtinonds dugawindit) aik gawaurkjam |>izot aldais.
Ulfilas a Timoth. >, 4 (kainor, der da riltorachaflet
got, anterwindt sich weltllolicz geschoft. cod. Tepl.);
Jah gasviltan gawaurki. Phil. l. >i (sterben iit mir
ein gewin, cod. Tepl.; ebenao Lutiikh u.a.). ebenao Phü.
8, 7; 1 Timoth. 6, 6; ei Christau du gawuurkja babao,
Phil. 8, 8 (das ich gewänne Ciiristum, cod. TepL äknl.
Luther), uraprünglieher und umfassender ist die bedtutung
dagegen im gotiachen waurstw erhalten, sie wird dort auch in
den beiden richtungen tum auadruck gebracht, die die deut-
eehen beiapiele beatimmen, in der function eines nomen actio-
nia und in der tuapitzung auf daa ergebniat der thätigkeit.
l)) du l>ammei arbaidja usdaudjands bi waarstwa |>atei
inna waurkcit> in mis in mahtai. Ulpilas Koloaa. l. n
(in dem auch ich arbait ze streiten nach seiner Wirkung,
di er wirkt in mir in der kraft, cod. Tepl.); ebenao Phil.
8, 21; Ephea. l, 9; 4, 16; ähnl. Koloaa. 9, IS.
8)) got waurstw waurhta bi mir, Ulpilas Marc. 14, 6
(ain gut werk hat si gewirkt an mir, cod. Tepl.); genau
ao Joh. 6, 89; ähnl. Joh. 10, 88.
ß) an die eben erwähnten gotiachen bildungen knüpfen
ähnliche gebrauchaformen auch auf deutschem boden an.
i)) eng vor allem achlieszt sich an uswaurhts, frawaurhts
das fem. kawurht, alta. giwurhti an. a. Gkai'p 1,975;
vgl. angela. gewyrht Bosworth-Toi.ler 473*, mhd. ge-
wurht, mhd. wb. 8, 695*; Lex er 1, 908. daa fem. bringt
durdiweg die function des nomen actionia tum auadruck
und unteratellt die handlungen der sittlich religiUatn be-
urteüung: cawurht, mcrito; pi kiwurihtim, merito. Kero-
niache gloaaen bei Grapp a. a. o.;
tbanen cft kuman
an bimil-wolknun berod endi allumn belidO knnnie
mid is wordun adilian, al sA irO gcwurhtf sind.
Ueliand bOOO ; ebento 8147 ;
nl was it thOb be ia riwarhtiun pidAan. 6110;
d spr&cb von welcher gewrht« chumet mir
dax du cbome zu mir
mflter mines hcrren
min chint wil dih eren.
dag mendet lich ine mir.
leben Jetu bei Diemer dUch. ged. 231, 12,
ähid. 246, 81 ; vgl. auch {bücher mosU) 9, 14 ;
da sint die berren iouh die armen alle gliche
da teilit unsere ieclicbom sine gebe got der riuhe
also er die mazze an unseren guirhten weiz.
daa himmelreich 246 (». / d. o. 8, 162) ;
deix ona nah onaem guirhten nibne werde vergolten. 834.
dagegen weiat auf die breitere grundlage, von der aich
dieae engere bedeutung abgeiiceigt hat, der folgende beleg
turüek: diu maget genas von gotes gewirhte dos gotea
annes. apec. ecclea. 86.
8)) der bildung nach achlieatt »ich hieran daa netttrum
gewürchte, daa die aachbedeittung vertritt, die belege reichen
nicht über die mittelhochdetttache dichtung turüek {daa
angela. neutr. geweorcht unteracheidet aich in der bedeu-
tung nicht vom fem. gewyrcht, vgl. BoswortiiToller
466*), greifen aber in die neuhochdeutsche proaa über, vgl.
mhd. tob. 8,695; Lexer 1,998. vgl. auch ttnten, s. vor
allem gewirk. in der bedeutung lassen sich tuti haupt-
gnippen scheiden, die allgemeinere eines bautcerka und
die enger« e\7\ea flechticerks:
dem bethutie nahen bi
worhten stein metzen dri
•in gewalb« ao getan (yroft für Hektar)
... an dem gewelb« waa aulch pria
... dag seworcbt« waa ao riebe.
Hbrbort von Farrzi-AR trcr}. hrieg 10786
Frommann,
ebenso 1817/'. 1888. vgl. attck gewürchte Qotkaer und
Heidelberger handschr. tur Eneide »Ml;
roc unde mantel baet« er an
von einem pTeile, des waa rfch
nnd« an gewitrhte wunderlich.
GoTFiuo Trittan 8684,
ebenao Ulrich von Zatzikhoten, LanseUt 4760. 9I1S:
Schaidbnrkimbb Odyssee 4t*; 6^.
8)) tf» beiden bsieuhtn§tm krmut titk mit dimtr büdung
eine ummitidbar» mhitiltm§ vcm mrMalmwsm, il$ itmao-
tiseken fawaarki am nächsten enlsprieki. $U tritt mm-
ding» erst spätulthochdeHtath auf, und m ist Umr «ii M
den bdegen der mittelhochdeutschen und ntukoekdmlaekm
teit möglich, dost et sieh um mmbüdiuttm hrnndeti, di»
erst später vom vtrbum abststigt», vgL fewnrobl Gfurr
1,875; gewOrke, gewirke mhd. wb. 8, SM*. Lkxkr 1,9«.
vgl. attch gewirk und gewirke. der bedeutungsua^ang
dieser bildung ist der uw\fassendste , er bringt mAm» d»n
beiden hauptfbrmen dar saehbedsutung auch da» iiobhii
aetionis ai^f breiter grundlag» »ur gtUung.
ä)) notnen aetionis: sin selbM opanüo (keworehe) aod«
sin selbes fortitado (chraft) Notkbr p»alm m, 1 Hatttmtr
9, 849; alle leut, mit allem ircm gewarice shid Tol «itid»
keit worden, ackermann aus Böhtn«» 99. 15: got oad leb
wir seind ein in disem gewürcke, er wfircket, und ich
gowUrde. Tauler predigten (is*i) 906*; des nutzes onde
des gowUrkes David v. Auosburo s. m. d. a. 9. M.
b)) Sachbedeutung, vgl. aueh des flants gewirk Malagi»,
». Lexer a. a. o.
a)) das kewarche dero werlte. textum mundi Notkbr,
Überset», ds» Mari. CopeUa. ». GRArr a. a. o. ;
dar ftf HMD d4 worhto
mit aimaa« and baraite
•in geworka, dag aich brrite
al uroba in allao attao
anleng« and« anwltan
t» iegellcbam atoiae
gfiter spannen aiiM.
H. V. VsLDiKi Eneide 9U, 4 JBtaifiBer (Mr. gewwk», wen),
eAnwo 851, 87 {Ooihaer handschr.: geworchte; Heiddhsrgsr
handschr.: gewirke); nieman sol legen dekcinen mist fOr
sin hus. er enwelle in denne zehande emweo ffiren an
die stat. die man hie uz nimet. sunderliche als bi den
fleisohbenken, bi sant Stephane, bi dem brannen an dem
rossemerkte. and an der stat, der man spricbet gewirke,
deutsche übera. {des \i. jahrh.) des Strasxburg. stadtrecht»
bei Gaupp atadtreehte d. mittelaltera 1, 68 {locum qui dieitur
gewirke lat. faaaung des 11. jahrh.). ob gewirke hier
dungatätte bedeutet, und ob daa tertium comparationis da»
kunatmäatige aufachichten dea düngera bUdett
/3)) item adi 87 novembris kauft ich durch die Loch-
nerin ailerlai polster, kUsz und gewnrk als hernach stet
Tuch ER hauatuUtbuch 104 Looae, ebenao 106. daa gleich»
bei ScHAiDENREissER Odyssee 81*. vgl. auch gewirk.
y) wie schon die leaarten eintelner belege tu geworoht
und gewurche gezeigt haben, iat in allen dieaen venoen-
düngen auch die form gewerk tu beobttchten, die ihrer
bildung nach wie in ihrem bedeutungagehalt als eine ver-
stärkte form ft* werk {s. d.) anxusprechen ist, vgL oawereh
Grapp 1, 966; nebenformen »eigen autk di» bitdmmgnsei»»
der eoUeetiva mit dem i-stif/ix {vgl. kiwirkhi »btndata),
ohne da»» eine eolUetivbedeuiung recht hu aw fc itt. »ek»m
in der wüttelhochdeutsehen periode ist di» trk9hm$tg da»
stammvocals vor dem ist^fflx witdar b$»»Higt: flicr d»m
auslaut liegen sichere anhaltapwM» Immm «er. tenst» muek
als norma^form in den textaüsgmben durtksssg gewe^e «»•
gegeben uird, vgl. mhd. wb. 8, 690^. Lbxbr 1, 987; di» ncw-
hochdeutsche periode teigt von atyfamg an die kurwe form
gewerk ii» Übereinstimmung mit dem simplex werk, di»
form gewirk {s. d) darf nicht /ur dasfortiibtm dm iUeren
kiwirkhi in antprudi g»noman»m wsrdm» «it itt na» laut-
lieh atis gewürk. gew(^« tmImtMt
b) die Verwendungen von g«w«k führen in der alihoek
deutsdten periode niekt von der linie ab, die durch den
gebrauch de» eiisfadken »ub»tanti9» fssBfW i»t (mgL weik
bei Grapp i, 969): dort haben »ich mi-mndumgen trgtbtn,
die die f\4nction eine» nomen meHomi» mmpitgtn (werk
■■ operatio. fabricatio, opera) und «efcA«. di» der «adk-
bedeutung tustreben, vgL ther solch we^ wirkit Otprio
8, 80, 150 u. a.
a) die ßtnetion de» n»m»n metitni» (ms angel». geweorc
kaum mehr sur gtUui^ gdrmdU, »gl. Bosworth-Tollbr
466»).
l)) forlttan fhindaa giwerk
diubolae cidftdi, endi aOkean ir4 drohtinea rlU.
Heiiand 1966;
5635 GEWERK (1, ältere gebrauchsformen)
thn skalt hir kraft sehan,
waldandes giwerk; thi skal hir willeo gestandan.
., . . . . .,„, 2196, ebenso 160;
that ni wan godllkora
alah obar erdu thurh erl6 band,
thurh mannes giwerk mid megin— kraft
rakud arihtid. 4279.
2)) scenophigia, constructio templi, kiwirkhi. Keronische
glossen Steinmeyer-Sievers l, 253;
Matheus endi Markus so wärun thia man hetana,
Lukas endi Johannes: sia wärun gode liofea,
wirdiga ti them giwirkie.
Heliand 20 (nur im Coit.), vgl. auch 3429.
ß) die Sachbedeutung, die vor allem im angels. geweorc
ausgeprägt ist (vgl. hord reafian, eald enta geweorc Beo-
vmlf 2'ns u. a.; vgl. geweorc, arx, ßgmentum, mMchina
BoswoRTH-ToLLER 4ß5 ff.), ßudct ttuch oltliochdeutsche uud
altsächsische parallelen ; editio cawerch Ambraser handschr.
der Srdbanischen glossen Steinmeyer-Sievers l, 117 (in
den handschr. der Keronischen sippe cascaf, kiscaf); ßg-
mentum, cawerch ebenda 1, 157;
than mer te thiu bürg ni mag, thiu an berge städ,
höh bolm— klibu, biholan werdan,
wrisilik giwerk. Weliand 1897.
c) für die mittelhochdeutsche dichtung liegen nur icenige
belege vor; diese aus der ältesten zeit, beim pfaffen Lam-
precht und Heinrich von Veldeke. vertreten ist dabei
das nomen actionis — als gegenständ sittlich -religiöser
beurtheilung — und die sachbedeutung in den beiden rich-
tungen des bauwerks und des ßechtwerks.
a) nomen actionis, vgl. gewerc Verwijs-Verdam 2, 1898 :
si dienden Sinte Servaes al dae
mit groten oetmoede,
mit älrehande goede,
mit menghen goeden ghewerke
mede te zieren sine kerke,
met waken ende meede gebede.
Heinr. V. Veldeke Servatius 2, 289 Bormans.
ebenso 1, 1742.
/ff) sachbedeutung, vgl. Verw^ijs-Verdam 2, 1899.
D)
dig sult ir rehte merken :
dö big er starc gewerke (handschr. gewerken)
machen üffe schlben
und z6 der stat triben
imd hiz di müren bowen
mit stenellnen gezowen.
Lamprecht Alexander (Strassb. handschr.)
1206 Kinzel;
dö leitte mich di kuningln
di dritte kemenäten in . . .
von edelen bolze aspindei
was daz gewerke. (straszb. handschr.) 6095;
der besten spiegel einen,
dannen abe ich ie gehörde,
der stunt an einem erde
oben an dem gewerke
mit solbem gemerke,
swenne lieht was der tach,
daj man den spiegel gesach.
Heinr. v. Veldeke Eneide 256, 1 EttmiiMer
(gewrche Berl. handschr., gewerche Münch.,
werke Gotha, Heidelb.).
dazu vgl. gewerke in der ausgäbe von Behaghd 9448, 9401.
9565, wo die lesarten die oben belegten nebenformen auf-
weisen oder das einfache werk zeigen.
a)) ein brün zobil zu mäzen rüch . . .
des seibin gewerkis
was ein reo ir gesnitin
nach den franzoyschin sitin
wedir zu lanc noch zu kurt.
Athis u. PropMUas D 158 W. Grimm.
d) vereinzelte neuhochdeutsche belege sind nicht immer
sicher von den unter dem einflusz der entmcklung von
gewerke entstandenen Verwendungen zu trennen, einige
aber gehören bestimmt hierher.
a) an die obigen belege für das nomen actionis knüpft an :
unde vorchte sich ein iclich mensche und si gebot-
schaften die gewerg gotis und di tat sin vernomin si
Trebnitzer psalmen 63, 10 (opera dei et facta ejus; gotes
werk Notker, ähnlich Luther, dazu vgl. gewerck, tag-
arbeit, opus, operatio, labor, industria operantis, s. werck
Henisch 1598. dagegen steht das folgende notnen actionis
unter dem einflusz der später (ß, 2)) besprochenen verwen-
sieh I wie besorgt um dein neu werdend leben,
geschäftig rings sich regen werkgesellen I
die bien' häuft linden seim dir in die zellen,
. . . und zwischen das gewerk tönt das geklinge
der nachtigall, als mahnende frohnglocke.
Rückert (liebesfrühling) 1, 858.
GEWERK (1, ältere gebrauchsformen) 5636
ß) die sachbedeutung wird innerhalb der oben festgelegten
gruppen verschiedenartig eingeengt und abgelenkt, beim
bauwerk ivird unter anlehnung an bergwerk u. a. die
beziehung auf den bergbau entvÄckelt, beim ßecht- und
netzwerk die von gewirk so häußg gestreifte fhätigkeit der
biene; andere enttoicklungs formen beruhen auf späterer
entlehnung aus dem bedeutungsg ehalte von werk, so die
kennzeichnung des räderiverks einer Maschine oder die all-
gemeinere bedeutung eines erzeugnisses des kunstßeiszes.
l)) beziehung auf den bergbau.
a)) item du salt wissen wu freie tsechen und lehen-
schafft is do hot recht ein tribgewerk fier lochter und
ein lehenhewer sali weichen dem tribgewerk zwen lochter.
nachtrag zum Schemnitzer bergrecht Wenzel (s. Wiener
Jahrb. d. litt. 104, anzeigebl, 20), vgl. auch erbgewerk
ebenda; die meister, knappen, steiger.
Schmelzer, probirer, scheider,
unnd was hilfft in gewercken,
sei fleissig und getrew,
hab gut gewissn darbei.
Mart. Rinckhart eisleb. Christi, rifter
(3. 10), s. 68 neudr.
b)) ich hatt im frieden ja den dienst beim, salzgewerk zu Hall.
Immermann {^Andreas Hofer 1) 16, 498 Hempel.
2)) gewerk = gewebe, das flechtwerk der spinnen,
der zellenbau der bienen-. 0 wie fein reimt sich Esaie
Spruch: si brüten basiliscen eier, und wircken spinne-
wepp: aber das gewirck und gewerck taugt nichts zur
decke: dan ir werck ist muh. Fischart bienenkorb bl^
(1581; fehlt 1579); sie bauen sechseckichte zellen und
füllen dieselben mit seim, und machen honigkuchen,
aus welchen das honig fliesset. die gewerke am feuer
geschmelzet, werden zu wachs. Comenius orbis pictus
(1662) 99; crates, das gewerke. ebenda; zum dritten die
fliegen, unter welchen die seidenwürme die seide machen,
die sumsenden bienen honighäuszlein oder das gewercke
(so die hummeln auszzehren), und lassen jährlich einen
schwärm, als ein newes volck, auszfliegen. janua aurea
(1644) 62 (favos mellis. les rayons de miel).
3)) neuere Verwendung von gewerk im sinne von werk.
a)) (Hekuba) stieg empor
in's duftende gemach, wo, allerlei
an kunst, gewänder lagen, das gewerk
der mädchen Sidon's.
Hias, übers, v. Bürger (6. 379) 3, 137 (werke
Sidonischer frauen Voss) ;
dann mag's ein anderer, oder nie einer besser machen:
mir gleich viell über meine bereits fertige arbeit aber
Sprech' ich den schwur des Pandarus aus:
„es schlage mir mein feind das haupt herab,
wenn meme band dies nichtige gewerk
nicht dann zerreiszt und licherloh verbrennt!"
Bürger (prolog z. 5. rhapsodie der Iliaa in
Jamben, vgl. Utas 5, 215 wo nicht dieses ge-
schosz in loderndes feuer ich werfe Voss).
b)) ein hölzern männlein, wunderlich geschmückt
ist aufgestellt vor all den kühnen recken, '
ein männlein, in die Stellung bingebückt,
die hinter zäunen heimisch ist und hecken ;
durch innere gewerke vorgedruckt
entfallen münzen in ein klingend becken.
Uhland (Fortunat 1, 221), 1, 350 Erich Schmidt,
vgl. die älteren ähnlichen belege: gewerk signifle aussi
le frein, pour arreter un moulin ä vent Schwan (i783)
1, 745». vgl. machinae = gewerkzeug Comenius orbis
pictus (1662) 134.
c)) er nahm den ambosz, als sei er eine feder, auf und
trug ihn nebst hammer und zange unter einen kleinen
Schoppen zwischen wohnhaus und scheure, in welchem
hobelbank, säge, Stemmeisen und was sonst zu zimmer-
und schreinergewerk gehört, bei holz und brettern mancher
art stand, lag oder hing. Immermann (Münchhausen 2. 1)
1, 124 Hempel;
du muszt ja schaffen, muszt erraffen,
in steter gier nach gut und geld;
sie gönnen dir kein handgewerke,
sie gönnen dir kein ackerfeld.
Karl Beck lieder vom armen mann (der
trödeljude) (1846) 57.
d)) wie bei werk mrd auch die statte, die anstalt, in
der die arbeit verrichtet udrd, in den bedeutungstimfang
von gewerk hereingezogen. Campe ist der erste, der im
gegensatz zu Adelung auf diese richtung der entwicklung
aufmerksam weicht: gewerk , , . auch eine Werkstatt oder
5637 GEWERK («, penönliches eollecHv)
«nstalt, wo diese arbeit verrichtet wird (/abrique. manu-
faetur), das grossgewerk 1,869; daa grosze and Überaus
sehenswürdige gewerk für lUcher r.u Vael. rimuia, u. a. ;
beide älteren brlkdcr halten gemeinsam eine gerberel
▼on ihrem vater Ubürkonmivn , ... als aber nach dem
kriege dies gowerk ... zu stocken begann, kamen schwere
magere Jahre. QRiiviNua lebtn 8.
8) die hauptveriomdung dt» heutiatn neutrum» aU er-
ffäntung xmd aeilenttikk tu gewerbe teeist in den ent-
vkklungagany de* nomtn agenti» gewerke hinüber, au»
d»m ein moment deshalb hier vorweg genommen %v»rd»n
«MMt.
o) der pluralgehraueh dieaea imwc. gewerke entwickelt ein«
collectivbtdexUung , die ihre eigenen wege geht und einen
neuen aingular ergänzt, damit ist nicht bloat ein ijenuaiccehael
verbunden, aondem auch eiti- übertritt att» der aehwachen
flexion in die atarke , deren Vorbedingungen in der un-
aieherheit dea gebrauche» dieser formen hier naehgewieaen
werden können, gleich die ältesten belegt au» SchOi'ZES
Preuaten (1699) laaaen daa erkennen, in denen da» aubatanfiv
Ubrigena bald mit bald ohne priifix eraeheint. tur aehwachen
flexion, vgl.: sonderlich als ihnen nicht unbowast war,
was die gemeinden und werckcn der rechten und alten
Stadt dem hohmeistor nllhcrcit geantwortet hellen 881*;
am miltwoch nach palmarum schriebe der hohmeister
and der gewesene comptcr zum Klbing der von Plawen
an die gewercken und gemeinde der alten stadt Königs-
berg und lobet ihr trew und guthortzipkeit, die sie za
dem orden trugen Uö**; tur starken form vgl.: unter den
siegeln der wercke hosennehor, Schneider und bccker,
welcher Siegel wie alle andere wercke und gantze ge-
meine der rechten und alten stad Dantzigk hier za ge-
brauchen für diszinahl aso** u. a. der gleiche gegenaata
kehrt auch in andern belegen wieder, vgl. : aafT diese waren
(folgten im festzuge) die kAnstler und gewercken , und
bald hernach die obrigkeit, ein jeglicher mit dem ehren
zeichen seines ampts. Barci>ays Argenia (S, S) übera.
von Opitz i, 411 gegenüber von: als haben wir hieniit
den handwerckern und der gemeinen burgerschaft auf-
erlegt, das ein jeder vor martini za seines hauscs not-
thurft sein brolkorn einkaufe, versorge and sollen die
gewerke für sich und ihrd guldebrader . . . sich von
ihrem vorralh zeitlich in einem jeden ambte mit brot-
korn versehen. Stettinrr kornordnung von 1806 bei Naudk,
getjeidehandelspolitik 120, vgl. auch die gewerke bei MiORÄ-
LIU8 altea Pommern a, io. 8,59 u. a. den günstigsten
boden für solche Verschiebungen bot der dativ pluralis,
in dem beide flexionen übereinstimmen, und in dem daa
Substantiv besonders häußg belegt ist: über dieses alles
feierete der hohmeister nicht, sondern unterbawete allent-
halb bei dem gemeinen manne und bei den wercken zu
Dantzig, damit er sie wieder an sich ziehen möchte.
Schütze Preuazen 980»; wir haben auch den gemeinen
and gewercken in der rehten und alten stadt Dantzig
in gleicher weise geschrieben 881*; also haben wir ... die
in gedachten anserm königreiche denen gewerken vorhin
ertheilte innungsbriefe , oder sogenannte privilegia auf-
zuheben resolviret. königl. prettst. Verfügung i»on 1761 bei
RoHRSciiEiDT, vom zunßzicange 39; die gleiche form auch
in der handicerksordn. für Westphalen v. 177* bei Oktlofp
87; pretisz. verordn. v. 1808 gesetsa. ». 816; Götiib 11, 808;
(J. G. Hopfmann) daa interea»e de» menachen u. ». w., », 89.
40. 78. 148; Benda Shakeapeartüher». 18, 818; PnLTz übn».
de» Holberg; Röc.kert l, 195 tt. a. der collectivbegriff. der
da» gewerk al» eine geachloaaene Corporation erscheinen
läszt, ist in den einzelnen belegen verschiedenartig ent-
wickelt; am nadidrücklichsten macht er sich gerade in den
älteren beispielen gdtetid.
a) einselne Verwendungen, in denen der pluralgebrauch
nicht bis tum auageaprochenen eoUeetivbegriff vorsehreitet,
die aber durch die atarke flexion dea aubst. in diesen tu-
sammenhang iveisen : etwas durch die gewerke besichtigen
lassen, faire visiter quelqtte chose par lea experta Schwan
(1788) 1, 745* ; nachdem der redende . . . geschlossen hatte,
richteten die sämmtlichen anwesenden sich auf, und die
gewerke, anstatt abzuziehen, bildeten einen regelmäszigea
kreis vor der tafel der anerkannten oberen. Göthb
{wanderjahre 3, 18). 83, 168; aus den straszen zu entweichen,
IV.
GEWERK (f, penönliches eotUetiv) 5638
wo wagner, schmiede and andre gewerke ir w«Mn fiffent*
lieh unermUdet und gerftuschvoll treiben, and sicii in da«
gärtchen im geistlichen thale zu verbergen war höchst
behaglich, (kampagne in Virankreieh) 80. liff; die adelst«
schirmvogtei der kalser ond könige wers ohne sweifel,
dasz sie der gewalt des raube« stldte, und dem Joeh
des leibeigenthums kUnstler und gewerke entzogen, deeg
sie den freien flelsz und handel durch gereohtigkciteo.
zollfroiheit, den marktfrieden and sichere geleite be-
schützet und befördert . . . haben. lieiiOEn ideen tur
philoa. der geaeh. der meneehheit (18, 8. 6) 4 (I7«l). 887; das
oapital machte der (atadt) arlstokratie schon eine um
vieles gröszere concurrenz, als die handarbeit der gewerke
es vermochte. Tu. hlvfttyr geaeh. d. deut»eÄ. aUhuU (8, 8) an.
ß) t«ugni»»e für den eoUeetivbegriff; dar plunU führt
gc»chlo»»ent eorporationen ein.
l)) sollen die gewerke die werkskosten and Verschwen-
dungen abstellen und anstath desselbigen von den newen
gildobriidcrn , lehrjungen ein genantes angelde nehmen,
undt was also ein jedes werk von newen gildebrUdem, lehr-
jungen und tadclhaftcn meisterstUcken einbekombt. zu ein-
kaufung des vorraths an getreidig brauchen und sonsten
vor solche und dergleichen strafen kein hier nehmen. SW-
tiner kornordnung von 1606 bei Tiwut getreidehandeUpelitik
181 ; als die brauer um die erhöhung des vorhin gewöhn-
lichen bicrkaufres . . . anhielten, und das quart hier, zwar
mit des landsfUrsten vorwissen, aber ohne Zuziehung der
gcwercke und gemeine, auff vier pfenning löbisch mehr als
vorhin . . . setzeten, der pöbel daher sich sehr auffrUhrisch
bczeigete. }A\c.hki.\vs alt. PommerlanditM. ähnlieJt 3, W,
wenn ein handwerksgescilo gewandert kommt, soll er
in der ordentlichen herberge, oder bei einem meister.
in welchen gewerken solches gebräuchlich, einkehren.
handirerkaordn. f. Westpreutten (1774) OrtlofftH; nachdem
wir allerhöchst-selbst erwogen haben, dasz der den l>äcker-,
Schlächter- und hökergewerken in den städten unserer
Provinzen Ost- und Westpreuszen . . . zustehende Zunft-
zwang . . . den . . . übrigen einwohnem der st&dle zum
groszen nachtheil gereicht, ... so haben wir beschlossen,
die hökerzUnfte gänzlich aufzuheben, preuat. Verordnung
von 1808, gesetzsamml. 1806/10, a. 816; die grenzen zwischen
den gewerken der hafschmlede und Schlosser scheinen
auch einer Verbesserung za bedUrfen. (J. G. Hofpmann)
da» interesse dea menachen an d. beateh. tunftverf. 78,
ähnlieh ».89; die tägliche erfahrung lehrt indessen, dass
die polizeitaxcn bei den geschlosznen gewerken ihren
zweck nicht erreichen. 148.
8)) aufläge, so nennen die gewerke ihre monatliche . . .
Zusammenkünfte ... wo von einem jeden ein beitrag «a
gelde zur lade aufgeleget oder entrichtet wird. Jacobsson
technolog. wb, l, 81**; ,,ich sehe es wohl an deiner nea-
gierde," sprach Fingerling, „dasz du lust zum handwerke
hast und dasz du die spöttischen reden der andern (•>
werke über uns Schneider nicht achtest." Arnim (Irroneis»
Wächter) 9, *0; Eugen sasz just unter dem bilde des landes-
fOrsten und der fUrstin an dem ccktisrhe. über welchem
in latemenähnlichen kästchen die bänderverzierten in-
nungszeichen verschiedener gewerke hingen. Aufbrach,
neuea leben 1. 8S8; vor dieser guten stadt löblicher burger-
schaft achtbaren gewerken, erscheine ich endesunter-
schriebener N. N. , unwürdiger aeltester des achtbaren
hutmachergewerks. Prutz übera. der komüdien Holberg»
(der polit. kanngietzer i, 8) 1,71; war doch am nach-
mittage von gesammten zimmerlenten aus stadt und amt
der neue galgen . . . aafgerichtet and ihnen dann frei
hier . . . verabreicht worden; da haben die anderen ge-
werke auch nicht trocken sitzen wollen. Th. Storm
(zur ehron. r. Orieehuu») t, 96;
8)) (Vomme lltancisa betend
siehn die mAncb« still gepaani,
und die hilfreicbeo gewecae
folgen betend aus drä balleii.
Brxmtano rowemmi wom rasenCraitt (8. US)
t. 98 Morria: '
die «ewwke stellst da
B« MB tltMiB der macht;
eo verbriemst da, scheidend,
das erb« Friederich's.
Immbrmamn (aus den mewtonbtUem) 19, 888
Hempel;
354
5639 GEWERK (2, persönliches collectiv)
von den wällen sprach das geschütz des bürgerthums
auf ganz andere weise, wie im freien feld. wie brachen
die gewerke vor aus dem Ulrichsthor. W. Raabe unseres
herrgotts canzlei 2, 12; die gewerke zogen aus mit musik
und fahnenschwenken , und die Schulkinder folgten,
mädchen und knaben, und begrüszten den mai. Th. Fon-
tane {Grete Minde 6) i, 2, s. 355.
b) der singular läszt sich in diesem bedeutungszusammen-
hang zunächst nur ganz vereinzelt belegen ; aus dem 17. jahrh.
ist er einmal bezeugt, und in einer veriuendung, für deren
deutung sichere anhaltspunkte fehlen: mit wirtschafften,
kirchgang, kindertauff, rahts- und zunfftkosten, amt, ge-
werck und gülten, begräbnissen . . . bei reich und armen,
viel verschwendt und verthan wird. Wolder türkischer
Untergang (1664) b^. gedacht ist hier ivohl an die Zugehörig-
keit zu einer geschlossenen arbeitsgenossenschaft und an
die kosten, die aus der mitgliedschaft erwachsen, anders
grenzt sich im folgenden — weit späteren — beispiel die
bedeutung von gewerk ab, wo es dem einfachen werk gegen-
über gestellt ist. während dieses den rechtsanspruch auf
die ausübung einer thätigkeit kennzeichnet, deutet gewerk
auf den rahmen, innerhalb dessen die thätigkeit erfolgt.
das einfache werk berührt sich hier mit gewerbe in der
oben {sp. 5511) festgelegten bedeutung eines arbeitsrechtes
und gewerk steht dem als collectivbegriff gegenüber, der
die träger dieses rechtes corporativ zusammenschlieszt : so ein
handwerksmann sein werk binnen dieser stadt jähr und
tag verfähret, und solches ausser landes getrieben, auch
dem gewerke nicht gleich gethan hat, der soll das werk
von neuem zu gewinnen schuldig sein, neu-revidirte willkür
der Stadt Danzig (l76l) 65. in anderer richtung concur-
riert mit gewerbe {vgl. oben sp. 5519) der folgende beleg,
dem eben so gut ein persönlicher collectivbegriff als auch
ein nomen actionis zu gründe gelegt werden kann : wollen
sie mich aber durchaus bei meinem versprechen halten,
so nehmen sie mit einigen der wichtigsten stellen vor-
lieb , die sich am leichtesten durch worte ausdrücken
lassen, zum glück kann ich mit ihnen kunstmäszig
sprechen, denn sie sind mit vom gewerke! M. Mendels-
sohn (45. litteraturbrief) i, i (1844), s. 546; sein nachfolger
in der präfektur, war von gehurt ein Araber, und folg-
lich von Jugend an ein rauher von gewerk. Riemberg
übers, v. Gibbons gesch. d. röm. reichs 1, 315.
«) die ersten belege für den collectivbegriff in der bezie-
hung auf Personen fallen beim singular in das 2. drittel des
18. jahrh. , sie weisen nach Brandenburg, allgemeiner auf
die preuszische kanzleisprache. bald gehören sie sowohl dem
litterarischen gebrauch als auch den Wörterbüchern an.
l)) wir . . . ordnen und wollen demnach: . . . dasz der-
jenige, welcher meister bei dem gewerk . . . allhier werden
will, sich bei dem aus des magistrats mittel dem ge-
werke zugeordneten beisitzer . . . melden . . . solle. Pri-
vileg des . . . gewerks in Brandenburg von 1737 bei Ort-
LOFF 53 ; der gouverneur - . . an einem orte, musz, mit Zu-
ziehung des magistrats und der bürgerschaft, gute feuer-
anstalten machen, damit, bei entstehendem falle, ein
jedes gewerck wisse, was es dabei zu thun hat. regle-
ment f. d. kgl. preusz. leichte infanterie (1788) 377; nach
zurückerhaltener kundschaft musz der geselle seine reise
sofort antreten, wird er daran durch zufall verhindert:
so musz er die kundschaft bei dem gewerke anderweit
niederlegen, preusz. allg. landrecht ii 8, 393. 394; bei der
aufläge der meister werden auch gemeiniglich die neuen
lehrlinge ins gewerk aufgenommen, und ... die aus-
gelernten ... losgesprochen, und zum gesellen gemacht.
Jagobsson, techn. wb. l, 81''.
2)) das gewerk . . . ein collectivum, welches an einigen
orten, z. b. in der Mark Brandenburg, gebraucht wird,
alle zu einem handwerke gehörigen meister eines ortes zu
bezeichnen, für zunft, Innung, handwerk Adelung 2, 660
(als seltener gebrauch wird ebendort die engere beziehung
auf die gewerke einer bergzeche angemerkt, ,, wofür doch
gewerkschaft üblicher ist", vgl. dazu gewerke, gewerk-
schaft); ähnlich Hederich prompt, lat. l, 1422; gewerk
. . . die zunft, Innung, le corps de mAtier, les m^itres
de l'art Sgiiwan (i783) 1, 745*; gewerk, zusammenkom-
mende meisterschaft der zunft Fulda, versuch einer
allg. teutschen idiotikensamml. 582 ; gewerk, Innung, zunft
GEWERK (2, persönliches collectiv) 5640
Eberhardt 2, 285; gewerk . . . collectively (zunft, Innung,
handwerk) corporation, guild, Company Hilpert i 464*'
ähnlich Lueger lex. d. ges. techn. 4, 647; Thiel 4, 428«. «'.
zur mundartlichen Verbreitung dieser bildung vgl. auszer
Adelungs hinweis auf die Mark auch Hehtel Thüring.
Sprachschatz 257.
ß) gebrauchsformen.
l)) absoluter gebrauch: das (meisfer) stück wird dem
gewerke vorgelegt und beurtheilt. (J. G. Hoffmann) das
interesse des menschen . . . bei d. besteh, zunftverf. 112 ; da-
hingegen aber wird den zünftigen meistern nicht ver-
wehrt, auch solche waaren und arbeiten zu verfertigen,
welche dem gewerk, wozu sie gehören, zwar nicht aus-
drücklich, doch aber auch nicht andern gewerken bei-
gelegt sind. Saalfeldische allgem. innungsgesetze von 1803
bei ORTLOFF631; und dann schauet ins bürgerleben! da
hat jedes gewerk, oft das leichteste seine jahrelange
lehrzeit, seine fest und tief gewurzelte gewohnheit nöthig.
Guts-Muths, turnbuch, einl. s. 17;
marktschreiern gleich erwerb' ich ihre liebe.
abschmeicheln will ich mir ein jedes herz,
und mit der gunst von jeglichem gewerk'
in Rom nach hause kommen.
BENDA Moers, des Shakespeare {Coriolan 3, 2)
12, 138 (o/ all the trades in Borne; von jeder
zunft gellebt Schlegel-Tieck);
ich dächte , man sollte die bürgcrmeister abwechselnd
jetzt aus dem einen gewerk nehmen und jetzt aus dem
andern . . . und keiner sollte länger bürgcrmeister sein,
als einen monat, damit nicht ein gewerk mehr in flor
käme als das andere. Prutz übers, d. Holberg (der po-
litische kanngieszer 2, 3) 1, 35.
2)) unter den Verbindungen, die das Substantiv eingeht,
gewähren die attributiven bestimm,ungen manchen einblick
in das denken und fühlen des volkes. die substantivischen
begleiter dienen vorzugsweise der gliederung und erwecken
socialpolitisches interesse.
«)) gäbe es ein besonderes gewerk, dessen erste bestim-
mung und ganzer ehrgeiz es wäre, tüchtige fenster und
thüren zu verfertigen : so wäre diesem fühlbaren mangel
gewisz längst abgeholfen, eben dies gewerk könnte dem
Zimmermann manche arbeit abnehmen. (J. G. Hoffmann)
das interesse des menschen . . . bei d. besteh, zunftverf. 71; in
der gesellschaft erscheint der Deutsche selten als mensch,
d. h. als gesellschafter, sondern als guter beamter, pro-
fessor, Soldat . . . daher gibt es keinen köstlicheren gesell-
schafter als einen professor, nämlich für professoren; und
so ist ein Jurist einer der besten Unterhalter für — Juristen
— und so jeder vor der offenen lade seines gewerks.
Jean Paul {nachdämmerungen f. Deutschland!) 34, 75; ehe
ich jemals der Anna den consens gebe zur ehe mit einem
solchen armseligen häfner, und sie in ein solch bettel-
haft, schäbig gewerk ziehen lasse, eher will ich des
waibels stock mit dem weiszen bettelstabe vertauschen,
meines bruders kind soll in ein nobles glorioses hand-
werk heirathen. ich aber erkenne kein anderes als den
edlen soldatenstand. 'E,iG'aY.^D0Kv{jugendliebe)6,%zMüller;
von der landwehr sollt ihr hören,
auch von mir dem landwehrmann;
Schuster steht in hohen ehren
welcher näh'n und fechten kann.
immer bleib' ich am gewerke,
wo Hans Sachs die lieder singt,
Hans von Sagan's heldenstärke
hoch die kreuzesfahne schwingt.
M. V. Schenkendorf Königsberg' sehe wehr-
Ueder : Harn von Sagan) ;
subhastationen konnte er voraus berechnen wie die kalen-
dermacher das wetter; seine eigentliche Spezialität aber
waren die der feuerlegung verdächtigen windmüller. die
liste, die er darüber führte, umfaszte so ziemlich das
ganze gewerk. Th. Fontane (vor dem stürm 7) i, l, s. 63.
b)) in der regel wird in den groszen städten beszre
waare geliefert, wo das gewerk der kleinschmiede in
Schlosser, groszuhrmacher , zeug-, bohr-, messer und
zirkelschmiede zerfällt. (J. G. Hoffmann) das interesse
des menschen . . , an d. besteh, zunftverf. 29 ; das gewerk
der rasch- und zeugmacher, s. 65; zinngieszergewerk 64;
das gewerk der sattler Hilpert i, 464"; maurer, zimmer-
gewerk Lueger lex. d. ges. technik i, 647; unweit dieses
kandelabers . . . sitzt eine arbeiter-familie, die aus ihrem
5641 GEWERK (a, berUhrung mit gewerbo)
vittorlichcn haupt , einem schon etwas ergrauten ond,
wie Boino stiefel besagen , dem maurergewerk angebO-
rigor» manne . . . besteht. Tu. Munut J^ri» und Loui»
Napoleon 1, 89; ich fUlire hier nur als beispiel das ge
work der klompner in Berlin an, welches ans etwa 800
besieht, von denen nur etwa 860 der innnng beigetreten
Bind, welches den beKchlusz gefaszt hat, dasz niemand
mehr lehrlinge hiiltcn darf, als er gesellen hält. Bis-
MAncK {rede in der 8. kammer 1849) 1, IM Kohl.
c) die beziehttny auf peraonen, die die»em eclUctiv im
plural- in« im »ingulargebrawht anluvet, wird im
jeweiligen lummmenhang nalUrlieh nicht immer mit
gleichem naehdrurk festgehalten, wie leicht »ich diese*
moment in einseinen bedeuhtngsgruppen verflüchtigt, stigt
dieparaliele bei Schwan: einen aus dem gewerke stossen,
ihm das handwerk legen, exclure queleun l, 746*. eteiwo
macht sieh beim gebrauch zahlreicher composita von ge-
werk die eorporative seile de» gewerks vielfach weit weniger
geltend, als die beruf nthüligkeH, die die gewerksmUgliedsr
attsilben, vgl. gewcrksungclcgcnheiten, -ehre, -genösse,
-lied , miKsbrauch, -Privilegium, recht, -»ache, -strafe,
-Streitigkeit, -vortheil, -zwang, -zweig u. o. so bereitet sich
eine bedeutungsgemeinachaft mit gewerbe vor; und wenn
diese auch im allgetneingebratich noch keine grossen fort-
schritte gemacht hat, so sind doch immerhin einige feste
Verbindungen von gewerbe, vor allem eine reihe vot^ com-
positis, auch für gewerk erschlossen.
a) die beziehung auf personen wird durch den susammen-
hang verdunkelt,
1)) was handel, gewerke und gewerbe zusammen schaffen
müssen, bis ein gasimahl gegeben werden kann. Götiib
(VT. Meisters lehrj. 6, lo) 19, 194; im schalten eines fried-
lichen stadtrcginients gingen sie {die zilnj'te und gilden)
durch zucht und Ordnung hervor; die sinnreichsten kUnste
entstanden aus handarbeiten, aus gewcrkcn, deren ge-
wand sie, zumal disseit der Alpen, nicht zu ihrem scha-
den, lange zeit an sich getragen haben. Herueh (tVf«m i.
phil. d. gesch. d. menschh. 80, 6) 4, 831; in gegenden, die Rom
nicht besessen hatte, wurden sie {die städte) Vormauern
gegen den andrang neuer barbarcn, freiatäten der menschen,
dcii handcls, der kUnsto und gewerke. 329; und da arbeitet
denn der baumeister allen übrigen kUnstcn und gewerken
vor. GöT HR {paralipomena z. d. Schriften zur kunst) 49,8,
*. 870 Weimar; wie wimmelnd und lebendig regte sich
das Tolkl wie vervielfultigtcn und bevölkerten sich die
Städte! wie wuchsen die kUnste und gewerke I wie
zogen handel und reichtUmer weit durch das land und
die mcßre, Akndt geist der zeit (1813) 1, 231.
8)) so entstand im unfriedsamen staate aus eignen
kräften der nation ein friedsamer nützlicher staat, durch
gewerbe, bündnisse, gilden verbunden ; so hoben gewerke
sich aus dem drückenden joch der leibeigenschaft empor,
und gingen durch deutschen fleisz und treue, zum theil
in künste über, mit denen man andre nationen beschenkte.
HEUDEn ideeti (ix, :,) 4, 18&;
leis verhallt der ISnm de« lages,
die gewerke schlummern ein . . .
Lbutiiold ged., «. 70, vgl. die belege für
gewerb« (p. 6&S1.
ß) das j>er.<tönliche moment wird ganz abgestreift . ge-
v.erk tritt in die bedeuttmgsgemeinschaß von gewerbe ilber.
l)) die dramatikor werden verzeihe mirs gottl noch
toll, es ist ein wahres elend , dasz solches gesindci so
jämmerlichen kerlen als Wittenberg, Beinhart u. s. w.
anlasz geben musz, das gewerk der meister zugleich mit
zu verschreien. Bühgkr {an Boie \'il%)britfe 1, s«l; allein
sie sieht so wie ich ein, dasz das gedieht selbst die arbeit
eines lehrjungen in dem löblichen gewerke der verse-
* machorei sei. G. v. Uslar {an Bürger 1777), *. Bürgers
briefe 2. 187.
2)1 bekannt ists nehmlich, dasz die Britten bei ihren
gewerken die kunst theilen, dasz jener Uhrfedern macht,
dieser Uhrgehäuse u. s. w. ... Herder {philoaophei und
■ ■' rn-tnerei . . . 1776) 9, Ml Suphan; Paulsen besass mannig-
I. i'he kenntnisse und war dabei nicht nur von aner-
kannter tüchtigkeit in seinem eigenen handwerk, sondern
er hatte auch eine einsieht in die künftige entwicklung
der gewerke überhaupt. Storm {Pole Poggenspäler) 4, »7.
GEWERKE
5G42
y) gewerk dringt in die festen Verbindungen von ge-
werbe ein : in ländem, wo die freien leut«, sie moobteo
krieger, seefahrer, kaufleute oder müazifgftnftr Min, e«
unter ihrer würde hielten, sich mit der Tiehioobt, dem
ackerbau und den gewerken abzageben. H. H. Cludius
V. d. bei d. ndd. freien battem mügl. u. nütsL bädumg
(1805) t : endlich sin(f zünftige meister auch berechtiget,
neben ihrer profession von unzUaftigen gewerben solche,
die ex jure reali betrieben werden können, aokertMUi and
Viehzucht und andere anbedeatende gewerbe ... als i
gewerke zu betreiben. Saalfddisehe tUlgem,
von 1808 bei OnTLOPP Mf ; so dasz also weder meister
anderer zUnfte, noch auch andere, als Soldaten, ge
seilen u. s. w. diese gewerke auf eigene rechnang be-
treiben dürfen, ebenda 688; mehrere band werke oder
technische gewerke soll niemand so gMober leii be-
treiben, entwurf einer allgem. d, ksmdwerker und fmetftt-
ordn. V. 184M ; und zwar sitzen znvBrderst im linken een-
trum die Schweiz mit den constitutionellen Staaten de«
alten reichs, die treuherzig, gutmütig, mitten in ihren
groszen nöthen, gelassen die freibeit treiben, wie ein ehr-
sames gewerke. GöHRfna heil, allians.s. ll ; dadochsclilecbte
musikanten ihr gewerk als eine art anständiger l)ettler
treiben müssen, und da mancher gute maier schier ver-
hungert ist. Brentano {der philister vor, in und nach
der geschiehte) 8, 78 Morris.
GEWERKDIENER, m., s. gewerkendiener.
GEWKRKE. GEWERK, m., derfuncHon nach ein nomen
agentis ru werk {s. d.),für dessen büdungsweise und deutumg
mehrfache erldärungen möglieh sind, vor allmn ist hervor-
zuheben, dost teir es mit $wei hat^ptformem tu Ami habe»,
einer richtung, die die bergmmnnaepraA» behemdki, umd
einer anderen, die sieh durch dm aUgemetnem »prmA-
gebrauch sieht, in der Sondersprache des bergbauet laitem
schon die ältesten belege, die freilich spät f allen {vgL
wb. 8, Wfi, Lexer 1, 987) die active thätigkeit an dem
agentis suriicktreten. gewerke ist nidit so sehr einer, der
an einem werk arbeitet, oder der etwas ins werk seist, als
vielmehr einer, der an einem werk betheiligt ist. gewerke
ist der theühaber an einem werk, einem bergwerk. — eine
bedeutung, die später noch kräftiger durch mitge werke
ausgedrückt wird, bei dem bergmännischen gewerke liegt
also das Schwergewicht der bedeutung auf dem soeiaHven
moment, das vielleicht in dem präßx zur geltung kommt.
gans anders in dem allgemeineren gebrauch von ge-
werke , wie dieser namentlich in der Verwaltungssprache
des 14. bis 16. jahrh. , vor allem in Zeugnissen aus dem
wirthschaftsleben der städte, übermittdt teird. hier liegt
der Schwerpunkt auf dem nomen agentis werke: der ge-
werke ist activ thätig, durch seine arbeit seist er etwas
ins tcerk; das präfix ge, das auf einen anschluei o» ge-
nossen weist, giebt dem bedeutungsgehalt wol die tnttekiir
dende richtung, aber et schöpft ihn nicht aus, wie bei ge-
selle, gehülfe {eine vereinselte ausnähme s. unter i, a, y).
dieser gegensats des bergmUlnnisehen gebrauche von ge-
werke gegen den allgemeineren begriff eines mitarbeitere
läset eich an der hand des einschlägigen materiate nicht
auf einen gemeinsamen ausgangspunet der bedeuiungsent-
iricklung surücl^ühren ; das erste deutet eher darauf hin,
dasz hier eine engere eu^Anung an werk >■ berfwerk «lu«»-
nehmen ist. jedet^aUt müssen beide ftbrmudtßftnMM §t-
trennt betrachtet werdm, um tnoU dtu, viat fikr dit «sne
^iV^. der andern unttmAtift mt^fimtmafm; dam bttm-
ßttssungen stat^anden, ist aadmmteitt asatk ntelU eiwi
leugnen {s. u.).
l) die unpassende bede%ttung mitarbeiter und ihre ver-
engung in der eorporativesk ftttklmtsnktit dt» aUdtitchen
urirthschaftriebens.
a) den deutschen belegen für gewerke fsftm amdtn ähn-
liche bildungen voraus, die die allgemteineteunduw^fiutemdttt
bedeutung zur geliung brimgtn.
a) der bedeutungt^hsUt det gotischen gawaorsiwa su
waurstw {vgl. oben sp. S6SS) wird nach dieser riehlbAnig
namentlich durch die paralMstellen der tßäteitn bibd-
übersetiung blosgelegt: ei na jah jas nfhaajgai|> |>aim
swaleikaim jah allaim t>aim gawaurstwam jah arbaid-
jandam Ui.pilas 1 Kor. 16, 16 (den in diser weiz und
aim ieglichen encxamt wirkenden und den arhaitenden
354»
5643
GE WERKE (1, == mitarbeiter)
GEWERKE (1, = mitarbeiter)
5644
cod. Tepl.; allen die mitwircken und erbeiten Luther);
bro|)ar jah gawaurstwan Ulfilas Philipp. 2, 25 (bruder
und enczamt werker {cod. Tepl), gehülffe Luther); saei
ist gaman mein jah gawaurstwa Ulfilas 2 Kor. 8, 23
(der da ist mein gesell und ain helfer cod. Tepl.; mein
geselle und gehülffe Luther) u. a.
ß) durch die althochdeutschen bilcRingen ist nur die func-
tion des nomen agentis gedeckt, zur entfaltung des sedativen
momentes lag anscheinend kein anlasz vor, vgl.: wurcho
operarius (eitarwurcho , steinwurcho) Graff 1, 974; vgl.
meterwurchen , musae. ebenda; vgl. wurchto operarius,
ebenda (ubilwurchto, leimwurchto, wurchta). anders das
angelsächsische; vgl. geweorhta Bosworth-Toller 466*;
vgl. ebendort auch gewyrchta.
y) im Zusammenhang mit diesen bildungen mag auch
eine eigenartige verivendung von gewerke erwähnt werden,
für die nur ein einziger beleg (aus einer späteren hand-
schrift zum Sachsenspiegel) Zeugnis giebt. das mit dem
präfix ge eingeführte sociative moment hat hier den
ganzen bedeutungsgehalt des wortes in sich aufgesogen:
verspilt aber ein man sin gut oder verhüret erz oder
verguftet erz mit gift oder mit kost, da sine brüdere,
oder die ir gut mit ime gemeine habn, nicht züphlicht
en habn, der schade den her dar an nimet, sal sines
eines sin, und nicht siner brüdere noch siner gewerken,
die ir gut mit inne gemeine haben. Sachsenspiegel l, 12
Weiske- Hildebrand {in den andern handschr.: geverden,
gefährten). in diesem einzigen belege, in dem gewerke
auszerhalb des rahmens der bergmannssprache dem allge-
meinen begriffe geselle nahe kommt, kann man versticht
sein, den ausgangspunkt für den sondergebrauch des berg-
männischen gewerke zu erblicken, in ivirklichkeit aber
dürfte es sich gerade hier um eine secundäre entwicklung
handeln, die viel eher aus dem einflusz der bergmanns-
sprache zu erklären ist.
b) der hauptgebrauch des Substantivs gehört der Verwal-
tungssprache des 14. bis 16. jahrh. an. bevorzugt bis zur
ausschlieszlichkeit ist der plural, der namentlich in formen
belegt ist, die die schwache ßeooion, der das Substantiv an-
gehört, nicht gegen die starke differenzieren.
a) der plural begünstigt, wie oben erwähnt, die entwick-
lung des collectivbegriffes; in einer bestimmten formet, in der
das Substantiv am häufigsten erscheint, dringt später das
collectiv handwerk an die stelle, im plural wird nun die
mehrheit der berufsgenossen bald dem einzelnen gleichgeord-
neten, bald einem übergeordneten entgegengestellt, die ab-
grenzung gegen auszenstehende ist seltener, die beiden
ersterwähnten momente kommen manchmal neben einan-
der zum ausdruck: unde welch man sich herin halden
wil vonme lande oder von anderen stetin unde backen
wol veile, der muz alrest die innunge unde sin werc
gewinnen mit den beckeren und muz geben ein pfunt;
des sal daz dritte teil dem obirsten voite und daz andere
dritte teil den bürgeren unde daz dritte teil den gewerken.
unde zwene meistere sullen si haben; di sullen . . .
rechten kouf haben unde ir gewerken rechte meistern
a,n allen sachen, daz zu backwerke gebort. Freiberger
stadtrecht 241 Ermisch.
l)) das erste moment, die gegenüberstellung des einzelnen
gegen die ihm gleichgeordneten, findet sich vor allem in den
bestimmungen über die au fnahmeg eider und über etwaige
buszen während der Zugehörigkeit zur zunft: die schu-
worchten unde di gerewer haben ouch eine innunge mit
einander hi in der stat, also dag nimant gerewen noch
schuwerc wirken sal, he habe ir innunge gewunnen mit
eime halben pfunde; der geburn vumf Schillinge den
bürgeren unde vumf Schillinge den gewerken. unde
welchis meistirs sun sin werc gewinnen wil, der gibet
niwan vumf Schillinge, di sint halp der burger unde halp
der gewerken. Freiberger stadtrecht 248, ähnlich 249. 250 ;
wi wollen ouch , dag di tüchmachgre di tüch schullen
schere nach deme mäze, dag in der rät gegeben hat;
swer des niht entüt, der shol der stat vumf Schillinge
geben und sinen gewerken vumve. bischöfi. satz. f. Zeitz
(14. jahrh.) 1, 108 Bech, s. 8; di czwelf grose geburn den
bürgern und di czwei phfund wachsez geburn den gewerken
uf deme hantwerke, innungsart. der wollenweber {iBbOff.)
bei Ermisch a. a. o. 276; dazu vgl. : und mit czwein phfunden
wachzig, di geburn deme hantwerke, innungsart. d. schmiede
{um 1380) bei Ermisch279 , ebenso i. d. innungsart. derböttcher
{um 1450), s. 285 U7id in den innungsart. der senseiischmiede
um 1465, ebenda, s. 288. eine andere seite des kollegialen
Verhältnisses beleuchtet das folgende: were aber das unser
burger keiner, sehuster ader ein ander man, gar ledcr
bei techernn inn unserme iarmarckte kouffte, das sali
er selber vorarbeiten unnd nicht allentzen andern seinen
gewerken vorköuffenn ader sal is forthin wegfuren usz
unser stat unnd vorkouffen nach seinem willen, vertrag
zwischen d. Leipziger gerbern u. Schuhmachern von 1880
bei Posern-Klett l, 47.
2)) aber auch dem, Vorsteher werden die zunftmitglieder
als gewerken gegenübergestellt, und hier ist wol haupt-
sächlich der anlasz für die entwicklung des collectivbegriffes
zu suchen, der in gewerk, gewerkschaft ^it tage tritt: wir
ratzlute unnd gesworenen der [stat zcu] Liptzk aller
dreier rethe bekennen öffentlich, dass die erbarn Jacob
Meinhardt der gerbermeister mit allen seinen gewercken
an der einen selten unnd der bescheidenn Titze Hersfelt
der schustermeister mit allen seinen gewercken auch
unser mitburger an der andern selten ... uff uns gegangen
sind und wir sie . . . voreinet gesunet und gescheidenn
haben. Leipziger Urkunde von 1380 bei Posern Klett 1, iT,
24 gr. Nickil Roder der vleischouwere meister und zcwene
von den viren alse Heinrich Thime und Peter Kremer dede-
runt pro pena umme des willen, daz si iren gewerken habin
gestad unfertig fleisch zcu habene. Pegauer stadtbuch von
1413, s. e**; wir Philips von gots gnaden pfaltzgrave bi Rine
etc. embiten allen meistern und gewercken keszler-hant-
wergs in dem zink zu Franken zu samen geboren . . .
das . . . urk. v. 1477, s. zeitschr. f. gesch. d. Oberrh. 2, 8.
j3) der singular ist hier nur bei Matthesius belegt, der
gewerke stets mit beziehung auf den bergbau gebraucht
und das gleiche auch wol beim folgenden im äuge hat:
ich soll hie auch S. Joachim und seinem enigklein zu
ehren, einer tröstlichen historien erwehnen, die ich von
einem frembden gewercken inn meiner schul vor 24 jaren
gehöret Sarepta 18» .
c) in der neueren spräche lebt diese allgemeinere bedeu-
fung von gewerke mehr unter der oberfiäche fort, noch
in neuester zeit taucht die bezeichnung hofgewerke im Wei-
marischen hofzeremoniell auf: von 12 hofgewe'rken und 12
Unteroffizieren wurde der sarg getragen. Zeitungsbericht
über die leichenfeier des groszherzogs Carl Alexander von
Weimar 1901. damit stimmen auch mundartliche gebrauchs-
formen überein. litterarisch dagegen ist diese bedeutung,
soweit sie bei dem, mangel an formellen anhaltspunkten
gegen das collectiv {sp. 5G37ff.) sicher gestellt tverden kann,
nur spärlich belegt, mehrfach erscheint sie bei Göthe, der
das bergmännische gewerke jedoch häufiger verwendet, die
Wörterbücher begnügen sich fast ausschlieszlich mit der
hervorhebung des bergmannsausdrucks.
a) litterarische belege :
er (Äneas) stand bei seinen gewerken,
und liesz legen den grund zu neuen pallästen und thürmen,
Bürger Dido 291 ;
drum lob den architekten, deren sinn und kraft,
auch den gewerken, deren band es ausgeführt!
Göthe (wa« wir bringen 16) 11, 303;
laszt uns, nach begangenem heutigen feste, unsere arbeit
sogleich fördern, damit keiner von den gewerken, die auf
unserm gründe fortarbeiten, zu feiern brauche, dasz
der bau eilig in die höhe steige und vollendet werde.
{Wahlverwandtschaften 1, 9) 17, 100.
nicht begehrt, dasz ich das beer verlassen soll,
vergleichen mich mit den gewerken Roms.
Benda übersetz. Shakespeares (Cori.olan 5, 3) 12, 213
(mit den handarbeilern Roms Schlegel -Tieck,
witfi Romes mechanics) ;
bittet den herrn, dasz er gebe den segen
allen gewerken in Stadt und in land,
die den verband
hegen und pflegen :
aber den sicheren grundstein zu legen,
segn' er uns zwiefach die säende band.
Rückert (erntelied) 1, 195 ;
doch leider war der frommen Christenheit,
die dieses werk betrieb, das geld nun ausgegangen,
es stockte schnell der baugewerken lohn:
so schnell auch ihre lust, zu hämmern und zu bauen.
Langbein {der kirchenbau in Aachen) 2 (1835), 136.
5645 GEWERKE (3, thrilhaber am bergtoerk)
ff) teugnUM der wörterbikhmt fOr die allgtmeinert Be-
deutung neben der engeren Verwendung der bergmanne-
spräche: gewcrken, heissen auch unlerweilen allerhand
hnndworoker, inBonderheit aber die bauTervtttndigcii,
daher heisat denn auch etwas von den gewerckcn
besichtigen lassen, soviel als von maurem und zimmcr
leuten in augenschein nehmen, und ihr gutachtcn
darUbor ortheilen lassen. Ciiomei. 4, iMS; gewerko, a
workman, [in mxning] . . . eopartner or eoproprieior of
a mine. Hii.I'kiit i, 464*; der gework . . . eine person, die
ein werk, ein» arboit verrichtet. Im bergbaue ist •• ge-
wölinlich von dunj(<nigen porsonen , auf deren gemein-
■charUiche kosten eine zeche gcbauot wird. (1\mpf. 9, 86>*.
fiMAr heaehtung wird hier der jüngeren bildung gewerker
(«. d.) geac/ienkt, die an der allymrineren bedeutung da»
fwmen agentie stärker zum austlruck bringt, dem gegen-
über halten niederdeutsche mundarten gerade in dieser Be-
deutung Mähe an der form go werke fest: jowärke, ein
einzelner einer ganzen geworkscliaft. Jbcht Mansfelder
mundart 48.
«) der sondergebrauch in der bergmannssprache : gewerko,
theilhaber an einem werk, in den ältesten Urkunden
sind formen ohne partikel belegt, die jedoch keine anhalte-
punkte für eine wesentliche Verschiedenheit der bedeutnng
gegenüber der späteren form mit präjix ergefjen: daf/it
tibi (episcopo) duo Uilenta der worho. bergvertrag bischof
Albrechts v. Trient von 1208 bei Spkhoes Tirol, bergxcerks-
gesch.. s. 868 {vgl. Veitii s. 841); in anderen Triedentiner
Urkunden gleicher seit ist die form latinisiert: wcrcus,
qui habet partem ad montem Argenterie . . . omnes werchl
s. 878. aus »päterer zeit bieten niederdetit.vche brrgordnungen
belege für einfaches werke, warke mit der vollen bedeutung
des schriftmii.izigen Wortes.
a) bedeutung.tfestatellung.
a) die iUtesten belege fallen in das 18. jahrh. , im
Übergang zum u. jahrh. gewerke ist hier nirgends in
einem tusammenliange bezeugt, der die eigentliche arbeit im
bergicerk kennzeichnet, vielmehr da, wo es sich um die
geltendmachung von rechtsansprüchen und geldinteressen
handelt, so sind im ältesten bergrecht von Iglau (13. jahrh.,
herausgeg. von Totnasehek) für diejenigen, die die arbeit
verrichten, bald allgemeinfire bezeichnungen (ist da:^ hain
perchleutc neben einander arbeiten s. 16) bald speeiel lere (er
sei hutman , steiger oder cimerman, s. 17, t-i^^ ai<eA das
beliebte hiluer, iehenliäuer u. o. unter b) verwendet; das
wort gewerko erscheint immer in einem zusammenhange, der
das besitzrecht betritt: wer darinne arbait obe dem wazzer,
der ir.ucz daz tuen mit willen des stoUens und seiner ge
werken, s. ll; kain urbarer oder kein loiher hat den gc-
walt, daz er auf kuinen erbstollcn . . . geseczen muge einen
perchmaistcr, oder einen smid, oder einen steiger ftne der
gowerclicn willen, s. ist«, o.; diso gewcrken nement einen
perchmeistor, wen si wellen, also, daz dersclb seit mit in
habe zum minnisten ein zwei und drcizipst teil. *. 14.
das gleiche gilt für das Schemnizer bergrecht (c. 1800; *.
Wknzei,, Wiener Jahrbücher d. litt. 104, ameigebl. 16): das
in einem perge . . . ertzt fundcn wirt, do mon on zweiflt,
ob es aus derselben lehnmas sai oder darinn, und baidcn-
halp ein krieg under den gewerken ist, wer das erst be-
halden sol. § 5; arbeit iemands in einem stoUen . . . was
(er) mit einer kragn oder keilhawn under sich gehaun
mag, das gehört on seinen nutz, oder die gewcrknn des-
selbignn lehcns nutz und denselbignn stollnn mitsnmb
im idoch, so behellt er doch das virde tail der samkorn
zu seine stolln. ebenda; ähnlieh § 15.
ß) deutlicher grenzt sich der begriff von gewerke ab in
der erzählung vom feldbauer aus dem U. jahrh. {hrsg. ron
PFElFFEn, Germania l.)-. ein mann, der etwas vom berg-
werke versteht, selbst aber mehr Unternehmer als arbeiter
ist (ich bete kneiite drin gesant und hieben selbe mit
miner hant 439^.), läszt sich mit einer strecke zum streck
bergmännischer attsbetttung beleihen (dö ich zuo dem löner
gienc, unt den selben ganc enpfienc, dö tet er als ein
frumer man und hiej mich zehant schriben an 67/").
da seine mittel «cA aber erschöpfen und vor allem nicht
dazu ausreichen, die ganze strecke tu beicältigen, trendet
ersieh an einen tcohlhabenden xtnd sticht diesen zu überreden,
n^it gdd sich tu betheiligen (noch h&n ich eine ganze
GEWERKE («, theilhaber am bergtoerk) 5646
■chiht , der mag ich leider gebfiwen nibt . . . weit Ir
w&gen d& mit mir . . . unt d^ ir mir kämet ze ttaten
underwilen mit Pfenningen undo ouch mit andern dingen
sd müge wir dester bas gebOwen itß.). der gddmann
willigt ein, er wird theilhaber mm 4er tekieht itttd teird von
den andern sofort als guelh anftepivehen :
zehant bie; er aleb gMell«
und sprscb 'beneh
iwor kMl, ich noos Af ien berat
UHMf arb«it und uiuwr wwe
das >lt a<l«i( Mint 4A aider. M/.
den fortgang der arbeiten kann der geUwmnn, dar vom
bergbau nichts versteht (suocht iu einen Mideni gMellen.
der mit iu könne beatoUen ond mit in in die gneha
varn in&ff.), nicht eontrotieren. er verUsrt itmmatk aU
das geld, das er immer urieder tiigieÜ. denn der Unter-
nehmer weist jedesmal, trenn er gdd braucM, eins trüfS'
rieche neue hoffnung tu erwecken oder den /rund atis-
zttspielen, tcenn er jetzt nichts mehr beisteuere, sei das
ganze aufgetcendete eapital verloren, tweimal in diesem
Zusammenhang wird attch das wort gewerite gsbrauekt.
aus dem ersten beleg lästt sieh für die bsdsutung wenig
schliesxen : an dem Abende epAte
•int die fowerken worden z« rite,
•i wollet) sinken ein ribten echacht, 864.
dagegen erhellt aus dem folgenden eins bestimsute ein-
gegrenste bedeutung:
■6 kleit er den gewerken aJlts
diu fniobe wvre In ferallen.
dar zuo muoet er (immer haben,
•was wir im dA bin (cfAbeo
da; was alles samt rerlom. SSS.
gewerke ist hier der geldmann, der sieh mit eapital an
einem bergicerksuntemehmen hetheiligt, um je nach dem
ertrag seine auslage vertinst tu sehen oder tu verlieren,
in dieser bestimmten riehtung wird gewerke auch innerhalb
der bergordntmgen und der entsprechenden litieratur des 14.
bis 17. jahrh. gebraucht, wenn auch natürlich je nach dem
susammenhang abschxcächungen in der bestimmtheit dieser
bedetitung bemerkbar teerden.
b) gebrauch in der litteratur des 14. bis il. jahrh.
a) den mittelalterlichen rechtsverhältnissen entsprechend
vollzieht sich die betheiligung der gewerken in den formen
des lehnrechtes, demgemäst ist das wort vor allem in
solchen zusammenhängen angeführt, in denen die leihe
abgegrenzt und abgesti^ft erscheint.
1)) die gewcrken von den leben ... die die lebenschefle
vorbas gelihen haben, die schullen den lehcnhowem, den
sie gelihen han, rat tun an leder, an seilen und an andern
dingen, die ... an euermo priefe gescribcn sint. schaffen-
Spruch von Iglau {H. jahrh.) Tomaschek, s. 31; die lehen-
hower, die lehenschaft von den gewcrken . . . enpfangen,
die schullen aigenschaft geben den stollenmaistcm und
auch den gewerken, von den sie die Ichenschefte en-
pfangen haben. *. 81 ; wir Friderich etc. t)ekcnnen . . . dai
für uns erscliinen sind unser lieber besundom Hans Cluge.
bergkmeister von Fryberg und meister Yyt smcltzer von
Goszlar, und uns gcbetten, das wir ine und iren gewerken,
die sie icz haben und noch zu ine komen mögen in
künftigen zitten, wie die dan namen han oder gewinnen
. . . etlich bergwerg . . . verüben wellen, tirir. von w^t
(*. teitschr. f. gesch. d. Oöerrh. 1, 16) ; diejenigen gewerken
so unsem vorfahren oder gewcsten vizdomben belehenle
willder haben, die sollen ir pranthoU autz denselben zur
notturft hacken lassen, bambergisdke waldordnung (U06\
s. österr. iceisth. 6, 418; anno isei sind zwene brüder, die
ScifTarth von Marienberg . . . dahin gekommen and haben
daselbst gesotten und . . . ein kaufTniann . . . und haben
diese drei solch aliaun bergkwerck von andern alten
herm und gewercken zinsxweis (oder wie man sagt) zur
lehnschafft angenommen auff 10 jähr lang, und gaben
den gewercken von jederm centner . . . S thiüer zinss.
TiiURNBissBR ffui^na alrhimia (1588) 1,70; dieses {dasberg-
werk) ist den 8. januarii anno 167S . . . vermittelst David
Langern, als lehentrSgem, etzlichen gewercken in der
Stadt Nürnberg verliehen. (Kirciiuaibr) inst. met. wohl-
gemeintes bedettken 101.
8)) die abstt{fungen in sddkem ttkenaverkältn is kommen
vor allem in der lateinisch abg^fmssten Kut^nberger berg-
Ordnung könig Wensels aus dem jähre 1300 tur geUung,
5647
GEWERKE (2, Unternehmer)
GEWERKE (2, Unternehmer)
5648
deren deutsche Übersetzung 1616 loieder aufgelegt wurde-,
sunt postea coloni principales, qui vulgariter gewerken
dicunfur, et secundari, et tertii, et deinceps qui vulgariter
lehenheuer dicuntur, ad quos lucrum et dampnum illarum
argenti fodinarum, quas excolunt, principaliter dinoscitur
pertinere. lateinische fassung, s. 1, vgl. Veith 239; dazu
vgl. in der deutschen fassung den abschnitt de colonis
(l, 13) von den gewerken {vgl. coloni fiscales bei Du Gange
2, 414): die gewercken seind mancherlei, die ersten, andern,
dritten und so fortan; die ersten und fürnembsten nennet
man hauptgewercken, das seind die, so die berge, fund-
gruben, lehn und stölln zu bawen von den urbürern in
lehn empfangen, die andern aber seind die, welche von
den ersten haubtgewercken lehnschafften, lehn und örter
zu bawen annemen und diese nennet man lehnheuer,
die dritten seind die, so von den lehnheuern wiederumb
. . . lehnschafTten annemen und also fortan, die mögen
afftcrgewercken genennet werden, diese gewercken alle
haben ihren namen von stetten würcken und bawen^
dasz sie in den bürgen treiben, darvon wir hernach von
lehnschafften mehr und klärer sagen wollen, s. 56; item
in einer ietzlichen gruben werden lehnschafften , wann
die gewercken in ihren schachten so viel feldes ver-
fahren, dasg es ihnen auch schwer sein will, auff ihren
Unkosten alles zu bawen , und derowegen des besten
feldes , so viel ihnen beliebet , daraus erwehlen , selbst
zu bawen, das übrige aber umb den vierten theil des
uberlaufifs unnd gewins ... zu lehnschafften hinweg lassen.
(3, 1), S. 111.
ß) dieser abstufung der gewerken, je nachdem sie die
leihe aus erster, ziceiter, dritter hand genommen haben
(hauptgewerken , aftergewerken), entspricht auch die Stel-
lung des gewerken in dem gegensatz von Unternehmer und
arbeiter. wenn der gewerke vielleicht in den primitivsten
Verhältnissen des bergbaues beide formen der bethätigung
in sich vereinigte, gewerke und hau er war, so trifft dies
in der entwickelten periode höcJistens noch für die zu unterst
abgestufte gruppe der gewerken, die lehenhäuer zu. vgl. :
so sollen die Verleiher der lehnschafften den lehnheuern,
obberürter gestalt, mit seilen und leder Vorsehung thun.
dann wo einer mit gemessen wil, da ist er auch schuldig
die bürde und unkost mit zutragen. Kuttenberger Ord-
nung, deutsche fassung (3, l) 117.
l)) im allgemeinen werden die gewerken den arbeitern
als auftraggeber entgegengesetzt: das ein iklich gemes-
sener perk schol sechzen hofstette frei haben . . . und
die gewerken mugen aus den sechzen hofsteten eine oder
zwei oder mer zu fleischpenken oder zu protpenken oder
eine padstuben machen, schöffensprüche v. Iglau (14. jahrh.)
Tomaschek, s. 66; dasselbe wasser verdingeten die ge-
werken zu zihen über heilige tag und do die arbaiter
nach den heiligen tagen zu der gruben warten und wolten
wasser haben, gezogen , do was das wasser verswonden.
s. 26; bei solcher zusammenkunfft («. gewerkentag) sollen
sie gewerken auch erwehlen, welche an stadt ihrer der
gewerken und an welchem tag einfahren mögen , damit
niht allwegen die last auff etlichen gewerken allein liege,
auch kein gewisser und bestimbter tag . . . zum einfaren
fürgenommen . . . werden, reformation für Schlackenwald
(1584), bei Schmidt, österr. bergges. i, 3 s. 389; trüge sichs zu,
dasz arbeiter in der gruben oder an ander der gewercken
arbeit an gliedmassen, arm oder bein brächen ... so sol
dem arbeiter von derselbigen zechen, das artzgeldt und
vier Wochen das lohn folgen, zinnbergicerksordnung Fer-
dinands I. (gedruckt 1616) , art. 48 ; und stehet denen ge-
wercken frei , ob sie auff neuen zügen . . . selbst eine
schmiede in leben nehmen und einen eigenen schmied
halten wollen. A. v. Schönberg ausführl. berginformation
(1693) S. 46.
2)) auelt verba, die loie bauen und andere an und für
sich auf jemand iceisen, der selbst hand anlegt, gewinnen,
sofern sie auf die gewerken bezogen sind, eine neue hedeu-
tung und weisen auf den Unternehmer , nicht mehr au.f
den eigentlichen arbeiter, vgl.: die bauenden gewerken.
ScHÖNBERG ausführl. berginform. s. 12 u. a. s. sp. 5651 ; vgl. :
pauet czwaierlei gewerken pei einander, die peiderseit
hantyesten haben über ir leben und durchslahent sie
zu einander und werdend darum zu krige, welcher dan
die edler hantvesten hat, dem schol man sein rechte
geben, bergrechtlicher schöffenspruch von Iglau (u. jahrh.),
Tomaschek s. 23; wo . . . gewercken . . . schwere alte gebew
angreiffen wollen und ... ein schwerer verlag und Un-
kosten, ein Zeitlang druff gehen sol. Churtrier. berg-
Ordnung 26, 5.
y) diese Sicherheit in der abgrenzung der bedeutung vo7i
gewerke verwischt sich auch in den formelhaften Verbin-
dungen nicht, in denen der bergwerksunternehmer bald den
bergbehörden bald den bergarbeitern, häufig auch anderen
berufsklassen gegenüber gestellt wird.
l)) was man phant um dieselbe kost vorsetzet, die
mak der perkmaister oder der perkscreiber oder die ge-
werken alzuhant an alles aufgepot hin zu den Christen
oder hin zu den Juden vorsetzen; und dag chumt davon,
wanne gepeu auf perkwerk kainen aufschub äne schaden
mag getragen, bergrechtlicher schöffenspruch aus Iglau
(li. jahrh.), TomascJiek s. 20; (ein gottseeliger bergmann
musz) darneben gegen seiner ordenlichen obrigkeit unnd
ordenlichen Vorstehern, und seinen gewercken ein gut
gewissen, oder seines hertzen zeugnusz und beifal be-
halte. Mathesius Sar. (2. predigt) Q^, vgl. auch vorrede, s. o. ;
solche gute und derbe knösplein und tröpflein sind lustig
und lieblich anzuschawen, und machen bergkherrn, der
grund und boden sein, unnd die gewercken, vorstehet
und arbeiter, lustig und guter ding, sarepta, vorrede a, 4*;
alle und jede ambtleute und diener sind vor allen dingen
mit eides-pflicht, nicht minder dem landesherrn, als ge-
wercken , weil beider Interesse aneinander hänget , treu
und gewärtig zu sein, zu beladen. A. v. Sghönberg
ausführl. berginf. s. 11; auff die sämtlichen ober-, berg-
und hüttenbeambten, bauende gewercken, und alle, die
so dem bergwerck verwand fleissig acht zu geben. 12;
ich N. schwere, dasz ich wil meinem gnädigsten herrn
dem churfürsten zu Sachsen . . . getreu und gewertig sein,
das bergmeislerampt treulich und fleissig verwesen . . .
der gewercken und gemeines bergwerks nutz fördern.
bergmeisfereidt in der chursäcJvs. bergordn. v. 1573 art. 20.
2)) all annder, zu den perckwerck notturfftig . . . holtz
...wer oder welche gewercken, perckleut oder unter-
thanen, deszelben zu iren gepeuden bedurffen, die sollen
sich darumben bei jme oberwaldforstmaister antzaigen.
instruction für den waldforstmeister (1563), österr. berg-
gesetze i, 3 s. 15; wir wollen auch aus angeborner tugent
und gute unsere lieben bergleute und gewercken aller
ungebürlichen beschwerung . . . mit allen gnaden ent-
laden, verdeiitschung der Kutte7iberger bergordnung (1616)
s. 112 : wo man inventirn, verpieten oder verlegen sol, und
ligt ain söllich guet bei ainem gwerken oder perkman
und das guet gehört under dag lantgericht und was mit
der person des gwerken oder perkman zu gepieten und
verpieten und zu handln ist, dag soll durch den perk-
richter und einen potten beschechen. taiding in der
Eauris, s. österr. iveisth. 1, 227; nach dem schurffen, so
ein bergmann oder künftiger gewercke anstellet, folget
immediate das muhten, es leget nemlich der fmder einen
muht-zetul bei dem oberbergmeister ein. Behwaru i7iterpr.
phras. metall. 34; ein gewercke und bergmann musz
ein guter hebräer sein, und das abc von hinten, nehm-
lich mit z als zubusse anfangen und bisz aufs a als aus-
beute, fort buchstabiren; denn wer schweinsköpffe haben
will, musz hundsköpffe daran setzen. Minerophilus 291.
3)) die Ächmeltzherrn und gewercken, wie ich sag.
thuen auf das perckhwerch grosz verlag.
G. Röscii V. Geroldsiiausen Tiroler landreim
298 Fischnaler;
sonder wann und so oft si (die schmiede und Schlosser)
in iren schmidten an altem eisen und sunter was zu-
samen richten und solches zu verkaufen Vorhabens sein,
dasselb alsdann niemant andern, dann dem pfanhaus-
ambt zu Haal oder aber schmölzer und gewerken zu
Schwag ze bringen, antworten und in gebürlichem kauf-
gelt darzugeben, iceisth. v. Kufstein (17. jahrh), s. österr.
weisth. 2,24; durch schmälzer, gewerken, holzknecht,
kotier, arbaiter und sonst menigelich, si seien perkwerchs
verwandt oder nit. ebenda 2, 39 ; so soll unser geschworner
wagmeister teglich und stets uff den bergen bei der wage
wonhaftig sein, derhalben dass keinen gewercken oder
6649 GEWERKE (a. betitter vcm kuxen)
furmun (Itirc^li vcrKoumntiH acliade getobee, blei ZQ wegen
und uuf/iihuten. cod. dijd. nie». »0, tU (v.J. IM).
S) dttfifijen Hchwäehen »ich bei übtrtrMftner ventendunff
die bfntiinviungameikmal« det htgtiJJ^ Ä, und in einem
der weiiij/fH belege für den poetUehen gebrauch de» tetr^
ijil die tjirnzlinie antcheinend gan» vtrm»eht.
i)) hio Hind wir doch nur arme gewercken, «off dem
rechten himcÜHchen hccr, unnd haben nichts fttr unn»
denn die höflirhe hofTnung, es werde der tag eine» erU
mit macht breche. Matiiksiuh (ib.pred.) aarepta tM^; dM
viel leut auHz dienern gebirg, zu seliger erkandtnuss des
ewigen mittlere ausz gnaden sein kommen ... in ire selige
ruhe cinyiangen und erben und gewercken aufT dem rechten
und ewigen himlischen beer . . . kommen sein. {Luther)
>, MO Loe»che.
OEWERKE (t. km tkigtilar)
5650
a»
wir wollt! dir lleder diiMD,
bermion laasn erklirifen,
doaz allM weit erachalle,
wo nur («wercken «ein,
zu ehren den nainen dein.
Martin Rinckiiaht eUleb. tkrttU. Htter
(3, 10) «. 70 neudr.
«) innerhalb der feat abgegren»ten bedetttung von gewerko
machen sich xrandlungen de» gebrauche» geltend, «wr dae
genossenschaßliche moment im bedeutungsgehalt de» Worte»
anfänglich ganz an lehenerechtliche formen gebunden {vgl.
oben tmter a), *o streift ea diese mit der enttcicklung der
städtischen geldicirthschafl immer mehr ab. an die stelle
einer lehensrechtlichen rangordnung tritt die eapitalistische
erxeerbung gleichberechtigter antheile, der kuxe.
l)) ein hof und ein eigen leit nahen pei unseren perge
. . . und auf demselben eigen hat man allewege abgescbat
ackerteil, den zwei und dreizzikstcn trock, seit der perk
gestanden ist. nu hat sich da; govugct, das die ge-
werken, die ctzunt teil da habent auf demselben eigen,
kein ackerteil nicht wollen abschuten und wollen sich
des widern mit einem rechten, schöffenurteile von Iglau
{H.jahrh.), Toma.tchek ».87; einen jeden gewerken nach
anzahl der bergtheile so ein ieder in der zechen hat,
trewlichen und ohn gcfehr ausrichten, eidet^formd für
bergbeamfe {zinnbergtcerksordnung Ferdinand» II.) ». 48;
wann sich ettwan ein hpfTnung eins metalls ausz der
erden zchauwcn erzeigett, so kompt entweders ein fürst
oder obcrkeit und stoszt die gewercken derselbigen grAben
von jhrcr boslt/ung . . . aber es treibt nicht ein fürst oder
die obcrkeit die gewercken von jhrcn teilen, sonder ein
(yrann. G. AanicoLA vom bergtcerck (i), deutsch von Bechiua
iB, elienno ». 67. 68 m. a. ; dieses bergkwerck hat sich un-
gefehrlich umb das 68. jähr erstlichen erhebt, es sind
viel gewercken darbci gowest, ursach das es sich das
erste jähr selbst . . . erbauwet hat . . . aber durch eigenen
nutz und bösen vortheil etlicher gewercken hat es nach-
mals zur auszhout nicht kommen mögen. Thurneissek
magna ahhimia (i583) t, 70; k&iscr Heinrich . . . hatte zu
Goszlar ... die silber- und blei-gruben erfunden . . . , aber
bei seines sohns, kftisers Otto zeitcn, gab solches berg-
werck erst denen gewercken seine statliche ausbeute.
Prätorius wündschelrxithen (1697) 210; verlohnet sichs
die mUhe, so richtet er eine k&u, oder (wo zumahl reiche
gewercken zubusz und verlag geben) ein huthausz tlber
den rieht- und treibe Schacht. (Kirciimaikr) in»t. met.
(1687) noticendiger bericht 48; gewercken werden genennt
die participanten desz berpbaus, nemlich diejenigen, so
uff denen bergwercken geld anwenden, und kuxe bauen.
ebenda (erkliirung derer bergmännischen w6rter 14*, vgl.
Berwaru interpres phras. met. l); gewerken »ori» He-
NiscH a.a.O.; dieser, und ein anderer ort, auff der
Escherocher beide, hat gnugsame anweisung auff ein
Silber- und gold werck; daher wohl zu wünschen, dasz
hierzu sich einiche gewcrcke fördersamst angeben
möchten Kirciimaikr inst. met. (1687), icolgrmeintes be-
dencketi 100 ; denen berg-beambten und dienern zu nöttiger
unter- und nachricht ... derer gewercken wegen, ihnen
x.um theil eine bessere baulust zu erwecken . . . indem
mancher . . . sein geld unvorsichtig ... ins bergwerck
geslccket. A. v. Sciiönbero att^ihrl. berginform,. im
vorbericht.
«)) dieses ist . . . etzlichen gewercken in der stadt Nürn-
berg verliehen. Kirchmaier lOl {vgl. oben «); die guten
herren derer NQmbergischen gAwerdten bildeten sich
vielleicht ein. ebenda; item, aoif ein Mit kauffl ein Ixrrg-
herr freoilxio gewercken aura, ond wolt« den genieu
gar allein haben. Sf-.iitpp {Flabut Man») im (um).
0 in anderer riehtung mrd der gehruueh de» »ubttmk-
tivs durch die h»»Usu»§m ÜJI^remtiert, die da» fenoaten'
aehaflliehe momeiä tmiahmt. di» abgrensung der gemrlnn
gegen andere faetoren de» bergbau» i»t bereit» btobaehtet,
von btdeutung »ind jedoch auch diejenigen gehrrnndt^forwun,
die den eineeinem »ein»» gen»»»»» gegenüitniiUe». »imer-
»eit» b»gün»Hg»» »t» d»» timgutmrgtbrmitk 4m wmia»,
andereraeil» führen »ie tu neue» autdi uttnaeitUn ffkr
da» »oeiative moment, das im prif/be msr gtUung kommt
l)) die belege, in denen da» j^dßm wenr keMueieknung
ausreicht, stelle» meiei ein indivtduum i» g»g»n»mt» Mt 4»r
gesammtheii der genossen : ob man Un ond seineii gtWMkcn
nu nicht nach der prief lautung and seiner amptleaten be-
kantnisse . . . mit pessarm rechten ein volles recht tailen
schallen, schöffensprüche von Iglau {H. jahrh.), Tomaiektk
». 4>; darnach quam Hainman I..eii{>old und clagete . . .
von seinen und von seiner gewerken wegen also: . . .
das sie sich irer gruben under wanden betten ntm Leo»
pold ond betten im seine houer aoagetrieben ond idaiin
ninpaam abgenomen. s. 48 ; einem ieden gewerekao iit
zugelassen eine fundtgnibe ein zwei oder drd Mawe«
zu bawen . . . weil aber solche gebewde terhebea viel
kosten, so wird jhm zugelassen, etliche gewercken la
sich zu nehmen, die mit jm in der geseilschafl sind,
und den Unkosten tragen helffen, und den Verlust oder
gewinn der gru))en zugewarten haben. LöiiNKvas ber.
V. bergtcerk (1617) s. W; der selbig dem der bergmeister
erstmalen die gerechtigkeit der gruben geben hatt. nimpt
ofTt ander gewercken zu sich, die mitt im in der gsellschaffl
seindt, un zum teil auch kosten treibendt, unn eintwedere
gwin oder verlur ausz den graben babendt Aoricola
vom bergkwerck, dtsch. v. Bechiits (1S67) 66 ; disz wirt aooh
femer dem gewercken so des bergkwercks noch unerfam,
zfi seinen rechnungen sehr nutx sein, d^ er gmcine kosten
auch mitt seinen anderen gewercken treibe, ann das nicht
allein in einer groben, sondern in vilen. (t) 2>; kaxe xo
bauen, erfordert endlich nicht grossen, jedoch beetin-
digen verlag. nach und nach, nebenst andern gewercken;
zumahl aber einen gedultigen mann, der das glück er-
warten und aufT hoffnung halten kan. KiRriiMAiER,
inst. met. noticend. ber. 60 ; tco auf beiden seilen Individuen
sich gegenüber treten, macht sich meist 4a» b»4üe;fiti»
nach Verstärkung des pri^/lres geltend, doek vgL: wie
aber Salomo und sein gewerck der kSnig zu Tyro mit
einander jr heil inn Indien versuchten, unnd erhüben za
jren zeiten die bergkwerck, so jrer voreltem unnd v&tern
gewesen, also rüstet sich der fromme könig Josaphat
auch auffs meer. Mathesius Sarepia {t. prrd.) 8iV
8)) das prUfix teird tautologisch durch die präp. mit
verstärkt: zAletst, so wirt auch andcrszwo die gerechtig-
keit des gantzen ort», mitt bilchlin, thälem und anderen
marzilen beschlossen, einem herrenn oder dem mit-
gewercken geben. G. Aoricola vom bergteerk*, M*r». «.
Bechiue e. 64; lagleich auch dieee onterthlnigite Ter>
tröstung gethan, nicht allein amb bergwerck* liebende
mit'gewercken sich za bewerben. Urkunde bei (Kircb-
MAI er) inst. met. {ttolgem. bed. s. 119; Jedoch verleibet
die herrschafft zu zeiten von ihrem eigenen andern per-
sonen, und nimmet dieselbe, entweder als mitgf werke
an, und bauet selbst mit, oder lH^zet sie allein bauen,
and bebtlt ihren zehenden, und andere gebflmi*. Prä-
torius teündschet ruthen (1M7) MB.
9) mtiek 4». wo die getterke» 4»» eiidii'ii fketore» 4e»
bergbau» gegenübergeitttU werden. enheiekiU »ich au» der
appetiativie^en gdtung de» worte» ms »ingtilargebraueh :
ist daz iemant einen man, der gesworen hat za dem
reht, — er sei hutman, steiger oder cimerman — durch
die gerehtikait seine amts strafet oder angreift mit bösen
Worten . . . wirt er sein uberbunden mit zwain pideri>en
mannen und mit ainem gewerken, er ist bestanden mit
neun marken, der gevellen den urbarem drei, den ge-
werken drei, dem sachwalden drei, tffastss tergreehi vom
Iglau, Tomaschek s. 17; einem gewercken ist ragelassen
zo besitzen und zahaawen ein gantxe massen, zwo, drei,
5651 GE WERKE (2, attributive Verbindungen)
oder mehr einer gruben, auch einen gantzen stollen oder
mehr zutreiben. Agrigola, Bechius 66; ausz dem das
mancher gewerck vil oder wenig teill hatt, volgett all-
wegen ein ungleiche zal der gewerck enn. ebenda; so die
vier Wochen, als hievon im acht und funfftzigsten artickel
bemelt, verlauffen, und ein gewerck in derselben be-
stimbten zeit, seine zubusz nicht geben und entrichten
wird, der sol seiner theil verlustig sein, chursächs. berg-
ordn. V. 1573, art. 61 (1673) ; hat ein ieder gewercke dahin
zu trachten , dasz er über seine theile . . . einen factor,
Verleger, oder bevollmächtigten in loco bestelle. Schön-
berg ausführt, berginform. s. 64.
S") aus den bisher belegten Verwendungen erklären sich
einzelne attributive Verbindungen, die in der fachsprache
häufiger loiederkehren.
l)) anno Christi 1363 hat ein bauender gewerck in
Böhmen im bergwerck Eule auff einmal 600 tausent
ducaten zur ausbeut bekommen. Matthäus Hammer
hist. rosengarten {cap. 34), s. 406; befehlen demnach
unsern . . . berg-ambtleuthen . . . hiermit, dasz sie nach
vorbeschriebener tax-ordnung sich . . . richten, bauende
gewercken darüber nicht beschwehren , sondern an den
gesetzten löhnen sich begnügen lassen, chursächs. tax-
ordnung V. 1625 bei Span bergrechtsspiegel 114;
auf, ihr bauenden gewercken,
febet zubusz und recess,
ommt nicht in das retardat ;
gott bescheert in einer nacht,'
was man lang verleget hat.
sächs. bergreihen 2, 133 Döring u. a. s. sp. 5647.
2)) unsere amptleute sollen . . . dem Schichtmeister be-
fehlen, solche retardattheil . . . auffs theuerst zu ver-
kauffen ... zu solchem kauff, die verzupussten gewercken,
den Vorgang haben sollen, bergordnung kaiser Ferdinands I.
für Joachimsthal (von 1548) 2, 67, vgl. dazu: würden die
gewerken die zulDusze in der gesetzten vier wöchent-
lichen frist nicht zahlen, so soll der Schichtmeister
derer kuxe in das retardat setzen, worin dieselbige ein
quartal lang . . . stehen bleiben , alsdann aber . . . sollen
solche retardirte kuxe - . . caduciret werden und denen
übrigen gehorsamen gewerken anheimfallen, revidierte
bergordnung für Cleve 1766 s. 37 ; retardattheil den un-
verzubussten gewercken . . . abschreiben und den ver-
legten und verzubusten gewercken zuschreiben. Span
bergrechtsspiegel s. 251 ; alte verzubuszte gewercken 216 ;
ist herr B. im quartal crucis 1610 besag der berg-
register noch ein verlegter und verrechneter gewerck
gewesen, sechshundert berg-urthel (1673) s. 184. andere
belege s. Veith bergwb. 240; ebendort s. auch die Verbin-
dungen: blinder, fremder, säumiger, gemeiner gewerk.
i) die formen der composition sind wenig entvnckelt;
sie dienen voriviegend dem bestreben, ein im bedeutungs-
gehalt des tvortes schon vertretenes moment kräftiger
zum ausdruck zu bringen (zu mitgewerke vgl. oben):
sobald ein berggewerk, ein . . . hammermeister , oder
ein burger aerzt verkaufft von stund an, so soll dasselb
aerzt nimmer des berggewirken , sondern des hammer-
meisters oder burger sein, bergordn. für den Ertztberg
bei Amberg (146,5) bei LoRl 354 (in den bergfreiheiten von
1455 steht die form: bergwirckhen, s. Lori 46).
c) die neuere fach-sprache hat g&viQvkQ in der bestimmt abge-
grenzten bedeutung in den Sprachgebrauch aufgenommen und
den vereinzelten Verallgemeinerungen und abschwächungen
keinen räum gegeben, wenn auch gelegentlich ein Wörter-
buchschreiber unter dem etymologischen gesichtspunkt all-
gem^nere bestimmungen anführt, so ist doch in den litte-
rarischen belegen gerade die privatrechtliche, capitalistische
richtung einseitig entwickelt, hierdurch erklärt sich auch,
dasz die dichtung unser wort noch ausschlieszlicher meidet,
als in der älteren periode. nicht einmal die romantik, die
den bergbau in ihre besondere pflege nimmt, gönnt den ge-
werken räum, es sind Göthes beziehungen zum bergbau,
die uns allein belege auszerhalb des rahmens des Wörter-
buchs oder der bergrechtlichen darstellung ermöglichen.
a) die darstellung in Wörterbüchern.
l)) ansätze zu allgemeinerer, verblaszter bedeutung: ge-
werk, bergbautreibender überhaupt, mitglied einer ge-
werkschaft; wenn nun einer oder mehr in bergwercksbau
sich einzulassen . . . beliebung traget, so . . . erlanget er
GE WERKE (3, in der neueren spräche) 5652
hiedurch den namen gewercke. Chr. Herttwig bergbuch
(1710) 183''.
2)) einseitige herausarbeitung des privatrechtlichen, capi-
talistischen mom£ntes.
a)) gewercken sind die personen, welche eine zeche
bauen, und ihre gewisse theile daran haben, auf dieselbe
zubusze geben, und nach gelegenheitausbeuthe bekommen.
MiNEROPHiLOS 256. vgl. auch: gewercken auf die halte
setzen, gewercken baulustig erhalten, ebenda; gewercken
stutzig machen. Chomel4, 1048; gewercke, gewerckschafft,
im bergbau diejenige, welche eine zeche bauen und zur
ausbeute und zubusse nach dem gewissen theil so ein
jeder an der zeche hat, zusammen gehören. Jablonski
allgem. lex. d. künste u. wissensch. 247"; ganz ähnlich Cho-
mel 4, 1048; werk, gewerke, gewerkschaft, müssen allezeit
mehr als 8 sein, sonst ist es nur eine gesellschafft bei
den bergwerken. die leute so es treiben und verlegen.
Frisch 2, 442«; der gewerk . . . welches jetzt nur noch
in engerer bedeutung im bergbaue von denjenigen per-
sonen gebraucht wird, auf deren gemeinschaftliche kosten
eine zeche gebauet wird. Adelung 2, 660; die gewerke,
les exploitants et consorts d'une mine. Schwan (1783) l, 745*;
gewerk . . . theilhaber an einem bergbaubetrieb. Lueger
lex. d. gesammten technik 4, 647.
b)) auf der Verkümmerung der durch das präfix an-
gedeuteten beziehungen (s. o.) beruht folgende begriffsbestim-
mung: gewerk, besitzer einer zeche im bergbau. Fulda
versuch einer allgem. teutschen idiotikensamml. 582 ; ge-
werke synon. mit bergwerksbesitzer. Scheuchenstuel
idiot. d. österr. berg- u. hüttensprache s. 102; gewerke,
besitzer eines rad- oder eisenwerkes. Unger-Khull 290''.
dazu vgl. .- gewerk . . . derjenige, welcher eine zeche oder
ein pochwerk oder eine schmelzhütte betreiben läszt, oder
besitzt, oder antheil daran hat. Thiel 4, 428.
ß) belege aus der bergrechts- und verwaliungssprache.
l)) lassen sie uns alle kräfte vereinigen, damit wir
dem vertrauen genug thun, das unser gnädigster herr
auf uns gesetzt hat, der Zuversicht, womit so viele ge-
werken eine ansehnliche summe geldes in unsere bände
legen. Göthe (rede bei eröffnung des bergbaues zu Ilmenau
1784) 56, 177 (vgl. dazu s. 174 : hätten die höchsten herrn
theilhaber durch eine gefällige bestimmung das geschäft
nicht erleichtert ... so könnten wir unsern weg auch
gegenwärtig nicht zusammen antreten) ; hier schicke ich
einladungen zum Ilmenauer bergwerck. die Nürnberger
waren in vorigen zeiten starck dabei interessirt, vielleicht
finden sich dort wenigstens einige gewercken. (an Knebel
16. 2. 1784) briefe 6, 243; die herrn Berliner gewercken
briefe (1793) 10, 99; die hauptgewerken, ausländische
reiche kaufleute. (ausflug nach Zinnwalde und Altenberg)
51, 116 u. a.
2)) auch soll der gutsbesitzer, auf dessen gründen berg-
werke gebauet werden, vier . . . kuxe zum ackertheile zu
fodern macht haben, die jeder wie ein anderer gewerke
auf seinen verlag bauen kann. bayr. bergordnung v. 1784
s. 8 bei Wagner corp. juris metall.; ein solches gruben-
gebäude kann entweder von einer einzigen person, oder
auch von mehreren in gesellschaft gebauet werden . . .
sind nun bei einem solchen gebäude 128 solcher antheilo
... so heisst es ein gewerkschaftliches gebäude, und die
gesellschaft so es bauet, gewerkschaft, so wie die ein-
zelnen personen gewerken; sind aber die antheile von 1
bis höchstens zu 8 bestimmt, so heisst das gebäude eine
eigenlöhner zeche, die gesellschaft eine lehnschaft, die ein-
zelnen mitglieder eigenlöhner oder gesellen. A.W. Köhler
anleitung zu den rechten . . . beim bergbau (1786) 71 ; kann
der gewerke frei über seine bergtheile disponiren, und
sein eigenthumsrecht daran andern überlassen, s. 210 ; die
zubusbothen sind die cassirer des von den auswärtigen
gewerken zum betriebe der berggebäude nötigen geldes,
so zubusze heiszt. 80; eine gesellschaft von eigenlöhnern
darf aus nicht mehr als acht personen bestehen, und
wenigstens vier derselben müssen die arbeit mit eigener
band verrichten, widrigenfalls sie als gewerke zu behan-
deln sind, preusz. allgem. landrecht 2, 16, § 129. 130 ; man
hat es wohl ... für nöthig erachtet, die bergbaulichen
unternehmer-genossenschaften , insbesondere diejenigen,
bei welchen die betheiligung der einzelnen gewerken am
5653
GEWERKELT
GEWERKENEISEN
5654
\
beiriebe selbst . . . nicht in den Torderßrnnd tritt , ■taat'
liclior leitiiHK zu unterworfen, man liiit angenommen,
(ins/, e« Mich KowiHsermuHZon um geiieliMciiaften von
(.'lii. ksHpiclern bnndio. SciioMiiima teiUehr. f. bergrtcht
(.INI '.m;()4; inohroro mithcteili^to eines bergwerka bilden
eint! gowcrl(8chaft , die juriBtische pen&nlichkeit besitzt
und ihre verrassung innerhalb der gesetzlichen Torachriften
durch Satzungen sclhMtstHndig regelt ... die mitglieder
(gcworken) nehmen nach masigabo ihrer kuxe an gewinn
und Verlust Iheil. Hdk hb Qhais handfmch d. verfciaaung
t«. venritltuitg (l'Jüi) 406.
OKWK.HKF.I/r, parHeipiaUs a^eeHi
1) in den baleutunt/nttutammenhanf/ mit wergein (#. d.)
ipei«t ein netterer schtcühiaeher beleg: ist da« obst gebrochen
und hat es die niUhige lager- und hochreife erlangt, to
wird 08 in den steinernen mahltrog oder, wie man zu
lande sagt, .wcrkcitrog' geschüttet . . . das ,gewerkelte'
obst, der .trosz', wird nun aus dem mahltrog mittels
igOlten' geschupft und in die presse {kelter) gebracht.
{ynoaterei in Schwaben) gartenlaub« 1M7 ». 668*; vgL auch:
wergelholz bei Schmidt »ehicäb. wb. 618. die form de»
ffitthirah bittet bei tinem ieortt, da» au» der mundart-
liehen aphäre in die sehr\fUproehe umgetetxt wird, keine
gr<yszen Schwierigkeiten, immerhin milaaen auch die anhalte-
punkte beachtet werden, auf die sieh die erklürung de»
participa au» werk, werkeln »tiifzen kann.
8) nicht ganz »icher i»t auch die bedeutungeriehtung de»
folg. alt. bei»piel»: was . . . unser Zimmermann . . . gen Vils-
hofen bringen 8oll(en). zum ersten von Ncuhurg die grosse
gowerkelto bttchsen, die meister Ehrhanl von Salzburg
gemacht hat ... zu jeder bUchsen 60 stein, die dann
gerecht darein seien, item pulfers eine nothdurft zu
inn laden, bayr. landtagahandl. (kriegsriiatung von 1468)
7, 834 Krenner. es ftandtit »ich hier um eine ateinaehleuder.
die bereita al» feuericaffe bedient tcird. gewerkelt könnte
auf atisiiiatung und gebraucftafertigkeit deuten (montiert);
die» fände achon darin »eine erklärung, daax timmerletite,
u-erkleute zuniichat mit der maschine tu thun hatten, vgl. .-
bnchsen und das gewerf . . . und unser meister, die domit
werciitent. Baaler chron. 4, 183, *. gewerklich und gewerkt.
3) »» rfiMe bedeiifuitg.<frichf\tng würde aich auch die folgende
übertragene vericendung gut eitifügen: als Neptun in unsere
nttho gekommen war, hielt er uns vor angst schweisz-
triefend eine ihm eingcwerkelte rede. Maximilian I. von
Mexico, au» meinem leben 5, 809, ebenao 11».
GKWKRKEN, verb.. verstärkte» werken (*. d.), in dt«
neuere »prache nur mit »pürlichen reeten reichend.
l) achon in der älteren aprache tat die veratärkte form
von werken im gegenaatz xtt dem mannigfaltigen gebratich
dpa gern verwendeten gawirkian, gawurkian (Giiai'f 1, 970,
vijl. gawaurkjiin bei Ui.i'ii.As) aelten belegt und faat ganz
aitf abstractere vericendungen beachränkt; vgl. gawerkön
GuAVP 1, 978, geworken mhd. tcb. 8,691. vgl. atieh ge-
werken Vkuwus-Vkiidam 8, 1900.
a) der tranaitive gebratteh. der an der concurretuform
gewirken, gewürken reich entwickelt erscheint, ist an
ttnaenn verbttm faat ganz zurückgedrängt.
o) bei Otfhid m;i</ im Heliand treten nur pronominal-
formen, die einen aatiinhalt zuaammet\faaaen . mm ver-
bum; eine einzelne Verbindung mit einem aubat. im Heliand
tat «0 loae, daaz da» aubat. im genetiv angegliedert vnrd:
oflo irbucir ih rauates thes mana(falten gaatet,
thar ir mih lertut harto iuea selbes worto.
ni tnaj mino dobti giwerkon tha; io mohli.
Otfrid an Saiomon 13. ähnl. Hctiand 8671 ;
joh mit thiu giwcrkon. thaj thu uns es mnasis thaakon.
OnirKiD 8, 84, 88;
mid hwiu the man habdi raordes giskuldit,
wllies giwerköt Heliand 6184.
ß) nttr im niederrheiniachen dea Veloeke iat der tranai-
tive gebrauch in einer der grundbedeutung noch »ehr nahe-
stehenden vertcendung attch an gewerken belegt:
einen slotel j^af hi hem in die hant
van silver, die seltsem was . . .
dat nie man sulkcn en sach
noch niemant ghewercken en mach.
H. V. Veldbkb Servatitu l, 1748 Bormant.
h) aonat ist der ältere gebrauch durch tceg abaolut und
oftf die abstracte bedeutttng von handeln eitigeachränkt :
TV.
tbas wir Ibarana werken mit wakaren citbankon,
Job wir tbag io ahton mit luUren gidraaUtn I
Oirnio t. M. 86, dtel. 1, U.IB;
■d liof •« IM a« b« mId tbamn liadjon bar
CiwerkM an tbaaoro waroldi. Udiamd IM;
nnt sfnt die bAbasta ttj gaaundart afaM,
■wie «i («werkent, da« ai aint doch reina, . . .
Hbixmar V. Zwrr«» IM. • Bükt «. 47B:
nfi wurden doch mit sal sie alle bafriffn.
den der tflt ir leben dA brtbt Mm m ala famiora ;
•6 mnoat diu aUa Ifbt in ein hol
da; noch nie wart noch nimmar «trt aandlgar foL
w6 Im der di gewarket zno dar aoif«.
Af^nan^rW avy ^« jpHaiarS/
Tbaodoma nam ain kint
naeh dar manche willaknr.
do atiag man in oncb usar t«
and lieg Io alda vor baaaabaa,
ab ar gawarkat aelda haben.
pMaAmal (H) an, M Kifk».
•) die »pätettm bd»ge »ind der pro»a de» umgter Eck-
IIAHT tu entnehmen, lieobei tu beachten i»t, dan »dkon die
handeehrißenvarianten tmd diejenigen, di* EcKHART MMdk*
schreiben , andere formen einsetzen, er aetJb»t gdnwtdä
da» verbum absolut und auch tran»itiv: daz folr enmao
nicht gewerkin danne in deme holz (Orforder handsehr. ;
bei Ppripfer mtjst. t, 868: wUrkcn; bei NlcoiJil'S v. Lan-
dau.- enmag nit gewirken); u. a.; da; niande, da; ich
gote nie enbleip, wa; got ie durch mich gewerken wolde.
{traetat 6), s. myst. «, 468.
8) tinmittelbar vom »t4b»tantiv (gewerit, gewerice) ab
geleitet scheint vergewerken: denen vorstehem die theile
aus dem retardat vergeben, verkaulTen oder vergewercken
wollen. A. Schönbbro attsfuhrl. hergrevition 86, vgl.t
eine fundgrabe vergewerken, mit its kaxen. fodina»
»uffieientem etdtorttm ntimerttm eolligere. Fitiscil t, 44t*.
GE WERKEN ANTHEIL, m., neuere bildung (/tir gewerken-
kux), in der xeiteehr. f. bergrtcht », Oi eingeführt (#. unter
gewerkenbuch).
GEWEUKE.N'BAU, m.. vgl. gesellenbau bei Adbi.uno 8, 617.
GEWERKENBESCH WERDE. /. • gewercken - beschwer
den, wenn selbige bei ihren gebäuden oder zechen etwas
zu erinnern, so können sie solches bcscheidentlich bei
der Aufrechnung vorbringen, und ihre meinung darbei
eröffnen. Minerophilus ». 856.
GEWERKENBUCH, n.. nettere beteiehnung an »teile
de» älteren teorte» gegenboch {vgl. eben «p. 8887): Ober die
Inhaber der kuxe jeder gewcrkschafl wird nur bei der
bergbehOrde eine Vormerkung (das gewerkenbuch) geführt.
6»terr. berggeaetz v. 1864, § 141, vgl. Sciieuciienstuel
idiot. d. öaterr. berg- u. hüttenapraehe IM; Ober sämtliche
mitglieder der gewerkschaft und deren kuxe wird von
der gewerkschaft ein verzeichnisz — das gewerkenbuch
— geführt, preuaz. berggeaetz v. 1865, § 108 ; der reprftsen-
tant oder grubcnvorstand führt das gewerkenbuch and
fertigt die knxscheine aus. § 181, u. a. vgl. Vkitii. ». 73;
die konsUtuirung der genosscnschafl kann mit dem ein-
trag derselben und der gewerkenantheile in das gewericen-
und gegenbuch als bewirkt angesehen werden. Sciiom-
BÜRO zeitachr. f. bergrecht 8, 884.
GEWERKENDIEXER. m.. gewercken diener . sind die
Schichtmeister, welche der gewerken nutz in allen sachen
und denen gebäuden wohl verstehen sollen. Minero-
Piiii.L's a. 867, aAn^icA Campe 8.868; gewerkcndicner {in
mining) »ervant or elerk to a mining Company. Hilpert
1,464'; gewerkdiener. Thiel 4,488.
GEWERKENUIENST. m. . da nun . . . nicht leicht ander«,
als arme bergleute sich mit erschQrfung neuer gfinge ab-
gel)en, und ihre eigenlöhnerzechen nach verfahrung ihrer
schichten auf den gcb&uden, wo sie im gcwerkendienst«
als bergarbeiter stehen . . . betreiben; so sind ihnen sa
ihrer ermunterung. ausser den allgemein bestimmten
schurfprilmien, vor den ordentlichen gcwerkschaflen noch
gewisze Vorrechte crtheilt worden. A. W. Köhler ». d.
racMmu. d. Verfassung bei dem bergbaue. ». 148.
GEWERKENEISEN, n. ei»en. da» von den getrerken
goUifkri ttird. vgl.: berg schmied-arbeit . . . i8 bisz in
15 groschen von einem kübel, mit neaen eisen zube-
schlagen . . . 6 gr. von einem ktlbel, mit alten und ge-
wercken eisen zubeschla^en . . . i gr. von i (f groben
gez&he von der knapschaJfft eisen zumachen, ehurfüratl.
355
5655
GEWERKENERBE
GEWERKENZECHE
5656
Sachs, lohn-taxa von 1625 bei Span, hergrechtsspiegel s. 14,
vgl. : die geschrotenen eisen und all ander gezähe , was
sie von ihrer gewercken eisen machen lassen, von
schmieden gewogen nehmen. A. v. Schönberg ausführt,
berginform. 188, s. gewerkensilber.
GEWERKENERBE, m. : gewercken-erben, wenn sie in
communione bleiben, haben sie keiner neuen gewehr
nöthig: so bald sie aber sich respectu der berg-th eile ge-
theilet haben, so soll binnen drei monathen ieder erbe,
will er sich anders davon nicht verschweigen, ihm seine
ratam sonderlich zuschreiben lassen. Minerophilos 257.
GEWERKENFORDERUNG, /. ; zubusze wird, wenn es
das gebäude vermag, den gewerken wieder erstattet, und
daher die sämmtliche gewerkenforderung , welche der
recesz heisst, im register besonders fortgeführt. A. W.
Köhler s. 206.
GEWERKENFREIHEIT, /. ; gewercken - freiheit , gleich
wie die bergleute sich der berg-freiheit zu rühmen und
zu erfreuen haben t also soll auch denen gewercken, als
ihren Verlegern, selbige billig gegönnet werden. Minero-
philos s. 257.
GEWERKEN6EBÄUDE, n..- gewercken-gebäude, denen
gewercken ist unbenommen, bei dem berg-amte, oder
Schichtmeistern, sich des aufstandes ihrer gebäude zu
erkundigen, ihnen auch zugelassen sein, die gruben selbst
zu befahren. Minerophilos 2.57.
GEWERKENHÜTTE, /.: gewercken-hütten , weil vor
diesem die gewercken ihre eigne schmeltz-hütten gehabt,
so haben sie auch ihre ertze, so gut als sie gekont, zu
gute machen können , doch muszten sie , die darzu be-
dürfftigen arbeiter iederzeit bei dem bergamt, oder viel-
mehr hüttenamt, in pflicht nehmen lassen, damit aller
verdacht dadurch vermieden ward. Minerophilus s. 257.
GEWERKENKUX, in. .- gewerkenkuxe, share in a mine.
Hilpert 1, 464"; gewercken-kuxe, iedweder gewercke hat
die macht, seine eigene berg-theile zu verkräntzeln und
zu veralieniren. Minerophilus 257.
GEWERKENPROBIERER, m..- die gewerkenprobierer,
welche zum besten der gewerken, die gegenprobe von
den hüttenschreibern , in ansehung der gelieferten erze
machen. A. W. Köhler s. 88; gewerkenprobierer, assayer
to a mining Company. Hilpert l, 464*.
GEWERKENREGHNUNG, /. ; einsmahlen war eine all-
gemeine gewerken-rechnung abzulegen, so dasz also die
vornehmsten commerzianten des landes bei ihrem Präsi-
denten Stilling zusammen kommen muszten. Jung-Stil-
ling Jünglingsjahre (1778) 206.
G EWERKENSCHICHT,/. .- gewerkenschicht . . schichten,
die im gedinge gehen, in solchen bergwerken, die von
gewerken gebauet werden. Campe 2,362; gewerkenschicht
. . . task of a miner. Hilpert 1,464*, vgl.: über derer
gewercken arbeitende schichten ordentliche register halten.
A. v. Sghönberg ausführt, berginform. s. 96; gewercken-
schichtmeister, solche werden von dem berg-amte denen
gewercken vorgeschlagen, und wie vorietzo gebräuchlich,
allezeit drei personen, davon dieselben einen nehmen
können, es kömmt auch wohl der vierdte in verschlag,
wenn etwan die gewercken ein sonderlich vertrauen auf
einen gesetzet haben. Minerophilus 258.
GEWERKENSCHMIEDE, /. ; gewercken-schmiede, wann
die gewercken ihre eigene schmiede haben. Minero-
philus 257.
GEWERKENSCHULD. /.; gewercken -schulden, wenn
selbige auf denen zechen schulden gemachet, so sind sie
ausser sonderbarer verschreibung personaliter nicht zu
belangen. Minerophilus 257.
GEWERKENSILBER, n., vgl. gewerkeneisen : haben
wir den betrag . . . von jeder in Freibergischen erzen in
denen schmelzhütten liefernden feinen mark gewerken-
silber . . . bis auf einen thaler erhöhet, sächs. Verordnung
von 1765, codex August, l.forts. 1, 14-74.
GEWERKENTAG, m. , im wesentlichen an den berg-
männischen gebrauch von gewerke angelehnt.
l) in dieser einschränkung kommt das compositum schon
im 16. jahrh. vor: 1549 ein grosser gewerckentag allhie
{Joachimsthat) gehalten. Mathesius chron. von Joachims-
that (1562) im anhang zur Sarepta; gleichfalls ist auch
bericht fürkommen, und sich die gewerken und factor
mit dem einfaren in den pergk nachlässig erzeigen, ire
diener ... an ihre stadt einfahren lassen ... so wollen
wir, dasz die gewerken und factoren all wegen, in vier-
zehn tagen, an einem mittwoch, zusammen kommen,
und sich von den angeschnittenen pergkkosten, und dar-
innen fürgelauffenen meiigeln . . . underrcden und berath-
schlagen . . . wofern sich aber gewerken, darwider un-
gehorsamlich bezeigen, und zum gewerkentag . . . nicht
kommen würden wollen, derselben ein jeder umb . . .
geldbusz fürgenommen . . . werde, reformationf Schlacken-
ivald (1584), Schmidt österr. berggesetze i, 3 s. 388, vgl. auch
Span bergrechtsspiegel s. 84 u. a.; gewerckentag . . . wie
noch zum Altenberge auf dem zinn-stolln und stockwercke
gewöhnlich, da sie alle 2. jähr eine zusammenkunfft
halten, ihre gevollmächtigte dahin schicken, von dem
factor die rechnung abnehmen und justificiren, auch,
wo was zu ändern, und zu verbessern, darzu ins künff-
tige anstalt gemachet wird. Minerophilus 258, vgl. Ade-
lung 2, 660 u. a.; gewerkentag, a meeting of the proprie-
tors of a mine. Hilpert i, 464»; ein ausgeschriebener
gewerkentag (in Ilmenau) ward nicht ohne sorge von mir,
und selbst von meinem collegen, dem geschäftsgewandteren
geh. rath Voigt, mit einiger bedenklichkeit bezogen.
GÖTHE (annat. 1794) 31, 37, vgl. auch (an Voigt) hriefe 18, 15;
im juni ist gewercken tag, vielleicht wohnst du ihm bei
(an Knebel 1791) briefe 9, 255; ich wollte dasz dir der
gewerckentag anlas geben könnte in unsre gebirge zu
kommen (an Jacobi) 252; dies alles scheint dich nicht
mehr hieher verlocken zu können, da ich sogar höre,
dasz ir euren gewerketag in Weimar halten wollt.
Knebel an Oöthe 1800 (brieftvechsel 1, 245); ein gewerke
kann . . . den berahtschlagungen, welche über die Ver-
anstaltung des grubenbaues gepflogen und gewerkentage
genannt werden, beiwohnen. G. H. G. Hake commentar
über d. bergrecht s. 127; die gesetzliche Zusammenkunft
der gewerken heiszt gewerkentag, auf dem sie, als ge-
werkschaft, ihre beschlüsse durch abstimmung fassen.
österr. berggesetz v. 1854, § 149, vgl. auch Sgheuchen-
STUEL 102; die neuere preuszische Verwaltungssprache hat
das wort gewerkenversammlung an die stelle treten
lassen, s. d.
2) mit der allgemeinen — nicht bergmännischen — be-
deutung von gewerke ist das compositum in einzelnen
%v'örterbüchern zu belegen : der gewerkentag, les assemblees
des Corps de m,etiers. Schwan (1783) 1, 745; gewerkentag,
meeting day of a tradesmens' or mechanic's Company.
Hilpert i, 464».
GEWERKENVEREIN, m., vgl. die xoeitabstehende bedeu-
tung von gewerkverein (s. d.): weiter reichen die ziele
der sogen, gewerkenvereine (bergwerksvereine , Unionen,
revierversammlungen) mit ihren Organen, gewerkentagen,
gewerken-ausschüssen , die häufig mit dem kommunal-
wesen der bergorte in näherem zusammenhange standen,
hie und da . . . die rechte einer gröszeren anzahl von
gewerkschaften vertraten und dabei eine gewisse ver-
fassungsmässige konkurrenz bei der leitung des gewerk-
schaftlichen berg- und hüttenwesens hatten. Sghom-
burg zeitschr. f. bergrecht 2, 214.
GEWERKENVERLEGER, m. .- gewercken-verleger , *.
factor. Chomel 4, 1048.
GEWERKENVERSAMMLUNG,/., neuere bezeichnung für
gewerkentag (s. d.) : die gewerken fassen ihre beschlüsse
in gewerkenversammlungen.jj?-er<S2, berggesetz v. 1865, §111;
die beschlüsse werden in der beschluszfähigen gewerken-
versammlung mit einfacher Stimmenmehrheit gefaszt . . .
über jede gewerkenversammlung ist ein protokoll aufzu-
nehmen. §113; die beziehungen sind in der letzten gewerken-
versammlung hergestellt worden, bericht der gewerkschaft
Oberroda. handelsblatt der Vossischen zeitung 14. 8. 1906.
GEWERKENZECHE,/.; fügte sich's, dasz einem Schicht-
meister zwischen der rechnung auff seiner gewercken
zechen geld mangeln würde. A. v. Sghönberg ausführt,
berginform. 235; der fall wegen zu entrichtender schacht-
und streckensteuer tritt auch oft . . . bei gcwerkenzechen
ein, die mit einander durchschlägig sind, wenn eine der
andern strecken und schachte zur fordernis gebraucht.
A. W. Köhler z. d. rechten u. d. Verfassung bei dem berg-
baue s. 182, ebenso 177 u. a.
5667
OEWERKENZETTEL
oewerksAltermAnner
5658
GEWKnKRNZKTTEL, m.:
nie brachten cUlden, tbaler, knchto,
firaften, ob ich Hon aooh wolt IIucbaaT
ob du nirht wcnui rotte«raben7
ich «olt iniiin anthail daran haben,
wenn ich »lliiti ku<:h« IAmh woH,
und zubuM/. ci'lxüi wie ich aolt.
und doii icliA ni< lit acht rUr ein belUl,
xoiKton «io mir ilon gewerckensettel,
durin wurun ruratlicb (Mirsonon,
bortzoKPn, trrnlTnn, und barnnen,
caiitr.Irr, di'-tor«^, rÄth, und kramer,
kUr-</ Ir, •chosler. tchmid and banoMr
viel ' 'II standen daneben,
die M I II auazbeut geben.
Hi)U.BNiiAaiN fretehmmHitr i, I. U.
GEWKRKEU, m.. jüngere bildung nach mudogU von
handworker, iat naturgemäß auf die allgemein* htdm^tng
von gewerke {vgl. «p. bwaff.) beaehränkt. der äUttte bdsg.
dmr da» wort n«öen dem als eolUeÜv gebrouekten ntutrum
gowork eiryfUhri. lata* deutlich da» btdürfiti» trktnmn. die
/Uneiion des nomen agenti» kräfHger tum uuadruek *u
bringen: gloichwio wir nun nicht zweifeln, M werde da-
durch der inlendirto zweck völlig erreichet, und weil die
connexion der gewerken untereinander numehro getrennet,
auch die miszbräuoho scharf verboten worden, friede
und ruhe unter donsolhen connerviret, mithin das auf-
kommen und nahrung der gowerkor selbst nicht wenig
dadurch befördert werden, general-privil. und güldebri^
de» geteerk» in Brandenburg 178S bei Ortlopk &S; bei
allen todfallsverhandlungen eines innerbergisoben ge<
werkers sollen seine hinterlassenen einlagskapitaliea so-
wohl, als seine bei dem haupigewerksohaftlichon kOrper
noch zu suchen Imbondon crträgnisse . . . frei gelassen
werden. Wiener Verordnung von 1771 in aammlung aller
k. k. Verordnungen v. MViff. 6, 8»a ; gewerkor v. gewerks-
mann. Hilpkrt l, M4*; gewerkor ... der an oder in
einem geworke arbeitet (fabrikant, manufacturist); auch
groszgewerker . . . dann Überhaupt der handwerker. Campk
1,888^; denn wenn an der einen scite diejenigen stehen,
die sich mit den einfachen und rohen erzeugnissen be-
schäftigen, an der andern solche, die schon etwas ver-
arbeitetes gonieszen wollen, so vermittelt der gewerker
durch sinn und band, dasz jene beiden etwas von ein-
ander enipfangen und jeder nach seiner art seiner wUnscho
theilhaft werden kann. Uötiif. {dichtung u. inthrhi-it l, i)
■», S89; ^jg7 J^^^J^ ^j^ gj^j nicht eewerker,
nicht lur bandarbeit nwAbnet,
iQstet's euch, ala tamiahner
euch SU mOh'n, will ioh's nicht
nicht hindern.
L. TiBCK gloeke von Arogon (noveUen 9, 403).
GEWERK-, GEWERKSIIAUS, n. .- das gewerkhaus oder
gewcrkshaus ... ein haus , in welchem ein gewerk oder
mol>rere gewerke befindlich sind (manufactur, fabrique).
Campe »,868«»; gowerkhaus, mant{factory. Hilpert l, 4«**;
gewerkhauR, mant^faehire . fabrique , mant^factory , work-
house. Bkii.. (echnol. tob. M8; der stadtsäokel (von Alt-
Berlin u. AltOOln) war immer gar ansehnlich gefüllt
durch die einnähme aus den Zinsen der kämmereidürfor
. . . und dem ertrag des stadtforstcs, des zolls, der nieder-
lage, der statte- und platzgelder, der gcwerkhiluscr, buden-
und marktzinses und der Schankgerechtigkeit. Hk.sekibl
Nürnberger tand 72; die zusainnienkUnfto fanden in
eigenen gewerkshäusern , wo solche vorhanden waren,
oder in handwerkshcrbergen, bezw. in der wohnung de«
altmeisters statt. RoiinsciiEtDT vom tut\ftttcange 6.
GEWERK-. GEWERKSHERR. m.
1) bergmännüicher ausdruck: nicht allein ab«r loll er
disz thun, sond' auch zun zeitcn ettliche arbeit an die
hnud n&men, nicht das er in disen dingen erlige, sonder
das er mitt seinem lleisz die arbeiter erwecke, und sie
auch sein kunst lehre, dann es wirt wohl umb dz bergkwerck
siehn, so nicht allein der steiger, sonder auch der gwerck-
hcrr , lehret was in dem zu thun seie. Aoricola, vom
bergkicerek, dtsch. v. Bechius 28.
2) allgemeinere Verwendung: gewerkherr, ifMwter, or
owner of a manufaetory. Hilpert 1, M4*; der gewerks-
herr, . . . der berr, der Vorsteher eines gewerkes. Caupb
2, 862».
GEWERKHOLZ, n., mit der gleichen bedetifung von ge-
werk, die atteh am partieipialen adjectiv gewerkt («. d.)
tur gdtung kommt: sohirrholtz, gesehirr- ingleichen nots*
holz . . . woraus allerband gerithsohafft und iuiurfttli von
wagnem. mttllem . . . verfertiget wird ... so nuui aaeb
sonst gewerckholtz nennet. tUgtm. ökem. Uat. tlTB. tyf.
auch CiioMKL 4, 104«, ähnlich Adblono t.fU; (üw foweric-
holz, nutzholz, U boi» de eharpeni». Schwan (l7«)t, 74A^;
gewerkholz timber. Hilpert 1, 4M*, vgl. Bbhlbn s. 4M;
Tut KL 4, 427.
GEWEHKIN. /.. biUung tur mim»run§ im utjmw *•-
deutung von gewerke : eine bauerfraa, dto fewwkia M dar
grübe .bimmelisch beer* war. Ännab»rf»r woUutraäUumg,
». Leipiiger tageUaU 1890 mr. M», I. ML
GEWERKLICH, adj. und adv., wU M fWMriMit w»d
gewerkt («. d.) wird auch hier di» mUftmiimtr* w«rtttlUt»g
kunetmäüigen arbeiten» durch den «ngertm Umwti» mif
di» werkatatt be»timmt und belebt : gewerklieb, nun ge-
werk gehörig, im gewerke . . . gemacht, nach der art wie
im gewerke gearl>eitet wird (/abrikwtämif) , anell free»'
gewerklieb , gewerkmissif . . . eine fewOTldiohe arbeit.
Campe >, 862\ dasu:
GEWERKUCHKEIT./.; friedlich durch sein feeeblft,
am thier erziehend, stets an die l>eobacbtung der poesen
Ordnungen der natnr gewiesen, jeder Jahreszeit diia ihre
abgewinnend, knilpft er {d»r mektrbmm) an setae oa-
besohäftigten tageszciten schon eÜMQ anfang Ton faweik-
lichkeit. ÜAiiLMANN geseh. V. Dänemark 1, ist.
GEWERK, GEWKRK.SM.Ji.S.Sia. ndj. u.adv.: gewerfcs-
mtlssig. in the manner of the manufaetor». Hilpert 1.464*,
vgl. den gegentata tu gewerbsmlasig, vgl. auch gewerklich.
GEWERKMASSIGKEIT, /.. «. Camps a. a. o.
GEWERK , GEWERKSMANN. m., vgl.: gewerbnnaan,
fabricant, im allgemeinen, ein gewerkmann oder gewerk-
mcister. Campe verdeutachungateb. 807; gewerksmann-,
meister, mani^aelurer. Hilpert 1,494*.
GEWERK-, GEWERK.S.ME1STER, m.. vgl. |eweri)e-
meister: denen sämtlichen Soldaten al>er . . . soll nur
erlaubet sein, als gesellen bei denen gewerks -meistern
zu arbeiten, generalprivil. de» gewerk» v. Brandenburg 1783
bei Ortlopp 57; die gewerkmeister . die geschworenen,
le» expert», prud'homme». Schwan 1, 74&* (vgl. geweri)e-
verständig); fabricant . .. gewerkmeister, kürzer Werk-
meister. Campe verdeut»eh.%eb. 807, vgl. auch Hilpert
unter gewerkmann; (der achneider) sagte: hier sind die
fünf mutzen, die dieser mensch (Sancho) von mir gefordert
hat, und bei gott und meinem gewissen! mir ist von
dem tuche nichts Übrig geblieben, und ich bin erbötig.
die arbeit von den gcwerkmeistem besichtigen zu lassen.
TiECK Übersetzung des Don Quixote 8, 888; er wählt sieh
einen unpartheiischen gewerksmeister zur mitl>eaaf-
sichtigung. Bles.<)on, über gewerksordn. 57.
GEWKRKSABGABE, vgl. gewerbeabgabe : welche ent-
l>ehrungen musz der geselle sich auflegen, welcher von
seinem gülden oder thaler wochenlohn kleidung and
Wäsche unterhalten, kleine gewerksabgaben bestreiten . . .
will . . . (J. G. Hopkmann) da» intereaa« da» iaKH»ehtm . . ,
bei d. besteh. tut\/lverf. lll.
GEWERKSACT. in., vgl. gewerbehandlonc: sieCiiMteiMf-
werkap/iichten) durchdringen ihn {dm Hawdmrler) TOUif
mit ihrem sittlichen wesen, und um diea m wreieben,
helfen die formen mit, deren man sieb bei beeonderen
gewerksakten z. b. t>eim annehmen und loespreeben der
lehrjungen, bedienen mag. Rohrschbiot, ••■» s«ti\^
awange 065.
GEWERKSALTERLFITTK. ptwmUlmmtitm («ff. mudk di»
folgenden): sondern es sollen dieselbe allemal äeTorteCal*
lenen beschuldigungen bei den gewerks-Uterieaten, oder
t>ei dem zu handwerkssachen verordneten geweik»-
assessore anaomelden . . . verbanden sein, hamimuka
ord». f. lFas4»r«M«am 1774 (mri. i«) In Ortlopp si.
GEWERKS Alter .M .Anner, vgl. 4a» «orAerycAendk.-
dagegen war aber auch nicht zu verkennen, dass der
wichtige einfluss, welchen angeschene handwerkermeister,
besonders die gewerksältenn&nncr, auf erbaltang Ton ord*
nung, Zucht and Sitte unter den gewerbegenoesen ansxa-
Oben vermocht hatten, sehr sank, seitdem nicht mehr
jeder, der ein handwerk als meister oder gehilfe trieb,
der znnft angehSren mosste. Rohrschbidt vom aut\/t-
itcange 548.
355*
5659
GEWERKSALTESTE
GEWERKSÄLTESTE, phir.: ist in den zunftartikeln
keine zeit bestimmt: so musz dieselbe nach billigen er-
messen der gewerksältesten , und allenfalls durch einen
zunftschlusz, festgesetzt werden, preusz. landrecht 11, 8,
§ 313.
GEWERKSALTMEISTER, m., vgl. gewerkmeister : dasz
derjenige, welcher meister bei dem gewerk . . . allhier
werden will, sich bei . . . dem gewerks-altmeister melden . .
solle, generalprivil. des geiverks von Brandenhuo-g (1733) bei
Ortloff 53.
GEWERKSAM, adj. u. adv., vgl. gewerbsam:
diese menge
gewerksam thätigcr. die hin und her,
m diesen räumen wogt, auch die verspricht
sich unvertilgbar ewig herzustellen.
GöTHE {nat. tochter 5, 7) 9, 378.
GEWERKSAMT, n., vgl. gewerbeamt: es werden ihm
daher, kraft dieses freiheitsbriefes alle gerechtsame er-
theilt, welche einem meister zustehen, nämlich in an-
gelegenheiten der zunft zu stimmen und zu gewerks-
ämtern gewählt zu werden. L. Blesson über geiverks-
Ordnungen s. 42.
GEWERKSANGELEGENHEIT,/., vgl. gewerbeangelegen-
heit: übrigens soll der jüngste zwar zum verschicken in
gewerksangelegenheiten, keineswegs aber zum einschenken
. . bei denen gewerksversammlungen gebrauchet . . . wer-
den, generalprivil. des geioerks von Brandenburg (1733) bei
Ortloff 59; der lehrling musz, sowohl in gewerks- als
häuslichen angelegenheiten , den anordnungen des lehr-
herrn gehorsam leisten, preusz. landrecht II, 8, 295; drittens
sind zünftige meister nach den innungsprivilegien ver-
pflichtet, verschiedene ämter und dienste zu über-
nehmen, wohin die obermeisterämter, jungmeisterstelle,
bothendienste in gewerksangelegenheiten . . . gehören. Co-
burg-Saal feldische innungsgesetze von 1803 (§ 123) bei Ort-
loff 6«; die neigung, aufwand zu machen, trat bei allen
gelegenheiten hervor, bei denen die zünfte in gewerks-
angelegenheiten zusammenkamen. Rohrscheidt vom
zunftzxoange 102.
GE WERKSANLAGE, /., vgl. gewerbeanlage : würden
hierzu die activa nicht hinreichen, so sei über die ge-
werksanlagen mittels veräusserung zu verfügen, preusz.
kabinetsordre von 1822 bei Rohrscheidt 411.
GEWERKSARMENKASSE, /. .- wenn das gewerk sich
vereinigen wolle, alle quartal oder jährlich etwas in die
gewerks-armen-casse zu legen, generalprivil. des geioerks
von Brandenburg (1733) bei Ortloff 62.
GEWERKSARTIKEL , m., vgl. die entgegengesetzte be-
deutung von gewerbsartikel : {der gesell, der meister werden
will, soll) erweisen, dasz er seine profeszion in denen bei
jeden handwerke gewöhnlichen und in den confirmirten
gewerksartikeln gesetzten jähren erlernet . . . habe, preusz.
handwerksordn. für Westpreuszenllli {art.^) 5ei Ortloff 79.
GEWERKSASSESSOR, m., vgl. gewerbeassessor: ferner
gelobe ich, dem von einem e. e. rath dem gewerk zu-
geordneten herrn assessori . . . respect zu bezeigen, eides-
formel für innungsvorstände bei Rohrscheidt s. 4; doch
müssen letztere sowohl, als erstere (die Zusammenkünfte)
niemals ohne vorwissen und beisein des gewerks-asses-
soris . . . geduldet werden, handxverksordn. f. Westpreuszen
von 1774 bei Ortloff 75; in gemässheit der Verordnung
vom 4. mai 1806 wurde in Königsberg am 28. october des-
selben Jahres in dem hause des ältermanns der zunft,
meisters Volkmann, und vor dem gewerks-assessor die
auflösung des webergewerks vollzogen. Rohrscheidt t^om
zunftzwange 214.
GEWERKSAUFLÖSUNG, /.; aus dieser charakteristi-
schen remonstration ersieht man recht deutlich, zu wel-
cher ungeheuren aufregung die absieht der gewerksauf-
lösung unter den zunftgenossen veranlassung gab. Rohr-
scheidt vom zunftzioange 211.
GEWERKSBEISITZER, m., vgl. gewerbebeisitzer: die
rechnung . . . soll der altmeister ... in gegenwart des ge-
werksbeisitzers . . . justificiren. generalprivil. des gewerks
von Brandenburg (1733) bei Ortloff 60; wir gebieten und
befehlen . . . keine contraventiones dagegen (gegen die
handwerksordnung) zu verstatten, als weszhalb auch die
flscäle, nicht minder die gewerksbeisitzer jedes orts vigi-
liren . . . müssen, handwerksordn. für Westpreuszen 1774
GEWERKSCHAFT (i, in der bergmannssprache) 5660
(art. 49) bd Ortloff io4: am 24. januar 1774 erschien in
deutschem und polnischem text die handwerksordnung
für Westpreussen. jedes gewerk war verpflichtet, davon
3 stück zu kaufen, und zwar i für die lade, i für den
gewerksbeisitzer und i für den ältermann. Rohrscheidt
vom zimftzwange 174.
GEWERKSBESCHÄDIGER, m. -. sollte auch etwa einige
von gewerks-beschädigern gemachte arbeit auf der ven-
dette, oder anderswo in der stadt öffentlich zum kauf
ausstehen, so mögen die elterleute oder meistere des
beschädigten gewerks einen von des rahts amts-dienern
ansprechen, neti-revidirte tcillkür der stadt Danzig (I76l) 132.
GEWERKSCHAFT, /.. im gegensatze zu gewerbschaft
(s. d.), das ein nomen actiones ausprägt und nur in ganz
vereinzelten ausnahmen der collectivbedeutung sich nähert,
ist gewerkschaft in seinen neueren Verwendungen durchaus
coUectivum und in dieser function auf die kennzeichnung
von Personen beschränkt, in dieser kennzeichnung aber
spaltet sich der gebrauch des collectivums nach zwei rich-
tungen. die Sondersprache des bergbaics knüpft in dem
ersten compositionstheil an das masc. gewerke mit der be-
deuttmg eines Unternehmers an, der allgemeinere schrift-
gebrauch führte die bedeutung eines arbeiters ein, wobei
offen bleibt, ob an das nomen agentis gewerke oder an das
coUectiv gewerk zu denken ist. sprachlich ist die anlehnung
an gewerke zunächst nicht so einleuchtend, weil dann auf
ge werkenschaft zu schlieszen wäre, immerhin, bietet auch
eine unmittelbare iveiterbildung des apokopierten gewerk
nach der analogie von knappschaft keine groszen schtcierig-
keiten.
die beiden gegensatze, der bergmännische begriff eines
Unternehmerverbandes und die allgemeine schriftmäszige
bedeutung eines arbeiterverbandes datiern in der neuesten
spräche fort, nur dasz dort entsprechend der bedeutsam-
keit, die die socialpolitik in unseren tagen gewonnen hat,
der schiverpunkt des gebrauches vom bergmännischen begriff
abgelenkt und durch die gewerkschaftsbewegung auf den
allgemeinen begriff gelegt lourde. auf ihn führen auch
die meisten composita mit gewerkschaft zurück, während
die bergmännischen composita meist an ßexionsformen von
gewerke haften, s. gewerkendienst, -tag, -Versammlung u. a.
l) der sondergebrauch der bergmannssprache i gewerk-
schaft als unte7-nehmerverband. die ältesten bergmännischen
belege reichen nicht über das 16. jahrh. zurück, sie loeisen
in der ersten zeit auch viel seltener die collectivbedeutung
mit bezug auf personen auf als vielmehr eine art von sach-
bedeutung, die sich jedoch allerdings auch unter dem gesichts-
punkt der bedeutungsentwicklung aus der ersteren ableiten
läszt. gleich die beiden ältesten belege stehen einander als
typen dieses gegensatzes von personification und sachbedc ii-
tung gegenüber: deszgleichen sollen si khainer gewerk-
schafft, oder ihren schichtmaistern, die khain silber im
zehendten haben, ob gleich ertzt am stain, oder silber im
werk war, on genugsambe bürgschafft nichts fürleihen. In-
struction für Budtveisz (1562; samml. österr. berggesetze 1, 3)
s. 7. u. a. (vgl. unter b); und dem gegenüber : wann der bergk-
meister einem ein lehen leihet, so sol er den muther oder
auffnehmer . . . gebieten, dass er die zech oder lehen nit mehr
als in neun theil, der ein jedes thut vier viertheil, das
macht zusammen sechs und dreissig viertheil einer gantzen
zechen oder gewerckschafft (wie jetzt hie landtbreuchig
ist) vergewercken solle. Churtrierische bergordnung von 1564
bei Brassert bergordnungen s. 116 tt. a. vgl. unter a, ß.
ohne damit eine rangordnung feststellen zu ivollen, nehmen
loir die verioendungen der zu-eiten gruppe voraus.
a) Verwendungen , die der sachbedetdung nahe kommen:
die ältesten belege führen das toort vor allem im zu-
sammenhang mit rechtshandlungen ein, die den eintrag in
das gewerkenbuch betreffen, bald handelt es sich um den
eintrag selbst, der als nomen actionis aufgefaszt werden
könnte, bald um die Urkunde, die als rechtsobject behandelt
loird. in dieser rechtshandlung könnte man den ausgangs-
punkt der entwickhing für alle Verwendungen von gewerk-
schaft in der bergmannssprache erblicken; dem stände auch
die analogie von knappschaft zur seite. jedenfalls schlieszt
.sich die sachbedeutung eines rechtsobjektes ungezwungen
hier an.
a) das nomen actionis.
6661 GEWERKSCHAFT (i. in der hergmammpraehe)
l)) sollen die goi^ftiNclinihnr mit floUs in aoht haben,
dasz nicht mehr gvwercken, dann «ich* gebttbret ins
gegenbuch cingeBcbrichon, von Rolchor und oiner jeden
gewerckRchalTt ihmo mehr nicht dann ein grotcben . . .
zur gcliUhr goroicht. chura. bergordnung von 1078, ort. IS;
ein bi8/. zwei groHchen von 1 geweroktohailt ins gegen-
buch cinxutrut^cn, oder daraus zur schreiben, nachdem
Hio wcitlilufli^. A.y. Sc.iiÖsm.nii att*/Uhrl. berffif\form. t.Jt.
8)) von einer tmd»t» atiU nähert txeh dieaem begriff
auch daa folgend»:
worin sie meroktan iuk ward v«rdrosa«n
und wnll huntf ond fOss lassen frohen,
mit niKlrmr f«w«rckacbsfl sbstrhon,
diw ri '■' ••• -r'>»s ges<-hrei,
der ;■:■ an herbei,
und L- 1 iiissbeut.
and dtt.-i um auii ivluine zeit.
oder sprenften irold in den sond,
und brachten doo mit voller band.
KuM.KNiiAOBN /rotchiMtueler 1, S, 14.
fit) der Übergang aur aaehbedeuHtng.
l)} die Urkunde ala aolche wird mit gowcricsohaft be-
teiehnet: gegen schrciber soll ... die gewerokschafTt, so
nach dorn alphubeth derer gowcroken lauiTnahmcn einzu-
richten, wio die ihm übergeben werden, uff bcfohl des
borgmcistcrs gebührlich daroin tragen, und acht haben,
dasz nicht mehr als las ku.xe ... zu einer vollen geworck-
Bchafft ins gegenbuch gebracht worden. Ann. v. S<:iiAN-
BBna atuführl. ber(jinform. 69; so nawe zechen Vorlieben
oder bestctigt worden, sol der lehentregor oder nuffnemer
seine goworgkscharrt alsbald nach der bestctigung dem
bergkmeister antworten und zustellen, wann aber alte
zechen nuffgonommen , sol nach abmcssung der zupus-
brioffo, die nawe geworgkschalTt dem borgkmcistcr gleicher
gestalt alsbald Übergeben, und ins gegenbuch einge-
schrieben werden, ehuraächaiache bergordn. von 1689, bei
Bhasskmt bergordn. 872, vgl. auch ebendort a. 885 atta
der Henneberg. Ordnung von 1570; keine gewehrzeddul
noch gowerckschulTl, ohne seine cigcnhUndige untereohrilTt
aus dem gegenbuch geben. ». 70; solche gewerckschafften,
darin alle gewerckcn mit ihren namen und thoilen eigend-
lieh und deutlich zu melden, auch aus dem gegenbnch
zunehmen, sollen alle Vorsteher und Schichtmeister, zu
jederzeit bei ihren rochnungen haben. Span bergtirthel
a. 178; vier wochen nach der bestättigung musz der
lebntrager dem berghauptmann eine gcwerckschafft über
seine gcmuhicto zoclio Übergeben, welche, nachdem sie
von demselben revidirt, und unterschrieben, der berg-
schrciber ins gegenbuch ordentlich verzeichnet und ein-
trügt. Dkrwaro ». 43, dazu vgl.: die namonvorzeichnisse
der gcwerkon . . . sind aus dem gegenbucho cxtrahiret, und
hcisscn, wie angenommen, in specio gewerkschaften.
A. W. Köhler i. d. rechten u. d. verfasmtng bei dem berg-
baue a. 808.
8)) an gewerkschaft wird daa rechtsohjekt betont .- unnd
mitt disen zilen beschreibt der bergkmeister die gercchtig-
kcit des herren , oder mittgwerokschaiTt einer jetlichen
grAbon. G. Aoricoua vonn bergwereJc übera. v. Bechiua 4;
beweiset sich der gang, oder füret er schOno bergart, oder
leit er auff einem fündigen gang, und gutem gotriebe, so
bestettigct er, und lesset es jm ins bergbuch verschreiben,
macht ein gewerckschafTt aufl 188. kux, davon 4. crbkux,
unnd 8. 7,a kirch und spital gehören, die man etwan die
heiligen kux genennet, und antwort sie ins gegonbuch.
Matiiksius aarepta 68*'; gowercken werden genandt die
participantcn desz bergbanes . . . und bestehet eine ge-
werckschafTt in 188 kuxen, darunter 4 orbku.xs, so die
gowercken dem . . . landcs fürsten ... zu bauen und zu
verlegen schuldig sind. Bkrwaro intefpre.<i phraa. metall. l
(iriVrfrr atifgenommen bei Minkrophii.us 858). gewerck-
schafTt, bestehet in 188 ku.\en, derer participantcn am
hergbnu, dio gewercken genennet werden. (Kirchmaikr)
inntit. metrtll. n*"; jetzo . . . sind es albereit 810 jähre,
da anno 1 177 ein verständiger mann und kunst steigor aus
Nürnberg, Nioolaus Stand, mit einer gewerckschafTt sich
hier an gemacht, ebenda {icohlgem. bedenken 103).
8)) hier läazt sich ungextcungen die iibertragttng at{f
^rtlichkeifen ansch'iesxen, wie aie »m älteateti belege (a. o.)
vorliegt: bauet solche entweder als ein eigenlöhner und
einspänniger, oder machet eine lehnschafTt hinein,
GEWERKSCHAFT (t. mtemekmertKrband) 5662
ond bauet eine Mbiolit, oder «Im |*w«dkMlMUR, UUt
sich die kuxe weffewihren, ond Teritrsotzcln. and
■oblägt zabasM an. (Kikciiuaikh) inst. met. noheend.
erinn. 48; ganz uneigentlich bat man früher einzelne
borg oder hUttenwerke mit der benennonf geweriUebafl
bezeichnet KciiiiiiciieNHTuei. lOl.
b) für die eoUeeÜvbtdmUung wUt dmr brnttkung mvif per-
aone» breHen aiak «Mir« «Mfniatt ««mm ^fättr mt», als
die altetim beUge für die ttttnwnmh tn^f$/UUm. Htm
lüeh» lä$tt $ich allerding» mit »kum mm^nim imUHf-
nia der übermittelten littenUur bafrünim. fliirJf«« wlrv
auch daa unter t, a. a beigArmdU» mtignia am» Matiis-
81 U8 hier heranauaiehen, da» al» veraUf«m»in«nimf und
Übertragung de» bergmänniaehen begriffe» gewerkcebafiyUr
früh» entmeklung deeaelben tettgt.
a) die aieheraten anhalttpttnkte bietet die auatimmm-
atellung mit den begriffen geeellaobafl. eompaflli«, »»L »»
nun. da»a gewerkschaft gegen dm» *h§»gr»iut »im wÜ
ihnen ident\fieieri wird.
l)) erstlich wird eine grabe oder ttoUen in xw«| . . . oder
es wird in vier theile gelbeilet, dergestalt da«« vier f»-
werckcn sein, und ein jeder den rierdten Iheil oder «In«
ganze schiebt habe, e« wird auch wol in acht theile
gcthoilet, also, das« ein jeder eine halbe schiebt habe,
welche obgemeldte thcilung man für eine g««<U«climft
rechnet, wann aber mehr denn acht gcwereken «ain, «o
ista eine gewerckschafft G. E. LöiiHCYSS btriAt v»m barg-
teerek (1617) 88; die gleiche abgrentung wtrtf «Ml disas be-
leaenen Priaeh wieder at{fgenommt»m t, 44t*; ähnlieh bei
Adbluno t, MO. Camps t, ati*.
8)) so wer«, so lang herr B. in der gewerckschaft, al«
ein verlegter gewerck zu befinden . . . herm B. . . . rech-
nong zu thun, euch eure qnotam aaszoantworten . . .
schuldig. Joaehimathaler entaeheidung von 1618 bei Span 184;
dar durch {daa patent) auszländische in diesem fQrsten
thumb l>ergwercke zu bauen, ond sich in gewerckschafTten
einzulassen, erlaan von Baireuth von 1678 bei Kirch-
MAI ER {wohlg. bedenken) liO; im land ob der Ennsz zo
Steyer, machen viel mit der gewerckschafft von der eysen-
compagnie ihre gewisse accord und bedingen einen preis«,
in welchem bemeldte eysen gesellscbalTt da« kora jähr-
lich annimmt. HoiiBERn georgika eurioea t, 78; vivat on-
ordnungl . . . durch Matthiam Abele . . . beeder rechten
doctoren . . . ond einer löblichen Innerpergerischen baobt-
gewerckschalTt der stahcl und eisenbandlung in Oester-
reich und land Steyr ober secrotarium . . . 1669. {büehertH^;
wo nämlich der bergbao entweder gar von einzelnen
personen, oder wenigstens von einzelnen gewerkschaften
gemuthet zu werden pflegt. Faumont merkw. aeAr. v.
d. freih. d. handele 89.
ß) diesea peraönliehe eoUeetivum wird vor allem in den
Wörterbüchern betont: werckcn, gewerckschafft. sind die
personen, dio eine zeche bauen, und ihr« gewisse theile
daran haben, auf dieselben zubosze geben, «ach nach
gelegenhcit hinwieder ausbeute haben. Schökbbro berg
ir\formation, anhang: rtdenaarten; da»gUiehe übei noMMcn
t'Of» Herttwio 9. 188; gewerke, gewerksehafft, im ber^a
diejenige, welche eine zeche bauen und zor aasbeate
und zubusse nach dem gewi««en theil so ein jeder an
der zeche hat, zusammen gehOren. zo einer vollen ge-
werrksrhafTt gehören 188 knxe. Jari-ONSKI aUgem. lex.
817*; ähnl. CiioMRt. 4, 10(8 {tu Frisch, Adblcno «. «.
vgl. oben unter a); gewerkschaft, eoUeflain fodinae ea!
tomm. Hedbrich i, 1488; gewätkaohaft, U» eorpa et
mdtitr» ea^toitanta. Schwan (1783) l, 74A*; gewerkschaft,
the eopr9prietota ttf a min«. « »Mning eompmmg. Hii.pkrt
1, 464*; gewerkschaft, die ge««Uachaft mehrerer gewerken.
welche ein gemeinscbaftliehe« berfwerksoigenthum be-
sitzen, das jedoch anter der firma der gcsellschafl als
ungolheiltes ganzes im bcrgbucho eingetragen ist, wovon
die antheile (kuxe) als bewegliches cigenihum nar
bei der bergbehSrde im gewerkenboche in evidenx ge-
halten werden. Sciibichbmstcbl io8; gewerkschaft, «o-
eiHii eärpUtHante, miming eompang. Bbil ttdkmol. wb. 848.
ähtU. ThIBL 4. 488.
/) tmit der gleiek»n b»»timmA»it i»t im» bedeutunga-
riehtung in der aprmdm Q^ÖTHKi mm»fefrägt: darchlaucht
ilbersende hierbei onterth&nigst «ahen gew&hrscbeine
5663 GEWERKSCHAFT (i, unternehmerverband)
als auf soviel kuxe höchstdieselben unterzeichnet und
empfehle das neue werk zusammt der gewerkschaft zu
gnaden. Göthe {an den herzog v. Ootha) briefe 6, 254; es
ist zu wünschen dasz die gewerckschaft zu einem haupt
entschlusze muth haben möge, {an Knebel 1791) briefe
9, 255; indem die hauptgewerken , ausländische reiche
kaufleute ... es dahin brachten, dasz die theilnehmer
der 36 zerstörten gruben sich in eine gewerkschaft ver-
einigten, {ausflug nach Zinnwalde) 51, 116.
8) auch die spräche der neueren berggesetzgebung halt
an dem gebrauche unseres Wortes in der nunmehr eng be-
grenzten bedeutung fest: ist nun eine gewerkschaft in der
nothwendigkeit , ohne ihr verschulden das gebäude auf-
lässig werden zu lassen, so musz, um allen betrug zu
vermeiden, der Schichtmeister solches beim bergamte
melden. A. W. Köhler z. d. rechten u. d. Verfassung bei
dem bergbaue (1786) s. 151; die erste folge des eigenthums
legt den einzelnen mitgliedern einer gewerkschaft auf,
das gemeinschaftliche Interesse zu befördern und also
auch . . . geldbeiträge zu geben, s. 201 ; die Schichtmeister
sind die factoren und rechnungsführer der gewerkschaften,
sie besorgen . . . den haushält der ihrer administration
anvertrauten grubengebäude. s. 79; wenn einer oder
mehrere eine zeche bauen, gewisse antheile davon haben,
auf- diese theile zubusze geben und . . . ausbeute ziehen,
so werden sie gewerken, und eine gesellschaft derselben
gewerkschaft genannt. C. H. G. Hake commentar über d.
bergrecht s. 166; jedes berggebäude kann von einer ein-
zelnen person (alleinbesitzer) oder von mehreren (gewerk-
schaft § 13, gesellenschaft § 30) besessen werden, sächs.
bergg. v. 1851 § 10; wenn die besitzer eines berggebäudes
die zahl acht übersteigen, so müssen sie eine gewerkschaft
bilden und sind von dem bergamte dazu anzuhalten.
§ 13 ; die gewerkschaft ist ein verein zum bergbau-be-
triebe, in welchem jeder theilhaber sowohl für die bei-
trage zu dem betriebe des geschäftes (die zubusze) als
für alle im namen des Vereines gegen dritte personen
übernommene Verbindlichkeiten nur mit seinem antheile
an dem gemeinschaftlichen vermögen haftet, österr. berg-
ges. V. 1854 § 138; soll das miteigenthum von bergwerken
in kleinere antheile als zu '/»e des ganzen th eilbar sein,
so kann . . . dies nur durch errichtung einer gewerkschaft
geschehen. § 137; die gewerkschaft des Steinkohlenberg-
werks Wohlverwahrt machte als solche das Vorzugsrecht
auf ein . . . gemuthetes steinkohlenflötz . . . geltend, wurde
aber in zweiter instanz durch erkenntnisz des apellat.-
ger. zu Hamm 18. 12. 1862 aus dem gründe abgewiesen,
weil nicht die klagende gewerkschaft, sondern nur die
einzelnen gewerken rechte . . . geltend machen können.
zeitschr. f. bergrecht 5, 98: die gewerkschaft ist . . . befugt,
durch einen gewerkenbeschlusz das neue werk mit ihrem
bisherigen zu einem werke zu vereinigen, ebenda s. 100
{aufhebung d. vorhergehenden urtheils); zwei oder mehrere
mitbetheiligte eines bergwerks bilden eine gewerkschaft.
die gewerkschaft kann ihre besondere Verfassung durch
ein notariell oder gerichtlich zu errichtendes statut regeln,
welches der Zustimmung von wenigstens drei viertheilen
aller antheile und der bestätigung des oberbergamts
bedarf, preusz. bergges. v. 1865 § 94 : die wichtigste unter-
nehmer-verbandsform, mit der sich die älteren und
neueren bergordnungen fast ausschliesslich beschäftigen,
ist die der gewerkschaft. Schomburg zeitschr. f. berg-
recht 2, 827; eine nachfolgende betrachtung desselben in
einem vorgeschrittenen stadium, in welchem uns nament-
lich das preussische bergrecht die gewerkschaft fast bis
ZU den letzten grenzen der entwicklungsfähigkeit dieses
Instituts . . . fortgebildet zeigt, wird leicht erkennen lassen,
bis zu welchem grade jene . . . annäherung an den begriff
und das wesen einer juristischen person stattgefunden . . .
inwieweit das bestreben, die grundgedanken der gewerk-
schaft vom Standpunkte fortgeschrittener rechtsanschau-
ung festzustellen . . . gelungen. 2, 863; gewerkschaft des
Steinkohlenbergwerks 'fröhliche morgensonne' in Westen-
feld. Jahrbuch f. den oberbergamtsbezirk Dortmund (1905)
*. 208; die gewerkschaft {'Oberroda' in Hildesheim) hat
einen zweiten sitz, an welchem die Verwaltung geführt
wird, in Hildesheim, der offizielle sitz der gewerkschaft
ist Thal, finanz- u. handelsblatt der Voss, zeitung 14. 8. 1906.
GEWERKSCHAFT (2, arbeiterverband) 5664
2) die allgemeinere bedeutung von gewerkschaft und ihre
entwicklung zu dem heutigen socialpolitischen terminua
eines arbeiterverbandes. hier ist von anfang an die collectiv-
bedeutung in der einschränkung auf personen gesichert,
unter den ältesten belegen stehen sich Verwendungen gegen-
über, die den eben gewonnenen begriff von gewerkschaft
einfach verallgemeinern, und andere, die sich an den um-
fassenden begriff von gewerke anlehnen ; neuere belege da-
gegen verengern den begriff in der richtung auf die arbeit-
nehmer mit ausschlusz der arbeitgeber,
a) der ältere allgemeinere gebrauch.
«) auf Verallgemeinerung und Übertragung des berg-
männischen begriffes von gewerkschaft beruht: denn Tho-
mas Müntzer . . . stürmet und blündert die klöster, hengt
leut an sich, macht ein auffrhührische gewerckschafft,
setzt den alten rath abe. Mathesius {Luther) 3, 99 Loesch.
ß) dagegen lehnt sich an den umfassenden begriff von
gewerke an: mit diesem pomp erhob er {Aristion)
sich in den tempel des Bacchus, wo die gewerkschaft
dieses gottes dem könig Mithridates , als dem neuen
Bacchus ... zu ehren, ein groszes fest angestellt hatten
{anm. : negl /liövvaov re^vlrat . . . unter dieser allgem.
Benennung wurden zu Athen komödianten, mimen . . .
begriffen, welche unter dem besonderen schütz dieses
gottes stunden . . . vermuthlich machten sie eine eigene
bruderschaft aus). Wieland {Athenion) suppl. 6, 32; 'ja,
eben die beim drechsler Metzger', sagte der . . . verdriesz-
lich . . . nun war ich durch das ganze krumme Souter-
rain meines labyrinths hindurch . . . denn wenn ich am
montag den boten unter seiner ganzen gewerkschaft
lierumfragen liesz, war mir da nicht die kleine bescheert ?
Jean Pau l fata und werke 2, 33 ; die bäcker und schlächter-
zünfte bleiben {in Westpreuszen u. Litthauen) zwar als
gewerkschaften bestehen und behalten ihr grundeigen-
thum zur ungestörten benutzung, es hängt jedoch von
der freien Willkür eines jeden gewerksgenossen ab, ob
er mitglied des gewerks bleiben, oder sein gewerbe ohne
Verbindung mit demselben . . . betreiben will, preusz. Ver-
ordnung von 1808 bei Rohrsgheidt 303.
b) einengung des begriffes: gewerkschaft als arbeiter-
verband mit ausschlusz der arbeitgeber; gegensatz zivischen
gewerkschaft und gewerkverein.
a) der ausgangspunkt liegt in der arbeiterbewegung des
Jahres 1868, im besondern in den gegenströmungen, mit denen
Max Hirsch zu kämpfen hatte, als er die arbeiter vom boden
der fortschrittspartei aus in der Organisation der gewerk-
vereine {vgl. unten : gewerkverein) nach englischem musterzu
geurinnen suchte, die aufkommende soeialdemokratie rief, zu-
nächstunter J. Schweitzers führung, gegenorganisationen
ins leben, die zuerst den namen gewerkschaft in die bewegung
hereintrugen: eine umfassende, fest begründete Organi-
sation der gesamten arbeiterschaft Deutschlands durch
und in sich selbst zum zwecke gemeinsamen vorschreitens
vermittelst der arbeitseinstellungen thut dringend not.
die Vorbedingung dazu ist: dasz ähnlich wie in England
die arbeiter der ähnlichen geschäftszweige sich in all-
gemeinen gewerkschaften vereinigen, schon haben sie
einen allgemeinen gewerksvereinderbuchdruckergehülfen,
der cigarrenarbeiter , der Schneider, ganz neuestens der
bäcker. auf diesem wege musz fortgefahren werden.
aufruf von Fritsche und Schweitzer, s. volkszeitung
1868 no. 203. in diesem aufruf wird an und für sich
zwischen gewerkschaft und gewerkverein kein principieller
gegensatz entwickelt, höchstens läszt sich aus dem Zu-
sammenhang erschlieszen , dasz der ersteren eine allgemei-
nere, umfassendere toirkung zugedacht ist, als dem zioeiien.
der thatsächliche bedeutungsunterschied wurde von auszen
hereingetragen, insofern die Verhandlungen des hiezu ein-
berufenen arbeiter-congresses zu einer Spaltung führten,
die unterlegene minorität unter führung von Max Hirsch
gründete die gewerkvereine, die majorität unter Schweitzer
die gewerkschaften im, engeren siime: die Versamm-
lung billigt die einberufung des arbeiterkongresses zur
gründung von gewerkschaften und zur Organisation
der arbeitseinstellungen über ganz Deutschland, bericht
der volkszeitung (1868 no. 216) über die Berliner arbeiter-
versamml. vom 12. septr.; vergebens suchte dr. Hirsch
aus England zurückgekehrt, auf den am 26. 10. 1868 von
5665 GEWERKSCHAFT (8. arbeiterverband)
T. Schweitzer zur begrUndung allgemeiner deaUober
gewerküchaften berufenen arbeiterkongrcMZ einfluiz zu
gewinnen. eB dockten Dich seine anaiohten von dem weeen
und der tatigkoit einet gewerkverelna mit den anschau-
t iintton der in der niohrheit sozialdemokratiHclicn zuhiSrer
/,u wenig. 0. Müi.i.Kii die chrütl. gtwtrkacha/taUtctyung
UfiiUichlandH, a. a; diu Schwoitxenicben Organisationen
nannten sich 'gowerkHciiaften' . . . Organisationen ... die
'ein gomcinnames fortschreiten mittelst arbeitseinstel-
lungen sich zum ziele setzen'. Innorlmlh der gewerk-
vereine' dos dr. ilinch . . - konnte . . . der intoreasengegen-
satz zwischen arboitem und arbeitgebern nicht in diesem
masze platz greifen. ». 4; schon rein äuszcrlich ge-
nommen haben die freien go werkschaften die ilirsoh-
Dunkersohen gewerkvereino bedeutend t)l)crholt. J. Timm
au» dem entirieklungagang d. deutsch. gnoerkathf^fUbewtgung
$. ai. andtr« belegt a. unter gewerksohafler, gewerk-
sohaftler, gewerkschaftspresse u. a.
ß) auaMerhalb dieaea hiatoriaeh gebuiultHtn gegenaatae»
dar Sehweitzerae/ten getoerkachaßen und der Hirach- Dunker'
tchen gewerkvereine ist die abgrenntng wm gewerkschaft
und gowerkvoroin achicankend.
l)) in einzelnen Verwendungen eraeheint gewerkschaft
grundaHttlieh verschieden, tur geuerkaeht^ft gehOren die ge-
iterkagenoaaen in ihrer geaammtheit, gleichsam durch ihren
beruf hierau bestimmt; aum gewerkverein werden sie durch
freien entachlusa und aubjectives belieben grfükri. et macht
sieh also ein gegenaats geltend wie er swischen arbeiter-
Schaft und arbcitervorein besteht, vgl.; am 8. november
erklärte es der deutsche sattlerverein fQr seine pflioht,
im verein mit andern verwandton berufsarten die Ver-
wirklichung einer deutschen ledcrarbeitergcseUschaft zu
erstreben {volkszeitung 1868, nr. 267) . . . am 14. november
erklärte er, die begrUndung einer deutschen sattlergewerk-
schaft unter Zulassung alier verwandten berufsarten ist
die beste Verwirklichung unserer Vereinsbestrebungen . . .
der verein beschliesst demzufolge unverzüglich sich als
ersten ortsverein der deutschen sattlerge werkschaft um-
zugestalten. A. Blaustkin die entatehung der gewerk-
aehaftl. arbeiterbewegung im deutstlien satÜergeteerbe s. 16.
einer entiricklung in dieser richtxtng stand die oben be-
sprochene bedeutungsverengerung von gewerkschaft etit-
gegen, es tcurde daher xeiticeilig nach einer netten prägung
für den allgemeineren begriff umschau gehalten, vgl. : die
sozialdcniokratisohe urbeitcrpartei betrachtet es als eine
pfliciit eines jeden Parteigenossen, auf eine einigung der
gcwcrksehafton mit allen mittcln hinzuwirken, hält aber
als bedingung fest, dasz die gewcrkschaftcn sich von
dem arbeiterschaftsprilsidium des herrn von Schweitzer
lossagen, zugleich emptiehlt der kongresz die weitere
bildung von gewerksgenossensohaften auf internationaler
grundlage. soaialdemokrat. congreaa von 1868, s. Sciimölb 28.
entwicklung der Marxistischen gewerksgenossensohaften
S. 88.
8)) vereimelt werden gewerkschaft und gewerkverein
einander auch als ober- und untn-begriff gegenüber gestellt:
es wird ... in der debatte fortgefahren und zwar Ober
den von Schweitzer aufgestellten Vorschlag einer ein-
theilung der gewcrkschaftcn, nach weicher sie sich in
die gewerkvereine gruppieren sollen; es sind dies SS
gruppen. bericht der volkszeitung 1868 {nr. S99) «4er den
Berliner arbeitereongress.
v) die hauptvertpetidung von gewerkschaft geht jedoch
andere wege, sie streift die enge bindung an den gegensatt
zu den HirschDunkerschen getcerkvereinen ab und nimmt
von diesen den begriff der Organisation at{f, dem sie nur
auf den kreis der arbeitnehmer einjtust verstaftet. gewerk-
schaft ist nicht die gesamtheit der tu einer bernj'sgruppe
gehörenden, sondern sie umfuszt die tugehörigen arbeiter.
soweit sich diese der Organisation angeschlossen haben, der
schteerpunkt der betteufung beruht überhaupt mehr at^fdem
begriff der Organisation als aaf der funcfion eines coUee-
tivunts. in dieser bestimmten bedeuiung ist das wort ge-
werkschaft schon von den gründern der geicerk^'ereine über-
notnmen woi-den: wir aber werden in praktischer und
wahrhaft demokratischer weise die grosze sache der
gewcrkschaftcn in die band nehmen. protestat{fn{f der
*^inorität beim Berliner arbeitercongresi . s. volkszeitung
GEWERKSCHAFTLICH
6666
1868 nr. UT, gewerktobaft ist hier hi d«m engeren fQr
die folge beibehaltenen sinne einer offganisterten gewerk-
schaft d. h. der berufsvereinifonc ftbruMbt Sciimölb
die soeialdemokratisehen ge^mrkadt^flen im DemtaeMmnd
a.tanm.; pionier. organ der soziatdeinoknittaelMB §>»
werkschaflen 187«, s. ScMMÖLS «. 17; vaL muek Milsr
gewerkschaftsoongreM. übtr du Mkmmmm§m im der
entteieklung der »oeialdemokratieAem aMffiimg 9fL die
oben genannte darsMlung. in der untersekiedalc» die ventM
der verschiedenst benennung (arbeitorverein, UbakarbeiUf-
verein, gewerkverein u. a.) als gewerksehnftem mmgmproAem
werden, vgl. auch Max Sciiippci. die ftem•k9A^fhm,
Berlin 1880; gewerkschaften und koalitionareoht der ar-
beiter. ebenda; auch der t>evorstebende parteitag in Mann-
heim kann gat werden, die in Jena mühsam verkiebtefie
feindschaft zwischen parici und geworksohafl«D
auflodern wie eine verzehrende flamme.
1906 nr. 190. erst von dem hodam dimm
griffes aus werden auch otttiändiaAe organiMotimsm ai»
gewerkschaften beseiehnet: v. WALTKnaiiAUSBll die\
amerikanischen gewerksehnften, Berlin 1886. ttfui
wurde die gegenorganisoHom gegen die »oeiaUemokrmtie, di»
christliche arbeitergenossenseht^ft als geweriuebaft eim-
geführt, wie die einseinen vereine sieh auch heissem migm^:
gesamtverband der christlichen gewerkschaften Deataeh-
lands u. a. vgl. darüber 0. MCt.i.KH die ehriaUieh» ge-
werkschnflsbewegung {vgl. dort: grUndanfHI «hlllUielMr
gowcrkvoreine im sfidl. Deutsctiland s. SS).
8) die komposition «MU fast ganz unter dem eia^mtB
dieser auletst gekennaeiehnettn entwieklung du weifM.
vgl. ausser den unten behanddtet* tusammeneelmamgtm midk
die Vereintelt gebrauchten •rtegewerkachaflsbeamter, gewerk-
schafts-beatrebung, -frage, -idee, kämpf, -leiter. -mitfiied,
-organ, -programm, -truppe, {tukut\/t &3, 185) -zeitong u. a,
einzelne prägungen stammen auch schon aus dem »treitt
mit den getcerkrereinen. wenig composUa hat die herg-
Werkssprache entirickelt.
GK\Vi:i{KSCH.\FTER, m. nomen agentis su gewerk-
schaft, vgl. auch gewerkschaftler: redner fQbrt einige
beispielc des oftmals unerhörten terrorismus an, welchen
die gewerkschafter . . . auch auf anacre mitglieder aus-
üben. Verhandlungen d. 14. ordentl. verbandstags d. deut-
schen gewerkvereine (l90i) s. M; die Veröffentlichung de«
gowerkschafters and genossen SUberscbmidt deutsdt*
teitung 1906 nr. 190 u. a.
GEWEKKSCH.\i<TLER, m.. s. das vorhergdtende : Wat-
aon ist aber gar kein Sozialdemokrat, sondern soxial-
reformer und gewerkschaftler. verhandl. des deutsehen
reichstaga vom S. 8. 06. datu: Wieber weiche auch in
den politischen zielen einer Organisation von der mehr-
heit der übrigen gewerkschaftler ab. s. MCllbr ehristl.
getcerkschaffsbetcegung a. 146; dazu ly^diegewericscbafUerei.
GEWEHKSCHAFTUCH. adj. eine der wenigen biUhmgtm,
die adton der bergwerkssprache angMtren.
i) der bergetänniseke geinv%ich .- hieri>ei {haben wir) aber
die zu ersagten gewericschaflUchen cassen ehedem fßotd-
netc jährliche abgäbe . . . keineswega aofgeboben. «idU.
Verordnung von 1786 cod. Äug. erste ftria. 1, 147*; (lUs)
bisher abgercichten and in ansgabe der gewerkechaft-
lichen register gebrachten stufTcngelder. dtenda; der
zwanzigste theil aller in gewerkschaftliche einnähme so
bringenden kapfer-bezahlang. stmrfe 1478. da» teütat
auch bei A. W. Köhler t. d. reeklem u. d. xerfaeeung bei
dem bergbau s. 188; da die Schichtmeister nicht mehr als
10 thaler gewerkschaftliche gelder von jeder zeche in
h&nden haben dtlrfen. Köhlbr s. 84; die cassen der
einzelnen gewerkschaftlichen gebiade. s. 86; das gewerk«
schaflliche verhiltniss werde lediglich darch das gemete-
schaftliche eigenthum dee der gewerkschaft 8af(liM|geB
bergwerks bedingt erkemmtwi» da» rnftttatienegsr. sw Hmmm
1868 s. teiteehr. f. bergredd t,n, vgL amek Ybith «. MB.
S) der soeialpelHisdte lerwtinue: aber 8eh<m in den
n&chsten jähren sollte eine dritte bewegang anter der
deutschen arbeiterweit gestaltend auf die gewerkschaft
liehe entwicklang einwiricen. 0. MOller die ehrisiliehe
gewerkaeki^fMewegung s. * u. a.; in einer seiner agi-
tationsschriften sprach Lasalle sich sogar ausdrücklich
gegen den gewerkschaftlichen kämpf aus. J. Timm
5667 GEWERKSCHAFTSAUSSCHUSZ
aus dem entivicklungsgang d. deutschen geioerkschaftsbe-
xoegung s. 5.
GEWERKSCHAFTSAUSSCHUSZ, m. benennung, mit der
nach einem Satzung sentiiurf der name 'generalkommission
der gewerkschaften Deutschlands' (s. gewerkschaftscom-
mission) verdrängt werden sollte, s. verJiandlungen des 2.
deutschen geioerksclmftscongresses.
GEWERKSCHAFTSBEWEGUNG,/., vgl.VoFMScn woran
krankt die deutsche gewerkschaftsbeivegung 1897 ; als wieder
eine etwas günstigere periode für die gewerkschafts-
bewegung anbrach. J. Timm s. 18; an und für sich
war auch die Sozialdemokratie in ihrer neuen gestalt
der gewerkschaftsbewegung nicht besonders zugetan . . .
konnten die gewerkschaften von der partei nicht ver-
drängt werden, so wurde nunmehr versucht, sie in den
dienst der letzteren zu stellen. Müller die christl. ge-
werkschaftsbewegung s. 6.
GEWERKSCHAFTSBLATT, n. .- wichtige, kurze Publi-
kationen . . . zwecks weiterverbreitung durch sämmtliche
gewerkschaftsblätter zu veröffentlichen, Verhandlungen des
2. d. gewerkschaftscongresses ; mehrere gewerkschafts-
blätter, so der bergknappe, der textilarbeiter. Müller
christl. gewerkschaftsbewegung s. 140.
GEWERKSCHAFTSBUND, m. .- die gewerkschaften sind
nach und nach aufzuheben, um daraus unter führung
eines eigenen Präsidenten ein groszes ganze zu bilden.
beschlusz der delegiertenversamml. des deutschen gewerk-
schaftsbundes 1870, vgl. Sghmöle s. 212.
GEWERKSCHAFTSFÜHRER, m..- eine von dem ver-
halten der sonstigen gewerkschaftsführer abweichende
taktik. Müller christl. gewerkschaftsbewegung 40.
GEWERKSCHAFTSGEBÜHREN, pluraletantum . zum
bergmannsgebrauch von gewerkschaft gehörend: gewerck-
schaffts-gebühren, vor jede specification passiret dem
gegenschreiber . . . nicht mehr als 2. gl. wenn aber die
gewerckschafft weitläufftig ist, 3. 5. bis 6. gl. Minero-
PHILUS s. 258.
GEWERKSCHAFTSKASSIER, m.: ein ungetreuer ge-
werkschaftskassierer stand in der person des bezirks-
führers des Zentralverbandes der schmiede, vor dem
Rixdorfer Schöffengericht. Voss, zeitung 13. 11. 1905.
GEWERKSCHAFTSKOMMISSION, /. schon in den Ver-
handlungen des Berliner arbeitercongresses von 1868 ge-
braucht, jetzt meist als abkürzung für die generalkom-
mission der gewerkschaften Deutschlands verwendet, vgl. .-
1890 hatte in Berlin eine konferenz von Vertretern der
gewerkschaften eine kommission . . . eingesetzt. J. Timm
s. 18; das recht der gewerkschaftskommission an ihrem
geistigen eigenthum, an ihrem . . . Verhandlungsprotokoll.
deutsche zeitung 1906 nr. 190.
GEWERKSCHAFTSKONFERENZ,/., vgl. gewerkschafts-
congress : eine konferenz von Vertretern der gewerk-
schaften. Timm s. 18; protokoU der gewerkschaftskon-
ferenz vom lO. februar 1906. deutsche zeitung (1906) nr. 190.
GEWERKSCHAFTSKONGRESS, m.: 1892 allgemeiner
deutscher gewerkschaftscongress in Halberstadt, s. J.Timm
s. 19; vgl. auch die gewerkschaftskongresse (kongresse der
gewerkschaften Deutschlands) zu Berlin (1896); Frankfurt
(1899) u. a. christlicher gewerkschaftskongresz, püngsten
1900 in Francfurt a. M. u. a.
GEWERKSCHAFTSLEBEN, n.: wenn er nur die agi-
tation zugunsten einer politischen partei aus dem gewerk-
schaftsieben fern halte. Müller christl. gewerkschafts-
beivegung s. 140.
GEWERKSCHAFTSORGANISATION, /. .- am l. Oktober
trat das socialistengesetz ausser Wirksamkeit, die ge-
werkschaftsorganisationen konnten sich wieder etwas
freier entfalten. J. Timm s. 18.
GEWERKSCHAFTSPRESSE,/..- auch die gewerkvereins-
presse ist durchaus nicht parteiisch . . . wie z. b. die ge-
werkschaftspresse , welche fortwährend für die social-
demokratie eintritt, verhandl. des 14. ordentl. verbands-
tags d. deutschen geiverkvereine s. 94.
GEWERKSCHAFTSSTATUT, n.
l) in der bergmannssprache :
a) gewerkschaftsstatut, ein von einer gewerkschaft . . .
beschlossenes, gerichtlich oder notariell aufgenommenes
und von der bergbehörde bestätigtes statut, durch welches
GEWERKSGELD
5668
die gewerkschaft ihre besondere Verfassung regelt. Veith
s. 242; gewerkschafts-statuten, die gesellschaftlichen regeln
und Ordnungen, welche die inneren Verhältnisse einer ge-
werkschaft gewissen bestimmungen unterwerfen. Scheü-
chenstuel S. 102.
b) gewerkschaftsstatut ... im königreich Sachsen ein
. . . Statut, durch welches sich die bei einem bergwerke
betheiligten als gewerkschaft konstituieren. Veith s. 242.
2) in socialpolitischer beziehung sind andere benennungen
gebräuchlicher; vgl. atich gewerksstatut , gewerkvereins-
statut u. a.
GEWERKSCHAFTSVERBAND, m. .- in anbetracht, dasz
. . . alle sozialistischen gewerkschaftsverbände sich der
polizeilichen Verfolgungen in hohem masze zu erfreuen
haben, neuer Sozialdemokrat (1874) nr. 104, s. Sghmöle s. 17 ;
die Verbindung und fühlung der einzelnen gewerkschafts-
verbände unter einander. Müller christl. gewerkschafts-
bewegung s. 137.
GEWERKSCHAFTSVERSAMMLUNG, /. .• es sei eine
gewerkschaftsversammlung auf die ohnedies die bestim-
mungen über politische Versammlungen nicht zutreffen.
J. Timm s. 15.
GEWERKSCHAFTSVERTRETUNG, /. zum bergmänni-
schen terminus gehörend: in dem dienstvertrage jedes
directors müssen genaue bestimmungen enthalten sein
über . . . den umfang der gewerkschaftsvertretung. österr.
berggesetz von 1854 § 146.
"GEWERKSCHICHT, /..• gewerkschicht , täche d'un
mineur, task of a miner. Beil technol. wb. 243.
GEWERKSDEPÜTIERTER, m., vgl. gewerbedeputation:
so beschwerten sich die gewerksdeputirten der drei städte
Königsberg unter dem 25. october 1708 von neuem gegen die
'bönhasen und fuscher'. Rohrsgheidt vom zunftzioange 98.
GEWERKSEHRE, /.: blos weil unberichtigte begriffe
von einer gewerksehre, in früher Jugend empfangen . ..
sie {die innungen) nöthigen . . . (J. G. Hoffmann) das
interesse des menschen . . . bei den besteh, zunftverf. 87.
GEWERKSEIGENTHUM, n.: die gewerke und innungen
müssen alle, welche ein gleiches gewerbe treiben wollen
. . . gegen einzahlung der gelder, welche die meister erlegt
haben für miterwerbung der gewerksvortheile und des
gewerkseigenthums aufnehmen. Drackesches promemoria
bei Rohrsgheidt 576.
GEWERKSEINNAHME , /..• der Obermeister soll über
die gewerkseinnahme und ausgäbe eine ordentliche jahres-
rechnung ablegen. Coburg - Saalfeldische allgem. innungs-
gesetze (1803) bei Ortloff 601.
GEWERKSFACH, n., vgl. gewerbefach u.a.: vielfach
gelangen jedoch derartige kombinationen nicht, und die
verbleibende sonderung hatte in manchen fällen das
gute, dass, wenn jedes der verschiedenen gewerksfächer
seinen eigenen, lediglich in dem einzelnen fach ausge-
bildeten und beschäftigten meister erhielt, sie schneller ge-
fördert und zu einem höheren grade der Vollkommenheit ge-
bracht werden konnten. Rohrsgheidt vom zunftzwangeu.
GEWERKSFAHNE, /..- um 7'/2 uhr eröffnete der
maurer Herr W. ... in dem mit gewerksfahnen und
kränzen geschmückten saale die vorversammlung. volks-
zeitung (1868) nr. 291.
GEWERKSGEBRAUCH, m., vgl. gewerbsgcbrauch : alle
gewerksgebräuche, welche den lohn, die beköstigung und
behandlung der gesellen . . . betreffen , sind nicht mehr
verbindlich, preusz. edict betr. d. auflösung d. zunftver-
bandes der müller 1809. Rohrsgheidt 283.
GEWERKSGEHEIMNIS, n. die oöenwnfer gewerbegeheim-
nis angeführte stelle aus LoTZ {staatsicirth.ischaftslehre 2, 99)
loird von Rohrsgheidt (vom zunftzwange s. 195) xoörtlich
übernommen, doch mit änderung in gewerksgeheimnis.
GEWERKSGELD, n., vgl. gewerbegeld: wenn nun so-
thane wohl geschehen, soll der neu erkohrne aeltermann
von dem magistrat in eidespflicht genommen werden
und in specie anzugeloben schuldig sein, dasz er dem
gewerke treulich vorstehen, die einkommenden gewerks-
gelder allen fleiszes wahrnehmen und treulich berechnen
. . . wolle, preusz. handiverksordn. für Westpreuszen (1774)
bei Ortloff -78; die gewerksgelder sollen in der lade
aufbewahrt werden. Coburg -Saalfeldische allgem. innungs-
gesetze (1803) bei Ortloff 600.
5669
GEWERKSOENOSSE
GEWERKSORDNUNO
5670
(MVVERKSGENOSSR. m.. v^i. g«werb«genoMet duz zu
Ion zasaminenkUnfton die gewerkiigenoii«n von
jungntcn melster zuHAmmen gefordert werden, lassen
wir zwar femer geschehen, handwerluordn.f. We»tprett*ien
(1774) ORTLOPP77; die bäoker- und sohlÄchtcrzUnfte bleiben
/.war als gowcrkochaflon bestehen ... es hkngt jedoch
von der freien willkUhr eines Joden gewerksgenossen ab,
ob er mitglied des gewerks bleiben . . . will. preu»». t«r
Ordnung von 1808 (gaettt. 815); die gewerksgenossen waren
bei strafe verbunden, sich zu den Versammlungen ein-
zufinden, wie denn <tuch die Innungen das recht hatten,
die zu spät erscheinenden oder zu frUh weggehenden
mit einer kleinen strafe zu belegen. RuiinscHRiOT vom
Mut^fttwange 6; vgl. auch unter gewerksmitglied.
GEWERKSGENOSSENSCHAFT, /. eine prägung, üt m
der bewegung von 1868 vorübergehend geltung gewamn (#.
gowerkschan): die von der majoritAt des Nürnberger
arbeitertags und der majorität des Berliner arbeiterkon-
gresses gegründeten rosp. zu gründenden gewerksgenossen-
Schäften {aoUen) . . . unter allen umständen Jede gemein-
Schaft mit den Hirsch-Dunckerschen gewerksgenossen-
Bohaften zurückweisen, antrag Hebel- Liebknecht ». volk»-
teitung 1868 nr. 2H3 ; hat Präsidium und zentralausohusz
(rfrr Schtceittersehen arbeHeraehqften) jede Verbindung mit
den, bis Jetzt noch ungeborenen Bebelsohen gewerks-
genossonschaften unbedingt zurückgewiesen; für ihn be-
steht kein unterschied zwischen den herren Duncker-
Hirsch und UebclLiobknecht. volkueitung lUanr.mi; das
organisationskomiteo der internationalen gewerksgenossen-
Schaft der holznrboilcr. Nürnberg IMH), ». Schmöi.k a. 81.
(}EWKRKS(i{<:SKLLE. m.: und so thaten alle hinter
einander auf dem breite stehenden gewerksgesellen.
Stifter (die mappe meines urgrouvatera) atttdien t, 118.
GEWERKSGEWOHNHEIT. /.. vgl. gewerksbraucb : die
bßnhasen möchten daher nachdrücklich angewiesen
werden, sich den wohl hergebrachten Constitutionen und
gewerksgewohnheiten zu oonformiren. a. RoiinscHElDT
vom auf\ftawange 90.
GEWERKSGILDEBRIEF m.. a. gowcrbsgilde: mit den
zünfton . . . ohne rücksicht auf ihre Privilegien, deren
nbändcrung wir uns in d*n geworksgildebriefen vorbe
halten haben , . . modalitätcn zu treffen, patent von 1794
hei OnTLOKF 145.
GEWERKSGLIFD. »., r^^ gcwcrbsglicd: den beisitzer
dcR magistrats und den altermann sollen die gcwerks-
glicdcr, bei den Versammlungen gebührend respectiren,
generaljM-iv. d. getcerks v. Brandenbttrg 1733 bei Ortlofp 69;
wer sich zu qnaliflcircn vermag, und moister zu Lübbecke
zu werden pedenckt, soll sich bei dem magistrats bei-
sitzer und dem altmeister des gewercks melden, welche
sodann, ohne vcrzug, entweder sämmtliche geworks-
glieder, oder auch nur einen ausschusz zusammen be-
rufen, gildebrief für . . . Lübbecke im fürstenthum Minden
(1800) bei Orti.ofp 544; dass die . . . landespolizci-gcsctze,
wodurch der betrieb der leineweberei mit gesellen . . .
nur zunftmitglicdern zusteht . . . keine fernere aufrccht-
erhaltung bedürfen . . . sondern die aufhebung, ohne Zer-
rüttung des nahrungsstandes der einzelnen gewerksglieder
. . . eintreten kann, pretis:. ediet von 1806 bei RoiinscHBiDT
aos, vgl. auch gewerksmitglied.
GEWERKSHAUS, GEWERKSHERR, *. gewerkhans,
gewerkhcrr.
GEWERKSHERBERGE. /.: so soll dasselbe {daa ediet)
nicht nur den sämtlichen handwerkcrn und Innungen
gehörig publiciret, sondern auch in den innungshäusem
und gewerksherbergen angeschlagen . . . werden, preuat.
iiliet tcegen abstellung des blauen montags von 1788 bei
(> RTLOFF 108; kein wirth oder sogenannter krugvater in
einer gewerksherbcrge, soll an den zur arbeit bestimmten
lugen, besonders aber an mondtagen, einen in der arbeit
stehenden gesellen während der gewöhnlichen arbeits-
stunden bei sich dulden, preusz. allg. landretht ii 8, 868.
GEWERKSJUNGE, «•., vgl. gewerkendiener: übrigens
BoU der jüngste . . . keineswegs . . . zum einschenken und
dergleichen Aufwartung, bei denen gewerks Versammlungen
gebrauchet, sondern dieses soll durch die gewerks jungens
verrichtet werden, getieralprivü. de* getcerks v. Branden-
^f*rg (1733) bei Ortlopf 69.
IV.
GEWERK.SKASSE. /. vgl. da» i» dtr ttimdtmg mb-
waiekende gewerbekasse: die ear aad TWfpi8tnin «iaas
eingewanderten und krank gewordenen mifli . . . muas
. . . aus der gesellenUde, und in deren enauitalaag tau
der gewericskasse bestritten werden. aU§. tmmdtwM n. »
§8M; jeder meister, dMMo ^mU«d steh aa d«a rar
arbeit bestimmten tagen darMllMB «ntiMMii« M seboklif .
bei ein bis drei thaler strsfe tor fwrfcikaw, dar obrif*
keit davon anzeige zu machen, tbanda % am; ^ l
kassen . . . fallen den jetiifan mitfUedetn nnbatan.
betr. auflöaung d. tw^fhmrhmmim d. mUtter in
a. Roiirhcheidt a. tm.
GRWERK.SLADE. /.; gewerkslade, lade rar aaflMvnb-
mng der dokumente, bUchcr und gelder des gewerkM, sl«
wird nur bei gewerksversammlangen. qaartalen unter alt-
hergebrachten oeremonien geflffnet FRia<:iiBiKii t. i. »•»
gebrauch verengt sieh diete allgemmmtf wi^ummitrt to-
dentung meist in der riehtung mrf dU MnAMf «M
gewerkskasso.
l) die gewerkskassen fallen an die verbleibenden mit»
glieder der zunft; die gewerksladen werden an die r*-
gistrataren der rathhäuser abgeliefert. J. G. HorrMAim
bei Rokrscheidt 881.
8) würde jemand dergleichen überführet, soll er in swal
rthlr. strafe, halb zur cämmerei. ond halb zur gewereka-
lade verfallen sein, generalpriv. dea geverka r. Brmmdmt-
bürg 1783 bei Ortlopp 68^ dahingegen kein meister eüMtn
andern sein gesinde abspenstig machen, and an sieh
ziehen, oder einen gesellen, so ohne erhebliche Ursache
aus der arbeit gegangen, bei vier 0. praosUwh strafe zur
gewerkslade annehmen soll, handwwkaordmmng f. West-
preuasen, 1774, bei Ortlopf 88; die innangsartikel haben
gewisse wander- und gesellenjahre bestimmt; man hält
es für schimpflich davon dispcnsation zu soeben , ob-
gleich diese gegen eine strafe zur gewerkslade raweilen
ertheilt wird. (J. Q. Hoppmann) daa intereaae dea imenaeke»
. . . bei d. besteh, tunftverf. 104.
GEWERKSLEUTE, r^^. gewerkmann. vgl. gewerbeleote.
handwerksleute : und erstlich wollen wir, dasz allen berg-
leuten. bürgern, innwohnem, handwercks- und gewercks-
leuthen , wie die nahmen haben mOgen , und jetzo vor-
handen sein, oder in künflftig auff diesem bergwerck
sich niederlassen, . . . ordentliches recht und gerioht mit-
getheilet werden sollte, priv. für Oraadmt» (MOl) Span
bergreehtaapiegel I6ft; hierauf befahl ein kSni^ieber eriasa
vom 87. october 1708, die gewerke der drei ftidte KOnif»-
berg gegen die, welche mit keiner concesrion Teraehen.
das handwerk ausübten, mit nachdruck zu schützen, ea
sei recht und billig, dass den gewerkslenten . die 'die
onera civica und andere beschwerde trügen', ihre nahrang
nicht entzogen werde. Rohrscheidt vom tw^tmamtfa
99; anstalten zur bildung geschickter gewerksleute nnd
künsticr. preust. instnirtion von 1806 (geaetaa. a. va).
GEWERKSLIED, n. ; das eigentliche lied theile ich in
die fäoher: 'haus-andacht', 'vaterland and wehr" ...
'jagd- zunft- und gewerks-lieder'. Wilii. v. WaldbrOhl
im vorteort au Krttaekmtera deuiaek, votkaliaderm 8, t.
GEWERKS -MANN. -MXSZIO. -MEISTER, a. gewerk-
mann u. a.
GEWERKSMISSBRAUCH. m.; eo wurde anter dem
81. Juni 1791 den müllem in Gollup ein eigenes gewerk
gestattet . . . hierbei hob man aber antuirücklich hervor,
dass sich der polnischen meister halber keine verbotenen
gewerksmissbräuche einschleichen dürften. Rohr8chsii>t
vom tut\/ixKange 16&.
GEWERKSMITOUED. n.. tyi. gefreibanMiUed. tf(.
gewerksgenoeae «. «..- sobald die gewerkageiMaacB ntokt
mehr als solche eine besondere Verpflegung geniesaan,
sondern gleich allen andern armen und kranken verpBegt
werden, hört auch aller grund auf. dafür einen beson-
deren beitrag von den gewerk$milgliedem zo fordern.
Räumer «ber dma giwtriipaliatiidiel vom isu fai Rohr-
scheidt 610, fftoMo («M* dam tdki •«» 18») #. m.
GEWERKSORDNUNO, /.. vgl, gewerbeordnang. hand-
werksordnung u. a.: um den beweis za führen, daai ea
ohne t>eeinträchtigung der entwickelung einer regsamen
Industrie mögUch ist. eine gewertcsordnong zusammen ra
stellen, welche die gewünschten resultate erzielen kann.
356
5671
GEWERKSORGANISATION
GEWERKSVERFASSUNG
5672
hat es angemessen erschienen, als versuch, die Ordnung
für ein gewerk zu entwerfen, wozu das tischlergewerk
, . . passend war. L. Blesson über geioerks-ordnungen und
gewerbefreiheit (1832) s. 30.
GEWERKSORGANISATION, /., vgl. gewerbeorganisa-
tion: man werde anerkennen müssen, dasz gerade die
'volkszeitung' zur gründung und Verbreitung der gewerks-
organisation ausserordentlich viel beigetragen habe, ver-
handl. d. ersten ordentlichen verbandstages der deutschen
gewerkvereine (l87l) s. 83.
GEWERKSPATRON, OT., vgl. gewerksassessor w. a.: zu
diesem höchst freventlichen thun (fastnachtsaufzug der
schiffszimmerleute) in dieser heiligen passionszeit hätten
auch die gewerkspatrone, zwei stadträthe, unbefugt ohne
wissen des bürgermeisters die erlaubniss ertheilt. bericht
des advokatus fisci in Königsberg (1712) Rohrsgheidt 105;
der Vorsteher oder gewerkspatron ist verpflichtet, diesen
beschlusz {der gewerksauflösung) unverzüglich dem ma-
gistrate zur genehmigung vorzulegen, preusz. gesetz über
die polizeil. verhältn. d. geiverbe (l81l) gesetzs. s. 265.
GE WERKSPERSON, /. in einer späteren atisgabe des
Abraham a. S. Clara för gewerbsperson eingesetzt, s. d.
GEWERKSPLATZ, m., s. gewerbsplatz : die färber des
Hagens besassen einen färbehof auf dem Werder angeb-
lieh schon 1283. . . . solche gewerkplätze waren auch die
sägehöfe oder sägekuhlen und die zimmerplätze, welche
vor mehreren stadtthoren . . . belegen waren und den
Zimmerleuten als werkplätze dienten. Dürre geschickte
d. Stadt Braunschweig (l86l) 616.
GEWERKSPRIVILEGIUM, n., vgl. gewerbeprivilegium :
worinn aber zu coupirung aller miszverständnisse und
weitläuftigkeiten das meisterstück jeder profession be-
stehen soll, wird in den besonderen gewerks - privilegiis
näher in einem besonderen § vorgeschrieben werden.
preusz. handwerksordnung für Westpreuszen 1774 bei Ort-
LOFF 80, vgl. auch generalgewerksprivilegium bei Rohr-
sgheidt s. i.
GEWERKSRECHNUNG, /. : bei abnähme der gewerks-
rechnungen darf nicht mehr und an niemand sonst, als
so viel und an wen in der besonderen rechnung bestimmt
worden ist, gezahlt werden. Coburg- Saalfeldische allgem.
innungsgesetze (1803) Ortloff 601.
GEWERKSRECHT, n.. vgl. gewerberecht l) : so wurde
... in einer beschwerdesache unter dem 21. mai 1803 der
grundsatz ausgedrückt, dass nach den provinzialusancen
ein einzelner meister gar keine gewerksrechte habe, da
nur da, wo drei meister seien, Privilegien ertheilt würden.
Rohrsgheidt 167.
GE WERKSROLLE, /.; hergegen {soll) das unentbehr-
liche aufding- lehr- und loszsprechegeld . . . auf ein ge-
wisses leidliches gesetzet, zu jedermanns nachricht pu-
bliciret und in denen nach dieser handwerksordnung zu
ertheilenden und zu verbessernden gewerksrollen expri-
miret . . . werden, handwerksordn. f. Westpreuszen {mi)
Ortloff 93; mittlerweile aber bei allen Verkommenheiten
nach unsern in den übrigen provinzen bereits den pro-
feszionisten ertheilten gewerksrollen . . . verfahren werden
musz. ebenda 104; ähnl. 78.
GEWERKSSACHE, /., vgl. gewerksangelegenheit , ge-
werbesache u. a. .• die beruffung geschieht durch den j üngsten
stadt-meister , welcher die ansage unverweigerlich thun,
und was sonst ihm in gewerkssachen mitgegeben wird,
verrichten musz. generalprivil. des gewerks von Branden-
burg {1733) bei Ortloff 58; ingleichen dasz sie in ihren
gewerkssachen keine obrigkeitliche erkenntnisz, noch
attestat als von ihrem eigenen handwerke zulassen wollen.
handwerksordnung f. Westpreuszen (1774) Ortloff loi;
ebenso 75; in abwesenheit, oder bei Verhinderung des
meisters kann nur der erste oder meistergeselle, und auch
dieser nur in gewerkssachen, das recht der mäszigen
Züchtigung über den lehrling ausüben, preusz. allg. land-
recht II 8, 300; die polizeideputation hat die Oberaufsicht
und fürsorge über . . . gewerbe- fabriken- handeis- schiff-
fahrts- gewerk- und innungssachen. preusz. geschäfts-
instruct. von 1808 gesetzs. s. 482.
GEWERKSSCHREIBER, m.; sollen die aelterleute oder
innungsmeister über einnähme und ausgäbe, von der,
wie oben verordnet, der gewerks-assessor jederzeit Wissen-
schaft haben musz , ein accurates manual führen , aus
welchem vom gewerksschreiber jährlich eine mit ge-
hörigen beilagen versehene rechnung formiret . . . werden
musz. handiverhsordn. f. Westpreuszen (1774) Ortloff 99 ;
abschritten und exemplaria von diesen Verordnungen,
erstere gegen zwei gute gr. copialien pro bogen für den
gewerksschreiber. ebenda 75; endlich wurde der Innung
ein gewerksschreiber bestellt, welchen posten oft der
stadtsecretarius bekleidete. Rohrsgheidt vom zunft-
zwange 5; das komite der zimmergesellen aus dem vor-
stände der gesellenschaft , den altgesellen und dem ge-
werkschreiber Preuss zu vervollständigen, bericht der
volkszeitung (I868 nr. 209).
GEWERKSSGHÜLE, /., vgl. gewerbeschule : bei seiner
zurückkunft hatte man die absieht ihn {Goudray) an
der neu zu errichtenden gewerkschule als lehrer anzu-
stellen. Göthe gespr. 7, 45 Biedermann; dafür {für die
bezahlung bei der einschreibung) erhält er {der lehrling)
das recht, wöchentlich einige stunden eine gewerks-nach-
hülfe-schule zu besuchen . . . oder eine andere schule . . .
wenn keine gewerksschule da ist. L. Blesson über ge-
Werksordnungen und geiverbefreiheit s. 33.
GEWERKSSIEGEL, n.: {es soll) ihm {dem gesellen) auch
ein gedruckter lehrbrief . . . mit beidruck des gewerks-
siegels . . . ausgefertigt werden, generalprivil. des gewerks
V. Brandenburg 1733 bei Ortloff 68; die Schlüsse und
ausfertigungen werden durch seine mitunterschrift und
durch beidrückung des ihm anvertrauten gewerkssiegels
bekräftigt, preusz. allgem. landrecht II, 8 196; der neue
meister erhielt einen meisterbrief, der mit dem gewerks-
siegel versehen und von dem assessor und dem altmeister
unterschrieben werden musste. Rohrsgheidt 19.
GEWERKSSTADT, /., vgl. gewerbestadt: die rückge-
wiesenen waaren sind gesammt aus Nürnberg, der be-
rühmten gewerkstadt. s. Radloff teutschkundliche for-
schungen 1, 67; gewerkstadt . . . eine stadt, in welcher
gewerke befindlich sind (fabrikstadt , manufacturstadt).
Campe 2, 362''; die gewerksladen werden in der rathhäus-
lichen registratur der gewerksstadt aufbewahrt, preusz.
edict von 1809, s. Rohrsgheidt s. 283.
GE WERKSSTATUT, n.: so hatten z. b. die Berliner
Schornsteinfeger auch nach revision der gewerksstatuten
den uralten brauch beibehalten. Rohrsgheidt 130.
GEWERKSSTRAFE, /. .- wie denn überhaupt die com-
mission stets berechtiget ist, wegen unmoralischer hand-
lungen gewerks strafen zu verhängen. L. Blesson über
gewerks-ordnungen (1832) 54.
GEWERKSSTREITIGKEIT, /.. vgl. gewerbestreitigkeit:
später hoffte man in Preussen mehr dadurch zu er-
reichen, dass man, wie die kabinetsordre vom 19. august
1806 vorschrieb, den gewerksstreitigkeiten den rechtsweg
entzog. Rohrsgheidt vom zunftzwange 171.
GEWERKSTISCH, m. .- die vollwangige magd hatte ein
neues gericht aus der küche geholt und als sie es auf
den tisch stellte dabei die neue nachricht verbreitet:
'dort drüben am gewerkstisch sitzt der neue lehrer'.
Auerbach neues leben l, 233.
GEWERKSUNRUHE, /.: und wir uns, wenn die ge-
werksunruhen öfter vorkommen sollten, vorbehalten, mit
den Zünften . . . modalitäten zu treffen, patent von 1794
Ortloff 145.
GEWERKSVERBINDUNG, /.: und wir uns . . . vorbe-
halten, mit den zünften . . . solche modalitäten zu treffen,
dasz ihnen die mittel benommen werden, ihre gewerks-
verbindungen , zur stöhrung der ruhe und Ordnung , zu
miszbrauchen. patent v. 1794 Ortloff 145; jeder kon-
zessionirte ist verpflichtet, alle abgaben der bisher zünf-
tigen gewerbsleute an kommunal- und städtische kassen
zu erlegen, in seinem freien willen steht aber, ob er
den gewerksverbindungen beitreten will oder nicht, preusz.
Verordnung von 1808 {gesetzs. s. 315).
GEWERKSVEREIN, s. gewerkverein.
GEWERKSVERFASSUNG, /.. *. gewerbeverfassung :
zweitens dürfen in der regel, nach der allgemeinen ge-
werksverfassung , zünftige meister sich keiner andern
gehülfen bei der arbeit bedienen, als zünftiger lehrpursche
und gesellen. Coburg ■ Saalfeldische innungsgesetze (1803) J
Ortloff 643. %
0073
ÜEWEIIKSVERSAMMLUNG
GEWERKVEUEIN
6674
GEWERKSVERSAMMLUNO./.,#.gewerb«ver»*minIung,
vgl. auch tp. S6M: das g«werk der . . . soll Jährlich einmal . . .
eine ordentliche gewerktvertaininlung . . . halten, general-
privil. dea gewerk» von Brandenburg I7M bei Ortlofp M,
vgl. auch RoiiuficiiKiDT 16«; zu Aufwartungen bei gewerk«-
vorsammlunKcn soll kein Jungmeister gebraucht werden.
priml. u. güldebriff f. d. büekergtwerbe {Minden IflOO) ORT-
i.oFP Ki; die zunftKonoHson sind verbunden, bei strafe
von 1 fl. rhn. zu den eowerksversammlungen sich ein-
zufinden. Coburg ■ Saal fei diache innui\gtge»ett» (lUOS) OnT-
i.oi'i'M», vgl. auch FniBCHBtKR «,4; #. auch unter ge-
wcrkszuBammenkunft.
üEWEHKSVOnSTi:ilEH. m.. *. gewcrbcvoMlehor: durch
8peoial)>efohl vom 7. novenibcr (lao«) wurde erwidert . . .
die Vermehrung aller mUller sei unnOthig, es genüge
vüllig die der aeltorleuto und gewerksvorsteher. Rohr-
RCIIKIDT 288.
GKWEHKSVORTIIEIL. m.. a. gewcrl)evortheil: die ge-
werke und Innungen mUssen alle, welche ein gleiches
gewerbo treiben wollen, und schon bUrger sind, in ihre
mitte ohne prilfung und ohne anfertigung eines meister-
stUoks oder sonst üblichen nachweises, bloss gegen ein
Zahlung der geldor, welche die meister erlegt haben für
mitprwerbung der gowerksvorthoile und des gewerks-
cißcnthums, aufnehmen. Ih-ackeachea promemoria bei
RoiinsciiKiPT A7ß, vgl. auch tbendort a. 698.
GKWERKSWAARE, /., a. gowcrbcwaarc : entweder aas
denselben nmtcrialion, oder auf ähnliche weise, wie die
eigenilicho goworkswaaren gefertiget werden. Coburg-
Saal/eldiaehe innungageaetae (1808) OnTLOPP 681.
GEWERKSWELT, /.; immer suche ich noch, bildlich
gesprochen, solche taubonschläge, spanne mich aus der
gewerkswelt los und buhle um die braut des schOnen.
Stipter atud. i. 88.
GEWERKSZEICHEN, n. .- der grusz war seine legi-
timation, (Inriin erkannte man den ächten kameradcn . . .
wo ... in eine stadt einziehende handwerkor ... im thor
vom thorwächter angehalten wurden, ihr bündel auf der
wache laszcn und das gcwcrkszeichen holen muszten,
konnten sie dieses zeichen nur durch den gmsz erlangen.
0. SciiADK Weimar, jahrb. 4, 30«.
GEWERKSZUSAMMENlCUiNl-T,/.. vgl. gewerksversamm-
lung: welcher meister auf erfordern bei der gewerkszu-
sammenkunft nicht zu rechter zeit . . . erscheinet, der soll
. . . strafe in die lade legen, generalprivil. d. gewerka v.
Brandenburg 173;$ bei OnTi.oFi' ft9; alle bei denen gewerks-
zusammcnkiknfton in handwerksachen vorkommende kla-
gen . . . musz der rathsverordnete . . . beizulegen trachten.
handioerksordn. für Weatpreuaxen (1774) Orti.opp 77.
GEWERKSZUNFT, /.: (die obtngkeit aoU) allen und
Jeden ausser der zunft lebenden handwerksleutcn ihre
gemachte arbeit und waaren samt dem handwerkszeug
wegnehmen zu lassen verbunden, und die weggenom-
menen waaren zur h&lfte, das handwerkszeug aber ganz
an die gewerks/.unft verfallen sein, handtcerkaordn. für
Vt'eatpreuazen (1774) Ortlopf 98.
GEWERK.SZWANG, m..- in den Verhandlungen des osl-
preussischcn landtages vom 86. mai bis 8. Juni 1798 legten
die beiden oberstände dem könige das bedenken der
ritterschaft über zunft- und gewerkszwang vor. Roiin-
8CHF.inT vom ttinßaicange 176; es masz eine zeit kom-
men, wo endlich die belastung der durch gerechtig-
keiten eingeschränkten gewerbe eine so drückende auf-
läge für die nation wird, dasz sie sich weigert fernerhin
die Zinsen, welche die vorwclt auf sie angewiesen hat,
zu zahlen . . . dasz man den gewerkszwang aufhebt, und
dadurch alle Inhaber der gerechtigkeifen bankerot macht.
(J. G. Hoffmann) daa iniereaae dea menachen . . . bei d.
beateh. tunftverf. 171.
GEWERKSZWEIG , a. gewerbezweig: nach gründung
einer zwangsinnung sind die für die gleichen gewerkszweige
bestehenden freien Innungen, deren sitz sich im bezirk
der zwangsinnung befindet zu schliessen. Rohrscheidt
vom zunßiirange 655.
GEWERKT, parficipialea adjectiv tu werken mit der be-
aonderen bedetttuug von gewerklich, werkfertig: item mer
vcrprennt ein zimberhütten und ein costlich werchhus
and darunder ob 600 guoter, userlesner pritter ... item
verprennt und zerhown das oovtüch zimerboltx, das ge-
weroket was, hUr uff zurichten und iost, da« 100 foldin
wol oostet. ehrontk dem golthaua St. i Julien a. 78 Hafittfar.
GEWERKTRKIMEND, a. gewerbetreibend: {die varordm.
V. 7. 9. 1811 bestimmte) das8 Jede zunft berechtigt sei, nach
Stimmenmehrheit der meister sich aufzulösen, aoszerdem
aber auch die landespolizeibehOrde Jedes |ew«rfc auf-
heben , wie aacb gewerktreibende einer fowteica Art in
eine Corporation vereinigen dUrfe. Huwald lUargmmrht-
freiheit u. geteerbe-ordnung (1884) 80.
GEWERKVEREIN, m.. nur adieu gewerkirmlll , vgl.
gewerkcnverein und gewerbeverein, mit 4am towi§9titum
wurden tunäehat aualändiathe arbaHerorgamimHmi0H §akrn n
teichntt. wie die trades-unions. vfß. die gewikTWine in
England (trades-unions) a. d. franz. Oben. Barlim itM u. a.
in dieaem tuaammenhang tauräa 4$r nmmt »uek a%if die
deutaehen naehahmungen Mariragem um4 §mm»n hier in
dam gegenaata der gewerkschaften /. SAmtfitn ftgam dia
gewerkvereine Max Hiraeha eine btaümmt abgagraHtt* ba-
deutung («. o). danAtn macht aieh jedotk mük da» bt-
atreben geltend, den oUgamaimtm begriff **'**'' arbiihrtrgmti-
aation. wie er in gewerksohafl au tag$ triU, abtHugmt fitr
gewerkverein tu eraehlieaten. die MWifCtitm amitfriatgm
mehr der eraten richtung.
l) gewerkverein im gegenaatt tu den gewerkschaften
Sehweitaera: ausserdem einigte sich die minoritit dahin,
am montag ... im Universum eine allgemeine arbeiten
Versammlung abzuhalten, in welcher die Vorkommnisse
auf dem kongresse besprochen und gleichzeitig eine vor-
läge zur grtlndang von gewerkvereinen gemacht werden
solle, beriehi der votkateihtng über den Berliner arbeiter-
eongreat (1888) nr. 887; die einzelnen gewerkvereine sollen,
wenn mSglich, die gewerksgenossen in ganz Deatschland
umfassen, und zwar in der art, dasz eine anzahl kleinerer
vcn^'andter gewerke nur einen verein bilden. Jeder ge>
werkverein soll ein für alle orts- und bezirksvereine ge-
meinsames Statut besitzen und durch einen vorort, einen
generalrath und eine generalversamminng repräsentiert
werden . . . sobald eine anzahl gewerkvercine sich gebildet
haben, treten dieselben durch delegirte zu einem deut-
schen gewerkvereinsverbande nach art des deutschen
genossenschaftsverbandes zusammen, atatutenentwurf a.
volkateitung 1868 nr. 889; die lösung der socialen frage
durch gewerkvereine und arbciterschaften. Berlin 1860;
als der verband gegründet wurde, standen die gewerk-
vereine noch in ihrer ersten kindheit es rührten ja die
ersten gewerkvercine unseres Verbandes her aus dem
Spätherbst und winter des Jahres 1888 am Schlüsse
des Jahres 1809 gehörten zum verbände 18 gewerkvereine
und ... 867 ortsvereine mit ungefähr soooo mitgliedem.
Verhandlungen dea . . . ordentlichen rerbandatagea der deut
achen geicerkvereine (l87l) *. 8; es handelte sich in erster
linie um die gründung und erhaltung unseres geistigen
bandes, des Verbandsorgans unter dem namen 'gewerk-
vercin' #.8; vgl. die tn jahrgiinge dea 'gewerkverein*, r^.
auch M. Hirsch die deutschen gewerkvcreinc und ihr
neuester gegner 1879; vgl.: masterstataten der deutschen
gewerkvercine. i^Wi'n 1887; arbeitsstatistik der deutschen
gewerkvercine f. d. Jahr 1887 (f.; H. Hirsch die art>eiter>
frage und die deutschen gewerkvereine t8M •>. «.
8) allgemeinere, un^aaeendert bedeuhmg, dar begriff der
arbeiterorganiaation : gewerkvereine. genotsenscbafUicbe
Verbindungen der lohnarbeiter eines bestimmten gewerkea
zo gemeinsamem schütz ihrer interessen gegenüber den
arbeitgebem. Tiiiri. 4, 488; in den gewerkvercinen (trade«
unions) suchen die einzelnen gewerke darch einfaeitüebee,
planmässiges vorgehen gegenüber den arbeitgebem, ia»>
besondere auch durch arbeitseinstellangen (naarftade^
strikes) ihre interessen geltend zu machen. Hob obGrais
kandbttch der verfaaaung u. verfealtung (lOOl) 4M: nber
leider untergräbt das zentralblatt der gewerkschaAen die
autorität der arbeitgeber ... die gewerkvereinsbewegang
hat doch schlieszlich das ziel, die besitzenden klassen
aufzusaugen und die arbeiterschafl in den Vordergrund
des lebens zu bringen. Hetl zu Hernshbim «m deut-
aehen reiehatag 83. 1. 1906; der delegiertentag (der kath. u.
evangd. knappenrereine dea bergawUabeairkea Dortmund 1894)
befaszte sich neben der erörterang der notwendi^eit,
356»
5675
GEWERKVEREINER
GEWERRE
5676
einen auszerhalb der sozialistischen Propaganda stehen-
den gewerkverein ins leben zu rufen, hauptsächlich mit
der beratung eines gewerkvereins-statuts. 0. Müller die
christliche geicerkschaßsbewegung Deutschlands s. 43.
GEWERKVEREINER, m.: dort sind allerdings auch
gewerkvereiner in die leitung des arbeitsnachweises
hineingekommen. Verhandlungen des verbandstages der
deutschen geicerkvereine (1871) s. 254.
GEWERKVEREINLER , m.: es ist wiederholt im ver-
bandsorgan aufgefordert worden, dasz die mitglieder . . .
möglichst gewerkvereinler wählen sollen, ebenda s. 247.
GEWERKVEREINSBEHÖRDEN, -bestrebungen, -gelder
und andere composita siehe in den Verhandlungen der ver-
bandstage deutscher gewerkvereine, im folgenden sind nur
einige characteristische typen ausgehoben.
GEWERKVEREINSBEWEGUNG, /., vgl. gewerkschafts-
bewegung: Kempel die christliche und die neutrale ge-
werkvereinsbewegung Mainz 1901.
GEWERKVEREINSLEITFADEN, m. prägung aus dem
engeren kreise der Hirsch-Dunckerschen gewerkvereine.
GEWERKVEREINSLEITUNG, /.; J. Timm aus dem
entwicklungsgang der deutschen geiverkschaftsbeicegung 42.
0. Müller 156.
GEWERKVEREINSPRESSE, /., vgl. oben gewerkschafts-
presse.
GEWERKVEREINS-SACHE, /. .- dasz er . . . dieselbe be-
geisterung für die gewerkvereinssache habe wie früher.
Verhandlungen des verbandstages der deutschen gewerk-
vereine s. 98.
GEWERKVEREINS-STATUT, ». : beratung eines gewerk-
vereinsstatuts O.Müller christl. gewerkschaftsbeweg. 43;
ebenso Timm 42.
GEWERMUTHWEIN , m., mit eigenartiger function des
präfixes in der composition von wermuth und wein: (die
kranke) drank nit vil anders dan gewermut wein und
was arzenei sunst darzu dienet, buch Weinsberg 2, 254
Höhlbaum.
GEWERN, verb., mundartliche erweiterung des unter
geuen, geuwen (vgl. sp. 4634) besprochenen verbums : gewern,
schwatzen. Hertel Thüring. Sprachschatz 105; vgl. geu-
wern, mit dem munde schnappen. Sghmeller l^, 862.
GEWERRE, n. Verbalsubstantiv zu werren, wirren {s, d.),
vgl. auch gewirr, wirrsal, wirrung.
l) das neutrum reicht iceit in die altere spräche zurück
und ist dort anfangs vor einfacheren bildungen bevorzugt,
vde dem fem. werra, werre (s. Graff l, 945; mhd. wb. 3, 746"),
de^n das ital. guerra, franz. guerre entsprungen sind, und
vor dem masc. werre (mhd. wb. 3, 746''). ob die formen
mit präfix, soweit sie für das genus keinen anhaltspunkt
gewähren (vgl. die häufigen pluralformen), alle dem neu-
trum zugezählt werden dürfen, ist fraglich, da nachweis-
lich auch das fem,, und das masc. je einmal mit dem
präfix [belegt sind, ohne in der bedeutung abzuweichen:
paupertas generat humilitatem, humilitas generat pacem,
pax divitias, divitiae superbiam, superbia gewerram, ge-
werra paupertatem. Windherger codex 221, s. Sghmeller
a. a. 0.; hinnän ich appelliere
und ziuhez für die Minne,
diu ist ein rihterinne
billich in disen Sachen,
si sol ein ende machen
und disen gewerren scheiden :
ja würde er von uns beiden
ze rehte nimmer üg getragen.
Heinzelin vgl Konstanz (v. d. ritter u.
V. d. Pfaffen 357) Pfeiffer s. 112.
vgl. auch: wirt aber kain werre unter in, dag man niht
enweiz, aus welcher grueb er den ganck enphangen hab.
bergrecht von Iglau s. 14 Tomaschek u. a. die Verwendungen
unseres Verbalsubstantivs lassen sich auf die grundbedeu-
tung wirrsal, wirrung zurückführen (vgl. auch gewerren,
Verwirrung pfälzer glossen d. U.jahrh. in Mones anzeiger
8, 500), diese erscheint in den ältesten belegen in politischer,
staatsrechtlicher richtung verengt als seditio. in gleicher rieh-
tung, aber etwas weiter gefaszt, ist die bedeutung krieg bei
Otfrid und Jeroschin vertreten, sonst überwiegt in
der mittelhochdeutschen zeit die mehr auf privatrechtliche
Verhältnisse gerichtete bedeutung Zwiespalt, Zwietracht.
auf diese weisen vor allein formelhafte Verbindungen hin
wie gewerro unde nlt, gezänck und gewerre und das viel-
verioendete ein gewerre machen, in dieser Verwendung dringt
gewerre auch in die neuere spräche über, wo es sich auf
mitteldeutschem boden (bei Luther) tmd in niederdeutsch
beeinfiuszten denkmälern hält, hier setzte sich auch der
volle auslaut fest, während die älteren dem oberdeutschen
gebiet angehörenden Zeugnisse die bekannten neigungen zur
apocope und zur kürzung der liquida zeigen, soiveit nicht
innerhalb des verses andere einfiüsse wirken, diese neigung
zur apocope ist auch auf die neuere Schriftsprache von ein-
flusz gewesen; noch ausschlieszlicher giebt letzere in der fär-
bungdes stammvocales den oberdeutschen neigungen nach, die
schon früh für die erhöhung des e-lautes vor dem i der suffix-
silbe zeugen (gewier Teufels netz; gewirr, gewerr Welser
und Werlighius, Verwirrung bei Dasypodius, wirren bei
Maaler), vgl. spähne und gewirre schon bei Schütze
Preuszen (1599) 220". das weitere siehe unter gewirr.
2) überblick über die gebrauchsformen des Verbalsub-
stantivs gewerre.
fl) entivicklung des begriffes Zwiespalt, wirrniss in der
richtung auf das öffentliche leben, gewerre = seditio, auf-
ruhr, krieg.
a) seditiones, giwer, ungazumft Tegernseer und Regens-
burger glossen des 9 — 12. jahrh. zu den Canones Stein-
meyer-Sievers 2, 98 und 108.
quadun , er ni wolti, thag man zins gulti,
tnie liuti furdir mera in thes keiseres era;
joh er thie liuti alle spunni zi giwerre,
zi grogemo urheize,
Otfrid 4, 20, 23 Erdmann;
künigin, gern hat ich das landt.
nu hand sich mein rät ertrant :
ainer rät hin, der ander her.
ich sorg vil grosser gewer',
wann ich mit heres kraft
an dem land hart würd sighafft:
es sind darinn stoltz tagen,
gen hertten streitten ga wegen.
Friedrich v. Sehwaben 5530 JellineJ:;
vgl. : der herr schickt nach dem vogt schier,
sagan, wie machstu mir ain gawier?
die buren tuond all zuo mir lauffen,
du wollest in hutt und har abstroulren.
des teufeis netz 7956 Barack.
ß) das oppher ist nicht genäm Christo dem herrn wo
das herz ist vol krieg und gwern. handschr. von San
Nicola 282, s. 47*» bei Sghmeller 2*, 979; vgl. atich ge-
werra sp. 5675; tempore gewerre Aldersbacher handschr.
(14. jahrh.) s. Sghmeller a. a. o.
der herzöge üjgezogin was
durch sacne am teil verre.
d6 hüb sich abir ein gewerre :
der Prüzin quam ein michil schar
und hertin her und dar
zu Polen in dem lande
mit raube und mit brande.
Nicolaus v. Jeroschin 1891 Strehlke;
instrumentum nouum domini H. comitis Goricie . . .
super dampnis et accionibus que habuit ad ecclesiam
occasione gewerre inter dominum episcopum Em. et
Raeotenbergeri(um) in Marchia dudum mote. notizbuch
Konrads iii. vo7i Freising (1818) in fontes rer. Austr. ii,
36 s. 138, ebenda auch tempore gewerre.
b) die entivicklung des begriffes Verwirrung, wirrnis,
Zwiespalt in der richtung auf das privatleben.
a) si wurden euch des niht behuot,
in wüechse grög gewerre,
daj manic richer herre
wart von ungerihten am.
kaiserchron. anhang 2, 13 Schröder;
dag dise herrin lägin tot,
der pabst, der patriarke,
ein legät unde der starke
kunic von Naverre.
dij schuf sulch gewerre,
dag der herrin iclfch schit
kegn lande hin mit slnre dit.
Nicolaus v. Jeroschin 15776 Strehlke.
ß\ sol aber zwischen Angelburg unnd üch, her',
gefügt werden nid oder gwer',
dasg w6ll wir enberen
unnd da von keran.
Friedrich von Schwaben 5414 JeUinek;
eg was getempert in ein vag
beide zorn unde hag,
dar zuo gewerre unde nft,
beide haggen unde strit.
von dem übelen iveibe 41 Haupt s. 9;
5677
QEWERRB
GEWEHREN
5678
daselbst schlössen die Behmen, nach vielem gezAnok und
geworre, daaz entweder der Polen kAnig Cosimirus, oder
sein Ältester son, kAnig in Behcm sein sollte, Joacii.
CuHABUS seMes. ehron. (l) (tS85) >17 Sciückfus,
y) /onnelh(\fle Verbindungen mit verbi» :
1)) ir armon liuto, ir stilt oaoh under einander fride
machen, nilit cinoz zuo dem andern gCn unde sagen
boesia dinc unde gereizcn unde gewcrro machen. Beut-
iioi.D VON REOENsnuno (4) 1,66 Pfeiffer; aUo wl denselben
Tuen ut domo rado gelatcn haddcn, den arbcide he von
frundon tu frundon, wie he twidracht und gewer makede,
tuschen den riuliniinnon und den gemeinen borgem.
berlinivches atadtbnch (♦, 8) Fidicin {beitr. 1, 17»); darauer
schullen wi von dorn suluen sinom sloto nene krige feide
eddor gewerro mit ncmondo anhcucn cdder maken. urk.
V. 1439. cod. dipl. Brandenb. i, 5 a. 404 iiitU)!:!.; das nicht
etwa oino bitter wurlzcl aufTwachse, und Unfriede an-
richte, (t'flr. und ein gowcrre mache). Lutiikh Hebr. 19. lö;
ists nicht eine grosso boszheit und betrug des Satans,
das er diese gottes Ordnung {die ehe), so durch göttlich
und natürlich recht . . . zusammen verbunden ist, so
schondlich betrüben, verwüsten, und ein solch gewerre
darein machen sol? LuTiiF.n Haehreden {vom eheatand)
(1566) 431*'; die hochzcit lang aufTzihen, und aulTschioben,
ist scer fohrlich, weil der Satan gern hindcrnis, und viel
gewerrcs machet, durch büse zungen, verleumbder, und
von beider teilen freunden. «SS*»;
wo noch solch orenploter sein,
die machen gen der henchaft grcsj gewerren,
dftrch sie wirt manlg redlich mon
in den kessel gehawen,
H. Sachs (der unichtddfge etü 64) /ab. u. tehw. 9, 119 ;
hcernacli den 15. junij (i530), käme key. may . . . sampt
seinem brudcr . . . und dorn bäpstischcn legalen, cardi-
nalo Laurcntio Campcgio (welcher aufT diesem roichsz-
tag gleicher weisz wie üavus beim Terentio ein gwirr
gwerr gemacht) allhie an. Wki.skr und Werliciiius
Augab. chron. 8, 18 ; nemant van uns schal veido , twi-
dracht efrto gewerro jegen welke van buten maken efito
bewogen, edder dede heft edder hedde veide edder ge-
worre. urk. V. 1668 im urkrbuch v. Lübeck 8, 708.
8)) da sie {die Ätolier) aber sahen, dasz sich niergend
etwas zu dem kriege bewegen oder regen wolle, ge-
dachten sio, man mflszto dannoch einen handel und ge-
werr anrichten {agitattdum aliquid miacendumque rati).
Livirta (35, 12) deutsch {Rihel 1.^74) a. 494; in der tit, also
nhu hertoch Philips sticfmoder ein jar jm liff gedinge
gosetcn hedde und tuschen hertoch Philips und ehr
dorch do jennen, de bi or weren, velo gewerrcs ange-
stiffot wurt. Kantzow ehron. v. Pommern 806 Böhmer.
8)) daz ich aber soll widderrulTcn meine lere, da wirt
nichts ausz, darlTs ihm auch niomant furnehmen, er wolt
denn die Sachen noch in ein grosser gewirro treiben {var.
gewerre). Luther {aendbrief an pabat Leo) 7, 9 Weimar,
von Sternen behalt die regol, dasz sio sind desz himmels
Ivcgcl, welche die sicrnkogler nach vortheil, und wio sie
wollen in gewerr setzen, wann sio eins grössern Hechts
scheinen, als sie sonst pflegen, bedeufs wind von der-
selben gegend. Fisciiart aller praciik groaxmutter {bei
Scheible 8, 559).
e) auf xceitere bedeutxtngatntuncklung Mvwen mundart-
liche xeugniaae netterer xeit: jewärre, gewirr, dann soviel
wie eingcweide, auch gebr. v. d. einzelnen teilen einer
mascliine. Jecht Mannafelder mda. 49; gewerre (gewirre),
krummstroh C. Bruns volkaio. d. pronm Sachsen 9^.
8) über die aippe unaerea icortea hinaus greifen formen
wie die gewerr ala reralärkte form rt« die w^err, die wem,
blutgcschwUr im augcnlied, gerstenkorn Schmei.ler a',980.
1002. fraglicher iat dies für gewerre, werre, die erdgrilU,
reitwurm gryllua gnjllotalpa; hier könnte man aus der
thätigkeit des thierchena {vgl. reitwurm, reutwurm) at{f
die bedeufungsgemeinschaß des namens mit der aippe von
werron, wirren schlieszen. vgl. t. b. krOtwerre, r^^ werre
bei Campe «nd bei Lenz nachtrag tum Handschuhaheimer
w&rterverteichnis s. 80.
GEWERBEN, verb., verstärktes werren (*. d.). mehr
als daa einfache unterliegt das tusammengeaetzte trr&tirn
der anziehungskrqft formelhafter Verbindungen, die ur-
»prüngliek» htimäuMgammfU , äit aidk im 4m altkcek-
deutschen paraUdsn (0««mui, dwidtrt, Mmsrc tmimdtn
vgl. ÜRAFH 1. 94») auaprägi, ist im wuMtUkockdmUtektm
lieblingaformeln wie waz gewirret dir? mir M mae idlit
gowerren mu der vorttellung eine» hemmniaaes, eimmr aUmmg
des behagens, verbUuxt. tw» dieam formd» sind «bUg»
reatveneendungen auch in di$ tUtn f$rioi» im %wk9tk
deutschen spräche übergedrungm.
i) die bedeutungskruft von geworren in dm tUwm hdigem
zeigt sieh schon darin, dast als mtbjeet de$ vtrtttmt /a»t
immer eine person vorausgesetzt wird.
a) rtfragatur, wantolot kiwirrit (an anderer HelU rt-
fragatur, dissentit aut demutat). Oxforder gtatam dea
9.jahrh. STEiNJUETRR-SiEVBnn 4, 17; dividert {inttr $eaui
ipaos atuduit), giwerran Preisinger glossen dest.johrh.
SteinmkverSievkrs 8,173; (j>oiM«to»)ex»«iMler»,flwerran.
Tegernaeer gloaaen des 11. jahrh. tu Vergü {Ameig 7, SM)
Steinmeyer Sievers 9, 660; da» gleich» tbmdm {Amti»
7, 88«) für {odiis) veraart {domus); ebenso vsrHam. fiwMTUi
{Aeneis 7, 407) 9, 660; Vo88 hat in seiner Übersetzung kit-
für die verba vertilgen, zerrütten.
b) die Verbindung mit unpersönlichen subjecten xeigt sieh
zuerst bei Noiker und ist dort noch auf das einfach»
verbum beschränkt (waz tir wirret, quibus perturbaris.
vgl. Grapp 1, 904); das xusammengesetxte verbum \nrd erst
von der spräche der dichtung in solche Verbindungen ge-
sogen: ^„ ijj^ |,j ^iigr tagende,
da von uns nibt mage gewerren
nahen noch verre,
wedir daz swert noch der tot
noch dea nnngerea not
noch deheineralahte icbaden.
genest» u. exodua 147, 80 Dfemer.
8) in der ungewöhnlichen fülle der mittelhochdeutaehen
belege {vgl. mhd. xcb. 8, 746* Lbxer 1, 988) ist es nun gerad»
die letzt besprochene Verbindung mit einem unperaönlwhe»
subject — faat ausschlieazlich einem unperaönlichen pro-
nomen — die teeiterbtüht ttnd gedeiht, die wenigen aus-
nahmen, die Verbindungen mit einem persönlichen subject,
ja auch die mit einem sächlichen nomen. machen weniger
den eindruck alter überlief erttng als späterer neu- und Um-
bildung, tri« iceit in solch formelhafter rencendung das
gefühl für die eigentliche bedeutttng des verbums verloren
ging, zeigt das schwanken der Überlieferung in den les-
arten, die kürxtmgen, denen das verbum in einzelnen
ßerionssilben unterliegt (gewar, gewirt, vi^ach auch ge>
wem), führten mehrfach zu einer form»ngemein»Aaft mit
gewerden und gewem, (geweren), vgl. gewem Meier Helm-
brecht 1406 {Ambra». hand»chr.) ; die M&ze 84 Bartsch ;
RUDIN 89, 8 Zupitza; AvENTiN 4, 9, 1140 {var!); geweren
Enikei. fürstenbuch 4091; leben der schwestem tu Ttist
68, 7; gewehren Avbntin 4, 9, 1140 (t-ar.) ; gewerden Hbinr.
v. Vei.uekk Eneit 688 ApoUonius 13689. gan» vereinselt
iat die erhöhung des Stammvokals gewicrren R. v. Ems
Willehalm 1703.
o) beziehung auf ein persönliches subject:
wan stnen (Iliob*) sl&digea moet
enmochte he nict vorerren, (dertn/el)
noch tcr s^len gcwerren.
Hkinricii vom Vbldbrb SrrMtfM t, MO M
Piper k^. ip. 1,19S;
ir forsten, die de« kfincfet g«nM WMraa ine . . .
ir Tfmle, ir sult in stne stri^ vann Un:
wax ob er hie bcime iu niemer mCf« niht gewirret?
b«libc er dort, dea got niht nbe, aA larhent ir;
kom er uns fKunden wider nein, #6 lachen wir.
Waltiikr V. i>. VOOKI.WBIOK 99, 91 Laekmamm.
b) die von der ve»balhandlung bttr^fem» person ist dem
rerfnim im dativ angegliedert ; flf» »ubfeet erscheint un-
peraönliehes, meist indefinite» pronomen.
a) daa verbum im it\finitir. in formelhafter abhängig-
keit von hilfaverbrn.
l)) am zahlreichsten ist mögen vertreten.
*// was ntalit <"» oft gawwTwiT
katserdvom. UStO Sdkröder.
ob wir werben wellen die Mrifchen meit*.
'wa; mag uns gewerren?' sprach d6 StfHt.
'■was icb friunUtche niht ab in erbit,
das laac sus erwerben mit eilen dA mtn hant
Sibdungen 66, 1 Laehmamm {vor. waj mag
una das gew.);
5679 GEWEHREN
sus fuor gegen Säleme ;
froellch unde gerne
diu magst mit ir herren.
was niöht ir nO gewerren,
wan dag der wec so verre was,
dag sf so lange genas.
Hartmann v. Aue armer Heinrich 1052 ;
ebenso 490; ganz ähnl. Iwein 3544; ähvl.
meister Rumezlant v. d. Hagen 3, SG^
(waz mak uns daz gewerren) ; die Mäze 59
Bartsch (wie meht im iht gewerren); vgl.
auch Weinschwelg {Germania 8, 220);
des babstes gebotten
schfilt ir dar umme lügen,
so tötet ir mit fügen
disen jungen herren,
nu was mag iu gewerren
dag ir zu im sendet vor?
JoH. V. Würzburg Wilhelm von Otter-
reich 5518 Eegel.
b)) ir Sit niht wJse liute,
dag ir sS vil hiute
gefräget von mim herren :
eg mac iu wol gewerren.
wil du dag ich dichs erläge,
s6 rlt dine sträge.
Hartmann v. Aue Erec 91 ; ähnl. Rudolf
V. Ems Willehalm 9705 Junk; ebenso die
Mäge 84 Bartsch {Germania 8, 99);
enpfiengen si der rede hag,
eg möhte in umbe ir herren
Til harte wol gewerren.
armer Heinrich 898,- vgl. aiieh 1151 (iu
enmac ... an mir niht gewerren) ;
'dag mac vil wol gewerren
den Hüten algellche
ze disem künicriche'.
Rudolf v. Ems Barlaam 201, 2 Pfeiffer.
swer rehte wirt innen
frumer wibe minne,
ist er siech, er wirt gesunt,
... im nemac niht gewerren.
kaiserchron. 4615 Schröder; ebenso Rolands-
lied 6563; Heinrich v. Veldeke Fmeit
628 Behaghel; Salman und Morolf 2111
Vogt; Hartmann v. Aue Iweinilbi. 4267 ;
H. V. D. TÜRLIN kröne 20885 Scholl;
Ebern, v. 'Ektvkt Heinrich u. Kunigunde
1318 BecJistein; Jansen Enikel weltchron.
18621 Straiich;
salic ist der der sich an in la^git, der in minnet, der in
uor sinen ovgin hat. deme mac niht gewerrin, der ist
behütet in allin stetin. spec. ecclesiae Kei>le s. 94;
der stain hatt so grosse kraft,
... in wasser oder in fewre
mag euch nicht gewerden {Wiener handschr. gewerren)
ungelucke must von ew verren,
di weil ir den stain habet.
H. V. Neustadt Äpollonius 13629 Singer.
2)) nur vereinzelt tritt kann für mag ein;',
han ich anen man verlorn,
da wider ist mir ain sun gebom,
an dem ich ergegget bin;
nach Verlust han ich gewin.
was kann mir nu gewerren? {handschr. gewierren)
Rudolf v. Ems Willehalm von Orlens 1703 Junk.
nu habet ir eg gar erkant,
dag mir an ime gewerren kan.
Gottfried von Strassburo Tristan
14203 Bechstein;
wis an die vint niht ge ger :
du hast vor diner starken wamp
gesoten hanifäkamp,
dag dir niht gewerren kan.
Seifried helbling 15, 277 Seemüller s. 166 ;
so kan dir gewerren niht
hinevür immer mere:
s6 hästü guot und ere
me danne dehein dfn genßg.
Dietrichsflucht 2574 Martin; ebenso Raben-
schlacht 584 Martin ; Mariengrüsze 485 Pfeiffer;
Bwer dag gerne hoere unde singe
deme wünsche ich, dag im liebe noch gelinge,
wil er mir alleg herzeleit geverren,
bO spreche ir wol, so enkan mir leides niht gewerren.
(var. geweren)
Rubin 22, 8 Zupitza,
*)) werdent mir die secke drl,
86 bin ich armüete frl.
66 hftn ich ze ezzen und ze hül
(sich waz mir gewerren [var. geweml sül I)
sö bin ich alles des gewert
des ein wtp an manne gert.
Meier Helmbrecht 1406 ;
GEWERREN
5680
da wäm die tempelherren :
'uns schol hiut niht gewerren',
sprächen si 'wenn unser got
ist sterker denn ir abgot'.
Jansen Enikel /«rs^en&wc/i 1216 Strauch 22-
ebenso 4091; iveltchron. 15015.
i)) der guot unde der gehiur
sant einen engel mit in dar,
der fuor in der kinde schar
und lieg in da gewerren niht,
wan got het mit in da pfliht.
Jansen Enikel weltchron. 17309 Strauch,
ebenso Rabenschlacht 295 MaHin; zur er-
klärung dieser fügung vgl. unter c) a) 3)).
/9) gewerren als verbum fmitum.
l)) im präsens.
a)) Hagene Hildeburgen mit armen umbesl6g.
er sprach : 'nu phlic Hilden durch dine triuwe gr6g.
ez gewirret lihte vrouwen an s8 grogem Ingesinde.
nu tuo genaediclfchen, dag man dine zuht an ir bevinde'.
Gudrun 555, 3 Symont,
wä von ir man sft ungemuot :
eg ist min pet dag ir eg tuot.
und gwirrt lu an uns frowen iht,
des sult ir mich verswigen niht.
Ulrich von LicnTENSTEiN/mMe»!l>«cÄ 597, 3
Lachmann; ähnlich Enikel weltchron. 14928
Strauch ;
er sprach |vil werdes magetein,
ich sag bei den trüwen mein :
was immer gewirt deinem Hb und gut,
darumb bin ich ungemilt.
dinen gebrechen wil ich wennden',
Friedrich vo7i Schwaben 4371 Jellinek.
b)) alleg dag si dir gechlaget,
dag mir iemer gewerre,
ia gedruwe ich dir uerre,
himelisgiu chuniginne.
. . . dag heil miner sele.
loblied auf Maria hei Diemer d. ged. 296, 1 ;
ich bin ouch nicht s6 klageltch :
s6 ist er edel unde rieh,
min lieber herre.
§ im iht gewerre
s6 wil ich kiesen den t5t.
Hartmann v. Aue Erec 3990 ; ähnlich 476
(dag eg mir iht gewerre);
diu muoter ist unde maget,
ze der gnaden si geklaget,
ob der sele iht gewerre.
H. v. d. TÜRLIN kröne 2390 Scholl.
2)) im Präteritum:
swag im da leides ie gewar,
dag kam von simonle gar.
Walther v. d. vogelweide 6, 38 Lach-
mann; genauso Hartmann Erec 1831;
Wirnt v. Grafenberg Wigalois 7529.
8388; Stricker das bloch^Ob; Walther
V. Rheinau marienleben 193, 12; Enikel
weltchron. 27352;
dem wart herze und ougen vol
von ir anblicke.
er gedähte vil dicke:
'owel swag dir ie gewar,
dag ist von mir kernen gar'.
Mai u. Beaflor 236, 3 ;
owe, vrouwe, und wis ich das,
mir wurdi wol und so vil bas
das ich miner laider gar
vergas und swas mir ie gewar !
genade, vrouwe! vrouwe min,
Rudolf v. Ems Willehalm von Orlens 4940
J^mk ;
c) die formelhaften Verbindungen nehmen als sulyect ein
sächliches nomen auf:
a) Verbindung mit hilfsverben:
l)) er machet im einen rukke,
von dem gent dei rippe,
diu piugent sich furher
dem herzzen ze wer
dag im stog noch slach
niht wol gewerren mach.
genesis u. exodus 6, 24 Diemer
dag uns gewerren ne mege nähen noch verren
des vlantes läge in disem wadligen ellente.
das himelriche 338 Schmeller zsch. d. a. 8, 154
Bit ir niht weit erwinden,
die besten die ir vindet
sö wel ich üg in allen
sone mag iu niht gewerren
so besendet iwer man,
oder indert muget hän.
tüsent riter guot
der argen Kriemhilte muot.
Nibelungen 1412, 4 Lachmann ;
'ich pflige ir {der thiere), und sl vürhtent mich.
als ir meister unde ir herren*.
'sage, wag mac in gewerren
dtn meisterschaft und dln huote,
5681
GEWERBEN
■tne loufen n&ch ir rouot«
se waltle und ze gevilde? , _^
HAkTMAMK V. AoB Ivtin 4M ;
wax mOhte mir gswerran bccMr liuU Um« 7
Rbinma« UHR Alts wtiimet. früM. M0. 8 ;
A nftbt« wol fswenrMi
dA TWt, als Awer dino sUt ;
da TOD Ist ünaer aller rat
daa ir der vart erwindit.
RubOLf V. Emi« WiUetuüm von OrUnt
1786 Junk ;
wag roOhte ein üppeclicber tronm
mir geworrun dann« 7 (ceverren StroMtb. hamUehr.)
Ko^RAD V. WüiUBURO trt^. krieg UM KtOer ;
in welchem dinge eich ein man
verscbamet, dem l>al er an geaini,
■ kein laater dem cewerren kan, (gewarrat)
■int er eg alles ringe wiget. ^
Frauknlob 8, 16 hei v. d. Uagen 8, 880*.
2)) ein gemeiner muot Jibt. dax man ceme LceMO hanao
nie gewan|: dor tot mueze ai von den biderben verren I
ir dorniu herze, ir durcbel rat, ir gellik munt
hat vorhouwen, da man waa geaont:
da/, muo; lange ir aflcr kunit jnwerren.
Mbistbr Siubiibr (6) bei v. d. Hagen S, 868^.
9)) horzin ecowere,
uor deme des mutis sagirar«
sinir tougen nieman nemab beaperren,
ne la mir herre nit gewerran
mine manicralileu missetat:
so ne mobto min uiemer werden rat.
HaiNRiciia litanci 4 bei BIassmamn d. ged.
1, 48;
dA sprach der herre Keil
'nA cnl&nt disen herren
niino schulde niht geworren:
wan dien h&nt wider iucb nibt getAn . . .'
Hartmann v. Aub Iwein 824.
fi) gewerren aU verbum finitum:
tsAt diu muo; icmer
in Tristandes herzen sin.
nu sehet, her/orriundtn,
dag mir fremde und vcrre
iemer bin z'iu Kowerrel
vergesset mtn aurch keine nOt.
tioiTFRiBD V. Straszburo Tritton 18S86
Bechtiein ;
■In euot er i[om teilen wil,
der lieb kUmc, mfn burro.
dhein leit im gewerre!
des bito ich tegltcb
mtn abgüt, daz iät'vrcudenrfch.
Jansen Knikbl ivtltchron. 7610 Strauch ». 146.
8) die aiuläufer der mittelhochdeutschen /ormeln im über-
gting zur nerthochdetitschen spräche.
a) nir Verbindung mit einem persönlichen subject liegen
t>eben der for(/'iihrung alter fügungen auch texignisse vor
filr die at\ffrischut>g des verbums vom Substantiv lier:
a) • dos her is bcgan
widber buwon, mit sinen liorren.
dhes kundh im de nicht gewerren
dher vurste, herzöge Heinrieb.
liruuntchweiguche rcimchrott. 3036 Weiland;
nunc vil üben, des uns unser hcrro bittet und nmnet
legeliciio, da; on tut er därch daj niht, daj wir imc sine
lierüchaft oder sine hciliciieit gominnern oder gemcren
mügin, wir uo niAgin iine weder gchelfln noch gewerren,
gevrämcn noch geschadon, pred. der Leips. handschr.
(.111: de die dominico) bei SciiÖMiACU altä. pred. 1,811;
<Ior tuTcl ne mach uns niht gewerren als wir daj zeichen
des heiligen cröois vor uns get&n. predigt de» 14. jahrhs.
bri LeYSKK 105, 88.
/f) und ^ap im oucb diz netxa,
daz K-h rur die strftze setxa.
es cnwart nie tier sd freissam,
ez waere wilt oder zam,
daz icraer ddfUr gedlere
swenn ez sich dnn gewQrre (rar. gewirr«, verwane)
der SrituKER Daniel v. blüh, tal 4312 Botenhage».
domino labia nica aperics et oa meum
annuntiabit laudem luam.
ab ich ix ben un her gewerre
so sprichet i^ zu duje: herre
tu uT mine lippen zu dosir stunt . . .
Bri-n V. Schönebeck hohes lied 1148 Fischer.
b) unter deti Verbindungen mit unpersönlichem sttbject
schrumpft die beziehutig at^f sächliche Vorstellungen früh
ttisammen: wolt ir nu da; vüer und daj ungewitero ent-
flihn, daj ij uch niht möge gewerren, so reiniget uch
Ton aller slachte bosheit. pred. d. Leipt. hdschr. (74: in
adventu domini) bei Schön dach altd. pred. 1, 148: tu es
Petrus, du bist Petrus, daz spricht ein stein, ein TÜns
GEWERREN
5682
und uff« den vlina wil ich bflwen min« eristcnheit. und
die hellephorten dien« mAfen ir nibt gewerrBD. and dir
wil ich geben die slflgsel« des bimelriobas. /rtügi des
14. jahrhs. bei LüYNKR 85, t; di aeib« wartx Ift ooeb fut
den vrowen, ao li te kemenaten gen; babent ai di wnrtz
bi in, in gcwirrot nimmer l(ein twalm und« babeitt doch
gute rue. heilmittelkunde a. d. U.jaMrh. s./kimdfrubm Utn.
viel länger halten sieh di« vtneendunjfm, ii$ «M tUltr
unpersönlichen eon0tnieMom mutgeken:
a) in der foirmdhmpm iMämfigkgU ron kilfntrtm:
und icb di« kmck vaat u bIcIi
freontlicban undar daa fladtaan i^
leb gib ir manchan baitoa druek,
daa aJ mnaaa kanao.
wia mOcbt mir gen dar vaaaauoht
noch paa gewerren?
OawALb V. WoLKBNrrstf« 88, 14
da (gotl) gib mir die sapienda,
damit das icb dein gotleicb cboMt
bab p«i mir und deine gunst,
ao mag mir zwar gewerren nicht,
als das her Salomon spricht.
ViNTBi.BR Muai«ii der tugend 17 ZfmgtrU:
der in minnet, der in Torchtet. der in vor sinen oufen
hat — timentibus deum nihil deest . . . deme nemach niht ge-
werren, der ist behötct nn allin steten, deme ne gebrichet
ouch nichtis. pred. d. Leipt. hdschr. bei SciiÖKitAcii l,tl7:
'Schwester Mczzi, du solt dir nit fürchten: dir mag nätz
gewerren. gang mir nach geturstiklich an alle furcht I'
Elsuet Staoel leben der sehicestem tu Tust (84) Vetter
«. 68, 7; die von Paris weiten mit weib und kind ir stat
verlassen haben, in ander stet, [von] den si venneinten.
CS wUrd inen in discm krieg nichts gewerren, geflohen
sein {yar. gewom, gcwehren. quas intactas hoc bello fort
sperabant). Avbntin {baier. ehron. 2, 413) 4, 2, 1140 Ltxtr.
ß) in selbständiger Stellung hält sieh der gebrauch
unsere» verbums am tähesten:
l)) in nomine patris ... so begrabe ich mit disem toten
des menschen sicbtum, unde discm menschen nimmer
mer gewerre bi; da; dirro licbnam an dem iungisten tage
erat*, heilmittelkunde a. d. u.jahrh. s. fundgruben I, 885;
noch ist sein vil, das mir ^wirt
von ainem kindlm, so es kirt
und mich verirt mein singen and erscbellet
durch mange valscbe disonanz,
falseten gross, dapei liain freuntlich ronnordana,
der reaonans hat mich so dick verdnaaaa.
Oswald v. Wolkbkktbin lOi, 16 SehaU 888;
mir ist recht, ob icb sei verirrt,
and weiss >olb« nit, was mir nwirt ;
wann ich badanck, ea sei bescnert,
«rat niwaa laid sich su mir rieht
lIXTZLBaiN 1, 7, tt Baltam» ». 7;
'Inim an sorgen
zu mir morgen'.
Traa, icb enmag.
'wag gawirt dir pai dem tag? '
p«Mar lUaehar uaff«r aa«.
Ued dt» a.Jttkn. ». /mmdgrubem 1, 884;
do sein bruder sulchcn jamer aaben, do worden aie . . .
fragen: was wirret dir {Heiddbtrgtr hmnäsdu: gevrirt),
hertzenlibervater? Jon. v. NKUMARKTä^a. de»U6en»dt»
heil. Hierongmu» 1S7 {quid habe» pater; wat tchelt dt ttdd.
druck von 1482); hertzenlil>en Idnt. batwt Üb einander I
nimont sal sich an dem andern reeben, waa im auch
gewirret {eap. 46) s. 46 (wes eme ok ghewerrct ndd. druck) ;
wer allraun gepulvert . . . ainer junkfrawen für die naaen
habt ... ist sie nicht maid , so t>esaicht sie sich . ist
sie aber maid, so gewirt ir nicht Münehner handschr.
15. jahrh. ». 810. SciiMELLHR 2*, 878; herr Tristrant sprach:
'das wer mir nit gAt waa solt ich do thAn?* diser aber
der bat fleissigklich, und sprach: 'dir gewirrt nit; ich wil
dich gar schon von dannen bringen {Wormter druck: dir
sol nichts widcrfaren). prosaromuin nm ^ri»traHt u. Isolde.
l?f«^ ». 188; als der nun kam, sprach si xA Piloys: 'ich
klagt dir gern waa mir gewirret, and wolt dich auch
darbei bitten, west ich. das da das lA gAt auff nemst
und Terschwigenlich bei dir behieltest', a. 154 (ITormaer
druck: gebrist);
waert er (der tdehnam C%rltti) ans na vaistolen
and aas dem dem grab verboleo,
•o macht er za unserem spot
geballen werden flr einen got
5683
GEWERRIG
GEWESE
5684
dar nach wuert das volck verirt,
das uns Juden allen sambt gebiert wr gewirt).
Pfarrkircher passion 121 bei Wackernell altd.
passionssp. aus Tirol s. 187 ;
doch raügt ir für all sorg_ und schrecken,
eh ir ausggeht, ein geweicht saltz lecken
und mit weich wasser euch besprengen,
so kan kein gespenst sich darein mengen,
auch nembt mit euch ein gweicht wachssliecht,
als denn gewirt euch warlich nicht.
H Sachs (die wunderl. mander und unnau^i.
weiber) 17, 135 Götze;
thu nur ein ding und folge mir,
mein gott sein engel sendt mit dir,
der seine sach wol fördern wirt,
au ff das dir nichts hieran gewirt,
darauff ich hab gethan die rheis.
Hans Tirolff Isaak u. Rebecca (1539) E 2».
o\\ swas Hüten arges ie gewar,
^^ da? kumt von deinen Sachen dar. .„. oo
meisterlieder der Kolmarer handschr. 121, d»
Bartsch s. 485;
da geschach das, da der gantz halb tail in der stat ver-
pran, da belaib das haus mitten jm feuwer das im nichtz
gewar. (domus in media ignis illesa permansit) Andreas
V. Regensburg chroii. v. d.fürsten zuBayern eboLeidmger.
und gewurre dir niemer nüt, do dir nü steteclichen müs
gewerren und in trucke sin und liden. Iavler predigten
(nach Straszburger handschr.) bei Charles Schmidt 144;
etlich mainten, man möht fliehen in der Verfolgung, die
andern warn darwider, mainten, man solt's got walten
lassen: wölt derselbig, das aim nichts gewüer (wr. wider
füer), dörft man nit fliehen; wölt aber got, das ainer
gemartert solt werden, hülf kain fliehen nit, er müest
wol dran. Aventin baier. chron. 2, 179) 4, 2, 897 Lexer.
GEWERRIG, n. collectivbildung zu gewerr (*. d.). später
belegt, als das auf ein entsprechendes adjrctiv deutende ge-
werrigkeit (s. d.), legt diese form ein Zeugnis ab für die lang
anhaltendende sprödigkeit einzelner sprachkreise gegenüber
den formen mit erhöhtem stammvocal; wenn sich die leinen
an den grosz' und kleinen jagd-zeugen verschlingen, das es
knoten und ander gewerrig giebt, welches wieder aufge-
knüpffet und von einander gemacht werden musz, so heist
solches auf gelöset, aber nicht aufgebunden. Jon. Aug.
Groszkopff forst-, jagd- u. weidewerckslexicon (1759) 29.
GEWERRIGKEIT , /.. Substantivierung des unbelegten
adjectivs gewerrig: zu denselben zelten ist gewesen grosse
zwitrecht und feintschaft der forsten und grosge gewerrig-
keit in der heiligen Christenheit der heiligen römischen
kirchen an dem christenlichen gelauben. Nürnb. chron.
a. d. städtechron. l, 350.
GEWERSGH, nebenform zu dem hessischen ganversch,
vgl. Kehrein volksspr. in Nassau l, 163.
GEWERTESCHIN s. unter gewerzen.
GEWERTH, verstärktes werth (s. d.).
1) zum Substantiv vgl. die hauptform gewerde sp. 5617.
2) das adjecüvist auf niederdeutschen gebrauch beschränkt,
in dem es zwei hauptverwendungen entfaltet, eine auf das
materielle zielende bedeutung und eine übertragene, vgl.
pretiosus, dignus.
a) in der anlehnung an den begriff pretium mischt
sich das adjectiv mit den gebrauchsformen des particips
zu währen (s. d.)
a) 2 hole hildessemsche . . . gülden eck vordan einen
brunswickschen pennigk, wuwol se des nicht gewert
weren: de dre brunswickschen pennigk weren beter in
orer gewerde wan de krosse. Braunschw. schichtbuch d.
städtechron. 16, 418. u. a. vgl. Sghiller-Lübben 2, 103/4.
ß) beide wat, die behört noch min, nouwe ein holten sark
unde ein linnen laken gewert V schillink efte ein halve mark.
Lübecker totentanz (tod zum herzog) 432 Baethcke,
ähnl. 199. 842.
b) zum übertragenen gebrauch vgl.;
Lampe is gewert groter pine,
ik bin up ene so rechte gram.
Reinke de vos 2862 Lubben, anders 3142 (wat
is doch dit gewert?);
under twen wil ik lu den köre län
den galgen edder dat swert
des lones sint gi wol gewert.
Zeno Ti& Lübben [charaMeristisch^ die yar. :
des sit gi van mi ghewert , des sint gi wol
wert).
GEWERTHET, particip zu werthen (*. d.) ; in attribu-
tiven vertcendungen vom neueren stil begünstigt: die seit
F. Chr. Baur und seinem schüler Zeller als kirchliche
tendenzschrift gewertete apostelgeschichte. Berliner tage-
blatt 16. 6. 1906 (1. beibl.)
GEWERZEN, mundartliche Weiterbildung eines in den
mannigfaltigsten umdeutschungen überlieferten lehnwortes,
vgl. kawetscher teil 5, sp. 373, kabertschen, cowertschen,
cowerzen, gowertschen Schmeller 1^, 1215. in unserer
form ist das mittellat. cavercinus, cawarsinus Verhältnis-
mäszig am wenigsten verändert {vgl. auch mittelhochd. ka-
werzin mittelhochd. wb. 1,793", Lexer 1,1532); auch die
bedeutung lehnt, sich enger an den ältesten gebrauch an.
die übrigen formen zeigen die ursprüngliche bedeutung
{ausländische, vor allem italienische kaufleute) meist in
der richtung auf den begriff Wechsler, Wucherer verengt,
so auch die sprachlich am nächsten stehende bildung ge-
werteschein , vgl. : Judaeos et usurarios publicos , quos
vulgus vocat gewerteschin. Urkunde Friedrichs I v. Oeste-
reich (1156) bei DU Cange 4, 64. unsere form dagegen ent-
springt in ihrer Verwendung unmittelbar aus dem allge-
meinen begriff des italienischen händlers, des Italieners:
gewerzen, gewurtzschen, coverzi,itoKeniscAegewürzkrämer
Westenrieder 1, 205. das wort knüpft auch hier wol an
den umfassenden begriff des italienischen gewerbtreibenden
an, die engere beziehung auf die gewürzkrämer war durch
die praxis nahe gelegt und wurde durch das bestreben ge-
fördert, das tcort zu deuten.
GEWESE, n., Verbalsubstantiv zu wesen {s. d.), aus
niederdeutschem Sprachgebiet um die mitte des 19. jahrh. in
die Schriftsprache übergedrungen mit Verwendungen, für die
in den entsprechenden mundarten vorher schon der substan-
tivierte infinitiv wesen bezeugt ivar. es ist zu unterscheiden
zivischen den functionen eines nomen actionis, die litte-
rarisch nur aus F. Reuter belegt sind, und zwischen dem
collectiv, vor allem in der sachbedeutung von anwesen,
die bei norddeutsclien Schriftstellern neuerdings viel ver-
breitet ist.
l) als nomen actionis ist gewese in der Verbindung mit
machen {vgl. ein wesen haben, ein aufheben machen)
belegt :
de tähn tausam! un tau de ogcn !
mak doch nich glik so 'n grot gewes' !
Fritz Reuter {läuschen un rirnels 1,
Seelmann.
1, 74
vgl. gewes', wesen, getreibe, umstand. Mi tob. der Mecklen-
burg. Vorpommerschen mnda s. 26. vgl. auch C. F. Müller
d. Mecklenburger volksmzmd in Fritz Reuters Schriften s. 37.
für das fortleben dieser redensart in der Umgangssprache
zeugen auch neuere private mitteilungen aus Steinbeck bei
Güstrow.
2) für das collectiv ist die beziehung auf personen nicht
über den mundartlichen gebrauch hinausgekommen:
un äwer't feld dor kümmt 'ne kumpani
von lütte etendrägers ranne quöcht . . .
un dörch de bogen stoppeln russelt
't oll lütt gewes' und kruppt un pusselt.
F. Reuter {kein Hüsung 4) 7, 47 Seelmann.
um so ergiebiger ist die sachbedeutung, auf deren Zusam-
menhang mit dem nomen actionis der folgende beleg für
gewesede licht wirft: wi . . . hebbet verkoft . . . den werten
herren bisscop Lodewighe tho Monstere . . . alle dat gut
dat unse vader achter leith . . . alle dat recht de ansprake
unde de ghewesede de unse vader unde wi hedden.
Münsterische Urkunde von 1340 Niesert i, 2 s. 422; in ähn-
licher weise zweigt auch der neuere gebrauch unseres Sub-
stantivs unmittelbar von einer entwicklungsstufe des siib-
stantivierten wesen ab, an das sich gewese auch hier
anlehnt, mit dem es sich {in pluralformen, vgl. sp. 5687) auch
formell wieder berührt, vgl.: en wesen nennt der Ham-
burger einen garten oder sommerlogis ausser der stadt
Schütze Holstein, idiot. 4, 357; vgl. auch (wesen ... in
Danzig zur bezeichnung eines weitläufigen gebäudcs, mit
welchem eine art von hantierung verknüpft ist. er hat ein
wesen in dem und dem dorfe, er hat eine kleine landwirt-
schaft Frischbier 2, 465. zwei hauptzüge ergeben sich für
wesen ; ein unbestimmter umfassender begriff, der das wort
überall einbürgert, wo eine localität der kennzeichnung durch
einfache Vorstellungen wie haus, garten, i&lA loiderstrebt,
und ein Zusammenhang zmschen der räumlichkeit und
der thätigkeit, die sich in ihr abspielt (ein wesen haben).
beide hauptzüge kehren auch bei gewese wieder, für das
5r,sr)
OEWBSE
GEWESEN I
5686
träte moinent vgl. den gegtntaiM von haot und geweie in
einem d fr jüngsten beleg»; in den wenigen standen, die
er im liuuse war, spatste er oder ging unruhig durchs
ganze gowese. FnBNSSBN Jörn UM lOö. Mum tweiten mo
ment vgl.: Sulla hat den staat reorganisirt , aber nicht
wie der hausherr, der sein zerrüttetes gewese und ge-
Binde nach eigener einsieht in Ordnung bringt, sondern
wie der zeitweilige geschaftsfUhror, der seiner anweisung
getreu naclikonimt. Mommbrn rOm. geteh. a*, 871. vgl.
auch: er bckürnnirrt eich zu wenig um das eigene gewese
Franttfurter jottmal (18M) nr. 819 1. beil.
a) beide mometite kotnmen bei ländlichen anioewn tur
gHtung, wo die tcohnräume an bedeuUamkeit tctit hinter den
anderen gebäulichkeiten Muriicktreten , auf denen (Scheu-
nen, Ställe, garton, feld) diu aehtcergexoieht de* betriebe» ruht :
gewese («on«^ ein weson)ackerhof mitzubehörfonJ.GniUM
014« der WestpMliMhen ieiiung angemerkt; mehrere land-
stellen, niUlilengcwese Weeerteitung (1868) nr.SOSS; welcher
ordnungsliebende landwirth, ... dem sein gewese ans
herz gewachsen ist und der je einmal mit ansteckenden
Viehkrankheiten geplagt war, könnte sich wohl ähnlicher
gcruhle . . . cntschlagen. landicirthsch. annalen d. Mecklenb.
Patriot, ver. (1868) nr. SO; was aber sonst noch zu dem
gesamtgewese der gärtnerei gehörte, ja die bauptsache
derselben ausmachte, war durch eben dies kleine Wohn-
haus wie durch eine kulisse versleckt. A. Fontane
(i»r.. wirr, i) I, 5 *. 117; die frau hinten im garten . . .
beeilte sich nicht, unbekümmert ging sie mit einer band
voll geschnittener georgincn und gelber ringelblumen nach
dem teich zu, der ganz am ende des goweses lag und halb
ihnen, halb dem nachbar gehörte. Ilse Prapan bekannte
gesichter 08; etwas abseits vom weg lag, tief in den grund
einer waldwiese gebettet, ein dunkler gebäudekomplex,
an dessen äuszerster, dem wege zugewandter ecke ein
kleines mattes licht ausglimmte, es mochte eine nacht-
lampc sein, denn auf dem ganzen gewese regte sich kein
laut. Fkikuk. Jacoiiskn {xcaldmodei-) daheim 81 (1895), 886*;
zwischen dem Müller und Mcierschen gewese lag ein
schmaler wiesenstreifen. der lotse 1901 a. 140; ja er ging,
wenn er sonst nicht wuszte wohin, in die scheunen
und in die gärten, die an dem groszen gewese lagen.
Frenssen Jörn Uhl 99; der alte führte ihn in alle winkel
seines weitläuHgen geweses und zeigte hm jedes pferd
und jede kuh. M. BOCKINO rector Siebrand a. 64.
b) in andern belegen tritt diese engere betiehung auf den
ländlichen betrieb naturgetnäsz aurilek; ebenso verallge-
meinert sich der gebrauch und trifft anwesen, in denen die
haulichkeiten als solche die aufmerksamkeit auf sich tiehen;
ja das wort wird sddieatlich zur kennzeichnung städtischer
unternehmtnigen gebraucht.
a) desz ungeachtet folgte sie und liesz es geschehen, dasz
ich mit dem manne, dem eigentlichen besitzer des geweses,
eine Unterredung begann. A. BnooK Faul v. Kamptnann
{romanstg. 16,1 9.538**); er ist verkleidet hier gewesen und hat
das gewese von Dittmar gekauft. Fkenssen Hilligenleiv>l.
p) und ehe noch irgend jemand an rettung oder hilfc
denken konnte, stand das ganze gewese des reichen
Webers, das haus des nachbars Seltner und mehrere
andere in vollen flammen. K«nst Wili.koum diefamilie
Ammer 552; vor fünfzehn jähren war das gewese (di«
(Jielotcer milhle), nach einem brande, der neuzeit ent-
sprechend eingerichtet worden. Leipziger nachr. 7. febr. 1898.
y) 'der kleine krämer in der SUderstrasse, wo die Osten-
felder immer ihre nothdurft holen . . . musz verkaufen'
. . . 'sagt mir nur', erwiderte sie hastig 'ist das gewese
in der Süderstrasse noch zu kaufen?' Tu. Storm OargUn
Cttrator; oben in der SUderstrasse, weit hinter Heinrichs
heilerem gewese, dort wo die letzten kleinen häuser mit
stroh gedeckt sind, war jetzt ihre gemeinschaftliche
heimat. ebenda; nun aber, mein herr präzeptor, müssen
sie mich mit ihrem ganzen gewese bekanntmachen, ich
find' es nnr in der Ordnung, dasz man im publikum über-
all von ihrem 'schlosz Rodenstein' spricht, denn wirk-
lich, ihr gasthaus hängt wie eine bürg am felsen. Fon-
tane (Cecilie) i, 4 9. 840; vgl. auch fabrikgewese Bonner
xeituny von 1899, s. Wölfino zeitschr. f. d. d. unterr. 15, 263.
GEWESEN I, verb., verstärktes wesen (a. d.). der defet-
iive gebrauch des eii\fachen verbums, da* sich mit dan
VI.
afämnun von sein un4 bin tu das vtrbum »ubatantivum
theilt (vgl. teil 10, «p. tmff. t. «p. It). bedingt auch für die mit
dem präfix veratärkten /orman aurüekhaUung. dam kommt
noch für die alikoehdautoeho paaioda, dU dao MrdiMi im mtkr
Zeitformen heranaog ol» di» nauara aprodm («. Graft i, taut),
eine at^ffallende aprOdigkait gegen düu prU/lae. diaoaa tat nur
einmal überliefert : giwisit, reatat. Monaatr glotatm u. a. t.
Gregor, a. Stkinmkyeh-Sievbrs t, IM. di* mitidhoek-
deutsche seit ist demgegenüber im voritü. inaofam ai* da»
partieip de» prät. auftauchen läaat. da* avooeUiaaaUeh «•«
dem präfix Megt i*t. vgl. gewesen II und \
aeita erleidet aie einbu»M auf dem gebiet der prä*en*fo^
die vom stamme sein anbart werden, mit dem prüfix itt kitr
eigentlich nur der ir\finiti» belegt {al* aeUenesaugniaaeßtrdma
part. d. prä*en* vgl. ein got der ie gewwnde wart Wal-
TiiRn V. o. VonRLWEiDB 6, 81 lAtehmantf. das ti in magt
unphiuch, magt getr&ch, magt gebar, immer mafai §»•
wosende altd. pred. l,4l Schön bacii), und dieter wird omA
im rahmen der tusammengesetsten formen durch da* eoneur-
reniwort bedrängt {vgl. gesein «p. 4088). der indieaf. undcon
junct. des Präteritums andererseit* . die den stamm von
wesen auch in der neuem sprach* festhalten , haben sieh
nur vorübergehend ala träger des prüfix enriesen.
l) die formen des präteritum* (zum partieip ». u.) *ind
vereinzelt im Übergang zur mittelhochd. zeit »üt dam yrdfat
belegt; in der blüthezeit setzen die zeugniaoa findkk MW
und häufen sich erst wieder bei den naekaUflam und in
der prosa des 14. und 16. jahrh. .•
0) dö ne («was bt dem mer
weder alt noch kt
nechto 16 stadehaftcr man.
könig Rother 487t «. Bahder;
dO man ir rocht in dA ntet«,
and sie zw£ne an ir fCMte
^wftrin mit ir mA^in,
wen bij «ie; fenoc (ephlflfin:
dO ritin sie ungebeitit.
AM» und J'rophaias D m W. Orimm:
da der hfire finCaa
also lange da gewas
«nd dia fronwe DldO.
H. V. Velobkb Eneü 68, U KttmüOer
(rar. was);
sente Fabiajius was pabist ze Rome, und do er lange
mit Worten unde mit werkin der Christenheit vor gewas,
do wart er alse hüte durch daj recht gemartert, pred.
der Leipziger handschr. (177) SchOnbach l, 879, vgL auch
Pfeiffer myst. i, 480.
b) die späteren belege weisen alU den gleichen typua wie
die beiden letzten seugniaae auf, gewas für daa pluafumm
perf. in einem mit der teitpartikel eingeleiteten
a) und dO der selb« Balka
meistir in dem lande swAr
gewaa an; in daj secliste j^Ar,
und er nicht vermocbte m4
als ich fe«prochin hab oac
r*.
der arl>eit, do vOr er auch wider
kein dfitscbin landin.
N V. J
eft#n«o Ulrich v.TtiüRHEiM WUlehalm ^a^ u. m. vgL
mittelhochd. wb. 8, 768*; and dA si dA gewAren lange dt, dö
wart geoffinbAret sancte Ursulen. mystikar 1, t>8 ^eiffer',
ebenso 1, 99; dise gezierde fort er mit ime enweg gein
Sicilien. and do er uf sehs jor do gewaa, do wart er in
Cime bade erslagen. KöNiosnorKN, a. d. jCMtedWvisj, MA.
ß) einea der apäteaten zeugnioaa — aümrdimgo 4tt fstim
denen aprache entstammend — teigt da* pr^fiae wieder beim
präteritttm de* haupt*ats«*:
keines kauffee ich nie tner gewaa
AU/tider |nss<saiiplii SIAS 9rete.
8) für dm it\finitiv liegen au* dar ttmatiatiu» aait wnittd'
der attbatimtiviarung arraidU er nhttdiam dia newart apradti.
a) alt verbalform i*t der ü^finitiv wüt dem prdfix mir
ndten dem hUfaverb magen bdegL
a) die verltindung mit einem a^jeeH», Ha amf die be-
detUungsenergie des verbuma vor mmdam drtkUa, »dkeint
trotsdem da* Mu*amw*enge*et*t* i»ei'6i>a> am begOmaÜgen:
macht dO mir dar sao raot |t«sesB («or. .• waeen)
ich enfAn dir niemer nibtes abe,
die wfle und ich da; leb«n habe.
GoTTFaiBD V. Strassburo Tristan 1234
Marvtd;
857
5687 GEWESEN II (partidp)
eim ungefriunten knehte
enmöhte bag gewesen niht.
Konrad v. Würzburg Engelhard 1559 ;
Sit si (die pfaffen) nach rehte niht entuont , wie möhte dan ein
leie guot gewesen.
Meister Stolle (13) bei von der Hagen 3, 6» ;
wa man sie ir hende legen siht
uf siechen hin, die sint genesen,
wie siech sie mogent joch gewesen.
ev. V. St. Paul 71» Schönbach (Marc. 16, 18) ;
golt . . . Silber . . . edels gesteine und . . . alles alzumal,
das teuer gewesen mag uf erden. Johann v. Neumarkt
übers, des lebens des heil. Hieronymus (66) 62 Benedikt;
de in god den heren sint ghevestiget un bestediget de
en konen neuerleiwijs homodich ghewesen. Thom. a Kem-
PIS van der nauolghinge Jhesu Kristi (1489) buch 2 cap. 10.
ß) Verwendungen, die zwischen verbum und subject keine
nähere bestimmung aufnehmen:
l)) die engste verbindttng von verbum und subject, in
der das verbum mehr nur grammatische functionen aus-
übt, läszt das präfix nur selten zu:
63 mag hie weder tac noch vride
gewesen zwischen mir und in.
Jon. V. Würzburg Wilhelm v. Osterreich 4655
Regel.
2)) anders in lockeren Verbindungen, in die das verbum
mit der vollen bedeutung der existenz eintritt:
dag er niht bischof mohte sin
wand die aide e hat also
beschriben in Levitico,
dag kein bischof mac gewesen
ane ganz geht irlesen.
das buch der Maccabäer {prolog auf Hyrcan.)
13643 Helm;
du wärest mit mir und ich was niht mit dir und etleiche
dink machten mich verre von dir, di niht gewesen mohten,
wenn in dir. {giiae esse non poterant nisi in te). Johann
VON Neumarkt übers, der Pseudo-Augustinischen solilo-
quium (3i) 74 Sattler; das ich an dich iht Verderb, an den
ich mit nicht mag gewesen {sine te esse non possim) 35 (i4);
kein ganze kunst mac niht gewesen äne der liebten ougen rot.
meisterlieder der Kolmarer handschr. 99, 50 Bartsch s. 440 ;
s6 spricht er wie dag müge gewesen
dag ein dinc si wol dag beste und das boeste besunder.
136, 5 Bartsch s. 508 ; ebenso Alsfelder passionsspiel
1565 Orein; ähnlich 5058;
er hiesg von dem tode uff stan
Lazarum einen toden man
und liesz en widder genesen:
das mocht von nicht gewesen
dan von dem waren godes degen.
Alsfelder passionsspiel 2539 Orein,
b) die Substantivierung ist auch an gewesen in den beiden
hauptformen belegt, die am substantivierten wesen zu be-
obachten sind: in der abstracten bedeutung der existenz
und in der Übertragung auf die räumlichkeit, in die sie
eingeschlossen ist.
a) vielleicht werd' ich noch ein paar mal verwandelt,
ehe ich das bewusztsein meines ganzen gewesens erhalte
und die kette übersehe, welche ich hinauf ging. Hippel
{lebensläufe 3, 2) 4 (1828), 174.
ß) das gewesen des alten Jem Bork ist ein opfer der letzten
sturmfluth geworden. U. Smiüt meeresstille 26. bki demselben
{das dünendorf) der plural gewesen vgl. oben sp. 5684.
GEWESEN II, auf deutschem boden ist das part. prät.
von Wesen eine neuschöpfung der mittelhochdeutschen zeit
und dort anfangs nur spärlich belegt, die hauptformen
seines gebrauches, die in die neuhochd. periode fallen, hat
es nicht so sehr im dienst der grundbedeutung seines
verbums entwickelt, als vielmehr im dränge der bedürfnisse,
die das ausgebildete System der tempusumschreibungen neu
geweckt hatte, die älteren belege allerdings hängen noch
nicht mit der perfectumschreibung zusammen, in deren
rahmen der neuere hauptgebrauch fällt, und bei der es
auch in den anderen sprachen die nächsten parallelen findet,
am frühesten ist das particip vielmehr neben solchen verbal-
formen bezeugt, denen die fähigkeit ein Zeitverhältnis zum
ausdruck zu bringen, abhanden gekommen ist oder über-
haupt mangelt, wie dem conjunctiv präteriti und dem in-
finitiv. die weitere entwicklung, in die der Wettbewerb der
formen gewest {s. d.) und gesein {sp. 4025) hemmend ein-
greift {vgl. teil 10, sp. 2isff. ; vgl. auch im deutschen Sprach-
atlas unter gewesen [satz 9]), kann hier nur soweit gestreift
werden, als dies zum Verständnis des bedeutungswandels
GEWESEN II (1, tempusumschreihing) 5688
an der verbalform notwendig ist, der auch in den attri-
butiven functionen durchschlägt, die das particip der kaie-
gorie der adjective nähern.
1) das particip im dienste der tempusumschreibung : ist
gewesen, war gewesen.
«) als älteste belege {vgl. mhd. ivb. 3, 765''jf. Grimm
gramm. 4^, \9nff.) kämen die Zeugnisse aus dem künig Rother
in betracht, wenn der Überlieferung hier zu trauen wäre,
in dem einen falle , der durch Varianten zu controlieren
ist, handelt es sich um das particip gesin (hette der der
s6 nä gesin 1798), nicht um gewesen; die lesarten lassen
überdies eine andere fügung als ursprünglich voraussetzen ;
für den zweiten fall ist ebenfalls zu vermuten, dasz unsere
Umschreibung auf jüngerer erweiferung fuszt:
sie nimit michil wunder,
dag du s6 manige stunde
in desseme hove heves gewesen
unde sie newoldis nie gesen. könig Rother 1991.
der gleiche zweifei ist für den beleg aus dem herzog Ernst
3532 berechtigt, ebenso gehen in den beiden stellen des
Nibelungenliedes die lesarten auseinander:
'nune so) der videlaere lenger niht genesen'.
Hildebrant der küene, wie Kunde er grimmeger sJn gewesen?
2223, 4 Lachmann nach A (künde grimmer niht gewesen
bei Zarncke 349, 5) ; ebenso 2232, 4.
die Donaueschinger handschr. hat die junge fügung nur in
einer plusstrophe:
waeren die kristen liute wider si niht gewesen,
sie waeren mit ir eilen vor allen beiden wol genesen.
350, 4 Zarncke.
übereinstimmend sichern die lesarten dagegen den gebrauch
in Hartmanns Itvein, in Wolframs Parzival, bei Gott-
fried V. Strassburg, die alle jedoch nur icenig belege
stellen, diese dehnen sich erst bei den nachzüglern aus, so
schon bei Konrad v. Würzburg.
b) in den ältesten gebrauchsformen ist der conjunctiv
praeteriti bevorzugt, der in den besonderheiten des modalen
gebrauches immer mehr die temporale ausdrucksfähigkeit
einbüszt. ähnliches gilt für den infinitiv, dem eine solche
überhaupt mangelt, der aber andererseits immer mehr der
zeitstufe des präsens zugerechnet wird, für den indicativ
des Präteritums sind die belege anfangs spärtich.
a) dem was ein bette gereit
des waere gewesen vro
diu gotinne Jünö
Iwein 6443, ganz ähnl. 2048. Parz. 455, 5,
ebenso Willehalm 370, 19 ; Wigalois 7361 ;
10684; troj. krieg 749;
sone stuont doch anders niht sin muot
niuwan ze belibenne da.
waer er gewesen anders wä,
s6 wolder doch wider dar.
Iwein 1718; ähnl. 4352, ebenso K. v. Würz-
burg troj. krieg 15975, desgl. vgl. Gries-
haber predigten des XZ.jahrh. 2, 36;
vor war ek hebbe gelesen,
in ener stat hadde gewesen
wonhaftlich en bescheden man.
vom sunte Marinen 24 C. Schröder «. 26.
ß) er bieg grög fiur bereiten
und sie des endes leiten,
dag man sie verbrande.
dag solte en eime sande
gewesen sin vor der stat.
K. Fleck Flore u. Blanscheflur 7007 Sommer;
ebenso 6322 (wolte sin gewesen ; var. : wolde
hän gewesen) dazu vgl. Nibel. 2223, 4 ; 2232, 4 ;
er sprach: 'schSlt ir mich erben,
iu möht kum uf minen tot
gewesen sin also reht not!
Jon. v. Würzburg Wilhelm v. Österreich 5312
Regel;
y) das eindringen der Umschreibung in die formen des
indicativs.
1)) voran steht das bedürfnis, bei Vorgängen, die einander
zeitlich folgen, dem ersten diese priorität zu wahren:
a)) für die zeitstufe des plusquamperfecta :
der alte brüt degen
der was gewesen und ervvegen
drje manot und ein halbez iär
untzer gefrumet vil gar
des in die herren baten.
Wernher Maria 133 {fundgruben 2, 184);
ebenso 179; 212; genau so Gottfried v. Strassburg
Tristan 13132; Konrad v. Würzburg troj. krieg 4490;
unsere vorderen, die her to lande quamen und die Doringe
6689 GEWESEN II (l, tempuHumschreibunff)
Terdreven, dio hadden in Ailexundurs hero gewesen.
aaeh«eii»piegel 8, 44 § 8 Ilomeytr {Leipt. handtehr. : %tmt%ti).
b)) für die teHntufe da perfecta ■
undo iprak : 'Blankefloa, vil lev« mtn,
dit meitMt beft MweMn dtn,
dit klenode hetfu ini fegaveo,
darmode wll ik ml neman dat Isvent*
Flo$ uud BlankeßoB 4M WatUMt;
Ich bin d«r werden minne got«
geweeen wlderapaolo,
nO wil loh oDderUenlo
im werden hie mit trinwen.
KoNRAD V. WORzmno troi. krieg 16681/.
Keller;
t)) in den fUlUn, in denen ein Vorgang nicht aU durch
tpiUert geeekehnieee verdrängt, eondern in eich ale ab
geeekloeeen gekennseiehnet wird, dient dae partieip nicht
eo eekr der tempuetttneehreibung ale vielmehr einer teit-
anachauxtng. die dem partieip in getnettn ver%oendungen
einen bedetitungainhalt encachaen läeet, vgl. ep. 6flW.
ei eint cewesen mit solher wer,
•it Koas der lande pflao,
GEWESEN II (t. da$ attrümt)
5690
dax sin gewalt da ringe wac.
Wl
I Beneeke ;
^iRNT V. Oravsnbbro WigoM» I
aber alt Ich gesprochen hin,
da; et niht rehte haben gelesen,
das i>ti ahi i<di in sage, gewesen :
sine spr&chen in der rinte nIht,
als Thomas von Britanjje gibt.
GoTTFRlBü V. STRAS8BU80 148 MariAd ;
sO tamber sinne wart ich nie,
das >cl> <^l*o ''Abo wage mich.
Ich bin di her gewesen ie,
da; nie man unnflher dOhto sich.
DBR VON ÜLiKRs liarUch, tehwei*.
minnet. 808, 41 ;
lebt von dor Vogelweide
noch mtn mcister hfir Walthfir.
der Venia, ilcr von Huitko, zwtne Regimftr,
. . . lihte vinde icli einen vunt
den si vunden hänt, die vor mir sint gewesen:
ich muo; ü» ir garten und ir sprUthen bluomen lesen.
Marnbh 14, 18 Strauch «. 114.
8)) freilieh können aue dem mittelhoehdetiteehen material
nicht alle belege in dieser riehtung gewertet teerden. da die
reimbindung mit einwirkt; gewesen iat meist auf genesen
{vgl. auch NiM. 2288, *; 8888, 4; Iwein 8048. 4858. Panival
789, 8, Reinmar minnes. früld. 164, 8l) oder lesen gereimt •
ntt bin ich io mit iu geween
und muoj ouch noch mit in genesn.
licetn 1951;
gerutu so R. v. Ems Barlaam 157, 83 Pfeiffer.
in disen boesen unptriuwen tagen
ist mtn gemach nint guot gewesen :
wan da; ich luit mit zUhten kan getragen
icbn könde niemer sfn genesen.
Reinmar der alte minne». frühl. 164, 81.
4)) in den belegten Verwendungen stehen sieh die verba
haben und sein (wesen) aLi f>egleifer des partirips gegen-
über, haben vird in den mittel- und niederdeutschen quellen
ebenso bevorzugt, icie in den vertcntutten .tpraclien, und e.t
fuit nach Paui. (ttbhandl. der bayr. akademie phil.-hi.it.
classe 88 abt. l s. 805) als begleiter der impeifeeiiven verba
auch anspruch ax^f diesen plats. sein (wesen) andererseits
kommt der neigung entgegen, hülfsverb und partieip einan-
der amttgleichen, es bildet die regel in den oberdeutschen
denkmälern und greift von da auch in das mitteldeutsche
gebiet über, die beeinßus.iung des einen gehrauchs durch
den andern spiegelt sich in den lesarten der überli^eruug
und im schiranken einzelner Stilisten teieder {vgl. oben ru
Fi.onK 6322 u.a.) vgl. GiuuM a.a.o. s. 188. die Schriftsprache
liat als hilfsi-erbum sein durchg^ührt. die niederdeutschen
mundarten halten an haben fest.
c) die umschreilntngen mit dem partieip gewesen betreffen
fast ausscldieszlich Verbindungen mit einem adjectivischen
prädicat oder mit einer adverbialen — vor allem loealen
— bestimmung. seltener greift die Umschreibung in die
Verbindung mit einem partieip ein:
Ich bin begraben gewesen. trpf. krieg 1G987 ;
J. Grimm (a. a. s. ISS anm.) beschränkt diese fiigung auf be-
stimmte ßille der passiv-umschreibung, sie findet sieh aber
auch bei intransitivf:m gebrauch: aber Christus ist damals
noch nicht komen gewesen, sondern alleine vcrheissen.
Luther {p^-ed. über d. 8. buch Mose. 1524 — 87) 16,52 Weimar.
d) der bedeutungsgehalt . den das partieip von seiner
Sippe her mitbringt, hat sich in den funetionen der temptis-
umaeKreibung verflüchtigt, es sind nur w$mifvtnmm4umgtn,
die ihn fetthalten , so die Verbindung wdi mJHlimrkim.
vgl. poatfteUtm venisse. du pist zA lang geweMtt. O. Haa*
RRn spriehieörtersamml. (1515) «. seitsehr. f. deuteek» pkiU-
logie 86, ISO. ähnliehe beäetttung emtwiekelt eieh mutk im
folgenden. eiiMM dtr »dUmm UUgt flur 4m vm'wakimnf im
particips in der mpptmiHem
0 adler, der mit kraOl kta kl im pak |HO«Bt
nnd wider mit gwvalt OM aaeht k«aMg §motm,
sitzt ober allsa nnn. o eeUaaaf' mm «rts jHMeht.
. . . gewseea von begia, von aller tmt «m Jahmi.
Orm (lleimsttu Ubgemng mef Jemu) ;
vgl. dagegen: die sUt io der wilUilsae lac
woale gewma iMBcfasn tae,
die worden •!• wMer veetao.
das Audi der iroeeoMer «4» JMa» (I. ff V. «):
die entscheidende riehtung für die bedetthntftmtuiektung
gewinnt gewesen aue der ieitammhmuung, iit ihm im teiner
eigenaeht^ft ale partieip miht^td, die heimikm§mmHmmU,
die e» in der perfeetumadtnüuttg — im im hmmmitimung
abgeeehloeeener. der Vergangenheit angMemim, mrginge —
entwiekeU, beleben und erfüllen den einge$ekrum§fUn Uepm
mit neuem geholt; vgl. gewesen, qt*i quod fuit, pmUtrihtt
AuER 086*; gewesen, praeteritue SrEiNnACii t, m; tiemm
Kirsch 180^; Matthiar 8^181*:
nichts sein, wenn man nichts war. actrftgt sich Isicfct,
doch nichts mehr sein, gswseen selb.
SciHLUia IFaBwiUftn lod (1, 7 vor.) IS. tst.
Ins grab I die schanfeln hsr I er sei iswseeo I
H. V. Ki.KisT (jrdMdkm fl, 8) I. 07 KHek BekmUli
wo sind sie all, die weeksaladeB Msehiclw,
der erdenpllgar kams lebensflaeM?
aar diesen grabeskreossa kannst dos Issaa :
- 'gwveeenr K. Gbbok iMisiAMtter » 97 ;
das
sind trftnmerei'n; seid doch nicht thAricbtl was
gewesen, laszt's nun roh'n.
F. Blanc a^/ dem erbgute (1897) f. 10;
vgl. gehen sie . . . gewesen, gehen sie . . . es ist abgethan.
Berliner redensart aus der l. häufte des ii.jahrh.; gewesen
ist gewesen Wandbr l, 1659;
8) atich in der attributiven vertcendung maeJU sieh dar
gleiche gegensats geltend zwischen der bloszen function im
diensle der tempusumscJireibung und twieeken dem au»-
drucksmittel für die zeituniKhauung im vmfmmgenktit die
erste gruppe. so mannigfaltig und m gut btiegt sie auch
ist. fällt mehr in dm» gebiet dm «ynisx, während die tweite
die abstufungen de» bed»uiu$tg»wattdels aufzeigt, je naeh
der eigenart des trägere, an die das attribut sieh h^et.
o) tn den vencendungen , die enger an die tempusum
Schreibung anknüpfen, dient das partieip vor allem der an-
gliederung von bestimmungen. die »ich nicht ungezwungen
in die kategorie der adjective überführen lotsen, dmteben
macht sich auch bei ihm. tcie bei dem eben in dm ttmpu»-
um»ehreibung beobachteten partieip die fUhightU
an verbalformen eine teitstufe zxim nusdruek s
die diesen abhanden gekommen ist oder ganz mangelt.
a) mein naturell ist nicht also leichtsinnig and wandel-
bar, das:; so bald ich von einem vonnahls gewaaenen
freund beleidiget worden, ihm zur stand alle freand-
schafl aufTsage. icahrhaffe Widerlegung der ungegrümdeten
Ursache, die Andreas Wigand . . . vorwendeL MafpUt ICTt,
vorrede: als Fabricius Lucinas den swei mal gewesenen
bürgenneislcr Cornelius Kuftinas als einen venchwender
aus dem rathe stiesz, weil er zehn pfund schweiea sObw-
geschirre gekauft hatte. Loiiknstkin .ArmtiM«* l, 180*;
so ist doch anderseits wieder kein grnnd. als anmöglich
aaszusprechen, dasz schon heute ein bisher unbekannter
dichter lebe, der in einem schon morgen erscheinenden
werke beide {Schiller u. Oäthe) and alle bisher gewesenen
dichter Oberbiete. Grili.parzer {»iud. sur deutedk, litt. :
über Oervinu») 18*. 89 .- der anter den hessischen trappen
als haaptmann in Amerika gewesene hr. H. sandte von
dort aus manche nachricht an Schlozer, welche dieser
in seinem briefwechsel benutzte, und anter H's namen
einrückte. Kästner kl. pro.iaisrhe aufsätse i, 46; folgen
einer in der vorzeit wirklich vorhanden gewesenen . . .
staatskanst. Pestalozzi {Lienhard u. Gertrud 4,87) 4*, 37«;
sie erhielt bcfehl zum vorgehen und nahm jetzt die tete,
während die schon im feuer gewesenen divisionen aaf-
schlössen. Th. Fontane {vor dem stürm 47) I, i », 514.
357*
5691 GEWESEN II (2, neben appellativen)
ß) sollte aber ein soldat bei versammeltem kriegsvolke
laut beschwerde führen ... so soll er . . . mit erschieszen,
sonst aber nach bewandnisz der aus seinen aeuszerungen
zu entnehmenden absieht und des gestifteten oder zu
erwarten gewesenen Schadens, mit ein- bis mehrjähriger
vestungsstrafe bestraft werden, po-etvsz. ktiegsart. v. 1808
{art. 11), s. gesetzs. s. 255 ; diese werte . . . richteten sich
in Wirklichkeit gegen seinen dreimal verheiratet ge-
wesenen vater. Fontane {der Stechlin i) I, 10 s. 8;
indem er . . . überlenkte . . . auf den ihm persönlich be-
freundet gewesenen fürsten Pückler-Muskau. {frau Jenny
Treibel 7) I, 8 s. 88. die letzten beispiele können als Zeugnis
dafür gelten, dasz das Sprachgefühl dem pari. prät. immer
weniger temporale ausdrucksfähigkeit zugesteht gegenüber
den functionen in der passiv-umschreibung.
b) aus solchen periphrastischen verivendungen entwickelt
sich der absolute gebrauch des particips, der mit der paral-
lelle gewesen, praeteritus neue bedeutungsgruppen streift,
in der engeren Verbindung mit bestimmten Substantiven {mit
appellativen) tcird das partieip in das titel- und formet-
wesen des altern stils hineingezogen und wird dort toie das
adverbiale weiland von seiner sippe isoliert, je nachdem
der begriff der Vergangenheit auf den träger des appellativs
oder enger auf die lebensstellüng gerichtet ist, die dieses
kennzeichnet, enticickeln sich bedeutungsgegensätze in der
richtung von gestorben einerseits, verabschiedet, entlassen
andererseits, manche zusammenhänge verzweigen den be-
griff noch in weiterer richtung, während andere Verbin-
dungen wiederum der allgemeinen bedeutung vormalig,
früher zustreben, der neuere gebrauch neigt deutlich wieder
einem selbständigeren gebrauch des particips zu, dessen
verbalkraft wieder stärker zur geltung gebracht icird.
«) ivie bemerkt, hängen diese bedeutungsunterschiede
wesentlich davon ab, ob der im partieip ausgedrückte be-
griff der Vergangenheit mehr dem träger des appellativs oder
dem lebensverhältnis gilt, das durch das appellativ gekenn-
zeichnet mrd. die grenze ist hier meist sicher zu ziehen;
nur selten, dasz beide auffassungen möglich sind: die
wittwe Ludwig Capets, gewesenen königs der Franzosen.
L. Y. V. BuHi Marie Antoinette {d. Schaubühne bd. 64 s. 42);
auch hier lassen sich lockere fügungen nachweisen, die dem,
späteren conventionellen und formelhaften gebrauche voraus-
gehen: Homeri . . . Odissea . . . verdeutscht durch den
achtb. u. wolgel. herrn m. Simoni Minervium, etwan ge-
wesenen Stattschreiber zu München . . . 1570 ; buch Nicolai
Engelmanns etwan gewesenen Maintzischen küchen-
meisters des ertzbischoflichen hoffs zu ErfTurt, über aller-
handt desselben hoffs einkommen. {titel) bei Michelsen
der Mainzer hof in Erfurt 15.
l)) engere beziehung des begriffs der Vergangenheit auf
den träger des appellativs: gewesen = verstorben.
d)) bei berufstiteln, die ausschlieszlich eine lebensstellüng
kennzeichnen :
«)) sie sei kurtz hernach ... in gestalt einer tauben
erschienen, so dasz sie dem volcke leichtlich einreden
können, es würde unter dieser gestalt von jhrer gewese-
nen königin besuchet. Opitz Übersetzung von Barglays
Argenis (2, 5, 3) 2, 262 ; der gewesene churfürst von Baiern,
le cidevant electeur de Baviere Rädlein l, 383", ebenso
Schwan l (1783), 745»; der gewesene könig ... de gewezene,
de voorleden, de' wyles koning Kramer 2, 97».
ß)) sie wiese mir auch auf derselben des gewesenen
schiff-admirals Reyters seinen leichen-stein. Chr. Reuter
Schelmuffsky 60 neudr. ; her Caspar Carass gewesener probst
und suffraganeus zu Ollmücz. urk. von 1651 bei Meitzen
urk. schles. dörfer 103 ; alle weilandt Matthes Schayken see-
ligen gewesenen scholtissen hinterlassenen mundigen und
unmündigen kindern. schöppenbuch von Krampitz (1615)
bei Meitzen urk. schles. dörfer 231; George Rettigs ge-
wesenen scholzes gut. (1638) s. 98 ; von diesem und obigem
gebürge sagt Maria Abels (gewesenen bergmeisters) tochter,
eine frau von 66 jähren, ausz, dasz ... (Kirchmaier)
inat. met. wolgemeintes bedenken 99; Aegidii Tschudi ge-
wesenen land-ammanns zu Glarus chronicon. Iig. von Iselin
nsiff.; demnach Hanns Schimmel der eitere gewesener
pauer zum Dombsel bereits anno 1676 im december ohne
einig disposition, wie es mit seinem erbe und vermoegen
nach seinem tode solle gehalten werden, hinter sich ver-
GEWESEN II (2, neben appellativen) 5592
lassen, seelig verstorben, schöppenbuch v. Domslau (1677)
bei Meitzen urk. schles. dörfer 114; demnach . . . des
Michael Laches gewesenen pauers daselbst hinterlassenes
gutt erkaufft. ebenda 112; actenmässige relation, wie es
mit des gewesenen Müllers zu Fockendorff . . . Thomae
Langens entleibung zugangen. Pistorius thesaurus par-
VUS (1716) 47.
&)) v)0 es sich um ein lebensverhältnis handelt, trifft das
partieip mit dem begriff der Vergangenheit meist nur dieses,
eine engere beziehung auf den träger scheint hier nicht
beliebt; beachtenmcerth ist in dieser richtung ein neueres
beispiel, das mit solcher auffassung spielt {s. ti).
2)) das partieip in engster Verbindung mit dem appellativ:
die vom letzteren gekennzeichnete berufsstellung oder das
persönliche Verhältnis wird als aufgehoben bezeichnet, im
Conventionellen gebrauch nimmt gewesen die bedeutung
entlassen, verabschiedet an, allgemeiner tritt das partieip
mit den begriffen ehemalig, früher in parallele.
a)) neben berufstiteln, die mir der kennzeichnung der
lebensstellüng dienen, streift das partieip verschiedenartige
bedeutungsgruppen, je nachdem der Zusammenhang auf
entsetzung, abschied oder befö7-derung deutet.
«)) Hecuba, die trojanische gewesenekönigin Opitz (Tro-
janennnen) 1,262; am mittwoch nach palmarum schriebe
der hochmeister und der gewesene compterzumElbing, der
von Plauen, an die . . . stadt königsberg. Schütze Preuszen
(1599)115''; Eristenes, der gewesene Schatzmeister welchen
jhr gefünglich haltet, hat disz armbandt unter seinen
bänden gehabt. Opitz Übersetzung von Barclays Argenis
(2, 15) 1, 301 ; umb welcher willen der gewesene dom-
prediger J. Reineccius plötzlich seines dienstes entsetzet
worden. J. Reineccius proemium veritatis 1623 titelbl. ; der
gewesene oder abgesetzte richter, the late or deposed judge.
teutschengl. lob. 112 ; gewesener oder verlauffener kaufmann,
a bankrupt. ebenda; 'so? ein küster. er hat in der that
etwas von dem halbgeistlichen wesen, das diesen beamten
anzuhaften pflegt', 'nur gewesener küster' ergänzte jener
seine mitteilung 'er wurde entlassen'. H. Hoffmann der
eiserne rittmeister 2. cap.
ß)) Christina, gewesene königin von Schweden, per-
sonenverzeichnis zu Zscuokkes graf Monaldeschi ; der ge-
wesene burgermeister, der altburgermeister, consularis,
exconsul, qui consulatu abiit. Henisch 1598, ebenso Aler
936»; kurtzer begriff der kriegskunst von der infanterie
. . . nach hochfürstl. Waldcckischer manier von Christian
Winckern, gewesenen lieutenant . . . recommandiert. Nürn-
berg 1689; Carl Ernst, prinz von Curland ...gewesener
Russisch kaiserl. general kalender auf d. jähr I8O2 {Berlin,
Unger) 0.
ich, ein gewes'ner eidgenössischer soldat,
der auf der tagesatzune mit gestanden hat,
und, was er satzen half, mit gut und blut vertrat
Zaciiarias Werner 24. febr. s. 1 Minor ;
eine petition des gewesenen Soldaten X. Protokolle der bad.
2. kammer l. juni 1835; von vornehmer geburt und ein
gewesener reiteroffizier, brachte er sich geschickt und
redlich durch und fügte sich in die bescheidenste lebens-
art. Gottfried keller grüner Heinrich 3, 244; dem Ver-
fasser {des lustspiels 'das heirathsnest') lagen als gewe-
senen Oberlieutenant diese Verhältnisse . . . nahe national-
Zeitung, dez. 1894 ; gewesener landwirt sucht beschäftigung
in . . . ertragsberechnung kleiner und grosser guter deutsche
Zeitung, nov. 1906 anzeigetheil.
/)) den 30 mai trat herr Joh. Sebastian Bach, gewesener
capellmeister in Cöthen, sein erlangtes cantorat an. Rie-
mer Leipz. taschenbuch bei Wustmann, quell, z. gesch.
Leipz. 1, 435; H. v. Villarg, gewesener groszcomthur, jetzt
ältester und seneschall des ordens. Zachari.\s Werner
söhne des tlials 1. per sonenverzeichnis.
b)) xvo die berufsstellung zugleich auf einem persönlielien
Verhältnisse zu andern beruht, ist das partieip meist auf
die eine aufgäbe eingegrenzt , dieses Verhältnis als abge-
geschlossen zu kennzeichnen: gewesen = ehemalig: dasz
er wer wie seine gewesene zuchtpfleger, welclie wie
er, das pfleg kind, warn. Fischart Oargantua 25i neudr.;
solte es aber die rose sein, musz ich euch sagen, dasz mon-
sieur de Polier meine geweszene hoffmeistein von dieszer
krankheit courirt mitt nichs, alsz ihr viel gläszer waszer
5693 GEWESEN II (a, neben appellativm)
SU drincken geben. Ei.iradetii CiiAnroTTR an Loui»*
V. lt. r/ultz. 1700 (Stittty. litt, rtrein ffi, 479); tobreibe er mir
die antwort auf einen bricf, den IchTon meinem gewesenen
obriHten bekommen habe. A. P. v. BbOiil. du raehe {dtaehe
sehauh. bd. M) ». 10; bei welchen aoten mein gewe*ener
herr, der hknfor, den tobenden, der banff-tobauer den
elfTton . . . das kaulThaus den sochzebondon . . . gewinn be-
kamen. GitiMMBLSIlAUBRN Simpl. {contintuitio 1, 6, 1») •, 091
Keller; mein gewesener prinoipal, der micb, nach meiner
Hucht. weit weniger strafbar fand, als er vormutbct
liatto, war . . . auHgosöhnt. J. C. Biiandrs lehen$ge»chiehte
1, lüä; 'genug, du bist aus dem diensto' (veraetste der fu^f-
aehtdte)- ... der rothbaarige bat biorauf Bcinon gewesenen
berrn nur um die Vergünstigung nocb ein paar tage im
hofo bicihcu zu dUrfen. I.mmkkmann Münchhauaen 7, cap. 1 ;
ein armer Schumacher, der vormals einen der sobau-
Spielplätze , und jetzt das haus bewachte . . . tbeilto ob-
dach und spärliche nnhrung mit dem söhn seiner ge-
wesenen herrschaft. F. L. W. MbYKn Schröder l, 46.
ein gfildin oder silberin beckin haben, bedeut einem,
dasz er seine gewesene magd werde zur ehe nemmen
oder beiwohnung mit jhr haben {O'/päTtatrar AntXiv-
&fpt&aavra. aneillam poat manumiemonem) traumbuch
Artemidori (8, 87) iibera. von Rypi' (1570) 144*; doch damit
ihr ein zeichen der Uhrigen unverdienten gnade er-
kennen miiget, so soll horm Bonifacii schon allhier
nicht zum kurzweiligen sondern zum kfirzlichen ratho
gemacht, und mit der kammerfrau ihren gewesenen
kindermädchen vermählet werden. CiiniSTiAN Weise
Tobias und die aehxcalbe (4, 9) 08 Genie; der alte könig
rief seinen söhn und ofTonbarto ihm, dasz er die falsche
braut hätte, die wäre ein bloszes kammermädchen, die
wahre aber stände hier, als die gewesene gänsemagd.
Grimms märehen 2, 84 (die Oünaemagd); und lud den
jünßling, sowie Addrichs gewesene magd zur thcilnabme
am bereiteten morgenessen ins stUbcbon ein. Zscuokki:
{Ädderieh im moos 47) 4,890; Fidcle, Edward, Schlam-
pampe(s) gewesene bausz-pursche. peraonenverteiehnia ti*
Rkuters der ehrl. frau Schlampampe krankheit und tod;
dieser rath deuchtete mir. nicht unrecht zu sein, dero-
wegen folgte ich demselben auch, und sendete zwene
bothen aus, meinen gewesenen diener, oder nur den-
selben wog. welchen er auf seiner flucht erghfTen habe,
zu erforschen, der Oöttinger atudent auf der Pleaae i (1748),
174; allein so wenfg seine landslcuto damit zufrieden
waren, eine neue fUrsUnn ihrer Fancyful an die seite
gesetzt zu sehen, so miszvergnUgt waren Atomeus ge-
wesene unterthanen darüber, indem sie ihre königinn
viel höher schätzten, als sie mit jener vergleichen zu
lassen. Kästner {nachriehten aua der philoa. hiatorie
. . . 1744) 3, 248 ;
c)) ähnlich begrenat tat der apielraum des partieipa auch
neben apiwllativia, die ein freundachafta- oder liebeaverhält
nia kennzeichnen .- Satiro. gewesener liebhaber der Corisca
HoPPMANNSWAiDAU pemonenverteichnia zum getreuen
ackäfer; von dem augonblick an . . . hOrte auch meiner
alten gewohnhcit nach, alle gemcinschaft zwischen uns
auf ... ein betragen , wodurch ich meinen gewesenen
hohen freund zu bittern klagen über meine Undankbar-
keit berechtigte. Wif.i.and {Peregrimu 8) 88, 169; gehet
es ihnen aber nicht nach ihren kopff, also dasz die gute
dirn ihren köpf aufsetzt, und den armen verliebten kein
gehör gicbt, ... da ist kein mccr so ungestüm, kein blitz
so schrecklich . . . kein krott so ab.scheulich , und kein
drach so grausam, als sie alsdann ihre gewesene liebste
abmahlen. Grimmei.siiausen mcdtr erstand. Simpliciaa.
(3, 1: aatgr. Pilgram 2, 3) 8 (1713), 74; frau v. Mirnau, ge-
wesene favoritin des fürsten. peraonenrerxeichniaa tu 'der
herttige ton' {dtache »chaubiihne bd. 16); so erlaube ich
auch der Orsina . . . ihre verhönnng des MarincUi . . .
wenn sie nicht den mund öffnet, wer soll ihn öffnen?
und sie darfs, die gewesene gebicterin eines prinzen.
Herder (6r^/e tur beförderttng der humanität 8. aamml. 3?)
17, 186 Suphan; unterdessen aber, dasz ich mich in
meiner vater-stadt aufhielte, bekam ich von meiner ge-
wesenen affecüon einen ziemlich nachdrücklichen brief,
vrorinnen sie mir meine untreue unter äugen stellte, indem
ich heimlich and ohne abschied von ihr abgerciset wftre,
GEWESEN II (g«w6MnM gnt)
5694
and sie verlassen hltU. ämr Oüttimger ttMdudmufim tUtae
1 (1748), 67; Je<lo€h er ijlmr viOtr) ward« soMit dOMb fate
Worte noch dahin Tennoebt, daas er sieh toflrled«! gab,
and mit meiner gewesenen courtisanin in nnterhand-
lungen trat. 1.70; ich bin seine nachbarin, kiodergespielin
und gewesene braot and ihm naobgelaofen, ohne duz
er's weisz. 0. Kr.t.i.KH (ZUrieker mov.) 6, 410;
(f)) appeUativa. dit ei» venemndtdk^fltvtrUUmi» kmn-
teiehnen. aolUen in Meter fruff$ »tftnHiek mtelU uikvim
aein , da aolehe verkälMtM 4m mtr ätmk am ttd fMti
teer den. die einaeUägigen biut$ mrtmitm riek mum mU
auanahm^älle und fahren teU» »uf üh*vttm§mm frfiwmfc
aurüek, teile auf freie conatruction, immifmm äa
einem aubatantiv angegliedert iat, von dem et
teil attribtitiv begleitet:
a)) {roOxteher:) wohnt hier oiMwr Jalfler, eia
. . . und dsMM ebefra«.
gewes'ne tocbter dea gewslsodi
■anators Griuli?
(BHvidira ;) fvwcs'na tocbter
so ist msin valer tot?
(p. :) vislmehr ganz wohl
er prisidiert« Matern dos gericfat
nnd dieee sdmft iiftgt eeiaen
IB. :) wie dann («wm'im todiler?
(V.:) fract euch saibat
und ttArt nicht.
Hugo v. HoppMAKNhTHAt. gereUeUa Veme4l§ i.
ßj) oder glaubst da vielleicht, dasz gewesene general
konsulstöchter in vestalisch - priesterlicher annahbariceit
durchs leben schreiten I Tu. Fontane (I'<u/t4^<era t) I.t«.7.
e)) eigenartig wandelt aieh die bedeuhtnf tu ttrbindungen
wie: eine gewesene oder gesohwtobte Jongfer, • d^fltueed
virgin. teutaehengl.wb.(f}iti)T7t; die gewesene jonffraoMg*«
ihm . . . danck vor seinen ablasz. Happsl aeadem. rctuin 196.
8)) im gegenaatte tu diesen Verbindungen mit tubetantiten .
deren bedeutungagehaU da» partieip an tieK tidki und
andereraeita auch wieder beeit\fluatt, atAen wumektrtei
fügungen der neueren apraehe, die dem attributiven /turti-
dp auch in der Verbindung mit apjtellativen mdtr tM-
atändigkeit tcahren. ea zeigt aieh aotcohl in der auadAneeng
dea kreieea der appellativa ala in der Verbindung dea par-
tieipa mit pluralen, daat hier weniger die ikberlieferung am
\cerke iat, die mit festen formein arbeitet, als das bediirf
nis nach knappen auadrucksmitteln , das dieser bequemen
form immer ixeuen Spielraum giebt.
a)) mit dieaar sonne sinken
geh ich zuletzt zu ihr
und wenn die stema blinken,
dann fahr ich still von hier.
all junge lieb und lieder
die kamen heut zu cnd —
schluck deine Sehnsucht nieder,
gewesener atudent t
Eo. Heyck 'mm tolU ich mich wcU freuen'.
Lahrer eommtnbueh.
b)) 80 hat die akademic diese frage, die also noch ganz
unbeantwortet ist und über die sich selbst einige ihrer
gewesnen mitglieder getheilt [var. .- vormaligen mitglieder],
einmal auszer streit wollen gesetzt sehen. Herder {ilber
den Ursprung der apraehe) 5, 81; feldzeugmeister Wilhelm,
herzog von Württemberg, ein lebensbild im auftrage
seiner gewesenen generalstabschefs bearbeitet. Wien 1899;
eigentlich aber lernen sie und die gewesenen blinden
nicht sehen, sondern die t>eiden sinne, das sehen and
das fühlen, mit einander vergleichen. Kästner kleine
prosaische a^fsätae 9, 148; denn er fordert alle ge-
wesene, gegenwärtige und noch kommende deatacbe
dichter auf, in einer so schwankenden anbiefsamen.
breiten, gothisohen, rauhklingenden spräche, als oiure
liebe mattersprache ist, mit der feinen Organisation und
dem musikalischen Qusz der lateinischen ohne nachtheil
so ringen. Sein 1.1. er (rorr. t. a. tuek der Atems) 6, 846.
P) diese selbstänaigkeii de» geönmek»» i»t dem partieip
in der Verbindung mit «ddUscA«» und abttrtelen »ubtttmtivett
an »iek seAon gewahrt, diett Utten emek in der mim w
npraiM wocfc wwciUi» a^wi'ft'fm fidfsiefc d»» pmriieipt tu.
1» der beaiAung en^ §t§tntUmdt und tnelken Hegt meist
ein besitnerhaUm» au grümde, dm» edt Itendti >eseieto«<
wird, in andern ßOlen werden dit •uändm-umfem der fs-
brauch^higkeii getroffen.
a)) es verkaafflen obgedachte herren Verwalter ihm
Gregor Klisohen sein gewesenes paoergatt zom Dombsell
5P95 GEWESEN II (2, gewesene tage)
von zweien hüben in seinen reknen und graentzen, wie
ers vor diessem besessen und genossen, schöppenhuch v.
Domslau 1644 hei Meitzen urk. schles. dörfer 101 ; es ver-
kauffen obgedachte hsrren Verwalter ihm George Som-
mern seinen gewesenen gartten zum Dombsel, wie er
ihn vor diesem besessen und genossen, ebenda s. 100;
glücklich, wer . . . seinen garten so zu rechter zeit noch
verkauffen können, als unser v[etter]. denn ich denke
doch, dasz sein gewesener garten auch ganz artig unter
Wasser wird gestanden haben. Lessing {an Eva König I77l)
17^, 395.
ß)) undt ferner von Adam Königs reinparchen herauss
auch zehen elen lang rückenn, inn seinen gewesenen rein
herauss zue setzen unndt zue halten befügett sein soll.
schöppenhuch v. Tschechnitz 1615 hei Meitzen urh. schles.
dörfer 185; er trieb mit möglichster eil eine leer ge-
bliebene salaterrena auf — einige wollens für ein ge
wesenes holzgewölb, ich aber für eine reparirte schupfen
gehalten haben, doch es sei, was es wolle, der haus-
hall (1781) Wiener neudr. 3, 3; der altar war eigentlich
ein abgedankter Spieltisch, an welchem die ledernen
geldsäcke ausgerissen und eine gewesene salzmetze, mit
Weihwasser gefüllt, eingesetzt war. Arnim (Isabella von
Ägypten) 1, 64; alles ist wie opferstätte, gewesene, oder
vielleicht auch noch gegenwärtige. Th. Fontane (un-
loiederbringlich 19) I, 7 s. 169.
bei dünnem weiszbier und versalzenem Pökelfleisch
sasz ich im gasthaus, der gewesnen prälatur.
MöRiKE (besuch in der kartatise) 1, 241 ;
h)) unter den ahstracten Substantiven stehen Zeitbestim-
mungen im Vordergrunde, bei eigenschafien oder hei gescheh-
nissen ist diese art der zeitlichen hegrenzung seltener:
a)) gewesene tag, jähr etc. retro dies, anni . . . lapsi
praeteriti Aler 936»; ähnl. Kirsch 2, löl''; Matthiae
2, 181»; oh hierher zu ziehen ist: an dem weseme Sonn-
tage vgl. Scherz 1999.
vgl. : und kecker rauschen die quellen hervor,
sie singen der mutter, der nacht, ins ohr
vom tage,
vom heute gewesenen tage.
MöRiKE (um mitternacht) 1, 135.
j5)) wie dann des klagens so viel war, das si durch-
aus sich davon nicht wolte bringen lassen , gleichsam
ob die threnen jhrem gewesenen einigen auffenthalte das
leben wieder geben köndten. Opitz Übersetzung v. Barclays
Argenis (2, 3, 4) 2, 171 ; die klare haut desz frawen-zimmers
wird {im alter) runtzlicht, . . . und was uns zuvor der-
massen gefallen hat, das pflegt auch nur nicht ein kenn-
zeichen seiner gewesenen ziehr hinter sich zu verlassen.
{trostschrift. poet. wälder 3) 2, 142 ; und haben wir wohl
von einer vernichtigten kraft, die aus allen kräften des
Weltalls vernichtigt werden könne, d. 1. die jetzt sei und
jetzt nicht sei, und doch nicht seiend als gewesene kraft
gedacht werde, einen begrif? Herder {übers erkennen
und empfinden in der menschl. seele. 1774. 2) 8, 254 Stiphan;
wen irgend betroffen ein leid und ein schade,
der möge nur kommen zum kadi von Saadel
durch Weisheit vernichtet er alle gewes'nen,
die künftigen alle beschämt er durch gnade.
RücKERT (30. makame) 11, 45 ;
nie konnte Selbstsucht je dein wohlthun schmälern;
für andre handeln war dein böser stem,
du trugst die last von längst gewes'nen fehlem.
Grillparzer (einem regimentsinnhaber) 2', 153 ;
ich fasse gern mit einem kühnen griffe
ein ernstes heldenbild vergangner tage:
es kennt mein bild viel perlenreiche riffe
im unerschöpften meeresgrund der sage . . .
in eures himmels jammervoller lere
da zeigt es euch den stern gewesner ehre.
Strachwitz neue ged., prolog.
_ 8) die Substantivierung nähert das particip bei der be-
ziehung auf personen wieder der hedeutung verstorben im
anschlusz an das lautverwandte verwesen {s. d.) ; im neu-
trum dient es dem ahstracten begriff der Vergangenheit.
a) heziehung auf personen : wenn die gebeine eines ge-
wesenen schon verkommen sind, . . . stehen noch seine
bleichenden schreine in der alten wohnung. Stifter (die
mappe meines urgroszvaters) Studien 2, 8; mit jenen konnte
man doch sitzen und von dem gewesenen sprechen, wie es
sich gehörte. W. Raare Abu Telfan^ s. 307; als . . . der ponte
dei ßospiri über mir schwebte, über den die Staatsverbrecher
GEWEST
5696
einst aus dem gefängnis zum tode geführt wurden, da
überfiel es mich mit fieberschauer. all die gewesenen
und all die verblichenen, . . . mörder und gemordete schie-
nen aufzusteigen. Grillparzer {ital. tagehuch) 19*, 203;
dieser humpen den gewesenen ! . . den gewesenen an der
wand ! ich trink' euch zu ! Halbe muffer erde (3. atifz.) 159.
h) das neufrum.
a) an die oben {sp. 5690) besprochene ellipse knüpft an:
das jetzt ist kaum nur im moment zu fassen;
ergreift mans, schnell es ins gewesen fliehet,
und zögert man, als künftig man es siehet.
W. V. Humboldt (sonett : die gegenwart) 3, 423.
ß) die ältesten belege für die eigentliche Substantivierung
führen das particip in einem Zusammenhang ein, der dem
begriff der Vergangenheit durch den gegensatz gegen die
lehensvolle gegenwart den Stempel des kraftlosen, morschen,
hohlen aufdrückt, der neuere gehrauch läszt die ahgrenzung
der Vergangenheit gegen die gegenwart reiner, ungefärbter
zur geltung kommen.
■i\\ das gewes'ne wollte hassen
solche rüst'ge neue besen,
diese dann nicht gelten lassen
was sonst besen war gewesen.
GÖTHE (Divan, buch des unmuths) 5, 95;
nicht schreitet zurück deszhalb, krankhaft
dem gewesenen hold, das lange vermorscht 1
Platen (parabase);
Tristan betritt den eisensaal.
ins gewes'ne,
in Scheinpracht, übergraut von quark,
tritt der beglückte, der erles'ne.
Immermann (Tristan 2) 13, 267 Hempel;
2)) ihr tatet wohl daran, mein neffe,
damit ich recht die gegenwart begicife,
vorerst mir das gewesne aufzuklären!
Halm (wild/euer 5) 3, 207 Schlossar;
er zog das zitternde mädchen auf die seite und sagte
ihr in rauhem , barschem tone , das gewesene und ge-
schehene wolle er vergessen und vergeben. Halm {Mar-
zipanliese) 4, 36 Schlossar; endlich freilich wird auch hier
der punckt der unübersehbarkeit erreicht werden, Shake-
speare wird die Griechen, und was nach Shakespeare her-
vortritt, wird ihn verzehren, und ein neuer kreislauf wird
beginnen, oder kunst und geschichte werden versanden,
die weit wird für das gewesene das verständntsz verlieren,
ohne etwas neues zu erzeugen. Hebbel (vorwort zur
Maria Magdalena) 11, 59 Werner; mir ist nichts jräsz-
licher, als immermeinevisagezusehn. 'dannbitt' ich meine
schöne freundin, ihren augenaufschlag etwas niedriger zu
richten, sie sieht dann mich', das erheiterte sie. 'da bin
ich doch lieber fürs gewesene, da bin ich doch lieber
für mich'. Th. Fontane {Stine 4) I, 5 s. 23; wegwischen
will ich von der tafel meines lebens mit der eigenen
band, was vor dem tag gewesen, da ich diese schwelle
überschritt . . . nur das ergebnis des gewesenen stehe hier
und lebe weiter : mein mensch von heute, der auch von
der letzten schwäche freigeworden ist. Walther Sieg-
fried Fermont^ 32.
y) dazu die sprichwörtliche redensart: fert gewesene
göfft de jud nuscht Fhischbier preicsz. sprichiv. 2 5. 90;
ähnl. Reinsberg-Düringsfeld sprichw. l, 593; MEYßR
der richtige Berliner^ s. 52; 'für das gewesene gibt der Jude
nichts, jetzt bin ich eine anständige -verheiratete frau'.
M. Böhme tagehuch einer verlorenen*^ 287.
GEWESENHEIT, /. anscheinend nicht mit dem substan-
tivierten infinitiv zusammenhängend {zum letzteren gehört
Wesenheit, wesentheit, vgl. mittelhochd. gewesenlicheit mhd.
wb. 3,770"), sondernunmittelhar vom particip ausgehend, spät
bezeugte bildung: diese vernünftigen unter uns begreifen
daher Raoul d'Espignacs stillen Wahnsinn, sich in eine
existenz, in eine gewesenheit hineinzulügen, um im reich
seiner phantasie die erinnerung an eine unangenehme Wirk-
lichkeit zu verdunkeln. W. Alexis Isegnmm 470; wenn
man sie im laufe der jähre nach und nach durchwandert
hat, jene vielen groszen und kleinen Vergangenheiten, die
man 'gewesenheiten' nennen möchte, dringt man durch
ihre , . . physiognomien schlieszlich zu einem gemein-
samen typus durch. Ludwig Hevesi Dappertutto, eine
ital. rdsephantasie {gegenwart 22) 142».
GEWEST, participiales adjectiv, nehenform zu gewesen H
{s. d.) nach analogie der sogenannten schwachen fleocion
gebildet.
mi
QEWEST
QEWETTB
5698
1) tur glellung de» partieip» in der temputuwuehreibung
vgl. die aunführliehe daratellung in teil 10 $p, MS— IM
und dazxt {im hmonderen für die heutige »tellung in dtnwtumd-
arten) den deutschen Hprarhallaii unter gewesen: wArvIul
die starke form dem nürdlirhm teil Otttrdeulnehlanä» und
rhenao den 8Üch»iachen mundurten angMrt, ist die achteaeht
form (yicwCNl) in den fränkiaehen mundarttH, in Thtiringm
und nordliatlich im colonitationagebiet durchgijtütrt.
der achriftgehrauch teigt längere» »chtcanJun, gew«st
dringt in oberdeutsche denkmäler vor und wird »päter at^f
aeinem eigenen hoden wieder verdrängt ; mehrere $t%li»t«n ge-
brauchen l>eide formen, »o namentlich H. Sachs m. LUTIIEn.
tu den neuhochdeutachen belegen für den achriftgehrauch
von gewest laaaen aich hier noch einige bemerkenaxcerthe nach-
tügler vom ende de» 16. jahrh. bia ina l». jahrh. nachtragen,
aie ergeben aber keine anhaltapunkte für die vermuthung,
da»» die form an beatimmte fe»te Verbindungen geknüpft
»ei; e» »eheint für die belege nur da» tu gelten, daat »ie
»inereeit» eine gemaae nachgiebigkeit gegen die mundart
verrathen, während andereraeits die form gewest manchmal
den bedilrfniaaen von reim und verfma€ut entgegenkommt:
es ist d' Wilzel allwcg ein ehrgeitxiger, . . . unverschämpter
mensch gewest, dem es nie umbs hertz und ernst ge-
wesen, das .. . EiiASMUS Ai.nKnus widder JUrg Witzeln
(1589) F 8*; die gleiche form auch LS** u. a.; im jar 1&58 zu
Zeiten Pauli 4. ist zu Bolonien einer gewest , der öffent-
lich in der schul auf der fasten abend den ehestand ge-
scholten, und die sodomci gelobt hat. Fisciiaht bienen-
korb (1586) 881* randgloaae; dan alda {in Trient) sind die
binen apoteker mehr den ein jar oder zwei versamlet
gewest, des honigrahts also vil zumachen, das es allen
den binen in Europa genug sein kan, und wird guts
kauffs gegeben grose lugen umb klein gelt, siit* ; das gesetz
ist unser zuchtmcistcr gewest auf Christum, ein geaprech
v, d. gemeinen Schirabacher kaaten . . . bei Schade »at u.
jHuqu. 8, 108; ist den sant Peter ein teufcl gewest? eben-
da 804; damit alle sach bei gueter Ordnung und alten
herkomen wie es; vor jähren gewöst ist noch bleiben
möge, marktordnung von Pöllau (l&*7) *. öaterr. weiath.
6, 185: wie von allers hero gewöst. {rainbri^ v. Pöllau
1579) 148; und elUcksoelig (ewest zu sein
iat ietzund meine grfiate pein.
Wbckhirun (14. Ode, klage der Charita») 840
Pitchcr u. o.;
biiiu zur see geweat, wann sie kein wind bewent,
wenn durch die stille lu(R die flulh sich n&hrlicn reget?
Rachel (daa poet. frauensimmer 189) tat. ged. 81
Dreacher;
ebenao 84. 104;
was ich hab' euch gesagt, das wird gewis nicht fehlen,
dasz dio die (rrausamst* ist, von allen dencnen Seelen,
80 jemals, aiilT der weit, sein bOsz' und falsch gewest,
die erst erfunden hat, ein solchs abscheulich bMst.
{die ftniencaffe.)
DiBTR. V. D. Wbrdbr übcra. von Äriottt ratend.
Solana (11, 87) 8, 8 ;
das weibsvolk hier rans stflrrisch ist,
weil's ta; und nacht französisch liest;
das mannsvolk, in Paris gewest,
nur das thcatnini hält fttrs best'
wo alles zUchtitrlich geschieht
und alles in scntcnzcn spricht.
Gon-EK an Oöthe. t. Oöthet verke 56,68;
(Ot4jranh'no:) bös über dich? bildt dir's nit eint Baako
ist kein kerl das nachzutragen, er hält' dir ins gesiebt
geschmissen, und ein schrämmchcn über die naae ge-
iinuen, und da wär's gut gewest Göthb {Ctaudine von
Villa Bella) 67, 168.
2) aiicA zum attributittn gebrauche sind a. a. o. {teil io,880)
einige belege beigebracht, aie aeigen aoicol die conventioneü»
Verwendung neben titeln ah einmal auch die unmittelbare
unkniipfung an die tempuaumachreibung. tur ergämung
folgen hier einige nachtrage.
a) die tempusumachreibung in der function des attribut»:
die damals zu Stuttgarten gewcste beide doctores. F. Bi-
DEMKACii tehen theil. bedencken 1611 {Fran<^. a. M.) vor-
rede; man siehct auch ausz dieser vor anderthalbhundert
Jahren im obern Elsasz geweszten mundart, wie die
sprachen von jähren zu jähren, als die kleidungen und
niflntzen, der wechselung underworlTen. Moschehosch
vorr. tu Jacob Wimpfelinga Tütachland (16*8) 8»; ein gantx
güldenes hertz, so ihr durchl ... in gewester gröster tods-
gefahr . . . Terlob«t Pr. Caccia Ubm$tkai ...4m keil.
Antonii v. Padua (t) 17«; duz dr«l rffcnodo dteb and
zugleich heimlich geweste wiltprid«oh&tx«a, . . . mit dtm
Strang . . . hingerichtet worden. Auklb künää. muNhimif
(1, 0 1, B6^: ähnlieh (l. t) 1, U; dasu vgl. Sal^turftr
taidinge 840, 19 (MItrr. «MMIk. 1).
fr) der eretorri» gebrttueh.
a) neben ben^fetitdn . diejenigen |ew«riMa M nnnrn Tor-
fahren oder gewetten Tizdomben belehento wilder haben.
Bamberger waldordnung, vgl. oben »p. 8446; alt Leonhart
Tafner Terwalter gewesen, ist der barger allhie zo Afllcnz
pluembsuech and holz gerechtigkait . . . besichtiget and den
durch Georgen Lachner, gewesten marktricbter, volgenter
maszon beschribon worden, protokoll v. AJIetu (1M4) ».
Oeterr. weiath. 6, 86; ebeneo gewesten altmeister (U77) 6, lA;
gewesten canzlei Verwalter (1716) 6, 99; des gewestm bof-
cammer präsidentcns, grafen von Sinzendorffe gold-fabiiea
zu Neuburg am Jhn. Jon. Joach. BECHsn närritdi» utiak.
und weiae narrh. 184 überachriß; datu vgl. geweeUn pflafm
tir<d. weiath. 4, 503; Joh. Val. Andreae, gewester WBrtemb.
praelat Spenek pietiamu» 81.
/?) in der anlehnung an verwandeehaflebeteiehnungen i»t
hier einmal die bei gewesen (»p. B692) vermiette engen te-
tiehung auf den träger de» appdlativ» belegt, geweet be-
zeichnet eine verstorbene peraon : und zur ewigen gedecht-
nusz unserer vorfahren, brücdcr und nachkumt>enden, wie
auch der fürtrelTcntlichcn Elisabetha, unserer gewesten
gemählin seeligen angedenkens. banntaiding tu Spital
(16. jahrh.), ». öaterr. \ceiath. 6, 5S.
8) nicht in diesen tuaammenhang fällt daa subst. geweste
vgl. ghevreete.plaga mundi, regio, ora. traetus. Kl LI an 146^;
es ist im friesischen und niederländischen bdegt (in disse
gewesten, in dieaer gegend tkn Doohnkaat Kooi.man
1, 684'') und wird von J. L. Tbrwen {etgmol. handwb. L
nederdttitache taal 964) tti vatten, vast, Testen gestelU.
GEWETTE, GEWETT, n.. in den hauptveruendungen
verstärkte form zu dem früheren neutnim, dem jetzt in
die reihe der feminina übergeführten Verbalsubstantiv wette
{a. d.). im mundartlichen gebrauch sind daneben formen
tu beachten, die ala aubatantivierungen de» partieip» un-
mittelbar at^f das verbum turüekßihren {vgl. unter 1 a).
für unsere form stehen sich twei bedeutungen fegen-
über.- auf der nnen seile die von dem begriff eine» pfemim
ausgehenden Verwendungen, bei denen gewette imgtgtmmli
tu wette nur die functionen eine» nenrnt metiomia ent-
wickelt; duf der andern seile die in da» engen gebiet des
rechte» und der Verwaltung fallende bedeutung eimm »tn^f-
gdde». von hier aus ttceigt eine auf landachaßliekm {nieder-
deut»ehen) gebrauch beschränkte enttcicklung ab, die mmek
beim grundwort, mehr noch beim compositum belegt i»t-
sie überträgt den namen av^f die behörde. die die »treffe
tyerhängt, vgl. das gewett al» «mtebtaeiehnung für polisei
behörden. vgl. die tusammentetnmgen gewettsherm. gewett-
gericht u. a.
nur bedingt gAbrt in den bereieh untere» m»rlu da»
gewette in hecrgewette für heergewaate (tff. dtHrilter i) e).
da» dai überli^erungen der fstfUftUelktr MfeMrl etn
innerer tuaammenhang ist freilieh auch iwiseitm fswaela
und gewette anzunehmen, insofern beide bildumge» mtrf die
gleidke wurzd turüc^filhren, für die mit .MKHniNOKR (ÜMfo-
germ. forechungen 17,148) die bedeutung von binden (flechten,
weben) oiini«e<i«ii i»t. gegen die entwieklung de» juri-
»ti»eken b»gr{fi» pfand au» der grundbedeutumg binden
liegen keitterlei bedenken vor, und unterstütst wird tKeee
deutung durch die althochdeutschen partieipialbildungen
(kawctan, kiwetan, cotyugatus. cot\junetus Grapp 1,738). die
fortsttien.
1) älteste belege, eoneurrenzbildungen gUielkn eftiwiM
t4iid deren mundartliehe ausläufer, heergewette.
a) da» mit dem i «n/tx gebildete nmtrum (wette) in
der bede%Uung von pfand, pfandsetzung hat »chon eitun
langen teitraum des gebrauchs und der entwieUung durth-
lat^en. ehe es mit dem prt{/ix ge bezeugt ist das» da»
deutsche teort den lateinisAcn (vaa, Tadimoniam) und «tfcA
griechischen bildungen («. tmtat) urverwandt »ei, wird neuer-
dings allgemein angenemmam. «eAon bei XJlfila» ist die form
5699
GE WETTE (1, Vorgeschichte)
GEWETTE (1, Vorgeschichte)
5700
vadi mehrmals bezeugt und ist dort durchweg übertragen
gebraucht: jah siglands uns jah gibands vadi ahman in
hairtona unsara 2. Korr. l, 22 (und in unser hertzen das
pfand, den geist gegeben hat. Luther); ebenso 6, 5; ähnl.
Ephes. 1, 14. Skeireins 48. in der althochdeutschen periode
bieten die glossen vielfach Zeugnisse soiool für die sach-
bedeutung als auch für die function des nomen actionis.
vgl. wetti, pignus, vadimonium, stipulatio, pactum, fenus
Graff 1, 740; vgl. mittellat. vadium (gage); aus der groszen
zahl der mittelhochdeutschen belege für wette {mJid. wb.
3^, 775) ist vor allem die entmcklung hervorzuheben, die
die bedeutung eines pfandvertrages hier erfährt, all-
gemein als abmachung, der ein gegenseitiger einsatz von
Pfändern vorausgeht, im besondern als einleitung eines
kampfes {vgl. wettkampf), liegt sie den mannigfaltigsten for-
mein zu gründe, mit denen die blüthezeit der mittelhochd.
dichtung schaltet, das compositum mit dem präfix nimmt
an diesem gebrauch erst bei den nachzüglern aus dem ende
des 13. jahrh. teil; vorher ist es ein einzigesmal in einer
predigt aus dem 12. jahrh. belegt, und zwar in einem
gebrauche, der vielleicht dem Übergang zur bedeutung von
busze, Strafgeld als erklärung dienen kann: michel mSre
suln die mennesgin gefrouwit werdin, den der fride ge-
machot was an der erde, der fride chom an der cite:
wan diu gewette werete funftüsind järe unde mgre, daz
wir armennesgen newedir habeton gotes hulde noch der
engile minne. s. Wagkernagel altd. lesebuch 194. das
genus des fem., das der artikel hier dem gewette beilegt,
entspricht dem mitteldeutschen gebrauch von wette, das dort
früh als fem. bezeugt ist. für die bedeutungsentwickelung
des Wortes ist der gegensatz bemerkenswerth, in den gewette
hier zu friede tritt, es kennzeichnet die Störung des friedens,
die zeit des kampfes. da nun der juristische begriff von ge-
wette im sinne eines Strafgeldes vom gleichen anlasz ausgeht,
vom friedensbruch (s. u.) und da das friedensgeld geradezu
friede (fredus vgl. Brunner rechtsgesch. 1^, 230) genannt
wird, so lüäre auch die entgegengesetzte benennung {vgl.
(fehde für busze) nicht ausgeschlossen.
b) lange vor diesem Zeugnis ist das präfix ge bei andern
. ableitungen vom gleichen stamme belegt.
a) schon in die spräche des Ulfilas reicht das verbum
zurück: gavadjoda auk izvis ainamma vaira mauja svikna
du usgiban Christau 2. Kor. 11, 2 (ich hab euch gemehelt
aim man cod. Tepl. ; ich habe euch vertraut einem mann,
dass ich eine reine Jungfrau Christo zubrächte Luther).
die bedeutung von gavadjon (trauen, antrauen) läszt sich
von dem juristischen begriffe der pfandsetzung ableiten
{vgl. Schröder die Verlobung als wettvertrag rechtsge-
schichte^ 300) oder aber mit Mehringer a. a. o. auf den
begriff conjungere zurückführen, für die zweite erklärung
spricht die bedeutung srichtung des particips, das schon in
den ältesten glossen überliefert ist, und das dort ebenso
tvie im Sprachgebrauch Notkers und einiger mittelhochd.
dichter übertragene Verwendungen enttoickelt, die alle immer
wieder auf die bedeutung ins joch spannen, conjungere,
conjugare zurückführen; conjugate, nupte, kiwetan, Hra-
banisch-Keronische glossen s. Steinmeyer-Sievers 1, 60;
tiu zwei sint kewetiu. bediu heizet taz argumentum a
conjugatis. Notker Boethius 190* Hattemer ; mit clesi-
nemo puluere, chleino gemalnemo unde gnöto gewetemo
{handschr. geu6utemo) 27*. die normale schivache participial-
form ist nur bei Notker und in Varianten zur genesis
{vgl. auch die Substantivbildungen in ß) belegt, die mittel-
hochdeutschen Zeugnisse zeigen wie die glossen nur starke
flexion;
do was des dritten werwort er biete gechouffot
fünf gewet ohsin, er mäse die besuchen.
Genesis und exodus 112, 32 Diemer {handschr. ge-
wetene, Wiener handschr. gwet);
unde flOch äne strtt.
docb er üf Gringuljeten
ze dem besten rosse waere geweten (geriten)
daz ie ritter gewan,
also snelle kerte er dan
rehte an die wider vart.
Hartmann Erec 4715 Haupt;
ich vant an der fossiure
den haft und sach die vallen.
ich bin ze der kristallen
ouch under stunden geweten.
Gottfried v. STRAssBURa Tristan 17117
Maröld;
ich weig wol, ej ist ein altez msere
dag ein armez minnerlin ist rehte ein marteraere.
seht, zuo den was ich geweten
wafen I die wil ich län und wil inz luoder treten.
Steinmar bei Bartsch schiceiz. minnes. (19, 1)
s. 170 {grosze Heidelberger handschr. ; gewetten :
tretten).
in des tievils ioch
hatte er sich gewetten
er wol de niht tretten
von der helle stige.
Hugo v. Langenstein Martina s. 282 Keller;
erhurnet abe ein man dem andern sinen ochsen der ge-
weten ist oder ein rint, der ist schuldic ieme des daz
rint gewaesen ist fünf Schillinge unde dem vogte drizzig
phenninge. stadtbuch von Augsburg 174 Mayer; der hofe
cze Harde, wenne die maiger daruf säszen, so hettens mit
der statt cze Dornhain nütt ze schafl'ene und hettin
sunder waide und ban, wan das si mit gewetnan rindern
durch die malatzgassen ab sont varen über den brunnen
und wider uff. weisthum zu Dornheim {Württemb. Schwarz-
wald) weisth. 1, 374 {aus 1417).
ß) in eben diesen Zusammenhang weisen auch substantiv-
bildungen der althochdeutschen zeit, die von der schivachen
form, des Präteritums abziveigen; sie leben noch heute mund-
artlich tveiter und halten an der gleichen eng begrenzten
bedeutung fest.
l)) auf das neutrum weisen:
ß)) jugis . . . giwetun, giwetene glossen zu 1. könige 19, 19
Steinmeyer-Sievers i, 441 (er pflüget mit zwelff Jochen
Luther); par, giwet ebenda (ein joch rinder Luther);
jugales, giwet, glosse zu Jeremias 51, 23 (joch Luther)
ebenda i,mi. dem entspricht auch die notiz bei Maaler:
gewätt {das), allerlei rüstung unnd band zum Jochen dien-
lich, jugamentum, compago 178«. das gleiche wiederholt bei
Frisch 2, 444°. dazu vgl. die späteren mundartlichen fest-
stellungen: das gewätt, das joch sammt zugehör zum
einspannen ... ein g'wätt ochsen Stalder Schweiz, idiot.
2, 438; g'wet, das joch, das joch ochsen, auch die ochsen-
hörner, weil die ochsen daran eingejocht werden. Lexer
Kämt. wb. 256; ebenso gewette bei Unger-Khuli. 290».
b)) auf diese bedeutung könnte das folgende Substantiv
zurückgeführt werden, das andererseits sich Uuch aus ge-
wett 2) erklären läszt:
darnach machentz ain gewett
jeder man mit ainer zu bett
da werdent si so gämenlich
die kutten zipfel ubent sich.
V. d. Barfüsser mönchen 139 in Laszbergs
liedersaal. 3, 394.
c)) von einer allgemeineren fassung der bedeutung con-
jungere geht eine andere buchung Maalers aus: wol in
einanderen gefügte und gewättne blöcher, trabes compac-
tiles 178" ; de7n entspricht : gewätt . . . gebäude , welches
aus ordentlich gefügten balken besteht. Stalder 2, 438.
2)) auch im genus des masculinums zweigt das particip
eine form der Substantivierung ab, die die ersterivähnte be-
deutung verallgemeinert und die im besondern den unter
1)) b)) angeführten beleg erhellt: gewete, genösse vgl.
mhd. wb. 3, 774''; Lexer 1, 989;
da prls mit wärheit ist vernomn
an im und ouch an Gahmurete.
rebt werdekeit was sin gewete. Parzival 326, 4;
da? im Marjodö
Ire ügerhalp des herzen bot
und sin gewete {var. : geferte, geselle) petit Melot,
die sine vinde e wären. Tristan 16322 Harald u. a.
in mundartlichen gebrauch ist diese Verwendung nicht über-
gegangen.
c) die Verbindung heergewette an stelle von heergewaete
ist nur in wörterbücliern belegt und mag überhaupt auf
schriftlicher Überlieferung beruhen, den ausgangspunkt
haben wir wol in der niederdeutschen form von gewaete zu
suchen, hierauf weist auch die älteste buchung — bei Stie-
ler — hin: ab hoc wad venit antiquum vocab. wette et
gewette, quasi gewade, propr. vestimenta aliaque supel-
lectilia lintea: superest nobis adhuc vox heergewette
Stieler 2406, ähnlich Adelung 2, 1049 u. a. in einigen
buchungen ist ein allgemeinerer begriff herausgearbeitet .• ge-
wette, suppellex . . . s. geräth Hederich l, 1422: das ge-
wett oder gewette kommt in älteren büchern nicht so-
wohl für kleid, als für ausstaffirung oder geräth vor.
man hat davon noch das heergewette, wofür einige
6701
GEWETTE {t, pfandietgmtj/)
OEWETTE (ß. pfandtetrunjfi
6702
unrichtig herger&th gebraaohen, weil Jetzt diese« letztere
eine viel weitere bodoulung h«t. Hkynatz t, 66. man
könnte verg^teht »ein, d%t»«n btgr^ von eupplex wtit tUn
unter b) ft) belegten venetndungtn in btMÜhung lu »etttn
und von hier au» da» heergewette iu «rJrMrm; «f würd«
tieh hierbei auch eine nnu paroUtU au gewende (ein
gewende pferde «p. M78) ergeben, doch die eigenart der
»eugni$a* für diesen gebrauch von gowette, die »ich at^f
wOrterbüeher beschränken und die deutlich die abhängig-
keit von einer eng begrmuten ilberli^erung verrathen, Ujft
M un» näher, den axugangapunkt für die entwicklung de»
allgemeinen begriffe» in der parallele hoorgowaete , beer-
geräthe- tu »uehen, vgl. auch gewette {dae, pro gorftthe)
ree,- heergowotte {pro heergoräthe), ree taprditunae ütrxh-
IlACII a, 986.
>) unter den verteendungm, die an die bedeutung von
pignas anknüpfen, hat die zuaammengeaettte form gewette
anscheinend nur soWie entwickelt, die die funetion eine»
nomen actionia bloszlegen. einige aeugni»»e, die »aehbedeu-
tttng verrathen, u-eiaen auf eine spätere seeundärt entwich-
lung hin {vgl. das analoge bei dd^JLov, wcttkampf, kampf-
prois).
o) die ältesten belege führen unmittelbar auf die bedeu-
tung eines durch den einsats von pfändem geregelten
kampfea (wetlkftmpf) zurück, die in poetischen Übertra-
gungen und enceiteningen die bindung an einsätze mehr
und mehr abstreift und dem allgemeineren begriffe kämpf,
Btreit zustrebt.
a) zum einsats eines pfandes als der Vorbedingung des
tteeikampfes vgl. die schon von R. ScHRÖDRR reeht»ge»ch.*
760 angezogene stelle:
ich bin onch ein recke und solde krOne tragen,
ich wil das gerne fa^en da; si von mir taten
da; ich hai>e von rehte linte iinde lant.
dar umt>e sol mtn 6re und ouch mtn houbet weMn phant
^l auch: ^'"^' *°*' *-^ t-achmanm.
de ütbut den k.inip, dat is dat recht,
einen haiitschen dorne anderen to donde plecht;
den hebbe gi hir, netnct to iu I
Ilehtke de vot 6196/. Lübben.
dazu vgl. nun: da sohiokhet der Hunfrid dem herzog von
Rurgundicn einen handschueoh zu gewett, mit ihme im
feld zustrcitten 4 den handschueoh namb der herzog von
lUirgundi auf. bayrische ehron. bei Füryiikko l, IM; Pontus
antwurt jm {dem heiden) darauf, wie er allein mit jm wolt
fochten und wolt jm starck genög sein, der kunig und die
lierrcn waren fa-st traurig und unmätig da; Pontus sein
ücwette het getroffen und das fechten het versprochen.
l'ontus u. Sidonia (1498) b e**.
/9) diesen belegen gehen die beispiele für den kämpf selbst
schon voraus, ebenso ist die enceiterung des begriffe» in
poetischer Übertragung früher bezeugt:
es wart gesehen an Gamnrette,
und ouch an Dietertch von Latrisette,
an tsenharte e; ouch geschach:
der starp durch solch gewette ;
es ist hie sam an TscnlOnAtulander.
Frauenlob 869, 9 Ettmüller $. W6.
von der trflc er minnen taat,
des was si siner frSden irast,
einer licbiu ain scndea lait,
einer senfte unscnflekait . . .
ain Ungunst sinos herzen ger
■ines Unwillen an wer,
ain versagen sonder bette,
siner sinne ain gewette,
wan er wart ir nienier fri
si w&r im «allen ziten bi.
R. V. Ems Willehatm 49M Junk;
da; ein maget einvaltic
Alcxandem also gewaltic
mit Worten ubir rette
und sin höh gewette
mit ma^reüicher wipheit
gebrochin unde hin geleit.
Hugo von Lanuhnstbin Marüna 148, SS
KOler.
b) vne schon die unter a) a) ang^ührten bdege teigen,
lassen die verv>endungen , die in der Übergangszeit tur
Heueren periode hervortteten, die vor»tdlung eines pfandes,
eines eii\s<itses stärker irieder aufleben.
a) hier zuerst ist der rechtsbegriff rein graset beseugt : umb
gewett gelt Müncftener stadtrechtbtteh {v. 1453) vgl. Sciiubl-
L£R 2*, 1060) vgl. gewedde hant, gewette scolt Verwws u.
IV,
Vbrdam t, 1904; vgl. wei o«k egben tlot hedde oder slot
gbeweddea Hansisch« urktmä» van Utt (urkundenb. S, lU) :
deponiren . . . etwas zu treuen banden pfandsweisz ander
legen, etwas wetten unnd umb ein gewett pfandt hinder
ein dritten man legen. Simon Rot Ebß. da*u vgL: so
han wir Jedweder teil dem andern gelobt, und ta «inom
angowette ufgcselzt und gelobt, and verbArget M). majrkb
Silbers Zflrich gewicht, weder teil nit statt bette dasz die
schildlfit oder der obmann oszsoiton. oder der merteil
onder inen, dasz er dem andern teile, der da gehorsam
ist, des Torgenanton MO. marcb schuldig tig z« geben,
und darza gefallen sig, ab allem rechte siner Sachen.
Tsciiuoi Schweiz, ehron. {urk. von latt) I. aS6* Iseti».
ß) auch die bedeutung eine» kämpfe» iat in der strengen
bindung an einsätse (wettkampf) bezeugt, die belege und
nur aus Wickram übermittelt:
sobaldt die Junckfraw solcbs geret,
schickten sie sich zu dem gewet (vieiüayf der Otnffinfs n.
Wickram {AlbreehU OHd. 10. eoip. U r 11^8,7iJWto;
inn solchem sog der jOngling fort,
(ttriieff die maft am selben ort.
das voick fmeinlichen rielTen Utet
dem iOngling zu an seim nwat.
(ruonant ipectaeula bmhm) ebenda rio. eap.
14. *. ins) s. n.
/) reichlicher freilieh flieszen die Zeugnisse für die Ver-
wendungen, die sich mehr der heutigen bedetttung einer
wette nähern, der einsats eines pfandes bleibt im vorder
gründe, während das moment des kampfes und Streites
»ich mehr und mehr verflüchtigt: als sie nAn gebn Rom
kumen sind, haben sie aller deren heuser, zo das gewett
bestanden darchgangen, irer wciber thAn und lassen
zA erkandigen. Wickram {von guten u. böeen nachbam
cap. 88) 9, m. vor allem zahlreich sind hier die belege au»
H. Sachs:
l)) bauer. Ja, wer wolt ans aber bescheiden,
ob ich recht habe oder du?
Xulensp. der nechst mensch, welcher komi herza, . . .
der bawer schlegt ims dar und spricht:
Ja wol, es gelt wol das gewett,
wie du letzt sellwr hast geredt,
wo der saget, mein tnch sei blab.
das hoeztach du gewonnen hab;
wird al>er das tucb grOn zeigt an.
acht thaler ich gewonnen ban.
H. Sachs {KtJemspteffil «« dem Ummen
hotztuch und dem 6mieni) tl, 66 0dlM;
eins tages sagt der ka&fman fein,
sein lebtag er die frawen sein
kein mal het h&ren feisten oder krachen.
der lanther . . . sagt: 'es gnelt ein gntH fleekaall
e wan zwai gancze monaf thftnd vartadUhn,
soltn dein fTauen boren feisten
nicht ain mal, sftnder ane zal'.
das gwet schllligens mit den hendrn zu hauffen.
(dos knarrtet weib) fab. u. tckw. 4, HO;
der bawer schlagt das gewett dar und sprkhL
(bauer mU dem pUrr) 17. 48 OMsc;
pei dem ein piderman ma^ wol pedaaek«,
was onglnecks trfinckenheit arsächt,
wa man umbget mit so aarischaa sekweackea,
umb kelbert a&f der rasasa pia atf aitwnacbt
und anrichtet geferlicae fswätte.
(die 6ocAaii(eii An hankans«) fab. «. «cAw. t. 96;
genau «o S, 66;
mit dem {hanfmanm) macht Ainlirogllo haimUch ain gewal.
Im tanscnt gülden an funnanscat aeoMa tbet,
er wolt in kuercs erpalen im s^ IhUMl.
(tf. feewfdd tsn tastsii) 4. Wi.
ebtnao 4, lll; 6. «W;
wir drei dettea vor acht tag aia gewett«,
das iagliche ain prAech antrag
nacht ande dag.
welche sich thftat verhawea,
aalen sol die
ein virtbail weis.
{hmrgerin mU dem pfii^n) 5. 149;
des lachet der wirdig edel ritter und sprach zue dem
keiser: 'losj. keisor. ich will ein gewett mit dir toen:
ist, da; ich dich Qberwind. also daj mir die martter
anschedlich ist zue dem tod, da; du dan ann min got
gelaubest . . . dea antwurt im der keiser annd sprach :
'ich will kein gewett mit dir hann.' buch v. heil. Oeorg
bei Bach MANN tt. Sinokr ssi. deuu tyt. auch ein gewett
mit einem thon, cum aliquo aponaionem faeere Aleh 966*;
Bayer 89iV
35S
f))
5703 GEWETTE (2, pfandsetzung, wette)
weil man aber vor hat vernommen
das die geselschaft an solt kommen :
auch etlich gwett drauf waren bschehen
wa man sie heut würd kommen sehen,
da stund von Gisen zwar herauf
zum kaufhaus zu, ein solcher häuf
von mann und weibem.
Fischart glückh. schiff 735 neudr. b. 22.
8)) ich pin dir ein warsager,
das ffwet hast gwis verloren du
aftf diesen refiters knaben.
H. Sachs (die Juden vulva 22) fab. u. schw.
5, 158 ;
darumb ward erkannt, dasg er das gewett verloren, und
jener redlich gewonnen hette. Bebel facetiae (1589) 174".
4)) comedia von zweien fürstlichen rähten, die alle
beede umb eines gewetts willen umb ein weib buleten.
titel eines stücks von Ayrer l, 11 Keller.
c) in der neueren spräche ist es nur diese engere he-
deutung von wette, in der auch gewette noch weiter lebt,
ganz vereinzelt macht sich in den ältesten belegen dieser
Periode noch der allgemeinere begriff kämpf, streit geltend .-
d Hussiten wollt kaiser Sigmund
todt haben alle kurz und rund;
das thäten d Hussiten verachten,
gwunnen ihm ab etliche schlachten,
viel tausend wägen in dem gwett,
viel land und leut, dazu aucn städt,
das gwunnen d Böhmen, und zugleich
verfolgt Ungern und Österreich.
Ursachen . . . diesem hetrühten zustand in Deutschi,
abzuhelfen (1620) bei Opel u. Cohn 52, 51.
«) in den Wörterbüchern wird das compositum meist mit
sponsio gleichgesetzt und weist hierin auf eine altere fas-
aung des begriffs wette, später verräth sich in manchen
nachtragen eine Wandlung dieses begriffes, und die jungem
Wörterbücher setzen gewette und wette im neuern sinne ein-
fach als identisch an, nur dasz an gewette das Verbalsub-
stantiv nach analogie von getreibe, gethue herausgearbeitet
tüird: verheissung oder gewett, audax sponsio Maaler
179*; gewette, satz, verheiszung, sponsio, sposum, omnis
promissio stipulatioque, ä wetten, deponere Henisch 1598;
gewett, n., sponsio Gürtler 2, 74''; ebenso Aler 936";
Bayer 291*; Kirsch 2, 151''; Mattiiiae 2, I8I»; gewett, n.,
wett . . . gagüre Räülein 1, 383"; gewette, n., la gageure,
le pariement, sponsio Pomey 133; ähnlich Veneroni 75"
(gewett); wette, oder gewette, lat. sponsio, franz.
gageure, ist ein contract, da man sich über die Wahr-
heit oder den ausgang einer noch ungewissen oder
unbekannten sache . . . dergestalt vergleichet, dasz
derjenige, dessen meinung mit der Wahrheit oder dem
ausgange übereinkommen würde, einen gewissen ge-
winn haben solle, s. pact. Chomel 8,2325; gewette, die
wette (a het or ^vager), die wettung (the laying of wagers
or bets). teutsch-engl. wb. (1716) 772; ebenso Hilpert l, 464»;
gewette, wettung, gewedde, wedding, wed-spiel Kram er
2, 97»; ein gewett anlegen, faire une gageure ; das gewett
gewinnen, gagner la gageure Rondeau 2, Uu 3"; das ge-
wette, n., das wetten {im, gemeinen leben; im oberdeutschen
auch für) die wette; ein gewette anstellen ... es gilt ein
gewette Adelung 2, 661; gewett, die wette Loritza neues
idiot. Wiennense 51; gewett . . . wette. Martin u. Lien-
hart wb. d. Elsässischen mundarten 2, 879» (um's gewett;
was gilt's gewett? er hat e gewett gemacht).
ß) die litterarischen belege sind spärlich, sie entstammen
dem schriftgebrauch älterer süddeutscher Stilisten, vor allem
aus der Schweiz: dieses gedieht war eine art eines ge-
wettes: mein freund d. D. Stähelin und andere werthe
bekannte . . . erhoben die Engelländer und rückten mir
oft das Unvermögen der deutschen dichtkunst vor. ich
nahm die ausforderung an . . . ich suchte in einem nach
dem englischen geschmacke eingerichteten gedichte dar-
zuthun, dasz die deutsche spräche keinen antheil an dem
mangel philosophischer dichter hätte. Haller {vorbericht
zu den gedanken über Vernunft) 43 Hirzel; das war ein
spasz, wie ihr einst ein gewette mit ihm anstelltet,
wer den schönsten fisch angeln würde, und euer taucher
ihm einen eingesalznen fisch an seiner angel hieng,
den er mit grossem eifer herauszog. Wieland Über-
setzung des Shakespeare. {Antonius und Cleopatra 2, 5)
4, 231 {Schlegel: lustig war mit ihm das wetteangeln . . .
't was merry when you wager 'd an your angling); dasz
sie in diesem augenblick gegen untadelhafte männer
GEWETTE (3, Strafgeld)
5704
dieses thun würden, schien so unwahrscheinlich, dass
der hr. Tronchin und ich ein gewette darüber gegen die
frau Tr. verloren haben, zu unserer gröszten schände,
denn wir hatten fait les agreables ä ses d^pens. Jon.
v. Müller {briefe an Bonstetten) 13, 207.
3) die bedeutung sira-igeld führt auf den dualismus zurück,
der an den geldstrafen des älteren deutschen rechts icahr-
genommen wird: neben dem sühngeld, welches der ver-
letzten partei zuerkannt wurde, war in der regel auch
ein bestimmter betrag an die öffentliche gewalt oder an
das gemeinwesen zu entrichten, das friedensgeld, in den
lateinisch geschriebenen quellen fretus, fredus, freda, ge-
legentlich auch pax oder poena pacis genannt Brunner
rechtsgesch. 1^, 230; vgl. auch R. Schröder rechtsgesch.*,
s. 81. dieses friedensgeld vnrd von der mitte des 13. jahrh.
ab in deutschen rechtsquellen auch wette, gewette genannt
und als solches der busze gegenüber gestellt, später jedoch
von ihr nicht mehr unterschieden, vgl. Schröder a. a. 0. 116.
vgl. auch: gewette, Sachsenbusse Chomel u.a. s. unten
sp. 5706, vgl. Verwijs u. Verdam 2, 1871. die deutung
dieses gebrauchs darf aus lauflichen gründen nicht von
wite {althochd. wize) ausgehen, obwohl das angelsächsische
und niederdeutsche auch diese Wortsippe (wite ursprüng-
lich ^ peinliche strafe) in den kreis der synonyma ein-
geführt haben, vgl. Brunner a. a. 0. vgl. wedde, geldstrafe
mulcta, sonst auch wite. vers. eines brem. nieders. wb. 5, 209,
vgl. auch wite bei Schiller -Lübben 5,747^. die oben
{sp. blQi.l2) beigebrachten belege berechtigen dazu, auch für
gewette als Strafgeld von der gleichung wette, pfand aus-
zugehen; vgl. auch die beitreibung von busze und gewette
durch Pfändung s. sp. 5705. auch dafür lieszen sich gründe
beibringen, dasz zuerst das friedensgeld und nicht auch
die busze an diese gleichung gebunden wurde, vielleicht ist
aber doch mehr gewicht auf die oben {sp. 5699) angeführte
alte stelle zu legen, in der der gegensatz zivischen gewette
und friede so scharf gefast ist. da die busze auch fehde
(Schröder a. a. 0. 8I), das Strafgeld sonst friede genannt
wird, so wäre mit gewette die bezeichnungsart der einen
form der geldstrafe auch auf die andere übergegangen.
gewette würde aber mit der bedeutung Unfriede, streit,
kämpf im letzten gründe ebenfalls aif die gleichung wette,
pfand zurückführen.
in der bedeutung einer geldstrafe ist nun gewette vom
13. bis zum ende des 15. jahrh. aus denkmälern der ver-
schiedensten deutschen landschaften belegt, nicht nur aus
nieder- und mittel-, sondern auch aus oberdeutschen quellen,
bei den belegen aus rechtsbüchern, wie dem Schwabenspiegel
oder dem spiegel deictscher leute, läszt sich der oberdeutsche
gebrauch durch die Übernahme der betreffenden stelle aus der
niederdeutschen vorläge einfach erklären, dasz aber der rechts -
ausdruck auch tiefer in die süddeutsche rechtssprache ein-
drang, beweisen die belege aus österreichischen Urkunden,
später schrumpft der gebrauch freilich wieder zusammen
und geht auf das Ursprungsgebiet zurück, zu den formen
vgl.: gewedde im, Sachsenspiegel und im Berliner stadtb.,
gewetde w Mainzer urk. , gewatte , gewette österr. urk.
und gewett in mitteldeutschen und oberdeutschen quellen.
a) die bedeutung Strafgeld.
a) abgrenzung von gewette und busze: umme iewelke
disse sake weddet he deme richtere; unde umme alle
scult, dar de man sine bute mede gewint, dar hevet die
richtere sin gewedde an. Sachsenspiegel landrecht l, 53, § 1,
Homeyer^ s. 206, ebenso 3,32,10; vgl. alle schulde, da der man
sine büzze mit gewinnet, da hat der richter sein gewette
an. doch wettet man dem richter dikke umbe Unzucht,
die man tut vor gerichte. spiegel deutscher leute 73 Ficker;
swer so den anderen sl6t äne vleischwunden oder roufet,
Wirt her gevangen mit gerüchte und vor gerichte brächt,
ez en gSt ime an den hals noch an sin gesunt nicht,
wenne gewette und büze verburet her dar an. Sachsen-
spiegel 3, 37, 1 Weiske- Hildebrand ; sprich en man gut an
des ime sin herre nicht ne bekant, unde he der gewere
dar an darvet, he mut deme herren borgen setten sines
geweddes unde siner manne bute of he sie verboret, er
ime die herre dach to lenrechte bescheidet. Sachsenspiegel
lehnrecht % 52 Homeyer 1, 232 ; sprichet ein man guot
an, und wirt er mit rehte da von gewiset, er belibet äne
buoze unde äne gewette, die wile er sich des guotes niht
5705
GEWETTE (s. sirafyeld)
OEWETTEN 0
5706
undorwindet. »ehteabetupiegd (fandrtekt tf) Wmektt'tuiffd
». M (var. weite) ; genau «o »piegel (Uutaeker Uutt n ; ie-
welk richtere hevet gewedde binnen time geriohte onde
nene bute, wen die richtere ne m«oh beide klegere unde
riohtere nicht sin. aaehaetutpiegii landrtekt 8, U, § t, Ho-
meyer* ». M9: vgl. auch 8, 4A, % 10; over TiHeinnacht tal
man soult geldon, de mnn vor geriohte gewint; gewedde
over ses weiten ; bute na me gewedde over virteinnaoht.
I, 5, § 9 ebenda ». SSS; vgl. auch lehnrecht % «8, 10;
■ye gewedde unde bute nicht ne gift to rechten dagen,
de vrono hode aal en dar vor« panden. $€ttkttn9pitgd
landrecht i, u, § 8 Homeyer* a. 806; awer basze noob ge-
wette nicht onftlt ze relilen tagen, der vrdnt>ote sol in
phenden. tchwabrntpiegel {landrecht U) a. 64 (rar. wette);
die gleiche ateUe im Berliner atadtlnich tOR; der so einen
Rchoppon strarot uf der bank her gewinet sine buae einen
viordung and der richtcr sin gewette. beschuldiget abir
ein man einen schopphon so das orteil gevolget ist, so
haben si gewunnon all iro busso und der richter sin ge-
wette. also manche bunse alse mannich gowettc. allea
Eultn, recht s, 8 «. U Leman.
ß) abatufung der gdättntfe ja immA der atellung des
Häufenden oder noch der aekwera da» varffehena.
l)) aur abatt^fung nach def attUung dea richtera, vgl.
Schröder a. a. o. a. 180: (der graf) konnte nicht, wie
der könig schlechthin kraft seines amtes boliobige gcld-
strafen auf die nichtbefolgung seiner geböte verhängen,
sondern die strafe (das gewette) richtete sich nach stam-
mosrecht. demgem&ss betrug das grttfliche gewette bei
den Balischen Franken, ebenso wie bei den Sachsen
16 Schillinge, in bc8on<lcrcn fUllcn waren dem grafen
auch höhere strafbcfchio gestaltet, namentlich wurde
unter den Karolingern eine reihe von ausnahmefttllen
festgesetzt, in denen der graf die strafe des kAnigsbannes
im betrage von 60 Schillingen verhängen durfte; daau
vgl. nun: Conslanlin de koning gaf deme pavese Silvestre
w6rlllik gewedde lo' me geistliken, die sestich Schillinge
mede lo dvingonde alle jene, die gode nicht beteren ne
willen mit deme live, dal man sie dar lo dvinge mit deme
gude. Sachsenspiegel landrecht 8, 63, § 1 Homeyer* 8fi9 {var.
gerichlo). die gleiche stelle im Berliner stadttnuh 85.
2)) dem richtere sal man erdclen up ine {den, der einen
in nothicehr erschlagen hat und .«VA seibat dem richter
stellt) dat hogeste gewedde der pcnninge, die man ime
picget to weddene< unde den magon ir weregclt. McA«en-
Spiegel, landrecht 8, 14, § 1 Homeyer^ 844 ; weigeret sie aver
dar rechtes unde werdet sie dem overen richtere beklaget,
ire burmeister mut vor sie alle wedden en gewedde, unde
den goburen mit driltich Schillingen hüten, unde iren
scaden geldcn. 8,86, § 8 {var. en gemeine gewedde) eben-
da i»^; de wedde dat sint acht Schillinge gewonliker
penninghe. dat gewedde sal man gclden over ses wcken.
Berliner stadtbttch \0H; was auch der richter richtet ader
in gehciglcm dinge Ihut, das sol er nach der scheppen
verfolgten orieln richten und Ihun. er sol ouch für ein
schlechte geweite einen Schilling nemen landtpfenninge
und nicht mcr. vor ein freuel gewette fünf Schilling,
vor höchste gewette drcissig Schillinge landtpfenninge,
die do im gerichle genge und gebe sindt, und die ge-
wette sol ouch niemandt steigen noch höen; keiner der
Stadt inwonhaftig und besessen burgcr ader burgerin sol
dem geriohte gewette nicht verbürgen. Jenaer gerichta-
ordnttng atts der 8. hälße dea 15. jahrha. bei MiCHEl^BN
s. 75; vgl. attch Weh N EH observationes (l608) 816: welch
man den andern vor gerichte übel handelt und böse
wort spricht, der weit dem richter fUnlT Schilling, heisst
»m der richter swigen , thot ers nicht , so weit er daz
höchste gowelt alzo dick er ez thnt. wan di bUrger siezen
an örem foUon rate, wirt ein orteil von on fnnden, wer
doz strafft, findet er nicht ein bessere vonstunt er sal
wetten dem richter unse höchste gewett und sal dem
rate ieglichenen hesondern zu buss geben filnff Schilling.
Statuten von Sudolstadt (1404) bei Michklsen 214; dem-
nach bedacht, seiner gnaden schullissen zu entpfclen.
hinfurder von einem lodtschlage, vier rinische gülden,
von lemenisse und kampQr wunden zwen rinische gülden,
ond nicht darober, vor ein gewette und abetragk, der
dem gerichte geboren möge, zu nemen. revera dea ratha
tu Halle (t4W) bei Z. Ch. v. DuktraüVT baadkreibung d»a
Saat-kreiaea i (1749). «78.
y) gewette wird unter dam fttiektapunkt dar aimmahwta
betrachtet: nen recht ne mach he aver In (dar kmrr den
bauem) geven noch sie selven kiesen, dar sie dea lande«
richtere sin recht nwde krenkra. oder iin f«v«dde min-
neren oder meren mögen, laatowuffifrf, Umintht 8, 79.
% 1 Homeyer* 876; emendis A foHbai antiqiris, qoe |e-
wetde volgariter dicuntor, sibi salvis. urk. v. 18IA M Qu-
DEN. codex dipl. aneed. r. Moguni. t. 189; ob aber er ieman
ioht gellen soll, dem weid tob dorn foel vergoltOB. ob
er mit einer gueten gefeocnofs bowim maf. du dor
sein gelter gewesen sei. ond was de« gnoU ober wfat.
des gevallen zwai tail der hausTrown ond dea ebtodea.
aber der drittail gewatte unsenn richter. urk. Firiadrieka
d. Streitbam v. öaterr. bei Senkenberg a. 871; dia bCnobafl
hAt verlihen hem HOge unde sinem vetem M Mben. ala
si sprechent, allia gerihte ze Dattenriot «ud« bebaob ir
selber niht mehr danne den dritlren taU der fltwottaB.
habab.Oaterr. urbarb. (14. jahrh.) (5) IB. 19 .Qfl(/kr.
9) von wMerbüehem trird diese badatdt$mf im dar tUaram
seit nur bei Kilian und Henisch vtraaiekntt ■ gbewette
{vetxia aax) wette, mulcta Kii.ian 141^; gewette, stnff.
geldstraff, muUta . . . höchste gewette, . . . riohterw (•■
wette Hrnisch 1696. bemerkenan^rtk tat aekon kiar äit tbt-
ackränkung dea gebrauche» m^ 8»ekmm, Ha apätar immtar
wieder bekmt wird, namentlidi muth aait Ha wörtasbüdker
anfangen, ihre daratellungen geackichtlieh au vartirfam;
gewette, emenda, amende. in Sachsen-recht die geld boas,
so dem richter vor eine begangene frevelt hat entrichtet
wird, das höchste gewette in nntergerichtcn sind 4 alte
schock, oder 8 golden 17 gr. Jablonski allg. lex. d. künata
u. teisaenaek. 847*; ebenao, nur ausführlieher bei Crom EL
8,648 unter Sachsenbusse, ähnlieh Adbluno 8, 661 u. «.
dazu vgl. die aus Urkunden schöpfenden daratellungen bei
HAi.TAt'8 8069; Kehrein samml. ahd. auadr. 88; vgl. auek
Thiel 4, 429*.
e) unter den rtektaaprüehwOrtem finden aiek einige formai-
hin/te Verwendungen von gewette : so manche busze, so manch
gewette («. o.) Graf u. Dibthbrr dtaeke recktaapriekw. 888;
n&hme man kein gewette, so verginge das recht 814 u. a.
b) die übertragttng dea wortea attf die bakörden, die eine
ao gekennzeichnete gddstrafe verhängen und einsiehen, iat
bei dem grundwort wette mannigfaeh beteugt, vgl. Frisch-
BIER 8, 465 {ßlr Dansig); am eompoaitum iat aie für daa
Verwaltungsgebiet von Roatoek belegt: in Sachen amta der
brookflscher. klegere, wider die fischer aas der straszen.
beklagte, gibt ein wohllöbl. gewette diesen bescheid. da«a
es hiemit bei dem vertrage von anno 1667 sein verbleil>en
habe, publicatum im gewette 9. 1. 1679 bei Roppmann M-
trOga «. geach. der atadt Rostock I 4, 87; Voigts wünsch
nach feststellimg der arbeitszeit der gesellen . . . warde
dahin bcanlworiet, dasz dies von se. rath dependire;
wegen seines weiteren wansches, dasz daa rauchen der
zimmergesellen bei der art>eit abgeschafft werde, aoUte
mit dem gewett gesprochen werden, ebenda 4. 9; aof grond
. . . der bekanntmachong des bundesrats vom 4. min 1899
. . . wird hiermit für . . . bftckereien and konditoreien in
Wamomitnde ... an folgenden tagen des Jahres 1907 . . .
Qberarbeit gestattet . . . gegeben im gewett Rostock. doD
88. dei. 1906. B gewettasekietlr. «. «. {vgL iii§9f»m
gewottgeriobt). abanao führt im dam mm Matttak mt-
kängigen Wamemümda di» p»ti»aihalk9rda dam mmmtm das
gewett in anderen gigamdtn »Smdßir tkmUdka fkmiHtmtm
auaamntenaetaungem wtit gewett Midk, vgL gewettbenn,
gewettgericht
GEWETTEN, QKWETEN I. «er».. varaOrUaa welan, «yi.
gewet JMN'. eotyugala» (eten »p. 8799):
•o sol wir aüsr bsillgsn acbar
narh anMr vfowiB vätaa an,
wand ir tetrawe keife «as kaa
BS landea karte wol gewet—
jwifoetf (M «en als» kadigtm) 877, U Kbpka;
die bedeutung, die kier ansuaetatn iat, itmmt »om»t durdk
entwelen ntm auadruek.
GEWETTEN. GEWEDDEN ü. x*rb. abteitung tu wette,
gewette a. o.; vgL nieman aol dekeine wette werden,
858*
5707
GEWETTEN II
GEWICHST
5708
wan dem auch gewettet ist (7iulli solvenda est compositio, i
nisi cid facta est compositio) altes Straszburger stadtrecht
bei Gaupp s. 56: sve herberget oder spiset wetenlike enen
vervesten man, he mut dar umme gewedden. ne weit he's
aver nicht, he untredet dat gewedde mit siner unscult.
Sachsenspiegel landrecht 3, 23 Homeyer^ 318; ähnl. 2, 12, § 8;
2, 42, § 4; u. a. sve so ungerichte klaget up enen, die dar
nicht so jegenwarde n'is, kumthe seder vore, unde ne klaget
jene up ine nicht, he mut deme richtere gewedden unde
jeneme gebüten. 2, 8, § l ebenda 234; ähnl. 2, 11, § i ; 2, 12,
§ 5; seilt en man en ordel na der vulbort unde ne vul-
kumt he's nicht mit rechte, he mut dar umme gebüten
deme die't ordel vant unde allen den die's gevolget hebben,
he ne hebbe gesprekes gebeden vor der vulbort. die herre
ne gewint aver nicht den en gewedde dar an, wende't
n'is nicht recht, dat man enen manne umme ene sake
tvies oder dries gewedde (var. leszet wetten; to wedde
dreve; beggere; berede; beclage). sachsensp. lehnr. § 69, 11
Homeyer l, 282; von der scheppen missehandelunge. ab
ein scheppe in gehegetem dinge uf der bank mit un-
billichin worten von eime andirn manne missehandilt
wurde, volkummet des der scheppe mit andirn sinen
bankgenossen das si is gehört haben, iener mus den
scheppen vorbussen und deme richter gewetten. altes
Kulm, recht (2, 2) Leman s. 22 {var. sin gewette); vgl.
gewedden Verwijs u. Verdam 2, 1871.
GEWETTER s. gewitter.
GEWETTERT, particip zu wettern (s. d), mit eigenen
gebrauchsformen : von einem schön gewetterten rothen
Sandstein. Hesekiel, vgl. Sanders 2, 1592; vom stürm der
Zeiten altersgrau und müde gewettert, die kleine todten-
kapelle. W. Siegfried Fermont^ 100.
GEWETTGERICHT, selten GEWETTSGERICHT, n..- die
Schreiberei, so in alten lateinischen Schriften grapheum
genannt wird, die sind nicht allein geräumige zimmer
zur gerichthaltung zweener Untergerichte, welche das ge-
wettgericht, und ohne beisatz das gericht genannt werden,
sondern auch um und über diese zimmerbehältnisse und
gefängnisse für arrestanten und Verbrecher von verschie-
denen gattungen. Niehenck gemeinn. aufs. z. den Ro-
stocker nachrichten (1776) s. 8; das gewett oder gewette
bezeichnet auch in Niedersachsen eine geldstrafe, wie
brüche oder brüchte. das zur bestimmung der geldstrafe
geordnete gericht, heiszt daher das gewettgericht oder
wettgericht. doch nennen sich einige Stadtgerichte in
Niedersachsen (wie"es scheint, mehrerer ehre halber) alle-
zeit gewettgericht. Heynatz 2, 55; in späterer zeit hielten
nur das gericht und das gewettsgericht ihre Sitzungen in
diesem gebäude {bei der Marienkirche nr. 24 zu Rostock),
das auszerdem auch als gefängnisz diente. Koppmann
beitrage z. gesch. d. stadt Rostock II, 3, 105; da ferner die
gemeinde Versammlungen nicht blosz zur Verhandlung
über städtische angelegenheiten , sondern zugleich zur
erledigung von gerichtssachen in gebotenen und unge-
botenen dingen dienten, so ist für die ungleiche Stellung
der gemeindeangehörigen ferner der umstand von be-
deutung, dasz die handwerker ihren gerichtsstand nicht
vor dem Stadtgerichte (dem richtevoigte) , sondern vor
dem gewettgerichte hatten (den weddemeistern). Mann
entivickl. d. Rostocker stadtverfassung in .- beitrage z. gesch.
d. Stadt Rostock (l890) I, 1, 13; die am 20. juni 1906 aus-
gelosten Schuldverschreibungen der 3^/i "/oig^n Rostocker
Stadtanleihe . . . sind vom 12. 1. 07 ab bei der stadtkasse
... in Rostock einzulösen, gegeben im gewettgerichte.
Rostock 27. 12. 06. B . . . gewettssekretär.
GEWETTLAUF, m. (vgl. gewett 2) ; gewettlauff, bravium.
oberd. vocab. des 15. jahrhs. Diefenbagh-Wülcker 619.
GEWETTSBUCH , n. ; da das verfahren , wonach sich
anklaget und beklagter gleich zu anfang in die haft be-
geben, unseren Juristen wohl nicht sehr bekannt sein
wird, so hat vielleicht für jemanden die folgende ein-
tragung aus einem Warnemünder gewettsbuche (von 1501
u. 1584) Interesse. Brummer Verstrickung d. klägers u.
d. angeklagten in: beitrage z. gesch. d. stadt Rostock (1898) II,
3, 106; gewettsbuch betr. das fischer und fischselleramt
8. Koppmann ebenda I, 4, 87.
6EWETTSHERR, m. .- aus dem alljährlich von dem
gowettsherm zu Warnemünde verkündigten mandat geht
hervor, dasz der termin der Schonzeit . . . den Warne-
mündern gegenüber bereits 1606 . . . geltend gemacht wurde.
Koppmann a. a. o. II, l, 49.
GEWETTSSTUBE, /.; ein Inventar von 1794 macht auf
der Schreiberei die gewettsstube, die gerichtsstube und die
alte gerichtsstube namhaft. Koppmann a. a. o. II, 3, 105.
GEWETZE, n., Verbalsubstantiv zu wetzen s. d. : wetzung
. . . das gewetze, executio, it. ostentatio, pompa, festus
Stieler 2.519.
GEWETZT, participiales adjectiv zu wetzen.
1) in den Wörterbüchern, die das particip mit seltener
Übereinstimmung buchen, ist die grundbedeutung starr fest-
gelialten. acutus, gewetzt . . . scharff, spitzig Cholinus-
Frisius 21»; genau so Cellarius 2; Dentzler 10; ge-
wetzt, aguzzato Hulsius (1605)63*; gewetzt, aguisi, acutus,
executus DuEZ 199»; gewetzt, acutus Steinbach 2, 987;
ähnl. Rädi,ein 1,383»; Hederich 1,1422. gewetzt, acutus,
tribulatus Kirsch 2, 151''; ebenso Matthiae nov. locupl.
manuale 181».
2) auch der litterarische gebrauch, der schon in der
ziveiten hälfte des 17. jahrh. bezeugt ist, entfernt sich nicht
weit von der belegten begriffsbestimmung. charakteristisch
ist hier die enge Verbindung mit scharf: die meisten belege
fallen auf das compositum scharfgewetzt:
ach ! diese sinds, die, wenn der frost wird schwinden,
. . . auch sich an dieser saate fruht
nach der betrübten tage flucht
mit scharffgewetzten sicheln machen.
Andreas Gryphius (öden 1, 3) lyr. ged, 207 Palm;
ein fauler wind kan keinen halsz zerbrechen ;
ir seid ein junger printz, kans ja nicht anders sein,
ein scharf gewetztes stahl helt alle zungen ein.
Rachel (1 : freundt 448) sat. ged. 98 neudr.;
nein! lieber lenk' du selber dein geschirr
ihn soll schon mein gewetzter speer empfahen.
Ufas, übers, von Bürger 5 290 {sehr. 3, 77; in der
hexameterübers. v. 238 mit dem scharfen Speere ; bei
Voss : mit spitziger lanze) ;
es rasseln noch viel scharfgewetzte pfeile in unserm
köcher. jeden, der uns was zuwider spricht, wollen wir
nicht in ephemärischen rezensionen , sondern in Dun-
ciaden, in gassenhauern, zum ewigen dauernden skandal
prostituiren. Bürger (an Boie 19. 12. 1776) briefe 1, 881;
anders: seeluft gewetzter appetit nationalzeitung 77, 377
9. Sanders ergänzungswb.
GEWIC, GEWIGH s. gewicht II.
GEWICHST, participiales adjectiv zu wichsen (s. d.).
von der ursprünglichen bedeutung des verbums wichsen
ausgehend (vgl. wihsen, wachsen, cerare. vocab. t;on 1483;
vgl. Lexer 3, 883) nimmt unsere form im gegensatz zu
gewächst (s. sp. 4740) auch die sonderbedeutungen auf, die
sich in wichse und wichsen herausgebildet haben; aus ihnen
endlich entvnckelt sich übertragener gebrauch.
l) das particip in den Verwendungen von gewächst;
vgl. inceratus . . . gewichszt Dasypodius F. 2*; gewichszt,
inceratus Maaler 179"; gewichszt, gewächszt, ceratus
Henisgh 1599; ähnlich G. M. König 560»; Denzler 132»;
Aler 936»; Kirsch 2,151''; gewichst v. gewächst Ron-
deau 2, Uu %^.
a) so richtend mir zu ainen sarch der wol gebicht und
gewichset sie, dar in sie nit versinken müg: villicht wird
sie bewaret vor den merfischen und komet ze land und
wird nach künglichen eren bestatet. Appolonius v. Tiria
110 Schröder; gewichset, ceratus (. . .in tabellis ceraiis . . .)
C. Seidel port. lat. ling. s. 75;
man schälete die linden
und schriebe, was man wolt', in die gewichsten rinden
mit grosser müh' und kost. Fleming 125 Lappenberg;
wie er die damen ansichtig wird, fällt ihm der hut, und
indem der gerettet werden soll, der stock; auf einem
gewixsten fuszboden, wäre er wohl selbst hinten drein
gefallen, mangel an gleichgewicht war hinlänglich da.
Lichtenberg (Vorschlag zu einem orbis pictiis . . .) verm.
sehr. 4, 155; gewichste flügel, federn, alae, pennae ceratae
Aler 936».
b) (die Juden) toten om (dem müller) fünf kinder berme-
lichin und vingen ir blut inn gewichste secke und ander
gefesze. Joh, Rothe düringische chron. (471) Liliencron
s. 388; und das bewerte sü domitte, das sü ein gewihsset
hemede ane det und domit ging in ein für und bleip
unversert in dem füre. Königshofen Straszb. chron.
5709
GEWICHT I (geweih)
GEWICHT I (gewcfli)
5710
(d. tiädlechron. 8, 4i«): gewichitei tocb, Ms a/ra iUota
teuUch. lat. toörterbüehlrin (1718) 101; sonttei) lintte tioh
der kHniK in Frunckrcich ^egen dieien ambMsadeur «ehr
hart hierüber beschweret, daax die Engl, etliche todte oArper
in eine gewiohsete Icinwad zuiammen gerollet. PnAToniiH
iodiakus mereurialü (1667) 98; gewichste leinwand ». wachh-
IcinwKiui CiiOMRL 4, lOM; ich versetzte, er solio mir nur
die erlaubnisz geben , so getraute ich mich bis hinaus
auf dio wiesen zu fliegen, wenn irh mir ein paar flUgel
von feiner gowichs'ter leinwand machen wollte. Göthb
(Benvinutn CeUini a, 11) M, 897.
S) da* partieip in den tngertn vtneendungen , di« »ieh
on wichse, wichsen tntmekelt hoben.
a) gewichset oder gewächset oder gcsohmieret lederne
schuhe, mixed leather-thoe» teutschengl. vfb. 9, 778 (<fa neben
faden, leinwand ebendort nur die form gewachst ongeaeixt
tat, ergieht »ich für gowlchHt aue dieeer Verbindung bereit»
ein hedmtitngtntnteiurhird gegen gewtcbst); und den anzug
nach unten vollendeten ein paar schuhe von gewichstem
kalbleder. Jon. Goi r\v. Müi.i.Kit Siegfried von Lindenberg
106; bei uns zu lande giebt'n keinen noch so sohttbigen
lumpen, der nicht . . . dasselbe lied von seinen adeligen vor-
fahren zu singen wisse, und noch mit seinem angebomcn
Wappen das conto für gewichste stiefeln siegelte. Gaudy
(aiM dem tagebuche eine» trandemden achneidergeeeUen) 1, 101
Müller; das knarren seiner wohlgewichsten sliefel sagte
einstweilen, ehe es die ballgäste thaten : ei, da ist er ja!
da ist er ja! Otto Ludwio (zmaehen himmelu. erde) 1,180;
▼on einem derselben (der eon-idore) blickte ich in ein
kleines gärtchen, wo ich Napoleon cn migniature auf-
gestellt sah, mit gewichsten stiefeln und hUtchen.
Fn. Heddei. tagelnlcher (ll. 6. 18U) 9, 898 Werner.
b) an beiden obren die schneidigen lockensechsor hQbsch
glatt gewichst. RosROciRn idyllen {tur \ceihnaeht»teif);
(der) durch ein krampfhaftes drehen des wohlgewichsten
Schnurrbarts . . . innere bewegung verriet. FniKnn. Halm
(die mariipanliese) 4, 19 Schlo-iaar.
8) der übertragene gebrauch vgl. een gewikste vent
SciiUERMANS 155»; gewickst, knap. achrander, uitgealapen
J. VfiNKi.KH friea. tri. l, 4Ö6»; gowixt, er ist ein gewixter,
quem uaua emdivit; »eitui; fallaciarum ariifex; doctua.
G. Tu. Serz teutaehe idiofiamen u*; gewickst, gewandt,
'n gewickster mensch C. Clin. L. Schmidt Weatertcäld.
idiot. a. 888 (erinnert an ofwickse, sich prächtig heraus-
putzen, jemand aufs ohr hauen); gewixt und gewUrfelt
bedeuten beide fast einerlei: gewandt, veraatilia, rerau-
it*a W. F. H. Reinvvai.d Henneterg. idiot. 9, 61 (atellt gc-
wixt efi/mologiach tu flx und witz); er war, was man in
Deutsctiland einen gewichsten jungen mann zu nennen
pflegt, ein stutzer; er hatte blonde in dio höhe strebende
haare . . . niedere stlme . . . über dem mund hing ein
stutzbärtchon, dessen enden hinaufgcwirbelt waren . . .
seine kleidung wie seine sitten schien er von verschie-
denen nationen entlehnt zu haben. W. Hauff memoiren
de» Satan 1. teil 18. cap.; geschniegelt und gewichst, vom
wollenen zopfband und den gepuderten ohrlocken bis zur
breiten kamaschenzunge auf den stnmpfschuhen, hielten
sich alle puppenartig steif, im damaligen stil der reichs-
armee. Heinrich Koknio die elubiaten in 3faint i. 106;
da hatten wir vor nicht langer zeit einen freiwilligen,
der hiesz Laufer; er hatte was gelernt und hätte es viel-
leicht zum Offizier bringen können, denn es war ein ge
wichster kerl, der einem was weis machen konnte; doch
trieb er gar zu viel unsinn. HackiJvnder daa aoldaten-
leben im frieden, nach Kura, geach. d. litt 4', 758*; von
dem früheren gewichsten, frischen und muntern wesen
war wenig mehr bei ihm zu linden. J. Gotthki.f Hana
loggeli (volk.oachr. Zürich 1893); aua diesen belegen ergeben
aieh nceierlei richtttngen dea übertragenen gebraiteha: die
eine tielt %cie gerieben, gewürfelt «. «. at{f daa glatte, ab-
geaehliffene, vgl. gewixt für fein, pfiffig Castelli l.'iO; die
ander« sielt in anlehnung an geschniegelt und gebügelt
auf daa blanke, itaubere, vgl. daa atudentiache aub.ot. wichs.
beide richfungen laaaen .<tich ungexicttngen ai^/" wichsen (mit
wachs, wichse blank reiben) turüd^ühren.
GEWICHT I, n., nebet\form n« geweih a. ap. 6483/:
l) die belege für dieae mit dem tat$ffir gebildete form
»etsen apäter ein cUa die auf geweih hinleitenden teugniaae.
tie fallen erat in da» muU da» t$.jükrk. äi* äUeatm mugnimt
weiaen an den Rhein und aunr im im$$n aildlieh* gMtt$i
Elaaat, Vfuh im«/ 1 testen ; ihnen »Mitnen aieh «dUMNi«
und für den anfing itt t»,jakrh, mm* Atafttmrf/ir hdaf
an. die bagriMk-Mmr. «Mmiartoi humm mm 4i$ di-
minuHvform gswiehUl («. d.), dit 0itk m^f dm nUtdt
beaehränkt. wahrmd fMrieht mur mm kinth ftbrmmtki ML
a) im inlaut itt dar hmrm MiWMXMl mmr Wn VMtrmit-
grund gegen di» arUämmg dm tuttimtäm MM fewlge.
aber er läatt doeh dt$ »titititmf mu fewtfMl. dar alben aua
innem grümdam dar lovmtg gagtbm wmrda, auch formell
ala nOMtr Utgamd «tmMimii. dar pMtarml tat eereinsrlt.
ebenao wm bat gewicht H (pomdtu) mii f witdmrgtfttm,
doch ohn* daaa daditreh ein varaMmutmut gakmumtlekmtt
urrden aoU: gewigte nabam birs«bgeweih bei EnA»uvm
Francibci luat. aekambOkm* 9, 198.
b) den attalaut bildet dar dental; apätar immekt mak mttk
hier wM bei gewicht II die anmlogia dar mmdarm mtutrm
mit dem prt^fix ge geltend: gewifte Eracmvs FllAllciect:
gewichte bei Gryphius, Ribdinobr, abemso DAbbl l, 17^;
CnoMEi. 4, 1060. eingebürgert kmbam »iek diem formm
jedoch nicht.
e) der plural tat i^erdeutaek im der anteilerung mit t
belegt: gewichter, gewichtem; am atMa dat mettiruwta. dm»
durehaua überwiegt, teill Heyn ATX »im wmaeulinum be-
obachtet haben.
8) die litterariaeham bd»g» isffM di» Utakrdmkttmg a\^f
den hirach noch in at/Irkerem gnde ala ai» »i»m M feweili
feafgetitellt teurde: da sihet nun Pauilus hinftber ia der
rittcr losament, einen schlafTcndt unter dem feofter
liegen . . . doch der geist Mephoetophiles . . . zauberte jhm
also . . . ligend , ein hirschgewicht uff den kopff. als er
nun erwachte . . . kondte er mit seinem hirschgewicht
weder hinder sich , noch fQr sich, volkabueh vom doetor
Fauat (neudr. 7) «.7«;
da hut ein hirschkopff, md mwichl.
und (antz nicht ein moMcbUcn gwidit
IsAAC GiLHL'sitis frowuaaltea (t6«7) 9, 8) «. n
ach hett ich jetzt in meiner ficht,
gleich eioem lürach ein itarck gewicht,
mit macht wolt ich« in dein herts atoMa,
dass du verfUbrat klein und froasn. (8, 9) «. M.
mit wolffbären und hirschh&uten, daran theils noch die
gewichter oder gehOm waren, gezieret, welches fSrchter-
lieber war anzusehen. Moschbroscii Philander r. SitU-
tMid (9, 1)680; voll hlrsch- gewicht and anderer thiere
gehOms an den wänden (9, i) a. 604; denn sie hatten jhn
(den hut) zum Schauspiel in den saal an ein hirsch-
gewicht hencken lassen (9, l) «. 697 ; hirschgewicht auek
bei Tabernabmontanus kräuterbuck 1197; (page) . . . dasz
er das jägerhom von seinem halse riesz. und mit dem-
selben nach dem hirschen warff. (Camilla:) damit wird
er ihm zweilTels ohn das gewichte in stQckcn sereebniisseo
haben. Gryphius horribilieribrifar (9. auft.) a. 85 m»mdr.;
weil er lange mit den lippischen sitten za ktmpffea
hat, dann diese kan man nicht so leichtlich ablefen, wie
die schlangen ihre hftute, die krebe ihre edtaÜBn, die
hirsche ihre gewichter. Grimmelshaobbh i
Simplie. (8, 9 reiaebeaehreib. nach d,
irr/0 8 (1718), 683; wiewol derselbige
auch von dem hohen gewigte ihres kopA henAhieU,
welches die gestalt etlicher zweige von den eichenblumen
hllte : unter solchen hAmem. wären zwei, welche grfttzer
denn das dritte, und eben an dem ort steckten, da das
hirschgeweih zu sitzen pflegt. Era8mi-8 Praxcisci Ittaf,
aehatibühne 9. 198; da erblickte er unversehens einen
Jäger, welcher einem hirschen nachsetzt, der mit rück-
lingsgeworffenem gewigte vor ihm. and seinem birsch-rohr,
flöhe, höll. Proteu» SM; ein flQchtiger birsch mit seinen
gewichtem howto mipter (Äugakttrg iTOl) nmek Birurobr
achteäb. Attgab. tak. 198^; anao mM babea ibro eborf.
durohl. za Trier Vnne, LadoTieos diaen biraeb, deeeen
gewichte in der höbe 3V't schob and M «ttdefaihabl...
selbst gepürschet. inaehr^ft ttmier «im*r radtarmmg Rie-
DINOBRS;
aocb einen schlanken sah ich. der aaf dem haapt zum achmack
Mwichte tnif, die einaal er ab nur leci' im jabr.
ROCKBRT (87 iialawi) U. 605 (an». : der kiradt; gewidite.
geweiM).
5711
GEWICHT II (pondus)
8) in den Wörterbüchern taucht die nebenform spät auf,
zuerst in einer gegend, der sie landschaftlich zusteht, hold
ioird sie aber auch dort gegen die hauptform abgewogen
und später als veraltet abgelehnt, für das thatsächliche
fortleben darf die Zähigkeit, mit der die Wörterbücher der
Jägersprache unsere form hegen und pflegen, kaum als
zetignis gelten ; eher noch die buchung in den mundartlichen
Wörterverzeichnissen, die sich aber anscheinend auch mehr
auf alte Überlieferung stützen, bei Lenz vgl. wb. des
Handschuhsheimer dialects 28* ist nur die form kewei als
lebendig festgestellt.
a) charakteristisch ist die dar Stellung bei DuEZ, der als
erster von unserer form notiz nimmt, in seiner nova no-
menclatura (1652) gebraucht er die form gewicht als nor-
mMlform: la teste de dix cors, ein gewicht von zehen
enden s. 189; la teste, le bois, la rameure, das gewicht
ebenda; teste fourchie, gablicht gehörn oder gewicht, da-
gegen wird im ivörterbuch von 1664 gewei vorangestellt
und unter gewicht eines hirsches (s. 199*) einfach auf das
erste vericiesen. dazu vgl. gewicht der hirsch, cornua
cervorum Aler 936*; geweih sagt man auch vom gehörne
des hirschen, welches noch einige als gewicht aussprechen,
wovon es scheint den namen zu haben Frisch 2, 445".
der gewicht für das geweih ist veraltet. Heynatz 2, 55;
vgl. auch Hilpert 2, l, 464^.
b) geweihe , geweyhe , oder gehörne , ingl. gewichte,
nennet man nach der jäger- spräche die hörner des
hirsches. Chomel 4, 1046 ; gehörn, gewicht, geweihe, ge-
stänge; auf diese verschiedene art werden des hirsches
hörner benennet. Heppe wohlredender jäger s. 149; der
hirsch hat auf dem köpfe ein gehörn, heiszt auch ein
geweihe, oder auch ein gewichte. Döbel neueröffn. jäger-
practica 1 (1783), 17"; gewicht sagt man auch für geweih.
H. Laube jagdbrevier 258.
c) gewicht, n., hirschgeweih, {in der mehrzahV) gewichter
Stalder 2, 446; gewicht, n., die ältere, auch in Hessen
üblich gewesene, theilweise (am Knüll) noch immer üb-
liche form des neuen Wortes geweih. Vilmar idiot. von
Kurhessen 452. das gewicht = geweih Himmelstoss aus
dem bayr. wald {Bayerns mundarten l) 255.
GEWICHT II, n. Verbalsubstantiv zu wegen (wiegen, s. d.),
(heilt sich mit dem lehnwort pfund in die Verwendungen,
die das lateinische pondus umfaszt. letztere sind : die sach-
bedeutung eines wägemaaszes, die sachbedeutung einer ab-
gewogenen masse und der eigenschaftsbegriff der mesz- und
wägbaren schwere, pfund hat die beiden sachbedeutungen
überkommen, aber als ein engerer begriff im gegensatz zu
dem umfassenderen lateinischen vorbild (pondus). gewicht
bleibt ein weiter umfassender begriff, aber es hat die sach-
bedeutung der abgewogenen masse abgestreift; ihm ver-
bleiben hauptsächlich die sachbedeutung des wägemaaszes
und der eigenschaftsbegriff der schwere, die vor allem durch
die mannigfaltigkeit der übertragenen Verwendungen ein-
gehende beachtung fordern.
l) Vorgeschichte, erstes auftreten, bedeutungsumfang,
Statistik, formen.
a) unter den Substantivbildungen gleichen stammes ist
die ableitung mit dem i-suffix auf detitschem boden ver-
hältnismäszig spät belegt {zu der mittelniederdeutschen
form wacht vgl. teil 13 sp. 172), sie tritt erst bei den nach-
züglern des minnesanges zu tage und findet in der geistlichen
litteratur des 13. jahrh. und in der geschäftssprache des
li.jahrh. die erste pflege, vgl. mhd. wb. 3, 641*, Lexer 1, 990;
nachtr. 209 ; auszerhalb des engeren deutschen gebietes fallen
die Zeugnisse viel früher, vgl. angels. gewiht, gewyht, ge-
wichte Boswortii-Toller 467*^.; mittelniederl. gewichte
Verwijs-Verdam 2, 1906; altnord. vaett Fritzner ordbog
8, 98l'> ; dazu vgl. englisch weight, vgl. niederl. gewigt (ge-
wigt, wigt Terwen etymolog. handwb. der nederduitsche
taal 959, vgl. auch Frangk 292); friesisch gewicht, gewigt
(J. Winkler /riescÄ woordenboek l, 455*; ten Doornkaat
KooLMAN 1, 625*). dem gegenüber wird der alt- und mittel-
hochdeutsche gebrauch, soweit er litterarisch bezeugt ist,
von andern bildungen gleichen stammes beherrscht, die
namentlich auch für die übertragenen vertoendungen belege
stellen, wenn schon bei der sinnlichen ver%oendung dieser
aubstantiva im dienste des handeis und Verkehrs mit dem
einfiuaz römischer kultur gerechnet werden muaz, so ist für
GEWICHT II (1, a, Vorgeschichte) 5712
die übertragenen Verwendungen in jedem falle das latei-
nische Vorbild nachzuweisen, selbständiger stehen hier die
tropen, die an das verbum anknüpfen und die in formel-
hafter Wiederholung die ältere spräche so breit durchziehen,
vgl. daz tir nicht ne wege, ne putes injuriam Notker
Boethius u. a. s. Graff 1, 656 {vgl. jedoch auch das lat.
moveri) ; an im wac vür der minnen 16t Wolfram u. a.
s. mhd. wb. 3, 627 jf.
a) in erster linie kommen ztvei Substantivbildungen in
betracht, die sich an die form des Präteritums anschlieszen :
wage und gewaege.
l)) das fem. wage {s. teil 13 sp. Sie ff.) weist in der älteren
spräche einen viel weiteren bedeutungsumfang auf als iii
der neueren, vgl. althochd. waga Graff l, 664, mittelhochd.
wage mittelh. wb. 3, 646 j^. abgesehen davon, dasz waga
von vornherein auf Vorstellungen, die mit wägen und mit
gewicht zusammenhängen, nicht beschränkt ist, dient es
innerhalb dieses rahmens nicht blosz den begriffen libra,
libratio, trutina, lanx, die das zum wägen nothivendige geräth
kennzeichnen, sondern auch der bedeutung pondus, stater,
perpendiculum , die heute durch gewicht U7id andere bil-
dungen gedeckt werden, auch ansätze zu übertragener Ver-
wendung begegnen hier früh, und die Verbindungen, in denen
gewicht belegt ist, sind meist vorher schon für wage nach-
gewiesen. einer der beliebtesten tropen jedoch, der sich an
lat. Vorbild anlehnt, geht von der bildung wagi aus: mit tero
wägi dinero redo, pondere Notker Boethius s. Graff l, 665.
2)) e7iger gezogen scheint der bedeutungsumfang für die
entsprechenden formen mit dem präßx, vgl. gawagi, stater,
talentum Graff l, 665; gewaege, gewege mhd. wb. 3, 647*;
gewaege oben sp. 4749^. die von Sciimeller 2*, 869 aus
der bayr. mundart beigebrachte redensart es hats gwag
hinüber deutet allerdings auf eine umfassendere Vorstellung
und auf die function eines nomen actionis; die litterari-
schen belege dagegen beschränken sich von anfang an auf
die sachbedeutung im sinne von pondus , pfund , die sich
in zwei richtungen gabelt, je nachdem das gewaege als
maasz oder an stelle der münze dient, eine übertragene
Verwendung setzt erst in der geistlichen prosa des aus-
gehenden mittelalters ein und wird von den entsprechenden
Verwendungen der form gewicht durchkreuzt, in der sinn-
lichen bedeutung reicht gewaege , gewege Tfiit einzelnen
belegen bis ins n. jahrh.
ß) die anlehnung an den präsensstamm, soweit nicht
Zeugnisse für die form gewege heranzuziehen sind {vgl.
oben sp. 4750^.; vgl. gewege II sp. 5394), bleibt auszerhalb
der ableitungen mit dem t-sufßx vereinzelt:
8wer einhalj) ein marc
wiget gein einem salin,
das muog vil ungeliche sin
ir beider gewige.
Heinr. V. D. TÜRLiN kröne 2920 Scholl;
swas öch der marggrafe von Baden den burgern von
Strasburg untze bar schaden getan het, vur den schaden
allen sol er in geben, ahtzig und hundert marg silbers
luters und lötiges des gewiges von Strajburg zu disen
zilen. urk. v. 1276 bei Wencker collecta 59; eg ist auch
ze wiggen, wer ainen ungerechten ellenstab bat oder
ungerechtz gewige . . . ez sei eisenwag , plechwag oder
chupferwag . . . der ist cbomen umb 50 ü Ferner, rechts-
buch von Brixen (1379) österr. weisth. 5, 390; nimm der
gütun mirrun 6 phennige gewich . . . und pulvere eg
sunderliche. s. Pfeiffer, arzneibücher aus d. 12. u. 13. jahrh.
{Wiener sitz.-ber. 42, 119). du solt nemen ein gewich
carioffiles (42, 12l); nim alten swinissmerwes €nir unze
gewic . . . des oles . . . zwo unze gewic (42, 126); auf apo-
kope des dentals loeist: geinerleie waige noch gewich haben.
Kölner Verordnung von 1430 Stein 2, 266.
;') aus den litterarischen Zeugnissen für die formen des
compositum^, soiceit sie der form gewicht vorhergehen,
ergiebt sich eine bemerkenswerthe einschränkung auf ver-
toendungen, die mit dem wägeverfahren zusammenhängen,
die allgemeinere bedeutung einer Jiebelioirkung und die noch
umfassendere einer bewegung überhaupt sind an dem grund-
wort wage beobachtet, kommen dort jedoch nicht mehr voll
zum ausdruck. die belege beziehen sich fast ausschlieszlich
auf den tauschverkehr im handel und auf das münzwesen.
für die function eines nomen actionis ist hier icenig spiel-
5713 GEWICHT II (i, b, lÜte$te belege)
räum, im Vordergrund aUht du »aehbedeutung, bei der aU
hauptbegriffe tu unleraeheiden nnd: die vage mit der teag-
echale (libra, lanx) ; die laat, die in die vageehale ah hebet
oder wägemaatM eingelegt wird (pondai, staUr), dritten»
der körper oder gegenatand, der durch den A«M gehoben,
durch da» wägemaan gewogen wird (peniam). die latei-
uiseJte apraehe kann, tne teAon bemerkt, fOir die beiden
Uttten begriffe in gleicher weiae pondut «intreten laaaen;
die ältere deutsche apraehe — ohne eigentlich an die entwich-
lung dea lat. libra anauknüpfen — braucht das »übet, wag«
auch für alle bedeuiungen von pondat.
b) in den eben gekennaeiehneten krei» der ver%eendungen
dringt au ende de» 18. jahrh. die form gewichte, ge-
wicht ein — ai\fUnglieh mit be»ehränkting a\{f die beiilrn
letalen bedeutungen de» wägewuuae» und der gewogenen laat.
man dar/ anaeheinend niederdetUaehen »it\fiu»» d^für an-
nehmen, der aich auf mitteldeuiachem boden auastpielt;
(/('/in die meisten üUrren belege xcriaen dorthin, ao au» dem
mitteldetitachen gedieht erloesung und der mitteldeu fachen
bearbeitung dea aehachzabelbuchea, die belege aua Heinkicii
VON Mrissrn, dem rechtabuch nach diatinet, der Hohen-
furter benediktinerregel und aua der reimchr. von Ganubrs-
HEIM, axiaterdem iat nur auf niederdeutaehem boden der
bemerkenawerthe gegetiaata awieehen dem neuirum gewichte
und dem fem. wicht nachauwei»en, der un» bei den formen
(ff. u.) beachäjhyen wird. jedei\faU» aber i»t da» wort in der
form de» neutruma raach in oberdeutacha denkmäler vor-
gedrungen, vgl. die xeugniaae aua der Martitui dea Huoo
V. Lanoenstein und dem Baaler urkundenbueh, ». u.
die ältesten belege fuhren da» »ubatantiv im rahmen
eines ausgeführten bilde» ein; die an den thatsächlirhen
gebrauch der wage anknüpfenden Zeugnisse sind jünger:
a) die grtmdbedeutung im dienste dea täglichen lebens.
1)) gewicht als wägemaasz: ir sult rehte w&ge haben
unde rehte mftze unde reht gowihto: sd wirt in got
wogende mit der rchtcn wAgo Beiithold v. RsoENSBunu
1, 148 {in der Heidelberger handschr. von 1870 überliefert);
dhat gewichte unde dhat gelode van silverc undo van
anderemine gode, da[t] man weget appe dhcre schalen,
dhat schal men gclic haldcn unde recht, dhat cap aal
behalden an dhere wichte {zxir abgrentung dea netttruma
gewicht vom fem. wicht a. u.) 8 punt Livisch. urk. Jaros-
Uuca von Nowgorod 12C9. im Hansischen urk.-buche l, 835;
die wcchssler . . . sind schuldig ze wechsslen und wag
und gewicht der wagen zo haben, sust soll kein anderer
wechsscl triben noch wag und gewicht haben inn der
statt Basel, dann allein goldschmid . . . welicher aber da-
wider tette und wechssei tribe, und wer sich dess ge-
wichls underzuge, der verbessert dru pfund. Verordnung
ron 1889 Basler urkundenbueh 8,866; der goltsmcd, noch
der Silberbornes, suUen keinerlei gewichte haben denne
einerlei, so daz si an eime inncmen unde an deme an-
dern weddcr uszgeben. wer des oberkomen wurde , der
hette falsch unde dube begangen, reehtab. nacJi diatinet.
buch 6 cap. 10 Orti.opp;
vor dem kunge ein vende stat
der alsulicho Torino hat
uf disoin Schach arovilde:
he trug in monschin bilde
ein ^wichto mit der wo^
in sinir rechtin hond ze phlon.
wUtteld. echachbttch dea ftfarrert tum Hechte ;
t. d. a. 17, 893;
(bei Jacobus de Cessolis: habetis in manu dextra libram
cum pondere; M Amuenhausen : und sol in slner rehten
hant ein w&ge h&n. achachxabdbuch 18070 VMar);
er {Xerxta\ hiesz doch, daz des mitMn list
von stner l6r des waer erroant
and ime tnit in die rehten haut
ein wAf, dar inne daz ^wiht. {reim avf niht).
Hkinricii von Bbrinobn »chaehgedicht 6878
Zimmermann;
den schal men ene wachlschalen
in siner vorderen vingor malen
dar inne schal wcscn like wichte
dar hc de lüde mcde berichte.
Meister Stkpuan aekaehbveh 8401 SehiUer.
S)) gewicht für die gewogene laat:
rodes goldes nam he ein grot («wichte,
unde \or eines foltsmedes angesichte
leit ho ein schone halsrolt daraf maken.
Eberhards reimatron. v. Oandcrfheim 1189
Weüand. ähtüich eriöeung 3884, t. m.
GEWICHT U (t. «, bedeutungeumfang) 57 1 4
ß) b«i dar trtfisehen vtntendung herradä di* Mrttal-
lung die wUgna^uame ver, aotatit meh di» hadmhamg nach
dieeor eaUe üterktmfpt a^iwieen läati. fk-emimrUge btUge
für d»n begriff dw tAgewogtMn Uut etaUt He Beie^furtar
benadietinrnregil, di» da» lateini»eh» pMisom im üter-
iragenem »inn« «ii^aeh wtU gewicht m«d«rgi«btt
0) da von ir tmogm groMa nit
dez tie' IIa Inirnre
den was ir IcUb tware;
waa tio erkaadea gotu niht.
ir iot waa valseh und ir nwibt:
•rbemde ist iazin and ftbin,
das sont ir marksn rsbw «bin.
Huoov. LAMOBI«STBiNirafMMM»jrsltcr«.M{
sO sol dss wintscBchs pAml
die wsf« riblso io dw niotsa,
daz es soi von rsbis loben
alles bimelisokss b«r,
dos der nwnscbs in gewor
stMsr froudsn bifbe.
SOS wil leb selbe an Üb«
wesea daz gswicbl«
daz di« wagen ribi«
fiz«r dAfen In den lud.
erUettngton Bariaeh {ßontähiU. 875 bOcbfswtbU);
Owt (not nnd Ire
rlcheit, (ewaot, («steine, golt. daz wirt ein kraac («wiht«
wider dem schätze, der An alias asd« wart.
IlBiNRirii VON Mstacu« (IVoimilo») 1$, 9
>)) rnot Tfinnt varwigt dsn ssnlanasra,
Bor valseh' ein qointi nibt enwigt,
da wort, nibt werk, z« wa(« ügi,
pfucb, der rewiht ist (aazem vrioat oai
der alte MaiflzxBa 1 («. d. Hagen t, 04*);
durch da; in disen tagin sul wir ettewaj xQ irblUn xft
unsirme gewonllchin gewichte (jtenaum) anair* dinistis.
daj ist aunderllche gebeit inde tempemisse der Ilpnar.
Hohenfurter Benedietinerregd 4» Scherer {a.f. d. a. M. ttl).
ebento M {ja. 868).
c) im Übergang zur neuhoehdeutechen periode und inner-
halb der neueren spräche erweitert »ich der bedeutungeuwu-
fang von gewicht in mehrfacher riehtung.
a) bei einigen Zeugnissen wird der breite umfang bloaz
gelegt, der dem aubatantiv von der grundbedeutung de»
verbum» aua zusteht: gewicht, n., Wellenschlag auf dem
Rhein. Kehkein volksapr. in Naaaau 163. t-^^ wacht teil 18,
ap. 178. in anderer bexiehung gehört in diesen zttaammenhang
vielleicht ein eigenartiger gebrauch bei Geiler v. Kaisers-
bero: S. Elisabeth hat alle menschen nitt änderst heb-
gehabt dann in got, ja auch jre natürlichen kind, wann
do ai befand in jrem hertzen ain gewicht zä jrem kind,
wie dann zA andern , do bat ai got den hermn das er
ausz jrem hertzen wölt nemen alle natürlich lieb so si
het zä jren kinden. geistliehe spinn {%. predigt) ; die natur
gibt dir das gewicht in dein hertz, das ist niht ain tod
sUnd. ebenda, eine dritte »teile i»t anaeheinend al» ein
veraueh Geii.ers at{fziifa»»en, diesen eigenartigen gebrauch
von gewicht an die aonst gebräuchlichen formen ansu-
lehnen : also die seel hatt wol krafft sich Ober aich aoff za
richten , si hat naiszwan von aigner natur ain gewicht
in jr das si über sich zeucht in das von dem ai geflossen
ist, aber der leim unnd die kettin weltlicher liebe laazt
si nitt. ebenda 4. predigt.
ß) der begriff der hebelbewegung , der beim mittethoeh-
deutschen gebrauch von gewicht gang at^f di« enger« b«-
Ziehung zur wage eingeschränkt iat. ttrrweigt auk «mt-
aprechend den fortachritten und erfindungen der iethnik
in der anwendung at^f maachinen aller art: die gewicht«
an der uhr, an achleuderwuuchin«n, an muet- und arieit»-
geräthen {a. u.).
y) in der engenn >«ii«*iiiif ai^ da» wägmmftMrtn:
1)) »ind mannig/kek« HUrpiffe in diefUr dm» »uUtamtim
wage »u»tandig«» «antemdumgut sm ißtratidkmtm. gewicht
nimmt hier jedoeh wtmigu' «n dem «ermemdumgakiti»« Uü,
den der begriff da» g«r§a«« um «ich »ieht. ed» rnn dew\jenigen.
der die funetionen eine» nomms aetiemi» entwickelt.
a)) deszglcichen inn dem gewicht, wegt er {der kauf-
mann) achte für sehene, gleich wie die metzger thun,
die verkaufTen die handt und den daomen aach darmit.
Geiler von Kaisbrsbbro predigt über da» narrenaehiff
108; ». HÖNIOER 866 {bei S. Brant a. a. o. • man hclt kein
massen and gewicht); wenn man schon meinem mann,
dasz das gewicht diesem löawen ein fäler bringe, für-
5715 GEWICHT II (i,c, hedeutungsumfang)
wirfTt (der goldschmied hat nicht alles anvertraute gold
auf den löiven verwendet), bin ich doch daz gewusz wo
von nöten könte er in auch wol wägen. Wetzel ubers.
d. reise der söhne Oiaffers 90 Fischer und Bolte;
die masz kanstu wol also sinnen,
das du doran mögst ettwas gwinnen.
im gwicht bruchtü din hst alltag,
uff das du gwinst den Überschlag. , ^ , , .
Valentin Boltz welUpiegel 1 {schwetz.
schausp. 2, 144) ;
liesz ers liegen, nicht dasz sie jhm zu heisz waren sonder,
dasz sie etwas am gewicht zu schwer wagen, für einen
bruder zu ertragen. Fischart Gargantua (20) neudr. 235,
anders die beispiele in 2) c) «) 2)). ^..,, ,
i)) einzelne Verbindungen, denen unser spracJigeJuhi den
eigenschaftsbegriff der schwere unterlegt, wird die geschicht-
liche betrachtung auf ein nomen actionis zurückfuhren, da
die Verbindungen in diesem sinn schon bei wage nachzuiveisen
sind für gewicht entbehrt die ältere litteratur nach beiden
Seiten der belege; das erste beispiel gehört der Übersetzerprosa
des 14 jh an .- 1er, schepfer mich di Weisheit, domit du ge-
wogen hast di berg und auch die grünt in gleichem gewiht
und domit zu dreien vingern gehengt hast dies wenkait
der weld. Johann v. Neumarkt übers, der Pseudo- August,
soliloquien (28 librasti in pondere montes et colles) 66 Sattler,
vielleicht liegt auch ein gegensatz der auffassung vor %n:
corperliche ding ... gleicher schwere, so einander am
gewicht gleich sind (Ryff vom rechten verstandt, wag
und gewicht B 2^) gegenüber von dieweil sie nun für
sich selbst in gleichem gewicht und gleicher schwere
sindt. ebenda D 2»; als er nun auf di swelle des fürst-
lichen palastes getreten, hat er zwo weibes personen be-
gegnet, di haben ihm eine lange stange gegeben, wi solche
di Seiltänzer gebrauchen, und gesagt: er solte solche ja
in gleichem gewichte führen lernen, wann er nicht von
dem smahlen pfad, in den abgrung (!) alles unheils fallen
wolte. Samuel v. Butschky 500 .. . reden (229: lehrged.
vom hofe-leben) s. 151 ; vgl. vor allem die Verdeutschungen
von aequilibrium, aequamentum u. a. {sp. 5722), vgl. gleich-
gewicht, im gleichgewicht. noch deutlicher sprechen hier-
für die einschlägigen vericendungen des einfachen gewicht,
das hiebei die engste anlehnung an gebrauchsformen
von wage {vgl. teil 13 sp. mff) zeigt: {der Grönländer)
gebrauchet sich im fahren nur eines ruders, so auff
beiden selten recht, oder pinnen und platte schauffein
hat, mit welchem er sich im gewichte halten, und
wenn er wird durch stürm umbgeworffen , bald wieder
auffkommen kan. Olearius persian. reisebeschreibung
87» ; oder ob sie den eierkorb nicht im gewichte gehalten,
und sie davon were niedergezerret worden. Prätorius
wündschelruthe (1667) 276; halteres. . . . spring kugelen, dar-
mede sick de Springer, unde de up der linien gähn im
gewicht erholden. Chyträus momencl. lat. saa:;.''288; unter
dem hauffen war ein junger gesell, der gieng auff hohen
steltzen, die waren eines reichspies hoch, daran er ge-
bunden war, in bänden hielt er ein stäblein einer elen
lang, damit gaucklet er hin und wider, auff dasz er
meines erachtens im gewicht blieb. Salomon Sghweigger
reiszbeschreibung (I6O8) 77; fasse die muszquet mitten im
gewicht. JoH. Jag. v. Wallhausen alphabetum pro tyrone
pedestri (1615) 12; ebenso 15; zum fünfften, wie er die mus-
quet neben der gabel in der lincken band allein, wenn
nur die musquet weder zu hoch noch zu niedrig ligt,
im gewicht halten, und die rechte band frei behalten
soll ... {en la main gauche seule en contrepois, quil ne
soit trop hault ou trop bas). die drillkunst (1664) A 3*^ ;
dann halten sie die flügel still, in einem hangenden gewicht,
und scheuen das zerriszne leere mit furcht und zittern, bis das
paar
der eltem dann vor ihnen fliegt . . . {their pinions stül, in loop
libration stretch'd)
Brockes Thomsons Jahreszeiten {frühling) 83 ;
des abends, in dem trtlben himmel, beginnen feurig-rothe streifen
sich auszubreiten und zu häufen, _
die drehnde wölken zittern fast, in einem schwlndlichen gewicht,
sie kennen, annoch zweifelnd, nicht
den führen, dem sie folgen müssen {the reeling clouds stagger with
dizzy pcdse). ebenda {winter) 445.
c)) die gleichen Verbindungen dienen auch übertragener
Verwendung ;
GEWICHT 11 (1, c, hedeufungsumfang) 5716
da laufft der flüsse ström zu hauffen,
und wird gar wunderlich gemengt,
in dem er im gewichte hengt,
und musz in em gefässe lauffen,
so stets in gleicher wage steht,
und nimmer auf die seite geht,
disz fasz ist der Homerus graben,
so mit der fluth bedecket bleibt,
und diesen klosz von sammen treibt,
den sie zur mutter scheint zu haben.
Hofmannswaldau deutsche iibers. u. ged. (1679);
der sterbende Socrates 135;
man findet tausend tausend sachen
die in der wahrheits vva<ro gehn,
und da kein mensch darlf zweiffei machen,
dasz sie nicht im gewichte stehn. ebenda 76;
du tragest auch die last, wie Atlas seine weit,
an eben diesem punct, und an denselben achsen;
weil fügend und verstand sie im gewichte hält,
durch welche Brandenburg zusammen ist gewachsen.
Besser {Churbrandenburgs trost, Friedrich III.) 20 ;
in anderen Zusammenhang {s. 4) weist: mit solchen . . .
nächtlichen gestalten, und öfftern traum-wercken, betrügt
annoch die alte schlang manchen ohn behutsamen men-
schen, worvon es kommt, dasz bei vielen der träum gleich-
sam mit der heiligen schrifft in gleichem gewicht ist.
Abraham a Santa Clara Judas der ertz-schelm (1687) 4.
d)) unsicher ist die deutung des folgenden : solche kühe
seien das lustigste metzgen; sie fielen gut ins gewicht,
hätten zumeist mehr fett, als man glaube. Gotthelf
Uli der pächter 26. cap. da ins gewicht fallen ttnter den
übertragenen Verwendungen eine bemerkenswerthe rolle spielt
{s. unter i), liegt es nahe, in diesem vereinzelten beleg den
ausgangspunkt für den tropus zu suchen, freilich loäre nicht
recht klar, worauf gewicht zielte, auf die wagschale oder
einen anderen bestandteil des wägegeräths oder endlich auf
das wägeverfahren überhaupt, daneben ist zu beachten, dasz
für die tropische formel die erklärung auf dem baden der
übertragenen Verwendung nicht ausgeschlossen und dasz
für den gebrauch bei Gotthelf noch eine andere deutung
möglich ist {vgl. so werde er im ausmetzgen desto besser
ausfallen. Uli der pächter cap. 8).
2)) für die sachbedeutung eines wägemaaszes ist die Vor-
herrschaft von gewicht gegenüber den oben belegten con-
currenzformen gleichen stammes entschieden; neben diesen
werden auch andere zurückgedrängt oder ganz ersetzt, das
erste gilt für das lehnwort pfund {pondus), dessen bedeu-
tung sich verengert, das zweite für das collectiv zu lot
(geloete s. sp.dOblf): umb geliehen gelöt, wag, masz,
metzen oder eilen. Münchener stadtrecht 108 Auer {vgl. oben
ir lot was valsch und ir gewicht Martina).
3)) für den begriff des pensum läszt sich feststellen,
dasz die sachbedeutung mehr und mehr durch die Verwen-
dungen verdrängt wird, die eine eigenschaft ausprägen.
gewicht icird immer seltener für schwere körper , immer
häufiger für die körperschwere gebraucht, auch diese be-
deutungsrichtung läszt sich schon für das lat. pondus nach-
loeisen {vgl. unter 2). als ein übelstand loird gelegentlich em-
pfunden, dasz ein und dasselbe wort die sachbedeutung des
wägemasses und den eigenschaftsbegriff der schwere zum
ausdruck bringt, in der älteren zeit, als die grenze gegen
die concurrenzformen noch flüssiger war, läszt sich kaum
ein bestreben nachioeisen, den überflusz an synonymen
nach dieser seite dienstbar zu machen; so tritt z. b. im
folgenden für die gleiche sachbedeutung des wägemaszes erst
gewicht, dann gewäge auf: dag nieman ze Schafhüsen mit
dekainer band gewicht es sie gros oder klein nü hinnanhin
sol wegen us alder in . . . die gewäge sien den nur von
den die darüber . . . gesetzet sint gevächtet und gezaichent.
stadtbuch von Schaff hauten {U.jahrh.) Alemannia 5, 222;
andererseits ist gewicht z. b. innerhalb eines satzes in drei
verschiedenen bedeutungen gebraucht: dann ich wüste nicht
allein meinen vortheil im wägen, und das fleisch in die
schale zu werffen, dasz das gewicht geschwind übersieh
schnappen muste, hernach dasselbe geschwind wider
heraus zunehmen . . . und selten die käuffer alles heim-
getragen haben, so an der wag gewesen, so dasz sie ihr
völlig gewicht zu hausz hätten haben sollen, so war mir
auch in meinen lehrjahren kein finger mehr an den
bänden geblieben, mit niemand kont ichs besser, als
mit denen fleischsschätzern , die gern ein aug zuthäten,
wann sie mir wag und gewicht visitirten. Grimmels-
5717 GEWICHT II (i.e, hedeutungmmfang)
GEWICHT II (i,e^ hedeutungtumfang) 5718
HAUSEN icieder eratandene Simplie. (3, 8; verkehrte weit 10)
8 (1713), 286. in der neueren apraehe, die. gelegentlich durch
neubildungen der Verschiedenheit der begriffe gerecht tu
werden imehi, hält auch gerade der eigentdu^JUbegriff an
gewicht fe^t , wahrend die neubüdungen mehr der »ach-
bedfutung den wägemaaatea gelten, der oUgemeine apraeh-
gebrauch nimmt freilich von dieaen unieraehiedt» wmat
keine kenntnin , und wie frikher wird gewicht auch jetzt
noch in einem und demsrlben aata aotvohl für den eigen-
aehaßabegriff als aueh für die aaehbedeutung gebraucht;
eben (iicKor in «leiiiHolhcii verhilltniaz eingctheilten gewlohte
bedient man sich auch bei den (lÜMHigcn arzenelen. ob
man gleich inaanzo oder HOßenannto mcnsurirgläser hat,
die nach diesen gewichten bestimmt sind^ so tbat man
doch besser, wenn man tincturen, oehle u. d. abwiegt,
weil die flUssigcn arzencien eben so wenig als die trocke-
nen ein gleiches gewicht haben. Kari. GoriFniRD Haoen
lehrbuch d. apothekerkunst 1 (1829), tüf.; und tetnn hier
wenigstens der numerus den unierschial der begriffe an-
deutet, so füllt auch dies merkmal tceg in : kommt fUr die
eriaittlung des gewichts der Indung . . . das durch das
gegenwärtige gesetz vorgeschriebene gewicht dergestalt
in anwendung. preusM. geaetxa. 1866 a. M7.
4)) die in 2)) und i)) gekenmeichneten bedetttungsrichtungen
spiegeln sich eigenartig in der beaiehung auf edelmetalU
trieder, die schon bei gewaege (s. 0.) ao breiten räum einnahm,
die sachbedeutung eines wägemaaasea (fUnfzig marck Silbers
Costenlzer gewicht St. Oaller urk. von 1825) mrd inmitten
der etittcieklung des gemünzten tmd geprägten geldea durch
andere benennungen zurilckgedriingt : Costenizor münz,
St. Galler wolirung, Rinischer gülden, dafür gewinnen die
Sachbedeutung der gewogenen last und der eigenschaßsiiegriff
durch die gleiche Ursache ein neues gebiet, vgl. • ein llnllcr
gewicht im sinne von pensum, vgl. die formet körn und
gewicht Itei der prüfung von geldmilnzen (*. «.).
ö) besonders entwicklungsfähig ist der tigensehaftabegriff
in den abschwüehungen und Verallgemeinerungen, die über
daa wägeverfahren hinau.ogreifen •
der bcdrUcker.
Stadt und land fublt sein crewicht,
leider nur der eolgen nicht!
Langbein $ämU. ged. 1,878;
doch ihn zog nur an das TorzQfrlichüte,
und er fUgtc zusammen das fUglichste,
ausw&htcnd im wenigsten dos mehrete,
das leichteste von gewicht und von gehalt das schwerst«.
KOcKBRT (10. makame) 11, 296.
st( diesem gegensatte von gewicht urtd gehalt vgl. den
weitverbreiteten vietaphorischen gebrauch, in dem gewicht
geradetu die bedeutung von gehalt erreicht {s. unter 4).
*) am reidisten enticickelt ist eben der metaphorische ge-
brauch, der die darstellung in den mannigjuchsten stil-
formen der litteratxir belebt oder füllt, dast lateinischer
rinßusa dabei mittcirkt, ist schon oben angedeutet; ein
tceiterer kreis wird sich aus den buehungen der lexika er-
schlieszen («p. 6726); in diesen kreia fallen auch vertcen-
düngen iri«:
solt ich von sini verheisscn essen,
ich wer lengst gestorben todt,
lebt ich von niines iunckbcni gnad.
wan er sin gn.id gcb mit dem gewicht,
er hett, bi gott, em quintlin nicht
nnd spricht, er wöll mirs nit vergessen.
Thomas Murkbr narrenbetchwürung (78) neudr. $. SU.
wer sich wil vil bekUmren Ion,
wi man den wibcn TUr sot gon,
und ied in sunderheit sol nennen,
ouch eine vor der andren kennen,
nach «rem stadt zft dische setzen
und ire zucht bi dem gewicht usz schetzen.
gäuchmatt 47, 886, 9gL «. 16S ;
auf vereinzelten gebrauch bleiben andere leugnisae de»
lat. ein/lusses beschränkt: do hup her öf di stimme za
eime wortzeichene und karte mit sinen tOsinden za den
nflntüsinden mertelem gotis und sich dA wart fanden
das zehende gewichte dag verlorn was, and dö wart irfullit
di heilige zehinde zaie der zehentQsint gemarterten ritteren.
Hermann von Fritzlar, s. myst. i,i40 Pfeiffer; vgl. dazu
die belege für pensum sp. 5714. die nettere entwicklung
andererseits greiß mit ihren formen des übertragenen ge-
hrnuchs weit über die antiken Vorbilder hinaus:
IV.
0) tahlreieh aind aehon die ausgeführten gleiehniaae, die
an daa wägntrfakrmk mmknüpfen, vgl. a. b.: denn wir
Christen mOtMn dM wiaMn. wo gott nicht in der woge
ist und daa gewichte gibt, so sincken wir mit onter
•chUssel zu gründe, da« meine ich also . . . wenn gottes
tod und gott gestorben in der wog eaehQssel ligt, so sincket
er unter und wir faren empor, ala eine leichte ledige
•chUsMl. LuTii RH V. d. eoneilijau.kirehen (UI9)Tf* u. a. a. u.
t)) andere tropen knüpfen allgewmnar mn die hebel-
Wirkung im weitesten ainne an. oueh hier wtmdum tiA 4i$
oben festgestellten bedeutung aunter aehiede vit^fkA §dHn4t
meist freilich werden aie bei der Verallgemeinerung in ian
hintergrund gedrängt, dagagtn »etat aieh nunmekr im
gegensata durch tvnaehen der ßfrdemden und hemmmaätn
Wirkung dea gewichte: gewicht aU laat und druek und
gewicht im ainne von wacht: und gott sein gewalt and
maiestat in unna armenn schwachenn gefMMnn ertt«ig,
wie Paulus sagt, den sunst bliesz unns der teaffel do bin
wie ein strohelmlein ; aber wen gott kambt und hengt ein
solch gewicht dran, macht uns so gewichtig unnd schwer,
das er musz unden ligen. LuTiiP.n (ein aermon am eraten
aontag in der fasten 1528) 11, ts Weimar, u. a.: ein aanfle«
gewicht knüpfte die natur an unsem fusz. um uns diese
cinheit und Stetigkeit zu geben: es heiszt in der kOrper-
weit schwere, in der geisterweit trttgheit. Hkkder (üImm
t. Philosophie d. geaeh. d. menachh. 1, 4) 18, 28 u. a. •
mein sobn ! lass dm die alten, «dmo ordnooftn
gering nicht achten I kOstlicb anaeUUabare
gewichte sind's, die der bedringte menech
an seiner drftnger raschen willen band.
SCHILLIR (PiceolomHtt 1, 4) It, 86;
allein die silben sind offte wol gezehlet, die tcansion hat
alles richtig abgemessen, und dennoch fehlt es nirgend«
als allenthalben, das machts, der dichter hat da« ge-
wichte vergessen, und wenn der wind die lufTt bewegt . . .
wenn die menschliche curiosität mit ihrem arthel der-
zwischen kOmmt, so müssen die bl&tter gleichsam vom
tische fliegen. Clin. Weise euriöae ged. v. deutschen veraen
(1692) nachrieht xcegen des kupfertitula (ein tiaek mit bUitem.
ein theil ist vom winde herabgeblasen, motto : namero. nien-
sura et pondere); erst nachdem er da« gewicht der höchsten
gewalt mit schmerzhafter Wahrheit erfahren, streckte er
lüstern die bände darnach aus. Schiller {sojähr. krieg»)
8,249; die ausgäbe letzter band schien für ihren ersten
schuh ein neues besondere« gewicht zu fordern. E. Schmidt
einleit. tu Faust II (jubiläumaauagmbe der werke Oütket).
8)) den breitesten räum nehmen jtdoek die formdkufUn
Verwendungen ein, deren ausgangspunkt vie^fadi unaieker
bleibt, axif daa wägeverfahren lassen aick Verbindungen
icie ein gewicht beilegen, sich im gewichte halten u. m.
zttrilel^ühren. reicher belegt aind die tcetidungen, die van der
allgemeinen Vorstellung der schwere, last, wacht ausgeken:
von gewicht sein , gewicht haben , gewicht geben w. «.
vgl. die beispiele in 4). je mehr sich der ur^rünglitke
ttuammenhang verdunkelt, um so weiter 9ffitei sidi dar
kreis der Verbindungen für das Substantiv, dm» n§ek$t
liegende aind bestimmungen, die dem kreise bedeuiungsrer-
wandter Substantive angehören : Laube ... ist für Deutsch-
land von einer sozialen bedeutang, deren ganzes gewicht
jetzt noch nicht ermessen werden kann. Hbihb jnmmnt.
schule s, 8) 5. 8» EMar. im gegemsrnt» au dieser ittmi»dktm$
vgl. die reinliche trennting in .-
jetzt wigt er sie (die nahir) mit meoschllch— gewi^Uo.
roistt sie mit maszen, die sie ihm geUeha^^
SrniLLCR (dl« kimtUer 280) 8, 871 OesJfto.
ewdsin Verbindungen erwachsen aus amäertn isieutmmg»-
ti Ilsen. MS die das sttbstantiv durch den
gabrmuek eindringt: bei dem gewichtmaeher
grSste gewicht auf die seele sein, will ««gen. die für
nehmste sorg. Abraham a. S. Clara etwas für alle 2. 27S;
o dea hoben wsrth das Uelss
lehr' «BS, gaiBl des ewigaal
die« gewicht des hBehsIsa gilss
fttr die armen itsrhlfchaa.
SrHVBART (pesitoMMsder.- ssUmȤ dea kL
geute»} ged. 278 Htmf;
warum betrachtet man in allen Staaten den minister dea
auswärtigen vorzüglich als minister, and rtamt ihm den
rang o<ier da« gewicht über denen des Innern ein?
F. M. Klinobr befrackt, u. ged. über versek. gegenst. i, 219;
359
5719
GEWICHT II (1, d, Statistik)
'kommen sie, meine damen, der rehrücken Mngt an
wichtiger zu werden als alles andere, nicht wahr, Jo-
hanna?' diese gefiel sich in einem achselzuck en und
suchte die Zumutung, als ob dinge wie rehrücken und
bowle je gewicht für sie haben könnten, entschieden ab-
zulehnen. Th. Fontane {irrungen, -u-irrungeniZ) I, 5, s. 216.
d) Statistik.
a) allgemeiner überblick: die einzelnen bedeutungsrich-
tungen des Substantivs grenzen deutlich auch bestimmte
gebiete der litteratur ab. die sachbedeutung des wägemaszes
nimmt in polizei- und Straf bestimmungen breiten räum
ein; auch in den weisthümern und in einzelnen teilen der
militärlitteratur kehrte die fiirsorge für rechtes masz und
geicicht immer wieder, der nationalökonomie und derpolitik
gehört mehr der kämpf gegen die landschaftliche Zersplitte-
rung des gewichts an. ein recht, ein geicicht ist eine
forderung, die schon in den sogenannten reformutionen der
bauernbewegung erhoben wird, und die ihre erfüllung erst
im neuen deutschen reiche fand, vgl. unter (masz- und)
gewichtsordnung.
der eigenschaftsbegriff wird, vrie die bibelüber Setzung
zeigt, schon im münzverkehr entvnckelt; er kommt sodann
in der teleologischen richtung der geistlichen litteratur zur
geltung (vgl. die an Hiob 28, 25 u. a. anknüpfenden dar-
stellungen, s. u.). als diese auffassung aber durch die
eigentliche naturforschung abgelöst tourde, war es die
physik — im besonderen die mechanik — die mit der lehre
vom gleichgetoicht und mit den Untersuchungen über das
spezifische geivicht der körper dem eigenschaftsbegriff Ver-
breitung sicherte, die einschlägigen Schriften trugen frei-
lich meist fremdsprachliches gewand, aber die praocis be-
dient sich deutscher worte, tmd mit dem 18. jahrh. bürgern
deutsche Übersetzungen und Originalschriften das subst.
auch in die urissenschaft ein, vgl. auch gewichtskunst,
gewichtlehre u. a.
dasz die übertragenen Verwendungen in der spräche der
poesie und in der gehobenen prosa breite entioicklung fan-
den, ist schon hervorgehoben, eigenartig ist, wie bei Herder,
Jean Paul, Eichendorff die gleichnisse, die an das ge-
wicht der uhr anknüpfen, bevorzugt werden, ähnlich bei
Schiller, nur dasz dieser immer wieder das nieder-
drückende, herabziehende an dieser bedeutung von gewicht
betont, die formelhaften erstarrten Verwendungen lassen
sich am besten in der Shakespeareübersetzung Schlegels
nach ihrer ganzen Verbreitung messen, wo sie selten durch
die vorläge geiveckt sind, im heutigen stil gehören sie zu
dem theü unseres formelschatzes , dessen sich auch die
strengste richtung der gelehrtensprache gern bedient.
/!?) die bibelübersetzicng giebt sowohl in den verhältnis-
mäszig zahlreichen fällen der Übereinstimmung sämtlicher
Übersetzer als auch in den einzelnen abweichungen anhalts-
punkte für die beurteilung unsers Substantivs nach gebrauch
und Verbreitung, gewicht entspricht hier durchaus einem,
pondus der vorläge, beachtung verdient, dasz die meisten
belege das alte test-ament betreffen; die sinnliche grund-
bedeutung stützt sich auf die historischen bünher, der meta-
phorische gebrauch auf die propheten. die züge, die der
letztere entwickelt, bleiben auf den rahmen der bibelüber -
Setzung beschränkt, erst in die dichtung des 18. jahrh.
greifen sie vereinzelt über.
l)) die Übereinstimmung der Übersetzer unter einander
und mit der vorläge beschränkt sich auf die sinnliche grund-
bedeutung, und zwar in den beiden formen der sachbedeu-
tung und des eigenschaftsbegriff es.
a)) die sachbedeutung knüpft vor allem an die bestim-
mungen des Mosaischen gesetzes an : denn wil ich euch
den Vorrat des brots verderben, das zehen weiber sollen
ewr brot in einem ofen backen, und ewr brot sol man
mit gewicht auswegen, und wenn ir esset, solt ir nicht
sat werden. 3. Mos. 26, 26 Luther (et reddant cos ad pon-
dus; geben si zu dem [der] gewicht Eggesteyn, Ko-
burger; gheven dat brod to ener wicht Arndes; na
dem gewichte Quentel, ähnlich Eck; mit gewicht
auszwegen Dietenberger Züricher bibel); du solt ein
völlig und recht gewicht, und einen völligen und
rechten scheffel haben 5. Mos. 25, 15 Luther (pondus
habetis iustum et verum; rechtes gewicht Eggesteyn,
KOBUROER u. o.). ähnl. i. chron. 24, 29 (zu allem gewicht
GEWICHT II (1, d, in der bibelübers.) 5720
und mas Luther pondus atque mensuram); Sprüche
Salom. 20, 10 (mancherlei gewicht und mas Luther);
und wenn man sein heubt beschur ... so wug sein haubt
har, zwei hundert sekel nach dem königlichen gewicht
2. Samuel. 14, 26 Luther (ponderabat capillos capitis sui
ducentis siclis, gewicht bei Eggesteyn u. a.).
b)) der eigenschaftsbegriff überwiegt in den stellen aus den
historischen büchern. fast ausschlieszlich macht sich die
beziehung auf edelmetalle geltend, deren schtcere als werth-
messer für den tauschverkehr benutzt wurde : und das ge-
wicht seines pantzers war fünff tausent sekel ertzs
1. Samuel. 17, 5 Luther (pondus loricae, daz gewicht seins
halsbergs Eggesteyn, ähnl. Koburger, Arndes [wicht],
Quentel, DrETENBEUGER, Eck); und die gülden stirn-
bande die er forderte, machten an gewichte, tausent
sieben hundert sekel goldes Wc/ifer 8, 26 Luther (et fuit
pondus postulat. in aurium mille septing. auri sicli, das
gewichte . . . was tausend dcg zickel des golds Eggesteyn,
Koburger, Arndes [wicht], Quentel, Eck; machten
am gewicht Dietenberger; Züricher bibel); aber am
vierden tage ward gewogen das Silber und gold und ge-
fesse . . . nach der zal und gewicht eines iglichen, und
das gewicht ward zu der zeit alles beschrieben Esra 8, 34
Luther (juxta numerum et pondus omnium, descriptum-
que est omne pondus; an beiden stellen gewicht bei Egge-
steyn und allen übrigen; vgl. auch nach zahl und ge-
wicht dargewogen; und das gesamte gewicht wurde da-
mals aufgeschrieben Kautzsch); ganz ebenso 2. chron. 4, 18;
des golds aber das Salomo in einem jar kam, war am
gewicht 666 centner l. kön. 10, 14 Luther (erat autem
pondus auri, das gewichte . . . was Eggesteyn, Koburger,
Arndes, Quentel, war am gewicht Dietenberger,
Züricher bibel); also gab Aman umb den räum, geld am
gewicht sechs hundert sekel l. chron. 22, 25 Luther (siclos
auri iustissimi ponderis sexcentos, gewichts Eggesteyn,
Koburger, Arndes, Quentel, Eck; am gewicht Dieten-
berger, Züricher bibel).
2)) in den fällen, in denen einzelne Übersetzer abweichen,
ist unser Substantiv in der spräche Luthers bevorzugt,
er gebraucht es namentlich auch für metaphorische wen
diongen.
a)) Zeugnisse für gewicht in der Übersetzung Luthers.
«)) nur selten ist gewicht schon von einem der Vorgänger
gegenüber den älteren Versionen eingefügt loorden : und ich
wil das recht zur richtschnur, und die gerechtigkeit zum
gewicht machen, so wird der hagel die falsche Zuflucht
wegtreiben, und wasser sollen den schirm wegschwemmen.
Jes. 28, 17 Luther (und ich setz das urteil in die wog:
un das recht in die masz Eggesteyn ; uS ich setz dz
urteil in de gewicht, und die gerechtigkeit in die masz.
Koburger; et ponam in pondere iudicium; gewicht bei
Arndes, Dietenberger, Quentel, Eck).
ß)) mehrmals stimmt Luther im gebrauch von gewicht
mit der altern bibel überein, während die spätere Übersetzung
abweicht, nur selten handelt es sich in diesem fall um
den eigenschaftsbegriff: da war eines jglichen geld oben
in seinem sack mit völligem gewicht l. Mos. 43, 21 Luther
(eodemjoonciere/gewichtEGGESTEYN, Koburger, Quentel,
Dietenberger, Eck, Kautzsch; in deme sulve werde
Arndes); und nam die kröne jres königs von seinem
heubt, die am gewicht ein centner goldes hatte 2. Samuel.
12, 30 Luther (pondo auri talentum; die do hat edels
gestein in der gewicht des goldes ein talent Eggesteyn,
ebenso Koburger; am gewicht ein centner golds Dieten-
berger, Eck; woch ein punt goldes Quentel; ähnl.
Arndes; sie wog ein goldtalent Kautzsch). meist han-
delt es sich um die sachbedeutung des wägemaszes , für
die bei spätem je nachdem pfund oder gewichtstein ein-
gesetzt wird, vereinzelt tvird auch das verbum gebraucht
statt des Substantivs, am häufigsten weicht der neueste
Übersetzer, Kautzsch , zu Ungunsten von gewicht gegen
Luther ab: rechte wage und gewicht ist vom herrn,
und alle pfunde im sack sind seine werck. sprüche Salom.
16, 11 Luther (pondus et statera, gewicht und wage
Eggesteyn, Koburger, Dietenberger, Quentel;
rechtes wiegen und wägen Kautzsch); du solt nicht
zweierlei gewicht in deinem sack, gros und klein haben,
und in deinem hause sol nicht zweierlei scheffel, gros und
5721 GEWICHT II (i. d, in der hibeltiben.)
klein sein. 6. Moais M, 18 LuTiiP.n (diveraa pondera, ge
wicht bti EooBSTBYN und den übrigen : du sollst in deiner
tnache nicht zweierlei gewichtsteine haben Kautzscii);
ebeiuo Syraeh 4», 4; deagl. Micha 6, tl {hier hat «cAon
DiF.TRNORnaKH gewichtsteine): wer misset die wasser
mit der fanst, and fasset den tiimel mit der spannen?
und begroifTt die erden mit einem drciling, und wieget
die berge mit einem gewicht, und die hUgel mit einer
woge? Jeaaia 40, m LuTiiKn (libravH in pondtrt moHfef,
gewicht EOÜKSTKYN, KoiiUnnRn, AllNUKS, DlBTENUBROItn,
Eck; hofft gewegon de borge ende die hoTele in der
wagen Qukntri., ähnl. Züricher bibel; mit einer schnell-
wage Kaut/rch). in der umfangreiehtn dar»teUuM§ von
i ehron. w, uff. , wo die vulgata für die eachbedeuhmgen
von stater und pensum und ebeneo /iBr den eiaenaAe^fte-
begriff ununterbrochen dae wort pondas wietUrkUt, da» die
älteren bihtlübereetaungen gleichmäetig mit gewicht leieder-
geben, iet Luthbr der erste, der etch mit leichten ände-
rungen hilft {tum allmählichen vordringen der änderungen
t'gl. die Varianten), weiter geht natürlich Kautzscii.
y)) wo LfTiiRH gegen die ältere bibelübertettung gewicht
einaetet, aind abgeathen von den füllen, in denen Luther
eit^faeh umgeataltet, für die ältere bibel noch eoneurrens-
formen tri« wage (masz) tuatändig-. die belege »eigen die
eachbedexttimg und den eigenachaßebegriff.
0) 1)) falsche wage ist dem horm ein grewel, aber ein
▼öllig gewicht ist sein wolgcfallen aprüehe Salom. ll, l
Luther {atatera doloaa , . .pondtia aequum, gerechtz masz
BooBSTBYN, Koburobr, gewicht [wicht] die übrigen);
tbeneo Heeekiel 46, lO (atatera iuata, rocht gewichte ; hier
bei EooBSTBTN und KoouRnRit gerecht wag); ebenao
weiah. Salom. ll, »a.
>)) >)) und eine gUIdene zungo, funfTzig sclcel werd am
gewlohte Joaua 7, Sl Luther (regulamque auream quin-
quaginta aielortim, ein guldin hauben von fUnffzig sicicel
KonunoEH, ähnlich Eooestkyn, Arnues, Eck; werth am
gewicht Diktenbergkh, Züricher bibel, ähnlieh Quentel).
ähnlich 8. chron. 8,9; 8. Samuel. 81, 16; ich wil den verrat
des brots zu Jerusalem wegncmcn, das sie das brot essen
müssen nach dem gewicht. Heaekiel 4, le Luther (eome-
dant pantm in pondere, essent ir brot in der wage EooE-
steyn, Koburorh; dasz sie es ausgow&gen essen Züricher
bibel. ähnlieh Kautzsch ; nach dem gewicht Dibten-
BEROER u. a.); da er dem winde sein gewicht machte, und
setzte dem wasser seine gewisse masse Hiob 88,86 Luther
(gilt fecit ventia pondua; hat gemaohet die bUrde den
winden ErsoESTRYN, Koduroer, gewicht Quentel u. a.,*
als er des windcs wucht abwog Kautzsch). vgL:
und als dorn wind* er zuwof sein gewicht,
und er den wassern gab ihr moos.
Herder {rom peitt der ebreitehen poette 1, 8)
11, 404 Suphan.
b)) die fülle, in denen Luther ein von der älteren bibel-
iiberaetxung gebrauchtea gewicht durch andere formen er-
aetat, betreffen faat attaaehliesxlieh die aachbedeutung der
abgewogenen maate, den begriff pensum.
a)) mein hcrr, höre doch mich, das feld ist yierhondert
sekel Silbers werd l. Moa. 88, 15 Luther (quadringentie
siclia argenti valet, vierhundert gewicht Silbers werdt
KoBUROER, ebenao Arndes, Dietenbrroer, Quentel);
dazu ertz und eisen on zal Luther l. ehron. 8S, 14 (aerie
vero, et ferri non eat pondua; des eisens ist kein gewicht
Kouuroer, Quentel, Eck; dasz es nicht zu wÄgon ist
Kautzsch); rechte wage, rechte pfund, rechte schcffel . . .
sol bei euch sein. 8. Moa. 19, 86 Luther {atatera iuata et
aeqtta aint pondera; pach der wag sint auch geleich ge-
wicht EooESTEYN, efterMo KoBUROER, AuNDES, Quentel.
Eck; recht mesz, masz Dietenberoer; rechte pfund
Züricher bibd; richtige gewichtsteine Kautzsch). manch-
mal folgt Luther hier dem beiapiel eimelner Vorgänger,
die üirtraeita achon von den älteaten überaetsem abweichen ;
da nam Maria ein pfund salben, von ungefelschster kSst-
licher narden. Joh. 18.8 Luther (Maria enphieng das ge-
wichte der salben Mentrl, ebenao cod. Tepl., Eooestetn;
dagegen pund achon bei Ulfilas, pfund bei Zainer. Soro,
KonuRGER u. a.); ebenao: herr dein pfund hat zehen
pfund erworben Lucas 19, 16 Luther (taihun skattans bei
Ulpilas), daa gleicJte Lucaa l», 18 w. «.
GEWICUT n (1. d, UxihOUck gehukt^ 5722
fi)) dem gegenüber aiekl die unlm-drütkunj im mOdanUm
für den eigeneekt^flthefriff §tn» vmtUmti: deine tfedm,
die du (eglieb MMn most. sei gwBozig sekel sebweer
Heaekiel 4, 10 Luther (wirt in der gewicht lo nuuee
Koduroer. ähnlich Arnueb. Quentbl, Dibtenbbrobh.
Eck u. a.).
y) aus den wörterbüekem ergiebt sieh eine groeae gleieh-
mäatigkeit in der Verbreitung dea aubatantive dtartk dit
vereehiedenen perioden der netteren aprache. üt tltmtn
voeabulare bevorzugen twar noch coneurren^formm , 9fL
wage bei Dibpendach eoo^. 814* w. a.; aueh Dastpooios
verhält eich noch »pröde (vgl. aeqttilibrium, io die waf
instaht, gleich ist; libramentum, gleiche der wag, aequi-
pondium; gleich gewicht B 8*); im deutschen teil seine»
dictionarium führt er gewicht überhaupt noch nickt auf;
im lateiniachen teil wird es für pondus. stater, sacomB
gelegentlieh erwähnt, anders schon bei Maaucii, und wm
da an fehlt ea in keinem der leffrAtrMdher wtehr.
ebenso gleichmäetig erscheint die geograpkieehe eerlm-
tung durch die verachiedenen mundarten. vgL SCHMBLLSII
8*, 844; Lenz Handachuhaheimer mnda 88*; Martin u.
Lienhart wb. d. dsäs». mnda 8,787*; Jecht Man^fdder
mnda 48; Bauer {für Wald»k)¥i^: HöNia KUner mnda «6;
Dan NEIL (f. d. Altmark) 84«; 6. Krause mundarten im
kreise Jerichow {ndd. jahrb. 86) 68.
für die abgrenxung und gliederung dea bedeutungsinhaUe»
bieten die lerikaliachen buchungen trota at^ffaUenden lüeken
manche anhaltepunkte. miaalich ist die Vieldeutigkeit der
fremdapraehlichen parallelen — vor allem au» der toi.
Sprache, für Ubr» allerding» ist in der üherwiegendan
mehrtahl der beleg» tm»»ddiestlieh die bedeuiitn§ wage
anzuaetten; dagegen iet der bedeutungauwsfang ßkr poBdos
um ao weiter au wichen, e» lätst »ich al»o wenig »dklieewen
aua angaben wie: gewicht, pondu» Schönslbdkr V t^;
C. Seidel 46; Rädlein 888*; gewicht, poiu/ti«. poiufo Ca l-
visius 70*; gewicht, pondua, pondo. libra H. Oecimator
Silva voctUf. V 8*; daa gleiche gilt für gewicht, tceight Th.
Arnold compl. vocab. 9,487; gewicht, weight, poida. peeo
BoBRiK 816'; ähnlieh Beil teehnol. wb. 848. um »ieksr-
aten führen griechiache parallelen («. u.), Bineiiilsw 4i» t»
den späteren wOrterbüehem anwachsenden fortnethßflen Ver-
bindungen.
l)) uugniaae au» fremdepraddiiektn wfrtenMcAem. die
daa wort unter fremdem stiehwori» &uiA»n,
a)) hier tritt die funetion eine» nomen aetioni» deut-
licher in den Vordergrund, auf diese weisen »ehon einige
griechische parallelen bei GarthKömo: libramentum . . .
das gewicht . . . (foni), dLn} 481*; momentum, pro qumli
eunq%i» pondere, gewicht ^o^ 484*. daau vgL momen-
tum ... ein wanck , scbwanck , mok . . . aaszzag als in
einem gewicht CholinusFrisius 66«*; Frisius (1868)
888*; libramentum . . . abgewicht, oder dae abmlesen mit
der richtschnAr CholinusFrisius 515*. äknlieh Simon
Rot J 8*; at«eA die parallelen su aequilibrium u. «. weieen
in diese richtung: aequiliirium . . . wenn das gewicht in-
steht Hadr. Junius ii««mnc^/. 180 (wenn die wag grad
glich innstadt Cholinus-Frisius 88*; so die wag gleich
ist, and die sang in der wag gleich insteht Sbrrancs
a6*): das instehend gewicht Fabbr 80*; 448*; Garth-
KÖNIO 88*; ebenso Denzler l«*; ähnlich Matthiab 1. 41*;
148*; mafuüibrita» ... gleich gewicht A. Rktrbr i, 188;
aequi§tmdimm , dag gewicht an der schnell wa( Hadr.
JuNiUB 180; gleiche gewicht Cholinus- Frisius 88*;
gleichgewicht Üenzler 18*: ähnlieh Uatthiae i, 48*.
MCOMa . . . instehend oder vollkommen gewicht, an dem
weder für noch hinder ist Dastpodids 0(4*. ebeneo
Cholinus- Frisius 778*; Frisius iits*; Dbnzlbr «74*:
Matthiab 8, 68* («ff. was man dem gewicht . . . der wag
zugibt, damit die wag innstand Junius 180. vgL Krasmos
Aloerus CS*); McoiPM ... ein widergewicht, gegengewicht,
quod lanei trutinae t^iunctum, aequatitmttm pemderi» eon-
eiliat Faber 708*; librmmtentmn {bilmnei») das iastehend
ghewicht Junius. ». Dibfbnbacb 887*; UbrmmaUmm, wig-
zeug, das gewicht instehend gewicht Dbnzlbr an^; l^m-
mentum, das gewichte Faber 448*; eben»» (das gewicht,
die gleichheit) Matthiab l. 784*; dm»u vgL halier...
bleikaglen, so die haltend, die äff dem seil gond, si im
gewicht ze behalten Cholinus-Frisius 408*, c6eiuo Fri-
359*
5723 GEWICHT II (i, d, lexikalisch gebucht)
Sius u.a., vgl. gewichtstange {s. u.)\ libratum ponderi-
bus, in gwicht gehenckt Cholinus-Frisius öio''; ähnlich
Faber 374*' (gewicht oder wage).
b)) zur Sachbedeutung:
«)) für das wägemaasz: pondus ... ein gewicht Dasy-
poDius D d 1*; pondus pro libra, das gewicht damit man
wigt Frisius dict. lat. germ. (1556) 1018"; ebenso Denzler
599*; pondo ... ein pfund oder pfundsgewicht Faber 633»,-
assipondium . . . pfund-gewicht Reyher 1, 552; stater, ein
gewicht das vier quintlin haltet Dasypodius Ji 7°; ebenso
Serranus Bi"; Denzler 749*; pondus duodec. tmc,
12 untzen gewicht Reyher 3,514; hexagium, ein gewisz
gewicht, vier scrupel 331* ; vgl. auch scrupl bei S. Rot P l*.
ß)) /"^ ^^^ gewogene masse : pondus , gewicht , das ist,
etwas gewägens Gholinus-Frisics 670"; superpondium,
ein zügewicht, das man über das schuldig gewicht zu-
gibt 835'' ; vgl. auch pondus . . . gravitas , eine schwere,
eine last, gewicht, eine grosse summ Faber 633».
;')) münzbesümmungen : ciclus, silbergewicht mitteldtsch.
vocab. rer. des 15. jahrh. Diefenbagh 117°; untia, untz
oder gewicht Brack vocab. rer. 26*; talentum, gewicht
von sechshundert krönen S. Verepaeus lat. li?iguae pro-
gymn. (1589) B 8*; pedem seu ligam vocant intrinsecam
bonitatem et preciositatem monetce, das körn, das inwendige
gehalt, pondus quoque vocant, das schrot oder gewicht.
Reyher 3, 352.
S)) hebel an maschinen : pondus . . . bleigewicht an einer
uhr Denzler 599'».
c)) zum eigenschaftsbegriff vgl. pondus . . . ein gewicht,
schwere oder grosse Serranus v 4*; pondus, gewicht,
schwäre. Cholinus-Frisius 670''; ebenso Denzler 599'' ;
pondus, die schwere, das gewicht Corvinus /on*. lat. 602;
ähnlich noch Matthiae 1, 1031*; pondere aliquid (^stimare,
vel examinare, etwas nach dem gewicht oder nach der
schwere schätzen, das ist, etwas wägen. Reyher 3, 514.
2)) unter den Wörterbüchern, die vom deutschen Stichwort
ausgehen, wird auch die umfassendste buchung der mannig-
falttgkeit der Verwendungen nicht gerecht, dies erklärt sich
zum theil schon aus den geschichtlichen Verschiebungen des
bedeutungsumfangs , der nach der einen seite eben so viel
einbüszte, als er nach der andern gewann, die ältere spräche
konnte ja sogar das geräth selbst, die wage mit ihren
bestandtheilen , durch das subst. kennzeichnen, die spätere
spräche muszte compositionsformen zu hülfe nehmen, vgl.
gewichtschüssel, gewichtschale für statera. die entwich-
lung des eigenschaftsbegriffes , der den heutigen gebrauch
des Substantivs hauptsächlich bestimmt, vollzog sich anderer-
seits auf kosten des nomen actionis und des begriff es pensum.
die fülle der übertragenen Verwendungen endlich erwuchs
der aufblühenden dichtung, deren spräche von den Wörter-
büchern des 18. jahrh. nicht mehr erfaszt wurde, aber auch
sonst ist gegenüber von gewicht vielfach eine ange des
gesichtskreises zu beobachten, der die wesentlichen züge oft
entgehen, dies gilt schon für die weitläufige darstellung
bei Henisch und später selbst für Adelung, der zwar
die metaphorischen formein sorgfältiger bucht, aber für
die sinnliche bedeutung den ganzen complex der Verwen-
dungen auszer acht läszt, die an den hebel bei der uhr
und bei maschinen anknüpfen, diese werden erst von Campe
nachgetragen.
o)) Verwendungen, die von der sinnlichen grundbedeutung
ausgehen.
«)) der gesamtbegriff der wage kommt in älteren buch-
ungen neben den anderen bedeutungen noch zur geltung : ge-
wicht, stater, statera, tripondium, idem libra uncium. vocab.
incip. teut. i6''; ähnlich in andern vocab. vgl. Diefen-
bagh 550"; vgl. gewicht oder wagtzung vocab. theut. (Nürn-
berg 1482) m 6*" ; vgl. t,vydv, ara&fiös . . . pondus, gewicht,
pfundtstein Frisch lin 116»; ghewicht, jjonrfws, momentum,
libra, trutina Kl LI AN 146*; gewicht, pondus, pondo, libra;
gewicht, wag, trutina Henisch 1598.
ß)) zu den oben für das nomen actionis in anspruch
genommenen deutungen von aequilibrium u. a. vgl. nun die
deutsclien parallelen : statera . . . wage recht im gewicht.
vocab. praedic. (Straszburg i486) d'' ; ghewicht in de wage,
instaendo ghewicht, aequilibrium, aequamentum, libra-
mentum Kilian 146*; ähnlich Henisch 1.599 (cum neutrum
inclinatexamen); CALVisii)8872»(v5ri.EMMEL228); Schöns-
GEWICHT II (1, d, lexikalisch gebucht) 5724
LEDER V 5*; Stieler 2526; Kirsch (instand des gewichts)
2, 151*; Chomel 4,1059; Matthiae 2,181*; Hederich 1,1425
(gleich instehendes gewicht); Frisch nouv. dict. 2, 279;
vgl. auch Aler 936*; das gewicht an der schnellwag,
aequipondium Henisch 1599; gewicht, sacoma Schöns-
leder V 5*; gleichgewichte , aequilibrium Steinbach
2, 1013; Frisch 2, 445"; dazu vgl. gemina sttspendere lance,
auffs gewicht oder waag legen Schönsleder V 5*; ebenso
Aler 936* (aeque vel. gem. susp. lance) ; im gewichte haben,
balance Frisch nouv. dict. 2, 279; manche btichungen kenn-
zeichnen diese bedeutung des Substantivs durch beispiele,
die das gleiche tvort in mehreren bedeutungen wiederholen :
gewicht, das man aufflegt, damit' s gewicht gleich stehe
Aler 936*.
/)) zum eigenschaftsbegriff führen schon vertvendungen
der vorhergehenden gruppe über: auszschlag des gewichts,
momentum (vgl. EuuEh 22S) ; Henisch 1598; v^L ausschlag
des gewichts, le surcroit ou siirplus DuEzi99*; Rädlein 383,
ebenso Frisch nouv. dict. 2,279, s. unten: gewichtsaus-
schlag ; was man dem gewicht zugibt, damit die wag inn-
stand, saccoma Henisch 1598; gewicht gleicher schwere,
aequipondium Matthiae a.a. o.; gleichen gewichtes sein,
to equipoise. teutsch-engl. wb. 2, 772; ähnlich Aler 936*.
ausdrücklich ist der eigenschaftsbegriff zuerst bei Hulsius
gekennzeichnet: gewicht, schwere, gravezza. dict. (1605) 63*;
vgl. auch gewicht . . . nachdruck Hederich l, 1422; gol-
denes kleid von grossem gewichte l, 1422; ein goldenes
stücke geld von groszem gewichte Stein bach 2,1013; das
hält so viel am gewicht, cela a tant de poids Rondeau
2, Uu3*; das rechte gewicht, das ein stück münze in der
mark haben soll, recours. ebenda; ein schweres gewichte,
grave pondus Steinbach a.a.O.; gewicht der holzartcn
(spezifisches oder eigengewicht) S. Beulen realwb. der
forst . . künde 3, 1423^. ; fraglicJier ist de osse het wat in
der wigt ... ist schwer Brem.-nieders. wb. 5, 163. zielbewuszt
steuert Adelung auf den eigenschaftsbegriff im bedeutungs-
gehalte von gewicht los; er stellt ihn — seiner methode
nach mit recht — an die spitze der Verwendungen, wobei
er auch darauf aufmerksam macht, dasz ihm der plural-
gebrauch, den die sachbedeutung entwickelt, nicht zukommt,
ebenso Karmarsch technol. wb. 1^, 246 u. a.
S)) Sachbedeutungen auszerhalb des tvägeverfahrens : ge-
wicht von blei an einer schnür . . . bolis cataproratus
Henisch 1599; gewicht an einem brunnenbalken oder
an fallbrücken, bacula Frisch nouv. dict. 2, 279; halteres,
seiltänzergewieht Stieler 2526; vgl. wnfen gewichtstange ;
das gewicht an einer uhr oder an einem bratenwender,
the weights ofa dock or kitschin jack. teutsch-engl. wb. 2, 772 :
ebenso Rädlein 383* (eingeschränkt auf die uhr: contrepoids
de l'horloge) ; ebenso Rondeau 2, Uu 3" (fügt hinzu: groszes
stück blei oder eisen, das den Stickrahmen hält; gewicht
hinter einer thür, valet de porte) ; gewichte . . . heisset in
der mechanica ein schwerer cörper, insoferne er einem
andern cörper dergestalt verbunden ist, dasz er mit das
aequilibrium halte . . . überhaupt verstehet man also durch
das gewichte einen schweren cörper, mit welchem man
durch den druck seiner schwere etwas auszurichten ver-
mögend ist . . . eine maschine durch gewichte bewegen
Chomel 4,1048; die gewichte einer uhr Campe 2,363*.
je)) das wägemasz: gewichte oder lot oder untz. voc.
theut. (Nürnberg 1482) m 6*; gewichte dreierhundert pfunt
swer. ebenda; gewicht, damit man wägt, pondus, libra-
mentum M aaler 179*; gewicht, wornach man was wäget
Hederich 1, 1428; gewicht und maszvergleichung , men-
surae et ponderis . . . proportio Henisch 1599; über ein-
serlei wag und gewicht ist nicht zu klagen, ebenda;
gebt mir die wage und das gewicht, bailUs moi les ba-
lances et les poids Rondeau 2, Uu 3* ; kleine abgeteilte
gewicht, pondera certa Henisch 1599 (vgl. hierzu schon
Cholinus-Frisius 670*, vgl. auch unter gewichtlein),
ebenso Aler 936*, Hederich l, 1422; kleines gewicht, da
fünff loth vier loth machen. Frisch 2,445"; das kleinste
gewicht, ceratium Kirsch 2, 151*; Matthiae 2, 181*;
falsch seu leicht gewicht, pondus iniquum Stieler 2526;
grosses, schweres gewicht Hederich a. a. o.; grosz-
gewicht Frisch 2,445"; gewicht, pfundstein Emmel223;
peso d'una libra (gewicht eines pfunds) Hulsius (1605) 63";
de wigte, die pfunde vers. eines Bremisch nieders. wb.
5725 (it^WlCHT II (i, d, lexikalisek gebucht)
6.108; contnergowicht Henisch IBM; RAdlein SM*; ein
contncr-ßowicht, un poida de eent livrt» DUBZ (1604) 109*;
ähnlich Kiiiscii >,151*'; {centtimpondiuwii MATTlllABa.181*;
teutschengl. icb. 8,778; gewicht Ton 81 pfund (t. de marine),
arrobf. Kondkau a.a.O.; gewichte ... sind «os einen,
motallo oder Hloin zuhereitete cörper von gewisser schwere,
nach wolchor man die schwere anderer cOrper, ver-
mittelst der wage , zu scliätzon . . . pflegt ... es sind
aber . . . nicht nur nach dem unterschiede der nationcn
die gewichte ... unterschieden: sondern et hat auch
einerlei nnliun vor seiton andere gewiclite gehabt ... bei
eben derscibigcn sind die gewichte, mit welchen man
verschiedene saciien abzuwiegen pfleget , nach deren . . .
wcrth '. . . ohonfulls wieder versohiedun; und hat man
solchorgoslalt gold- silher- perlen- diamant-, bergwerck-
milntz- apothekor- cramcr- fleisohor-gewichte, und so ferner.
CiiOMEi. 4, \owff.; Wiener gewicht, 100 pfund der contner
8, IM"; Cöllniflch gcwiclit. teittach ■ engl. tr&. 8, 778; Nürn-
berger, Cöllnisch etc. gewicht Honukau 8, Uus*'; verschie-
dener örtcr gewicht eines ins ander zu reduciren. teittaeh-
engl. wb. 2, '12; landesfUrstlichos gewiclit, darnach die
andern müssen eingerichtet worden. Rondbau a.a.O.; in
Berlin, nach dem preusz. landesgewichte S. Bf.iii.en 8,488;
ein einsct/.gowicht, ein satz von kleinem gewicht, deren
immer ein kleineres in ein grosseres gesetzet ist, a aet
of »mall iceight. teut.fr h engl. tcb. 8,778; bei verkaufTung
der lisclio aber soll flcischer und nicht kramer-gewichte
gebraucht werden CiiOMt:i. 4, 1060; apothokergewicht, libra
Rotnana. Cai.visius 873*'; Stiri.er 8586; CiiOMBL 4.1000;
Frisch 8,446° (gold, silber, perlen auszuwägen) ; S. Beh-
LBN 8,488; krumergewicht, libra merculi» Stiki.eii 8586;
^enso Steiniiacii 8, 1018 {libra aromataria) ; ein brot mit
gewicht auswcgen Hemscii 1599; mit gleichem gewichte
abwiegen, paribua ponderibtta examinare Steinoach 8, 1018;
mit dem gewicht kaufTen, aliqiiid pondere emere Albr W6*;
nach dem gewiclit vcrkaufTcn (//y the weighf) teutaeh-ettgl.
tcb. 8, 778; ebenso Kiitscil 8, 151 *> {atib exagio vender^;
Mattiiiae 8, 181*; Honoeau 8, Uns** {vendrt au pcida)',
brot nach dem gewicht essen Hkniscii 1599; pfeflTer giebt
man nach gewicht SciiÖNSLEOEH Vs**; Aler 03ß*>; ähn-
lich Räui.ein 883*; }lRnF.Ricii 1,1488; gewichte abziehen,
eichen Chomki. 4,io59; ebenao teutaekengL vb. 8,778 (eichen,
adjustircn oder richtig machen); abgezogen gewicht, poida
ilchantillonni. Romikau a.a.o.
20) die aachbedeittung der gewogenen masse: gewicht . . .
iglich ding, das man wigt. vocab. thetit. (Nilmberg 1488) m6;
gewicht, das ding das man wigt und zasamen pauscht,
pensum. rocab. ine. teut. i 6*>. dax1^ vgl. noch die belege
im folgenden.
*j)) schon aus diesem ilberblick über die btiehungen der
ainnlicheti bedeutxmg ergiebt »ich eine thataache, die für
die hettrtheilung des gebrauch» maazgtbend ist: da» aub
stantio ?Mt bedentxingsttnferschiede enttrickelt, die für seine
vertcendungen und Verbindungen bestimmend icurden, die
aber dem Sprachgefühl hier weniger betcusxt tcerden als bei
andein Substantiven (mit dem gewicht, nach dem gewicht
kaufen, tciigemaaz. eigenschaßsbegriff u. a.). daraus erklärt
sich, dost bei gewicht in starkem tnasxe mit der mögtichkeit
mehrerer at{/fassungen zu rechnen Lst; um so mehr, als oft
bei einer und derselben Verbindung der eine begriff unmerk-
lich durch einen andern abgelöst tcird. dazu vgl. die Über-
gänge von der sachbedeutung der gewogenen masse tum
eigensehajisbegriff in : übergewicht, sujierpondium Emmri.
aa:!; Heniscii 1599; Sciiönslbder V 5»; Aler 936*; Stein-
dacii 8, lois ; Frisch 8, 415°. vgl. auch gleichgewicht, Qbe^
gewiclit ... wo gewicht in weiterer bedentung zuweilen
auch für schwere, ftist gebraucht wird. Ahki.uno 8, 657;
vollkommen gewicht golds gehen, aurum ad saceoma
appendere Heniscii 1599; ähnlich Schönsleuer V5*;
Aler 9.%»; vgl. schon Hadr. Junius 160; Fnisius 1173*;
gut gewicht oder einen guten aasschlag geben, gii'e one
good loeight. teutschengl. «c6. 8, 778, ebenao Rondbau (Jaire
bon poid») 8, Uu 3^; tara für holtz und ein von hundert
für gut gewicht teutsch-engl. tcb. ; ttciachen den beiden saeh-
bedettiungen bleibt die entscheidtmg offen in widergewicht,
gegengewicht, das man an die wag-schUsseln henckt, damit
sie instehe, sacoma, aetjuilibrium Emmbl a. a. o., ebenso
Chomel 4, lOöÖ; tetifschengl. tcb. 8, 773; Rondbau 8, üo 8*.
QRWICHT U (1. d, UadkaliMeh gebucht) 5726
das gleiche gilt für venMmdmmgm, die den münaverhekr
betreffen: gewicht, helbllne, eHpe. itotak. ihemi. QfUtm-
berg 1488) m «.
b)) der metaj^orieehe gebrauch.
a)) at^ lateiniache» vorbitä führen murüekt kh vwd M
mit meinem gewicht schetzen, hoe wtei» pomdertbue cm
minabo Maai.kr 179* (vgl. mit meinem gewicht . • . nach
meiner gewohnheit. Prinil'R diet. /«/. germ. lOU^); ich
werd es nach meinem gewicht erwtgen AucR Ml^; dl«
flache hat ein gewicht, rea ponderoaa Stibucr WKI; dieM
gründe werden ein starkes gewicht haben, «uroii< hemueotif
de poida RoNOEAU 9, Do 8*; gewicht der worte. emphaeie.
Stiei.er a. a. o. (vgl. verborum ponderibus ett uiindaam,
man mAsz wichtige (apffere wort bnoelMA. Cholikos-
Fuisius 670'*); nicht nach der zahl, ■oodcni naeh d«m
gewichte etwas urtheilen. non nuwtero, eed ptndmre tU-
quid judicare IlRDr.iiicii 1, 1488; deMcn ailMbMI nicht
gewicht genug . . . hat, eujtta autoritaa non eaÜe pemdari»
...habet. 1488 (vgl. auch: er hat ein gewicht bei ratb.
hei gericht. tenet curiam, forum Sbrz teutach. idiot. M^);
die Sache ist von groszem gewichte and nacbdracke,
maximi momenti et ponderia tat. 140; ebenao tetttatk engl.
teb. 8, 778 (tceighty. ponderoue er importmnt wtttUet); de^L
Rondbau (qfaire d'un grand poida).
ß)) deutaehen Ursprünge iat eineraeUa die eneriJtntng
und umbildttng der eben belegten formein (gewicht habea,
von gewicht sein u. a.), andererseits die entwirklung neuer
Verbindungen mit verbia, deren reich ha Itigkeit jedoek eetbei
bei Adeluno nicht annähernd tttr geltung kommt: den
Übeln, die ans bevorstehen, durch furcht ein Cf^Stzerw
gewicht get>en, als sie wirklich haben. 8, 666; seinen er-
mahnungen ein gewicht geben, sie mit kräftigen be-
wcgungsgrQnden begleiten, ebenda; ähntick Ronobao
(donner dt* poida ä une c^faire).
y)) von anderer aeite leitet da* apriehieort zum meta-
phorischen gebrauch über, und hier giebt schon Heniscu
die ersten belege: ein trcw hertz bringt ein gioez gewicht
zum gcschencke. 1599; nach Nürnberger gewicht die waar
cinnemen und nach Erfurdisch aaszwegen macht reich,
aber mit wenig ehren, ebenda.
8)) auffallend häufig »ind die buehungen auf eine ein-
zige der eben belegten vevmtndungen wmgeepHat.
a)) für die sachbedeutung de» teägemmaae» findet eich dieae
einseitigkeit nttr in tcbrterbüehem , die dem handel %tnd
verkehr dienen: gewicht, elen, mesz Chr. Besoi.d. tke-
aaurva praeticua (1641)868*/. und in apäteren auagmhen ;
gewichte sind gewisse, nach einer proportionirten «ehwnre
eingerichtete und abgeaiohte cörper. allgem. bken. lex.
(1781) 888; ähnlieh G. Chr. Bohn neuervffketee wnmrentmger
(1768) 886 (dasjenige . . . womit versdiiedene dinge ... in
kaufen und verkaufen abgewogen werden); Rumpf 1.86*
(gewicht, als maasz der schwere von kOrpem); Schbdbl
leaarenUx. i*>, 886; vgl gewichte an der ahr and zom
wiegen Q. Krause ndd. jahrb. 86, 68.
b)) dagegen tat der eigenschc^fUhegriiff in mUgemnntn teirier-
büchem der neueren zeit gern at^fkoeten dir üh'igin kedeu-
tungen herausgearbeitet: das rechte gewicht nicht haben,
halten, inta de aehaal ('t rtdiiegewigt) nint houden Krambr
8,97*; schwere, gewicht, wacht (gewicht ist das maaai
der schwere). Stosch beetimmung d, gltidkbedemt wtifci
8, 68/..- gewichte sind verh<nissahlen, die anteitWi, wie
oft ein beobachtanfseriebnis ... in einer technung an-
zusetzen ist LuEQBR 4. «47 /l (ßir die meMedauhmg med
hier gewichtsstOcke »izigemüt ». d.); gewleM, aohleehtwef,
oder auch absolutes g. (». d.), im fegensalB n dem Bpe>
ciflschen ge. eines kSrpers, nennt man den mit hülfe
irgend einer einheit gemessenen druck, den eine masse
vermöge ihrer schwere, d. h. vermöge der auf sie wir-
kenden anziehungskrafl der erde, aaf ihr« onterstfitiangs-
flftche ausübt. Tiüki. 4,489^; gewicht, spezifisches, die
zahl, die angibt, am wie viel ein körper schwerer oder
leichter ist, als ein gleiches volumen wasser von 4* Celsius.
Stbnzel deutaikea eeemänniedkee «•(. 147; gewicht und
inhalt unbekannt (vermerk im konnossement Ober einen
teil der ladung. welche dem schiffer nicht . . . zugemessen
tibergeben ist), ebenda.
i) für daa apriekwort »tekt da» iii^wassi im wtitfd-
punkt; ea dient, wie »eken die faupisls «ms Hbnisch («. o.)
5727
GEWICHT II (1, e, formen)
GEWICHT 11 (1, e, formen)
5728
zeiaen zugUich als gradmesser der redhchkeit. der etgen-
schaftsheqriff kommt in einzelnen toendungen zur geltung,
die von dem gegensatz zwischen form und inhalt ausgehen.
über das wägeverfahren hinaus knüpft das spnchwort auch
an die allgemeinere hebekoirkung an.
1)) nach Nürnberger gewicht einnehmen und nach
Erfurter auswägen. Graf 258 (s. o. Henisch a a. o..
vgl. : mit Collenscher wicht betalen. niederd. sprichw. bei
Wander 1,1654);
das machet scheel äugen fürwar,
dasz man falsch gewicht brauchen thar.
loci communes . . . c. interpretattone Oerman.
{Basel 1572) 95;
(vgl. anz. d. künde v. d. vorzeit 1854 sp. 270, vgl. onghelike
schottelen maken schele oghen bei Hoffmann v. Fallers-
LEBEN altniederländ. sprichw); falsch gewicht und masz
verstehen keinen spass Wander l, 1654; liegt ein falsches
gewicht in der wage, so irrt man beim rechtsprechen alle
tage, ebenda; wer gibt gutes gewicht, dem fehlt gottes
segen nicht, ebenda {good weight and ineasure is heavens
treasure); was sollen dem gewichte, der nichts zu wiegen
hat? ebenda; vgl. auch wo das gewicht fehlt, musz das
geld kehren (daar het gewigt faalt, moet het geld keeren)
Graf und Dietherr 253. _
2)) leichtes gewicht, leichte waare Wander 1, 1654: bei
dieser galanten und eigennützigen weit müssen die weiber
geld haben, dann man schaut nicht auf das gesicht, son-
dern auf das gewicht. Abraham a Sangta Clara Abra-
hämische lauberhütt 1, 59 {die üble prophezeiung) ; das ge-
wicht macht das gold echt und nicht die färbe Wander
1, 1654.
3)) zuviel gewicht übertreibt die uhr. M. Kirchhofer
Schweiz, sprichw. 225 ('die obrigkeif); wenn die gewichte
fehlen, geht die uhr nicht. Wander l, 1654.
e) formen.
a) für das genus ist neben dem heute geltenden neutrum
ein älteres femininum belegt {einmal masc. bei H. v. Kleist
3, 204 Schmidt), zur erklärung musz der gegensatz beachtet
werden, in dem bei Luthers niederdeutschem Vorgänger
(Arn des) das fem. und das neutr. stehen; das erste kommt
der einfachen form, das zweite dem compositum {collect.) zu:
wicht, gewichte, die mittel- und oberdeutschen denkwMler
bieten nur die form des compositum^, sie verrathen aber
in dem doppelgebrauch der genera die spuren des ursprüng-
lichen Unterschiedes, der dem fem. die begriffe libramentum,
pondus, dem neutrum den collectivbegriff pensnm erschlieszt.
l)) das femininum {niederdeutsch wicht, oberdeutsch ge-
wicht) ist vereinzelt in oberdeutschen Urkunden, mehrmals
axich in der oberdeutschen bibelübersetzung belegt, hier
deckt es sich mit der niederdeutschen bibel für die fälle,
die ein nomen actionis oder die sachbedeutung des wäge-
maszes betreffen, dagegen bildet der eigenschaftsbegriff einen
trenmmgsgrund , er ist nur in der niederdeutschen bibel
dem fem. erschlossen, der begriff von pensum haftet ganz
am neutrum {vgl. oben sp. 5721). Luther gebraucht das
fem. gar nicht, und nach ihm stirbt es auch in der nieder-
deutschen bibel rasch aus ; in anderen niederdeutschen quellen
andererseits mischen sich die formen, wir finden gewicht
als fem., wicht als neutrum, a. u.
a)) für Verwendungen, denen ein nomen actionis unter-
legt werden kann : zwai hundert guldin guoter an dem golt
und swserer an der gewiht. urk. v. 1373 monum. zoll. 1, 365;
swaz man bi der gewicht verköuffen wil Züricher stadt-
bücher (i343) 1, 135 ; dazu vgl. 2. Samuel. 12, 30 Eggesteyn
(die do het edels gestein in der gewicht des goldes ein
talent; ebenso Koburger; de woech een punt Arndes;
am gewicht Luther u. a.); ebenso Hesekiel 4, 10 Ko-
burger (in ghewlchte Arndes. Quentel). hieher ge-
hört auch lool Züricher stadtbücher 2, 50 (atts 1416) ; 2, 367 ;
an einem kalb mfisz nit erwinden,
ein feiszes weisz ich last wcl zfinden,
gftt am griff, schwär an der gwicht ; {var. : an dem gewicht)
das wil ich bald han zügericnt,
Georg Binder Acolastus 5, 5 {Schweiz, schatisp. 1, 258).
6)) für die sachbedeutung des wägemaszes : xin scholen
gheuen dat brod to ener wicht de klene schal sin Arndes
8. Mos. 26, 26; ebenso Eggesteyn (zö der gewicht; gegen zu
dem gewichtfrei Koburger: mit gewicht 6ei Luther u.a.);
er wag die har seins haubtes mit einer offen gewicht.
Eggesteyn 2. Samuel. 14, 26; ebenso Koburger (gegen
ghemenes ghewichtes Arndes; nach dem königlichen
gewicht Luther u. a.); mit Collenscher wicht betalen
Wander a. a. o.; dazu vgl. bezalen . . . bi der gewicht,
als das von alter herkommen ist. Züricher stadtbücher
(li26) 2, 221; ebenso 2, 49.
c)) für den eigenschaftsbegriff scheidet sich der gebrauch
landschaftlich .- un de wicht der ghebedenen orentziringhe
was dusent . . . sielen gholdes Arndes richter 8, 26 (das ge-
wichte Eggesteyn u. a.) ; ebenso de wicht sines pantzers
1. Samuel. 17, 5 {an andern stellen hat auch Arndes das
neutrum s. u.); dat wi nu in der seluen gewichte weder
hebben gebracht Quentel i. Mos. (in deme sulue werde
Arndes; in dem selben gewicht Eggesteyn u. a.);
den abend wie angieng die nacht,
da schosz der feind mit grosser macht,
fewrkugeln wie man befunden,
ein jeder spricht, hett in der wicht,
ungefehr bei 80. pfunden.
lied vom Überfall Braunschwcigs (1C05) Soltau «. 304.
2)) das neutrum, das Luther und die ihm folgenden
Übersetzer übereinstimmend mit dem brauche ihrer zeit in
allen fällen durchführen, zeigt sich in der älteren nieder-
deutschen bibel auszer für den begriff pensum vereinzelt
auch für einige Verwendungen des femininums.
a)) beim eigenschaftsbegriff: unde dat ghewichte des
gholdes . . . was soshundert un sos un sostich pund gholdes
Arndes u. a. l. Kön. lO, 14, ebenso 2. chron. 4, 18; sos
hundert sielen goldes sere rechtuerdighes ghewichtes
1. chron. 22, 25, ebenso Esra 8, 34.
b)) zu der sachbedeutung vgl. ghemenes ghewichtes
Arndes 2. Sam. 14, 26; schal ik recht werdich maken
unrehte weghe unde valsch ghewichte des sackes Arn-
des Micha 6, 11.
ß) der numerusgebrauch steht unter dem einflusz der
bedeutungsunterschiede. das nomen actionis und der eigen-
schaftsbegriff schlieszen an sich den pluralgebrauch aus, der
den Sachbedeutungen offen steht {vgl. auch Adelung u. a.;
ausnahmen sind natürlich möglich: die spezifischen ge-
wichte der verschiedenen holzarten): die Türeken sein
in Vollstreckung des rechts geflissen, der subwascha reit
hin und wider in der stadt . . . und besichtigt mit fleis
die gewicht und masz, und so er befindt, dasz das ge-
wicht im brot, schmaltz, oel etc. falsch oder zu gering
ist, pflegt er alszbald dieselben handelszleut ... mit stecken
auf die blossen fuszsohlen zu schlagen. Schweigger
reisbuch (1608) 177 ; freilich auch die sachbedeutungen be-
günstigen den plural nicht in hohem grade, vielmehr über-
wiegt bei gewicht der collectivgebrauch, indesz das bedürfnis,
eine mehrzahl einzelner objecte hervorzuheben, selten durch-
schlägt, vgl. bette etlich gut zien mit sich gebracht,
welches er gern wolt vergiessen lassen, begert es zuuor
zu wiegen, darumb lies er den kannengiesser bitten, er
wolte sein gewichte mit sich bringen . . . bette gern zum
goldtschmit geschickt, aber dieselben haben so grosse
gewicht nicht. Barth. Krüger Hans Ciawerts werckliche
historien (30) neudr. s. 58 ; diese probemaasze und gewichte
sind fortan die einzig authorisirten originale von masz
und gewicht für unsere sämtlichen Staaten, preusz. mxiasz-
und getoichtsordnung von 1816, § 1 (gesetzs. s. 142); sobald
aber irgend etwas nach maasz oder gewicht überliefert
wird, kann sowohl der geber, als der empfänger fordern,
dasz die ueberlieferung nach gehörig gestempelten maaszeii
und gewichten geschehe, ebenda (§ ll) s. 144 u. a. in die
form desplurals kommt seit dem 16. jahrh. vom oberdeutschen
Sprachgebiet her schwanken; dem alten plural gewichte,
gewicht tritt nach analogie anderer neutra die form ge-
wichter entgegen, die Schriftsprache hat dieser bewegung
nicht nachgegeben.
1)) gewichte Schweizer Urkunde von \Z9Z; Meissner bei
V. d. Hagen; wichte Hansisches urkundenb. 9, 288; ge-
wichte Matthesius a.a.O. gewichte, nicht gewichter
Heynatz handb.^ 283" ; de wigte, die pfunde Brem. nieders.
wb. 5, 251; jewichte Krause a. a. o. dazu vgl. gewicht
Murner ; Kirch hoff mil. disc. (I6O2) 185; Nürnberger ordn.
(1734); Heidelberger handschr. nr. 660. 807 Wille; gewichts
ebenda nr. 652.
2)) gewichter ösfemtreis^A. 1,168. 6,226; Tat. Alpin us 22";
G. BoEGKLER theat. m^ch.; Abraham a S. Clara 2, 278;
5729 GEWICHT II (t, rirmliehe Verwendungen)
Stranitzki 870; Adrm! ktinttl. unordn. t, ift; GÖTiic
48, es (ztim OOtz).
y) der lautkörper unterliegt vtrhältnimnänig wenig
Schwankungen.
1)) tum priiflx vgl. den oben berührten gegentatM twieehen
dem fem. wicht und dem neutrum gewichte: vgl. dat ge-
wichte van sinor Torringe aeereeht von Viaby 1, 88 SeUyter
gegen de wichto; vgl. dhat gewichte ... an dhere wiohte
Hannaehe urk. von 1860 a. o,; vgl. rechte wicht, rechte
mate Berliniachea atadtb. i Clauanita; die apäiere ent-
ioieklung hat diesen gegenaatt auch für die niederdeutachen
formen verwischt : vgl. wicht n., pondus ScHOTTBL 1448;
wigt Brem. nietlers. irft. S, 851; wicht Dannf.il 84«; woeg
einer mit Tulscher gewicht Mattii. v. Norman n viendiaeh-
rilg. landgebr. Ht. IM Oadebusch u. a.; gewicht alt fem.
jüngere glosse au Reinke de vos 8, It, 187.
8)) ium atislaut vgl. neben gewicht die form gewichte,
die nicht spätere angleichung an die colleetiva auf e,
aondem für das neutrum von hause aus iuständig tat. die
achriftspraclie hat nach langem schtranken die kurte form
dunÄg^iUirt. x.mundartl.apokopevgl.%e\iMch. vgl.ap.mt.
a)) gewichte erlösung 876. 88U; Briithold v. Reoens-
BÜRO 1,148; Fraubnlod 18.6; Hohenfurter benediktiner-
regel; mitteld. schachb.; Freiberger atadtrecht; Eheriiardt
cAron. v. Qanderaheim 1189; vgl. auch Schiller-LObben
1,101; ebenso in myst. 1,140; bei Fleming, Picander,
Lohenstein, LoaAU, Weise {vgl. atteh Heilrorn, teort-
schätz der schles. schule ti); ebenso Stranitzki 869; Stein-
BACH 9,1013; Haoedorn; Outmann {Halle nw); Oöttinger
Student; Jeciit Manafelder mnda 42. dieaen nimUr- und
mitteldeutschen belegen atehen aus den grenagebitten nur
ein beleg der Nürnberger Ordnungen (183) und des Frank-
furter drucks des Mii.iciiius zur seite, dazu vgl. noch ge-
wichte in Straszb. ordntingen und in einer oberrh. Urkunde
von 1636 {zsch. gesch. Oberrheina 13, 888).
b)) gewicht, gewiht H. v. Lanqenstein Martina 86*;
Meissner v. d. Hagen 8, 824O; Züricher stadtbüeher 1, 186;
Nürnberger polizeiordn. 178 Baader u. a.; Closener d.
städtechron. 8, 186; Kölner Spruch (». «p. 6781); MuRNER,
Emser, Eck, Matthesiu^, E. Alberus; Zeitserurk. (ISTS),
Fischart, Frischlin t«. a.,- ebenso Frisch 8,446*; Hey-
natz handbuch' ags"»; Bauer {Waldeck) 40*; Lenz 88»;
Mautin «. Lieniiaut u. a.
c)) gewicht neben gewichte ist aus Straszbttrger ord-
ntmgen, Kölner Urkunden, aus Luthf.u (gewichte Hesekid
45, 10 u.a.) und H. Sachs (gewicht /a6. u. «cAtrdnA;« 4, 896 ;
gewichte 6, 847) u. a. belegt, vgl. attch das instchende ge-
wichte Fader thesattrus (l57l) 449* (das instchende ge-
wicht 20»); gewicht CoMENius orbua picfus i63; gewichte
ebenda 868*; Lessino strebt im gegensatz zu den älteren
Schleaiem die kurze form an, die seitdem die litteratttr-
spräche beherrscht.
3)) der stammvocal schtcankt in einigen älteren vocabu-
larien: gewecht, gewehte, gewiecht, ein geweicht, drachma,
pondus DiEPENRACH u. WOlcker 619; des gewechtis von
Straiszburgk urk. v. 1314 Winkelmann 8, 780. vgl. dazu
goweech Honig Kölner mda k.
4)) zur triedergabe des gutturalen Spiranten vgl. gewiht,
gewihte in der altem überlieferting {Martina 86»; erloesung
1017), andererseits vgl. gewigd ttrk. von 1346 U'tnJIce/iiwinri
8, 897; gewigt in Nürnberger ordn. 78; bei Erasmus Fran-
cisci Ittst. schattb. 8, 627 u. a.
f) die composition trifft vor allem vencendungen , die
vom wägeverfahren ausgehen, und ztrar in erster linie solche,
die unter die sachbedettttmg des tcägemaaszes fallen, der
eigenschaßsbegriff nifnmt verhültnismäszig tcenig daran
teil, dagegen haben die vom nomen actionis zu diesem
hinüberführenden composita gleichgewicht , Übergewicht
eine geradezu ungeicöhnliche Verbreitung getconnen in über-
tragener vertcettdung, vgl. vor allem das europ&tsche gleich-
gewicht (*. unter letzterem), manche compoaita haben sieh
überhaupt nur in übertragener bedeutung erhalten, ao
Schwergewicht {vgl. dagegen leichtgewicht).
2) überblick über die sinnlichen vertcendungen , die an
das tcägeverfahren anknüpfen.
a) gewicht als migemaasz, vgl. : wie dann solche wagen
;i^'t'nthalben, za aller band abwegung gebrenchlich sind,
d.i/. gewicht aoff die eine Seiten, nnnd was man wegen
GEWICHT (I (t, a, wigeman)
5730
wil. «off die ander leiten za legen, unnd also am gewicht
zu vergleichen RYrv von wag und gewieht B «*; wann
die wag nun also bereit ist , mit jren dreien baicken,
und du wilt sie mit den kerhlin verzeichnen , darinnen
daz gegengewicht gehencket werden sol, so musto für
das erst ein gewicht haben, das gerad ein pfundt weg«,
des gewicht« des selbigen lands, auff welche da <Uefe
welsche sohnellwag richten wilt AA 1**.
a) der hauptgebraurh trifft Verbindungen wtU hadmiiam§»'
verteandten aubatantiven . von dtntn mek mihrtn Jbrwtd-
haft ttzaammenachlieazen. die §ntf§m, dk «iol Mmnw
ergeben, vertheilen aieh tiewtUek rtüäidk m^f tmUmmta
nehiungen de» litterariachen gebraueka». fewieht imi wafB
finden aieh vor allem in einfUhrungabaatiwtmuMgen tand in
Verordnungen, die den verkehr überhaupt regetn, die atrmf-
beatimmungen bevortttgen die enceiterte formd wage, maas
und gewicht, überhaupt nehmen erweiterte formen dmr vtf'
bindung masz und gewicht breiten räum ein, ao
lieh in den reformbestrebungen der poliiiker. zahl,
und gewicht irtrd in der theologischen und
naturbetrachtung viel angezogen, loogalttt
aynonymen wird masz und gewicht «ur itfurnnm firmd,
die in allen atUgattungen tciederkehrt
1)) gewicht und wage cda Verbindung — nicht von ayno-
nymen (tffie ap. 6716), aondem — von begriffen, die »iek
ergänzen :
a)) dit is dat gewichte von der crAitwaigen . . . tten
ein kufTcrcn gewichte van seess pAnden. item «in blU«n
gewichte von seess p&nden. Kölner Verordnung vom ende
dea 14. jahrh. a. Stsin akien a. geaeh. ...d. atadt Köln 8, fl« ;
ebenso {itsi) 1, 489; {eid de» at^fadter» auf dem flaehtnmkl»
1483) 8. 678; doch dasz sie jeder zeit haben ein stett« ge-
rechte waag mit rechtem gewicht wie von alter bestimbt
und lands gebreUchig ist. do aber dem zu wider ge-
handlet und die ungcrechtigkait ehrgriffen wihrt. es wir
mit wasz gewicht solliches geschechen mOcht markt- u.
mautordn. von Vorau (1603) 6aterr. teeiath. 6, 116; dass in
jeder milhle eine ordentliche waage mit gefochtenem ge-
wicht zu halten, und bei den jeweiligen mUhlen-visi-
tationcn auf den punkt wegen der mehlwaage und rich-
tigen gcwichts gesehen werden solle, badiaehe» deeret
von 1770 bei C. F. Gbrstlacher 8, 868; besinnst du dich
auch des alten Stickeis und seiner frau , der reinlichen
holzkrügc, der wagen mit den verschiedenen gewichten
auf dem hausehren? Jacob Grimm {an aeinen bruder
Ferdinand 1889) U. achr. l, 88.
b)) item es sol dhain gruebmaister oder perkman wag
nach gewicht haben, &n wen es der wecksISr oder sein
anwalt erlauben, bergreehte in der Oastein u. Rauri»
{l*. jahrh.) österr. tceisth. 1,199; vort no en sali gein gast
binnen noch buissen sinre herbergen geinreleie waige
noch gewicht haven, damit hei sin goit asswige off in
einchon wijs slijsse, den hei sali id ganta verfcooffen.
we vurs. is. Kölner verordn. v. 140». 8, 986 Stein; item dat
man up sees odir 8 bequemen steden eine wage ind ge-
wicht hären soilc, da up die bürgere, ingesessenen ind
fremden, die sclITs geine waigen ind gewichte en haven.
ire broit wigen moigen. (l46i) 1. 478; solcher gestalt mag
auch weiter die kelte, werme . . . durch wag und gewicht.
ersucht werden. Rypp CC 8*; ähnlich B 1*; das gewicht
oder die wagen die sollen nach Wienischen gewicht ge-
ordent, gesezt and gemacht werden ... die weinmass soll
nach Salzburger mass geordont und gemacht werden ander
des gewichts laichen znsambt den eegedaobtan gewicht
und der eilen mass bezaihcnL banntmidiztg au Waaaitmiu
bürg (16. jahrh.) Merr. tteist.\. e. 489; er niederi«g«r «oU
auch ein ehrbar« aufsehen haben and gegen den rodfetti»
gern oder den rodleuten kein gef&hrliches mit wag and
gewicht nicht geben, sondern hierinnen einem wie dem
andern, reich und arm halten, da« erbar und aufrecht i«L
dorfbueh von Lataeh (1607) öaierr. weitA. 4. 867 ; dahingegen
wann gewicht und waag nicht loht ond flLhig wire, so
ist vor 1 loth 8 fl strafe nebst eonflseathm des gewichts
anzusetren. hadiaAa »uz^rdn. der meUgtf von vm, §69.
zum pluralgebnmA vgl.: item sollen die müllner mit
gueten millen, auch gerechten wagen, gewicht and masz
. . . versehen sein, weiath. v. Ktifatiin (17. jahrh.) öaterr.
treisth. 8, 96; item von der metxiger wegen, der falsche
5731 GEWICHT II (2, a, wage und gewicht)
gewicht oder wag biet, item, ain etlicher metziger, der
zu seinem hantwerk falsche gewicht oder wage hiet . . .
der ist vervallen 25 phunt Ferner peen. Statut, u. recht
V. Kaltem s. österr. weisth. 5, 299; mit ernst gebühret dem
profosen darauff zu schauwen, darmit ... die krämer . . .
rechte gewicht und wogen haben. Kirchhoff müit. dis
ciplina 135.
c)) straff der feischer mit mass, wag und kauffman-
schafft. item welcher bSsslicher und geverdlicher weiss
mass, wage, gewicht, specerei oder andere kauffman-
schafft felscht, der sol zu peinlicher straff angenomen . . .
werden. Bambergische halsgerichtsordn. (§ 138) s. 55 Kohler
u. Scheel; so bei einem ain fallische waag, gewicht oder
masz gefunden wiert. banntaiding zu Passeil (1662) österr.
weisth. 6, 174; ebenso (banntaiding zu Weiz. 17. jahrh.) 6, 196;
das die personen, so sich firkeif und crämerei gebrauchen,
. . . auch aine rechte wag , star und ihre Bozner mass,
alles gerecht und abpfächtig, und kain ander gewicht,
wag, oder mass haben, noch gebrauchen sollen, ordn. v.
Sarnthein {il . jahrh.) österr. iceisth. 5,261; gewicht, masz,
eilen und waag sollen den alten gebrauch noch gerecht
und gleich ohn allen falsch gehalten und gebraucht werden,
auch durch gericht besieht und geziment werden, markt-
artikel von Aflenz (16. auf 17. jahrh.) österr. weisth. 6, 84;
ebenso (iß. jahrh. St. Lambrecht) 6,237; ähnlich 6,78 (mit
valscher waag, ein und gewicht) ; zum plural gebrauch vgl. -.
item wellichen bosslicher unnd geferlicher weise mass,
wag unnd gewichte , specerei oder annder kauffman-
Bchafft fällscht unnd die für gerecht gepraucht unnd auss-
gibt, der soll zu peinlicher straff angenommen . . . werden.
Carolina § 113 s. 61 Kohler u. Scheel; ferner sollen an dem
landrechten nach Khessendorffer kürchweich alle mass
trucken und nass, meczen, habmass, viertl und mässl,
kanten, wag, elln und gewicht nichts auszgenommen über
zuvor gethonnes beruefen für und in die schrannen
bracht werden, volgund soll der landrichter vier gerichts-
mann darzue verschaffen , solch mass , waag , elln und
gewicht alda zu sechen und zu fachten, und welches zu
gross, ciain, eng oder gering, der ist nach gnaden zu
straffen, landrecht v. Kessendorf {handschr. 1625) österr.
weisth. 1, 33; ähnlich (alle waag, gewicht und masz) 6, 23;
2, 29 (falsche gewicht, wag und mässereien); 5, 303 (rechte
. . . mut, gelten, öl, sterli und all ander masswag Meraner d
und all ander gewicht).
2)) schon in der Zusammenstellung mit wage zeigte sich
die enge Verbindung von masz und gewicht, diese beherrscht
auch die ineisten der übrigen formein:
a)) neben anderen bedeutungsverwandten Substantiven-.
«)) dasz man im gantzen röm. reich teutscher nation
ein gewicht, masz mesz und elen halten soll, sogenannte
reformation kaiser Friedrichs, Goldast 1, 176; zum ailfften
sol der gros nachtail der armen in kawffen und verkawffen
bedacht werden und im reich I mes I ein I fuder gleich
gewicht I leng der duch und barchat unnd aller ander
war uffgericht werden, bauernart. v. 1525 bei Oechsle
beitr. z. gesch. des bauernkrieges 290. die gleiche forderung
in der reform guter polizei zu Augsburg 1530 bei Andler
corp. const. imp. 550;
hetten wir alle einen glauben,
gott unn den gemeinen nütz vor äugen,
gütten friden und recht gericht,
ein eile, masz, und gewicht,
eine müntze, und gut geldt,
so stunde es wol in aller weit.
Agricola 750 dtsche sprichw. nr. 272.
das gleiche in ghemene duitsche spreekwoorde (1550), vgl.
G. J. Meijer oude nederl. spr. 17. um einen vers erweitert
ist der folgende Kölnische spruch :
hedden wir alle einen gelouven,
got und gemeinen nutz vor ougen,
ein eile, maisz und gewicht,
gCEde frid und rechte gericht,
ein müntz und goet gelt,
so stundt ist wail in der weit.
schätz bouchlin der gotlicher lieffden {Germania 19, 98).
zum plural vgl.: in beeden hofmarchen soll man sich
der masz, elln und gewicht dem lantgericht gleichmäszig
halten, gerecht u. freih. v. Qröbming (1594) österr. tveisth. 6, 6.
ß)) ginge einer mit falscher wahre, gewicht, elen
edder maten . . . umme Matth. v. Normann wendisch-
GEWICHT II (2, a, masz und gewicht) 5732
rügischer landgebrauch Ht. 164 Gadehusch; braucht aller-
lei vorteil seinen nehesten zu betriegen, und schaden zu
thun. mit falscher wahre, eilen, gewicht, masz etc.
Luther tischreden (25 vom teufel u. seinen werken) 278*^;
kein äugen sind die da sehen, das der fleisch und brod-
kauff zu kleine ist, niemand hat achtung drauff, das das
gewichte, ele und mas zu gering ist. Lumv. Milichius
schraptenfel (i5C7) S 2=^; item, dasz den mercatantern,
metzgern, unnd andern, ein gewisse ein, masz, und ge-
wicht gegeben und gemärckt werde, die sie zu gebrauchen
haben, bei hoher straff. Laz. v. Schwendi kriegsdiscurs 69;
auf die mezker, peken, elln, masz und gewicht will schier
gar kein achtung gehalten werden, marktart. des dom-
capitels zu Gurk (1579) österr. iceisth. 6, 505; ähnlich 1, 114*;
1,85; 6,538 (diejenigen welche mit gewicht, masz, eilen
und dergleichen handien); ebenso 6, 539; nach dem ge-
wicht {handschr. gericht), masz, eilen oder in ander weg
verkaufen, weisth. v. Kufstein (l7. jahrh.) österr. tveisth.
2, 40; ebenso l, 272. zum, pluralgebrauch vgl.: hee sali vur
sicheren ind na zo den heiigen sweiren . . . vort die
maissen, eilen, geloede ind gewicht zo ijchen ind zo
halden, as dat bis an in van alders herkomen is. eid des
burggrafen v. Köln 1440 s. Stein 1, 304; alle gewicht, masz,
elen und mesz im hailigen römischen reich teutzscher
nation sollen . . . geendert werden, nach erkantnus der
notturfft des gemein nutz, sogenannte reformation kaiser
Friedrichs, Goldast 1, 167; wie alle masz, ein und gewicht
beschaut und gefacht werden sollen . . . zue deme so
sollen auch solche saczmaister almal anstat der ganzen
gemain zum nachrechten erscheinen, damit alsdann traid,
wein, masz, ein und gewicht notdurfticlich beschaut und
gefaicht werden, landrecht von Wartenfels {hdscJir. v. 1673)
österr. tveisth. l, 163.
y)) dasz er (gott) alle geschöpft in zahl, gewicht und
masz beschaffen hab. notizen von Firkheimer (?) s. Dürers
nachlasz 285 Lange; und auch weiter durch die heilige
göttliche schrifft erwisen werden mag, so wir lesen, das
alle ding von gott, in gewisser zal, masz, und gewicht er-
schaffen sind, darumb dann auch Augustinus setzet, das
in diesen dreien dingen, als masz, gewicht unnd zal . . .
die macht unnd herligkeit gottes , in Sonderheit erkant
werde. Ryff A 2'';
und wie er sonst alles gericht
auff Ordnung, zahl, masz und gewicht,
so hat er auch marscheider kunst
geschenckt aus besondrer lieb und gunst.
Martin Rinckhart (Eisslebi scher chn'stl.
ritter 2, 9) neudr. 44 ;
so haben doch die evangelisten , neben etlichen hebre-
ischen werten, so sie im gewicht, masz und müntz be-
halten, vil greckischer und lateinischer wort gebrauchet.
Mathesius Sarepta {li. pred.) 246"; in den Wörtern, so
di zahl , münze , mas , und gewichte bedeuten , sol be-
sonders nichts übersehen , noch ausgelassen . . . werden.
Samuel v. Butscuky erweiterte u. verbess. hd. kanzlei 58;
vertretbare sachen im sinne des gesetzes sind beweg-
liche Sachen, die im verkehre nach zahl, mass oder ge-
wicht bestimmt zu werden pflegen, dtsch. bürgerl. gesetzb.
§ 91 reichsgesetzblatt (1896) 209. zum plural: jedes kapitel
hat er wiederum in verschiedene §§ eingetheilet , und
darinnen . . . besonders abgehandelt: . . . das finanzwesen,
die handlungsgesetze , Verordnungen und commercien-
tractaten; die münzen, maasse und gewichte. Lessing
{anzeige in der Vossischen zeit.) 4', 349; vgl. auch den über-
tragenen gebrauch:
der vers ist vielleicht rein,
nach zahlen, masz, gewicht, kunstmässig abgemessen,
war in dem inhalt nicht zahl, masz, gewicht, vergessen.
BODMER (character der teutschen gedichte 291/2)
litt, denkm. 12, 13.
b)) die formelhafte Verbindung auszerhalb des kreises
weiterer synonyma.
«)) gewoenlichen veilen kouff zo geven mit reichter
maissen und gewijchte van spijsen ind van drancke.
Kölner fremdenordn. v. 1447 s. Stein 2, 343; recht Zulger
maisz und gewicht nasz und dreugth {Saltzweiher 1516)
weisth. 2, 692; und dahin geflissen sein, das allenthalbin
recht gewicht und masz gebraucht werde. Wolfhart
Spangenberg anmutiger weiszheit lustgarten 741; sollen
die Pocken sich auch gerechts gewicht und masz ge-
6733 GEWICHT 11(1. a,
and gewicht)
branohen. [landiaiding v. Taxenbaeh) Merr. veüth, i, tTfl;
(vgl. datu: frage den fAlsohen mesier, den falaohen
Wäger einmal, ob er nicht weisse, daa« man rechtes
masz und gewicht geben musz. Matthias Claudius
%,n Redlieh); tum plural vgl.-, vicneebentes. der sich in
verkaufen der falschen und kleinen mK&sz und gewloht
gebrauchet, dorfordn. tu Hartl (1680) Merr. vmsth. «, 171 ;
item so einer falsche masz oder gewicht habe , es seie
was da woU, so soll der richter dasselbige so gewogen
oder gemessen worden ist, behalten, banntoiäing v. Wald-
»tein, Merr. trtullt. e, 867.
/9)) in gewicht und maass betrelTond mag ein lands-
pfleger dieselben an der landsohrannon zu Aich besich-
tigen, die nach gewohnheit zeichnen und merken lassen.
(Oröbming ütSi) Otterr. vmath. 6, 6; ähiilich 1,81; auch soll
SU gewicht und masz geseohen werden, banntaiding tu
Weit (n.jahrh.) ötttrr. tceinth. e, i«S; der gencral auditeur
soll das maasz und gewicht auch die taxe vom bior und
fleisch reguliren. regletnent vor die kgl. preun. infanterie
(1748) ». 874; dasz die niUhlen, wie auch das gwicht und
maasz durch eigcnds dnrzu verpflichtete visitatores alle
halbe jähr ohnvorsehens zu visitiren, und die sich er-
gebende fehler dem oberumt zur untersuch- und bcstrafung
zu übergeben, badisehe» rtacript v. 1727 bei QeraÜaeher
8, 864; gehe ich zum wirt, so kriege ich das beste fleisch,
wein, wie er sagt, . . . nimmt's mit gewicht und masz
nicht spitz. J. Gotthkm' Uli der päehttr eap. lO; er war
untrüglich in allen rcductionen von masz und gewicht,
warf die preise der waaron aus und besorgte die calcu-
latur des gcschäftcs. G. Furytaq (soll u. haben 1, 7) 4,86;
in allen Hlllen, wo etwas nach maasz oder gewicht ver-
kauft wird, darf die im inlande erfolgende ueberlicferung
nur nach prcuszischem, gehörig gestempeltem maasse
oder gewichte geschehen, ist im vertrage ein fremdes
maasz oder gewicht verabredet, so musz dasselbe bei
jener Überlieferung auf preuszisches maasz oder gewicht
reduzirt werden, preusz. verordn. v. 1840 (grueha. ». 187); tum
plural vgl. .- alle mUszerei, besonderist die weinUrhn und
gwichtcr, alle jähr abpfächten lassen und selbe visitieren.
{ehehaftstädigung . . . auf dem Kitten) öaterr. leeitth. 6, 896
{vgl. - dasz der richter . . auch auf den gewicht und mäszerei
absieht haben solle, österr. trei«th. 5, 886); item tschinken,
ri^tcr und gesworn suUen im jare zwirbeschawen alle masz
und gewicht, stat. u. recht v. Kaltem a. öaterr. weiath. 5,804;
derhalben leret der Eutropius, von stundan im anfang
seines ersten bächs, wie Sydonius die m&sz unnd ge-
wichter erfunden. Tat. Ai.pinus Hbera. de» Polydor. Vergil.
(l, 19) 88'>; in jedem regierungsdepartement musz dafür
sorge getragen werden, zu ajustirung der maasze und
gewichte mit Zuziehung von kunst- und sachverständigen
zweckmKszige comtoirs eingerichtet werden. prtutM. ver-
ordn. V. 1808 (gesetta. a. 497); dasz wir nöthig erachtet
haben, der Unsicherheit in maaszen und gewichten, die
bisher in unsem Staaten den verkehr erschwerte, durch
feste bestimmungen abzuhelfen, pmiat. maaat u.getciehta-
ordn. V. 1816 (geaetta. 143), vgl. gewichtordnung.
y)) verzaichnus ettlicher und viller vercndrungen nem-
Hob des gewicht» und elen masz, wie sollichs vergleicht
werden, nutzbarlich zu wissen. Heidelberger hattdachr. d.
in.jahrh. {nr. 807) Wille a. 49; das masz hcisst . . . schwer-
masz oder gewicht, sofern es eine massen- oder schwer-
einhoit ist. L. Goldschmidt kandb. d. handelarteht» (§68)
1, 564.
8)) die Verbindungen, in die gewicht allein, oAiM mn-
lehnung an wage oder masz eintritt, aind spärlich:
a)) mit lioiren, schworen, falscher war,
hab ich eenert mich manche jnr.
wflcher, KaufT, und bösz gewicht,
ist nit mein minste sftversicht.
Jon. V. Schwartzbnbbro memorial der
tugent. «. der teuUeh Okero (1684) 187».
datu vgl. : wokor, vorkoep und bAse gewicht
ist niht mine feringste thovorsicht.
jüngere giotte tttm Reinke de rot 8, 18, 187
Brandet 197
(ftei lettterem parallelatellen aua FVeidank u. a., die den
begriff des betrtigs beim verkat^f variieren, ohne ihn durch
das böse gewicht tu veranschaulichen); datt gehört den
ampthebborn, dat se up de schotten und andere umb-
lopende kramer up ere gewicht und wahre sehen in den
IV.
GEWICHT II (8. o, eUe und gewicht) 5734
markeden. MArrnAut v. Normann vmüUaekntg. Und
gebratuh. tii. iH Gmdtttuek ». Mft.
b)) wsidi krMMT I
oder SS Mekt fswtol
oder gefrischts war
d«r w«ft versobeiMl
H. Sacmh fab. u. »ekm*»U 6, 847;
tfs llllBSl «nd di« baodablout
US w/tmmk rsiaan nah »od weit,
aof vorthell Ihan t^ deakan :
an eilen, ttdckwei« mmI |«wMht
^a^f d€T wdt bet RomiANif gmiMuHitfl^
Uedtr 1. 179:
auch wollen wir, das alle kromer eisnein sUen ond fs-
wicht, paide gezeicbet mit der stat zaicbsn; «slehsr dsr
wer der zu kurz mess. oder unrecht wof , dar sehol ta
paze gewen. Altl*rager »tadtretkt § as Ü$dtr ». «0;
also das zu zelten soliohsr freiong, so Isniif dto
mögen gcste wol aasswegen ond mit der ein so
den, welche zu oflTen laden steen, doch das sie dsr stat
gereohtvertigte gewicht und elen zu solichsm irem aass-
sneiden und auswegen haben und fsbraoshsti. Nürn-
berger politeiordn. de» 16. jahrh. bei BsädltrlM; dasu «fL;
mäszereien . . . eilen und gewichter. Merr. wciaA. l, IM.
tu der Verbindung von gewiclit und scheffel tu d«r MM>
überaetsung (5 Moa. 86, 18) vgl. oben »p. 6719.
e)) wollen wir zovor von der mfintx and gewicht reden,
des in der heiligen schritTt gedacht wirt. Mathesio«
Sarepta {n. predigt: von müntz, gewicht and zahl) m^;
wir deutschen haben unser gewicht und zal namen mit
dem rechen and bachhalten, von den Lateinern ann
Wahlen bekommen, drumb brauchen wir des zentnen. tss^.
</)) das ainer sinen aide oder ere fibera&he mit valseb
gewicht, gewtirtz, schmaltz oder anderm, oder das ainsr
den andern wundoti oder messer zuckti, das sei aUwegen
ainem stattamman und dem rate haimgeseest werden.
Überlinger verordn. v. 1461 sscA. ^sscA. OberrkttM» IS, M:
andere Verbindungen führt» ••» dsr beieuitmg pensnm und
dem eigentchßftsbegriff über, vgl. : mit dem gewicht es nicht
immer genau nahm ... die preise . . . nicht am genausten
angab. J. Gotthf.lp Hans Bemer (vgl. oben »p. 6788); die
bäcker anzuhalten, monatlich die preise und das gewicht
ihrer verschiedenen backwaaren durch einen anschlag
im verkaufslokal zur kenntnisz des pablikams su bringen.
prettat. generbeordn. v. 1846 getett». ». 67.
ß) auf die voratellungakreise , innerhalb derer »iek di»
eben belegten tcendungen betttgen, fxlhrt auch die wtrhim
düng mit angegliederten »ubatantiven «tnd mUi attributiven
adjectiven in erster linie turüek. »» hamidt »idk hier vor
aUem um unterschiede in der k*belkr^ft dar ftwiehte. die
im imtatkverkehr einen gr9m»m «dat §»rim§tm werth de»
abg«wofi»nen bedingen. »atteU diass £trA ümd»dU{filiehe
tersplitterung und hemmung de» verkAr» oder durch die
aihängigkeit de» deuteehen handelt vom muUande bedingt
»ind, berühren »ie »ick mit den für die r^ormittlrtkttmft»
»ehon oben («p. 6781) angesogenen belegen, mndin «MdM^
»ehiede tt»i»(^»n schweren und leichten gewichten ergeben
tieh — ubfttdken von den fallen str^f baren betnigs — nu»
den gegtniätatm in mrt und ateeck de» ftmofenen mttm i'sfa.
andere gt/tntdm» nsMnsn wwwy fMMn ctn. ssMcrihMSMsH»
iat die kä»^lgk»ii der essiposiÜsii^rsMn . denen die »nb-
»tantiweirbindungen — v%e(fadk mnek »tUl» mit «(^eeft'cai —
tn tkrer f»$MUt»enh»u swarfsssn.
i)) unt»r»chiede in dar kabeUtn^ daa gemckl».
a)) landaekuftlids» gaganaäiaa, v§L rnndk fswiehtsste-
heit u. a. vgl. die buekum§tn ap. BT8S.
a)) groet %tt die tahl der Mifs; die nach mmal§ndiaakan
geteiektaemkeiten recknen:
a)) •)) hundert and drissig guldin and einen halben
galdin gAt an golde and vollen swerer der fswiehts
von Florcntie. urk. r. 1399. urk. eur Sebmtiaarfaaak. t, M5
(Thommen); alsdann so sfillen und wellen wir das waitsen
proat machen and packen ains bei der peckenwag oder
Venediger spetsiger gewicht se wegen acht Qntz. almdt-
reckt» H. ftwoAtiA. au üiimset {ftdaehr. «««• 1600) Merr.
weiatik. 6, 4M (spetxiger vfL speserei): Venedisch, Franck-
furtisoh . . . gewicht. Rtpf AA i»; {er trtig) allzeit ein
grosen wüsten Schreibzeug, annd pennal, welcher wag
siben tausent qaintal nach Venedischem gewicht za Nürn-
berg gelifert Fischart Oarganhia neudr. tlS; sa seinem
SM
5735 GEWICHT II (2, a, Venediger, Wiener gewicht)
hütlin worden genommen drei hundert zwei pfundJenueser
gewicht k la grossa, thun in Venedig subtili 86. pf. tafTet.
(so 1582; 1575: zwei elen, und ain virtail von -weisem
taffat) 180; seiden Salmantiner gewichts . . . mit nutzen
und quarti abgewogen (so 1582; tblb geändert). eJencfa 198;
das troy- gewicht stammt aus der französischen stadt
Troyes und galt bis in die neueste zeit in Holland. Chr.
u. Fr. Noback taschenb. der münz-, maasz- u. geicichts-
verhältnisse 1 (l85l) einl. s. 23.
6)) b}) Planner hof im Algunt als grien-vischer , mag
er von der altn Märlinger prugge . . . untz hinauf an die
sträng des wassers vischen, davon soll er ainem haubt-
man alle jar auf das schloss Tyrol under ainist zinsen
und antwurtn zwainzig pfunt welsch gewicht edl lebendig
visch, vörchen und aschn. ordn. des Schlosses Tirol (1505)
österr. weisth. 5, 12 ; abgerechnet die 2 conterfetten angesicht
mit Ölfarben gemacht, daran hat er mir herausgeben 5 (t.
boras niederländisch gewicht. Dürer (reisetageb.) nach-
lasz 174 Lange; das neue französische gewicht unter-
scheidet sich ganz von diesem {dem medicinischen pßtnde).
man hat dabei zur basis das gramme, welches nach
apothekergewicht 16 '/i 6 gran beträgt, angenommen. K. G.
Hagen lehrb. der apothekerkunst l, 52 anm.; unter dem
Zentner wird das gewicht von fünfzig kilogrammen fran-
zösischen gewichtes oder fünfzig pfund niederländischen
gewichtes verstanden, die erhebung der Rheinschifffahrts-
abgaben soll nach diesem gewichte und seinen unter-
abtheilungen geschehen, {poids de France . . . poids des
Pays-Bas) Rheinschiffahrtsordn. v. 1831 (jpreusz. gesetzs. s. 90).
ß)) innerdeutsche gegensätze.
a)) a)) Wienisch pfundt ein zentner haben sollen und
nit mehr, man sol auch alle specerei, unnd was sam
kauffs, kaufft oder verkaufft wirt, mit Wienischem gewicht
weren, was über ein pfund hat. aber was ein pfundt
unnd darunder hat, sol man mit Troyischem gewicht ausz-
wegen, was aber von goldt, berlin, silber, und dem goldt
im kauff gleich ist, sol als mit klainem gewicht ausz-
gewegen werden, der fünff lot vier Wienische machen,
was aber ausz dem bergkwergk kaufft wirt, sol mit Wie-
nischem gewicht gewerdt werden, sogenannte reformation
kaiser Friedrichs {iO. artikel) s. Goldast 1,176; und wir es
dannan haben, umb ainen zins jerlich umb xx pfund wachs
Costentzer gewicht. Gallus Oheim chron. von Reichenau
142 Barack ; auch zwaintzig march Silbers Costentzer ge-
wichts geben zö ban losung 148, vgl. auch unten sp.bliA;
das tet den storchen ser verdrieszen,
dasz er der speis nicht mocht ^enieszen.
er gieng hinweg und schemet sich,
gedacht: das wil dir zaien ich
mit Cölnscher gwicht, wo ich bin bider 1
Burkhard Waldis Esopus (1, 27) 1, 54- Tittmann,
vgl. oben sp. 5727 ;
es sind auch unsre lantrecht, daz all unser schoswag in
baiden gerichten aigenlich gevächt sein nach Haller ge-
wicht, landrecht im Zillerthal (15. jahrh.) österr. weisth.
1,324; ähnlich (Tauffisch gewicht) 1,313; (Zulger maisz
und gewicht) Satzweiher weisth. 1516 bei Grimm tveisth.
2, 692 ; edict, das Berlinische maasz, scheffel, eilen, und
gewichte in der gantzen Marck zu introdueiren. 1713,
8. Mylius corp. const. March. 5, 535.
5)) &)) dieser fisier oder maszstab, ist auff österreichisch
und bayrisch gewicht gemacht, uü ist auch eins ge-
meine werckschuchs lang. Leonii. B^ronsperger kriegs-
buch 2 (1573), 111^; von der wag. es sol auch pei der
peckwag das Pernisch gewicht geben werden und sol ain
Wäger vom rat und gemain geweit und gesetzt werden.
der selb sol das teutsche gewicht pei der wag und pei
der eilen allen gesten messen, rechte u. gewohnh. von
Sterzing s. österr. tveisth. 5, 425 (dasselbe 5, 429) ; dabei aber
der Hamburger zentner zu 112 pfund, welcher ungefähr
mit 116 pfund preuszischen und Leipziger, oder mit
96^8 pfund Wiener gewichts gleich ist, allgemein zum
gründe gelegt werden. Elbschiffahrtsakte v. 1821, *. preusz.
gesetzs. 1822 s. 13; es wird ein diesem verhältnisz ent-
sprechendes gewichtsstück angefertigt werden, welches
als urgewicht des preuszischen Staates gelten und als-
dann für das gewicht des preuszischen pfundes allein
maassgebend sein soll, gesetz, betr. die einführung eines
aUgem. landesgewichtes v, 1856 a, preusz. gesetzs. 1856 *. 545.
GEWICHT II (2. a, silber-, goldgewicht) 5736
c)) c)) dag sullen si an rechten frongewichten wegen.
rechtsbuch nach dist. 5, cap. 20 Ortloff; it were dan sache,
dat einich canoench off joncfrauwe desselven gestichtz van
irre provenden iemant iet verkoichte, den moigen de pistere
broit geiven up irre herren gewichte van deme gestiebte,
mar were sache, dat einich bürgere off ingesessen körn
geven in pisterien, den mach man broit backen . . . up der
steide gewichte. Kölner vcrordn. v. 1407 s. Stein 1, 244; das
die metzger Zürich hinnenhm dz fleisch wegen und mit
der statt gewicht, so dar umb gemachet ist, verkouffen
sullen nach der Ordnung wisung und nicht anders. Züricher
Stadtbücher (1412) 2, 10 ; so öffent man euch, dasz mein fraw
und ir gotshaus ains und fünfzigk stück harib hat in dem
obern ambt und dem nidern, darzu si und ir gotshaus
ein besunders gewicht hat, wie man den dienen suU,
und auf welche zeit man den dienen sol. öffn. v. Leuken-
thal österr. weisth. 2, 86; dat nemand tho bergen im
markede wäre, de man wegt, köpe und mit egener husz-
gewichte wege. Matth. v. Normann wendisch rüg. landes-
gebrauch tit. 164 Gadebusch; sein jarlich auf Tyrol ... zu
antwurten schuldig zwen sämb käs, wie si die im gots-
haus machen thuen, am lantgwicht 2 centn. 50 pfunt.
Tiroler ordn. (1505) österr. loeisth. 5, 14; sol nach dem
lantgewicht gewegen und für iedes pfunt 9 kr gerait werden.
ordn. der handtverker von Sarntheim (lG58) ebenda 5, 278.
vgl. auch preusz. gesetz, betr. die einführung eines all-
gemeinen landgewichtes von 1856.
b)) die unterschiede in art und zweck des zu wägenden
materials wirken ihrerseits ebenfalls auf gegensätze in der
Jiebelkraft des getoichtes ein; im besondern machen sich bei
dieser gruppe auch unterschiede in der präcision der ab-
messung geltend, je kostbarer das material ist, um so
feiner ist auch der geioichtsmesser gegliedert und abgestuft.
u)) item 2 zentner bulfer zu dem handgeschutz, sind des
bulfermaisters gewesen, cost ain zentner 11 guldin, tut
22 guldin und lofft sich alhie nach dem pfeffer-gewicht
2 zentner und 19 pfund. urk. v. Überlingen {iQ. jahrh.) zschr.
f. gesch. d. Oberrheins 17, 323 (vgl. sp. 5738) ; es ist ouch
erkant, wie es des salmen und lahs verkoufens halb mit
dem gewiht vormols verordent ist, dobi sol es bliben.
Siraszburger verordn. v. 1469 bei Brugker s. 220; item das
niemand nach kainem andern gewicht dann nach der
alten gerichtswaag allhie schmalz oder anders verkauf
oder kauf, landrecht v. Wartenfels (hdsehr. v. 1673) österr.
loeisth. 1, 164; dasz im h. röm. reich teutzscher nation
die werbenden in statten, auch ihr abthailung haben
sollen, dermassen die mit der elen oder trucknem ge-
wicht verkauffen, sollen von den andern abgesundert sein,
die feiste masz un gewicht prauchen. . . . die so das
drücken gewicht und die elen prauchen, sollen nit anders
dann gewandt, güldene und silberne stück mit allem
seidenwerck, auch aller leinwat der elen nach verkauffen :
und mit dem gewicht sollen sie alle specerei mit jhrem
anhangk verkauffen, auch wachs, maluasir. sogenannte
reformation kaiser Friedrichs bei Goldast 1, 177 (290); ähn-
lich bauernartikel v. 1525 Oechsle s. 290 ; der stein sal haben
drisig pfunde swer silber gewichtes, unde der stein sal
haben einen rimen, den man or {einer händelsüchtigen
höckerin) umbe den hals gorte. rechtsb. nach distinctionen 5,
cap. 20 Ortloff; cramergewichte schol glich silbergewichte
sin, und welcher daran anders funden wirt, das ist ein
valsch. (5, 9) ebenda; vgl. auch Graf u. Dietherr deutsche
rechtssprichw.^ 253; und wer sein gewicht nit hat in
der Ordnung alss im gebürt, ein kromer kromergewicht,
ein goltsmid silbergewicht und die andern frongewicht,
ist die puss xx pfund alt, auff gnad. getoichtsordn. von
Nürnberg {U57) bei Baader isr>; ähnlich 185 ; dorczu gebin
wir in ouch unde eren nachkomelingen , daz si ir golt-
gewichte, beide, kleine unde gros, gliche sullen habin,
als is unse stat Legnicz hat. tirk. von 1348 bei Schirr-
macher urk.-buch der Stadt Liegnitz 110 {nr. 1.52); item ein
gülden gewicht, gedeilt up 24 craet, mit sijnen grenen
dartzo gehoerende. Kölner verordn. v. 1450, *. Stein 2, 863
(vgl. grengewicht Berward 30); im gold gewicht wirdt
die marck in vier und zweintzig karat . . . getheilt. Mathe-
8IUS Sarepta (14. pred.) 236''; ein kahratgewicht zum golde
ist, da die marck in 288 theil getheilet ist. Berward
interpres phra^. m^tull. 30; ein solveren assei gewicht
5737 GEWICHT 11 (a.a, krainer-, fleUchergewIcbt)
GEWICHT II (t. o, leicht, falsch gewicht) 573$
Kölner vwordn. v. 14M (•, 886) im lübergewicbt thetlt man
b«i uns die marck inn sechzchen loth. Matiib8IU8 887*;
also am silbcr und Roldg wicht; in marok . . . k. k. karat.
SRnASTiAN IIf.i.iikk teutachea ayllabierbüehUin W Sotthe;
aus der neueren Utteratur vgl. noch Citn. u. Pr. NOBACK
iaaehenbtich der münz-, maaat- u. getciehUwr/. 1 eifU. XX
(gold-, Silber-, mUnzgcwicht; probirgowiolit , Juwelen-
gewicht; Boidon-, molil-, (Icischcrt^owicht u.a.); die Fkshweiz
gebraucht als mUnx-, gold- und ailbergowicht ihr mit dem
doutHohen mlinzpfundo Uhrreinnlimmendea handeUpfand.
PnKCHTL Uchnol. encykl. bd. 88, auppl. 8, ». 888 (vgl. auch
jnwelengowicht a. 384); vgl. silbergcwicht th. lo. 1 «p. 1006;
vgl. auch silborgeloeto ebenda ap. loos;
den {adet) gibt die not, die tochter der Terachwendunf,
draui In des bOrgora band, dea Icrftmera, miklara,
dt«r allen wertb abwftgt nach foldfrewicbt.
Qrillpar7.hr (ein brudenvdH 8) 9*. 66;
vgl. auch probiergewicht theil 7 ajt. »16»; juwelengewicht
preuai. gesetta. 1866 a. M6; krönen-, dukatengowicht w. a.
*. unter gewichtsgattung und gcwichtmarher.
ß)) kramergewicht vgl. theil 5 ap. »ooo , kramgewicht
ap. 8008; vgl. auch oben unter silbergewicht ; vgl. auch den
gegenaatM von kramergewicht und wagegewioht theil 18
*p. 871; taugt, ihr recijümnei«ler,
eure wafco nicht,
wftgt man auch die geister
mit dem marlitgewicht?
Karl Gbrok (lasset aie mü frieden)
palmblätter;
gewicht, als mimsz der schwere von kürporn, ist in allen
ländom verschieden ... in Deutschland hat grösstentheils
das handclsgewicht: l contner lio pfund ... in Frank-
reich war das alto markgewicht: 1 pfund hatte 8 mark
>{. F. Rumpf encyclopädie d. gea. kriegakunat l, 864; vgl.
die zu verwiegungen auf brUckenwaagen bestimmten ge-
wichtsstUcke können . . . sowohl im preuszischen handels-
ßewichte, als für den gesetzlich nach zollgewicht zuläs-
sigen verkehr, im zollgewichte getheilt werden, preuaa.
geatttv. 1863 (gesetzs. a. 690); vgl. handclsgewicht Phkchtl
a. a. 0. 889; L. GoLnscHMinr ftandb. d. handeUrechta § 68;
NoBACK handelaieisaenaeh.^ 20; vgl. zollgewicht preuat.
gesetta. v. 1889 a. 826; die Einführung des zollgewichta als
landesgowicht in einer reihe deutscher Staaten. Noback
münz-, maaaz- und geicichtab. vorw. a. 80; fleischergewichte,
nennt man dasjenige maas der schwere, nach welchem
die fleischer ihr fleisch auswicgcn und verkauffen müssen,
und welches deswegen schwerer als das kramergewichte
ist, weil sie im fleische viel knochen . . . mit zu geben
genöthigt sind . . . der fleischer stein wiegt gegen kramer-
gewichte gerade »0 pfund, oder dieser stein erfordert an
kramer gewichte ein und zwantzig pfund. CiiouEi. 4, 800;
seidengewicht Noback taaehenbttch ; mehlgewicht *. tinter
gewichtsmenge; fuhrgewicht tat tcol nach analogie von
fuhrfasz tu deuten (vgl. oben ap. 46«): pfundschwer oder
fuhrgewicht drei centner stein ist zu Rraunschweig ii ib.,
zu Hamburg und Manöver lo ttt. C. Brsoi.d thea. pract.
(1679) herauag. v. Diethtrr 319; zaichen und nahmen des
gewichts so man in deft apoteken brauchet. Heidelberger
handschr. dea iB.jahrh. {nr. 652), vgl. WiLLB #. 90: aigen-
schaft eines bcrümhten wundt artztes ... er solle vor
allem die gewicht und carnctcr der apoteken verstehen
und die wissen zufordern (nr. 660) 91 ; wie man die appo
tegischen gewicht versteen soll (nr. 807) 122; vom apotecker
gewicht, wie es von den medicis verschrieben wird. Vlmer
artxneitaa:e von 1664; libra ein pfund, das hat 88. loth,
im kramer gewichte, aber im medicinalischem gewicht
hats nur 84 loth, oder 18 uncias. Joh. Coi.rk hauab. (1616)
2. theil a. 84'*; ähnlich Chomel 1, 676; vgl. apotheker oder
medizinalgewicht PnECHTLa. o. 0. 88»; medicinal gewicht
.«. preuai. geaetas. 1856 a. 646.
c)) diea« unteraeheidungen verallgemeinem aich in dem
gegentabt wvnatihen grosaen und kleinen, seh teeren und leichten
gexoiehien: den schweren centcr unnd sekel, hat man im
tabemaokel gebrauchet, dnimb nennet sie Moses des
stifftes, oder der kirchen, oder des heiligthnmbs gewichte.
Mathesius Sarepta (U. pred.) 235»; das ander oder kleine
gewicht unnd leichtere müntz, hicsz man das land oder
pemein gewicht und gelt ebenda; wes aber mit dem
Zentner oder pfunds weis verkaufft an faister war soll
mitt vorgenannten ertten als dem grotaen gewicht ge-
wagen und gewert werden, bauemart. v. I6t6 bei Oechblb
»91 ; item des schweren gewichts hat li (die groau btteke)
gewegen 89 zentner le pfund, das macht neeh dem liebten
gewicht 8« Zentner at pfand. urk. v. Übtrlüufm um erfleaHr.
/. geaek. d. Oberrk. 18, 4t; wann die arm oee wafbalokeiM
proportionirt sindt gegen dem angehenolrteii fewiebl.
solcher gestalt, das an den kurtzerea arm das sehwer
gewicht angehonoket werde, so werden dlse beide gewicht
gleicher schwere gefunden, in dieser poeition oder an-
henckung. Rrrr D 4^; ein sobwergewiebt (fBr die mebr-
zahl der waaren. die sogenannten gröberen) nnd ein
leichtgewicht (fUr die feinen oder koetbaren waarea), ein
besonderes seidengewicht a. s. w. Noback tattiktmbuek I,
einl. XX ; vgl. auek leichtgewicht tkail» ip. 646. sebwer-
gewicht (in theil 9 ap. tS66 tiwr mi« der o» rfm dgemtOmfl»-
begriff angeknüg/Un übertragenen bedemhmf gebtitkfy.
(t)) dieeer gegeMat» wird vor allem aU grmdmetmr ßir
die ehrliekkeit de» verkauf ere gedeutet .- item iglieb goltsmid
sal haben einerlei gewichte, doran er innemet and os-
gebit bei welchem man das anders erfindet, sal donimbe
peinlich gestrafft werden, innungaartikel der ^
(e. 1466) bei Ermisch Freiberger eiadtreekt 190;
die drit straff man aufHchten ÜuH:
pei welchen kremero man find«i (het:
•io leicht gewicht, so kArcze elea
. . . den thel man vor dem Rftmer abbaweo
aa dem klain linger du erst gliad.
H. Sachs (dreieriei itntfe» im Framkfurt) feb. u.
•c*ir.».489:
was gezeichenten gewichte aber anter einem pfände za
ringe ftuden wirt Nürnberger geteiekieordn. v. 1467 bei
Baader 186 ; dasz gep&ok besser zo visitieren, inen klein-
und geringes gewicht nit zu passieren, verweieknie der
banntaiding *u 8t. Paul (n.jahrh.) öeterr. teeietk. C, aaS;
hohe monarchen schaffen genügsame geldtmittel zar be-
zahlung der soldatesca, es kommt aber zuweilen der
teuffei drOher . . . dasz also der gemeine knecht mit
dem geringen gewicht musz vorlieb nehmen. Abraham
A S. Clara (auff auff ihr Christen) Wienier neudr. 1, a. 87).
e)) nocA deutlicher irird dieaee moment t» dsn Verbindungen
falsch gewicht, recht, gut gewicht u.a. gekennseieknet :
die rit besorgen, das die selben gewichten and das lot
gemaohet werden, das sl gelich bestanden and gerecht
sien, alles ongevariich. Züricher etadtbüeker (i4M) », 178;
beschlOge he edder iemand den weger mit falscher ge-
wicht, he moth den halsslOsen. MatthAub v. Nurmann
tit. 164 Gadebuaek e. 806; woeg einer mit falscher gewicht
ebenda; falsche gewichte bruken ebenda;
valscb sindt ietzundt all gewicht,
wann man ernstlich dar nIT sieht,
so rerwegens sei and üb,
das er nun sin war verlnb,
die si vUachlich fttcbtan kinnao,
das si gross schwere dran gewiniiMB
Tbomas MuRNsa narr«*
neudr. $. »4;
(WJ.
zum dritten, magstu alles sagen was da weist,
offenhahren lügner, und von denen die mit fa
Wichte umbgehen. Adam Olearics pereianieeker
garten (7,18) s. 79^; das hinfOr nicmandt in diser stat
einicherlai wäre aass- oder einwegen sol dann mit ge-
wichten, die mit diser statt zeichen bezeichnet and ge-
recht seind . . . andere ungezeichnet« gewicht, die nit mit
discn statt zeichen bezeichnet oder ongerecht weren . . .
wolle ein rate darumb straffen, \iimberger Ordnung dfe
ii.jakrk. 178 Baader; desgleichen soll ein jeglicher sein
gewichte aalhn rathhaasee eieben and aufziehen lassen,
bei wem darüber anreebt gewicht befanden, der bOssei
dem rath » tblr. pelieeiardm. «. JBnfa UTt, deutedke lamä-
rechte 1, »7« SekoU; gnidige frao! habt ihr nicht altee ser>
brochenes silber. von Augspurger and Wiener prob, auch
ohne prob? wir haben schon unsere streichnadel and
probirstein bei uns, auch das ordentliche gewicht Abbl.b
künetL unordn. (8. 84) 8, 868;
der sprach von rervtenebre,
nnd nicht von fUrstenpflicbt,
der nannte seine beere
nad nicht sein itcht gewicbt
Max V. Scbbhiunoorf gebet I8I6.
360*
5739 GEWICHT II (2, a, mit dem gewicht verkaufen)
2)) tceniger einflusz auf die Verwendungsformen des Sub-
stantivs haben sonstige unterschiede in der ieschaffenheit
des wägemaszes.
a)) die bildungen gewichtstein, gewichtstück deuten auf
gegensäfze des materic.ls und der herstellungsart. diese
gegensätze haben eine besondere entmckelung im münzver-
kehr genommen (s. sp. 5744). aber auch auszerhalb dieses
rahmens spiegeln sich die Wandlungen in der technik des
Wägeverfahrens in verschiedenen attributiven Verbindungen :
was den centner belangt, den die heilige sprach cicar
nennet (darumb das das bleierne centner gewicht, einem
laub brot, wie unser plick oder brent silber gleich ge-
sehen). Mathesius Sarepta (14. pred.) 235*. gerade an diese
gewichtsgattung {vgl. auch oben sp. 5730 blijen gewichte,
vgl. unten sp. 5746) knüpfen Übertragungen an, vgl. : der
pasz des Triestiners, den er in der tasche trug, drückte
ihn wie ein bleiernes gewicht. Paul Heyse {ital. nov. i)
Andrea Delfin s. 167 u. a.; item ein jeglicher Ion weher sol
in sinem huse haben einen halben vierdling eins Zentners
isin gewichts mit des rats zeichen bezeichnet und sin wog
mit einer isin zungen und isin kleben. Freiburger Statut
von 1464 zsch. gesch. Oberrheins 9, 179 ; da wir andurch zu
verordnen nöthig und nüzlich befunden, dasz von jedem
müller unserer fürstlichen lande ein quantum eisengewicht
von 250 pfunt ... in seine mühle . . . angeschaft, dargegen
das in den mehresten mühlen bis daher befundene stein-
gewicht aus solchen hinweg gethan . . . werden solle.
badisches rescript v. 1770 bei Oerstlacher 3, 269 ; vgl. : erst-
lich zu merken das der stein oder das gewichte, so ein
gemein malter korns wegen sol, solle halten 186 pfund.
ordn. für die mehhcage zu Durlach 1536 zsch. gesch. Ober-
rheins 13, 288; das alle meister sollen gegossen und nicht
steinerne oder wagken-gewichte führen. Beier handlungs-
lex. 463, vgl. teil 13 sp. 216.
b)) andere gegensätze : mark oder pfund-gewichte Gold-
schmidt a. a. 0., muttermaasse und muttergewichte.
C. F. NoBACK taschenb. einl. 21 ; vgl. auch Sanders 3, 1594''^.
y) die Unterordnung von gewicht unter andere substan-
tiva ist gerade für die sachbedeutung des wägemaszes durch
die zahlreichen formen der composition bezeugt, vgl. gewichts-
gattung u. a, auszerhalb der composition ist diese fügung
hier nicht mehr so beliebt, am häufigsten beim partitiven
genetiv -. was gewichts ungezeichent oder nicht mit der stat
zeichen gemerckt ist. Nürnberger Ordnung v. 1457 Baader
s. 184 {vgl. dagegen : da gleich der zungen in der wagen, die
sich neiget gegen der schüssel, da allermeist gewicht in ligt.
Geiler v. Keisersberg irrig schaf A 2*>) ; darüber bleipt
noch gewichts 177 pfund. ordn. für die mehlwage zu Durlach
1536 zsch. gesch. Oberrheins 13, 288; dise auffgab zu erkleren,
setzen wir ... ein solchen wagbalcken oder stab . . . nem-
liche der lo schuch lang sei, und wege 40 S schwere,
und weiter aber setzen wir ein stuck gewichts von 80 S.
Ryff E 4" ; zur Unterordnung der sachbedeutung unter ein
Substantiv, das den eigenschaftsbegriff ausprägt, vgl. : die
glichnisz würt gezogen von schwere eins gewichts. Strasz-
burger Übersetzung des Terenz von 1499 (Andria l.) 16''; es
war mir ein vergnügen, den mann mit stolz von der
Wichtigkeit seiner kunst, worüber er auch eine mit bibli-
schen beweissteilen von der richtigkeit des gewichts ver-
sehene kleine abhandlung hatte drucken lassen, sprechen
zu hören. Nemnigh tagebuch einer . . . reise l (1809), 153.
S) der oben angeführten begleiter entledigt sich das Sub-
stantiv in einigen fällen, in denen es mit verbis engere Ver-
bindungen eingeht: wer dann jemant jSrlich gült . . schuldig
gewesen ist vor dem zit, als wir das egenant nüw pfunt
ufgesetzet haben, den andern bezalen mag bi der gewicht,
als das von alter her kommen ist. Züricher stadtbücher
(1426) 2, 221 (bi der vorgeschriben gewicht [1416]. ebenda
2,49); item van korallen ind anderem gesteintz, dat men
mit dem gewicht verkeufft, sali men ouch den hundersten
d. geven. accise v. 1487, s. Stein akten zur gesch. . . . der
Stadt Köln 2, 631 ; dat man nu vortan alle gesaltze vische
. . . niet anders dan mit dem gewichte . . . verkouffen sali.
urk. v. 1482, s. Stein 2, 574; vgl. verköpen van ghewichte.
stadtrecM von Wisby Schlyter 8, 101; dat man gewinnet bi
ghewichte. 8,143; es seind aber viel feister pfenwert, die
man nit mit der masz, allain nach dem gewicht ver-
kaufft, als wachs, schmär ... und ander feiste wahr . , .
GEWICHT II (2, h, gewicht «= pensum) 5740
sol alles mit schwerem zentnergewicht verkauiTt werden,
sogenannte reformation kaiser Friedrichs, Goldast l, 176.
vgl. auch die belege sp. 5725. andere ähnliche Verbindungen,
in denen ebenfalls bei formelhafter Wiederholung die mittel-
glieder abgestoszen wurden, s. tmter 4.
e) noch spärlicher flieszen die Zeugnisse für das Sub-
stantiv als wägemasz auszerhalb fester Verbindungen : das
gewicht in allen landen sol ein zentner schwer haben,
sogenannte reformation kaiser Friedrichs, Qoldast 1, 16T,
was sol ein fechter, der nicht ficht,
was sol ein kremer on gewicht,
was sol ein thfir on rigel.
H. Sachs (ein quotlibef) fab. u. schw. 8, 44,
bei gegenständen, die nicht gewogen werden können, soll
die feststellung ihres Verhältnisses zum gewichte auch
fernerhin nach der . . . angefertigten gewichtstabelle ge-
schehen, {pour la redtiction au poids) Rheinschiffahrtsordn.
V. 1831 preusz. gesetzs. s. 90; fleisch- und brodtschäzer
sollen auf die gewichter guete obsicht halten. Urkunde
von St. Andrä (l7. jahrh.) s. österr. weisth. 6, 528. der indi-
vidualisierende gebrauch, der im täglichen leben reich ent-
tcickelt ist, stellt litterarisch nur wenig belege: so aber
ein malter korns obgemelten malterstein oder gewicht
nit halte, wie viel pfund es dan mehr oder minder wegen
wurd, so vil pfund melwes mehr oder weniger sollen die
mülnere zu wehren auch schuldig sein. Durlacher ordn.
V. 1536 zsch. gesch. Oberrheins 13, 289.
b) die sachbedeutung von pensum: gewicht, was ge-
wogen wird.
a) in manchen verioendungen bleibt die begriffsbestimmung
unsicher, so in der abgrenzung gegen das nomen actionis,
vgl. : wer von uisswendlgen einich iiser alher in die
waeghe brengt . . . der sali zo wiigegelt geven van iederem
gewichte nae luide der taefl"elen daeselffe hangende
2 haller. Kölner accise v. 1487 s. Stein 2, 629 ;
nach dem auszschlag des gewichts,
sind sie weniger denn nichts.
P. Gerhardt (62. psalm) 3, 437, vgl. auch
oben sp. 5724.
zum eigenschaftsbegriff führen über: dasz der mensch
nach eingeladenem tranck und speisz, eben das gewicht
behalt, so er zuvor nüchtern hatte. Fischart, Oargantua
(3. cap.) 60;
kessel-schüsseln . . . möge man ohne bedenken dem gieszer
lassen zum gusz und was an gewicht noch fehle darauf thun.
MöRiKE {idylle vom Bodensee) 1, 329.
dagegen hebt sich gerade vom eigenschaftsbegriff die sach-
bfdeutung ab in: das dem gold abgehe wenn mans tregt,
ist gewisz. so mag das blei von unreinigkeit schwerer
wegen, aber es findet sich das gewicht im fewer nicht.
Mathesius Sarepta {s.pred.) (1562)49».
ß) sicherer führt die abgrenzung gegen das wägemasz.
sie läszt sich am deutlichsten in einzelnen Verbindungen
mit verbis verfolgen.]
1)) schon mittelhochdeutsch bezeugt ist die Verbindung
recht gewicht gehen {im gegensatz zu valsch gewicht
brauchen) :
den lüten sazte er rehtez leben,
wie die kouflüte geben
solten reht gewichte,
die herren reht gerichte. erlösung 3884 Bartsch;
es sol ouch ein ieder tücher und wöber, was wollen sie
zu spinnen gebent, eim geben sin reht gewihte, pfunt
für pfunt, als reht ist. und wo iemans swerer gewiht
gebe und sich das küntlich finde, der soll bessern 5 sl, d.,
Straszb. verordn. v. 1500 bei Schmoller 107;
die müller und die bäcker gemein
die haben auch gern die besten schwein,
dank haben der bauren sacke,
denn sie geben desto geringe gewicht
an brot, semmel und wecken.
lauf der weit bei Hoffmann gesellschafls-Ueder
2, 179. M. a. vgl. auch .?p. 5733.
2)) eng damit berühren sich auch andere Verbindungen
mit verbis: ouch als sich bisher gemacht hat das die
salmen- oder lehssnider drien oder vieren ein gantz vier-
teil oder me von eim salmen oder lahs verkouft und mit
einander gewegen hant, und dann dieselben das under
sich geteilt, do doch ir keim recht gewicht werden konde,
das sol nit me sin. Straszburger verordn. von 1469 bei
Brucker s. 221 ;
5741 GEWICHT II (t.c, eigenschaftibegri^
hütr gott wie manch« aie betriefen
mit keHz, licchtern auiszuwiegen,
den daumon hat er olTl (ewefen (der Oremjfi
nur deiito weniger drein tulegen . . .
wie groaz unrecht geacheh beiden,
dem nit werden thvt lein gewicht.
FiiiHi;iii.iN f^. Chrittoffa $. 179 Aro«Mt;
uls dann mag er Hchcn, whh tUglich an fleisch, kom oder
mohl, wei/.en, brodtctc. (dann Jedem sein gewisse gewicht
und ztiiil 7.U reichen ist) . . . aufTgohen wolte. W. Kincii-
iioi'i' wu7t7. dittcipL SO; auff das er aber das gewicht
widerumh zu linusz brechto, so solt er hirsohen essen, so
bekam er schwere hodon darvon . . . bracht nicht allein
sein gewicht trowlich widcrumb zu hawss, sonder auch
etwas drlibcr. Mich. Lindenek kattipori (toa) *. 156 Lichten-
stein, hierher ijehUrt ala vereinzelter neuerer beleg: ich hatte
meine froude an einer alten käscfrau, die, mit der brille
auf der nase, bei'm stUmpfchcn licht, ein stück nach dem
andern ab- und zu-schnitt, bis die käufcrin ihr gewicht
hatte. GÖTliK (die geachxeister) 7, 1S4.
8)) neues leben loird der Verbindung mit tragen in der
spräche des rennplatzes tugefUhrt: ein !♦ band hohes pferd
hat ein bestimmtes gewicht zu tragen. E. Bhicutrr nll-
gem. gesetze des pferdeteettrennens (Breslau 18M) § 4; für
die richtigkict der von den einzelnen pferden getragenen
gewichte ist er (der abieieger) . . . verantwortlich, reglement
für flachrennen (Berlin 1897) s. 4 «. a.
y) nur vereinsdt sind Verbindungen mit Substantiven,
die das getoogen« material näher kennzeichnen: ein pfunt
ilgen gewichtes nmbe ein pfunt erweiszen gewichtes . . .
daz die erweiszen eins helbelings beszcr werent wan die
flgen. d. Städte chron. 8, 185, vgl. oben sp. 5617; alles auch
wol gebackens brots und gowichts auch melbe und kleien
gestrichen, gemessen, wie obstet. Rastatter rerordn. von
16«5 zeitschr. gesch. Obeirheins 13, 287; ein gall, die da ge-
schUtt wirdt in ein wasser, machet dasselbige als bitter,
so schon tausent mahl mehr ist, dann der gallen. oder
gleich wie ein kleines gewicht saffran gilbet unnd ferbet
ein grosz gewicht wasser, unnd ist doch nicht alles saffran.
PAnACELSUS (liber quartus archidccis) 1 (1616), 796.
c) verdrängt tcird die sachbedeutung des pensum durch
den abatraeteren eigenschajtsbegriff, der an dem fwr «M^
gebrachten körper nur die eine seite streift, die für dat
ioägeverfahren bedetttung hat, die hebelkraft.
«) auch hier lassen sich in einigen festen Verbindungen
die Übergänge beobachten, die von der einen bed«utung zur
andern \ceiterf Uhren.
l)) zur abgrensung gegen die sachbedeutung von pensum
vgl.: dat (brot) zo besien ind zo wijgen, off id gut sij ind
sijn gewicht have na luide der rollen. Kölner verordn. v.
14.56 s. Stein 8,876; saburra, unreiner sand, damit man
die schiff beschwert, dasz sie ir recht gewicht haben.
E. Alberus nov. dict. 0 2»;
das nnwUebare hat (tkr sie gewicht,
und ans dem wasser lockt sie tlammenlicht.
GöTHE (fettgedichte : StottenthrimertaUne)4't,lW.
2)) Mur abgrenzung gegen die sachbedetiiung eines toäge-
maaszes vgl. ■
a)) item sal man havon eine gewisse woge, dae men
gut van gewichte up wighe. Kölner verordn. für die messe
(nach 1860) s. Stein a, SO; ebenso (18S6) 9, 4; (1870) 9, 87;
(1882) 8,67; dit is die ordinancie van dem gude van ge-
wichte (1400) 8, 114; dat unsc bürgere of geste einichcrlei
guit van gevriobte, dat in die waigo gehörte, id were
cruid, iseren of stall, ze Coelne breichten (nach 1370) 8, 57;
ebenso (guit van gewichte van spitzereien i486) 9, 608.
6)) und was dem brot, dz man also wiget, an der vor-
geschriben gewicht abgat, dz sQUent si den lüten mit
anderm brot erfoUen ün goverde. Züricher stadibiichcr (Ul6)
8,50; ebenso (1425) 2,367; also das dieselben köpff oder
clainat mit allen sachen am gewigt über fünff marck un-
gcverlich nit haben. Nürnberger hochzeitsordn. v. 1485 bei
Baader s. 78; den nun der rath zu Augspurg , . . mit sil-
bern geschirren mancherlei manier, am gewicht in 1700 fl.
haltend, wie auch vier grossen messingen feldgeschosz
. . . stattlich verehrt und zimlich widerumh versöhnet
hatte. WshSEnWEnhicnivs Attgsburger chron. 3(1595), 66;
dz gold so aus den kleidern und staube gcsanilet und
gereinigt, ward geschätzt und hielt am gewichte bei
80 pfund. Prätorius tcündschel-rttthen (1667) 19;
GEWICHT H (9.e, un gewicht, naefa gewlobt) 5742
SU mir her, wer bat bnofwi notl
ich hab gMt weis- «ad roeekaiMrot,
aus korsa, waiei and kersa pmmi,
gMaloMo redit adt aties smImb
an recht gewicht nd dae wol antMetili :
H. Sachs (etgSKtt. btttkrttb. tUtrsUmde auf trOemi
U, M K«atrOtttm;
und alwegen kom und melwe ober dw abcof TorfMnelt
am gewicht gleich sein. «riin. «ter üt mtUmag» tu JMr-
laeh 1586 zeitschr. gesch. d. ObtrrMnai toll «da Jeder beeker
von einem Jeden malter mclbs . . . machen and geben
z&m wenigsten hondcrt leihe recht und wolUcebaeheiu
brot«, der Jeder zwei pfunt an gewicht haben. tbtn4»ma;
derowegen ist auch das mehl da« aoff der waaser-nflblen
gemahlen worden, nicht allein feiner und lietcer, als den
man auff den wind-mUhlen läszt mahlen, sondern dae»
selbige gibt auch 10. pro cento am gewicht mehr aae,
als dasz von den wind mühlen auff welchen viel Ter-
st&ubet. Jon. Joacii. Bkciikh narr. uvijJbei/ 90; derwecen
die gebrannten kalckstein in Jrem enteil fevtdit. als
man sie in ofen thut, und mans wider benw nimpt,
nicht mehr so schwer halten oder befanden werden, ob
solcher stein wol sein vorige gleiche und grSese bat, be-
helt er doch den drittheil weniger am gewicht LeoK-
hart Fronrperoer bauordn. (9, 4) 61*; dann wir ein
holtz gesehen . . . also satt and dicht, das man e« für ein
stein achten mOoht, aber am gewicht also leicht, als ein
ror. RyppBB2*; protgewicht. item, wenn ein stJLr waixen
geet umb ain pfunt Ferner, so sol ain vierer haben 8 anz
an dem gewicht, stat. v. Kaltem österr. weistM. 5,817: die
hausb<erin, eine herzlich gute frau, welche ongefebr
dreihundert pfund an gewicht hatte, wegen ihrer fleisch-
masse etwas bequem war. J. C. Brande« meint lebens-
geschiehte 1, 159; ein glücklich auf ein gewicht von vier-
hundert pfund herangem&stetes schwein, an welchem
sich am folgenden morgen sein letztes Schicksal erfüllen
sollte. W. Raabe d. schüdderump^ 88.
e)) saffran den kAaft man nach dem gewicht,
galt in nit nach der paus«.
H. Sachs /ab. u. sekw. 4. IM;
nicht fem davon ein dfirflein leigt
MOlheim, da man die kinder weift
wann eim ein kindt ist worden kranck,
trug era gen Mftlheim auf die waf,
(es ist f&rwar so, wie ich
gewicht
(es ist farwar so, wie ich a*s)
die hatt der pfaff da anmricnt,
and nach des krancken kindta
most man dem Baals pfaflen geben
ein hauffen koms, der lag daneben.
Erasmus Albkrus fabeln (87: von
u. fiuht u. andern tMerem) 169 nemdr.;
aufs gewicht verkaufen. tJARTiN u. Libniiart teb. dmr
elsäss. mundarten 9, 787** (im gegensats zu den forwuin muf
sp. 5795) ; soll dieselbe (die ladung) überall nach dem ge-
wichte berechnet and erlegt . . . werden. Elbsehißahrt»-
akte V. 1881 (preusM. gesetz*. 1899 s. 18).
d)) fraglich ist, ob hieher auch das fblgende gehört (vgl.
oben zum nomen actionis sp.b'Xh)'. dasz nemlich die schwere
Sachen, so im gewicht bestehen, sich nit geben nach dem
punct der erden . . . vielmehr, dasz durch eine sonderliche
krafft, so sie in sich selbst haben, de etwas an sich
ziehet. GniMiiBLaHACSEN %eieder ertimmd. SimfUeütimm»
(8, 7 der fliegend« mmdersmann nach iltas mtmtd) 8, Stb.
sicherer ist der «igtnaduifUbegriff enug^rüft m: aonstan
haben das metall (eitm) sehe sn machen, nnd im wenigen
gewicht stücke daraus zu giessen. in perfection gewnst,
ein Teutscher zu Venedig namens Flicker. J. J. Becher
närrische iceish. U; er hat auch lufflgranaten gemacht,
unter andern ein köstliches kugelspiel, da die kugeln
von augstein waren, sehr geringen gewichte. «. 89; stricke
gaben auch von sich selbst nach, also das8 mein fliegendes
gcr&th, und ich, unbeweglich standen, als wenn es ohne
gewicht w&re. Grimmelsuausbn «esedEer erttzmä. Simpli
eissimus (8, 7) 8, 688.
ß) am deuüiehstm gmut tick 4tr ti§tmmik^fta6tfrif mb
in v«rbindun§tm «en gewicht mit mUkm nMmHven^
di* dm körper nOker kemmmiekmm, imttn kMütn^ ge-
messen vtwd*
i)) die bargermeistere soilen oneb raaderUngen mit
sweren, der beeker rolle ind ordinancie van dem broede,
van den boessen ind gewijchte des broets Taste ind stede
so halden. KUner bürferwteietereid. ». Stein i, 886; nit . . .
5743 GEWICHT 11 (a, c, gewicht eines körpers)
das der leib Christi selbs rund, weisz, schmackhaft, ge-
ruchhaft unn wichtig ist wie brot: oder dg diser geschmack,
dises gewicht, dise runde und dise färbe im lulTt on auffent-
halt pleibe hangen. Fisghart bienenkorb (2, 5) L 7^.
2)) als so man das recht natürlich gewicht eins men-
schen, mit einem andren thier vergleichen wollt. Ryff
BBl«;
sie zieht den hals hervor, sie hell in allen tritten
gewisse maasz und zahl, die schultern, das gesiebt,
das hintertheil, der bauch, hat alles sein gewicht.
JoACH. Rachel satyr. ged. (1. das poet.
frauenzimmer 312) 26 Drescher;
man wird aufhören, die seele in der Zirbeldrüse, den
verstand im spezißschen gewicht des gehirns zu suchen.
Herder (ideen z. philosophie der gesch. der menschheit 3, 2)
13,83; wenn man also gehirn und nervengebäude gegen
einander wöge ; so gäbe es schon ein feineres und dennoch
kein reines verhältnisz: denn das gewicht beider zeigt
doch nie, weder die feinheit der nerven, noch die absieht
ihrer wege. ebenda (i, l) 121.
3)) dann so der medicus eigentlichen weisz, das ge-
wicht des athem schöpffens, eins gesunden menschen.
Ryff BB3^; aber zu mancherlei verendrung des ge-
witters, auch andrer vilfeltiger ursach halb, das gewicht
des luffts zu erfaren, mag füglicher mit blaszbelg zu wegen
bracht werden, doch auch mit gewicht. CGl"; diesen
unterschiedt haben wir nit allein im gewicht des wassers,
sonder in allen anderen dingen, dann gar selten in un-
gleichen dingen, ein gleichlich gewicht gefunden wird.
BB 3 ; gQ^^ wägt das meer bisz auf ein pfund,
alls offen ist sein angesiebt,
der zeit hat er gsetzt jähr und stund,
alles erschaffne nach dem gwicbt,
kein tröpfflein sein waag überschlägt,
kein lufft sein gwicbt entfallet,
sein nam allein alls überwägt,
so schwär es dir einfallet.
Fr. Caccia lebenstkat . . . des hl. ... Antonii
V. Padua (2) 13;
die erd' hat er auf ihr gewicht gegründet,
sie wanket nun und nimmermehr.
Herder {vom geist der ebräischen poesie 1, 3)
11, 270 Suphan, vgl. psalm 101, 5;
fiat, es werde die erde, welche kugel in ihrem gewicht,
und widergewicht solle frei hangen. Abr. a S. Clara hui
und pfui/ der weit (1707) 199. u. a. vgl. sp. 5721. 5732;
auch nicht schwebte die erd' in rings umgossenen lüften,
wägend sich selbst durch eignes gewicht.
Voss Ovid verwand!. Idie Schöpfung 9) 1 (1798), 2
(1, 1213 ; nee circumfuso pendebat m aere tellm pon-
deribus librata suis);
das gewicht einer gegebenen menge eines flüssigen wesens
und also dieses . . . eigene schwere zu erfahren. Kästner
anfangsgründe der mechanik 2, 86 ; auf jener erdhöhe näm-
lich, auf der noch jetzt jeder körper sein wahres gewicht
verliert, ob ihm gleich nichts von seinen theilen entgehet,
auf jener erdhöhe, auf der der pendul sich langsamer
schwingt und das gold weniger wieget ; auf ihr war noth-
wendig auch der organische bau der lebendigen leichter,
elastischer, gröszer. Herder {ideen z. philosophie der gesch.
der menschheit 10, 7) 13, 479 ; einer besonderen erwähnung
verdienen noch diejenigen Instrumente, die zur erforschung
des eigenthümlichen gewichts, besonders bei mehreren
flüssigkeiten , dem apotheker unentbehrlich sind, man
versteht durch eigenthümliches oder specifisches gewicht,
fälschlich eigenschwere genannt, die vergleichung des
gewöhnlichen gewichts zweier materien von gleichem um-
fange gegen einander. G. G. Hagen lehrb. der apotheker-
kunst 1, 43.
/) der eigenachaftsbegriff nimmt lebhaft an der compo-
sition theil, doch führen von den eben belegten Verbindungen
nur loenige bis zu dieser form toeiter, vgl. z. b. körper-
gewicht. die meisten composita treffen adjectiva oder ad-
verbiale formen, die sich auf die berechnung des gewichts
beziehen: unter specifischem gewicht oder eigengewicht
der körper wird das Verhältnis ihrer schwere zu der-
jenigen des reinen wassers verstanden. F. Noback handels-
wissensch. 20; der zoll wird nach dem bruttogewicht, die
Verbrauchssteuern nach dem nettogewicht berechnet und
erhoben, preusz. zollordnung v. 1818, gesetzs. s. 49 ; vgl. auch
tarage wicht preusz. gesetzsamml. v. 1861 s. 554; gutgewicht
^mda ».666; 8. auch vürgewicht, passiergewicht in d).
GEWICHT II (2, d, im münzverkehr) 5744
d) die bisher nachgeiviesenen drei bedeutungen des tväge-
maszes, der geivogenen masze und des eigenschaftsbegriffes
der schtcere lösen sich in eigenartiger weise ab bei der be-
Ziehung von gewicht auf edle mstalle, mit der das Sub-
stantiv zugleich das gebundensein an das wägeverfahren
abstreift und dem münzverkehr zustrebt.
a) vielfach ist auch hier die grenzlinie strittig, so
zwischen dem nomen actionis und eigenschaftsbegriff in
der formel zwaihundert guldin guter an dem gold und
swärer an der gewiht oben sp. 6121; zwischen dem eigen-
schaftsbegriff und der sachbedeutung des wägemaszes: dat
gould mit dem gewichte zo ontfangen, längeren schaden
in dem gemeinen gude zo vurkomen ... so . . . gebieden
. . . dat man dese nageschreven stucken mit dem gewichte
inneimen sul. Kölner münzordnung von 1476, *. Stein 2, 547;
zwischen dem, eigenschaftsbegriff und der sachbedeutung
von pensum: item wo XX oder XXI muntzschmiten im
gantzen reich verordent wurden, were gnugig ; die musten
bei geschwornem aid und dem brand ain körn und ge-
wicht an Silber und golt durch das gantz reich muntzen
darmit der gemain man in der muntz unbetrogen bliebe.
bauernart. v. 1525 bei Oechsle 290; zwischen den sach-
bedeutungen von pondus und pensum: und als sich das
noch etliche tag verzog, darinn die bezalung beschehen
solt, und die sich des gewichts nit vereinigen kondten.
Livius deutsch (Straszburg 1562) 53*.
ß) gesicherte bedeutungen.
1)) für das icägemasz kommen auch hier zunächst die
oben {sp. blMff.) belegten Verbindungen in betracht, bis
sie durch besondere münznamen abgelöst werden: vgl.
hundert mark silbers Kolmarisches gewichtes, sp. 5627;
de ich von den erbern lüten . . dem rät und den burgern
von Zürich gewert bin, und enpfangen han von in drü-
hundert mark gutes silbers Zürich gewicht. Züricher
urk. V. 1313. archiv f. österr. geschichte 6, 198; wir Frie-
derich und Lupolt . . . herczogen zu Oisterich . . . dune
kunt . . . das wir unverscheidelich schuldig sin dem edeln
manne, graven Johan von Spanheim . . . dusent marcke
sielbers luters und lodiges des gewechtis von Straisz-
burgk. urk. v. 1314 bei Winkelmann acta imperii inedita
2, 780, ebenso (Straszburger gewichtes) Urkunden v. 1345.
1347. 1348. 1359 bei Winkelmann 2, 397. 434. 440. 543 ; so hat
er uns gewert und bezalt zu Sand Veyt in Kernnden
neunhundert guidein und funffundsechtzigk guidein der
gewicht von Florentz, von den Juden daselbs zu Kernnden.
urk. Eberhards v. Reichenau u. Rudolfs v. Osterreich 1360,
s. zeitschr. f. d. gesch. des Oberrheins 25, 313 ; die si ouch
abkoffen mügent mit VI" und L march silbers Costentzer
gewichtz. klagepunkte abt Ulrichs gegen die Appenzeller (1464)
bei Zdlweger 2, l, 161.
2)) die sachbedeutung von pensum liegt eigentlich den
geprägten münzsorten zti gründe, vgl.: siclus dat is ein
ghewichte sulvers unde ist so gut van gheverde alse twei
hollensche schillinghe unde de maket twintich hellinge.
Loccumer bibl. erz., vgl. oben sp. 5617 ; hat ein richter bisz-
weilen von ein- oder andern teile was zu hoffen, so
zieht er zwar unter dem scheine einer groszen billigkeit
die Sache zur verhör, beurtelt aber solche nach seinem
gefallen, und nach dem göldnen gewichte, welches er von
der einen partei zu gewarten hat. die ungerechte gerechtig-
kdt (1672) G 5* ; nim . . . margaritarü ein halbs quintei
piseme ein haller gewicht stosz es klei und tö ein vier-
teil eins pfundes zuckers darzü er sterckt alle gelid.
Ortolff V. Beyrlandt arzneibuch 32''; denn mit disem
wort {sekel), nennet man das gewicht und die müntz,
die ir ordenlich und gebürlich gewicht hat. Mathesius
Sarepta, {ii. pred., 1562) 236''; vgl. auch 235».
3)) zum eigenschaftsbegriff vgl. schon die entsprechende
Verwendung von lat. pondus; in summa tredecim solida-
rum et quatuor denariorum Coloniensium . . . custodien-
dum, ut ad illorum denariorum paritatem et pondus tocius
percussure numisma semper valeat examinari. Kölner
Urkunde v. 1251 bei Stein 2,310; dazu vgl.: wispenninge,
halve wispenninge . . die vill zo licht ind zo snoede sijnt
an gehalde ind an gewichte. Kölner münzordn. v. 1473,
s. Stein 2, 504 ; und also ist diser kouff geschehen und ge-
geben umb sechs tusend gülden Rinischer guter geber
an gold und an gewicht, dero mich die genanten von
5745 OEWICHT II (s. a, ienkblei a. d. me$Mielmm)
GEWICHT II (s. a, htM oh nuuMttm) 574$
Appenzell uszrichton und b«z«len ■fillend. kai^fbrü^f de«
Rheinthala (1460) hti Zellieeger «, i,9&; dagegen im h. reich
ander mUntzsohmitten ain und txwentzig fUrgenommen
zu halten, die alle ... an kom und gewicht an goldt und
Silber durch das gantz reich mUntzen. an welch end im
reich ainor hingeordnot wirt , ... eol . . . doch kom and
gewicht in deiiz gemein reiche weohiiel halten, damit die
inüntz nit verführt werde, »ogenannte r^ormation kaiaer
i'Vjfrfnc/i.v bri Uohlaat 1, 176; man wirt auch kroutzer,
ßroHchleiii , Hchilliiigor an »ehs Pfenningen , und batxen
tnUntzon: alle mit oim ncwen kom und gewicht, ebenda;
zum /.ohunden sollen alle montz von golt und silber ge-
brochen und in ain kom and gewicht bracht werden.
fiiiuernatt. v. 1623 bei OeciiSLB SW; ebetuo tehon in der
Kogenanntm r^ormaiion i.iVl; herr Camitzo, ihr thut mit
ewem guten freunden, gleich wie die kaufHeut mit irem
golt und etwan einem schnöden ducalen thun, der am
icorn oder gewicht den andern guten nicht gleich gültig
geachtet. Kiuciiiiof tcendunmuth (a. m) 8,851 Oeaterley ;
u, a, vgl. auch kom und gewicht theil 5 «p. 1819; wenn,
wo, and warausz die erste un cltisto mUntr. geschlagen,
uA was ir kom oder haldt, sohrot, gewicht, geprcg oder
schlag . . . gewesen. Matiiesiur Sarepia (U. predigt) 889*;
aber die aschcn von den basilisken hat eine andere
tugent, und wann du das silber damit reibest, so wird
es an färb, halt und gewicht so feines sohOnes gold.
GniMMEi.siiAUSRN wieder erstand. Simpl. (8,9: rei»«be»ehr,
nach d. obern netten mondittcelt) 8, 6t4;
die gUldon nemmcn nach dorn klang,
und Junge meidtloin nach dem esang,
mangelt hernach olTt am gowicht,
auch gleicht alles der stimm nicht.
KiRc-iiiiOF tptndnnmuth (1,340) 1,881 OttteHey;
(Ia windt und druckt man die warheit ... da werden die
hiindel nicht nach der gercchtigkeit und vemunfft, son-
dern nach dem gewicht des gclda und gaben erwogen and
nu.sgcsprochen. Fn. Caccia lebenathat ...des hl. ... Antonii
V. Padua (8) 118.
y) für die compoeition ergeben »ich vi>m etjwrweAq/ts-
begriff aus einige netie formen .- an jeder markh 8/l6 nach-
lasz oder vUrgewicht passiret wirdet. »teiriaehe» münivera.
V. 1678, *. UNrtEii-Kiiui.L 660»; um die Wirkung der ge-
dachten Verringerung des riithes in grenzen zu halten,
hat man in den einzelnen stauten ein minimalgewicht
der goldmUnzcn gesetzlich festgestellt, bei dessen Über-
schreitung die annähme der bezüglichen stücke verweigert
werden darf, das sogenannte passirgewicht. F. Nouack
handelsi€iaaetiach{\/t 8, 88. tur eompoaition aua der aaek-
bedetthmg vgl. prohiergewicht theil 7 ap. 8168.
8) die ainnlidten vencendungen auaterhalb des xeägever-
fahrena gliedern sich in mehrfacher richtting. am engaten
an die aaehbedeutnng eines tcägemasxea kniipft der all
gemeinere begriff «mm hebela an, une er an triebtrerken
jeder art erfaszt trerden kann, viel iceiter en^emen aich
die enttpicklungsformen, die vom eigenachaftabegriff der
»chicere und von der aachbedetttung pensum ausgehen, mit
der löaung der engeren beaiehung aur wage gewinnen aie
eine betceglichkeit, die aie in die mannigfaehaten bedeutunga-
gnippen übergreifen läaxt.
a) die allgemeine bedetitung hebel ertn'ichat dem ent-
wickelten und verfeinerten handicerke ttnd entstammt dem
seifalfer der erßndungen. aie iat von der mitte de» i&,jahrh.
ah belegt, am frühesten für das senkblei an der mnutknur,
das ja vielfach ein riidenrerk in beiregung aetat einen
breitei-n räum nimmt die bedeutung eines ftebels für trieb-
icerke anderer art ein, und hier ist es vor andern daa
iihricerk, daa die vertcendungen von gewicht in bescMag
itimmt, ao daa* gewicht als hebel im engem ainne über-
haupt nur auf die uhr bejogen mrd.
tt) gewicht, daa senkblei an der meatachnur: eodem
nnno {ateckt beim meienstecken) Henn Knobloch ein hant,
greif oben aus einem gränzchen und lies ein gewicht in
einen brennen und spracli: 'falscher grünt ist meim
herz onkunt'. B. Rorhacii liber gestorum {quellen tur
Frankfurter gesch. 1, 810); auch gibt es (das richtscheif)
tias mittel ... wo es uberzwerch nuff das röhr gebraucht
wirdt, und das schnürlein, daran das gewicht hanget,
herab gesenckt ... so kanst du nicht fehlen. Leonu.
Fronspbrobr kriegabuch 8 (1678), 141*. ebenso 140*, vgl. auch
unter gewjchlsschnttrisin («. d.); wo «in«r ein Yorhabenden
bauw in die höhe Tor im auff zA füren hett«, und . . .
durch eines andern . . . überhangenden bauw gebindert
wUrd. so sol der . . . mit seinem kromaiMi |»D>lttMi baaw
auff liob und sein eigentbumb dem bMctwiöltt and tobnor
nach abbrechen, damit hinein gegan Im rfldMO. aoff
das . . . solcher ... an seinem baaw dem gtwiebt od«r
schnür nach bleirecht auffahren mag. dtriaUa, fcmerrf-
nun^r (1,86) 6t*: dardurch zeuch einen starkea Cndba ODd
häng unten ein bleigewicht daran. ÜCiibr (wUmmimaiig
der tneaaung, i. bueh) naeklaat 19t Lan§t. emdk fttr 4m
hebet an der uMr iat daa bleigewlcbt wtArfoA bdlgt (ß. «.);
vgl. auch die beiapiele für daa wägemau »f. Vm. 4k
heutige apraehe gebraucht dieaea eompoaUum vor äUtm im
übertragener Verwendung: ich will nicht, wthfMld lek
mich in das ideale rersenke, in daa stark und rdn ulrtjgn,
immer mit bleigewicht an der erde nledofduüUa Min.
Georg v. Omiteoa Cäeilie v. Sarryn (eay.tt) 1*. IM.
fit) die allgemeine bedeutung eine» MÜU mm
einer maaehine: aber solche und dergleieh«!
künstlicher werck, werden fUmemlichen onteradMidca,
also d; unter dem ersten theil alle die begriffen werden,
so von gewicht und lufTt, iren trib und bewegung haben,
dardurch sie ire wirckung volbringen. RtppB8^; die gt-
wichter {der gewiehtmüMen) , können durch hülff zweier
männer mit einer haspel walze h. welche ein sperr-fedar
haben solle, auffgezogen werden, und sollen die ge-
wichter langsam herunter gehen. Georo Andr. Böcklkr
theatrum machinarum ( 1678) 8*. vgl. auch ScHOTTBL 631*.
das wa.sser wird auch getriebf durch irrdiscbe gewalt, als
da seind riider, pumpen, gewichter, menschen und Tieb.
Becher närrische teeiah. 184 {anhang- von teaaaeneertken u.
tcaaaerkünsten); aber die Engellftnder haben die Wetter-
gläser heutiges tages zum allergenausten excolirt mit
quecksilbcr, und mit gewichtem einen zeiger darzu ge-
macht, welcher sehr accurat die gradus oder verändeninf
des Wetters von wärm und k< weiset 86; die Ursache
aber, warum der wind auch aus einem eintxigen balge, mit
einerlei gewicht beleget, mit einer eintzigen falte versehen
. . . doch nicht gleich oder ebentrfichtig sein kan. ist . . .
CiiOMEi. 7.264 {unter orgel); ein vortheil dabei ist, dasz
man den balg an seinem breiten endo niedrifw leget, als
am schmalen, auch denselben mit einem gegen-gewicht
versiebet ebenda 7,866; oder man drückt bei abgexogcnen
rogistem das gantze clavier mit kleinen bretern and einem
darauf gesetzten gewichte nieder, ebenda; die thür wie
auch die fenster machten sich durch gewichte seil>er auff.
Barciay's Argenia UAera. v. OPIl'Z (8, t, 6) 8,1» («. unten
gewichtfenster); aber hat der herr auch Ton meiner in-
vention gehöret, die ich vor wenig zeit erfunden, ver-
mittelst, welcher ich auf eine gantze sondere manier
18. Personen kan über das theatram fliegen laaeen, auf
einmal, und dieses olme einige machine, weder diireh
einen zug mit stricken, oder drat, noch durch einiges ge-
wichte, wie sonst vor diesem der gebrauch gewesen. Stra-
NITZRY ollapatrida Fuchsmundi eap. 68 {netidr. a. 869) u. m.
{vgl. a. 870): je simpler eine maschine ist, je weniger
federn und rider ond gewichte sie hat, desto Tollkom-
moner ist sie. Lkssino (Ifambtirg. dramaturgie l.fO) io*,ia&;
aber unglücklicher weise kamt ihr hinaus, fandet wie
die natur mit viel gewichtem ihre maecbioen treibL
GöTilE (geaeh. Oottfriedena r. Beriitikingem ^ «i, «ft, mfL
daau: dann die erde oder gewichter zicliea die be-
wegungen, das wasser treibet ingleichem dieselbige, der
wind auch also, und durch das feaer können unterschied-
liche bewegungen verrichtet werden. J. J. Bbcbbr märriaek*
teeiaheit iKS;
hi«r wird aaf strsBcer glat geseUedaer sieg« dicke,
rerinnt die ideh Süd wWehTsMand '
hier pre«st ein stark gewi^
dort ' • - -
und dort gerinnt
oel;
na sals dar molkc,
it ein gthrvod saar das wasser «ad das ML
HALLsa (<tff eirm USi M BtmL
y) die bedetttungsrertngerung in der imiahmmg im httd»
attf daa rädertcerk der uhr: darnach ist nass tpMttMg-
kait aines göttlichen verstände, die ar erfanden worden.
wölliehe man st&tigs sihet von mettallen, von gezennten
redem, unnd gewichten, so ains tails die standen, mit
dem mittero eisen zaigent, ains tbails an die glocken
schlagen. Tat. Alpin us üUraet». dm Pialgd. Tergil. v. er-
5747 GEWICHT II (3, a, hebel an der uhr)
findung der dinffe (2,5) 36"; wenn das gewicht vom seiger
abgenommen ist, so stehen unnd halten alle reder, sampt
der band, zeiger, unruhe unnd hammer stille. Mathesius
Sarepta (3. pred.. 1562) 54";
beineben nun zur rechten band
hat es ein kästen an der wand,
darinn gehn all gewicht verborgen,
drauff steht ein han ihn zu versorgen,
der helt die wacht und eh es schlecht
kräht er, und schwingt die flügel recht.
Fischart beseht-eib. des kunstreichen Uhrwerkes
im Straszb. Münster, vgl. unter gewichtkasten ;
die ain uhr ward einer halben eilen hoch, mit pfundigen
blei gewicht beschwerdt. Hans Ulrich Krafft reisen 195
Baszier; ich begertte mein hail (weil ich mein leb tag
nie kein uhr ufgezogen noch gericht hab) mit der ersten
zuuersuchen, sötzt mich dariber, besachs inne und ausz-
wendig wol, zoch die gewichtt schnieren darein, henckhs
an dj wand, dj gewichtt an die schnieren. da ist das
zaig werkh fein lustig gangen, wan aber dj stund hatt
sollen schlagen, ist das blei gewichtt strackhs durch ab-
geloffen und hatt dj glockhe nie berüert. 195; die uhren
und das mühlwerck haben einerlei instrumenta, was
dort das wasser thut, thut hie das gewicht. Jon. Hassangs
kurtzweil. weiszh. deutsch, cap. 25; dann eine uhr gibt,
wegen der stets-gehenden räder, werffei, und anderer theil,
sonderlich der stets hin und her gehenden unruhe, ein
stetes getös und klempern, so lang sie im gang ist: aber
wann die stund ausgeloffen, wird das gantze werck gleich-
sam losz, kommen alle klein und grosse räder, werffei,
federn und gewichter, der hammer selbst in lauff, und
wird in der uhr ein solcher tumult . . . Abr. a S. Clara
etivas für alle (der trompeter) 2,673; aber wer hat jemals
ein gewicht oder eine unruh, eine feder oder ein rad zur
probe von einer uhr gegeben. Lessing (ehte dnplik 2) 13^,24;
ich kenne die geschichte
und nehme die gewichte,
die räder und die glocken,
aus meiner uhr bedacht,
sonst schlägt sie in der nacht,
und ich fahr auf erschrocken.
Achim v. Arnim {kronenwächter 1, 3, 1)
3, 364 W. Grimm;
ich weisz eine zeit, wo man den tag in seine Sekunden
zerstükte, wo Sehnsucht nach mir sich an die gewichte
der zögernden wanduhr hieng. Schiller (kab. u. liebe 5, 2)
3,481 Gödeke; graf Joseph, der eben an einer alten, neu-
vergoldeten rococo-wanduhr die zufällig schnurrenden ge-
wichte aufzog. Karl Gutzkow der zauberer von Born
5, 96 (5. buch, 4. cap.). vor allem zahlreich sind die gleich-
nisse und übertragenen Verwendungen, die hier anknüpfen,
vgl. sp. Slbiff.
b) der eigenschaftsbegriff gewinnt, sofern er die enge bin-
dung an das wägeverfahren löst, eine besondere mannig-
faltigkeit der bedeutungsfärbungen. der begriff der schwere
streift die bestimmungsmomente des mesz- und wägbaren
ab und ziehlt mehr auf die allgemeinen Wirkungen, die
die schwere ausübt, auf empfindungen, die sie hervorruft,
diesem zug zur Verallgemeinerung tritt aber wieder eine
neue Spaltung tmd eine Verengerung entgegen, wenn diese
Wirkungen und empfindungen einseitig herausgearbeitet
werden: gewicht als druck, hemmung und schwung.
a) die Verallgemeinerung des begriffs der schwere:
in allen adem der Schöpfung flockte das feuer,
und die erde sank, von ihrem gewichte belastet,
in die tiefe.
Schubart {ein blick ins all) ged. 330 Hauff;
da traff jn auff der stras
ein solcher regen über d' mas,
das jm sein kutt ward nasz und schwer,
das sie troff wie ein mülrad her:
sein bettelsack nam zu an gewicnt,
das er jn schier möcht ketschen nicht.
Fischart (von £>. Dominici . . . artl. leben . . .)
1, 180 Kurz;
der hengst, mit dem gewicht des beiden hochgeehret.
G. R.Weckherlin {klag- trawr- u. grdb-
fchrifften 78) 2, 289 Fischer;
und ob dir schon entpfelt der plunder,
was soll es sein? das ist kein wunder,
dann es war dir am gwicht zu schwer,
und wann schon einer grösser wer,
so het ers dannocht kaum getragen.
ScHEiDT Dedekinds Qrobianus {cap. 3) neudr. 26 ;
GEWICHT II (3, 6, druck und hemmung) 5748
das gewicht des körpers musz während der bewegung
ganz auf den vordem arm gebracht werden. F. L. Jahn
iverke 2, 1 s. 44 ;
und das eben macht den weisen,
dass er in dem Sonnenlicht
kann die mitternacht beweisen,
in dem leichten das gewicht.
Gl. Brentano romanzen vom rosenkranz
(13, 61) 232 Morris ;
jetzt zog er ihn zu sich herüber auf die leiter . . . diese,
vom doppelten gewicht überlastet, bog sich, ebenda 132.
K. Gutzkow der zauberer von Rom (5. buch, 17. cap) 6, 131.
ß) die sonderent tvicklung einzelner züge.
l)) der druck.
a)) die röhren so beschlossen liegen,
die kriegen durch gewichtes krafft,
tieff in der erden emen hafft,
und müssen sich zusammen fügen;
da endet vieler flüsse art
die alte bahn, die alte fahrt.
HOFFMANNSWALDAU deutschc übers. u. gedickte
{der sterbende Socrates) ;
er (der regen) wuchs schnell, gleichsam rauschend und
jagend, und wurde endlich dergestalt, dasz man meinte,
ganze zusammenhängende wassermengen fielen auf das
haus hernieder, das haus dröhne unter dem gewichte,
und man empfinde das dröhnen und ächzen herein.
Stifter werke: bunte steine^ (kalkstein) 69 Aprent; die
kleinen käfer und Insekten um sie her konnte sie noch
verfolgen , wie sie sprangen und sich kugelten und auf
halme kletterten, die am gewichte derselben zusammen-
knickten. K.Gutzkow der zauberer von Rom 1,72;
erst hub er {der lenz) an im blüthenmaien
mit hagelkörnern drein zu schneien;
die blüthen sanken vom gewicht
der körner, doch die käfer nicht,
an deren schild ein schusz sich bricht,
sie leben und gedeihen.
Fr. Rückert {haus u. jähr, 4. reihe,
mailieder 124) 2, 377 ;
sein nest an die stange flicht
ein vogel dort alljährlich;
ward inr des baues gewicht,
das picken der jungen gefährlich.
A. Grün {der vogel an den federn) ged. 271.
b)) er muszte mehr als einmal ruhen, stützte den kno-
tigen stab unter den korb, um das drückende gewicht
desselben zu mindern. MusÄus Volksmärchen (Rübezahl,
4. legende) 2, 137; ja die hiesigen f eisen waren nicht ein-
mal hart genug, sondern von sandichtem luckern ge-
stein, so weder das gewicht eines schweren stämpfels
aushalten, noch das körn, ohne es mit sand zu ver-
mischen, zerknirschen würde. Robinson Crusoe, deutsch
1* (1720), 172 ;
ritter Paris fliegt zum kämpfe,
eilte nie zum reihn so sehr,
wirft den gegner stracks zur erde,
blickt als sieger stolz umher,
naht sich hülfreich dem geworfnen,
nimmt ihm ab des heims gewicht;
sieh ! da wallen reiche locken
um ein zartes angesicht. Uhland ritter Paris.
die weise zung' ist stumm; der unerschöpffte sinn
ist in die luft zerstrewt; das ansehn von gesiebte
sieht ietzund weiter nicht ; der starcken band gewichte
wird leichter staub und sand.
Opitz {poet. wälder 3: auff das absterben herrn
Heinrichen v. Stang) iveltl. poem. 2, 108.
2)) die mderstandskraft ist herausgearbeitet: der Jüng-
ling (auf einer gemme) stemmt sich mit aller anstrengung
gegen den stein, auch ist er einer solchen last gewachsen,
denn man sieht das gewicht schon überwunden und den
stein bereits zu dem punkt gehoben, um sehr bald zur
Seite geworfen zu werden. Göthe (zu Eckermann) gespräche
5, 27 Biedermann ;
einer nur ist mir erschienen,
aber ich ertrug ihn nicht,
und der abglanz seiner mienen
ward statt flügel mir gewicht.
Grillparzer tristia ex Ponto 4.
3)) die Schwungkraft; vgl. das Verbalsubstantiv wucht;
vgl. zu diesem Danneil a. a. o.
a)) du breitest aus die mitternacht
und zählst die stern als eine heerde.
dem winde giebst du sein gewicht,
dem wasser maasz, den sonnen licht,
und hängst an nichts die last der erde.
Friedr. V. Hagedorn {schriftgem. betr. über
einige eigensch. gottes) 1*(1771), 5 ; vgl. sp. 5743 ;
c))
5749 GEWICHT II (s, c, gewicht « last)
unnd die klaro bächlein, was haben die vor? liatt e«
nicht das ansehen, als ob sie Jhr wasser wider sein
nal&rliches gewicht und fall aufTtiielten, bezeugend dar-
neben durch ein trawrigCH gemUrmcl und rauschen, wie
sauer es sie ankomme , dio lioldMclige und mit solcher
TolUcommenhoit gezierte fuldcr zuverlassen? Sidnsys
Arkadia (i) ülters. v. Opitz 07; dies alles besorgt nur die
naturkraft der schwere, denn die bahn ist vom fusz des
Harzes hcrabgencigt, und das gewicht der einmal in be-
wegung gesetzten masse treibt sie vorwärts, so dasz sie
nur durch liemmung der räder zum stehen gebracht wird.
MoLi'KF. (,an arine braut IMl) A, 88.
b)) die Htroiche fallen hageldicht
auf köpf und schultern ein mit ttltrxonden) nwicbl.
WiaijiND Oberm (9, 60) M. 186;
ich will nicht mit dir, wie neulich, wieder zum faust-
gcmenge kommen, in welchem ich das gewicht deiner
fHuste empfunden habe. Tif.ck don Quichote 9,tiU; hurrahl
rief der brave kerl, welcher nur an «eine Ubelgenährten
pfcrde und nicht an den dienst des herzogs dachte, und
reichte dem wirthe eine ohrfeige von schwerem gewichte.
iMMRnMANN (fpigonen i,l) 6, 8S Hetnpel;
sie hat der tOchter mehr — es feiert nie mein schwerd,
und kennet sein Mwicbt, so bald man sich empArt.
Chr. f. Wbihzb KUhard III. (8, 6) f. M
Jacoby V. Sauer;
siehe, dein sinn ist scharf, gleich einem schneidenden belle,
welches, g^fUhrt von kOnstlers band, die balken zum
scbifTbau
spaltet, und durch's gewicht die kraft de« mannes Terstirkt.
F. L. Stolbbrg IlUu 8, M;
nehmt eine keule doppelten gewicht«,
nnd srhlagt ihn totl
H. V. Klbist (HermannucMacM 6, 18) 1, 488
Erich f<ehmfdt;
{die Uiter) die an sechszig stufen zählte und hin- und
herschwankte vor der macht ihres gewichts. K. Gutzkow
df^r Zauberer von Born 6, 181 ; eine band von innen bog an
der untern losgegangnen seite das bewegliche brett nach
auszen . . . zwei weiche bände faszten die seinen und zogen
ihn daran eilends in den hof hinein, das brett folgte
seinem gewicht und schlosz die Öffnung wieder. Otto
Ludwig {aus dem regen im die traufe) 2,315.
c) in engeren grenzen bUibt die entmcklung der aaeh-
bedeutung von pcnsum , wenn »ie die betiehungen auf die
wage abstreift, gewicht hält »ich hier durchaus in der
parallele mit last.
a) (Leicetter.) ich leb« noch I ich trag et. noch zu leben I
stOrtt dieses dach nicht sein gewicht auf mich I
ScHiLLBR {Maria Stuart 6, 10) 18, 671 Qoedeke;
der rostige schlUsscl in seiner band zog ihn fast zur
erde nieder; es war kein gewicht der weit dem seinigen
zu vergleichen. W. Raabe hungerpastor 3, eap. 8.
ß) vom heissen thau ein schwehr gewicht (a vetgkt of
tultu dete)
hängt, tOdtlich fast, an unsem gliedern, zerspaltet gleichsam
unsre sehnen,
dasz sich die weichen nerven dehnen,
und an das bange herze legt der schrecken seine schwehre
band.
Brockbs Thomtonz jahreneüen (jtontner) 177 ;
und ich sah dich im priestergewand , du schmücktest das
Opfer,
blumiger aeste gewind zierte das wallende haar:
Kypria schienst du zu sein, mit groszem, schmachtendem
äuge,
aber der thräne gewicht hing an der wimper bereits.
Platbn {choröbiu der Kattandra) 1, 448 Jtediiek
{vgl. dazu den eigensfhaßsbegriff im folgenden: das ge-
wicht dieser tränen must du noch fühlen. Soini.i.BR [kab.
«. lid» 8, 8] 8, 404 Ooedeke) ,
von der Venus tau bereifet,
schwillt der frUchte sQss gewicht
Gl. Brrntano romanzen vom roHnkranz
(13,80)887 Morrit;
die granate senkt gereifet
ihrer kerne goldgewicht. (13, 46) 830.
4) die übertragenen ver^ceixdungen , die den gebrauch
xinaeres artbstantivs fast in stärkerem mäste beherrschen
als die sinnlichen vencendungen, gehen der hauptsaeJie nach
enttceder von der sachbedeuhtng des trägemasxes oder von
dem eigenschaftsbegriff der schxcert aus. in diese beiden
gruppen fallen namentlich die ungeteOhnlieh reich ent
iciekelten fontulhaften Verbindungen, die den gebrauch
Ff.
GEWICHT II (4. a, wage md gewiefat im büde) (750
iMMiitf mA »feigem, dansben nnd noek moimA« mtUf^fUMrii
gleiehni*$e anzumerken , dis vom A«M mm HdmmHt im
der ukr oder in maeehime^ mueg^kmi mm MiMi^pitMi h»-
deutung kommt der
lateinisches urbild
düngen vorwiegt.
a) iUerirmgungm im «mMmImUmm ie» isi^wwMas.
«) in ier vtrUmitmm§ «ms gawiobt *md wage {mtg-
schalen) gewinnt dae bild leicht die abrundung und ge-
sddoseenheit einee auag^Uhrten gleiehniseea.
0) auag^ührte gleiehniaae {vgl. ap. 571« das beiepiel aue
LuTiiBii): der verstand, ein kunstgrUndiger wagmeister.
hatte auf der sncll-wage gewogen, den nazz und das
belusten. der lange wage-balken, war mit den Jahren
des Icbens verzeichnet; und, an stat de« Ueinan ga»
Wichtes hinge der nuzz; welcher, von dem baloaten, Wait
über wogen wäre : . . . das das gegen-gawiobta daa haluata«,
federleicht schine. S. v. Butbciikt eimmrrieke rtdem ^
37/.; manchmal fängt eine unter denanaalban (de» leidem-
sclißften) an, willkUhrlich zu befehlen, und weicht «oa
ihren schranken, man könnte unter einem andern bilde
sagen, sie entferne sich von ihrer angewiesenen Stella
an dem hebcl, und bringe die seele dadurch aus dam
gleichgewichte. laszt uns also auf der andern seite ein
gegengewicht anbringen, um die ruhe wieder herza-
steilen; nicht aber alle gewichte wegnehmen. Tiiohab
AnnT {vom tode für» vaterland 6) 8, »4; der mensch ist
der erste freigelassene der Schöpfung; er stehet auf-
recht, die waage des guten und bösen, des falschen and
wahren hängt in ihm : er kann forschen, er soll wählen.
wie die natur ihm zwo freie bände zo Werkzeugen gab
und ein überblickendes äuge, seinen gang zu leiten: so
bat er auch in sich die macht, nicht nur die gewichte
zu stellen, sondern auch, wenn ich so sagen darf, selbst
gewicht zu sein auf der waage. Herder {idten t. philo
Sophie d. geseh. d. menschh. 4, 4) 18, 146; da (rat hervor ein
dritter, der hatte in seiner band eine eherne wage, die
hielt er zwischen aufgang und niedergang, und sprach:
tretet herzu, ihr kinder von Adam — ich wäge die ge-
danken in der schale meines zomsl und die werke mit
dem gewicht meines grimms {var. gewichte). Schiller
{räuberi.i) 8,179 {vgl. auch J. Minor ScAiV/«- 8, 578) ; die
sarmatischen fürsten, welche einander nnaufhOrlich za
befehden gewohnt waren, brachten aus der ferne ihren
hader vor seinen richterstuhl, er wog ihn mit untrüg-
lichem maas und gewicht der natürlichen billigkeit auf dar
waage des rechtes. Mlsäus volkemärchen {Libueea) t, 4$;
gemessen habt ihr euch (erthertog Cari «. ifttpeteem), habt
eoch Mwogen,
wo Jetzt die Donau schaut ein friedlich nfek ;
und dasz die schale schwankte, nen gesogen,
zeigt höchstens an, dasz die gewicht« gleich.
Grili.parzbr (an enhenon OaW) t*. IM
(IN 8^, 188 rar. - gaachichl«).
8)) doch eben in diese gegeniiberatellung ron gewicht umi
wage mischen sich leicht ziige ein, die die bildwirhtng
wieder aufheben, begünstigt wird diese trübung durch die
enttricklung einzelner forme/hafier tjfpen der Verbindung.
a)) gepriesen sei der, der den schlaf erfunden hat, den
mantel , der alle menschlichen sorgen sudeckt ... die
wage und das gewicht, welches dan aehtfer und den
könig, den dummen und den verständigen gleich macht.
TiRCR don (j^tichote 8,686; (r. TF.) ew. wohlehrwürden bin
ich crgel>enst für diese hülfsvölker verbanden. — (r. 0.)
ein viertheil oder halb ergebenst — gant ai|abanst sagst
du wohl nur zum praepositas. (r. W.) gatroffanl alles
sein gewicht und wage I Hippsl {lebenelät^e l); wem etwas
daran gelegen sein könnte zu wissen, wie der beilige
Fiacre die tage seines in der schnellwage des hofs ge-
sunkenen gewichts hingebracht habe, dam könnte ich
zur erläuterung wohl noch einige beichten mittfaeilen.
TiiOmmrl {reise 6) 6, 164.
b)) dasz er seine llignon behalten könne, dasz er den
harfner nicht zu verstoszen brauche, war kein kleines
gewicht auf der wagschale, and doch schwankte sie noch
hin und wieder, als er seine freundin Amelie gewohnter-
weise so besuchen ging. Götiir {Wüh. Heister» Ukrj. 4. 19)
19. 128; ich wäge die wünsche meines henens gegen die
fordemngen meiner vemunft ab; aber dia schalen der
361
575 1 GEWICHT II (4, a, gewicht in die wage werfen) GEWICHT II (*, a, mit eigenem gewichte wägen) 5752
wage schwanken unter den unbestimmten gewichten, soll
ich die rechte studieren? H. v. Kleist (an Wilhelmine)
5, 58 Minde-Pouet; so ist es pflicht zuförderst sich nach
solchen männern umzusehen, deren wissenschaftliches ge-
wicht die schaale des neuen Instituts begünstigte. Göthe
(an Carl August 4. 9. 1803) briefe 16, 289.
c)) alle diese betrachtungen würden kein geringes ge-
wicht auf der wagschale einer kalten unparteiischen Über-
legung gemacht, und vermuthlich den entgegen stehenden
gründen das gleichgewicht gehalten haben. Wieland
(Agathon 12, 7) 3,120; euch, bürger, kommt es nun zu, zu
urtheilen, wie viel gewicht diese moralische betrachtung
in der wägschale der gerechtigkeit haben soll. (Charlotte
Corday 1793) 35, 106 (Göschen 1858); auf jeden fall war das
kleine schwedische gewicht, an die deutsche schwere ge-
hängt, so gering, dasz das schwedische wohl fürchten
muszte in dem deutschen unterzugehen, nicht das deutsche
in dem schwedischen. E. M. Arndt Schriften für u. an m.
l. Deutschen 3, 466; als damals J6r6me von Wittekind, von
Klingsohr' s kugel getroffen, zusammenbrach, minderte
sich vielleicht in der wagschale des ewigen gerichts eines
der schweren gewichte, die gegen diesen mönch, den ver-
räther seines vaters einst zeugen müssen I K. Gutzkow
der Zauberer von Rom 3, 126.
d)) gleichwohl will ich unter einem blatte,
das, in des heim entscheidung, klug gebraucht,
als ein gewicht kann in die wage fallen
das ihm vielleicht, den ausschlag einzuleiten,
sogar willkommen ist, mich nicht verweigern.
H. v. Kleist (prinz v. Homburg 4, 2) 3, 93
Erich Schmidt;
an dir zu zweifeln, hab' ich nicht das recht,
an ihr zu zweifeln, hab' ich nicht den muth.
wie in zwei waageschaalen sehe ich
die höchsten guter, die ich mein genannt,
gleichschwebend kämpfen einen stillen kämpf;
nicht weisz ich, wohin werf ich mein gewicht.
Fr. Hebbel (Genoveva 4, 5) 1, 204 Werner;
nimm nicht als himmel an die wolkenschichte,
erprobe selbst dein jugendlich gefieder,
wirf mutig in die schwanken schalen nieder
des zweifeis deine eigenen gewichte!
Georg Herwegh ged. eines lebendigen^ 156;
welch ein gewicht hätten die grössten deutschen städte
in dem gegenwärtigen moment, wo vielleicht die knute
schon für uns geflochten wird, durch ein energisches auf-
treten zu gleicher zeit in die waagschaale werfen können.
Hebbel briefe 1, 428; der gebildete mann sucht recht
schwere logische und historische gewichte, objektive
gründe, diese legt er in die andere wagschale und stellt
sich reflectirend und betrachtend daneben. Auehbach
neu£s leben 2, 215; denken sie sich zwei theile Deutsch-
lands einander in waffen gegenüber, deren machtver-
schiedenheit nicht in dem grade bedeutend ist, dasz nicht
eine Parteinahme auf einer seite, auch von einer ge-
ringeren macht, als Ruszland und Frankreich, ein ent
scheidendes gewicht in die Waagschale legen könnte.
BiSMARCK (im preusz. landtag 3. 12. 1850) l, 273 Kohl.
ß) losgelöst von der bindung an die ivage strebt die sach-
bedeutung des wägemaszes in übertragener Verwendung
dem urnfassenden begriffe eines maszstabs, eines werth-
messers zu. begünstigt ivird diese entwicklung durch die
formelhafte Verbindung masz und gewicht:
l)) so kann es denn das publicum nicht zeitig genug
erfahren, wie mancherlei maasz und gewichte Goeze und
compagnie in Hamburg haben I es thut mir leid, dasz
ich dieses sonst gute haus so blamiren musz. aber warum
braucht es auch sein richtiges volles gewicht nicht wenig-
stens gegen seine alten freunde? warum will es mit
seinem richtigen vollen gewichte sich nur erst freunde
machen, aber nicht erhalten? Lessing (l. Anti-Ooeze)
13^, 144/.; das hohe lob . . . das die rabbinen diesem zehn
(den 10 hl. buchstaben oder zahlen) geben 'der zahlen und
Worte und maasse und probsteine und gewichte und
eigenschaften und strahlen der gottheit, dadurch Weltall
ward und ist'. Herder (älteste urk. ... 3, 5) 6, 485 Suphan;
vgl. auch Schiller 6,273 (a. o. sp. 5718);
dann bitten wir euch, zu bedenken,
und etwas denken ist dem menschen immer nütze,
dasz mit dem scherz es wie mit wunden ist,
die niemals nach so ganz gemess'nem masz,
und reinlich abgezogenem gewicht geschlagen werden.
Göthe {epilog zu den vögeln) 14, 117.
2)) die vornufft fehret zcu und rieht disze wergk nach
ihrem aigen gewichtt. Luther (pred. über das 1. buch
Mose 1523/4) 14, 346 Weimar; unsere gütter werden durch
den Verlust erst recht erkennet und geschätzet: ja, ie
mehr beklaget, ie liber sie einem gewesen; denn man
ihren wehrt, mit doppeltem gewichte, allzeit abwiget.
S.v. BuTSCHKY Pathmos (nr. 240: verlust) 322; Helvetian
war hierauf nicht faul, versetzte dem mennisten eines
fürs ohr. ... er (der mennisf) liesz dem ehrlichen Hel-
vetian nicht allein stracks wieder ein paar hineinlauffen :
sondern . . . fing an, mit beiden fausten zu schmieden. . .
(der mennist) hat also dem Versucher die probier-striche,
mit Cöllnischem gewigte, bezahlet, und dieser desz
Schwärmers gedult sehr schwach; dessen fauste aber
kräfftig empfunden. Erasmus Francisgi lustige scJiau-
bühne 3, 627 (2. Versammlung) ; (vgl. dagegen den begriff des
pensum in: wer in seiner kunst was liefern wil, der bringe
gut gewichte: das ist ein rath, der nicht nur die vcrs-
macher, sondern alle gelehrten angehet. Christian Weise
curiöse ged. v. deutschen versen) ;
nein, sondern bei gott, gericht für gericht
und gewicht für gewicht,
ein schuh nach dem maasz des fuszes,
ein dank nach der art des gruszes.
RücKERT (4. makame) 11, 250;
die dinge selbst können hier also nicht den maaszstab
abgeben, sondern man musz nach dem schatten fragen,
den sie werfen, und so kann der vater oft lachen, wäh-
rend der söhn höllenqualen erleidet, weil die gewichte,
womit beide wiegen, eben grundverschieden sind. Hebbel
{aufzeichnungen aus meinem leben 7) 8, 101 Werner; 'der
ganze plunder wiegt kein quentlein unseres gewichtes!'
'wie? also alles eitel schein und dunst?' Mörike (der
schätz) 6, 57 Krausz.
3)) die tyrannei musz selbst dich zum tyrannen leiden,
das eisen und das eisz schmeltzt für der schönheitsglut.
hält dir die wage nichts, so überwäg ich alles,
denn meine perl ist das gewichte demes balles.
Lohenstein {beivalt- u. liebes-streit der Schönheit
u. freundlichkeit) blumen (1708) 74 ;
zu dem hat Zelmana nicht einen einigen gedancken, den
sie nicht nach dem gewichte der fügend abwäge. Opitz
übers, v. Sidney's Arkadia (2) 274; hierauf kamen die taxa-
tores und dero gegenschreibor. diese seind die heilsame
gewichter der gerechtigkeit, welche die briefliche noth-
durfften, gegen der gebührlichen und aufgezeichneten tax,
ausfolgen lassen. Abele künstl. Unordnung (2, 2) 2, 15;
wenn in einem trauerspiele schon nicht lauter beiden
sein müssen; so konnte in der weit gröszern weit von
menschen, die Homer in der Iliade schufF, auch ein
Thersites sein müssen, wird seine einwirkung mit den
übrigen gewichten der Ihade nur zusammen gewogen: er-
scheint er an orte und stelle: nicht ohne nutzen, mit
zwecke: — vortreflichl Herder (zweites waldchen: über
einige Klotzische Schriften 4) 3, 224 Suphan;
(Kriemhild.) er ist mein bruder und erhält den Stempel,
wie schwer er immer sei, man wiegt ihn nicht.
(Brilnhild.) nein, denn er selbst ist das gewicht der weit,
und wie das gold der dinge preis bestimmt,
so er den werth der recken und der beiden !
Fr. Hebbel (Nibel. 2 ; Siegfrieds tod 3, 6)
4, 102 Werner. m
y) die gleichnisse und bildlichen Wendungen verblassen .9
und erstarren in formelhafter Wiederholung, in der nament-
lich die Verbindungen des Substantivs mit verbis das ge-
präge fester formein gewinnen, mit der lebendigkeit der
anschauung verblaszt auch die Zugehörigkeit zu einer be-
stimmten bedeutung sgruppe. so mischen sich in der Ver-
bindung von gewicht mit halten functionen eines nomen
actionis (vgl. oben) und die sachbedeutung des ivägemaszes;
die meisten berührungen aber erfährt diese sachbedeutung
mit dem eigenschaftsbegriff, so in der Verbindung mit
legen u. a.
l)) Verbindung mit halten : das gewicht halten gegenüber
von sich im gewichte halten (vgl. sp. 5715):
doch führ nicht ins gerichte
mich deinen sündiger, was hält wol das gewichte
für Unschuld deinem satz'?
Paul Flemming geisü. u. weltl. poem. (1652) 26
(143. ps. Luther: und gehe nicht ins gericht mit deinem
knecht , denn für dir ist kein lebendiger gerecht) u. a. ;
5753 GEWICHT II (♦, a, gewicht halten, beilogen) GEWICHT U (♦. b, übertroffttngtn da hebeU) 5754
e)) endlich — und hierftaf lege ich b«eonden gewicht — :
es ist unsere aufgahe, zu consUtoiren. G. Bublbr in
der Franl^urier natiotialverg. beriehte (1.) 7M^; lob glaube
deshalb, dasz die von dem heim Torrednar leftWMrt«
besorgnisz von ihm kann fallen gelassen werden, und
ich lege gewicht darauf, sie hier Ton amtlicher stelle
ans zu berichtigen. Bismarck (m mehaUig de» nord-
deutschen bundes t. 4. 1868) 4, 8 JiCioAl; gewicht auf etwaa
legen, eigentlich etwas bMohwereo, schwer machen . . .
ebenso: nachdruck auf etwas legen. Boiichakdt «pridb-
toMl. redetuarttn 176 Wt4ttmann.
d)) er war, obgleich knecht, ausnahmsweise noch oor>
poral, und darauf iiielt er viel, und Kithi noch mehr,
wir sind weit davon entfernt, Johannes und KAtht auszu-
lachen, weil Bio gewicht auf einen ehrenposten setzten.
wir sind überzeugt, solche stufen-erhObungen in der ge-
Seilschaft sind durchaus nolh wendig. Jeremias Oottublf
Käthi, die groazmutter cap. 8.
b) die übertroffungen gehen vom hebet an uhrtn und
maaehinen aua:
a) die anachaulicheten bildet tcerden der uhr entlehnt;
mit ihrem gang und schlag xoird gern der lat^f der teii,
der gang der weltgeechiehte in betiehung gesetzt; ihr fein-
gegliederte» räderwerk dient »um gleiehni» aueh für iim
menschen.
l)) und nun die armseligen rettungen {der »ieben tage-
werke) aus der physik. ... ein kleines zitTerblatt für
menschen ; wie anders mag die grosse uhr sein mit all'
ihren rädern und gewichten, die Jenes treibt — welcher
narr kann von jenem auf diese schlieszen? Herder
(älteste urk. ... 1, 6) 6, SM Sttphan ; ich will nichts weniger,
als die ewigen vOlkerzUge und Verwüstungen. Vasallen-
kriege und befehdungen ... vertheidigen; nur erklären
möchte ich sie. . . . und wenn ich so kühn reden darf,
das Schicksal zog, (allerdings mit grossem getOse, und
ohne dasz die gewichte da ruhig hangen konnten) die
grosze abgelaufne uhr aufl da rasselten also die rftderl
{auch eine philos, d. gesch.) 5, ÖS6; aber himmell welche
schweren eingreifenden minuten, die oft das geh- und
sohlaggowicht ganzer Jahrhunderte aufziehen oder ab-
schneiden, haben nicht die gröszten königreiche z. b. an
einem schlachttage auszuhalten? J. Paul (leben Fibel'» IB)
welch teuer muaz in eurem buaen lodern I
ihr habt den muth, euch kUhn hnrauizurodem.
doch eure kluKlieit hUlt dem muthe das («wicht:
ihr fodert eucti, und «teilt euch nicht.
Lbssing (tinngtdkhte : an die herm X und Y)i*,i;
man sagt so viel von den fehlem des Shakespear. man
nenne mir nur einen, der diesem (des Euripides) das ge-
wicht halle. Lessinq (philolog. nachlast: anmerk. über
Euripides) 15', 488; der von aller amlsgorichtsbarkeit he-
freiete gutsherr ist zugleich ein natürlicher feind des
amts, ... im gcgenth«il hält die geriohtsbarkeit des amts,
und die aufmcrküninliuit der rcgierung dem gutsherm das
gewichte. Juäius Muskii üsixabrilekische gesch. l.i^^^)-
>)) bei der Verbindung mit legen könnte man typen wie
ein gewicht auf etwas logen (einer sache ein gewicht
beilegen) als zetignisse für die saehbedeutung ansprechen
im gegensatxe tu den venvitterten formein gewicht auf
etwas legen (einer sache gewicht beilegen), solche Unter-
scheidung ioilrde jedoch der thatsache nicht gerecht, das»
das heutige Sprachgefühl das Substantiv gewicht in allen
fällen als eigenschaftsbegriff im »inn» von nachdruck,
wuoht, bedeutung faazt. den ausgangspunct scheint aller-
dings die saehbedeutung tu bilden, icie sie in den oben
belegten Verbindungen mit werfen (das gewicht in die wag-
sohalo werfen, legen «p. 6751) deutlich tu tage tritt, vgl.
auch: aber dennoch warf es ein letztes gewicht auf die
last, die sie schon wochenlang getragen hatte. Paul Heyse
ital, nov. l (am Tibernfer) s. 78. die ursprüngliche auf
fassung hat sich aber unter dem einflust der von synonymen
(wucht, bedeutung u. a.) ausgehenden formdn verdunkelt
und macht sich später auch da nicht mehr geltend, wo die
Wendungen wieder mehr fülle geivinnen.
a)) auf saehbedeutung xceist noch:
wenn ich mit einem ongobinda
von fodcrn metnor abtrae Ihu.
es ist zwar ein sehr leicnt geschenke;
doch was ich mit zutrleich gedenke,
legt ihm ein »chwor gewichte bei.
das ist der wünsch, aosz last und wachen,
eo dich nicht milde können machen,
dir femer Teder leichte seil
PiCAMOBR (Chr. Fr. Htnrici) etnH-achenh.
u. tatyr. gtd. 5, 868 ;
dagegen ist diese auffassung schon verdunkelt in : sie werden
ihre herrlichsten argumente in petto behalten und auf die-
jenigen ein gewicht legen müssen, die von dem politischen
zeitbedUrfnisz hergenommen sind. Schiller frn«/e 7, 165.
b)) vordem legte ich das ganze gewicht in die mehr-
heit des einzelnen, jetzt wird alles auf die totalität be-
rechnet, und ich werde mich bemühen, denselben reich-
thum im einzelnen mit eben so vielem aufwand von
kunst zu verstecken, als ich sonst angewandt, ihn zu
zeigen. Sciiii.lku briefe i, isß; eine gewandte, obschon
falsche technik war das eigentliche wissen meines mcisters,
und er legte alles gewicht seines Unterrichtes auf diesen
punkt. GOTTi'HiKi) Keller (der grüne Heinrich 8,5) 1, 272;
dnss unsre vorfahren dem gottes urthel soviel gewicht
beilegten, und die wunder proben der Unschuld so sehr
schätzten, ist ihrer einfalt gewisz zu verzeihen. Liciiten-
DEiiG aphorisinen 2, 91 Leitxmann; weil auch in recension
auf die Reinholdischen briefe über Kant besonders viel
gewicht musz gelegt werden. Sciüllek britfe 8, 808; doch
dieses argument, so viel man auch gewicht auf dasselbe
zu legen pflegt, scheint, mir wenigstens das gerade am
allerwenigsten gewiohtvoile zu sein. LoTZ staatswirth-
sduiftslehre 2, 37 ; sie verstehen mich , mein freund ! ja
nicht so, als wenn ich diesen vermuthungsgrUnden zu-
sammengenommen . . . nicht ein groszes gewicht beilege.
Lavatei» attssichten in die etriykeit (iTiO) 1^,71 ; in betracht
dasz wir erst anfangen, legen wir groszes gewicht auf
die familicnkreiso. den hausvätern und hausmüttern
denken wir grosze Verpflichtungen zuzutheilen. Götiie
(Wilhelm Heisters wanderjahre 3, 11) 23, 150; dasz wir . . .
bald betrachtungen anstellen, auf die wir kein gröszer
gewicht legen dürfen, als insofern wir uns auf die nalur
und ausbildung unsers geistes einigermaszen verlassen
möchten, (einleit. in die Propyläen) 38,5; ich musz da-
gegen protestiren, dasz mir der Vorwurf der unzuverlässig-
kcit gemacht wird. ... unzuverlässig, das heiszt: man
kann auf seine angaben kein gewicht legen. Bismarck
(im deutschen reichatag 8. 5. 1879) 8, 46 KoM..
'^t **• doch nnaafhaltsam rucken die gewichte,
von selbst die flocken von den tOrtnen schlagen,
der alte seiger, ohne euch za fragen,
weist flammend auf die stunde der gerichte.
EiciiBNDORFF {wuihnung) 1* 174;
wie im türm der uhr gewichte
rücket fort die Weltgeschichte,
und der seiger schweigend kreist,
keiner r&t, wohin er weist, (teetaanf) 1', 176.
8)) im uhrwerck unsers thuns musz die vemunfl 's gewichte,
das äuge weiser sein.
LOIIBNSTBIN SophOttitbe (IV, 418) 70;
der mensch ist wie eine uhr, die uhr ohne schwehren
gewicht die geht nicht, also der mensch, wann ihm gott
nicht etwas schwehres zuschickt, so geht er nicht nach
denen minuten des göttlichen willen, Abr. a S. Clara
Abrahamiaehe lauber hütt 1 (l7«l), 468 {nöthen lernen beten);
ein thor eilt stets auf neue wirbel lo«:
ein weiser ist, auch in drr still«, gross.
ein thor bedarf der &mter und geechtlH«:
der wandnhr gleich, giebt das gewicht ihm krtlt«.
FaiBDR. V. Haobdorm (Horaa) 1*, 71;
wie sie daher kam, glich sie einer rtlckw&rts wandelnden
sohwarzwftlder-uhr, an der das haubenfleckchen das Ziffer-
blatt, die lang von der zuckerhutförmigen schwarzen
haubo in den rücken hinabfallenden bandschleifen die
gewichte, und die lange, schmale person der schmiedin
selbst das gehiuse darstellten. Otto Lddwio (Heiiere-
thei) 8, 45.
8)) sie errichtete die cameral-schule. legte eine fabrike
an, die sehr blüht, und vielen hundert menschen brod
giebt, und von diesem allen war der herr rath Eisenhart
das erste und letzte triebrad, das eigentliche gewicht an
der uhr. Jung-Stillino häutliehe» leben (1788) 158; er hat
also in seiner predigt so viel dogmatik als nhrgewicht
anzuhängen, dasz der zeiger die pflicht zeige? — neini
die predigt, die solche pflichtuhr giebt ist gut; bei ihr
müszen und mögen also auch die gewichte auf die pflicht
361*
5755 GEWICHT II (i, b, ein gewicht anhängen)
würken; aber sie ist nicht die einige! ist nicht der
Stempel aller 1 ist nicht ganzes amt 1 Herder (an prediger.
fünfzehn provinzialblätter) 7, 249; das geschöpf mit leich-
term, glücklicherm blicke, soll fremdem willen gehorchen,
die gebohrne herrscherin dienet, aber auch diese ge-
wichte, so schwer sie ziehn und drücken zur erde, be-
fördern ein höheres gute, sie treiben das lebende uhrwerk
der weit, [älteste urk. . . . i) 7, 101 Suphan.
ß) auszerhalb dieser engeren beziehung auf das uhrwerk
ist die Vorstellung eines hebeis in der übertragenen Ver-
wendung wenig zu beobachten, um so häufiger dagegen wird
die hemmende, niederziehende kraft zum ausgangspunkt
bildlicher Wendungen.
l)) 0 die ablaufenden gewichte meiner maschine fallen
langsam und sanft auf das grab hinauf — dieses erden-
leben kleidet sich in meiner seele immer schöner an,
und schmückt sich zum abschiede. J. Paul [Hesperus
2, 19) 8, 114; die menschliche seele, an sich und in ihrer
erscheinung auf dieser erde, ihre sinnlichen Werkzeuge
und gewichte und hoffnung[en] und vergnügen, und
Charaktere und pflichten, und alles, was menschen hier
glücklich machen kann, sei meine erste aussieht. Herder
(reisejournal ved) 4,364, ähnlich 13,126; dies hohe, weite
erkenntnisz auszer uns, das nur mit einem punkt' an
uns zu hangen scheint, fühlt doch die ganze schwere der
weit an diesem punkte ; er ist aber, und soll das gewicht
sein, das jene innere, unabhängige, elastische springkraft
so höher treibe, ist ohne schwere ein triebwerk möglich ?
{vom, erkennen und menschlichen empfinden) 8, 295; ich
meines orts gestehe, dasz ich mir keinen entsetzlichem
gemüthszustand zu denken weisz, als denjenigen, worin
ein mensch wie Rousseau zwischen zwei solchen wieder
einander drückenden gewichten sein musztel Wieland
[aus Rousseaus leben) 33, 29.
2)) seine lebhafte, kühne phantasie, sonst immer ge-
wöhnt sich mit den schwingen des adlers in den höchsten
regionen zu wiegen, wie stark war diese von der trau-
rigen gegenwart niedergehalten! mit welchen schweren
bleiernen gewichten zu dem gemeinen, niedrigen des
lebens herab gezogen! Streicher Schillers flucht 33 Hof-
mann; eine erfahrung lehrt es, die so alt ist als die weit,
dasz im gewebe menschlicher dinge oft die grösten ge-
wichte an den kleinsten und zartesten fäden hangen.
Schiller {was wirkt die bühne?) 3,517; ich habe zwei
jungen . . . und ein mädchen . . . freilich ist dieses kleine
Volk auch ein gewicht, das sich an unser dasein hängt.
briefe 6, 282 ;
noch mehr — es hängt gewicht sich an gewicht
und ihre masse zieht mich schwer hinab.
{Wallensteins tod 3, 23) 12, 323;
an alle thaten hängen sich gewichte;
entschlüsse schrumpfen ein, die weit und grosz,
und selbst des freien muthes rascher schritt
sinkt unter in dem sumpfe der bedenken.
Immermann (das thal v. BoncevcU 2, 6) 16, 55;
die freischaar war geboren, Blücher's äuge zu sein, aber
ein eigensinniges kriegsgeschick . . . bindet . . . den raschen
führer und sein rasches häuflein an die gemessenen
schritte eines zaudernden , dessen rückhalten . . . andern
... ein bitter drückendes gewicht anhängt, {memorabilien :
fest der freitvilligen zu Köln) 19, 171 ; er ist in der that
verlobt, sagte die herzogin. dann mag er sich nur ge-
wichte an bände und füsze hängen; denn er sieht noch
nicht darnach aus, als ob er willens sei, stich zu halten,
fuhr ihr gemahl in seinen scherzen fort, (epigonen 4, 6)
6, 84 ; schämt euch, dasz ihr einem armen kinde . . . solch
ein gewicht ans herz hängt. Paul Heyse ital. nov. l
{Annina) s. 275;
ewig heil drum jedem, der einheimische Auren befreit
aus doppeltschwer drückender not : pfaff samt tyrann
ankerketten sind's an gewicht.
Platen festgeeänge : die herzogin v. Leuchtenberg
ja, ich Solls (die Werbung) anbringen? sagte die Sannel.
an ihrer immer muntern bereitwilligkeit hing ein schwer
gewicht, sie streifte es ab, und das klang wie ein tiefer
Seufzer. Otto Ludwig (aus dem regen in die traufe) 2, 321 ;
so tranken sie trotz der bitterkeit immer wieder von dem
getränke, sobald die Wirkung nachzulassen begann, und
steigerten ihre unschuldigen nerven zu einem fieber, das
GEWICHT II (4, c, ein gewicht tragen) 5756
im stände war, den zum Schlummer ziehenden gewichten
entgegen zu wirken. Stifter bunte steine^ (bergkristall) 216
Aprent.
c) diesem vorstellungskreise stehen einige formen der
Übertragung nahe, die sich auf die sachbedeutung von
pensum zurückführen lassen.
a) innerhalb der bildlichen venvejtdung ist freilich das
gebiet der beiden sachbedeutungen (pondus, pensum) nicht
immer sicher abzugrenzen, vgl. : das sind nur kleinigkeiten,
aber kleinigkeiten tragen oft die schwersten gewichte im
verlauf unsers lebens. Schiller briefe i, 239;
muszt' ich denn so spät erfahren, prüfen manches labyrinth,
dasz sich nur. an deinem busen das gewicht des lebens trägt.
Platen (gaselen) 1, 642 Redlich;
oder wars nicht so gefährlich für den Holder-Fritz aus-
gefallen, als sie gefürchtet hat? sollte sie nicht sterben
oder ein ganzes leben hindurch das erdrückende gewicht
der unthat auf ihrer seele tragen müssen. Otto Ludwig
(Heiter ethei) 2 (l89l), 142 ;
indem er noch diesz emgstgewicbt
auf seiner seele trug,
fiel ihm ein pflüger in's gesicht,
der hart sein röszlein schlug.
Langbein (der advokat u. der rothmarUel) 1, 331.
dazu vgl. den tveiteren kreis ähnlicher Verbindungen : wäh-
rend dieser zeit habe ich die last erwogen , . . welche
das regieren mit sich führt . . . dasz das kein gewicht ist
für meinen rücken, kein pfeil für meinen köcher. Tieck
übersetz, des don Quichote 2, 480 ;
so liehen unsre leute, schwer gedrückt
von dem Verluste Heiszspoms, dem gewicht
durch ihre furcht solch eine leichtigkeit,
dasz pfeile nie zum ziele schneller flogen,
als unsre krieger, zielend auf ihr heil,
vom felde flonn. (lend to this weight such lightness
with their fear.)
Shakespeare (JSeinr. IV. theü 2, 1, 1) übers.
V. Schlegel 2, 9 Brandt;
doch weiszt du wohl, was meine schultern tragen ■
drum wähle mir aus dieses lebens plagen
ein leicht gewicht,
damit ich nicht
mög' unrer meiner heiszen last verzagen.
Schubart ged. 284 Hauff;
wie ich dir sagte, Piso, das gewicht
der herrschaft liegt zu schwer auf meiner seele.
Friedrich Halm (der /echter v. Ravenna 2)
3, 100 Schlossar;
trotz des schweren gewichtes, welches die brüst Ludwigs
belastete , muszte dieser doch lächeln. W. Raabe leute
aus dem walde^ s. 190.
ß) mehrdeutig sind auch die Verbindungen mit fallen.
eine gruppe gehört unzweifelhaft der sachbedeutung an, bei
der zweiten ist schon oben (sp. 5716) ein zweifei ausgesprochen
worden, ob die formet, für die immer wieder anschlusz an
die sinnliche bedeutung gesucht tvird, wirklich aus dem
kreise der sinnlichen Verwendungen hervorging.
l)) aber vieles vereinigte sich, die gewalt dieses königs
zu brechen und die fortschritte des jungen Staats zu be-
günstigen, wäre das ganze gewicht seiner macht auf die
vereinigten provinzen gefallen, so war keine rettung für
ihre religion, ihre freiheit. Schiller (abfall der Nieder- aj
lande 1 einleitung) 7, 13; wo es aber schon bild, substan- nB
zielles kunstbild zu sein aufhöret; wo es schon eine
grosse gruppe der skulptur wird, in der auf kein bild
einzeln das gewicht der kunst fällt, sondern nur auf die
in die Zusammensetzung gelegte handlung. Herder (die
'plastik' von 1770) 8,136 Suphan;
es ist genug, mein kurfürst! ich bin sicher,
mein wort fiel, ein gewicht, in deine brüst!
H. V. Kleist (prinz v. Homburg 5, 5) 3, 118
Erich Schmidt;
ich sah dich freundlich mir gewogen,
doch glaubt' ich noch die ließe weit,
und als ich sah, wie nah sie stünde,
fiel schwer auf's herz mir ihr gewicht.
Fr. Rückert {liebesfrühling 6, 29) 1, 607.
2)) (Oianettino.) dasz der arme graf nicht lang leide.
(mohr.) um Vergebung — wie schwer möchte ohngefähr
sein köpf ins gewicht fallen? (Q.) hundert zechinen
schwer, (m.) puh! federleicht. Schiller (.Fies/col, 2) 3, 13
Goedeke; grosz, dasz man drei hochzeiter höherer stände
damit hätte ausstatten können, gerielh dieser strausz;
denn bei den bauern musz alles in das gewicht fallen.
kosten lind ttberwonden, und Min wahrer gebalt itt durch
das feuer boatltigt. TnOmmkl (niM«) 4. ifl7 ; man siebt . . .
an diesen stücken (Fialen») die eiawiikaaf Calderoni.
sie sind durchaus geistreich und io ftwiattr hinsieht
Tollendet, allein e« fehlt ihnen ein apedflee^M fawieht,
eine gewisse tohware des gehalls. G(yriiB (sw Edtmr-
mann IM«) 6, M Bititnmämn;
ach I brinc mich nicht fllr dein fSfteht,
betracht, Eerr, d«iner trew. aieM tMkim sebaJd gewicht,
und verfinz meiner pflwMMIS . . .
ü. U. Wrckhrrum (fsolsst,^ 1,1t« FteAar;
lass da deinem liebling ni«
5757 GEWICHT II (4, d, schwere alt wertbmeeser) GEWICHT H («,i, gewicht de« Unrechts, des lonu) 5758
IiiMERMANN (üftincAAauMii 6, s) B.SSHinnfMf; soviel halte
ich schon Jetzt fUr ausgemacht, dasx die bciH(>n briefo
des schleswigisohen grafen Moltke hier nicht stark in's
gewicht gefallen sind. Hr.iiiii.i. {an K. Lenting, 1M>) bru^t
t, 1S6 Wertxer; wenn man das, was 'zu spät' sei, der indi
Tiduellen hourtheilung des vorgeladenen überlassen will,
so wird bei beurthcilung dsr zeit, deren er zu bedürfen
glaubt, die politische ansieht desselben ins gewicht fallen.
BiSMAKCK {imjyrtun. Inndfag laai) t. SM Kohl; am meisten
aussiebten schionen indesz Schnörkel und bmder Weiland
zu haben. . . . Schnörkel aber ging mit seinem Schwieger-
vater, dem kirchbauor, von haus zu haus, und die neun
kinder des bruder Weiland fielen schwer in's gewicht für
.Schnörkel, der dann so oft er seinem mithewerber be-
((i'giiotp, gar herablassend gegen ihn war. Bkhthold Avbr-
MACH neuen leben 8,861; es war noch ganz die frage, ob
die dirno ihn genommen htltte; da sind noch andere, die
sie hinter sich herzieht und die schwerer ins gewicht
fallen. Tu. Stokm (drauszen im haidedor/)S,t9; auch die
frage, was der andere rilter zu der saohe sagen werde,
flel ins gewicht. W. Raauk {tehüdderump 196) als könnte
die frage, ob ein kleinstaat von zwei millionen einwohnem
einem oder zwei souveränen diene, für den frieden des
welttheils in das gewicht fallen. SvnEi. die begrilndung
dea detttsehen reiches 8*, S9.
d) die haupfmasae der übertragenen rencendungen ent-
vrieicelt der eigenathaßabegriff.
a) in neue beUuehtung tret*H hier die abaitifungen de»
bedexUungaumfange». atif der »inen »eile der un\fa»»ende
begriff der »bittre, der al» ma»i»tob für die beieerthung
einer eraeheinung vor andern hevortttgt wird, bald mit au»-
g^ührtem bilde, bald mehr in andetttungen. dem gegenüber
die eiuaeitige hervorhebiing einer eintelnen irirkttng. leobri
»ich die voratellungen dea druckes und der sohwangkraft
gegenübertreten, von denen die letat9 in dem verbUutten be-
griff der bedeuiung, de» gehaltes mit dem verallgemeinerten
begriff <^ »chicere »ich ioieder berührt.
l)) der umfassende begriff der achtrere- der berühmte
Italiäner Boccalini meldet uns aus seinem pamasso, was
gestalt alle potentaten in Europa ein sonderlich wag amt
betten, also beliebt und angestellet, dasz sie alle fünf-
zehn jähr zu Phocis zusammen kommen wolten, daselbst
auf einer sehr grossen wage eines jederen macht, land
und leute genau abzuwegen und wann sich alsdan be-
fünde, dasz der eine an gowalt so viel zugenommen, . . .
demselben alxdan sein gebührend gcgengewicht und morti-
fication gegeben werden solte. . . . des reichen Königreichs
Spanien gewicht ist nur auf zwantzig millionen gekommen,
und ungeachtet die Spanier, damit ihre land wage denen
Frantzosen gleich kehme, bald das königreich Neapolis,
bald Meiland und andere lünder noch hinzu in die wag-
schale gesetzt, so habe dennoch das spannische gewicht
immermehr zurükkgeslagen. J. G. Sciiotiei. frieden» sieg
(ipidtnung) neudr. s. 4; Frankreich hatte mit seinem vor-
trefTlichen Heinrich seine ganze gröszo und sein ganzes
gewicht auf der politischen wage Europens verloren.
Schiller (ßOjähr. krieg a) 8, lOO; denn mann gegen mann,
— nicht Sache gegen sache — zu schätzen : so war dieser
ungenannte des gewichts, dasz in aller art von gelchr-
samkeit, sieben Goeze nicht ein siebentheil von ihm auf-
cuwägen vermögend sind. Lkssino (oiaa^rttnfMcArntei«)
18^, 108; als don Leon verstellt er {Oarriek) sich ebenfalls
wieder zum bedienten . . . der . . . das moralische gewicht
seines bortcnhuts balancirt als wäre es physisch, und über-
haupt die pracht desselben bis in die schultern herunter
zu fühlen scheint. LIchtbnbero (vorseht, mu einem orbis
j)ich*.f) verm. sehr. i,ia; die gestalt Percys sieht sich
durch die gestalt erzbisohof Scroops nahezu balanciert,
und was an gewicht noch allenfalls fehlen mag, wird mehr
als ausgeglichen durch die groszo schluszszcne des vierten
akts, das hinscheiden könig Heinrichs. Tu. Foxtank
katiserien über theater ».12; das specifische gewicht des
geistes und der talente eines menschen ist dessen absoluter
werth, multiplicirt mit der mittlem Wahrscheinlichkeit
seiner lebensdauer. Liciitenbero >, 178; aber sie fand ein
herz das . . . gleich einem edeln ert von seinen schlacken
gereinigt . . . da lag . . . was es aber an unnUtzem gewichte
verlor, hat es an werth gewonnen — denn die schmeltx-
daai der rinr, der ist so viel vwnriehl,
nnd so leicht ist. om damit ra tjfUkm,
Jeden tag vermehret seia gewtebf.
OAcKmo« ffed. I (17M0. U».
a)) di» htrvwhebung nnadner mrkunaem
a)) die EgypUer bestellten für Jede« pltd <
arzt, und der kranke gieng anter dem f«wieiit ««ln«f
ärzte zu gründe. Schiller (über ia» gegenwärtig» tntMki
theater 178>) >, 840 Ooedeke; da« freie erdreieh mit btomen
und Wasser, welches die seele sonst von Jedem drucke in
erlösen pflegt, lastete auf der seinigen mit »tumpfem fe>
Wichte. Im M ERMANN (epigonen 7, «) 7, 11 Hempel . der friede
zerreiszt das land; der feind bleibt im lande; lasten von
untragbarem gewicht sollen Jede hoffnunf dereinstifni
aufcrstehens daniederhalten. Immermann (mtmtrmMiim i
da» fest der freixcilligen in Köln) i». IM Hempd; WM !••
■ohehen war, geschehen vor manchem Jahr, war ihm seit
einer stunde wieder mit vollem gewicht auf die seele
gelegt worden. Th. Fontane iauUtn) I,« ».\»; beugst
du einmal den stab der gerecbtigkeit, so geschehe es nicht
vom gewicht der geschenke, sondern von dem der barm-
herzigkeit. Tieck überattsung de» don ijuixot» «,•««;
ich, der sonst vor beiden weiten
trug das stolze hanpt gerade,
beuge nun den will gen nacken
dem gewichte deiner gnade.
Platrn nae/ibüdumgen am» dem dtvan
de* Haß» 4»
b)) und dadurch das gewicht meiner leiden verdoppelt
gefühlt. BOroer an öafeld (14. 8. 1794); himraell izt erat
fühl' ich das ganze gewicht ihres Verbrechens. Tif.ck {der
abachied S, 8) 8, 816; als Hanney bei der nächsten prolie
wieder vor sie trat, liesz sie ihm das gewicht seines Un-
rechts in der verdoppelten gleichgiltigkeit fühlen, mit
der sie seine versuche, sich wieder za nähern oder sich
zu entschuldigen, aufnahm. H. Schmid (Mohre^franeil t)
8*, 40; vgl. auch die ßlgungen sp. 5760 unten;
sUrlter und stärker
l>aate sie, blutveriüttet, xua kerker
die ganze weit.
nur dass das meer
f&hlte noch nicht
des kerben gnridit,
das krtakte «In ketkenpeieter eo sehr.
Fr. RCckkrt {MefeHaeke rpM- «. cArmlMir.-
fetthed) 1, CM.
c)) nein, seinem vater Hocht er nicht;
nein, seines gaaasa soras gewkbt
mit aar die «iigetTWs
GoTTB* (iiiitfselHw «. Slrwteniei) gei. t, Mi,
fft. tp. 578« ;
'nachdem dein schwert sich, an dem Janker, raeb«, die
grimmigste, genommen, die sich erdenken liaxt: was
treibt dich, auf ein erkenntnis fegen ihn la beetebeo.
dessen schärfe, wenn es zuletzt fällt, ihn mit einem ge-
wicht von so geringer erheblichkcit nur trifft?' H. v. Kleist
(Michael KohUtaa») 8, 184 Eriek Sdtmiät; aber gehorsam
Terlaoge er (der ktn»er) , oder das fewieht seine« zomes
werde den widerspenstifen di«i«r «waslmen Scbili^r
(90 jähr, krieg 3) B,MO;
w«m ontar «rtekaadM
des knmasen «ad dsrj
dar mttde gatls
mit ei
wirst d«
erMsobmg ihm enl
(Aocteeibed., l'
(9releg)S,l75;
die gesetzgebung war so poetisch, daai sie das Tolk nicht
zo ertragen vermochte imd in den fesetzen sdbst. ist
bei der gröszten einfalt und mO^chsten bestimmtheit des
ausdrucks, zumal in der letzten wiederbolang eine stärke,
eine rührende Wahrheit, ein gewicht tob Bocb and segen.
5759 GEWICHT II (i, d, kraft, nachdi-uck)
das auf den blödesten würket. Herder {üh. d. würkting
der dichtkunst) 8, 3i7.
d)) gram springt, wo er iUllt, zurück ^ ^, , ^ .^
durch sein gewicht, nicht durch die hohle leerheit.
Schlegel ühers. von Shakespeares Richard IT.
(1, 2 : not with the empty holloivnesss, but weight.
der schmerz wird nie fertig. Wieland.);
das strafjahr war überstanden, seine leidenschaft durch
die entfernung gewachsen, und sein troz unter dem ge-
wicht des unglüks gestiegen. Schiller {Verbrecher aus
verlorner ehre) 4-, 66 Goedeke.
e)) Schiller hat deszwegen einen sehr guten gedanken
gehabt, dasz er ein kleines stück die Wallensteiner als
exposition vorausschickt, wo die masse der arniee, gleich-
sam wie das chor der alten, sich mit gewalt und gewicht
darstellt, weil am ende des hauptstücks doch alles darauf
ankommt: dasz die masse nicht mehr bei ihm bleibt,
sobald er die formel des diensts verändert. Göthe
(Schweizerreise 6. juni 1797) 43, 10 ;
du siehst vier fürsten da ! wir haben erst erörtert,
was den bestand zunächst von haus und hof befördert,
nun aber, was das reich in seinem ganzen hegt,
sei, mit gewicht und kraft, der fünfzahl auferlegt.
(Famt II, 4: des gegenkaisers zeit) 41, 291;
schlichtet anders kein geschäft
als mit nachdruck und gewicht.
RücKERT (35. makame) 11, 484;
man hat aus den stellen von der bergwerkskunde, die in
diesem buch vorkommen, zweifei gegen sein alter machen
wollen ; völlig ohne gewicht. Herder (vom geist der ebräi-
sehen poesie l, 8) 11, 403 Suphan;
wer lärmt? . . . geh . . . öffne nur das thor!
der lärm thut's an gewicht dem anlasz wohl zuvor.
Grillparzer (Libussa) 7*, 116.
3)) unter dem bilde von wucht und kraft loird die ein-
Wirkung von persönlichkeiten auf andere gekennzeichnet:
a)) selbst der liebe gott verlieret sehr bei mir an dem gewichte,
weil nach ihrem ebenbilde schnitzen ihn viel tausent wichte.
Immermann {ged. 6. buch : orMs pictus)
11, 333 Hempel;
einst mächtig , grosz und geehrt . . . sank das Deutsche
reich ... in Zerrissenheit und ohnmacht. des gewichtes
im rathe Europas, des einflusses auf die eigenen geschicke
beraubt, ward Deutschland zur wahlstatt der kämpfe
fremder mächte. Bismarck (thronrede im reichstag des
norddeutschen bundes 1867) 3, 154 Kohl; im Interesse des
gewichtes und des Schutzes von Deutschland. (1870) 4, 315;
vgl. die belege aufsp. 5757 : ich trage deshalb kein bedenken,
jeder tendenz entschieden entgegenzutreten, die darauf
hinausgeht, das gewicht dieser Versammlung und ihren
einflusz auf die executive und die entschlüsse der kröne
zu verstärken. (l85l) l, 304 Kohl; die entscheidung dieser
frage hängt von dem verhältnisz ab, welches der besiegte
theil zum ganzen hat, seinem physischen und moralischen
gewichte nach. Clausewitz (strateg. kritik des feldzugs
V. 1814 in Frankreich) 7, 408; nachdem also die anstalt der
literaturzeitung in ihrem ganzen gewichte gesichert war,
hatte man sich nach männern umzusehen, die erledigten
lehrfächer wieder zu besetzen. Göthe {annalen 1803) 31, 156;
wenn ihr euch nur auf die gewalt der zahl, auf das ge-
wicht der menge stützt, dann wird eure spräche die Ver-
neinung des rechtes selber. Th. Mundt Paris tmd Louis
Napoleon 2, 150.
b)) zwar künnen ihr gerüchte
durch eigenes gewichte
verewigen die lichter.
Friedr. V. Logau sinnged. (Ill, 613) 532 Eitner;
treibt das gewicht von seinen jähren
noch nicht ein trauring in die höh,
wie trozt der jünding den gefahren
der reisen, schlachten und der see!
GöcKiNGK {epistel an Benüer) 1, 141 ;
fleisz und Zierlichkeit besitzt Polyklet vor allen, ihm
wird von vielen der preis zuerkannt; doch damit ihm
etwas abgehe, meint man, ihm fehle das gewicht, denn
wie er die menschliche form zierlicher gemacht, als die
natur sie zeigt, so scheint er die würde der götter nicht
völlig auszufüllen, ja er soll sogar das ernstere alter ver-
mieden, und sich über glatte wangen nicht hinausgewagt
haben. Göthe {Winckelmann) 87, 42; Andreas Doria . . .
spuren von feuer. ein hauptjsug: gewicht und strenge
befehlende kürze. Schiller {jpersonenverz. zu Fiesko) 3, 7;
GEWICHT II (4, d, gewicht eines wertes) 5760
(Verrina.) seht nicht so betroffen aus männer. (langsam
mit gewicht.) wer Genua unterjocht, kann doch wohl ein
mädchen bezwingen? {Fiesko 1, ll) 3,36; sein vater war
in den besten familien ein geschätzter mann und stand
in freundlichem verkehr mit ihnen; der söhn hatte oft
nicht ohne gewicht zu mir davon gesprochen. Th. Storm
{es tcaren ztcei königskinder) 5, 249; hat doch Klopstock mit
all seinem gewicht und ansehen nicht vermocht durch
seinen publicirten orthographischen codex einen einzigen
buchstaben von der stelle zu rücken. MusÄus Volksmärchen
der Deutschen bd.i. (1782, vorbericht b); jetzt kommandierte
A. E. mit lautem und straffem stosz der stimme: 'links
um! vorwärts marsch!' es fuhr ihnen wie ein blitz in
die beine und sie gehorchten, ich sah recht, was die per-
sönlichkeit allein, auch ohne machtmittel, durch das ge-
wicht des einfachen imponierens erreichen kann. Fr. Th.
VisCHER auch einer (1904) 56. dazu vgl. hochgewicht th. 4, 2,
sp. 1622.
4)) bei diesen und ähnlichen Wendungen läsit sich das
Verhältnis zu den antiken formein nicht sicher bestimmen,
die das Substantiv in engere beziehung zu äuszerungen des
Verstandes oder der phantasie setzen {vgl. oben sp. 5726).
gerade dieses gebiet ist in der neueren litteratur besonders
angebaut.
a)) sein gemain rede was nit lär von gewicht der crefte,
wann ausz des mund gieng kain wort eitelich. Gregors
dialoge {Augsburg Uli) 11,23; worinn aber das gewichte
bestehe . . , solches habe ich im bilde nicht abmahlen
können, doch im gantzen buche wird darauff gezielet.
man bedarff realia, welche den lieblichen werten die krafft
geben. Chr. Weise curiöse gedanken . . , vgl. oben sp. 5718;
dasz keiner in ungebundener rede , weder den rechten
numerum, noch eine zierliche verbindungs-art noch das
rechte gewicht und den nachdruck den werten geben kan,
wofern er solches nicht aus der poesie vorher erlernet.
Besser vorbericht der ersten ausg. der ged. v. 1711;
sein söhn, der jüngere Gryph, ist ihm, dem vater, gleich,
und mehr an andachtsglut, als dichterfeuer reich ;
weisz zwar gewicht und zahl dem sylbenmasz zu geben;
allein, es fehlt darbei an nachdruck, geist und leben.
(G. E. Müller) versuch einer critik über die deutschen
dichter, v. 283 (literaturdenkmale 12, s. 56) ;
ihrer spräche {der französischen) aber fehlt es an schrot
und körn, was ihr an gewicht und gehalt abgeht, ver-
tuscht sie durch gleisze. Jah n {denknisse eines Deutschen :
der geleiter 17) 1,496 Euler;
grössre wunder könnt ich zeigen —
eines Wortes leicht gewicht,
eines nicht'gen blickes steigen
führt oft her ein schwer gericht.
Gl. Brentano (romanzen vom rosenkram
(13, 84) 235 Morris;
allein nach wenig tagen
befiel ihm miszbehagen;
denn alte liebe rostet nicht,
und er empfand des spruchs gewicht.
Langbein {die hölzerne braut) sämtl. ged. 2, 93;
{Parthenia zu Ingomar:)
wirst du nie denn lernen
nach ihrer art die menschen nehmen ; eh' du sprichst,
der Worte masz und ir gewicht erwägen?
Friedr Halm {der söhn der Wildnis 5)
2, 206 Schlossar;
zum schreiben endlich er sich setzet,
ein blättlein nimmt, die feder netzet . . .
seh' wie er, mit blicken steif ins licht,
sinnt, prüfet jedes Wortes gewicht.
E. MöRiKE der alte turmhahn;
dasz ein groszer theil von dem gewicht, welches das wort
arbitrage bei uns ausübt, von der bedeutung, die wir
ihm beilegen, das gewicht, wie man zu sagen pflegt, des
groszen unbekannten ist. ... es wird von den eingeweihten,
von den eigentlichen priestern der börsengeheimnisse,
ein Weihrauch um die sache verbreitet, der ihre bedeu-
tung und ihr Schwergewicht einiger maszen verdunkelt.
Bismarck {im reichstag, über die börsensteuer 1885) 11, 169
Kohl.
b)) ich fühle das ganze gewicht dieser frage. Lenz
vertheidigung des herrn Wieland . . . litter aturdenkm. 121, 9;
der reitz der Unabhängigkeit . . . muszte die regenten zu
einer religionsveränderung lüstern machen, und das ge-
wicht der Innern Überzeugung nicht wenig bei ihnen ver-
stärken. Schiller {sojähr. krieg 1. buch) 8, 5; wenn uns
5761 GEWICHT II (4, d, von gewicht aetn)
GEWICHT 11 («, d, amstindo, dinge ron gewkfat) 5762
aber nichts treibt, unt ta entcohlieMen, und wir lieber
dieie ganze aache dahingontellt sein Hessen, bis «rir
durch das volle gewiclit der beweisgrttnde mm beifalle
gezwungen würden. Kant kritik d*r rtin*n vtmut\/t 8, 40f
HarteMtein; wenn sie meine naehriohten, mit den nach-
richten des sondsohreibens vergleichen sollten: vergleichen
das gewicht meiner beweise gegen das gewicht der ihrigen.
Lavatkh (nehreiben an meine frtxmde) »ehr. S (1786), SM;
ich Icann also in diesem grimd kein gewicht entdecken.
atenogr. her. d. ViratJ^f. natioi\alvtrtamtidung (III) 8888*; so
stehe ich jetzt, wie Herkules, am fünffachen Scheidewege
ond sinne, welchen weg ich wählen soll, das gewicht des
sweokes, den ich beabsichtige, macht mich schüchtern
bei der wähl. Hrinh. v. Klbist (an Wilhelmine xwoo) 5, W
MindePimet.
e)) alle wehmUthige klage über den . . . misxbraueh
dieser sacho, hat am ende doch nur ihr bestimmtes ge-
wicht: denn wer billig sein will, läszt sich durch kein
deklamiron über den schaden allein, einnehmen. Lavatkr
phyaiogn. fragmenU \,\M; noch einmal, das gewicht
meiner anklage zu verdoppeln, stopf ich dir mit dem
schändlichen namen eines vorräthors den rächen. Wir-
LAND übera. Shakeitpearet 6, 10 {Biehard II. 1, 8 um die
Schmach mehr einzuprägen. Schlrgf.i., the more to aggre-
tat* th» note);
von Jedem etwas und vom fonxen nichts,
talt sonst als tadel voll fewichta;
nent gilt in nnsrer zeit des lichts:
vom ganzen etwas und von Jedem nirhU.
Orili.parzir (der polyhMor) 9fi, 178.
/8) die fonneln, die »ich bei hät^figer mederholung von
den eben belegten »cendungen ablOaen, neigen hier einen
netten ti/ptis: auszer den üblichen Verbindungen mit verbie
tat auch eine fonneUu^fte präpositionalverbindung tu belegen.
1)) auch diese, die Verbindung von gewicht, führt aller-
dings ebet\falla auf ein breiterea gffüge zurück, vgl. von
gewicht sein, eine Verbindung, der achon die ältere formel
eines gewichts sein vorhergeht: dasz ein güldene cron und
ein schmccrkappen, ein sccpter und ein lioltzhacken, ein
purpur und ein Joppen bei.dem todt eines gewichts unnd
eines gesichts sein. AnnAnAM a S. Clara mereka Wienn
(1680) 80.
a)) die geschichte des tags auf unserer flotte sagt eben,
dasz der russischen cxcclirnz ein pferd krank geworden
ist. wie viele von den Icutcn seekrank sind, das ist eine
erbärmliche kleinigkeit: aber bedenke nur, der leibgaul
des russischen gesandten, der ist ein kerl von gewicht.
Skume apatiergang nach Syrakua 881;
mein kind, mein wahrer rühm I o tocbler, rlaabe nicht,
als sei mir dein Verlust von weniger gewicnt.
Chr. f. Wriszb Richard III. (8, 11) ». 8S
Jacoby u. Sauer;
'fUrchto unter der aufsieht des Icilius nichts, die gegen-
wart eines ehegatten ist immer von grossem gewichte.'
i.F.ssiNO {theatral. biU. 1: attaxttg aua dem trauerap. Vir-
inia) 6', 81; sie ist bei der geburth der Virginia gegen-
wärtig gewesen, allein ihr zeugnisz kann hier von keinem
gewichte sein, ebenda a. lOO; von gröszerm, den völligen
ausschlag gebendem gewicht ist also dieses, (irie die alten
den tod gebildet) ll^l6; diese allgemeinen grUnde, welche
bei jedem spanischen monarchen von gleichem gewichte
sein muszten, wurden bei jedem insbesondre noch durch
besondre gründe unterstützt. Schiller (aojähr. krieg i) «.8;
und der Verlust aller hoffnungen, Psychen jemals wieder
zu linden . . . schien ihm gegen diesen Vorwurf von grossem
owicht zu sein. Wirijvno {Agathon 6,4) 4,835; kommt
er zu mir, ertönt die liebliche stimme und in ihr wird
jedes wort von gewicht und folgen. Herder {bri^e das
Studium der theologie betreffend i.theil, iA. brief) 11.47;
ob sie auch die männer sein, die über diese und jene
Schrift zu urtheilen befugt sind . . . und von welchem ge-
wicht diesmal ihre stimme sein müsse. Lenz vertheidigung
dea herrn Wieland . . . litteratttrdenkm. 181, 16; er redete
nicht viel, was er aber sagte, das war von gewicht und
Nachdruck, weilen es gemeiniglich jemand der gegenwärtig
war, beleidigte. Jüno-Stillino jtJn^«n</.'ynAre (1778) 64;
der begrif des erbaulichen darf schlechterdings bei der
beurfheilung eines kunstwerkes von keinem gewichte sein.
G. Förster ansiehten vom Kiederrhein 2, »M ; und er
wandte sich daher an den einzigen verbündeten, dessen
beistand von gewicht Min und dessen wohltbäter er
werden konnte. Platbn (geaeh. dm Uhtifrtiek» Stapel i, 4)
8. 88 Redlich: waa aneb nnamebr bei ijtum «aliiaet vor-
gehen mfige, et wird von wenigem gewfeht anf das gaai«
■ein. J. Qhimm (meine entlasaung] kl. »ehr. I, 41.
b)) et ist also hohe zeit nicht läiiger zu säumen und
mUszig zu sitzen, sondern alle taue anzuziehen, und alles
anzuwenden was ich vermag am männer von diesem
gewichte zu meinen freunden zu machen. WiBLAirn
übera. dea Lueian {d.Seythe; tfilo* lotirürot) 4,880; ein
mann von ansehen and gewicht, der auch mit demsehatten
seiner ankunft schon Ordnung, rohe, gleiehmfithigkeit
ohn' ansehen der person etnfldewn kteat«, vir pletate
iravis. Herdbr {fni^e wmmm hrtämr Jmu im ummm
kantm) 7, 488; 'da aber ihr hr. broder ein mann too ntui-
kaiischem gewicht sein soll, so kann er ja eben eo fot
im Überflusse schwimmen als im wellmeer' J. Pacl
(Jlege^jahre 1,18) 88,101; wenigstens erzählte unser ge-
fangenwärter. der uns rand führte , es seien in der
frühen und späten zeit oft damen von gewicht gekomnea.
den ichOnen seemann {Sidney Smith) za sehen und einife
von diesen seien auch die arsache Miner entweiehoof
gewesen. E. M. Arndt reisen 4.817;
■aa dad wir siMar, nd er (Jrars) Ukbeit aas.
waa tUüea ans tut altdto von gawicht 7
wir Umw bier rar hwt M OrCaaa.
(wtaf wwM <tf amg wtomaiit btd «• kmtfi
Scmlcou. übert. ä. glslwpMri (JMar. VL
thi. 1,8)8. aSS BrütS)
{BifaH.) bei so ungewohnter zeit, and in der finstersten
nacht; umstände , edler Gloster. Ton
wicht, worinn wir eaers raths bedürfen,
Wieland übera. d. Shakespeare {Lear t.ii) 1.1« ^HUMSL:
der anlasz ... bat gewicht; oeeasioms of samt ytim): 08-
danken von grouem gewicht 4. 16 {Jtäms Cäsar 1. 1;
thoughts of great valtte, entwürfe von grosMm werte
Schlboel); hOohstdieselbe haben mir auf das strenget«
verboten litterarische schritten herauszugeben , noch
weniger mich mit ausländem einzulassen, ich habe ge-
hofft, eurer herzoglichen dnrchlaucht gründe von gewicht
unterthänigst dagegen vorstellen zu können. Schiller
{an Ksrtog CSurQ brirfs i,m;
doch idi wi
{but I kose . _^
ScHLiotL Üben. d. Skakeapeare {Betör. VL
I*. 8. 1, 8) 8. 18;
ebenso dinge von gewioht (flesnr. F. 1.8) 8,187 m.«..*
•At eadi $m spislteg vor, da« ihr
noch eiiMB plats atwltl
doch — ein« bitte von gewicht
variieret eure pndel nicbt.
LA.>OBStx (der (oaditraier ■. atlm mM)
•daiff. psd. 8. 118;
der südliche Niederländer dumpf düster leidensehafllich
and einem groszen bestandtheile nach der fanatischste
und sinnlichste aller kalholiken. anderer mannigfaltiger
gegenstrebungcn von geringerem gewichte gar nicht ein-
mal zu gedenken. E. II. Arndt adWi^hw ßir u. an mmme
liebat Deutsehen 8, M
8)) /bnm^lk^/h veaHttämmgem auf wei bis:
a)) gewicht haben?
a)) noch gelten solche werck and leiden alle niehta,
denn sie haben das gewicht nicht, das ist: gölte« wort
and gefallen. Luthrb (ßrai. über l ifese 8e) t*. 88i Weiayir:
's ist zum krepiren. was 'n Sdeler kerl da gähndelt wird,
habe mich zu haus« nicht fnppen lassen, das weis er,
und die kalfadcn von kerls weiten mich scheren ? ja di«
hätten's gewichtet 's giebt ja mehr scboleD in der weit,
's mass ja eben da nicht sein. Karl Omimmm in HalU.
kein roman: sondern mahrkeit im wtoiiUaiäs (1388) ue
{vgl. teitschr. f. 4, mmi/kamä. 1.48): die an^Mnefc. die . . .
auf die familie de« Jankers M. war so fiMB. daes bei
dem staatsbürgerlichen gewicht, das (tat drwh den) sie,
als eine der ersten und edelsten, im lande hatte, iddits
billiger und sweckmitoziger schien, als eine verfütigang
der pferde in geld einzuleiten. H. v. KLEi«rr {Miekati Kohl-
fl)) (GassMis.) eure stimme soll in der bevorstehenden
aoisthdlong der ehienstellen so viel gewicht haben als
gilnisven gewidkt «ad kiaft.
ans atronff «na jeetwie.)
5763 GEWICHT II (4. d, gewicht haben, geben)
irgend eines andern seine. Wieland Shakespeareübers. (3, l)
5 151 (be as strong as any man's. soll so viel . . . gelten
Schlegel); seine (des chores) stimme hatte ein doppeltes
gewicht, wenn sie von einem andern platze, gleichsam
als der unmittelbare aussprach des Schicksals und der
gottheit selbst ertönte. W. v. Humboldt {über das anüke
theater in Saguni) aufs. 89 Leitzmann; denen entgegen,
welche Amerika noch immer für das land der zukunft
halten, haben diese thatsachen ein ziemlich schlagendes
gewicht. Th. Mundt Paris und Louis Napoleon 2 (1858), 44;
die rechte des allerhöchsten reichs-oberhaupts haben ein
grosses gewicht gegen diejenigen welche sich als reichs-
vasallen erkennen. Justus Moser Osnabrückische gesch.
1(1768), 118; ein andrer, dessen zeugnisz ungleich mehr
gewicht hat. Wieland (der goldne spiegel theil 1, 5) 6, 125;
'Bakis ist wieder auferstanden ! '
ja! wie mir scheint in allen landen,
überall hat er mehr gewicht,
als hier im kleinen reimgedicht.
GÖTHE (zahme xenien 2) 3, 261 ;
Wolfs angriff ist mir unbegreiflich, je weniger gewicht
der aufsatz seiner behauptung nach hatte, desto geringer
war die gefahr. Wilh.v. Humboldt an Schiller (9. 11. 1795)
Leitzmunn s. 197 ; denn was Tacitus davon sagt ... ist
zweitens offenbar gar zu lehrhaft ... auf die verweich-
lichten Römer gemünzt, als dasz es viel gewicht haben
sollte. Grillparzer (studien z. deutsch, litt) 18*, 11; ob-
gleich eine solche poetische Sentimentalität im gründe
das hauptmotiv aller derer ist, welche von uns die her-
stellung eines freien Polens verlangen, so sehen sie doch
selbst ein, dasz ein solcher grund nicht viel gewicht hat.
Wilhelm Jordan, *. stenogr. ber. d. Frankf. nationalvers.
(2) 1144'' ; diese bedenken werden vielleicht in Hessen wenig
gewicht haben, in Hannover und Sachsen groszes. Frry-
TAG an Treitschke 7. 7. 1866, briefwechsel s. 105;
eurer priester summende gesänge
und ihr segen haben kein gewicht.
GÖTHE {die braut v. Corinth) 1, 248.
/)) dem pöbel blendet jedes falsche licht;
der freiheit name hat gewicht
für ihn ; die freiheit selbst, für weise.
GÖCKINGK ged. 3, 156 ;
es ist gewisz, dasz eine meinung sehr viel gewinnt, so-
bald ich weisz, dasz irgend jemand davon überzeugt ist,
sie wahrhaft annimmt, freilich musz es auf eine art
sein, deren Ursache nicht gleich in die äugen fällt, die
autorität hat gewicht, denn sie macht eine meinung
mystisch, reizend. Novalis (fragmente) 3,125 Meiszner.
b)) gewicht bekommen, erlangen: ich glaube, meine
vermuthung wird noch ein ausserordentliches gewichte
mehr bekommen, wenn ich zeige, dasz ein Römer selbst . .
einen gleichen fehler begangen habe. Lessing (ein vade
mecum . . .) 5^, 248; aber diese ausschweifende forderung
bekam ein furchtbares gewicht durch die heeresmacht,
von der sie begleitet wurde. Schiller (aojähr. krieg 2)
8,180; (deshalb wird die gestalt) der Ophelia skizzirt ge-
halten, wogegen das, was die betrachtung über den Un-
glücksfall sagen kann, ausführlichkeit und gewicht be-
kommt. Immermann (über den rasenden Ajax des Sophokles)
17,437; nun aber sündiget der mensch jederzeit, wenn er
sich wider etwas setzt, was herkommens ist bei seines-
gleichen; dadurch kriegt die gleichgiltigkeit ein gewicht
und hat folgen, wie pestilenz darnach kam, als David
sein Volk zählen liesz, weil das nicht herkommens bei
den Juden war. (Münchhause^i 2,8) 1,176; dann redete er
von dem kohlenflötze im Fuchsberge, es bringe jetzt der
gegend wenig nutzen, da dieselbe noch überflusz an der
rothtanne habe; allein für die folge und für die ferne
werde der Fuchsberg ein unermeszliches gewicht erlangen.
STiFTfiR (naehkommenschaften) erzähl. 1, 182 Aprent.
c)) bei gewicht geben im gegensatz zu Verbindungen wie
gut gewicht geben u. a. (vgl. sp. 5740) läszt sich der Über-
gang von der sachbedeutung (pensum) zum eigenschafts-
begriff wirksam beleuchten.
a)) um seiner parthei ein gewichte zu geben, bedient
sich Asouf des harlequins, eines einfältigen schäfers,
welchen er den rebellen unter dem namen des prinzen
Boulakis . . . vorstellet. Lessing (theatral. bibl. 4) 6^, 338;
die kunst sich durch ein von allmosensuchender de-
GEWICHT III
5764
müthigung weit entferntes dünne thun ein gewicht zu
geben. Lichtenberg a^AoriÄmen. 2, 170 ieifemann; Kabels
testament gab dem poeten noch mehr gewicht kurz
Vult konnte kaum den künftigen tag erwarten, um nach
Eiterlein zu laufen. J.Paul (flegeljahre i, 6) 26,52;
wenn einer sich zu mir kehret:
geh, ruf ich, für und für I
du bist ein narr so gräulich! —
da macht er ein flämisch gesicht:
'du hausherr! wie abscheulich!
was gibst dir für ein gewicht' !
GÖTHE {parabolisch: valet) 8,202;
darf ich dir wohl vertrauen : dasz, um der ersten Sendung
meiner neuen ausgäbe ein volles gewicht zu geben, ich
die vorarbeiten eines bedeutenden Werkes, nicht in der
ausdehnung, sondern in der eindichtung, wieder vor-
genommen habe. Göthe (an Zelter 3. 6. 1826) 4, 171 Riemer;
übrigens hat er gewisz einen durchdringenden verstand,
und weisz alle Sachen wohl zu beurtheilen, worinne ihn
denn seine wohlgesetzte Wissenschaft ein ziemliches ge-
wichte giebt. der Göttinger student auf der Plesse 1, 109;
das meiste ist . . . den individuellen umständen des jungen
Stanhope angemessen, und da wo er dessen natur wider-
spenstig findet, sucht er manchen seiner regeln ein gewicht
zu geben, das sie in einem allgemeinen system nicht
haben dürften. Lichtenberg aphorismen 2,191 Leitzmann;
was dieser muthmassung noch das meiste gewicht geben
muszte, wäre der hasz, den er beständig gegen die
syncretisten geäussert hat. Lessing (rettung des inepti
religiosi) 5^, 351 ; meine Ungeduld . . . gab den Vorstellungen
so viel gewicht, dasz . . . Wieland (Per. Proteus l, 2) 27, l;
um desto unentbehrlicher waren die langen reden des
Maximinus und Cinna in dem auftritte, wo August mit
ihnen über den wichtigen punkt seiner abdankung zu
rathe geht, hier muszten sie beider seite ihrer meinung
mit allen wirklichen, mit allen scheingründen das ge-
wicht geben. J. v. Sonnenfels briefe (Wiener neudrucke l,
s. 280) ; so muste auch hier das gutbefinden anderer in
diesem zweifei den ausschlag, und meinem noch un-
gewissen entschlusse das gewicht geben. Hagedorn
{versuch einiger gedichte; vorrede) Sauer s. 9. .
/?)) der königlichen societät der Wissenschaften zu Berlin
aber, sonderbare gütigkeit gegen dem Verfasser, hat das
gröszte gewicht, und den kräfftigsten trieb gegeben (zur
Verfassung des wbs.). Frisch vorbericht zu seinem wb. l, l'';
auf der andern seite aber gab ihm (dem besitzer der allode)
ein grosses gefolge der edelsten Jünglinge gewicht und
ansehen. Justus Moser Osnabrückische gesch. 1,62; das
verbot eines Vortrages an dies publicum ist gerade das
mittel, selbst einem unnützen wort ansehen, gewicht und
aufmerksamkeit zu geben. Herder {humanitätsbriefe 5)
17, 306 Suphan.
y)) Nicolaus von Diesbach, dem reichthum, gluth der
Jugend und demagogische künste gewicht gaben, ver-
drängte den friedliebenden mann. Stolberg (reise in die
Schweiz) 6, 151 ;
mein leichtes wesen hätte ich längst wie spreu zerstreut,
doch schmerz um deine liebe verleiht mir noch gewicht.
Platen {gaselen 34) 1, 134 Redlich.
ein verirrtes volk^
berauscht von trübem feuereifer, gibt
gewicht den falschen wunden, breitet
parteigeist aus und reget innern stürm.
Göthe (Voltaires Mahomet 1, 1) 7, 150;
was ich gedacht ich eil' es zu vollbringen;
des herren wort es gibt allein gewicht.
vom lager auf, ihr knechte!
Göthe (Famt II, 5) 41, 318;
den besten köpfen sei das stück empfohlen,
der deutsche sitzt verständig zu gericht,
und möchten's gerne wiederholen,
allein der beifall gibt allein gewicht.
Göthe (zu Faust II. epilog um 1800 : abkündigung)
15, 1 8. 844 Weimar;
Deutschlands läge foderte einen kaiser, der durch eigne
hülfsmittel seinen entscheidungen gewicht geben konnte.
Schiller (30 jähr, krieg l. buch) 8, 27.
GEWICHT III, n., mundartliche collectivbüdung zu
wieche, wieke (vgl. ahd. wieche, licinia Graff l, 728; vgl.
wichengarn, baumwolle zu dochten für Öllampen gedreht
Schmeller 2^, 835; vgl. wig, wiech, wieche, wieke, focht
Fulda versuch einer allgem. teutschen idiotikensamml. 686
5765
GEWICHTDECKEN
u. a.): gewicht . . . hanf und flaobi. AuTeNRimi p/äU.
idiot. 68.
GEWICHTBECKEN, n.. für gewiohUohale, wagsohale
(«. d.): ouch BÖlIent slo die woge recht henoken, alio da«
das gewiohtbeckin niderer ston toi dann das ander beokin,
of das es sinen frion asslag haben mfige. Strtutburger
verordn. v. 1460 bei Biil'ckkk t. mi.
GEWICHTCHEN, n.. mitteld. vtrkleintrung^fortn von ge-
wicht II , trat »pät neben gewichtlein («. d., tu gewicht I
«. gewichtol) gebucht: so bat man gar zarte und scharfe
Waagen, die so gar in ein glashäaszgen eingeschlossen
werden. ... sie haben dazu auch sehr kleine gewiobtgen,
die man mit den httnden nicht einmal anfassen kan,
sondern mit sehr zarten flachzängelgcn. Hieron. Ludolp
tinleit. in die chymie (1768) 1S8; gewichtchen, gewiobtlein,
pondtuculum Heueuicii l.lttS; gewichtchen, oberdeuttch
gewichtlein Adeluno a.a.O.
GEWICHTEICHER, tn.. vgl. gewicht eichen, pf&chten
9p. 67S&. 6782: gowichtaicher, an aanxer qfweight». teutach-
engl. tob. (i7ie) 8, 778. ähnl. KnAMEH ieutachital. dict. 8. 1S8«^
GEWICHTEICHUNG,/.: nachdem ich anno 1679 Tor
weihonachten zu Basel gewesen , haben sie mich . . .
zum SafTran, einer zunfTt, über einer malzeit, die sie ge-
wichteiohung , oder fechtung nennen, zu gast geladen.
Leonh. Thurneysser nothgedmnget auattchreiben (6. ort.)
(1684) 1,71.
GEWICHTEL, n.. bair.österr. verkleinentng^form, in der
nur gewicht I litterariath belegt ist {tur Verkleinerung»-
form von gewicht II, pondttsculum vgl. gewiohtlein, ge-
wichtchen): rehgewichtl Sciimei.leh 8*, 844; gewichtel,
geweih UngekKhull 890*; Thain niederjagd 1,17.
GEWICHTEN, verb.. mundartliche ableitung mu gewicht II :
e stein üssem bodo gwichte. Halter alemann. mnda. 166.
GEWICHTFALSCHER, m.: item elenzucker . . . zablver-
werffer: gewichtfälscher. Fischart Oargantua (87) n«t4-
druck 800.
GEWICHTFENSTER, n.. vgl..- thUr wie . . . fenster
machten sich durch gewichte selber auf. Opitz, a. o.
ap. 6746; vgl. auch gewichtmUhle, gowiclitbremso: ob auch
in den untersten lo{(imcjitcrn sollen gcwichtfenster ge-
macht werden, so wollte er ein modell übergeben, wie es
bcschaiTen. akten t. Soatocker rathhattavorbau {bericht über
deti atadtbaumeister) 1786, vgl. auch Koppmann beitr. 8, 4, 6.
tur aacKe vgl. den ariikel Schiebefenster bei G. Schöner-
MARK hochbaulex. a. 408 (balancirung jedes flUgcls durch
gewichte auf rollen hinter dem fensteranschlag).
GEWICHTIG, adj. und adv.. ableitung von gewicht II
(«. d.), dessen niederdeutaehe form den ausgangspunkt des
adjectiva wichtig (*. d.) bildet, für die abgremung beider
formen bietet der neuere aehrißgebraueh tienUich sichere
anhaltspunkte : in der neueren sprach» «ratheint wichtig
gana auf die übertragenen Verwendungen beaehränkt und
deckt auch in dieser gruppe mehr nur solche vencettdungeti,
die mit den formein gewicht beilegen , von gewicht sein
(». o.) übereinstimmend den begriff ansehen , bedeutung
ausprägen, dem gegenüber zeichnet sich gewichtig vor allem
durch die sinnliche kraß aus, mit der es allen veneen-
düngen gerecht vfird, die von der grundbedeutung von
gewicht ausgehen, auch für übertragene vencendungen
erscheint es in den fällen begünstigt, in denen sinnliehe
anschauung dttrchbricht. namentlich die Vorstellung der
Schwungkraft, der wucht trird durch die form gewichtig
in die kategorie der adjectiva übergeführt, diese ßlr den
heutigen Sprachgebrauch zutreß'ende abgrenzung hat sich
natürlich erat allmählich herausgebildet; in dem deutlichen
schicanken einselner mundarten lassen sich die uraprüng-
liehen gegensätze noch heute toahmehmen. von diesen ist
auch der individuelle Sprachgebrauch eintelner Stilisten vor-
wiegetid beeii\fluszt, so vxit sieh nicht, wia beim metapho-
rischeti gebrauch leichter der fall. individuelU unterschiede
der aujfassung geltend machen.
l) entxcicklung der abgreniung gegen wichtig, älteatt
belege, bedeutungsumfang, syntaktiaeh« fbrmen.
a) die abgrenaung gegen wichtig beruAt ur^niinglick
nicht at^f bedetUungstmter schieden, folgte vidmehr den
landschn/Hiclien gegensätzen des apntehgebrauekea
a) noch den vocabttlarien aus der eraten seit des buch-
drucka ist neben pondus, gewicht {ponderatio, gewicht,
IV.
GEWICHTIG (1. a, abgmmtng gegen wichtig) 5766
wegung) kein antepreekenäee affectiv geUh^t ti« geben
ponderosus vidfaek wUt schwer wieder: ein Minrar diflc
das da ser schwer wigt, schwer wol beladen. StTmeabueger
vocab. predieant. von 1486 U t*. daneben tmueken bädungen
auf yeie wigif . wieghaffUg, wiegelieb m den «moA. de»
16. jahrh.. bis sieh endlieh für pondMMOt dat adj wichtig,
gewichtig durclisttzt. a. DlRPBNRACff 4II*.
1)) der ällesU beUg trifft die nieitrdmiltekt form de»
adjectiva. wichtec, die in einem mitttidmittehm ämütmtd — t
ende dee U. jahrh. beteugt ist: di boekMI lUld« phfOfMMr,
was <ii von wichtigen dingen feile haben, also Ton ol«i.
unslet, smer unde pottem, dag sollen si an r«obt«n fron*
gewichten wegen also der csit recht ist recktebuik mmA
dietinctionen 6, SO, 6 Ortloff. da» adjjeetiv iet hier in engeter
anlehnung an gewicht und swsr «n M» »oeMedtutung im
wägemaazea belegt, ebendahin gebirt da» »»ttgai» eim»»
vocab. des ti. jahrh.. das neben der form ekn» pH^bl mnk
eine solche mit präfix bucht: bilibri» . . . xweiwtehÜg, SWil>
gwichtig. DiEPENBACii 74*. ebenso vgl. ponderoeu» wkAkOg,
gewichtig tn andern vocab. dee 16. jahrh. DttFSRBACH
446«. 447».
8)) au» diesen ältesten belegen, deren herkunß und qtiette
vielfach im dunkeln bleibt, läett sich für die landedmft-
liehe abgrentung wenig geicinnen. bedeutaamer »ind ober-
deutsche buchungen für die ticeifelloa niederdeutsche form
ohne präfix und ansätze tu einer abgrenaung der vermiß'
düngen der beiden formen.
a)) ponderosus . . . schwer, wichtig Dastpooios Ddf*
gegen gewichtig, das vil wigt, schwtr, ponderoeu» Maalbr
179° {dazu vgl. ponderosua, wiechtig Fabbr thetaurus 688^;
emphasis, . . . etwas wichtiges und deutliches. 876*).
b)) gravis, schwär wichtig Frisil's dict. lat. germ.
(1666) 618*; ponderoaua . . . schwär, lästig, gewichtig, schwtr,
das vil wigt ebenda 1018** (pfundgwichtig oder schwär 1018^).
8)) aua den niederdeutschen buchungen von gewicbtif
taaaen eich weitgeltende achlüaae nicht tiehen (vgl. oben
ap. 6787): ghewichtigh, gravia, ponderoeu» et momento»u»,
magni momenti et justi ponderi*. KiLlAN 146* (tyl. auch
mittelniederländ. gewichtich Verwijs u. Verdam 8, 1907).
^ Heniscii und die Wörterbücher des n. jahrh. buchen
gewichtig, ohne die form wichtig daneben eu »tretfen; erat
die a^f Sprachregelung sielenden darekUemgen brüten beide
formen rusammen und lassen — entapioikani dmn mittel-
deutsehen Sprachgebrauch, dem sie angMren — die priffix-
lose form wichtig als normalform ereebeinen: wichtig,
potuieroeu», peeaiU Schotte L 1448; wichtig ... et gewichtig.
ponderoeu». gravi», en^pbatieu» (wichtige wort« . . . bindet).
Stibler 8687. vgl. auch gewichtig, wichtig bei RAdlbin,
Chombl, e. u.
/) im 18. jahrh. iiuieA«ii ne4 land»ebe^Uiebe imilsrsdbisrfi
de» gebrauche» in der »cbOnen tUlermimr gtUend, wäkemtd
die grammatiker den übeiflu»» im daggmfbrm »n gemtien
einer bedeutungsdiffereneitntng rituuiimmem emdken. imm
Lessinos mitteldeuietke »prad^ftrbung wichtig emeetet,
wo die »ckriftaprackt jetat gewichtig braucht, iet «Mi
E. Schmidt Lef«t 11^8*, 640 beobaditet {vgL: bis ich sie in
gute wichtige goldstQcke . . . omsetxe. antiguar. brirfe
68. br. u. a.). dem tritt Adrluno entgegen; er ateUt feat^
daaa für 'schwer im eigenlichsten Tenlande' die form
wichtig 'nur noch zuweilen in der hOhem Schreibart vor-
kommt, wofür doch das eben so seltene gewichtig ecliiok-
lieber wäre' 4, 1618. dhnliekHKrHKTi,im aber neck eifiigm
gegen mundartliehe übergriff» imfitrm gewiehtig Xemiaki:
gewichtig brauchen die Oberd«tttaeh«l fllr «llee, waa im
eigentiichen oder oneigentUobaa verstand von grooem
oder vielem gewicht ist im eigentlichen verstand sagt
man wichtig nicht gem. ... für ein gewichtiger grand . . .
mann . . . beschütxer moas es schlechterdings wichtig
heiszen. Antibarbarue 8, 86; daan vgL auch: dunkel, das ist
ein sehr gewichtiges, denn wer winl sagen wichtige« woit;
man machet damit einen ganzen vers hell. Schöhaich
i) in im wiiiireii gektlmm epratba erweitert gewichtig
aein gebiet at^ mm«; niebi ms aOen ftüen iurdi die be-
fadk «Mck. «Msl «• wenigm verbrmuebt eiatbeint al» wichtig.
kieher gekbrt wol die vorlidte 0. Prbttags für gewichtig
«t» »teUe «e» wichtig, vgl.: sie sog aas ihrem gewande
362
5767 GEWICHTIG (i, b, ältere belege)
ein tuch, knotete es am boden auf, und wies es gewichtig
dem kaiser. (ahnen 3, 9) 10, 274, ebenso gewichtige sachen,
gewichtige dinge, s. sp. 5772. andererseits drängt sich da, wo
gewichtig in seiner eigenen Sphäre als abgenützt empfunden
loird, das neuere gewichtvoll vor, s. d. dem breiteren zuge,
mit dem die mundarten in der neueren litteratur sich geltend
machen, entspricht ein erneutes vordringen des landschaft-
lichen gebrauches von gewichtig: und wenn a noch nit
dö mehrern af meiner seiten stehn, so sein's doch dö d'
g'wichtigern , dö was ganz einverstanden sein, dasz ich
mit eisern' besen all' liederhchkeit . . . weg kehr'. Anzen-
GRUBER stahl und stein 1,2. dazu vgl. gewichtig, adj.
wichtig Martin u. Lienhart 2, 787''.
b) die ältesten litterarischen belege für gewichtig ent-
stammen dem 16. jahrh. sie zeigen die sintiliche bedeutung
namentlich auch in bezug auf den münzverkehr entwickelt;
daneben macht sich frühzeitig übertragener gebrauch geltend,
der z. b. bei Fisghart übenviegt.
a) sinnliche bedeutung.
l)) item von einem halben malter gewichtigs melwes
fünfzig laib und anderthalb simmerin kleien. Durlacher
verordn. v. 1536 zeitschr. f. gesch. d. Oberrheins 13, 287 {vgl.
dagegen wichtig kaufmannsguetter Röscn v. Gerolds-
hausen ii3 Fischnaler); darumb, sagt Könlob, weil er
der erst auf dem nasenmarckt war, da man die nasen
auszwiget, und jhm gleich die gewichtigst liesz darwegen.
Fischart Gargantua (43) neudr. 394; ich hatte eine stäh-
lerne streitkolbe anhangen, die . . . war so wol gemacht und
so gewichtig, dasz ich einen jeden dem ich eins damit
versatzte, gar leicht todschlug. Grimmelshausen Simpl.
(4, 24) neudr. s. 451.
2)) ich weisz aber auch, dasz ihr den ort, wo die doppier
herkommen zu erkundigen . . . nicht grosz achtet, wann
nur diejenige, so euch zu banden kommen, gewichtig
sein. Übersetzung von la doppia impiciata 1648 (siano di
peso) A 2'' {vgl. dagegen alten und wichtigen goldes Mathe-
sius Sarepta 239*) ; zehlet also unser jeder jhme 9 gute
gewichtige ducaten. Rauwolf reisebeschreihung (1583) 314/5;
ich ergriff beide wülste, und befand sie trefflich gewichtig,
weil es lauter goldsorten waren. Grimmelshausen Simpl.
(4, 24) neudr. 362.
ß) übertragene vencendung -. holla hieher zutrincken.
sauffen her: das ist nicht gewichtig, das mag nichtsz er-
schissen, quid hoc inter tam multos? bei der schwere,
respice personam. Fischart Gargantua 151 neudr.;
dasselbig hinderst hörn staffirten
vil teuffel mit vil teuffelszierden,
mit blutpractic und greulichkeit,
mit mordstifftung, unfridsamkcit,
. . . und als disz Eck nicht gewichtig war,
setzten die teufel sich drein gar.
(Jesuiterhütlein 953) 2, 266 Kurz.
y) wenn sich die eben angeführten belege ivol mannig-
fach noch ergänzen lassen, zeugen sie trotzdem nicht für
reichlichen gebrauch des wertes bis zu ende des IS. jahrh.
bei Herder gar nicht, bei Wieland nur vereinzelt belegt,
findet es erst bei Göthe und noch inehr bei Schiller
seine pflege und erweitert bei deren nachfolgern sein gebiet.
c) für die abgrenzung des bedeutungsumfanges bean-
sprucht der nachfolgende beleg beachtung, der unmittelbar
an die functionen des nomen actionis {vgl. sp. 5715) anzu-
knüpfen scheint: solche briefel machten anfangs in dem
gemüt Florimundi eine kleine Verwirrung, nach und nach
einen lauen geist, endlich einen halbgewichtigen wanckel-
mut, letztlich gar einen verdrusz des closter-lebens. Adr.
A S. Clara heilsames gemisch geinasch {des texifels sein
liebste speis) (1704) 187. dieser vereinzelten ausnähme gegen-
über knüpft der allgemeine gebrauch durchiveg an den
eigenschaftsbegriff von gewicht an und zeigt dabei die
neigung, den bedeutung sumfang immer enger einzugrenzen.
a) in den älteren Wörterbüchern ist für die sinnliche
bedeutung nicht so sehr der allgemeine begriff der schwere
als die besondere Vorstellung der ausreichenden schwere
gebucht, diese bedeutung sverengerung steht in Zusammen-
hang mit der Vorliebe, mit der das adjectiv auf münzen
bezogen wird.
1)) gewichtig, gravis, ponderosus . . . justi ponderis.
Henisch 1599; gewichtig, de poids, pesant assez, justi
ponderis. Duez (i664) 199»; juati ponderis, gewichtig.
GEWICHTIG (1, d, syntaktische formen) 5768
Denzler 599'»; gewichtig, das sein gewicht hat, res justi
ponderis. Aler 936*^; ähnlich Kramer {tezitsch-ital. dict.)
2,1234*; Kirsch 2,151''; Matthiae 2,181" {vgl. dagegen
gewichtig, wichtig, di peso Rädlein 1, 383"; gewichtig,
ponderosus Hederich l, 1423); gewichtig, wichtig, oder
vollwichtig. Chomel 4, 1059; gewichtig ... qui a le juste
poids. RoNDEAU 2, Uu3<'; Frisch nouveau dict. 2,279;
gewichtig, offull and due weight. In. Arnold compl. vocab.
1,427»; ähnlich Hilpert 2, l s. 464''.
2)) nummus justi ponderis, gewichtig. Frischlin nomen-
clat. tril. (1586)116''; genau so Emmel nomenclat. quadril. 223,
ebenda ungewichtige müntz; gewichtige müntz, moneta
sui ponderis. Henisch 1599; ähnlich Duez (1664) 199»; Räd-
lein 383»; gewichtige müntze, monnoye qui ha son pois.
Hulsius (1616) 138''; ein gewichtiger ducat. Rondeau
a.a.O., ebenso Kramer 2,97» {vgl. Frisch a.a.o.: ein
thaler, der nicht wichtig ist); ebenso Hilpert a. a. o.
3)) andere Verbindungen sind für die sinnliche bedeu-
tung nur selten gebucht: ein gewichtiges pack, un balot
bien pesant. Rondeau a. a. o.; eine gewichtige masse.
Hilpert.
4)) schon für die letzte Verbindung ist ebendort auch
übertragener gebrauch angemerkt, die erste diesbezügliche
buchung giebt Henisch: gewichtig, momentosus, magni
momenti. dazu vgl. ein gewichtiger grund, une raison im-
portante. Rondeau; ähnlich Hilpert; vgl. auch Campe
2, 363».
ß) aus dem litterarischen gebrauche der neueren spräche
ergeben sich zioei hauptrichtungen der bedeutung: in sinn-
licher Verwendung übernimmt gewichtig die aus dem eigen-
schaftsbegriff von gewicht entivickelten Vorstellungen, im
übertragenen sinne lehnt es sich aufs engste an die bedeu-
tung Schwungkraft, wucht an. als sicheres kennzdchen
dafür, dasz gewichtig auf diesem gebiete seine gegebene
grenze innegehalten hat, ist es anzusehen, wenn gewichtig
ohne tceiteres durch gewichtvoll ersetzt werden kann.
d) die syntaktischen gebrauchsf armen zeigen keinen engeren
Zusammenhang mit den färbungen des bedeutungsgehaltes.
die hauptsächlichen gruppen, die sich ziemlich fest zu-
sammetischlieszen, stehen dem prädicativen und attributiven
gebrauch gleich nahe, die adverbiale angliederung und die
Substantivierung enticickeln keine bemerkensicerfhen züge,
ebensowenig die belege für die Steigerung,
«) adverbiale angliederung:
du hast, Ghiberti, scharf und streng und richtig
beurtheilt meine kunst und mich gelobt,
das lob aus deinem munde klang gewichtig.
Chamisso ein Kölner meister zu ende des
14. jahrh. ;
{herzog.) vernehmen sie, La Costa, wol den ton?
sobald von dem {Hofer) sie reden, klingt's gewichtig.
Immermann (frauerspid in Tirol 1, 4) 17, 26;
es ist leicht, eine kluge grimasse zu schneiden
und ein kluges gesiebt,
und gewichtig zu sagen : dies mag ich leiden,
und jenes nicht.
BoDENSTEDT Mirza Schaffy spräche derweish. 27;
achten sie vor allem auf ihren stil, sagt er, guter stil ist
die hauptsache. schreiben sie gewichtig, Schmock, sagt
er, schreiben sie tief, man verlangt das heut zu tage
von einer zeitung, dasz sie tief ist. G. Freytag (Journa-
listen 4, l) 3, 99.
ß) Substantivierung.
i)) nachdem er eine mappe der interessantesten kupfer-
stiche mit uns durchblättert und viel gewichtiges darüber
gesagt hatte, kamen wir plötzlich von der kunst auf die
natur zu sprechen. Göthe's Unterhaltungen mit demkanzler
von Müller, Burkhardt^ s. 18.
2)) jetzt sähe man, sagte er überall, was man an
diesem geisbäuerchen, dem schultheiszen, habe, das lasse
sich von jedem gendarmen unterducken und könne nicht
fest auftreten, dazu brauche man einen gewichtigen oder
einen, der das herz auf dem rechten flecke habe. Auer-
bach neues leben 2, 253; diese unerschrockenheit des
Johannes hatten die umstehenden . . . wohlgefällig be
merkt . . . und lächelnd klopfte ihm mehr als ein ge-
wichtiger auf die schulter, welcher dergleichen nicht
vermocht hätte. Gottfried Keller (Züricher nov. : Had-
laub) 622, 77
5769 GEWICHTIG (f, neuerer gebrauch)
GEWICHTIG (a. 6. Uberlragmffmi) 5770
/) »ttigerungtformen.
l)) dai nnerhOrta will ich blonx «iprflfaa,
erprttfen, ob sein wort eowichtiiar
In eurer leelen wbm millt, als meiMl
H. v/Ki.mHT {Robert Ovükard 9i i, IM
Ktieh Sehmtdt;
Jene gewichtiger auftretenden geiitAlten mit dem un-
modischen hüte, den kiuippen bcinlcleidem . . . dem wiegen-
den trotzigen gange sind die herren Solostimmen. Kahl
Gutzkow bri^e aut Parit (6) >, 188; ich halte euch
nicht Tür so unvornUnftig, dasz ihr auf eure eigne faust,
ohne hilfo älterer gewichtigerer männer za revolutio-
niren die tollkUhnheit besitzen solltet. Immf.kmakn (epi-
gonen 6, i) 6, tn.
a)) aber durch diese fremden schalen hindurch hatten
der alte und der junge mann bald an einander behagen
gefunden, da sie beide vom ächtcsten schrot und gewich-
tigsten körn waren, so muszten sie woi einer des andern
kern erkennen. Immbrmann (Müneh/uiuMn a, 5) i, iö8;
sie (die traten lo eanzonen Leopardia) waren im jähre vorher
in Bologna erschienen, die gewichtigsten stimmen hatten
den siebenund/.wanziftjährigen poetcn beglückwünscht.
Paui, Heysr ital. iwvelUn t Nerina,
8) bedeuhtngsffnippen dea neueren gebrauch»:
a) »innlirhe bedeutung:
a) gewichtig, \caa arhicer wiegt:
l)) weil er also gelobet, wie
den birschen coli der herr verlieh,
ward er in seinen l&uren flUchlig,
in seiner feiste so fewichtif.
dram iproszten aus den rosen breit
ihm an den stanMn sechzehn enden.
Immbrmann (7W<(an u. Uoldt l : dU Jagd) U, 64.
a)) ich klag': ist einer, der mir kann antworten?
ich klaire, dass niciita ist, als niobt und nicbtif,
dasz alles leben ist wie spreo crowii-htiir,
nnd alles sein voll mark, gleich bohlen worten.
Fr. ROrKBRT hau* und jähr, 4. reih«: aprü,
reiteblätter 4;
heat l&sst der advokat die kniff',
der mOller seinen meisterrrifT,
der bftcker gewichtige brote backt
der motzger den speck vom fleisch nicht hackt.
Joii..alARTiN UsTBRt der frühlingebote;
wilder thiere stimmen erschallen
aus felsgeklun und hOhl',
nnd mit gewichtigen ballen
beschwert der Berber das kameel.
Freimuratii an Afrika 1888;
'keine Überstürzung' sagte der polizeischreiber, legte das
gewichtige päckchen auf den tisch . . . und erbrach nun
erst ganz bedachtsam das kouvcrt. W. Raadr leute aua
dem icalde* a. 889; beim Jahreswechsel muszie ohnfehlbar
der buchhalter und cassirer Fricdcbohm einen gewichtigen
liiiufen dänischer und holländischer ducaten in einzelne
päckchen siegeln, sei es zu chrengeschenken für die prc-
diger . . . Tu. Storm {die aöhne dea aenatora) 7, «M; nun
aber kam noch ein gewichtiger stein, der ihm auf dem
herzen gelegen, ins rollen und beschwerte die wagschale
zu gunsten jentr teilung. Paul Hetsb (troubadottmoveUen
der verkat(fte geaang); nun aber, da ich die gelegenheit
nnsers hauses ganz genau kenne, hob ich dieses lange,
dicke, gewichtige geländcr unsrer treppe, nicht ohne mühe
und anstrengung und mit hülfe des heiles, ans seinen
fugen. TiKCK {dea lebena überflxtai) 86,88;
sieh, als man dich im Frag'sohcn Winterlager
ins seit mir brachte, einen zarten knoben,
des deutschen wintere ungewoluit, die band
war dir erstarrt im der gewichtigen fahne,
du wolltest mannlich sie nicht lassen . . .
^. Schiller {WaUen*trin» tod 8, IR) 18, 810;
H^ aber legt' ich zur erde den schild von gcrOndcter wülbnng.
^■l sammt dem gewichtigen heim . . . {xai H6ot&a ß^iap^v).
^H Voss (hiat 88, 118) 4. 840.
^^K ß) tcaa arin vorgesehriebenea geiricht hat, vollwichtig itt
^^BftetieAi(n(7 auf die münze:
^^H ... 80 rar
^^B so fremd, wie ein fein alter gewicht'ger thaler war.
^^H J. P. V. LuDBwio rerm. oedanken
^^B {JoachirntthalllU) tittlNatt ;
da rief er seinen Schatzmeister, den vicomte d'Orbec,
und befnhl ihm. er solle mir tausend alte, gewichtige
goldgülden auszahlen lassen. Göthe (Benvenuto Cellini 8, 6)
85,55; vgl. wichtige dukaten Adkluno 4,1518; vgl.: wenn
man sagt ein wichtiger dukaten, so heiszt es nicht von
iroszem gewicht, sondern von tebStifem oder ToUem
gewicht. HtynKTZ Antibarbarue t,t$. «yf. «««A gewich-
tigstes kom iMMr.nMANN i, u» oAm (tp.tm).
'/) woM durch aein gewicht die »ehteungkrt^ »tmfertt dio
lanze, die an einem bäum lehnte, war sehr grots und
gewichtig, mit einer eisernen spitze, die länger als «ifio
band breit war. Tikck don Quiehot« 8.11»;
mit diesem kriUUgea ritterrclieto
umfaszt er seinen gewichtigan spear.
WiBLA?«ii (der MM dmadk 1«. 87) ft, M :
fuhrt die gefangnen vorl sdiwlagl die Mwtekt'M iwvlen,
und durch trompetanacball od der mwmtaptm Malen
Jauchzt: heil dir, fBnt von Pahemsfc I
Friiuoratii nfrtkamtiekt t
sein gewichtiges lohwert, dM er einat so Mebt f»-
schwungen hatte, welches ihm jetzt aber fast la aehwor
war , gebrauchte der greis als wanderst«b. W. Raabs
unsere« herrgott» eantlei 8 eap. 8. vgl. ein wiebtices, bawsr,
gewichtiges Schwert Adbluno 4, lAis. vgL dagHgem Hbt>
NATZ 8. s«.
b) Übergänge tum bildliehen gebrauch,
a) bei mancher übertragenen Verwendung bleibt dk wiig-
liehkeit einer emnlidkem denhm§ gettakrt; M
featen veründuftgen aber ßthrt der «um gtbrmmek
andern über:
0) daa erat» gilt für die besiehung aufeeehen und j^
atände: ich habe mir indessen grosze mObe aaÜgeladea,
am den vierten band der ersten neuen aosgabe recbt fo-
wichtig zu machen und eine seit zwanzig jähren robondo
arbeit wieder aufgenommen. Göthf. an Sulpix Boieeerie,
a. Sulpiä Boieeerie a, 486;
wir bieten dir dafOr zum nntarpland,
scheint anders dies« gab« noch gewichti«,
daa eisen unsrer guten scbwerter pOichtiig.
Hekmann Linoo die OcUwn an der Donau;
a)) bei der beiiehung auf peraonen und derem tthene
äueeerungem bleibt die deutung xirnr hmet ieff^iimrig:
in einedne» Wendungen aber vollzieht aieh die ühaihmgumg:
a)) sie mochten nur dann erst gewichtig and mündig
werden, wenn das erzhaapt (general) sich so weit ver-
gäsze, am dem geist der gesellschaft schnurstracks ent-
gegen zu handeln. F.L.Jahn 8,549; gewichtige alt« herren
aas den maszgebenden kreisen fingen an, seinen gniSB
achtungsvoll zu erwidern. W. Raarb leute aua dem miUs*
a. 801; 'so, so', sagte ich, 'nun begreif ich freilich, dass
sie sich noch gewichtiger macht, als sie schwer ist, and
das will bei ihr was sagen. ANzr.NnRURF.n {derfgOnga)
8, 101 : immer wieder . . . stand es vor seiner seele. vrie an-
bequem es sein milsse. diesem gewichtigen mann (dem
bürgerwteiater) eine bitte Torzotragen oder im gebeimea
Zwiegespräch gegenüberzustehen. Tu. Storm {drüben am
markt) 8, 189; wie Horaz einen schlechten dichter, wenn
er ihn recht arg schimpfen will, einen Chorilas nennt,
so ist ihm Aristarch . . . das ideal eines kunstrichten; ond
ich denke nicht, dasz es einer gewichtigem autoriiät be-
darf, um die verkleinerer dieses Iranstriebters zu l>oden xa
wägen. WiF.t^Ni> Horawii« ir<^ («Mn. «m 8. 8} 8 (1787). 841 ;
denn ich darf meine gewichtigen gSnner nicht verlieren.
wenn ich nicht in den nbgrund des elends sinken soll.
G. Frbytao {rerl, handaehr. a, 4) 6, 888.
b)) ich folgte meinem kutscher. der mir mit gewich-
tigen tritten den weg durch das sprachzimmer frei machte.
ThCmmkl (retM 1) 1,96; der virtb war sell>st daheim,
ein schwerer mann am leibe; sein schritt war so ge-
wichtig, dass es den gasten allemal angst wurde, wenn
er ihretwegen einen tritt versetzte, sie mfissten ihn be-
zahlen, eben weil er so gewichtig war. sein geldbeatel
und sein ansehen waren desto leichter; daran aberdadrt«
Uli nicht; er war noch so gewohnt, von der äa>nr«i
schwere auf die innere sa sehlie5zen. Gottiielp üUder
päehter eap. 6; langsam, gewichtigen Schrittes fin( er
auszen vorbei and stiess im gehen mit dem spteas takt-
mäszig auf den hartgefrorenen boden. Walthbr Sibo-
PRIFD Ferment' 865. daau vgl. nunmehr die ühatimguie
Verwendung im ainne von wichtig: habe ich bMi Midi
in meinen alten tagen noch in die Germania hier ge-
meldet ... ich betrachte dies aber nicht als einen sehr
gewichtigen schritt, denn bei den wenigen TeranigancB-
punkten ... ist das hiesige verbindanfdabea kein sdir
intensives. Scheffel britfe an ScMwamb {Beriiti 1846) e. 56.
362*
5771 GEWICHTIG (2,c, gewichtige worte)
c)) er schrak auch nicht wenig zusammen, als er plötz-
lich eine gewichtige hand auf seiner schulter fühlte.
W. Raabe leute aus dem walde' 288; er meint wohl, dasz
er die gewichtige hand des alters schwer auf seinem
Scheitel fühle, s. 249; ja, schlosz die Valtinessin mit einem
gewichtigen schlag auf ihre kniee. wir wollen das unsere
thun nach unsern kräften. Otto Ludwig (Heiterethei) 2, 65 ;
der klopfer unten erklang in drei gewichtigen schlagen.
Paul Heyse {ital. nov.l: Andrea Delfin); 'und das thür-
verrammeln?' {Münchhausen.) konnte ich denn wissen,
dasz ihre gewichtige kraft mir so nahe sei. Immermann
{Münchhausen 6, 6) 3, 137.
c) die vollzogene Übertragung.
a) sie führt vor allem die linien weiter, die der gebrauch
von gewicht im sinne von kraft, wucht, gewalt schon oben
hatten ziehen lassen, theikveise begegnen die gleichen Ver-
bindungen.
l)) das ruhige, ernste äuge des oheims . . . das ironische
lächeln, das hie und da bei einer äusserung des jungen
mannes um seinen mund blitzte, dies alles und das ganze
gewichtige wesen des alten imponierte ihm auf eine
weise, die ihm höchst unbequem war. Wilhelm Hauff
das bild des kaisers; Münchhausen suchte mit einem ge-
wichtigen blicke den vorlauten in seine schranken zu-
rückzuweisen. Immermann (Münchhausen l, 8) 1,89; zog
er sie jetzt einen augenblick bei seite, und sagte ihr
mit gewichtiger, fast zu lauter stimme... Th. Mundt
Berlin u. seine künste 2; die vielgewichtige stimme der
mutter, des vaters, des meisters hört das kind nicht,
sondern sieht nur die ernste miene des aufsehers, der
über alle gesetzt ist. J. G. Kohl reisen in England u.
Wales 2, 349.
2)) wie er (Palladio) gedacht und wie er gearbeitet,
wird mir immer klarer, je mehr ich seine werke lese und
dabei betrachte, wie er die alten behandelt: denn er
macht wenig worte, sie sind aber alle gewichtig. Göthe
(ital. reise l) 27, 127 ;
woher diesz wort mir schallt — ob es ganz leer,
ob ganz gewichtig ist, das ist die frage 1
hier gibts kein mittleres, die höchste Weisheit
grSiizt hier so nahe an den höchsten wahn.
Schiller {Wallensteins tod 1, 1) 12, 207;
höret der mutter vermahnende rede,
wahrlich, sie spricht ein gewichtiges wort!
(braut von Messina) 14, 31 ;
wandte sich, tief bewegt und sanft, der grosse Pelide
gegen Antilocbus hin und sprach die gewichtigen worte.
Göthe {Achilleis) 40, 341 ;
bei anpreisung der vorteile, die jedem gebildeten menschen
das zeichnen gewähre, sprach Goethe das gewichtige und
doch sehr einfache wort: es entwickelt und nötigt zur
aufmerksamkeit und das ist ja doch das höchste aller
fertigkeiten und tugenden. Unterhaltungen mit dem kanzler
von Müller, Burkhardt^ s. 16; mir ist zuweilen, als höre
ich zwischen dem brüllen des sturmes das gewichtige wort
des alten Jobst Sackmann, das bei jeder Wiederkehr
immer dröhnender ins gehör fällt: wo is he bleven — wo
is he bleven? mortuus est. Th. Stürm (heimkehr) 3,137;
'ich will' ist ein gewichtig wort,
spricht mit sich selbst der mann;
doch steht genüber er der weit,
so gilt doch nur: 'ich kann'.
Grillparzer (leben u. lieben: epigrammatisches :
wollen u. können) 1*, 99 ;
ich vermisse keinen,
der da berufen ist, gewicht'ges wort
zum wohl und wehe meines reichs zu sprechen.
Ferdinand v. Saar kaiser Heinrich IV.
(Heinrichs tod 4, 5);
und verfügte in kurzen, aber gewichtigen werten, vie viel
an vertrauen und credit den kleinen handlungen zu
schenken sei. G. Freytag (soU ti. haben l,i) 4,89; durch
diese gewichtige botschaft hatte Larkens auf einmal eine
ganz andere, völlig gesicherte Stellung in seinem beruf
als vermittler gewonnen. Mörike (maler Nolten i) 4, 212
Krausz; für sie, Tony Buddenbrook, handelte es sich
plötzlich um alle diese, furchtbar gewichtigen ausdrücke,
die sie bislang nur gelesen hatte: um ihr 'Jawort', um
ihre 'hand' . . . 'fürs leben". Thomas Mann Buddenbrooks
(8,2) 1,144.
8)) senden sie mir das gedieht ('das reich der schatten')
mit rückkehrender post wieder. Michaelis erhält es
GEWICHTIG (2, c, gewichtige gründe) 5772
nicht, auch ist es für eine almanachsarbeit zu gewichtig.
Schiller (an Wilh. v. Humboldt) 4, 283 Jonas; ich er-
suche die hochachtbare und achtbare gesellschaft, zu
bemerken, dasz ich für angemessen erachtet habe, bei
diesem dritten gliede meines dreigesangs, ... die uralt ge-
wichtige form des Stabreims anzuwenden. Fr.Th. Vischer
auch einer 221.
4)) besonders, wenn die liberalen
die pinsel fassen, kühnlich malen,
man freut sich am originalen;
da zeigt sich uns ein jeder frei:
er ist von kindesbeinen tüchtig,
besieht sich erd' und himmel richtig,
sein urtheil ist ihm nur gewichtig,
die kunst ist selbst schon tyrannei.
Göthe (zahme xenien 9) 5, 152 Weimar;
warum wäre es denn nöthig, dasz ein arzt . . . gegen zwölf
jähre auf höheren schulen und Universitäten kenntnisse
aller art einsammlet . . . wenn der rath alter weiber,
Schäfer, bartscherer, nachrichter, grobschmiede und quack-
salber eben so gewichtig . . . wäre. H. v. Martius Hebe
(1822) s. 159; alle wissen gut zu reden, alle sind eifrig und
haben dabei ein gehaltenes wesen, das ihnen sehr wohl-
steht, die erörterung erhebt sich, ein kämpf gewichtiger
meinungen beginnt. 6. Freytag (verl. handschr. 2, 3) 6, 254.
5)) die Weimarischen kunstfreunde hielten es nunmehr
für pflicht, das was an ihrem einflusz gewichtig sein
konnte, auch auf die schale zu legen. Göthe (annalen
1803) 31, 166; wenn die junge herrlichkeit einem armen
manne glauben schenken will ... so thut sie in St. Andrea
ein gewichtiges gelübde, verschliesst sich in eine zelle
und zieht sich das betttuch über die lieben bedrohten
äugen. G. F. Meyer Angela Borgia 59 ; nun aber sind die
Veränderungen, die der gedanke im innern hervorbringt,
völlig so gewichtig, als diejenigen, die er, den ihm zu-
nächst liegenden inneren stoff mit dem äuszeren vertau-
schend, in der weit bewirkt. Hebbel tagebücher (20. 1. 1842)
2, 142 Werner.
6)) aus diesen gewichtigen gründen also . . . musz jeder
freund des Vaterlandes den wünsch aussprechen . . .
E. M. Arndt Schriften f. m. l. Deutschen 3, 271; die gute
Salome . . . schrieb dann dem unbesonnenen prüfer ihres
herzens in einem kleinen brieflein : es könne nicht sein I
es könne aus verschiedenen gewichtigen gründen nicht
sein. Gottfried Keller (Züricher nov.: der landvogt von
Oreifensee) 6^^ 165; so gesellen sich zu kleinen kultur-
bildern ansätze der literarischen satire , bis mit den
grazien, furien ... die griechische mythologie gewichtigere
Zeugnisse von anmut, strafe und Vergänglichkeit beibringt.
E. Schmidt einleit. zu Oöthes Faust II (jubiläumsausg.).
ß) auch auszerhalb des engeren kreises der um den begriff
der kraft, der wucht sich schlieszenden festen Verbindungen
grenzt sich gewichtig gegen wichtig meist dadurch ab, dasz
dem Sprachgefühl der begriff des entscheidenden, ausschlug
gebenden vorschwebt, in manchen belegen freilich ist es
einfach individuelle Vorliebe, die das vollere wort heranzieht.
1)) wäre der weg noch eine Viertelstunde länger, so ist
nicht abzusehen, wie tief unsere Stimmung noch sinken
könnte, das ist die gewichtige Viertelstunde, auf die es
in so vielen erdenlagen und Stimmungen ankommt zu
unserem behagen oder elend. W. Raabe alte nester cap. 7;
ich weisz ja, dasz es sitte ist, einen kaufmann zu hei-
raten, aber Morten gehört eben zu dem anderen teile
von angesehenen herren, den gelehrten, er ist nicht reich,
was wohl für dich und mama gewichtig ist. Thomas
Mann Buddenbrooks (3, 10) l, 205.
2)) es ist eine hohe, eine gewichtige, eine heilige pflicht,
dasz der mensch, der nur das eine leben hat, es voll
anwende. Stifter (der waldgänger 2) erz. 2, 106 Aprent;
er hatte die zoll-procura für die geschäfte nach dem aus-
lande, das gewichtige recht, den namen T.O.Schröter
unter die begleitscheine des hauses zu setzen. G. Freytag
(soll u. haben i, l) i, 87 ; doch mögt ihr selbst denken,
dasz es mir geringe freude ist, mit einem weibe durch
das land zu ziehen, zumal ich in gewichtigen sachen
reise und eilig bin. G. Freytag (ahnen 3,9) lo, 248; sie
hatten viel miteinander zu besprechen gehabt, so ernste
und gewichtige dinge, dasz beide das trinken darüber ver-
gessen mochten. Paul Heyse (neue moral. nov.: Jorinde)
II, 4 «.40;
5773 GEWICHTIGKEIT
nnhn fahr Ich erat, wie eitel
dee glück« ceachenRe eind,
«iewobi Icn auf dem ecbeitel
•cbon krönen trug ala kindl
wu ie mir schien gewichtig,
lerttlebt wie ein >tom :
0 weit, du biet eo nichtig,
da biet so klein, o RoniT
PiJiTiN {UagtUed kaüer Otto dt$ dHttm)
1, 88 Redlkh.
GEWICHTIGKEIT, /. abUittmg vom vorktrg^^tntUn t
gewiohtigkoit Cami>k >,«»»; gewichtigkeit, poniirpiatMM,
heaxnneta, wrightinea», fig. fort», importane* ... di« ge-
wiohtigkoit dioner worte. Hilpert 8, 1,464''; t\e {die küniffin)
schien so hoitor, sie schien so gar keine ahnung von der
gewichtigkoit des aagenblicks (abend vor der abreiae tur
artnee 1806) zu haben I J. FOnST Henriette Hera 86; weil
bei ana alles auf dem köpfe steht, seit monsignore Mar-
ccUo Rom verlassen hati sagte er mit der gewichtigkeit
eines eingeweihten. Fanny Lkwai.d di*reiMg^ßkrteni,VA.
GEWICHTKASTEN, m.. au» ältesten beathreibiingen der
uhr im Straatburger Münater bdtgt: zur rechten handt
daran hats (daa aatrolabium) ain casten, darein gehen
alle gwicht verborgen, darauf stect zu oberist ain haan,
der sohlcgt die flUgel zusamben und kräet ehe dann es
schlcgt. . . . der gewichtoasten ist auch gemalet und go-
zicrot auf aincr selten mit den dreien göttinen parcis mit
ainem rockhcn. F.unstinokh raiabxteh (44. reiae) a. 868
altner; beineben nun zur rechten band
bat e« ein kaston an der wand,
dorinn gebn all gowidit verborgen,
drautr steht ein nan jhn zu versorgen,
der helt die wacht und eh ea schlecht
krftht er, und schwingt die flOgel recht . . .
der gwicntkast auch gemahlet Ist,
aufT einer selten zugerüst,
mit dreien weibem welche spinnen,
an einer kunckel obn zerrinnen.
Fischart («. o. tp. 6747) bei 0. Schadabuh
«iimmutn Argent. tanplum (1617) «. 48.
GEWICHTKUNST, /. i) tur kenmeichnung dea theilea
der mechanik gebildet, der mit dem fremd%cort statik tu-
sammengefaaxt xoird. die ältesten belege sind der ent-
aprechenden fachlitteratur . entnommen und gehören dem
17. jahrh. an. in die xcörterbilcher dringt daa eompoaiitim
erat, ah es dem lebendigen gebrauche abstirbt, xt« anfang
des 18. jahrh. ; es icird jedoch nur von einigen der fremd-
sprachlichen tob. übernommen, bei AoBLtlNO tat ea nicht
gebucht, und Campe, der in aeinem verdeutaehunga%e9rter-
bucJi (M7)/«r static daa wort gleichgewichtslehre vorachlägt,
fuhrt gewichtkunst nicht einmal unter den eoneurrens-
formen auf, die er bekämpft, bemerkensteerth tat. dasa
Campf. bei der bildung gewichtswissonschaft (». i«.) an detn
gleichen momente anstosz nimmt, das auch ßlr gewicht-
kunst gilt, ihm ermangelt gewicht hier der ßlhigkeit, ein
nomen actionis tur geltung tu bringen; diese acheint ihm
nur noch bei gleichgewicht vorzuliegen.
a) de mathesi: et primum de arithmetica. von den zohl-
masz- und gewicht-kflnsten, und erstlich von der rechen-
kunst. J. Felbinoer nomencl. latinogerm. Zs*; stehen in
der nioinung, der beschriene kunst-adler desx Regiomon-
tani sei nicht anders, dann auf diese weise, gopresentiret
worden: sintemal es wider alle grundsätze der gewicht-
kunst laufTo, dasz er, wie man ausgebe, durch eine
heimlich-verborgene gewichtproportion, also solte geflogen
haben. Erasiuus Francisci lustige achaubUhne (6. Ver-
sammlung) i (tees), 983; dannenhero ist die feuerkunst,
lufTtkunst, Wasserkunst, und gowichtkunst auffgekommen.
Jon. Joach. Becher närrische \ceisheit 188 {anhanq: von
VHtsserteercken u. loasserkiinsfen). vgl. gewicht sp. h*e.
b) statica . . . ars, gewichtkunst Dknzi.er 749*; gewicht-
kunst, *tof»ca ALBR9e6<>; Kirsch 8,i5l»>; Matthiak 8.i8i*;
Hederich l, 1488; gewichtkunst, gewichtwissenschaft,
statique RoNDKAU 8, Uu 8«; gewichtkunst, statics Hilpkrt
8,1,464"; gewichtkunst, statiqtie. statics Bbii, teeÄnol.
icb. 848.
2) bei Matthiae ist am compositum auch die engere bt-
tiehung auf das tcägecerfahren enivrickelt: atathmiea . . .
gewicht oder wagkunst, da man mit allen denjenigen
Sachen umgehet, so zum abw&gen gehören. 8, 148'>; müna-,
gewicht- und maaszkunst. ebenda, vgl. dagegen gewichta-
kunde, a. d.
6EWICHTICACHER
6774
GEWICHTKONSTLER, m., mmm» tfientU aum vcrkar-
ftktHdtn, nur in einig« der oben ganantttem taörtmrbüdktr
m^fganommen: atatictta. gewIohtkOnatJer Dbnklkr 7M*:
Hbobhich 8.148^: gewichtkOnstler, atatieus Aler MC*.
GEWICHTLEGEN, n., a. oben tu gewicht II ap.wm:
Corinna hat nun wohl fDr immer mit der modeniilAt
und dem krankhaften gewicbtlegen aaff ftOBMrli«b« f»*
brochen. Fon tank {/rau Janny Trdbd l&) I. • #. US.
GKWICHTLEIN. n., thrd. 9mUtlm»rung^form m f»-
wicht II, die im gagtntaim tu fawlehtfiben («. d.) in im
buehungen der gtmtittsprmekt übtrtaiegt.
i) der eigentlieha gt^aitth: pondiaeulum, kleingewicht;
cum aaxi ponduaeulo, mit einem gewichtle eins •teio«,
der es beschwire. Cholinus-Pri8iiis«70*; c^nwo Maalbh
179*; etliche gewichtlin seien also klein, daa sie nit ge-
merckt werden, so man sie auff die kleinen wftglin legt.
Rypp reeMt. vtrat. teag und gewicht» D s"; daa aia
wagbalok anfT ein selten, welche ea wer,
durch ein zugewiohtlin dem einen eorpa« weiter ta-
gchencket, oder mit der handt nider gedracket C4^ u. a.;
darzn ein geradta holtz in das röhr gesteckt und der
quadrant, hernach daranfT gestalt oder gehalten soI werden,
dusz das gewichtlein auff kein selten, aonder in die
mitten «wischen dem fOnff ond TlarlsifBten gradt . . .
eintreffe. Lbonh. Fronsprrobr AruyaAsMA t. loo^; setz«
den qnadranten . . . oben auff die bOcbsen oder stUck. annd
rücket darmit so lang aaff and nider daa gewichtlein, aoff
sein meisten puncten fleisaig eintreffen. 106*; gewichtlein,
pondusctdum Stiei.er aSM; «Aeiwo Stbihbach 8, lOls;
Kirsch 8, löi**; .Matiiiiar t, 181*; Hrdbrich i,l4n: ge-
wichtlein, peaarcllo Kiiami:« tetttaeh ital. diet. (l7<ll)t,ltS«*:
gewichtlein, »mall tceight. teutaehengl. teb. (1716) 8, 77S; g»-
wichtlein, petit poida Rondrau t, Un s*.
8) übertragener gebrotteh:
der Schelm, der kann doch nicht rar hSllen fahr«n.
die maid auch, frischen lebens voll,
die konnte leicht so stoU und Qppig werden.
drum, wo die schwlnn sich ihr aJIzuflOcbtig regt,
henk' ich ihr ein nwichtlein ao,
auf dasz sie's beide im masz« treffen.
und (Mbllcb. wenn es nifl, hinkommen, er wie sie,
wo ich sie alle gern vertammeln mOchte.
H. V. KLBnr (oMe* «. «vTeteA) «, 45
jafa Bekmtdt.
GEWICHTLOS, a4j.. im gagtnmh m gewiobtif («. d..
vgl. auch gewiobtroll) gMldat imt tomfoiHum wird auerat
bei Campr (8, 868*) gäuehi ttitd tm» Voss btUgt:
l) siehe die feurige krait dea gewichtle« wSIbeadan kimmeis
schimmert' empor, und wUilta den obantan ort in daa bMien.
Voss Ofid vayamdLidtaaekit^ii^Ui l,Sj;i,M: igmm
vgl. gewiobtlos, teaightlea» Hilpert II. 1,464^; tfC mtieh
ein kanea brausen der rftder, ein geschickte« aofKangen
des nachgeworfenen koffers, ein augenbltck des bedenk-
lichen Schwankens de« noch gleichgewichtlosen kahna
und der dampfer soboss weiter, der kahn dem ufer tu.
K. Gutzkow der tattbanr von Som 8, 8.
8) atteh der übertrogmt gtbrmueh tat hier früh «nhaidMt.
Campr führt aus der Jenaer lit. teitung an: sailM fcl«««n
sind ohne Unterstützung von grtlnden gant {«wMltlM;
vgl. auch gewichtlos . . . ßg. taithout ti\/fw<iw», artdii
Hilpert.
GEWICHTLOSIGKEIT. /.. ». Campr tmttr gewicbtlos.
GEWICHTMACHER, m., ein* dar aUaatm lummmen-
aetaungen mit gewicht II: in demselben JRhi« UC4 be-
stimmten die rheinischen kurfQrsten in iblWR aflaifweüi
{im Pfäls. eop.buch nr. 18 /. 109). dasx de «ilMB gaOMilMS
gewichtmacher aufstellen wollten, der alle jastificirten
geld wagen verfertigen sollte, damit daa geld in dem verein
gleichmftssig abfewogen würde. Horb aaitaehr.f. ge»eh. d.
Oberrhein» 9, 18; do beben sich die bflltxen rOren an ond
geen verrer die Waggassen hinumb swisoben de« gewicht-
machers haus and der rinnen in der Wagfassea bis . . .
vor dea Woltsels bans. Tociibr tanaiiistolMdfc iaratadt
Nürnberg 176; item an des gewicbtmadMn haas totu bei
der wage. 146: ähnlieh IM;
betn gwicht, und wag—niiiii wolfail
eisQ, meas, gioggmisR, sadr dnn nit thail,
dise all snecLtan Beba wün ir baiL
Qboro Rtaca v. OBRCuMaansRif mümtck^rück
wen «ffirfsl wtUtkattdUn tut Ittckmahf
5775
GEWICHTMASZ
GEWICHTSBEZEICHNUNG
5776
soll hinfüro ein jeder gewich tmacher auff dem roth-
schmidt-handwerck, der mössene gewicht, sie weren klein
oder grosz, machen, und dieselben inwendig mit blei
auszfüllen wollte, einem jeden solchen gewicht unten am
boten ein löchlein oder spiegel . . . offen lassen. ... es
soll auch ein jeder gewichtmacher die gewicht mit klarem
lautern blci ausfüllen. Nürnberger ordn. der meister des
rothschmied-handwerks von 1694 §32; der gewichtmacher
wäge fleissig das zeitliche gegen den ewigen, und da
er die gewichter machet, dencke er an den sprach:
seternum glorise, pondus operantur in ccelis, dasz die
trübseeligkeiten, so uns gott schicket, ein recht starckes
gewicht sein im himmel, so unsere seelen hinauf heben,
wie der heilige apostel Paulus meldet, ein spott ist es,
wann es geschieht, dasz einer, so stets umgehet mit ge-
wicht, sein leben nicht nach der ewigkeit rieht. Abr.
A S. Clara etwas für alle (der geivichtmucher) 2, 278, vgl.
auch 273. die vorherrschende Stellung, die gerade Nürnberg
in dem gebrauch dieser süddeutschen bildung einnimmt,
spricht sich auch in andern aufzeichnungen — namentlich
der loörterbücher — aus: in Nürnberg sind eigene gewicht-
macher anzutreffen. Chomel 4, 1053; gewicht-macher, ge-
hören in Nürnberg mit unter die roth-schmiede , und
verfertigen vornehmlich centner, pfunde, lothe und quent-
lein, desgleichen die so genannten einsatz-, gold- und
Silber gewichte , davon jenes in ducaten- und cronen-ge-
wichte bestehet, dieses aber der marck nach eingerichtet
wird , ferner perlen- und diamanten-gewichte . . ; probir-
gewichte ... apothecker-gewichte. 1059; ähnlich Frisch
2,445"; G. Chr. BoHN neu eröffnetes waarenlager B3e ; und
später ScHEDEL waarenlex. 1^, 298. dazu vgl. gewicht-
macher, ein zweig von rothgiessern. Nicolai reise l. beil.
115 {Verzeichnis aller handwerker zu Nürnberg); andere
buchungen deuten auf allgemeineren gebrauch: gewicht-
macher, mMestro di cimenti. Kramer ieutsch-ital. dict.
2, 1234''; gewichtmacher, he that makes assized weights.
teutsch-engl. lex. 2 (1716), 773; ähnlich Hilpert 11,1,464'';
gewichtmacher, qui librae pondera facit. Hederich 1,1423;
gewichtmacher ... an einigen orten, eine art rothschmiede,
welche sich vornehmlich auf die Verfertigung messingener
gewichte legen. Adelung 2, 662; ähnlich Campe 2, 363*;
gewichtmacher, balancier, weightmMker. Beil technol.wb. 2iS.
GEWICHTMASZ, n., ältere vereinzelte bildung zu ge-
wicht II, die von der Verwendung beim meszverfahren (vgl.
sp. 5745) abzweigt: darzü gibts die libratio oder gewicht-
masz der höhe nach, das zweifeis one dadurch an das
statt höher theil (den oberen stadttheil), da man die Ergitz
nicht hinbringen mögen, das hinein geleitet wasser zu
auszführung alles unraths unnd anderer kommligkeit ge-
dienet haben wirt. Christ. Wurstisen Basler chron. (be-
schreibung eines als ehemalige Wasserleitung angesprochenen
gewölbes) 33.
GEWICHTMÜHLE,/., vgl. gewichtfenster : eine gewicht-
mühl (ßgur 24) . . . ist eine art einer mühl, welche durch
grosse gewichter gezogen, wo man mangel an wasser, . . .
G. A. Böckler theafr. machinarum, . . . handelnd von aller-
hand toasser-, loind-, rosz-, gewicht- und handmühlen (1673) 6'' ;
eine gewichtmühl . . . wird durch unterschiedliche ange-
hängte gegengewichter mit dreien kürben . . auffgezogen. 8".
GEWICHT-, GEWICHTSNADELN, plur.: gewichtnadeln
. . . ipingles vendues ä la livre. Karmarsch technol. tob.
1^,246; gewich tsnadeln , Stecknadeln, die nach dem ge-
wichte verkauft werden, im gegensatz zu den reihen-
weise in papierblätter (briefe) eingestochenen briefnadeln.
Thiel 4, 429^
GEWICHT-, GEWICHTSORDNÜNG, /., vgl. Stralsun-
dische Wägeordnung von 1695 ; vgl. maszordnung. mit ge-
wicht ist der zweite compositionstheil früh zusammengestellt
(Ordnung und auffheben der gewicht. Nürnberger polizei-
verordn. von 1468 Baader s. 187), aber in composition erst
zu anfang des 19. jahrh. belegt: maasz- und gewichtordnung
für die preusz. Staaten von 1816. gesetzsamml. s. 142; maasz-
und gewichtsordnung für den norddeutschen bund von 1868.
8. bundesgesetzblatt a. a. o.; Österreich, masz- und gewichts-
ordnung von 1872; (neuer) entwurf einer masz- und ge-
wichtsordnung (für Deutschland), drucksachen des reiclis-
tags (11. Ugislaturper. II. session nr. 33) 1905/6. vgl. auch
unter gewichtsystem, •
GEWICHTPFENNIG, m,., vereinzelt, alte bildung, vgl.
gewichtsmark: tä ime üf sinen munt, so vindestu ein
gewichte pfenning, den nim und gip en vor mich. Beheims
evangelienübersetzung (Matth. 17, 26).
GEWICHTPROPORTION, /., s. unter gewichtkunst.
GEWICHTRICHTIG, adj.: deszgleichen so wol in
rflstungen unnd kriegsöbungen erfahren, so ordenlich
jhren f&nlin gefolgig, jhren hauptleuten und obersten ge-
horchsam . . . dasz es sich viel mehr der accordantz der
orgelpfeiffen , oder einem wolgewichtrichtigen uhrwerck
als eim h6r und zug vergliche. Fi schart Gargantua (50)
neudr. 420.
GEWICHTSABNAHME, /. .- für die gewichts-zu- oder ab-
nähme des holzes vom stammende eines baumes bis
zum gipfel ist nachstehende Übersicht . . . entnommen.
S. Behlen 3, 431 (abnähme des gewichtes Hundeshagen
forstl. produktionslehre 364).
GEWICHTSABWEICHUNG, /. .- sowie sich auch das ver-
hältnisz des alters an einem bäume durch wurzel-, stamm-,
astholz und reiser ausspricht, wo überall gewichts-
abweichungen bei genauen versuchen gefunden werden
können. S. Behlen 3,424.
GEWICHTSANALYSE, /., s. Karmarsch technol. wb.
l', 246.
GEWICHTSANGABE, /. : bei den meisten vorstehender
hölzer ist die art nicht angegeben ... es dient daher die
gewichtsangabe nur für vergleichung. S. Behlen 3, 434;
damit stimmt es überein, dasz die gewichtsangaben der
frachttarife gewöhnlich vom ausgelieferten gewicht zu
verstehen sind. J. F. Voigt neues archivf.lMndelsrecht2, 283.
GEWICHT-, GEWICHTSSATZ, m.: Verordnung vom
20sten october 1812 ... betreffend die gewichtsätze für
gerste auf mehl. preusz. gesetzsamml. 1812 s. 187; für die in
der anläge no. 1. bemerkten, nicht füglich zu wiegenden
gegenstände sollen ... die dabei bemerkten gewichtssätze
gelten. Elbschiffahrtsakte v. 1821, s. preusz. gesetzsamml.
1822 s. 14 ; in ermangelung solcher nachweisung soll aber
für die letztgedachten waaren der in der anläge B. aus-
geworfene normalgewichtssatz bis auf anderweitige ge-
meinsame bestimmung angenommen werden. Emsschiff-
fahrtsvertrag v. 1843, s. preusz. gesetzsamml. s. 238; dasz an
die stelle des bisherigen ohne weiteres der durch dieses
gesetz vorgeschriebene zentner tritt, die gewichtssätze
aber unverändert bleiben, ges. betr. die einführung eines
allgem. landesgeivichtes v. 1856, s. preusz. gesetzsamml. s. 547 ;
für feinere gewichtssätze, z. b. apothekergewichte, sind da-
her bis zu einem gramm herunter stark vergoldete messing-
gewichte eingeführt. Lueger lex. d. ges. technik 4, 648.
GEWICHTSAUSSCHLAG, m., vgl. ausschlag des gewichts
sp. 5724; Campe führt das compositum zuerst auf und be-
zeichnet es als ungeiDöhnlich : der gewichtsausschlag . . .
was über das eigentliche gewicht ist. 2, 363"; gewichts-
ausschlag . . . overplus, surplus. Hilpert II, 1, 464''.
GEWICHTSBERECHNUNG,/.; gewichtsberechnung der
mastthiere. Thiel 4, 429''.
GEWICHTSBESTIMMUNG,/..- behufs der hiernach er-
forderlichen gewichtsbestimmung bleibt es . . . den Schiffern
unbenommen , von allen waaren , welche sie führen . . .
ihr wirkliches der entrichtung des Emszolles zum gründe
zu legendes gewicht gehörig beglaubigt nachzuweisen. Ems-
schiffahrtsvertrag v. 1843, preusz. gesetzsamml. s. 238; für
alle gewichtsbestimmungen in dem wechselverkehre der
postvereinsstaten gilt als gewichtseinheit das zollpfund.
revid. postvereinsvertrag von 1851, preusz. gesetzsamml. (1852)
s. 403; es giebt in der praxis, besonders in derjenigen der
technißer, eine gewichtsgrösze von 20 centnern oder
1000 kilogrammen, welche ebenfalls tonne genannt wird . . .
an sich hat aber diese gewichtsbestimmung keinen be-
zug auf das verhältnisz zwischen ver- und befrachten.
J.F.Voigt neues archiv f. handelsrecht 2,268; es ist klar,
dass diese Störungen zuvor ausgeschieden werden müssen,
wenn wägungen und gewichtsbestimmungen unter ein-
ander vergleichbar werden sollen. Lueger lex. der ges,
technik 4, 648.
GEWICHTSBEZEICHNUNG, /. .- unter zentner ist hier,
wie überall, wo diese gewichtsbezeichnung in der akte
gebraucht ist , der zollzentner zu 60 kilogramm zu ver-
stehen . . . (oü il estfait usage de cette expression). revidirte
5777
GEWICIITSBREMSE
UtWJLili'STAB
5778
RheinarhiffahrUakte v. 1868 {MUmMfrotokM 7) «. prtutM.
gtaettBamml. 1869 *. 88*.
GKWICHTSBREMSE, /., vgl. gewlobtfenater: g«wioht-
bremaen. der unzug der bremsklOlze erfolgt mit hilfe ron
gewichten, diu durch entiiprechende hebvlUbertelzung
den erforderlichen brcmadruck erreichen Immh. Lubobh
Im. d. gea. technik 4, M».
GEWICHTSnUCH, n. • ChriBtinn Noback ond Friedrich
Noback; mUnz-, mast- und gowichtabuch. {Ltiptig ItM.)
GEWICHTSCHALE,/. 1) vgl. gcwichtaohUsael und wag-
■ohale: gowichtschaile Thmtonüta 147, ». DiEKEXnACii-
Wüi.r.KBR 619; Privatpersonen bedienen «ich bei grOuem
lasten . .' . gemeiniglich einer eisernen schncllwaage , bei
kleinem dos besmera {vgl. beaomer oben Oieil 1. ap. I6lft),
bei ganz kleinen der wichtachalo (gewichtaohale), [lupRt
üliot. der deuUchen ttprache in Lief- und Esthlond 78.
8) andern KAnMAKScil teehnol. wb.: gewichtsohale, tum
ausgleichen der tara bei einer brUokenwage {eismb.), »tat
for looM poiata. l', S40.
GEWICHTSCHKIN, n.. die Verwaltung der engliachen
docks . . . stellt dem hinlerleger sweierlei achriften aua.
die eine derselben heiszt Warrant (l*gorarhcin) , ... die
andere, in der das gewicht verzeichnet steht, führt den
namen weightnott« (newichlsaoheln). F. G. Wikks d. illuatr.
geicerbe Zeitung (iMU) «. 896. vgl. wageschein, gewichtanote.
GEWICHTSCHNUR,/., vgl. gewicht (*p. 67«k): ao du
kein ander Instrument oder qnadrant haat, ao muat du
fornen im mundt der bUchsen. ein hUltzens creutz machen,
unnd darein spannen, so lasz denn die gewichtschnucr von
oben aber, von dem mittel scncken, unnd verzeichne das
angespant creutz, du magst auch wol nicht mehr allein
ein holtz, das zimlich breit ist, in die bUchscn spannen,
und also mit der gewichtschnucr verzeichnen, daaz du
das mittel gewisz hast. Leomi. FRoaaPKHOEH kriegabueh
8, I39*>; gowichtschnur, eorde dea poida. weighteofd. Beii.
teehnol. \rh. 2W; dann wichst er die gewichtschnar mit
pech, damit sie nicht leer abrollt und nun versucht er's
einmal tik tnk. tik tak. Roseoobr idyllen atia einer unter
gehenden ictlt (volk.tuhren).
GEWICHTSCHNÜ KLEIN; n.. verkleinerungt^orm aum
vorhergehenden: ao gibt dir daa gewichtschnOrlein die
weite, hoho und nidere, wie der schusz gehet. Fhons-
PKitaEH a. a. o. ; ebenao IM u. a.
GEWICHTSCHOSSEL,/. t-yi. gewlchtachale: lanx. ata
tera, gewichtschüsael. FniscHi.iN nomenclat. triling. lie».
GEWICHTSEINHEIT,/., vgl. gewichtsnorm: die dabei
zu gründe zu legende gewichtseinheit ist der ElbzoU
centner. additionalakU aur Elbathiffahrtaakte \U\, a.preuaa.
'je.vefzsammi. 9. 468; fUr alle gewichtabestimmungen in
k>m wechselverkehre der poat-vereinsstatcn gilt als ge-
wichtseinheit das zollpfund. revidirter poatvereinavertrag
f. 1851, preuax. gesetz.oamml. IBM a. 403; die gewichtsein-
heit in Frankreich und Belgien ist das gramm. PitKcuTi.
teehnol. encgklop. S8, atippl. 8 «. 889; den gewichten wird
eine gewichtseinheit zu gründe gelegt, indem festgesetzt
wird, dass das gewicht einer bestimmten beobachtung
oder einer beliebigen andern bestimnuinir gleich eins sein
oder als gewichtseinheit genommen werden soll. Li KüEn
4, »48; im 'münz-, maass- und gcwichtshuch' sind die ver-
schiedenen gewichte mit den bedeutendsten der bisherigen
deutschen gewichtseinheiten verglichen. Clin. u. Fiukdr.
Noback voneorta.W; erst in dem jetzt so allgemein
verbreiteten franz. masz- und gewichtssystcm wurden die
gewichtseinheiten mit den maszcinhciten in einen be-
stimmten und einfachen Zusammenhang gebracht. Thikl
«, 489*.
GKWICHTSERLÄUTF.RUNG, /. die den maass und
gcwichtscrlttuterungen beigegebenen verglcichungen mit
fremden grossen werden beim gebrauche dea buchea be-
sonders willkommen sein. Chk. t4. Fr. Noback taachen
bttch {einl.) a. »).
GEWICHTSERMITTLUNG,/. diese gewichtsermittlung
könnte nur praktischen werth haben, wenn das holz nach
dem gewichte verkauft würde. S. Bbhlbn fear, d./orat- u.
jagdhtnde 3, 484.
GEWICHTSGATTÜNO, /.. für die wigung der gold
waaren von zwei gewissen, herkömmlichen feingehalten
dienen in Deutschland hie und da noch besondere ge-
wichtagattungen: daa kronengewicht and da« ducaleo-
gewicht. Clin. u. Fli. NoiiACK taaehmbueh (nn/) «.84.
GKWICHTSGEHALT. »., etMupoaitum, dMdwimi
beatiindthaU rukmim ttfmtMkttfMtfrjf äurdk «in
atudruekawtiäd karmtmrUihtt di« WMi« . . . hab« d«a
maas- und gewichtigehalt, walelMO ri« fewOhnlieh to
haben pflegt. Lotz ataatamrUmk^fttUim t, l7t.
GEWICHTSGLEICHE,/, «o» Camm /«r fMehf^rieht
vorgeaehlagm .- g«wiob(sflflieb« ... die fMolM »dar fleieb-
heit de« gewiebtes svcier kOrper . . . da« gl«ichgewicht
{aeqttüibrium). t,Mi*; vgl. auek Hetnatz ilii/i^r6aru«
8, s«. dattt- gewiobtaglelcher, m*quäibrüt. tbtmda.
GEWICHTSGLEICHPÖHMIQUNG./. . jMlm/ v.lo.>iUm6
die maaaz- und gewiobtafl«iebfSnnifaof aof den deter
reich, fuaz im kOnigr. BöhOMli bebreffend.
GEW1CHTSQRÖSZE. /., «. umiar fewicbUbeaUmmuif.
GEWICHTSGÜT. n.. aur bUdung vgl. fewlebfanuidefal.
gewichlsmark : bei einigen waaren kommt die venehledMi-
heit vor, dasz aie, je nach der weise der Terpadnuif, bald
gewicbtagut, bald maazfut aind. fewürxne&ca is alekaa
oder packen aind gewichtagut, dieselben in kisten maaeEfot
i.V.Wounneuea orekiv /.kanddareekt i.t»; e6«$uotmu.m.
GEWICHTSKLUMPEN, m. er hing den fewiehtafchnpe«
nicht weniger als drei mal an die wagsteafe. Roraoom
aiindenglOekel a. 808.
GEWICHTSKUNDE,/., vgl. gewicbtkunat f: ttbiifana
kann ala das neueate, voUat&ndigate ond zaverilMipla
werk Ober maaz- ond gewichtakunde empfohlen werden:
'münz-, masz- und gewicbtsboch' von Nobaöek ... Prbchtl
trchnol. eneykl. bd. 83. auppl. 8, a. stl.
GEWICHTSMARK,/., vgl. gewichtpfennig: daas der graf
von Veldenz mit 80 mann einen jahraold von laoo mark
Silbers erhalten habe, ala gewichtamarken berechnet
macht diea 89,40O 0. Monr über dm» kriegmamm, mittAr.
f. geaek. d. Oberrheina 17,489; diese «tOekinhteB kBaMB
nur auf die gewichtamark bezogen werden, weil «ie die
mUnzeinheit war. Ennrn m. Eckemi/ qitellettf. Köln s.sio;
gewichtamark,/. (ä. apr.), im gcgena. zur zahlmark «Über-
gewicht von verschiedenem feingehalt ; die Graier g. Wie-
niachen gewichta war eine aoagewogene menge von
Pfennigen in der schwere einer alten Wiener mark. vgL
zahlmark Umorr-Kiiull 890^.
GEWICHTSMENGE,/, das diesjährige getreide ist in
aeiner mehrheit von vorzüglicher achwere ond gOte. daa-
selbe masz rocken giebt daber nicbt allein eine grOcMve
gewichtamenge an mchl, emdesn dasselbe mehlgewkht
giebt auch etwas mehr ond krtfUgeree broi ab mmmI
gewöhnlich, kanttovtradkeamagasin i»m».m^; wenn awa
nun auf diese weise die Terbindungen eines kSrpers, s. b.
des saaerstoffs, mit allen Übrigen in der art vereinfacht.
dasB die gewiobtemenge dieaea einen körpcrs stets dorch t
aoagedrOckt wird, ao atellt aich ein aebr merkw1ird%a*
verbtltnis heraus. F.Wöiii.er grvndriaa der rA<tRM(UM)t7;
äknliek a. 89.
GEWICHTSNORM./., vgl, fewicbtseinheit: die kerne
dieser schotcnfrucht (der jokammükrmUektti, urfdrser)
bildeten nilmlich die anvollkommenea entaB gewMrta-
normen für jenen «weck sowobl. als IQr die wlgoag de«
goldes ond «Üben. Cnn. «. Fr. Noback tMclwlaiet 4tr
müma-, wtmam- u. gtuttktavtHMtmüm (amI.) ». M. vgL kanL
GKWICHTSNADKLN, a. gewichtnadeln.
GEWK.HTSNOTE./. : gewirhtsnote. die spedficalion des
gewichta einer waarensendnng. wird gcwObnlich neben
der factur ausgestellt, um in dieser die Qbersicht nicht
zu stören, aie enthält das brallogewicht . die tara ond
dann das nach abzog dieser sich ergebende nettogewicht
Tiiu.i. 4. «»'*. tgl. gewirhischein.
GKWU.HTSORDXrXG. /. *. gewichtoninung.
GEWICHTSPOLIZEI./., die poliBeidepataUon bat die
Oberaufsicht ond füraotg« ftber: ... mftBS-, maacB- und
gewichtspolizei , hrak- wid sebaoanstaKoi . komtoirs xo
ajostirung der maasze and gewichte. gttdUtfUimah mHi»»
r. 1808. pretua. getttaammml. a. 488.
GEWICHTSSATZ. ^TCCK n. « . t. gewichtaats u. ». w.
QBWICHTSTAB, ir..- die nea-er6ffnete kaolhnanns-
bOrse. worin eine vollkommene eonnoi««ance aller zo d.
handlung dienenden Sachen . . . gegeben wird . . . mit münz-,
und gewichtstab. Hamtbmrf 17«7.
5779
GEWICHTSTABELLE
GEWICHTSVERANSCHLAGUNG
5780
GEWICHTSTABELLE, /..• gewichtstabelle , als Über-
schrift entsprechender Zusammenstellungen s. preusz. gesetz-
samml. 1822 s. 23 u. a.; ebenso 1843 s. 248 (normalgewichts-
tabelle zur berechnung des Emszolles); für nicht leicht
■wägbare gegenstände kommt ... die unter D. beigefügte
neue gewichtstabelle zur alleinigen anwendung. additional-
akte zur Elbschiffahrtsakte v. 18M, preusz. gesetzsamml. s. 468.
GEWICHTSTANGE, /., mit engerer beziehung auf das
in gleichgewicht und andern verioendungen von gewicht II
{ßp. hin) zu tage tretende nomen actionis .-
1) das compositum ist in den Wörterbüchern ungewöhnlich
reich bezeugt: halterem, die gewichtstange. Comenius orbis
pictus (1662) s. 271 {abschnitt über die gaukelei) ; kalter,
gewichtstang , so die seiltäntzer brauchen. G. M. König
gazaph. latinit. (1668) 512''; ganz ähnlich Stieler 2133;
Steinbacii 2, 683; Kramer teutsch-ital. dict. (1702) 2, 1234'';
teutsch-engl.wb. 2 (1716), m; Aler 936"; Kirsch 2, 151'';
Matthiae 1, 633«; 2, 181*; Hederich 1,1423; Kramer 2, 97»
(yerioeist auf holl. gewigi-stok); Rondeau 2, Uu 3"; Hil-
pert 11,1,464''; Campe 2, 363*; gewichtstange, halter.
tetdsch-lat. wörterbüchlein (1713) s. 143 ; gewichtstange, bastone
del contrepeso, bäton de contrepoids. Rädlein 383*; gewicht-
stange, contre-poids, poy, balance-pole. Beil technol. wb. 243.
2) litterarische belege ßieszen spärlich: er gieng auch,
ohne sich zu balanciren, auf demselben schlappen seile
ohne gewichtstange. curieuse nachricht von Joh. Carl
V. Eckenberg (l720) s. 25.
GEWICHTSTEIN, n., eine bildung, die der an gewicht II
ztvrückgedrängten sachbedeutung für das ivägemasz oder
allgemeiner für den hebet {sp. bliö) als besonderes ausdrucks-
mittel dient; sie ist in Wörterbüchern soxvol als auch im
litterarischen gebrauch früh belegt und reicht im letzteren
bis in die neueste spräche herein.
1) die engere bedeutung eines wägemaszes.,
a) von icörterbücliern verzeichnet schon ein oberdeutsches
vocabular des 15. jahrh. das compositum : stater, ein ge-
wicht stain. DiEFENBACH nov. gloss. 347*; dazu vgl. pon-
dus, gewicht-pfundtstein. Frisch lin nomenclat. tnlinguis
116'' ; lapides appensi, gewichtstein. 179* ; das letztere auch
bei Emmel 331; gewichtstein, pois duquel on pese, peso da
pesare. Hulsius (1616)138''; ebenso Kramer (1702) 2, 1234'';
fl7mKcÄDuEZ (1664)199*; Rädlein 388*; Frisch 7iouv. dict.
2 (1772), 279 ; gewichtstein, lapis . . . pars centenarii . . . librum
de asse. Henisch 1599; gewichtstein, pondus Aler 936'';
Kirsch 2, 151''; Matthiae 2, 181*; gewichtstein, sive wag-
stein, pondus. Stieler 2139; gewichtstein, a stone used
for a weight. teutsch-engl. wb. 2 (1716), 773; gewichtstein,
gewigtsteen Kramer 2, 97*.
b) aus dem überblick über den gebrauch der bibdüber-
setzung hat sich oben {sp. 2720) ergeben, dasz gewichtstein
von Eck eingeführt wird, der sich hierin mit der neuesten
Übersetzung von Kautzsgh berührt: pondus et statera
judicia domini sunt, gewicht und wag sint die urtail des
herren, und seine werch seind alle gewichtstain des seckels.
Eck Sprüche Salomo 16, 11 ; sein werk sind alle gewicht-
steine im beutel. Kautzsch; vgl.: du sollst in deiner
tasche nicht zweierlei gewichtsteine haben. Kautzsch
6 Mos. 25, 3 (du solt in deinem sack nit mancherlai ge-
wicht haben. Eck), als weitere oberdeutsche belege der
älteren spräche {s. auch unter 2) vgl. : da mezger im ge-
richt offne fleischpenk haben und fleisch auszgeben wollen,
die sollen gerechte saubere wagen und gewichtstain haben.
(landtaiding v. Taxenbach) österr. weisth. 1, 272; sonsten
befindet sich daselbsten folgendes : . . . etliche gewicht-
Btein von eisen oder ertz verschiedener grosse, auff einer
Seiten einen bischoff, mit der umbschrifft 'Henricus epi-
Bcopus', auff der andern eine kirch mit dreien thürnen
vorstellend. Jacob von Königshofen elsäss. chron. 1102
Schilter.
2) die allgemeinere bedeutung eines hebeis :
a) gewichtstein, ein stein von einer bestimmten schwere,
dessen man sich als gewicht bedient . . . ein stein als
Uhrgewicht. Campe 2, 363*; ähnlich Hilpert 2, 1, 464'' {fügt
noch bei: der gewichtstein an einer thüre); ebenso Beil
technol. wb. 243.
b) stein stossen, grosse gewichtstein von der erde auff-
heben und dergleichen Übungen, bedeuten gegenwertiger
oder fiirstehender sachen und handlunge unglücklichen
fortgang. Ryff übers, v. Artemidors traumbuch (l, 56) 52'»
{kälteres); und dann wird der urtheilende verstand die-
selben nicht brauchen wollen, massen die bilder, ob sie
gleich an sich schön sind, den gewicht-steinen einer uhr
gleich sind, welche zwar dienen die stunden in der uhr,
für welche sie bestimmet worden, richtig anzuzeigen;
aber wenn sie von da in eine andere versetzet werden,
dieselbe an ihrer richtigkeit übel hindern können. Brei-
tinger critiscJie dichtkunst l,i30; etwan ist der gewicht-
stein zu leicht, also den kerzenleuchter anhängen, es
thut's noch nicht, auch den Stiefelknecht dazu — siehe,
das schmeichelt ihr — tik tak. Rosegger idyllen aiis
einer untergehenden icelt {volksuhren).
GEWICHTSTHEIL, m.; gewichtstheil {ehem.) part. by
weigkt, partie en poids. Karmarsch technol. wb. l^, 246;
dieser ausdruck {das Sättigungsvermögen einer säure) be-
deutet nämlich die zahl, welche die sauerstoffmenge einer
quantität basis anzeigt, die zur Sättigung von 100 gewichts-
theilen einer säure erforderlich ist. F. Wöhler grundrisz
der Chemie 41.
GEWICHTSTHERMOMETER, n. : gewichtsthermometer,
ein glasgefäsz, das bei o" bis zu seiner engen mündung
mit quecksilber angefüllt wird, nach massgabe der Steige-
rung der temperatur fliesst quecksilber aus, so dass sich
aus der hierdurch entstehenden gewichtsverminderung
des gefässes die jeweilige temperatur berechnen lässt.
LuEGER i, 649.
GEWICHTSTONNE,/.: gewichtstonne = 1000 kg. Sten-
ZEL deutsches seemännisches wb. 147*.
GEWICHTSTRÄGER, m., im gegensatz zu gewichtträger
{s. d.) ein ausdruck der pferdezticht {vgl. oben sp. 5741 ge-
wicht mit der bedeutung von pensum in der spräche des
Sports): gewichtsträger ein pferd, das im stände ist, einen
schweren reifer zu tragen, nach mittkeilungen aus Süd-
deutschland; der Wallach trägt bequem 200 pfund . . . beide
pferde gewichtsträger, sicher, ein- und zweispännig ge-
fahren. Rostocker anzeiger januar 1907.
GEWICHT-, GEWICHTSSTÜCK, n.. dient der gleicken
bestimmung , %oie gewichtstein, als allgemeinere bezeich-
nung , die nicht an ein bestimmtes material gebunden
ist, bürgert sie sich zu einer zeit ein, in der die stein-
gewichte durck metallgewichte ersetzt werden : selbige {ge-
däcktnis-)t&iel . . . zeigete in einer ausgeschnitzten devise
das bildnisz Christi, vor welchem mein vater, nach
allen seinen lineamenten abgebildet, auf den knien lag,
und mit den bänden 4. gewichtstücken, auf deren jeden
das zeichen 1 centn. bemerckt, an ihren rincken hielt.
von seinem munde an, waren in zweien Zeilen folgende
Worte ausgeschnitzt: herri du hast mir zween centner
gethan ; siehe da, ich habe mit denselben zween andere
gewonnen. Schnabel insel Felsenburg (1733) 409; die zu
verwiegungen auf brückenwaagen bestimmten gewichts-
stücke können nach der, dem dezimalsysteme der ver-
wiegung entsprechenden theilung, bis auf das geringste
gewicht von 0,1 loth ... im zoUgewichte getheilt werden
preusz. gesetz, die Stempelung . . . der waagen betr., gesetz-
samml. 1853, s. 590 ; die eichungsbehörden sind verpflichtet,
die nach dem gegenwärtigen gesetze zur Stempelung ge-
eigneten gewichtsstücke . . . gebührenfrei zu eichen und
zu stempeln, gesetzsamml. 1856, s. 547 ; für das passir-
gewicht der hauptsächlich in einem lande umlaufenden
goldmünzen enthalten die goldwagen entsprechende ge-
wichtsstücke, die sogenannten passirsteine. Fr. Noback
kandelswissensckaft^ s. 83; als material für die gewichts-
stücke wird in der praxis für die schwereren stücke eisen,
für die kleineren messing angewendet. Lueger lex. d.
ges. technik 4, 648; wenn gewichtsstücke aus platin auf
der wage gegen einander abgewogen werden, ebenda.
GEWICHTSUHR, s. gewichtuhr.
GEWICHTSUNTERSCHIED , m. : bei andern holzarten
sind jene gewichtsunterschiede entweder weniger bedeu-
tend, oder aber die bisherigen ergebnisse noch ganz im
Widerspruche. J. Ch. Hundeshagen forstl. produktions-
lekre^ S67. vgl. S. Behlen 3,432^.
GEWICHTSVERANSCHLAGUNG, /.; bei anderen be-
wirkt die Verschiedenheit der Verpackung nur eine ver-
schiedene gewichts-veranschlagung. J. F.Yoigt {Überfracht-
abschlüaae . . .) im neuen archiv f. handelsreckt 2, 276.
5781
GEWICHTS VERGEHUNG
GEWICKELT
5782
OEWICHTSVERÜKHIJNO. /. bestimme ich hierfarch.
dau die hälfte der für inaMZ- und gewichtuveitetiungen
gesetzlich feststehenden geldstrafen den denaniianten zu
theil werden soll, pretm. kabin«t$ordtr von taw, guett-
»amml. ». 79.
GEWICHTSVERPALSCHUNG. /., VfL unUr gewichU-
yerringerung.
GEWICHTSVERGl.KlCilUNO, «. gewichtvergleiobanf.
GEWICHTSVERHALTNIS. n. i) die in dem § it der
Weserakte unter A. anliegende tabelle der tnaass- and
gowichtsverhäitnisse in sKmmtlichen Weseruforstaaten
ist in der art berichtigt worden, wie sie . . . anliegt, pretun.
ge»etz»amml. 1896 ». SS; Chr. und Pn. Noback: vollstln-
diges taschenbuch der münz-, maass- und gewichts-rer-
hKltnisse, der staatspapiere, des Wechsel und hankwesens
und der usanzen aller länder und handolspl&tze. 1861.
Leiptig.
>) auch ändert sich das gewichtsTerhftItnisi von holz
ans verschiedenen stammtheilen nach dem versohiedenen
trookengrade merklich ab. J. Cii. Hundesiiaorn forttl.
prodvktwmMirt^ 361; im Verhältnisse znm wasser spricht
sich das relative gewichtsverhältnisz durch das schwimmen
«aa, indem einige holzarten gut schwimmen, andere . . .
gani sinken. S. Bkiii.f.n s, «m.
GEWICHTSVERLUST, m. • den grOszten gewichtsverlust
hat das flchtenholz, zerstreut auf der eiMne erwachsen.
S. Brhi.i:n 3, 4sn; gewichtsverlust ... die grSsse der ab-
nähme des absoluten gewichtes eines kOrpers, wenn er
vorher, wie gewöhnlich in der luft und dann im wasser
untergetaucht , gewogen wird . . . der verlust , welchen
B. b. Sämereien beim lagern durch austrocknen erleiden
oder das vieh beim transport auf der bahn etc. Thiki.
4, 429".
GKWICHTSVERRINGERUNG,/.. wann gewicht und
wang nicht acht und fähig wäre . . . wann die ge-
Wichtsverringer- und Verfälschung vorsetzlich und mit
gefährde beschehen. hadiaeht tur^ftordnung dtr metiger
V. 1788 § 89.
GEWICHTSVERTHEILÜNG./. politisch lassen sich die
stärksten, ganz besonders aber die dauerndsten Wirkungen
immer nur indirekt, mit langem hebelarm, bei feinster
gewichtsverteilung ausüben, 'nur nicht zu dichte ran' —
singt der Berliner, deutsche teihtng >4. 11. 1908.
GEWICHTSVISITATION./.: dasz allemal auf denttsten
jänner die berichte über die in dem vorhergehenden jähr
vergenommene maasz- und gewichts Visitationen einge-
sendet w^erden sollen. Baden ■ DurlachücJiet dekret v. I7fi0
bei C. F. Gerstlachbr 987.
GEWICHTS WESEN, n..- die regelung des masz und
gewichtswesens , welche in der vorigen session dringen-
deren aufgaben weichen muszte, wird in der gegenwär-
tigen zu ihrer berathung gelangen. Bismarck {thronrede
sur eröffnung dea reichatagea dea norddmtachen tntndea
88. 8. 1868) 4, S Kohl.
GEWICHTSWISSENSCHAFT, *. gewichtwissenschaft.
GEWICHT. GEWICHTSSYSTEM, n.; nachdem bereits
unterm lo. nov. isio ein neues maasz- und gewichtsystem
für unsere lande angenommen, badiaehea geaeta v. ti.aug.
1888; bericht . . . hinsichtlich eines in der Schweix einzu-
führenden gleichförmigen masz- und gewichtssystems.1884;
Brix, Vorschläge xu einem neuen maasz- und gewichts-
System für Deutschland. 1848 u. a.; der kOnig von Han-
nover und . . . der groszherzog von Oldenburg schlieszen
sich den Verabredungen an, welche zwischen den. zu
dem zoll und handelsvcreine gehörigen regierungen wegen
herbeiführung eines gleichen mUnz-, maasz- und gewichte-
Systems getroffen worden sind, preuat. geaetaaamml. 18&3
a. 416; mit dem l. Januar 1879 tritt ein neues masz und
gewichtssystem ins leben, ein ereignisz. dessen einwirkung
auf das ganze gewerbliche und gesellschaftliche leben sich
wohl nur wenige personen . . . vorstellen können. Steffena
volkakalender /. 1871 •. 66; mass- und gewichtssystem.
Thiel 4, 489^
GEWICHTSZUNAHME, /.. vgl. unter gewichtsabnahme.
GEWICHTTR.^GER, m.. t^. oben gewichtsträger: ge-
wichtträger ... in den hUttenwerken, ein hölzerner hebel
an den blasebälgen eines hohen ofens, wodurch sie im
gleichgewicht erhalten werden. Caupk 8. 863*.
IV.
GEWICHT . 6EWICHT8UHK . /.. wm hiUun§ «ff. ge-
wiohtfeneter u. a. dmau vgL üt mtußÜaMtlm dmrmUmn§
bei JACOMaoN iaeknel. wo. ft. Mi/'. : na im aadani kmmmar
war gemnblet «Iim fewiehtahr, wetoh* deob aielit aof-
gesogen war. HAWOflnrrm §mßvätk»fiä§ •> tn; fewiebt-
uhr. librawmUmm,afpansiBpmuliirihti0 tibrmtum konitpmm
Stirlbr «SM: gewiobtohr. mifktwi»ml dotk. h»ru§t ä
poida. KAHMARecH teekmU.wb.l',tU; die ersten bekannten
gewichts- und schlafohrea sind von Dondi in Italien.
Ph. Th. Vinciibr midi dmar 4M.
GEWICHT, QEWICRT8VKRGLSICHUN0. /..• fMrialit>
und ellenvergleiehiuicder berOhmten handelepUUM. ^flm
berg 1781 ; dagegen epielea bei gewichteverglildli— fen die
meteorologisohen Terhältnisae, aleo die ändervnfen dea u m -
gebenden mediums. eine bedeatende rolle. Lv%r,v.n 4, M«.
GEWICHTVOLL. a4j.. vgL gewichtig: die so oft an mir
bewiesene gnade macht mir mut. hierbei die fewiehtToUe
daxwischenkunft eurer exzellenz antertlnifit sa erMtten.
GRii.i.PAnzF.H (an 8tadi4m MM) iri^e 70 Olcaay und Satter;
das material begann rieh lanpam xa nebren. und manche
gewichtvolle anterstfltzang wurde mir sa tbeU. Adolf
SthoDTMANN vorrrde tu Biirgera brie/te. t,vt; eetn (flbrdef '#
bei Dante) stolzes und ernstes beoebnen . . . zeigt . daas
hier nicht von einem Ieicht/erti(8a llafer der liebe ond
Verführer der frauen, sondern toq «iaeai gewichtvolleren
manne die rede ist. Dikz poea. dar iroub.* ten; alles, was
Serlo sprach, war der bnut wie mit anstrengung ab-
gerungen, darum aber auch gewichtvoll und fest nad nie
unnütz. C. Gutzkow der aauberer von Rom i, Mi; Jesus
spricht daher mit ausgezeichnetem lobe von ihm . . . and
bezeichnet selbst ihn als seinen Vorläufer . . . dem evan-
gellsten Johannes aber erscheint noch nach vielen Jahren
sein zeugniss als besonders gewichtvoll. G. B. W15ER Ml.
rtaliaOrterbueh 1*. 8«7 {Jolmmnaa dm Ms^er).
GEWICHT . GEWICHTSWISSKHSCHAFT./. staUk, die
wagekonst, die gewichtwlssenschsft i>srstibfa|r fai J. F. A.
KiNDKRLiNO rwaighdt 4$r ituiaekm tfimekt «. 107. tyf.
daau Campf. vertUutaeliungatei. S, Ml.
GEWICHTWORT. n.. vgl. gewicht ap. 5780 und gewichtig
ap. 5771 : folglich, scheints mir, ist jene vorsteek-silbe nur
die vorrede zur zweiten langem; so wie eine ähnliche
anfurth sogar durch die tautologie folgenden gewicht-
wOrtem vorsteht: tod-fall; eid-schwur . . . J.Paul {vor-
aehule der äatheOk 8. 86) 48, tS8.
GEWICHTZEICHEN, n..- gewichtzeichen, ein stenpel.
wodurch ehemahls das gewicht auf dem tob isiliSB
abgeschrotenen stücke silber darch den münzmeisler be-
zeichnet wurde. Campb 8,818^; gewichtzeichen (üieoüiMf)
a atomp or wtark . . . upon m piaee <^ ailver. akmaimg Hb
%eeigkt. Hilpert II, 1.464^; gewichtzeichen (iflimr)isrysn,
poinfon. teeigkt atamp. Beil tethnU. teb. 848.
GEWICKEL, n., «rrMfM4ietenhV tu wickeln («. d.). vgl.
gewickel Camps 8, 888*; gewickel . das bäafige wickeln.
HsiNSil's 8. 486*. die littermriaeken baUf wtiaen dtmgagam-
über die aaehbedeutung at^. die im iUmim fsArMMA MS-
mittelbar an daa maar. Wickel anknOpft, wtkrtmd m »p§tet
trol aecttndör aua dem nomen aetiomi» humftkt: seiden
und guldcnstuck mit gold belegte mlntel , caseln ....
cantzelttteher , kelchdeckel. heiligthamagewickel . händ-
schuch. handfanf, tapetzereien, and das gants sacristei-
gerät haben (aie) mit der künstlichen nadel gestickt.
PiscHART bienenkerb (1, 8) 88*; selbst von seiner geliebten
veriangt der zärtliche Pilostrat (ep. 67'^ dasz sie die holden
fUsze nicht durch ein farbiges gewickel. und schimmere
es von gold, entstelle: sondern, wie hals, haar« und äugen,
sie blosz trage, und dem erdl>oden ihre liebliche spur
gOnne. Jon. Heinr. Voss mytlM. hrirfe (Si) 1*. 148;
dann vor der fürfsn trimm and desi ■cbreckikb— atrosa des
tAM der ncid b«ilio«. vor
und dem cntMUlicben lad*.
VirgOa UmB. fSd. (Oessy. i, IQ 4, Mi
(tortMfM tattmU en^Si);
GEWICKELT. partieipiaU» mdijaeliw m dem mtmm
wickeln («. d\ daa aiek ver^täUniamätiif ap/U m im ter-
trendumgakreia dea älteren winden eindrängt, die gtbrmiuh»'
formen dea pmrtieipa issieeii immA twn ndUMnfsn mndUte
auf tu ctMr seslisrmy «est vertum. der eine (ßtaclnte)
gÄrattek gM fen dtr frmmihainriumg mua. die «m verbum
ses
5783
GEWICKELT
GEWICKELT
5784
mehr und mehr verdunkelt wird; er haftet an der äuszeren
form, in der die verbalthätigkeit verläuft, und reicht
nicht bis zu dem zielpimkt, der sie begrenzt, gewickelt
berührt sich hier enge mit gedreht, gewunden, vgl. auch
Wickel, die andere gebrauchsform entstammt den Ver-
bindungen des verbums mit einem näheren und ferneren
object {einem object der zielrichtimg) , vgl. z. b.: und sie
gebar iren ersten son und wickelt in in windeln. Luther
Lucas 2, 7 (ebenso schon Augsburger bibel v. 1487 gegeii
bivand ina Ulfilas, biwant inan mit tuochum, pannis
eum involvit. Tatian, ebenso cod. Tepl. u. a.). von hier aus
geioinnt gewickelt geradezu die bedeutung eingewickelt
(vgl. einwickeln theil 3 sp. 341) und berührt sich mit ein-
geschlagen, eingehüllt, participien, bei denen das Schwer-
gewicht der bedeutung auf dem ersten compositionstheil
ruht, die Wörterbücher nehmen meist nur von dieser ztceiten
gruppe kenntnis, die auch für den Sprachgebrauch gr'öszere
bedeutung geioinnf : gewickelt, involutus Henisch 1599;
gewicklet, enveloppS, inviluppato, intricato Hulsius (1616)
las*»; ebenso Duez (1664) 199* (vgl. jedoch im nachtr.); Räd-
lein 388"; Schwan l (l783), 746''; vereinzelt kommt auch die
erste gruppe zu ihrem recht, so schon bei Duez im nachtrug:
zusammen gewickelt, entortilU, convolutus, dazu vgl. ge-
wickelt, volutus Steinbach 2, 991, ebenso Hederich l, 1423.
1) Verwendungen, die vom absoluten gebrauch ausgehen :
und folgete der vernommenen stimme nach, bisz so
lange sie ein stümplein von einer brennenden wachs
kertze auff der erden gewahr ward; als sie es auffgehoben,
fand sie unter demselbigen ein stücklein zusammen ge-
wickeltes papiers, warauff diese wort geschrieben stun-
den ... Opitz übers, v. Sidney's Arkadia (3) (1638) 742;
dasz die . . . ermel tragen, welche auf den schultern
zusammen gefalten stehen, als wie die Kochersberger
baurenhosen um die knie, an den wämmessern musz
nur ein einiger , und zwar gewickelter schosz sein , wie
die weiber-hembder, die unten auf der selten keine schlitze
haben. Grimmelshausen wieder erstand. Simpl. (3, 7) 3, 586 ;
das liebe, zierliche, von weiszen weidenzweigen gewickelte,
gezwickelte von piependen, pickenden, trippelnden küchelchen
wimmelnde nest. Brentano (Qockel u. Hinkel) 2, 36 Morris ;
den ganzen tag sitzen sie in ihren laden (die frauenzimmer
der gewerbtreibenden Massen), im nachtgewande und mit
gewickelten haaren, und erst wenn es dunkel geworden
ist, putzen sie sich und lassen sich frisiren. Börne
(schild. aus Paris-, industrie-ausstell. im Louvre) 5^, 270;
gewickelt nennt man die ganzen windelböden bisweilen,
weil bei ihnen der strohlehm um die staken gewunden
wird, aus gleichem gründe werden sie auch gewundene
decken oder fuszböden genannt. Helfft wb. der landbau-
kunst 145''.
2) die gebrauchsform^n , die von der Verbindung einer
person oder sache mit einem ferneren objecte (dem ob-
ject der Zielrichtung) abzweigen, stellen andere träger des
attributs in den mittelpunkt der Verwendungen, während
sich das particip in der ersten gruppe meist an weiche,
bewegliche, biegsame stoffe heftet, die die äuszere form des
wickeis annehmen, tvendet es sich in der zweiten gnippe
den personen und festen körpern zu, die von den beweg-
lichen Stoffen umwunden werden, der fall, dasz sich auch
hier das particip attributiv an die letzteren heftet, ist mehr
vereinzelt und ohne weiteren einflusz: das um die kugel
gewickelte papier. E. v. Mauritius beschreibung des neu-
preusz. infanteriegewehrs ii; so recht ins äuge fiel nur das
grosze, noch regelrecht auf ein brett gewickelte rote
friesstück. Fontane (vor dem stürm 34) I, i. äuszerlich
nähern sich den formen der ersten gruppe die fälle, in
denen das fernere object bei formelhafter Wiederholung ab-
gestreift loird; in ivirklichkeit bedeuten diese typen den
abschlusz der isolierung vom verbum.
a) bei der engeren beziehung des particips auf eine person
berilhren sich anfang und ende des menschenlebens eigen-
artig in den Verwendungen des particips. in beiden fällen
giebt die bibel die ersten anhaltspunkte. andere ent-
sprechende Verbindungen lassen bestimmte typen hervor-
treten, besondere aufmerksamkeit beanspruchen einige ver-
toendungen, die auf ellipse deuten.
a) ein kind in windeln wickeln, einen leichnam in
tücher wickeln.
l)) zum ersten vgl. .- ir werdet finden das kind in windeln
gewickelt und in einer krippe ligen. Luther Luc. 2, 12
(var.: eingewickelt, vgl. barn bivundan Ulfilas; kind
mit tuochun biwuntanaz, pannis involutum. Tatian; ge-
wunden in tuch cod. Tepl.; Beheim; gebunden Mentel
und die ganze vorlutherische bibel); darumme sprach
Jesaja: tu es deus absconditus, velut infans pannis in-
volutus ... du bist uns ein verborgenne got in menslicher
nature, rehte alse ein kint, dag da gewickelt und ge-
wenden ist in sine dflchere. Nigolaus v. Landau sermon
bei Zuchhold 28;
do solchs wurd den hirten kundt.
kamen sie dar zur selbigen stund
und funden das kindelem
gewicklet in windelein.
Nicolaus Herman die sontags euangeUa (8) 30
Wolkan ;
zwar, auszer dasz ihm dann und wann
ein schwerer seufzer unwillkührlich
entfährt, verhält er sich im anfang so manierlich,
dasz ein gewickelt kind nicht stiller liegen kann.
Wieland {Klelia u. Sinibald 7, 10) 21, 327;
ein gewickelt oder gewindelt kind , un bambino fasciato.
Kramer teutsch-ital. dict. (1702) 2,1340°; ein gewickeltes,
eingewindeltes kind, enfant emmailloti, bandi. Schwan
a. a. 0. 745".
2)) zum ztceiten vgl. corporale, in quo Christus fuit in
gewichlot. glossen des 15. jahrh., anz. f. künde d. d. vorzeit
6, 349; Joseph nam den leib, und wickelt in in ein rein
linwand. Luther Matth. 27, 59 (ebenso schon Koburger
u. a.; vgl. dagegen bivand ita Ulfilas; want in cod.
Tepl., bei Beheim u. a.; vgl. auch Tatian 212, 7 zu Joh.
19, 40) ; dasz man die todten inn weisse tücher gewicklet,
pfleget hinausz zutragen. Ryff übers, v. Arfemidors traum-
buch (4, 2) 166° (mortui in albis vestibus efferuntur) ; man
mus mich für tod gehalten haben, denn als ich wieder
zu mir selber kam, lag ich schon in der bahre, und ins
leichentuch gewickelt wie ein toder. Schiller (räuber
schausp. 4, 5) 2, 168.
ß) sonstige Verbindungen des relativ begrenzten particips
mit einem persönlichen träger der verbalthätigkeit.
l)) just umgekehrt in meinem fall,
wenn eine immer und überall
in hüllen und häuten wie eine zwiebel.
gewickelt erscheint.
Wieland {Oandalin 5, 319) 21, 52;
ich beschied ihn daher durch einen unbekannten nachts
an einen gewissen platz, wo ich in meinen mantel ge-
wickelt eher eintraf als er. Göthe (dicht, u. icahrh. 20)
48,188; während das Martinchen nachdenklich in ihren
mantel gewickelt ins weite starrte. P. Heyse (neue moral.
nov. : die talentvolle mutter) II, 4 *. 92; ein junges mädchen
von schlanker gestalt, dicht in einen dunklen schal ge-
wickelt. 228; nur die beiden in ihre plaids gewickelten
alten herren schritten auf deck auf und ab. Fontane
(der stechlin 15) 1, 10 s. 201.
2)) der alte sasz, die füsze in kissen gewickelt, im lehn-
stuhl und konnte vor freudigem schrecken nicht aufstehn,
selbst wenn die gicht es erlaubt hätte. Mörike (maier
Nolten 2) 5, 42 Krausz.
•/) auf ellipse (abstreifung des objects der Zielrichtung)
deuten sprichwörtliche redensarten -. wer vor gericht nicht
gut gewieget und gewickelt ist, dem thut ein guter Vormund
vonnöthen. J. J. Otho evangel. krankentrost (l67l) ».401;
er ist schief gewickelt, in groszem irrthum. Albrecht
Leipziger mundart 199" (vgl. hei is scheiw wickelt Wander
4, 161). der Zusammenhang, in dem diese letztere redensart
in theil 8 sp. 2683 dargestellt ist, würde es rechtfertigen, bei
der erklärung einseitig von schief auszugehen (vgl. er hat
schief geladen), unser erstes beispiel jedoch zeigt, dasz
hierbei auch die verbalthätigkeit voll berücksichtigt werden
musz. auch andere erscheinungen (s. unter gewiegt) thun
dar, me enge die Vorstellung des richtigen wickelns und
wiegens als Voraussetzung einer guten kinderstube mit de7i
anforderungen verknüpft ist, die eine ältere zeit an die er-
ziehung und bildung des nachtcuchses stellte.
b) verbindttngen des relativen gebrauchten verbum^ mit
einem object der sache.
a) mit den oben unter ß behandelten Verwendungen be-
rühren sich aufs engste die folgenden : zu solchem ende
stellte ihr der hochzeiter etwas in ein tüchlein gewikeltes
I
5785
GEWICKT
GEWIDMET
5786
zu, mit Anzeigung, wann sie solches b«l sich haben
würde, daBz sie alsdann einen guten marok (I) and
schnellen abgang der wahren hätte. OniMMBLtiiAUSBN
triederer$tandener 8implieis»imu* (8, 10: fißlgntmännUin)
8(1718), 685;
in dieaes tucb nwickolt lat «in brief.
^eb Ibn an meinen söhn, er weisz darum.
GRit-LPARZia (Ottokar 1) 5*. 87;
and da — sie zog etwas in papier gewickeltes aas der
lasche und legte es auf den tisch — da ist auch der
ring. Paul Hkyse (tnoral. nov.i vetter OabrieC) II, 8 1. 148;
ein in loinwand gewickeltes paoketchen. G. Hauptmann
biberpelz 4. akt; wie or dahinjagte, als wenn ihm die ver»
folger im ntickcn säszen, mit bloszem köpf, dos in zcitungs-
papier gewickelte paket unterm arm haltend. W. Hkoblbr
potior Klinghammer* 890.
ß) der übertrayene gebrauch: lange arbeitet sie {die
aonne), den nebcl zu zerstreuen, der vor ihr nicht weichen
will. . . . luft und erde liegen unkentlich in einer hülle
gewickelt, und das äuge irret mühsam von einer seite zur
andern, ohne die gegenstände unterscheiden zu kOnnen.
C. C. L. HiRSciiKELD der trinler (17«9)41; meine buhlerei
hat den arglistigen despoten betrogen, meine tollheit hat
euerm fUrwiz meine geflirliche Weisheit verhüllt, in den
windeln der Üppigkeit lag das erstaunliche werk der Ver-
schwörung gcwikelt. Sciiii.i.KR {FHesko «, 18) 8, 78 (wir. ge-
wickelt); CS war die wohlbekannte kleine baderin aus
der Weidengasse ... ein wcib, weder schrecklich, noch
rätselhaft; denn jeder Luckenbacher wcisz, sie besteht
blosz aus 0 und ach, in ein ewiges erröten gewickelt.
Otto Ludwig (Heiterethei) 8, 89.
;-) atifellipae ber^tht hier: gewickeltes rindfleisch Nicolai
reise i (ßsterr. provinzialteörfer); gewickelter braten vom
rind-fleische wird also zugerichtet: man nimmt fleisch
vom Ziemer, schneidet es Itinglicht und dünne ... end-
lich wickelt man es über einander, leget es in eine brat-
pfanne ... Chomf.l 4, 10f»9. vgl. auch: metiinges, eerebri
in uolucra. das folin darinn das hirn gewickelt ligt.
Hadrianus Ji'Nius nowienc/otor (1596) 18.
GEWICKT, 9. Jecht wb. d. Mannafelder mnda. «1.
GEWIDDERSCH, #. unter gewidern.
GEWIDELT, partieipiates adjeetiv tu dem mundartlich
ertoeiferten wideln {vgl. widen mhd. tob. 8,619''; Schmeller
a^, 859); 8 gewidelte körbe dokumentenbueh von Neuioein«-
berg (l80l); llNdER KnuLi. 291*.
GEWIDERN, verb., verstärktes widern {s.d.), rji. wideren
vihd. xcb. 8, eas*"; Lexer 3, 833. ^cie beim einfachen verbum
sind auch beim compositum ttoei bedeutungsriehtungen mu
unterscheiden, je nachdem es an wider -* advertu» oder an
wider ^ ruraus {neuhochd. wieder) anknüpß.
l) tu wider {adverstts) fallen die ersten belege für das
compositum so friih, me die für das grxtndverbum, in die
althochdeutsche Periode (Grapp 1, 639). sie sind freilich nur
spärlich und nehmen auch in der mittelhochdeutschen teit
(mJtd. wb. 8, 623'') nur tcenig räum ein, sie reichen abtr
verhältnismäszig tceü in die neuere spräche, so spärlich
die bdege fliesten, lassen sie doch eine graste mannigfaltig-
keit der fügeweise überblicken : transitiven und rt^flexiven
gebrauch, persönliches und sächliches object. manche fälle
lassen eine ztceifel.ifreie derttung überhaupt nicht ttt. die
bedeutung vorhindern, zurückhalten, die in der Verbindung
mit einem persönlichen object sich leichter differentiert,
hält sich bei der Verbindung mit sächlichem object in engen
grenten.
a) mit persönlichem object.
a) (ie sint so sama chuani. selb so thie Romani-
ni tharf man tha; oucn redinon, thaj Kriachi in thea
riwidaron.
Otfrid 1, 1, 60 Erdmann (nach der Heidelbergtr
fiandichr. gegen widaron in der Freirtnger) ;
ß) dann Pilatus sasz bald darnach zu gericht anff
diesem gerichtslul, und hiesz die JUden jren schätz herfür
thun, den sie corban nennten, dasz er das wasser zwei-
hundert stadia weit möcht in die statt führen, und als
sie sich gewidert, hat er vom gerichtsstul den kriegs
leuten ein zeichen gegeben, dasz sie mit kolben vil Juden
erschlagen . . . Adam Reiszner Jerusalem i (1566), 81*.
b) si uero post ea uoluerit stabilitatem suam firmare
non rennuatur talis uolnntas . . . aftar dia . . . slatiki . . .
featinon . . . si kevvidarot soHh . . . Krro hmsdikHnerrtgd
eap. 81 Uattemer 1,116;
Ich lilltte dir tema blonan
will du hell oinfvn
dar zo Hern chunif« Marrflisa
dune mäht ij nicht («widenB.
tx-halt Hd unl run
wilt du a«« nicht ton.
dinen botirh wlrM Ich im uogtim.
KoKaAD KoUtMUüiTiW,» W. OHmm;
sprichot ain man den andern an der wirt gebom ist, er
widert es wol. sprichst ain hAchgebomer alnen an der
wirz gebomer ist danne er, er enmaf sin nlht gewideren.
Schtoabenapiegel landr. § 8fiO Waekmuafd 811 {vgl. .- die aver
bat geboren is, den ne kan die wen febome nicht Ter-
lecgen, var. geweigem, Terwerffen. faaltowMyi^prf Imär.
i. 68). im folgenden ist mekrfmeht 4imkm§ wOJIkk: widam
kann ebenso gut tu rursus aU tu •dTenos |
und dit Varianten haben die entteheidung
getroffen : der gen Troy reit, an anderwegen manolMO i
zamen gcdancken un anschlag het, wie erdemgrafen laia
betrag möcht gewidern, and gedacht ofTl bei jm selbe . . .
HuoB Sr.iiAPPLRR (1&87)&S* {die Hamburger handtekr.: wie
er graue Frideriche sinen maltwillcn nieder legen mochte.
52 r* Vrtd: der druck von 1500: wie er dem graffen sinar
boszheit möchte vergelte, lxvii').
e) aiM dietem bedett tu nganua m menhang mtti§t 4m» mund-
artliche adjeetiv gewiddersoh ab, vgl. : 'ein fewiddeneher
kerl' ist einer, der vielleicht seine nabben bat, hinter
dem aber doch etwas stecken kann. S. Saul ein beitrug
zum hessischen idiotikon 16.
8) tu wider {rurtut) tttttn dit btUgt ertt tpättr ein;
tie reichen nicht über das 14. jahrk. hinaus und sind en^
mitteldeutsehet gebiet beschränkt:
a) mit object der perton :
dax er uns hie «rloete,
and er aller hoate
za dioem nider genidert«,
da; er ans mite ^widerii
a; der sunden phale
za deme ho«n stule,
da wir zu manl^n iarea
o; gevallen waren?
Hbinr. Hkslbr Ar. Sie. 154 Hdtn.
b) mii objeet der taehe:
sin iare niemant gewid'n kan,
BW* alt Ist, d' sol loban fot
dax in («vriatet hat d' tot
so lan^ . . . Ht'GO v. Trimbbro
and hlldin dartlf enrin rit,
wt st mit werllchir Ut
den aS vtentlichin pranc
bactt geschubin, der sl twanc,
and jnwidirtin den schadin,
d&mit at aas w&m vorladin
von der brQdr« twen^in.
NiCOLADS V. JeROSCHIN (AftNI 9.
land 17, 165 Strehlke-
GEWIDMET, partieipiales adjeetiv tu widmen (t. d,), tu
der netteren spräche nur noch mit einem theil der Verwen-
dungen fortlebend, mit denen dit pmrtieipia{form det tu
Wittum {mittelhoehd. wideme) jwHgreiirfsil mrtumutiekfirUk-
teitig isolirt. x'gl. mhd. tcb. 8, 610^.
l) den ausgangtpunkt bildet eine reektahandiung , dit
tuaickerung der morgengahe, die der bräutigam ttimtr
künftigen frau festsetzt, hierher gtUrt dm dUittt «tMf
lange vereinzelte beleg at*t althoekdeuladUr mit; itimHl,
widimit St. Oaller glossen des 9. jahrh. tu f Mo», ts, 16
(der sol jr geben ire morgengab Lutiirr; er bemorgen-
gab si EoaBSTsvN, Korurukr «.«.): Steinmbtbr-Sib-
VKRS l,SS8\ die parallele mit dem lat. dotare, dat ur-
sprüngliek ati» der entgegengetetsten retkttkmndlung er-
tcaekaen itt (dos, da^jemg», iMt dit jutig» frmu ikrem
manne tubringt), itt vor aü»m m d»r riekhtng der »»rmU-
gemeinerung und der übtthmgmmg der wntinitmgtm mrk-
tarn, vgL bewidmen Lbxbr l.as«; nad^tr. 8t (die doehter
wil er mit halb stme konigrich bewidmen^
a) für die grttndbedetitung , die an der reehtthandlung
vor der heirot euuettt, liigen weitig belege vor. diete leuten
aber erkennen , da»» aU etjeti tu widmen die per»on ge
tettt «erden konnte, der die reektahandiung trt gute kommt;
widmen kat hier also die bedeuiung mit einem wittnm
begaben, eine fraa einer morgengabe versichern: von der
363*
5787 GEWIDMET (i, vertragsmäszig ausgestattet)
morgengabe , damit die wibe gewidmet werden . . . dag
dag gut sin lediglichen si vor dem riebe . . . un dag der
keiser sin (des vertragachlieszenden) wib möge mit widemen
ane alle flecken und sol dan dag gut geben ug siner hant
dem keiser, und sal der keiser eg der frowen lihen nach
widemen recht, . . . wer sie also gewidmet von des keisers
hant , un besitzet sie eg auch , so ist sie sunder sorge,
da? ir ir libgedinge ummer ieman angewinne nach deg
keisers recht, dus keiserrecht nach der handschr. v. 1372
§ 190 Endeman s. 219.
b) die gleiche bedeutung von begaben, ausstatten erhält
sich auch auf den ersten entmcklungsstufen der weiter-
entioicklung -.
a) bei der Übertragung des begriffes auf vertragsmäszige
Zusicherungen und Stiftungen an die kirche ist als object
zuerst die geistliche Organisation gedacht, der die Stiftung
gilt, nicht aber das eigenthum, über das verfügt icird. diese
Organisation kann den persönlicJien Charakter festhalten,
geimssermaszen zur juristischen person iverden, vielfach
nähert sie sich aber auch der sachbedeutung.
l)) in Sicilen alda
er sechs kloster stifte,
die er mit richer gifte
widemete wol in gotes lobe.
passional 193, 9 Köpke;
was de zwischen ist . . . und das wasser das durch das
tal flüsset bitz an die steine brücke zu Urbeiss, das ist
alles des vorgenanten clostirs lidig eigin, und {das kloster)
ward domit gewidemet und gestifftet. Urkunde v. 1318 bei
ScHÖPFLiN Alsatia dipl. 2, 121.
2)) ig wart ein alter auch iesa
gewihet in der kirchen da
in der furstinnen ere,
den dirre habest here
gewidemet hat, alse ich üch sagen.
mit antlages drijic dagen.
leben der hl. Elisabeth 9935 Bieger ;
dag . . . Cunrat genant Rintfleisch unde Cunegunt sin eliche
Wirten . . . gemachet hant einen altar in godeg ere unde
sinre heiligen, und dazu von derselben herren willen hant
ugerwelt einen anderen altar, der gewihet ist in ere der
beilegen frauwen sente Annen, unde hant die altare bede
gewidemet mit gude, dag in got hat verliehen, zu zwein
ewegen vicarien, in dem furgenanten stifte ewecliche zu
blibene. urk. v. 1332 Frankf. urkundenbuch 1, 515 Boehmer.
ß) in der gleichen richtung hält sich auch die Verall-
gemeinerung des begriffes in der Übertragung auf weltliche
Organisationen :
doch ist dag riche gewidemt s6,
swer im rentes hilfet und durch keine dr6
dag last, dem ist eg helfe üf reht gebunden,
dem keiser ich getrouwen wil.
Lohengrin 3931 Rückert;
wie das römisch reich gewidmet und gevestet sei auf
etlich herzogen, marggrafen, grafen, ort etc. weis mir
bewerte schrift über das . . . o thor, wiltu die majestat
des kaisers in teutschen landen einschlieszen und umb-
greifen? S. Meisterlin, d. städtechron. 3,78.
c) die entioicklung, auf der unser neuerer gebrauch des
particips fuszt, setzt mit einer Verschiebung des objects ein :
an die stelle der Organisation, der ein eigenthum zugesichert
loird, tritt dieses letztere in den Vordergrund, damit wandelt
sich die bedeutung von begaben in vergaben und das verbum
gewinnt anlehnung an weihen und seine enttvicklungsreihe :
gewidmet, geweiht.
a) die parallele mit geweiht ist früh bezeugt; vereinzelt
findet sie sich sogar in beziehung auf eine person ge-
braucht, in einer gebrauchsform, die mit den obigen belegen
sich berührt:
gegrüejet st ir ^Marias) werder nam
und ir gebenediter stam
von künigen her gewidemet.
Frauenlob 389, 11 Ettmüller s. 220.
ßf) meist steht sie jedoch mit einem object der sacke in
Verbindung, sie trifft: ein eigenthum,, das einer Organisation
zugewiesen unrd:
l)) eigentlicher gebrauch:
du bist ein lebende cappel,
diu got ist wo! gewidemet,
vor des gewalte oidemet
In vorhten elliu sin geschaft.
KoNRAD V. Würzburg goldene schmiede 1243
W. Qrimm;
GEWIDMET (2, vergabt, geweiht 5788
dag ich mein guten willen hab gegeben darzu, dag der
vorgenant Fridreich Weisman hat gebidempt die vorgenant
hofstat über Tuenaw hincz Neunburch in der herren
closter auf unser vrown alter. Urkunde von Klosterneu-
burg (1333) fönt. rer. Austr. II , 10 s. 247 ; ein zehenten
zwischen Röttenpach und oberhalb Wendelstein, der dann
vor dem heiligen reich gewident und zu lehen geet.
E. Tucher baum%eisterbuch der stadt Nürnberg 96.
2)) übertragener gebrauch:
sich, ritter wert, an dine hohe werdekeit,
unt kleide dinen werden lip mit eren kleit,
sit dag dir ist ere unde pns gewidemet;
pflik schiltes amptes schone und ere swertes segen,
bis vridebajre in velden, weiden, und uf wegen,
wirp so, dag unreht struchen vor dir bidemet.
BoppE (1, 18) bei V. d. Hagen 2, 381'»
der gleiche reim in ähnlicher Verwendung Lohengrin 3513
da vocht er als ain frecher helt
so mandleich und so augerwelt;
do ward der ritters segen
dem iungen stoltzen degen
gewiamet auf den selben tag.
der streit ward wendig, als ich sag.
Suchenwirt 18, 63 {Hans v. Traun)
Primisser.
2) die neuere spräche läszt die gruppe, die in der be-
deutung begaben, ausstatten wurzelt, rasch verkümmern;
die letzten belege gehören dem 17. jahrh. an. um so reicher
entvnckeli sich die zweite gruppe mit der bedeutung ver-
gaben, weihen ; sie findet unter anderem in der Zueignung
von druckschriften ein ergiebiges feld — namentlich für
die participialform. unter den m^annigfachen formen der
Weiterentwicklung dieser Verwendung begegnet auch eine neue
Verbindung mit personen als trägem des attributs.
a) die letzten ausläufer der bedeutung begaben, aus-
statten : ob etlicb bei dem schimpf hie stunden,
die her weren kumen ungebeten
und uns zu nahend würden treten,
dieselben wurd ich dannen weisen,
das sie der kurzweil nit vast breisen.
darumb ge keiner zu nahet bei,
der nit zum spil gewidemt sei.
die alt und die neuen bei Keller fast-
naehtspiele 2, 6 ;
die weiber sindt zu betriegen also von art geiVidmet und
mit so böszem wasser gewaschen, das die einfeltigst
neunfeltig ist, wanns an bösz list geht, so ist keine kein
thor, sonder jn ligt niemandt ob. Seb. Franck Sprich-
wörter 1 (1541), 24". da^ gleiche von Henisgh aufgenommen
(1599), der daraus die bedeutung ableitet: gewiedmet, von
natur gestaltet, natus, f actus; dasz ich beide äugen zu-
sammenlogirt , damit sie gleichwie in dieser, also auch
in jener weit einander hülffe und gesellschafft leisten
könten, worzu sie dan anfänglich von der natur gewidmet
wären. Grimmelshausen Simpl. (l, 29) 81 Kögel.
b) die bedeutung vergaben, weihen im mittelpunkt des
neueren gebrauches: devotus . . . gewidmet, geweihet. A. CoR-
viNUS fons lat. (1623) 927; gewidmet, voue, dedie, consacre,
dedonatus, addictus, consecratus. Duez (1664) 199"; ganz m
ähnlich Rädlein l, 383*; Kirsch 2,151''; Matthiae 2,181*; S
ScHvtAN 1 (1783), 745'' ; gewidmet, dicatus Steinbagh 2, 991 ; ^
Hederich l, 1423.
«) in der beziehung auf Vergabungen, die im religiösen
interesse gemacht werden, kommt das particip bald aus der
Verwendung; ein abglanz der ursprünglichen weihe fällt
aber auf den gebrauch für geschenke und Zueignungen
höheren stils:
l)) ir gott gewidmete Jungfrauen in den clöstern, ihr
weisse und unschuldige lämbl könnt mit eueren me nie
bei dem guten hirten viel auszrichten, wann ihr zu gott
rufft me memento domine populi christiani. Abraham
A S. Clara auf, auf ihr Christen 129 Sauer; wie viel
weniger schickt es sich, dasz ein Christ in dem tempel
und gottshausz ihme solle allerlei mucken und grillen
über disz oder jenes machen, sondern es zihmet sich auff
alle weisz, in solchen gott gewidmeten Wohnungen mit
gröster ehrenbiettsamkeit zu sein. 105 ; widemgut ... ur-
sprünglich ein der kirche gewidmetes gut. Stalder 2, 446;
indem ich . . . aufstehe , um euch zu ermahnen , einen
mächtigen und religiösen fürsten nicht zu beleidigen,
wenn ihr sein dem Apollo bereits öffentlich gewidmetes
geschenk abweisen wolltet Cwi^'t* ar&d^fia ^Srj rcy d'etp
5789 GEWIDMIiT («, »ugeeignet, zugewendet)
tia9o>fioXoyTjfiivov AnaXXorfioCv). WiiLANO titer». d«t
Lueian {der a. Phalari») 6, uo; doch ganz ander« aaf-
merksamkeit erregte der anblick eines daraaf eröffneten
Bohrankes. er enthielt alterthUmlioba kottbarkeitao, hier-
her gewidmet und verehrt. Oöthb (dithi. u. wahrh. i»)
48, 116. doiu vgl. einen der atltenen Megt ffkr mbatanti-
vieruna:
(tfräßn.) dennoch oniblt maa,
daaz manch felatlicher herr eh' ncheu In dl« lall« aUk e<a-
oflmals dauerte mich des gewidmeten, der oafWMMl
blieb vom worte de« herrn : 'nicht gut, dan auorerai.
balfloe lebe der mensch ; Ich schalT ihm «Ine febfilfia,
TSSnsamt.
(.Ufarrer.)
oftma ,-~. »...,.,., „,, a
blieb vom wort« de« herm : 'nicht cut ' dasx
bainos lebe der mensch ; Ich «chalf ihm «In, ^— ««,
welche gesellt ihm lebe, de« manne« gleicbartln mianln'.
Jon. HaiNR. Vom (LuUe 8, l) l, as Bempet.
•)) von einem solchen, dem edeln abgeschiedenen mit
frommer neigung gewidmeten andenken war dann der
Übergang tarn lebendigen genusse der gegenwart in Jedem
augenblicko leicht gefunden. Möiuke (maler Nolten t) 5, 8S
Krauaz; als Theobald wegen des dem armen freunde ge-
widmeten ehrenschmucks ein dankbares wort an das fria-
lein richtete, ebenda 5, 187.
8)) bei ttteignungen von »ehriftwerken fand da» pariieip
er»t epät in die tuachrift telM eingang {dort tunäehst
präpotitiotialverbindung : 'an Savigny'. i. band von Grimms
grammahk): den hiesigen pergamentem gereicht es rur
ehre, dasr. durch sie das pergamont, worauf einige für die
höchsten häupter gewidmeten cxemplare der prächtigen . . .
ausgäbe der Voltairischen Schriften gedruckt werden . . .
zubereitet und geliefert worden ist. Paul v. Steiten
kuntt-, getcerb- u. handwerkageach. ron Augabrtrg %, 115; was
werden sie aber sagen, wenn es nicht in meiner macht
steht, anders zu datiren als Carlsbad den 15. august
als am Napoleonsfeste . . . 1812 treu gewidmet Göthk
an frau v. Stein «', 481 ScJMl u. Wähle; deutsche gram-
matik von Jacob Grimm, vierter theil, den mitforschen-
den freunden; Haupt, HofTmann, Massmann. Schmeller
und Wackemagel gewidmet. 1837; die deutschen gesell-
schaftslieder des 16. u. 17. Jahrhunderts . . . gesammelt
von Hoffmann v. Fallersieben . . . Ludwig Uhland ge-
widmet. 1860 u. o.
ß) eine verblaasung der. bedeutxtng weihen, die tick bia
tu den begriffen aufwenden . zuwenden abaehteäehi, aettt
aehon im 18. jahrh. ein; in einzelnen föllen mag der tüte
rtchtabegriff unmittelbar nachtcirken •
1)) wann derjenige, welcher kurz vor dem bestimten
allgemeinen zunfttag meister werden, oder jungen auf-
dingen will, die einschreibung und dazu gewidmete be-
stimte gebühre auf den allgemeinen tag versparet und
aufbehaltet, allgem. xunft ordn. für Baden art. 9 (i769l
a. 8; hat diese aussteuer öffentlicher lehranstalten, durch
immerwährende ihnen gewidmete einkUnfte beigetragen,
den endzweck derselben besser zu erreichen? Garve über
aettung des Adam Smith (5. l : thoae pttblic endoinnents) 4. 1/7 ;
dasz sie das geborgte geld . . . auf solche Unternehmungen
würden angewandt haben, die das ihnen gewidmete kapital
mit Wucher bezahlet . . . hätten («, s v^utimmhad been laid
out upon them) 8', 77; den einflusz, welchen die den ge-
werben gewidmeten kapitale auf den mehr oder minder
vortheilhaften betrieb derselben haben. Lotz revia. d.
grxmdbegriffe d. nationahcirthsch({ftal. 8. 865 (§ 888); ist die
masse des unentbehrlichsten lebensbedUrfnisses, da« dem
zu dessen gewinnung oder erzeugung gewidmeten theile
des naturfonds abgewonnen wurde, gering. (§834) 8.894;
damit stand sie auf und ging ihm durch mehrere zimmcr
voran bis in ein niedliches, der bibliothek gewidmete.«
eckkabinett. Mörikk (maier Nolten i) 4, 163 iCraun (Jehlt
in der 1. ait.tg.).
8)) meistens waren es gradsinnige, jeder nach seiner
weise dem augenblick gewidmete menschen. Göthb (e«in-
pagne in Frankreich) 30. 85. dazu vgl. .-
rreude de« dasein« ist grosz,
fHSoser die tnrxd' am oiuein
wenn du Suleika
mich Obersilnvenjrlich beglUokst,
deine Icidenschafl mir zuwirfst
als wKr's ein ball,
dasz ich ihn fange,
dir zurückwerfe
mein gewidmetem ich ;
das ist ein augenblick '.
QÖTUK {west-öett. divan: bmck Sn/rtto) 5, lU;
GEWIEGT
4m fOBBtml
5790
ihr (km trecto imt «HtvwintflralMa
fnridaalM wOtml
s;; o«l •inem Bolohtn dorshwu dem ftfOhl aad d«r
einbildunfaknft fewidin«t«n f^ftftiHt war m gaos natflr
lieh, dasz die einmischung tnuk wlrtwlillgii iHniimili
nicht ganz aoszubleiben •ohiaa. 6<yrtiB (jnniht mfmi-
halt in Born: PkUifp Nari, 4»r ktamar. kmiife) m. MB;
aber er DMoht« Min |bium der tborlieit gewidmet«« laben
durch jenen einzigen vemanftigen gedenken wieder fiH,
den er auf seinem aterbebette hatte. Gutzkow Rickard
Savage i.»; ich höre Qberdie« einen «chritt dnuuMa aaf
der treppe, der unser etiUee, geistigen freodan fewld-
mete« beisammensein zu stören droht. Pacl Hbtbb iial
nov. t: Bomuluaenkel.
4)) und dasz die poesie eine kunsl ict. die für d«n
grossen häufen gewiedmet ist, und durch ein« fasehioktc
nachahmung auch die unsichti>aren 'linge dar 4»yMni«g
vorstellig und sichtbar awoben soll. Biieitimob« crit.
dUhtkunatm. di« füttweiae (fräpoaitionmlverbimdmma ttmU
iea dahva) atiwmt m*kr au dm vemamdungam der umitr m)
beaproehenen fntpp«; die badmOmag Ufagam wtut kiarker.
vgl. Schwierigkeiten . . . welche sich bei der ausmittelung
des reinen ertrag« der sogenannten industriellen gewerbe.
der den manufakturen und fabriken gewidmeten bethel>-
samkeit, dem steueraastheiler in den weg stellen. Loti
handb. dar ataaincirtkaeht^ftalehre 8. 117; ein xweitar, ledig-
lich dem innersten herzensbedürfnis gewidmeter teil {dm
bri^ea) nahm den kleinem räum ein. Möriks (wmUr
Nolten 1) 4. 86 (fehlt in der i. rnuag.). Uarkar gaUrt muek
du folgende fügung. die in aUm ämaaertidkkeHem mit im
formein übereinstimmt, die aieh fUr die mdmung vom
büchern herauagebildet haben (ap. «78») : seine (Fkuata)
lebensgeschichte ist so ganz mit sinnlosen erdichtangen
durchwebt, dasz aach einige schon aus diesem gründe
seine existenz bezweifelt, und das ihm gewidmete fabel-
buch in absieht auf glaubwürdigkeit den bekannten volks-
romanen vom gehörnten Siegfried , Till Ealenspiegei
an die seite gesetzt haben. J. F. Köhler uniera. übard.
leben u. d. thaten dr. Johann Fauata (l79l) 47.
GEWIDT, n.. eoümHvbOdtmf tv wid. wit (hob. «ff.
Schmeller 8«. ss«. 1058/:), a. Unobr Kiiull »i*
OEWIDRIGEN, verb.. eneeiierte form tu gewidera l)
(». rf). in etii«m vereinaeUen belege überwüUdi. der aidk am
den oben beaproehenen r^/lerivm gebrmiA mmarUieatt den
er gebetten. weil er lähr mit dem kamn oder wagen
fahren thäte, er ihme ein karren roll von etwas mate-
rialien zu diesem gebäu unweit darvon hinzu führen
wollte, dessen sich der fuhrmann gewidriget. and damit
er entweichen möchte, gesagt, daax . . . Fr. Caccia labam
that . . . des hl. Antonius v. Fudua (l«B>) 48.
GEWIEDERN. *. gewidem S).
GEWIEFEL. GEWIEFT, a. gewifel, gewÜL
GEWIEGE, n.. t^erbaUubatantiv tu wiegen («. d.): ge-
wiege Campe 8. ass*; Heinsius 8.486*; gewieg, gewiege.
anhaltendee wiederholtes wiegen. Sicherer m. Akveld
nederl.hoofd, tat. *U'; dan* v^. so'n gewigg' mit de stöl?
TEN DooRNKAAT KooLMAN teb. d. oatfrim. aipr. l,«»*; dat
gewigge för de ögen. eiendm,
GEWIEGEN. GEWIGSN. mls^/krt dm Hmkm pari,
praet. tu wegen, wägen (#. d.)fHr gewegen, gewogen (#. d.):
und wart die sach za beiden seiten wol gewigen uid
uisgeport buch Weiitaberg i, 18» HSUbaum; dm zinwirk . . .
in 6 teil gewigen. 8,807; penaua, gewkfen Erasmls
Alberus nov. dict. genus Ct*; trutinaJua. penaieaiUhi»,
diacusaua. wol gewiegen odder bewicgen. ebmd*.
GEWIEGT, pmrtititimlm m^/eeHm tu wiegen (». d.), dem
vm wiege mbfdmklm mrtum. dm pmHtif amdert «äe*
m «wn rifAlMiifn» «was «rffiiBniwiw wiial|aiiainAc ab:
älter und tceit abgeriiekt iai O» Jwfewlitiy gewiegt, er
fahren, kundig; jünger und iatdmantmm^ßmgmencheint
«MM müden emtmeUumg, vgL VenedigB meergewiegter glänz
P. Hbtbb Bt^fM {Mümdkmer didkimbueh »48).
1) die bedeutung kundig, erfahren a6«nn«ec*r bei einem
pmÜeif, dm von wiegen, wiege abgiUUti wird; ndker läge
5791
GEWIEGT (1, erfahren, kundig)
es, an das stammverbum wegen (bewegen) zu denken, das
durch die analogie von gewandt (s. d.) gestützt toerden könnte.
dem stehen zunächst lautliche schuiierigkeiten entgegen, die
freilich bei den mannigfachen Verschiebungen eben in dieser
Sippe {vgl. gewiegen, gewigen /ür gewegen, gewogen) nicht
unübermndlich wären, aber gerade der bedeutungskreis,
in dessen mittelpiinkt die wiege steht, bietet eine reihe so
sicherer anknüpfungspunkte , dasz die anlehnung von ge-
wiegt an wiegen nicht von der hand zu weisen ist.
a) das verbum wiegen selbst ist erst spät belegt, bei
Gottfried v. Neifen und im jüngeren Titurel, vgl.
mhd. wb. 641»; Lexer 3, 880; aber die ihm zustehende be-
deutung war vorher durch verwandte verba vertreten, so
durch wagen (vgl. mhd. icb. 3, 641^) imd sogar durch wegen
selbst {mhd. wb. 3, 642^). ein beleg für dieses zioeite verbum
Zeigt nun deutlich, welches gewicht eine frühere lebens-
auffassung auf die wiege als den anfang aller entivicklung
und erziehung des menschen legte, vgl.-, in grogem vollen
geweget und erzogen sin. Kolocz. cod. 146. das stimmt
mit der beobachtung überein, die oben {sp. 5784) bei ge-
wickelt an die Verbindung gut gewieget und gewickelt zw
knüpfen war. dazu stimmt auch die bedeutungsentwick-
lung des franz. bercer , die in ähnliche Übertragung aus-
läuft, vgl. : je sui berce de cela, dieses ist mir sehr wohl
bekannt, iieues dict. {Genf 1638) s. 146*'. dadurch werden
andere erklärungen (l. aus gewift, vgl. achter atis after;
2. aus wigen, kriegsbereit, vertheidigungsfähig machen)
unwahrscheinlich {vgl. : ein torm, der mit erkern wol ge-
wiget ist. hohe lied Bruns v. Schönebeck 3700, s. Lexer
nachtr. 402). der älteste beleg für den einschlägigen gebrauch
des participiums liesze sich aus der einen xoie aus der
andern auffassung leicht erklären und ableiten: gewieget
in gerichtshendlen, homo fori alumnus. Maaler 179*. die
Verbindung als solche wird jedenfalls dadurch sicher ge-
stellt und weit früher datiert als der litterarische gebrauch
dies zuläszt; die deutung selbst könnte auch erst aus nach-
träglicher anlehnung an wiegen, wiege erwachsen sein,
das gleiche läszt sich später wieder beobachteti:
China's kalser, so jung : als Staatsmann preist, als gewiegten,
ihr ihn — o saget doch, ist's lange schon, dasz er gewiegt?
Glassbrenner n. Sanders xenien der gegenwart
(66 : bescheidene frage) (1850) 169,
b) die Utterarischeh belege {in den mundarten sind andere
bildungen bevorzugt, vgl. gewichst, gewift u. a.; vgl. auch
Lenz Handschuhsheimer wb. 28») fallen mit vereinzelten aus-
nahmen erst in den ausgang des 18. jahrh., sie weisen einige
Verbindungen auf, in denen noch die formen erkennbar
sind, mit denen das particip sich zuerst isolierte.
a) das particip mit adverbialen bestimmungen und ähn-
lichen Verbindungen giebt in einigen älteren gebrauchs-
formen anhaltsptmkte für die ableitung von wiegen, wiege.
l)) gut gewiegt (*. o.) ; dieser (Floretto) ist noch gar ein-
fältig und noch nicht recht gewieget, wir wollen doch
Amandus noch einmal herein kommen lassen, ob wir
noch was aus ihm bringen könten. Schoch komödie v.
Studentenleben 87,33; anders schon: jedem einwürfe zeigte
er sich nachgiebig; der vielgewiegte mann war sogleich
bereit zur abänderung eines ausdrucks, der miszdeutet
und den politisch - kirchlichen zwecken der partei nach-
theilig werden konnte. C. F. Neumann {.Joseph Görres) in
Oppenheims deutsch, jahrb. f. pol. u. lit. 11, 158.
2)) zu fügungen von gewandt stimmen präpositionalver-
bindungen: so leicht der junge mann aussieht, so gewiegt
ist er in seinem fache. Gotter {der schöne geist oder
das poet. schlosz 2, 6) 3, 216 ; ich habe etwas vor , sagte
herr Stark, wozu ich einen mann brauche, auf den ich
mich verlassen kann, und der zugleich um sich weisz,
und in handlungsgeschäften gewiegt ist. J. J. Engel {herr
Lorenz Stark 26) sehr. 12, 279 ; in allen Sachen gewiegt,
d. i. erfahren sein, eine ziemlich dunkle iigur, wenn sie
nicht von dem vorigen verbo wiegen oder wägen entlehnet
ist. Adelung 4, 1538; denn Rizzio war ein fähiger in den
neueren sprachen gewiegter mann, die königin erhob ihn
zu ihrem secretär, war oft mit ihm geheim zusammen,
doch nach allen umständen in schuldlosem verkehr.
F. C. Dahlmann gesch. der engl, revolution 106; nun also
schon wieder in dem gewohnten tone einer vor nichts
erstaunenden ruhe und kälte sagte der in seinem amte
GEWIEGT (1, erfahren, kundig) 5792
gewiegte, in seinen Unternehmungen von guten erfolgen
begleitete beamte. Gutzkow der zauberer von Rom 3, 24.
ß) das absolut gebrauchte particip : gewandt , gewiegt,
geschickt, versato, habile, addirizzato, scozzonato, verse,
Juibile, adroit, adresse. Rädlein 1,381^; gewiegt, adj. u.
adv., berce. Schwan 1 (1783), 745''; gewiegt für geübt, wohl-
beschlagen, kömmt nur im gemeinen leben vor. Heynatz
Antibarbarus 2, 56 ; gewiegt, adj. u. adv., geübt, erfahren.
Campe 2, 363» u. a.; ja, es war im verkehr gleich alles
hier so sicher, so fest, so unbeschreiblich gediegen, solid,
leidenschaftslos, gewiegt, so ganz in ihr neuer art und
unendlich imponirend. Gutzkow der zauberer von Born
1, 239.
l)) und er beschlosz den augenblick, dem grünen genie
gar stattlich das obstat zu halten, die meinung desselben
mögte nun sein, welche sie wolle, und vor der gesell-
schaft ehre einzulegen, zu diesem tapfern entschlusse
trug das nicht wenig bei, dasz er schon lange weg hatte,
sein gegner sei kein sehr gewiegter mann. Joh. Gottw.
MÜLLER Siegfried v. Lindenberg {cap.i2) (1779) 74; sie, tiefer
denker, menschenkenner, prüfer der leidenschaften, der
sie Provinzen und länder mit nutzen durchreiset sind,
sie gewiegter, und gleich dem Odysseus vielgewandter
mann, oder vielverschlagner . . . Tieck {die Vogelscheuche 5, l)
novellenkranz i,3'72; indem er ganz unverhohlen sein er-
staunen, ja seine cntrüstung äuszerte, dasz ein so ge-
wiegter, weitläufiger mann wie herr Horväth seine einzige
tochter und erbin mit einem von der strasze aufgelesenen
. . . menschen . . . stundenlang in einer spräche verkehren
lasse, die den übrigen hausgenossen mehr oder weniger
unverständlich sei. Friedr. Halm {die Marzipanliese) 4, 10
Schlossar; wozu sollte er sonst ein so verständiger, sanft-
mütiger und gewiegter mensch sein, wenn er nicht irgend
etwas heimliches, sehr vorteilhaftes vorhatte? Gottfr.
Keller {die drei gerechten kammmacher) 4, 224.
2)) und Cajus Cäsar sandte mir befehl
zum kampfspiel, das bevorsteht, meine fechter,
die tüchtigen, gewiegten bursche nämlich,
nach Rom zu bringen, und ich bracht' sie denn
wie früher in die gärten Mark Antons.
Friedr. Halm {der fechter v. JÜavenna 1)
3,81 Schlossar;.
Uli hatte den karrer fortgejagt, den melker einmal ge-
prügelt; er hatte die ruhe eines alt aristokratischen
gewiegten bauern noch lange nicht. J. Gotthelf mi der
Pächter cap. 9; der kirchenfürst unserer provinz selbst,
sagte er, nimmt den lebhaftesten antheil an einer ent-
scheidung, für welche sogar mein gewiegter principal,
der procurator Dominicus Mück, keine andere hülfe
hat als die des aufschubs. Gutzkow der zauberer von
Rom 2, 91; wie hätte ich wohl hoffen dürfen, den ge-
wiegten praktiker zu unsrer 'ideologischen' auffassung
zu bekehren. R. Haym aus meinem leben 187; denn bei
allem ungestüm war er {Blücher) von grund aus klug,
nicht blos im kriege so verschlagen und aller listen
kundig, dasz ihn Napoleon ärgerlich le vieux renard
nannte, sondern auch ein gewiegter menschenkenner, der
jeden an der rechten stelle zu packen wuszte. Treitschke
deutsche gesch. (1,4) 1^, 454; die frage, wie der degen be-
schaffen sein musz und wie viel er kosten darf . . . darüber
mögen sie einer so gewiegten und anerkannten autorität
wie der preuszischen militärverwaltung . . . doch auch ein
gewisses urtheil beilegen. Bismarck {im reichstag des
norddeutschen bundes 22. 5. 1869) 4, 252 Kohl.
3)) der gewiegte {der arzt) fand das ganz in der Ord-
nung, gab zum Vollzug die befehle und liesz nun anstalt
zum zeitgemäszen frühstück treffen. F. L. Jahn {denknisse
eines Deutschen: der geleiter 1\) i,i7i Euler; dritter holz-
schnitt. hier ist ein gewiegter kommentator von nöthen.
Bonaventura 4. nachtwache s. 26 Michel; als gewiegter
kenner der geschichte gab der minister unbefangen zu,
dasz die Staatsgewalt weder Sittlichkeit erzwingen noch
unsittlichkeit verhüten könne. Treitschke deutsclie gesch.
(5, 3) 5, 251 ; so grosz freilich der antheil ist , den glück
und Zufall an gallerien haben, soviel auch auf den ge-
schmack ihres besitzers ankommt, es muszte auch einen
gewiegten kunstkenner und thätigen geschäftsmann geben,
in dessen hand die fäden des ganzen netzes zusammen-
liefen. Carl JusTi Winckelmami x^ , 2&l ; das sind die an-
579S
GEWIEGT (t, geschaukelt)
siebten eines gewiegten und erfahrenen diploin«ten. Bis-
MABCK (im preu*t. landtag B. 8. itrn) 6, >W Kohl; ich glanb«
aber, aus der debatto ... hat sich heniuigeitellt . dau
eine ▼ertohiedene auffiiMHunK and deutung der älteren
Kttlndischcn gesetzgebung rnttgiich und factiach vorhanden
war, nicht blosz unter laicn, sondern auch unter ge-
wiegten Juristen, (im verrinüjten landtag 1. 6. 1M7) 1, 11 ; in
wenigen tagen lieferte (ier gowioftto reohtsgelehrte (fnüurr
V. d. Ifordten), welcher zur zeit durch sein keoket auf-
treten ... die mchrhcit der venammlang beherrtchte,
eine aasfUhrlicho durlcgung der beiden sitze. Stbbl die
begründung du deutschen reiche» (10, 4) s', 10«; aber du
hast dioh als gewiegter Jurist natürlich erst erkundigt?
Hi;i>oi.pir Braune reinkeit (isM) ». i6.
;•) für die Überführung de» partieipt in die kakgprie
der adjeetiva eeugen vor allem die 9teigentng^form»n: das
weibliche . . . geht mir jetzt in dem sohOnen dufte der
Mumo, in den geregelteren Wallungen des herzschlages,
in meinen plötzlich gewiegter und voller werdenden be-
grifTon und gedunken auf. Gutzkow Richard Savage 1,1;
ich erinnere sie an die werte eines mannes, der weit
gewiegter in staatsrechtliclien dingen ist, als ich : Jordan's
von Marburg, wenn er gestern sagte, dasz unter dem
begriffe bund ebensowohl der Staatenbund, als der
bundesstaat verstanden wird. Vinckr tu der deul/tchen
natimalvera., a. stetiogr. her. (8) »101«>; selbst ein gewiegterer
mttdchenkenner, als unser liebender ROmer, wäre sicher-
lich in Verlegenheit gewesen, wie er diesen bescheid zu
deuten, welche verschwiegenen hintergedanken günstiger
oder unliebsamer art er hinler den scheinbar so zutrau-
lichen Worten zu suchen gehabt hätte. Paul Hrysb ital.
nov. 8: RomuUtaenktl ; wenn ich ein junger lieutenant wäre,
wollte ich den ältesten und gewiegtesten grenadier aus
seiner fassung bringen, und ihn durch beständiges mäkeln
und unvernünftiges tadeln in vier wochen confus und
«um unordentlichen und schlechten Soldaten machen.
TiECK {der geheimniatvolle) U, 864.
8) verteendungen dea partieipa, welche die an die wiege
anknüpfende betcegung at{f andere ähnliche eracheinungen
übertragen und die den begriff verallgemeinern, die aonder-
atellung de3 partieipa beruht hier darauf. da»i e» an dieaer
entipicklung in höherem maaze theilnimmt. al» andere verbal-
formen;
a) gliedentng nach bedeutungagrtippen.
rt) aehon beim engaten anschlttat an die grundbedetitung
ericeitert aich der gebrauch, bald entfernen aich die be
gleitenden umatände von den herkömmlichen formen, bald
treten aubjecte tum partieip. die daa uraprüngliehe bild
verschieben .-
du warst die feftrig Ithol, so des for-sanra lippen
durch flammonbotten-hand berfthrt hatl', der dia krflpp«n
dos m&nnscb-tcotts for gewiegt wol acbtbalb-bundert jar
eh er, der juntcrrau-sohn zumm hail gebohren war.
RoMPLKR V. LflwBNiiALT ertte$ gebiitch »einer
reimged. (1647) 4;
ihr hello stornlein stehet still
und horcht wass efier schCpfTer wil,
der schwach und nngewieget
in einem kriplein lieget.
JOH. Rist (1, 1 weihenaehtguang) hiwml. lieder
(1668) 6;
doch es schaukelt mit der pupp«,
doss gewieget sie entschlunimre,
singt ein lied, sie einzulullen,
jetzt das klare geistcrweib.
Ci.BMBNs Brentano romanxen vom roseiiftraiw
(17,84) 808 MorrU;
wer auf den wogen scbliafe
ein sanft gewiegtes Und,
kennt nicht des lebens tiefe,
vor sttsaera trUuraen blind.
ElciiBNDORFF {der frcund) 1», 107;
(Friedcrikr.) nicht doch, dein AU war mir lieb,
^^«nde.) der mause wegen.
{Friederike.) oft wenn er, sanft gewiegt, auf meinem schoo»s ge-
schnurrt,
war er — (Lucinde.) erträglicher, als ein gemahl,
... , . der murrt.
MOtxNiR (der Angolitche kater 1) 6, 16;
die minn' ist ein gefangner fUk,
vom iftirersmann gewiegt im ringe,
damit der freie als ein scbalk
dienstbar auf das gewilde springe.
K. IMMBRMANN (TVMon u. Itotde ti Cenmatti
13, 237;
QEWIEUKL 5794
fflUerl sis wird dl« well tm
wird die Auren in glrten gettci
wird, auf meinem scboee fswfsgl. im' frtkllnmiksnil k«-
Oageln! HOltv {dUÜ^fl^peUeSäTWOaUt
0, Im Im trMOM mkk sterben
»)t. U7
fewltMlaa ssiMr brast.
den täliptMi M mkk sehUrCen
in tbrtnen iinsüdlkilisr Iwt.
CiiAMUwo (AmmUm« «. Mm I) U Wei»ä.
/O «0 verUant die vontiU»m§ M im» wa^timmdmm
begriffe schaukelnde bewaganf :
die pilrerfahrt ist nicht die fahrt M Im waä in der Mekl.
rewtect vom rOcken des kasMek ad von der siaa nSät
ROCRIKT 06. «MtaM) pMl wmU II, 417:
Cap Misen np. mittat im sbendHcM sis
nackende feisDnut,
die ÜB kahn sonst sehaakalftwlegl iBMiklBI bIj
Pi^TBN {Odem: «Bfäftii^— eä JBrrMO
da mbst in der barke. wie staa jBwisft
{tldogeH M. MyBtB.' MMer Neapääi l, MS;
nun hatte, gewiegt auf dem bUaen wbssw, Robert die
beste zeit and gelegenheit, über sich und seine schiekial«
nachzusinnen. W. Raabb leute au» dem tealde* ». ■§.
/) wie do» »chaukeln de» koAn» auf
geben auch die bewegungen in der atwtotfhän
anknüpfungapunkt tur üAertrmgHng :
sie war wie vea dar aaditigall
die am den tempel der Diana wohnt
gewiMt in eicbenwipfel taaz sie da,
und flötete . . .
H. V. Klsist {PetUkeeiUa n, \
IT (kkKttitt.
wie dort, gewiegt von westea.
des mobnea blutbe glänzt!
Uiii^ND {der wtokn) i.lMM. Schmidt;
nur der kleine pfiff zuweilen leise Tor sieh bin, nicht
eine bestimmte melodie, sondern wie ein vogel. der auf
einem sacht vom winde gewiegten bäume sitzt. Paul
Hbtsb buch der freundech^/t : grenaen der meneehheit;
lehre der gott
ruhige fassung
mich und geduld,
dasz vom ebenen
l>oden ich
nicht hinauf
sOme zu denen,
die gewiegt und gescbaakelt,
weiter kommen,
als ich mit meines
schreitenden fusze« kraflanstrengnngen.
Fri. RCckert {hau4- m. jähr 6. reihe •
der /meawamdertr) t, SB» ;
Mae, bimmal. meine seele
aus des stanoee engen ■^♦»ninkeii I
wandle sie zum flOgelboten
Uebesebnender gedankenl
wandle sie sn blnmenodem,
zart gewiegt im bancb des winde« I
PrriR CoR.'«BUV8 4. It flhrn.
9) enceiterting dea kreier» der üiertrmmmfm ; ein so
herrlicher kraftstamm auch der DeotselK^sterreicher ist.
ein so ausgezeichnetes, in glück und Qnglüdc gewiegtes
fUrstenhaus auch die länder und Staaten zusammen hält.
Jahn {dettteehe» volkatum [erklärung]) i, 14« Euler ;
sogst du, dem aagenblick als sklavin onterthan,
mit jedem neuen aleid auch neue lieb« an.
und scbwärmtaat , sanft gewiegt in deiner «chanfceit rakaw.
von sieg sn steg dahin, von blnnte hin n lliiss«
Obibbl JmnimeiUdtr {mi/ «tmt ttnmmi) IM;
and viele, im waha. dass die fWade beaiact,
aüt liebreis naaBtrtet. fa oamalk fewiact
amachwärmun daa kraas
der Ilischen sinnen mit reifen and lanx.
HaiNR. LauTiioLO {PetdheHUia 8} ffedAtBA.
b) »yntaktieche beaonderheiien bietet dimtr jtJiiasnA de»
pariic^ noch teenig. al» btieg für SMia<BWhsiii waf i^
tferd« kencbend. ttder knlnsad,
utacber ancbaad. achasa kraehaad.
. . . wenn mir naaaaft ao gewletta»
eo gerfitteltem, dar Maa
dsr gedoM aemisna «omaw
Fb. ROcbbbt aUebetfrühl. t, 87) i. 848.
GBWIEHEL, n.. nebet^orm ru gewieher {». d.). die auf
die aUert form de» verbuwt» {vgL wihelen. kinnirt, wthd.
wb.s.eso^)»urüekwei»t: gewiehel,aniM/ri«i> Krämer teui»eh-
ital. dieL (ITOB) 8, 1847^
5795
GEWIEHER
GEWIERIG
5796
GEWIEHER, n., Verbalsubstantiv zu wiehern (s. d.), die
normalform der neueren Schriftsprache, sie dringt zu ende
des 18. jahrh. in den litterarischen gebrauch ein, in dem
sie häufig belegt ist, wenn auch die Wörterbücher davon
keine kenntnis nehmen, das Substantiv fehlt nicht leicht
in neueren Schilderungen, die rosz und reiter in bewegung
setzen; in volksthümlicher Überlieferung hat die verbal-
handlung zudem stets eine rolle gespielt, dazu kommt über-
tragener gebrauch {für das lachen ungebildeter menschen),
der beim verbumfrüh einsetzt: wenn ihnen ein wieherndes
gelächter aus allen bänken des theaters entgegenschallte.
Wieland (Aristipp i, 9) 33, 98.
1) das gewieher des pferdes : wenn dein thurmwächter von
fern roszgewieher und waffenklang hört, so kommt Hein-
rich von Andechs. Babo {Otto v. Witteisbach 4) l (1793), 135.
vgl. auch roszgewieher theil 8 sp. 1262;
doch die geflügelten rosse, der Pyroi's, und der Eons,
Aethon zugleich, und Phlegon, erfüllen die luft mit gewieher
flammendes hauchs. {hinnitibiis atiras flammi feris implent.)
Voss Ovid verwandl. {Phaeton 186) 1 (1798), 77;
selbst auch der hunde gebell, selbst wähliger hengste gewieher
ist mir verhaszt ! (idyllen : das Ständchen) 2, 50 Hempel ;
als er vernahm zugleich das rauschen der see, und der bran-
dung
dumpfes geläut, durchbrüllt vom gewieher der rosz' und der
rinder . . .
schlug ihm das herz in beklommner brüst.
Kosegarten (Jucunde 3. ecloge) 25 (1824), 137 ;
doch mit gewieher und geschnauf
stürzt sich das rosz in's hecken.
der Bannhölzler bei Reithard gesch. u. sagen
aus der Schweiz 304;
pferdegewieher ist heilbringendes zeichen . . . bekannt ist
die persische königswahl nach dem gewieher des hengsts.
J.Grimm mythol. (2)* 5i8; abergläubische horchen weih-
nachts zwölf uhr auf Scheidewegen, an grenzsteinen: ver-
meinen sie nun schwertergeklirr und pferdegewieher zu
hören, so wird im künftigen frühjahr ein krieg ent-
stehen. 932; ich glaube, der wilde Jäger ist im anzuge. wir
hörten das hörn nochmals und pferdegetrapp und gewieher.
Clemens Brentano {die mehreren Wehmüller) 4, 259; seht
auch, wie das gewieher des pferdes ein zeichen ist, dasz
es sich freut, zugleich die tapfere und schöne last seines
herrn und seiner gebieterin zu tragen. Tieck übers, des
don Quichote 2, 234; zuweilen hörte ich Rozinantes be-
geistertes gewieher und die bejahenden töne des esels.
H. Heine {einl. zum don Quichotte) 7, 307 Elster;
der lauscher höret es stampfen,
über ihm, mit hellem gewieh'r,
zwei schnaubende nüstem dampfen.
Anette v. Droste {die Vendetta 1)
2, 477 Kreiten;
seht er {der tag) dämmert schon! ermuth'gend grüszt ihn
meines thiers gewieher.
Freiligrath {gesteht des reisenden) 1 (1877), 154 ;
horch auf! er {Freiligraths hippogryph) scharret mit gewieh'r,
und knirscht in kett' und stange,
und stampft, als wollt' er sagen dir:
'was rastest du so lange?'
Geibel Juniuslieder {zu Freiligraths geburtstag)
(1848) 191 ;
0 thu's, und dann kehr' zu uns heim
mit frohem roszgewieher,
und lies uns deinen neusten reim
im goldnen pfropfenzieher {gasthaus in Oberwesel),
ebenda s. 195 ;
und führte sie . . . zum hause hinaus nach dem blach-
feld, das schon von menschen wimmelte und vom ge-
wieher der rosse und trompetenklang erdröhnte. Paul
Hkyse ital. nov. 2: die Stickerin von Treviso; jetzt höre
ich deutlich pferdegewieher, und dasz es der schlag eines
hufes war, was ans tor hämmerte, die reise nach dem glück;
ein helles gewieher in nächster nähe erweckte mich aus
meiner Schwärmerei, nach einer Wendung des pfades
erblickte ich einen gesattelten gaul , der an das gehege
des meierhofes gebunden stand. Conrad Ferd. Meyer
der heilige 74.
2) die Übertragung auf menschen: reich bedacht in
unserer anthologie ist der Hudibras des Samuel Butler,
eine satire auf die rundköpfe, wo die gefallene partei unter
dem gewieher des höfischen und sonstigen pöbeis gleich-
sam poetisch in den block gelegt wird. Carl Justi
mncÄe^mann 1», 223; da hättest du das gewieher hören
sollen. Supermann sturmgeselle Sokrates 107.
GEWIEHERT, participiales adjectiv zu wiehern, von
Jahn im anschlusz an die mythologische geltung des
verbums {vgl. oben zu J. Grimm a. a. o.) frei gebraucht:
es schlägt sich nirgends besser als im angesichte von zeit
und ewigkeit, auf den gräbern der vorfahren, dahin be-
schieden nach Herodotos [vgl. 3 cap. 82] die dadurch ger-
manisch erscheinenden Skythen den roszgewieherten könig
der Perser. Jahn merke z. deutschen volksthum {einthei-
lungsnamen) 172.
GEWIENEN, s. gewöhnen.
GEWIENGKEZEN, GEWIENKEN {vgl. deutsche mund-
arten 5, 444), s. quienen, quienzen theil 7 sp. 2370.
GEWIERE. während das n., das collectiv zu wiere {ein-
gelegte arbeit, geschmMde), mit der mittelhochd. zeit ausstirbt
{vgl. mhd. wb. 3, 624''), lassen bairisch-österreichische quellen
der Übergangszeit ein fem. gewier auftauchen, als nebenform
zu gewere, gewähr {vgl. oben sp. 4785 Jf.) : ich obgenanter
Johannes herr zu Abensperg . . . setzen den benanten prior,
conuent und all jhre nachkommen der benanten gült
unnd gelts ein, ausz unser nutz unnd gewier, inn jhr
nutz unnd gewier, unnd machen sie der gewaltig hiemit
in krafft desz brieffs. Salzburger Urkunde von 1463 bei Hund
2, 229; der in mit seiner weishait, da er dannoch ein kind
was, in di gewir des selben landes mit allen seinen
kreften gepracht het ... {in eiusdem terre possessionem
venire totis viribus procuravit). Andreas v. Regensburg
{chron. v. d. fürsten zu Bayern) Leidinger s. 645. anders zu
erklären ist der vocal in gewierig, s. d.
GEWIERHAK, *. gewehrhaken sp. 5419.
GEWIERIG, GEWÜHRIG, adj., nebenform zu gewährig
{vgl. sp. 4864), mit erhöhung des stammvocals, vgl. althochd.
wirig Graff 1, 940. von den für gewährig oben belegten
4 bedeutungen sind in dieser form nur die beiden letzten
beobachtet, die von durabilis {vgl. langwierig) und die an-
knüpfung an gewähren {praestare), die schon in der kanzlei-
sprache des 16. jahrh. erscheint und seitdem unsere form
bevorzugt.
1) gewierig, idem, quod wierig et wärhaft, perstans,
durans. Stieler 2417; gewierig, constant durable. RoN-
DEAU 2, Uu 3<= (gewierige gewogenheit, glückseligkeit) ;
ähnlich Adelung 2, 662 {erinnert an langwierig); gewierig,
constant, lasting, durable, Hilpert 2, l, 464".
2) du hast dich gewiriger erklärung zu versichern, das
ist einer solchen erklärung, dadurch dir gewähret und
geleistet wird, was du begehrest. Schottel 350*; gewierig
etiam est: permissus, concessus, consensus. Stieler 2417.
a) bitt demnach, wie vor, ewer freuntliche, gunst-
liche, bruderliche, christliche, gewierige antwurt, mich
verrer haben zu halten, dr. Karlstats supplication (1525)
bei Thomas Zv^^eifel Rotenburg im bauernkrieg 163 Bau-
mann ; und bitten des alles hiemit bei disem hotten tröst-
liche, gewirige antwurt. (Ernfrid Kumpf und Jörig
Spelt an den rat v. Rotenburg 1525) ebenda 532; und
haben uns damit also an ain erbern rat, und ain
erber rat uns furter an ain erbern ausschusz hievor ge-
wisen, der end wir noch biszher kain gewirig antwurt
empfangen haben, {supplication der von Wildentierpach) 348;
gewürige antwort hoffen {sperare) favorabile responsum.
Frisch 2, 419"; einem eine gewierige antwort ertheilen.
Adelung 2,662, ebenso Campe 2,363» u.a.; eine ge-
wierige antwort; man könnte ebenso gut gewährende m
sagen. Heynatz handb. z. rieht, verf. (1800) s. 283*»; {euer 9
schwäher) ist der freundbrüderlichen willfahrung seiner "^
ziemlichen bitte gewärtig . . . graf Heinrich bedachte
sich nicht lange, dem herold gewierige antwort zu er-
theilen, und entliesz ihn wohlbeschenkt von sich. MusÄus
Volksmärchen {liebestreue) 3, 227 ; der senat von Marseille
hatte recht, demjenigen einen gewierigen bescheid zu
geben, welcher um die Vergünstigung anhielt, sich das
leben zu nehmen, um sich von dem ewigen ungewitter
seiner frau zu befreien. Bode übers, v. Montaigne's ge-
danken u. meinungen über allerlei gegenstände (3, 5 d'in-
teriner sa requeste) 5, 218; {Teutschland:) wir sehen es gantz
gerne, dasz diese herren sich bei unserem königlichen
hofe haben einstellen wollen, geruhen auch gnädigst, ihr
anbringen zu hören und nach beschaffenheit deroselben
Vortrages ihnen eine gewierige resolution zu ertheilen.
Job. Rist friedetcünschendes Teutschland (l, 4) 29; es wil
797
GEWIERIGKEIT
OEWIFELT I
5798
aber doHz hoim gcneraiR RrttlTI. exeell. verhoffen, wann
<lorcnihnlben bei ihr kaiiierl. inaj«iitttt alleninderthftniffitto
anHiichune; ... bcschioht, es werde allergnKdigiit gewirifre
rcKolution dnraulT erfolgen, erklärung der TUlyaehen Iftefi
hei liONDoiti' acta puhl. a, KAM*; e. f. g. gcwUrigo ronolutlon.
I'rnnefurter au»ferHgun{f tem DtP.FRNliAi:ii-WOi.cKKH OO;
mit gewirigern gnädigen beaoheide unndt ertprieuliohem
erklcrting zu vorsehen. Wrimarer au»fert. ISIS «btnda;
ow. cxccil. Iiochhoohwolil und w(>hiy;rh. wollnn aolche zu
oiiior Imidigen gewierigen entiichliciizung bei der hOohiiten
|)ehördo /.u befördern geruhen. G6tiik {andietäek0,kaiiium»r
tu Merntfmrg 1798) 18, 81 ; ah formrl dta WeitiutrittKen
knntleistih i»t betoitder» dir itrinndung biltgewierige
ontHciiliosHung btolntehtet ; andererarita vgl. • dafem die
nnchricht nicht gowUrig nuHfallon nollte. Weimartr au»-
fert. 1748 OiRi'KNiiACii-WCi.cKKK «80; gewirrig . . . welches
nur im obordoutschen und einigen hochdeutschen kan-
zollcicn üblich ist. Anp.i.UNo; vgl. auch Hrynatz Anti
barbarua 8, M.
b) BtUtze deeg hause«, PiastiscbM kind,
deme mwierig andf pflichtbur wir sind,
bessert von neuem aie «chutsbam ainaen.
drunter wir aeyun und ruhe (ewiniMB.
Friri>r. V. LnoAu rttmgtA. (jmgab* mm
8. tautend 101) MW Kttner;
wir gesinnen an euch, ihr wollt euch gegen ihn will
r&hrig, fürderlichst und gewierig erzeigen. ADSLUNa 8.6a,
vgl. auch Hkynatz Antibarbartia.
e) an iicwUrigcn erfolg nicht zweifeln. Fkirch 8,419*;
Insz mioii den gcwUlirigcn erfolg schon. HKiiKnicii i, 1488
(gowiorig, gewUhrig, quod concedi poteat); ein gewierigcr
erfolg ist ein gewünschter erfolg. Hkynatz AntibarbaruM ;
ich zweifle nicht an dem gewierigen erfolge dieser saohe.
Adei.uNO, ebenao Campr.
8) noch mehr ala in den UMen belegen aehlieagf aieh ge-
wierig im folgenden an die allgemeinate bedetttnng von ge-
währen im ainne von prtuatart an: gewOrig. tragbar, dar
etwas gern wuchst. BF.soi.vtheaaur.praet. ; holzmarkungen,
guten gewührigen hoAont, fertilia. Fitincii 8.419°. AnRi.UNO
(2, G6a) lehnt diejie.9 adjeetiv an heran «iw (birig).
4) die sichirankungen in der iriedergabe dea atammvoeala
(i, ie einer.veit.'i und i, ü anderer.<teita) erreichen ihren höhe-
})unkt fteim kamleigebraueh dea teortra; für die bedeuhtng
von durabiÜR dagegen iat nur die aehreibung mit ie, für
die bedetihtng fertilis die kenmeichnung gerundeten vccaU
hrlegt.
(iEWIKHIGKEIT. /. aubatantivbildung tu dem kamlei-
miiatigen gebrauch dea adjectix-a : und dann sonst wie vor-
mals mit aller trew und gewierigkeit unser bestes zu
fördern nnd unsem schaden zu verhütten, urk. het-iog
Ludirig." ron Liegtiifz (lßr>3) Lo^au Mr. a. F'itnkr einl. a. 89.
GKWIKSEL, M., wird von Schmidt {tce.itenr<ild. idiot.
.9. 328) ala nebenform zu gewuscl (*. d.) gebtteht. vgl. auch
jiowiessen.
tJEWIFi>EN, neuere participial/orm fii" detit uraprüng-
lieh achirach ßectierten weisen, *. geweist ap. M«o.
1) unter den triirterbiichern führt achon Hknircii die
heutige form auf: gewiesen, oatenaua. montitratua. I.W»;
vielfach iat daa jxtrficip von lateiniathen parallelen begleitet,
die filr einzelne formen der ilf>ertragung al.i vorbild antiken
gefn-auch naehireiaen : monatrahia. gewiesen {Horat.: ritae
monatrata via). G. M. KÖNin gozaph. Int. (1«Wh) 78«''; <w/m-
aiia, gewiesen {Ter.: oatentatam occa.oionem omittere). der-
.itlbe; gewiesen, oaten.<ma. oatentattia etc. Kir.<(cii 8, 161^;
genau ao Mattiiiak 2, 181*. Hf.i>km ich i, 1423. vgl. auch
gowcse, gewiesen. Hc'iNin icb. d. Kölner mda.
2) der litterariache gebrauch läati gewiesen tunachat in
die festen Verbindungen eintreten, die <^)en filr daa i.tolierfe
geweist gekennzeichnet ."tnd; andereraeita zeitigte die tieuete
.fl>roche an der von ihr begiin.^figten form dea partieijta
einzelne vericendtingen, die in ihrer fiigetreiae den eit^/h*»z
dea verbtilge/frauch.<t erkennen laaaen.
a) die engere anknüifung an daa iaolierte geweist.
c) es l»at alles seinen gewiesenen weg. Opitz übermtM.
d. ArgeHi.s (2,7,7) 3S6 (2,2,4 gew^eiseten wege); aber das
ist eine andere frage, was und wie wir beten sollen,
kennt jemand das wesen dieser weit, und trachtet er
ungeheuchclt nur nach dem was besser ist; denn hafs
mit dem gebet seine gewiesene wege. Mattii. Claudius
IV.
(Hher da» gebet) 1. 190 Redliek; 'm Tertiehet sich ja von
•elbst . . . dasz ihr alsdann zu eurer lochter geht; da« int
doch ein gewiesener weg'. flACKiJlNtiKH Kugen ßtülfned
eap. 4A: daax wir nach belieben «ttMa nnd polfUsiren
mögen, et* geht doch alle« seinen lewleeeaen pmg.
W. Kaahk aehüddtntmp WHb.
(J) richtig ist M, daa hier alles mit der manier ko-
goht, alles und Jedes seine Ordnung, zeit und den gewie-
senen platz hat. ImmkmmaN!« Munehhauaenb.bueh.T.mf,;
der evangel. bund. sein gewiesenes recht und aeia fe-
tbanes werk. L. WiTTR(n.mt/l.)ttM: «MtovM^ff fMM#
Verbindung im folgenden geirmtdU, wo der mmmm §HMima
partieip an die in der rtehhtpradt» («yf. veisUiBaMr «. «.)
übtieMe bedeutung d»» vtrhmn» mUAntt dl« tbatsaehe. dtma
die handfeete nur gewieMBM reoht enthält A. Ztcha da»
bokmieeke bergt, dea mittelaHtr» 1. 1.
Y) in dar Übertragung emf fereonen gemimmt die erat be-
»proehen«warw»ndmi§dmpitrÜtip»9ima»i§»aärti§eparaU»U
au dam äUeaten gebrauch ron geweist (geweister Jlfer
ep. 64W): Tor allem die bibel. Hieronymus . . . war dar
gewiesene mann, sie zu übersetzen; denn er kannte
nicht bloss griechisch , sondern hatte •oeierdem Ton
einem Juden auch hebriüaeh gelernt. R. NonnRM di» tat.
litterat. im Übergang {hdtur dar ftgamteati l, i. 177).
b) notiere eneeiterung der/Ogung, bari^fhtatt durek den
rerbalgebraueA (vgL auch den beleg mu» a.fir gewieeenee
recht).-
'die deinen wandern ohne fAbrer' . . .
'sie sielin auf der von mir |«wtes'aea atiMM.
so iMÜd «ie meiner braurben, bfai ich raaoh . . .
hei der wrtraalen schar'.
iMMaaMAMN Mertin r. SQM;
erst die deutsche philologic . . . hat in der Oberliefemoc
auch der spitesten Jahrhunderte und vor allem in der
spräche eine quelle entdeckt . . . und nur auf der von ihr
gewiesenen bahn . . . wird es möglich auch den sna
bang des äuszern und innem lebens nnsrer Toneit i
allen selten hin aufzuweisen. MOi.i.r.Mnorp d. aUerOmma-
künde i* einl. a. 87; die ohrfeige . . . und dann der aafe-
drohte pistolenkolben hatten ihn g&nzlich hergestellt nnd
in die ihm gewiesenen schranken zurückgeführt. Immkh-
' MANN Münchhauaen 6. bxuh, is. cap.
(tEWIKi^.*^EN. verb. mundartliche {onomatopoetiaehe T)
. bildung: gewieszen, leise summen, zischen, zirpen (ftet-
j ateiertnark). ITnciKR-Khum. 891*.
I GEWI ESSEN, n. nel>enform ztt gewizzen, gewissen ». d.r
I so ein dieb oder anderer ubelthKtter mit einer handhaft
begrifTen wird ... so soll man ihn mit zwaien männrrn
I überfahren und soll ihn antworthen dem gericht . . . und
. . . brief da mitschicken und soll dareinschreiben ihr
gewieesen wi er ttberfahren seie mit rechten, reekie da»
garidkim Kireheehlag, öaterr. tceieih. 7. 8.
OEWIF, n. mundartliche bildung *eie da» augektriga
verbum (.«. gewifen): das gewif. wette. ScHMBl.LKR l*,aM.
der bedeutung nach licoze »ich daa aubet. tu wtfen, winden
»MUn (mhd. teb. 8, «85*. vgl. auch Waldb Uli. etgmolag.
teb. et»), vobei der vocal »eine erklärung forderte {vgL die
formen wiffeln, wifeln. weifein unter gewifelt, vgL gewifl,
gewift. geweift).
GEWI KEN, verb., vgl. da» vorhergehende: gewifen. wetten.
SciiMKi.i KK a. a. o.
GEWIFELT I. paitiiipiata» adjeetiv eu wifeln *. d.; da*
verlntm iat mundartlich naek ktuie lebendig, doch in ver-
engter bedeutung, deren breitir» grundlage au» iUeren
liuchungen noA eraiehllieik iat (tgl. wifflen , neu pingare,
voeab. V. 1«8 ». ScHMBLUtn m. a. o. und mhd. «sÄ. •,«•)
und au» tugMirigen »uhatanÜaMdungin suriirseaiii urr-
den kann (vgL weval. »tMmnen, «Annen. Gnarr l. «ueV
wifeln, verwifeln (achtt^lh.) mit nadel nnd faden verwehen,
zustechen, etwas zerrissenes. Schmki.i.kh 8*, «4; mit der
nadel einen risz an der leinwand so flicken, dasz das
geflickte mit dem gcwebe eine &hnlichkeit hat Staldkr
1.4M. in beiden richtungen {uritere. engere bedeutung) be-
wegt »idi auch der gebrat*ch dea participo.
*) da man d' pfeller nimet war
des kelfenbeiiMS. der «dcia ataine.
schon« gesmeide mg
VOB goide ann aaMaa w«b# porten
gewifelt mit m
Waisen werten.
H. V. TaiMBERG renner IRTO«:
364
5799
GEWIFELT II
die beide bedeutet dise werlde,
die got gewifeit und geberlde
hat mit manch'lai wunne. 213 ;
GEWILD I
5800
leinwatene fürheng mit gestrückten und gewifeiten porten.
Fuggers inventar, s. Birlinger schwäb. Au^sb. wb. 195;
in der kammer auf einem tisch ist gestanden eme
hohe vergulte credenz mit candierten und eingemachten
fruchten, und auf einem hübsch gewifleten tuch stehent,
und mit dergleichen einem bedeckt; auch eine bettstatt
mit dergleichen urnbhängen behanget, und mit damastiner
deckin bedecket, und delectiret sich meins herrn herz-
Hebste fr. gemalin und ihr frauenzimmer sehr der ge-
wifleten arbeit, haben mir auch ein dergleichen gewifletes
fuch gnädigst verehrt, das i. f. g. gemacht haben. Phi-
lipp Hainhofer reisetageb. (1617), s. Baltische stud. 2, 2, 20.
b) im schwäbisch -alemannischen Sprachgebrauch ist ge-
wifelt auf die bedeutung gestopft, ausgebessert, eingeengt:
gewifeite taschentücher.
GEWIFELT II, GEWIFFELT, nebenform zu geweif elt,
me gewift {s. d.) neben geweift, vgl. auch (sp. 5433) geweif el.
vgl. englisch whifHe (move lighfly): gewifeit, gewiegt.
BAUER'("WWrfecfcerTOrfa.)40»; gewiffelt, gewiegt. Woeste
%iib. d. westphäl mda. 79".
GEWIFT, GEWIFT, participiales adjectiv. vgl. oben ge-
weift sp. 5433. in mitteldeutschen und oberdeutschen mund-
arten ist diese participialform — bald mit kurzem, bald
mit langem {hier wol secundär verlängertem) stammvocal
— für die bedeutung gewiegt, gewandt belegt, wofür
niederdexdsche mundarten die form gewipt buchen lassen
vgl. gewipt Schambach 63» (et is en gewipten kerel).
während dem letzteren das verbum wippen (s. d.) zu gründe
liegt, geht gewift von einer nebenform zu mhd. wifen,
weifen aus (vgl. Lexer 3,879), für die vielleicht in einem
vereinzelten belege aus Neidhart (waz ob sl der schuole-
meister wifte) in lautlicher und formeller beziehung ein
anhält gegeben ist. beide verba wippen und wifen (wifen)
stimmen jedenfalls zu vibrare. die bedeutung sentivicldung
stellt gewift ungezwungen in engste berührung mit ge-
wiegt s. 0. ob die formen wiff, wief, schmuck, sauber
{vgl. Schöpf in deutschen mundarten 3, 103. Lexer
Kämt. wb. 257. ScHMELLER 2^864; wiff, lebhaft, behende.
Stürenburg ostfries. wb. 331*) nicht von lat. vivus ab-
zuleiten sind und ob demgemäsz nicht auch ein fremd-
sprachlicher einschlag durch die entwicklung zieht, müszte
noch untersucht werden, gegen einen allzu weitgehenden
einflusz in dieser richtung spricht das niederdeutsche ge-
wippt, die belege entstammen durchweg den Wörterbüchern .-
gewieft {auch jewiejt), schlau. Hans Meyer der richtige
Berliner^ 52*'; "n jewiefter junge', ebenda; gewift, pfiffig,
schlau. Albrecht Leipziger mda. 122*; gewüft, pfiffig, ge-
rieben. Jecht Mansfelder mda. 42; ebenso Liesen berg die
Stieger mda. {Unterharz) 226 {mit hintoeis auf gewipt und
wifen); desgl. Kleemamn beitr. z. einem nord-thür. idiot. 9*.
Herwig idiotism^n aus Westthüringen iS'^ ; gewifd, gewandt
{Leipz. Oeith. Plauen) FnANKfi in Bayerns mundarten 2,335;
gewift, durchtrieben, verschlagen. ?>kvl zum Hess, idiot.
16/7 {mit hinweis aw/ wifte bei Neidhart); gewift, leb-
haft, pfiffig, schlau; fein, schmuck, sauber {Tirol) Ca-
stelli wb. d. mundart in Österr. unter der Enns 266.
GEWIGE, n., s. gewicht.
GEWIGEN, participiales adject. s. gewogen.
GEWIHDERT, mundartliche participialform, von Kehr-
ein volksspr. in Nassau 163 neben gewittert angeführt: 'von
ochsen, die gut eingefahren sind', zur erklärung vgl.
V. Pfister {zu Vilmar 338), der auf althochd. wetan,
Jochen zurückgeht, vgl. auch wetter (holz am wagen oder
pflüg). Lex EH 3, 810.
GEWILD, GEWILDE, subatantivbildung , die in zwei
hauptrichtungen des gebrauches belegt ist. beide gebrauchs-
formen tauchen spät in der mittelhochdeutschen periode
auf, unterscheiden sich aber in der nachhaltigkeit, mit
der sie sich im Wortschatz behaupten, von kurzer dauer
üit der gebrauch bei gewilde gewesen, dem gegenstück zu
<iem — ebenfalls früh untergehenden — fem. wilde (wild-
niss, vgl. mhd. wb. 3, 667». Lexer 8, 885). dieses gewilde, das
mit wenigen ausnahmen aLt neutrum .Hch kennzeichnet,
erscheint der form nach als collectivbildung . wozu die
Verwendungen jedoch nicht immer stimmen, collective be-
deutung kommt andererseits der zweiten gruppe, dem neu-
trum gewilt, gewilde {das wild) unzweifelhaft zu, das dem
Sprachschatz noch heute, wenn auch m,it einschränkung {ii.
gehobener spräche — vielfach durch litterarische über
lieferung beeinfluszt — und andererseits wieder in mundart-
lichem [oberdeutschem] gebrauch) angehört; doch ist die col-
lectivbedeutung im grundwort schon vorher ausgeprägt (wilt
vihd. wb. 3,667». Lexer 3,893), das den gleichen zug noch
heute in unserm tcortschatz zur geltung bringt (Schwarzwild,
rothwild u. a.). die beiden gebrauchsformen von gewilde,
gewild führen mit den Substantivbildungen, an die sie
sich anlehnen (wilde, wildniss und wild, wildpret), am/
den gleichen ausgangspunkt zurück, der in dem adjectiv
wild mit dem weitesten umfang der bedeutung und mit
den sichtbarsten bedingungen für die .spätere gabelung des
begriff s gekennzeichnet ist; vgl. schon vil{)eis im gotischen
(vil{)eis alevabagms Ulfilas jBöot. li, 17; wilder Ölbaum
Luther) und vergleiche die concurrenz zwischen vil|)i und
hai{)ivisk in der glosse zu Marc. i.,&; je nachdem die
landschaft oder die ge.ichöpfe, die sie hervorbringt, zum
träger des attributs werden, erscheint wilde in der bedeu-
tung von agrestis oder von indomitus vgl. für das angels.
Bosworth -Toller 1224»; vgl. althochd. wildi, silvaticus,
Silvester, f er ox.ferus. Graffi, 803 _^. im altnord. hat nur die
eine richttmg — dazu in fortgerückter entwicklung — spuren
hinterlassen: villr, irrend vgl. Fritzner 3,947». eine Ver-
stärkung des adjectivs durch das präfix ist mittel- und
niederdeutsch belegt :
jedoch up densulven avent
wart dar ein gewilde dravent.
Braunschweiger »chichtspiel 3017;
und wie es were umb die bilde
des himmels, das was ime gewilde.
JoH. RoTHE Elisabeth a. Mencken 2, 204.
GEWILDE, GEWILD I, verstärktes wilde (wildnis) mit
Überführung in die gruppe der collectiva.
l) abgrenzungen, Statistik, formen,
a) gewilde und wilde.
a) während das grundwort den eigenschaftsbegriff länger
pflegt, bis er von concurrenzformen ganz in anspruch ge-
nommen vmrde {vgl. mittelhochd. wildecheit, 7ietihochd. wild-
heil) i.9t das compositum hierfür nur mit einem behge heranzu-
ziehen : nu ist der blüienden beide voget
mit gewalt uf uns gezoget,
hoert, wie (er) mit winde broget.
uf walt und in gevilde . . .
so scharpf ist sin gewilde,
dis secht in den wünebernden ouwen.
und an kleiner vogeliin we.
die ensingent uns nit me.
sus twinget si der kalte sne.
GoESLi V. Ehenhein (groKze Heidelberger lieder-
handschr. s. 654) Pfaff.
ß) von dicker ausnahmt abgesehen, sind nur die in der
Vorstellung ftform des raumes entwickelten Verwendungen
von wilde auch für gewilde zu belegen; und es fragt sich,
ob zioischen beiden bildungen hierin eine Verschiedenheit
des gebrauches festgestellt toerden kann.
l)) verhältnismä.szig häufig finden .licli beide formen in
dem Variantenapparat eines und desselben beleges aus der
mittelhochd. dichtung :
er saz üf unde reit
nach wäne in groz arbeit,
unde erstreich gröze wilde
walt unde gevilde,
unz er den engen stIc vant.
Iivein 969 Benecke-Lachmann (gross gewilde
Heidelberger u. Dresdner handKchr.);
alsO viucbte und also nag
her Tristan üf sin ros d6 sag
und kerte über dag gevilde
hin vaste gein der wilde ;
in einen busch er da gehillt.
Heinr. V. Freiberg Tristan 3224 Berni {n(tch
der Kölner handschr., i. d. Florentiner: gein
dem gewilde);
von dem künig in höher art,
ein grözer hof geruefet wart,
ze lob dem reinen bilde,
dag man in dem gewilde {var. gefilde; der wild).
86 lobelich het vunden,
unt wart von sorge cDbunden.
die königin von Frankr. u. d. ungetreue marschalk
674 ge^ammtabent. 1, 187
{vgl. A7i/^: dO vlOch dag minnikliche wip
als verre in den wilden tan . . .);
5gül GEWILD 1 {wildniM)
Laurln der kUnao fuot
trelp vil rrAxen Ql>«nnuot
s« Tirol In dam gewilda (iortet ^rr'l^.-^ ilrurk; wi\d»
Stratzh. KtUclii i/r< hrt'lmbuehe»)
mit «perri und mit acbildo. Laurm l) »13 MoU ». IM.
Hrhon hieraua geht hervor, tlasi e» vxnxger htdn^ngagtgtn-
Hütte Minä als gehruuchjrver»ehietlenheHen ehronUcfitdttr
Oller HtüiHtiacher art , die die beiden bilduHftn mb/nntm.
dafür »pricht auch der wechael innerhalb tint» und 4t$-
selben xxmammenhange» :
da von ir wurdtt lai<Ho
in Uirr« wilde, vrawe min,
da infts ich Mibe ritan in . . .
nu lioni ex von Msohiht«
dax den Jonnn nalt gealabt
in dem nwflda benäif diu naht,
dax im dea tacea lieht gebraat.
JoH. V. WOrzburu Wühtlm v. öeterrHek «M
Kegel .
auch mniler Jinden »icli beide bildungen noch neben einander:
(iHriiiioli /.cuclit iniin zu laiui in die vorgenannten ge-
wilde, und kompl in dnH thal Ilalin, unn von dannen
Ken Sinui , auch iiiiig niemand durch das gowild au(T
pforden kommen, den »io linden weder trincken noch
oHson, darumb zeucht man da aulT kamolthieren. 0. v. De-
MKMINUKN übera. des Joh. v. Mandefille ^t) «. 66 (perdeeerta;
die Übersetzung von u»i hatte: so geet man durch die wüst
. . . das niomunt mag goreitten durch die wAst); dazu
vgl. ; Libunus das ist ein langes gcbirge, zeucht sich an
die wüsten Pharon, unnd an die wild, die das land von
Veniehe . . . theilet. 109.
2)) in den letzten belegen ist gewilde am engsten an
die Vorstellungen angelehnt, die bei wilde gerade da. %co es
mit dein compo.titum nicht in co/tcttrrenz tritt, am reinsten
ausgeprägt sind: der gegensal: der unangebauten, vreglosen
und tinzugänglichen landsdtaft gegenüber- dem offenen /«lä
(,(;ovilde), den ansiedelungeit der menschen und den itegen
und Stegen, die sie verbinden:
dax ir sO verre von dem wege
■izt in dirre wilde
ich hflnz rUr unbilde
frouwe, wus ir iucb begtt
stt hie niht büwes umb iuch 8t6t.
Wolfram Partini i», M ;
er schuhte &ne niAze
die Hute und die «tr&xe
und dax blOze fr<^vilde:
allex iregen der wiMn
80 rihte der arnio sine wege,
er wuot diu wazzer bt dem stag«.
mit marwen fUexen ungescbuocne
streich er walt unde truoch.
Hartmann üregorhu X764 Paut.
bei oberdeutschen dichtem werden als hemmnisse des Ver-
kehrs vor allem felsen und reiszende buche gedacht und
beschrieben :
daz ich der werlde verpilae
und allex nach der wilde gie . . .
wixxet ir icnder hio bt
eine etat diu mir covellic s{
einen wilden stein odo ein hol
daz bewisot mich: sO tuet ir wol.
artgerntb Paul;
die sttge eint üf unde nider
uns marteraeren allen
mit velsen sO vcrvallen,
wir engftii dem pfado vil rehlo mite;
verstdze wir an einem trito:
wir enkomen nicmer möre
xe guoter widerkdre.
swer aber sO saelic mau gesfn,
daz er xer wilde kumpt hm fn.
GoriFKiKU Trütan 17007 Marotd,
anders bei diclitei-n atts dem flachlande, die nicht blos die
ungangbare, sondern auch schon die unbegangene gegend
al» eine wilde kennzeichen:
und dA si dort su Gartin
der burc neben bcjrundin.
ein vrischiz spor st vundiu
von luiten üf der wilde,
den ubbir dax sevilde
wart in vU snellir ktee
von brQdre Waltbere
dem Guldtnen n&chgerant. Jeroschin 80888.
»)) düae characteristischen siige kehren wol atteh beim
eompositum in einigen sonder/ormen des gebrauches tcieder.
.VI« verlieren sich aber in der hauptmasse der vertrendttngen.
die at\f tine obsehwäehung der gegensätse sielen, vor allem
der gegenmUB gegen gevilde wird so weit iiberbrilcM. düu
GRWILD I (wiUnia)
5802
gerllde und gewilde tiiuuui$r m Varianten der überlirfer
ung abtüten, dit /ormdti amnäktntng, dia kitr den mu»
schlag gab. wirkt* mbtekmttktnd mueh mn^ dm gegtneatt
gegen g«wUde. dtm fewUd« aU allgemtinum- bofr^migm-
übtrtteht, dem «* lAtr im gebrmudk immmr «Mir Mmgtgliekan
wird (über dit wlmmmmrmmdlaeh^ß tyl. wald tktU it. M9^.
b) der MMttittkm mU dtr miUtlktthdmiaekm ditkhtmg gt-
hart dat ecmpuiktm t»wiM« wd nmk itieht am, mmhttti Uten
triU et tutrtt tti dm ^fiftmm mif und iai mMkrintm il eist
durek dit aptUtrt kandaAr^flUtke ühtrU^flmmg matk in du
äUtrm werkt vorgedrungen. Konrao v. WOrzhuhu, Ac-
BRBCHT V. ScilARrrSMIlKRO, HkINN. V. PrbIBBNU, JoII.
v.WOHZBUiio stellendit trttm tttigniate. ditvalkt- umdtfial
munnspoesie macht rtiektm ftbrauek; fikr bmdt riAtangm
sind die reime gefllde; gßm\Uia t^^tek {ßtrvmtiue l, W7;
IIkink. V. PHBineitu Triakm MM. Jon. v. WCiizutif.
Wilhelm V. Österreich sitt; Kelmmrtr kandtekr. ta, M.
Busant 766). die ja auch für dat grundwart ütermitgm.
auf die poesie ist untere form jtdcek niekt itttke^akl, ait
gehört auch dtr prota €m,dittit noek in dat Xl.jakrk. ttbar-
greifen lättt. in ntutrtr teit keU UiiuiND dat wort um-
mittelbar aut dtm ktldmbuek übmmoawnm, okmt t» jtdotk
einbürgern tu kömmam.
e) formtn.
o) apokope teigt tieh teit dem u. jakrk. .- wild and §••
wild. Bader papiaikdtekr. aut dem anf. det tb.jakrh. ton
Enikki^ wdtekron. 1«U7; durch . . . ain gevild (: vfT ain
geflld). HÄT2LKRIN l,t8,6i; in ein gewUd (: still). Faukr
pilgerbüchlein 181 ; durch das gewild auf Dembrirobn M;
die das gewild genennet wird. BOsciiino «nMeMkr. »''.MB
{gegen : ein gros; gewilde und Gkuwkilbr ta^; in ain fe>
wilde. Amor a 8). auek im dat. sing, und im nom. und
ace. plur. wird apokopiert .- in dem gewildt ( : ein grou^
unbildt) Sigenot 88; im gewild und Demerinobn IM; die
d&rffcr. höltzer und gewildt (: gefild). Wicrram 7.88;
durch hohe berg, weld und gewildt ( : geßldt). ebenda 8. 70.
ß) tgnkopierte formen überliefern oberd. denkmäler ■ in
ein gwilde. Seyfriedtlied 6; allhie ausj discm gwilde.
Strattb. druck von Ecken au^ftkrt iss.
8) Überblick über dit tarwimäumgm.
a) for^fükrung dtr ekarakttrittiteken sügtdergrundform :
tt) gewilde im gtgtamtt tu angebauter. hewolüUirgtgtmd:
seht, s6 hior din froaw« stols
mit ir nsinde Rtr dag bolx,
dar umb« da^ si mOsato
verr in der wilden wOeata
bew-houweo Bvenliure . . .
. . . nn si ftoorea lang« xft
al durch dag gewild« wtt,
dA kam ex voa geschiht alaö,
dag si aeUer« taadan dO
d«n starkesi lewen kttenc.
Konrad v. WOrudro Pmrttmtpttr
tOTtt Bartecki
wtp, rebe in dem nwilde,
sint wtp «in rOso An allen dorn,
wtp ftsarkom,
wtp hfchgeboin, wtp eint dar Ars «te lil.
■lifasHfsilt'r dsr Kotmmer käetkr. 48. M
•);
M «*
dA flAj er drter suroertafs laac
in ein gowilde und in «Gl laad,
da kam der giAw« roe Af siasR
dA in der engel gotes fkad.
Orendet ft Btrper (ß. amtk
dA kam er in «in gwild«
da 80 vil trachaa lag«n. OmifHtäaUtä etMktr a. >;
ich ging von diaaar w«it in «in gewiHa.
Amor {dtm Me*M» wod heCiml, Jta
gataati a,i;
diser Childebertus was ptr ain |oUforti(«r kttnig. dan
er gab« dem andeohtigen einaidal Lreopardo der da ein
iunger was sant llaori, ein pos; gewilde and ein platz
genant Harcha Aquileia, das er da wonen und nach seine
gefallen da bawen mdchte. Hiehomymus Gkiiwbilrr
keiaerl, . . . msQ. . . . alt küitglick karkuawm (U*?) 88*.
/SI) die Mutammenstellung mit dtm tinnrenmmdtin beide:
«ia wagssr iat Taitares geneaiMt
daven na last dagwit«. ist nach daa wagjar wal «rikauMt
«a rianat gswild« and h«td«. die virre gar ■a«rw«ndet.
vrol vi«Rig tagewaid«.
A. V. ScnARFFBNBBBO Jvmg. ntmrei 8086 Hahm;
er reit umb den wald hinnrob«
von Beni der hocbpolnbto maa
reit manchen weg so krumme
364*
5803
GEWILD I (Wildnis)
GEWILD I (Wildnis)
5804
von stund do kam der helde kün
uher ein preitte beide
wol auff ein wisen grfin . . .
da sach er dort über den tban
ber lauften einen wilden man
er trug auff im gefangen
einen zwerg der was lobesan . . ,
'was suchest du in dem gewildt
es duncket mich ein grosz unbildt? . . .
er warff das Zwerglein in den tban
und ledigt da sein stangen. Sigenot 32 Schade.
y) belehung des hegriffes der unzugänglichkeit, gewilde
für felsgegend und reiszendes tcasser ;
l)) im walde vant er einen berc . . .
bi dien er eine magt ersacb . . .
oder ist si durch mannes lip
gevarn in diz gewilde.
Goldemar 8, 8 Zupitza (d. heldenb. 5, 204) ;
er swanc in also balde über den rücken stn
und truoc in mit gewalde zu dem gebirge hin.
(die Heidelb. hdschr. in das gewilde sin)
Wolfdietrich D 5, 56. Amelung u. Jänicke
(heldcnh. 4, 50) ;
vgl. auch die Variante vor den bergen (nach dem wilde)
in Nibel. 872, i; sie kommen zu dem rosengarten , der
mitten im gewilde Tirol erblüht, dann zu dem anger voll
duftender Obstbäume, vogelsangs und spielenden wildes,
wo Dietrich meint im paradiese zu sein. Uhland (gesch.
der altd. poesie I, 2, l) sehr. 1, 102 (vgl. dazu Laurin,
s. 0. sp. 5801); die wurtze rotulica wehsset in gewilden an
bergen und veilsen. hdschr. derFrankf. stadtbibl. (i6.jahrh.)
bei DiEFENBACH und Wüi.gker 619. vgl.: die wildi, hohe
alp, besonders eine solche, wo kein laubholz mehr wächst.
Stalder 2. 451.
2)) felsen und wasser (vgl. den obigen beleg aus dem
Orendel) :
der wind die gale fasget, die segel must ma 'm län
hoch warf ers in das waszer, ans land liesg ers nit gaun ;
doch treib ers hin in ein gewild,
zwischet zwen hoch berge, d6 lägents tri tag still.
Felix Faber pilgerbüchlein (1482) 131 Birlinger {in der
prosabearbeitung : das treib uns zwischen die berge inn
einen wilden wüsten giessen). vgl. dazu auch Schmid
Schwab, wo. 531 ;
der Rhein läuft hier (bei Rheinfelden) in einer feisichten
gegend, die das Gewild genennet wird, eine halbe meile
oberhalb der stadt anfängt, und bis an die brücke bei
Rheinfelden reicht, mit groszem geräusche heftig fort.
Ant. Friedr. Büsching erdbeschr. 5'' (1789), 628; gewild,
wogen : wo das wasser über und zwischen felsen rauscht,
Strudel. Schmid a. a. o. (mit gewill zxisammengeworfen) ;
das gewild, absatz eines katarakts der Stromschnelle,
tiefer Strudel. Stalder 2, 451.
b) die bedeutungsverengerung in der annäherung an
gewelde, gewälde:
a) gewilde verbindet sich mit wald, wälde u. a. ohne den
zugehörigen collectivbegriff zu kennzeichnen :
l)) in loser Zusammenstellung:
e dan[nan] er urloup bete genomen,
d6 was der junge vürste komen
547. durch ein gewilde in einen tan,
der was s6 reht(e) wunnesam
von bluomen und [e ouch] von bluete;
des sue,:?en meijen guete
551. was in dem gewilde (: bilde).
. . . mit bengeln und mit steine
lief er dem busant al(le)s nach
572. verre in daj gewilde gäch, . . .
der busant bin ff. {gesammtabenteuer 1, 352 nr. 16).
2)) bei Verbindung durch Partikeln :
'frouwe', sprach er, 'ich will jagen,
durch dag ich den schoenen walt
und da? gewilde manicvalt
müge erkennen und gesehen'.
Konrad v. Würzburg Partonopter 2588 Bartsch;
digge buoch seit uns vür war,
dag man den jeger meister bieg,
dag er die hunde ab(e) lieg
und vuer(e) jagen in den walt
rOhe stige manikvalt
hin über dag gevilde.
durch walt und durch ^ewilde,
ei[ne]m hirg(e) körnen si üf die spor,
der lief in lange und lange vor.
der busant 766 bei v. u. Hagen gesammt-
abenteuer 1, 3.58;
Myrrha lieff hin durch manch gefildt,
durch hoho berg, weld und gewildt,
bisg sie das land Arabiam
hatt fürgelauffen alles sam.
Jörg Wickram (Albrechts Ovid 10. cap. 11. v. 894)
8, 70 Bolte (latosque vagata per agros, palmiferos
Arabas, Panchaeaque rura relinquit 10, 477/.);
und jhe mehr das wasser sass nider,
so mehr das gebirg thet wachsen wider,
bisz das zuletzt alles gefild,
die dörlfer, höltzer und gewildt
gentzlich wurden trucken und blosg,
do zuvor grosses wasser flosg.
(1. cap. 14. V. 642) 7,28 Bolte (postqtie diem longam
nudata cacumina silvae ostenduvt, limumque tenent
in fronde r dictum 1, 346/.).
3)) vgl. auch die composition in:
da rait er hin bewegenlich
die stragen die er wart gewist.
des dritten tages der gebrist
rait durch ein walt gewilde,
dar inne ein wit gevilde
lag in richer schawe.
Johann v. Würzburg Wilhelm v. Österreich
3123 Hegel.
ß) ge wilde kennzeichnet gleichartige vorstellipngen mit
gcM^älde und seinen synonymen.
l)) in syndetischer Verbindung:
fürbas in das ^ewild ich traft
und kam ufT ain Mtriben pfat,
der trog mich fürbas
durch ain gehag und ain gewild
bis das ich kam ufT ain geiild.
HÄTZLERIN 1, 28, 61 Haltaus s. 37;
er (der pfeffer) wächszt wol aehtzehen tagreisen lang,
unnd im gewild und gesträucht, da er wächszt, bauwot
der selbige Ogier zwo grosse statte, da er die gewan, und
heisset die ein noch Flandrie. 0. v. Demeringen übers,
des Joh. d. Mandeville (2) 146 (und do wechst der pfeffer
in einem wald . . . und der wald ist wol XIV (!) tagwaid
lang, übers, v. 1481, in hoc foresio).
2)) einigemal löseii sich gewilde und wald als Varianten
im handschriftena])parat ab .-
dö kert er wald unde velt, (für wald var. wild und
gewild. Basler hdschr. a. d. avf. des ib.jahrh.)
er het verlorn sin gezelt.
Jansen Enikel welichron. 19557 Strauch;
Wolfdieterich der küene üg dem kiele getrat,
do begreif er in der grüene einen engen phat.
sinen marnaere er in dem schiffe lie. ,
der Krieche an dag gewilde unmägen verre gie,
big der werde Krieche verirren dö began.
Wolfdietrich D 5, 54 (Heldenb. 4, 50) (var. waltt
Heidelberger hdschr.).
3)) ebenso folgen sich zur kennzeichntmg'der gleichen land-
Schaft die beiden bezeichnungen innerhalb desselben Zu-
sammenhanges :
und schlug so krefftigklichen
das der wald daruon entbran . . .
ich thü herr gerne nach ewrem raht
das ich nur kumm ausg diser not
allhie ausg disem gwilde . . . ( : milte).
Ecken auszfart (Straszb. 1559) 133 (Schade s. 101).
c) für die ablösung von gewilde durch gevilde im varianfew-
apparat mittelhochdeutscher Überlieferung läszt sich nicht
immer entscheiden, tvie weit bedeutxmgsabschwächung, wie
weit nur graphische Verschiebung vorliegt :
der edel brack inmittunt lief
gein in durch dag gevilde (var. gewilde) wit...
Joh. V. Würzburg Wilhelm v. Österreich
3347 Jiegel;
da sahen sie über dag gewilde fliegen einen fan;
darnach ritten schöne wol zwölf hundert man.
der grosze Wolfdieterich 104, 1 Holtzmann
(var. gefilde).
vgl. : dö sähens überg gevilde (var. veld) sigen einen van.
Wolfdietrich B 99, 1 Amelung (heldenb. 3, 182) ;
die Fiaristenhdschr. hat an dieser stelle:
si sahen auff der beide dort wol ein gancze rast
gen in kumen ein here. 99, 1 Justus Lunzer s. 69 ;
im folgenden ist sicher ein ursprüngliches gevilde erst
in der Überlieferung entstellt, wie sich schon aus der präpo-
sitionalverbindung ergiebt .-
nach Crist gebort zcweilfhundert gar
dar czu acht und nunczig iar
der romisch konig Adolf wart
irslagin uff der seibin vart.
nach Crist gebort dricen hundert
ses iar dar nach besundert
konig Wenczlab der milde (wnrde ermordet)
starb und nicht off dem gewilde.
Valimils chron. v. Böhmen 13, 24 Hanka.
5805
GEWILD II imld)
GEWILD U {wUd)
5806
GEWIMJ. GKWILDK II. vemtürkteform tu wlW (wildpret).
1) ahgremung, J'urmnt.
a) von gewilde I nnd du kitrkmr gthörigmt tmtMndungen
mit aicherheit lu irtnnen.
a) nur ein rifuigtr — äaau der ältuit fOr btiät ricA-
tunyen in frage kommmuU beUg — btrfUtt tOmitrigMitn:
beide to korne ende te rraa«
es die eUdt WKle fbelecben,
•nde te tobepen in voeie wefben
in viencboii ende in ehowilden,
ende in (oeden Kbevllilon
der iMeten coran eerden
die ie mochte ifhewerden.
H. V. VuLUBKi ServattHi l, 96» Bormant, tfft.
äwtu Vbrwuh u. Vkrdam S, IMN.
der allgemeinere ztuammenhang legt ntnächtt atuh für ge-
wildu eine örtlichkeit nahe (gewildo I), der engere dagegen
— »peciell die Verbindung mit vtHclion — fordert die be-
aiehung auf gowilde II; xmd hier gewinnt da» eeugni»
grosse bedeutttng. da die verstärkte form auch hier eonet
erst tpät und überdiri» nur aua oberdeuteehen quellen be-
legt iat, so tceijtt die frühe rinführung durch HkINKICII
V. Vki.dkke auf alteren gelnauch hin, der nur zufilllig
nicht belegt ist.
ß) itn gegensate ft« dem räumlichen begriff ist dem
eollectivum von den teörterbilchem viel beaehtung geschenkt
worden, die tiotiaen reieJten selten in die vocabularien
Muriiek: gewild, fera. oberd. voc. rerum v. am bei Üikfen-
OAcii-WOi.cKKK 619; ebenso Dasyi-ouius Tt 4"; ferinus . . .
dein gewild gleich, oder vom gewild, wiltcrende. Ciio-
LlNt's-Fi<lsiiis(lMt)3<'>4*; ebenso \im\d) Faisius (I966)fiö0*>
{^vgl. auch ferinus. wild, wildthicrisch. Dknzleh MS^);
gcwilt, animale d fere salvaticlie. Hui.sius (10O&) 68*; ähn-
lich Kkamek teutiich-ital.dict.(iioa)i,iMH^{f:evi\lde, gewild);
dazu vgl. Stiki.kk, Stkinuach, Hkdkhicii u.a. (s. unter b).
AuKi.UNO Äa< von der form keine kenntnis genommen.
b) auch für das Verhältnis des compo.tilums zum grund-
wort lassen sich aus dem obigen anhaltspunkte getrinnen,
die noch weiter zu ergänzen sind:
a) die stibstantiviening ist bei der benehung auf die
thiericelt schon viel früher bezeugt, als beim raum-
begriff.
1)) die belege reieheti weit in die althochdeutsclte zeit
zurück, das sttbstantiv ist jedoch sunäehst nicht coUectiv-
begriff, es wird für diesen zweck vielmehr erst in den
plural gesetzt: was her thö mit wildirun, eratque cum
bestiis. (Marc, i, 13) Tatian 15, 6 (vas mip diuznm. Ulfii^as,
was mit den tieren. cod. Tepl., ebenso Luthkh); dazu
vgl. bestia. teof.fera, wild St. Qaller vocabular d. lo.jahrh.
SteinmkyehSikvkhs 8, 16. die beiden buchungen las.ien
Wandlungen der bederttung von thier »erkennen, aus denen
das bedürfnis erwuclts, den begriff fera durch eine neue
priigung zu kennzeichnen, ursprünglich genügte dafür das
einfache wort thier im gegen.vatz «« vieh. hand in band
tnit der abachwächiing dieser bestimmung.'nnerkmale an thier
^111// die i'erbreitung der neuen Substantivierung: wild
(wildes tior) im gegensatz zu andern thieren.
8)) eolleetivbedeutung ist dem ,'ntb.itantiv erst in einer
strlle der lex Baixucariorum bezeugt, die überdies die \eahr-
scheinlichkeit offen läszt, dasz auch hier ztinächst noch
pluralfonn vorliegt: de his canibus, qui ursis vel btibtilis,
ui ent irutjoris feris, quod swarzwild dicimus. persecuntur
2W. Merkel.
3)) diese eolleetivbedeutung verbindet die mittelhochd.
periode mit dem singulargebraueh des grund wortes; ouch
gienc der walt wildes vol. /»ein 3272; ähnlich Walthbk
18, 16, vgl. auch Parsival 858, 8 u. a. s. mhd. teb. 3, 667* ;
namentlich in der abgrensttng gegen atulere collectivbegriffe
zeigt sich dieser gebrauch: vor vogelen und vor wilde.
Wigalois 9968; vgl. Waltheh 8,36, s. unter ß).
4)) vereinzelt nur begegnen später individualisierentie
Beendungen, die an sich noch nicht als reste älteren ge
brauches atuuspirrlieti sind, sie können attch als .tecundäre
entwicklung gefa.szt tcerden. tnan vgl. den gegen.tatz ztrischen
n&ch dem rAten wilde jagen. Tristan 17854 {collectivbegriff)
und darinne stnont ein rötez wilt alsam ein hirs ge-
stellet. KONHAD v. WOkzburo troj. krieg s. 31340 Keller.
ß) für den betletitungsumfang des grtouttcortes ergeben
sich aus der zr*sammenstellung mit anderen colleetivbe-
griffen, gegen die et aieh gern abgrtit^mmMm gliaitrwig»-
gründe, «n urtprümgUekett» umd im gtmimtm eiime am
weitesten itt der begriff, der eiek am» dem gtgmmtM «o»
wild und Kahm ergiebt:
UtüaiSlMam aaie wSH'^nleat tl*,1 u. a.
tehtinhar im Widerspruch gegen diee» ^rmmtng «MW »ima
andere gruppierung, bei der wilt gentd» »UAen Ihitr-
gattungen gegenübergeetellt wird, auf di» der begriff de»
geȊhmten nicht eo leicht anwendung findet:
das wilt bavit den aialn gaae:
Mone iet der vOfilaaae. JmaeUed «;
d«z wilt nnd dai gewin—
die «tritent starke «taroM
■am tooot die vogel aod«r ia. W*t.TMaa », M.
eben weil für diese thiergattungen der begriff labm kaum
in betraeht kam. konnte auch der gegeneätaUeke kier
keine bedeutung getrinnen, der begriff wild haftet» »iek aU»
mit auesehtieszlichkeit an eoUhe thiere. di» den nui»- wed
hausthieren entgegenstanden , sie werden im engeren »inne
mit dem wald, mit der jagd in Verbindung geaetxt und
hieraue entieickeln »ich die abstt^fungen der bedeutmmgw-
Verengerung für wild und gewild. «/• ippitek tyi. :
•i woldeo jag«
beren unde wiaende : was kund*
. . . si biexen berberfen fBr des grtteMO weit
f^n de« wilde« abeloafe die etolMa Jlgere bsH.
Stbdmmgem 9n.t.
y) als trennungspunkte zwischen wild ttiMf gewUd
»ich nur zeitliche, landschaftliche, stiliatiedte umHv»eki»de
»icher etellen.
1)) litterarieek die äUeeten weugnitee fUr fawUd faOem
— abgeeehen von dem beleg au» Vkldbks, der weitergeken-
den mündiiclten gebrauch erteklimten lä»st — tn den au»-
gang der mittelhochdeutechen periode und in oberdeuteeke».
namentlich alernannisdies gebiet: atts der hddeneage gekbrt
hier/ier der Wolfdietrich, vgl. A 99, 4 {handsehr. geaikle),
B795; au»der proea die belege der alemannieeken urkunden-
»praehe: rechtung de» hofe» tu B^flngen (ists) bei Roch-
hol» Aargauer xceisth. 10; urk. v. 1889 in der Aleatia diplo-
maticai.lM; tceisth. v. Pfr /fingen {i3U), s. xceisth. 6,874;
rechte des ditighofes tt« Kerns (l4. jahrh.) bei Burckhard 140;
Engelbtrger hofrodel {i*. jahrh.), s. weisth. 1,4.
8)) dieser Vorzugsstellung de» alemannitehen entsprechen
axtdt die oben dargdegten bxichxtngen in voeabttlarien xind
bei den Schiceizer lexikographen, xcährend der mitteUteutscke
Fabek nxir wild kennt, dasz i.ie x-erstärkte form jedoch
auch mittel dexttscher spradifiirbxmg nicht ganz fremd war.
zeigt ein beleg axt» einer aehle»i»ehen Urkunde von 1A7S, der
datnit in parallele tu dem teugnie Vei.oekes tritL tAarak-
teristisch ist das verhalten der bibelübersetier: die Vor-
gänger Luthers haben meist die wilden tier, Luthkh
führt das eittfache wild ein, xtnd die Züricher bibeln setzen
dttfür die verstärkte form: daz gewild im LiiMnö lielT
über die dornstraach und zeKratt inn. Züricher bibel {MM)
Hebron. 85, 18 (das wild im Libanon. Lutiirr: ebene» nedk
Züricher bibd von 1587 ; die wilden tier bei Eooksteym.
KoiiURnKii u.a.); was überbleibt, last das gewild aalT
dem vKld essen. Züricher bibel HU7) t Mo». 88, 11 (wild
Luther: die tier des ackers in Egoestetn «.«.); ikn-
lieh in 8 Mos. 7, 84; Dan. 4, 18 (hier auch bei Lothkr
thiere): Hes. 4,14.
8)) dxtrch Stiki.kr, der wild mimI gewilde nebeneinander
bxichte (8419), xextrde der verstärkten form Urikograpkiaek
ein weiterer kxrei» ersckloeeen, rgl. die angäbe bei Strin-
BACH, Hederich u. a.. iwunerhin stellt Steinbach (s, W4)
gewild als 'nicht überall gebr&uchlich' dar.
4)) in die littexraiur ist die x-erstärkte form eineraeita durch
den gebraxich von Schweiam wie Maller eingedrumffen.
atxderereeUe wurde eie von etilieten entfgenameaan, die dem
kreise der Sehxeeiser litteivrisch näher senden, vgl. - Haller
selbst hat sich einnehmen lassen, dasz er selbst im ernste
geglaobet, als seien seine gcdichtc voller Sprachfehler,
die von der prose abweichende Wortfügung ist vorerst
kein Sprachfehler; einige Wörter, als: unbill und ver-
schusz, sind keine Sprachfehler, und der gebrauch ge-
wisser Figuren gehöret noch weniger hierher, wie: ge-
wild anstatt: wild. Fr. C C v. Crbuz öden und ändert
5807
GEWILD II (wild)
GEWILD II iivild)
)808
aed 1 (1769) 313; das gewild fehlt bei Adelung, man findet
es aber nicht allein in alten und oberdeutschen buchern,
sondern Mendelsohn hat es sowohl in seiner psalmen-über-
setzung als in den büchern Moses mehrmals gebraucht,
sogar für wildpret (s.u.). ich finde nicht, dasz wir etwas ent-
behren, sogar in der dichtkunst, wenn wir blosz wild ge-
brauchen. Heyn atz 2, 56. die gehobene spräche verstaUete der
vollen form im 18. mifs iQ.jahrh. offenen eingang: Bürger,
Wieland, Göthe, Stolberg, A. W. v. Schlegel ^re-
brauchen sie im rhythmus der gebundenen spräche; spär-
licher scheint der gebrauch in der prosa; doch stehen hier
den süddeutschen belegen {maier Müller, G. Keller)
aus Arnim und Storm Zeugnisse entgegen, die auch hier
litterarisclie Überlieferung neben dem mundartlichen gebrauch
sicher stellen. _ , . , ^
S) vne bei gewild I finden sich auch hier beide formen
oft in einem Zusammenhang beim gleichen Stilisten: vor
sechs oder sibenhundert jarn ist umb Hall ein gantz
rawe unwonhafftige weidige artt gewesjen, unnd da itzo
der saltzprun erbawet, ein herbe selgame lach gestanden,
zu dem das wild geloffen, alda gelecket und sein wonung
gehapt, durch welches gewildt disge gottsgab des saltz-
brunens geoffenbaret. Johann Herolt chron. v. Hall
(mitte des 16. jahrh.). s. Württemb. geschichtsquellen 1, 39/40;
hoch durch die wölken vollbrachte sie schnell den weg, und
erreichte
bald den quellenströmenden Ida, des wildes ernährer.
schnelles fuszes ging si zur bürde, ihr gingen zur seite
schmeichelnde weisze wöIf und freundlich spielende lowen,
baren und immerlechzende pardel nach blut des gewildes.
Chr. V. Stolberg 16 (1807), 77.
s) dem gegenüber sucht Campe ztvischen beiden formen
einen unterschied in der collectivkraft festzustellen : gewild,
ein wort, allerlei wild zusammengenommen zu bezeichnen,
zuweilen auch von einzelnen stücken. Campe 2, 363«.
c) formen.
a) fast durchgehend herrscht die lautgesetzlicJie form
gewild für den nominativ und accusativ ; zuweilen tritt
aber, mAst in älteren quellen, der auslaut mit e nach ana-
logie der collectivbildungen {vgl. gewild I, gewilde) auf:
das ge wilde rechte des dinghofes zu Kems; dekein gewilde.
rechtung des hofes zu Elfingen; das gewilde Gengenbach
Jacobsbrüder 103; ebenso noch gewilde bei Stieler 2418;
gewilde, gewild. Kramer teutsch-ital. dict. 2, 1348*' (fische,
gewilde, vögel, schlangen, vihe und menschen. Petrarca
trostb. 107* ist wol plur.). einmal auch in der neueren
spräche: auf das gewilde. Immermann Tristan {vers). die
Schreibung gewil (Jbeste sauvage) in der ältesten atisgabe von
Hulsius (1596) G 2» darf für die ausspräche wol kaum,
angezogen werden.
ß) die von Bech {wortformen auf -ege. GerwMnia 28, 300)
angesetzte ertveiterung gewiltg ist in ivirklichkeit eine genetiv-
form : vil selssems gewildtj. Arnold von Harff 39 Oroote.
y) der stammvocal zeigt manchmal eine durch w hervorge-
rufene rundung : gewüld Hainhofer reiseta^eJ. {neben \);
gewuld Nie. TiiOMAN Weissenhorner hist.
S) Synkope des präfixvocals ist häufig in oberd. quellen :
ieiPiNiciANUS, Frisius, Maaler, Gkiimr, Züricher bibel,
Wickram {bei den letzten vier neben gewild), Fischaht,
Nie. Manuel, Nie. Thoman, Stumpf u. a.
2) die gebrauchsformen des compositums.
a) der collectivbegriff im rahmen des gegensatzes von
zahm lind wild, verdeckt und umschrieben treten sich
beide begriffe schon in älteren Zusammenstellungen gegen-
über, bis sie die knappe formd erreichen, die auch von
neueren gern wiederholt ivird. der gleiche gegensatz wild
gegen zahm trägt unausgesprochen auch die Verwendung
des compositums neben exotischen thieren. eine andere
Wendung nimmt diese auffassung in der ausdehnung des
begriffea auf die thierwelt im gegensatz zum menschen.
"■) zuo dem brunnen liefen lewen bern wiltswln:
mitten under dem gewilde saz daz kindelin.
(hdichr. gevilde) Wolfdietrich k 99^4 {heldenb. 3,92);
dae unden {in dem thiergarten) lieffen vil selssemer dieren
as bucffclen camelen dannen hiertzen binden wildt pert
ind ander vil selssems gewildtg. pilgerfahrt des ritters
Arnold von Harff a. 39 Qroote; ausser des schädlichen
gewilts, als beern und wölf, soll inen frei gelassen sein.
Bumhergische waldordn. {lim) a. öaterr. weisth. 6, 418;
ritten mit urlaub ausg dem schloss
mit freuden hien durch das gelild,
durch manchen dicken wald. das gwild
das sprang daher, sam wer es zam
und alterst von der trenckin kam.
Jörg Wickram {irr reitend bilger cap. 19 v. 3601)
4, 241 Bolte;
jeder ein sundre gestalt gewan
von mancherhandt thier und gewildt,
ir keiner blieb menschliches bild.
{Albrechts Ovid 14 cap. 6 v. 498 variaruvi momtra
ferarum) ;
thiergarten {der) eingeschlossen ort da man hasen zeucht
und ander gewild. Maaler 400'* ; dann alle dise ding von
den menschen, den thieren und dem gewild zu verderb-
lichem schaden gemachet und bereit werden , dardurch
sie denselbigen listiglich nachstellen, sie umb das leben
zu bringen. Ryff übers, v. Artemidors traumb. (2, ll) 87*
(animalium); weihe ihre gehäger und zäun . . . niht zu
rehter weil . . . gemacht . . . wahrdurch das gewilt und
haiinbische vieh zu zeiten denen benahbarten groszen
schaden zugefüeget. dorfordn. von St. Martin (1730) österr.
weisth. 6, 375; sie müszten nicht hunger crepieren; sie
würden noch immer aase und gewild finden , und das
gehört ihnen, und nicht zahmes vieh — das mit mühe
und kosten erzogen und gehütet werden musz. Pesta-
lozzi Lienhard und Gertrud (l, § 6) 1^, 37.
nicht die befiederten sänger der luft, nicht das zahmere haus-
thier,
noch das gewild, belebten die weit; sie suchten des hofraums
schatten, der höhlen nacht, und des säuselnden waldes um-
laubung.
PvRKER Tunisias (7, 538)3 le?. (vgl. auch unter c);
nicht wahr, er trug einen rock, einen gürtel mit Sticke-
reien? war kein wappen thier, zahm oder gewild, dar
auf gestickt? Th. Storm {ein fest auf Haderslewhuus)
6, 309 {die typen— grosze anfangsbuchstaben — kennzeichnen
das compositum als Substantiv).
ß) dö Ute er vil balde da er den alten sach.
gerne mtiget ir beeren wie der getriuwe sprach.
'alter wurm, ir släft ze lange, wan ich wil luch bestan:
ir loufet nimmer mere nach gewilde in den tan .
WolfdietHch B 795 deutsches heldenbuch 3, 271 ;
zu dem dritten so ist der lew (seuus bestiis) grimm und
zornig den and'n thieren, und grim gegen and'm gewild,
er fart sie wunderlich an. Geiler v. Keisersberg
bröaamlein (1517) l, 50*;
wie wir lesen,
dasz der low', in ungebundnen
Staaten des gewildes könig,
der, wann er die stirne runzelt,
sie mit straub'gen haarwuchs krönet,
milde sei, und nie verschlungen
hab' als raub den unterwürf'gen.
A. W. Schlegel [ilhers. von Calderons stand-
haft. Prinzen 3) span. theat. 2, 137 ;
(Epimetheus .•) den reichen kelchen muthiges gewild entquoll.
(Prometheus:) das reh zu fliehen, es zu verfolgen, sprang der
leu. Göthe {Pandora) 40, 405 (v. 641).
v) mit einer Verschiebung dieses gegensatzes bahnt sich eine
ertveiterung des begriffes gewild an, die schlieszlich die
thierwelt als solche im gegensatz zum menschen umfaszt.
dieser zug der entwicklung gehört vor allem dem neueren
Stile an .- seinen teil sol er an den kreutern der erden
haben mit andrem gewild. Züricher Übel (1529) Daniel 4, 12
(thieren Luther u. Vorgänger);
auch in uns prägte gott sein majestätisch bild
er schuf uns etwas mehr, als herren vom gewild.
Haller {urspr. des Übels 2, 112) ged. 129 Hireel;
{das gleiche im icortlaut von Js. Iselin träume eines men-
schenfreundes 1, AI übernommen);
frösche wimmelte ihr land heraus,
bis in ihrer könige palläste.
er sprach — und schwärme von gewild,
und Ungeziefer füllten ihre grenzen.
Moses Mendelssohn psalm 105, 31 (1/83) <i48
(er sprach, da kam unzifer, leuse in allen jren
grentzen. Luther);
denn so sehr auch erstlich der schöpfer durch gleich-
artige färbe des gewildes und des bodens, z. b. bei hasen,
raupen und rebhühnern für die Sicherheit durch die Ver-
wechslung mit der färbe des bodens sorge. Jean Paul
(leben Fibels 6) 54, 36. vgl. auch unter d) den beleg aus
Achim v. Arnim.
b) die abgrenzung der thiergattung des wildes im gegen-
satz zu a7ideren collectivbegriffen wie geflügel (gevögel),
5809
GEWILD II (wild)
GRWILD II (trtU)
5810
gewürm, flseho, gchlieutt die gruppe deutlich und »ieher
xugamtnen. vereinzelte verurhiebungen wie sie von »eiten
de» engerrn begriffe» der Jagdbarkeit (#. e, ß) ventnla»it
werden, thun dem treiiig eintrttg. im gegensah tu älterem
gebrauch wird da» gcwUrm in die»«m tutammenJkanf gatu
zurilfhjfdr/hxijt, um so häufiger eratheint getOfel und |e-
tlÜKül , neben ihnen irerden gern auch dit fiseht erwähnt.
a) gewilfi, viigol und viiich roII {«derman gemein «in
für sin not kA fahen wer es vermug. Riikkun 1,195;
die vAgfll iQtUldichen ■nngen.
da« frei (ewild apran^ in dem haf.
dl« viach sclinaltzten in itramea waf .
Hans »achm (dir intel Baehl) 4, $46 Ktntr;
were es aber nit beH8er, danz. du dein inaal gewentest
un speisp, diu mann Icichtlich hdconunon möcht, unnd
diu wäldo dem gowilde, den vAgeln die lAfTt und den
visclien das wasser mit frid liCRsent. verdeut»ehung der
tri)«tbüeher d. Petrarca v. 1M9 (t. rap. M). vgl. datu die »p. MW7
für den plural angeführte »teile; geliet es {da» zahme trild)
aber hin {in den wald), und Icommct nicht hinwider, in acht
tfigcn, wer es dann vahct, des:; iHt oh, oder in wcs:; wildt-
tmn 68 gehet, den:; ist en auch, wir sprechen alno, dasi;
kein richtcr seinen leib gar so! ncmmcn, weder umb
geflUgol, noch umb gewiUit, noch umb flsoh. Mkuiirh
jag und for»trecht (1582) 40";
welch ein himmlischer garten entsprinirt aus oed' and ans wlUt«
wird und lebet und glänzt herrlich im lichte vor mir
wohl den scbapfer, ahmet ihr nach ihr gftttcr dor erdel
reis und aec und gebOsoh, vOgel und tisch und gewild.
GÖTiiK ( der park) 9, 188.
fl) und gebe den leiohnam des heers der Philister heutt
den vftglcn undor dem himmel und dem gwild aulT
erden. Züricher bib«l{v. Xhtlff.) \ Snm. 17,46 (wild Luthf.ii,
tieren der crdo Ecckstryn m. a.);
und gib den Icib der Philister heut
den vOeeln unter dem himi zur peut
und auch dem gewild aulT dor erden.
Hans Sachh (tranMie könig SauU aet 8)
16,48 OöUe;
zum vierton wüUen meine herron gern zugeben, das ire
underthonen, soferr ains rata forst und oberkeit geet . . .
das gewild und gefugel zur notturft . . . wol vahen
und schicszen sollen. Memminger rathabeacM. v. 1&85 bei
Haumann 188; das sich niemant . . . der reisj oder hiener-
;ojaid8 . . . nit unterfach oder gehrauch, darzue ainich
pirschpixon, armbrost, stach! und dergleichen weter an
die gebirg . . . tragen, ziechen und bringen, damit dem
wiltprät, auch anderm gefligl und gewilt nachgeen und
füllen, irristh. v. Kuf.itein (17. jahrh.). ». öaterr, uristh. 8, 17;
allerlei menschen, thierlin, flUsse, wftld, vAgel und gewilda.
Verdeutschung de.<t Petrarca So*" (l eap. 87);
ihn (den brunnen) hatt auch weder hirt noch Tieh
in keinen weg betrübet nie.
dnrzu kein vogel noch gewildt.
JöRO WifKRAM (Alltrfcht» Ovid 8, cap. 18 nulla rnlu-
cri» nee fera 8, 410) 7, 148 Bette, ahnt. 8, 60. 807.
bäumen ist wintomder stürm das verderblichste,
bächen die dOrre,
vfigelchen aber die schling', und dem gewilde das gam.
JOH. Hkinr. Voss Theokrit (idvllen 8,64) 89
{AypoTifotS da liva);
die m5glichkeit der verwandhing des menschen in vOgel
und gewild, welche sich der dichterischen oinbildungs-
kraft gezeigt hatte, wurde durch geistreiche naturforschcr
nach endlicher botrachtung der einzelnen theile auch
dem verstände dargestellt. Götiik (vortrage über die drei
traten cap. des entw. einer allgem. einl. in die vgl. ana-
tomie ... 8) 66, 861 ; ja, im dunklen waldo, da ging ich in
meiner Verzweiflung, und sah wenig auf den weg, und
hörte auch nicht auf die vögel und auf das gewiid, son-
dern jammerte nur immer. Achim v. Arnim (die lieb-
iehen »chwestem u. der glilckliche ßirber) 1,846 Wilhelm
imm; und die vögel und das gewild kommen zu dem
Be. um zu trinken. Sr\rrKH werke : bunte »teine^ (granif)
Apren t.
c) schon im vorhergehenden, sotrol im rahmen de» gegen-
ntxes von zahm und wild, ah in der engereti abgrenxung
tes ne\ten coUectivbegriffes gegen einzelne thiergattungen
(vBgel. fische, gewürm), lie»xen stich bestimmte bedingungen
erkennen, die den gebrauch de» stibstantivs ftanden. die
örttiehkeit, at*s der der begriff erwächst (vgl. gcwild I).
wird in tUMmmenkang mit Htm immw tiititr fdttnn
zeichnet : urtprüngUek dit witdmi» im mUgtmmntm. tpäter
der wald im engtrtm timu. und im vmMtultmg damit tritt
die jagd kintu, dit nMuttt umd nmiMiAaik form, in der
der mmseh wtit 4»r unguähmtf» (kitnmH te herükrung
kommt: #m hat den getrmtiek unturm »m'tm am weit-
gehendsten heeinflusit.
a) kennxeiehnung der örtlitMuit. mit der dm» |«wild vor-
mgmoeiM m Verbindung getettt wird.
D) Mgmmtimtr umd wrtfrüngliAmr : ummmgihmäm Utnd-
»pelaeae firarum . . . hlllinmi darinn cieb da« f«wUd ent-
halt. Fniaiua dirtionar. (t8M)Aao^; genau «e Maaum IM*:
e« mAgen auch die underthanen, Jr« velder simbUehao
vor dem gewild verzounen, doch hoch genug, damit daa
wildprtt nie darüber, noch daran springen. Hrol. landta
ordn. V. 1608 (4, IS) 60*; es solle auch den underthanen in
den gerichten . . . das gcwild (wo si daascib in jren Wein-
gärten, aokem . . . betretten) darausz zu treiben erlaubt
sein, doch der gestalt, dasz si dem wildprtt nit schade
Ihnen. flo*>. dasu vgl. : denn gleich hinter dem thal« befann
eine wilde unfruchtbare landschafl, welche zaielzt flas-
lieh in eine gebirgswildnis verlief, die nicht nur lebwinM
und scharen unschuldigeren gawilöM, tootern aaeh von
zeit za seit reiszende tiere, besondän froaxa tifar be>
herbergte. Gottpriro Krllbr (Panerat. der sdkmMer)
4 (isra), 85.
S)) dtrwold (vgl. gewilde in den tan Wolfdiefrieh) : es sind
gewesen jn einer provintz grosser wild mit vil gewildes,
darjnn die jiger all tag iren wandel betten, buch der beisp.
der alten weiten U Holland; kamen sie inn ein grossen
waldt, darinn vil gewildts war. Grilkr v. KRisp.itsiiF.ini
narren»chiff io (kloster t.m SeheiUe); anddieweil im selben
wald insonderheit vil gewilds was, vermeint der keiser
nichts anders, denn von wilden thieren sie zerriaaaa Min
worden. J. Wetze l reite der löhne Oiaffer» 40 FStehtr imd
BUte;
im wald hungera aterben,
oder von dem gewildt verderben.
Hans Sacii;«, tgl. SciiMiLLia S*. 900;
and ist nicht weniger, dass es ein feiner schSner ort
unter dem Schneeberge von holz und wiesen, allda sich
das meiste gewild aufhelt und sich sehen lesst. urk.
V. 1678 t. cod. dipl. Siletiae il, 155; und an solchen ort
alwo dem gwild der stand nit verderbt wirt. banntaid.
tu Fettenburg (1875), «. Msrr. wei»th. 6, W. u. m. .-
stimm« des herra regt anf daa scheue gewild;
entblättert die wftlder :
aber in seinem pallaate
spricht alles, majcst&t !
MosBS Mbkdilssohn pMil« n, 9 (178S) 6t (die
stim das herm erreget die binden. LtrrnaR) ;
tleiche triebe beseelten die freunde , in Bmctrischcn wildem
lebten sie nntenn gewiid die zeit der blohendm jugend.
WiiLAND Hermann 4, 611 Mtincier a. IIS;
gerne bewohnt er (der löwe) die höhlen im grünen waldc,
wo der ström am felsen sich bricht, und am kühlen
brunnenqucll ... es weidet am mittage das gewild von
bergen herunter, scheuet sa trinken vor ihm. mater
MOli.br {Adams er»tea erwachen) l (istl). St; ging si«.
krttuter zu Sachen, in den wald. so sprang das gewild ror
ihr nicht, wie vor andern, scheu von dannen: es blieb
und sah sie freundlich an. und oft folgte ihr ein schlankes
reh bis an die wohnung nach. Justinus Kernrr {die
hnmatloam 4) dicht. (IKU) 681.
ß) to verknüpft »ich mit dem ltgr{ff dt» wHde» tm eng
iten sinne die Jagdbarkeit: gcwild, gmmt, mnittn. Hil-
pert II. 1.464'': von der betidmng m^f dit jmgd ist der
gebrauch des »eorte» belebt und getragen .- item geschehe
aber daj die joger beider herm kemint mit dem ge-
wilde uf ein gemeinen schrei, so sant si das gewilde
uf derselben Strasse teilen, rechte de» dinghttfea tu Kepi»
{14. jahrh.) bei L. A. BrncKHARDT die hofridk von dinghöfen
baselischer gotteshättser 149; ob aber ain band dem gewild
gefärig sein wurtie. tirol. landtsordn. r. 1008 (4, 18) «0*>:
übet er insonderheit die Jagdgerechtigkeit mit der iusscr-
sten vorsieht aus; er erlaul>et dem landmanne . . . sich
wider jeden schaden zu verwahren , den er von dem
gewildc zu befürchten hat. (J. Iselin) versuch über die
getelL errin. {tnt) «/.;
5811 GE WILD II (ujiZi)
die ininn' ist ein gefangner falk,
vom Jägersmann gewiegt im ringe,
damit der freie als ein schalk
dienstbar auf das gewilde springe.
K. Immermann {Tristan u. Isolde 1: Kornwall)
13, 237 Hempel ;
ein strenger kriegsmann wie sein vater wird er kaum, sonst
trüg (er) einen sinn für feuer und eisen und erz im
erdboden, statt für wasser, und neigung zu ross und
gewild statt zu Strauchwerke. Scheffel Juniperus 10;
vgl. vor allem die Verbindungen und verivendungen , die
im besonderen die Weidmannssprache entwickelt.
l)) dieser neue engere begriff zieht seinerseits wieder aus
den oben abgegrenzten thiergattungen solche Unterarten an
sich, die unter die Vorstellung der jagdbarheit fallen-.
item . . . das rephun, wer das fecht und treit das nicht
dem richter zue, wo man des innen wirt mit bewärten
Sachen, der ist dem gericht verfallen fünfzig pfunt,
dann als ander gewild ist nicht verbotten. gerichts-
buch V. Latzfons u. Verdings (1539), s. österr. weisth. 5, 360;
von den andern gemeinen thieren und kleinen gewild,
so eins teils im gebirg, zum teil auch in den tälern
wonet, als tachs, otter, biber, hasen, eichorn, und der
gleichen, hie kan ich nit underlassen auch ein wenig
zebemelden die gemeinen thier, und das nidergewild des
Alpgebirgs. Stumpf Schweiz, chron. (9, 19) 2, 290»;
nie färbten so sich zahne, so sich klauen
des raubgewilds in lüften oder wald
mit blut von vögeln oder vieh auf weiden,
wie jetzt mit ihrem blut das schwert der beiden.
Gries übers, v. Tassos befr. Jerus. (20, 78) 2io, 314.
2)) innerhalb dieses engeren begriffes werden nunmehr
aufs nexie gruppen geschieden.
a)) dir aber ist noch wol zu wissen,
weil ich etwan war starck und jüng,
wie ich frei allem wild nach sprüng
und war gschickt pei jungen tagen
zu dem waidwerck, heczen und jagen,
da ich im wald das frei gewilt
kreftig mit meinen zenen hilt,
als hasen, hirsen, schwein und pem.
H. Sachs Qabd v. d. alten hund) fab. u. schiv.
2, 130 Götze.
b)) in dieser fart hatten wir am gestatt oder land
nichts, dann zu baiden selten vil gestreüsz, darinnen
sich zä Zeiten gewild, sonderlich aber wilde schwein
hören unnd sehen Hessen. Rauwolf reisebeschr. (1583) 152,
ebenso 78. die wilden schweine zusammen mit hirschen und
ähnlichen gruppen grenzen sich als hochwild gegen die hasen
und andere als das nider gewild ab, vgl. theil 4, 2, sp. 1622,
vgl. auszerdem: zweierley hochgewilds findt man in den
Alpischen lendern, erstlich das gemein wildprät durch
die ebnen fruchtbaren gelend Teutscher nation wol er-
kannt, als hirtzen, hinnen, recher, und wilde schwein
. . . demnach habend die höchsten Alpen jr besonder hoch-
gewild. Stumpf Schweiz, chron. (9, 16) 2, 287*'; je höher ge-
wild, ie mehr narung unnd überflüssige fürung solliches
gibt, wie es von Cornelio Celso wargenummen ist. Ryff
sjnegel u. regiment der gesundheit (1.544) 49* ; so vil das nider
gewild, als hasen und andere belanget, dieselbigen soll
man inn keinem thiergarten halten. Sebiz vom feldbau
(6, 21) (1580) 557. vgl. auch oben kleines gewild.
c)) aber auch toildscMvein und hirsch treten sich in den
hezeichnungen Schwarzwild und rothwild gegenüber, das
compositum ist hier nur in der zweiten Verbindung , also
in der engeren beziehung auf den hirsch belegt: alles hoch
und roht gewild, so es sich reiniget, heiszt es, geflösset.
Heupoi.d 406; dazu vgl. einen der ältesten belege für das
Substantiv: es sol och nieman vogelen noch jagen ane
des rot gewilt, von dem ber und von dem schwin sol
man unserm herren dem abbas den harst geben, urk.
V. 1339 bei Schöpflin Alsatia dipl. {nr. 980) 2, 164. neben
rothgewild ist das compositum auch in der Verbindung
hirschgewild belegt, während die andern wildgattungen nur
das grundwort in die composition ziehen: als jagen oder
weidwerck wird getheilet in das hochwild, oder hochwild-
bret und weidwerck, und dis?; isl entweders das roth
Wildbret, als hirschgewild : oder schwartz wildbret, als säu,
baren. Jon. Jac. Agkicola fürsichtiger Weidmann (1678):
vom weidwerk s. 11, ebenso Meurer bei Fritsch corp. iur.
venat. forest (1702) 351 >'; auch sonst macht sich die engere
beziehung dea compoaittvma gewild auf den hirsch bemerklich :
GEWILD II (wild)
5812
als nun die jagd das gebirg' und den sperrigen dickicht erobert,
siehe da taumelten hier, entstürzt dem felsengescheitel,
über die rücken der berge die flüchtigen gemsen herunter;
siehe, da rudelten dort sich hirsche zusammen, und stürzten
laut die stäubende flucht hinab durch 's offene blachfeld.
muthig auf muthigem rosg, durchsprengt' Julus die thäler,
sprengt in raschem galopp bald diesen, bald jenen vorüber,
schnöbe, so glüthe sein muth, statt dieses feigen gewildes,
schnöbe doch lieber ein keiler mit krummen beschäumten
ge wehren,
oder ein tapfrer leu aus nächtlicher kluft ihm entgegen !
Bürger {Dido 176) sämmtl. werl-e 246'> Bohfz;
zum vierdten gehören zu dem weidwerck garn, und die
heissen zum gewild, wildseil, wildgarn, zu Schweinen,
schwein-seil. rech und hasengarn. Meurer bei Fritsch
corp. iur. venat. forest 351''.
d)) so stehen auch die ab.9chioächungen des collectivbegriffs
und die ausätze zur individualisier ung in beziehung mit dem
hirsch: cerua, foemina est cerui, gwild. Vitiicwsvfi prompt.
(1516) B 3<=; der hirsch hat lauflklauwen, und nicht füsj.
das gewildt setzt, die jungen heiszt man hindenkälber.
Meurer ja^f u. forstrecht (i582) 63*; ebenso bei Fritsch 352*
(gewild) ; ebenso Joh. Jac. Agricoua vom weidiverk s. 12 (ge-
wild); das gewild oder hirsch verfächt. wird gejagt, ist den
hunden entlauffen. jägerkunst (Nürnberg 1611) B 4* ; ebenso
Meurer; das gewild oder hirsch verführt, es wird gejagt,
ist den hunden entlauffen. Agricola s. 12 : ceruus ein hirtg
ein adelich gewildt, welches nach der zal der jar seines
alters zincken in seinem gehürn bringt. Ryff thierb. Alberti
Magni (1545) B 5*". auch im plur. : von den hirschen. ohne
zweifei sollen dise gewild under die geschlecht des eilends
gezehlet werden, dieweil sie mit aller gestalt jhnen änlich
sind . . . dise gewild so sie noch jung, sind sie meüsgfarb,
oder eselgrauw ... so genannte gewild heimisch gemachet,
so werden sie gantz milt und zam, sonst sind sie gantz
grausam und wild ... wo solch gewild einen betritt, so
durchscheust es jhn mit seinem vorderen fusg, und so es
ein reüter ist, so verschont es auch dem pferd nicht.
Conrad Gesner tierbuch dtsch. v. Forer (I6O6) 85*''.
3)) die Weidmannssprache entivickelt feste Verbindungen
des Substantivs mit verbis, vgl. z. b. : alles gewild vernimpt,
das heiszt man sonst gewittert. HEUPOiiü icörter v. weid-
werk (dict. 405).
a)) unser sind vil allenthalben im land,
die sölich pratick mit den pfaffen band.
wir tribend den kilchherren das gwild in das seil,
denn habend wir von allen dingen den halben teil ;
messen, jarzit, vigilg und sölich gespenst,
das füllt und macht uns gar grosse feisse wänst.
NiKLAUS Manuel (ablaszkrämer 339) 124 Bächtold ;
der trommeter stund von ferne, wan das gewüld käme,
stieg er in die trommeten, damit ersg erschröcke und
auf uns zutreibe. Philipp Hainhoffer reisetageb. (1617)
s. Baltische Studien 2, 2, 53.
b)) feras laqueis captare, jagen, dem gewild richten.
Frisius dict. (1556) isei*' ; gwild beston, feras subsistere.
107''; genau so Maaler 201"; er (der thörichte Jagdhund)
spüret ainn hirt;;^, in der selben spür feilt jm ain anders
zu da spürt er ainn hasen so verlasgt er die ersten
spür und lauft dann der spür nach, in die feilt auch
ain andre, so verlaset er die auch und laufft deren auch
nach unnd allso lauft er allen spüren nach und facht
nimer kain gwild. Geiler v. Keisersberg Spinnerin (1510)
(i.pred,.) a4*; am vierten ist unsher im brauch gewesen,
das ain armer mann nit macht gehabt hat, das gewiki
zu fachen oder schiesgen. eingäbe der Memminger bauern
an den rath 1525 bei Baumann akten . . . s. 122; und
fahen mit jrem schnellen lauffen wilde thiere die sie
essen, den sie haben keine andere speise den das
gewild, das fahen sie und essens. Ottho v. Demeringen
Übersetzung des Joh. de 'Mandeville (2) 168 (Übersetzung von
1481 : die wilde tier) ; anno domini 1431 do kam ein grosser
kalter winter, . . . und wart vil gewildes gefangen, und
erfror vil geflügels, lüte und vich. Röteler chron. s. Ba.iler
chron. 5, ise; etliche gebrauchen garn unnd strick, die
sindt gemacht gleich als wie die jenigen , mit welchen
man das gewildt fahet, die haben maschen oder schlüpff,
unnd wann sie den feindt angegriffen, so werffen sie jhnen
solche strick an den kopff. Leonharht Fronsperger
kriegszb. 3 (1573), 149*; im herumbfahren in dieser haide,
sain wir durch 2 thiergarten gefahren, darinnen man das
gewild, schwein, wölf, füchsg und dergleichen thier in
5813
GEWILD II (wUd)
GEWILD II (viild)
581 4
}>rub«n und fallen lebendig fanget. Philipp Hainhoprr
iritetageh., a. Baltüiehe atudieii s, t, ft7.
c)) CK iHt im «Iwegen wedel bäum ab fAhaawen, fe<
wild /AKchieHRon oder z&meion. dite drei werkxUg hat
^^r nlwcg bei im, wider die gewohnheit aller hauren.
(iKii.Kii V. KKiRRiinnRnn v. d. menathl. hatun (t5ai) 19*;
gowilt Nchi('ii:;en und Jagen, oh M nuf und angenommen,
das; jodor landtmnnn wolobor will, darf daag gewlldt
iicliiouy,cn. landh. d. knjttonM AppentrU Innrrrhodtn{\SM)».'n.
vgl.; kuin liocbgcwildt /.u Hcbiesjon. {Zimmerath« ehnm.)
fi. theil 4,8, aj». ifl]»; vgl.: Bioh mit HoliicHHrn deag gewild*
bcgon und erneercn, alimenta arcu taytdirr. Maai.rr SM*;
es Bol ouch in den selben xilen nicmnn kein hom er-
Bohcllon, noch dekcin gewilde vollen, dr, bnnn haben «ol.
rechtling des hofea tu EIßngen (isn), a. liochhola Aargaurr
weiath. 10; in discn ziln »int elli gerioht des gotjhat ttbcr
des got,;;huB IUI und g&t, und boI nieman in disen xilen
hornschellcn noch gcwilt vollen noch wighaftigen buw
machen ... an des gotzhuB willen. Kngetberger hcfroilel
{H.jahrh.) bei (im mm toeiafh. 1,4. vgl.:
Mistlich, prolatnn iaccii wolli'n.
Blasen, hlllon, hoch (rwild Fellen,
unsinnigklichnn renniui, beilzen
den armen lUttcn durch den wellxen.
Tit. MuRNBR »eKdmenxunJt (44. IS der S. au$g.)
6t MattMaa;
unnd alssjdann dieselben jr acht darauff haben, denselben
{wölfen, baren, luchaen) thtcron nachstellen und die er-
logen, aber darneben das verbotlen gowild, bei slrafT des
mainaids, nit fttllon noch erlegen sollen, tirol. landtaordn.
r. ifjai (4, 15) Gl*; umsonst hab ich heut das gcbirg durch-
irrt, um einiges gewild 7.u erlegen; ich komme ohne
nalirung zuryck. S. Gkrsnkh {Eraaf) *,im;
Kt'lohrt von Artemis selt>er,
traf er alles gowild, das der ferst des gebirges em&hret
{ä.pta ndna).
Voss illiaa 5,M)'4, 78 Uemptl;
d)) dem gewild nachgecn und das schieszen. Mtmminger
rathslienchlusz von läa.'i b^i lUmmnnn 1, \ti\ theils niRnner
aber giengcn dem gewild nach. (irimmri-SHAUSEN Siinpl.
2, 1, 6 {Spiingin.wfeld cap. 6) 8, 42 Keller;
geh hin daTOr und lern' im home jagen,
gewild liogchn, den stoltzen hirschen schlaMot
Oi'iT/. über», v. Sidnep-ii Arkadia (8) (1688) 4M;
dem hocligewild nit nachraisen. Rapperaweiler artikel
.V. zeititchr. hiat. vertma f. Schicaben 10, a&S; wildolen . . .
wildpcrn in> gewildern, auf gewild ausgehen. Staldkk
8,451; was ho— n— i' für frceda,
wenn i' eiV ofa K'wlld.
VorarlMiger vdktlied ; #. d. mundarleni, 896*;
dem gcwild nnchlaufTcn, cttrstt aeqtti feraa. Maaleh 201';
wen ein wolfT alt wUrt so würt er schwach, er würt lam
in seinen lendcn unnd zUcht die hernach, und mag das
tsewild nit mec orlaufTen, als hirl^, rech so mag er ein
menschen basj erschleichen den das gowild, so mag er
(>s auch basj heben mit den zencn die kind und die
menschen den dj gcwild. Gf.ii.rh v. Kkiskhsbeho euiei»
(1516) 41'"; ^ war ein aller hünde,
dem alle kraft vcrschwUnde,
das er gar nit mcr künde
erlawfTen das gewilt.
H. Sachs {der alte hund) /ah. «. «dhc. 8, 873
Götze u. Drescher;
das gewild orlaufTen und ereilen, eonaequi curau fenu.
Maai.kh SOI«; Laurin. freuen soUf e« mich.
euch einzuweihn in manches waidgeheimniss.
und da ihr auT dpr reise seid cur hochzeit
des herzöge von Tyrol, so IrelTen wir uns
wohl auf der Adlerburff, und strelTen noch
gemeinsam dem gcwildc nach.
Ono UoQUKTTB der ro>cn<jartert. act I;
mir auch Tolgct uin hund, ein wachsamer wflrger des riiul>\volf8;
den verehr' ich dem knal>en. um alles gewild zu verfolgen.
Vo.xs TheotHt (idylle 6, 107) (1808) 68;
•)) mit den bracken und barbeten kan man allerhand
gewild, so villeicht im feld aufrstösjt, zum wasscr eilet
und entschwimmen will, nachjagen und nachsetzen.
Sr.iuz vom feldbau (l, 27) 145;
jugendlich auch ist Adoiiis, dioweil er weidet die sohafe,
■unicsset die llüchtigcn h.isen und jagt nach allem gewildc.
KiUEDR. ROcKKKT (TheokriU iduilcn: die laden de*
Dafni* 110) ncchkuz;
IV.
(Jagen) mit bonden. mit gam «Um geMrild«« und flachen
. . . fridlichen. An« irmnf d«* kerron ond An« betMniof.
Mwür/A. V. I'feffing^n (ObtrtisaM UM) wtutk. B.WJ4: 80 maf
ietlieher u0 sinem lehen Tiaehen. TOflen. mHlin«!! maebeo.
winschencken. Jagen, aller band gewild («on aipätunr kamt/
am rande: on rot gowild) und da;; aol in w«d«r abbt
noch TOgt weran. MIMmm r. tWirtv^ngen § 4ft (ernetu-rt
Uta) a. AUmannia§,tm; toI und Iruncken aia Bachu«,
ein wiaaag als Apollo, das gewild Jagen als IMana. J(;i>ah
Naxamki vifm alten und neuen gott, nettdr. a. 6; und da
sie {die beiden jungen löteen) also in den wald kamen,
da sahen sie die wilden thier mit grosen huffen da gon.
und da sie lang also in dem wald hin und her waren
gan da sahen sie ein menschen ein i&ger, der spant die
garn uff und wolt das gewild lagen. Jon. Pauli aekitmg^
•4. emat (rap. to) a. tJ öaterley; esteitart et agitanferm» . . .
gwild auftreiben und Jagen. PRifliuadi>/ü>NaniuM(iilM}IM^;
genau ao Maai.rh 901*; daxu vgl.- wann erbliek loh dMl
nun wieder in freude auf der Jagd des donkolbnuNMll
gewildea? BOiuiKii {Oaaian i) tSl' Bohta.
y) eine attanahmeatdlung in diuem hmtiftkreiaa der wr-
letmäungen würde die engere besiehung auf dtu mrUft»,
ffdöteU wild einnehmen, teenn aieh die einaeklägifm bma§t
in der tkai. wie von Hp.ynatz beanstandet müde. tUe
eoneurrenxformen dea eompoaituma wildpret enmaem Ueeaen.
in wirkliehkeit kann ta aieh jedoeh hüehetene um eine an
nühening des gebraurJtea hamUln [daa gleiche bei wildpret):
1)) leiehi veratändliek iat der gebraueh bei jagdachiUe-
jagd angeaogem wmr. vtmkwimdet naUkrUA itiekimutdem
augenblick, in dem daa thier erlegt ist. kieraua enhciekeln
»ich feate Verbindungen dea attbatantive, bei denen an eine
Wendung der bedeutung niekt gedmdU wurde:
also der berr aein Ja|«a lisag
den bemn ond kiMctitaa se aal er bUaag
und hiaag dag mwild« do
mit fAten zSenten also
■enden nlT die bürg hindan
die hund lies; or laulTen lan.
PAMPMii.UiiGBNr.KMBA<:ii(rONnrrt«N/a«oA*6nMfCni
168) Oödeke $. 834 {bet Kvxz Ki^k;(br: den jeger
er oag wild« hioas schicken nf die borg bindaa. IM
EnUnff);
nun fUget sichs ietz, dasj der bischoff bieaj alle seine
jKger, hirten und underthonen Jagen, und Jnen gwild
zAtragen, do warend seine zween vichbirten alt ans&hen-
lieh Personen mit langen bkrten. die brachtend ein b&ren
und ein hirtzen, do bicsg d' bischoff die selben hirten
dis2 gwild den obgedachten beiden fUrsten ond brüdem
über Jren tisch, als durch si selbs. ond nit in des
bischofTs nammen schenckcn. Stumpf Sckweia. ehren.
(4,84) 1 (1548). 899»' und a/Miter;
vgl. huau: mit denen •chimpfTl ich in einer tech,
als mit mein gcstn und hana^wirten.
lies; mit mein jigera Bwan Ticbhlftaa,
den frembden herm gewild Batragn,
da warend nie ein beeren iagn,
und als sie betten den gefangn,
kamen sie beid mit her gegangn.
NicoDBMUs Fiu»riiijN i/rau Wendeigard l, t)
ibSbramaa;
0 we« sprach der vogt tob Bsn«
des ma»s ich mich echainso,
das du mir alle viet« will
sammen binden als «in gowildl
tbut ein weiaer ilfsr.
Stgemet iOt Sehade (f)»«ss6. dnaek *. IM^;
und ad* deani wart't scbo* All« aaU waaa «'ktait,
und «ain 's gwild gUi' to* dar aebal nimoit
beritfäfferUed, rpf . ScHMSiXBa 9>, MW.
S;) aucA bei der verbittdung vom gewild leben irird aieh
nicht gleich die eeratettmmg dea toten teildea im engeren ainn
frei gemacht haben; dief^gung iat rieimehr aus /ormeln an
deuten wie von der Jagd (vom fischfang) leben- Scneca . . .
schreibt ... die innwoner {Oermaniena) dantzen uff den
gefromen seen umb, die ewig gefroren seindt, ond
leben allein vom gewildt, wo sie die nacht oder müde
begreilll, da ist Jr haus;. Serast. Fhanck Gertnaniae
dbrtm. (1689) 8*: anfencklich ward disj teil der weit allein
von viervölckem eingcwont. ncmlich den Ethiopen, Penis
Phenicis, unnd Grecis. diso haben etwan von gewild und
etliche kreiitem allein gelebt, tm alle gsatx und regiment
in den land hin und her gefaren. weUb. (i, t) (15S4) 5V
365
5815
GEWILD II (tvild)
GEWILD II (wild)
5816
3)) anders stünde es um die Verbindung vom gewild
essen. Heynatz Antibarbarus 2,56 will sie in Uendfas-
soHTSis übers, der bücher Mosis gefunden Jiaben : Mendelsohn
hat es (igeicild) sowohl in seiner psalmen-übersetzung, als
in den büchern Moses mehrmals gebraucht, sogar für
wildpret:. Isaac asg gern von Esaus gewild. Mendels-
sohn hat jedoch an den einschlägigen stellen schon in der
ausgäbe von 1783 {ebenso 1815 und später) wildpret: Jigchak
liebte den Esau, denn er as2 von seinem wildpret. 1 Mos.
25, 28; wildpret. 1 Mos. 27 {jges. sehr. 7 (1845)). dagegen zeigt
sich die fügung in übertragenem sinne gebraucht, und hier
dürfte sie an lat. vorbild anknüpfen und aus einem
coriipositum verkürzt sein: er hat vom gewild gegessen,
satirisch verschönernd von jemand, der faul ist, weil
man im mittelalter glaubte, dasz vom 'g'wild fleisch'
essen faulheit erzeuge. Wander l, 1654. dazu vgl. .- de
fera comedere, faul und trag sein: ein bein im ruckgrat
haben. Denzler 263'>.
d) ansätze zu individualisierendem gebrauch.
a) im Singular:
l)) mit dem unbestimmten artikel.
«)) fera.ferae, ein gewild. Cholinus-Frisius (l54l) 364»;
ebenso schon: gemma gemmarum 1512; R.Stephan. (1590),
s. DiEFENBACH230i'; ßf.^ ... ein wild thier oder gwild. Fri-
sius (1.556)550''; ein wildes thier, gewild. Denzler 263''; gwild
(das) ein wild thier, fera. Maaler 201°; man liset in dem
buch der natur, das der low, so er sieht ein gwild dg er gern
äsg, so schreiet er, das die tier davon erschrecken. Geiler
V. Keisersberg der hellisch löio a,7^; wan ich mich aber
desselbigen (des perspectivs) wegen der duncklen nacht
nicht mehr gebrauchen konte, so nahm ich mein Instru-
ment, welches ich zu Stärkung des gehörs erfunden, zu-
handen , und horchte dadurch , wie etwan uff etliche
stunden wegs weit von mir die bauren hunde bellen,
oder sich ein gewild in meiner nachbarschafft regte.
Grimmelshausen Simpl. (6, l) 471 Kögel; ertrawe nie-
mandt dem meer zuuil, lasg dir es gleich sein wann
es still ist, als wann mann einem gewildt etwas sfisses
legt, bisg manns ins netz, in den bitteren tod bringt.
Vf.twkkck zwei trostbüchlein (l559) 77''; {die reiter) fflrten
mehrthails spiesg, wie sie dann die im rennen vil
mals herumb geschwungen, zu zeiten auch under sich
gehalten haben , alsg wann sie einem gewild nach-
jagten, und das durchrennen wolten. Rauwolf reis-
beschreibimg (1583) 250; excitare feram . . . ein gwild auf-
treiben. Frisius (1556) 550'' {neben gewild auftreiben für
agitare feras s. o.);
{Eumaios.) nimmermehr ja entfloh im tiefverwachsenen waldthal,
welches gewild er {der hund) auch trieb.
Voss {Odyssee 17, 317) 5, 212 Hempel (so 1793.
und später) (1781 : trieb er ein wildpret auf
nimmer entfloh es ihm);
da rauffet jm (Jesus) ainer seinn hart, da sein har, da
zwicket jn ainer, da kratzten si in, schlügen jn'mit
feüsten, stiessen jn mit füssen fielen all über in (spricht
Criso) wie die hund in ain gewild, da sind erfült worden
die Weissagungen der propheten. Geiler v. Keisersberg
schiff der penitenz (l514) 87''; fericida, der ein gewild um-
bringt. Denzler 263''.
b)) sie hetten alle frefld und mut
wol mit dem pfarrer an dem iaidt,
do er auff dem mistwagen raidt.
darnach die zeit nit lang vergieng,
das man do bald ein wild fieng, {var. wilde, gewild
recht als3 der forste het begert. gwild, gewilde)
darnach er wider haim do kert.
Pfarrer vom Kaienberg 1754 Dollmayr ;
und ain stuck gwulds, ist bei Ylerzell gefangen worden,
hat binden das zaichen gehapt, wie ain gwuld aber von
köpf und hals, ach an der spur ist es ain hursg gwesen,
und hat auf dem köpf kolben gehabt freier zell lang.
Nicolaus Tmoman Weissenhorner historia Baumann 2^0 ;
endlich erschlug den verderber des Oeneus söhn Meleagros
der aus vielen stadten die muthigsten Jäger und hunde
sammelte; denn nie hatf er mit wenigem volk' es gebändigt.
solch ein gewild, das viel' auf die traurigen scheiter geführet!
Voss, Ilias 9, 546 ;
da stob aus dem baumschatten ein gewild — es mochte
ein mardcr oder iltis sein. Tu. Bro\KM\ein fest auf Haders-
Uvhtiua) werke 6, 304.
2)) mit dem bestimmten artikel ;
es sach der ffirst so lobesan
vor jm laufl'en ein hindte, . . .
nun ist mir wol gesaget mer
es sei mein rosz so geschwinde
ich wils versuchen an dem thier
mit dem bcgundt er sprengen
dasselb gewild erreicht er schier. Sigenot27 Schade;
jezo bezähmte den durst mit vielem wasser die löwin . . .
später entwandelt der Stadt nun Pyramus ; scbaut in dem
tiefen
staube die deutliche spur des gewilds, und, erblassend im antliz
starret er. {vestigia vidtt in alto pulvere certa ferae)
Voss Ovid (des Minyas töchter 73) 1, 208;
der Schneider aber lief gleich zu der thüre, schlug die zu
und versperrte das gewild (das wilde schwein) im kirchlein.
Grimm märchen {vo7i einem tapfern Schneider) l, 83; in
gleicher weise von Begiistein d. märchenb. (184.5) 9 über-
nommen; ein fliehendes reh brach durchs gesträuche, ver-
folgt von einer lieblichen jägerin ... sie schwang einen
. . . jedoch ohne das wild zu erreichen, rasch ergriff der
wurfpfeil lauschende Jüngling seine armbrust und schnellte
einen befiederten bolzen . . . welcher augenblicks das herz
des gewildes durchbohrte, dasg es zusammenstürzte.
M USA US Volksmärchen (Libussa) 3, 34.
ß) der pluralgebrauch ist auch hier mir ganz vereinzelt :
dann alsdann sucht er seine lust
mit hetzen im feld und im busch :
nun hetzt er an vil starcke hund
wider ein schwein, welchs vil verwundt.
dann jagt er sonst ein wild inns garn :
oder spürt wo fremd gwild ummfahrn:
oder bestellt ein vogelnerd.
Fischart lob des landlustes bei Sebiz vom feld-
bau, einl.
e) auch die übertragenen verivendungen sind hier manig-
fach entwickelt, die beziehung auf den menschen kann aus
der jagd selbst sehr einfach erivachsen , vgl. :
der {förster) aber sprach ! nehmt's nicht unwirsch,
mein lieb gesell, dasz auf der birsch
ich euch für ein gewild genommen
und ihr so schlimm zum schrecken kommen !
Gottfried Kinkel Otto der schütz 2.
und wie lebhaft sich für menschliche Verhältnisse die jagd
als gleichnis vordrängt , das zeigen schon wauhingen , in
denen gewild an seiner sinnlichen bedeutung festhält, die nur
durch das ganze des zusammenJianges bildivirkung erzielen:
aber das creütz und leiden scheidet sie (die gut wirken-
den menschen) , geleich zweierlei hunden , da etlich uff
dem geiäg gebaisset seind, andere, die nit also seind,
lauffen sie alle, aber ausj ungleicher bewegung, die ersten
rücken das gewild, dem gerüch lauffen sie nach durch
Stauden und doren. Joh. Eberlin v. Günzbuhg (ein
büchlein, worin auf 3 fragen geantwortet tvird) 2, 164 Enders;
du hast mich, lieber, gebethen: freund N. genau in an-
sehung seines Verstandes zu prüfen . . . und, nun, was
soll ich sagen? ich horchte, wie der jäger auf's gewild
— nach dem ersten, unentlehnten , schnell entfahrnen,
tiefblick zeigenden urtheil — ... und ich fand den ge-
meinsten Philister. LAVATERhandbibliothek für freunde 2, i.
am reichsten entwickelt erscheint die bildivirkung solcher
Wendungen , wo eine einzelne persönlichkeit als träger des
Vergleiches dient.
a) Übertragungen beim collectivgebrauch :
der knecht wolt aber her ab lauffen.
den pfaffen {der in die gegrabene grübe gefallen war) maint
er zue schlahenn und zue raifl'enn.
nicht ! sprach der herr. es ist noch nit zeit,
ich spür noch mer gwilds. nun beitt!
von der Wolfsgruben bei Keller erz. aus altdeutschen
handschr. s. 367 ;
(Eckart zum ehebreeher.) drumb sich auf frembde
weiber nit,
denck, das nichts güts zfi keiner zeit
von in thüt kummen noch entspringt,
allein als leid und trawren . . .
947 entzeuch dich gantz von diszem gwildt!
dir gschicht sunst gleich wie dem, der spilt.
J. Wickram {der treue Eckart 10 auftr. v. 947)
5,98 Bolte;
hiehermusz atich folgende seltsame stelle gezogen icerden ; nun
freue ich mich erst dieser gassen . . . und vor allem des ge-
wilde was sich darin mit den menschen herumstöszt. wie
wundert sich die zahme hirschin meines wirthes über
alle die fremden thiere, die hier durchkommen. Agiii.m
V. Arnim an Göthe (l806) Schriften d. Göthegesellsch. 14,85;
5817
GEWILDBANN
OEWILLR II
5818
und bot ohne »cbeu'n
dem pardul die «Urn und dem xotti|ren leu'n.
die b&rtiKen mttimer erKhiennn ihr J)ald
wie groKe« gewild in dem h<tiiiiiHcli«n wald.
H. LütiiKiiii (l'enthtfiMa 4);
and MAnK' ich noch so mild von dexinr nchAnhoit,
e« triebt kein ton ein bild von deinnr «ühnnhnit;
im eignen blute nchwimnit die ransa Jofend,
getAtetea gewild von dtiint^r »chonhelt.
l'i.ATKN (7t. i/OMil«) l.Ot JMMek.
ßf) ilrr individualiifierrnde yebraueh:
ich Mvhwiiitr nioin hörn in jammertbal
muiii fruud i»! mir verNcliwundnn
ich hui) tC'ii'tCt inuiiz alxjjon
duM wililt laulTt vor den hunden.
ein odel thiur in diaen fold (ein edel (rewild Ambnutr
Urderh. 7; ein edeU gwlld. BöllMR ald.
linUrh. 549) ,
het ich mir auajerkoren . . .
farhin gwild ins; waldea lueti (du wild Ambnuer
Uederb. 7; cewild Höiimb)
ich will dich nimmer acbrecken
und jagen dein achne weiaae brüst
halt dich in hut
achoHH iiividicin gut
mit leid Hchuid ich von hinnen,
kein hooh gowild ich fahon kan (hohaa wild Ambnuer
Ufdfrh. 7; edlen tJer Röhmb)
das niu8az ich olTl entmiten
noch halt ich Htat aulfa Jefera pan
wio wol mir glück kommt aelten
mag mir nit bgen ein ho<-hwild acbon (ein hoch ge<
wilt. Amhrairr liederb. 8, ebenso BöiiMR).
(■F.oiui FoKSTKii /ritche teuttehe Uedleln (3, 9)
t. 119 neudr. (Ui hkii v. WCkttimuiru 1510);
wir fArten in inn dicken wald
nnd theten in beim caum erbaacben,
naiiicn im boido aateltaschen, . . .
vcrbundon im auch aein geeicht ;
war wir in fArten wuast er nicht,
also ward uns daa erst gewild ;
der ander hielt haus aulT dem gfild.
Jörg Wickram (irr reitend büger eap. 15 r. 8076)
4,884 Holte;
($ehemender KXytemnettra .-) der iungrn hindinn gleich
ontiliohet er,
denn mitten aus dem not/, entsprang er ouch . . .
es entsprang dem netze
(Kumeniden:) das gewild, m flieht;
wir verloren den raub,
überwältigt vom schlaf!
F. L. STOi.BKRci (die Eumeniden) verke der hrüder
Stollierg 15, 198 ;
OE WILDBANN, m., leU die nachfolgenden — nurütt ale
vuntnütchen — componita, eine mundartliche itrstörkte form
(m wildbann)' und erknufTt das halb gericht 7.ä Wald-
kirch von Fridrichc WRltber . . . sanipt dem gcwlidbann
in Honllrst, und anderer ziigchörd. STVUVf Sehtceii. ehron.
(5. 7) 8, 34».
GEWILDHKRLEN, rei-b., neben mancherlei nebenformen
bei Maktin u. Likniiaht (8, sa)**) beler/t für xcildemen,
tvildge.ochmack haben: s g»wi!werlet Kappenauer mundart.
GEWILDBERT, n., mit nebenformen für wildprot belegt
liei Martin u. Likniiaht 8, sao*. vgl. gcwilwcrflcisch,
.1. wildpret, fleisch des wilds. Haltrr alem. mundart
HngenauStrafizbttrg 156.
GEWILÜEN, verb., nur eintnal belegt, in abgeleiteter
(eauaativer) bedtutttng , die an sich schon au» dem gegen-
untze zu heimisch machen, einbürgern verständlich träre,
die aber im be.iondern wol untei- dem einflu.i: von ent-
wilden (entfremden, entfernen, vgl. mhd. tcb. 3, 66»*) steht:
'icb schilt niht an ubalTen mCr,
dan da; sie r.v sflmlen 16r
gebent mit ir Ix'ison bilden.
swer die sUnd niht ni.tc gowilden,
tuo doch tougonifch hin dan.
da; nieman geboesert wcrd dd van'.
der Teichner 8f>8 Kar<\}an t. 7».
(JEWILDERN, verb., verstärktes wildern: gewildern, auf
pcwild ausgehen. Staliikii 2. 451.
(JEWILDHAUT, /.. tfr*ttrȀ,7< /ortniu wildhaut: ander
dessen, weiln dise j&ger ihre waidsprich gethan, haben
«lie andere jSger etliche abgehaw^ene bKum genommen,
liirsch- und gewildhcutten darüber gespant, den jag-
hunden die färb darein geschütt, alsj wen mansj in
ain trog schüttete. Philipp Hainhopkr reiaeiagebwk
s. Haifische sfud. 8, 8, 70.
GEWILDNIS. n., später vereintelt f., nebei^form n« dem
fem. {vereinzelt auch n.) wildnis, der besonderen .<ntbstantir
biUung xu gewild I (».). der ttechsel des geschlechts irilrde
gowildnis als eine collectivbildung tum eit{fachen fem er-
srMUnm Uutem; mt» dmr bmUuiunf $r§tkeK $iek h^für
jedoch ktimmrlti ankultapuiM*. 4m hdtgt fVar (ewildiii«
srtum trat im U. jakrk, m» und haltm 9tdk äurektmf im
mitteUeuttehem »praehgebitt {(ohmrdmtaA ut%*4ü\vrhmujftam
gowilde länger fealgehaUtn). dit mttm 9ikwtUÜmm§m
tieitiehen neutrum und fem, $tiftm tiek im wtittdmitdmd, :
dat gewiltnisM ManivI'.vii.i.k m««i ff*, doroh dfl gewUt-
nisse kuinpt me in einan dal. to «. Schili.rM'LOmbkm
6, 141* {andtn übtrmbmr hmbm Amt fewUd« •4»r wllst«). mm
gleiches fem. m» »tdt* im nmäruma Jm»« M Lutubr Mif»-
ntnnmen werden: mekerist m M Hrni*ch. dort ist mmek
für dm Haptmvoeal gerundet awuipradit gtiueki, di» mmtt
nur für dtn »uffknoeal — und «war in jümgtnm hätffn
— durchgeführt tcürd: and« bekammertc die tmäm 4m
landet, die angearbeit waren, beaundem ao dam wald«
der do heiaset die blotje loabe . . . and« Ucag In dea
gründen den walt usj raden unde bowan do nawa
dorir unde lioss is zu acker bereiten . - . tjo kaoft« bar
ouch vil dorlT landt unde gewiltenis; daa on entleffn
was, unde buwete das unde toch die lewt« dorin. Jon.
HoTilE düringiscke ekrtm. Lilieneron ». t»; onde {Ckristo
phortui) get ug sAchcn den difel und kumit in ein ge-
wiltnUsse, da ofTenberetc sich imc der difel. Nicoijit'8
V. LanuaU predigt bei Zuehkold a. im (nach der legendm
aurea: cum autem per ^tandmm tolitudinem pergeret.
431 Oraeste);
mein brflder weiten mich vMJagea.
nnd als ich mich wider sie gsssUt.
haben aie mein kriegsrolck verMn
und eilir meiner fBriMhiabataa rtkl,
die icb vor all aadem li«b hatt,
inn ein gewiltnaa« than Terjann.
AvRBR (Wolffdieterfek. prelog) IIW JTcOrr;
Wilhelm der wonete in cime gewiltenisj and wiste von
den dingen nit. Ei.isabktii v. NA8HAL'-SAAiini(f-i:KRN
Httge Scheppel 10 r* Urtel (druck v. 1500: in einer wiltnOs^
18«; fehlt 1537); denn do er einst in Armenien, von wegen
der grossen hitz, unnd des schweisscs gern gebadet unnd
sich ettwas erquicket hette, und mit etlichen waaif
reuteren unnd seinem capellan %-om haulTen zum waasar
reit, meinte nicht das in dem gewildnUs einige fhar zu-
gewarten ... da hielten ett liehe des soldans reisigen im
wald, namen den keiser und sein capellan . . . und fttrsla
sie durch die wildtnUs hinweg zum soldan. bap&ttrme
Hadriani . . . gegen keiser tVidericken Barbarossa geübt.
(1545) Fl**; sonderlich vonn denen, welche von einem ge
wiltnUsz. von einem berge zAm andern lauffen. unnd
traben. Rkiniiaiu) Lonicii *rie junge fürsten ... unter-
teisen mögen icerden. (1537)919; aber im weidtwergk wie
in allenn andern dingen sol ein herr masz halten, das
ausz inen, welchen got der herr nicht über thierer und
gcwiltnfisz, sonder über landt und leut gesetzet hat. kein
jeger oder weidman werde. (15S7) 816; Moses hats wol aus-
gericht. wir können nicht zu rücke gehen, wir wollen
denn hungers sterben, auch können wir nicht weiter
gehen noch zur seilen von wegen der einSde und ge-
Wildnis ausbrechen, der teufel hat uns in die wQsten
gefüret. LiriiKit {prrd. iibert Mos. 16. 1585^ 16. W» Weimmr;
gewildnusz, wüsten, einöde, solUudo. rastitus. loeuf do-
sertus: Johannes der T&uflTor hat inn der gewüldnas; fe-
prediget. Hrnisch um. vgl. attek S<:iiOTTf:i. «84\ der
gewildnis nocA neben gewirr, gewell u. m. mt^/fiikrt, dmmüt
erlisekt die spur.
GEWILDSCHIESZEN. n.. erwtmrrtt» esayasihiai der
^. öfilS aufg^tihrten Verbindung gewild schiesj^en: denn
das bis^^le gewildschies;en mit dem Kramerrhrislle kann
dir kein mensch als ein verbrechen andichten . und 's
ist ja auch nicht 'rauskommen. Hkrmaxn Kl'RZ («irr
sonnentcirt 87) 6, 130 H. Kiseker.
GEWILDTHAL. n.: dise insel {Okedis) ist fast kost
lieh un pürgig mit gwild lalen OberflOssig. auch wa man
{il>er mör will. mAsj man bei Rhodis zAIenden. Sebast.
Frank hW/6. (i, i) (i5S«) 18*.
UEWILLE I. GEWIL, a.. ältere form ni gewelle s. d..
vgl. sp. 5463.
GEWILLE II, m., verstärkte form xu wille s. d.. nur
in niederdeutacken qtiellen und vertcandten ausserdetttseken
xeugnissen belegt: rechte ande redeliken mit eraeloue ge-
willcn. {HaUisekee seköppenb. i4.jnArA.)SciiiLLEn-L0BBE]<
365»
5819
GEWILLEN 1
GEWILLIG
5820
•' 105» • vyL gewil, gewill . . . voluntas. arbitrium, votum.
BoswoHTH-Toi-LER 467»; gcwille Verwijs-Verüam 2, 1909.
GEWILLEN I, GEWELLEN, verstärktes wellen, willen
(in den flexionsformen mit i) : so der haizze faum sich in
den luft gewillet untz daz er zu welchen wirt. Lun-
darius li. jahrh. Diefenbach-Wülcker 619.
GEWILLEN II , verb. , verstärkte form des vom stamme
will (wollen) abgeleiteten verbtims, das althochd. als willeon,
willon (Graff l, 829) , mJid. als willen (mhd. wb. 3, 664*')
viel beobachtet ist und zum theil noch heute in der iso-
lierten form des particips vorliegt {s. gewillt), die belege
für gewillen sind ganz spärlich.
1) aus der älteren spräche .- nube ih temo solti gewillön,
der iz lite, mit enes ingeltedo. Notker (Boethius) s. 3, 187»
Hattemer; daz her des menschen arbeit
an uch tuvelen gestillete,
sinen vater gewfllete.
Heinrich v. Hesler apokalypse 16003 Helm.
2) aus dem älteren kanzleistil ist ein Zeugnis beizubringen,
das auf einen ausgedehnteren verwendungskreis des verbums
schlieszen läszt -. damals hat der . . . marggraf Casimir . . .
dem bischof von Wurzburg geschriben und sich erbotten,
so es ime gewilt, dieselben seine abf elligen undertanen
im Biberter grund zu strafen. Thomas Zweifel Roten-
burg im bauernkrieg 160 Baumann, als neubildung wäre
das folgende zu beurtheilen, wenn es nicht besser als ellip-
tisch gebrauchtes particip aufzufassen ist:
und von demuth ganz erfüllet:
mir gescheh', wie gott gewillet,
mir, der magd des herrn, es komme
der erlöser! sprachst du fromme.
Gl. Brentano (die Zigeunerin) 1, 175.
GEWILLIG, adj., verstärktes willig {s. d.).
l) abgrenzung gegen willig.
a) die energie derpartikel ist in tmserer Zusammensetzung
mit willig theils verdeckt, theils abgeschwächt; deutlicher
spricht sie sich in der gotischen bildung gaviljs atis. die hiefür
übermittelten belege lassen das moment der Übereinstimmung
voll zur geltung kommen, nicht nur da, wo es sich allgemein
um das zusammentreffen mehrerer personen in einer loillens-
meinung handelt, sondern auch da, ivo im besondern das
ziel der toillensrichtung angegeben ist: ei gaviljai ainamma
munl)a hauchjaij) guj). Ulfilas Römeri6,6 (daz ir ainhellig
und mit aim mund eret got. cod. Tepl.; einmütiglich, mit
einem munde. Luther); jasso gavilja ist bauan mi|)
imma. i Kor. 7, 12 (dise gehillt ze wonen mit im. cod.
Tepl.; lesset es jr gefallen. Luther).
b) in der althochd. substantivbildung gawilligi (Graff
1, 828) tuird der bedeutungsinhalt des grundicortes durch das
präfix nicht verändert: mit upilero giwillegi, perversa vo-
luntate. eher lassen sich bei den formen des adjectivs unter-
schiede erkennen, während die lat. parallelen für willig m^hr
an der grundbedeutung festhalten {voluntarius, volens), zeigen
die buchungen für das compositum eine Weiterentwicklung
auf dem wege, den das präfix andeutet: gewillig, pronus,
paraius, intentus (vgl. jedoch auch willig, devotus). die
tragiveite dieser beobachtung wird freilich eingeengt durch
den umstand, dasz das compositum nur aus den glossen
belegt ist, während die grundform auch litterarisch bezeugt
ist. beachtung verdient auch, dasz es vor allem die adverbial-
form ist, die das präßx an sich zieht: prona (dementia)
giwiligiu. Emmeraner glossen des \1. jahrh. zu Prudentius
Steinmeyer -Sievers 2, 421; paratius, giwilligo. ebenda
2,442; libentius, giwilligor. Freisinger glossen des 9. jahrh.
zu Gregors cura past. (3, 16 var. liberius : exhortationis verba
recipiunt) 2, 170; intente, giwilligo. glossen zur bibel (2. paral.
6, 40 aures intentae sint ad orationem). ebenda 1, 807.
c) in der mittelhochdeutschen dichtung tritt die zusam-
mengesetzte form gänzlich gegen das grundwort zurück
{anders bei gewilliglich), vgl. mhd. wb. 3, 664». Lexer l, 991
gegen 8, 889. neue belege für gewillig tauchen erst in der
tirkundensprache und im geistlichen stil der mystiker auf,
je mit festen Verbindungen, die aber auch schon beim grund-
wort zu beobachten sind, auch die angaben der Wörter-
bücher, die vom ende des 16. jahrh. ab vereinzelt unsere
forin belegen, entfernen sich nicht von dem bedeuttmgs-
kreise des einfachen uvrtes. dagegen scheint der gebrauch
landscfuiftliche merkmale zu tragen; er ist im niederl. und
niederdeutschen belegt, wo er — jedenfalls für die ältere
spräche — eine Steigerung der bedeutung kennzeichnet, anderer-
seits überwiegen belege aus dem Elsasz und angrenzenden
gegenden für dasjenige compositum, das sich in der bedeu
tung vom grundwort nicht entfernt.
a) ghe-willigh, willig, libens, vgl. Schiller-Lübben
6, 141*; vgl. auch: ghewillich int gevecht, vurig ijverig.
Oudemans 2, 666; gewillich Verwijs m. Verdam 2, 1910 (met
ingnomenheid, ijver, animo, liefhebberij handelnde) ; abge-
schwächt erscheint die bedeutung auch im jetzigen niederl.
und niederd. : gewillig, die willig ist, is goed te trekken.
Harrebouee spreekwoordenboekd.Nederlandschetaali, 2S5^;
ähnlich Sicherer t*. Akveld 281"; gewillich, voluntarius.
friesch woordenboek 1, 455*; gewillig, sehr willig, bereitwillig,
freiwillig, ten Doornkaat Kooi.man l, 625».
ß) gewillig, willig, libens. Henisgh 1599; gewillig, adj. u.
adv. willig, dienstfertig. Campe2,363'>, eJensoHEiNSius 2,436».
y) gewillig . . . willig, willfährig, dienstbeflissen, gedul-
dig. Martin u. Lienhart 2, 816».
2) bedeutungsgruppen.
a) Verwendungen, die von einer willensbeivegung getragen
sind; das präfix dient der willensrichtung zum ausdruck.
OL) bei den beziehungen zu einer per son, bei denen ge willig
auf ein dienstverhältnis hindeutet, ist der relative gebraxich
meist durch ellipse abgeschwächt.
1)) nu/r bei der prädicativen Verbindung des adjectivs
mit dem verbum subst. ist auch ein dativ der person neben
den elliptischen fügungen belegt.
a)) nu was Julius ouch ein milter dugethafter man und
gap grosse goben von ime : domit schuf er, das im alles
volg gewillig und holt was. Twinger v. Königshofen
d. städtechron. 8,330;
mit uns kein mensch uff erden hie
dete sölliche posselarbeit ie.
so er uns so gewillig ist,
so braucht mit im kein falschen list.
Th. Murner badenfahrt (6, 58)8» Ernst Martin;
und uf das die obgenanten drie uf dem pfenningturne in
der und in andern der stat sachen, so in dann befolhen
ist, dester gewilliger und ernsthaftiger sient, so ist ouch der
herren meinung das man inen zum gantzen jore 2 lib. S
an ir zerunge ze stür geben soll. Straszb. verordn. des
15. jahrh. Brucker s. 411.
2)) bei anderen syntaktischen formen läszt sich die persön-
liche Zielbestimmung meist aus dem nächsten zusammen-
liang ergänzen, bei adverbialer angliederung ist sie wol
auch ganz abgestreift.
a)) uwer gnaden gewilliger diener und cappelan. Reiner
kaplan z. Straszburg (l468) b. Steis 11 av seh privatbriefe 84;
uwern fürstlichen gnaden sigent mine arme gewillige
dienste und demütiges gebett allezitt bereit. 83.
6)) do meindent die cardinale : die Römer müstent des
bobestes und der kirchen sin, also sü sich selber gewil-
hche hettent an den hobest Bonifacien ergeben. Twinger
v. Königshofen. d. städtechron. 9,603;
bi mir nem bispil jeder man,
das niemans sol sin frouwen lan
in und ouch sin rieh regieren
oder sunst gewillig fieren,
bi der nasen umbner ziehen;
all wiber herschaflt sol man fliehen !
Th. Murner gäuchmatt (30, 8) 103 Uhl;
nae dem ... de Sassen vormerckeden, dat desulvige flecke
sampt de Freesen gewillig in der Geldersche banden ge-
gaen weren. E. Beninga chron. v. Ostfriesland (3, 197)
Harkenroht s. 583; vgl.: he güng gewillig mit mi hen.
TEN Doornkaat Koolman 1,625».
ß) wo die luillensrichtung auf ein tmpersöjiliches ziel
steuert, bedarf es für dessen kennzeichnung natürlich viel eher
eigener ausdrucksmiftel, doch halten sich die einschlägigen
belege in engem rahmen: und soln in füren in unser chloster
und bestatten und in begaen und singen vigiHg und sael-
mess und ander andacht, als wir gewilich sein ze tön
unsern prfidern und andern, die unsers gotzhaus vreunt
sint. österr. urk. v. 1317. urkundenb. d. l. ob d. Enns 5, 197 ;
dess soll ime der meister und gericht zu thun gewillig sein
und den döchscherer verbieten, dem, der also schuldig
were, zu scheren. Straszb. tuchscherer-ordn. v. 1545 (§ 27) bei
Schmoller 171 ; minne lipliche nattäre also gar gewillig zu
liildende das si gerne bette gelitthen. R. Merswin biich
V. d. 9 felsen) 128 Schmidt;
5821
GEWILLIG
GEWILLIGLICH
5822
der wilHtr tandt mit irem liat
handt mich so adliih sft nrisl,
daa ich z& entt gowillig bin.
den Kouch zinax gern lA mdmi In. ....
Tu. JdvHHUHffäuehmatt (47. ib) M UM;
damit hrachlo ich sie dermaMen wiederumb in «in gl*i)i$.
(liiH/. Di« nit mehr dran gedachte oder doch wenigat nit
hocti uclitolo, wie sie im angesicht auasiahe, und dannen-
huro wtir sie deito gewilliger in die oarede zu ititzpn,
iiIh (lor upothecker ankam, uns beide za gast zu laden.
UitlMMKt.HiiAU8KN Simplieunmu» 9, 4, » {vogtlnmt t. 8)
4,658 Keller;
doch wenn man nach dem ochaen ruckt«,
sah man, daai; er die achaoln zuckte,
und «o war man zulotxt fewilliy,
die fordrung anzu«<<hii als billig.
AitoLF Ui.AH/iiHK.NNEii Mutr Rcivtkt Fudu (V).
b) IM) die hfdeHtunynmergie des prüjixta vtrlilant er-
»eheint, ist es inditridueller. auf lundschafUiektr nmguny
ermicftsener gehrauch, der das compositum btvomtgi, so
bei Muhnkh; andererseits dient d(ts prüßx atteh töot aU
tteigerungsinittel. um fjedntttingsfärbttuyen, die schon dem
einfachen willig möglich sind, besonders hervorzuheben.
a) und als^ du sprichost weitors das in den geistlichen
rechten so fli ketzoreischer unohristlicher und unnatür-
licher gosalz Stent dio soltcstu billichen angezeigt haben,
so wer dir doch dest gewilliger goiuupt worden. Tu.
MuitNKH an den grossmächtigsten . . . adel deutscher nation
85 Ernst Voss:
ich trug gewillig die« bAss.
Tu. MuRNKR gäuchmatt (1.104) Sl UM;
es sol ein ieder gouoh gewillig und richlich alles sin
vetlerlich g&t oder sunst alles, das er vermag den wibern
mitdeilcn. (5) 86.
/O und wartent der gnodon gottes mit demütiger ge-
willißor langmUtikeit on alles swermütiges vordriessen
und belangen. SciiÜHKiti(AM> 44 ^^raucA {stud. s. d. phil.
•W| *v' Hammon gib dich gewillig darein I
der von tllm mAst du gernneen sein.
lied V. llanimen v. Keittett (16. Jahrh.) bei UilLANO
vnlhil. 358.
y) in einigen dieser belege, namentlich denen at4S Muh-
neu nuichen sich gegensütse geltend, die sich in den jüttgsten
Verwendungen mehr und mehr verschürfen: der unterschied
zwischen untencerfung des willens unter einen andern und
freier hingäbe, für die letztere, die heute durch freiwillig ge-
kennzeichnet icird, tritt schon in der spräche der mystiker und
später auch bei MuKNKit gewillig im engen anschlusz an be-
griffe wie armut. arm «. a. ein: als verre als diu solo dan
gevolgct h&t goto in die wUesto der gothcit, als verre
Yolgot der llcham unserme herren JesQ KristA in die
wUeste gewilliges armuotes. mkistkk Eckiiaht (11. trakt.)
myst. 3, :>03 Pfeiffer ; das ir deste fruhtberlicher die regele
und den orden des lieben herren santo Franciscus . . .
(celiHltcn kiiiinont mit andohtigemo minnenricheme cr-
wolgendo durch alles uwcr leben in demütiger gehör
tJHiuü, in gewilliger armdt und in steter luterkeit libcs
und pemütes. Sc:!Iükeiii«ani) l Strat4eh(stud. z. d. phil. 4).
do.i yleiche 57 («. 87); twelf gesellen volghedcn eme sunder
afkcren in ghcwilligcr armodcn. leben d. heil. Franziscus 1,
s. ScHii.LEK-LüuiiKN 2,105*; er sol aller vricst sin, also
da^ er vorge7,:;o sin sclbesheit unde vlicjo mit alle dem,
du/, er ist, in du^ gruntlöse abgründo sines urspringes.
da^ gchoerct allen gewilligen armen zuo, die sich habent
gesenket in dag tal der d£mUotikeit meisiek Eckiiaht
{^trakt. 8) 8, 8<J3 ;
dio |)rafren und die geistlicheit,
den ist allein das golt erleit;
ir sach slat nun ulTä ewig leben,
utui achtont weder gab ncH-li geben,
wie wol ein nisi etat dar neben,
ettlii-h sinilt gewillig arm, —
hi ! do^ iat war, das gott erbarm,
hinderm ofTen ist es warm I
Th. Murnbr narrenbe*chwörung (88, 46) 847
Spanier.
c) so \ceitgehende bedeutxtngsverschiebungeti tcie sie das
niederlandisclte adjectiv in adverbialer fi*nction entwickelt
(dat weegt gcwillig twee pond. Sciiuekmans 155") erreicht
das deutliche nicht, obtcol auch hier gerade das adverb so
vide belege für das compositum steUt.
GKWILLIGKN, verb., vtrtt§rktt0 wUUfeo. «ff. Grakt
1, 88». mhd. wb. 8, 664. LrXBN IUmUt. ». tO».
1) das verb ist sunäeM wüi ptrsOmUektm olfftet bdsgt,
vgl. au€h gewiUigotiu, fsrmtdsa. Notker, Man. Oa§tUm:
das baai*, dag ■! Amdan
und da« st sfiikwi kandta,
das MS wiriM Aren Übte
und in gewillegm nAIil« (Mr. daa fewillifm ; ock
gew. : die vrewe gew.)
dl« bAarrowm, diu 4*r salben pblae,
des br&bten sl ir fttr den lao
geoiKKS nnd ft^er tnti,» vil.
KONRAIi V. KuitMKMBaUMNBN Umdk. /«SM SMS
Koehendibrfsr i
aber der graffe gewilligei den konife niarfen weder umb
bitton noch umb gut, eunder er dei 8t Tboma« Up wider
in das aptie closter. derbrüderMemfr9digtrord0ita...{,WK),
s. Germania 18,877; ghewillighen , TerwUligen , nddmr*
voluntarium. Kl man 14**; gewilligcn . . . gewillig makao,
iomand tot zijn dienst l>ereid vinden. Vbhwus-Vbruam
8. IMl.
8) im ntueren g^raueh tritt diese form dar verbimduttf
mit einem persönlichen object gans stuüek. m» paHieif
gewilligt (•. d.) lassen sich noch rtate davon erktmmm, ummn
auch freilieh die deutung hier manchmal strittif MnW.
bei elliptischem gebrauch läszt sich auch da» kQlf$twb (Min,
haben) nicht immer sieher ergänaen. vgl.: nue wir aber
s. g. gar kein hulfT zuthan gewilligt, hettcn sie uflT eosKelie
Wege gedocht wie s. f. g. mocbt gelt erlangen. Jon. Frbi-
iiy.fui Königsbergisehe ehron {net»e preum, prov.-bUUlsr
8 (1846), 431). der Verbindung mit persOnliekem olffeet Hekt
atteh der absolute {intransitive) gebrauch de» verbum» nah»,
das ein unpersönliches object in präpositionalvsrbindtmg«»
tu sich nimmt, eine völlig» neuerung bedeutet ü» am^ia-
derung solcher object» im aeeusativ. sie steht in nuammem-
hang mit einem bedetttungswandel.
a) die angliederung von präpositionalverbindungen, vgL
einwilligen in: in ein absolucion gewilligen. Fran^f. urk.
V. 1493 bei DiEFKNi<A(:ii-WCit.r.KKH 618; das dann seinen
f. g. mer oder andere gutliche tag mit inen zu suchen
und die zeit mit cinziehung der auferlegten stcwr still
steen solle, sei seinen gnaden auch nit annemlich; wa
aber dio underthonen das ihenig, so si schuldig and
inen auferlegt, bezalen wOlle, so dann mug sein gnad
wol in andern tag gewilligen und sunst nit. protoeoU da»
tages zu Obergünzburg 1585 bei Baumann s. 88; als er de«
hertzogon von Braunschweig ankunfft vernommen, ist er
jhm entgegen gezogen und hat jhn dahin beredet, das:;
er von der belagerung für Bergamo ablassen, and mit
jhm fUr LOden riehen möchte, darin der hertzoog also
gowtlligct. BOntino Braunschic. chron. 806 Meybaum.
b) die unmittelbare angliederung eines unpersönlichen
objectes im ace. vgl. jetzt bewilligen, verwilligen: ich wil
si Uch gUtlich und gerne geben also das min frihe burger
von dieser etat, da bi sien, and das gewilligen wollen,
ich meinen wol sij sollen üwers willen gehorsam sin.
Elisauetii V. Nassau Ht*ge Scheppd 6 v* Vrtel;
man hat eOch nie genommen,
was man eOch gewilligt bat.
awm kAnig habt ihr Temommca,
mit wortten and in der tbat,
der maiestltts brieff klare.
Ut eOcb bsetattifei gabr,
es fablt nicht vmb «n aan,
wie er vor gatellt war.
kanssMkmng deren Böhmen (1619) bei Soltad
100 dentseke veOcsUeder t. 466 (w. 78):
folgendes ist von beiden Seiten abermahl ein anstand der
Waffen auff etliche jähr gewilliget worden. Jou. Micräuos
alt»» Pommerland (1689) 8. 888.
QEWILLIGKEIT,/. »uMantivbildumg. die nur in auster-
deutaehen diaUden beobachtet ist : gewillicheit. rf4«r. yrer.
OuoF.MANS 8, 666; gewillicheit VERwtjs-VEHttAU 8,1910;
gewilligheid. friesch tcoordenboek 1.465*.
GEWILUGUCU. GEWILLIGUGHEN. eneeiterung von
gowillig. di» mer den ftmetiontn des adrerbium» dient.
1) toährend gewillig ü» d»r mittelhoehd. dichtung gar
nicht bdegt ist^ führen di» attslänfer derteUen ü» erwei-
terte form ein: gewilleclich, gewillecliche mhd. teb. 8,664*.
Lexkr 1. 991 {vgl. auch gewillichlike Vrrwijs-Verdam
8. 1910; ghewillekliche Oudemans 8, 686). die erweiterung
findet sich in allen belegen nur beim adverbium, da» »ich
5823
GEWILLIGLICH
GEWILLIGT
5824
manchmal alleinstehend, hänfifjer aber in Verbindung mit
inehr oder tveniger bedeutungsverwandten iHirallelhestim-
mungen an verba angliedert, die beispiele reichen in die
ältere neuhochdeutsche prosa, vor allem die spräche der
mystiker, und streif en auch die bibelübersetzung. diehollün-
dische spräche führt die bildung den loörterbüchern nach
noch heute fort.
2) die verba, an die sich das ivort angliedert, kennzeich
nen vorinegend eine handlung ; im engeren rahmen geist-
lichen Stils treten auch verba des duldens und leidens an
fii,p stsltc .
a) alleinstehend ist das adverb nur bei verbis beobachtet,
die eine handlung einführen:
de si nü hörte sinen muot,
dö sprach diu reine maget guol
'gemahel, wag du heilest mich,
dag wil ich tuon gewillcclich.'
Alexius {westfälische handschr.) 554
Massmann s. 125*';
swag der künic heiget mich,
das wii ich tuon gewilleclich (var. gar wiliglich).
Peter v. Staufenberg 960 E. Schröder;
diu meiste menige kan niht singen lernen :
s6 solt sie haben einen tugenthaften muot
und solt den eren derg gewilleclichen tuot:
so bliben sie beidersit vor schänden wol behuot.
meisterlieder der Kalmar er handschr. 57, 37
Bartsch 345;
ich teil gewilligkleiche
mein silber und mein gold
ich mach ein man wol reiche
dem ich nu were hold.
das deutsche heldenbnch 42, 8 Keller;
er gesigete an vil striten und gap do das rieh gewillek-
liche uf und wart ein münich in eime closter. Königs-
iiOKEN d. städtechron. 8,401; so zwifelnt ir nüt, ich were
üch von göttelichcr minnen und erbermede vil deste gerner
beholfcn, und were deste besorgeter von uwern wegen, und
üebete mich ouch deste gewilleclicher mit üch. Nico-
lais V. Basel 292 Schmidt; wan die erde vruchtiget ge-
willecliclien : des 6rstin dag krüt, dar nach die ehere,
dar nach di volle vrucht in der ehere. Beheims evan-
gelienb. (Marc. 4, 28 ; itltro , die erd wuochert vergeben.
cod. Tepl., Mentel u. a., bringt merer frucht. Augsburger
bibel u. a ; bringet von jr selbs. Lutueh).
6) das adverb in Verbindung mit paraUelbestimmungen.
«) Verbindung von bestimmungen, die sich in der bedeu
tung ferner stehen ■ unde die pene han wir an uns gemein-
lichen unde giwillinclichen genummen. urk. v. Selz im
Unterelsasz v. 1311 in zeitschr. gesch. des Oberrheins 10, 308;
da du dins willen unde dins wiggens wßrliche üg gSst, da
gfeht got gewSrliche unde gewillecliche in mit sinem
wiggene unde Muhtet da klärliche. meisteh EcKHAnr
pred. i bei Pfeiffer myst. 2, 25 ;
wir Süllen zouwen über den plan,
vor uns die megde wol getan,
lüter und da bl reine,
enpfän den künec höchgenant
gewilleclich mit eren
und vüeren in vür des velses want.
Virginal 698, 8 Zupitza (heldenb. 5, 129).
er vuorte unde trug in {den toten)
gewilleclich mit vuoge hin
ze liebe gotte und nüt ze leide
zwölf grosze tageweide.
KuNZ KiSTENER dic Jocobsbrüdcr 460 Euling ;
ß) Verbindung von bestimmungen, die sich enger berühren.
'' wan iewedes dem andern bo(t)
gewilliclichen wider strit
die groeste ere zuo aller zit.
von eime getruwen wip ritter 275 bei M yller 34 ;
do antwurte in der apgot und sprach: dis loch und das
für zerginge nicmer, sü findent denne einen man der
gewillckliche und unbetwüngenliche in das loch springe
. . . do kam ein jüngeling genant Martin und sprach,
das men in Hesse sloffen bi welre frowen er wolte alle
naht das jor umb, so wolte er in das loch springen
gewilleklichc. Twingeu v. Königshoi'en d. städtechron.
8, 323 ;
2)) gewilliglich und gern.
rt)) bei verbis, die eine handlung kennzeichnen: und ist
doB nuwcnt von einer unreinen sündc wegen beschehen
dic ich geton liabe, und die sündc das was das ich eime
armen manne sine tohter umb vil geltes abekoufte, und
dic tohter tet es darzuo gewillikliche unde gerne. Nico-
laus V. Basel (von 2 fünfzehnjährigen knaben) 87 Schmidt;
wanne ich van der gnoden gottes wol bekennede bin das
dehein cristonmcnsche soltc sin das er begerende wer
das (er) onnc liddan fuondan wurda, er solte gewillek-
lichc und gerne wollen ein cruczc tragen unze in sin dot.
(buch V. d. 5 mannen) 122.
b)) bei verbis, die ein dulden, ein ertragen kennzeich-
nen : und solte ich och dis höbet und dis liden unze an
den iungestcn tag haben, dag wil ich och gewillckliche
und gerne durch dinen willen haben. Rulmann Merswin
buch V. d. zicei mannen 41 Lauchert; und ist es din wille
und din ere vor dime himelschen vatter, so wil ich ge-
willckliche und gerne alles dag liden haben, dag du über
mich verhengen wilt. 18; also cht er imme die bekorunge
des unglouben abbegenuoman hat, darumbe so meinnet
er so welle er gerne und gewilleklichc diese unreine be-
korunge habban und liddan dem liddende unsers heren
zuo eren. Nicolaus v. Basel (buch v. d. 5 mannen) 129
C. Schmidt; das mine nattüre gerne und gewillckliche
gelitthen hetthe den aller schemmelichest schentlichesten
dot den men künde odder mehthte in der cit ürdenken,
wer es din wille gesin dieme dode zu eren. R. Merswin
(buch V. d. dfelsen) 128 Schmidt (vgl. im gleichen satze für
die attributive function ge willig s. d.); gewillecliche und
gern zu lidende alle strangheit und betwüngnisse des
Ordens. ?>chürebrand 14 Strauch (stud. z. d. phil. 13,3);
ach min got und min herre, ich wil noch hüte frevliche
urlop geben . . . allen deme irdenschen gute dag ich
habende bin, und wil och gerne und gewillckliche durch
dinen willen arm sein. R. Merswin v. d. zwei mannen 6
Lauchert.
2) gewilliglich und fröhlich ist nur in Zusammenhang
mit passivem dulden belegt: das sü alles gar gewillecliche
und fröliche littent in vesteme glouben ug grosger hitziger
inbrünstiger minnen. Schürebrand 3 Strauch (stud. z. d.
phil. 5, 35); den süllent ir gehorsam sin gewillecliche und
fröhliche 16 (14, 8); durch mich froüwen üch und sint fro,
wenn üwer Ion ist grosg in dem himmel. als ob er sprech.
ist das ir gedültiglich, gewilliglich und frölich entpfohent
die rüt miner strofF, denn froüwen üch, wenn üch
sol nochvolgen grosser Ion im ewigen leben. Geiler
V. Keisersberg christenlich bilger (1512) 74° (entpfän hier
mit anderer bedeutung als in Virg. C98 s. o.).
GEWILLIGT, participiales adjectiv mit mancherlei an-
lehnungen.
1) von gewilligen (s. o.) und zwar von dessen Verbindung
mit einem persönlichen object ziceigt ein in der kanzlei-
sprache beliebter gebrauch ab : denn ich und sonst meines
Versehens, hundert vom adel . . . euch redlich zu halten
und gegen euern widerwärtigen vor gcfahr schützen wollen
... das alles hab ich euch, als dem ich mit unbekannten
diensten und freundschaft gewilliget bin, nicht klagen
noch unverkündigt lassen wollen. Silvester v. Schaum-
isERG an Luther (1520) Enders 2, 416. dazu vgl. auch : uwern
fuorstlichen gnaden sein mein gewilliegtt, undertenieg,
dinstlich dinst alziett zuvor mit wilhein. Reinhard
v. Helmstatt 1493 bei Steinhausen d.privatbr. i, 299.
2) in gleicher weise lassen sich die folgenden verioen-
düngen erklären, bei denen zugleich mit beeinßussung durch
gewillt (s. tt) zu rechnen ist: er fand die einwoner eben
gewilliget, zur beilegung des krieges eine Versammlung
zusammen zu berufen. Heilman übersetz, des Thucydides
(7,2: fiillovras, im begrjff. Jagobi) 902; zu gleicher zeit
brachten sie . . . die Verstärkungen zusammen, welche sie
auf denen transportschiffen ihren in Sicilien befindlichen
Völkern zuzuschicken ge williget waren (7,18: trafen sie
anstalt. Jacobi) 921; gewillct und gewilligt heiszen besser
gesonnen. Heynatz antibarbarus2,b&; vgl. a«tcÄ Hilpert
2, 1, 464*».
3) von gewilligen in der Verbindung mit einem unpersön-
lichen object' zweigt ab: gewilliget, concessus Steinbach
2,1021; eftewso Hederich 1,1423; gewilliget , ai^prote/us,
concessus. Kirsch 2, 151"; Matthiae 2, 18l». diesen tcörter-
buchnotizen stehen litterarische belege nicht zur seite ; dasz
die Wendung jedoch der geschäftssprache nicht fremd ist.
i
5S25
GEWILLFAHUEN
GEWILLT
5826
teüjt folgender beleg mit eintm peraönliehen träger dea
uttributa: Friedrich der alle, dcM ersten FridriohH söhn,
marggrafT, alH ein gewilligt riciiter erkont zwu«ciien liertzog
Krichen und WarÜHlafT und Otten, da« der veKrag, »o
der alt tiert/og WartiHJalT iiinb da» land zu l'oinem ge-
tnaoht, ho! krafTl bcliallen. Kant/ow chron. v. l'ommtm
1, «tt? «MW», a. vj/l. utich unter gewillkürt.
(iKWILI.KAHMEN, verb. mittelhochd. vereinzelt nOen
dem ebtnuo spiirlichrn willenvaren (Lkxkii 8, HOJt. vgl. auch
willevarer) belegt, tt. willfahren: und warinn« wir der-
selben ewrcr durleuchlikcit in dem und andern gewilke-
farn (!) kuntcii, das teten wir gern. VVitner urk. v. IMO;
fönte» 2; 7. s. aio.
(iKWILLKÜHT. participitUe« adjertiv. vgl.. wlllekUrn.
willekurn {mhd. wb. 1.82»'". Lkxkh 8, »öl), da» rerbiim i»t
zunilchnt mitteldeutsch Meyt: jener willekurte swiiz inie
dirre vor sprach, paaaionttl 188,8;
la liio criHtenluto
mit ar^^en listen ungemut,
wand III CrJKt BJne helfe tut,
dai; im zu ruchtu an in Kvburt.
hievoii hau ich iruvvilji-kurt
ane allerhiindo wiili.Ttril),
Atkt, ich vi! Munili^c'^ wit>
im volgen mit guloulMjn wil.
jKUtionta 263, 84 K^kc;
eit'Mso 1S5, 28 w. o. vgl. ai<r/» gowillecorenVKnwiJ8-VKi<i>AM
8,1909; ghewilcoeren , gcwillccoren. Ou dkm ans a, 666/".
die isoliernng des participa geht von der engsten fMattng
dea rechtabegriffes aua , und hier iat man veraticht, dem
präßx eigene bedentnng zuzumeaaen, da daa verbum auf
die einigung zwischen widerstrebenden irillenarichttingen zielt
{vgl. die injinitivfurmen mit ge). r^^ .- alszo das reich noch
stundt ane koni^k unde ane keiszer . . . qwain (die herzogin
V. Hrubant) abir in Doringen unde muthc ires rechten
uinlio die lant zu bleiben bei den korfursten, sint dem male
das si keinen konig noch Hehler, uf den sie mit irem
ohmcn dem niarggraven gewillekort hettc, gehabin mochte,
unde disy.er lodingk wart gehaldcn von on beiden in der
Jircdiger kirchen zu Isonachc {Dresdener handachr. gewille).
Jon. RoTiiK düring. chron, (494) Lilieneron a. 41». hieratia
entwickelt aich attributiver gebrauch, der aich in ttrei rieh-
tungen gliedert, je nachdem die peraon eines riektera, ilber
den man sich einigt, in den Vordergrund gesogen wird, oder
eine entacheidung, die man zuaammen trifft.
1) gewillekeurt richter. Kii.ian 147»; disputatio juridica
de arbitris necessnriis, cumprimis austregis conventionalt-
bus ac tcstamentariis, germanica, gewillkiihrten stamm-
und erbaustrags-richtern. di.>tpttt. unter W. A. St:iiOKPi-F.
Tübingen 1724; die wahre freihcit leidet nicht, sich durch
andre, als seine eigne gewillkührto mitgenossen in vor-
kommenden füllen verurtheilen und taxiren zu lassen.
JirsTUS MösKii OanabriickL'iche geach. (8,118) (1768)247; die
Vertretung der zivilrechllichen gesellschaft nach auszen
regelt sich nach den allgemeinen Vorschriften: der oder
die gesellschaftor, denen die vcrtrotungsbofugnis beigelegt
ist . . . sind gewillkürte Stellvertreter. C. Pkkdami diegrund-
buchordn. v. 24. a. 1897 a. 324.
2) und wir haben aus fürstlichen gnaden ihre bitte zur
ehre der stadt Liegnitz und des schneidergewcrkes berück-
sichtigt und den schneidern aus besonderer gnade das
zu einem gewillekUrten rechte gegeben, dass in unserin
weichbilde zu Liegnitz, sowohl in den dörfcrn als auch
andern gutem oder Vorwerken nirgends ein Schneider sein
oder wohnen solle, der ums lohn arbeite oder schneidere,
es sei denn, dass er von der stadt Liegnitz eine meile
entfernt sei. Liegnitier urk. von 1349 {abaehriß von 1060) bei
ScmuHMACHKi« 119 (»»r.tGS); gewillkürtes recht.», austräge.
Wkstknkikdeh 206; so kamen ... die streitenden parteicn
gar oft darinn überein, dasz sie . . . die entschcidung ihrer
Streitigkeiten . . . auf eine sogenannte gowüUkürte, oder
rechtliche entscheidung, nämlich auf beiderseits gewählte
sühn- und Schiedsrichter ankommen lassen, ebenda 81; die
objective bestimmung einer saehe für die wirlhschaft-
lichen zwecke einer anderen ist maszgcbcnd. gewillkürte
pertincnzen sind dem reiohsrccht unbekannt. Predari
grundbuchordn. a. 80.
GEWILLT, partirijtial''3 adjectiv mu willen, vgl. auch
gewillcn ap. 581».
1) da» präfbe dient nidU dim «kttr beacndm-n htimitung
zum auadruek. die dem frundverbum untugängtieh wäre
(gewillt <i< gewillen), e» iat daher mekr als begUUer daa
part. prät. auftt^aaaen.
a) aehon althoehdeutaeh nrhmm furmen mit und ohne
präfix gleieherteeiae an enteprechmden venremtungm tltril •
willondo dir, prona favore indulgnm vgl. (iitArF I.nSu;
diA sine iudicia . . . nicr minnent danne ioh «ih »clben,
wanda siA echert imo willont naU in »elbcn. NiriKKii
tu paalm 18, 11 Hattemer S, 71 gegen: (Jaeiu Kvaiulri aatia
Vit iraa, Caous ter dieb, jUitia Vuleani, der Hercuii siniu
rinder ferstai, ter erchtiolta mit alnemo (Ade demo
chuninge Euandro stn zorn, td in Hercules enlOog, XA
habeta er Kvandro gewillAt. Notkkh Hoetkiua s. «ll^ Hai
temer; vgl. auch giwiUot, »atie factum. Oiiapf a. a. o.
b) die isolierung dea participa, die im atiagang der
mittelhochd. periode anaätxe treibt {vgl, mhd. tob. 8, M4^.
Lkxkh 8,898) geht von ähnliehen fihgungen atu:
daz ich zu reht« wetM, in welber 111104 der hohate mir wolt
r«rl leben ,
daz im din m1 mit kanate wer gewillet {handM-hr. gewillen).
der engelacbar geMlIet, to wer min klage wol halben wec g»-
stillet. jüngerer TiturH 6141 llakm.
enfacheidend war die zuHickdrängung dea peraönliehen
dativa durch unperaönliehe aidpunkta, die meiat in präpo-
aitionalverbindung angeaehlaaaen werden:
da; got buir algenOnfte
dem degcn der sin jungpz leben
bet durch die juncvrowen Of tÄdea wAfe begeben . . .
piacbof Wippreht ein meea« aanc
htrltchen mit manigem pfaffen, dia wart lanc,
dem degen der aicbliaropres bet gewillet ( : bet aie . . .
geatillet). Lohet^pfm 9088 Rückert;
in aol umb diaen willen raanic zunge.
sprechen gut und ere vil ungestillet.
und alten reinen bertzen. die nach richer togent aint gewillet.
jüngerer Titurei 6018 Uahn;
i dO was der werlt gedank
fij geteilt in manegen gank,
iedemian bet sunder gnnst.
einer was gewilt ze kunst,
einer flf ritterltcben prla.
Tbiciinbr 808 Kan^fam.
c) diese und ähnliehe fügttngen führen zu dem haupt-
gebrauch dea participa in der neueren spräche ilber: ge-
willt, gesonnen, etwas zu thun oder zu leiden, der
absolute gebrauch, in dem sich gewillt mit gesinnt be
rührt, ist mittelhochd. auch angedeutet, findet «iber früher
wie später, nur tcenig pflege:
mit bertzen gut gewillet, wol drissic tageweide,
die rede ist nach geatillet, wer aagt ea im vil gerne ich ocfag
beecbeiae.
er trug dem grale willen also reine :
tusent mite zu riten, wem im durch den gral reweaen kleine.
jüngerer Titurtl 6011 Hahn;
vgl.: gewilt, een zekeren wil hebende, gezind. Vbrwijs-
Vkrdam S, 1911.
«) üi der richtxtng auf einen bestimmten Zielpunkt —
tneist eine verbalhandlung — ist das particip auch in
der neueren spräche reich belegt die würterbOeher nehmten
verhältniamästig wenig notia von diesem gebnnieh und
schränken dessen gebiet tu t^nreeht ein : in aniaw habere,
gewillet sein. A. Kkyhkr theatr. rom.-teut. 1 (1668), 874; ge-
willet sein a. wollen. Adkluno 8, 688 (ich bin gewillet . . .
bin entschlossen . . . gebraucht . . . am hftafigsten nur noch
in den kanzelleien. 4. 1609). ähnlieh Schwan l (1788). 74&'>:
gewillet oder gewilliget . gesonnen. Hkynatz handb. zur
verf V. aufs. 883**; gewillet sein, willens sein, entschlos-
sen sein, wollen. Campk 2,868^ u. a.,- gewillet sein, to be
willing or disposed, to intend, purpoae. Hilpkht >. 1, 464*.
dem thataächlichen gebrauche nach nimmU der kansleiatil
allerdings für die ältere spräche den haupttheil der bdege
in ansprach, danetten zeigt aber auch die gehobene t^nmche
der poeaie, die in neuerer zeit der bequemen form hesundera
gern sich bedient, schon frühe belege; ebenso nimmt dieproaa
sotcol der abhandlung ala der enählung daran theU, littd
belege atta Anzknorubkr spnehen sogar für den getratidt
in der twangsloaen spräche.
a) die Verbindung mit einem it\finitiv, gewillt etwas zu
thun oder zu leiden, stellt sieh ala eine enpeitert^ng zu
dem utnschreibenden wollen, wie dieses kann sie als lo-
gütchea »ubject eigentlich nur eine person aufnehmen, in
fortnelhaßer fortbildung des gebrauches oder ttei poelisrher
5827
GEWILLT
GEWILLT
5828
Übertragung wird das particip jedoch auch zu anderen
subjecten gezogen, doch sind hier solche ausnahmen viel
seltener als bei wollen: ihr zu verkaufen gewilltes getreid.
Ansbachische landesverordn. v. 1713, vgl. Schmeller 2^,891;
zmn zweiten vgl. .- die kuh schien genug gefressen zu haben
...und schien auch nicht gewillt, auf eine discussion
der existenzwahl einzugehen. Anzengruber werke S, 9.
a) am unmittelbarsten mit dem hilfsverb wollen berührt
sich die prädicafive Verbindung des particips mit dem
verbum substantivum. die abgrenzung gegen wollen folgt
mehr stilistischen neigungen als einem, unterschiede in der
bedeutungsenergie.
l)) im Vordergrunde stehen natürlich belege, die den willen
auf active bethätigung richten, gewillt sein, entschlossen
sein, etwas zu thun.
«)) die Zeugnisse der kanzleisprache : euch freuntlich
diennst zu erzaigenn, sindt wir gewilt. correc. zur Barn-
bergensis {zu ar^. 183) bei Kohler u. Scheel, Carolina
2,139; wie wir dess zu euch genzlichen vertrawen und
darob kain zweifei haben, ir selbs zu tun gewillt seit.
schreiben der stadt Rothenburg (1525) bei Baumann 478;
noch er gewillt sei, sein dienst zu begeben oder zu ver-
lassen. 392; ob ewer erber Weisheit gemaint und gewillt
wer, dergleichen verstand mit gedachtem unserm gnedigen
herren und uns in diser bewrischen uffrur und empörung
auch zu bewilligen. 266.
b)) aus der kanzleisprache dringt der gebrauch untnittel-
bar in die prosa der erzählung und der abhandhing über,
wo er im, neuern stil \ygl. auch unter c))] besondere pflege
findet: und wie sie zugleich seines beistandts, in einem
werck, dazu jhn auch der himmel beschieden, sich zu-
bedienen gewillet und begierig were. Opitz übers, von
Sidneys Arkadia 6. buch s. 22; dasz ein mann im weissen
kittel bei ihm gewesen, welcher ihme hette befohlen, auf
den künfftigen morgen, zur beicht und hochwürdigem
sacrament zu gehen: wie er auch, mit gottes hülffe, zu
thun, gewillet sei. Erasmus Francisci der höllische
Proteus (68. der angefochtene Unglücks -verhüter) 657; sie
klagte mir, wie sie mit schmertzen, vernehmen müsse,
dasz sie die verlustigte current Schuldner nunmehr ge-
willet seien, in sie unverschont zu setzen. Abele künsü.
unordn. (l, 15)1,130; wie dasz er gewillet seie, mit ihr,
ungehindert dieses unannehmlich entstandenen incidents
. . . noch länger und ferners zu haussen (l, 6) l, 54; ich
glaube auch nicht, dasz der hr. prof. Manzel jemahlen
gewillet gewesen ist, die sache so weit zu treiben. Lis-
cow (über den abrisz eines ne^ien rechts der natur . . .) samml.
satyr. u. ernsth. sehr. 581; wie er diejenigen, die vom
rechte der natur geschrieben haben, gar verächtlich
nennet, mit seinen einsichten auf den rechten weg zu
helfen gewillet sei. ebenda s. 632; ich befürchte, dasz
einige bedenken in dem Sendschreiben wider meine schrift
von mir können übergangen worden sein, auf die ich zu
antworten gewillet war. Winckelmann (sehr, über die
nachahmung der alten kunstwerke: 4) 1, 211 Fernow; in
diesem falle versprach er auch dem Antonio Caldora
reichen ersatz für die in Apulien eingebüszten besitzungen,
die er dem fürsten von Tarent zu entreiszen keineswegs
gewillt war. Platen (gesch. des königreichs Neapel 3, lO)
3,157 Redlich; und das land mit denselben teilen . , .
welches sie dann als päbstliche Statthalter zu regieren
gewillt seien. (2,10)3,102; der alternde Staatskanzler war,
trotz seiner raschen feder, der erdrückenden arbeitslast
seines amtes nicht mehr gewachsen und doch nicht ge-
willt, seine herrscherstellung über den ministem auf-
zugeben. Treitschke deutsche gesch. (l, 4) 1», 446; den-
noch, wenn es ihnen nur darum zu thun, und sie nichts
der kirche nachtheiliges aus alten Schriften eruiren wollen,
bin ich gewillt, denselben das älteste der vorhandenen
bücher zu präsentiren. Gustav Freytag {die verlorene
hand.9chr. 1. buch, 8. cap.); scherzte, warum sie bei ihrer
Jugend und Schönheit nicht längst ein neues eheband
geschlossen, ob sie es auch in Zukunft nicht zu tun
gewillt sei. Paul Heyse tronhadournovellen {die dichterin
von Carcassonne {s. 170); dasz Annerl, Hannerl und Sannerl
sofort gewillt waren, sich dem bauern an stelle Traudels,
Ursels und Gundels anzutragen. Anzengruber dorfgänge2
{Annerl, Hannerl und Sannerl s. 128).
c)) auch die .spräche der poesie macht frühzeitig von der
Umschreibung gebrauch :
fahr fort, bistu gewillt, in frömmigkeit zu leben,
der dir das wollen giebt, wird auch das können geben.
Seladons (d. i. Georg GREFLiNOKaa) weltl. lieder
(1651) 8 ;
bist du gewillt, dies blatt zu unterschreiben?
Schiller {P-iccolomini 4, 1) 12, 158 ;
wir sind jetzund gewillt, bekannt zu machen
der töchter festbeschiedne mitgift. —
A. W. Schlegel übers, von Shakespeares könig
Lear 1, 1 (we have this hour a constant will to
publish) ;
ob du würdig könntest leiden,
war zu forschen ich gewillt.
Gl. Brentano romanzen vom'rosenkranz (13, 13)
226 Morris;
so wünscht der könig, dasg die apulischen
Seehäfen ihr im willig öffnetet . . .
er ist gewillt, die erlauchte republik
mit krieg zu überziehn, wofern sie nicht
Apuliens häfen abzutreten denkt.
Platen (liga v. Cambrai II, 3) ;
ich bin gewillt,
(vernehmt es, ihr geistlichen Würdenträger!)
der papsteswürde Gregor zu entsetzen.
Ferd. V. Saar Heinr. IV. (Hüdebrand 2, 9) 1,94;
du zeigst mir meines gottes walten,
der, ob sein antlitz sich verhüllt,
doch nicht auf ewig zom zu halten,
nicht stets zu strafen ist gewillt.
Karl Gerok palmblätter {abendroth).
2)) diesen auf eine bethätigung gerichteten belegen stehen
nur wenige und jüngere gegenüber, die ein leidendes ver-
halten zum Zielpunkt nehmen:
0 gottes söhn ! sei gnädiglich gewillet
zu nehmen, was ich dir heut bringe dar,
ein armes Waisenkind, es trägt verlangen,
das sacrament der taufe zu empfanden.
Tieck (kaiser Octavianus 1) 1, IGG;
Eugen war nicht gewillt, sich von jedem, dem es be-
liebte, berauben und übertölpeln zu lassen. Auerbach
neues leben (3, 6) 2, 59 ; sie beide seien nicht länger gewillt,
seinem nichtsthun und trinken müszig und geduldig zu-
zusehen. Hansjakob schneeballen v. Bodensee 48; er war
nicht gewillt, sie {die beute) ihnen zu lassen. Paul Heyse
troubadournovellen {die dichterin von Carcassonne s. 173);
beide , wie wenn sie gewillt gewesen wären , sich den
eben gehabten eindruck durch Maruschka nicht stören
zu lassen, brachen früher als gewöhnlich auf. Th. Fon-
tane quitt cap. 32.
3)) die energie der willensbethätigung ist, ivie sich im
obigen zeigte, je nach dem, Zusammenhang verschieden; in
gewissem, gegensatze stehen schon meist die belege, in denen
die Willensrichtung als von unbegrenzter datier erscheint,
gegen andere, die auf einen einzelnen vorübergehenden anlasz
zieleji. in diesem, zweiten fall schivächt sich die bedeutung
entschlossen sein oft bis zu der von im begriffe stehen
{vgl. f/elXfii'; vgl. wollen im dienste der futurumschrei-
bung) ah: allda traffe ich an zween herrn, so gewillet
gewest, sich auf einen fischerzillerl nach Mauthern über-
führen zu lassen. Abele künstl. Unordnung (3, 3) 3, 38;
hier wird durch einen mächtigen stromsturz merklieh die
erste stufe bezeichnet die ein bergland andeutet, in das wir
zu treten gewillet sind. Göthe {aus meinem leben 18) 48,105.
ß) gebrauchsunterschiede gegen wollen entwickelt gewillt
in den fällen, tvo das Satzgefüge eine freiere und selbst-
ständige Stellung des particips fordert, die bewegungsfrei-
heit des zu wollen gehörigen part. präs. (wollend) ist in
dieser richtung ganz durch gewillt gehemmt.
l)) die syntaktische Selbständigkeit des particips: aber
als unverzagt, der sein leben thewer genug zu verkauffen
gewillet, kehrt er dem ällbereit verwundten einhorn . . .
den Schild, desz andern erwartet er mit seinem schwert,
unnd gerhiet jhm ein streich also wol, dasz er jm noch
ein dieffe wunden schlug. Amadis (24, 29) 24 (159.5), 527 ;
die armselige antwortet, es sei ihr liebes söhnlein, und
sie gewillet, dasselbe in die wiegen zu Neuhaus zu legen.
Erasmus Francisci der höllische Proteus (89. derkielkropff
oder wechselbalg) 977; dafern aber ein redlicher mann,
der es gut mit ihm meinte, und ihm was gutes zu er-
weisen gewillet, ihn besuchen wollte, fühlte er den
sanfften schlag am lincken ohr. (69 der hofmeisternde
geist) 664;
I
,.,29 GEWIMMEL
(l'enthe*.) er war' gufiinßen mir? ...
lArhlUe».) in jodMiii MiliAiiren Hinn. erhabne kttnigini
L'itwillt, nioin gan/CH lebtin fOrilnrnin
III deiii«r Mi<:kt< fciiMuln zu vorilatteni.
Hi'.iNK V. Ki.Kisr ll'mtheriUa U. 1618) 9,97
KHeh Schmidt:
und «ind nun hier, d«ni TUrken, lU'-ht er una,
der rn<'kkuhr ntraHjo ix'hwarx mit hliit zu zeichnen,
doch lim zu Miichon, k«iiii'itw»'^i4 i;ewillt,
man zeig' uns dwnn, wit führt und wer beliehlt.
Uhii.1.i-aI(/.kh (tin (yruiUrsuHft 8) »», W;
ganz ehtnso {im allen öttterreirh: der ktankr frldhcrr) l", lao;
(iiü (illo loiter, welche über dio jutiru liinuuti war, das
gewicht von drei unborricdi|i;ten tragen zu können, bekam
<'inon gofftlirlichon Sprung, und eiligst stiegen sie und
1 ischrocken hinab, niohtgewillt, von der hJlhc ihre« «tand-
piirikteH zu »tilrzen. Im.mkumann (Münehhututn 6,8) «, IM
Ala;/nc; bei diesem gesprUchc war Hotho eingestiegen,
gewillt, sich's in der plUschecke nach mJlglichkeit bequem
/ii iimchen. Tu. Fontane initnyen, wirrungen eap. it;
licxin aber, sichtlich gewillt, sich nicht zum zweiten
male durch empflndelei stören zu liis-sen, wiederholte nur
in gleichmütigem tone. 88.
2)) dem jüngeren stil gehiirt die engere Verbindung mit
andeien verhen al.i dem lerfmm fiubutantiittm an ; die ab-
il.inkung Friedlands war ganz gegen ihren willen ge-
(liehen; denn eben in einem augenblick war sie
1 rfolgt, in welchem derselbe den krieg in Italien zu
fuhren sich gewillt zeigte. Rankk geach. Wallenateiti»^ 286
{eap. 7); er sprach noch eine gute weile so weiter, unter
beständigem niederlegen und wiederaufnehmen seiner
karten, und schien ernstlich gewillt, sich durch diese
'habereien' der guten frau nicht stören zu lassen. Tu.
FoNTANK quitt 14; Hoppenmarieken . . . holte jetzt dio
kiepe vom flur herein und schien, ihrem ganzen han-
tieren nach gewillt, einen schmaus für sich selber vor-
zubereiten, vordem .v^iom 8 (*. 76); 'sie sehen mich gewillt,
jEum Volke zu reden". Tiioma.s Mann Buddenbroohi {i,a)
1,268; vgl.: die kuh schien ... nicht gewillt. An/.kn-
GUDKKH, a. oben »p. 5827.
b) neben der präpositionulverbindung dea ir\fimHva treten
andere auadrttckamittel für den Zielpunkt der xcillenariek-
tung ganz zurück: sich daselbst und bei den von Bret-
hain zu erkundigen, ob es mit irer versamblung gemelter
massen gestalt, und was sie gewillt wem, das sollten die
von Brcthain inen, der versamlung zu Orempach ... zu
erkennen geben und ansagen. Thomas Zwbifki. Rotten-
bürg im baiternkrieg 37 Baumann;
der Sonnenblume gleich steht mein gemOt« ollen,
sehnend,
sich dehnend
in Hüben und hofTcn.
rrtthling, was bist du pewillt?
wann werd' ich ecstillt?
MArikk (im frütUing) 2,84 KrauK;
im weiten mantel bis ans kinii verhüllet
eint; iclt den felsonwoK, den schrolTen, grauen,
humieder dann zu wintcrhafton aucn,
unruh'gen sinne, zur nahen tlui'ht gewillet.
GÖTiiB (tonette 8. frtundt. begtffnen) 8, 4 {vgl. ge-
wilt ze kunst Teichner 808).
3) der absolute gebrat*ch dea participa, gewillt in der
bedeutung gesinnt gegen gesonnen, ist ztcar .»/n/rhcA be
legt, wird aber doch aus den verachiedenaten periotlen der
a-prache bezeugt {a. o.) und mag aus nuinigfachetx formen der
compoaition {vgl. gutgewillt, starkgewillt u. a. bei Sandkks
8,1604'*) twch tceiter Moaa gelegt trerden:
nun aber hat es sich gestillet,
drilm sag' ich, gott, air hertzlioh dank;
dass du mir bist so wol gewillet
vergess' ich nicht mein lebelang.
Georg Nkumark poetitch- «. munkcüifchef tu*t-
wäldlein (1,7) (tßftä) 30;
Faust ist ein scharmanter, liebreicher enthusiaste, be-
sonders gegen mädchen und braute; human, wohl gewillt,
hoch gesinnt doch — ohne mittel. Zbi.teh (an Göthe 1829)
briefw. 6, 380. dant vgl. bösgewillt theü 8, ap. 868 {neben
böswillig).
GEWIMMBX, n., ^'erbalat*batanHv nt wimmeln a. d.
l) ableitung, ülteate belege.
a) «iw» altlutchdeutaeher zeit aindßir die in betracht kom-
meiute »ipi)e zunticltat verba bezeugt, vgl. wiinjan, winnijan,
wimidön, winiiziau u. a. Grakf 1, 8.'>2. «/«»• bedeufung.<tinlialt
i.it faat durchireg mit lat. scatere gekennaeichnet. das den
IV.
GEWIMMEL I, fr {ältetU belege)
5830
begriß lebhafter bflwe(tiilf natk twei ridttunfftn apaltet,
der behendigkeit eineraeita, der fBlle mmdtnrweU». unsere
erweiterung der verbalform tat erat apät wtititlkoehdeuttek
belegt: .wa^ der kriatea slarp. di« wArm «Im nvnmt,
wan ai« der Bella woroMi vor t*l>'">*l*^.
•wag nngwtoafUf dA belao,
die gewannen an der eAl Ma andern alac.
der wart ad vil daj wider einander wimelat
ftf der rebten atrAj fein belle. ^^ ^^.^.^
JtOktitffrtit SMS JHMWfi.
abgeaehen von «mm«» verauek der Bemmr^vmm im 9.jakrh,
{maaaa, gawimes. STKiNMBTtR-SlBVBRS S,i^ /Mm Ha
eraten leugniaae für aubatantMiUmtgm noA a§(Umr (vgl.
mhd. v)b. 8, «7&*>. Lkxkii i, 9M): die vereitueUa bSUmm§ oktte
präfla-, die anarheinend einen colUetivbegriff tum mutdrmdt
bringt (seiner cl&rhoit wimel chains mensebMl llll be-
greifen mag. M. Bp.hkim, a. Sciimki.i.kk t".*!!) und dm»
nach analogie der eoUectiva mit dem frUfix mbgeUUett
neutrum. daa ein deutliche» nomen aeÜoni» einführt:
din Wille werd hie uff erd
ach wie gern icb dag gwrt
daa ai wordcnt erbangen {fUe Um gaprOpeU umd am»
dem wtrtakaua geworftm hihm)
ao w&r e; mir wol ergangen
ala dir in dem himel
ach wie ain gewimel
und ain tretlrn wa« umb mich.
dfM hüben klage 90 hei LASZHeKO Uedertaiü 8, fi&S;
b) auch die neuhoehdeutaclie periode, die in der Utteratur
apraehe dea 18. und 19. Jahrhundert» dem aubatatdim mme
ungewOhtUiehe Verbreitung eraehlieatt. aetzt anfmn^ mii
gana apärliehen belegen ein. immerhin laaaen omA dieae
wenigen beiapiele au» H. Sachs und Aymkr die beiden
riehiungen der bedeutung hervortreten • die lebhaftigkeit der
bewegung und da» gedrängt, in dem aie aieh verdichtet,
bemerkenauert iat auch hier in allen belegen die reimbil
düng auf himmel -
aein (aattea) wort ein atnnne-wind erregt,
and (Re groeaan wellen bewegt,
daaz aie {die aeefahrer) aam anff-faren gen biniel,
and darnach mit schwindem gewimmef
abfam aam in abgnind der hell.
Hans Sacii» (poi/m lOT) 18,418 Oöte;
meint ir, jr seit aufT dem dorfT drausz
unter aen bäum in eim wirtshausz?
hett ich gwist our schreien und prumen,
keiner soll mir rein sein kommen
mit solchem lauITen und gewimmel.
AvRER (ein landsknecht kommt tm den ktatwui)
6,8963 KeUer;
ob dem kOng eraewfzlen sie (die /röthe) dieff,
erhuetien ir stim mit gewimel
pis auf zu dem gestirnten himel.
H. Sacii.s (Jahel r. d. «torck u. d, frieehen)
/ab. u. achte. 8. 187 Gdtxe.
die »päriiehkeit dieter belege überraaeht. wenn man den
häufigen gebrauch de» verbumt» mu» der gleichen zeit ver
gleicht, daa allein aekonin d»r Verbindung krimmein und
wimmeln {vgl. theü 6, ap. 8901) aua dem \6.jahrh. ao zahl
reich bezeugt iat. die uraOche liegt teol darin, da»» al» »üb-
»lantiv zunäehat ein änderte wort eingebürgert war: (••
tUmmel, r^^ oben »p. 4670/'. von kau»* au» «mU getAmmel
allerdinga auf da» geräueek. da» mit der lebk^flen bewegung
von pereonen, thieren oder anderen factoren verknüpft iat,
teährend gewimmel attadrüeklich der bildwirhtng «icA n«-
tvendet: und »o verbringt, umrungen von gefahr,
hier kimlheit, mann und preis sein tUi-htig jähr,
solch ein gewimmel möcht' ich sehn,
auf feiern gmnd mit freiem volka atebn.
GöTMB {PamM II, 6) 41. »1.
dass bei jenen musikwcrken auch derjenige schon eine
art von gennsz davon trSgt. der in schlaffer psfchischer
trftumerei blos die obren hinhält und sich dabei die
aii^en von dem gewimmel hübscher Choristinnen ... er-
freuen l&azt. Fh. V. Ukchtritz detttache riertetjakraarkriß
1848. 4. 100 11. a. .'>. u. aber eineraeita iat an getämmel die
abatreifung dea akuafiaeken momentea in weitem maaaae tu
beobackten {vgl. ap. 4678/.) und anderrraeita bildet aich auch
gewimmel im verUmf der entwickln ng zum auadruckamitfel
für die mil geräujtch verbundene bewegung au»:
und ich, der ich bet£nbt von d^ gewinunel
de» dringenden gew&hls, tob so viel gianz
geblendet . . .
durch stille finge des palasta,
an deiner snwestsr serte sdiweigend ging.
G«THB {Taaao 8, 1) 9. 137.
366
5831
GEWIMMEL 1, c {huchungen)
u. a. s. sp. 5838. so lehnen sich die gebraucJisformen von
gewimmel fast in allen einzelheiten an die von getümmel
an, mit dem es auch die reimbildung auf himmel gemein
hat. die entwicklung {s. 2) läszt das jüngere Substantiv
nicht nur in der häußgkeit der amoendung weit über das
ältere concurrenzwort vordringen; es toird sich auch zeigen,
dasz die ihm inneicohnende bedeutung den verwendungskreis
nach verschiedenen richtungen erioeiterte.
c) die Wörterbücher, die freilich vom verbum ebenso
spät erst kenntnis nehmen, lassen gewimmel lange zeit
hinter getümmel zurückbleiben, die ersten Zeugnisse ent-
stammen dem il.jahrh.: wimmelung, das wimmeln, das
gewimmel, multitudo, abundantia, copia turba. Stieler
2586 ; die buchung kennzeichnet das Substantiv als ein nomen
actionis, umschreibt es aber durch collectivbegriffe, die alle
auf das vielfältige an der beioegung zielen und von denen
nur einer {turba) das ungeregelte andeutet, in diesem
rahmen halten sich auch spätere Wörterbücher längere zeit,
bis zu ende des is.jahrh. die function des nomen actionis
stärker zur geltung kommt, die sich zuvor aus solchen
bucMmgen, die das stibject der am collectivbegriff verdun-
kelten bewegung kennzeichneten, wenigstens erschZieszen läszt.
auch für dieses subject hatte Stieler schon die haupt-
linien gekennzeichnet sowol beim verbum (der käse wim-
melt von maden ... es krimmelt und wimmelt von Sol-
daten), als auch beirn verbalsubstaiitiv s. unter y).
a) einseitige auffassung als collectivbegriff: gewimmel,
folla, abondanza, formicolamento, foule, abondance, four-
millement. Rädlein 383*; gewimmel, copia, abundantia.
Aler 936"; Steinbach 2,995; Matthiae 2,181*; ähnlich
Hederich 1, 1423; gewimmel, abondance , foule. Frisch
nouveau dict. des passagers 2, 279.
ß) auf ein nomen actionis weist unter den fremdsprach-
lichen loörterbüchern schon Kram ER im teutsch-itul. dict.
(1702): ein gekrimmel und gewimmel 2, iSig*»; vgl. auch
gewimmel, gewemel, gekriel, krieling. Kramer deutsch-
holländ. tob. 2, 97*. zur geltung kommt das nomen actionis
seit Adelung, dem namentlich die fremdsprachlichen wb.
hierin nachfolgen:
1)) neben dem collectivbegriff: gewimmel, la multitude,
confuse, abondance, foule; it. l'action de fourmiller, de
grouiller. Schwan 1,745''; ebenso {mit umgekehrter rang-
ordnung) Rondeau 2, Uu 3"; gewimmel, a swarm, crowd,
a crawling. Arnold compl. vocab. 2, 427 ; gewimmel, a con-
tinual and confused moving . . . of living beings; a multi-
tude of beings in motion, a swarm, throng , crowd. Hil-
pert 2, 1, 464''.
2)) Adelung erkennt keinen collectivbegriff an: ge-
wimmel . . . plur. car. ein anhaltendes oder starkes
wimmeln, verworrene bewegung vieler dinge auf und
unter einander. 2,662; ebenso Campe 2, 363*', der aber für
den poetischen stil auch die bedeutung eine wimmelnde
menge bucht. die neueren festsetzungen suchen m,eist
engsten anschlusz an das verbum, vgl. z. b.: gewimel
friesch woordenb. l, 455*.
/) wo dem Verbalsubstantiv ein logisches subject ange-
gliedert ist, tritt die function des nomen actionis eigent-
lich am deutlichsten hervor, auch hier aber icird sie in den
ältesten buchtmgen verdunkelt, die beiden hauptgruppen,
die schon Stieler kennzeichnete, kehren auch später wieder,
gewimmel der menschen, thiere. bei der zweiten gruppe
lösen sich bestimmte feste Verbindungen in bemerkenswerter
regelmäszigkeit ab:
1)) gewimmel des volkes, frequentia populi, multitudo
hominum. Stieler 2585; gewimmel der Soldaten, militum
globi. ebenda; gewimmel der leute, ttirba hominum. Stein-
HACH2,995; Hederich 1,1423; gewimmel des volcks, calca,
folla, diluvio di populo. Kramer teutsch ital. dict. 2, 1349'' ;
ein gewimmel oder gedräng Ms volcks, a crowd, ihrong,
press, or multitude of people. teutsch-engl. tob. 2 (1716), 773.
2)) gewimmel heuschrecken, locustarum nubes. Stieler
2585; gewimmel der frösche, vis maxima ranunculorum.
S'i einuach 2, 995; Hederich 1, 1423; das gewimmel, turba,
der würme, vis magna vermium. Frisch 2, 449»; gewimmel
und gekrimmel von ameisen, a swarm of emmets. teutsch-
?nßl. tvb. 2 (1716), 773; ein gewimmel ameisen, w^ infinitä
dt formiche formicokmH. Kram er 2,1349"; ähnl. Campe
2,868'' u. a.
GEWIMMEL 1, d {als collectivbegriff) 5832
d) der litterarische gebrauch, der sich seit der mitte des
18. jähr h. ungetcöhnlich steigert, bringt fast durchweg ein
nomen actionis zur geltung, freilich nicht oft so ausgesprochen,
wie im folgenden : oft wählen sie zu diesem posten auch eine
hübsche, witzige und freundliclie dirne, welche den lock-
vogel macht, und oft mehr, als zehn Journale, wirkt, in-
dem sie mit jedem sprechlustigen anbindet, und nach ge-
endigtem gewimmel oft noch zu etwas besserm zu ge-
brauchen ist, als zum dürftigen zählen und rechnen.
E. M. Arndt reisen {bruchst. einer reise durch Frankreich 2)
5, 174. meist vielmehr mischen sich coUective züge bei, in-
sofern es ein ganzes ist, ein gesammtbild, das der blick
umspannt — aber entscheidend für die auffa.9sung ivird
weniger der rahmen, als die lebendige beivegung , die ihn
erfüllt: die königin bewillkommte ihre neue freundin
und stieg mit ihr und ihren übrigen gespielinnen in
den altan hinab, indesz der könig in der mitte der
beiden männer nach der brücke hinsah und aufmerksam
das gewimmel des volks betrachtete. Göthe {märchen)
15,2.55; die ganze schöpfung scheint zu trauren, zwecklos
zu gemessen und nicht genossen zu werden — wüste,
ödes gewimmel! der puls der schöpfung harret. Herder
{älteste Urkunde 11, 2, 6) 6, 248 Suphan.
a) wo das Verbalsubstantiv atif lebewesen zurücktoeist,
drängt sich der collectivierende zug nur selten vor; am ehesten
vielleicht in einigen belegen, die enge an eine ähnliche ent
toickltmg von getümmel {vgl. sp. 4578) anknüpfen : es packte
einer den andern beim haaren , rang ihn zur erde , die
gaste mischten sich darein, schlugen wacker mit fausten
zu, und stiegen ganz kommod auf die zu boden liegen-
den spielleute herum, der komissar der noch immer da
war, brachte endlich das gewimmel auseinander, und
liesz sie insgesamt, bis auf zwei, die dem rummel ent-
wischten, durch die mitgebrachte wache in's polizeistock-
hause liefern, der hausball {Wiener neudr. 3,22); dagegen
bemerkte ich an der ecke des hauses einen knäuel von
menschen, den immer neuer zulauf vermehrte, dies er-
regte meine neugier; ich schritt auf das gewimmel zu.
Friedrich Halm {die Marzipanliese) 4, 20 Schlossar; in
vollem galop stürzt eine grosze masse solcher edlen thiere
{pferde) heran, sie werden durch reitende hüter gelenkt
und zusammengehalten, an dem wanderer sprengt das
ungeheure gewimmel vorbei. Göthe {Wilhelm Meisters
tvanderjahre 2,9) 22, 152; in ihren durchbrochenen byzan-
tinischen kleinen fenstern beherbergten sie {die münster-
thürme) ein wahres gewimmel von raben und dohlen.
K. Gutzkow der zauberer von Rom 4, 58. aus anderer rich-
tung mündet hierher die poetische Personifizierung ein, die
Campe {s. 0.) im äuge hatte:
als der poete Melissus gestorben,
welcher ein ewiges lob hat erworben,
ist der herr Neükrantz erst kommen ins leben
welchem der himmel
Phebus gewimmel,
das ist die rühmliche dichtkunst gegeben.
JoH. Rist netier teutscher parnass {auf Neii-
krantz) 580;
nun erklang die posaune: 'erscheinet, schände der menschheiti
ob ihr moosige hütten, ob goldpaläste bewohntet,
all' ihr niedrigen menschen , erscheint , die das stumme ver-
dienst, ihr,
welche die besten eures geschlechts unedel entehrten!'
auf den gebietenden ruf erschien gewimmel. sie stiegen,
schwer mit sich selber belastet, herauf und wurden gerichtet.
Klopstock (Messias 18, 510) 4, 66 Boxherger;
dem meere folgen seine bewohner, kleine eszbare Schnecken,
einschalige patellen, und was sonst noch beweglich ist,
besonders die taschenkrebse. kaum aber haben diese
thiere an den glatten mauern besitz genommen, so zieht
sich schon das meer weichend und schwellend , wie es
gekommen, wieder zurück, anfangs weisz das gewimmel
nicht woran es ist, und hofft immer, die salzige flut soll
wiederkehren. Göthe {ital. reise) 27, 145.
wie dieses jähr kein blatt sich weisz
zu retten unter'm himmel
vor diesem Ahrimansgeschmeisz,
dem krimmelnden gewimmel ;
verwünsch' ich diese Irühlingspracht,
so nehm' es euch nicht wunder:
komm, herbst, und mach' in einer nacht
ein end' all' diesem plunder!
Frieür. Rückekt {haus u. jähr, 4. reihe, mni-
lieder 109) 2,371.
5833 GEWIMMEL > {Verbindung mit stihstantin n)
,i) näher lieyt die entwicklung dea ntllectntn myen bei
mtrhlichen vurtttelltmyen , die in heiceijunij erfaazt teerden:
durl, wie ofl dio nadeln bei kyttlullbilduiigon, schüiz ein
gowinunol niächtigor jooho und rUoken gegen einander
und schob einen derben gebirgsHtook empor. Stiftkr
fitdien 1: der hoehicald l) 1, 211 Hauer ; acht tage vor dem
l( sie pflegte sich der Dresdener altniarkl mit einem ganzen
gewiinmol höchst interessanter budon zu bedecken. Kü-
(iF.i.tiKN juffenUennnerunyen (», 2) 19, vyl. auch einige
beüfpiele at»f «p. &8S7. gam selten %$t hier di» foetiaeh*
peraon\ficaHon ;
blicke {der rnrnid) ruhig von dem bofefl
deiiiur nacht auf sitterwogen
mililt'blitzuiid glanzgewimmul,
und erleucht« daa gctUniinel
ilaii sich aas den wogen hebt.
GöTMB {Fauat II, S) 41, 1A8.
e) formen.
a) zur Schreibung und lautfonn.
Il) das Substantiv ist, obtrol nach anatogie der collectiva
gebildet, doch nirgends mit auslautendem e ttezeugt. die bil-
dunyssilbe, mit der das lerbum abgeleitet ist. hat einen vocal
nach der liquida nicht aufkommen lassen, vgl. gewinsel.
«)) wie beitn verbum ist der kurze stammvocal fast atu-
nahmsloa {uxil erst ueahochd. verbreitet, vgl. dagegen ge-
wiinol bei LAS/iiEi«(i, selbst noch bei Sl'KKNti) durdt nach-
■ li/rnde verlänyrruny des consonantett gekennzeichnet.
.^) zum formenyebruuch. das festhalten an der function
lies nomen actionis kennzeichnet sich vor allem auch daran,
dasz das Substantiv noch nicht im plural beleyt ist.
a) abyrenzung von gewimmel gegen (setüninicl.
n) der sichtbarste geyensatz zwischen beiden geltrauchs-
»phiiren ist in der auswuhl der substantiva zu erkennen,
mit denen sie sich in l>eiordnung verbinden.
a) die g nippe der auf ein geräusch zielenden verbal-
substantiva, die mit gctiininicl ah synonyma verbunden
werden, tritt zu gewimmel mehr aU ergünzung-. es war
auf den dunklen gassen grosz gewimmel und gejauchze.
Tu. SroiiM (r/i»o». von Orieshuus) 0, 94; daa gleiche
gilt anfangs wol auch für die meist belegte Verbindung
mit getUmmel, bis die gegensätze sich später verachleifrn :
dio nacht darauf war priiuenvoll; in dem lager der fremd-
liiige war ein unendliihes ge,wimmel und geiümmel, und
ein geschrei , das nicht winseln und wehklagen glich,
sondern einem dumpfen und thierischen gebrüllo . . . und
die Römer ergriff furcht und Marius bangigkeit. E. M.
Ahn DT ansichten . . . der teutschen gesch. (1814) 11; gewimmel
und getUmmcl, geheckcl und gepäcke ». oben «p. 4688;
das mag . . . auch so'n gewimmel und getUmmcl gewesen
sein (iti Noahs arche). Soiinhky im grüneti klee \Hi: dazu
vgl.: eine art wohllUstigen getümmels und gcwimmels
in der ganzen seele. Götiie oben .sp. 4582; vgl. auch die
reimbindung gewimmel: getUmmel bei A. W. Sciileokl,
SCIIKNKKNDORF, GkHOK.
/S() als Synonyma verbinden sich stibstantiva mit ge-
wimmel, die das unyeordnete, reyellose der beiceyung kenn-
zeichnen, icoratts sich dann auch der begriff dea gedrüngea,
der nutsse ergiebt.
i)) unsre erde mit all ihrem gekrimmel und gewimmel
ist wirklich zu einem kloinen ameisenhnufen hcrabgcgackt
worden. E. M. Aunot Schriften f. m. l. d. 4, ifiO; so lange
nur noch einiges leben in Paris wach ist, fehlt es diesem
platze nie an {jewimmel und gestrudel der menschen.
reisen {bruchstiicke einer reise durch Frankreich 2) 5, 380; be-
liijien wollen wir die herrschaften weder mit der musik
noch mit den gezähmten thieren, aber nothwendig wird
CS sein, dasz ihr hiesiges gewimmel und gekrahbel, das
pebelfer und gezwitscher nicht gefährlich erscheint.
K. Gutzkow ritter vom geiste (9, ») 9*, 86; gewimmel und
Unruhe (Gkiivinus) a. u.
2)) der tag brach an, wir befanden uns vor der stadt
,,in dem grösztmöglichen gewirr und gewimmel. alle arten
»n wagen, wenig reiter, unzählige fuszgünger durch-
Buzten sich auf den» groszen platze vor dem thor.
iniE {campagne in Frankreich 171*2) 30, 134. dazu vgl. auch :
diesem komischtragischen gewUhl
dieser ungeslümen glUkeswelle
diesem possenh.irion lottospicl
diesem faulen fleissigen gewimmel.
äcuiLLBR {an Weckherlin) 1, 181.
GEWIMMEL s, b (gowiromel von meoMlieD) 5834
S)) mit gewtthl bringt Maakk (ergänsung aur Eberhardi-
aehen sy nonffmik t.tM) gewimmel in nächste Verbindung,
deren berükrungapunkU nach ihm in </<rr 'unordt-ntlicli durcli-
einander gehenden bewegung' liegen, die abgrenzung wird
hier in den logischen aubjeelen gesucht gewimmel toll von
'kleinen geringfügigen dingen', gewtjhl von 'gronftcn und
in grosser bewegung befindlichen' ausgehen, in der wirk
lichkeit fällt die abgrmtung meitt anders: gfwiinmel ist
inaofzm ein weitertr btgriff aU e» die ungeregelte l,rtcegung
in allen ihren ilunerungen deckt, toäkrmd gewiUil im ü-
mmdertn aMf daa einkeilen im gedrtnge timgaaekrärnkt
ist. in ayndetiaeher verbiiuiung eraeheinen haida atibatan-
tiva nur seilen, zur conrurrana vgl. meiuebenfeirioiaiel,
menschengewUhl; vgl. auch WlKijmu (Skakeapaaaa 4,tn)
gegen Sciileciki., a. auch unter gcwühl.
y) unter dem einfluaz der gebrauehaformen von getQoi-
mel steht die vereinzelte beziehung auf den kämpf, die
Schlacht: aber auf dieser hohen spitze, in diesem herr-
lichsten kämpf und gewimmel aller krtfle war auch die
grunze, von hier ist es reiszcnd abwärts gegangen bi«
auf den letzten tag, den wir erlebt haben. E. M. Ahniit
geist der zeit (i)' 104. dazu vgl. schlachtgcwimmel theil 9,
»p. 247 (bei Maasz tear dieae Verbindung noch als unwahr-
scheinlich gekennaeiehnat vordan gagemübar von tchlacbt-
gctiinmicl).
b) in der Unterordnung von aubatanliven (Unterordnung
unter andere aubatantiva ist für gewimmel nur auanahma-
weise belegt: der markt des redenden gewimmeis. Jkan
Paul a. u.), die auf den auagangspunkt der verbalthäÜg-
keit zuriickweiaen, aehlieaxt sieh gewimmel am engsten an
getUmmel an; ea findet in deaaen verwendungakreia aehon
die gruppen vor, die ea seinerseits trieder erweitert: ala
logisches subject der liewegung {andere verhältniaae rufen
selten die Unterordnung einea substantiva hervor, vgl. das
gewimmel des Jünglings. Stifteh a. u.) eraeheinen nicht
nur lebeioeaen, menschen, thiere und ala lebend geilaehte
phantaaiegeatalten, sotidem auch concreto aller art, in über-
tragenem gebraudi auch abstracto.
a) ala logiaehea »ubject sind Ubeteeaen und phantaaie-
gestalten gekenmeiehnet oder vorauageaetxt:
l)) personen:
o)) der ewig got vom hficbsten himel
6r dise weit hcpmider schaut :
aller menscheri-kinder gewimcl
mit äugen wamemend anschaut.
Paul Scubdb MausäL-s p4alm SS, 7 «. 119
jminek;
ich dachte, ohne zweifei will sie dich allein genieszen.
wen fand ich? ein gewimmel von dreiszig, oder vierzig
personen. Goitkk {der schöne geist 2,5) ged. 8,210; ge-
wimmel arbeitender menschen. SciiiLLEn (». «.); über-
haupt gewährt Triest . . . einen ausserordentlich schönen
anbiick. das meer in seiner herrlichkcit. die zahllosen
mästen der schiffe, das gewimmel von menschen aller
kleidung und spräche, alles ist ansprechend und neu.
GiiILLPAHZEK \jtagebucti auf der reise nach Italien) l'J*, 198;
darunter die dächer der stadt mit unzähligen Schorn-
steinen , der reinliche marktplatz mit dem ralhausc im
abenteuerlichsten zopfstiel, das gewimmel der menschen
in den gassen, alles lautlos, klein und fremd, wie in
einem zwergcnmärchcn. Paul Hkyse moral. novellen: an
fatig und ende {s. 237]); die bäume am wege sollten mit volk
beladen sein, unzählbare menschen sich auf ihre ankunfl
miide warten, und der staub, von ihrem gewimmel er-
regt, bis an die decke des himmels steigen. Wikland
übers. Shakespetires {Antonius u. Kleopatra 8, 4: raised by
your populous troops; erregt vom volksgewQhl. Sciilkoel
(3. 6) 4, 280. dazu vgl. : das ungeheure panorama von Paris
und seinen Umgehungen, mit dem ganzen beweglichen
gemäldc des menschengew^immels, lag plötzlich, in glühen-
der abendbeleuchtung. vor mir aufgethan. Fk. Mati his-
son ertnn«rtin<7pn (lO) 2, 233; man findet diese maschinen
selten bei tage und in den lebhafteren gassen. weil der
transport dort wegen des menschengewimmels und der
Pferdefuhrwerke noch langsamergehen würde. E. .M.Arndt
reisen {brückst, einer reist durch Frankreich 2)5,211; vgl.
mcnschengewimmel bei Bouknstedt, Gkrok a. u., vgl.
menschengewUhl theil 6, sp. 2061;
366*
5835 GEWIMMEL 2, b (gewimmel von thieren)
was zieht für ein gewimmel
von volk das haus vorbei ;
wohl niemand als der himmel
weisz, wer ein jeder sei.
Friedr. Rückert (zeitgedichte 1814/5: der
deutsehe groszvater) ;
die Vögel unterm himmel,
mein sehn, sie sind ein bild
von diesem volksgewiramel,
das unaufhörlich schwillt, ebenda;
vgl. gewimmel der menge. Platen (s. u.); der menschen-
freund wird sich nach der lösung des groszen rätseis
sehnen : wie erwächst aus einzelnen menschen ein volk,
wie aus dem völkergewimmel endlich die menschheit?
F. L. Jahn {deutsches volksthum) l, 153 Euler; mitten im
gewimmel fremden volksthums bewahrten die tapferen
stamme der Alpen und des Donauthales getreulich ihre
deutsche art. Treitschke deutsche gesch. i, 10;
b)) hier war noch alles voll getümmel,
als durch das thor, das weit geöffnet stund,
mein Scherasmin sich mitten ins gewimmel
der klosterleute stürzt ; denn auf geweihtem grund
ist's wie er glaubt, so sicher als im himmel.
' 6 . ^jgLAND iOberon 2, 35) 22, 76;
und zwischen diesem all der Verwirrung wickelt sich
das gewimmel der käufer und Verkäufer durch. E. M.
Arndt reisen 4, 240;
o mutter, wie stürmen die flocken vom himmel,
es wird uns in schnee noch begraben,
und mehr noch als flocken im dorf ein gewimmel
von reutern, die reiten und traben.
Friedr. Rückert {zeitged. 1816|7: die gotfes-
mauer) 1, 164;
als ich den hof der alten herberge betrat, der jetzt nicht
mehr vom stampfen und wiehern schellenbehangener
kärnerpferde und dem gewimmel von vetturinen und
kellnern erscholl. Paul Heyse ital. nov. 2 (die frau mar-
chesa) s. 294; dazu vgl. (s.u.): gewimmel der zurückge-
lassenen (Blumauer); von bekannten (Kleist); der
reisenden, der passagiere (Raabe).
2)) für die thierivelt tverden an .itelle der in den Wörter-
büchern axifgeführten festen Verbindungen vom litterarischen
gebrauch andere formen gepflegt:
schrecket nicht den bauersmann , paucken-brummen , mord-
getümmel,
eulen-augen, krötenzucht, schlangen-zischen, wurm-gewimmel?
JoH Prätorius Blockes-berges Verrichtung (2. th., c. 5)
(J668) 316;
noch immer wehte der ödem des lebens
von den lippen des logos, und siehe!
die erde regte sich vom thiergewimmel,
der gährenden erdscholl' entwand sich der löwe.
zum beseelten hügel thürmte sich der elephant.
das kaninchen spielte im grase.
Scmubart (ein blick ins all) 330 Hauff; das
gleiche bei Rückert (s. m.).
auch kleinere schwarze vögel mit storchartigem schnabel
sahen wir, die wie mit hellem kriegsschrei durch das
gewimmel der groszen möven hin- und herschossen.
Stokm halligfahrt {icerhe 4, 20). vgl. auch roszgewimmel
{aus Kleist) theil %, sp.t2%2, vgl. das gewimmel von
fröschen (Wieland) *. m. ;
dort unter jenem alten götterhimmel
fand Goethe seines busens höchste gaste,
die fügend Iphigeniens, Tasso's wunden,
und eben dort hat Platen beim gewimmel
von minorenner scorpionen neste
aus Sympathie den Oedipus gefunden.
k. Immermann {der im irrgarten der metrik
umhertaumelnde cavalier) 17, 482 Hempel.
3)) phantasiege.<italten : und ich befand mich , ohne zu
wissen wie, von einem gewimmel kleiner amoretten um-
schwärmt, in einem lauen bade. Wieland (Pere^rwuts
Proteus 1,3) 21,201; und wenn er nun so sasz auf der
rednerbühne, wie einst, wenn die sonnenfläche der haide
vor ihm zitterte und sich füllte mit einem gewimmel
von gestalten, wie einst, und manche daraus ihn an-
schauten mit den stillen äugen der geschichte, andere
mit den seligen der liebe. Stifter {studien l: das haide-
dorfi) 1,199 Sauer; ebenso 178;
vergebens hegten Amphitritens nymphen weit
im ocean, in Aussen, Dächen, bis zum fels
hinauf, gewimmel leicht bewegter wunderbrut.
Götue {theaterreden: prolog. Halle,
den 6. august 1811) 11," 371;
GEWIMMEL 2, b (erde-, welt-gewimmel) 5836
und wir schweben nach den höhen,
wo die jungen lerchen singen,
wo der Sphären töne klingen;
in der seligen gewimmel
trägt er uns durch sieben himmel
bei der Sternenlichter schein
grad' in's paradies hinein.
WiLH. Müller {die reise in's paradies) ged. 161
Hatßeld.
vgl. seelgewimmel theil lO, l, sp. 46 ; vgl. gewimmel der
götter (Göthe. F. Schlegel S.M.); Phoebus gewimmel (s.o.);
der töchter des Oceans (Wi bland s. ti.); traumgewimmel
(Gerok).
ß) ungewöhnlich iceit ist der kreis concreter Vorstellungen,
an die der neuere Sprachgebrauch das Verbalsubstantiv an-
knüpft, es sind zwei richtungen, in denen die Vorstellung
einer lebhaften, regellosen, gedrängten beivegung nahe ge-
bracht wird, auf der einen seite rege menschliche thätig-
keit, die die objecte in bewegung setzt, auf der anderen
Seite die naturgewalten , deren %oirkungen im, bilde eines
gewimmeis erfaszt werden.
l)) das erste gilt am reinsten von der so häufigen an-
knüpfung an umfassende Vorstellungen wie erde, weit u. a.,
bei denen das Verbalsubstantiv nicht so sehr die sinnlich
loahrnehmbaren Veränderungen und beivegungen, als die
durch den irdischen, iceltlichen rahmen begrenzte thätigkeit
des menschen kennzeichnet.
was ruft der erde gewimmel
hinauf ins selige grab. Rückert 358;
und, als strömt' aus gottes offnem himmel
tugendkraft auf mich herab,
werd' ich fliehen und vom erdgewimmel
fernen meinen pilgerstab.
Höi.ty {die laube) ged. 109 Halm, ebenso {trauer-
lied) 114. {dertod) 94, s. oben theüS, sp. 770;
nein ! freut euch, dasz, wenn aus dem erdgewimmel
ihr euern blick nun über wölken hebet,
ihr dort auch lächeln seht bekannte züge.
Friedr. Rückert (liebesfrühling : Agnes 29) 1, 349,
ebenso 2, 514;
der mensch lacht, wenn man ihn lobt; lacht, wenn man
ihn schilt; ich glaube er würde lachen, wenn man ihn
prügelte, ja, wer zu allem in dem gewimmel der weit
lachen könnte, was ihm lächerlich vorkommt! Bräkeh
der arme mann im, Tockenburg 271 Bülow;
schon hier vereint in lieb' und recht
sei aller weit gewimmel!
wir sind ja eines staubs geschlecht,
bedeckt von einem himmel.
JoH. Heinr. Voss {Luise 1) 1, 19 Hempel;
tief unten der weit gewimmel,
forst, flur und stromeslauf,
und oben thut der himmel
die goldnen pforten auf. Freiligrath Nebo;
ich bin gestorben dem weltgewimmel,
und ruh in einem stillen gebiet.
ich leb' in mir und meinem himmel,
in meinem lieben, in meinem lied.
Friedr. Rückert {liebesfrühling 5, 29) 1, 567
(1, 57) 1, 396 ;
anders das folgende:
es zücket und schimmert das weltengewimmel
mit feierndem leben von nah' und von fern I
F. L. v. Stolberg lobgesang, s. werke der hrüder
Stolberg 2, 95.
dagegen vgl.: ich habe mich wohl gehütet, in dem ge-
wimmel des lustigen lebens darüber zu moralisieren,
E. M. Arndt bruchstücke einer reise durch Frankreich 2;
ebenso {s. u): gewimmel des lebens (Eighendorff), des
weltlaufs (Gerok).
2)) bei der engeren beziehung auf örtlichkeiten kreuzen
sich die richtungen.
a)) ausschlaggebend ist die menschliche thätigkeit:
nicht durchlief ihr blick die reihen der schiffe, der zelte,
süähete nicht im gewimmel herum des geschäftigen lagers.
'^ . Göi'HE {Achillets) iO, 360;
drum wandl' ich auch in süszem frieden
durchs leben hin,
geh' immer, in der brüst den himmel,
geraden pfad,
durchtaumle niemals das gewimmel
der goldnen stadt. Hölty {der misogyn) 90 Halm;
er lehnte sich jetzt aus dem groszen fenster und über-
schaute das gewimmel der lebhaften strasze. Tieck
{dichterleben) 18, 133.
b)) ausschlaggebend ist die bildioirkung der objekte: 'nun
lasz gehen', sagte Clarissa lächelnd; — über dem ge-
5837 UEWIMMEL «, 6 (der lichter, flocken)
GEWIMMEL >, b (der töne, empflndungen) 583$
wimmcl dicKcrwRIdor.soeen und knochen (drintfrertäMung)
lint dir dioHO roso (iler »tirketei) ein häüzlich ook !>••
kommen'. Snt'TKit (»Indien l : det horhipalä 1) 1, SM Sauer;
dna crKtc wur cino grosze «ladt von oben Resohon , mit
oinom (^üwimmel von häuscrn, thUrmon, kalhedralen, im
mondliclitc Hoiiwimmend. (der condor 4) 1, 86; zur rechten
iibor lebt und leuchtet nliox vom üewimmol hollrotiier
ziegcldiichor. Am.mkiih margchenhtteh 196;
o beilitror abend,
mit Htornon boii&'t,
wiu bebiicb und lab«nd
dein bauch mich umweht I
vom kindcrgolUmmnl
vom lichtoreowinimel
Bursuhau ich /.um hinimel
in loisem gebet.
Kari.Gkrok p<ümblätteT{amhl.abend) 117.
3)) dieaer zweite zug macht »ich natürlich in der beoboeh-
ding der Hatitreischeinunijen geltend: ihr habt einen be-
wunderungswürdigen grifT, immer neun reize aus dem
gcwimmel der naturerscheinungen hcrauH/.uhcben. Vohz
an Hiirger (W. 8. 1777); atmn»phiirische beteegnngen leie der
ioolkei\flug. die Schneeflocken, gelegentlich auch staub und
H'imserbetcegung , latinen nelten dem begriff der bcweglicli-
keit auch den der fülle und de« regellosen hervortreten,
dieser überwiegt bei fdatt xtnd laub. das gleiche mometit
bildet %ool auch den anknüp/ungsptmkt bei der viel ange-
sogenen sternicelt.
(i)) im feld sie sahen mit gowimel,
nun gehn den dicken staub f>en himol,
die reutcr brachen ein mit oil,
in iQITlen fuhren her die pfcll.
Spreng über*, d. Atneit (IS, 407 Jf. jam fvlvert
caelutn itare videiä) 863*;
und das wolkcngowimmel, das drauszen flieht,
ass' ich kIniiKlos und rühllos TOrOberziehn.
S'ii(A<'ii\viTZ {a\t* dem nacMasx: UcMfjedanken
bei nacht) iied.* 880 Weinhold;
das gewimmcl der Schneeflocken wurde dichter, sie sahen
ihn noch in die stadt hingehen. Tiikoi>oh Stohm (unter
dem tannenbaum) l^^fiS»; und da sind sie alle aufgestan-
den, aber dem einnehmer hat's, wie er aufstand, vor den
niigcn wie schneegewimmel im stürme gellirrt. E. Hki.-
MKH prim Rosa Stramin (cap. 14) 71 Briimmer; vgl. auch
schattenpowimmcl tJieil 8, sp. 22.'»7.
b)) frische llur, du reiner hinunel,
frischer athm' ich hier und reiner,
kaum bowuszt der weit und meiner,
vom {tewimnicl
dos baums umweht.
Jon. Hrinr. Voss (fändl. $UIU) 848*;
bell durch laub^ewimmcl
blinkt der frUhlingshimmel. Mattmi.süon ged. 180;
ebenso Vosz s. t/ieil G. sp. 296. vgl. gewimmel der blätter
(Platen s. «.);
denn orscbliesxt ihr nicht die thttr
r.M dos frtiblinfrs hlumcnhimmei?
hinter euch dnln)*! ein gewimmel
lichter kindor sicti horfUr.
O. H. V. LoKBBN (Mmmettchliutcl) ged. &3 Pisttn;
könnt' ich schwinKon mich als rast
mit den vuL'cIn unter'ro bimmel,
sucht ich aiiilorn landes rast,
das XU meinem sinno paszt,
wo in blUth' und strahlgewimmel
nicht der tag so trüb' verblas/t.
Frif.db. HürKERT (i'ia regentcctter) S, 400;
vql. bliUcngcwimmel thvil i,sp. 179 ; er bisz sich auf die lippen
und schaute vor sich hin in das gewimmcl crgrUnendcr
bliittchen. Hkumann Suokhmann der httzensteg [\f)9i\;
die blumcn 7.ionilicb, wie im waKlc diese,
doch crüniiellislrnHig jeder tropfen thau.
und (Vber der kouicuron lu.stjrowimniel
slnnii taubciihai(>i;;-schillertultner hinimel.
K. Immkrmann (.Verlin; der Orat) 4, .iSO .Vaijne.
I')) nicht der Siebter ginnzgowimmel
7.oii;t dos lirmanicnlcs höh',
und dem stemenlosen bimmel
klagt er das voratockto weh.
Pi^TKN gcUgcnhritfged. : sunt Ubewotd) 1, 471
Redlich;
wölken wie die midgarschlange rccken>ich am dunklen himmel,
auf die welszo winterdecke blickt Arktur im sicmgcwimmcl.
Herm. Linoo (depharUcnKandcrung) ged. i*. 887;
den wald lasz rauschen, im gewimmcl
entfunkcin lasz der stemo rcib'n;
du hast die erde, hast den himmel,
und deine geister obendrein.
ÄNNErrB V. Drostb igemiith) 3, 346 KrcHen;
vgl. {a. u.) gewimmcl der sterne (ROckrrt. Wiri^nd);
■torngewimmel (G. Kinkki.).
4)) auch auf die teilen einer aekrift oder eiste» drueke» wird
die Vorstellung des gewimmeU belegen; e$ henmetfeknei den
ersten eindruek. den die noch ttielUfegUederhfUUderhttek-
Stäben hervorruft, daran kni^en übertrof^ngen s Uk <li«Mm
gewimmel totsr bachst«b«n (dir MM) tnaf jener dtlagnuii'
matikuB und magitter seine kOntte treiben, er kann ebenso
nutzreich den »and der wüste umworfeln, e« wird kein
lebendiger quell entflieszen! (ioiTfit. Kki.i.kr Zihrieherna-
vellen: Urstda; vgl. auch scliwilrzlichet gewimmel ep.tMi;
wisse also, dasz ich mich ct>en, dem groszen Apollo sei
dank! durch ein buch, o^Icr vielmehr ein gcwimmel von
citationen durchgearbeitet. Hkhüicr {krit. teiUdert) t.Ui;
6)) vereinzelte beziehungen ait/^ eonenta: ala die wegevon
den herbeieilenden zurUckgelegt worden waren, m gab
es im schloKzhofe ein gewimmel von färben, figaren.
von glänz und schimmcr, welches würdig zu beschreiben
eine geschicktere fcder, als die unsrigo ist, kaam ver-
möchte. Immi-.umann (epigonen 4, 10)S, aoe Mayne;
fem dann grflsztc der Us<;ber vom bacb, und zeigt' aas tea
kahne
einen gewalligon aal , der blank an der soon« sich luawaad.
und den erhobenen harnen , belebt von schepeen gewtauael.
J. H. Voss (hmUe Vii.» Hempd;
die löfTel waren von silber und das übrige besteck be-
stand aus den trümmcrn früherer herrlichkcit, hier ein
mcsser mit einem elfenbeinhcfte. dort eine kurz gezackte
gabel mit emnilgriff. aus dem gewimmel dieser Zierlich-
keiten ragte das ungeheure brot wie ein borg empor.
der grüne Heinridi 8. ».
v) unter den Übertragungen des ettbstantirs ist die mif
akustische beioegungen schon oben erwähnt. <laiis6sn «mmM
sich vor andern die besiehung atif regungen de» getnüte»
und der empfindungsweit geltend, in beiden fSUen bildet
dfu wirre, regellose den anknüpf ungspunkt.
l)) die töne wiegten sich und schwollen und wurden
ein gewimmel, und plötzlich sang eine männerstimme
darein. Stifter (strtdien l: fddblutnen 15) l. 14ä Sauer;
auf einmal fielen in einem ganz wunderbaren raschen
tempo wirbelnde, schneidende töne ein, und zaictzt
sprudelte daraus ein gewimmel von lauten hervor, als
wollten rhythmus, worte. musik einander auflieben und
vernichten. Immekma.nn (epigonen 7, 14) 4,99 Magnc.
die hohen gOtter balten rath,
i>«8tUrzung ist im bimmel ;
denn schwirrend von der erde naht
von stimmen ein gewimmel,
die stimmen rufen all so laut
dass fast davor den gOltem graut.
Pribdr. ROckbrt (teitged. 1816^7 : der gätUr
rath) 1,170;
g\) den inbef^tf der Schönheit hab' ich
gesch'n in einer binme.
mein leben und mein lieben gab ich
ihr still zum cicontbume.
die Phantasien aller himmel
bab ich auf sie getrftufet.
und der emplindangen gewimmel
als dud um sie gebllufet. (liebesfruhtinif i,sa) \,VHi;
ein gewimmel verwandter gefUhIo begleitete ihn za der
(nach seiner meinung unglücklichen) braut seines — vaters
und dieses fUrsten. Jean Paul (TUsn S) SS. 98; vgl. (». u.)
gewimmel wirrer triebe (Arndt); der quälen (Schuhart);
der gcdanken (0. H. v. Loedkn); der besoffene dienst-
mann wurde entfernt; nicht entfernt atwr wurde das
gewimmel menschlicher eitelkeiten, eifersüchtcleien und
intrigucn, das sich innerhalb der einzelnen konkurrenz-
vercine und komissionen erhot>en halte und su immer
freudigerer blUte gedieh. H. Hks.or Feier Omnensind IM;
f) andere abstraetionen sind hier naturgemiu eeUener:
an ja roervoll, durch glaut>onszwaa( «asIsOt,
geha in Öde Rnstemis»«,
lag Deutacbland einst . . .
doch mit br.llgliiixendem panier
stieg wei.^heit wieder von dem bimmel,
mit ihr der fiiede; da<i gowimmel
der Jummheit floh ; di« nacht verschwand ; die tbflr
das ölend* ward« sareriagelt.
QOTTBa (mittel vber Ote startgeisttrH) ged. 1. 4S7.
e) schon aus dem bieherigen ergiebt eiA eine mannigfaltig'
keit der Verbindungen des sttbstantirs mit verbis; audk
hier treten eich formen gegenüber, die — rfwrcA die eigen-
art des Substantivs begünstigt — häufiger wiederhdiren.
5839 GEWIMMEL 2, c (Verbindung mit verbis)
GEWIMMEL 2, d (Verbindung mit adjectiven) 5840
und andere, die als Schöpfungen eines freien kühnen stils
vereinzelt stehen, viel belegt ist die lockerste form der an-
gliederung im selbständigen nominativ oder accusativ:
heitern Weinbergs lustgewimmel
fraun und männer, thätig, bunt,
laut ein fröhliches getümmel,
macht den schätz der rebe kund.
GÖTHE (nacMasz: an personen) 4, 302 Weimar.
dazu vgl. 11, 371, ebenso (aus b und d) die belege für Pkae-
TORius, Herder, Kant, K. Ph. Moritz, F. Schlegel,
GRiLLPARZER,RÜGKERT(meZ/acA), Hoffmann v.Fallers-
LEBEN, BoDENSTEDT, Freiligrath , F. Heyse; damit
stimmt überein, dasz solche verba, die mehr der syntak-
tischen function als einer eigentlichen bedeutung dienen,
ganz zurückstehen (es giebt ein gewimmel, ein — ist zu
sehen), aiich allgemeine verba (ein gewimmel finden, sehen,
anschauen) sind tcenig beliebt (nicht belegt ein gewimmel
machen) ; wie weit die freie Verbindung mit verbis in ver-
einzelten fällen über den näheren bedeutungskreis des Sub-
stantivs hinausgreift, zeigen Wendungen wie: ein gewimmel
ruft, irrt, wirkt, schlieszt, trinkt lebensmuth. des gewim-
meis satt sein, dem gewimmel etwas vertrauen, dem
— abgestorben sein:
alles weiszt du, was der himmel,
alles was die erde trägt,
und verbirgst nicht das gewimmel,
wie sich's dir im busen regt.
GÖTHE (west-östl. divan : das sctienkenhuch) 5, 222.
«) der hauptgebrauch fällt auf verba der beioegung und
zwar für alle richtungen und färbungen :
ein knäuel, ein verworrener, von (gestürzten) jungfraun,
durchwebt von rossen bunt . . .
ha ! wie sich das gewimmel lustig regt !
wie sie die spiesze sich, die helme suchen,
die weithin auf das feld geschleuderten !
H. V. Kleist (Pentheeüea 3, Ml) 2, 40 Erich Schmidt.
vgl.: das gewimmel munter halten; das gewimmel fliegt,
schieszt, wickelt sich durch, flattert, schwebt, stösst,
leert das haus, erfüllt das haus ;
gleich gespenstern, stumm und hohl und hager
zieht in schwarzem todenpompe dort
ein gewimmel nach dem leichenlager.
Schiller (eine leichcnphantasie) 1, 106.
dazu vgl. : das gewimmel zieht heran, fort, vorbei, vorüber,
ab; naht, begleitet, umgiebt mich, drängt sich, wird her-
getrieben ; vgl. : dann kam erst recht das ganze gewimmel
seiner inneren gestalten daher und bevölkerte die haide.
Stifter (studien i: das haidedorf l) 1, 178 Satier; so fand
sich in diesem unansehnlichen dort alljährlich ein groszer
menschenschwarm zusammen, und . . . schwoll das fest-
gewimmel an den rasenabhängen der nahen hügel hinan.
P. Heyse buch der freundschaft: siechentro.9f ; vgl.: das
gewimmel drängt, sprudelt, wird dichter; das gewimmel
in den lüften hatte sich allgemach beruhigt. Th. Storm
ein grünes blatt (1, 105). vgl. auch: das gewimmel der em-
pfindungen häufen.
ß) auch bei der loseren angliederung in der form der
präpositionalverbindung übenmegt die Vorstellung der be-
wegung , die namentlich die reihe der mit dem accusativ
verbundenen Präpositionen anschwellen läszt. freier und
weiter ist deV kreis bei den viel gebrauchten verbindtcngen
mit in, bei, am.
1)) weit hinter ihr gehend folgte er ihr, wenn sie die
kirche verlassen hatte, und sah die schwarze gestalt
durch das gewimmel des platzes gehen, sah sie durch
einen theil der belebten gasse schreiten. Stifter studien
(das alte Siegel 2)2, 2di; vgl.: sich durch das gewimmel
durcharbeiten, durch das — blinken, schweben; das —
durchtaumeln; sich durch das — verführen lassen, gegen
das — abstechen; in das — tragen, sich stürzen; in das
— sehen, schauen; das — überschauen; über das —
sehen; auf das — herabsehen, blinken; an das — denken
2)) es regt sich, ist erregt vom gewimmel; belebt, be
deckt, umweht, umschwärmt, entfernt, fern vom ge
wimmel ; es leuchtet, erschallt, ist betäubt vom gewimmel
aus dem gewimmel ragen, erwachsen, brechen, funkeln
3)) mit gewimmel sich regen, rufen, sich verbinden
der staub, die stadt mit ihrem gewimmel; zum ge
wimmel den blick wenden, schauen, verschwimmen. —
und wenn er nun so einsam dastand, so gab ihm der
gedanke, dasz er dem gedränge so ruhig zusehen konnte,
ohne sich selbst hinein zu mischen, schon einigen ersatz
. . . allein fühlte er sich edler und ausgezeichneter, als
unter jenem gewimmel verlohren. Moritz Anton Heiser
(3) 243; vgl. auch H. v. Kleist (s. u.).
4)) die bevorzugte präpositionalverbindtmg ist die mit in :
im gewimmel sich erheben, fliegen, vorüberziehen, vorüber-
drängen, tanzen, fallen, sich halten, kämpfen, ein bild
zeigen, aufhören, schlafen, stehen, vergehen;
nur thoren suchen im gewimmel
die freude, die den lärm nicht liebt.
F. L. Stolberg (an Kaiserling) 1, 437;
er starrte den lockeren Schneeflocken nach, die oft so
ratlos hin und her trieben, als gäbe es darunter welche,
die im gewimmel der andern sich ebenso verloren suchten.
W. Hegeler pastor Klinghammer i62;
diese waren bisher der jammernden mutter verloren ;
aber gefunden hatte sie nun im gewimmel der alte,
und sie sprangen mit lust, die liebe mutter zu grüszen.
GÖTHE (Hermann u. Dorothea: Erato) 40, 312;
die lieb, ein brausend meer, wo im gewimmel
vieltausendfältig wog' an woge schlägt ;
freundschaft ein tiefer bergsee, der den himmel
klar wiederspiegelnd in den fluten trägt.
Geibel (die beiden engel) 1^, 16 ;
da nahm die frau ein messer
und schnitt den käs entzwei,
sie strich den ganzen Schimmel,
die maden im gewimmel,
auf's brod, und asz es frei.
Friedr. Rückert (kriegerische spott- u. ehren-
lieder: der schweizerkäs) 1, 215;
d) die auffussung , der der gebrauch des substantijs
entspringt, erhellt noch mehr aus den reich belegten
typen der Verbindung mit adjectiven; auch sie geben dem
moment der beivegimg in ähnlicher mannigfaltigkeit räum
wie die eben betrachteten Verbindungen mit verbis. daneben
kommen auch andere dein bedeutung sinhalt des Substantivs
angehörende züge zur geltung , so die der fülle und der
regellosigkeit. im gegensatz zu andern mit gleichem suffix
abgeleiteten Substantiven ist die verbalthätigkeit gerade bei
gewimmel kaum irgendwie als ividrig oder nutzlos gekenn-
zeichnet, die beliebtesten attribute wie bunt, fröhlich, lieb-
lich deuten vielmehr auf entgegengesetzte beurtheilung. neben
diesen mehr steigernden oder schmückenden beiivörtern sind
die adjectiva, die einen netten zug in den bedeutung sinhalt
einführen, verhältnismäszig selten.
a) die attribute heben einen im bedeutung sinhalt des
Substantivs gegebenen zug hervor: steigernde, schmückende
beitvorte.
l)) und wenn ich nachts am stemgestickten himmel
dem vollen mond ins antlitz seh',
und ach ! im stürmischen gewimmel
der quälen fast vergeh.
Schubart (meinem erlöser) 295 Hauff;
lasset uns schlingen
dem frühling blümelein zum kränz !
lasset uns springen,
heisza, zum tanz !
blumenpracht, laubesduft, reges gewimmel,
sang und klang, Sonnenschein, heiterer himmel.
Hoffmann v. Fali.ersleben ii Jahreszeiten 1,12)
2, 327 Gersienberg.
unter so sanften gesprächen erhoben sich die väter von
Abdera in eilfertigem aber friedsamem gewimmel vom
rathhause. Wieland (Abderiten 2, l) 19, 236; und schauten
... in das hastige gewimmel, das sich besonders auf dem
marktplatz um die alte kirche herumtrieb. Paul Heyse
neue moral-nov. : (er soll dein herr sein); schweigend stellte
er sich an den thürpfosten und blickte auf das unruhige
gewimmel; die menschen kamen ihm wie narren vor . . .
jeder sah nur auf seine dirne und drehte sich mit ihr
im kreis herum. Th. Storm (der schimmelreiter) 7, 188.
2)) in dem schwärmenden getümmel
grosser angefüllter städte lasz, mit drengendem ge-
wimmel,
den zusammenflusz von menschen mit der orgel tiefem
klang,
stimme, ton und schall verbinden (covcourse of men).
Brockes Thomsons Jahreszeiten {lobgesang 90) 539 ;
im heitern, drängenden gewimmel
begleitet von der scherze chor
fliegt lächelnd durch die stillen himmel
die freude seinem (des Hesperus) wagen vor.
H. C. BoiE an den abend (Göitinger musen-
almanach 1770 neudr. s. 94) ;
5841 GEWIMMRL 2, r/ (zahllow», bunU»)
ein beispielloser aufruhr, eine Verwirrung .. . folgte auf
dienen ruf. vollt und |mtri/ier, gciiitliche und laien . . .
drilngten Hich blindlingK den auHgilngen zu, und nur der
grei« auf der kanzel droben sah mit nnemchUtterlicher
würde auf das angHtvollo gewinimel herab. Paul Hkyhf.
ital. nov. l: Andrea Dtljin.
8)) er sähe da die priestor mit ihren aohwarzen mänteln
und kragen die treppe hinaufitleigon, und nein« mitsohüler
versammelt, und prilmicn unt<>r sie auMthoilon, und dann
wie ein jeder wieder nach hauHe ging . . . alles da« sich
durchkreuzende gewinimel. K. Pii. Mdkit/ Anton Rei»fr
(8)843; hcrr Wright . . . hat mir zuonit anlaaz gegeben,
die nxKtcrno nicht als ein ohne sichtbare Ordnung zer-
streutes gewimmel, sondern als ein system anzusehen,
welches mit einem planclischen die gröszto ähnliohkeit
hat. Kant {allgein. natur ■ geaeh. 1755 rorr.) 1,931 auag. d*r
akademie; einseitiger gegner der für grosze fruchtbare
Probleme nicht mit bcRonncner gcichrsamkeit ausgerüsteten
'Symbolik', verspottet er {(iiithe) Creur.or« und Schellings
mythologie in parodischcn zitaten über die Kahiren, vers
für vers einen kommentar erheischend, vertraut aber
dem vielverschlungcnen gewimmel seine eigene ansieht.
Kit ICH Schmidt rinl. z. Faust II {Jubiläumsausgabe).
4)) und die romane? ~ truter himmell
wo fing' ich un, wo hfirt ich auf
in diesem zahllosen frowimmel?
Götter (die fiucht der Jugend) ged. 1, 464;
doch der zarfickgelassenen
unzUhüirea i;«wiinniel
schwebt lanfre, gleich amphibion,
hier zwischen holl' und nimmel.
A1.01.S Blumaubr VirgiU AenHt (6, >) >, 99;
heran dort stOrzten die vßlker.
wie wenn schaaren der bicnen daheniehn, dichtes
gewimmels,
aus dem gehnhieten fels in beständigem schwärm sich
erneuernd . . . (jteXtoadwv ditvämt-).
Vosfl (Uiat 9, 87) 4, 88 Hempd;
wie aus jroschwärzter luft die heuschreckwolka
herunterlallt und mcilenlang die folder
bedeckt in unabsehbarem gewimmel,
so gosz sich eine kriegeswolke ans
von Völkern über Orleans gefilde.
Scnu.LKK (juniifrau v. Orleans, proloff) 13, IflO;
nebenan ist ein garten . . . der unter 76 pächter vcrtheilt
ist . . . auf diese art ist ewiges gewimmel arbeitender
menschen zu sehen , welches einen fröhlichen anblick
gibt. Scnii.i.Ei« Ain>/e 1,8««; ich ginge auf und ab oder
öffnete die glasthUren, die auf den balkon führen, triite
hinaus, liesze mir die töne nachrauschen und sHhc über
das unendliche funkengcwimmel auf allen blättern und
Wipfeln unseres gartens. Stiftkh (studien \: ffldblumei\ 2)
1,48; als sie sahen, wie der kampflustige erzbischof,
alle beute verschmähend , weit den andern voraus mit
nur sieben fahrzeugen das grosze gewinnnel vor sich
hertrieb. Daiii.mann gesch. r. Dänemark (ß.i) 1,S29.
^1) der harem thut sich auf, und zeigt, in vollem putz
und buntem lieblichen irewimmel,
ein wahres biid von M.Tlioms lust'gem hinimel.
herr IlUon liis/t die dunien all' im ürhiitz
der schönen herr'n. Wiki.and {Oheron 8, öl) 22, 12ö;
aber ich liesz mir endlich deren {der masehinen tum IncJis-
Jiing) gebrauch von einem jungen kaufmannsdiener er-
klären, der in dem bunten gewimmel sich vor allen an
mich hielt , und allerlei gespräche anknüpfte. F. X.
Bronner leben 2, 1O8;
aus dem hohlen finstem thor
dringt ein buntes gewimmel hervor.
Göthb (Faxut 1) 18,58;
wende nun, o geliebte, den blick zum bunten gewimmel,
das verwirrend nicht mehr sieh vor dem geiste bewegt.
jede pflanze verkOndet dir nun die ew'gen gesetse,
jede blnme, sie spricht lauter und lauter mit dir.
(mrtamoriyhote der pflanzen) 1, 328;
und der alten gStter bunt gewimmel
hat sogleich das stille haus geleert.
(diebra\a r. Cortnth) 1, 844;
denn das ist der anfang aller poesie, den gang und die
gcsetze der vernünftig denkenden Vernunft aufzuheben
und uns wieder in die schöne Verwirrung der fantasie.
in das ursprUnftliche chaos der menschlichen nalur zu
versetzen, für das ich kein schöneres symbol bis jetzt
GEWIMMEL t, d (farbiges, frobn) 5842
kenne, als da« bunte gewimmel der alten gStter. Fr.
ScHi.KOF.i. {gespräek über die poesie: red« über die mgOuh
loffie . . .) 5', 804 ;
mit sAinMi stolsen p«llst«n
nnd hluMm ohne sabl.
aua dem bantoa ■teaeenwmwfaaiBel
anf mirkton aad banr.
Fr. Booknmtbot MtreaBekut^! absMed 9. Ti/Us;
setzte der von Alexandria kommende lloyddampfer ein
Individuum auf dem molo von Trieat ab. welches eich
durch manche tonderlichkeit im buntem gewimmel der
übrigen Passagiere auszeichnete. W. RAAnr. A'tu Td/an
1. cap.;
and weil ich stund am itben raad,
stieaz mich hinab die reusawand
der meng« bunt gewimmsl:
da haschten mich die wölken aof
und trugen mich hinauf, hinauf
in ihren schfinen himmel,
Plate» (sMm) t, 48 .
nnd ich seh vor mir mein strebMi
licht und unvergftnglicb schwelMii
durch des lebens bunt gewimmel.
ElciiENDORFF (diehterfrüMUnff) I', 71;
wir beten Ja zu einem gott im himmel,
der alle unsre sprachen kann vereinen,
der gibt den geist der eintnicht unsrvm achwalle,
dast so in freuden unser bunt gewimmel
zusammenwirkt, noch besser, al» u-ir'i meinen.
Fribdr. RCckert {gehami»ehe icmette 49> 1, 81;
wie die töne des tanzea gegen die grosze stille nacht
drauszcn in buntem gewimmel ankämpften. Immrhman!«
{epigonen 7, 14) 4, 98 Mayne;
nur als ein mirchen
schau ich von weitem
wie durch des scUeieis
dSmpfend« flfire
wieder des weltlaob
farbicgewimmel.
Kari. Grbok palmhlätter(ffemeetmg)»IO;
6)) cum berge Zion kommen wirl
zu gottea Stadt im himmel !
wo enget stehen, herr, vor dir
im jauchzenden gewimmel !
Schubart (der frommen trtederwehm)
822 Hauff;
wenn ihr (kinder) an der schwelle mit frohem gewimmel
mich ruft. Gesznkr, angeführt von AnF.i.fNO «. a. o.; was
alles nur sehr geeignet war, hier das leben und die kanat
in einer trauer und einer dUsterheit zu halten, die gegen
das frohe gewimmel und die Unruhe in den romanischen
landen möglichst abstach. Gkryinus geseh. d. deutsehen
dichtung 1^,288; die frischen hemdärmel der jQnglinge
und mädchen, ihre roten westen und blumigen mieder
leuchteten weithin in frohem gewimmel. Gottfribd
KF.I.I.KR (der grüne Heinrieh 2, 18) 1, 8«4;
Ober mir den blauen himmel,
um mich her die grünen fluren,
blumen, frohes thiergewimmel,
und von menschen keine spuren.
Fribdr. RCckbrt wtaüieder 18;
ein frAhlicbes gewimmel
erfDIIt das |^ze haus,
dort rufet schlachtretOmmel,
hier winkt ein heldenstrauss.
Max V. SriiRNKRNDORF (erfwn. auf d. alten
Khtofte zu Baden) tammtl. ged. 179 ;
es kamen grOne vOgelein
geflogen her vom himmel,
und setzten sich im Sonnenschein
in fröhlichem gewimmel
all' an dos baumes äste.
Fribdr. RCckbrt (Hnderiied r. <(. yrrnat
rt^eln) 8.411;
nun regte sich mit llreadinm gewimmel
'ie vewuit» i
zu neuen thaten die
sie stellten in dem iidtscihsB getftmmel
manch heil'geswerk mit reiaMB streben dar!
A. W. ScHLBCBL (der ftwid der Urtke wM 4m
tänuten) 1. 9« MeMw.*
wie im lustigen gewimmel
tanxt nun busch und bäum vorl>ei !
und ein dorf nun — guter himmel I
o mir aluMt, was es sei.
MöRlKB (näiMitM fahrt) 8, 10 Kramet.
im gegensatt daeu vgl.: eben trat er, in begleitung einer
starken wache, . . . aus dem tor seines gefltngnisses, als
unter einem wehmütigen gewimmel von bekannten, die
ihm die bände drückten, und von ihm abschied nahmen.
H. V. Ki.RiST (^Miehael Kohlhaas) S.S4& E. Schmidt,
7))
5843 GEWIMMEL 2, d (flockiges, goldenes)
ich weisz, dasz überall der himmel
mit wölken droht, mit lächeln blaut,
und nachts zum ernsten sterngewimmel
allwärts ein äuge gläubig schaut.
Gottfried Kinkel (menscMichkeit) gea. 136;
viel rosen, gleich lebendigen rubinen . . .
sie duften, sagst du; dufteten sie mir!
umgäbe mich ihr freundliches gewimmel,
und drüber hin der amethystne himmel !
Pi.ATEN (der grundlose hrunnen) 1,683 Redlich;
blumen blühen uns zu füszen,
uns zu häupten glühen sterne — . . .
welch ein liebliches gewimmel !
BoDENSTEDT Mirza Schafft/: lob des xveins 15;
war's ein thor der stadt Florenz,
oder war's ein thor der himmel,
draus am klarsten frühlingsmorgen
zog so festliches gewimmel?
Uhland {sängerliebe 5 : Dante) 1 210.
dagegen vgl.:
ach! ein schreckliches gewimmel
wirrer triebe um und um
schlosz dem glauben seinen himmel,
machte lieb' und hoffnung stumm.
E. M. Arndt (weihnachtsgrusz) ged. 398;
wie dem, der vom Olymp, benachbart mit dem himmel,
auf eine halbe weit den freien blick erstreckt,
die Schlacht bei Akzium ein lächerlich gewimmel
von fröschen scheint, die eine warme nacht
aus ihrem teich die köpfe recken macht . . .
Wieland (Idris 1, 78) 17, 53 ;
'lasst euch nicht verführen durch das närrische ge-
wimmel' sagte der leutenant, der beide arme auf die
brüstung der löge im dritten rang stützte und dabei aus-
sah, als ob er gern in die tiefe hinab gespuckt haben
würde . . . 'wartet nur auf die musik , vor ihr ist dieses
gekribbel, gekrabbel und afTenspiel wie schäum, der ver-
fliegt'. W. Raabe hungerpastor 2, cap. 4.
ß) neue züge werden in den bedeutungsgehalt des Sub-
stantivs eingeführt, wenn das attribut ganz unter dem ein-
flusz eines bestimmten logischen subjectes steht, das zur
Verbalhandlung ergänzt tcird.
1)) wenn der sterne schein am himmel
wölken löschen, fallt das licht,
weich, in flockigem gewimmel,
nieder auf die dunklen wage
durch das felsige gehege,
schneelicht heiszt es hier. Müllner die schuld 1,3;
also auch durch deinen himmel,
siisze liebe, lebensruh',
zieht ein flockigtes gewimmel
von gedanken immerzu.
0. H. V. LoEBEN {abendwolken) ged, 69 Pissin;
die götter selbst, ich darf mich rühmen dessen,
die götter führen ein unsterblich leben
in dieser blätter duftigem gewimmel,
in meiner knospe schläft der ganze himmel.
Platen {die beiden rosen) l, 375 Redlich;
und als am tollsten sich gewirrt der knäuel,
verhüllet dichter staub den ganzen greuel.
doch wie aus düstrem, nebelschwerem himmel
mit flücht'gem Schimmer blickt ein Sonnenstrahl,
so bricht aus jenem sträubenden gewimmel
der schmucke Fortunatus manchesmal;
er tummelt meisterhaft den raschen scnimmel.
Uhland {Fortunat 1, 243) 1, 350;
es war der stolzeste augenblick in Scharnhorst's leben,
als er den könig einst in Breslau an's fenster führte und
ihm die jubelnden schaaren der freiwilligen zeigte, wie
sie in malerischem gewimmel, zu fusz, zu rosz, zu wagen,
. . . vorüberdrängten. H. v. Treitschke deutsche gesch.
(1,4) 1^431.
2)) und der stem am himmel
glänzendes gewimmel.
F. RüCKERT zeitgedichte 1816: d. 15. august;
es wacht der stille mond am himmel,
zum Wächter ist er dir bestellt,
wo er ein glänzendes gewimmel
in deinem dienste munter hält.
[liebesfrühling 3, 25) 1, 459 ;
wenn . . . über uns, bei unbewölktem himmel,
der sterne prächtiges gewimmel
den angezognen geist mit stolzer ahnung schwellt.
Wieland {Kombabus v. 577) 10, 279;
da sind nun am kalten himmel
viel tausend sterne gestellt,
es scheint ihr goldnes gewimmel
weit übers beschneite feld.
EiciiENDORFK {in der fremde 4) 13 , 94;
GEWIMMER
5844
die wir zogen
aus weit entlegnen landen gegen London,
im freud'gen wahn zu lesen ruhmes ähren
auf diesem sonn'gen plane, ja vielleicht
hervor aus leuchtendem gewimmel funkelnd
den blick zu fesseln der bewunderten.
Chamisso Fortunat V neudr. s. 13.
3)) und finster plötzlich wird der himmel,
und über dem theater hin,
sieht man in schwärzlichtem gewimmel,
ein kranichheer vorüberziehn.
Schiller {die kraniche des Ibycus) 11, 246 Gödeke;
als ich aber ... die groszen notenblätter sah, bedeckt von
schwarzem gewimmel, da stellte es sich heraus, dasz
ich zu nichts zu gebrauchen, und die nachbarn schüt-
telten verwundert die köpfe. Gottfried Keller (der
grüne Heinrich 2, 8) 1,294; und blickte mit schlaffem munde
und schwimmenden, heiszen äugen auf das buch Hiob,
dessen zeilen und buchstaben zu einem schwärzlichen
gewimmel verschwammen. Thomas Mann Buddenbrooks
(11, 2) 2, 476. vgl. : ein dämmernd seelgewimmel theil
10, 1, sp. 46.
4.)) es spiegelte der himmel
sich in der klaren flut (des weines)
und irdisches gewimmel
trank heitern lebensmuth. Rückert ges. ged. 1, s. 96 ;
dann hält' er sich stark genug gefühlet
das nackte gewimmel der töchter des alten ocean
gleichgültig anzusehn.
Wieland {der neue Amadis 10, 10) 4, 229 ;
die öde kirche, dieser vorige markt des redenden ge-
wimmeis, stand ausgestorben und untergraben von todten
da. Jean Paul (unsichtbare löge 2, 34. sektor) 2, 164; vor der
wagenreihe drängte sich das fröstelnde, vermummte, be-
pelzte gewimmel der reisenden. W. Raabe leute aus dem
toalde 1, 266; doch was sollten unsere albernheiten , was
sollte ein elendes, der Verwesung entgegentaumelndes
gewimmel, wie dieser häufen, erdentiefen oder sternen-
höhen empören? Gbabbe (Napoleon 4-, i) 3, lOl Orisebach;
man denke nur an das innere, namenlose gewimmel des
erwachenden Jünglings — an die langen träumenden,
erinnernden, wortkargen tage des einschlummernden
greises — an die liebestage der schamvollen Jungfrau,
Stifter (studien l: feldblumen 4) 1, 57;
wer hiesz der dumpfen Hebernächte
gespensterhaftes traumgewimmel
fernabziehn
wie Winterwolken vor dem frühlingswind !
Karl Gerok palmbläüer (genesung),
den stürmischen geist, o bet' ihn zur ruh
in der weit verworrnem getümmel ;
mein segensengel, mein friedensstern,
zur hut mir gesetzet von ^ott, dem herrn,
im sündigen menschengewimmel ! {brautlied).
GEWIMMELT, participiäles adverb.: gewimmeltevoll
(rhein.), gedrängt voll. Kehrein volksspr. in Nassau 163;
zur bildung vgl. gekribbelt .9p. 2839 (so dasz . . . die kirche
gekriebbelte und gewibbelte voll war); vgl.: mir kommt
es umgekehrt vor, als sei die atmosphäre der gottes-
furcht, der sittenstrenge und enthaltsamkeit im pastorat
gewimmelt voll von bakterien der tücke, heuclielei, hab-
sucht. Margarete Böhme tagebuch einer verlorenen 82.
das particip läszt sich in gleicher Stellung wie das adjeciiv
voll unmittelbar auf das subject beziehen; in der geivohn-
heitsmäszigen Verbindung jedoch ist es zu einer adverbialen
bestimmung neben voll herabgesunken.
GEWIMMER, n. Verbalsubstantiv zu wimmern s. d.
1) die ältesten belege für das Substantiv erfordern zu-
nächst eine abgrenzung gegen das eben besprochene ge-
wimmel. für neuern mundartlichen gebrauch ist bereits
beobachtet worden, dasz die bildungen wimmern, gewimmer
in Verwendungen auftreten, die sonst für wimmeln, ge-
wimmel vorbehalten sind, vgl.: voll gauckler wimmern
würd' alsdann das gantze haus. Wenzel Sgherffer
übers, d. Desideria 15 (vgl. Hoffm. v. Fallersl. in ¥hom-
MANNS d. mundarten i, 191); vgl.: wimmern, gewimmer,
plattdeutsch wimmeln, gewimmel. Latendorf bei From-
mann 2,228, in gleicher ioei.se berührt sich schon der älteste
beleg für das Substantiv zu wimmern mit gewimmel:
dort auff den matten gespannet wardt
die garn schon hoch ; was wilds entging
von hegen, man in garnen fing,
da was von Jägern ein gewimmer,
auch sah man ein schön frawenzimmer.
JÖRG Wickram {pilgercap. 4 v. 810) 4, 157 Balte.
5845
GEWIMMER
GEWIMMER
5846
teenn «hmnach aiu dtmuflften »tammf (wimmcn), dem
wimmeln und gowimrnel atuffhlirf^n. attrh nblritungen mit
er f/elnldet tnirden, so tceüit doch die hauptmaHM rf^r tu
wimmern . gowimmcr ffrhlirigm heUge. auf eine andere
imrzel, auf einen rmpjiitdiinijiilaut , wie er ähnlieh aurh
für woh und iteine ahleihtngen anzunehmen iat, vgl, auch
englisch wiiimper, whimplo, /n>j». wimerjo.
a) nicht in Zusammenhang damit scheint die »aehbedeu-
tung des mase. wimmor {vgl. Sciimki.i.kh »', 91») zu stehen,
die in den heiden hauptrichtungen der bedrutung als warzc,
Kciiwielo, blÜRchcii {remca, pus(tila) eiurmrits, als mm-
wiicIiH (in biiumen. knorr«, knote andereraeitä belegt ist.
allerdings irilrde auch in dem sehwäbitehen Wiwl {vgl.
Seil MM) MO) eine ähnliche entirieklung»reihe vom «n^ti-
dnngslaut bis zu der sachliedeutung ptistcin zur sei te stehen.
und zmschen warzc, scliwiele und knorro, knote konnte
ohnedies eine bedeutungsillmrtragung vermittelt haben,
da aber in dem althochd. verhnm wcmmian (polluere, cor-
rumpere. emaculare) eine durch austerdeutsche frühe zeug-
ni.<i.ir gestutzte sippe entgegentritt, ao i»t wimmcr jedenfalls
mit dieser zitnächst in zu.iammenfuing tu bringen.
b) zu diesem mo-vc. wimmcr könnte man versucht sein,
als collcctivhildung die folgenden vertcendungen von gc-
wimmer tu stellen:
ain dchlofl das hnimot imnivr,
darumb ain «chftn pcwimmor
ffewachdcn ixt zu ainoni hixg,
das darein niomant konien niair,
dann vom zu dem ha; hinein.
Hat/i.rrin 8, 14, 76 IläUasu $. 168.
dazu vgl. • die aerndto aller übrigen feldfrUchte, von der
edlen gersto an bis zu höhnen und wicken herab, die im
Werder den chrennamen 'gewimmer' (wahrscheinlich für
gewimmel, weil sie unordentlich durcheinander liegen und
sich nicht in regelmliszige garben binden lassen) führen,
wird mit der sense bewerkstelligt und von einheimischen
vollendet, wenn nun das ganze aerndtcfcld leer ist und das
letzte fudcr, mit 'gewimmer' beladen, bereit steht, seine
reise in die scheuno anzutreten : dann wird der berüchtigte
Strohmann fabrizirt. E. Hkinki. diepreus. aerndtegebräuche.
s. neue provinzial Matter 8 (184(5). ■WS. vgl. auch FniscH-
lUKR pretisz. wb. 2,524; aufßillig \tiire jedoch beim ersten
beleg der Übergang von der Itedeutung knorre, knote zu
der von Unterholz , Strauchwerk , der sich auch aus dem
collectivbegriff nicht genügend erklären lästt. schon hier
und noch deutlicher beim ziceiten Mege scheint das tertium
romparationis in der Vorstellung der regcllosigkeit, des
wirren durcheinander tu liegen, die dem Itedeutung.tgehalte
von gewimmel angehört; lieide Verwendungen sind also
den erableitungen zu wimmen an die seite zu stellen.
c) alle andern belege dagegen rce'uten auf gefiihlsäuszer-
ungen hin, sie halten sich streng im rahmen eines nomen
acHonis und geben dem empfindungslaute . den sie über-
kriegend als üuszerung des Schmerzes erscheinen lassen,
den Charakter des gedämpßen, kraßlosen, schon der älteste
einschlägige Meg zielt in diese richtung:
hri, sie (die baucm) thfind dem adel wol xieren.
nun thetton sio docn nie nichts leren
dann in dem fold die schollen kercn.
folg mir und di<-h irar nit-hUt hrkUmmer,
was sie joch band fUr ein cowininior,
und lasz sie an ein kerhhnltz roden !
JÖRo Wickram {knahenspiegel 1,9 v.MS)
«, 860 Botte.
a) den belegen ni*» Wickham schlieszt sich erst tu ende
des 17. jahrh. ein iceiterer aus Bksskr <i». eigentlicher
litterarischer gehrauch setzt erst nach der mitte des i». jahrh.
ein, gowmmor ist bei BoiK, BünoEn, Gotteh, Gokckino,
SciiUBAHT, Gkrstknhkro, K. Ph. MoniTZ, Baho im be-
legen, icährend die meister des detttsehen sfil-s. voran
GöTUE, das .tttbstantiv anscheinend meiden (nur ein ein-
ziger beleg aus Ki.orSTOCK und aus Ücmu.Kns jugend-
prosa) icird es von der romantik gepflegt und auch »i>äter
viel in der versspraehe gebraucht, es ist bei MCi.i.ner,
FouQUK, TiF.GK, Brentano, Arndt, Heine, bei Strach-
WITZ, LiNCiCi, LEiJTHOi.n, Gerok u. a. beobachtet.
ß) die reihe der le.ri kaiischen btichungen eröß'net erst
Stiki.er, sie zeigen aber dann eine nur tcen ig unterbrochene
ilberlieferung. alle hel>en dett emjfindung.vlauf des Schmerzes
»charf hervor; in einigen gleit^tungen tragen sie auch der
IV,
Vorstellung derkrafUotigkeU rtehnuMg: wimmemnc die, du
wimmern, et fewimmere, idtm quoä wiiuMlanf, pUnetu»,
murmur, gemihis. täulaiu». 9TIB1.ER S4W; (ewimmer,
pianti, lamentationi . gemiti. plainte». RAOLBIN SM*; fe-
wimmor, vagitu», planetus, gemihi». Auen gM**; eftfiwe
STP.iNliAnii 8. 4»t (fügt quiritatio 6n): ähnliek Ukttwikv.
>, 181*; Hf.iiKRicii 1,1483: FniRCii ntmveau diet. t, 17«;
gewimmer, du gewinMl, U ghniMewunt. pUtimte». lawun-
tations. S<:iiwAN 1 (iTHS). 746^ ; du lewimmer. da« wim-
mern, desgleichen ein anhaltendes and «iederholtes
wimmern. AnEi.t'Nn s, obü. ähnlieh Cami'k u. m. vpL tmeh
gewimmer, planetus G. Ciiii. Liciitbnbcro ofkeiimmm
t {litt, denkm, lai) «17.
mundarüieh werden, fall» Überhaupi mm diett dfft am-
geknüpß teird. andere ableilungen bevortugt, ». fewimc,
doch vgl. : geweimers, gewimmer. teb. d. Liuaemb, mda. tu*.
y) auch gewimmer im« gewimmel und gewinsel iat/a»t
ausschlieszlieh ohne audautenden mffixvoeal bdtgt, ver-
einzelte ausnahmen bieten %e9rtirbüdttr , vgl. gewimmere
bei Stiri.er und Matthiar. imtu vgl. den charakteri-
stischen gehrauch bei TlEf.K.
S) aufßillig ist der vereinzelte plural Ijei htintYT: solchen
Jammer und solches wehgeschrei der entführten oder ge-
schändeten anterbrachen nur die gewimmer derer, die . . .
auf den gaxsen erschlagen wurden, geist der teit 9. HO.
8) unter den gebrauchsformen empfiehlt t» »idk, mtnt
a) die Verbindungen dartustdUn; sie brntehiänktm nek
auf verhältni»mä»gig venige, ober eharakterittviehe t^fpent
a) die Verbindung mit »ubttantiven dient nicht m oft
der kennzeiehnung de» logi»ehen »ubjeet» wie bei gewimmel
(.«. sp. M47); verhäUni»mä»ng hätfy begegnen eineraeit»
synonyme gruppen, andererseits Verbindungen mit »tib-
stantiren, die einen im bedrutungsgehalt des Substantiv»
liegenden tug eigen» hervorheben; die»e verbindtutgem ver-
engern sich mei»t bi» aur eompotitiom.
l)) synonyme gruppen:
nur dosz kein nasseii ang disx todt«n-feat «ntweib.
last, nach der Teutschen art, dem zarten fraiMnzuiiiiMr,
das ängstig gescbrei und klägliche gewimmer.
Bbsair (M^e'Hchte otler der zunahm» PrttMek
Wilhelm* de» OrONien) (178f) tt;
es war der erste ausbrach ihres gewaltsam anterdrflckten
kammers — die letzte anstrengang der erliegenden natar
— untermischt mit geschrei and gewimmer, and dem
rScheln der herannahenden zerstSnmg. Gottrr {Mari-
anne 1, 8) 3, 84; {Ludteig.) warum jagst da ans fort?
{Otto.) geht, geht! ich kann das gewimmer and gejammer
nicht dulden. Baiio Otto v. Witteisbach 5. nkt. Mus&os
faszte die glückliche idee, durch seine Tolksm&rchen das
gowimmere und gewinsle der Siegwartianer zu übertönen.
TiRCK {Peter Lebrecht 1. 1) 14, 165;
nnd der JOnglinft fuhr fort mit gewinsel nnd gewimmer,
bis joner dem blick war entscbwnnden aaf immer.
RCcKBRT (87. MOtoiNe) poet. teerte 11, 436;
und die kleine frau heftig schüttelnd, schob er sie, nar
am dem geplUrr und gewimmer ein ende zu machen (so
wenigstens schien es) auf die tür und den Aar tu. Tit.
Fontane qttitt 15. cap.
»)) eomposifion mit attribtttiven »ubstaniivtn :
wie rinct mit irraiMen wettern
dein Qhcrwogtes scbiffl
o webe mir! nun scbroettem
es sttlrm' ans felseorilT!
Jetzt schwimmst da anf der (rUmmcr
durchs Weltmeer ! sinkend Jetzt
nennst du mit aagstgewiauaer,
dein Suscnen noch söletstl
HoiB In Marnnaeomi Igr. amihoL 8, 198;
da» gleiche Hriür lyrisches inttrmu»» nr. tO; Gbrok («. M.);
es klingen werte durch die nacht,
als wie mit leisem klanewimmer:
'im mai, im mai, im nächsten mal.
wenn andres lehen .tll gebt auf,
da ist dos junirrn fQrst«) laaf {Aleronden)
ganz wider blumenart vorbei.
KocQCK (die Kührtagendcn bämme) ped. 1, 108;
was mir so herrlich dünkte, . . . jene nordlandshclden and
minnesingcr, jene mönche und nonnen, jene vStergrflfle
mit ahnungsschauem, jene blassen entsagung^gefühle mit
glockengelaute und das ewige wehmutgewimnicr, wie
bitter ward es mir .«seitdem verleidet! HEiNR(rfi> romanL
schule S, 5) 6. 344 Elster;
867
5847
GEWIMMER
GEWIMMER
5848
und war' es am weitenende, ich jauchzte trinkend fort;
und bräche das ganze weltrund in schmerzgewimmer aus,
und stand' ich am himmelsthore, ich schlug' es trunken ein,
und schlösse mich auch Sankt Peter von gottes zimmer aus.
Strachwitz (lieder eines erwachenden : ghaselen 2)
158 Weinhold.
ß) an stelle dieser ausdrucksmittel treten nicht oft
attributive adjectiva (klägliches gewimmer bei Klop-
STOCK, Besser);, häufiger deuten die adjectivischen at-
tribute auf das moment der iviederholung , das meist als
lästig empfunden toird: das ewige — (Sghubart, Heine),
das verdammte — (Lingg), vgl. atich: die spieler starker
tragischer rollen . . . pflegen die empfindung . . . mit einem
gepolter der stimme und der glieder zu überlärmen,
wenn im gegentheil die sanften rührenden spieler ihre
Zärtlichkeit und wehmuth in einem monotonischen ge-
wimmer schleifen , das die ohren zum eckel ermüdet.
Schiller {das gegenivärtige teutsche theater) 2,347; atcch
das gedämpfte, kraftlose an der stimmentfaltu7ig wird Tnehr-
mxils durch adjectiva gekennzeichnet:
was soll ich thun? vemunft, du prahlest immer
mir deine weisen lehren vor,
doch lauter steiget noch der liebe sanft gewimmer
aus der beklemmten brüst empor.
GoECKiNGK lieder zweier liebenden (1779) 18 ;
vgl. dumpfes, verwehendes, feiges gewimmer (s. u.) :
o, seid mir alle jetzt, ihr schreckensbilder, nah !
du letztes lebewohl ! du sterbendes gewimmer !
geist Agamemnons ! geist Orests ! was für ein Schimmer
umdämmert mich? Gotter (Elektra 4, 4) ged. 2, 129.
dagegen lautes gewimmer (der frösche Stolberg) s. u.
es war ein düster gelber Schimmer,
der um die sonnenscheibe lag;
ein unterirdisches gewimmer
verkündet' einen schreckenstag.
die erde zittert. Tiedge die geburt der freude 6.
selten deuten die adjectiva auf das logisclie subject: weib-
liches, französisches gewimmer s. u.
y) die verba, mit denen das Substantiv in Verbindung
tritt, stehen meist mit der thatsache in einklang, dasz sich
das Substantiv vor allem an das gehör wendet : das gewimmer
ertönt, steigt, dringt, verliert sich, ächzt, ruft; ein ge-
wimmer hören (Sghubart, Rückert, G. Hauptmann),
hören lassen, übertönen, vernehmen, stillen, dulden; in
ein — ausbrechen, sich auflösen, zum — herabsinken,
sich sammeln, auf ein — achten, doch fehlen auch die
allgemeiner gehaltenen verba nicht ganz : das — verlassen,
lassen, dem — widerstehen, ein ende machen; einem
das — verleiden, sehr beliebt sind auch hier ivieder die
loser angefügten nominative, vor allem im ausrufe .- wozu
das — ? welch ein — 1 verdammtes gewimmer. unter
den präpositionalverbindungen ist mit bevorzugt: unter-
mischt mit — ; mit gewimmer suchen, springen, rennen,
um hülfe rufen, quälen.
b) der kreis der Vorstellungen, die als ausgangspunkt
der Verbalhandlung gedacht sind, ist bei gewimmer klein;
als logisches subject sind hier fast ausschlieszlich mensch-
liche Wesen und personificationen gekennzeichnet oder zu
ergänzen.
a) bei der beziehung auf menschen lassen sich zwei
hauptrichtungen des gebrauches unterscheiden, auf der
eilten seite wird das gedämpfte, kraftlose der stimmentfal-
tung hervorgehoben; hier sind als logisches subject weiber,
knaben, kinder gedacht; die beziehung auf männer erscheint
als ausnähme, auf der andern seite wird nicht blosz das
gedämpfte, sondern auch das verworrene am geräusche
erfaszt, gewimmer erscheint da, tvo ein subject des nomen
actionis überhaupt nicht wahrgenommen ist oder loo es
aus einer mehrheit von personen nicht gesondert tcerden
kann, hier liegen noch heute die nächsten berührungs-
punkte mit gewimmel, getümmel.
l)) kraftlo.ses, gedämpftes geräusch.
«)) {F. zu Adelheid) nur häufe schmerzen nicht auf schmerz,
und stille dein gewimmer.
GoEKiNGK {die Kelle) ged. 3, 138 ;
{Aeneas zu Dido.) quäle nun weiter nicht mich und dich
mit deinem gewimmer I
scheid ich doch ungern fort I denn ich musz !
BfJRGER {Dido 410) 250»;
und ich dächte Schwester, in deinem alter wäre es ziem-
lich sonderbar, eine romanhafte liebe zu vertheidigen, aber
das gewimmer, das weibliche gewimmer, dem kann kein
weih widerstehen. H. Peter Sturz {Jxdie l, 2) Schriften
2 (1782), 193;
zurück von der kutsche? wen sucht sie? nur ihn?
zur kirchthür und rutsche sie dort auf den knien,
verdammtes gewimmer, mein haus ist rein —
so flucht er und nimmer erbarmt sich der stein.
Herm. Lingg {ein alter gerichtssaal) ged. 25, 87;
doch ja; man bittet dich dort und hier
zum thee ... du vernimmst ein gewimmer,
es lispelt mit oder ohne klavier
deine verse ein frauenzimmer.
Heinr. Leuthold {episteln: deutsches dichterlos).
^)) sie leidet härter als ein bettler noth,
sie lebt allein von wasser und von brod,
der arme knabe musz beinah verschmachten,
doch keiner will auf sein gewimmer achten.
TiEcic {Oenoveva) 2, 171 ;
0 Jüngling zieh zurück
den allzukühnen fusz — zu spät ! — welch ein gewimmer I —
ach gott ! den jüngling trifft sein trauriges geschick.
Moritz Anton Heiser (3) 252 ;
sie hielten hier nicht lang sich auf,
verlieszen das gewimmer
von kindern. A. Blumauer Virgils Aeneis (6, 2) 2, 107.
c)) auch hier kniee vor dir in des erwachendes Jahres
ersten strahlen und meines psalmes gewimmer
verliehrt sich nicht unter dem woogengetöse
der tausendmaltausend rufer gen hmimel.
Schubart chron. 1791. 1, 2;
wozu die eitlen klagen, das feige gewimmer über das
verlorne? E. M. Arndt geist derzeit (i)^ (1807), 63; sowie
wir einfalt und Wahrheit in reden und thun . . . als . . .
gesetz vor uns hinstellen, werden auch alle die tugenden
wieder frisch und grün werden, die kein gewimmer,
sondern nur redliche arbeit wieder herbeischwören kann.
Schriften f. m. l. D. 4,43; wahrlich Rom, der Herkules
unter den Völkern, wurde durch das judäische gift so
wirksam verzehrt, dasz heim und hämisch seinen wel-
kenden gliedern entsanken und seine imperatorische
schlachtstimme herabsiechte zu betendem pfaffengewim-
mer und kastratengetriller. Heine {die romant. schule l)
5, 219 Elster.
2)) verworrenes geräusch:
a)) doch endlich ertönte tief unten herauf
vom kellergewölb' ein gewimmer (: zimmer).
Bürger {das lied v. treue) 256 Sauer;
langsam und schwer vom thurme stie^ die klage,
ein dumpf gewimmer zwischen jedem schlage,
wie Memnons säule weint im morgenflor.
Annette v. Droste {der prediger) 3, 11 Kreiten;
da her ich ihn halt a so a gewimmer. erseht denk ich
's macht der blos was vor. da seh ich aber ooch schonn,
dass jemand ufTn teiche is. G. Hauptmann Eannele i. th.
b)) so verächtlich auch manche dieser urtheile sind:
so sammlen sie sie sich doch nach und nach zum ge-
gewimmer, das durch die nation wiederhallt . . . nur
die klagende stimme, nur das seufzen der unzufriedenen
wird gehört. H. P. Sturz {erinn. an Bernstorf) sehr.
2 (1782), 109;
und die losgelaszne schar,
aufgereizt zu blinder wut
durch der kameraden blut,
stürzet jubelnd ins gewimmer;
läszt am altar weiber bluten.
MÜLLNER die schuld 4, 4;
bald ächzete das gewimmer der königlichen leibwächter,
die sie in ihren quartieren überfielen und ermordeten;
und in wenig minuten ringsum nur ein tosen und wim-
mern des Jammers, der Wildheit, und mordlust. E. M.
Arndt ansichten der teutschen gesch. (1814) 485;
vom Schlachtfeld klang der sterbenden gewimmer.
Herm. Lingg {nacht u. morgen) ged. 2*, 330;
durch die tiefen ewigkeiten rufts der sel'gen wonnelied,
der verworfnen angstgewimmer : herr, du bist alleine grosz!
K. Gerok palmblatter {soli deo gloriaO HO;
vgl. oben sp. 5846.
ß) einige loenige belege zeugen für die Übertragung auf
phantasiegestalten , sowie auf die thier- und pflanzenweit.
1)) allerhand geisterchen aus Zeitungen oder monat-
schriften, in welchen diesz buch sehr ist gelobpriesen
worden, schleichen herbei, sobald das beschwören an-
geht, und lassen ein gar klägliches gewimmer von sich
hören. Klopstogk {gelehr tenrep.) 12, 380; endlich war
Jupiter müde, das ewige gewimmer der unterdrückten
tugend, und den triumphton des lasters zu hören. Schu-
bart Jupiter;
Ä
5849
GEWIMMERT
|\) lieber Pica«l lieher futer hondt
" ach ! wie »chinerzt mich dein fewJmmer.
bist to blutijr, biet so wund?
GoRCKiNOK (die par/oret^Offdi fffd. •, 17;
die rUnze
■treckt er empor, und ■chrie nm hülfe mit lautem cewimmer.
Chr. Htoi.iikh« (der /riinrh- u. wuiu»ekHe{i) 16, 17S;
'wirst du nufliörpn mit deinem gewimmer, Achitoplid,
oder soll ich dicli in einen noch engeren käflg »porrcn ?
lind du blutKaugcr hftr" auf mit deinem dummen go
flallor'. Hkhmann SciiMiin* (enatufm: die giAdmuher t)
8, 187,
S)) um an den lajc zu fOrdom kalten (limmer,
muaz Hterbon ein entwurzeltes ftpsoh locht
' TOn pnanzen, und nicht hOrt man ihr gewimmer.
Fr. ROckrrt (erzähl. 8: Flor «. HInnkßnr «).
;■) auch auf die mumk wird da» mtMantiv bezogen,
meiat um einen rcidrigen eintintek zu kennzeichnen: um
noch von denjenigen melodien ein paar worte zu nagen
. . . hktton wir sie aus der Ursache entbehren wollen,
weil sie keine liedor sind; zum thcil auch wogen ihre»
fran7.»BiBchen gcwimmers. GKnsTKNHF.RO re»«urion«i (litt,
denkm. 128) 41 ; aber je näher ich kam, je toller war die
kuriose musik; sie löste sich in ein gewimmer auf, und
schon dem bäume nah hftrte ich, dasz die musik von
demselben herunter schallte. Clkmrns Brentano (die
•mehreren Wehmilller) 4, 231 ; in diesem aagenhlicke sprang
mit einem verwehenden gewimmer eine saite auf der
guitnrre, was mir gelegen kam, da das gespräch eine
unbehagliche wondung nahm. E. Hri.mrr prinz Ro»a-
Stramin (rap. 1") 88 Brilmmer.
GF^WIMMKRT I, partiripinlen adjectiv mit veraehieden-
artiger anlehnung : l) unmitfvUiar von vixmmcT {puatula,
veruea) abgeleitet ist: gewinimcrt, astknopfig . . . voller
hautwarzcn. Unof.u-Khum. 21tl»; vielleicht steht damit aueh
in Zusammenhang: so hat man die coblicht unnd wisz-
mat ertz ausz gefüret, gepocht und inn ertzfeszlcin ge-
füllet, da es auff einander erwärmt, das es die feszlein
zutrieben , wie es offt auch also ineinander gewimmert,
das inans mit feusteln und peuacheln hat zuschlagen
müssen. Matjiesius Sarepta (3. predigt) .M».
2) aU» nehenform zu gewinimelte voll (*. oben) ist ge-
wRmmcrtc voll zu stellen, das oben (sp. 5235) tu gewampt,
powjimmt gezogen wtirde.
(;F.WIMiMP:KT II, n. eoüectivhildung. nebenform tu ge-
wimmer: gewimmert, vagifr^i. KlRS<;n 2, ISl*»;
GKWIMPEL, n. gewimpel. das flattern der wimpel.
SinnKnKn «. Akvki.u nederl. hoogd. irh. 281". daseinfache
verlium wimpeln, das dieser gubstantitbildung titr voratts-
.yrhiing dient, ist nur selten tu beobachten, dagegen vgl.
hewimpeln theil i, sp. 1785.
GEWIMPELT, participiales adjectiv. vereinzelt {in über
sefzting aus dem englüichen) für den engeren gebrauch von
bewimpelt (s. d.) belegt: dasz sein Vaterland kein national-
tbcater besasz, — war sein kummor gewesen . . . sein
mit der flagge der Unabhängigkeit gewimpcltea boot, in
dem sein drama auf den wellen trieb, war an dieser
klippe gescheitert. M. Ci.Auni übera. v. H. Zimmern Les
sings Üben u. icerke l, 337; auf der breitesten grundlage hat
sich die sippe im niederl. erhalten und iceiterentirickelt ;
gewimpelt . . . duister. onverstaanbaar . onbegrijpelijk.
VKRWU8 u. Veroam 2, 1911, vgl. Wimpeln, (^aerire. tegere,
Velare. Stiel er 2540.
GEWIMPER, n.. verbalsttb.9tantiv , gebildet im engeren
an.ichliMM an wimper: gewimper, tremolamento deUe pal-
pebre., angenwimper, idem. Kramer tetitsehital. diet. (1708)
2.134»».
GEWIMPERT, a^eetiv, nach analogie der participia vom
suhst. Wimper abgeleitet: gewimpert, eiliatus Nkmnich
d. irA. d. naturgesch. 192. neben dem eigentlichen gebrauch
(royi der men.tchlichen atigenmmper) ist es auch in der
Übertragung a\{f pflanzen beobachtet: gewimpert, bewim-
pert, wimperig, mit einer wimperfthiilichen haar- oder
fädchenreihe versehen. Sichrrer u. Akvei.d nederl. hoogd.
tcb. 281« ;
l) die schOnfrewimperte, schOngrehaarte,
die sch<'>nfehurieto, frliederrarte,
der strahlende frauenedelstein
ginc in den kreis der einsiedler ein.
RCckbrt Xal und Dam<ijanti 13.
GEWINDE II 1 {aUe»tet verhalmhtfantiv) 5850
8) die tAube gerate ... hat eine magere, Mchszeilige
aehre, wovon die tauben leitenbälge gegrannt. die fracht-
haren gewimpert tind. Okk.<< aügem. naturgesch. n.nm; die
gemeine (wippen) (penaea sarcocolla). blitter rautenfftrmig.
vierreihig über einander, deckblätter gefärbt, kleberig und
gewimpert, blUthen in btischeln. 8, 1&18; die hlttlhen
trauben der schlanken moorhaide mit dem melancho-
tischen graugrUn ihrer feingewimperten bi&ttehen. haidg-
hild s. Fr. Körner der praei. tekulmann l (UM). 888.
GEWIMS, GEWIMSEL. n. nOrnnformm tu gewimmel
(#. d.), die unmittelbar auf wimmen. wimsein turiUik-
fuhren {vgl.: der lisch winiszlct im wasser, ludii piseis
in aqua. Maai.kr AOi*); gewimsz, gewimmel, gedrftnff.
Schmf.i.i.rr 2', 91.'i; gewimsel, n.. »guizzo. Krämer teutteh-
ital. diet. (1702) 2, i.i4r; Iftt sind di wi» fllga, was d' stlibe
nu' verschlucke kft'. Hannes springt ... so ga»t als ac
im g" wimmsei dinn fg&t. alem. erzählung. t.diedeutaehe»
mundarten 8,118; ameisen-gewimsel Ernht Zahw herr-
gottsfaden 48. — anders gewimsel {tu wimseien, winslen)
gewinscl, schreien. Mahtin-Lirnhaht 8, 887*.
(iE WIND, GEWINDE I, m wind, vtntu* gMkig. bü-
düngen, von denen die eine alt verstärkte form, die ander« tU*
eollectirhildung angesprochen werden kann- Hanniball wan
er ein schiacht Ordnung machen wollt, verfügt und ver
ordonet die sach also, daz er die son and gewinde äff
dem rücken hat R. Loricii wie junge fürsten . . . undtr-
wisen möehien werden 866; and inem. wiewol mit bloM«m
kopff. kein gewinde. kein frost. kein regen, hinderlich
oder verdriesziich sein mocht. 468; and Neptun will
herrschcr der mcere sein and läszt sich von fremdem
gcwind Sturm und welter in sein reich blasen and merkt's
erst . wie es fast vorbei Ist — was ist all das für ein
wesen. Schefpki. Ekkehard, cap. 7. v^ daxu: gewönns,
gewanns, starker wind. trb. d. Lweemb. mda. Mft»; e ge-
wönns am leif hun, blähungen h4U>en. tbenda.
GEWINDE. GEWIND II. n.. verbalsubatantiv tu winden
{torquere, volvere) mit einer reihe von gebrauehsformen. die
sieh bald mittelbar, bald unmittelbar mit vencendungem
des verbums berühren, die älteste spräche (». Grapf 1, 'tO)
hatte dreierlei arten von selbständigen Substantiven gUiehen
Stammes, ein nomen aetionis windunga. ein eoneretum
für das Werkzeug, das die verbalhandlung hervorruft,
winta. winde; und ein anderes für objecte, die das ergeb-
nis der verbalthätigkeit in ihrer äuszeren form featkaUen :
windila. winding. die Stammform, wie sie umaerer bUr
düng tu gründe liegt, ist für die ältere sprucke nur m
der compo.tition belegt, vgl. das übertragene uberwint (das
du is uberwint ketuoest. Notkkr psalm 75. 4) u. a. #.
Grafp 1,753 und siehe die mittelhoehdetttschen hildunge»
wintseil, wintsnuor. wintstric. anders im angelsächsischen,
wo unsere form sotcoL in der funetion eines nomen actio-
ni» (gewind, a winding, eirruitotis ascent. Bosworth-
TOLLRR 468*) als in der sacJtbedetttung eines haspeis 6*-
legt ist {s. gam winde oben sp. 13731.
l) schon der älteste gebrauch der deutschen mit dem
pri^fix gebildeten form, die im Übergang vom 15. zum \ti.jakrh.
tuerst beobachtet ist. gabelt sieh in r»rrt riehtungen. die
eine teigt den unmittelbaren tusammenhang des Substantiv»
mit dem verbum, die andere UUtt innerhalb der saehbedeu-
tung eine längere entwieklungsreihe im dienste der teeknik
erschliesten.
a) für die erste riehtung liegen belege atis DÜRKR und
einer aus dem buch Wein.<»berg vor. der die collertit>
bildung auf is, (z) at^fl^eu*t. vgl. tu getbierz m. h. so
du aber ... die selben «rter zu beden seiten nach der
leng durch die gantz gewunden seulen bei allen cirkel-
linien zfls.>»men zeuchst, so sibst du wie sich die linien
im gcwind von der Verwendung wegen der seulen an ein
teil orten schmal machen and zflsamen ziehen. A. DCrer
Unterweisung der mesitung (werke 1604) H 8; als dan mach
etwas zirlichs von gewindt dar ein ... an der senlen
mügen die selben geng aufs wenigst acht neben einander
gebraucht werden . die stell ... in der cirkellini neben
einander, in gleicher weiten . . . soliche windund (!) mag
man durch die gantz seulen brauchen . . . dise gewind
haben manicherlei verkening. ist ja auch villerlei zö
erfinden. GS*; darausz must da das gewint in die auf-
zogen sealen bringen Gs*: man hat auch folgendes bis
367*
5851 GEWINDE II 2 {saclibedeutimy in der tecJmik)
pingsten zu den steinen geifel am westkirchof uffgefort,
zwa gehauen steinen, Jacobs-moscheln drin, laissen setzen,
auch ein troinmelGnster mit einem gewintz. buch Weins-
berg 2, 176 Höhlbaum.
b) eine längere entwicklungsreihe ist für die sachbedeu-
tung vormiszusetzen , die im diensie der technik steht; im
gegensatz zu dem concurrenzwort winde, das ein der verbal-
thätigkeit dienendes Werkzeug kennzeichnet, sind auch hier
zunäc/ist durchweg objecte erfaszt, die in ihrer äuszern
form das ergebnis der verbalthätigkeit festhalten: das
stechwammes , ein webscheuben, ein lideres oder ein
stelens gewindt, ein hinterhacken, ein zeum, gegenstände,
die JoH. V. Schwarzen BERG i486 in eiiiem übersandten
stechzeug vermiszt s. Steinhausen d. privatbriefe l, 240;
auch etlich gewindt, brach, heb, feel oder schrauff-
gezeug (der artillerie). Fronsperger kriegsb. 2 (1573), 2;
gewind, schrauben, waltzen, curvaturae, ßexus. ancones.
Henisgh 1602.
2) diese und ähnliche technischen bedeutungen werden vor
allem von den Wörterbüchern übernommen, die sich freilich
im 17. jahrh. zurückhalten (bei Stieler ztvar Windung,
7iicht aber gewind) , mit dem anfang des 18. jahrh. aber
um so ausführlicher werdeti, während der sonstige litte-
rarische gebrauch hier weniger räum gewinnt, als haupt-
typen stehen sich die bedeutungen scharnier, gelenk einer-
seits, schraubengang andererseits gegenüber, neben diesen
allgemeinen begriffen werden zahlreiche engere gebucht aus
dem gebiete der waffenkunde, der architektur und der
Schiffahrt, auszerdem macht sich allmählich auch eine
annäherung an das fem. winde geltend: auch gewinde
fängt an, Werkzeuge zu kennzeichnen, die auf förderung
der verbalthätigkeit zielen.
a) das Substantiv für gegenstände, die das ergebnis der
verbalthätigkeit in ihrer äuszeren form festhalten.
a) der schraubengang: und hat an dem anfang eine
eiserne schraub mit dergleichen gewinde, dasz es auff ein-
mahl thut ein zoll ziehen. J. J. Becher narr, weish. (1682) 198
(anhang); gewinde, schraube, vite, vis . . . die schraube,
so hineingeschraubt wird . . . das mütterlein des gewindes
oder der schraube , vite femina, ecroue de vis. Rädlein
383*'*; gewinde . . . die schraubengänge in einer Schrauben-
mutter. Chr. Wolff vollst, matliemat. lex. 559; gewinde
einer schraube; auch Schraubengewinde, ^ki.vft wb. der
landbaukxmst 145'' ; gewinde, lat. helix, werden die gänge
oder aushölungen an einer schraube genennet. Chomel
4, 1059 j!f. ebenso Hederich l, 1423; ähnlich Frisch 2, 450'';
nouv. dict. d. passagers 2, 279 ; Adelung 2, 662 (vericeist zur
erklärung auf die 'gewundene gestalt'); wenn hingegen
mehr als zwei personen reisen, und es fällt regenwetter oder
grosze kälte ein, so können vermittelst vier mit gewinden
versehener und mit feinem leder überzogener eiserner
stäbe, und drei lederner mäntel . . . innerhalb zwei mi-
nuten alle vier sitze bedeckt werden. Nicolai reise durch
Deutschland 1,10; es ist einleuchtend, dasz wenn eine
holzschraube sehr feine und scharfe gewinde hat, diese
das holz in der art schneiden, dasz es die haltung ver-
liert; es musz deshalb eine holzschraube nicht zu nahe
und nicht zu scharfe gewinde erhalten. S. F. Seydell
einrichiung und gebrauch des kleinen gewehrs (I8II) 132;
an ihr (der schivanzscJiraube) sind zu unterscheiden: die
gewinde, gewindetheil, schwanzschraubenkopf. E. v. Mau-
ritius beschreibung des neuen preusz. infanter iege wehr s
(l82i) 16; gewinde einer schraube, the xvorm of a screiv.
Hilpert H, 1, 464'>; ebenso Karmarsgh technol. tvb. 1^, 246
(dort: doppeltes, dreieckiges, einfaches, flaches, recht-
handiges rundes, scharfes, verkehrtes linkes gewinde;
das gewinde schneiden u. a.); ähnlich Beil technol. wb.
243; das gewindeschneiden auf der drehbank verläuft bei
dem erzeugen hölzerner gewinde gerade so wie bei dem
verfertigen metallner schrauben. H. Fischer die bearbei-
tung der hölzer 687 ; gewinde ... die gänge einer schraube.
Thiel a. a. 0.; gewinde ... in Schraubenlinien um einen
cylindermantel ... in ein- oder mehrfacher anzahl ge-
wundener prismatischer körper. Stenzel deutsches see-
mann. tvb. 147*. daztt vgl. schrauben-, schraub -gewinde
tJieild, sp. 1656 (vgl. auch bei Kramer, Jacousson u. «.);
einfache, mehrfache gewinde u. a. s. unter gewindegang ;
als compos. sind zu nennen : muttcrgewinde, Innengewinde,
GEWINDE II 2 (gclcük)
5852
aussengcwinde, bolzengewinde. die mundartlichen u-örter-
bücher, die die bildung gewinde buchen, bevorzugen einseitig
die hier dargelegte bedeutung : gewinde, gewinn', gewinde
einer schraube, ten Doornkaat Koolman 1,625*; ge
wind, Schraubenmutter. Martin u. Lienhart 2,838*;
vgl. auch .- windls . . . gewinde an einer schraube und am
degengefäss. Bremisch nieder säclis. ivb. b.ZGZ; gewönn, ge-
winde einer schraube, ivb. d. Luxemb. mda. 145*.
ß) das gewinde am degengefäsz, mamilrii obvoluta
pars. Frisch 2, 450'>; eöcMso Hederich l, 1423; gewinde,
lat. commissura, wird auch an einem degen, der um das
hefft oder den griff gewundene, eiserne, kupferne, meszin-
gene, silberne oder goldene drat genennet. Chomel 4, 1O6O;
an einem degengefässe ist der mit draht zierlich um-
wundene theil des griffes das gewinde. Adelung 2, 662;
ähnlich Jacousson 2, 84'*; Campe 2, ses^ u. a.; das gewinde
am degen, la poignee. Schwan; e&e/wo Rondeau. desgl.
(the Mit of a sword) Hilpert; vgl. Thiel a. a. o.
y) gewinde, sind die stellen an den mästen, an welchen
einige stücke holz genagelt, und hernach mit dicken
tauen umwunden werden, um sie zu verstärken. Hübner
zeitungs . . . lex. (1782; die ältesten ausgaben buchen das
wort nicht) 1000. ebenso Jacobsson 5, 671*, Campe a. a. o.,
Thiel u. a.; gewinde an den mästen, the top armour.
Hilpert a. a. 0.
Si) eine reihe sehr verschiedenartiger Verwendungen wird
in den ivörterbüchern unter dem allgemeinern begriff
gelenk, Verbindung zusammengestellt ; vgl. schon gewinde
. . . gewerbe, a Joint, teutsch-engl. wb. 2 (nie), 713; das
gewinde an einem ding, wo zwei desselben theil an-
oder in-einander gehen , commissura pedum, circuli.
Frisch 2, 450*; gewinde, commissura. Hederich 1,1423;
gewind, gewerb. Rondeau 2, Uu3''; vgl. auch: gewind
. . . la charniere. Schmeller 2^, 948; gewinde, s. charnier.
Thiel a. a. 0. dieser weite begriff, wenn er auch zuerst
gebucht ist, entspringt doch erst der Verallgemeinerung
aus einzelnen verengten bedeutungen, für die der Zusammen-
hang mit dem verbum winden 7ncht immer und nicht in
allen einzelheiten sicher gestellt werden kann, in manchen
mögen die bilduiigen gebände, gebende, gebinde einflusz
ausgeübt haben.
1)) die umfassende aufzählung der einzelnen Verwen-
dungen ist meist mit dem versuch einer gemeinsamen deu-
tung verbunden : gewinde, commissura, wird an einer sache
diejenige art genennet, worinnen sich zwei ausser dem
abgesonderten theile in einander bewegen, z. e. die
schraubengänge in einer Schraubenmutter, zwei schenke!
eines winckel-hackens, der sich zusammenlegen läszt,
ingleichen die schenckel eines circuls. Chr. Wolff mathe-
mat. lex. 559; gewinde, eine Vorrichtung, mittelst welcher
ein gegenständ an einen andern so befestigt wird, dasz
er sich in einer bestimmten richtung bewegen kann,
ohne von jenem getrennt zu werden, wie z. b. die thür
an den pfosten. gebräuchlicher ist indesz der ausdruck
bei der befestigung eines deckeis, der irgend einen gegen-
ständ verschlieszt. 'Hklytt lob. d. landbaukunst liifi; ge-
winde . . . ingleichen die saubere zusanimenfügung derer
zirckel und anderer mathematischen instrumente, auch
dosen und allerlei gehäuse, die man auf und zuthun kan,
s. Scharnier. Chomel 4, 1060; an dosen, kleinen gehäusen,
thüren u. s. f. ist es eine art eines zierlichen bandes, dessen
zwei in einander gefügte theile um einen bolzen, oder um
ein niet beweglich sind, franz. charnier, in weiterer be-
deutung wird auch an allen thür- und fensterbändern
der hohle cylinder, der sich um die haspe bewegt, das
gewinde genannt. Adel.ung, ähnlich Campe (mit starker
betoni<,ng des verallgemeinerten begriffnes gelenk); gewinde,
gewerbe, charniere (mit eingehender darstellung). Jacobs-
son 2,8i^ff.; gewinde, an einer dose ... an den thür-
oder fensterbändern ... an dem Steuerruder eines schiffcs
. . . juncture, Joint (in anatomy), ginglymus. Hilpert (zum
anatomischen begriff' %Q\&n\i s. ^^.) ; gewinde, Scharnier, Joint
. . . Couplet; gewinde eines Scharniers , der theil durch
welchen der stift geht. Karmarsch technol. wb. i^,2i&\
gewinde an e. dose, Scharniere, Joint; an den thür oder
fensterbändern, 2?en<itres, singes; an einer presse, couplets,
joints. Beil technol. wb. 243.
2)) die gesonderte auf Stellung engerer begriffe:
5853
GEWINDE II 3 (gefleckt)
GEWINDE II 8 (von blumen)
5S54
a)) gowindo an (Ion tisohbändem (tu fischband vgl.
tlieil s, itp. i(Uii), la boite. Schwan ; gewindo . . . bandohr boi
allen thorcn und thUren. Poi-owithcii IM; unter dem ein-
Jlxinz dieser engeren beziehnng von gewinde a^f thüren und
j'ennler wird uxich das üben (jtp. Ö2»4) bejtproc/iene thür-
güwlindc, fcnstürgewiindo Heinervippe entfreiiulet : gowinde,
nennen die inilurcr diu beidun Hilulen, so unten iiuf der
scliwollo stehen, und oben den so genannten sturtz, oder
das duruuf liegende quor-holtz tragen. CliOMKL 4, 1060;
ebenso Ja<;ü»sson 5,670''; vgl. dazu gebindo *p. 1774.
b)) gowinde, das, lea Couplets du tgmpan. Tauuel wb.
der bnc/tdruckerkunst 2. anh. s. 84*; ähnlich in dem lexi-
kalisciien' (heile den ftandbttcltg der bucMruckerkuntt von
Bknj. Khkus a. iw.
c)) entgegengesetzt der enticicklung , die go werbe in der
bedeutung von gclenk genommen /tat. ist bei gewinde
der aus der nxecluinik stammende begriff eines gelenkcs
auch von der »praclie der anatomie übernommen und auf
einen bestimmten tgpua angewendet worden (vgl. oben zu
Hii.pkht): ginglynius, gowinde, winkel-, charnier-, gewerb-
golenk (y/yyXvftoi, thUrangcl), bei welchem sich ein langer
knochon mit seinem endo an dem eines andern in einer
richtung nur so bewegen kann, dass er einen winkel
beschreibt. C. E. Bock /tandb. der anatomie des menschen
1*, 29; gewindo, gelenk, am gebrochenen mundätUck eines
gebissos. Kakmakscii;
(Ci/klou.) ist meine mahlzeit zubereitet nach der art?
(eher.) zu dienen ; wenn der Schlund nur gut im gewindo läuft
(d tpA^vy^ avrpenijs iojui uövot").
Adoli' Scholl übert. von Euripiden' Cyklop 14.
3)) vereinzelt und auf der analogie mit den unten tu
belegenden Verwendungen beruhend, stellt sich hier über-
tragener gebrauch ein : dio geschichte des menschen geht
in einem stkhlernen gewinde fester stangen, die aus der
innersten cii^onthümlichkeit heraus sich bilden, und nur
durch diese sich orweitern und verengern lassen. Hkink.
Lacijk netie reisenovellen (.S3) a, 366.
Ii) eine annähening an da.i fem. winde läazt sich im
folgenden beobachten: und wierdt darzä ein rUnscIradt F.
welches innerhalb dem ofen , in dio zacken des bodens
t;cfUogt, und uusscrthalb dcsz ofens ein gewindt mit
einer handtluib D. haben, mit welcher handthab, das
rünselrudt mög umbgewent und durch dassolbigo der
bodon , wenig öder viel mögo umbgetribcn . . . werden.
Lko.nh. TiiUXNKissKK probierung der harnnen (1675) 106'';
winde, gewindo, liera, aolliera, altalera, arganello, tomo.
KitAMKK teutschital. dict. i.ii^'"; haspolgowinde, wind-
zeug, ebenda; winde, gowinde, windspille. der gleiche,
deutsch- holl. ifft. 2, a«»»; gewinde, winde . .. grue, tour.
inachine a leier quelque chose pesante en haut. Rädi.kin
1, 3«3»; ähnlich Rondkai', Schwan ; gewindo . . . aomething
thut wind.i or tnrn.s. Hii.pkut. dazu vgl. gewings, auf-
ziehvorrichtung. HöNio wb. d. Kölner mda. 65».
3) tcährend die eben belegten technischen Verwendungen,
attszer in der facLtpraclie und in Wörterbüchern, litterarisch
itur selten bezeugt sind, hat die nettere litteratursprache
dem Substantiv von anderer seile her einen weiteren ver-
icendungskreis erschlossen, die gebrauchsfonnen tweigen
unmittelbar von der grundbetteutung des verbums ab, das
sie zuiuichst jedoch weniger in der thätigkeit selbst, als
wiederum in dem ergebnis erfassen, auch hier ist für
t:>i:elne grupi>en mit der beeinjlttssung durch das laut
eenrundtc gebindo {vgl. oben »p. 1773^.) zu rechnen, zur
form ist noch zu bemerken, dasz im gegensatz zu den zahl-
reichen apokopierten belegen für das oben behandelte gewindo
liier — dem litter arisdten Charakter entsprechend — die
tolle form vorherrscht.
a) eng mit gcbindc (ein gebinde garn) stimmt die glei-
chung überein -. gewindo ... so viel garn, als man füglich
auf ein mahl aufwindet, in einigen gegcndcn, nieders.
Windeis, .\dkluno, ähnlich Campk u. a.; ein gewindo von
garn (garngewinde), a bottom or stein of garn. Hilpkht,
vgl. auch Thiki. o. a. o. bei dieser detttung ist das sttb-
stantiv wieder zttm fem. winde in beziehung gebracht
worden.
b) auszerhalb dieser letzten eombination, aber noch in
anlehnung an gebinde zeigt sich die lieblingnform des
Heueren gebraucltes: gewinde von blumcn, blumen-, laub-
gewinde, vgl. (heil t, »p. 168; theü «, »p. IM; vgl. auch
blumen-, laubgehänge; blumengewebe, laubgcwölbe.
u) der ausgangBpunkt ist verdeckt, doch deutet ein über-
tragener gebrauch Hv.nuy.HH darauf hin, vgl.: er (der leit'
fadon] ist ein schönes krauitgewindo aus mancherlei
neuern Schriften aufgewunden, und daher auch so per-
lend, aber auch so unitichcr und schwach, als dergleichen
aufgüwindo aus einer andern fremden textur, wo m eigcnt*
lieh seinen sitz hatte, zu sein pflegt (Ober Sciilözkiih
univeraul-historie) 5, 436 Suphan.
ß) im engen anschlusz an da» winden der blumen wird
gewindo zum ersetz de» lehmeortea guirlande und aU con-
eurrenzwort für kränz eingeführt: besonders bewunderte
man das sogenannte federzimmer, das anstatt der t«pcten
mit federn aller färben in künstlich zusammengesetzten
blumonstUckon, blumenkränzen, und in fcatons bangen-
don hlumengewinden, nach der natur bis zur tAuschung
geziert war. J. W. v. Akchknholz (ammUn der britl. getek.
des Jahres 1791)7,346;
in de« kränze« duftigem gewinde
thronet gott der liebe, mild und linde.
Kosegahtbn (Wälder u. Oda) poe». t, t47;
gewinde. man sagt sonst blumengebände fUr guirlande;
aber Archenholz hat blumengewindo dafür, in der mablerei
sagt man blumcnschnur und blumengchänge. Hkynatz
antibarbarus i,M; vgl. auch: ein gewinde von blumen,
a vreath of ßoicera. garland. Hii.PKitr.
l)) vielfach wird gewindo mit weiterem umfaaaenderem
sinn den engeren begriffen kränz und strau-sz gegenüber-
gestellt: damit sind die männer nicht zufrieden: einzelne
blumen sagen ihnen nicht zu, kaum scheint ihnen ein
ganzes gewindo aufhebcnswerth. F. L. Jahn (über briff-
schreiben) 1, IM Euler; unsere bisherigen blumcnlesen
haben wenig geleistet, wer in der folge einzelne zu
sträuszen ausliesct, diese in ein gewinde zusammenflicht,
walte mit ordnerkraft und zartsinn , wie der harfner in
Wilhelm Meisters lehrjahren. (deutsehe» Volkstum) 1, 849;
er hat genug nicht blumen kOnnen pflocken,
um mit gewinde, strausz und kranzgeflecht
ein unbedeutend liebeln aufzuschmbcken.
Fr. ROckbrt {erzähluwien i -. die treuen Uumen)
3, 111 :
die frischgebliebnen blumen aufzusuchen,
als kränz, als kränzchen, slrfiiii^zt-hen oder strauüZ,
als irgend ein geflocht, gewind, gckctle,
sie fortzutragen in der liebsten haus. 107;
lasz mich den ersehnten begaben
mit blumen und frischem gewind,
da traun die sikulisi-hen knaben
80 schön wie die samischen sind I
Platbn (i} aa KCnooe ij IJä^oi fj Iliroouoi)
1.422 Redlich;
hfttt* ich der ringelblumen g'nug,
da verging die zoit mir geschwmde.
diu haecrose hat einen guten gcruch,
aber die andern gel>en bess're gewinde.
K. Immermamn (MeHin der dutder) 4. 404
Mavnc;
neue blumen geht sie jetxt zu pflQckcn,
zwei (Towinde fügt sie UUidelnd ilrau«.
einen kränz, Mariens haupt zu »chmäckeii,
fUr sich selbst dann einen blamenstranss.
Anastasius GrCn (die aünderi») gtd. 146.
2)) in engerer vertcendung behauptet sieh gewinde bia
in die neueste zeit als ersatzirort für guirlande, nefenM
deckt es aber auch andere formen des blumengejUdUe» und
tritt manchmal für den blumenkram im haar, ja sogar
für den einfachen atrausz ein:
a)) unter lustigen gowinden,
in geechmOckter lauben bucht,
alles ist zugleich zu finden :
knoMM, bl&tter, bluni«. frucht.
GöTiiE (Faust It. 1. aO) 41«f7:
rothe fruchte und blühende kränze in den bäumen und
duftende gewindo um hügcl und t>er{:o. Bonaventura
nacJtftcachen (ll) 96 Michel; die dichten lauhgc winde, d^e
an fünf seiten des schirms herunterliefen. Mükike (mtaler
Nolten 2) 5, 69 Kratisz; sein (des thorbogciui) düsteres eisen-
grau war auszcr dem wappcn schier nirgends zu sehen,
weil er von einer last von hlumengewinden bedeckt war.
Stiptki«. erzählungen (Proeoptts l) 1,41 Aprent; gewinde
von astcrn und buxi>aum und von sonstigen herbst-
blumcn und blättern hingen überall an den balken.
Th. Stouu (ein doppelgänger) i, m; auch der kunstvoll
5855 GEWINDE II 3 (laub-, gehänge von zweigen)
geschnitzte rahmen, der ein goldenes rosengewinde dar-
stellte, war zerbröckelt und zerschellt. Hkhmann Sudeh-
mann der katzensteg (4) 64; Bruno Paul hatte den ganzen
riesensaal in einen iannenhain verwandelt, in dem man
vor guirlanden, taxuswänden h la Boileau , vor rosafar-
benen gewinden und orangegelben schleifen von der archi-
tektur des raumes fast nichts mehr sah. deutsche zeittmg
31. 5. 1907.
y\\ an ihrer band das glück, gewind'
und ros' im lockenhaar, ein schlankes, —
das miszgeschick ein fieberkrankes,
ein weinend kind.
Annette v. Droste (Sylvesterfey) 3, 392 Kreiten.
im weiszen atlaskleide, ein zierliches gewinde von blauen
Sternblumen im haar, trat sie . . . herein. Mörike {maier
Nolten l) 4, 120 Krausz. vgl. dazu y) l)).
c)) (sie :) hundert sträusze vertheil' ich des tags, und
kränze die menge ;
aber den schönsten bring' ich am abende dir.
(er:) ach! wie wäre der mahler beglückt, der diese
gewinde
mahlte, das blumige feld, ach 1 und die göttin
zuerst !
GÖTHE {der neue Pausian) 1, 306;
zarter blumen leicht gewinde
flecht ich dir zum angebinde,
unvergängliches zu bieten,
war mir leider nicht beschieden.
{nachlasz: an persoven) 4,268 Weimar;
damit verband sie die spitzen der lorbeerzweige, schlang
den faden herum , und . . . überreichte sie das blühende
gewinde dem ritter. Pavi. Ueyse troubadournovellen : die
dichterin von Carcassonne.
y) während das blumengewinde immer ein von m£nschen-
hand hergestelltes geßecht kennzeichnet, läszt die von dem
begriff der guirlande begünstigte beziehung auf blätter,
zweige, laub neben dem künstlichen gewinde auch die frei
ans der natur erwachsenden gehilde in den kreis des ge-
windes eintreten.
l)) Schiller und Klopstock sangen und Goethe die blume der
anmut,
Rückert und auch Uhlands muse, vor allen beliebt,
darf ich der neunte zu sein mich rühmen ? bedächtige männer
leugnen es nicht, mir ward lieblicher aeste gewind.
hier in dem ehmals oft von gesängen umfluteten eiland,
. . . hier, Germania, lasz auf diesen unsterblichen trümmcrn
brechen die lorbeern mich, die du bewilligetest !
Platen {festgesänge : im theater von Taormina)
1, 233 Redlich ;
. blumiger äste gewind zierte das wallende haar.
{choroebtis der Kassandra) 1, 443 ;
die kön'gin steht im leeren saal,
und ihre greise stirn bekränzet
ein heil'ges mistelkrautgewind',
umflechtend grün die goldne bind'.
Immermann {Tristan u. Isolde i) 13, 186Hempel;
sie wiegte bald ein süszes kind
auf ihrem schoosze mütterlich :
da zeigten an dem laubgewind {des kränze-?)
viel goldne fruchte sich.
Uli LAND {der kränz) 1, 142 Erich Schmidt;
tiefer in die gruft vorschreitend, gelangte ich zu
einem groszen verzierten Sarkophage von erz. in diesem
ruht Karl August, gewinde von eichenlaub umziehen ihn.
Immermann {memorahilien 3. f rank, reise) 20, 86 Hempel;
der hof war sauber gefegt, und ein über der hauptthüre
angebrachtes gewinde von tannenzweigen zeigte, dasz
dem hause irgend ein freudenfest bevorstand. Herm.
Sc HM in {erzstuf en^: die geldsucher l) 3, n; ebenso {das
schrvalberl 6) 5, 229 ; man hatte statt der vorhänge laub-
gewinde um die fenster gebreitet und beide kammern
mit grün und blumen festlich ausgeschmückt. Paul
Heyse moral. nov. : die blinden 3; während er mit kecker
band arabesken, blumen und fruchtgewinde aus alten
kupferwerken zusammenstellte, die kleine mama.
2)) das laubgewinde hallet
mitgefUhl in leisem laut.
Voss 5, 105, «. theil 6, sp. 296 ;
hier war's in eurer schattennacht, ihr linden . . .
führt liebend mir mit euren laubgewinden
entgegen sie, nach deren grusz icn schmachte.
Frieur. Rückert {liebesfrühl. 1, 78) 1, 402;
dann keimt das lust'ge blattgewlnde,
die rankenschaar, die blüthenmacht.
K. Immermann {die prinzen von Syrakus, epilog)
14, 54 Hempel ;
der schreibersmann aber stund mit verklärtem antlitz
unter dem rebgerank und geisblattgewinde des gartens
GEWINDE II 3 {knoten, natiernge,winde) 5856
und schaute in die welken roten blätter, die der herbst von
den zweigen geschüttelt. Scheffel J^fcfte/ifflr-fZ (25) 429;
ich sah hinauf, aus deinem bimme], linde,
hing nieder eines weissen kleides säum,
und nieder stieg ein kind aus dem gewinde
der zweige, die es neidisch mir versteckt.
Gl. Brentano romanzen v. rosenkranz {einl. 239)
7 Morris;
vor ihnen lag, vom mond beschienen, jenes grosze stille
meer unabsehbarer weinstockgewinde. Kari, Gutzkom^
der Zauberer von Eom (7, 3) 8^, 59 (in der i. aufl. s. 69 : das
grosze stille meer der weinstockblätter) ;
Venedig schwindet in des meres duften,
schon rankt sich farbig in gewind' und lauben
des herbstes rebe über sammtnen triften.
Strachwitz {aus dem nachlasz: Venedig 9)
369 Weinhold.
c) der gebrauch des Substantivs überschreitet die grenzen
der pflanzenweit und des baumwuchses und zieht auch
andere gebilde zum vergleich Jieran. der vericendung.skreis
ist hier zwar nicht so ergiebig; immerhin bilden sich ein-
zelne gruppen, die in den verschiedensten Zeiträumen immer
wieder erneuert werden.
a) er hatte sich durch die kunstvolle weberin, und
das künstliche gewinde dahin bringen lassen, ein kunst-
volles lied und einen künstlichen canon zu weben.
Gerstenberg rezensionen {litt, denkm. 128) s. 230; und nahm
das darinn verwahrte dokument der liebestreue {einen
aus grüner und schwarzer seide geschlungenen unauflös-
lichen liebesknoten) heraus, besah es lange, den gang des
verborgenen gewindes auszuspähen und die fäden gemach-
sam auseinander zu wirren. MusÄus Volksmärchen {liebes-
treue) 3, 263;
ob ich an den mast mich binde,
wie der edle Laertide,
es zerreiszt das taugewinde
Sehnsucht mir, die Eumenide.
Strachwitz {lieder eines erwachenden: 2)
ged. 122 Weinhold,
ß) der knoten furchtbares gewinde
gewaltsam zu zerreiszen, strengt
der arme kraft sich an, des geifers schäum besprengt
und schwarzes gift die priesterliche binde.
Schiller {Zerstörung Trojas v. 297) 6, 357;
da entstieg der tiefe
der Eumeniden blasse schar, ihr haupt
umzischt von schlangen . . .
doch plötzlich stand die hohe tochter Zeus
bei dir, es strahlt Pallas Acgis hell
vor deinem haupt, die töchter der nacht entflohn
laut heulend, und es zischte noch von fern
das lebende gewind' in ihrem haar.
Fr. L. V. Stolberg Timoleon 1, s. werke der
briider Stolberg 5, 9;
kurz, man kann Virgils geschilderten Laokoon und sein
natterngewinde recht gut genieszen, ohne den steinernen
dazu neben das lesepult aufgestellt zu haben. Jean Paul
{Jubelsenior) 20, 57 ; dieser mensch ist ein gewinde von
schlangen, die aus einander fliehen mögten, aber mit
den schwänzen in einander verwickelt sind, wenn sie
sich beiszen, glaubt er, dasz in ihm das gewissen sich
regt. Fr. Hebbel tagebücher 2, 446 Werner;
y) sieh wie die geister aus bergen zu uns dringen,
wie himmel und erd' in ihrer gewalt uns hegen,
die steinenkreis' um uns gewinde legen,
allseitig in ketten der hohen natur geschlagen,
welche kraft will sich durch all' die netze wagen?
TiECK (Oenoveva) 2, 231 ;
0 nacht, du goldgesticktes zeit,
0 mond, du silberlampe,
das du die ganze weit umhüllst,
und die du allen leuchtest!
wo birgt in deinen falten sich
die allerreinste perle?
wo widerstrahlt dein träumend licht
im allerklarsten spiegel?
0 breite siebenfach um sie
das schützende gewinde,
dasz nicht der Jüngling sie erschaut. ;
Annette v. Droste (o nacht!) 3, 445 Kreiten.
S) eine nachhaltigere Wirkung erzielte die vertvendung von f
gewinde als ersatz für das fremdwort labyrinth, die .fich r
zuerst bei Wieland und Bürger nachweisen lä.9zt {bei j,
letzterem häufiger in der Zusammensetzung irrgewinde, *
vgl. Campe verdeutschungs ich.; vgl. auch: gewinde, ver-
schlungene gänge, ein irrgewinde, labyrinth. Hilpert).
diese Verwendung des Substantivs war von ver.schiedenen aus-
gangspunkten her nahe gelegt, die laubgewinde , in denen
i857
GEWINDE II s (labynnth)
OEWINDEFENSTER
freie gtbilde dtr natxir erfuntt aind (». O. fp. ö«66/6), leitete»
uut/fitintiKjen zu den irryüuyen über, die durch bu»eh und
uäld führen, ähnlirh latmt.n »ich auch die feUenyänge auf
fuMMfn, die über zuylfich unmillelljurer auf duM verbum und
«eine nippe zurückweitien, ryl. : wiii(luii|(t<l> (IfM gOHleinH vgl.
h'\ti'j,uvi'uiih', anfructun ruj/ium theitü.irp. 1514; vgl. wende!-
hloiii. und dan yU.iche gilt auch für dis erate yruype;
ubeiull zeigt sich, daaz die gleichuny vun Kowiiido und
lubyriiith mit der auj/ritichuny der verbulkruft uv% tub
»luntiu in zuaammenhany steht («. u. 4), vgl,:
im «uitentfuni
um vrtileii muuI — dar Mi(en|>aji|;a sind
mit iriuflUirfndnm gewinde viid
Lei iodum, und der MÜe keiiio ijlUI.
F. L. »TOi.URHti (Thetetu) 4,86.
\,) wir ■tuheii
aubüii mit der «oane munter auf
und nehmen anfangs unsern lauf
durrli ein gewinde von alleevn
in eine art von dicht verwachii'nen hain.
BOrübk {die kimi{/in von Uolknnde *M) 41» Sauer;
er t^ty* und rafTt sich auf, entacbloM«n al« ein beld
den dienat Zeniden aufzukUndon:
alü aue de« hain« niftandrlHchen gewiudun
ihm etwas in die äugen Rillt,
du8 seinem heldenthum und allen woisheitagründen
der atoa selbst die wage hUlt.
WIKI.AN11 {Idrt» b, 90) 17, 807;
führte mich durch ein gewindo unbekannter bUaoho, auf
einem durch kunst geebneten Hchncckenförmig steigen-
den pfad an einem felson hinauf. Wikland (Pertgrinuti
Proteus 1, a) 27, 134; ea war über die elfte stunde — rings
sticlidunkül . . . durch ein labyrinthischos gewinde von
V^Urtcn, Ul>er scliwollund brausende bäche . . . erreichte er
«las pfarrhuus SanMedardo. Kaki. Gutzkow der tauberer
von liuHi (tl, 6) », 17».
^j) der vater den ihr scbrein herbeigerufen, ■pricbt
umsontit dun trost ihr /.u, woran'« ihm aelbst gebricht:
'er werde t>ich gt^wisz in diesen felsgewinden
gesund und frisch auf einmahl wieder linden'.
WiBLAND (Oberon », 48) 28, 168;
der ersehnte — o wohin,
wohin musz ich sie zu finden?
BU des grabes irrgewinden?
nein, sie schwebt in meinem sinn.
Orro Heinr. v. Loehkn (an Wilhelmine) ged.
W) I^rriH ;
da mag er's oft mit angesehen haben, wenn das frUh-
jahr kam, der schnee wegging und das eis schmolz, wie
aus den Schluchten die leichen derer hervorgezogen
wurden, die in den untiefen und gewindcn oder im wetter-
st urm hatten elend verkommen und erfrieren müssen.
Hi:hii. SciiMiu (Friedet u. Osteoid ' 8, l) 88, 6;
wo sie (die töne) sich zur tiefe neigen,
zu der grUfte laoyrinth,
seh ich trauernd niederschleichen
still der treppen steingewind'.
Cl. Brkntano romanzen vom rotenkram (13, 94)
236 iforri«.
/) auch die Übertragung knüpft vor alUtn an diesen
letztbelegten gebrauch an (vgl. irrgewinde th. 4, 8, sp. 216») :
der ausgang, ja sogar der wünsch ihn auszuiinden,
wird inimor schwieriger, je mehr er sieht und h6rt;
ein wu!lust|;irrcnde8 gctön von (inten stört
der sinne run, und schleicht in schlängelnden gewindeu
ins herz sich ein. Wiklanu (Idrit 6, 11) 17, 861;
in dem goldnen labyrinthe deiner locken eingefanpen.
hub' ich meine müde freiheit in don sohlinfon aurgenangen.
dünn wie sollt' ich es versuchen, uu» den holiltrn irrt;t>\v inden,
die sich um mein herz geringelt, N^icdcr mich heraus zu linden?
Wilhelm nlüLLBR (Berenice: der neue Dadalu»)
800 Hatßeld;
durch ein bezaubertes gewinde
von sUszero irrthum hat zuletzt
die thorheit selbst mich auf den weg gesetzt,
an worden was ich schien als man mich glQcklicb
nannte. Wielanu (Mutarion 1) 9, 8S;
durch ein verwickeltes gewinde
von feerei und wundern fortgeführt,
sei, wer dich liest, besorgt, wie er neraus sich finde,
und nahe stets dem ziel — indem er es verliert.
(Idrit 1,5) 17, 18;
gewinde und irrgänge der speculation (Agathodämon i.
cap. 3); i<^^ dazu: mithin flüchtete sich die verschleiernde
aufjdrucks weise in ein fremdes irrgewinde. F. L. Jahn
'■■', tiU ; so durch alle rewinde des lebeus
ireleilest du liebreich den erdensohn,
hilfst ihm erklimmen die steilen stufen
UaiiXHARZER (die in%i*ik) 8^,9;
5858
0 foU, weaa du mich auch in
vielfach «erwobaiM gawiaia tcebUtt.
wo sieb dar niaaU siebt fwu raia «rbltt,
und ia der wiasoMhaflM labyriatk«,
wo uoaer g«M nur «llBaofl verirrt:
Ums "Min C«M *>ek Ibumt UadUdi bMbM.
PuiTBN (morgei^- ttmd iihwtf>HrtlfchiB»ni) 1. 494
tUMekf
aber achl mein p«rs|»«etiv
ist so trtlb, so knrz, so schiof
dojiz . . . ich doch uimmor
euren Schimmer
mir er|rQnda,
nie «rnnde
des scbicksals gewinde.
und guckt ich mich blind«!
Cl. Brbntamu {die huhgm mmeikamleH 8)
denn dieses gesob&ft besteht nur darin, das« man den
jungen aeelen eine ausstattung schlichter begriffe mit-
giobt , mit denen sie durch das irrgewinde de« marlita
sich helfen sollen, so gut ea gelingen mag. Immknmann
(epigonen 8) 4, 180 Mayne;
und nur die prahlerin philoaopbi«
verbiesz pomphaft mit gleissneriscben Worten,
sie werde auRhun der erkenafniei pforten.
thor der ich war, ihr Je neia Ohr sa Mhal
sie führte mich zu dunkeln Irrgewinden.
(nÄätedMOf
ScHACK (nddkte des ertaüi 1) t, 8.
e) au» der vieUeitigkeit eoUher vwwenium^n wttrde m
den wtirterbüeMem ein allgemeiner begriff abaintkiert: ge-
winde, eine benennung verschiedener gewundener dinge.
AuRLUNo; etwa« gewundenes. Campr u. a.. »ometkimg
wound. H11.PKHT; gevrinde, «ptra. Nrhnich d. wb. am
luzturgeach. 198.
4) schon bei der gleiehung gewinde, labyrinth wtr auf
die emeuerung der verbalkraß an unserem eubetantiv hin
zuiceiaen {ß. oben) und «o wurde ihm mtiek aomat nwur-
ding» — teenn at4e4 vereinzelt — nach analogie ikniieket
bildungen die funetion eine» nomen aetionia wieder zu
geeprochen: gewinde, das winden, a tcinding. teuttehengl.
m6. 8(1716)778;
'ein wort, ein mannt ein mann, «in wortt'
ruft Veit mit fest entschloazner stimme,
und trotz gewinde, trotz gekrflmme
geht's marsch! ins kleine Zuchthaus fort.
BOrubr (Veit EhremeoH) ged. 867 Siauer;
gewinde ... die handlung des vrindens, ohne plurul.
AuKi.UNo, ähnlieh Campb (das winden, besonders ein
wiederholtes, anhaltendes winden); gewinde, th* aet of
winding or twisting. HlLPEliT.
(iKWIN'DKKOHKER, m,: gewindebohrcr ... bei den
zimnicrieuten, ein groszer bohrer, löcher in die halken
und zapfen zu bohren. Adei.uno 8,668. ähnlieh Cami>k;
gewindebohrer, ein starker Stangenbohrer, der zu den
löfTeltmhrem gehört der hiesige Zimmermann nennt ihn
riegelbuhrer. Jacousson 8, S4^; gewindetrahrer , le per
(oir. la tari^. Schwan 1, 745**; gewindebohrer, aitger.
Hii.PEnT8,l,464i>; gew^indebohrer, torand. «creM- ftij». Bkii.
technol. wb. 843; gewindbohrer, schraubenbohrer, schneid-
bohrer, mutterbohrer, top. screictap etc. Kakmakscii terh
nol. tob. l\846; vgl. auch Lueokh lex. d. ge*. teehn. 4,649;
Stbnzei. det*teehee »eemänn. teb. 147*.
GEWINDEDURCHMESSER, m.. fOr die verschieden
heit zwischen ganghöhe, gangtiefe (d. h. anterschied des
äusseren und inneren gewindehalbniessers) und dem
äusseren gewindedurchmcsser . . . sind verschiedene regeln
angegeben. Hbrm. Fisch kii dt« bearbähingdermetmlUtiO.
GEWINDE. GEWINDEISEN, n.: gewindeisen, mfibl-
eisen, poilirr, ironcros». Beii. teehnol. wb. 848; ähnlieh
Camps u.o.,- ];ewindeisen. schraul>en8ohneideiaen, «rmr-
plate. filiere. Kakmarsch terhnol. wb. 1*.8M; vfL auch
gewindeeisen Hilpert; vgl. miihleisen iheil^ »p. KW.
GEWINDEENDE, n.: ob die schwanzschraube das röhr
auch fest versohliesse, erkennt man. wenn man etwas
Speichel um das gewindeende der schwanzKchraube legt,
das Zündloch zuhalten läsit. und nun scharf in die mfln-
düng blaset. E. v. Uauritius beaehreib. de» neu-preu»».
Infanterie gewehrt 88.
GEWINDEFENSTER, n. • gewindefenster ... alle fenster,
die 8 bis 4 fensterfliigel haben, welche letzteren aber durch
gewinde. d. i. häspen und häsphaken mit dem fenster-
rahm zusammenhangen und hiedurch geöffnet werden
können; im gcgensatx derjenigen fenster, die man in die
5859
GEWINDEFORM
GEWINDETIEFE
5860
höhe schiebt. Jacobsson 2, 84*' ; ähnlich Campe u. a. ;
gewindefenster , a loindow turning on singes. Hilpert;
ähnlich Beii> a. a. o. vgl. Schiebefenster, gewichtfenster.
GEWINDEFORM,/., vgl-hv^GK-Rlex. d. ges. fechnik i,650.
GEWINDE-, GEWIND -GANG, m.: gewindegang, pas
de vis, filet de vis, thread. Beil; gewindegang, schrauben-
gang. Karmarsch; gewindegang, der abstand von zwei
punkten desselben (gewindeganges) in einer zur cylinder-
achse parallelen heiszt die ganghöhe oder Steigung; je
nach richtung, anzahl und querschnitt der gänge unter-
scheidet man rechts- und linksgängiges, einfaches,
doppeltes u. s. w. sowie dreieckiges oder scharfes und
viereckiges oder flaches gewinde; die abmessung des
ganzen in richtung der cylinderachse heiszt gangbreite
oder gewindehöhe in richtung der radien gangtiefe oder
gewindetiefe. Stenzei, deutsches seemänn. wh. 147''; höl-
zerne schrauben sind wenig gebräuchlich, ihre gewinde
sind immer solche mit dreieckigen (scharfen) gangen
. . . der kantenwinkel des dreieckigen gewindganges wird,
mit rücksicht auf die geringe festigkeit des stolTes, bei
hölzernen schrauben grösser genommen als bei metallenen.
Herm. Fischer die learheitung der höher 086.
GEWINDEHALBMESSER, s. gewindedurchmesser.
GEWINDEHÖHE, s. gewindegang.
GEWINDEKLÜPPE , /. . gewindekluppe . . . Werkzeug
zum schneiden von Schraubengewinde um einen cylin-
drischen körper von metall oder holz. Stenzel a. a. o.
GEWINDEL, n., Verbalsubstantiv zu windeln s. d. : das
gewindel Campe 2, 363''; gewindel . . . das häuffge windeln.
Hei NSi US 2, 436'', s. gewindelt.
GEWINDELÄNGE, /..• bolzendrehbänke mit verstell-
baren anschlagen , durch welche die gewindelänge , der
gewindedurchmesser und die bolzenlänge bestimmt werden.
LuEGER lex. der ges. technik 7, 284.
GEWINDELEHRE, /. .- wie für cylindrische bohrungen
und durchmesser , so werden auch lehren für gewinde
hergestellt . . . indem diese cylindrische gewindelehre
neben der genauen form und Steigung des gewindes auch
noch den äusseren, sowie den kerndurchmesser angibt.
LUEGER 4, 649.
GEWINDELT , participiales adjectiv mit zwei auf ver-
schiedenartiger dbleitung beruhenden vertveiidtmgoi.
1) engere anlehmmg an das fem. windel, s. oben ge-
windel: ein kindlein gewindelt in ihr tüchlein, gelegt in
die krippen. predigt des 15. jahrh. {Münchner handschr),
S. SCIIMEI.LER 2^,948;
Jesus, das zarte kindelein
lag in einem harten krippelein
gewindelt in ein tüchelein.
wiegerüied in des 'knaben wunderhorn' 2, 474;
lasz dich selbst den bimmel mahlen
mit den färben, die er weisz,
und die stracks die ersten stralen
wurffen auff den erden-kreisz,
als natura jung und zart
allererst gewindelt ward.
S. Dach 653 Osterley (nr. 282);
Rhea bot dem verschlinger einen gewindelten stein, den
er um Delfi wieder ausbrach. Jon. Heinr. Voss anm. zu
Vergils Oeorgicon (1789) 259; die trauerspieldichter legen das
gigantische Schicksal gewindelt in eine epigrammatische
wiege und die lustspieldichter setzen den neugebornen
scherz auf ein schlachtrosz. BÖRtiE {dramat. blätter : über
Lemercier le corrupteur) 1, 278 ; während des gesprächs zog
eine singende procession zu zweien und zweien herein,
kerle in einem grauen leinwand-sack gewindelt, mit einer
ditto Zipfelmütze, in welche zwei löcher für die äugen
geschnitten — fabelhafte figuren wie die mummelbätze.
Gaudy {aus dem tageb. eines wand. Schneider ges.) 1, 198
Müller.
2) auf ein mit windels {vgl. oben sp. 5852) sich berühren-
des verbum {vgl. auch Wendelstein, Wendeltreppe) weist
gewundene oder gewin delte stufen haben auftritte von
ungleicher breite. Helfft wb. der landhaukunst 147'' ;
GEWINDEN I, verstärktes winden zu wind {ventus)
s. d.; es was auch so kalt und gewindet so vil, dasz in
etwa vil tagen niemant gewandten möcht, weder ferre
noch nächent (wr. gewidert; und so gewindt). Zink Atigsb.
chron., s. d. städtechron. 5, 180; vgl. auch unten die parti-
cipialform gewindet; vgl.-.
(gansen) vüeghen nu oost, nu west,
also alst hem gewindet best.
Maerlant der naturen hloeme, s. Oudemans
2, 666.
GEWINDEN II, verstärktes winden {torquere, rotari) s. d.,
ist mir in der älteren spräche belegt {vgl. Graff 1,747;
mhd. wb. 3,679; Lexer 1,991). die intransitive actionsart,
die im angels. und mittelniederl. (Bosworth-Toller 468",
Verwms-Verdam 2, 1913) gepflegt und auch althochdeutsch
belegt ist (so er zi thiu tho giwant. Otfrid IV. 12, 40) tritt
in der mittelhochdeutschen dichtung ganz hinter der transi
tiven zurück:
vil küm diu küneginne gewant
ir Zöpfe üg siner starken haut.
Wolfram v. Eschenbach Wülehalm 147, 25
Lachmann;
ebenso K. v. Würzburg troj. krieg 34486; Partonopier 5911;
pfaffe Amis 1101 (als er ez üf gewant); genau so Jon.
v. WÜRZBURG 2595; ähnlich Ulrich v. d. Türlin Wüle-
halm 318 (ir tocken in gewant) ; zur erklärung ist zu be-
achten, dasz das präfix in rhythmisch gebundener spräche
mit Vorliebe hinter einsilbigen präpositionen eingefügt wird,
die ihrerseits dem intransitiven verbum, ein object an
gliedern, vgl.:
ein suche an der reise
mit alsulchir vreise
in angewant und an im warb,
das er ö'' dem wege starb. Jeroschin 17149 ;
st slügin in nnd Iltin dan.
Idoch vumf gerittene man
der Prüzin di geschieht irsän
und vlentlich st an
in snellir vart gewundin. 144T9 ;
dag er st nt intblümete,
joch nt unküschllch angewant,
sundir itg, als er st vant. 19072.
GEWINDEROLLE,/.; gewinderoUo, tournette, devidoir.
RÄnLEIN 1,383''.
GEWINDESGHABLONE, /., s. LuEGER lex. d. ges. techn.
4, 649 (gewindelehre).
GEWINDESCHNEIDEN, n.. erstarrte form der verbal
Verbindung gewinde schneiden s. o. : zum gewindeschnci-
den von muttern dienen gewindebohrer oder schneid-
stähle. Lueger 7,283; G. Baumann, bercchnungen über
das gewindeschneiden . . . ein praktisches handbuch für
eisen- und metalldreher, maschinenbauer und Schlosser
4. aufl. 1885. vgl. auch H. Fischer die bearbeitung der
hölzer 686.
GEWINDESCHNEIDSTAHL, m., s. das vorhergehende;
vgl. : an der stange sitzt fest der arm h, an welchem der
gewindeschneidstahl eingespannt ist. Lueger 7, 284.
GEWINDESTEIGUNG,/., vgl. gewindegang: bei einigen
{schraubenschneid)ma.schinen wird der Vorschub des Schlit-
tens zwangläufig durch eine leitspindel bewirkt, die für
abweichende gewindesteigungen gegen eine andere aus-
gewechselt wird. Lueger 7, 283; das werk verfolgt den
zweck, dem angehenden eisendreher durch erläuterte bci-
spiele über alle ihm vorkommenden fälle von gewinde-
steigungsberechnungen anleitung zur auflösung derselben
zu geben, buchhändlerische ankündigimg des unter gewinde-
schneiden angeführten werkes.
GEWINDET, participiales adjectiv zu winden, vgl. ge-
winden 1:
der söhn und vater, der und der,
gar lieb und freundlich hauchet,
aus einem herzen her und her
der athem süszlich rauchet.
von beiden kommt der herzenwind,
von beiden gleich gewindet
ist beider geist und seufzer lind.
Spee trutz-nacMigal (29, 218) 127 Balke.
GEWINDETHEIL, m. in der beziehung auf den allgemeinen
begriff von gewinde nicht beobachtet, wol aber in engerer be-
ziehtmg auf das gewinde am neueren gewehr {vgl. auch oben
sjo. 5851 «MS Mauritius): gewindetheil, schwanzschrauben-
kopf an dem gewehrkolben, scretc, bouton taraude d'une
culasse de fusil. Karmarsch <ec7mo/.. «•&. 1^ 247; der lauf
endigt mit einem gewindetheil zum anschrauben der hülse.
instr. über das infanterie-gewehr modell 71-84 . . . (1886) (§ 4)
s. 2; gewindetheil . . . mit einem Schraubengewinde ver-
sehenes stück eines gewehrs, besonders der teil zur Ver-
bindung von lauf und hülse. Stenzel d. seemänn. wb. 147''.
GEWINDETIEFE, s. unter gewindegang.
5801
GEWINDIG
GEWINN I 1 (vorff«»ekidUe)
5SC2
«F.WINDIG, adj.: gcwinditt. behend, hurtig. Wkhtkn-
riiKDKK 'i-jr»; gowiixiiK (^winti) Mich leiclitwcmiend, drehend,
hurtig, behend. SciiMKr.i.iiit «", »4«; m liUttt tieh nicht ent-
Nchriden, vne weit eine neljrnßtrm ii« gc wendig («p. 5470)
vorliegt und me tceit mit einer graphiaehen $erdehnung
ran quintig, quint zt* rechnen ütt.
(iKWINGKK, mundartliehe nehenform MU gewinn, ge-
winnst ». d.
(iKWINdS, mundartliche nebenform mu gewind«, «. ge-
winde II, />. ap. SMS.
(iK.WINKK, n., verbal« ubatantiv tu winken (#. d.), ver-
hilltniamüntig frilh belegt: der wink et wunk, nonnunqam
etiam das gewinke, nulua. nictus oculi. Stiki.rh SMS; gc
wincke, ccnno, aigne de la tite ot« dea yextjr. HÄDl.RIN 888*;
vgl. auch Cami>r u. a. - bei der aushiindigung des eintritt»-
billcta indesz und wieder gegen schlusz der Vorstellung
gnb es so yiel heiinlichkoit, so viel gewinke und getusohel,
(ins/, ich wohl merken muszte, es gehe nicht ganz ehrlich
zu. Rl DOI.K Haym Ulis meinem leben 4A.
GKWINKKL. GEWINKKLK. n. neuere eolUcHvbüdung
tu Winkel a. d. ■ freilich bin ich heute morgens in der
gcgend der Tiber in ein gewinkel gekommen, in welchem
mir angst und bange wurde, nicht so fast wegen des
koths unter mir, als wegen desjenigen, von welchem man
oben her jeden augenblirk bedroht ist. Platkn {an
Fugger Wi^ 7,4 Minekwitz ; hätte man, was unten der
hausraum 7.u grosz war und um was die gerade, ohne
gelenke cmporfUhrende treppe und das gewinkel darum
sich /u lang und breit ninchte, zusammen nehmen
können, es hätte noch ein stUbchen abgegeben. Orro
Lunwin iflua dem regen in die t raufe) 8, 306; vgl.:
gewinklc Hkktki. Thüringer apntchschntt 2.^8; da lag
die uralte gothische Marienkirche und dicht dabei die
srhiiie, die eben auch nicht zum jugendlichsten aussah,
es war ein dUsteres gewinkele, eine dunkle katakombe.
W. V. KCciKLGEN ei-innerttngen eines alten mannea (6, s) Ml
Nnthusitta; er glaubte des weges sicher zu sein; aber
bald hatte er sich in dem gewinkel kleiner gassen
völlig vorirrt und traf nirgends einen menschen, der ihn
liiilto zurechtweisen können. P. Hkysk die reiae nach
dem glück; schon auf dem wege durch das gewinkel der
gassen bis in das Wirtshaus. 'mora/. fior. .- anfang und ende;
ebenao in der hochzeit auf Capri; die ganze innere stndt ist
ein heillos unschönes gewirre von elend gepflasterten
straszen . . . auszer dem . . . rathhauso macht von diesem
häszlichen gewinkel nur der im hau begriffene protestan-
tische tempcl . . . eine wohlthuendo ausnähme. A. Grün,
Mühlhauaen; gartenlaube (Jg. 186.'>) 208''; und sie (die vilien)
gehören nicht zu dem ursprünglichen landschaflsbiidc
dos sees, das im ganzen aus einem gewinkel unschöner
bergformen ohne individualität sich zusammensetzt. Karl
VooT atreifzüge, a. Weafermanna monataheßr .')l, 378';
braune rangen halten in schmutzigem gewinkel ihre aus
melonen und brotrinden bestehende mahlzeit. R. MiniiBR
geaeh. der maierei 4, 7.
GEWINKELT, pariicijnalea a^j. tu winkeln, a. winkcl,
gewinkel: mer ligt ain dreiegget gemain im rib zwischen
beider weg, dos abenthalben gowinklct stoszt gen niittcr-
nncht an des Kirchmairs acker. Öffnung von Ampaaa ll
(I5j8), a. öaterr. weiath. 8, 229; wie die groszen cyklopischen
bausteine . .. sich zu den zierlich behauencn, gewin
kelten und polirten quadorsteincn verhalten, welche eine
schöne, entwickelte arcliitcktur zu ihren gebunden nach
den regeln der kunst bildet. J. G. Koii i, reisen in Irland
2, 369 (cap. 36).
GEWINKEN, twft.. verstärktes winken (*. d.) nur mittel
hochd. belegt, vgl. mhd. ic6. 8,704''; Lrxrr 1,991. vgL auch
gewinkcn VKnwiJS-VF.nnAM 2, 1918.
GEWINN, m., Verbalsubstantiv zu gewinnen, a. d.
I. absfammutig , älteste bedeutung.tunter.tchiede , später*
gebrauehs- und bedetifungagnippen. afatiatik, formen.
l) für die sippe, der das Substantiv entstammt, trird der
umfang verschiedenartig abgegrenzt, die lat. Venus, das
deufjfcfie wine, die abstracta wonne, wünsch und in tu-
sammenhang damit atich die zu wohnung und st« gewohn-
heit gehörigen bildungen ictrden soicol unter dem gesichts-
punkt der formen- als auch der bedeutungaefttiricklung
angezogen, von anderer aeite (vgl. auch Merinubr imio-
IV.
germ. foraehungtn l«, im) wird dmr gUidm mm$pruA fOr
wund erhoben, du» »ich informdUr fttriatuf urnmiUMur,
der beäeutung naek mtt wdUdbmr mnatMimmm IMmmL im
beiden riehtungm htdmrf « frMtmmHaAtr miMfßitdmr
für die angtiedsrung von wahn (fw*). imrdk tim atMumg-
nähme in dieser frag« darf Jedei^aUt dit MirgfaiMft dar-
legung der ursprüngliehm *m wuidurnfM von gewinnen.
gewinn nicht heeintrOAUgt iMrdm, tmd ditm toU kür out
dem material ertehlotoen werden, da» Mit» •orUogt — im>
bekiimmert %tm die »eiientinien der protttmaÜMktm vtemmdl
Schaft, das Substantiv entspringt in den «mMci» gtknmAa-
formen klar und deutlich tunäehat au» d»m t»f»rm vor-
Wendungskreise des verbums, der »ich mit »iekörhtit und
beatimmtheit ubgrenten lästt. im Mm vtrbvm «imdn* Ml-
klänge. an die oben genannten begriffe entgegen trotm, rodmoi
unsere daratellung mehrfach mit seeundärtr «ntmMmmf.
diese annähme konnte sieh nicht in jedem faile m^fUidk
awingende Schlüsse stützen ; bei »olchen orwägumgtm imd dm-
halb auch alle motnente angeführt worden, ÜB figt»
auffassung sprechen könnten.
für das verbum kommt tunäehst dia abgrmuttng \
heutigen tutammengesetzten form (gewinnen) g»g«n daatttm
— nunmehr ganz ausgestorbene grundwort in betrmdU.
a) winnen (winnan Grapf i,(r;s) ist im goHodkan und
den verwandten sprachziceigen belegt und rrieht auf deut
schem boden bis in die ausläufer der älteren spradu, vgl.
AiAd. m6. 8, 709*; LkxrhS, 910. dort scheidet »ich der ge-
bratich in twei richtungen, die eine verläuft gani im gd^»»
von gewinnen, von dem sich winnen nur formell — und ncar
mundartlich {mitteldeutsch) — abgrenzt, die andere riehtung
weist Verwendungen auf, die von gewinnen nicht Hbemomwtgn
wurden, in denen aber für die bedeutungsentwieklung der
ausgangapunkt tu suchen ist. tcenn dieser schlust richtig
ist, wird die grundlinie von der tttsammenstellung toben
oder winnen beim pfaffen Konrad (78, 6 u. a. vgl. auch
winnender, winniger hund Lf.xkr a. a. o.) rückwärts und
airfwärts zu althochd. winnenti, fervide, freneticus Grakf
a. a. 0. tu tiehen sein und sie fände in der kennteiehnung
heftiger willensregungen und eine» gesteigerten gemütsieben»
ungezwttngen anschlusz an wahn soieol tüsan wine (Vbnub),
Wonne, wünsch, ja sogar an das entgegengeaettte wund
(anders MKidNORR a. a. o.). die»* annahm» will durch-
Otts nicht einen der logieren erwtgtmg annekmbnnn
begriff ausklügeln, von dem »iek di» that»BMiA ge-
gebenen bedeutungen dann ableiten liesten; »ie Jbtdet
die einheitlichkeit vielmehr in der übereinetimmung der
sinnlichen merkmale, in denen »ick verwMtdenariife gemüt»-
bewegungen äu»»em, und in der verknüf^itng ver»diieden-
artiger wirkt*ngen. die ihnen entspringen. leiden»du^fÜitJw»
begehren mag die formen der gier, der wut, de» leiden»
annehmen, es wird tu kämpf, streit und ntühevoUem ringen
anreisen und je nach dem erfolg tcird e» äutetrunfM der
frettd« oder de» schmerze» zur folge haben, in tUlen dieeen
riehittngen liegen Verwendungen des eit^fachen verbum» oder
der ahgdeiteten Substantivbildungen vor.
n) tn den kreis der Verwendungen, der durch die befr^ffe
gier , wut , leid begrenzt \eird , fallen attster den oben an-
geßlhrten teugnissen die althochdeutschen gloasen wunnan,
bachantes, furentes Grafp 1,881, hcUiwunna, eumenide»
(ebenda); dasu vgl. winna, jNuno (ebenda), kieher gthüri
atuh das von sinnlicher kri^ft belMa gotieek» »uittantiv:
mi|> winnom jah lustum. Ui.fii.as Oal. 5, t4 (sampt den
liisten und boginlen. Lutiif.h): ebenso winnon. lustu ubil-
ana. A'o/o.««. 3, 5 (schendliche branst, böse lusL Llthkr),
ähnlich Köm. 7, 6. da» verbum »$t^Ukt dem gtftnüber bei
Ulpiias nur abgeeekwädU» bedeutungen; am »ttik»ten
noch in .- w^innandona sokidednm |>ak. Luea» B, 48 (haben
dich mit schmertzen gesucht. Lctiikr).
/St) sonst seigt »ick da» goti»eka verbum fa»t ausnahms
los in der vei^astten btdeuhmg von dulden, leiden, die
über den acc. de» inneren objects hinweg tu transitivem
gebrauch (erleiden) /liArf; du winnan aglit>os. l Thess. 3,4
(trUbsaln haben Lutmrr, leiden cod. Tepl.); vgl.: gisah
iro bam tholAn, winnan wunder quAla. HeUand &6li u. a.\
skal sunus mans lilu winnan. Üi.pilas 3farr. 8, St (des
menschen son mos viel leiden. Luthbr) u. a. hier ist
das vertmm nur einmal mit dem pri^fix verbunden, das
wol eine änderung der actionsart kennseieknet (abschlust
868
5863 GEWINN I i {abgrenzung gegen das verh.)
der Verbalhandlung), damit aber noch keinen unterschied in
der bedeutung selbst herbeiführt: swa filu gawunnut)
sware? Oal. 3, 4 (habt ihr denn so viel umsonst erlitten?
Luther).
v) in diesen belegen handelt es sich durchaus um ein
leidendes verhalten, eigentliche bethätigung im ringen mit
hindernissen läszt sich vielleicht dem folgenden entnehmen .-
winnandans arbaidai, naht jah daga waurkjandans.
2 Thess. 3, 8 (mit erbeit und mühe. Luther), dazu vgl.
auch den althochdeutschen beleg: gisehente sie winnente
quam zi in Tatian 81, 2 {videns eos laborantes; in Mafth.
U, 26 andere fassung). vgl. angels. vinnen, laborare, niti.
Graff a. a. o. viel weiter geht winnan im Heliand s. «.
S) nicht belegt fürs gotische, aber für andere germanische
sprachen ergiebig ist die beziehung auf kämpf und streit:
mine ambahta wunnin, thaz ih ni wurdi giselit Judein.
Tatian 195, i (decertarent , ut non traderer. Jo/i. 18, 36;
würden drob kempffen. Luther);
ne giI5bdun is leron, ak habdun im IMan strld,
wunnun widar is vvordun. Heliand 2342 u. a.
vgl.: ubarwinnan, vincere. Tatian 176, 5; i;5fL widarwinno
(angels. .- gevinna), inimicus. Graff a. a. o. ; vgl. angels. :
gewinna, ennemy , adversary. Bosworth -Toller 468»;
ebenso winnan, certare, bellum gerere.
b) eben diese letzten, im gotischen kaum überlieferten
bedeutungsrichtungen, der kämpf oder Wettstreit mit einem
gegner, vielleicht auch das ringen mit hindernissen, bilden
die grundlage, auf der sich der deutsche gebrauch von ge-
winnen aufbaut, das präfix ist hierbei von der andeu-
tung der actionsart zur kennzeich7iung eines bedeuttmgs-
wanclels übergegangen, gewinnen ist erringen, erlangen,
ob das ziel nun im kämpf, Wettstreit oder in arbeit und
mühe errungen wird:
ih mag giwinnan heriscaf,
engilo giwelti, ob ih iz duan wolti. Otfrid 4, 16, 15 ;
war mngun wir nu biginnan, mit koufu brot giwinnan.
3, 6, 17.
im Heliand sind auch für den fall der perfectiven actions-
art und des vollzogenen bedeutung swandels formen ohne
präfix belegt; diese Zeugnisse sind in eine reihe zu stellen
mit der später in mundarten (so namentlich m,itteldeutsch)
beobachteten bevorzugung prüfixloser formen:
sie nie kunnun enig feho winnan,
thoh gihid im drohtin god dag6 gehwilikes
helpa widar hungre. 1671 u. a.
die von dem gotischen giwinnan (erleiden) gekennzeichnete
richtung ist auf deutschem boden anscheinend nicht ver-
folgt worden, man könnte zwar Verbindungen icie eine
sucht, eine krankheit gewinnen als reste dieser auffassung
in anspruch nehmen; sie lassen sich aber besser aus
der abgeschwächten (neutral gewordenen) bedeutung des
verbums erklären, vgl. die analoge entwickJung bei kriegen
(Urlaub kriegen, schlage kriegen), s. u.
2) in beiden richtungen (kämpf und mühevolles ringen,
arbeit) greifen auch die ältesten belege für das substantir
aus, die schon zu den frühesten Überlieferungen der althoch-
deutschen Periode gehören, hier stehen sich noch gleich
berechtigt zwei verschiedenartige gebrauchsformen gegenüber,
in der einen wird der kämpf, die arbeit als solche erfaszi.
gewinn ist also im engern sinne zu winnen zu stellen ,
in der andern ivird das durch kämpf, durch arbeit e>
reichte ziel gekennzeichnet: gewinn gehört zu gewinnen
(durch kämpf, arbeit etwas erreichen).
a) gewinn zu winnen:
a) zu winnen, furire (toben, wüthen) stimmen einige
belege aus dem Heliand, bei denen freilich auch eine an-
dere erklärung (secundäre entwicklung aus der unter y)
angeführten gruppe) möglich ist:
thO ward wind mikil,
höh weder afhaban; hlamödun udeon,
ström an stamne . . . was im wred hugi,
sefeo sorgonö ful, selben ni wändun
lagu — Itdandea an land kuman
thurh thes wederes gewin. 2920, ebenso 2252.
ebenso 2905 (thurh thes wateres gewin), 2973 (wid thes
watares gewin), vgl. auch angels. gewin, tumult . . . agony.
ROSWORTH-TOLLER 467''/.
ß) gesichert dagegen und durch seine — tvenn auch
vereinzelte, doch alterthümliche — Stellung bedeutsam ist
GEWINN I 2 (erfolg im kämpf)
5864
die parallele mit labor: ni bismeröt, hwanta, doh siu mit
arbeitim sii gawuntot, zi nohSnigeru rähhu sih ni gahro-
rit, bidiu hwanta siu hear in demo mihhilin gauinne
bitit after diu mßrin itlones. de vocatione gentium (denk-
mäler s. 214) 4, 25 (dum magnis laboribus majora postprae
mia expectat). dazu vgl. angels. gewin, labour, toil. Bos-
WORTH-TOLLER 467*'; üuch hier münden später vereinzelte,
auf secundürer entioickhing beruhende gebraiichsformen
wieder ein:
wan si sint an alle tugent
den wir da sin undertän :
sine kunnen ims niht geniegen län
aller unser arbeit . . .
von unserme gewinne
s6 sint sl worden riebe,
und wir leben jaemerliche.
Hartmann Iwein 6404.
die einbeziehung unseres Substantivs in den kreis der auf
die landwirtschaft zielenden Vorstellungen läszt sich jedoch
nicht im Zusammenhang m,it der bedeutung labor belegen,
sie knüpft in allen Zeugnissen an die sachbedeutung usus,
fructus (s. u.) an. zur beleuchtung dieser thatsache sei auch
auf Tacitus Germania cap. 26 hingeiviesen : nee enim cum
ubertate et amplitudine soll labore contendunt, ut po-
maria conserant et prata separent et hortos rigent: sola
terrae seges imperatur.
/) reicher belegt ist die beziehung auf den kämpf; vgl.
certamina, kiwin. Keronische glossen Steinmeyer-Sievers
1 , 233 ; in conflictu , in strite , in gawinne. Regensburger
glossen des iO. jahrh. Steinmeyer-Sievers 2, 765. am er-
giebigsten ist hier die spräche des Heliand:
than nis fridu hwergin
ak wirdid wfg s6 manag obar thesa werold alla
hetilik afhaban, endi heri ledid
kunni obar odar, wirdid kuningö giwin.
Heliand 4323;
'ef ik wid thesa skola weldi' quad he,
'wid theses werodes gewin wig-saka frummian,
than manödi ik thena märeon mabtigna god,
helagna fader an himil-rikea,
that he mi so managan engil herod obana sandi'.
4887, ebewo 5123. 4896:
was imu is hugi dröbi
bi theru menniski, möd gihrOrid,
is flesk was an forhtun . . . was an gewinne thö
an themu godes barne the gest endi the llkhamo.
4754, ebenso 3928 (wurdun ... an gewinne) ;
ähnlich 4267 (habdun im gewin mikil); 2289 (thes sie
thär that giwin dribun). vgl. angels. gewin, battle, con-
test, war, strife, quarrel, hostility, tumult. Bosworth-
Toller 467^; ein beispiel auch bei Verwijs-Verdam
2. 1911.
b) von diesen vereinzelten resten abgesehen ist der gebrauch
von gewinn ausschlieszlich durch die Zugehörigkeit zu ge-
winnen bedingt, das erreichen eines ziels, das erfolgreiche
kämpfen und ringen füllt den bedeutungsgehalt , für den
die function eines nomen actionis immer mehr hinter der
sachbedeutung des erkämpften preises, des erlangten vor
theils zurücktritt.
a) gewinn kennzeichnet den erfolg im kämpfe, und von
da aus auch den sieg im rechtsstreit loie im spiele, die
beide in den formen des wettkampfes erfa.9zt sind.
l)) die icahrung der verbalkraft am Substantiv.
a)) ernstkampf und kämpf spiel :
daz muget ir wol versuochen, weit ir mir volgen mit
ze wette zuo dem brunnen. so daz ist getan,
man jehe dem gewinnes den man siht gewunnen hän.
Nibelungen 914, 4 Lachmann {nach A. ; vql. : der sol
hän gewunnen, den man siht ze vorderst stän in C).
dazu vgl. : wan Morgan was an siner wer,
der bestuont in ofte mit her
und tete in dicke schadehaft;
wan ze urliuge und ze ritterschaft
beeret verlust unde gewin.
Gottfried Tristan 365 Marold ;
aiich der folgende beleg ist unter diesem gesichtspunkf zu
deuten, gewinn füllt dann eine lücke im Zusammenhang
aus, während die erklärung aus lucrum eine tautologie
erzielte (vgl. z. 5: von grozem guote):
einer seit waz er gesiht,
der ander seit waz im geschibt,
der dritte von minne,
der vierde von gewinne (var. ungewinne).
der fünfte von grOzem guote,
der sechste von hohem muote. meier Helmbrecht 4.
5865 GEWINN I 2 (in apiel und rechtMtreit)
GEWINN I t (in arbeit und mültr) 5395
denn auch für dun in Variante stehende ungewin i*t ja
die bezifhuiifi auf krieg und kämpf mit der bedeutung
iiiodorliigti belegt:
^'ot ETHp in d& ze ■trtta heil,
diu iiiiiilun Htapbten Mg«n In,
doM i;«wunricns da ein uniewln (vor. fewin).
Jan.sk.n Kmkkl Jürttenb. 1174 ätraucA u. a. ($. u.);
hei der Verbindung mit ohjecHvetn gtn«Hv igt mit dtrmög-
lir/ikeit zu rechnen, danz die benehung auf den kämpf
r.it durch da» object der verhalt hiitigkeit wieder 9iufge-
j riecht Kird: ,,,, „ „„j 4^ ,,.rte
iinil (iytiuri;n ininno
und des iundoe Küwinne
dur marcrAve ala er kund«.
Vi,\>Lyu\s\ WiUehalmam.t LaekmtmH!
ei «t'iiden in den stunden
din ihm haben dea landea gewin
ir gift ein ander under in
und irvrowon sich xu wideratreit.
Hbslrh apokal{/i)$e 16087 Beim;
sin gir stuont nftch minne
und nAvh prlaa gewinne.
Wot.KRAM V. KsciiBNHArii Partivol 78«, t
f.aehmnnn ;
du atrldes flf prteea gewin.
Rrrtiioi.o V. Hoi.t.B Oan« SSM Bartsch.
doch iat auch am absolut gebrauchten »ubatantiv eelbnt in
npätinittelhorhdeutacher zeit die gleiche bedeutung immer
wieder erneuert:
dur ffotiaman nani abir an aioh
von t'lotzk brOdir Heinrtch
au schilTe strtti^ro vil
und woKto l'JBten in dem zil,
darzü JunifTi'den h&n
geaturniit OT gowinnea wftn.
Nicoi.AL's V. jBRO.iriiiN rAron. t» Preusten
26006 Strehlke;
di veint di kerten da den ruk,
si Jagten nacti untz auT die pruk:
l'ruun von Kcinacn ward eralagen
uml im sein ross, daz h'ir ich sagen.
er achuniphcntewert auch durch gowin
mit ernst vor purk Sandaninn :
vor Luk ein gror.je 8chuniphfi>ntt>\vrr
goechacb durch hoher wirae stewer.
Si « iiRNwiRT U, 117 Primitser $. 4**>.
b)) Ott» dem reehteatreite gehört hierher vor allem die
vielverwendete formet zu gewinn oder zu Verlust, die in
der mittelhochdeutschen dicJttung mannigfach übertragen
und erweitert wird (9. u.). die veriHttkraft den tttbatantiva
erhellt aus Megen wie: i)ittet ein man eines mannes der «in
wort spreche vor gerichte . . . undc ho irvalle an sinem
Worte, daz icnro an sin wort nicht iehe, so ist di tcidinc
iii\de die sache verlorn ... ist aber, daz he an sin wort
hit, so niuz iz vor sich gehn, als hc geteidingit hat,
' ' si zu gewinne oder zu verlust. Freiherger atadtncht
(•iip.üi §21 Ermisch a. 205. dazu vgl. auch: spilt ain man
zu ainom pfannlner ... so sol der pfanntner nicht cnt-
wem den des si bodichcnt zu gwin und zu verlust.
Wiener atadtrecht v. 1435 {script. rer. Auatr. 8, 165).
c)) für das »piel vgl.:
irli liete ein spii »0 (ruot, da; ich gewinne« mich versach;
ich leite d& steine und ouch gebot : alsA ich c; von holze
brach,
ich leite ie wiilcclfchc d& dos holzes einen spän.
ich was sA vr4, ich wAndo daz spil (rewunncn solte hin.
Bkidrr Wrrmirr 66 ikhänbadi 11,80;
vil maneger an dem zahelspil
von erst gewinnos wirt gewon, {hdtchr. gewineawert)
der mit verlOsto j^ct dcrvon.
KoNK. V. Wi R/Buu<i Partonopicr 18979 AirlsrA ,■
der spilcr warf u^ uf den gewin
achzcen punct uf wurlil drin.
p/arrer vom Hechte md. ichachb. s. /. d. a.
17, 346, 88 Sieverg;
hir umme sla na ghewinne
unde hUlt din gud mit sinne . . .
MEitiTRR üTBPHAN «cAacAA. 4718 ScAlüler ;
■ ' I nso übertragen :
sA du machest
da; diu liebe gegen der liebe spilt
nftch gewinne,
da ist cht Minne
n&he bf
unde machet zwei geliebe herzenswipr« frt.
Gottfried v. Neifkn 41, 14 Itaupt.
8)) den Übergang xxtm collectivbegriffe und zur aach
bedeuttmg vermitteln belege wie der folgende, der von
dem begriff'' sieg, enlcoheidung, »uäemde»%\ttiM^tf\a»9Über-
leitet; und griffen aa ir alt« spii {.kam^f Idtn «. Breei)
aU ich iu nO aara wil.
mit guoter koiUH. mit niowar kraft
und mit alad ^ebw maMawehaft
sf spilende baoban . . .
ditz beleip lang« alMto
wadarm gaviela dar gawin,
das waa zwfvel ander in. HAwruknu Bree 90;
ebeuto: durch got und durch tn
wold er Tarliaam atnan Up
oda dai uaadiBMIf* «1p
loaaan von das bacnn haut . . .
dar Wirt wart boo dar rad« ganoaaai
dar half im Os Klr di« alat . . .
ewenna er wider «nuam«,
daz er in lieze wider in,
er braeht« fluat ode gawin. Oregeritu 9090 «. a.
wiehergettelU i»t jede^falU die mekbedeutung in:
KIT <!*■> wUlt z« hala« nam.
mit Bom« er ug z« velde quam,
«r woide bajagm den gawln ;
mit frouen schänden vario« ar in :
wandin Mr riter nider atach.
Wirkt v. GRArBNaiRo Wtffotot» 4M
und lAgte durch dan zno dar in
do aacb si allen ir gewin
heim, schilt, und isengewant. bIM;
wan st vor ir ligen sach
fttnf roulMere.
man saget dax e; WKre
ein selleachaft ander in
und dag af teiltan ir gewin
mit den die Erec bei enlagen.
Haktmawi« Erte MOt ;
doMU vgl. : sin ghowin delen. meiater SreriiANS sekaehb.
«886: vgl.: spilgewin mJut. wb. s,7i^;
ß) gewinn als erfolg und ertrag einer mrieit:
1)) die abachwächung der verbalkn^fl de* aubttmutiv» und
die Übergänge *t*r »aehbedeufung laaaen aiek hier teeniger
aicJier verfolgeti und belegen ala im vorhergehenden, aekon
die lateiniaehen aynonyma bieten nur apärliche ankalta-
punkte, da aie einen weiten bedeutungaumfang vertreten,
utui im günatigaten falle nur der engere suaawumenkang,
dem eine gloaae entnommen iat. eine begrentung »rmOflieki.
possessio amcd ala quaestus kenmeieknen niekt nur no-
mi'na aetionia. sondern auch eolleetivbegriffe, und das
Iat. lucrum, daa apöter für den eoUectivbegriff von gewinn
typisch ist, tcird anfange durch andere deutteke bildungen
gekenrueichnet , ao durch daa rerbaUubatanOv kaslriuni,
aemolumentum , vgl.: cawin, lucrum caatriani. Strin-
MEYER SlKVKKS 1, 88; ähnlieh 1,66. icte raaek anderer-
aeita bei gewinn die ent^cieklung der »aekbedeuiung vor-
gedrungeti i.tt, dafür mag ein indirrete» aeugnit t
in einer atelle der Bamberger beicMe, Ot
aprochenen rerbalattbatuntiven arbeitet, genügt unter mih'
atantiv für die funetion nea nomen aetionia anadkeinenä
nicht mehr ganz, ea ist eine vollere bildung an die stelle
getreten: ich niha))o rehto bihaltin da; ainltat noch den
Hb dar ich zuo ginamit bin noh reht #ra noh rein herz«,
gihellesami , untarehafti , reht giwinnigi rcht haben.
denkm. (91.826) 1^806. im folgenden aoU niekt vermdkt
tcerden, alle fälle auf den unterae^iod «immAc» «mA- kimI
verbalhetieutung eintugliedem. die darateUttng ktgntigt tiek
mit der auf:iihlun§ der aiekeren zeugnitm und witt muuier-
dem den fucloren gereekt utrden. die d»n übergmng eur
aaeMedeutung begiüut^en oder mufheUen. unier die Ule-
teren g^ören namentÜ^ eineetne /hete eerkindungen, m
die vn^ndung mit einem geneÜm de» ol^odee oder die
angliederung durck präpoaitionem . die deu euietemtiv
al* tielpunkt einer thätigkeit eroekeinen laeaen. dock uuek
in «o^Am fügungen aehwäeki neA bei fonmetke^ßer <
kolung und bei Übertragung die rerbalkru/t ab.
a)) gena aancta, populus aequiaitionia, kewinnes {gto
n« 1 Pietri 8, 9) Stein mkvkr-Sievbrs 1, 789; fuestMtm. kiwin
(zu 1 7ViNo/A. 6,6: gtiaeaium eeee pittmtam, goltseligkrit sei
ein gewerbc. Luther) 1.777; fueatne eauaa, kewinnes
{tu Judae 16) 1,797; fragtick iat, ob noek kierker gekört:
lueri gratia, kewin (im fWr. 6, 9) 1,790, *. u.:
b)) präpositionalrerbinduftgen:
einfeltic an der nb«r«
manicfaltic an der lere
künstle an dem »inne
redlich an dem gwinne.
Hbrbort V. FRrrzLAR trtfjan. krieg
156 /Voaiaiaitii,-
368*
5867 GEWINN I 2 (das Verbalsubstantiv)
minn hat vil manegen funt
wie st gelieb ir werden kouf.
si setzet den nider und den ouf,
an dem gewinne ist minnen louf (var. gedmge).
Ulrich v. d. Türun Willehalm 93, 31 Singer;
und fraugtsn mich gar vil der mer,
wa ich als lang gewesen wer.
was3 mir dann fuogt, das sagt ich m.
man fint vil kouffiüt aun gewin,
also mir ouch geschehen was.
Herm. V. Sachsenheim monn 6028 Martin.
also vil ist diner habe:
da hegest du dich schöne abe
zu anderm gewinne,
hast dfl deheine sinne. . ,„„„ t, ,
Hartmann Oregonus 17/5 raul;
swem ist ze sölhen werken gäch,
da missewende hoeret nach,
pfliht werden lip an den gewin,
dag muos in leren kranker sin.
er midetg e, kan er sich schemn :
den Site sol er ze vogte nemn. . , „oo an
Wolfram Pareival 338,27;
swenno ich nach gewinne var.
V. d. übelen lueibe 295 Haupt;
vgl. auch: umme sin ghewin varn. meister STEniAN
schachb. 3722 ;
nü vander aber unde kös
einen list da mite er mere gewan.
er däht' : 'ich wil ein koufman
werden nach gewinne,
unt wil mit mJnem sinne
michel guot erwerben,
oder benamen sterben.'
pfaffe Amis 1563 bei Lambel 70;
so ein burger oder ein gast eilenden win Zürich gefflret,
den er den burger uf gewin schenken welle, den win
sol nieman entladen noch ze kelre ziehen. Züricher
Stadtbücher 1, 67 ; das enkein kornmacher noch nieman
anders uf deheinen pfragen noch gewin enkeiner slacht
körn kouffen sol [korngesetz von 13«) 169. im letzten bei-
spiel ist das nomen actionis auch durch das beigefügte
synonymon sichergestellt, auch in solchen Verbindungen
wird jedoch die function des nomen actionis zu gunsten der
Sachbedeutung zurückgedrängt, so in übertragener Verwen-
dung im Iwein, wo beide bedeutungsunterschiede von ge-
winn mehrfach neben einander wiederholt werden; vgl.:
swer gerne lebt nach eren,
der sol vil starke k§ren
alle sine sinne
nach eteslichem gewinne,
da mit er sich wol bejage
und ouch vertribe die tage.
Iwein 7178; vgl. dagegen 7195 («. sp. 5870),
vgl. dazu 7186 und 7202 auf sp. 5868.
c)) die Überordnung über einen genetiv des objectes (vgl.
oben: üf prises gewin. Parzival 7S6,2 u. a.): wanda föne
Säldon guunne sälige werdent. unde got säligheit ist. ter
god kuuinnet. ter ist sälig. Notker Boethius 137'' {beati-
tudinis adeptione) Hattemer; föne wistuomes quuinne wise
. . . föne gotes kuuinne. ebenda;
wan er alle sine sinne
chert an des guotes giwinne,
dem er denne zuo wil,
der schulde macht er harte vil,
untz in jener mit dem guote grügget:
so ist diu sunde gebügzet.
Heinr. V. Mei-k priesterleben 665 Heinzel;
ebenso Hartmann Erec 2620 (niene kam üf guotes gewin);
got, von dir reden birt reinen sin
und kiuscheg höchgemüete
und jaget den tievel von uns hin ;
des ich vil wol versinnet bin :
eg ist gewin
der iemer wemden güete.
lobgesang auf Maria u. Christum 80, 13 Haupt
(z. f, d. a. i, 543) ;
dö dag kint die toufe enphie,
der abbet sprach 'sIt ich nü nie
sin geistlich vater worden bin,
durcn mines heiles gewin
sO wil ich eg iemmer hän
(ez ist s6 sBBleclich getan)
vil gern an mines ktndes stat.'
Hartmann Gregorius 968, ebenso B. v. Hoi-le
Crane 4189 Bartsch;
Bn was die junge koningin
durch irer vroweden gewin
mit manicher vrowen clär
gekomen zuhtenclichen dar.
Bertholü v. Hollb Crane 4605 Bartsch.
GEWINN I 2 {Übergang zur sachbedeutung) 5868
zur abschioächung der verbalkraft in formelhafter Wieder-
holung vgl. : da her die koninginne fant,
da reit her snellichen hin
ind brähte ir vroiden gewin.
Berthold v. Holle Crane 1034 Bartsch,
ähnlich 1140;
hgrre^ als i'u n5t gesage,
wag ich der im herzen trage,
s6 gebt ir jämers mir gewm.
gein swem sich krenket min sin,
der solg durch zuht verkiesen.
Wolfram Parzival 612, 25 ;
ähnlich 723, 4 (ergetzens gewin) ;
ist din herze steinin gar
und dornic, ob ich sa;je dar
guotes säm-en gewiii.
R. v. Ems Baarlam 42, 13 Pfeiffer.
2)) auf vorübergehende entxvicklung eines eigenschafts-
begriffes deutet die glosse: rapacitatis , giwinnes. Stein-
MEYER-SiEVERS 2, 275. die neuere spräche hat dafür das
compositum gewinnsucht {s. d.) geprägt.
3)) der Übergang zum collectivbegriff und zur sachbedeu-
trmg; vgl.: gewin, fruit of labours. Bosworth -Toller
467''; Vkrwijs u. Verdam 2, I9li.
a)) schon in einigen glossen ist diese entwicklung sicher
gestellt: gewinne, possessione. Lipsische glossen zu psalm
103, 24 (impleta est terra possessione tuM, vol deiner guter.
Luther) Heyne altndd. denkm. 49; das gleiche zu psalm
77, 48 (tradidit grandini jumenta eorum et possessionem
eorum igni) ebenda; desgleichen gehört hierher: possessio,
heeht; lucrus, gawin (vocab. St. Oalli) Steinmeyer-
Sievers 3, 5; lucra, giwinna (zu Gregors homilien) 2,269;
ebenso 2, 2fi\.; fraglicher ist: questus, kiwin {Keronische
glossen) ; doch vgl. .- qiiesfum, scaz . . . gewinn (zur apostel-
gesch. 16, 16) 1, 747. ähnlicJie hedeutung ergieht sich aus
anderen buchungen : em,olumentum, cawin, laon {Keronische
glos.9en) 1,28; commodum, cawin, kiwin {ebenda) 1, 64. bedeut-
sam ist die parallele mit nuzzen, zins, weil sie aus der sinn-
lichen bedeutung des ertrags aus dem grundbesitz hervorgeht:
reditus, cawin, nuz {zu l könige 8,15 vinearum reditus) 1,398.
b)) icie sich innerhalb der formelhaften Verbindungen
der mittelhochdeutschen zeit der Übergang zur sachbedetUung
vollzog, ist oben gezeigt worden, wobei schon auf die stelle
Iivein 7178 jf. hinzuweisen war. aus dieser .läszt sich der
gleiche gegensatz auch auszerhulb der formelhaften Ver-
bindungen belegen; vgl. die sachbedeutung in:
daz si deheinen gewin
an ir koufe vunden. Iwein 7186;
gegen : nü sehent ir wie seih gewin
iemen geriehen mege. 7202.
zur sachbedeutung vgl. auch:
vil olbenden slfigen
die koufliute vor in hin.
die trügen richeit gewin,
spise, und also rieh gewant
dag man da niender iDeggerg vant
ze Kriechen und in der heidenschaft.
WiRNT V. Grafenberg Wigalois 10712
Benecke;
nu helf uns Maria und ir kint,
dag unser ende werde guot.
gewin der weite sanlte tuot.
die vorrede ich han geseit.
got mere unser selikeit!
Kunz Kistener die Jacobsbrüder 68 Euling ;
dazu vgl. aus den übertragenen verivendungen :
auch ist mir maere geseit
daz hie ein äventiure bl
mit starkem gewinne sl
von einem guoten knehte.
Hartmann Erec 8385; vgl. auch 8.398 («. u.).
c)) am entschiedensten ist die sachbedeutung resp. der
collectivbegriff in derjenigen entwicklung gekennzeichnet,
die die Vorstellung deä ertrags an den grund tmd boden,
die landioirtschaft, anknüpft und von da bis zu der paral-
lele mit nutzen, zins weiterführt {zur thatsache, dasz für
die parallele mit dem nomen actionis labor belege hier
mangeln, s. sp. 5864).
d)) er sprach : mit sinem sämen
gie ein man üg dräte.
66 er den sämen säte,
sin viel ein teil üf herten stein.
wan da nith bemder vrühte schein,
in ftgen vogel und truogn in hin :
alsus vcrdarp da der gewin.
Rudolf v. Ems Barlaam u. Josaphat 41, 16;
5S69 GEWINN I 8 (iw wedmel der stilgattungen)
d& Bpruniren btaomen undo gnu
vil wUrinuclichen iiine,
und wuoliHuii riAch K«winno
dA vigen unde mandelris.
Konrad v. WAk/huru Engelhard biBi
Jo*eph;
v(jl. die Übertragung:
b6 wol dem roaniie, der nu d
vrO von wtbea minne!
dem wirt 0;e und inne
wunnen vil bereit:
wan im der bemden bouroe zwt
eruonet n&ch eewinn«,
dag im sin« ttnne
machet vil gemnit. Ueder u. nprürhe 7, 42 Baruch.
ß)) Bo die töchter den vutter oder brucder nach nb
sterben irer muctor ir müeterlich baab und guot an
li((ün(iün gittern . . . willig inhaben und genUessen lassen
. . . und der vator oder brueder initHerwoile was erUbrigt
und gewungcn hat, das soll nach seinem abgang . . . der
niUeterlich gowin in der haubtsach pro rato . . . den
töchtern neben den brUcdern zugleich gebUren. statuteii
von Thtim, österr. tceisth. 5, 663, ebenso b, 725 {utat. v. Enne-
bei-g: der müeterlich gwinn sambt der hauplsach); datn
vgl.: wanner sUster und broeder thosiimen sinnen in
unvordcelden gucderen, und de oldern sinnen doet, wat
se dan thosamon winnen moegcn sc gcliccko deelcn,
de sUster nimpt so voele van dem gewinne, also de
broeder. hebben se oek schaden, so vorlüst de süster
oeck so voclo , als de broeder. oatfriea. landrecht (2, 78)
»a5 V. Wicht; da/, man aller waison guot in der stat
chamer geben sol, und sol man den waisen jaerleich ie
von zehen pfunden ains geben, und sUlien auch die
waison die zeit, und daz selb guot deu stat inne hat,
uni;esteuert sein , und «wenn die waisen ze iren tagen
chöment, so sol man in ir guot wider geben und
den gewin, den si dannoch nicht ein habent genomen.
Münchner stadirecht art. 421 Äuer s. IßO;
daz drittel des samen genuht
euch darzu halb des hol/.is vruht,
e^ was unser selbes vurwar
daj lazen wir ucb alle; gar.
. . . unde von drin steten alda
die litten in Sanmria
unde in Galitea hin
die slete unde- im gewin
sint uch alle hinzu gelcit
von nu hüte in ewikeit.
buch der Maccabäer 4718 Helm
y)) 'bis got^wilkomen ! teile har den gewint
dtner Ininfl ich ervrOuwet bin,
aha dos mir hOt;t't der niuot ;
ich hoITe, du bringest mir ein grAs guot.'
puer sprach : 'heiliger vater niin !
ich bring weder houptguot noch gewin :
ich hab es alles sament verlorn.
KuNR. V. Ammrniiausen »chachsabelbtteh 17973
n. 78 Vetter;
knecht böse und trege, du soldes minen schätzt gegeben
bahn zu gewinne, swanne ich were komen. daj ich min
jiiite bette wider gcnumen mit wuchere, daz ist mit ge-
winne, mensche, dirre schätz da; ist din wunif sinne
die dir got hat verliehen, die soltu nu kern zu gotc.s
dineste und zu andern guten dingen, uf da; du mugest
gewissen was du dar mit habes gewunnen. predigt der
Leipz. handdvhr. (3: dominicu aecttnda) hei S<:iiön'Iiacii 1, 14.
8) gebraticlis und bettetttungsgntppen einzelner sprach-
Perioden utul stilgathtngen. in der älteren spräche ist es
der poetische stil der mittelhochdeutschen diehfung, der dem
verbum und in tcechseltoirkung damit auch dem sttbstantiv
gesteigerte vericendung und Verbreitung gab. die althoch
deutsche periode Liesx nicht so sehr hät{ligkeit des gebrauches
als eine tceite des bedeutungsttmfatiges erscMiesten. als
au.igungs2)unkt icar die gmndf^edeitt^tng von winnen attch
in Megen für das Substantiv noch durchzu-tpüren ; anderer
srits zeigen die glo.-isen, wie tceit die enttcicklting des sttb-
stantivs soirol in der tu gewinnen gehörenden betteutung sieg
und crwerb als attch in der riehtung auf collectivbegriff
%md Sachbedeutung sdion fortgeschritten »cor. die mittelhoch
deutsche periode {vgl. auch Zwiekzina beoltachtungen mm
reimgebrauch Hartmanns und Wolframs, festgaben für
Jteimel a. 460 anm.) ertreitert den übernommenen ver%cen
dungskreis durch die formen der poetischeti Übertragung
und durch die verallgiineinerting der bedeutung. vor allem
enticickelt »ie eine reihe fester Verbindungen utul formet-
GEWINN I 3 {in der mittelhochd. pouie) 5S70
hafler fügungeti, di» ikr«r»eU» yntim •« aUerUi mrwtiU-
rungen und nmerungen fUkrmt. beaehienmMrt igt kimr
auch dit Kmder^ntvnekhmg t» mmadnm ttäfcrwttm dmr
spraeh«. utUmr dmtm dU rtdktMprmclu tottU dmrtk dk
eigenart der veneendunge» alt ttuek durch di» hegii\ßiumtng
de» liHeiariaehen formdacM»»» in» gewicht fällt.
a) gebrauchsformtn dt» podUehen ttU» der mhd. periode.
a) die poetieeh» Übertragung und die »neeit»rung de»
bedeutungtutnfange». die Verbindungen d»a »uXmtamtiv» mit
genetiven de» ohject» und mit ent»preehend«n präpoeitionaU»
fügungen im obigen überblick haben tehm getagt, WM
aehr da» »ub»tantiv in dieeer riehtung dmtk di» iiwiiii»-
düngen de» verbum» beeinfluett wird. dM$» mbtr »mrbum
ioie aubatantiv bei den mittelhoehdeut»dt*n didktem in tettk
ungeioöhnliclter häußgkeit angeaogen wurden. erUärt »ich
au» der ergiebigkeit de» bedeutungtinhalte» ; denn eine »ippe,
die die b^eutungen kämpf uiui spiel, arbeit und leben*-
erwerb in »ich achlieazt, stellt für die U/trnsregtingen jeg-
liger art bilder und tropen bereit.
l)) ao wird die minne al» ein »iegreieher »trtHer, jo
irird der kümpfer bald al» »pieUr bald al» kaufmann dmr-
gestellt, der nach neuen grundtätaen handelt:
diu sigerlcbe Minne
diu wuidet sich ftg wtb«« oogen
durch des mannes oogen toogen nAeb gewinne:
Minne unt ein mtnnicTtches wtp sint sinneroabBrina«.
Rbinmar V. ZwRTBR S70, 11 Roethe, ebento
878, 4 (». «.).
nü hiln ich eines spilea wal,
bin et ich sA wol gemuot
daz ich mfn vil armes ruot
wAge wider sO riebe hai>«,
dax ich iemer dar ab«
geAret und gertchet bin,
ob mir gevulet der gewin . . .
mag ich nft dtsen henogsn
Of gotes rnAde bestAn?
nO weis ich doch wol daz ich bAn
beidin sterke und den muot.
Hartmann Oregoriu» SOW, vgl. auch oben
Eree 9S8.
si entlihen krefUger sieg«
m6 dan ich gesagen mege
An« borgen und« pfant,
und wart vergolten dA z«hant . ..
st wAren swftne maere
karge wehselaere
und entifhen fix ir varende gnot
af «inen seltsaenen muot.
sf nAmen wnocher dar an
sam zwftne werbende man:
st pflAgcn zir gewinne
hart« vromder sinne.
dehein koofman liote ir sit«,
em verdürbe dA mite:
des wurden sl riebe ab«. Hartmann Iwetn 7196 ;
ein ritter, der in brfthte dar,
in fuorte dA sax wol gevar
Antikonte de künegin.
sol wfplich ir« sin gswin,
des koufes het si vfl npflsgn
und all«s valsches sicn Dewsgn :
dA mite ir kiusche pris «rwarp.
Woi.KRAM Parzirnt 404,14.
8)) und ao verallgemeinert und verdiinnt .'äch der begriff,
dem Substantiv treten verbUuzte rerba zur .vite, oder be-
sfimmungen, die jeder betiehung tur grundbedeutung von
gewinn entbehren:
d)) dax ist ser werlt ein sclekeit
und iüt got« niht z« leit,
e; ist bcdcnthalp ein gwin
got und diu werlt minnet in :
■wer der selben r.ouber kan.
der ist ser werlt ein sciec man.
Ha HTM ANN ertU* bichtem 1S4& Haupt;
wiplicb name dost ein wort,
da; aller worte hcehsten hört
an gotes geschalt wol krvnet;
feblaomef nnde gwchoBnet
ist welUfehen vraod« an in;
wtbes nam« ist ein fvwin,
der mannes namea und werden laaa
an benenvrendeB hetsan kan.
Rudolf v. Ems BarUum «. Jeeapkat W7, 8;
swer mit lieben wtben vertribea
8ol di« langen winterslt,
bei, was deme wunnen gtt
minne bl den heniesQesen frouwen!
wer mac von ir Üben geschriben,
was an ir gewinne« Ift
unde frfiide An allen strtt?
Konrad v. WOrzburo Ueder «. ipriid^
17, iO JBarteek;
5871 GEWINN I 3 (mittelhochdeutsche formein)
Reinhart sprach 'ich wil gän
nach den bruodern, daz si balde komen :
dirre gewin mac uns allen fromen.'
Reinhard Fuchs lli Jacob Grimm s. 53 ;
der künic sant d6 nach im,
daj düht die muoter ein gewin (var. ainen)
man zöch in schön unz an sin stat,
wan ez der künic ziehen bat,
unz dem kinde wart gezalt,
es waer sicher zwelfjär alt.
Jansen Enikel weltchron. 19908 Strauch.
b)) wie mag in den ouwen
iemer bluot betouwen,
diu für trüren begger si
sendem manne,
danne wibes mlnne?
si kan mit gewinne
wundes herzen sinne
machen aller sorgen frj.
Konrad v. Würzburg lieder u. spräche
10, 31 Bartsch;
vgl. auch: mit gewinne sin. klage der ktmst 1216;
doch kam din süege niender hin
wan in diu reinen herzen :
da birt si wünnebemden sin
und ziuhet alle gnäde drin
und der gewin
vertribet grimmen smerzen.
lobgesang auf Maria 59, 13 {zsch. d. a. 4, 535).
j3) die festen Verbindungen und formelhaften fügungen
entinckeln sich leicht aus solch poetischer Übertragung,
sie wirken andererseits auch wieder fördernd auf diese
zurück, begünstigt loird diese entwicklung zugleich durch
den Übergang zur sachbedeutung , die das Substantiv mit
andern auf den gleichen begriff des vortheils {des nutzens)
zielenden bildungen in engere beziehung bringt, deutlich
wahrzuneh7nen ist jedenfalls der einflusz des formelschatzes,
den das ältere vruma schon entwickelt hatte (s. fromme
theil i. 1, sp. 245), während das ebenso nahe liegende geniesz
{vgl. oben sp. 3451 Jf.) eher durch unser wort beeinfluszt
wurde, ebenso nutz (zur priorität einzelner formein s. u.).
l)) schon die Verbindung zu gewinne oder zu Verluste,
die oben mit einem belege aus der rechtssprache für die
verbalkraft des Substantivs als Zeugnis angezogen wurde,
ist in beiden richtungen bemerkenswert.
a)) wie der Übergang zum collectivbegriff resp. zur sach-
bedeutung von der annäherung an vruma begünstigt wi7-d,
zeigt ein vergleich m,it der Verbindung von frommen und
schaden (ez g6 ze schaden oder ze fromen. Parzival
1.57, 2 u. a. vgl. mhd. wb. 3,430», s. unten sp. 5878); jedenfalls
ist hierdurch die folgende fassung beeinfluszt:
'werder kunig, greiff es an
und seit der raisz ain hauptman :
desz hastu immer ere . . .
er sprach 'seit ir mein pegertt
desz seit von mir gewertt:
ich wil mein leib und mein leben
zu gewinn und zu schaden geben.
Heinr. V. Neustadt ^poHonw^ 8083 Singer.
b)) loelchen antheil die poetische Übertragung und verall
gemeinerung des ursprünglich engen rechtsbegriffes an
dieser enttoicklung hat, zeigt das folgende:
ob iuch vertreit ritterschaft
in riwebsere kumbers kraft,
s6 wigget, min her Gäwän,
des sol min herze pflihte hän
ze flüste odr ze gewinne' (: küneginne).
Wolfram Parzival 432, 1.
vor allem ivird in solch freierem gebrauch die besondere
anschluszform abgestreift und die Verbindung frei in den satz
eingefügt: wag tä geschehe, wieg dort erge,
gewin und flust, wie dag geste,
desn weig frou Herzeloyde nieht. 102, 24;
'gewin und verlust
muog da haben stat.'
'niht wan nach iwem rät
wil ich immer varn.'
Ottokar österr. reimchron. 2554 SeemuUer;
und leiten üf die wäge
beide guot und lebetagen
gewin den wolten si bejagen
oder kiesen die verlust.
Konrad v. Würzburg Partonopier 2049G
Bartsch;
eia, hertz kunstlos!
waerstu vol kunst grog
und witzricher sinne,
die ^ein verlust gewmne
prislich ordinierten.
Jon. V. Würzburg Wilhelm v. Österreich
7816 Regel.
GEWINN I 3 (gewinn und sinn)
5872
2)) bei der Zusammenstellung von gewinn mit dem verburn
gewinnen wirken auf die formen der poetischeyi Übertragung,
die das substajitiv in die mannigfachsten zusammenhänge
eindringen läszt {vgl. auch oben zum wettkampf und spiel,
vgl. unten) noch überdies die möglichkeiten ein, die dem
verbum als solchem offen stehen (s. do7't). der gebrauch
der einen kategorie in einem bestimmten ztisatnmenhang
begünstigt die einführung auch der andern, die ihr an
sich vielleicht ferner gestanden hätte :
des wundert di Kriechen ser,
dag man von des wibes rät (3 rosse zu machen)
seit gewinnen die stat — :
'dag wip lert mich disen sin
und jach, es waer ein guot gewin,
swann diu ros wurden bereit,
dag man mit gröger wisheit -
schüft golt äne zal
in diu houbt über al.
Jansen Enikel weltchi-on. 16612 .ß". Strauch;
er betwanc si mit grögem schal
und mit vorhtsamer hant
gewan er dö Egyptenlant (var. betwang).
daz kom im ze gewinne.
den herrn sluoc er dar inne
und der werlt ein michel teil.
daz kom im gar ze unheil. 3530 .ö'., vgl. auch 1174;
stirb! för mit dir den gewin
den du hie gewunnen hast :
dag du dinn erben last
dag dir dort ewige marter git!
JoH. V. Würzburg Wilhelm v. Osterreich 19362|3;
ich sage iu wol, wer ich bin ;
iuwer kunft hän ich gewin
mer, dan ir gewunnet ie :
ir liegt mich üg dem miste hie
ziehen ; von iu muog ich in vröuden sin ;
ich bin eins armen vleisches schin,
ir habt mich fig gröger not erlöst.
rittertreue 800(1 gesammtabenteuer 1, 126;
vgl. auch Witten weiler ring 8 Bechstein;
0 meister aller wisheit stric
dine urteil sint unfundic.
wer mac erkennen dinen sin?
du gewunne da gewin,
da wir vorliesen gedahten,
die schult zu sunden brahten,
und der tufel wände gewinnen ( : mit sinnen).
evangeliiim Nicodemi 294: ff. Helm.
3)) in manche Verbindungen wird gewinn dadurch herein-
gezogen, dn.fz der träger der Verbindung den begriff des
vortheils, des nutzens nahe legt oder contradictorLsch er-
gänzen läszt; da es sich in diesen fällen meist um, geläufige
Verbindungen handelt, rmisz diesen ein besonderes getvicht
beigelegt werden.
a)) besitz und verstand iverden in der durch reim ge-
bundenen formel sinn, gewinn einander entgegengesetzt:
dem einen git er schoenen sin,
dem andern guot unt den gewin,
dag er sich mit sin selbes muote swachet.
Walther 20, 20 Lachmann;
ist got selch cbensere?
er git dem einen sin,
dem andern den gewin :
so waene ich also masre
ein richer töre wsere
so rieh als ich armer bm.
122, 10 (hand-^chr. : dem einen gewin dem
andern sin) ;
vgl. auch : begraben schätz, verborgen sin,
da hat nieman von gewin.
Freidank 147, 10 W. Qrimm;
minne, schätz, grog gewin
vercherent gutes mannes sin.
carmina Burana CCIV, 22 Schmeller s. 109.
anders die zxisammenstellung im folgenden, wo gewinn die
function des nomen actionis sich bewahrt hat {vgl. oben) :
diu minne wendet nach gewinne
des mannes unt des wibes sinne:
. . . ir beider milot ir lere sich tuot undertän.
Reinmar V. Z\\ErER273, 4 Rocthe, vgl. auch 270, 11.
b)) auch die Zusammenstellung von minne utid gewinn,
die nach dem obigen schon der poetischen Übertragung nahe
tag, fand in der reimbindung jedenfalls förderung:
swer dich (Maria) hie lobet, der eret in (gott)
und sinen hohen gotes sin;
est ein gewin
ein minne und ein gemeine,
ein staater wille und ein gewalt.
lobgesang auf Maria u. Christus ZI, 1 Haupt;
üf minne und üf gewinne (var. gewin)
stänt al der werlde sinne.
5873 ^' K WINN I 8 (an lobe, helfe gewin httn, K«beD)
noch (Ueger tint gewinna
dan keiner «Iahte minne.
vil liep lint wtp unde kint,
gewinne dannocb lieber sinl.
■0 der man ie mfi fewinnet,
■0 er; guot ie sirer mlnnet,
de* manne« «in iat «tn (ewin,
■wanner mit «inne vort dA hin.
Frridauk 66, \9ff. W. Orlmm,-
vgl. auch das »prueJigedieht in Lanzberga liederattal S, M9 ;
der birlerbe «orget «Are
umb liute guot und Are,
der niinner umbo minne,
der eircire umbe Mwinne.
Frriitaiik f)H, 20 H". (himm, ». aurh unten I, 6.
c)) vuinrhe vtrhindungen, die. an sich durch btdeutungK-
gemi-infuhujt nahe gelegt traren, Bind doch nur vereinzelt tutdi-
zuweisen: das trote« gerihte räche yit.
nach »inoii worclicn, über in
der mir freuilo um! t!<'win
ane suhulde gunomt>n liut.
WiKNT V. (iiiAKKNHKiKi Wigala4$n*»Beneti»:
vgl. lust und frommen theil i,i, tp. M;
nu hin, ir Htrituii vffinri
stapft an dio loiion zaffon I
Iat uns gowin und er oejagen I
Jon. V. WOrzhuho Wilhelm v. Otterreich
8066 Regel:
vgl. : vrtime unde fire Itcein 2415 m. a. mhd. tch. 2, 429.
4)) priipositionalvtrbindungen , die dem gnbataniiv ein
anderes unterordnen oder die das Substantiv selbst an verlni
anknüpfen, erwiesen sieh vor allem als beqtteme und
.schmiegsame formen, die sich in den verschiedensten zu
sammenhüngen einbürgern, sie xcerden «t« formein, die
die gebrauchsfähigkeit des Substantivs steigern und dessen
bedeutungsgehnlt abschwächen.
a)) die angliederung eines weiteren Substantiv» mittelst
einer präpottiHon gehört zu den gebrauchs formen, die da» Sub-
stantiv vom rerhnm her über nimmt und nach .seinen eigenen
bedürfnift.ien umbildet, für die ergiebigkeit des von hier
atts erschlossenen gebietes stellt vor allem Wüi.kram belege;
seine vencendungen von gewinn ziceigen theils vom allge
meinen begriff vortheil, theils von der engeren bedeutung
siegospreis ab.
q\\ swaz dft gekriuzter ritter reit,
die genuzzen 's .beides arbeit:
diu gewunnen ors diu gaber in .
an im lag ir grOz gewin.
Wolkram /»omVaJ 72, Iß; ahnt. 1». 19;
(lin gewin lechl an redeliken werten, richtsteig landr.eap. 4,
ß)) die zuo der selben stunde
dft gesfl^en oder stt,
der nct einer &no strtt
an lobe den besten gewin:
des jähen se alle under in :
wand er n&ch sage nie
keine lösheit begie. Hartmann Eree 1Ä20 Haupt;
si kfirte ir herze an guote kunst:
des bejagte si der werlde gunst.
tVou Herzeloyd diu künegin,
ir «ite an lobe vant gewm,
ir kiusche was fttr prta erkant.
Woi.KRAM Parttval 103, 4:
vgl. sjtüter das gleiche bei J. v. Nkumakkt 61;
Khnicroiz, dtn höher muot,
swetivrllialp der edclt hin,
daz wirl an prtse dtn powin,
nach dtnem vater oder nAch mir.
Wolfram Wiltehalm S42, 2(1;
GEWINN I 9 (mit, an, uf ffowio)
5874
y))
holt er an urtse da gewin
daz geacban im nimAre d4 n&ch. 408, 82.
sun, geistlich leben in vren habe:
da; wirt dir guot und ist ein sin.
der willen kum durch nienien abe,
bring in ze dfner gmobe hin :
«8 wirt an sa>lden dtn gewin (vor. an schaden).
Wiwbeke 6, 6 Uaupt;
ist mtn zaht dar an bewart,
und och min achamltcher sin,
das ft^ t^ freuden mir gewin :
wan mir mtn meisterin verjach,
diu rede wwre des sinnes dach.
Wolkram Partival 36a, 8,
ebenso 485, 18 (daz wnre an freuden sin gewin);
ze Heimrtch und ze Irmensrhart
unt sanderr mtnre eetriwen art,
Ht genftde wil ich (hin] zin
got geh an helfe mir gewin. H'illehalm 122, 30 ;
diu rtche wt'se hcidenin
het an kOnste den gewin
das ** wol redete franseis. Parsiwü 3S9, t£.
Jf)) hier findet auch ein» «M wmrium «W btthaehtet»
erscheinung für das subetaMÜv ikn «nttprtAung. das»
gewinn nicht nur mit erfreuliehen, vortheilhaßen, sonäem
geradezu mit schüdliehen. unerfretdiektn vorstellungem in
besiehung gesetzt iat:
er het ooch begMrB sIACm moot,
dan das nahtss od diu iMnogia
an iingwnachs in gao Mwia.
WoLnuM Hnhal aw, 10;
ir triwe an Jimw bat cswin. U, tt.
b)) ungewöhnlich Mohlreieh und ver»ehiedmutrti§ »ind die
präpositionalverbindungen. die da* »uManiiv wUt verbi»
in beaiehung bringen, die eineektägigen beUg» grmftn in
die älteste schickt der gebraueh^formen «urüdr. Uu$»n mber
gerade dort erkennen, wie kJk^/lg di» f»»Un vtrbinättngtn
in dem verwendung»krei»e »ynongmer »ub»UmiimvorgtbiU*t
sind, diese thatsaehe mu»$ e» reektfertigen,
darstellung aiek kier weit in einzelkeiten »inlS»H.
auek die »ekon mekrfaek eneäknten reimbindungen den
gebrauek »oleker formdn steigern, wird »iek nebenbei kä^fig
belegen lotsen.
«)) des lOnet vil bAbs mit bAhem gewinne
diu vil werde minne.
dia glt freud und Are.
Ulr. V. LiriiTBNSTsm/raiMiKftnwr 404,t
Laekauum;
vgl. : mit wuchere . . . mit gewinne, predigt der Leiptiger
handsehr. 1, 14;
mit gewinne . . . vrt machen.
Konrad v. WCr/.huro lUder n. sprudle
10, 81 Bartsch;
euch ist mir mare geseit
daz hie ein iveatiare bt
mit starkem gewinne st
von einem gnoten biehte.
nO weeto ich gerne rebte
wies bier umM wäre gewant.
Hartmanh Mne 1886 ;
dA saz &n alle missetit
oncb M der ktlniginne
W Arbeit and ir vil hAher ritt
and euch gercbtiu minne.
swas edeler tu^ent naiixn h:lt,
das *^a8 dA mit gewinne:
anz an die kunnt, der was ir wAt
zerbrochen Ose unt inne.
KONR. V. WCrxbkru Hoffe der kunst 19.6
Joteph $. 78 ;
vertMrgen achata nnd wtstaom
diu sint se natxe deine vnim ;
rciie mit wfstuom vramt.
vil eraexecttcben dax kamt,
da< an der rede vslt der sin
nnae stAt rar Ane gewin.
Hrinr. V. n. TOruw kreme 16 SekoU,
wan er sorge hett sa in
das er dar lOr an all gewin (rar. .- daz er verlOr
allen gewin).
H. V. Nbu.staiit ApoOonius «CS Sfnger;
vgl. altkockd.: ana fnuna Grapp 1,646.
ß)) damite sl vrir gelAret
so wir allen anseren sin
oberen an den werlUichen gewin
und allen nn— ren wistftm
oberen an den werltlichen röm
so mfize wir fner maagelen
der ewigen wanne. Mehcr Jfoste 18, 1 Diemer;
ebenso genest» u. exodu» 10», 1 , dm» gleithe bei Hkinhicii
V. MRI.K (a. o.), vgl. awcA: an den gewin pflichten. Par-
nval 338. 97.
y)) sA vaste strebet ir roaot Qf gewin.
llatNR. V. Milk ertnmer. 283;
vgl. : af gewin koufen . schenken. Züricher sladtbüeker
1, 168 (#. 0.) uf den gewin werfen, pfarrer v. Heckt;
man sagt bie vor den jungen,
wie die nAcb Aren rangen.
die dA wAren vor in
das tAten st Qf gewin (rar. aaf den gewin)
das (i dA bilde nslmrn bt.
s«s worden die edelen schänden vrt
■nd vliss"n e*<^b wan gvotes.
JMmmI BeaßarX,A\
T^rrip mir mtnen artva sin
and ouch diu wort, lA den rerieb :
ich wpi^ wol das <ch schulaic bin.
swax du gebilest, daz wii icb
leisten iemer fif cewm.
V. Glibr.« het Bttfttdk »cktaetM.
.900,161:
vgL: kam üf guotes gewin. fiV«e96W; dhnlidk Orane 32M.
5875 GEWINN I 3 (nach, zu, durch gewin)
S)) na gewinne stän. meister Stephan schachb. 4718; nach
gewinne varn. 3722; v. Übeln weihe 295; sin gir stuont nach
prissgewinne. Parzival 736, 2 ;
d'ors wurden aber sgre
und vaste mit den sporn gemant
und wider zesamne gesant.
hie huop sich herzeminne
nach starkem gewinne.
si minneten äne bette :
diu minne stuont ze wette,
sweder nider gelaege,
dem wurt der t6t waege.
mit den scherten sl sich kusten.
Hartmann Erec 9107 Haupt ; vgl. : und wuochsen
nach gewinne. K.v. Würzburg Engelhard 6232 ;
lieder und nprüche 7, 42 Bartsch;
§ häte sich Minne
nach swachem gewinne
geteilet an manage stat (var. manige arme)
da es st nieman enbat:
von danne nam si sich nü gar
unde kerte sich dar
mit aller ir kraft,
ze diu dag ir meisterschaft
da deste merre wsere. Hartmann Iwein 1558;
swä si vant broede sinne,
dar warf si nach gewinne
der broedekeit geliehen twalm. . . .
sus huop sich ganzer liebe vrevel.
Frauenlob minneleich 12, 2 Eitmüller r. 2G;
des himmels einhürne
. . . suochte, keiserlichiu maget,
in diner schöz vil sanftez leger.
ich meine d6 der himelsjeger
dem undertän diu rlche sint,
jagte sin einbornez kint
üf erden nach gewinne
dO in diu wäre minne
treip her nider balde . . .
d6 nam ez, vrouwe, stne vluht
ZUG dir.
Konrad v. Wür/.burg goldene ftchmiede 2G5
W. Orimm.
f)) zur Verbindung mit zi vgl. die althoch deittsclien be-
lege für die Synonyma: zi nuzze. Graff 2, 1123; zi frumu,
zi frumun. 3, 646 ;
welch wttnne ein wip da mite hat
dag sl ir friunt s6 lange lät
an zwivellichen sorgen,
die sint mir gar verborgen.
ej ist ein unbescheiden site,
ir friunt verderbent si da mite
und süment guote minne:
dag wirt in dran ze gewinne.
Hartmann erstes büchlein i&92 Haupt;
vgl.: uns zi frumu wurti. Otfrid 3, 19, 25 t*. a., vgl.:
ze bösem gewinne da sin. Wigalois 1956; daz kom im ze
gewinne. Enikel weltchron. 3530; das komt uns ze ge-
winne. Stricker Daniel 5750; vgl. auch Oudemans 2, 667;
ein äventiure hie stät
ze solhem gewinne
dag ich in minem sinne
des vil gröge angest hän,
es muege iu alsam ergän
als eg allen den ergie
die noch her körnen ie. Hartmann Erec 7976;
ebenso 8013; ö'/mMcÄ Wirnt v. Grafenberg Wigalois ^h%8
(diu ze hohem gewinne stat). vgl. : ze frume gän bei Lex er
3, 550 und vgl. das spätere ze nuzze stän. 2, 126.
Q) zur anknüpfung mit durch vgl. : so t§t ichz durch geniez.
m7td.w6. 2,394"; durch vrumen, durch minenvrumen. 3,430*;
ich sage iu, frouwe, umbe waz
ich her zuo iu kernen bin :
ein teil durch iuwem gewin
und benamen durch iuwer ere.
mir erbarmde nie s6 sere
weder man noch wlp
als iuwer waetllcher llp. Hartmann Erec 3755 ;
doch inwiste ich [niht] war ich solde hin.
durch mines heiles gewin
sach ich ein vür, dar stünt min ger.
also bin ich gekomen her.
Berthold v. Holle Cran£. 786 Bartsch;
ebenso 4189 (die Verbindung ist oben schon aus dem Ore-
gorius belegt 1140), ähnlich Grane 3279 (durch prises gewin),
4505 (durch irer vroweden gewin);
als er dag buoch üf getete
nach des bischoves bete,
vuort' er den esel dar.
do er des buoches wart gewar,
dO greif er sä durch gewin
näcn dem haberen dar in.
Pfaffe Amis 275 bei Lamhel 28;
GEWINN I 3 (gewin hän, holen)
5876
ebenso Brun v. Schönebeck (de holt min cleit dorch
ghewinne) minne 101, s. ndd. jahrb. 30, 137'^.
»?)) ich bin s6 muotes rsege,
hei wag ich Isens vriege !
eg nseme der keiser für gewin,
vienge ich in niht und züge in hin
und Deschazte in unz an den slouch,
meier Helmbrecht 411.
6)) schon bei diesen präpositionalverbindungen erwiesen
sich einzelne verba als bevorzugte theilnehmer der fügungen,
so stehen (s. unter äne, nach, zu), fahren {ebenda), kommen
(auf, zu, durch), werfen (auf, nach), andere verba kommen
für solche Verbindungen in betracht, in die gewinn als
subject oder object eintritt und in denen die präposition
zur anknüpfung weiterer bestimmutigen dient, hier wurden
neben der präposition an verba beobachtet ivie sein, werden,
liegen, widervaren, haben, geben, finden, holen, eben
diese verba kehren auch auszerhalb solcher Verbindungen
neben gewinn imm^r loieder.
a)) zu den Verbindungen mit dem verbum substantivum
vgl. die älteren formein bei fruma (al thaz iro fruma was
Otfrid 3, 20, 186 u. a.) und die jüngeren bei geniesz
mJid. tob. 394''. besonders beliebt ist diese Verbindung in
den fällen, in denen ein Possessivpronomen zum .Substantiv
tritt, vgl. auch unter b)). aber auch sonst häufen sich
derartige Wendungen :
ich waene daz was missctän.
er unt sin frouwe riten hin
daz was ein sündehaft gewin.
Wolfram Parzival 522, 30 ;
ebenso (riterlich gewin) Wirnt Wigalois 574; Enikel
weltchron. 15831 (was im do ein boeser gewin); Stricker
Daniel 7308 (daz ist ein so getan gewin) ; u. a. vgl. awh
sp. 5877/8 ; zu gewinn als subject neben andern verbis vgl. :
sprach si : 'nu sult ir gäben,
und bringt mir balde min pfert.
miner reise ir slt mit iu gewert.'
dag dühte in freudehaft gewin.
Wolfram Parzival 512, 25 ;
ebenso 3. Enikel weltchron. 9208 (ein guot gewin); 26073,
18474 (ein schoen gewin);
da von wuohs zwfvalt gewin
WImäre, guot und Ire. Willehalm 176, 8 ;
ebenso 343,30 (wuohs dem jämer sin gewin); vgl.: da
wahset an ir frome. minnesangs frühling li,l\.;
welch ere disen zwein geschach,
d6 täten si ouch nach in.
sus huop sich ir aller gewin.
Moriz V. Craon 250 Edtu. Schröder;
we wie jämerlich gewin
tegelich vor minen ougen vert!
dag ich s6 gar ertöret bin
mit miner zuht, und mir dag nieman wert.
Walther 90,23 Lachmann ;
wem trawmpt, wie er lach,
dem widerfert go gemach
an dem gut ein grosser gewin;
das kunoet im des trawm sin.
Daniels traumdentungen 443 (z. f. d. a. 48, 529).
b)) gewinn als object neben verbis: zur Verbindung mit
haben vgl.: frumen hän. Lexers, 550; m/wZ. w&. 3, 430'';
wer möht ouch haben den gewin,
als ich von dir beraten bin
an höher minne teile,
sin lehn wsere drumbe veile,
und alleg dag er ie gewan?
Wolfram Willehalm 95, 11;
vgl. Erec 1620 (den besten gewin an lobe hän) u. a. ;
unt din gelücke hat gewin
din lant ist erloeset. Parzival 213, 10;
vgl. rittertreue 800 (iuwer kunft hän ich gewin; vgl. das-
selbe bei vrume Iivein 4133 u. a.) ;
se spreken werestu en koning der doghede
du ne letest so langhe nicht dine voghede
in ener voghedie bliuen
du ne scheidest se van danne driuen
unde setten ander lüde dar in
dat se ok mochten hebben ghewin.
Meister Stephan schachb. 2220 Schlüter;
eft di de woninghe wol behaghe (der stier des Phalarü)
vinstü dar inne ghut ghewin
so rop enen anderen ao dik in. 545 ;
ebenso 1048; vgl. Wolfram Willehalm 408, 22 (an prise
gewin holen);
5S77
GEWINN I a (rotn, ütn frcwin)
GEWINN 1 s (Mser, guoter gewin) 587S
dO wolden die dar Oie zao ir rriund«n »In dar in:
die nflmcn an den turnen vil kleinen rewin.
dA wairen die dur inne vil «eme riir den aal :
Üancwart lie; ir debeinen die »tiefen tt noch xetal.
NiMungen 1910, S Lofhmnnn;
vijl fnitna neman Otcriii s, 14, 16;
si wollen nit me worttra,
und taillen mit im.
er nam aeinen fewin
und bafund dan verkaulTen,
FHedrieh n. StktMbm MM JeUhttä;
vgl. evangel. Nieodemi 4115 (der helle neme ... im g«win):
vgl. Krrc tlfA (gewin begin); Wilhtlm v. Orltna flf41
(groMMcii gewin fflgen); Wühtlm v. Önterrneh «7*4 (gewin
erwerben); WigaloimvH (den gewin bejagcn»;
•in tachanze dicke atM vor in,
si gebent unde nemenl rewin.
Woi.^^RAM ParHvat 4M,«:
vgl.: fruina geban (Orrnin a, w, 87) i«. a. , andertr$*ih
vyl. Willnhalm IBS, 80 (an helfe einem gewin geben):
ao will ich «le bcxallen,
einem Jeden feben aein («wIn,
darbe! wirdt man erkhennen
daa ich dar herra bin.
volMir.l ,lrr HeUUlb. honOMkr. 84S M
Kotrp I. It:
si aprach 'nu Htert mich mit in bin.
weit ir teilen den irewin,
den.ir mit minne an mir bejayt,
mit laater ir; dA n&ch beklairt.
WoLfRAM t'artirat 510, aS;
(vgl.: friimcn teilen. Lkxkr 8, 5A0) eAenjro 44A, lo, dugl.
K. V. Ammkniia(;skn ackaehtabelb. 17978: *'jr^ auek oben
(atn gewin teilen) JCree saoi ; meUter Stephan adutek-
buch 4M6.
6)) tn diesen Verbindungen bedingt der tutritt de» po»-
aegni'pronomena twn eubetantiv oft hemerkrmnrerte Ver-
änderungen, vgl. da.i pronomm bei gpwin teilen, geben,
nemcn ; vgl. .• durch iuwcrn gewin , umme sin gewin.
manche ßlgungen ziehen ihren tresentliehen inhalt au»
solcher kenmeichnung de» mihject» «m gewinn durch da»
po.i.ve.Hsirjironoiiien oder entftjtrechenden genetiv'-
u)) ottwA vrende, dfn rewin
glt andm orte emirheD lAn.
Woi.KRAM WiUehtdm 167, 1«;
warumb er die hO Inn^e lie:;
an gewalt und an renie,:;,
die dA der lande phlAireh.
•X aolte wol betrAgen
afn wlaheit, het er gtioten ain,
wan ej wvr doch niht »fn gewin.
HsiNR. V. Bkrinokn »ekachged. 8879
Zitnmermann ;
idoch ist iommer al mtn ha;
rein wlben vollecllche la?;
bOch manitch vreiide kumt von in,
awie klein d& wirre nifn ^ewin.
Wolfram Pnrsival 880, 4;
vgl.: (loch was d& kleine ir geniez. mhd. vb. 8,894; was
ir vronie cloine. Lf.xkrs, .M»;
daz nie niemnn herquam,
wan der stn ende hie nam . . .
nft half doch "ot dem rehten ie ;
daz wurde villthte atn gewin.
der Stricker Daniel 1899 Roeenhapen;
vgl. WilleheUm 342, 86 (da wirt an prise dtn gewin), ebenao
PcrrifW 425, 12; Win»heke 6, S. nicht hflegt i»t die im
mittelniederl.bexeugteverbindung : in sijn gewin iet brengcn,
riß. VkMWIJS U. VbRDAM 2, 1912.
b)) diu wfsheit ist der scie frewin
swer vil von wtsheit welle euochen,
der lese an Salamonis buochen,
der ich leider niht enkan.
Lamprkciit tochter Syon 8815 Weinhold;
durch mtner ougen t^win
nnd durch got vftre mich ao hin.
riYa« patrum 8678 Frtnüie ;
e; w-as der gcste gewin :
dax si alle umbe ere striten.
deheine frAmchcit si veruiiten.
WiRNT H'igaim'» 198 Benedte;
ijrnau so 181 (der riter gewin);
du bist gewin
der herzecitchen minne.
lohffftang auf Maria »8, 18 (nch. d. a. 4);
dC waä der minnen gowin ;
diu minne rfchsent under in
und fuogte in grOjen tiniromach.
Hahtmank Lrec liC>ä; ?•;(. aarA 8398.
IV.
7)) m derselben riektung sielen auek eütige attrilnttire
adjeetiva: sonst trägt freiliek daa attribut neben gewinn
tn miUdkcekämittekar atU tsemg tur inäiritlualisierung
bei. m ühmnsiigtm di$ mllgsmrimiin bsgr^ßss
«)) «IB kw «r aeklere «we bekaal,
ww dag idk käse «BtsrM pin.
mta baau ■JaneeWefc {war. lewWefcen) gewta,
dM kal mir Tswifsa krall
■flüMlegaM wia sBIker rttandMft,
4*1 Mir im kas mi wiMst
WoMVAM r«atata» IM, M:
•wer abir 4m wialte sta dMrel aa werttUdMn ftwto
■Ode 4iek berra afkl * '
dar nftg Ast «wifsn
ndediek berra afkl Awbtot ae «r sieh t<rwi«het.
fai iaaer warU aMagalea.
,7 Mtmm n. a. (•. e);
darok 4iesa Iriladis« aewia,
a4m aMMlMil iMg MMgi«,
baal 4faMa galea TarasMia.
*))
H
rIMaa si slek 4a
aa4 aMcbaleal riüelM
4ie Wirte Ule rieh«
aa4 Mget** grnwn gewia
die da jebargot balea ia.
Hvoour V.
BMa ITAstelaa *. Ortaw MM
Jmmk;
das gleiche aekon ttrtiiml 78, 15: Freidank 147. S: eanain«
Burana 904, 88. «fl. Mtdb . hoher gewin Wigalois 9688: Ul-
rich V. Lir.ttrr.vinrr.tn/ratisndienst 404.6; vgl.: ean poant
Tan grölen ghewinne. Out>KMAN8 8.6M (bofhamflMirlBDa
». o.); mit »tarkem gewinne. Bretn», 9io7; niehswieham
gewinne. Iteein ISM; su klein in Verbindung mit gewinn
(r attek oben) vgl.: da{ er niht enruochet. wer d4 ton
stttrbe oder siech würde, daj ebt im ein kleiner gewin
werde. Bbrtiioi.i» v. RKnBnaBt'Ho 1.86 Ffeiffer;
vil Beb<anen gawla
bette sla seUaecbaft b«gfta,
de* Ia in nibi WBT« gellin7 HaktmammAwSTM;
ähnlich Jon. v. WOrzruro Wilhelm v. österreiek 8754
(prislichen gewin); ich bin sculdig in tcazgirida ... in
argheite, an vi:;idilinne, in betelAnne, in scantliebano
giwfnne. Bamberger glauben, denkm. t*. 806; diu selbe tflada
beißet gltikeit nich gaote, unrehte gewinne. Berthoud
V. RsOENSRURn 1, 898 Vfeiffer;
mich dunchet gfit, wir tön una ab«
der rftwe nnd riten andernwa;
ai iat ze noeem gewinne da.
WiRirr r^oMt IVM;
ebenso meister Stephan sekackb. aM, äknliek tTeo (en Icnuiek
ghewin); da; dftht ai ein gnot gewin,
wan ai h4t got l>er*t«n.
Janain Enikbl leeltehron. 9806 flfraart;
eben/io 16614; meister Stephan sekaekb. 1048 Seklütsr; 9gl.:
guot vrume. mhd. teb. 8. 489^.
b) »onderenttcieklungen innerhalb der gssekäJli(formen
der spraeke waren für gewinn »ekon im rorkergekenäem
tu streifen; es ist namentlick die reehtsspraeke . die «n-
adne vervmdungen enbrickelt und für längeren gebrauch
at^freckt erkält.
a) an der formet zu gewinn und zo Verlust war oben
die verbalkraß des Substantivs belegt und dar Übergang
tur saekbedetttung beaiadkiet worden (fid luansm at domi-
num); es liest sich au«k teigsn, wm der rsdtisausdrudc «eis
der poetischen spräche übsrnomtnen und dort weiter gebildet
wurde {vgl. sp. M7l). in rtektssatsungen und Urkunden kalt
siek die formet vom Freiberger stadtreekt o^. %eo sie tuerst
beobachtet wurde, unverändert bis ins \7.jakrk., hBehstrns
dost in der präpoäition. die als anknüpfungsmitisl dient,
'ein tcecksel eintritt (verdrängumg von zu durek not), doch
gAört diese netter^tng hauptsäcklieh dem km^fmämmiaeke»
»tü an, der die formrl ül-emimmt und wsU der swtopiacfcsil
den bedeutungsvsrsckiebung attek freier* geh mulk^/it aitw
entwickelt.
l)) die formet mit der betiekung auf die tntetkeidung
in einem recktsstreite.
a)) wanne wir lu reht nnd so urteil funden haben,
dni( die kure der stimme uff das furstentum und uff das
land der Marke zu Brandenburg und zu Lusitz, und uff
daz egenante kamer ampt also gegruntvestiget sint, daj
ir eines ane das ander nicht grxin mag. snnder sie
muer^en bi einander, in aller anspräche zu vnrhist
und zu gewinnne blieben, pfal^mf Ruprerkt 1S56 A<t
RiKDKi. cod. dipl. Brandenb. II, 8 «. S87; wir aein in auch
309
5879 GEWINN I 3, & (in der rechtssprache)
des egenanten geltg schuldig worden umb ir zehent
ze Aspang, die von alter gefürt sind worden in ihren
zehenthof an dem Wanch klein und grogg , die wir
von in darumb bestanden haben ze flust und ze ge-
wing von hinn untz auf die liechtmesz. urk. von 1377
s. monum. Boica 4, 479 ; were auch , ob ain gebaur seze
auf ainem gut, daz in ain ampt gehört, daz ain burger
in hat ze gewinne und ze Verluste, oder auf ainem gut,
daz ain burger gekauft hat ze jaren oder ze leipgedinge,
also daz er dieselben gut besetzt und entsetzet, der gebaur
sol daz selb reht haben, als ob er auf dez burgers aigen
gesezzen were. Nürnberger polizeiordn. 19 Baader.
b)) Frantzke Kessil und Smogil Juden, und haben
mechtig gemacht Abraham Juden von Opol alle ir sachen,
die sie zu schaffen und zu teidigen haben gegen Nickel
Dittrich, sie zu vortretin, zu vorantwortin uff gewin und
uff vorlust gleicher weise als sie selbir zu geginwortig
weren. urk. v. 1432 bei Meitzen urk. schles. dörfer 49;
(vgl. : sine clage offte sin antworde einem andern manne
in de band setten, te winne offte to vorlese, aus 1270
bei Westphalen monum. ined. 4, 2099) dem selben sol man
richten, als sich die richter danne erkennen zu gewinn
und ze Verlust, stadtrecht v. Wimpfen § 55 Schröder ; das
wir do unsern gesworn oberbotten nemlich Hanns Meyger
gantz volle macht und gewalt geben haben und gebent
in crafft des briefes zu gewinne und zu verlust und zu
allen rechten wie sich dann gehurt. Stra.9zb. urk. v. 1477
bei Schilter anlmng zu Königshof en s. 779; weilen viel
und schwehre rechtsfertigungen und andere sachen vor-
handen, die (so wohl zum verlust alsz zum gewin stehen)
grosse mühwaltung, Unkosten, unnd andere auszgaben
mit sich bringen, test. Georg Ludw. v. Seinsheims Nürn-
berg 1589 s. Schtcarzenbergisches stammregister (1659).
2)) mannigfachen Verschiebungen unterliegt die formel
in dem weiteren rahmen der allgemeinen geschäftssprache,
deren bedürfnissen die Verbindung von gewinn und verlust
entgegenkommt, vgl. auch zum. Sprichwort sp. 5888.
«)) in der form der präpositionalverbindung , die dem
Substantiv die verbalkraft am längsten wahrt (auf [zu]
gewinn und verlust), vÄrd die wendung vom kauf-
männischen Stil übernommen: gewinn ist der erfolg, Ver-
lust der misserfolg in kaufmännischen unternehmttngen.
im Übergang zur sachbedeutung wandeln sich die begriffe
erfolg, misserfolg bis zu der Vorstellung eines betrags, den
man gutschreiben oder abschreiben musz:
«)) und uff welchen tag di gewercken di kost mit ge-
meinem rate zu geben setzen und bescheiden zu gewinne
und zu Verluste. Kuttenberger Zusätze z. deutschen Iglauer
bergr. 38 Zycha; die vader des samenden güets ... ge-
brüke to gewin ind to verlies. Schichtung v. Cleve (l5. jahrh.)
bei Loersch tt. Schröder l^, 234 ; item daz ich Ott Ruland
enpfangen hab von dem Walthasar Ramstainer zu Nürn-
berg 200 reinisch gülden, die sol ich ihm anlegen zu gewin
und Verlust auf sein wagnuss. Ott Ruland handlungsb. 16
Hassler; auff gewin und verlust verdingen, ist, jemanden
eine gewisse lachter zahl verdingen , dasz er nicht eher
geld bekomme, bisz sie herausz geschlagen. Berward
interpres phras. metall. 21 ; vgl. auch sp. 5881 ; die rechnung
zur helffte auf gewinn und verlust ... da wir mit je-
manden in einem gewissen, nur eine Zeitlang währenden,
oder auf eine gewisse waare eingeschränkten handel zur
helffte auf gleichen gewinn und verlust interessiret sein
und ... zu ende der conto mit gewinn oder verlust ge-
schlossen , und entweder von dem einen oder dem andern
jedem sein theil zugeschrieben wird. Chomel 2, 1307.
ß)) wi« ßst gerade die äuszere form dieser Verbindung
dem sprachbewusztsein innewohnt, das zeigen mehrere Zeug-
nisse für volkstümliche und poetische Übertragung der
formel: der ehestand ist nichts anders, als eine hand-
lung, beruhet auch auf gewinn und verlust, das ist, auf
ehren und wehestand, dessen handlung-zeichen ist, bisz
euch beede der tod scheidet. Abele künstl. Unordnung
(l, 6) 1, 4«; etwas auf gewinn oder verlust wagen, hazarder
nne chose äperte ou gain. Rondeau Uu 3° ; ebenso Sch-wan
1,745'>; up gewinn un verlust en por spitzbauwen in de
luft scheiten . . . = aufs geratewohl mit dem ausdruck
•spitzbtibe' um sich werfen. C. F. Müller der Mecklenburqer
volksmund 87; den spielenden liguren der zeit in die
GEWINN I 3, b (handgewinn)
5880
karten zu sehen und selber zu gewinn und verlust mitzu-
spielen. GÖTHE zu Eckermann 1829, 13. februar;
ich glaube gern, dasz es ihm wohlgefiele
dem neuen herm. wenn ich die reichen lande
ihm sendete nach Schwaben . . . bin nun alt genug,
um auf verlust mich zu verstehn und auf gewinn.
Grillparzer {Ottokar 2) 65, G9.
b)) der Übergang zur sachbedeutung löst die Verbindung
andererseits von der präpositionalen Verknüpfung gern
wieder ab .- gewinn und verlust als engere Verbindung wird
im kaufmännischen verkehr mit mehreren verbis in be-
ziehung gebracht, denen es sich als object angliedert, vgl.
schon die frühzeitig in loörterbüchern verzeichneten Wen-
dungen: den gewinn und verlust tiberschlagen, lucri et
damni rationem inire. Henisch 1600; gewinn und ver-
lust verdingen. Mineropiiilus 259». dazu vgl.: dis-
pendium compendio farcire, den verlust mit gewinn
ersetzen. Denzler 565*'; gewinn- und verlustconto , in
der kaufmännischen doppelten buchführung das conto
zur aufstellung aller gewinne oder Verluste, welche bei
den ein- und Verkaufsgeschäften sich ergeben, oder auch
überhaupt zur Verzeichnung aller in und durch das ge-
schäft sich ergebenden gewinne oder Verluste. Thiel
4,430"; ein gesellschafter kann den rechnungsabschlusz
und die vertheilung des gewinns und Verlustes erst nach
der auflösung der gesellschaft verlangen, ist die gesell-
schaft von längerer dauer, so hat der rechnungsabschlusz
und die gewinnvertheilung im zweifei am Schlüsse jedes
geschäftsjahrs zu erfolgen, bürgerl. gesetzb. § 721. die enge
Zusammengehörigkeit der beiden substantiva zeigt sich auch
darin, dasz es jederzeit auffällt, wenn eines der beiden
glieder durch ein synonymen vertreten ist : so ist nun ein-
mahl die weise der groszen weltregentin ! glück und ver-
dienst, ausgäbe und gewinn, genusz und arbeit, scharf
und gleich gegen einander abzuwägen, ist ihres thuns
nicht. Wieland {Aristipp 3, 10) 35, 127.
3)) auszer dieser so bevorzugten Verbindung hat die
rechtssprache nur wenige ähnliche formein entivickelt,
die überdies nur spärlich zu belegen sind: es ist
auch mehr geredt, ob unsz der vorgenannter herr der
bischoff ahn den sachen nit völliglich, oder nicht end-
lichen seines rechten gewiesen werden, oder die weissung
oder uhrkundt ahn etlichen sachen nit gehaben mögt,
oder sich leicht nicht verbietten wolt , da ihn doch
dünckte, das sein gottshausz recht ahn hett, dasz sollen die
sieben verrichten nach einer ehrbahren kundtschafft, jet-
weden theill zu gewinn und zu fleisse. Ingolstädter urk.
V. 1305 bei Falgkenstein cod. dipl. antiq. Nordgaviensium
(J733) 130; dass vermittels göttlicher hülf in denselben
bergwerken mit nutz fromen und gewinn gearbeitet möchte
werden, urk. v. 1538 s. cod. dipl. Silesiae 21, 64 (»lo. 532);
allain zu irem aignen nutz, forthail und gewin, dem armen
gmainen man aber zu sonderm abbruch, nachtl und scha-
den, weisth. V. Kiifstein (l7. jahrh.) s. österr. weisth. 2, 24.
ß) landschaftlich begrenzt, aber vom engeren gebiet aus
doch auch in die allgemeinen schnftform.en der rechtssprache
übergreifend ist eine bedeutung von gewinn, in der das Sub-
stantiv den Verbalcharakter besonders deutlich und kräftig
erhalten hat. schon bei gewerf (vgl. oben sp. 5625) war auf
handgewinn aufmerksam zu machen .- begert vom herm off
seinem scholtisz' dat guidt zo hand gewinnen ind werven
. . . und vur dat handgewin sali der man ind vrawe, die
op den hoeven wonen geven gelick. hofrechte zu Ekel
(1500) weisth. 3, 63; vgl. auch: gewin en gewerf. Verwijs-
Verdam 2, 1913; gewerf u. hantgewin. Schiller-Lübben
2,105*" mit berufung a«/WoESTE: 'unter gewin verstand
man auch bis in unsere zeit die bei sterbefällen des
lehnsmannes oder nach herkömmlicher bestimmter frist
eintretende neue belehnung mit einem gute ; es war eine
mit einer abgäbe verbundene anerkennung des erbpacht-
verhältniszes.' (die stelle in Woestes wb. und in dessen
Volksüberlieferungen der grafschaft Mark nicht enthalten),
vgl. gewinnen und gewinnbrief.
l)) die einschlägigen belege für gewinn, die auf westphä
lische rechtsdenkmäler beschränkt sind, lassen im gegensatz
zu der allgemeine^-en Verwendung des verbums die besitz-
erwerbungen ausschlieszlich aus der forin der pachtung
hervorgehen: dat ich . . . unde min echte wif . . . hebben
ghewunnen den hof to Syverdinch husen . . . mit alle deme
5881 GEWINN I s, c (bergmännische spräche)
GEWINN I «. a (in der hibeJÜbers) 5882
lande dst dar to behorel to eim« lantrechte Ui tw«lef jaren
. . . wnre ok dat wi storven binnen desnen vorpenanten twelcf
jarcri ... so Bai unue gbewin quit ledicli ini<le los weaen
Bundor imans vorder annprake. ttrk. v. 1486 bet Ski iikkt/ urk.
buch V. Weatfulen S, 664/6, eteiwo »tmiutarreehie v. Hilden
ebenda ü, W; nae/Urag tur Soesisr »ekras ilbsi) t. 41t; hcdde
«!in hnrger van eine gaste lant geirunnen vor ene pacht,
<lo ho cnio kummerlos hedde gelovet to anlwordene, dat
Innt en mach numment vrcdelois leggi*n, dat dem borger
hinder an »incni gewinne. Dortmund atatuten %tbFirtn»
doijf; oick is incn . . . eins geworden , so« wei van der
Htul enige pcchlinghe eder gewin an kempen, lande,
Kaninn eder sus andcrtt hedd, ind up kcmtmiis« neit en
hetnillde, sali dei ronlnicxtrr aiHdan Icriit macht bebben
cinori anderen dei pcchllhonge to doine. tcilUtikvm im
»tadt Dorsten (16. jahrh.) a. >. d. ver. /. gtaek. u. alter-
thumnkunde We»(falena l.tm; gpwin . . . Ao«/. paehthiM/,
pachterij, landbuuuxrij. SciiUKHMANS löA*.
•i)) «v wird ßowinn in einer tcest^kälisehtn rtehta/ormel
alt contraatheyriff dein kauf entgegengtatttt (vgl. jetit miete
a. (/.): Ula civitua (in Weatphalia) quae dicit. kaulT gehet
vor gewinn, emtione venditione loeationia' eontraetum es-
tinf/iii putat: haec fua« asatrU, gewinn gehet vor kanff,
nenuanuain i. KuDINiiKIt obaurv. jur. cMiim. (1611)146: «o
arhvn Wkiinki« obaervat. IM, ebenso Hkniscii 1601, u. a.
tgl. auch Wandeh 1. 1666.
y) auch eine bemerktnsteerU btdsutungsvsrsngerung I4ati
diereeht«H]nache belegen: gewinn, der ertrag aus geldbussen,
pcwin i» brUche, brUchte: sali hoegor dan funlT marck
(:ct)rucht haven. item durch klagten, dat eimo undersaiss
Kewalt geschiehtworo, dairuifls unsom g. 1. hercn etc. gewin
unstnin ninichte, sullon die parthirn unvcrzoichlichTur dat
recht bescheiden werden und des rechten crwarthen. land-
recht V. Jülich (l, 1») (l687) in Lacombleta arehiv l.llS.
c) die bergwerkapraehe seitigte am aubatantiv nur eine
rerenge>-ung dea begriff a ertrag (vgl. die reichere etihrick-
lum beim verbttm); und was er gewinnes mit mittel-
mcHsigem eisen unter sich czu im geczihen mak. das
Bchol im czu nucze gefallen (et quicqtiid lucri ferro me-
diocri »ubtxta ae contrahere poterit). Jglauer atadthandfeate
^\X bei Zycha 6; darnoch in den wirdigen hochczeiten, als
gcwonlich ist, noch dem gewinne der silbergruben den si
vor Roin, so sol man si, als vor geredet ist, mit einer be-
i|ucmlichcn steur und hülfe, nicht mit ercze, sunder mit
plionnigcn troi*ten (jua:ta Utcrum argenti fodinarum).
Jglauer iua regule montanorum 87 Zycha; es sagend weiter
die bergkwerck sch<en, das der gewin keinen bestand
habe, lobend derhalben den ackerbaow über die massen.
Georg Aoricola voth bergtcerk (l) deutach v. Bkchius
(1657) 8 ; vgl. dagegen den allgemeineren weiteren begriff »w ■
wan sotan urburer di suchen in irem schaden gewin und
meinen mer ein raub czu haben den ein stewr von armen
leutcn. Jglauer iua reg. mont. 63 Zycha u. a. vgl. sp. 6896.
i) atatistik.
a) die bibelüberaetsung läazt für tnuer aubatantiv einen
der selteneren fülle erkennen, in detten LtTiiKits apraeh-
gebrauch den Wortschatz der neueren spräche nicht beein-
flussen konnte. Luther liebt daa wort gewinn in der
engeren benehung auf geldericerb und geachüjUiche vor-
theile nicht, er führt dafür mit Vorliebe das eoneurrens
wort geniesz (a. d.) ein, daa spätere übersetser wieder be-
seitigt Jtaben. und wo er an die »ippe unaeres worisa sieh
hier anlehnt, bevorzugt er nebtnformcn wie gewinnst.
a) die icen igen fülle, in denen Luther, überrittatiwunend
mit früherem und späterem gebrauch die form gewinn
netzt, betreffen:
\)) übertragene bedetttung: denn Christus ist mein let>en,
und sterben ist mein gewin. Luther i l'hilipp. w(rd dno-
\)-arfiv xipäoe; gaswiltangawaurki. lli.i'i las; ein gewinnen
in der ältesten bibel, ein gewin seit Zainer, mein gewinn
bei den späteren, s.u. 11,3); was mir gewin war, das hab
ich, umb Christus willen für schaden geachtet. Luther
Philipp. S, 7 (gawaurki, xe'pitj; gewinn bei allen iihrigett
übersetsem); in der stelle: es ist aber ein grosser gewin,
wer gottselig ist, und Icsset jm genllgen. i 7Vmo/A. 6. 6
(gawaurki, no^ioudi, gewinn vor und nachher) hatte
Luther tuerst geniesz eingesetzt (so Dibtenbkrger und
Züricher bibel, vgl. erwerbsquelle bei Weizsäcker).
t))>lir Sie m§mHiehe bsdeuMamf wm gelderwerb und
gesehlflBTorlheil hraueht Lt'Tiien das aubatantiv ganz
»elten .' unnütze schweizer und vcrfürer . . . die da gantze
heuser verkeren. und leren das nicht taug, umb sehend-
liches gewins willen. Luthkr i. TV/ 1. 12 (in faihu gair-
neins Ulkilas, aio-/ffoC uifSovt. unreinen gewins. EoflB-
•TBYN u. a.; schendIlichM gswina. Em«rr m. «.). äie
fleidte Verbindung i l'etrt ft, f (#. unter gewinaniebt): «Im-
so in Varianten su 1 Tit. 1,7:1 TVmoM. t, t; I, • (nsiim ■!»•
ehrliche hantierung treiben).
9)) dagege» bmßormtft hier Lutiikm diafsrm §nrimuHß.4.)
vgl.', denn aiiMr mU namcn D«ineU{iM «fai toUaokmid.
der maehat der Dteaa •ilbarn« tempel. ond wwMtot dw—
vom handwarok niebt garlnfsn gewinst lo («w. fNrwb).
Luthrh apotkifeeeh. 1*. M {«4» iid/fiv tgymmUtm, ntt falfaWl
gewinne Mkntrl m. a. geniesz. DirrsiinEROBft, Emsbn,
KcK); ty/. auch: sie haJtan auch dai mensclilieb
für einen schertz, und miiioliltohen wandet für
jarmarokt. geben für, man mSiM allenthalben gevfiMt
suchen, aooh dareh boM stoek. Lutiieh weish. Sota
monis 16, It {eomversationem vita* eompoeitam ad lucrum.
si oporier* . . . «x wuUo meqmiti% fßtttMi *t dem gevin
. . . gewinnen von dem oM. looMiat» «. a.).
ß) §sgen die ührig» MaitUmmlimM ßthrt Li'tiiku äi$
form gewinn im ein^ni» mmuAmqfmttm ein.
D) einmal im falls eium amafupnitktmm momen acH^mis:
und umb seinen gewin, gewerbe und hantirung. daa wol
gelinge, bittet er den. so gar nichts vermag. Lutiikh
k«mA. Salomonis U. 19 (von der gewinnunge. EooimtTII
M. a.; van toe vericrigen. niederd. bibel; in aUem dem
daa jm zehanden gadt. Züricher bibel, Dibtbiibkrobr,
Ei:k: wegen de« erwerbe. Kautzscr. de ae^mremäe).
») zweimal fiir sadtbedeutung im sinne nm beute
(glUcksfund): stritten die könige derCananiter zuThaanach
am Wasser Megiddo, aber sie brachten keinen gewin da
von (rar. geldgewinst). Luther riehter 6, 19 (niAi/ ttUere
praedantes, raub. EoassTETN u.».; beute an silt>er ge-
wannen sie nicht Kautzsch); bedeutsam eredkeini äer
zweite beleg, der das Substantiv in einer volkstüaUiekem
Wendung einführt, die vorübergdund weite Verbreitung
fand: er küsset einem die band, die weil man jm leihet
. . . aber wenn ers sol widergeben, so verzeucht ers, und
klagt seer, es sei schwere zeit, und ob ers wol vermag.
gibt ers kaum die helifle wider, und rechents jenem für
einen gewin zu. vermag ers aber nicht, so bringt er jenen
umbs geld. Luther ^yrocA 19, 7 {coatputabU illud quasi
inventionem, rechnet es als ein vindung. EooBSTBTN m. «..■
der wird es für etwas gefundenes ansehen. Kautv.mch).
y) ein in der älteren biheluberaetiung iMiches gewinn
wird bei Lui iiEn durch andere ftigungen (zu Jacob 4. IS,
s. unter gewinnen) oder durch Synonyma zurückgedrängt ■
1)) dorumm es ist besser zwei zesein entzampt. den
eim : wann si habent den gewin ir geselscbalR. jiiafifi
4.9 Koobstetn; ebenso Koburoer u.a. (sie genieeaeB
doch irer erbeit wol. Luther); der trieglich vindt nitt
den gewin: und das gfit de« menschen wirt ein werd
dez goides. sprücJte Sal«m. IX. V7 Eooestetn : ebenso Ko-
buroer (eim lessigen geret sein handel nicht, aber ein
vleissiger mensch wird reich. Luther).
9)) si massend die eiiMurmd zesein den gewinn, i 7\mo/JL
6.6 Mentel, Eooestbyn u. a. (gottseligkeit sei ein ge-
werbe. Luther: tar.: sei umb geniesz willen); was do
ir herren gesachen, daz di Zuversicht in gewinz was
ausgegangen, apostilgesth. 16, 19 eod. npL u. a. {tixii i^
ipyaoiai ; irs geWitUMDB ÜENTBL«. «. ; gewtu ZaI NBR W. a. ,
da die hoffnung Jrea genieß war ansgefaren. Luther);
di da gab groeain gewin iren herren mit der zanbemus.
mpoststgeseh. 16. 16 eod. Tipl. u. a. (trug jren hcrm viel
genies su mit warsagen. Luther); und warum gabt du
nit mein gut zu dem wucber. und so ich wer kamen,
ernstlich ich het enphangen daz mein mit dem gewinne?
Luc. 19. 93 cod. Tepl. (gevorderet mit dem wuchere. Be-
heim; hatte iobs mit wucher erfoddert. Luther).
9) zum vsrdrimgen dea attbatanfiva in der neuerem bibel-
Übersetzung vgl. .-
1)) sprach der herr, ich will ihren gewinn dem herren
verbannen. {Micha 4. u) Piscator ank. z. bibd 5U (ir gut
Luther).
369*
5883
GEWINN I i. b {huchungen)
GEWINN I 4, h (bucJiungen)
5S84
2)) was für gewinn hat der handelnde, womit er sich
abmüht? Kavtzsch prediger 3,9 (was hat der mensch
für bas von seiner arbeit. Eggesteyn u. a.; man erbeit wie
man wil, so kan man nicht mehr ausrichten. Luther);
ehenso prediger 1, 3; mehrt sich das gut, so mehren sich,
die es verzehren, und welchen gewinn hat sein besitzer
davon, als den anblick? prediger 5, 10 Kautzsch (und was
geneusst sein der es hat, on das ers mit äugen ansihet?
Luther; und was nutzt es den besitzer. Eggesteyn u. a.);
als ich aber hinblickte auf alle meine werke, die meine
bände gewirkt, und auf die mühe, die ich aufgewandt hatte,
sie auszuführen, da befaTid sich: alles war eitel und streben
nach wind, und es giebt keinen gewinn unter der sonne.
Prediger 2, n Kautzsgh (siehe, da war alles eitel und
jamer, und nichts mehr unter der sonnen. Luther;
und nichtz zfi beleiben under dr sunn. Eggesteyn;
ebenso Koburger n. «.); wer in rechtschaffenheit wandelt
und die Wahrheit redet, wer erpressungsgewinn ver-
schmäht. Jesaia 33, 15 Kautzsgh (wer unrecht hasset
sampt dem geitz. Luther; der do verwirfft die geitig-
keit von der nitzicht. Eggesteyn u. «.).
b) in den Wörterbüchern ist das Substantiv nicht blosz
von einer lückenlosen Überlieferung getragen, sondern auch
mit einer ungewöhnlichen ausführlichkeit beschrieben, die
fülle und reichhaltigkeit erschöpft jedoch nicht so sehr die
Vielseitigkeit der bedeutungsfärbungen, sie zählt sprich-
wörtliche redensarten (s. tmter c) und feste Verbindungen
(s. II) auf, die mehr für die gesteigerte Verbreitung eines
und desselben engeren typus zeugen, wol loeisen auch über
diesen engeren rahmen einzelne ältere feststellungen hinaus,
so gelegentliche Zeugnisse für die verbalkraft des Substan-
tivs im gegensatze zum collectivbegriff und der sachbedeu-
tung , ebenso einige hinweise auf eine breitere grundlage
der letzteren im gegensatze zu der engeren richtung auf
geldinteressen. im allgemeinen aber arbeiten die vocabu-
larien und die deutsch -lateinischen loörterbücher immer
ausschlieszlicher die bedeuttmgsverivandtschaft von gewinn
mit den lateinischen begriffen lucrum und quaestus heraus,
die sich ihrerseits tuieder in einzelne xmterbegriffe spaltet.
aUfCh in den fremdsprachlichen Wörterbüchern bedeutet der
zutritt italienischer, französischer und englischer syno
nyma anfangs kaum, eine erweiterung des rahmens, eher
eine belebung des schmalen inhaltes durch entwicklung
der Unterarten, am ehesten läszt sich aus Henisch,
namentlich aus dessen sorgfältiger aufzühlung des formel-
Schatzes, ein annäherndes bild gewinnen, wenn dem gegen-
über Stiei,er durch ungewöhnliche dürftigkeit überrascht
(für das verbum ist er weit mittlieilsamer als für das
Substantiv), so zeugen doch gerade die wenigen angaben für
treue beobachtung; die knappe Zeichnung erweitert den be-
deutungsumfang . dieser eindringenderen beobachtung, wie
sie vom boden der Sprachregelung aus und im dienste der
neu auftauchenden Synonymik versucht wurde, bot auch
der thatsächliche gebrauch des Substantivs im wandet, der
entwicklung neue Seiten dar. die engere Verbindung von
gewinn und nutzen war mehr in den hintergrund getreten,
im neueren vielseitigeren Sprachgebrauch machte sich die
ledeutungsverwandtschaft von gewinn und vortheil geltend,
in deren annäherung und in deren abgrenzung für den
begriff gewinn sowol aus geschichtlicher betrachtung als
axich aus statistischer beschreibung ein imtner weiterer um-
fang erschlossen nnirde. das ergebnis dieser bemühungen
liegt in den fast erschöjjfenden angaben Adelungs vor.
neben der abgrenzung von gewinn und vortheil ist in
den neueren Wörterbüchern auch der versuch bemerkbar,
gewinn gegen andere ableitungen aus derselben sippe ab
zulieben, auf der einen seile gegen nomina actionis wie
gewinnen, gewinnung u. a. {s. unten), auf der anderen seile
gegen erweiterungen wie gewinns, gewinnet und gewinst
(s. d. und vgl. unter i). die letztere form hat TMmenflich
in den mundarten wurzel gefa,szt, vgl. -. winst, gewinst Dan-
neu, wh. d. altmärk.plattd. mundart 247; gewinst Bauer
{Waldeck) w^\ dagegen vgl.: gewinn (gwing) Schmeller
Z''. 931; gewenn Hoenig w6. rf. Zöiner mrfa. (1905) 65"; vgl.
awh : gewin friesch woordenboek l, 455». bemerkenswert ist
die festatdlung von Lenz, der wol das verbum (gewinnen),
nicht aber das Substantiv im Wortschätze des Handschuhs-
htiiner dial,ectes («. 28») findet.
a) derfunction eines nomen actionis werden die buchungen
kaum gerecht, doch lassen einzelne si,e belegen oder erschlieszen.
l)) in bezug auf kämpf, rechtsstreit , spiel iM eine
solche lexikalisch kaum gekennzeichnet, eine ausnähme
macht Emmei, {silv. quinq.'^2^), der für gewinn neben
nutz , gesuch , vortheil auch eroberung bucht, ebenso
merkt Stieler 2544 in seiner knappen skizze für gewin-
nung, gewinnen, gewinn, gewinnst neben lucrum, quaestus,
proventus, reditus auch victoria an; Adelung führt a?i be-
treffender stelle verbalformen auf: dahin gehöret auch der
Wettstreit vor gericht, wo derjenige gewinnet, dem vor
gerichte das recht zugesprochen wird, den prozesz ge-
winnen, er hat seine sache gewonnen, oder er hat ge-
wonnen. 2, 664. d«,s Substantiv wird an anderer stelle mehr
verdeckt eingeführt : doch kommt zuweilen der gewinn der
Schlacht, der gewinn des groszen looses ... in derselben
{bed,eutung, nämlich für eine 'handlung') vor. 2,662; vgl.
auch Hey'Natz antibarbarus 2, 56; vielleicht darf auch die
gleichung der gewinn . . . das gewinnen (Campe 2, 363'')
zum theil hierher gezogen werden.
2)) für den allgemeinern begriff erwerbung reichen die
buchungen weit zurück : captura, ein anfange oder gewinn,
qucestus. Dasypodius E4''; ein fang, losung, gewinn oder
ding darnach einer stelt. SERRANUSdS*; capitur, fang,
nutz und gewin. Simon Rot Co''; acquisition, erlangung,
gewinn, uberkommung. B2*; kein besserer gewinn als
ein gab oder geschenck. Henisch 1329, 26 (acquisito,
vgl. auch Wander 1, 1657) ; inhonesti lucri captura, schänd-
licher und elender gewinn. Matthiae l, 212*"; der gewinn
...die handlung, da man etwas gewinnt, d. i. durch
arbeit, durch bemühung erlangt ... in welcher bedeu-
tung es nur selten gebraucht wird. Adelung 2,662; the
act of gaining or winning. Hilpert ii, 1 s. 464*'.
3)) früh bezeugt ist hier auch die engere beziehung atif geld-
erwerb; gewinn tritt dabei in engste berührung mit gewerbe
(vgl. auch oben zu Luther), eine parallele, die nur vorüber-
gehend vrirkte (vgl. oben sp. 5504) : gewinn oder gewerb. Dasy-
PODiusEe7''; ebenso SerranusXs''; Garth-König (1658)
620* (in der ausgäbe von König 1668: gewinn, nutz s. 966^);
dazu vgl.: qumstus, gewinn, gesuch, nutz, gewerb, be-
gangenschafft, handthierung. Dentzler 640''; gewerbe,
handthierung, nahrung . . gewinn, nutz. Matthiae 1,1105'';
gewinn und gewerb, commercia, negotiationes. Aler l, 936*'.
ß) auch der eigenschaftsbegriff , der ja in gewinnsucht
eine eigene prägung gefunden hat, rmrd toie in den glossen
(vgl. sp. 5868), so vereinzelt auch hier unserm Substantiv zu-
gesprochen: der gewinn . . . zuweilen, obgleich selten, auch
die begierde nach gewinn; dem gewinne ergeben sein,
s. gewinnsucht. Adelung 2,662.
y) die sachbedeutung.
l)) in der beziehung auf kämpf und spiel setzen die
buchungen hier mit einer ausnähme erst spät ein, erweitern
aber die neueren angaben durchweg durch breite ietonung
der bedeutungen siegespreis, kampfpreis, spielgewinn:
praemium, sold, Ion, belonung, gewün. Frisius dict.
(1556) 1042»; gewinn, so auff schiessen, lauffen gesetzt
wird, bravium. ders auffsetzt. brabeutes. Aler 1, 937»,
vgl. auch Kirsch, M.\tthiae; prcemium, ein lohn, Ver-
ehrung, beschenckung ; preisz, eines siegs, Verehrung,
it. geschencke, gewinn oder kleinod. Sperander o la
mode sprach der Teutschen 494"; ebenso (lohn Verehrung,
preisz, eine siegs-verehrung u. a) Matthiae i, 1047»; ge-
winn, prix, recompense. Rondeau 2, UuS"; gewinn, signifie,
belohnung, preis; le prix, la recompense. Schwan 1,745";
der gewinn ... in einigen fällen auch der preis, die
prämie. der gewinst. Adelung 2, 663; zuweilen wird ge-
winn auch für ausgesetzter preis (prasmie) gebraucht.
Campe 2, 364»; ebenso Heinsius 2, iST^ ; prize Hilpert ii,1
s. 464«; der gewinn . . . was man in einer jeden art von
Wettstreite gewinnet oder gewinnen kann ; wo von mehrern
individuis dieser art auch der plural die gewinne üblich
ist. Adelung 2, 663; der gewinn, um welchen gewettet
wird, ebenda; die gewinne in einer glücksbude. ebenda;
die gewinne in der looserei. Campe 2, 364»; der gewinn . . .
was man im spiele gewinnet; der gewinst. Adelung«, a.o. ;
so heiszt auch das, was man erlangt, wenn das spiel, eine
wette etc. glücklich ausfällt, der gewinn. Campe o. a. o.;
[in gaming or bettiug] winnings. Hilpert ii, 1 s. 464«,
5885
GEWINN I ♦. b (buchutiffen)
GEWINN I «. b ibuchungen)
5886
»)) rf«« allgemeinen begriff de$ ertragii laeiten di* ÜUeten
und jUngaten buchungen übereinatitMnend au» mühe und
arfjeit hervorgehen: gewinn der arbait and der mae, ««mIm-
vw.ntwn. vocab. ine. teut. i H*"; gewinne, /Montm oder
fruclit arboit, emolumentum. voeab. theut. (Nümbtrf IMl)
M 5; emolumenlum, nutz, und gewinn den man aou der
urheit erlangt. Dabypouius Li*, »beneo SKRitANUH hl*;
vgl. DiKKKNitACH 900*; vgl. auch die puralUU mit fruetu»
unttr anderen angtiben von Dkcimatoh eilva vocab.; der
piowinn . . . alles was man gewinnet, d. i. durch arbeit
und bemtihang erlangt, oder erlangen kann; wo et in
der weitesten bedeutung nur noch in einzelnen (lUlen
gleichfalls ohne piural üblich ist. AuKLUNu t, OM; das-
jenige, was man gewinnt, was man theils durch arbeit
und beniUhung, theiU durch glücklichen sufall erlauft
Campk li, sesV-; ähtUich Hkinsius s, «M**; V01.I fewio.
wat man met arbeid of bedrijf Terdient /rieteh teooräen-
boek 1,466^.
8)) von der tonderentteieklung de» begrifft» itmorluUb
einielner atandea- und bentfaapraehen (vgl. ap. MM) ntkmin
die. buchungen xcenig kenntnia: gewin. lehenzcttel, athed%da
tinphyteuHca. Hkniscii ifiW.
4)) im mittelpunkt der äUeren buekungen, die den begriff
durch lateiniache parallelen eingrenaen, ateht die engere
Iteaiehung auf geachtiftavorikeiU und gelderwerb: für nie
bieten aich als nächstliegend die biläungen lucrum, quaestus
dar. die bald allein, bald unter autritt ähnlicher — vielfaek
auch engerer — Itegriffe die entapreehenden buchungen be-
/wrrachen.
«)) /t^^ <ii^ begriffabeatimmung dienen lucrum, quaestus
alu einzige aynonyma: gwün, quaeatua, huQua quaeatua.
Khisii's dict. (l&M) 108*. ebenso Maaler aoi« (unter gwUn;
anders I8ü* unter gewün a. u.); gewinn, eigennutz, guaestua.
lucrum; Calvisius thee. lat. aertn. 089* (andere SlO* s. u.);
ßüwin, btcrttm, quaestua. SchöNSLBDBH 6^; gewin, luerum.
C Skiuf.i. port. lat. ling.T; gewin, nuts, quaeatua (qui
mercantur et que.itum meditantur) 198'; darw vgl die an-
gaben der lat. detttsctien Wörterbücher: queatua, gowiit in
vocab. d. Ut.jahrh. bei Dibhknuacii ♦?»•. VerehaKoS Ba»;
lucrum. gewinn, gewin, gewUnn bei CholinusFrisius,
Frisius, Dasypodius, Skrranus, Garth-KÖniu, Könio;
zu Fabbr, Dkntzi.kk, Cami'k «. t«. daau vgl.: luerum.
der nutzen, fUrschlag, gewinn ... so nach abgezogenen
Unkosten und schaden ttbrig ist. Spkrandkr a la mode
.y/*/«rA der Teutachen 856».
b)) der kreia der lateinischen parallelen wird durch beatim-
mungen enoeitert, die einen bedeutunymtnterachied sunaehen
lucrum und quaestus erjtennen lasaen und verti^en.
a)) dem allgemeineren begriffe, wie ihn lucrum vertritt,
at^ett atich bildunyen nahe une die folgenden, vgl.: ghewin,
(juaeatua. luerum. compendium. emolumentum. eommodum.
Kl i.lAN U7'; ebenso (ohne daa letzte) Stbinbach 2, loü»; das
gUiche bei Aj.kk, Kirsch, Mattiiiae (mit n^fügung ron
praemium, brabeuni s. o.), ebenso gewinn, luerum. quaeatua,
emolumentum. Frisch 2, 4öi*; gana ähnlich Hkukricii
1, 1 t28jf. unter den neu xugetretenen terminia iat enicilu-
mentum achon obeti ala ertrag aus arbeit (gewinn und
nut7.) aus den vocab. und älteatenwOrterbiichem belegt. Md
über streift der begriff diese beaiehung ab: boni nullo rmo
lumento impelluntur in fraudem, frome leute lassen sich
keinen nutz oder gewin zu triegerei vermUgen. Farer
276»; in ähnlicher Verallgemeinerung: emolumenÜ, nutzes
und gewins. ebenda; dazu vgl.: emolumettttim . . . nutz,
gewinn, profit. Dentzi.er 888»: ^er»au*o Matthi ab l, 4«»*':
emolument, nutz, förderung, gewinn, protit, einkünfle.
zuträglichkeit. Sperander; daa gleiche bei compendium:
qtuteatua et compendium. gewün und fUrschlag. Cholinus-
Frisius isa*; compendiufn, ein erspahrung, gewinn, nutz.
Dasypodius Bb4'*; ebenso Skrranus t.l''; compendium.
ein gwün oder vorteil, oder ersparung zits. gÄlts, arbeit.
Cholinus-Frisius ^8a^ ähnlich Frisius dict. (ir.66)ie7*:
(gewinn, vortheil) König 2S4*; daau vgl.: cotnpendium. ge-
winn, vortheil, erspahrung der zeit. Matthiab l, SOI*;
comnwdum. ein nutz oder gewün. Frisius dtc^ (ifiM) SSI'
(vgl. nutz oder fug 6« Cholinus-Frisius 178''); ebenao
Dasypodius, Serranus, Könio. Matthiab.
,5)) de» engeren begriff, der sich an quaestus gerne haftet,
kennzeichnen Irildungen icie focnus, usura, fructus, pro-
rentustt. «.; gewOnn, nuts, fuaeatua. foentt». eemmodum.
lucrum. Maai.kr ito* (fbenao mit aufügung von osnra und
aucupium) DAHYi>0!iiuiiTt4*; DwctUKTORaüvav<Kab.(fagt
fructus, atilitaa, ttdfSo« kinau) V t^; fruetu» pro eujua vi»
rei proventu, nots, gewinn. Amor. Rbtbbii Am/t. rom.teut.
t, 974» : fruetu», nati, gewiiw. profit, Tortbeil. Matthiab
1.6M*: foenerato.adv., mit wficber und gwfln oder öberautz.
CnoMNue-FniaiVM (IMI) it?*; aben»o Fnisiue diet. 'tiM)
ft75^ ; eben»o vgl. gewinn unter foeniu (wacher, ub«matz)
und unier oaara bei Dastpodio*. Skhhanus, Fhiniui,
Verbpakub, Simon Rot, Dbntxlsii, Matthiak u. a.
e)) unter den deuttehen »ynimyinen. die in den älteren
buchungen den lai»ini»eÄen paraUeUn beigefugt aind.
fordern vor alltm »taei beaehtung. di» »päter ganz ver-
drängt w»rd»ns geniMz %uul nutx. geniees mriritt di*
atlgemaim» bedmttlutf vom laeram, natz mtkr 4i§ mm
qoaeetai; vor atUm vemtft e» in der gegenüb»r»taOuu§
mit genieitz seine bedeuktng in der riehtung auf zins
und Wucher (aonat auch vmiitten dftrch abemutz): nutz,
geniesz, frommen, gewinn, vortheil, uHlitaa. utiie . ..
compendium. luerum. Caltisiun 810* [de utüitate). daau
vgl.! luerum. quaeatu», geniee, gewin. Fabbr (ia71) 4M*:
gewin, gewinst, geniees, Tortheil, geniesz, geeaoh, ein
glfiokieliger aongang, «wrea*, luerum, lueähim, fiMf/itf.
eommodum. eompendium, emolummUum, ßmittt, uHMm»,
u»ura. Hrnisch 1099. daau vgl.: der gewin oder Teriost
so an geld inn desxelhen rerwechszlong gewannen wirdt,
eoUgbua. foenua. ebenda.
6)) di» »päteren buehungen — fremdaprmeklieher und
deuteeher gattung — fulirm di» gteieben bodmttungeunter-
»ekiode in netten formen fort, xunäeket treten an »teUe von
geniesz und nutz (im engeren ainne) awei lehnworte au»
dem (latein.) ital.: interesse und profit; vgl.: in summs
Interesse , ist nichts ander . . . denn der schad , dareia
der beklagt die klage gffirt . . . annd darzA der abftang .
oder die versaumnos des nutz und gewins, den er klager
. . . hctt gehaben mOgen. Simon Rot Hb*; im gemeinen
leben hat man fUr den gewinn im handel und wandet
viele, oft niedrige, oft aber auch possierliche nahmen,
welche zuweilen den begriff des unerlaubten mit bei sich
führen; dahin gehfiren protit, beschores, schma. jaz u. a.f.
AuBLUNO 9, 888. doch im ganzen drängen die apäteren
buchungen immer mehr über den nthmen der engeren
geachäflssprache heraus und tcie sie den begriff interease
im bedeutung.igehalte des atibatantiv» turüektreten lassen,
ao geben ate dem begriff, für den anfange profit genügte,
weitere auedehnung und höhere riele. für die daa rieUeitigor»
vortheil kaum axuneieht.
o)) engere beziehting auf geeehttfüiehe vortkeile: der
gebin, el guadagno. deutachital.apraekb. herauag. v. Brenner
88. 19; gewinn, luerum, »ifSoe. gain. Emmei. nttmetulat.
quadr.VU: gewin. gain, prqfit. HuLSlus (1j06)G9*; ge-
winn, gesuch, gaing. prouJfU, guadagno. utile, prtffttto.
derselbe (l6lt) ISS**; gewinn, guetdagno, profitto. interteae,
emolumento. luero, proveeeio, avanao. avantaggio, gami,
profit. avantage. RÄDLEIN 1,888^; fe winn, gain. et profjßt,
lucrxun. eommodum. ewtolumentum. DuBZ (SM*) 198^; ge-
winn, gain. aquit. avantage, w^aje, fw'oi» troum äfain
une ehoae. Frisch nouv. diet. de» paooagera t, 979; gewinn,
gewinnst. . . . gain; profit; avantage; it. menage; ae-
qutt, ^rgne. Rondeau 9. üa 8*; gewinn, gewinnst, le
gain, luere. prqfit. avantage. Schwan (17M) 1.746*; der
gewinn, aeberschusz, le rerenant bon , aurplu». ebenda,
gewinn einer handelsgescllschafl , nach absag des capi-
tals und der Interessen, produit [t. de negoce]. Rondrau
9, Do 3": «öenM Schwan 1.746*; on appelle ausai gewinn.
l» manage, l'ipargne; iL l'aeqttH. ee quon a de bon ou de
reete. gewinn oder gewinst (der) der natz oder profit. the
gain. proffii, luere, getOng, uinming, emolutnent. itUereat
or advantage. teutaehengl. lex. 9 (1716), 778; gewinn, gain.
luere, advantage. Th. Arnold i(i79Q). 497; ähnlieh Hil-
pert 9, 1. 4M*: der gewinn bei einem aotiengesch&fte,
dividend. 484*: gewin, g win, mn*t. teinning, baat, profgt
('. nutzen, vortheil. Krämer 9, 97*; gewinn, oder gewinst,
lat. lucrum. foenua, fruetu». t4»tu. franta. gagne, gain.
gagnerie. oder profit. heissct in der nahrang dasjenige, was
einer nach abzug der Unkosten oder des aufwandes bei
einer gewissen sache ent&briget hat. denn ein Jeder mensch
5887
GEWINN I i, b {huchungen)
GEWINN I 4, c (Sprichwort)
5888
soll bei seiner nahrung dahin bedacht sein, dasz er nicht
allein seinen unterhalt damit gewinnen, sondern auch uber-
flusz haben möge; dahero soll er, damit er nicht statt des
gewinstes schaden habe, ehe er eine sache anfängt, wohl
überlegen, dasz er in seiner wirthschafft so viel gewinne,
damit nach aufgewendeter arbeit und kosten etwas flbrig
bleibe. Chomel 4, 1060; der gewinn ... im handel und
wandel, der überschusz, der auf eine waare oder arbeit
nach abzug aller Unkosten übrig bleibt. Adelung 2, 662;
der gewinn . . . besonders, was man durch zusammentreffen
glücklicher umstände erlangt, ohne sich gerade immer
sehr darum zu bemühen, so heiszt der überschusz von
dem für waaren oder für arbeiten gelöseten nach abzug
aller Unkosten der gewinn. Campe 2, 364*; gewinn (pr oft t),
nach Schäffle's trefflicher defmition die Vergeltung, welche
der Unternehmer für den volkswirthschaftlichen beruf der
selbstständigen wirthschaftlichen Zusammenfassung der
productivkräfte mittelst speculativer capitalnutzung bean-
spruchen darf. Thiel 4, 429^.
bj) die ertoeiteruny und Übertragung, die das Substan-
tiv in der richttmg auf den allgemeinen begriff vortheil
erzielt, tcird in den buchungen am spätesten gewürdigt:
gewinn . . . uneigentlich von kenntnissen und geistigen
vortheilen, so wie vom nutzen überhaupt. Heinsius 2,436'' ;
U7iter den festen fügungen des neueren gebrauclies (II) xvird
sich zeigen, wie tveit die litterarische Verwendung in dieser
beziehung vorgeschritten ist; nach den buchungen scheint
gewinn in solcher annäherung die syntactische beweglich-
keit eingebüsst zu haben, doch giebt in bezug auf die
genetivverbindungen , von denen die tvörterbücher kaum,
mehr notiz nehmen, der siirachgebrauch hierfür keinen
anhaltspunkt, vgl. sp. 5907. 5913^.
c)) abgrenzung gegen vortheil.
a)) unter stilistischem gesichtspunkt ist eine abgrenzung
nirgends versucht, die bzichungen zielen durchweg auf be-
deiitungsunterschiede .- vortheil ist nicht allzeit gewin.
Henisgh 1601; vortheil und nutzen bezeichnen das ge-
schlecht, wovon gewinn nur eine eingeschränkte Unter-
art ist. Adelung i, 2, 663.
/?)) das trennende merkmal erwächst dem, heutigen be-
griff gewinn aus seiner beziehung auf streit und spiel,
von hier aus tvird ihm im gegensatz zum vortheil viel-
fach die Vorstellung des unberechenbaren, unerwarteten bei-
gemischt: das wort gewinn, scheinet sehr etwas zufälliges
anzuzeigen, und ein wagen, oder gefahr laufen, voraus-
zusetzen, wie es denn besonders im spiele gebraucht
wird, und von den kaufleuten, welche oft etwas wagen,
und sich in gefahr setzen müssen, um einen guten ge-
winn zu machen, das wort vortheil, scheint den begriff
einer mehreren Sicherheit mit sich zu führen, und einen
fleisz, und bemühung voraus zu setzen, es (gewinn?) be-
deutet eigenthch einen ausserordentlichen nutzen,'welchen
man nur bei gewissen gelegenheiten erlanget. Stosch ver-
such in rieht, bestimmung etc. 2, 130^. ; die Vermehrung seines
eigenthumes, ist der gewinn; der gewinn hängt daher
vom zufalle ab, denn es können zufällige umstände da-
zwischen kommen, welche die Vermehrung des eigen-
thumes, die uns einen vortheil erwarten lässt, hindern
können. Rumpf wörterb. z. reinigung d. sprach- u. Schreib-
art 137; vortheil . . . begreift dabei die Verhütung eines
Verlustes sogut als die erwerbung eines Zuwachses und
endlich alles, was für jemand gut ist, wenn es auch
sein eigenthum nicht vermehrt, gewinn {gegens. vertust)
dagegen ist nur die Vermehrung des besitzes, die jemand
an einer sache auch auf mittelbare weise hervorgeht,
namentlich ein solcher erwerb, der mehr durch zufall
als durch anstrengung, durch gewagte Unternehmungen,
glücksspiele entsteht, heisst gewinn. Eberhard -Lyon
synonym, handwb. (i904) *. 564 jf. dazu vgl. : gewinn, imagi-
närer ... ein möglicherweise zu erwartender gewinn aus der
ladung; kann mit versichert werden. Stenzel deutsches
seemänn. wb. (i904) s. 147''.
c) auch das Sprichwort führt unser Substantiv in zahl-
losen, vielfach atif fremdem boden geprägten, Wendungen auf.
der bedeutungsumfang ist jedoch auch hier nicht weit ge-
zogen, im mittelpunkt steht toiederum der begriff des geld-
enoerbs. erweiterungen gehen am ehesten von der Verbin-
dung 7nit contrastbegriffen aus. kämpf und spiel kommt
in diesem kreise kaum zur geltung (gewin auff dem spiel
ist ein süsse gift. Petri Ff 4») ; atn ehesten erinnert daran
die betonung des Wagemutes als der Vorbedingung des ge-
ivinns; vgl.: gewin waget alles. Henisgh leoi; vgl. auch
Wander l, 1656;
nun so lebet denn wohl, ihr kinder, und dränget euch mutie
in die feindhehen reihn ! wa^en'ist halber gewinn.
diu. Fulda antixemen, s. litter aturdenkm. 125, 44.
ergiebiger ist dieser gedmike in den formen des verbums
(s. u.) verwertet, ivo au,ch der antike Ursprung deutlicher
tvird. bemerkenstoert ist, dasz ältere Sammlungen ttne
die von Petri in Varianten der Überlieferung für gewinn
auch nutz oder geniesz einsetzen (vgl. oben .^p. 5886).
a) die Verbindung mit contrastbegriffen toird durch zwei
verschiedenartige erwägungen begünstigt: im einklang mit
den eben besprochenen formein steht die Vorstellung von
der Unsicherheit des erfolges; mit Verlust neben dem ge-
winn musz rechnen, luer ettvas erreichen vnll (vgl. auch
sp. b879f.). andererseits sieht man auch in dem erzielten
erfolge Schattenseiten: vortheile für den einen sind mit be-
nachtheiligung anderer verknüpft oder sind für den geivinner
selbst mit ungünstigen nebenwirkungen belastet, in der
ersten gruppe wird Verlust, in der zweiten schaden als
contrastbegriff aufgeführt, das in der ersten gruppe nur
ausnahmsweise vertreten ist.
1)) gewin und verlieren ist kauffmans fuhr. Petri der
Teutschen tveiszheit Ff i^ ; das gleiche bei Henisgh IGOI;
kein verlust, kein gewin. ebenda;
gewin und verlust, frewd und trawren,
sind sehr nahe verwandte nachbaren. Petri o. a. o. ;
man thut über verlust offt klagen,
thut aber vom gewin nicht sagen. Henisch a. a. o. ;
wer hat den gewinn, der nehme auch den schaden hin.
ejtis debet esse damnum cujus est praemium. (Zeiller
101) Wander i, 1658; wenn dir gewinn wohl thut, so lass
dir Verlust nicht wehe thun. Körte 2130. vgl. .- tanto e vier-
cante colui che pende, quanto colui che guadagna. Wander
1, 1658; guten vortheil bringt ein heitrer sinn;
andern zerstört verlust den gewinn.
GÖTHE (sprü-hwörüich) 2, 257.
2)) es ist kein gewin, der schaden zu geferten hat.
Lehmann florileg. polit. 852; vgl. Wander i, 1656.
aj) der vortheil des einen als nachtheil des andern: gwün
on dines nächste schaden, ist gwün. Serast. Frangk
sp7-ichwört€r (l5i!i) 2,m^; ebeiiso Fetri u. a.; des einen
gewinn, ist des andern schad, lucrum sine damno alterius
fieri non potest: compendium unius dispendium alterius.
Aler 1, 937*; das gleiche (mit hinweis auch auf italienische
formein) bei Wander l, 1655; es ist ein übler gewinn,
steckt des andern schaden drin. 1656. vgl. auch Simrogk
3596; Reinsberg-Düringsfeld 1,348.
b)) der vortheil xvird durch begleiterscheinungen ins
gegentheil verkehrt: gewin mit bösem gerücht ist schad.
Petri Ff 4»; eöoiso Henisgh; lucrum cum jactura famae
damnum est, gewinn mit verlust des guten leymuths ist
ein schade. Bachmann jantm Za^. 185; des auffrührs ge-
win ist schad. Henisgh a. a. o.;
der gewin, so bösen namen hat,
für schaden billich wirdt geacht.
Petri N S", ebenso Henisgh m. a. ;
unrechter böser gewin und wucher ist nur für schaden
zu achten. Petri Vv3'' u.a.;
gewin in der kisten,
macht schaden im gewissen.
Petri Ff 4»; eöewso Henisgh ; desgl. WiycK-
LER 2000 giite ged. (1685) 10, 70;
besser schaden als unrechter gewin. der schad betrübt
unnd lässt nach, der gewin macht ein unrüig gewissen.
Lehmann 852.
ß) die Vorstellung von den unerfreulichen -begleiterschei-
nungen des erfolges wird auch auszerhalb des eben belegten
Zusammenhanges viel gepflegt:
selten gewinn ohne betrug. Winckler 19, 86 ;
(vgl, das ital. Sprichwort bei Pazzaglia s. Wander i, 1657;
vgl. auch die redensarten, die sich an den grossen gewinn
knüpfen sp. 5889):
unrechter gewUn, ist schab und schin.
wie der marckt ist, also ist der zol.
Sebast. Frangk sprüchwiirter 2, 86» ; ebenso
Henisgh u. a.;
>889
GEWINN I *, e (aprichteorf)
GEWINN I 5 (formen)
589ü
anreehter gwin schlogt njt für. Pranck l, MW»; M«er gewin
fMelt nicht. Pkthi L*"; eben»o Hknihch u. a.; M»er
gewin fahret hin. Pktiii Li". Hkniscii m. a.; datu vgl.
Wani.km i.iBMjf. und 1667. vgl.-, vll dicke ftne reht zergit.
Bwaz macht gewannen hAt bei Rkinhmkiio DCiil!«niirKl.l>
i,«M7; der Wucherer «chlnd auizm trurknen haaffen gelt«
seine naiirunK macht nich feist mit mUssig gehen, von
armer arbeitsamer leut schweisz, Ton unrechtem ge-
wiim kommet gerechte straff. LKiiUANN^oni/. poML ttS:
unrechter gewin ist ein fewer im gut, das alles frift. «W
{vgl. ital. »prirhtrort bei Fa7.zaoi.Ia), a. Wanohh 1, 1«M.
dagtgm vgl. ein guter gewinn macht fette suppen. frt. •
hon gagnage faxt bon potage. (KiilTZlNUIH SSi») WaNUKU
1, 16U.
y) dem gegenüber teird die irertaehätxung, deren nehjede
ort von gewinn heim gronzrn haujhi er/reut, in formein,
die meiat auf fremden rorhild turückführen, draatiaeh
betehriehen: aller gewinn schmeckt wol. Fhanck 1,119'';
«benao Hknisch m. a. {vgl..- de tont gain eat (ton U pain),
». WANfiRR 1, 1664; eine entsprechende lateiniaehe formel.
die at^ Juvenal und VeapaMan turüelneetat {vgl. -. lueri
bonua eat wtor ex qunlibet re. vgl. .• gewinn hat guten
gernch. Wandkk i, iöm; vgl. auch: gewinn in koth ist
besser als versuche in bisam. hvnc.KWKHU-v arah. apriehm.
6>) teird ticar in den buehungen viel angezogen, diedäutadian
Wendungen nehmen aber meiat eine andere richhtng: gewinn
ist gut, worvon er auch seie: ein gestohlener pfenning gilt
nicht minder als ein anderer. Dp.ntzi.f.ii 413»; der gewinn
Ist so lieb, da.s/. man sich seiner nit schcwct. llKSinrii iWl;
ich nemme zwecn gewin für ein. leoi; luerum pudori
praealat, gewinn ist besser als schäm. Dkmizir» 418*;
gewinn geht über schäm. Wanhef« t, 16M: gewin machet
reich (ansehnlich), luerum luculentoa reddit hominea. Hb-
DRHicii 1, 1423; umb gewin reiset der kaufTman zur see-
werts. Pf.triVvi*; eben.io IIf.sihc.h u. a.,- umb gewin
gehet der pricster an den altar. Pktiu Vv l*, ebenao
Hknisch.
S) die hegHffsbestimmting dea \cahren gewinns iai haupt-
aürhlirh innerhalb dea engern rahmen/t dea gearhfißairr-
kehrs gehalten tind zielt hier auf die irert)>ehiitzung der
arbeit und dea langsamen vortcürtsachreitetia mit kleinen,
beaeheidenen aber stetigen erfolgen, andereratii» erweitert
aie den bedeutxtngstimj'ang wieder, indem aie dem Uoaten
geldgemnn hökere. dauernd« errungenaehaften gegenüber
stellt.
1)) die einachlägigen Wendungen dienen vorwiegend dem
preise dea redlichen miihsatnen erteerba. wenn einzelne
eine geringschiitznng gerade dieaer form dea gewinna zur
schau tragen, verrathen aie meiat zugleich fremden uraprung :
o)) gwin schmeckt fein, wie klein er mag sein. Fhan»:k
jrpncAtr. 8, 46» ; das gleiche bei Hkniscii u.a.; ein hällcr
abgebrochen ist auch gewin. Hkniscii leoi; wo es immer-
zu tröpflet, da würts nimmer trucken. kleinr gwin
macht den haufTen oder gwin nit klein. Franck »prichtc.
1 (15U), 87*, ebenso Pktki, Lehmann t«. o.,- kleiner gewin
macht grossen gewin. kleine rcglein machen auch nasz.
Lehmann 487; vgl. auch (schweia.): im chline g'wUnn isch
rege drinn *. Wandek 1, 1657; d'viele gid der g'wUn.
ebenda i6^; kleiner gewin, guter gewin. Hknischi«)!;
abei- : kleiner gewin macht grosse diebe. e/tenda {vgl. schon
PETfu LI 7*'); umb einen gewinn von einigen gülden würde
er seinen freund verrathen. Hii.peht ii, i, 4«4*; solchen
gewinn schmiert man wol auf die schuhe. Wander l, 1658;
solchen gewinn schmiert man an die peitsche. Simrock 8609.
e.harakteri.stiscJt ist, wie die Übeln begleiteracheinungen an den
grossen gewinn geheftet werden; bei grossem gewin ist
gar grosser betrug. Prthi Li»; ebenso Hknisch u. a. ,• bei
grossem gewinn, grosser betrag. SciiOTTEt. 1180»; vgl.
oben XU Fieidank {s. Wander 1,1657); vgl.: ein grosser
gewinn ist oft kein kleiner Verlust *. Wander l, 1655;
grosz gewinn, grosz ausgaben, ebenda; wer zu grossen
gewinn sucht, verliert zuletzt das kapital. 1658; er kann
vor gewinn nicht reich werden. Simrock 8808; aber aua
dem italienischen: grosser gewinn macht schwere arbeit
leicht.* Wandkr 1,1657.
b)) der beste gewinn kommt aus arbeitsschweiss (dän. .-
gave akal med ervedes gieldes'). Wandrr 1.1655: leichter
gewinn ist bald dahin (t/<i/. ■ il guadagno itiaegnu a »pen
dere). |«A7: aber vgl.: leichter gewinn macht Mbvera
beutel. WiNCKLKn tOOO gute ged. t, «m {vgl. holländiaek: lift
gewin makt zware beurtzen. H\HitK0Ouit);
e)) wer nicht rechen und gewinnen kan, der sei ge-
duldig, und acht« für gewinn, waa jhm sein feind nicht
abgenommen hat. Prthi PppT«: ebenao Hkhihch um; m
ist allea gewinn, was man von bAeen ichuldenem be-
kommet. WlÄrKl.KH 11.90; vgl. dagegen Wawdkh t.UU.
4) i«br «parlkli von gewin
das 41a Bahnnc ■>'«>< sv rinn. Prrai Sna fr^;
■oll der gewinn gedeihen, mots man ihn nifilit be-
schreien {mache Imn geaehrai im angeaieht dea gmaJHtu,
aonat fliegt er davon, tagt man in Aaf^pian. BuficKiiARliT
7S4). Wanuku 1,1«7.
>)) dem gagtnübf itt iU tnatUmmmg dm rakmana kirr
nur apOiiiek betagt, dia tmtdunt$a. dia dam §tmnna ein
attgemainera» und hökaraa tial atadkan. aimd wamif amkaiekalt.
«)) fromb Min. ist allein gewin. Smust. fiuncK
!.&♦•; böse« verlieren ist grotser gewin. Pttbi L4*; fßgl.t
e« ist nicht allea gewinn, waa man im beutel hat. KAllTI
«pncAir. 81M; wer («Id sa nchtar seil varadU.
*))
olR viel gtwin bat tiDaabfaebt.
Pbtri Fr?*: «6iiMe Henteo« MN.
bab flir gewia den gotee lag.
der dir in oaglOck werden aag. Prrai D «•;
ea ist kein gewinn, die gerne woehe festen, om em
tag (aonntag) kuchen to eeten. Wakher i. icac
e)) wenn ihm der gewinn aaeh an den mond Urne,
er kehrte ihm den rücken zu. Wanurh i.ica«; sein ge-
winn ist ihm in hfilzemer müns« ausgezahlt worden, «r
hat prUgel bekommen. 1. 1658.
&) formen.
a) daa genua aaigt obardautaek und miHaUeutaA 9m
anfang an auaaeUiaaaliek ein maacuUnum. tatkrand mut
niederdrtttachem gebiet auch daa neutrum featgeatelU tat;
vgl.: verwandelde de wertlicken neringe uronie dat gewin.
dat in den evangelien gelegen is. Man dea keil. Franz i«
(Schiller LOrrrn s, 106»); unde de seile en verleise dat
gewin der innicheit. dial. Oregora tit^; vgl.: een grot
ghewinn in der niederd. bibel; vgl. auck daa aekwanken
dar genera im mittelniederl. . a. Yrrwus-Veroam t, 1911.
wie weit aolekea neutrum mit der von niederdeutaek-
land aua auek in mitteldeutaehea gebiet eiiui ringendem
form gewine. gewinne neben gewin znaammenkängt, läatt
aiek im einaetnen niekt mekr verfolgen, weil för dieae
nebenform daa genua meist nicht emicktliek iai (#. u.). in
die gemeirsformen der spräche ist daa neutrum nur ein-
mal, bei einem mitteldeutschen diekter, vorgedrumgtn:
der kOnik in rlchex erbe gtt
se der hochgezit,
mit immer wemdem schalle,
•wer hie versamct das gewin,
der maoz doch hin.
Reinmoltv. d. Lippb betr. d. Hagen S.61*;
für die Keroniaeke gloaae eertamina, kiwin (Strinmrtvr-
•SlRVRRS 1,88.3) liegt keine nbtigung vor, die form aia
plural aufmfaaaen. sonst freiliek müazte kieratis auek ßtr
ältei-en oberdeutseken gebrauek OMf vereinzeltea neubnten
geackloasen werden.
b) der plural ist an und für sirk nur dar amrkMiu
tting zugänglich und ist hier schon frük beUjgt:
a) die mittdhockdetttaeke dicktuitg begümatigt An vom
ikren ersten ai^ngan ab in der reimbind%tng mit minne
{vgl. auek ap. 5879):
nO habe dir se •tinre
alle mtnes riebe* gewinne
dnrch des wAren gotas minne,
und bemochc mir wol mtn Hut.
M»ercMrom. 10I1& .SsArMfr;
euch ne certen si nehainer gewinne, (rar. winne)
ni wan dt waren rotea minne.
KONRAD Kölantlflifd 116, 28 N*. Ürimm ;
wolda er die cewinn«
teilen durch die minne.
den Trostiren solde er bewaetan,
den hanferigen nerigen
die koekaeM 4M Waag a. 97;
ach hereeliebe Minne, nim war wi« nr mtoe sinne
sUllcnt or die Mwinne, daj mir frOaden iht serrinne.
lIl.RICH V. WINTBRSTKTTBN 6, XMtnOT; öknl. 36. 16;
ebenso Vfoi.VH\u {uneditea lied) 9,1 Laekmutnn; Pkrziral
686, 86; Jon. V. W0H7.utJH<> Wilkelm r. österreiek 1648. &l«8;
5891 GEWINN I 5 ipluralgebrauch)
GEWINN I 5 (lautkörper)
5892
und enphehet denne die minne
das '"■ *"^ '^'® gewinne
die der werlde vreude beren,
ein galle da wider weren.
die sieben himmlischen gaben bei Leitzmann
lehrged. der Melker handschr. (12, 58) s. ISf ;
v^/. OMCA; owi magister. die dine grozzi gewinne, die du
da erwurue. da du 'Adamin Ü3 dem paradyso verleiteste. 1
die hastu nu alli verlorn an deme crüce. spec. eccles. 67
Kelle, auszer der reimbindung mit minne ist der plural
in der ältesten, dichtung nur spärlich belegt, einmal an
inne, zweimal an sinne {vgl. oben sp. 5872) gebunden:
nü bieg erg heven üf den sant
unde loesen abe diu bant.
de sah er ligen dar inne
seltsaene gewinne,
ein kint, daz im sin herze jach
dag er s6 schoeneg nie gesach.
Hartmann V Aue Gregorivs&GO Lachmann;
ach, wag grojger vraeuden trait
si nu in hertzen sinne !
die liepiichen gewinne
daz hertz ir erquickten,
ir blicke da verstrickten
die lieb manicvaltic.
JoH. V. Würzburg Wilhelm v. Österreich
9396 Regel.
dazu vgl. : sehent da wil er tresten mich,
war für hant ir die gewinne,
da man got zelone git.
dar noch stundent mir ie die sinne.
geifüiches lied de.t 14. jahrh. bei Wacker-
nagel Lesebuch 894, 17.
ß) im neueren Sprachgebrauch .nnd für die sinnliche
fassung der sachbedeutung eine reihe von concurrenzf armen,
Tneist eru-eit.erungen , aufgekommen, die gerade in den
pluralformen bevorzugt werden, so das neutrum gewinnet
tmd das masc. gewinnst {s. d.).
1)) so bleibt auch hier der an sich mögliche plural ge-
winne immer noch vereinzelt: wellen wür das fueszvolk
bei uns behalten, so werden sie beuten und gewinnen
nachziehen. Georg v. Waldburg bei Baumann s. .545;
viel andere aber (hab ich gekannt), welche sich in alle
unnd jede schändliche gewinn, so jhnen in säckel ge-
raten, einlassen, und treflich und auszbündig abgericht
seind auffs gelt einnemmen. A. Alrkrtinus landt-
störtzer Gusman (50) 430 ; zwar der unvergängliche rühm
jener meister unserer groszen dichtungszeit war nicht
gleich zu erjagen . . . die äuszeren gewinne aber waren für
viele gröszer, als sie für jene groszen gewesen waren.
Gervinus leben 270; wir haben preuszisches blut nicht ein-
gesetzt um gewinne, um eroberungen, sondern für die
Sache Deutschlands in Schleswig-Holstein, und diesen krieg
haben wir glorreich durchgeführt. Bismarck im preusz.
landtag 3. 2. 18G6; gewinne ans den nicht im handeis- oder
gewerbebetriebe unternommenen Spekulationsgeschäften.
preusz. formular einer Steuererklärung (1908). u. a. vor allem
die festen fügungen tviderstehen hier dem plural; auffallend
erscheint da/rum : leichtsinnig auf Spekulationen wird die
regierung sich nicht einlassen, sie geht nicht darauf aus, ge-
winne zu machen. MiQVEhimpreusz.abgeordnetenh. 6. 5. 1896.
für den gewinn im spiel und in der lotterie gehen praxis
und theorie auseinander: Hey Ji atz führt aus : der gewinn
wird häuflg für gewinnst im spiel gesetzt, welches ich
für unrichtig halte, eine lotterie von 1000 gewinnen musz
also von 1000 gewinnsten heiszen. antibarbarus 2, 56. aller-
dings ist der plural vo7i gewinnst heute vor allem in dieser
engeren bedeutung belegt, jedoch ohne die form gewinne
irgend verdrängt zu haben; vgl.: dasz die gewins-zettuln
gleich ausgehen mit den gewinnen unnd sein sonst keine
blinde zetteln darinnen. Caspar Klock de cerario (2, 118)
(1651) 624; sie gingen also vor einer so genanten glücks-
bude vorüber, und wurden gewahr, dasz viel volcks da-
selbst stehen blieb, demnach drengeten sie sich gleich-
falls hinzu, um zu sehen, ob viele gewinne gezogen würden.
der Qöttinger atudent auf der Plesse l, 126. Adelung 2, 663
schränkt hier den plural auf die preise im toettstreit ein
(gewinne in einer glücksbude), iceit-er geht Campe (die
gewinne in der iooserei) 2, 364», womit auch der gebrauch
in den neueren ausschreibungen der lotterten übereinstimmt.
2)) für Übertragungen der sachbedeutung ist der plural
noch immer wenig beliebt: ich unterstehe mich daher nur,
sie durch diese Zeilen versichern zu wollen, dasz ihr
gütiges Interesse an mir immer einer der rührendsten
gewinne meines lebens sein wird. Cl. Brentano (Fonce
de Leon, widmung) 7, 6: diese gewinne sind . . . unirdischer
natur. J. G. Kohl reisen in Irland 1, 208.
3)) aber vor allem auffällig ist er in fällen, in denen
das Substantiv als nomen actionis aufgefasst werden kann :
anfänglich reizte man ihn durch öftere gewinne, die man
ihm absichtlich zukommen liesz. J. C. Brandes meine
lebensge.9chichte l, 202.
c) Wandlungen am, lautkörper.
a) im, auslaut.
1)) der Vereinfachung des nasals vrirken die erscheinungen
des Systemzwanges (der ältere gegensatz von gewin, gewinnes
ivird später ausgeglichen: gewinn) langsam entgegen.
a)) die ersten belege bieten zwar schon vocabularien und
älteste Wörterbücher: gewinn vocab. incip. tetit., ebenso bei
Cholinus-Frisius, Frisius, Dasypodius; doch erst nach
Schwankungen loird gewinn im 17. jahrh. von den loörter-
büchern wieder aufgenomm,en, um für im,mer durchgeführt
zu iverden. in der litteratur stellt die vorlutherische bibel
einen der ersten belege für den doppelconsonanten , ebenso
stellen sich Brant, Geiler, Hütten {vereinzelt LuTHEii),
zvährend die bibelübersetzung noch über Luther hinaus
an der Schreibung gewin festhält.
b)) die alte Schreibung erscheint auch beim truchseszen
V. Waldbug, i.it bei Sebast. Franck häujig, bei Petri
ausschlieszlich festgehalten, selbst noch bei Weckherlin,
der .^einerseits den vocal dehnt (gewihn) und bei Fleming,
Tscherning, Logau. unter den Wörterbüchern nahm
Maaler den einfachen nasal zuerst toieder aM/(gewün);
ihm folgten Degimator, Kilian, Henisch; der letzte
scheint Sghönsleder 1647.
c)) in einzelnen mundarten verklingt der nasal (g' wie Fisom-
mann glossen zu Grürel 3, 249) oder geht in entsprechenden
guttural über (gewirig monum. Boica 4, 479), was wol a.uch
aus dem einßusz inlaufender formen zu erklären ist.
2)) als gegenstück dazu erscheint die ericeiterung durch
suffixvocal. in einigen fällen ist fraglich, ob nicht plural-
form vorliegt: der bracht nit luzel gewinne den werk-
maistern. apostelgesch. 19, 24 Mentel; jedenfalls sind zwei
au.9gangspunkte möglich: einmal von Seiten der Wortbildung
{vgl. auch: gewin, gewinne. Verwi.is-Verdam 2, I91l) und
andererseits durch beeinßussung seitens der flectierten
formen, die ältesten belege erscheinen in vocabularien:
gewine mitteld. vocab. des 15. jahrh. bei Diefenbach 479;
ebenso gewinne in einem vocab. gleichen alters und gleicher
herkunft bei Diefenbach 338*; gewinne vocaft. theut. Nürn-
berg 1482; ebenso gewine bei Albrecht v. Eyb spiegel der
sitten 104, tmd bei H. Sachs (3, 67 Qoetze und Drescher;
reim auf sine für sinne) ; desgl. Straszb. ordn. v. 1543.
ß) im iiüaut.
1)) der nasal ist:
a)) auch hier gelegentlich vereinfacht so in genetivformen
des sing, mit und ohne syncope des flexionsvocals : gewines
Partonop. 13979; gewins schon cod. Tepl., ebenso Terenz
übers.. Geiler, Emser, Fickler, Zinkgräf, selbst
Grimmelsiiausen, vgl. auch die nebenform gewins neben
gewinst {s. u.) ■ in dativformen in Verbindung mit apokope :
zu gwin Wiener stadtrecht; das gleiche bei Grimmels-
iiausen, andererseits gewine bei H. Sachs.
2)) der vocal zeigt bei den Schweizern gerundete au.i-
sprache: gwünn bei Cholinus-Frisius, ebenso Maaler,
(gwün) Züricher bibel und der Schwabe Sebast. Franck.
/) das präfix.
1)) den üblichen Schwankungen in den glossen (kawin,
kewin, kiwin, gawin, ^vj'innes) folgt früh die synkope des
vocals guunne, guinne Notker, Boeth., guin "Wiener hdschr.
der Genesis 109, 7 Diemer; gwin Variante zu Parzival 494, 4,
Moritz V. Craun 250, Wiener stadtrecht u. a. {in Iwein 7178 iM
gwinne gegen die handschrift eingesetzt), an dieser synkope
halten vdederum die Schweizer und Schwaben am längsten fest,
vgl. gwünn bei Cholinus-Frisius, Züricher bibel, Sebast.
Franck M. a. die Wörterbücherlassen hier den vocal früher zur
geltung kommen, vgl. gewinn bei Dasypodius, Maaler u. a.
2)) mundartliche Unterdrückung des präfixe^ und nicht
ursprüngliche entbehrung wird vorliegen in:
want dir zu lobis winne
diss büchis ich beginne.
Jergs-chin 3»«. ii.
>893
GEWINN II (neuerer gebrauch)
II. die bedeutungagruppm mit ihren festen flifunge» in
der netteren irpruclie.
i) gewinn uh erfolg oder als frei» eine» kämpft», «ine»
teettfitreit» . irpielti.
a)dasiiubslantiv mitvoller verbalkraft , Kewinn : ileg, erfolg.
a) für den trnntkampf liegen uh» irpiitrrer teit nur noch
vrnig belege vor: fatil wol itahe der groHzmeohtig keiser
Curie, das Reinhardt mit grosHeni gwin und Hein de« keitem
inerckliohen schaden in sein schlosz kommen was. Aimott
(t.^aA) ee''; der sich aufT die defension gibt, der hat viel
7.11 verlieren, iinnd wenig 7.11 gewinnen, der einen andern in
Mcini landt atigreifTt, der Micht ihm dat hcrtz, und stehet
ilim der gewinn für uugen. iy^:uv, KHin beatellung it . g. krieg»
iftnenn (i('.<iA)ü8; es steht auf« best« für de« tag» gewinn
(for the datj). Sciii.KfiKl. üliera. v. Skaketrptarea Heinrich IV.
theil 1 (a), 8. dazu vgl. : der gewinn der Mehhinht. AuKl.i'NO
•J, ms u. u., dilti glriehe {the guinittg of the Intttle) Hll.PKHT II,
1 , Mi**, hier miinileti einige übertragen» Verwendungen ein.
bei denen dan truMantiv die beaiekung »t^f einen kemfifer»t
aecundär entwickelt hat:
so Hchwankte hui um li*t im gleii:b(ewicbt,
bis unpedulii'ee lfiden)u:hafl xuleixt
den auKtMihlicK nnlm-biedanea grwinnH
bis unpedulii'ee lfiden)u:hafl xuleixt
lihlicK niilm-biedanea rrv '
be«fh!euiii|rte (JiiriiK (»i<i<. tnehfrr 4. I) 9,830;
wa« willst du laii^<< vi|;ilireii,
dich mit der wnit liKrunivexiren,
nur heiterkelt und sradur sinn
vcrschiitn (lirondlicnen gewinn {fitrieh intrlUrh) », Jlä&.
ß) auch für da» obuiegen im rechttmtreit, im tcetikumpf
und der wette überhaupt . die da» verlmin no lebhaft in
tteiregung setzen, ist das Substantiv weit seltener belegt:
wie man noch wol leiilli findet, die ante victoriam
glorirn, jre gegcnthcil uusKiiniiichen, und jncn den ge-
winn der Sachen dermasHcn oinhildcn . dasr. wenn jhr
gegenthcil jhncn gut und gelt anbieten thet, und sich
mit jnen zu vertragen hegeret, sie es doch im aller-
wenigsten nicht thcten. Aykku hi»t. proe. (ß,«) &ta; ich
weis wohl, dasz man in bürgerlichen handeln nicht nöthig
hat, seinem Widersacher beweise gegen sich an die band
zu geben . . . weil sein Verlust nothwendig mit des
andern gewinne verbunden ist. Lkssino (rettung de» (Jar
dans) 5^,322; auf meinen rath hatte er zwei alte ver-
wickelte familienprozcssc , deren ende nicht abzusehen
war, durch gütlichen vergleich abgethan, und bei diesem
vorgleich mehr haaren vorthoil gehabt, als er selbst vom
gewinn der prozesse gehofTt hatte. Zkciiokkk die ver-
klättingen (18, die vxehsel). wann nun alle singer mit
ihren gesang fertig sind, so gehen die mercker zu rath,
wie ein jeder bestanden, und wann sich iindet, dasz es
einige gleich gut gemacht , und keiner mehr silben ver
sungen als der ander, müssen sie imib den preisz
gleichen, und weiter sich hören lassen, bis so lange einem
vor den andern die ehre des gewinns bleibet. J. C. Waof.n-
KEIL V. d. vieisterainger holdsei. kunst [de cirit. Nnrib. M4.
für die sachbedeutung des jneises steht hier ültentisthender
ireiae gewinnung s. d.); ich habe darauf gewettet, und
mein und euer glück hängen lediglich von dem gewinn
dieser wette ab. C. Müciii.Eii icas kümmerts mich? {Orätt
17U6) s. 10; eben ich wette ja nur auf gewinn, zu ver-
lieren habe ich nichts. ANZKNOHtTOE« heimgfunden (t)».4.
/) um so zahlreicher sind die belege für den erfolg im spiel.
1)) auch hier kehrt die formelhafte Verbindung von ge-
winn und Verlust (s. sp. .W/B/ho)«-!«/«- •
vor usz'die pfafTen mit den loigen
soltton ir spiel Ion underwcfrrn . . .
der Nidthardt ist suiist uiider jnn
der rögt sich mit verlu$it und gwinn
und auch das jnn verboten ist
kein spiel zA tan zft aller frist.
Brant vnrren*chiff (") 76» Zarnd»;
kein bitterer verlust ist dann wann der spiler die sAsse
des gewins gekostet hat, dann das ist ein sässes gilTl,
das jhme bald durch marck und bein gehen würdt. Ver-
deutschung der zwei trostbücher des Petrarca (1560) %k^ ;
diesem nach, ist besser, man unterlasse das spielen gar;
oder, man spiele um so geringen wehrt, dasz der Ver-
lust, niemand reuen; noch der gewinn, erfreuen kiinne.
S. V. BuTSiniKY rosen thal 183; die reise gleicht einem
spiel, es ist immer gewinn und verlust dabei, und meist
von der unerwarteten seite. man empfängt mehr oder
weniger als man hofft Uütiik an Schüler 14. to. i;«7.
iV.
od«
GEWINN 11 1. a (erfolg im tpiet) 5894
fl)) »ndere belege eteUen da» tubttantiv mit dem verbum
xuMfmMM »der geigem die oben bmpiwkenm fügungen, die
die verbaUtr^fl mm euhetamtim erkaUmt
nach 6em wwff «r den inelwtM wneet keeeMee,
Seat Nidaa Mben mmi
md apraeb *4a mt RleiM
haat fwlnen das
l«h kia dir da« ml laugMir
■Um iiM gelt in «lock aa dar straa . . .
am dritao la« warfl adt sant Nidaa gaaew
dar iaoetkaaebl onb swAlff krona noch ata aeklMM.
di« (WO* dar lanrxknMbt . . .
mH aar sinl pfalTvn grom«
4«n lani-zknr'btcn und imn gwio.
il Ha< 11" {der lamJskmeekl mtt )*amet ftieelaut)
/ab. «. seht 5, IM;
M> bald aber die Hoffnung dMi ftwlana blicket, annd man
sich gelAsten Iftaset, seiiiM mUspielefs geltJeln zu fe-
winnen. laufft ea wieder gotlM flbott. lUluiDÖlirBR tuet
und lehrreirhe geaeh. (u die glütkeeUgen efMee) U7: onnd
viertzig lausent krönen par gewonnen {hat), ala nun der
kflnig Jhn beschuldigte, dasz er kurtzweil wegen za aptelen
angefangen, und gewinn« wegen aufhAren kAnne, bat er
das gelt alle« zum fenster hinausz geworffen. iJt:
6»» gMcka gab mir naehrt da« vorttaaa Ittar dkk,
dar TortbeU nad gearlaa war aar mdiaai eee mdk.
J. C. OOirnica («. d, eemeen. ee. e. Jramem.) gedß MM:
naondert im krei», kaam acbtand daa aMhIaa and tnuikaa,
a«a brrz rrlrcuenden wnrt«. «rgabea dia eiaaa,
erpicht auf gewinn, sieb der wllrfsl Irflglicber knrzwail.
I'vaaaa Tumisia» e.eU;
sie lenkt« dl« wttrfel sam falrhan gawian
am faden der scbwarsktealaM.
Lawobsoi (ilaiar «. d. keheudd) t. 4*:
der gewinn der [spiel] partia. tim tainning e^ tk» gmme.
Hll.PKHT II, 1, 4«4^: ADRi.vNoyilAtY mueh den favtamdaa
grossen loosea auf a, Mi; deek fetgt der »prmtligettmMtk
in dieeer riektung kaum wtekr nadk. fier die teUuimgiel
steht dem eubeiantiv nur neek eaekbedeutung »u.
S)) übertragene Beendungen:
wie daio briuligam , als «r dich aoaerfcobiaa.
so mit gewinn verspielt, mit wacher «o varlohrao.
Jon. Ciia. GcNTiiaa (an eine brmmt) maeblete IM;
im spiel ist gutes und bAscs in gotte« band, and wenn
wirs wollen , ein spiel zum gewinne. Hrrorh (äU. urk.
des menschengeschlerhte» 4) 7, 1S2; ich hab gesehen, die vor
hochmuth bersten wollen, wann ihnen das glück zaiacbt.
und mit ihnen zum gewinn gespielt. Hkinr. MCi.lrh
geistl. erijuirkttuiideit »1.
h) der Übergang zur sachbedeutung i»t niekt immer »iiJter
zu »teilen, ßir da» folgende i»t nur au» der sprödigkeit
gegen den pluralge/rraueh auf ein nomen aetioni» zu
schlieazen : es genüge zu berichten, dasz den ersten preia
ein schütze jener gattung heranssehosz , die wir jetzt
kommiszschützen zu nennen lieben, ein mann, der de«
gewinnes wegen aaf alle schätzenfeste lief. Fr. Th.
\ \f^v.HV.H auch einer Wt. dagegen darf die loekerung de»
g^üge» fester Verbindungen durch attriltutire be»timmutigen
al» kennieiehen der »achbedeutung gelten:
war spielt allein durch giasasa gwiaa
daas gat es seltten nach aias aiaa.
Brant «ormucM/ (77) 7i» fafari»;
aad« wan mi dit kumpt to sinn«,
ao soele ick ok na mineme ghewinn«.
Keinke de Vo* XM« Prirn <m> spi^ ich aaeb aach
meinem vortheile GoTTHCHBO(t, 7}a. M AMM^;
so spiel' ich halt aocb aNia sfiM. OOrm).
bei der Verbindung mit genetiven m»at »ich nur »elien
au» dem »ubstantir seihst ersehen, ob »t*bjeeiiver genetir
vorliegt, der auf »achbedetUung von gewinn weiet (der ge-
winn des Siegers, des siegea e. u.). meiet giedt erat der
»tteammenhang die anhall»pun^: der gewinn diese« pio-
zesaea war ein recht magerar. aber der gewinn diaaea
prozeaaaa iat dem auftreten des gegners zu danken.
a) der eiegeeprei» in kämpf und teeit»treit.
1)) die ministri so umh ihre majest&t gewesen, nahmen
dadurch (dwrrA Flrrdinand» »ieg über die Bülunen) auff.
ihr« majesUt schulden aber wurden soweit, das« ber-
nacher aller gewin den RAhmen wieder zugestanden.
LoititORP acto ;>fiMi«a (1668) i.4äS: also sagt auch Poly-
bius . . . dasz der. so in einem kriege den sieg erhalte,
einen uns&glichen gewinn Ihue. als der auf einmahl weih,
mann. slKdte. schltze. ganze landschaRen and könig-
reich an sich bringe. GRiMMKL.siiAl'8KN trieder eretandener
370
5895 GEWINN II i. b {treffer im spiel)
Simpl. 3. II : ähnlich 115; die «hergäbe der stadt war der
gewinn des sieges, la reddition de La vüle ßd le pnx de
la victaire. Ronheau 2, Uu 3°;
am fusz .,j v j
des Kaukasus raubt eine wilde horde
von Malandrincn uns die schätze, nur
das nakte leben blieb uns zum gewinn.
wir muszten kämpfen mit des hungers quälen
SciiTLLRR (Tvrandot 1, 1) 13, 344,
'wer immer dem feindlichen führer sofort
den Schädel zerhaut,
der nehme die schöne Maria zur braut !
dies kündet Abdallah mit frischerem sinn.
die seinen ermutiget hoher gewinn. r,,^/,^^ .
Platen (Zobtr) 1, 13 Realien;
vgl. dazu die Übertragimg ■ und der dank der liebe war der
schönste gewinn des Siegers. Herder ideen (20, 22) i, 290.
2)) auf der einen (bünen) waren die güldenen geschirr
und gewin nacheinander auffgesetzt, darbei auff einer
tafel beschrieben die artickel, wie es mit dem rennen zum
ringlein . . . solte gehalten werden. Jag. Schigkfus schles.
chron. (1625)3. buchl37 {dazu vgl. sp. 5891 zum plicr algebrauch) ;
palmam. alicui praeripere, dem [!] gewins oder kleinot einem
abdringen oder ablauffen. Corvinus 559; einen gewinn
aufsetzen, proposerunprix. Rondeau 2, Uu3°; genau so
Schwan 1,745''; bei einem pferderennen gewinne aus-
setzen. Adelung 2, 663; gewinn aussetzen. Campe 2, 364";
die gewinne ausstellen, to exhibit the prizes. Hilpert
2 1,464"; der den gewinn ausztheilet, brabeutes, afhlo-
fkeia. Aler 1,936''; ebenso Kirsch 2,151"; genau so Mat-
thiae 2,181»; die gewinne austheilen. Adelung u.a. ,•
3)) kommt alle, deren fleisz zu guten künsten brennt,
bohlt euch den grünen lohn, der um die schiäffe prahlet ;
wer vor den ehren-krantz das gold der arbeit zahlet,
ist würdig, dasz man ihn vor meinen söhn erkennt.
■ das wort (der wewÄert) war kaum heraus, so lieffen ihre jünger,
wie wenn es hagel schneit, mit gantzen schaaren hin,
sie streckten band und arm und suchten den gewinn ;
doch wer zu hitzig grifl', dem klopffte sie die finger.
JoH. Chr. Günther (zu.Toh. Christ. EmesHs dnctorwürde) ;
jeder behagliche mensch erschafft sich alsdann, wie bei
einer wette, ein willkürliches interesse, unwesentlichen
gewinn und verlust. Göthe (dicht, u. wahrh. 17. buch) 48,67;
geringen talenten genügt nicht die kunst als solche, sie
haben während der ausführung immer nur den gewinn
vor äugen, den sie durch ein fertiges werk zu erreichen
hoffen. gespräche{zu Eclcermann28.2.182i) b,i2 Biedermann.
ß) der treffer im spiel oder in der lotterte:
l)) wann ein jeglicher, der mit dem würffei spilet,Terlüre,
so spilet nimmer keiner, die aber gewinnen, sollen wissen,
dasz der gewinn künfftiges Schadens und verlusts, nur ein
pfandt ist. Verdeutschung der trostbücher d. Petrarca (1669) 2'd;
ein Castilianer, namens Geron, war der leichtfertigkeit
des Spiels sehr ergeben . . . dasz er also auff der hohen
schule Siquenza . . . den gewinn mit karten und würffein
gesucht . . . und die bücher den motten überlaszen. Prae-
TORius gazaph. (wünschelruthen) 37 ; sie liehen auch mäntel,
tische und würffei her, und wüsten deszwegen ihr gebühr
sowol vom gewin einzunehmen, dasz sie gewöhnlich das
meiste geld erschnappten, doch faselt es nicht, dan sie
verspieltens gemeiniglich wieder. Grimmelshausen Sim-
plidssimus (2, 20) 150 Kögel; den gewinn des spiels davon
tragen, empörter le gain du jeu. Rondeau 2, Uu3*; mit
einem groszen gewinn davon gehen, cum cumulo quaestus
decedere. Hederich i, 1424; mit seinem gewinn fortgehen,
to go off with one 's winnings. Hilpert ii, 1,464«'; wie
viel beträgt ihr gewinn im spiel? Campe 2, 364"; ebenso
Hilpert 2, l, 464 (how much did you ivin); gewinnshalber
spielen, jouer pour le gain. Schwan 1,745"; das.telbe
1,746''; um des gewinnes willen spielen (nicht zutreffend
erklärt durch in der absieht zu gewinnen). Adelung
2, 663; ebenso Campe und Heinsius; in Berlin musz man
freilich schon so viel knicke in die karte machen, wenn
man nur einigermaszen gewinn hoffen und ziehen will.
Göthe an Zelter 2f,. \. \829\ und er spiele jetzt beinahe
an vierzig jähre whist . . . damit steckte er ärgerlich den
gewinn ein. Georg Hermann Jettchen Oebert* 309. dazu
vgl. das compositum: wie nun aller spielgewinn ein Unter-
pfand bald folgenden verlusts ist. Harsdörfek 181;
die habsucht verlachte den jammernden kalt,
und packte den spielgewinn ein.
LAMäBEiN (^Amor u. d. habmcht) 2, 42, dazu vgl.
theil 10, 1, sp. -2398.
GEWINN II 1, h igeschenk des Zufalls) 5896
2)) Hektor, Priamos söhn, und mit ihm der hohe Odysseus
zeichneten nun zuerst den kampfraum ab. nach diesem
nahmen und schüttelten sie zwei loos' in ehernem helme,
. . . der grosze, der helmbuschschüttelnde Hektor
schwenkte nun rückwärts schauend , und , hui , sprang
Paris gewinn hin.
BÜRGER (,Ilia$ 3, 325) 210» BoMz {in derjambenübers.
loos s. 145»') ;
heute habe an meine liebe tochter geschrieben und ihr
gemeldet dasz das loosz 75 f. gewonnen hat . . . auch habe
ich sie gebethen . . . mich ihre gedancken wiszen zu
laszen ob ich das geld ihr übermachen, oder ob sie den
gewinn an ein neues loosz wenden . . . will, frau rath (an
Göthe S. juni 1808) 2, iSS Köster ; beim loosen kann einer
den ganzen gewinn ziehen, der andere den ganzen nach-
theil tragen. F. L. Jahn (bereicherung d. hd. Sprachschatzes)
1, 113 Euler; den groszen oder höchsten gewinn erhalten,
to get or carry the great or first prize. Hilpert ii, 1 s. 464".
dazii vgl. das compos. hauptgewinn theil i, 2, sp. 614;
'diesen beutel hat sie in der lotterie gewonnen', 'gewinn
soll das sein — das ist blutgeld'. J. L. Huber das lotto
s. 20; alles hab ich gewonnen, das ganze vermögen des
lotterie-herrn ... geb er mir's heraus I er hat den
ganzen gewinn — gestern nachts ist er auf einem wagen
in sein haus geführt worden, s. 66; bei der gestern fort-
gesetzten Ziehung der 5. klasse wurden folgende nummern
gezogen . . . erhielten den gewinn von 240 mark, gewinn-
liste der 217. preusz. klassenlotterie :
was die seele, vras die sinne
hoch begeistert, tief erreget,
deines glücksrads lustgewinne
seien alle ausgeleget.
Gl. Brentano romansen vom rosenkrans
(14, 9) 241 Morri»;
du forsche nicht vergebens
nach dieser Schöpfung sinn:
zieh' aus dem schmerz des lebens
auch deinen glücksgewinn.
BoDENSTEDT Mirza Schaffy lieder d. klage 12.
/) aus der getvohnheifsmäszigen Verwendung in den letzt-
belegten bedeutungen flieszt dem Substantiv auch da, wo
es von der beziehung auf spiel und lotterie gelöst ist,
leicht die Vorstellung eines unverhofften, zufälligen,
vom glück zugeworfenen vortheils zu: unversehener
gewinn, lucrtim, abruptum. Calvisius thes. lat. .sermonis
699''; einen unverhofften gewinn überkommen, Fvorjiia
Fv^iaxeiv. Garth -König 429"; ein unverhofter, un-
vermuteter, zufälliger gewinn, le casuel, partie casuelle,
aubaine. Schwan (1783) i, 74.5"; ungesehener gewinn, ^^-
ualov. Hederich i,1424; da hingegen andere, welche den
ehestand als einen wehestand annehmen, hernachmahls
alle guten stunden gleichsam als einen unverhofften ge-
winn erkennen. Chr. Weise erznarren (ca^. 33) 160 Braune,
dazu vgl. auch die gegensätze in:
wer dieses alles weisz und in den wind schlägt hinn,
und wagt gewisses gut urnb mäszlichen gewinn,
verblendet durch den geitz : der hat den witz verlohren.
Rachel satyr. ged. (Jcinderzucht) g. 52 Drescher;
kanst du das abgenommene nicht widerkriegen, so
nemme nicht ffir schaden was wegk ist, sondern hab
fftr gewin, was noch ffir banden ist. Henisch I60i; was
mir nnverhofft wird zukommen, werd ich fflr gewinn
halten, deputabo in lucro. AlerI, 936'' ; vgl. auch Maithiae
1,799"; dein erblich Pommern gabst du hin,
den Deutschen frieden zu erwerben ;
und nahmst für sicheren gewinn
die hoffnung, dermahleins dein Magdeburg zu erben.
Besser (glückseligkeit der Brandenburg, unter-
" thanen) 3 ;
wenn nun also die vollendete waare, entweder gegen
geld, gegen andre waaren oder gegen arbeit vertauscht
wird; so musz in dem Verkaufspreise über das, was zur
bezahlung des rohen materials und des arbeitslohns
nöthig ist, noch etwas für den gewinn des Unternehmers,
der sein kapital bei dieser sache gewagt hat, gerechnet
werden {something must be given for tlie profits of the
undertaker). Garve übers, v. Adam Smiths nationalreich-
thum (1, 6) 1, 86.
2) der erwerb aus arbeit und mühe ist auch im neueren
.spracligebrauch anfänglich fast mit beschränkung auf geld-
interessen und eigentlichen geschäftsverkehr erfaszt. mehr
und mehr aber erweitert sich der rahmen — tlteihoeise imter
dem einflusz von tvendungen, die aus anderem zusammen-
hange hier einmünden.
5897 GEWINN II a, a (btuU. ausbeute)
GEWINN II s. a (atubeuU. ertrag) 589$
a) in dem erweiterten rahmen, der die landwirthaehaft
und die nutzung von grtmd und boden ütterluiupt um-
fuszt, Itat das Hubatantiv »eine verbalkruft yam eingebünt,
gewinn kennzeichnet durcitaut hier den ertrag, nieht aber
dfn ar.t der geurinnung.
a) zahlreich nind hier die wendumgen, ü» von i»r vor-
«teil UV// der beute atu zu der dea ertrage» übm/führmt:
(gaii».) ii'h hnb ein eiwen guter viacb,
die Htahn dorthoini uufT meinem Üach,
die wil irb Rol)on dir zuuom . . .
da sprach der reihnr: 'nini jn hin:
an viachen hab it^b beaaern gwin.'
Burkhard VVai.oih Kmoiius (4,64) t, 119 Kurt;
wie wann der lAwe brAllet,
der w&lder furcht und macht, daicLybien erachAllet,
en laufn der kleine stier zu seiner mutter hin
doch reist der lAw hinxu und nimmt Jbr den Mwin.
Thchrrmnu d. ged. JrüUng lA;
der raben mutter unübt am falcen ihr fewinn,
und trägt da« blutiir aasz den aalen inngan hinn.
«AtiiKi. »atyr. ged. (4, 79) U Dreeeher;
ich war mit Isegrim flOcklich
rinal ein schwein zu erlagen, es scbrle, wir bissen es nieder.
und ihr kamt und klagtet ho sehr und naglet: es käme
ciirp Trau noch hinter euch drein, und theilte nur jemand
wonic« (ipcifle mit euch, so wir' euch beiden geholfen,
tcvbot von nurem gewinne was ab! so sagtet ihr damaU.
f JA IHK (Reinekf Fitch» 10) 40 18S (van iuweme
ghowinne. Reinkr de Vo» 6419 Prien; ehento Oon-
HCiiRi) 8, ISA);
und vom gewinne ieder
jogd bflwnhr' ich dir getreu die bttift«.
PiJiTKN (Abauiden 4) S, 4M Redlieh;
und wajt er für wild gehalten,
für frohen Jagdgewinn,
68 war sein kind, sein eigen blut.
nRii.i.t>AR/.RR {Argonauten 1) 4«, 41.
ff) a%uh für den ertrag, der dem boden durch den anbau
des gttreidea und der nutzpßanzen abgerungen teird, ütt
gewinn nicht aus der partdUh mit labor, sondern aus
der i>erallgeimnnerung und ii/iertragung der ftegriffe usus,
fructuä tricttchsen {sp. 5««4_/f.) : dartim steigert sieh die nnn-
lichkeit und anschaulichkeit hiermit den sjHitereH ftelegen:
l)) gewinn aus dem ßctraide, lucrum frumentarium.
Hkdkhmih 1, 1428; gewinn vom getraidc, quaestus fru-
mentarius. ebenda; das put hat einen ansehnlichen heu-
gewinn, in der landwirtlischaft, es kann jährlich viel
iien einernten. AuKi.UNti a, 66a; noch bestand der
boden aus schwarzem moor, dasein überaus fetter gras-
wuchs bedeckte, welcher einen reichen gewinn de.-^ besten
und saftigsten hcucs in die gräfliche zehntscheuer lieforte.
0. MOi.i.Kit die mediatisierten ;
doch wird ein wagen schon gefUllt.
dasz das gespann umsonst nicht brüllt,
ziehn von dem dudigen gewinn
die stiere ihren abtrag hin.
R. Maykr (ländliche*) j/erf.» 819;
der ackerbau , spreche ich , ist gar ein natürlicher weg
zu dem reichthum. wann reiche leute sich auff den
ackerbau und bauren-gcwinn ergeben, pflegen sie unzchl-
baren reichthumb zusammen zu hauffeu. iSc.iiuppius
Schriften 617 l^kunst reich zu werden), vgl. auch sommer-
gewinn theil 10, sp. 1530;
suchst du der wolle gewinn ; zuerst sei stachlichte waldung,
kletten und dorngesti^uch, dir entfernt.
VoH.s VtrpiU limdl. ged. ((ieorii. 3,884) 4(1800), 406;
sorget fUr dos fold und siebt,
wie nun ihr der weinberg blüht,
gürtet sich zu mehr gewinn,
RtArket neu sich arm und sinn,
denn sie schmecket, wie so sUsr.
sei ihr segen und geniesz.
Hbrubr (lieder der liebe 1778) 8, ». 667
Suphan ;
disr schneid den wein, das schneid den gewinn, das
truckt der taschen das hirn ausz, was soll inirs gelt inn
der t&schen, mir thut viel basz das gurgelwftschen,
schenckt ein unnd lebt wol , wir wftilen werden voll.
Fischart Oari/antua {s) i;» netuir.; nun von dem ab-
hängigen, durch klima , berghöhe, fenchtigkeit auf das
mannigfaltigste bedingten Pflanzenreich einige worle.
auch hierin habe ich keine sonderliche Veränderung, doch
gewinn gefunden, äpfel und birnen hängen schon häulig
vor Inspruck in dem thale, pßrschen und trauben hin-
gegen bringen sie aus Welschland. Göthe {ital. reiae l)
S", 88; mit Verwunderung sahen wir diese beiden ernst-
haften männer, mit scharfen taschenmessem, vor einer
solchen diMtelgruppe stehen und die obersten theile dieser
empörst rebenden gewächse niederhauen; sie faszten als-
dann diesen stachlichen gewinn mit spitzen fingern,
Hchälten den stengel und verzehrten das innere dMsalben
mit Wohlgefallen. 8ieilien.tit.ita;
da ich dis U«M bte,
wie sollt' ieb dsn fn
der dofl« dort niebt b
bei nalksn nnd vioUo!
Faiiua. RCcKsaT (Uebai/rüM 1.87) l.MA.
t)) <f«fi auaammmMang mit dem engeren aua dam§mdUtfU-
verkehr gewonnenen bagriffe kennzeichnen auch tdät* bätfa.
in denen gewinn nieht den ertrag aelltat. txmdem den m*u
ihm zu lötenden geldbetrag kennzriehnet : und bat den vater
noch desselben abends, dasz er mir ein gewisses stUcklein
lands abtrete . . . aber er . . . fragte nur, was ich damit
anfangen wolle? 'ha! sagt' ich, es in ehren legen, matt
land daraus machen und den gewinn beiseiten thon.'
BrAkbr der arme mann im Tockenburg (l) 41 Biilote; von
einem elntzigen sch&flein, wann es einen guten sch&fer
bekommen hat, kanst du soviel gewinn jährlich erwarten,
als wann du zwantzig gUlden dem wacherer auszgeleft
hattest. Sciii'PPius aehriften 618 (kunet reich au tearden);
so schrumpfte der ganze getrftumte gewinn ans dem obsl
zusammen auf einige batzen. Jerbmiah GoTTiir.LP (der
bauem spiegel 8) 1 , 40 Vetter.
y) aueti der bedeutungaverengerung innerhalb der berufs
spräche dea bergwerka (a. ap. Afltl) wirkt in dieaem tuaammen
hang ein weiterer begriff die ertrag» entgegen: gewin von kol-
werck, oder kolbrennen, quaeatue earÄonanW. Henibch
ifioo; der gewinn an erz, an metall, an kohlen . . . was nuui
an erz, an metall, an kohlen erhält, oder durch arbeit
zuwege bringt. Adklund s, ms; Campk S. 864*; [in mifting]
der gewinn an kupfor, silber etc., the produee of a wvim*
in copper, silrer etc. Hii.pkrt II, 1 a. 4«4«;
ik ghinck to werke ande opende dat ghat
mit minen vooten nnde krop dar in.
dar vant ik groten ghewin,
fines sttlaers vele unde rot golt.
JieMce de Vor aa76 PHen (da fand ich nnn sehr
iproszen reichthum. Go-nscHKn t.K; da fand
leb köstliche sachen. GOthb 6);
herzöge soll ich euch begrBszen,
gebietet Sparta 's kSnigin,
nun legt ihr l>erg und tbal zu fltena,
nnd eaer sei des reicbs gewinn.
GöTHB (Fautt II. S) 41. m;
A) solchem ufi\fa»aenden begriffe dea ertrags streben auch
andere tcendungen zu . die auf der Verallgemeinerung de»
begriffe* geldvortheil beruhen •
ist einer beute gutes mntbs,
ergfitzt und freut sieb seines gnts:
eb ers vermeint, fährt sein gewinn
xnsamt dem gaten muthe hm.
Paul Gkriiardt ich hah o/l hei mir «dM
gedacht (Fi»cher und TvmpH 8, 870);
doch will er ufT iij oder iiij stifnen canonicus sein, nit von
arbeit wegen, sunder umb zeitlichen gwin. Eberlin
V. GCN/.RUHU (4. bundagenoaz) l, 41 Endera ; seind doch
geittig, wollüstig, auff zeitlichen gwin und gütter diser
weit geneigt. S. Frank chroniaz 8, 119^: dann nit lesen
sie in meinung etwas drausz zu lernen, oder den weg
der göttlichen geholten zu ergreifTen, sonder von des zeit-
lichen gewinns wegen. KT.CtXTtivn Kl.BVMTX'SV» landtetOriaer
Gusman^t. /A.)647 ; dieses ambt ist ein weg voller slrupffen.
in denen sich die seel wegen des keders eines zeitlichen
gewinns leicht verlautTet, dasz sie nicht mehr heraus
kan: lieber alles einkommen. allen gewinn fahren lassen,
als deswegen ewig verderben. Abraham a Santa (Uj^ra
eticaa ßlr alle (der gewicht macher) 8, «77 ; die sich Christo
allein ergeben, allen gewinn der weit in luffl schlagen.
J. B. FicKl.KR . . . von verbotenen büehem l.M^; AwfUdW
Räch Et. aatyr. ged. 118 netidr.;
diese perle, unvergleichbar
jedem irdischen gewinn.
Gkrok patmMätter (ahendwtakl) IM.
b) die engere richtung at^f den ge»dkitfl»v«ritehr (gewinn,
erwcrb oder geldvortheil) hält zähe an den gebrmueh»
formen feat, die aie schon in der älteren afrmdtt aeigt:
a) reich belegt ist noch immer die ungeaekwädkie ver-
balkruft: gewinn —■ erwerb.
l)) daa Substantiv in der Verbindung mit agnongmen.
870*
5899
GEWINN 11 2, b igelderwerh)
die ein nomen adionis kennzeichnen: band wol ermessen,
dasz, wo einer sinen fründ oder nachburen sähe bald
und unvcrsehenlich on besonderen gwünn und gwerb
rieh worden sin. Zwingi.i {vermahnung an die eidgenossen)
2, 2, 315 Schüler u. Sehulthesz; vgl. : quaestuosus, gewerb-
h'aftig. voll gewinn. König 966*; «ÄnZtc7tM.\TTHiAE 1,1105";
inassen die buchführer . . . sich nicht allein unterein-
ander wie brüder lieben, und ein jeder dem andern seine
nahrung und ehrlichen gewinn von hertzen gern gönnet.
Gkimmelshaüsen meder erstandener Simplicissimus {3,3 :
verkehrte weit lO) 3, 235 ;
des menschen haupt, mund, band, reich an witz, reden, macht,
mag tag und nacht . , ^ , , ,
durch kunst, lehr und gewm, sem lob, ehr, gut vermehren.
Georg Rud. Weckherlin {ps. 19, 12) ged. 2, 56 Fischer;
weil handlung und gewinn blosz in den friedens-jahren
den Wucher, der sie zieht, mit gröszrer lust erfahren.
JoH. Chr. Günther yed.'- 789;
deszgleichen haben auch alle künste in Karthago ge-
blühet, die irgend dem handel, dem Schiffbau, dem
Seekriege, dem gewinn dienten, obgleich Karthago selbst
im Seekriege gar bald von den Römern übertroffen wurde.
Herder ideen (12, 4) 3, 1O8.
nur dasz ihr eifer, irrend, wie so oft,
sich gegen jene andersgläub'gen wendet,
die handel und gewinn im land zerstreut ;
schon ward ein Jude hier und da miszhandelt.
Grillparzer {Jüdin v. Toledo 1) 9^, 145; ebenso
{Ottokar 3) 65, 95 ;
eine so ergiebige quelle von einflusz und gewinn. Wie-
land (A^fa^ÄotZämon) 32, 197; durch gewinn und neugier.
Herder {vom geist der ebr. poesie) 12, 150; dasz sie die
ehrensache des Vaterlandes . . . zum gegenstände des ge-
winnes und der berechnung gemacht haben. G. Kelleh
{f ähnlein d. 7 aufrechten) 6, 275 ;
2)) das isolierte Substantiv:
{Rvih.) laszt mich von euch aufs feld hingahn
und ehrn auflesen, dem mann nach
für dem ich gnad find allgemach,
(Naeni.) geh hin mein tochter, so geh hin,
m meinem volck ist guotter gewin,
die frembdling werden wol bedacht.
NicoDEMUs Frischlin {Ruth 2, 2) deutsche dicht.
100 Strausz;
er kam zurück und forderte
die zehn bestellten knechte,
damit er nunmehr den gewinn
von iedem wissen möchte.
JOH. Chr. GÜNi'HER {am feste des h. Ludovici)
ged:^ 82;
die confirmation, fasten, der priester weihe, dertempel und
glocken teüffen, werden allein ausz begirde des gewinns,
dem bapst und biscboff vorbehalten. S. Frank chronica 2.
157''; aber bald hernach, wie man den gülden pfenning
(als er auch der mainung ist) erfunden hat, ist die
menschen ein solche begird des gewinns ankommen, das
sie sich inn alle gefärligkeit, oder (also zureden) gewagt
spil, ergeben haben, nun das sie vil kauffmanns wahre
füretend. Tat. Alpinus übers, des Polyd. Verg. (3,16) 78";
als die frag vorfiele, weil fast alles dem menschen mit
der zeit erleide, welches dings er dann nimmer mud
würde? antwortet er: lucri: des gewins. Zinkgräf
deutsche apophthegm. 1,252; vgl. G. WESEfiiOK böse spiel-
sieben 127 ; so wenig werth hat sie {die Karthagische re-
publik) für die geschichte der menschheit, da in ihr
wenige familien der stadt, barbarische, reiche kaufleute,
durch miethvölker um das monopolium ihres gewinns
stritten und sich die beherrschung aller länder an-
maaszten, die diesem gewinn dienen konnten. Herder
ideen (12, 4) 3, 107.
3)) dem Substantiv sind genetive oder ähnliche bestim-
mungen untergeordnet:
dasz ich auch ewre lehr und ehr nicht gab dahin,
ftir einiger geilheit, golds oder gelts gewihn,
80 weisz ich dasz ir mich in allem gern gewehret.
Georg Ruu. Weckherlin {auf Amalia Elisa-
beth V. Hessen) ged. 2, 312 Fischer;
der trunk hatte, schien es, sein gedächtnisz gestärkt,
das ihm anfangs versagte, als es sich um den gewinn
von zwei ducati handelte. Karl Gutzkow^ der zauberer
von Rom {8, 9) 9, 288; aber um unbeschäftigte bände, selbst
ohne geldgewinn, nützlich zu beschäftigen, dazu ist ge-
wisz die aneignung der naturfonds die nützlichste be-
schWtigungsweise. selbst bei geldverlust bildet sich hier
GEWINN II 2, b {gelderwerb, geldhetrag) 5900
oftmals ein gütergewinn dadurch, dasz hier der mensch
sich ein gut aneignet, das er ausserdem hätte entboliren
müssen. Lotz handb. der staatswirthschaftslehre t, 206;
aus der vögel hohen flügen
soll ich Prophezeiung lügen
um verhaszten goldgewinn.
Herm. Lingg {die priesterin der L'^i" in
Rom) ged. 1*, 24.
4)) bei den präpo.s%tionalverbindungen , die an sich die
verbalkraft des Substantivs zäher festhalten, zeigen .sich
doch überall die Übergänge zum collectivbegriff und zur
Sachbedeutung. 100 es ayiging, ivurden die gruppen gesondert ;
in ziveifelhaften fällen und manchmal auch atis gründen eines
anderen Zusammenhanges wurde darauf verzieht geleistet.
a)) die verbindttugen in gewinn, mit gewinn, ohne gewinn.
«)) die erste Verbindung wahrt die verbalkraft : wo er (der
handel) aber am höchsten steht, musz der bürger in seinem
gewinn am mäszigsten sein; indem, wenn alle genug haben
wollen, niemand weder zu viel noch zu wenig haben
kann. Hamann {beilage zu Dangeuil) l, 17 Roth.
ß)) bei mit gewinn ist die entscheidung strittig: auf
das nomen actionis deuten:
sunst so wir tütsch büchlin schreiben,
die trucker das mit gewin vertreiben
und füllen ire seckel damit.
Murner vom groszen Luth. narren v. 1270 Kurz;
erhandle nicht leicht eine wahr, sie seie dann entweder
schandwolfeil oder du wissest sie wieder eigentlich in bälde
mit gewinn an mann zubringen. Grimmelshausen vneder
erstandener Simplicissimus (3, 2: rathstübel Plutonis 2)
3, 127 ; und gärten oder schöne häuser mit gewinn
zu kaufen war mir keiner gleich.
Wi el.'Vnd Horazens satiren 2, 78 (hortos egregiasque
domos mercarier unus cum lucro noram 2, 3, 25) ;
so ist er auch denn wie die andern alle:
ein sklav des nutzens ; nur der neigung herr,
um etwa mit gewinn sie zu verhandeln.
Grillparzer {Libussa 2) 7*, 162.
dasz ein handel ... d. h. ein regelmäsziger, beruflich
organisierter Wareneinkauf zum zwecke des Wieder-
verkaufs mit gewinn sich bei den naturvölkern nirgends
nachweisen läszt. K. Bücher entstehung der Volkswirt-
schaft^ 60. die Sachbedeutung ist durch das verbum oder
durch ein attribtit nahe gelegt: foeneratum beneficium, ein
gütthät mit nutz und wacher oder gwün widergolten.
Cholinus-Frisius (1541) 377»; anders Frisius (1556) 575";
lucrifacio .. ich überkomme mit gewinn. Dasypodius Ss";
ebenso Serranus 03''; wann sie der waar mit dem ge-
ringsten gewinn könten abkommen. Zinkgräf deut.tche
apophthegm. 3, 315 , ebenso (mit dreifachem g.ewinn ver-
kaufen) 1, 43 u. 1, 47.
/)) bei on gewinn schlägt das nomen actionis vor:
und so der bock ein gärtner wirt,
die jungen bäum er selten ziert :
also wer weib und pferd leicht hin,
ist auch ein kauifmann on gewin.
Schwarzenberg vom zutrinken s. 34 ncudr.
der laufft pald zu dem peckhen hin
der gibt im on sondern gewin.
das prot recht gwegen in dem kauft'
wie doch der traid hat seinen laulf.
Georg Rösch v. Geroldshauöen tiroler land-
reim (1558) 371 Fischnaler;
gratuitö, güts willens, on gwün, umb sunst. Frisius
dict. (1556) 611'' (güts willens, selbs willigklich, vergäben,
on Ion. Cholinus-Frisius (1541) 396''); umsonst, ohne
gewinn. König (1668)505''; eine waare one gewinn ver-
kaufen. Adelung 2, 662.
b)) vom gewinn.
«)) nomen actionis: de erste van den dren ist borgerie
unde koplude unde alle de sik erneren mit ummeslach
unde leuen van deme ghewinne. Eeinke de Vos s. 4 Frien.
das gleiche bei Brandes {jüngere glosse) s. 5; vom gewin
leven, de lucro vivere. Henisch 1600; ebenso Steinbacii,
Hederich; die handwercker seind zum theil verächtlich,
und zum theil von schlechtem gewinn. Grimmelshausen
wieder erstandener Simpl. (3, 1 satyr. pilgram 1, 4) 3, 17;
vgl. auch unten {attribiite).
ß)) collectivbegriff zehr spärlich vom gewinn. PETRiit.a.,
s. sp. .5890 ; auch die lockerung des gefüges in der eben be-
legten formet kennzeichnet den Übergang: von seinem ge-
winn leben, to live by ones winnings. Hilpert 2, l, 464".
5901 GEWINN II 2, b {geldenoerb. geldhefrag)
e)) vor dem (für lUiUj i{i*wirin: vor dem gewinne wcdi-r
ruhen noch schlafen können, lucrum prtrsuppoture aopori
et quiefi. Stkinhacii ji, IQW; ebm»o Hkiikhich t.tIM;
WM ab«r Noit ich dir zum anfebind« kautlen,
da ii;b ein l'etrua bin, dem |old und ailb«r feblt?
wer von «alat und obat die flnfer mOde x«blt,
der kan vor den gewinn rar lniüht cum k<N!be lanffen;
die kräutor bringen mir rilcht i-innii hr||«f «in.
Jon. CHH. UOnTIIKH (lulhinriuU'unM-h eint$ fOAlM«
an feine mutter) i/c<i.i lüM.
(0) KU gewinn.
n)) namen artionia: darvon her bei den Cipriem, der
brauch HufTkonunon waa . . . da« ii die junckfrawen, vor
aulTKeKetxIor hochr.oit, hinauaz an daa mecrea geatatt
Hchicktend, zu gewinn, auff daa ai ain heirat gAt über-
kjltncnd (»» quaeatttm). Tat. Ai.IMNUM vtrdeuttek. il.
i'uli/dor. Verg. 79*; aber einer der reich gedenckt zö
worden, lenzt sich nit an einem wenigen genAgen, ton-
dem Htichci und Irnchtet aulT alle hendel, unnd wo ein
solcher alle henHcl, ia allo crea(iir«>n zA lieh bringen,
und zum gewinn (^rhraiichen niAchte, ao thet era gem.
Jon. .^(li^K:ol.A sptichw. im5''; nleirh wie aber gcitz, un<i
die b«>Kiordo zu dem gewinn, bei den MchifTleulhcn allzu
grosz ist. Fh. Caccia Ubetmthat d. heil. Antoniua IM;
wie? wer nach rolde (eist, obgleich kein (old beglDcket,
brancht alle Htunden zum gewinn,
und l&ufl nach wucher hin,
wann kaum der jung« tag aus weiaaen wölken blicket.
Uz (rf/e ti-imentehufl tu lehtn) 93 Snuer ;
qme»Hn »ervio, zum gewinn helfen, tiui nfde rif i>JMfurt.
üAHTiiKöNiaeM*;
mein vater scharrte thaten oor,
nicht louisd'or zusammen;
sein weib war mild wie die natur,
und raach wie feuerflammcn
cum geben, lanirsam zum gewinn :
wohl mir, dosz ich nicht reicher bin ;
GoKCKiNOK lieder sueUr liebendem^ M.
fl)) collevtirbHgriff und sachbedeutung : so hat er auch
zu gewinne was er es nohcr kouft. Str<utzb%trgtr Ordnung
von MhS Brncker !M; so soll er an ainem pfund nehmen
ein Pfenning zu gewin. und soll geben des schefTen
kcsz ein pfund fUr 8 ^ ... so sollen sie einen pfennig
an einer metzen zu gewinn nehmen, marktordnung v.
Wertheim {16. jahrk.) 41 Sehroeder;
den riomen zieh, den sackel aufM'hnOrt,
neun/.ohen douhlonen fUr die hosen muszt du lohnen,
dem .si-hmiodvknucht eine zochin,
fUr ütiofel und siiom ucht ncbefTel gut kom,
der magd eine junpe zu irewinn.
die »ehmitde (de* knaben wunderhom 1, 461);
vorsichtifT häuft er kom auf ferne theurunir hin,
und allsremeinn noth macht er sich zum gewinn.
Hai.i.eh {der mann nach der weit li^) 107 JUnel.
e)) nach gevrinn führt unmerklich mr sachbedeutung über :
x& dem marckt lulzel jemandt nt,
dem sein «inno nach gewinne stat.
Ac.RicoLA »prichuf. *. 848 (au» FrHdank);
do or sie auch uszscndt zA predigen, sprach er nit 'ziecht
hin, söchent reichtumb, crwerbcnt gAt, stollent nach
gewinn.' NettKartithana .i. llvTVV.S 4,654 Böcking; dann
die Italiiiner sieht man zA allen zcitcn h&8.<<ig, karg und
gcitzig sein, vil begeren, nach gewinn stellen, bctriegen.
glauben brechen, (quaerere) HtnKN 4, 287 {die an
achauenden) ;
Grimbart sprack: id is eine ere.
ein islirk mach sick vrouwon Rcre,
do kindor beft na sinenio sinne,
de SMS mede sint na (rhowinne.
Keinke de Vo» 3S6U /'r/cn (diel bald nach dem er-
wert>e streben. GonsiUBD (>, 5) n. 78 Biettng;
und die zum gewerbe bald sich gewOhnen.
GÖTIIK (7));
hir mit ghinck he wech na sinem gbewin.
Keinke de Vo» 1113 Prien (und damit sricng er »eine
strasze. GorrsriiKK 1, 18*. 24 Biflint); und riltc
nach seinem gewerbe. Gütmb (3)). f;ait: tihn-
lieh «171 ;
lueri turpi» etipidu», der unehrlichem gewinn nachgehet.
GAHTH-Krmin 480*. lueri stttdioaum esse, nach gewinn
streben. 429^;
hier sprechen edle m&nner, nach gesetzen,
und kriogor l.-iuschen auf gcmess'nes wort.
hier liehen heilig einsame zum himmel ;
beacb&tligt strebt die menge nach gewinn.
GöTHB (nat. tochUr 5, 6) 9, 370;
GEWINN II t. b igeUerwerh. geldbetrag) 59(»2
ein kanfmann bin ich auch — ich itelbat Ma OMiiie waara;
doch schenk' i<:b nicht davon, ich tracbia nadi gewinn,
wer bam am berzaa tanaciit, dem folg' ich bis zur bahr« :
4a baat dan pr*is bwahW, — «o nimm mich bin.
OanxfAa/BK U»' '*»'* J^fV» kanj'
uamm) »». 40.
/)) ftuf. ffir gewinn.
a)) nomen aetiomig: foll dann «in iader iclas gefallMM
•uf gewin reuten, ao volget entliehen danuig, dä«B toder
reuter und fueazkneebt dan'on lauft, stehet daa hör ier
und daa geaehOtz bloaz . . . daa zu verbieten . were sein
rat, nlamant auf gewin xieban xue Uaacn. tehreiber da
tntelum$m Q. v. Wai.hbowo ». Bmtmmmm a. Mk; derfaitilt«
beflelaaiffat sich mehr auf fewfn, d«ui «off ehr. Hbmisch
1001 [vgl. daaur sich des gewinnas bafldaaif a, fiiaiitiif
inaarvire. Stkinuacii t, lOff); aarrirt quamiui, aUaa «äff
gewin riohten. Sciiönnlkuer V5*; ebanao Dkntxlbii W^',
die wort im psalter gesehriben 'den weg der wariidt
bab ich erkoren.' . . . kan aber keiner warlieli safM dar
well liehe g Alter begert , oder bAndel uff gewiaa« traibt
Stu Karathana, a. HUTTK!« 4, SM Böekimg;
aa wimmelte der berg von bandert taaaand
die kritmer woltan sieb dar iMaae aicht eoti
um, weil Mareorina daa Jabr»flMfckt aaaasediriaB.
auf kttninifen gewinn die bodea anfiamallaieaa.
Jon. Ch«. OOirma (s« Jak. Ckrüt. BrmeaUa daOar-
wfird«) gad. a. MM.
auffallend iat m» aUekar vanaandung dia präf. Ar, äia
meiat nur bei Marimfumfm üblieh tat (doek vgl. ap. Wn):
alle seine {daa haufmamna) krftfte sind nur fOr fewinn wie
beim scbachcrjuden. und sonst für nicbta. F. L. Jaur
{dautaehaa volkatum) 1, 187 EuUr.
ß)) aaehbedeutung iat dem engeren begriff' daa zinsertragea
et^n, dar gema an diutr formal haftet -.
■adl dem der arm atelici waniiaaa,
wie or das gelt mOcbt lafHl an,
daa er nicht drarob kom aad «hIm,
sQnder auf gwin
mocbt leiben hin.
oa bin und her pewag.
H. SAriiM (der reiche mit dem arwun »tkmh-
ßteker) /ab. n. aekw. 6, 880 Ooetse n. DreaeMer;
gibt auff wAcher und gwün hin. CiiOLiNts-FKisiOSITT*;
{Mur Verbindung wucher und gewinn a. ap. 0806/6) 'oenero . . .
wAcbern, wAcher treiben, auff wAcber geben, auff wAcber
und gwUn aus/üben. Fkisil'« diet. (i&&6)575*; foenero. ich
gib mit wucher, ich leihe auff gewinn. ÜA8Yt*«>uiL'8 N f;
wAchera, mit oder auff wAcher hingeben, auff gewinn
leihen. SF.itnANts 17*; wie werden die jAngere kauffleute
die kaufTmannüchaft Abcn, wie werden die bandwcrrks-
leute und eure bauren biszweilen ihre sachcn fortbringen,
wann sie nicht auff gewinn geld aoffhebmen. Schuppios
achriften 806 {kunat reich tu toarden).
Y)) auch die Uekerung der fügung durch den autritt
von proHominibua und attributen , die alt merkmat der
«aehbetteutung anzusprechen int. läa:t sich hier vid belegen:
wir TcrkaufTcn tauff, absolulion, begrebtnOai, bciimth.
i kurtz. alle unser handlung ist geriebt uff b6«en gewinn.
KliKHi.lN V. GOnziiüko (aieben . . . pfaffen Umgen) 8.«
Endera; klug auf seinen gewinn sein, ad ataam qiur»tum
callere et ralum etuere {eaae). calUdum aaaa. HSDBHICH
1, 14M; da that der Jude einen lauten acbrei. nahm daa
geld und sagte: 'au weih, ich bab's gewonnen!' an dicaea
Juden soll jeder denken, wenn er versucht wird, mehr
auf einen gewinn zu wagen, als derselbe wert ist. Hebbl
[aehattkiiatlein 48: achlechter ^icinn) 8,84 Behacket; Uer
mündet in neuerer un^ormung attek dia alte Verbindung
gewinn und vertust {»p. 5879/.) ein: auf gemeinschaftlichen
gewinn und vertust, so dass so wohl der gewinn, als
auch der vertust unter alle theilnehmer gleich vertbcilet
wenien. Auelunu 8, 88>: ganz ähnltek (Iampb 1, 88**.
g)) m4innigftUiig aind kiar die präpoaiiional rerbindmmgen,
dia von der voratellung dea sieta und twecka na einem
cauaalverkältnia trriter führen: um gewinn, um gevinns
willen, gcwinnes wegen, halber, gewmnes fleisz {andere:
wurden wir ... um den sechsten gewinn vertauft. Grim-
MKt.siiAisRN Simpl. a. 514 Kbgd):
der nnschnld um gewinn efai iastar an su l&gen.
und dur\ii gedungnes lob die aadiwclt zn betrügen.
Jon. Chr. GCirrHRK {em/dHOaltwert-n. Uormtgtaeke
kockieif) gäd. 4M;
5903 GEWINN II 2, b (f/eschäftsvo^-theil)
auff oder umb den gewin, quaestus lucri causa. Schöns-
LKOER V 5'' (tmfe»* gewinn); vocem venalem hahete, umb
den gewin sehwetzen, ebenda: um den gewinn schwetzen,
vocem venalem habere. Aler 1,937»; vgl.: Lingua est in
quKstu, er redt umm gewinns willen. Dentzler m>^;
ob du umb gewinsz willen bist meineidig worddn.
Geiler v. Keisersbeho {dreieckecht spiegel) siben tracfat
Eei»; sie {die ärzte) verbieten im {dem kaufmann) die
(föUerei) wol, aber sie übersehen jm doch ettwas,
unnd lassens hingehen, dann wan er nit also lebt,
müsten sie hunger leiden, und leichtlich sehen sie
im durch die finger, umb gewinnes willen. Hütten
{febris secunda) 4, 136; ebenso 4, 130; captare aliquem emolu-
iiiento aliquo, einen umb etwas nutzes willen an sich
ziehen, oder umb etwas gwüns willen eim augendienen.
Frisius dict. (1556) 187* (eim augendienen, und sein
gunst suchen auff etwas nutzes. Gholinus-Frisius 138*);
umb gwüns willen ander leuten übel reden. 108*; genau
so Maaler 201'', vgl. auch 180» (umb gewünns willen
eerenleuten schandtlich und lasterlich zureden); die
kauffleute handien nicht ausz geitz, oder um gewins
willen. Grimmelshausen Simpl. 426 neudr.; man leihe
und borge einander aus christlicher liebe und gar nicht
um gewinns willen, wieder erstand. Simpl. (3, 5 verkehrte
trelt 11) 3, 239; facere aliquid sui qucesttis aut comtnodi
causa, etwas umb seines gewins oder nutzs willen thun.
Faber 668*; um gewinns willen sich auf b6se dinge legen,
qucBstUfS gratia animum, ad inalas arfes adducere. Stein-
bach 2, 1029; ebenso Hederich 1, 1424; um gewinnes
willen, par interet. Schwan i, 745''; um des gewinnes
willen, /or the sake of interest, gain or lucre. Hilpert ii, l
s. 464'' ; nicht gebewe, . . . nicht gelt . . . nicht kauffmann-
schafft, nicht das gantze meer, von gewinnes wegen
umbgeschiffet , auch zuletzt nicht die grosse anzal der
burger . . . sonder allein . . . tugent ziert unnd adelt. Ver-
deutschung der trostbücher des Petrarca 114; ars quaestu-
aria, ein kunst von gewinn wegen erdacht. Dasypodius
Ee 7^ ; compendii sui causa, von seines gewins wegen.
Schönsleder Vs''; eJenso Aler l, 937*; das vollsauffen
und alle unzucht wegen desz gewinns gestatten. Aegidius
Albertinus landtstörtzer Ousman (48) 423; sie ist allein
nit des gewins halb frölich. aber auch deshalb das die
gab von dir kumpt. darumb hat sie dich über dann die
gab. Straszhurger übers, d. Terenz {Eunuch 6. scene) 48*;
gewinns halber thut man viel, multi id faciunt, ut
lucri plurimum facianf. Calyisius 700*; lucri causa ali-
quid facere, etwas gewinns halber thun, tiouIv n ini
TW xeqSki. Garth -König 429''; etwas seines gewinnes
halben thun, facere aliquid sui quce-stus et commodi causa.
Steinbach 2, 1029; ebenso Hederich 1, 1424; alles nur ge-
winns halber thun, omnia metiri emolumentis et commodls.
Stein BACH 2, 1029 ; ebenso Hederich 1, 1424; gewinns-
halbcr, for proffit's sake. teutschengl. lex. 2 (1716), 773.
drumb, do ichs vor gelassen hab,
ulT setzen sie uns vastenspeisz,
das thünd sie nur gewinnes fleisz.
Hütten (dag und vormanuvg 599) 3, 459 Böcking.
ß) wo die Sachbedeutung in der engeren richtung auf
den geschäftsverkehr sicher gestellt ist, lassen sich anderer-
seits bedeutungsabstufomgen sondern, dem allgemeinen
wnfasse7iden begriff geldvortheil, geschäftsvortheil stehen
engere fassungen gegenüber, tmter denen die parallele ge-
winn, zins schon oben mehrfach gestreift ist. daneben
mtisz auch dem begriffe des Überschusses beachtung ge-
schenkt werden, der im rahmen der kaufmännischen spräche'
sich iceiter verengt:
1)) der weitere begriff: gewinn, was ein geschäftsmann
erwirbt:
«)) du hantwercksman mfisst mit mir dran !
drumb lass all din werehzüg stan,
damit du ernert, hast wib und kind,
din ewin verschwindt glich wie der. wind!
N1COLAU.S Manuel (todtentanz 19) 15 Bächtold;
kein gut, kein kauü'manns-schiff erwirbt so viel gewinn
als dir ietzt der besitz der schönen Dietrichin.
Jon. Chr. Günther (ow/ die IHetrich-Ropperisc/ie
heimführung) ged.- 786 ;
steht nun verliebter geitz den reinen seelcn an,
so wuchre nacht und tag mitspielen, schertz und küssen;
aem kum wird den gewmn in ein gewölbe schliessen,
worein kein loser dich zum raube etcigcn kan, 537 •
GEWINN II 2, b (Zinsertrag)
5904
der gewinn, der mir aus so mancherlei handthierungen
zugieng, that mir so sanfft, dasz ich dessen je länger je
mehr begehrte. Grimmelshausen Simpl. schriften (Courage
cap. 18) 3, 261 Keller;
niemals tadl' ich den mann, der immer, thätig und rastlos
umgetrieben, das meer und alle straszen der erde
kühn und emsig befdhrt und sich des gewinnes erfreuet,
welcher sich reichlich um ihn und um die seinen herum häuft.
GÖTHE {Herrn, n. Doroth.: Polyhyvinia) 40,278;
da brach mit sturmes schnelle
hervor dein starker sinn,
nun maasz mit and'rer eile
der kaufmann den gewinn,
nun lieben die Studenten
erst recht die Wissenschaft,
und alle herzen brennten
in einer gluth und kraft.
Max V. ScHENKENDORF(d«e deaUch. siädte) 257;
es ist ein engelländisch handelsschiif,
den neuen weg hat es zu uns gefunden,
was doch der mensch nicht wagt für den gewinn !
Schiller {Demetrius 2, 1) 15, 2 s. 488;
weil aber die weit das nützliche zur höchsten Instanz
macht, so wähle ich einen gegenständ, den die weit auch
für nützlich hält, meiner kraft ist es eins, oder soll es
eins sein, — also entscheidet der gewinn. Schiller
briefe 2, 7 ;
b)) erweitert tmd verallgemeinert loird so das suh.stantiv
überhaupt für geld und geldeswert gebraucht, vgl. auch
sp. 5898 : der klager sol nit liegen, betriegen . . . den richter
nicht kauffen . . . wann alsz denn ist der gewine im peutel,
unnd der schade mit der seel. Albreght v. Eyb spiegel
der Sitten (l51l) 104;
war' auch am ende nichts darin,
{denkt er) trag' ich's zum gieszer hin,
so wird mir doch so viel gewinn
auf sieben tage brot zu kaufen.
Wieland {wintermärchen 1) 18 (1796), 222;
dazu vgl.: die könnten beide mit allem recht das be-
rühmte motto Vespasians in . . . ihr petschaft schneiden
lassen: der gewinn stinkt nicht darnach. Klinger {be-
tracht. u. gedanken 1, 65) 11, 59.
2)) engere aus dem geschäftsverkehr sich ergebende be-
griffe.
ö)) für die mehrfach berührte gleichung gewinn, zins ist
der ausgangspunkt wol im kaufmännischen begriffe des Sub-
stantivs zu stielten, ihre Verallgemeinerung zu der loeiteren
Vorstellung eines ertrages im ralimen des landwirtschaftlichen
betriebs und ähnlicher betriebsformen ist oben (sp. 5897.
5894^^'.) dargelegt, vgl.: ein schlosz in die lufft bawen, das
ist, wann man gut eigen anschleg hat die nit faulen,
und schon den gwin , die woll , federn , und die eier
rechnet, die die lemmer, gensz und hünlin, so disz jar
erst sollen fallen und auszschlieffen, bringen sollen, was
man mit thün wolle, als hab maus schon gewisz im
seckel, da noch drauff stehet, man krieg keinen heller
davon, ja verleurt das hauptgut zu dem gewin. Franck
sprichw. 1 (l54l), 147*'; dann der järlich gwin des plei-
bergkwercks, so er mitt den fruchten eines besten und
fättisten felds vergleichen wirt, ist allezeit wo nicht drei-
fältig, doch zum wenigsten zweifach grösser und besseren.
Geoi^g Ag RICO LA vom bergicerk (i) deutsch v. BechiusS;
allein die stolcze pewerine,
die het kain kes gar üeberal
und het auf ostern kain fladen zu essen :
hin war ir hauptgiiet sampt dem gewine.
die pewrin spoten ir zw mal,
das sie ir fladen kes vor hin het fressen.
H. Sachs {die bäuerin frasz alle tage einen käse)
5, 132 Goetze u. Drescher;
auf den geldverkehr als solchen toeisen hier schon: es si
schulde, gelihen gelt, gewinne, geworbe oder in zinnsen.
Straszburger zttnft . . . Ordnung von 1401- bei Brucker 447 ;
einer leihet dem andern 25 fl. zwei jar, umb gwin und
gwins gwin. wan nu die 2 jar auss sind, gibt er im wider
49 fl. ist haubtgut, gwin und gwins gwin alles bei einander,
ist die frag wie vil die 25 fl. das erste jar gewuchert haben.
Mich. Stifel die coss Christoffs Rudolffs (1553) 389'';
mein kremerei ist unwert und gilt wenig,
gar spiczig ist der pfenig.
die ha&pt süm und der gwin
gel mit der zcrftng hin.'
H. Sachs {die Jüvjzen oi-denslcwi) 3, 65 Qoetze
M. Drescher;
59()5 OKVVINN II 2. b (gehchuftȟber$ehuaz)
ein vprichwort: w»'
verlewüt hawpt ;-'
{die ijeioriii -
ebetuo 21. :i^i
i<it,
und Ifl knmtn) 4, 117;
(umf «0 noch häujiy im übertragetun rinn» ». «ntor e):
sein rechenbflcher hfiron leven , und jin l«M«n >«in
gewinn iinnd wucher rechnen. Hh'itkn (Vaditeut) k,\M\
raufen docb fUnilen und b«rm an,
duz «ie un j«t/o kuulTleut warn,
o neniiiien niu diüi tcwinn nicht fern
und hiultun wucli^r fUr «in »chand.
J. AYHKii (iltr faltrh ni-tartu») h.WtO KHUr;
d»sK euch euer auHgelegt ge\d . . . ticgea meinar anver
iiehrten uuühttndiijung mit lo. fächern wuoher u. gewinn
soll wieder gegeben werden. UiilMMKUiilAUSKN meder
eratanäener Simplieünmu» (t, 4: DittwUä w. Awtdinä« S, »)
3 (t7Ja). aa?.
b)) in manchen dienrr bcUgti mutdU« nek tugUith nn »Atn-
begriff geltend, der de» übertehuMt». «tM d*m rmmtm getd-
verkehr erwachtiene voratellung: in dem Jar (law) waa ein
burger, .hiesz Tufel, der koulTt von dem probat se taut
Aihnn lou vierntzal roggen, ie die viemtzal umb 6i.ee
dus JHr tiH/kttni, do galt ie ein vierntzal 8 Ib. mit dem ge-
win buwt er die capollen aant Oszwalt bi sant Loonhardt.
busler Chroniken 5, 17; das kriegen on not, aei mit einem
gülden humen flachen, welcher so er verloren würde, ao
kündte jn die fischerei nicht bezalen, fienge er aber etwas,
80 ubcrirefre die koste doch den gewin allzuweit Luthkr
{der SS. pmltn ausgelegt 1600 ab»ehn. >) fi, 164* Jena ; man
mu8z allea von den vorkeuffem und amptknechten aulTs
aller thewrest nemen, welchen nichts feil ist, es bringe
denn dopffel gewin und ubernutz. Luuw. Mii.iciiiuk
ac/trapteufel S i^ ; und nach abzug des aufwandes , und
deren abgaben oder lastor {tcird) nachdem davon zu er-
wartenden gewinn, der werth des ackcrbaues oder des
Waldes, ingleiohen der gebäude, absonderlich bestimmt.
ClIOMKI. 1,468.
c)) hitrauf im besonderen baut sich der kax^fmänniache
lt*9^iff des gewinn» auf: der Ubcrschusz des gesamnit
ertrag8 eines geschäftes über die aufgewendeten kosten ;
item mainen, (das) ainer der isen vail hat, an ainer
schinen isen, die er dings git, ö oder 6 den, gewins nemen
sol und darüber nit. Übeiiinger verordn. von 1461, s. isch.
geach. Oberrh. 18, 30 ; den gleichen begriff kennzeichnen auch
die oben (»p. 5901) /tir zu gewinn nehmen angeführten belege,
rt/l. auch die Stellung von gewinn innerhalb der begriffs
brstiminung von interesse bei Simon Rot (*. o.); kaufTleute,
so /u liandeln gewohnet, sind nicht allein der anforderung
des interesse wegen eines augenscheinlichen Schadens.
Hunderii auch wegen ermangelnden gewinns, zu recht
befugt. ClIOMKI. -i, 1061; alle diese, und noch viel andere
betrachtungen mehr, geben hernach ziel und maasz, wie
viel oder wenig gewinn ein kaufTmann über die einkaulTs-
kostcn und seine gethane spescn auf die waaren schlagen
könne. 1060: er verliert dabei immer ... weiter nichts,
als die entbehrung eines erwarteten, ihm von der Vor-
sehung beschiedenen gewinnes. Lutz handb. der Staats-
wirtschajtsle/ire H.ioo; der ersetzende schaden umfasst
auch den entgangenen gewinn, als entgangen gilt der
f,e\vinn. welcher nach dem gewöhnlichen laufe der dinge
. . . erwartet werden konnte. </. biirg. gesetsb. %ünim reichs-
gesttzbl. (i89ti) 2S8; bei diesem band werke ist nicht viel
gewinn zu hoffen. Adkluno; es ist dabei an keinen ge-
winn zu denken. Campr; aber ein postbcamter, der nicht
auf der höhe stellt, von wo ihm ein staatliches urtheil
geziemt, der wird alles andere wie fcindes land betrachten,
was nicht postalischen Interessen dient, und er wird
jeden gewinn, auch selbst mit schaden für die anderen
departements , mit gutem gewissen nach haus tragen.
Bi.sMAHUK int reichstag des nordd. bundes. 16. 4. 1889.
;-) ai4s der sachbedeutung eines gesc/iäftsvortheil^ er-
icäehst nun eitte stattliche reihe fester Verbindungen, di*
tnelfadt in dein vorstellungskreise verbleiben, mannig/'urk
jedoch auch übertragene bedeutung annehmen (.«. II, .'»\
l)) für die Verbindung mit Substantiven ist vor allem
a)) die 2usammenstell ung mit sgnongmen betiwrkrnstrert.
unter denen die oben atts icörterbiichern belegten pandlelen
breiten räum einnehmen.
><)) die ntönschen, di«t in fleischlichen sUuden ver-
GRWlNiN U t. b (gewinn und nutzen) 5906
aenckt nit wider auff aton wAllen, oder irtsn wucher
unrechten kaufriaantchatz . und gewinn unaulThörlieh
treibend, oder frAnibd gut mit unrecht Inhalten. Gkiukr
V. KüiaKHNiiRRa (demsektehi tpieget) siben trtutai Od I*:
unrechter bfiaar gewinn und wuelier iat dem tebaden
nicht ungleich. Jon. MAmiKsif« iSj^rwe* (UM) I. M*;
ein erbarer und redlicher gastgeb . . . verstattet wegen
den felta und gewinn« keine rolUauffereien. AeoiüiUH
Albkrtinum taiutt»t9Ha0r Ouswutn (4«) 40; u. m. rgl. muek
die belegt auf tp. mm. «MI: nit als ietzund die biaehoir
und prelaten in irem gebring leben, und all ding off
gewinn, rrirhtumb und wolluat aelzen, daramb sie auch
dea geiatlichen »land« begeren. aunat wAllen sie da« zu
nicht»« \Vi4 Kartthans m. Hütten 4, MI lUkkimg:
wir slod nicht lu arnilim
mit rekhthumb und gtmina,
und gebn nnib gtldee wUlaa
001 X« der bMlen Ua.
Simon Dach lVorjakn4tedehm) 4« OHmttitt
seht keiM freaodacbaSl an, rarkaofft daa hrrtae Blebt
umb gaben und gewinn, spracht kainrm widcr pliekt
aeln recbt und vortheil ab. disx recht ut zu verledMO.
das TOB dem rechte wil gewhin ttai wmAer aeekiiB.
TscHsaKiKo d. ged. JtUHng MC (•• VeM Mäht),
aelig ist der mensch, der von keinem armen gnben oder
gewinn in aeiner hand hat. pRflTAi.ozzi LitmMmrdmmd
Oertrttdil,%t»)l'.m.
ß)) und fftll domas beeehreiben, deren aie etxttehe.
biachöfliche fUll, etliche bipatJieh nennen, umb genien.
und gewinnea willen. Hi^-ttkm ( IVu/i.m-u«) 4, Ht Blieki$t§:
doch trägt airha ofR zu, daaz er {iter te%^e[) mit etlichen
Sachen bei denen aeinen umb eines geringen schtdlichni
gewinns oder genieases willen gerad eingehet. CKiikh
MAiKii) instit. metall. ts; der JQngling spricht: der mchr<-r
theil raach sol nicht auff das bOas, aondem auff nutz
und gewUn gerichtet sein. Wktzsl rata« d. töhmt (h^gtre,
deutseh, 103 neudr.; ob du frAmde* sehadeas, ein nnaeli
williklich und mit frAudcn gesein tritt, auf dg da gewin
oder nutz davon bettest Gsiutn v. KsiaKRSBBHii (c/rrt
eckecht Spiegel) eiben traetat Se4*; denn je kein fahr,
noch kein gewinn oder nutz kan so grosz sein, als j ?nf
fahr iat, wo man eich lest inn ergemusz füren. LuTHan
hauspostille (evang. am tag Michaelis) f. •6'': und dias
ist, damir er (Paulus) allen sinn unnd mött gesetzt.
allcnn eigen nutz unnd gewinn Übergeben hat Am Karst
hatte s. Hütten 4, 6A7 BOeking; um ires stinkenden gewinns
und schantlichen nutzes willen. «. 67(; ein gewinn und
nutz der mit einem hft.->en namen und geschrei znw<^e
gebracht wird, ist nicht für ein gewinn und nutz, sondern
für Verlust und schaden zu achten. J. Maii hk.sius ^Jj^raeA
1,84*: das leben bei der französischen bott»chafl gefil mir
nicht, dann ich hatte einen schlechten nutz und gewinn,
aber vil mühe unnd gefahr bei jhm. A. Albkrtinuh
landtstOrtxer Qusman (SO) 147; ähnlich (t. theil) MS (nutz,
gewinn, noch segen); letzUichen understond ich mieh einen
erfundenen guten gang unnd ertz zuuersetzen unnd ver
zimmeren, in meinung. sie inn kUnfTliger zeit zubawen und
meinen eignen nutz unnd gewinn darbei ansuchen. i&S) 4&t.
ähnlich (16) 107. vgl. sp. MtS;
die ander ranss ist aoeh bekaad
und wird ai« achwartze ga
mit wu«t bahengt. und aw
die nicht« dann nur voaa geüs will
darumb aie auch b«i tag umI aaeht
nach dem ft<winn, und aalaaa IraMt
WuLFH. SpAXoaHaiao
IM ilaritn':
(•.«»)
mit Versicherung, dasz sie ohne fluchen und lügen weil
mehrern gewinn und nutzen in ihrer handelsebam
spUliren werden. Aiikaiiam a. S. Cij^ha etws für alle Ider
kat^/'mann) i (16M). 190; die gefritszige scbaar der tisch
freunde, das lustige v5lkletn der lustigen brfider. die
Spieler, lungerer und alle, die von dem verlohmen söhn
nutz und gewinn hatten, sahen sich wohl vor. Uin zu
einiger besonnenheit kommen zu lassen. MuaAus ndks
mtlrehen {stumme liebe) 4. 7 ; vgl. auch die UbeHrofumg in
warum sie (trüieal u. mderieertigkeiien) uns zugeschikt
werden? zu unaetem besten, entweder ans zu versuchen;
oder uns za verbessern: and ob aie uns schon selir
widrig fUrkommen; su sein sie doch nutzbar und foll
gewins. Buiscmky taihmoe (M: cretUi u. Verfolgung) *7.
5907 GEWINN II 2, b (kaufraanns-gewinn u. a.)
v)) hat die Ephesier ... der geist und das gewissen
dahin getrieben, dasz sie, unangesehen des grossen wehrts,
unnd' vorstehenden gewinsz under den haiden , einen
mcrcklich grossen hauffen bücher verbrennt. J.B. Ficki.er
übers, v. Putherbeys tract. v. verbotenen büchern (2) (l58l) 89^ ;
Schmeichler sind wie sonnen-blumen, blicken nach dem
himmel hin,
wurzeln aber in die erde, suchen vortheil und gewin.
LOGAU sinnged. (3, 2, 43) 468 Eitner ;
(vgl. die übertragene Verwendung der formel bei Günther
^6^.^10.53); behaltet ewre perlenschnur, ich begehre keinen
theil daran, oder lohn und gewinn für eure pflege. MusÄus
roUcfmürchen (Ulrich mit dem bühel) 4, 159; ebenso 3, 19;
befahl die ryoth zu weichen,
so wich und trug dein volck die schönsten sieges-zeichen,
mit von der wahl-statt weg, weil du, als dessen hertz,
des glückes blinden hasz und ungerechten schertz,
mit groszmuth und verstand behertzt zurücke schlugest,
und mehr gewinn und rühm als alle sieger trügest.
Jon. Chr. Günther {lobschrifft auj Friedrich August)
ged.'-i 712 ;
ich habe deine seele frei gemacht aus den ketten und ban-
den des alltäglichen mühens um gewinn und verächtliche
ehren. Paul Heyse buch der freundschaft .- siechentrost.
J)) ist nun disz nit das geringst, das zum hauszhalten
gehört, nemlich, dasz das weib des manns arbeit unnd
gewinn zurath halt. Erasmus Ai.berus ehehilchlein Gs**;
wenn die gestudirten in den hohen schulen diese künste
(der iMuszhaliung) gelernt hätten, würden sie dem guten
jcto (junsconsulto?) diese summe gelds mit gewinn
und grosser dancksagung wieder geben können. Schupp
Schriften 596 (von der kunst reich zu werden) ; die jr chur
und bisthumb jetzt allein mit gelt und geilen uber-
kummen, als sei es von gewinns und herrschairt wegen
auffgesetzt. S. Frank chronica (1.543) 2,142*'; ja das ganze
betragen dieses volks in fremden ländern zeigt, wie hart
und geizig dieser aristokratische staat war, der eigent-
lich nichts als gewinn und afrikanische knechtschaft
suchte. Herder ideen (l2, 4) 3, 106; er wollte die sache der
freiheit und aufklärung nach der weise eines klugen
fabrikanten betrieben wissen , welcher nicht darauf aus-
geht, mit ungeheuren kosten auf ein mal ein kolossales
prachtgebäude herzustellen, . . . sondern der es vorzieht,
unscheinbare räucherige gebäude, Werkstatt an Werkstatt,
schuppen an schuppen zu reihen, wie es bedürfnis und
gewinn erlauben. Gottfried Keller (der grüne Heinrich
2, 15) 1, 377.
b)) für die form der Unterordnung ist an sich nur der
subjeetive genetiv hier zustündig; doch münden in die be-
queme fwm auch Wendungen ein, die einem anderen Ver-
hältnisse erioachsen, vgl. : dem sänger Marchesi zahlten die
entrepreneurs der italienischen oper für einen winter fünf-
zehnhundert pfund Sterling, nebst dem gewinn einer Vor-
stellung, freiem tisch und freier equipage. G. Forster
ansichten v. NiederrJiein 3, 149 (vgl. auch die belege sp. 5908).
für den subjectiven genetiv vgl. : dasz er inen hat anzeigt
solichen überschwenklichen gewinn der kaufleut in so
kurtzer zeit, darob sie ain fraid hatten und sagten,
der kauffleut gewinn übertreff der Juden wucher siben-
veltig. fi. c7won. 23, 123 ; da hingegen ist der kauffleut
handel gefährhch: der Wucherer gewinn schändlich und
lästerlich. Grimmelshausen wieder erstandener Simpl.
(3, 1: satyr. pilgram 1, 4) 3, 17; der pfaffen - gewinn ist
wucherlich; der kauffmanns - gewinn ist gefährlich und
hinterlistig, und gehet selten ohne betrug und beschweh-
rung ab; der capitahsten- und wechszler-gewinn ist un-
barmhertziglich ; der künstler- gewinn ungewisz, derer
haudwercker verächtlich und miszlich; aber der feld-bau
hat seinen unfehlbaren gewinn, ohne jemandes beschweh-
rung. kunst- u. handwercksnotarius (i732) 145; hurengewin
Stein BACH 2, 1029 ; zum glück für Europa war diese Üppig-
keit damals nichts weniger als allgemein, und sein
gröszester Iheil muszte dem haaren gewinn der Lom-
barden nur dienen ; dem entgegen regete sich noch mäch-
tig ein anderer, der rittergeist, uneigennützig und nur
für den gewinn der ehre alles unternehmend. Herder
Mfcejt (20, 1)4,285; geschäftsleute, welche in aller Seelen-
ruhe auch den gewinn der unredlichen an sich bringen,
ohne über den Ursprung forschungen anzustellen. GoiT-
fHlKU Kkllkk (yrüney- Heinrich 1, 14) i*'*, 143;
GEWINN II 2, h (Handelsgewinn) 5908
ich hab auch kein zweifei, so ich den jungen mein müh,
arbeit, verschleissung langr zeit mit versaumung des ge-
winns mein erfunden lehr werd mittheilen, sie werden
sölchs auf ihr verbessrung mit gutem willen annehmen.
A. DÜRER schriftl. rmchlasz 341;
mehr auf den ausga.ngsptmkt als auf das subject weisen .-
druckherei, und buechpindens gwin
hat Schmalkaldisch krieg gnomen hin.
kumbt herwider vergangne zeit
so gewinens von newem ain beit.
Georg Rösch v. Geroldshausen wunschspruch
von allerlai welthenndlen 590. 593 Fischnaler ;
welcher kunst gwin, nicht wider gott, nicht hessig, noch
unflätig ist, die selbigen mögend wir ehrlich halten.
Georg Agricola vom bergwerk (l) deutsch v. Bechius 17,
vgl. auch s. 3 (gwin des pleibergkwercks); ja man siehet,
dasz gleichsam die stuffe einer Vollkommenheit von arbeits-
und handelsgewinn und nutzen, ... bei dem eigentlichen
manufactur-wesen zu suchen. Chomel 1, 492; den gewinn
ihrer frcibeuterei. MusÄus Volksmärchen i, 197; das gruud-
Verhältnis wird klar in den präpositionalverbindungen : der
gwin ausz dem bergwerck, so ich disen, mit den andern
weiens und wegen, damit dg gelt gewunnen vei-gleiche.
Agricola 17; gewinn von gerichtsdingen, qucestusforensis.
Hederich 1, 1424.
2)) Verbindung mit verbis.
a)) als subject verbindet sich das Substantiv vor allein
gern mit dem verbum subsmntivum, doch führen diese
Verbindungen — natnentlich unter zutritt des Possessiv-
pronomens — meist zum übertragenen gebrauch über, a.
sp. 5913, in unseren Zusammenhang fallen .-
(der wiH:) gedenck wol, der gwin sei an dir klein,
der reichtumb bei dir nit regirt.
Peter Probst {fai<tnachtssp. v. einem frei-
hirten 38) 123 Kreisler ;
an disen ist gewinn, an jhenen aber ist kost unnd arbeit
verloren {in Ulis fructus est). Val. Boltz Terenz (Phormio
2,2)208''; gwün sein, es.ie compendio. Maaler 201'';
der kaüfman mich auch drücket.
den werckzewg m&es ich zalen nach seim sine,
daran ist kein gewine,
hab weder gelt noch pfant.
des m&s ich aus dem laut.
H. Sachs /aö. u. schw. (d. 15 ordendeut) 3, 67;
bei dieser waare ist mehr gewinn als bei jener, this
commodity does better turn to account than the other
does. teutsch-engl. lex. 2 (1716), 773;
doch das erworbene erhalten ist auch
gewinn.
Leisevvitz Julius v. Tarent 1, 6 (litt, denkm. «. 25) ;
andere Verbindungen sind hier selten , vgl. .-' der gewinn
nimbt abe, quaestus minuitur. Calvisius 700'', ebenso
Stieler 2544 (sein gewinn);
wo nutz sich nicht erzeigt, wo kein gewinn sich weist,
ist freundschafi't nicht daheim, ist über lajid gereist.
LoGAu sinnged. (2. zugäbe zum 3. tausend nr. 144)
657 Eitner ;
vgl. auch: dasz ein stattlicher gewinn dabei zugewarten
war. Grimmelshausen wieder erstand. Sim,pl. (3, 7 der
fliegende wandersm. l) 3 (1713), 522.
b)) überaus mannigfaltig und viel verbreitet, auch in
den Wörterbüchern treulich verzeichnet, sind die toendungen,
die gewinn als object an das verbum schlieszen:
(der Wirt:) mir khumbt wol offt ein oder laur
an dem ich je nit hab vil gwins.
Peter Probst (fastnachtssp. v. einem frei-
hirten 15) 122 Kreisler;
facere lucrum, ein gwünn haben. Cholinus-Frisius 524*,
ebenso Frisius (1556), Calvisius, Steinbach, Kramer;
ähnlich Maaler (was heth ich gwüns daran) ; Rondeau
(er hat an dieser waare zehen pro cento gewinn ; grossen,
schlechten gewinn); Adelung (vielen gewinn):
sie sprach : nembt doch den pfenning hin,
solt jhr haben kein gewin,
jhr kundt nit narr vergebens seinj
nehmens doch auch die andern em.
Sandrub histor. u. poet. kurzweil s. 14 Michsacl:;
es verstudirt offt einer tausend gülden und hette guten
gewinn, wenn er die kunst umb 10 güld wider hingeb.
Gnu. Lehman floril. polit. 459; gewinne machen, lucri-
facere. vocab. theut. (Nürnberg 1482) M 5; ebenso (quaestum
facere u. «.). Aler grossen gewinn machen, Steinbach,
Hederich (seinen gewinn machen); Schwan (unerlaubten
5909 GEWINN II 2. h (gewinn mi^hco, ziehen)
gewinn machen); hier iht kein gewinn ror die diebe zu
machen, hie nihil mt quaeuht» furibtut. Stkinhacii >, laW;
ebento Hkdkkich i.usi;
GEWINN 11 t. b (gewinn nehmen, snefaen) 59lü
o waa »Undur bi<l) i<;h nicht die auf itein« langmuth poohlt
ihre boazbeit «<;bw&rnit und blUht, und diu Mm ungtlOMWi-
■ie veraucben diirh mit loatvn, mai-baad iwttk httn§ mwImi,
und wenn auch ihr ziol «mchienen, tehfM ■!• aül randMia.
Jt)H. CiiK. üO.NTiiaH (tu/äülfft tnmigtdmtktm fkr KUat
r. Uruckflt) t/eilt M7 .
die RheiniHnde , franzönirt, waren . al» daa intcmt« an
der vaterländischen aache die geniUther auch in Ihnen
bewegte, wie ein Seefahrer, der mit einem schiffe gewinn
machen will, scheitert, gerettet wird und im hcrgehafcn
hört, er habe in der lotterie gewonnen. iMMKnMANN
(met/Kfrabitien ; IHUtaeläorftr at^fUnf/t) SO. tIS Htmptl;
lian er sein f6g do mit erwarten,
lo scharrt er im Min «iMn gwin.
das ich do mit vorOortNin bin.
Ml K.NKK *ehHmenMUn/t 97 iMudr. ,-
vortheil, gewinn schalTcn mit einer waar, voonttH, wintt
äoen. vouiitggen met zyn koopnuintchap. Kkamkk >, 100*;
hie iiihst du wie man handlet (ott,
der mftsss olR leiden xwanfk und noit,
das nur der bapst treib seinen (win.
Hut TKN ( Vadtictu) 4, »60 (fieri omi*la *|>« lueri);
bei den Babyloniem, ists auch der brauch gewesen,
wann si ir linbo unnd g&t verthon betten , das ain
iegklicher von der gmain. Mcinv Iftchter n6ttet. mit jrem
leib ain gewinn zetrciben. Tatius Alpinus vwrdmUaek,
des Polydw. Verg. de ret-. invtnt. (8, 17) 119* (0ä fummhim
corpore fuciendum); einen gewinn mit etwas treiben, oli-
quid habere quaestui. DaSYPODIUm Tt 4', tbenao StkIN-
HACii, Hkdkkicii ; lucrari, luerum faeere. gowins treiben,
erobern, gewinnen. Fahkk 40^; vgl. am"; gewinnen, ge-
win treiben, gowin Ubcr)(omnien, lucrari, quaeshim ftMtrt,
luerifaeete . mei-eri. Hemscii ifiSV: qtuuitwm faeen, ge-
winn treiben. GAniii-KöNio 6S0*: efttneo Caltisiub
(schändlichen gewinn treiben); Dkntzlbr (mit dem
rcgiment gewinn treiben);
und lasz sich ibr«>n freist an meinen thrftnen spiefeln,
eb Ohnmacht, 8ctawä(-h und /«it die rnadan-tbftr verriegeln,
damit sie mehr gewinn von ihrem pfunde ziehn.
Jon. Chk. Gt'NTiiBR (mux-gtdanckeH) iftd,* TOS;
zwar stobt, uns zu verderben,
in deiner macht : doch hoffe nicht davon
gewinn zu ziehn — barbar, auch ich kann steriMB.
WiKLAMi (Oberen IS, 6S) SS, «tt;
patron^ hier den gefangnen schenk' ich dir;
du, sein gehltlfu. zieh' gewinn von dem;
(and thoii that ort hin matt make boot oj tM*).
äniLBOBi. ilberg. v. Shakttpeart* Hdnrieh VI.
tMt S. 4. 1 ;
gewinn ziehen aus den zAllen, Zt«cruf?t/acr>'r ... Hkdkhicm
1,1488; von etwas einen groscn gewinn ziehen, tirer
grand avantage. Schwan l, 746">; ähnlieh Hii.PKnr 8.1, 4«''
{draw great advantage»); ... in der absieht, aus dem
verkaufe der hoivorficbrachten waare, oder aus dem.
was der urhcitsfloiisx dorn werthe des rohen material.s
zugesetzt hat , einen jtcwinn zu ziehen. Garvk über»,
des Adam Smith ; durch den gröszem oder geringem ge-
winn, welchen der Unternehmer eines gewerhes aas
dessen betrieb durch den mehr oder minder vortheil-
haften absatz seiner gcwerbserzcugnissc zieht. Lotz
revia. der grundbegr. der nationaliciriharh^ftaltkn t. SA.*>;
der sundzoll bringt der kröne Dänemark yiel ein; denn
ohne anstrcngung ihrer kraft zieht sie von der glttck-
liehen Inge ihres landcs gewinn. F. L. Jahn (ItntiehervHg
ile.t hd. »prachsrhutiest) 1,75 Euler ; denn einmal hat er
schon selbbl gcld bei derlei dingen verloren, dann, setzte
sie mit gesenkter stimme hinzu, ist er so gewohnt, von
fremden gewinn zu ziehen, dasz er es freunden vielleicht
auch nicht besser machen würde. Ghm.i.paii/.br {der
amte »piehnann) li^.iX; dieselbe partie solle auch den
gewin allein davon nomen. Wertheitner privileg «m 1410,
*. oberrhein. atadtrechte 1, 20 Schroeder; . . . den bürgeren
ind gantzer gemeinden verkouffen , ungcburlicb gewin
daran (f. geaaUenen fischen) nemen . . . urk. r. 1488 bei
Stein, akten 2ur geach . . . der atadt Köln 8, 674; ich nome
zwei gewinne für ein. Eokrh. Tappius germ. adag. (vgl.
sp. 5889) 183*; dieselben nahmen auch mit ihrem lohn den
aohtzehendcn gewinn hin. Grimmbi.shai sk.n Simplic.
»ehrißgm t, SM Katar,' «toem den gewinn
tere. pratriptr$ alieui Immm. CAtviNif« 701^, «Itnee Sns-
i.KR 1544: elm dm fewtaa and nuts lassen (ämn lutrum).
CMouNus-FiiisioeflM»: akmUek Fnieius (fvfiB und nols
«eben oder laaeeo). llAAU(ii.CAi.vieiue: aofT den aelUen-
apil der harpffen. da bell er ein gwin so erlangen
(prtHum aptrmm»), BOLTZ iUera. dm TWrnu {Emmm«h i.f)
61*: in gotor boftanag, non ein sUiUehM fMrinn zu
erlangen, geeegnet ieta -faauazfraw and die aadeni. and
zohe frOlieh darron. EincMMOr wmäummmtk (». I7<) t. *t»
Ö9terUy: im ObfflgeB mSgatt . . . «beweibM» (im fieeUm) bei
Ihrer mtnner eoneari die motfen-gabe and da* mawUieU
deocwagen niebt fsiden, vell de Moe dnmiMr «iSM f»-
wlnn sn erlangen. vaA rieh an beteiebaw wiehan. Chomsl
4. loeo; den gewinn arianfM. AoBumo. Camk lerianfM.
davontragen): bei welabem aata mala gawaeener barr. dar
hinfer, den zehenden , der hanff sehaoer den elfllen . . .
das kauffhaus den seclueiienden und die kJtrcbelzieher,
die mlab dam kaofteann heimführten, den sieben
labaadaa gewinn bekamen, ürimmkimhaumkh Simpiu
mKri/Um *, IM KMtr; einen gewinn bekommen, «no^u
memtum rtfcrlan, ftmmium pmrnrt. SnauiR nu; and
also aaeh einen gewinn von meinatwefM ampfaBgan.
liniMMBiJtHAtmeN a. a. o. ; als eiaeB fnimi davea
tragen, quamtum faetrt. Hkukricm t, MM: wi« daaa diaa
in verkaoffung der milche allzeit das drittJ wasser daiain
gössen, wordurch sie nit einen geringen gewinn danroa
tragen. Ann. a 8. Cuara JiMla« d*r triamhdm » (MM), ns:
quamttuH r^farf) der bergverwalter (rentmeiater) Mgt
einen geb&hrlichen gewinn Ton den ertigmbea. Bach-
mann janua lat. btpatenaiU; and ist jhnan kains zaTil.
wenn es nor gewin tregt. G. Aoricola »priekm. t»*:
lucnmm, was gewin tilgt. CoRvtRua: man soll aller
handwercksleote ariMt resigniren, was nicht ein be
sondern gewinn eintTftgt.GHiMMi!.iJtiiAueKN wisdcrcrstefu/.
Simpl. (8,8: rathatabd tlutonia 8) 8 (m8>. tat:
und hielt dafQr in ««iiiero «in.
der bandel wvrd ihm bringen cum.
äAMtRLii hitl. u. itoel. tmmmU et IMdkMett;
•ohn I wirff den
und hftng den brol-korb an; kein reinwn briagt aewias;
und wenn die krancken uns dsa fittsa sias «atikklaa,
so mOazt ihr. faules volck! von niscsra kahen diehtsB
JoH. Cur. OOhthrr (am kerm r. H.) ged.* *TS:
uturariu». das notx oder gewin bringt, nutztrigig. Dasy-
PODlua Oo 6< (das nutz, gewin oder wAcher gibt Es^);
gmmM äÄnlieh Faukr {lt*croau*). Dl'K/., GAHTH-KöNin, Cal
visius. Mathiak, Hri>f.ricii; gewinsam. das vil gewin
bringt. HuLSius (iflee) 6 a*; beuchter und baren bringen
keinen [guten gewinn. Henisch iflOO; vgl. auch gewinn
bringen bei Alkh, Stbinracii m. a.; Jahreseinkommen
aus gewinn bringender beschftftigang. amtliehra preuaz
formular fiif aleuerklürungen (1906), ». gewinnbringend:
andera: den gewinn daT<m bringen . gagner [remporfer]
le prix. Ronobac 8 Tu 8*; efteiwo Schwan (i7«s) i,74AV
so er an kom und weinkauff sein gewinn sucht. S. Frank
rhron. 8, lO***; dasz man auch . . . nicht eben allzeit den
gvwin an dem oort suchen musz. wo er zu sein scheinet.
ZlNKORÄP deittaeh. apophtegmata 1,48; mit dem jttden
spiesz rennen, oder mit diehsnlgein krawea. das heiszt
gewinn suchen doreh hose stock. Crbiois nuptitäia
(il«fs6. Mm laat): seinen gewinn sacken, eigennfitzig sein.
empldmm mm fumettu». Calvisivs «aa^. iAnlseA Stirlku
8M4, RoNUKAi, St.hwan; . . . wan der herr solte länger
hei ihnen verharren, so konten sie nicht mehr mit
säu handlcn. und ihren gewinn suchen. Abr. a S. Clara
JtM/d.« der ertsaehelm 8 (16K0). 80S; der allenthalben gewinn
suchet, lurrio. Cai.visics 000*: gewin suchen, gumatum
aibi inatihirre. ScHÖN8l.i:t>BR V A^, ebenso Al.BR, Kirrch.
.Matthiaf.. HBnBRicii; flbermässigen gewinn suchen.
Schwan : unehrlichen gewinn soeben. Bmmbl. Alsh ; die
Woche Qber mfissen sie ihre nahrnng foHsetsen, ihren
handel treil)en. gewinn suchen, des sonntags, wenn sie
eine predigt angehi^rel . müssen sie sich mit lasUger
gesellschaft ergetzen. Christ. Scrivkr ae^ensehati (8. »)
1.487*: lueri/uga, der den gewinn nicht achtet. Konto
674^: der des gewinne nicht achtet. Dbntxlkr 418*; der
den gewinn nicht achtet, oder kainan gewinn suchet.
MA-niiivK I. TW** u.a. vgl. ap. im».
371
5911 GEWINN 11 2, h (grosser, kleiner gewinn) GEWINN II 2, h (gleicher, reiner gewinn) 5912
wett all jr sag: sen widersin,
als offt als si finstu gewin
JOH. V. ScHWARZENBERG {mcmorial der
tugeiit) teutsch Cicero 120";
gewinn einfordern, exigere, tollere aliquid lucH. Calvisius
700''; den gewinn erziele ich nur auf kosten eines ver-
lierenden. G. A. Kuhn ein heldengrab (1906) s. 11 ; die mägde,
die knechte, die Verwalter der vielen zweige, in denen
gearbeitet und gewinn angestrebt wurde, alle standen in
der regel in den fällen, wo's, wie er sagte, 'auf grütze im
köpf ankam, 'wie d'e heuochsen' und waren die dumm-
köpfe selbst. Karl Gutzkow der zauberer von Rom 1, 122;
sich einen gewinn ganz gewisz einbilden, spe devorare hie-
rum. Heoerich 1, 1423; kam er in einer stadt an, wo er
gewinn durch seine kunst erwartete . . . Gl. Brentano
(die mehreren Wehmüller) 4, 214; nur Juden orientalisch
immer aufgeweckt und munter in und vor den thüren
stehend und immer auf neues und lärmendes oder ge-
winn versprechendes lauschend. E. M. Arj< dt tvanderungen
u. Wandelungen^ 'dS; den gewin mit einander theilen, lucrum
dividere. Henisgh 1600; den gewinn unter sich theilen
(spielgetvinn). Adelung 2, CG3;
nun tauschet waar' um waare, theilt gewinn!
ein alt vertrauen wirke neuen bund —
der erste gruss ist viele tausend werth,
drum grüsze freundlich jeden der begrüszt.
GÖTHE (west-östl. divan: buch der
betracktungen) 5, 71.
zum heutigen kurs kann ich sofort 80000 mark aktien
erwerben, bis morgen um ll uhr vormittags teilen wir
den gewinn. C. A. Kuhn ein heldengrab s. 61.
c)) für den zutritt von attributen, der in verschiedenen
festen Verbindungen zugleich den Übergang zur sach-
bedeutung kennzeichnet, ergaben sich schon bei der betrach-
tung des sprichiuortes einige bevorzugte gruppen.
«)) grosser, kleiner gewinn (vgl. auch sp. 5889): wenn
er sie lösz grossen gwin an ir sein. Verdeutschung des
Terenz von 1499 {Heautont. 9 sz.) 77";
jedoch pringt in das drüncklein hin ;
des hat der wirt den grösten gwin.
H. Sachs /ab. u. schw. (9 elenden wandrer) 3, 1.57
Goetze u. Drescher;
vgl.: grosser gewin bei Henisgh, Duez, Rädlein, Aj.er,
Hederich; hofften nunmehr auf einen grossen gewinn.
Gottsched Reineke fuchs (i, 27)50 Bieling (hopeden beide
up ghewinne). vgl.: ansehnlichen gewinn. Albertinus
landstörtzer Gusmann 431; statlichen Kirchhof wend-
unmufh2,US; Grimmelshausen wieder erstand. Simpl.
3,522; besondern gewin ebenda 3, 132; unermesslicher ge-
winn. Hederich 1,1423; übermäszigen gewinn suchen,
elendere la courroie. Schwan l, 745''; reicher gewinn.
Hederich i, 1424;
heut bringt das betteln reichen gewinn,
denn wohnet die freude in herz und sinn,
gar willig die band ein gäblein reicht.
JoH. Mart. Usteri {der frühlingsbote) dicht. 1, 72 ;
darumb unsere veter kein beschwerung gehabt, den liben
heiligen tzu feiren, und ein kleinen gewin oder vorlust
nith angesehen. Emser (gegen Luther) Enders l, 106; din
kleinen gwin. Verdeutschung d. Terenz v. 1499 s. 86* (Boltz
klein gewinnle) ;
bete seidn und zwirn die naterin
guet baumwolln die schlairwürckherin
unnd daran nit ain klainen gwin
niemandts kundt mit in kumen hin.
Georg Rösch v. Geroldshausen wunschspruch
von allerlai welthenndlen 276 Fischnaler;
auch ists ein müh mit kleinem gwinn.
ScHEiDT Dedekinds Orobianu« deutsch 104
Milchsack;
vgl.: klein gewin bei Henisch, Emmel, Duez, Rädlein,
Dentzler, Aler, Kirsch, Matthiae, Hederich, Frisch
rwuv. dict. d. passag. Kram er, a. auch gewinnlein;
dasz sie einen geringen gewinn vor zulässig erachten,
etwann 5. oder 6- per cento in disen ländern. Abraham
A S. Clara Ast'i-iacu^ io; mäsziger gewinn, quaestus
medioo-lt. Hederich, vgl. wann bei kümmerlicher nahrung
und schlechtem gewinn viel auszgebens ist, wie kläglich
thustu. Heinr. Müller geistl. erquickstunden (i9o) 360.
ebenso Grimmelshausen wieder erstand. Simpl. 8, 17.
/?)) das er an iedem fftder guten gewinne hat. Strasz-
buryer toeimapfordnung v. 1453 Brucker a. 545; ich wil die
sinne-bilder (gemälde) umb meinen Stammbaum, welche
du meisterlich gerissen, mit gutem gewinn (interesse)
vergelten. Baghmann janua lat. bipatens (i63l) nr. 865;
wer wol thut, der kriegt gut gewin. Henisch, ebenso
Sciiottel (s. w-) ; guten gewinn, compendium optabile.
Aler, ebenso Hederich (lucrum bonum); ein billiger
gewin ist, das man von zwenzig pfennigen einen habe.
Luther tischreden (v. hendeln u. wucher) 87^ Aurifaber;
mit recht nimmt er einen billigen gewinn, denn ein ar-
beiter ist seines lohns werth; mit unrecht nimmt er
einen vortheil oder Übergewinn . . . Heinr. Müller
geistl. erquickstunden 349; rechtmäsziger gewinn, gain
legitime. Rondeau; herrlicher gewinn, hierum prae-
clarum. Hederich; straif der jhennen, so jre eeweiber
oder kinder durch böses gewins (var. geniess) willen
willigklich zu unkeuschen werckenn verkauffenn. Caro-
lina (122) Ä. 64 Kohler u. Sclieel; vgl.: böser gewin bei
Henisch u. Schottel; boshafter gewinn, lucrum im-
probum. Hederich; nicht weinsuchtig, nicht beissig,
nicht schendlichs gewins girig, sondern gastfrei, güttig.
Eberlin V. Günzburg (wie sich ein diener gottes worts . . .
halten soll). 3, 201 Enders; vgl. dazu die parallelen aus
der bibelübersetzung, s. sp. 5882 ; schändlicher gewinn *. He-
nisch, Calvisius, Emmel, Duez, Rädlein, Rondeau,
Hederich; dann die reiche solche kleider ausz Über-
mut und hoffart tragen, aber die gemeine dirnen umb
schändlichen gewinns willen. Ryff übers, v. Artemidors
traumbuch (2, 3) 77*' (StA rr]v r^vf^v) ; aber das macht
vielleicht die sache strafbar, dasz die lehrreichen aus-
sprüche von den komödianten nicht der erbauung, son-
dern eines schändlichen gewinns wegen vorgebracht
werden . . . Kästner (gedanken über die chrisü. tragödien)
3, 128; so si ein freud haben ob dem bübischen gewin,
den sie von pfaffen hören haben. Eberlin v. Günzburg
(so ein prieater kein eheweib Imt) 2, 30 Enders; schnöder
gewinn Kirsch, Matthiae, Hederich; unrecht gewinn
Henisch; . . . der beck ist halt gehenckt worden, und
wer weisz, ob er nicht das brod für die hof-bediente gar
zu klein gemacht, und folgsam mit ungerechtem gewinn
sich bereichet. Abraham a S. Clara etto. f. alle (der
beck) 1 (1699), 589; sordide dicere, uel concionari, umb
uneerlichs gwüns willen. Gholinus-Frisius 805*; ebenso
Frisius dict. (1556) 1226*»; uneerlicher gwün Maaler,
Schönsleder, Emmel (unehrliche gewinn suchen),
Dentzler, Aler; unerlaubten gewinn machen, griveler
Schwan ; ein bürgerlicher und rechtmessiger handel wird
von gott gesegenet, das einer von zwentzig pfennigen
einen hat, aber ein gottloser und unleidlicher gewinn im
handel wird verflucht. Luther tischreden 87»''-
/)) einige Verbindungen gehören unserer engeren bedeu-
tung im besonderen an: auff gleichen gewin, communis
negociatio , ubi est aequalitas lucri et damni, Henisch
1600; ebenso schon Rudinger observat. juris cameral. 76,
vgl. auch oben sp. 5879; täglicher gewinn, quaestus quoti-
dianus. Hederich ; steter gewinn Steinbach, Hederich ;
gewisser gewinn ebenda; item so hab ich eingenommen
von dem Sweller 28 S dn. an dem alten gwinn von dem
wein. 0. H. Ruland handlungsbuch 11 HassUr; ist lauter
gewin, id in lucris pono. Sghönsleder Vö''; das gleiclie
(ausführlicJier) Aler l, 937»; der saubere oder nette gemn,
the clear gain. teutschengl. lex. (1716) 2, 773 ; nach abzug
aller Unkosten bleibt ein reiner gewinn von hundert
gülden. Hilpert 2, 1, 464 (clear profit); ohne rücksicht auf
materiellen gewinn. G. A. Kuhn ein heldengrab s. 29.
S)) auch die beiic'örter, die Hamann als nächste be-
gleiter des Substantivs aufführt, erwaclisen dem engeren
begriffe des geldvortheils : gewinn, beiwört. der sichere,
schädliche, erwucherte, grosse, theure. unerkannte,
geschätzte, hohe, redliche, erworbene, gesuchte, ge-
fundene, schändliche, erwünschte, beneidete, billige.
poet. lex. 471.
d)) das Possessivpronomen.
«)) wo das bedürfnis vorliegt, ein zu gewinn voraus-
gesetztes subject zu kennzeichnen, sind hier im gegensatze
zum, übertragenen gebrauch die grenzen eng gezogen:
hetn fuerletit unnd säraer allain
toplts fuerlon, ir gwinn wer nit klain.
G. Rösch v. Geroldshausem wunschspruch 418 ;
5913 GEWINN II »(neaere Qbertnignniteo)
niubu bringen wir hur, DlcbU trafn wir bin,
ein Stack leinwat iat unar nwin;
■olchM fahren wir mit uns loa gnk,
wenn wir if«»lorbn
(aujtrimut nihil, uiti UiUta vttUmmäa) waUtf^tuh
der »ladt Kger M D. MsWHM timwtmt fkO«-
poimau (amwrlimi» ttklm mtlimtla);
«in biacben aalz und nchJ Iat «II« OMia fawlBB.
bin(«(«n Jena« (de* gddnen Jupllen) bMra wird Mt VOM
oprarbint«
LtciiTWBK /ab. (t, a: die nMm JwfMm^ M.
itlioher betracht sinen gewin and nutze höher den tinet
nochaton. Hahtw. v. Chonokhü «. tt nmtdr.; wtfUn lie
nit iren gewin darufT, sie aehent ■!« nit an. GilLiii
V. KAiHKitsnKita ehriatl. bUgtr 118*.
ß)) <ier gebrauch des pnmometui überaekreiM vitljmek den
bedürfninfall. einxelnt fute verlnndungm rithtn dm» pro-
twtnen getoohnheitamäaxig an nch, wr alUm gewinn auohen
(«. 0.): unde alleine sin ghewin aooht unde alne batbe.
unde nicht der mttn'titii.glo»atntmRnnktd»vot{,t, 17) «.n
PrUn; Wechsler usz allen landen, die irtn gwin BO Coftenlz
auch Buchten, waren 68. Skiiahtian Pimchbi« thron, v.
Ulm 199 Vettmmeyer; das ai mit failem leib jren gewinn
gesucht haben. Tat. AupiNth verdetthch. dt» Folyd.
Verg.n^; seinen gewinn suchen. CAtviHiu», Schön«-
i.EURK, Stiblkh, Stkinbacm (mit dem maule seinen
gewinn suchen); Hedehich, Rondkau, Schwan;
der trage xuneen feil, bediene faule aaobeo.
doch daaz er beide Iheil ihm kan zu fremden macbaa,
iceb' einen achreiberknecht. and «urhe «ein gewinn,
waa nicht ina kiatlein f<, daa Alt beneben hin.
Rachkl »atvr. gtd. in DraeMer.
Mur Verbindung mit andern vtrbin vgl.: zu solchem end
brauchte ich beim tag die rechte, und bei der nacht die
falsche maszkandol, und führte meinen gewinn aulT
mancherlei weg, manior und verribene bosson. A. Albbr-
TINU8 lanätetürtzer Ouviiiunn (48) M5; ihrer vil sein den
Sünden deswegen ergeben, weil sie ihren gewin dabei
haben. Butschky l'athmoa 197; seinen gewinn mit etwas
machen, facere gtuiestum aliqua re. Heukricii 1, 14M.
v)) dt« Verstärkung dea pronotnene dureh daa aäj. eigen
ateht unter dem einßuaa der pantllele von gewinn und
nutzen, mit der aie^oieder veraehwindet: ewren eigen nutz
und gewinn betrachten. A. Albertinus landaUtrtaer Qua-
iium (16) 107, ebenso (58) 46»; Neu Karatkana {Hütten 4) 657;
schafft sein eigen gwin. }A\ifiKV.\\aehdmensunft ^Matthiaa.
8) iibertragen» verveendungen.
a) die verbalkruft dea aubatanÜva iat auch in über
tragenen toendungen mehrfach erhalten oder teird aeeuntlär
icieder aufgefriacht.
a) seltener trifft dies daa alleinatekeiuU aubatmnÜv : mit
den allen habe Wirtschaft, mit ir tugenden unde mit Ir
Knäden undo mit ir guotcm bilde, also bistft allenthalben
gewinnesbalp, sie bliesen oder gewinnen an in selben.
David v. Auosburo (»piegel der iugend) s. myat. l, S40;
deut' mir eins der liebe werke,
ob vertust sie, ob gewinn?
gibt dem weibe m&nnorsUü'ke
and dem manne — weiberainn.
Griixparzbr {der träum, ein leben U 7», Itft;
hier heiszt gewinn, waa sonat Verlust,
je mehr du schenkst, je froher »cbeinst da,
je mehr du nimmst, je sel'gor weinst du.
Gbibbl ^jugend^led. 4: wUnneUed) 1>, 187;
das, ob sie gleich die gant/c weit gewönnen, ihnen solcher
gev«inn doch nichts nutzen würde; weil sie hergegen an
der sele schaden leiden. S. v. Butschky Pathmoa (4n) eis.
ß) hätifiger ist die verbitidung mit objeciivtm geneiiv
belegt, dessen grenüinien gegen den subjectiven sich freiliek
imv\er mehr verwiaeheti, ao daaa manche fälle strittig bleiben :
scene mit Wraniiel, an welche sich sogleich als trayisohea
moment der erste sieg des gegenspielers Octavio sohliesit:
gewinn des generals ButUer für den kaiscr. G. Frkyta«»
{technik des dramiis) 14, 179 {vgl. dagegen: sie eilte in die
befreundeten fninilicn. den gewinn an herren mitzutheilen,
und horrn Wohlfart durch einige geheimniszvolle andeu-
tungen auszuschmücken, [soll u, haben t, i] 4, 176); er
schwieg und widerspriich nicht, als Judith ihm die rück
kehr in die alten Verhältnisse, und namentlich den ge-
winn ihres vaters in den schönsten färben schilderte.
K. Gutzkow (iter sadducäer von Amaterdam) 11. IM; ebenao
der aaubermr v. Som 8, SM (gewinn zweier scelen) : aber
t) 5914
GEWINN II t OMMt-,
die seientz der andaebt unnd beiehtens becheret ans
den gewinn der gnaden. A. AiHBHTiNtJa LtnätatdHaer
Gu*mann (t. Mm/) flu; der gewinn ihrer neigong and
freundsebaft, der mir so spftl geworden Ist. bleibt mir
um so onsoblUbaier ata alfiitHrti lange leben niehU
beisxt. als aodar« BberlebM. Mm* (m Btinhard laoa)
brieftio.wn:
^ als peel haiUknkmt gswiaa. _
IM M«el. freie «taiH- sataM saaMa <») 4. MB .
sen
(Ar kalaeHm v Oämekk m^mtm
0 mflgea aUr 4«b tag die gMter sebsatrea.
wetä ba slaad 4kb g« «eraasasa Mal .
wttw aber wild flrir eeieb« gMsbs fswbMf
wo Msina arbeit < -
faiaoa. Rtetaatr »lü«0 ■>»<»» »•) t.W;
änfOtrdi« prOpooitiaitalmribUumfmi und so daa
vorteilen, die Ihm von gSnaeni oad edlen fraoaa BrMlIlw
and die vielleicht an goldwert . . . nicht die wafs haltaa.
kommt der gewinn an rühm and die lost dae (afcraadaa
lebens, so dan er aber so benaidea als za baklafM
wlre. Paii. HbTSB ttUMbadtwntWtnm der terktiuß$ §»■
aang: diexi-n gewinn an kenntaleaan liess Heb Loetaida
. . . wohl gefallen, der gewinn mahrta slob. ala dia laofM
abende kamen. Karl Gutzkow dar amithtnr aea Btm U •»•
6) die mtkbeämttmf btrtütrt »iek hier mm tofttm mit
dem nffjawiiasa bofi^ vortbeil. im dem a»si»iafiiii#w
der begriffe beote. aosbauta wui 4tr Mirnttfemtimtrumf im
eben belegtem mmdumgem ntmmmmtrtfflem.
a) ao kehren hier neben manchem meubMmmftm I *iai-
teerte typen der Verknüpfung mit «mMbuImm Mmd Ar
präpoaiHonmlvmbimdmn§em wieder t
als sr fai stradel kaas H.On*!i
MTsebeUtert der floaiaa sla stsfei ;
die kttad Sellea tai Thoaaw aste . . .
so Ibet er aacb fai diaen stbeek
gwin and baoptgAt veriiessB. ^ ^ ....
H. 8ach» /oft. u. M*w. (der P^/tr) 4. 1*1 ;
<i*«ife* 4. «OS. 8. It7;
wen schon aaff 4i««w well behagalt «olcbe peia^^
wie aol der todt ihm aiebt fswtaa ««dj?»!*« fÜ.^^
TeoMBaNiNO d. Md. VÄMm U (JBmM Ma^ ««r
dtmwMimmi BaroMeU
was tiebt aas wobt die «oH ver Medea aad gewtaa?
eia leben voller aiAb aad tüicb aeoe sorg«.
JoH. Chr. OONTHsa (W die wertobmmQ mM i
PUtU»)ged*
sie giagaa dabia. lewiaa oad .
redlich ra tbeilen. doeb ■th'^aad gefahr
GÖTMB (As*Mte Fmek* t) 4. 10 (aaf . _
GoTTUCHBO; op beider gbewin. JMnM m* ase Wi):
ich ein teufel. will dir zeigen, mit welchem rechte and
gewinn, ein wnrm wie du, sich zum richter und rieber
des bösen aufwirft Klinobr (F\ttuata lebem %.*) S.Mi:
mit ieres beiling todas gwin
som ewring lebrä kkamaads bla.
Ued ame der Olgmmtditmtl (UM) ITsdliniBgrf
t.lia*»;
es geht uns der ganze gewinn des lebens vailobran, waoB
wir uns nicht mittheilen können. CMtiib (mm Kiiysr
1796) ftr. 11.100:
da vennirhal, o
darcb die dr
goAibiea
if giBiiiai gsfctr
der gaase georina msiass lebass
ist. Ilrsa verlasi sa beweiasa
{dem «. jmmt ISlf) 4. M»:
Hebe, aiebt lislissgeabui
Perbad aad S^rta.
1 ibr fragt mid^
ist aiebt UebellraiA
Platbn (j
IT
wie ich bereingefcommw. leb kaaa^a bM«
Hebe daa >vanaiar aad aog aaieb la die baOsa hesaa.
ibr eiaea ieroea beiaaT sa flbiea gafcolsat
atMaef vavgibi laaa adr dae irrtkame gewianl
rna (7. dbgä) t. tn (erat: daa intbaiaB aicb framk
haslda
iinedie
Oörna
1.41«):
waa ich in dem biichlein darbriaga, ist gewinn meiner
nebenstunden, und darum wilblte ich gerade diese arl>vtt.
F. L. Jahn {bermekerung dea hd. apraehedMme) 1.» EmUt;
die ebre ist dar gewinn der togend, ihemmew e$t Uprm
de im werhi. Rondkau s. Uor, fcuaw «a Scrvtan i.74&^;
was bier tnn&chst nur ton gewinn dee geantttbs fQr dia
gottseligkeit Oberhanpt gesagt worden ist, wurde es aaeh
von Jedem gewinn fOr die kirche seibat Gutzkow der
amttberer vom üea» 6.847; batt iemand ober das mebr gotta
371*
5915 GEWINN 11 3, b (sterben ist mein gewinn)
drann (an der ehe) der hat szo viel mehr tzu gewin und
danke got. Luther 10, 2 s. 299 Weimar:
euch bleibt, bethörte leute !
der schaden zum gewinn, und der verlust zur beute.
JoH Ghr Günther (bei dem todes-faUe hn. Joach.
Siegm. v. Seidlitz) 1085;
denn Schönheit ist das licht der hohen seelen ;
in ir bricht auf das leben zum gewinne.
K. Immermann (Merlin: der Gral) 4, 360 Maym;
es gereicht ihm zum gewinne, est ei Iticro. Steinbach
2,1029; ebenso Hederich 1, 1424; zum gewinn gereichen,
gewinn haben, lucrari. Frisch 2, 451»;
unser gröszter fint ist darin :
0 hetten wir den schon mit gewin!
Murner vom grossen Lutherischen narren 11
Kurz;
und sein rathschlusz erönt forthin
kurze quaal mit viel gewinn. ,, , ., oo„
Jon. Chr. Günther (an seine braut) gedJ 272 ;
die erfahrung Klcpstocks und einiger andern ... die den
gebrauch jener nordischen mythen mit sehr wenig ge-
winn für die dichtkunst schon versucht haben. Schiller
br. i, 314; der schnelle wind fUhrt ohne zügel,
ein leichter pfeil eilt auf gewin.
P. Fleming ged. 1, 79 Lappenberg (s. o.);
man Reinken wart dat swin gantz sur :
he moste krupen tom venster in
unde werp dat nedder up beider ghewin.
Reinke de vos (l, 3 v. 206) 13 Prien (beiden zu gut.
Gottsched; die gemeinsame beute. Göthe);
den kheren thfit er nemen hin,
laszt in die sprew für jhren gwin.
lied V. Karl V. u. Philipp v. Hessen (1547) bei
Soltau s. 366 (59, 21) ;
kein tag, kein sttindlein geht dahin,
in welchem man nicht spühret,
was gottes wolthat für gewinn
ir unser' häuser führet.
Jon. Rist (lob- «. danklieder 8) geistl. poet.
sehr. 2, 160 ;
in Ittcro deputare, für einen gwünn halten. Gholinus-
Frisius 524"; Aler, Kirsch, Matthiae; für gewün
schätzen oder halten. Frisius 783»; Maaler; für gewins
rechnen. Faber 462»; ebenso (für gewin) Henisch 1600;
Garth-König; (vor gewinn achten) Stieler 2544; Stein-
bach, Frisch, Hederich, Dentzler, matthiae;
und werffe meinen gram so wie den kummer hin,
und fasse frischen muth und halt es vor gewinn,
wenn neid und eigennutz mich und mein thun verschwärtzt.
JoH. Chr. Günther (auf den herrn v. Schickfusz)
ged.- i!58.
ß) unter den verbis, die mit gewinn hier in Verbindung
treten, loird das verbum, substantivum ganz besonders be-
günstigt; hier ist es die durch ein pronomen vermittelte
beziehung auf personen. die eine ungewöhnliche Vielseitig-
keit in den Spielarten des geivinns erschlieszt:
i)) dem Cristus daz leben ist und sterben ist im ain
gewinn. Gregors dialoge {Augsburg 1473) 11 cap. 3;
Christus der ist mein leben,
sterben ist mein gewin.
dem thu ich mich ergeben,
mit fried fahr ich danin.
geisü. lied bei Wackernagel 5, 435" ; ebenso 433«.
3,953»; das gleiche bei Joh. Heermann bei
Fischer u. Tümpel 1, 316 ; vgl. Philipper 1, 21 ;
vgl. sterben ein gewinn der seeligen. Günther
615 ; sterben waere mir gewinn. O. H. v. Loe-
ben ged. 25 ; vgl. die parodie im volkmunde .-
'sterben ist mein gewinn' sagte der todten-
■^ gräber. S. Hetzel wie der Deutsche spricht;
'o mutier, mutier! hin ist hin!
verloren ist verloren!
der tod, der tod ist mein gewinn !
0 war' ich nie geboren!'
Bürger (Lenore) ged. 172 Sauer-,
die gefahr verfolgt ihr schwelgen, fall und tod sind ir gewinn,
und mit diesem wollust-knochen ist ihr gantzer lohn dahin.
JoH. Chr. Günther (deprecation.y-i-chr. an ■■meinen vater) 869;
Christus ist fflr mich gestorben,
und sein tod ist mein gewinn,
er hat mir das heil erworben;
drum fahr ich mit freud dahin,
Georg Albinus alle menschen müssen sterben
s. Freylinghausen f7e«on,<7ft. (1741) 969», vgl. auch
(dein sterben ist ein gewinn) Günther 1080;
dO sclbet ei sich spJstend und förend bald dar von ;
der wind das mer was rtszen, das schif rant schnell dar von;
8i_ gwunnet starken wider wind
hin und sl echwoiftend, das leben was ir gwin.
Felix Faber piliir.rhüchlein 123/. Mrlinger;
GEWINN II 3, h (ehrenvoll und gewinn) 5916
allein das heilthflm habt darvon.
was das selb ist für ein gewinn,
das legen nuz mit klugem sin.
Murner v. groszen Luth. erznarren v. 3490
Kurz\
from sein ist allein gewin. Henisch 1601; vgl. obensp. 5890;
Inschriften bedeckten den rand (der glocke); eine lautete:
ruf ich, öffne deinen sinn,
gott zu dienen ist gewinn.
Th. Fontane (vor dem stürm 5) I, 1 s. 41;
weg mit den tanzen und den pf&nderspielen,
und mit der zeitverderberin,
der kart' ! ist Weisheit nur gewinn ;
so lasz in ihrem schätz mich wühlen.
Goekingk (an herrn Schmidt 1770) ged. 3 (1782), 8;
vgl. (ist weiser rath dir kein gewinn) Uhland
1, 72 E. Schmidt;
mit euch, herr doctor, zu spazieren
ist ehrenvoll und ist gewinn.
Göthe (Famt 1) 12,54;
er träume denn, ihm ist ein träum gev/inn,
wem noch der ilaum besät das weiche blonde kinn.
Platen (mir hielt der tag den spiegel vors gesteht)
i, Sit Redlich;
wie ist all mein innres offen I
wie verdoppelt jeder sinn !
nachbild hat das bild getroffen,
jeder augenblick gewinn.
Grillparzer (der genesene) l^*, 139;
(Golo :) ich kniee nur, damit sie zögern musz !
0, jeder blick in dieses angesicht
ist ein gewinn.
Fr. Hebbel (Genoveva 2, 4) 1, 114 Werner;
je läng'rer weg, je mehr gewinn,
was sich an diese nadeln setzt,
das ist die zeit, das wird geschätzt.
Hebbel (diamant, prol.) 1, 316 Werner;
und in versüszter lust zu schweben,
sei allen ein gewinn.
Ettner des getreuen Eckarths med. maul-affe
(1719) 82 ;
(Epimetheus :) trostlos zu sein ist liebenden der schönste trost;
verlornem nachzustreben selbst schon mehr gewinn ,
als neues aufzuhaschen. Göthe (Pandora) 40, 411 ;
ähnlieh Rückert l, 119 (sinniges sprechen ist gewinn),
0. H. V. LoEBEN (ist ... gewinn, wen man ... trifft);
und ist das kftwen nur sein gwin.
Murner schelmenzunß Matthias 43 ;
die tugend ist sein stolz, die freiheit sein gewinn.
Uz 221 Sauer;
dasz du erzüint nicht
eifertest, käme dir etwa von mir kein einziges brieflein,
was ward desz mir gewinn, wenn die mir zusagenden rechte
du mit gewalt anzwackst.
Voss Horaz (ep. 2, 2 r. 23 quid tum pro/ecif) 2, 334 ;
ein jeder lebt nach seinem sinn,
das ist nun also auch mein gewinn,
ich lass einem jeden sein bestreben,
um auch nach meinem sinne zu leben.
Göthe (zahme xenien 4) 4, 321 ;
willst du dir aber das beste thun,
so bleib nicht auf dir selber ruhn,
sondern folg' eines meisters sinn;
mit ihm zu irren ist dir gewinn.
(sprichwörtlich) 2, 2o6 ;
römisch mag man's immer nennen;
doch wir den bewohner kennen,
dem der echte deutsche sinn,
ja der weltsinn ist gewinn.
i. d. albiim der gräfin C. r. Egloffstein
(jub.-ausg. 3, 165);
daher weisz ich für den poetischen genius kein heil,
als dasz er sich aus dem gebiet der wirklichen weit zu-
rückzieht . . . daher scheint es mir gerade ein gewinn
für ihn zu sein, dasz er seine eigne weit formiret und
durch die griechischen mythen der verwandte eines
fernen, fremden und idealischen Zeitalters bleibt. Schiller
briefe 4, .314 ;
gelehrig sonst an ihrer (der natur) frommen seile,
schien jetzt nur trotzig schaffen mir gewinn,
ihr wort verklang in meines busens weite,
ihr wink verschwand vor meinem stumpfen sinn.
Grillparzer (Jugenderinnerungen im grünen) \-', 232 ;
ir lachen wird : hon, schand ist ir gewin :
der ewig got wird ir wüten ünt toben
verspotten nfir : dan nichts fragt aer nach in".
psnlmenübers. des Melissus JeUinek 13;
wer ein falsches hertz verliehret,
dessen schaden' ist gewinn.
Joh. Chr. Günther (an sein Hannchen) ged.- 310;
was böse scheint, ist mir gewinn,
der tod selbst ist mein leben.
Paul Gerhardt ich hab in gottes hertz u. sinn
bei Fischer u. Tümpel 3, 314;
5917 GEWINN 11 8. b («ic haben'» kein gewinn) GEWINN II s. b (an« etwas gewinn acblagen) 591S
wo lind nun meine freuden,
wo ist in<tin' bolTnung hin?
an ihre «tat iit leiden
und hoobbekrtnckler ilnn
geworden mein (ewtnn. _
SiMui« ÜAi n {Liap-lUd) 9t» fitUHep;
ach, wer wii: il-Ii so elend i«l,
Siebt gern «ich bin der bunten tiet,
ie hinter ei* und nacht und mn*
ihm weiet ein helles warme« baue,
und eine liobe eeele drin —
nur tUuechunj iet Kr mich gawinn!
Wii.ii. MOI.I.IR (lUe wlnUrrtiM! Uhmkmm^
119 HatßeM;
gatl die foliten seien dein gewinn! du wirat ea bereuen.
F. M. Kmnokr (Fniutt» Üben, thatm und hOtlm/ahrt t. It)
8, 108;
<}) Jetzt bleibt Ihm der gewinn, daes ««in gMlichtnlaiatfaelnt,
ao lang ein .Sebleaier aua unMm brannen (rineket
Jon. Clin. QOntiibr (tler etManU Crtiptim») MM;
bleibt una dennoch der |ewliia,
daas man ir beliebt coniect
durch drei Jahre nchon gaschmaekt
(M einer rertraulen compoffnie in Brieo) IM:
ohngeaelitet naoti dem glaubonnbekenntniaz eurer anti-
salomoniBchcn aoliulmeiiitrr, die furcitt des lierrn der
weialieit ende ist: so bleilie es mein grosser gewinn,
gottselig und ttenUgsam zu «ein! Hamann (m der KUnig»-
bergiathen zrifung 177S) 4, itt Koth; denn was hoII das reale
an sicti? wir linhcn frcudc daran, wann os mit walirheit
darge8tollt ist, ju os kann unH aucli von gewissen dingen
eine deutlichere erkenntniü?: geben; aber der eigentliche
gewinn fUr unsere hfthcre natur liegt doch allein im
idealen. Götiik ge-ipr. (mit Ecknuuiun tH. t. 18S7) fl, M
Biedermann; 'ich besuche das tlieatcr jeden abend', ant-
wortete (lieser, 'und ich finde, dasz der gewinn für das
verstehen der spräche sehr grosz ist*. 6, lai; der gewinn
ist schlecht, wer auf gnad Kündigt, kriegt ungnad und
zom znm lohn. Heinr. MOli.kh geiatl. erquick, »tunden 10.
8)) o wie gar grossen gewin hab ich dises Sterbens : wann
Cristus, mein herre, furbas mcr mein leben sein wirdet.
Johann V. Nkumarkt leben den hl. Hitronymust «t Benedict.
(im ndd. druck v. 1488: o wo gar grote bopeninge, o quan-
tum lucri);
aie habena kein frewinn.
LuTHKR {ein Jette Imrg) 8, ¥>\^ Jena ;
darumb haben wjrs auch kain gewinn , dann unnser wil
ist schuldi$r. das er getödt wcrd, sintoinmal er bOsz unnd
verdampt ist von Adam her. {predigt t:iS3)l8,4S9 Weimar;
davon sie hatten kein gewinn.
Ja kamen bed umb leib und leben.
R. Alhf.rus fabeln Etopt 88 Braune;
du hast seine heucheina kein gewinn.
praecepta rilae (1648) 109" ;
von der unordentlichen traurigkuit hat der mensch eben
diesen gewinn, welchen das holtz von dem wurm . . .
empfangt. Fn. Caccia leheiuithat deji heil. Antonii 168;
losz Tahron, kind, Hein herr. dahin!
er hat rr nimmermehr gewinn!
BCrokr (Lenore) ged. 178 SaH«r;
denn was hfttt ich desz gewinn,
so du ffthrst zum teufel bin?
Stoi.bkrh irerke 1, 168 (die bütsende);
entbehrst du gleich dadurch die Treude nuT der erden,
durch pflatitzen ihrer schoosz ein grosz-papa zu werden,
so hast du doch gewinn; ihr spiegcl reiner zncht,
damit ihr edler stand der weit /u leuchten sucht,
kan leicht nn cnckcis .statt bis auf dio letzten Zeiten
den namen deines ruhnis in tausend obren breiten.
JoH. Chr. GOntiibk {leben Frants Atdon» (mtfen
r. Sporct) 788;
tnn nicht was morgen sein wird,
zien gewinn von jedem tage.
Platrn (an Thaliarrhtui) l, 548 Hedlich;
er sprach zwar von der Schwierigkeit, der öffentlichen
meinung in Oestreich gegenüber ganz ohne Kquivalcnt
aus der gegenwärtigen Situation hinauszugehn , wenn
Preuszen einen so grossen gewinn wie Schleswig Holstein
mache. Bismarck ged. u. erinn. (i7")l,»4R:
♦)) die schetr. der kirchon nimpt man hin,
das wird uns bringen klein gewin.
E. Ai.nKRUs D. n'ackrmi'irt .1.880'»;
•Irtr Abraham bringt Uch kleinen gwUn
wan fromme vatter und mfitor han
hilRt nit, er ai denn inen nach schlan.
trofioedia Johatmi.f (tM9) (1, 8) B4*;
der stfbadan brincl iatt den gewinnt
•o lange treiben.
Jon. Chr. GC'irrHBR 94&;
da
,. die nntbat nicht gewinn,
wir aber brechen mit der reinen band
des blolgen frevel* »f anrolle fnicbt.
SCMILUia (TeU S 11 14 411
alle des tdüanhaim
bring' ea gewinn I
OOtmr (Farntt II. 8) 41. 840;
daas ich angeüriwic Ma :
ja i«h ladl' «a. Ja wh nsaa' aa
«en brim
and eoeh bringt er nicht gewtea.
(»rro Hri.<<r. v. LoKna« tgi
111 PUtMi
6)) wenn in den neuem zelten durch afniffar galabitan
oxegeten . . . fleisz dies Stadium Insondarbaft la prttfoat
der bewriastellen fawonnen hat: so hraooban ai« diaaan
gewinn still und baaehaiden. Hbhdbr {tri^t dm» ttuämm
der throloffie betreffend. 8. thtil) lo. 81« Suphan; dabd aolta
ich bedencken, dasz sich der teaffel freilich nicht um>
sonst desz spielens so eiferif annehme, aondem ohn
zwaiffel seinen trolTlichen fawin darbai sa erschfipffcn
wiaae. GniMMKLaHAuaRM Simpl. i&4 Kögd; die lieb sucht
nit iren gewinn, und ermanet sie, das er in dz ewangelium
umb sunat geprediget hab. Neu Karwthana, «. Hlttkn
4, 657 ; dahcro billig wir alle onaerea gewinn bei gott
suchen sollen. Ann. a S. Clara tiwa» firmUe {der kauf
mann) l (1880):
daaa sie plAtzlich den gewinn,
den eie nicht verdient, verlier«.
MOtXNaR die teh^td l.S;
wer jetzt etwas durchsetzen will, kann das nar mit be-
nutzung des liberalismas thun. . . . wer aie unehrlich
benutzt, (iaO in gcfahr, seinen gewinn wieder zu verlieren.
G. Frf.ytao an Treitechke (186&) brie/tceehe. a. 65; dennoch
woisz ich mancher stunde einen gewinn abzujagen, und
dies gelingt mir nur dadurch, dasz ich mich ganz und
gar in den nuiienblick . . . zn versenken wcisz. Heruei.
briefe 1. 889 Werner; lange zeit sträubten sich beide
noch, aas diesem grausigen zufall für ihr eigenes leben
gewinn zu schlagen. Georo Reickb dtu grüne hukn
(4, 13)" 471 :
tlnschl euch nicht, und erwartet gewinn von der acblecbteo
gemeinschafl;
einen verbündeten bloss giobt ea, die liebe des volksl
Platrn [epigramme : an die guten firwlem) 1, 890 JtedUek;
ich berechnete noch Über diesz den gewinn , den selbst
das genie des gelehrten durch die fragen der lehr-
begierigen Unwissenheit erhält, die ihn oft auf betnch-
tnng und nachdenken über eine neue seile gewisser
gegenstände führt, die er als gering übersah. S. v. La
RociiK fyi. f. Stemheim (i) 181 Ridderhoff; man ist
diesz schon der Wahrheit schuldig, wenn es auch der
abcnteuror nicht verdienet, und man sich keinen weitem
gewinn von diesen bemühungen versprechen sollte.
J. F. KÖHLKR untere, iiber d. leben u. d. thaten ... dr.
Joh. Fauete (l79l) 65; die nator hat uns das Schachbrett
gegeben . . . nun ist es an uns, züge zu thun. von denen
wir ans gewinn versprechen. Köthr maxitnen u, r^
nr. 480 GiMeeAr^ften 81. %.
v) xutn poeeeeeivpronomr» und »einer bedeuieamten etrl-
uug lieben dem rerbum »tihetanHrttm t>gl. oben ep. btXhff;
andere »cendungen »ind hier seltener:
ich wil nichts den himmel achten,
wil nach keiner erden trachten,
hnb' ich dich. herr. mein gewinn,
allzeit nur in meinem sinn.
S. Dai H (73. p»alm) 181 Ottertep;
an vcrecbweigaa
mnsz ich die aianschsp »anneiJea;
daas ich wisae, woiaa Ich bin.
das wollen die aadani ai^t Mdsn.
GAnia saAsM xenien 8 (Jub.-muat. 4. 118),
mehrere bedentende fremde, deren man auf freqnen-
tirten univerüitätcn immer als gaste zn finden pflegt,
lernt' ich da.selbst kennen, und mit jedem tag vermehrte
sich der reichtum meines gcwinnes über alles erwarten.
(antialen 1801) 31,110; at^fJ'tUiend iat die freie übertragunr^
im folgenden :
5919 GEWINN II 3, b (wichtiger gewinn)
ihr <!(henckeleen, und ihr, ihr zarten beingen, .
i^erzdht mir liebes volck, und heiszt mich la kern schwemgen.
wo etwan ick zfi tiefl' bei euch gekommen bm,
ihr traet die gantze last von euerem gewinn,
hr seid die Pfeiler, so die schöne wohnung stutzen.
,hr seid <i^^Vi^'^l '^^^y^ g^^ (10 jungfernlob 47) 140 Drescher.
S) die attHbute halten sich auch bei übertragener ver^
Wendung mit Vorliebe im rahmen der am engern begriff
beobachteten typen. . i *• u ,„„v,^
i)) zur dritten säcularfeier unserer protestantisch wahr-
haft groszen gewinns. Göthe an Voigt 21. 2. 1816; hierbei
gereicht es Deutschland zu einem groszen gewinn, dasz
der Vortrag trefflicher dichtungen allgemeiner geworden
ist. maxim^n u. reßexionen nr. 736 (schnften der Obthe-
gesellsch.2i,16i);
so treib jn doch, und halt nicht still,
ob du jn mSgst von seinem sinn
bringen, das wer ein grosz gewmn.
Erasmus Alberus pracepta mta (1548) 102»,
ähnlüh P.\üL Gerhardt, s. Fischer u. Tümpel 3, 358»;
GÖTHE 31,20; ^ ,„ ^ s
ein schrecklich, gresslich end er {Herodes) nam
und brent jtzt in der hellen flamm,
ich mein, er ists sein worden inn,
was er hat für ein grossen gwin.
Nicolaus Herman die sonntags euangeha (16);
'meinst du, sie hätten sich dabei keinen groszen gewinn
erwuchert?' 'ja', 'welchen gewinn?' 'den segen Bayerns
über Wittelsbach.' Babo {Otto v. Witteisbach 5) schausp.
1 (1793), 166; was von seinen Untersuchungen mir den
gröszten gewinn versprach, war die aufmerksamkeit. die
er dem Übergangsgestein geschenkt hatte. Göthe {tag- u.
Jahreshefte 19m) 31,268; dagegen möchte ich es mit ihm als
einen groszen gewinn ansehen, wenn dem Unwesen der lici-
tationen und Submissionen einigermaszen gesteuert würde,
einen gewinn nicht allein für die handwerker, sondern auch
für den staat. Bismarck {im preusz. landtag 18. 10. 1849);
dein recht solstu da auch verliern,
weil ich richter und kläger bin.
du sollst sein haben kleinen gewinn.
Ayrer (Valeiüin u. Ursus) 1341 Keller;
ganz ähnlich Teuerdank (83) Goedeke s. 201; Erasmus Al-
berus J. Witzel Bl»>; vgl: geringer gewinn. Göthe
{Beineke fuchs i; schlechte räche bei Gottsched) 40, 61;
mäsziger gewinn. Jrie/e 15,246; an wenigem gewinn.
Schlegel Shakespeares Heinrich VI. theil 1, 2, 1.
2)) die beste weisheit ist's, nach der die Zweifler trachten,
mir schenkt sie wenigstens den wichtigsten gewinn.
Thümmel die Zweifler {Oöttinger musenalmanach
auf 1770) ;
und als einen wichtigen gewinn durfte ich schon die
beseitigung der katholischen abtheilung . . . betrachten.
Bismarck ged. u. erinn. 2, 134;
doch das gröszte glück im leben
und der reichlichste gewinn
ist ein guter leichter sinn.
Göthe (antworten bei einem gesellsehaflliehen
fragespiel) 1, 40; das gleiche zahme xenien 2;
dort, sich und uns zu köstlichem gewinne,
verwechselt' er die zelten wundersam.
(epilog zu Schillers glocke) 13, 170;
das gleiche {an Voigt) 4,101 ; ebenso GRiLLPAf\ZEKSapph^ 1,3 ;
als der knabe nach der schule
das pennal in bänden ging,
hofft er endlich schön zu schreiben
als den herrlichsten gewinn.
GÖTiiE {der gräfin Titinne O'Bonell) 4, 408:
ebenso {Faust II, 5) 41, 307; {west-östl, divan) 5, 145; Hebbel
briefe 3, 315 ; vgl. auch : ein herrlicher gewinn, praeclarum
lucrum. Steinbagh 2, 1029;
mit hocherhabnen, hochbeglückten männem
gewalt'ges ansehn, würd'gen einflusz teilen:
für edle seelen reizender gewinn !
Göthe {die natürliche tochter 1, 6) 9, 272;
er (der Schauspieler Larkens) entsagte dem unwürdigen
leben, raffte sich zu neuer tätigkeit auf und ward ein
erfreulicher gewinn für die stadt. Mörike {mMler Nolten2)
b, 16 Krausz ;
wann wird der dank zum lieblichen gewinne ?
wenn ihn die kön'gin beut der Schönheit und der minne !
Immermann {epigonen 4, i^^ ß 67 Hempel;
die zarte brust gehört dem sel'gen mann,
der auch den leib, den süszesten gewann ;
holdselige gewinne,
um die ich nicht grau florgewebe spinne.
{Trittan u. Uoidt i: Branffone) 13, S65 Eempel;
GEWINNANTHEIL s, b (innerer gewinn) 5920
aufopfern dich, du himmlischer gewinn,
dich engel! einer bulerin? —
R. Lenz 107 Weinhold.
3)) alle mühe, die man also noch dran wendet, ist
ein reiner gewinn, und die wachsende Vollkommenheit
bei der Vorstellung dieses stücks musz zugleich die fort-
schritte unseres theaters zu bezeichnen dienen. Schiller
briefe 7, 81 ; es ist nicht immer reiner gewinn bei einer
sehr lebhaften einbildungskraft. gräfin O'Donell an
Götlie 1813, 5. Schriften der Oöthegesellsch. 17, 60 ; nun aber
kommen mir die freundlichen stimmen dasz ich nicht
eilen, dssz ich mit vollständigerem gewinn nach hause
kommen soll. Göthe an den freundeskreis 6. l. 1787; hätte
er den vollen gewinn des knaben geahnt, seine befrie-
digung würde sich noch heller und deutlicher luft ge-
macht haben. W. Raabe Schüdderump^ 73; vgl.: voll-
gewinn s. u.; unvergänglichen gewinn, quaestus immor-
talis. Hederich 1, 1424;
du hast, was menschen haben,
die höchsten schicksalsgaben,
den wirklichen gewinn,
und dennoch dichterin?
Grh-lparzer {.in das stammb. einer dichterin) 85, 50;
dabei waren wir ununterbrochen tüchtig gesegelt, bald
scharf rechts, bald scharf links, so klein ist der objec-
tive gewinn beim laviren. Heinr. Laube neue reisenov.
(11: der Sturm) 1,208; ich fürchtete nämlich um ein er-
habenes bild ärmer zu werden und nur ein richtigeres
dafür zu erhalten — ein zweifelhafter gewinn für einen
dichter. Grillparzer {tageb. auf der reise nach Italien)
16^, 198.
4)) und da man allain dem aller nützlichsten gewin
nachstellet, und waren alle freuden, allain in dem be-
sitzen und vermügen. Tat. Alpinus verdeutsch, des Folyd.
Verg. v. erfindung der dinge (2, 3) 32^ ;
was sollt' ein kränz, den niemand trüge?
was ungewinnlicher gewinn?
was ohne tugend tugendsinn V
Tiedge (an^Tlosaliä) episteln 1, 104;
such er den redlichen gewinn !
sei er kein schellenlauter thor !
Göthe {Faust I) 12, 37 ;
gott, der aus lieb im fleisch erschienen
bringt uns den seligen gewinn.
C. L. Scheidt om« gnaden .foll ich selig werden:
'was du tust, so hab fleisz darinn,
es soll dir tragen guten gewinn.'
Teuerdank (66, 32) Goedeke s. 155 ;
München macht einen guten gewinn an dem professor
Phillips von Berlin, der dort, weil convertit, übel an-
gesehen war. Gl. Brentano Schriften 9, 2SS' {briefe an
seinen bruder Franz);
beszrer gewinn ist sein, wenn ihn des todes
gruft verschlinget, als wenn die rettungslose
quäl ihn foltert, ihn, des Achaiaheeres
tapfersten krieger.
Chr. V. Stolberg {Aias) werke der bruder
St. 14,202;
mögen sie meiner bei dieser geistlichen verwandschaft
in liebe gedenken ... so sehe ich davon für mich den
besten gewinn. Göthe an J. W. Sander 25. 7iov. 1801 ; diesen
seltsamen gewinn festzuhalten, ein werk von so bedeu-
tendem und mannigfaltigem Inhalt mir zu vergegen-
wärtigen, und in allen seinen theilen auszuführen war
mir um so angelegener, als... (dichtung u. Wahrheit
13) 26, 223 ; der kämpf mit jenem harten und unver-
brauchten naturvolk in einem kulturrohen lande hat
dargetan, dasz das deutsche volk trotz aller errungen-
Schäften einer hohen kultur an seinem kriegerischen
werte noch nichts eingebüszt hat. in diesem sieghaften
bewusztsein liegt ein hoher innerer gewinn, und schon
uin dieses gewinnes willen sind die schweren opfer an gut
und blut nicht vergeblich gewesen, kämpfe der deutsci en
truppen in Südwest- Afrika {herausg. v. groszen generalstab)
6. heft; vgl. au^h hochgewinn theili,2,sp. 1622.
GEWINNANTHEIL, m.. jüngere Zusammensetzung {vgl.
das spät aufkommende zweite wort, s. antheil theil i sp. 497)
mit engerer und iveiterer bedeutung.
l) am frühesten belegt ist die engere beziehung auf das
spiel, dessen erträgnisse oder gewinne mehreren theilnehmem
zuflieszen: {der nette minister habe) auch ein verzeichnisz
der sogenannten Croupiers hinzugefügt, welche ihren
5921
GEWINNANSCHLAÜ
GEWINNBRINGEND
5922
namen von dem gewinn&ntheile (Croupe) fUbHen, den
ihnen dio gcneralpächtcr auRzazablen «ngewieien waran.
Daiilmann frang. rtvol. 85; der vater des kleinen MotM,
aufgeregt von der erwartung «einet gewinnantheils (otui
eintm loat) verwies die neugier. K. Gutzkow aua der
knabenxeit ». U?.
8) allgemeiner wird da» eompoeihtm avf den enterb
und geachäftaverkekr bezogen.
a) an die engere faeeung erinnert noch der gebrauch
Im MuNDT, der ertcerbe/ormen im äuge hat, die mit keiner
einlage rechne», hier tritt daa »ubetantiv in einen gegen-
Mate Mu der umfaeaenderen formet auf ^tewinn und Ter
Inst: es beginnt nämlich dl« niü<lfl xchon allgemeiner
zu werden, dasr. sich die bedeutendsten xchauspieler and
sohauspielerinnon niclit mehr an einem beatiinintan
theator fcxt und auf längere zeit engagiren UiMn, lon-
dorn Kl« zie)it>n en vor, in ein verhältniu zo den
thoutor autorcn zu treten und von diesen bestimmt«
rollen in ihren stücken auf gewinnantheil an den auf-
fuhrungen zu Ubemohmen. Tu. Mundt Pari» u. Loui»
Napoleon t, 200; diese Lorette . . . hat die table d'hftte . . .
zum Schauplatz ihrer thaten bestimmt und verfährt
dabei ... im einverständnisz mit der besitzerin des
hoteis, mit der sie vielleicht auf gewinnantheil ar-
beitet. >, 81.
b) der allgemeine »praehgehraueh hat den normalen ge
nehitftaverkehr im augf: volkHwirthKchartlich löst sich der
ertrag auch in die lohnanthcilssumme und in den ge-
winnantheil. Thiel 4, iso**; bei der Verwaltung der bank
ist der Staat ... in vier verschiedenen eigensobaften
betheiligt, einmal in der eigenschaft eines socius, in
welcher er nach der bankordnung den ihm zustehenden
gewinnantheil aus dem rcinertrage der bank bezieht,
wobei ich bemerke, dasz dieser gewinnantheil nicht nur
als ein aequivalent des vom Staate geleisteten ein-
schusses ... zu betrachten ist. ... sondern dasz dieser
gewinn auch eine ontschädigung für die bedeutenden
fiscalisohen rechte bildet , mit welchen der staat die
bank ausgestattet hat. Bismakck tn der 9. kammer iS&l;
bestehen jedoch die fruchte in der Vergütung für die Über-
lassung des gebrauchs oder des frucht^'cnusscs, in Zinsen,
gowinnantheilen, oder anderen regelmäszig wiederkehren-
den ertragen, bürgtrl. geeetxb. §101; Zinsen, renten, divi-
denden, gewinnantheile, auch aus bergwerkskuxen. preueM.
farmular einer ateuerkUirung (1908).
3) daran knüpfen %ccitere ztisammen»et»ungen : ist ein
zins-, renten- oder gewinnantheilsohein sibhanden ge-
kommen oder vernichtet . . . bUrgerl. geaetsbuch % WH.
vgl. auch §1818 u.a.; die Vorschriften des abs. i finden
auf zins , renten- und gewinnanthcilscheine sowie auf
die auf sieht zahlbaren Schuldverschreibungen keine an-
Wendung, preuaz. ge». von 1899, a. geaetz». a. 188.
GEWINNANSCHLAG, m.. tur formet gewinn und vertust
gehöi-ig (vgl. ap. M80): man hat also knuff- pacht- bau-
. . . handwercks- gewinn- und Verlust anschläge von aller-
hand gcwerben, manufacturen , fabriqucn, und in der
kiiuiTmannRchafrt. Cmomri. l, 461.
GEWINNARTIG, adjectiv: wir reden hier nicht von
solchen spielen, welche umb lust, oder gar umb geringes
gelt . . . geUbet . . . sondern von gowinnartigen hohen
geltspielen. Harsdörfkr luat u. lehrreiche getchiehten
(58 die glückaeligen apieler) 183; wiederholt von Prätori US
gaxaphyl. gaudium 80.
GEWINNAUSSICHT , /. .- sie . . . wuszte die gewinnaus-
sichten aller pferde für die hauptrennen. G. v. Omptkoa
der seremonienmeiater^ 76.
GEWINNBAR, a(fjeetiv: gewinnbar, that may be won
or gained, gainable. Hilpert 11,1,464°; wie weit immer
die aussichten seien, die dem überraschten blick des
Sprachforschers das sanskrit eröffnet, wie zutrefTend eine
menge der aus ihm gewonnenen und gewinnbaren ety-
mologien. J. Grimm vorwort mu theil l a. 47; schnell ge-
winnbar, wie alle liebcbedürfligen naturen, verbarg er
es ihr nicht, wie wohl er sich . . . neben ihr befinde.
Fanny Llwald Wandlungen 8,806 a. Sandera S,1619<';
GEWINNBARKEIT, /. . die gewinnbarkeit einer masse
wird abhängig sein von deren härte, zusammenhält.
etastizitäL Fr. Rziha lehrb. der gejt. tunnelbatikunat l, l.
GEWINNBEGIERDE./.. weit »päter beobaekiet aUdaemtt'
»preehendt at^eeth. (vgl. unt»r gewinnbegieric): die gewinn-
b«fi«rd«, babtoeht, ta pa»»ion d'ofudrir du Mm. Schwan
(I7n)t,7«6*: gewinnbegierde #. gewinnsoebt. Hilpert n.
1, 464^: vgl. auek Camps t, IM* (gewinnbegierde ... der
httebate grad derselben Ist die fewinnsuoht); hier mutz
etwas emsthaflee vorgeiMifn sela, da es wichtig genug
ist. die gewfibnliebe fewinnbecferde dieser leute zu
unterdrOoken. Sophie tom La Rochr frl. v. Stemheim
{%) 847 Ridderhoff: die durch die ooneurrenx der käufer
entstehende natürliche preiserbSbung de« bolzes ... ist
für den itaat mit weit wenigem naehtheilen verbunden,
als der onwerth, welcher dem hoÜM . . . darob die wocber-
liehe gewinnbegierde der monopoUsten und baadtaifi-
gesellsebaften lOgeiofeB wird. J. A. ScHi.rrrwBtii ^
wiehtigat» im§tUgmJmJt ßkr dmt ganae puUieum i (l77t), «.
6EWINNBE0IERI0, tertiemU gewinne begieric u.a..
adj., vgl. da» vorkerg^^d« : Ueurio. efal ftwiaiifflehtiger.
gewinnbegieriger. DAarPODius 8r: «AMeeSsiUNoeOs^:
ähnlieh A. RsTHBR th»at. rom. teut.9, 417«: gewonnen be-
gierig, der etwas am gwOns willen thut. gutteetuarm».
Maaleh 180^; atridu» Uteri, gewinnibefieric. Gaiitn-
KöNio 67*; ebeneo Deptzleh 4ts*; Uterifttm, gewiaa-
iMfierig. Kömio «74^: g^winnbegierig. gewinnbringend.
litereiHvu». Kirhch a, iM^*; ebeneo Matthias I. itt*; ge-
winnbegierig, begierig nacli gewinn, begierig zu gewinnen.
Cami>r8. SM*.
GEWINNBETHKlLIGUNGy. . gewinnbetheiligDng.THlEi.
4. 4S0*: einen einflussreichen posten in der ... kommen-
l>ank und eine glänzende gewinnlie'iieiligang. Sri loebaoer
MrsenJkdnt^ tl7.
GEWINNBRIEP, m.. vgl. gewinn »p. San- antrittsgeider
(annahmegelder, laudemien, weinkauf eto.l, kSnnen nur
in sofern und in dem maasze gefordert werden, als sie
dem t>erechtigten schon vor t>ekannimachung der fremden
gesetze zukamen . . . doch fällt bei dergleichen nunmehr
zu cigenthumsrecbten erworl>enen gutem die früher üb-
liche ertbeilung und annalune besonderer gewinnbriefe
fort preu»x. ge». v. 1RS5. a. geeeta». a. 81.
GEWINNBRINGEND, adj. (vgl. gewinn bringen »p. fiMO):
lucrifieu». gewinnbringend. König C74*>; gt4ae»tuo»u» . ge-
winnsam, gewinnbringend, gewerbhaftig. Dentzleh 640^;
gewinnbringend, lucrativu». quaeatuoaua, lueroeu», com-
pendioeu». Aler 1. 996** (die wohlredenheit ist gewinn
bringend. 987*); ähnlieh Kirsch, Matthiar («. unter
gewinnbegierig); de»gl. Hederich l, 1484 (gewinnbringen-
des jähr — kaufmannschaft — schaden); gewinnbringend,
gewinnsam, einträglich, gewinzaam. Kramer 8,97^;
gewinnbringend, lucratif. profitable, avantageux. Schwan
1, 746*; gewinnbringend, yielding or bringing profit orymn.
prufitable, luerative. Hilpert II. 1 «.464*.
1) in bexiehung av^f encerb und geethUfleverkehr : wie
können künste sich heben, wo der ackerlwu danieder
liegt? wo die erste quelle des reichtbums, der unab-
hängige, gewinn-bringende fleisz der menschen, und mit
ihm alle bäche des handeis und freien gewert>es ver-
siegt ... waren? Herder ideen (18. 6) 4 (i79i), 196; ein
kaufmann ist gewohnt, sein geld vornehmlich sa gewinn-
bringenden Unternehmungen . . . anzuwenden (to eenplog
hi» m/men ehiefly in profitable project»). Garvb übmr». dm
Adam Smith (8, 4) 8^, 8S4; aber diese summe ist dennoeh
von zu groszem werthe. als dasz sie mfiasig liegen bleiben
sollte, sie wird also auszer landes vertandt werden,
dort eine gewinnbringende anwendung tu soeben, die
sie innerhalb desselben nicht finden kann {profitable
employment 8,8) 8*. s.*»; jeder zweig der menschlichen be-
triebsamkeit, und jede form, in welcher sich die mensch-
liche thätigkeit äuszera mag. mag zwar im allgemeinen
>>elrachtct, unter gewissen beeonderen verhiltniieen, ge-
winnbringend werden können. Lote revi». d. grumdhegriffe
{% 858) 3, 898 ; und das dasein fOr einen gewinnbringenden
Jahrmarkt erachten. Kactzsch ti^er». r. weiak. Salom.
16. 18 (geben für, man müsse allenthalben gewinn soeben.
Luther, eompotitam ad luerum); ond dass fiberall hin
. . . von Arabern oder deren anhJtogem elepbanten- und
menschenjäger ausgeschickt worden sind, um gewinn-
bringende waare zu erbeuten, fre/ v. Götzen dmreh
Afrika (tW6) 14«.
5923
GEWINNDEL
2) übertragen: sein (des constiüäionnels) kämpf gegen
die Jesuiten, gegen den klerus, gegen die restauration in
allen ihren Verzweigungen, selbst in den romantischen
des dramas, war einst eben so glorreich, wie gewinn-
bringend. Karl Gutzkow briefe mis Paris (7) 2 (1842),173;
ihrem tiefen bedürfnisse nach moquerie und klatsch ...
suchte sie durch ein briefliches geplauder mit dem
prinzen zu hilfe zu kommen, der, ein feinschmecker auf
dem gebiete der chronique scandaleuse, nicht müde
wurde, sie zur fortsetzung einer beiden teilen gleich ge-
winnbringenden korrespondenz zu ermutigen. Fontane
(vor dem stürm) 1, 1, 1C9.
GEWINNDEL, s. gewinnlein.
GEWINNEGOIST, m.: ich bin ein geistes- tind gemüts-
egoist, wie es gewinn- und vorteilsegoisten giebt. Grill-
parzer tagebücher 71 Glossy u. Sauer.
GEWINNEL, s. gewinnlein.
GEWINNEN, verbum, verstärktes winnen (s. d.), hat sich
in dieser Zusammensetzung mit dempraefix ge früh zu einem
der beliebtesten ausdrucksmittel des deutschen icortschatzes
entmckelt. den es noch heute nicht so sehr durch eine mannig-
faltigkeit derbedeutungsrichtungen belebt, als durch eine fülle
von festen Verbindungen bereichert, wie iceit die verschieden-
artigen bedeutungsfärbungen solcher Wendungen auf das
verbum zurückwirken, zeigen die Varianten in der Überliefe-
rung älterer texte und zeigen die mannigfachen sgnonyma,
mit denen das verbum früher oder später sich berührt.
I. abgrenzungen. ältester Verwendung skr eis. gebrauchs-
und bedeutungsgruppen im icechsel der stilgattungen und
Sprachperioden. Statistik, formell.
1) von der sippe, der gewinnen entspringt, ist es schon
oben (». gewinn sp. 5861^'.) zugleich mit kurzer darstellung
des Verhältnisses zwischen gewinnen und winnen abge-
hoben, hier sei das verbum gegen das Substantiv und gegen
bedeutungsverwandte verba abgegrenzt.
a) dem Substantiv, das doch viel und gern vericendet
vrird, ist das verbum durch ei7ien unverhältnismäszig ge
steigerten gebrauch überlegen, bemerkenswert ist auch, dasz
mundarten, die dem Substantiv sich verschlieszen , dem
verbum offen stehen, vgl. sp. 5883 und unten (I, 4, b). weit-
gehender sodann als beim Substantiv kennzeichnet das präfix
beim verbum den bedeutungswandel, der an die änderung
der actionsart anknüpft, durative actionsart, vne sie das
angelsächs . gewinnan (Jight, contend Bosworth-Toller
468*) einschlieszt, ist am deutschen nicht zu belegen, und
wenn unser compositum anfangs überwiegend in formen
des Präteritums beobachtet ist, erscheint das präfix doch nir-
gends als bloszer begleiter derzeitstufe; überall kennzeichnet
es den erfolg, nicht blosz den abschlusz, den ein kämpfen oder
abmühen erreicht hat: gewinnen, (be)siegen, erkämpfen,
erlangen, eine ausnähme wäre am ehesten in einigen
glossenbelegen zu vermuten, wo das lateinische synonymon
zweifei zuläszt :impendit, gewan. Steinmeyer-Sievers2,505;
providit, giwan 2, 122; doch vgl. auch provideat, giwinne.
1,309; von expetat, ni guinna. 2,208; der Zusammenhang,
auf den diese glossen zurückweisen, läszt eher vermuten, dasz
das lateinische verbum hier in der bedeutung gebraucht ist,
die es über die perfective actionsart hinweg erreicht hat.
b) bemerkenswerthe gegensätze zwischen Substantiv und
verbum spiegeln sich in den verwandtschaftlichen be-
ziehungen, die beide auf grund ihrer bedeutungsentwickhing
eingehen, ein wichtiges synonymon des Substantivs un.e
vortheil läszt in der kategorie des verbums eine lücke, und
den synonymen des verbums andererseits fehlt in der
kategorie des Substantivs fast jede entsprechung.
a) am frühesten und am vollständigsten werden die ge-
brauchsformen von gewinnen durch erringen gedeckt, das
freilich in bezug auf Verbreitung weit zurückbleibt, vgl.
mhd. wb. 2, 1, 714»; Lexer l, 664 tmd nachtr. vgl. auch oben
theil 3, sp. 946. erringen läszt aus seiner grundbedeutung
ungezwungen die beiden hauptrichtungen entstehen, die
auch gewinnen (vgl. auch gewinnan, obtain by fighting, con-
quer. gain, win. Bosworth-Tolleh) und ein groszer theil
der Synonyma in sich vereinigt: die engere beziehung auf
kämpf und kampfspiel mit der anlehnung an verba wie be-
zwingen, überwinden, erobern und die allgemeinere bedeu-
tung eines durch körperliche anstrengung und mühe (die bei
ringen stärker hervortritt als bei gewinnen) erzielten erfolges.
GEWINNEN 1 1, 6 (abgrenzung gegen synonyma) 5924
zum ersten vgl. : wi ist daz geschehn
daz ir habt, her Slfrit der spil niht gesehn,
diu hie hat erriingen diu Guntheres hant.
Nibeiunpen 442, 11;
vgl. sig erringen, lant erringen (neben sieg gewinnen ««. a.
s. u.);
zu7n zweiten vgl. Verbindungen wie: lipnar erringen;
saelde , liebe , zorn erringen, wie dieser allgemeinere be-
griff je nach der stilform der verengemng unterliegt,
zeigt der rechtsausdruck guter erringen , errungenschaft,
der sich aufs engste mit älteren loenduugen von gewinnen
berührt (s. 2, c); andererseits ivird die Vorstellung der be-
wegung, von der dieser allgemeinere begriff' eigentlich ge-
tragen ist, in einzelnen Verbindungen wieder lebendig, die bei
gewinnen und anderen synonyme7i eigenartige entspreclmng
finden: daz burgetor si errungen, pfaff Ko^u\n Rolands-
lied 11, &; dö si die kil errungen, herzog Ernst BU5. zu
gewinnen vgl. : die menge macht ihm warm
und wärmer noch ihr üppiges beginnen ;
er sucht umsonst die thüre zu gewinnen.
WiELANU (Idris 2, 41) 17, 89.
ß) der etymologie nach berührt sich mit erringen aufs
engste das heute iveiter abstehende erwerben, das in älterer
zeit der meist begünstigte coyicurrent von gewinnen i.^t.
vgl. mhd. wb. 3, 725*, Lexer 699 und nachtr. vgl. auch
oben theil 3, sp. 1060.
l)) aus der beziehung auf kämpf und handgemenge ent-
wickelt dieses verbum vor allem Verbindungen mit persön-
lichem, object, die später tvieder absterben :
wir suln in recken wise varn zetal den Rin . . .
selbe vierde degene varn wir an den se :
80 erwerben wir die frouwen swi ez unz dar nach erge.
Nibelungen 338, 12 Lachmann und so öfters :
mit gewalte nieman erwerben mac die maget. 58, 1 ;
vgl. auch: mir sulen ouch tohter lieber sin . . .
sie wir verboten si dez swert,
ir wer ist anders als wert:
si erwirbt im kiuschecllche
einen sun vil ellens riche.
Wolfram Parzivai 367, 27 ;
diese beispiele sind auch für die deutung der viel ver-
breiteten Verbindung einen söhn, ein kint gewinnen (s. u.)
von loichtigkeit. sie zeigen, da.vz der allgemeinere begriff
(obtinere), der ihnen zu gründe liegt, eigentlich doch auch von
der Vorstellung einer beute, eines kampfpreises abzweigt.
die gleiche beziehung macht sich auch neben sächlichem
object zuerst geltend: sin strit erwerben an. Parz. 545,14;
sig erwerben. Nibelungen 213, 2 ;
ich wils alles walten : und ouch diu erbe min,
erwirbest dus mit sterke, diu sulen dir undertaenic sin.
Nibel. 112, 4; ebenso Iviein 108.
doch münden hier auch andere Hchtungen der ursprüng-
lichen bedeutung des verbums ein, in denken es sich eben-
falls mit gewinnen berührt:
dar an gedenke, junger man,
und wirp nach herzeliebe; da gewinnest an.
ob dus danne niht erwirbest {die froide)
du muost doch iemmer deste tiune sin.
Waltheu 91, 29;
jedenfalls ist der allgemeinste begriff de)- besitznahme früh
vertreten: si rächen gotes ere
des irwurfen si mere
denne di guten
da fore virlorn lieten.
Vorauer bücher Mosis bei Diemer 55. 3 ;
vgl. auch ors erwerben. Parz. 540, 12; Ion erwerben.
W^alther 77, 35; vgl. lob, ßre, ruom, pris, frumen er-
werben, minne, hulde (haz) erwerben, küneges gruox, ein
guot wort erwerben, vgl. die concurrenz von erwerben
und gewinnen in Varianten mittelhochdeutscher hand-
schriften (wip erwerben, gewinnen. Nibel. 336,4 u. a.; das
gleiche neben golt erwerben. 1047,4; ergenie erwerben, armer
Heinrich 448; Sre erwerben. Iwei7i 948), vgl acquirere,
erberphen oder gewinnen, vocab. v. 1432. in der kenn
Zeichnung einer besitznahme ist erwerben mit gewinnen eng
verwandt, dasz aber auch hier noch eine grenzlinie lebendig
ist, zeigt der aussprach Friedrich Wilhelms III. über die
polnischen erwerbungen. dasz Deutschland gewinne, was
Preuszen erwerbe.
2)) bei erringen nur schwach angedeutet, bei erwerben
dagegen völlig ausgebildet ist die auch bei gewinnen über-
reich belegte Verbindung mit objecten . die ettcas widriges
kennzeiche u :
5925 GEWINNEN \ t.b (gegen orlangen, erroichen) GEWINNEN 1 1, 6 (gegen bekommen, erkriegen) 5926
waz hfln ich erworben ?
ander« nibt wan knmber den ich dol.
Walthir af, W;
dazu vgl. t do het in ir iveaUr
irworfln icande nndn laater.
Voraver hürher Motu 80, 14 Dtemer;
vgl. schände erwerben. Freiäank ra.x; «7,17; (vgl. aueh
liep liebe, leit leide erringen. Kimikamt v. Hoiiknpp.iji
bei V, d. Hagen i, aOH»"); vgl. «Icrben erwerben; den tAt
erwerben.
S)) das »ubatantiv erwerb, aU trpäte bildung. findet nur
in einen kleinen Iheil der bedentungakreiae eingang, di«
dem verlnim offen stehen.
y) einige andere verba schneiden den verwenduHgakrti»
von gewinnen nur mit einem kleineren theil ihrer gebroueha-
formen.
1)) hieher gehören in erster linie neei von der Vor-
stellung einer kOrperbetcegung amtgehende verba: erlangen
und erreichen, vgl. mhd. wb. l. 988«» und 8. «&♦•: Lkxkh
1,647 und 668 (und nachtrtlge^ , vgl. aueh oben theil 8,
.vp. 8«7 und 948.
a)) in der Verbindung mit einem pera&nliehen objeet bleiben
beide verba auf die räumlirhe anachauung eingeecJiränkt :
nu brinpft mir vil drtlte ilin inlnen K6ntan(ra
■i müezen alln aterben, di« ich mit der mtnen hende erlange.
Gudrun 447, 4 Symon» ; rot. awh WiUehalm 48, fl ;
hilf mir, rttter edele mit dem Itbe dan . . .
wan erreicht mich liacne, ich hAn den tAt an der banL
XiMiinpen 1990, 4; genau «o lOM, 4 «. a.
b)) die gleiche anurhauting xciegt atirh xunächat in der
Verbindung mit .ofichlichen objecten vor. und hier erat be
ginnt die roncurrenx mit gewinnen i;i deaaen vielfach tu
belegenden räumlichen bedeutungen .-
dd hiex er im lan^n
eine viereckete Stangen.
Herbort 7406; ebenao Chudmn 8W, 8;
da wir doch stn dem lande nft
do wir ez mugen erlangen. Ulrich 7VMa«in75;
vgl. ; die stat erreichen. Ludiciga krexufahrt 5014. vgl. • da«
gebirge erlangen bei Lutheh. die fläche erlangen bei
GöTHE. die richhmg, in der aieh dieae venceiultingen
xpeiter entwickeln, iat im folgenden gekennzeichnet:
der uf dem holze hanget
und der gewalt erlanget
alle dinc in sin gebot, pataional 677, 6.
beaehtetiatcerth iat. dtut von dieaer entwicklung. die über-
diea erat neuhochdeutsch einsetzt, eoncrete objecte an-
acheinend nicht ergriffen werden, vgl. gunnt. recht, sieg,
lob, macht erlangen bei Maai.kr. vgl. freiheit, barm-
herzigkeit, ehre, naincn erlangen bei Lutiikr, vgl. ge-
winn erlanpon ap. 5910. bei erreichen aetxt die gleiche be-
iregung früner ein :
er tet als die alle tunt
die applax wollen erreichen.
legende dt
Oermania 7, 871),
der patHonalhandachr. (v. d. nagen*
,fi> bleibt alter in engeren grenzen turüek.
a)) nicht sicher zu fassen sind die berührt*ngen mit
kobern, erkobcru, vgl. Graff ♦. 867; mhd. tcb. i, 865'';
Lexkk 1,643 und nachtr.; in Verbindungen tn'e die Testen
gewinnen und derkobern (monutnenta Boica 40,848); die
hunde erkobern, gtilden erkobern ergeben .tieh mancherlei
anlehnungen, und für die bergmännische bedeutung von
{tewinnen ist die von kobern ebenfalls bedeutsam, vgl.
theil 6. sp. 1544.
3)) erat neuhochdeutsch münden einzelne verfta mit ah-
ziceigungen ihrer bedeutungen hier ein: .wj erhalten, rgf.
theil 3, sp. 884. ursprilnglich die bederttung zurückballen,
unterhalten, conse^vare ausprägend , nimmt es in verbin
düng mit sächlichen objecten (den sieg erhalten, aus err-
stufen gold erhalten, geld, geschenke, tadel, lohn, strafe
erhalten) die richtung auf gewinnen, mit dem es aber
rerbindungen, loie briefe, befehle, auftrag erhalten, eine
stelle, ein amt erhalten, nicht theilt.
noch spröder zeigte .tich empfangen (theil 8, sp. 491), das
■lidi nur in t^bindungeft icie freude, angst, schrecken,
liebe, reue lust empfangen, mit gewinnen berilhrf. sonst
aber gerade in den verbindtiiigen, die es mit gewinnen
theilt. einen gegensatz der Itedeutung ausprägt, vgl. kinder
empfangen (meine rautter hat mich in siinden empfangen.
IV.
psalm 51,7 Lvrttu.n) gegen kinder gewinnen (wie Adam und
Ets kinder gewunnen. Koborokr überachr. tu i Jfo*. 4):
gaste empfangen und gtst« fswinnen . geld empfangen
«nd geld gewinnen (dodi vgl. die Variante gewinnen zu
Nib. int, 4 die wunde ... die ich von im empfangen h&n).
dagegen hat »iek bekommen (theil i, »p. I4t5) m »einem
erat nmtkpiMeuiaek mheidtttttn tmmtiiiwm gebrmueh t» laM
lote veneendmtftn von tfiw\nn9atimgedr§nft. die e» tum theil
von dem älteren und ebenfaUe reiA e$ttmekelten uberkomen
(mhd. üb. 1, 906^; Lkxkh t.lflH. vgl. qumerere. überkommen.
gwOnnen. Choij.huh-Friiiiuk u. a.) ererbt hui: vgl. ein
kind bekommen; einen flüchtltng bekommen (erwischen):
einen lieb, satt, los, frei bekommen: einen hart, federn,
speise, trank, mnth, kraft, hanger. dural, räum, luft, ein
loch bekommen, strafe, prUgel, eine krankheit bekommen.
i) dieee enheiMung von bekommen vollzog sieh nieht
I bloes oi^f hotten von gewinnen, sie greift zugleich in den
uetAewerb mit einem andern verbum ein. das atlmähliek
in äeeeen atdlungen vorrüekte: kriegen, alter erkriefen.
vgl. mhd. wb. 1. 880^ Lrxrr 1, 646 und naehtr.. vgl. oben
theil 8. ep. 881 und unten (heil 6, tU$ff. für dieae twte
setzen die belege aiemliek apät ein. aia araekeinam aitdam
mundartlirh gebunden (mitteld,, niadard.) umd bialam M»>
ßlngliek aueh «mm aehmahre buaia ßtr dta Verwendungen,
indem die vaetittühtmgan mit aUiam jparaömliehen objeet ao
gut wie gerne fMen. aher die varim aUmmen eehon in
den ersten litterariachen aeugniaaen mit taeaenHitkan waark-
malen überein. die an gewinnen karvaraükeAen aimd:
kriegen, erkriegen stehen eich gegenüber wie winnen und
gewinnen (nur vereinzelt hält erkriegen durative aeÜona-
ort fett, hier mit persünlichem objeet: die uns erkHegen,
hindern oder l>esohedigen weiten. Urkunde von l»8,
monum. Zoll. 8, 996). die besiehung auf kämpf und atreit,
die noch heute für das Substantiv (krieg) den bedeutimga-
geholt ausfüllt, nimmt bei erkriegen ihre richtung ae^
aäehliehe ol/jecte:
der marcgrave Cbunrat
die banir ercriget hat. •
manigen edelen Sarracin
gevangvn brahten sie mit in.
Ludwifft kreusfahrt 6233 r. >/. Uagen ;
bait hey sin lant erkregen wale.
KaHmeinet 18t, 99 Krtler ;
das der weder erkrigen sulde die lant unde die stede . . .
unde sulde soldener gewinnen. Rotiif. thür. ekron.eap.eaa;
vgl. at4ch: wpn hi getorste nicht beatAn
kein ritter, dem er was bekant :
ata moot stn ellenthafl« haut,
die hMan im den prts erkriefen.
HsiNR V. Frbibbro TVMoii 9066 Bermt;
nnd wil er mir die minne mtn
an erkriejten sonder danc,
daz Ut em gar tampitch gedanr
Ulrich v. LIrMTB^c.HTF.l^ /rauendtenst 1948
Keehntein h. a.
bedeutsam iat hier die frühe übet tragung atif den reehta-
streit (vgl. swer mit dir ze gerihte var kriegen umb«
din gewant. Barlaam 104,9). in der sieh erkriegen aüt
gewinnen enger berührt als alle attdem synongma (nur
den Übergang vom kämpf zum spiel hat es nieht mit-
gemacht): ab ein man in czorne sin elich wip irtloge,
ab der selbe sin recht wrdir gewinnen [rar. erkrigen)
möge. Magdeburger fragen 1, 17, 1 (im inhaltsf^eraeichniat
wi er sein recht mag widdir irkrigen. a. n); ercricht
er din gut unde clageslu (rar. gewinnet), richtsteig land
rechts 96, 1 Homryer; maff her denne lengem (tag) ge-
haben unde irkrigen. Magdeburger fragen vor. 9, 9. 14 ;
.90 ist der allgemeine begriff der besitznahme at»ch für er-
kriegen verschiedenartig vorbereitet, vgl.: were auch dax
wir die lehn ubir die Testen und gut. die sie Ton andern
herren als vorgeschribn sted. tzn lehn habn. itzund nicht
orkripen mochten, die^iplbn lehn sulln sie uns . . . inne
habn ... alz lange bis wir sie Ton in heischen, und Ton
den herrn Ton den sie gehn erwerben mugn. ouch sullen
alle ire vestcn, di sie itzunt habn adir noch gew nnnen.
Thüringer urk. v. 1847 beiMwHEutKngr^faeh.Orlmmündesx :
swer es soide milen dran
dir w6re micbel arbeit an:
wer mohte eg gar erkrigen?
dmch das mac ich wol swlgea.
KasRMAND V. Erki-rt fTetmr. «. ICvni-
gnndr 4013 ;
872
5927 GEWINNEN I i, b {gegen kriegen)
vgl ■ friden erkrigen. Salomons haus 486 Adrian u. a.; ur-
lonb erkrigen livl. chron. 4348 ; «re erkrigen myst. 1, 213 ;
gnade irkrigen Salomons hatis il8 Adrian; dazu vgl. habe,
ehr und gut, ehre und reichthum , lohn, trost, freude
erkriegen. in solcher Verwendung wird das verbum gern
mit gewinnen zusammengestellt: he enhebbe de gilde unde
broderschaft . . . gewunnen edder erkregen. westphäl.
Urkunde von 1458 bei Wiegand 144; ganz ähnlich Luther
4, 33* Jena.
die belebung dieses aUgemeinen begriffes durch räum-
liche be.itimmungsmerkmMle ist hier früh bezeugt und führt
wol unmittelbarer als bei gewinnen auf die grundbedeutung
zurück : Sit der wec ist so reine,
den wir solden hin bekumen,
war umme du nu hast genumen
ein ungemachsame trumme . . .
die vil küme ich han ercrlgen.
passional 347, 49 Kopke ;
ebenso wände si dl hohe irkrieget. pasa. 79, 142 Hahn;
untz si . . . erkreich ein so gar genaeme stat. 373, 32; vgl.
auch wilt erkrigen u. a.
die weitestgehende Übereinstimmung mit gewinnen ent-
faltet sich jedoch in der spätem zeit und knüpft sich an
die form kriegen , die unter dem einßusz mitteldeutschen
.Sprachgebrauches die auf perfective actionsart gegründeten
bedeutungen von erkriegen überkam {genau wie winnen
mitteldetdsch gegen gewinnen, nur dasz dieses nicht in
die Schriftsprache überdrang); vgl.: wer wol thut, der
kriegt gut gewin. Henisch (s. sp. 5912) im gegensatze zu der
älteren Verbindung gewinn gewinnen {s. sp. 5872). vor
allem entwickeln sich die Verbindungen mit persönlichen
objecten [erste ansätze Karlmsinet 134, 42 ; 45, 30, vereinzelt
bei Luther; wenn du sie erkriegst; bei Sebast. Franck:
daher er kein kind erkriegen . . . mag), vgl. einen mann,
eine frau, kinder kriegen, theil 5, sp. 2245; gaste kriegen
sp. 2249; jemand lieb kriegen .sp. 2251;
zur Verbindung mit sächlichem object vgl. graue haare,
atem luft kriegen, sp. 224«, 2247; äste, zweige kriegen 2248;
lo^m, gewinn, fruchte kriegen, sp. 2245 ; nachricht kriegen
sp. 2249; zank, händel kriegen sp. 2244; ruhe, trost, kraft,
muth, lust, gedanken, Weisheit, verstand kriegen, sp. 2236,
2237, 2248; ein ende kriegen sp. 2236; einen sprung kriegen
sp.22i8; (ein loch kriegen W. v. KOgelgen 351); seinen
lauf kriegen sp. 2252; zu thun kriegen u.a. sp. 2250/i.
natürlich fehlen auch hier die Zeugnisse für solche sinnliche
bedeutung nicht, die räumlichen bestimmungsmsrkm^len
erwächst oder durch diese aufgefrischt wird: sich bei
den haaren kriegen, zu packen kriegen sp. 2243 ; her kriegen
sp. 2239; kriegen = fassen sp. 2240, vgl. noch sp. 2247,2250.
av^h in der Verbindung mit objecten widrigen inhaltes
hält kriegen gleichen schritt: strafe, schlage, schmerzen,
krankheiten . den tod kriegen , vgl. sp. 2246. vgl. schon :
der mede her ouch irkrigit
di schände und fingirdutin.
ROTHE rittertpiegel 2135.
und endlieh vollzieht sich auch bei kriegen, das in gleicJier
weise wie gewinnen vorwiegend ein persönliches subject
(manschen, auch thiere und personificationen) voraussetzt,
langsam eine erweiterung des kreises durch einführung
sächlicher subjecte, vgl. sp. 2248.
s) von allen synonymen hebt sich gewinnen schon durch
das präßx ab (ge — er), dessen Verschiedenheit ursprüng-
lich wol auch unterschiede der construction bedingte
{absoluter gebrauch, persönliches, sächliches object), die
sich aber in den belegen nicht mehr nachweisen lassen,
heute greifen erringen, erlangen, erreichen u. a. nur
noch in einzelne kreise von gewinnen über; dagegen
deckt kriegen fast den ganzen umfang des verwendungs-
kreises. die gegensatze zioischen ihm und gewinnen lügen
mehr auf stilistischem gebiete als in unterschieden der
bedeutung .- kriegen gehört der zwangslosen {nicht eigentlich
mehr mundartlichen) redeweise, gewinnen der hölieren, vor
allem schriftmäszigen darstellung an. innerhalb seiner
verxcendungen übertrifft kriegen neuerdings den älteren
nebenhuhler, der den Wettbewerb mit empfangen mehr und
mehr eingebüszt hat. hier setzt sich kriegen als verbum,
de.<t zwangsloaeren stils zugleich mit bekommen als dem
ausdrucksmittel des höheren stils auseinander. dafür
hat sieh gewinnen ein gröszeree gebiet vorbehalten, das
GEWINNEN I 2 {ältester verwendungskreis) 5928
ihm keines der bisherigen synonymM streitig gemacht hat,
die beziehung auf das spiel und den absoluten gebrauch,
für den letzteren berührt sich gewinnen eigentlich mit
keinem andern verbum ;■ es m.usz umschrieben werden : den
sieg davon tragen; erfolg, vortheil haben; voran kommen,
vgl. auch die fremdworte reüssieren , prosperieren , profi-
tieren.
2) der älteste verwendungskreis, der sich aus den glossen
für gewinnen erschlieszen, aus alihochdeutschen denkmälem
belegen läszt, greift weit au^ und ist schon vielseitig ent-
tvickelt.
a) ka/mpf und streit liegen auch der bedeutung der latei-
nischen verba zu grtmde, die als nächste entsprechungcn
für gewinnen gegeben sind, wie vindicare, refutare, refu-
gare u. a., vgl. Steinmeyer-Sievers l, 280, 295; 2, 263, 28o;
1, 73 u. a.
a) Verbindung mit sächlichen objecten:
l)) Waffen, kostbarkeiten, gebrau^hsgegenatände erkämpfen,
erbeuten :
doh mäht du ntt aodlihho, ihn dir din eilen taue,
in sus heremo man hrusti giwinnan,
rauba birabanen, ibü du dar entc reht habes.
Hildebrandslied 56 {denkm. 1^, 6) ;
vgl. captiva giwunnaniu {glossen z. Vergils Aeneis 2, 7G5
captivaque vestis, erobertes feiergewand Voss). Stein-
mkyer- Sievers 2, 651; ebenso captivi, giwunnano (zu
Aeneis 7,184:; eroberte wagen Voss) 2,659; captivo {auro)
demo giwunninin (z. 11,779; mit erobertem golde) 2,669.
schon von hier aus liesze sich zu einem beliebten typus
der allgemeineren Verwendung des verbu/ms ein Übergangs-
punct finden.
2)) noch häufiger sind objecte wie bürg, stadt belegt; ge-
winnen, erobern: vgl. opUnuit, giwan {glosse zu l Macc.
1, 2 et obtinuit omniu/m munitiones, hat grosse krieg ge-
fürt, die feste stedte erobert. Luther) Steinmeyer-
Sievers 1, 689; ebenso {zu Judith 2, 12) 1, 482; ebenso für
occupare {arcem Jerusalem l Macc. 6, 26) 1, 692; für capere
{arcem Syon. 2 Sam. 5,7) 1, 416; ebenso (ßkönige 12, 17) l,453l;
vgl. auch capte {urbi) giwunnun {Aeneis 2,643)2,6.50; ad-
prehensa {civitate) giwunnanero (2 Macc. 5, ö) i, 701 ;
babda (god) them heri-skipie berta gisterkid,
that sia habdon bithwungana thiod6 gihwiltka,
habdun fan RQmu-burg riki giwunnan,
helm-gitrosteon. Heliand 57 Heyne.
poetische Übertragung, abschwächung der bedeutung mag
mancher Verwendung zu gründe liegen, die zu einer neuen
gruppe überführt:
unz er selbo zi imo sprach: 'ih mag giwinnan, heriscaf,
engilo giwelti, ob ih iz duan wolti.' Otfrid 4, 17, 15;
loböda thSm liudiun ISrä Kristes,
hSrron stnes, endi heban-riki
te ^ewinnanne, welonö thana meston,
sähg sin-llf. Heliand 1023 m. o. «. «.
ß) die Verbindung mit einem, persönlichen object greift
nach zwei richtungen aus: den eben belegten Wendungen
entspricht die auffassung der person als kampfpreis, beute
(gewinnen, gefangen nehmen); andere Zeugnisse gehen
nicht so weit, sie machen schon bei der Vorstellung der
entscheidung , des erfolges halt (gewinnen = besiegen,
bezwingen), die zweite bedeutung mag wol die ältere sein
{vgl. atich: ubarwinnan Graff 1,880; ubarwintan i,75l);
in späteren belegen werden die gegensatze durch Übertragung
und Verallgemeinerung verwischt.
l)) occupaverat, giwan {gloss. z. Judith 7, 2 virorum
illorum,, quos occupaverat captivitas). Steinmeyer-Sie-
vers 1, 483;
bigondun thie ewarton ahton kleinen worton,
datun ein githingi, wio man nan giwunni.
gibuton filu harto selbero iro worto,
80 war 80 er lantes giangi, thag man nan gifiangi.
Otfrid 4, 8, 4 Erdmann ;
nnde skeinda er in genäda fore allen di6n fore di6n
si wiclicho gewunnen wären. Notker psalm 105, 46
Hattemer 387'' {in conspectu omnium quos ceperant , für
allen die sie gefangen hatten. Luther ^sa^m 106, 46);
2)) obtinuerunt, giwnnnon (zu l Macc. 8, 2 qicia ob-
finuerunt eos et dtucerint sub tributum; wider die Gallos,
welche sie bezwungen und unter sich gebracht hatten.
Luther) Steinmeyer -Sievers i, 693; obtinuit, giwan
{zu Judith 1, 5 ff. pugnavit contra Arphaxat et obtinuit
)929
GEWINNEN 1 2 (convinrore)
GEWINNEN I t (qtuerer«)
5930
etim, und streit . . . wider den Arphaxad . . . and lohlug
in. Luther) i, 482; obtinebimut. gewinnames (tu i kdn.
90, 28 tit puynemu* contra «o# in wmjiettribua, et ob-
tinebiniua eo»; waa gilU, wie wollen Jnen angewinnen?
LuTiiiwt) 1, 441, vgl. atteh Notker (Boethius) ». untm (I,l).
8)) ab»ehu>ächung und Übertragung:
eileitit ward tho dnihUn kriat thar «in «inoti iat . . .
tho Mieih ther farari irfindan, wer er wari,
thii/. zi imuachanne ubar al aelber ther Uiufat . .
thia lucliiin wolt erUndan joh irnriiu naii viwinnan '.
er wolta in alawari, tbaz er oucb «in wart.
Otfriu 9, 4, 14; ehrnio {». ti.m, vgl. aueh NoTKia
ttoethiu* 114*.
b) die engere bindung dea kämpft» an die fitrmtm der
icette , die für den apüteren gebrauch de» vtrbum» «0 be-
ikulsam mtrde. lüaat aich atu den ält«»ttn MW|fNMMM
noch xotnig frachlieaxen. in »pärliehen an»äta»n »inä »her
immerhin beide riehtunyeix vertreten, die »püter «wut-
gebend erscheinen, eineraeita die keime dea engeren rtehi»-
begriff», der »ich gegen andere Unterarten abhebt s imtet den
formen def wettkampfea wird auch der reehteetrtU »witehen
»ioei pereonen atifgefaati, wobei der mim iMitgi, der andere
unterliegt; — at^fder andern neite. da» gona» durchdringend,
die auaarbeitung einea altniijiHachen momenie»: ea iat nicht
einfach die tüchtigkeit der aich bethäÜgenden peraon. die
tl&er gewinnen oder verlieren entactieidet. »ondem da» »tärke-
verhältniaz gegenüber einer tweiten, mit der aie aich
miest; die abhängigkeit von bediugungen, die auater ihr
liegen, dieae voratellung liegt namentlich den uicttdungen
»u gründe, die vom tcettkampf rwm apiel weiter führeti.
a) für die erste riehtung. den engeren rechtabegriff.
liegt eine gloaae vor, die »ich ungeawungen an die letalen
belege ansehlieeat: convictu», gcwunnan {au ean. apoat.M
epiacopum non audere extra terminoa proprio» ordinationea
faeere . . . ai vero convictua fuerit. hoc feeiaae). Stkin-
yEYER-SlEVERS 2, 144, anders (mit abstractem object)
evieit. gewan (zu can. Karth. 16 in ciinZ» actione perdat
quod evieit) 9, 148.
/H) für die tuieite riehtung vgl. aide sie ioh änderest
ad Dtartyrium brfthte palmam gewannen. Notker paalin
118, 48 Hattemer 428«.
e) der allgemeinere begriff einer beeitmahme lä»tt die ver
»chiedeneten deutungen au. au» einer abechwäehung und Ver-
allgemeinerung der ap. 5982 belegten verteendungen er
kämpfen, erbeuten aind sicherlich zahlreiche vertoetulungen
ati erklären, wozu ja attch die aynonyma (». o.) ihre paral-
lelen bieten, sduoerer vrird ea. bei gewinnen <ti^ di« be-
griffe arbeit, mühe xurüekaugehen. die aua winnen heraua-
auholen sind. vgl. gewinn, labor {ap. 58A4), vgl. laboribua exi-
gunt ut moriantttr. kiwinnit (lu Gregor, eura paat.). Stein-
ifEYER-SiKVKHS 2,205. in allen einzelheiten die eine oder
die andere vjurzel (kämpf, arbeit) biosiegen zu wollen, wäre
bei gewinnen gerade so fruchtlos wie bei erwerben (.«. d.) ;
doch iat überall da, wo die anhaltspwicte einigertnaazen
aureichen, die frage xrenigstena erörtert.
a) daaz der erwerb von ijeld und geldesicerth unyeztntngen
aua kämpf und erobening hervorgehen kann , iat oben
schon aua glossen gezeigt worden, vgl. auch .- ut custo-
diant iustiflcationes eius. et legem eins requirant daz
sie rehtes huöten. unde slna da begangen, wanda mit
diu summum bonum (das mcista guöt) gewuunnen uuirt.
nals mit possessione regionumtpisezzelantscefto). Notker
psalnx 104, 46 Hattemer 381''. hier iat vor allem a\if die that
.sache hinzuweisen, dasz die einschlägigen venoendungen des
i'crbum» au den frühesten und meist belegten überhaupt
gelifiren:
i]) quaJ that siu thär geba br&hti
nicron mikilu tban elkor 6nig niannes rann :
er her Adaea man', quad be '6ra br&htun,
mftdom-hord manag, sie IMun immer at hO»
welonO gcwunnan. ni deda thius widowa sd,
ak siu te thesumu alahe gaf al that siu h.ibda
welonA gewunnon, »6 siu im wiht ni farl^t
ffidoa an itft gardun.
ndinndSlliff.; ganz ebento 8981. 8994. 4408. 9113.
dtuu vgl. prebuit {argentum et aurum) giwan (9 ehron. 1, 16
machte des Silbers und golds zu Jerusalem so viel.
liUTHKit), StbinhkykkSievkks 1,464; que^itum ... soai
tüowin, praeatabat. giwan {apoatdgeach. 16,16 trug jrcn
herrn viel genies zu mit warsagen. Luther) i, 747;
Ittcrehtr. giwinnit (zu Gregor cura paat.) 9,172, ebenso i.
980; vgl. auek: deterviftni {peeunia wtiniateriia trutpli)
kawonnin. Stein mctbr-Sibtbrs t, Ut.
*)) früher al» M «nrarben %ai kiar die unter dem «uf/hi«
mUwiektlier geUmirtttkuft »Mend» ritMtmf mtf tmtmik-
verkArvmd gddgemMfi» eimfßidM, di» lUAi 4»m varbum.
»ondem den ikm mtiniendm hattimmmiitmi mwäduts
.war mogna wir ■■ MfioaaB. ait keaAi bret giwinMB.
tha> ther linl giaui, «as er Uar aa gazi?'
Orfaiii 8, •, 17 Krdautnt;
{vgl. dagegen : et queraat • deo Moam tibi, mide dfi föne
gote geuuännen fQora. Notker ofaAntW.tt Hattemer tTT):
eonaeeutua {civilitatem) giwan (ßur apottdgtaek. ». » leb
habe dis bUrgerreebt mit groMsr nauM so weg«» f»-
braoht. Luther), Stkin mkykr-Sibvbre 1.71t; diabollM
•tuont a dexteriM Judm (Jude z« MMaaan). dar diitiliM
(rihtuAm) uuolta geuuunnen mit aandito (faittboofUmo)
Christo. Notkkr paalm 108, St Hatlamer 400*; dominc
quinque talenta tradidisti mihi, eooe alia quinqoe soper
lucratus sam (bArro fünf phunt gäbe du mir fonfift
geanan ioh ingesaoch). m.iHatiewmrUlb^ {Wiener hdeAr.
nu ban ib geuuochoret); ««(. auek CBocMmw) S, M^.
8)) wie beim »ubetanHv lauen »iek muek beim verbum
die »pielarien de» begr^e» erwarb«n am» der badeutung
UOcr »war arUären, doch nicht aidiarakOm; mudk Ha gioaaa
areeaaera fawinnan {»u VarffiU gaarg. 4, tM fuamfua aibi ta-
nui» na»tanhm areaaaara vitaa). STElNMBYER-SlEVER89.«tt)
läezt die aHdärung aua erbeuten ru. abenao aind für die
beaiehung dea verbum» auf grumdbaaita und Unäbau die
bedeuiungen gewinnen, erstreiten karanauaiehan, aa aehr aie
auch in den überlieferten belegen aehon verblaett aind:
denne der man in pardfini pfi kinainnit,
hOa in bimiie, dAr qnimit iroo hilfa kinaok.
MuepfUi 16 {denkm. 1*. tt;;
do begonda eeeleaia de gentibua mihi ndhaerere et »pem
auam in me ponere, oone dannan ist siu in prueaenti
i\ffluen» »piritualibu» delieii» ante guinnet Öah in futuro
apud me loeum haereditati», eieeti» regni filii» {var. ge-
uuinnet). Wili.iram 136, 91 Seemüller «.89; uaanda got
behaldan duon sai Syon, inde gestiftdda salun aaerthan
bürge Judae; inde uuonnAn sulun thftr, inde mit ervi
geuainnon sulan sia (et hereditate acqtiirent eam). altndd.
paalm 68, 86 Hkyne 89; et inhabitabunt ibi. et hereditatem
acquirent eam. unde d&rinne bQent sid. unde ze 'eri>e
geuuünnent tii a\k. Notker jmo^ 68, 86 Hattemer UO^;
übe er ilta geuuunnen hus unde basce. chenan onde
eigen unde ander geuuöre. daj tite dö in «1 besizien
mit amaritudine s<$r bitten. 40,4 Hattemer iU,\ daes für
die beaiehung at{f den landwirtacluiftlichen ertrag die
parallde gewinn , zins zuatändig »ei, ist »ehon «p. 6868
bemerkt, ea tcird durch den einzigen eineehlägigen bdeg aueh
hier bestätigt, der unmittelbar an den begriff wachur an-
knüpft: also daz erdheuue. d&nne iz dAr Qzze redioiuos
flores (änderest chomene bludmen keuuunnet). Notker
paalm 71, 16 Hattemer 861*>.
ß) für die angliederung eine» pereOnliehen objeetea aind
oben »chon übergang»putüt» angedeutet; eie führen in on-
derer weise ala beim aäMUken obgeet «o» dmr baaieimaf
auf den kämpf aum aUgemeinaren begriff dar trwarbu»§
weiter:
l)) accepii. giwan (tu Samud 6, 18 and David nam noch
mehr weiber. Luther), Steinmrybr- Sievers l. 416;
uuanda elephas pudicum animal (chiOsehe fite) ist.
unde fare etna chenun. nehetna vabx ne geaoinnet
Notker paalm 44, 9 Hattemer 150*.
9)) provideat {virum aapientem) giwinne («m 1 Moaeu.n
nu sehe Pharao nach einem verstendigen and weisen
man. Luther). Steinmkyer-Sievers 1.806; ntt gebagest
du fidcles ze geuuunnenne unde noh uuanne gebafeit
dQ coronani ze gebenne. Notker paalm 184, IS Hattemer
470*; unde bttet des uuillcn daz er imo noh naahse.
unz er in sA höhen geuuinne. daz in aaaritia nider
geliehen ne muge. ii8, 86 (496^).
S)) hier iat ohne aweifd auek die Verbindung kint (son,
tobter) gewinnen einaureihen, eine der beliebtesten Wendungen
dea mittelhoehdetUackan formthtils , deren erete anfinge
weit in die althochdeutaeke periode »urückreiehen. diefiUe,
in denen ala subject die muHti gdtannaeieknet iat. könnten
eine andere deutung nahe legen, au» winnen ■> pati: gt-
372»
5931
GEWINNEN I 2 (acquirere)
GEWINNEN I 2 (prospcrare)
5932
winnen wäre dünn ein seitenstück zu gebären, die ein-
scMägigen belege lassen aber nach keiner seite eine ur-
»prünglicliere enhoicklung vermuten, als sie in den noch
zahlreicheren beispielen vorliegt, die den vater oder das
eiternpaar als subject darbieten, die letzteren sind sogar
frühem- bezeugt und lehnen sich ungezivungen an andere
Wendungen an, in denen gewinnen mit der bedetitung er-
langen, bekommen ein persönliches object zu sich nimmt,
bestätigt vrird diese auffassring durch die frühen zetignisse
für die gleiche Verbindung bei erwerben {sp. 5924), ime
auch das spätere kriegen sich ebenso verhält (mann, frau,
kinder kriegen sp. 5927):
Jon welicheiU giburti er io sulih wurti,
war worolt io giwuuni sulih adalkunni. Otkrid 2, 4, -M ;
'hwo mag that giwerdan so', quad he,
'afXar an aldre 'i it is unk al te lat,
so te giwinnanne, sö thu mid thinun wordun gispiikis.'
Heliand 143;
da mit sie geuuinnent spirittuiles filios, samo die reginae.
Williram 103,22 Seemüller s. w ; reginae daz sint die
edelen sola ... die der imo gewinnen! göistlihiu kint.
103, 7; ähnlich 112,4; 127, 7.
d) auch für einige lieblings formen <■ es mittelhochdeutschen
.stils, die erst mittelbar auf die bedeufung erwerben,
in besitz nehmen zurückgehen, zeigt die althochdeutsche
Periode einige, ivenn auch vereinzelte, ansätze.
a) spärlich belegt ist die räumliche Vorstellung, in der
gewinnen mit erlangen, erreichen concurriert:
sorgen mac diu sela unzi diu suona arget,
za wederemo herie si gihalöt uuerde.
wanta ipu sia daz Satanäzses kisindi kiuuinnit,
daz leitit sia sär dar iru leid uuirdit,
in fuir enti in finstrt. Mtispüli 8 [denkm. l^, 7) ;
montem quem acquisiuit dextera eins, den berg sin
zeseuua geuuan. Notkek p.mlm 77, 54 Hattemer 279'^; in
die sich di€ ne uuellen soülen. die in Syon gedingent
stätä mendi ze geuuinnenne. 136, l (472'>).
ß) viel ergiebiger ist schon hier die Verbindung mit
abstracten objecten, deren vorstellungsgehalt auf das verbum
abfärbt, eine bedeiitsame enttmcklung setzt bei dein unter-
schiede zivischen solchen objecten ein, die der traget' der
verbalthätigkeit von auszen in seine splUire zieht, und
solchen, die er von sich aus hervorbringt, die Verwen-
dungen, die in dieser hinsieht eine mittelstellung einnehmen,
sin<f wenig zahlreich.
1)) mit thiu geduet ir widar got, thaz er iu ginadot,
joh ob ir es biginnet, thio huldi giwinnet.
Ori'RiD 1, 24, 13;
dlÄ iro fater gebot uuereton. unde mit dero oboedientia
(gehorsami) gotes huldi geuuünnen. Notkeh psalm 70, 1
Hattemer 242*", vgl. auch psalm 60, 4 (206*') ; ich bin selbo
als ein müra, unte sint abo mini spunne als ein
uuighüs uon den stunton, daz ich frido unte sine hulde
guan. Willi RAM 142, 3 Seemüller s. 64. vgl. 142, 16 {s. 65
der mir pacem hat gewunnen); noh uuir andar uuis
ni magun unsero sunteono antläz cauuinnan (nee aliter
possumus veniam consequi delictorum) exhort. ad pleb.
Christ, denkm. l^ 201 ; da ich cham unde ablag kewän.
NoTKER 2^salm 138, 2 (476''); unte guinnont aber die dupli-
cem remunerationem prae aliis. Williram 147, 8 Seemüller
s. 66 ; dazu vgl. auch :
thaz druhtin selbo wolta, hi unsih sterban scolta,
joh sines blnetes rinnan uns sihurheit giwinnan.
Otfrid 3, 25. 36.
2)) peperit, giwan {gloss. z. Prud. 78, clerus sie tantum
peperit triumphum). Steinmeyer -Sievers 2, 44i; ascite
ifamae) gewunnenes (contra Sgmmach.) 2, 518; obtinuerit
(dignitatem) urdigit odo gawinnit (can. apost.) 2, 97 ; unde
die naniin er dannän guuinnet. tie heizent denomina-
tiva. also iustus föne iustitia. Notker kategorien 5
Hattemer 3, 380».
•i)) giwan mit agaleizBj mit mihilemo flize
aar io thia wila thia heilida ana duala.
Otfrid 3, 11, 29.
mir ist ser ubar ser, ni ubarwintu ih iz mer,
ni wan es untar manne iamer drost giwinne ! ö, 7, 28 ;
unde so geuuönnet er samo so föne erist iungliche
chrefte. Notker paalm 102,5 Hattemer 364^/.,- noh ke-
wunno saturitatem (seti). 87, 16 (314") ; unde ich r&wa
gewunnc in minero conscientia. 38,14(138*'): man ne ge-
wönnet nieiner grehti obe erdo. 139, 12 (482") u. a.
y) auch widrige Vorstellungen tvie Jammer, Unglück u. a.
sind schon althochdeutsch als objecte mit gewinnen ver-
bunden, man darf hierin wohl nicht die ursprüngliche
bedeutung erleiden, erdulden sucJien, man mu.^z vielmehr
mit einer iceitgehenden abschwäcliung der verbalbedeutung
rechnen, vne sie ja bei erringen, erwerben, bekommen,
kriegen (s. o.) ebenfalls belegt ist.
nist wib, thaz io gigiangi in merun goringi,
odo merun grunni mit kindu io giwunni !
Ori-RiD 1, 20, 16;
turbatus sum. truöbe muöt quan ih föne dero faro
minero garrulitatis (spile == uuorto). Notker psalm 76, 5
Hattemer26d'' (iei Schilter: quam); ih huota des uuanda
ih mortem carnis habe geuuünnen. dag ih ouh ne
geuuünne mortem animaä nube so du geböte habest.
118, 67 (432").
S) die entgegengesetzte entwicklung, die Steigerung der
bedeutung des rerbums in der Verbindung mit bedeutungs-
schtcachen, meist pronominalen, objecten ist althochdeutsch
ebenfalls schon belegt:
1)) unwirksam bleibt diese in den fällen, in denen der
nur angedeutete inhalt durch .tätze näher ausgeführt wird .-
unde uuas uuolta ih umbe dih do geuuünnen obe erdo.
aurum. argentum. gemmas. familias? daz habent oüh
peccatores. Notker psalm 72, 25 Hattemer 256" ;
oAo- er thes gisunni, zen ostoron waz gewuuni,
thaz sie thanne habetin, thes dages sin gidragotin.
Otfrid 4, 12, 49 ;
hweder im swötiera thunkie
te giwinnanne, s6 lango sö sie an thesaru weroldi sind,
that sie eft ubil elda göd aftar hebbian. Heliand 3408;
nu ik giwinnan mag,
that he gio obar thesaro erdu ald ni wirdit. 725; ährd. 3836;
obtinuit {ut agrederentur) giwan. Steinmeyer -Sievers
2, 748.
2)) dagegen ivird der begriff eitler glücklichen Wendung,
eines vorsprungs gegen die bisherige Situation in den be-
legen vorbereitet, die das pronominale olject nicht näher auf-
hellen-, fert impetratum, gewinnit. altsächs. Prudentius-
glosse (jpass. Laurent: 566 quod quisque suppl. postulat, fert
impetratum prospere); ad deos alienos (ge fremiden gotcii)
ne fuör ih. ad demones (ze dien tiöfelin) ne hafta ih
mih. dag ih iro danches ieht keuuünne. Notker psalm
72,23 Hattemer 256'^ ; et in rapina ne concupiscatis. unde
in zocchonne ne geroent i6ht ze geuuiinnenne. 61,11(209");
daz ih keuuünne per gratiam. daz ih keuuünnen ne mag
per legem. 1I8, 119 (441»), ähnlich Boethius 26.
3)) die abstreifung des bedeutungsschwacJien objects und
der absolute gebrauch sind nur einige mal und in glossen be-
legt; te gewänne, ^/©.s^^erare Lipsiusglossen 468 bei Heyne 48
{psalm, 117, 25 en fac . . . bene prospcrare) ; eacire, giwinnan
{z. vita Martijii: aliter exire nequi.tti). Steinmeyer-
Sievers 2, 756.
e) die zu.9ammenstellung von gewinnen und verlieren,
die diesen intensiven begriff' ebenfalls herausarbeitet, ist
nur aus den jüngsten Zeugnissen dieser periode belegt:
Adam uuolta per rapinam diuinitatem (mit not = nämo)
goteheit keuuünnin. bediü ferlös er felicitatem (sälida).
Notkei; psalm 68, 5 Hattemer 234»; dag sig wertlichi
ferliesent unde gotelichi gewinnent. 35, 9 (123") ; übe oüh
hiSr i€man seterna bona (fiuuigiü guot haben mahti.
ande er faciem domini (gotis anasiüne) gesehen ne solti.
85, 7 (307").
3) bedeutungs- und gebrauchsgruppen im vxchsel der
Perioden und stügattungen.
a) der poetische stil der mittelhochdeutschen dichtung
bildet die überkommenen formen des gebrauches nach allen
Seiten aus und füllt die lücken im, obigen überblick
durch einen reichthum. formelhaft wiederliolter Verbindungen,
in solcher uriederholung schivächt sich natürlich die energie
der bedeutung ab und so macht sich für die beziehttng
auf kämpf, wette und spiel eine reihe von erweiterungs-
formen bemerklich, die eine im verbum schon liegende, ihm
aber entschwindende bedeutung kräftiger zum ausdruck
bringen sollen, andererseits sinkt der allgemeine begriff
einer besitznahme in bestimmten Verbindungen, die das
verbum eingeht, bis zur bloszen syntaktischen function
herab, den gegensatz zioischen beiden bedeuttmgsrichtungen
legt schon ein beleg aus dem Alexander des pfaffm Lamp-
5933 GEWINNEN I s (im weduuH der gHlgalhtngeH) GEWINNEN l s.a.m ^sUit, lant gewinnen) 5934
nBCHT dar, der überhaupt an titfsdUägi0ett wmithMgtm
ututerordenUieh reieh ist:
<1A d«r wtM Alaxaiular
itn den elefanden
den ■ii|;i> mit hüten fw«n,
Ui'M rruHct« «ih der «IoIm UUtM
ouh KM'i'n u üln here frta
•innn iiiii hnlen UOet.
di Indi tH'i^undeii venwcfn
•I beten luii.'belen »cadeii
vit nAh dAr nwuonen.
UM f. (Strtuih. haitdMkr.) Kimta.
in gleichen geyennätatH bewegen Mich auch die taMreiehen
vurianfen mittel/iochdettteeher überlii/erung : tu gewinnen
und oi-werben vgl. oben tp. flOM; «ben»o Sihel. M, n;
WAi.TiiKii ai, lü; zu eiiipfftnien NiM. IMI, 4, konien Wil-
helm V. Otttetieieh iSitio; dazu vgl. koufle (gewan) armer
Heinrich sa&; senden (gewinnen heisen) AUramtertUm;
•r betwanc ei mit pAsem acbal
und mit vorbtanmer hant
Kewan er dO E^yptenlant (mr. belwang),
J. Knikrl wtUekrom. IftN
und ähnlieh bclvvano C. v. Ammkniiauskn MkacMtMAnoft;
ertwano H. v. Bkhinokn ms igrgeti gewan Mm gfltrrer
i. /»echte a. u.); han ioli ervochten. Aleaeander 4*7 («ar.
gegeti gewan);
der kitnec von Niderlunden eine «cbalten «enuiii
von htude b«icund« ecbieben der belt vil lobemam.
Sibflnngcn M, 3 Xamckt (nach V.. in A gewann);
ebenso acJton Alexander Straetburyer handechr. Ifltr? (nain
sinen vanon); GoriPiuKU Trietau mm (den Mchill an sich
Bowan); demjl. Nib. tt£i, i (urloup tti nunien B); 1644,4 (den
tot genonien D); genau av M», 4; vgl. Daniel «Mi (den
sie genonien); vgl. auch aUo die lierre . . . vontpreken
genommen hebbe (rar. i;t!Wonnen). aäcfui. lehnrecht 07, 4
Hoineyer. die Verschiebung de» aubjectea führt andere verba
an die stelle, so bringen Alexander 3398 {Baaler handsekr.)
Jfib. 407, s; ze teile werden Nib. 1047. 4 (C).
eds merkmal der abachn-üchung ist schon die Variante linde
für gewinne at»zuaef»en. lu-ein 1911; Nib. 1414.4; dasu vgl.:
gewarf sinen hagel. II. v. i>. Tum. in kröne il9uo (ll'irit«r
imndschr. ; gewan Heidelb. hundschr.). für den Übergang
tur Mosten sgn(akH.icfien function tettgt eine reihe von
Varianten; so tritt an utelle der Verbindung von ge-
winnen mit einem verbalaiibatantiv rinj'ach das ent-
»jtrechende verbttm: ward erfrouwet sin inftt. Alexander
5683 (gwan . . . fröliohen mQl) ; rief (gewan eine stimme)
&397; begundu chreften Nib. Wb*, S (C; gegen A: dft von
gewan vil krefte); t^^ auch sorgen bigan Nib. 419, 4
(Ih gegen sorge gewan); noch häußger tauscht gewinnen
hier mit auagesfMrochenen, hUlfarerlien, av mit haben {NiO.
1K7, 4 muot huljeii; )tSü,i äclindcit h&n; i-^/. auch »», l;
Hkinr. V. Bkhinukn ac/uichgeit. 0974 vintsohaft h&n) und
mit sein oder werden: Nib. 354, i die ze sehene wären (ze
sehene . . . gewan); Walthkr 54, 8 ant wurde mir dai
vur minen munt (nach D gegen gewUnne ih daz Tür
minen munt) ; vgl. auch .- so wurde es uns beiden zu olein.
htaaisehe redaktion des thür. apiela von den io Jungfrauen 158
{für so gewunne wi iz lichte zu kleine).
a) die betiehung auf den kämpf zeitigt einerseits er-
Weiterungsformen, die dem betlürfnisae entsprittgett , eine
durch abaehwächung bedrohte hetleutung in ihrer atärke
festzuhalten; andereraeits icäehst dieser gruppe durch den
uinfiisftenderen anbau der vom tcrttkampf xtim »piel füh-
renden weiulungen ein neues gebiet zu, a. unter (t).
1)) önderungen und Verschiebungen an dem mit einem
söchliclten objeete verbundenen verbum.
a)) M>o da» verbxtm ohne weitere bestimmungen eing^ihrt
ist, laaaen sielt twei gruppen sondern; in der einen ist
das moment der Unterwerfung im kämpfe noch in alter
kruft toirkaam, in der andern ist es durch den zusammen-
iMUff abgeachwäekt.
a)) gewinnen bringt die volle bedeuiung erkämpfen,
erobern tur geltung:
VeapAslanus
ont stn 8un Tttus.
die burc si gewunnen,
ir wfcliet si sangen.
kaiterchronik UM E. Sekroder,
ebenso MW;
ähnlich Alexander 464 (gewan die selben Teste); pfarrer
»um htclkte, »dtaehbueh {asek. 4. a. 17) 807 (die bürg . . .
wolde b« lewinnen): JcHoacHiN UMt: K. v. Mkoknbkko
buek der mmtur Mi, 16 Vfeiffer (r«bt als der «in vesl f»-
«innen well);
btrekAM* si dar ttf seatoi
■liM woMer mwImmi
Tyroi dl Mnslat.
JümmdmBtramk. kamdtkr. um Khmd (Fe-
rmam kmsdtekr. tm-. aUw weHaa lidikereh
IMriMMa); «ktw» Mt {Vammir kmtdschr.);
mgkMmtUrt» «. Kraem IW JEdw. Sekrbder;
rtWM mtltr Sämkreekt 4»; Jamsi« Enimki.
nllkknmn imn-, J. Rom«
Melaeitai
die giMM alat Kartbagtaw
gewan be und madito d iai ketfoeM.
(bet wang C V. Ammkn HAt- MKN MOS; beaaz und oueh ertwaae
in sinen gewalt. H. v. BKiiixaKi« SM: ei in mmm^
nätgitMt. Jac. V. C1UIS01.R):
oucb kon w Ubm Frfeaaeh '
die «tat gewaa er ende bradi
Ottoka« iilerr.
ebenso in »mderen Arvniken: gewoanen das •tedeebea.
lÄmUntrger dtron. M, M H>«f , ähnlich 40, iS; tt, »; ge
Wonnen die »tat. J. Rothk Düring ehron. 47 LUientron;
(I4»ar di den aife Dam.
duo vrouwit« lieh der junge lu^i.
dax ber diu rieb« al gäwaa
AnmotUä 464 Redigtt;
ebenso (daz lant) Ormeatttim 40 Sdmde. der Stri<:kbr
Daniel mm- Rosenhagen; Ottokar 4» (gooten teil in
Pranken): baia dln cbappelAn« gtn,
in Roma ant 10 LAtario
daz baiUctaoai gawianaa,
« aln di« Uete waeden iaaaa. taiMrctoe«. lUM;
in di« barcb «r giaaob . . .
di« alnan «r drftf liez,
unt nam ir acaz uat gewaat
unt aJlez das er dA fant
unt Itbnt« all« sin« man
mit dem daz «r dA gewan.
Alexander ( Vorauerka»dsekr.) MC;
nnt Alexander einen vanen wider gawan
Mennea ab«r ime sO cbom.
1871 (in strattb. ti. ßaMer hdtekr. : naaa);
ocb Ireit er (Haffen) Balmungen, daz er llbal« g«wan.
Stbdunffen 1736,4 Laehmtatm;
mit gar vil volkea er hin quam,
daz gut wold« «r gewinnen,
dea er da waa worden innen.
6mcA der MaeaUtäer 1171 UOm.
ß)) das moment der gewaltsamkeit wird durch de* mt-
aammenhang zurückgedrängt, der begriff erobern aekwätkt
aich ab tu der bedeutttng erwerben, in besitz nehmen:
und fraget in der nuar«
we« garxun er wnr«.
er sprach : d«a aller Üunrten man
dar Konacbricbe ie gewan
des kanigea von Bntanie.
Wirntv.Grakknrrrg H'iriaiot» 1*49 Beneckt:
ez bAt durch iwer minne, vrowe. dA her geaant
«in der aller best« dar i« kOnagas laut
ierlDtae
gewan mit voUao Aren oder iotee soMe tiagaa.
yOehtngen llft7. S Laekmum (basag Q;
ebenso Creseentia M (der ze Beiem I lant gewan); Frei-
dankit, \6 W. Orimm (einen armen man, der nie laut
noch schätz gewan):
80 mahta, ritt«r edale, mit vrüuden immer leben,
gewinnaatn die marke, dA Nuodanc iniM saz.
yibetmtgtn 1844, 3 Lackataim-.
•wenne er nach den aren strebet oad« sine diemftt hin l«cet
and« di« herscbaft gewinnet da er nach ringet.
geneai* «. exodm» 111, 1& /Mmar;
dar nAcb er achiere gewan
den gewalt mit ganzer Ära.
lti.airii V Zat/.ikmovbm Lwamdtt Wt& Uakn;
dA minnet er st deeta mA,
und ime wart nAch ir aM wi
daz diu Minne nie g«waa
grorsem gwall an keteea man.
HAaTMANN /trete 1607;
kb gib Ach zA band
daa aller b6et ste^Ua gewandt
das ie kaia Mnl trfl«.
•« Ist so iMrt oad so klag
nnnd gemacht za Ariasaia
wie es ward rewannse da,
nu wil ich dcas gadagaa;
waaa dsToa wer vil aa aagaa.
Friedrieh r. Stkwabsm 1070 JäUmtä;
5935 GEWINNEN I 3, a, <t (mit stürme gewinnen) GEWINNEN I 3, a, a (daz leben an gewinnen) 5936
daz laut der Niblunge SJfride diente hie . . .
und Schilbunges recken, und ir beider guot.
des truoc der küene Slfrit deste hoher sinen muot.
hört den aller meisten, den ie helt gewan,
äne dies e pflagen, hete der küene man
den er vor eime berge mit siner hende erstreit,
dar umb er sluoc ze töde manegen riter gemeit.
Nibelungen 665, 1 Lachmann;
dar nach vil unlange d6 truogen si daz an
daz diu frouwe Kriemhilt den grOzen hört gewan
von Niblunges lande und fuorte in an den Kto.
10Ö6, 2; ganz ebenso 1047, 4 (des möht ir vil ge-
winnen; var.: erwerben; des wurde uns vil ze
teile).
b)) um so mehr inacht sich das bestreben geltend, da wo
der begriff der gewalt voll empfunden tourde, ihm, ein
eigenes ausdrucksmittel zu entwickeln; der älteste beleg
reicht noch in den ausgang der althochdeutschen periode
zurück und zeigt ein object der person : er Otaccheren mit
nöte guan, ad deditionem coegit. Notker Boethius 13.
dazu vgl. au^s m/ittelhochdeutscher zeit mit sächl. object:
der in alten geziten
mit stürmen oder mit strlten
ie s6 manige lant gewunne
oder s8 manigen kuninc bedwunge.
Alexander, Straszb. handschr. 43;
{ebenso Vorauer 41); ähnlich Suchenwirt 17, 131 Pri-
misser 55'' (Maiburch . . . ward gewunn mit sturmez chraft).
Hermann v. Sachsenheim mörin 1867 Martin (als sturms
Mailant gewunen ward);
und hete ouch den brunnen
mit manheit gewunnen. Iwein 2680 ;
und ruften mit schall
das si sich gefangen geben all:
tätten si desz nicht,
gewunnen si die statt in der geschieht,
si mfisten liden not
unnd küsen den tot. Friedrich v. Schwaben 5688
(vgl. dazu wölt ir gut stett mit wortten gewinnen ? 5698) ;
da was vil manic degen halt.
die burc sie gewunnen mit gewalt.
Uvländ. reimchron. 1662 PJeiffer;
ebenso buch der Maccabäer 9735 Helm;
er wölt übermasz ffiren der zwerg,
Iren richtung mit gewalt gwinnen {var. richtum).
Friedrich v. Schwaben 3135;
er sazte di crönen d6,
di er Nicolaö
hete geroubit,
sinen vater üf daz houbit.
'her vater, nemet diz ze minnen,
daz ih mit stürme hän gewunnen
unz ih mer mac getün;
des habit ir ere unde rüm.
Alexander, Straszb. handschr. 467 {Basler hand-
schr. : das han ich ervochten do).
c)) diesen zahlreich belegten erweiterungsformen, die der
Stärkung des begriffes besiegen, erkämpfen gelten, stehen
für den begriff der besitznahme, der erwerbung, zunächst
nur toenig entsprechende Zeugnisse zur seite. sie bereiten
die später so reich anschwellenden reflexivconstructionen
vor; vgl. schon althochd. conscivit {sibi) gewan {glossen zu
Rufinus) Steinmeyer-Sievers 2, 60l ;
diu selbe gotes diet was Pharaone liep,
die wile ?r lebete grozllichjer^in gebete
durch Josebis willen sines trotge[se]llen
der im ze sinen banden daz lant het gewunen,
schaz eigen und das uehe: siner genaden mfisen si
alle leben.
genesis u. exodns 120, 1 Diemer
{vgl. dagegen wan daz mich min saelekeit von sinen
banden gewan, daz ich vil küme von im endran.
Stricker Daniel 4S7b);
nü vuor sl hin mit grözer klage
unde begruob ir bruoder unde ir man.
dö s{ daz lant zuo ir gewan
unde daz ze maere erschal
in den landen über al,
vil manic richer herre
nahen und6 verre
die garten ir ze wtbe.
Hartmann v. Aue Oregorivs 858 Paul;
Tristan d6 er das hundelto
gewan in die gewalt sin.
Gottfried v. Straszburg Tristan
16268 Marold.
d)) auch abstracta wie sieg, strit u. a., die die beziehung
auf kämpf und streit als inneres object angliedern, sind
hier unter den älteren erweiterungsformen vereinzelt {doch
vgl. die belege für wettkampf und spiel) :
den sie doch Sifrit gewan.
JS'ibel. 186, 4 Lachmann, ebenso Iioein 1039. 67i)9;
ebenso: den sieg gewinnen. Hesler apokalgpse i003'7 Helm,
fraglich ist Walther 41, 7 Lachmann (sie gewinne, var. :
sie gewinne); in anderen belegen ist zugleich der gegner
gekennzeichnet, mit dem, gekämpft wird (s. u.) ; sonst vgl.
noch: unde di beiden waren gezogen mit groszer gewalt
ober den konig von Ungern . . . unde lagen ober ime unde
daden groszen schaiden. da gewan he etzliche stride
unde vurloisz noch me stride. Limburger ehren. (§ 196)
92, 13 Wgss; dazu vgl. .- den vorstrit . . . gewinnen. Basler
handschr. des Alexander zu 4492 ;
davon ilt er mit wer
und mit solcher bereitschaft
an der Franzoissere kraft
daz er daz bezzer da gewan. Ottokar 3797.
e)) dagegen darf als eine erwdterungsform, die dem
inittelhochdeutschen stil vor allem eigenthümlich ist, die
kennzeichnung des gegners gelten, dem das subject der
verbalthätigkeit ein sächliches object entreiszt {vgl. av^h
WiKStiER beitrage 26, Sdi ff.), ansätze liegen schon im Hild-
brandsliede vor (in sus hgremo man hrusti giwinnan z. 56);
der mittelhochdeutsche gebrauch führt neue präpositionen
ein (an, ab) und löst diese bei gesteigerter Verwendung von
dem zugehörigen persönlicJten dativ ab, um sie mit dem
verbum zu verschmelzen .-
unz Julius der wigant
mit listen in die burch an gewan :
daz machet der vurste Läbiän.
nü wil ih iu sagen wie ez kom
daz Juljus Triere gewan. kaiserchron. 403;
daz st di burc gewunnin ab
den Cristis vlandin.
Nicolaus v. Jeroschin 8611;
daz du mir mto riebe
wenis an gewinnen^
daz comet von unsmnen.
Lamprecht Alexander, Straszb. handschr. 4262 ;
ebenso (niederrh.) herzog Ernst I, 57 Bartsch (din lant
und dine bürge) ; Alexander 2538 (dih . . . bedwingen und
den zins an dir gwinnen);
d6 wart hern Iweine gäch
gewäfent von der veste,
wander sä wol weste,
em beschirmte stoen brunnen,
er ward im an gewunnen. Iwein 2546;
swer ie durch hovescheit gestreit
der gewinne in {den gürtet) mit manheit
an mir, des hat er ere.
WiRNT V. Grafenberg Wigalois 434;
d6 die wegemüeden ruowe genämen
unde si dem lande nu näher quämen,
dO furdens üf der marke släfende einen man,
dem von Troneje Hagne ein starkez wäfen an gewan.
Nibelungen 1571 Lachmann;
ebenso (an dem getwerge . . . gewunnen) Daniel 6239. 1775;
Nibel.9S,3 (die tarnkappe); 335,2;
du mäht an mir gewinnen
die aller besten sarewät,
die keines riches keisers
kint an dem Übe hat.
Eckenlied 74, 10 Zupitza.
vor allem zielt die entwicklung hier auf die angliederung
abstracter objecte:
si wurden im gevaere
wi si im den lip gewunnen abe.
Lanzelet 67; ebenso 3843; desgl. klage 49;
dö gedäht ouch Hagene an den spilman,
dem der küene Hildebrant sin leben an gewan.
Nibelungen 2241, 2 Lachmann;
Feiere vuorin ie ciwige gemo.
den sigin, den Cesar an un gewan,
mit bluote mucster in geltan.
Annolied 319 Roediger, vgl. oben c));
ähnlich Alexander 4492 {Straszb. handschr.); Daniel 6292
{var. genomen); Sigenot 102 Schede; Erec 3401; ähnlich
pass. 237,3 Köpke;
'Sathanas der sol den sie
üf miner s61e gewinnen,
des enmac ich niht entrinnen.'
Vorauer novelle 331 Schönbach;
dazu vgl. : swane dise stat- danne von in {von den bösen
geistern) gewunnen wirt, daz ist, swane sie ober die armen
sele gewalt gewinnen, sone lazen si einen stein ober
dem andern niht, sien zuvärn sie. altd. pred. Sghönbach
1,371. auch einfache pronominalformen, die bei formet-
5037 GEWINNEN I s, a, « (Oberwindcn)
haftet- iniederholung leicht ganz unterdrilekt werden, über-
nehmen hier die/unetion dta objectt vgl. auch nihl fftwlnnen
M. u. 8))s unt mich daz m vor tt% htm
MWenn ichz im ttlxi jfi.-wintie,
ich tiiiii' (lau mit rniiiita
«In hiuiiiutch und iwax er bAl. J.ümtUi 3M99 ;
ebenso Iteein S60e; Kistenrr Jakobtbrüder UM;
dar an f «denke, Junfer nan.
und wirp nftch berzeliotxi : dA iiiwlnnwt wn.
Wai.thrr V. i>. Vouai.waioR tt.W Lcehmonn
datu vgl. noch : dö far der berre Tort und Taeht gegen
alnen vtenden und gcwan in allrn ane und quam beim.
Hermann v. Fhitzi.ah *. mytt. i.aa« Vfriffm mi* der
absehwäehung der urepriingliehen bedeututty am verbum
öffnen »ich diese fiigungn» den ohjeeiwm vtrtehitdtmHmr arl:
und guwiniint mit minneo
der kUnetinne ein urloup ab«. IwHn MM;
mit bete gcwlnual un« ab«
das wir aer vrowen bulde awem. Oregorhu 674 ;
icb wil in se redenne gnnnen
(•prechent «was ir well), ob« icb nibi tob«,
daz bat ir mir an gewunnen iX : an mir)
mit dem iuwem mlnnecltcbea lob«. WAi.TiiiltM, 9;
die »rmvn botolero . . . rflmelen sich der genaden die in
giite löte hntten getan . . . und TlAchten da wider den
zolnere daz em nie keine gonadc hatte getan, do npraoh
einer under in: 'wan woldet ir mir geben, daz icli im
ein alm&nen an tiuwinno Kunder sinen dank T altd. pred.
SciiÖNBACii 1, 108; ««r weiteren hcieklung , auek in der
reehUapraehe vgl.: angewinnen theil l, 86>; abgewinnen
thM 1, M und ». unten 11, l.
>)) die angliederung «in«» peraönlieken objeet» an da*
verbum toird durch die auadehnung der oben beaproehenen
fügungen u>ol beeinträchtigt, vgl. t.b.: gut liehen ■uchte
is grave Heinrich von Henberglt an dem lanlgraven von
Doringen, do her gesaob. das her mit krige an om nicht
gewinnen mochte. Joh. Rothe dUring. ehron. («7«) Lilien-
eron 8. UM; vorübergehend macht »ich auch die neigung
bemerklieh, da» objeet statt im aee. im genetiv anM%tglied«m :
dar wolen wir intrinnen,
•4 nemogen si unser nlt gewinnen.
Crkhcsntia 74;
dA Daniel wart innen,
day. er sin nibt eoNvinnen
mit dem awerto künde. Daniel 4060;
nieman «in mobt gewinnen,
verwapent «o mit sinnen
waa er gsn den drangen.
Joh. V. WOrzburo WÜhelm v. Oeterreiek
17908 Regel ;
im ganten sind es aber- andere erscheinungen und r#r-
Schiebungen, die hier beachtxtng fordern,
a)) für die bedeutung besiegen, bezwingen ist
a)) bemerkenMoert. v/ie »dten da» verbtim in solchen Ver-
bindungen mit einem acmsativ des persönlichen objeete»
einer iceiteren verstärkenden bestimmung bedarf:
der engil in dem uinre . . .
er lohte in die naht unde be«chirniet si den tacb
daz si die chrimmen niht mohte» ^winnen,
BOrh in die heidenische man niht mohten geachaden.
geneti» u. exotiu» 168, 6 Diemrr ;
die ritter spr&chen 'wiest gewannen
mtn bfirre m sfme hamas,
•0 wol gewftpent sO er was?'
Wolfram Partival 106, 8 ;
gans ähnlich Ottokar 7728»;
sO mugen ans niht gewinnen
die grtren vor der sarwftt
dia ans dicke beschirmet h&t:
diu mac ans oacb dft ze helfe komen.
hertog Enui 4186 Bartsch i. 9S;
st sprach wilt in gewinnen
l£cke, sO wis willelcomen . . .
du wilt den Bemer gerne t>estAn:
mit beiden mtupn ören
ich daz gehcpret h&n.
EckenUed 19, G XupUta; ebenso 1(7, 10;
do wart mtnem herren zom,
der flOch Qf den höhen torn
und I>e8l0z sich darinne.
den «qweis ich wie ich gewinn«. Dantd 1960;
do ward oc en vard over Elve uppe de Wenedo nndcr
deme selven cruce van anderen vorsten ; de worden ge-
wannen. Sachs. \celtchroH. 218, 48 Weiland, piäpositioual
i-erbindungen begleiten das verbum hier selten, sie dienen
GEWINNEN lt.a.a (getuif^n nehmco) 593S
auch nur tkeilwmsa 4»r bHmtumg dmr urtprümglieMen h»
detttunf, tragen tidwukr »ttek «dk«« ntr aiukttäAtmg bei:
0w« d«r Mte ittMs Mnes,
M9 flWMMMI.
■ad« pclMtoa foeka,
dasaiaaitat
aknliek Daniel 4060 (». «.);
dddarkai
•ad tgd«
de« jr b<t g«gy|ifaa,
waad «r w«r i
46 d«r kaale «waMa
•Mf
aar ia Mit «alb«« UaUa
hM» 46 g«waaa«a. OrroKAa SOttt;
demelb« konigk Cyrua der wolda ■treitan wadar tim laadt
do Mint itel weib inne. dia beiszen Amaiooat. oada fa>
wan die uf mit seinen botzen litten, daa her ir inn
eime tage funlT unde secluick «tont tuazent todt ilogji.
Jon. ROTHK dUrimg. tkrom. (4») Lilienerom ». «S;
•r «laf nea aad aua.
waa «r dar «■ aiaff« nwaa,
dl waren oid«r gescblagea:
■war ich will Min lotz«! Uagan.
Heine, v. Naun-Aor ApeOemlm nm «tafar.
ßi) eine nmm grupf» «e« Mrumtimifm $9Wm1 aitk
um «tfwe/iM ybraiOT <fer übmrtnßtmg umd ptrmmj/lemrmmf.
auf dmm btmMtn «ekai» bei Notkkr und Wii.i.iram
einige wMufuRfm, dit dm kreia der tu gewinnen »uppo
nierttn objeeh mnmitmn («f(. pimlm 44. 9: 71. ic; 77. »4. vgl.
sp. flMO. 8981): «MW« Mkl dit nenerumg m ««MMMMniAaaf
mit gleiehen erseheinungmt «a» «ii^^r
oacb ist d«lM
da; d«o warm «aide
wBo dia (lavi« «in«,
in einem nol«m «tala«
ist «r r«leg«B maaigaa tae
da in niht g«wia«a mac. Wigthtttm;
andir der gote« dleU da a« Warrant dia« not«,
newedir daj a«be oob d«a man nanaeh dar tot faliiii—
daz ir wol wisset w1« got «NÜracbieb«!
and« wi« got wil teilen dl« Jad«a von d«n Mililia.
genesi« «. exodtu lU, n iHmur.-
er (der $ieiH) ist so veate ande oncb a6
das in mit starken siBnan
kand« ni« g«wiBn«a
w«d«r haoMr ae^ der amH. PattlmU SM, 16 ;
■tn brUna« waa aaaülsan gnot,
■i wa« c«b«rt in tracbeoblaot.
von gold« gap si liebten scbln :
kein sw«rt raocbt ni« «6 gaot rta
das *! mObt« f«wina«B ;
■1 vnur geworbt mit «iBiieB.
iUMf«a 190 (Mdemb. 1,904).
116. 4 (S, 17).
Ortam
die mmmlof der badmhtmf ar-
b)) in den Beendungen,
kämpfen, erobern ein« tanteryn^tM m*ufra§t$t, iatdia
abeehwäekung der ursprüngUdten kedmhtnf m aJEtai mk-
»t^fimgen tu beobachten von der bedeutung gefanfan
nehmen über zu eigen machen bi» tu einem
langen, bekommen:
mit rianMO ia d«B nunt,
das «r Hiimw Irant
mit tfaar led« tat«.
wi« ama Ia g«waaa«n h«l« imr. g«taag«a).
OrroKAa
oaeh waa dia tambAI alaO nlia
das dar fau« worbt« «ia ieaOekar maa
•waa «r ««ib« wold«, dag ia ai«maa «acb.
da mit gawauMr (AendMir. tawAaar) PitahiH
da von Im l«id« g««rhaeb. Tm. uf, 4 Lndtm
alsA hohen gfs«l («wan ni« ktaee aMr. JHb. MV.t;
dem sacb man volg«n dareli daa wal
daa grAv«B voa dem Li«bt«B ffnmnin
aaddie«r bitagieemiw
ia dem laade aar Ottaami Oawa.
/)aKM640i:
«^l«n b«t« Hagaae dem klaige naeit
TL'? ^f^J?.?-^?'^* ..f"^ liwBib— dagae.
lHb.mb,%■.dbmm9m,^
gidiar aatriawe «oMe i
voa Lilloawin WH«e
d«a knniga «an an ai^ gawan.
Nicou V. JaaoacHiN 19998;
«r g«waa ia aia«r hu«iea ataat
gaolar weüa ■•af I
IM?. «613; taa»;
5939 GEWINNEN ] b, a, ß (spil gewinnen)
sin pflagen ouch die wlsen, den ere was bekant.
des mohte er wol gewinnen beidiu hüte unde lant
JStO. 2(), 4.
3)) für den absoluten gebrauch mangeln hier die belege,
die als primäre formen angesprochen toerden können (anders
♦ hei de>- ausarb'eitung der Vorstellung der wette und des
Spiels), hier drängt sieh überall die erklärung aus secun-
därer enfwicklung vor: im folgenden ist das pronomen
niht wol als object zu fa-fsen (vgl. auch oben sp. 5937) :
mit swerton hiwen si sich
den schilt er ime abe slüc
der stal was so gut.
des nemacht er nicht gewinnen.
Roland^lied 490, 21 (3398) W. Gnmm;
auch andere zexvgnisse beruhen auf einer versehiebtmg, so
die prüpo.iitionälverbindungen und die persönlichen gener
Hve an stelle des objectt s. o., in andern macht sich die
kürzende: tendenz bei formelhaften Wendungen geltend .-
und wen man sal stritin,
so vlien si besitin,
und wen man sal gewinnen,
so phlein si entrinnen.
Pfarrer zum hechte, schachb. (z. f. a. a.
17, 344) Sievers;
da viel maneger zetal,
der niemer wider üfgestuont . . .
da wart gewunnen und verlorn. Daniel 5400;
ebenso Ottokar 15650 (kleine gewunnen, vil verlorn);
auffallend sind die zahlreichen belege in der participial-
form des Präteritums, die sich durchaus nicht aiif pas.fiv-
construction beschränken (s. auch unter gewonnen):
er sprach : ich han gewunnen.
vor waz ich verprunnen,
vor waz ich derstunken,
dar zuo sein mir die laus ertrunken . ._,
(Chuonzc) sprach: mich duncht, daj wir verlorn
nabin mere, dann gewunnen.
wir sein in dem bach grunnen
sam die toten mause.
Heinr. Wittenweiler der ring 3" 24/.
BecMtein ;
welch mus ir was entrunnen,
die ducht, sie hett gewunnen.
KÖNIG V. Odenwalde (8, 6 der mäuKC rath)
67 E. Schröder.
ß) lehrreich für unsere erklärung des geicinnens im
spiel als eines erfolgs im Wettstreite sind zahlreiche belege,
in denen der wettkampf — auch als ernstkampf auf leben
und tod — in der form des spiels gefaszt ersclieint. für
beide gruppen sind die belege zahlreich, sie zeigen in beiden
die gleichen gebrauchsformen in der bevorzugung des abso-
hiten gebrauches. wo ein object angegliedert ist, prägt es
entweder allgemeine begriffe aus. die dem verbalinhalt ent-
nommen sind, oder es begünstigt pronominale formen, die
leicht toieder abgestreift iverden. in beiden gruppen wird
auch der gegner gern gekennzeichnet.
l)) beziehung auf den wettkampf:
der rinc der was bezeiget, da soldez spil geschehn
vor manegem küenem recken, die daz solden sehn,
mer danne sibenhundert — die sah man wäfen tragen —
swer daz spiel gewünne.
.Mb. 66, 5 Zamcke (in A : swem da gelunge 412, 4 Lachmnnn) ;
den stein warf si verre, dar nach si witen spranc.
swer ir minne gerte, der muose äne wanc
driu spil an gewinnen der vrowen wol gebom :
sebrast im an eime, er het daz houbet verlorn.
Nib. 326, 3, ebenso 442, 15 ;
et sprach: 'Unsaeld, nft bin ich dir entrunnen!'
'nein', sprach Unsaeld ich hän den sie gewunnen;
swaj du gelief, daj selbe ich rande.
Reinmar V. ZwETER 178, 8 Roethe ;
der sunnen glänz
ist worden ganz,
die der arge winter twank,
daz si durch truebe wölken drank
an iren dank,
diu hat ir swank
gewunnen, dag si schone spilt.
Otte zem Turne (6, 3) bei v. d. IJanen
1, 345" ;
vgl. auch .- wanc gewinnen. Wilhelm v. Österreich 8535 (s. u.) ;
ouch sach disen kämpf an
manec kampfwtse man :
ir deheines ouge was vür war
weder so wfse noch s6 dar,
heter genomen Of sinen eit
7.e sagene die wärheit
weder ir des tages ie
sr«wunnen het« besser hie. EreCi^RH;
GEWINNEN I a, a, ß (an dem spil gewinnen) 5940
weit ir mir loufen mite
ze wette zuo dem brunnen. s5 da:? si getan
der sol hän gewunnen, den man siht ze vorderst stan.
Nibehingenlied 147, 5 Zamcke (nach C. vgl. man johe
dem gewinnes bei Lachmann) ;
dirre fl6s, jener gewan.
da moht erholen sich ein man,
hat er vcrsümet sine tat :
alhio was genuoger rät.
si solden tjostieren,
dort mit rotten punieren.
Wolfram Parzival 77, 29, ebenso 82, 13 ;
wil er min geteiltiu spil alsO bestän,
behabe er die meisterschaft, 65 wird ich sin wip :
gewinne aber ich, eg get iu allen an den llp.
Nib. 402, 4 Lachmann ;
her Dietrich sprach 'nu lose mir.
zwei spil diu wil ich teilen dir,
als ich dir hie bescheide : . . .
mich hilfet diu vorgäbe min :
ich wil an dir gewinnen'.
Eckenlied 13, 10 Zupitza, vgl. oben sp. 5936 ;
ein man, der solcher minne lachet,
da von ein vrouwe wirt gcswachet,
da hat er gewunnen unde si verlorn an disem spil.
Reinmar v. Zweter 276, 3;
vor im iait Wille, mit im Stsete und Triuwe.
dag wilt het für gewunnen,
doch liefen sie recht als ez wiEre niuwe.
Hadamar V. Labrr jagd 182 Schmeller;
ebenso 444. 448.
2)) beziehung auf das spiel.
wan jene die wären verdäht
an ir spil s6 sere,
^ dag si dö nihtes mere
niwan ir spiles gcdähten.
nu sig do voUebrähten,
so dag Tristan dag spil gewan.
Gottfried v. .Siraszburg Tristan 2317
Marold ;
ehenso Daniel .3476 r
8 das er denn (im spiele) gewinne ein pfunt
s6 mag er verlieren drfi.
C. V. Ammenhausen sehachbuch 18012;
genau so der viel spätere pfarrer v. Kaienberg (s. unter II)
634 (lasz euch gwinnen dran ein pfiindt, ein haller ich
nie gwinnen kundt);
nü sihe ich dicke dag ein man
der zabel sere minnet,
swenn er dag guot gewinnet
dag er üf zabel wägen wil,
vindet er ein glich geteilteg spil,
so dunket er sich harte ricn.
Hartmann Gregorius 1870 Lachmnnn;
ebenso C. v. Ammenhausen 17194; H. v. Bkrincikn schach-
geü. 864C ; doch jener die besten würfe warf
der kein zabelaere bedarf,
dO half disen dag er in nie
üg den siegen komen lie,
und gwan eg eine wile
sO sere mit der ile,
unz er doch dag spil verlos
unde gelac vor im sigelös.
Hartmann Erec 946;
swedre mere ougen hete
an den würfeln da ze stete,
das ers gewunnen häte.
Conrad v. Ammenhausen schachbuch 17797 ;
wirfistu mer ougin wen ich,
so hastu jo gewunnen.
Pfarrer zum hechte 345, 17 (obtineret, sc.
aequum ,T. v. Cessole) Sieveis;
diu werft ist ein spil bret, dag müget ir kiesen,
gewürket wol mit listen gar,
dag drinne ein man gewinnen mag , unt drinne ouch wol
Verliesen :
den werstein triffet nieman, Isege er ie mer bar.
DER Hardegger (3) bei v. d. Hagen 2, 137'> ;
mit stro migget man die spil:
mit dem halm zfthet man,
einer gewint dem andern an.
KÖNIG V. Odenwalde vom stroh (5, 100);
spil ich auch nit liegens frei,
mainswere ist sein maiste art,
der würffei triu und warhait spart.
das merck ain ieglich biederman,
ain chind ^ewunn seinem vatter an,
pfläg es mit im würffels spil.
Hätzlerin 2, 43, 32 Haltaus 203.
y) formelliafter gebrauch des verbums in der verblaszten
hedeutung erreichen, erlangen, bekommen.
l)) in der Verbindung mit einem persönlichen object wahrt
das verbtim an sich die energie der bedeutung am zäheaten ;
aber a^ich hier zeigt sich, da.tz einzelne bestimmungsmerk-
male zur rerschiehu7ig xmd abschnnichung führen.
594 f GRWINNKN I n.a.y (einen man gevfiDnen)
»)) auch wenn der aatx, dem doä vtrlruM angthärt, nmi»
einengenden oder irgendwie abUitenä»» huHwnmtim§$mtrk-
mal» entbehrt, finden neh doch im ittiUren »itmmimmkamfft
meiat enttpreehende betÜmmuHgem . die dem aUg$mein»m
begriff einer beeitanahme einen engerem geUungakrei» ueiaen ■
ir heilet Slfriden zno mtnar swwter kam««,
da; in diu niagot rrUege; dM haJMi wir ImnM
diu nie fruoxt« reclcen, diu sol lo frO*sM) pBftn
dA mit wir hftn cewuiinmi den licriicbm mmn.
Nlb. sm, 4 Larhmiinn (da mit wir MUMin vrlan^a
habn dun cierlldMa d«(n. C. K.)i
im teeitesten ninne tnu«i alu ein mj^rtntitmtdm wawilf
die atilform angesehen werden, in der dma vm'ium gekrmutht
int. tur Verengerung der bedeutung m gekremtk de» geiti-
liehen ittila vgl. •
des hilf un« fot mit «Iner lufent,
(Inj wir in hi« sA ceminnen
da; wir in dort gar (•wlnami.
Lami-hkcht V RiOBNBSURO fiMsMtr AyM
«BU7 IKaMMrf.
b)) auch dar peraünliehe dativ ala aielbeaHmmung d^e-
renziert: 'ntt Mg« an, mac«<lln,
wer dtn trfit «ule sin :
wem itanatO Ulnar roinne?
dnn \\e\i,« ich dir (ewinnen'.
mnrtrr der hett. Margarrta tSS Haupt
(s.d.a. 1, IM):
neben den rtjiexivbeatimmungen , die wir oben unter den
erweHerttngaformen beobachtet haben {ap. MM), laaaen ad-
verbiale ergiimungen die abaehwäehung deutlieh werden:
ritter und tarjande,
die er mit einem cuote
oder mit bOfachlfciiem muol«
suo ime gewinnen Itunde.
OoTTFRiio Trialan BMS;
ung da; er arme unde rtcb
mit gunitt an aich gowan.
etilen ir wille truoc daran,
etlich ert) mit nOt bctwano.
OnoKAR 1739, ähnlieh 87M;
c)) meiat geht die differenxierttng von appellativen aua,
in denen die tu geunnnende peraon gekennzeichnet tat.
die.se aubatuntiva aind vorwiegend in der form einea aeeit
aativobjeeta an daa verbum angeachloaaen, aettener neben
einem pronominalen aeeuaativ durch präpoaitionalverbin-
düng angegliedert.
a)) nach allen aeiten greift die durch den reim begünatigte
Verbindung dea t>erbuma mit dem aubatantiv man aua, die
»owol rechtliche, dienatliche ala atich mehr familiäre be
Ziehungen eraehlieazt. ao ergeben .fich einzelne gruppen,
denen um de.t inneren zuaammenhangea willen auch andere
Wendungen hier angereHU aind, tcenn »ie im auagang»-
punkte oder im endziel mit ihnen aich berühren
rechtliche, dienatliche beziehungen machen aich in aolchen
Wendungen geltend, die auf gewinnen, zu eigen machen
wriaen : der war der aller getrfiiste man,
den ie sicheln ROmisc knninr gewan.
könig Rother M ;
ehenao (mit gleicher reimbindung) Alexander 1800; Iwein
M9; Nibel. isoö, «; Oreaeentia 66; Daniel IM; 5878; ähnlich
;:cwinnen . . . man) Alexander 4106; Nibel. 160. l ; Wilhelm
V. öateneich 7725;
den armen unt den riehen begunde si no geben,
da^ dA reite Hagene . . . dag si sA manegvn man
in ir dienst gewünne dax ej in leide mtteäu eriftn.
Nibel. 1068, 4, <6eiuo OrroKAR MOO. äknUeh NOH.
1160. 4 (ze dienste).
hieran lieaze »ieh nach der höfi.sehen auffaaattng dea ver-
hiiltniaaea von mann undfrau {dienatverhältnia dea mannea)
rine ziceite grupj>e reihen, in der — für die mittelhoehd.
dirhtung clmrakteriatiach — diefrau ala die beaitjnehmende
hiiufig auftritt (tum entgegengeaetaten a. u.):
rtte^t du nu hinnen
der aller liebeate man?
du bist in minen sinnen
rur alle die ich ie gewau. «. mtnne*. /rüM. 6, I ;
getiau ao Hartmann free 6868; ^iM. 1173, 4; 885.1 (das
ich ie den man gewan):./««»« 19S8. hieraetzen erweitentnga-
beatimmungen an, die eine zurückdrüngung der rechtlichen
und .tocialen momente durch die g^iihlatctrte dea liebea-
verhälttiiaaea kennzeichnen; vgl.:
Itonjit het aldä vemomn
das ir bruoder unt der liebste man.
den majrt Inz herre ie gewan,
mit ein ander vehten soldeii. ParsitlU 71Q, 1>.
GEWINNEN l %.a,y (ze liebe gewinnen) 5942
MWMm mt$ 9^pf$ iNp« «MOMT otMÜ OTIWHII UMMt MIIMnMl#
ümr tnmUtnm0^9rmm dm. ai$ iat kUkd mtMHiek mif
die mrUmäunge» wät man nieki toatriiUrf, wie »ia mmämm-
»eit» mmk ma gremtem dm titdmwmlMtmimm üh§r»ptimft
mmd dem ßmtmämki^itktm tmttkim§m immerhmU dm
M fma. «ff. M:
4« wtp M Hak« ta f*wa«. Imetm tat« •
wan er mit eimm liBHi
•In ilap nibt mwkU ßamtztmm
im m rwgmw «lit wtagj
• rMMM Wm WWeW
V MVWBsavaa wma vammm
4a«fai luaftai aeäTSä MM
4ar Uakwl. 4« «r ia fMraa. Iwelmmfm;
Uäk wart an ir ni« *abob«a inn«.
ilt Ml »i *A liep Mwan.
FniRiiR V HAuna» • tmtmnea. früJU. 50. 14;
abenao Konmao v. WOrzbum EngeUmrd MM; äkmlirh
1004: KoNRAit V. Lardkoob (lt.») Bmrtmk W: vgl. auch
WaI.TIIKH 70,81;
(000) gab daa in das laalgnivaa bMixan
oaa tr sie recht lieb gewaMi.
JoH. Roths KUaabeUk aou
au der formelhaften eratarrting dieaer rerMmättmg wfL lieb-
gewinnen theil «, ap. MI. zum auagedehntm ffcwinA im
der heutigen apraehe a. unten II. l.
y)) im dieaer kennzeiehnung ptraönlither nrnrijun/. die
aieh gern atteh auf daa mpptilattv fhant «AUM {ai» eijeet
und in fräfoeMionalwm'kimdamftm) , hmi dm» aTtow die
energie der bedemtwng krttfUf getmkei umd wmgleiek mua
den atummmenhängen manehen keim nnur emtwiddung in
»ieh m%^f genommen :
ir was oncb w«l aA Uap Ir an«,
oh ie kein fh>aw« nAr gawaa
sA werden friant. waj( war ir dag?
Pnrtitat 1«, 18;
ganz ähnlieh Nibel. llW. ü;
'nu wol mich solher friunde'. sprach Gtaelber dar jeitu
die wir hiln gewonnen nn Af disen wegen'.
Nibei. tlOB, s (an TTMiada mt. ü);
ähnlieh I8S8, S; i'Veidank 97.9 W. Orimm; R. v. Km«
Willehalm 4MM Junk;
swer sich te frinnde gewinnen lAt
und oncb d4 bl die tagend« bAt
dag er aich Ana waakea lAt babaliaa.
daa frioadaa bmc nun garaa acMn« waMaa.
Walthb« 79.8»;
ebenao Vorauer n«v. IM Sehönbtuh; Nihel. 788,8; äkmtiek
Jon. V. RiNnnsNBBRO Bartaeh 875. 108;
der mtn ze friunde gar. wil er mich gswinnan.
der lAje alselbe onsuetekeit. Walthbr 71, 14,
9)) wo die frau ale objeet der hetUMmakmw f nfMnt,
mehren aieh die belege, die dm» terimm mttekwtttem umd
verblaaaen laaaen. man vgl. z. b. den fe§tm»mla »wieehem
der intenaiven bedeutung in.
alsA dar sUrka SHUt dia UmkaMaa Iraoe
sA b«l ar dar ' — "— " ^^'
awelf andar
er gewan
mit grAna I
Sibd. aM
Bkaaa iat gaaait
die yil
farwcd« {wath C ; wan. arwaip Im
^ " ^Xh^T^h^^**^^ " HALBRaWAOT
ttiMf dar verblaaaten bedetttttng im:
ai awAebao 'weit ir immer gawtaaaa «M wt».
dia hOhatoa nnd die bestaa dla Uak ia BBwiui.
aA aaoil di« aalben vrouwaa: dar alarln Mlrtt was ir aaa*
irtkeL 1084 tM'lmamn':
«6em»o »ehon geme»i» u,M Diemmr; J. Kmirbi. wtUdkrmz,
199B0: QoTTPRiRi> TWsdsji 88M (wtp noeh froawen): Iweim
8078 (Tfoawen). eben»» DmAtmA* jf«MM88B8;
alt da; Kri«nbilde
Stfrit mtn saae
MM 898, S (Sit Chriatnhilde tcman Sirrit i
san gawan. C.). «Aenao SIW. «.
er freiet fimwen Oattas dia asargfrefin
und wolt ii s« dar aha gawiaa.
iom. ROTMB
«)) in aolehen wm-iimdmmfin mnhttikiidU »iek tewianen
nicht mehr von dem tertmm. dm» mttftmeim /Hr vertmnd
aeht^ft»rerhältni»»e gehrmuehi wird:
n wlha gvwan
5943 GEWINNEN l s, a, y (kint gewinnen)
der ferste mensche wart ein man
der vater noch muoter nie gewan.
der ander vater nie gewan
noch muoter und quam doch vom man.
Freidank 19,10)1 W. Onmm;
des schuln wir unsichvrowin. dazwir in (Abraham) ze geist-
lichem vater habin gewunnin. also der heilige Paulus
sprichet semen Abrahe estis. speculum ecclesiaen Kelle;
do gewan er im ze göten den gräven Wülfin.
Wolfdietrich B 173, 1 (deutsches heldenh. 3, 193).
Q) dasz in diesem Zusammenhang auch die Verbindung
söhn, tochter, kinder gewinnen einzureihen ist, wurde oben
begründet (sp. 5980/.); sie gehört zu den formein, die auszer-
halb des poetischen stils auch in der rechtssprache (s. u.) ver-
breitet sind, hier nimmt sie eine ungewöhnliche ausdehnung an :
wo der vater als subject anzunehmen ist, macht sich an
gewinnen immer mehr die bedeutung erzeugen geltend:
si sprach 'nu gewer mich des ich gebitte dich :
ich han eine diu hie, die lege ubir miniu chnie,
die solt du chonelichen bechennen dag ich chmt uon ir
gewinne'.
der bet gewert si der man, uil schiere er einen sun gewan.
genesis u. exodus 57, 20 Diemer;
ebenso Wilhelm v. Österreich 5824; sve wif to echte nimt
unwetene, der he nicht hebben ne mut, unde kindere
be ere gewint. saclisensp. landr. 3, 27 Homeyer^ 321 (und
kindere bi ir gewinnet. Leipz. hdschr. Weiske u. Hilde-
brand'' s. 98); ebenso 1, 5 § 1 (wint sone bi ire; gewin-
net) u. a.; ebenso (bi des) Gregorius iSi ; Wolfram Parzi-
val 455, 22; Dietrichs flucht 476. 2300; Braunschiueig .
reimchron. 1503 Weiland; KolmMrer meisterlieder 79, 32
Bartsch; J. Rothe Elisabeth, Mencken 1,2033; desgleichen
(mit ir) 2, 2102; buch d. Maccab. 12534 Helm;
wand Adam driu
unt sechzic chint gewan
der waren driu unt dricic man.
dag ander waren alleg wip.
die gewan er e unt ouch seit.
anegenge Hahn 21, 17 ; ebenso 21, 37. 21, 39 u. a. ;
summM Theologiae 30, 4 (denkm. l^ 124); 27, 9 (123); genesis
u. exodus 10,18 Diemer; 123, 36; 124,1; H. v. Veldecke
(Eneide) 108, 34 Ettmüller;
nu müege got erbarmen dag ich ie gewan den euon
dem man itewigen sol dag her nach tuon
dag sine mäge ieman mortlich hänt erslagen.
Nibel. 936, 1 Lachmann (gwan J.);
ähnlich Moriz v. Craon 155 ; Rudolf v. Ems Barlaam 292, 9 ;
Boner edelsteinio, 22 ; J. Enikel weltchron. 3518; sächs.
weltchron. 71, 21. 39; buch d. Maccab. 1156; ist daz der vor-
genante Chunrat von Chapelle stirbet ane sflne, daz er
niht söne gewinnet, österr. urk. v. 1297 {urk. b. d. landes
0. d. Ens 4, 264); ebenso schon sachsensp. landr. 3,32 § 8;
lehnr. 31, 2 (winne), charakteristisch für den Übergang von
gewinnen zu der bedeutung erzeugen ist das folgende:
'ach ! hette ich nu di konginnin,
ich wolde in dessir nacht gewinnin
einin son, dag suld ir gesee,
von deme vel wundirs uf erdin geschee*.
JOH. Rothe passion 493 Heinrich;
in den fast ebenso zahlreichen belegen für ein weibliches
subject führt gewinnen zu der bedeutung gebären über,
hier werden die anhaltspunkte dringlicher, die auf win-
nen in der bedeutung leiden, laborare, zurückzuweisen
scheinen: trotzdem ist aus dem ganzen Zusammenhang
und aus der beweiskraft der synonyma auch hier auf
secundäre entioicklung zu schlieszen:
diu sin schone chone gwan im zwene sune :
den si gebar e den nennet er Manasse.
genesig 88, 1 ; ebenso genesis u. exodus 67, 5 ;
ähnlieh (an mir) Eneide 72, 7 ; ähnlich (von im) 108, IG ;
Wickram {Albrechts Ovid 9, 10) 8, 26 Bolte; desgleichen
(bi im) Brun v. Schonebeck seligpreisungen 423 (ndd.
Jahrb. 30, 143^*); Braunschw. reimchron. 1449; Ottokar 1210;
Daniel 1936; dir spriche ichg beste dag ich kan.
nie muoter reiner kint gewan
noch kint gewan
em muoter nie s6 reine.
lobgesang auf Maria u. Christus 31, 2 u. 3
Haupt (z. /. d. a. 4, 525) ;
ebenso genesis u. exodus 45, 23 Diemer; 88, 25; 57, 1; 57, 4;
könig Rothw 2219; Nibelungen 659, 3; Parzival 276, 20;
Kon RAD V. Würzburg lieder u. Sprüche l, 223 Bartsch;
Friedrich v. Schwaben 8005; Hans v. Bvhkl Diokletian 3363;
GEWINNEN I 3, a, / (recken gewinnen) 5944
JoH. Rothe Düringer cJiron. e79; Elisabeth 2066; Hesler
apokalypse 16953 ; Gregorius 2634 (den wip ie ze sun gewan) ;
man seget dat ne kind siner müder keves kint ne si,
des n' is doch nicht, ein wif mach winnen echt kint,
adel kint, egen kint unde keves kint. Sachsenspiegel landr.
1,51, §2 (var.: gewinnen); ebenso 1,36, §1; lehnr. 2,23;
ähnlich Kulm, recht 4, 20 Leman.
vde weit das verbum in dieser engeren Verbindung dem
neuern bedeutungskreise zustrebt, zeigen die folgenden be-
lege: sumelichiu wip, so si chindelin gewinnent, so zer-
brestent si in derwambe. arzneibuch c^es B.\rtholomäus,
(Wiener sitzungsber. 42, 132) Pfeiffer; des kindes jar ne sal
man nicht rekenen von der tiet dat it die müder untveing,
mer von der tiet dat it die müder gewan (var.: gebar)
unde it levendich in die werlt quam, sächs. lehnr. 26, l ;
ebenso spiegel deutscher leute, lehnr. § 75 ; vgl. auch sächs.
lehnr. 71,11. dazu vgl. die Übertragung auf die thiericelt:
ein vogel heigt pellicänus :
swenne der fruht gewinnet,
alze sere er die mmnet :
in twinget sIner triwe gelust
dag er biget durch sin selbes brüst,
unt laetz bluot den jungen in den munt.
Parzival 482, 17 ;
iewelk ve sven it sin junge gewint, svar it des avendes to
herbergen kumt, dar sal man't vortegeden. sachsensp. landr.
2, 18 §4 (wen ez sine jungen gewinnet. Leipz. handschr.;
dasz von ir vriedels stimme wirdet tragehaft,
dar nach muog sie dag kelbel danne gewinnen.
Lohengrin 436 Rückert.
die Vereinigung von vater und mutter im subjecte des
verbums ist verhältnismäszig selten beobachtet:
die naht sin (Lohengrins) llp ir minne enphant . . .
si gewunnen samt schoeniu kint. Parzival 826, 9 ;
ebenso Friedrich v. Schwaben 7062; anhang z. Limburger
chron. 108, 15; nimet ein man ein wip unde hat kindere
unde si hat ouch kindere unde gewinnen kindere mit
einander. Freiberger stadtrecht cap. 1 § 8 ; ebenso österr.
Urkunde von 1296 (urkundenbuch d. l. ob d. Ens 4, 247).
in einzelnen belegen bleibt das subject unbestimmt;
es troumte . . . dem künge, eg würde boeser in den riehen.
die nü ze vollen boese sint,
gewinnent die noch boeser kint,
lä herre got, wem sol ich diu geliehen?
Walther 23, 15 Lachmann;
ebenso Barlaam 53, 1. 4; ähnlich (ich si mit valsche ge-
wunnen) pfaffe Amis 636 ; dat de mensche ghewflnnen
unde gheboren si in rechter esschap. stadtbuch v. Dortmund
§ 55 Frensdorff (Hans, geschichtsquellen 3, 81).' ebenso Dort-
munder urfheilsbuch § 1 (ebenda 3, 123).
rjj) die Vielseitigkeit der verxoendungen, die von der Ver-
bindung des verbums mit dem Substantiv man abzweigen, ist
noch nicht erschöpft, zahlreich sind hier gerade die Syno-
nyma, die sich mit man in der kennzeichmmg eines auf
kriegerische leistungen zielenden dienstverhältnisses berühren
und die von hier aus das verbum in seiner bedeutung beein-
flussen : der wirt wolde weenen, die geste wasren t6t
von ir arbeite und von des fiurs n6t:
d6 lebt ir noch dar inne sehs hundert küener man,
dag nie künec deheiner bezzer degene gewan.
Nibel. 2061, 4 (var. recken);
ebenso 168,4; 1755,18; ähnlich (recken) 106,4; 1308,3;
hoein 5719 (kempfen); 2569 (helt); Daniel 945 (ritter);
Alexander 3197 (Straszb. handschr.: here); Judith 3, 1, denk-
mäler 1^, 137 (giwan ein heri) ; desgleichen Daniel 974 ; Wil-
helm V. Oesterreich 16210 (grozzritterschaft); Nibel. 476, 2
(geverten); 1696, 4 (hergesellen); CrescentiaSS (knechte);
Limburger chron. 75, 23 (diner). dazu vgl. nun :
wir gewinnen niemer mere
dehemen herren alsO guot
der uns tuo dag er uns tuot.
armer Heinrich 496 ;
ähnlich (so rehte bcesen hörren nie gewan) Walther 26, 31 ;
Nibelungen lioi, 3 (obe si gewinnen solde vrouwen al-
sam e) ; Alexander 52 (der allirh6riste man, den Kriechen
ze kuninge ie gewan); J. Rothe düring. chronik 633 (Rome
gewann abir einen nawen babist);
da gedachte Herodes in sime sinne,
kundistu Pilatum zcu richtir gewinne,
dag her dir desse Judin betwunge,
veUicht^ dir dan bag gelunge.
JoH. Rothe passion 678 Heinrich;
5945 GEWINNEN I 3, a. y (arate gewinnen)
GEWINNEN \ %.a.y (ime gewinnen heizen) 5946
«1
(Jia diu b&cb cnondtB.
leben Juu M Diimrr deuUeht ge4. VH, 18;
ähnlich k&nig Rother IM (gewinnen herren, die dft . . .
inuelH nenden) ; Alexander lOKO (lOte, die in tolden tragen);
der liuninc bei?; ime fcwinnen nuui,
die K6t (eamlde Itundn •lAn.
känig Rother 7tt4, äknUek Uvl. rrtmekren. IM;
einen meialer r^an er abir «int
Alexander daj edel« Uni,
der lirtin mit (cwAfene varMi. AlmamdW M7 ;
9benao 191. tm. kiü; Konhad v. Wühziiuho ¥uHemefimrumi;
ähnlich Nibelungen 4M, 8 (kameriere); Withdm v. Otter-
reich m (ockoriier, »teuermann);
ante nwan ber G&wein
im selDen unde in zwein.
le heilenne ir wunden. Iwein 777S;
da* gleiche schon kaieerehronik 711 (». u.); 4li:>: rhenee
Woi.rnAM Patsival 19,M; Rudolf v. Emk WHUkalm loia»;
Danid A816;
do big ■! ilen fmfen
•ioe amnien (ewinnen
do nwan man der cbunefiniMa
ein oeideninnen.
Vorauer Uoeta (M, Sl INffMr). iheim
DOHlH MIO.
lote weit von dirarn und iihnliehrn verhindungem dm* imrium
in »einer hedtittunq iMritißumt trird, läeit »ich an den ge-
bratichtiformen der nruhochdeutechen periode noch ein-
gehender beobachteti {». II). tm mundartlichen {bairieek-
österreiehiechen) gebrauch nimmt hier gewinnen die btdett-
tung diiigon (anstellen) an. uiährend in enteprtehmdm
vfendungen der »chriß*prache eine andere bedeutungtriekkmg
geltend wird (cinrn für einen posten gewinnen).
&)) charakteristisch stehen »olcher enttcicklung andere
^Verbindungen gegenüber, in denen da» appdlativ al» otjeet
keine Wirkung auf da» verbum autÜbt. gewinnen liUtt
hier den begriff der besitznahme verbta*»en {vgl. finden,
bekommen): i. ui i, .*
ir sult noch hie besUn ;
wan ich b6 lieber reste selten iht gewannen bAn.
SiM. laM, 4:
dagegen vgl. (leide geste) 17(W. S ; i98», 4. datu vgl. »uch :
wir mflss^n inanigen »iechen
vor der etat (owinnen.
WiRNT V. Grapbnbkro WigoM» 9900.
d)) schon bei den eben dargelegten verbiwiungen mit einem
mypellativ lieaxen sich — al» begleiteracheinungen — einige
ht Stimmungsmerkmale beobachten, die geeignet »ehienen, da»
lerbum an sich tu heeii\flu»»en : einerseits die abhängigkeit
wm einem verbum de.9 b^ehtens: hti% (mir) gewinnen und
andererseits die Verbindung mit einer bestimmung, die auf
ein« Ortsveränderung mit nachdruck hin iceist : hei; si ilcn
gengen, eine amme gewinnen, aus jeder dieser Verbin-
dungen wird das moment der bewegung im bedeutung»-
r.fhalt des verbums geiceckt und zur entieiekhmg gtbrmtht:
der cbunich vil ^imroe
bies si vur sieb gewinnen . . .
er sprach zuo den bärren. kaiMerckron. 10691 ;
na heij in dir gewinnen
ond danke in der minnen.
Alexander 2699 (Strato, hondtehr. ; send«
etwon nach mir litMer handsehr.).
")) too gewinnen nicht von einem verbum de» btfehls ab-
hängt, ist die räumliche betoegung durch eine präpositiotutl-
Verbindung des r^exivpronomen» genügend vorbereitet:
Symon der was ein frut man
die Irle' er für sich gewan
er sprach . . . Jragm. d. Macabuer 10 Kraut ;
ebettso Daniel 6838; der wilde mann Vespasianus M;
desgleichen (zuo im) Nibelungen 789,9; 646,9; Partical
119,99; GoTTPRID Tristan \^\\\ Vespa^iamts ^.
ß)) in den meisten einschlägigen fällen jedoch geht da»
verbum aus der Sphäre eines b^ehls Itervor. übenciegend
ist dabei da» siH der betcegung durch eine form des r^flearir
pronomens {meist im persönlichen dativ) gekennzeichnet,
selten, dasz dazxt noch eine besondere Ortsbestimmung tritt:
AmoU ht;^ drAdi rennin
priifTen inii dari gewinnin. .4 nndied 840 Roediotr ;
genau so jüngere Judith, Diemer \*A,i\.\ ähnlich kaiser-
Chronik 4976 (hiej im gewinnen in s!nc kemenftten).
sonst genügt hier der r^exive dativ, um auch die orte-
Veränderung zum ausdruek zt^ bringen:
4e JMOk ainlait
de kis w iaM _
•U aldi« «r imm
M
MB,«
«6«n«o 4fl. II: U. «: IM, t; gemeei» llS, «; Vci-mumr Maam,
Diemer n.tf. jünger« Judith (IM. 9); kitmig ReOmr 4W7;
Botandelied Ua, 10; kaieerehnmik IM». 417t. «91. »41. «946.
nao; arwter Hainrieh IMI. dazu tgl. aueh kmieerehron.
1140. 8774; Trietan ml» m»mek m Fmd; vgl. 14«.
nur leenige hdig$ lasten •» äi$ tttU*
beetimmung eint
ht«s er alleolhalkw dor
die alDM werte* mmmtm
dO er rf alle dar gewaa,
keide mir« und« om«,
do tat er III diA red« '
Heinrieh 14M -,
gan» ähnlieh Ovegoriut rtm; dttgl. Nibdungt» lltl, l;
Dmniel SMM.
wutnehwuU fMt nuek die oHatmgakt, im äittmm ftO»
bittet jtdoeh der ntitan tutmmmtnkang mttpt^tiktȊi bt-
er bieg in •!!•■ gtham gembtatn hhnmm.
er apraeh . . . gimttta «. taedta 94,9 TMtmm\
gana ähnlieh leben Jatu (M«. »); «ff. muek Ottokar 14401 ;
«r hi«s gewinnaa Hagnea «ad ander ataa ouui,
oad Mt oncli hatte bald« ae bove aAdb OOnOtaa gl«.
Mb. 147. 9:
OB yas di« kindaUa gMrtM.
üaadä^b lieh briafl.
Tritzw 9^ttalmlbMitätg$r(ß./. A «. 0, U7):
dar Arate bieg gewioMa
swair wol gaboaf ktedaUa.
dtt M im sollant aia.
RuDOLP V. Ems frOeAatai *. Orfana
r46/«iM*.
e)) in keinem verhältni» «w der kä^flgkeit und ergiebig-
keit der eben belegten ftigungen akkt üt einwirkung anderer
präpoeitionalverbindungen at^f da» terbmm. ata gdtdren
meiet au den bloszen ericeitrrttngabettimmunfin , tgL: or
gewan oach in sin wer ein gar krefUgej her. vrrOKAli Mi:
alle diet mit höber craft gewinnen zoliMr «rbeoehaft
Konrad t. WOhzburo 8ilve»ter 4040; lyl. mmA tben
»p. 0085; nur vereinatU tind hier tcendungen, dia die be-
deutung de» verbtimt ab»tAwäehen und aUinktn t
«))
aO bar die maiBatralafa aaa
aiooade nie bldoingan.
d Joociat gawaa bara al zi gadiaM :
dajc aoTUn ein 4rin bringen. Anmelttd 17*;
aa ataar heinllcha er gawaa
TOB Oilaa einen apthnan,
gafllegan «ade wtosa;
dea begaad« er «aderwfaaa.
GoTTFRiBD TVMan 1M76.
fff)
(actt:) tft Pharaone soll dn varaa,
du mftst von im gewinnen die aüaaa inafelhigc ;
dn soll heiUpr« sTn de« liutea das iai Bln.
genetia «. tttdmt IM, 91 Dfewter ;
ebeneo N^elungen M, 4 (ron der reise in gewan).
/)) dagegen »ind ergänattngttäia«. dit dem terbum die
riehit*ng irnaeN. »chon früh belegt: tara nih kuan er den
medicnm der imo bifint lie;. Notker Soetkiu» lu*;
alt ich In einen vrumen mao
mtn lant niht hevridm kan,
so gewinn ich irrm einen (vor. gawaan«. fände, bette)
. . . aO vnunrn . .
das " Bitroe lande
gaoten vridr baere
und doch min man niht waar«. Imeim IMI;
das "' etlichen teil
ttf dem kOr gawaaa*^
dar im dar wal gaaae. OrroKaa MHB;
ai aaadet got dar gtla.
s« onaerar bftte,
daa «i ona nwnaaa.
ia golaa bolda briagas.
biekerMoala 4. II Dtemer;
war iaman nA aO gelbaga.
dag er ans dm kanda gvwinnrn.
dag er ans hülfe htna«a. Daniet X7».
tY) dit vtrbindmmgrn mit einem anchliehen objeeL
•)) einen breiten räum nehmten hier gibt mmekagegimaUmdt
tin. KO» der mensth in nthir und weit tidk dienttbar
mauJlt. wird auch vom verbum gewinnen mit ohjeet an
geaogen; in poetieeher mbertrmgung werden mwek objeete er-
fmaatt die dem mena^en unerrriehbmr »ind:
373*
5947 GEWINNEN I 3, a, / (hüs, guot gewinnen)
möhte ich ir die sternen gar,
mänen unde sunnen,
zeigene hän gewunnen,
daz w*r ir, so ich iemer wol gevar.
Walther 62, 37 Lachmann;
dazu vgl. auch: daz er werden hiez daz Hecht,
das tat er umbe daz nicht,
daz er le vinster gewunne. ^ . „ , „ ,,
anegenc/e hei Hahn 2,44.
«)) eine gruppe schlieszt sich um objecte, die den kreis
der nahrungsmittel streifen, entsprechend den ältesten
pnmitivsten formen ist sie einerseits von der Vorstellung
der jagd und beute getragen, während andererseits der
begriff des eriverbs deutlich bloszgelegt wird:
wahsen begund[e] do der chint der gevie manich will,
mit geschoz?e unde mit geiaide gev/an er sm getraide.
* ^^ genesis 39, 19 Diemer ;
ähnlich Reinmar v. Zweier 179, 10 Eoethe {vom jlsch-
fang)\ Wiener physiologus 31 Hoffmann {vom raubzug des
fuchses); Iwein 3d22 {vom lötven);
d6 sach er vil höhe stän
einen raben, der hiez Diezeh'n,
der hüte mit den listen sin
einen niuwen kaese gewunnen.
Reinhart Fuchs 223 Kemenberger ;
ouch heter ze sinen tische
fleisch unde vische
s6 unmäzllchen vile, ...
diz möse man ime gewinnen
mit liebe und mit minnen
äne roub und äne ungemach,
daz ime nihtis ne gebrach. Alexander 40o5;
dar zuo glt man in spise, die besten die ie gewan.
in der werlte künec deheiner. Nibel. 1408, 1 ;
ähnlich Walther 17, 24; Neiuhart 52, 18 Haupt (gewinne
ich eigen brot); Parzival 577,15 (gewinnen ... dag poten-
brot). genau so Wilhelm v. Österreich 511.
ß)) in den Verbindungen, die auf das eigenthum an
grundbesitz und fahrender habe zielen, war der begriff der
besitz7iahme schon althochdeutsch von dem ausgangspunkt
einer eroberung, einer beute abgedrängt, vgl. sp. 5930. das
gleiche gilt für die mittelhochdeutscJie zeit, die einzelne
feste Verbindungen wörtlich übernimmt:
waert ir mir der vremdeste man
der ie ze Riuzen hüs gewan. Iwein 7583;
genau so 2825; Daniel 34 (eigen hüs). vgl.: dag wir nie
hof gewunnen. Tristan als manch 36 Paul;
do Abram was heim chomen der hungir het ende genomen :
er unde Loht sines brudir sun gewunen michelen richtum.
genest« u. exodus 34, 17 ;
ebenso Nibelungen 1216, 2; Rudolf v. Ems Barlaam 22, 5
. (richeit);
in einem järe dö gewan er kiste und kästen vol.
meisterlieder der Kolmarer handschr. (198, 21)
615 Bartsch;
die meiste menge enruochet wies erwirbet {var. gewinnet) guot
sol icbz also gewinnen, s6 ganc släfen hoher muot.
Walther 31, 16 Lachman;
ebenso (guot gewinnen) Mai u. Beaflor 133, 6 ; Iwein 7989 ;
troj. krieg 46238. 46244; Engelhard 124. 126; Freidank 56, 21;
57, 3. 16; Pfarrer z. hechte (344) ; Wilhelm v. Osterreich 18427;
BRUDER Philipp Marienleben 3066; Hesler apokalypse
17446; livl. reimchron. 131; ähnlich spec. eccles. 101.
in solcher beziehung auf geld und geldeswert icird ein
im verbum an sich ruhender gegensatz besonders heraus-
gearbeitet: der unterschied zwischen activer und passiver
besitznahme, erwerben und empfangen, für das letztere
vgl. vor allem:
den hutirn gabin si gelt umme daj . . .
abir dö di hutir dag gelt gewunnin
erin hag si do besunnin
und sagitin di rechtin warheit.
JOH. RoTHE passion 1106 Heinrich;
zum ersten vgl.:
Werbel unde Swemlln, des küneges spilman,
ich wsen ir ieglicher zer hochzit gewan
wol ze tüsent marken oder dannoch baj.
Nib. 1814, 2 Lachmann;
nfi hän ich mit dem golde
gebäret als ich solde
nach diner muoter geböte,
ich hän dir ez in gote
eemlret harte starke,
fünfzec und hundert marke
habe wir dir gewunnen.
Oregoriun 1767 ; ähnlich Sbipribd Hblbling
1,743;
GEWINNEN I 3, a, y (daz swcrt gewinnen) 5948
an Wendungen, die im sinne der sp. 5932 angeführten alt
hochdeutschen Zeugnisse in solcher form einer besitznahmt
auch den kauf darstellen, ist die mittelhochdeutsche dichtung
arm. die belege beschränkea sich auf ein denkmal:
er gewan ir swaz er veile vant
Spiegel unde härbant.
armer Heinrich 335 {var. koufte) ;
ebenso (arzenie) 202 ; 444 {var. mit keiner habe erwerben).
/)) die bedeutungs^cerschiebung, die oben schon an einzelnen
fügungen m,it persönlichem object belegt lourde (gewinnen
heilen = rufen, holen lassen; gewinnen = herbeirufen),
greift auch in die Verbindungen mit sächlichem object über,
das moment der bewegung, das hierdurch am bedeutungs-
gehalt von gewinnen belebt wird, nimmt in der beziehung
auf gebrauchsgegenstände natürlich eigene formen an: der
begriff herbeiholen, herbeirufen icird hier durch herbei-
führen, herbeitragen verdrängt, in dieser einen beziehung
ist auch die thierwelt, die sonst den persönlichen objecten
analog vertreten ist, unter die sächlichen objecte zu rechnen .-
do hiez er gewinnen
die besten ors die man do vant . . .
dar zu hiez er gewinnen do
sechzec schüzen uf die vart.
RuDOLi' V. Ems Willehalm 8736;
ebenso (ros gewinnen) Daniel 4931; Tristan als möncli
734 Paul; er rief den chinden
und hiez im den sluzzel gewinnen.
Alexander {Vorauer handschr.) 300;
ebenso (dag kriechische für) 2398 {Straszb. handschr.; Basler
liandschr.: hies erbringen); Wigalols ö2i2 (salben); Nibe-
lungen 2254, 3 (gewant); 407, 3 {dort var.: dar bringen);
Rudolf v. Ems gute Oerh. 2912 (siden, golt) ; arzneibuch des
Bartholomäus 128 Pfeiffer (der sol gewinnen ein wijeg glas):
hei waz man guoter setele den schoenen vrouwen gewan.
Nib. 1208,4;
ähnlich (wäfen) Alexander 429; Iwein 3698 (harnasch);
EngeUmrd 322 (swag er haben solte . . . üf sine vart, vil
schiere im dag gewunnen wart);
sie hat ein küssin, daz ist röt:
gewünne ich daz für minen munt
s6 stUende ich üf von dirre not.
Walther 54, 8 Lachmann (var. wurde mir
das vür);
ebenso (ab der hant gewan) Iwein 3199 (dag vingerlin) ; ähn-
lich Gottfried Tristan 2942; Wigalois 3861 (da von ge-
winnen); Konrad v. Würzburg Alexitis 975 (drüg ge-
winnen) ; pfaffe Amis 249 ; wer des ochsen gall mischt mit
hong, so zeucht si ainen dorn oder ain holz oder ain
eisen aug. also gewinnt man pfeil aug den wunden.
K. V. Megenberg buch der natur 160, 7 Pfeiffer.
S)) eng an diese Wendungen schlieszen sich einzelne feste
Verbindungen des verbums an, die ebenfalls eine betvegung
zum ausdruck bringen . deren ausgangspunkt jedoch erst
erschlossen iverden musz; es ist kein zufall, dasz diese
Verbindungen fast alle bestimmten Situationen eines hand-
gemenges entspringen.
auf eine bewegung der arme, hände zielen die Verbin-
dungen mit schilt, heim, schwert; vgl. den gegensatz
zwischen der intensiven bedeutung des verbum^ in :
Sit ich den schilt von erst gewan
und riters fuore mich versan.
Parzival 258, 21 (vgl. auch 209, 12)
und der neuen formelhaft abgelenkten bedeutung in:
sin schilt was verhouwen : einen bezzer er gewan.
vil schiere wart der recke dö gewäfent baz.
Nib. 1996,4;
Tristan den schilt an sich gewan (var. genam).
Gottfried Tristan 6628;
vgl. 7042 (nu er den heim ze sich gewan).
und stach im einen seihen stich . . .
do truoc in daz ors dan
unz er daz swert gewan. Iwein 5040 ;
ebenso Rudolf v. Ems Willehalm 9302. 1148; Sigenot 24, 6
{deutsches heldeniuch 5, 21l) u. a. s. II;
Hiltebrant sich selbs so lang wandt
bis im auff gieng das eine bandt
das er gewän die hende. Sigenot 162 Schade.
andere gebrauchsgegenstände als tvaffen sind neben gewinnen
in dieser bedeutung 7xur selten belegt:
Sifrlt dö balde einen schalten gewan,
von Stade er schieben vaste began.
Nib. 3681 (var. eine schalten genam);
5949 GEWINNEN I a. a. ; (die tür gewinnen)
vgl. dazu (ein ugoxt und einen iilegel «i do zehant gew«n)
mrititerlieder dt-r Kulmurer hand*rhr. 6IA Bart»eh:
zu einer andern art. der kUrperlichen fortbe\ttynny im
räume, leitet die ebenfulln au» den ntitutionen den kamyj'
bilde» enl»yrinyende verbiitdunff ors gewinnen iibtr:
dA iiiitu wart ouch er feMnl
Az (iuiii Mtttelu ttU ein »ac . . .
•■r nuni da/ ora, dA vrt cnwan
uml vuorti>/. vUr dnii kUnp>- dsn. itteln MOl ;
ähnlich Sif/rnut to, lo (d»/, ich niUge inln ort gewinnen):
vffl. duyeffen Iwein MV!) {lUt hiej Ir vrou LQnete . . . Ir pferi
gewinnen . «. o.). oh und wie vmt in ditm mnlwiMmmg,
die den beijiiff ((ewinnen, ergreifen in der ritittumf uuf
dtts 7.icl urreiclicn iteiterleitet , die vomtellung dta treft-
laufen {n. u.) einwirkt, ist fraglich. wittelhorhdeul»eh treibt
trie iiberhuupt eist unnütze:
A ai di« ll>r gitwuiin«n mit ollentbaner hunl. Sib. 1011, S
{vgl. die ganz andere bedetttung»riehtung t/t W, 4 Albrich
der vil starlce dA die kuniere grwan , er erhielt die auf
nicht über die kämmet); ganz ähnlieh Daniel tien var.
(dag er den weg yicwim);
mit HO vil luten duM ur daii
mit g&lxvr vlubt vil lium« endruii ,
er (owan vil •tillen nawint
RuiiOLK V. Kmm tt'tUefuüm l?ir7.
die hauptentwicklung dieser tcendungen liegt in der neu-
hochdeutschen Periode, ». unter II.
«)) stärker als in den bisherigen leendungen macht sieh
die eigennrt des angeschlossenen objectes in folffenden be-
legen geltend, in denen das verbutn nickt so sehr einen
geöruticktfertigen gegenständ erfasxt. als vielmehr durch
theilnahme des suhjectes einen solchen erst erstehen lästt.
hier vor allem tcärr man geneigt, auf die grundbedeutting
von winncii zurückzugehen und den begriff erarbeiten,
fürdern {von rohproducten) von dort aus zu enturickeln.
jedoch auch das erscheint bei näherer betraehttutg in frage
gestellt; in eititelnen tcendungen zeigt sich vielmehr ganz
deutlich, icie der allgemeinere begriff des vtrbums durch
die besondere bedeutung des ungeschlosseiten objects wietler
differenziert und hiedurch einer bedeutung teieder genähert
wird, die dein verbum von hattse aus eigen icar.
entitprechende lieeinfittssung durch das angeschlossene
ol'ject macht sich schon innerhalb der oben besprtckenen
formel gewinnen heigen bemerklich:
u6 hiz be imme gewinnen
vil manicben boim lancen.
be wurhte '\ge\ ind mangen
ind bergfride vtre.
tkcrsog Krnnt nUderrkeintKh (III, 89) Jiaritch &>> ;
vgl. dazu Alexander lOM (vil grAge bnume er gwan und
hlj si zo samene spannen):
ir sult mir einen kraus
von eines boumes rtse
gewinn (gewinnen in allen hatuUchr.).
Parzirat eOO,»',
vgl. auch arzneibuch des Bartholomäus 139 Ifeiffer.
ebenso entwickelt sich auch in andern ähnlichen »er-
bindungen. in die gewinnen zunächst mit der allgemeinen
Imleutung von erwerben eintritt (die aller besten sidcn,
die ic inör gowun deheincs kilneges kUnne. Nibel. 865,2:
ähnlich .l/e.rn nrfer ß3a; Itcein \H!i) , durch ver.srhiebungen
des Zusammenhanges die möglichkeit einerneuen anffasaung:
der beute zobel kumt von dan
den diu worlt ie gewan. £rec 8011 ;
el>eitso Nibel. 866, 8 {var.); vgl. attch Nbidiiart 10,8 Haupt;
jAiNSEN Enikkl tceltchroti. 9700;
awer wil einen brannen graben,
der muoz haben howen und bickel,
schüfol undc grabealickel,
wil er diu erde enginnen,
doa wazzers vil gewinnen.
tochtcr Syoit 3486; 8437;
daz her gewan blut uz siner swarte
und schreib durch der rede urbof
ein handTeste nnde gar
El domo leidigen Salhan.
Brun V. SciioNKBECK hohtt Utd 6818;
an der stat t6le er hundert man
und als \fi, unz er gewan
blootea eine bUtene vol. Daniel 4488;
GEWINNEN ILO./ (bvf, vanre gewinnen) 5950
üben, wi t«l« ganM «w«« b«to,
ob wir« dl etal« iMtaB.
•olde Win (dw A) wsb oMto ntoil«.
•o $»wtua» wi ig licht« sa cImm.
tkär. «yM «OM dM 10 Jmmafimvem IM jMfccra
Hwr. M wani« « «m MfalM n cWa).
b)) eüuelme und niekt tmwi$'kmm» if/fm 4m wiWwrfwf
mit etkUiekem otjeet grm/em miek i» äit »rgamigdkm mr-
Underungen an natur§ikHdm umd mm mtemteUiektit timr
thierisehsm ktirper tuir. dem weB-ium *äekti Mm »im
sinnliche bedeutung^/trtumg au, die eiek mm ekmtm mit
der Verbindung kint fOWlmMn iß. •) berührt mU 4k tbtmm
wie dieee als seeumdärt emheiddung atiftu/eseem ist.
gnu
das dl« warit i« Mwaa,
4A roorto il micE tm.
ebenso Nkiuiiakt 84. 85 (der moi* . . . hAt fownnneo loubM
Yil): vfl. K. V. IIkuknbrho 84«. U (die poom . . . 4 (i loitber
der ai« ftwaa kkr aodi dae hart.
d«a aMiM« aiaa alaO «aaH« roaüia.
Rbinma« V. Zwmui tot, II MMtkei
ebenm 801. • (goridara von der Tiedennlb): dea§lndun
(vederan) fmatumal m, m Köpke; K. v. Meokhbbro US. M;
predigt bei NicoL. v. Landau 44 Zuekotd; ebemtm (ßÜtßSi
K. V. Mbobnbcro 188,8«; fSB.si; 801. t:
dO gwan er «lo« aUaua«,
di waa hart« griaua«,
grta und« flrcMlteb,
•in«« l«w«a itlai»« g«lldi.
Almmmder. girae^. kemdsekr. tmn {ßmler
ikoadfdkr.; de riaff m alao tnkmum);
ähnlich (gewinnet ein ander ttimni und TorAndert aoeb
ir Tarb) K. v. Mkgknbbro ssi. 18;
d6 mtft« sich ir varw«, die ai vor lieb« gvwan. .VA. SM. 4;
tgl. Annolieä 866 (die goltsteine . . . gewinnit er in die
variwe): Wilhelm v. öeterreiek 8761 (dag die blAmen ...
roten schin gewunnen);
dar ««ÜMa oBI« pUao «ia awa,
d«r ni« Tlciaeb ooeh b«ia gewan.
bMg Tirol (HUnliied. 16. 8) «. 80 Lettmimam:
ebenso (vleisoh oder vel) Daniel 776; (fleisch nnde geiat)
6098; (glieder) K. v. Mbubnbeho 168. 88;
in den ad kurzen alten
gewnnnena wider ir llp
und worden diu arhrnnatan wta
diu er i« nA geaach. /wete 6K1 ;
dA benad« dagen
dia «d«l kUniginne oaz al i« gewan den llp. iVA.863,S
(vgL dagegen: dag si mir gewinnen doch den lip. ob er
niht lebe. Wigaloie ÖSW); efanae 8078, 1; Daniel 686.647;
HHUUP.R PiiiLH'p Mmrimütbem St».
•0 «d«ls noeli ao gatea.
•0 tagenthaftz ao raines,
ao geaellichleichz so gentainea
hertzen nie gewan ein leib.
SfriiENwiRT 1,60 PiimUsser $. 8":
vgl. atiek leben gewinnen in s)).
8)) abstraeta als objeet drängen die bedeutttngnkruß dee
verbums am weitesten ntriUJc; doch gelten auch hi^ßir
mannig/ache i^ett^fttngen, vgl.:
'ich tribes kara od« laac,
•oae weis ich wiaeb ir miane
ieaier gawiaa«,
wan das ich sae dem bmanen var
nnd gieze dar and aber dar.
gewinn« ich knmbrr dA von.
aO bin ich kumb«rs wol cewon . . .
ir g«t«t« d«r kaotbar aach «0 w6
daa ieh noch ir ainaa
alt gawah gawiaa«. Iweim 77N/.;
'fhtowe. nta« daaa.
di mir w*m «at
die habt ir gvwaaa«
wider in min hen«.
wie gar mine sinn«
«in« andvia wlhc« i
in ir gvwall j
«r antwurt : da magst daa wol aaaaaa
was dir iat sa mir sa sinn«
mein verdenken saltu nicht gewiaae'.
Jon. Roths KlisabttA (18) bei Jfiariha, aerM.
8.8066.
•)) je »elhständiger und unMia$tgiger da» objeet der
verbal thätigkeit entgegengesetzt ist, mm »o mAr lästt »ich
an gewinnen noch die Vorstellung eÜMr besitsergreifttnf.
einer erwerbung durc^/uUen:
>.M;
giaaaawi hAt /wete §Mb ;
5951 GEWINNEN I 3, a. y (16p, ere gewinnen)
si larten ime striten
und vermezzenlichen rlten . . .
der liste di er von in gwan,
der wart er en vil vorneme man. Alexanaer 199 ;
die hulde mines herren,
die hilt mir gewinnen,
du gotes gebererinne.
Vorauer sündenMage 65 Waag u. a. *•. Koe-
DIGER zeitschr. f. d. a. 20, 264;
ebenso (gotes huldc) a7iegenge 15,32; Crescentia •?9 ; Iwein
4047; Wai.ther 81, 36; 84, 8; troj. krieg 27238; Thüring. spiel
V. d. io Jungfrauen 528; desgleichen (kuniges, fürsten hulde)
Nibel.i019,d; Crescentia 21 ; ebenso (frouwen hulde) Iwein
1619. 54i7 ; Daniel 1519. 5861 u.a. Daniels traumdeutungen 171
(seiner feinde hulde) ztsch.d.a.4». dazu, t;^l. Jansen Enikel
weltchron. 7084 (dag si mir huld gewinne wider den künic) ;
7124 (ob ich im mug hulde gewinnen umb sin schulde);
und da er mfne minne s6 rlterlJch gewan,
dö jach Sifrit er wsere sküneges man. Nib. 764, 1;
ebenso Iwein 7794; Nibel. 1158,4 (herzenliebe); Parzival
439,24 (des minne ich nie an mich gewan); Nibel. 783,4
(dinen meituom);
disir rede enzaeme keinem man,
wan der nie tröst von iu gewan. Parzival 292, 6;
ebenso: alle abläje ligent nider
man gelte dann und gebe wider.
nach gnaden und nach minnen,
sus sol man suone gewinnen.
Freidank 150, 15 W. Grimm;
Wilhelm v. Österreich 10211; Hesi.er apokalypse 21415;
genau so Hätzlerin 2,68,191; ebenso (antlas) anegenge
20, 54 Hahn; spec. eccles. 52; desgleichen (vride) Nibel. 2026,4;
Iwein 5385; Hesler apokalypse 16759; Jon. Rothe Düring.
chron. 666; vgl. auch Parzival 72,12 (an den er Sicher-
heit gewan vgl. oben sp. 5931); Endde 148, 5 (herberge);
Iwein \(,2l (der stat da gewan); dazu vgl. (urloub gewan)
130, 83; genesis 53, 12 Diemer; Nibel. 821, 1 {yar.: namen);
Parzival 523, 27 (vriheit gewan) ;
du hast in einer reinekeit
das hoehste lop gewunnen
daz an die werlt ie wart geleit.
lobgesang auf Maria 20, 10 Haupt;
goiau so Nibel. 877,4; 1818,8; 1882,4; Freidank 61, iOl;
Eckenlied 98, 3 Zupitza; Tristan als mönch 609; ebenso
armer Heinrich 72 (der werlte lop unde pris); Parzival 830, 30
(pris); Daniel 6661; Wilhelm v. Österreich 6292 (prises rün);
6860 (lob und rüm); ebenso (rüm) genesis 22, 20 Diemer;
Alexander 4801 ;
wol erkand ich Aldriänen : wan er was min man,
lop unde michel ere er hie bl mir gewan.
ich machte in ze ritter und gap im min golt.
Nib. 1693, 2 ;
desgleichen (Sre gewinnen) kaiserchronik 4904; Nibel. 7, 4;
21,4; 1270,4; 1273,4; Itcein 3970. 6607; 948 {var.: irwerben);
Freidank 41, 14; 63, 11 ; 93, 11; Daniel 5974. 6265; Tristan als
mJUnch 540; desgleichen (togent unt ere) Crescentia 36; Frei-
dank 56, 26; ebenso (frumen und ere) Gottfried Tristan
2300; desgleichen (fromen) Alexander 4471. 2106. 1656. 485;
Waltiier 19, 28; Friedrieh v. Schivaben 4462; desgleichen
(heil) Eneide 203, 17; Reinmar v. Zweter 178, 2; Jansen
Enikel weltchron. 10918. 16916. 28888 {vgl. auch 19134 gewan
der stein dag heil) ; Tristan als mönch 1270, vgl. 1315. 1333.
2024. 1780. dazu vgl. (sselde) Freidank 4, 18 ;
81 sprach . . . 'geselle, an dir ist t6t
der aller tiureste man,
der riters namen ie gewan,
von manheit und von milte'.
Iioein 1466, ebenso .3038;
genau so Nibel. 32,4; Daniel 146. 1166; vgl. schon Heinr.
V. Melk erinnerung 186 (der briesterlichen namen ie ge-
wan); vgl. auch (fürsten namen) Rud. v. Ems der gute
Gerhard 556; (bette gewunnen ein kint mannes namen)
pred. der Leipziger handschr., s. Schönbach l, 34, vgl. oben
sp. 5931 ; vgl. auch sin recht gewinnen unter b) ;
diu höchgezit d6 werte wol sibenzehn tage.
ob kttnec ie deheiner, mit wärheit oder nach sage,
deheine groezer gewünne, daz ist uns gar verdeit.
Nib. 208, 6 Zarncke {var. in A.) ;
ebenso Iiceimi; Daniel 4381; Iwein 8147 (süeze zit); vgl.
auch (lieben tag gewinnen) Iwein 6026. 1743 ; U. v. Lighten-
STEIN frauendienst, 40. lied (kurzen tac); Eckenlied 127, 10
(niuwe naht); Iioein 6026 (vrist). vgl. aus der rechtssprache ■
dar ne werde . . . ordeles vrjst mit rechte gewunnen.
GEWINNEN 1 3, a. y (leben, krefte gewinnen) 5952
Sachs, lehnrecht 80, l ; der leste gewinnet es taji also lange.
Sachsenspiegel 2, 12, 7 Weiske-HiZdebrand. vgl. lengem tag
irkrigen sp. 5926.
b)) viel weiter von der ursprünglichen bedeutung entfernt
sich das veriuin in Verbindung mit solchen objecten, die
iiicht aus einem fremden lebe7iskreise herausgeholt, sondern
uu." der bethätigung des subjectes selbst ent:stehen. mitunter
er.icJie.inen die gleichen oder ähnliclie nominu, xoie sie in der
ersten gruppe zu belegen loareyi, auch hier; doch in anderem
zusammenhange .-
ob si die wären minne
in dem herzen sulen gewinnen.
Heinrich v. Melk erinner. 203; ähnlich
Freidank 135, 1 ;
ich mane dich mit ganzem vlisz,
sant Jakob an din minne
die du ze got ie gewünne.
K. KisTENER Jakob^brüder 502 Euling
{vgl. dagegen oben sp. 5950: dag ich noch ir minne mit
gewalt gewinne);
swer diheine tugend sol gewinnen,
der sal is in siner juginde beginnen.
Alexander 414;
ebenso Daniel 8066; lobgesang auf Maria 28, 2 Haupt
(kiusche), vgl. unten (triwe gewinnen), je mehr sich der sub-
stantivbegnff verallgemeinert und der abstraction zuneigt,
um so mehr bedeutung und energie ivird rfw.v verbum ent-
falten ; je mehr das siobstantiv der individuelle7i bethätigung
(dem nom^en actionis) zustrebt, um so leerer wird der ge-
halt des verbums, das am ende nur noch einer syntaktischen
function dient.
deutlich wird dies an den verbi^idiongen mit dem object
leben, das als abstractum an die stelle des si.nnlichen lip
tritt {vgl. dag er sines libes macht wol widere gewan
Iwein 6523, vgl. oben sp. 5950):
ach unde we mir, armez wip,
daz ich gewan min leben ie.
KONR. V. Würzburg Alexiu« 1165;
genau so Partonop. 14725 ; Sigenot {deutsches heldenb.) 2, 5 ;
13,5; Heinrich v. Neustadt visio Philiberti 79; Daniel
4372; Jansen Enikel 7l0i; Reinmar v. Zweter (denke
in dinen sinnen, wi du gewinnest gwiclicheg leben) 191, 3.
vgl. dagegen die ausarbeitung des nomen actionis in Nibel.
643, 3 (darumbe gewan Hagene zorneclicheg leben);
C. V. Ammenhausen schachbuch 15540 (müelichs leben);
JoH. Rothe Elisabeth (heihgs leben) 2,2089 Mencken.
a)) abstufungen der verbalbedeutung in der richtung auf
die function eines hülfsverbs .-
Adam inslif, sin siti wart ingunnin,
Evün wart dannin bigunnin,
beinis vesti wib von man giwan.
summa theologine {denkmäler 1^, 119) ;
d6 die andern daz gehörten daz ez in dühte guot,
d6 wart ir michels mere die trunken ouch daz bluot.
da von gewan vil krefte ir etliches lip.
Nib. 2054, 3 {nach A), vgl. oben ap. 6931 ;
ge^iau so 100,4; 589,8; jBrec938; Parzival 518,12; 578,10;
6.54,16; Jansen Ejukku fürstenbtich 3481; Friedrich von
Schwaben 2953; NicolauS v. Landau 96 {vom wasser);
ebenso (macht) Friedrich v. Schwaben 6244; Joh. Rothe
Elisabeth 2, 2087 Mencken {von den fischen); (schwäre) Fried-
rich V. Schivaben 810;
daz her dir den anderin schön gebe
unde mich selbe wille gesen,
och her in sime kunne
ie göter slachte gewünne.
könig Rother 2082, ebejiso 2112 (geslechtc) ;
ouwe ! daz er ie erkos
im ze friunde ein den man
der nie deheine triuwe gewan.
Wigalcig 3391 ; ebenso Parzival 694, 10 ;
ebenso Walther 115,13; Friedrich v. Schwaben 5514 (lieb
unnd trüw); ähnlich Daniel 3377 (beide); Heinr. Witten-
weiler rhu/ 4*, 22 (künew herczen). ebenso (zorn gewinnen)
Alexander 491 ; Tundalus 3.55 Kraus; Parzival 272, 23 ; Daniel
3715; Hesler apokalypse '7725. vgl. auch Wigalois 10541
(hochvart); ungewöhnlich reich und vielseitig ist die Ver-
bindung mit muot belegt:
und swer von wibe ie muot gewan
oder iemer wi! gewinnen
der trachte in sinen sinnen.
Gottfried Tristan 1774;
5953
GEWINNEN lü.a./ (muot, künde, euJc) GEWINNEN l ».a./ (arbeit, den tAt gewinnen) 5954
eberuo (höhen muot) WAi.Tiir.n isw, I«: Fartivat Ita. i:
Priedrieh v. Schwaben 1&66: C. v. Ammrnmauiikn tekaehb.
18901 (hdchvcrtigen muot) ; Alexander SMS (frAlIohen muot ;
var.: ward erfrgwet sin mftt); «asi (frciillchen muot);
4A18 (grimmigen muot); irui (manllchen mOt); 4Me (ititen
müt); [teein 73»« (rchten muut); armer Heinrieh t'»35
(niuwen muot); dazu vgl. (Iowon mOt) Alexander toai;
Eckenlied 190, 10; Daniel 1075; Sitjenot IW Sehade .- ähnlieh
Nibel. 8Ses, 1 (heldea muot); Eree aM7 (rittem muot);
Ivein 8fl07 (sohalcllohen muot; vgl. auch trflrigen. ringen
mnot, angemUete, m.u.); ebenao (der nie n&ch 6ren maot
gewan) Iteein aA52; Daniel 1974; Friedrieh v. &AiMfant40g
(muot nach der liebe strängen); üOTTrniBt) lOMtt (af
Holho Untat), endlieh vgl. Alexander 9fiM (Ih ne gewan
'ieB nie deheinen mQt, da; ih dir tAte den tAt). ähnlieh
/tonn 6899; Daniel 4890; C. v. Ammkmhauskm »ehaehb. mm.
ähnlich Triatan aU mOneh 96;
daz ir ze mnimlaht«
iemer gewinnet alite.
GOTTKKIIO TWtta« lOSM;
thenao hcein 8088. gann ähnlieh Daniel 0815 (willen).
vgl. NiM. 909,4 (freisltohen ait);
nie wart so wol tprechender man dor I0 von buocben lin gewan
Wkrnhkrh Maria S4 Uundgr. 8, 184);
ebenao Wigaloia A885 (gAten sin); Stiuckrh Daniel 6165
(sinne); ähnlich (gedano, gedanke) 9840. 1078; kl. gedieht«
4, 195; Wilhelm v. Österreich 9786; Wigaloia 688 (gelouben);
KuDOi.i' V. Fknis {minnea.frilhl. 80, 1: guoten wftn); armer
Heinrieh 1118 (zwivel); :benao Triatan ala mOnch 1618;
Barlaam 59, n (wlsheit)
•was ich frfliden zer werlde ie gewan,
daz h&t ir scboene und ir iQete gemacbet,
und ir rOter munt, der sA Uepltchen lachet.
WAi.TMza 110,94;
ebenao Nibel. 9U98, 4; 994, :i; Jansen Enikki. tctUehron.
4864; Friedrich v. Schwaben 1565. 6650; Daniela trat*mdett-
tungen( tachr. f. d. alt. 48,580); Laurin 8300 Sehade; Nibel.
45, 4 (früuden unde nrebeit) : </(uu vgl. (wunne gewinnen)
Alexandei- b&'ix . könig Rother \Wi\ d/mZiieA (gemach) /iceif»
1783.5460; iceihnarhtalied bei IFnnAo/if 887 (kain nie gewan);
eines bObschen ritten
gewan ich kOnde.
KCrbnbbho «. minne*. friUU. 7, tt;
genau ao Wigaloia iTis. 5444; Nibel. 89, 4; 1956. 4; 440, 4;
Iteein 7418; Part. 940, 98; Ulrich v. Sinornbrro (Sehteeia.
minnea.60): Rudolf v. Fmh Willehalm iioa; BarlaamM,ao;
Daniel 63S9. 5311. ähnlich Hkinh. v. Morunubn, a. minnea.
friihl. 180, 5 (gewinne künde der vil grd^en sOnde); der
veiftannte könig *8^ Leitxmann (ir Sites): Wai.tiieh 81,11
(du; ich der trüge ie künde an in gewan); Parzival 516,7
(gewinne kUende, wie; umb ir herze stUende); «banao
Willehalm 894, 15;
als «nkan der gotes minnen
niemant nrsete gewinnen.
Hbsi.kr apokalvpse 8t, 90, ff(. o6eii ip. 5981.
0)) aehon die letzten tcendungen haben a%»m auageaproehenen
nomen actionia übergeleitet und da» verbum gewinnen in
der funetlun eines bloaxen hülfaverba gezeigt, vgl. auch:
Adam eruorht im harte do er got erhörte,
trüricblicheu er daz wort gewan, er sprach . . .
geneaia u. exodv* 15, 94 tHewur
{vgl. apäter p/arrer von Kaienberg 1848 sein red gewan);
ähnlich (deheine frage gewinne) Konhad v. WOrzburo
Engelhard 9121 ;
<ler retriuwe hergeselle
der kratzet unde beiz dan
bolz und erde, unz er gewan
ein vil gerüme üzvart. Itcein t>748;
ebetiao anegenge 15,87 Haßtn (wider vart); C v. Ammkn-
HAUSEN »cAacA*. 9084(08gang); deagleichen(ende)Vi'Ai.rtiKR
121.8; Nibel. 2994. 4: Rudolf v. Rotenburo (r. d. Hagen
1.86"); Partival 568,15 (gewan daj krachen ende); Bar-
laam 1, 19 (dln kraft gewinnet niemer ort); dasu vgl.
Walthkr 78, 84 (der anegenge nie gewan); Rudop v. Ems
Willehalm 8753 (gewunne schifTunge über mer); Ottokar
81638 (die vordem reis); 3691 (ritche);
«wer küssen hie ze mir gewinnen wil,
der werbe ab o/. mit fuoge und Äne spil.
Waltiikk 111,36;
tbettao (das nachreiten gewinnen) Sumienwirt 98,931;
md wixsel das lek nie gram
w laoaM Mit ^H^ittM nan
4mktn6 gerM mtkamM. /imAi 7«ft.
hieran aMiaaun aieh aueh Mmtiumfm. iU i» varbindunq
mtt einem unparaöntiehen auifaät anüprtnftn:
der AfaDtSr aalwr ball
■■ erat gewinnet.
WMelm r. OatarreUk I&SIM. tbemao
Wtnibtk* t%,l;
den rock talln onsera herren . der knin atuek noch knin
nAt nie gewan. K. v. Meucnbkno tu, 5.
daz n miebel genaht gewan «was er bawan beon.
Wbrnhbui Mwta f{aot^mama fmägTt.my.
die saider sebretea auwig eMt:
da gewinnet es ehi andanebeK.
kAnio vom OnnsiwALon (f. « t»« aekaJ) : ■»
*\) wia weit dar bmlnthtnf$gd»mU 4m varbtm» im tdeMar
ßtneüün aina» kUfavarbum* »uth-tdmat. atigt dit varhim-
düng vom gewinnen mit $Hftettm, 4it tkaa» widrigat, mma
einbuaaa. einem naehthaü Imnaritkmtm (mm o/IJkocsM. m{.
ap. 8Mt); aia arrmehi kiar ihram hökapunkt
a» in einer rmk$ um toleham mrbindungen wärt «mm
veraueht, eina nmAmrkmng dar uraprÜnglUham ttdnttunj
dea grundoarbuma (got. winnan. pati) mnatinakmtam , rnarnm
nicht die andam te%tgniaaa [vgl. au erwerben ap. BM», «yf.
unten e))\ aueh hier aeeundära anhaJaUmtg wmhraekaimlieh
machten «f stn roa er gespnfM;,
in ir allir dane
reit er zA dem Strige.
4 er dar ubir qu4a>e,
gwan er michfl arbeit. Alexamdar 817«:
genau ao Knaida 190, 88; Iteein 577«; Triatan ala tmdneh i§U:
ähnlieh (nAt gewinnen) .4^eraiM<er 4848; Nibel. tlM, 8:
1046, l; 16, 4; Iteein tau. 7451; Parriral 740. >t; RuDOLK
V. Penis (minnet./HJA/. 88,98); Wahsmuot v. KOnzinokn
(1, 809«» v. d. Hagen); Konrad v, WOrzburo Engelhardtm-
tumei von Nantheia 9M: Daniel Mm; Sigemotiu; Triatan
aUmbneJi M. 1940. vgl. Uhrgedicht dar Melker handaehr. ti«
Laitawutnn ;
die mamer alle Jähen, daz si so groze swcr«
nie halbe naht gewannen : mir tel ir schiten wa
der TannSämaar (18, 8) 6rt v. o. Haosn f, IO*:
Oenao Friedrieh v. Sehioaben 1088. 185«: Wilhelm 9. öater-
reich 9879 ; Daniel 5917.
b)) daa gleiche — die teahraeheinliehkeit einer aaeundäran
entteieklung — gilt aueh für einige teendungem. die auj
kämpf und Handgemenge tceiaett und damit xt« der grumd-
läge aurüekführe» . von der die bedetttttng abnteigte-
wan er mit der tobeitubte winnet,
unz er den tAt gewinnet.
die koehte« 11« Waa^j $. M;
d tmog in zeiroe nagele und bienc in an ein« wani
dO er SI slAfea irt«, minne si irae TerbAt.
JA bet er von ir kreft« ntch gawanoeo den tAt
Sib. 568,4 (geaomen); ebenao 1M4 4
dagegen vgl. • daz der tombe spotter«
•inen tot von einem so guten aaaa
umb so kleine schulde ftwaa.
der eigentinnige tpfUar hat LBtrxMANM Itkr
f/ed. der MtOter kmmOaekr. 7»;
genau .«o Kldoi.f v. Ilms Willehalm 1080;
Turnte der edel man
dA her den grAaeo slacb gewaa.
den im tete tn4aa,
und im der beim Terscretoo was. nVwrfifi a8. «•
wände dA viel manic man.
der nie wunde ne gwan
von stich« noh von slage. Ateaander 8819;
ebenao grof Rudolf 88 W. Onmm; NiM. i«8e. « (wm-.):
gewinnet under ia swaiea.
dem \^il icb minnea aigea
fslAgen nimmer aMre*.
H'OAci« V. öaUmith 85*5;
t-^. daau: da; ich nit andank ersteeh. WtOMAH kiatori
Peter Letten ( Weitnar. jmhrb. «, 495).
c)) denn die hauphnaaae der einachUfifam bdaga führt
deutlich attf feate Verbindungen stirück. die «Am aehon
naehgetcieaen aind ttnd die — oß mit leichten ändtrungem -
dem ganien eine bedeutungariehtung gehen, dm der kadett
tung dea rrrbume an aieh tciderapriekt :
«w« daa ich aft grinnMo vteat i« gewaa.
Mb. iflO. t; agt. eben ap. mn-.
Ü955 GEWINNEN I 3, «, / (iamer, kumber gewinnen) GEWINNEN I 3, b (i. d. geschäfts- u. verkehrsspr.) 5956
ebenso schon genes, u. exodus 108, 7 Diemer; C. v. Ammen-
ITAUSEN 13585. desgleichen (ze Tinde gewinnen) Nibel. 1903,4;
Seifhied Helbling 8, 605; vgl. auch Ottokar 28856 (einen
argen nach gebür an dem bischolf er gewan) ; vgl. dazu:
svie to allen dingen gerne rechte sprict, he gewint dar
mede manigen unwilligen man. des sal die vrome man
sik getrosten durch got unde durch sine ere. dit buk
wint ok manegen vient. sächs. lehnrecht 78,3;
vil hazzes er von in gewan.
Parzival 297, 15; vgl. oben sp. 5950. 51 ;
ebenso Eudolf v. Ems Willehalm 2958; Friedrich von
Schivaben 234; Hesler apokalg pse 2224="? ;
er Bprach . . . vüer ich verstolne
ze vüezen von hinnen,
des müese ich wo! gewinnen
laster und unere. Iwein 1768 ; vgl. oben sp. 5950 ;
ebenso (laster) 7453. 757 ; Friedrich v. Schwaben 5780 (lasters
mal); Erec 58 (mal); frauendienst 577, 1 (wandelmeil);
Wilhelm v. Oesterreich 19023 (wandel) ; desgl^eichen (schände)
Nibel. 304, 3 ; Iivein 7835. 2028. vgl. auch Daniel 2829 (unsite) ;
Wigalois 1487 (valsch) ;
'owg mir dirre not'
sprach ein wip: 'der sumer wil zergän.
des gewinne ich lihte noch vor leide ein gräwez här'.
Neidhart 44, 38 ;
ähnlieh Bon er edelstein 100,74 (totlich varwe);
swenne er solich unkraft gewinnet
von alder und von siecheit.
das bild bei Leitzmann lehrged. der Melker
handschr. Z&>;
ähnlich (krankheit) C.v. Ammenhausen 15918; äh?il. arznei-
buch des Bartholomäus 133; sächs. weltchronik 76, 22 (da
von gewan he de rüre); K.v.Megenberg 110, 20 (schwüren);
so erblüejet sich min varwe
als rose an dorne tuot,
und gewinnet mir das herze
vi! manegen trürigen muot.
minnes. frühl. 8, 23 ; vgl. oben sp. 5953 ;
genau so Nibel. 1572, 2; 187, 4; ebenso Reinmar v. Zweter
52, 6 (swasren muot) ; St. Pauler predigten 66, 22 (ringen
muot); Alexander 454 (ungemüte); frauendienst 561, 18
(valschen muot); C. v. Ammenhausen 17648;
des gwan sin here grSz
vil michelen untröst. Alexander 2558;
ebenso 3338; anegenge 10,47 Hahn (truobe);
von ir vater lande chom ir vil manic man,
da von der kunic Ezele vil manigen iamer sit gewan.
Nib. 1654, 4 (C.) Lachmann;
ebenso 1849,4; 1966,2 (gewinnent mer zeklagene C); des-
gleichen (leid) Nibel. 1358, 2; 2246, 2; 2256, 1; 1155, 4; Wigalois
2474; Parzival 326,27; Rudolf v. Ems Willehalm 45ti;
Wahsmuot {v. d. Hagen l, 302»); Tristan als mönch 1751;
Daniel 2244; K. Kistener Jacobsbrüder 1106 Euling;
Sigenot 49 Schade; desgleichen (kumber) hvein 5785. 7797;
Parzival 367, 11; 634, 11; Konr. v. Würzburg 740; Hesler
apokalgpse 2712; Oswald v. Wolkenstein 96, 71 Schatz
(verdriess) ; daz was ein frier human
der vil selten ie gewan
dehein gröz ungemach.
armer Heinrich 270 ; vgl. oben sp. 5953 .
manege riuwe gewinnet (var. schaden)
der hazzet daz in minnet.
Freidank 100, 10 W. Grimm;
ebenso Winsbeke 66, 4; Friedrich v. Schwaben 3336; Hesler
apokalyp.9e l5iSi; J. Rothe passion 248. 1731;
si muose gewalt od vorhte hän:
nu gewan si vorhte von drö. Iwein 7709;
ebenso Daniel 3593; ähnlich (angest) Eneide i9i, 22; Nibel.
2048,4; Stricker kl. gedichte 4,122 HaÄn; desgleichen (sorge)
urstende bei Hahn 124, 8; Nibel. 419, 4; Jörg Wickram
Albrechts Ovid 9,9; Ottokar 953 (grüs);
got weij wol von himele, an Sifrides tOt
gewan ich nie schulde. Nib. 1037, 3;
ebenso Iwein 8106 ; Tristan als mönch 1595. 1646.
dj) so verbindet sich gewinnen am ende gerade mit dem-
jenigen Substantiv, das neben gewinn als contrastbegriff
beobachtet wurde, vgl. sp. 5888:
der den grOzen scaden da gewan,
daz was Alexander und sine man.
Alexander 4608;
ebenso Heinr. v. Veldeke 129,23 {var.); Iwein 7368; Wi^a-
/oiÄ 7422. 3'.'21. 1172; JVtfteZ. 2093, 1 ; 1935,4; 20(M), 3; 2008,2;
210,4; 236,2 {var.); Parz. 656, 24 ; 664,18; Willehalm !,t,%;
Walther 120, 29; Reinmar v. Zvveteh 275,12; 84, 6;
C. V. Ammeniiauskn schachb. 9041 ; Barlaam 14, 21 ; Parton-
opier 3474 j Daniel 5708. 6468 ; Friedrich v. Schicaben 1640 ;
ich gewinn es schaden oder frommen.
Tristan als mönch 914 Paul.
5)) eigentlichen absoluten gebrauch hat die mittelhoch-
deutsche periode für den begriff der besitznnhme kaum
ausgebildet, immerhin hat sie eine reihe von Wendungen
entwickelt, die zum ahsohiten gebrauche überführen, hierher
gehören Verbindungen mit objecten allgemeinsten inhaltes,
der durch pronominalformen nur angedeutet ist; unter-
liegen diese nun den Verschiebungen zum adverbium und
zur satzpartikel , so loird das object hier auf rein mecha-
nischem wege verdrängt.
a)) entwicklungsgang bei indefiniten pronominalformen:
er schupfte starke und drabte,
daz er vil lutzel üf gehabte,
swaz er von dem orse künde
gewinnen alle stunde,
unz er kam vur das palas.
Heinrich v. d. Türlin kröne 11099 Scholl;
ebenso (so si meist . . . gewinnen mähten) Lanzelet 2024;
desgleichen Erec 815 ;
der töre sere minnet
swaz er mit n6t gewinnet,
und swaz er sanfte möhte hän,
daz lät er lihte hine gän. Freidank 82, 27;
ebenso Gudrun 940, 4 ; Iicein 5732 ; Alexius 751 ; pfaffe
Amis 357; Jansen Enikel weltchronik 7097; erzähl, aus
altd. handschr. 641, 24 Keller;
wirt
?:ib uns geleich
rflstuck reich . . .
du darft nit fragen
der solt uns gewinnen (^handschr. vil gewinnen) !
gib iedem knappen
ainen trappen. Hätzlerin 1,91, 64;
ebenso altd. pr ed. 1, 118 Schönbach; Ottokar 13175 (lutzel).
it daz er drinne iht gewinnet,
daz sin senunge minnet. tochier Syon 2926;
er was von dem herre und man,
von dem sin vater nie niht gewan.
Gottfried Tristan 5620;
er wirket niht vergebene,
den man niht gewinnen siht.
Daniel 8135 ; ähnlich 4254.
h)) demonstrativ - U7id Personalpronomen .-
swelch künec der milte geben kan,
si git im daz er nie gewan. Walther 17, 8;
ebenso schon Alexander 7170 ; desgleichen Freidank 41 , 27 ;
Daniel 7iib; ähnlich Hesi.eix apokalypse l&i55;
der hsete daz daran gewunnen,
man sprach, er waere entrannen. Daniel 7115;
ähnlich 3. Rotiie Elisabeth 2, 2090 Mencken;
es ist ein ding, des menlich begert,
so man.« gewint, so ist es unwert.
Boner edelstein 19, 2; Ammeniiausen 17059;
unz sie ez gewunnen also guot,
daz man sie gerne werte. Daniel 6644;
ähnlich Faernand v. Erfurt Heinrich u. Kunegunde 3*2.
c)) so liesze sich im folgenden die Unterdrückung des
ohjectes erklären:
ntt tuot als ich iuch bite:
diu siben ros nemet ir
nü ze gelte von mir.
der wirt neig im an den fuoz.
als ein man gewinnen muoz,
s6 wirt er herzenliche frO. Erec 4020;
anders bei der zusammenstellwng milJ verlieren, deren formel-
hafter Charakter schon zur kürze drängt {vgl. oben sp. 5939) :
in hat unsaelec getan
aller sinen sselden wän :
er hazzet daz er minnet,
und vliuset so er gewinnet. Iwein 7074.
h) sonderformen der gescliäfts- und Verkehrssprache.
a) die rechtssprache :
l)) schon aus dem rechtsstreite entspnngen Wendungen
und Verbindungen, die als untergrurul der bedetitutig einen
wettkampf bloszlegen lassen und dann weiter zu allgemeineren
begriffen überführen, je nach der art des objectes, mit dem
sich gewinnen hiebei verbindet, ist mit den bedeutungen
besiegen, überwinden, überführen, vor gericht fordern
oder erstreiten, erwerben, herbeischaffen zu rechnen.
5957 GEWINNEN It.b.a (in der rechiatjtrathe)
GEWINNEN \%.h.m (jmdtr rethtttpraeht) 5958
i
für den eigentlichen reehUttreit komwun kauptsäehlieh dit
Verbindungen mit einem aeeumliv dM objtet» in bttmekt.
die kenmeichtiung de* gegentpieUra im ptrttnl. düHv gA&rt
zu wenig der f/esomieren »Hlform der r«ekU»prmeke an, um
hier erledigt tu vietden (vgl. einem «tWM angewlnnen
II. 1); duji gleiche gilt für eimdn« bdtgt mm i^ttoluttn
gehrunch. die alle auf andenotitif »rOrttrtt i^ptn %mmni
du gewinncitt lichte, var. nt : din gewtn lecht (an rade-
liken worden), richttteig landr. eap. 4; tu gewinnene und
zu verlinene. urk. v. 18S> Haitau» 718; ob e« b«*chehe,
da;; du mit gerillte gewunnevt und mRohtest d«{ inen
in vorbruiulc. U. Mkiihwin v. d. tteei mamneM 8M Lauehert;
geworket unde gewunnen mit ordel unde mit rechte.
Jlatneler urk. v. 1A9S (quellen t. geaeh. Nitdartathsm» 10, IM),
a. auch II, 8.
o)) daa object der peraon.
a)) tuuächat kennzeichnet m dm gegner, der im rechts-
atreit, im procest verfahren, übei-wunden vnrd: »vcne man
vor gorihte scUldegct in «in untwerde, wert he ding
vlUchtich, he is in der klage gewunnen. Saehaanap. landr.
>, 46 Humeyer; ive so ok begint lo anlwerdene , unde
Wirt imc cn ding geleget mit ordelen, ne kunil he nicht
vore, he is in der klage gewunnen. s, » § t. gant ähnlieh
8, » § 1 ; 8, 89 § 8; 8, 11 § t : Ktilmiaehea recht 8, 58; ebenao
(her ist in der schulde gewunnen) 6, 68; aäeha. lehnreekt
66,4; gewinnet he in also mit dem eide, so sal he im
leisten in demo dinge. Virifierger atadtreeht l,tt; bekennen
si des, day, he geHworcn habe, als reht ist, so ist der
dip gewunnen. irvellct »her lir an dem eide ... so ist
der dip genesen, i», i». vgl. auch 80, 6 (der in uf den
heiligen gewunnen hat); nicht ne mut ok de vrone bode
pandon, he nc werde mit ordelen dar to gewunnen (i-or. ;
gewunden, vunden , gebracht odder gezwungen u.a.),
Sachsenapiegel landr. l, &S §8; do clagete der Romsch
konig zu Ungern über den selben Sohallaga Niciäs im
lantrechten und er gewan in mit recht. Kiikiiiiahü
WlNDKCKK geseh. kaiser Sigi.nmunds (üOOi 17ti Altmann; do
sU alsus ctwie lange behüte worent und dar, gemeine
Volke vaste über sii ergrimmet worent . . . die meistere
und der rot . . . woltent sU nUt verteilen an den dot, stt
mohtcnt .sü danne mit rehtem Urteil gewinnen, wände
sU wollont niit wider den trostbrief tdn. den die Juden
hcttenl von der »tat. Ci.osknk», *. d. stiidteehron. », tw.
fi)) da die alteren rechtsrrrhiilttusae schon der einleitung
eines procesz verfahren.^ numnigfaehe hinderniaae in den
irfff legten, so galt der gegner vielfach ala überycundtH,
wenn es üherlmupt gelang, ihn rechtlich tu atMen. hei
solcher auffassuug trttrde für die bedetttuug von gewinnen
ein anfaiigspunkt in der reihe der hamllungen maat-
gebend, die da.s verbum sonst im endpunkt zusammrnfastt.
gewinnen geht in die bedeutung Vorgericht fordern über:
wie man den vridebrechon gewinnen sal in einem andern
gerichte. überschr. zum Saclisen.tpiegel landr. i, 11 {Leipt.
handachr.) M'eiske u. Hildebrund ; und also sul und mag
ein iedich man. in der vorgennnten stat zu Kabensburg
vor dem gerichte seinen diep oder rouhor ewigclichen
gewinnen, privil. Karls IV. an Hatensburg l».'>4 Itei LC'Nit>
reichsarchir u,2ib*'. da:u vgl.: zum erstenn were. das
ein man bossheit getlion bette mit fursatz die an das
periccht gehörend der ein freischolT were. den solt man
verpottn und gewunnen als recht ist; wer er aber kein
fieischopIT. so mag man über in riechtn on aller verpott
irttifphäl. gerichtsordn. v. l.%47 bei Hahn 8,60«; daztt vgl.
Hai.tal's 7U.
;.)) im gegenaata dazu atehen typen einer hedeutungaver-
engentng, die von tielbeatimmungen und noch hiiußger von
niipellativen im object attsgeht : mit süsgedanen tii^iii ne
iiiucli nver neman den anderen nicht to gewer^n gewinnen
{rar. brencgcn oiT g.). Sitch.tensp. landr. 3, 4 $ l ; der mm;
iu selbe sweren unde den richter gewinnen, mac aber
he nicht gesprechen . so muj sin wip sweren unde den
richter gewinnen. Freiberger atadtrecht 30, 4; wint man
ok bürge binnen gelovcden vrede. Saehaenap. landr. 8, 9 §8
(gewinnet Leipz. handschr.).
f)) aus dem rechts retfahreti ttceigen a^tch vertcendungen
des verbtitns ab. die dem einfachen begriff der besitinahme
tu.otrehen : wirdet ein man irslagen. der eilende ist . . . den
sal der burgermeister la;en ufheben unde der voit der
IV.
lal in vorderen, «Im reebt ist, «b d« wo nimant ist,
der in gewinne mit d«n «ids. ßMtmrger atadtrecht ao, i.
auch in /olgenden Windungen tat «in reehtaverfakren teol
vorauazuaetzam : ob msn «inen lamen man z« iuunpfe an
sprichet, der nieht Vormundes hat . . . der rihter sol von des
lamen mannes gat« «inan kawpban fsviniisn. Stkwnktn-
apieget eap. « Qen^; m «oImi 8ntkmm»fit§d lanär. t, m
{i > (dat b« dar vonnoiid«i med« gewiaam); itoM dar
ainem vowpwwhar fawtnt obn« des riebtors «rUBbaoas.
I^larr. taeiaik. «.M (SfiHal W.jakrh.): ne maah dia Um«
man ... ein recht to dun, he gewint to Vormunden, svs't
vor ine dun wille. Saehaenap. i. 4« %$, andere dagegen t «g
sol auch der rUger gewinnen den botlan. dar e% dam
gebaure kunt tO , der da beclagt ist. Sürnhmgee getimi
Ordnungen an Baader, auch die bedemimng luriistliolaa, bar-
beischafTen (rgl. ep. m§) kekrt iet eimer ei§mmrti§m rsaXt-
formet tdedrr manschaft mAj d«r nua wol aof w baUifsa
behalten der im der lierr« bssaft 8«lb« maj «r aber dl«
heiligen gewinnen, apieget deuiaeker letUe Mar. 1 177 JWsfcar
e. 17t: dae gtmeke eekeek Sntkaenefiegd Uhmr. 64, t: ssir
eaeke vgl. R. Schrokobr d. reektägeeek.^ § 87 omm. M.
b)) aueh für die vtrbindung mit eäiklitkem eigeä geUen
die meisten der eben für da» peraBnIieke »Igeei /eetgeettUtm
gliederungagrilnde : einadne geganeätte epitten aiek kimr moek
unverkennbarer zu.
a)) dia Verlegung dee eduaerpumktee eu^ da» emfemga-
atadium eUM muf den mhatkluee dat iwkItah'nUm (lyf. f»-
winncn ^ vor gerieht fordern) wtrrf «• dar
eine khtgc gewinnen trirksam, die nickt so i
atreitung dea klageinhaltea, als dem anbringen der Umge giU :
dise, di di erste klage hat>en gewunnen. Freiberger »ladt
recht 17,4; swer sich anders riebet, danne hievOT («■
schrieben ist, swatz schaden er darumbe Jemaaa« tot,
den sol er jm zwivalt gelten, und swatz sehadaa jm
geschehen ist, der soll gar verloren sin. und sol niaUDCr
<icheine clage darnach gewinnen, kaiaer ttudolfa ertter
reichsabschird 18M7, erneuert 1891, bei Lbhmank Spoir.
chron. !tM'; r^/. Hai.i Ai'K 714. ähnliekee gilt auek von den
i-erbindungen wergeld, schuld, basze gewinnen, die niekt
eo sehr auf den enterb dea kldgera, ala at^f die enttektidmng
dea richtera zielen: uppe wene die klegere wefCfelt od«r
bute gewint vor gerichte. uppe den hevet ok de richlere
sin gewedde. of hc it vorderen wel. Saekeenap. landr. 8.W
§ 10; aäekeiackee leknreckt 66,6; ebenao riektateig lehnreekt»
87,7; der so einen scheppen «trofet uf der bank. her
gewinel sine buse einen vicrdung und der richter sia
gewette. beschuldigit abir ein man einen schcppbaB so
das orteil gevolget ist. so haben si gewunnen all ire
busse und der richter sin gewette. Kulmiaekea reekt >, S;
ebenao 8,71; ähnlich achon Sackaenap. landr. t. *l $ f ; is
aver he umme scult beklaget, die noch nicht up ine ge-
wunnen n'is (rar. gebracht . erzeuget). Sackaenap. landr.
8, 10 $8; sweme man icht gelden sal, die mut is waidea
wente die sunne under gal , in sines selven hos oder
in' nie nesten hus des richlers, dar dat gell gewunnen is.
3, 40; ganz ithiilich 1, 65 § 4. dattt rgl. - orir virtein nacht
sal man scult gelden, de man vor gerirhte gewint («er.
nomet) 8, 5 § >. Je mehr aiek dieae hrdeutung rea ge-
winnen auf daa formale - die anerkennung de» f«dU«-
an.fpnirhee — eineekränkt, uen s» n»tm»digm «sardM msim
auatlrttek»mmel, di» d»n prmktieeken erfilg — di» mw-
führung de» reektaenteekeidea — k»nn»eiekzien. »a ßndtn
*eir in aekieeiierieeken. «Uäeeiaeken uttd bagriatken paetten
viel gebraucht daa compositum eingewinnen, die boss« da-
gewinnen: und heissen ze stund ingewinnnen fünf scbilliaf
ze böss. Züritker etaätbOeker 8. 1X1 ; vgl. helfen in ge-
winnen. Zürieker riAtehrirf (e. ölten ap. asss); und sol der
vogt dem kleger sin geltschulde und sin busse, und dem
gotzshuss sin busse in gewonnen. Mrietkum r. Birwteaa-
dorf 1817 (Züridi), a. weiatk. l.s»; «ieiwo Zitritker etadt-
büeker 1,80: ebenso (IS80 l'nterelaaa») tteietk. 1, flW: daj
chain gastgeb oder purger chainem gast sein gelt eingewinn
mit der stat rechten. Münekzter atadtreekt art. 888 Auer;
deagl. urhinde r. 1339 bei SiZUÖPrun t,iU. emdera ein-
gewinnen tkeil 8. ap. 191.
/f» je abatraeter dae objeet, um eo mekr tritt dieeer
unterschied ttriaeken formalem und wsliiirffiai eafUg st»-
riiek, um ao ackttieriger aber med m mmek, di
874
5959 GEWINNEN I 3, 6. « (in der rechtssprache)
erstreiten und erwerben auseinander zu halten, die Ver-
bindungen mit einem und demselben object neigen bald atif
diese, bald auf jene seite. vgl.: nieman ne mach ene
rechte gewere gewinnen mit lenunge oder mit sattunge
noch mit aplatene an enes kindes gute, sächs. lehnrecht
26, 9 gegen .- man ne sal niemane wisen von sime gude, dat
her in geweren hevet, ime ne werde die gewere mit rechte
afgewunnen. Sachsenspiegel 2, 70 ; — ebenso vgl. : der knecht
gewinnt urtheil vom herrn, nicht der herr vom knechte.
Immermann {gericht ■>: St. Petersburg 6,2) 15, U9 Hempel ;
gegen: der het sich zä seinem meister verdingt für
20 duckaten, er solt in leren in seiner kunst, das er auch
an dem rechten künt reden, und wan er ein urteil gewinnen
solt er im die 20 ducaten verfallen sein. J. Pauli schimpf
u. ernst (cap. 119) 88 Österley ; — vgl. auch: nempt mug im
recht gbinen an. Sterzinger spiele (Wiener neudr. 9); nu
hab ich das recht gebunnen. ludus solat. bei Keller fast-
nachtspiele 1003; kummet . . . darzü, dasz er selbst unrecht
gwünnet. Zu-ingli 2,2,3; gegen: das meister-, bürgerrecht
gewinnen u. a. sp. 5962. — vgl. : ein fürsprecher, nach dem
er vil handlung gewunnen. Bebeis facetien deutsch G3*;
aber er gewan kein sach, seine Sachen da er ret, die
gewunnen al wegen unrecht. J.Pauli schimpf u. ernst 89 ;
gegen : da gewan sein gesel ein sach vor im zu schaffen. 90.
anszerdem vgl. .- si , das mich sin botschaft nit gön löss
... so gewin mir lenger züg, als mir . . . uf morn ain rech-
tag gesetzt ist. («ks 1457) bei Stein hausen privatbriefe
1,367; v^L die rechtfertigung gewinnen. Ay heu. histor. pro-
cesz (2, 6) 543; die Instanz gewinnen, ebenda u. a. vgl.
einen procesz gewinnen u. a. unter II, 2.
y)) bei concreten objecten kommt die beziehung auf einen
vorhergehenden rechtsstreit nur selten gegen die über-
wuchernde Vorstellung der besitznahme auf: ist abir, dag
ein ugman ein pfert anvangit, der mug . . . den selben eit
sweren. ... so haben si dag pfert gewunnen. Freiberger
stadtrecht 9,3; war ein gast . . . stirvet in der statt thü
Dorpmunde . . . dar zolen dei neesten erven dat hervede
unde gherade opboren, wan sei dat ghewinnet na der
Stades rechte, grosze stadtbuch v. Dortmund § 19 Frensdorff.
2)) der begriff der besitznahniie (gewinnen, erwerben) in
der sichersten und sinnlichsten fassung ivird vor allem
von den geschäfts- und verkehrsformen der rechtssprache
getragen, ergeben .tich schon hieraus mancherlei beein-
fiussungen, so kommt noch in besonderem masze die ein-
wirkung des formelhaften stils hinzu, die an unserem,
verbum in der geivohnheitsmäszigen Verbindung mit haben
und anderen die bedeutung des fortschrittes, des Zuwachses
entwickelt und steigert, die Verbindung mit persönlichen
objecten wird von dieser formel wenig berührt: sveder de
man sone hevet eder se dar nach gewinnet, var. z. sächs.
Ieh7irecht 31,2 Homeyer; were auch sache, dag wir, unser
ametman und unser dinere, di wir itzund han oder ge-
winnen, der vurgenanten unser stede unde bürgere vigen-
den nemen kuhe, schaiffe oder phihe. Urkunde von 1393
(vgl. Limburger chron. 145, 24 Wysz); allen unsern vitz-
tumben, pflegern ... die wir ietzo haben oder furbas ge-
wingen. Urkunde v. liSl, monum. Boica 8,216. U7n so reich-
licher zweigen die entwickhing s formen von der Verbindung
mit sächlichem objecte ah.
a)) am, vielseitigsten zeigt sich die Verbindung gut (guter,
land) gewinnen, bei der für einzelne Verwendungen, die
loir aus secundärer entioickhmg erklären, wiederum mit der
grundbedeutung von winnen abzurechnen ist.
«)) die breite masse der belege fällt in den oben gekejin-
zeichneten rahmen der bedeutung erwerben im gegerisatze
zu besitzen : trit ein burgir adir ein andir man vor richter
und vor scheppen in gehegit ding in uwir stat gerichte.
und gebit und vorreicht sinem bruder und sinen geerbin
allis das gut das her hat ader immer gewinnet. Kulmisches
recht 4, 20 ; das vor und gestanden hat der ersame Lutke
von der Nysse . . . und reichte uff recht und redelich alle
sine guter, di her hat adir immer gewint in dem Bres-
lawuschin furstume. urk. v. 1389 bei Meitzen urk. schles.
dörfer 35 ; quam in geheget ding und begavede Hanse,
örme rechten werde, alle dat sie nö het unmer mer ge-
wint, it sie an varnder haue oder an welkeme gäde dat
sie und an gerade. 3. HalliscJies schöppenbueh 584 Hertel
1,277 und so auch in allen entsprechenden iirku7iden; zum
GEWINNEN I 3, &, « (in der rechtssprache) 5960
bairisch-österr. vgl. : all ihr hueben die sie nun haben und
hinfür gewinnen. (Spital 16. jahrh.) österr. weisth. 6, 54.
/?)) auch auszerhalb der formel behauptet sich diese vor-
.stelhmg des Zuwachses auf dem gebiete des familien-
rechts, worin sich gewinnen eng mit erringen berührt:
stirbet ein man und leget eine vrowen . . . unde leget
erbe unde gut, dag si mit einander irerbeit unde ge-
wonnen haben. Freiberger stadtrecht cap. l § 7 Ermisch;
man unde wiif, dei echte lüde weren und hedden eichte
kindere to samene unde hedden gud gewunnen unde er-
worven. Dortmunder urtheilsbuch § 55 Frensdorff (Hans,
geschichtsqu. 3,122); dair ein mann hefft gehat twee offte
dree echte frouwen, und bi einer jeder kinder gehat, und
hefft dairmede guet gewunnen, de erste frouwe starvet,
und leth kinder nae, de ander frouwe stervet oek, und
leth kinder nae, und bi der moeder tiden guet gewunnen
is . . . so nemen de kinder van der ersten frouwen, und
der andern frouwen, dat gewunnen guet tegen den vader,
wat bi eines jeden tiden to gewunnen is. ostfries. landr.
(2, 109) 409/410 V. Wicht u. a. ; was ligende guter ist . . . dag
iedweder tail vor der ee gehebt hat, dag sol beleiben . . .
was sie baide mit ainander gebuwen oder gewunnen haben,
es sie ligents odervarents dag soll . . . der frowenhalb den
dritten tail haben. (Münsterthal li2'/) österr. weisth. i,3ö3;
dasz . . . zwai menschen ehlich zusammen verheirat
wurden, die beide nichts betten . . . aber vil oder wenig
guets , bei vnd mit ainander gewunnen, erübrigten und
ersparten. Tiroler landtsordn. v. 1603 (3,20)41"; erkobern
oder gewinnen . . . de societate, quae est inter virum et
uxorem, respectu conjugalis acquestus. C. Besold thesaur.
pract. 320 Dietherr; wem das in währender ehe errungen
und gewonnen geboret, ebenda (aus Zorer); vgl. auch
gewonnen (s. d.) und errungenschaft.
/)) beachtensicert ist eine bedeutungsverengerung, die den
allgemeinen begriff erwerben (vgl. : hefft de vader oek
sülvest guet gewunnen eder gekofft. ostfries. landr. 417)
betrifft, er nimmt die engere bedeutung an: rechtmässig
erwerben (in gesetzmässiger form sich aneignen), der
ausgangspunkt dieser entwicklung läszt sich noch in Ver-
bindungen des verbums mit entsprechenden bestimmungen
nachweisen: ist des nicht, so gewinnet der erste cins-
meister die hovestat mit rechte. Freiberger stadtrecht 1, 24;
so bite he iz uf unde gewinne iz, alse recht si. 1,25;
das pfert hat he rechte unde redeliche gekoufet mit siner
wol gewunnenen habe. 9, 4. vgl. auch: den wol gewonnen,
erworbnen und erkaufften gütern. Besold 320.
in dieser entuncklung nimmt Westphalen wiederum die
schon bei gewinn (s. 0. sp. 5880) bemerkte ausnahmestellung
ein, indem es das verbum für eine vorübergehende eigen-
thumsübertragung verwendet: die lehenrechtliche form,, die
später zur pacht überführt (gewinn = pacht, miethe) hat
die Verbindung zur band gewinnen entivickelt, von der
sich dann das verbum mit der neuen bedeutung ablöst:
item wanner ein hoffsman sein hoeffsguid zur band ge-
wunnen ind geworven von dem herrn off scholtisz , so
sali hie dem herrn off scholtisz . . . einen eidt doen. hoffs-
rechte v. Eikel, s. Grimm tceisth. 3, 36; band gewinnen ist,
wenn ein leibeigener verstorben, dasz der erbe des ver-
storbenen recht an sich lösen und bringen musz. Job.
Hier. Hermann jur. lex. 1 (1739), 480" ; hierher gehört wol
auch: hedde ein man to jarmalen land gewunnen unde
hedde dat körn, dat dar oppe stonde, vort verkoft enen
anderen manne. Dortmunder urtheilsbuch § 57 Frensdorff';
und liesz den erbpächter dieser form wegen, alle acht
oder zwölf jähr von neuem pachten; wie dieses die vielen
colonate, welche alle zwölf jähr von neuem gewonnen
werden müssen . . . beweisen. Moser patriot. phant. (über
die Osnabrück, zehnten) 4, 373.
allgemein gilt gewinnen für die freie, auch in ihrer dauer
grundsätzlich nicht beschränkte besitznahme • hier erwachsen
ihm Synonyma, die in die ältesten und einfachsten formen
der landgeioinnung, in die rodung und Urbarmachung zu-
rückweisen, die aber für.die grundbedeutung unseres verbums
nichts besagen: ungewunnen land sve dar over veret (var.
tribet), it ne si en geheget (var. gewunnen) wese, die blift
is ane wandel. Sachsenspiegel landr. 2, 47 ; sve so unrechten
wech sleit over gewunnen (var. geeret, gearn, gevruchtet)
land. Vor iewelk rat sal he geven enen penning. 2, 27 § 4;
5961 GEWINNEN l i, b. a (in der rechUtprache)
GEWINNEN li.b,ß(mder berffmatmaprache) 5962
ire guetter ... als n«mlioh das dorf . . . mit allen gnaden,
rechton . . . mulcn, mulatcten, wegen und siegen, gewannen
und uiigcwunnen. urk. v. tSM bei Ki.lNOKii dorf- u. bauten
rechtete 3,177; ilazu vgl.: gewinnen, aepire, elaudtrt {er
achloaaeH mm dein Stichsrturpiegel). SciiKKzOliKHl.lN l.MM;
ein guwunncii wese, piatum arptum; geheget wiset. ebeniia.
der tuMtininenhung , in den irieh diese lielege ein/tigen
lieazeu, rechtffvtigl ea, tcenn wir alle dieae Wendungen mit
atimt der parallele gewinn, lubor, die IIai.taum eraehliaut
(gowiuuinn (!iit, bona noatro labore aequitiia), aus MOim-
dürer enttcicklung erklären, attf winnen, laborart tat dit
Utttert ao xoenig znrilcktuführen ala die formeln irarbeit
unde gewunnen, gcbuwon unde gewunnen; gewunnen.
erübrigten und ersparton, a. o.
b)) nicht ao häitjlg iat die formellu^f'te ttuammenatellung
von haben und gewinnen neben einem abatraeten objttt,
daa einen beailztitel, einen rtebtaanaitmrh kennteichnet.
n)) also das wir ... itz , noch hinfür hintz dem be-
nanton vicrtaii atlor seiner zugohörung, dhain ansprach,
vordrung, eribschalTt, noch rechten nimer mer hnbon,
noch gewinnen sullen noch wellen in dhainer wfis
trowlioh und ungovorlich. Urkunde v. nn, a. monum.
foica 4, 876; wann si darunib an aller stat alle ire recht
behabt, gewunnen und erlangt habcnt, und wir gein in
verloren. :i37 ; wann ouch ein meisler an einen gesellen,
oder ein gesell un einen meister oder ein gesell an einen
andern gesollen einicherlei ansprooh gewinnet (Hier hui.
Straazbnrger annbruaterordnung v. 1465 Brueker lA; ty^
auch: oz soll auch kain burger briere gewinnen, daz er
niht rehles halten sulle vor dem schulthaizcn zu NUrein-
berg . . . und swer der were, der der briefe, die also vor
diesem gesetze gewuncn sint, geniezcn wolle und niht
rehles haben wolle vor dem schullhaizen, der nutz
geben an die stal dreizick pfunt haller. Nürnberger
poliseiordnungen 80 Haader.
ß)) das si niemtml goirrel hat in kauf oder zu ver-
kaufen nach ir notlurft, damit si herrschafl dienst und
ir fordcrung gewinnen mUgen. {pfarröffn. v. Breitenbuch)
öaterr. tceiath. 2, 124, ebenao {Lieafelden 1&63) 8, 867; ist ouch,
daz ein burgcr diz lantgerichte gewinnet oder wer es ge-
winnet, der niuz schozzcn oder wachen, zu dinge gen
unde alles des rechtes pllegen, des ein ander man pfligcl
der stat zu rechte. Freibeiger atadtiecht ü33; darnach sol
nieman mines hcrren knchte beklagen, wände vor ime,
und mag ers im gobesscrcn, wol und gut, mag er dej
nut, er sol ime den urloup geben, das er sin gerichle
gewinne swa er muge. toeiathum des Dinghqfa iu Ebers-
heimmiinater ISSO {ünterelaüai) weiath. l,67S;
da; der kunic zuo dem mftl
fUer gvn Wtjonburc zetal
und ouch diu kunif^inne.
dft sold er pi'winne
kiiniee.<< roht (rcnr.lirh
mit krönunc und mit wtch.
Ottokau iifterr. reimchrnn. 41800 Seemtäller;
die vr&(:<*n in beguonden
von ftventiure maere.
si sehen! das ■'^ht d& wnre,
ze hove a; weder wtp noch man,
* der hof stn reht eewan,
ftvenliur 86 wcrderiJch. Port. 648, 80;
die schuworchtcn unde di gerewer haben ouch eine
innunßc mit einander hi in der stat , also da; nimant
gcrewcn noch schuwerc wirken sal, he habe ir innunge
gewunnen mit cime halbe pfunde; der geburn vumf
scliillingc den bürgeren unde vumf Schillinge den ge-
werken, unde wcichis mcistirs sun sin werc gewinnen
wil, der gibet niwan vumf Schillinge, di sint halp der
burger unde lialp der gewcrken. h\eiberger .ttudtrecht »48,
ähnlich 241. 24«. HaO; der soll das werk von neuem zu
gewinnen schuldig sein, neu revidirte tcillkür der atadt
Danzig {i7ül) 65; wer ouch fi'irba; me dehein zunft ge-
winnet hie zu Spiro, der sol sweren zu den heiligen ze
haltenno alles da:;, da^ dirre brief besaget, dem gezunfl-
meister, der dannc ist in der gezunfte meisler, die er
gewonnen hat. urk. r. Sjieier r. 1327. *. z.f. geach. Oberrk.
17,43; das meisterrecht gewinnen, jM.T.wr nidf/rf. Schwan
1,746», ebenso Hii.PEHT 8,1,464* (to be made a freeman);
keiner kann für gros;üährig gelten, mcisterrcchl gewinnen,
gewerbe treiben. F. L. Jahn {deutath. volkath.) 1,»*; da
▼er mugent sfi sehürmen die burger iQ jetjui tint, oder
ander statt, da sD bie nach burgrecht gewinnen mSchten,
oder lanlfriede, da tfi inekhomnien mOehlent, oder darinn«
•u danne werent. urk. v. Atpirapaeh |3M bei Br.souo
doeum. r«diviva . . . Wirtetnb. tut; man liat auch gesetzet,
dag «in ieeliob imideknecht, swie er genant ist. der
meiitar hie warden wil, der sol vor burckreht gewinnen.
Nürnberger poUteiordn. iJW Baader; anno domini ta«4 den
18. tag octnbris hat Veit Schaps bürgerreobt albia xu
Trautnaw gewunnen und balde das wachregfatar Imh
kommen. Simun HOttki. ekron. v. TratUmau vn Sekte-
einger; das bUrgerrecht gewinnen, jua eivUrnÜ» adipieei.
STIRI.RH IM8; dasz die meinigen in dem fegenwlftiffen
augenblick das Frankfurter bUrgerrecht gewinnen Ut
eigentlich nicht unumgänglich nothwendig. Göthk («n
Sehloaaer. M. okt. IMw) brie/e 10. IM. tyf. «McA (I. t.
r)) in einzelnen /allen ffrei/l dum fm'mdk^flM verkimdmmg
mit haben sogar m Verbindungen ein. die das twiftiiw dir
blosten tpntaktiMhm ßsneiitn et^tükren .- daa vir ina oad
Iren gewerken, die fie icz haben und noch zu ine kernen
mögen in künftigen Zilien, wie die dan namen lian oder
gewinnen . . . ellich bergwerg . . . verlihen wellen, urk.
V. 1476 («. teitaehr.f. geseh. d. Oberrk. t, 4A); fraou so berg-
Ordnung v. Freiicaldau lflJ9, cod. 8iUs. tl,9 u. a.; das man
in der stat diheinin bu iimbe dihcinin vrevil noch di-
heine missehelle, die ieman widir den anderen hat odir
hie n&h gewUnnil, st/irin noch brecbin sol mit gerichle
noch ane gerichle. au/hebung der tüi^ su Kuffaek 1808
(xeitschr. f. gcich. d. Oberrk. 18, 81, vgl. datu: iming oder
stözz gewunnen. potiseiordn. von München r. 1S70 Westen-
rieder 6, 164* ; wo knechte oder knaben zweiflnge gewinnen
mit iren meistern. Landaiter urk. r. 1414; span gewinnen
Basler urk. v. 18S&, Straszburger urk. v. 18SX,- einunge ge-
winnen 1899 u.a.); was sach er fttrbas zu handeln hab
oder gewinne mit burgern oder burgerin zu Nitremberg
oder den iren, daz er darumb recht nehme vor dem . . .
gerichle zu NUremherg. Siirnbeiger jwlizeiordn. 85 Baader;
und wer' es, daz sie etwas hie zu schigken oder so
schaffen hellenl oder gewonnent Landauer urk. v. 1460
(zeitachr. f. geach. d. Oberrh. 17, 49) ; doch were das einer
oder me mit einer closterfrown zu tun helle oder ge-
winne in sponlzierens wise, der oder . . . Strastburger
verordn. v. 1480 Brueker 898.
ß) unter den eben beigebrachten Zeugnissen fanden sieh
auch belege aus der bergmännischen spracht, die im ur-
kututen- und gesehäftsstil breiten räum einnimmt, eben
diese berufaaprache hat jedoch in ihrem tedtnisehen betriebe
eigene gebrauehs/ormen des vrrlnttna enttcickelt, die gettgeni-
lich in einer und derselben Verbindung in einen gegensatt
tum reehtaauadrtick treten, vgl. atich die buchungen sp.hnt,
l)) die bergmänni-Hchen prägungen gehen tunäehsit vom
der gleiehung gewinnen, bezwingen aus {cgi. im beooaidem
oben sp. 5088; vgl. auch kobcrii theil 5. 154«), die sieh in der
besiehung a^f zechen, erzstufen, erzgünge u. äknl. weiter
entwickelt: auch wo derstickt und ertrunken cxecben sind,
die kein rad noch gepl geweidigen kon, oder gewinnen.
Schemnitierbergr. % 6 Wenzel; es seindt alhie drei gebQrge,
darauf man bauet: eines der Gulden Esel genandt. darauf
bricht viel erzl, sein fest oder hart, die muss man den
mehrenlheils mit feuer und groben gezeug gewinnen.
Christoph Strpprr gen. Koli.ino bericht über das berg
wesen att Reichenstein (c. 1509), a. cod. Sile.fiae 80. IM {nr. S81);
soll derselbig bischof gewar wem , was die Preidentä-
lischen crtz, die mit zimblicher costumb pei genoegsamen
holz und Wasser zu gewingen sein, von gold. Silber und
kupfer halten, urk. v. 1588, s. cod. dipl. Süesiae 81.68 (nr.Btt);
so ist der gang so vest, das man ihm mit keinem eisen
mag zukommen unnd gewinnen, das selbig wirtt aasz-
gehanwen. G. AonicouA vom bergwerk (5: ferro trartmri),
deutsch V. Bechius 88; aber ein vesteren gang . . . auch ein
Testen . . . gstein des bangenden . gwinnendt sie miit
sterckeren bergkeisen. 83;
sie (die berrileuf) spraohen Herr, ihr soH wol hoffen.
wir haben ein harten fclü antroffen,
den kflonen wir nicht bald j^winnen,
des wassert ist auch wr viel drinnen,
das mOaaen wir zum ftnlton fQren.
sonst wir fvdiefen eriz drein spQren.
ROUJIMIAGKN ftofcimemsder ^1, 8, 14) 1, IIS
ßödekt:
874»
5963 GEWINNEN l3,b. ß (in der bergmannssprache)
wir gewältigten also an diesem bergk zwei jähr, und
zum ersten kamen wir auff eine strecke, da wir nun
den Schacht auff 30. lachter gewonnen hatten, es waren
solcher schachte 5 . . . aufzeichnung Nicol. Staudes,
s. Chk. Melzer bergkläufftige beschreibung v. Schneebergk
(1684) 507; wann es aber auff der selten ist, so zer-
schlagen sie es mit feusteln, wann aber etwan im fürsten
bleibt, so gewinnen sie es mit schlägel und eisen. G. E.
V. LÖHNEisz bericht v. bergwerken (l690) 56; wie die gänge
und gesteine mit teuer gewonnen werden ... so nicht
wohl möglich, wegen der veste, mit der band und gezeug
zu gewinnen. Balth. Röszler hell - polierter berg-bau-
Spiegel 61»; ebenso 63'^ {anders: die verfahrne wände damit
losz zu gewinnen, zu zersprengen und zerschlagen. 61»,
vgl. oben sp. 59iS; deme man mit eisernem gezeug nichts
angewinnen kan. 75». 75^ u. a.); gewinnen (im bergbau)
erbrechen, gut gestein gewinnen, ist gut gestein er-
brechen. Jablonski 247'' (erschlossen aus Abr. v. Sghön-
BERG berginformation) ; ebenso G. R. Lichtenstkin ent-
deckte geheimnisse von bergicerken 71 ; in der mitte des durch
sinkwerke zu gewinnenden grubenfeldes. Krause zeitschr.
f. d. berg-hütten u. salinenwesen 4,289; ist z. b. das deck-
gebirge sehr massig und deshalb schwer zu gewinnen.
Ottiliae eJenrfa 8 B, 122 ; daher wird auf einem berg-
werke mitunter Jahrzehnte hindurch dasselbe flötz ge-
gewonnen. loB, 25; gewinnen oder erobern, das abbauen
. . .nützlicher mineralien mittelst der bergarbeit, welche die
erzgewinnung oder eroberung genannt wird. Scheuchen-
STUEL idiot. d. österr. berg- u. hüitensprache 102; die grund-
elemente eines bergbaues bilden jene arbeiten, welche
vorgenommen werden müssen, um das in seiner ur-
sprünglichen gestalt anstehende 'gestein' zu brechen, zu
zertrümmern, loszulösen, abzuhauen, oder wie der berg-
mann sagt, zu 'gewinnen'. Franz Rziha lehrb. der ges.
tunnelbaukunst 1, 1. nicht immer läszt sich feststellen, ob
dieser bergmännische begriff oder der allgemeinere rechts-
ansdruck (gewinnen, rechtsgültig erwerben) vorliegt, vgl. :
wer erbestollen adir gemessene berge gewinnen wil, der
sal si gebiten czu bestellen drie virczen tage czu kirchen
unde czu Strassen, deutsches Iglauer bergrecht (§ 9) 23
Zycha. der rechtsbegriff ist gesichert in: wo czwei lehen
in krige ligent kegen ein ander, und gewinnet eines
das ander mit dem perkmeister und mit den gesworn
leuten. zusatz z. d. Iglauer bergr. 35 Zycha; wie man erb-
taill mit clage sol gewinnen. Kuttenberger zusätze 37;
von teill gewinnen an hespeln und an lehenschafften.
ebenda.
2)) mit änderung des objects verschiebt sich auch dieser
engere begriff des verbums : das gestein und ertz wird unter-
schiedlich gewonnen. Balth. Röszler eo*"; womit das
gesteine weggehauen und das ertz gewonnen wird, ebenda;
da die schiefern flözweis, die kobolte aber gangweis brechen
... so müssen iene mit streben, diese aber mit oertern und
Strossen gewonnen werden. F. L. Cangrin beschr. d. berg-
werke in Hessen (1767) 69. schon das Schemnitzer bergrecht
liesz dem oben ausgehobenen satze den weitern folgen: und
wird das mit dem erbstollen gewunnen und weil er sein
recht darczu haben, das ist alles das, das er gewinnet, und
treugt und darczu onnemet . . . das gibt man im darczu.
§ 6 ; ebenso : und was er gewinnet mit slegll und mit
eisen . . . das beheltt er mit dem rechten. § 8; wir haben
in auch solich arbait gefreit, und freien in die auch
wissentlich in crafft diz briefs, also was si oder ir jeder,
darinne aerzt hauen oder gewinnen werden, das sullen
si Wechsel frei haben, bergfreiheiten v. Werdenfels (1477)
bei LoRi baier. bergr. 113^; und was auf solchem lengordt
ertzt gewonnen wird , soll beider gewerckschaft zugut
gehen, urk. v. 1529, s. cod. dipl. Silesiae 21, l, ebenso 60
(urk. V. 1538) ; 64 (1538) ; so sie (die gewerken) ir erzt ohne
der kunst hilf gewinnen möchten, (urk. v. 1533) 31 ; sovcr
die golt Silber und kupfer erzt in den letzt empfangen
grueben auf den Freidentalischen perkwercken dermassen
zu gewingen, wie ich bericht wurd, vor äugen sten und
sovil golt Silber und kupfer geben oder halten, als ich
darin durch die klein prob befunden, urk. v. 1538 cod.
dipl. Siles. 21,63 (vgl. dagegen: was man ihm von einer
huellen erz zu gewinnen giebt. Christoph Stepper cod.
di^l. Siles. 20,159);
GEWINNEN I 4 (Statistik)
5964
den bergmann musz man preisen,
denn er ist preisenswert ;
er gewinnt gold, silber, stahl und eisen
wonl aus der tiefen erd.
bergr eien bei Köhler aUe bergmanndieder 19 ;
vor der entdeckung des spanischen Amerika, brachten
die ergiebigsten bergwerke in Europa, . . . eine eben so
grosze rente, als jetzt die reichsten peruanischen . . .
wenn auch das aus ihnen gewonnene silber an quanti-
tät weniger betrug (though the quantity of silver loas
much less). Garve übers, d. Adam Smith (i, ii) i, 326;
der bergwerkseigenthümer hat die ausschlieszliche befug-
nisz . . . das in der verleihungsurkunde benannte niineral
in seinem felde aufzusuchen und zu gewinnen, preusz.
bergges. v. 196^ gesetzsamml. s. 707; zur abführung der ge-
wonnenen soole. zeitschr. f. d. berg-, Mitten- u. salinemvesen
4, 230; gewinnen (to get, break — abattre, atteindre) los-
arbeiten, überhaupt alles erlangen durch bergmännischen
betrieb. Gätzschmann u. Gurlt bergm. ausdr. (i88l) 45.
in einigen fällen ist dieser engere bergmännische begriff
erbeuten, fördern nicht sicher gegen den allgemeinen begriff
des erwerbens abzugrenzen, unter dessen einßusz die eben
besprochene bedeutungsverschiebung sicher begünstigt und
beschleunigt wurde, vgl.: also vil er mit seinem stellen
in der purger lehen über sich hewit; und was er des ge-
messen oder gewinnen mak, das beheldet er ledicleich
(ut quantum eo lucri hdbuerit). Iglauer stadthandfeste (% lO)
bei Zycha s.b; nicht was eczlicher wachende mit seiner
arbeit gewinnet, das das ein ander slafender und saumig
ane redlikeit mit gewalt behalde . . . (non ut quod quisque
vigilans laboransque lucri invenerif). Iglauer ius regale
montanortcm (1,2, § l) 47 Zycha.
3)) dem neueren bergmännischen stil ist eine wendung
eigen, die an sich auf den allgemeinen begriff erwerben
zurückgeführt tcerden könnte, die aber nach allem doch
ansprechender aus dem engeren bergmännischen begriff
abzuleiten ist: auch musz er (der bergmeister) darauf auf-
merksam machen, dasz in abgebauten räumen, besonders
bei rückwärts geführtem abbau, die Zimmerung, soviel
ohne gefahr möglich ist, unter aufsieht des steigers
wieder gewonnen werde. Nassauische instr. f. d. berg-
beamten v. 1857 (verordmcngsbl. s. 54); wogegen bei der
gewinnung des stempeis vermittelst des treibfäustels der
arbeiter während des schlagens eine kräftige bewegung
nach dem zu gewinnenden Stempel , also nach dem
punkte hin macht, woselbst das zusammenstürzen des
hangenden zu fürchten ist. Herold zeitschr. f. berg-.
Mitten- u. salinemcesen 3,60; der zu gewinnende Stempel
. . . wird von einem häuer hoch oben mit dem spiesse
gehalten, um ihn beim fallen lenken zu können und von
dem andern . . . mit dem grossfäustel herausgeschlagen.
V. Meitzen 5, 123.
4)) für die erscheinungen des formelhaften stils, die die
ältere bergmännischen spräche mit der rechtssprache theilt,
vgl. : dis sin di bergrecht . . . mit der stad unde der burger
ingesigel, eim iczlichen bergmanne czu vorlisen undec zu
gewinnen, überschr. d. dtsch. Iglauer bergr. 18. dazu vgl.
auch zahlreiche Zeugnisse für die abschtmchung der verbal-
bedeutung zur hloszen syntaktischen function : so aber in
solcher jarzeit die arbeit mit schacht eingehn, aber der-
gleichn einstecken gewunne, dardurch solch waschen vor-
hindert wurde, soll es an dieser zeit der freiheit nicht
abgerechnet werden, bergordn. f. Freitoaldau (1529), s. cod.
dipl. Silesiae 21,8; gang führet einen kurzen strich, ist
wenn er sich bald verliert, und nicht weit ins feld streicht . . .
gang gewinnet ein ander streichen, ist, wenn er aus
seiner stunde fällt. Jablonski (1767) 1,499» (fehlt I72i)
(vgl. 2, 1500*' gegen welchen theil der gang sein streichen
hat), dazu vgl. so gewint sich der stain ze spalten, so
gewint sich der stain klieben, Wendungen, die Schmeller
2"-^, 931 aus Münchner handschriften anführt und in denen
er gewinnt (<t«rcÄ beginnt ersetzen möchte.
4) Statistik.
a) die bibelübersetzung zeigt beim verburn ein ganz anderes
bild als beim Substantiv (vgl. oben sp. 5881^.). hatte Luther
dort de7i gebrauch stark eingeschränkt und sich dabei in
gegensatz gestellt zu den neigungeri der netteren spräche,
so dehnt er ihn beim verburn. nach den verschiedensten
richtungen aus. und da Luther selbst da, wo die neuere
5965 GEWINNEN I «. a (in der bibelübert.)
tpraehe mu ungutuUti unwert» verbum» obtreiekt, mit
Vorgängern treulich übereinttimmt (gant vtreinadtt auf-
nahmen B. u.), $0 ergiebt eieh für ihn ei» kKhtfttmkt in
der anteendung von gewinnen.
u) in den wendungfn. die detn kaut/ff <n— fl>WW. lint
die neuere bihelilhergrtxung »ynonyma vördrim§»m (m »elum
E<:k. vor allem aber KAirr/NCii); hier übertrifft LVTIIKH
in der bevortugung von gewinnen aueh »eine voraänger.
1)) für die Verbindung mit einem »äMiektm «iffteh (gß-
winnen, erIcHmpfcn, erobern) i»t muek äta tlkit MM-
übertettitng reich an belegen, die ni»d»rd»tii»ek» v»r»ion
noch mehr al» die hochdeutteh». Luthrh ilherHr\fft beide.
a)) übereinatimmung mit der hochdnitaehen ältärtn über-
»etaung : denn Plmrao der liiWiig in Hgypten war eratifT
komen und hatte Gasar gowonnrn und mit fewr ver-
brand. Lutiikh l üctfni^e 9, 16 (gewan E4inK«TKYN. Ko-
nuitoKit u.a.; wan QuRNTKi.. Ahndkm; halt gewannen
Züricher bibtl u. a.; nam ein Kok; hatte erobert
Kaijt/rcm); und wil sie wider für diese «lad bringen,
und sollen wider sie streiten , und sie gewinnen , und
mit fowr verbrennen. Lutiikk Jeremia M, n (gewinnen
E<i(iKRTKYN, KontiiioKii M. o. ; winncn Qukntki., Ahmikh;
erobern Kr.K ; einnehmen KAtn/.Hr.ii); eben»o (gewinnen
K<ik; erobern, einnehmen, nehmen Ka(;t/.nc:ii) Joeua
11. W; Sacharja U, V; l klinige i«, 1H7; Jeremia W. 14;
JeMfta vo. 1 iniKTKNiiKittiKii: einnam]; Daniel tl.lH \Xü-
richer bibrl, DiKTKNiiKMOKii : einnehmen]; Jeremia W,m
[gwunnen und angenommen Züricher bibel, Oiktkn-
BRnoER]; » Samuel. 18,86 [streit an die stad KaoESTRTN ;
bostrit DiKTKNnKKORn; stormden QtiRNTRi.]: — de»-
gleichen (einnehmen, nehmen Eck; erobern, erstflrmen.
In die gewait helcommen Kaut/kcm) richfer i, 18; 8 ehron.
88. IH; 17.8; 8 iSfimuf/. 5, 7 [nam Ahnorh]; Nehemia9,at
[genirmen Qiientki,, Arnors]; — de»gl. (erobern E<:k;
einnehmen Kai; r/.scii) Jeremia9»,a; Joettaio.Si; lo, i; S5;
richter i.S; Jeremia Bi.tH [einnemen Züricher bibel. ein-
nem und gewin Uiktkniikkok»]; ähnlich i cAron. 18, 5
(Kautzscii: erstürmte); Joaua 8,81 (Kautzkcii: besetzt
hatte); — deegl. (erobern bei Eck und Kautzscii) riehter
9, 4fi; 8 Samuel. 18, 87; 8 könige 18, 17; 17, 6; 18, 10; 8 rhron.
18,4; 15,8; Jotnin 19,47; — desgl. (einnehmen bei Eck
und Kaut/.scii) ;> Moe.3,M; Jo^tta \0,M; 11,10; Jeremia
87, h; riehter 1, 18; Buruch 1,8; Jeremia 80, 1 [hier und im
folgenden auch bei DiF.TKNliKldiRR und in der Züricher
bibel einnehmen); 32,3; Daniel ti.ib [gewinnen Diktkn-
BKit(>Ki<]; Jeaaia M, 1 [zehestreiten Züricher bibel]. die
fälle, in denen Ll'tiiku hier «« Ungunsten von gewinnen
abiceicht, sind anscheinend vereintelt: dorumb Josue der
gewan alles das birgig lande. Eihirstryn Jotua 11, 16
{cepit; nam Lutiif.h); ebenso Judith S,n.
h)) LmiiKK geht mit der niederdeutschen bibel über den
hochdetttschen gcln-auch hinaus: meist handelt es sich hier
um die concurrenx mit fangen , das von den alteren ober-
deutschen überaetxem auch in betug auf sächliche objecle
gebraucht tcird , hier aber bald \cieder turücktritt : Judas
hatte sieg und pewnn die stad. Ll'TIIKR 1 Mace. 5,8 (wan
schon bei QuKNTKi., Ahni>ks, dagegen vieng die stat
Eoorstkyn, KoBt'anKR xt. a. gewan bei den späteren.
erobert Kautzscii), ebenso b,M; Josua»,K; 8,19: 11,18;
Jeremia 48,1.41; .M), 8; 51,81.41. andere synongma stehen
hier seltener in concurrenz: gen Jerusalem, wider sie
zu streiten. Icundten sie aber nicht gewinnen. Lutiikr
Jesaia 7. l (verwinnen Qiikntki.. Arnhes; mochten ir
nit derstreilen Eoc.kstkyn m. a.); vgl. auch Judith 7, lo
(überwinden Eooestkyn u.a.); 10, 14 (behalten); Habttcuc
1, 10 (nenien). in einem fall trägt die hochdeutsche fassung
dem bedürfni.s der Variation rcchnung: so nim nu zu-
haufr das übrige volck , und belagere die stadt und ge-
winne sie, auff das ich sie nicht gewinne, und ich den
namen davon habe, also nam David alles volck zuhaufTe,
und zoch hin und streit wider Rabba und gewan sie.
Ll'TIIKR 8 Sam. 18,8« (6*» Qukntr!., Arni>k.s gewinnen,
wan ; dagegen vgl. .- umbieg die statt und vach si . . .
da; . . . die Überwindung werd zi^geschriben meim namen
. . . gewan si. Ear.KSTKYN). zu der bedeutung erheuten.
die tceder in der ersten, noch in dieser Miceiten gruppe neben
dem begriff erobern aufkommt, vgl.: das die Juden in
seinem lager gros gut, und viel wapen gewonnen. Li'ther
GEWINNEN I 4. a (tu der bibelüben.) 5966
1 Matt. 6,6 («bttuo QuBNTKL. ÄHNPU. genomniea Eoob-
•tryn, KonunoRR, abgenommen Kavtibch).
e)) Lt'TllKR geht noch utjer die nisdtnltiUtdia MM
kiiUM» ! in eimigen fälU» hatte die Alien nnitm im tuet
mmdtr» mMf§efm»H (t lami§t M. f : 4 JVo». ». »: HdUfr ff.M:
ft Mo». %, 4), tu m»ä»m «yaonyaM bevom§t (besitxen
1 Maee. n. 8; befrei fen 4 Mo». s>, 4t : f kOnig» 14, 7); in alle»
fällen hat der neue üb«r»eher (KAtTr-NClO erobern ein-
geaettt. an turi »teilen IM Li.'THRN ein »%tb»tantiv in dm»
verkum auf: wenn Babel gewonnen wird. Jeremia tu, 46
iähnliek Kautzsch; eaptiritmti», geoanfenachain älter«
fri'Mi; ein gedOltiger ist b«Mer denn «in «tarcker, und
der »eines muts hrrr ist, denn der atedte gewinnet.
»prtkche Salom. Ifl, av Ll'TIIKIi {ejyugnatore urbium . der
•trailter der etet Eoormtkyn •«. n..- ain stat Stürmer K4:k :
ein itldtMrobMVr Kautznch). ^en»o »teht LUTHRN IN
ftdgtmitm wtMhtmftn aliein . trobert er . . . die stad Jop|>e . . .
und gewan seinem Toick mehr land. l Uaee. 44. 16 OMl*t«H
da;; reich Eoorhtryn u.a.. Aiinukm. Qurntki., fDiineerete
bei den nachfolgern); Judas gewan den raub. 1 Maee. %, 18
(nehmen bei allen üheraelzern. aueh KaL'T/mi.II); gana äkn
lieh 5 Ma». 9, 16 die ausbeute der stedte. die wir gewooiMa).
8)) für die Verbindung mit einem pertdniitkmt 9^ftel
(bezwingen, gefangen nehmen) gehen die ältere koehtm^eke
und niederdeutsche bibel noch trrilrr auseinander. I.I'THKR
»timmt auch hier mit der nietterdeutsehen ni gunsten von
gewinnen überein. ja er übertrifft »ie iriederum ■ and sehlof
sie von Kades Kamea an. bis gen Gasa. und das gantze
land (iosen, bis tfvn (iibeon, und gewan alle diese kSnige
mit jrem lande, auff ein mal, denn der herr der gntt Israel
streit far Israel. .losua lo. 4f Lutiirr (and gewan mit
einer geche alles daj; Innd no:;en antz zfl Gabaon und
verwäst alle die künige und ir gefent. Koobststk «.«.;
gewan Ql'kmtri.; wan Akndkn u.a.; nfiomm ... ttfit
atqtie vastavit, nahm ein Kal'tzscii); dammb das da
dich auff deine gebewe verlessest, und aulT deine schetze
soltu auch gewonnen werden, und (lamos mus hinaus
gefangen wegzihen. sampt seinen priestem und forsten
Jeremia 48, 7 Luther (un da wirst geaangen Eohehtryn
u.a.; gewonnen werden QuENTBL. Eck; eingenommen
werden Züricher bibel. DiRTRNBEnaRR tind Kal'T7.<>ch):
ähnlich 8 könige 18, 5; 4 Mo». 81, 88 (gewannen ire töchter);
XU den verxcendungen . die noch über die niederdeuteekt
bibel hinattsgehrn . vgl. : also nam Josua alle dis land
ein ... alle jre könige gewan er, und schlug sie, und
t5dtct sie. Josua 11, 17 Luther (vicng Eiiorstey.h u. a..
auch Qt'ENTRi.. Arnhes, ebenso Eck. bekam er in seine
gewait Kautzsch); ebenso 8 cAron. 88, 9 (begreifen in var.);
88, 90 (weder stunt en in var.).
8)) aiicA die übertragenen Verwendungen, die an dieae Ver-
bindung mit einem persönlichen object anknüpfen, finden
bei Luther mehr pflege als bei den Vorgängern.
d)) auch diese allerding» teigrn eine teendung. die un»erem
heutigen »praehgebrauch vertraut ist: jemanden (fQr sich)
gewinnen, die Übereinstimmung, die »ich hier in stUtnem
grade durch die bibelüberaeixung rieht, ist von dtr Mr-
lage getragen: sundiget aber dein bnider an dir, «o
gehe hin. und strafTc jn zwischen dir und jm alieine,
hftret er dich, so hastu deinen bruder gewonnen. Mattk.
18, 15 Luther {äxäpStjoae. gewonnen in allen übereetxungen
vom cod. Trpl. ab fri« ai^ Weiz.<iäcreii): eben»o FhUipper
8,8; 1 Pttr. 8, 1 (Aier 6ei Arnurs, Quentei. : werden be-
keret); desgleichen: denn wiewol ich frei bin Ton jeder-
man , hab ich doch mich selbs jederman znm knechte
gemacht, auff das ich jrer viel gewinne, den Juden bin
ich worden als ein Jude, au(T das ich die Juden gewinne,
denen die unter dem gesctz sind, bin ich worden als
unter dem gesetz, auff das ich die so unter dem gesetz
sind gewinne, denen die on geseta sind, bin ich als on
gesetz worden. . . . aalT das ich die. so on gesetze sind,
gewinne, den schwachen bin ich worden als ein
schwacher. aafT das ich die schwachen gewinne, ich bin
jederman allerlei worden, aulT das ich allenthalben ja
etliche selig mache, i Corinth. 9. 18—88 (nt^i^om, xrp-
Sdrni; bei allen übersetaem durchtceg gewinnen), datu
vgl.: jeder lerne sich ein weib gewinnen. Lither i The»».
4.4 {eben»o Wriksäckbr. Kährrmd die übertetatr wöHüeh
der vorläge folgen, vgl. rd iavto9 9iut»t ntM^&mt).
5967 GEWINNEN I *, a (in der bibelübers.)
b)) dagegen führt Luther die Verbindung lieb gewinnen
{vgl. sp. 5942) al^ erster in die bibelübersetzung ein, für
äyanilv, amare, diligere : und der könig gewan Esther lieb
ulDer alle weiber, und sie fand gnade und barmhertzigkeit
für jm. Esther 2, 17 Lutiikk (het si lieb Eggesteyn u. a.,
ähnlich Quentel, Akndes; hat sie mer lieb gehabt Eck;
gewan lieb Züricher bibel und spätere, auch Kautzsgh).
ebenso X Mos. 24,67; 29,18; 2-S'rt?WMeZ.l3,4; des^^eic/ten (kreech
hi ein wiiff leef Quentel) richter 16, 4; 2 Samuel. 13, l;
also kam David zu Saul, und dienete für jm, und er
gewan jn seer lieb und er ward sein waffentreger. l Saviiiel.
16,21 Luther (bette in heb Eggesteyn u.a.; krech
Quentel; gewann spätere); ebenso (Quentel wie Egge-
steyn) 1 Samuel. 18, l; 1 Thess. 2, S; denn Demas hat
mich verlassen, und diese weit lieb gewonnen. Luther
2 Timoth. 4,10 (lieb haben Eggesteyn u. a.; lieb gewinnen
Züricher bibel und spätere).
4)) selbständig hält sich Luther auch in anderen belegen
für die erweiterung und Verallgemeinerung der aus dem
kämpf erwachsenen Verwendung.
a)) will er mit grosser macht mit mir rechten? er
stelle sich nicht so gegen mir. sondern lege mirs gleich
für, so wil ich mein recht wol gewinnen. Hiob 23, 7 Luther
{perveniat ad victoriam, zu der Überwindung. Eggesteyn
u. a.; victorie Quentel; seyhe, sig Arndes, Eck; mein
recht gewinnen Dietenberger , anders Kautzsch); ir
seid begirig und erlangts damit nicht, ir hasset und
neidet, und gewinnet da mit nichts, ir streitet und krieget,
jr habt nicht, darumb das jr nicht bittet. Jacob. 4, 2
{ov Svvua&B int Tv%eli' ; mugt nit gewinnen cod. Tepl.
und die ganze Vorlutherische bibel; nichts erlangen Züricher
bibel und Dietenberger nach einer Variante Luthers,
des^rZeicÄen Weizsäcker; nichzit auszrichten Emser,Eck).
ähnlich Judith 3, 3 (schaden leiden bei anderen Übersetzern);
Syrach 11, 10.
b)) zum absoluten gebrauch (gewinnen , siegen , erfolg
haben) läszt sich für die Vorlutherische bibelübersetzung
die ehe7i erwähnte Variante zu Jacob, i, 2 anführen, von
Luther selbst gehört hierher: du bist mir zu starck ge-
west, und hast gewonnen, aber ich bin drüber zum spot
worden teglich, und jederman verlachet mich. Jerem. 20, 7
Luther (uß hast angesigt Eggesteyn ; overhant gehalden
Quentel, Arndes; obgelegen Eck; überwältigest mich
Kautzsch); dazu vgl. auch: und die sonne gieng auff,
und ward helle, und die elenden gewonnen, und brachten
umb die stoltzen. stücke in Esther 7, 8 Luther.
ß) auch für die bedeutung erlangen, (durch arbeit) er-
werben läszt Luther im gegensatze zu den Vorgängern,
die an der vorläge kleben, das verbum gewinnen in freien
icendungen vordringen, die uns als solche azich in gleich-
zeitigen denkmälern begegnen.
l)) die ältere Übersetzung läszt gewinnen hier fast nur
für lucrari (xepSdveiv) eintreten, also für den engeren
begriff des geschäftlichen erwerbs: da gieng der hin, der
fünff centner empfangen hatte, und handelte mit den
selbigen und gewan andere fünff centner. Luther Matth.
25, 16 (bei allen Übersetzern gewinnen) ; ebenso Luc. 19, 15 ;
Matth. 25, 20; vgl. auch Syrach 42, 4 (bei Luther gewinnen,
bei älteren Übersetzern gewinnung); in einem fall weicht
Luther hier zu Ungunsten von gewinnen ab: herr dein
pfund het zehen pfund erworben . . . dein pfund hat fünff
pfund getragen. Luc. 19, I6jf. {nQoarjQyäaaro . . . inoirjoev,
hat gewunnen, hat gemacht, cod. Tepl., Beiieim u.a.;
getragen, gemacht Weizsäcker), in den gleichen Zu-
sammenhang gehört nach der vorläge auch folgende be-
kannte stelle, in der gewinnen an sich auch als erobern
(s. 0.) gedeutet werden könnte: was hülffs den menschen,
so er die gantze weit gewünne, und neme doch schaden
an seiner seele? Matth. 16,26 Luther {ebenso cod. Tepl.
und alle anderen), die gleiche stelle gleichlautend Marc.
8,86; Luc. 9, 25; ebenso bei Sebastian Lotzer 73 Goetze
und Matthesius hochzeitpredigten 206 Loesche.
2)) die fälle, in denen Luther hier gegen die Vorgänger
mit gewinnen vorschreitet, beruhen meist auf einer freieren
Übersetzung, aber gerade deshalb sind sie beachtenswert,
um so mehr als Luther sichtlich den weitesten begriff' des
arbeitaertrags anstrebt: denn was sie mit jrer erbeit ge-
winnen mügen. Syrach 38, 39 (in Operations artis, werkung.
GEWINNEN I 4, a (in der bibelübers.) 5968
werk bei den älteren Übersetzern, betreibung ihres gewerbes
Kautzsch); das er wol zunam, und viel guts an seiner
erbeit gewan. weish. Salomonis 10, 10 (complevit labores
illius, danach die älteren Übersetzer; machte reichlich den
ertrag seiner arbeit Kautzsch); sie seen weitzen, aber
disteln werden sie erndten, und was sie gewinnen, kompt
jnen nicht zu nutz. Jeremia 12, IZ (her editutem acceperunt,
at non eis proderit) ; mit aller irer habe, die sie gewonnen
hatten, l Mos. 12, 5 (quam possedertmt).
3)) einer bedeutsamen neuerung folgt Luther hier mit
dem absoluten gehrauch, der auszerhalb der beziehungen
auf kämpf «nrf spiel (vgl. oben sp. .5940) zunächst be-
fremdet: wolan, die jr nu saget, heute oder morgen
wollen wir gehen in die oder die stad , und wollen ein
jar da ligen und hantieren und gewinnen, die jr nicht
wisset, was morgen sein wird. Jacob. 4, 13 Luther (hbq-
Stjoo/icv, lucrtim faciumus, machten einen gewin cod.
Tepl. und spätere; gewinnen, Emser, Eck, Dietenberger
u. a.; gewinn machen Weizsäcker); wonet, und werbet
und gewinnet drinnen. Luther l Mos. 34, 10 (pos.ndete
eam, besitzt es Eggesteyn u. a.; setzt euch fest darin
Kautzsch); dazu vgl. : das dw solchs guts gerne mangelst
umb gottis willen, zu unrecht vorterbt und zu schänden
werdist für der wellt, wie gotis wort auch leret: 'es sein
zwei ding gut oder recht, bekennen und gewinnen', dir ist
gnug das bekentnisz, das du gut und recht habist, kanstu
nit gewinnen, lasz got befolen seinn, dir ist befohlen zu
bekennen, got hat ihm behalten das gewinnen, wil er,
das du auch gewinnen solt, szo wirt er esz selber thun
oder dir alszp furbringen on deinn gedancken, das du
es must in die band nehmen unnd gewinnen, auff die
weisz du nimmer gedacht noch begeert hettist . . . o solch
ding solten alle fursten und ubirkeit wissen , die nit
benugen am bekennen des rechten, szondern auch stracks
gewinnen und obligen wollen on alle gottis furcht. Luther
(das magnißcat verdeutschet ti. ausgelegt. 1521) 7,582 Weimar,
einen typus des absoluten gebrauches , der sich mehr mit
andern berührt, zeigt die ältere bibel einmal in anlehnung
an die vorläge, von der Luther hier abweicht: ein zeit
Zugewinnen und ein zeit zeuerliesen. Eggesteyn prediger
3, 6 u. a. (tempus acquirendi et tempus perdendi; suchen,
verlieren hat seine zeit. Luther)
y) mit voller Selbständigkeit steht Luther seinen Vor-
gängern auch in der art und weise gegenüber, wie er die
secundären entwicklungsform^n der allgemeinen und über-
tragenen bedeutung erreichen, erlangen einführt.
l)) kaum belegt allerdings ist die aus räumlicher an-
schauung erwachsene wendung, die den neueren stil so reich
belebt. Luther hat sie nur in .solchen fällen, die sich eng
an gewinnen, erobern anlehnen: und sie jagten jm nach,
und gewunnen die fürt am Jordan ein, die gen Moab
gehet, und Hessen niemand hin über gehen, richter 3, 28
Luther (occupaverunt, bekumerten, belachten, eingenom-
men Eggesteyn, Quentel, Eck; besetzten Kautzsch);
vgl. eingewinnen theil 3, sp. 191 ; ein weiser gewinnet die
stad der starcken, und störtzet jre macht durch jre
Sicherheit, sprüche Salom. 21, 22 Luther (civitatem ascendit,
bei Eggesteyn und anderen bis auf Kautzsch steigen,
ersteigen).
2)) bevwzugt dagegen ist gewinnen neben objecten, die auf
eine körperliche entwicklung , auf ein wachsthum deuten:
an dem feigenbaum lernet ein gleichnis, wenn sein zweig
jtzt safftig wird, und bletter gewinnet, so wisset jr, das
der somer nahe ist. Matth. 24,32 Luther (rd ipvXla ix-
cpvrj, die lauber geborn cod. Tepl. und spätere; sine twigCre
sint weke ende de loue iunck Quentel, Arndes; blätter
gewinnet Emser, Eck, Dietenberger m.«.; blätter treibt
Weizsäcker); ebenso Marc. 13,28 (lauber entsprungen
Zainer u. a.; auch Quentel, Arndes); das es zweige
gewinne und fruchte bringe. Hesekiel 17, 23 (erumpet in
germen, auszbrechen Koburger m. a.,- ähnlich Marc, i, 32
(noieZ xXäSovs, macht grog este cod. Tepl.); der feigen-
baum hat knoten gewonnen, die weinstöcke haben äugen
gewonnen. Luther hohes lied 2, Vi (protulit grossos . . .
dederunt; dem ejitsprechend die anderen Übersetzer) ; ebenso
2, 15; 2 Mos. 9,31.
3)) ebenso liebt Luther auch die Verbindung mit Verbal-
substantiven, die das verbum zum hilfsverbum, herabdrückt.
5969
GEWINNEN l*.b (buehungen)
GEWINNEN 1 «. b (buehungen)
5970
a)) da dio I'aulu« iahe, dancket «r gott, and gewan
eine Zuversicht, apoatelijtaeh. M, 15 LUTHf.n {iXafl» &ifoet,
er enphieng den troHt cod. Tepl. u. a.; gewan EMarn,
Eck u.a.; faitzto vertrauen WkizmAckkh); deagleichen
Fhüipper 1, U {tf Mv^/tft rtinaf^Srat, di lieh Tenarhen
an dem herren eod. Ttpl. u. a.: getrawend Zainkk und
tipätere; Kmrrh, Rck u.a. trie Ldtiikm); da« Toiek gewan
ein herix zu erboiten. Lutiikh Nthtmia 4,6 (jtrovoeatum
eat cor poyuli ad operandum, ward bewegt zewircken
EiitiKHTKYN u. a.; war toII eifer fOr die arbeit Kaut/jicm);
und gewan einen grewel an leinem erbe. Lt'TiiRii paalm
100,40 (ab&minatua eat, leiditta nln erbe Notkrh; vor-
«mete Trrfmitter paalmen; Terachtot KoiiUHUiR und
andere; verabsciioule KAVr/.nr.u).
b)) bia das ChriittuH in euch eine gettalt gewinne.
LuTiiKit Oalat. 4, lii {o^ftofftud^, hier Kmhkh, Eck,
DiRTKNiiKittiKn,WKUHArKKH tin« Ll'thrm); und da« haue
gewan einen grossen riss. Lutiikr Ltte, «,40 (iytraro -rd
l^ijyua, entitprechend bei den ilberaehem); ehtnao Amoa%, II ;
da aber Jonathan itahe, das er raunt gewonnen hatte.
1 Afnrr. lii, l {quia temp^ia extmjuvat); darumb gehet« gar
ander» denn recht und kan kein rechte «ach gewinnen.
Habacuc 1,4 {non perrenit usque ad finnn); machet, da«
die Versuchung so ein ende gewinne, l Cor. lO, la (tut ioch
hilf in der Versuchung eod. Tepl. u. a.).
S) ablehnend teigt aieh LiniiKH t/egett die Verbindung
kinder gewinnen, die überhaupt in der bibelübenttMung
raaeh verdrängt mrd: «i gewan einen soen. QuRNTBl.
a Samuel. 1>, S4 (gebar Eooratkyn m. a., Luthkr und die
apäieren); vgl. auch: wie Adam und Eva kinder gewannen.
überaehrift rtt i Moa. 4 bei Kobijhoer, Qurntri..
b) UHU für die tcörterbüeker in beaug at^f gewinn oben
(ap. S888) auzumeiken %ear, gilt in geateigertem grade oueh
vom verlntm. die buchunyen sind auch hier von einer
lückenlosen Überlieferung getragen, apriehirörtliehe tten-
düngen {a. unten I, 4, c), noch mehr aber die featen fügungen
(«. II) in Überraschender fülle veraeichnet. achon bei Maai.kh
heansprttcht das verbtim eine ganze spalte (gegen 9 Meilen
für das Substantiv), und während DasypoüIUS im detttath-
lat. theil, eben.io Hkniscm, das stibstantiv eher breiter
darstellen, verbraucht Adeluno für das rerbum (8 apaltrn
gegen '/*) ''o* vierfache.
a) umfaaaendere durstellungen. die den allgemeinen apraeK-
gebrauch veizeiehnen.
l)) «cAon aus den lutriniachdetttachen voeabularien , die
den bedeutungsgehalt nach der reihenfolge der lateinischen
atiehioorte aeraplittem, ist annähernd ein geaamtbild au
eraieUn, vgl. expugnare Dieprnracii ti9*: usurpare 68i>>;
sortiri MS*; lucrari 888*; acquirere 10^; nancisci 871'. di*
ältesten latein i.tch de^itschen \c6rterbücher sind aber geradetu
erschöpfend, «o Cholinus-Frisius und daa eticas sjtätere
dictionarium des Fnisius (v. 1566). wie aähe die bexiehungen
auf kämpf und streit hier festgehalten aind, dafür zeugen
die reichhaltigen huchungen unter expugnare, potiri (hello
potiri), vinccrc, captare, hello cepi, conflcere aliquem,
palmam accipcrc; palmam adipisci, dare; pracmium au-
ferro; praemiari. für den begriff dea erteerbs sind in deti
buehungen unter acquirere, consequi, profici, quaerere
(fädle victum qtuierere, sein narung Icichllich gwUnnen)
die grenzen \ceiter gezogen (vgl. auch blanditiia agitur nihil,
man gwUnt nUt mit llattieren. Fitisius 65^), aber der
schtcerptinkt liegt doch attf der enteren Vorstellung dea
geldericerbs, von der die fügungen für lücrhri; lucri. lucra-
tivum esse; mereari, merere, demerere (geld gewinnen,
verdienen) beherrscht sind, vgl. auch: permagna pecunia
ex ea re conßei potest. es mag da ein grosz g< zewftgen
bracht werden, es ist da wol zegewünnen, man mag da ein
hüpsch gftltle erschnappen. Frisius 890*. die weitere ent-
Wicklung, die unter dem eii\/lusz der Verbindung mit ab-
stracten objecten steht, ist hier ebetyfaUs durch verschiedene
typen vertreten, so dio gunst, achtung, freundschaft. das
herz eines andern gewinnen , die soicol unter conciliare,
consequi, parere, als auch unter demereri und quaerere
angeführt sind: vor allem aber kommen die tcenditngen zur
geltung, die das verbutn in seiner bedetthtng bis ztir Idoszen
syntaktischen function (eines hilfsrerbs) herabdrücken, so
vgl. unter capere (137): vires eapere. stcrcke gewUnnen
(vgl. robur capere, stercke tiberkommen gegen gewonnen
bei Fmaioa IM^), rmiitm» mftrt, wvrtMa fwfinnen; eapere
rimm», ein «palt prflnnen, tMowm eupere, «in« kranckhail
gewflnnMl O^ranckheit «mpfahen FHiaiua t«^: oimm
«MeaiiM» empere. einen ««haaaca gwOnnen (einaa iuuz an
einen werffen Kn laita); OhnUtk wtlmmlmtem «rya aliquem
aueeipere. fnn«t ond liebe flfM «Un fwflnnen. fla*^;
daau vgl. miek umitr a§U9t ipdt fvllnnen •?*: vgl. coli-
eulum »ger$, ftanften odar^atoofal fwOnnen. «tirtxleii.
Pririu« «5^ (daa kraot «tanglat oder «tirtxlet Ciiolimob*
FRi«it'a4a*0.
äiever fUU «Man mmätre atilgenamittka Itathumgem mit
hetam'lmntwmim mrüiUmUatmg mgmMmr. DAarrooioa
f.»., Ur »tAim Jetiiatk tatänMttn IkeÜ ga»* m^f 4m
engerem hmrjg 4m gdiwwm'U tJnetkHhM, <«m/ gewinnen
mudk <a» f afcf nfaal ■ 4miiaekm Ami nur /Ür wenig verhm
eintreten, die über 4iUttn kreia hinauegrtifem. 4it bttiakmmg
attf kämpf %tnd mag muieht eich hier nur hei aspafBava
und praemiari geliend, dagegen begnügt er akk ßkr ^hnema,
potiri, capere, palmam aofarra «*. a. ta. aitl tffman^fwmt
(ge«igen. überwinden, erobern, erlangen: «ff. 4mgegem .•
vineo, viei, überwinden, gewinen. Avkktin rWiaianla
^ramaialiea). deagleiehem giebt ihm der altgemteiaatre be-
griff erwerben nirgends nntmee. an fewlMMS an 4tnkeni
er nbereetei aeqairere , adlplael «. «. ««aacMiMBlM mit
erlangen, aberkomnien (v^4ageg$n: tbtinim, anrarfcaa.
erlangen, erhalten. gewtauMn. Simon Rot lW •m' i»^
gemeintn Verwendungen ein (vgl. .* eorfonm, ato laib watwas«
oder leibsgeatalt gewinnen. Simon Rot Bfl*). nrnr ß>r
lucrari, demerere, meritare liegt ihm gewinnen nahe, neeh
auaaehlieaalieher wird für gewinnen die bedenhang a^f den
gelderwerb Oucrifacio, elacror, locror m. a.) eingeeehHtnkt
bei GartiiKönio (bei K6?iin aueA- profeeto. gewinnen,
aasrichten. 98**), Rkyhf.R theatr. rom. (hier auch expugnare
aliquem peeunia, einen durch geld gewinnen, beateeliail.
S, t4Al), Matthiab, DSNT7.I.RR (hier ain4 ükeHragene Ver-
wendungen von lucrari durch gewinnen gededifj. 4ama
vgl.: lucriren. gewinnen, gewinst suchen, wochem. ror-
theil überkommen, z. e. ich werde nicht viel dabei lucriren.
Spbrander a la mcde apraeh der Tetäaehen (l7S7) aSi^.
vgl. atteh Campr verdeutaehungawb. 446^. einen ut^aaeen-
deren kreia zieht Fabrr (lS7t). dem auch die rerbi*
von palma und die verba vincere, soperare anlaes
an gewinnen n< erinnern; bei ihm, wie auch den epä
teren, ist ror allem die formet gewonnen geben der träger
dieser bexiehungen at^f kämpf und aieg. vgl. CoRTiNUa
446. 060. 806. 941*. vgl. «MC* CALVI8ID8 9f7*. C0MRNIO8 orKa
pietue 979.
>)) die dettfach lateinieehen veraeiehnieee , bei Jawaii ame
der reihenfolge und aua der aufzählung eMat aiaNei«a ffH
erachlieeaen iat, eeteen »dum beim tUtuttn vamMvr aüt
deittlieher bevoreugung 4»e begrifft arwarban «in. mn dem
im apiel etnbeeegtn, gegen den wie bemehtutg aatf Hteegg
und sieg ewrüekh'iU: gewinnen, eanacgw*. caiaiJnian4Br^
lucrari vel reqmrere, naeeieei, naneied . . . gneaei . . . venäi-
care, reqairer«. oder bieten. iW uawrpare. ra nnreeht
nemen, vef retinere, behalten . . . l*»ereui . . . emüri aar-
tiari . . . loazen oder loszwerffen. voeab. theut (1481) m bff.
daet Dasypodiur so jähre »päter aieh gana a^f den geld
erwerb einschränkt, iat achon erwähnt (lacrari. lacrifacera,
merere, emereri); dazu vgl. die einseitigen mttgaben bei
Dkcimator (1580) Vs': Kiliam (laee) ut* (hier aa^ die
Verbindung kinder gewinnen bezug gemammtn, a. ti.):
Schönsi.kork (1647) V b* (müt verweis eujfdas ua^fkmenitn
aberkommen); Miwi C Sbidbl (!«•). msdtre 4arwitU$r
halten aieh bei der begr^ffkbeatimmmmg des «ai'lwaia m» 4en
gleichen engen grenaen; mUt den l«fyw aier, ^ eie von
andern Merkoenmen oder aonat wie beibringen, etmeitefn sie
den bedeutungaumfong, so achon Maai.rr (a. iM*. >oi*). für
kämpf und aieg bringt er den preisz gewännen (den «ig
darvon bringen, das hftlme erlangen, paltnam ferre) und
wiehrrre trrndungen bei, die aieh auf den reehttstreit beaiehen:
rftchtshandel gewännen . mit dem r&cbt und arteil ge-
wUnnen. aber zu praemiari. gwünnen giebt er eine neue
deutung: mit arbeit erlangen üoi'. andererseits trägt er
dem weiteren begriff erwerben »tannigfaeh rtehnung, so in
5971
GEWINNEN I i, b (buchungen)
GEWINNEN I *, b {buchungen)
5972
der Verbindung mit persönlichem object (einen gewünnen
und zu einem friind machen) und in formen, die vom säch-
lichen object ausgehen: sein kosten odernarung gewünnen,
einsi gunst und fründschafft gewünnen, die beide mehrfach
variiert sind, dazu vgl. auch ein stercken gewünnen oder
überkommen, noch weiter geht hier Er\suvs Alberus, der
neben der bedeutung von expugnare (ich gewinn den stürm ;
nicostratia, ein heer dasz gewünnen hat u. a.) für den
begriff erwerben nur die allgemeineren formen berück-
sichtigt (lieb gewinnen, conciliare; wurtzeln gewinnen,
färbe gewinnen), die bedeuttmg von sortiri kommt ihm
in anderem zusammenliang , beim würfel in erinnerung
(wer . . . Canem warff, der must einsetzen, wer Venerem
warft, der gewan alles. Y2''). bei Henisch, der vor allem
die sprichwörtlichen redensarten zusammenträgt, ist unter
den angaben der erfolg im kämpfe am stärksten betont:
gewinnen, erobern, überkriegen, vincere expugnare. 1599;
gewünnen haben, palmam ferre, hastam adjicere, victorem
esse, manum tollere. 1609; doch ivird auch der allgemeine
begriff des eriverbens gekennzeichnet: gewinnen, nancisci,
acquirere. 1599. unter den entwicklungsformen, die von hier
ausgehen, ist entspi-echend der älteren buchung Ku-ians
(ghewinnen, gignere, generare, suscipere libros. li?"; vgl.
dagegen: quaerere libros, kind ze überkummen. Cholinus-
Frisius Tai*») auch auf die Verbindung kinder gewinnen
bezug genommen, deren unter den späteren erst Adelung
•wieder erwähnung thut.
nach Henisch toird der gegensatz zwischen begriff's
bestimmung und gebrauclisfeststellung immer ivieder auf-
genommen: Stieler rückt übereinstimmend mit Emmkl
{silva quinquel. N 2"i, ähnlich Kirsch 2, 151 ''; Matthiak
2, ISl*"; Hederich l, 424'') die bedeuttmgen lucrari, lucri-
ficare, quaestus facere in den rordergrimd und läszt vin-
cere, superare erst an zweiter stelle folgen. 2544. hinter
den formelhaften Verbindungen, die er aufzählt, macht sich
vincere, superare ganz anders geltend, vgl. : es hat keiner
gewonnen (aequo Marte discesserunt); wette, im Wettlaufen
gewinnen, mit dem Schwerte gewinnen, daneben sind gelt
gewinnen; bürgerrecht, gunst, zeit, anfang, ausgang ge-
winnen angemerkt, noch deutlicher wird der gegensatz bei
Steinbach, der .sich für das erste ganz auf die bedeutung
gelderwerb einschränkt, tvährend er unter den Wortverbin-
dungen auch lieb gewinnen, im kämpf, im spiel gewinnen
berücksichtigt und unter den Übertragungen die von Stieler
beigebrachten durch glänz gewinnen, ein loch gewinnen
erweitert.
bei Aler nimmt die bedeutung vincere auch in der be-
griffsbestimmung den ersten platz ein (gewinnen , siegen,
alium vincere, vietoriam consequi, reportare, superiorem,
discedere, causam obtinere. 1, 937), und ihm schlieszt sich
Frisch an (2, 450), der gewinnen auch etymologisch mit vin-
cere zusammenbringt, er stellt die Verbindungen Schlacht,
spiel, procesz gewinnen voran, fertigt den engeren begriff
des gelderiverbs kurz ab und zieht um Verbindungen wie aus-
gang gewinnen den iveiteren kreis des begriff'es bekommen,
aus dem er auch den bergmännischen gebrauch von ge-
winnen ableitet.
Adelung, der (2, 658^.) die fülle der einschlägigen Ver-
bindungen aus neueren und älteren quellen in überraschender
Vollständigkeit zusammenträgt , läszt sich durch die ver-
schiedenartigkeit der Verwendungen zu geicagten etymo-
logisclien deutungen verleiten, bei verbindimgen wie den
berg gewinnen u. a. schweben ihm lat. venire, deutsch be-
wegen, beginnen, wanken vor, die ihn zu kommen, be-
kommen tveiter leiten, bei anderen Verbindungen wie
schmerz gewinnen denkt er an verwinden und pein,
loährend er durch die zahlreichen neutralen Verwendungen
auf finden , invenire geführt wird, auch die gliederung
der Verbindungen ist durch diese irrthümer natürlich ver-
wirrt, sie bedeutet eisten rückschritt gegen, die Vorgänger.
als charakteristisch läszt sich aus der reihenfolge die
neigung entnehmen, die auf spätester entwicklungsstufe
stehenden bedeutungen als allgemeinste begriffe voranzu-
stellen und die dem verbum eigenen grundbedeutungen als
ausnahmen und vereinzelte Spielarten am schhc.<ise folgen
zu lassen, im gegensatz zu Adelungs ettvas äuszerlicher
Zusammenstellung ist an Campe (2, 3G4'') das bestreben einer
inneren erfasaung des thatsachenbestandes zu rühmen, bei
ihm kommt zum ersten male die abhängigkeit des erfolgs
vom glück und zufall grundsätzlich zur geltung.
3)) unter den parallelen, die die neueren fremdsprach-
lichen Wörterbücher beibringen, überrascht die weitgehende
Übereinstimmung und die Vielseitigkeit ^ mit der einzelne
fremde verba, die aus anderen ivortstämmen abzweigen, den
Verbindungen von gewinnen sicJi anschmiegen, falls auch
nur im groszen und ganzen eine Selbständigkeit der ent-
Wicklung vorliegt (auf deutscher seile spricht niclits da-
gegen), Imben loir es hier mit einer erscheinung zu thun,
deren ergebnisse auf die bedeutimgsgeschichte von gewinnen
allein sich nicht beschränken, die vorstellungsgruppe. von
der das franz. gagner, ital. guadagnare, abzweigt, und
die, zu der engl, gain gehört, ivtirzebi ebenso, wie wir es
für gewinnen annehmen, in begehrlichkeit, raub, beute.
icenn auf beiden seilen auf verschiedenen wegen die gleichen
formen sich enttvickelt habeii sollten, so lägen hier anhalt.s-
punkte vor, die gesetzmäszigkeit der bedeutung sentwicklung
in einzelheiten festzulegen.
a)) am nächsten berührt sich gagner mit gewinnen :
gaigner, vaincre, surmonter, gewinnen oder überwinden.
DuEZ dict. gall.-germ.-lat. 461»; dazu vgl. 461''; die oberhand
gewinnen, gagner le dessus. Rondeau 2, Uu 3'^; ihr miiszt
das über euch zu gewinnen suchen, tdchez de gagner cela sur
vous. ScHVt'AN (1783) 1, 746''; gaigner ou gagner, gewinnen,
lucrari. Duez 461»; er hat zwei hundert pistolen gewonnen,
il a gagne deux cents pistoles. Schwan 1,746*; vgl. ge-
winnen, gagner, profiter. Rondeau 2, UuS"; gewinnen,
gagner prosperer. Frisch nouveau dict. des passagers 2, 279;
gaigner, acquerir, gewinnen, erwerben. Duez 461"; ablasz
gewinnen, gagner les indulgences. Schwan 1,746''; es ist
schon gut, wir müssen das dorf zu gewinnen suchen,
gag7iotis de village i,'7i6'^; das freie feld gewinnen, gagner
la plaine. Rondeau 2, Uu s^, ebenso Schwan 1,746*; ebenso
den wind, die herberge, räum gewinnen bei Rondeau
und Schwan, dem gegenüber scheint das ital. guadagnare
nur für die engere fassung von erwerben angezogen zu
sein : gewinnen , guadagnare , acquistare , consequire , far
gtcadagno. Hulsius (l605) 63"; ebenso (1616) 138'' (durch ge-
winn uberkomen erweitert); gewinnen, bekommen, gua-
dagnare, ricevere, avanzare, gagner recevoir, avancer. Räd-
lein 1, 383''; gewinnen, abgewinnen, gtiadagnare, profiiare,
gagner. ebenda; gewinnen, nutzen schaffen, was vor sich
bringen, guadagnare, avanzer. ebenda.
b)) dem englischen gain stand zur vollen entwicklung
von vornherein die concurrenz m,it win im, wege, das die
beziehungen auf kämpf und spiel sich kautn entreiszen liesz.
wie xoeit sich gain und win gegen einander abgrenzen, das
läszt sich aus den belegen, die beide zusam.menstellen, kaum
ersehen, eher erzielt man für gain ein bild aus den zu-
sammenhängen, in die es für sich allein, ohne win, tritt,
vgl. : gewinnen, to gain, win, get, carry, obtain. gewinnen
(etwas), to gain, ivin, get, carry, obtain or acquire some-
thing. teutschengl. lex. 2 (l76o),773; gewinnen, to loin. gain,
get, acquire. gewinner, awinner, gainer. Tu. Arnold 2,427.
gegen: gewinnen, to get, gain, to obtain to acquire.
Hilpert 2, l, 464''; was gewinnen wir dadurch, ivkat shall
we get or gain by it. 465*; er hat im handel viel ge-
wonnen, he has gained much by trade. 464"; gewinnen,
to gain, to profit. ebenda; er hat dabei gewonnen, tcas a
gainer. ebenda (aber: bei einem gewinnen, to gain or
win any ones good graces. 46.5*); die gute sache kann da-
durch nur gewinnen, can only gain by it. ebenda; reach
or gain the village. 464"; gewinnen, reach, get, come to,
arrive at, gain. ebenda; ablasz gewinnen, gain or get in-
dulgence. ebenda.
c)) ati.9zerhalb dieser bedeutung sgruppe sind nur wenige
fremdsprachliche parallelen verzeichnet : acquerir . . . ge-
winnen. Duez lO*; acquester, amasser des biens, gut er-
werben ... sammeln , gewinnen. 10*"; gewinnen, signifie
aussi, obtenir, remporter quelque chose que Von desire.
Schwan 1, 746*; vgl. ebendort auch exploiter, ouvrir, tirer
ebenda aus der bergmannssprache, s. sp. 5973; etwas über
sich gewinnen, . . . to prevail on ones selve. Hilpert
2, 1, 465*; etwas über einen gewinnen, to prevail upon any
one. ebenda; gewonnen haben, to have the advantage or
the better; er gewinnt bei diesem handel, this bargain ia
advantageous to hini. 464"; an etwas gewinnen, to obtain
5973
GEWINNEN l.*,b (intchungen)
or ituneaae. Mft*; er bat seit karz«m sehr gewonnen, ht
hat mueh improveä; an einfluaz gewinnen, to obtain
greater influene«: gewinnen , to eomt into m etriain Hott.
ebenda; wir konnten die hOhe nicht gewinnen, gtt or
reach the hill. teüUehtngl. lex. t (l7ia), 778.
/¥) auch die apeeialwörltrbüeher . die dtm gubtümti»
gtijrnülier «ehr »pröde nnd, haben dem v«Hum haMnd«rt
und mannigifaltige beaehhtng geaehenkl,
1)) di« »pruchrichter hatten »ich vor alltm mit i»tJW*
der fetten Verbindungen ausrinanderttisHtm, tUa in ätn
buehungen um »o mehr anäehieoll, j* mtkr di» ältorm
denkmüler mit ihren ßigungen ausgebeuM ^murdtm. di« ntt-
we^idige kritiaehe. »onderung litot «t JHUitk 9fi Ml IwA
udituugagabe fehlen , $o dam ti» niekt tmr mtimhvlmdt,
aonderri auch lebenakräftigt Wendungen traf: gewinnen fte
erhalten oder erlangen iat nicht in allen und Jeden
redonsarteii zu gehrnuohen. i. b. gute »chrlftatoller tagen
■0 leicht nicht die oberband gewinnen, ob e« gleich su-
weilen vorkümmt. ablaiz gewinnen, einen tum gevatter
gewinnen lind oberdeutach. eine stadt mit ■tumi ge-
winnen, lücher o<ier spalten gewinnen, »lärke gewinnen,
ähren gewinnen, biälter gewinnen, «ind veraltet, obgleich
einige davon noch in der hnhem aohreibart statt finden,
auch veralten folgende: ein ansehen gewinnen, eine
andere gestalt gewinnen, es gewinnt den anschein. fort-
gang gewinnen, einen anfang, ein ende, einen Zuwachs
gewinnen, die kunst gewann in verschiedenen gegenden
verschiedene namen. Hbynatz Antibarbarua 8, Mf vgl.
auch: gewinnen, ein ansehen, eine andere gestalt, einen
anfang, forlgang, ein ende, einen anschein; — fängt an,
zu veralten. Rumpk tvb. m. reinigung d. apraek- u. aehreib-
art 13H.
»)) einen reichen ertrag an festen tcendungon habe»
auch die xrörterbileher der berufaajn-achen zu eenwalbmn,
vrie »ich »chon oben {ap. tlWlf.) vermuten lieaa: gewinnen,
heisset, wenn man von den feld- und gartenfrttchten redet,
soviel , als einerndten oder einsammlen. allgem. Oeonom.
lex. (1781) 8£9; gewinnen, Iat. lucrari, franti. gagner, oder
profiter, heist von einer sache einen gewinst oder nutzen
haben, es wird aber dieses wort hauptfiächlich von dem
vermögen gesagt , welches durch die handlung erworben
wird. z. b. dieser kauffmann hat loooüo thaler in a jähren
gewonnen : ich habe lOO pro cent an meinen waaren ge-
wonnen; dieser mann verstehet den handel nicht; er
Verliehret mehr dabei, als er gewinnet etc. Chomkl«, 1061;
vgl. aucJt t,408; 1,430; aub verbo gewinnen intelligi etiam
ea quac per succession^m et universitatem nobis ob-
veniunt. C. Besoi.d theaaur. praet., hrsg. v. Speidel S&S*;
gewinnen heisset auch, was durch erbfall auf jemanden
gekommen ist. Ciiomki. 4, 1061; gewinnen, aequirere, eon-
aeqtti, obtinere. nanciaci, atudio, labore, pecunia, preeibua,
iure ae legibua, bonorum fortuna. Hai.tal'h 714. gewinnen,
erhallen, bekommen: gewint der richter hincz einem
gawmanz oder ain auzmanz icht zu sprechen. Wrstkn-
RIEDE R S06.
om auagiebigaten — auek in allgemeinen xeörterbüehern —
iat der bergmännische gebiauch bei-iirkaichtigt {vgl. ap. fiMS/.) :
gewinnen ist so viel aU erbrechen. Cii. Hbrttwio Aer^-
ftt4cA (1710) 184*' ; desgleichen C.uoMf.i. 4, lOit; ertx gewinnen,
heist das ertz loszhauen, oder brechen, schiessen und dor-
gleichen. 3, 1157; gewinnen in bergwercken, terra metalttca
fodiendo potiri. Frisch s, 4M<'; wenn ein gang feat oder
hart zu gewinnen, ebenda; einen gang gewinnen, exploOer
une mine. iScHWAN i, 746*; gewinnen, erbrechen, fQrdem,
oxtx'rir, tirer. ebenda ; gewinnen, fr. tailUr eouper, (l>erg-
werk) das gestein von dem, daran es gewachsen, los-
machen, ablösen, absprengen. Jacorsson (178S)8ft*; vgL
ancA Adki.uno u.a.; gewinnen, ertze, kohlen, to extroet.
draw, dig out. produce, extraire. Karmarsch terhnol.
xcb. 1^, 847. gewinnen, auek abbauen, brechen, erbauen,
erbauen, erobern: durch bergmännischen betrieb los-
arbeiten, insbesondere nutzbare mtneralien von ihren
natürlichen iagerstäUen nach einem bestimmten Systeme
lostrennen, sie abbauen. Vbith 848.
Mur seemannssprache vgl.: gewinnen des Chronometers
oder der uhr (uhr geht schneller als das gestirn, nach
welchem der gang geregelt worden) . . accelerieren.
Stknzkl dtaek. aeemänn. tob. 147*>.
IV.
GEWINNEN I. «. e (tpri^hwort) 5974
I)) a%uk die mundartiiehen teörterbüeker iM^aMW tu über-
nuekender veUetdmdifkeit emf dm» werbum hteu§ («. dm-
gegen »p. iMi mm» aatbetmmHm). tekim Saiiz fahrt utUer
den ndmumilem dm t§§tMttm Ubena auf: ieh gewinne ftel
dalMl: «Ibmi f«wtnn«B; wl« gewonnen, so zerronnen.
letämk» iJMitmm U^. wie dimer legen auek die neuerm
bmekumgem dm mkmmfeimkt m^f dmt begriff erweriMS, «^
lanfMi: die bedeuh$m§ gtogra. «rfelg haben, den pc«to
davon tracm kcmmt aber mm m wnkr •» fmhm «nr-
MiMfwiifm (mmmemMeh mii beeng me^da» epielit f**u efät
«tafMi Maiitin m. Li kn hart t.Mi: s' Abnup«! hat dm
NnpolM» iwnnt» 8cHMKi.tRH t*. tto; dl« Ptmumo hnhwi
g««onn«D. FmncHBiKH preuet. tab. i.air; w«r wnft M
wint. SCHAMRACH tab. d. Uöttimger mdm. tH^: war Bix
wigt, gewinnt nix. Martin u. I^iknhart t, mi*: nO b«li
gewunnon, non aoirs wol gebn. Woertb ieb. d. temtpktt.
mdm. 7**; «yl. mm4 veikeüberUrfenmgen d. grafatk. Mmrk
e. w. «f(. auek '• neajohr abttwtna«. Ch. ScHMiivr ieb.
d. Btramburger mda. 4i\ ^enao Schmrllrr; kwina. nur
▼om loe gebraucht. IIki«imcikr mb. d. Rmppemmer wtdm.
»um begriff erwerben, erlangen cy/. .■ du gewinnst nix
dabi, wenn da im unkel der köpf zeigirt. Martin m. Liin-
HART t,au*: able« gwinge u.a. Scumellsr. vgL ««db
LsXKR kdmi. wb. IM M. a. bewterkenetaert iat daeferttebm
einadner Verbindungen in den mundmrie», die im dar edtrift'
spräche untergegangen sind leut giwillBCn, UflShner auf-
nehmen. Lexkr kämt. tc6.. vgl. «SMlk SCHMBtXSR a. 0.0.;
en kind von <nem gewinnen. Womtk mb. d, wettfIM.
mda. 79* (yfß. daau gewinnen, einea Undea fantein. Av4-
LAI.I.EMANT dteek. gaunertkum «. 5a); für alie formem der
Verbindungen mit adtkliehem ohjeet iet die bairtaeke wtemtd-
ort am ergiebigeten , vgl. stAcke gewinnen (baomatSeka
ausgraben) Schmellkr a.a.O.; heu. holz gewlanaa «. «.
ebenda; vgl. jedoch auek kirschen g'winnen (Behmmimald)
ScHUlDeekwOb.teb.iU; gewinnen, wein abai^ea {fmfertk.
SappoUetaeiler) Martin u. Lienhart.
tao gewinnen ohne weitere angaben vermerkt iet, dmrf
wemigetene für die leendungen. die dem täglieken labern
angekiren. voller gebrauek erachloaaen werden: gewonnen
«oft. d. Luxemburger mda. IH*'; gewinnen C Schümann
wortaehata v. Lübeck 76 {unter der rubrik: kdmalitkm und
bürgerliehee leben): vgl. at*ek Lenz r. Handeekmkekeiemer
mundart.
c) dae eprickwort.
a) ee »ind niekt mmt die ureprümgluken mit gewinn
gemeinaamem bede%Uua§em, die da» vertmm in die kreise
dea sprickwort» »ieken. »ondem audk mhgeititet», der bUtmsen
syntaktischen function sieh nähernde veneemdmngen : wie
man hauszhelt, so gewinnet das bann ein«! gibbel.
Ch. Lehmann floril. polit. sn; wie du thust. also gewinat
du ein blust. Hrnisch 16U8. «t iet aber ekarakterietieck.
wie das sprickwort auek in diesem fall iwwner wieder die
grundbedeutung des x'erb. aufspürt: man gewind offt
bei einem gescbäin nichts denn eselohren. Lehman 8H,
vgl. Wanubr 1, 1660 (wer fremden hund anbindet, ge-
winnt nichts als den strick. REiN8BKHnD0RiNosrBi.D
1,480); »ekon Aoricoij^ giebt siek in dieser riektung be-
sondere müke: ich gewinn das zAsehen. die Teatseben
haben ein spil , da» heiszt flössen . . . bat twen ge-
winn, das zAsehen, und den flosz, der floes ist drei
blat einer färb, das sAsehen zwei gleiche . . . wenn nan
iemandt diser keines gewinnet, sondern setzet immer ein,
der sihet zA wie anndere gewinnen, er gewinnet aber
nichts, denn das zAsehen. dammb ist das zAsehen ge-
winnenn, amphibolon, ein mal für ein teil des spils. das
an der mal für nichts gewinnen, sonder aufTsetzen ond
den gewinnen! zusehen, epriekwbrier i {\sa»>. »*. dam
vgl. ■ ich gewinn das aoffsetzen. wer nicht gewinnen kan
auf! dem spil und müss gleich wol immer aoffsetzen, and
wil sein selba tpoten dw sagt: ich gewinne aoch, mein
ich, ja das anlsetien, der dem spilc zfisibet, saget auch
zA dem. der nichts gewinnet, da gewinnest das sAsetzen.
ebenda ; im folgenden freilick sehiesst er wüt seiner deutung
über das tiel hinaus: er gewinnt das kratzen hinder
den oren. wer auff dem spil verleurt, dem thAts wee
. . . darnmb stiebt ers im nacken and hinder den oren.
375
5975
GEWINNEN I, i, c (Sprichwort)
GEWINNEN I, i, c [Sprichwort)
5976
die überioiegende masse der belege wendet sich den be-
deutungskräftigen Wendungen zu, unter denen die be-
ziehungen auf kämpf und spiel am verbum kräftiger hervor-
treten als am Substantiv, vgl.: es mag keiner mehr ge-
winnen, dann der sich selbst gewinnt. S. Franck sprichw.
1, 135* (in i, e?"* bei ähnlichem gegensatz ist das zweite
gewinnen durch sich selbst überwinden ersetzt), bemerkens-
tvert ist, wie sehr im sprichtcort der absolute gebrauch
oder die Verbindung mit bedeutungsschioachen objecten über-
loiegt (vgl. II, 3), so dasz tcendungen wie die folgenden ver-
einzelt stehen .- heuchelmann ist am besten dran, bei dem
heuchelstab, gewinnet man ehr gunst und hab. Lehman 383.
[eigentliche Sprichwörter sind im folgenden, auch wenn ge-
reimt, nicht in verse abgesetzt.] zur bevorzugung der parti-
cipialform im Sprichwort s. unter gewonnen.
ß) im Zusammenhang damit steht die neigung, das verbum
an andere verba zu binden, die Zusammenstellung mit
synonymen ist freilich mir spärlich entwickelt : wenn man
alles hat gewonnen, so hat man doch nur den kosten
errungen. Lehman .534; man gewinnt nicht wenig, wenn
man einen freund erwirbt. Wander l, 1660. viel ergiebiger
ist die abgrenzimg gegen contrastbegriffe :
l)) fortes fortuna adjuvat, wagen gewint, wagen ver-
leust. G. Hauer's sprichwörtersamml. (1515), *. zeitschr. d.
phil. B6,l30; wagen gewinnt, wagen verleurt; daran trag
gedult. Kirchhof wendunmuth (3, 91) 2,355 Österley ; ebenso
Hans Sachs ll, 228 Keller; das gleiche (qui non pericli-
tatur, non dite^cit) Henisch 1602; (ausus ancipitem sor-
titur finem) Steinbach 2,1009; thut dir gewinnen wol,
so lasz dir es verlieren nicht wehe thun. Henisch 1602;
ebenso Lehman 560 u. a.; gewinnen und verlieren ist kauff-
mans wahr. Lehman 420 {vgl. sp. 5888 gewin und ver-
Heren bei Petri); gewinnen ist der abend vom verliehren.
Wingkler 2000 giite ged. 4,76; gelt und gut läszt sich
gewinnen und verlieren. Henisch 1602; leicht gewunnen,
leicht verlohren. 1609 «. a.; übel gewunnen, übel ver-
schlungen. 1600 und oft (s. u.); der gewinnt viel, der eine
hure verliert. Winckler 2, 23; der gewinnt genug, der
seine sorgen verliert. Wander i, 1659 {assez gagne qui
mulheur perd. Bohn 1, 5); aber: er gewinnt eine katze
und verliert eine kuh. Wander i, 1663; gewinne ich nichts,
so verliehre ich nichts, si nihil evincam, nihil quoque
perdam. G. T. Pistorius teutsch. Jurist, sprichivörter schätz
782; wer nichts gewinnt, der verliert. Wander l, 1662 {q%d
ne gagne, perd. Bohn l,50); der eine gewind, der andere
verleurt. Petri der Teutschen weiszheit N 6* u. a. ; einer
gewinnet was der andere verlieret, l'un gagne ce que
l'autre perd, Rondeau 2, Uu 3*; allzeit gewinnen, macht
verdächtig, allzeit verlieren, macht verächtlich. Eiselein
sprichw. . . . des deutschen volks 236;
wer gewinnt, geniesse;
wer verliert, der büsse.
Graf rechtssprichw. 427,
vgl. Wander i, 1662.
2)) es ist leichter etwas Zugewinnen den zu behalten.
Lehman 374; ähnlich 370, vgl. Henisch 1601; gewinnen
verdient nur preis, wenn man zu erhalten weiss (nach
SoHONHEiM proverbia illustrata v. 1728, s. 153). Wandeh
1, 1660; was man spart, das hat man gewunnen. Henisch
1610 (in mehreren Variationen) ; ein pfenning erspart , ist
auch gewunnen. 1609; was man erspahret, ist auch ge-
wonnen. ßuTSCHKY Pathmos 350; was man ersparet, ist
so gut als gewonnen, a penny saved, is a penny got.
teutsch engl. lex. 2 (1716), 773 ; gewinnen und sparen macht
bald reich. Wander i, 1660 (ähnlich im franz.).
3)) wer gibt mehr lohns, denn er gewint, desz kauff-
manschafft gar bald verschwindt. Petri der Teutschen
weiszheit B'ff 8"; der gewint mit geben, der wirdigen gibt.
Ns*»; wenig gewinnen und viel verzehren , geschieht
wenig in ehren. AaaS»; res quaesita mora, parua consu-
mitnr hora. grosz gut lest sich langsam gewännen, thut
doch zu Zeiten schnell zerrinnen, loci communes prov.
(Basel 1572) 46; nichts gewinnen, viel verthun macht
einen zum armen man. Lehman 372; wer nichts ge-
winnt und vil verthut, der kompt gar bald um grosses
gut. Henisch 1793; wenig gewinnen und vil verzehren,
geschieht wenig in ehren. 1602 und so noch in mehreren
Variationen; der gewinnt übel, der alles verthut. Körte
sprichw. 2138 (mMl gagne, qui tout depense) u. a.; dagegen
vgl.: er kan gewinnen und verzehren. Henisch IGOO; wer
nütz gwönnt ond nütz verthud ist ein fotzehued. Tobler
Appenzell, spraclischatz 197.
/) schon in den obigen Zusammenstellungen treten die
linien deutlich hervor, in denen sich die auffassung auch
beim alleinstehenden verbum bewegt.
l)) zahlreiche xcendungen nehmen die bedingungen zum
ziel, unter denen ein erfolg erreicht loird.
a)) gegenüber von wagen gewinnt, wagen verleurt (s. o.)
vgl. : wer gewinnen wil, der musz wagen und auffsetzen.
Petiu Ppp6''.
«)) wagen gewini, fortes fortuna adjuvat. Henisch 1600
(vgl. wagemann, gewinne man. 1602); wer gewinnen will,
der musz wagen das spiel. Wander i,16G2; wer nichts
waget, der gewinnet nichts, nothing venture, nothing have;
no pains, no gains. teutsch -engl. lex. 2 (1716), 773; frisch
gewagt, ist halb gewonnen. J. G. Günther ged.- 9S; ebenso
(a brisk onset, is half the business done) teutschengl. lex
2, 773; ebenso Frisch 2, 451» (audaces fortuna adjuvat),
s. auch unter gewonnen ;
frisch gewagt ist schon gewonnen,
halb ist schon mein werk vollbracht!
GOT HE {an die erwählte) 1, Gl ;
was zerrst du mich?
wir sind nun einmal da. wer wagt, gewinnt.
hier ist der beste platz, fest auf den sockel
setz' ich den fusz ; lasz sehn, wer mich vertreibt.
Grillparzkr {den meeres it. der liebe wellen 1) 7^, 26;
ich wag' es drauf! das wagen hilft gewinnen,
ich wag' ein Ständchen unter deinem fenster.
Wilhelm Müller {Ständchen in ritornellen:
die motte) 251 Hatfield.
ß)) beginnen ist halb gewunnen. Henisch 1609; wohl
begonnen ist gewonnen. F. L. Jahn (denknisse) l,38i; im
gegensatz zu dieser auffassung steht: wann das pferd ge-
wunnen ist, so ist der zäum nicht gewunnen. Henisch
1610; lach nicht, ehe du habest gewunnen. 1609; es soll
einer den hämisch nicht ablegen, ehe er gewunnen hat.
ebenda, vgl. auch die beispiele unter 2)).
/)) der etwas gewinnen wil, müsz etwas dran setzen.
S. Franck sprichw. i, 84*; ebenso Lehman, Henisch u. a.;
wer gewinnen wil, musz mit zusetzen, musz auch auff-
setzen, necesse est facere stimptum, qui qucerit lucrtim;
quce.stus sine impendio non instituitur. Aler l, 937^; wer
gewinnen wil, musz beisetzen. G. T. Pistorius 865; mit
gelt gewinnt man gelt, mit nichts kan man nichts an-
fangen. Henisch 1602; wie ich spinne, also ich auch ge-
winne, ebenda: gewinnen ist an lust, wenn's liischt kust.
Wander l, 1659 (verweist auf entsprechendes dänisches
sprichw.).
b)) in zahlreichen der obigen Wendungen ist im beson-
deren auf das spiel bezug genommen , diesetn gelten auch
sonst mehrere prägwigen: wer will gewinnen, musz ausz
seiner band karten. Lehman 246; kart ausz deiner band,
wilt du gewinnen. Henisch 1602; wer gewinnen wil,
musz mitspielen , laurea desidiae praebetur nulla. Aler
1,937''; wer einen auff dem spil kan erzürnen, der hat
halb gewunnen. Henisch 1609; er gewinnt über den
rücken. Wander l, 1663; wer gewinnt, der spielt am besten.
1, 1662 ; es gewinnen nicht alle, die spielen, i, 1659.
c)) ob geld oder fleisz mehr erfolg versprechen, das
ivird in mancherlei Wendungen erwogen, die sich meist
jedoch weder durch p)rägnante fassung , noch durch weite
Verbreitung auszeichnen: der basz mag, der gewinnets.
Henisch 1601; pretio vincitur fides, welcher mehr gibt,
der gewinnts. Dentzler 616*; nam partum significat, was
mit arbeit gewunnen ist. Dasypodius Aa7*; es wird nit
alles mit arbeit gewunnen. Lehman .534; ohne schwere
arbeit läszt sich nicht wol etwas gewinnen. Henisch
1602 ; wer gewinnen wil, der musz viel vertragen. Petri
Kkk S** u.a.; mit lauffen gewinnt man am meisten.
Henisch 1602; nichts ist so fest, so grosz und hoch, der
fleisz gewinnets immer noch, ebenda; wer oft gewinnt,
gewinnt viel. Wander i; 1662.
d)) so sind es schlieszlich gerade die dem wagemut (s. o.)
entgegengesetzten eigenschaften , die für den erfolg an-
gesprochen werden: geduld und Selbstbeherrschung, dieser
gegensatz erwächst einerseits verschiedener leben.muffassung,
andererseits auch der zwiespältigen bedeutunq von gewinnen :
5977
GEWINNEN I. ic {»prichwori)
GEWINNEN I, 5 (formen)
5978
mit gedult und nachKeben gewinnt man am meiatan.
HENI8CH 1603, vgl. auch ScHOiTfti. tlCO*; thue gemach
und lach, so gewinnt du alle laoh. Hknihcii laot; ^ffugtrt
eupiditaUs, rtgnum eut vineere, der gewint ein land, der
HJch selbs uborwint. S. Fkanck trpriehie. i,tn*; wer «ich
von hert/cn für golt dnrnUlit(t*n kan, der hat gewunnen.
Hkniscii 1610; jedermann gewinnt leinen herm mit aeiner
aeelc. Ghai' (UiiUiche rechtuHprickw. 17«; jedermann gewinnt
aeinon art)ciUlohn mit RiMitur «eole. I7ii.
«)) ziihlreieh vrrlrtten uit auch die ntgatiit fasttung:
man kiin nicht an aller waar gewinnen, aonit wunle
man zu reicli und zu Btolz. Hkninch ituta; an aUnden
gewinnt man nicbtii. tiM)i; an armen walstt man nichts
Zugewinnen, ebtnda; inuii gwUnt nUt mit flatieren oder
Bchmeiohlcn, blanUifiui ugitur niJtU. Maai.kr 90*; wenig
gewinnt, wer Hllet wind. Wandkh i,i6«i; wer neidet und
sich selb» rechet, der gewinnt nit viel. Hkninch i6mr:
mit zanck gewinnt man niolit viel. ebriuUt; mit hader
gewinnt man nichla, dann hndorlumpcn. ebenda: vgl.
aucli : wer nicht knn gewinnen, der tre((t hader ein.
Pkti«i Ilhhe", ebeimo Hunihch u.a.
8)) der erzielte gewinn trird in der form de» verlmma nur
loenig gepriesrn: das MÜHsest ist gewinnen. Hknircii I60l.
um 80 zahlreicher sind die tcendungen, die ihn abträglieh
beurtheilen. .sie gelten meint von den Vorbedingungen dee er-
folgen und von der art und xceine aua, in der er errungen
imirde. dem ernten und ranchen erfolg wird iibereinetimmend
mit der in l)), d)) vertretenen auffaanmg nur teeni§ beaUtnd
nlgetraui, wie andereraeit» an dem mit eehleehtm wtiUeln
ericorbenen auch die entsprechenden wirkuttgen kervorfekoben
werden, andere icendungen .schränken die tmfftOlih de» er-
folge.s durch dru-stieche vergleiche bi» zur verMirung in»
gegentheil ein. am »elientieH aind die formein, die den un-
bedingten ei folg schelten:
a)) salin onus, unde venerat, illiu abiit. »o gewannen,
80 entrunnen. K. Tappius atlag. isu* u. a. {». gewonnen);
wie mans gewint, so wird man» queit. Pkthi Ppp »•; elirnno
Henisch; wer zu erst gewun, war xulclzt rin nrmor niuim.
Heniscii 1608 u.a.; erst gewonnen, letzt verspielt. Knien-
HOPEH Schweiz, aprichw. 154; dazu vgl. die mundarlUchen
fansungen: de iirst gewinner — de last verspitier {Strelitz).
KiitMKNicii 8, 79, 101 u. a. a. unter gewinner; dat erste
winn'n hAlt de Kieler Jungs nich för gdd (Süderdith-
marnchen). Wanokk 1,1658; zerst gwunne, z'lest d'bach
abgschwume (Miihlhauaen). Mahtin t<. Lieniiaht 8, Kii^
b)) male parta, male dilabuntur, bös?: gewunnen, bOsi
verrert. G. HAURtt aprichwih-ternainml. (I.M6) 181; ebene«
E. Tappius germ. adag. 154'' w. a., a. unter gewonnen, da-
gegen vgl.: unrecht gewunnen, kompt nit an die sonnen.
S. FnANCK 8, 86» (1545).
c)) da heilen sie wol gewechselt, ja gewonnen, wie Jiitte,
die lirsz sich küszon umh ein teigc birn und gab zwei
eier zu. KiitciiiioF tcendunmnth (3,26) 2,29!> öaterletf; er
wird dabei so viel gewinnen wie einer, der ein messer am
feuer wetzen wil. (aun einer aatire wider Mumer) Waniikh
1,1664; du wirst so viel dabei gewinnen, wie Michel bei
den Schweinen. Wandrii i, ir>08; an dem hau ich gewunn,
wie der deiwcl an de ricwe. Stknzki. allerlei ua um Weat-
rieh 61 ; vgl. auch Martin m. Lieniiaht 8, tot"; es ist zu
gewinnen wie honig von den wespen. Simhoi^k 4036; er
gewinnt, wie der tisch den angelhaken. Wandrh i, 1669.
d)) sO der man io m^ gewinnet,
bA er; guot ie st'-rcr niinnet.
Freidank M5, 3 W. (irimm.
vgl. daztt : je mehr man gewinnt, je mehr man drauf sinnt
Wanuer 1, 16«>0;
als bald ein mann frewinnet gut,
verkehret er diik seinen mut.
lod commune* iirorerbiale* (Batet 1478) 45 (/Ifr-
menlat ccUbrtB numero$a pecunia mores);
or kann vor gewinnen nicht reich werden. Wandkr 1, l6n.
i) formen.
a) der .stammvoeal
o) unterliegt bei gewinnen dem ablaut. attnätae au
achicacher ßej-ion sind am conjunctiv den prurt. a%t»
npAterer zeit beobachtet: den (goldenen ring) versilberte
ich . . . und demnach ich mir einbilden konte, dasz disi
bald ausz sein würde, da ich nichts darzu gewinnote
(im druck v. 1668 und 1718 gewinne). Ghimmklshausbn
Simpl. 1, m KMtr; vgl. auch gewinnet neben atarken
formen ia» mmdiUcmaiU M 8cHMKi.i.eH f*. Mo.
die gntttmäatig» tihttvßing dm voeaU vor dem gedehmitn
naaat (ich gewinne, gewan(n], du gewttnne, wir gewunnen,
haben gewonnen, ich gewOnne) ist in der neuModuieutaeken
Periode dttrtk »utgleiehtuiftm mbgeiemkt (Mir twiseke»
dem ain§. umd dem jrfursi 4m frmi,t leb pvwann. du
gewannst, wir fewaaiMB: idi ftwttmM) wU dmtk mumd-
artlieke MIRIAMS gtIHM (mitkUmU$eh fvwonoen tritt
»ehrifUpraehUek im pmrt. prmtt. /Vr pnrommi mm).
1)) o uagirieh u ng»bmtrtl uuptm »wtttktm 4m^ §kt§uUr und
dem plural de» prmat.
a)) der gegeneata innerhalb dm »infutmir» dm prmtt WMtMa
»ieh wenig bemerklieh ■ neben dm HAmrmui wtMieMk kdigßem
form gewan (gewann) f9ir di» mtt$ und dritte ptrmm itt
die aweite litterarieeh »w gant mninaalt gekmnekt t dtnero
frowun dla dfi danehes kwnnne (quam tu »ponti UgiaHt.
NoTKK.n Boethiu» (s, 4«^): die da gewünne. KirrSMKR
Jakoh»brUdm tm BiUittg, wqfikr aekon ORMOKltBACN f»>
wannest »ie^fükrt.
a)) beeii\flummngm dm 1. nmd t. pm». dng, durtk dk
ilbrigenfomtm rind krttadm» nidkt mt vmlmtnen: m* lamen
»ich meiet gegen di» fttU atgr»n»»n, in denen mar maand-
arüiek» tnu^rbwng vordrmgt dm» UMere gilt fUr Hai««
Sachs . der »tatt gewan mi reime mnf mon (man) «. m.
gewon eehreibt (fab. u. »ehw. 4. M, vgl. mone, gewone ft.iw;
4, M; plon [planj gewon 4, S07: aofton, gewon t. MB m. «..
aber vgl. gewan aueterhalb der rrimaiMe S. 178: 6, 887).
bei anderen formen, die deutlirher für formenauegleiek
apreehen, mum dm eit^fium dm anlautenden kalbvmal» {». u.)
jeden fall» mit mwogen werden t Uk fewiudi nielis daran
deutaek ital. «pracM. 84* Brenner: gewann Vmerdank 88
Ooedeke {aon»t überall gewann); gewUn Hanh Sachh 4,151;
gewönne ich einen solchen tust, mich unter ihre xunff
schreiben zu lassen. GHiMMRiJiHAt'aRN (vogelneai 8. 8S)
4,671 Keller: ein lämmgen, das mich Heb gewönne.
P. C. L. Crkuz oa,,i* 1 (1768), 807; vgl. aueh ieh gewann et
gewänne, du gewönnest et gewannest, er gewann et ge-
Wonne. Stiri.er8MS; gwann, gwang oder gwann, gwang.
S<:iimki.i.rr 8*. 880; gewinnen, praet. gewun. Sciiamiiacii
68^; vgl. aueh die entapreehenden formen bei Sibbs aur
geaek. d. engliacli friaaiaeken apraeke i , M.
/ä)) der unbeeinfluatte »tammroral unterliegt vie{faek dm
Verlängerung, vgl. gewaen bei Qlentki.. Arndbs (/mim
11, 18«. a.); vgl. ich gewahn Striniiach t, 1088; «y(. di»
formen »p. fiWl oben : a. die langen voenle M StRBS «.«.«.
b)) in den pluralformen dm prmeteriiuwt» wird dm geatta-
wtätmige voeal vom aingular her verdrängt.
a) der auatändige voeal hat »ich in dem indieati»'
formen nicht eigentlich über da» 18. jahrh. hinaua gakaUtni
vgl. gewunnen. gewonnen unter s)). die erate form mit •
zeigt AvF.NTiN: gewannen die roter raers. 168; vgl. aneh
gewannen MA-i-riii':siiis(Lii/A#re)8, 188; sie gewahnen Götx
lebettabeachr. 104 Bielittg u. a.
ß)) zäheren wideratand leisten die eonjunetirformen
giwanni, gewunne, gewttnne (gewänne. gewOn). gewOnne
(aur abgrentung von fewftnne wimI gewönne «. «.). dit»
erate aeugnin für umgdnntitm a giakt dm mittaldeutaeke
RoTHK Elinabeth SOU; ihm folgt eiat» Urkunde von 1487
a\u den bairinehen landtmgaverhandL (ll, 83 Krenner), dant
vgl. gewan , gewen in der mundart um Oieaaen {aeitaekr.
f. hoehd. mtda. i, 11). LuriiRH und die liitemtmraprmtka
bei GOnthkh, Hai.i.rr, Lkssino. Geulert. Bf^nnRn,
Herurr. Schlrori. , PonsTEn halten an gewönne yM.
WiRi.ANO bevorzugt gewänne, ebemao W. v. Humboldt.
Vo».s geht in dm Odgaam von l78i ««tr nntan form ükm (ge-
wänne 8, 81 gegen gewOnn« dm nnagmka von \n\\ GAtiir
und ScHit.i.RR 6«Berjiifsii noch die Sltere form, Imaaen
»ich aber ein gewttnne gdegentlieh entschlüpfen (GÖTHR
8,48 mr.,- ScHii.i.RRfrr. 1,817). ^^bnne findet eich noch
MMOllnbr. BArnr, Hrinr, W. Alexis, Arndt, F. Lkh-
WALD, FoNTANR, finrf BiSMARCR. die wOrterbüeker atrtbem
arhon aeit Striniiach «t'iwr regelnng in anderem ainne
zu: ich gewahn, ich gewfthne. 8, 108R; ieh gewann ... ich
gewtne. Fri8«:ii i.*6«f; ebenso Auki.vno, Schwan.
8)) die Verdrängung dm naaali-oeals n in diesen plural-
formten dmrh o iat akanfkll» von Mitteldefifsrhland ema in
dm ackr^flapmek» iut'Apaaiiat taorden; autk kim ahm
37Ö*
5979
GEWINNEN I, 5 (formen)
GEWINNEN I, 5 (formen)
5980
widerstreben die oberdeutschen mundarten, denen hier auch
einzelne niederdeutsche zur seite treten.
a)) die ältere spräche zeigt bis in den ausgang der mittel-
hochdeutschen Periode ausnahmslos das gesetzmäszige u und
zwar nicht nur in oberdeutschen, sondern auch in mittel-
und niederdeutschen denkmälern. vgl. gewannen (particip)
Pfälzer Urkunde von 1284; Fierrahras A2t'; myst. 1, 107;
Hesler apokalypse ionm-, säcJis. weltchron. 213,42; stadt-
buch V. Dortmund; Lübecker todtentanz 995. 1170; gewannen
(plur. praet.) predigt d. Leipziger handschr.; livländ.
Chronik 6662; Jeroschin 8611; myst. 1,181; Nürnberger
handschr. d. Eckhart 48 Jostes; predigten bei Ztichhold 109;
heil, leben (1472) 2''; Pontus u. Sidonia c 6".
b)) mit dem ausgang der mittelhochdeutschen periode
machen sich:
o)) die ersten mundartlichen einflüsse zu gunsten des o
bemerklich: gewonnen da^ stedechen. Limburger chron.
83,24; ebenso 3. Rothe Düringer chron. 47; passion 1106
(handschr.); gewonnen Jon. v. Neumarkt leben des heil.
Hieron. 193 (nd. druck ghewunnen); Nigol. v. Landau 109
Zuchhold (var. gewannen); Elisabeth v. Nassau Huge
Sclieppel 3 v^ ; buch der liebe 275° u. a. ; Aimon 91'' ; Nürn-
berger chron. (d. städtechron. lo) 320; selbst Augsburger
chron. (22)353; Zimmersche chron. 2,229; 3,109. in der
bibelübersetzung ist es Quentel, später Luther, die gegen-
über der älteren bibel (Eggesteyn, Koburger, selbst
Arndes u. a.) die neuerung einführen (eine ausnahmt s.u.);
gewonnen hadde Quentel Jesaia 20, l (gewannen Egge-
steyn, Koburger, Arndes); ebenso Sacharja U,S u. a.
(aöerJo*tta 19,47 wunnen Quentel); sie gewonnen Luther
Nehemia 9, 25 (gegen die Vorgänger), die bearbeiter und
nachdrueker Luthers verhalten sich verschieden, die
Züricher bibel bleibt consequent bei gewannen, Dieten-
berger nimmt gewonnen auf. Eck schwankt (gewonnen
Sacharja 14,3; gewannen Josua 11,19; Jeremia 32,24).
ß)) im gleichen Zeitraum hält sich auf oberdeutschem,
boden das alte u fast unbeschränkt: so gewannen bei Else.
Stagel, Königshofen, Murner, Manuel, Zwingli,
Waldis, Stumpf; desgl. in Augsburger, Donauwörther
chron.; bei S. Franck, Lotzer; im Iglauer recht, österr.
loeisth., Sterzinger spiele ; Andreas v. Regensburg, Aven-
tin, Albertinus, Schaidenreisser; auch Nürnberger
quellen bieten gewannen, s. d. städtechron. 1, Wh; 3,97;
Dürer nachl. 7; Hans Sachs (mit der umgelauteten form.
gewünen); Peter Probst tmd 3. v. Schwartzenberg.
v)) schioankungen ergaben sich hier innerhalb der gleichen
dialektgrenzen; sie sind aber auch für die Überlieferung eines
Schriftstellers beobachtet; vgl. gewonnen neben gewannen
bei Luther 19, 198 Weimar; vgl. gewonnen (Luther 6, 285;
7, 638; 11, 24; 15, 296) gegen gewannen (Luther 4, 403 Jena
und in den predigtnachschriften 6, 502 Weimar; 12, 92).
später sind .solche noch für Kirchhoff, Corvinus, Bün-
TING und Grimmelshausen zu verzeichnen, auch bei
Abraham a S. Clara, für den in 'heilsames gemisch' ge-
wonnen belegt ist (ll. 372), finden sich in 'auff auff ihr
Christen' noch Zeugnisse für gewannen 12. 59. vgl. dazu
gewonnen et gewannen bei Stieler.
S)) eine ausnahmest^llung nimmt auch hier der conjunctiv
ein. selbst Luther hält hier eher am, ü bezw. u fest: ge-
wannest 15, 297 ; gewün ll, 24; gewünne 4, 431» Jena; 3, 1231"
(gegen gewönne 4, 411»; 3,68*'; 23,269 Weimer); vgl. vor
allem: ob er die gantze weit gewünne. Luther Lucas 9, 25
(gewann cod. Tepl., ähnlich Mentel, Eggesteyn u. a.
Quentel, Arndes [wunnel, gewünne Emser, Dieten-
BERGER, gewänne Eck, Lotzer). dazu vgl. gewünne bei
E. Alberus nov. dict. Aa 3»; 0. v. Demeringen, Logau
sinnged. 98 (allerdings im reim auf sinne); vgl. gewünne
neben gewönne bei Stieler; vgl. nocÄ gewünne, gewonnen
bei RoNDEAU 2, Ua3°.
f)) für die Wörterbücher der Schriftsprache, die bei
Hknisch, Duez und Aler noch n zeigen, ist dem o mit
Frisch die alleinJierrschaft verbürgt: ich hab gewonnen
2, 450°. das gleiche bei Adelung, Schwan, Hederich tc. a.
Tj)) anders verhalten sich die mundarten t gewannen
Kantzow Chronik v. Pommern; wannen C. Schumann
Wortschatz v. Lübeck 76. vor allem aber vgl. die ober-
deutschen belege: gwunge (als particip ; oberöstr.) s. d. mund-
arten 8,183»; ebenso gwunne, gwange Sghmeller 2^ 980;
gwane aus Kenzingen (zeitschr. f. d. mda. 1,361); kewane,
kwane, kewan. Martin u. Lienhart 2, 831*"; kwunn
Meisinger Rappenauer mda. 2, 82».
ß) die Stammsilbe auszerhalb der Wirkungen des ahlauts.
l)) einwirkungen des consonayitism,us auf den präsens-
vocal.
a)) der anlautende halbvocal übt frühzeitig seinen einßusz :
ze gewannene statt gewinnene. N otker psahn 134, 13 und
so öfters; vgl. auch die Varianten 108,31; 102, 5 m. a.
dazti vgl. gewünne für gewinnen in der Heidelberger
handschr. zu bruder Philipps Marienleben 859. im all-
gemeinen sind es durchtveg Schweizer und Schwaben, denen
hier belege zu entnehmen sind : möcht gewanen Basler chron.
4, 193; sie gewännen Züricher bibel; ebenso Frisius,
Maaler, Steinhöwel, Wetzel, Wickram, Zwingli
u. a.; der etwas gewünnen wil S. Franck 2,86» (nach d.
au.sg. t». 1545; in der von 1541: gewinnen), vgl. auch ge-
wünnen Haimonskinder 150; der gewünnet Hainhofer
reisetagbuch; gewünnen Abraham a S. Clara auff auff
ihr Christen 52; Zesen adriat. Rosemund l, 66; 3, 121; viel-
leicht ist hierher auch gewonnen, gewinnen wb. d. Luxem-
bürg. mda. 144^ zu ziehen.
b)) vielfach ivird der praese7isvocal vor dem. nasal auch als
e iviedergegeben : gewennen handschr. vocab. (l5. jahrh.)
DiEFENBACH 338»; coch hiermit za gewennen, mir keine
Schwein mehr hüeten zu lassen. Zimmersche chron. 2, 388
Barack (oder gewöhnen?); kwene m. a. Martin u. Lien-
hardt 2, 831''; gewenne Honig wb. d. Kölner mda. 655.
2)) Veränderungen des schlieszenden yiasals im Wechsel
der fleocionsformen.
a)) die Vereinfachung im, auslaut oder vor consonanten
und die Wirkungen des Systemzwangs.
a)) auslatitend im praeteritum wird der nasal bis weit
in die neuhochdeutsche periode als einfacher geschrieben:
gewan Joh. v. Neumarkt, die mystiker, Gregors dialoge.
Basler, Straszburger, Donauwörther chron.; die Volksbücher;
Murner, Geiler; Luther Jesaia 20,1 (ebenso Egge-
steyn); 2 Samuel. 12, 26 (ebenso Koburger Züricher bibel,
EcK)M.a.; e&enso Luther in seinen Schriften; Matthesius,
Hans Sachs, Tucher, Kirchhoff, Waldis, Wickram,
Stumpf; bergreihen; gewan noch Tscherning dtsch. ged.
frühling (1642) 98. die neuerung setzt mit schioankungen
ein: gewanner Nibel. handschr. A zu 337, 4; das ich ie
solichs kind gewann Sterzinger spiele s. 64 (nie gewan 120) ;
da gewann sie aber einen son buch der liebe 267» (gewan
267''), ebenso 279»; das gleiche (gewann neben gewan) bei
Frey (gartengesellsch.) im Teuerdank, Aimon, Alber-
tinus, Fisghart. vgl. auch gewann Alsfelder passionssp.
293; Agrigola sprichw. 121''; Livius deutsch Gd'^ u. a.
ß)) inlautend vor dental hält sich die einfache Schreibung
bis ins 18. jahrh. : gewint Sachsensp. landr. 3, 27, 2, 184 ;
Nürnberger Eckharthandschr. 28; Geiler evangel. 19*";
Luther (pred.) 25, 494 u. a.; Hans Sachs 9, 246 Keller;
Schwartzenbeag teutsch Cicero 127, ebenso (mehrfach)
Dürer, P. Probst, E. Alberus; desgl. in den sprich-
wörtersamml. von G.Hauer, S. Franck, Petri; desgl.
bei Fisghart Gargantua 260; Fickler 113»; Lobwasser
psalml; Hejusch 1601 (doch s. unten); Duez 461»; Rachel
satyr. ged. 49; Weise Masaniello 17; gewind Daniels
traumd. 52; Judas Nazarei 52; Ayrer 3,1588; Lehman
852; Lotzer 28; gewindt Fronsperger kriegsbuch 2,199»;
S EU TER roszarznei 193; Endinger jugendspiel 29; Wickram
5, 98; frau rath an Göthe (2. 7. 1804). doppeleonsonanz bietet
schon Eggesteyn : er gewinnt si Jeremia 38, 3 (gewint
sie Koburger); vgl. gewynnt H. v. Mügeln (1489) 60»;
S. Brant narrensch. 77»; Imch der liebe 275*; Fischart
glückh. schiff i66; Aeg. Albertinus 339; E. Alberus nov.
dict. R3»; bei Henisch verhalten sich einzelne formen ver-
schieden: gewinst du nicht 1602; wagen gewinnt ebenda
(neben gewint, vgl. auch gewinst Wigkram (Bolte 5,99)
aus 1559 gegen gewinnest (aus 1538) u. a. um vieles häujiger
sind jedoch die schwerfälligen formen gewinnet (gewinnest)
eingesetzt; sie herrschen bei Joh. v. Neumarkt, bei den
mystikern, in der reformationspolemik und in der lehr-
haften litteratur des 16. u. n. jahrh., später bei Lessing,
Herder und noch bei Hoffmann v. Fallersleben.
y)) vorübergehend ist auch ztoischen vocalen der nasal
einfach qeschrieben (vql. auch die verlänqerunQ des
5981
GEWINNEN I. 5 (formen)
ttatnmvoeala ». o.): g«wune AUranderlitd «a (var.); g«-
wunen Sterzinger »piele n9 (neben gebunnen l&O); gewinen
AvKNTiN 1,481, 8. LoTZKR M; gewinen Hans Sachk
4,847 »chwänke und oft; gewUnen 4,117 m. a.; fwinen
P. Phobst 62, 118; gewunen het Ibidinfvr J^dtmtpid S8;
gewonen d. atüdteehron. n, SAS.
b)) die gemination dea utuaU imrrf vtnimtdt dmrth den
dental gestört: gewinden voeab. lai. gtrm. Dikfsnuacu
838*. vgl. überwinden \neben Uberwinnen vgL gewinnt.
e)) in der hayrxaeh-öaterreichieehen mundart entieiekelte
eich ein gxUtural: gebangen monutn. Boiea >I,M8; ge-
wtingen Avrntin 1, S8&. IM. tae. 118; vgl.aueAHcuuKi.i.Kn
•',986 (g'wunga); deuteehe mda. 8,188*; Lexkh kämt. wb.
858; gewingen aehlea. Urkunde v. 1A88; 6eterr. %eei»tk. 6, &4a;
gewingt Stertinger »piele 188. 184; gewang Avrntin 1,888.
8}) in dertelben mxtndart \eird natürlich uuek da» an-
lautende w inelfach alu lahutUr vtraehlu»Mlmut 4ter>
miltelt: gehinen deuteehital. aprnchbttek 97^ Brenner; ge-
blinken ntonuvi. Boiea tl, 648; ebenso futnaehtepiele 1008
Keller; Sterzinger tpide tU; gebinnen 118, 74. 117 («. u.);
gban 16; gebinnost teeiat aurh der OberpfäUer Poliankkii
in den anfieiehnungen von LuTHBns predigten (9, 846 Wei-
mar) auf.
h) dae präfia:.
1)) xoie. bei kriegen gegen erkriegen haben eineelne munä-
arten auch bei gewinnen das prtlßar naehiräglieh wieder
eingelnlatt, vgl. auch englisch win gegen angels. gewinnan
(BoHWORTii-ToLLBR 46H*). xoie Weit miUddeutsche mund-
arten an dieser betoegung sich betheiUgen, ist noch nicht
festgestellt, immerhin vgl. die varianie dor Heidelberger
handschr. mu Jtcein 1607 nie ne wan gegen gewan. sieher-
gestellt ist sie für» niederdeutsche (mndl. auch gewinnen
s. Verwijs u. Vrrdam 8, 1013); winnen Sachsenspiegel
landr. 1, 61. 58 u. a. ,- to winncnde Lübecker ehren, (d. »tädto-
chron. 86) 63 ; wan 61 (gewännen hadde) ;
up Kreichmart wart die strit b^Kunnen,
da de bureere den oirsten sege wunnen.
G. Haobn, Kölner chronik 8467 (d. ttädUchron,
18,181):
ebenso 770. 778; dagegen im part. praet. gewunnen 8487.
dazu vgl.sortiri, winnen ndl. glossen d. H.jahrh. Diefen-
BACH &4S<' ; lucrari winnen dict. lat. germ. d. 15. jahrh.
ebenda 888*; vgl. en wonnen die stad Qukntei. S. chron.
38, 18; ebenso (wunnen) Arndk» und ähnlich ößers; für
die hetttigen mundarten vgl. winnen (winst, wint) verstteh
eines bremischen \eb. 5,864; winnen Dannkil wb. d. alt-
märkischplattd. mila. 847; wunnen Lübecker mda.
8)) in den oberdeutschen mundarten andererseit» unter-
liegt das prüfix von früh an der Verkürzung — meist
durch Synkope, hierzu vgl. schon die belege aus den glossen;
el>en80 vgl. die Varianten guinnet gegen gewinnet bei
Wit.i.iRAM ; gainnen Wiener handschr. m. ^or KKK8 psalmen
gegen geuuinnen 14S'>; 470* u. a.; gwan ^eiM*** 88, 1; u.a.
gwinnen in Wickrams druck v. 1688 (Balte 6,99) gegen
gewinnen im druck v. 1599; gwinnen Oroszbaseler todten-
tanz ; Ponttts t«. Sidonia f. 3* ; Tetterdank 890 ; Hans Sachs
fab. u. schie. 4, ioa; vgl. gbinen Sterzinger spiele iil ; gban
16 gege^^ gebinnen 118; 74; gebunnon 135; gwint Stipri. cosm
no^; FiCKLRR 118*; gwind S. Lotzer 88; atts den hetttigen
mundarten vjr^.gwunne, gwungeSciiMELLER8',980; kwune,
Itpwune Martin u. Lignhart 8, ssi*». i« der form gOnne,
die Brhaoiibl (l, 169'') für die spräche Hebels anmerkt,
vgl. abgUnnen Stalder 1, 497.
c) die ßexionsformen nehmen nicht in gleicher regel-
mästigkeit an der breiten fülle der dem verbum möglichen
Verblendungen theil. tcie sieh schon aus dem überblick über
die formen ergab, haben die l. und 8. person singular hier
einen tingeicöhnliehen vorsprung gegen die übrigen, das
gleiche gilt — »oenigstens in der älteren spräche — für das
praet. gegenüber dem praesens, ungetröhnlich häufig tcird
der it\/initiv angesogen; nächst dem das part. praet., das
sich einerseits im spriehKort hervorthut (wie gewonnen, so
rerronnen; frisch gewagt ist halb gewonnen) anderereoit»
in festen verbindtmgen fortlebt, die am verbum »M»t ver-
kümmern: gewonnen gut (gewonnen spiel), gewonnen
geben, s. auch unter gewonnen, noch tceiter in der isolierung
geht das part. praesentis, das ttaturgemäs» den absoluUn
gebrauch des verbums begünstigt, die gegensätse, di* »idk
GEWINNEN II (neuhochdeutaeker gebrauch) 5982
dort at^f grund dar vertehiedemhsii de» »tipfomiHmt ob
jedes entwickeln, haben der partieipia{form ftwlnnend
ihr besondere» ftfrOf» gegeben. vgL: gnt« nuuüeren ...
wie ieh sie in berSbmoff mit Utara FhuisoMn und mit
franxOaiaoheo and noch gewinnender bei nuaischen i
Jeden altort kennen grli-mt halxv Hihmakck ged. u.
(10) 1,8». gegen: wollte man aber billig sein, und ktaato
man suletzt eine bilano« Mifatotica, fo wflH« Ml 4Mll
immer ala der gewinnend« erMbeiaMi. CMths mi fritßm
V. Chaseeport tt. 4. U». dmam vgL fewinnMul («. 4.\ wo
auA die a»ufni»m fkr paaoim metiemtmri ftmürdigt werdem.
it^itiv, M äit emoäh» tmr §uU^mlli%immn§, i
iMe Uh»n»kraft von gewinn unterlmadtn UaAm:
•(«rt>«n iat c«wina«a,
•i reiat ftisl «ad ilnai
ava der gaaUeii aelk.
JuH Chk. OCMTMim (Au /«< ,
datz ieh mtek m gek.kaUe...) gedß U
ebenooTM (vor wacher and gewinnen tm reim» m^ itnn—).
II. die gebraucht(form»n dor neukoekämelttkm ftrMa.
aueh hier werden die äUmren formen nmäekti üämrmmmt»
und weiUrg^fakrt. «e dem dia firiümh prom aitk «Ml
we»en(lieh von dem gebrmuek 4» wAHdkoMLmuhAim iUk-
wemAungen tmüektreltm, moAtn vordrinfm 94m i» fem-
formungen neu erstehen, da» Um» mcA $dkm mmt dam Mr-
halten LtniiKiiN, thrilteeis» mudk tm» 4»m M^eMMM^M
der Wörterbücher ereehen («. oten). äk ntl»lHitk»H mtd
bewegliehkeit. die sieh die »frad» 4»a it.JaMk.im äimtai»
der aufblühenden litterahw mringi, trägt rnuA m dam vor
wendungskreis un»»rm verbuwi» nette» Üben, raoeker ver-
alten die fügungtn, di» thtrtJk neu* bildungen m^r als
ereettt werden. fa»t alle Stilisten haben den verwemlung»-
krei» erweitert, am wtfiigaten wol Sciiillek. m derbentr
sugung einselner — meiet abthmeim' — Wendungen erreteht
Hf.rder den Höhepunkt, tiäknmd »ich in der «prsdht
Göi'iiES alle mögliehkeiten vereinigen: neubilehmgem^ mt^-
gefrischte alte formen und eigrntcuehsiger ieaimtd.
als gliederungsgrund empfiehlt »ich bei den unwurUiehm
Übergängen, in denen der bedeuf^tngnrandel hier v^rtät^
anstelle der Itedeutungsunterschieile riieart der rerbindungem,
die zudem auch den begriff liehen entwieklun-fsgang in ge-
eignetem rahmen erfassen läsxt. e» ergeben sieh hier tda
hauptgruppen : Verbindungen, die einen gege-ispieler kenn
zeichnen; Verbindungen, die nur auf das erriebnist rieten,
das sie in einem sächlichen oder abatraeten objeet kenn
zeichnen, und endlich da» vatitzm okma aaUka Verbindungen,
der absolute gebrauch, die bedeittungaakatt^ng — ••■»
erfolg im kämpf oder spiel bia tt* dam ati^Atn bagriM
der beaitsnakmu utui dessen abeehwäekamgam in dar wtmr
»f/niaktiaahan ßittetian aiitaa kfUfkoai-ia — atM groaaan-
theil» in weekaelwirkHnf wtU dan varUndnngen dm wiiwu.
bei der kennseichnung «hm» gagenapieler» hält eich die bo-
tiehung at^f den kamgf am labandigattn, sie erfährt hier
nur da, wo der gegenspieler at» al/faei dar faraen amga-
gliedert ist. durch weitere bestim mungu m trkmah mondkertai
ablenkung und abschwächttng. in eerbimdung mit dem
sächlichen oder abstracten objeet tnacht sich nebtn dem
kämpf attch das spiel geliend, andareraeit» emtwiekeit aiak
hier im besonderen dia mmnmffalHgkaU dar am^ dam ta-
griff der besitznahm» wirkenden aUenkttOfam, dar mr-
engerung und abschwäehung. je lebendiger dia
des objeet» tum ausdrttek kommt, um so m
at^f die des verl>ums und umgekehrt, dakar iat e» gerade
die »tark angeschwollene gruppe der varbindmMfen mit wr-
bUutten pronominalformen und mit ähnlichen bedeutung»-
»ekwaeken objeeten. die dem verbum kr^ft und energie der
bedetitung erhält, am stärksten wird diaae beim ■leefiifm
gebrauch, dem auch durch abstreifung dar tadamhmgaUaram
objeete vide Wendungen suwaekaen.
die festen t-erbindungan und fbtmdzt, die im neuaran
gebrauch sieh vor allem mehren, bedingen «ttcA im dar
kmtigorie des sul^eets, in der »ekan dar mittatkaekdatdaeka
atü manche sächlichen nomina einftilkfut kaÜi, et» vor-
dringen der »mtkbegriffe und der abttracta. entspredkanda
neuarungan wardan mm be»ten M dar ainzdnen fUfung
5983 GEWINNEN II, i (gegen eine person)
l) altes und 7ieues an den Verbindungen, die einen gegen-
Spieler kennzeichnen .•
a) die losere form der angliederung durch präpositionen
hatte schon in der mittelhochdeutschen dichtung bei an
gewinnen und ab gewinnen {vgl. oben sp. 5936) zu formel-
haften bildungen geführt, die die präposition vom persön-
lichen dativ abziehen und mit dem verbum verschmelzen.
der neuere stil übernimmt die überlieferten formen, die er
theils ujnformt theils weiterbildet, vor allem aber ent-
tcickelt er neue Wendungen, die sich besonderer beliebtheit
erfreuen, für alle entsprechende gebrauchsformen ist die
Vorstellung eines kampfes unverkennbar die grundlage, die
auch bei der verblaszten wendung immer wieder durch-
schlägt.
a) Umformung oder Weiterbildung des überlieferten.
l)) eigenartig ist der gang bei der Verbindung mit an,
die im 15. und 16. jahrh. für die überlieferte fwmel einen
gesteigerten verbrauch in allen abstufungen der bedeutung
erkennen läszt, der später rasch unterbunden wird, anderer-
seits mehren sich gerade im netteren stil Wendungen, die
die präposition vneder in loser Stellung zum verbum und
in engster Verbindung mit dem persönlichen dativ zeigen.
a)) die präposition in engster Verbindung mit dem verbum,:
«)) Schawenburg in der Mortenawe, ein gut veste
schloss, wart dem stamme von Schawenburg angewonnen
von graff Hansen von Eberstein. M. v. Kemnat chronik
Friedrichs I. s. 29. dazti vgl. Luther i Mos. 21, 26 (land
angewinnen); 2 chron. 13, 19 (stede); Alberus 87^ (die
Schlacht); Stumpf l, 32* (veldstreit) ; fastnachtspiele 274, 20
(einen rank); ebenso 335, 13; 385, 3 ; weisth. l, 831 (den halm) ;
recht angewinnen s. oben sp. 5959; vertrug sein pferd in
dem Scharmützeln, dag er dovon must vallen, und sie ge-
wunnen uns das pferd an. d. städtechron. (Nürnberg) 2, 66 ;
ich weisz ein wipp uff miner wann,
die wel ich zu hiiff' how . . .
sich, wie wulde ich unmer basz
eme gewinnen an sin lipp
dan durch das selbe böse wipp?
Alsfelder passionsspiel 678 Grein;
wie nun das ehrliche jungfrewlein zum brunnen kompt,
sihet es sich nicht lang umb, unnd helt kein stenderling,
gewint auch niemand rede an, sondern schöpfft jren krug
vol . . . Matthesius {hochzeitspred. 3) 2, 55 Loesclie; ebenso
Keisersberg brösaml. 56° (den mund); Ayrer procesz.jur.
I, 15 (rechtfertigung) ; uno te vicimus. wir habends dir in
einem vorgethon, wir habend dirs umb eins angwunnen.
Frisius dict. (1556) 1382'';
ein ieder pur, der lesen kan,
der gwünt's eim schlechten pfaffen an. •
NiKLAUs Manuel vom papst u. s. priesterschaft
272 Bdchtold;
und mit beziehung auf unpersönliches subject:
man gab mir gelt und füllt mich voll,
dann ich müss vil wins trunken han,
sechs mass gewinnend mir nit vil an. 272;
pflöcker und klotze, denen . . . andere waffen nicht an-
gewinnen können . . . {mit pulver) von einander sprengen.
Grimmelshausen wieder erstand. Simplic. (3, l) 3, 65. vgl.
dazu Fischart glückhaft schiff 637 (wie solt ... die sonn
. . . etwas angewinnen).
ß)) die bedeutungsleeren objecte haben hier schon früh
{sp. 5937) zum absoluten gebrauch übergeführt, der die Ver-
bindung am längsten hält: denn der teufel hat sich bis-
her so lang gebissen, mit der schrifft, und dem wort, aber
noch nie können jm abgewinnen noch umbstossen . ., so
gehet er dir nicht richtig unter äugen, zappeln mag redich
machen, gewinnet dir aber nicht an. Luther (iCoHn^A. 15.
ausgelegt \bU) 6,215» Jena; ebenso (nicht) 2, 408'^; 3,430b;
desgleichen (ohne negationspar tikel) 4, isi*» ; briefe 4, 316 ;
lÄ:ön.20,13; ALBERUS76b; /a5^nac7tfei>ieJe356, 3; Schmelzel
verlorne söhn W-; Ovvrz psalm U1, 2; Werder Ariost
II, 7; A. Büchner trostschr. (Wittenberg \^ 32.
7)) das pronominalobject, das der negationspartikel (nicht)
eigentlich zugrunde liegt, loird bei Wie land vorübergehend
toieder aufgefrischt .-
ein herz, dem königssöhne nichts angewonnen hatten,-
war nicht gemacht zu negern oder mulatten
unrühmlich überzugehn. (der neue Amadis) 4, 133.
b)) sollst begünstigt der neuere stil die lockerung der
präposition vom verbum bei engerer Verbindung mit dem
GEWINNEN II, 1, a (an-, abgewinnen) 5934
pronominalen dativ. diese fügeweise wird von einzelnen
Wendungen gefördert, die sich im rahmen einer anderen
bedeutung (gewinnen: erlangen, erreichen, davontragen)
entiüickelt haben:
du gewinnest nummer ein gut wipp an mer,
dar zu wel ich nummer gefolgen dir.
Alsfelder passionsspiel 783 Orein.
ei wie hübsch hat mich denn die weit sampt dem teufel
geteuscht . . . wie gros hat sie an mir gewonnen ? wie
grossen schaden hat sie mir gethan? Luther {das man
die kinder zur schulen . . .) 5, 176* Jena ;
was du an uns gewonnen hast
damit die schu thue schmieren.
lied V. d. belnc/erung v. Leipzig (1543) str. 23
Soltau u. Hildebrand (was er daran gewonnen
hat Hortleder 2, 407*).
je mehr er sah, dasz die Verfolger an ihm gewannen
{ihm näher kamen). Fr. Gerstägker der flatbootmann
152. es scheint, dasz die verbindiing, ivenn sie sich auf
diese bedeutung stützte, der entivicklung zum compositum
stärkern widerstand leistete, so blieb eine form erhalten,
die auch für den begriff des überwindens in die lücke
trat, als dort die alte formel abkam: ein obrister . . .
welcher einen schönen ehrbaren knaben . . , mit gewalt
seinem willen unterwerffen wollen, weil er zuvor etliche
mahl mit gute an ihm nichts gewinnen können. Adam
Olearius persian. reisebeschreibung (5, 15) 311^; ähnlich
pers. rosenthal (4, 4) 60* ;
wolan, versetzt der hirt,
Zeus will ; ich musz mich schon ergeben ;
man sagt uns, dasz durch widerstreben
nicht viel an ihm gewonnen wird.
Wieland {komisehe erzähl., urtheil des Paris)
10, 164 ;
man kan nichts an ihm gewinnen, er last sich nicht
gewinnen, he is not to be prevailed upon; one cannot
prevail with him; he tootdd not yield or condescend . . .
teutsch-engl. lex. 2 (1716) 773 ; dazu, vgl. (falls nicht ivieder-
belebung älterer loendicngen vorliegt):
denn satan trug gar fein gebär,
und stellte sich gewaltig an,
als ob ihm nun und nimmermehr
kein andrer was gewönne an.
E. M. Arndt {Sankt Christoph) ged. 309.
2)) dem gegenüber ist abgewinnen noch heute ein viel
vericendetes compositum, freilich mit einem gegen früher
(vgl. theil 1, sp. 48/.) völlig veränderten gebrauch.
a)) hier ist der absolute gebrauch anfangs bevorzugt:
das du so emssig thüst begern
deins nebenmenschen gut und hab,
im understast zu gwinnen ab
und weist, das gott verbieten thä't.
J. Wickram {treue Eckart) 5, 99 Bolte;
wie denn viel scribenten einen spieler Leonem Mytilenum
kennen, der in dem würffelspiele dermassen glücklich
gewest, dasz ihme niemand habe abgewinnen können.
Praetorius gazaph. 39; ähnlich schon Luther 3, 484 (wer
kan diesem geiste abgewinnen?); 5, ill''. 512''; 8, 189*;
Opitz 2, 176; Lokman /a6e^?i 21 ; Günther, Schirmer,
Lessing.
pronominalform,en als ohject erscheinen hier wie eine
secundäre neuerung, vgl. .- 'brüstet euch mit eurem triumph.
ihr habt mirs abgewonnen!' 'freilich es kann einen stolz
machen, über einen so fürchterlichen gegner gesiegt zu
haben.' Schiller (parasit 3, 2) 14, 227 ; ebenso (Piccol. 2, 3)
12, 100 GÖTHE 1, 216.
5)) die Verbindung mit einem sächlichen object, die für
die sinnliche bedeuttmg noch heute in der beziehung auf
das spiel fortlebt (gewannen ihnen das geld wieder ab.
Grimmelshausen Simpliciss. 151 ti. a. vgl. Henisch,
Stieler, Steinbach, Frisch), hatte früh einige über-
tragene Wendungen entwickelt, die sich später in anderen
formen verloren: da gewann der Leimlin das urteil Hansen
Kentzelmann ab. d. städtechron. 23, 69. vgl. .- die gewere ab-
gewinnen, sp. 59.59; da ruckten wir zu ihnen, und gewahnen
ihnen bescheid ab, wer sie wären. Götz v. Behlichinoen
lebensbeschr. (3,2) Bieling. vgl. auch Lessing 2^ 323.
«)) gewan in das feld ab. S. Franck weltbuch 224''; ein
dicker nebel . . . dasz ich ihm mit meiner bergansteigen-
den heerde das feld nicht abgewinnen und keine sonn
erreichen konnte. Bräker der arme mann im Tockeii-
bürg 30 Büloic. vgl. unten das feld gewinnen (2, b) ;
6985 GEWINNEN H. t.a (gewinnen öbor)
/, ,) wenn ein lolcber nieaadi,
von itolcber lierkunfl, einem mann vi* da
den TOmprung abgewOnne.
WiKi.ANi>, über». V. /loratetu Me/en (I, f MN
»U pidiuß) 1, 110;
ähnlieh GÖTHK 1«, M (den tohritt) vgl. ap. toimjw.
f)) dagegen wird der neuer« gthraueh von verbindumgen
behermcht. leie »ie vor allem ßöiiiK heUfn lämti einer
erKähluDK ihren clinrakter abgewinnen. 19. IM; {vgl.: der
Klin((iiloinfolaen ward beitiogen . . . und von der weiten . . .
iiUHHioht der charaicier gewonnen, [annalen tnos) Sl, NN) ; ein
KclioiiiiniH/. abgewinnen (13, im); wird rr aogar . . . dem
unzn^'Hnglichen etwa« abgewinnen ItAnnen, wie wohl . . .
nur bis zu einem ({ewissen grade beizukommen ist. tu
Kcktrmann {geepräche «, a& Biedermunn). auch llltert wn
Uunyen toerden von ihm ati/grfrieeht : batte man dieaer
ungewohnten «peiae erst einigen geaobmaok abgewonnen.
(tag u. jnhrtahtfle 1806) 81.1». vgl. daau oben ep. wun.
vgl. auch: er (der FVantone) itpringt von dem weiter aaf
die mod«, von der mode uuf das berz . . . gewinnt Jedem
dinge die interessante «eile ab. Hrinr. v. Ki.rint *r. ft.aft
Minde Fourt. daiu vgl. au» dem neueiden »Hl (mit un-
pentiinlir/inn ttuhjtet): alles gewann mir ein Interesse ab
und selbst der blick in den alkoven konnte mich nicht
umBtimmen. Fontank v. twantig bi» drei»tig M5.
/J) Wendungen, die dem netteren etil entspringen.
1)) voran .iteht hier die präpogition über, die in der
älteren »juache nur da» grundtrort difflgrennert heMt (#.
tiberwinnen und überwinden) und nunmiAr mteh an da»
compofritttm herantritt, dem »ie damit ein neue» mrtimnätmffe
gebiet er»cl,lie»tt. die belegt reichen nieA< über da» t».jakrk.
aurüek .-
a)) die vorauaeetzungen, unter denen neA die enheieklung
vollzog. la.<i.9en »ich tirhon in einem älteren belege für da»
alterthümlichr ob J'u«tten und für die beurtheüung der
andern veihindungen vertoerthen :
ein bftae botschalTt wurd geaant,
eini bertzogen in MaylanJ.
wie das der Genfteser leOt,
ob jm gewannen groase peQt.
J. V. SrHWARTZRNBKRo teuttck Ctcero
j ,^ {memnrial d. tugend HS");
und ibr traut euch zu
bloaz einer frau zu lieb' mit ae«.-ha and zwanzig ritlem
ea aufzanebraen ; sollt euch wobi, den dank
dea tumeia zu gewinnen über una
ein leicbtoa sein? Wiki.ano ^(/eron) 18,47;
als der feind schon anfing, tcrrain (lanS) über uns so
gewinnen. K. W. Kolhk beletteJtt. einiger urtheile über
»praehreinheit (l8l8). 2ß *. Sandkrs 8, 1620*; und so, in-
dem man einen gleichen »cliritt hält, drängt man sich
an ihnen uuf dem schmalen wego vorbei, und gewinnt
über solche ganze reihen den vortheil. Götiir (bri^e
uit.9 der Schtceiz 16,800; das mitleid gewinnt doch end
lieh über die spotlsucht die oberhand. K. Pii. Monnz
Anton ÄeMe»(2)l73 Geiger,- e/teneo Aikubach fteue» leben
8, XW; wenn die blicke zungen w&ren.
hätten sie dir l&ngat erzeblt:
was dein weaen, kluges kind,
Ober micb vor macht gewinnt.
Jon. Cmr. GOnthbr 0ed.* S5S;
das gute sollte Übermacht gewinnen über das böse durch
alle edle Streiter, durch jeden treflichen kämpfer aus
dem menscbengescblechte. Hkhdrr {bri^ed. »tud. d. theol.
betr.) 10, 199; ebenso (v. eit\fltt»z der regierung) 9, 884; wild
über die gewalt so sie über mich gewonnen . . . werf ich
mich aufs bette. S. v. La Roche frl. v. Stemheim (i) iti
Riilderhoff.
b)) je mehr da» object an bedeutung einbiiezte, um ao
rascher geJtt die eniwicklung ««r fonnel voran : ich glaube
auch, dasz es sehr unvorsichtig ist, wider seinen feind
Satiren zu schreiben . . . unser feind gewinnt zu viel über
uns. er darf nur sagen, dasz wir von ihm beleidigt sind,
und dasz wir als feinde schreiben: so bat er seine fehler
vertheidigt, und kann ganz ruhig lasterhaft bleiben.
Rauknkh (low miszbrauch der Satire) .9atiren l^.n; diese
absieht gelang ihnen, und man musz gestehen, dasz sie
dadurch schon ein jjroszcs über ihn gewonnen halten.
WiKi.AND {.\gathon 15». ;0 3. 77 : da es hingegen in keines
mimnes gewalt stehe, mehr über sie zu gewinnen, als
sie ihm freiwillig einzurKumcn geneigt sei. {Arietipp
1. 18)88, 148;
GEWINNEN 1. 1 a («eirioDen Ober) 5986
nicht, da _
da« herz ihr hthm seUag : ihn aM« mU lein n neMm
war wohl das hflehat«. wm «r ■her afe gewann.
Obertm (4, U) tt, ICH;
heute, mein freund, heute wird sie io der hofeomOdie
dem blick des fUraten zum erstenmal MUfeeetzt ... ich
lebe auf. mein freund, der graf von P. iweifelt. dM man
etwas Über den geiit de« frtuleins gewinnen werde.
S. V. iji RocHR /rl. V. Slemheim (l)fl»: Wirij^nu (Ar#-
grint*» Proteu» 7) ». 7g (über sdoe TorgtMtxt« m«üiong);
G<yTiiR64.t»t (Ober di« färben), vgl. muek: etwa« fibrr
•Inen gewinnen. Schwan 1.74«^: Hilmeht t. i.i«».
r)) «0 drängt mueh dime mttwiddung »um mbeoliäen ge
brauch, der meturdinge durdk eb^Ukrung der pronominal
form (es) tereeUeiert wird:
a)) nicht wahr, ea. {dae eierete eomoiaiido) goUta nach
der slaataform geformt werden? I«t die nonarebisch.
aristokratiacb. demokratisch, so auch da« eommando.
der hat sehr über den Soldaten gewonnen der ihm da-
bilden kann, er wftr« zu hause! Hii'PSL (ßebeneiO^/»)
4. Ml ; unter diesem unaufhfirlicben gesehnl ftht ia»
ausblasen und anzünden der kfrzen immer fort.
begegne jemanden im baue, auf der treppe, m Mi
gesellachaft im zimmer beisammen, aus einem foaslar
ans benachbarte, überall sucht man Ober den andam %u
gewinnen, und ihm das licht auszulflaehaii. OAthr (t.oi^-
enthalt in Rom: Moeeoli) ». m; dies« edlen gestalten
{antike gyp»abg1is»$) waren eine art von heimlichem gegen-
gift, wenn das schwache, falsche, manlerlrta Sbar niefa
in gewinnen drohte, aao; der ansdebnoaf, d. h. dar
geographischen Verbreitung nach gewann . . . di« tömiaeh«
über die grieebische. Ai.kx. v. Hcmroliit kttw»o»t,tlM.
/?)) ich beschwor ihn, sich dieses selbalmflidarladMa
Verfahrens zu enthalten; ich sprach mit mtiliwn anU
über seinen zustand und gewann es rndUeli
unglücklichen, dasz er wenigstens mit gelinderaa
sich hinhielt. Immrrma.nn {.memorabilim: Orahhe) l*,ag
Hempel; damals waren die spiele des dicbters noch in
popul&rer ehre; schon aber batte es jetzt ein FletaelMr
in der gunst dea überreizten tbcaterpiiblicums über den
meister gewonnen. (iKnvist-s Shak^rpeart i*. ii. genau
so 18. 118. früher als die»» beleg« fallen andere teugniete.
die t'o» einem unpereönliehen »ulgeet getragen »ind (ogl.
aueh oben tu GOnthrr u»; Hrrorr lo. ii9: HtUBOUiT
koem. 8.818 und Göthr 89. Süo): aber die eifersaoht Ober
Spanien gewann es diesmal über diese politisoba Sym-
pathie. ScHti.i.RR {abfall d. Niederlande i. einL) 7.19; der
basz gegen diesen gewann es sogar einmal über seine
angebotene Verstellungskunst 96; wie ea die grOaie dea
I dichter* mehr und mehr salbst Ober die Terschloaaaaen
geister gewann. Gkrvinur Shakeepemn i*. U; «tanaa
8*, 881 ; die belebenden freudcn der jagd gewannatt m
wieder über mich. K. v. Holtki 40 joArs t. 7«.
d)) beeondere beliebtheit umd vm-itiiitumg mwiden inner
halb der eben gekennzeichneten formd die wtmdmngem, im
denen da» »ttijeet tugleieh muA den gtgßnvgidm' »Mi:
a)) wo da» objeet a**s einem »ubttmmiimal»« »u «rgänaen
i»t. bedarf hier der ältere »tu keime» vormuUM^femden
pronomene:
and ot> sie gleich mit aMk kaaa tbar riek gewaan,
dem marmorbartcn joagM IMMB
in ihren armen nicht swsptadaag ahaaswtagaa . . .
WtRLAND (Oberem 11. M Ü. 9«; etaasa
(^rM^I,ti)|ft.t9l>:
ich habe über mich gewonnen, dich in einigen tagen
nicht zu sehen. Götiir {Wilhelm Meister» lehrjahrt 1.16)
18, 9«; ebenso (zur nattt rwi»»en»ek$^/ti «0, 904: «in lausiges
ungeheuer! ich könnte über mich fawinneo. aatu prügeln.
ScHi.Kr.Kl. über», r. Shakrspemre» »turmt.n (I evuld find ua
mg heart to btat him); sie zeigta dUh kräftiger, als da
vorher gewesen war. nur auf dia pAage des freihem
bedacht, gewann sie übar sich, stundenlang neben seinem
stuhl zu sitzen. G. Frbttao (soll u. haben «. i) 5.978.
fl)) mmder» • ihr müszt das über euch zu gewinnen suchen.
tddtea de gagner erlm eur vom». Schwan (17«) i. 7««^. rgl.
Hli.PRRT 8. 1. 485 (to bring ones »rtf to do a thing); und
sollte denn in der weiten weit kein midchen sein, das
die wünsche ihres berzens erfüllte? gewinnen sie's über
sich, suchen sie darnach, und ich schwüre ihnen, sie
5987 GEWINNEN II, i, a (gewinnen über, gegen)
werden sie finden . . . gewinnen sie es über sich ! eine
reise wird sie, musz sie zerstreuen! Göthe {Werther
2. buch) 16,158; mein vorsatz zu hause zu mahlen ist
schwanckend, und doch mögt ich gleich zu anfange
etwas über mich gewinnen, (an frau v. Stein 1782) br.
5, 256 ; ... gegenwärtig gewinnt es prinz Borghese über
sich und verehrt diese köstlichen reste dem könig von
Neapel, {ital. reise i) 27, 261; ich habe es nicht über mich
gewinnen können in die erste einige Veränderungen hinein-
zuarbeiten, {an Eichstädt 1808) briefe 20, 3 ; {wahlverwandt-
schaften2, 12.) 17, 344; {dicht, u. wahrh. l) 24, 52; ich wünschte
unendlich, dasz sie Griechisch wüszten . . . allein ich
kann es dennoch nicht über mich gewinnen, nicht die
stunden zu bedauern, die sie beim ersten anfang rein
verlieren. Wilh. von Humboldt an Schiller (20. 11. 1795)
Leitzmann s. 211; er hatte etwas zu sagen gehabt; doch
konnte er sich das herz nicht fassen; als er es endlich
über sich gewann, sprach er so einfach und so gründlich.
Ranke die römischen päpste i^, 16b; ...von denjenigen
herren, welche es nicht über sich gewinnen können,
eine regierungsvorlage ohne eine gewisse werthsver-
minderung von der tribüne aus . . . anzunehmen. Bis-
MARCK im reichstag d. nordd. bundes 2. 4. 1868.
/)) auch an dieser beliebten formel setzen im neueren
sHl mancherlei neubildungen an. vereinzelt ist hier die
neigiing zur kürze, wie sie in der Unterdrückung der
reßexivbestimmung zu tage tritt:
die angst, die angst mir schnürte alle sinnen,
hinan zu treten könnt' ich kaum gewinnen.
A. V. Droste {des arztes vermäehtnifz) 2, 259
Kreiten.
dagegen sind erweiterungsformen beliebt: . . . haben sie
sich wirklich einbilden können, dasz ich das über meinen
stolz gewinnen könnte, oder gar über mein herz? Paul
Heyse (neue moral. nov.: ein abeiiteuer) 11, 4, s. 258; es er-
wachte ein groll gegen den man, der so viel macht über
ihre seele besasz, und der es doch übers herz gewann,
sie so zu quälen. Georg Reiche das grüne huhn (4, 3)* 367.
auch die formel macht gewinnen (sp. 5985) dringt nuri-
mehr in den geltungsbereich des refleodvpronomens vor:
nur mühsam über mich gewann ich macht,
von neuem zu dem fremdling aufzuschauen.
SCHACK {nachte des Orients 2) 1, 25.
2)) in einem getoissen Zusammenhang mit dieser formel
stehen einige wendicngen, die jedoch vereinzelt bleiben und
anscheinend auf den Sprachgebrauch, Goethes beschränkt
sind: wenn ihrs könntet auf euch gewinnen, und mir
mehr schriebt, oder nur manchmal, ohne antwort, glaubt
dass mirs ewig werth ist . . . Göthe {an Kestner 28. sept.
1777) briefe B, 179 Weimar; und ob ich gleich mich sonst
gern alles dessen bediente, was mir gereicht ward, so
konnte ich es doch nicht von mir gewinnen, mich der-
selben {der durch Klopstock vermittelten nordischen mytho-
logie) zu bedienen, und zwar aus folgenden Ursachen.
{dicht, u. wahrh. 12) 26, 143;
3)) andere bedeutungarichfungen fallen für diese tmd
ähnliche präpositionalverbindungen nur wenig ins gewicht:
a)) von einem im spiele gewinnen. Campe 2, 364'';
Hilpert 2, 1,464".
b)) er verlor allemal gegen J . . , sobald es auf witz
und lebhaftigkeit ankam, aber er gewann immer gegen
ihn, sobald es darauf ankam, die eigentliche kraft des
denkens an irgend einem gegenstände zu üben. K. Ph.
Moritz Anton Reiser (2) 137; ebenso 253;
gewinnen gegen dich
die Philologen,
das hilft uns alles nichts :
wir sind betrogen.
Göthe {Kestner» agape) 5, 70 Weimar.
die . . . sind am besten dran und gewinnen meistens den
vorsprung vor denen, welche forderungen einer höheren
bildung an sich und andere machen, an J. J. Willemer
5. 12. 1808.
c)) der Schulmeister hatte hier wieder gelegenheit,
seine stärke in der latinität zu zeigen, indem er den an-
schlagbogen ins deutsche übersetzte ; und so hatte Reiser
schon viel bei ihm gewonnen. Moritz Anton Beiser (4)
355 Geiger.
b) der gegenspieler als objoct der verbalthätigkeit.
GEWINNEN II, 1, b (einen gewinnen) 5988
«) für den erfolg im kämpfe (das spiel kommt bei der
Verbindung mit persönlichem object nicht in betracht) sind
nur aus der älteren schicht belege beizubringen, die deut-
lich auf einen austrag mit waffen zielen, dagegen mehren
sich im neueren stil die abgeleiteten Wendungen, denen bei
der metaphorischen Vielseitigkeit des kampfbegriffes die Vor-
liebe zu gute kommt, mit der der neuere stil den begriff
der besitznahme durch die beziehung auf kämpf und streit
auffrischt, vor allem gilt dies für das ve^-hältnisz der ge
schlechter, das im neueren Sprachgebrauch immer mehr
unter dem, bilde eines kampfes erfaszt wird.
1)) gewinnen in den altert bedeutungen von überwinden
und gefangen nehmen.
a)) gewinnen, überwinden.
«)) im kämpfe der waffen-. mich dunckt, er habe vil
mer volcks dünn wir, darumm er uns wol gewunnen
mag. Haimonskinder 150 Bachmann; nun hett hertzog
Ludwig ain wagenpurg, darinn er sich vergraben und
verheget hett so stark, dasz in niemant gewinnen mocht.
B. Zink, s. d. städtechron. 5, 244; czum dritten wil ich mich
ouch weren mit dem kurtzen degen, damit mann die
kirisser gewinnet, szo man nien sust weder mit spiesz
noch Schwert beikommen mag. Emser gegen Luther {neu-
drticke 8d) 12; nun weiszt üwer wisheit für das erst wol,
was der fromm brüder Claus von Underwalden ernstlich
geredt hat von einer eidgnoszschaft wegen: dasz die
kein herr noch gwalt gwünnen mög denn der eigen nut.
ZwiNGLi {vermahnung an die eidgenossen^ H, 2, 315. dazu
vgl. mit unpersönlichem subject:
sunst ist kein kling auff erden,
die den trachen gwinnen kan {var. gewinnen; afwinnen
mit dativ). lied vom hürnen Seyfried 107 ;
als einen der letzten nachzügler vgl. folgenden unter dem
einflusz der bibelsprache stehenden beleg.- darnach zog
Josua hinauff sammt dem gantzen Israel gen Eglon, be-
lagert und bestritte sie, und gewann sie desselbigen tages,
und schlug sie mit der schärffe des schwerdts. Schupp
schnften (1684) 402.
ß)) der streit mit geistigen waffen. vgl. die belege der
rechtssprache oben sp. 5957; vgl. auch:
wo sollen mei nu gezeuge nemmen,
die uns zu dissen sachen zemen,
dasz mei mit rechte gewinnen en?
Alsfelder passionsspiel 3452 Orein.
in eine andere richtung loeist: damit gibstu dich selbs
gewonnen, das du ein falscher lügnergeist bist. Luther
(vom, abendmahl . . . 15281 3,441», s. auch unter gewonnen,
wilche aber noch nicht verzagen, die sind noch nicht
gewonnen, mit denen ficht der hellt noch imer durchs
wort, bis er sie gewinne odder dem gericht gotts heim
stelle. Luther (die epistel des proph. Jesaia 1526) 19, 158
Weimur; da er unser sünde in seinem blut erseufft . . .
des teufeis gewalt, durch seinen tod und aufferstehen
gewan und unter sich warff. Luther (ill psalm ausgelegt)
b, 213,^ Jena; er greifft zum ersten das hertz an mit dem
wort ... wo aber das hertz verzagt und gewonnen ist: was
will odder kann man sich do weren odder streiten (epistel
des proph. Jesaia) 19, 158 Weimar.
b)) gewinnen, gefangen nehmen: item disen sommer
ward hertzog Hainrich der jünger von Braunschweig . . .
vertriben von allem seinem land, die3herlen und2fräuelen
wurden zu Wolffepütll im schlosz gewunnen. L. Widmann
8. d. städtechron. 15, 191. dazu vgl. : gewonnen und ge-
zwungen Volk. CoRviNUS 898; cum bello cepi, ich hab jn
im krieg gewunnen. Cholinus-Frisius 136*; (erobert oder
gewunnen Frisius 184''). dazu vgl. aus jüngster zeit:
setze dich auf, ich bringe dich hin, es hat sich vor kurzem
dort ein hirsch im walde verborgen, den sollst du gewinnen.
Göthe {Reineke fuchs 10) 40, 173 (vangen Reinke
de vos 5081, das gleiche Gottsched) ;
2)) für das moment der beioegung , das sich aus den
Situationen eines kämpf bildes entwickelt, sind beide
liaupttypen, gewinnen- = erreichen und gewinnen = los-
bekommen vertreten, während aber die erste gruppe auf-
fallend rasch zusammenschriimpft, nimmt die zweite eine
bemerkenswerte ausdehnung.
a)) gewinnen, erreichen: sie sprach 'herre Ditterich,
du salt laszen smeden slosz so veste, das si nimant zu-
5989 GEWINNEN II, i, b (einen berauiigewinnMi)
brechen m»ne: do met wol wir uns bealieizen, das am
do kein trian gewinnen mU^e. du «ttlt una dor uf »pise
Rchigkcn, da» wir ein jar genug haben'. Onteentia
(iS. jahrh.) bei W AV.KKUS scv.i. altd. Umö. 990, M: ... unnd
wie man «agt, hoII er jhn mit eim tolchen unden durch
da« pantzer hinein gewunncn unnd entoohen hahon.
WKiiiLKi-H Hi!Nt> hai/r. »tummbuek t.iS. naek dem au*-
$terftrn dir^tr ynipi^- rückt au» ähnliehsn VtnPtmlungtn
nfben »ächlichnn objrct («. das freie feld gewinnen), dit
in der nniere» nprache groat» verbrtitung fände», eint
arf ermtz in die lileke: nur ein einziges kleines, graue«
niUiinicin stand noch bei vater Homanus auf der gMM.
der zaliimeister, und brachte die fordorung in richtigkeit.
aber auch dieser kletterte nun auf sein Witixlrtn und
suchte die andern zu gewinnen. Stiktkh {l'rokoiMM i)
eriiihl. 1, 18 Aprent.
b)) ftewinneii, Initbekommen. wollen kein haupbnan
wider deutsch noch welsch hineinlassen . . . man musl«
die Spaniol auch herauMz gewinnen, nnet leithtng v. t'a-
dua . . . JÖOO bei Weiler H;
wolan «a ii4t zum theil ^melt
unforni und grübbeit iliitor well . . .
mein« tbeils «trck ich «o tie(T darinnen,
dass icb mich nit kan raunz irewinni'n.
SrHKiin Pfdetlndü (iroNami» r. MM MOekaodt;
sein aohn ihI ihm nicht zu theuer,
nein er iribt ihn ftlr inicli hin :
daaz er mich vom ewiron Teuer
durch sein theures bliit gewinn.
P. OiHiiARDT (»oUt ich meinem goU nietU (rtn(/«n)
andaehten 8UT;
wie dein poete «injel ( Wenxel .Schärfer)
und mit dem alter dinfet,
dich, Brief, und die darinnen
vom sterben zu gewinnen
daa zeuiren seine lietter.
LooAit itinnpfdicMe (3,6,19) Ml Ettner;
fühlt ich die kraft, entgegen luat und achmers
vom loben fest mich selber zu gewinnen,
wenn andres nicht, so doch ein ganzes herz.
Tu. Storm {im zeichen de* todee) 8, >44
(«. auch tp. B096) ;
wo diese frau in einem walde mir
begegnete, und hatte zum ^elcit'
nur diese sechs und zwanzig, ala ich mir
getraute, sie von ihnen zu gewinnen !
WiRi.ANO (Geron) 18, 46, *. auch oben ip. tfitn.
3)) immer häi{/if/er wird gewinnen für die be/ettigung
perttönlicher beziehringen herangezogen, die aU ziel and er-
gebnisz eiue.s kamp/es und gegenatreitea trfatzt werden.
a)) unter dienern bild leird schon da» verhäUnitt der
menschen zu galt gern dargejiteUt : . . . und was er daran
gewendet, und gewagt hat, das er uns gewönne, und zu
seiner herrschaft brechte . . . Lutiikh {deudttch catechis-
mna \hixi,2.art.) i^,n* .Jena; o wunderbare ... langmuth
gottes, der auch seinen öfTentliohen und bekannten
feinden . . . nachzugehen nicht unterläßt ! er duldet sie
nicht allein, sondern trachtet auch aulT mancherlei art
und weise sie zu gewinnen und zu bekehren. Christ.
ScRiVF.n seeUnschatz 2. 427'';
mit gott hat lieb gerungen,
sein sieg hat sie gewungen.
hirtatlied hei Lexbr kämt. w6. SU;
sucht gott durch bu-sae zu gewinnen
und liebt den nehsten, wie man sol
80 ist euch jetzt und ewig wol.
Simon Dach 38 ÖttcHey, ebenso 179;
dazu vgl. "«^ «"<•* ^■
ein gleiches trilTt auch die gfittinnen.
sie hassen zw.ir der Venus lieblichkeit,
weil sie gesiefrt bei jenem sch'inheita-atreit:
doch lassen sie sich täglich noch gewinnen ;
doch lassen sie sich bertz und sinnen
noch tAglich abgewinnen.
Besser (triumph der liebe) 618.
&)) auch die politischen beziehungen zwi»ehen Völkern und
X'olktigruppeti rücken in diesen iericendungskrei.v ein : vgl.
im gegensatz zu der älteren verblaszten hedeutung i-o»
gewinnen (als darnach aulT das dritt jar. die Homer vil
feind gewunnen. Lirius deutsch von 1562.». 41»; donoch
gewan der keiser vil fUrsten zu vigende. J. Twinckk,
a. d. städtechron. 8,436) nunmehr die Steigerung der bedett
tungsenergie : vergebens hatten sie, um den kaiser durch
Unterwürfigkeit zu gewinnen, das bündnisz mit Schweden
und jeden weg der selbsthülfe verschmäht. Schillkh
(ao jähriger krieg 8) 8, 160,-
IV.
GEWINNEN II. t.b (eine fran gewinnen) 5990
das laod ist schwer bedriagt. — wamm mate obeias?
wer ist's, der •■ gsatttrat in diaae neüi?
aa koataU aio «iMif teiektes wert,
am aagenbUeka des itwtaa Im n Mia.
und eioea gnld'cen kaiaar ra gaariaBa«.
(TtU 1. 1) 1«, iö». f. audt umtem tp- MW*
die aufgab«, einen Franzocen oder Engländer za gewinnen,
hatte für sie mehr anziehung aU die««lb« aufgäbe «inen
landamanna gegenttber. Binmahck t»d. u. mim. (M) t. ITB;
ich glaub« deshalb, daaz es uns mit deotseher ge<iald
und deutschem wohlwollen gelingen wird, den landstnann
dort {im KUom) zu gewinnen - vielleicht in kQrzerer
z«it. als man jetzt erwartet im imiadU» rndk»ta§ t. ft.
it7l; man meinte, die SchJeswiger leleht zu gewinnen,
wenn man ihnen als mitfift der dkniscben einheit das
kHitllichatc aller gOter. die demokratische freiheit. ent-
gegenbringen könnte. Syiiru d. btgrUndung d»» d*ut»d»eH
reiche» s*, le.
e)) vor allem aber iei »»da» werliäUmim 4m f»»dilteki»r
— w»mif»tnu Mmii die bemMttnfm dea mmtum um die
frmu 1» fiug» hmuaen — dm» immtr wtekr ämrtk äi» tßtr-
»teUung eint» kämpfen» und rtttf»$u beUtt wird: mmm
vgl. den gegeneat» zwieehen dar mu»arbeihnig de» rekum
begr^a» der heaitznahme in:
das mich der bisehoff dam zwaag.
das icb ein inng oiwt varaa laa
und soll ein p«f riartsif iara Imm.
do dachte icb in BeiBaB aiaaa
ich mocbt alax Mekt do swo gvwiiMB.
led« bei twenisig iaiwi all.
ao wArdeo di« Vkrtzig larMsalt.
Pfarrer r. Katenberg lOW DeOmtmgr
gegen: wie leicht ist das weih zn gewinnen, in welche
die gast unnd ander leut. weil sie singt, danzt. unnd
auir der lautten schlcgt, jre äugen, wort unnd gedancken
werffen? J. B. Ficki.kh über», r. I'utkerbega tract. v. ver-
botenen büehem l, 48".
a)) auch der älteren auffa»»ung lag hier di» vor»tdUmg
de» kämpfe» nicht fem {»ur käfiaeh»n m»^ffm»»ung »ine»
dienatverhältniase» vgl. ap. fiMl); nur eredü»» di» frau
dabei meiet ala preia, nicht al* gegenapieUr vgl.:
und wie er wolt anf die fart.
gewinnen die kOnigin zart
durch ritlerlicbe tat und er.
Teuerdani (9, 10) Ooedeke t. 19.
daau au» »päterer seit und mii Übertragung aufdae kämpf
»pid:
lOssl er sie {die ntUel) nicht, musz er vom beik starben
Iflaxt er die rftthsel auf, hat er die braut gewewMn. ' "
Sriiit.i.RR (Turandct 9, 4) IS, 887 OMMte ( BiWiUW)
paasäAnUcA Grimms march»nt,mHk»rrfi*u.ß*rttgi.
ß)) neu dagegen i»t die auffaeeung de» lieb»»te»rb»m»
»übst al» eine» ktmg^. die frau eraekeint ale gtgen^ieUr.
eonficere aliquüm virginem: mit guten Worten übenedea.
UbertOrlen, gwflnnen, fiberkommen unnd zewege bringen.
FRlRits (/tr/. (l&M)a8»^ (gegen: eonficere aliquem. einen
fiberreden, oder zewigen bringen. Ciiolinl-s-Fhisius
196^); waas zimpt euch, maester Khoenrad?
gebt auch darzue enm radt
waaz simpl eoch in eoraB aiaiweii,
wie dar JuagUag die JoglVa aochi gvbinnenn?
amalnger apUU (WIemer nemdnteke 9). t. 74;
aie aber hat die xinnrn
weit von mir abgrkebrt.
ist gar nicht zu gewinnen,
als wer ich ihr nicht wertb.
Oprrz temtaehe pcewtata ISO Mwfr..-
o grimmige jungfTaw, prinoaasia aaaiaar ataaan.
kan euch dann meine bitt oad eeafflMa lieht gvwinnaa,
mein ungeatalte färb und Ideiehea a^Hiehl,
so auch noch jetxunat ist too thrlnan tiechw nicht T
mich liel>ten andara
sie aber war ni^t tm
*. 140;
gewIaMB.
S. Dach ifkge etm^ yerUeblem aekä/er»)
ceh* dan watbera aart aatgagua.
ia tewfauMtai« aafaMia woct;
aa4 war laaoh tat aad varwagaa.
keaaait vielleicht aoeh heaaar fort
OöTiia {aatmeeten bei etmem geatOaek^m.
J*99i*rUt) 1.40:
'wer mich will, der musz mich gewinnen mit so viel
müh', als wie eine der besten im land*! ... 'und
was hat er geredet, um dich zu gewinnen?* . . . 'was
ein bursch npr reden mag. dem um eine dim ist, und
da verschwort jeder das himmelreich Sfter als fehl
376
5991 GEWINNEN II, i, b (eine frau gewinnen)
jahrlohn groschen hat. Anzengruber (der ledige hof 2, i)
7^236; ich war vor einigen tagen in einer ungeduldigen
Verlegenheit über die auswahl der mittel, die ich brauchen
müszte, um das fräulein von Sternheim zu gewinnen.
S. v. LA Roche frl. v. Sternheim 109; da nun auch Leu-
konoe so viel als gewonnen ist. Wieland {Krates u.
Hipparchia) 39,364; ähnlich Stifter (bunte steine) 185
Aprent; zu der beliebtesten form der Verknüpfung vgl. -.
bist du gar nicht zu gewinnen,
so beklag ich dich, mein kind.
J. C. Günther ged:^ 261 ;
genau so S. v. Laroche frl. v. Sternheim 85; Immer-
MANS {Petrarca 2) 16, 256 Hempel (sie ist ein weih und
folglich zu gewinnen), deutlicher und anschaulicher kommt
die Voraussetzung eines kampfes im folgenden zum ausdruck ;
ich kenne zarter weiber sinnen,
wie schleunig der sie kan gewinnen,
der nur die rechten griffchen weisz.
geharnschte Venus (iieudrucke 74) s. 37 ;
ähnlich 3. C. Günther gedichtet 6Zi; (Lisette:) ergebene
dienerin! das hiesse sich zu weit in des feindes länder
wagen, der platz hier ist neutral, hier kan ich ihren
anfallen trotzen. (Lelio:) ach ! wer nur den angriff wagen
will, gewinnt dich aller orten. Lessing (die alte Jungfer
1, 4) 3*, 207 ; bürgen mit hohen
mauern und zinnen,
mädchen mit stolzen
höhnenden sinnen
möcht' ich gewinnen!
GÖTHE (Fatist I) 12, 52 :
die erfahrung gleicht einer unerbittlichen schönen, jähre
gehen vorüber, bis du sie gewinnst, und ergibt sie sich
endlich, seid ihr beide alt geworden und ihr könnt
euch nicht mehr brauchen. Ludw. Börne der narr im
weiszen schwan 2) 2^ (l840), 446; das kämpferische regte
sich in ihm. nein, nein, er wollte sie nicht klein-
mütig preisgeben, er wollte sie sich schon noch ge-
winnen. G. V. Ompteda d. zeremonienmeister^ 199. auch die
beziehung auf das (glücks)spiel schlägt gelegentlich hier
durch :
nur ein einziges böses weib lebt noch unter der sonnen,
aber jeder ehemann meint, er hab's gewonnen.
Wilhelm Müller {epiqr. Spaziergänge 2, 83)
336 Hatfleld.
y)) seltener natürlich sind die Wendungen, die die be-
mühung von der frau ausgehn lassen, auch hier heben
sich deutlich von altern typen des abgeblaszten begriffes
der besitznahme (ob dein weib ain andern gbun zu dier.
Sterzinger spiele, das knofloch v. Claus Putze) die neueren
durch die vorstelbmg eines kämpfens und ringens belebten
Wendungen charakteristisch ab. {Camillai) es ist doch
vergeJjens ! meine Jungfrau ist bei ihm ... in grossem
ansehen . . . (Coelestina :) ich hoife durch standhafftigkeit
mainer liebe ihn zu gewinnen. Gryphius horribilicr.
26 Braune; ach! was blüht mir vor ein glücke,
da mich so ein ehrlich kind
unter feinden, gram und tücke
sonder eigennutz gewinnt!
da sie mir den schwur gethan,
fang ich erst zu leben an.
J. C. Günther {an seine braut) ged.'^ 271;
wenn ich nun träumet mit dir und aufwachet am morgen,
die arm', verfolgt' dirn' von eh'nder, dein' vatern als
mein' alt' feind, so mächtig wie früher, und nur dich
g'wonnen hätt' als mein' neuen freund, — könnt'st da
auch versterben und mich verlassen! Anzengruber (der
meineidbauer 3, 5) 6^, 199 ;
keine königin soll mich gewinnen
und keiner kröne strahl,
ich trachte mit allen sinnen
nach der Schäferin im thal.
Uhland (der junge könig u. die Schäferin 2)
1, 172 Erich Schmidt.
d)) auch als träger bloszer freundschaftlicher beziehungen
(vgl. einen freund gewinnen u. a., sp. 5997) ivird das ver-
bum in seiner bedetitung durch anklänge an kämpf und
sieg immer mehr gehoben (vgl. schon zur bibelilber Setzung
sp. 5966): der gehässige feind der physiognomik musz da-
durch gewonnen werden. Herder (über Lavater) 9,412;
vielleicht bereut es bald das volk. du weiszt
es ja, wie sie ihn liebten, komm! ich wend'
an deinen vater mich und helfen sollst
du mir. wir können ihn vielleicht gewinnen.
Hölderlin (tod des Empedokles 1) 3, 48 Böhm;
GEWINNEN II, 1, h.ß (f. Verwandtschaf tsverhältn.) 5992
entweder er sucht mich zu beschämen, oder zu gewinnen,
keines von beiden soll ihm gelingen. Lessing (der frei-
geist 3,7) 2^,90; darum gewinnen mich dichter und ge-
schichtschreiber so selten. F. M. Klinger [die zmllinge
i>i) 1,*;
wie seid ihr nicht so gut, so euch zu bessern willig,
auf eigne fehler streng und gegen fremde billig;
und, zu gefallen unbemüht,
ist niemant, den ihr nicht gewönnet (: kennet).
GÖTHE (an mademoiselle Oeser zu Leipzig) 56, 58;
vgl. auch briefe 1, 174;
ihre glänzende Schönheit, ihr kluges und herablassendes
betragen, die art, wie sie alle zu gewinnen, allen ein
geneigtes gehör zu schenken wuszte . . . Platen (gesch.
des königreichs Neapel 3, 4) 3, 127 Redlich; sie wuszte die
trauen eben so zu gewinnen wie die männer. P. Heyse
neice nov. (Helene Morten) II, 4, 200; vgl. gewinnend (s. auch
sp. 5982) ; ich war gekommen in der Stimmung eines fron-
deurs, dem es ganz recht sein würde, ungnädig weg-
geschickt zu werden, und ging, vollständig entwaffnet und
gewonnen. Bismarck ged. u. erinn. l, 44.
ß) für die von gewinnen in der bedeutung einer be-
sitznahme entwickelten alten formein ist im neueren stil
nach verschiedenen richtungen eine einbusze zu verzeichnen,
liebes- und freundsclmftsverhältnisse werden durch den
anklang an kämpf und sieg in andere richtung ge-
zogen, die Verwandtschaftsverhältnisse lassen das verbum
mehr und mehr abkommen, die formel gewinnen heiszen
stirbt ganz aus, dagegen hat die Verbindung lieb gewinnen
ihr gebiet auszerordentlich ausgedehnt ; sie läszt dem aus
kämpf und sieg hervorgehenden begriffe (jemanden für sich
einnehmen) aiis der bedeutung des erwerbs eine art passiver
actionsart erwachsen: für jemand eingenommen werden.
1)) die Verbindung söhn, tochter gewinnen verkümmert
am raschesten und vollständigsten.
a)) die beziehung auf ein männliches subject:
wir hörn wi Leupolt vil sün mäht,
die da gwunnen entspriesse.
der ain Wilhelmus hiesse.
Michael Beheim (1,66: v. d. baumv. Osterreich)
Karajan 29'>';
item under den obgeschreben wasz einer genant Henselen
Rorbach, der nam ein eewip die wasz fast lang suber-
lieh und erlich. mit der gewan er zu rechter ee vier
sone und vier tochtere . . . B. Rorbach stirps Rorbach
(quellen z. Frankfurter gesch. 1, I61); ganz ebenso Glo-
SENER (d. städtechron. 8) 30; buch der liebe (Melusinen)
275« (von jhr); der kaiser gewan nach im einen sun
mit namen gehaissen Wenzeslauus. d. städtechron. l, 350
(Nürnberg);
it is war, vele papen stn in Lomberdien
de gemenliken hebben ere egene amien . . .
desse driven vele sunde unde schände,
se gewinnen kindere, so mi is gesecht,
alse andere minschen dön in deme echt.
Reinke de vos 3977
(sie kriegen kinder Gottsched; sie haben kinder Göthe);
nu we, nun wee mir armen mann,
das ich ie solichs kind gewann.
Sterzinger spiele (Wiener neudrncke 11) 64.
b)) die beziehung auf das eiternpaar: ein grauf . . . der
hiessz Georius, und het ein frowen . . . und die ee lewt
gewunnen drei sün. heiligen leben (Uli) 9'^ (Sunt Jörgen);
die erst gesellschaft kumbt uns her
von man und weib die gwinnen kind
alsz dann so wechst gantz hauszgesind
das mehret sich und wird ein gmein.
Wolfgang Schmeltzl Samuel und Saul (1551)
Wiener neudr. 5,9;
Adam und Eva ... da sie ausz dem paradisz wurden ge-
trieben . . . gewunnen da jre kinder. Otho v. Demeringen
übers, d. Joh. d. Mandeville (l) 74 (fehlt im lat. text und in
der übers, v. 1481), ebenso 107.
c)) die beziehung auf ein tveibliches subject (vgl. auch:
wo die sonn gewint ein erben. Waldis Esopus v. dieb
u. d. sonnen):
es was ein iunckfraw nit alt ain iar,
sie nam ein man zu der ee, ist war;
sie gwan eia sun mit mansz gewalt,
e das sie wardt ains iares alt.
räthsel von der Eva beim pfaffen
V. Kahlenberg 543 ;
also fürt der konig von Engelaut die koniginne mit im
heim und sie gewan hernoch einen jungen sone mit ime
5993 GEWINNEN II. i. b, ß (kinder irewinnea)
GEWINNEN 11. 1. h. ß (lieb gewioiMiO 5904
Eber II. Wii>iijk«:kk geseh. koüer Sigmunds IM AUwumn.
ebenso Muhnf.k güuehmaUn.tM ühl:
(Joteph :) Maria wirt «in kiot fewtoo«)
da bin ich werlich unacbaldif mm
ich wil nO von ir lan.
KttHseka wHhnnrfU—itM de» lA. Jukrk. *. M
IHiterU;
de8 jarft, inontag naob lant Endris («g fcrgrAb man hie
ain jiiiiRH tochirriin, da« het «in kind gewonen und warf
es in ain ooheiHliauiiK. H. MOi.icii (d. städttekroH. >t)a6S:
ähnlich Ui.MAN Stkomk.k {d. städUekrtm. l)W, Andkbas
V. KF.oiiNHitUKU Chronik v. d. füraten tu ha^sm 8W hei-
Jinger; buch der liebe MT. iSJ*'; Gkii.kk v. KRIRKliaUKno
ausg. d. Juden H.t; Rypk übera. d. Artemidor tl*;
np dat M mi einem llnen mann« (even,
dir ik in dem e<'titpn atato med« moibt« l«irea,
na der werlde lAp kinder mochU gawinnaa.
Lübecker dodei datu 1816 BoelMtt {ds JmnJtfnm^;
der het einen itono hiesr. Piernibnu, der grOete rieu. ao
ie von oiniohem frawonbild zur wellt wa« gewonnen und
bracht wurden. Fierrat/ras At^; und dotNelbigen Jan ge-
wann ich in einer gebort drei tAchter, die alle achAn
und wolgeatallt gewesen aeindt. buch der liebe {Mrlunine
80) «7»*.
d)) mit dem n.jahrh. tritt die Verbindung gane Muriiek
und unrd auch in den Körierbilehem (vgl, sp. fle7l) erat,
seitdem die buehungen der gesckiehÜiehetk darstellung und
der mundart (ap. 587«) aieh tuteenden, wieder gsstreiß:
Adklunü führt einen söhn gewinnen unter den ver-
alteten rrdenaarten auf; Campe bezeichnet aie als unge-
tPÖhnlich und dichterisch, vereinxeltra tpiedrranflebm auf
grund freier fügung teure freilich auch heute nicht un-
denkbar, doch ist der folgende beleg aus Götiie nicht hier-
her tu liehen, uicil kind hier nidtt mit seiner familien-
rechtlichen bedeutung erfastt ist, sondern nur der kenn-
Meiehnung der altersstt^e dient.
and auf dieae incendfulle,
dieser glieder frone pracht
harret einer in der «tille,
den sie einzifr clQcklich macht . . .
wie'a ihr int und wio's ihr war,
kenn' ich aie doch gnm und rar.
wer gewftnn' an aeel' und leib
solch ein kind und aoich ein weih!
Gt"iTiii! (JimO ». «■
bei Immrrmann dagegen icird \eol an beeinßusaung durch
die kenntnisx älterer diehtung tu denken sein:
von Jolanthcn, seinea betts (cnnssin,
gewann er mich, den iUleaten, dann Carlo,
suletxt Arminio in wenig iabren.
(die Prinzen von Syrahu 1. auft.) 14, 16 Uempel
•)) ungexcöhnlich entwickelt dagegen und begünstigt im
neueren gebrauch ist die Verbindung lieb gewinnen, diese
formet, deren spärliche ansätte in die mittelhochdeutsche
zeit ztirilckreichen {vgl. oben sp. 5948), tind die mit LuTIlBH
tu der bibdübersetattng vordringt {vgl. sp. SM?) ist <fM er-
folgreichste Spielart unter den Verbindungen des verbutns
mit einem j)nidicativen adjectiv {vgl. die sich nicht allzu
reich gewinnen mügcn. Luthkr 16, )t96 Weimar; anders:
gewan ein frfimen man. Hans Sachs fab. u. achte. 8, 178
(«. «p. 599(1); an Verbreitung übertrifft sie auch durchaus die
Verbindungen liebe zu einem gewinnen und die lieb« einet
andern gewinnen {a. u.); bei der ersten der beiden Been-
dungen ist überdies das »ubstantiv netterdings gant durch
.91/noiiytna verdrängt (nciizunf;, ein herz für jemanden ge-
winnen) - tool nicht ohne eityflttst un.serer fortnel.
a)) die enticicklung tur formet nimmt einersrita dem
adjectiv die syntaktische Selbständigkeit, andererseits be-
günstigt sie unter den freiheiten der Wortstellung die formen,
die das adjectiv und das verbum so tuthe tcie möglich
zusammenrücken.
a)) die ateigerungsformen und sonstige adverbiale be-
Stimmungen verkümtnern und sind meist nur in den
leichtesten formen vertreten: wan daz licbeste. das er
{gott^ io gewiin , daz bist dft {Je/ms) imc mit dem
heiligen geiste. Davii» v. Atr.sBitRfi {Vfeißer z. f. d. a.
9,49); cinn stüoklcin fleisch an des fUllens stirn. das frist
das mutterpferd nach der geburt. unnd gewinnt das fiUlin
noch dester lieber. Er. Ai.rkrus nov. dict. genus R »•; eben.<H>
Stertinger spiele 16 (9.1«.) ; das sie . . . unns fUrthin lieber ge-
winnen. Ai.BERUS ehesttchtbüehlein Ei^; hier schickt ihnen
ihre schw&gerin die ich täglich lieber gewinne ein stUckgen
desert Götmb (anfrau v. Stein 177«) br. t. US; ein junger
Student WM zd IngoUtatt, der gewann eins reicheno
herren magt fast lieb. Fh KT fmHm»^sall»eJm/l (at) iOtBoUti
worent si aber als« gooU geeellen «Im Tor . . . also du
•i gar Uep einander gewannent Nicolai*« v. Bascl 7f
Sehmidt: Tobler wird dir geeebrieben haben . . wir balwn
ihn gar lieb fewonnea. GAtiir («n LmnUer tm) br.s.uo;
und die weil er (dtr htetog Heinriek) dem lindwurm den
scbwants abgehawen . . . solle ihn 6t lew sehr lieb ge-
wonnen haben. BOntimo Bnmnsekmif. dkrtmik U»; ohäa
zweifei haben sie Wemem tebon smr Heb gnnnamL
J. T. SoNNKNrr.iJi bri^e über die Wiener «eJUwMAiM'l. It
neudruek; wie selten . . . ein . . . mensch einen menschen
umfaazet und ihn so lieb gewinnt, dasz er ihn mit sieh
trage. Herder (p<a«MJt) 8,«: und bald gewann er es so
lieb, daex er es zu seiner gemahlin machte. fJHiMMR
märehen (Marienkind) l.ll; seltener sind temdungen teie ■
in einem deutschen Staate erat werden diese hisz-
lichen Züge der Süddeutschen verschwinden; es sind
trotz alledem herrliche menschen, und ich habe fie
herzlich lieb gewonnen. TRRITaciiKE (en JViy<^ tIS«)
hri^VMeksel #. 15.
ß)) schon hier aeigte sieh dma heehtbtn, dem mdjjteHm
da» verbum »9 eng teie w^igUA feigen au Imseen, deuu vgl. :
sidi so kflMMa Heb gewiaase.
8 Dach SIO &tor<«y (ar. leg).
diese neigung, der im hauptsatae die nmHteUeke wartatMung
meist mderatrebt, teird mehr nmr in Meren tetagen {vgl.
auch oben Orimnu «i4rcA«ii) durtMkrtust i
In sIbsi derif wohnt ein stt» dleb.
dsr gewaa sin innge metaaa lisb.
B WauiI« Kaopvs (S.«) l.SIS JTiif*.-
ähnlieh i. C. GOnther nachlese 68;
da bleibest Jmmer cat. aaff dlshise aagatrieb
gewan doch, der JUund midi hssssl, entlkh lieb.
T>K-Mia>ciNo deutteher gtdtehte /rvttng W;
je lenger je mehr gewann mich mein herr doD eardinal
lieb. A. Ai.iiRRTiNL'R landtstürtter GtMmon (18) 188. mm
uienigsten natürlich stören leiekte prominm{fonnen : als
bald si jn ansähe do gewan si jn lieb. Pontus u. Sidun»
b4*; gewinn sie lieb. Albkrus rot. dict. genueBl*;
da sab den Jangling eine maae bifihea,
gewami ihn Ua», gess in seia weiches Imts
gamhl, bei ihrsa tUem tu enKitbea.
OoTTCa (oa sw^ae prmnde) ged. 1.8;
den fürtniidien Übergang zum compositum hat die schrei
bung mehr nur vorültergehend gehrnmteiehnef. den ersten
beleg bietet Zbsbn: wi ihn seine himliache Roaemund
straks im anfange schonn so häftig libb gewonnen h&tte
adriat. Rosemund 92 netuir. datu vgL:
die so vollem berxversias
mich «o innif lieitfawaBB.
BCaoia (äegt^m Ssmer :
ihre augcn werden sich schon an meinen anblick ge-
wöhnen, sie werden mich leiden kiSnnen - Ticlleicht
liebgewinnen — ja liebgewinnen. Gottkr Uarianne (t, f)
ausgäbe von 1776 s. 61 ; nun war es Reisern sehr auffallend,
dasz dieser junge mensch, den er schon so lirl>gewonnen
hatte, gerade mit ihm einerlei namen führte. K. Pii.
Moritz Anton Reiser (t) lao. die meisten belege sind
Hkrdf.r entnommen, der zugleich für die meikstgiktndi
enticicklung auch nach der seife der bedeutung 1
legt {s. II.), irt« er andererseits auch bereit»
bindungrn mit synonymen naehHtitt : daei lie dieeea
groszen rrpublikaner ... so werthgewOnnen aie en Ter-
dient {bri^e das stud. d. theol. betr.) 11. S«.
/)) dem bestreben , adjectiv und terbum tusmaunensu-
riieken, entspringt auch die bevartugung bestimmter verbeU-
formen, so de» partieip. prmet. (liebgewonnen) MiMf de»
ii\finitivs, andere formen begegnen meist nur im nefcn-
satte: liebgewinnt bei Göthe («. efe» theil < sp. 861) und
vgl.: es wäre Übel, wenn er die schOne reihe Echter
philosophischer perlen in diesem briefe nicht liehge-
wftnne. Hrrhkr {Ueine schr\flen) U.M.
b)) abatt^fungen in fstreMcA und btdeulung.
a)) die volle bedeutungskruft, die dem susammientreten
der beiden teorte erteiehst. entfaltet sieh in der kenn-
teichnung von liebetverhältnissen. der die Verbindung seit
ihrem «raten mtrftrtten mit Vorliebe dienstfitr geamtkt teird;
376*
5995 GEWINNEN 11, i, h. ß (lieb gewinnen)
GEWINNEN II, 1, h, ß (sich gewinnen) 5996
vgl. die oben angeführten beispiele aus Pontus u. Sidonia,
der garlengesellschaft, Luther {sp. 5967); Zeskn, Gotter,
BÜRGER, duzu vgl.:
ob si mich wolt nemen zu einem man ;
dan ich kain mensch nie lieber gban
den nur diselb schon Adlhayt.
Stersinger spiele ( Wiener neudrucke 11) 16 ;
Liszabetta mit name,
ein junges nünlein wase.
das het lieb ueber mase
ein jungen edelmone,
der sie auch lieb gewone
doch ir lieb nicht genossen:
das nfinlein wart verschlossen.
H. Sachs {die epthesin mit der prüch) fab. u.
schwanke 4, 38; ebenso 3, 310; 4, 24-7;
in hac commotus sum: disse hab ich lieb gewunnen.
Erasmus Alberus nov. dict. genusBa^; wa man mit
sollicher Vermischung des kadts mit dem öl, das mann-
lich glied bestreiche, unnd sich denn der unkeuschheit
gebrauchen, dasz das weib sollichen man vor allen andern
sehr lieb gewinne. Ryff thierbuch Alberti Magni C®; so
viel feiner, junger gesellen, die last zu mir trugen und
mich lieb gewunnen. KiwcuMOV wendunmuth (3,97)2,363
Oesterley; dasz er mit jhr anhübe zu bulen, und für
sein schlaffweib bei sich behielt, die er so lieb gewann,
dasz er schier kein augenblick von jr sein konnte. Volks-
buch von doktor Faust 106 neudruck;
des Potiphars weib '
sagt vil von Josephs schönem leib, '
und wie sie ihn lieb gewonnen hab.
NicOD. Frischlin (Joseph) s. 69 Stravsz;
ei triff nur auch das hertz der liebesten freundinne,
dasz sie mich, wie ich sie, auch wider lieb gewinne,
so sag ich, du schieszt recht mit urtheil und verstandt.
Opitz tetitsche poemata 122 Wiikoivski;
Proxim wird heimlich lieb gewonnen,
von einer schönen liebes-sonnen.
Grimmelshausen wieder erstandener Simplic.
3(1713), 5";
Galathee, du preisz und ehr
aller schäfferinnen,
dich must' ich je mehr und mehr
damals lieb gewinnen.
S. Dach (herbst-lied) 412 Österley (,nr 171) ;
dasz diese Dorilis Montanus lieb gewonnen.
JoH. Chr. Günther ged.'^ 1135 ;
als Zeus Europen lieb gewann,
nahm er, die schöne zu besiegen,
verschiedene gestalten an.
Lessing (sinnged. : auf die Europa) 13, 5
einen lieb gewinnen, einem gewogen werden, divenire
affezzionato ad alcuna, devenir affectionne ä quelcun.
Rädlein (1711) 1, 383''; einen oder eine lieb gewinnen, to
fall in love with one. teutsch-engl. lex. 2 (1716), 773 ; einen
lieb gewinnen, amore alicujus corripi; Steinbach 2,1028;
ähnl. Frisch 2, 450"; ähnl. (prendre en affection) Rondeau,
Schwan, Campe, Hilpert {take a liking to a person);
neuere belege aus Hölty, Stolrehg s. theil 6, sp. 907.
auch auf die thierwelt wird die tvendung gern über-
tragen {vgl. oben den beleg aus Bünting): jener lewe der
des hirten tochter lieb gewan, liesz sich ausz törichter
brunst der jungfraw vatter bereden, das man jm die zeene
auszschluge. Matthesius (Luthers leben) predigten 143
Loesche; ein lämmgen, das mich lieb gewönne. F. C. C.
v. Creuz öden l, 207.
ß)) neben dem eigentlichen liebesverhältnisse sind die be-
Ziehungen ztvischen verioandten hier wenig beobachtet, auszer
der Übertragung atif die thierwelt (das mutterpferd ... ge-
winnt das füllin noch dester lieber. E. Alberus nov. dict.
genus R 3") ist das Verhältnis zivischen eitern und kindern
nur aus jüngerem gebrauch zu belegen -. der reifer nahm
den knaben mit sich und gewann ihn lieb wie einen
söhn. G. Freytag [ahnen 6, 16) 13, 195. analog aufgefaszt
ist das Verhältnis zicischen gott und menschen: nicht
darumb das uns gott lieb gewin. Seb. Franck chron.
2, 135'' ;
indessen schäz ich mir vernüglich für ein glükk
wann mein gelassens herz von himmlischem geschikk
so weit beseligt wird, dasz ich mit reinen sinnen
kan vater, sonn, und gaist (den dreiling) lieb gewinnen.
RoMPLER V. Löwenhalt erstes gebüsch seiner
reimged. 3.
y)) um so häufiger sind die belege für allgemeinere
freundschaftliche beziehungen: (vgl. oben die belege aus
*\ic. V Basel, E. Alberus, Albertinus, S. Dach,
Tscherning, Sonnenfels, Herder, Moritz, Göthe,
Treitschke): Huge der bleib so lange da bis in jong
und alt liep gewonnen, Elisabeth v. Nassau Httge
Scheppel 3^^ Urtel; auff das sich die freunde untern-
ander erkennten, und lieb gewönnen. Luther (das
diese loorte 'das ist mein leib' 1527) 23, 269, ebenso 1 Thess.
2, 8 ; verhielte mich auch gegen allem hauszgesindt der-
massen, dasz mich jederman lieb gewan. A. Albertinus
landtstörtzer Gusman (9) 59; ebenso 189. 406; ebenso E. Al-
berus nov. dict. genus mi'^;
heltst du dich also gschickt mit sinnen,
dein herr wird dich bald lieb gewinnen.
ScHEiDT Dedekinds Grobianus [von dischzucht)
27 Milchsack;
es war das Unglück meines lebens, dasz er die bekannt-
schaft meines guten seligen mannes machte, dasz dieser
ihn lieb gewann. L. Tieck {die Verlobung) 17, 112; wo sie
auch sind, fräulein, die leute werden sie lieb gewinnen.
G. Freytag {ahnen 5, II, 2) 12, 207.
S)) die Verbindung mit unpersönlichen objecten {vgl.
unter 2) beruht hier ganz auf Übertragung und secundärer
erweiterung, daher sind die einschlägigen belege schon hier
angereiht :
die erd' ist sauber und beleckt
durch den gewünschten schein der sonnen,
ist ihres .winter-fells entdeckt
und wird vom himmel lieb gewonnen.
S. Dach 429;
ebenso 597 (die weit so lieb gewinnen); vgl. schon Luther
s. 0. vgl. J. C. Günther ged.'^ 460 (die etwas mehr, als das,
was weit ist, lieb gewinnt) ; von da binn ich nach Hom-
burg, und habe wieder das leben lieb gewonnen. Göthe
(an Kestner 1772) br. 2, 37;
des klugen Breszlers haus
gewann mein dichten lieb.
J. C. Günther nachlese 53;
sie haben ein höheres interesse lieb gewonnen , und
können sich nicht mehr an dem gemeinen interesse er-
wärmen. Heinr. V. Kleist {an seine schivester 12. 11. 1799)
5, 51 Minde-Pouet; man musz allerdings in Verfassungen
der art gelebt und sie liebgewonnen haben, um auch
die kleinen, versteckten züge, die das gemählde eigent-
lich beleben, zu schätzen und zu bemerken. Herder
{kleinere Schriften) 15, 38; ähnl. 12, 235. 11, 39; in deren
stillen stunden die liebgewonnenen schatten mir von
neuem vor die seele treten werden. Georg Hermann
.lettchen Gebert'* 475.
3)) die differenzierung des begriffes der besitznahme durch
die bestimmungsmerknuile, die im object gegeben sind (vgl.
oben sp. 5945) hat für den neueren gebrauch eriveiterte
geltung. ganz zurückgedrängt und nur als Zeugnisse des
altern stils beobachtet sind die Wendungen in denen ge-
winnen hier {im gegensatz zu den obigen belegen für ge-
winnen = bezwingen) auf die totalität des persönlichen
objectes zielt .-
gib, daj ich hier alles nur achte für koth
und Jesum gewinne: dis eine ist noth!
J. H. ScHRörjER eins ist noth {Freylingh.
gesangb. 533'>);
er sprach: 'ich will ein Stadt hie bawen' , . .
sie sprach : 'wiltus nicht anders beginnen
wirst nicht viel alter bürger gewinnen'.
Waldis Esopus 1, 324 Kurz;
heut ist auch ein fröhlicher tag
dasz man den sommer gewinnen mag
alle ir herren mein
der sommer ist fein. Uhland volksl. 23;
vereinzelt ist hier die reflexivconstruction und einer er-
gänzung bedürftig, die bei Storm s. sp. 5989 erkennbar ist:
hab' ich, unglückliches doppelkind,
mich erst gewonnen im scnoosze der armen.
Immermann (Merlin : der Gral) 15, 98 Hempel;
meist aber ist die person nicht in ihrer totalität, sondern
von einer seite ihres wesens oder ihrer bethätigung erfaszt:
würde das ein gefälliger dienst sein . . . für die heilige,
da wir eine gnädige fürsprecherin im himmel gewönnen.
W. Alexis hosen des herrn v. Bredoio (1,7) 159;
soll du uns alzeit vol schencken ein
so gwinstu frölich geste.
Forster frische teutsche liedlein 83 Marriage.
vgl. auch oben sp. 5993 ; ebenso Teil 2, l {sp. 5990).
5997 GEWINNEN IF. i, h. ß (einen freund gewinnen) GEWINNEN II. i, *. y («inen sich ^winnen) 5Q98
a)) unter den enUipreehmtUn appeUoHveH Acte» die muf
frmndachaft oder veni>andi»ehi^ft nd«tid*m formHn ftlr
den neuert-n ulil nur noch uienig btämdumg:
ich enmaf k keinen bniiidar mar («wiiuMO,
der «ich mof« r*cl'<^t>'">
Lazaro unaerm brudiier in alm rirh.
Alufelder pasHotutpiet ttl« Orttn.
•in pawer woU (winnen ein fhitem
da pekam im vor Minam ratam
unaer herfot und epracb ^wohinV
er aprach 'ein ffatam ich Mwin'
der herr aprach 'fewin mich, mein mane"
n Sacmh (<tor pawer mit dem dal) /oMm
u. etheämke 4, St5 ;
genau ao noch OrOrri. i.ss (der in . . . an g'tattem
g'winna koh) vgl. auch aj>. »am;
kompt (er) ukz Schtiiraffan lanl,
hat er pfenninir, er wirt bekant
und gewinnt frrunt und baaon
UMK MiMXK.NRH Jutüter P/tnnli) 43 Hnlte.
Krich horichtcte von dem leben auf Maltenhoitn und
wie ihm das (;IUck Reworden, auch da einen freund zu
gewinnen. R. AtiKiiiiAcn da» landhaua am Khein (lt. 7)
8.38. vgl. auch: einen jmlron gewinnen. 8<:iiui'l> (r. d.
einbildung) athrißen ÖM.
&)) totit ergiebiger aind die oppeUativa, dit 4H^ «ine
bernftithiitigkrit oder tebenaatellung tieUn. hier kreuaen aieh
tirai- die ffatimmungitmerkmaU, die im objeet liegen, riet
fach mit aolrhen, die in anderer form eine tialbeatimmung
zum auadruck britigen: den minister, den riohter, den
knrkcrmeister [fUr eine I>e8ti«nmte saolie] gewinnen a. u.;
also gewan ich ainen man, der mit mir soll gan durch
den wald B.Zink *. d. atädechron. 6.10«; und gewan
man arm gesellen darinn, die solten den gewelben xe
hilf kommen. !>. 1*9. zahlreich t*nd entttricklung^fähig aind
aber auch die tceridungen. die die differennert*ng gana aua
dem objeet entiuhmen: wann lanng hernach bei kaiser
Fridrciohs zeifen. de/, ersten, gewan Beheimland sein cmlen
kUnig [primnm regem cepit ha/>ere)A:\. IlK(iKNS»ii;no(cAroH.
V. ... Kuyern) a. ■im; nu hat mir Iluolman geschriben da/
ir zuo disen ostern sechs priestero gewinnende wcrtlent
und zwene schildere. Nicoiaus v. Basel 806 Schmidt:
also hftt kainer Murat
wol swai mal hundert tauaend man,
die er mit hilf Roins nwafrer gwan,
dl er speiset und füret.
MiriiARi. Rriiaim &. ne Kart^}an;
ich phenni; hab ni.in(-hen dinst mann,
wann kung oder keiner ie rewann.
gtd. auf den p/ennia {Jakob Kübel» hearbeitung
eine» ged. de» TetrJtnen. anf. de» te. jahrh.i
• BoUet.f. d.a. 4>i.88;
h\a nun mein vater . . . das ganze land durchlaufen hatte,
lim manchen süldener zu finden, den er mit seinem
goldo gewann. Braunen zu helfen: so kam er. Gott-
SCHEO Reineke ßtcha (j, 8«) 49 (de he wan mit sineme
golde. Reinke de i^oa v. 2809; gewonnen Götiik. jedoch mit
abatreifung dea formelhaßen in der loendung);
doch hriniren er keine bottsrhalTt wider,
wenn er zur hell «ich glaRüen nieder,
80 werd er ewig l)U>ihoi\ drinnen,
wer w8ll möp andre hotten gwinnen.
Sandrur HMor. u. poet. kurxtteü 1V7
Jtaehaaek:
hin kumpt der pfarrer an die mietstat und gewint hawer
uiiih den Ion unn weist sie mit im. pfarrer vom Kaien
berg a. 15 Dollmai/er;
do saget im der richter zuo.
das er des andern morgen» frue
da.s viech solt treiben an (Ins veldt
oder gewAn ain umb das ^eldt.
und er das viech trib an die wait
nach ir alten gcwohnhait. 1894, rpi. auch W«4;
weih der war, er war in baider arbait oder in der ain
und der schefTart selb» mit dem leib nicht vermftcht.
der sei ain andern an sein stat gewinnen, der nützlich
ist. damit nicht sanmung in der scheffart beschech.
{Admonfer ordn. 1440) öaterr. treiath. 6.46; ferner sollen die
marigen zu gelegener zeit, als zu liechniftssen. um einen
gaiszhirten. . . . umb einen schaafhirten und um drei
küehirten. ... sowohl auch um zwen schweinhirten scchen.
gewingen und dieselben den ausschUssen und nachparen
fürstellen, (dorfordnung von Niederdorf handachr. 17W)
öaterr. tceLifh. 5, M3, ebenao 546; vgl. mfthder, Schnitter ge-
winnen. 8cHMKi.LBit t*. «tt; breeberinnen . taglöbner
gewinnen (aarnehmen. bMlellen, miethen. dingen).
ebewta.
die naumra aekrifttpnuk» hmt dim» wtmdtemf im »Ufa-
iiuii*annieUtuiff»M»mmm;m0kitmikrmbntiekwimekt.
lagt ata dia hedmtkmgmmtrfi» kimain. dta fewinnen m
»einen beaiehungen tum flHek$»yiel erworben kmt: er tpnieh
von der univemiUt. dl« er SO Krankfurt grflnden wolle
... er nannte die minner. die «r gewonnen, deren ruf
durch ganz Germanien strahle. W. Alexis koaan d. karrn
V. Bradow (M. ») fl.n. nuturftmäat mtrda abar muek hier der
gabrmu* itimItraneeUaH tuid »ttmekwOdU • als regisaeuf war
. . . Frans Plaeher gewonnen worden. Wahlb d. Wammrw
hoßheat. S5 ; dachte Kiseher daran, die baaboislenderZettser
garnison zu gewinnen.». daauvgL: man ssft Arenffifieraa
gewinnen, «iwa von eüiMi pMMB bedeotsodea ktMikr.
welchen gteiohzeitiff Ttelc sn enfagifen wflneeliMi, ao daas
derjenige, der ihn wirklich engagirt, in der tluU wie dir
glückliche gewinner eines treffera xo betraebtea id. aber
dem ist nicht so. nicht bloex das beste, alle« wird 'f»-
Wonnen', die obskursten namen werden gewonnen.
frische und ausgesungene stimmen, neue und abgt-
spielte comfidianten. Fkmi». KCHMnRnnRR (»prmtk* u.
teitunifan 18M) litarar. karwanamekan n.
y) eine ungeteöhnlieka vtrhraHautf arraiekam im nium»
atU einaelne eneaHerung^fbrwtam. äia /br den begriff aimtr
baaüanakma biaker leat^ hadtti1um§ §akabt hatten.
1)) kierkar gakOrt in aratar Umia die nelbeatimmum§,
ren differanaieranda %eirkung auf da» i si fluet aaA, wir
deren
aehon bemerkt, mit den gleieken araeheimmmftn «m oUati
vie{faek kraust.
a)) die tielbeatimmung iat im «ete mngadatUat.
«)) aie iat durch einen peraönlieken datir aetkat rtrtretem •
ein gutes wort, findet eine gute stat. und ein ungläubiger
mann, wirdt offl durch ein solch ehrenweib geheiligei,
unnd Christo gewonnen, auch ohne wort, nur durch der
weiber wandet. MArriiKaics koehzeit»prtdigtan tm; vgl.
die Seelen Christo gewinnen, fmgmar, mqutrir. Ronobao
«, üu 8*. deutlich aeigi aiek. dam dia aiaUaaHmmunm hier
du verbalbedftttung atdrkar beeit\flttnt. ala teenn a» »iek
um ein aäehlichea objeet (vgl. unter t) handelte:
achroeicfaehid wobi gewann «r sieb
was auf erden das bAcbato -
aber ruhig besiut «r's nkbt . . .
OdTiiB (Fau»t II, S) 41. tSS
{äUa»t»fa»attng: gewinnt er sie auch durch frenndliebes
schmeicheln): den noch immer für ihn gewonnenen
monarchen zu überreden, dasz der zweck jener geheimen
Zusammenkünfte kein andrer sei, aU OentaeiiJand den
frieden zu schenken. .St.mii.i.rh {m jähr, krieg, i, buek)
«, 888; mein oncle hat eine halbschwest»r in dem damen-
stlft zu (i., die er wegen einem reichen erbe, so ihr sa-
gefallen ist. zum besten seiner kinder zu gewinnen sucht
und aus dieser Ursache muszte meine tante mit ihren
beiden sühnen die reise zu ihr machen. S. v. la Roche
frL V. Stamheim (i) 74:
die flihrer aneb des
•iod gewonnen, eeeb sa
GaiMPARzKR (darirmmn. ein Mm S) 7«, 177:
rbenao C. Spittf.i.er l'rometkeua und Kpimetkama (t)*u
(um ein weniges ihn mir gewinnen.) daau vgl tnU
Unterordnung unter ein unperaönlickaa M^i«tf .• ein einsiger
zng konnte ihn schnell für einen aneuebcB gewinnen
HEiNnii.H V. Kleist {an »eine braut) 4, l«lfiiM<t-fbMe<:
o sieh, sie lieben mich, nnr ent gekomaMo
als ob wir jabr« schon oaa sUui oad kmnira
mem mildes wert, 4aa anaen aaMwobnI.
gewann mir sie, wie nück ibr ugiOck ihnen
nRtu.rARZBa IMedea a* 5». m-,
die cntschlossenheil. mit der ich sein Tertrauen als etwas
mir gebührendes in ansprach nahm, gewann ihn mir
und ich glaube, dasz er in diesem augenblicke so offen
▼on sich sprach, wie er überhaupt konnte. RicARhA Hucii
atw dar triumg^gm»»»* n.
ß)) appeUmii»mmU»bf*et neben dem pnmoi^üuüen datiw
wo ein kahles kleid.
and stMUit aacb Sokrate* darinnen
ihm keine gAoner wird gewianan.
GOcKWo (apiiteln t, •) t, 74
5999 GEWINNEN II, i, b. /(einen für etwas gewinnen) GEWINNEN II, i, &, / (einen mit etwas gewinnen) 6000
erst kniend lasz die treue widmung dir
gefallen, hohe frau . . .
Bestärke mich als mitregenten deines
gränzunbewuszten reichs, gewinne dir
Verehrer, diener, Wächter all' in einem.
GÖTHE (Fami II, 3) 41, 217 ,
auch hatte er (Bürger) durch sein bedeutendes talent
sich ein publicum gewonnen, dem er völlig genügte.
GÖTHE (zu Eckermann) Biedermann 5,203; als der graf
Brandenburg . . . sich bereit erklärt hatte, das präsidium
zu übernehmen, kam es darauf an, ihm geeignete und
genehme collegen zu gewinnen. Bismarck ged. u. erinn.
(2) 1, 50; wie sie dem wesen einen vogt gewännen,
und boten sandten sie ins Meisznerland,
von dorther einen fiirsten sich zu holen.
Grillparzer {Ottokar 1) G», 22.
;')) die appellativa in der zielhestimmung die für die
ältere spräche nur in engen grenzen zu beobachten ivaren
(vgl. sp. 5942. 43. 44 vgl. auch : hertzog Ludwig . . . hat uns
zu burgluten gewunnen. urk. v. 1284 Hess, urk.-buch 2, 371)
haben sich auf kosten d.es accusativs des objectes (s. o.)
reicher und freier entioickelt: alsz man Winthern zu eime
houbtmaTi gewan. Frankfurter archiv (aus 1376) Diefen-
BACH U. WÜLCKER 614;
siehe, die schönste tochter des Atreionen gewännst dn,
her aus Argos geführt, zum weihe dir.
Voss Ilias 13, 378 ;
hei! des Pehrson Dahlsjö tochter Ulla willst du zum
weihe gewinnen, deshalb arbeitest du hier ohne lieb'
und gedanken. E. T. A. Hoffmann {Serapions-brüder i)
6, 185 Grisebach;
er (der p/ennig) macht zwei zu (der) e greififen
und gewinnen sich (ein) zu gevatter.
Der MissE'NER Junker Pf ennig 33 Bolte;
bisz endlich das weib eines schönen jungen knabens ge-
nesen, worzu sie eine ansehnliche frau zu gevattern ge-
wunnen. Grimmelshausen wieder erstandener Simplic.
3, 109. vgl. : jemanden zum gevatter gewinnen. Adelung
2,665 (als oberdeutsch bezeichnet); Hilpert, Campe w. a.;
den prinzen zum bundesgenossen für den kämpf
gegen Manteuffel zu gewinnen. Bismarck ged. u. erinn.
(5) 1, 93.
(5)) auch nomina actionis und ähnliche abstracta mehren
sich in der zielbestimmung, wobei an die stelle älterer an-
knüpßmgsmittel (item zwen pawren sol man gewinnen
zu kuntschaft. d. städtechron. l, iSi) 7ieue treten: ich er-
innere mich der umfangreichen denkschriften, welche die
herrn unter sich austauschten und durch deren mit-
theilung sie mitunter auch mich für ihre sache zu
gewinnen suchten. Bismarck ged. u. erinn. (5) l, 110;
den könig und damit schlieszlich sein beer der
deutschen sache zu gewinnen. 1, 295; ich hatte zwei
hauptpersonen , den fürsten Primas und den grafen
Böse, für meine ansichten gewonnen. Göthe (an Cotta
1. okt. 1809) briefe 21, 99; und es gelang mir, meine collegen
für mein vorhaben zu gewinnen. Bismarck ged. u. erinn.
2,247, ebenso 1,92; ähnl. 1,113; wenn es dem Verfasser
gelingt, den einen oder andern . . . freund für sein er-
zeugnisz zu gewinnen. 2,273; jetzt hatte sie ihre mutter
verloren, war durch nichts gebunden und liesz sich für
die erziehung der beiden mädchen gern gewinnen.
W. V. KÜGELGEN jugenderinn. (4, ö) 278 ; einen stosz der
zur besinnung brächte, falls man nämlich die herren
für die Wissenschaft gewönne. K. Gutzkow (Seraphine
3) 3,194; anders: er wünscht sein verbal tnisz zu den
ältesten freunden dadurch wieder anzuknüpfen, mit
neuen es fortzusetzen, und in der letzten generation sich
wieder andere für seine übrige lebenszeit zu gewinnen.
Göthe (einleit. in die propyläen) 47, 8 Weimar.
b)) der einfltisz, den diese und andere Zielbestimmungen
auf die bedeutung von gewinnen ausüben, wirkt auch am
isolierten verbuni nnch. die Wörterbücher erweitern die be-
griffshestimmung gern durch Wendungen, die auf ein ent-
sprechendes ziel weisen : einen underston ze gewunnen
und an sich zeziehen, captare aliquem. Maaler 180'',
ebenso Henisch 1599 (auff seine seite bringen); teutsch-
^ engl. tob. 2 (nie) 713 (mit in die partei ziehen); Schwan
1, 746* (attirer a son parti, me mettre dans ses intirets).
Campe U.O.; die richter gewinnen unnd an sich ziehen,
j,udieun^ animas sibi conciliare. Maaler 180»'', ähnlich
Rondeau, Schwan; einen minister gewinnen, ihn auf
unsere seite bringen, to practise upon minister at court.
to bribe him. tetitsch-engl. lex. 2 (1716), 773. die gleiche be-
deutungsverengeruyig ist auch für die folgenden belege an-
zunehmen: er ist nit zu gewinnen, cautus est. Aler
l,937*>; jemand gewinnen, gagner quelqu'un. Rondeau
2, Uu 3'^; man muss diesen menschen zu gewinnen suchen,
il faut gagner cet homme la. Schwan l, 746; ähnl. Hilpert
n, 1,464^^; sie gewann den kerkermeister, she won or
braught over the jailer. Hilpert 11,1,464"; bittet man
um beschleunigung, so darf man ja wohl auch um gunst
bitten . . . am ersten durch untergeordnete ; diese müssen
gewonnen werden , und so ist die einleitung zu allen
intriguen und bestechungen gegeben. Göthe (dichtung
u. wahrh. 12) 26, 133 ; nachdem ich den kaiser schliesz-
lich gewonnen hatte, war bei abschätzung des feszu-
haltenden und des aufzugebenden die neue Stellung
der fortschrittspartei und der secessionisten ein ent-
scheidendes moment. Bismarck ged. u. erin. 2, 184.
c)) dde Zielbestimmung kommt im weiteren zusammen-
hange zum, ausdrtick (vgl. sp. 5997): ohne zweiffei dieser
heidnische keiser, durch das wort Esther, und jren christ-
lichen und züchtigen wandel, gewonnen wirdt, und wird
auch ein gliedmasz des volcks gottes. Matthesius hoch-
zeitspredigten 20 Loesche; ach herr, lasz doch diesen
menschen nur ein jähr ungestrafft, ich wil mirs säur
werden lassen , und nicht auffhören , ihn mit thränen
zu vermahmen , vielleicht lässt er sich gewinnen , und
trägt frucht. Heinr. Müll^ geistl. erquickstunden (l90)
362 ; aber da ich nicht erfahren konnte, wo er sich auf-
hielt, muszte ich meine guineen zu hülfe nehmen, und
einen post-officier gewinnen, der mir alle briefe zu liefern
versprochen hat, die an das fräulein . . . einlaufen werden.
S. V. LA Roche frl. v. Sternheim (i) 180; die ritter, die
euch aus ihrer zahl löschen wollten, habe ich wieder zu
gewinnen gesucht, sie sind bereit, euch wieder unter
sich aufzunehmen, wenn ihr euch ganz losgemacht von
jener feindlichen gewalt. Grillparzer (Melusina 3)
7*, 261 ; sie haben ihn gewonnen, dasz er zu ihrer religion
getreten ist, they gained him over to their religion. teutsch-
engl. lex. 2(17161,774; ich muszte endlich den knecht
Markus, der sonst den pflüg geleitet hatte, gewinnen,
dasz dieser versicherte . . . der junge bub' sei leidlich
genug stark und geschickt den pflüg zu führen. Rosegger
tvaldheimat 1, 355.
2)) auch instrumentale bestimmungen haben unter den
differenzierungsmerkmalen für den neueren stil mehr be-
deutung; dafür spricht schon der breite räum, den sie in
den Wörterbüchern einnehmen, wo sie der gleichung ge-
winnen, expugnare die entscheidende richtung weisen:
a)) legatorum pertinaciam expugnare, überreden, ge-
wunnen. Cholinus-Frisius .347"; expugnare pecunia .. .
mit galt zegewünnen 347"; ebenso Frisius521»; Faber
660*; vgl. expugnare (mit gründen), gewinnen bei Aler,
Kirsch, Mathiae; einen gewunnen und zä einem fründ
machen, mit erzeigung der gütthaten, complecti hominem,.
Maaler I80''; vgl. auch (einen durch wohlthaten ge-
winnen! Aler, Kirsch, Matthiae (mit wohlthaten),
Steinbach; einen Widersacher gewinnt man selten mit
bösen werten. Henisch I601; einen mit guten werten
gewinnen, blande appellando delinire. Steinbach, Hede-
rich; ähnlich (mit Schmeicheleien, gagner, Schwan;
(durch geschenke, win) Hilpert; sich gewinnen lassen,
duci Tnercede. Aler, Kirsch, Steinbach, Matthias;
dieser mann lasset sich mit geld nicht gewinnen, cet
homme n'est pas prenable par urgent; c'est un homme
incorruptible. Rondeau 2, Uu 3''; Schwan i, 746"; durch
freigebigkeit, durch liebe, durch gute, durch dienst-
leistungen gewinnen , durch Überredung (zum beifall
bringen). Adelung, Campe u. a.
b)) auch im litterarischen gebrauch finden sich zahlreiche
entsprechungen : hiemit wird gelehret, dasz einer mit
sanfftmuth und freundlichkeit die leuthe viel ehe, als
mit ungestüm gewinnen kan. Adam Olearius Lokmans
fabeln (33) 116*'; er (der monarch) musz sorgen, . . . wie er
seine unterthanen beschütze , im frieden erhalte , mit
holdseeligkeit gewinne, sie nicht beleidige noch erzürne.
Grimmelshausen udeder erstandener Simplic. 3, 85;
i
6001 GEWINNEN II, a (mit aäehlichem otjeel)
rUr ncbnieicbeln. Hat und baadwM
bswfthre mir di" —
und lux mich ^ lainertl
d«n necbaleii i>.' n
Jon. li.., ,... ; Utäer (4, •) WS;
V/n» gutte naluren lein, lavien «ich leichter mitguttcn:
alH schelt-worten gewinnen. Bi'Tmchky Fatkmos 7W:
tbettao MM) (itich mit der eritm beredung latae gewinnen);
er atellte sich bei ibm von au«iii>n UfiüuU an
und lieiix bum dem geairhl «ebr hr>! ' :'-k«n,
da*« er durcb di««« liunat den Hyl .
durch dieae tucbt er ibn nur In «ciu . - ucliao.
J. C. tilMtHMHP««!.* UM.
durch Überredung und bestechung gelang ••. noch
mehrere zu gewinnen. Pijitbn ye»ch. d. kbnigrriehM
Neaptl 8, eap. 5; datu vgl. (mit v^tchittntng der ggntak
tiacheti functiontn):
du ich (h<r rnitdenxeit noch nie bin worden lanea?
und du nii(-li lieine red' itoeb warnen kaa ftwiasea?
Anuh. Uati^it'H »omn- und /eitrIaff-tonrtUU WrtH
e)) mit ditmnt typen ist die vielteiHghtit dt» Utterarisetten
gebrauch» natiirliek nicht eturhfrp/t. die hier bttonder»
unter dein eivfluat bentimmirr rtrhtungen und »Hlformen
ateht, vifl. M. b. aua dem yemlliehen »tit : |tott durch buaae
gewinnen. S. Dach Wi; da« jr hAlind und apiaind die Ter
■ammlunit gottes , die er gwunnen hat mit «inem eignen
blAt. ZwiNui.i von/reiheit der »pn$*H to W'ulthrr. rharak
teriatiaeh für den neueren gebrauch iat andereraeita die
Vorliebe J\lr pronominalformen in dicarn Verbindungen :
vgl. die Variante dea drurkea tum Junker l'fennigr man
gewint damit tu freund, a. sa. vgl. &M9;
wie wtr' ein tbeil der fOler,
so liOatlich anfeleft, wenn er dafUr
die holde achweater xu gewinnen wDazIe?
OÖTHK (natürl. toehttr 1. 1) 9. »4
(vgl. dazu die ellipae : es sind Sachen drein am eine
fUrstin zu gewinnen. Urfuuat v. 088; vgl.: dann saget mir
doch : wie gewinn' ich vater und mutter? Hermann u.
Dorothea [4o],8l7); Wiciand sagte: so wär's recht und ich
gewänne ihn dadurch; wir würden noch die besten
freunde werden; 'Goethe hat mit respect von Ihnen ge-
sprochen*. Jean Paul, briefw. mit aeinem frettnde Chr.
Otto 8, S&.
8) Verbindungen mit aächlichen objecten, ainceit dieae
nicht durch peraonification gehoben aind (t. tp, SSW), und
mit abatracten.
a) gewinnen in der beiiehung auf kämpf, teettatreit und
ayiel, a. oben »p. ht^^ff.
a) für den kämpf i.^t entachiedene einbuai« tu rer-
MteAfien. wol blüht die fühigkeit, den begriff erobern aua
eigenen mittein unaerea verbuma iu decken oder in der
ztiaammen.stcllttny mit venrandtcn verbia nt aichem, für
kurze zeit lebhaft weiter . mit dem ende dealt.jahrh. ackrumpft
aie aber eboiao raach wieder zuaammen und findet bald
fiur noch an den inatrttmetttalen ertceiterung^formen einige
atiitapunkte. dies gilt allerdinga mehr für den begriff er
ohern, icenn er aieh auf objecte geographischer art atiktzt,
während der von der Verbindung mit eoncreten getragene
begt-iff erbeuien zähere wider.standakraft entfaltet und neuer-
dings von dem axibatantivbegriff (gewinn) ««4* wieder belebt
wird.
dieser Verkümmerung entaprieht auf der andern aeite ein«
intensivere pfiege der Verbindungen mit innerem object:
sieg gewinnen, neuerdings namentlich auch schlacht ge-
winnen.
i)) gewinnen ^ erobern.
a)) das verbum deckt die bedeutung ganz aua eigenen
mittein: und sprächen zu Thomas: 'wer was der herre
der dich zu uns brächte?' dA sprach Thomas: 'her ist
eines kunt;cs sun, der sitzit Qf einer bürg die niman ge-
winnen mag'. H. V. Kkitzij^r a. myst. t,M: ähnlich
A. V. Kkuknsbl'ru Chronik 597 (For^tm Julii . . . capiunf);
ebenso (haben gewunncn ain vesten, caatro en-pugnato)
M7; solle uwer liebe wissen, das unser lieber iiemahel
. . . gezogen für das slosse Bitsche. das dann kurzlich
gewunnen ist. E. v. Lkininoen (im?) Steiuhauaen. privat- '
briefe 1,4«. genau so Teuerttank (88)27; Goedeke s. W; i
^imondS**; de'; desgl. verdeutach. d. I'etiarca as*. vgl.
auch : zeigt . . aufT sein brüst und bertz . . . 'disz ist
mein schlosz, das ist fest, kein unfal sol mir« ge-
winnen', ebenda; ebenso LUTHKR (predigten v. ilM rar.)
GEWINNEN II. t.a (erobern)
6002
n,tn; — Ut kein aehloes so fest noch ao boeJi. dM
mann nit gewinnen mAcbt, wann ein leladner «mI mit
gold hinein und hinauff steigen ouif. verJauttekumg d*t
l^ihmrta •§*: das gleiche bei ZmmgH (jmrmsiimm§ mm üt
»iäfmouem) 9, t. Iift; ahnt. (intuuuiMHAüUtai witimr tr-
atmiut. Simplk. I. SS;
daa mum MtA «el gewinnen kan,
dM MattnTSGtga ttü alfam vil,
dnimU waHich mMI k«a«4Mi wUL
En. Auianua /sM* d. Etap • Bramme;
rgl. auch 8ciiAlitKlinKIMKM OdyttM 40^; hutk der Habe
(MelusiHe f)M^:
doch so» ick rMkan wikeäiil,
JuH. V. ScNwanxKMUMi Uuttßmeh m aehml:
wnn (Ue Swobe tribent inen ton einer etat zA der andern,
and mit kunig Helnricbe« belfe beaoazent sO die etat
zu Ulmen in Swoben. aber sll gewannent Ir keine . . .
von gebreate der spiaen, das all mAstent dannan topoL
Ci.osKRKn a. d. atadttehron. 9.9»; dbtmta %,»: MlCHAU.
Bkiikim (6, Sit) M^ Karajmn; Lübedm ekrontt (tf. tiUt»
ehrom. M)«l: BmtUr ekrmiktm «. 4»; Aiif^^arftr tlwmik
(d. HadiMhtvm. a) «M. t«:
ein bacbiiMMileler alr aAckt epat
■ekrieb, daa wir ■eckte tsakaw die etat
fenentaa/k CM, at) 107 Ctaiat;
abtnao (M.7)n»; Furrmbrmt H i*: Rkvchun wuMmlaek.
d. 1. Olynth, redt d. DtmtoMemm ($tlr,fdti« n6h»)%Fdmitd:
AVKNTIH bayr. ehrom. (l. IM) 4. M4 L«nr; (t. l) 4.4«:
ebenso {uramehen dag Türktmkneg») l.Mt. Mi. M»; et— je
Verdeutschung das Frontinus (ß. iittk 1. eetp.) 19^; da er
■icher war, au ond tranck, batU «iaao guten mat. wl«
Daniel acbreibT. kamen die Pwmt oimI Mcder plOtxIieb,
gewonnen Babylon and tMten den ktaif iäa «taar
nacht, LuTiiBK (dar proph. Uahakuk mtugdsft UM)
19,408 Weitnar; ebenso Ml-h.hkh gäuehmmtt S. M; urbi»
potiri, die statt ze gwUnnen. CHOUNca-FRiailH •7t*(i«
J'Visius von \66»$. u.); desgl. Otto v. Dkmehikubn üben,
dea Mand«vüU{t) tS7; also kom auch das, dax man ein
•cbaecb macht in daa panir, and under dem zaicben
ward daa beilig grab gebannen ... ich main. dnz di
iczunt genant aacb, das man das beilig land gewunuen
bat. sei geschehen under kaiser Heinriob dem vientea,
do . . . der benog Godefnd zu Lotbaringia gevaa Jamaalam
(recuperaretur , . . rtcuperaeionewi brre amnde . . . fiMHüto
OodeJ'ridua . . . eepit Jerusalem). Andr. v. BsoKMaBORO
chron. d. ftiraten tu Bayern M6; eStnae Mt. M7: bi dea
ziten ... wart dax baUige fiab ftwviiBaa, Cumkkbr
(d. atädteehron. 8) M;
nu marckt, ihr b«rr«i all« gleick l
die scbriffl Ihut uaa gar woodwUck
von einem Fridricb
der aol gewinnen daa
abeilif grab.
bergrethe» 94 J. Meier; 9A. amek Urlahd
voUaf. 9M)9M. 997;
berzallerlibsler eon. do woUeat wkien. das mir maia
herr sehreibt, daa er di schleuse fwonnaB bab und faat
ebenteuer dovor bestanden. Siponib v. Sach8KN (iMt) bti
Stkinhacskn dtutaehe pritatbri^e 1. saf»;
darian liaaa «r aeia taaaknecbt all
anff dieaMB perg ligen >• akall,
das in nieman gewvaao (rar. eadiaaaeV.
MiCRABL BanaiM (6. t9g) Kantam t^;
etetieo 40^ (gewunnen sl den tum).
in aoleher engeren betiehung a\%f teetfwaülr laealiUHm
habt »ich gewinnen «Mi dar bedettimm§ arobara km/Kf mm
dar bedeutung bexwin|en ab, di» mabm dmm $§Afitkm
otfjeel am rasehestm verkümatert itl: BfjplaB Ist ein gar
festes verschlossen land. von hoben gabirtaa annd felsen.
die man gar übel gewinnen mag. Otto v. Dkm eni!<üiu(
über», dea Johann d. Manderillr (i) (in dar ahrseiiitiif «an
1481 : wan manger hart darumb kommen mag); den(<ftMnn)
hueb man an abzuprecben . . . der was so stark and
so hfirt, dasx in die maurer mit grosser noi . . . mocbten
gewinnen. B. Zink ». d. »ttidtechrom. 5. si&. tyf. «wcA
unter e), 9).
bei ui^aaaendem objeetan (lindemamen) andtttraeita
witd daa tnoment der gettaltaamtkrit am begriff 4er besiti-
nähme turüekgedrängt : geyen Selim. der drilt tOridscb
kaiser, bat Egypten. Syrien. Arabien gewongen, xwta
6003
GEWINNEN II, 2, a (erobern)
soldan erschlagen. Aventin {Ursachen des Türkenkrieges)
1,239 vgl. andererseits: ir habt nun das aller schönest
und lustigest land gewunnen das man verren oder
nahendt mag finden. Pontus u. Sidonia aö";
nicht furcht euch habet sterchen müt,
ain land gewinn wir das ist gut.
JoH. V. ScHWARZENBERG tcutsch Ciccro 194».
&)) die bedeutung erobern ivird durch die Zusammen-
stellung mit verwandten verbis gesichert und belebt:
a)) wenn gewinnen die reihe der parallelen verba schlieszt,
erfährt es von diesen loie durch vorbereitende züge eine
Steigerung: doch ist der mangel gewest an leuten, die
zu kriegen, zu streiten, zu stürmen und schlosz zu ge-
winnen wissen. M. v. Kemnat chronik Friedrichs I. s. 94
{vgl.: und stürmet die stat, als er die gewan. J. Nazarei
vom alten und neuen glauben s. 15 neudruck); darnach
wirt die vestt Stauff . . . besessen, aber nicht gewunnen.
A. V. Regensburg chron. 648 {obsidetur , sed non expug-
natur) ; vgl. auch oben d. städtechron. 8, 39 ; und zogent
mit gewalt in welische lant, und namen ein die stet
und lant, die zu dem reich gehörten und gewunnen Rom.
S. Meisterlin {d. städtechron. 3) 98; derhalben kam es
abermals zu aim öffentlichen krieg, das sie ainandern
beiderseits angriffen und plagten, die von Freiburg
zogen zum Weir und gewonnen das. Zimmerische chronik
1,188 Barack; und mügent euch auch darnache jr mech-
tigen. und auch starcke schlösser und stötte gewinnen.
Pontus u. Sidonia a ö*» ; und der herr gab Lachis auch
in die bände Israel, dasz sie sie desz andern tages auch
gewonnen. Schupp schriften (1684) 402. dazu vgl. den über-
tragenen gebrauch {s. u.) : das stücklin haben wir so erobert
und gewonnen, das weder Garlstad noch^lle teufel mit
aller Sophisterei mügen umbstossen. Luther {der 2. theil
loider die himl. propheten) 3, 72* Jena.
ß)) seltener ist das verbum in der mittelstellung zioischen
zwei verbis belegt, bei der es sich vom vorigen typus nur loenig
entfernt: die arme stat mit gewalt überzogen, gewonnen
und geplündert ward. Hütten {Vadiscus) 4,195 Böcking ;
hat die schlösser Rodenburg und Saltzungen belagert, ge-
wunnen und zerbrochen. Bünting Braunschweig, chronik
192; vgl. auch: dauon die imm castell all erschlagen und
berürtes castell gewunnen und eingenommen ward, ver-
deutsch, des Frontinus (3. buch 2. cap.) 20»; haben sechs-
mahl mit dem Grohs-türken gekriget . . . drei-mahl mit der
mächtigen stat Konstantinopel, di si auch gewonnen, aber
nicht lange behalten haben. Zesen adriatische Rosemund
156 Jellinek.
y)) häufiger dagegen sind die belege, in denen gewinnen
die reihe eröffnet, das nachfolgende verbum hält sich dabei
seltener im rahmen des von gewinnen erschlossenen vor
Stellungsinhaltes, meist führt es die erzählung weiter und
geht so im neuen geleise des eben besprochenen ■ typus : ist
Bockszberg, slosze und stettelein . . . ane gewonnen und
genottet von dreier fürsten . . . haubtleuten. d. städte-
chron. 10,320 {Nürnberg); traurige meer, wie der stettlin
mit sampt dem schlosz gewunnen und eingenommen
wer. verdeutsch, v. Bebeis facetien (l558)A4; dasz Grais-
pach desz schlosz gewunnen ward und in die hend
und gewaldt der von Brandenburg ist kumen. Knebel
chronik v. Kaisheim 294 Hüttner; die statt zegwünnen,
herr der statt zewerden. Frisws dict. von 1556, «.1030'';
dann er hat Sicilien wider gewunnen, gantz Aphricam
den RÖmeren underth&nig gemacht. Eppendorff übers,
des Plinius (7, 24) 19; potiri regni, ein reich gwünnen und
innhaben. Cholinus-Frisius 678''; dass der Bayer die
Brandenburger marck nie gewann, noch ruhig besitzen
kont. KiRCHHO}' tcendunmuth {3,6) 2,274 Österley; Odo-
acker hat Rom, welsche land, domals pisz an die Tonau
sich streckend, gewungen und regirt. Aventin l, 118;
am lunfTten tag da wart di statt
gewunnen und verprennet drat.
Michael Beheim (5, 312) Karajan 39'';
anno 1297 gewonen die von Basel das schlos Ramstein,
und darnoch 1303 brachen si es gar ab. Baster Chroniken
5,18; darinnauch geslösser gewunnen und zeprochen waren.
A. v. Regensburg cAron. 653; gewan ein statt die hiesz
Tripel und verwüst si. verdeutsch, des Mandeville (1482) (2») ;
sein meinung war die statt Paris zu gewinnen, und gantz
GEWINNENII, 2, a (mit dem schwert gewinnen) 6004
zerstören. Elisab. v. Nassau Huge Scheppel 11 r Urtel ;
ebenso M. Beheim 41"; ebenso A. Reiszner Jerusalem
2,46''.
c)) die instrumentalen bestimm,ungen haben sich in
diesem gebrauch früh festgesetzt (s. sp. 593.5); sie lassen
ihn am iveitesten in die neuere spräche übergreifen :
am driten tag gewunnen si
das haus mit ainem sturne.
da si es ein genamen drat
erslugen si vil Türken tot.
Michael Beheim (5,442) 40»;
genau so A. Reiszner Jerusalem 2, 70''; Uhland der junge
könig 2 (er gewann die bürg im stürme) ; so vest was er
{der thurm) von herten quader, wol 13 schüch dick föiig.
und meintent etlich, man mScht in nut mit schiesen ge-
wunen. Hans Brüglinger s. Basler chron. 4, 193; nu seczt
sich der pabst wider künig Conrad, das er nicht zu
kaiser würd und das er auch nicht mit gwalt das reich
in Sicilia wider gewünn {regnum Sicilie recuperaret). An-
dreas V. Regensburg 629; und het nun ein gutes schlosz
mit gewalt gewunnen. Pontus u. Sidonia (l498) g 2»; ebenso
Teuerdank (63, 9) 149; desgl. Fisghart Qargantua (l) 32
neudruck; g^ möcht sich mancher understan,
die tochter zu holen mit gewalt
und dis land mit krieg gwinnen bald.
Teuerdank (1, 68) s. 5;
ebenso (mit seiner ritterlichen band i, 6) s. 3; (mit dem
geschosz) 8. 149; dazit, vgl. die lange fo^-tlaufende Über-
lieferung in den loörterbüchern : expugno . . . mit einem
stürm, oder mit gwalt gwünnen. Cholinus-Frisius
(1541) 347»; ebenso Frisius (1556) 512»; Faber 660» (er-
stürmen, im stürm gewinnen); Henisgh 1600 (mit stür-
mender band gewinnen); Hulsius (1616) ISS** (mit stürmen
gewinnen); Du ez (1664)199»; Rädlein l, SSS*"; ein land im
kriege gewinnen, regionem bello devincere. Steinbach
2, 1028; ein land; eine stadt mit dem schwerdt gewinnen,
conquerir une province ; une ville par les arm,es. Rondeau
2, Uu3'*; er hat das land mit dem schwerde gewonnen,
ou erobert, il a conqtds cette province par les armes.
Schwan 1,746»; ähnl. Hederich l, 1424; eine stadt mit
gewalt, mit list, durch einen Überfall gewinnen, sie ein
nehmen ... im hochdeutschen veraltet. Adelung 2, 664;
eine stadt mit gewalt, mit list, durch Überrumpelung ge-
winnen, sie einnehmen, in seine gewalt bringen. Campe
2,364»; vgl. auch Hilpert 2, 1, 464";
'her kaiser!' spricht der herzog Naims im hart —
'wollt ihr die stadt gewinnen mit gewalt,
die hohen mauern mit den zinnen stark,
die festen thürme, manch Jahrhundert alt,
so beiden einst erbaut mit groszer kraft i
in eurem leben wird es nicht vollbracht.'
Uhland {Roland u. Aldo) 1, 336 Erich Schmidt.
d)) auszerlialb solcher Verbindungen zeigt das neuere ge-
winnen, auch wenn es vereinzelt zu entsprechenden objecten
tritt, doch nicht eigentlich mehr die bedexdung erobern,
vielmehr die von in besitz bekommen, darauf weist schon
die seit dem 16. jahrh. auch hier sich m,ehrende Zusammen-
stellung mit verlieren: wie der künig von Galicia ge-
schlagen und das land do selbs verloren unnd gewunnen
was. Pontus u. Sidonia 61'';
uff übermorgen geschieht die Schlacht
die statt zu gewinnen oder verlieren.
J. Ayker {Valentin u Ursus 4) 3, 1588 Keller.
auch aus wörterbuchangaben ist kein gegenbeweis zu er-
zielen, abgesehen von der bedingten tragweite solcher Zeug-
nisse, nur in einem falle könnte der begriff der eroberung
angesprochen werden: die festung wurde in wenig tagen
gewonnen, la place fut emportee en peu de jours. Schwan
1,746»; ein land, einen ort in wenig tagen gewinnen,
empörter [reduire; .soümetfre] une place en peu de jours.
Rondeau 2, Uu 3'*. die andern weisen mehr auf den be-
griff der besitznahme: eine stadt gewinnen, expugnare
urbem. Steinbach 2, io28; ebenso Frisch, Hederich;
einen posten, eine stadt . . . gewinnen, to carry a post or
toivn; to make your seif master of it. teutschengl. lex.
2 {nie) , 773.
a)) im allgemeinen werden diese Verbindungen auch schon
deshalb gem,ieden, weil es bei ihnen leicht strittig wird,
welche bedeutung dem verbum zu gründe liegt: erobern
oder erreichen, vgl. z. b. :
^ 6ü0r> GEWINNEN II, t, a (erbeaten)
der raf det kriofM Ut su eneb fftkonoMO,
der . . . die («nse macht der (ttraten GriecbeolMds
um Troient mauern layerte. ob eie
die itafft gewonnen, ihrer racbe fiel
erreicht, vernahm ich nicht.
üttTiiK (Iphigenit 1. f) •. W
gegen : wie der papat mich zo gewiaten »rbeiten beatellt
hahc, ich wolle detzwegen wiedflr dl« achAne aUdt Rom
gewinnen, und indeaaen an aeiner medaill« arbeiten.
(HenvemUo ikUiuit,^) M,n^\ vgl. auch: ao machen aiob
die KchifTe . . . auf, um die kaiaeratadl tu gewinnen.
J. G. Komi. Ptternliurg i, 40.
fl)) wo der yeln-auch noch kaut« Ubtnäig ist. beruht er auf
wrlnnduuf/rn. die golehem miuvtrttändni»»« nicht ausgetttit
sind, und int mehr von dem h«gr\fft da» gtmnna, der tmttt
ala von dein der erolierung getragen: herrachaft wird nie-
mand angehoiiren, und der aie ererbte, muaa aie ao
bitlcr gewinnen als der crobrer, wenn er aie haben
will, und bitterer. GöTliK an {Lavater) btie/e 4, ti9; wäh-
rend aber die Duutuchen sich mit der auHAaung philo-
BophiHcher problomo quMlen, lachen una die Engl&ndar
mit ihrefn gros/cn prakliitchen verilande aus und ge-
winnen die weit. (IftTllR tu Kekeruuinn JhW 1. »ept. \vgl.
dagegen- nichts denn das worl füren und damit on allen
echwerdscblag, ja mit viel leiden und creutzes die weit
gewinnen? und nicht alleine gewinnen, sondern auch
aiob wehren und setzen wider alle kctzerei und irthum
und zu letzt diiwidder slabon und den aieg behalten.
LiniiKM rpüitel des proph. Jeaaia t6M; «^ untan: die
weit gewinnen): da.iz dieser Zuwachs, der hafen Ton
Kiel, die mililärischo Stellung in Schleswig und das recht,
einen canal durch Holstein zu bauen, in friede und
freundschaft mit Oestreich gewonnen worden. Bismahck
ged. u. erinn. (19) S, 8;
ich führte euch
in dieses land. der insel umkreis lieft,
durch meine kunst fewonnen^ euch zu fOesea,
bis auf das nest der wiMen Falken droben.
Max Weii «r der eroberet (1906) •. 8.
2)) drnn in der Verbindung mit ohjecten, die einen ge-
hrnuehagegenstand kennteichnen — alao in der begrifft-
furbnng von erbeuten — hat sich gewinnen auch für
den netteren gebrauch lebendig erhalten:
die grosse feisxte bekersaw
in diG festin hat gethon,
aie selb unss irem ^winnen Ion.
MuRNRR rom firotitn Luther, narren (d. drUt
tturm) 8309 A'urt,- vgl. auch uiUen $p. «008;
die Wagenburg erobert, gewunnen bei den 4A0 raisiger
und teoo wagcnpfert, des hertzogcn ailbergeschier, klaider.
Wii.woi.rv. SciiAUMiiURO t» Keller; das kostlich schwert
. . . und ein guldin gUrtel . . . söliches kostliches ding hat
Pontus gewunnen in dem schiff do des soldans sun was
gewesen. Ponhi.<t u. Sidouia eß^'; vgl. auch Eppkndokff
übera. des Hinitut 19; und wann etwas mit höchster ge-
filhrlichkeit im kriege erobert und gewunnen werde,
nehme der könig hinweg, was ihme gelielM. GniMMBi.9-
HAU8KN icieder erstandener Simplie. 8,88; ea waren in
disem schlnhen etlich rotzcn Ubcrpliben, die machten sich
auf. ain beut zu gewinnen. 40; wann sie auszzugcn
wollten, ain beygt gewinnen. N. Tiioman Weiaaenhomer
historie 13 Bautnann. vgl. auch ScHWAHTZKNnFiui deutaeh
Cicero i\V' (ob jm gewunnen grosse pcut); Sl (gewinnen
peuten, land und hab); (ein beut gewinnen) Teundank
218; Eppkndoiu'P verdeitt.<ichung dea P/imiw 19; Bim in«
Braunadnreig. chronik 881. datti vgl. au« «««wem gebrauch :
der jftger will tr>dlen
dem frltchte wir pickten ;
wir mOssen ihn dehnen
nnd i>ente gewinnen.
Friedrich Sciii.koki. die rdget;
die rechte ward ihm abgehann, da griff die linke zu,
die link' auch fiel zu boden hin, und flugs in einem nn
packt' er dio l>(>ute, wie ein leu, mit seinen zahnen an,
und bisz sich ein. und wankte nicht, bis dasz er »ie gewann.
Wilhelm MOi.lrr {neiiCfte lieder derGritt'ten:
halt fcrtl) WO;
nur mu.sz man das glück auch finden, wer es nun ein-
i mal nicht hat . . . der musz es sich suchen, gewinnen,
"* erobern. G. v. Omptkda der zerefMom>Mmmfr>" 808.
8)) abstraeta deit innem olrjectea, die aich für die ältere
spräche in lieacheidenen grenzen hielten (vgl. sie, strit, das
bezzer gewinnen ap. 69S6) nahmen in der netieren aprmAa
IV.
GEWINNEN II. I. a (sief , ktitg gewinnen) 6006
taunäan ftrvUan räum ein. neben dem alten formen, die
MM» IMl waitar leben (aieg gewinnen) dringen aieh neue
vor (sehlacht gewinnen, die Oberhand gewinnen); •»»•
altem treten aieh hier Verbindungen gegenüber, in denen
die voratatlung erkhmpfen am rarbum »iek aarjlüektift unä
aolehe, in denen tir tieh neu belebt.
a)) aieg gewinnen- derhalben ao war der Arbogaat
abermala ... an den feindl. aber die beiden ge
Wonnen 4«n aif. and ward bemelUr Arbogaat ... fe
fangen Ztmmmrittkt «ftrwiiA s. lo» in 4m wBihttaAmm
hat die rarhbubtuf mmfange mit eameurramrfmman tu
kämpfen, neben gewinnen teird ein andere» atjatt Affwr-
tugt {aeeipert pnlmam, die abenitieuer gwIlBBMI, llfMl.
Cmoi.iniir Fmi«iun«S^h. a.) und neben aieg aim midum
rerbum (den tig darron bringen ... die abentiMor f^
wUnnen. Fniaiia »«l*). doch vgl. palmam adipieei- i»n
sig darunn bringen und gewannen. CHOi.iNt.'«FNiatu«
88^; adipiari palmam. eigen, den sig danion bringen, oder
die abenthetir gewunnen. Fiii<iil'r ac*; gewinnen im krieg,
den sieg gewinnen, rietmriam raportmra. Pniacil d?«!)
t. 460* ; den aieg gewinnen , rietteimm vafrtmra. 8ii r <<
nAcll t, lOta; ebeneo Hp.ltr.iiicil 1. 14M: ftiftar Im virt-nre
KoNitKAU 1, Uus'; den aieg gewinnen, ist tm boeh-
deutachen veraltet. Auki.uno t, 884. dagegen vgL äia
übertragenen verteandungen im netteren etil:
jene roeen, aita den binden
liebend-beiliMr bOaaeriniie«.
helfen oae «M atat rewianea,
und das hohe warf voUeoden,
diaam aaalwartuli erkent«*.
OAlHI (/MU( 11, ») 41. 887;
wie dmlwl aneh die nackt aeia asag,
die sonn« ktmpfet jeden tag,
aie will nnd muiz den sieg gewtonen,
sie treibt die finetemtex von biaaaa.
HopruANN V. FALj.aaiii.BnR!« 1. 88 Ocfatanfttry.
6)) das beaaere. das beste gewinnen in eamemrran» mU
die Oberhand gewinnen:
drumh.
das.
und stellt eoch tapller
J. AvasR ( Valenlin h. Vrama 4) 8. tM8 KdUar.
dagegett vj^/. nun die oberhand gewinnen (r^/. gewinnen Aber
ap. &e«&): umb dea willen, wenn ein gemein überhand
gwinnet, daa denn vil kumera dar%'on ufferslon mag.
H. OppKNnunn (Baaler ehron. 6) 8SS; die oberhand ge-
winnen, gagner le deeatia. Rondkau t, UuS*; die oberhand
gewinnen, der mächtigere theil werden, beaondera durch
gewalt der walTen, im gefechte ... im wettal reite. Ana-
LUN08,fl84; ebenao HiiJ>BRT 8. 1.484* (die oberhand ge-
winnen. Biegen, to gain or get the better of); Camps «. «.
der litterarieehe Inraueh nimmt die »cendttng meist in he
tiehung at^ abatraeta atdtjecta ateetk» at^f:
wo der misaltrancll etat die aber band gewiaat
J. C. OOjrrnin giad.> TH ;
waa wird wohl die Wirkung dieser spräche der rerrweif
lang sein, wenn aie die oberhand gewAnne? A. Hallkr
(porrerfe tu Buffon) U. aehr. i*. &5; gewinnt aber aach in
der wiesensobaft das falsche die oberhand. ao wird doch
immer eine ininorit&t für das wahre übrig bl«ib«i.
GOtiik. (Wilhelm Meistere teanderjahre 8.14) 88.88i: «fl.
Ul>crhand gewinnen, «ro/iir jetit Überhand nehmen teror
tugt trird; da al>er endlich der frUhling kam und die
sonne die herrschaft gewann, taute sein gemQt ein
weniges auf. G. Kf.I.I.RR iZthieher nor..- Hadlaub)^§i.
e)) die Verbindungen einen .«treit. krieg gewinnen t». «.
werden gant in den eehatten gestellt durch die tmm M-
dung eine achlaoht gewinnen, die noch heute aekr te
liebt iat:
n)) daa ich nammer . . . wider kommen wil. ich enhabe
dan diesen strit gewonnen und un^er vigende über
wonden. E. y. NARSAi'-SAAMnnCrKaK Huge Srheppei m r* :
und sprach iederman er wir der best in dem streit
gewesen und het den gew^onnen. Pontu* u Suionia 9S*:
darum rürt in ouch da mit der Schmeichler, als ob sie
einen strit gewonnen het. AnusAstffcr verdeutsehting
dea Terena (Kuntich 8. 1) 48*; gewinn icil d«! streit, dann
verlier ich deine liehe auf kurze zeit. C. A. Kuhn «in
heldengrab it«») il ; dmsu vgl. krieg gewinnen: were aber
das . . . deheinre . . . krieg . . . gewannent gegen uns. Baetey
3T7
mh. jhr kriepleat. habt gste acht,
jhr daa boet gwind in der sebtaelrt
I stellt eoch tapRer an der makt
6007 GEWINNEN II, 2, a (schlacht, prozess gewinnen) GEWINNEN II, 2, a (den becher gewinnen) 6008
urk. V. 1338 Wacke7-nagel ; 'kinder seid fröhlich, eszt und
trinkt nach herzenslust, wir haben den krieg gewonnen.'
Grimms märchen (der Zaunkönig u. d. bär) 2, 106; dasz
es vor 40 Jahren einem kämpf galt, der zwar gewonnen,
aber doch nicht geendigt ist. Göthe an Johannes Müller,
nor. 1829.
/?)) und wann sie erschlügen den man,
so war die schlacht gewunnen schon.
Teuerdank (90, 36) Goedeke «. 217, ebenso 222 ;
botz marter Küri Velti !
du hast vil lieder gmacht,
rüempst dich in aller weite,
du habest gewunnen ein schlacht.
Nicolaus Manuel {Bicocca-lied) 21 Bächtold;
und sprach, jm seit kein feind entrinnen,
wölt wol die schlacht on gott gewinnen.
Waldis Streitgedichte gegen Heinrich d. jüngeren
von Braunschweig s. 33 neudruck;
die schlacht gewinnen, praelio vincere. Steinbach 2, 1028;
ebenso Frisch, Hederich; ähnlich Rondeau, Schwan
(ein treffen gewinnen), Adelung (schlacht, treffen ge-
winnen) u. a.; bei den übrigen abendländern und nor-
dischen Völkern gieng die musik noch lange nach Christi
geburt, unter aufsieht der priester mit in den krieg, und
gewann schlachten fürs Vaterland. Herder {vom geist d.
ebr. poesie 2) 12,252; he gewinnt de schlacht. s. Grimms
märchen (der wilde mann) 2, 262 ;
schon manches hast du durchgemacht,
nun, so gewinn' auch eine schlacht.'
Göthe (Faust II, 4) 41, 263;
denkt ihr mit Hegel schlachten zu gewinnen
und den begriff zu schicken in den feind?
Conrad Hermann die deutschen Studenten
(Leipzig 1877) s. 9 ;
SO könnten wir zwar ertragen, dasz unsre freunde gegen
einander schlachten verlören oder gewönnen. Bismarck
qed. u. erinn. (28) 2, 214 ; es ist eben ein ewiger krieg
zwischen mir und der krankheit. bald gewinne ich eine
schlacht, bald verliere ich eine. Hermann Hesse Peter
Camenzind ^* 218.
ß) für die an die Voraussetzungen einer tcette gebundenen
Spielarten des streites gehen die Verwendungen von gewinnen
hauptsächlich in den alten bahnen weiter.
l)) für den rechtsstreit wurden die einzelnen Verbindungen
schon (sp. 5959) im rahmen der rechtssprache gekennzeichnet,
für den allgemeinern litterarischen gebrauch kommen die
Wendungen in betracht, die sich um die heute geläufige
formal einen prozess gewinnen gruppieren.
a)) vorübergehend wird dieser bedeutungskreis auch von
der formel recht gewinnen gestreift, die sonst ganz an den
begriff der besitznahme übergegangen ist (vgl. einen rechts-
anspruch erlangen, vgl. auch die Variante erlangt, ge-
wann [H^] zu Göthe Faust II, i, vers 5073: der kaiser, er,
an heiligen sohlen erbat sich erst das recht zur macht):
di werdn zeuckhnus gebn zuhandt
darnach wirdt auch werden bechandt
wer das recht wirt gebinnen.
Sterzinger spiele (Wiener neudr. 9) 118,
ebenso 130;
nach dem sein widerpart hinein
dem richter pracht ein faistes schwein,
im pesten zu gedencken sein.
als n&n diser richter untrew
ansprach das urteil an schew,
gwan recht der pauer mit der sew.
H. Sachs fabeln u. schwanke 4, 459.
bemerkenswert als Zeugnis für die Verkümmerung der be-
deutung erfechten, durchfechten in unserer fügung sind
neubildtmgen: sein rächtshandel gewunnen und verlieren,
litem obtinere et amittere contraria. Maaler 180'^. vgl.
auch: den rechtshandel gewinnen, gagner U proces. Ron-
deau 2, Uu 3«.
b)) reiner kommt der begriff obsiegen, siegreich durch-
fechten in der Verbindung eine sache gewinnen zum aus-
druck: die sach obligen, gewinnen, causam obtinere.
Dasvpodius N2; die sach gewunnen geben, ebenda s. ge-
wonnen; du hast dein sach gewunnen und erobert. Fr isius
(1556) 1382'», gaigner sa cause; seine sache gewinnen oder
erhalten, Ufern vincere. Dukz (i664) 461''; er hat seine
sache gewonnen oder blosz, er hat gewonnen. Adelung
2,664 u. a.; als nu die schwermer meinen, sie haben
ihre sachen gewonnen, faren sie zu und machen aus
dem abendmal ein symbolon. Luther {'das ist mein
leib') 23, 269 Weimar; als der schelm die sach gewonnen.
J. Nazahei vom alten und neuen glattben s. 21. die engere
beziehung auf eigentliche rechtsfülle tritt zurück: damit
{dasz er bei seinem barte schwört) hat er schon, wann
ers nur gleich von andern gehöret und bei der that nicht
gewesen, dem beklagten, wann er gleich unrecht, die
sach gewonnen, türckischer vagant {ö) {i68S) 3i ; ich solte,
sagte er, freilich studieren, und einen Juristen abgeben,
aber ich bedachte diesz, wie leicht könte ich eine sache
wider einen edelmann gewinnen, der mirs nachtrüge.
Chr. Weise die 3 ärgsten erznarren {cap. 20) 104 neudr.
c)) dem neueren stil im besonderen gehört hier die Ver-
bindung einen procesz gewinnen an: einen procesz ge-
winnen, to carry the cause; to have judgement given on
your side ; to cast your adversary. teutschengl. lex. 2 (1716),
773; einen procesz gewinnen, vincere la sua Ute, gagner
son proces. Rädlein 1, SS.?**; procesz gewinnen, causam
obtinere; in judicio vincere. Aler (1727) 1, gs?*"; ebenso
Frisch 2, 450" {causam vincere); Matthiae 1, 230 (causam
tenere); Adelung n.a,- Seymour liebt sie, läszt sich aber
durch mylord G. leiten, weil diese rose für den fürsten
bestimmt ist, bei dem sie einen procesz für ihren oheim
gewinnen soll. S. v. la Roche frl. v. Sternheim (l) 91 ; ebenso
145; vgl. geheimnisz jeden prozesz zu gewinnen. Halle 1782;
oder gar, wenn die brüder jenen prozesz gewännen, der
sie fast so reich macht, als ich es bin! K. Gutzkow
ritter vom geiste (9, 2) 9^, 49 ; ebenso (9, 6) 221. zum über-
tragenen gebrauche vgl.: aber auch ausserdem, würde es
nicht so aussehen als ob wir . . . den Damis aus furcht
vor seinen Vernunftschlüssen (es gäbe keine götter) aus
dem wege geschafft hätten ... als ob wir unsern prozesz
blosz aus mangel eines gegners gewonnen hätten? (Höre
tI äXlo fi i^ ipt]r/TjS o^TO) y.oarilr Sö^oufi';) WiELANü
Lucia7i 2, 387 ; doch ein schelmischer streich, den Amor
der letzteren spielte, liesz jene den prozess gewinnen
und die götter entschieden für die heirath. Göthe (dicht.
u. wahrh. 7. buch) 25, 136; wir machten kurzen prozesz . .
und gewannen ihn durch alle Instanzen. U. Frank der
herr College (Wien 1877) s. 82 vgl. auch unter gewonnen.
2)) für den wettkampf liegen ältere Zeugnisse vor, die
einen lebendigen einhlick in alte Volksbelustigungen geioähren.
für den neueren stil werden einzelne feste Verbindungen
bedeutsam, an die sich dann auch Übertragungen heften.
a)) und werdent von Swechent laulTen herein zu dem
Scharlach, und welhs das erst darczu ist, das (pferd) hat
den Scharlach gewunnen, und welhs das ander darczu
ist, das hat gewunnen den sparber, und welhs das lest
darczu ist, das hat gewunnen die saw . . . auch werdent
die freien knecht zu ainem parhant lauffen, und welher
der erst darczu ist, der hat den parhant gewunnen.
copeibuch der stadt Wien (1454) s. fönt. rer. Austr. II, 7,
s. 13; es ist gleich ain ding umb brüderschafften , als
wann man umb ain Scharlach rendt : vermaint ein ieder,
er wöl in gwinen, wirt doch nun ainnem, amm anderen
darmbrost, dem dritten dsau. also auch hie: der pfaff
nimpt gelt, und der kramer umb wachs, hatt der meszner
auch sein tail dauon : die hond dann abentheir gewunnen.
Sebastian Lotzer (heilsame ermahnung an die einwohner
zu Horb) Goetze s. 34; da mercken die priester allzumal
gleich auff, welche rott am besten singet, dise gewinnen
etlich kanten mit wein die ihn ausz diser urtheil zuge-
sprochen werden. Seb. Frank iveltbiich (2) 51*; an sant
Lorintzentag lieffen die schützen mit ainander; also lieff
sie ain kramer alle hin, der gewann ain becher für 4 fl.
C. Sender (d. stüdtechron. 23) 126; am sumptag nach
Laurentii sprangen si, 3 spring auff ainem füsz, um ain
becher für 4 fl, den gewann Hans Jacob, ebenda; der-
nach warf man den stain um ain becher . . . den gewann
ainer von Zirch. ebenda; dazu vgl. 123 u. a. vgl. auch die
Verbindung es gewinnen unter 3).
b)) auferre praemium, die gaab oder abentheur hin-
nemmen und gwünnen. Frisius rfic^ (i.5.56) 1041" ; gab ge-
winnen PUSCHMANN ber. d. dtsch. meistergesangs Si ; vgl.
auch oben [«))] zu S. Lotzer ; den preisz gewünen, palmam
ferre. Maaler 180*; den preisz gewinnen . . . darvon tragen,
es gewinnen, gaigner ou l'emporter le prix. Düez (1664)199*;
ähnl. teutschengl. lex. 2,772; ebenso Steinuacii, Hederich,
Kramer, Rondeau, Schwan, Adelung, Hilpert«. *y.; in
6009 GEWINNEN il. t. a (pMfs, kränz frewiDiion)
diesem Jahre (ififlfi) wurde vom ralh ... ein froexM •Ubl-
gohieazen hier gehalten . . .es wurden zum bMten preiaioofl.
auBgetetzt, den ein aohloMser von PMaau gewonnen ... die
andern gewinncr wurden aua denilefgeldbesahlt.GuMPi'.i.z-
HAIMKH kegmuhuryer gtath, • (1MS7), «.979: Herder hat
wieder einen prei«» in Berlin gewonnen, wie du wohl
schon auH den Zeitungen wissen wirst. OAtiik («n La
vatera.juti I7h0) tnit/e i.t&a; es hlll sieh ... Heinrich
Kolbe in Faris auf, einer von denen, die bei uns den
preiH KOWHtiiion. G^tiik an F II. Jaeobin. 11. iflOI; ein-
mal . . . gewann ich den preiH mit einer bailade. Kontanr
von ztoamiff bin drri/itiff a. m«. i«. a. vgl. Iheil 7, tp. KM.
früh ntit hier übertragener gehratieh an:
bitlicti ziert des adlera bild
dieses possen hausM scUid,
weil sie llnitit den prelM fewonnea
aller vonii-ht im (ematb,
wie ein adlur »tanilhalTt sieht
in den hellen glantc der sonnen.
S. Dach {ehtur. brandenb. rot, aäUr , . .) 6M ;
welohes thoil den seinigen . . . heimbringet, der soll den
prcisz gewonnen; und die prarcminentz vor den andern
haben. (titiMMKi.RiiAUHRN Simpl.im; den preis gewinnen,
sich durch seine Überwiegenden voraUgo den preis er-
werben, ihn davon tragen. Campb>, 864*;
daii loben war, die weit war anfnfeben,
und nicht* war da, als Jene« helle vliesx,
das durch die nacht, ein stem im stürmt, schien.
der rUcldtehr dachte niemand, und als w&r'
der augenbliclc, in dem der preis (gewonnen,
der leiste unsera leben«, stronten wir.
Uriu.hau/kr {Media 1) 5*. 148.
fiet der vieUeiHgkeit dta subatanHvbegriffe* ist bemtrkma-
ittrt, dasM die Verbindung mit gewinnen jeteeiU nur von
einer bedeutungeriehtung getragen ist. durch die nette
formet den preis gewinnen »*/ die alte fUi/nuij lob und
preis gewinnen {x>gl. oben .<tp. 5961) gani itrdiängl, und
der neuere rereueh, einem jüngeren begriffe hier eingnntj
11» schaffen, ateht vorläufig vereinzelt da • jede holTte fltr
sich allein bessere preise zu gewinnen, als der Verwalter,
und nun verkaufte jede ihre einkUnfte apart auf ihrem
zinuner. K. GtrrzKow der tauberer v. Korn 8, 974.
d)) 10 schwOr ich t>ei allem, was Inbet und liebet,
wo anders der Paris eerechtiirkeit Obet,
dasx diese, dein enftel, den apfTel gewinnt.
Jon. CiiH. GCmuKH ged.*9M;
empninet sie einen held, der durch ««in schnelles rad
umo Pisa ohnftef&hr den krantz gewonnen bat,
mit bolloni lust-geschrei.
S. Dach (lobgeeamg Jean CkritU) 969;
gedenok auch an die frohon xeiten,
die noch in wünsch uikI /ukunfTl sind!
die vorsieht wird uns 'jrlUcklich leiten,
bisz lieb und treu den krnntz irewinnt.
J. C. Günther (an I.eoturen) ged.* 900;
da woH'n wir steine sammeln, fllr unsre haad nrecht,
mit hartem crusz zu grtUzen den ersinn feigvn Knecht,
der ohne blut und wunden besietrt n.ich haus« kehrt,
und keinen kränz (tewonnen fOr seiner routter herdi
W1LI1B1.M MOiXKR (Ueder der OrieeMen:
die Mttinottin) 186 Uatfldd;
vgl. einen kränz erringen, erfechten, erwerben theü 6.
»p.'ifMff.; macht meine sohrift einer würdigeren platz,
desto besser zu Winkelmanns rühme: gewinnt sie die
kröne, so sei auch diese detn grabe dessen geweiht,
dessen schriftcn ich genosz. HKnoEi« {denkm. J. Winckel-
manns) 8, 448 ;
0)) welch pewrin die maisterachafl hab gewttnen,
das gib ich zw urt<>ilon eOch.
H. Sachs Jabeln h. »ekvnnke 6, 168;
leidenschaft ist jngendseitvertreib.
aber endlich wird man ganz besonnen,
heil mir, dasz ich dieses ziel gewonnen '
Inimermann (otiw drr liehe 1. att/t.)
14. 10t Uemjyft;
die klugheit ohn' erfahrung ist ein scharfes aux' im labyrinth I
je mehr es sp&ht, je mohr es l&ufl, je mQder es das ziel gewinnt
Wilhelm MIjllkr {naehle*e rw dm epigr.
epatiergämgen 87) 866 llatßetd.
fyi w&hrond um den kOnig seine sklaven
noch boi<chsini|rt sind, gewinnt den vorsprung
H.irun ul I{;uichids erzeugter, Assad.
Platen {AVboMtden t) S, 470 XetOteh.
gibt die holTnnng schnelle (tlsae,
leiht dafür das schrecken flflgel.
bald irewinn' ich einen vorsprung,
und herntis ins Treip tretend,
blinkt mir euer schlosz entgegen
Grillparzkr (oAn/roM 1) 4*;
GEWINNEN II, 9. a (die wette gewinnen) 6010
•inen focgpruaf gewiniuii. gofner U ämtarnt. Romdiao
9. Da gl*: sbmao Sciiwam i.74«* («r fakH fort: faire äi
tigena$ ptmr arriver pUttM qu'nn autre); den Torsprnng
gewiniMll, toftt tke Hart tf any «me. Hll.PBHT II, I, «. 4M«.
miinmrtm VtgriM wyaatkmat votUmU fewUwMi (i^. ehm
gewinn ■■ vortiMil) uwateimMt «iaMi TOftMl vor afaMo
andern gewiSMa, ^§tt Aa atari^famt ta !• ly^ kmmd
mlh kim: to prevent kim. Inttaektmfl. lax. tflTM). 77t;
und wenn ich nur eine linie breit ToHheil Otter ihre
eigenliebe gewonnen habe, m will Ich bald bei loUco
und spannen WfMer friMn. 8. v. la Rochb frl. *. Air»-
Keim{\) 115: der wwehltglmr» rortlMU. «eieliea die mm-
linder gewinnen, laden ito Bneege ttteratnr errt jetct
irUndlich studieren. CMras (learfemi «i. r^flmtitmmti
m. 110.
nunmakr vartiniuagm mit fewinaea mi dm tof: »pan-
tiom «iiM«rt. da fwett gwftanea. Fnieioa äuL (uai)
1889*: wette gewinnen, »poiuiaium nmatn. 8tibi.br tftM:
•fttiMo tmtsehengt. lex.; RoNDBAO. Adblono. Hll.PBnT
«. a. ; die wette gewinnen, idne nMiaang oder beliaap-
tung eintreffen sehen, wie eoch da» auf diesen fall aus
gesetzte erhalten. Camp« 9. 884^: 'Ich bab die macht
wol, das ich mOrht mitten in die UrohBn eeheietea.'
Blenspiegel sprach, 'das gelt euch und ab efa thoan
biersz. ob ir da« thön' . . . 'meinstu nit. dae leb ao frisch
sei' unnd körte sich umb, unnd schis einen groeeen beoffen
in die kirchen, und sprach, 'sieh her, eoilor. ich hab
die thunn bierss gewunen.' Till Emimtpitftt t8 Knust:
und eh daa sselehsn aldi enlnflt
stcbeinea navea itftper eAeJt
vethünd idi oben die gewooneoe wette
GöTHi {paraUpowiena nt Pamet) lA. 9, 187 Wehaar;
Mephistopheles darf seine wette nur halb gewinnen, und
wenn die halbe schuld auf Faust ruhen bleibt, 80 tritt
das begnadigungsrecht des alten herm sofleieb bereia.
GöTiiK {an K. C. Sekubartk 1890); gewinne er dann seine
wette, so könne er sein midclien belratben. Cu Brkn-
TANO (die mehreren WehmüUer) 4, 973; giebst du mir dein
wort, dasz du die wette h<st und mir. gewinne ich sie
— schenkst, was ich mir wünsche. W. v. Hillemn futen
abend (1878) s. 10.
y) die bexiehung eatf das spiel setzt gewinnen besonder»
lebhaft in betcegitng; hier macht es mit die mtiatm fort-
sehritte, unter dett teendungen. die dem tsürf(d' timd karten
spiel entspringen, ist es die Verbindung das (ein) spiel ge-
winnen, die in übertragenem sinne froste terbreitmmf er-
sielt, als eine einriehtung der neuen teil tritt das toH»,
die lotterie in den kreis der glurk»sj>irle ein. teo sit Are
besondere ansiehungakraft auf das verbum a%tsiM.
l)) tumdungen und Verbindungen im rakaten des teürfd'
und kartenspiels :
a)) ich hebe ans mit den wirffei an,
ab ich den rock gewinnen kaa.
ftanffsehen aagen stehen vor mar .
MefOder
er hat ouch geseit das spil am Ihorehuse si sfl sammer-
sit besser dann im winter, deshalb das vii frOmde knebt
usz Swoben . . . harkomment . . . waa gellx dieselben ge>
seilen gewinnen, das verspilen sie doneeb hie. flCrwe-
burger naehrichterbestellung v. 1487 Bimdtet 897; des gelt
anir dem spiel gewonnen. Lctiikh (r. Mytther) «. S8
Weimar: mannicher ist so verschmitzt, wann er daa
gelt verspilt hat. so spricht er. er hab Hiebt eiaea
Pfenning gewunnen. Henisch isio; dieser llseet 0«roa
viel gelte gewinnen, unnd nach dem er vermeint reieb
zusein. . . . gebraucht er auch seiner kunst . unnd ge-
winnet dem armen Caslillaner ab so viel er hatte. Harb*
DÖRFER sehampUti last- und Itkrnitkir gsseh- se: alles
a«f dem spiel stehende geld gewinnen, metteier U tagia.
RoNUKAU 9. Uus*; er hat zwei hundert pMolea ge-
wonnen. .Schwan (1788)1.746*: äkni. HitJ>BRT t. t.«M*:
Camps 9. 864*; auch Civitella verlor betrichtlich, leb ge-
wann gegen eoo sechinen. Schiller (yetrfareeAcr) 4. 897.
t» eben ein solcher tyrann war der kaiser C. Calignia.
der, wenn er mit würffein spielete. das meiste mit liigen.
flachen und schworen gewänne. Gboro Wbsbriok Mse
377 •
ßOl 1 GEWINNEN II, 2, a (die partie, den such) GEWINNEN II, 2, a (das grosze los gewinnen) 6012
spiel-sieben 74; ein knabe verspielte 3 franken, ohne das
geringste zu gewinnen. Hebbel briefe 3, 11 Werner.
c)) wanne wie wol im alles wurfelspil widerzem sei,
dennoch wil ich von diser stat nicht scheiden, ich habe
denne dises spil nach meiner lust gewonnen. Johann
V. Neumakkt leben des heil. Bieron. 193 Benedict (non ni.n
Victor exsurgam, hebbe denne dat spei . . . ghewunnen) ;
ich glaub, du künst ein kunst besunder,
das du gewinnest alle spiU
JÖRG Wickram (der treue Eckart 5,99) Bolte;
da rieft ein zänckisches geschrei :
du funfizphn-hut, du bärenheuter,
verstehst nicht, was das spill-recht sei,
ich hatt' es oiTenbahr gewonnen.
J. C. Günther jred.* 167;
das er zum stich ein blat behalten solt, und wirfTt es weg,
dadurch er sonst das spiel gewunnen bette. J. Agrigola
sprichiv. 61'' ; war ein edelmann, der spielele mit seinen
söhne ... in der karte, und da der söhn ein und das
andere spiel gewann, verdrosz es dem zornigen vater.
Georg Wesenigk böse spiel-sieben 51; im piquet- spiel
heiszt Caput, oder copot, wann einer alle lessen sticht
und das gantze spiel gewinnet. Sperander a la mode
sprach der Teutschen 93"^ ; ist eben so unbillig,, als wenn
ich die gesetze eines künstlichen Schachspiels lüge nenne,
mit meinen bauern gleich in das letzte feld des gegners
rücke und mein spiel für gewonnen erkläre. L. Tieck {die
Verlobung) 17, 138. dazu vgl. atich {unter 3) : im spiele ge-
winnen.
d)) darumb ihe mehr ein mensch der selbigen Ver-
suchungen hat, ihe besser es mit ihm steht, ihe mehr
er der puff gewinnet, ihe sterker er Christum fasset.
Luther {predigt v. 9. 11. 1522) 10, 3, 427 Weimar {zu puff,
buff im Würfelspiel vgl. theil 2 sp. 490/.); solt man iedem
leihen nach seinem begeren, man fundt manchen schlüffel,
vordert mer dann drei gewunnen mit spilen, brassen und
anderm. Hans Sachs {argum^nt d. Römischen) 22, 56 Keller
tt. Götze; mit würffein und mit kartenspil.
halt ich des jars der schantzen vil.
wann ich eins verleur, gwinn ich zwei.
Jörg Wickram {der treue Eckart 5, 99) ;
sie waren fro, und hofften gantz,
sie hetten gewonnen gar die schantz.
Chryseus hoßetifel {vorrede) B 1*;
die oben schon aus eben diesem schriftsteiler {Se7ieca)
angezogne stelle beweist, dasz wer einen stein mehr
hatte als sein gegner, sich schon gröszere hoffnung
machen konnte die partie zu gewinnen. Wieland {über
d. alt. zeitkurzspiele) 24, 134; anfangs gewann er einige
karten; diesz machte ihm muth, er wählte sich nun
favoritkarten und verdoppelte die sätze. J. C. Brandes
wet7ie lebensgesch. -1,210 ; und bei der ersten runde —
Julius gewann stich auf stich ... Georg HERMANNJe^^cAen
Gebert^ 313.
2)) der übertragene gebrauch knüpft an die in diesem kreis
beliebteste Verbindung spiel gewinnen an; von ihr sind
einzelne tcendungen zu trennen, in die gewinnen m,it
der bedeutung erreichen, erlangen, nehmen eintritt: dasz
unser keiner nichtt flüchttigen fuosz sötzen ... im
widerigen fall würdtts ein ernstliches spil gewinnen.
Ulrich Kraft reisen 144 {vgl.: es werde ein andern weg
mit uns gewinnen s. 14.5) ; das gute, das zu ihrer {der
kreuzzüge) zeit geschah, kam meistens von nebenursachen
her, die in dieser epoche ein freieres spiel gewannen,
und doch auch in manchem betracht ein sehr gefähr-
liches gute erzeugten. Herder ideen (20) 4, 273. die meisten
formen weiseii jedoch auch in der Übertragung oder Ver-
allgemeinerung 71 och immer deutlich auf das loettspiel
zurück: wem pägschirrer iederzeit wert
unnd Ire possen wol verkert.
. . . unnd hetten liederlich herrn vil
allda gwunnens ain kosstlichs spil
im trinckhn hieltn si sich nit subtil.
Georg Rösch v. Geroldshausen
Wunschspruch 449 ;
so hon wir dan das spil gewunnen,
wie suer milch, die da ist zerrunnen.
Murner vom groszen Luther, narren
V. 1891 Kurz;
widerömb erhebt und erhöhet gott unsere Widersacher
auch also seer, das sie stoltz werden und meinen, sie
haben das soiel gewonnen und stehe in irer faust.
Luther {pred. über 2. Mos. 9) 16,135 Weimar; darüber
lachet der teuffei und hat aber ein gewunnen spill.
Eberlin V. GÜNZBURG 3, 209 Enders ; die gleiche Verbin-
dung später bei Gotter 3, 367 (hat mein herr gewonnen
spiel); ähnlich Lessing 3^ 450 (so giebt sie mir ja ge-
wonnen spiel); desgl. 4^, 43 tmd Göthe {ital. reise l) 27, 26,
s. auch unter gewonnen;
die gmein die stundt grad wie ein mur,
des gsachen die valschen burger sur,
si wandend si hetens gwunnen,
de was das spil noch nit recht g§.n.
lied V. aufrnhr in Solothurn str. 24 bei Soltau
und Hildebrand 2, 148;
der sach gib ich dir aller recht,
das spil hastu gewonnen
alhier vor allen frommen.
lied V. buchsbaum u. felbinger s. Uhland
volksl. 1, 32;
wenn du ein sach anheben wilt,
und wilt, dasz sie nicht werd verspilt,
so merck vor, wos hinaussen wil,
als dann gewinnest du das spil.
Erasmus Alberus praecepta vitae 117»;
das spil ist unser, wir habens gewunnen, noster hie
Indus est. Henisch 1609; das spiel gewinnen, vincere il
giuoco, gagner le jeu. Rädlein (1711)1,383"; das spiel ge-
winnen, gewonnen haben, 't spei ivinnen, gewonnen hebben.
Kramer 2, 97^; ein spiel gewinnen, to get or win a set,
a play or game; to beat a man one game. teutsch-engl. lex.
2(1716), 773; du hast das spiel gewonnen, vicL-fti. Stein-
bagh 2,1028; ähnl. Frisch 2, 450"; das spiel gewinnen,
gagner la partie. Rondeau (1765) 2, Uu 3"i; ein spiel ge-
winnen, das spiel gewinnen, es für sich vortheilhaft
enden, darin siegen. Campe 2, 364'';
gönn' ihnen doch das fleckchen land, geht's ja
nicht von dem deinen ! was bekümmerts dich,
wenn du das spiel gewinnest, wer es zahlt.
Schiller {Piccolomini 2, 5) 12, 106;
behielte mein vater
seinen schätz in der band, so brächt' er viele zusammen,
sicher gewann er das spiel und wir verlören den könig.
Göthe {Rcineke fuchs 5) 40, 78
(mit sineme valschen speie to plasse bringen vele.
lieinke de vos) ; das willst du da, wozu denn aber die
ewigen trumpfe mit denen man nicht sticht, und kein
spiel gewinnt, weil sie kein mensch gelten lässt. Göthe
{an Lavater 28. oct. 1779) briefe i, 112;
ja, Franz, es musz geschieden seinl
von Dresden lief die nachricht ein:
ihr habt das spiel verloren,
gewonnen die professoren.
0. J. Bierbaum der musenkrieg (1907) s. 27.
3)) die lotterie:
a)) es glückte auch einigen währenden ihren dabei
sein noch so ziemlich wohl, indem dieselben ein und
das andere stückgen aus selbiger bude gewonnen, und
sich sodann damit fort machten, der Göttinger studeni
auf der Plesse 1, 126; ich habe ... in die lotterie gelegt,
um . . . andern gutes zu thun, wenn ich etwas gewönne
. . . wenn ich nun zum exempel hundert thaler gewönne.
Gellert 3, 223; diesen beutet hat sie in der lotterie
gewonnen. J. L. Huber das lotto s. 20; die ganze lotterie
ist mein . . . ich hab's gewonnen — alles hab ich ge-
wonnen, das ganze vermögen des lotterie-herrn. s. 66;
eine schöne copie der madonna della Sedia . . . wurde
von mad. Schopenhauer für 90 thaler ausgespielt, mein
söhn hat sie gewonnen. Ch. G. v. Voigt bei Geiger, Alt
Weimar, s. 270; ich freue mich, dasz der kunstverein so
klug war, ihn {das bild Jacob Molay) anzukaufen und
würde noch glücklicher sein, wenn ich ihn mit meinen
armen drei loosen gewänne. K. Gutzkow ritter v. geiste
3,15)3^445; in Hamburg gab es früher eine redensart:
'en eiermaan gewinnen', wenn man sagen wollte, dass
auf ein lotterielos . . . kein gewinn gefallen war. kor-
respondenzbl. d. ver. f. nieder d. sprachf. 1907 «.87.
b)) das grosze los in der lotterie gewinnen. Adelung
2, 665; ebenso Hilpert 2, i, 465"; das grosze loos gewinnen,
einen dreitreffer gewinnen. Campe 2, 364'^; lieber sohnl
dein loosz hat wieder die einlage zur künftigen lootheri
die im mai gezogen • wird gewonnen, frau rath {an
Göthe 12. märz 1798) 2, 45 Köster. vgl auch: das grosze
loos gewinnen bei Heine und in übertragenem gebrauch
bei Jean Paul, s. o. theil 6, sp. 1156. eine andere form der
übertraauna lieat vor in:
6013 GEWINNEN II. «. 6 {mit ort$b€»Hiimwtgen) GEWINNEN II,».6(d.tbor,d.8tranegewmn60) 6014
doch Mit ich bi«r, ein armer flwbMmuMi,
ein ärmlich, aber nihiK looe fewonMn.
danic' ich dem horm an Jedtm mmb Mf.
Tu. K^HNKK (da» jUehermäddmt i) 4,7 mrtetftua.
b) für die aunarbeitung de» memtnit» dtr bnef9**n§
zeif/en die verlrinUtingm mit »äMiehtm tlfftei» bemerken»
werte gef/eiuiätze zieiäehen ältertm und fMiMTM» »tu. die
älteren tyjien, die die bmeegung aus eintr adverbialen Ae-
Htimmuny hervorgehen lienen (die tttr . . . tie mochten
die aufKc^winnon nicht. Tetterdank ». IM Ooedeke u. a.)
treten zttrilck. tcährend die Wendungen, 4i» dm» ohjeet tum
ziel der hewegung werden la»»tn (eh* nie die thUr gewannen
mit ttißcndvi'lliT hand. Simhock übere.d. Nibelungen Kit)
eine umjeieöhnliehe Verbreitung erzielen.
a) der ältere tgpu» erfahrt \m iC. jahrhundtri noch ftiA-
hultige pßege und entwirklung. um dann jedoth rüttk fM
verkümmern und der gemein»praehe ubtuMterbtH, Vfl.tp.90t0l
vgl. Ai)Ki.i)Nii, iler als 'eine tm horhd. veraltHt btdstUumg'
at^fuhrt: gewinnen, handlungen oder bewegungen vor-
nehmen, deren art aU8 dem beiaatze oder suaammen-
hange n4lhor bestimmt werden muax. a, mis.
1)) im mittelpunkt der einen gruppe ateht da» achwert
gewinnen, eine funiul, die auf eine volUn vtrlnndung
zurückfuhrt, von der auch andere ellipaen mbHMtgtnt
gewinnt von l«dor eur rut schwert.
Teuerdank M Geedeke;
ebenso M (gewunncri . . . heraus «ein sohwert); datu
vgl.: gewann von stund sein schwert IM; ebenso: ge-
winne snelliken diin swcrt. Halberstädter bibel v. lASt
richter 9, &4; gewan er sein schwert. Aimon C l*; Fierra-
brasEb'; B6': Ba*>; sie wolten, als ob der turnir end
bet, die schwort gewinnen. Wii.woi.T v. Schaumiiuho M;
•io gewunncn die dcgen UV, ebenso d. stätltechron. ü, llO;
darein schlög er jm wol einer spann lang ein scharten
das er des schwerts «nit gewinnen mocht. Pontus u.
Sidonia d«''; und wie ich das schwerdt wieder gewahn,
so schlägt der baucr her. Götz von BkhlichinciEN leben
86 ßieling; dazu vgl.: dem getreuen man gicng zu herzen
die grosz büebroi au seinem herm begangen, gewan von
scheiden, vermeint den buben zu erstechen. Wilwolt
V. SciiAUMiiuao 192. vgl. dagegen : der knecht want sich
aus dem stich, liosz sein schwert faren, das gewan die
yn)'f und empliel im aus der scheiden, ebenda 67, ahn-
Hell 186, vgl. auch die Wendungen sp. 60S1.
2)) si mocliten jre hein von den pferden nicht gewinnen.
JPontua u. Sidonia ei*';
dasz er nit ^winnen
mocht seinen fusz heraus wider. Teuerdank $. 87;
ein kranich mit ciin lanren hals
der sties dem wolfT sein kra^n in den rächen
gewfiit das pein mit hoITelichen Sachen.
Hans Sachs Job. u. tchw. 4, 151 ;
ganz ebenso Holi.knhaukn froschmeuseUr 1,161 Ooedeke;
er )(unde . . . sine srliurpfon zen nit ufT gewinnen. Stbin-
iioiiWKi. .4««»p 281 (ausgäbe V. um : nit gewinnen 71*);
ebenso 226 ;
bisz ich dich (na^I) gar herausz gewinn
und dann geprauch nach meinem sinn.
J. V. SCIIWARZBNHBRO teutuch CYMTO Iti* ;
ganz ebenso noch Butsciiky hochd. kanzelUy >, SM. dasu
vgl. : wenn ein zUndtloch vergossen, vernagelt oder sonst
verschlagen wUrd, und solcher zweck oder nagel durch
Zangen oder schruufen nit zu gewinnen were, so mUste
man behend ein ander zUndtloch boren, oder man möchte
oel darneben schlielTen lassen, aulT das es destcr leichter
zu gewinnen. ... ob dardurch der zweck oder nagel be-
wegt würde, das er dester leichter und ringer zu gewinnen
were. Fkonspkkuek kriegszbuch {\,i) 1 (1578), 1W^ IM»;
es stecken die spitz so fest, dasz du khainen gewinnen
kannst, feuerbudi v. 1691 bei Schuf.llbr 2^ 9S0; dieses
zu gewinnen und hcrausser zu bringen. Wühtz mtnd-
arzney 870. vielleicht läszt sich als jüngere nettbiidung
hierher ziehen: erhielt ich hingegen den sieg, und ge-
wann die sonne und den hellen himmel über mir, das
grosze Weltmeer von nebeln . . . unter meine fQsze. Bräkbr
der arme mann im Tockenburg 80 Bülow.
fi) für den vom neueren stü begünstigtet» tginis, die
kennzeichnung des ziels der beiregting am object seihst, er-
waclisen zahlreiche feste Verbindungen, mit denen sieh
vielfoeh Wendungen kr«%ueH, die bei gleichem object a%nf
tina mmdsrt bmleutuii§ «M fewiniMD wmsm. ßtr äit äUert
teit maeht rieh dmr »%t§rumd$ Uagemdt htgriM Mobara. er-
kämpfen gditnd (vgL obm »p. «ooi/k: die rtadt gewinnen m»
situu «OM erobern itmd im «imM ««» etreiebea). /Or dm
neutrt mU 4i» h$di\fiumun§ dural 4m ht§ri^ dtr Uril»-
nahmt, hsid« rieUHn§m Umm titk mt Mr ämm fl^t^sM
das feld gewinnen (tyl. dmsu sp. toii) htlsgem • and alto
gewan Alexander da« feld, unnd aberwandt die helfanten
mit dem aeeebrei. 0. vom Dkmcrinobn üh«n. dm Joh.
de Mmdmal« (f) itf.
neeh wfMer iMÜMd aUr hndtt er 4mtä 4m mmßtt tank
■ad tiaum trtbMia sacht mi<-b an dm ■<Mn dm mmmm,
mit eeUar aonr «ad lr«w. 4ux »ignleh Mb dudmek
dm weine (sM gewoaiMB.
0. a. WaoKiisnui) (jw. U, «)#•«. t, 46 FUdm;
das feld ist gewonnen, der fetad iei eotfloliA. Gbibbi.
Juniuslieder : Alf u. ICrek; d»§t§m 9fLt wie meine ein-
sieht zugenommen und feld gewonnen bat. Zrltbr i.tm
Riemer: durch eine widerrufliche bewilligung wQrden die
etwa vorhandenen neigungen . . . zwar ein kleines, al>OT
dareh norgflütigen anbao doch frochtbar zo meehendee
feld gewinnen. Bihmahck (in der f.AaiiM*i«r I4.l.lt5l) l.ns
im nuammenhang verfolgt!
0) die thür, den eingang gewinnen: do wnrffen si di
(leitem) an die maur und stigen hinaoff. also das in
einer kurtzen weil mer dann taoaendt auff der manr
waren and gewunnen das thor . . . and lieffen darnach
sä dem sebloM annd sA des kOnigea sal den xA gewinnen.
Pontits u. Sidonia nt^; verechwand vor seinen nogen.
machte mich unsichtbar, gewann das statt tbor. UeflT
noch denselben abend zwo meil wegs. A. Albkhtinos
landteUirtser Oueman (ll) 77:
also auch wir, demnach wir sind geaaisa
aosz rontterleib* und nonmebr aagwaagMi.
die scbwebre reis', erbebea wir die siSMO,
das schöne tbor de* himroels sagewiaasa.
Joh Rist ktmmt. Ueder (S, •) 17«:
schied sie von dannen, gewann die inoere pforte desgartaaa
eilte die schattigen gtng entlang.
KosBOAKTx:* (Juhimde I) t>. 8S ;
ich verstör' euch nit, ich verhalt' mich kein minuten
länger, als sich schickt, wie sich unterm fensterl was
meld', gewinn ich die liiür. Anzknuhi;ukr (dorfgdnge i:
Hartinger» alte Sixtin) s' ; das m&dchen aber flieht von
einer ecke zur andern; als sie die kflchentUr gewinnen
will, fliegt ihr die flasche an den köpf, die der Lu»z-
mann vom tisch gegriffen hat. Ernst Zahn mkmttinkmlh
(das muttergötteslx) 88«; er gewann die treppe and öAiete
unten behutsam die pforte. P. Hkysb ital. nov. t. Ändewn
Delfin. hier münden auch Verbindungen mit vrrbmtmbetrmdia
ein, die »ich von der gruppe, in der das verbum dmt !••
griff der besitznahme zur blossen »ffntaktisehen fmtatmm
verblassen läszt, durch die betonung der iedemkmg er-
kämpfen, erzwingen abheben: es soll noch mtimtlHir band
das blut vor meiner thürschwelle veigiessen . ehe er
den eingang gewinnen soll. Chr. Wrisr MaaanieUo i, lO)
19 neudruck; es (fku schloei) stand einsam, and als
die allemeuste, wenn auch nicht architektonische doch
politische ruine da, und ich hatte nicht den muth. mir
von dem umherwandelnden schloszvogt den eingang xa
gewinnen. Göthb (campagne in Frankreiek) 80, IM: da es
ihm bei Kassel miszlungen war, unter den kanonen der
belagerten den uebergang Qber den Rhein za gewinnen.
Schiller (so jähr, krieg, s. ^mcA) 8.817. t^. dagegen ein-
gang gewinnen u. a. unter e) y.
8)) wirstus nur erger machen, tmd dem teafel mehr
raam geben, denn er hat ein schlangen kopff, wdeher,
wo er ein lUcken gewinnet, darein er sekUelfen kan, so
gehet der gantse leib hinaeh onnofliiebaiten. Lithkr
(deutsch, cateekiewt, UW) 4, 4M>^ Jen» (mnäen .- ein loch ge
winnen, sp. eosi) ; wir gewannen die bresche. we gained
tke brmek. Hilpert 11, i, s. M«*; der alte. Towadei mit
sich ziehend, sachte einen spalt zu gewinnen, der. Qbor
wuchert von gestrilpp. in eine »chiucht mündete. A. K
Brachvogel Friedemann Bach (i,t)i,S7 (anders: einen
spalt gewinnen, sp.tsmi); so versahen wir ans mit den
notwendigkeiten aus ansrem schifTsvorrat und machten
ans aaf, unsere verlorene Strasse wieder za gewinnen.
6015 GEWINNEN II, 2, h (das freie feld gewinnen) GEWINNEN II, 2, b (die oifene see gewinnne 6016
MÜNCHHAUSEN lounderbure reisenes Griesebach; der dieb . . ,
gewinnt die Strasse, umsonst, die nervigten arme der
frau halten ihn fest, der freimüthige f. d. jähr 18ii, s. 4S;
ebenso F. Hkyse Hele7ie Morton (gewann die fahrstrasse) ;
G. V. Omptuda Cücilie v. Sarvyn (cap. 13: die strasze zu
gewinnen); oftmals hab' ich hingeschaut
nach des hauses zinnen ;
manche hohe brück' erbaut,
bahn mir zu gewinnen.
Hoffmann v. Fallersleben {eintag-
schönchen 2) 1, 208 Gerstenberg;
gewann ich durch den Vorgang Würtenibergs im ab-
schlusz des bündnisses . . . den weg zu den andern
(Staaten). Bismauck ged. u. erivn. 2, 73; während die
voltigeurs allmählich die böschung hinabzusteigen und
einen weg über das eis hin zu gewinnen suchten.
Fontane vor dem stürm 73 {anders: oder es werde
ein andern weg mit uns gewinnen. Ulrich Krafft
reisen s. 145); erst nachdem sie das thier eine weile ge-
liebkost . . . gewann sie freien weg. G. Reicke das grüne
huhn (1, 1) 7 ; Lentin . . . versuchte weiterzugehen, aber
sie stellte sich immer wieder wegsperrend vor ihm auf.
dennoch gewann er den steg. Eknst Zahn schatfenhalb
(Lentin) 230; sie hielt sich indessen nicht mit einer
antwort auf, sondern gewann die Station, wo eben der
zug bremste. Caki. Spitteleh Conrad der leutnant- 205.
3)) hierher gehört die Verbindung das freie feld gewinnen
im gegensatz zu den obigen belegen für feld gewinnen:
das freie feld gewinnen, gagner la plaine. Rondeau
2, Uu3*; ebenso Schwan 1,746" {gagner les chavips); das
freie feld or das freie gewinnen, to gain the open field.
Hilpert 2, 1, 464"; wiszt ihr, dasz es jetzt nur an mir
läge, mich durch alle diese hasenjäger durchzuschlagen,
und das weite feld zu gewinnen? Göthe {Götz, bühnen-
bearb. 4,22) 42,598; rannt' ich die gassen hin und wieder,
ich hätte das freie feld gewonnen. {Wilh. Meisters
wanderjahre 3, 10) 23, 134;
sucht ich fliehend zu entrinnen
und das freie zu gewinnen.
Grillpakzer {ahnfrau 1) 4*, 35 ;
denn es ist wider die natur der furcht, dasz er gegen mich
stürzen , mich überrennen und so das freie gewinnen
sollte. Immermann (Münchhausen 7, 11)4,, 7 i Hempel; ebenso
M. V. Euner-Esghenbach darf- u. schloszgesch.^ 100.
4)) auch bei boden, land fusz, platz gewinnen ist
die kürzere fassung meist von anderen bedeutungsrich-
tungen getragen:
a)) die bedeutung erobern ioird seifen nahe gelegt:
gestern war ein schlimmer tag.
der feind gewinnet boden. doch was thut's?
ich habe Drosendorf, der rücken ist gesichert.
Grillparzer {Ottokar 5) 65, 123;
mit schrecken sah das protestantische Deutschland die
Spanier an dem Unterrhein festen fusz gewinnen. Schiller
(50 jähriger krieg l) 8, 65. vgl. oben terrain, land über uns
gewinnen.
6)) vielfach geht die sinnliclie bedeutung in der formel-
haften kürze überhaupt verloren; vgl.: wenn ... seine
art zu philosophiren platz gewinnet. Herder 15, 188 u. a.
(s. die belege sp. 6038/.) gegen: und so ritten die zwei
männer aus der stadt hinaus, in welcher Hugo jetzt so
lange gewesen war, um den nächsten platz zu gewinnen,
an dem sie sich dem handelnden beere zur Verfügung
stellen konnten. A. Stifter sfudien (das alte siegel 4) 2, 313;
von allen den namen nahe umgeben, die meiner Vater-
stadt damals in der geschichte des deutschen geistes
mehr als einen ehrenplatz gewannen. Gervinus leben
*• 2; und am deutschen Helicon wollt ich noch wohl platz
gewinnen.
J. C. Günther jred.ä 839.
c)) zäher hält sich die sinnliche bedeutung bei boden
gewinnen: in diesem gespräch war also für Jettchen
auch nicht der kleinste griff oder tritt, wo sie sich
anhalten oder anklammern konnte, kein stellchen,
wo sie nur einen fuszbreit boden gewinnen konnte,
um von ihm aus weiter zu kommen. Georg Hermann
Jettchen Oebert^ 272; und welche fülle von (legenden-)
bildungen ähnlicher art haben wir selbst vor unseren
äugen und obren erstehen, boden gewinnen und sich
einbürgern sehen im anschlusz an die heldengestalt
kaiser Wilhelms. H. Prutz preusz. gesch. 1,27; und so
schien man nach und nach wieder einen heitern tag,
einen freien boden zu gewinnen, und vielleicht ist es
uns vergönnt den ganzen verlauf dieser holden cur ge-
legentlich mitzutheilen. Göthe (Wilhelm Meisters loander-
jahre 2, 5) 22,92; er gab sich in der Schnelligkeit den
Charakter als baron, um für sein cavaliermärchen grund
und boden zu gewinnen. Immermann (epigonen i, 13) 5, 60
Hempel.
5)) auf dieser grausamen höhe, sich in festem stände
zu erhalten , das braucht ungleich gröszere kunst ; als
dieselbe durch klimmen und klettern zu gewinnen.
Butsghky Pa^ÄTOOs 705; wir konnten die höhe nicht ge-
winnen oder erreichen, we ivere not able to get or reach
the hin. teutschengl. lex. 2 (1716), 773; die höhe des berges
gewinnen, gagner la montagne. Rondeau 2, Uu3<'; einen
hügel, einen berg gewinnen, denselben durch anstren-
gungen erreichen. Adelung 2, 663 m. a.,-
leicht und behende, doch oft auf dem schlüpfrigen gras' aus-
gleitend,
flohn sie hinan und gewannen die anhöh'.
Kosegarten {Jucunde 4) 2, 186;
links ab bogen die rollenden jetzt vom gethürmten gestade,
lenkten ins innre des landes, gewannen das thal.
{Jucunde 3) 2, 121 ;
stiegen die bergwand
oft umschauend hinan, und gewannen den säum des gestades.
{Jucunde 4) 2, 183 ; vgl. auch (2) 2, 88 ;
die andern waren all entronnen
und hatten schon den berg gewonnen,
doch wie sie nach der frau hinsahen,
so thät sich schon die flut ihr nahen.
ÜHLAND (legende) 1, 334 Erich Schmidt;
der knabe wuszte schon, sie wollte, um von der dame
am fenster gesehen zu werden, mehr die höhe der kleinen
hafenbucht gewinnen. K. Gutzkow der zauberer von Rom
3, 266 (anders: gebürge, die in der mitte des landes nur
eine gröszere höhe gewinnen. Herder 13, :33); als er sich
nun zum weitergehen wendete und die höhe vollends ge-
wann, zeigte sich auf dem rücken des berges abermals
ein neues landschaftsbild. Gottfried Keller (Hadlaub)
6, 30; dabei geschah ihm das Unglück, bei dem versuche,
die steile böschung hinauf land zu gewinnen, das gleich-
gewicht, das er bisher halbwegs bewacht, zu verlieren.
Georg v. Ompteda der zeremonienmeiste-r^ 95; (anders:
wenn die flut verrauscht ist, musz das brack gefüllt
und Vorland gewonnen werden. F. L. Jahn [runenblätter]
1, 415. vgl. auch: auszerdem gewannen sie noch das
ganze breite bett des flusses . . . für ihre Waldung. Heiiise
Ardinghello 4, 336 Schüddekopf) ; den 12 dieses , da der
stürm sich etwas geleget, zogen wir das schiff mit
anckern fort, kunten aber den gantzen tag nicht über
eine meile gewinnen. Adam Olearius persian. reisebe-
Schreibung (4, 12)201*. dazti vgl. Adelung 2, 663; Campe u. a.
6)) weil wir gleich die freie see vor uns hatten, ob
wir mit hülffe eines frischen windes dieselbe vielleicht
gewinnen möchten. Martiniere-Lanüe (167.5) neue rei.<ie
s. 34 u. a., s. Kluge seemannssprache s. 313. vgl auch :
die räumte oder die hohe see gewinnen. Karmarsch
technol. wb. l^, 247;
die schiffe zu bewundern, die gereiht,
uns unerwünscht, das hohe meer gewinnen.
Göthe {natürl. tochter 5, 1) 9, 360; chemo 39,32;
wann wird der zornige ström das meer gewinnen?
Strachwitz {neue ged. .- ein wort für die kunst)
ged.» 181 ;
jeder ström wird's meer gewinnen,
jedes leiden auch ein grat).
Wilhelm Müller (die winterreise : das irrlicht) 120;
Bläuling wandte ohne weiteres seine barke und gewann
mit eiligen, kräftigen ruderzügen wieder die seemitte.
C. F. Meyer {schusz v. d. kanzel) nov. i, 134; oder er liesz
sich an den ranken des rebstockes hinunter, gewann
mit seinem morschen boot die see. Wilhelm Hegeler
Pietro der korsar^ 13 ;
wer, wenn er mühsam nur das land gewonnen,
sehnt sich ins meer zurück, wo's wüst und schwindelnd?
Grillparzer (des meeres u. der liebe ivellen 1) 7^, 13 ;
ergriff . . . ein niedrig hängendes gesträuch , woran ich
mich mit noth erhielt; nach und nach gewann ich
stärkere zweige, und so arbeitete ich mich endlich . . .
ans ufer. J. C. Brandes meine lebenagesch. i, 56;
60t 7 GEWINNEN II, t. b (das ufer gowiancQ)
und Iheilt mit cewalUMQ aroMii
den Mtrom, and ein (Olt bat •rbarmm.
und gewinnt da« ufer und eilet fort,
und danket dem rettenden fotte . . .
8«:hii.i.bh (bürgtthufl) II, tt7;
man gewinnt nach dem nächtlichen tturro dM ufer
wieder, der durohnetzte trocknet aioh. GAthr «a Zdter
8. 19. 1818 {ander»; die Pranken brechen wieder loa and
wollen JciiCM ufor »ich gewinnen. Giui.i.i>AiizKit (wvA d^m,
drr lüijt 4) h'^, k7); eine «chwaohe ahteilung deraelben, die
gluieli ilaruuf gefangen wurde, gewann gleichseitig mit
ilim dag ufer. Tu. Pontank {vor d^m ahtrm, eap. W); M
■liegen sie in nndloR langem suge vor Ihm auf und Qber
all ihrer herrlichkoit schlössen sich die wellen des meeres.
nur Ui>or einen schlössen sie sich nicht; er gewann da«
ufer. cap. 6; tben»o P. Hkyhk, Maria Framiaka; Ober
diesem gedanken verlor er (der irpirlrr) völlig den boden
und 'schwamm' und konnte kein ufer gewinnen. Kip.hl
das quartett; nur noch hundert schritt« waren die
fliehcndt-n entfernt vom naohen.. .indessen hatte Hubertus
dun nachen gewonnen. K. OuT/KOW der tauberer von
Rom (8, lo) 9, SS9 ; ähnlieh {mit stärkerem anklang an ge-
winnen ^erobern): die feinde hatten uns zwar von
hinten und vornen umgeben, und suchten mit dem scbel
in der faunt unser schiff zu gewinnen, allein wir trieben
sie 8 mahl mit grossen Verlust zurück, geaeh. d. Oött.
atttdeuten 8 (1748), SfiS.
7)) den wind geyiinnen (t.de w%er), f/agner leveni.^ovur.w
Uu8<>: ebenao Schwan i,7M*; {in atamen'a language) den
wind, den vortheil des winde« gewinnen, to gatn the teind,
to get the tciiid icart. to toeathrr. Hli.l'KHT 11, 1, «. 4M«.
8)) die herbcrge gewinnen, gagner U glte. Ronbkau
«, Uu8*;
ein gott gebeut Jetzt durch des sehers mund,
auf schneller flucht die heimat sn gewinnen.
SCHII.I.BR {terttirung Troiaa 80) 866 ;
und auch die andern, welche »ich spittcr eingefunden
hatten, . . . entfernten sich einer nach dem andern, um
die hcinmlh zu gewinnen. Stifter erzählungen {Proko-
pxta 1) 1. S2 Aprent; statt dem vater zu danken, wankte er
rUckwürts, um einen stuhl zu gewinnen, auf den er sich
halb atomlos hinwarf. J. J. EnciKI. herr Lorena Stark (84);
so bat ich den doktor, mit mir hinauf zu eilen, damit
ich vorher mein fenster und mein bett gewinnen kOnnte
... ich schob das brctt hinaus bis in mein fenster . . .
der doktor hielt das eine endo fest und ich setzte mich
rittlings darauf, um langsam vorwärts rutschend den
hafen zu gewinnen. F. W. Hacki.änukr handel u. leandel
(l, ll) 1 (ISÖO), 111; sie bleiben rechts vom tische stehen,
während frau Gottsched, hinter allen hinum gehend, die
linke seile des tisches gewinnt. H. Laubs Octtaehed u.
Geliert %,A bühnenantceisung, vgl. atwh die seile abgewinnen
«p. 6986; vgl. die seile einer person gewinnen ap.tßf».
e) der begriff der beaitznahme läait bei der Verbindung
de» verbuma mU eonereten objeeten immer mehr die ge-
aehUftuformen dea erwerbe, die suapittung atif den geld-
erioerb, hervortreten, wie achon die iiberaieht über die t-er-
htiltnLise in der bibelüberaetsttng und toie die buchungen
ernthen lieszen. dieae richtttng trird auch dadurth be
günstigt, dii.iz .tirh ihr utis dem spiel und aus der lotierie
die Vorstellung des geldgeinnns aur aeiie »teilt, daneben
}cird daa verbum jedoch in älterer wie in jüngerer teit
immer wieder von objeeten angezogen, die der vorataUung
der beaitanahme einen weiteren umfang sichern.
a) die» gilt aum theil schon für die objecte. die a^f
nahrung und unterhalt tielen {vgl. oben »p. S047):
l)) icenigstens tcird bei der bexiehung at^f eaabart thiere
durch die vorateUungen der jagd und der bettte immer
icieder die bedeittung erkämpfen, fangen belebt {vgl. oben
sp. 5988): und wi'flicher die saw zw dot kOnt scblageo,
der soll sie gwOnen haben und baimtragen.
H. Sachs fah. u. kAw. 5. M:
. . . dar in ses hunde, starck unde grolT,
de bewnrdcn niine kinder unde hadden ao leff.
dit hatede lleinke, de auade delT
dat se 80 vaste weren aar binnon,
dat be der tiene konde irhewinnen.
Reinke d« vm 340 Prien (dasx er keine davon be-
kommen konnte. Gottschbu 1, 4 ander» GOthk).
dat he cttt nnde ere
vorlorre, mochte he daran gewinnen
«ia vet morsAI van einer bennen. 106 ;
GEWINNEN U.S. «an
«018
(abenao Oottschrd i.t; gewinn' er nur einen biMcn
dabei Ton einem fetten oapaune. G^rrHK 40, 7); Christtaniu
kttnig in Üennenmarck halt der FncWnttof JafW Mhr
auszgelacht. unnd als er sie »ab« •!■•• »etanllMl birseh
so pferd TarfolfMi. bat jlin dMS pCtidte tßUmni. »Uli
gehalten, ond gesafft : er mO«* kato pfwd varilartn. umb
•in hirMh so fnrinnm. Ztn%onM9 tf$rh{k$fm»ta t. to«:
so bewof er ä* elait ia «iaeai taifliM an walsa, .. ^ .
dareb im mmaü, aa4 halta vanpnAam, aU soll» ,4m lag«
viele IwhagawiaaMi: lia kaba d«i ediwaM aar ia's waMsr
«laaataaeiMB fff Mrmm aa laswa.
OAma (JMMif ^Mto 11) 40. Wl (wel4e ■• vete viaeha
vaagM, Metmmäam
wea aoft; ebene» GoTraaiao);
da brachte die oder
•ia« Jange «ata hervor aad raielit' aie ibai
•nt, kt habe sie eaeb mit laarheai sprai
mmUb daauaa bei Httaecbrot 4a,m
(ear Ik dan ainam vOgheler nam. Itainka i» wmmtn;
könnt«. Gottscnrd).
I)) im engeren rmhmM dm ktgr^ anrafb AaMm aM
Verbindungen wi« nahrauf, OBtorliaH, brot fawlanaa. h.
denen omM di» mmntiAe mmHittämalmg dm Mmkm im
verblmaaung ntr abttnuHtn mitkt mim/mmrkt.
formtUu^ftan ftpräg$, dtm diam wmlMunfm 4
iat die anaiehungakrtift, di» m* mif im» ftmmtimrrmmmm
atiaiüten. bentaikanawut.
a)) bei dm vmbindung nahranf fawtnnan iti tmtm
dem hmmdmm tii\/h*m dm nutändigm mtkjaelt mreimmU
auch »im ierüMrtmg mit gewinnen, «rbaotanr jacan a«
belegen : die spinn mit laeter war pebafl.
sprach zw ir {der bien*)-. 'die aat&f«
hat mich geiert eapttla iswlsia aplHMaw
daa ich darin daa auaer lang
BMiia narAng kaa gewiaai
OB ali« arbeit. mAa und angat
HANa Sacna (df« »ptn m» dm ftm) /oMa «^
s^kiMWks •.§!<;
aonat begünatigen gerad» dum» »rnkmißangen die bedatHimf
erarbeiten :
m)) item dieser obgemeldt Albrecht DOrrer der Alter
hat sein leben mit groszer mühe und schwerer bartar
arbeil zugebracht und von nichten anders nahrung g»>
habt, dann was er vor sich, sein weih und kind mit
seiner band gewunnen hat. DOrbr {/amiliaaukemiiK^
naehlaaal; die handwercks gesellen in dem rtaa. raiah
sind keine knechte, sind auch keine herm, und haban
doch bUrgerl. nahrung. gewinnen mehr als die banaw.
J. J. Bkchkh närrische weish. tSS;
feir halttu unnd feirt der knecht.
da wOl wir wol eia narang gwiaeal
Paraa Paoasr (voa t. aidaaeni) US KrattUr;
m geht der aenach aas alÜMrwerk
die nahnug ra gewinnen.
lo«. Rist UmmL Uedm (6. 1)»7:
wer golt sara fteoade Iwt
nad bat ala eigoea feld. fragt wenig aaeb der alal.
dar vorialbaOlaa etat, da aahniBC la aewiaaea.^
fast ieder moss aaff list, aaf tSeE'. adf itake i
Looau ttnnged. (1. S, 4) aa
/9)) und sprach do zA Adam: 'sit da dime wibe ge-
folget best, deramb soll du dine narunge mit kumber
und mit erboiten gewinnen.' J. Twijiokh a. d. atädttchnm,
8,988: da mich der selb arm hungerig in so
saoh und ao ringlioh min narung gewinnen.
übera. dea Terena {Bunuek t, i. tmm fmdla vmImm fnaerar«)
44*; ich ballt dan for ein saug kinndt,
der aein narang mit seinr hertn arbaU gewiaat
Sierttngm iftaU {Witmm ata^iiciir U) IM;
die b«ttel mOncb sollen dureb jbiar bind arbalt jra
narung gewinnen und soeben, und nit durch den bataL
S. Frank eknmiea (t&48) t. iftT*: o wie glitckselig miad
die kinder, denen goit jbre eitern ao lang laban liat,
von denen sie gottafSrchtiglich enofan wanlan. ond ao
weit kommen, dasz sie jhre nabrang aalb fawinaan
können. AF.ainit;» Ai.RKRTiNua ImaMMHam Oummmm
(6) 40; sein kosten oder narung gewflnnan, auay^ia» «sma»
cnreera. aain narang leichtlich gewannen. fmiU uiehtm
qitatrm». Maalkr i80^: und habt, dasa ar ein reicher
glHckhaflliger kauihnann wflrde, daaa er seine narang
damit gewUnne. Ottho v. Demkrinoen llber». de» Jok,
de ManderilU (9) (1600) 191 : oberzhelte iabacks brfider.
sonderlich die jenige, so ihre eigne hausabaltungen . . . und
ihre nahrung mit ihrer handarlMit zu gewinnen haben.
6019 GEWINNEN II, 2, c (nahrung, brot gewinnen) GEWINNEN II. 2, c (wein, fruchte gewinnen) 6020
Gbimmelshausen wieder erstandener Simplic. 3 (1713) 79;
mein kostherr war ... ein notarius . . . und hielt stets
8 pferde auff der streu, welche er den r&isenden um
geld hinzuleihen pflegte ... mit welcher drei . . . fachen
handtierung er . . . seine nahrung reichlich gewann.
Simplic. 282 Kögel. , ^ u ..
v)) denn der ander gemeine hauffe, gehöret noch weit
herunter in das siebende gebot, als die nicht viel dar-
nach fragen, wie sie das jre mit ehren und recht ge-
winnen. Luther {deudsch catechismus) 4, 407» Jena.
b)) von disen sprichit sancte Bernhart: 'in der an-
dächt do di spise inne gewunnen wart, do wirt si ouch
inne verzeret: wirt si ittelliche gewunnen, s6 wirt si
ouch ittelichen verzerit.' Hermann v. Fritzlar *. myst.
1,107; kompt . . . in eines armen pauren hausz, welcher
mit einem äffen ime und seinem hauszgesind die speiss
gewann. J. Wetzel reise der söhne Giaffers 79 Fischer u.
Bolte; der Berglappe weidet schon sein rennthier, welches
weder der Grönländer noch Eskimoh thun konnten; er
gewinnet an ihm speise und kleid, haus und decke, be-
quemlichkeit und vergnügen. Herder {ideen 6, 1) 13, 212 ;
darnach zogen wir auf Meiszen zu . . . unterwegs das
essen zu gewinnen. G. Freytag {bilder a. d. d. Vergangen-
heit 2,1) 19,15 {bei Thomas Platter: underwägen zu
essen uberkon).
c)) und hast nicht so viel gelernet, einen einfältigen
bauer zu betrügen, und dein maulfutter davon zu ge-
winnen. Grimmelshausen Simplic. ai2 ;
der hunger und die liebe sind beide scharffer sinnen,
sie finden leichtlich mittel, ihr futter zu gewinnen.
LOGAU sinnged. (3,1,100)461 Eitner;
die auff manier der widertäuffer allein sich beflissen,
unter einem verständigen Vorsteher durch ihrer bände
arbeit ihren leiblichen unterhalt zu gewinnen. Grimmels-
hausen Äm^itc. 440; er gewinnt seinen unterhalt mit
abschreiben, he gets his livelihood by copying. Hilpert
2, 1, 464°; jene zu Epheso sagen: bei der Diana gewinnen
wir unser leben . . . sol sie nun deswegen ihr gott
sein, weil sie sich von ihr nähren? Butschky Pathmos
196; ein heimatloses menschenkind {die zigeunerin), ge-
wohnt, auf kümmerliche weise, widerwillig, sein leben
zu gewinnen und seine Wohlgestalt in bettelhaftem auf-
zug durch die schnöde weit zu tragen. Mörike {maier
Nolten 1) 4, 74 Krausz, vgl. dagegen leben gewinnen sp. 6042.
d)) weitaus die verbreitetste, wenn auch jetzt nicht mehr
beliebte, Verbindung ist brot gewinnen, deutlich hebt sich
hier die in formelhafter erstarrung erzielte abstracte ver-
ivendung von lockeren formen der Verbindung ab: vgl. er
gewinnt heute zwei brote, hodie binos panes compendi-
facit. Steinbach 2,1028; ebenso Hederich l, 1424; er hett
sein brot mit schwimmen können gewinnen, wie die
kinder inn Egypten am Nilflusz, welchen man nit ehe
das brot gibt, man werffs jhnen dann inn mittein stram,
dasz sie inn den Nil darnach schwimmen müssen.
Fisghart Oargantua 282 Alsleben. gegen : des Linhart
Tuchers maid geben als ir fraw gelegep und eine tochter
gepracht hat, gewan sie das pottenprott an mir. Tucher
hxiushalfungsbuch 127 Loose.
«)) z&m eilften sprach ein hantwercks man:
'den hertesten orden ich haUj
mein hantwerck, das ich dreibe,
damit gewin ich kaum das prot.
Hans Sachs fabeln u. schwanke 3, 67;
alimenta arcu expedire, 's brodt mit wild schiessen ge-
winnen. SghönslederVö''; eöenso Aler 1,937» (rfor^awcÄ:
das brot mit einer kunst, mit spinnen gewinnen); dasz
man sich mit . . . (den) eitern, weiln der söhn schon auf
der werckstatt sasse, und ihnen das brod zu gewinnen
mithalffe, in der gute . . . vergleichen solle. Abele künstl.
Unordnung 3, 192 ;
ein fischer, der mit seinen netzen
brodt und Zufriedenheit gewajin,
that einen schweren zug.
Hagkdorn (fab. u. erz. 2 : der fischer u. der
schätz) 2, 141.
ß)) sihe das dein gewissen sei rain . . .
arbait, leid, im schweisz gwinn dein prot.
6. Rösch v. Oeroldshausen wunschsprueh 66i \
auch ist er noch zu kindisch, sein brot zu gewinnen.
btich der liebe {kaiser Octavian 16) 9»; lahme, blinde und
krüppel, die jhr brot nit gewinnen können. Luther
hauspostille {evang. a. tag Michael.) 2, 9.5*'; gewinnen kondte
ich mein brot, und hatte allbereit ein gutes lob und ver-
trauen bei meinem herrn erlangt. A. Albertinus land-
störtzer Qusman (lO) 65 ;
ein bUnder mann ein armer man
sein mus und brot nicht gewinnen kan.
Groszbaseler todtentanz s. z. f. d. a. 9, 344 ;
ganz ähnlich Fktkr Probst i Kreisler ; ein armer, der
nicht faul ist, gewinnet sein brot und nahrung noch mit
seiner handarbeit. Grimmelshausen wieder erstandener
Simplic. 3, 105; sein brodt gewinnen, gaigner la vie, victum
quaerere, victum sibi acguirere. Duez (l664) 199»; von dem
armen betrangten man der sein brodt in schweisz seines
angesichts hörtiglicher gewunnen {stat. v. St. Ruprecht
an der Raab) öst. weisth. 6, 206; dasz man das brod werde
essen in dem schweisz des angesichts, aber diese gute
leuth {die Schornsteinfeger) müssen das ihrige gewinnen in
dem rusz ihres angesichts. Abr. a S. Clara {etwas für alle
{der Schornsteinfeger) 1 (1699), 660; sein brod im schweisse
seines angesichts gewinnen, gagner son pain a la sueur
de son front. Schwan 1, 746»; ebenso Hilpert 2, l, ißi";
wozu hat der studirt, der schimpflich alle morgen
vom brauer musz das hier, das hrot vom bekker borgen?
so lange bering sein, saltz, butter pech und schmeer,
gewint er wohl sein brot ohn bficher und gewehr.
Rachel satir. ged. 49 Drescher;
fleisz, wirthschafft und verstand entdecken schon noch mittel,
wodurch man in der weit sein ehrlich brodt gewinnt.
JoH. Chr. Günther {an die PhilUs) ged.* 628;
ich hab' kein vermögen, keins von euch kann noch
sicher sein brod gewinnen. Bräker der arme mann im
Tockenburg (3) 58 Bülow; sein brot gewinnen, erwerben,
verdienen. Adelung; sein brot, seinen unterhalt ge-
winnen, erwerben, verdienen. Campe;
durch herrendienst möcht' ich mein brot gewinnen.
ÜHLAND {Fortunat 1, 69) 1, 345 Erich Schmidt.
ß) anschaulicJier sind die Verbindungen des verbums mit
objecten, die in den betrieb der landwirUischaft toeisen. dasz
die sinnliche anschaulichkeit hier nicht unmittelbar aus dem
bedeutungsgehalt des verbums entspringt, ist oben {sp. 5960)
an einigen Wendungen der rechtssprache gezeigt worden,
noch mehr gilt das für einzelne Wendungen der älteren
gemeinsprache , die mundartlich noch fortleben icnd bei
denen der ausgangspunkt der entwicklung meist in der
Verbindung des verbums mit Ortsbestimmungen nachzu-
weisen ist, 8. oben sp. 6013.
l)) und heiszt mich das wasszer gewinnen
mit mim gefesz usz dissen borne . . .
Alsfelder passionsspiel 1314 Orein;
gewin daz saf dar us so mit . . . oder mit drucken. El-
sässisches arzneibiich s. Alemannia 10, 221 ; sähe ich ein
stachelecht gewächs, so erinnert ich mich der dornen
crone Christi . . . gewane ich palmwein ausj einem bäum,
so bildete ich mir vor, wie mildiglich mein erlöser am
stamm des h. creutzes sein blut vor mich vergossen.
Grimmelshausen Simplic. (6,23)569 Kögel; und in dem
mein Zimmermann hinging, palmwein Zugewinnen (6, 20)
557; so wüste mein camerad den palmwein gar artlich
in grosse häfen Zugewinnen, und denselben ein paar tage
stehen zu lassen, bisz er verjoren, hernach soff er sich
so voll darin, dasz er dorckelte. 564;
dein mfindlein ist ein gärtelein
wie blühen doch so fem
die röszlein darinnel
darausz ich eewinne,
wann du sie bewegest
und gegen mir regest,
den besten rosen-wein.
Angelus Silesius heilige teelenlust 33
Ellinger.
auf eine andere bedeutungsrichtung von gewinnen loeist:
so ist der wein, doch es ist mit ihm wie mit allen
köstlichen gaben und künsten. er will geliebt, gesucht,
verstanden und mit mühen gewonnen sein. H. Hesse
Feter Gamenzind ^^, 101.
2)) gewännen, abgewünnen, als blumen, legere, carpere,
decerpere. Maaler 180»;. so . . . etwer von irentwegen ain
obisz vom paum herab gewungen {landtaiding im Pongau
le.jahrh.) öst. weisth. 1, im; abgünnen, abginnen, abpflücken,
ablesen z. b. äpfel, birnen, beeren, trauben . . . wofür in
andern kantonen gewinnen, g'wünnen, abgewinnen...
Stalder 1,497 {ebendort auch angünnen/ür anschneiden)
I
6021 UKWINNKN li.a.c (bou. holz, steine)
vgl. Iieruntcrffcwinncn, h«rant«rlangen, herabnehmen.
Wkiniioi.Ii heitf. z. e. srhlm. teh. niö''.
«)) in der writtrtnlinrkluny werden natürlich die ort*'
bentimmungen ubytutrrift :
•ieder bot nio (b«uet. mA ehrlMi ganiM no pfiofat«;
nieder h«t mo pllUmli funne bintorem gart«.
llKtiKi. (iluM Halter mufs) 1,71 Btltaghets
er lammelte das von der Aach auagoworfeit« holz, daas
dio mutier mehr al» genug hatte; auoh gewann er bewvn
fUr den pfnrror und andere Uebhaber. F. M. l<'t;i.i>Kii rtieh
14. arm (») lU. di« icr>rterbiiehtr beUgen enttpreehende mm-
düngen nchon früh {vgl. »p. A07s): In dem aoker- feld* and
gartcnbuu Nuiiot man auoh, er hat so viel körn, bvu oder
ubMt gowonnoii, da« itt, eingeerndtet , oder etngenammlet.
CiioMKi. 4, itwi; gewinnen, im feldbau , die feld- und
giirtcnfrUchte einerndten oder cin«amnielen. JAni.oNMKl
>47>>; ebenno Jacohkhon tethnol. urb. .'i.fiTt*; wir haben
diese ernte wenig gotrcido gewonnen, »o auch von allen
feld- und gurtt>nrrücliten. Aiiki.uno; getreide, obst ge-
winnen, ziclivn tiiid cinurnlen. Cami'k; ein feld gewinnen
SciiMKi.i.KH li^ ttau; aporna gewenna, erdbimen ge-
winnen {im Braunouer gebiet). J. FKiTKn» i. etoffeammt,
i. d. dt seh. md, Btihmene 48.
4)) von riner iihnlichm grundlage xirrigm tnJ. auch
andere v>enäungen ab, wie bcu, Imlx gewinnen, c» mähen,
schlagen und zum gebrnurh bereit machen. S<:iiMKi.i.Kn
.**, »80. die belege reiehen hier ireit ntriiek. ohne daat der
inmgiingepitnkt sicher nt fatmen teure:
\V. hebbo Alt twititicb vodor bauwe« gcwunnen.
Lübecker Mcntam li'O llaethcki ;
item auch meldent si, das ain lechenninn prelholz ge-
winnen soll ... 4 kästen und mag dio hingeben and
nit aus dem oblai, und ain xcininn 7.\vcn kästen, weisth,
V. Kies (handschr. 1491), s. üsterr. treinfh. a, M; welcher
darinn eigens für nonibcns einen stanun holz nieder ge-
schlagen oder einen bäum, der vom wind umgeworfen
wurden, auf/uiiakiMi oder einen poschen zu gewinnen
untcrstunilon hat, der ist der nachbarsohaft um l fl.
reinisch in münz zu widorkobrung und abtrag verfallen
gewcticn. ireisth. r. WicMHschicang (l56l), ». tleterr. teeieth.
2, Hü; stock gewinnen, in den holz schlagen baumstöckr
ausgraben; bKiinie, dio in den ström gesunken, zur
Sicherung der wasserfahrt wegräiinien. Sciimki.i km 2*,»80.
r)) ICO die litteraturftprarhe entsprechende iceudungeti auf
nimmt, ist nie meist von anderen hedeutungsrichtungen
des rerbitms angeregt, tximal da der übertragene gebrauch
hier mitwirkt: das man iriclit ein Splitter ziehe ausz den
augcn der zuhKrer, und sich solbs odder andere hindere,
einen grossen haickcn zu gewinnen. Enh.ni.iN v. GOn/-
liuno 8, 800 Enders;
das scbreekcn wacht bei groaxan Khltsen,
die wir mit Hchweiis so lanm netzen,
bis feind und dicb die frucbt irewinnt.
J. C. GCntiiku nacMcse 4.
ebenso y ed.* 6b (vielleicht gewinnt es eher frucbt); die
hlumc wird gewonnen, dio pllanzo, auf der sie hervor-
tiing verdorret {rar. : die perle wird gewonnen, es vor
dorrt die nuischcl). Hkhi>kk {br. d. stttdium d. theologie
betr.) 11.48; die reichsten garbcn sind gewonnen, wer
jetzt auf diesem feldo noch ürnten will, inusz vergessene
Rhren lesen. F. L. Jahn (bereichentng de.<t hochd. sprach-
sctiatzct) 1,27; seine trophkon waren blUhendo bUunic,
reiche kornfeldcr, grünende wiesen, striche, die einst das
Wasser ertränkte, zu wiesen durch fleisz gewonnen. F. M.
Ki.iNiiF.K (gesch. eines Deutsdien 4, l) H, 20U; fallen gewiss
unter dio sprcu, wenn man den ahfall auf die schwinge
bringt, um noch hinterkorn oder die drespe zu gewinnen.
MüsKU palr. phant. {xcie ist die drespe im menschl. geschl.
am besten zu reredelnf) 4, 46;
nirbt eine Stadt, kein bans, nicht eine sobolle
(tab er dahin von Ocstrciohs weitem jrriind;
uikI wenn '.•< die aorzte hundortmal fn>!k-bworen,
des kuiaors bobos lelH.>n hinge dran,
kein blättcbon itafTraii den si dort gewinnen.
GKli.LfARZBR («Wotir 4) 6*, 108;
dasz ein jägervolk zuerst darauf verfallen sein sollte,
tiere zu zKhmcn , um milch , eier und fleisch zu ge-
winnen. K. BOciiF.n entstehung der volktirirtschaß^ iS.
v) in der bcziehung auf miiieralien und andere bodrn
schütze tritt dem allgemeineren begriff im t>fri/ui'i:>iiisrlirH
IV.
GEWINNEN li. f. c (^(«Id. ailbor ffowionen) 6022
(bezwingen. r>r''— • ■• —"lin-— • fördern) «m mf«« Ae
deutung enttj- U«r mIxMI, mHl^lMf*!
und f&ustel i;- - «. n*. oAm «ji. MM/I.
»p.m*. vgl. auch: erde, die schwer ra gewinnen ist.
terra Ȋptra trartutu KiitHr ii g. IftI*: genmu m Mai-imiak
g. IM*: terrr S4:iiWA»i i,74tF. mummfdtm
mündem auch lang der bewtfuuf tusfafff
wendungtm hier ctn
1)) also wolt man noeh mar gUin gewinnett «im dem
frund, denn man fand zßt pone «ad fuel stain Im fnind.
B. Zink ». d. »tädtaekrom. ft. SM;
d Im MtMMB
', koT llfMriMMB.
t sentafl
laeebt 4m pnamt kol ab «to •■ ghsft
■•wtat «In fkedr, und «^wae ner
il. Hfi*'„ V. OtMUtkuuem. TIrtlar
iMdninW?/.;
dem «llber hat der aMweli den •■
dm ort des goldae, das er gient
kal ejeaa um dem stmj> pwoaam
Haaiiiä (fosi g«M d. «ftrdtaAn poettei)U.mi:
m Ist bssOBiim geld.
gewonnen asf geostannsvollea wegen.
OaiLLPAR/BR (eta brwdersuiM g) •*,a&;
vgl.! arbeit gewint feucr ausz steinen. HciiiacM laot; aas
dem ene metall gewinnen, durch sehmelsan «rbaltoa.
AiiKi.uNn, Campk ti. a. ,- kohlen gewinnen, dnreh brennen
hervor bringen, ebenda : so ein leiten ist
kaum ein bäufchen aiiche ist daraus so gewtenea
aeifensieden. GAiiiK. (ilber/r^u v. JCrfldwr) gmpt tdlrl.1
du romcbeat la der schrill, and knokesl
vor welch«! die gewiaa aar aelüaeli aad
die ilir verülhrter weg avf nehea-etf wen w<
Jon. CtiR. (iC.xTiiaa grdß fTI.
>)) sichergestellt ist der aUgetmeim« htgrig 4m erwerbe
m folgenden . das si si twingen mit Dotifer, onpilleieber
gepete umb ir ercz, das si mit aweisiger arbeit gewannen
liaben. Iglauer jus reg. momt. i. 4. 7 (jrre mto metallo et
laltoribtts sudore plenis);
ein wucbrer bet bei Minen tagen
viel gell und gut lusamen geächlarsn.
da er sam lotataa starben ml.
liest er ein gieeam saek aiit goit.
welche er am sind fewnnnea het.
her so jn bringen (Br das bclh.
Wam.I- Fjofm* (S,S8, 6) 1,815 A'wr»;
nach seinem {des raters) tod durchgmben und durch-
wUlten sie (die sühne) den Weinberg, gewonnen swar
keinen goldschntz. doch im herbst einen kfistlichen wein-
schätz. Hkinu. MC'i.i.r.n geistl. erquiekstttmden {tO}) ¥».
vgl. auch m (faule tage, gold und silber zu gewinnen);
wenn dann das gold seine possessores also verstellet,
was thut es dan allererst frcmbden. die dessen noch
kcins gewonnen. GniMMBi.eiiAt'REN «nWrr «retfaadlnMr
Simplie. 8, io. das gleiche gilt — mtr wtU n'ner mtmämmg
zum begriffe des glückiyeirinnes vom folgenden : aaf dem
St. (iotthard hatte ich schöne mineralicn (lewonnen; der
hauptgewinn aber war die Unterhaltung mit meinem
freunde Meyer, (iötiik {tag u.jahresheffe 17>7) 81. 7«; (frau
Welser:) dasz er es satt war*, anter daransetzung von
leib und leben gold za suchen fQr Icate, . . . die ihre
werktätigen männer nicht teilnehmen lieszen an dem.
was sie gewinnen . . . sondern ihre männer abfänden mit
einem hundslohn, und alles gold und allen gewinnst ein
heimsten in die eigenen kisten and kästen. K. v. Wilukn-
Bnt'ini die RobensteüteriM (t. 8)88.
t) andere gebrmchsgegen stünde terrdni immttr mUimer
mit gewinnen verbunden, das in der btätmiunf ei werben,
in besitz nehmen, für das objeet wm»t mllgemttimttt be
griffe, namentlich eölleetiva. bevtrmft.
\)) sinnkriiftige eintet ronteitungm äiemr mrt, wo sie mit
gewinnen «i>A rerbindem, misem wmst en^f eine andere
hnteutnngsriehtung des iwbumu. en^f dem begriff ertteuten
{s. o.) oder «nif die rorstetlung einer bttttgumg.
a)) die Verbindung teeist auf andern beämtHrngsriehtungen
des i-rrbttms:
raubt der kffnig ia seihst ... da iodet sich keiiier,
der sich icetraut ihm die warheit n sagen ... sie schwel
sie geniessen es aül, aad wir' aar «ii rock sa gewtai
GOrna (IMacC« fitdu 8) 40. 139 (al wet« kT eck i
etncne kl~**
I» .'» m», AM. OOTT9CHBD);
378
to
6023 GEWINNEN II, 2, c (fahrnisz gewinnen)
doch leg die nicht auiT einander, sie bachen und kleben
sonst auff einander, dasz die nicht one schaden zu ge-
winnen sein, lasz die trucken werden. Fronsperger
kriegabuch l, 183*;
so must mir hilffe thon,
zu mir herab faren in prüiien.
auf das der kes doch wert gewanen.
Hans Sachs fab. u. »chw. 2, G.
mel weiter geht die ellipse. die für das folgende zu er-
gänzen, ist: alle jar die gemeinen heimlichen gemach,
"die auf der Pegnitz sein . . . räumen und säubern lassen,
alhveg umb Martini . . . mügen sie es recht säubern und
gewinnen. Tuen er baumeisterbuch 113. aber wie mannig-
faltig die zusammenhänge sind, in die gewinnen noch
lieuie von hier aus gezogen werden kann, zeigt:
nun eile frommt,
zu schlüpfen in die röckchen.
. . . der schreck verwirrt die tänzerinnen,
die jeden rock verkehrt gewinnen.
F. RÜCKF.RT {hau» u. jähr 3) 2, 258.
h)) die Verbindung stützt sich auf den begriff der be-
aitznahme, des erwerbs:
die guet fraw sas in irr nechtlichen harre,
wart pei eim Hecht an irem rocken spinnen,
da fluchet ir der dr&ncken man,
sprach: 'z&ndestw zwai liechter an?'
mit deim gespänst kanstw kaum alns gewinnen.
Hans Sachs fabeln und schwanke 3, 152;
den von seinem vater ihm angestammten gewerbsinn
übt er im groszen: es sind nicht mehr heerden, die man
einem Schwiegervater, die man für sich selbst gewinnt,
es sind Völker mit allen ihren besitzungen, die man für
einen könig einzuhandeln versteht. Göthe {dichtung u.
wahrhA) 24, 222; in diesen ornat stolzierten sie gar komisch
einher und behaupteten durch kauf und tausch sich diese
maskerade gewonnen zu haben, (campagne in Frankreich:
29. sept.) 30, 100.
c)) neuerdings tvird dieser Zusammenhang von der seife
des begriffs eines unerwarteten vortheils, eines glücks-
treffers, erweitert, vielleicht gehört hierher schon eine
Wendung, die der spräche des täglichen lebens geläufig ist:
gewinnen, heraussparen, vgl. alles kommt darauf an,
dasz wir noch ein groszes zimmer zwischen dem saal
und vorsaal gewinnen, welches zum alltäglichen Speise-
zimmer dienen kann. Göthe {an Arens 1792) br. 18, 44.
jedenfalls gilt dieser für: nimmermehr werde ich mich
fähig fühlen, eine so niedrige rolle zu spielen; und
wenn auch ordens bänder zu gewinnen stünden. Lessing
{an Mäcen) 1^, 149. aber auch die folgenden gehören hierher:
könnt' ich schlau der parzen bänden
die verhaszte scbeer' entwenden,
oder durch mein heiszes flehn
ihre spindel mir gewinnen.
Götter {der ivwhieh) ged. 1, 60;
so starrte nie der ebrfurcbt lodernd feuer,
im Arouet, den goldnen scblüssel an,
den seine sittenlose leier
mit eines königs gunst gewann.
GoECKiNGK lieder zweier liebenden (1777) 119.
2)) umfassende {collectiv) begriffe in der stelle des ob-
jeris werden für gewinnen bei der bedeutung erwerben
schon durch die rechtssprache {s. o.) nahegelegt: wie Abra-
ham mit aller habe, die sie gewonnen hatten . . . aus-
zoch. Luther {pred. üb. 1 Mos. 9) 24, 202. charakteristisch
ist die häufung entsprechender typen für die ältere periode
t/ßs neuhochdeutschen stils.
a)) am vielseitigsten ist hier die Verbindung gut ge-
winnen, die in der altern spräche auch den grundbesitz
einscMosz, jetzt aber ausschlieszlich fahrende habe betrifft,
vrie oft sie in dieser bedeutung auch für den begriff' er-
obern, erbeuten angezogen imirde, dafür nur ein paar
proben: da schreiben inen die margrafischen bauren,
dasz si gen Anhausen zu inen kernen, da weiten si göt
gewunnen. Jon. Knebel DonauwUrtJier chron. bei Bau-
mMnn 256; machet ain kuntschaft über etlich echter und
gutgewinner auf dem Aalbuch in seiner herschaft und
pfleg, kamen iren acht zusamen, weiten gut gewinnen,
wurden all acht erstochen. Nie. Thoman Weissenhorner
hist. hei BauTnann 20; ob sich die gutgewinner wölten her-
auslassen. 21; vgl. auch gut gewinner. d. städtechron.
23, 414. ähnlicher bedeuttmg steht aueh das folgende noch
nahe: das er solchs alles thut mit der armen schweis
GEWINNEN II, 2, c (gut gewinnen) 6024
und blut , mit unrechtem gut, durch auff setz und
würgen gewonnen. 'Lvtwv.k {der prophet Habakuk) \9i,4^\^.
«)) da mügen wir wol ere und gött gewinnen, hei-
ligen leben (1472) 9'' {v. Sant Jörgen) ;
ich hoff, wir wellen er und gut
beut auf diesen tag gewinnen.
Teuerdank (89, 15) Goedeke s. 215 ;
als das sie grosse ehre, rhum, und gut gewinnen, land
mehren . . . Luther {v. krieg wider den Türeken 1529) 4,439''
.Tena; denn obligen, gut und ehre gewinnen ist herlich
ding für der weit, aber unterligen dem feinde, arm und
zu schänden werden ist ein schendlich ding, {der prophet
Habakuk atisgelegt 1526) 19, 419 Weimar.
ß)) wem trawmpt dar nach,
wie er vogel vaob,
der gewint ein farend gut
oder ein weib wol gemut.
DanieU traumdeutungen 1 1 (z. f. d. a.
48, 517) ;
alle ir begerunge ist nicht anders nur wie sie werlt-
liches gut gewinnen, wie sie allewege reichlichen essen
und trinken. Johann v. Neumarkt leben des hl. Hiero
nymtis 215 Benedikt {nd. druck v. 1482 wertlick gud ge-
winnen; im lat. text keine \entsprechung); dasz er {der
kaitfmann) sich solt genuegen laszen an . . . seines her-
komens art, und gut gewinnen mit sein selbs person
und nit durch knecht. S. Meisterlin s. d. städtechron.
3, 98 ; und desgleichen was aller ding wolfail und waren
über all die leut ainander freuntlich und guet gesellen
und nerten sich die leut gering und liederlich, und was
guet guet gewinnen. B. Zink s. d. städtechron. 5, 148; das
kein gestolen und feischlich gewunnen gut gedeihet.
Luther (detidsch catecMsmus 1.529, 7 gebot) 4, 403* .Tena;
ebenso 8, 93''.
;/)) die Verbindung geld und gut ist für die Zuspitzung
auf den begriff von geld und geldesicerth charakteristisch
— eine bedeutungsverengerung , die das object hier auch
über die formel hinaus begleitet: gleich, wie auch die
kriegsleute und waghelse, sich williglich in fahr geben,
das sie ehre einlegen < oder gelt und gut gewinnen.
Luther (l Korinther 15 ausgelegt) 6, 274» .Jena; sie lassen
uns erbeiten im nasen schweis, gelt und gut gewinnen
{v. d. .Tuden) 8, 92";
wo ik (de kopman) gelt unde gut mochte gewinnen.
Lübecker totentanz 913 Baethcke;
ebenso 898; 901; vgl. auch 996 (dat gut hefstu mit arbeide
gewunnen); gar offt sei es swerer gut zu behalten dan
Zugewinnen («/«r'M xrtjanad'ai). REueHLiN verdetctvch.
d. 1. Olynth, rede des Demosthenes 30 Poland;
zu guter arbait bisz nit trag,
gewinnen gut, such zimmlich weg.
Schwartzenberg teutsck Cicero (memorial) 144«;
all, die mit schaden ander lewt
on arbeit gfiet gewinnen,
als financzer und wuecherer,
vur kawffer falsch Juristen.
-, Hans Sachü fabeln u. schwanke 3, 37;
grosz gut, so man mit recht gewint.
E. Ai.BERUs praecepta ritae 85» {opci
recte ]mrtas) ;
ähnl.Bi^ (was mann gewint mit schinden, male partum);
vgl. auch ehebüchlei/n (i 3^ ;
wievvol ich selbst kein wuchrer bin,
iedoch so wucher ich im sinn
und wolt auch gern gwinnen viel guts,
frag nichts nach dem gemeinen nutz,
sonder nach dem, was ghöret mir ...
Jag. Ayrer (der falsch notariu») 5, 29SI
Keller;
als baldt ein mann gewinnt grosz gut,
verkehrt sich an jhm sinn und muth.
Henisch 1601 ;
ja es wirdt auch das gerecht gut, das erblich von den
eitern herkompt, mammon, genent, dann alles zeitlichs
göt, ohn grosse mühe und arbeit nit kan gewonnen
werden, unnd hart ohn Ungerechtigkeit besessen. Simon
Rot K 3».
S)) im gegensntz dazu .itehen neuere Übertragungen:
in der ruh vergnügter sinnen
steckt das höchste guth der weit;
und diez kleinod zu gewinnen
braucht man weder staat noch geld.
J. C. GÜNTHER ged.'i'iVi; ebenso ß17.
6025 GEWINNEN II, i. c (gM gewinnen)
GEWINNEN II. a.<i(A
6026
k
vgl. auch: das gute, daa für die menaobheit dmdurob ge-
wonnen wUrde. Wiki.and [l'eregrinua fVo/«t4« S) M, IM:
MO gewinnt man ihr durch inhalt und form ein gutes.
Hkmukii (In'iefe d. ttud. ä. throl. Mr.) tl.M.
h)) op«s quam »utJtmu» ronnrqui, groll gAl oder reich-
thunib gewUnnen und liberltuimnen oder bekriegen. Fmi-
tilUS dict. (1556) 'M\U^:
nit hnriig znrr und rei»»«,
gro« HC'lincxn zw (ttwiiinan.
Hanh Mai'iih JnMn u trhtcümH t, SIA(M>'
will n mar der r»i<:litQm ftwin S, W);
wolle der hinmif I v«*rhll(en, dK»/. nie jemala dieM frOMMB
reichlhUmer gewltnnen! K. (iiir/.K«)w ritUtr vom ftiete
(e, 6) 6", 14H.
e)) wie hocli ubrr dein lohn xuMcheUen Mei, den du
an aolohoni liundel gewinnen aollt, kanalu nicht be«i»er
rechen und ubneuieni. denn . , . Liiiiikk (von kanfahund
luny\ 16, wi ; /iniliehen lohn , den du für deine muhe,
erbeit und fahr drim gewunneat. ebenda;
damit Ht all zö »rhafToii lian,
mit üb und li'bvii kiimni enlrinnen,
am «uw liüufT w»niir nutz ir<^winn«n.
.MiiHNBa ichrlmenzunft 67 MaUkÜu.
vgl. auch nutzen gewinnen Adki.um) i,(u& (eine vortheil-
hafte Veränderung erleiden); waa fahrende hab aeie. gelt
und geilHchulden, ao kein sinaz gewinnt, wein allerlei
körn und äazige apeiaz. landbxuk de» kantonji AppentM
AiUHterroden (54), ». M; etientio 61 ii. a. ,- Braun und litegrim
aandten aofort briefe in alle lande, an alle, die reichen
aold gewinnen wollten. (ioTTnciiKU lietMke ftirJui {t,if>\.
a. 49 Bieling (un alle, de aoldie winncn wolden. Rrinkt
d* VMS8M; ander» bei (iöTiiK);
dann wu kann
der arme wicht fUr zeit verlieren,
der mit dem at>end kaum aein tafelohn fewann?
GoRCKlNK (epiftfln S, 19) >, 145,
und der ta|r ward immer hell und beller;
h^rt' ii'b «chon de» nactibar« tOre gehen,
der das taglohn zu gewinnen eilet.
(löTiia {morgtnklaf/en) t, 108:
daaz das einkoninien von ausländiachen werthen höher
zu besteuern sei als von deutschen, gewiasermaazen ein
ßciiutzzoll für deutsche werthe, und das von aelbst
flüssige höher als das durch arbeit jährlich neu zu ge-
winnende. BiSMARCK ged. u. erinn. {t7)li,90li.
(f)) item ob einer gelt gewunnen het vor einem jar
und het ein reohnung oder einen fursiag tUn in disem
jar, die selb rechnung odir fiirslag solt ab sein und soll
man rechen von dem tag als daz gelt gewunnen. Verein-
barung des »chwHb. »tädtrhunde» v. 1885, ». d. itüdtechron.
1, 115; ob einer gelt an den Juden vor einem jar ge-
wunnen. ebenda: gelt leszt sich gewinnen und verlieren,
ero nit, und ewig boszs nachgerucht hört nimmer aulT.
Al.HRKCliT V. Bmaniiknruku bei Steinhaitaen privatbrie/e
'•"'*• mit lojrjrpn unde ök welke valscbe ede,
der h*<rstu nicht gcspiirnt, mochteetu gelt irewinncn.
Lübecker totattanz 1008 Baetheke;
80 kan M nriren, Fegen, spinnen,
mit rüben «i-helen pelt gewinnen.
MuRNBR gnuchmatt 12, 58; »An/, »chelntensunjl s;
aera vurere, g< gewUnnen oder verdienen. Fhisii's
diet. (1666) 816*; ebenso Hknisch 1606; ÜURZ (1664) 461*
(gaigner de l'argent); Ronokau 8. Uu 8<*;
und thftns {dan talz) ausz den phannen brinffen
damit si ir gelt gewinnen.
G. Rösch von Orroi.hsiiausbn Tintler
landrtfm 160;
wie sie den könig wol widcrunib fri.sch und gesundt
niHchcn, unnd hiemil ime pauren ein grosse summa
gelts gewunnen unnd verdienen könte. H. Wktzki. rei»e
der »ohne Giaffera 80 Fi.icher u. Balte (far guadagnare);
kom mit mir under mein lach!
da soitu haben gut gemach,
wil du mir ietz wz gutx verkOndst,
dabi oucb ein gut drinckgelt gwinat.
Tobias Stimmbr cowudia 107 üeri «. 7;
darmit der an-zet obgemelt
gewan ein rilefT und groee« gelt.
il. Sa< IIS {der etdttattel) fab. n. tchw. 4, M;
aondern er ehelichte sie auch öffentlich, und zwar nit
ohne ursach , dann er wüste ein ansehenlichs gelt bei
jfar, aber wie das gelt war gewunnen, also ist es «nt-
runnan. Akoiuius Albkrtinos ImmätgUrimr Oummam (a)
n. dmtu vgl. «p. «MO di» btUt$ ßir dm» »ptd.
«)) hat gewunnen, oder hat ao vil gulten aaszzeleihen.
Ciioi.iNt'M FniNiua (I54i) 547^ (ryl. . lob bab t fl. mit spiel
gewonnen. A. OOhkh imehUu* 14»): ein pfennif mos Jr
sweene, bondert gOlden mOsMO xwei bomlMi daso ge-
winnen. Lutiikh HMekr*^*nW:^ Awrifmher{\SM); gwQnden-
pfeniiig. der umm Ion gn>aa« werck Ihät, ond achwii*
bürde auff HLffen tragt, buiulu». UxAUtH tn* ; ond mein«
gAthin l«gt« siab soff vtehsvelit. oad watU 4to mileb
Pfenninge bewr so gewlmiM ond toanmmMi ra halten,
ala xehen solcher weiber, «te leb eins gehabt hatta.
Ohimmkuiimau«kn SimfUie. 4M;
aaeh Ist pe^r ala flwlag dawfc
daaa taaaMal pfMIaSr kMsa
M aiB Jaagalea lag als ala mtmi.
saaa vsniart aaa sewial ■mb ase
Jaagrtea tag
vsniart aaa aewlal ■mb asseav
§tä.•^/d«m ffmml§ WflBtUt a /. d. «. 4a);
damals erkennte loh. waa ein biliar aiia, and was ge-
atalt derjenig, der jhn« nit gewinaat, aatoar nit achtiit.
Akuiiuun Ai.HRHTiNua ImmdMttiamr Oummmm (■) H;
awabr vil veriigea
und doch mit
ligea Mat, die gale salhaa JiglaBin.
froaaaai sekats kaia hlllsfiwihrt gewiaasa.
I. RoMM^a «rata gtMaek : nlm0tlieM$ M;
dieses gut verkauffelen wir allaiait tiraaka daa Italiiaam
. . . gewann alao den winler itbar bat BViflHUMlaft doeaten
. . . obrigena wo ich neben dieae« ti( dar stadi etwas
gewinnen mochte, aaumete Ich auch nicht türkitektr
fa9an/(i4) (16M) isu; und jederman kam zu mir, onod
begerte, daaz ich jhnen aupplicationea machen ond
achreiben wolle, durch diaes mittel gewan ich etliche
real. Ak<)II>I()h Ai.itKHTlNDa landMörlttr Otuman (») lf7:
denn gewinnt er auch an jeder roahUait alnan Ms swai
franken. K. M. AiiNin- reiaeH 5, iw; dem herm baron ist's
gleich, ob er einmal gewinnt ein paar lausend thaler
oder nicht, aber unser einem ist es nicht gleich, ick
kiinn in diesem augenblick maaha» «in aolid
und ein sicheres, und mein gald ist varaledit. leb
mir entgehen lassen einen haaren gewinn von vier-
tausend Ihalern. G. Frkytao {»oll u. kaben 1. 6) 4. 7t:
eben»o (S. 4) 478. vffl. «p. MIO/'. d«e btUf* mu» tpid und
lotierie.
ff) die kennteieknuHg organiadttr esriadimafe» aas
men»e)Uiehen {thieritehen) kOrper «ad t» der aa^Mr (tfif.
oben »p. 5860) laut da« ««r6uMi on/amg» ta vittteitiger
entieirklumg vorwärts mkrtUen. tu den oben belegtem
fe»ten verbimdungen trtitm neue typen; neben dem »inm-
lirken enheidMt eieh ühthm§um gtbrmmek. und muek
der kreis der nistdmdigem stäjftelt ii'issifii t »iek immter
mehr {vgl. die bevomtgumg dm mmp$r$9iUielken »xtbjeeie»
bei LuTiiKH »p. asas). ungemtknlivk kät^fig wird dm»
verbitm auch für krankkeii»$r»ehiimmmg»m (vgl. «Asii
»p. 5066) angelogen, die in uaasrsn laaaaianwAaaf «aässn.
aber wie bei diesen, so iat im der gmmssm timseUägigut
gntppe mit dem mtusrsm etil ein rmseksr riMtgmmg su vsr-
teiehnen. filr die Heutige »praeks AaaiaMii fNir aadk
eimelne Wendungen in betrackt, im dswsa dis frtAen ks-
deutttng enttceder durtk iibertragumgsm ssrdmmkett sdse
von netten bedeuiungsriektmmgsm dmrtkkrmtt wird, vgL
namentlich unter «) S)).
a) ßir die eraekeinungen am meneeUiehen (AierMcAsn)
körper tcaren oim der älteren »praehe ml» ttrtimdmmgtm
belegt: hart, gevidere, flügel gewinnen; eine alimm«.
varwe gewinnen; vieisch, bein. glieder, lip gewinnen,
doiu vgl.:
D) warumb gewinnen die weitwr haar omb den bauch,
und sonst nirgenl. die m&nner aber werden harirht an
der brüst, problemata ÄrietotelisKT*; warum gewinnen die
weiber keine bürtbe. A:*;
daaa der ktlto wird vaneaaaa,
Haff und Pr*g»l aIDm «ad.
and der wald Min haar gewinnt
S. Da< II «11 ftHeHep (im. M^;
also gieng es vor zeitten lA, da die brautt noch jong
was, da würgt man ainen tag twaintzig. den anderen
dreissig. ietzund ist si alt worden und hat nintzel ge-
wunnen. LuTiiKK 10. S. 77; Popea Nyonis oxor l>adel
sich inn esels milch, dasz sie weiss würde ond kein
rontzeln gewUnne. Krasmcs Albercs aar. dsct Aa t*;
378*
6027 GEWINNEN II, 2, d (federn, flügel gewinnen) GEWINNEN 11, 2, d (körper, seele gewinnen) 6028
und in aim augenplick verluren si all menschliche stimm
und gestalt, gewunnen grosse sewpersten und warden
urbarlich in sew verkört. Schaidenheiszer Odyssee
42'>; das thet jm so bitterlich wehe, das er dauon
stacheln am leibe gewann. E. Ai.hehus d. harfüsser
mönch Eulenspiegel u. Alcora7i 3 1^; wenn der esell horner
gewinnet und der bock ein schaff wirt. Lutukr 7, 632;
ein seidinwurm ligt den winter in eim weplin . . . dan
so gewint er fetich und würt ein pfeiffholter. Geiler
V. Kaiseksberg evangelia 19^; federn gevfinnen, pluitiare.
Henisgh IGOO; da gewunnen die (gebratenen) vogel federn
und flohen hinweg. Erasmus Alberus d. harfüsser manch
Eulensp. G 2" ;
nicht rieht dein äugen aufl' das gut,
das alle zeit von dir fliehen thut!
denn ee gleich wie der adler gewint
federn und fleucht durch den windt.
lob der arrmit (Nürnberger flitgblatt v. 1530)
Balte {zeitschr. d. a. 48, 45) ;
indehm ein poet dein lob beschreibet, gewinnest du flügel
wie ein adler; schwingst dich in die höhe, wie ein
ander Pegasus. Butsciiky Prt^/t?/io*(201: der poeten freund-
schafft) 270.
2j) wil mir zu kurtz der aten sein,
thue ich aten gewinnen.
Hans Sachs {die drei trinker) fabeln u.
schwanke 3, 341 ;
da man den athem schwerlich, und nit ohne schmertzen
gewinnen kan, spiritus difficilis. Henisgh 1599; wenn er
nur ein wenig luflt gewonnen, so hat er wider ange-
fangen zu tirannisiren. Luther {pred. über 2 Mos. 9) 16, 133
Weimar; und öfter:
drum last die seele lufft gewinnen
' zerreist, was sie gebunden hält.
Job. Chr. Günther (auf Hnchmanns
abschied) ged'^ 955;
ebenso (lust und lufft gewinnen) 624; (bis der quell der
ädern lufft gewann) 1069;
doch immer reift von innen
und schwillt der braune kern,
er möchte luft gewinnen
und sali' die sonne gern.
GÖTHE (west-östl. divan; buch Sideika) 5,174;
. . . auch das pferdchen, luft gewinnend zwischen den hoch-
schaftigen, weitstehenden bäumen, spielte neckisch vor-
wärts . . . Stu-'ter (studien l: der hochwald 2) 1, 236 Sauer;
verschon' uns, gott, mit deinem grimme!
Zaunkönige gewinnen stimme.
GÖTHE (west-östlicher divan : buch der sprüche)
5, 121; vgl. auch sp. 6037/.;
, aufgeschobner dank, lieber, gewinnt die miene von Un-
dank. hAVATEH handbibl. f. freunde i, 269; und sein ge-
siebt gewann einen ganz frohen ausdruck. E. Zahn
herrgottsfäden^,'/Q; den ausdruck, den sie beim sprechen
gewann. G. v. Ompteüa der zeremonienmeister^' 69;
der wirt sprach, sei doch guter ding,
ich denck, das ich jhm einen bring,
das er wieder ein färb gewinn.
E. Alberus fabeln des Esop 37 Braune;
purpurasco, ich gewinn ein purpurfarb. nov. dict. E3*;
gegen: ein rote färb gwünnen, colorem rubicund.um trahere.
Maaler 261'*; dasz . . . die feinen schwarzen bogen über
den saphirenen äugen nie wieder ihre goldfarbe gewinnen
sollten. Paul Heyse {der mönch v. Montaudon) rom. u.
nov. 2, 5, 221 ; die südlichen wölken stellten sich indessen
zu artigen partien zusammen und gewinnen immer
liebere und wärmere färben. Stifter {.Studien l : feld-
blumen 2) 1, 49 Sauer ; die sage vom fliegenden Holländer,
wie ich sie aus dem munde der matrosen bestätigt er-
hielt, gewann in mir eine bestimmte eigenlliümliche
färbe, die ihr nur die von mir erlebten seeabenteuer
verleihen konnten. Richard Wagner lehr- u. wander-
jähre (l87l) s. 21.
3)) bei der kemizeic.hnung einzelner körjjertheile macht
sich der für die abstracta {sp. 6032^.) so bedeutsame unter-
schied geltend zivischen objecten, die in der Sphäre des sub-
jects entstehen, und solchen, die von auszen her einbezogen
icerden; die letzteren gehören ganz dem neueren stil an.
«)) da gewann unglück ein breiten fusz. Matthesius
leiche^ireden iV3 Loesche ; vgl. auch .• die Oberhand gewinnen
sp. 6006; doch solltr du kein ding gar zu lang, kurz, dick,
dünn, breit oder schmal machen . . . daraus findt sich
dann, dasz etlich gewinnen breit schultern, dünn weichen,
schmal hüft, und diesem widerwärtig. so gewinnen
etlich kurz leib, lange bein und aber dem widersinns.
A. DÜHEii nachlusz 220 (vgl. dazu: also bleibt . . . ein
kleiner uberschus über, also gewint dis cap(i)tel ein
kleiner hals, underweisung der messung (j ¥■); dazu vgl.
aus neuerer zeit: justement, als es halb vier auf dem
dom schlug, that der junge seinen ersten schrei, das
bedeutet einen künftigen chorherrn! rief der brigadier.
wenn der junge eure schmächtige gestalt und breite
nase gewinnt, kann er auch bei Sanct Gangolph als
löschhorn dienen. Heinr. König die Jchibisten in Mainz
1, 274; das er von stund zum wolffe wart,
sein sprach vorwaniiolt in das heulen,
gwan ausen wie die grossen eulen,
aussn armen wurden wolfl'esbein.
Waldis streitged. gegen Heinrich v. Braun-
scfiweig 19 Koldcwey ;
iedoch meint Vadiscus drei ding sein den Römern be-
schwerlich . . . von einem gemeinen concilium sagen,
einer reformation des geistl. standts gedencken und das
die Teutschen ietzo äugen gewinnen. Hütten (Vadiscus;
ocidos recipiunt) 4, 178; anders: äugen gewinnen von
pjlanzen s. sp. 60.S0;
der (.fesus) hab im gethan die wolthat.
sein äugen auff than am sabat
nur mit ein khot, das er allein
hab geschmirt auf! die äugen sein,
darvon hab er gwunen sein gesiebt.
Peter Probst (comödie v. blindgeborenen 326)
13 Kreisler ;
0 tod, du schwartzer tod, du schauer unsrer sinnen!
o, thu ich dir zu viel? ja, ja; du kanst gewinnen
ein englisches gesicht. dann du bists, der erfreut;
du bists, der uns entzeucht dem toben toller zeit.
Logau sinnged. (2. zugäbe sum 3. tausend no. 142)
657 Eitner;
Paulus . . . einen eigen sin, kopff gewint, las ih
ghen, er ghet da hin, lest ihm nicht sagen. Luther
{pred. über 4 Mos. 22.) 25, 494 ; der alle manegfeltekeit der
werlete leszet und der sünden unde sich mit eime de-
mudcgen hertzcn einfelteclichen keret zä gotde, der ge-
winnet eine gotdragende sele und wirt voreinit mit {rode.
Nicolaus v. Landau pred. Lei Zuchhold 137; um»^das,
was ich von der guten zu sagen hatte, darin niederzu-
legen, gewann ich einen poetischen körper. Göthe {zu
Eckermann) gespr. 5, 256; so scheint das trockne geripp
der Paradigmen einen körper zu gewinnen. Fr. Jacobs
elementarbxich der griech. spräche, einl. s. 5, vgl. gestalt
gewinnen, ein herz gewinnen sp. 6042;
wie im aug' erst auflebt des maiers tuUh,
wie der schriftzug im tiefsinnigen buch,
von dem lesenden seine seele gewinnt.
Immkrmann (Merlin: d. Gral) 15,98;
die ganze bedeutung des höhern lebens ist eben, aus
uns heraus zu gelangen und in andern eine verklärte
persönlichkeit zu gewinnen, {memorabilien : fränk. reise)
20, 87.
b)) fünffmahl hab ich schon versucht, nur dein antlitz zu
gewinnen ;
fünffmahl hast du mich verschmäht: o was sind dann
disz vor sinnen !
JoH. Chr. Günther (deprecations-schrifft an seinen
vater) ged.'^ 855;
hier stand unser tisch, den deutsche vertraulich umgaben;
drüben sui;hle das kind neben der mutter den platz,
rückte vielmals die bank, und wuszt' es artig zu machen,
dasz ich halb ihr gesicht, völlig den nacken gewann.
GÖTHE (römische elegien 15) 1, 281;
ich weiszj bestürzter ort!
dasz, wo man feuer schreit, kern geil- und süsses wort
ein offnes ohr gewinnt.
J. C. GÜNTHER ged.^iöO; ähnl. 750 (ein äuge);
von sorgen oft verdrängt, gewann zuletzt
ein später schlaf dies äuge. Brawe Brutus (1, 2) 8;
trotz seiner äuszerlichen unschönheit gewann dieser
kluge und tapfere offizier die band einer hübschen gräfin
Schulenburg. Bismarck ged. u. erinn. (4)1,80; es ist
Lavaters vortrefliche art den köpf durch das herz zu
gewinnen. Herder 9, 41^; daz man bei hof verschiedene
anschlage macht, ihren köpf zu gewinnen; das herz,
denken sie, haben sie schon. 8. v. la Roche frl. v. Stern-
/(eiw(l)l63; Unger ist sehr gutwillig, wenn man seine
schwache seile gewinnt. Wilii. v. Humboldt a7i Schiller
(29. 8. 1795) Leitzmann s. 102.
6029 GEWINNEN II, ». d (uiueo kröpf u. a. gowinD«n) GEWINNEN 11. $. d (mk^i. kousiieo gewiimco) 6030
/9) zur keuitznelitiung der UsibeuMckäden führen mehrere
der oben belegten ttendungen unmittelbar über:
(Inr erat icewon
fifin aiii*;n pAnxnn kopfn,
uiiien leren |>«wlal und «in hellen kröpfe.
flANH Hai-iih /abeln u. fkteanke 4, W;
vgl,; da ßcwan er baldt ein feisten kropff. B. Wai.ium
KnopuM 1, au Kurz; man lol im (dem urugrborrnem kinde)
nein au^en mit flciHz hodcrkon vor dt>m Hecht di; e* icht
krancko niiKcn ^cwitin. Outoi.ki' v. Hkyici.anijt arznei
buch A*. für aie itt dem verbum anfangt ungeteühnlirh
hihißy angezogen, vom 17, jahrk. ab »thrumfift aber der
gfbruuch ein. um er»t »pättr vereinatlt witdw ui^gefriteht
tu \oerden -.
l)) älterer gebrauch.
o)) denn underweilon l)rioht die haut auff annd ||e-
winnet schcdcn an manclirrlci orten den leib», ettwan
werden sie rcUdig o«ler schchiit. mitt flechtendem oder
gemeinem Kcind. Rykf thierhtirh Alberii Magni C*^;
kvin wund ein eolcber nie (ewan,
e« bett jniM dann «in bAr (ctban.
lluTTBN {dag H. vormannng) 8, 6t4:
wttrt ainer mitt rütteii ausx gehawon, das er grosz und
tiefTc schnuton gcwint, and das blAt ander der haut
gerint. Hikhonymus Bhaunsciiwkio ehirurgiaW,
wann «1 dann so allendt gat
und pulen, blatem, nwoanen hat
.Mi'HNRR narrMMKM», (80, ttt) SM Hpanter;
der kloon von ]/i,vit>z oder books ftlssen gebrant, und mit
CKsii; HUs/(;of(Mic',htet zu einem pflastcr, benimpt das
Hchcutrlich haar ausKfallen, vonn wellichon daH har virl
kalter [!| plotz gewinnet. Rykf thierbueh Alberti Magni Ba'';
e6«N«oB4'; wo du jhn anrührest mit einem eiHen, deinem
finger oder nagel, so gewint er ein maasen, und be-
kompt schaden von dem anrUhren. Fkl. Vi tw.'vz practica
der vfuftdartgney 866.
b)) won si gewan sAliohen siechtagen. Ei.siirtii Staobl
leben der achiceatertt zu Tösz 18, »« Vetter; das die leut
gchling sterben oder sunst ein ewig kranckheit gewinnen.
M. V. KK.VNAT Chronik Friedrich» I. 11& (vgl..- das man
sich vor siochluinh behüten künne und gesundtheit ge-
winne des leibs, Stkinhövei. reg. aunit. IM EhrU); vgl.
dagegen ■
und schau, ob. wenn und wie die kranckbeit Zugewinnen,
die ehre sol dein lohn, gold dein begleiter sein.
Hau-mank AntiochMt i6) fi0;
so mOssen wir
durch unsem Heise olTl unsem tod ^winnen.
viel hat verstand und, waa uns weise macht,
in's grab gebracht
Andrea» Grypiiiuh (öden 1, 5: vontta» MiMdO lyr.
ged. Ml Palm.
e)) sA gewinnet er den stechen in der zeswen sitdi.
bayr. arzneibuch ISO Pfeiffer; das die feuchtikeit in dem
incnschcM unnd das plüt in im faulet das er ktirtzlich
den ritten oder sucht gewinnet. Oinot.fF v. Skyiilanut
arzneibuch 9^ ; der unczeittig öpphcl isset, der gewinnet
pcrcn den ritten. 73**; nach dem fünIT und zwainzigisten
tag gcwan si die kranckhait des friesens. Gregore dialoge
IV cap. 17; das eine . . . das lieber gewan. I cap. t»; du
gewan si den krebs an einem packen. IV cap. 18; ge-
winnen sie ... grinrlt oder geschwere der bein. ver-
deutftchung des Fetrus de CVe«CCTif. (1493)3'»: er hctt gc-
wunnen das wild fewer an einer zehcn. Nürnberger chrou.
(d. .städterhroH. i) Söö; es gewindt ein pferdt den wurm
ofTI zwischen haut und fluisch. Skutkr roatartsnei iw,
gewunnen die roter ruer. Avkntin 5. ifis; dann wann du
ziivil mit dem zeug {dem ptilver) umbgast, so gewinnest
du gern die Iftmc . . . büch.senmeisterei {Strantburg IM»)
A 4» ; swer ijjet also vil , dasj er ej nicht verdowcn
mach, der gewinnet die inajlcidc. «, Sciimbllkr 8*. 981;
wer des su vil getrunken hat,
der gwint die pflader geut idurchfall).
oauemkalender (16. jahrh ) hei I.Hiencron. dUck.
leben im vdkelied *. 188;
'mein docbter', sprach die mfieter ktten,
hat gwUnen den aussatz.
Hans Saciih /ab. m. »chtcänke 4, 866 ;
CS ist genug lächerlich, dasz die eunuchi, und ralui,
pueri, mulieres, kein podagra gewinnen. Paracki.si's
(von detn podagra) i (1616), &48; die Ephraimiter wolten
auch XU frü in« hU rueken . . . aber rie gawumeD «och
entlieh diu krimman in nackao. Jon. llAmiEaiua
(Luther 6) 8, i».
>)) auffriaehuna im ntutrm gtbrmueiti
das fahr mir ia 4w güadar
daaa icb 4tm froal iww».
a&tnu (yarrttitertf Mkf) *. «H :
auch hab ich ein knOlfta famoww a0 ainem zahn,
schon in KtUzzerbach, habt parforea diMrirt und hab
virl dran gelitten, briefen. 178 Weimar; mr {dar prim» mm
tHdenburg) itt in Jev«r an einem hitxicaa nawaalabar
gestorben . . . aalaa |aan«hlin lieble ihn unaaaipwiahllnh
... ich fUrobta baiiiali. sie konnte aa«b dia kirMikhaU
gewinnen. Cii. Kf:Hii.i.Kii an Knebel t. Üünttrr «: Mythos
war ein epileptisch kind. und leicht verni'X'hlen aaiaa
brUder za gewinnan 4i«aa talba kraakliatt. C SrirrakaK
IVtmetheu* u»ä J»fitttina»iH; obtMdi ii— mit ba-
denklichen blicken da« aehlaehtfald ObariebaotaB, ao
machten sie sich doch auch fertig, wondm und bMdaa
zu gewinnen. Immkiimann (jepigont» 4, (ti %, ¥> Hm»itiL
y) für dte veründerungen M dir nahtr, fUr äit «kn
graa. laub gewinnen bdoft timd, tnim mmmtherUi mtmt
Verbindungen auf, vgl. auch »p. saM; MM loben).
0) lauh gewunnen und grOnen. ittäwer* fromdm.
Maai.i-.h 801*: nuliet» agU. faeit. eapit. eonripil. gewint
wurtzeln. EliAaMUa ALBKROa nov. diet. Bm* m. a.; die l'\
ephea . . . verwloklel «lao den ganlzen boum . das der
boum not gewind zA wachsen, ao gewind aber der ['.] epheu
so vil &stlin und menig der pleiter unnd beer, das der
recht boum ersloket und daub wirt. JinAW Nazaiiki
vom alten u. neuen gottwKück; ein schftns geschlerht
limonij. das von 10 inn 18 bletUein gewinnet. KAUwntr
reijfebeoehr. 314; ebenso 76 (ein kraut . . . gewinnet rund
leohte glatte stenglein); das gUiehe n und m;
■ander gleich wie «im junger baan.
den man nngtcbnait aalT wasaa Mat,
der gewint ancb darnach knuuM M
und wird onachlacblig. PsTSa Pmomtrt TS Ktttder;
der wald gewinnet bliltar,
die bAche rinnen klar
S. Da< II tax Öeterte^ (ao. 971): ogL amek 441
(das« allea ■•••■ ech— dl gawl— t);
die mailnat ist l>egonnMi,
der bäum hat aeiiM gitae.
die blAtter acboa gewoMMn.
L. TiBCK latffng ätr remaaiQ 1, •;
die rebe weint erst, eh sie iaab gewinaet
und ihre blütb' entfallat
HoK»-MAi«.N v. FALUtaauuiaK {back der Uet>e IS)
1, 858;
das gctreide gewinnet aehren. U bled jete de» fpia. monte
en Spis. die gerete hat schon aehren gewonnen. Torye
est deja en ipi». Schwan (t7ia) l, 746^; ebenso Hii.pkht
8. 1. 4n6: der flachs hat knoten, der feigenbaom bUUter.
der weinslock äugen gewonnen, von Aubloro 9. av («mI
aus der bibdübera.) als 'ungeteOhnliek' an§%fQkrt;
reif und scbnee sind entflohen: ihr gras gewln—i A
wieder, die wilder ihr haar (redefna teas frmia«
arbeeibmaqa* eoaMM),
Ramlsr («6er«. v. Boraa ed. 4. 7) lyr. ged. «6;
die fortsetzung der geschichle Qds. die eben hier den
knoten gewinnet HRnDRR [Adraatea h.ia») 89, 4U; anders:
fachten swen geecbickte mit efaiaadar,
die rissen ein ander aa podea.
damit das fechten gwaa ein kaodaa.
Ambr. Oa^TaRRumBit «dhecrOaiu (Iflin MB
tl.JM miitmm *
aOtnCSoCF.
nnd aelMa ob
nnd aagea gawenasa
von bitzen rnr aoawan.
Zasnt iaakuk. HeUtm t, IM; «btzm IIa-,
die rebao gawiaaea aagaa acboa.
aiaftr MOtxaa dtt adkaa/-«A«r;
äugen, knospen, sie. gewinnen, to bmd er hmtr/ttm. itutwA
engl. lex. 8 (1716), 778; die bAoBM gewlttiMa aogen ; bMtheii ;
bl&tter etc.. les arbre» pniimmt dise htmlon». ßmr». fkmUn.
RoNKKAi' 8. Uns*; slewes Schwan i. '4a^: ihre finger
verwandelten sich in rebaehoaxe. roll doreh einander
geschlungener ranken, und flengen bereits an aogen su
gewinnen und fruchte zu versprechen. Wikland Luäam
(ntifnofoftfanr Imelior) 4. 158; ach, erseoCnla «ie. der
weinatook hat noch kein aoge gewoBBaa, der wind
sauszt aber den d&rrea straach. McaÄoa vtOumänkim
(Jtiebestraum) 8, 83S,
6031 GEWINNEN II, 2, d (spalt, loch, riss gewinnen) GEWINNEN II, 2, e (^Verbindung mit abstracten) 6032
2)) an diese Wendungen reihen sich auch Verbindungen
tvie einen spalt, riss, ein loch gewinnen, die zugleich
durch die häußgkeit übertragenen gebraiiches zu der Ver-
bindung mit abstracten objecten überleiten, in der älteren
spräche sind sie nicht belegt, nehmen aber in den frühesten
Wörterbüchern schon breiten räum ein.
o)) wie gantg und wie veste ein schif allenthalben
sei, das mus dertrinken, ob es durch unfleii; der marner
einiges hol gewinnet. Johann v. Neumarkt leben des heil.
Hieronymus 23 (ebenso im nd. druck von 1482); cederbaum
gewünt kein spalt, rimam non capit cedrus. Maaleu ISO*";
und warf das mit ganzem gewalt
in das eis dermasz, das ein spalt
eewann und zerschnitt das schifT gar.
Teuerdank (46, 33) Goedeke s. 113;
es thet sich das erdtrich mitten auff dem marckt auff,
und gewann ein tieffe grüben, darausz gieng ein so
gifftiger schädlicher lufft. Livius deutsch (1562) 60».
b)) viel beobachtet, doch meist an abstracte subjecte ge-
bunden ist: ein loch gewinnen;
a)) zum Wasser das jhr antlitz netzt,
wird ein krug galle noch gesetzt,
der niemals wird ein loch gewinnen
und ausgetruncken werden können.
Opirz (thränen der ewigkeit) 3, 177;
und wenn der beute! dann ein heimlich loch gewinnt.
J. C. GÜNTHER (an einen guten freund) ged:^, 485.
ß)) was ist anders darausz erfolgt, dann dasz die alte
ainigkeit ein loch gewunnen, zanck und hader einge-
rissen ist. J. B. FicKi.EK übers, v. Ptäherbegs tract. 164'';
wo die sprachen er für kennen, würde sein reich ein
fach (loch) gewinnen, das er nicht künde leicht wider
zu stopffen. Luther {an die ratherren) 15, 36 Weimar;
also die gesellschaft gewan ein loch.
J. Wickram (kndbenspiegel 'iakt) 6,307;
also der lantzknecht in dem krieg,
weil er ist gsund, hat glück und sieg,
so nimbt er zu und dünckt sich hoch,
ctwan gewint der krieg ein loch,
ist noch nicht zalt von den kriegszherrn,
denn sucht er ein andern von ferrn.
H. Sai;iis 9, 246 Keller;
wie aber der krieg nit lang wäret, sunder wie man sagt,
ein loch gewan. J. Wickram {rollwagenbüchlein) 3, 31;
genau so Fr. Duckher Saltzburger chron. 172; Grimmels-
HAUSEN Simplic. 550 Kögel; icieder erstand. Simplic. 3, 95
Keller; wie nun dise brief also wider menigclichs ver-
hoffen, . . . herfürkammen, do gewann die rechtvertigung
ain loch, dann wer wolt der sein gewest, der den
römischen kaisern in ire sigl wolt geredt oder ain
zweifei darein gemacht haben ? Zimmerische chron. 3"^, 56
Barach; alsdann gewinnt dise regel ein loch. Fischart
bienenkorb Q 6»; lücken gewinnen von Adelung 2, 665 als
'unge wohnlich ' a ngeführt.
c)) ein kleid, welches zerstochen ist, oder einen ries
gewonnen, kan von einem kleinen nagel dorn, oder
schiefer leichtlich mehr zerrissen werden. Butschky
Fathmos 408.
der glaube kan mich ihm (t'Amid.s) so fest verbinden
dasz seine treu nie einen risz gewinnt.
S. Dach {sterbenfi-trost) 186 Osterley ;
ich habe gesagt, dasz die mosaische Verfassung nicht
lange in ihrer ersten lauterkeit bestanden, schon zu
den Zeiten des propheten Samuel gewann das gebäude
einen risz, der sich immer weiter aufthat, bis die theile
völlig zerfielen. Moses Mendelssohn Jerusalem 2(i783), 125.
dazu vgl. Adelung a. a. 0., der die Verbindung als unge-
wöhnlich bezeichnet.
3)) so entzündet es sich von dem windt, und verwüst
was es begreifft, geuszt man wasser darauff, so gewindt
es rötlich flammen. Fronsperger kriegsbuch2,199^;
der anblick giebt uns trost und last die düstern sinnen
im Spiegel deines ruhms von neuem licht gewinnen.
J. C. Günther gedß 6,52; ähnlich 736 (schmuck
gewinnen) ;
und wie diese kopfbedeckung von seinen zügen, die sie
beschattet hatte, weg war, gewannen diese gleichsam
licht und zeigten, dasz er sehr jung war. Stifter er-
zähl. {Prokopus 1) 1, 6 Aprent.
e) die Verbindungen mit abstracten objecten, zu denen
schon aus den unter c) %ind d) dargelegten gruppen zahl-
reiche tropische Verwendungen überführen, bieten vor allem
für die geschichtliche betrachtung ein reich betvegtcs bild
des absterbens alter formen, des Vordringens neuer Ver-
bindungen, von tvichtigkeit ist hier die Stellung des sub-
jectes zum objecte.
a) Verbindungen mit objecten, die von auszerhalb in die
Sphäre des subjectes einbezogen werden, gewinnen hält an
der bedeutung besitznehmen fest, vgl. sp. 5950^.
1)) wie aus der vorläge zu ersehen, ist schon für die
bekannte bibelstelle 'was hülffs den menschen, so er die
gantze weit gewünne' {vgl. sp. 5967) 7iicht die bedeutung
erkämpfen, erobern, sondern der begriff des erwerbs, der
besitznahme {xe^Saivm) aus.ichlMggebend ; da die ivelt auch
flicht in sintilicher, sondern in übertragener bedeutung auf-
zufassen ist {im gegensatz zu : war . . . würdig zu regieren
und zu gewinnen alle diese weit durch sein tugcnt.
Pontus u. Sidonia i ö*"; vgl. auch die belege sp. 6005), so ge-
hört die stelle, die auch in der spätem litteratur iveiter wirkt,
hierher: gewönn' ein mensch die gantze weit,
was hülff es sein gewissen !
J. C. Günther ged> 59;
nimm, wenn ich eine weit gewönne
nimm nicht mein himmlisch Vorrecht hin.
Uz 202 Sauer;
dazu vgl. : doch als uns vom altare . . ,
der pfarrer eilen sah ;
da gingen andre sonnen
und andre monden auf,
da war die weit gewonnen
für unsern lebenslauf.
Göthe {die glücklichen galten) 1, 127;
vgl. auch 49, 112 (die natur . . . mit forscherblick und
methode für sich zu gewinnen), in der gleichen richtung
beivegen sich die Verbindungen den himmel, die hölle ge-
winnen : o güldene Zeiten ! o selige stunden ! . . .
durch welches die erde den himmel gewinnt.
J. C. Günther ged.'^ 334;
vor den so oft gewünschten tod
den himmel auf der weit gewinnen.
nachlese 160 {anders 117) ;
ein dieb bei lebzeiten, kurtz aber vorhero, und vor seinem
todt, hat er den himmel geraubt, was war die ursach,
dasz er so bald den himmel gewonnen? Abr. a S. Clara
heilsames gemisch ZTi ; der einzige von mir geborne knabe
. . . die wonne der eitern und der stolz der mutter —
ich sage nicht dasz ich ihn verlor, — was für ihn ge-
winn war, sah mein mutterherz nie für verlust an; er
gewann den himmel. Auguste v. Bernstofk (Stolberg)
an Göthe 15. 10. 1822; du verlierest dein seel, zerstörest
dein gewissen, und gewinnest die höU. A. Albertinus
landtstörtzer Gusman 10; weil ihme das pulver der gott-
lichen gnade; die kugel der gutten meinung, und das
feuer der göttlichen liebe mangelt; so kan er den
iMmmel nicht erobern; aber wohl die hölle gewinnen.
Butschky Pathmos 312 (gutte toercke).
2)) eine tmgeivöhnliche entwicklung und Verbreitung er-
zielt die gruppe, für die aus der ^nittelhochdeutschen zeit
huld, winne, ablasz, süene gewinnen anzuführen waren
(vgl. sp. 5951). auch hier werden die alten formen durch
neue verdrängt, wie schon ein überblick über die buchungen
zeigt: demereor, eines gunst gwünnen durch dienst-
barkeit. Cholinus-Frisius (1541) 257*; ähnlich {unter
concilio) 189* {vgl. msreri offensam, eines Ungunst er-
langen und etwa an gewinnen 547*); ebenso Frisius
(1556) 385'' u. a. A. Reyhkr theatr. rom.teut. l, 1718; Mat-
thiae 1, 405*'; ergo se Studium alicuius . . . consequi, einsi
gunst und freundschafft gewunnen. Frisius 305''; ebenso
Maaler 180'' {dort auch: fründtschafft und liebe ge-
winnen); vgl. auch Duez (1664)461»; niich und nach
eines geneigten willen und gunst gewunnen, colligere
benevolentiam alicuius. Maaler 180''; vgl. auch 180»; vgl.
ajtcÄ gunst gewinnen Henisch 1602; Stieler 2544; Ron-
DEAU 2, Uu 3'' (seiner richter gunst gewinnen); der
richteren hertzen gwünnen {animos . . . conciliare) Cho-
linus-Frisius 189*; eim das hertz angewünnen Frisius
278''; seiner underthanen hertz gewinnen. R.\^dlein l, 383'';
eines herz gewinnen. Adeluno u. a.; eines affection ge-
wonnen haben teutsch-engl. wb. 2, 773 {gained, wun, got or
acquired ones heart); jemandes liebe, freundschaft etc.
gewinnen, gagner l'afection, l'amitie de quelquun. Ron-
DEAU 2, Uu3''; lucrari peccata, die sünden gewinnen,
entrinnen der straff der sünden. Dentzler 413»; ablass
6033 OEWfNNRN II. 2. e. a (fntade, guMt gewinnen) GEWINNEN II. t. e. m (fitode, Usbe ««wüinen) 6034
gewinnen. Schwan 1,74«'': vgl. Aüklunu. Hii.pkht «. a.:
parert nibi latuittm, ein lob gwUnnen Cmoi.inl'm-Pkimil'k
di»*; ehre gewinnen Ronukau a. a. o.; ich hübe lein«
hochachlung gewonnen, je tne mtit aUiri »oh affeetion.
Schwan t, 746*; jemnndes vertrauen, huM, gunst. Heb«
gewinnen. Adki.unu >, ««4; einea liebe. Zuneigung, wohl
wollen, gunst, gnnde, vertrauen etc. gewinnen. Mich
eineH liehe, Zuneigung eto. durch «eine beniühungen
aller art, durch iteine Verdienste etc. verMhaflTen. «r
werben. Cami-k a. 8A4*.
u)) und ob in «eine «unde alein in der seit leinea
to«ies rewent. dannoch gi<winnet er genade von dem al-
inechtigen gote. Johann v. NKtMAUKT Ubm dea heil.
Hieron. 89 (vgl. ebenda genade von got« erworben habe);
und von dir geschieht, und man och do gesaoh die
KchAnen lieohter, die von gntte« Ordnung hie achinent.
do gewan er als grosse gnad das er wllleklich von
hinnen schied. Ri.8iiKr Staciki. Üben der aehweMtem zu
Tiiaz. vorrede: wie Olinier der ganntx tftdUioh verwandt
was, umb den kampIT badt, und vom keiser Urlaub
gewan. Fierrnlnns A 4*'; nchotist i»r aber und trifft in oder
scheust in zu todt. das wandl ixt XXXII ii 9^ oder das
leben unit koI den puesscn und der freundachaft huld
gewinnen. {Imnntaid. nt Heirhetum) öat. treialh. ». f»; des
andern huld zu gewinnen, rlienda; vgl. aurh 6,70;
clarumb so mus der falsch« dieb
mir lan sein iunf«* leben.
auch gewinest du nimer inrln huld.
H. KArns /abeln n. iwHtninJee S, }1 ;
du gwinst auuh nit mein (unst no<-h bull.
die weil mir goit mein leben gindt,
will Ich dir sein im hertzen Hndt.
J(^K<i WU'KKAM {irr rritrntl biUier rati. 1)4, lAilMle.
h)) unnd durch dise« mittel gewann unnd erlangte ich
meines herrn desz cardinals gnad unnd gunst dermasscn,
daäz er mich jmmerdar bei sich hal)en muste. A. Ai.hkk-
TlNt'8 landtatiirUer Qtutman (17)119; tbtnto 407 (gunst und
einen guten namen);
vielmehr ercetzt ea mich und mrino Pierinnen,
den beifall deiner (runxt tlurch neider xu iruwinnen.
.loii. Chk lifMHKR geri* 464;
Hippolita, ich buhlte mit dem scbwerdt
um dich, und untenn lerm der wilden walten
gewann ich dein« ;>■■>''(
WiKi.ANi) Shake*i>€are 1, 4 (.St.JohamU» narhUtraum
t, 1 won thylove, hal>e dein herz {(<'wonnen Schlegel);
die gunst derjenigen zu gewinnen, die doch zur aus-
fUhrung die bände bieten sollen. ScHii.t.Ka 6rt>/>7, 16A;
(PAorJbycu .') durch Caslor dann und l'ollux aber bald befreit,
umworben standst du auspcaucbter belden-scbaar.
{Helena.) doch stille gunst vor allen, wie ich rem gesteh',
gewann Patrocius, er, de» l'eliden eoenbild.
GÖTIIR (Fau*t II, 3) 41. 194;
er hat Angela's gunst gewonnen {tranderjahre s. u) S8, sis ;
die allgemeinste gunst gewinnen [zu KrkermaHn) geaprilehe
b, 143 Biedermann vgl. dazu ap. 604S.
c)) berr, klopf in gnaden l>ci mir an,
und l'ithr mich wohl zu sinnen,
was» b"ses ich vor dir gethan.
du kanst mein hert/. gewinnen.
(LiisE Hknriki ip. V Kkanoenruro) ieh uill
von meiner vtittethnt ». FreylinghaueeH gea.
buch 406*;
hast du dich gesellt
wol zu meinen sinnen,
nichts in dieser weit
wirt mein hertz gewinnen.
S. Dach leel. eirtgMt) 229 ötlfrley;
durch woltliun wirsfu das feindscelige berlz gewinnen,
das kalte hertz anzünden. Hrink. MOi.i.En gei.otL erquiek-
ntunden "iXh; eben-to S.S9:
und sucht dabei kein ander lob, als feind und hertzen so
gewinnen,
und daher stOhrt ihr auch kein gram die allzeit aufge-
r&umten sinnen.
J. C. GOnther (/rd.s 441 ;
ebenao (mit gleichem reim) 86, 1135: dhnl. WiF.t.ANr> (an
Olympia I, 8) 9, 185; Hkrdk.r (über hild. diehtung und fahel)
13, 550 ; o wie selig ist die stunde!
da man, angenehmes kind !
auf den» rosen-vollen munde
deines hertaens huld gewinnt.
J. C. GÜNTMBR ijed.« 874;
reiz, Jugend, Unschuld, freud' und scherz
gewinnen euch ein jedes herz.
Lkssinu {ttnnged. : an 8 liebenewürdige
aehv>e«tem) 1*5»;
ehetuo Prro. V. Saar Htinriek IV. 1, t7S; äkml. GRLI.RRT
1. »4 («rirat do Monimona herx ^wfata«o): WiKLAnn
Skmkt»peure ( Veronemr 1, 5) s, aMl ; (H* fidllld, womit «r
•iflh von dem klein«« midehen auf idn— i Mhooct alle
augenblicke in der arbeit atArea Uecg; gewann ihr auf
einmahl das herz. Wikijinii (AmÜMAaMtMi 17) 1. tU; au
melodisch floax aein vert dahin, und ae beecbeklen ood
doch voll edlen atoUea war seine muae. daai •!• die
Zuneigung aller henen ihm sieber gewinnen mnagte.
MoHirx AhIoh Reiser (4) >«• OH§er:
dir. edle nleble. gab' loh «Im* valer.
dareh allfawaJt gw lrllBl|tlrbi« apraek;
•rhalle niir aea aaeii, gewlaae mr
da« aabverwaadien aiannae Imis aad aliaiaM.
OAthb («atM. faeMrr l. ft) f. tM;
ähnl. (Hermann und Dcrtthm: der mtanar feiet ... die
herzen der weiber) 4», HO;
dn haal m»b» htn geweaaaa
and ewig lieb' leb Sdk
HorrwANN v. PALLsaaUMiaa (#eMa Anrnti
$, MO OerttmiAerp:
loh will nicht hinter ihrem rilelmi ein ben fBr mieli
gewinnen daa mit ihrem leben eo eaf verbandeo Ist
(i. Fhkytaii (verlorene hanäaehr. l, le) 6, ÜB; bald fe*
wann er durch aeine vorachlftge . . . da« ganxa ben de«
gouvemeum («Anei« «. 6) is, 96 : da« gewann mir reebt
eigentlich aein herz. Fontank roa twansig biä dretMtif
a. 478; die . . . aber mehr noch durch ihr liebevoUee.
ein wenig achalkhaMeM wesen dea kindes herx fewonaen
hatte. Qkomi« Rkickk daa grünt kuk» (I, A)' fo: «nt nacb
und nach gewann er sich die befien eelaer pfarrkinder.
Dkti.rv V. Lii.iKNCHON («itM iM«r*f A w. Gmtt- aufmfinem
gttte) 8, 888; herzgewinnend, sch5n. aufroerluani and be
gabt, schienst du mir ein unter günktifen «tarnen ge-
borener Kate. C. F. llKvan Angela Borgia 75 u. a. vgl.
theil 4. 8. ap. 1847; andera ein herz gewinnen ap. 6041.
d)) bei meinem hart, hat er es gethan, so aoll er alle
die tag seines lebens, niemmer frid mit mir gewinnen,
und wirt auch hinfür, kein freud meher im hertien
haben . . . Aimon b 4';
es het ein fraw ein man,
der was unguetig, wAeÜg,
selten sie fried gewan.
Hanh Sachs /oA. «. aektrd$iht B. 177:
der edelmann fordit aolebe racb,
lies dem wirt sein adiOeM alle aacb.
so der wirt fHed gewann. 5.885
(vgl. dagegen friede gewinnen sj». 6M8); endlich war mein
schlusz ich wolte vor allen dingen meines schwehrvalers
freundschairt wieder gewinnen. Gmimmf.i sHAt-MFN Siw^.
87« Kögel; nach dem ... hat er das Qberausz reiche rer
mögen, und völligen verlaaz in aeine h&nde twkommen.
welches ihn dann bald in grosses ansehen gebracht, und
hat er absonderlich vieler freundschafTl an sich gewunnen.
Abraham a S. Cl.AnA auff auff ihr rhriaten, nettdruek 18;
jemand« frcundschafl gewinnen, fo gain any one* friend
ahip. Hii.PKRT 11, 1 *. 464*; ich gewann aeine freund
achaft nicht ohne mühe. H. Hkark Peter CawtenximP* SS;
die liebe der groein de damit rewinnea,
das sie als sOsz in predigen kflnnen.
MuRNBa vom groezen Luther, narrrm UM;
sie wird die matter meiner kinder seia,
£m mOcht' ich ihre Uebo mir gewiniieat
8 vlient lockt «ocb. vielleicht gelUlt ihr schnack.
GRII.I.PAR/RR (Medea 4) &>. 818:
mit fernerer bedingung. das« alles übrige, sowie das ge
winnen ihrer liebe, auf menschlichem wege zugehen,
müsse. GöTHK {ankündigung zur Helena) li. 8. 813 H'eiwuir:
übrigens steh ich sehr gut mit den menschen hier, ge
winne täglich mehr liebe und zutrauen, und es wird nur
von mir abbRngen, zu nuzzen und glücklich za «ein.
(•«'»IHR (an Käatner ITRO) br. 4. 881 ; wenn Agatbon während
einer Staatsverwaltung . welche nicht ganz zwei jähre
dauerte, das vollkommenste vertrauen seines prinzen
und die allgemeine liebe der nazion. welche er regierte,
gewann. WiKi.ANn (Agathon 18, 3) 3. 7S:
hatt' ihn hfiher an waehs aad Jagendlicber gebildet -
daaz bei allen Falakea OMaaaas habe gewönne
Vom Odpmt* i«, 81| 141 :
'und hal>en sie die soversicht. ibre Hebe für aich zn
gewinnen?' G. Frkttao {verlorene kmmtaeAr. i. lo) 6, 188;
ähnliek 181 ; vgl. dagegen liebe gewinnen ap. BMa.
6035 GEWINNEN II, 2, e, a (d. vertrauen anderer)
e)) durchteuffeltes gemüth! vermaledeite sinnen!
die keine redligkeit noch wolthat mag gewinnen!
A. Gryphius (Leo 1, 2) trauersp. 24 Palm;
beteten viel und gelobten dem erdumgürter Poseidon
dasz sie doch leicht gewönnen den hohen sinn des Achilleus.
Voss -Hms (9,184) 1,220;
diser prophetische tropff gewinnet bei seinen Türeken
ein so grossen glauben, dasz sie unfehlbar darvor halten,
er lebe bereits in unendlichen Wollüsten. Abr. a S. Clara
Miff miff ihr Christen, netidr. s. 61 ; die kenntnisz des
menschlichen herzens würde seinem feinen geiste den
weg weisen, das vertrauen des fürsten zu gewinnen.
S. VON LA Roche frl. v. Sternheim (l) 101 Ridderhoff;
prüfung braucht es! doch bei zelten
Überzeugung still und süsze,
ehe sich ein glück bereiten,
sich vertraun gewinnen liesze.
GöTiiE an sie 1829 {jub.-ansg. 3, 171);
leicht gewann ich da ihre Vertraulichkeit.
kiinst, die spröden zn fangen {jub.-ansg. 3, 188);
er konnte sich seines glucks, die achtung der menschen,
die ihn zunächst umgaben, in gewiszem maasze gewonnen
zu haben, nicht recht freuen. K. Pii. Moritz Anton Reiser
(3) 273 Geiger; eine frau kann sich die achtung und das
vertrauen ihres mannes erworben haben, ohne sein In-
teresse zu besitzen, wodurch gewinnt und erhält sie
sich dieses? Heinr. v. Kleist (an seine schn-ester) 5,61
Minde-Fouet; und hatte mir daher zur aufgäbe gestellt,
das vertrauen der dynastien durch ehrliche und wohl-
wollende Wahrung ihrer verfassungsmäszigen rechte im
reiche zu gewinnen. Bismargk ged. u. erinn. 2, 309; (die
Sympathie gewinnen) l, 98.
8)) die gruppe lob, preis, ehre, namen gewinnen tcar
schon in der mittelhochdeutschen dichtung stark entwickelt
{vgl. sp. 5951) ; auch hier zeigt der neuere stil seine eigenen
formen und eine reichere verztceigung :
«)) und thet das alles willigklichen das er des alles
grosz preisz und lob gewan. Pontus u. SidoniacG^;
nicht nur wer obenauf
setzt des baues zinnen,
oder der säulen knauf,
soll lob und preis gewinnen ;
gelobt soll jeder sein,
wer da, grosz oder klein,
arbeitet im tiefsten gemache,
oder auf höchstem dache.
Friedr. Rückert {zeitgedichte 1,48);
wagtest du wohl, Mcnelaos ein schnelles geschosz zu engenden?
preis gewannst du und dank vor allem volke der Troer.
Voss Ilia.'i (4, 95) 1, 88
{ä^oiro) ;
was gilts, wir wollen noch der ehren lob gewinnen,
dasz die Vergessenheit auch unser denken soll.
P. Fleming dtuch. ged. 1, 173 Lappenberg;
andre mögen ihre sinnen
schärfen durch Verschlagenheit,
dasz sie lob und rühm gewinnen
bei den grossen dieser zeit.
Jon. Job prange, weit, mit deinem nrissen,
s. Freylingh. ges. buch 840'*.
6)) also Saturnus v/as ein künstricher man uff buwung
des erdtrichs, gewann das lob vom volck, und nach sim
tod machten si sin bildnusz. J. Nazarei v. alten und
neuen gott, s. ß Kück; unredligkeit gewan nie lob. Petri
d. Teutschen tveiszh. Vv 3'^ ;
ach herre gott, kfind ich aus meines hertzen grund gewinnen
ein lob von weissem sinne
von Maria der hochgelobten kßniginne.
bergreihen (2, 1) 6 Meier;
dein mahlschatz ist mein hertz, dein hertz mein heiraths-gut,
und unsrer beider rühm die dicht-kunst meiner schrißten,
in welchen lieb und schertz so lange lob gewinnt,
als kunst und wissenschafft in Deutschland fruchtbar sind.
Jon. Chr. Günther ged.'^ 695;
ebenso 712 (wo nach uns ein dichter lob gewinnt);
er will sich an scribenten reiben,
nur weil er selbst kein lob gewinnt.
Hagedorn (öden u. lieder 5) 3, 105.
c)) do gab man ir ein biderman
bei dem si ehren vil gewan. Laurin 2672 Schade;
wir haben lützel nutz oder ehren gewunnen, darzu werden
wir einander nimmer hold. B. Zink s. d. städtechron.
5, 195; ich besorge, wir gewinnen auch als vil ere an
diser arbeit als der honig im sprachhause sucht: des
Ion seind beschiszene hende. botsch. an den bapst bei
GEWINNEN II, 2, e. « (ansehen gewinnen) 6036
Schade sat. u. pasqn. 2,257 (anderer druck: erlangen
wenig ehre);
ein islik dar sin recht bekive,
de de ere winnet, bi deme se blive.
Reinke de vok 4430 (wer dann die ehre gewinnet
Gottsched; wer dann ehre gewinnet Güthe);
das sie ist kumen umb ir er
die sie gewinet nimer mer.
Hans Sachs fab. n. schw. 3, 23;
diese ist einmal ein gegenständ, durch den sich ein
künstler ehre gewinnen kann. Stifter (studienl: feld-
blumen 7) 1, 79 Sauer.
d)) selbst geleitet' ich ihn, dasz edlen rühm er gewänne
dort in der fremd'.
Voss Odysse (13, 420) 2 (1793), 21 (rühm sich er-
würb' 1781);
ebenso 109 {bddemale xXdos ägotro);
dein nachruhm sol von zeit zu zeit
durch ihre lieder glantz gewinnen.
JoH. Chr. Günther (an die frau v. Brenzlerin)
ged.-^ 151 ;
die arbeit musz das glück erbeuten,
und durch den staub gewinnt man glantz. 174.
e)) als dasz mein sinn im wein, und wein schwümm in dem
sinne,
als dasz der spieler dank, der schlecht ist, ich gewünne.
LoGAU sinnged. (1, 5, 3) 98 Eitner ;
so wird von demselben gleichwohl eine Schenkung an-
genommen; aber er wird dessen einen schlechten dank
gewinnen. Bltsghky Pa<Ämos (324) 435; dasz die edelste
art der deutschen dichtkunst, das trauerspiel, auch an
unsern höfen eingang und beifall gewinnet. Gottsched
neuest, a. d. anmuth. gelehrs. 5, 40.
/)) derhalb die Franzosen ir geschrai (famam) ganz
und gar verluren, wie die vor gewunnen wart. Wilwolt
V. Schaumburg gesch. u. taten 9,9 Keller ; denn sein neuer
patron hatte den höchsten ruf als ein einsichtiger,
tapferer, obwohl sonderbarer mann gewonnen. Göthe
(dichtung u. tvahrh. 12) 26, 111 ; der ruf der Stabilität, den
die letztre (die östreichische politik) unter dem lang-
jährigen regimente Metternichs gewonnen hatte, ist . .
nicht haltbar. Bismargk ged. u. erinn. 1,350; einen
namen in der Weltgeschichte ... zu gewinnen. Göthe
(an Schilling 1806) briefe 19, 222. anders : die lerchen ge-
winnet bei den Lateinern den nahmen alauda, lobvögele.
Abraham a S. Clara Astriäcus Austriacus (\e&i) i; die
nun auf solche art verbreitete kunst gewann in ver-
schiedenen gegenden verschiedene namen. M. Denis ein-
leit. i. d. bücherkunde 1, 130; von welcher sage sie denn
auch ihre benennung gewonnen haben. Göthe (münzen,
medaillen) 39, 328.
g)) ich habs aber für gut angesehen, solch büchlin
unter e. f. g. als eines berhümbten mechtigen fürstens
namen, auszulassen, damit es deste ein besser ansehen
gewünne, und deste vleissiger gelesen werde. Luther
(v. kriege tvider den Türeken 1529 vorr.) 4, 431'' Jena; so
grosz Philipps einflusz in diesen ländern war, so groszes
ansehen hatte die spanische monarchie damals in ganz
Europa gewonnen. Schiller (abfall der Niederlande
ibuch, einleitung)l,i&; fern sei es, diesem einfalle, auch
nur durch unser stillschweigen, das ansehen einer regel
gewinnen zu lassen. Lessino (iaoÄoo/i 14) 9^ 91; für das
darin enthaltene blümchen danken, welches ganz das
ansehn eines Veilchens gewonnen hatte. Göthe [an frau
V. Stein 1808) br. 20, 80 ; so nahm er wenige nahrung und
gewann ein blasses ansehn. Tieck (Vogelscheuche) novellen
kränz 4, 150 (vgl. ein aussehen gewinnen sp. 604l); und
sihet und findet man immerzu thorheit, die doch bisz-
weilen in eine andere form gegossen, ein anders an-
sehen gewinnen. J. B. Schupp schriften 784; würde die
Sache ein ganz anders ansehn gewinnen. Lessing (Phi-
Iotas 4) 2*, 362 ; dehr-gestalt , dasz es das ansähen ge-
v/ünnen wolte, als ob er aus dem ragen in di trauffe
kommen. Zrsen adriat. Rosemund (3) 121; ebenso Wvask
erznarren 9; Nowhis (H. v. Ofterdingeji) 1,36; ebenso an-
sehen (gestalt) gewinnen Adelung u. a.
h)) dem wiert von stund an lutzl basz
und gwingt ain schein wie ain alts kuchn gl(as).
Sterzinger spiele (Wiener ncudr. Il)l38;
das das selb capitel für allen schrifften der gantzen
bibel hin und her gezogen ist widder den ehlichen stand
6037 GEWINNEN //, ». e. a feine Stellung gewinnen) GEWINNEN II, i, e. a (räum, platz gewinnen) 6038
und gleich ein gi^wclitigen ichein gewunnen hat fQr den
ferlichen und ttelt/itmcn stand der keuncheit. Lutiikk
{d. 7. cap. S. Pauli zu d. Connthtrn) H, M Weimar: ebenso
(einen schein gewinnen [teider die himml. j»ropA.|) S, M^
Jena; wie das verrufenste gewerb« unter dieac« Volker«
httnden einen schein von liebenswUrdigkeit gewann.
MöHiKK {maier Xoltett 3) n.l» Krauet; es gewinnt den
anschein, als wenn . . . Adki.uno a, oM; wenn, wie es den
anschein gewinne, ein neuer krieg gegen den landesfelnd
erldärt werden würde. SnriKn »kiditn {dae alU eiegel i)
V, inw; ebenao 0. v. OMlTKltA der nremOHieMmetMter* ttt;
'das redet man mir nimmer ein.'
'und docl) gewinnt e» »o dso sohalo.'
Onii.i.i'AHXiR {jhtantrtformator)t^,$t;
aber niclit das geringste anzeichen eines menschen
wurde sichtbar, so dasz der glaulie immer mehr wahr-
soheinlichlceit gewann, es sei nur irgend ein schütze
durch zuTali so tief in den wald gerathcn. Stikikk
[etudien l) 1, tn Sauer; {im 1. dmck: nielir an wahrsch.
gewann); dasz was ich hier ... angedeutet habe, auch
vor ihrem denken Wahrscheinlichkeit gewinnen könnte.
W. SiKd^niKiJ Fennoiit^ "7;
i)) das (die komödie) ist, ein spiel, welches auch aalt
obgesetzte art oder weise gehandlol wird, und allein
von demselbigen einen unterscheid gewinnet (f. rf./ra^fit/t«),
dieweil es einen frnticlicn auszgang oder end nimmel.
Hyi'F ilbeta. v. Artemidoia traumbueh (t. M) &♦» {nieatx äee 1
iittrreetzera); herr der gesamniten europäischen Situation
werden . . . und in Deutschland eine Preuszens würdige
Stellung gewinnen. Bismarck ged. u. rrinn. (.s) i, W;
es war . . . iMfnadet von den gOttem unser »tsnini
... zu sprechen liebten sie durch unsern mund :
loclct's uich nun nicht, zurOck es zu gewinnen,
dos Bchnn« vorrocht Y
üKii.i.PARZBR {meere» «. d. Hebe vrtUtn l) 7*. 13.
♦)) dem neturtti etil gehören hier einzelne verbindungeit
au. die an dein fremden mibjeet, au« desern trirkungtkrei*
das objerf eiitnoinmen irird, den akt der bethi'itiffung her-
vorheben ;
a)) an der s&nnen en moht man niht wol bekennen
den schein , er en gewunne einen widerslak von der
erden, predigt der Nürnberger Kekharthandeehr. bei Joetea
a. 80;
darunib weil ich belind uneeniftsz die sach meinen sinnen
werd ich beniMiget hftbere nillT mir Zugewinnen.
KisriiART (Garriantna t) U nmdr.;
wer nimmt uns zu sieb ein V
wer liUst uns schut/. gewinnen,
bisz sich das wetter legt . . . ?
S. Pai II (be<iTtibnif:-tied) 88ft Otteriey;
der aufstand der Niederlande gewann meine aufmerk-
siiinkeit. Göthk (diehtung u. irahrheit 19) 4S, Iflft; so ge-
wjinn der begrilT des Verhältnisses eine doppelte aufmerk-
samkeit. W. v. HtMnoi.nr aufatitze 121 Leitzmann; aber
einen eigentlichen nntionalantheil hatten doch die Nibe-
lungen gewonnen; sie sich anzueignen . .. war die lust
mehrerer verdienter männer. (tag- %i. jahreaheße iHoe)
3l,26S; in dem moment, wo er meine dicnste gewinnen
wollte. BiKMARCK geil. u. erinn. 1, 4d; um für diesen zweck
die mitwirkung der rechten In den kaminern zu ge-
winnen. 1, 2:1; hUtte ich die Unterstützung der cultur-
kainpfgewöhntcn rkthe ... gewinnen müssen. 8, ISS;
ebenso (den beistand des papsfes . . . gewinnen) 2, 1S4;
(den eintluäz für eine politik gewinnen) 1, GC; (die Zu-
stimmung des kaisers zu gewinnen) S. 90.
b)) o wie stanimehi witz und sinnen !
wenn die seufTizer stummer pein
keinen holden bliclc gewinnen.
J. C. GfNTIIKR (7«/.»24S;
einen blick voll minne.
-wann loh den gewinne.
Höi.TY (minnelied) {je<i. H>S ;
könnte ich nur erst wieder den alten blick der liebe
von dir gewinnen. Immf.kmann {die verarhollene) 17,390;
so dasz einige zuversichtliche, die sich vermessen hatten,
wenigstens einen kusz zu gewinnen, nach geringen an-
stauen zur eroberung ihre wette freiwillig verloren gaben.
Paul Hkysf. {netie »lotW/en ■ der kreiarirhter) rom. u. mov,
II, 8. a. 30. daa gleiche F. Daiin Odhina froatSl.
c)) predige gotis wurt mit allem fleisse . . . gewinne dir
behegliche wort, domite allerineniclich geleret werde.
IV.
Johann V.NRtJMAnKT leben d. heil. Hieran, (aequire verha;
iMfginne de beheghelike word. ndä. druek); mir aber
kömmt vor, man könne gar manches wort auf diesem
wege gewinnen, wenn man naelisieht, woher es in jener
spräche stammt , und alsdann versucht , ob man . . .
durch ihnliche ableitung zu demsell)en worte gelangen
könnte. (iCnnt: an Riemer ao. «. lau: 'sie bai>en wohl fe-
than'. sagte er, 'dasz sie. am deataeb an lernen, an ans
herfibergekommen sind, wo sie niebt alMn die spraebe
leicht and schnell gewinnen, sondern aaeb die alemente,
worauf sie ruht . . . hinObemebmen (<u Hmmm Engtänder)
geapr. 5. 1» Biedermann; ich scbe es als einen varsoeb
an bei welchem autor. schaaspMer ond pabMenm wenif-
stens manche gut« lehre gewinnen können, (an Knebel)
hrie/e i&, SO; er hatte sich bei Voltaire und HollMch ratbs
erholt und eine Zeitlang mit groszer dreistigkell die 1
versponnen, welche in dieser schule an gewinnen
Immkkmann (epigonen «, s)e. 17; und gewann nlraof dieee
weis« eine solche innere gegenwart von derfleieben an-
siehten. GAtmk (dieht. u. trahrh. i9) 4$. Mi denn eben
dadurch gewann sie alle drei stücke, die ein bÜd oder
eine allegorie haben musz. um sich der mensebUeben
seele zu empfehlen. HF.ni>Kn (über bild. dieht. u. fabel)
t6, Mt; gelang den freunden, ein werk für die neue flrma
zu gewinnen, welches auf viel« jähre «in liehlingsbnch
der Deutschen werden sollt« ... es waren ... die dort
geschichten. ß. Phrytah (Karl Mmihy) tt.tift.
6)) auek die denl^formen (räum. aeit. emtmUtäf) aind in
viel verbreiteten Verbindungen dea verbuwu vertlHen , die
auf vemehiedenartige riehtungen der bed«tthim§ leeiaen.
bei platz gewinnen irar aehon oben (ap. aoi5) attfdtm fsfen
aata awiaehen der ainnliehen — von einer btmtfum§ ge-
tragenen — bedettttmg und der formeUu^/ten mbatrmenam
aufmerkaam gemacht, in der aieh platz gewinnen enger
mit räum gewinnen berilhrt. für zeit gewinnen hat aehon
die reehtaapraehe einige zuatändige formein enttriekeli {vgl.
lenger zOg gewinnen »p. tma; lengem tag irkrigen ap. tttt),
andere entatammen dem poetiarhen etil (lieben taf, sB^e
zit gewinnen ap.bnt); für den neueren gebrenukiat jehf
allgemein die voratMung de» ertparens geltend, die au»
dem engeren geaehäflabegriffe von gewinnen erwäeJut. da
und dort durdk die anlehnung mn dem begrif dea gUieka-
treffera belebt.
a)) dasz wir on anterlasz dich zo bitten orsach ge-
winnen. Luthrh 10, 1,471; ebenao aehon Jott. v.Nkl'mamrt
Hieronym. 194; dasz die herren jhren dienern ein so gar
kleine bcsoldung geben ... sie gewinnen dardurch arsach
zum stehlen. A. Albkrtinvs ^N<i/«Mriser 6MMMii(t)ett;
ebenao (4) 889; einen berechtigt erscheinenden anlasz zum
kriege zu gewinnen. RisuAurK ged. u. erinn. (3) 1,7«; dann
dadurch kann ... ein armer bauer oder ander unterthan
olTt gelcgenheit gewinnen, seinem herm seine sache und
sein anligen selbst vorzutragen. SciitPP arhrißrm SB
(^!a/omo3); du gewönnest die möglichkeit , dich ... SO
habilitieren. Fanny Lkwai.d Handlungen l. soe.
b)) so verwandelt, der selbig versetzt teil, sein leieben.
als so der versetzt teil vorhin hatte -{- so gewinnet er — .
hatte er aber das — . so kompt jhm das -f-. Mich. SriPBL
die eoaa Chriatoffa Rudolffa (iMi) 75";
non, das höchslaa vater4re«
hat atebi sshnlirbea geackfsl
lasse« statt vor ihm fewimeo. 8. Dacn MS;
dasx die bsgiirden wenig ranm
allhie bei aas gewinnen. 90S;
doch vorwärts schreiten, deniiea, admSHi, wiritM
gewinnt nach innen räum, wenn «sif der iaso«.
GaiixPAazsa {Ubmaaa ft) ••. aot;
der gedanke, mir ein ministerium ohne portefeuille za
geben, wird hoffentlich allerhöchsten ortes nicht raam
gewinnen. Bismarck ged. li. erinn. l. tu: räum, feld ge-
winnen, gagner du terrmin. RoNnRAC X, Ua V*; ebenen
Si.iinvan (iTtQ) 1.764*; rauin, platz gewinnen, sieb ver-
schaffen, sie bekommen. AnKi.UNti >, W4*.
dasz die fraw alle ding, die ein argwöhn gebAren
möchten, ausz dem weg zu räumen, desto mehr plati
gewünne. Kirciiiioi' tcendunmuth (3. 176) t, 447 Öaterltg;
und wo die forrht erst platz gewan
glaubt sie all weit zu feinden liao.
J C (iCxTHta (t,M&) l.n»;
379
CÜ39 GEWINNEN II, 2. e. a (zeit gewinnen)
kumnier, einsamkeit und noht
haben bei ihr platz gewonnen. S. Dach 579;
die resultate einiger Untersuchungen sind vielleicht zu
fremde, als dasz sie sogleich platz gewinnen könnten.
Hekder {v. geist d. ebreischen poesie 2. vor.) 12, 3; ebenso
15; 188; 18,100; leben sie recht wohl und thätig ins neue
jähr hinein und fahren sie fort in dem dramatischen
felde platz zu gewinnen. Göthe (an Schiller) briefe 11, 292.
netterdiiu/s toird auch diese formel wieder durch sinnliche
anschauiichkeit belebt: musz er ausjäten, um platz zu ge
winnen? Hehder 15, 295; gewinn ich platz für viele
millionen. Göthe {var. zu Faust v. 11563 eröffn' ich räume)
15,11,157 Weitnar; ähnl. Wilh. Müller (Griechenlieder 2:
dasz wir alle platz gewinnen in dem . . . Zufluchtsorte)
190; vgl. dazu den beleg aus Günther sp. 6015.
ich gewann einen punkt, zu sehen, was jeder kunst
eigen. Herder {plastik) », ib; ich habe den punkt ge-
wonnen, von welchem aus sich mir mein leben wie eine
geordnete und begrenzte landschaft darstellt. K. Gutzkow
Richard Savage l, 1 ; die erforschung unscheinbarer . . .
eigenthümlichkeiten Deutschlands, aus welchen ich halt-
punkte zu gewinnen trachtete. Jacob Grimm {meine ent-
lassung) kl. sehr. 1,2T, unbesorgt zu sein und für die er-
innerung so sichere merkzeichen zu gewinnen. Göthe
(ital. reise 2: Neapel) 28, 74.
c)) hoc egi, compendiuin temporis sequena, ich hab das
thon, damit und ich die zeit gewunne. Frisius dict.
(1556)267''; gaigner le temps, zeit gewinnen. Duez (l664)
461»; ebenso Räulein, Rondeau; zeit gewinnen, lucrifare
tempus, tempus idoneum nandsci. Stieler 2544 vgl. auch
Dentzler 413*; zeit zu gewinnen suchen, sjnn out the
time. teutsch-engl. lex. 2, m-, zeit gewinnen, bekommen
Adelung, Campe u. a.
a)) also das si nie gütte stund gewan und sich der
siechtag alle tag meret. Elsb. Stagel leben der schweat.
z. Tösz 115, 8; darzwischen er kain guote stund nimermer
gewann, von unmuot starb. Zimmerische chron. 1, 175;
wem in dem trawm so geschech,
wie er tranck eszech
und wasz sauer wesen mag,
der gewind vil trawrig tag.
Daniels traumdeutungen 52 (z. /. d. a. 47, 518);
daz got nie guoten tag gewan darumbe. NicoL. v. Basel
284 Schmidt; daz got ss'/a jar uf ertrich gieng und nie
lieben dag gewan. Closener s. d. städtechron. 8, 116; solt
niemer guten tag noch naht gewinnen, ebenda;
da pei ich kain gueten tag nie gwan.
Sterzinger spiele {Wiener neudrucke 11) 120;
aus der schenke blinkt das licht, da geht der fiedelbogen,
die schönsten mädchen glüh'n beim tanze; eine lustige
nacht wird gewonnen. H. Härtung Euphrosyne vorw.
vergebens flammten mir so vieler tage sonnen,
wenn ich, vom schöpfer aufgestellt,
als bürger einer weit,
durch eine gute that nicht ieden tag gewonnen.
Uz 93 Sauer;
wie Titus einst zu rufen: ich gewann den tag!
Platen {Gaselm 23) 1, 129 Redlich;
andern den tag zu verderben,
sich den tag zu gewinnen;
das, meinen sie, heisze erwerben.
Göthe sprichwörüich (jub.-ausg. 4, 34);
das ist die hefe, die den tag gewinnt,
nur um den tag am abend zu verlieren.
Grii.lparzer (ein hruderzwist 3) 9^, 66;
vgl. auch die den tag gewonnen {by whom the dag is
won) Schlegel Shakespeares Heinrich VI., theil l, l, 6.
ja)) nuo wissant das dir eman unze in das sehste jor
nie underzuog gewan, wedder van gote noch van allen
sinnan creatuoran; er was alle zit, bedde tag und naht,
in dieseme sweran grosan liddende. Nicoi.aus v. Basel
buch V. d. 5 mannen 112 Schmidt; das doch die plage einen
Verzug und lenger auffschub gewänne. Luther (ver-
manung z. friede a. d. 12 art.) 3, 123'' JeiM; es kommen
feile, die einen auszug gewinnen. 19,360 Weimar;
ach! könnt ich, Sprech ich, noch ein jähr
vori der vertlosznen zeit gewinnen.
J. C. GÜNTHER nachlese 184;
und die locken, die den wecken abespinnen
und mit kunst die zeit gewinnen.
Faul Geuharut trostc/esang christl. eheleute
l^Fixcher u. Tümpel 8, 433) ;
GEWINNEN II, 2, e, a (schlage gewinnen) 6040
wo sie zeit gewinnet, bisz das gift't auch in andern gassen
seine Operation ausbreitet. Chr. Weise Masaniello (l, 2) 9
Petsch; so musz er fliehen, und der prinz gewinnet
wenigstens zeit. Lessing (Emilia Oalotti 3, l) 2^, 4io;
ebenso 6, 404 ;
das todesurtheil
bleibt unvollstreckt, und wir gewinnen zeit —
{Moriimer :) nein, wir verlieren zeit!
Schiller {Maria Stuart2, 8) 12, 479;
vgl. auch 2, BIS; nehmen sie das wenige, was ich ihnen
geben kann, als ein brett, das ich ihnen in dem äugen
blick zuwerfe, um zeit zu gewinnen. Göthe {an Kraft)
briefe 3, 252 Weimar; es sei, fuhr er fort, vor allem nöthig,
wenn wir schlagen wollen, zeit zu gewinnen. Bismarck
ged. u. erinn. l, 69; ebenso 1, 76.
/)) zeit so einer gewinnt zu dem schreiben. Dentzler
413»; und er gewann inzwischen zeit, sich in Asien desto
besser in Verfassung zu setzen. Wieland {Athenion 7)
suppl. e,2l; hatte dieser zeit gewonnen, sich am jen-
seitigen ufer zu verschanzen. Schiller {30 jähr, krieg
•d.bnch)», 218; um . . . zeit zu gewinnen, für deinen bruder
zu arbeiten. H. v. Kleist br. 5,21 Minde-Po^iet ;
und eh' ihr zeit gewönnet, zu beweisen,
dasz er Sicilien und nicht euch belog.
Müllner {Albaneserin 1, 1) 4, 13;
der schlechte geschmack gewinnt zeit sich zu etabliren.
W. v. BuRGSDORFF («n Tieck) br. 167 Cohn; so gewann er
zeit, sein schönes seitenüber zu studieren. G. Reicke
das grüne huhn (2,12)^ 183; ähnl. G. Hermann Jettchen
Gebe^-t^ 34S u. a. ; ich habe schlechterdings keine eil da-
mit, und gewänne vielmehr dadurch zeit zu einer Um-
arbeitung einzelner abschnitte. Wilh. v. Humboldt {an
Schiller) Leitzmann s. 50 ;
und für so vieles zeit gewinnen,
zu enden nicht, nur zu beginnen.
Friedr. Rückert {hauB u.jahr 6. reihe) 2, 543;
liebes herz, nun freue dich,
dasz du zeit für dich gewannst.
Hokfmann V. Fallersleben {tröste dich)
1, 168 Gerstenherg.
6)) charakteristisch ist für den neueren stil, wie rasch
die Verbindungen des verbums mit objecten , die etwas
widriges {unglück, schaden, verlust vgl. sp. 59.54/.) kenn
zeichnen, einschrumpfen .-
a)) anno 1315 gewan der bischoff krieg mit dem graven
von Neüwenburg am See. Stumpf (Schtceiz. chron. 12, 27)
(1606) 706»; das man sich vergeblich mühet, und nichts
denn feindschafft dran gewinnet. Luther {zti l Corinth.
15) 6, 247» ./«!«,• darumb auch Saul der erst künig der
Juden über David ein ewige feindtschafft gewan. Muhner
gäuchmatt {4:7) 162 Uhl; doch so gewan der lantgrof zu
demselben mole die niderloge. Eberh. Windecke geach.
kaiaer Sigmunds (237) 217 Altmann;
von dannen man
gar leichtlich kan
gefahr und fall gewinnen
S. Dach (hochzeitsged.) 9080 Österley;
schlage gewinnen, gagner des coups. Rondeau 2, Uu 3*.
b)) wann er ist so ein schöner ritter das ich besorg
das sich etwas nerrischer lieb zwischen jn möcht er-
heben und wachsen des ir hinfür schäm und uneer
möcht gwinnen. Pontus u. Sidonia f 3»; schände gewinnen,
gagner du deshonneur. Rondeau 2, ÜU3'*; so jemandt
darwider sei, und disz wöll verfechten, der werde bei.
den gelerten nichts anders gewinnen, dann ein gespött
und gelächter. S. Frank chronica (1543) 2,141»;
hat man noch so treue sinnen,
wird man doch nur spott gewinnen,
wo man nicht, wie andre, schilt.
JoiL Chr. Günther ged:^ (sl;
von dieser frag gewon
ein ströpnel manch gelerter mon,
und worden vil opinion,
in zwo part es sich spalten wolt
H. '6 Kr Hü fabeln u. schwanke 4, 68;
der bochmuth stürtzt uns in gefahr,
der neid musz fluch gewinnen. 22;
des vaters fluch — du halfst ihn mir gewinnen.
Z^charias Werner der 24. fehniar 2.
c)) da von gewint er zwen schaden : er wirt pleich und
flockacht, alzo daz er sein liht verleuzet. meiater Eck-
hart jjrff/. der Nürnberger handsvhr. bei .Tostes a. 28; doch
gewann unnd begegnet Goffroy von dem ungeheueren
604 1 GEWINNEN II, t, t, ß (vortniaen kq sich aelbiit)
GEWINNEN II. t. «. ß (irwtalt Rewinnen) 6042
rieHen dennooh laaleR viel und gnug, und HUt'h merrk
lieber schaden, «In jhr hernach hAren werdet, buch
der lieft« {Mdiutine) tlT*;
w«r heimlich durch <ten xauin Ibnt atechM,
mit ÜHt «ich an Mim fnindt xnrwhati,
der fpllt o(Tt in ««in eiKsn apieax,
fewint Mchadcn, «uot und verdrian.
It WAi.nm KiopuB (S, ») 1, KM Jr«n;
vgl. tttirh Rchudcri i;i>WHn in ttn tmettming dsa SiMungen
Heden, v. Simmock iftwi ;
p« nifTt Kfin Ninmmer mund war mit dea •i4M IpMt.
fewinnt ihm den verlunt, venttihertxt Min elgiiM glttek*.
JoH. Cmh üCntiirii (TheiHlimtwi ft, fl) ped.'lOM;
hab ich RroKxe ncbuld befahlt, die ich su Venedig ge-
wuniieti hab. A. DOmkh narhliun lA; ob er an dem gelt
iclit abgangd gcwunic. Milnrhurr urk. v. tMA «. 8<:mmki.i.RK
s''', o:u; dadurch wie nn jhrer obKcnnnten kQU mangel
iiniul iil>f<ang möchten Kowirinen. Stil s/migrr Urkunde {itm)
bei W. Hund i,i)»; dir (iailier gi^wurinen maogel an
■peiitx. Sri'Ml'l' Srhirrixer rhron (S, Uli l.M*.
ß) unter den fiUfungen, die don ulijret mua dmr tfkär*
dei» imbjertn itelhnl heraujtholen mler rntttehen /«Mm {vgl.
oben »p. fi»M), kehren manrhr der eben Mrgten vtrbin-
dangen rereinxelt irieder, doeh unter änderung in der be
dei*titng: durch diexen unerwarteten anblick gewann er
neue gunitt für den verlorenen. K. (ti'r/.Kow tattbtrtr
V. Kfym », 14A; vertrauen zu »ich nolhiit gewinnen. Möhkh
ptitriot. phantaitien I.SIA; üewiinn dadurch noi-h mehr
vcrlrnuen, dem ehepaar mit ihrem anliegen r.u kommen,
(i. KkK'.kk doM grüne huhn'^ iOa; iibnl. (i. v. Umiiko.n d.
xeremonientneister* IM: »int einigen gemach o<ler fride
da» herlr.e mit nichte gewinnen mag. Jon. v. NKiiMAnKT
leben d. heil. Hieronym. 904 Benedict {quie» mentit); über
eine zeit gewann er frieden aun der allxugroRzen traurig-
keit. C. Spittki.ku Fromethnui* »; wie oft gewinnen
die dinge ein ganz anderes aussehen! Pi^trn (JMuna-
regeln M) ». IW» Redlich ;
e» war ein giKlig b&M spinne,
die thet gronx ha»/, und neid gewinnen
aber ein schwalb darumb, das
die schwalb all/.eit di» liieren frasc,
welch der spinnen allein gehfiren.
Wai.i>I8 Etopu» J, «H Knrt:
der fiebernde konnte kein wort gewinnen. K. (iuTziiow
tauberer V. Rom 7, tA; die antwnrt auf diese frage kann
nur auf dem wege der erfahrung gewonnen werden.
K. BCnilKR entstehung der volkitirirtnchaft^ h; und er
inichte einflus/. auf meine geifitpsrichtung xu gewinnen,
wogegen ich mich indes spröde verhielt. A. v. Si.iiack
ein halben Jahrhundert (i, 8) t. .')7: wenn ich die wünsche
sr. maJesIKt früher gekannt hätte, hätte ich vielleicht
einen einflusr. gewinnen können. Bismarcr ged, m. er-
inner. 1, 140.
xirei gntpi>en von Verbindungen nnd an beiden ztutammen-
hängen gleich .ttark betheiligt: liebe gewinnen und herr.
gewinnen. während nich aber beim ernteren die. be
deutung den nnkttantirn im itetten tutammenhang nicht
ändert {vgl. licbo. neij^ung r.u jemand gewinnen np. «H5),
hebt nich gegen das her/ eines amicrn cewinnen dir riel
gehrauchte redeniMrt ein herr. (zu etwas) gewinnen atteh
nach diener neite deutlich ab: und do die cristen die nun
gefangen waren das ersahent. do gcwunnen si wider-
umh ein hortz. und licffen die beiden an. Pontua u.
üidonia c (i* ; da gnwunnen sie alle gar
ein nene wider und liefen dar
an dasselhig si-hwoin mit frwalt
Tciirrdank (li», BS) Goedeke «.46;
der pawor as und dranck, wider ein hercs cewon.
Hans Sachs /a6. «. echwtinke 3, 75;
also gewan iederman ein götes getreues manliches herts.
t'onttm u. Sidonia C4»: vgl. J. C. GOnthkr ged.* WO (die
wir durch Verlust ein müdes hertr. gewinnen); ein fried-
sam frölich hertz zu gott gewinnen. Li:tmkr 3, 90» y«»»««
{wider d. himinl. prophet i); ein kindlich hertr, zu gott ge-
winnen. LfTiiKu {epüttel d. prophet .fe.iain) 19. ifio Weimmr;
aber der schuldige kann nie wieder ein herr. r.u uns
gewinnen. Mösf.» patr. phant. l.StS; nun hab ich Ihn (den
geL9ter.<ieher) das drittemal liegen lassen, ich habe noch
immer kein herz dazu gewinnen können. Scuii.i.kr brirfe
9, 180; ein herz zu arbeiten gewinnen. Aorluno i. 6U {mU
'ungetcöhnlieh' vert.).
die mrigtn» vmrtimdMmfii jtitek »rwnek»e» dienern be
ntmderen numwmmÜMnf, und mitA hier wtrden allere
auM0t»r6«nä* tifptm dttrek ttmtm tmUrmdttnn krtiM jüngerer
bUHunttn mbftUtt.
0) leben, fMUlt. imfl, eigenaeluinen gewinnen vgl.
np.
•))
von g«(i wart mir dar«« §■>»■
all«*, was U> fwan das Immi.
Vai.tb«! Vutfll
(mM r. wnfe. «. JtU'd.
wmmMt» 1. 1> flM KOMetm :
lUtaMlsM ww McM !■ ifokeM^
MwJee vefVMglicse hcs i
hHtiftei I JnlTfi IstM gm
8c«iu.m («rsäTv. Mm$tm» I. S> 14. tl;
hkft aw iBft Mek ew«r welw
tttt weil WM IkeratiMMB;
leb bi lüitwiai isttiiitigwi hielae
velax dee Mbev mi gewMMHi.
OAtns mkmt tet^m 1 ;
abir mU im j^nM gtmtim' kb
HorrtMNH V. FAixRaoi.«»«* Cmek der
im« 17») I. »•;
aM disMirHi aalMs biafi
bab' leb Mass sahi ga wanwwi
ZSMm adHat Ronemmmtt 10
btorsM 4ata ralb «Mb 4apff«r t\h.
•• gwtaiA 4le aMb «n ibna Mb.
dm Kmihmgtr JuimifM » Amra:
der fnrigang der reit gleicht einem schwunrnule . das
. . . keinen schnelleren antrieb gewinnt . doch aorh
. . . nicht gehemmt wird. Ml'nAi;* voUunmdrtken S. m:
das blul rölhet sich und gewinnet . . . «MlfiMiMa kMte-
lauf. HKnuRR (ideen n. philo».) U. M: d«r
ohne gerade grosze ansdehnung nach allen
winnen. P. L. Jahn {bereirher**ng d. hoehd. »prmtkmkatmH
1, IIA.
b)) gestalt gewinnen.
m)) Min gedi<^l gwint erst ein fkaM,
I froben bOMin maniffait.
/. B. Firauia «w« r />Mltar6r«a«r«rt ltS>:
bracht ain traurige antwort und botschaffl, wie es umm
seine gesellen ein gwtiUt het gewnnnen. Schaidem-
RRiar.RR (MyJMTM^:
ieb sag e«cb, «ia andre gwtalt
werden ««r aacb hinmr gewinnen.
drom woK tacb weiir nit br^innen . . .
Dimerdank (M&. tO*) (ioedeke $. 90;
nun dächte ich gewönne die sache schon eine andre
gestalt. M^HKR patr. phant. 4,47; wodurch ganze zeit
rUume auf die dauer eine andere gestalt gewonnen
hal>en. Stiptrk bttnte nteine. vorrede; ein anderes an-
sehen, eine andere gestalt gewinnen. Ar>Ki.rN<i u. m.
ß)) wäre feindl.ichafl gewinnt gestalt grosser freonl-
schaft. S<:iiWAH/.KNHKn<< biichl. v. tutrinken 40 Scheel:
wölken, die in fralzenha'len umrissen gestalt von un
gebeucrn gewannen. C ViKnui die kw<-A/ am Rhein^ Ji«;
die geschäfle, die meine reise veranlasset haben, fangen
endlich an, eine vorteilhafte geslall zu gewinnen. J. vox
SoNNK««KKlJ» britfe über die Weimarinche
neudr. n. 3; welche regieningsart in Karthago i
gestalt gewann. HF.idtKR idetn (it, 4) S, lo4: »hnl. ioa;
ebenno (eine organische gestalt) R. tst Suphan (die pltutik);
dasz die erde . . . nicht ihr« gestalt ans wasser könne
gewonnen haben. (flAer den urtpr. d. nprmeke t) &, I3S.
/)) der nebel ttberwllzt si. h. ballt
zusammen sirb, gewinnt gmtatt
Wim \>i> {tniUrrmnrrkem I) 1«. fö;
seli.Mim fremde li'>ne wimmern.
xuokend fahle li<-hter schimmern,
e* rewinnt die narht twwefwng.
und dar staub gewinnt gMlalt
GaiM-eAa/aa (akn/tmn f) 4*. 44 ;
jedes geschöpf sucht gestalt zu gewinnen nnd formt
sich. Hkrofr (w/era S. &) IS. 108; im ei eines vogels . .
ehe die fnicht gestalt gewinnt nnd sich dies« vollendet.
(ft, s) 17S ; da.'iz die prose ans der poesie herrocfefuifMl
sei und gleichsam an und nm ihrt!) gestalt fl»vonn«n
habe, {bri^ dm» Hmd. d, tUoL hetr. 4) II.M;
icb kam - icb gab' - ieb sab das radMa stigM.
das leben, w«isx icb. soll gaslalt tiiwlaasa.
doch hier hält eitle« nirhis nocti maabeangMa.
Otto H«i>-r. v. LoRacrc (otoelUsrf r. P»i$)
gtd ISS:
379»
6043 GEWINNEN II, 2, e, ß (umfang gewinnen)
ähnl. Th. Storm (Fsi/che) i, 234; C. JusTi Winckelmann
2^, 63 u. a.
<?)) durch die worte nämlich gewinnet unsere empfin-
dung gleichsam form und gestalt: unser gefühl wird
durch sie ein helleres bild. Hkrueh (zerstr. hlütter 1, 2)
15, 210; ebenso (inwendige gestalt, form der hunianität zu
gewinnen, ideen 5, 4) 13, 187 ; hier gewinnt also schon die
spräche eine form der kunst. (urspr. d. spräche 2) 5, 120 ;
aber auch unter diesem cabinet blieb ihr einflusz nicht
dauernd gouvernemental, sondern gewann bald die natur
einer begünstigung derjenigen minister, welche der
obersten Staatsleitung unbequem waren. Bismabck ged.
u. erinri. 1, 211.
c)) es würt aber als dann ein andere rechnung ge-
winnen (aliter se hahebit res). Hütten (Vadiscus) i, 198;
bis oben in die auszladung der fasen, also daz es oben ein
ausschweif gewinn. Albh. Dürer underiveisurig der
messung G i'' ; und gewann ob es gleich anfangs ... un-
proportionirt am köpf ist . . . zuletzt völliges verhältnisz.
Herder (ideen zur philos.) 13, 143; wie er insbesondere zu
der erwachenden deutschen litteratur ein Verhältnis weder
gewinnen konnte noch wollte. H. Pkutz preusz. gesch.
3, 224; die doppelverfassung gewann jetzt das heilig
Pipinsche reich. Herder 5, 688; das bild wird bald mehr
ähnlichkeit gewinnen. Adelunu 2,665; und welchen um-
fang kann die traurige aussieht desselben nicht gewinnen I
Herder (vo^n geist d. ebr. poesie) 12, .333; ein solcher an-
schlusz würde vielleicht einen gröszeren umfang ge-
wonnen haben als die Welfenlegion. Bismarck ged. u.
erinn. (21) 2, 75.
rf)) daz dir . . . kranc würt, so snit dirre selben biren
eine uf und is ir, so bevindest du, daz du an stette
kraft gewinnest. Rulman Merswin v. d. zwei mannen 9;
wein oder wazzer daz sol man im ein wienig geben ze
versuchen gewinnet er douon grosse krafft so gib im
sicherlichen mer. Ortolff v. Beyrlandt arzneibuch 7"
(so gewinnent si nit gute krafft dem leib. 58'^); und als
pald ich das geasz, da gewan ich wider kreft. Gregor
dialoge 4,49; vgl. robur capere bei Cholinus-Frisius u. a.;
und schencke mir,
dasz ich in dir
mag femer kraftl gewinnen..
Simon Dach 112 Österley (no. 13) ;
wenn man die {würs und kraut) kunstlich ordinirt,
zusam sties, prent und conficirt,
so gwfinen sie warhafte
ein solche edle krafte,
das man die dotten mit erwecket.
H. S.^f•^^i^ fabeln m. schwanke 4, 117;
dämpffe sie (die Sünden lüste) im anfang, damit sie in
den gedancken keine krafft gewinnen. Heinr. Müller
geistl. erquickstitnden (117) 194;
und lasz die schwachen sinnen
durch wort, erkänntnisz, geist und müh
im guten krafft gewinnen!
JoH. Chr. Günther jred."'' 47;
genau so 554. 783 ; ähnlich (bisz die zunge krafft gewinnt)
805; (bisz die beszrung krafft gewinnt) 118; (wie . . . das
Sprichwort krafft gewinnt) 550;
die schlaffe zeit, damit sie kraft gewinne
durch druck, zu stehn von neuem ohne krücken.
Friedr. Rückert (geharnischte sonette 58) 1, 35.
e)) ein stercke gewünnen oder überkommen, robttr
capere. Maaler ISO*»; wenn im hexameter der schmerz
stärke gewinnet. Herder (vom geist d. e?jr. poesie) 12, 33T ;
wem traumpt in dem slaff dabei,
wie er in grosser armut sei,
das bedeut grossen gewait,
den er gewinnen mag manigvalt.
Daniels traumdeutungen 88 (s. /. d. a. 48, 519) ;
findest du nicht auch, dasz deine mutter etwas gereiztes
hat in letzter zeit? da gewinnen Vorstellungen leicht
grosze gewait. Georg Reiche das grüne huhn (2, 9)'^ 159.
/)) da die nacht die kürtze gewan,
der tag empfund die lenge.
bergreihen (5, 14) 14 Meier;
das edelste ist auf der erde nie ausgeführt worden, das
reinste hat selten bestand und dauer gewonnen. Herder
(idee^iö, 6) 13, 195; ähnl. ideen (ib, 5) 3, 3bT, der zweite
theil des romans hat in dieser zeit einigen bestand ge-
wonnen. GöTHE (an Mar. v. Eybenberg 1809) br. 20,366;
die vorarbeiten zur farbenlehre . . . waren so weit ge-
GEWINNEN II, 2, e, ß (ruhe gewinnen) 6044
diehen, dasz . . . das ganze . . . eine consistenz zu ge-
winnen versprach, {tag- und jahr^shefte 1806) werke 31, 259;
sogar bei dem landvolk . . . fangen die entstellungen an
consistenz zu gewinnen, welche von allen seifen . . . ver-
breitet worden sind. Bismarck ged. u. erinn. l, 27; die
spräche gewinnt immer mehr biegsamkeit sich andern
ausdrucksweisen zu fügen. Göthe {Volkslieder d. Serben)
46, 324 ; wie der bach die lieblichste krümme durch einen
entgegenstehenden fels gewinnt, {an Kayser 1786) 7, I66.
g)) diz ist gesprochen gemeinliche von den tuginden,
di da sint gewünnen ; aber von den in gezogenen fugen-
den sprichit sanct Augustinus. Hermann v. Fritzlar
s. myst. 1, 181; die ... blumen ... gewinnen auf den höhen
schätzbare eigenschaften , welche sie in der tiefe nicht
haben. J. G. Koni. Alpenreisen 3, 2iid; gewinnen die an
sich unwichtigsten begebenheiten . . . Wichtigkeit und
grösze. W. V. Humboldt aufs. ü. d. klass. alterth. 145
Leitzmann; dadurch gewann er {d. griech. national-
Charakter) in der ansieht klarheit. 142; überhaupt würde
die schöne abhandlung Lessings . . . mehrere bestimmt-
heit gewonnen haben. Herder (ivie die alten d. tod ge-
bildet) 15, 479 ; durch vieljährige literarische Übung ge-
winnt er sich die höchstmögliche facilität der behand-
lung und des Vortrags. Göthe (leben Napoleons v. W. Scott)
46, 233; mit einer geschicklichkeit verrichtet, die sie im
wachenden zustande weder besessen, noch später ge-
winnen konnte. H. Zschokke die Verklärungen (5. neuer
iverbungsversuch) ; ich hatte durch langjährige gewohn-
heit allmälig ziemliche Sicherheit in beurtheilung der
frage gewonnen. Bismarck ged. u. erinn. 2, 285; bagatell-
prozesse, wc der ungeschulte junge Jurist wenigstens eine
Übung im aufnehmen von klagen und vernehmen von
zeugen gewann, l, 8; Marx war von höchstem fleisze und
gewann eine Innerlichkeit des Vortrags, die ich ihm
zuvor nicht zugetraut hatte. Tu. Storm (es waren zwei
königskinder) 5, 243 ; diese doppelgängerei fing nun an,
etwas unheimliches zu gewinnen. Stifter (studien 1:
feldblumen l) 1, 81 Sauer.
h)) domit gewinnest du ewige selikeit. Johann von
Neumarkt leben d. Jieil. Hieronym. 69; (ghewinnestu
ewighe salicheit. ndd. druck; salus tua deus erit);
wie man die Seligkeit sol gewinnen.
bergreihen (12, 1) 27 Meier;
mit solchem trost bin ich verwahrt,
und wil das heil gewinnen.
Simon Dach 107 Österley; ebenso 334;
drum jauchzet das vertraun der muntern Pierinnen,
die stets mit deiner wähl ein neues heil gewinnen.
JoH. Chr. Günther ged.'^ 740;
auf diesem angedeuteten wege die heilung zu gewinnen.
Göthe (variatite zu dasz der jüngling bald wieder herzu-
stellen sei wanderjahre 2, 5) 25, 2, 96 Weimar ; dasz die
milch und die molken der Alpen . . . eine in den thälern
nicht erreichbare heilsamkeit gewinnen. J. G. Kohl Alpen-
reisen 3, 240.
i)) des selben glich, de unser herr der keiser hie was,
das ich tag noch nacht nie kein rüw gwan. Henmann
Offen BURG (1433) s. Basler chron. 5, 235. genau so S. Dach
337 Österley;
hir umb wel ich kein ruwe gewinnen,
ich brenge en dan zu der groisze pinn.
Alsfelder passioiigsp. 224 Grein.
vgl. Geiler v. Keisersberg sibe7i tractat 6 4^ (gewinnet
ein mönsch zum dickren mal darausz grösser unrüw);
darum ob ir weit gwinnen ru,
so habet fleisz und tut darzu,
das ir Teurdank, diesen hauptman,
habt gfangen oder sonst weg tan.
Teuerdank (95, 109) Goedeke s. 235;
komm und lasz die müden sinnen
wieder ruh gewinnen.
JoH. Chr. Günther j7ed.*917;
Münchhausen's glieder hatten ruhe gewonnen. Immer-
mann ikfüHcMartseu 6, 15; fühlten es die regenten, dasz
sie nur durch licht ruhe gewännen, nur durch Wissen-
schaft ihren ländern ruhe gäben. Herder (einßusz d.
regiertmg) 9, 341 ;
und selber hatt' ich ruhe mir gewonnen,
gekühlt der thateiidurst'gen jugendgluth,
und war geduldig worden und besonnen.
Chamisso (Salas y Gomez 2) 4, 156 ;
6045 GEWINNEN II. t, e. fl (fnode gvwinneB)
be«iiert von neuem Ji« HlinlxlMrM
drunter wir netren und mb« Mwini
Lm.av linnged. (f. tugabe tum ». tausend
nr. IM) M9;
bix hier im dunklen bauM (Im orabt)
ich ruh und raiit fewann.
Fhiühh. RfcKiRT (Korutn gtM) 1, 7«.
«)) unter dm lerlnndunyeH . die auf gvmülakttiMfunfni
tielen {tgl. ep. 59ö2/a), üt wiederum die fMrfldWiiüfMNf
dfr umrfreuliclmn eiiidiUeke kennzeichnend für dm ntutnm
util. in dem neh die veibindungen mit luit, fraude u. a.
weit verzweigen.
a)) alle di wonnc, die alle geiato io gewunnen. predigt
Hanee de* Karmelitern luv Zuehhold; «llo di freud und
wunne, di ullc oiinel und alle heiligen Ic gewunnen.
pred. dtr Nürnberger Kckharthandechr. bei Joatea «. M; er
het sonderlich freud daruon gewonnen. Aimon W'; die
froed. die alle menschen io gewunnend ald lernet mugend
gewinnen. Ki.sijkt Sta«ikl leben d. tehweetern tu Tuet 90;
Bftlirhcr rede und fUrnemens gewan der kOnlg froas«
frcUde. l*ontwi u. Sidonia a«^;
die ItUnKin drab groas freud gewann.
Teuertlank (108, M) «M Oetdcfet;
darfon er frewd Kewünne.
H. SACiirt /ab. u. lehwänke 4, 41 ;
äknl. 4, 74 (ob der aUnen achewben); es ist auch an
magisler Mftller keine rechte frcudv zu gewinnen. A. S tkhn
die letzten humanieten 89; frewd und lust werden si ge-
winnen; smcrtzen und aeuffzen wenlcn von in flihcn.
Jon. V. Nki MAiiKT überaets. d. »Uiloquien M Sattler; der
gewAn den haldt ein lust und lieb zcur keuschcit und
wurd sie an «peien. Li'tiikh (ptedigt v. im») u, m Weimar;
das man lust und willen darzu hatt ... wie geth ea nucn
zu. das man die lust [möge] gewinnen, (predigt in die
roe.nae dorn.) 9, 6+4 Weimar; und gewinnen selber lust und
willen zum jagen. Kykf fhierbueh Ae"; lust und liebe
gewinnen zum gesolz gottes. Mattiik-sicb leicketirtden toi
Loetche ; i •. ...
und lasxt sie bei gezeigter pflicbt
zum iruten trieb und lust gewinnen.
Jon. Chk. GCntiibr ged.* 141;
das si lust zum chestand gewinnen. LuTiiKn {deudeeh
ratechiemue) 4.401»' Jena; gewänne er einen lust solcher
kinder mehr zu zeugen. E. Ai.hkuus ehebüchlin Es'':
und er lust zum weihe gewan. Kulenepiegel Ds"; der
brombecrslraueh sagte einsmahl zum gärtner . . . 'es sollen
wohl kftnigc lust zu mir gewinnen*. A. Olearius Lok
man« J'aMn [ti) in*';
dnsz er tiic-b
•olt wenden, und ein lust gewinnen
zur schriffl. ich mein er ward» wol innen
SciiKii>T DedekhiHs (JroManit« 4V .Vitchtack;
al« trttnk' er lieb' und juirend, der eisgraue mann;
wohl keiner Je aus wasoer solche lust gewann.
GilBiL (JMniutlieder : v(e küntg Stgurd
Älftonnen troj) a^, 196;
so redet mein verstand mit louten, die nicht «ind.
durch deren b(>i»piol auch mein elend trost gewinnt.
Jon. CiiK. GCmiiek ged.- 47'J, ebenso 706. 116«;
erquickung host du nicht gewonnen
wenn eie dir nicht aus eigner seele quillt.
GÖTHB (Fautt I) 1«. 88;
kaum gewinnt das gemiith durch den anblick des ofncn
meers . . . seine frcihcit und heiterkeit wieder. W. v. HitM-
iioi.HT nufaiitze no Leitzmann ; und gewinne dabei daa
verpnügen, weniger gesehen zu werden. S. v. LaRociik
frl. V. Sternheim 84 nettdr.
/>)) Kinhart und die Imma . . . gewonnen in mitler zeit
«in solch liebe und nuigung zusamen. Zimmeri»che chron,
», !>29; das S.Johannes über den kreis zu der jungfrawen
gieng in jr halb teil, und umb fleng sie lieblichen, und
gewan gros lieb zu jr. Lutiikh 6. 602* Jena; dem c.xempel
nach sol wir auch solch lust üb brunst gewinnen ad
dominum, (pred. über Joh. 20, 11) 8«, 149 Weimar:
so wird mit last der kunig girijr innen
gen deiner schKn prinnende lib ^winnen.
Paul Scheue Mei.isjsi!* pMilm 40,6;
vgl, S. Dach (gewinnen keusche gegen-gunst) 140.
wie das weib Putiphars gar bald
ein brünstig liebe zu ihm gewan.
Nicou. Fait-CHUN Joe^fh. 1. prUog;
) 6046
GEWINNEN \\,t.e.ß (gcMhnuiek
nnd Witt ein lieh m dir taerfaHM«.
•e Am Jm niil(b«ilt( also Trvnib.
H<-MRiur UtiiekindM Urehiantu 4, 794:
und wilMnt, lo ich Joch wol undenrilent ettewaj; natur
lieber adgamwi zuo irme ordea fsvlBOe. Suolau»
0. ßasä ma Sdvmidti ReUer gewann daidoidi eine auu«r-
ordentlidM soncifonf sa dl«Mm manne. K. Ph. Mokitz
A»t9H Btimr (s)«9 Oeifer; daas die frtfln nrigang so
mir gewinnen kOnnte. H. Znchokk»: die ctrUänmgm
eap. 1«: immer grtezerca Wohlgefallen gewinnt ile an der
tugend. C F. Micych AngU« Borgim m,
e)) da« er gantxen furaalx gewan. «r wolle an derselben
tugentUchen Junkfrawen. seiner »weater. begem onmenaeb-
Hohe« laaten. Jüiiann v. Nkcmakkt Mm de» U. Hitr»
Hyrntua (vortäte gewan nitdted, druek; fmod ftm eee« ad
iUieitm . . . imvikutet);
H aua aber der gwaa ato laAiv
kam apat kinaA* gangen in gartaa.
II Hai HM /aMn m. tekwOmke t. WO.
groe «HTtr «1« gewinnen.
die «ftaeia air weektan. 4, »;
gewunnent so groaaen fli« und emest amb der «tett« nutx.
TwiNOKIl V. KÖNIUMllüKKN. jr. d. »tüdtrrhron H, SSI ; da« er
doch unter der mesz: sich wandele unnd vorlangen ge-
winne diazes leslaments. L(.'Tiir.ii (eermom v. d. gute»
teerken) 9, H» Weimar; darumb gewan er «o groeee be-
girdo und senen noch ir. an; wer da« wort gotlet erfcent
und ain beginl danO gwind. 8. Lott.kh (ermakm. m. S. ein-
wohner tu Horb) M Qcttu; und begirde tt sterben ge-
winnen. Li'TiiKii {iu «piHd 8. Mri) ».MS Weiwtmr;
darduruh «le «in verlaagSB gwaaa,
SU sehen den learHfbin mum.
Tmurdank (M, IM) Omdeke t. ttl ;
davon sie das herzeweh und Sehnsucht «am Vaterland
gewonnen. Luthkk (an Johann Friedrich) briefe 4. SU
De Wette; do gewan si grosse andacht darzu und natle
den selben namen mit rolher seiden auf ein kleines
tUohlein. J. Meikh vorrede tu EUUt8tmtel;AtM ein mensch,
auf solche weise anlas und trieb gewinne, fleissig zu beten
BuTSciiKY Fathmo» 78S: unter den vielen antrieben die
damals Europa gewann. Hrrder ideen (so, s) 4. ao5;
da »prach die bebre jongfrau: 'wae klagt ihr niicb an?
da doch solchen willen ich arm« nie gewann: . .
ümaocK üben, der Bmdntm lf77 :
das wir doch einen schmack davon gewinnen. LfTiiKit
(pred. 14») w. 575 Weimar; ehe ich wiedemm gesrhmark
an Ihr gewonnen. Hf.iu.k» (v.gtuld.ebr. poetiel) w.nh.
das« das pupplicum gcschmaek am grossen and schAnen
gewindt, frau ratk an Qötke (M. juli 1804); geschmaek
an etwas gewinnen, prendre go&t. Schwan I.74«*: eben»o
AuKi.CNu. Campk u.a.: vielleicht hatten die beamten.
denen die nicht getrunknen weine verblieben, durch
lange erfabrung schon einen zu durchgebildeten ge-
sobmack gewonnen. Bismakck ged. u. erinn. l.as: wie
er . . . Interesse an den dingen gewann. G. v. Omptroa
derteremoiHieH»matef*iM: gewann intereeae aa nancher
lei lenten. H.Hessb Peter Cuutennmd^ t» (dugegtn rgl
was ich seit langem theilnahmlos hatte an mir vorbei
streifen lassen, das gewann nach dieser nacht plötzlich
ein . . . Interesse filr mich. W. Raahk alte »eatmr l. oy. t»;
stücke die ... wieder einmal ein actuellee intereeee ge-
winnen können. Bismakck ged. u. erimn. i. SU); doch
gewan er ein hoffnung xa gott. and gedacht, ich wil
beichten. Lltiiek (au/e eoneil. gern Mantum) C. aoi* Jena .
gewinnen sie aus dem allen eine gewisse bolfnung tu
gott (cpwM d. propk, Jeeaia) i». leo ITeÜMir.- eiMfer«
den kUdem der erinn'rnng oMig's
das« sie dir neu« boHnung aoä , ___
Fa. S<-iiLSGaL (.<4torra* i, t) •■, it;.
d)) die Verbindung mut gewinnen, cum liMingmeendung
de» mittetkoehdetttaeken etiU (tgL tf. a«^) Iritt kdd gan»
turüek; netierding» — wUt ifiilndiiili ledilifawj — ist
eie rereinzelt wieder belegt: und do si mAt gewan das
si in dis kloster w6lt varen. Elsbkt Staoki. leien der
aehweetern rt« Tuet »; aber so bald Ich ein psalmen odder
Spruch der schriffi für mich neme. so leuchtet« and
brennets ins hertz, das ich ander mut und sinn gewinne
LüTHBH (^red. über Joh. 17. l) «8.76 Weimmr. eieneo
Lmurin O» Sekmde; Teuerdetnk (iie. lOl) Ooedeke tM-
6047 GEWINNEN II,2,e./9 (leid gewinnen)
Hannibal zfi Capua lag,
sein kriegsvolk rü und wollust pflac,
pevvunnen si so waichen müt,
das iren feinden kam zu gut.
JOH. V. SCHWARZENBERG trOsUprUCh UVl
abgest. freunde 21 Scheel;
dabei kam ihm der tag wieder in erinnerung, an dem
er hier auch herumgeritten war, um sich mut für den
abschied von Lene zu gewinnen. Th. Fontane (irrtmgen,
tcirrungen 23).
e)) auch die wendimgen, die eine widrige empßndung —
Unlust oder schmerz — zum ausdriick bringen, gehören
fast nur dem älteren stil an; neuere belege, mit denen
gewinnen in dieses gebiet übergreift, zeigen mehr indivi-
duelle Züge: nun gewan si ain anfechtung. Elsbet Stagel
(vgl. sunde gewan Alsfelder passionsspiel 293; schuld ge-
wan Mu nK KR schelm^nzu7ift bT u. a.); nun gewonnen die
Behem grosz leid und Jammer, aber sie mochten das
darmit nicht gewenden. buch der liebe {Mehisine 3l) 271";
wo si nit hefftig rüw und leid über ir blindheit . . . ge-
wünnen. Judas Nazarei v. alten u. neuen gott \, ZT,
dasz du reu und leid gewonnen.
Jon. Chr. Günther tjed.- 196.
«)) also das ich gar und gantzlich vergass alles des
widermüttes und seres das ich da vor ie gewan. Ei.sbet
Si'Agel.59; so wirstu gar grosse noht unnd arbeit leiden,
unnd kummer gewinnen, hiich der liebe {Melusine 15) 266" ;
daruonderkeiser grosz leidt gewann. AMno7te5'>; ebensoQi'-;
ein grosser schmertz ist zwar ohn alle witz und sinnen,
und giebt gar übel zu, dasz man ihn mag gewinnen.
Opitz {Trojanerinnen i) 1, 240;
kurtz! dieser harte stand gewinnt ihr lauter quaal,
disz einge hertzeleid kost ihr wohl tausend zähren . . ,
Jon. Chr. Günther gedß hl2;
für all mein stolz und freud
gewonnen hab ich leid.
Th. Storm (Elisabeth) 8, 196.
/?)) und ob Goffroy gesöndiget und miszgethan hat an
dem gottshausz, das er verbrennt und verderbt hat, ge-
winnt er recht rew, als ich hoff, buch der liebe (Melusine
41)275''; und machet, das die jungfraw in grosse sünde
fiel durch seinen willen, darnach gewunnen sie beide
grosse rewe umb jre sünde, und was jnen leid, das sie
die Sünde wider gott gethan hatten. Luther 6, 502»;
desz hi und dort gewint jr rew.
Sch WARZENBERG tcuUch Ciccro 127»;
durch solich grose ausgefüelte lecz
würt petrogen manch ainfeltige mecz,
die darnach det grose nachrew gewinen.
H. Sachs fabeln und schwanke 5, 349;
ebenso (der verlorene söhn) trag. 11, 213 Keller.
y)) das si gedacht das si ab der stat niemer lebendig
kem, und hie von gewan si etwenn forcht. Elsbet
Stagel 70; da erschracken vil menschen, und gewunnen
gottes forcht. Jieiligen leben (U12) 2^ (Sanctus Ambrosius);
dazu vgl.: was gewinnt er? furcht und last. Jon. Chr.
Günther ged.'^ 80 u. a.; ebenso: was werden meine sinnen
vor gefahr und angst gewinnen. .306 «. a. (s. sp. 6058);
die küngin grosz schrecken gewann.
Teuerdank (101, 34) Qoedeke 257 ;
das wir nicht blutsfichtig würden und auch einen grawen
gewunnen menschen blut zuvergissen. Luther (pred.
über! Mos. 9) 2i, 201 Wei^nar ; ein ekel darob gewinnen
briefe2,B93 de Wette; ja auch dein hauszfraw und sun,
ob deiner schnöden gestalt ain entsitzen und grausam
gewinnen werden. Schaidenreiszer Odyssee 57"; ein
solch abscheuen vor dem spielen gewinnen sollen, als
wan sie säu-milch . . . gesoffen hätten. Grimmelshausen
Simplicisaimus 155 Kögel. anders gewinnen mit der be-
deutung ersparen in: so bab' ich obendrein die sorg'
und angst gewonnen, die deine kindheit mir verursacht
hätte! komm, sei mein söhn ! F. M. Klinger (Damokles i)
2,343. vgl. dagegen sorge gewann bei Simkock Nibe-
lungen 843.
o)) wem trawmpt, wie er swimme,
der gewinnet grossen grimme.
Daniel» tranmdeutungen 414 (s. / d. a. 48) ;
darüber gewann der neidische könig einen hasz. A. Ole-
ARius persian. baiim-garteii (2, 14) 33»;
w?r mit der schickung zanckt, gewinnt nur zorn und höhn.
Günther 1144;
GEWINNEN II, 2, e. ß (verstand gewinnen) 6048
was man kan triben,
würt es zu vil gethan,
man gewinet verdrisz daran,
uszgenommen ein dinck,
der heiset junckher Pfeningk.
HER MissENER Junker Pfennig 14 (nnlte
2. /. d. a. 48, 33) ;
hat sie besorgt, wenn er die junkfrau innen wurde, das
sie nit villeicht ein verdrusz ob im (dem bauernburschen)
gewunne. Bebeis facetien deutsch B 8*.
3)) für geistige bethätigung kamen im mittelhochdeutschen
stil nur gedanc , künde gewinnen in betracht (sp. 5953) ;
hier setzen vor allem neubildungen ein :
a)) si gewan kuntgchaft etlicher weisen gelerten hei-
ligen gottes frewnden. Jon. Meier vorrede zu Elsbet Sfagel;
do nun die . . . kuntsam gewan des selben heiligen bruder.
ebenda; dasz jederman von diesem seltsamen jungen autor
. . . kenntniss gewinnen wollte. Göthe (dicht, u. icahrh.
3,13)24,177; also musz man kummen zum vatter durch
das, das man ein feine liepliche Zuversicht zu im gewinne.
Luther (predigt v.i522) lO, III s.i63 Weimar (v^L Adelung
2, 665, der diese Verbindung als ungewöhnlich kennzeichnet;
vgl. andererseits: gewinnet ein argwöhn das tolle arme
nerrichin zum manne. Luther tischreden 437'' Aurifaber;
sobald sie argwöhn gewinnet Butsciiky Pa^/tmos 693);
es regnet viele tropfen, ehe man einsieht gewinnet,
Stifter (studien i) i, 274 Sauer; sogar die Übersicht eines
ganzen und seiner gliederung gewinn ich meist nur auf
diese weise. Varnhagen denkwürdigk. 2^63 (vgl.: denn
es zeigte sich mir ein reinlicher platz mit bänken; von
deren jeder man eine hübsche aussieht in die gegend ge-
wann. Göthe [dichtung u. ivahrheil lO] 26, 366); nun aber
wird der einsichtige leser . . . sich eine ahnung der ernsten
gefühle gewinnen, mit welchen ich damals Emmendingen
betrat. (18)48,102; so gewinnen wir die empfindung, als
ob wir erst eigentlich zu menschen würden, (maximen u.
reJlea;ionen5)i9,lii; wie ich die natur betrachtet, betrachte
ich nun die kunst, ich gewinne, wornach ich solang ge-
strebt, auch einen vollständigem begriff von dem höchsten
was menschen gemacht haben, an frau v. Stein (20. 12.
1786) Jr. 8, 100; die staatsrechtliche frage, um welche es
sich in dem conflicte handelte, und die auffassung der-
selben, welche das ministerium gewonnen und der könig
gutgeheiszen hatte, ist . . . Bismarck ged. u. erinn.
1, .303; seitdem hatte man in Ruszland ... einen ge-
ringeren eindruck von der damaligen militärischen
leistungsfähigkeit der revolution sowohl wie der deut-
schen regirungen gewonnen, i, 75; sie hatte . . . beim
korrigieren einen so deutlichen eindruck seiner hand-
schrift gewonnen. G. Reiche das grüne Mihn^ 303; und
so gewann ich allmählich eine gewisse Vorstellung . . .
und bekam einen . . . einblick in die geistige internationale.
H. Hesse Peter Cainenzind^^ 71; wie er ... in der er-
leuchtung einer Sekunde diese erkenntniss gewann. G. von
Ompteda der zeremonienmeister^ 225; muszte er auch eine
völlige Überzeugung gewinnen , dasz man . . . wunder
müsse ausüben können. Göthe (dicht u. wahrh. 19)48, 144;
selbst bei näherer durchlesung werde ich diese Über-
zeugung nicht gewinnen können. Bismarck im preusz.
landtag 6.2.1868; ebenso ged. m. eWnw. 1, 150; 2,64; da
Guizot mittlerweile die gewiszheit gewonnen hatte.
Treitsciike dtsch. gesch. 5,116; dasz ich nicht weisz,
wie ich überhaupt diese Sicherheit gewinnen kann.
G. Freytag (verlorne handschr. i, lo) 6, 184;
wer erinnrung hat gewonnen,
kennt verblühen nicht noch scheiden.
Hoffmann v. Fai.lersleben {als ich Meieli't:
lieder singen hörte) 2, 49 ;
sie musz fort über den berg! als sie in langem grübeln
diesen entschlusz gewonnen hat, hebt sie zum ersten-
mal wieder das gesiebt. Ernst Zahn schattenhalb (das
mtittergöttesli) (1904) 357.
b)) und jederman sol darvon verstand und besserung
gewinnen. Luther (pred. üb. 2Mos. 3) 16,87 Weimar; dar-
durch er auff geweckt und erleuchtung gewan zu weis-
sagen, (pred. üft. JbÄ. 17, l) 28, 76 ; das Jacob herr wird,
durch des weibes glauben, nicht durch den heiligen
man Isaac, und gewinnet so ein grossen geist, das sie
es wagen thar, ob Isaac gleich fluchet, (pred. üb. i Mos.
27) 24, 475 ; erst lange nachdem der kurze Wahnsinn des
6049 GEWINNEN If, a. e. ß (belehraofi: Ke^°D«>)
GEWINNEN II. t. e. / (forti^aiig gewinuai) 6050
•nit«n eindrucIcH vorüber wur, gewann icb beiionnenheit
genug, der band den meistert ... zu folgen. Wiklanu
ijirutyp/p s, 5) S6, 44; ich werde wiederkommen . . . wenn
■ie ... baltung gewonnen haben. Q. Fhkyiau («oU u.
Aa^en 8, «) 4, 47» ; gewann frau Lotte ihre volle Mlbat-
behermcbung wieder. G. Rkickk da» jNIm« AmA»* tt7 ;
o, knnnt' icb doch mein raaiea MhrM labea
uniUuitcbend. wie die kläider, von mir werfM.
bMiniiung mir und lilarbelt mir gewlaiMn,
am gans zu mId, wm icb su aela begehre I
(iHii.i.PAH/ia (Sappho I, 4) 4*, IM;
dal antohauliche, pupuläre der fabel gebt hiemit eines
theils verlobren; der IcMcr gewinnt indeas feinere he-
leiirung. Hkiihkh {uratrtuU Uütter %,€i\tt,¥m; Im braut-
Stande, wird die auserwählte die letzte ausbildung ge-
winnen. K. L.Jahn {dtuch. rttlkttwn) !,«»: musz man
bei den perioden verweiton , in welchen die nation die
feinste ausbildung gewann. W. v. HuMuoi.b-r übträ. Hom.
altert. S14 Leitxmann.
r)) ohngeacbtet der lloiHzigen abhandlungen, die wir
über sie haben, gewinnt man aua ihnen wenig resultate
fUr die dichtkunst. Hkhdkk (v. yetut d. ebräücken poe»U t)
18, S48; was jede reformation anfing, waren kleinigkeilen;
die nie so gleich den grossen ungeheuren plan hatten,
den sie nachher gewannen. (at4(A eine pkiloa. dtr gneh. l)
6, 681 ; wir waren ziiHammen in PUstum. woeeUMit er, ao
wie auf der hin- und berreise, mit zeichnen sich auf
dHs Ihätigste erwies, die herrlichsten umrisse sind ge-
wonnen. (iöTHK (tto/. rtiaet) JM, 71; Schinkel . . . wies . . .
iHndüchnftliebe federzeichnungcn vor, die er auf einer
reise ins Tirol gewonnen hatte, [tag- %*. jahruhfße ino)
8», 167; da.s/. die Südländer von ihnen eine glücklichere
technik und die genauste ausführung von norden her
gewinnen, nuiu-itnen u. r^xionen 784 {QötJkaaekrißen
81, 164); die venezianischen epigramme gewann ich un-
mittelbar darauf, (^a^r- u. jiaArarA<>/te 1790) 81, 14: wKr' ich
ein reicher mann, trotz meines bruders historischem
pinsel, nur landschaften gewann' loh mlrl K. Gutzkow
ritter vom geUite (3, 1) 8*. 1».
v) in tmileti vorkergthenden frufftn miAm» im* ««rAof-
vulistantiva an dar »tdU d«$ otjjtet» vordrimgtm und
können beobachten, mt dtuth di» 1lirb«lkr^/^ »oÜker tttb-
atantiva die bedetitungtmtrgit von gewinnen vte(/a«A bU
tur bloszen syntaktiteken JuntHon kerabgtdrüekt wird,
durch das letztere mrd vor allem die Verbindung mit un-
persönlichen autrjecten begünstigt, die /rüAteiHg an den
fonneln anegenge, u^vart, ort, ende gewinnen tu tage tritt
{vgl. sp. 596S) t«N</ in ent* ^-eckenden nerteren Beendungen
immer mehr nek steigert, für die beliebtkeit aolcker formet n
spricht auch deren reicklieke Verwendung in der über-
aeUungslitteratur, too die vorläge keinen ankaltepunkt bietet.
0) des maiestat gleicherweisz aU si ni bcginstnusz ge-
wan, also hört si nicht auf. Jon. v. Nkumakkt übera.
d. aoliloquien (SS *tet«^ principium numqiiam kubuit) 81
Saltler; und weil er einen solchen anfang gewann (das
er ein kuufTinan war) wolt er auch gesetze und lere
geben. J. A(iiticoi.A .'<';>n>Aio. 181^; da kUnheit und ir ver-
meinte stcrck eben einen anfang gewunnen hat ver-
deutack. d. trostbücker des Petrarca 33*; da diese friedens-
handlung ihren anfang gewinnen solte. Zesen ver-
Hchmähte majestät 850; codicilli . . . kurtze testament,
welche zu den Zeiten Lucij Lentuli Iren anfang ge-
wonnen. Simon Rot teutaek diet.C»^; einen guten an-
fang gewinnen, bonia initiia ejcordiri. Stiki.kk 8&4S: an-
fang . . . gewinnen, prendre {avoir) eomm»ncement. RoN-
DKAU 8, Uu3<'; ebe^iao Schwan, Adblunu u. a.
8)) zaklreick und mannigfaltig sind die teendungen, die
aiek um gang und deaaeti compoaita kier gruppieren, meist
läazt aick die besiekung auf ein peraönliekea subject, wo
dieae i-ereituelt auftritt, als seeundäre enttcicklungiform
an.tprec.ke}i : ich gewinn ein eingangk zum volck . . ,
haftebam mtUtum populum qui aitdiebat, est oatium ad cor.
LuiHK.K {predigt v. l.">a+) 15, G,Vi ^\'eimar {vgl. dagegen die
belege .*p. ^nn^^: damit er auch in auszbraitung seiner
lehr desto schleunigem fortgang gewinne. Aumaham
A S. Ci^iiA auff auff ikr ekriaten {Wiener netidr. l) 18;
dasz solcher mit all seiner kriegsmacht keinen ferneren
progresz und fortgang werde gewunnen. &8; die jüngere
brüder sein gemeiniglich söhne der fortuuae, aber selten
e»
twtk
oder nie gewiaiMn ü» einen flBdudifMi atutfanf.
S<;ilUPI> sekriften ai>.
a)) und woUent ir mir li«r *a helfen so wlrt min
•aohe Tollen fanok ftwiaa«!. Klisaürth v. Namau
Huge Sekappsl 4» tr* IMdt das d«r luun am dritten Isf
wider «einen natarliob«! fang |»W(NUMII onad mr fOhrMi
auazgelnulTen ist. K. WOrtz iiMiirfai hmtif Ui', 4«r ander
ann \dea Ukeinsi . . . fawinnet ein ftilieren and seolReren
lauf. Micvi.i.ua flfare. dm Taeitus {mmnmUmt,* tmtior rt
pturi'i-:. i>itii4^n»)$^: damit deeto mehr «eine genau«
ger< liren lauff gewinne. Abraham a 8. Cij^ra
merrt. a.
fr)) denn aunst wird das hinderste zu förderst . . .
komen und ein unglückseligen gang gewinnen. L(;thkr
{pred. übert Mo», lo) I«, 14» Weimtar; SO mBfMI ei jn
selber die schuld geben, »o et den krebafanf ftvinnet.
(estempel e. r. ekrisÜ. bisek^t. «MtA«ii) ■, t^ Jtmm: aber ee
fing alles xumek. and gewann den krebegang. Aso. kx.-
BKRTINUH landtsHhrtttr <ht»mmn 4t;
was wir saohea, gwiad eia kiehagaaf.
J. Avaaa ( VatmUm m. OrtMi) ». UM Maler.
daae aac leb eaek eba alh
dM MwtaeeblMi Ibitgaag i
gewBssi bei, MI aw die i
amdhtgtrjmdmtsßiä s. « Amtra;
den der beurat seinen wireUieben fortgang gewann.
Ako. Ai.BRn'tiNUM landtsOrtser Ousmutn ¥n ; dasz seine
liebe einen glücklichen fortgang gewinnen . . . möchte.
GniMMKiJiHAUMRN Wieder erstmmd. Simflieim. % (l?tl) Mi;
unsere not h wendige bandlangen gewinnen ^nen flgaeigero
fortgang. Butsciiky PaMeioe »4. frOkseitig ist di« Ver-
bindung xur formet erstarrt: dasz der kauff nit fargang ge-
win möge. Frankf. urk. v. laos«. Diekk.hhach u. WClckkr
•19; als man spricht die werent handt gewin furgang.
Rkuciilin verdeutsch, d. l. olgntk. rede t» {ohne anhält im
grieek.. und mit gewinnt erfolg von Rel'chi.in naektrüg-
licA erläutert); doch hat mein vorhaben . . . keinen fort-
gang gewinnen mögen. Türkiseker cagant (laes) U: damit
aber die attaqae um so viel schleuniger ihren fortgang
gewinne, g^mtgeit-nekmung graf TsektUg's (1685) 18; fort
gang gewinnen, frendre un bon train. Schwan l,74C*.
vgl. auek RoNORAU. AuBLUNO u. a.; meine arbeiten ge
wannen fortgang. Jacob Grimm (wieine rwtfestnif) U.
sekriften l, 87; dem gegenüber vgl. die simmlieks hiMumg
der formet AeiGÖTHK; indem die simmtlirhen wege. an
dem abhänge nach Ober-Weimar zu, von hieraus ihren
fortgang gewannen. (</. Luisenfest) 80, 888.
d)) weil an im «oll das woadar geechaheB.
ao khumb und las bbbs soleaaueb eabaB.
wie •• mit im eia BHguac ffwiall
PrrKH Paoarr (eMaOtoe. mad^iiknun wt)
• Knkkr:
was für ein ende unnd ausxgang ea gewinnen möge.
MoftcHEROScit insomnis eure pmnmt. 98 Pariser; was es
mit solcher studenten-lost letälieb vor einen augang ye
winnet. Scnocu komtödi« v. studentenleben 78; ebenso
i. B. Schupp seKiifhn sei; bindemisse und beschwer
lichkeiten ... die aber alle glücklich überstiegen werden,
und einen aasgang gewinnen. Lessinh (theatral. bibi. t)
6^ 36; einen ausgang gewinnen, fimiri. Stkinbach 8, locn:
efreiiw Frisch, Hedrrich. Rondkau. Schwan, Adf.-
I.UNO tt. a.; ein böser anfang gewint einen bösen ausx-
gang. Prtri d. Teutschen teeissh. St^; einen bösen aus-
gang gewinnen, contra voluntatem evenire. eadert. extdere.
Stikler SMS; traurigen, schlechten aosgang gewinnen
frei Camps und Adkuuno; solchen aosgang gewann meine
badegesobiohte. Immbrmann {der emmsrml u. d. spmimm
bule) 8,9* Hemipd: guten ausgang gewinnen, ad optato»
evenlH» proveki. Stielbr SMS; wird es auch einen guten
ausgang gewinnen? Chr. Weise Mmsmmiello (8.14) es; tu
der tragödie, die einen heiteren aosgang gewann. Immer-
mann (IfttNcAAnMeeN. «mAon^) 4, 146 Htmpel.
8)) Netc» ausgang gevrinnen ist umier dmt btdeuttmgs-
verwandten nur noch ende gewinnen bevortugt: was
aber solche heiraht für einen auszschlag gewinnen, dasz
gibt die erfahrung zu erkennen. AKoiitit!« Ai.kkrtinus
AaMli|wfiwj> 6 (tan), t?^; einen solehen jämmerlichen aus-
aeblag gewan ee. mit diesem Machiavellischen fürsten.
BuTsciiKY nifAiMOJt 687 : und gewinnet in's gemein ihre
bei dem fürst habende gunst. selbigen ausscblag. j4&;
6051 GEWINNEN II, 2, e, 7 (ein ende gewinnen) GEVJIHNEN 11,3, a (Vorläufer d.abs. gebrauches) 6052
du bist ein beginstnusse , das nie angehebet hat und
ende nimmer gewinnet. Jon. v. Neumarkt leben d. heil.
Hieronym. 88; eras et finis et principium); alinl. 114 (das
nicht endes hat und nimmermer gewinnet).
a)) und gieng heim, da gewann die liebe auch ein
end. Frry gartengesellschaft (89) 106 Bolte ;
also die unfallisch sach gwann
ein end, wie im urteil ist bstimt
und man in gerichtshündeln tindt.
Teuerdank (111, 43) Goedeke n. 282;
wie man ein ding angreifft, so gehets, unnd so ge-
winneds ein end. Petri der Teutschen iveiszheit LH 7";
alles nur ein spil ist : welches endlieh ein ende gewinnet.
BuTSCHKY hochd. kanzellei 2,373; dasz sich auch ein
einiger spihlkampf, eh er ein ände gewünnen konte,
zimlich lange verzohg. Zesen Adriat. Eosemund 2, 102 ;
dasz dise verdrühsliche nacht nimmer mehr ein ände
gewünnen würde, i, 66; es scheinet aber dasz dieser
ewige friede ein end gewinnen, und der betteldantz im
römischen reich und anderswo wieder angehen werde.
J. B. Schupp Schriften 382;
ach, elend-teütsches land, wan hat man doch zuhoffen,
dasz die gemeine straf, die iederman betroffen,
ein end gewinnen werd? ei komm, gold-währter frid!
Jes. Rompler (an Johann Risten) erstes (/ebiisch
d. reim-getichte 161;
darümb der Egypter grausame tyrannei wider die kinder
Israel brechen und sein ende gewinnen würde, dieweil
sie auffs höheste komen und getrieben were. Luther
(predigt über 2 Mos. 2) 16, 26 Weimar;
denn wir wissen noch nicht, welch' ende die sache gewinnet,
ob wir mit glück oder unglück jetzt in's Vaterland zögen.
Fr. L. V. Stolberü (llias 2, 247) verke der brüder
Stolberg 11,55.
b)) ich sal uch wol begaben ir hant zu male einen
gutten anefang gehabt nu beschaffent das ir auch ein
guttes ende gewinnent. Elisabeth v. Nassau Hjige
Scheppel aiV^; hingegen aber gleich wol der damahlige
palästinische krieg . . . auff des königs und der Hebräer
Seiten, ein glückseeligs und erwünschtes end gewonnen.
Grimmelshausen meder erstandener SimjtUc. 3,476;
so auch was solcher mensch thut und begint,
dasselb allzeit ein glücklich end gewint.
Ambr. Lobwasser psalm 1 A 2''
(prosperabuntur , das geret wol, wird ihm gelingen.
Luther); ein guter anfang gewint gern ein gut end.
Henisch 1601; dasz der Masaniello in seinem lebens-
lauffe zwar einen unglückseligen ausgang, gleichwol aber
dieses schau-spiel ein glückseliges ende gewonnen habe.
Chr. Weise Masaniello (nachrede) 146 Petsch.
c)) wo es der nicht thutt, so mags wol angehaben
werden, aber es wirtt kein gutt ende gewinnen. Luther
Corinth.l) 12,141 Weiinar; es würde kein guhtes ände
gewünnen. Zesen Adriat. Rosemxmd 2, 73 ; deszhalb desz
concilium zu Basel ain besz end gewan. ain wunder-
parlich ding, disz concilium hett ain frölichen anfang und
ain traÄrigen auszgang. Knebel chronikv. Kaisheim 264;
es wird ein schlecht ende gewinnen, it will iake an eril
end. teutsch-engl. lex. 2 (1716), 773/4; das werk hat ein
schlechtes ende gewonnen, l'ufaire a mal rhissi . . . RoN-
DEAU (1765) Uu 3'ä; ähnl. Schwan (i783) i, 746\
d)) dankbar sein musz ich dir mehr
, als dich schelten, denn du öffnest
mir richtsteige, worauf eher
ich der ruhe ziel gewönne.
A. W. Schlegel (Calderons stavdh. prinz 2)
span. theater 2, 82.
o) wenn das verbum in der Verbindung mit verbal-
kräftigen Substantiven sich dem hülfsverb nähert (s. sp. 6049),
so hält es doch in der Verbindung m.it inßnitiven ivieder
eine grenzlinie ein, es %cahrt dem inßnitiv durchweg den
Substantivcharakter.
l)) dagegen sjnicht eine in der älteren spräche viel
beobachtete form der Verbindung zu thun, zu schaffen
gewinnen nur scheinbar, in ivirklichkeit beruht sie auf
der ellipse eines bedetitungsschivachen objectes (etwas zu
thun gewinnen) oder auf der verschiebxmg des substan
tivischen viel zxim adverbium (s. 3, a) : und ob er mit einem
burger oder ... ein burger . . . mit jm zuthun gewönne,
das er sullichs hie am statgericht aussörtern. Ordnung f.
d. atadtschulmeister zu Qerolzhofen iWo s. JoH. Müller
samml. pädag. sehr. 13,280; so die kön. w. mit jemand
zu thun gewänne, einung zwischen Ungarn und Baiern
1497 s. landtagshandl. \\, 23 Krenner; hie werden wir zu-
thun gewinnen. Fi sc hart Gargantua 405 neiulr., ebenso 155.
donoch fflte es sich, daz der künig zu schaffende ge-
wan und usser landes ffir. Twinoer v. Könicshofen
s. dtsch. städf echron. S,2SS; so gewinnest du so vil zu
schaffen mit brüderlichem dienst. Eberlin v. Günzburg
2, 130 Enders; dasz ich mehr damit würd zu schaffen
gewinnen, dann sonst mit meiner ganzen sachen. Luther
briefe 2, 512 de M'ette; da gewinnen denn die propheten
allererst zu schaffen, mit dem zaghafftigen ungleubigen
volck. (ausleg. d. proph. Habacuc) 3, 241" .Jena ; ähnl. 3, 443*
(mit deutelei zu schaffen); so wirstu wol so viel zu
schaffen gewinnen, (deutsch catech.) 4, 408'^; gewinnet vil
zuschaffen mit den brüchen. Mich. Stifel die cosz Christ.
Rudolffs 259* ;
der clostermünch und auch der schaffen.
wir gwünnen sunst gar vil zu schaffen
mit in. J. Wickram (narrengieszen 3) 6, 133 Bolte;
wenn die (7nrn-)schalen schier durchgeboret ist ... gib
gut achtunge, dasz dir keine spreiszlein ... in die holen
desz hauptes fallen . . . würdest auff ein newes , nicht
ohne grosse gefahr zu schaffen gewinnen. Fel. Würtz
practica der wundartzney 158.
2)) zähe hält sich der substantivcJiarakter da, ivo der in-
ßnitiv als object anzusprechen ist, sowol in losen wie in
engen Verbindungen, bei passiver und bei activer action.iart :
a)) daz ir warnement, waz er von üch wil, wenne er
sinen ingang haben wil, daz er kein vertriben von üch
gewinne. Heinr. Seuse (grosses briefbxich: 8. brief) 431
Bihlm^yer ; ich gewinne das auslachen. Wesenigk, vgl.
oben .<ip. 5974;
wenn er auch . . . beschv/örer aufrief, zu gewinnen
vom aufgebrachten schatten sein verzeihen,
auch eine grunze nur des rächens.
GüriiE {rnonolog aus Byrons Manfred) 3, 208
(to compel the indignant shadmirs to depose
her wrath).
b)) indem die kiele nächet zu dem holgen land,
die encher wir üsz warfend, das scnif gwan sin bestän.
Felix Faber pilgerbüchlein 322 Birlinger;
also hastu nefinerlai beulte,
darauf man p5se weiber pleutte,
welche geneschich sint und faul,
verlogen, druczig, p6s im maul,
die thfint mit iren stolczen sinnen
nichs dran, den maulpliren gewinnen.
Hans Sachs fabeln n. schwanke 4, 133;
faren einhin mit stoltz, und pochen auff jre macht, ge-
winnen aber auch zu letzt das krawen im nacken.
Luther (v. krieg tvider d. Türeken) 4,441'' Jena; ißh ge-
winne das . . . beutel ausleeren, borgen, verHeren, kratzen
hintern obren, zusehen, zusetzen. Wesenigk, vgl. oben
sp. 5974 (vgl. : läszt diese feindin nun . . . nichts als die
flucht gewinnen. J. C. Günther ^ed.^ 803); von dem bilde,
das Professor Denger geplant, hatte sie nach seinen
Worten kein greifbares erfassen gewonnen. G. v. Ompteda
der zeremonienmeister^ 132.
3) der absolute gebrauch und seine Vorläufer.
a) tcie leicht die Verbindungen mit hedeutungsschwachen
objecten, die mehr für das syntaktische gefüge als für den
Vorstellungsinhalt ins gewicht fallen, durch functionsver-
."Schiebung oder durch lautliche Verkümmerung zum. ab-
.sohlten gebrauch überführen, ist eben (2, e, ä) an einem
sinnfälligen beispiel gezeigt worden, in der ganzen grupjie,
die für den mittelhochdeutschen stil noch wetiig bedeufung
hatte (vgl. sp. 5939. 5956), hat die neuere spräche ungewöhn
liehe fortschritte nach seilen der eniioicklung wie auch der
Verbreitung zu verzeichnen. haupt,<)ächlich sind die neue-
rungen hier an das vordringen des begriffs des erwerbs
geknüpft.
«) dies kennzeichnet sich schon durch das ungewöhnliche
anschwellen der Verbindungen mit quantitativen bestim-
mungen als object.
l)) charakteristisch .ist die Verbreitung sowohl als die
entu'icklung der Verbindung viel gewinnen.
«)) sie zweigt vom. geschäftlichen begriff des erwerbs ab .-
vt sciam lucri quan tum factum sit, wie vil man gewünnen
hab. Cholinus Frisius (l54l) .'^.24" ; genuit so Frisius
dict. (1556)783*; nu ists aber billich und recht,, das ein
0053 GEWINNEN Il.s.a (viel irewlnnen)
knuffman an leiiier wahr m viel gewinne, da« leina
kost bexalel, «eine muh», erbeit und fahr betonet werdt*.
Lu rilKM (f. kaufahandlung u. icurhtr) \h, 9M HVinuir;
daniit wlrt mann nit vli ftwinneo,
und niA«s ein (rot« fftt Mid anrianM.
V. Ai.MRHt» pratupt« riUn too«;
gant ähtU. S. Dach iio ÖaUiUy: viel gewinnen, mmxjmhin
tfitafftlum facfrf. Stkinmacii >, imw, «nkriMO Hkukhicm ;
viel ^(fwinripri, tiugittr {pioßttnr) i mh iMfMt. RonukaU
K, llu3''; r/;»-»)*« Schwan, Adki ino h. «..- «A»/. Kmamkh
t, 97" (so viel icewoiinen liahcii, daan er . . . darvon leben
kOnne); wo vi«<le nianiifiictiiren blühen, da muai: viel
fewonnen werden, (^iidmki. i. «in; daitz er JMhrlleh »o
viel, uIh der hof etwa zur heuer thun, oder alN ein
ileiaziger beHitzer demtelhrn ohne Intterien und karkaen
darauf gewinnen kan, /.um )>chuf seiner «rhuldigen ab'
gaben und der gläubiner aufbringen muM. MAmkh pmtri«t.
yhant. 8. i\h.
b)) damit ktmzrn »irh vrrrintelt andnr betlettfung»
riehtungm von gewinnen. #o nndhlirh dir htsiehnng auf
daa apifl (deas morgens spilet er wider, gwint wider so
vil als er vor hatte gewunnen. M. Stiff.i. rfi« eot» tUB^;
•in Spieler, gegen welchen nicht verloren tu haben,
schon UbernuK viel gewonnen ist. Sciiii.i.kh [wojähr.kr.l]
H, IW) uud dfr bergmänniarlif begriff fArdem (artr. . . .
sovil XU gewiiiRpn tirür. r. i/uw *. nxl. dipl. SiUa. St.&M.
hfmerktitniftrt tat die einkleidung einea peraönliehen objerta
in unsere roHertivform : wan er . . . sein hergebracht
voick verlöre ... so gewUn und brecht er /.wirent als
vil zuwegen. Aitnon e l**.
c)) die eigentliche entteirklitng »etxt jedoch am über-
tragenen gebrauch an. att dieatm nimmt hier vorUber-
gehend auch die heziehung auf kämpf und atreit theil : Ich
habe für den Horar. schon viel gewonnen . wann der
dichter von der liebe singen darf. Lkshimo (rettungen
d. H.) !>', 2M3; so viel er auf der »eite des dichtere ge-
wonnen hat. so viel hat er auf der seite des ehrlichen
nmnnes verloren. 27i; es wird . . . darauf ankommen, ob
die einfuhrung der Ihirrc in der fabrl wirklich wunder
bar Ist. ist sie es, so hat Broitinsjcr viel gewonnen; ist
sie es aber nicht, sn liegt auch sein ganzes fabclsystem
mit einmal über dem häufen, (r. gebrauche der thiere i.
d.fabel) 7^+W; icli verlange mit der fortsclxun;; dieses
Streits das publicum nicht zu belttstigcn. es hat beede
theile gehUrt, und kann nun richten, ich kann nicht
viel gewinnen und nicht viel verlieren, der aussprach
maK ausfallen, wie er wolle. Mr. (ü. d. Dtuchiache beurt.
d. liebeagoftett) Si» Satter : ich suchte sie mit sich selbst
. . . zufrieden zu stellen, und gewann doch so viel, dasz
sie . . . vergiittgt aussah. S. v. 1.,a Rociik frl. v. Sternheim
t2\ : ebenao 109.
die meiaten iifierfragungen jedoch gehen t-oii dem begriff
dea erwerbs. der bcsilznahme rtr*.«.-
Ober sie raget die luR: die so viel, als gegen die erde
leichter wiegt das gewiaaer, an last vor dem Teuer gewinnet.
\'üs.<< Ovid (»rhöfi/nng Vi) 1 (1790J, 6 (tanto e*t oiirronor),
schau seeMns-voile nacht' wie viel du mir gewonnen.
doch kIbudc di»7. <lal)«i, dn komni.it mich hoch zu atenn.
Jon. Ciia. OrNTURK fffit.t ttt;
die leint wird dem dichter stumm,
der cirt^kcl dem Kuclide« krumm,
so bald die letzte »tunde
den lei>ens-eeiger leer {remacht, . ..
so viel gewinnen nun die nkchte,
die daa studiren frisat. £10:
er war nun docli auf einmal in eine neue weit vereetst,
und hatte gegen seinen aufentlinlt in H .. . immer erstaun-
lich viel gewonnen. Monn/. Anton Rei-ter (4)399 Geiger;
und es ist schon dadurch viel gewonnen, dasz kUnftige
gelehrte zu einer kcnntnisz angeführt werden, von der
sie . . . keine . . . begriffe würden gehabt haben. GKnsTKX-
nKH(i (Otter J. Aug. Krne.<tfi) litt, denkm. 1«, a. 199; GöTMR
(anfrau v. Stein i'7V) br. ♦, 13.5;
viel gewinnt, wer wcnifr heischt,
viel gehoIR, ist viel gulüuüclit . . .
MosBMiiAi. (im ein albunt) 6. 133 tt'eücn;
sie hatten, ein jeder in seiner art, so viel erstrebt, jeder
hatte so viel gewinnen wollen, und als almosen wurde
ihnen das herz dieses kindes gegeben. W. Raahk hunger-
jMator 3, cap. 7.
IV.
GEWINNEN II. s. a (mehr gewinnra) 6054
rf)) Am ütmm fltsiinefw fiirmmek verliert «ieA am»
gefiihl für die ettheüintMtehe J^meHm
leifhteaten, und mit dem überfamf ämmUtf
entteiekett aiek am ftwimiM ü* ktimktm§ proeperare.
erfolg haben, vorthcU« «nlelen: iah rteilM dtm spitz
rondigen Plalo (der eo vil dabei gewinne, wenn er m
weniger wftre) su keinem geringen verdienst an, imm . . .
WiKiJkNi) (i4m6>p 1,19) S4, 117; wie viel gewinnt der
maier. wenn er mir ein gemilde hinstellt, wofOr ich
den Spiegel in mir habe. K. M. Ki.i.<««ki( (</<> tu-illingt t, \)
1,4; von meiner reise in die Schweiz hat die ganxe dr
oulalion meiner kleinen individualitil viel gewonnen.
GöriiK («M Ä. L. Kmrath) kr. t. SM (rgl. bat bmIm f«
sandheit viel gewonnen, t 9. I79S}: •cbon habe ich vM in
meinem Innren gewonnen, schon halw ieb tri«!* M«en auf
denen ich fest hielt, die mich ungiacklieb naabten hin
gegeben un<l bin um vieles freier. GAtiib (mi /Wm
r. Stein l'tr?) briefe», tu. es ist gewisz. daaa eia* ■■illOllf
•ehr viel gewinnt, sobald ich weisz, dasz irgend jemand
davon überzeugt ist. NovALia (/rmfmemte) l. IS5 Meittnmr;
die Oper Cosa van Tutti . . . soll in Weimar ao •ehr Tlel
dareb den verbesserten lext gewoBBMi haben. /Wm rttk
(an GtUhe) t, t& KMer; sie hat danih ü^tm wähl Tial b«i
mir. und dem gantzen pupplieom ftweaiiWI. (an Q90te ITMI
«, t&; Wieland gewinnt viel bei dän pdMw dadonb. and
ich verliere. GAimk \nmch heridtt 4. J. FekUmH^ IMM*-
jmhrb. t. 3MS ; das jeder form . . . sieh sanft anaohWahcnde
. . . Wasser wird dem ange des l>Ud«ldaa
zarteste finger', der durch den wiadanshi
an . . . Zauber und lieblichkeit viel gewinnt. Hbrmui
(plaatik)9,lt; diese t>ekundungen gewannen durch die
Vernehmungen der köehin . . . viel an wabncheintteb'
keit. Gkoro Rkickb dm» §rQm ktüm (fl, la}" IM.
«)) dieae veraehiebting tum mäptrUt
anmlege bildungen gekenmmtkmet:
dacht gar mit atoMtlgea eianea.
mit meiiD haatwerck nsir genieg tm
Han« SacHf /abetn m. irOwiatr t,tm;
ich zeichnete und arlnsitete für einen Juden, und gewann
genug dabei. Götiir {Henfcnuto Cellini i.siM.n; in
meinen äugen haben sie unendlich durch diesen ver
lust gewonnen. Lc.oaiNt. {itinna v. AamAe/M &. 91 x', 949;
sie hatte geweint, und wenn weiche personen dadurch
meist an anmuth verlieren, so gewinnen diejenigen da-
durch unendlich, die wir gewöhnlich als stark und gefaxt
kennen. Qöthk (ieaAlw>nwiid<acA<^/>eii t, n) I7, ist.
/)) ein tteiterm awyaie /Ur die veraehiebun^ tum ad
verbium liegt in formertieiln MWfSW «n viel, die die eekmm-
dende »ubatantirfunctiom ySr imttulere fülle feetkmlten:
doch glaabe keiner, dasx mit allem si
das ganze Med er je eatritseln werde :
gar viele mBsaen viele* hier gewianea
GöTMR («Ms
f) iS, 177.
t)) auch bei der rtründumg mehr gewinnen leigem eidt
die gleichem eredWi'wwwfra .- t»§»pmmlta tmimJheH ainnlirher
und iibertmfemer ttthimhmf umä der «alRRieiied neiechen
»uietmmtivieeher und «NfrerhMler /WngO'ew. mtek die kreu-
ntuf Mt eneeroehefrtffin dttrem aiNHfV ttteutumgancHitiitfeit
kehrt hier wieder: die feldtschlachlen, in denen man aiebr
verliert, denn gewinnet. Akl. Ai.nRnTiRua tandt.
OtieauiN as4; dasz alles gewicht der grttnde . ,
keine vffllige gewiszheit hervorbringt : so dasa da Sokiataa
sellwt nicht mehr dadurch gewinnt, als es zaietrt . . . darauf
ankommen zu lassen, was an der sache sein werde. Wis-
i.ANi) (.4ri>^'/i|> )>. 19) 34. IIa; sonstige . . . anschaffungen
dorthin werden gleichfalls eingeleitet, und um des raumes
mehr zu gewinnen, die oberen ximmer . . . fQr die aof-
nahme eines Iheils der mnseen eingerichtet. Göthb {tag
u. jahreahtfle tat» 33, )•>: das schiff bitte ein leck t>e
kommen, sie hKIten lange gepumpt, da aber das waswr
immer mehr gewonnen, so haben sie sich in das boot
geworfen. LicilTKNnKur. {Hefttenant Rion)*,til. «on der
Verbindung viel gewinnen unferacheidet eieh mehr ge
winnen nahirgemäu dnrtk die befü»»ti§tnt§ de» wtthr-
gliedrigen aatiea. in dem gewinnen f^en eeahrajÜif i(|b me
verzehren, verlieren edier gegen «ywewyia mmtfmpidt uird.
q^) die ainnlirhe bedeutting dea ertcerba: es mag sich noch
begeben das jr mer er« und gdttes mOgent haben und
880
6055 GEWINNEN II, 3, a (mehr gewinnen)
GEWINNEN II, 8, a (was das schwert gewinnt) 605G
gewinnen dann eüervater ie gehabt hat. Pontus u. Sidonia
(1498) b+'*; fihnl. Murner narrenbeschw. 2% Spanier;
wer me verzert dann er gewinnt
und borget vil, so jm zerrinnt.
Brant narrenschiff {'iS) 77» Zarncke;
der mann steckt die gantze wochen im Wirtshaus, ver-
saufft mehr als er gewinnet. Fr. Cacgia lebensthat d. heil.
Atitonii 140; dasz dasselbe jähr mehr verzehret oder ver-
lohren als gewonnen worden. Chomei, 2, l.%7; falsche
freunde seien, bei denen mehr zu verlieren, dann zu
gewinnen ist, dann sie lieben nit dich, sondern dein gelt.
A. Ali'.ertinus landtstörtzer Gusman 275; unser erstes
bedürfnisz sei, die freundschaft zwischen den groszen
monarchien zu erhalten, welche der revolution gegenüber
mehr zu verlieren, als im kämpfe unter einander zu
gewinnen hätten. Bismarck ged. u. erinn. 2,214;
bald heist der müller dieb, bald musz der becker her;
bald wettern maul und blitz auf die, so mehr gewinnen,
als sie mit fauler band und niemahls rechtem spinnen.
JoH. Chr. Günther fied:- 482;
es ist nicht meine sache, zu fragen, ob er mehr ge-
winnen kann mit meinem gelde, als ich gewinnen kann
durch sein holz. G. Freytag {soll u. haben l, 6) 4, 80.
b)) übertragener gebrauch.
«)) die substantivische function des objects bleibt vor
allem in der Verbindung des verbums mit contrastbegriffen
gewahrt: ich gönnte dir ja allezeit diese Veränderung, bei
der ich immer mehr gewann, als verlor. Lessino (misz
Sara Savipson 2, S) 2^,280 ; ich gebe zu, dasz ich bei der
Umgestaltung in einen Adonis oder Nireus von selten der
Schönheit mehr gewänne als verlöre. Wieland Aristipp
(2, iS) 34, 120; ihrer frau mutter hätte ich . . . gerne meine
dienst.e in Italien gewiedmet, ob ich gleich wohl ein-
sehe, dasz ich dabei mehr würde eingebüszt haben als
sie durch meine gegenwart gewinnen konnte. Göthe
{an Karl Aiigtist) 8, 3.56 Weimar ; dazu vgl. .•
du wirst, mein freund, für deine sinnen,
in dieser stunde mehr gewinnen,
als in des Jahres einerlei. {Faitet I) 12, 75;
ß)) dagegen ist der Übergang zum adverbium als vollzogen
anzunehmen in: so wie das Schauspiel im lesen sich kaum
durch den glänzenden innhalt der handlung erhält, die
dadurch noch mehr gewinnt, dasz sie eine wahre begeben-
heit enthält. J. v. Sonnenfei, s br. ü. d. Wienerische Schau-
bühne (4,8) neudruck s. 310; und je kleiner dieser stamm
ist, desto mehr gewinnt er an innerer stärke. Herder
(Ursprung der spräche 2) 5, 118 Suphan; ebenso 13, 62 (desto
mehr gewann auch seine bildung); 9,357 (je mehr die
Weisheit . . . der regierungen gewinnt); es ist noch die
frage, ob eine rolle durch einen bloszen liebhaber nicht
mehr als durch einen Schauspieler von handwerk ge-
winne? Schiller {Wirt^mJfergiscfies repertoritim) 2, 347.
dazu vgl.:
doppelt gewinnt, wer vergiszt, was verloren !
Grili.parzer (Melufina 3) 75, 264.
3)) in bescheidenen grenzen hält sich dem gegenüber die
Verbindung wenig gewinnen, die sich nur spärlich dem über-
tragenen gebrauche erschlieszt und die auch für den Über-
gang des olrjecti zum adverbium keine sicheren anhalts-
punkte zulä.tzt:
a)) das schenckht euch Hansz Lewerwurst das edl blnet,
das wenig gwingt und vill verthuet.
Sterzinger spiele {Wiener neudmeke 11) 184;
auch wenig gwint und Hl verzert.
Peter Probst 105 Kreialer;
das best, das ich weisz, das ir kinnen,
ist vil verthfin und wenig gwinnen.
Murner narrenbenchwörunri 21 Spanier;
darumb lehr kein aflen seide spinnen,
du wirst sonst wenig dran gewinnen.
Krüger Hans Claxoerts wercHiche Mdorien 8;
gaignedenier ... ein hellermann, oder ein taglöhner, der
wenig zugleich gewinnt. Du ez (1664) 461"; weniger ge-
winnen, minus lucrifacere Hederich l, 1424; dasz wir
«0 vieles verlieren und sie so wenig gewinnen, dasz sie
uns mehr brod nehmen, als sie brauchen zu ihrer
eigenen Sättigung. Ludw. Börne {d. narr im weiszen
achwan 2) 2-', 4«!.
b)) an helligkeit der begriffe hat der zuhörer wenig
oder nichts gewonnen. Herder {provinzialblütter l) 7, 229
Suphan; damit wird wenig gewonnen, dadurch erlangt
man wenig vortheile. Campe 2, .36.5».
4)) andere Verbindungen kommen hier wenig in betracht.
bei alles gewinnen iciegt die bedeutung erringen , er-
reichen vor: (Alexander) besorgend, sein vater mögte alles
gewinnen, und ihm nichts zu bezwingen flbrig lassen.
Grimmelshausen Simplicissimus 119 Kögel; o du all-
mächtiges gold! du kanst alles, du vermagst alles, du
heist alles, du haltst alles, du gewinnest alles, du über-
windest alles, du ziehrest alles ... Abraham a Santa
Clara mercks Wiennl9; fällt die richtung des talents
mit der des publicums zusammen, so ist alles gewonnen.
Göthe gespr. 5, us Biedermann; die kunst muste also
bald gewahr werden, dasz mit ihr für das ganze alles
gewonnen oder verlohren sei. Herder (plastik) 8, 48
Stiphan; zum begriff des erwerbes vgl.: wenn alles ding
das man gewinnt auff erden das wirt gewunnen mit
arbeit und besessen mit vorcht. Heinr. v. Müceln
übers, des Valerius Maximus (4, 4) 60»; gewönnen sie .alles,
was wir verlieren ... wir menschen wollten ihnen ver-
zeihen. L. Börne (d. narr im weiszen schivan 2) 2^, 446.
dazu vgl. manches gewinnen: aber und abermals kehrte
ich daher zu der Kantischen lehre zurück; einzelne
capitel glaubt' ich vor andern zu verstehen und gewann
gar manches zu meinem hausgebrauch. Göthe {einwirkting
der neuern Philosophie) .50, .52; durch die feile kann deine
Schreibart noch manches gewinnen. Adelung 2, 66.5.
ß) Verbindungen mit formen des unbestimmten pro-
nomens.
l)) hei der sehr beliebten und verbreiteten Verbindung
mit dem satzeröffnenden pronomen was ist einerseits zur
begriffsbestimmung des verbums die bevorzugung der be-
deutung erobern, erbeuten neben dem meist angezogenen
begriff des ericerbs (dieser in sinnlicher und übertragener
bedeutung) zu beachten; andererseits zeigt sich auch hier,
ivie die .substantivischen fanctionen des pronomens im. dienst
der Satzverknüpfung zurücktreten.
a)) zu gewinnen, erobern, erbeuten vgl. .- aber er ward
von den Saracen in einer schlacht gefangen , muest
alles wider geben, was er vor gewungen het, und sich
also von der gefenknus erledigen. Aventin {Ursachen
des Türkenkrieges) 1, 235; was so wohl an beweglichen
beuten als ligenden landschafften von einem oder andern
theil gewonnen würde, zwischen ihnen beiden gleich
getheilet {werden sollte). Grimmelshausen wieder er-
.standener Simplicis.simus 3 (1713), 275; dasz was gewonnen
ist durch der Deutschen mannheit und rapier, war schand
verlieren durch faulheit und papier. die alte %oahrheit mit
eim neuen titel (i62i) bei Opel m. Cohn 385; wenn man
oft gesagt hat: 'was das schwert gewonnen hat, hat die
feder verdorben', so habe ich das volle vertrauen, dasz
wir nicht hören werden: was schwert und feder ge-
wonnen haben, ist von der tribüne vernichtet worden 1
Bismarck {im preusz. landtag 1. 9. 1866) 3, 68;
manch geier soll noch aases werden satt,
bis sie gewinnen, was des Böhmen ist!
Grii,i.par/,er (Ottol-ar2) 6->, 69;
ebenso (der gastfreund) 5*, 18; mag doch der poefische
prophet den Deutschen abermals bildlich darstellen das
ungeheure das sie gelitten, wovon sie sich befreit und
was sie zum zweitenmal wieder gewinnen sollen. Göthe
{über Epimenides erwachen) an die herzogin Louise (1815)
br. 25,255; daztc vgl. auch aus dem, spielgewinn:
möchtn spiler ainander ubersehn ...
unnd gewun ieder was er wolt
wurden ainander nit abholt.
Rösch v. Geroldshausen wunsch-spruch 432;
Schacherer und Juden . . , die von den Spielern wolfail
auffkauffen , was sie etwan an ringen , kleidern oder
cleinodien gewonnen, oder noch zuverspielen versilbern
wollen. Grimmelshausen SimpUc. 154 Kögel. als ver-
einzelte belöge für andere bedeuttingsrichtungen von ge-
winnen vgl. :
die händ und fftsz, und alle glieder,
warn auff ein zeit dem bauch zuwider,
und weiten jhm kein speisz mehr gönnen,
und gaben für, was sie gewönnen,
das weit der bauch als in sich jagen.
E. Mmükus- fabeln 43 Braune;
5057 GEWINNEN II. 3, a (verzehrt, was er ^uwimit) GEWINNEN II. s. a (ww iat damit gewonnen?) 6058
in «)<>iii ranlen die Franxoiten . . , w«s lie bui den pforlen
gewinnen mochten. Wii.wüi.t v. SciiAUMBURU 106 Kelltr.
h)) zum l>egiiff (Im ertertltn
«)) in ninnlifhtr bedentunif er bcfatch teln gewerb
seinen unlorkeufcin und ^nb auRK, was er gewonnen hei
und sein eitern. Siüm. Mkihtkiimn «. d. tfääUrMrtm. s, 97 ;
WHM Holchor weise gewonnen wird, acht ich redlich und
wol gewonnen. Lutiikh (v. knufuhaudl. u. wtteher) la, SM;
ein ieder gouoh sol alles was er gewinnet und Ulier
kunipt, es si gelt, oder anders siner geufhin tt l>«halten
goi>en. Ml'HNKU f/äuehmuK ;>, i» IJht; Hhnl narrenbetekw.n
Spanier; »chtlmentunft M Mutthin»;
hab nicbii, den waa tc((lirh gcwint mein bunt.
Hanm Saciih /ah. u. $ehf 5, tlO;
rbeuM^M (tailt mit, was er gcw(inc): der mann gewiinn
was er willle, lialtels diiH wib nil zesamen . . . so isis
umb Bimst, Si:n. Fuank npriehur. i (IM.'»), «»*; e« konipt
selten an dritten erben, was so und ao gewonnen ist.
Maitiiksiuh leichrn teilen 79 Loenhe; wann einer mit
tuKcndt das jenig kan behalten, was er hat gewannen.
\. Ai.KKK riNi'H landMörtter Ouitman 05; was er unrechtes
gewonnen bot. J. v. SciiwAin/.KNnKiui tetUaeh CSeerol89*:
dixz alles wird Kerrinnen,
was mUb' und ileisz gewinnen
und sauer schwelss erwirbt
A. Uryphivh tyr. ged. Wt PtAm:
die lischer soind sonst gute arbeitsselige leuth, aber tm
weilen, was sie im wasser gewinnen, das thun sie wieder-
um in wein verzehren. Alm. a S. Ci.aiia ehcat f. alle {der
jUicher) l,hm\ ebenso (was sie die Wochen hindurch ge-
wonnen, am Sonntag wider durch die gurgl jagen) Jitda»
drr crtz.fchehn 2, 80«: auff auff ihr ehri»ten 97 Sauer; ähn-
lich Ü8; und vor mir eieng ein reicher mann,
der, seiner miene nach, die einicelaurnen schulden,
nebüt dem, was er damit die messe durch gewann,
und was er, wenns ihm glUcken sollte,
durch den gewinnjtt nun noch gewinnen wollt«,
in schweren /.ilTern Qliersann.
Gki.i.eht {/ab. u. ert. 8: der arme urei») 1, !♦»;
die far ihn lebt; die, was sein lleiss gewinnt,
durch kluge bftuslichkeit vermehret
GoTTRR (der väterliche tegeit) ged. 1,X54;
zum gtttersammeln war er nicht der mann;
der tag verzehrte, was der tag gewann.
GÖTHB (au/Mieding$ tod) 18, 139;
sein vorthcil hingegen darf nur bis zu einer bestimmten
summe steigen, was darüber gewonnen wird musz er
mit der herzoglichen theaterdirektion theilen. (an Karl
Aiifiitat) brirfe Vi, 293.
/*)) übertragener yehraueh: *tu\ inobediens äeo eat, was
er daran gcwint, da schmier er die schuch. Lutiikk
(^»m/. tJ. 8 itf<w. 18) 25, «4: es ist nicht alles gewunnen,
was man gewunnen acht. Hkniscii 1609;
komm! lasz die gottes stadt vom liebsten jUnger zeigen,
ihr schatten wirfft dir schon viel klarheit m die brüst,
und was du hier gewinnst, das ist ein sehnlich schweigen
J. C. GCmmbr ged."^ äUü.
was CS (dufi herz) aber an unnützem gewichte verlor, bat
CS an werth gewonnen. ThOmmki. (reise 4) 4, l.'i7; und das
schöne wcrkchen 'wie die alten den tod gebildet' so
schön in seinem Inhalt als in seiner entwicklung, ist
fast das ein/.ipc, was sich dabei gewinnen liesz. Hrrdrr
[G. E. Lessing) 15,499; was die poesie an gottesdienst-
lioher, politischer, lyrischer cultur gewann, verlor sie
vielleicht an natürlicher stärke. 12, 2<f7 ; wodurch er für
seinen geist gewinnt, was jene für den bucbstaben rc
Wonnen. GöiiiK maa-inun w. reflex. nr. 985 (achriß. d.
Gnfheges. 21, 2<)S); so wächst er in der tinstern tiefe fort
und gewinnt an macht, was er an gestallung verliert.
L. Tik.(:k (die Verlobung) 17, i:<6;
was sie gewann, wer will es ihr enireiazen?
was sie verlor, wer gibt es ihr /nrtlck?
GÖTHB (natiirl. tocMer 4, 4) 9. 854;
was der mensch auch gewinne, er musz es zu theuer bezahlen,
war' es auch nur mit der furcht, ob er's nicht wieder verliert.
Hkbbri. (ffiioinen: mentchenloo*) 6, 343 M'trner;
was ich gewonnen,
was ich gethan,
Ht all zerronnen
mit träum und wahn.
Gbrok palmhlätter» 203.
c)) ffir zuriickdriingung der »ttbatantiviMken fuHctümen
aiM pronominaloltject.
n)) §eM<m in dtr vid btotmehieUn einUihtng eines aus-
mfeaaUta teird Ja* pronamtm dem nif/ermt tusammenhang
mut dem vtrtum f$m tnUcfm umd dmmit der substan-
Hvisehen fktnetionen tnfltdigt. rgt. .•
waa wilUt dn noch von dem gewinnea,
der nun nicht« mehr verliebren kan?
Juii Clin. GCXTHSit ged.* «M ;
g*gtn: waK gewinnt man auf der erden?
boffnosg, kamincr uml bew^bwerdm. tM;
w»N gewann ich daran, wenn ich dich betrief? Ciiouxt's-
FiiiMiDS (iMl) fiM* (wM bette ich (wiina daran. Fiiihios
7KI*): vgl. atuh Ciloi.lNt'MFniMlUR &47*: Fhinii'm glt*;
MAALKiiMt': cui bomut /uit. wa« bat man damit ge-
wannen? SCHÖNMI.KDKII V5*: Al.KM t.987^: quid m to
eona$euiu» t». was hast daran fwunnen. Ciiolinos-
Fhimil-h 908*; ebnum LUTliRH iftrtd- v. MM) 19, MO;
wan ich lig' in der gHlben drtom«.
waa wirft an meinen biftt gewinom?
Faui. 8<riiRDR MRUHHir^ psalm 80. •, f. IM
JtlUntk;
was glaubt sie damit Zugewinnen? mich zu verwirren?
LKM8INO {frtigrist 4,6) 8*. 101; was gewinnen wir dabei,
wenn wir es noch soriel beweisen. Jkhumai.km pkiU».
aufsüUe 88 lietr: was gewannen auch die kardinale, wenn
sie den papst einschränken wollten? (>. Forhtkh hrirf«
ilber Italien {'9) i {\lV)),n; wa« habe ich am ende f»>
Wonnen? C. Hiikntano {Jragm. au» Godvi) 5. a»; wenn
ich das schlechte schlecht nenne, was ist da viel f»*
Wonnen? Götiik gespr. &. 14«;
'der sieg ist unser, glaubt mir da», b«rr kawüerl'
'und wenn ancbt waa ist noch damit geweanan?'
GaiLLPAazsa (OlUkar t) •». M.
/^) beim sogenannten 'indireeten frOftamtM' flhört dm»
pronomen ja eigentlich dem regierenden »ata» m» und r^eki
dem rerbum des nebensafze» erst in dem frade näher, in
dem e» attsdrueksmittel der satzv»rknüpfung teird: aas
diesem allen sehen wir . . . was die gewinnen, so Christum
an seinen Christen fluchen oder feind sind. Li;tiikii (r. d.
Juden) 8, 99*> Jena tM»; Schätzung und taxirung . . . was
irgend sonst daran {an einer saehe) kan gewonnen oder
Terlohren werden. Ciiomki. l, 460;
das liel>e«bBndnisz scbfiner seclen
knUpIt oll der erste angebtick:
wenn andre, eb' eie frennde wähleo,
was sieb dabei gewinnt erst ««Mif aberx&blen.
vermählet Jene schon ein wert, «m stiUer blick
WIEI.ANÜ (Tdrü «. Zenide 8,93) 17,115;
sich selbst mUszen sie doch rechenschaft ablegen, was sie
mit diesem schritt gewonnen haben. HünoKK {Glauktm
u. Nieias) 15. 178 ; da musik erfunden war, war auch das
lied. ohne zweifei auch der tanz da: lasset uns sehen,
was die dichtkunst hiedurch gewonnen oder verlohren?
{v. geist d. ebr. poesie 2) 18,80; äknl. (bedencke man, was
das buch an gUltigkeit . . . gewann) 9.856; (was das aoge
des kHnstlers gewann) 8. 85; manches, was wir . . . kaum
auszusprechen wagten, ist jetzt trivial geworden, und
kaum weisz die weit, was sie gewonnen hat. Götiik {an
Bois.9eree) 41,2iu; anders-, sie sehen nur das. was ich auf-
opfre, und nicht was ich gewinne, {an »eine mutier 1781)
br. 5, 179; du konnlest uns nicht bes!««r zeigen,
was wir an deinem arm gewonnen haben
llRBHRt. .Sietifried* (od f, 8.
8)) ttttszerhalb der »atsverkniipfung, für die verbimdHng
etwas (später: was) gewinnen, .lindfuneüontvtrtehieiungen
tuitürlieh ausgeschlossen, teol aber wird der absolute ge-
brauch durch die bedetttungslosigkeit de» objectes nahe ge-
nickt: CS ist da wol z& gewunnen neben ist etwas da
ze gewunnen. Maai.ku 180^: vgL die rerfnndungen etwas
über einen gewinnen und (es) übwe einen gewinnen
sp. 5986; vgl. die ellijkoe de» pronomen» neben dem inj',
mit zu (zu schaffen gewinnen sp.tObX; ander»: etwas zeit.
Beschreiben gewunnen Ciioi.inus-Frisius 584*); tgl.
dasz sie bank machen; ohne zweifei an orten, wo etwa
zu gewinnen ist ... dasz ich sehr gern gewinne; sehr
gern mein gcld mit einem manne wage, der zu spielen
w^eisz. Lksüinu (Minna r. BarnhHm k,t)^,n\. mie hier.
90 ist auch sonst die besiekung at^f da» »fiel dabei beob-
achtet: ich habe in die lotterie gelegt . . . am andern gutes
zu thun, wenn ich etwas gewönne. Gellrrt 8. 2S3 u. a.
andere bedeutungsrichtungen treten turück: ptignareris, da
wirstu was tapfferes mit gewinnen. Fabkr 660*; and
380»
6059 GEWINNEN II. s, a (etwas gewinnen)
wann sich {in den krwgszeiten) alles wohl und nach
wünsch geendet hat, so findet man im auskehren dasz
einer, zween ader drei mit dem schaden sonst vieler
lausenden etwas gewonnen. Ghimmelshausen wieder
erstandener Simplic. 3 (1713),115; auch der übertragene ge-
brauch ist ivenig entivickelt -. als gewönne sie etwas m
unsern eigenen äugen. J. G. Forster {an JacoU 1791)
briefw. 2, 65. . ^.. . j -m
überiviegend sprechen die Zeugnisse für den geschajts-
beqriff des erwerbs: die stacz muez imer auch etboz
gebinen, deutschiial. sprachbuch Ql", 15 Bren7ier, vgl. 99, 14;
ist etwas da ze gewünnen ... so wil ichs wagen. Maaler
180"; dein gut würdt dir zur bürde und beschwernus
sein . . . und wann du schon etwas gewinnest, so müstu
sorg genug auch darzü haben, verdeutsch, d. trostbücher
d Petrarca iOi; wie sie {die Juden) dann auszgeben, und
von sich selb frei herausz bekennen, das keiner neben
ihnen etwas gewinnen möge, er wolle dann ein grösserer
harami, das ist, dieb, alsz sie sein . . . Rauwolf raisz-
beschreibung 35; ehender bittern hunger leiden als ar-
beiten und etwas gewinnen, türkischer vagant m \ keine
gelegenheit hinschleichen lassen, darbei etwas Zugewinnen.
Grimmelshausen wieder erstandener Simplic. 3, i24:\ s'il
yaä gaigner. so etwas daran zu gewinnen und zu hohlen
ist. Du Ez (1664) 461"; an einer waar etwas gewinnen,
gagner. Rondeau 2, UuS-»; etwas an einer sache ge-
winnen, ex re aliqua hierum facere. Steinbach 2,1028;
ebenso Hederich; ähnl. Adelung (was), Campe u.a.;
die hitze macht die garben dünne,
und lab und milch verdirbt der blitz,
und weil ich nirgends was gewinne
so strafft man meinen blinden witz.
JoH. Chr. Günther yed.^ 193;
kriecht nur frei hinein! so werdet ihr gleich ein fettes
huhn ßnden. wer was gewinnen will, musz sichs auch
sauer darum werden lassen. Gottsched Reinecke fuchs
(1, 17) 33 Bieling (wollt ihr gewinnen, seid geschäftig
Göthe; dede wil hebben icht ghewin Reinke de vos).
3)) das deutlichste beispiel für den Übergang zum ab-
soluten gebrauch infolge der functionsveränderung des
pronomens ergiebt sich aber aus der Verbindung von ge-
winnen mit dem negierten indefinitum, aus nicht gewinnen :
ist der nicht ganz von sinnen,
der andern spaaren wil, und nicht für sich gewinnen.
Rachel satyr. ged. 44 Drescher;
wohl aber nehme ich an, dasz die amtlichen ent-
schlieszungen an ehrlichkeit und angemessenheit da-
durch nicht gewinnen, dasz sie collegialisch gefaszt
werden. Bismarck ged. u.erinn. i,i3. die substantivische
function, die in der schweizerischen dialektform nüt sich
noch behauptet {blanditiis ngitur nihil, man gwünt nüt
mit flattieren. Frisius65''; ich kundt mit gucken nüt
gewinnen. Murner gäuchmatt 92 Uhl; vgl. Schweiz, idiot.
4, 868 jf.) , hat sich in der Schriftsprache mit der neu-
bildung nichts ein eigenes ausdrucksmittel geschaffen, das
aber auch seinerseits wieder adverbialen functionen sich
nähert: eine Übersetzung ... die ohne dem Aristophanes
etwas zu nehmen . . . oder etwas zu leihen , wobei er
nach ihrem urtheile nichts gewänne, so beschaffen wäre,
dasz sie . . . mit vergnügen gelesen werden könnte. Wie-
land {miscell. 6) 34, 236; die Werthern gewinnt nichts
durch deine abwesenheit. ihre natur die du ausgetrieben
oder in die enge getrieben hattest, kehrt in ihre alten
rechte zurück. Göthe {an Knebel 1782) br. 5, 257. für die
hedeutungsrichtung von gewinnen i.it in der ganzen gruppe
eine ungewöhnliche bevorzugung des begriffs erstreiten,
erobern zu beobachten , der mit den verschiedenen form.eu
der Übertragung dem geschäftsbegriff des erwerbs die herr-
schaft streitig macht.
a)) gewinnen, erwerben: ich gewunn nichz daran in
deuczcn landen, deutsch-ital. sprachbuch 94", 21 Brenner:
wen ich hundert gülden hab und damit gewerben soll,
mag mir hundertherlei far begegen , das ich nichts ge-
winne, ja noch viermall szo viel vorlire dartzu. Luther
(groszer sermon v. d. imicher) 6, 53 ; ähnl. glosse zu Sprüche
Salom. 14, 4;
was wil das gros gfit helfTen mich,
wo nichts darzft kan gewinnen ich!
JÖRO Wickram {irr reitend bilger 4, 170 Balte ;
GEWINNEN II, 3, a (nichts gewinnen) 6060
oder sind schiessen .jubeljar
so sind jr warlich v'il im jar
auch bei denen, die römisch sind,
davon der banst doch nichts gewinnt.
Fischart glückh. schiff, Baescckc s. 49 ;
du gewünst nichts, versuram facis Maaler 180"; er wird
damit nichts gewinnen, ausrichten, profittera niente con
cid. RÄDLEIN 1, 383"; ich hab nichts dabei gewünnen,
nihil commodi atit lucri cepi. Aler 1,937"; ihr werdet
nichts dabei gewinnen, vous ny gagnerez rien. Schwan
1,746*; man gewinnet nichts an dieser wäre, on ne pro-
fite rien. ebenda; die zeiten sind so schlecht, es ist
nichts mehr zu gewinnen. Adelung 2, 664; eJeuso Campe.
b)) gewinnen, erstreiten :
«)) (Winter) o sommer, du solst mir nichts gewinnen,
ein frischen sehne wil ich dir bringen.
sommer n. winter bei Uhland Volkslieder 24;
der sturmm wert lang, und als er sähe das er nichts
gewinnen mocht . . . do ward er traurig. Pontus u. Sidonia
(1498) K 7»;
wollt' ich auch schel dir sehn, und hindern ihre Vertilgung,
80 gewönn' ich ja doch wohl nichts, da der stärkere du bist.
Bürger (Utas 4, 56) 213» Bohtz ;
wir beneiden uns nichts {Deutachland u. Ruszland) und
haben nichts von einander zu gewinnen, was wir brauchen
könnten. Bismarck ged. u. erinn. 2, I07i wenn ich . . .
nichts von heute abend mir zur ausbeute gewänne als
den selbstsüchtigen wünsch. Immermann {Münchhausen
1, 9) 1, 101 Hempel.
ß)) von Lönen der Sophisten viel
mit jrer kunst verloren
versamlet er zu diesem spiel,
der geist sie macht zu thoren
sie Kundten nichts gewinnen.
Luther (ein lied v. d. -swccn mcrterern
Christi zu Brüssel) 8, 407" Jena;
ganz ähnl. (das doch D. Carlstadt damit nichts gewönne)
3, 6S" ; in ainem schalck
und lasterpalck
ist nichts zft gwinnen doch. ^
Hanp Sachs fabeln u. schwanke 4, 202 ;
botz lausz jhr fl8h, fliecht all von hinnen
an weibern' werd jr nichts gewinnen.
Fischart flöMias (v. 894) 27 neudr. ;
sie strebt mit aller macht von hinnen,
es kan kein bitten nichts gewinnen.
PiCANDER ernst-schertzh. u. sat. ged. 2, 418 ;
ueberhaupt ist mit Luthers ansehen bei der ganzen
Streitigkeit nichts zu gewinnen. Lessing {in der Voss.
zeit. 1755)73,49;
so weit die sonne leuchtet ist die hofnung auch,
nur von dem tod gewinnt sich nichts! bedenk es wohl.
Schiller (firaut v. MesfinK 4, 8) 14, 120;
ich mag es {die geige) streicheln, schüttern, schlagen, nichts
gewinn' ich als ein mürrisches gekreisch.
Uhland (das Ständchen) 1, 196.
v)) es wird aber in dem freisingen nit gemerckt, und
kan man also, ausser den rühm, sonst nichts gewinnen,
man mache es auch so gut als man immer wolle. Jon.
Chr. Wagenseil {v. d. meister singer holds. kunst) de civit,
Norib. 543;
ein weiser schätzt kein spiel, wo nur der fall regieret,
und klugheit nichts gewinnt, und dummheit nichts verlieret,
Lessing (ged. über d. menscfd. gldckseligkeit) 1^, 239.
c)) Übertragungen: wann man lang von den dementen
der weit zanckt, und von eüsserlichen Ordnungen redt,
so gewinnt man doch nichts daran, und kan nichts
endtlichs noch bestendigs beschliessen. S. Frank chronica
(1543) 2,160»;
mit widerlegen, bedingen, begrimmen,
bemüht und brüstet mancher sich,
ich kann daraus nichts weiter gewinnen,
als dasz er anders denkt wie ich.
(iöTiiE (zahme xenien 6) 4, 382;
Cecile starrte darauf hin, als ob sie den tiefsinn dieser
zeichen erraten wolle, gewann aber nichts, als dasz sich
der mattigkeitsausdruck ihrer züge nur noch steigerte.
Fontane Cecile l ; und was soll ich nun in meiner jetzigen
läge mit den stücken dieser jungen leute? für mich
selbst gewinne ich nichts. Göthe {zu Eckermann) gespr.
5, 269; es gibt menschen, die auf die mängel ihrer freunde
sinnen; dabei ist nichts zu gewinnen, ich habe immer
auf die Verdienste meiner Widersacher acht gehabt und
davon vortlieil gezogen, maximen u. reflexionen nr. 8^2
6061 GEWINNEN IT. 3, a (gewinnen, da«)
GEWINNEN II, s. b iabtobUer gdtrauck) 6063
(»ehrifUn d. GöHiegrMlhehu/t iit, t9\); es war «b«r durrh
nachdenken nirhts zu Rewinnrn. K<:hKiiMA.xM ffe»präche
mit fiöffie t,2M; «r ist übcr/euKt, daitz «u« dem auf
fiohlusKc der irdinchen weit für uns nicIitH r.u gewinnen
Bei. V.MiNiiAiiKN tirnkw. a', «: «war könnte e» »cheincn.
als oh (iurnh die letztere Operation die inoralität nelbkl
nifhts pcwöiine. Sciiii.i.kh (übet- d. monil. nulten öffenti
aitten) 10, M7.
;') die Verbindungen mit dem demonalrativ- und p»r$onot'
pioHomen.
l)) dag ilrmonntintivjironomen hnt den Übergang inr
mfzpartikel durch die aigremung der form da>z gegen daa
yrkenmeichHet. aua den verbinduntien mit gewinnall lm$$en
»ich hielt er ziehen.
dnrniit wUmtu tfnwiniieii foin,
dasz lieiner mehr dein gant will mIa.
äcHEioT Frititrirh Dedtkhu ffnbUtmu ttl
mkkMUk;
«)ie ehaussee künstlich hier und dort ein wenig steigen und
fallen zu lasnen . . . man gewönne, dasz die »trasze wegen
heRserm Hhllusz des regenwassers immer (rorken wäre.
GrtTiiK U« Kckermnnn) genpräche T,M; ühnl. bri^eXI,*
geijtn: ilax ir nii-ht tliut vorzeren nier,
liaii tlan ir b«d« kliunt (t<wiri»n.
f. VnouH i /a$lnaeM»it. 6S Krttder,
mein urnion vader und den frunimen,
der da« mit harter nein hat fewunnen,
das ich on wits und all vemunffl
. . . kaum der ichelnien zunlTI.
Mt'RMBR »che^mensu^fl 64 MaiHiiar
in der auagesji rochen demoHstrativen (unrerackobenen) fune-
fivti iat daa pronomen an einer wendting betheüigl, die
toriibergehend beliehtheit und formelhaj'te prügxtng errtiehfe:
«chrieo zu Jupiter widerumb
tiohick uns ein liUnig der do leb . . .
Jupiter jn ein Htorcben schickt
der hut tiie nachmals far verschlickt
dax haben »ie dran irewunnon.
Woi.KOANn SciiMRi.i /.i. Samuel und Sinl (Witner}
neiidr. $. 15;
und niilsRen etliche daran sterben, das gewinnen sie
dran. K. Ai.nKKL's ehebiichlein F**; aulT das keiser Otho
mit gemeinem raht die ablei PfRfers Kntzclino übergab,
das cewun Cralochus an seinem neid, und Rapertus mit
seinem geilen. Stumim-- tkhiceiz. chron. {t,3») 3H^.
2)) ila.s peraonalpronomen kennzeichnet neben gewinnen
nur aelten ein beatimmtea. atia dem aatzgeßkge zu er
achlieazendra object:
/.Am andren Hchalt er, wo ein «seil ver>pile
pei «>inem wirt, es üpi wpnjr otler vijp,
vor aus wo es der wirt selb hat fewfinen,
aol er in nach niitOmacht nicht austreiben.
Hans SA<:Ma faMu u. $chicänke 3, tiu ;
ganz ebenso {der verlorene söhn act n) li.ssf« Keller; dasz
sie es gar wol unnd mit jiutoin gewissen beliallen dörfTte,
dann ob schon sie es soheiidtlirh gcwunnen, so hah sie
es doch nicht schändtlich, sonder redlich angenommen.
A. ALBbiiTlNua landtaförtzer Quaman (2) 19;
durch sie ward mir das rtttscivolle vlieaz,
■ie führte mich in iene schauerhßhie,
wo iüh'a gewann, dem draclieii nli^fwann.
CiKIl.l.l>AR/Klt (Mfflra 1) 5», 14»;
prost nuujahr!
ich hab OS gewonnen ! . . .
ich sact es zuerst.
C.Brentano (die luttifie mueik 7) 7, «50.
meiat fehlt jedoch ein beatimintrr hiniceia; im$ fnmomen
nimmt allgemein die Situation, meiat ei nea kan^ta oder nett-
apiels, auf: am alTtcnnontag nach sant Michels tag ist
mit bichscn und arcnprosten ain schiessen hie gewesen ...
mit dem iirciiprost gewann es Bartholome Rem und mit
der bichs graff Hang von Monfort. C. Sk.ndk» {d. atddte-
ehron. i3) a. 121 u. a. im allgemeinen liiazt sich t>ei negieren
irendungen nicht mehr feststellen , irie iceit daa pronomen
uraprilnglich iat, wie tceit ea als nachträgliche enceiterung
in die formen absoluten gehrauches sich eingedrängt hat
(rgl. remportcr). neuerdinga sind hieran nur noi:h irr«-
düngen hetheiligt, die aus der bexiehung auf kämpf und
aieg entspringen, dagegen vgl. .• er gewan es do erst noch
unwerder under in allen, denne er es vormoles gehebet
bette. Nicoi.. v. Baski. 88 A'. Schmidt.
«)) schabt dasz papir, mördelet dasz pergamen. gewan
es zu fusz, schosz nach der gcisen oder den geissen-
nesteln. Fimchaht Gargantua IM meudr.; mann braurht
diaz wort zum spiel, so einer sagt er hab« es gewfinnen.
und stabet do<-ii im zweiflTel, das keiner weis welcher
recht oder unrecht hat. Juii. Kuhu.ola 7fio Imitaeker apnek
teörter tJ* ; riei»li, so hast es gewannen. Fhi*il'r iiet.
(lAM) lan**; noua avon* gaiffmd, wir haben gewunnen. oder
wir babens gewunnen. vieimua. DuKX «ei**: lasset um
spielen, oder laaeet ua« eeben. wer ee under uns beide«
gewiDt. Mitr mttk'um wkmrii. ttntdmt der etlrdut fOwtBl».
le pitis fori l'amporU. /•rtiw vimeiL ifT: ieh babe fe-
wunnen, ri«'. auperior diaeedo. K<:HÖN)ti.i'.iiicii \ y, etetuo
Ai.r.u i,W7^: ee mag» gewinnen wer d« kan. llAmiiAK
i,Dt~*: ((i//m ndk ) \$uzi »eben, wer reoht bat. wer siegt
oder mit! {ain tcaih:) woU's golt, der gute junge rilter! die
arme gefangene griUin ! woü'i foU, das« es Karl gewinnt '
muUr kiDi.i.Kii {tiolo u. Oenem««.«) l. ff7i: räche und
gewissen rangen hartnJtekig und xweifelhafl. aber die
racho gewaiins, und der JAger lag todl am boden. Kt.iiiLLfcn
(rcrirecAer «ti« mieretier akn) 4, 71.
b)) dit rnndung ftkdrt im tmamdum dtr reflbftiiWeHew
aptath« de» atidena, «er mUem der hmirißA-MerreitUaehem
mundart an: jetzt haben wir's gewonnen, sagt der Mem
minger (Memniingen ist nicht mehr fem). Wanukh i.ieeo,
i«üc is's oder hahmjt's scho* gwunga*. das gefftbrlichstc
ist überstanden. Sciimki.lkh t'. WO;
hilb« bAat Aa sckte (wnegA!
wohl faxt di' dte t'sptl.
do' — dfia haal m schon dick wor'n,
da g-spArsI ninnar «11;
^ ebertelerrelrttttrhee Ued. §. die ieabekn
mauilarien S. IIS*;
gefragt hab' ich mich, ob ich ao stark gewesen wür',
dasz, wenn der bumch seinen willen gegen den meinen
gesetzt h&lle, er's nit hUtl' gewinnen mögen. A.nze.v
«iKunKH (dorfgange i) s', 76. vgl. auch- mit mir han ihr"»
gewunne. Makiin m. Likmiart s.mV
b) heim ahaoluten gebrauch laaaen tick die meuertimgen
des jüngeren atila am deutliehaten überblieken. aekon die
beziehung auf kämpf und atreit. die in der älteren aprmrhe
diesen gebrauch so :irmlick getleckt hatte, eneeÜKrt ikn
durch die mannigjultigen formen ihrer weit iwrimtijrfril
gliederung: neben krieg, icettkampf und reekteelreit der
meinungaal reit und die poiemik und mameke /grmeti der
Übertragung , mihrend daa spiel »ick imwter aueeeklieaz
lieker dem glilcksspiel zuicendet. ein gana neme» ftbiei aber
eraeklieazt der begriff dea ericerba. der tum frosM» titeU
at^f den oben unter a) gekennzeichneten linien dem mkeo-
luten gebrauch icendungen ziiführt.
an dieser fülle netier tcendungen nehmen die eintelnen
gebrauchsformen dea terbuma. die aiek zuerat ale träger
dea absoluten gebruuchea eniieaen hatten {vgl. ap. MW. MM),
nicht gleichen untheil. tcükrend die Verbindung gewinnen
und verlieren ^ÜJt^ an allen möglirhkeiten betkeitigt iat. und
auch die participialformen {a. gewinnend «mm< gewonnen)
eine reiche ent^cklung zeigen, ist der miaelHh gebrauch
l/eim injinitiv aekreit^geachränkt gettlieben: wir wollen thun
als die weiszen. die nitt gewinnen können, und wollen
auch nicht verlihren. E. v. N.xssat Huge Seheppti u* ;
die weil er gwindt, »o bat «r Freud,
nach dem vtriust volft allaa Md.
J Wi< KRA\i {treme Mckart 10) S. W;
hier isla verlu»!, dort heisis cewiaaea.
J. C. Of NTHIR ged.t 100;
wer Mwint verl&rt,
wer lind, der fewinnl.
Fls< HART narf/anttM MO »radr.;
gewinnen und verlieren Kii«:iiiioK teemdunmutk t,t»
(a. ap. 6064); der eine gewinnt, der ander verleuret. sagt
man. ti. Wk.sknK'K böst apiel aiehen »; dazu vgl. die zahl
reichen belege, die gerade die beziekung auf daa apiH
(a. sp. 6tvu) hier bietet; so ist nichts langweiliger in der weit,
als berichte von ewigen, unbedeutenden Scharmützeln,
wo keiner gewinnt und keiner verliert. Hk.kuer \^ubrr
Schlegela übera. v. Batteux) i, tta; und hier mftohte ich
wohl einmal fragen: ob wir bei diesem lausch gewonnen
oder verlohren haben? Möskr patr. phant. i, st;
viel kana veriierco wer gewinnt
A. W. 8< III.BOKI. {ArHm) 1. W» Böekimf:
last nicht herracbcn die b«fier. dit nimmersatte!
mancher flaubte zu cewinnen. und verlor
Fa. KCl KBRi (,fr;«i« 1. heiwtath) t, T4s
6063 GEWINNEN U, 3, b (und verlieren)
aber Juliane gewinnt dabei — — (Lisidor:) und Henriette?
(Adrast.^ verlieret dabei nichts. Lkssing (der freigeist 1, 3)
2^ 69; jedes seiner schönsten stücke ist individuell und
verliert bei dieser Classification aus andern zeiten und
Völkern eher, als dasz es dadurch gewönne. Hekdek
(briefe d. sind. d. theol.) 10,15; w^er beim lächeln gewinnt,
und beim lachen nicht verliert . . . Lavater handbiblio-
thek f. freunde i, 2no; da iing auch das dunkle an zu
leuchten . . . das eine verlor, das andere gewann. W. Raabe
leute aus dem ivalde^ s. 125; er {der triumph der empfind-
samkeit) soll nun producibler geworden sein und eh ge-
wonnen als verlohren haben. Göthe {anfrau v. Stein 1786)
br. 7, 229.
zu den spärlichen belegen für den infiniüv vgl. -. es sol
auch ein lied, das ist ein text, in einem thon, in einem
jähr, nur einmal begäbet werden, wo es zum gewinnen
glat gesungen wird. Adam Pusceiman gründl. bericht des
deutschen meistergesangs 32 neudr.;
glaubt, Völker dieser erde — der glaube macht euch frei —
... so geht auch all' gewinnen hervor aus euch allein :
nur wer da frei von innen, wird's auch nach auszen sein.
Reitiiard gesch. u. sagen am der Schweiz 96 ;
was bringt in schulden?
harren und dulden !
was macht gewinnen?
nicht lange besinnen !
was bringt zu ehren?
sich wehren!
GÖTHE (west-östl. divau: buch der
betrachtungen) 5, 67 ;
du vaterlandsretter, städtegründer,
grosz im gewinnen, gröszer im bewahren.
Strachwitz (auf Heinrich d. Finkler) ged.^ 295;
ein anderer, der eine weile vom gewinnen ausruhte,
zielte mit goldstücken nach den mustern des fuszteppichs,
und vergasz , sich nach den rollenden zechinen wieder
zu bücken. Paul Heyse {ital. nov. l) Andrea Delfin.
a) der absolute gebrauch in der beziehung auf kämpf
und streit.
l)) gewinnen , im kriege siegen : und das ercz , das in
der czeit aufgehaben wirt, das sol man legen czu einem
gemeinen manne, das, wen der krig ende hat, das mans
denne gebe dem teile, das gewunnen und gesigt hatt.
[victrici parti datur) Iglauer jtis reg. mont. 99 Zycha;
wunderlich todtet er, wunderlich i-edt und tröstet er,
wunderlich hilfft er gewinnen und siegen. Luther (die
epistel des proph. Jesaia) 19, 158 ; die Ungern kamen dar-
nach über die Ens und andere wasser, meinten sie hetten
gantz gewunnen, streilYten und ritten hin und her, forchten
nieniandt. A. Hon dor ff historien- u. exempelbuch (l58o) 461" ;
denn sie auff beiden selten mit schlagen also ermüdet,
das sie zugleich ausz dem felde ziehen musten, und kein
theil gewinnen kunte. Büntino Braunschweig. chronikSdn;
dass Colchus neue ränck und Pontus list ersinne;
bald, dass der stoltze Franck in Griechenland gewinne;
dass Taurus nicht mehr treu.
Andr. Gryphius {Leo 1, 4) trauergp. 33 Palm;
so haben eine zeit die Denen, die ander zeit die Khugianer
und widderum so einer umb den andern gewunnen.
Kantzow Chronik v. Pommern l, 101 Gaebel; mit dem
Schwert gewinnen, devincere, ferro potiri. Stieler 2544;
ebenso Dentzler eos*"; Frisch nouv. dict. de passagers
2,279; es hat keiner gewonnen, aequo Marte discesserunt.
ÖTIELER 2543; jeder meint, er habe gewonnen, ebenda;
wir haben gewonnen, we carried the dag. teutsch-engl.
lex. 2 (1716), 773; z' Abmsperg hat da' Napoleon gwungg'.
ScHMELLER 2*, 9;iO; mag er morgen früh dreinschlagen
und gewinnen nach herzenslust, was ist damit jetzo für
uns gewonnen, wenn wir ihm zufallen. W. Raabe unsers
herrgotts canzlei 1,178; am ende hätten wir 1870 nicht
gewonnen, wenn wir blosz mathematiker oder petrefakten-
.\uguste oder so was gehabt hätten! G. v. Ompteda der
zeremonienmeister^ 49.
2)) im einzelkampf obsiegen:
a)) die weit spricht: der stärckere gewinnt. Heinh.
Müller geistl. erquickstunden 339;
du weist, wie starck die feinde sind,
drum st&rcke, bis mein kämpf gewinnt.
Jon. Chr. Günther ged.'^ 9;
du muszt steigen oder sinken,
du muszt herrschen und gewmnen.
Göthe {koptisches lied) 1, 144.
GEWINNEN II, 3, b (obsiegen)
6064
&)) wie wir lesen inn actis, wie S. Paulus mit dem
teuffel kempfet und ritterlich facht und allenthalben
jiewan. Luther {die epistel des proph. Jesaia 1.526) 19, 159
Weimar; darumb, wann ich ja kämpfen sol,
so gib, dasz ich gewinne.
Paul Gerhardt (barmh. vater) s. Fii<cher
u. Tümpel 3, 392;
veni, vidi, sed Christus vicit: ich bin kommen, hab ver-
nommen, aber Christus hat gewunnen. Abr. a S. Clara
auf. auf ihr Christen 59 Sauer;
er kömmt, zum kämpfe bereit, und hat die pfeile geschärfet,
und schon die blutige sehne gespannt . . .
wann itzt der feurige lenz ihm nilft im streite gewinnen,
der allzeit seine triumphe gemehrt. Uz 19 Sauer.
3)) im ivettkampf den preis davon tragen:
hofgeselle, du bist ein ruter genant,
ik scholde di wol junkher heten, lange her ein pant.
ik wil mit di vechten in dessen dagen ;
gewinnestu, so werslu nu to ritter geslagen.
Lübecker totentatiz 1282 Baethckc;
ein blat stecket man {bei den ritterspielen) inn den wähl,
darinne ist ein schwartzer zirckel , wer in das blat
scheuszt, hat getroffen, aber darumb nicht gewunnen,
wer aber inn das schwartze scheuszt, dem kan es nit
wol fehlen, er gewinnet... Agricola sprichw. 2, is^;
präemior, gewunnen Cholinus-Frisius 685»; ebenso Fri-
sius 1042*; präemior, ich gewinne Dasypouius Dd 5"^;
palma in medio posita est, es stehet einem jeden frei zu
gewinnen. Faber 581 *>; ähnlich Dentzler 541»; im Wett-
laufen gewinnen, cursu aliquem stiperare. Stieler 254.3;
so sollen die, so noch nicht gewonnen, ferner umb die
gaben gleichen. A. Puschmann 'AX neudr.;
'ich wet, es hab der narr
in die hosen geschiessen.'
Glas lacht und sprach : 'nit harr !
wet, Fricz, du wirst gewinnen;
du gwinst warlich, wet, Fricz!'
Hans Sachs /oöe?» u. schwanke 4,9;
die strahlende sonn und der stürmische wind haben auf
ein zeit miteinander gewett . . . welcher diesem seinen
mantel samt den kleidern werde abziehen, der solle
victorisiret und gewonnen haben. Abr. a S. Clara heil-
sames gemisch gemasch 11 ;
gewinnt er morgen,
ist mir der tod nicht schrecklicher als er.
Schiller {Turandot 3, 2) 13, 408;
in der wette, beim wetten gewinnen. Campe 2, 364''; wer's
verrotet het gewunne. Martin tt. Lienhart 2, 831*".
4)) im rechtsstreit obsiegen: des hietten wier unrecht,
und si recht behabt und gebungen, und wier unrecht
und verloren, icrk. v. 1464, s. monum. Boica 21,. 543; mit dem
rächt und urteil gewunnen, auferre iudiclo. Maaler 18ü'';
er halff beiden partheien, die wider einander waren, ge-
winnen und verlieren. Kirchhof wendunmuth (3, 133)
2, 408 (s.o.); und wenn ich den nicht gewinnen mag, so
ist doch kein besserer rath , als einen guten vertrag
zu schlieszen. Gottsched Eeineke fuchs {1,15) 2d Bieling
(wan ich dan nicht beth enmach Reinke de vos v. 1351,
anders Götiie);
spottend. sagte der wolf und der bär: du magst es versuchen,
aoer die schlänge gewinnt, sie wird's nicht besser begehren.
Göthe {Eeineke fuchs 9) 40, 157;
ich weisz gewisz so zimmlich , was sein procesz schon
gekostet hat: soll das all vor das fenster geworfen sein?
noch vier luidore, und wir haben gewonnen. Mohren-
fels . . . ein Schauspiel (1794) s. 17 ;
habt ihr mein edler graf, in eurem amte
schon einen dieb, schon einen ehebrecher
befunden im verhör, der nicht geläugnet?
wer mit dem läugnen zu gewinnen denkt,
ist thöricht, wenn er nicht die zunge braucht.
LuDW. TiECK {leben u. tod der hl. Genoveia) 2, 206.
5)) im wortsfreit, in derpolemik obsiegen: wie die Pharisei
Christum, einen aufFgeworffen und gedacht 'gewinnet der,
szo haben wir alle gewonnen, wirt er überwunden, so ist
er allein verloren'. Lui her {v. d. papstthum zu Rom) 6, 285;
und wiewol sie offt angefochten worden, gewonnen sie
doch, glosse zu l Mos. 49,22; ähnlich {pred. üb. 1 Mos. 25)
24,434 Weimar; Hessen sie sich duncken, sie hetten ge-
wonnen, {über 'das ist mein leib') 23, 245 (244 hetten 's ge-
wonnen); schreien feindlich, sie habenn gewonnen (a«/..
Emsers auf wort) 7,638; wann es mitt dem altten glauben
6065 GEWINNEN II, s, b (nun hab Ich gewounen)
auszgericht wer, so heten die Juden gewunnen, dann sie
»lonnd den altten glauwhen, Skhastian Lotzrb (jehrüt-
licher aendhrief) (Joetze *. M; da« erneuerte vertpreohen
ihres vaters berechtigte mich, sie ganz und gar zu über-
gehen, ich habe gewonnen, sobald Chrynander Julianen
zu zwingen aufhört. Lkhhino (d. junge gtMirte 5.11) l'. M«;
ihr liistet, und habt niclit: neidet, hasset, und erlanget
iiiclit: streitet, Icänipret, und gewinnet nicht, weil ihr
nicht bittet. Hkhdkh (fr»-i>/> tiveenrr brüHrr Jf»u) 1, *m.
«)) urlion in den r.lttn Mnjlen übertruguiiyrn njtringt dit
forind gewonnen haben ina äuge {vgl. auch unttr den
Mfffen für da» jmnonalpronotnen ■ e« gewonnen haben).
YiV erfretU »ich anrh in altgemrinerer tcendung btaondtrtr
Miehtheit: {Joseph) nun halM-n wir gewonnen liebste
Maria, da« ist Belhlehen». lii iinkr Chrintromaedia {\. 6)
t. Kl Rmthinann:
(J'oliil. :) ich duncke nun, di« amleni nnlz« stellten,
die werdun »ulbat das r^rn nni ihre fUM« draho,
und wir mit uniirer lixl uiih Mplbat fefancen s«hn.
lChrv$.:) vcrwirlT die eitle furcht, wir haben iihon jfewonnen
J. C. GOniiikr (Theoilot. 6. l) ged-iursH;
ich habe den sieg über mich erhalten sie nicht zu
sehen, und nun daoiit ich gewonnen «u haben, aber ich
bin elender als vorher, (iöthk {an Hehrinch) Itri^t \,\tn\
Franziskus sah wohl ein, dasz der gifl alle Wirkung getan
halte und, da die portion nicht gros« war. meine starke
natur nicht halte Uherwälligen können, daher sagte er
eine» tage«: Benvenuto, danke gott, du hast gewonnen!
zweifle nicht, ich wcnle dich «um verdrusse der Schelmen,
welche dir zu schaden gedachten, durchbringen. (Ben-
venuto C'elliiii 4, 10) s.'i. 3B7: fasse muth meine theuersle! —
du hast gewonnen, als sieger komm ich aus dem gefähr-
lichsten kämpf zurück. Schim.kh {kab. u. liebe », 6) !», ♦!! :
nun haben wir gewonnen, figürlich, nun haben wir das
schwerste überstanden. AnKi.UNcj 8, AM; ähnlich Campk
i, 3«H».
ß) für den erfolg im spiel
1)) liegt die tummtnenstellung von gewinnen mit ver-
lieren u. a. vor allem nahe und i.<it auch hrsonder» bevorzugt •
n)) auch so er mit dem bal spili't oder ander spil und
kurizweil treib, so was er gcleicli als frölich so er ver-
los/ als so er gewan. Poutus u. Sidonia bs*; wUrlTel
oder kartenspiel . . . pflegen sie auch mit grossem ernst
zfl treiben und zft spielen, und haben dar/ö ein solche
frevelheit, beide, zfl gewinnen und zfl verlieren, das sie
auch ... zfl letzt umb jre freiheil und umb jre leib spielen
[^tanta lucrttndi perdendive temeritate). MlcYl.l.US Mera.
des Tacitus +4.^»;
spilt pis aftr milemacht hinein.
verlor ofl und seilen jrcwon.
Hans Sa<mx /aheln n. tekviänke i, IW;
es mus gewagt sein, wagen gwint,
verleart auch roanigsmar rcschwint.
Haynkccius Han» P/riem 57 netidr. ;
bei den abgefertigten spielcrn, sie haben gleich gewonnen
oder verloren. GRiMNfKi.siiAUSEN Simjtlic.iU Kiigel ; jedes
neue verhältnisz ist, wie ein spiel, man weist nicht, ob
man gewinnt, oder verliert, aber ntan musz den einsatz
wafüen , denn sonst kann man überhaupt nicht spielen.
Kh. Hk.hbki. tayebiichev 2,$7* Werner.
b)) dass ich dick verspielet hab, das ich nicht ge-
wunnen hon, es sei mit würfTeln, fünlTtzehen, zchen oder
mit dreien. Sciiossmann predigt is; ich kenne den staat
von Neapolis wohl, man musz hazardiren. aber es heisl,
wie bei dem Charten spiel, wagen gewint, wagen verspielt.
Clin. Wri.sk Ma»aniello (1, 8) 17 Petsch; über disz, warumb
habt ihr lust zu gewinnen? wisset ihr nicht, dasz, wann
einer gewinnet, ein ander nolhwendig verspielen musz?
die 3 ärgsten ermarren s.'» neudr.; an diesen nÄrrischen
leuten sähe man ein blaues wunder, weil sie alle zu
gewinnen vermeineten . . . etliche gewannen, etliche ver-
spielten. (iniMMKi.siiAUSKN Siinjdic. i:a Kögel; vor der
ankunft des prinzen war der Spanier unaufhörlich im Ver-
luste gewesen, jetzt gewann er auf alle karten. Sciiii.i.k»
{gei-tterseher) 4, 208.
8)) «« den einschlägigen tcendungen auszerhalb dieser
fm-mel vgl. • dem der da gewinnet, kompt das versehen eines
andern zfl gflt. es seind etliche spiel also gethan, das es
aulT einem versehen steht. AoKir.oi.A 760 teutsch. sprichic
(1537)61''; ir werdet michs wol wissen lassen, wenn ich
GEWINNEN 11*. b (im geachilt venUenen) 6060
gewinnen sol. so spotten sich selbe, so nüDbts gewinnen.
sprichiü. t,«9»(l8»): iMfMe*«M6.Wp.RBNIOK böse spiel
sielten M;
die sorg fertrtaeksa. in spiel g«« >>">«>
Mia fa«t. boden and kwt«i riaoeo. „„^*-
Itui.i.KXMAOR!« /rtmckwtemseUr 1, 11« UMOese.
gewinnen Im spiel, luäo vineere. Alka I.«r*: im »pi'l
gewinnen, gagner mu jsu. Rondbao t, Hat*; im spiele
gewinnen, to tri« at plajf. Hll.I»ll«T 1. 1, ««•: nach der
malzeit haben wir mit s wOrflen gespOIt ain spül, das
man v'antten haisset. und der gewOnnet. der da« best«
glelcli würfn. Philipp liAiSHOfKR reisetagehurh. s. Halt
Studien J.f.l«: die frau, «enge damals an wider zu ge
winnen. HAnaoönfKR tust, und lehrr. gesck. (7S) ««••:
spielest du und gewinnest, sonderlich durch betrug und
falsche würfTel. (iniMMK!.MiiAi;HKN SimpHc tia: diesen
{den Spielteufeln) ergeben sich onUrsrhiedliche leicht
fertige gesellen durch gewiss« parlen und bAndnus.
dasz er sie gewinnen lasse. lU; mein söhn, spiele nur
fein lange, du wirst wohl einmahl gewinnen. (iKoHo
Wkbkhiok büse spiel sieben i*. ähnlich s. m. s. tl; hin
gegen empfiehlt er (OnVf) ... die dame mit guter art {im
latrunkelnspiele) gewinnen zu lassen. WiKi.A>ti) {4lA. d alt.
teitkilrxunguMpiele) »4, \m; vorgestern al>end bei Albrechl«.
wo Whist gespielt wurde, diszmal aber gewann ich.
Scnti.i.KM br. 1.3W; die h&lfte, welche gewonnen, fordert
im nichsten spiele. F. L. Jahn 2.1.»: man «eng an.
haxardspiele zu spielen ; er gewann. J. C. Bi«a!<i>kh meine
lebensgeseh. i.fM: «eng das spiel schnell an. llesz Ihn
eine weile gewinnen, verwirrte ihn dann wieder . . . Pp.«ta
i.ozzi {Lieuhanl u. Oertntd 4,2) 4*, IS; die leufel mBgen
spielen o<ier nicht spielen, so könnten sie doch niemal«
vergnügt sein, sie mögen gewinnen, oder nicht gewinnen.
TiECK don (^tiehote t. ^». es ergieng ihm wie so vielen
andern, die an der dortigen bank {LatuMädi) zu ge
winnen hofften. A. Jäorr Sehnabels univmrmUU^jmkr* SB.
jünger, aber mehr verbreitet, als aus dsr iOsfHi§ksti dsr
belege xu erscMieszen, ist hier die versekiebung de» subjeels -
Ihre karte hat gewonnen, your eard kas won. Hii.hkrt
8, 1, 4fil«.
y) die ausdehnung des absoluten gebroueke» aw/ gewinnen
im sinne von erwerben.
0) ungeieöhnlich reich ist kier sekon der engste gesekäfts
begriff des eneerbs vertreten, für den LfTHRR m der
bibdübersetsung die ersten belege absoluten gebrnuekes bot
{s. sp. 5068.): es mögen die genannten Juden und Judinnen
gewinnen, erwerben nach ihrer gewohnheit. sckuttbrief
herzog Wilhelms v. Sachsen v. U90{Leipz. tagebl. tx.sept. JMS);
da füegt sich des jars, dasz da« meer. das man den see
nent, ganlz überfror, also dasz man kein bering «eng
und dasz er gcwan. die reben In Franken gantz erfroren,
und da er gut reinwein bracht, die vor in dem sumer
auf dem meere warcnt dahin gefüert . gewan er auch.
SniM. Mkistkhi.in, s. d. .ttädtechron. S. 48;
ihetn weiüzgftrber noch gewinnen
an bettln wie bissher mit sinnen.
G. Rösi-ii V. GKROu>.<<itArsKN wumiehsifrürh WS;
ausz den landsknechten wirt ein arbctloss volck. da«
nicht hlllTt gewinnen, allein aber vertxeren. was Ire alt
fordern gewunnen haben. Kukri.in v. GOhzbur«-. », 15I
Kndera; so sollen wir die goschickligkeit. zu werben und
gewinnen nicht verkeuffen. denn es ist ungevis. Luthkm
tischreden {von hendeln u. mteker) 88* Aitrifiiktr: «ff. auek
(». kaufshandl.) 15, 895 Weimar; lueror . . . fwflnnen. Ciio-
linus-Frisius 584»: eAeiMo Fnisiu« ?«•; Qartii-Köniu
480» {luerttm faeere); Dasvpodii's Sä« (ich gewinn, hab
ein geniesz. ubernutz): cArn-w Skr ran u» 0»*: rgl^auekt
demereo ... gwunnen. verdienen bei Cholinus-Frisius.
DarYPODIUS und Rf.yiif.r; vgl. mwk Sr.nöNSi.RDRR V&*:
das« er gewnn an aller war
nnd an keiner nit bttsaet ein.
Han!< Sacus /abein m. $ek*enmte 5,9:
der wirt war dieser antwort fro,
gedacht, er het fewfinen do. S, M6;
mit dem loter holte ich mich ob.
darnach ich gwin, darnach ich sar.
Prrsa Prob!«t 188 l^rttäer;
et wolt dann jemand sprechen, es wer die recht guldin
zeit eben jetzund. und möchte schier gewinnen. Schkidt
Detlekinds Orobiamis 4 ililchsaek:
6067 GEWINNEN II, 3, b (nutzen haben)
(reit macht die narren klug, erhebt zu ehrenständen,
es redet ohne mund, gewinnt mit stillen hünden.
Rachel sath: f/ed. 49 Drescher;
reich ist der mann fürwahr: sein handel und seine fabrilien
machen ihn täglich reicher; denn wo gewinnt nicht der Itaiil-
mann?
GÜTiiE {Herrn, u. Doroth.: Terpsichore) 40, 253;
sobald er in Paris durch seine arbeiten zu gewinnen
anfing, liesz er seinen bruder Johann Gottlieb ... von
Berlin dahin kommen. {Fhilipp Hackert) 37, 117 ; es wäre
mir schon sehr unangenehm, wenn mein Verleger bei
mir nicht gewänne — wie viel weniger mein freund.
Schimmer briefe i,dlT, wenn alle geister und kräfte in
auffuhr sind, um zu gewinnen und zu genieszen, ist ein
wunder^ dasz auch die arbeiter und die dienstboten, un
ruhig geworden , sich an die grosze tafel setzen wollen.
RosEGGEH Idyllen {dienstbotenlehen).
2)) die erireiterung des erwerlahegnffes, die sich bei ge-
winnen aus der verbimhmg mit of/jecfen aller art ergiebt
(vgl. sp. ßOlSj^'.), spiegelt sich auch in den formen des ab-
soluten gebrauches, die auf ellipse beruhen: nach der licht-
inesse aber bisz das man gewinnet, taglöhnerordmmg der
rebleute zu Konstanz 143«, s. zeitschr. f. d. gesch. d. Oberrh.
10, 313 {vgl. sp. 602l). leichter ist die ellipse im folgenden
zu ergänze» .■ wellen wür das fueszvoick bei uns behalten,
so werden sie beuten und gewinnen nachziehen, soll
man sie nun gewinnen lassen und die reuter nit. truchsesz
V. Waldburg bei Baumann, quellen z. gesch. d. hauern-
kriegs 54.ö; aber hundert hend musz ein keller unnd hausz-
knecht haben, wie Briareus, auff das er unauffliörlich
unnd unermiidet zäpfl", schöpff, gewinn, hol, trag, ketsch,
biet, stell, gisz, schenck, füll. Fischart Gargantua (8) 152
Alsleben;
sie (rfa.s kluge weib) schont der fauste nicht, hilft ihren mann
gewinnen,
reitzt das gesinde zu, hüllt bakken, brauen, spinnen.
'Rachel »atir. ged. 29 Dreecher.
im ganzen jedoch verdunkelt sieh die beziehimg auf be-
stimmte ohjecte; das verbum wird von allgemeinen begriffen
erfaszt, wie sie das Substantiv gewinn entivickelte : pro-
yioo . . . beschiessen, fürderen, gwünnen. Choi.inus-Fri-
siüs 702"; zönemmen, fürderen, beschie.ssen, gewünnen.
Frisius 1067*; was man den armen thuet, nichts daran
verloren werde, sondern man nur daran gewinnet, wie
solches an den zwölff körben . . . Ferdinand II. von Tirol,
sperulum ritae humanae 25 neudr.;
'dasz ich gut kegel schiebe
und verse mache, sind
gleich herrliche talente!'
sprach Boileau. gewinnt
sein abgott, der ihm rente
und ehre gab, dabei?
GoECKiNGK {eputeln 2, 9) 2, 100;
hier modert Nitulus, jungfräulichen gesichts,
der durch den tod gewann : er wurde staub aus nichts.
Lessing {minged.: grabsehrift des Nitulus) 1^, 14;
wer dabei gewann, waren die Unterhändler, der pabst,
die handelnden Staaten in Italien, endlich insonderheit
die geistlichen ritterorden. Herder (briefe über tempel-
/ten«) 15, 115 ; daz^t, vgl. auch Göthe briefe 6, H2l ;
so stimm' er dann in der Verlierer sinn.
denn nichts scheint denen trübe die gewinnen.
Schlegel übers, v. Shakespeares Heinrich IV. th.X
(far nothing can seein foul tho those ihat viin) ;
jede macht gewann bei dieser theilung des österreichi-
schen rauhes entweder land oder freiheit, neues eigen-
thum, oder Sicherheit für das alte, und weil alle gewannen,
so blieb das gleichge wicht unverletzt. Schileer {so jähr.
krieg, 1. buch) 8, 55.
3)) in dieser allgemeineren bedeutung gliedert sich die
weitere enttvicklung von gewinnen in zicei liauptformeyi.
der begriff profitieren ioird durch loeitere bestimmungen, vor
allem präpositionalverbindungen, wieder eingeengt und rcan-
delt sich .10 zu, der bedeatung fortschritte machen in einer
suche: er kann nachher an reife, an kraft, an gelehr-
sumkeit und känntnisz sehr gewinnen, wie auch Winkel-
nianh von jähr zu jähr unstreitige gewann. Herder (denkm.
W'inkelmn7in.9) 8, 451. im gegensatz dazu büszt der unverengte
bei/riff' immer mehr die rückbeziehung auf das subject ein
und arbeitet die nnrkungen aus, die das snlrject auf andere
ausübt, gewinnen nimmt die bedeutung an: einen vortheil-
hafleren eindruck machen; der könig von Holland bleibt
GEWINNEN II, 3, & (sich verbessern) 60G8
sich immer gleich und doch gewinnt er immer mehr je
mehr man ihn sieht und hört. Göthe {an Karl Augiist)
21, ;!86.
«)) ich setze voraus, dasz ich bei diesem tausch in allem
betracht gewönne. Lkssino {an Karl Les.iing I77l) 17^, 407;
schwerlich dürften wir ... in dem was wir eigentlich be-
gehren, bei dem tausche gewinnen. Herder {briefe zur
beförd. d. humanität) 17,314; sie gewannen als ritter und
priester. 15, 1I6; du für dein theil wirst bei dem tausch
offenbar gewinnen. Schiller br.2,m9; für den inhaU
werden sie indesz dabei gewinnen, wenigstens habe ich
gestern allerlei neuigkeiten eingesammelt. Wieb. v. Hlm-
ROLDT a7i Schiller Leitzmann «..53; ich gewann sichtbar-
lich auf den schatten, ich kam ihm nach und nach näher,
ich muszte ihn erreichen. Chamisso {Peter Schlemihl C)
4, 288 ; eben durch den geschmack haben also die Griechen
an Vernunft und durch ihre leichte Vernunft an geschmack
gewonnen, Herder {üb. d. Ursachen d.ge.mnk. qeschmncks)
5,609; man könnte vergleichen und urtheilen, das publi-
cum gewönne an einsichten. Güthe {zu Eckermann) ge.fpr.
5, 333 Biedermann.
b)) der dritte lebensbeschreiber Davids, den ich nennen
wollte, ist Chandler, der durch seinen Übersetzer und
anmerker sicher gewonnen hat. Herder {brief d. stud.
d. thenl. hetr.) 10,92;
die leutchen, muszt' er sich gestehn,
gewännen näher angesehn.
WiELAND {an Olympia 1, 2) 9, 133;
der erste eindruck
thut wohl das schlimmste, und der mann gewinnt
zumal in einiger entfernung.
Grillparzer {ein treuer diener 3) 6», 209;
man sagt von einer person, sie habe gewonnen, wenn
sich ihre äuszere gestalt gebessert hat, so wie man im
gegentheile sagt, sie habe verloren. Adelung 2,665; ebenso
Campe; (dieser mann gewinnt sehr, wenn man ihn näher
kennt, that man gains a great deal on acquaintance.
Hilpert 2,1 5.465*;) die schöne frau gewann nur noch
in der nähe, ich sah erst, dasz kunst, lampenlicht und
putz keinen teil an ihrer Zauberei hatten. Paul Heyse
neue novellen: der kreisrichter ; uns wenigstens ist es ja
auch so gegangen .- die Schleswig-Holsteiner gewinnen hei
näherer bekanntschaft. Bismargk {im preusz. landtag
3. 4. 1876) 6, 367 Kohl.
c)) gegen diese bedeutung von gewinnen heben sich zum
andere entivicklungsf armen , die mit ihr manches gemein
zu haben scheinen, doch deutlich ab. an/ gewinnen, siegen
i^^'>-^t' man spricht von müllerinnen
und wie so schön sie sind;
doch immer wird gewinnen
dort hinten unser iiind.
GÖTHE {die filückl. galten) 1, 128.
die ellipse eines persönliclien objectes {vgl. gewinnen sp. 5888^'.
s. gewinnend) liegt dagegen dem folgenden zu gründe:
das mädchenhafte erröten einer so hohen männlichen
gestalt hatte seinen eignen reiz, und die verlegne be-
scheidenheit des ehrlichen gesichts, die nicht zu wissen
schien, was er gethan, gewann. Otto Ludwig {zwiselien
himmel u. erde) 1,376 Adolf Stern; sie reiszt nicht hin,
sie gewinnt; sie packt nicht, sie rührt. Paul Lindau
{Etelka Gerster) in der gegenwart 11 (1877), 194».
4)) die heraiisarbeitung äuszerer Wirkungen, wie sie eben
an gewinnen beobachtet wurde, ist ivol gefördert und vor-
bereitet durch die ungemein zahlreiche gruppe von Verbin-
dungen mit unpersönliche7i subjecten, bei denen nur aus-
nahmsweise an eine bereicherung oder an innere fortschritte
des subjectes gedacht werden kann, vgl.: indessen die
flamme freier nach der höhe zu gewinnen sucht. Göthe
{ital. reise 1. Rom) 27, 2,i5; das geschäft gewinnt dabei,
wenn man die herren hübsch nöthigt, zu gleicher zeit
oben zu arbeiten. Göthe {an Voigt \^h) br. 19,32; ob da-
durch der herrschaftliche dienst gewonnen hat, will ich
nicht beurtheilen. Jacob Grimm {selhstbiogr.) kl. sehr, l, 15;
eure seele gewinnt bei dieser busze.
{Beineke fuchs 12) 40, 216;
gegen : gewinnt nicht unser vergnügen schon , wenn wir
es einem freunde erzählen. Adelung 2,665; und dieser
trost gewann an stärke, je länger er darüber nachsaiui.
(t. V. Ompteda d. zeremonienmeister'^ 109.
6069
GEWINNEND
GEWINNEND
6070
a)) und mit jedem athemcuge mi Behnelligkeit ge-
winnend, Rchoiz er (der ballon) endlich pfeiUohnell lenk-
recht in den morgenstrom deit liohts empor. SrirrBii
{aiuditn \: der condor. s) 1, 19 Satur; nach jeder com-
municKtion mit ew. excellenz hat beiliegender aoftatz an
gchalt und form gewonnen. Götiik {an Voigt) br. 19. SM;
und sein buch dardurch um ein paar oktavueiten gewOnne,
die ihm der Verleger mit bnarom gelde bezahlt. Sciiillkh
((/m räubtr, ein »eliau»jnrl 1,9) I, 4S; ein manu«kript . .,
dai ohne an volumen merklich gewonnen so haben, oben
diese aufsätze . . . genieiizbarer gemacht, lieferte. GAtiik
{an Frommann 1810) br. VI, SOS; dadurch würde daa atttek
zutammongolien, ohne daiiz man ihm durch inderungen
schadete, und et würde an kräftiger Wirkung durchaus f-
winncn, ohne im wcHentlichen von seinem schfinen etwaa
einzubÜK/en. (mu Kckermann) jw*pr. 6,14S; und deren
Schriften durch das lange liegen an geist gewannen: gleich
(lern wein« der mit zunehmendem alter geiotreicher wird.
HoNAVKN'irftA 9. naehhcaehe t. 19 Miekel; der ausdruok
gewinnt <in deutlichkeit, je deutlicher man sich die saohe
denkt voii der man spricht. Camhk 9, 8«5*; wenn die
menschen nur das sagen wUrden, was ihnen persönlich
und eigenthUmlioh angehört, ro ginge freilich die so-
genannte Unterhaltung verloren, aber das leben gewänne
an fülle und echter mannigfaltigkeit. Bkmth. AuRKnACH
tagfbuch au» Wien (1849) 7 ; so daaz der hiuserfleok sieh
ausbreitete und an ansehnlichkoit dermaszen gewann,
dtisz er sich fast mit FruttnclleiKselber zu messen ver-
mochte. Kunst Zahn herrgo.tj^piden (19)* IM.
b)) die Dchtung der kUnstler gewann an liebhabe-
rischen hnfcn. so wie auch sieg and reichthuni ihr
mehr materialicn schaine. Hrrdeh (ilb. d. ureaehen d. ge-
sunkenen gesehmarka) 6,620; vielmehr glaube ich, dasz
sein buch bei unserer nation, deren vorzug . . . gerechtere
gleichmüthigkeit ist, gewinnen werde, {kl. »ehr.) 15, I8l;
weder durch . . . Platonische, noch durch . . . Aristotelische
Philosophie hat das christcnthum gewonnen, {d. atud. d.
theol.) 10,865; bildnerei kann nicht durch das nebenein-
ander gewinnen, dasz eins dem andern aushelfe, {plantik)
N, 17; ebenito H, a&. 4iS; einige dieser Jugendschriften hat
er bei reifern jähren umgearbeitet; und so wenig er
sich seiner jngond zu schämen hatte, so sehr gewannen
sie durch die verbeszernde band des mannes. {Leanng)
\h, 489; und hofTe, dasz das büchlein, wenn es eine weile
liegt, wie die mispeln nur gewinnen wird. Göthf. {an
gröfin O'Donell) br. 94, 140; giebt man diesen einzigen satz
zu: 'Wahrheit mflsze and könne untersucht werden:
Wahrheit gewinne jedesmal- bei jeder neuen , freien and
ernsten prUfting'. Herdrr {Leaaing) 16,606; ähnlich 6,678;
vgl. LicHTKNBKRO (iibfr phynogn.) 8. 411 (die Wahrheit
gewönne auch alsdann noch); GF.H8TRNRRito (durch das
vermehrte lesen der wtirdigen wird die Wahrheit gewinnen)
171 {litt, denkm. 198);
ihr glaubt nicht, wie dnrch diese tracht
färb und contour gewannen !
ihr bu8cn gltinzt, wie »cbnee bei nacht
die taill' ist zum umspannen.
GoTiBR (rfi« trauer) ged. 1, 98;
mein vater versicherte dagegen, es sei ihm gar nicht bange,
dasz die neuen bildcr künftig nicht auch schwarz werden
sollten; dasz sie aber gerade dadurch gewönnen, wollte
er nicht zugestehen. Göthr {diehtung u. trahrheit i) 94. 40;
von der nähe bis zur ferne, — alles ist mit gleicher
Sorgfalt behandelt und keine stelle dieser tafeln, die nicht
durch's vcrgröszcrungsglas gewönne, {aua einer reine am
Rhein) 48,422; ähnlich Wim. v. HuMBOl.DT {an Sehilier)
Leitimann s. 81; gewinnt der ausdruck, weil eine spräche
an sich schöner ist? Hrrdrr {fragm. üb. d. nettere dtath.
litt.) 1,406; das war in nichts ein hindemis, im gegenteil.
es schien mir immer, als ob sein auftreten dadurch
nur gewonnen hätte. Fontank von nrantig bi» dreinig
a. 376.
GEWINNEND, praeaenaform de* pariicipialen ac{jectxva
tu gewinnen {a. d.), die der neueren aprache hauptaäehlieh
mit abUittingen von der bedeutung bezwingen, gefangen
nehmen {vgl. oben sp. 6988. 6999) angehört, denen die parti-
cipialform durch den absoluten gebrauch ein neues geprägt
giebt. die anderen betietttungariehtungen des terh*m» haben
hier nur wenige dattemde ergebniaae ersielt.
IV.
0 gewinnend in dar bedeulung vom bezwingend, ein-
nehmend, anziehend.
a) »ehoH die ältesten btUg* («rttfw drUid äa» U.jaMrk.)
neigen mttr tummmtmatellun§ ita pmHitip» mit tfmomffwun.
einige varbimäumfm Himmm Mehr mm» mmttfttmgtpumkt äer
entvieklung, unitv kmmaiielmm widwttkr 4m mbteUum.
«) in hohem fra4« MkUMi und fewtosaad wto MMf»'
reta war, knOpfü si« frMHtdlidi mit dem alten beiden,
graf Claus an. beMbUd Uta so ilch, nannte ihn vsUr.
Daiilmann gettk. 9. Damtmark ■. M; die dinge, weleb«
hier vorkommen wwrdea, haben lo etwa« popoliree aad
gewinnendes, dam ee keiner lanfen vorrede bedarf, sie
IQ empfehlen, E. M. Arndt rthen ft, i«: wenn kaieer
Wilhelm lelbet proelamalionen redigirte oder wenn er
eigenhtndig briefe schrieb, so hatten dleeelben, auch
wenn eie sprachlich incorrect waren, doeh Immer etwas
gewinnendes, oft befeistemdea. Binmarck ged. u. erinn.
9,990; die warmheni^nH, femütlichkeit und redlichkeit
des kapit&na hatten ttldit nnr etwaa gewinnendes, son-
dern für mioh wenlfitene besaobemdee. Ricaroa Hoch
aua der friumfffgm»*^ 176; von dem eigenartiffen nnd ge-
winnenden Wesen der jangen Iran gertihrt. Fontank
unterm bimbaum 9. «ff. dmau: bat mieh mit ihrer eigen-
thUmlieh gewinnenden leoleeligkeil. .SrirrKR {»tudten i.
feldbltHnen ») 1, 96 Satitr; d«in daa sobflne midchen hatte
in ihrem ganzen leben dank ihrer fewinaenden stolzen
anmut . . . freundliche gesiebter om deh flsaehen. 0. Her-
mann Jettehen Qeber^ 9U.
ß) für den abatUiua dar aniteiMung teugt dma viel ge-
brauchte »ynonymon liebettswtüdif : ond das sehten an-
mittelbar auszugehen von der eoudg heHem. Heheae-
würdigen and gewinnenden persSnliehkeit des kBnlgs.
der die schranken zwischen sich und seinem volke fallen
liesz. Hans Prutt preuat. geaeh. 8,966. daau vgl.- ge-
winnend wird gleichfalls wie liebenswürdig in bezug auf
das benehmen gegen andere und auf den verkehr mit
anderen gebraucht und bezeichnet eigentlich, dasa man
durch sein zuvorkommendes wesen einen anderen für
sich einnimmt, für sich gewinnt Eberhard-Lton a. •*.
b) unter den gebrauchaform^n ilherteiegt natürtiek die
attributive.
a) daa tum adjecHv gamordene partieip iat kiarbai auf
einen engeren knie von »uiaiantiven eingeaehrdnkt : der
ntittlere bnider, . . . Paal war von gewinnendem weeen,
von groszer wohlredenheit, von stets gleicher wohllaone
and wohlmeinung gegen alle. Grrvinus leben t; vgL eten
gewinnende Persönlichkeit. Prutz; gewinnende eifenatt
Fontanr; gewinnende anmut Arndt u.a.; gewtnnsadee
äussere P. Hevsr («. u.); gewinnende erscheinong, fe-
winnendes benehmen Eberhard-Lyon a. o. e..- wenn
kluge weltgestaltende männer im schweigen des cabinets
mit der stillen feder oder der feinen gewinnenden rede
bündnisse stiften, provinzen erwerben. Immehmann {epi-
gonen 8) 7, 198; dessen . . . edle sitten auf jeden, der ihm
nar flüchtig nahe kam, einen gewinnenden eindrack
machte. P. Heyre im gn^fenachloaa.
auffallend iat die folgende verbimäamf mit «tnan f*-
braucJiagegenatand ; aie weiat über dm SWfSrws ka§riif inf
die uraprüngliehe bedeutung turück:
zuletzt ihr, grazien, umflattert mich,
nnd gflrtet mir d«n leib mit •areai gOitsI,
dem wunderbaren, dem gawiniMDdeal
K. iMMaBMAHN (Pn^orm f) It, »«.
beliebt iat die Verbindung mit fromomauuUforwun. die tur
aubatantivierung weiter führt, vfL etwas gewinnendem
haben bei Arndt, Bismarck. R. Hoch a. o.; vgL: trotz
allem auf den ersten blick gevrinnenden fehlte doch
mancherlei. Fontanb vor dtm aturm n.
ß) objecte nimmt dm» mm s^/sefc'e gewordene pmrtmp
nur noch in der eompooitiom nt Melk (t. d.): ein häUg m»:
mit alles gewinnender anmoth (B. M. Arndt meen «, iti)
führt auf den auagoMftfwnlst der entwietiwa§ turlkk.
aonat »ind hier nttr mdvariimUmtimmunftm haUgt, mm «ie
muck einem a4)*etiv geläufig nnd: er war ein eniat-
bafter mann von wenig gewinnendem äaszeren. Paci.
Hrtsr Helene Morton ; dasz der von uns bevorzugte . . .
von eir.er sehr gewinnenden eigenart war. das stand
fest. Fontane von twamig bia dreiatig a. S75 {vgl. datu:
381
6071
GEWINNEND
GEWINNER
6072
'sehr liebenswürdig', niemals aber 'sehr gewinnend'.
Eberhard-Lyon).
/) zu den steigerungsformen vgl. : sie begrüszte . . . mich
mit ihrem gewinnendsten lächeln. P. Heyse Beatrice;
graf Coronini, den eine glückliche leichtlebigkeit aus-
zeichnete, sprach in gewinnendster weise sein bedauern ...
aus. Fontane graf Petöfy 3.
c) neben dem attributiven ist auch der prädicative gebrauch
bei dieser bedeutung nicht selten .- er (Louis Schneider) war nur
nicht gewinnend in seinen formen, die, trotzdem er einer
dichtergesellschaft präsidierte, der wahre musterausdruck
äusserster märkischer prosa waren. Fontane von zwanzig
bis dreiszig s. 424; so gewinnend er sein mochte, vor
dem stürm 10; ebenso Dahlmann (s.o.). dazu vgl.: wie
gewinnend ist der zauber reizender hilflosigkeit. Immer-
mann {epigonen i, i.) G, S; vereinzelt ist auch der überf/ang
zu adverbialen functionen belegt: ein wohlwollendes lächeln
spielte gewinnend um seine lippen. Fr. Halm (hatis an
der Veronabrücke) 4, 109 Schlossar.
d) in der composition, die sich vor allem um die forin
herzgewinnend (mit herzgewinnendem lächeln J. G. Hekr
heilige wasser 133 ; vgl. oben sp. 6034) gruppiert, könnte man
den ausgangs punkt unser s eben betrachteten gehrauclis von
gewinnen erblicken, die Chronologie der belege giebt jedoch
keinen anhalt<rpunkt dafür, und die bedcutungsfärbung
von gewinnend spricht vielmehr für die ellip.se eines per-
sönlichen objectes, vgl. alles gewinnend Arndt (s. o.). vgl.:
dasz der Tölkergewinnende zauber des griechischen wesens
sich in Aegypten besonders wirksam erwies. Georg Ebers
die Schwestern 1, xi vorrede, in herzgewinnend ist also
viel eher eine secundäre erweiterung anzunehmen.
2) die bevorzugung einzelner gebrauchsformen des particips
auf grund anderer bedeutung srichtungen von gewinnen
führt nur theihceise zur isolierung über.
a) in der mischform,, die dem lateinischen gerimdivum
nachgebildet ist und die das fehlende passiv des part. praes.
durch eine anleihe beim inßnifiv deckt, bringt gewinnend
gern die bedeutung erwerben zur geltung : soll der berg-
meister sehen, wie durch gütliche handlung . . . leidliche
conditiones auf die künfftig zu gewinnenden ertze gemacht
werden mögen. Ciiomel 3, 734; mein schönes väterliches
haus, nur wenig hundert schritte von dem ihrigen, war
doch immer ein leidlicherer, zu gewinnender zustand,
als die über das meer entfernte ungewisse Umgebung.
Göthe (dichtung u. ivahrheit 19) 48, 159 (var. : ein leidlicher
zu gewinnender. 29, 156 Weimar) ; dem fehlt das richtige,
nur durch erfahrung zu gewinnende urtheil über die
lenkbarkeit der Staatsmaschine. Bismarck ged. u. erinn.
(24) 2, 130.
b) vordem ist in der gleichen passiven actionsart das ein-
fache particip belegt, das in der form der Substantivierung
mit der bildung gewinnet übereinstimmt:
als ich sah auflt kugel-statt dar
unnd der keeel namb eben war,
da hettens all narren-^estalt . . .
bei dem sach ich an einer stangen
die gewinnenden klainater hangen.
H. Sachs 5, 222 Keller;
welch handwercksman hie wol wil leben,
musz darauff haben gut achtung eben,
ob es im sein gwinnends ertrag,
auf dasz er nicht von tag zu tag
abnem, darob zu scheitern geh.
21, 275 Keller u. Götze;
ob aber ein dergleichen spaszhafftiges gewinnendes in
die länge erspriesset, weiset bei manchen der auszgang.
Simplicianischer Haspel-Hannsz (l684) 56; das gewinnend
(gwinnat, gwingat, plur. gwingata), was bei Wettspielen,
rennen, schie.szen, kegelschieben etc. als zu gewinnender
preis ausgesetzt wird, gewinnst. Schmeller 2*, 931.
c) das particip in der activen actionsart wäre geeignet, durch
Substantivierung dem nomen agentis gewinner {s. d.) con-
currenz zu machen: dise gewinnen ethch kanten mit wein . .
der wein ist darzü verschaffen wer ihn geben soll, den ge-
winnenden. See. Frank weltbuch (2) 51»; wenn anders die
arten der abgaben darauf eingerichtet, dasz sie von den
gewinnenden, und zwar nach proportion ihres gewinnes,
gegeben werden. Chomrl l, 493; ebenso l, 495. durchgesetzt
luit sich dieser gebrauch nicht, und wo das viel verwendete
gewinner später verschmäht viird, treten attributive Ver-
bindungen dafür ein: der könig war also bei diesem
geheimartikel immer der gewinnende theil. Wieland
{Athenion l) suppl. 6, 27.
von anderen gebrauchsformen ist die häufigkeit der ad-
verbialen function, die vom, particip in syntaktischer Selb-
ständigkeit übernommen 'wird, bemerkenswert: wo jedes
reiner Jugend blüthe zum pfände setzt, gewinnend zu
verlieren. Heine {reisebilder : bäder v. Lucca 9) 2, 3no;
schöne freundliche taille des lebens, in welcher beide
einsetzten, gewinnend zu verlieren. Immermann {Münch-
Äatwen. 1, 16) 1, 112; unsre Hariet betreffend, so bereitet
sie sich auf ein schulamt vor, von dem umstand ge-
winnend, dasz man neuerer zeit die Volksschulen gerne
mit weiblichen lehrkräften besetzt. Ferd. Kürnberger
der Amerika-müde (l, 2) 29.
GEWINNER, m., iiomen agentis zu gewinnen {s. d.), das
erst am atisgang der mittelhochdeutschen periode belegt
ist, dem aber aus den ersten Zeugnissen ein längeres vor-
leben zu erschlieszen ist. während die vom grundverbum
au.9gehende conctirrenzform [s. widarwinno Graff l, 88l) in
engen bedeutung.sgrenzen blieb und rasch verkümmerte
{vgl. winne Lexer 3,910), ist gewinner von vornherein
umfassend in seinem bedeutungsgehalt und ivird namentlich
auch im neuern stil durch die Verwendungen des verbums
immer ivieder bereichert, die mehrfach versuchte concurrenz
durch das part. praesens blieb ohne nachhaltigen erfolg.
l) der ältere gebrauch {vgl. Lexer 1, 993) hebt sich vom
neueren vor allem durch eine neigung ab, die es uns er-
schwert, das stibstantiv zu deuten; er löst das nomen agentis
aus dem lebendigen Zusammenhang m,it dem verbum, und
führt es zum appellativ weiter, fälle wie der folgende
sind — wenigstens unter den belegen — vereinzelt:
der gewinner sprach : 'nein ich,
ich wil e mit gewinne hein'.
Heinr. V. Beringen schachgedicht 9, 51.
ffl) für einzelne formen des appellativs ist der zusammen-
hang mit dem verbum leichter herzustellen, so führt auf
gut gewinnen {sp. 6023) die benennung gutgewinner zurück:
nein; der adel were ab und nütz denne gütgesellen und
gutgewinner. JSas^rc/irontÄen 4, 265; und bei 1600 drabanten,
die kain sold heften, gut gewinner. C. Sender ((/. städte-
chron. 23) 414 ; alsz die kauflewt von Ulm ausz der mesz
zochen mit iren gutern und kaufmansschaft auf Ulm zu,
da sprengten etlich gutgewunner ausz dem zeug und hewen
die wegen oder ballin auff, namen, wasz inen geful.
Nie. Thoman Weissenhorner historie bei Baumann s. 18;
ebenso 19 u. a. dasz das gleiche compositum auch anderen
bedeutungsrichtungen nicht unmöglich ist. {vgl. gut ge-
winnen sp. 6024), zeigt: die kündigen dienstmegede und
die gritigen arbeiter und gut gewinner; die hant groszen
lust und ergetzunge in dem tegelichen gewinne, da:^ sü
der zit nüt belanget noch keiner arbeit verdrüszet. Schüre-
brand 73 Strauch {stud. z. d.phil. s. 47). auch eingewinner
{s. theil Z sp. 191, vgl. exactor, eingewünner Maaler 124"';
die selben drije ingewinner Züricher stadtbücher l) ist aus
dem gegensatz von ingewinnen und gewinnen, der oben
aus der rechtssprache belegt wurde (sp. 5958), leicht zu deuten.
b) versteckter liegt die deutung bei appellativformen, die
auf gewinnen im sinne von land gewinnen {vgl. oben
sp. 5960) zurückführen U7id aus dem Pachtverhältnis bald
ein dienstverhältnis oder eine berufsform entioickeln, vgl.
landwinner Lübben-Walther 198; halfwinner Schiller-
LÜBBEN 2, 182 U. a.:
so der briester wirt gewihet.
so ist er gote vil lieb.
so wil er zware.
in haben zeimme gewinnare.
seinen vil herren amman . . .
ein chorter wirt ime danne bevolhen.
er sei sehen, daz ime deheinez daruz werde verstoln . . .
so ist er sein meister göter
damit sol er st alle
bringen zo dem stalle, spec. eccles. 148, 158 Kelle;
Job. Leser spittelmeister czö Dresden amachtman unde
gewinner des . . . marcgraffen Wilhelm czu Mysen. Urkunde
V. 1405 cod. dipl. Saoc. reg. II, 2, 325 ; {Albrecht v. Thüringen)
sprach denn zu seime gewinner den om die burger zu
geschickt hatten, das her om seine phronde zwefeldigk
ader dicke dreifeldigk usz richte, also gab her om denn
sulche speisze, die her zwene adir drei tage sulde habin,
6073
GEWINNER
GEWINNER
6074
das vorzeretbe her denn allii af einen Ug und« beeorgete
sich nicht, was her den andern ta{( zu ipeiae haben
■ulde. JOH. KoriiK Diiring ehron. (6S3) Litiencron ». MO;
sollen die vier üwingor ohiigicrt sein, jerlichenam il. Fan-
gräzcn abend alle die zoin, so unib und uinb an der
naohtporsctiaft veld und geinain, auch in auaMrn and
indem gasten stossen, zu besiclitigen. rhrhaftbtuhv.Wiedmra
(jMndwhr. 1678), ». öatnr. weiatk. s, Mu (in dtr kantUekr.
V. 17119 ; Kcwinor ebmda 6, 17«). daau vgl. au* vörttrbäiektm
mon yuii/neur. ou moH laboureur. mein acliermann,
mein arbeiter oder mein bauer, und mein gewinoer, wmu
merunariu». et villiat» metu. DuKZ (iflM) Ml*, kitrktr
dürfte auch da» folt/rnde Mu atelUn jwtn, wo d»r kmrmutftbtr
durch coiiji-ctui (Kcvt-nner— rahnenträgcr)a&/i«(/'«i»M0eAli/
ietvvudor schar mit lisUo
stalten ir (ca«llMc:baft
dar nach als «i beton kraft:
sweth" '•"•> h'-f-ti ballaa
srholt wattM
die tT' n sIb.
.i.',, . V, iiiuBVKo $irrthetm 9. Otlerrelek
IM» A'r^cf.
di* gewinner »ind hier in §egnuoiK ftttdU *u denen, die
den hufen halten; es handeii eieh «Zm bei ihnen wol um
die vertheilung axtf die eifuelnen hatten und tun die
Unterordnung unter die einttlnen /Ohrer; daeu leUrde die
gleichttng gewinner. lohensmann wA etimmm.
ax^f' die allgemeinere paralide l«heiumann , pftehter,
bauer wird tvol auch der verbreUete/hmilienname (iwinner
zuriicl^fiihren ; ob eieh aber kiermt»m*iek der ethimpfname
gewinncr (Panankh dieeh. eehimpfieb. n*) erklärtf vgl.
dazu gewinnlor.
ü) im gegenmtt dazu führt der neeeur* fs>rain> §an» in
da» gelei» ilea nomen m/entie ntrüek, düten lebemdig ge-
fühlte function die Verbindung mit dem verbttm «M» rege
erhält und dadurch die bedeutxtng nach auaien tr%eeUert,
im innern bereichert.
a) mannigj'altig entxaiekelt iet hier eekon äi» ieritkung
auf kämpf und epiel: der rechteatreit , der leetikampf iet
früh belegt, allen voran jedoch iet das »piel hieran be-
theiligt, icährend der eigentliche kämpf eret der jüngeten
Schicht der belege angehört.
a) was dann also zuelest in der dritten innstanz . . .
auszgesprochcn wUrdt, dabei soll es . . . bleiben, und nit
wcitter gezogen oder gcappclliort . . . werden . . . sondern
soll der gwitiner, beim erlangten rechten ... behalten
werden. Alpirabacher urk. v. 1M8 bei BrsolI) doeum. HS«;
vgl. gewinner im rechten, victor litie. Stielbr SftM; vgl.
auch Haltaus 7U.
fi) gewinner im spiel, palmam in ludo refhene. Stielbr
S544; die zwen krentzgewinner, sollen die nechsto schul
an der thUr stehen, und das gelt einncmen. der aufT der
schul den krantz gewonnen, sol an der zeche auffwarten.
Adam Puschman griindl. bericht dee deuteeheti meieter-
geaangit 33 neudr. ; effenaoü; daa gleiche (inederholt)\NAiiKti-
SKiL&i6; zu merckcn, dasz der ubersieger. oder könig-
David-gewinner, auch diesen vortheil davon trftgt, dasz
er in der ncchstcn singschulc, so darauf gehalten wird,
mit in dem gemerck sit/cn dnrfT. ... es sol aber kein
David'gowinner macht haben, den merckern einzureden,
sondern er musz warten, bisz er gefragt Mrird. ebenda;
in der Kathrinenkirche war sonst wohl jeden sontag sing-
schulo — aber jetzt wäre in der ganzen stadt kein
merker für gcld zu haben, es ist schlecht genug, zumal
wenn es leutc in der stadt giebt, die 'kranz-gowinner'
werden könten, wo nicht 'könig-David gewinner'. J. Paul
/(ifit u. tccrke (6) 2, 81 (so wurde dem prciserwerber eine
kette aus Pfenningen umgehangen, deren mittelster den
könig David mit der harfc vorstellte, ebenda, anm.); auf
einer mi.tchung ziceier bedeutungen von gewinnen (vgl. aurk
ap.MUff.) beruht: der vorderste bei dem Wettrennen, der
endlich auf seinem schweisztriefcnden gaul zuerst 'den hof
pcwonncn' hatte, der sieger, warf das pferd sofort wieder
herum und sprengte seinen nachfolgenden mitbewerbern
entgegen. . . . ein vivat erscholl 'dem hofgewinner!' . . . der
hofgewinner war von nun an die erste person beim feste.
Lev. SciiOcKlNO PatU Bronckhorat (86)3,147; andera: so
werden die preisschriften gewöhnlich, oder doch wenig-
stens häullg, mit den ihnen am nächsten gekommenen
wettoifercrn abgedruckt, diese bis nahe zum ziele vor-
gedrungenen nebenbubler sind denn wahre anfogen der
prelsgeirinner. V. L. Jahm (bereiekerung dm hd. epraeh-
eehataea) i.M Eitler: wenn der köoif am enten tage die
preise aelbst austheilt. vor Jedem pr^agewiimer den bot
abnimmt . . . K. S\t.s i>t.\MHOttnBAKTM0lMr rejmbritfet.tia;
einer hatte einen beeher henuMfMdMMM . . . 4tm beohar-
gewinner. hauM. {») t.tm.e. SAMIMniS t, MU*; vir mSMM
aber darauf denken, djun «l«r fawiwMr OM>rw (ehimt-)
gäbe aaoh eine unventellte frend« na dewUwn habca
kann. G. Kkli.kh (/äkmteim ä. sieben t</V»B*lw) «.flTt.
y) gmigneur. ein Rewinner. vietor. jui tudeml» luarmkir,
vd vineit. \Uiv.iL (imo «ei^r welober dann verlearel. (tor
gibt tioh willigkli' (• inn die dlenstburkeit and
oigensohaSl des gr . i<;YLi.va übereele. 4m Tueihu
{üermaniaU-.vieiueifHunutrmmeervUmtemtmäUiW^; das
der verlustig, lolflh noff porg Tenpllt |«ll, sobeuüen nit
•ohuldlg noch Terbaiid«! sein, aad noeh dl« ■■ehfwitrten
oberkalten . . . den fewiaaer ond T«r«pUer M«bdar so« . . .
straffen . . . sollen. MrelMeW potimivrimumt «. MM *. 10^,*
dahero lachten die gewinner. und die verspieler bissen die
Zähne auffeinander. Orimmki.miiau«kn Simplie. (t. lO) Ut;
dasz das spielgell unter das angaraehte gat an iahten,
welohes nicht auf den dritten arbaa kniwat, aendani das
ersten gowinner einea groesan nnglfieka aiebMaa pfaod iaL
HAHSiiAiiKKit aehauplaiM (») 100; dme gleieke BirracHKT
roeenthal iioo) in; rgl.: erat gawlBDer gibt ain armer
studonklimmer. KiiiciiHoniR aaliawa. epridm. IM; dar
erste gewinner, der letzte TerUerar. Frisciimkr prettm.
epriehv. 90; ebetteo tcb. der Lurewtb. mda. 14A*: Ganolkr 17*;
Martin m. Likniiaht t, lai* u. a.. a. Wanükh i. tasi;
e. oben ap.Bavi; dasz ... die teufet ... bei den abgefertigten
Spielern . . . seolenverderbliche gedanoken erregen und
hegen; bei den gewinnen) zwar baaet er sebröckliche
Schlösser in die lufl. (iiuuwKiJSitAuasM Siaiptie. (t. to) ist;
wenn ein spielcr verspielet ... er wird aaoh Ton aeinem
gegner. dein gewinner, verlachet und verhOnat GaoRO
Wbskniok bOae apielaieben ai: ähnlich»; aoeh wird dar
gewinner bestraffl. er darff nemlich die gewonnene schuld,
wenn sie der spieler nicht gutwillig bezahlen will, vor
gerioht nicht fordern. Jon. Hier. Hehuan.h juriet. teee,
8, 886*; der gewinner . . . welches nur im spiele Oblieh
ist, den gewinnenden theilao beaalohnen. Ai>BLUNOS.«a8:
ähnlieh Campk 8,88»* (etmu freier); so sollten doeh die
Spieler so billig sein . . . erlaubt es doch der gewinner
dem trostlosen Verlierer. Klinorr {betraeki. h. gtd. l,S07)
11. 878;
(köntffin .-) ich kann ja dm Verlierer scbsWsn laasMk
(Qloiter:) viel wahrer aU ihr 's neintalt wohl varliar' iok:
tlucb den Mwinnem. deas sie spiallsa lUsehl
wer so veniert, dar bat woU rsät sa ndsn.
(beaehrew tke wttmera. Jor tkep pbiifd mtßalmt)
ScHLBOBL itera. «. fliawipsarsi Heier. VI.
tk.t.t,\;
da doch sonst bei den spielem die gewinner lastig. and
die traurig sind, welche verlieren. Tieck den Quifkote
8. 598; dann erschallt auf einmal ein rnf grtbiiaBloaar
bewunderung: die bank sei gesprengt! es gaaehak diaaa
mal wirklich in roth und schwant, der voraiehtifa fa-
winner setzte sich alsbald in eine postehaiaa, aataMB m-
erwartet erworbenen schätz bei nahen fraondaa und
verwandten in Sicherheit za bringen. Götmb (tef • «./aArcr
hefU 1801) 81, 106; dort im sttden war ein kOhnes spiel
um das leben, der gewinner erwarb das höchste erden-
glUck: kriegsruhm, unermesiliche macht, das lied dea
Sängers. G. Frettaü (biUer ». d. dtark. Vergangenheit) 17. 10«,.
in der atcangeUteen epraeke macht eieh hier atiek der von
einer t-eraehiebung dea auhjetta {tgL eben ep. aoas) ema-
gehende gebrauch geltend, der zugleich wüi einem ühttfang
zum appellativ vrrknupjlt iat: der gewinner. eine nammer,
ein loos, worauf man etwas gewinnt. Camhe 8.865*; ge-
winner. a leinning tieket. Hii.pkrt S, l.Ma*. vgl. gewinn-
karte. •
S) gewinner im streite, bello enperiar. SnsLBR »44;
victor, lucrifaeiena. ebenda : gowinner , tke gainer, vieter,
conqueror. tetttaek^ngl. lex. 9 (ITISI. 77«; so haben afaM l^t
die Denen, die ander zeit die Khugianer ... gewannen,
also das sie sich von beiden seiten nicht vor gewinner
romen, auch nicht vor über- wunden bekennen dorfften.
Kantzow chron. v. Fbaunem l. loi Qaebel; schlachten-
381*
6075
GEWINNER
gewinner Campe *,149; Bonaparte, der schlachtengewinner.
F.L.Jahn i, 15; dem gewaltigsten schlachtengewinner.
Varnhagen denkw. 2, 180.
b) die gröszte mannigfaltigkeü geht von der Vorstellung
der besitznahme aus, namentlich seit der neuere stil den
engeren begriff des erwerbs verläszt und den beim verbum
belegten objectverbindungen einflusz vergönnt.
a) nü sult ir prüeven, dag der grste sterne, Saturnus,
ist ein fürber; der ander, Jupiter, ist ein gunster; der
dritte, Mars, ist ein zürner; der vierdc, diu sunne, ist
ein huhter, der fünfte, Venus, ist ehi liebfrager; der
sehste, Mercurius, ist ein gewinner; der sibende, der mäne,
ist ein loufer. Meister Eckhart myst. 2, 212; dar nach
wirt Mercurius der gewinner, so diu sele alliu dinc git
umbe got unde bringet ze lone dag guot der gotheit. 213;
lucrio, gewinner handschr. vocab. d. 15. jahrh. Diefen-
BAGH 338"; lucrator, gewinner hochd.-löhm. wb. v. 1470
DiEFENBACH 338»; ebenso König (16(!8) 1341''; gewinner,
lucrans Henisch 1599; acquereur, acquesteur, m. erwerber,
gewinner, partor, acquisitor. Duez 10"; es hatte dieser
keiser . . . sich mit einem kauffman ... in gemeinschaft
eingelassen . . . hat also jeder loo marck in gemeinen
seckel zusammen gelegt. . . . derhalben er wein (von Köln)
auff der axt nachher Straszburg führen liesz, und sie
daselbst . . . mit dreifachem gewinn verkaufft , weil sie
also an dieser wundersamen kauffmanschafft so ein grosses
erworben, sagte der keiser zu seinem gewinner. Zinkgref
apophthegmata 1,47; viel laszen einen geringen satz, der
noch bereichern noch verarmen machet, zu, andre wollen,
dasz man dem gewinner das geld abnehmen und armen
leuten austheilen soll. Praetorius gazophyla. 30; ge-
winner, celui qui gagne. Rondeau 2, Uu 3* ; ebenso Schwan
1, 746*' (Ze gagnant, yagneur); gewinner, winnaar. Kramer
(1719) 2, 97*'; besonders scherzte er manchmal mit einer
anspielung auf seinen namen, indem er Felix Guadagni
hiesz, dasz sein gewinn gering sein würde, wenn ich ihn
nicht zu einem so groszen gewinner gemacht hätte. Göthe
(Benvenuto Cellini 2,6) 34,260; nun zeigt sich's, was das
fruchtet, der gewinner, sagt das Sprichwort, musz einen
vertuner haben. Hermann Kurz {der sonnenwirt 26) 6, 102
Hermann Fischer; na'm gewinner folget en verslinner
iWestph). Wander i, 1664.
ß) für den weiteren rahmen des begriffes zeugen folgende
auf objectverbindungen gestützte Wendungen.
l)) so vergänglich nun das glück war, das dieser fremde
reichthum {des Orients) seinen gewinnern biingen konnte:
so war er doch zur ersten blüthe der italienischen cultur
vielleicht unentbehrlich. Herder ideen (20, i) 4 (i79l), 282 ;
während der geber im gefängnis schmachiet, wird unter
scherzen seine gäbe herausgeknöchelt und mit schmatzen
von den gewinnern verzehrt! Fr. Th. Vischer auch
einer 241.
2)) brotgewinner, operaWt**. Henisch 1599; producenten
sind nicht , wie die physiokraten sich vorstellen , blos
nur die gewinner der rohen produkte der iiatur, sondern
auch alle veredler derselben, alle krämer und grosz-
händler. LoTZ handb. der staatsvdrthschaftslehre 1, 125;
ebenso (gewinner der urprodukte) 126; das teslument wurde
verlesen, nach dem ende der 3ten klausel zeigte Kuhnold
auf den frühprediger Flachs, als den redlichen finder und
gewinner des Kabeischen hauses. Jean Paul {ßegel jähre
1,15) 26,128; Henricus, dux Guisius ... hatte sein gantz
Patrimonium unter gute freunde auszgetheilet . . . von
diesem G. ist das Sprichwort herkommen, er sei eben wegen
dieser freigebigkeit ein grosser gewinner der Frantzoscn
gewesen. Schuppius schriften 593 {kunst reich zu werden);
die gewinner der erde
von ihrer mächtigen Üppigkeit
wurden sie reich !
Herder {Johannes Offenbarung [1774]) 9, 77 ;
ebenso 78 ; vgl. auch 79 (die gewinner von dir) ; der drachen-
tödter und hortgewinner. Glasenapp R. Wagner l, 2.')3,
s. Sanders erg.wb. 640''.
y) vereinzelt sind belege, die unmittelbar auf den ab-
soluten gebrauch des verbums zurückführen : alles liesz die
freiheit und republik heute leben; und wenn dies einer
kann, so kann es der bauer, der bei allen misbräuchcn
und gräueln doch seine generalpächter und fröhnen
GEWINNERARBEIT— GEWINNET 6076
nicht mehr hat. er ist der gewinner, während handel,
Industrie und schiffart laut über die revolution schreien.
E. M. Arndt reisen ... 4 (l802), 154; und welche sind durch
dieses gesetz am meisten die gewinner gewesen ? schriften
f. m. l. Deutschen 3, 462.
GEWINNERARBEIT, /., s. gewinnung.
GEWINNERIN, /., movierte form zu gewinner, als solche
schon bei Rothe vorübergehend für die beziehung auf ein
weibliches subject gebraucht: sam ein recht gewinnerinne
der s61e. Elisabeth 14* (Koburger handschr.) Lexer nachtr.
209; die nettere spräche läszt die form, seit ausgang des
n. jahrh. in den Wörterbüchern fusz fassen: gewinnerin,
femina lucrans Stieler 2544; gewinnerinn, gagnante
Rondeau 2, Uu3^; ebenso Schwan 1,746*; bei Adelung
(2, 666) u. a. wird das fem. wie das masc. auf die geltung
fürs spiel eingeschränkt, und hierher weisen auch die ersten
litterarischen belege: er suchte also die wohnung der ge-
winnerin {des bildes) unverweilt auf. Keller {grüner
Heinr. 3, 12) 2, 165 ; die Sibylle hatte die tombola gewonnen !
. . . hier wurde die karte des mädchens untersucht, nummer
auf nummer für richtig befunden und das geld der ge-
winnerin ausbezahlt. Rich. Voss die Sibylle v. Tivoli 7
{vom fels z. meer 1883, 2, 600'').
eine isolierte Stellung sichert dem femininum die aus
ülterein gebrauchin einem, einzelnen Sprachgebiet festgehaltene
Wendung kinder gewinnen {vgl. sp. 5974. 5993) : gewinnerin,
Wöchnerin, kindbetterin. Ave-Lallemant dtsch. gauner-
thum 4, 544.
GEWINNET, n. könnte lautlich auf gewinnend zurück-
geführt werden, ist aber doch wol selbständige bildung.
1) die gebräuchlichste und dauerhafteste Verwendung gilt
dem Wettspiel, bei dem es wie das substantivierte particip
den preis kennzeichnet: man hat ein halfen gehept, das
ist 50 fl das böst gewessen , das 2. was 45 fl ... wassen
also 23 gewinnet. C. Sender, s. d. städtechron. 23, 123; und
darbei ritterspil dir zu eeren gehalten, in welchem dein
müter . . . den uberwindern thewre belonung oder gewinnet
auffgeworfen hatt. Schaidenreisser Odyssee 99^ {äeMa
24, 85) ; dasz auff den kirchtägen und märckten . . . kaine spil
. . . umb gelt oder u mb aufgeworffne gwinnater . . . zugelassen
werden. Tiroler %wliceiordn. t». 1603 s. lO''; wurde zu Costentz
am Bodensee ein staalschieszen gehalten . . . und von den
besten gewinnetern ein pferdt ... zu hausz gebracht.
Welser -Werlichius Augsb. chron. 2, 195; auch auff den
fahl dieser {glücks)ha.fen über die darzu gehörige not-
turfft belegt, alsdann noch mehr gewinnet er verordnet
werden. Jon. Rud. Sattler Werbung sbüchlein (l61l) 209;
ebenso 207 ; gewinnet , praemium , praemia victorum. voc.
V. 1618, s. Schmeller 2^931; {dasz) der obgemeldten ge-
schoss gewinneter und vorthel ufl' die musqueten gewendet
werden solle. Egerländer stadtbücher (l62o) 3'', *. Nagels
deutsche mundarteni, 168; Schulordnung, wie es die mercker
und Singer . . . mit den gaben und gewinnetern halten
wollen. A. PuscHMAN ber. d. d. meistergesangs 29 ; silberne
stück, die da herum ligen und hangen, sind gewünneter.
kriegs-Simpl. 1, 87; gewinneter auffsetzen, praemia ponere,
proponere. Aler 1, 938"; gewinneter darvon tragen, prae-
miari. 938''; gewinnet und gewinnets Unger-Khull 291».
2) nur für die älteste zeit — und zuerst an die form
gewinnets gebunden — ist auch der allgemeinere begriff
erwerb hier vertreten:
leg unnser kram schoen ein
unnd la dich nicht pelanngen ;
der merer volkh ist nun vergangen,
ich hun gekhlafft nun disn tag,
den ich kain gwinnetz mer da hab ;
wir khunenn also nit vill gwinnenn,
die zerung wurt hie an unns zurinnen.
Sterzinyer spiele {Tpocras) Wiener
neudrucke 9, 64;
auf das, wen in das alter nfin pegreiffe,
das in sein har feit der kalt wmter reifte
und im sein kraft entschleiiTe
und im ge an seinem gewinet ab,
das er an forerspartem gftet
ein winter zerfing hab.
Hans Sachs fabeln u. schxvävke 3, 155.
3) für die Selbständigkeit unserer bildting spricht das
vereinzelt belegte nomen actionis : dann jetzund seind die
eebrüche im grösten gewinnet. Tat. Alpin us {verderitsch.
d. Polyd. Verg.) von den erßndern 79».
6077 GEWINNFIEBER -GEWINNHAFT
OEWINNHAFTIG— GEWINNISS 6078
GEWINNFIKBER , it., tu gewinn, enrerb: wie kommt
mir bente der Philipp vor? er iit doch tonst DOobt«m
und gewiasonhaft. Hollte ihn auch du gewinnfleber er-
fMzt haben? man hört, daas m j«tait ao arg grataiert.
P. RosBOOBR da» »üudergVkkd M.
GEWINNGELD, n. mit iwH v0r»ehüdm»n gttrmtteh»
formen :
1) au» der für gewinn («p. 6*00) und gewinnen («p. BMO)
angeführten engeren tcendung «Im ttmtfkäUttkut
brauche» i»t die eine bedeutung mmmtw eowjwiftMl
»proaaen, und von da iat e» al» jümgttt im
ikUungen für laudomlum auch in dia •Uftmtim»
»praeh» übergegangen .■ gcwinngeld, n. die abgab«, welche
bei erbpaoht und lohriKUtcrn gezahlt werden muatte,
wenn ein wechnel im unter- oder obereigentQmer statt»
fand und eine neue bolchnung nfltig war, oder wenn xu
einer vcrüuaserung dcN gutes der konient erteilt wurde.
Wtddeckiaehe gemeinnüttige teit»ehr. « (IMA), 140. BAUKn-
CoLtiTZ IM; laudemien (antritlvgrlder, gewinngclder) . . .
wenn, wie in andern gcgcndon WentphalenB vorkommt,
nicht bloB im vcrerbungsfallc, londem auch von dem eho'
gatten des erben, verändcrungsgebOhren (gewinngelder)
gezahlt werden mttisen. preutt. geattM v. 18M, gneintomml.
». 78; laudemium (lehnwaare, weinkanf, gewinngeld . . .)
ge»et» V. i64A («.848); daa recht, besitzvcränderunga-ab-
gaben (laudemien, lehnwaaren, antrittagolder, gewinn-
gelder u. 8. w.) bei denjenigen verAndcrungafHUen zu
fordern, welche auf irgend eine weise in herrschender
band eintreten, wird ohne entsch&digung des berechtigten
aufgehoben, geaeia v. 18M («. 88); auch handänderungs-
gebühren bei veräuszerungen (ehrachatz, handlohn, wein-
kauf, Ichnware, gewinngeld, laudemium) fanden . . . ein-
gang. B. SciiROKOER dt»ch. rteht»ge»ehieht^ ». MO.
S) andereraeit« knüpft da» compo»itum vereinielt auch
an den gewinn im »piel an • wenn die ablicfcrnng der ein-
nähme, oder aus;;ahlun(; der gewinngelder {durch die ein-
nehmer) . . . nicht pünktlich erfolgen. E. S. Unobr anleit.
f. lotteriespieler (18«0) 81.
GEWINNGIEBIG, adj.. »u gewinn — erwerb: als die
weichen weibischen leUt in Egypto in der arbeit faul und
trag seind gewesen, und vilen andern gcilheiton und
Wollüsten nachgestellt, auch gewinngtrig waren (xard
tptXoxifSnav). Caspar Hedion über», de» Jo»ephtu {antiq.
Jud.i,9) (1588) 80>>; zftm achten rUmct er sich, dasz er
uns überwunden , und nach notturfTt Überzeuget habe,
aber es hat jm also träumet, wie jenem gewtnngirign, als
S. Augustinus schreibet. Jon. Nas antigratulatio (1S68) SS**.
unter den teihterbiichern nimmt erat Campk angeregt durch
Radlop at^f diese, anscheinend veraltete bildung betug:
gewinngierig , gierig nach gewinn ... zu gewinnen ; im
böhern grade gewinnsüchtig. 8,365; ebenso Heinsius 1,438*.
GEWINNHABER, m.. Verdeutschung der holländischen
bezeichnung für die mitglieder der ostindiachen compagnie:
der genrral, und raht von Neu-Batavien, haben bald, nach
aufrichtung ihrer stadt und Staats daselbst, die gewinn-
haber (gewinthchbcr) in Holland ersucht, man wolte ihnen
doch einige mägdlein senden, um selbige, an die Nider-
lUnder desz ort«, zu verheiraten. Erarmus Francisci
lustige Schaubühne (8, 8) 8, 638; die ost indische compagnie
in Holland (aus deren mitglicdem denen gewinnhabem
sich einige mit etlichen tonnen golds nicht auskauffen
Hessen). Grimmelsiiausen uneder erstand. Simplic. 3,154.
GEWINNHAtT, adj. »u gewinn ■=» erwerb, mit gewinnig,
gewinnsam und dem reicher enticiekelten gewinnlich tur
älteren Schicht der adjectivableitungen gehörig und unter
diesen am frühesten bezeugt, einer jüngeren zeit gehören
die bihiungen gewinnbringend, gewinnreich, gewinnvoll an.
1) besiehung auf Personen : gcwinnbaft, einer der gewinn
macht: dar umb da; si all menschen gwinhaft machten
und si got gewunnen in da; Äwig leben. K. v. Megenuero
buch der natur 450, 8/. ;
stos . . . dio reichen in armOet, hartsel,
die rflesamen in unnQecz qoel,
die gwinhaflen in porliiifr schaden.
H. Sachs /ab. u. tchxo. 5, 88;
questuosus, gewinnig ei gewinnhafl. Dasypouius Gg4'':
vgl. questuosus winhaftig md, voeab. d. li.jahrh. Diefen-
BACH 478*; gowinnioht, ei gewinnhaft, seu gewinnend.
Stieler im4: angewinnbaft htmifiif». e§mtimmma. daapi-
eien» Ittarum. aöaiulm.
t) mt^f 9ieUitk0 mdtiaeb iH ima adifatth 9or allem in
der bergmanntapradt» Iswftli. «M mutk üt trmailtrung dar
form tn gewinnhafUf (ß.4.) balUU itL 4k Uimthmf
vandtlt »ick in gewtimbftagmd, ttwuw*"*«'' ward» hat
gewinnehafle teil imme laad«. JMWrfir $lmitnfkt 74
^^^^*^i and MiM fo«, du w «w a$m
dag wir wOmi «ide wer«
an alBMi «MMt k«rw.
da» mma «. Jddbamar M7 Barte*;
aua »paterar zeit gehOrt kiarkar nur mtak tima mrakmU»
buehung. die abw auf mllfamdnwm fakrmuk «mM;
gewinuhaft« nahntag. ntgotimH» fmettnim. f iiaaaliii iilw'i<'
•IM«. StIBLBR *544.
OEWniNHAFTlO, OKWINNSHAFTIO , a^j., aMirftewf
vom vort^at%9 naar My aBCMMM «ü^^eeis mmj^m»
1} tfi angarar waaaazaaua0 ^^'v ^m^aaarwa w»i$ mar mmmim^
gwinnbringend (tragaiMQ! «Mb wo obffedaebto b«fww|»
gcwinhaftig befunden oad . . . oas dsTOB fnabea wwda.
»ehU»i»ehe urkunda *. UM, *. eo4. difjL Sitaa. U, HS; w«aB
ir keine xeoh ader grobe gewinahafUf ward«. (UM) n, •:
do denn ganghafUg trflatli«h md gawianhafUg «rtzt ba-
funden. (i6a«)ti,4t (*. mittk tmiar gawinnnuarig) ; wann dar
massen erbaute bergwerk gewiaahaflig wwdan. (iMi) tt,M.
t) auf eneeiterung daa fatvaatthaa waiaam daa kudlämfamt
gewinbafTtiger, Itteroaua. tmoliwumtaaua. voaab. imeip. tattL
(16. jahrh.), a. Diepknhacii aaa*; gewinahafflige gewerb
treiben. Gartii-Könio mo^.
GEWINNHASSIG, adj.. au gewinn -• erwerb: gewinn
h&aziger, lucrifuga. Stikler 786 untar hiaxig: gewmn-
h&axig. Iticrifuga. KlR8Cli8,7^: ^enauMMATTHiAB t, l«t*:
vgl. oben angewinnlich ; vgl.: der keinen gewinn sucht.
lucrifuga. S. Calvisiub 700^ tt. a.
GEWINNHÜNGR16. adj.. naua bildunf m» rakmam daa
begriffe» gewinn(l>e)gierig («. o.): hondert gewinnbongrige
Itnern nur auf das erlAscben dea Privilegiums, um die
edle hbenaarheit Schillers so massenhaft und wohlfeil xa
verbreiten, wie die bibel. Kbi.lbr (^rflaer Aiar. 4, 8) 8,48.
GEWINNIG. adj.. jüngere concMrreafMMiMf M» gewinn-
haft {a. d.). viel in M«r(erMidUn» haUft
i) auf die an pera9nliehaa au^jaet fattmdama hadauhm§
gewinnziebend vtiaen: gewinnig ndten gewinnhafl bei
Dastpodius («. 0.); gewinnig, gewinnhaft, gewinnsichtig.
Sbrranos X8^; ghe-winnigh, fuutuoaua, quaatuariua.
lueroaua. Kilian 147*; gewinnig, gewonnen reieb, fwae
stuosua. quaeatuariua, pro lueroaua. Hbnisch 1800: dmau
vgl.: wo ouch die constofeler oder antwergmeister off
jeman erkennent, der ander jn gesessen ist, der sehe*
hundert pfunde wert bet, und so gewOnnig ond so on-
kCsUich ist das der ein pfeK haben sei, der sol . . . Straasb.
pferda-ordnung v. 1889 bei Scuiltbr aMAan^n« KOnigakt^fan
a. 1061. kiarmua gaaogan Scherz-Obbrum i, 548 (gewoinnig.
midtum lueratus).
8) auf die Verbindung mit unperaiinlichen objeettn und
die bedeutung gewinnbringend weiae»: gewinniger oder
gewinlicher, luerativua. voc. theut (146t) mb*; gewinnig.
luerabUi». vocab. alphab. DlBPKNBACH 888*; luerotu» (.on
gewinnig, dispanaioau»)', hierhergehört teol mueh gewinnig
in der »pracha dar my»Hker: die fich unachtsamdiche
der grossen gewinnigen frUhte und der edeln gemeinschafl
hindern woltent, das ir onahtber woltent werden der
erlichen schar . . . Sc ii Orbbrand 47 Sirmueh {ttud. t. d,
phil. 88.14); die alse gar trege und onabtsam sint, daj
si'i der götlichen arbeit alse gar Obele verdribBei ond der
gewinnigen zit so grfialicba belanget 47,81.
8) auch iX)n der jMuwtM» actfiswaarf daa pmri. prmat. iat
die bedeutung dea at^jectiaa barUkrt: gewinnig got, bona
aequiaita (au» dem Straaüurgar jua ste/ut). Schrrz-
ÜIIKRI.IN 1.546.
GEWINNHAKEN. •%., ialOrt aum harfmdmniaehen begriff:
gewinnhaken, ziehhaken, (bergwerk) ein haken, ver-
mittelst dessen das gest&nge des t>ergl>ohren, mit beihQlfe
eines seile ans dem bohrioch gesogen wird. JAconssor
teehnol. «o6. 8. 86*: vgl. Campe 8,886* «. a.
GEWINNISS. GEWINNUS. OEWINGNUS. /. ama öatar-
raitkiaehen qudlan für dam weam» adioai» gewinn «a der
6079 GEWINNKARTE— GEWINNLEIN
bedeutung von erwerb überliefert (s. gewinnung): der-
gleichen verdächtige personen , welche . . . keinen dienst
oder arbeit nochtrochten auch sonst kein erhöhe gewing-
nus . . . hoben, {landger. Olanek. 17. jahrh.) österr. weisth.
1,134; hohen zins, den sie mit erlicher gewingnus nit zu
erscliwingen. ebenda u.a.; vgl. Lexer (nacÄfr. 209), der
auch auf den Teichnf.r veriveist.
GEWINNKARTE,/.; tcinning card Hilpert II, 1, 464«.
vgl. gewinner sp. 6074.
GEVVINNLEIN, n., diminutiv zu gewinn {s. kleiner ge-
winn s;p. 5911), in mundartlicher Überlieferung auch m,it
den formen gewinnlin, gewinle, gewünnle, gewinne!, ge-
windl belegt, die bedeutung Mit sich im rahmen des engeren
geschüftsbegriffes des erwerbs und unterliegt der vergegen-
ständlichung, die dim,inutivform (mehrmals ist klein noch
einrnal als attribut beigesetzt) zielt zunächst auf die gering-
fügigkeit des geldwerts der sache, bringt aber vielfach
überhaupt etwas herabsetzendes in den begriff.
1) fast ununterbrochene Überlieferung zieht »ich durch
die Wörterbücher, bricht aber in der mitte des 18. jahrh. ab.
a) überwiegend lehnt sich die buchung an lateinische dimi-
nutivform^n an : gewinnel, lucellum. vocab. iyicip. teut. i 6* ;
vgl. auch Diefenbach 338*; lucellum . . . ein gwünle oder
nützle. Cholinus-Frisius 524*; eftenso Frist us 783*; (ein
kleins gewinnle) Dasypodius S 8"; (gwünle) M aaler 201^;
(gewinnle) Golius441; (gewinnlein) Garth -König 430";
ebenso Kirsch 2,151^; Matthiae 2, 181*»; Steinbacu
2, 1029; Hederich l, 1425.
gewünle, quMesticulus. Frisius 108*; (ein kleins ge-
winnlin) Dasypodius Ee 7"*; (nutzlein, gewinnlein) König
ddö^; gwünle, lucellum, quaesticulus. M aaler 201'*; ebenso
(gewinlin, kleiner gewin, nützle) Henisch 1599; Schöns-
leder Vö**; (gewinnlein et gewinnltlein) Stieler 2544;
gewinnlein, a little gain or sinall profit. teutsch-engl. lex.
(1716) 774.
b) etwas herabsetzendes liegt wol in der gleichung m.it
captura: captura, pro qumsticulo, ein gewünle oder
nützle. Cholinus-Frisius iS8»; ebenso Frisius dict. 186*";
M AALER 180*.
2) der litterarische gebrauch ist nicht so früh belegt,
greift aber tveiter in die nettere zeit über.
a) ohne nebenfärbung kennzeichnet die diminutivform
den geschäftserwerb: dein gut würdt dir zur bürde und
beschwerenus sein und wann du schon etwas gewinnest,
so müstu sorg genüg auch darzä haben, unnd ein ge-
winlin würt dich in unzälich Unglück setzen, mann würt
dich triegen, so gescheid würdstu nit sein können, ver-
deutsch, d. trostbücher des Petrarca 104*;
liesen mich und dich kauffleut sein
■und solch gewinnlein nemmen ein ;
dann gott gibt uns das gelt nicht drumb,
dasx wir es unnütz bringen umb,
sonder mit hellTen andern leuten.
Jag. Ayrer (der falsch notariug) 5, 2980 Keller;
deszhalben mir ihnen dasselbige trinkgeltlin und gewinlin
durch mein warnung abzustricken ein gewissen machete.
Fi sc HART aller praktik groszmutter vorr. 2, a. b;
es war mir leid, dasz ich das pfund,
welchs mir gott hat vertraut itzund,
leichtlich sollt setzen in gefahr
um eins kleinen gewinnslin zwar.
Gustavt magni nachtgespräch bei Opel u. Cohn 333 ;
sie haben ihm ein gewinnlein müssen geben, Uli aliquid
lucelli jussi sunt dare. Ai.er 1, 93C''.
b) beimischung eines herabsetzenden momentes: schandt
ist es, dasz auch jetz fürsten zu wucheren anfahen . . .
so gar gilt frombkeit und erbarkeit nit, so wol schmecket
das gewinlin. verdeutsch, der trostbücher des Petrarca 52*;
ein jedes gewinnlein ist süsz, lucri bonus odor ex re
qualibet. 937*; vgl. auch Wander 1,664 (ein klein gewinn-
lein und oft thut wohl);
was doch mindre die sorgen, was dich dir selber befreunde,
was dich beruhige ganz, ob ehr', ob süszes gewinnlein,
ob ein gesonderter gang auf heimlichem pfade des lebens.
Voss iroras (epwt. 1, 18 v. 102) 2, 297
(konos an dulce lucellum) ;
gottlose menschen, die weder gottes ihres nechsten, da
es nur ein gewinnlein trüge, achteten. Kirchhof wend-
unmxith (2, 121) 2,169 Österley; damit jr jeder ein schänd
lichs gwindl darvon bringe, schämen sie sich nit allerlei
stinckende drecktätel, mit den aller unzüchtigsten figuren
GEWINNLER— GEWINNLICH
6080
auszubraiten. J. B. Fickler übers, d. Putherbey v. ver-
botenen büchern (l) 68*.
GEWINNLER, m., nebenform zu gewinner (s. d.) mit
übler nebenbedeutung : dasz si die üppigen, unverschämten
gwünnler, wüchrer oder publicanen nit habend sollen zu
bischofen erwälen. Zwingli (von dem predigamt) 2, i s. 310.
GEWINNLICH, adj. u. adv., mit viel weiterem bedeutungs-
umfang als gewinnig tmd gewinnhaft, schon mittelhochd.
belegt, vgl. Lexer 1,991.
1) auf personen bezogen bringt das adjectiv mehrfach die
bedeutung siegreich zur geltuiig, meist i7i attributiver func-
tion, ivährend das adverb auf den erfolg im er iverb.sieben zielt.
a) auf kämpf und sieg weist schon der älteste beleg:
als zvven gewinnlich (var. gewindl) valken
üf einander warten,
seht, also gebarten
von Meinz, von Köln die bede,
d6 sich huop diu rede
gegen dem phalzgräven fruot.
Ottokar Österr. reimchron. 59146 Seemüller;
es seind auch nicht gewinlich kriegsleut, die al ir datum
auf die schlacht sezen und doch darneben kain hinder-
huot haben. Aventin (ursachen d. Türkenkriegs) l, 225;
diejenigen so Marti underworffen sind, werden disz jähr
nicht wol siegen, noch gewinlich sein. Paracelsus (pro-
gnost. a. d. 37. jähr) 2, 649 ; ich wolt dir ein knebel ins
maul legen, du solst mir kein wort mehr zu dieser sachen
reden, bisz wir in anderer instantz gewinnlich worden
weren. Ayrer hist. proc. (2, 6) (l597) 546; so . . . die urtl
erster instantz durch den appellation richter becreftigt
were, so soll auf anrufen des gewinlichen teils . . . gepür-
liche volziehung der urtl gesctiehen. Nürnberger ref 60*;
gewinlich der nach tugent stält.
der nit inn p&sz gesellschafft fält,
und sich zfi frummen le&ten h6lt.
Jon. V. ScHWARZENBERG teutsch Ciccro 128'>.
h) der begriff des ericerbs:
a) vereinzelt beim attribut: und ist da ein kundig ge-
winlich Volk, und seind alle burger kaufleut oder gut
hantwerker, darmit gewinnent und habent sie grosz reich-
thumb. S. Meisterlin (s. d. stüdtechron. 3) 51.
ß) beim, p>rüdicat oder adverb:
also schick ich meiner kinder sachen;
min kindt kan ich mir gvvinlich machen.
Murner narrenbeschwönmg 98 Spanier;
ihr sollt mir auch . . . glauben, dasz ich nit desgleichen
mehr ein blatt wollt machen unter fl. 400. und darum,
ob mir von eucli wird, das ich begehrt hab, so ist bei der
langen zeut mein kost und zehrung mehr dabei, ihr
mögt ab nehmen, wie gewinnlich ich stehe. Dürer
schriftlicher nachlasz 52 ; dazu vgl. auch den gegciisatz mi
den btcchungen des vocab. incip. teut. gewinlich, adverb.
hicrose gegenüber von lucrosus, gewinnhaftiger i e*".
2) die beziehung auf unpersönliche träger fördert nur den
begriff des erwerbs : gewinnlich, gewinnbringend, nur aus
der bayerischen mundart ist engere anlehnung an eine andere
bedeutung zu belegen, an jenes gewinnen, das ein moment
der bewegung entwickelt (s. heraus gewinnen): gewinn-
lich holz im gebirg, das an gewinnlichen orten steht, —
d. h. leichter gewonnen, herausgebracht werden kann.
Schneller 2-, 930. anders:
darurnb das si kein win nit trinckt ;
das schetzt ich für ein gwinlich ding.
Murner narreiibeschwörung 66;
alsdan soll darnach volgen weingelt, tuechgelt und anders
dergleichen , was auf kaufmanschaft und von wegen
gewindlicher handlung geben und genumcn ist worden.
land- oder ehehaft taiding in der Pauris (1624^, s. österr.
loeisth. 1,216; es frewen mich die würffel, wann ichs an-
sihe, dann ich sehr guten, glücklichen und gewinlichen
fal damit hab, gewinne allweg, dester mehr lusts hab
ich zu spilen. verdeutsch, d. trostbücher des Petrarca 23;
wer seglon will mit allem windt
und achtet sin als, das er iindt,
auch macht im gewinlich alles guott,
darumb er doch kein arbeit duot.
Tu. Murner mühle v. SchwindcUheim 809
(Straszb. Studien 2, 28) ;
das sindt ietzundt der wiber sachen,
wie si ir lieb gewinlich machen.
gäuchmatt 57 Uhl;
6081 GEWINNLIEBEND -GEWINNRECHNUNO
Franckrelch wirdt «eines reichthamb« verluit truffen. ond
einen grundtnowen fundl erflnden, mit mancherlei guter
und böser be Weisung, wirdt Jhm alles gewinnliob sein.
Paracki.suh (prognoaHeon auff daa »».jähr) t, SM; vgl.-
wie wol es mir ungewinnlich und vers&nmlieh Ist. A. UOtiKit
naehlan S9; vgl. auch die klage eines Oattiiner wirU»
atui ioia dasz die gastung nicht mehr gewinnliob Mi
(MOn/. heilage tur allgein. teit. v. tl. oet. 1HM.)>
8) die wörterbilehrr haben wm gewinnlich nur wtn%§
notiz genommen, einig* altert habim w nur als adverh
rrfattt, andere voHlbergthend neben gewinnig («. d.) getmetä;
dazu vgl. Rcwinnlich Scmottri. 867*.
GKWINNi.II<:MKNlJ. adj.. nur in Verbindung mit ehr-
liebend («. d.) beobachtet; ihre autoren, mehr gewinn-
als ehrliebende leote. P. M. Klinukr {betr. u. ged. i, tb)
11, &9.
GEWINNLISTE, /., «um geunnn in der lotterie gtkürig:
und man darf nur bei solchen lottericen, wo nooh de-
Visen üblich sind, die gowinnlisten durchlesen, um Ober
die mongo derer zu erstaunen, die ihre hoffnung auf gott
gesetzt haben. (H. A. Kkhndokmkpp.ii) lottmen u. htntt \
tu gewinnen (17%) 16; meldet sich binnen drei monnt nach
dato der gewinnliste der etwaige Inhaber des fUr Tor-
loren gehaltenen looses nicht. H. S. UNor.n anltitung /.
lotterieepi$ler (1880) 85; gowinnlisto der königlich prouszi-
■ohen 119. klassonlottorie (19(W).
GEWINNLOS, n.. eben/alle rtir lotlerie grhürig: um das
präsentirte grOszere gewtnnlos einzulösen. E. S. Unobk
anleit. f. lotterieepieler SA. vgl. gewinner «p. 007«.
GEWIN.VLO.«?. adj.. tu gewinn — erwerb:
der lehenherr der ttmlt den bötwicht •chrOcklich hart,
der «ein vertrautes ufund gewin-los nur verac-harrt.
J. UoMi'i.KR reimgetichte, 1. g^iüeeh 84.
GEWINNLUST, /.. tuetet von Campk «. 866» angeführt
Oust zu gewinnen): ich begab mich nun zu einem an-
gesehenen händlcr . . . welcher auch ganz neue bildcr
kaufte, wenn sie vor seiner kcnncrschafl gnade fanden
oder seine gcwinnlust sonst durch irgend einen goheimnii«-
vollen Vorzug reizten. G. Kki.i.fm {grikner Heinr. 4, 4) 8, 6i.
GEWINNLUSTIG, adj.. frilhrr belegt ale das vorhergehende
suhst. vgl. auch gewinnliebcnd, pewinnbegierig: clor für
gewinnlustige so sehr zurückschreckenden nieten. (Kp.nN-
DOKnFKKiO lotterten *. 3«; der mit jedem tage zunehmen-
den mcngo der gcwinnlu.sdgen s. IM; indem sie (die messe)
in ihren feierlichsten momcnten dcmUthig und kühn
genug war, sich mit der gewerhlichci» volkskraft und dem
frischen gcwiiinhistigen hajidclsgctiimnicl zu veriuühlcn.
Tu. MiiN'OT gfseh. der den f. tchen stunde (>, 8)888; denn es
bestand oben die absieht, sie vom hause zu bringen, und es
stockten gewinnlustigo hinter der saohe. G. Kellkh (grilner
Heinr. 4, ih) 3, 8&5; die fünf gewinnlustigen, welche be-
schämt die köpfe hatten h&ngen lassen, {d. Jahnlein d.
7 aufruhten) 6, 875.
GEWINNMÄSZIG, arfj.; darinne dann ganghaftig trost-
lich und gcwlnmessig erfzt befunden, bergordnung für
Freimiraldmi (l.')«)), s. cod. dipl. Sites. 21, 8. vgl. gewinnhaftig.
GEWINNNUMMKR, /., der lotterie encachsen: trotz
alledem gab er das warten nicht auf, und da gerade
lottcrieziehzeit war, kam das viortollos gar nicht mehr
von seinem pult. . . . alle morgen sah er in der zeitung
die gewinnnummern nach, aber die seine fand er nicht
Tu. Fontane unterm bimbattm i. vgl. gowinner «p. 6074.
GEWINN RAD, n. {vgl. das vorhergehende): vor der ersten
Ziehung werden die s&mmtlichcn 90,000 nummcm in das
ziehunpsrad eingezahlt. ... es werden vor dieser (der l.)
Ziehung 3000 mit gewinnen bezeichnete zettel ... in ein
zweites rad hinein geworfen, die Ziehung selbst besteht
nun darin, dasz nach und nach von einem wai.senknaben
8000 nummern aus dem nummerrad gezogen werden und
von einem zweiten aus dem gewinnrade zu jeder ge-
zogenen nummer ein gewinn. E.S. Unoer anleit. f. lotterie-
Spider (1880) 8; im gewinnrade verblieben i prämie sa
800000 mark . . . preusx. gnrinnliste von 1908.
GEWIXNRECHNUNG./.. tur kat^fmänmschen formet
gewinn und Verlust gehörig: eonto de gain et de perte,
gewinn- und verlust-rechnung, ist eine von den hUlffs-
oder ncben-reclinungen. welche in dem italienischen buch-
halten . . . nothwendig befunden wird. Chomkl 8, 1807.
GEWINNREICH-GEWOmSMANGEL 6082
GRWTNNREICH, adj.. Jüngere eonettrren^fttrm m ge-
winnig, gewinnlicb u. o. mit äer betekrtinkiimg mt^f die
bedeutung gewinnbringend (nur die ^ekung: guaeatueeua,
gewinnreieh, gewerbhafftig CKi.iJiniL'M 171 Unnit fragtieh
erscheinen; vgL muek gewannen reicb Hckisch. ». o.
ep. mm), dm tmmm Mftrmak tiett mif Mmrtrtgitngt
1) der hegri^ dm gmdgmdnnt iat wrwiagend mue wtrttr-
btlehem belegt:
a) luermue . , . plenum tmeri, g«winnr«ioh. gewinnlieb. . . .
profltlieh. A!«i>i«. Kkthkr thmUr. rwn.teut. t(lM»). 417«:
gewinnreioh sive nutxreiob. luermua. Stiklkn tMi: dmeut
gewinnrdob, fuaestuoeue. Alkn, KinncH. MAmiiAB.
Stkikbach; {qummtuoetu e. gewinnbringend) HruenicH;
gewinnreicher Handel. Sciiottri.418*; gewinnreieb, reichen
oder groMen Handel bringend. KuMPr ut. t. reinig, d.
eproek- u.eeKreütart 18«: ehmso CamPB t. MB*.
b) was aber von plattnem. wafftOMbrniden , niMMr-
•ehmiden, HuffseHmiden. schloMcni. sein werden, warfen
ein gat Jahr Haben, and gewinnreieb. pARACEiJit'M {pro-
gnostieon auff das n. Jahr) t,M9: diese HeiratH war glän-
zend nnd gewinnreicH für sie. .Sciiii.i.p.n {E{friäe) tft. I.ii5:
auch nahm die fernere entwicklang dieee« wtehtigen
departcmenti (post) die bewahrten anfftnf* wMer uf,
die seit dem groszen kurfOrsten in einer fMiMiBBÜliifln
and dabei doob f&r den Staat gewinnreicben handbabong
des posIregaU gemacht worden waren. H. I>h(;t7. pret*si.
geeeh. 8, 911 ; dieser theil des geach&nes . . . galt tar leit fOr
die gewinnreichste thltigkeit der handlang. 0. Frbttao
(soll u. haben 1,5) 4.00; sein geliebte« beeitxtbam begrflftte
er stets mit der gleichen freade. . . . getnasobt bitte er.
wenn aacH noch so gewinnreich, mit keinem. M. v. Ebner-
EscHENHACii darf u. aehlougeeek. (der kreiephgeieus) *«4.
9) tum übertragenen geibrmttk» tjgC. ; noob die gegenwart
Wilhelm August Sohlefela war für miob gewianretab.
GÖTllR (tag- u. Jahreshefte 1799) 81, M («rspr. biMhto adr
viel gewinn) ; wrir rechnen die schrift des verft. . . , wie
sehr «ie auch von den gegnem als parteischrift der
iuszersten rechten verschrieen werden mag. doch za den
gewinnreichen Schriften der richtigen mitte. LOcrr tu den
Götting. gelehrt, ant. 1H41 s. tt) (94. stüek): ja mit den
Jahren sogar theilbaftig geworden aller feinhciten einea
in solchem grade gewinnreichen amgangs. K. Gutzkow
der tauberer von Rom 9, 160.
GEWINNSAM. adj.. nur in K&rterbüekem . dort aber
mit ungetcöhnlieher reget mästigkeit für den begriff hicroeat
überliefert: lucrosus . . . fa«t nützlich and gwtlnsam. Cbo-
i.iNus-Fnisit-R 584*; genau so Frisius 78S*: ^enso Dast-
poniüs S8« (tugesettt: das vil gewinn« bat); desgleidken
Serranu8 0 8^; gewinnsam, das vil gewinn« bringt,
lueromis. DASTronii's Ttl«; äknliek Maalbr 801*; e«e.
V. 1618, S. ScHMBLLRR 9*,881 : HrNIBCR IfiM: SCHÖNSLRnBR
Vs*; HuL.stt}8 (1596) G 9* (rhose de gmnd prtfif); DbxtzlbR
418* (das viel eintregt); ghewinsam. utitis, fruttutmt».
eompendiostts. Kimam 147*; Rädlkin 1.88S* (pr^JUiteoU,
profitable); Rondrac 9. Ua 8* (profitable, lueraiif); f»-
winnsamcs, nützliches oder profitables gewerbe . . . Im^ts-
tive trade, teutsch engl. lex. 9 (1716), 774.
aus diesem en/feren rahmen greift nur eine buekung
heratts. die auf einen jms^ittlichm trüger dm begr^e sieU:
gewinsam . . . quaestuarius . . . der gewinna balben tbat.
ScHÖNSt.RDKR V6^
GEWINNSDRUCKER, m.. rerrinielte bildumg: wie wenig
gott eins gewinszprcdigers verschont, also wenig wirt er
der gewinszdracker verschonen. Erkrlin v. GONracRO
echriften 3, 161 Enders.
GEWINNSEINBUSZE./.. vor Campe (rerdeuiadkmtgeieb.
US*) für Inorum cessans vorgeseklagen; vgl. auek gewinn«-
mangcl.
(iEWINNSGOTT, m.. vgl. gewinnsdracker: luerü du.
gewinnsgntler. Dkntzi.em 4IS».
GEWINNSHAPTIG. s. gewinnhaftig.
GEWINNSJAGD./., nertere büdumg. r^. gewinnfieber
sp. 6077: aber in diesen zeitl&uflen und bei einem leben,
wie ich es Tühren muszte. immer aaf der niedrigsten
gewinnsjagd umhergetrieben und fruchtlos abgehet/t.
Gottfried Kri.i.rr {Afartin Saütnder i5) 8. sss.
GEWINNSMANGEL, m. da nun aber bei einem bloszen
lacrum cesaana . . . der vertust bloei ein verlast am ge-
6083
GEWINNSPÄHE — GEWINNST
GEWINNST
6084
winste ist: so ist es ein gewinst-verlust. ... sollte man
gewinstverlust darum verwerfen wollen, weil die zu-
sammengesetzten theile einander aufzuheben scheinen . . .
so könnte man auch gewinnsmangel dafür vorschlagen.
Campe verdeutschungstob. 448»''. vgl. auch gewinnsein-
busze.
GEWINNSPÄHE, /., von Campe verdeutschungswb. s. 564
für speculation vorgeschlagen.
GEWINNSPIEL, n. die Zusammenstellung der nahe ver-
wandten begriffe ist spät und selten belegt: haupt- sive
kern-trefflich , herrlich, seti gewinnspiel, folia electa,
victoria, Charta egregia, lusus validus. Stieler 2087 unter
spiel; Hardion hat in seiner abhandlung über die ge-
winnspiele der alten weder die läge dieses knochens, noch
die thiere, von welchen er genommen wurde, angegeben.
WiNCKELMANN {v. d. neuesten Hercul. entdecktmgen) 2, 214.
GEWINNSPREDIGER, m., s. gewinnsdrucker.
GEWINNST, {richtiger) GEWINST, m. (auch n.), jüngere
nebenform zu gewinn {s. d.).
l) älteste belege, abgrenzung gegen gewinn, formen.
a) die mit dem t-suffix gebildete nebenform, bei der der
geminierte nasal, wie bei brunst, kunst u. a., in eine dental-
Verbindung überging {vgl. auch oben sp. 5981) , ist zum
ersten mal in einer Zwettler handschrift des 13. jahrh. der
Salomonischen glossen überliefert, falls die form giwnst
{adeptio gwnst, gunst Steinmeyer-Sievers 2, 24) hierher
zu ziehen ist. dafür spricht die lateinische parallele {vgl.
gewinnung sp. 6098), dagegen die längere pause in der
Überlieferung und noch mehr, dasz die späteren belege älteren
Schlages auf Mittel- und Niederdeutschland weisen, wo die
form auch heute noch bodenständig ist, vgl. die mundart-
lichen buchungen für winst sp. 5883.
die nächste {und sichere) spur liegt auch in einer niederd.
Urkunde vor: wan se dat van gik esschet, dat ghii ock
neuen hoppen kopen edder vorkopen willen, dar ghii
ghewinst uth soyken willen, hopfenmesser-eid, v. 1438,
urk.-buch der stadt Hildesheim, 4,229; dazu vgl. die be-
lege aus der jüngeren glosse zum Reinke de vos {s. u.)
und aus mitteldeutschem, gebiete Trochus {vocab. rer.
prompt. Lipsiaelbn): hierum, gewinst Tl". dasz Luther
die form, gewinst gegen gewinn vordringen läszt, ist
oben {sp. 5882) bemerkt, die belege ergeben für ihn be-
schränkung auf den begriff des erwerbs , aber innerhalb
dieses rahmens bemerkensicerte betveglichkeit {nomen actionis
neben sachbedeutung, erweiterter und übertragener gebrauch
neben dem engen geschäftsbegriff). der nicht viel spätere
{mitteldeutsche) Faber verzeichnet daneben auch die be-
ziehung auf das spiel; er kennt keinen verschluszlaut am
ende .- quaestus, articificium, ipsxim pecuniae lucrandae, et
lucrum, ein hantierung, gewiens. 668»; palmam alicui
praeripere, den gewins oder kleinod, einem abdringen. 581^;
die gleiche form findet sich auch bei Kirchhof milit.
discipl. 136 (gewinsz) und bei dem ElsässerWiCKRAU 2,345
(gewinnes); in beiden fällen handelt es sich um den ge-
winn im spiel, vgl. auch die var. gewinsz neben gewinst
Luther 6,56 Weimar.
b) die späteren buchungen halten sich für lange im rahmen
des begriffes lucrum, für den die form gewinst {später in
concurrenz mit gewinnst) durchgeführt ivird.
a) die ältesten Zeugnisse entstammen hier meist Wörter-
büchern, die der form gewinn zurückhaltend gegenüber
stehen, so giebt Corvinus {fons lat.) für lucrum zivar
gewinn an {für compendium: gewinst), läszt aber in den
festen Verbindungen gewinst vordringen {nur für palma
setzt er gewinn, ebenso gewinn tragen), noch weiter geht
A. Reyher, der schon in der gleichung für lucrum, quaestus,
gewinst einsetzt; s. fheatr. rom. teut. 2, 4176; 3, 904. dazu
vgl. aus beiden die Verbindungen : captare lucrum, gewinst
suchen. Corvinus 137; desgl. {neben wucheren) Reyher
2, 4176; hiare ad lucrum, offen stehen zum gewinst. Cor-
vinus 374; einen gewinst an etwas machen. Reyher
8,904; grossen gewinst schaffen. 2,4177; etwas für gewinst
achten, ebenda; reicher gewinst 3, 2059; kleiner gewinst
{quaesticulus) 3, 900.
/9) einige Wörterbücher stellen beide formen als gleich-
berechtigt dar, bevorzugen aber bei den. icortverbindungen
doch die eine oder andere: gewinn und gewinst, lucrum.
DuEZ (1664)461»; vgl. auch 199»; dazu vgl.: das bringt nicht
vil gewinst. ebenda; gewinn und gewinnst. Stieler 5^.2544
{in den Verbindungen überall gewinn; nur gewinnstes
halber), die späteren, die gewinst für lucrum buchen, ver-
weisen jeweils auf die geläufigere form, gewinn, so Rädlein
1, .384»; teutsch-engl. lex. 2 (1716), 774; Steinbach 2, 1029;
Hederich l, 1425; Rondeau 2, Uu 3«; Schwan i, 746'';
Frisch nouv. dict. d. pass. 2,280; Hilpert 2,1,46,5»; ge-
winst ist minder gewöhnlich, als gewinn, lucrum. Frisch
2, 451».
y) eine auf bedeutungs- oder gebratichsxmterschieden
fuszende abgrenzung setzt erst zu ende des 18. jahrh. ein,
sie bindet unsere form, irrthümlich an die beziehungen
zum, spiel und tcettkampf: gewinnet, gewinst, praemium,
praemia victorum. Aler 1,938»; der gewinst, so denen
auifgesetzet ist, die nach der scheibe schiessen, a price
for stich as shoot at the mark, teutsch-engl. lex. 2 (1716), 773;
der gewinst oder die belohnung des obsiegers. ebenda;
der gewinst im spiel, das gewonnene geld, your wimmig.
ebenda; gewinst . . . was man in jeder art von Wettstreite
gewinnet oder gewinnen kann ... in welcher bedeu-
tung gewinst üblicher ist als gewinn. Adelung 2,666;
das gleiche {ohne die gebraucJisfeststellung) Campe 2, 365'' ;
gewinst . . . was man im spiele gewinnet, ohne plural . . .
wo gewinst und gewinn gleich häufig gebraucht werden.
Adelung 2,666; ähnlich Campe, der aber gewinn hier
als dus 'allgemeinere wort' kennzeichnet, dazu vgl. .- die
gewinste austheilen, den groszen gewinst erhalten, des
gewinstes wegen spielen, seinen gewinst unter die armen
vertheilen. Adelung, Campe {dort auch grossen gewinst
machen) u. a. den gesehäftibegriff des erwerbs behandelt
Adelung zivaran ersterstelle, bemerkt aber: in dieser bedeu-
tung ist gewinn in der edlern Schreibart beinahe üblicher.
2, 666. es ergiebt sich also nach Adelung für gewinn und
gewinst eine Übereinstimmung der bedeutung; dem jungem
gewinst ist ein theil der verwendtmgen von gewinn zu-
gänglich, hier steht es dem concurrenten für den geschäfts-
begriff des erwerbs nach, während es ihm, für den spiel-
gewinn gleichkommt und für die sachbedeutung des preises
im wettkampf und Wettspiel über ist. in beiden letzteren
richtungen schränkt Campe die geltung von gewinst mehr
ein, und zwar — vne sich zeigen wi^-d {s. u.) — mit recht,
anders und einseitig urtheilt Heynatz : gewinst, oder, wie
andere ohne noth schreiben, gewinnst, musz nicht für
gewinn oder vortheil, sondern blosz von dem glücklichen
ausschlage gebraucht werden. Luther hat apost. gesch.
19,24 und weish. 15,12 gewinst, wo es schlechterdings
gewinn heiszen musz, in mehrern andern stellen hat er
richtig gewinn. Antibarbarus 2, 57 ; vgl. auch 56.
S) unsere abgrenzung vo7i gewinst gegen gewinn wird inner-
halb der zuständigen gebrauchsgebiete (erwerb, kampfpreis,
spielgewinn) auf mundartliche färbung und atif stilistische
gegensätze {namentlich auch individuelle neigungen) achten
müssen :
l)) für die bevorzugung unserer form im niederdeutschen
gebiet zeugen die belege für winst {s. o.); vgl. auch: ge-
winn . . . gebräuchlicher ist winst. ten Doornkaat Kool-
MAN 1,625»; de erste winnst is 'n kattenwinnst. Wander
1, 1655 u. a. in diesen mundarten ist der verxcendungskreis
zugleich ausgedehnter als in der Schriftsprache, vgl. die
Sonderbedeutung des nomen actionis winst, das sich zugleich
als fem. ausweist und dessen Zugehörigkeit zu winnen,
gewinnen durch eine ähnliche vertvendung von gewinnet
{s. d.) gestützt wird : he is in de winnst {in der besserung)
Schütze Holstein, idiot. 1,364; he kann de winnst nig
kriegen {kann nicht zu kräften kommen) 4, 364.
der antheil, den die mitteldeutschen mundarten an un.^erer
form nehmen, kommt schon in den oben besprochenen
buchungen zum, ausdruck, ebenso wie in zahlreichen der
litterarischen belege; dazu vgl. gewinnstre, gewinnst Wkin-
hold beitr. z. e. schles. wb. 105''. vgl. kwinst {Oeberschto.)
kewenst {K. Zornthal) Martin u. Lienhart 2, 831''. be-
achtenswert unter diesem gesichtsptmkt ist auch, dasz
Luther und Göthe sich in der bevorzugung un.serer fortn
berühren.
2)) damit ist auch ein m,oment des subjectiven stils in
den Vordergrund gerückt; ein solches des ohjectiven ergiebt
sich aus der gebundenen spräche, der die reimformel (ver-)
dienst — gewinst gar geläufig ist; andere reimbindungen
6085
GEWINNST
GEWINNST
6OS0
treten dem gegenüber nirüek, »ind aber «u/ tu toHrdigen :
Christi verdienit ist unser gewinst. Hkniscii looi: du
gleiche formet Oi.kahiuh poet. emtlinge t; Anoei.UM SiLK-
siuH aeelenlttttlb; G6tiik M, 86; 1. 158; ebento (dienst —
gewinst) Fleming i.tM; Göthb l,t6B: s.aoft; 8ciiii.i.ki<
11,886; la, 17; A.W. Seil i.KORL 1,80; UHi.ANn 1. UO;
der ■chmelztiegel brinirt d«tn gold nor rewinnst,
die band der wahrlieit zerroinzt de« irrtounia gaspinntt.
K< I KKHT (1. fiMitaaM) poet. vnrkt 11, tU;
ebenao 1,867; Götiik *\.fn:
■o KOg da* glUck durch aeliM kfiast«
schon in den reichsten lotterten
für seinen freund die hauptfewinnaU.
Gai.i.KHT t/ofc. u. em. 8) 1, 878;
ebenao schon Bkhsf.r 80; J. GOntiikk ged* Mi; deagl.
G. K. MCi.i.KK i-er«. einer eritik über d. dtach. dickter v. 90;
vgl. auch Wiki.ani» Lueian i.Wt; gam vereituelt ist der
reim gewinnst — vereinst bei Gnii.t.PAnzKii 8*, 178.
t) abffeaehrn cor» diesen rinßUsten macht eich ein« VW-
tugsstelluiiy der form gewinst in den fällen gettend, in
denen die begriffe erwerb und erfolg gegen einander atie-
gespielt icer den. gewinn könnte für beide eintreten, gewinst
>if<r für den ersten und befestigt sieh deshalb an diesem
platz: turiispiul geht um sieg und gewinn, aber niemals
um gewinst. F. L. Jahn 8.1. 85; frau Ehre hat sich den
aufbicicrinncn untergesteckt, wo das letzte wort als ge-
winn und gewinst gilt. 8, 798.
c) formengebraueh.
a) wo das gentte erkennbar ist, teigt sieh Hbeneiegend
das vuuir.; nur einige male ist auch das neutrum belegt
(vgl. das niederdeutsche netttrum für gewinn sp. 5800), so
Oi.KAUir.s pe7s. bauingarten 2+''.
ß) der plural, dessen hauptgebraueh nach der theorie
der grammatiken (». oben sp. M»!) auf die sachbedeutung
de.i preist'S {in icettspiel oder lotterie) fallen soll , ist dort
durchaus nicht so oft belegt:
l)) vgl. sp. 6091 tttr lotterie; vgl.: wenn «ine billion ge-
winnstc für einen einzigen fehler fiel, würdest du dreust
genug sein, die würfel zu schütteln, und die freche wette
mit gott einzugehen? Schili.kr {l<Hesko trauer spiel i.n)
s, ISO; wo die numiner auf der einen seitc aus einem
glUcksradc und auf der andern seite die gcwinnste oder
nieten aus einem andern glücksrude herausgezogen werden
sollten. Achim v. Ahnim {die 3 liebreichen schtcestem) 1. 2C0
W. Grimm; lose hängen alle kränze und gewinnste in
dieser weit über den häuptern der menschen; auf wohl-
bedächtig gezimmerten leitern aber steigt man nicht zu
ihnen empor, und die, welche die schönsten kränze tragen,
rühmen nie ihre eigene kunstfertigkeit und ausdaucr
deswegen, im gewinn erkennen sie erst recht, welcher
linde hauch, welche aura coclcstis ihnen das glück otier
die erfUllung ihres Wunsches oder das grosze wirkliche
kunstwerk zuwarf. W. Raaije alte nester 2, eap. ib.
2)) viel h'iufigei- ist gewinste für den geschUft.'northeil
beobachtet, wo «w nach Adei.uno e»»i*w plural nicht kennt,
ja es scheint hier geradem» die pluralform zum singular
pewinn zu bilden :
«)) zum andern, welcher allein grossem gewinn nach-
schnappet, wird schwerlich zu grossen reichthumen
kommen, entgegen, welcher ganz im ungewissen ver-
bleibet, wird kaum dem unglfick entfliehen, wird dero-
wegen gut sein, die ungewisse gewinnste mit gewissen
zu versehen, damit man den schAden zu hfilfTe komme.
Schupp schriften 60« (kunst reich tu trerden); man könnte
jjlauben. der von einem capital gezogene gewinn sei im
gründe nur eine andere art von arbeitslohn . . . al>er die
suche verhält sich in der that anders, jene gewinnste
sind ihrer natur nach von dem erwerbe des arbeiters
gänzlich verschieden (the profits of .stock . . . they are . . .
different). Gahvk übers, v. Adam Smith's nationalreichthum
(t, 6) 1,87 {vgl. auch: die gewinnste von dem in inanu-
facturen gesteckten kapital . . . das kapital . . . wirft . . .
einen gewinnst ab. 3, 408); nicht der unmittelbare gewinn,
welchen derkaufmann bei seinem geschäftsbetriobe durch
gewinnste beim preise seiner waaren macht. Ltn x revis.
d. grundbegr. d. nationalicirthschaftslehre 2. 108. dazu vgl.:
diese heilifr trü^-o volk sann einzig auf sewinngle.
besorgte seinen bauch, und segnete die IkOnste.
ü. E. MCi.LKR venmch aner cHtik über d. dtteh.
dichter v. 99 {litt, dentm. 12. 51);
IV.
ich profitiere Ton den kUnslen and gevinsten meiner
beiden herren (rdxvaa neU udfSeoi). Wiki^nu Lueian
4,881; da«z die neun guu frAhlioh and guter dinge thun.
wenn die zehnte blume. die der begterig« aui diesem
kränze pflttckt, mit ihm verschwindet. TfatMebt legen sie
die gewinnste zusammen, so hat »ueh dkjMlige. die wohl
tage hinter einander unglücklich aaf der Jagd gewesen
ial, mit den Bcbwestem etwas zu beiszen. K.M. Armut
rmasis (brueket. timer reiee durch Frankreitk t) ft (l80t), 887 :
gMU «Oders ist «e bei dem landmann : da gebt die saebe
langsam aber stetig, kleine Verluste fl«lebeB sieb durch
kleine gewinnste aus, fehljahre dorob fote Jahr«. Jbn.
Gott II El. K geld u. geiet^ (tn^t w. da die kleinen, rabigen.
sicheren gewinnste. die er beim verkaufe dieses oder
jenes grundstQckes einstrich, ihn im gründe langweilten . . .
Thomah Mann BtuUgnbrook» («,8) t.8S«.
b)) in ähnlithtr bedmdung. nur an der grmum im Über-
tragung, ist der plttral »dum in einem drnr tUmtm belege
beobachtet : de is idel, dede deinet dem bereu, mid «elk
sint de gewinste, wente wi bebben bewaret sine gebode.
Maleaehi 8. U Halberetääteehe bibel v. UO» {et qttod emelu
ment^im quia euetodivimus praeeepta eiue. was nützet es.
var.: was nutzes hub«-n wir danron das. Lutiibii). data
vgl. : an dem ersten orte der kaiserinn von östreiob nicbt
unbekannt geblieben zu sein, an dem letztem den kAnig
von Holland näher gekannt zu haben, waren grosze ge-
winnste. an denen ich mich immer werde zu erfreuen
haben. Götiie {an Reinhard) br. 81,880 Weiwutr;
xerrt unnütxeate gespinnsle
lange sie an licht and lufl,
bonnung herrlichster gewinnst«
schleppt sie schneidend sn der gnift.
GAtiik (FauM II. 1) 41. M
(herrlichsten gewinnstes H. " e. lA, 8, 18 Weiemtr).
y) beim lautkörper iet auf den geminimrtm nmaal auf-
merksam zu machen, der von der hauptform gewinn aue
auch auf die nebenform übergriff, vgl. gewinnsthaft neben
ungewinsthaft bei Frisch, vgl. die Varianten gewinnst
und gewinst bei Sciiii.i.Eit u. a. tu ende des 18. jakrk.
überwog noch immer der eittfaehe nasal, er wurde aber
nicht als das ursprüngliche, aondem ale eine einbuete
empfunden: eigentlich sollte es gewinnst geschrieben
werden; allein um die häufung der mitlaute zu vermeiden,
lassen mehrere verbalia auf st das eine n weg. Adeluno
8,666. Jacoh Grimm schreibt in seiner graemmatik gewinst.
%co er die form wissenschaftlieh behamMt, mber gewinnst,
wo er eie im text verwendet, in der ertten klÜfU de»
19. jahrh. überwiegt gewinnst in der litteraturepradke, mit-
dem haben die faeh/wieaenschajUichen daretellungen («e die
tcörtertnlcher) der ursprünglichen form gewinst den bodem
leieder turückgewonnen. unsere anordnung folgt aue prmk-
tischen gründen, um gewinst nicht tu weit von aeiner eippe
zu trennen, der üblichen Schreibung (gewinnst).
8) für die gebrauehsformen der bildung gewinst emigfieUt
es sich, von der bei gewinn beobachteten gliederung abtu-
iceiehen und mit derjetiigen Verwendung tu beginnen, die
in der älteren zeit am häufigsten belegt ist, der Itedetitumg
erwerb.
a) tcie gewinn, so hält auch gewinst für den begriff des
erwerha an den funetionen einea nomen aetionia feat,
a) die Verbindung mit einem abhängigen genetiv: die
vorlust ewiger selickeit und gewinst ewiger dampnisz.
Luther {wider die btUU dea endehrieta) 6, «2S M>i»»i<ir-.-
genau ao {urtheil d. theol. n« Parte) 9,787; mit geringem
Verlust der Unkosten, aber mit grossem gewinst der gottes-
furcht Opitz opera (geistl. poemat.) 8, SM; und da er
nicht gelernt hat unter dem gewinste oder Verluste der
kröne, des reichs und der unterthanen einen unter-
schied zu machen. Lessino 4', S43 {aus der Berliner privel .
Zeitung); mit dem process . . . sehet euch vor, denn es
werden sich hundert procumtores finden, die euch den
gewienst der Sachen versprechen , welche ihr doch ver-
liehren werdet. Straniizky ollapatrida dea durchgetriebe
nen Fuehsmundi (81) 138 Jt. Af. B>r»i*r.- ert>ärraHche Philo-
sophie, deren gewinnst man nicht wohlfeil gnug kaufen
kann. Herder {archäologie dea morgenlande») 6,85; bei
seinem genie, seinem talent, seiner thätigkeit. ist der
vortheil seiner reise für die Wissenschaften ganz incalcu-
label, ja man kann behaupten, dasz er über die schätze,
382
6087
GEWINNST
GEWINNST
6088
deren gewinnst ihm bevorsteht, künftig dereinst selbst
erstaunen wird. Göthe (an Wilhelm v. Humboldt 26. 5. 1799.
über A. v. H.) br. 14, 102. dagegen vgl. als beispiel für
subjectiven genetiv und für sachbedeutung : würden sie dann
die gnade haben, mir den gewinnst der ersten Vorstellung
meines Fiesko mit aufgehobenem abonnement zuzu-
sprechen. Schiller (an Dalberg) br. 1^12.
ß) mehrere dsr obigen beispiele zeigten die Zusammen-
stellung Verlust und gewinst, die die functionen des nomen
actionis stützt (im gegensatze zu der Verbindung von schaden
und gewinnst, s. u.). dazu vgl. .- szo sei da ein Interesse
des vorlirensz neben dem Interesse des gewinstis. Luther
(sermon von d. loucher) 6,54; die Ursache, dasz noch kein
hiesiges theater von bestand gewesen ist, scheint diese
zu sein, dasz man vorhin den komödianten selbst die
sorge überlassen hat, für ihren verlust und gewinnst zu
arbeiten. Joh. Elias Schlegel (jged. über d. tlieater) 3. 252 ;
wenn jedes, was wir hoffen oder fürchten, in vergleichung
derjenigen guter, welche wir besitzen, nichts merkliches
beiträgt, so dasz der gewinnst uns nicht viel reicher,
und der verlust uns nicht viel ärmer machen kann.
Kästner (vom gebrauche der glücksfälle) 3,72; gewiss
auch hast du recht dass der gedancke im menschen das
beste ist, von dem capital das er doch hat, und wie er
mit wuchern möchte, um es aufs tausendfältige zu treiben,
es entstehe draus gewinnst oder verlust. Göthe (an La-
vater) br. 3, 119.
/) auszerhalb saldier Verbindungen:
dasz ich in den keuschen armen
hoch-erfreulich mög erwarmen,
mit unauffhörlichem gewienst.
Angelus Silesius heilige seelenlust 75
EUinger;
da ich einmal im gewinnst sitze; so lallt mir alles zu,
da ich aufmercksam bin des glucks zu gebrauchen; so
vermehrt sichs täglich, und ich verschleudre nichts, wäre
das was ich gewinne geld ; so wollt ich bald eine million
beisammen haben. Göthe (anfrau v. Stein 1782) br. 5, 32G;
solche , die . . . keine andere Weltgeschichte kennen als
die des genusses und gewinnstes. E. M. Arndt Schriften
f. m. l. D. 2, 323.
b) der Übergang zum collectivbegrif und zur sachbedeu-
tung des erwerbs.
a) einen tveiten rahmen für die bedeutung erwerb ziehen
hier schon die ältesten belege, und im späteren tcird dieser
umfang auch durch mannigfache Übertragungen offen ge-
halten :
l)) die heiligen werden seuberlich und mit gewinst
gestrafft, als hie Sara wird gestrafft, das sie Abraham
hatte bruder genennet, und kriegt grosse wolthat. Luther
randbemerkung zu 1 Mos. 20, 16 (Bindseil 7, 480) ;
wil ich ehre dir erzeigen,
und dein heiliges verdienst,
mir zueignen zum gewinst.
Jon. GOTTFR, Olearius (kom du wehrte»
lösegeld) Jesus ! poet. ersü. 2 ;
ob aber der verdiente lohn der arbeit . . . auszer der ein-
fachen arbeit noch ein ergebnis der sorge, des geschickes
und dadurch zum gewinnst werden soll. G. Keller (grüner
Heinrich 2, 15) 1,388; ebenso (führ ich euch zu himmlischem
gewinnste) A.W. Schlegel (bund d. kirche m. d. künsten)
1, 89; (lesender Zerstreuung zum gewinnste) Fr. Rückert
(d. deutsche stadt) l, 257; denn ich suchte die Wahrheit
nicht um zeitlichen gewinsts willen, sondern um ihrer
natürlichen Schönheit willen. Jon. Chr. Edelmann Selbst-
biographie (1752) 342 Klose; einen so gelehrten . . . mann . . .
aufzunehmen . . . ich erfreue mich über diesen neuen ge-
winst unsrer gescllschaft. Gottsched an Bodmer 1737,
s. zeitsch. d. unterr. li,ZGG; siehet er aber, dasz freunde
nicht freunde sein, so achtet ers vor ein gewinst das
feld zu verlassen. Olearius pers. baum-garten (l, 33) 24^^;
ihn dulden, tragen und vielleicht an ihm,
was freude bringen kann, am guten tage
als unerwarteten gewinnst genieszen.
Göthe {Tasso 4, 5) 9,217;
es ist ihm nicht um des kaisers dienst,
was bracht' er dem kaiser für gewinnst?
was hat er mit seiner groszen macht
zu des ländes schirm und schütz vollbracht?
Schiller ( WaUensteins lager 6) 12, 27.
2)) dewil se nenen gewinst segen . . . sunder in ein frei,
christlich, gemein concilium wollen vorwilligen. Hamburg-
Hansische jahrb. (z. j. 1537) Lappenberg 310 ;
was hilffts, wann einer gleich viel weisz
und hat zuforderst nicht mit fleisz
gelernet deine furcht und dienst?
der hat mehr schaden als gewinst.
Paul Gerhardt 'herr aller Weisheit quell
u. grund';
ihren ausbrach abzuwehren,
brächte mehr für dich gewinst,
um den kämpf nicht zu erschweren,
den du gegen mich beginnst.
G. A. Bürger {elegie; als Molly . . .) 96 Sauer:
ebenso (gewinst bringen) Göthe (Tasso 5,2) 9,227; dasz
ich nicht aus allen gefundenen sätzen den gewinnst,
dessen sie fähig sind, zu ziehen verstanden habe. J. Grimm
vorrede z. deutschen gramm. 1^, 5; er versprach sich keinen
kleinen gewinnst, wenn man auch andre stände eine
solche musterung könnte paszieren lassen. Lessing (verm.
sehr, des hm. Christlob Myliu^, i. brief) 6^,403;
natur gab dir so schöne gaben,
als tausend andre menschen nicht haben ;
sie versagte dir aber den schönsten gewinnst,
zu schätzen mit freude fremdes verdienst.
Göthe (invectiven : Kotzebue) 56, 85 ;
lasset ewer kinder und diener lernen . . . on gotes worth
vorlernet man nichts, es ist eitel himli(s)cher gewinst.
Luther (predigt) 29, ^2; ganz ähnlich Fleming 1, 256;
(ist unser gevirinst) Henisch 1601;
das edle zu erkennen ist gewinnst,
der nimmer uns entrissen werden kann.
GÖTHE {Tasso 3, 2) 9, 178;
ähnlich Th. W. Brox Hermann 321 E. Wedekind; (ein red-
licher gewinst) Göthe west-östl. divan (buch des unmuths);
(ist ein groszer gewinnst für mich) br. 10, 103; ebenso lo, 12;
desgl. 11,100 (gewinst genug); ebenso Klinger (Raphael
de Aquillas 4, 6) 4, 218; vgl. auch A. F. v. Schack ein halbes
jahrh. 1, 110; selbst meine erlittene gefangenschaft schien
mir ein gewinnst. Börne (die carbonari) 2^, 239;
doch das ist gar kein grosz verdienst,
denn liebe bleibt der höchste gewinnst.
Göthe {sprichwörtlich) 2, 253.
vgl. auch (ob er . . . zum gewinnst werden soll) G. Keller
(grüner Heinrich 2, 15) 1, 388; (es keimt uns noch gewinst)
G. A. Bürger als Molly sich losreiszen wollte;
sein mädchen kommt — o gewinnst! o glück!
Jüngling, tauschest deine blüthen um einen blick !
Göthe {parabolisch: autoren) 2, 213.
vgl. auch Göttinger musenalmanach v. 1775.
ß) der engere geschäftsbegriff : als im capitel elemphaal
(das heisst gewinst oder nutz) spricht er (der coran). es
seind etliche gewinst gottes und des apostels, und man
solle, den fünlTten teil des gewinsts gotte geben. Luther
(Verlegung des Alcoran bruder Richard!) 8, 27" Jena; die
einkünfte, die von der arbeit kommen, hciszen der lohn
der arbeit; die, welche ein kapital demjenigen bringt, der
es selbst zu einer nützlichen beschäftigung anlegt, haben
den namen gewinnst. Garve übers, v. Adam Smith's
nationalreichthum (l, G) I, 94; der geistliche vater kann oft
in eben diesem falle sein, . . . den gewinnst seine Minerva,
und die nothwendigkeit seine begeisterung sein zu lassen.
Lessing (verm. sehr. d. Mylius) 6^, 396;
sein abgott war erwerb {var. gewinnst), sein zweck sich reich
zu darben.
Licht WER /o6ein 4, 5: der Hamster;
so sei du mein gott, gewinnst; denn dir allein will ich
dienen. Wieland Shakespeare (könig Johann 2, 6) 3, 366 (gnin).
l)) dat se kopenschop angefangen, schepe gebuwet,
beer gebruwet . . . averst entlick hebben se weinich ge-
winstes ia wol mer schaden alse nuttes darvon erlanget.
jung, glosse z. Reinke de vos 3,8 Brandes s. 165; und ine
von den selbigen nit weniger dann ire geitzigkeitt er-
fordert, gewinstes komm (lucri minus redeat). Hütten
(Vadiscu.9) 4,195; ein theil dieses gewinnsts gehört ...
dem borger, der die gefahren der gewinn bringenden
Unternehmung läuft... ein andrer theil dem ausleiher,
der ihm die gelegenheit verschafft hat jenen gewinnst
zu machen. Garve übers, des Adam Smith l, 94; die hoff-
nung desz gewinstes machte sie fleiszig. Opitz übers,
d. Argenia (3,12)1,501; das maul mit der hoffnung eines
6089
GEWINNST
GEWINNST
6090
grossen gewinstes wKsseriob mmehten. Schnaukl itud
FeUienIrttrff 1,878 ÜUrieh; mit eiidung desz gowinstes. Opitz
iihera. d. Argenia (8, w) 1, 677; der Verlust des Vertrauens . . .
des gowinnstes, des crcdits. Ciiomkl 1, fi07.
ists gewinittH halber besobehen? GniMMKUlHAUBKN
Simplic. vi; und ihr gewissen eines so kleinen gewlnsls
halber ko leicht un den nagel bftngen. K'n'NKii med.
maulaffe ü'a; (!uwinnstsbalb«r. «}M eommodi, tut gratid.
Stiklkk 8544; welche Hm verräbterisohen gewinstes willen
alle seine anschlage . . . ofTenbabrteii. Zkhkn vertehmähU
ntnjetit. ^^^) SM ; weil er seines gewinnst«« w«g«n eb«n «o
gern etwas eitles hersagen wttrd«. KArrNKfi (gtäanhm
üb. il. chi-üU. trag.) 8, 188;
die nur des pnwinnstsa
nach den blumen ginim «qa,
truren do<:h nu« waldrehefen
liellr« inipiu'ii mit nach haus.
Khiedk. KncKBRT (maMeder U) 2, SM.
8)) denckt . . . golt zu erlagen und stellet nach gewinst.
HuTTKN iVaUigruM: lucri aurnpra) 4. l«4; das allenthalben
in der wellt sitt worden int aulT gewinsz (rar..- gewinst)
zu leihen. Lctiieh (v. tntcher) 6. SO; freunduchafft, die . . .
auf gewinst. auf plück. auf eigen nutz gegründet ist.
Sciiurp frntnd in d. not Wnettdr.; ein volck, das auf
den gewinnst so erpicht ist. Lksrino {die jutteti B) l', 8««;
wenn ich auf den gewinnet genehen ... so könnte ich
jetzt bc(|uein vier andre bände fertig haben. Götiik (an
(}ö.<ichen 1787) br. 8, 870.
ihre eigene weiber selbst, umb geringen gewinst, ver-
kuppeln. PnÄTonirs Turtirida Z8''; um kärglichen ge-
winnst. Gkhok pttlmblMtfer^^ S3; nicht um wollust noch
pewinn.st. fioi hk (rf. gott und die Bajadrre) l, 858; andern:
ihre iiHrrischp antwort bringt sie um einen gewinnst von
etlichen ducaten. Lks-sino {t/ieatral. naehlaaz) 8*, 896;
dio liehe zum gewinnst, die unx /.uen>t (relchrt,
wie man auf leichtem holz durrh wil<li> fluten ffthrt.
Gbi.i.bht (/ab. n. ert, 1) 1, 88;
ebenso (aus begierdo zum gewinst) J. Hassanos hirttvr.
tveiazh. dtsch. cap. 36;
und mR(r!<t du's {ri(u roet) nioht haben su eignem gewinst,
so bleib es gewidmet dem göttlichen dienst.
SctiiLLEA (ffraj V. JIab$tnirg) 11, 386 (rar. gewinnst);
ebenso (nimm's hin dir zum gcwinnstc) Uiii.anu (Junker
Jiechberger) i,25t) K. Schmidt; wie war' es, man suchte
iliii durch gowinnbt zu locken? Götiik (die aufgeregten
4,6) 15,6«; da ich für einen elenden gewinst micli allent-
halben zur schau aussetzen, mich von jedem unver-
schämten augc begaffen lassen . . . musz? Wielano (don
Sylvio V. J{o»aiva 5, ll) 18, 90;
wenn ich ob einem irrdiscben gewinnst
don lügen foltren, sie beschützen will.
Zach. Wkrnkh (Martin Luther 4, 1) (1807) 846;
sein bäurischer verstand ersäulTt sich im gewinni^tc.
J. C. GCntmkr ged.^ili;
3)) ghewinst soiken Hildenheiiner Urkunde von 1488 «. o.;
die dem volck furstchen und darinn ihren pewinst suchen,
das sie ihren wanst weiden (var. gewin). I. um ich (epintel
S. Petri) 12, 3U0 W. (vgl.: und ihres nchsten schaden
suchen inn ihren gewinst. 6,49); geben fUr, man müsse
allenthalben gewinst suchen . ., die suchen als geistliche
hnndelsleute auf dem jahrmarckte ihres Icbcns zwar auch
powinst, aber einen himmlischen gewinst . . . Ph.\tohil'8
l(H) au^serles. af)danckungen (36) 212 ; und haben also ein
liunticrunp aus ihrer junpfrawschafft gemacht, das sie
für polt W(Mlcn gewinst damit treiben. Lvtiikh (l.cap.
S. Pauli z. d. Korinth.) 12, I3t>; der besitzer der actie ziehet
nur den fallenden pewinnst. J. H. G. Jl'sti dfec/t. memoiren
3, 89; der werth . . . löset sich in diesem falle in zwei theilo
auf; in den lohn, welchen der arbeitcr für seinen fleisz
bekömmt, — und in den gewinnst, welchen der unter
nehnier von dem gclde zieht. Gahvk übers, d. Adam Smith
(1,6) 1,86; manche dieser zelte sind die ganze wohnung
ihres bcsilzers, und dieser zieht in der nacht oft mehr
pewinnst davon, als bei tage. E. M. Ahni>t reisen ... 4,25«);
man hat prcdipens kein glück oder gewinst, ja viel mehr
wird man noch dafür von der weit verfolget. Lctheh
(pred. üb. 5 Mos. 5) 28. COS; ültnlich (hat . . . seinen guten
gewinst) Eitneh med. maulnffe 273; ich glaube also . . .
weder gewinnst an der einnähme noch schaden von der
suszcabe haben, Cahl Auoubt nur njcrm de» W«m
theatera, a. Wähle a.n; tu gewin«! machen vgl. Garvr
über», d. Adam Smith i, M («. o.); dasz von dem gewinst,
den mir die handlung bracht«, iob wol al« «in cdelmann
leben konie. GitiMui:i.fiHAU8i:!« wiedar erHrnmämerSimplie.
8,580; was ich glaubt« verloren xu haben, wftide mir
gewinnst bringen. Götiik (Bamvamuto Cellini 1,8) 8«,8t.
aber die weil wir . . . allein dem handeil und sein ge-
winst oder schaden ansehen. Luthkii (r. tnuher) %. 4*;
(ittscben liszt sich mit nichts ein wo er nicht unmittel-
baren gewinst sieht. G^VriiK (^n Ka^mr vm) br. i. IM;
der ein« tahll im sack die gfesehsa, galdea,
das sclinadeii wacbers schlodllcben nwiaal,
der naehbar bArt's aad deakt mK schreck dar echeidea,
die nM>rg«ii flUlig, laufe nkkt veninst.
OaiLLFAazaa (Arsltensctt) >*• m;
so nimbt der apothecker den gewinnst auoh mit. Etthkn
wud. maulaffe 878; zwar glautn; ich nicht, daaz man den
gewinnst allezeit verachten musz. \Jumino{jli»§rfmit§mam
daa JiutUua 8, 8) 4', 1«; denn ob una i^eieh Karolbie
schreibt , dasz sie ein projekt zu einer zeitung mit mir
hätten, wobei 6000 tbalcr jährlich zu gewinnen ständen;
so möchte ich doch indesz den kleinen gewinnst (aua dar
uhhandlung über die grenten der ataiitawirkaamkeif) nicht
verschmähen. Wii.ii. v. Humholih an SehiUar. haU-
tnann a. 46.
überschlug eben, wie er den gewin»!. den er aaf den
markten damit zu machen hoffte, anlegen wolle. Hkink.
v. Klp.iht (Mich. Kohlhaaa) 8, 141 E. Schmidt; was meinen
sie, wenn wir schaden und gewinnst bei unserm baadel
theilten? Lkhsino (Dämon 6) 8*. 19B; man soll e« (<lei»
achmuek) sogleich zu geld machen , t>efehl ich, and den
gewinst davon unter die vierhundert vertheilen, die der
brand ruiniert hat (Variante gewinnst). Sfiiiii.i.KU (kab.u.
liebe 8, 8) 3, 396; die ausgaben für essen, klcider, holz und
dio leidigen zinse frassen meinen kleinen gewinnst noch
etwas mehr als auf. Bkäkeh der arme mann im Toekemlmrg
(6) 199; aber die dritte kann in kunen allen gewinnst
absorbircn. eollectanea d. handdau.gewerbea(nM)tt; naeb-
dem ihr den andern morgen abgesegelt wäret, habe ich
den andern beiden herren ihr bisgen gewinst auch noch
wieder abgeholt. Bürokh (an Dieterieh 1778) bei Strodt-
mann 8, 176.
4)) dann din gewinst kurapt uth veler Iflde schade.
jüngere gloaae i. Jieinke de voa 3, 12 Brandea a. 188; ein
kleiner gewinst würde mir sehr wohl zu statten kommen.
Lessinü (tceiber sind tceiber 8, l) s', 295; da . . . sich doch
hiemach wieder der leidige, elende gewinnst richtet
llKitDKit (irilrkung d. diehtkunaf) 8,488;
zu strOmcn kam ihm der gewinnst feBosssa,
doch nahm er auch den kleinen gern xmi groeMn.
UliLANU (Fortunal 8, 83) 1. 867 ßieh SekaUdt;
es giebt zum beispicl brotfabrikcn, die ... komhandel,
mehlfabrication und brotfabrication in einer band be-
treiben, und bei denen ich glaube, dasz doch ein sehr
groszcr gewinnst staltlir.det. Bismakck h, 71 Kohl; mer
seind sie der zeit karck dann keines andern dinges, zu-
vorann wo gewinst ist (hierum ubi eat). HvTiv.ü (febria
aeeunda) 4,128; gewinst mit Unehren und jtchande, ist
mehr ein schnd. (k>HviNt's 445; der apotheker und ärtztc
gewinst ist schaden oder kranckheit: und der toden-
griiber freuet sich auf sterben. Jitii. Riemkk apophthegmat.
vonnund 374; so soll hingegen der gewinst, den mein
hciT aus diesem proccsso zu gowarten hat, umb so viel
grösser sein. Kuiinau mtiaie. quaeka€ilber (n) \»S Benndorf.
Sparsamkeit ist ein grosser gewinst, iMignwm veetigtl
paraimonia. Ai.r.u 1,938*; ebetiao Kirsch 8,161^; Matthiae
2. 181''; was der landwirth . . . über seine Unkosten . . . aus
seinem gute ziehet, ist gewinnst. (Is. Isklin) reraueh Ober
die gesellige Ordnung 24.
e) die beziehung axtf uxtiapiel und lotterie ent^ricktlt faat
attsachlieaslich aachbedeutxMng. für daa nomen aetionia
komtnen nur in betracht: so bricht mancher, so wohl in
seiner frölichkeit, bei seinem glück und gewinnst, als auch
in seiner traurigkeit und zorn, bei seinem verspielen in un-
gedult losz mit seinem sünden-schertz. Georq Wkseniok
böse spiel sieben 57 (fraglich ist athon ■ so ist auch kein
stem, glück noch scgen bei dem spiel^ewinst 87); wie
er gestern abends mit einigen cavaliera ins spiel ge-
382*
6091
GEWINNST-ADLER
rathen, einige zechins gewonnen . . . hätte. . . . der wirth . . .
wünschte ihm glück zu fernem gewinste. der im irr-garten
der liebe herum taumelnde cavalier (1738) 73;
ja so ! — spiel wie gewinnst ! so wie
gewonnen, so bezahlt. Lessing {Nathan 2, 2) 33, 46 ;
etwas zu spielen, das ist mir gesund, es macht dasz ich
nie zu ordentlich mit meinem gelde werde, und Verlust
wie gewinst giebt mir immer eine gute und leichte laune
in dem es das aller gewöhnlichste verrückt. Wilh.
V. ßuRGSDORFF {an Rakel) br. 34 Cohn.
a) der kampfpreis : schreib und ernennet der fürst einen
schtitzenhoff, da ein ochs von 16 oder 18 thalern der best
gewinst sein solte. Kirchhof wendunmuth (2,142)2,192;
wurde mir bei beendigung des turniers von den kampf-
richtern der andere preisz zuerkannt, welches ein vor-
trefflicher maurischer säbel war . . . machte mich aber . . .
nachdem ich meinen gewinst empfangen . . . gantz hurtig
zurücke. Schnabel i7isel Felsenburg {anhang) 1, 385 Ullrich.
verblaszt liegt diese auffassung wol auch der folgenden
Wendung zu gründe:
liebster bruder, dir zu dienste
kommen gleich die nymfen an,
bringen dir von majoran
einen kränz heut zum gewinste.
Mart. Christenius auf Paul Fleming
{607 Lappenberg).
ß) der spielgewinn: was segens ein solcher gewinsz
(im spiel) pflegt zu geberen, nemlich: wie gewonnen so
auch zerronnen. H. Wilh. Kirchhoff militaris disci-
plina 1S6; ich bin ein schfller des spils. darumb mir nit
gar wol gebüren will umb ein gewinnes zö ziehen; dann
ich sorg, euwer gnad werd mir zu scharpff sein. Jöhg
Wickram (goldtfaden cap. so) 2, 345 Balte; drum soll man
das spiel von jugend aufff fliehen, und bei dem spiele
keinen gewinst suchen. Georg Wesenigk böse spiel-
sieben 92; sie hatten aber den gewinst allen auff einen
hauffen gelegt, den sie hernach gleich unter einander
theileten. 164; er handelt wieder alle regeln des Spieles,
damit nur seine gebieterin das vergnügen haben möge,
sein geld zu gewinnen. . . . und was bildet sie sich mit
dem gewinste ein, den ihr Amyntas freiwillig überlassen
hat. Gottsched in den vern. tadlerinnen (l, 14) 1, 110; der
gewinner (im spiel) zieht den gewinnst mit aller Schonung,
oft mit bedauern ein. Klinger (betracht.) 11,278; dazu
vgl. die Übertragungen:
ein tempelherr, dem sultan Saladin
das leben liesz? . . .
der seinen unvermutheten gewinst
frisch wieder wagte. Lessing (Nathan 1, 1) 3^, 7;
/) der lotteriegetvinn : und ich will ihnen im voraus von
herzen wünschen, dasz ihr loos den gröszten gewinnst mag
erhalten haben. Gellert (das loos in d. lotterie l, l); will
mir herr Simon, wenn er erfährt, dasz das loos mein ge-
wesen ist, aus eigenem antriebe etwas davon geben : so
will ichs mit vielem danke annehmen, wo nicht, so
mag er den gewinnst behalten. 349; warst du nicht . . .
wie ein Türk wider die lotterie? ich wollte dir eher
nichts von meinem spiel sagen, bis ich dir mit einem
schönen gewinnst eine freude machen könnte. J. L. Hubeh
das lotto s. 16 ; dasz schon viel schöne gewinnst ins dorf
gekommen sind, ebenda; schwärmen von gewinnsten, die
nie... gezogen werden. «.40; war seine erste schnell
hervordringende frage wieder von dem gewinnst, den er
aus der lotterie hofte. Lavater aussichten in die ewigkeit
4, 122; bis deine antwort kommt, verschweig ich ihm den
gewinst. Göthe (an Lavater nsi) br. 5,59; und man war
im begriff ihn nach der residenz zu ziehen ... als er einen
ansehnlichen lotteriegewinnst that, sich ein mäsziges gut
kaufte . . . Göthe (Wahlverwandtschaften 1, 2) 17, 24; über-
tragen: j|gg lebens guter sind in weiter ferne,
wenn ein verlust so nah' wie diese leiche,
und niemals ein gewinst kann mir ersetzen,
was mir auf diese nummer fehlgeschlagen.
H. V. Kleist (Jamilie Schroffenstein 5, 1) 1, 150
Erich Schmidt;
dürft' ich denn zu greifen wagen
nach des lebens hauptgewinnst?
Friedr. Rückert (liebesfrühling 6, 67) 1, 620.
GEWINNSTADLER, m., s. zu gewinnst 2,c,a: den
kalten Staatbeamten, der später den staat für eine
GEWINNSTAG— GEWINNSTSUCHT 6092
schützen-gilde zum abschusz eines gewinnst-adlers oder
eines rebhühner-volks ansieht, oder für ein nest von
prozession-raupen auf der staat-eiche? Jean Paul (leben
Fibel's 6) 54, 29.
GEWINNSTAG, m., von Henisch (s. 1600) zur Ver-
deutschung und erklärung des niederländischen wenstag
gebildH.
GEWINNSTANTHEIL, s. o. gewinnantheil : eine solche
staatswirthschaft hemmet also den ackerbau auf zweierlei
weise: einmahl dadurch, dasz sie den wirklichen werth
seines erzeugnisses, und somit den gewinnstantheil daran
herabsetzt; und dann, dasz sie den gewinnstantheil bei
allen übrigen geworben in die höhe treibt (rate ofprofU).
Garve übers, d. Adam Smith (4, 9) 3, 419.
GEWINNSTBEGIERIG, ad,j.. s. gewinnbegierig, gewinn-
gierig; gewinnstbegieriger , lucripeta Stieler 643 (unter
gierig) ; dazu vgl. gewinnsterschnapper, luceUi captator 1892 ;
stechende kleine (äugen), (bedeuten) einen geitzigen und
gewinst-begierigen. Prätorius collegium curiosum 47.
GEWINNSTBRINGEND, s. gewinnbringend: Noel Cho-
mel . . . oeconomisch- und physicalisches lexicon . . . han-
delnd von einer vollkommenen jagd- und forst-wissen-
schaft ..; wohlbestellten fischerei; nutzbar angelegten
stuterei ; gewinnst-bringenden Viehzucht . . . 1751 (titel).
GEWINNSTCHEN , n., vgl. gewinnlein und gewinnst-
lein (gewinnchen ist nicht belegt): es ist doch immer das
traumreich wie ein falscher loostopf, wo unzählige nieten
und höchstens kleine gewinnstchen unter einander ge-
mischt sind. Göthe (an Herder) br. 9, 69 Weimar.
GEWINNSTERSCHNAPPER, m., s. o. gewinnstbegierig.
GEWINNSTESKUNDE, /.: welche kunst befreiet von
der armut? ist es nicht die gewinsteskunde? Fr. Leop.
v. Stolberg Gorgias (werke der brüder Stolberg is) 143.
GEWINNSTEUER, n. i) zu gewinn = erwerb : die bei
der ordentlichen bede bestehenden befreiungen kamen
hier nicht zur geltung (bei der notbede), doch wurde die
Steuer für privilegierte in der regel in form einer zenten-
gewinn- oder gewerbesteuer angesetzt. R. Schroedek
rechtsgesch.^ s. 628.
2) zum lotteriegevrinn : gewinnsteuer ist eine von lotterie-
gewinsten in Österreich, Ungarn, Italien erhobene steuer.
auch die in Deutschland von solchen gewinnen erhobene
Steuer ist hierher zu rechnen. Meyers konvers.-lex. 7^, 805''.
GEWINNSTFEIND , m.: gewinstfeind , lividus Stie-
ler 461.
GEWINNSTHAFT, adj., s. gewinnhaft: gewinnsthafft,
quod lucrumpraebet. Frisch 2,451*(ungewinsthafft ebenda) ;
gewinsthaft . . . hin und wieder im gemeinei> leben üblich.
Adelung 2, 666.
GEWINNSTHAFTIG , adj., s. gewinnhaftig: gewinnst-
haftig ... gewinnbringend. Hederich 1,1425; vgl.: gewinst-
haftigkeit für einträglichkeit, in gleichen für gewinn-
sucht . . . hin und wieder im gemeinen leben üblich.
Adelung 2,666.
GEWINNSTLEIN, n., s. gewinnlein : captura pro quae-
sticulo gewinstlein. Andr. Reyher fheatr. rom.-teut.
1 (1668), 869; lucellum . . . ein gewinstlein. 2, 4168; er weisz
gewisz nicht, wie groszen schaden jhm dieses kleine ge-
winstlein verursacht. 2,4176; ein kleiner gewinn, gewinst-
lein. Matthiae 1, 798''.
GEWINNSTLICH , adj., s. gewinnlich: die lehn-waare
musz auch von einem unter einem gewinnst-lichen titel
erlangten gute, und die consumtions-accise von dem, was
einer durch Schenkung oder auf andere gewinnstliche art
überkommt, entrichtet werden. Ciiomel 4, 1061.
GEWINNSTLOS, adj.. vgl. gewinnlos : unter dieses volk
haben sie sich gemengt: nicht, um es durch gewinnstlose
betrachtungen von seiner arbeit abzuziehen, sondern um
es zu seiner arbeit zu ermuntern. Lessing (an Oleim)
12, 352 Lachmann.
GEWINNSTNAHME, /..- die monatliche liquidation, bei
welcher . . . die baissiers fabelhafte gewinnstnahmen ein-
gezogen hatten. Augsburger allgem. zeit. 1866 s. 1625''.
GEWINNSTSUCHER, m., vgl. gewinnsucher: gewinnst-
Sucher, lucrio Siteler 2234.
GEWINNSTSUCHT,/. (vgl. gewinnsucht) : und versehet
sie (die herde), nicht genßttigt, sondern selbwillig, nicht
auss schendlichs gewinst sucht (var. gewins gsöch).
6093 GE WINNSTSÜCHTIG - GEWINNSUCHT
GEWINNSUCHT
0094
Luther (rjnaiel 8. Petri eap. ft) t», tt» Weiwtar. vgl. auch
die Varianten hei Bindteil.
GKWINNSTSOCllTIG. «</;. M- gewlnn»Uchlig): luerum
uppetere, gewirinHtHUchÜK «ein. Cohvinuh Ui; eben»o(hiare
Uli lucrum) 874; detttfl. {quat»tuM eupidum etat). A. Rkyhkii
S, WH.
(IKWJNXSTTHKIL. GFWIXNTIIKIL. m.. vgL w^minn-
nrillii-il, K. Mjj. ft02(). die bildungm mit theil g«M«n denen
mit ttnthfil VM-an. bei S'tiri.Kli tritt der ertte etympoeitione-
theil. den neitjungni dieee» lesrikographen ent*prethtnd . in
der nebeuform auf *\. ein: f(ewinstteil, para lueri. Stiklkk
nM; dugeiien: gvwinntlicil ... derjenige theil eiiiea ge»
wiiini'8 oder gcwinstoB, der auf Jeden der Uieilhabenden
oder annpruchhabonden f&llt; besondert bei kaufniMnni-
ichen und andern nnlernchinungen, zu wriehen rinc ge-
sellschafl die gelder bcrgeKchoitiicn >iat (dividende), wobei
sich denn die grunze des gcwinntheiles nach der gröue
der beigetragenen summe richtet. Campr t, laft*; (im com
merrr) dividend. Hli.l'F.irr II, 1 «. 4A«*.
GKWINNSTVKKMIST. m.. n. unter gewinnsmangel.
GEWlNNSlK^llliN, n., tnibutantiriening der Verbindung
gewinn suchen {vf/l. ep.mio): hätte ich . . . mich ku bloszem
gewinnsuchon verstehen mögen, ich hätte früher . . . ich
wollte noch jetzt dinge anonym in die weit schicken,
über welche die leule . . . sich den köpf über den autor
zerbrechen sollen. (iiViiik e. gesprUehe S, ao&.
GEWINNSIKIIIEH, m., nomen agenti» tum vorhergehenden,
vgl. ge%vinnsl8ucher: quaegtuariue , gewin suchcr. voet^.
varüoqu. Dikcknuach 479*; quentor, gewinsucher. voe.
ineip. teut. ebenda; gewinsucher, idem qttoä gewinsichtig.
Hknibch 160«. vgl. KiLiAN u-\ vgl. aueh gewinnsucher
4« Pansnkh detttitchea achimp/icürterbueh a. «3».
GEWINNSUt^HT. /.. apäter beobachtet ala daa adjeetiv
gewinnsüchtig, und enger ala dieaea an die Verbindung
gewinn suchen («. ap. aoio) angelehnt: dasz er also auf
der hohen schul Siqucnza seine zeit mit solcher gewinn-
sucht, (in dem er den gewinn mit karten unnd würfeln
gesucht) zubrachte. Hahsdömfkm nchauptatt hiat u. lehrr.
geach. 97. die üble nebenbedeutung, die daa attbatantiv faat
durchiceg tum uuadruck bringt, tat nicht auaachlieatliek
aua dem ticeiten coinpoaitionatheil {vgl. habsucht, ehrsucht)
«t« erklären; icie die belege für gewinn suchen leigen,
liegt mich in diiseii ettcaa tadelndes, die litterariachen
belege reichen nicht über die mitte dea 17. jahrh. turiiek.
die buchungen aetzen mit 16<W ein: lucricupido, gewinn-
sucht KftNir. 674''; eben.to Dknt/.i.kh, Stkinhach, Mat-
THIAK. Hkdkhicii; ähnlich Alf.» l. »37'' (fügt hin:u:
acabiea et contagia lucri); gcwinnsucht, amor di guadagno.
la paaaion. qu'on a pour le projit. KÄui.KlN 1,884*; gc-
winnsucht, greedineaa of money , lucre, gain or projit,
a hunger and thirat after it. teutackengl. lex. (1716) X, 774;
gewinnsucht . . . avarice Hu.pkht 2, 1,464"; gewinnsucht,
amour du gain; du projit; interit. KoNUFJVU 8, l'u 8*;
l'amour — , avidite du gain. du prcjit; envie de gagner,
attachement au gain, it. interft. Schwan 1,746''; gewinn-
sucht a. eigennutz und geldgeitz. C.homki. 4, I06i; gewinn-
sucht, die sucht d. i. unmässige ungeordnete begierdc,
nach gewinn. Adki.uno 2. e«'*; ebenao Campk 2, 36A»; vgl.
auch: gewinnbegierde . . . der höchste grad derselben ist
die gewinnsucht. Campk 8,864*. trenn die achtcanktingen
in der energie der begriffabeatimmung bei den buchungen
auf der verschiedenartigen deutung dea ziceiten eompoaitiona-
theila beruhen, ao ergiebt aich andereraeita aua detn litte-
rariachen gebrauche, daat die üble nebenbedeutung im laufe
der teil immer atärker herauagearbeitet icurde. daa aub-
atantiv iat gern mit be.ofimmungen verbttnden, die meiatens
dieaer nebenbedeutung dienen.
l) daa aubatantiv in Verbindung mit näheren beatim-
mungen:
a) durch die gewinnsucht und begierde wiederumb in
posses voriger rcichthumen zu gelangen. Giummki^-
HAt'SKN icieder eratandener Simplic. 3,i39; die pförtncrin
war von der gewinnsucht, und begierde angereitzt, ihre
wohlthUterin . . . nach äusersten vermögen zu dienen, der
»wi ingarten der liebe herum taumelnde cavalier 127; so
bald anstatt der freiheit der zwang in den wirthsohafl-
lichcn Verhältnissen oingeführct und der kämpf der
emsigkoit, der gewinnsucht und der Sparsamkeit durch
menachliehe and willkührlieb« geaets« geIcUct werdaa
will. (Iraac Ihki.in) veratuh über die geatUigt «rdnung 71 :
die standhafte treue der alten weit; als dienet aus er-
gebenheit aehwizten, nicht aus gewinnsucht. Wiklanh
Shaktapaar« (wm «• «ueh g^ttt >, S for dutg not for meed;
nicht um lohn Schlimki.) t, flo.
und ob zwar auch ihrer vil ... mMm b«iiwnf 4m
gemeinen nutzens, aus ehr- und gewfauwMM Miftwttn.
BtTHCiiKV I'athmoaViX; fem von ihren •tOratlMibMI Im-
gierden, von den sorgevoilen bemUhungen dea «hrssUsM
und der gewinsucht, fOhlt der weiM freund <ter vi«Mn-
•chaften den werth des lebens. C. C L. HiHSCHrsu» 4er
teinter IM; dasz weder der eitele nibm. noch die fCWlBli'
looht diejenigen, welche mit pappiere umgehen. . . . loldM
pappierene wahren denen herren buchbändlem an Ihi«
oflicin zu hefften Teraniaaae. Fnitf. Fhihil'« künalUrnmd
kandwerekmr etnmomialpolitiea h (vorrede) ;
fewfanMMMaad «Helkalt
aiDd die werfcellieiOTe dw MhlechUglMit
Iat daa baBdftld aufrvtAblt,
ainUBt gewiseeo da« feracnreld.
ÜHILLrARZM •*, MO:
dasz die französischen fahrikanten, welche an der in
dustrieausstellung theil genommen, an gewinnsueht ond
eitelkcit mit einander gewetteifert hab«n wanteo, daa
lässt sich wohl denken. Böhnk acAilderumgen mm Paria
nr. M; wann solches . . . aas einer frommn einfalt her
rühret, so ist es kein Torsetzliche« begiiuicn. aber ans
leichlfcrtigkcit und verbottner gewinnsucht, da ist es ein
grosse gotllo.xigkeit. hm:t.K künatl. Unordnung t, S19; ich
weiss, was ich der gnade eurer durchlaucht schuldig bin,
und ich glaube nicht zu den feilen menschen zu gehören,
die aus Icichtsinn oder gewinnsucht dir heiligsten bände
auflösen S<:iiii.i.kh briefe '.lio; kriegeswuth und rech-
nende kleinliche gewinnsucht haben hierzu einander die
liänHe geboten. H. Mkykh aekrißen zur kunat il» (litteratur
denkm.); Verzweiflung, gewinnsucht machte ihn zum
Spieler. Iffland {der apieler i.i) »,»;
ihn, der den dornt der nnfexAhmten Ittale
nnd dar gewinnaurht rechtvergassend stillet.
CiiK. V. S101.HBRO Oedipma in TlUbtm,
$. werke d. brüder .St. 13, tSft.
b) der komhftndler selbst läuft, durch übertriebene
gewinnsucht. am meisten gefahr. Garvk übera. d. Adam
Smith (4,6) 8, 161 (cjrceaa of avarice); sondern sich auff die
wörtliche einstellung ihres unersättlichen geitzes, der ihr
gesetz ist, in den fuszpfad einer plagenden gewinnsucht
tretten. Simplidan. Jan Perua (1,4) (167S) 1,47: ond wie
hat eine stolze, trotzige gewinnsucht euch fast allent-
halben auf einen so andern weg gelenket! Hf.huer (ideem
f. philoa. d. geach. d. menj>chh. 7, 5) i.H. 2iW; denn auch diaaer
Staat, ob er gleich auf den niedrigen grund eroberadar
gewinnsucht gebauet war, hat grosze seelen erzcugL (t>, 4|
8(1787). loe; hat nicht die liebe zurdoppien und die barba-
rische gewinnsucht in diesen erbärmlichen schaospielan
die vornehmste person vertreten. Uz doppim ÜHpieemim
(1A48) 41 ; dasz der verdacht einer neidischen gewinnsacht,
hoffentlich, von selbst wegfallen wird. Lbssino (vorberiekt
att Hogartha Zergliederung der achönheifi 6*. M8; so ist nicht
zu vermuthen, dasz er aus schmutziger gewinnsacht es
daran werde fehlen lassen, {leben und leben laaaen % •)
16'. 468.
«*) die gewinnsucht des kaufmanns. Hamann (tu Dan-
geuH) 1.81 Sotk; und ich ohne diese vorsieht also leioht
der Indiskretion und gewinnsucht eines bochhändlers oder
schauspieldireklors anheim fallen könnte. Schilleii {tu
don Karloa) 6. 1. 4; aber die Zeiten der gefahr sind vorüber,
die bürgcr sind zur gesetzlichkeit erzogen, and der ver-
sicherungszins ist durch die gewinnsucht der regierungcn
so grosz geblieben, als er ursprünglich gewesen. Ludw.
BöHNB (fragmente u. apkoriameH 384) s', 446; die wahre
Ursache von diesem aehermasze in der menge des um-
laufenden Papiergeldes lag in der gewinnsacht einiger
verwegnen projectmacher. Garve übera. d. Adam Smitk
(2. 2) 2*. &S; ein saubere handthierung! welche der bcutel-
schneider zech nicht unehnlich, dero gewAnsacht endlich
auf den galgen verrathcn wird. Abblb küiuüiekt Unord-
nung i, 26.
6095
GEWINNSÜCHTIG
GEWINNSUCHTIG
6096
d) der eifer der gewinnsucht schuf die anfangsgründe
der mathematik, mechanik, physik, astronomie und geo-
graphie. G. Forster ansichten vom Niederrhein (25) 2, 428;
die Zerrissenheit mehrt auflagen und aufpasser, hindert
die volksentwickelung, mindert den gemeingeist, bringt auf
die schauderhaftesten abwege der gewinnsucht. F. L. Jahn
(runenhlätter) 1, 415 Euler.
2) einförmiger ist der gebrauch auszerhalh solcher Ver-
bindungen :
a) lasz andre Fern sehn
und ans gewinnsucht sich durch klipp' und Strudel drehn !
dein Clargen wird dir ietzt ein besser gold-Iand weisen.
J. C. GÜNTHER-! 786;
aus g^vimnsxxchi, perl'amore del guadagno. Rädlein 1,384";
ich habe nie aus gewinnsucht unrecht gehandelt. Lighten-
liERG (nachrichten über sich selbst) l, 9; durch gewinnsucht
angetrieben, forderte er oft selbst die gesellschaft zum spiel
auf. J.C.Brandes meine lebensgesch. l,2Qi; ein andrer,
der als ein edler spieler gerühmt wurde, und in der that
ohne gewinnsucht mit einer gleichgelassenen und freund-
lichen miene spielte. S. -v.La Roche frl. v. Sternheim T?.
b) ich halte dieses, für eine gefährliche und recht
thörichte wette, dazu ihn ohn zweifei die gewinnsucht
nur getrieben. Erasmus Francisgi lustige schattbühne
(2,1)2,355; ich will also nur hinzusetzen dasz diese ge-
winnsucht am allerthörichtesten in denen spielen sei,
wo nichts auf die kunst der spieler, sondern alles auf
den blinden zufall, oder auf das glück ankommt. Gott-
sched in den vernünft. tadlerinnen 1 (1725), 110; und auf
selten des lebens: war ihre frömmigkeit heuchelei: ihre
gerechtigkeit geistlicher hochmuth: ihre werkheiligkeit
gewinnsucht. Herder {antritfspredigt llGl) ZI, 2b;
wer bin ich ? — ein guter bürger, den der kitzel
der herrsehsucht nie in seinem leben stach,
und seit dem krieg' ein ehrlicher soldat ;
zum feldherrn machte die gewinnsucht dich.
Wieland (rniscellaneen : e Arigtopkanes Acharner
2. act.) 34, 298;
angesehene kaufleute nahmen keinen anstand, leib und
seele zu verschachern, um an den einkünften eines ver-
waltungsrathes theil zu nehmen. — und wie verschieden
die gewinnsucht das wesen ihrer sklaven formte! G. Frey-
tag (Karl Mathy) 22, 371.
GEWINNSÜCHTIG, adj., früher belegt als das Substantiv,
der Verbindung gewinn suchen steht das adjectiv unab-
hängig und mit stärkerer betonung der Übeln nebenbedeu-
tung gegenüber, auch hier wird aber der zweite compositions-
theil nicht aus seiner sippe gedeutet, sondern schon iii
frühen buchungen zu sehen (sichtig) gezogen: ein gewinn-
sichtiger, lucrio. Dasypodius Tt4<'; homo sordidus, schnöd,
niszig, karg, gwünsüchtig, gitig, untrüw. Cholinus-
Fnisius (1541)805"; ebenso Frisius dicl^. (1556) 1226''; Maaler
201*; gewinnsüchtig, der nur auf den gewinn allein sihet . . .
luiCri cupidus. Emmel silva quinqu. N 3"; ebenso HuLSius
(aspre au gain u. a.) 138''; Henisgh 1600; Düez 199";
RÄDLEIN 1, 384»; Frisch nouv. dict. des passag. 2,280; lucri
cupidus, gewinnsüchtig. Garth-Könio430»; quaestuosus . . .
ein gewinnsüchtiger mensch. A. Reyher theatr. rom. ieut.
3, 903; quaestuarius , gewinnsüchtig, der umb gewinns
willen etwas thut. Dentzler 640''; ähnlich Steinrach
2,767; gewinnsüchtig, quaestuarius, inhians luci-o, lucri-
peta ; gewinnsüchtig auf böse art, turpilucris, turpis lucri
cupidus. Aler 1,937''; ebenso Kirsch, Hederich; gewinn-
süchtig sein, to be greedy of money . . . teutsch-engl. lex.
(1716) 2, 774; gewinnsüchtig handeln, to deal covetously . . .
ebenda; ähnlich Hilpert 2,1,464"; gewinnsüchtig, interesse,
atache (apre, avide) au gain, au proßt. Rondeau 2, Uu 3*;
ebenso Schwan 1,746''; ein gewinnsüchtiger (eigennütziger)
mann. Rondeau, Schwan a.a.O.; gewinnsüchtige freund-
schaft, amitie interessee. Rondeau ; gewinnsüchtiges spiel,
jett lucratif ebenda; eigennützig, gewinnsüchtig ... ein
eigennütziger mensch, thut nicht leicht etwas, wovon er
keinen vortheil hat. ein gewinnsüchtiger will aus allen
dingen vortheil ziehen ... ja, er lässt sich oft verleiten,
unanständige und unerlaubte mittel zu gebrauchen, wenn
er nur davon seinen vortheil ziehet. Stosch bestimmung
einig, gleichbed. tcörter 1, 144. vgl. auch gewinnsüchtig bei
Pansner deutsches schimpf Wörterbuch 23*.
l) zimächst natürlich ist das adjectiv nur mit personen
ir^ beziehiing gesetzt, und zwar meist in attributiver function.
häufig auch in substantivischer; andere gebrauchsformen
sind verhnlt7iismäszig wenig belegt: denn wenn der, der
da weiden soll, also auffs gut gcricht und gewinssüchtig
ist, würd er bald selb ein wolif werden. Luther (epistel
8. Petri gepr.) 12, 390; aber wollt ir schwächeren sein wie
die gewaltigen, ungerecht, bübisch, unedel, gewinnsüchtig,
so vergeht ihr zuerst durch solche künste. E. M. Arndt
geist der zeit l^, 372 ;
ein thöriohter schütze ist der mord,
schicszt seinen pfeil ab ins dunkle dickicht,
gewinnsüchtig, beutegierig,
und was er für ein wild gebalten,
für frohen jagdgewinn
es war sein kind, sein ei^n blut,
was in den blättern rausclite, beerensuchend.
Grili.parzer {Argonauten 1) 55, 40.
a) attributive Verbindungen: solche wurtzel durch die
gantze landschaft't . . . gelobt und hoch ist gehalten
worden . . . letztlichen auch zu uns inn Franckrcich,
durch die gewinnsüchtige kaufTleut, welche sie von dannen
zu uns pringen kommen. Skhiz rom feldbau (2, 76) 232;
vgl. auch ein gewinnsüchtiger kaufinann Adelung 2, 666
u. a.; dasz an einigen unteutschen orten gewinsichtige
Juden etlichen gailen hurenhengsten . . . Juden dirnen zu-
geführt. Grimmelshausen Simplic. sehr. (2, 4, 16 vogelnesf)
i, 630 Keller; was ist die bildung Europens den betrüge-
rischen, gewinnsüchtigen Phöniciern schuldig. Herder
(auch eine philos. d. gesch. l) 5, 494; für gericht ... wo man
mehr einen gewinnsüchtigen, unruhigen, ungewissen-
haften advokaten, als der billigkeit und christlichen liebe
folget. Abr. a S. Clara Abrahamische lauberhütt l, 120; so
ist der gewinnsichtige gesell gar zu gesparsam in stein,
kalch und anderen notwendigkeiten. ettvas für alle {der
maurer) 1, 538; ebenso (der wundarzt) 1, 123; es ist frei-
lich bekannt, dasz gewinnsüchtige buchhändler . . . sich
kein gewissen machen , von . . . handschriften . . . selbst
die fehlerhaftesten copien zu erschleichen, und im ver-
borgnen ans licht zu stellen. Gerstenberg über Klotz
(litt, denkm. 128) 253; ebenso 395; er {der bösefeind) machts
auff die art eines vortheilhafltigen und gewinnsüchtigen
Spielers , welcher anfänglich dem gegentheil freimüthig
den gewinn lasset, nur durch solche speckschwarden
denselben mehrer zu locken. Abr. a S. Clara Judas der
ertz-schelm 2; dasz ein gewinnsüchtiger spieler, wider gott,
seinem nechsten und sich selbst, ja wider alle haupt-
stücke der christlichen catechismus-lehre sündige. Georg
Wesenigk böse spiel-siebenß; sollen auch wir alle geld- und
gewinnsüchtige spieler ernstlich fliehen und meiden. 112;
ebenso 155; von denen gewinnsüchtigen Spielern zu reden
ist itzo mein vorhaben nicht. Gottsched vernünftige
tadlerinnen 1, 105; mit dem kartenspiele . . . diese be-
lustigung müsziger und gewinnsichtiger leute ist unter
uns so gewöhnlich, dasz man sich darüber wundern musz.
ebenda; die geschichte der gewinnsüchtigen frau. Lessing
{in d. Voss, zeitung 1755) 7^, 41.
b) zu den form.en der stcbstantivierung gehört schon:
cerdoon, gwhinsüchtiger. darumben das die pfaffen dises
gotts (des Apollo) zu zeitten umb gelts willen sich be-
stechen Hessen, und redtend was man gern hört. Jon.
Herold heidenicaldt p3*; wann man alle läppische un-
gegründte reden . . . von der medicin abnehme, würde
ihre klarheit zwar viel schöner . . . leuchten . . . allein die
gewinnsüchtigen würden den beutel nicht mehr so . . .
spicken können. Ettner des getreuen Eckharths med.
mauluffe 442; dem fleiszigen: er sei ein narr, dasz er sich
so plage, und nicht mehr dank davon trage, dem ge-
winnsüchtigen: er würde unter den fremden wohl zehn-
mal mehr verdienen, als daheim. Pestalozzi {Lienhard
u. Gertrud 2, 70) 2^, 277.
2) über den kreis der personen hinaus greift das adjectiv
in attributiver Verbindung mit spiel, gewerbe und anderen
abstractls, die ^nenschliche triebe oder menschliche thätig-
keit verkörpern.
a) die kinder gottes nach Adam, disen feldlust und
dise feldwerbung, vor andern vilfaltigen Kainischen ge-
winnsüchtigen und prächtischen gewerben . . . jnen haben
auszerlesen. Sebiz vom feldbau (l580) vorrede2^; das laster
desz gewinnsüchtigen spielens wird füglich mit der
trunkenheit verglichen. Harsdörfer hist- u. lehrreiche
gesch. 179; ausz so gewinnsichtigen und niemahls er-
6097 GEWINNSÜCHTIGKEIl - GEWINNUNG
sättigten geitzspielcn. ira; gegen gewinniiUohUgen karten
nnd wUriTelspielen. gatprärhifpteU 8, »; das laater des
gewinngUchtieen spielcnii. Buthciiky Pathmo» SM; das
gewinnsüchtige spiel. Hkroek ideen (10, 5) 4 (17M), tJM;
gewinnsüchtige spiele. JAni.oNnKi TS?**.
b) den einzigen wirth aasgenommen , dem er alle die
gewinnsüchtige geHchmeidigkeit seines handworkes bei-
golaRsen hat. J. v. Sonnknfki.r hriefe Üb4tr d.Witner\$the
Hrhaubühne ( Wiener nettdrueke 7) 8«; bald «oll er den Phari-
säern und ihrer gcwinnHÜchtigen houchclei die ernst-
liohsten Strafpredigten halten. Lavatkm {thatenChriatus. —
\cahrheit) auageto. »ehr. \,m<h-elH; sobald nicht wahre
liebe zum wunderbaren gestein und motall den bergmann
zur arbeit antreibe, weitete man mit gewinnsüchtiger gier
die gruben immer mehr und mehr au«. K.T. A. Hokkman.n
{Serajnoixa-brüder l: hergxrerke tu Falun) 6, IM Griaebarh;
wer als befehlshaber rincr wache, als schildwache...
eine strafbare handhint; b«>?ohcn l&wzt, wird ebenso wie
der thäter selbst bostrafl und diese strafe noch verschürft,
wenn erdie handlung in gewinnsüchtiger absieht hat ge-
Beheben lassen, kriegsart. f. d. prniax. Aerr (84), ». btindea-
gesettbl. de» nordd. btmde» 1867, #. 814; dasz irgend ein
gesichtspunkt gowinnKÜchtigor absieht ausgeschlossen er-
schien. Gv.ow, ]^v.\CKV. da» gHhie huhn (», lo)' 170. auf-
fallend iat: die (»piele) aber nur allzu offt, zu üppigem
zeitvcrdcrb, oder gewinnsüchtigem vortheil gemiszbrauchet
werden. jAniONSKi 7S7».
GKWINNSÜC.HTKJKKIT, /.. abtritung zum vorigen.
konnte netten drm .lufint. gcwinnsucht nicht aufkommen:
ich war aber allbereit in der gcwinnsicbtigkcit und allen
ihren nachgehenden lästern dermafisen ertrttnckt, dasz
ichs bleiben liese, wie es war. Gkimmklsiiauskn Simplic.
Schriften (Courage cap. 18) 8.266 Keller; vgl.: gewinn-
sUchtigkeit {plur. car.) die eigenschaft einer person oder
Sache, da sie gewinnsüchtig ist. Adki.uno 2, fic« u.a.
GEWINNTRÄGIG. GEWINNTRAGKND.nrf^whrWrfMn^en
tu der leortverhindung gewinn tragen, *. «p. 6910: luera-
tivu». gewinnträpig Dasypohius S8«; lucrativua, gewinn-
tragend KÖNHi fiT***.
GEWINNÜHKKSCHUSZ, m. . neuere bildung, die eine
in der geschäft.sfonn de» hegriße» gewinn liegende bedeu-
tung {». ap. 6905) atärkei- zum ausdruck bringt: dasz wir
es gar nicht für nothwcndig halten, dasz die städtische
gasanstalt mit einem gewinnüberschusz arbeitet. Voa»i»che
teitung v. 19. 6. 1864 a. 7'*.
GEWINNUNG, /., rerbal»ub.<itantiv tu gewinnen (*. «f.),
bringt die funetion eine» jiomen actiouia. die an gewinn
verdunkelt irird (vgl. »p. 5893/. .V«)7/.), eigena zxtm au»-
drttck. die neue hildung iat frilh beobachtet und verhältttia-
mäazig hHußg ohne prilfir lyelegt, vgl. gowinnunge, win-
nunge mittelhochd. wb. 8, 718''; gewinnungc Lexkr 1,992;
winnunge 3,911. die formen ohne priifur , die der bedeu-
tung nach keinerlei unterachied gegen die zuaammenge.vetzte
form außreiaen, werden — tcenigaiena in den älteren
mitfeldeuttchen zeugniasen — zur begriffabestimmung mit
herangezogen, iceil aie x^elfaeh die bedeutttngsenttcicklung
unrkaamer beleuchten, (zu den niederdeutachen belegen vgl.
SririM.KR-LünnKN 5, 732^)
l) \cenn die belege iceit in die mittelhochdeutache periode
zurückgreifen, ao entatammen aie doch iceder der Igrik,
noch der epik (einzige aptite au.tnahme im Lohengrin). aotreit
aie überhaupt der kunatform encachaen, gehlireti aie der
lehrhaften dichtung an: Heinrich v. Mki.k, Tuomasin;
andere xeugni.^.9e aind der pro.ta der urhinden und dea
gei.ttlichen atila entnommen, hieraxia erklärt aich auch eine
einaeitigkeit dea gebrauchea, die gegenüber dem neuerett atil
auffüllt: an pewinnunp wurde früher faat auaachlieitzlieh
dei- liegriff dea erwerbs zur geltung gebracht, in die.<fem
engen rahmen eracheint der ältere gebrauch aber xrieder
beicetßirher : gewinnung führt dort vom nomen actionia bia
tum collectivbegriff t*nd zur aachbedexttung , icährend daa
tteuere gewinnung .<tich auf daa nomen actionia beachränkt,
mit de.s.^en herroi-hebung ea aich gegen gewinn abgrenzt.
o) daa nomen actionia im älteren atil.
a) die bedeufttng erkämpfen, siegen iat. trie angedeutet,
nur aelten belegt, in einem mittel deutachen zettgnia /ilr
winnunge und in einem Jüngeren oberfrünkiaehen für ge-
winuung:
GEWINNUNG
6098
noch flichewot si den atHI vorloriB
d«n st fod /wer gaheisin batU.
•r bocbiard wart also grog irkorin
das M «n an der winnun^ ccbatt«.
do OeMtia ti got« In gro^r demitd
und begBiKlIii aieli bMinnen . . .
ged dar Iks si do Mwiaam.
HtUnptegel litt Bofiaeh;
von der gevinnong dieser statt Bergzabern seint die her
nach geMhrieben verss zu latein gemacht. Mattiiian
V. Kkmnat ekronik Friedrichs I. 28.
/9) der geaehäfUhegriff dea erwerbe:
xa bewir gmrfawung«
ist sto haraa uit «In tung«
[l>a)t| in woaderHcher wIm.
Hbimr. V. Milk erimnernng 217 //efowf ;
du wirst ooch Mbora Am mwAm :
durch wag Mstft so sUiU
au bmer gvwinnaag«? IM;
RAUA diu kraft kan
bMcbaidm dag Abel Tonme gaot.
die varliust «wer «In«!! muol
an gewinnnnr« wenden wil.
TiiiiMAxiM wmtcker gast 8MA Kiekert^
dazu vgl. nta (swer slnen muot wil TerlAn ntch gewin-
nungc zc hart [vor.: gwlnne, gewinne]); koobet aber ein
phaiTe oder ein ritter uf gewinnunge ettewaj. de^ er well«
fürt geniesjen: davon sal er zol geben. Erfurter wei»-
thum V. 1289 (1,48) bei Kirehhoff e. U; oach ensall nie-
mand dehein silbir . . . konITe dorch Torwechsziis willen
ulT winnunge. Mühlhauaer Ordnung v. IS93 bei Lamberl
».156; nnd sint alle lOte. iwer scol»re da; si got ulcgent
umbe iwer heil, die genade aoult ir niht uerliesen mit
unrehten gewinnunge. o quam bene negotiatur jut »ibi
celeatia mercatur. »peeulum eeeleeiae 170 KMt;
der pbalT« der dA ist wo! gclAtt
mit unrelirten leien yert
bvser dinge unde eunde
und eewinnnnge taller stund« (vor. gawisMa).
Tmomasik wäUeMer paat tUO:
nnd er aischet von der gewinnunge und von der werckong
und von dem gelück aller ding. Egoestryn weiaheit Satom.
18, 19 (de aequirendo et de operando. umb seinen gewin,
gewerbe und bantirung . . . bittet er. Luther);
swem rewinnange lieb iat,
der mac vertragen zaller vrist
Terlust wiraer danne ein man
der gnot samnen niht enkam.
TnoMA.siN walaeher galt SWl.
y) der Übertragung und Verallgemeinerung Hrtten »U:
herr. du erfüllest aber mit dir, di niht anders wenn dich
begem . . . di alle dink achten als ein unflat. auf das du
allein ir winnung seist (var. .- ir erwinnung, gebinnung . . .
14* luerifaciant te aolum). Johann v. Nf.L'Markt übert.d.
aoliloquien 78 Sattler,- die do seind ... Israhelisch: der
gewinnung ist der son gotz Mf.ntf.i. Rom. 9, 4 (quorum
adoptio eat. welchen gehört die kindschafTl); ehenao cod.
Tepl. u.a.; in dem er auch euch hat gerufen durch unser
ewangelium in di gewannung der wunniciich unseres
herren Jhcsu. cod. Tepl. 2 Theaaalon. 2, 14 (*Aeiwo [gewin
nung] Mkntf.i.. Quentri. u.a.; zum herrlichen eigen-
thum Luthp.r);
grosze wennun^ nch dea wirt
nondertfalt uch daa Widder wirl
freide und ewifk leben
wel nch min vatter widder feben.
Alifetder paatUmatp. 1247 Gretu.
(zu der form wennunge vgl. oben «p. fieao.)
b) den Übergang rt«m collectivbegriff und zur »aehbedett
tung kennzeichnen nur belege, die der bedeutung erwerben
eriraehaen: iz ne suln durch recht ne heine erbin gcldin
der toden dube, noch Iren ronb. noch spilis gewinnunge.
OOrlitter landrecht 46.9* Homeyer (landr. 2.217); ob auch
die aui^ern die weil gewinnung in der slat bieten, da Ton
sullen si gen der stat tun. da; ander gesfe tund. Urkunde
Ludwiga dea Bayern (1SS5) W'eeeh (oberbayr. arrhic tS) 172;
vgl. auch (iKMKiNRR Segenabxtrger ehron. 2,6. 18;
manif« gewinnunge
die irh &ne barmuns«
nam %-on nritwen unt Ton wiiaen.
die l&sjent niih nicht Oj Jen frtisen.
Hkinr. V. Mrlk erinnertinfi 771 Heiwttt ;
vgl.: ein mensche insal dikeine winnunge nemen an
koufene noch an verkoufene, weder rechte winnunge noch
anrechte. Hkhm. v. Fritzla.r «tya^iter i, 192; vgl. ritter
6099
GEWINNUNG
GEWINNUNG
6100
Spiegel 2195 Bartsch (pferde mag her wole koufin . . . und
eine winnung darug sloufin) ; Mühlhauser Ordnung v. 1380
(da2 er dorinne kein winnunge suche) Lambert s. 156 ;
Breslauer Ordnung v. 1360 (dovon her in winnunge gebe)
Korn 1, 198;
vil manegem was zem roube gäch . . .
die volgten den die niht zen schiffen mohten,
den man brach rieh gewinnung abe (handschr. gwinnung).
Lohengrin 5904 Eückert;
d&z die seibin Vormunde vor ire erweit alle iare di czwelfte
marg an iargulde, an schult und an winnunge, die von
der kindir gelde geuallin . . . mag, sullin . . . nemen. Bres-
lauer vorinundschaftsordnung v. 1373 Korn 1, 234; dazu vgl.
als Zeugnis für den pluralgebrauch : inde lachte eiklichen
minschen up nae sinre haven, narungen, gereiden ind
verdeinten lein ind winnungen. Koelhoffsche chron. (Köln),
s. d. städtechron. 14,774; o man, ir wiggt, dag uns ist ein
michel gewinnung von discm hantwerk. cod. Tepl. apostel-
geschickte 19, 25; ebenso Mentel, Egc.esteyn und fast alle
Vorlutlierischen Übersetzer (dat uns is gewinninge Quentel,
winninghe Arndes; gewin Pflanzmann; dar wir grossen
Zugang von diesem handel haben Luther, tvnoQla).
2) die buchungen, die schon in den vocabularien einsetzen,
bringen das nonien actionis zur geltung, lassen aber auch
die Weiterentwicklung zur sachbedeutung belegen: lucratio,
winnunge vocah. lat.-germ. Xh. jahrh. Diefenbach 338*;
gewinnung vendicatio oder pietung, verkauffung, unrecht-
nemung. vocab. theut. (1482) m 6'; dazu vgl. aber auch lucrum,
winnunge neben gewin Diefenbach 338*; lucrifacere.
winninge doen. Kölner gemma gemmarum 1507 Diefen-
bach a. a. 0.; lucratus. gewinnunge. Augsburger gemma
V. 1512 Diefenbach a. a. o. auffällig ist die grosze lücke
in der Überlieferung, die die buchungen vom 16. bis an
das ende des 17. jahrh. auficeisen. erst bei Stieleb tvird
die form wieder erwähnt, wobei auch die sachbedeutung
offen gelassen wird: gewinnung . . . gewinnen, it. der gewin
et gewinst, hierum,, quaestus, proventus, reditus, it. victoria.
2544 ; die sachbedeutung loird sogar vorangestellt bei Frisch
noiiv. dict. des passagers (1772), der zu der gleichling mit
lueratus zurückkehrt: gewinnung, das erworbene, aquet,
bien, qu'on ne tient par sticcession . . . aquisition. 2, 280.
sonst arbeiten die neueren bucMmgen gerade das nomen
actionis schärfer heraus, schon tveil sie das Substantiv
meist in Verbindung mit einem objectiven genetiv vorführen :
gewinnung, lucratio. Aler l, 937^; gewinnung für gewinn,
im salzwesen. Frisch 2,451*; gewinnung, soviel als er-
langung, gewinn. Hederich i,1425; gewinnung ...das
gewinnen, l'acquisitioji, acquef, it. la conquefe. Schwan
(1783)1,746''; die gewinnung eines prozesses. ebenda; die
gewinnung, das fördern der erze, l'extraction des mines.
ebenda; ebenso Adelung u. a.; die gewinnung des heues,
der feldfrüchte. Adelung, Campe; die gewinnung des
Unterhaltes. Campe.
3) denn der neuere gebrauch begünstigt einseitig die Ver-
bindung des Substantivs mit dem objectiven genetiv tmd
hält hierdurch auch die verbalkraft des Substantivs lebendig,
entwicklungs formen der sachbedeutung sind entweder veraltet
oder in engeren stilformen isoliert.
a) reste der sachbedeutung und des colleciivbegriffes : und
die gewinung, so über dem abzug des, so darauf gangen
ist, daran {an dem verlage der Schedeischen chronik) er-
standen were, getailt heften, urk. v. 1492 bei Kapp gesch.
d. d. buchhandels (l)766; die dreiszig johr, so ich zu haus
gesessen bin, in dieser statt nit um fünfhundert gülden
arbeit . . . van demselben nit ein fünftheil gewinnung ist,
gemacht, sunder alle . . . um fürschten, herrn und ander
fremde personen verdient . . . dasz ich allein dieselben
mein gewinnung van den fremden in dieser stadt verzehr.
A. Dürer {brief an den rath der stadt) nachlasz s. 63; so
wollen die alten weiber nit mer mess . . . bestellen und
ist unser gewinnung schmal worden, klag und antwort
von . . . pfaffen über d. reformat. bei Schade 3, 156; hier auf
werden die gewinnungen aus getheilet. J. C. Wagenseil
854; gewinnung, das gewinnen, die gewinnungsarbeit, die
quantität des auf einem bergwerke gewonnenen minerals.
Veith 243.
b) für das nomen actionis gehört der absolute gehauch
eigentlich nur dem älteren etile an: und er im für nam
die statt Antium zä gewinnen . . . berölTt er das kriegsz-
volck . . . erzelet jn . . . was nutz in auch ausz solcher
gewinnung erstund. Frontinus deutsch (l532) ig**; das . . .
ist mein hab, die ich ererbert {erarbeitet) hab härtiglich
mit meiner band, wann nie hab ich fall gehabt zu groszer
gewinnung. Dürer nachlasz 14; im engeren rahmen einer
beruf ssprache, so der des bergtcerks, liebt auch der neuere
Stil scheinbar absolute7i gebrauch, doch ist hier das object
jeweils unschioer zu ergänzen: der geringere oder grössere
widerstand, den diegesteine der gewinnung entgegensetzen.
LuEGER lex. d. ges. technik 4, 651; die arbeiten waren da-
selbst in schwunghaftem betriebe, die gewinnung aber
im verhältniss zu der aus- und Vorrichtung zu stark, um
eine gleich hohe förderung nachhaltig liefern zu können.
zeifschr. f. das berg-, hatten- u. salinenwesen 8A s. 98; förde-
rung und gewinnung sind nur dann gleichbedeutend,
wenn das mineral, so wie es zu tage kommt, verkäuflich
ist, wie z. b. Steinkohle, sonst versteht man unter ge-
winnung stets die fertigstellung für den absatz. R. v. Car-
nall die bergwerke in Preuszen und deren besteuerung s. 97;
die gewinnung für sich allein . . . kann aber auch den
fraglichen maaszstab für den betriebsumfang nicht ab-
geben, ebenda; das gesetzlich zukommende neuntel von
dem werthe der gewinnung. ebenda.
im, allgemeinen überwiegen auch hier Verbindungen m,it
objectivem genetiv, die den neueren gebrauch des Substan-
tivs ja hauptsächlich tragen; sie stehen so ziemlich allen
bedeutungsrichtungen offen, die oben für gewinnen er-
schlossen vmrden.
a) persönliche objecte im genetiv: so sollen alle procura-
tores . . . wider rechtliche gewinnuiig der rüthen . . . sich
enthalten, acta publica (l668) Londorp 1, 218; zu gewinnung
der orientischen unnd griechischen kirchen. Wurstisen
Basler chron. (l580) 315; die freie anwerbung ist der natür-
liche weg zur gewinnung einer flottenbemannung. Oppen-
heims deutsche jahrb. 12 (1864), 11; das verschuldete zum
teil die knappheit der mittel, welche die gewinnung eines
ausreichend starken und gehörig vorgebildeten lehrer-
standes hinderte. H. Prutz preusz. gesch. 3, 224; dieser
aber bildet sich sogleich seinen feldzugsplan, der dahin
gehen soll, zur gewinnung der frau sich zuerst des mannes
zu versichern. Th. Mundt Paris u. Louis Napoleon 1, 155;
wenn sie als Zielpunkt zunächst den verschlusz des
Schwarzen Meeres und die gewinnung des sultans für
diesen zweck durch liebe, durch geld, durch gewalt in
aussieht nimmt. Bismarck ged. u. erinn. 2, 270.
ß) beim sächlichen object steht der begriff des ertcerbs
im Vordergrunde; die beziehimg auf kämpf und streit ist
jetzt ganz veraltet: deshalb die gantze gewinnung der
bataille darauf ankommt, dasz man nicht sonder ordre
stille stehet, reglement vor die kgl. preusz. Infanterie 356.
der begriff des ertverbs andererseits streift die engere
bindung an die rechts- und geschäftsformen ab und bevor-
zugt einen weiteren rahmen.
l)) ob sie auch kinftiglich ichtz . . . ererben . . . mit ge-
winung auch dero oder anderer erbschafft. C. Sender,
s. d. städtechron. 23, 2.30 ; die landrente, ein reiner ertrag,
der nach völliger Wiedererstattung der auf seine gewinnung
verwandten kosten, übrig bleibt. Garve übers, d. Adam
Smith (4, 9 in order to obtain them) 3, 408 ; münzen , die
künstlich gefaszt waren, und zu deren gewinnung der
schuster mehr gleiche münzen ausgeben muszte, als der
preis enthielt. Stifter bunte steine^ 185 Aprent.
2)) auf das die brüder icht der sei schaden liten, so
si durch gewinnung willen des Öles ausz dem closter
giengen. Gregors dialoge {Atigsburg 1473) 1 cap. 15; ge-
winnung des saftes, extraction of the syrup. Karmarsch
technol. ivb. 1^, 247 ; dasz die frauen wenigstens ein mal
im jähr den wein tüchtig versuchen können, an dessen
gewinnung sie so mühevollen antheil haben. H. Hans-
jakob schneeballen vom Bodensee 66 ; vgl. gewinnung von
heu u.a., s.o.; unstreitig werden die zur gewinnung, zur
benutzung und zur Veredelung der gaben der natur nöthigen
geschäfte am besten getrieben werden. H. H. Cludius
V. d. . . . ndd. freien bauern (1805) 2 ; die masse des un-
entbehrlichsten lebensbedürfnisses, das dem zu dessen
gewinnung oder erzeugung gewidmeten theile des natur-
fonds abgewonnen wurde. Lotz revision d. grundbegr. d.
6101
GEWINNUNG
I
nationaltnrtfiäcJMftjilthre 9,Wi; ühnlieh t.Wl; jedes pro-
dukt durchläuft seinen ganzen werdegunK ron der ge-
winnung den rohitofTea bis zur genuszreife in der gleichen
wirtschart und geht ohne zwischenhand in den konsam
über. K. Rüchf.h enMehung der volktmrtaekaß* W. tiere . . .
zam zwecke regelmässiger gewinnung von tieischnahrung
zu züchten. «. 6l; gewisz nimmt alles wirtschaften seinen
ausgang von der nahrungsgewinnung. a. *a; die vor-
arbeiten {tu dem bauf) auf dem platze hatten gleich nach
dem ankaufe angefangen, und über die gewinnung und
bolschafTung der stoflTe war schon damals verfügt worden.
Stiktkr {der waldgänger t) ert. a, 9S Ayrent.
8)) gewinnung der erze, alle arbeit, wodurch man die
steine, erze und mineralien ... in den gruben ausschlaget,
und an den tag fördert. Jacoiirron ttehnol. wb. t, m&*;
vgl. auch Kakmaiihcii i', S47; Vkith u.a.; vgl. Silber-
gowinnung unten theil lo, i, inos u. a.; die streben, welche
man tm der gowinnung der schiefem gebrauchet. F. L. Can-
CliINDS heitfhr. der bergtrerke in Hatten M; die IQ ge-
winnung den mctalli« erforderlichen grossem kosten. Garys
Hbera. d. Adam Smith (l, U the inereaee qf tke exftenee)
1,897; in der alauniiütte erkundigten wir uns genau nach
der gewinnung und roinigung dieses so nöthigen materials.
GöTiiK {dicht, u. \pahrh. «, lo) 8ft, 8«4; das recht zur ge-
winnung verschiedener mineralien innerhalb derselben
feldesgrenzon. allgem. herggtatti f. d. pretui. ataaten {gtaett-
aamml. f. 18<U)717; zur gewinnung der für die kochsalz-
bereitung erforderlichen soole. teitaehr. f. berg-, hatten
u. iHtlinenicfiten 4, iiS9; das franzOsische gesetz . . . unterwarf
alle unterirdisch betriebenen steingewinnungon der berg-
poiizoi. A. HuYSRKN eomm. a.preuat. allgem. berggeaeta* ISO;
dagegen wird unter den naturvOlkera überall die ge-
winnung und vorarbeitung des eisens . . . geübt. K. BOriiün
entaiehung der t'olkamrtaehqft* R4; wogegen bei der ge-
winnung des Stempels vermittelst des treibfänstels der
arboitcr während des schlagens eine kräftige bewegung . . .
macht. Hrmoi.d, a. xeitachr. f. berg-, hatten- u. aalinenweaen
8,60; da jede gewinnang eines stempeis, ganz gleich ob
sie durch herausschlagen, zerhauen oder sprengen des-
selben stattflndet, auf niilchtigcn flötzen von gefahren
begleitet ist, so verwenden die häuer darauf die grOsste
aufmerksnmkeit. V. Mritzen ebenda 6,188; vgl. Stempel
gewinnen ap. 6964.
y) tu den Verbindungen mit abatractem objett fuhren
achon Übertragungen, wie: die Ordnung der inneren Verhält-
nisse Italiens und die gewinnung und Sicherung eines
neuen und frischen bodens für die italische civilisation.
MoMMSBN r&m. geach. s*, aoT, das haus der abgeordneten
versagt der regicrung die mittel zur herstellung einer
den gegenwärtigen Verhältnissen und bcdUrfnissen ent-
sprechenden kriegsflotte; es versagt ihr den von ihm
verlangten beistand zur gewinnung der frUchte der mit
so vielem, theuercn blute errungenen siege dos verflossenen
Jahres. Bismarck (tm preuat. landtag 1866) >, 416.
l)) brechen auf einmahl die . . . nie erwarteten begeben-
hciten aus: als erlangung königlicher würde . . . Zuwachs
der provintzien , gewinnung der freundschafTt fremder
potentaten . . . Besser nexie vorrede tu . . . Kolbe v. Warten-
berg 153; und uns so auch die gewinnung der Sympathien
der durch ihre landesgcschichte uns entfremdeten katho-
lischen untcrthanen erschwert. Bismakck {im reiehatag
1873) 6, 32; und das resultat dann nochmals zur gewinnung
der Übereinstimmung mit den von der kammcr etwa
für nöthig erachteten abänderungen an die erste kammer
zurückgehen mUssen. {in der 8. kammer 1861) 1, 814.
8)) darum folgten . . . auf die lehrjahre die wander-
Jahre, sie waren sonst zur gewinnung des meistcrrechts
nötig. F.L.Jahn irr;*« 2, l, 403; die fünf jähre abweson-
heit in Amerika, verbunden mit der gewinnung des ameri-
kanischen bürgcrrechts. Bis.marck {im nordd. btmd l«W)
4, 11; kämpfen wir . . . für unsere Unabhängigkeit und für
die gewinnung eines besseren zastandes. E. M. Ahndt
aehrißen f. m. l. Deutschen 4, 252.
3)) so wil zu gewinnung der zeit mit einer andern weit-
läufrtigen histori der anwesenden compagnie nicht weiters
beschwerlich sein. Giummri.shausrn trieder erstandener
Simpliciss. 3, 159; gleiche Ordnung wird auch zur ge-
winnung der zeit, hinfUro gehalten werden. Sandrub
IV.
GEWINNUNGSARBEIT— GEWINNVOLL 6102
hiator. u. poetiaehe kunweil AI ; MtswUoben Umm ich zo
gewinnung der f«U den varianftail UgltlmaHonthriefr
zu slindten richten. Ahklb kamaäJA» %mm4mmg l. <si:
ihenao 844; zur gewinnung von nutm and Mit bin ioh
•o frei, ohne weiteren eingang hiarflbcr folfaBdM sa
bemerken. (initLPARZKN {an Julia Löm) iri^m: dem
versuche schlieMt ileh cm zweiter aa; di« gewinnoog
der kürze dorob neo« Wörter. F. L. Jahn (beraiekerung dt»
hoehd. apraekaehataaa) t. 4t.
4)) der baadfeftifkeitaunterricht als ein 'tamen am
Werkzeuge' ist danach ein anerllszliches mittel zur geiat«*»
gymnaslik und die gewinnung von arlMitsfreudigkeit ein«
der wichtignten gmndUfen jeder «Riebunc. aehMütait u.
gymnaatik (tB07) «.8.
GEWINNUN(iSAKRKIT. /.. vfl. trriaonac S)*)^S)):
die gewinnungsarb«>itFn werdca von «ilMr bMoadwn
arbeltarkliuec, den haaern pd«r hipw, MMftAbrt...
hlemMli iMlasen sie aook MawMbtHwi. Lomir laac.
dar gag. tadknik 4, 660; gewtnmuifBMbilt, Midb fawtauMr*
arbeit Vritii tu u. a.; in den Mshwlfta bawieliMi dw
reTidirten bergordnungen gehört« . . . das an dar haM«8
den knappscbaftskassen; wo daher für deren rechnang
die gewinnungiart>eit eröffnet ist . . . bleibt ihnen ihr reebt;
neue gewinnungen sind aber die knappaobaftarontlada . . .
so eröffnen nicht befugt. A. Ht-YKacN owas. a. pi'mtu.
allgam. berggea.^ (1867) 40; höchst sinnraieb ... ist die blw
angewendete abbaumetbode. ... es ist nlmlich dabal
für eine bequeme fahmlsz, zweck miaiiga and woblfaila
förderung, guten Wetterwechsel, waaaanMMi ud witar-
Stützung der gewinnungsarbeit dareh awaebmlarifan ata-
bruch gesorgt. G. Fai.lrr Sehamnitaar barg' u. küMtm
m^inniaehea jakrb. 14. 108.
GKWI.NNUNGSGEBIKT, /. oder ist es mit den Odar-
brachkrebsen wie mit den Werdenchen kirsoben. daran
gewinntmg<igebict sich nächstens Ober die ganta prorins
Brandenburg erstrecken wird? Fontane (/V«m Jamnf
Treibet 7).
GEWINNUNGSKOSTEN. p<Mra/«/aaftm denjenigen auf-
wand hingegen, welchen die aofsuchung und wegnehmung
eines naturproduktes erfordert, kann man durch den aos-
druck gewinnungskosten bezeichnen. Iy)TZ rari». dar
national icirthaehß/talehre 1,68; and den natSrHabaa fla-
winnungskostenbetrag der fische auf diese weisa dmvh
einen künstlichen znsatz noch erhöhet hat. s, 89«; die mit-
gewonnenen, dem anderen theile zustehenden mineralien
müssen jedoch dem letzteren auf sein verlangen gegen
erstattung der gewinnungs- and fördoningskosten beraos-
gegeben werden, allgem. berggeaetaf. d. prauaa, »taalen %S»
{preuat. geaetaaamml. 1866) a. 718.
GEWINNUNGSORT. m. : fjt/. gewinnangsgebiet: anlagen
zur bereitung von steinkohlcntheer und koaks . sofern
sie auszerhalb der gewinnnngsorte des materials erriobtat
werden, pretts:. geirerfteordn. v. I84A (geaeiaa.) a. 4«.
GEWINNVKHJ.KIHKK. m.. wo Rom oder Athen gewiss
nicht verfehlt haben würden, Merkur dem gewinnver-
leiher tempel and altäre zu errichten. Matthisson «^na-
rungen 8, 88.
GEWINNVERLUST, m., a. gewinnstverlast : er verliert
dabei immer in der regel weiter nichts, als die enl-
behrung eines erwarteten, ihm von der Vorsehung bc-
schicdenen, gewinnes, dessen verlast zwar, wie jeder
gewinnverlust, immer auch etwas störend auf den gang
seiner betriebsamkeit einwirken wird . . . Lotz handb. der
ataatamrthaehajf.nlehre s. loo.
OEWINNVERTHKILUNG,/.. vgl. gewinnantheil. gewinn-
theil : ist die gesellscbaft von längerer daaer. so hat der
rechnangsabschluss and die gevrinnvertheilung im zwetfel
am Schlüsse jedes geschäftsjahrs za erfolgen, dtaek, bilrgerl.
gestttbueh % 781 im reichageaetabUH (18»6) 817.
GEWINNVOLL. adj.. i^l. gewinnr«tch u.a. im ftgm-
aatte au gewinnlos: der ankauf and das urbarmaalMn
wüster ländereien ist daselbst die gewinnvollste an-
wendung des gröszten sowobi als des kleinsten kapitals
{the moat prqfitable emptc^wteni). Garvr üiera. d. Adam
Smith (8.4) 8*. 868: gewinnvoll . . . vielen gewinn gewährend,
vortheilhaft, zuträglich. Campr t.8M»: erst jetzt entdeckt
Meil's wittwe eine arbeit des königs {F\riedr. Wilhelm TIT.)
aas dem jabr« ITW. schnell kauft ein hiesiger kanst-
6103 GEWINNZAHLUNG -GEWINSEL
Händler die platte und lässt einige abdrücke abziehen . . ,
und ungewiss ob seine majestät es gestatten . . . beeilt
sich der besitzer der gewinnvollen platte ... die curiosität
zu verbreiten. A. Nicolovius an Göthe, s. Göthe briefe
42,364; soll aber eine neue (arbeit) unternommen werden,
dann gilt es, die geleise erst zu suchen, in denen sie
laufen kann, und aus diesen wieder das kürzeste, das
sicherste und gewinnvollste auszuwählen. Otto Ludwig
{ztcischen himmel u. erde) 1, 34.5 Stern.
GEWINNZAHLUNG, /. .- hat der Untereinnehmer drin-
gende gründe gegen die gewinnzahlung. E. S. Unger an-
leit. f. lofferiespieler (1830) 55.
GEWINNZETTEL, m., zu gewinn, handgewinn, .«?. o..-
gewin oder lehenzettel, schedula emphyteutica. Wehner
observ. (lG08) 180.
. GEWINSEL, n., Verbalsubstantiv zu winseln (s. d), einer
ableitung von Winsen {vgl. althochd. winison Ghaff l, 982;
mitthochd. winsön, Winsen nihd. ivb. 3, 714"). im gegensatz
zu dem verbum, das schon in den vocabularien gebucht
ist und im besonderen für fhierische laute (winseln des
hundes) angesprochen wird {vgl. winseln, gannire Diefen-
BACH-WÜLGKER 906), ist düs substantiv erst am ausgang des
17. jahrh. beobachtet und tritt hier für menschliche äusze-
rungen ein: winselung . . . winseln . . . gewinsele, ejulatus,
quiritatio, questus, quiritatus, querimonia. Stieler 2480;
daher dann solche meer-lichtlein biszweilen gleichsam,
als wie eine menschliche stimme, ein geheul und ge-
winsel von sich geben: (wiewol dieses kirren und winseln
eben sowol natürlich geschehen kann) . . . Erasmus Fran-
GISGI der höllische Proteus (21 : das verführische irrlicht) 174.
diese beziehung auf den menschen läszt sich als Über-
tragung und gebrauchseriveiterung auffassen und erklärt
sich aus dem litterarischen gebrauche, bei dem gewinsel
tcnfer dem einflusz des nahe vertcandten gewimmer {vgl.
sp. 5845^'.) steht, während die zwanglose spräche in der
Verwendung des Substantivs loie des verbum^ selbständiger
bleibt, in der allgemeineren — das subject der verbal-
thütigkeit nicht beschränkenden — fassung kennzeichnen die
Wörterbücher das Substantiv als eine reflexäuszerung bald
des Schmerzes, bald der angst: gewinsel, gemitus, quiri-
tatus. Steinbagh 2, 998; Frisgh 2, 451"; gewinsel, quiri-
tatio, quiritatus. Hederich l, 1425. die neueren fremd-
sprachliclien Wörterbücher beschränken sich auf den iveh-
ruf: gewinsel . . . das gewimmer, a whinning, whimpering
or tveiling. teutschengl. lex. (1716)2,774; öÄnMcÄ Hilpert
2,1,465*; gewinsel, Zamentefion, gemissem^nt. Rondeau 2,
Uu3*; ebenso Sghwan (1783) l, 746^ Adelung imd Campe,
die die begriffsbestimmung mir beim verbum, zur geltung
bringen, lassen an dem reflexlaut des Schmerzes auch
die dynamische abstufung gegen andre geräusche hervor-
treten: winseln, mit feinen und schwachen lauten weh-
klagen . . . auch gebraucht man es von thieren, wenn
sie feine klägliche laute hervorbringen, ein winselnder
hund. Campe 5, 733. der mzmdartliche gebrauch ist zu-
nächst au^s dem bairisch-österreichischen belegt, vgl. gewoisel
LoRiTZA neues idiot. Viennense 51, vgl. auch woisln,
wuisln Schmeller 2^, 1030; andere begnügen sich schon
beim verbum mit primitiveren formen, vgl. weissen u. a.
Stalder 2, 444.
die bevorzugung eines allgemeineren — nach der seite
des subjects nicht bestim.inten — begriff es, wie sie in den
buchungen deutlich wird, beherrscht ivie schon bemerkt, den
litterarischen gebrauch, und damit den haupttheil unserer
belege, eine stattliche minderheit indessen läszt ein sub-
ject erkennen, das auch dem Sprachgefühl an sich bei
gewinsel zunächst vorschwebt : das thier, im besondern den
hund. und in dieser subjectbegrenzung liegt auch der
tmterschied gegen gewimmer, mit dem sich gewinsel sonst
so enge berührt und unter dessen einflusz es seine grenzen
90 weit über die ursprüngliche läge vorschob.
was für gewimmer in bezug auf das Verbreitungsgebiet
oben {sp. 584.5) anzumerken icar, gilt meist auch für ge-
winsel. dem streben nach einer gesteigerten kraft des aus-
drucks, dem bedürfnisz nach neuen darstelhingsmitteln
kamen gewinsel loie gewimmer entgegen, um äuszerungen
des Schmerzes, der Verzweiflung und des todeskampfes zu
kennzeichnen, in allen fällen vermied Göthe die neu^n
bildungen, denen auch Schiller nur in seiner früliesten
GEWINSEL
6104
zeit räum, liesz, während der neuere stil — voran die
romantik — sich hier nicht spröde zeigt, dabei eröffnet sich
ein stilistischer gegensatz zmschen gewimmer und gewinsel :
während das erstere als bequemes reimwort in der gebundenen
spräche heimisch ist, xvird das zweite mehr in der prosa
bevorzugt, nur die reime pinsel, gewinsel, und neuerdings
Insel, gewinsel sind beobachtet.
unter den gebrauclisformen ist der plural eigentlich aus-
geschlossen, er findet sich auch nur in freien Wendungen
der gehobenen spräche, so bei Leisewitz {dramat. frag-
mente) und bei Sonnenberg weltende (6) 1, 142.
die Vorstellung einer durch Wiederholung lästig fallenden
handlung, die Adelung und Campe als toesentlichen zug
unseres Substantivs feststellen, gehört mehr dem zicang-
losen Stile an, toenn dieser das wort auf persönliche sub-
jede bezieht, vgl. l, d und 2, b.
l) in den Verbindungen des Substantivs treten sich die
beiden bedeutung.tr ichtungen gegenüber. bald wird die
reflexäuszerung des Schmerzes {der angst) mehr betont,
bald der geräuschlaut, der gegen andere abgestuft ^oird.
auch das lästige an dieser art von geräusch wird hier,
verschiedentlich hervorgehoben.
o) die Zusammenstellung mit andern Substantiven:
a) gegen geschrei loird gewinsel als die .schwächere äusze-
rung gekennzeichnet: das geschrei erstirbt in gewinsel.
Grabbe {bühnenaniveisung zu Hannibal 2) 3, 226 Grisebach.
in diesen verbindu7igen zeigt sich deutlich, dusz gewinsel all-
mählich den reflexlaut des affectes abstreift und zum aus-
drucksmittel für ein geräusch im allgemeinen wird : der ein
solches wildes thier wäre, und seine freude daran hätte,
andere menschen zu martern, ihr angstgeschrei und ge-
winsel mit vergnügen zu hören. Wieland Lucian {der erste
Phalaris) 6, 313; weil ... sie also mit gewalt forlgestoszen,
viele auch niedergestoszen und übergefahren und zer-
quetscht werden, so fehlt es ebenso wenig an geschrei, ge-
winsel und gefluche als an staub auf der bahn. E. M. Arndt
Schriften f. u. an seine l. Deutschen 3, 425; vgl. auch geisi
der zeit 2^, 293 ; das ist ein gerutsche, gebrumme, gepoltre,
gedusele, gedudele, geschreite, gewinsele und ein ge-
rumore durch einander, dasz man nicht weisz, wo man
zuerst anfassen soll. Immermann {MimchJiausen 4, 3) l, 414
Maync; kerle, ich habe lange nicht so wie heute abend
des lebens nothdurft mit solchen beschwerden herunter-
gewürgt als unter eurer katzenjämmerlichen tafelmusik.
wüszte ich nicht, dasz ich mich, gott sei dank, auf
meinen magen verlassen kann, so würde ich dem gewinsel
und gewusel wahrhaftig schon früher ein ende gemacht
haben. Wilh. Raabe deutscher adel (9) (1880) 74;
mit auskunft, mit rechtfertigung und gewinsel
geb' ich mich dann nicht aß.
Hofmannsthal gerettetes Venedig (5) 224.
ß) für den reflexlaut des Schmerzes ist die Verbindung
gewimmer und gewinsel ,9c7jon oben (sp. 5846) aus Tieck
und RüGKERT belegt; ähnlicher art sind auch: aber jenen
traurigen und kläglichen ton, jenes romanhafte gewinsle,
welches vor unsern äugen der abgott des frauenzimmers
und der jungen leute geworden ist, wird man ganz und
gar nicht gewahr werden. Lessing (theatral. bibl. l: be-
tracht. über das weinerlich komische) 6^, 18 ; wenn es körper
gibt, in denen bald eigentlicher schall und wiederschall
schläft; andre, in denen ein weinendes ächzen und ge-
winsel schlummert, andre, in die ein seufzender liebes-
gott der Sehnsucht und der klage eingeschloszen ist . . .
Herder (krit. wälder) i, 9S ; denn alle fluche, gewinsel
und Seufzer, die er auf sich lud, folgen ihm nach. Leise-
witz (dramat. fragm. : die pfändung) 132 Werner;
da brach er aus in thränen und in eev/insel
und erfüllte mit anrufungen gottes die insel.
RtJCKERT (32. makame) 11, 464.
anders die dynamische abstufung in folgender Verbindung :
geheul! geheul aus hoher luft,
gewinsel kam aus tiefer gruft.
Bürger (Lenore) ged. 179 .Sauer.
5) in der composition ist das stibstantiv hauptsächlich
als reflexäuszerung erfaszt, die jedoch durchaus nicht auf
den schmerz beschränkt bleibt (vgl. das freudengewinsel
des hundes):
6105
GEWINSEL
GEWINSEL
6106
■0 folgt« acten«!]
dar flammenscbrifl du wi(>tf«wiiia«J,
■cballte das echo dar aiaaiMronuMt«.
CiiH. V. äTULBgiio Beuiutr (toerk* d$rVHUttr SL
A. 14S);
euor banges aterbegAwinael — euer ■ohw«rzgewar(tei
geaicht, eure fUrohterlioh klaffenden wunden. Sciullkh
(rütiber 4, 6) ü, 16> ;
wie im wacbaalfaaprich um «inandar
Üogana tAnt', und dia acbatUn mit piapandam Jammarrawioaal.
VOHH Uorat {lal. 1, 8 v. 41) t, M (trUte rt acutum);
nicht in aanftar
Wehmut stimme, ao wie die nacbticall ibr
aeurzendea lied aingt :
aondern in Uutam wabgewlnaal wird «Ja
weinen.
Cur. V. STOLBiao Ata» (tgtrke dtr brüdtr SL
U.iOi);
heran fHhrt acbnell der Irenboad.
legt an doa acbitT, baateigl die inäel
But b&nderingen, kUggawInael.
iMMkHMANN {THtton u. ItdtU t) 19, tif.
e) die verbindungett mit verbis, »otfeit »i« nieht neutraUr
arl tnnd, krtutztichnen daa gerä\*ach: daa ial ein, waa
soll da» gewiniiol; ein gewinsel kommt, erreicht, erachallt,
ertünt. schlummert: ein gewinsel erhoben, anheben, von
sich geben, Übertönen, einstellen, hören, gewahr worden.
charukteristijich für die unuattirliehen Verbindungen, in die
der lUteraritiche gebrauch das »ubatantiv Ober/iUtrt. »ind
die belege atm i>ossEfiii}.-i{ü, Sciiii.i.kh und Lichtknukko:
das gowinso! röchelt; das gewinsel belustigt oder gar tin
gewinsel lesen.
cO die iutrftenden attribute und auch die Verbindungen
mit »ubjectivem genetiv bettchrünken eich fa»t gana at^ den
rrßexlaut (doch vgl. .- dumpf gewinsel Sonnf.nbero jp.6107).
die erntrren lassen aber neben der äuaierung mrklieher
cmpJinduHg mehr noch jene verächtliche nebenbedeutung tur
geltung kommen, auf die Adeli;nu xmd Campk hinxceieen.
a) hiedurcb zum mitleid bewogeo, erbeben ein zärtlich
gewinsel.
Ewald v. Kleist (JrühUng v. «76) 1, U& Hauer;
vgl. auch unter i)a)/i);
armer pilger, ateura da,
unter ausgelOacbten atemen,
trAstender entaagung xu !
kein versagendes gewinsel
sOgr« deinen raacben lauft
TiBDOB (e7U»agiing) 8,86 (reim: inaal);
in demuth eingeschmiaget tritt
zum geisterkOnige der pinsel (Junker Topae)
und lallt, genaht im atutzerscnritt,
nein untertnftnigea gewinael:
verzeiht, durcbiaucnt« majest&t,
dasz ihr mich armen Junker aeht.
BoiB (die el/enburg) M Weinhold $. 866;
auch sind die verliebten, die euch auf diese weise an-
boten, gar nicht sonderlich beim eigentlichen frauen-
Zimmer geachtet; sie lesen das afTcctirte gewinsel wohl,
Hber im herzen unterscheiden sie sehr richtig. Lichten-
iiKHü 4, 236; such dir was besseres aus, was herzhafteres,
was willst du mit dem schwachköpflgen gewinsel? das
lied ist schon ein halbes jähr alt. Faul Hky8k (Lottka)
rom. H. nov. II, 8 ». 181; ihre Zerknirschung vor dem herrn,
der grauenhafte hochmuth ihrer gegncr zitterten und
kreischten hcrzzerreiszend in diesem unharmonischen
gewinsel. Tieck (aufrtthr in den Cevennen) 26. 168; vgL
atirh das gellende gewinsel der hunde («. 8, a); wer
aber . . . sich den sentimentalen geschniack durch da«
altweibische gewinsel eines nachahmers, der allent-
halben empliudsam zu scheinen arbeitet, nicht gerne
verderben will. Gerstenbehu {über Jaeobis teinterreiee)
rrzf »monen 327 ; so sehr hasz ich sie, wegen des unauf-
hörlichen gewinseis ihrer läppischen alexandrinem. L. Ph.
L Haiin Bobert v. Hoheneeken (1778) vorberieht; ja so tönt,
bis zum ekel wiederholt, das gewinsel der Journale.
IM.MKHMANN (memorabUien i) 19,237.
ß) Klagt, lieben vAgel, klagt, weint blumen, feld und vieh.
schreit hirten, berg und tbal, weil ihr der tod zu frUb
und mir zu langsam kommt, mein baiigsames (rewinsel
vermählet sii-h mit euch, wer schulTt mir kiel und pinsel,
der meine schmerzen malt. Günther naehlete 1(M;
vgl. auch klägliches gewinsel bei Adeluno und Campe;
trauriges gewinsel . hurlement» funebret. Schwan (1783)
1,746»;
aad dumpf ia da« itntwm
bohlan ftBraaMl. aua flammanerkelletoM, MbMib« «bcnnd,
rAchalta acbaarig gewinMl aocsb aaf, nd tmm «M tOMl
wirbelt' karober
Fmami V. SouMBraBBO XJWMtoa (f) 1. 1 a. M;
gewinsel d«r enchlafMiM edtoehrt dl« lOfteo. F. U.
Kli.hukh SiwtgoHt QrimU» (i.t) M; 4m (»wiiMMl dar
kranken und atorbMldMk BfllW« {ükmr rffaftinf fg— irflrfy)
8*. 8M: in dem ftwiaad dar sartratenen ood da« aiafa**
gesobrai dar ObanHndaadaa. B. M. Ahn irr geiat 4$r mii
von dao Jungm gewlwaala dar DrthlslnwiHssllsa aawkald.
•ad dar alun Jamaalem todtaagabaal, waaMnwkea . . .
VnAKA V. Sonnkmbbiu» das weUemde (f) t. 14t:
vgl. auek (5)l.tii: folge mir d«bin, wo dIa
leichname morsch friazt. und der tod
tafel hält — dahin, wo daa gewinaal varloTBar
teufel belustigt Sciiti.i.KH (iVadka kmutispid t,l) S,M:
lerknirschier sOnder gewUual U, U) t. IM;
et achildart daa
•r malt ihn balbvarMbft v«a griiwsa ■■tlaw,
er Uurht In jedaa baHanaiiM de* etaaeL
Uhlamü irortumälY, M^ 1. mMritk M
t) »AoHdieNaktrigmttüriäskmUmmdaimidkmnkaU»-
punkte für in» auijtei dtr vtrhedAäH^uU mrftbm. «arraya
twisa wainw pmrmntm di* Mlgtr, dm di$ btteft mttt froim
eintr /mMgeritn au$dmek9wiis$ mUnummtm mmrm.
m) im »wangloaer »frmitke iti da» tuitUmtiv ntnif$imlm
in benehung tum kund« fmtM. Mmrfkr ttdli Mtdk di$
litterahtr wtdkr und mAr öeUg«:
o) nor mit Odraaaaa saha ria die baad'. aad aia keiMaa gar
nein, mit gewinael (tirvtii^fv) eatloha aia sar
aaita daa hoia
VosM Odif$$ee 1«, 168 (anaoate ta» ITM;
in der ron 17SI: wlaaelad);
e&enao über», de» Aristophatu» (teetpen WO) 1,886:
griUslich , o kind , waoa aaeht var aacht , bei dar haada
gewleaal.
aicb daia Wenaal wie raach ana der erd' aafMblal od
webklagt (ßdifUem)t,Ui
and oatar nllandam gewinael
achleadart tnn fam aaf eiita inaal ;
dasz seine bände staaamd ataha,
die platzlich aicb varlaaaan si^'n.
Friiur. RCckbrt <to pfrtrtaOa vtm dm Mrselkea,
wohl strebte das unthier (der kund) noch mit gewinsel
zu mir auf. Tu. Stohm (Renate) 5. ll; er (der hund) hatte
sich . . . durch einen sprung zum fenster hinaus befreit
und kam nun mit hellem gewinsel auf den Jüngling zu-
gesprungen. Paul Hkysb ital. nov. t: Annina; plötzlich
aber sprang er (der hund) . . . auf . . . freilich nur. um . . .
ein paar töne, die halb geblaff und halb gewinsel waren,
laut werden zu lassen. Fontane Cicile eap. ii; Unca« tog
es aber vor. nebenherzutrotten . . . und dann Ruth, anter
gcbicff und frendengewinsel an sich Torbeipaasiacan so
lassen, quitt eap. 88.
/f) andere bexiekungen muf die tkieneeli eind §tuu v»r-
eintelt und sind anthropomorphisek tu erklären, »» di»
beziehung attf die naehtigaü, vgl. Ewald v. Kleist frUk-
ling V. 876 (». o.) ; vgl. .-
aufs neu erhebt (die fMuACtooO) daa giaaft» aad
von ihrem gurgelnden gawtaaal (lato up apaAi Ai
tau« tiratn ^ wUMm» wm).
Baocxn noai«««« JaAr«iM*m «1 (/HiMliv wnfy.
V) wai den ergebni»»»m mt» dtm a«r*«rfaisiidiii »Hmmit
auch iiberein. dasi dm, w gawinaal ti» dar «i'n^adU» dar-
»teUungsform at^f wi»n»ekem betofftm iat, «im» vträektliek»
nebenbedetUting sichtbar *eird, vgl. i.d: kein gewinael ! kein
kopfhtngen. J. L.Huiikh daa lotto s.'O; verzagter! nun
so geh, stell dein gewinsel ein t niemand beklage mich.
J. M. Hokfmann die Corten a. 78; 'wenn du den kämpf
s&hest, der ihr larte« herx zerreiszt' no waa iat dann nun?
was soll denn allaa fawinsel? Klinoer {dm» laUamd« waib
4. 1). a. Lenz gaa. aekri/hn i, i»4 TVcdk (dcek vfL matek: aa
kostete meinem herzen kämpf, bei diaaaa gaWünal atand-
haft zu bleiben. C. Fa. Baiihdt l?];r>cA.«eMia»Meiw8,i9»);
sein spiel war unleidlich, frostig, wie Lampen« liebhaber-
gewinsel. J. F. SciiOtzb Hambwyar tkamtirpetek. 478; als
▼om ofen her . . . nun plötzlich ein dumpfes, ingstliches
stöhnen wie das röcheln eines erstickenden erscholL . . .
383»
6107
GEWINST - GEWIPFEL
GE WIPFELT - GE WIRBEL
6108
'helft dem barschen auf seine stube', sagte er, 'und
macht fort! ich bin des gewinseis satt und will ruhe
haben!' Fkiedr. Halm (die Marzipanliese) 4, 23 Schlossar;
und kriegt man einen schuft beim kragen, so hebt er
ein solches gewinsel an, dasz man ihn nur schnell wieder
musz laufen lassen, wenn man nicht als ein Wucherer
und Unmensch will verschrien werden. Gottfh. Keller
(fähnlein der sieben aufrechten) 6, 284. dazu vgl. auch :
der Haydn ist doch gar zu alt,
was soll uns solch gewinsel?
wir malen auch, wie er gemalt,
nur mit dem groben pinsel.
Grillparzer (ehor der Wiener musiker beim
Berlioz-fest) 2», 196;
und beschlossen die genüsse des tages; indem wir auf
der Esbekieh dem gewinsel der türkischen musik zu-
hörten und dabei in lauwarmer limonade schwelgten.
WiLH. Heine eine weitreise um die nördl. hemisphäre I, 70.
c) die heziehung auf ein nicht näher bestimmtes subject
gibt dem Substantiv den Charakter eines vertcorrenen ge-
räusches :
a) wasz da deixl ist das für a vawirts gwoiszl, i kan
da nit draus dakemma was dessz weesen sein soll. bair.
schausp. vom prinzen v. Arcadien (l, l) (l70l) , s. Bayerns
mundarten 1, 133; {Ouelfo:) warum stört ihr mich in
meinem schlafe? was schreit ihr, die bände gehoben, zum
rächer? was erschallt gewinsel durchs haus, und zerreiszt
meine seele? Klinger (zioillinge 5) 1,79;
und herabfuhr ein flammensturm auf die fürstin der städte,
wirbelte gräszlich mit sodomitisthem jammergeheule
über die stolze, und staub der veraschten wölkte gen himmel.
dumpf gewinsel röchelte noch in der wetterflamme,
eh sie versank,
Franz v. Sonnenberg das weltende (2) 1, 32;
vgi,. auch (6)1,143 (völkergewinsel) ;
Gertrude floh durch busch und dorn;
gewinsel aus der hole
erreicht sie hier; . . .
... als sie herab zur grotte sprang,
lag Fritz von Wülferode
zerschmettert auf der erd', und rang
zähnknirschend mit dem tode.
GÖCKINGK ged. 3 (1782), 141.
ß) dazu vgl. die Übertragung:
töne, töne denn, mein banger sterbgesang,
der winde gewinsel im todtenkranze,
dem rauschenden wilden grase
auf zerfallnen heldengräbern gleich.
Schubart Friedrichs tod;
GEWINST, s. gewinnst.
GEWINTERN , verb. , verstärkte form zum, persönlichen
gebrauch von wintern {s.d., vgl. Lexer 3,917), früh be
legt, aber naturgemäsz litterarisch nur vereinzelt bezeugt:
hiemare, kewinterren glossen zu Tit. 3, 12 Steinmeyer-
Sievers 1, 779 (ze wintern cod. Tepl. den winter zu bleiben
Luther); ouch sol man wissen, das man in disem hof was
der man gewintren mag uff dem sinen, das sol er ouch ane
geuerde sumren, und ouch nüt me. hofrecht zu Meggen
{Lucern) (u.jahrh. mitte) bei Grimm weisth. l, 166; alls vil
alls er uff dem sinen . . . gewintern mag (MerlischlMchen
16. jahrh.). 4, 362 {vgl. winteren 4, 761 u. a.) ; es sol auch
chain nachgepaur den andern überziehen mit vich auf
der waide, die si geleich mit ainander verzinsen müessen,
an alain waz vich er gewintern mag. {lantgesetzt von
Sterzing) österr. weisth. 5,435; ebenso {Windisch ■ Matrd
17. jahrh) 1, 310.
das particip gewintert {hiematus Maaler 179"; Kilian
147»; Henisch 1602) gehört wol zu wintern, im litterarischen
gebrauch strebt es auch einer anderen bedeutungsrichfung zu:
wenn alles uberschneit
und zu gewintert ist, so kompt der frilling wieder.
Opitz (poet. wälder 4) opera 2, 286.
für den bedeutungsivandel , der sich im angelsächsischen
entioickelte (gewintred, füll aged Bosworth-Toller 468"),
liegen deutsche Zeugnisse nicht vor.
GEWIPFEL, n. , collectivbildung zu wipfel (». d.), am
frühesten in dem von Bürger gebrauchten compositum
felsengewipfcl {vgl. theil 3 sp. 1507) beobachtet, in dem sich
die bedeutung verallgemeinert und übertragen zeigt und
von gipfel (s. d.) beeinfluszt ist. neuerdings ist gewipfel
Otts der spräche Roseggers wieder nahe gebracht worden,
wo sich die v,r sprünglichere engere bedeutung von wipfel
(baumwipfel, die im winde sich bewegende kröne) voll
zur geltung bringt: wenn der auerhahn im dunkeln ge-
wipfel der alten tannen balzte. F. Rosegger Wildlinge^ aa;
allerlei fröhliche vögel werden das gewipfel beleben, wald-
heimat, vorio.; die lüfte mit ihrem weichen säuseln im
gewipfel und ihrem brausen in den stammen ... sie
haben die spräche des Weltgerichts, tvildlinge^ 5; vorüber
an zwei besonders auffallenden, stattlichen lärchen, die
ihre krönen hoch über alles andere gewipfel gegen himmel
erheben, mein tceltleben 130; der mond sank gegen das
gewipfel der bäume hin. der gottsucher cap. 27 ; und schaut
ins schneeschwere gewipfel auf. tvüdlinge'-' 303.
auch der pluralgebrauch ist hier wie bei anderen collectiv-
bildungen angebahnt: dieser streifen ist mein verknorpelter
kruswald. er hat ganz niederes bestände, aus dem viele
dürre wipfelspitzen aufragen. . . . auch im winde bleiben
diese gewipfel starr und regen sich kaum, tmldlinge^ 3.
GE WIPFELT, participiales adjectiv, in der Zusammen-
setzung hochgewipfelt bei Voss viel beobachtet:
dann umstanden sie Jen' und fleheten laut zu den göttern,
zartes gesprosz abpflückend der hochgewipfelten eiche.
Odyssee 12, 357 {Sqvös vxpixduoto);
ebenso 9,186; 19,297; des^rü. 13, 196 (hochgewipfelte bäume)
xmd Ovid l, 207 (hochgewipfelter maulbeer, ardua manus);
dazu vgl. gwipp'lt, mit einem wipfel versehen, aufgehäuft.
Lexer kämt. wb. 258.
GEWIPP, n., oberdeutsche nebenform zu gewebe (s. d.;
vgl. althochd. giweppi sp. 5378) : dieses hat erfahren An-
tonius Tortamanus von Montemuro . . . der gienge aus,
gewipp oder leinen tuch in Jerandina einzuhandlen. Fr.
Cagcia lebensthat des heil. Antonii 176; vgl. auch Unger-
Khui.l 290''. vgl. das geläufigere gewüpp, gewüppe.
GEWIPPE, n., Verbalsubstantiv zu wippen {s.d.): das
gewippe Campe 2,365^; gewippe, das schnelle auf und
niederbewegen eines körpers, das schaukeln auf den knien.
ScHAMRACH wb. d. nicdcrd. mda. 63; gewippe, gewipp . . .
gehüpfe. TEN Doornkaat Koolman wb. d. osffries. s^n-ache
1, 625"; und eine pfauenfeder statt der hippe,
schlank, lang und schwank wie eine gerte, hält
er überm köpf mit winkendem gewippe.
Detl. V. LiLiENCRON (Poggfred) 12, 153.
die Sachbedeutung, die in der Kölner mundart entgegentritt
(gewipp, hängekorb unterm lastwagen. Hoenig 65**) ist
im Zusammenhang mit der participialform {s. gewippt) zu
erklären.
GEWIPPT, participiales adjectiv zu wippen.
1) in sinnlicher bedeutung: geprellt (gewippt) Comenius
orbis pictus 259; gewipt, estrapade Schv^^an (1783)1,746'*;
gewipp, hingeworfen, geschleudert. Hoenig wb. d. Kölner
mda. 65'»; der sal is jerammelte vuU, dafür auch jerappelte,
jestoppte ... jedrickte, jewippte, auch jestorrende, je-
wickte. Jeght wb. d. Mansfelder mda. 41; der topp iss
jeschwipperte, vull zum überlaufen, auch jewipperte,
jeschwapperte. 41''.
2) übertragen s. unter gewift sp. 5799.
GEWIRBEL, n., ur.sprünglich tvol masc. und als ver-
stärkte form zu Wirbel (s. d.) gehörig: als wann sie aus
dem abgrund des Verderbens und tiefem gewürbl der Ver-
zweiflung . . . herfür gestossen würdten. F. Sigl gesch. d.
Münchener geiszeln (1632) 175 Stöger. zu dem Substantiv
Wirbel stimmt auch die Vorliebe, mit der gewirbel die ver-
loorrenheit der bewegungen auf das akustische gebiet über-
trägt: wie es heute stürmt, lärmt, schneit, als ob der
himmel in lauter schnee, in brüllendem gewirbel auf
erden herunter brausen wollte. Bräker der arme mann
im Tockenburg 248 Büloic; vgl. wirvil, turbo Graff 4, 1238;
vortex, Wirbel im wasser Lexer 3, 925; die wind varnt
in ainer werbein weise, ebenda.
frühzeitig ist jedoch für die erklärung der Zusammen-
hang mit wirbeln {s. d.) Tnaszgebend geworden, dem ent-
sprechend gewirbel als neutrum tmd als Verbalsubstantiv
in die neuere Schriftsprache übertrat: gewirbel . . . das
wirbeln, besonders ein anhaltendes, wiederholtes wirbeln
. . . etwas das sich wirbelt, eine wirbelnde menge. Campe
2, 365''.
l) das Substantiv kennzeichnet die betoegung; die bild-
ivirkung wird hervorgehoben:
a) wo aus sprudelnden quellen der ström mit tiefem gewirbel,
Acheron , trächtig von gold , hinstürzt durch schaudrichte
gegend. Voss Hesiod 333 (ftrjeus 1130) ;
6109
GEWIRBEL
GEWIRBELT— GEWIRBIG
61t0
um und am
(ewirb«l, nandbank, rilTl
Immbhmann (tUe ßofaren S, 6) Ift, 115;
unter dUntem orkanenfcwirbeln und flammaadan watUrn
atrOmt', in wildoro (ewUl, dea abfninda haar n dan tboraa.
Kh. V. äoNNKKRifto JMmtttoa 161 ;
mäuhtiga drilnKten aicb vor durcba fadrfcnc, und dampf am
ilie p fortan
rollt' ea aich Jetzt in dunliloni rewlrbal, daa dunlile (awirbal
flutet' beran, und ebb'te zurttclt. 14A:
und «vi« der wind den Laufen der trockenen apraa mit f*-
Wirbel
oftmal errrpt', und umber aie saralrtMU.
VoNa OdijBtee 6, 868 (1708 gtpm Im wirbal 1781);
du la^at Im gtwtrbal daa aUabaa,
groai auf froacam bexirk, dar waftakand« Tarfäaaawd.
a4, US (au»uab« von 1708 gntm ia 4ar «elka tfaa
alaubaa 1781);
acbwanf er die geiazel erklatacbenden achwnnp and aa fahr
im r^l'^PP for^t
achnull wie derpfeil, durch c«wirM daa atauba daa raactteda
wlflala.
Bauoisin Parthaat» t, 488;
vjff. MUidgewirbel Sciiack näehte dtw oritnta 8; der general
■ah, fast träumerisch atuinm, auf das weiaze gewirbel.
W. Ai.KXiK Jatgrimm (>,«) s. W. vgl. RchnMgewirboi ebenda
«, Uli; imtiier dicker und immer dichter kamen die flAck-
lein hcrtib . . . ging achon ein ordentlichea gewirbel loa
zwischen hinimel und erde. H.Soiiniiky tm grünen ilr/<«*46.
If) unten um apringenden weinbom IftulU im gewirbel haraa
iixt.
atUrzt ea aich, wilzat aich bant durcheinander von weibers
und kindem.
Fr. V. SoNNBNBiRO Donotoo 1, V, 4W; ähtä. 810;
■auazlen die atfirm' in dia naohtnmaobleierten fahnen dar
flOgel.
jagten and warfen tn wilde gewirbel die flammen der atreit-
beim'
und vennaogten die donnerwolken dea bimmela mit ihnen.
114;
vgl. auch flammcngowirbcl 2,8,78 u.a.;
aldo badeten «in, Htillhnltcnd herab in die wanne
alle die niedlichen fÜKze (cupaart, weil jede den atrohhat
abwarf, hebend den kämm, den gebogenen, welcher, den
flecntm
eingezahnt, aufhielt der ambrosischen locken gewirbel.
Baoubsin Patihtnait 6, 104;
über sein schlaues gesiebt flog ein schatten und eine
innere nnruhe wurde ans dem lebhaften geMrirbel sicht-
bar, womit er seine freude über das wiedersehen auszu-
drücken suchte. G. Fhkytao (aoll u. habm) 6,881.'
S) die htrauaarheihtng akuatiacher tnrkungen:
aiebe, da rieaelte still ein w&aaerchen ohne gewirbel.
Vos.s Ovid (Cere* «47);
ha, und itzt sfhieuderten all' orkan herauf von dem nordpol,
fürchterlich brüllt' ea In Irausem gewirbel daher, ond die
wogen
brausten mit wnt an die himmel.
Fa. V. SoNNBNHEao Domatf 8, 1, 146;
vgl. in heulendem sturmgewirbol 2,1,100;
und , wie brauaende meergewirbel von diachengebeul voll,
rollten die kriegeewagen daher durchs wUstc der graun-
achlacht. 8,1.119;
heulte wie orkangewirbel gedickte 76 Qrttber.
das gewirbel der lerche. Campe m. a. (tn/l. lerchen-
Wirbel theilB, gp. 768); den vogel (die lerche) fanden ihre
äugen nicht . . . aber ... sie freute sich des sanften ge-
wirbeis. A. V. Enueues aus dem leben (fela tum meer 1888
*. 113»);
der mond blinkt heller, goldner und goldner malt
sich jede wolko, die niolodisch
in das gpwirbel der harfc murmelt.
HÖLTY {der bund) 66 Halm;
das göttliche, riefs im gewirbel der stimmen,
ist der erde geworden zum spiel.
Fr. V. SONNBNBERO Dimotoa l, 1,66;
und sowie ich den faden des gesctzes im tönegewirbel
verliere, stellt sich das äuge ein, und ich denke nichts
als : was haben denn die kerle, dasz sie so reiben, zwicken,
kratzen . . . Fi«. Tu. Visojieh auch eiiier 410; dabei weinte
sie, setzte sich aber im folgenden augenblick an den
fliigel, um sich in ein gewirbel der gellendsten arien la
verlieren. W. Raaoe hungetyaator 3, cap.iO;
red' ist der Wohlklang, rede das silbenmaas:
allein des reinies schmetternder t rem nie lach lag,
was der? was sagt uns sein gewirbel,
lärmend und liimiend mit gleicbgetOne?
Kloi'm ocK (an / H. Vota) 6, dt» Boxberger;
o weleb ■|>ektakel und kreuz-lamento wird in onaere za-
gehangenen seilen einkehren I mit trompeten und pauken
gewirbel. o Jammer und elend l als ich in dienst trat,
dürft« ioh kdo« flflU mäbr tiama. Tibck (der geUkHe)
88, 89: and dann aduMitMtM dl« Ironpatoa ia d«r trom
mein gewirbeL R. L. v. Woltmaiih §mA. dm ^outfal
früdmu 8, 180; da« f«wirbel der tvoOMML Camps « «
«Anw« HiLl>EnT8.l.4il*; tkmadtrtmmiki dMf8«üfc«lder
wag das gewirbelte rad («fer «mm«).
amümm 1.8.47»;
wag onrtder. tke tMrIiwf 9f A
GEWIRBELT. fmfüi^Mm a^fmlh m «Matal {ß. d.)
mit Uitnm tmd jUngutm btdmtHmmritkhingm:
I) di* iUmttn htUft Uutm tim itJtukanf dm tm huwu mar
geltung kommtmt, di» mm tßwbM nidU m hmbmtktmiti.iml
mUrmnwMMi:»it$iäUmmi^di$§Mmmm/^nm,dkämmftm
ftand durch dia httetfiamg (dm drtktmä) mrkdU: «mrmmmÜ:
gewirblite gestalt wi« tinmr bll«B mdMk atgupHM, Cmo
LiNUR-FiuMiu« 874*: ebemm DA«in>ODit;« Mm 8^ (§•■
würblele gestalt): Fniaiu« 1888*: Maalrr 17«*: Könia
1808*: Drntzlbr 888': etwas g«wirbl«t« CHOUNua-Fni-
•IU8 874*: Fmaiu« 1888*: dmm tfCr spitsig xA gewirblet,
das dem spitz nach gadt, titrbimmtta. Maaler 179*: ge
wirbelt, turbinatu* bei Kinacii, Mattiiiab, Stciiibacm.
Hbdkhich; gewirbelt, Umrmold RoNDRAt; 8. Un8*: «teiiso
Schwan (1788) 1,74«*: dieser sehneok wirt ziemlieh gron.
ist gewirbelt mitten wie ein nab«l . . . (der mmdere) Ist
etwas lenglecbter mit tM krflaun«a fawirbalt Foiibr
JUehbueh (1688) 140*: d»m 9gL mm» Jümgulm' mti: aad der
in zwei gewirbelten spitzen aoslaofend« sebwart« tehnarr-
hart wirkte nicht nur gefllrbt, was er natfirlich war.
sondern zugleich aaob wie angeklebt Fontamb /rau
Jenny Treibet eap. 8.
8) die jüngeren bdege bringen mleke bedeutunffen nur
geltung. die da» rerftiM» mfU gewirbel theilt:
a) binstolperts von MebeBdea, raiaxt wie im ahumwiad
aber aie wai.
ra. V. SoNNBiinaaa
wir' ich Terdammt, nmaonat dir
gewirbelt von des wankelmathea atrom.
A. W. ScHLioBL {entaagmmg u. treme) i, 81 Bddthtg;
sie geben mir das leben wieder — nein, nicht mein alte«,
armseliges, von zweifeln hin und her gewirbeltes — ein
neues, selbstgewisses, herrliches — ond ich fühle, sie
haben recht! Paui. Hkyse bttek der /reundseha/t ■ David
u. Jonathan;
von der leidenschaflen wath.
wie von der Windsbraut gewtrlwlt,
verkannt' ich oft den freoad, der asiMB aür slaad,
and die rechte mir bot.
C. D. ScHUBAar denkmal tn WH^e^/i AaBs;
nun flogen die gelben blitter windgewirbelt am ihre fltan.
W. Jbnskn Pfeifer v. Dueenbaek:
die (Quellen . . stOraten mit einmal *irh tarmhocil.
praaaelte
aprengt die wtltende jagd im gewfilk'
acbaSt dann trockenea bolz voo aapalathoe. eder ««■ sleeh-
Mra.
brombeera. oder im winde rewirbeltee rsisig dar waMMiB.
yAert. dea TVaMt (MyB< 84, »»);
b) mit freodlc saeledlBcii gewirbeltem lied
begrttasea erwaehaBde welMn die »onne.
ScHttxaa (wteegtufudtti*. rpater 'dcrßiddUnan
1,304;
QEWIBBIG. adj.. mUmmnni»ehe form von gewerbig. »fL
»p. 6668. au den dort gebuchten belegen aind noch naehau-
tragen: _,„» niilt und gevalUg gar.
I^lich and gewirbif ■aaiai var
wag dirre gaot man aOewege.
mit Ttl raiaea liartaan ptige.
WALTnaa v. Rhbikad MmHttd»b»m 41, U
Kelter ». 38*;
si tet als da gewirbigu binlü, dA da; sAss bong oss den
menigTaltigen blAmen in tragent. Hrinr. Seusb (leben
eap. SS) 96 Bihlmejfer; aber so ich es reht an sihe, so spar
ich mit frMen din grossen wizze in der sach, daj du
and in dem Kall zerstiebend sa acbaam. and vom
atrale
angefunkelt, wie goldener rsno, vea HUtaa gewirbelt,
tlber atldte hinweg. Fa. v. SONKBMaaao He—Ioa 1. 1. 888;
achnell ward dOeter die laR, und gewiibeHsr ragea aalt daoaar
Voss JdyOen: dte hmmtd 18;
hoch Ober die aaueeodea wipfil
aad d«wMige> den
BOfdstana,
dass von giebel ond baam mich gewirbella locken <
6111
GEWIRBLICH— GEWIRK
GEWIRK
6112
als gewirbig bist mit fragen. 99. dazu vgl. auch gewirwech,
gelenkig wb. d. Luxemburger mda. 145*.
GEWIRBLICH, adj., nebenform zu gewerblich, vgl.
sp. 5601 jf. : bis sie kamen in die gewirblich statt Antorff.
Jörg Wickram {knabenspiegel cap. 9) 2, 31 Bolte.
GEWIRDIGEN, s. gewürdigen.
GEWIRK, GEWIRKE, n., schriftsprachliche form für
das ältere gewürk, gewürke, gewürche {vgl. gewerk sp. 5634;
zu der büdung mit dem i-sufßx vgl. gewürcht, gewürchte)
und neuerdings ganz als Verbalsubstantiv zu wirken,
würken (s. d.) empfundeii und gebraucht, in diesem an-
schlusz an das verbum wirken und unter dem einflusz des
nahe verwandten werk, mit dem unser stibst. imm^r rvieder
in Verbindung gesetzt wird, ist auch die entrundung des
vocals gefördert, sie ist mitteldeutsch zuerst belegt, so
bei RoTHE und später im Malagis, und ist bei Luther
durchgeführt, bei Wigkram und Schaidenreisser
neben ü bezeugt; andererseits bevorzugen spätere mittel-
und norddeutsche denkmäler wie Gryphius, Edelmann,
Rist wieder ü (das letzte bei Grüwel 1761). die loörter-
bücher nehmen seit Henisch von unserer bildung notiz
{die vocabularien beschränken sich auf die form mit dem
i-suffix) tmd zeigen übereinstimmend entrundeten vocal
{nur bei Prasghius ü neben i). die apokope setzt natürlich
oberdeutsch ein {zu gewirk im Malagis vgl. sp. 5634) , bei
Fisghart (gewirck), Schaidenreisser {neben gewirke),
dringt aber in den Wörterbüchern rasch durch, mir das
teutsch- engl. wb. und Frisch buclien auch die form ge-
wirke, die in mittel- und norddeutschen quellen bis auf
Lessing {auch bei Voss noch gewirk') vormegt. die
aspirata des gutturals , die an der nebenform gewürcht
ihre stütze findet, ist fast nur nach gerundetem vocal belegt:
gewürch bayr. landordnung t). 1553 bei Sghmeller; ge-
würche und gewirche Hohberg; gewürche Becher, beide
für das zellenwerk im bienenstock ; ebenso Campe 2, 365''.
im neuhochdeutschen gebrauch hat die sachbedeutung die
älteren allgemeineren beziehungen (z. b. auf das bauwerk)
ganz abgestreift, sie beschränkt sich auf die beiden be-
deutungsrichtungen : die parallele m,it gewebe einerseits
und das zellenwerk im bienenstock andererseits, hieraus
ericäelist ein regerer pluralgebrauch als die angaben der
Wörterbücher erwarten lassen: mit schwarzen gewürcken
Rauwolf 51; ähnlich 239; 219; 37; seine kostbaren gewirke
C.F.Meyer; bienengewirk' {sind dort) Voss.
in der parallele mit gewebe vnrd an gewirk die function
eines nomen actionis entivickelt, doch entsprechen die litte-
rarischen belege nicht ganz dem getcicht, das die Wörter-
bücher dieser bedetttungsfärbung beimessen, dagegen ist der
allgemeinste begriff, den das verbum wirken zur geltung
bringt, mit dieser function schon in der ältesten prosa ver-
treten, in entsprecliend späteren belegen ist diese bedeu-
tung nicht immer sicher gegen Übertragungen aus dem
begriffe eines ßechtiverkes abzugrenzen.
1) der allgemeine begriff: gewirk als nomen actionis zu
wirken: das würcken und dg werden das ist ein. so
der zimmerman nit würcket, so würckt auch das hausz
nit, da die bartt oder axt lät, da lät auch das gewerden,
got und ich wir seind ein in disem gewürcke, er würcket,
und ich gewürde. Tauler predigten (l521: auf aller hl.
abend) 305^; der vater ist dag anegenge, der sun dag mittel,
der heilige geist dag zil des götelichen flügges, wan dag
oberste guot mac niht an stete gestän also, eg enteile
sich und erbiete sich ze niegende unde ze würkende dag
beste, und wan enkein crßatüre begrifenlich bevähic ist
genzliche des nutzes unde des gewürkes, dag diu oberste
mäht unde güete unde wisheit ist unde bringen mac.
David v. Augsburg Pfeiffer, z.f d. a. 9,50; vgl. auch die
belege auf sp. 5634:
so wird die weit ein punct genennt
gen himmelischen fürmament.
auch wont der mensch mit seim gewirck
den klainsten thail inn solchem zirck.
ScHWARZENBERG trostsj^rucfi uw, abgestorbene
freunde (2. bearb.) «. 55 Scheel; {teutsch Cicero
159»; gewürck);
denn die sternen sind selber stumm, und haben keine
erkäntnüsz noch fühlung, allein ihr sämbtlich gewircke
machet im wasser ein quellen durcheinander. J. Böhme
{aprincipien yöttl. wesens i,2s) {l6ü2) ab; ich sähe, dasz er
die Herrnhuter, als menschen liebte, und wo er kunte,
ihnen dienste that: aber mit dem grafen und seinem
gewürcke, wolte er nichts zu schaffen haben. Edelmann
Selbstbiographie (1750) 165; ähnlich 151 (bei alle dem un-
nützen gewürcke); 300 (secten-gewürcke ... das todte, ein-
förmige und abmattende gewürcke der mancherlei secten).
2) gewirk, gewebe: Noema erdachte darnach mancherleie
gestricke unde gewircke von wollen unde von haste unde
von andern dingen. Rothe Dür. chron. bei Sgh. bl. 166"
{Germania 18, 377). vgl. gewirk neJen gewebe bei Schaiden-
reisser OdysseeSi'^ {s. b, rj); vgl. : wenn sich aber an einem
kleid eine aussätzige stelle zeigt — sei es nun an einem
wollenen oder linnenen kleid — , oder an einem linnenen
oder wollenen gewebe oder gewirke oder an leder . . .
und es ist die betroffene stelle an dem kleid oder dem
leder oder dem gewebe oder dem gewirke . . . grünlich
oder rötlich, so liegt ein fall von aussatz vor. z Mos.
13, 48 Kautzsch (am werfft oder am eintracht. Luther;
in dem wepff und in dem wefel. Eggesteyn; Koburger;
in den vedemen off in dem weuelsse. Quentel; in deme
gharne effte in deme weuegharne. Arndes; am zettel
oder am eintrag. Züricher bibel; Dietenberger; am
wäpfen [am rande: zettel] und am eintrag. Eck; in
stamine atque subtegmine); will mir nicht allein ein
schönes gärtlein schaffen, um mich in demselben, an
dem zierlichem gespinste, gewircke, und teppichwercke
der natur, zu erquicken; sondern auch ein mittelmässiges
lust-haus dazu setzen. Er. Francisci lust. Schaubühne
(2, 1) 2, 350.
a) das nomen actionis:
a) zu den buchungen vgl.: der weber wirckstatt, item
die kunst desz gewircks, textrina. Henisch 1602; pluribus
licijs texere primum Alexandria instituit, das gewürck
mit vielen kämmen, blätern, und schemeln, hat die stadt
Alexandria in Egypten erfunden. Prasghius 94; das von
gewirck ist, opus ^ea;^iZe.HENiscH 1602; eienw Prasghius 94;
vgl. auch gewirk, textura {neben tela, pannus bei Henisch,
Stieler, Hederich); vgl. Frisch (gewirk, gewirke, tex-
tura); das gewircke oder gewirck, das weben, the weaving.
teutschengl. lex. (1716) 2, 774; gewirk, tricotage de bas; tissure
de tapisserie. Rondeau 2, Uu3''; gewirk . . . Vaction de tisser,
le tissage, tissu, la tissure. Schwan 1, 746''; act ofworking
or weaving. Hilpert 2, i s. 465**. Adelung, unter dessen
einflusz die letzten beiden belege stehn, geht von dem Verbal-
substantiv aus, und führt von da zur sachbedeutung über,
ß) in litterarischen belegen ist das nomen uctio7iis nur
selten sicher gestellt: ebenmässig geht die hocherfreute
mutter, zu ihrer tochter, welche, unter der aufwartung
ihrer juncfrauen und gespielschafft, bei einem gewirck,
sich in ihrer kammer antreffen liesz. Er. Francisci
indisch-chines. lustgarten 1 (1668), 92";
Peleus söhn nur verbarg sich im kreis lykomedischer jungfraun.
wollgewirk erlernt' er für wehr.
Voss übers. des^Bion {idylle 7, 16) (1808) 336
{eipia S Avd' dnXaiv eSiö'aaxero 2, 16).
häufiger ist es in Verbindung mit attributen belegt, die
auch die möglichkeit einer sachbedeutung offen lassen (vgl. b) :
und über ihn warf er den mantel,
grosz und dichtes gewiriis- {ylalvav . . . Tivxivijv neu fte-
yiiXtjv.)
Voss Odyssee 14, 521 {so seit 1793 ; 1781 : mit dem
groszen wollichten mantel);
zeug von dichtem , lockerem gewirke , shiff of dose or
compact, of loose texture. Hilpert 2, l s. 465"; ihre Jung-
frauen und sie sind alle ein einziger brand von goid,
lauter bündel von perlen, sie sind lauter diamanten, lauter
rubinen, lauter brokat von mehr als zehnfachem gewirke.
Tiegk übers, des don Quixote (7, 3) 2*, 71.
b) die sachbedeutung: gewirktes, das gewirkte, ein ge-
wirk, textura, textum, tela. Stieleh 25,59. schon die
buchung bei Henisch {neben textura auch tela, pannus,
vestis) kennzeichnet die dreifache richtung, in die sich die
sachbedeutung hier gabelt: das ergebnisz der thätigkeit
schlechthin; der geivandstoff, der daraus entstanden ist,
und endlich der gebrauchsgegenstand, zu devi dieser stoff
verarbeitet wurde.
a) auch das ergebnis der thätigkeit als solches wird in
verschiedenartigen formen erfaszt.
6113
GEWIRK
GEWIRK
6114
1)) den leeiteaten htgriff ertehlietti das tubttantiv in
einigen belegen, in denen da» »ubjeet der verbalthätigkeit das
einzige beetimmungemerknuU bildet: lr iplnneweb lang nicht
za kleidem, und jr gewlrcke taug nicht tor decke, denn
Jr werok iat mühe und in jren henden itl freuel. Je». M, 6
Lvrur.n (noch werdent bedeckt mit irer werken Koor-
8TKYN, KomiRORn u.a.; klaidem Eck. maohwerken
Kautzbch; neqtte operienhir operibn» »tii»); vgl.: li brüten
basiliscen eicr, und wircken Hpinnowrpp: aber dai ge-
wirck and gewerck taugt nichti «ur decke. Pihchart
(*. »p. 6696); dergleichen habeit du im auch etliches ge-
wirck« deiner arbeit zA einem gegenwurff und wider-
geltung seiner gaben xAhanden gestellt. Jdno Wickham
(von guten u. biieen narhbam eap. n) t, IM Bali».
«)) auf die heratellungeart weieen einig» mttribut» (taÄl-
reicher hei ß): ein sonderlich gewirck, das allweg nach
zweien gleichen fäden einen kleineren faden hat, »extariu»,
Hknisc»! 1802; ein weil gewirck Ton grober gesponst,
iela levxdrnai», era»»i Jili. efienda; genau M 1M7: «6eN«o
PnARcimiN 96. in der litteratur Üb»rwit§m »tkmüilnnd»
beiioorte, unter denen nur fein, lart im gegtmaat» tu grob
a^^f die technik im engeren «inim weiat: vgl. kAslllch ge-
wirk Wickkam s, IW;
diis schon irewirek was nit zti stroffm {vor. gwirck),
dann sie such drsn gewircket liot
inn mancher ^talt oea roArea fott,
Nsplunum, wie er «ich vorlierL
WioKRAM {.ilhrrchU <>rid 6, eap ?. r. S96) 7, «6
(ohne Iat. efUepreeÄung 6, 115/.);
haben rügehfirt. wie si (Temenipt fraw Circo«) siessigklich
gesungen und gpwUrckt hat, dnnn si für all und andere
gfittln, die aller schAniston und kojitbarlichen gewürckt
machen kan (am runde: fraw Circea gewUrck). Scmaidkn-
RKISSKH Odyssee (lo. buch) 42" (ola ihrä^tv lenrn r» ual
Xaftfvra xai dyiad Ipya nilovrai 10, »J8) ;
sie {Kirke) Hang mit melodincber stimme
webend em groszes gewand , ein unsterDlicbes, so wl« mit
anmuth
gflttinnen feines pewirk und wunderrolles bereiten. Vo^n tn
derautgabe von 180»; 1781: fein und lieblich und
glänzend wie aller efittinnen arbeit: in der von
179S: zart und fein aich glanzende werke bereiten);
(dt« iceiten hloderhosen der türkischen \ceiber) seind mehr-
thails ausz zartem gewürok, gar schön von mehrerlai
farbon zAgericht, und aussen an den seiten hinab, mit
borten beleget. Rauwoi.k reisbeschr. (t5JW) 50 t4. o.; grobe
gewirke Rauwolf 239; als von ästen aftfgcrichtete mohr-
und arabische hUttlein mit grobem gewUrok bedeckt
Hlrckischer vagant (l7) (1688) 140; vgl. auch die belege a. ß.
tu andern attribttten vgl. • dasz die weher das belont ge-
würch treulich und on abtrag arbaiten sollen, landordn.
V. 1668 /. 129 ScHMRi.LER 8*, 967 ; ausreisscn als stiebe in
altem gewirk, non tenere. Frisch >, lOe^
3)) rfiV Unterordnung de» »ubstantiv» unter ein tKeite»
dient der eineiujxiHg des begriffe», \cobei gewirk nicht das
getcebe scMechthin. sondei-n das einzelne muster in demselben
kennseichnet :
Arachne fleng zu weben an
•in werck, dos was kunstreich and schon.
dann es stund an ir gwtlrckes bild
Europa auIT dem ochsen wUdt.
WicKRAM Albreehts Ovid (6, rap. i, v. 203) 7 266
(Maeonii elutom desionat imagine tauH Eur<i»am
in derselben richtung verengt sieh aber auch das sttbstantiv
ohne ereifere bfntimmung :
dort auch laufen hindurch die geschmeidigen faden des goldea;
und im gewirk erhebt sich ein alterthtUnlicher Inhalt.
Voss (h-id {Arachne 66) 1 (1798). 816 (et vetu»
in iela deducitur argumentum 6. OT).
ila:u vgl.: modclbuch, aller art nchewcrcks und Strickens...
\ <'ncdigi8che stern und gewirck. uff der laden, und nach
iliT zai. die welisch.-weisz arbeit, glattstich, creutzstich,
stichwerck. Frankfurt Chr. Egenolf, 1527;
betracht des w&bers stuhl, der schSne zeure wtbt;
sie an das blum-ecw^Urck. dasz gleichsam leibt und lebt
in manchem solchen zeug I
RoMPLRR (n-findung der buehdruekeref) erste»
gebüech der reimgedichte 52 ;
denn sie (die fvrtirten biieher) w&ren gleich den om-
gewandten teppichen, in welchen zwar das gewirck er-
scheinet, aber mit geringem glantz und verstellten bildem
Taubmaniana (I7M) IM; verdammter erzihler! ...; die
Zuschauer zittern: und da malst anc da« gewirke der
tapeten, den ganzen gestirnten himmel von «eide. LtutaiHO
(anmerk. über KuripitU») U*. 4M. mueJk für 4tm Uottt»
kniiuel tritt gewirk sjn int wa« hingt da hintan, fragt«
der prinz, an der wand, daa ganz wie eine wanit aoa-
sieht? ... so kAnnte man fast in die rert aehong gefObrt
werden, anzunehmen, dasz es das letzte gewirk, oder der
rest von der f&densammlung sei, den er. Im mittelpunkt
des geb&udes angelangt, nicht m«hr gebrauchte, und
welches ihm Arladne. Hl Irffntfitnnhftr fiplun hatte, om
nicht za verirren. Tieck Mi 99§dtÄtutkt t, %, vgl. Orie«
»p. 6115.
4)) unter den vtrK», rfram »ieJk gevirfc at* äfftet kitr
unterordnet, iat da» vtrbum wirken »alhat au» alterte »eit
belegt: stund er vor der Junckfrawen Angliana. welche an
einer rammen kflstlich gewirck, dMi ■!• dann «in OMMcria
was. wircket. Wicknam (mM</Wm «f.») t. «• BtUt;
dagegen gewirk bereiten Von«, datu vgl.: gewirfc roll-
enden S<:iiAii>RNnKi«SRn (MyaMttl*: «in gewirck wider
auir than Hrni«cii iflot; attmao Prascuiu« M {telam rt-
texert); gewirk beginnen Vom Odpami it, in.
ß) gewirk fOr den gtwnMtif. itr iatrA wirkm tat-
»tand»n i»t: gewirk ... ein gewirkter zeog. AnRi.t'Mo S,tt7:
Camps t.S66*; un H»»u. Fniscii nouteau diet. deepaaaagera
t.UO; gewirks. n. geuirkte». ftwebta» atug. HÖMIO tat. i»r
Kblntr mundart 65^.
l)) »ttb»tantiwerbindungen kennatiehnen den rvMaff, au»
dem da» aeug hergeetellt tcurde- seidengewirk. Uxium »tri-
eum. Stiri.rr 2559; ward doch der schaden, den sie am
seiden gewQrk von Damasco gebracht, taiffen . . . erliltan,
nit klein. Ralwoi.p reisbesehr. 14«; alsz da seind schllll«
tapetzereien. kostliche seidingewürck. darein hl Amen unnd
rosen von mancherlei färben künstlich gewircket. ... 1,7;
wOllin gewirk, laneum. SriELEn 2556; wie auch jre bem-
meter, die mehrthails von zartem bomwoUin gewOrck
zugericht, und wir (I) jre klaider an helsen so weit aosz-
gcschnitten sind. Rauwolp rei»be»eXr. 40; kamen wir . . .
zA etlichen vil zelten, welche mit groben gewflreken Ton
gaisz und eselhaaren bedeckt . . . waren. IS9.
2)) auf die her»teUung»art tcei»en adjeetivverbindungen :
drcischiirtig gewirck oder gewand. das ist. das mit dreien
schemelen gewircket wirdt. zwilch, federrit. ein jeder
grat, oder carisey inn wollenem gewand. tela aut vtttia
trilix. Hknisch 1602; tela. vel ve»ti» bilir. ein zweischiflUf
tuch. oder gewirck ... tela, aut ve»ti» trilir. ein drai-
schiirtig gewirck. PRA8CHir8 96; pannu» »eu veati» liti-
denai», era»»ißli, ein weit grob gewand, oder gewirck.
PaASciinjs 88; das tOrckisch gewirck, arbeit, vetti»
Alerandrina. Heniscii 1602; «in gewirck von vielerlei
färben, vestis polymita. ebtndm; tbtnse Praschich «5.
y) unter den gebrauchsgegenetänden, di» au» gewirktem
zeuge verfertigt sind, irerden teppiehe. dttJtm, »ehleier und
kleidungsstüdce aller art genannt, unter diaatm iat nament-
lich der mantel der Ptnelape von den überaetaern veraehie-
denster texten als gewirk eing^/^ri. aber auek die tarn-
kappe Siegfrieds wird von R.Waonrr mit unaerm »ubstantiv
gekennaeiehnet : sie (die Pereer) haben aber onder andern
wahren fürnemlich schAne teppich von mehrerlai färben,
zarte bomwolline gcwUrck. mit wellicher arbait sie sehr
kunstreich seind. Rauwolp rti»b»»ekr. tig (gewirck m*-
buch d. kl. land» 1,577);
der Parthen arbeit bat die schlechte waad ndert,
die erd ist mit gswOrck der asohna ■■srtawil.
GRYpniun (/<«o Armlmta» t, 4) »«iisisy. M Piatm:
komm doch, Hraxinoa, komm: den ktaatlichen teppich be-
Ineht' erst'
fein! and wie anmatsvolll sia gewirk der nnaterblichen
_ scheint dirst
▼oaa A«ra des TkutUM ifd^O« U, 79) ». tu
(^tfr MOfmtaifimTm);
der persische teppichh&ndler . . . hatte einen flog nach
Ferrara gethan. um dem prachtliebenden hof« ««ine kost-
baren gewirke zu verkaufen. C. F. Metrr AnfdmB»t§ia4t;
item mee 4 sidelpolsterlen rott in rot hieig gahflrk mit
federen angefallt, dafar t fl. Tlchrr haurikalitudk 105;
18 ein alts gebOrck . . . daraass cza machen t panck and
2 sidelpolsterlen. 74; far tebig, polster. gewurk SS fl. IM;
vgl. oben ap. &6S4;
6115
GEWIRK
GEWIRKEN
6116
und wirst du, holde Schäferin,
den Zauber des gewirks erproben,
dann denke still in deinem sinn :
die liebe hat ihn drein gewoben.
Geibel {Juniuslieder : an Clara, mit einer
schlummerdecke) 23, 116 ;
ihre {der türkischen u-eiber) angesicht seind verdecket
mit schwartzen gewürcken, denen etliche gar zart von
seiden, etliche andere aber von roszharen. Rauavolf
reisebeschreibung 51 ; calyptra. ein subtil schwartz gewirck
von seiden, oder wolle, das die kloster-frauen (virgines
velatae) und Jungfrauen zu Venedig fürs angesicht hängen.
J. Praschius 92;
sprach's und langte die strumpf und die festlichen schuhe
von atlas,
wandte sich weg und streifte der baumwolF helles gewirk ab,
hüllete flugs in die seide die zartgeründeten füszchen.
JoH. Heinr. Voss Luise 3, 1 ;
vgl. hemden von baumwollengewirk. Rauwolf (*. ß);
und die hülle der Thisbe
hebt er, und trägt sie zum schatten des abgeredeten baumes.
als er mit thränen genetzt das bekannte gewirk, und geküsset . . .
Voss Ovid (des Minyastöchter 84) 1 (1798), 209 (utque dedit
notae lacrimas, dedit oscula vesti 4, 117) ;
so mögt jr warten bisz ich mein fürgenommen gewürcke
vollende, will ich alsz dann ainen ausz euch erkiesen,
si seind durch mein getichte wort uberredt, haben sich
des geweps zu erwarten, bewilligt, aber was ich ain tag
gewürcht, das alles hab ich bei der nacht aufgelöst.
ScHAiDENREissER Odyssee (19) 81* (einen mantel zuerst,
gebot mir ein waltender dämon, angelegt in der kammer,
ein groszes gewirk zu beginnen . . . wartet ... bis ich
den mantel fertig gewirkt. Voss [t/iyav 'Carov , . . eis ö xe
yäpoe ixre^.Tjofo] 19, 142) ; sie erfand ein gewirk , ihre
freier zu betrügen, she devised a web, ser wooers to deceive.
Hilperts, l, s. 465»;
(Hagen:) und nichts entnahm'st du ihm?
(Siegfried auf das stählerne netzgeivirk deutend, das er im gürtel
hängen hat .-)
diesz gewirk, unkund seiner kraft.
(Hagen:) den tarnhelm kenn' ich,
der Niblungen künstliches werk.
R. Wagner (götterdämmerung 1) 6^, 193.
c) Übertragungen sind hier jetzt weit seltener beobachtet
als bei gew ehe. zum nomen actionis vgl. unten); zur such-
bedeutung führt das gewebe der parzen herüber:
der Schicksalsgöttinnen dunkles gewirk.
Voss übers, des Horaz 1 (1806), 97 (sororum
flla trium atra) ;
auszerdem vgl.:
und ist dies gedieht faden von seiner spule —
oder gewirk von fremdem webestuhle?
RücKERT (6. makame) 11 (1869), 267;
fem sei von mir
der lüge kunstgewirkl
Immermann (gericht von St. Petersburg 4, 6)
15, 338 Hempel;
da sagt Vafrin : nun gieb dem wünsch erhörung,
und sprich, wie man dem feldherrn netze spannt,
und das gewirk der schändlichen Verschwörung
entwickelt sie ihm jetzt mit sichrer band.
Gries Tassos befreites Jerusalem (19, 86)
210,272 (tela);
(der gantze knaul desz mords wurd von jhr auffgewunden.
DiETH. V. D. Werder *. 232), s. auch oben sp. 6114. dazu
vgl.: gespinst und gewirk und teppichwerk der natur.
Erasmus Francisci s. sp. 6112.
3) in der beziehung auf thierische arbeit ist gewirk nur
selten für das gewebe der spinne oder Seidenraupe beob-
achtet, um so häufiger tritt es für das zellenwerk im
bienenstock ein, reo es noch bei Voss viel verwendet wird.
a) man musz . . . über dem kunstreichem gestrick und
gewirck dieser lufft-wirckerinn (der spinne), erstaunen.
Er. Francisci lust. Schaubühne (2, i) 2, 272; spinnengewirk,
aranearum tela. Stieler 25,59; in gestalt des Innern ge-
wirkes der seidenwürmer. J. Grüwel Brandenb. bienen-
kunst2ST, dazu vgl. die Übertragung:
ach, unser leben ist recht ein gewürk der spinnen,
wenn wir bemühet sind was grosses zu gewinnen,
. . . alsden so komt der todt.
Rist neuer teutscher Pamass (1652) 732.
b) wachs . . , heisset das beim feuer zerlassene und
geläuterte roos (gewircke, wüftig, wafel oder honig-waben,
nachdem vorhero das honig davon geseimet worden).
Zinke ökon. lex. mm; vgl.: geren, gewürke, wachstafel.
Grüwel 396; s. auch39Q; gewürchte, gewirk, gebäu, roosz,
waben, (bienenzucht) die sämmtlichen Scheiben oder das
werk in einem bienenstock. Jacobsson technol. wb. 2,86'';
dazu vgl. Adelung 2,667; Campe 2, 665'^; on appelle ati.^si
das gewirk l'ouvrage des abeilles. Schwan l, 746''; das ge-
wirk der bienen, the working of the bees, honey-comb.
Hilpert II, 1 ».465"; gewirk, das werk im stocke. Nkm-
nich 193; ob auch hier ein nomen actionis sich entwickelt
hat, ist fraglich, doch kann das folgende so atcfgefaszt
werden: so bringen die bienen ihren könig allerhand noth-
durfft zum gewürche an honig, wachsbändern und beut-
lein. J. J. Becher kluger hausvater 156. in allen andern
belegen ist die sachbedeutung gesichert, der umfang dieser
bedeutung ist jedoch verschieden gefaszt, bald wird das
ganze des werkes {die wabe mit samt dem honig), bald im
engeren sinn die icacJisacheibe gekennzeichnet.
tt) die iceiteste bedeutung zeigt folgender vereinzelter beleg:
dasz die ambra schwerlich ein gewirck der bienen seie;
weil sie anfangs stincket: welches von keiner bienen-
arbeit, zu vermuten. Er. Francisci lust. .Schaubühne (3, 2)
3,1146; in engerer richtung auf das zellenwerk, aber das
ganze umfassend, zielen die folgenden belege :
gleich an inute den ungewafneten dronen,
die der ämsigen bienen gewirk aufzehren in trägheit,
nur mitesser {Sre f/f)uooäon' xäftarov rov^ovotv at^-
yoi iaO'ovTcs). Voss Hesiod^ hauslehrcn 306 S.SO;
und ihr {der biene) gewirk ist göttlich in Wahrheit, und
äuszerst nüzlich den menschen, {zu Georg. 4, 219) lündl.
ged. 4,805; damit der regen und schnee nicht auf ihre
flug- oder ziehlöcher falle, hinein fliesse, und ihr gewirke
rauh und schimmlich mache. J. Grüwel Brandenburg,
bienenkunst 3i; die maden würden . . . den bienen ihr ge-
wirke verderben. 162; so sind sie {die motten) stracks in
gebäue oder gewirke, so ist es dann um die bienen leicht-
lich geschehen. Hohberg adel. land- u. feldleben 2, 370";
Schafe sind dort, dort geisze mit Zwillingen, dort voll honigs
bienengewirk', und es trägt höher die eiche das haupt.
Voss übers, des Theokrit (idylle 8, 45) 88
{iv&a f/eltaaai. a/xAvea nhrjQovatv);
vgl. bienengewirk iheil l, sp. 1818; vgl. zellengewirk Voss
erklärung zu Georg. 4, 214.
ß) der engere begriff der loachsscheibe : weil, durch ihr
{der bie7ien) gewirck, das honig, vielerlei dinges, mag con-
serviret werden. Er. Francisci lust. Schaubühne (3, 2)
3,1153; das gemülbe fällt täglich herab in das hönig und
gewircke. }rlonYiv.RG adel. land- u. feldleben 2, Z%1''; scheinet
den gantzen tag . . . die sonne drauf, so erhitzen die
bienenstöcke, das gewircke wird flüssig. 2,369";
mitten steht ein teller mit würzigem Scheibenhonig,
der aus weiszem gewirk' hervorquillt.
Voss (idyllen: Philem. u. Baucis 120)
2, 109 Hempel.
y) zu den verbis, mit denen sich gewirk in dieser be-
deutxmg vorzttgsweise verbindet, vgl: wie jhnen das ge-
würche {im t^xt gewürchte und gewürcht) zu verkehren
sei. CoLERUS hauszbuch, register {tmter bienen); mit
solchen {drat) kan man nachmals das gewürche in beeden
stocken ohne schaden voneinander schneiden und theilen.
Hohberg adel. land- u. feldleben 2,371''; wann man das
gewircke unten ein paar Onger hoch wegschneidet. 2,439*;
hierzu musz man die bienen beräuchern, dasz sie halb
beschweimlen, und dann das gantze gewürcke ausbrechen.
J.J.Becher kluger hausvater 157 ; dass jhnen im führen
das gewircke {im text: gewürchte) nicht abfalle. Colerus
hauszbuch, register; dem Verbalsubstantiv bau des gewirks
{erklärung zu Georg. 4) entsprechen bei Voss mehrere, nicht
immer anschatdiche verba:
drin auch stehn mischkrüg' und zweigehenkelte urnen,
alle von stein, wo die bienen gewirk anlegen für honig.
Odyssee 13, 106 Hempel (in der ausgäbe von 1781 :
honig bereiten ; 1793 : honiggewirk sich bereiten) ;
sie beginnen das gewirk, indem sie die thränen sowohl
der anderen blumen, als von den bäumen die der weide
und der ulme, und der übrigen klebrichsten, eintragen.
erklärung zu Georg, i.
GEWIRKEN , verb. , verstärktes wirken , s. d., in der
frühnhd. periode noch mehrmals beobachtet, vor allem bei
den mystikern. dort wird neben dem bevorzugten relativen
gebrauch auch ein absoluter gebrauch gepflegt, während die
6117
GEWIRKEN
ältere »praehe die formen mit prUfiae beim oAtoluten gebratuh
meidet, da die^tr im allgemeinen hier imiperftcHv« oetionaart
bedingt, wo die jüngeren denkmüUr da» jvitfiac troiidtm
eindringen Ituaen, gut die» meist dem von hU/everben
(mag, kann) abhängigen injinitiv, der jm aeineneit» 4i»
veretärkten formen begünttigt. tu den bei wirken beeb-
achteten achioankungen de» »tummvornlM in den prOtene-
formen vgl. daa oberdeuteche U (u) bei Woi.KKNVTKIN und
in der Hät/i.khin ttnd die md. teugnitte für \. eharakte-
rietieeh »tehen rieh hiermeieter Kckiiaht und Skl'MR yfl«n-
iiher, wenn auch die hand»thr\ftliehe Überlieferung ¥a'.%-
HART« ebeneo wie bei David v. AuuHitrMO und Hkinh.
V. NÖMiiiJNnEN variiert,
i) der relative gebrauch:
a) die Verbindung mit pereönl. objeet, die im Heliand
und bei lHit>oR beobachtet iet. täett eieh einmal auch au»
meiater Eckiiaht belegen, ebenfnlla mit brriehung auf da»
verhiiltnia gottea «i4 den menechen: alle cr^alfire, die got
ie geworhte. {Jiiber poeitionum 187) my»t. >, «78. die Ver-
bindung mit priltlicativem adjertiv, vrie »ie derUHiand teigt
(ina hClah gewiricean. stoe u. a.), wird nicht mehr wiederholt.
b) unter den ȟehlichen objerten treten di* eonereten
immer mehr turück. der fülle von älteren belegen (himil
enti erda gaworahtA«. We»»obrunner gebet u. a.), die »ich
namentlich at^f den häuoerbau hetiehen (vgl.echon Ulpilar
Marc. 9,6 jah gawanrkjam iilijans |>rin8), tat nur ein ein-
»ige» beiepiel aiM Kckiiaiit entgrgentueetzen : das ein
ozimmennann ein schon liua nicht gewerken in kan ar.
womicchtin holcze. pred. bei Joetea lio (gowirkin teitachr.
f. d. alt. 15, 380). die bei wirken und gewirkt {a. d.) «o viel
beobachtete betiehung auf geicandatoffe {vgl. unze man ge-
worhte die Stfriden wAt. Nibelungen M, 3 Lachmann) iat
nur aus einer apäteren buchung au erachlieaten : eonierere,
gewirken. handachr. voc. Iat. germ. (16. jahrh. md.) bei
DiKPKNBACii. die betiehung axrf metalle und edelatrine
(fUrspan gewUrken. meiater On k Erakliua 1888 Mnaamann)
»cheint nicht mehr aufgi^riacht worden tu »ein.
dagegen dringen abatraeta vor, die in der älteren »praehe
leeniger entu-ickelt icaren, vgl.: ellia dinc gewUrken.
Konrad v. Wühzburo gold. achmiede l«96: wunder ge-
wirkjan. Heliand 2166 a. o. ,• Hbinr. v. Nkistadt Apol-
lonittaVJiS; zeichun. Weaaobrunner glaube, deftkmälerl*,iM;
bilde. GoTTFRiD 7VMton669&; giwirkean is willcon. Heliand
1178 u. a. naturgemäat aind ea andere attbatantira , die
nun bevortugt ipcrden, und die häujigkeit ihrer Verwen-
dung ateht im gegen.satt tu der apärlichkeit der concreto :
and 8ol ainen solichon erbem man einncmcn, der sein
handworck vor alter und krnnkhait nicht mer gewürken
müg. stiftttng.obrief der St. Antona - pfriinHe , a. Mkyrr
atadtfiuch von Augaburg (1276) 275 (genau ao in einer Augab.
urk. dea lyjaJirh., a. d. atädtrehron. b,iVi); der vater ge-
worhte nie kein werc, daj minre w4re Han er selber . . .
wft das geworhte werk als edel st als der wercmcister.
meiater Eckmaut {liber poaitionttm 137) *. tngat. 2, 678;
ebenso Nie. v. Lani^at 128 ZucUhold (vgl. got. hwa taa-
jaima, ei waurkjaima waarstwa gH|)s? Joh. 6,28); das
höchste werk, da; got ie gewarcht, dai; geschah in barm-
herzicheit. pred. der Nürnberger Fekhart-hand.tehr. bei Joetea
». 8; dass wir also gewirkcnt guote werg . . . pred. (Straatb.
handachr.), a. teitachr. f. d.alt. 7,156; ähnlich pred. bei Joate»
a. 110; ir zarten rosen des geblönieten peistlichen lebens . . .
tftnt üwer herfzen . . . uf gegen dem sfissen moientowe der
himclschen sunnen ... gebent imc stund und stat, dag
er sin werk in i'ich gewürken muge, daj Awer herti«
werde ein appotccke der gotheit. Hrinr. Skusk (gro»$»»
briefbuch : 8. britf) 4SI Bihlmeger;
80 majr die lieb ir weise
((aistlich in im gewUrkon sOess,
sein an(rcn perjr, das antlilz pinichen lasa.
O.swAi.n V. Woi.KENSTRiN HB, 47 Sehata;
da^, obirste gut, da^ der mensche gewirken mag . . . Nie.
V. Landai' pred. bei Zuchhold a.fft (vgl. gnwaurkjan go{>s.
Ulfii^s Eöm.7,\f<); alles das gut, das der haillig gcist
ie gewürcket in allen rainen hertzen . . . Hkinr. v. NAriv
I.INOEN an Margnretha Ebner (l346) Strauch a. 858 (tgl.
dagegen sundea gcwirkean. Heliand 3226 u.a.; daat)u ga-
waurkjan. Ulfiij^s Rom. 7,18); da; minst. daa; gnad Ist,
das; ist edlerund hoher dan alle;; da^ creaturen ge warchen
nuigen. pred. der Nürnberger Eckhartachr. bei Joatea ». il ;
IV.
GEWIRKT '
als naa 4an 4«fdi alrlMt
•Um 4ax her MwfriUt;
M anM i| aUft wen l«i
6118
TOR 4e» tatet» emft her ftathm.
Hrim». V. HfjfUiR Oßokalifpt» WU Helm:
die waoblM DMrcktMi ebem,
WM ll«b fewttrrkao kaa
ni aoMM soildi#o mmb.
HAtsuuuk 1, 11. n Ualiau» «. 11 :
gan» äknliek »ehon Jon. v. WOnznuno Wilk. *. Oeterreieh
11816: Ar»llia ita Romm Torbto.
das Mibe ao te Mwerbt«,
das w afbfMk Mt alter kImt.
da» bmk dir tUetabäer »US ITita.
{ßnt»freeh»nd» flt§un§ «cAm jm BeUmnd mn.)
9) der ahaalut» fibnhiA:
a) neben prdpo»iti»nalbe»iimmmnten kmmm da» »etium
am eheeten de» olffeei» »ntbeknn: daek liegin ftir di» ttr-
»tärkten formen oimA kier er»t «OM «myf dt» a.jaML
ab belege vor. meiat au» der «prMk« der «yflfibr.
a) iet Mp, ob naa 41* wariMÜ jiM,
nag an di« mI« |«wirk«i aiiL
Hbinr. v. NavaraDT «M» FldUbetH nb atngtr
ie daj dink kleinlicher ist. ie er, krefUfcr Ul. do ron
mag es geworken in die dink. die grober aint ond die
ander in aint pred. der Nürnberg»» Mdikartkand»ekr. bei
Joatea », 70.
fi) hab taugen wandcl. dag ^^^ taofenlich in dir ge-
würken mag. pred. der Nürnberger BeUutrt handachr. bei
Joitea a. 66; da; er alleine tn ana gewirken möge. Nie
V. Landau bei Zuehhold a. 66^; ähnlich EcKiiAnT, ». utehr.
f. d. alt. 15. 4U; ande wo er irlalhet. beschirmet oder
wirket an einre stat, di« wile enmag er In einre Midfm
stat nit gcsin noch gewirken. Nie. v. Landao predigt bei
Zuehhold «1 (bei meiater RcKiiART: gewcrkin); der (ein
meiater) ordende was:;er ober wein aljo, daj de; weinea
crart mak darinne gewarchen. Joate» a. 10; alte das obrist
element nindcr sA wol gewürken mao dan in dem gründe
der erde. d& wUrkct ci; golt ande dlber and edelgesldn.
meiater EcKiiART (pred. 4«). ». mg»t 8. 16«: ein iegelieh
ding wirket in wesene. kein ding mag gewirken aber
sin Wesen , da; für enmag nit gewirken dan in aime
wesene unde inme holtze. Nie. v. Landau bei Zuchhold
». 8S (bei EeKiiART: gewerkin ebenda: wQrken bei Joet»»
». 86).
y) u NanM «in wip bei «in baat,
' diu WM erttarm ande fwwaBt,
dtai in abl jAren ai«
dtmit enmolite gewarchen ni«.
LAMpaccHT V. RaoKNORt'RO Framctaem» 4M7
n-rinhnid.
b) ohne fiel- und ortabeatimmungen iat die Unterdrückung
de» objrcfea nur selten belegt: sein gntliche hant krefticlichen
gewirket: sein gollichen hant hat sant Jemnimus erhöhet.
Jon. V. Nf.UMARKT leben de.n hl. Hieronymua 105, M Bene-
dikt (dextera domini fecit tirtutem) ; wan ich mAj wirken
di wero des der mih gesant hftt, alse lange i; tag ist:
wan die nacht kammit, wenne nimant gewirken mae.
Joh. 9,4 Bf.iirim (Bechatein a.tot; ebenao cod. Tepl. .- wircken
Mkntri. u.a.. ebenao Lt'TiiRR, Emsrr. DirrF.NUKnnRR,
Eck; werken Qi;kntf.i., Arndea, SSürieher bibel ; schaffen
WF.izsÄr.KFR; waurkjan Ui.filas. i(ydZ*«9wu, dieeteU»
übernommen [gewircken] ron Hrinr. t. NArdlikobh m»
Mnrg. Ebner 365 Strauek). Otprid teigt an der gleiektm
atelle daa verbum reUtO» gebremekt: Ihaj megi er wiht
gewirken. 8, 80, 19.
GEWIRKT, participiale» adjectir tu wirken (». A), mit
dem ea den gegenaatt neuerer aehriffapraehl icher form gegen
ältere lautgehung ebenao theilt wie daa attb-ttanÜr gewirk
(». d.). der erste beleg für enh^tndetrn voeal bei Eher-
HART V. Sax: woI gewirrket neben gewarkel ». Bart»dk.
Sehtreis. minnea. 865. 99. in der b»d»Htttt^»imtmitk»lmmg
geht daa partieip ähnliche wege wie diu »ub»tanti», e»
engt die breite grundlage der wi »prüngHidem bedtlihimg
immermehr ein und bevortugt im neueren gebrmudi di* be-
tiehung attf daa flerhttrerk. lAer al» verba{ftrm vwmag
da» particip mehr ala da» »ub»tanHv vom vcrittM ker »idk
a^ft^friaeken und «o trägt e» in eineeinen »IH/hrm*n, teie
in der spräche der phüoaophie, oder bei »intdnen «Mltafen
wie GöTllK reate der umfassenden Verwendung de» rerbttau
auch in feate attributive Verbindungen.
884
6119
GEWIRKT
GEWIRKT
6120
l) von der breiten grundlage, wie sie durch die Verwen-
dungen des verbums gedeckt ist,
a) zweigen schon früh attributive Verbindungen des par-
ticips ab : egesta hiimo, kaworahtiu erdo {Reichenauer glossen
zu 5 Mos. 23, 13) Steinmeyer-Sievers l, 374; vgl. auch
edito loco, caworahtemo {Wiener glossen z. Hrab.-Keron.
qloss., in anderen handschr. cascafanero steteo) 1, 117;
also diu sunne schtnet
durch frans geworhtej glas, (C: gewürhtes)
also gebar diu reine Krist, diu magt und muoter was.
Waltiier 4, 12 Lachmann;
durch die geworchten goltvaz
mac niemant mitten in gesen.
Heinr. V. Hesler apokalijpse 21456 Helm;
. . . Ü3 einer kröne von golde geworht. Hartmann Erec
2338; vgl. atich nuske guldin maisterliche gewirket, var.
der Wiener handschr. des 15. jahrh. für gewiere bei Heinr.
V. Veldeke Eneide 787; ainen bon von golde riebe ge-
warket maisterlicbe von edelme gestaine. Rudolf v. Ems
Willehalm v. Orlens 6376 Junk;
der meister machte vier rat,
ein werc also gruwesam, . . .
manic scharf geworchter nagel
was da gehaft alumme
in cirkelechter krumme.
passional (Katherina) 683, 72 Köpke;
mfns friundes grüejen solte vester sin dann stein,
an ganzen triuwen slehter dann sin niuwe geworhter zein.
meisterlieder der Kolmarer handschr. (156, 30) 539
Bartsch;
docb nit alse got, sunder alse ein bilde von gode gemäht
und geworht. Nigol. v. Landau, predigt über Johannes
bei Zuchhold 123; daj andere werg ist ein geworht werg
und dag enmag got nit gesin. 124; vgl. der tiufel schuf
geworht dag werch. Jon. v. Würzburg Wilhelm v. Öster-
reich ilS'iS; ghewrocht silver, argentum factum. Kilian 147''.
b) in der neueren spräche sind in solchen Verbindungen
die concreta als träger des attributes aus dem littera-
rischen gebrauch zurückgetreten, soweit es sich nicht um
das ßechtwerk handelt {s. 2). dasz die spräche des täglichen
lebens an der alten freihdt länger fest hielt, zeigt die späte
huchung gut gewirktes brod, pain bien travailU. Schwan
1, 746*', ein Zeugnis für den einflusz des Substantivs atif
die bedeutung des mit ihm verbundenen verbums.
d) dagegen machen sich immer mehr abstracta als träger
des attributes geltend, sie treten noch zu den älteren formen
des particips; vgl. : gewurckt sunde oder vollbracht sunde,
peccatum actztale. voc. theut. (1482) m 5'' ; als er die von
unserm heiland, und seeligmacher . . . gewürckte Wunder-
ding hörte. Fr. Gacgia hl. Antonius v. Padua 2; das aller-
gröste von Antonio gewürckte wunderwerck. ebenda 46 ;
ebenso (gewürckte mirackel) 45 und 256 ; desgleichen (sachen)
81 ; (geschieht) 52. gegen : wählt ihr hin und wieder von
selbst gewirkte begebenheiten, mithin erzeugung aus frei-
heit : so verfolgt euch das warum nach einem unvermeid-
lichen naturgesetze. Kant (krit. d. reinen Vernunft 1787)
3, 337 Akademie; ein durch vernunftbegriff selbstgewirktes
gefühl. 4,19 «. a. s. iÄ. 10,1 *p.475; nur das unvollkommene,
das eingeschränkte . . . zerstört sich : das gewürkte voll-
kommene bleibt. Herder (urs. d. ges. geschmackes) 5, 647 ;
der einzige unterschied zwischen dem verderblichen wir-
ken übermäszig gemachter inländischer anlehen, und das
maas überschreitender auswärts gewirkter schulden. Lotz
handbuch d. staatsioirthschaftslehre 3, 412.
ß) Göthe, der von diesen Wendungen gebrauch macht,
liebt ihn auch auf concreta auszudehnen: der regenbogen,
ob wir ihn gleich als durch refraction gewirkt anerkennen,
hat doch das eigene... (nachtrage zur farbenlehre: ent-
optische färben 31) 55, 50; unsre betrachtungen beziehen
sich also i) auf das Vorbild, 2) auf die beleuchtung,
3) auf die linse, 4) auf das gewirkte abbild und 5) auf die
aus den erscheinungen gezogene folgerung. {farbenlehre,
polemischer theil 53) 59, 34 ; die durch den schloszbrand
gewirkten gräulichen ruinen betrachtete man schon als
anlasz zu neuen thätigkeiten. {aus meinem leben 20) 48, 174.
y) auf Göthe führt auch die Substantivierung des part.
zurück: in dem erfolg der literaturen wird das frühere
wirksame verdunkelt und das daraus entsprungene ge-
wirkte nimmt überhand, deswegen man wohlthut von
zeit zu zeit wieder zurückzublicken, {maximen u. re-
flexionen 5) 49, 122 ; daher musz das wirkende trefflicher
sein als das gewirkte. 105; ob mit recht oder unrecht,
weisz ja der Verfasser selber nie, da er aus seinen ar-
beiten zuletzt doch immer nur das gewollte herauslieset,
nicht das gewirkte. Stifter {studien i. vorrede) i, 5 Sauer.
2) die engere beziehring auf ein flechtioerk, wenn sie auch
schon in der älteren form des particips erscheint, ist im
wesentlichen an das schriftsprachliche gewirkt gebunden:
gewurckt, contextus voc. theut. Nürnberg 1482 ; contextus,
gewurkt {md. voc. von 1440); gewurcht {hd. von 1470); ge-
worck, gewirck {md. 15. jahrh.), gewroch {ndd. 15. jahrh.),
gewirket (lö. jahrh. md.). Diefenbach 146«; gewirckt, #ex-
tum. Henisch 1602; gewirckt, adj. tissu, ou tisse, et lasse,
textus. DuEZ (1664) 199»; gewirckt, u. gewebt, tessuto, un
tissu. Rädlein (l7ll) i, 384"; gewirkt, v. wirken. Rondeau
2, UuS«; eJenso Schv^^an 1, 746''; gewirkt, textilis. textus,
contextus, staminatus. Kirsch 2, 151''; genauso Matthiae
2, 181''; staminatus, gesponnen, gewirckt. 143»; textilis, ge-
webt, gewirckt. 2,212»; gewirckt, textus. Hedehigh 1,1425;
gewirckt, etwas gewircktes, un tissu, textum. Duez 199»;
vgl. auch gework'ne n. das gewirkte, gewebte. Frischbier
prexisz. tob. 2, 524. den bei gewirk für die sachbedeutung
beobachteten drei gruppen entsprechen aucJi hier dreierlei
arten von trägem des attributs:
a) die auf die arbeit selbst zielende tautologische formel
gewirktes werk wird .später durch Verbindungen verdrängt,
die mehr und m^hr specialisieren : vnd mit purpur ein
gewürktes werck ist des manns gezierde. Eggesteyn Syr.
45,12 {purpura, opus textile ; eöenso Koburger; gewracht
werck. Quentel; gewrocht. Arndes; purpur gewürckte
arbait. Eck; kunstwirkerarbeit. Kautzsch; künstlich
gewirckt. Luther); allerlei köstliche unnd kunstreiche
bild, gemalte tafeln, gewirckt heidnische werck, geschirr
und grosze bächer. Livius dtsch. (1572)4,79» (45,33: ex-
po.'iita statuarum tabularumque , textilium et vnsorzim);
textilis pictura, gwürckt bildwerck auff teckinen. Gho-
LINUS -Frisius 857»; gewürckt oder gestickt bildwerck
auff deckinen oder töcheren. Frisius 1308''; genau so
Maaler 180''; ein gemeide in ein teppieh gewircket. Faber
859»; gewurcktes bildwerck in teppichen. Dentzler 803»;
gewirckt mahlwerck, une peinture, tissue, ou tapisserit
historiee, pictura textilis. Duez J99»; ebenso Rädlein
1, 384»; mit gold und silber gewirckte arbeit, tessitura
d'oro e d'argento, travail d'or et d'argent, du petit mitier.
RÄDLEIN (1711) 1,384»;
es glänzen hier in weichen kleidem, gewirket von der harten
hand
des fleisses, menschliche insekten. {which the hard hand of
industry has wrought.)
Brockes Thomsons Jahreszeiten (sommer) 169;
denn der staub auf ihrer schwelle
ist dem teppieh vorzuziehen,
dessen goldgewirkte blumen
Mahmuds gUnstlinge beknieen.
Göthe {divan: buch d. sängers : all leben) 5, 24.
b) zäherhalten sich die Verbindungen mit einzelnen geicand-
stoffen als trägern des attributs. den alten festen formein
treten neue zur seite: vnd er machet eilff gewürckte tücher
von geiszhaaren zur hütten über die wonung. Züricher
bibel 1.527. 2 Mos. 36, 14 (vnd er machet eilff teppieh von
zigenharen. Luther), vgl.: eg sol auch nieman kain gra
tüch verkaufen, eg haben denne der maister drei oder
ze dem minsten zwene besehen vor, dag eg also geworcht
si und gewalken, als eg gesetzt ist. Nürnberg, polizeiordn.
(14. jahrh.) 162 Baader; und solt ein tuch machen in die
thür gewirkt von geler seiden. Luther 2. Mos. 26, 36; vgl.
auch gewirktes tuch, aulaea, tapes u. a. unter c) ; flannell
ist ein englischer, insgemein grob und leicht gewürckter.
wollener krauser zeug. Amaranthes (Herdegen) /nnten-
zimmer-lexicon 547 s. z. f. d. loortf. 8, 71» ; camelot, ein aus
cameelhaaren gewürckter zeug. Sperander a la mode-
sprach der Teutschen (1727) 84*'; dasz ich schöne neue
seidene mit goldenem blumwerck gewürckte zeiche hätte.
Türckischer vagant (2l) 175 ;
die zeit war schön, der himmel glänzte wieder,
und Tellus wob ir. buntgewirktes tuch,
voll blauer trauben duftete der flieder,
die maienglocke streute wohlgeruch . . .
Platen (gelegenheitsged. : an einen freund) 1, 512
Redlich ;
gewirkte peise. Eggesteyn 2. Mos. 26,36 (bei Zainer u.a.
bissz , vgl. ßiaaos) ; tela bene densata, ac tenui ßlo, ein©
6121
GEWIRKT
GEWIRKT
6122
dicke wolgewirckte leinwad, Ton klein«r gecpuntt. Jon.
LuDW. Phasciiius theaauru» ononuuHeu» »', «in« lang«
tafel war mit gewirktem linnenzeug gedeckt, worein laub-
werk mit hirsctien, Jägern und hunden mit grüner «eide
ond goldfäden gewoben war. 0. KKtutR (Uutt v. Sdd-
toyla a: Dietegen) i", toi; der •ohneewein« gewirkt« dft-
mast auf dem runden ttsctie war von einem grfing«stickt«n
tiiohläuferdurohsogen. TiiOMA« Mann BuMtnbroolu {i, t>)
1, S70; laszt sohawen, tagte er, ob das armbandt noch
vnverlotzet sei, vnd ob der gewürokten neiden daran nichts
mangele. Opitz über», v. Barday'a Argmis (f . Ift) I, soi;
ebenso (l, v, 7) 1,]»7;
der grosze Artu« hielt, vor Miner burf
. , . unter oim-iii o(Tn«n zolt
von Koldgewirkt*!rii «aminet Minan hof.
WiKLANU {Oeron der atldkke) tS, It;
der purpur ist ontzwoi; die lillen-weisB« aeidea,
du thcuro atiu-bwprk au* leODtar band,
gewUrclit ntfitall, Jua ailbonie (ewand.
nnd waa der Soro Mpiiinl, muM nlt:ht ala landan klaideo.
A. Ghyimiiuh (odm 3,6) lyr. ged. t7t Fötal;
ein b°reit(«wirktea gold umfab der weate raad.
Zachariä (der rtnomm4itS) 1, M;
vgL auch die Übertragung: ich wil aber fUr diaesmahl,
den, von dem günstit^cn himmol selbst gewirkten purpur
seiner schUnon und kUstlichon tu(;ondon, nicht weiten
aufwikkeln. Rutsch ky hä. kanzelUi 4, 107.
e) am reichaten entwickelt »iiul die Verbindungen, die den
gehrauehegegenetand kennteiehnen, dem die arbeit gilt, ne
leben auch im neuetten »praehgebraueh tveiter. vgl.: Wirkerei,
zweig der textilindustrie, der sich mit der herslellung ge-
wirkter gebrauohgcgenständo (strumpfe, boinkleidor, band-
SChnbe etc.) befasst. LuKOKit lex. der gea. teehnik 7, M«.
a) gegenaäfxe in der teehnik de» toebena und tcandlungen
in der auaachmückung des haust» »piegeln »ich in den ver-
»ehiedenen »eugniaaen für aolehe gewirkte tUcher, die dem
gebrauch in Wohnräumen, vor allem der urandbekleidung
dienen (aulaea, tapea u. a.). ihren ureprung, 'der nuek dem
Orient weiat, verraten aie durch die in den %e6rt«rhüek»m
lange featgehttltene Verbindung heidnische gewirkte tücher.
ihren höhepunkt erreichte diese indxutrie später im »craten
Europa»; und die rornantechnik de» i9.jahrh. weiat immer
gerne auf gewirkte tcppiche (tapeten) hin. teo aie die
pracht alter »eiten veranachatUicht : atUtea. gewUrckto heid-
nische tAcher, tapeten, etc. Cholinus-Fhisius lll*;
genau ao FitiRius 143*; ebeneo Dasypouius, Maaler.
Heniscii; periatroma, vmmhang, fUrhang, tapeten, hei-
dische oder gewUrokto tflcher. FRlsius983*(umbhang. CilO
mnus-Fkisius 648*); tapea. 4apetum. ein gowUrckte decke
oder serge, heidnisclie decke, teppich. Dasypouius LI 2*;
(•^imSkkhanus Cs** (gewirckte); babylonicum. tapozcroi,
gowiroketo tücher. An'i>ii. Rkviikh theatr. rom.teut. 1,042;
aulaea babylonica, attalica, köstliche gowürckto Icppich.
Dkntzi.eu 81*; attlaea, ein serg, decke, ein schön gewirckt
tuch. Skkrancs C2*; aultiea . . . tapeten, gowirektor tep-
pich, fürhang. Matthiae 1,164''; periatrotna, fUrhang, ge-
wirckte t&chor. KöNia 8ö3*>; tapetxim . ., teppich, gewUrckt
täch oder teoke. Ciioi.inus-Fkisius846''; ebenso Fnisius
1889*'; ebenso Bentzius 1,187; gewUrckte tUoher, damit
man die wond bedeckt, plage, peripetasmata. Maalek 180*;
l.'cwiirokt tuch, tape^zaria, tapeti. Itui.sius (1606)68'*; tapet«,
ein teppich, gewirkt tuch, doron man sich zur beklcidung
der Zimmer und hodcckungdortischcbcdienct.Si>KitANUKU
723*; textilibtta onerat donia. Verehrungen von gewiroktcn
Icppichten. Faukk 85»*; textile, ein gewirckter teppich,
tuch, oder zeug. Matthiae s, 812*; in ain kUniglichen
st&ol, mit künstlich gewUrcktcr tapczerei bedeckt. Suhai-
hRNiiEiszEK Odyaaeei*'; fUr wem, (iräreii) jene so herr>
liehe, schön aus gold gewirokto fUrh&nge? Fr. Caccia
Id. Antonius v. Padtta (8) 180; gewirkte tapeten, tapiaaerie
de luiute-lisae. Schwan 1,746'»; gowiirkte tapeten. unter
dieser allgemeinen benennung begreift man die hautelisse-
und basselissotapctcn, desgleichen die tapeten, die man sa-
voniiorio nennet, alle drei arten werden auf einem stuhl
, gewUrkt, und die beiden ersten unterscheiden sich nur da-
lurch von der lotzern, dasz jene einen glatten grund, da im
^cntheil die tapeten der savonnerie einen sammctartigen
oder geschnittenen grund hal)en. Jacobsson technol. u>b.
(1782)286''; von den nicht minder berühmten Brüsseler
gewirkton tapeten cxistirten vor wenig jähren noch fünf
fabriken. G. Fomtsr mmckttn vomNimImrrkeim t,t7«(M04):
mir besonder» war dabei da« fefaittd« merfcwttrdif. da*
zu ihrem empfanf (ätr JfMt AmhünU») . . . auf einer
Itheininsel . . . aufgeriehtei elaad. waa mloh daran be-
•onders ialareaüt« . . . warMi dl« gewbktao tapeleo. mit
danea maa das fama Inweadic aoegaeohlafea batt«.
OAtmr (üikktnt u. waMMt»,ti, M. IM; saklii der alte
(der dogt) uM foldeMT phffitoohe» mOIm fiaehmBeirt.
. . . drei diener sieh leiiier sebleppc beaildiUffen. alle«
auf einem kleinen platz vor dem portal einer kirehe . . ,
■o glaubt man auf einmal eine alte gewirkte lapete za
sehen, aber recht gut g—iehnet und eolorirt. (Ual. reise i.
«. oet. 178«) 87. IM; dem Ist Meht abtubelfen. wir haben
Ja die gewirkten lApeUa. die niebla al« wilder und
gegenden vorstellen. (Irimm/fäsr tmffimdsamkmt t) 14, t>:
an den wänden hingen gewirkte tapetao. welob« alle
turniere darstellen. Arnim (/«oMia v.ijqyi^tei) i.M; ala
daher der Capuaner sich abermals bei der flIrsUn melden
liesz. verbarg sich der kOnig hinter den gewirkten tap»
pichen, mit denen man in damaliger Zeit die gemlcher,
anstatt der tapeten, zu behängen pflegte. Platbn (jeeefc.
des königreiehs Xtajtel t, «) 8, SS Redliek; es war der T«r>
bliohene glänz eines früheren Jahrhunderts... die sobwerea
gewirkten tapeten. mit Iristrn befestigt, die etnrt Ter-
goldet waren und deren farlM Jetzt ins dunkelbraune
spielte. W. HAorr das bild de» kaisers eap. s; uralte ge-
wirkte tapeten mit abenteuerlichen schtldereiea , zwei
lange reihen von porträt« bedeckten die wände. MAniKB
{dersehata) «, 81 Kraust; die wände waren mit allen seiden-
gewändem, gewirkten stofTcn und teppichen aller art be-
hängen. Keller {grüner Heinrieh i.«) (".se;
die achloazobr tfint und iniUamacbt r4ckt niber,
da tritt aoa dem in die tauetenwand
(«wirktan hochseilmahl ein pbariaäar,
and sieh I ein maaaer blinkt in aaiatr haad.
H. LiNoo (e<M Mwmaii«Mtntt) gei. f. 70;
der schein drang aber nicht weit omher, also daas die
gestalten auf den gewirkten tapeten, mit denen die wände
bedeckt waren, nur dann und wann hell hervortraten.
Paul Heysb {buch der /reundsehafl: A'ino u. Maso, II.«
s. 1S6. MO aus dem leben der gegenxeart gewirkte teppicbe
erwähnt werden, dienen sie vonugswriss der bekleidung dts
ßtssbcdens: hügel und thäler und wacser. und stidte ond
dOrfer, alles durcheinander wie ein gewirkter fu^zteppicb.
H. V. Kleist {an seine braut 1800) 6.147 Minde Pouet; so
sah es auch in seinem atelier aus, alles bunt durch-
einander; die schönsten venezianischen gläser . . . kost-
bare musikinstrumente . . . dann wieder auf einem sohweren
gewirkten tcppich ein zinncncr teuer mit ein paar klee
rinden. Paul Heysk {neue norellen: das schöne Katkehen)
rom. u. nov. II, 8 s. 118.
ß) den Verhältnissen entsprechend steht im mittelpunkt
älterer Verbindungen auch die kleidung. die netteren formet n
sind in betug auf kleidungastücke , die durch die arbeit
des Wirkens gleich gebrauchsfertig werden, an einen kleineren
kreis gebunden.
1)) nexilis antefuU vestis, fuam tsxiU (I) iegmen (I), ge-
strickte klcider sind ehe gewesen, al« gewiricte. Fabbr
860*; gewirkte kleider, <ler habiis Üssus et* fi««^. vestes
textae. DuEZ (I664) 199*; vestiH Ütstäi. hetbits heeiw. lUo-
lein i.S8t*;
wollig und pan>ura war das gewaad das arbabnao Odyaases,
doppelt(r«wirkt.
WiiUASCii über», der OdMset 19, tM (Voaa: swicfbcb;
und so( das weiche gewaad aa,
sauber und neu c«wirkt (ac(Zd*> t^fdveop), nd warf dea
mantel drabcr. Voss (.IHa» t, 48) 4. 87 Hempet;
ans der sacristei ward aller omat. meszgewand. die
schonen altar-dccken . die sanimcten, seidenen und mit
gold gewirckten caseln , ohor-röcke . . . herausgerissen.
Thomas Bahr laninna POsewaleensis (1706) «.
8)) die haare der freuen stecken anter netzen, darein
gute perlen gefaait waren, oder auch unter mit gold ge-
wirkten bauben. Paul v. Stetten kunst . gewerb u. Aanif-
werksgesch. von Augsburg 8,88; obenauf lag Jener bunt
und prächtig gewirkte schal, den ihm seine matter als
das kostbarste stück der gaiuen ausstattong besonders
gepriesen hatte. Paul Hbtsb (die reise nach dem glilek)
rom. u. nov. 11, 7 «. St7; gewirekte stH^mpfTe. ealzettr fessttte.
6123
GEWIRR
GEWIRR 1 (Zwiespalt)
6124
des bas tissus. Rädlein (1711) 1,384- gewirkte strömpffe,
las tissus {faits au mtim^ Rondeau (1765) 2 Uu S«; eUnso
Schwan (1783) l,746'>; gewirckt, i.e. gewebte strumpfe.
Kramer 2, 97"; die bände von den grauen gewirkten hand-
scbuben zu befreien. P. Heyse (zxvei gefangene) II, 9 s. 232.
y) unter den sonstigen gebraucJisgegenständen ist neuer-
dings vor allem die Verbindung gewirktes band (schnür)
bevorzugt, bei der der gegensatz von gewirkt gegen gezwirnt
besonders deutlich toird:
l)) collocari Iwminem iussit in aureo lecto strato. pul-
cherrimo textili stragulo, mit sehr schönem gewirckten
bcttgewand. Faher 859»; hiermit überreichte ihm die
hochbekümmerte Jannetine einen mit gold gewürckten
beute! , darinnen über 100 rlhl. an golde waren. Happel
academischer roman (l74l) 110;
kaum spricht Pervont ihn {den wünsch) aus, so ist er schon
'^ erfüllt.
der goldgewirkte beutel schwillt
von lauter wichtigen zechinen.
von iiu ViELAND {Pervonte 3) 18 (1796), 205;
schwinge, schwinge deine fahnen,
holder mai, auf hellen bahnen,
blau gewirkt mit weiszen flocken
blumenkränze um den rand!
Wilhelm Müller {friifilivgshed) 408 Hatfleld.
2)) des kutschers braune laust hält den gewirkten zäum,
er läszt den zügel nach.
Zacharia {Verwandlungen 2) 1, 153;
und einem goldenen, oder seidenen, farbigen und mit
gold gewirkten bände unten. G. Forster ansichten vom
Niederrhein 3 (1794), 76; da ich nun nach solchem gebete
einen merklichen trost in meinem herzen spürte, nahm
ich ein gülden gewirktes band, worauf das ave Maria
stand, aus meinem gebetbüchlein, und hängte es, durch
das gitter langend, dem bilde der Jungfrau Maria über den
arm. Clemens Brentano {aus der chron. eines fahrenden
Schülers) 4 (1852), 8; auf dem gewirkten bände, an dem
diese lasche hing. Stifter {der ivaldgänger: l. am wald-
wasser) erz. 2,42 Aprent; deine briefe wandern mit mir,
die ich wie eine buntgewirkte schnür auftröszle, um den
schönen reichthum den sie enthalten, zu ordnen. Bettina
Göthes Iriefw. m. e. kinde l, 229;
der satan legt euch goldgewirkte schlingen,
es geht nicht zu mit frommen rechten dingen.
GöTHE {Faust II, 1) 41, 17 ;
GEWIRR, GEWIRRE, n.. nhd. form für das ältere
gewerre s. sp. 5675 j^". dort war beobachtet worden, wie
sich die formen mit i zunächst unter oberd. einßusz an
stelle von gewerre, gewerren u. a. einbürgern, bei Luther
steht gewirre in Variante neben gewerre. die chronik von
Welser und Werlichius stellt beide formen zu einer
tautologischen bildung zusammen: welcher auff diesem
reichsztag ein gwirr gwerr gemacht. 3, 18. in der neuen
form tritt gewirre zugleich auch mit der Verwendung und
mit den Verbindungen, die es eingeht, in einen gegensatz zu
dem älteren toort. dieses hatte sich auf den begriff Zwie-
spalt, Zwietracht beschränkt, aus dem dann in der Wort-
verbindung ein gewerre machen die bedeutung einer un-
liebsamen Störung, eines hindernisses sich entu-ickelte.
diese letztere bedeutung — zumeist an die formel ein ge-
wiire machen gebunden — lebt in den ältesten belegen für
gewirre fort, die hauptmasse aller Zeugnisse für gewirre,
gewirr, die vom 18. jahrh. bis in den neuesten Sprachgebrauch
hinein sich immer mehren, läszt aber eine andere bedeu-
tung erschlieszen , die stärker unter dem einflusz des
verbums steht, gleich wie die Substantivbildung wirrsal tond
das spät gebildete adjectiv wirr, mit denen es sich am.
nächsten berührt, während die bedeutung von gewerre in
dem jüngeren pluraletantum wirren fortlebt, in der älteren
spräche war die bedeutung wirrsal nur am verbum (werren,
wirren — verwirren) zur geltung gekommen ; Substantiv-
bildungen sind hierfür nur in mundarten beobachtet und
lassen sich nicht sicher nach rückwärts verfolgen vgl. die
oben für gewerre beigebrachten Zeugnisse aus Bruns volksw.
der prov. Sachsen 9*" (gewerre, krummstroh); Jecht 42
(jewärre) s. o. sp. b&Jl. in thüringischer mundart sind
formen mit dem dort beliebten sujyix belegt: gewirr {ver-
wirrte fäden) , pewirz, gewirzchen. Hertel thür. Sprach-
schatz 259; gewirz gewirr, s. Regel Ruhlaer mundart 83;
gewirzchen ebenda ; vgl. auch Begh Germania 14, 432. in
der bairischen mundart ist der stammvocal durch die nach-
folgende liquida beeinßuszt, auszerdem tritt hier ein l-siifßx
an: gwurrl und gsäus Schmeller 2^, sp. 980.
mundartliche einflüsse — jedoch gekreuzt durch gram-
matikalische regehing und stilistische neigungen — verraten
sich auch im auslaut des schriftsprachlichen tvortes : für
die Sachbedeutung {s. 2, b) ist durchgehends die form gewirre
gebucht; sonst herrscht in den älteren Zeugnissen, die auf
Luthers gewirre folgen, apokope: gewirr im Volkslied des
le. jahrh., bei Lehman, Grimmelshausen gege7i gewirre
bei Schütze, auch Schottel, der die erste wörterbuchnotiz
für unser Substantiv beibringt, führt es in der form, %&viivi an.
ihm folgen später Ai.kr, Adelung, Campe im gegensatze zu
Steinbach, Matthiae, Hederich, Rondeau, Schwan,
die gewirre buchen, dieser gegensatz in der Schreibung ent-
spricht nicht ganz sonstigen beobachtungen, wonach die apo-
kope gewöhnlich oberdeutschen einflusz verrät, er erklärt
sich aber daraus, dasz einzelne Schriftsteller und lexiko-
graphen nicht immer die ihnen geläufige form zur geltung
bringen, so ist gerade aus den angaben bei Adelung und
Campe zu ersehen, dasz ihnen die form ge^firre vertrauter
ist, als die für die Schreibung angenommene kürzere form,
in der litteratur ist die apokope in syndetischen Ver-
bindungen vor und {s. s^. 6127) regel (gewirr und — , aber:
— und gewirre), desgleichen ist sie in obliquen casus
{namentlich dem dativ) beliebt, gerade hier aber lassen die
Oberdeutschen, die zunächst die apokope überhaupt durch-
gesetzt hatten, neuerdings vollen auslaut vordringen, so
G. Keller, Rosegger. umgekehrt gewinnt die kürzung,
die bei Göthe, Herder, Arndt, Immermann, G. Freytag,
W. Raabe nur wenig belegt ist, bei netteren Vertretern mittel-
und niederdeutscher landschaften immer mehr boden; sie ist
bei Jahn, Hebbel, Gutzkow, Storm, P. Heyse, Fontane
durchgeführt; desgleichen bei Frenssen und allen andern
neuesten.
der plural ist an und für sich nur für die sachbedeu-
tung zuständig, die sich aus einer bedeutung sverengerung
des begriffes wirrsal entwickelt (*. 2, b). ausnahmsweise ist
auch vom allgemeinen begriff der plural belegt:
in labyrinthischen gewivren
schwankt ungewisz der mensch dahin :
und diesz, diesz ist sein rang; nur er, der diesen sinn
für recht und licht empfing, der hohe mensch kann irren.
TiEDGE {Urania 2) 1*, 26.
im folgenden steht er deutlich tmter dem einflusz des plurale-
tantum wirren:
entfliehen laszt mich, fliehn aus den gewirren
des Occidents zum heitern Morgenland !
ScHACK {nachte des Orients 1) 1, 9.
l) Verbindungen, die sich in der bedeutungsrichtung des
älteren gewerre halten: das ich aber soltwidderruffen meine
lere, da wirf nichts ausz, darffs ihm auch niemant fur-
nehmen, er wolt denn die sach noch in ein grosser gewirre
treibenn, da tzu ma.g ich nit leiden regel oder masse, die
schrifft auszzulegen. Luther {sendbrief an Leo X. 1520) 7, 9
Weimar {var. gewerre); denn, so dis concilium uns so
viel gewirres gibt, was solts werden, wenn wir die andern
auch solten fürnemen ? {v. d. concilijs u. kirchen 1539) 7, 227*
Jena 1581 u. a.; dadurch wir anders nicht mercken können
noch vernehmen , denn das ihr zwitracht , spähne und
gewirre zwischen uns zusehen und zustifften versuchet.
Schütze Preuszen (1599) 220** {brief der Danziger); nach
diesem kan man leichtlich erachten, dasz die dame nicht
lang verzogen dem cavalier den eussersten geneigten
willen zu erzeigen, und dieses wärete 4 oder 5 monat,
dasz kein gewirr darein kam. histoire amoureuse des
Gaules {Geneve 1667) 9; er wolte auch die hochzeit gleich
für sich gehen lassen, ehe ein ander gewirr drein käme;
aber der bernhäuter wolte nicht, sondern wendet andere
geschaffte vor. Grimmelshausen {der erste beernhäuter)
Simflicianische Schriften 4, 308 Kurz, die beliebteste Ver-
bindung ist, toie schon bemerkt, ein gewirr machen, vgl. ein
gewerre machen. Luther Hebr. 12, 15 u. a., s. o. sp. 5C77;
das bachschmalz tut mir vil zfi lieb,
das schepf ich aus dem Lech,
es machet mir nit faiszt mein rieb,
dennocht ichs nit verschmäch ;
in meinem gelt wird ich nit irr,
mein guMin machen mir kain gwirr,
mein allerbestes silbergschirr
das ist verrent mit bech.
Volkslied {um 1525) bei Uhlanu alte hoch-
u. nd. volksl. 723;
6125
GEWIRR -i (wimal)
GEWIRR «, a Ocewhr nnd gCMhwirr) 6126
muitciier macht einem vor äugen annd obren so ein
gcwirr, wie ein schnack. Cn. Liciiman JUyriUgium polit. tu
{btschicerden nr. 4ü); mir aber war dieve achnolle hochzeit
trcfriioh gesund, dun wan ich doch vcreblichct, und ge-
meinem gebrauch nach Uhor die cantzel h&tte ahgeworffen
worden Hollcn, ko hätten sich beaorglioh achleppiftok« ge»
Funden, dio mir ein vcrliinderiicho« gewirr drein anmaebMl
nntcrKlanden, dan ich hatte solcher unter den bflrgen>
titchtcni ein gant/ halb dutzet, dio mich mehr als albea-
wol kanten. (iiilMMKi.HiiAtHKN Siiiiplie. {», 3t) tltt KOfftl :
Hnikru (#. yp. Uiü7) Sitnplic. Jla^jtrl llunnai 7i u. a., «.«p.niA;
lihujer alu der litteniritehe ijebruuch halten die b%tdmngen
iintde diene Wendung fett: in einer saobe gewirr machen,
iilitjuid turbare, peiturbare. ALKni.MW*; gewirr machen,
perplexe agere, loqui u. a. ebenda; genau «o (gewirr«)
Kiitscii 2, IM'*: MA-niiiAr. s, iHt*>: frpUxor . . . ncmytX
und gewirre machon. i, «M*; du*u imrgitkktt gewirr,
turbatio, burrae. Ai.kh; gewirre, turboHc, triau, bumu,
implicatio. Sticinmacii 8. lOW; binmu, trietu, HKOsniCH
1, Uib. dass die Verbindung gewirre machen mit der oUm
bedeutung im mundar Hielten atbrouth nodk fortleht. itfOir
»prieht: d&o hast me 1 soho gewirschen gemljt. Rrobi.
Jtuhlaer mundart 19S; «^I. ttueh wirri werri machen.
MaHTIN U. LlKNHAKT M6*.
8) der neuere begriff: gewirr, gewirre ■■ wirrsai: ge-
wirre, oder geverre, heist ein unordentlich zusammen-
geworffenes wesen. Ciiomki. 4, loei; gewirre, n. entortilU-
ment; brouillement ; ehoae brouillie p. e. duJU etc. RoNOBAU
Uus"; das gewirr, die handlung des wirren« oder ver-
wirrens, und eine verworrene sache selbst, so wohl
eigentlich als figlirlich. so wirt im gemeinen leben ver-
worrener zwirn ro wohl, als eine jede andere verworrene
Sache, eine Verwirrung, ein gewirre genannt; nieder», ein
Wirrwarr. ». verwirren. Auki.ung 8, 667; ähnlieh Campe
8,866'*; gewirre ... l'aetion d'entrelucer, d'entortiUer; it.
l'entrelacement, entoitiüement, brmiillement, ehoae brouilUe.
it.fig. l'embarraa, le lubyrinthe. Schwan (1788) l, 74«''. 747';
gewirr, n. or gewirre, n. l) the aet of entungling, eon-
foundiny or complicating. 8) entanglement . eot\fution,
complication. Hii.pkkt 11,1 «. 4«5*. die bedetitunggunter-
»chiede, die sich bei Adkluno und Caupk au* dem gegen-
»atM tnoitehen einem nomen actionia und der aachbedeuiung
ergeben, miiaaen ettoa* anders gefastt xcerden, da pandlel
viit ihnen auch eine bedeutungsverengerum/ läuft, der all-
gemeine un\fassende begriff kennzeicJinet ein geaehrhnia, noch
häufiger einen ausländ und er entwickelt hieraus auch einen
coUeciivbegriff; dagegen ist die bedeutungaveiengerung an
die etitioicklung einer sachbedeuiung geknxipft. diese that-
sachen sind bei Emkriiaku-Lyon s. 981 nrar nitM klar
erfastt, aber doch angedeutet.
a) der allgemeine umfassende begriff, der einen sustanU
kenrneiehnet und von da zum colleetiv überführt:
Atheor, der ewige aufruhr,
dieser (tebar nur das leben, und rief aus dem chaos die schOpfung.
sieh nun, das woltall Klilrzte zurück in chaotischen Schlummer,
wirkte nicht ewig in aller natur, wie unten, so oben,
dieses gewirr, diesi: sind nun die oflenbarungen Satans.
Fr. V. äoNNBNHBKii Voitttioa (4) I, 8 $. 869;
vgl. Chaos, urgemenge, gewirr. CAMPK'a, 86&'>; dieselbe
gleichung (a. y) bei Ki.ingeh 0,888; Hkudek 10,894; die
wagen hielten auf den platzen, dio menschen irrten auf
(Ion stras/.en, das quartieramt, von allen selten bestürmt,
wuszte kaum rath zu schafTen. ein solches gewirre jedoch
ist wie eine art lotterie, der glückliche zieht irgend einen
pcwinn. Göthe (campagne in Frankreich) 30,7; lieber
Kestner ihr wisst mein leben läszt sich nie detailliren
und heute vielleicht weniger als jemals, heut wars ein
liowirre, ein recht toll und wunderbaar leben, {an Kestner)
hrirfe 2, 83; aber ich hätte mir und ihnen selbst die
frcude verdorben, wenn ich heute hätte materien be-
rühren wollen, dio mir weder mein äuge, noch das ge-
wirre im hause, da meine mntter morgen in die stadt
zieht, auszuführen erlaubt h&tte. Wii.H. v. Humboldt
ttn Schiller (1795) Leitzmann «.240; denn wie klein war der
umfang, der alle das gowirre umschlosz, in welches seine
losorgnisso und bekümmernisse verQochten waren, und
vor ihm lag die grosze weit. K. Ph. Moritz Anton Reiser
(;t) 242 Geiger; die völlige ansieht dieses gewirres mit
seinen Ursachen und folgen liegt selten uns gani vor
dem äuge. Heruck (Ii^im #dhr|^lm) U. Ml. vgl. laby-
rintb . . . gewirre Campe t*erimiiKkuM0$t§i. t, 4M*: vgl.
auch labyrinthiscb« gewirre sp.ttu.
altert» Mmüumg wm fswirr «M mm» ät» tifnmjfwtm
kennamdumtd, mit ätnm daa auhtUmtim fmrmdkufi» mt-
pmrMmdumg gewerr« oiid« nlt (vgL muek iwtolraeht, ipAn«
nad gewirr, ». o. »p. um), wdknmd dmn jüngeren gawirr
meist subtümtivm mur atU$ trttm, ü» am htjfr^ 4mr an*
Ordnung t» mmätvm ritkkm§ kmrmmmiWtm, att tmrnm
s%cA der na^tftaaana imcw ifi mpm gntppsn gutnaf%, je mmms-
i$m um 4mm begriff des winsala makr äi» bmmgumf, dati
§9dr§m§9 (gewirr und gewimmtl) admr daa gaHhiaek kmrmr-
ftkcbm «M, dat sieh mit jedar atri «ms nim^wMf «•
McW mtMmM (gewirr und geeehwlrr). lewatt wrlfct
dmngem, dia durch die beaandarkaiiim daa J$wiitiftn au-
ammmaniangea bedingt sind, dringen niaki 6a ntr farmd
aar; maiat kämmt in iknam aima übta ntbtmhtdnikimg, die
dem begriff dar Unordnung amk^ftat, mar gaUumg.
1)) in dem grOasImOgUehen gewirr and gewimmel. OöniK
to, 184, s. o. sp. Aen:
•I Beia wm kasa
er doch ia dem gewirr und graaeer aeag basteÜM?
Dirrm. v. d. Waanem Taism Mtaäm Jenmiam
(W, 17) (IMS) SAl idtaßark, ban aka
»aggte. in lania lorc eonfiislane « et tarbtd» t aääaf;
was kann er tbnn mit uafbait aai iMileails waan
angst, varwirrong dmeh die haaln hrieht? tlmam);
in dem gedrängo und gewirre, daa dadurch entstand, . . .
gelang ea zwar Ambroaiea, aieh lelhat dem andränge des
vorbeibransenden nuudMnsagec lu entsiehea. Fr. Halm
{haus an der Veronabrtieka) 4, 114 Sdklaaamr; 'da •ollleet
sehen', sagte er mit wacher, voller stimme, 'waa fUr ein
gewUhl und für ein gewirr es ist in dieaer zeit, nicht
allein in Berlin, sondern im ganzen land. diese fewaltife
wirtschaftliche Wandlung in diesen letzten dreiaiig jähren!
KHKNS8EN Hilligenlei (90)*' ie&; was soll mir endlich da«
weih in dem vollen gewirre and reiszenden Strudel des
gedrängten und getümmelvollen lebena? wo so viele
festere und besonnenere männer sich variieren and so
gründe gehen, da sollte dies leichtere and zartere weeen
sich halten können . . .? E. 11. Arnüt reisen {bruekat.aimer
reise durch Frankreich 8) 6 (1808). 877; so bin ich denn anf
einen tag in der stadt gewesen, bin in dem gewirr and
gewog' wie träumend einhergegangen, und hemmgestoczen
worden, weisz beut nit. zählt der tag oder nit. Anzek-
onunEH {dorfgänge t: die fromme Kathrin") 8.07; in dem
gewirr and der unruhe, welche solche Vorkehrungen {fUr
die hqßagden) bei den sttidtem immer hervorbringen, blieb
unser dichter ganz auf sich eingeschrUnkt Streicher
Schillers ftncht &4 H. Hofmann.
8)) es ist Jetzt wieder ein solches gewirre und geschwire
in Franckfurlh, dasz einem der köpf sumst frau ratk
GöTHK (an Anna Ämalia) 1, 106 Köster; es war die tage
zu viel gewirr und geschwirr um ans, auch von gleich-
gültigen leuten. Friedrich Arndt bei KM. Arndi- sehr,
f. u. a. s. l. Detttschen 1, 14S; was sie da alles vor sich
sehen, dies gewirr und geschwirr, diese bediente, die . . .
erfrischungen bieten, diese hinter einem walde von tro-
pischen blumcn versteckte musik, diese conversationen ...
alles das ist lüge. K. Gutzkow die dimkonissin eap. 8;
ich möchte in dem gewirr and geeehwirr nicht mehr
leben! Levin SciiCcKiNti herberged«rgertehtigkeit(i)\,ta;
ach, daaz man nicht von sinnen kommt über den lim
und das gewirre. Göthe {Claudine v. Villa BeUa) 57, IM;
vom actienschwindel, von speculationeo
vernimmt sie ans allen gebieten and sooea (<N« bihmenhmat),
im eisenbahn-l&rm und gewirre
da werden die sinn' ihr ängstlich oad irre.
HOFKMANK v. FAixaastJiBBM MCte Üben 6, SM;
als sie einen nachmittag das getfimmel und gevrirr, welches
der gehurt eines menschen vorherzugehen pflegt, im hause
merkte, nahm sie die gröszeren kinder an die band.
E. M. Arndt schr\ftenf. u. a. s. L Deutsd^en 8. a«7; diesen
imponirte die grosze stadt so sehr, diese verioren in
dem ungewohnten gewirr und getümmel . . . ihre schlaue
l&ndliche Unbefangenheit. W. Raark der achadderump^ M;
Stimmengewirr. getOmmel drauszcn. H. v. Hofmannstiial
ISlektra «.88; ala aie dem nahe kam, vericündete ihr schor-
6127 GEWIRR 2, a (gewirr und widerspräche)
ein verworrenes getöse und das gewirr vieler streitenden
stimmen unheil. Ernst Zahn herrgottsfäden (9)^ 96; gass-
auf, gassab erschienen menschen mit lichtem, gewirr
und murmeln nahte von überallher. Walther Siegfried
Ferment^ 249; ein gewirr, ein immer lauteres geschnarr
von stimmen. 114.
3)) halffen auch ihnen die äpffel auffklauben, schoben
aber fast mehr und sonderlich die schönsten in ihre sack,
als den weibern in die körbe, ja sie machten nur den
weihen noch grössers gewirr und Vermischung. Simpli-
dänischer HaspelHannszU] tausend schneidende, flehende
Zungen, röchlen der sterbenden, gegrinz, gewirr, gebad
in blut, und leztes aufstemmen zu rächen, tobt über den
gräbern. F. M. Klinger Simsone Grisaldo (l, l) (1776) 16;
mitten unter diesen Unterhandlungen, über deren gewirr
und Unheil wohl ein ewiges dunkel liegen wird, stiegen
neue plane zu kriegen und siegen auf. E. M. Arndt geist
der zeit 2^, 108 ; was es da für ein gewirre und für Wider-
sprüche in meinem Innern absetzte. B räker der arme
mann im Tockenburg (selbstbiogr. 6) 186 Bülow; das gewirre
und gekleckse (des Systems des harmonischen tveltalls)
wuchs und wuchs und spiegelte sich so sichtlich auf den
hauptbögen und beiblättern ab, dasz aus diesen stummen
flächen in mein eignes gehirn der Wahnsinn herüberzu-
schweben drohte. Fr. Th. Vischer auch einer Sil; der
begrif und beweis gottes nichts als ein werk so feiner
versuche, abstractionen und Spekulationen ! mit so vielem
gewirr und schulkram umfangen! Herder {älteste urk. 1. 7)
6, 310.
ß) diesem jüngeren begriff von gewirre ist auch eine reich
entwickelte gruppe von Verbindungen erwachsen, die das
zugehörige subject kennzeichnen, und die meist in die
form der composition übergehen, vielfach kreuzen sich diese
Verbindungen mit denen von gewimmel und getümmel,
von denen sie sich in der bedetttung charakteristisch ab-
heben, in der kennzeichnung von naturerscheinungen , wo
gewirr mit gewimmel zusammentrifft, geht es von un-
beicegten objecten aus, in deren häufung das bild der regel-
losigkeit einen .schein von bewegung gewinnt, gewimmel
geht dagegen von bewegten objecten aus und erreicht erst
in der Vorstellung des gedrängten auch den arvschlu^z an
unbewegte, von solchen ausgangspunkten atcs werden beider-
seits die formen der architektur gestreift, vor allem die regel-
losigkeit eines städtischen straszenbildes und dieses udederum
giebt den rahmen für die lebhaftigkeit des städtisclien Ver-
kehrs, den das durcheinander von wagen und pf erden
steigert, hier tritt neben gewimmel auch getümmel als
concurrent von gewirr auf, von dem es sich namentlich in
der kennzeichnung von geräuschioirkungen unterscheidet;
wenn bei gewirr das durcheinander von stimmen, die dis-
harmonie der töne entscheidend ist, so giebt für getümmel
die kraftentfaltung den ausschlag, die bei gewirr nur eine
begleiterscheinung ist. ganz ähnlich heben sich die beiden
substantiva auch in übertragenen vericendungen ab, wo ge-
wirr den v}ider.streit menschlicher empfindungen und gefühle,
meinungen und eigenschaften trifft, icährend getümmel mehr
die stärke und leidenschaftlichkeit kennzeichnet.
1)) unter den naturerscheinungen, die mit gewirr gekenn-
zeichnet sind, bilden bewegliche objecte eine vereinzelte aus-
nähme: das boot wurde eine Zeitlang in dem gewirr der
kurzen, schweren, sich überschlagenden wogen hin und
her, auf und nieder gestoszen. Frenssen Peter Moors
fahrt nach Südwest (4) 35 ; mich dünkt , was voraus ein
feierlich muttermärchen mit dem schwebenden gewirre
von Schattenzügen war, wird in meinem gesichtspunkt
das bestimmteste, geendetste, vollste gemälde. Herder
{unterh. u. briefe über d. ältest. urk. 4) 6, 180. die meisten
anknüpfungspunkte bietet der baumiouchs und die Pflanzen-
welt, mit der auch einzelne erscheinungen am thierischen
körper verwandt sind, geologische gebilde werden ebenfalls
häufiger gestreift, unter demselben gesichtspunkt, unter dem
die formen der architektur angezogen werden.
a)) dann als er herunter portzelte, fiel er in ein ducke
gewirre von schilff und röhr {des sees). Prätorius Blockes-
berges Verrichtung (1668)260; und er fühlt, wie sich des
baumes wurzeln unter ihm regen, . . . blickt er aufwärts,
so betet er, und blickt er nieder, so schwindet er in dem
gewirre der wurzeln, die wie lichte schlangen um ihn
GEWIRR 2, a (gewirr von zweigen) 6128
wühlen. Cl. Brentano (fragment aus Oodwi) 6(l852), 301;
vgl. gewirr der tannenwurzeln. W. Siegfried Fermont^ 150;
dann aber stand er auf und blickte über sich in das
gewirr der ranken, um die gefährdete blüthe zu entdecken
und das Ungeziefer herunter zu schlagen. Tu. Storm {im
Sonnenschein) 1,317; -y.^i. rankengewirre Sanders erg. -tob.
642''; rankengewimmel theil 8, sjj. 107; aus dem gewirr der
äste am boden erkannte man, dasz auch der grund auf-
gewühlt war bis unter die wurzeln der nächsten bäume.
G. Freytag {verl. handschr. 6) 6, 116; so ists zuletzt wie in
einem wilden, verwachsnen walde : wo wenig alte stamme
sind, aber ihre tausendfache äste, spröszlinge, zweige
haben sich desto ärger vermischt, verwirret und verwickelt,
wer nicht merkt, wo die alten stamme liegen, kann er
durchkommen und wird sich nicht im ästegewirr aufs
schlimmste verfangen? Herder {älteste urk. 2. 7) 6, 416;
vgl. astgewirr. M. Stona {im walde) klingende tiefen (1903) 8;
wölken . . . {die) dem geäst der bäume zutrieben, in dem
gewirr der zweige verschwanden sie. Herm. Stehr der
begrabene gott- (5) 62; so ganz eingeschlossen in der grünen
Wildnis, die ihn in kopfhöhe überdachte in unmittelbarer
berührung mit diesem gewirr von zweigen und blattwerk,
so ganz in dieser grünen enge eingeschlossen war es ihm
erst wohl. Gustav Falke der mann im nebel (i8ü9) 11;
vgl. zweiggewirre Sanders 3, 1629°; stundenlang stand
ich auf einem stuhle davor und versenkte den blick in
die anhaltlose fläche des himmels und in das unend-
liche blattgewirre der bäume {des bildes). Keller {grüner
Heinrich 1, 15) 1^'', 151; nachtgebüsche, die ihr blättergewirr
bis auf den steinwall hinabtauchen. Timm Kroger Hein
WiecÄ'-^ (1905) 70; vgl. gewimmel derblätter; laubgewimmel
sp. 5837; laubgewirre Sanders a. a. 0.; an der felsenwand
liegt ein weiszes gewirre herabgestürzter bäume. Stifter
biinte steine^ 37 Aprent; gewirre der bleichen herabge-
stürzten bäume, {studien l: der hochwald i) 1,272 Sauer;
die feuerrote sonne sah durchs funkelnde gewirr eines
gebüsches und lockte. 0. Ernst Asmus Sempers jugend-
land 98; vgl. baumgewirre, heckengewirre Sanders a. a. 0.
und erg.-wb. 642"; gegenüber, hinter einem schmalen
sumpfe, der vom röhricht ganz durchwachsen war, stieg
wiederum, anscheinend undurchdringlich, das gewirr des
Waldes auf. Th. Storm {scMveigen) 7,90; vgl. waldgewirre
Sanders erg.-ivb; aus dem schattigen, dicht bestandenen
park . . . trat man in ein gewirre von obstpflanzungen, die
auf einer fläche von mehreren morgen feldes sich wahr-
haft zauberisch darstellten. Auerbach landhaus am Rhein
(2, 10) 1, 105; stiegen sie die treppe hinab und tappten sich
durch ein gewirr von palmen. Fontane l'adultera cap. 12;
{die kreuzotter) war in dem blumengewirr verschwunden.
{quitt Zi); v^i. blütengewimmel ^/teii 2, sjp. 179 ; jetzt öffnete
sich eine lichtung, in der das gold des abendhimmels auf
hülsen- und farnkräutern lag, die hier in unberührter
einsamkeit beisammen standen, 'weiszt du denn wirk-
lich, wo wir sind?' sagte Wulf, als Kätti vor ihm in das
gewirr hineinschritt. Th. Storm {z. wald- u. wasserfreude)
werke 5,317; was zeigte sich mir da noch mehr? ein
todtes huhn mit einem hanfgewirr um den fusz an einer
kartoffelstaude hangend. E. M. Arndt Schriften f. u. a. s. l.
Deutsclien 3, 491 {erinnerungen , gesichte geschichten); den
astreifen mit dem strohgewirre {der zerrissenen strohharfe)
hat er sich umgehangen. P. Rosegger (schriften des ivald-
Schulmeisters^^) 1,303; das von den zahnen {der hechel)
zurückgehaltene gewirre von fasern, das 'werrig', 'werg'
oder die 'hede', ist bei der groben hechel unrein und
reichlich. F. Knapp lehrb. der ehem. technol. 2 (i847), 626;
fädengewirre Sanders erg.wb. 642"; und nun gar Heine,
der die wohnung im vaterlande verloren hat, der arme
Krösus in der fremde! er sieht es nicht mehr seit \ielen
Jahren, das tausendfache gewirr deutscher entwicklungs-
fäden, er hört in der ferne nur die resultate. Heinr.
Lau HE neue reisenovellen 2 {vorwort) ; vor ihrer phantasie
er, sie und die Umgebung in ein gewirre von zauberfäden
gerieth. Stifter {studien l: der hochioald s) 1, 262 Sauer;
und diesB sohle, schlaff und dürr,
trat auf des mohren haargewirr.
Freiligrath (der Wandrer in der wüste) 1, 41;
an dem unter der kapuze hervorgekrochenen und die
stirn verhängenden haargewirr. Wilhelm Hegeler Pietro
6129
GEWIRR s, a (felBengowirr)
tler kortar' B/7; das haar ein gewirr von blonden, leicht
n'itlichen liSokchen. Geoku Rkickk da* grüne huhnll.t)* 31 ;
il:i8 blonde loclcengewirr. E. v. HANt>Ki. Mazktti Jeta« u.
Maria (u) 1.260.
l)) gegenüber liegt dai graae steingewiree der andern
(luHZBoito, und unten qn< lioh die Ahr, die man an
■eohs, Bieben orten glitzern Rieht, durch die UbyrinlhiMb«
gasse. Immkrmann (Ahr u. Lahn) lo, «M Htmpd: vgl. Mteh
Steingewirre. Stiptbr bunte »teine^ 118; and mit hilfe
dieser {der Uehtung) glitt dann der bliol( nach der anderen
rolBenieite hinüber, auf der ein gewirr Ton spitMn und
/acken . . . sichtbar wurde. Fontank Oieü« eap. tS; in-
'lossen senkte sich Über steilwttnde und felsengowirre im
iciertUglicbon soliimmer da« sonnengold vom einsamen
AlhoRgipfoI langNiiin zum tannenwald herab. Jac. Ph.
l'Ai.tMKKAYKri fiagiiiente au0 dem Orienflnb; unabsehbar
war in den dUnnbankigen, wonig geneigten kalken das
gewirr der karsttriohtor, die Uieils durch chemische aus-
laugung, theils durch mechanischen einsturt . . . entstan-
den waren. K. Hasskut reue dttreh Montenegro (tW8)8l:
nbor wo früher der Priehl den alten erreicht hatte and
an ihm entlang geflossen war, sah er in grosser breite
die grasnarbo zerstört und fortgerissen und in dem kOrper
dos deichos eine von dor flath gewühlte höhlung, durch
welche überdies ein gewirr von m&usogftngen blosgelegt
war. Tu. Stomm {der echimmeheiter) 7, «*9. vgl. felsen-,
stein-. hUgel-, berx-. klippengewirre Sanders 8, isad",
erg.wb. Mi^; inscigewirre ebetida; ländergewirre *. oien
theil 6. «p. 105; sterngewirre Sanders a. a. o. dawu vgl.
stemgewimmel «. oben «p. 6887.
»)) gewirr bezogen auf linien und formen vor allem der
arehitektur; das atrasMenbilä als rahmen ßlr den atädtiaelien
verkehr :
a)) eine weile lag er noch, mit offenen äugen nach der
decke starrend, wo die band eines geistreichen stuben-
malers sich in tollkühnen arabeskcn verewigt hatte, es
tat ihm wohl, in dies gewirr von krausen Schnörkeln und
zackenwerk zu blicken. Paul Heyse {moral. nov.: vetter
Qabriel) II, 3 s. I3i; und zuweilen gelingt es einem klugen,
nachdenklichen äuge, zu sehen, wie das grosze. schöne
und furchtbare Schicksal auf dem ewigen steine sitzt
und mit aufgestütztem haupte und gerunzelter stim das
gewirr von linien im sande malt, die verschlungenen
Wege, die wir menschen dann gehen müssen. Frbnssen
Jörn Uhl (6)*» 117.
b)) einige der Schwestern widmeten sich der erziehung
im waisenhause, wohin sie durch ein gewirr von gangen
gelangen konnten. Kari, Gutzkow der tauberer von Rom
bitch 6, cap. 2; unter lachender bewunderung der sich hier
darbietenden holzarchitoktur stieg man ein gewirr von
stit'gen und treppen hinab. Fontane der Steehlin cap.U;
ihre grandiosen paläste und langen straszen erheben sich
über einem gewirr solcher unterirdischen Wölbungen, nquä-
diikte, gilnge und grotten. Ad. Stahr die reptiblikaner in
Neapel {eap. 41) 2,322; ein gewirre von gassen und gäszchen,
worin sich selbst solche, die schon mehrere jähre in Rom
sich aufgehalten, nur mit mühe zurecht Qnden können.
Pi.ATEN an i«^«^^»- 26. 10. 1826 ; die ganze innere stadt ist
ein heillos unschönes gewirre von elend gepflasterten
straszen oder vielmehr gassen und gäszchen. brücken und
brUckohen, formlosen platzen und schmutzigen winkeln.
A. GrOn da» Eldorado der arbeiter, gartenlaube {i»e!>) 903*' ;
vgl. gassen-, dächer-, hUtten-, treppen-, thürongewirre
Sanders a.a.O.; vgl. gewimmel obm «p. 5837;
dortliin gelangt w&r' ich gern fllr mein leben;
doch muszt' ich weit noch durch der Stadt gewirr
umgehn, bis ich dahin mich könnt erbel)en.
Fr. ROckbrt erzähl. 9: d^c 8 qweUen;
in einem gewirr gröszerer gobäude, die in winkeliger zu-
sfiminenstellung allen Jahrhunderten angehörten . . . liegt
t>in haus mit mKsziger fronte. K. Gutzkow der tauberer
von Rom 6, 10; da sagte der sanfte fUhrer auch unter anderm
auf ein wüstes gewirr von häuscrn zur linken zeigend:
il ghcttol 7, 2; im jähre nao aber war es ein hofartiger
platz, umgeben von einem gewirr von gebüuden. W. Raarb
iniMren herrgotts kamlei ('>)* 90; und das gewirr von durch-
tinandergcschobenen bauworken hinter Sankt Bartholomäi
n;ihm sie in seine unlieinilichen finsternisse auf. 91; warum
GEWIRR f.« üfcwlrr der menschen) 6130
dieser schmale wasserlaof zwischen dem nichtigen gewirr
der hftuser sich so spurlos verlor. Geohu Hermann
Jettrhen Oebert* 116; wenn da mit dem flnger dort vom
Wettingerhaase, das am wasser steht, über das gewirr«
der dächer aufwärts fährst, so tupfst du auf das so-
genannte grüne schlosz. G. Kki.I.er {Züricher novdUn)
werke «, tt; erst das gaslhaus, das mit seinem dlcher-
gewirr wirklich an eine mittelalterliche 'bürg Roden-
stein' erinnerte. Pontarb Oieüe i«; vgl. niinengewirre.
A. STirrRR mnäldungen l.ni Ayrent; leltgewirr Frri».
V. Saah kainr Heinriek IV. •, 7i: alle« ander« war Moas
steindiel«, Ton d«r aus ein gewirr tob Mtsni saalebst
auf einen boden and von diesem hftber hinauf in das
als taabenhaus dienende türmehen führte. Th. Fontanb
irrungen. wirrungen S.
«)) eines tages . . . finde ich Jsdoeh das (iMr<»)tuuis
von ob«n bis unten erleaohtet, ging« ond tr«pp«a von
menschen wimmelnd und vor dem haas« «tu f«wirr
ineinandergcfahrener wagen. FniBun.HAt.M {ditManifam
li«»e) 4, 16 Schloa»ar: das gewirre der wägen vorder pfort«.
Gutzkow ritler vom geiete «, s; an d«r «cke des mmrktss
hält auf seinem groszen pferde hoeh «rbaben d«r fsns*
darm, auch er ist heut im eifer, und sain« sttnoM klingt
herrisch über das gewirre der wagen, wsleb« dl« «Infahrt
zur strasze verstopft haben. G. Frettao (ßM u. hatm l, 1)
6, 111 ; gewirre der wagen and pferde. M. v. KBitBii'EacnBN-
RACil der kreürphynkua* St; unten in der stadt traf ich
ein wagengctUmmel, ärger wie am markttag vor der her-
b«rge gewirr der räder, geschrei der mensoben, landleat«
and lakaien des hofes. 0. Frrttao {veri. hanäeehr. s, s)
7,476. ander» rädergewirr in: es ist, als sähe sie in
das rädergewirr einer erbarmungslosen mascbine. Hbrm.
Steiir der begrabene goU* (&) 68.
8)) engere besiehung at^f mensehen:
a)) am gedriinge trird nur die bildvirkung hervorgehoben:
aus dem gewirr der rcgenschirme ond pelze and schleier
entwickelten sich zwei jägerinnen. K. Gutzkow der
tauberer von Rom 5. 18 ;
das lachen nnd die seafcer wilder lost
nmtCn' ihn, seine blicke tauchen ein
in Oppiges gewirr berauschter leiber.
Arthur äcHNrrzusR der $ehUier der Btalriee
(*. oiO;
die reizbarkoit aller lüeinen festalten im gewirr vieler
menschen nicht mit den ihnen gebührenden ansprOchen
hervortreten zu können. K. Gutzkow der tauberer von
Rom 7,3; der doctor kam and lachte sie aas. weil si«
vorher grosze sorge gehabt, wie man in dem gewirr
fremder menschen einander finden werde. G. Frrttao
{verlorene handsehr. >, 4) 6. 272; und kalt und klar in das
gewirr der dinge and personen am ihn her blickte.
W. Raarb leute au» dem walde (8)* 78; vgL gewimm«!
«p. 68S4/. ;
dreimal schrie vom grabe» niit macht der edle Achilleoa:
dreimal zerstob der Troer gewirr und der rtlhmlichen hsliar.
(tfic <W )cvxr,9r}aav To«it<;).
Voss hiaa 18, S»;
nur durch diese betrachtung als durch einen doppelten
ariadneisohen faden, kann man sich aus der geschieht«
der neuem musik und aus dem gewirr parteiischer
kämpfer heraushelfen. Göthk {Rameau» neffe: anmrnrk.)
86, 175; es war ein grosses tuchbild in Ol, . . . mit einem
gewirr von kämpfem und flüchtenden. Jac. Burckhardt
beitr. ntr kunetgeach. v. Italien 885; geriet er in das g«-
wirre eines maskenzuges. Fr. Halm {hau» an der Verona
brücke) i,l\6Sehloa»ar; als sie sich ausgesprochen, blickten
sie wieder in das gewirr der tanzenden hinaus. Gboro
v.OMPTKnA der teremonienmiei»ier*i67; hindurchgedningen
durch ein gewirr von Völkern, selten, zeichen und sprachen,
wo sind wir? Herder {älteste urk^tnden 4) 7, 8; ein ge-
wirre von scenen, Völkern, zeitläuffcn. (aiicA eine philo»,
d. geaek.) 5, 505; gewirr von s«kten. 16. 566: gewirre drr
familien. Götiib 18. 188; einem . . . gewirr« schmatziger
kinder. Achim v. Arnim 8, t48«. u..- kindergewirre. Hbr-
DBR {plaetik) 8, 89; das dieser geist das einheitlose staaten-
gewirr durchdringe und einwillen. einmal and einmacht
verleihe. Jahn tcrrÄre 8 I, 318 ; weil ge wühl ... weltge wirr
(i/rti/.vrAr.« lolkaUtum) 1, 153; vgl. weltgewimmel jp. 583«:
weltgetUmniel «p. 4585;
6131 GEWIRR 2, a (Sprachengewirr)
gendarmen, in leichenlaken gehüllt,
ein weiszes spukgewirre
umringte mein bett, ich hörte auch
unheimliches kettengeklirre.
H. Heine {Deutschland 18) 2, 469 Elster.
h)) die Stimmentfaltung ivird hervorgehoben:
«)) kein tag verstrich, der nicht mein kleines wissen mehrte,
mit dem der junge geisl sich stopfte mehr als nährte,
der sprachen schwer gewirr; das bild vergangner weit,
zum sichern Unterricht der nachweit aufgestellt; . . .
Lessing {die religion) 1^, 263 ;
siehe, da wimmeln von fröhlichem leben die krahne, die
markte,
seltsamer sprachen gewirr brauszt in das wundernde ohr.
Schiller {der Spaziergang) 11, 79;
grellem lichte kommt aber doch gewisz ein gewirre von
gesprächen gleich. Fr. Th. Vischer auch einer 327 ; dort
das gewirre des hochzeitsjubels. Scheffei. EeJcehard capA6,
vgl. festgewirr tlieil 3, sp. 1654; drei so traulich verbundene
saszen unter dem duft der blumen und in dem ganzen
Zauber südlicher natur, der sich selbst beim nächtlichen
gewirr der städte nicht verliert. K. Gutzkov^^ zauberer
von Rom "!,(); vgl. getümmel der stadt, getümmel des
Volks sj}. 548.5; das gewirr der reden wuchs zum unerhörten
durcheinander. Ernst Zahn herrgottsfäden (24)^266; ein
gewirre von stimmen, mähre, heiligen sagen, dadurch wir
hindurch musten. Herder {älteste urk. 4) 7, 154; ein ge-
wirr wunderlicher stimmen drang uns entgegen. Paul
Heyse (Maria. Franciska) II, 7, s. 186; das gewirr von
kinderstimmen lief nicht allzuweit vorüber. Herm. Stehr
der begrabene gott^ (s) 226; als er an die stelle kam, wo die
häuserreihe näher an das wasser tritt, schlug von daher
ein gewirr von stimmen an sein ohr. Th. Storm {Hans
u. Heinz Kirch) 6,60; vom flusz herauf scholl ein fröh-
liches Stimmengewirr, (z. toald- u. wasserfreude) 5, 324.
vgl. auch Stimmengewirr bei Hugo v. Hofmannsthai,
EJektra s. 92; Herman Jettchen Gebert^ 277; Ernst Zahn
schattenhalb 36. m dieser Verbindung findet gewirr gelegent-
lich viieder anschlusz an die alte bedeutung von gewerre:
und rings durch die stadt verbreitet
sich ein tosend stahl geklirr;
näher, immer näher streitet
her der stimmen kampfgewirr.
Gl. Brentano romanzen vom rosenkranz (13, 76)
234 Morris ;
vgl. kampfgewühl, kampfgetümmel theil 5, sp. 153; vgl.
auch das gewirr vieler streitenden stimmen. Ernst Zahn
herrgottsfäden (9)® 96.
ß)) das gewirr . . . zuweilen auch von tönen. Campe
2,365"; ein gewirr freundlich-zärtlicher töne, ebenda {aus
Benzel-Sternau);
aufs neue, durch schrecklicher klänge gewirr.
erweckt, vom schlafe fuhr ich empor.
Schack {nachte des Orients 3) 1, 33;
komponiermaschinen müezt' ich erfinden, welche das
süsze gewirre von melodieen, die mich umziehen, sofort
auf noten brächten. Eduard Helmer {Ernst Koch) Prinz
Rosa ■ Stramin {eap. 15) 74 Brummer; vgl. gewimmel der
töne sp. 5838; getümmel der musik sp. 4581.
4)) gewirr vrird auf menschliche thätigkeit, auf empfin-
dungen und gedanken, auf geisteserzeugnisse und begriffe
übertragen :
a)) er befindet sich in einem gewirre von geschäften,
er ist in geschäfte verwickelt. Campe 2, 365''; ebenso Hil-
pert 2, 1, Ä. 465* {he is in such a labyrinth of affairs); im
gewirr der kandidatschaft s. u.; es hat zwar ... herr
Waitz uns in das gewirre der diplomatischen Verhand-
lungen zurückgeführt. Vincke in der deutschen national-
versamml. s. stenogr. ber. 3,2103"; so fände freilich zwar
weder die grosze extension des menschenreichs auf der
erde , und noch weniger das gewirre von scenen statt,
das uns jetzt die geschichte darbeut. Herder {ideen z.
phüos. d. gesch. d. m^nschheit 1, 4) 13, 29; unsre geschichte
schleicht unter einem gewirr kleiner und feiner hestim-
mungen, des Standes, der lebensart, der zeit, des orts,
der Personen einher. (Weine ÄcAri/fen) 16, 389 ; die macht
des talentes trug ihn hald über das gewirr seiner eigenen
Schicksale, über die Widersprüche des wirklichen lebens
in's freie gebiet selbstständiger Wirksamkeit. K. v. Holtei
(der letzte komödiant 3) 35, 250; in jeder politischen läge
findet er {Blücher) sich rasch zurecht, erkennt sofort den
GEWIRR 2, a (gewirr des tages) 6132
springenden punkt im gewirr der ereignisse. Heinr.
V. Treitschke dtsch. gesch. (l, 4) 1*, 453.
b)) wer will sagen, was aus diesem gewirr der schwäche
und kraft für die auszerste entwürdigung unsers welt-
theils endlich herauskommen wird. Pestalozzi {nach-
forschungen über d . . . . entvnkl. d. menschengeschl.) 7, 188;
das gewirre seines herzens. Herder 18, 361; die entwick-
lung des ganzen gewirres menschlicher empfindungen,
bedürfnisse und triebe eben an seiner verwickeltsten
stelle, wie oder über diese, denken? {älteste urk. 4) 7, 116 ;
in diesem gewirre von entgegengesetzten empfindungen,
in this maze or entanglement of conflicting sentiments.
Hilpert 11,1,465"; er {der dichter) sieht das gewirre der
leidenschaften, familien und reiche sich zwecklos be-
wegen. GÖTHE {Wilh. Meisters lehrj. 2, 2) 18, 128; so mach-
ten die Zerrüttung und anarchie . . . allerdings einen so
mächtigen Schiedsrichter nöthig, um in diesem gewirre
so vielfacher interessen und leidenschaften eine Constitu-
tion zu gebieten. Posselt staatsgesch. Europas (1805) l, m;
wer je einen solchen moment in sich fühlt, der winde
ihn sanft und rasch, mit begeisterung, aus dem gewirre
seiner wünsche. Brentano Godvri 136 Ruest;
aber Zeus Kronion, der donnerer, sandte mir Unheil,
der in eitles gewirr von hader und zank mich verwickelt.
{3q fte fiex dTi^tjxTovg l^tdag xai rs/xfa ßälJ.Ft).
Voss Ilias 2, 376;
was mir in der brüst von gedanken war,
von sorgengewirr und ranken war,
gestellt hab' ich dirs einzeln dar,
dir vorgetragen sonnenklar.
RÜCKERT Firdosi's königsbtich (15, 2193) 2, 127
Bayer;
ich komme eben von der sehr betrübten frau von Arnim,
und da ich glaube, dasz in dem gewirr der trauer viel-
leicht niemand dran denkt ihnen zu schreiben , so . . .
Meusebach an die brüder Grimm 25. e.iSSö bei Wendeler 205.
c)) ein gewirre von meinungen und erklärungen. Campe
2, seö** ; dies ist die grosze , veste und göttliche absieht
der bibel, über alles gewirr menschlicher auftritte, mei-
nungen und gaukeleien unendlich erhaben. Herder (^terfer
der liebe) 8, 629; die sonne hatte die hälfte ihres laufs
zurückgelegt, als ich, nach einem leichten mahle, unter
dem angenehmen gewirre von gedanken, ahndungen und
träumereien . . . einschlummerte. Wieland (Peregrinus
Proteus 1,2) 27, 134; gewirre von träumereien und erklä-
rungen. Herder 6, 344; in einem gewirre von ängstlich
sich durchkreuzenden gedanken blieb ich mir selber über-
lassen. MÖRIKE {maier Nolten l) 4, 246 Krausz; das ist
mein Unglück, dasz ich von keinem gegenständ reden
kann, ohne mich in ein gewirr von gedanken und bildern
zu verlieren. Hebbel briefe 2,217 Werner; aus übersprungen
dieser art ist das ungeheure gewirr von vereinigenden
hypothesen und deutungen entstanden, das unsre mytho-
logieen und ikonologien beschweret. Herder {loie die alten
den tod gebildet) 15, 438; mitten im gewirr dieser sich durch-
kreuzenden gerüchte und leider nur halbverbürgten nach-
richten. K. Gutzkow der zauberer von Rom 7, 4 ; kein
mensch in Paris und London wollte von diesem gewirre
spitzfindiger distinctionen weiter reden hören. SyBEL die
begründung des deutschen reiches (9, 4) 3^, 104.
d)) aus dem gewirre des kriegswesens zu dir zu flüchten
wäre mir sehr freudig gewesen. Göthe {an J. S. Jacobi
1792) briefe 9, 325 Weimar; indes waren diese (^se-)stunden
noch die glücklichsten, welche er gleichsam aus dem ge-
wirre der übrigen herausrisz. K. Ph. Moritz Anton Reiser
(2) 175 Geiger; was die grosze menge in dem gewirr des
tages urtheilt, darf uns nicht irren. G. Freytag {die
Valentine i, 2) 2,209; bleibt meister eurer herzen, und ihr
bleibt meister der weit, verachten könnt ihr sie mit allem
ihrem gewirr äuszerer umstände und zwangmittel. Lenz
vertheidigung des Herrn Wiela7id 26 E. Schmidt.
e)) wirklich wüszten wir kein buch, worinn wir ein
solches gewirre von heterogenen theilen beisammen fänden.
Gerstenberg rezen.<iion ... 59 0. Fischer; geschichtliche
Wahrnehmungen zur klarheit, dunkelgedanken ins helle
licht, das gewirr einer unzahl von einzelnheiten in eine
einheit, und diese zur deutlichen anschauung zu bringen,
war das ziel. F.L.Jahn {deutsches volksttim, subskriptions-
anzeige) l, 137 Euler; Deutschland sei für den ausländer
6133 GEWIRR 9. a (trdlaofaM geirin)
ein gcwirr von abweichenden geietzen, gebrttuchen und
«ittcn. {denknitne eines Dntlsfhe») 1, 4M; da sie in der
gcliUrze eine last gepflückter ernteHpfel and darüber
eine inaKKe gekrochener hlutnen trug, dies tchUttete lie
allcH auf den tinch, wie eine reizende Pomon*. dasz ein
gewirre von form, färbe und duft Binh auf der blanken
tafel verbreitete. Gotifhiki) Kki.i.kk (der grüne Heinriek
1, 18) I.IM.
y) die altrif/ute. die dem aulmtantiv heigt»elU werden,
atehen vielfach unter dein eii\fluaa de* im genitiv unter'
getyrdneten oder irgendtrie nijtponirrten tubjeetu. »on*t ktnn-
teir/inen die uttrilnite die mannigfaltigkrit und da» reget
toMe am gewirr. hierfür »tehrn xahlloae odjeetiva iu ge-
böte, die an der reijellomijkeit ttald diu erfreuliehe, bald
da» unerfreuliche hervorheben, da* ohutiaehe mom*nt tat
hier nur gan* apärlieh entmeMt.
l)} da* nttrifmt »teht unter dem tH\/lutM dt» ««6m fe-
wirr gekennzeichneten oder »upponierUn au^teh».
a)) da* adjectiv an »teile eine* »ubjeetiven genitiva; hin-
eintrHumon niuN/. man sich in jcnei heroische mönchische
gewirr, iniis/. (iuolfe oder (iliibelline werden, sonst wirft
man das t)uoh mit ueberdrusz wieder weg. Au<i. W11.H.
.SciiLKORi. {üb. d. göttliche komßdi«) 8. Mtt BOeking; sonder-
l>ur, dasz er, der so oft den sehnsüchtigen wünsch aus-
«IrUckte, recht bald aus diesem irdischen gewirre erlOst zu
werden, gerade . . . manche plane entworfen hatte. E. M.
Arndt erinnerungen* tt»; vgl. irdisches gewimmel «p.ssu.
b)) da» adjectiv bringt einen tug du angegliederten oder
»upponierten eubjecte* mr geUung: das komische lUszt
sich mit dem moose vergleichen, siehst do das kleine,
dürre, gelbbräunliche, graue oder blaszgrUne gewirr vom
weiten an, so erscheint es dir wie ein albern- einfllltiges
spiel der Pflanzenwelt. K. Immkhmann (memorab. l: die
Jugend vor 2& jähren, die familie) 5, 887 Mayne;
wann lOset sich dies (oldene irewirre,
wie lanM noch durch die azurn« irre
lenk' ich den gong?
PiTBR CORNauuR Idcr iHÜdc iitem) 4, 881
Stern; vgl. goldenes gewimmel;
hnher stieg das ungeheure haupt über das kochende chaos;
. . . das zischende, dampfende, wirbelnde, kochende ge-
wirre risz sich von einander, und im brausenden stürme
rollten die dunkel glühenden wölken durch die luft.
Ki.iNGKR {Giafar 6, 6) 6, 332; vgl. auch {». 0.) schwebendes
gewirr von schattenztigen (Hekder); der sprachen schwer
gewirr (Lessino); nächtiges gewirr der häuser (Her-
mann); nächtliches gewirr der städte (Gutzkow); als
sich ein immer zunehmendes gewirre von stimmen im
hausflur erhob, die ärgerlich abmahnend einen ungestüm
vorwärtsdringenden zurückzuweisen bemüht schienen.
KniEDRicii Hai.m {Marnpanliete) 4,88 ScUoaaar;
vor mir sah ich vielgestalt'ger bauzeretOrung schnödes bild,
aus dem gras, hoch Über mannsläng', balkonstarrendes gewirr,
pfeilerschart' und cinscsunkner giet>eld&cher sparrenwerk.
K. IMMKRMANN {Eudnria) 15, 877 EempH;
nichts ist sinnreicher, als ein schäfergedicht mit einem
angenehmon gewirre anzufangen, z. e. das endliche zum
nichts, das diese weit umschränkt. Schönaicm die ganae
iiathetik in einer nu*z 105 Küster; vgl. («. 0.) süsses gewirr
von melodten (K. Helmkr); eitles gewirr von hader und
/nnk (Voss); strahlende abendlichter streifton über den
grünen platjs neben dem begräbniszort . der mit einem
schrecklichen gewirre schmuiziger kindcr eingehegt war.
Achim v. Arnim {die fiiajoratshenen) 8,243 W'ilh. Grimm;
vgl. üppiges gewirr berauschter leiher (Schnitzler).
2)) ICO das attribut die in dem begriff de* aubatantiv*
ruhenden vorstellungtn herausholt, kreuzen aich die ter-
Inndungen häufiger mit folchen von getümmel und ge-
wimmel.
a)) das schöne chaos wird angehende harmonie und
Ordnung; wenigstens bekomme ich einen leitfaden, mich
ilnrchs unermUszliche gewirr dieser unübersehbaren scenen
;in meinem thoil herauszufinden, herauszuwinden. Herder
'ii-icfe d. .ftud. der theol. betr. 3. th., 27. br.) 10, 294 ; vgl. {*. o.)
il.is unendliche gewirre; vgl. das unendliche, unzählige
owinimel .vp. 5S41; heute früh hab ich den ganzen plan
iinsrcr miiskerade zurecht schreiben lassen und alle de-
l'iirtenienfs ausgctheilt. es wird noch gchn ob es gleich
lin ungeheuer gewirre ist. Göthk (an frau v. Stein I78l)
IV.
GEWIRR t.a (witotw g«win)
6t34
hri^a 6, M; vgl. («. o.) das tausendfache gewirr« (Laube);
in lahjrrinthischen gewirren (Tikuok;; bleibt die geeebicht«
der Nazarier und Ebioniten das verflochtene gewirre,
mit dem wir uns, rettend and ankelzemd. ganz ohne noth
tragen? Hkiii>kii (Mrfe awmmer trHd»r Jt»u. *) 7.618;
Mshaaek mi Hei verküMel« kisr sia tontsnisi volkiiMll
s6kiMll«r sUto Hanal ksraa, trat Jetal in dM iMÜntia
«nlar das b«Ha gewiir, dort rMwekto alles vtm Uea.
Fbamz V. HoNNRNaBao Demalea (S) 1. 1 «. 117:
•r wein Ton allem; Jede nuano« de« inatandes ist ihm
Iclar. aber er verliert sich nicht in Umm bonta gewirr;
auch er hat das gleichgewicht in seiner feele. Immrn-
MANN (memorabilien l) 80. |«7 Hempel: der groentthMer
wohnt halb auf der sirasze. auch wenn er sie In der
ganzen woobe nicht l>et ritte, das bunte gewirr trabt fort
während durch seinen köpf, dureb sein berz. H. Lau na
neue reieenovellen (l4: dt« «umIps) 1,8M; u.a. ff<. bonte«
gewimmel «p. flMi; (gona «erstassf/) bontee t»Hiniel
'P *'^' ia den itobUcbaUe Mwirre,
wo das bild «Ol trildar seaüat.
diobl«rbUek wird idMa and im
■ad die leisr sie verstaanat
QOtm (r«Ms» nWIMas 1MU» M) t. US:
vgi* iNVDcaas gvwnMOTVi ^. aviB.
die verhasztcn werden in noth und vei wii iiuc leallrat,
durch falsche stimmen vom richtigen wege abf lenkt nnd,
wenn sie auch nicht zu völligem unterganfe gebraebt
werden dürfen, doch auf alle weise geplagt indewen Ist
das wunderlich schöne gewirr nicht ohne ein gawlaeei
gleichmasz. Immermann (über den ra»en4»» Aimoe am
Sophokle*) 17,411 Hempel.
b)) die leidenschaften haben sieb ihrer herzen lie-
meistert, und wir werden bald ein schönes gewirre in
der guten familie sehen, die kaum noch lauter harmonie
und liebe war. Wieland (Pandorat.x) »uppl. 5(i7W), 44;
wenn jeder nach seinem köpf redet, und es recht an-
gelegt scheint, um den kontrast bis zum lächerlichen
gewirre zu treiben. Herder (über Ugolino) 4. 818; vgl.
lächerliches, närrisches gewimmel ap. SM8; wenn er einen
bessern plan zu seinem gedichte wählte, als ein so
gothisches gewirr: so war er vielleicht eine neue art
Homer für uns. Heinsb ArdtafIMto (4) 4,888 Sdtüddekogf:
auch euch faszt sOtnr seliaader, hört ilir nidi.
verworren kreist vor «odl des tafss bild.
die geirenwart verletzt, die sokanll schreckt;
drum tlQcbtet ihr ans p«iaUchem nwirr
zum Stilleo bome der vergangeobeiL
K. Immbrmann (da* thal vom Romeeral pral.)
18.18;
schnsll vor ihm her entsteht ihm die bahn , die hinter ihn
schwindet
wie durch magische band fifnet und schliemt rieh der wer.
sieb ! jetzt «cnwand es dem blick , in wildem gewirr dorca
•inander
stflret der zierliche bau dieaer beweglichen weit.
SriitLLBB (der tama) U.U;
meine tage sind ein wtkst gewirr von last aad ekel.
K. Immbrmann (die Bojaren 1,4) lA, IM;
OMdert wOstes getfimme! ep. 4SM;
auf den trümmem des alten königthums erhebt sieb so-
dann eine junge weit territorialer gewaltenr geistliche und
weltliche fUrstcn, reichsstldte. grafen und ritter, ein form-
loses gewirr unfertiger staatsgcbilde. TnRiTSCHKEdeitiseA«
geach. 1,8; das unendliche beer der oipos . . . beetebt aas
holzigen . . . mitunter armgleichen stammen, die flberall
wie hindfäden, reife und taue frei von den Esten der
baumkronon herabhängen und wohl vielfach um einander
sich wickeln und drehen ... ihr unordentliches gewirre
macht einen unerfreulichen eindnick. H. Burmbistkr
geolog. bilder %'* (i8,v^), 284; der hoch erhot>ene köpf erschien
im fahlen abcndstrahl jetzt doppelt bleich . und in die
stime war das dunkle haar in ungeordnetem gewirr herein
gefallen. Wai.tiier Siecpried Fiermont' iTl.
f) mit vrrbi* tritt da* »t*b»tanHv niekt »o ofl in un-
mittelbare ah in eine durch präpoaitionen vermittelie Ver-
bindung, bei der gewirr 6esoiM<efv en^ mit gewimmel aiek
btnlhri (». tt.). in der unmiUMartn Verbindung mit verben
»ehlieatt ea aiA tn^rmml» näher m» getfimmel an. auek
hier aind verbm bevomift, iK« mn keilte bedeuiungariMatng
gebttnden aind: die vielen fkden der Wissenschaften, kOnste
und geschäfte . . . kreuzen und drängen sich, so dasz es
meiner ganzen ordnungsgcwohnheit l>edarf, damit keia
385
6135 GEWIRR 2, a (gewirr entwirren)
gewirre entstehe. Göthe Iriefe 15,8; dazu vgl. aus den
bisher angeführten belegen die häufig beobachtete Verbindung
mit dem verbum substantivum (auch in der apposition ist
gewirr mehrmals bezeugt); vgl. auszerdem die zahlreichen
belegstellen für ein gewirr sehen, ansehen, finden, treffen,
merken, malen; ein gewirr findet statt, wird sichtbar, vgl.
dagegen \si unübersehbar, macht unerfreulichen eindruck,
kommt grellem lichte gleich, factitive verba sind seltener,
doch in bemerkenswerten Zeugnissen beobachtet, so wird
die für den älteren begriff (gewerre) besprochene Verbindung
gewirr machen auch in veränderter bedeutung wieder auf-
genommen, vgl. gewirr und Vermischung machen sp. 6127 ;
vgl.: so sagte sie zürnend, verschränkte die maschen,
und machte gewirr auf gewirre, und warf am ende ver-
drieszlich das netz weg. Fr. Xav. Bronner fischerged. u.
erzähl. (1781) 22; dazu vgl. ein getümmel machen, an-
heben, anrichten, verüben *p. 4588; vgl.: darauf fährt
der merker fort, ein gewirr über Yomsburger (die er
oben Jomsberger genannt hatte) zu verheddern, wo er
wieder seine geschichtliche Unkenntnis bemerkbar macht.
F. L.Jahn 2 I s. 271;
sieh , und die Jugend nachbarlicher dörfer auf höhn und in
tiefen
juchzet' und hüpfet' heran , und spielt' ihr gewirr um den
See nun.
Franz v. Sonnenberg Donatoa (3) 1, 1 s. 227.
l)) gegenüber den concurrenzformen entwickelt gewirr seine
besonderen Verbindungen, die dem begriff des wirrsals ent-
springen: die Verhältnisse der garden und eilten sind
in der zeit Alexanders so verwickelt, wie die Verhält-
nisse des königthums überhaupt. ... es ist unmöglich
und zuletzt auch von geringem Interesse, dieses gewirre
zu entwirren. W. Rüstow ii. H. Köciii.Y </esc7t. des griech.
kriegsioesens (3,2 §22) (l8.'>2) 260; ein gewirre aber, das
gewaltthätigkeit, betrug, list und ihresgleichen in eins
schnüren: das wolle kein mensch, das möge gott auf-
lösen. Herder {zerstretite blätter) 16, 149; heute früh haben
wir angefangen den Büttnerischen wüst in andere räume
zu transportieren , man muszte freilich bei dieser ge-
legenheit abermals bedauern, dasz man dieses gewirre
nicht nach und nach auflösen konnte, sondern in einigen
puncten die Unordnung vermehren muszte. Göthe (an
Voigt 26. 1. 1802) briefe 16, 24 Weimar; vgl. : ein gewirr löst
sich. Pet. Cornelius (s. v); mehr zu wirren! eine glück-
liche band, die das gewirre an einem faden sanft und
langsam zu entwickeln lust hat. Herder (auch eine philos.
d. gesch.) 5,567; oft scheint es ein unaufwirrbarer knäuel.
der fremde erwartet stoszen und fluchen, und zuletzt eine
prügelei. aber siehe! das gewirre entwickelt sich, und
die in einander und an einander fest geworden schienen,
gehen jeder seines weges. E.M.Arndt reise» 5, 429; vgl.
auch {s. 0.) das gewirr reiszt sich von einander (Klinger);
zerstiebt (Voss); das gewirr durchdringen (Jahn); um-
schliessen (Moritz);
denn kaum wird sie (die scMeuse) gezogen,
so stürzen alsobald die lauten wasserbogen,
mit rauschendem gezisch den tobenden cristall;
so sprudelt sein gewirr zum schäumenden canal.
Gottsched ged. 2^, 545; vgl. sp. 5839;
vgl. auch (s. o.): das gewirr trabt durch den köpf (Laube),
läuft vorüber (Stehr).
2)) andere verba dienen der herausarbeitung des akusti-
seilen momentes:
schrein, weissagen die grausesten ding', oft neigt' sich mein
ohr hin,
aber da schnarrt' ein gewirr, wie im mährchen von Babilons
turmbau.
Fr. V. SoNNKNBERG Donatoa (6) I, 2 8. 677 ;
vgl. auch (s. o.): das gewirr braust (Schiller), tobt
(Klinger), schallt (Storm), wächst (Visgher, E. Zahn),
erhebt sich (F. Halm), dringt entgegen (P. Heyse), schlägt
ans ohr (Storm).
3)) auch den Übergang zum collectivbegriff kennzeichnen
mehrere verba tji den oben angeführten belegen .■ ein gewirr
liegt gegenüber (Immermann, Stifter), umringt (Heine),
steigt auf (Storm), führt wohin (Fontane), nimmt
jemand auf (Raabe), wird biosgelegt (Storm). dazu vgl. .-
das gewirre seines herzens der obersten Weisheit vorzu-
legen. Herder {kleine Schriften) 18,861; ein gewirr von
GEWIRR 2,a (im gewirre)
6136
treppen hinabsteigen (Fontane); das blättergewirr hinab
tauchen (Timm Kroger); ein gewirr von melodieen auf
noten bringen (Ed. Helmer), dazu vgl.:
nicht ein gewirr ist's, angelegt im wahne,
jch sehe jeden einzlen faden schlagen,
ich höre gehen jede einzle spule.
Friedr. Rückert {geharnischte sonette 48).
s) das bevorzugte anknüpf ungsmittel an verba bilden
auch hier die präpositionalverbindungen {vgl. oben sp. 6134).
während getümmel {s. d.) die angliederung fast nur im
dativ herbeiführt (mit, unter, aus dem, im getümmel),
fheilt gewirr mit gewimmel die weitgehende Vorliebe für
accusativverbindungen : in, durch, auf, über das gewirr.
bei den dativverbindungen hält es sich gegenüber von an,
mit, von {s. o. sp. 5839 zu gewimmel) ganz zurück.
l)) in ein solches gewirre möchte ich von heiler haut
mich nicht hineinbegeben, da ich dergleichen anmuthige
Situationen schon kenne. Göthe {an Schiller 1795) briefe
10, 314. vgl. {s. 0.): in ein gewirr fallen (Prätorius);
geraten (Stifter, Halm); sich verlieren (Immermann);
hineinschreiten (Storm); treten (Auerbach); blicken
(Storm, Raabe, Heyse, Ompteda); sehen (Stehr); sich
hineinträumen (Schlegel); täglich war ball bei ihr, wozu
man freilich die damen unter den hausmädchen und den
bauerndirnen der nachbarschaft suchen muszte. ... die
seitenverwandten des domherrn . . . hatten in dieses ge-
wirre jenen ältlichen mann als aufseher gesendet. Immer-
mann {epigonen 7, 9) 4, 70 Maync; vgl. .- in ein gewirr ver-
senken (G. Keller); eintauchen (Schnitzler); alle eilf
andern ziegen . . . drängen sich um mich und sind wie
auszer sich. . . . nur die ehrwürdige Sisi behielt einiger-
maszen ihre fassung, als sie durch das gewirre zu mir
dringen konnte. Immermann (Mi'mc/tÄ. 3, 9) l, 353 Ma^/Hc.
das gleiche schon Her der {s. o.) ; vgl. auch {s. o.) : durch ein
gewirr sich durchtappen (Fontane); umgehen (Rückert);
gelangen (Gutzkow); einheit und grösze und harmonie
und natur und simplicität und ähnlichkeit, und wie das
ganze buch durch das gewirr folge — alles sind worte
ohne sachideen, schatten ohne körper. Herder {h-it.
loälder 4. II, 2) 4, 60 ; in kurzer zeit war das vordere ende
des Saales . . . überfüllt . . . man suchte sich möglichst
bald durch das gewirr zurechtzufinden, seinen nähern
bekannten guten abend zu sagen. Georg v. Ompteda der
zeremonienmeister^ HG ; das gleiche schon Herder {s. o.:
sich durch ein gewirre herausfinden); dazu vgl. {s. o.):
unter ein gewirr treten (Sonnenberg); auf ein gewirr
zeigen (Gutzkow); über ein gewirr aufwärts fahren
(G.Keller); senken (Fallmerayer); erklingen (G. Frey-
tag); vgl. auch die belege aus Göthe und Arndt.
2)) dort auf dem markt strömt jetzt ein gewühl von wägen
und rossen,
wirrt sich, und raub schleicht her im gewirr.
Fr. V. Sonnenberg Donatoa (6) I, 2 «. 468 ;
alles redete durch einander, und die scene schien sich
zu einem blutvergieszen anzulassen, wenn die aufgebotene
hilfe wirklich herbeikam, in diesem gewirre hatte sich
der Schriftsteller dem köpfende des bettes genähert. Immer-
mann {Münchhausen 6, ll) 2, 192 Maync; ihr bild schwebt
noch In dem gewirre, das um mich ist, und ich stehe,
wie ein fremder, in dem sausen. Stifter {studienl: feld-
blumen 7) l, 92 Sauer; vgl. auch {s. o.): im gewirr liegt ein
haus (Auerbach); der aufruhr, den diese grosze zeitung
im Städtchen hervorrief, ist unbeschreiblich, alles war
auf den straszen, stand und ging in buntem gewirre durch-
einander. Paul Heyse {moral. nov.: Franz Alzeyer) 11,3
s. 297. vgl. {s. 0.): im gewirr hin und her gehen (Anzen-
gruber); im gewirr sich verfangen (Herder); im gewirr
durcheinanderstürzen (Schiller); im gewirr schwinden,
verschwinden (Brentano, Fontane, Stehr); im gewirr
hervortreten (Gutzkow); mitten im gewirr meiner can-
didatenschaft fällt mirs ein, dasz ich ihnen noch antwort
auf ihren freundschaftlichen brief schuldig bin. Voss an
Bürger 9.1.1777 bei Strodtmann 2,8; es thut mir recht
leid, dasz er schon fortgegangen, wir hatten ihn gestern
vergessen in dem gewirr, er sang sehr kunstreich. Achim
V. Arnim {die kronenicächter 1,3) 3,373 Wilh. Orimm.
vgl. {s. o): im gewirre einander finden (G. Freytag);
etwas bestellen (Dietr. v. d. Werder) ; sie {die ausländer)
schleppten Deutschland in andre länder, daselbst zu ent-
6137
GEWIRRKN — GEWIRRSAL
GEWIRRT -GEWIRTEN
6138
scheiden und ewig sclbHt im gewirr zu bleiben. Hehukr
(über die xcilrkung der dichtkutuit} n, iH;
drauHzen im (ewirre
kann man worden irre,
weit, an Hiüli und dir.
I{( < KKiiT (tviiliUtaU) 1, 4in;
diese rückten den hut auf» ohr, und riefen; kein t...
soll unH den sclitilineiülor nelimon! unter all dieiiem ge-
wirre hutto (tich ein junger mennch namens Kehkopf
wcggCKciilichvn. JtiMiäTii.i.iNci jüitglinz/njahre 140; vgl.
auch (». ().): unter einem gewirre einHchlummcrn (Wik-
i.ANo); U>)er einem guwirr sich erheben (Staiik); mit
einem gewirr unfnn((cn (Sciionaicm); den platz mit einem
gewirr Kcliniut/.iger kinder einhegen (Aiinim).
S)) UU8 dem gewiire herauHroisaen (MoiilT/) «. o.; aus
dem gewirr sich lieruuHhelfon (Uötiik); flüchten (Immku-
mann); sich entwickeln (Gutzkow); erlöst werden
(Akndt); winden (Rkkntano); überhaupt wäre der ganze
knäuel von ort- und zeitquiiMtinnnn längst aus seinem
gewirro gekommen, wenn ein philnHophischer köpf über
das drama sich die mühe hätte nehmen wollen, auch hier
zu fra{!en: 'was denn ort und zeit sei?' Hkiidki« (von
deutMher urt u. kunst: Shaketipear) 5,826 Snphan; das ge-
tümmol dann im hufo, und wie darauf ein bedienter
ihn mitten aus dem gewirro in dieses gemach gewiesen.
Kiciiendohit dichter n. ihre yeaeUtn S. eap.
b) die hedfiitnuijiirerenfferung im Übergang tur $ach
bedentung netzt ati/ zicei getrennten gebieten ein:
a) wenn einer in der orndte sein getreide vom feldc
i;crahren, soll er auch zugleich das gewirre, oder die nach-
harcko mit wegschaffen, damit der hirthe an der hüthung
nicht gehindert werde, gemeindeordn. v. Stöhna (1745) l>et
Klinoneh dorf- u. baurenrcchte 1,716; viertens musz er
sich in acht nelimen, das?, aus den sogenannten kammern
nichts von dem in bansen ausgefallenen getreide mit
unter den probe drusch komme, endlich, weil im ein-
fahren auch durch die lagerstJitte der mandeln und durch
das nachharken, viel ungebunden gewirre mit in den last
kommt. KnÜNiTZ öconom. encyclop. B, 576. hierher gehört
auch ah frühes zeitgnis übertragenen gebraucha -. auff diesen
tag, und in diesem gericht wird der gerechte richter . . .
eine rechte musterung und Scheidung halten . ., auff das
pottcs reine und feine kirch, von allem gewirre und un-
«ezielTcr abgesondert werden. D. Schallek theolog. herold
(1624) 246; vgl. auch: der inwendige mensch ist der edlere
mensch, wenn gott nun den leib durch speise und uebung,
die zunge durch spräche, die sinne durch kenntnisz nährte:
siehe so konnten herz und verstand nicht leer bleiben,
oder sie schössen in wildqs gewirre und eigenmächtiges
Unkraut. Hkudki« {älteste urk. 4. 2) 7, 27.
ß) bei den schlossern führet in engerer bedeutung das
eingerichte oder die bcsatzung, d. i. diejenigen künstlich
versetzten Stückchen mctall, welche in die einstriche des
schlüsseis passen, und verhindern, dasz nicht jeder
Schlüssel das schlosz sohlicsze, den nahmen des gcwirrcs,
wo es auch den plural leidet. Anfci.iNti 2,667; ähnlieh
Cami'k 2, :i65*' (das gewirre, auch das eingerichte, die be-
satzung); das gewirre in einem schlösse, lesgardes, gami-
tnre d'une serrure. Schwan (178!J) 1,747»; das gewirr<e) eines
Schlosses, the tcards of a lock [t/tat pari qf a lock, tohieh,
corresponding to the projier key , hindert any otker from
();>ent»ijrt/l.Hii.iM:nT 11,1«. 465»; vgl.ax^chiKCO\^9SO^stechnol.
irÄ. 2, 85»; gewirre, gewinde. charnier aiteh icindkfappe.
fentil z. b, er hat kein gewirro im halse, i-eraehlingt mit
ätiszerstergeschwiudigkeit essen und trinken. J.C.C. RüniOER
neuester ziiwacJis der teutschen . . . aprachkunde 2 (1788), 78.
GKWIRRO, vexb., wird von ScnKnzOiiEni.iN l, 548yilr
turbare, verwirren angesetzt; daa gleiche bei Bkinkmeier
1, 917». icie jedoch die oben {ap. 56"ß'.) beigebrachten belege
für geworren zeigen, sind am stamtnvocal dieses comjwsituma
auch in der nhd. periode keine ausgleichsbestrebungen hervor-
getreten, sewcrren ala if\finitiv, gewerre als cot^junctiv prä».
und ähnliche formen .stehen dem gewirret im indie. präa.
dea »iugular geqenüber. zu den auf sp. 5683 angeführten
ivendungen ist noch nachzutragen: ich hab jn gen Sparthani
gfflrl, dz er daselbs lob und eer erhol und es gewirt und
mangelt jm nichts. SciiAihKNHEiszKii Odyssee 57'*.
GEWIRRSAL. GEWIRRSEL, n.. contaminierte bOdung
tu gowirr und wirrsal, ist einmal bei Tieck belegt: auf
dem klaren bach, der Tom gebirge nieder rinnt, begegnete
ich vor zwei nachten einer ganzen flotte von abgefallenea
lindenblUthen, in denen wohl hundert geister herunter
Kchifftcn, sie sangen hübsehe lieder, und schwatzten und
erzählten viel, es war aber nicht« gründliches in diesem
gewirrsei. denn sie waren von der groszen hochzeit ganz
voll, zu welcher sie segelten, dit rogetaeheuehe t, 7.
(»V.Winm, partieip. <u(;.n« wirren («.</.). in der aehteaehen
form, die aieh an diemm v»rbum nkd. «tUwiekdi hat.
1) dM sebApAmg dw lM«a, dweh hMc. dwdijlui aar di«
voU beWBfceiideii wotligriMida, veU flMM dw i
rinfs dwek afauuider giwirrt, eis ■BsriewUch,
Fr. V. SoMiiKNRsao Domttoa (If) n. t : IM;
ebenao Sonn Odyam» 6, IW (dicht in «inander gewirrt de
umher fliehen); Sonnknbrro 2>oim<m (ft) l,t *. 4M (das
enlfallne geiitrick ... um die füsze gewirrt): K. Vhv.hzzu
Wattntu i,27H (Schlingpflanzen und bäume wild in einander
gewirrt); ich hatte nemlich dal>ei nichts anders zum
zwecke, als in diesen hoohschwindeinden und durch ein-
ander gewirrten paasagen den zustand recht anschaulich
zu machen, meine geaehieht eh' ich gebohren wurde (1<W)
eap.t; sasz derbaron in einem krausen unddurcheinander-
gewirrton husche von hagedomen, eschen und birken, der
auf einem kleinen hügel wuchs. Immehmann {Jdünek-
Aatwen«,«) t,\»Mayne; die nächste andre . . . e« war
ein wahrer soheidcknäuel, eine durch einander gewirrte
strähne abschiedsgam von armen, haubenschleifen, blaoen
mänteln. Oino Luuwio (Ueiteretkei) s, M; der heraus-
geber sacht die so oft in einander gewirrte autorschafl
Goethe's und Heinrich Meyer's in mehreren fällen grnaaer
festzustellen. Zahnckk {tum Ooethejahrbueh 10) GoeUm-
achriften a. 12.
t) und ea bSn^t mit dem flattemden segel das taowerk
alles gewirrt and zerscbellL
\o»H üben, dea TKeoMt UdyOe n, 14) 190
(itama etnij An<nuiaa9iifta);
vgl. auch krausgowirrt. überaetaung dea Ariatopkanea 1, 106;
das ganie, so hoch in den wölken, so tief in dem abgraad.
nnd anf des meers wildwoyender wtute, xa cbaoc gewirrto
nniveranm. Fr. v. Sonnemberg Donatoa (8) II, 1 a. ISl;
alles entstand aus erde, wasser und luft. woher diese
denn? aus der sonderung einer unförmlich gewirreten
masse von rohen urstoCfen. Voss mythol. briefe (8) i*. 14.
GEWIRRVOLL, adj.: es scheint ans der erwähnung
werth zu sein, dasz Üohna sogar in dieser gewirrvollen
zeit sich einige tage für Tcmpelfort frei zu machen wuszte.
W. Gronau Chr. W. v. Dohna a. «50.
GEWIRSEN, verstärktea wirsen («. d). unier den ab-
leitttngen von wirs {vgl. auch gawirairdn. Grapp 1. 1047^.)
reicht dieaea compositum am tceiteaten in die nhd. periode
herein, hier mit gerxtndetem vocal. in den mkd. Verwen-
dungen ist daa verbtim mit einem peraönliehen objeet ver-
bunden: da; in der beiden ellentbatl
gewirsen künde mit dem slags.
K. V. WCR/BtRo Pariomopter vm BaHaek.
ganz ähnlieh Sylveater 5107; hierher gehört wol auth
W. v. RiiEiNAU Marienleben 76. 21 (dag si . . . gewirsete die
sunne). die beiden frühnhd. bdege weifen r^fiexiven f»
braxteh: und so er über vil wucher leneMn wa^. so ge-
würset er sich denn aber, und maehete näwe wundan.
Heinr. Sei'SE {leben cap. 15) 40 Bihlmeyer; und won si von
allter wenig gesach ald gebort, so stiess si sich eiwenn.
das si sich fast gewursset, und verirret dik, das si nit
wist wo si was. Elsrrt Staokl leben der adumHem tu
Töaa (88) Vetter a. W. SS.
GEWIRTELT, partieip. adj-. anaeheinend unwüUeUmr
vom aubatantiv wirtel {vgl. Frisch 2.45«) abgeleiiet: ge-
Wirtelt, vertieillatxta. KlRSCii 2. 15l\ genem so Matthiae
2. 181* {vgl. gewirtet).
GEWIRTEN, verb.. veratärktea Wirten, vgL Lrxer S, »48.
mit transitirem gebraxtch xrie daa grundverium und wie
daa apiiter vordringende bewirten (#. d.)z
sich liefen niht bevillen
stB« scnaBKre,
•wie tiwer es war»,
das darxno tOhte.
da man mit gewirten mShIe
von Osterrtcn des farstaa geste.
Ottokar ö*terr. retmeluvm. 7BC74 SeemSner.
vgl. auch gewirten, bewirten. Unoer Kiioll 291*.
38Ö*
6139
GEWIRTET— GEWISPEL
GEWISPELIG — GEWISS
6140
GEWIRTET, particip. adj. , unmittelbar vom Substantiv
Wirte, Wirten abgeleitet, vgl. auch gewirtelt: verticillatus,
gewir'tet, wie ein wirten gestaltet. Frisius dict. (1556) 1367^.
GEWmZ, GEWmZCHEN, s. gewirr.
GEWISCH, GEWISCHE, n., verbalsubst. zu wischen,
schon im 16. jahrh. belegt: dann ich hab mich etlich mal
mit des frawenzimmers nasenfutern und mundschleiern
von sammat, taffat . . . gewischt, und es mächtig gut be-
funden: dann die gelinde davon gab mir von unden auff
ein unseglichen kitzeligen lust, viel besser als das gemein
gewisch von sonst gelümp, da eim die lasen, zwischen
den kerben bleiben. Fisghart Garrjantua (le) 210 neudr.;
vgl: das gewische. Campe 2,365^; ^{e)wisch, fortwährendes
wischen. Martin u. Lienhart 2, STS*».
GEWISCHT, particip. adj. zu wischen (s. d), mit einigen
festen Verbindungen: gewischter himmel, apertum coelum.
Maaler 180«; tersus, gesäubert, gewischt. König 1170'';
gewischt, adj. tersus, purgatus, detersus. purificatus,
mundatus. Stieler 2563;
vil haben sich des nicht geschembt,
dasz sie ein ermel von eim hembdt
ziehen herfür, und wischen sich,
des soltu aucn gebrauchen dich,
dann trinck mit wolgewischtem mundt,
ein guten zugk, der ist dir gsundt.
ScHEiDT Dedekinds Orobianus (r. 3109)
Milchsack s. 93 ;
gewischte schuhe, calci defricaü, et commtmdati. Stieler
2563. bedeutungsverengerung erleidet das particip in der oft
gebuchten beziehung auf die maierei: gewischt, estompe,
wird in der maierei von einer Zeichnung gesagt, die man
mit geschabtem röthel machet, welcher in den schatten
mit kleinen zusammengerollten Stückchen papiere oder
leder aufgetragen wird, ohne dasz man darinnen einen
strich bemerket. Jablonski (1767) 1, 535'' {fehlt \-i2\); das
gleiche Jacobsso fi 2,85»; gewischt, adj.etadv. [t.depeint],
estompe, dessine avec des couleurs en poudre que Von
appliqtie avec de petits rouleaux de papier gris ou de cha-
mois, dont le baut sert comme de pinceau. Schwan 1,747".
GEWISPEL, GEWISCHPEL, n.. Verbalsubstantiv zu dem
älteren, jetzt durch wispern {s. gewisper) verdrängten
wispeln. vgl. aM. wispalön. Graff IV. 1239; wi/tti. wispelen
mhd. wb. 3,771; nM. wispeln Stieler 2566; Steinbacu
2, 1006; Frisch 2,453.
1) mir die ältesten belege zeigen das Substantiv ohne be-
gleiter; der begriff des geräusches ist hier nach der seite des
subjects noch nicht fest begrenzt, aber dynamisch abgestuft:
wie das die gestürme alle vergiengen in den der herre nit
kam. und darnach in ainem stil schweigen und rasten
in ainem gewischpel kam got der herre. Tauler sermones
(1508) 156» ; wann disz also verriebt , thet sich aus dem
Wasser herfür ein kleine subtile stimm, gleich einem
gewispei und gab antwort auf die frage. Nigrinus von
Zauberern (1592) 50.
2) in den jüngeren belegen ist das Substantiv entweder
mit einem bedeutungsverwandten verbunden oder von einem
attribut begleitet; nach der seite des subjectes ist es auf den
menschen beschränkt und neben der dynamischen abstufung
tritt die Vorstellung eines unbestimmten verworrenen ge-
räusches hervor, die vereinzelt sogar mit der dynamischen
abstufung in vriderspruch steht {s. u. laut gewispei).
a) und war das auf dem Lindwurmhof kein schlechtes
gezischel und gewispei, als . . . der Michel angefahren kam
mit seiner grünen schönen. P. Rosegger (weltgift) III, 9
s. 348; tes es' a kawes'pals ün 9 kawas'pals! das ist ein
gewispei und ein gewespell aus der Zornthaler mundart,
a. Jahrb. f. gesch. . . . Elsass-Lothringen 7,189; vgl. Mar'iin
M. LiENHART 2, 875'*.
h) ein kurtz gewisbel folgt als er gesaget das.
DiETR. V. D. Werder Tassos erlös. Jerus. (1, 29)
(1626) 4'»
(ein murmeln folgt. Gries; geflüster Schindel);
ein laut gewisbell drauff umbher bei jhnen gieng,
der hauptman hiesz es gut mit einem augenwinck.
(6, 24) 65
(gemurmel Gries); das geflüster sank zu unhörbarem
gewispei. A.Mützelburg zwei heitere gesch. 93, *. Sanders
erg.-wb. 645»; verliebtes gewispei. Stuttg. n. tagebl. 35, 86,
a. tbenda 644°.
GEWISPELIG, mundartl. adjectivbildung zu wispeln in
der bedeutung, die unter abstreifung der geräuschwirkung
nur die bewegung im vorstelhingsinhalt festhält, vgl. auch
gewispeit: wisplig, gewisplig, voll unruhe. Stalder 2,455.
GEWISPELT, particip. adj. zu wispeln in derselben be-
deutung, die eben an gewispelig hervorgehoben lourde: es
kombt ein baur mit einem verwirrten, gewispleten hart.
SCHMELLER 2^ 1042.
GEWISPER, n., verbalsubst. zu dem jüngeren, im IS. jahrh.
in die Schriftsprache eindringenden wispern, im gegensatz
zu gewispei (». d.) ist es nicht mit attributen beobachtet,
mehrmals dagegen mit synonymen verbunden, noch häufiger
isoliert belegt; als ältestes Zeugnis ist wol das compositum,
schandgewisper aws Lichtenberg anzusprechen, vgl.8,2li2.
1) das gewisper. Campe 2,365''; Leontin schien heim-
lich und leise befehle zu erteilen. . . . jetzt hörte sie nur
noch hin und her gewisper unter den dunklen bäumen.
Eighendorff {viel lärm um nichts) 4^,192; aber, wenn
man {auf der börse) ein paar leute die köpfe zusammen-
stecken sieht, die piano und pianissimo sprechen . . , da
kann man darauf rechnen , . . . dasz es , wenn das ge-
wisper zu ende ist, zu einem resultate kam. J. G. Kohl
Petersburg 2, 12; und als sie die beiden nebeneinander
sahen, da ging zum erstenmal zu Fruttnellen wieder das
gewisper von einer alten geschichte. Ernst Zahn herr-
gottsfäden (28)* 301.
2) ein düstre prozession
toter ursulinerinnen ;
. . . tragen kerzen in der band,
die unheimlich blutrot schimmern;
seltsam widerhalt im kreuzgang
ein gev/isper und ein wimmern.
Heine (romanzero 1: himmelsbräute)
1, 358 Elster;
und wenn ich denk', was das die letzte zeit her für ein
gezischel gewesen ist und für ein gewisper, da ist mir
oft völlig heisz' worden im köpf . . . also h'raus mit der
färb'! Herman Schmid {der habermeistere) 17,181; am
anderen tage gab es ein geflüster und gewisper beinahe
durch die ganze stadt. K. Frenzel die Verlobung {Wester-
manns monatshefte 48, 72'').
GEWISPERT, aU particip. adj. zu wispern vereinzelt
beobachtet, steht der bedeutung nach dem, oben besprochenen
gewispeit ganz fern: ein durcheinander von lautem
sprechen und lachen und von flüstern und gewisperten
scherzen drang zu seinem ohr. Ad. Stern die letzten huma-
nisten (13)^ 190.
GEWISS, adj. und adv., alte participialbildung zum
praeteritopraesens weisz, wissen {s. d.), die sich in ihrer
bedeutung sentiüicklung von dieser grundlage ,tveiter entfernt
als die bildungen gleicJien stammes weise {s. d.) und ge-
wiggan {s. gewissen III). innerhalb des verbalsystems werden
alle diese participialformen durch die jüngere bildung
gewist, gewest (s. gewuszt) ersetzt.
mit weise zeigt gewiss in der bildung die nächste Überein-
stimmung: im gegensatze zu dem stark gebildeten gewiggan
sind beide alte io -participia, deren formeller unterschied
auf der betommg beruht (*widto und *widto), welche ihrer-
seits wieder die aus dem, zusammenstosz der dentalen sich
ergebende consonanz verschiedenartig beeinfluszte. für unser
Sprachgefühl stehen sich beide formen aber in der bedeutung
schroff gegenüber : weise mit activer bedeutung entspricht
dem pari, praes. (wissend), gewiss mit passiver bedetttung
dem des praeteritums (gewuszt). dieser unterschied galt
nicht von hause aus und gilt auch heute nicht unbedingt,
denn im altnordischen ist wis auch mit passiver bedetttung
belegt, und an gewiss ist schon in ältester zeit der dopjjel-
gebrauch beobachtet, wie er sich im folgenden zeigt: man
hört, nur die mathematik sei gewisz, sie ist es nicht
mehr als jedes andere wissen und thun. sie ist gewisz,
wenn sie sich klüglich nur mit dingen abgibt, über die
man gewisz werden und in so fern man darüber gewisz
werden kann. Götiie maximen {schriften d. Göthe-gesellsch.
21, 286). dazu vgl. die beiden bedeutungen bekannt utul
verständig, die das mittelhochdeutsche particip gewiggen
neben einander entwickelt {mhd. tob. 3'', 789) , und die be-
deutung srichtun gen von gewuszt und bewuszt, in die sieh
das jüngere schwache particip gabelt.
unter entsprechenden einschränkungen lassen sich gewiss
und weise aber dennoch als Vertreter passiver und activer
6141
GEWISS (Überblick)
GEWISS (iiberbHek)
6142
bedeutungen gegenübtrstellen, denn die gtbrauek»- und &•■
deutungaentvnckluny von gewiH in der kategori4 der ad'
jectiva beruht durchaue auf pateiven Verwendungen, nur
in dielten teirä die partieipialform rum bewe^icken adjeetiv,
dun allribittive verbindutigm eimjeht und adverbialen ge-
btauch entxrirki-lt. dir iictiir bednitung i*t und bleibt auf
die J'unrlion den prtidicat» eingeaehränkt und erlangt die
viugtichkeit attrilmliver Junettonett nur in finteinen aus-
uahme^renduuijen den netteren utile («. II, l). andere attribu-
tive vtrbindwujen, die man hierher tiehen müekte, entspringen
der jHMifiven bedeittung von gewisM , Mvnn eie eiek aueh
in der abgeleiteten bedeutung dem artiven begriff nükem:
RühaiTe in mir gott ein roimm hrrl/, und gib mir einen
nowen gewissen geist (yar. rictili^tm, willigen, freiwilligen).
pe. 51, 18 LuTliKii, ebeixeo noch Wki/.mAukcu (rtobten geilt
in der älteren pnaltnrn und Inbeltlbereeintng; epirilum
rectum) u. a. ; liViur.n urlhnt denkt hier an da» aetive gewiss
und erklärt in der gloene- das ist ein geist, der im glauben
on zweivel und der sacben gewis ist, nnd sieb nicbt Jrren
noob bewogen lessot.
in der bedetttungeenitcieklung tritt da» paeeiv er/ueste
gewiss dadurch in gegenaatn tu weise, daea M mh gebiete
der Wahrnehmungen und de» intelUtte, an dem s. b. die
vom gleichen »tamm abgeleiteten eubetantiva kaupteäeklick
htißrn, nicht ttehen bleibt, eondem tu dem grade wm
realitüt vordringt, den die «akmekmungen verbürgen : ge-
wiss, was gewuszt wird, was belcannt wird, was als tbat-
saobe erkannt und festgestellt ist. mit den letzten be-
deutxtngen wuchs gewiss nunmehr auch über dm puanren
gebrauch (fer «torJIcen /orm gewi^en (bekannt) hinuua und
fand hierdurch erat den tugang au den bedeutungemOglieh-
keiten, die ea nach und nach erreichte, in dieaer entwiek-
lung wird fremder einfluaa mit gewürdigt werden müaeen.
unverkennbar hat daa lateinische oertus, das ja auch parti-
eipialform iat und daa von der bedeutung entschieden au
der von festgestellt überging, fördernd eingewirkt, daa
zeigt »ich namentlich auch darin, daaz den lateinischen Ver-
wendungen, in denen sich certus mit securus kreuate, eine
bedeutungsvenrand tschaft auch von gewiss mit dem lehn
irort sicher im deutschen entspricht, in der sicher achlies:-
lieh zu einer concurrenzform icurde, die daa von früher
her tuatündige gewiss aus altem beaitietand verdrängte.
an dieser ganzen entwicklung nehmen die anderen ger-
manischen dialekte, ao sehr iltnen participial formen unseres
stammet gelätijig sind, wenig antheil. dem etile des ger-
manischen volksepos iat unser ad jectiv fremd, auszer einem
einzigen beleg im Heliand (wissan 1938; dazu vgl. die. beiden
compoaita wishodo, wiskuiyo und das einmal gebrauchte
wissungo) sind nur den glosaen und prosatexten einige
altsäeihsiache ujid angelsächsische (vgl. BoswohtiiToi.i.kh
468*') fielege zu entnehmen, wie auch die got. bibel nur in
der Zusammensetzung mit der negatioixspartikel an ein
einziges Zeugnis bietet: du UDwi8(s)amma (ovx dSrjXws).
1. Cor. 9, tb. (vgl. in ungcwisz, in incertum. cod. Tepl. u.a.;
aufTs Ungewisse. LuTiiKR.) im gegensatae dazu addieazt
sich das mittel niederl. dem detitschen gebratich enger an:
vgl. ütDKMANs s,ß6H; Vkhwijs t«. Vkiioam 8, l»19jf.
die weitere enticicklung des pa.9siv gebrauchten adjectirs
steht in tcechselmrkttng mit der syntaktischen vencendung.
toährend der prädicative gebrauch in dieser riehtttng aehuxr-
föüig ist, begünstigt schon das adverbium da, teo es eng
ans verbtim gebunden ist, mehr betceglichkeit. tcenn gewiss
wissen der anfung.tstufe der bedetttungsentwicklttng ent-
.spricht, zeigt sieh in gewiss verkünden die realität schon
losgelöst von der tcahmehmung, und in den späteren ver
bindungen gewiss treten, gewiss schieszen hat daa ad-
verbium den abgeleiteten begriff fest bereits tu einer Spielart
verengert, die mit der grundbedetttttng kattm mehr etwaa
gemein hat. die attributiven Verbindungen, die sich jedoch
erst zu ende der althochdeutschen periode einstellen, halten
zunächst in dem gegensatz von gewissiu wij,^entheit und
gewisser tod die gleichen unterschiede fest, die in gewiss
wissen und gewiss kUnden zu tage treten, in der mittel'
hochdetttschen dichttuig dagegen dringen, von der rechts
si>rache ausgehtnd , zahlreiche netie verbindtingen ein, die
den begriff festgesetzt, fest variieren: neben wahr, zu-
treffend , tcird auch stste und xaverlässig in den bedeu-
t\tngsutt\/ang einbezogen, tind in der beziehung auf pertonen
legte sieh iwunsr mehr ttm Mtaehes wiöment in die begrifft
wabrbaflig, besUndif. ta rückt gewisa am «nds m die
vorderste stelle dsr tuftndsn. dis mmn vsm eimam mmnns
fordert, er muta «fn ftwiacer ritt«r «dit.
im »Artgm ttfenrntk damt tUkidk tmktiMm§ ftrad»
des oiMbuHstm m^seüm in isr ummtm Jfraeft«; «ia ge-
wisser ritler wäre für uns eqoe« quidam. vgL a. b.- die
xwei berren Aadran, und ein gewisser N. N. — wer behllt
alle die namen '. . . . empflengen uns am ■«blage. Götiik
(leiden d. j. Werther) 16, Sl : dsr gleieks gegensata — aber
von andtrvm ausgangtpunktt ksr {vgl. ep. *Ut) — tsißt «ÜA
bei lewiM auek da, wo a» uf^^tönlieke tubstamttvm aU
aitribui begleitet, vgl. .
•fai tag* r^ter ort«il, vridea iiaal. tem\teM worto eto »Mt.
KaiwMAa V. Zwarca IM, • Moethe;
und sprarh xu mir: sebreibet denn die« sind wahrhaft«
und gewisse worte. HKROBRff.m: gegen:
lob Uta» Mbm Hm!«« brtdar.
•I« sind dl« dmtbHiaa ia« eit :
dl« aehwans hAdukli, aiaauMii wMar
SU netmta ein gswhn« wort . . .
M iat das r«t« wSrtMn waasit.
darin doeh aooat k«ia arfia iMkt.
Uhuuio von 4m 7 waHridtsm.
die Vorstellung des bestimmten und fkstgsMliim Msibt in
tolehen irendungen nicht mehr »elbstxteedi , ttnätm wird
tum mittel, um etwas durch andeutung ainm^fUkeon, was
man noch nicht kennzeichnen will, wie in dorn obigem betagt
au» U111.ANI), oder um bei irgtnäweleMen itngaben die
zahlen-, grad- tind artvtfkältmitm unbeseiehnet tu lassen.
vgl.: die verfeinte endehonf itHtmet darauf, daax sich
ein gewiszes erkennen and empfinden, der witz z. e. und
der wit/. der menschenpflichten, die bOfliclikeit frUh ent
wickle. Heüokh 8. S86. dieser bewegung stehen tu ende de»
18. jahrh. noch rette älteren gebramekm mtgtgen. wie dtw
erate beispiel aus Hrroek zeigt, eine besondere pflege
finden diese bei Götiik, der. obtcol er an der pronominalen
enticicklung der attributiven Verbindungen lebhaften antheil
nimmt, doch atich in der teahrting der bedsuiwngtezwrgi»
über die Vorgänger noch hinatugeht ■ das gewiaae andenken
guter mensclien hat einen grOsern einflusz auf unser leben,
charackter und schicksaal als man sonst den stemen
zuschrieb, briefe 6, 88 Weimar.
die adverbialen Verwendungen, die an dem gebrauche von
gewiss zu allen Zeiten ungewöhnlich hervortreten, »eigen
einen teeiteren gegenaatz zicischen älteren und jüngeren
gebrauch.ifonnen. die ältere spräche hatte gerade hier die
realitüt be.oonders hervorgehoben ttnd liesz diese atteh da MeU
abschwächen, ico daa adverbitim in der gebttndenen »prmeke
ala lückenbüszer atts reimnot gesetzt tcurde oder wo e» für
lateinieche Partikeln und conjunetionen eintrat, die man nickt
tcörtlich tciedergeben wollte oder konnte, die neticrt epraeAe
hat die beiden letzten vertcendtingen gant beseitigt, sie ver-
toendet das adverbium enttceder im engen tusammenkang
mit verbis (gewisa wissen) wler in loeerer »tellung als Par-
tikel, die dem ganzen »atze gilt, aber gerade kier stkwJkkt
»ich die bedetitungsenergie ntinmAr ab. ein «ate wie ich
bin gewiüs sehr unpem gegangen (G&riiR br. 5,106) tairt
ttns. da die partikel beim ajfirmatiren gebraudt das stdt-
gefiige jetzt sprengt (». «.). nur in eonceseiter fUrbung
vertraut, die hier aber nicht dtirthbrieht dagegen liegt
uns gewiss aiieA hetite in ticei füllen nahe, wo es HBRnBR
gegen ein fast o<fer wobl der ertten ausgäbe seiner tkeo-
logiebri^e in die z »reite aufläge einfükrt: kurz, hier ist
ein schätz alter ebrftischer lieder, den ich. wenn die
gcsänge mancher andern nationen ihm entgegen auf der
schale lägen, gewisz vorxieben würde, vorziehen mOsxte.
10,111; Lowth de sacra polFsi Hebrsoram hat insonder-
heit diese poetische Infi verbreitet; am neuesten misz
brauch aber, bei dem die nahrhaftesten dinge zuletzt in
süssen daft verwittern, ist er gewiax unschuldig. 10.15.
»CO die Partikel die volle bedeutu ngstnergi» bewahrt, dwrvk-
briekt sie in der netteren spradte dtu mttg^fUge; die satt-
bildenden funetionen, die in der ältesten zeit katim ent
wickelt waren, haben to für den netteren gebratich eine
besondere teiehtigk-eit getconnen • 'aber auf die dauer würde
es ihren schülern langweilig werden.' 'gewisz, wir wollen
ja auch von ort xu ort wandern.' 0. Ernst Semper der
Jüngling t. 907.
6143 GEWISS 1,1 (älterer gebrauch)
I. älterer gebrauch; sonderentidcklung der rechtssprache;
Statistik ; formen.
l) für den älteren gebrauch steht die ahd. periode (vgl.
Graff 1, lioaff.) in bemerkenswertem gegensatz zur mhd.;
vgl. mhd. wb. 3, 795^; Lexer 1,993. Otfrid, der entgegen
dem einzigen belege des Heliand (seggead im wissan
fridu. 1938) eine reiche und weit vorgeschrittene Verwendung
zeigt, trifft mit den ahd. Übersetzern darin überein. dasz
er m(,r prädicative und adverbiale functionen des particips
kennt, die attributiven Verwendungen mehren sich zuerst bei
NoTKEU und erreichen in der mhd. dichtung einen höhe-
punkt. da andererseits das adverbium, das die ahd. Über-
setzer bis zur aiMschlieszlichkeit begünstigt hatten (in der
Tatianübersetzung ist nur das adverbium — und zwar
reichlich — , nicht aber das adjectiv belegt), in der mhd.
dichtung rasch zurückging, so ist für die ältere periode
die adverbiale, für die jüngere die attributive entwicklung
charakteristisch.
a) die active bedeutung : gewiss == bewuszt, scitus vgl. .-
gidua mih thes giwissi, was si thag warnissi. Otfrid 4,21,36
gegen theist is giwis io so dag. 5, 12, 33.
a) berührung mit vericendungen des lat. certus.
l)) an certiorem (certum) facere erinnert gewiss thun
Otfrid 4, 21, 36, tcährend es in anderen belegen Otfrids
von wis tuon sich deutlich abhebt und in der richtung von
securus (sicher) sich hält, die gleiche gabehing zeigt sich
auch in mittelhochdeutschen Zeugnissen, vgl. :
duent unsih giwisse fon themo irstantnisse.
Otfrid 5, 8, 12 ; 4-, 37, 43 ;
der künec gebot unde bat,
daj in Tristan an der stat
der rede gewis tsete,
als er ime gelobet haete.
Gottfried Tristan 11393 Marold;
vgl. (des tuot sin rede uns gewis) Lampreciit v. Reüens-
BURG tochter Syon 2002;
Gerflin van Termis
de machde Karlle des gewis,
we dat der busehoii' Gernas were
in strides noit ein here.
Karlmeinet 206, 22 Keller;
gegen: nu tuot uns aber Thomas gewis,
der 63 an den äventiuren las,
dag er von Parmenie was.
Gottfried Tristan 326 Marold;
ähnlich (als mich tet diu schrift gewis) Jon. v. Würzburg
Wilh. V. Österreich 1071; desgleichen in 'das heisse eisen' 11,
s. zeitschr. f. d. alt. 8, 89. die bedeutungsgemeinschaft mit
securus ist der Verbindung gewiss machen aus der rechts-
sprache (vgl. auch: als er in durch sine bete mit siner
triuwe sicher tete. Flore 1424) erioachsen. mit dem lat.
certus berührt sie sich dort nur in Wendungen, die der
passiven bedeutung des adj. entspringen (s. 2); als einziges
litterarisches zeugnis für letztere vgl. :
'meister, war gi wesen sit?'
he sprak: 'ik do it ju ghewisse,
ik komme van einer kerkmisse.
Brun V. Schonebeck messe 66
(nd. jahrb. 30, 138'').
2)) an das lat. certior fieri liesze sich die Verbindung
mit werden anknüpfen; sie ist aber (im gegensatz zu wis
werden s. ß) litterarisch (zu den glossen vgl. certiores, ge-
wissorun, giwissirun Steinmeyer-Sievers 2, 265*) erst spät
belegt und bleibt vereinzelt, bei Notker, der sie zuerst ein-
führt, zeigt sie häufiger die passive bedeutung (vgl. Hattemer
3,485^'; 3,48*) als die active : dea werdende wirdest tu des
alles kuis tes tu fore wäre unguis. (Hart. Cap.) 3, 331* ;
vgl. auch: ouch wonte vil dar under
scorpen unde tigertier.
diu maget edel unde fier
wart fremder würme da gewis (: aspis).
K. V. Würzburg Partonopier 10707 Bartsch;
vgl. var. zu H. v. Veldeke Eneide 26, 40.
ß) in der Verbindung mit dem verbum substantivum hebt
sich gewiss am deutliclisten von wis (wis sin, werden für
lat. cognoscere) ab. auch hier mu^z mit dem einfiusz der
hedeutungsgemeinschaft von certus ^md securus gerechnet
werden, der in den ältesten belegen deutlich durchschlägt und
auch später (vgl. sp. 6144) noch mehrfach wahrzunehmen ist,
vgl. : thiz kind ist untar manne zi manegero falle
joh then zirstantnisse, thie zi libe sint giwisse.
Otfrid 1, 15, 30; ähnlich 3, 7, 7; 4, 36, 22;
1, 1, 40wÄ;
thag wir sin sicher ubar al! an könig Ludwig 78.
GEWISS 1,1, a (wia sichir und gewis) 6144
einen anderen berührung spunkt hat schon die weitere ent-
wicklung von sicher gegeben, vgl. :
ward wola in then thingon thie selbun mennisgon
thie thar thoh bigonoto sint sichor iro dato.
Otfrid 5, 19, 11 (legen:
thag ir ni missifahet (ni wanu, ir nan irknahet),
sehet, then ih küsse, so sit es sar giwisse;
ther ist ig . . . 4, 16, 26.
für die kennzeichnung des gebietes, auf das .sich die er-
kenntnis bezieht, stehen den präpositionalverbindungen mit
föne, die Otfrid neben thun bezvorzugt, neben dein verbum
substantivum genitive und ohjectsätze gegenüber.
l)) nur der kleinere theil der belege ist von der vollen
bedeufungsenergie erfüllt, die der Verbindung da inneivohnt,
wo sie einen notwendigen bestandtheil des satzes bildet.
joh birun mornente in suaremo elilente
in githuingnisse ; thes sin wir io giwisse.
Otfrid 3, 26, 24; ebenso 3, 20, 20; ähnlich 5, 1,18;
dag chit er. wanda peripathetici ne wellen niehtes quis
sin. Notker (Mart. Capella) Hatteiner 'S,2(}6^; ähnlich (ne
sol man quis sin mahle) 3,101^ (Boeth.);
ich bin es alles vil gewis.
Heinr. V. Veldeke Eneide 40, 17 Ettmiiller;
ebenso (dag ich des gewis bin) Gottfried Tristan 13379;
(möhte ich der rede gewis sin) 10520; (des wil ich gewis
sin) Jansen Enikel tceltchron. 25464; (bin ich des gewis
an dir?) Stricker Daniel 7446; föne diu mäht tu guis
sin . . . dag er ig kuinnen nemahte . . . (dubitare non possis).
Notker (Boeth.) Hattemer 3,165^; ebenso Marienklage HH
W. Grimm; ähnlich Wolfram v. Esciienbagh Farzival
479, 18; ebenso pfaffe Amis 313 Lambel; Daniel 2858 Rosen-
hagen; ob ir des gewis sit
dag uns der rise kume vruo.
Hartmann Iwein 4748 ;
ähnlich H. v. Vei.deke Eneide 26, 40; Stricker Daniel 4920;
after deu waren si gewis alles ir lebenes:
Joseph si so prahle ug der hunger iare note.
Milstäter genesis 104, 32 Diemer ;
der selben genäden suln si gewis sin,
behaltent si an ir gerihte minen trähtin.
kaiserchron. 6089 E. Schröder;
ebenso (gewis miner minne) Jon. v. Würzburg Wilh.
V. Österreich 5486; (lones gewis) Heinr. v. Hesler apo-
kahjpse 1271 Helm; (der sei erbait gewisz) Daniels traum-
deutungen 71 (zeitschr. f. d. alt. 48, 519).
2)) im gegensatz dazu stehen nun die formelhaften ver-
icendungen in der dichtung. sie gehen hauptsächlich von
der zweiten 2)erson aus und sind in der ersten und dritten
nur selten belegt:
eg was wit unde hö
und was gemachet also,
60 uns dar abe gesaget is
dag wir des soln sin gewis, . . . (var. dag ir des
sit vil gewis).
Heinr. v. Vei.deke Eneide 41, 28;
ebenso (des inegen wir sin gewis) schon frau Ava leben
Jesu bei Diemer ged. 279, 19 ;
des einlften namen sei man gwiss !
der was her Rüfli Lekdenspiss.
Heinr. Wittenweiler ring 2", 23
Beckstein s. 5.
bei den formein, die von der zweiten person ausgehen, lä.szt
sich ein unterschied beobachten, der an den numerus ge-
knüpft ist : im Singular ivird die formel zum lückenbüszer,
der den dialog unterbricht, im plural zum formeUiaften
anruf, mit dem der erzähler die hörer zur theilnahme auf-
fordert.
a)) in deutlichem gegensatz zu, prägnanten loendungen wie:
des wis sichir und gewis,
dag ich dir nicht dar zu vrome.
'Eilhart v. Obergk Tristan 3546 Lichtenstein;
Morolt sit dag du danne min
ze slahcne s6 gewis wilt sin,
s6 wer dich, wellest du genesen.
Gottfried Tristan 6834 Marold;
vgl. (des sit von mir gewis) Jansen Enikel weltchron. 9365;
do sprach der kunic here, die minen hochgecit
sult ir ze Rine chunden, dag ir gewis des sit.
Nibelungen 1352, 6 Lachmann (in C)
stehen formein, die bald da^ %mrticip, bald das hil/sverbnm
als bequemes reimicort verwenden:
du bist min, ich bin din:
des solt du gewis sin.
vunnesangs früMing 3, 2 ;
6145
GEWISS I. t,a (de* stt gewfs)
GEWISS 1.1.6 (da^ ist gewis)
614C
•S lit niwan ci-lyiisii.
KONK. V. liKIMt
ebenso »ehon könig Rother S914; 19S8; Hkink. V. VrldbKB
Servatiiiti 1,275«; Eneiite 171.87: Hautm. v. Aur Eree tB»
Janhkn Knikki. %eeltehron. 710; 174«; 1914; 187«; tIM; t4M
24M; 2898; 435«; 4478; 6a&S; 6407; 7flM: 7AW: 7711; lOMS
18924; 16888; 17106; 88«M; tSflM; MSM;
und volgM dO der Itre min,
■0 wii gewU, t% frumt dir an dtm muot«.
Waltiikr IS, 1 Laehmann;
eltenao (stt gewis in der lili/liehkeituform dt» ikntn») tt, IS;
(des sultO tiin vil gewi») IIi'inm. v. Vri.drkr JlWiibi?.!!!;
vgl. auch teituchr. f. d. all. 8, MS.
b)) mit den vorhergehrnden v^ndungtn btrükrt» »iek
iceiiige belege für den plurttl ■
apracheii die Judnn nu Mit fewia
iKMKiiRT unltiUU htt Hnhn
gert. 118, 4t.
die meiitten pluralbrleg» dienen dem formrlhaßm anrt{f
der hörer, die tceniger nu» innrren gründeth ah dem reim
und ver.imanze xu liehe auf die glautteiirdigkeit der er-
Zählung wiederholt hing^irieiten lewden. OTKHin deekt da*
gleiche bedUrfnia durch reichen verbrauch de» advtrbium»
t^iwisBO sagen ih. 5, lo, »s t«. a. .- giwiüMo wir.it ir tha?,.
8. 18, 81 «. n., i». %tnter c). die mhd. dichtung dagegen filhrt
hier das prädicatire udjrrtir ein •
d«n linnen hen doc-bte
an beiden «tdan der ■Iritaa
•A dAtter ttt ter mSteo
van den n-Aten dOttemifM.
dat al winden, des alt gewiMM,
dat et wären hAire mftren.
HaiNR. V, Velorkk Servattua 8, ISA Piiicr;
ebenso schon l\tndalus 443 bei Kraus 60; LAMPltKRur
Straszburger Alejunder 'iU; Wkunhkr V. NlKt>RRRiiP.lN
4 Scheiben 315 Kühn; selbst WoLPliAM verschmäht diesen
lüekenbüster nicht:
ai fuorten ouch, de« stt («wif,
•in gezelt da; Iblia . . .
Parsival 668, 9 Lachmann ;
ebenso 741,5; desgleichen RuD. v. Ems Bni7aam 846, 86;
meister Stkhiian schachbuch 1944 u. 8448;
des muget ir sin vil gewis
er screip ein bftch de ist apocalypsis.
frau AvA leben Jesu bei Diemer geä'. 876, 88|S ;
ain lant haizet TybArtadis,
des sult ir sin rawis,
da; ervaht er dft.
kaiterchron. 678 E. Schröder;
ebenso Heinr.v.Vf.i.deke J5n«d< 108,19; 170,87; Wolfram
Partival 494, 15;
von der t;Urtel _fif dia knie
was e; . . . alle; erin ;
ir Millt des gewis sin,
von dem knie bin ze tal
was e; tsnfn über al.
Jansrn Enikrl iceltchron. 16970 SIraveh.
vgl. schon Heinr. v. Vei.i>kke £n«'i</e 117, 20.
b) für das adjectiv in der passiven bedeutung sind
von anfang an die gebrau chsformen des lat. cerlus su-
stündig, während die bedetitungsgemeinschaft mit securus
nur spätere (s. 8) vencendungen des deutschen sicher be-
trifft: dCst sicher sunder wftn. Wai.ther 77, 17. für
den anschlnsz an cerlus brachte gewiss von hause ai<«
eine entxoicklungsfähigkeit mit, die den von certus ver-
tretenen bedeutinigen ausgemacht, nicht zweifelhaft, wahr,
fest, festgesetzt, bestimmt, wahrhaftig, zuverlässig tin-
gezicungen gerecht tcerden konnte, in der that finden wir
.selbst bei Übersetzern nicht nur das lat. cerlus, sondern
auch diffinitus, iirmus, existens, indubitabilis, constans
durch gewi.^s wiedergegeben, die voruus.settung für solche
enticirkhing.ofähigkeit lag in der leichfigkeit, mit der aus
der kennzeichnung einer Wahrnehmung auch die kenn
teichnttng des grades von realität eneächst. den die Wahr-
nehmung verbürgt (vgl. Kluoe mu laut): ih spricho ig in
l^rHeterito (irgangcno), wanda ir, so gewis ist, samoso ij
irgiiugen wRre. Notkku (;>«. 43, 8) Hattemer 9, isa^.
a) auf diesem letzteren Standpunkt hält sich im gtgtnr
Satz tum adverbium {s. c) das adjectiv in derjenigen »ar-
tcendung. die die ältere spräche />»> auf Notker gans
behenscht und die auch im formelychafxe einzelner mhd.
dichter wieder stark antn'ichst, der prädicatiren.
1)) von atifang an verbreitet ist hier die Verbindung mit
dem verbtim substantivtim, die bei gewuszt im gegemsats
MU b«wu«zt sumäekst ein unpersBniieke» subjeet /ordert,
anfangs leird dies nur durch pronominalformen vertreten,
substantira dringen hier nur langsam in die steHU de»
»ubjeel» ein ■
a)) un« allan Iha« riwla iat. Ibas Uta arike Krial bM.
cfffRlo S. IS. »: rtnw« ft. lt. SS; 1. 1, 19 ;
in resurreetiono (in arairnde) werdent al feseendet, dag
Ut nö gewla. Notkkr Ips.u.B) Hmttmer t.tto^; eb«n»o
(certam est) s, itlfi {Boetkiu»); di»gUidt*m: (kuii unde ftslo
gesezMt) s. IS*: ^tenao {pa. «. S) fl. IM*: {Boetk.) S. ISS^:
de»ffieieken [ohne eigtna» pronMMN) S,4t7*: S.Sir; S.SM^:
S.SSt«: 8. isi^: s, 46S^; dant vgl. dt» heUf» für ii» »teif»
rungsform: (noh tanno iat ItaicMra) S, ISl^: eben»» S. Ml*;
S.SS4^: 3, 497*: desgleiehen (guiiadit) %,m^:
ivalaf aebara brait«
M«raaa di lail«
von das Bvair palriafcki«
gaboni waraa ai dai ia gawte.
Voratier büeh^Mott» b»t Dttmtr gtd. n. U .
ebenso (wonderM gewe«) Hkrikiht v. Fhitxuar trof. krieg
14859; es ist gewig, dag der urapranclc der ernten worlieit
in unx ist. jwarf. der Nümbtrgtr Xekkmrtkand»ekr. bei Jo»tes
s. 19 ino. S4): and iat gewlj and «in war rad«. *. ■ (no. 77):
dar, ist gewis sam der tAt. ülr. v. Zatzikiiovri« Lau-
letot 6081: tgl. auek Htcto v. Lanoenhtrin Martina tS7,tt
M. 86: Stricker DanMaaso; sieke gewisser tod im ß).
b)) tbag WM ai ffiwiaai tlia^ sin irsiantniaai.
thaj ainag tib nioas. tber anfil liondta in th« thazi
Orraio 4, S7. SS; genau m 6, 84. n :
dei Providentia ist samo guis an dien anderen ereaturis.
Notkrr (fioa/A.) 8, SS7*: tia sihet oah an denio mennisken
die tAte. die gote gais sint, doh sie imo nflbetao unguis
sin. 8.886*; aknliek S, 2SS*; vgl. auch 3. 142*. s. u. y);
dem was fawisa der bitter tod.
rar. wu STRicKia Dankt SSM.
8)) den »p. 6148 bei der bedeutung bewuszt htUgh» «er-
bindungen mit thun, machen entspricht bei dir btden-
tung gewuszt die immer wieder at^g^risekte formet gewiaa
haben :
'ir äset', quad «r, 'ana wan licbamon minan;
allen zrllu ib iu tha;, Ibag eigit ir (iwinMi;'.
Orrait' 4,10,18;
ebenso (eigu giwissi sin irstantnisd) S,S.8S; desyMcAm
(ih habeta ig io giwissag) 8,84,98; perttumim kmbe», fwis
haben. STEiNMEYEnSiEVERR 4.884; et habe« unde sumaa
unum quid . . . unde habist ta gewis, wir dö sQchCst teil«
gelichiu. Notkkr {Arist. kateg.) 9,¥»*HatteiHer; vgl.eniek
wir hftn nibt nwiaaea mi
wan hiut« wol and room« wS
nnd ia a« inngaat der tAt
Hartmanm oraur Heinrich 718 Patd,
ebenso Freidank 177, IS; Huoo v. Lanubnstkin Martina
46, 91 ; ai wolta da; nwia bAa.
Hartmahn Iweim 6084;
ebenso 186S; 4866; WiRNT Wigaloi» 1987; OrrOKAR U7<:
6377; eben»» 68S6: 6841 ; 81241 ; pf(^» Awü» 1108; Damiel ISSS;
ia wart der antlSs gaUa
den aalt ir vil gawia Itin.
der Stricrrr KaH 4H84 Bartsek;
aus waat diu kAnginna
Wildbahaaa minna
nach willao han gaaria.
Jon. V. Wf RXBuao WtUelm *. dMerv«fe*
1S979:
dagegen vgl. ze gewisse h&n, s. unter gewisse.
/T) attributive rerbindungrn sind tunäekst rersekleiart»
formen des prädicatiren gebrauche»:
ni ward io ubar woroltring uns giwiaaara tbinf.
tha; i; io aus wari ia erau ao OMri. Otfiud 8. 3, 41 -
nilülque comprchendi posse scientia nisi certum. unde
wftnest tu wigentheit neheines tinges sin Ane guisse«.
NnTKKR {Boeth.) 8, 8SS*. anderer art sind die mit aus-
nähme eines glossenbdege» »uer»t bei Notker at^flauckenden
und dann später immer wieder beUften verbimdumfen aüt
v»rbai»ttb»tantiven . in dsnas da« attribtit pans äknliek
WM da« eidverbium neben «UMeliwii «er6i« wukr avf die
»ieherkeit der Wahrnehmung, als mtf die realität de» wakr-
genommenen zielt, das adjectiv steht also hier »einer ur
»prünglichen bedetttttng noch am näcksien. und wenn auek
die belege fast au»»cklies:lich jüngeren Ursprungs »ind. so
Uisst doek die glosse stigmata, kiwis ceihant {Wolfen-
6t 47 GEWISS 1, 1, b (gewissiu wigentheit)
Mittler liandschr. d. 9.jahrh.) Steinmeyer-Sievers l, 768^
schon früheren gebrauch erschlieszen. es ist charakte-
ristisch, dasz NoTKER in allen fällen dieses gebrauches
unabhängig ist von dem lat. certus; cognitione fragilis
felicitatis . . . mit tero guissün bechennedo murgfares
kuotes. (Boeth.) Hattemer 3, 92^ ; diffinitum. kuissa ver-
numist habintig unde guissa bezeichennissida. [Arisiot.
de interpret.) 3, 468»; ähnlich (ßrma ratione . . . kuissa
starchunga. Boeth.) 3,231^; (firmiori iudicio . . . guisserün
erteilungo) 3, 242*; non erit iam firma praesicientia futuri,
sed opinio potius incerta . . . s6 nemag ig nicht beigen
quissiu wigentheit, nube unguis wän. 3, 22i''; (maxime
proprium videtur esse . . . tag quissista sunderzeichen ist
tag) 3, 395'' ; dazu vgl. aus der rechtssprache und der spä-
teren geistlichen litteratur: unde swer dan dar nach kumet
mit geziugen, oder mit gewissen warzeichen diu an dem
göte sint. Schicabensp. landr. §282; nicht ... ob er vil
vastet . . , sunder ein gewigges zeichen ist. pred. der Nürn-
berger Ecliharthandschr. bei Jostes s. 28 ;
noch minner mac des menschen .sin
ersehen mit den inren ougen
in gewisser verstandenheit
unsagebseres liehtes tougen,
das 6r die ganzen wärheit
wisse und sehe sunder lougen.
" Lamprecht v. Regensisurg tocfiter Syon 1084
Weinhold;
sß weis ich mit der wärheit
od von gewissem wäne
das nifn frowe ist äne
valsch. Hartmann zweites büchlein 295 Haupt;
eg ist ein gewissiu wärheit, swä disiu gehurt geschehen
sol, do muog al zit abe sin. »neisfer Eckhart, s. myst.2, i05.
y) icenn die eben belegten Verbindungen dem ausgangs-
punkt der bedeutungsentivicklung von gewiss entsprechen,
so ist es sonst gerade der attributive gebrauch, der die f ort-
schritte der entwicklung nicht nur kennzeichnet, sondern
auch vielfach beicirkt.
l)) der erste fortschritt haftet an der Verbindung mit
Substantiven, die nicht blos in der gegenwart wahrgenommen
(qualitatibus existentibus . . . guissgn qualitatibus. Notker
[Arist. kateg.] Hattemer 3, 442») , sondern von der zukunft
erst gefordert werden-, ich gloubo an der wärun bigihta
aller slahte sundon vollen gi wissen joh wären dinen
antläg. Bamberger glaube, s. denkm. l^, 300; ad certum
eventum ze guissemo ügläge. Notker Boeth. (3,230''); wio
gotes praenotio diu habe guissiu unde guot marchotiu,
diu an in selb§n niebt kuisses ügläges nehahent . . . certos
exitus . . . ea certa ac definita. 3, 243» (Boeth.). in diesem
zusammenhange wird der gegensatz wirk.'iam zxcischen Vor-
stellungen, die man herbeiwünscht und solchen, die man
für die zukunft fm-chtet, auch hiefür läszt sich der gegen-
satz von securus und certus anführen.
a)) unde dar ana ne bin ih petrogen, wanda min Ion
gewisser ist, unde mir chumet, dag mir gehgiggen ist.
Notker (jps. 76, 3) Hattemer 2, if»"";
wil du wol tun, des vindest du gewissen Ion.
MilsUiter genesis 24, 19 Diemer (gewissen
fehlt in der Wiener handschr.) ;
da von s6 sol ich disen tot
hän für eine süese nöt
nach sus gewissem 16ne.
Hartmann armer Heinrich 1167 Paul;
ähnlich (niht gewissers guotes) RuD. v. Ems guter Gerhard
1727 Haupt; von diu lieben lute. minnet disen ungewissen
richtuom niht zeharte, suochet den gewissen richtuom
den er iu selbe geheiggen hat. spec. eccles. 184 Kelle;
siiffragia certa giwisso helpha. glosse zu Adhelm de lau-
dibua virginum. Steinmeyer-Sievers 2, 22i;
es sol der ^ransprunge man
bedenken sich enzite,
swenn er ze hove werde leit,
das er ze gwissen herbergen rite.
Spervogel minnesangs frühling 26, 26 ;
vgl. gewisses pfand und andere Verbindungen, die sich mit
der bedeutung von securus berühren, unter den formein
der rechtssprache, s. 2), b), ß).
b)) während für das leben {zur Verbindung gewisses
leben s. u) naturgemüsz keine sicheren Schlüsse auf die
Zukunft gezogen werden können (nieman hat einen gewissen
tach ze lebene. pred. der Leipz. handschr. bei Sciiönbacii
1, 34), ist, %vie {vgl. auch oben sp. 6146) oft hervorgehoben
GEWISS 1,1,6 (gewissiu maere)
6148
wird, nichts in der zukunft sicherer, als der tod. die Ver-
bindung gewisser tod ist daher von früh an bevorzugt:
swer des einen ie gechort den vermeit der grimmige tot,
der stirbet noch nimmir und ist eben iungir;
der abir des andirn iht geigset vil lutzzil er sin geniusset,
er weis ubil und gut: das 'st der gewisse tot.
iHMäter genens 10, 7 Diemer;
sweme wart ein slach oder ein stös,
der was des gewissen tödes.
Lamprecht Alexander, Vorauer handschr.
1237 Kinzel;
genau so aus dem 14. jahrh. ;
ab du lenger woUes lebe,
80 ophere nu den gotin min,
eder du must des gewissen todes sin.
, , Thüringer Katharinenspiel 409 Beckers s. 144 ;
auszerdem vgl. .-
des ist iu, benamen, not;
ir weit in den gewissen tot.
WiRNT Wigalois 6061; ähnlich 6132;
wen in niemant strafen
getar durch den gewissen tot.
Heinr. V. Hesler apokalypse 18809 Helm;
der alle stunde furhten muog
des gewissen todes herten gruog.
Hugo v. Langenstein Martina 259, 70;
ebenso (des gewissen todes zit nach was ist gewissirs danne
der tot) 137, 23 u. 26; desgl. der Stricker kl. ged. 9, 28
(der vil gewisse tot); Daniel 2062 (den gewissen tot hän);
da von er niht gedenket,
das i™ doch niht wenket,
ich meine, der gewisse t6t.
Seifried Helbling 1, 109 Seemüller s. 24;
ZM diesem beiwort des todes vgl. auch R. Köhler Germania
8, 22 (im englischen : 'as sure as death'; in der spanischen
gaunersprache heiszt der tod cierta). vgl. auch die be-
lege in II.
2)) wo einer aussage realität zugebilligt ivird, tritt gewiss
in bedeutungsgemeinschaft mit wahr, den ältesten beleg bietet
Notker , der das adjectiv hier nur prädicativ verzoendet
und in den rahmen der erkenntnisthätigkeit stellt: cuncta
enim constant. alliu diniu geschöse sint kuis. Notker
{Boeth.) 3, 142» Hattemer. anders die zahlreichen attributiven
verbindunge7i der mhd. dichtung {vgl. auch: dag sol alleg
gewis und gewsere sin. Berth. v. Regensburo 1,148);
dö was tot des vergen Gelpfräte komen
mit gewissen maeren : d6 het es ouch vernomen
Else der vil starke.
Nibelungen 1536, 2 Lachmann (nach B, sonst var.);
ebenso R. v. Ems Willehalm 5841 Junk; vgl. auch gewis-
lichiu msere (s. d.); vgl.: mit gewisser rede. Walther
30, 11 Lachmann {gegen gewissenen in B); gewisser worte.
Reinmar V. Zv^eter 136, 6 Roethe:
gewisses mundes, stsete, getriuwe unde milte.
Meissner (17, 10) bei v. d. Hagen 3, 107»' ;
des wart dem künege dort
geswom manec gewisser eit
mit gewisllcher Sicherheit.
RuD. V. Ems guter Gerhard 6085/6;
swer an rehte güete
wendet sin gemüete,
dem volget saelde und ere.
des git gewisse lere
künec Artus der guote,
der mit riters muote
nach lobe künde strlten.
Hartmann Iwein 4 Lachmann;
dag meinet, dag kein gewisser Ißre in der zit inist wanne
dag ewangelium. Herm. v. Fritzlar s. myst. l, 200.
3)) in beziehtmg auf tvillensäuszerungen und ähnliche
menschliche bethätigungen entwickelt sich an gewiss eine be-
deutung, in der die beiden eben geioonnenen vorausbestimmt
und wahr zusammentreffen, gewiss tritt in bedeutungs-
gemeinschaft mit dem mJid. stsete und lat. constans: haec
tibi secrevit certos et ambiguos vultus sodalium. si habet
tir geskidot kuissero unde unguissero vultus. Notker
(Boeth.) 3, 93»; sid aber nü mit prospera nicht states neist.
so si sia zihet. noh nieht kuisses. unde si die liute zohet.
3, 93''; tiu nieht kuisses noh stätes in iro nehabet. (3, 224*');
nü warn ouch zuo der stunde
für komen Of den selben muot
gesellen -zwene, ritter guot:
und als sl in (Erec) gesähen,
zuo im begundens gäben
üf vil gewissen sin.
der ein justierte wider in.
Hartmann Erec 2426 Haupt;
vgl. : der ungewisse minnenmuot. Gottfried Ti-istan 8106;
6149 GEWISS i, 1, h (gewissor AXgthti)
GEWISS 1. 1. fr (xe gewiMer ztto) 6150
•w& der gewicM wlllc it,
d& Mt diu fuote Rlatc bf.
man lol r«lM)(«n »Ullen
mit dem fewtesen willen. 164S1.
S) die »0 gnconnenen betlmlunyen tetrden in der he
Ziehung auf peraonen weiter geführt: wahr xeird iu wahr-
haft ; fest *u boRtändig. in noUher rerirendung nähert wieh
die pasaive bedeutung von gowiait der aetiren von fewl/,/.eti,
destu-n Verbindungen mit hidorb«, iUbI«, goot, gelriuwe in
der mhd. dichtung den tmjrifjT ventindig nahe an d*H von
bcHtäiuiig herani/riugen.
0) diea ieigt sieh »chon in tUr vtrhindung mit tinsdnen
numinu ugentia, die mehrfach an ditabmbtotaehtttmvtrbut
mbslantiva anknüpfen .-
'da volfe den die wtacr eint.'
'na iire mich, ich hin <lln kinl.'
'und ich diu (owiiiii)>r rtttebe.'
Hartmamn erefei büehUu ItU Bovpt;
vgl. auch: dag der heilgo gciat ein wiaer (vor. gewiaaer
wiser) rotgobe gewesen sige. Schiirebrand tt.il Stratuh;
diz ist (H histdrje wol zu halbvme wego von dem hei-
ligen krß/o also si genomen ist 0; den aldrn hucheren und
von gewissen Krem der kristenhoit. Hkkm. v. Fhit/ijvk
*. mgat. 1,29; vgl.: scholt dO dich vor gewarnt haben
gewisser geluitcr, dar, sint die heiligen engel. Konh.
V. Mrokniikiio blich d. natur 188,80 Pfeiffer {rar. mit
sichern gcleidern).
2)) das gleiche gilt für die Verbindung mit aypellutiven ■
Wolter avir imi vol|rin,
•A better imi fewiaein holdin.
AnncUed 806 Roediger;
iwer haj ist getangen
Ober iuwem fwissen dienstman.
Hartmann ly^tn ^4'}^ Laehmann.
wan aber du te war«
aller suntKre
ein gewisser gisella
du must diser belle
ein tasil nsmecchen.
Tnugdaliui bei Hahn ged. 69, 78;
oucb bOrte ich ie die Hute des mit volge jeben,
'gewissen Triunt, versuochtiu swert, sol man te na>ten sehen'.
Wai.thsr 81,8 Lachtnann
{vgl. gctriuwer vriunt, versuochtej swerf. bruder Wkun-
iiKii .53. ScHÖNHAcn 2,48; vgl. gewisse friunt nebet^ der
var. getreuwe bei Freidank M, 18); dazu vgl.:
wir mUesen beidiu den tot
llden, der ex wisse.
wan dag ich dich sA gwisse
ande s0 eetriuwe sibe.
K0NR..F1.RCK Flort 5922 Sommer;
thut mir frumklich dar zu
und seiner ammon Liguridis,
iliu ist getrew und gewiKz.
Heinr. V. Neustai>t ApoU(miu$ 2877 Singrr;
ähnlich 2426 {var.);
vgl. auch : niöhten si mit dlieinen sachen
dorn herzogen jrpwis machen,
da; lant und hüte und die strflgen.
Ottokar öeterr. reimcAron. 78617 SeemOüer.
«. auch unter 2).
8» um persönliche träger dea attributa gruppieren aich
auch verirendungen, für die das lat. securus zuständig iat.
.M> ei~>cach.sen der rechtsspmche und legen den boden bloaa,
auf dem die bedeutungsgemeinscJuift von certus und seouras
.vi(7j anbahnte; schon für die vielverbreitete und auch in die
dichtung überdringetide rechtuformel gewisser boto kann
neben certus auch eine ableitung von securus angezogen
icerden {a. unter 8). daa gleiche gilt für einen beleg, m»:
niit ervochten spiejen.
die di baiden an dem wal liejen.
si waren ir zewisse (var. ire gewisse).
Rolaiid/lied 194, 85 W. GHmm {BnHfch 5489);
anders, trenn das active particip (#. 0.) tu securus führt.
^'9^- ' wir bim vor in gewis.
gerochen ist Englirs. 209, 87 (6898) ;
welle er sich besniden den solt du nibt vemiiden,
so mage er gewisse gen ze vron tische.
MiMäter exodua 167. 17 Diemer.
/) eine neue richtung nehmeti die im begriff der zuvor-
liissiftkeit zu.vammentreffenden Vorstellungen, indem sie der
beurtheilung von personen oder Sachen als teertme.sser dienen.
gewiss tritt in bedeutungsgetneitischaß mit recht, richtig
{vgl. jedoch auch 3,a,a):
IV.
das boobal er gaas >
voa dar k«ifan uid dam stAihoot,
•I« «te fawlasar ritter loot :
an daa Mia ar aa bia;
dax Bwsrt ar in «• nat via
•od gia In x«e dar porta.
HaiNK. V. o. TOnuM feroM UM» ftkaO;
dd Ich at brach, iü Ut aair w> atai Mgaylagar dam,
das leb wll — •- -•
biawar vil
ßriaaa r0aao hfaeban,
aa aaba ob Ig dar rabtaa aiata st
NaioHAKT tt. t Haupt:
vgl. rehl« rdaen dl« alot aller wandelunfe Yri. ».&;
dar anrta Tollanoal dar atat,
daa ia fot vatar lagaa bat
aller TWiaaraada yallwaaal
dar lat aia Jas^iainnaa.
HaiNB. V. HiaLBB ayB*aln|iaa UM» Helm;
n tmc allefaM ai^ daa aeUa,
sunder da; gsariasa labaa.
paaitomal tu. » Köpte:
doch aA aullit ir wij^^en, daj; gewlata laben du; man haben
mag daj( ist, da; man alle dino Uje wülecUcbea dorab
gol. Hkhm. V. FumiJiR 9. miftt. t,tm.
0 vrit daa lat. certus tmd dm» fnmaB». eettain. «nl-
tpteftaU gewias otia dam hafriffdaa festen und bestimmlea
pronommala funeHamtm, deren anaätu tatU in dia akd.
Periode aurüÄraUkmu.
1)) einen muofangapunkt kann wutn «dhon im dar ßhr
diese teit kätifig beobatkttttn hanekun§ amf nrnriaktumgen
und eraeheinungen der (göttUehm) waUardmuif mrUieken.
gewiss iat hier vielfach diurdk dia ImL aartaga mmfertft.
vird aber bei Notkkh m Ji'aasw timm amhßrti aanaandtt:
kot der kawissem ewom naht ontaneeidia loh tak (ecrüa
legibua). Murbaehtr hymn. 15 J. Qrimm a. 4&: «Amao ft.
a. 89; 11, «.41 (kawissa antreitida, eertam ordinem); thu
pist ther kiwiasemu zite kepenter enti weralti {tu e» qui
eerto tempore daturua finem aeeuli). M, a. a»; disponeret.
noh BÖ guls new&re nleht tiu rihti dero naturae. noh sA
guisse ferte. netAttn diu partes kuisse in iro steten, alao
luna habet inter planetas . . . proximum motum terrae,
unde satumus proximum caelo. kuisso in iro ziten. also
recursns lunae ist . . . kuisse in iro machungo. also der
m&no dia sunnün füre glndo. edipsin solis maehOt . . .
übe einer neware stAt^r. dar die missellchen wehsela
Bcafoti. NoTKER (Boeth.) Hatteauri, m.y
8)) an aahlbegriffen und atitbeoHmmungen zeigt aieh aeAon
ahd.. icie der begriff des fest (voraus) bestimmten die
bedeutungsenergie einbüszt. aobald er nicht die thatamehe
des bestimmtseins erhärtet, aondem woaraia muramführi.
um eine genauere angäbe su erapmrem, aa «fi.;
'thero jaro was ja wann« hi tbamo aiaborooBa
(thia zala ist uns giwissn) Hanof ioti sehaa.'
OmuD s.u.aB:
gegen: ita rata modificatione oon(raeret ... le ad ge-
wissero rarto gewerbet wäre. Notkrr Mart. Oap. (8. t7»»);
ebenao 8, 8S6i>; 8.874*; föne diu ist qniss^r teil dero stete
ze zeigönne quissen teil dea corporia. (Ariatot. kattf.) 8, 404*> ;
ebenao vgl. : wan oaa allen iat nnkont
d«s todia gar gawiaaiu sinnt.
Hcoo V. LAMosnomN ATarMia 106, IM:
SW. 64;
gegen: kawissem citim {et ideo eertia temporibua aeeubmri
debent fratres in labore manuum) Benedikt, reffet 4» Hattewter
1.99; den ujgcndcn swestem sol oh gesezzet werden ein
gewisse; zil ir widerkumens. Regenabtirger Klariaaenrtfel
19 Schßnbaeh {Wiener aita.ber. 160.6); ralis temporum Tiei-
bus ... in guissen herton dero sito. Notkku Mart. Cap.
(8, 806'); Solinus spricht, die mersnecken unk&uschent
ze gewisser zeit in dem j&r und gevAhent zuo. Konk.
V. MbobNBRRO buch d. nat^trUt.U iyinffer{rar. gewisser;
sicheTer; irer).
8)) auaterhalh der zahl- und atMofr^gk iat diese ver-
ieendung des adjectiis in der dltertn tpraehe nur wenig
beobachtet: intscxr.it er kiwissem rachom andre . . . {vel
degradaverit eertis ejc causia reliqtii omnea . . .) Benediktinrr-
r^fd 68 Hatfemer 1, 118; taj ouh ter mere. der gemo Ü5-
klenge. erwcnde ze guissero marcho. sine unstAten well&.
NOTKKR {Boeth.) Hattemers,9i*; sed quibusdam et bis
determinate unum. ... unde ouh ta; einaquisaemo namin.
{Ärist. kateg.) s, 4M*.
386
6151
GEWISS 1, 1, c (weig giwisso)
GEWISS 1, 1, c (sane, giwisso)
6152
4)) die beziehting auf personen ist in der älteren spräche
hier noch nicht gepflegt, ihre spätere enttvicklung im neueren
gebrauch führt auf die rechtssprache zurück {s. 2). hierher
weisen auch die beiden belege aus Notkek, die durch tat.
Vorbild bedingt sind, die aber dadurch, dasz sie ein detitsches
indefinites pronomen einschieben, einerseits die selbständig-
heit NOTKERS beweisen, andererseits darthun, wie weit das
adjectiv noch von pronominalen functionen entfernt war:
tanne diu controversia gat an deheine guisse personas.
tanne ist si civilis. (Boeth.) Hattemer 3,91»; ebenso (für
lat. certus): tag sint die stiite die einliche quisse menniscin
anagant. (v. d. redekunst) 3, 569** (cum certarum personarum
interpositione).
c) das adverbium ist an gewiss nur aus der passiven
bedeutung entwickelt, die abgrenzung des adverbiums vom
adjectiv ist in der älteren spräche meist noch durch die
vollen formen (giwisso, kiwisso, seltener giwesso) erleichtert;
kürzungen sind hier selten {s. unter 4). wie oben encähnt,
fällt die hauptmasse der ahd. belege für gewiss auf das
adverbium, allerdings nicht auf die eigentlichen adverbialen
functionen, die nur bei Otfrid und Notker reicher ent-
vdckelt erscheinen, sondern auf die loser im satze stehende
betheuerungspartikel. dieser gebrauch steht im dienste der
lat. vorläge; nicht nur für certe, sane, plane, omnino,
utique. quidem, scilicet, profecto vdrd giwisso gebraucht,
sondern es tritt auch an die stelle der beiordnenden con-
junctionen: etiara, vero, autem, at, ergo, nam, namque,
enim, quippe, igitur, itaque. die mhd. dichtung, die ihrer-
seits die adjectivischen functionen voller a^isgebildet hat, tritt
mit den belegen für das adverbium iveit zurück; nur die
älteren und ungeübteren dichter haben sich aus der partikel
ein bequemes flickwort zurechtgemacht, das nicht nur die
Sätze unnütz belastet, sondern den sinn oft geradezu entstellt,
a) in engster Verbindung mit dem verbum, also in den
eigentlichen adverbialen functionen ist das adverbium der
älteren spräche mit tcenigen ausnahmen (thaj themo ist
giwisso irdeilit. Otfrid 2, 12, 84; vgl. auch: recte, giwisso.
Steinmeyer-Sievers l, 814»; i, 664'') fast nur neben verbis
der erkenntnisthätigkeit oder der aussage beobachtet, aber
die gleichen verba erleichtern auch wieder die lockerung des
Zusammenhanges, und gerade bei ihnen finden sich die deut-
lichsten belege für den Übergang des adverbiums zur partikel,
die dem ganzen satze dient.
l)) vgl. : in buachon duat man mari, er fiar jar thar wari.
sume quedent ouh in war, Ihaj es warin zwei jar. . .
ni scribu ih hiar in urheis, tha^ ih giwisso ni weij
ob ih giwisso ig westi, ib scribl ig hiar in festi.
Otfrie 1, 19, 26;
ebenso 5, 11, 38; vgl. au^h Notker (Boeth.) 3, 224* Hattemer
(diu er gewisso weig chumftig) 3, 427« (ter dag eine weig
guisso); vgl. 3, 428»;
'druhtin' quad si 'al ist ig so', thag wiggun wir giwisso.
Otfrid 3, 10, 35;
gegen: giwisso wiggun wir thag, theig fora then ostoron was.
3,7,5;
ebenso 3, 20, 151; 3, 26, 31 ; 5, 12, 12;
giwisso wigist thu thag in thiu gisteit ig allag.
2,21, 14;
ebenso 3, 11, 15 , 3,16,25; 3,16,33; 3,18,21; 3,25,29; 4,1,23;
4,13,3; 5,1,38; 5,12,39; 5,12,80; 5,23,112; dazu vgl. 3,20,
17; 3, 18, .52; 3,20,34; 3,22,27; vgl. zi wigssanne ist nu
uns chiwisso, scire autem manifestum est. Isidor 3,7
Hench 4.
2)) vgl. .-'ig ist, druhtin', quad si, 'so, giloubu ih thag giwisso,
theig ouh inan ni firgeit, thann ellu worolt ufsteit'.
Otfrid 3, 24, 23 ;
ebenso (giwar es wis giwisso) 4, 29, 2 ;
Judas vemam do vil gewis
Antiochum Eupatoris
kumende her in Judeam.
buch der Maccabäer 10509 Reim;
unguis namo, wanda ig . . . tero nehein guisso ne meinet.
Notker {Aristot. de interpret.) 3, 469» Hattemer; ebenso (ter
. . . guisso bechennet) 3, 427'> ;
gegen: giwisso wan ih nu thes thag thu hiar bita ouh suaches.
Otfrid 2, 14, 50;
vgl. 4, 5, 81 (gewisso so firnemen wir).
8)) vgl. : Petrus bat Johannan, thag er ireiskoti then man
er zi imo irfrageti, wer sulih balo riati.
thag bouhnita er giwisso was nahisto giseggo.
Otfrid 4, 12, 31;
ebenso (ougt in sina lera giwisso thara ingegini) 3,19,18;
dhar ist igs chiwisso so zi ernusti araughit, certissime
manifestantur. Isidor 25, 18 Hench;
den dag givanenusse
bezeichmt gewisse.
babylon. gefangenschaft 123 Move
(vgl. Kraus zeitschr. f. d. alt. 50
«. 331) ; ebemo 6 ;
dag buch chundet uns dag gewis (reim auf is)
Rolandslied 164, 4; ebenso frau Ava leben Jesu 237, 5
Diemer ;
gegen: chiwisso chioffanodem wir nu hear, probavimus.
Isidor 28, lO -ffewc/t ,• so schein gewisso an imo humana
fragilitas. Williram hohes lied 93, 4 Seemüller.
)) '"ffl- : jes wil ik scriven als gbewisse
des sulves scrivers schepnisse.
meister Stephan schachbuch 2873 ;
ther fon ther erdu hinana ist, ther scal sprechan, thanana, er ist,
er scal gewisso rachon fon irthisgen sachon. Otfrid 2, 13, 20;
dag cMt quisso. IÜotker Aristot. de interpret. (3,489»);
inan sagete im gewisse ir deheiner hete misse
nihtes des er solde leben, wedir in chorne noch in vehe.
Milstäter exodus 142, 3 Diemer;
der guote man begunde
so er gewissest künde (var. : so er pest chunde)
sine vriunt bl namen sagen.
V. d.7 slafaeren 643 Karajan;
gegen: macht lesan in theru redinu zeichan filu manugu,
giwisso, so ih thir zellu, thiu er data saman ellu.
Otfrid 3, 14,52;
gewisso zellu ih thir nu : finfi habetost thu ju. 2, 14, 52;
giwisso sagen ih thir ein: sie zaltun sar tho thesen zuein
thag inan Petrus gisah. 5, 10, 33 ;
ebenso 2, 13, 34; 2, 18, 5; 3, 4,38; 3,13,39; 3,20,11; 4,7,3;
5, 23, 261 ; desgl. (giwisso saget mir ig al) 3, 12, 6; lugun sie
giwisso, druhtin er ni quad so. 4,19,33; tag eines guisso
liuge, anderer war sage. Notker (Aristot. de interpret.)
Hattemer 3, 486» ;
und ein wunder dag geschach,
do er dag gebete vor dem alter sprach,
s6 man tuot zuo einr islJchen messe,
do sprächen die zweifboten gewisse
die wären indulgenciam,
Bonus 142 Haupt (zeitschr. f. d. alt. 2, 212).
ö)) /'*»■ die Stellung des adverbiums im, satze ergiebt sich
aus dem obigen, dasz das zum verbum selbst gehörige ad-
verbium diesem so nahe icie möglich folgt, resp. im neben-
satze ihm vorausgeht, bei der lockerung des Zusammen-
hangs wird die Stellung freier. Otfrid liebt es hier mit
der Partikel den satz zu eröffnen.
ß) entsprechende formen der Wortstellung zeigen auch die
anderen belege, in denen die partikel vom verbum gelöst
ist und auf das satzganze zielt, die Stellung vor dem
verbum. ist — ausgenommen die satzeröffnende partikel —
nur im nebensatze beliebt und wird dort von Isidor (3, l)
gegen die vorläge durchgeführt, im hauptsatze steht die
partikel nur da vor dem, verbum, wo der Übersetzer seiner
vorläge sklavisch folgt; freiere Übersetzer ändern hier un-
bedingt : brut hlauft ist gawisso garo , nuptiae quidem
paratae sunt. Monseer Math, evangel. (22, 8) 23 Hench; alle
birut ir gawisso gotes suni, omnes enim filii dei estis.
de vocatione gentium 45 ebenda, der bedeutung nach gliedert
sich die partikel hier in zivei richtungen, je nach dem, sie
den betreffenden satz als thatsache einführt oder ihm, aus
logischen erwägungen realität sichert, die lateinischen
parallelen weisen meist auf die erste richtung : plane, gi-
wisso. Steinmeyer-Sievers 2, 277*'; 2,603; kawisso, sane.
Benediktinerregel \B, s. Hattemer 1, es ; kiwisso, profecto.
Steinmeyer-Sievers 4, 16; Tatian 62, 5; Murbacher Hym-
nenl,i9; kiwisso, mjni?"Mm.STEiNMEYER-SiEVERS4,8; 2,652;
kewisso, quidem. Benediktinerregel 2, s. Hattemer 1,39;
Tatian 91,4; 141, 23; vgl. auch Steinmeyer-Sievers 1, 235;
Tatian 62,9; 116,6; kiwisso, scilicet. Isidor 24, 14; 26,8.
die für die zweite richtung sprechende parallele kiwisso,
certe ist dagegen vereinzelt, s. Graff a. a. c, häufiger ist
gewisso, utique belegt, vgl. Isidor 5,5; altsächs. psalmenia
Heyne u. a. ; Tatian lS8, 7 ; 129, 7 u. a.
l)) auf thatsachen weist die partikel in Sätzen, die auf
die gegenwart oder auf die Vergangenheit zielen, in beiden
fällen wird es unserem, Sprachgefühl meist schtoer, sie
richtig mit wahrlich, thatsächlich leieder zugeben:
6153 GEWISS l.i.c (ni was glwlato)
GEWISS I, I. e (ergo, giwlMO)
6154
a)) quad : wibt ni forabtot ir In ;
^^ gihaUl iuih baldo, bin ib fiwiaM ijc Mlbo.
OTfitlli 3, 8, 80;
ebfUMO 2, 14, M. ähnlich S, SS, 5t; t, 17, 15. von hirr aus
wird die partiktl in der »päferen dieJitung früh zum ßiek-
wort herabgedrUekt :
zo prima Jouob a» tafd«
lob« wir fowiaaa.
M Hexte unt sa nAna
•4 lobe wir dich aoAoa.
InwlaU doattimm t,4. «. denkm. 1*. 176
(übtrnommtn 9om prietur Knnout titbem-
tahl M DIemtr ged. 354, 1«) ;
ehenao (reim gowisse: miise) prieater Arnoi.i> bei JHemer
yed.Kl,»; hinter Knteeriat (fundffr.*,XM,tl);
•ich vAtfit ooeb fawiaaa
dag wol lu c«s<'(ni*aa
Nie. V. jKHOHriiiN rAron. «. Premimm IM
titrthlke.
h)) noch ergiebiger int. dieaer gebrauch Jür im» prättri-
tum geteorden. nur wenige belege enitpreehen einem be-
dür/nisse, datt auch tcir nachfühlen können; in der dich
tung dee II. und li.jahrh. erscheint die partiktl vielmehr
durchaue ala ßickivorl der reimteehnik.
a)) thoh ni waa eiwlMO er anat nibeiner
thoh 8i ira alspentoU, tber bulfi im in tberu noti.
OTrRir>a, 14, 11 ;
ähnlich 3, ta.M', t, 19, 9; 8, M,9; 4,7,78. eben»o(mit hietor.
prüaenn) :
werit er innn (^iwieso harto Hlu waaao,
uns imo druhtin tburuh not tbaz wir aalbo Hrbot.
4,17. II:
hwanda bidhiu wardh chiwiHso Aasea der Nauea aunu
fona Moysise in binamin Jenus ohinemnit Ibidoru, 4;
ebenao 87, 8;
Yaaac sprach im sft vil iwmerlichen do
'hie ist gewesen gewisse din hriiilir von diner mAler listen
unde hat an disen stunden dinen segen undirdrungen.'
MiUUUer genetit 61, 85 Diemer; ebeneo (exodiu) 183, 33;
der chunich mit einer cbreflo erweron sich nine mobt«
noch niema>n ubir al da; lant: da; tet gewisse diu gotes hant.
MiMäler exodut 189, 80 htemer; u. a. $. u.;
er Trägeda obe st iewet höttin,
des er ejl^en wolde samet in.
■t gftben imo gewisse
brAd unde viscna :
beidtt er dranc unde ax.
Friedberger Chritt Oa 95, «. denkm. 1*. 109.
/3)) ein phellel heijet pisse
der lach dar ane gewisse
ein phellel der was rot
der was ouh da gordenot.
Vorauer Motu bei Diemer fjed. 66, 4;
du namen in die chnecbte Holofemis
unde vArten iif über da;; volt vil gwis ;
unde bunden in obene an den l>ercb.
'ünyere Judith bei Diemer ged. 148, 15 ; ebento
131,6; 136,88; 178,6;
des morgins [do i;] tagete
do hüben sich gewiss«
der kun[inc und der] bischof.
Trierer Ägidiu» UM {ilermania 86, 16); e6enfo
*Hi; 041;
si uobtcn christenltcb ewe,
si weiten got flügen,
man sanc in gewisse (rar. : geweaaa)
die meltin und die misse,
ir almuosen si gäben.
kaieerehron. 6546 E. Schröder;
ebeneoMX*; 16778; 10079; 8845; ähnlieh: Jiolandelird S7.i3;
in."», i« M. a.; Wkunhkh (fundgr. 8, I7.\3.s); Hkink. v. d.
Tum. IN kröne 15788; Konr. v. WOnzuuito AUjcitu 304;
da des fursten lobesam
begrebede nu ein ende nam,
da; sin begancnisse
geschehen was gewisse.
leben der M. Eli*abeth 6060 Rietjer;
ebenso 5661; 5916; 4983; 8984; 1718; 5364; desgl. buch der
Maceabiier 3138; 788; 10484.
8)) bei schluszfolgertmgen tritt vereinzelt schon die Ver-
stärkung durch .fynonytne Verbindungen attf, die »päter
ao stark entwickelt wird (s. II.):
ich var dahin da mir ffot gepoten bat
du verst aber an zweifei gabyas
in dj ewig vinstemttsss.
M. Slargareta 565 Haupt {seitechr.f. d, Ott.
1, 183);
vgl. auch: von einem sunttere sA gewisse
sam von dem hailigsten man.
Heinrich V. Melk prietterieben 391 HetneH.
eharakterisHseh für die bedeutungeenergi«, 4i* fieh auch
an der eitueUtehetuhm pmrHkd uHfmtkmadkt ttkauptet. eind
Wendungen Notkcrs, dtr mii im pmrtikel lahtmttdkt eütte
medergieU: iltio lovem regnai« oeHUaimum Mt Ur aol
guiaao lorU st&ul sin- Notkbr (Mbrt.Oap.) ».$U*Battemer:
a«d at maxime videbitar hoe Ul« oonUnfwe . . . allaro
guiisAst mugen doh keakelMn. (IriaM. JosAf .) S.4M^.
a)) MW die eeUue^/ol^runfem m^f ü» gefenweiri sielen,
handelt e» tiA meiat im» JoftnmHaekt und apemiaHm «r
brterttngen > ^^,, üi Ibag waa SI« mt,
quadun, dati maH. tbax (ot aia tolar warf, . . .
ix i»t M fiwiMO tbob ua iz ababalio ao.
0Tniiul.*.t5:
dhia ohlwiaao ial bifbin gotes itlliM (»rigo aeüieet JUii
iei). iHiitoR 8,1; dha:i8 ir Mlbo Christ ist obiwiaao fot
ioh druhtin (deinde quin iiam iana at inminua eei). 4. it;
ahnt. 9, 6; 10, 1 ; 41. 1»; ebemao Wtiaaambmrgar miadL (flankm.
1*.808): Weaeobntmnar beiek^ (iankm. t*,«5): •» ehlwlsss
iat dhaj;, utique quin. laiitOK 41. IS; alao guiMO nsist niabt
NoTKtli (Hoeth.) HuHrmer^.tA*: ebenao(aX»0 fois OSebumat)
8, 147*; iat der ftAoto § uiaao nutbUf. 8, 164^;
das ich i« al «adarUa.
Hartmamii aemer Betmrtek MS l^ml;
der Itunine rief an dar aUnI,
dag got giwiaaa wara
«In gawarar bailara.
Triam' Memtmm krau*.
b)) am nOehaten eind hier iia aäiaa anaUkniig, die nuf
die Mukui\fl eieUn, aia aind aber in dar iUaran apradta
noch weniger entwickelt:
•dmü, druhtin, mir o«b ao, Uiaib al tUa aealk fiwiaao.
OiTRio 8, 1, 41 ;
e6en«o 5. 19, 10 ; et homm non interminat« alterum, aad
alterum conlingit. i. determinate, unde nicht angoisso
daj( eina, nube guiaao gealtihet ein wederij. Notkkr
(Ariel, kateg.) Haltentart^UB*;
ich wil fawiaaa dar« kftaMa.
Trierer a»aeatar tm Mrame;
ebenao (ehumat da dar« gewisse) Belanialitd 17, 11 Witk.
Qrimm; «war gota wil ntrttwan,
ar ganidot oncb im gawiaa«.
kaieerekron. 15061 M. aekridar;
•a mftaa alleaant anwag.
ao slarbnt vil mwig
diu merUar and die viach.
dietbeeteke»deeii\
(tetleekr.f.
tageetOBamgt
Ott. 1, 119).
alaßickwort teigt eich daa adverb auch hier in:
ie sult ourh alle gewiss«
Iwmde lampeln trag* au röchle
Thür. ipiel r. d. 10/HMg/iraMii M Badcen a. M.
y) iceit über dieae Verwendungen geki dar pkremth der
Partikel in der überaettarptaaa kinima, ws aia /&r iie
lateinischen aatabindemittel hamngesegan wird, ob iSaae nun
der voratdlung der idantität und daa gaganaghti oder dem
causalverhältnia ertcaekaen aimd. dm die pmrHkd in rieten
dieser ßille als bttheuerungspartikel wiögliek war, ao iat
ihre einführung in diesen kreis nicht undeutaek (rgL apdter
die beliebten Verbindungen und gewi;;«. denn gewiss, ge-
wiss al)er), mechaniaeh war nur die attsbreitüng daa ga
braurhes.
1)) itemqtte, afar kawisso (kiwisso). HrabaniaA-Kara-
nische glossen. «. StkinmkyehSibvrrs 1. 188/9; «ienao (so
kiwisso, et ita) BeiteHiktinerrtgel 18 Hattetner l,«R; sia ist
chiwisso 9elt>em nngilum unchondia (id eat aüam ipaia
angelis incoguita). Isiih)r 9.18^; ebaaao Bemtdiktimuitfd
8 Hattemer 1,40; Tatian 188.7; 888,8.
8)) inan giwisso ni fundun. iimtkni vero non intenerunt.
88«, 8 ; ebenso Benediktinerrcgü 4 Hattemer 1. 45* ; l. 84 u. a. ;
ebenao altadeka. pe. 44,14. m. ^: (so chisendit ward ohi
wisso, miaeua eat autent.) Isidor 11.11; ebenso Benedik
tinerreget 8. l, 87 u. a. ; Tatian 84, 8; 196. 4: 841. l u. «..- alt-
aieka. pa.t.i; 8,8; [ast. kiwisso). Stkinmkykr-Sievf.r»
4, 8; oi volui, cuisso wolta ih so. Notkkr {Boetk.) Hat-
temer 8, 80*.
3)) ist giwisso gilauba rehtiu. Weiaaenb. kattek. (tat ergo
ßdes). denkm. l'. 807; e^etwo Benediktinerregtl 1. 85; alt
Sachs, ps. 57, 13; STF.lNMfnrBRSlEVER8 1 . »/l»; nempe.
kiwi.-<.«o. 4.8; 1.815; kawisso. naatqua. Mwrbadter kt/mn.
8, 81 /. Grimm; eienaa BanadOctinerregd t Hatteaur i.tf-:
386*
6155
GEWISS I, 2 (rechtssprache)
GEWISS 1,2 (gewiss machen)
6156
andher ist giwisso gomaheit fateres, andher sunes, andher
thes beilegen geistes, alia est enim e persona patris, alia
filii. Weissenb. katech. (denkm. l^, 206); ebenso Benediktiner-
regel 2(1,36); altsächs. ps. 54,21 und oft; Steinmeyer-
Sievers 2, 167*; 2, 234; Murbacher hymn. 1 J. Grimm, s.\l\
desgl. Tatian 211, 1 ; Isidor 22, 18; 27, 11 ; 82, 6 ; 33, 11; 34, 18;
38,16; 39,20; ebenso (mit änderung der Wortstellung) 5,11;
6 9; 15, 6; 32, 7; 32, 20; 42, 6; das gleiche exhortatio ad plebem
Christ, (denkm. 1^, 200); ebenso Monseer fragmente 13. 45. 67
Hench; quippe, kiwisso. Steinmeyer-Sievers 4,16; alts.
glossen zu Gregor 63 Wadstein; Isidor 19, 12; Tatian b?,, 2;
74,8; 164,1; igitur, cawisso. Steinmeyer-Sievers 1, 98
ic.a.; itaque, giwesso. Tatian 129,7; ebenso \%2,b; 148,8;
146, 5 ; 159, 2 ; {mit änderung der Wortstellung) 188, 7 ; 100, 3.
4)) auch Otfrid nähert sich diesem gebrauche, er führt
giwisso an stellen ein, wo die lateinische bibel autem (5, 9, 31 ;
3, 6, 13) quippe (2, 18, 5) zeigt; als Zeugnis für eine geivisse
Selbständigkeit der Übersetzer ist andererseits die änderung
der icortstellung in einigen stellen des Tatian und im
Isidor zu betrachten.
S) für die partikel, die sich vom satze ganz löst, bietet
Otfrid zahlreiche belege, die aber später nicht nachgeahmt
werden und kaum als Vorläufer des neueren gebraucJies
(s. II, 3) gelten können, aus der vorläge erklärt sich in der
Tatianübersetzung : tho quad in ther heilant: giloubet ir
thag ih iu thag tuon mugi? ttio quadun sie imo: giwesso,
truhtin. 61,2 (dicunt ei: utique, domine); anders Oifhihs
belege, die oft nur dadurch, dasz die vorangestellte partikel
ohne einflusz auf die Wortstellung des nachfolgenden satzes
bleibt, die satzbildende function der partikel erraten lassen:
«wisso seh er anan mih, min fater ist so samelih.
4, 15, 86 ;
ähnl. 3, 23, 40; 4, 15, 4; 3, 22, 20 ;
thu habes then diufal in thir; giwisso, thaj firnemen wir.
3, 16, 29 ;
ähnl. 2, 14, 64; 4, 29, 25. dazu vgl. die oft eingeschobene
formal: giwisso, thag ni hiluh thih. 2, 19. 23; ebenso 3, 8, 2 ;
4, 7, 30 ; 4, 25, 11 ; 5, 19, 51 ; 5, 23, 218. aus der späteren zeit
schlieszt sich mir ein beleg an, der aber vielleicht natür-
lichem dialoge entspringt:
er chod 'gewisse ich het iur misse
ob ir füret hinnen, da; ne mohte ich ubirwinden'.
Milstäter exodus 145, 34 Diemer.
2) für die rechtssprache kommt von gewiss nur die passive
bedeutung (gewuszt mit den ableitungen) in betracht, soiceit
nicht die vielfachen berührungen mit der bedeutung sentivick-
lung von sicher \das genus überhaupt verdunkeln, diese
berührungen von gewiss tmd sicher stehen hier besonders
deutlich unter dem, einflusz der lat. termini securus und
certus, deren einzelne Verwendungen sich bereits kreuzten.
und so sind auch von gewiss hier zahlreiche gebrauchsformen
zu buchen, die ebenso gut nach der einen, wie nach der
anderen richtung zielen, für uns kann es sich deshalb nicht
darum handeln, auf so unsicherem boden die belege zu
gruppieren, uns geben die einzelnen typen der Verbindungen,
die wir oben kennen gelernt haben, andere anhaltspunkte.
in dem dbiceichenden gebrauch, den die rechtssprache von
ihnen macht, wird deren eigenart am, schärfsten getroffen,
deutlich zeigt es sich, dasz sie persönliche träger der Ver-
bindung gegen sächliche bevorzugt und dasz sie im, gegen-
satz zu den alten prädicativen Verwendungen die attributiven
formen entwickelt, vom adverbium dagegen macht die rechts-
sprache kaum besonderen gebrauch:
a) beim prädicativen gebrauch giebt die beziehung atif
eine person, die hier sonst im allgemeinen ausgeschlossen
ist {s. 1, b), einzelnen Verbindungen in der rechtssprache eine
neue Wendung, bei der man an bedeutungen von securus,
sicher gemahnt lüird.
«) so stehen sich bei der Verbindung mit dem, verbum
aubstantivum die belege für persönliches subject mit ent-
gegengesetzten bedeutungen gegenüber, je nachdem die auf
dem umweg über securus geivonnene bedeutung oder der
mit certus gemeinsame begriff durchschlägt, vgl.: swer
von gotshusern ein gut gewinnet, der nem des gotshuses
brief und insigel dar an, so ist er gewis, und er sol
siben geziuge dar an setzen. Schicabensp. landr. % 313, l
Laszberg; gegen: und ist her nicht gewis. so sal in der
richter voen ader sin böte. Kulmisches recht 5, 43 Lenuin
s. 170 ; ebenso Schwabensp. landr. % 265 Wackernagel (ist er
niht gewis . . . sezet aber er bürgen); genau so (nach einem
handschr. rechtsbuch v. 1453) Sghmeller 2"'', 1032; dag
man einen schuldiget . . . der niht ein geseggen man ist
und niht gwis ist. stadtbuch v. Augsburg (33, 2) 95 Meyer;
liute . . . die niht erchant sint noch gewiss. (87, 2) 169; wer
uns danne der zcinse bekennte zcü gebin und gewis were.
Weim. h. st. a. (Oberweim.) 1352. Diefenbach n.WüLKER 620.
andere bedeutungsunter schiede erwachsen der Verbindung
neben einem sächlichen subject: vgl.: swer ein gut hin
geit an tadel und sprecht, dag is gewis sei, swelcher lei
dag sei, und sprecht er wigge chainen tadel dar an, und
vindet iener tadel hin nach an dem gut der is do chauft
hat. rechtbuch des Ruprecht v. Freising, s. Westenrieder
beitr. 7, 164; einer weite ein pferd miethen, und gab einen
thaler drauff, als er nun meinte, es wäre gewisz, war
der pferd händler davon geritten. Weise die 3 ärgsten erz-
narren (44) neudr. s. 206. gegen : schulden , die mit be-
schwernus und uncosten eingepracht miessen werden,
auch noch zweiffenlich , ob dieselbigen gwisz oder un-
gewisz seien, befunden. Clemens Sender, s. dtsch. städte-
chron. 23,226; dem schuef der herr 10 000 guldin und ver-
sichert ims, dasz sie im gewiss waren. Burkard Zink,
s. dtsch. städtechron. 5, 1C6.
ß) m,annigfaltig ist in der rechtssprache der gebrauch
von gewiss machen, auch ihr sind Verbindungen mit .mch-
lichem objecte (s. o.) nicht fremd, vgl. gewisz machen,
certificare. voc. theut. (1482) m 5*, voc. ine. teut. i7*; Dasy-
PODius m7* {confirmo); E. Alberus 310*» (mach die sach
gewisz); vgl.: wie vorzeiten auch die heiligen marterer
umb des euangelij willen stürben, und uns dasselbige
mit jrem blut versigelten und gewis machten. Luther
Qiist. bruder Heinrichs v.Südphenib2b)^,2W^; vgl. : den liebes-
bund fest und gewisz machen. Neumark lustwäldchen 122.
der rechtssprache aber im besondern eigen sind die Wen-
dungen, die eine person als interessenten einführen, tvo
die person als accusativobject angeschlossen ist, berührt
sich gewiss wieder enger mit securus: sve aver des kindes
erve is, dem sal des kindes Vormunde bereden von jare
to jare des kindes gudes, unde ine des gewis maken (var.:
und bürgen seczen). Sachsensp. landr. l, 23 §2 Homeyer^;
der sol den clager und die stat gewis tön, dag si vor
im sicher sin. stadtb. v. Augsburg (33, 2) 95 Meyer; dazu
vgl. : drumb das sie es nit glauben, und wollen sich mit
ihren wercken gewisz machen. Luther {sermoti v. d. sakr.
der busze 1519) 2,722 Weimar; wer wil michs gewisz machen.
E. Alberus 310*; einen gewisz machen, vergewissern,
aliquem certum facere. Aler l, 938*'. eine andere (pa.ssive)
bedeutung von gewiss erzielt die Verbindung da, wo der
interessent im, dativ angeschlossen ist und ein sächliches
object ermöglicht wird, hier findet die formel wieder an-
schlusz an die allgemeineren fügtcngen, die eingangs belegt
sind: unde sol man den erben dag gewis tun dag des
gutes den chinden unde den erben iht miner waerde
die wile vater oder muter laebt. stadtbuch v. Augsburg
(76,5) 152 Meyer; ebenso var. zu 95, s. Haltaus 715; dag
sol man den Juden gewis machen, dtsch. städtechron. 4, 77;
wil aber sich der chlager des gelts underwinden vor dem
jar, so sol er dem wirt gewis machen, swenn der gast
oder sein pot inner jars vrist chäm , dag er den wirt
dann verantwurtt , als recht sei. stadtrecht v. München
(art. 62) 27 Auer ; ebenso Augsb. stadtbuch, s. Haltaus «.715.
vielleicht ist aus ähnlichen Wendungen der eigenthümliche
gebrauch Klopstogks enttvickelt, bei dem nicht wol an
das Substantiv gewisse zu denken ist {vgl. oben sp. 6143):
erschaffe mir ruhe,
gott, im sterbenden herzen und mache der müden seele
deines heiles gewisz ! (Messias 12, 455) 3, 68 Boxberger.
y) auch bei gewiss haben und entsprechenden Verbin-
dungen ist neben dem sächlichen object in der rechtssprache
mehrfach ein persönliche,s zu belegen; in einzelnen Wen-
dungen führt der prädicative gebrauch zum adverbialen
über, vgl. : alle ding .wollen gewissz haben verschriben,
versigelt. Eberlin v. Günzrurg {l pfaffen) 2, (,& Enders;
ähnlich : alsz gewisz zu halten schuldig sein, österr. weisth.
6, 297. gegen :
do Isegrim meinde, he hadde en wis.
Jteinke de vos 4, 8 v. 6307 Prien;
6157 GKWISS I, ».6 (ein gowis man)
(er hätte ihn gewiiz. 0ott8<:iiki>; nun hab' er ihn ichon.
fiö'iiiK); da «chloMen tie das thor zu, und meinten, lie
liätten mich gar gewisz. Wkikk </m S ärgsten ertnarren (t9)
neudr. «.100; den greiffet, und füret in gewia {im Auf*-
lurger nachdrtuk von 1686: In gewartam t. Utifftrathnd)
LuiiiEn Marc. 14,46, während bei gewiiz nehmen, jemanden
in verhaft nciimcn Aiiki.l'no S, 069 vol prüdieativer gt
brauch zu tage tritt.
b) die attributiven Verbindungen, die »ddten ttuawtiwten
hüntfen uugrzirtivgen erwachten, iritid im rahmen der reckt»
»piache besondere tahlreieh tu belegen; m haben von hier
aue auch den allgemeinen »prachgtbruuek beeii\flu»at.
a) Verbindungen mit fer^tnliekem träger:
1)) in Verbindungen wie gewiiier mann, bfirge u. a. geht
die bedeutung heloinut leicht in ((m v(m tertraaentwQrdig
über, die den beytijf der ticherheit ereehlieett: da; die
inun/.e boI haben einen hidcjrben man erbcren unde ge-
wissen der ein hasgenor, si unde der die munzze bewar
und versuche an rcliter wizzo. etadtbueh v. Augeburg tt
Meyer; ein gewis man. M; 8; ist aber er nit ein gewis
man, man soI über in richten mit der schrayat. Miinehener
handachr. dea Augeburger atadtrechte e. SciiMKt.LBH >*, 108S;
certi hominea. gowilsz und glntihha(Tti|!o leUt, gewUiz leOt,
die man licnnl uiiiid nvmicn l(un. Ciioi.iNUS-FRlsit'K
iu>>; ähnlich Fiusiits 218*': Maai.kk iso' (gewUsse leüi
vgl. certi honiinea, bekante leute. FAHKn 161''): unde sol
im gewisse bürgen sezen. Schwabenap. landr. % KS Wacker-
nagel; vgl. auchi
die sich se rote alsA miichent,
da; «ie slnen geist erwicchent,
die h&nt ein eewisven bürgen,
den Buln sie aanne vaate würgen.
Lamprbcht V. RaoBNMiURG tochter 9yon
4079 WHnhold;
der wirt . . . sprach frUnd künt ich einen gewissen bürgen
nbcrkumen den nem ich an. F.uhn,fpiegrl (71) HS Knuat;
gewisser schuldmann, certua creditor. Hkniscii 16M; ge-
wissermann, unhommeseur. BoNUEAU 8, Uu8*; Schwan
1,747* (gewisser, sicherer mann); ebenso Hii.pkrt, Campe
u. a.; nominibua certia , gewüssen und giaubwirdigcn
Iculen. Frisius 218''; M.vai.ek ISO*"; vgl. Campe 8, 866*;
1 ieatia certisaimua , ein wahrhafTter und gewüsser zeug.
P Fnisius SIS**; Maai.er 181»; in den apüteren buchunget^
verallgemeinert *tV/» die bedeutung: locuples autor, teetis,
hoc e.it ceritts et niagnae autorifatia, ein gnugsamer \ol-
slendigcr, ansehnlicher, gewisser zeuge. Faber 468''; ein
gewisser zeuge, tentia locuplea. Steiniiach 8,1067; ebenso
Ai.eh, Kirsch, Watthiae,; vgl. auch die übertragenen
veitcendungen unter II.
2)) die bedetttung vertrauenswürdig encächat ebenso der
rrrbindung gewisser böte, die Verbreitung auch auaxeihalb
der reclitaapraehe getcinnt. vgl. schon wisbodo Heliand 249
(zur abgrenzung von gcwij^^en a. 4, a, a).
«)) zu den recht,<>formen, mittelst derer ein bete sich legiti-
mierte, liiszt sich die J'ormel kaum in ein Verhältnis .setzen,
vyl.: unde sendet sinen gewissen boten mit einem brieve
unde mit insigel dar an dar. Schuabenap. landr. § 176
Wackernagel gegen: wan sew von den ebenanten vrowen
crniant werdent mit ierem pewij^en potcn. sti/tniu/.sbuch
V. St. Bernhard (1340) .«. fout. rer. Austr. 11,6,863; darumb
manen, mit briefen, oder mit gewissen poten. urk. v. 1860
Moor, cod. dipl. v. CurSütien u. Graubünden 8,188; vgl.
mich (urk. v. 1339) 8, 848; und verzeucht es sich aber, so
ondt er den richter . . . ain gewissen hotten, banntaiding
I. Featenburg (le. jahrh.) s. österr. treiath. 6,03; auch ab
imnnd aufgehalden wurde von ehafler not und sendet
seinen gcwi.«sen pofen czu dem richtere ader perkmeisler
und enscluildiget sich... (nuncium idoneutn) Jglauer Jus
rtgale »tont. (1, 7 § 13) Zycha s. 81 ; vgl. d. atiidtechrvn. 8, 69.
b)) von hier aus icird der begriff der stellvertretting vor-
herr.9chend : der gewisse böte ist der bevollmächtigte seine»
iwftraggebers : daj sol er tuon, ... er selbe oder sin ge-
wisser bot. Schtcaben/tp. landr. §415 Wackernagel; elenao
.<A«r. § 8 LaazI.crg; swcn su gemant werdent von dem
vorgenanden Kraflen oder von sinem gewissen boten.
urk. V. 131.'), Al.mtia dipl. 8, 115; verantwurt dann der past
oder sein gewisser pot daj gelt nicht inner jnrs vrist,
so sol der chlager mit dem gelt seinen frum schafTcn.
iitadtrecht v. München (art. 68) 87 Auer; so hant die vor-
GEWISS I, t.b CgewiMer böte) 6158
genanten berren .. . oder ir gevIsMr bottcn. vollen go^
walt. urk. v. lS5t, ». wwn. ZoUerana t, im (na. Wb); «{ mess«
danne der gefwome mesjer oder fcia fiwigswr pot reekt-
buek V. Briiten (lS79), t. Merr. ueiwfk. I. Mt; M toll der
ambtman da« vicb merken ... mit Minem gwiasen poten.
tceisth. V. Faua (1461). ». Iteterr. weistk. »,741; ond atAnd
vor mir ... des erl>em und vetten Borckarts von Ryschach
gewiMer bott und elagfürer. mit vollem gewalt an siner
•tatt urk. V. 1417, a. man. ZMerana t.M»; datu vgL:
«•II aaff w pal
»i*r grewclin i _
"* dtor^TradMät praeh.
(tut: ri
flwvWM^^Iv 4^MMv '
t.190):
e)) dim /ruhen seugnit au* dem Heliand treten i» im
hochdeutschen diehtung «rti tpM heUge mer miit, dmfl»
hält die diehtung «« «0 längtr ämrmm fadt
dca bin ich ete %vm\eem boto,
•was ta der Madef Ml feftft
4ax i«ch tea go( all« ««ft
der HTaicKan JTorf «N BaHMk,
•wer Im g«trQw«t «4 wol,
dag «r in Modet m foU.
dem ist «r «ia gewlsaer bot« (tor. ga(>«w«i). tM;
el>enfo (sin gewisser böte) iS«: pfaffe Amis itM;
'wer sol dag wandel nnd dax rebt
dem (Britan bfiagea von dir?'
'lieber Herr« dar, sali ir
o<irr ein anaer gewis««>r bot'
SeiJHtd UtibUmg 9. IM* ; dbeaaa 7, *70 :
er bestalte von stunt einen gewissen boden, und schreib
einen brieff. Ei.isadctm v. NassauSaarbrOckbii Euge
Seheppel 48''' Vrtd;
Gabriel sprach daraalT zu band:
'ich «lebe alzeit fttr gntt.
der bat mich her zu dir gwaad.
ich bin ein gwiuar bot
8. Hbrman Unatpt ttermirtMMtefüjiktteitertetn)
ittlTallMi;
locuplea tahellarius, ein gewOsser nnnd tretlwer bott, dem
man bricfT wol und sicher darff auifgibcn. Frisil's 779*;
Maalkk 181*; hotno certus. ein gewisser bot, uff den man
sich verlassen darfT. Corvincs i60; und schickte ihn von
Rehnen ansz durch einen gewissen boten meinem pfarrer,
mit folgendem briefflein. Ghimmblshausrn Simpl.{t.st)
196 Küyel.
ß) aus solchen Verbindungen entadtsen formein mit
sächlichem träger des attributes: gewiss zcugnOsz. testi-
monium praeclarum. manifestum. Stieleh 8597; ebenso
teutschengl. lex. 9, 774 (aurt). RoNDEAU 9, Uu8*: emrtorum
hominum poteatas, gewisse bottscbafft. Fabbr X%\*; ebenso
Hknisch 1604; Cx^uviNts 169; desgL Merr.ieei»tk.t.Hu.a.
(vgl. auch unter II); gewisse nachricht. Räolrin 1,884*;
Adelung, Campe; dazu vgl. mit gewissen Wahrzeichen.
Schtcnbensp. landr. % 888; es ist von alter gewonheit breuch-
lich hcrkomen, das man heiraten, und andere . . . band-
lunge bei dem wein und mit wein drincken als mit einer
gewissen urkhunt. bestclliget. oberrhein. atadtrechte I, i,43
Schröder; umb ein gcwUsse schuld oder miszhandlung.
Frisius 213**; ein gcwfisz offenlich laster (eertissimum et
majrimum crimen). CnoLiNUsFRisica l&S^ u. «.; eine ge-
wisse und offenbare that, faeinua maniftato «amputmm.
Steinbacii 8,1067; dazu vgl. mit anderer bedeuhimga
färbung: quod fratres et domini fratcmilatis pellipariorum
in perpetuum optinebunt iudicia »ua .... duobus diebu»
qui dicuntur gewisse dinge in feslo b. Pauli et in die
b. Agilolphi. Kölner urk. r. ISIS bei LoKRSCii eunfturk.
8, 307. besonders hävßg begegnen hier soleke Verbindungen.
die auch für sicher {seeurus) luiA« liegen, aabaU diiae»
von personen auf sacken übertragen ist: da; sol man mit
dem vogto an eine gewisse etat legen, unde sol da ligen
iar und tag. atadtbuch r. Augsburg 97, 9; und geben wir . . .
die obgemelte gegent . . . der vorgemelten kirchen . . . fQr ihr
gewisz und aigen grünt, banntaiding tu S^tal (li.jakrk.)
s. österr. ueisth. 6, 58;
diu minne schoof, daj er uns hie
eine b6he fftb« lie,
■toea Übe* «ib gcwines pbant (daa nhtndmaU).
Lammmcüt V. KEGEKSBcao ttdiitr tSifom ■
Un WHnketdi
6159 GEWISS I, 3,a (bei Luther)
der tod soll bei mir in dem sterben
auch nicht behalten überhand,
meip Jesus läszt mich nicht verderben,
drum hab ich ein gewisses pfand,
so mir sein kräftigs wort verspricht.
Mich. Walther (?) 1662 'mein werk will ich
mit gott anfangen';
mit gott wolten wir hie bald eins werden und hirinn
einen gewissen bund machen. Luther {an die herren
Deutschsordens . . . 1523) 12, 233 Weimar; vgl. wissan fridu.
Heliand 1938; vgl. ein gwüssen beschlusz. Wurstiskn
Sasler chron. (1580) -Alb; aber die bergkleüt dieweil sie all
jr gwüsse hab, unnd wol besitzte guter, dem zweifel-
hafftigen und schlipfferigen glück vertrauwend. Begiiius
Verdeutschung des Agricola v. bergkwerck (l) 2 (pmnes suas
opes certas et bene constitutas); vgl. gewüsse schulden.
Chytraeus^ 507, ebenso Stieler 2567; Rondeau 2, Uu 3°;
Schwan i.,l4n^ {dettes hypothequees); und verschwenderisch
wie ein monarch, schien er die guter seiner hoffnung schon
unter seine gewissen besitzungen zu zählen. Schiller
{30 jähr, krieg 2. buch) 8, 145 ; dazu vgl. die Übertragungen von
gewisses gut, erbtheil, gewisse sache u. a., s. II, 2, a; und
hat darzä diser Welser auff bit, doch gewisse bezallung
verspilt hundert mall tausent und 20000 gülden. Clemens
SK^ion-v. Augsburger chron. s. d. städtechron. 23, 3ii; weiter
ward auch den webern nach langem gezänck vom rath
ein gewisz taglohn und anzahl gesellen gesetzt. Welser-
Werlichius Augsburger ehren. (1595)2,216; vgl. dagegen
die formein II, 2, a.
3) Statistik.
a) in der bibelübersetzung zeigt Luther eine ungewöhn-
liche Vorliebe für unser adjectiv , die er auch in seinen
eigenen Schriften bethätigt. in zahlreichen fällen weicht er
dabei frei von den Wendungen der bibel ab; aber auch da,
xt'o er der vorläge folgend nach seinem Sprachgebrauch
gewiss einsetzen konnte, ziehen Vorgänger und nachfolger
die synonymM wahr, treu, fest, sicher vor.
a) nur bei der acti-ven bedeutung steht Luther mit
seinem gebrauch hätifiger in Übereinstimmung mit den Vor-
gängern, loährend auch hier die nachfolger mehrmals ab-
weichen : denn ich bin gewis, das weder tod noch leben . . .
mag uns scheiden von der liebe gottes {var. ich bins g.).
Römer 8, 38 Luther {ebenso Vorgänger xiiid nachfolger;
certus sum, ninsiauai); desgl. 2. Tim. 1,12; 1,5; Römer
15, 14; {in den beiden letzten: ich traue darauf. Weiz-
säcker), ähnlich apostelgesch. 16, 10, wo Luther eines
verbums zu gewiss entbehrt, s. u.; dazu vgl. einige belege,
in denen die vorläge ähnliche bedingungen bietet und in
denen Luther im gegensatz zur älteren bibel gewiss ein-
führt: JRöm. 14, 14; apostelgesch. i, 13; vgl. auch: so gehet
nu hin, und werdets noch gewisser, das jr wisset und
sehet, an welchem ort seine füsse gewesen sind ... be-
sehet und erkundet alle orter, da er sich verkreucht, und
komet wider zu mir, wenn jrs gewis seid, so wil ich
mit euch ziehen, i. Sam. 23, 22/3 (das ich gee mit euch
zfi seim sichern dinge. Eggesteyn; bringt mir zuver-
lässigen bescheid. Kautzsch); auff das sie gewis weren.
weish. Salom. 18, 6 (dag si Westen. Eggesteyn u.a., scientes;
in sicherer kenntnis. Kautzsch); vgl. auch Phil. 3,1;
Susa7ina i8; und Nicanor rhümet und trotzet, und war
gewis, das er wolt grosse ehre einlegen wider den Judain.
2. Macc. 15, 6 (gedacht Eggesteyn u. a. ; cogitaverat; hatte
sich vorgesetzt. Kautzsch); ähnlich Hiob 24, 22 seines
lebens nicht gewis sein, auch in anderen tvendungen
faszt Luther das adjectiv offenbar aciiv auf, obivol er
es für Wendungen einführt, die die passive bedeutung
fordern : also auch ein hertz das seiner sachen gewis ist,
das furcht sich für keinem schrecken. Syrach 22, 19 (wirt
gefestent das hertz. Eggesteyn u. a., cor confirmatum);
ebenso spr. Salom. 18, 17; vielleicht auch Syrach 33, i; noch
deutlicher wird dies in: ein jglicher sei in seiner meinung
gewis. Römern, 5 {var. seines sinnes gewisz; begnügt in
seim sinn, ältere bibel; abundet; mag seiner Überzeugung
leben. Weizsäcker); vgl. auch ps. 51,12, s. 0. sp. 6141.
ß) beim adjectiv in der passiven bedeutung reicht Luthers
Vorliebe für gewiss noch iceiter. mit der älteren bibel stimmt
er jedoch hier nur in zwei füllen des prädicativen gebrauches
überein.
1)) hierher gehört eitler der wenigen belege für die alte
GEWISS I, 3, a (gewis zeichen)
6160
pronominale Vertretung des subjects neben dem, verbum
substantivum, : und so sich findet die warheit, das gewis
also ist, das der grewel unter euch geschehen ist. 5. Mos.
13, 14 (ob du vindest zesein gewisz. ältere bibel; certum
esse); dagegen vgl. : ward dem Daniel . . . etwas offenbart,
das gewis ist . . . Dan. 10, 1 (und ein wares wort, ältere
bibel; verbum verum); ebenso Titus 3, 8; sonst bevorzugt
Luther hier die beziehung auf eiti substantivisches subject
und das adjectiv erscheint in den mannigfachen bedeutungs-
färbtmgen. , die sich (vgl. sp. 6148/.) in atttibutiven Ver-
bindungen entwickelt haben, mit der älteren bibel stimmt
überein: der geist ...ist ... fest, gewis, sicher, loeish.
Salom. 7,23; dagegen vgl.: und halte ob dem wort, das
gewis ist, und leren kan (var. ob dem gewissen wort der
lere). Tit. 1, 9 (getreuw wort, ältere bibel; fidelem sermonem;
bewährten wort. Weizsäcker); ebenso 1. kön. 17,24 var.
(ältere bibel: gewere) ; offenb. 21,5; Syrach 33,3 (s.u.);
meinestu aber, das deine Weissagung gewis ist, so darffstu
nicht erschrecken noch erblassen. Judith 6, 4 (ältere bibel:
gevVer); ähnlich (ältere bibel: getreu) ps. 19, 8; (zeugnis . . .
ist gewiss); ps. 89, 38 (zeuge); das jr arbeit sol gewis sein.
Jes. 61, 8 (in der warheit. ältere bibel; in treue. Kautzsch;
in veritate); ähnlich iceish. Salom. 6, 18; Jes. 2, 2; ein
jglichen dünken seine wege rein sein, aber allein der
herr macht das hertz gewis (var. treibt den mut). spr.
Salom. 16, 2 (spirituum ponderator, weger der geist. ältere
bibel); vgl. ir hertz ist gewis. ps. 10,17 (du stärkst ihren
mut. Kautzsch); las meinen gang gewis sein in deinem
wort {var. richte meine genge; genau so ältere bibel; festige
meine tritte. Kautzsch). ^s. 119, 133; vgl. auch «p. 6ifii.
in manchen Wendungen wird hier die abgrenztmg des prä-
dicats gegen das adverbium erschwert, nicht gilt dies für :
also hat der grosse gott dem könige gezeigt, wie es her-
nach gehen werde, und das ist gewis der träum. Daniel
2,45 (gewere ältere bibel; wahr Kautzsch); aber vgl.:
sihe zu, das du einen guten namen behaltest, der bleibt
gewisser, denn tausent grosse schetze goldes. Syrach i2, 15;
vgl. auch sein wasser hat er gewis. Jes. 33, 16 (sind getreu.
ältere bibel; fideles sunt) ; gegen: das helt er gewis. ps. 83, 4
(in den glauben, ältere bibel; in ßde); vgl.: da er aber
nichts gewis erfaren kunt. apostelgesch. 21, 34 (erkennen
die Wahrheit, certum cognoscere, nichts sicher erfahren.
Weizsäcker); g^gen: wolt er gewis erkunden, apostel-
gesch. 22, 30 (fleissigklichen ältere bibel; sclre diligentius.
yvtövai rd dacpaXss) ; vgl. auch Marc. 14, 44.
2)) ohne jeden anhaltspunkt bei den Vorgängern sind die
zahlreichen attributiven Verbindungen, die in der mannig-
faltigkeit der bedeutung den eben belegten Verwendungen
entsprechen: und gebt mir ein gewis zeichen, das jr leben
lasset meinen vater. Jos. 2, 12 (geweres zeichen, ältere
bibel, verum signum, sicheres zeichen. Kautzsch); ebenso
(anders in der vorläge) 2. Macc. 10, 28; denn er hat mir
gegeben gewisse erkentnis alles dinges, das ich weis, wie
die weit gemacht ist. weish. Salom. 7, 17 (gewere wissen-
heit. ältere bibel, scienfiam veram; irrtumslose kenntnis.
Kautzsch); ebenso (des gewissen Verstandes) Col. 2, 2;
(eine gewisse Zuversicht) Hebr. 11, 1; das er mir von dem
allen gewissen bericht gebe. Dan. 7, 16 (warheit ältere
bibel, veritatem, sichere auskunft. Kautzsch); genau so
Dan. 1, 79; vgl. auch (gewisse lere) Syrach 16, 24; (gewisser
zusage) Je*. 26, 3; (die gewissen [var. .- verheissen] gnaden
Davids) Jes. 55,3; (gewisser holTnung) xveish. Salom. 3,4;
der herr sei ein gewisser und warhafftiger zeuge. Jerem.
42, 5 (gezeug der warheit. ältere bibel, testis veritatis et
fidei, wahrhaftiger und zuverlässiger zeuge. Kautzsch);
das ich dir zeiget ein gewissen grund der warheit. spr.
Salom. 22, 21 (die vestcnkeit und die red der warheit.
ältere bibel, firmitatem, zuverlässige worte. Kautzsch);
ebenso (gewiszheit der geschichten. Weizsäcker) Luc. 1,4;
desgl. (gewissen grund setzen, stabile ßrmainentum, festen
grund. Kautzsch) weish. Salom. 4,3; und hab für jm in
der hütten gedienet, und darnach zu Zion eine gewisse
stet krieget. Syr. 24, 15 (bin ich gevestent. ältere bibel,
firmata sum., bleibende statte. Kautzsch); ebenso: ge-
wisse stete. 1. Cor. 4, 11. zu gewisser tritt s. unter y).
3)) die pronominale entancklung des adjectivs zeigt bei
Luther noch keinerlei fort, schritte, nur die Wendungen, in
denen oben (sp. 6150) der ausgangspunkt der entmckhing ge-
6161 GEWISS I, 8, a (gewiii « Bieberlich)
GEWISS I. s. 6 {buekungm)
6162
funilen umrde, »ind auch bti ihm gegen die anderen üb«r$eiter
Mu belegen: du machest, das beide sonn and gestim Jren
gewissen laufT haben, p». 7«, 16 (hast gemaobt die morgen-
rüt und die sunn. ältere bibel. fabrieaUt» m); da er dem
winde sein gewicht machole, und setzet« dem wasser
seine gewisse masse. Hiob w, gft (in der mass. äUer* bibel.
in metmura, dem wasser sein masz bestimmte. Kaut/mcm);
und mus jmer mit sorgen s«in werok maohen. und hat
sein gewis tagwerck. Syratik M, tt (alle Min wirokunge
ist in der zale. altert bibel, nummro tat. dessen ganze
arbeit sich um die zu liefernde zahl dreht. Kautzsch).
y) völlig »elbutiindig ist LuTiiKR im gebraHek de» ad-
ver biutn». das er sehr hätißg und in tintr von d»r älteren
»praehe vielfach abiceichenJen toeitt g«brot4eht.
1)) nur da, wo er daa adverbium meidet, »timmt er
vsenigetena mit einem theil »einer Vorgänger itberein. oben
(«p. 0159/.) imrachon auf die mannigfaeKtn lat. partikeln und
eonjunctionen aufinerlüam fftmaeht Monfen. die der Tatian-
übertetxer und ander« denkmäler dieter uU durtk giweaso,
kiwisso u. a. ioiedergebm. wo enttprtdkmtdt bdtgt m^ bOd-
»teilen fallen, zeigen unter den tpättrtm übertetaungen muek
einige gedruckt« bibeln (Mkntbl, EoaKSTKYN, PriJ^NZ-
mann) meiaten» noch adverbia. tri« ernstlich, gewisslioh
u. a. ; aber schon bei Zainbi« sind aie beaeitigt oder anderawie
ersetzt, dementaprechend fehlt auch bei Lutiirk in tahl
reichen fällen ein eraatawort : (vgl. utique Tatian 188, 7)
Luc. 7,89; (quidetn Tat. ita, €; 141,28; t7it,6: 18S,6; >ll,a;
834, 1) Lue. 19, 4«: Matth. 88, 88; Joh. 16, 9; Matth. 86, 41 ;
Joh. 19,88; ao, 80; (etiam Tat.m.a; 188,7; 896,8) Lue.
11, 40; 10, 90; 84, 88; (autem Tat. IB.'S, 4) Joh. 18, 86; (enim
ahd. Matthättsevangel.) Matth. 12,87; (ergo STElNUKYEn-
SlKVKHS 1,781») i.Petrii.i; (quippe Tat. lOi.l) Joh. 1,4;
(ifaqtte Tat. 88, 7; 12tf, 7; 183, 5) Joh. 5, 18; 7, 48; 9, 8. aeltener
führt LuTiiRH deutsche partikeln ein, die at^f ein aatt-
Verhältnis zielen ; in diesen fällen tceicht aehon die älteste
gedruckte bibel von den ahd. überaettem ab (ausnahmen:
Matth. 12, ta-, itfare. 9, 88). tu Lutiieks gebrauch vgl.:
und (autem Stkinmeyrr-Sievehs i,73o'>) Luc. 8,6; nun
(quldem Otfhid 8, 28, 28; itaque Tat. 100, 8; 14«, 5; ältere
bibel: also, darum) ./o/i. 11, 6; Matth. t9, 8; Luc. 81, 86;
aber (in der älteren bibel wan für autem. vgl. Otfhii)
8, 6, 13; 8, 18, 47; Tat. 84, 8; 241, 1 ; Otfrid ö, 9, 31 ; Tat.
226,3) JbA. 6, 4; 8,66; Matth. 16, 6; 88,17; Luc. 24, 21;
24,24; darum (ebenso ältere bibel, für itaque Tat. 148,8)
Matth. 86, 13; denn (itaque Tat. 169,2. dorumb ältere bibel)
Joh. 18,86; (quidetn ernstlich, gewiszlich ältere bibel s. Tat.
94, l; 68, 9) Marc. 9, 83; Matth. 18, 83; weil (enim Tat. 211, l)
Joh. 19, 81. betheuerungsparHkeln , von deren grundlage
aus das alte giwisso so mannigfache functionen enticickelt
hat, fuhrt LiiTiiEK auch ein, stets in Übereinstimmung mit
der älteren bibel ,• nur tceicht er mit den einzelnen formen
ab; er bevorzugt ja, wahrlich und zwar: ja (utique Tat.
61, 2, ja ältere bibel; ebenso Tat. 147,8; quidem Tat. 91,4;
ernstlich ältere bibel; quij>pe Tat. 68,8) Matth. 9,88: 84,43;
17, 11 ; Lue. 11, 28; wahrlich (gewerlich t«. ähnl. ältere bibel
für quippe; Otfrid 2, 18, 6; Tat. 74, 8) Matth. 6, 18; 18, 17;
/.war (quidem Tat. 805,6, ernstlich ältere bibel) Luc. 23,41.
2)) dem entgegen gebraucht Luther gewiss mit Vorliebe
als eigentliches adverbium.
a)) er bietet ea namentlich gern in enger Verbindung mit
dem verbum und ist für die im niederdexttschen am längsten
anhaltende neigung, auch verba der körperlichen bethätignng
in den kreis dieser fügungen xu ziehen, der erste zeuge:
so wisse nu das gantze haus Israel gewis, das gott diesen
Jhesum, den jr gecreutziget habt, zu einem herrn und
C.lirist gemacht hat. apostelgesch. 8,36 (sicherlich ältere
bibel, certissime. zweifellos. Wei/.säcker); ebenso 1. The.ts.
6,8 (diligenter. fleissiglich, zu gut); vgl. auch (gewiss er-
kennen) ./oA.7.86; iceinh. Salom. l, 6; (gewiss hoffen) Sgrach
i'.MS; und stellet meine fUsse aufT einen fels. das ich
twis trelten kan. ps. 40, 8 (direxit, rieht mein genge. ältere
i'tbel, machte meine tritte fest. Kautzsch); ebenso (so
gchestu gewis) spr. Salom. 4, 2«. dazu (vgl. ps. 119, 13;«,
s. auch oben »p. 61«)): thut gewissen trit mit ewren fussen,
das nicht jemand strauchele (var.: richtige leufT; eben.so
Vorgänger und nachfdger). Ebr. 18, 18 (rectos).
b)) ioo das adverbium at\f daa ganze des salzinhaltes
tielt, ckm ea die realität verbürgt, besieht ea aich bei Luther
meiat auf «i» ntkünfti^ arm§ni»: nnd no wil ich dir an-
zeigen , was gewis g«Mbeb«B id. Damid it, t (varitatem.
warheit, wahrhaftifes); Omlitk B»ruA f.»; «6«iuo x.kön.
11, 8 (eartiaaime, sieherlioh); luul wann d«r priasUr das
mal an der haut des fleische« tihet, . . . m Isto fewis der
aussatx. i. Mos. is, t {ohna ankmltapt$nkt i» itr fttrUge);
genau ao 8. Moa. iS, 6. 11. ift; vgl. muek 1. 8mm. M, 17. mt^f
einen thatbaatmnd tielt daa adverbium mar im med, mber
eharakterJMHttkm teUgm - und wenn 4o iadtst da» |»wto
war ist, da« «oleher grawel in Israel t««ahahii Ist k Mo».
17, « (verum eaa», gewer. altera bibel. daai M «ieh in der that
■o Terh<. Kautz«ch); aber wer ger*obtigk«it «Mt. das
ist gewis fot (tmr. der wird beständigen lohn haben), »pr.
Salom. il, i»{m»re»»JUetia, wahrhaftigen lohn. KAUtz>«*.M).
e)) muek tue formet so gewiss mit unlerordne$täer kraft
ia. 11. 8) ist bei LuTHKK tuerat betagt : mein Herr, «ogcwis
du lebst, ehe deine magd alle« Tcrzeren wird, so wird gutt
durch mich ausrichten, wa« er für hat. Judith lt. 4 (vivU
mnima tum, dein sei die lebt. äUara bibel, bei deinem
leben. Kautzhcm); so gewi« die warfatit Cbri«ti in mir
ist, so sol mir dieser rhum in d«n iMutoni Aehaia nicht
gestopirt werden, t. Cor. u. 10 (e»t veriimg, di« warheit ist,
so gewisz. WkizjiAckkii).
9) sur attbatantivierung Uegem metaäia» mr, »immml üiarn»-
atimmetul mit der älteren bibel umd der vorUge, «u» mmder-
mal abweieheml: von welchem ich nicht« gewi««M (vmr.
gewiss; gewissz) habe, da« ich dem hrrm schreib«, mpoetel-
ge»ek, 16, 16 (eertum, sichers, gewisse«, ältere bibel. «twa«
gewisse«. Weizsäcker); denn in Jr*m man<U ist nieht«
gewisse«, ir inwendige« i«t hertxeleid. jw. ft, 10 (veritaa,
warheit; nichts gewisses. Kautzsch).
e) im gebrauek der ateigerungaforwun »takt Luthrr
ganz allein da: das ich euch jmer einerlei schreibe. Ter-
dreusst mich nicht, und machet euch deate gewisser.
Phil. 8. 1 (vobia autem neeeaaarium. notturfflig. ältere bibel,
euch prägt sich's fester ein. Wkizsäckkh); vgl. auth
Sgr. 48, 16; 1. Sam. 88.88.
b) die btichungen ftehmen in der aeit der voemkularien
von unaerem leort verhältniamäasig wenig noti». geUgent-
lieh teird ea unter cerlus (a. Dibkknbach ll&*) und rätns
(DiEFBNDACii 486*) angeführt und in featen verbundungen
Mur wiedergäbe von certiticare, limitare, asserdo gebrmuekt
(a. u). vid weiter geht daa erat« gedruckte wöt tmiuA de»
Oasypodius, der sieh »war im deutaek4eUe%$ti»cken Omle
auf für gewisz halten (eredere Fl*) eineekränkt, mber im
lateinÜKh ■ deutachen unter ccrtus, indubitabHi» und vor
allem unter den Wortverbindungen ßir confirmar«, ad-
serere, persuadere, liquet, eertum est mihi da» adjeetiv
anführt, er iat hierin nur der vorlät^er dea ungleich aua-
filhrlicheren Chüi.inis-Fiiisius und Fhisius, bei denen
für lange zeit hinaus daa reichet» mmHriml von /»»t»n »er-
bindungen dea affective zuaammengelmgtn i»t matt dieten
featen Verbindungen iat fUr den bed»itlunf«mmn^m§ mm
gewiss meiet wuhr tu gewinnen ml» «tu d»r hegrijfltbedimr-
mung, die bi» in» is.jahrh. tu kur» kommt; »in tgpitek»»
beistpiel giebt achon Maaler. der nur gewitss, esr<M« bückt,
die beiapiele für fette Verbindungen mh»r emf M steiget t.
für die aetire bedeutung aind die ankmltafunU» Imnge nur
aua den beiapiden tu holen, im rmkmun. der m»t» den
buchungen det Frisius tu tiehen iat. halten »ich mit
gröazerer oder geringerer äuqfökrliekkeit muek ChttraeL'S,
Henisch und Stiei.br, der teiederum in knm/fer »kia»»
ergiebig i»t. den «raten — und smmr gilumgtntm — rer-
»ueh. die begr\ff^be»timmung mt^f «tgmtUgitekem wege tu
gewinnen, maekt Wächter, der aiek tugteiek em dm» latei-
niache certus hält: gewiss, oertus. proprie est id. qood
oculis vel mente. videmas. Tel aliis sensibus perctpimas.
ut nuUa dubitandi causa supersit. a wissen cemere, scire,
cognoscere. nam ab bis tesUbas pendet omnis certitodo.
hinc etiam Latinis certus a cemrndo dicitur. 683. eine £e-
griffabeatimmung, die auch durch neuere drjinitionen nirht
überholt iat: gewisz nennen wir dasjenige, Ton des.« >n
Wahrheit wir Überzeugt sind; je nachdem wir uns dal>ei
auf subjektiv oder objektiv zureichende gründe stützen,
ist etwas für uns allein oder für alle gewiss. Kirchner-
Michaelis phil. wb.* 34t.
dem bedeutttngawandel. der mua den attributiven Verbin-
dungen pronominale functionen entwickelt, wird ala «rate»
6163 GEWISS 1,8,6 {begriffsbestimmung)
das teutschengl. wb. vom anfang des 18. jahrh. gerecht, aus-
führlich gehen Adelung und Campe darauf ein, indem
sie meist die gleichen Verbindungen, die früher für die
hedeutung diffinitus, cognitus angeführt uaren, nunmehr
für die von quidam bringen.
der mundartlichen geltung des adjectivs und den ent-
sprechenden bedeutungsfärbungen gehen erst neuere dar-
stellungen nach.
a) bei der begriffsbestimmung finden die bedeutungsver-
wandten detttscher und fremder herkunft, die sich uns oben
erschlossen hatten, nur ungleichmäszige berücksichtigxmg :
l)) certus, gewisz, klar, incertum, ungewisse, das nicht
gewisz ist. Dasypodius Fs»; gewüsz, unnd nit zeachten
wie man will, certum, non arbitrarium. M aaler 180";
certissimus, pro non dubiefuturo, gewüsz, da kein zweifei
dran ist. Cholinus-Frisius 154»; ähnlich Emmel silva
quinqueling. Qqi° {fügt wahr, sicher hinzu); indubitaius.
unzweifelig, ungezweifelt, gewisz. Dasypodius Kö'^; ge-
wüsz und ungezweifelt. Frisius esi'^; gewisz, unfehlbar,
Reyher 2,3612; gewar, gewisz, certus, verus. Henisch
1594; eicpiom^MS, gewisz, warhafftig. Garth -König 249";
gewisz, warhafftig, cerfain et asseure, chose seure, certo si-
curo. Hu LSI US (1616) las'*; . . . warhafftig, vero, certo, saputo,
certuin, assüre. Rädlein 1, 384"; ...wahrhaftig, certain,
assure, sur. Frisch dict. des pass, 2, 280. daztt, vgl. die
belege für das adverbixim: nae, warlich, gwüsz. Cholinus-
Frisius 570" (gewüsz, waarlich , fürwar. Frisius sss**) .
plane, idem quod cerfe, fürwar, gewisz, plan. Reyher
3,459; profecto, fürwar, gewisz. König 932"; certe, adv.
confirmantis, gewisz, gewiszlich, für war. Reyher 1,996;
eigentlich, in der warheit. Faber lei"*; für war, gewisz,
sane, certe, certo, vere, revera, profecto, sine dubio, omnino,
plane. Galvisius 714"; indubitanter , certe, gewisz, un
zweififelhafftig. Reyher 2, 3612; gewisz, ohne zweifei, sans
doute. Schwan 1,747*; gewisz, in der that, en verite, en
effet, effectivement. ebenda.
2)) gewiss, certus, certum, indubitatum, manifestum.
Faber 161*; certum, planum, accurattim, testatum ..
manifestius, evidentius . . . testatius, penitus perspectum,
plane cognitum. Galvisius 713''; certus, non dubius, minime
dubius, quod manu, vel in manibus tenetur, habetur, com-
pertus, nihil habens dubitationis Schönsleder Vö"; certus,
exploratus, indubitatus, evidens, compertus, liquidus, in-
dubitatus, cognitus. Stieler 2.567; certus, exploratus, ex-
plorate, indubitatus, indubitabilis, indubius. Kirsch 2, 151'';
Matthiae 2,181''; certus, exploratus, comperttis. Stein-
bach 2, 1057; certo, chiaro, indubitato, infallibile. Hulsius
(1605) 68"; certain, asseiire, certus. Duez 199". für das ad-
verbium vgl.: plane, omnino, gewisz. Gartii-Künig 567";
comperte, gewisz. König 234''; asseveranter et asseverate,
gewisz. Garth-König 60"; gewisz, gewiszlich, certe, certo,
certo certius, indubitate, indubie, explorate, vere, profecto,
nae, liquide, liquido, revera, sine controversia, plane, sane.
Aler 1, 938"; gewisz, certe, sineulla dubitatione, sine dubio,
profecto. Frisch 2,454"; gewisz, dufait. dict. des pass. 2, 2S0;
gewisz, gewiszlich, adv., certes, certainement, asseurement,
certe, certo, profecto, revera. Duez (1664)199''; certamente,
sicuro, sicuramente, pour certain, pour certain, certainement.
Rädlein l, 384''; certainement, seurement, assuremetit, poti-
tivement, en effet, effectivement. Rondeau 2, Uu 3*'; gewisz
oder gewiszlich, certainly, sure, surely, assuredly. teutsch-
engl. lex. 2, 774; gewisz, gewiszlich, certainement, vraiment,
veritablement , certes, assurement, surement, precisement,
positiv ement , clairment, constammant, indubitablement,
reglement, a%ithentiquement,infailliblement. Schwan l, 747*;
vgl. auch: explorate, certo, deutlich und gewies. Faber 627".
3)) Status, propter statos sideriitn ctirsiis, gwüsz, orden-
lich, bestimbt. Cholinus -Frisius 815"; Frisius 1244''
{fügt hinzu: die nit umb ein härle fälend); bestimbt,
gewisz. König 1107"; etwas gewisses, demensum. Aler
1,938"; Kirsch 2, 151''; Matthiae 2, 181"; gewisz be-
stimmt, jfee, predetermine. Rondeau 2, Uu3"; gewisz,
bestimmt, als zeit, precis. Frisch dict. des pass. 2, 280;
gewisz, heist in iure, wenn etwas nach ein oder andern
umstand deutlich beschrieben wird, dasz man eigent-
lich weisz, was damit gemeinet wird, «&i constat, quid,
quäle, qtiantumque sit. Zedlek lü, 1390; ebenso Chomel
4, 1061.
GEWISS I, 3, b {Verbindungen)
6164
4)) ratus, gewis vel veste. handschr. voc. verum (Diefen-
bach 485<'); ratum, vest, stiff, gewüsz, beschlossen, krefftig.
Cholinus-Frisius 737"; Frisius 1143" {fügt siäthinzu);
gwüsz unnd steiff, beschlossen, krefftig, ratum. Maaler
202"; kräfftig, gewisz, beständig. Corvinus 654; ratum i. e.
certum, constans, firmum, standhafftig kräfftig, versichert,
gewisz. Reyher 3,980; status, stät, steiff, das einen be-
stand hat, gewisz, unteilbar. Corvinus 731; certus et con-
firmatus, gwüsz und stät. Cholinus-Frisius 198"; firmus,
proprie de animo vel corpore, standhafltig, fest, gewisz.
Corvinus 315. vgl. auch firm^, gewisz. handschr. vocab.
Diefenbach 3.S6".
5)) gwüsz, sicher, certus, firmus, securus, securi animi
homo, spei plenus, stabilis. Frisius dictionariolum 108»;
Maaler 201''; gewisz, unfehlbar, warhafftig, verus, ratus,
certus, immotus, indubitatus, firmus. Henisch 1603; cerixcm,
ratum, firmum, immotum, verum,, etymon. Decimator
Xl"; certus, exploratus, indubitatus, indubius ... com-
pertus, non incertus, verus, ratus, firmus, status, definitus,
indubitabilis , quod manu . . . habetur vel tenetur. Aler
1,938"; ghewis, wis, certus, indubitatus, verus, ratus,
firmus. KiLiAN 147"; etwas gewiszes, veritas, certum et
determinatum qtäd. Stieler 2567; gewisz, certain, seur,
assur4, positif, precis, clair, regle. Rondeau 2, UuB^;
seur, assure, vrai, veritable, croyable, positif, precis, fixe,
regU. Schwan 1,747"; certain, sure, true. Arnold^ 427";
gewisz für fest ist niedersächsisch, was er mit seinen
bänden packt, das hält er gewisz. Heynatz 2,57, s.u.
6)) mehrfach war unter anderen bedeutungsverwandten
oben sicher {securxis) angeführt, vielfach wird dieses auch
als ausreichend erachtet, den bedeuttmgsinhalt zu kenn-
zeichnen: certificare, sicher, gewiss(e). handschr. voc. ex
quo und voc. rerum (Diefenbach 115"); certus, gewüsz,
sicher. Cholinus-Frisius 153"; Frisius 213»; exploratus,
gewüsz und versicheret. Cholinus-Frisius 345"; Frisius
518" {fügt hinzu: das man inn henden hat); certus et
confirmatus, gwüsz und versicheret. Frisius 292»; gewis,
sicher, gewis, wis, zeker, klaar. Kramer 2, 97" {vgl. sicher
i. e. gewis, zeker, verzekert, getvis, wis. 2, 196"); explorate,
gewisz, sicherlich. Dasypodius Cc8"; gewislich, gewis,
geivisselyk, zekerlyk, zeker, voorzeker. Kram er 2,97". vgl.
auch: gewisz beziehet sich auf dasjenige, was wahr ist,
sicher auf dasjenige, wobei keine gefahr ist, und worauf
man trauen kann, vest auf dasjenige was dauerhaft ist.
Stosgh gleichbedeutende Wörter 1, 285.
ß) unter den beigebrachten Verbindungen überwiegen die
attributiven; doch sind auch die prüdicativen nicht leer
atisgegangen, und selbst der adverbiale gebrauch wird früh
belegt.
1)) prädicative Verbindungen mit verbis.
a)) in activer bedeutung: non dubito, ich bin gewisz.
Alberus u. a.; certus tibi est ... du bist gewüsser . . .
Cholinus-Frisius; certus sum, gewisz sein. Garth-
KÖNIG u.a.; ich bin gewisz; quomodo mihi constabitf
wie werd ich gewisz? Alberus u.a.; ich bin desz ge-
wüsz in meinem hertzen, und wol versicheret, dasz...
Maaler tt.a.; persuasissimum habere, eins dings gar beredt
oder gewüsz sein. Cholinus-Frisius u.a.; einer sache
gewisz sein. Adelung u.a.; seiner sache gewisz sein,
essere sicuro del fatto suo. Rädlein ; seins spiels gewisz
sein, etre seur de sa pa.rtie. Rondeau; exitij certus, ver-
sicheret zersterben, desz tods gewüsz. Frisius; futuri
certus, des künfTtigen versicheret und gewüsz. Frisius;
gewüsz seinen selbs, consdxis. Maaler.
b)) in passiver bedeutung : gewisz machen, certificare.
voc. theut. u. incip. theut.; confirmo. Dasypodius u. a.;
persuadens, für gewisz haben. Dasypodius «. a.; für ge-
wisz halten, credere. Dasypodius ti. a.; vor gewisz glauben.
Hulsius u.a.; adserere, für gewisz sagen. Dasypodius;
pro certo dieere, für war und gwüsz sagen. Frisius u. a.;
etwas vor gewisz erzählen. Steinbach; dieser gewinn
ist mir gewisz. Adelung.
2)) attributive Verbindungen,
a)) mit voller bedeutungsenergie des adjectivs.
a.)) gewisse beweisung, deTnowÄ^ra^to. Henisch; gewisses
zeichen, signum certissimum. Stieler u.a.; certis qui-
busdam verbis, mit etlichen gewüssen und breüehlichen
Worten. Frisius; asseveratio , ein bestätigung, gwüsse
0165
GEWISS 1,8.6 (Verbindungen)
GEWISS I, s, b (verbintlungen)
6166
zusag. Ciioi.iNUK Kkikil'b u. a.; gewiM« botschaft. FAitKK
M. a.; trpea eerta mayia, ein gewUsiere hofTnung. Fkihius
u. a.; gcwiKse Wahrheit. leuUehengl. lex.; die geiiundheit
ist Icein gewisscK gut. Cami'k; der gewisae tod. Hknikcii
u.a.; gewisflcr tod, gefahr, praeMn* mor». perieuhtm,
malutn. Ai.Kit u.a.; gewinz zeugniaz, tntimonittm pnu-
rlarum, manifefittiin. Stiki.kh u.a.; bona nomina, gewiue
hc-liulden. Ciiytiiakur u. a.; gewUsse ding. Fkiüiur m. a.
{cumperta, certu, reu verae. Ai.kk); gewime kUnale. CllY-
TKAKUS; gewinxen grund, imlubitabiU, eeriitudo. Hl>i.iiius
(1006); gewisser träum, aomnium verum, rerium. Stiki.kh;
ineilicumentum praeüena. gewisse arstc-die. Ciiyimakum
u.a.; gewisser frcundt, uinicn» certu». Hknihcii u.a.;
certua inimieua, ein gewüsser feiend. Choi.inun Fkimiur
u. a.; tesHa certiaaitnua, ein warhadlcr und gewUsser zeug.
Frisiur u.a.; gewiitscr schuldmann, etrhu ertditor.
Hkniscii u. a.; loniplea tabeUariua. ein gewQuer und
treUwer bott, dem innn brieff wol und sicher darff auf-
gäben. Fiiisius 1«. a.; haerea certua, ein warer, gewUiser
und natürlicher erb. Fhikics, Maai.kk.
ß)) eerÜaaifnutn et maarimum erimen, ein gewOsz offen-
lieh laster. Ciioi.iNi;.s-Fiti.sirs u.a.; vgl. dagegen es sind
gewisse laster so niemand gern meidet {errta vitia). Ai.kk
1,088*; eine gewisse und offenbare thnt, facinua mani-
feato eoinpeitum. Stkimiacii a, la'i?; matririda certianmua,
ein gwUsser und offenlicher todschleger. KitiRius; ebenao
Maai.kk; ettti hominea , gcwUsz und glaubhafftige lettt,
gewUsz leUt, die man kennt und nennen kiin. Ciioi.iNUS-
Fkisius u. a.; gewisse (getreue) leuth, certi hominea. Ai.kh.
v)) atabilia et eerta aententia, ein stciffe unnd gewUsse
meinung. Fnisius; einen gewissen cntschlusz fassen.
Ai>ki.i;no u.a.; eine gewisse Überzeugung, erkenntnisz
von etwas haben. Adkuino; amor ceitua. ein wäre, gwUsse,
stäte, oder steilTo liebe, ein iinordichte liebe. FxislUK u.a.;
animo certo et cot\firmato, mit gewüssem, steiffem, stand-
hafften und versicherten gemUt. Frisius.
S)) ictua certua, ein gewüsser streich der nit fält,
sunder trifft. Fitisius u.a.; aagitta eerta, ein gewüsser
pfeil der nit fält. ebenda; gewüsse band, die desz Streichs
nit fält, deatra manua. Maai.f.r; eine gewisse band, une
maine aure. Rondkal' ; eine gewisse band, einen gewissen
grabstichel haben. Adeluno u.a.; ich habe es von ge-
wisser band, je le tiena de honne main. Ronukau (von
gewisser, sicherer band. Schwan); gewisse tritte thun,
marcher d'un paa aaattri. Hondkau u. o. ; jandia certua,
ein g&ter oder gewüsser schütz. Frisius u. a.; vgl. gewiss
im Bchiessen. Schönsi.kdkr.
f)) certua et definitua locua, ein gewUsz, verordnet und
bestimpt ort. Frisius u.a.; penatea certi, ein gewüsse
oder eigne lierbcrg oder wonung. ebenda; limitare, einer
sach einen gewissen tag setzen, gemma gemmarum, Ciio-
I.IN US-Fr isi US (atafi diea); feriae univeraariae, atatae vel
.ttatirae, gescttede unde gewisse virdage. Ciiytraeus u.a.;
rato tempore, zu gewüsser und gebürlicher zeit. Ciioi.inus-
Fitisius u.a.; gewisse stunde. CiiYTRARUS u.a.; quaeatua
.stubilia, ein gwüsser gwün. Ciioi.inusFrisius u. a.; atati
reditua, gewüsz einkummen. ebenda; ein gewisses haben,
aroir une penaion. rente, reglie. Ronoeau u.a.; keine
gewisse lebensart haben. AiiF.i.UNri u.a.; es hat einen
gewissen, bestintmten oder gesetzten preis, ia hat a price
net, fiaed, appointet, aettled, unalterabü. teutachengl. lex.;
etwas in gewisse theil zertheilen, rem aliquam in eertaa
jHtrtes dividere. Ai.er; ihmo ein gewisz thun fürnemmen,
aliq. certum genua vitae deligere. Hkniscii; er will sich
zu nichts gewissen verstehen. Adelung.
b)) die abachtcächung der bedeutungaenergie im Übergang
ZH piotwviinnln- fuucfion Meiirhten achon einige ältere
tmcliungefi, bei denen der leunkonaph jedoch nicht verrät,
ob er die nette bedeutung erfaatt hat: arboribtta certia gravia
umbia tribtita est, etlichen gewUssen böumen, oder etlichen
in Sonderheit, und nit allen. Frisius; collocare aliquem
reip. statum. das gmcin regiment in ein gwüssc form
bringen, rea publica in aliquo atatu conai.itit, wirt etwan
in ein gwUsse und bestendige form gebracht werden.
Ciioi.inusFrisius hi.^»; Frisius ig«**; in ipaa i>oteatate
ineat qitiddam muH, herrschafft oder gewalt gehet nicht
on gewisse unlust oder Unglück zu. Farkr «?♦*. hen^tsxt
wird dieaer bedeutiingatnindel erat zu beginn dea tS.jahrh.
IV.
angemerkt: es giebt (ewitse leule, die, tttere are »ome
people, that. binfegen giebU auch andere gewisse leute,
die, yet tkert «r» eertain oOmra. that. tetitaeh engl. lex. t, 774;
ein gewiMer wollte tagen, quidam affirmabat. Kikinbacii
t, 1067; gewisz, ein gewisser, quidam, den man niehl
nennen %nU oder kan. PHierii t, 4M*. teäMrend »iek die»«
angaben at^f ptraönlieMe träger du aHribut» AewAriNAm.
fiebt AitKLUK», d*m Chuvv. f<dgt. attek bdtgt JUr täA-
liehe v*rbinäunf«n , meist abatnutm; «in« fewime TCr-
muthung, widersetzlichkeil, «Ia ftwIaMS mtebtht»,
gewisse (noth) fklle, vergnOgongen , lehren u.a.; die
menschen wollen gewisse dinge nicht gerne hören. Cami^
bei Hondkau iat daa träte eaneretum angemerkt (ein ge-
wisses kraut), bei Hit.FRIiT die rerhindung mit dem un
bestimmten jrronomen (ein gewisses etwas), mit enttpreeken-
dem (mundartlichem) gebrauch von sieber tdelU StOSCH
daa adjeetiv in parallele: ich habe es von einen fewtsMB
menschen erfahren, er trug mir ein fCwlMM fMehUl
auf ... ein sicherer freund hat mir diecM feeft; ein
sicheres gescIiKft . .; allein ich glaube niobl, dasx man
diese (teUteren) bei guten srhriftstellem finden werde.
gleiekbtd. leöHer 1, »7.
8)) die aubatantivierung ist fritk gebuekt : nesetrc eertum,
nUt gwUsses und warhaffts wtlasen. Frisius«.«.; etwas
gwUsses wOssen, eerti aliquid kabere. Maai.kr u.a.; um
ein gewisses eins werden, ronvenir du prix. regier U prix.
KoNDKAU u.a.; er spielet des gewissen, des ktirtzeren.
SciiOTTEi. u.a.; ich gelie nicht das gewisse fOrs un-
gewisse, teutachengl. lex. u. a.; wir müssen desfawlssMl
noch erwarten, t^ en faut attmdre l'eniiert etHitmät.
RONDEAU. den bei gcwiu so kd^flgen gtkrmtdk dar gtn§e
rungaformen laaaen die älteren teörttrÜkktr titUftmal in
naehnhmung lateinischer leendungen btUgtn (». sp. Sl7t im
Frisius, Maalkr, Ai.herur); in der tktorie »cheint ihn
zuerat Stiki.kh er/aszt zu haben: gewiss, gewisser , g*-
wiszester. 8567.
4)) daa adverbium, das ja bei der begriffabestimmung
$0 reich bedacht tcar. ist auek mit aaklreieken fetten Ver-
bindungen angemerkt.
a)) gern wird daa adverb im «mgeren Musaamtemkang mit
verbia gebucht; hier vermag et eiii« gm$u« reik* andere ge
formier tat. toendungen tu vertrtten: eertum habere, gewüsz
wüssen. CiioLiNUS-PRisitis ««. a.; earfiiin e«< «aiAi, ich
habs gewisz erfahren. Dasypodius u.a.; assevero. gwüsz
zAsagen und bestätigen, bevestigen. Ciiolinus- Frisius
u.a.; gewisz sagen, aaaeverare. Stiri.er u.a.; ich babs
gewisz darfür gehalten, pro certo aemper exisHwuivi. Cai.-
visius; gewisz fUrgenommen. gewisz fOrnemmen, eerhnm
eaae. Hkniscii u.a.; das rosz gehet fast gewisz. eguu»
it pedibus certis. ebenda; ich stehe hier nicht gewisz:
etwas gewisz halten. Adelung t4. a.
b)) attek für die lockerung des ttisammenkanget wüt dem
terbum »ind zahlreiche Wendungen beifArmekt:
a)) für die tcahi-ung der bedtutuztgttmergie liegen meist
fremdaprachliche parallelen ror- gwtlsz war {tarn eerte).
Frisius tt.u.; das ist gewisz gut. Hkniscii: liqttet, ich
mag gewüsz und sicherlich schweeren. Ciiolinus Frisius
(bei Frisius gewüsz allein): so ist uns doch gewiss grosser
abbruch gesehen (certe). Cohvinus; er ist gewiss ein
verschlagener mann (eine dubio). Strinbacii; er kommt
gewisz (eine uUa dubitatione). ebenda; es wird gewiss
geschehen, eltenda; ihr mUsts aber gewisz thun, bttt be
aure you to do it. tetttackengl. lex.; er wird gewiss, oder
gewisziich ausgelacht werden, ke akall be aure to be
laughed at. ebenda; mir soll er es gewisz gestehen; es
ist ihm gewisz zu viel geschehen: gewisz. es ist ihm
zu viel geschehen: sie wollton mich gewisz damit über-
raschen; man wird ganz gewisz schon mit dem essen auf
uns gewartet haben ; er hat es ihm gewiss mit fleiss ge
sagt. Adelung u. a.
ß)) in den leisten bdegen ial adton die abtekteäekung in
der riektttng von wol. vielleicht gdtennseieknet . sonst ist
die.ie in achriftspracklicken Wörterbüchern weniger beachtet,
ah in mttndartlichen (a. u.). trgl. : ihr wollt gewisz verreisen
(fterhapa); euer herr ist gewisz orf^r vielleicht noch nicht
aufgestanden (it aeems); er bogehrt gewisz geid (fatipixuie}.
tetttachengl. lex. u. a; vgl. atich Waag bedettf^ingseHttciek-
Ittng unseres Wortschatzes llT.
387
6167 GEWISS I, 8, b (im mundartlichen gebrauch)
c)) satzbildende ßmcHonen der partikel werden in den
älteren loörterbüchern in anlehnung an lateinische formen
construiert, ohne volles vertrauen in ihre eigenwüchsigkeit
zu erwecken: pro certo, für gewüsz. Cholinus-Frisius;
certo, gwüszlich, für gwüsz, ohn zweifei. Frisius (für
gewisz und warhafftig. Gorvinus u.a.); adeo si. ja so
gewüsz, wenn. Frisius. anders die späteren buchungen:
ja gewisz, yes surely. teutsch-engl. lex. ; gewisz ! ich schreibe,
profecto! scriho. Steinbach; gewisz? est-il possiblet
Schwan; gewisz nicht, haud sane, certe non. Aler
u.a.; ganz gewisz, für gewisz, certo certius, affirmate.
ebenda.
y) der mundartliche gebrauch wurde einzelnen leodko-
gräphen schon durch hesonderheiten der niederdeutschen
mundarten nahegelegt, so durch die form wisz, wisse (vgl.
schon Stieler: gewisz . . . per quo veteres dixerunt wisz;
vgl. wisse, gewisz. Bremisches tob. 5, 274 u. a.) und durch
die bedeutung fest, die hier in der Verbindung mit verbis
körperlicher bethätigung am längsten bewahrt ivurde, vgl.
gewisz für fest ist niedersächsisch. Heynatz 2, 57 ; vgl. auch
Adelung 2, 669, der gewisz geradezu mit fest zusammenstellt,
erst mit der mitte des 19. jahrh. setzen die buchungen ein,
die den mundartlichen gebrauch um seiner .selbst ivillen er-
fassen; sie lassen erkennen, dasz gewiss landschaftlich zwar
weit verbreitet, syntaktisch aber sehr eingeschränkt ist. die
buchungen beziehen sich fast ausnahmslos auf das adverbium,
eine einschränkung , der aber die thatsachen doch wider-
sprechen, beobachtungen , ivi.e sie Sghiepek (satzbatc der
Egerländer viundart 2, 387) für einen engen kreis angestellt
hat, lassen sich auch für einen weiteren fruchtbar machen.
er führt dös is gwis für den prädicativen gebrauch an,
indesz der attributive dem concurrenzwwt verfallen (a sichre
band) und nur in der abschwächung zumpronomen (e gwisse
Kraus) und in einem rest alten gebrauches (sa gwiss gsicht
= sein bekanntes gesicht) erhalten ist. da die letzte Ver-
wendung in ganz engen grenzen und die vorletzte wenigstens
nicht in niederdeutschen mundarten gilt, sind im groszen
ganzen neben dem adverbialen gebrauch mir einzelne prä-
dicative Verbindungen als mundartlich anzusehen.
im, adverbialen gebrauch gehen die mundarten weit aus-
einander, die bedeutung senergie wird niederdeutsch durch
die Verbindung mit verbis körperlicher bethätigtmg fest-
gehalten: stae wiss, steh fest. Danneil lob. d. altmärk.
plattd. mda. 248; holt wiss, halt fest, ebenda; de disch steit
wiss, der tisch wackelt nicht, ebenda; wisse schloen
(schlagen), wisse holen (halten). Echterling Lippesche
mda. (dtsch. mda. 6,493); wisse sprechen, ebenda; die ober-
deutschen mundarten, denen diese bedeutung gerade im.
adverbialen gebrauch verkümmerte, entwickeln durchgehend
verioendungen mit weitgehender abschwächung der realität.
wo diese festgehalten ivurde, steht sie meist m,it vollerer
betonung der schwächeren gegenüber, vgl. Martin u. Lien-
HART 2,870; vielfach treten aber auch partikeln dafür ein
(ganz gewiss, ebenda) oder das adverbium loird iciederJwlt :
g'wüs g'wüs = gantz gewiss. Seiler Basler mda. 157''.
die abschwächung der realität beschränkte sich hier nicht
auf schluszfolgerungen, die der Zukunft gelten; hieran
nehmen auch niederdeutsche mundarten theil: i"n Krigcha'-
lant drin soUs gwis iatz wida anda'st ge"; tuat gwis
da jung küni' iatz sei' regia' n. Schmeller 2^ 1033; er
kummt gewiss wieder, we°" in*r am wenigste" dra" denkt.
Martin u. Lienharrt 2,870'*; dazu vgl.: du kumzt nü
wiz in't swarta lok, un wel wöt wo lang, erzähl, aus
Jever (dtsch. mda. 3, 274); ebenso (un wisse möchten) er-
Zählung aus der Mark (dtsch. mda. 5, 136) ; dagegen scheint
auf oberdeutscJie mundarten beschränkt der gebrauch der
abge-tchwächten partikel in der erzählung : der N. hat si'
gwis va'laut'n lass'n, er well mi ve'klagng. Schmeller
2', 10.S3; ar es kawes sü fae^f johr n»m taheim ksae, er
soll schon . . . Martin u. Lienhart 2,870''; sä," brouda
hä,nt gwis an häl(b)m huaf ghätt = m^in sagt, sein
br . . . Sghiepek satzbau der Egerländer mda. 186; schon
Schmeller erklärt dieses gewisz für eine unbetonte ein-
schaltpartikel, durch welche man zu verstehen giebt,
dass man etwas nicht mit gewiszheit, sondern nur auf
ein hörensagen hin ausspreche, gewisse wol, wahrschein-
lich a.a.O. das gleiche toird von Sghiepek a.a.o. für
die Egerländer mda. bestätigt.
GEWISS I, 8, c (im Sprichwort)
6168
satzbildende functionen sind dem adverbium, nur bei
Danneil für das altmärkische zugesprochen: jao wiss,
allerdings und wiss un waorhaftig.
c) im, Sprichwort uird das adjectiv im wesentlichen von
zwei Seiten aus erfaszt:
a) zahlreiche belege preisen die gewissheit, meist in wirk-
samer gegenüherstellung von gewiss und ungewiss, die viel-
fach an lat. m,uster anknüpft, aber doch auch selbständige
formen prägt:
l)) das gwisser ist das besser spil.
loci communes proverb. (1572) 32 ;
ebenso (das gewissest ist das beste spiel) Petri 2, M 2*;
genau so Henisgh 327;
stad und g'wisz
sein die besten schüsz'.
Sprichwort, Oberinntkal, s. Lipperheide 304».
2)) dann gewisz treugt niemand, ungwisz aber treugt
wol alle weit. Agricola (82) l (1529), 37»; dazu vgl. gewisz
geet für ungewisz an gleicher stelle für certa omittimus,
dum incerta petimus ; dasselbe bei Petri 2, Ff 4=*; Henisgh
1601-; SiMROCK 3612 (gewis gaat voor ongewis. Harrebomee
1,236; Wandkr 1,1664); das gewisse geht vor dem un-
gewissen. J. Chr. Blum sprichwb. 2, 97. dagegen setzt
Henisgh seiner eigenen Übersetzung am gleichen wte eine
ivörtlichere gegenüber: über dem ungewissen verleurt
mancher das gewisse. 1604 (vgl. auch Wander 1, 1664);
dazu vgl.: wer nach dem trachtet, das ungewisz ist, der
kompt von dem, dasz er gewisz hat, auff nichts. Lehmann
(1630)311; anders: das gewisz findt man im ungewissen.
Franck (1541) 1,102»; e&ensoSGHOTTELll42»; desgl. (cer tum
inincerto) Henisgh 1604; (beim ungewissen) Petri 2, m2»;
das gewisz findt man im ungewissen, in der furcht und im
zweiffei. Lehmann 310; Körte 2142; ein gewisz ist besser,
dann zehen ungewisz, in re incerta satius fuerit nihil
certi decernere. Henisgh 1604; Körte 2141; Simrogk 3613;
vgl. auch Höfer wie das volk .spricht 587; das gewisse
sol man behalten, und das ungewisse fahren lassen.
Petri 2, M2»; Henisgh 1604; ähnlich Lehmann 31i; das
gewisz nicht umbs ungewisz geben. Eyering l, ;-J08; ähnlich
3,214; ebenso Henisgh 1604; Lehmann 3li.
ß) selbständiger ist das deutsche Sprichwort in der auf
Zählung dessen, was unter den begriff der gemszheit fällt ;
hier kommt weniger die lebenserfahrung zur gelfung, als die
beweglichkeit der phantasie, die von überall her vergleiche
anzieht.
l)) denn wie das gemeine Sprichwort lautet: es ist
nichts gewissers als der todt, und nichts ungewissers
denn die stunde des todes. Tu,. Heshusius j)os#. (I58i) 75**;
vgl. dazu gewiss sterb' ich (Rottenburg) betheuerung für:
so gewiss als ich sterbe. Wander l, 1665; ein alt mann
unnd Jungs weih, gewisse kinder, oder ein hausz vol
kinder. Frangk (l54i) 2, 57»; ebenso Matthesius (hochz'eit-
pred. 3) 2, 65 Loesche.
2)) es ist gewisz, dasz mehr kacheln sind den offen,
der hinder setzt sich zu erst nieder; die naasz geht vor,
zu letzt gibt man den käsz. Lehmann 311; das ist gewisz,
dasz man in allen land hohe fasz und kübel find, dasz
alle kübel unnd kannen hoU sind, ebenda; gewiss wie
ein nagel in der wand. Matthesius Sprach soo^; Wandeii
1, 1665; es ist so gewisz, als hetten wir den aal beim
schwantz. Lehmann 826; so gewiss wie der weck auf dem
laden. Wander l, 1665; das ist so gewiss wie der furz
im Schnupftuch, ebenda; et es so gewisz, as vor der
Wiärmingser pote de mone opget (Iserlohn). Woeste volks-
überlief. der graf schaß Mark 85; vgl. Frommann deutsche
mundarten 5, 59; Wander l, 1665; dat is so wisz, as amen
in de karken is. Schütze Holstein, idiot. i, 34; ebenso
Danneil altmärk. mda. 4; vgl. Hennig preusz. wb. ii;
Hetzel loie der Deutsche spricht 113; Wander i, 1664/5.
4) formen.
a) der lautkörper.
a) die stamm,silbe.
l)) das kurze i der heutigen Schriftsprache herrscht auch
in den älteren denkmälern vor , nur im Tatian (giwesso)
und bei Herbort v. Fhitzlar (gewes 14259) macht sich
die vocalfärbung geltend, die auch in heutigen m,ittel-
deutsehen mundarten beobachtet vrird, vgl. gewöss %vb. d.
Luxemburger mila. 145», gewes Leihener Kronenberger wb.
6169
GEWISS I, 4 (formen)
GEWISS I, 4 (tuffixe)
6170
k
46*. dem gegenüber zeigen SehteeiMer und einzelne Sekteabe»
(unter dem eiiiflun des anlautenden labiaU) gerundetem i:
gewuMZ Ciioi.iNUB Fhisiub, Frisius und Maai.kk, ebenao
ZwiNOM, Züricher bibel. NiKL. Manukl, STUMPF, dt»-
gleichen 1. Wkt/.k.I, und Hkchius.
auch in der quaniität toeiehen die wiiiirfgifiii ttm tk^-
ander ah. ohne diea freilieh in der ttkrtlbtmt immer
zur gätung zu bringen {vgl. auch die vtrti^faehuitf 4tt
nchlieszenilen Spiranten im inla%U). niedtrdtuttehe mund-
arten bewahren den kurzen voeal am tähttttm (vgl. jedoch
ghewiJB in der Kölner bibel), bayrieeh-ötterreitkiteht brimftm
die länge am häujigaten zur geltung: gewleMr ötttrr. imMI.
s, 239, ebeneo 6, 856; ge wiosz bdagtrung der ttadt Witn %, n.
at«cA die Nürnberger quellen bevirtugen längt (gwiM Hanh
Saciir fab. u. aehw. >, lAA t«. dtiM-h. etädteehron. t.ttft) «mmI
bei GrOrri. toeehaelt Hinge und kürze je nach der bttimmm§
(gwicsr., wo das adver bium vom betonten verfhtm getrenfU
ist. 1, 110; 8, 177; gWlB/., if^ ea ihm unmittelbar folfft l.tt).
dazu vgl. gcwioH bei FAiiKit und gewis Urrrkt munditrt
des Vogilandea 188. >10. tum Schieäbiedktn vgl. ein gewiaer
bei Sciiii.i.KR.
8)) der dental.
a)) im aualaut mrd die alte kürzung dea doppdapiraniem
unter dem eir\flu«t der formen, die ihn im inlaut bewahrt
haben, zurilcUijedriingt. gewis in vocabularien (DiKPRN-
RÄCH 116* neben gewisch) aieht achon in eoneurrena mit
gewisz. der Taterdank, Jon. v.SciiwAR/KNnBRO. Lazarus
SPF.Nni.KR und die aat. u. pasquille, flKRMAN, Neandkr,
BuTSciiKY halten am einfachen dental fest; ebenso diedrueke
LuTiiKits, tcährend er aelbat in der Zerbater handtehr.
doppelconaonanz zeigt: gewis t. &Mi. 88,88 gegen gewisz.
rndfaeh wirkt die oben belegte länge dea voealt der neuen
Schreibung entgegen: gowics Hans Sachs fab. u. aehw.
8, 115; 4, Sft8; 6, 1997 gegen gwis 4, 74 und gewisz 11, 408
Keller, vgl. gowis dtach. stiidtechron. 4,77; vgl. gwls im
Vogtländiachen, vgl. gewis bei Schii.i.kii 8,101; 8,88 (vor.
gewisz).
dopf>elconsonanz zeigen nclion vocabularien, a. DiEPBN-
iiACii a.a.O., ebenso die Wörterbücher von Choi.inuS-
Fitisius ab (gewUsz, gewisz), dazu vgl. Eiikri.in v. Gönz-
UVHC, gewisz 8,99, gewiss/. 2,66; ebenso (gwisz) Sterzinger
spiele 11, 215 und ToB. Summer comedia 448; dazu vgl.
gewics/, itnter i)) und die vereimelteti belege atts Luther
und H. Saciis; atich Erasmus Alberus, Simon Rot und
Ahr. a S. Clara habet\ gewisz, ebenao Saterr. weisth. 6, 54.
b)) die enge Berührung unseres adjectivs mit dem starken
particip gewijjxcn erscJucert es in einzelnen zusammenhängen,
zu entscheiden, xrelche bildung zuständig ist. wenn die fol-
genden belege, icie aus den f/eiden letzten zu schlie.<>zen,
hieher gehören, so hat das scJtwaclte particip hier eine form
de.9 dental» ani/enommen, toie sie eigentlich dem starken
piirticip gebührt, vne sie aber gerade diesem um jene zeit
entschwindet (vgl. gewissen III): des bischoues gewijjen
boten, urk. v. 1SS7. Alsatia dipl. 8, 169; gewijjer pot. österr.
ireisth. 5, 888 (vgl. gwisscn 5, 741); gewissen l£rern. Herm.
V. Fritzi^r a. myat. l, 129.
in manchen belegen drängt aich für die doppdeonsonans
die form sz auch im inlaute vor: gwiszen Fel. Faber
pilgerbücltl. 233; gewiszer dtsch. städtechron. 8,89; gewisze
Sghim.kr 4,73.
ob die Vereinfachung der eonsonanz im inlaute als aus-
gleicliserscheinung von gewis lier oder als folge der voeal-
verlängerung anzusehen ist (vgl. gewiescr s. o.), lättt sich
nicht in jedem einzelnen falle entscheiden, vgl. giweso
Tatian 89; kiwiso Keron. glossen s. Grakp; gwisen sold
klage über das geld, zeitschr.f. d. alt. 48, 47; gewisen österr.
ireitith. 6,464; gewiser Fontus u. Sidonia el**; gewis« de-
kameron M7,li; B.\vpv>agu.getciehtCC2^u.a.; ungewisen
Henisch 1604; ausz gewisen Ursachen. Ph. Hainüoprr
(ImU. stud. 8,8 Ä. 66); ein gewiser herr. Schiller bri^e
1. 1:>4, ebenso 1, 104.
ß) das präfior zeigt in den ältesten denkmälem aleman-
nischer herkunft noch tenuia dea gi*ttttrala: kawisso,
kewisso, kiwesso. Hrabaniseh-Keronische glossen a. Grafi-
a.a.O.; kuis, quis. Notkkr neben guis, gewis; vgl. da-
gegen giwis Otfrid, giwesso Tatian utut chiwisso Isidor.
die Synkope des vocals ist zuerst bei Notker bezeugt, bei
dem die formen kuis. quis und guis vorherrschen, in mhd.
diehtungen iti tit mehrfmek btUft. tgl. gwU. Lamprecht
Straasburftr Altxmndmr 7IM; frtmdtmtM,, a. aeitaehr. f.
d. alt. », 64S: käi^ ttkmmttn Mt kmuUehrißen, vgl.
gwisM ntbtn fcwisM. haimnkrt: tMU: gwitMO nabtn
fewisMn. /«MM 7477: thtmtt Spsrvoocl «mm». /HM.
M. M; fwlt neben gewis. Panival 741.»: toAtar Bfom wm.
im lÄtrgang zur nhd, ttU, nmmenÜieh in den aüdimämkm
dntditn. nimmt du tfnktft mt: gwiczen F. Fabbh pOftr-
büehl. 1U; Tttttrdank tu; ötttrr. wtitth. i.W; (gMMM)
Utert. tpialt UO; (gwiMo) atUtehr./. d. alt. *». 47; fiMW
M.RlNCKHAHTfArwa.f«Mira»: gwisMFRiKCHi.i!« Wendetg.
prol. 10; gwlt, gwiM. FlUNCK taeUbtieh tt*; dtaeh. atädle
ekron. (Augabttrg) U.tU; Han* Sachs fab. u. tehm. 4.74
tt.a.;LAX. Si'CN0LRR«.Hreik«ii/w«fl,4S^; •im«oO.6R0ltB'
WALD a. kirehenUtd S. IM; N. Hbuman »omta§ttma§tl. •:
N. MANUBi.SsrAa/tas(gwtlss): Fiscmart flütkk. mügn
u. a.; ScHAOB MÜr. u. ftqu, t. MS. mar tpmktft im dtn
neutrtn wutndaritn tgL f'wisss. g'wisi M OrObbi,: ("wis
ScHiBPBK mitbau dar E§trL mda. ISS; Gbrbbt wtda.dm
Vogttandmm,
dat priH/lee itt ahgtttrtift im nititrituttehm : wisse.
gewim. brtm. wb. 6,874; vgl. die btlagt <R t.A.
b) t^fflaet im ditntte der JUarion.
a) da dat a4iteii9 atrfittf^ieh wteitt «t» gräümHvtn «er«
Wendungen btUgt itt, SS trttheint m hia^ßg im dtr ttg.
ut\fiectierten form:
ßdaa mih Ums giwlMi. OrrsiD 4. Bl, SS: OnUeh f. 11. tt;
a; UM d giwiad. ÜMg aia irsUnf Isw. 4, t7, SB;
daau vgl. gewisze vor. au gewis. TVwAm MM; da islt ge-
wisse sin. AUf. pattiontap. aoso; gewiss dtkamtnn S47. tf;
und sein des lebens gwisse. N. Hrrman tontmgtttgl. M;
in neueren mundarten itt die ßeetierte farea dm mam. gt-
atreckt: gewissener Kehrrin vo<AMpr.ti»Muss«.iMKk<r.l8:
gowössener Leihen er Krontnberger wb. 4t^. ditm form
braucht nicht auf da» atarhe partieip aurüdbg^/Uti au
werden; die mundart kennt ähnliche erweHtrmtgtm Mteh im
anderen fällen.
ff) da» adverbium i»t in dtr älitren seit durch dat o-tt^ffix
deutlieh gegen da» adjeetiv abgegrentt: giwisso, giwssso,
kiwisso. Graff i, 1106^. durch dtm wtkd. Hbtrgamg mm o
zu e füllt das adverbium mit der »og. ut^fitetieftam fartn fw-
aan^men, doch ergeben sich hieratis noch kaum atriUige fälle,
vgl. jedoch .- dar mach sick ein ider gewisse n* weten tho
richtende, dat lateste ediet (1640). ». IIichei.8EN altdith
marsdie rechtsqu. IM (bei Neocorus 8.188: eine wisse);
die adverbialform gewisse verfällt aber ikr»r»eit» wieder dtr
kürzung. zur vollen form vgl.: kaieerckron. 1M61; IVtcrtr
Sylvester 805; Alsfdder pa»»ion»»p. 4766 (iir6eii gewis MBB);
Thür. spiel von den 10 jungfr. 86; Reiiäü dt «ssS.S u.a.:
M. Hkdkr, Hamfmryer chron. Lappenberg tat; Hbinr. JOL.
V. Braunschweki von e. weihe 5,8: dant vgl. die belegt
für wisse in hetttigen ndd. mundarten: brem. wb. &, 874;
(//Wi. inMm/(irMi6, 186; 6, 4W: die apokep» tttat mit kürtuttg
der con.ionanz ein. lättt aber früh audk doppeletatonamt «u:
gewis Rolandslied 108, M; jüngere Judith bei Diewter 181,6
u. a.; (gewij) die 16 aeichtn de» jüngsten tage» SO. ». aeitaehr.
f. d. alt. 1, 119; Peter Probst 44; Barth. Rirowald
kirchenl. 4, 949; — (gebjss) hL Margareta 986, ». »eitechr.
f. d. alt. 1, 188; gewiss Hein r. v. d. TOrun Arsns 1078B
(neben gewis); buch d. MaetMb. 10I84; dagegen vgL tttfrim.
wis, a. dtach. mundarten A, Xti; wig 8, 874^
durch diese apokope ist nun die abgrtmitmg dm un-
flectierten adjectiva vom adverbium strittiger geworden, vgl.
he badde en wisz. Reineke de voa 4, 8 r. SMV und andere
Wendungen »p. 6156; vgl. auch die belege au» Luthkh
«p. 6180.
im folgenden i»t gewiss dttrch den zummmenkamg al»
aubatantivierte» adjeetiv und nicht al» adverbium gek-enn
aeichnet: ja lieber herr. wer er ein gewis als ein jegers
hom, so wolt ich mich noch sein ein wenig betragen.
•et« sieh swei eeleut übel betrugen. EuLINO deutache texte
des mit^altar» 14. 68.
e) «MS umgtwbhaliehe Verbreitung haben sn gewiss die
»teigerung^/hvmtn gewonnen, die die bedeutungeenergie
dm a^fe^im gegen jede abtehwäekung »iehem. fiir die
äUieitn beleg» itt lateiniechm vorbild unverkennbar, vgl. die
glosm giwissomn Stbinmetrr-Sievers 8,166* und die
anderen ahd. aeugniam (a. Grapf 1. lios), die fa»t edle au»
381*
6171 GEWISS 1,4 {Steigerungsformen)
NoTKER entnommen sind und auf etitspr eckende lat. formen
zurückgehen, auch der einzige beleg aus Otfrid (ni ward . . .
uns giwissara thing. 2, 3, «) kann hierher gerechnet tverden,
zeigt aber doch zugleich, dasz sich die Steigerungsformen
ungezvmngen aus dem bedeutungsgehalte des adjectivs er-
geben, namentlich seitdem dieser der oben gekennzeichneten
entxcicklung unterliegt, dazu stimmt auch der gebrauch
NoTKERS in den zahlreichen fällen, wo er die formen gegen
die lat. vorläge einführt: aide wio filo ist taj kuissera
danne dag hüolicha wigegtüom sybillae {aut quid hoc
refert vaticinio). {Boeth.) Hattemer 3, 22i*>; ebenso 3,121'';
(Aristoteles) i97»; (asylum) tig ist kuissera tanne dag ze
Athenis machoton nepotes Herculis. (Boeth.) 3, 141». neben
diesen Zeugnissen für den comparativ führt Notker ver-
einzelt auch den Superlativ ein, und zwar gerade in den
beiden fällen, in denen der spätere gebrauch ihn meidet,
als prädicat und als adverb: himilisker triso ist quis-
sisto. ps. 111, 5; guissost, proprie. (Boeth.) 3, 460*. die mhd.
zeit liebt die Steigerungsformen nicht, umsomehr die nhd.
periode, die namentlich den comparativ in den verschieden-
sten gebrauchsformen entwickelt hat, während der Super-
lativ sich auf attributive Verbindungen, auf einzelne formen
der Substantivierung (namentlich an stelle prädicativen
gebrauchs) xmd auf die Umschreibung des adverbiums be-
schränkt: auf das gewisseste, am gewissesten.
in bezug auf die formen ist beim comparativ wenig zu
bemerken: für die glosse zu Gregors homilien sind beide
möglichkeiteil der älteren bildungsweise gebucht .- gawissirun
neben giwissorun. beim, Superlativ, der die doppelconsonanz
der Stammsilbe im suffixe wiederholt, ergeben sich mehr-
fache formen der zusammendrängung und kürzung: aufs
gewisste. Matthesius 4, 398; ebenso Jon. Röling sterbe-
lied; dag gewiste leben, myst. 1,220; (am) gewisten. Hans
Sachs fab. u. schw. 3, 410; Matthesius 2, 96.164; Neander
bedenken 23''; H. v. d. Planitz 338; Logau sinnged. 3,1.
dazu vgl. die dissimilation am gewissensten. Grimmels-
HAUSEN Simpl. 453; vgl. auch gewissener sp. 6170.
«) für die active bedeutung ist der Superlativ nicht
beobachtet; wo ein entsprechendes bedürfnis em,pfunden wird,
dienen neuerdings Umschreibungen: die nächste zeit, die
ich bei ihnen zubringe soll alles schon weiter rücken und
einige stellen, von denen ich am meisten gewisz zu sein
glaube, will ich ausführen. Göthe (an ScMZer 12. 5. 1798)
briefe 13, 141 Weimer ; auch der comparativ dringt hier erst
später vor; belege bietet die Übergangszeit zum 16. jahrli.:
und hab auch seinen geleichen noch nie gesehen der
seines treffen mit der lantzen und auch mit dem schwert
gewiser sei. Pontus u. Sidonia (1498) e l''; ebenso Ererlin
V. Günzburg: der glaub verweiszt also das glaubig
mensch, das er gewisser ist des glaubens dann keins leip-
lichen dings. 2, 166 Enders; andere Zeugnisse entstammen
erst der zweiten hälfte des 18. jahrh.: je menschlicher , . .
natürlicher man sich also werk und wort gottes denkt;
je gewisser kann man sein, dasz . . . Herder (theologie-
bHefen) 10,147; vgl. 11, 225; allein selbst auf dem wege
der Verdienste ist niemand gewisser sein glück zu machen,
als er. Wieland (.Ä^^a^Äon 3,5) i, 162;
dich macht die zeit nur gewisser,
wie du es habest mit ihm, und wie die freundschaft bestehe.
Göthe {Herrn, u. Dorothea: KUo) 40,297;
jetzt ist sie seiner liebe gewiszer, aber auch schon be-
neidet. Herder (lieder der liebe) 8, 539; (seiner sache
gewisser) i,323; (seines Orchesters gewisser) Göthe (lehrj.
4, 2) 19,22; ich würde dir eine wohnung in meinem hause
anbieten, wenn ich meiner gesundheit gewisser wäre.
hriefe 17, 272 ;
und endlich,
wenn du des sieps gewisser bist, als je.
Hebbel der gehörnte Siegfried 2, 5;
dazu vgl. eine schönere und ihrer macht gewissere braut.
P. Heyse (frau v. F.) U, 7 a. 39.
ß) für die passive bedeutung ist der comparativ oben
schon aus frühester zeit belegt worden; der Superlativ ist
jünger und erreicht nicht entfernt die gleiche Verwendungs-
möglichkeit.
1)) die prädicative Verbindung des adjectivs mit verbis
steht nur noch dem comparativ offen; der Superlativ weicht
nach zwei seilen aus:
GEWISS 1,4 (steigerungs formen) 6172
a)) certo certius est, es ist gewüsser dann gwüsz, das
ist, gantz gwüsz, und fält nit. Frisius 213*; Maaler I80«;
als nichts gewisser denne der tod und ungewisser denne
die zit des töds ist. urk. v. 1421 bei Loersch u. Schröder
1^208; vgl. auch Herder 18, 153; vgl. andererseits nichts
gewissers als der tod, s. u.; darumb ist auch unser glaub
gewisser und hoffnung sterker, und freude grösser. Mat-
thesius (leichenreden) 1, 100; (desto gewiszer und schöner
ist der sieg) Herder 16, 300; aber, unter uns gesagt, je
öfter ich Berlin sehe, je gewisser wird es mir, dasz diese
Stadt . . . kein eigentlicher aufenthalt für die liebe ist.
H. V. Kleist (an seine braut) 5, 73; es wird immer
dunckler, und gewisser du kommst nicht. Göthe (an
frau V. Steiii) briefe 5, 281; bis er an seine stat das newe
testament einsetzt, und viel gewisser macht denn das
alte. Luther (v. abendmal Christi 1528) 3,440''; genau so
(ihre Seligkeit) Weise erznarren 51 neudr.; (den erfolg)
Herder 16,302; (den satz) 5,90.
b)) wo der Superlativ in die Verbindung mit dem verbum
siibstantivum dringt, toird das adjectiv substantiviert : die
träum so wir droben göttliche träume genannt haben,
seind ohn allen zweiffei die aller gewissesten, und denen
man allein glauben geben soll. Melanchthon geschlechte
der träume bei Ryff traumbuch Artemidori (1570) G 4'' ;
ebenso thierbuch Alberti Magni B 2» ;
ist sonst was süsz, dies ist das süszte,
ist prächtig was, dem gleicht es nicht,
ist schön was, hier ist göUIichs licht,
ist stark was, dies ist das gewiszte.
Johann Röling (sterblied);
oder — welches wohl das gewisseste ist, sie wissen nicht,
was sie meinen. Herder 16, 438; die stimme war das ge
Wisseste, was sie an ihm kannte. Stifter stud. (Abdias)
2, 254.
ein anderes mittel, mit dem die zwanglose spräche jetzt
der unbequemen prädicativen Verwendung des Superlativs
ausweicht, die präpositionalverbindung {s. u.), ist litterarisch
nur einmal aus Grimmelshausen belegt: er fragte mich,
welche zeitungen am gewissesten wären? tciedererstandener
Simpl. (3, 9) 3, 619.
2)) am gleichmäszigsten sind comparativ und Superlativ
an attributiven Verbindungen betheiligt, doch zeigt sich
deutlich, dasz einzelne Verbindungen dem comparativ, andere
dem Superlativ zugänglicher sind .- Anthonius Tuclier werde
e. cfl. g. gewissere und bestendigere zeitung schreiben.
H. V. D. Planitz (l52l) 7 Wülcker u. Virck; genau so Opitz
übers, v. Sidney 's Ar kadia ^21; desgl. (gewisseren bericht)
übers, d. Argenis l,S2; (gewissere nachricht) Herder 13,241;
vgl. auch (eine gewissere antwort) Matthesius (Luther)
3,181; (gewiszere Schriftauslegung) Herder 11,196; schon
im eilften Jahrhundert kommen zwo mühlen in der Vor-
stadt vor, . . . und im dreizehnten Jahrhundert finden sich
hier davon noch gewissere spuren. P. v. Stetten kunst-
gewerb- u. handwerk.9ge.9ch. v. Augsburg 1,141; dasz sie alzeit
den gewissesten und ebnesten weg erwöhlten. Akg. Alrer-
TINUS landstörtzer Ousman (2. th.) 626; dieweil . . . die
mathematischen künst, nit allein den allen gewissesten,
unfehlbaren grund, und sattist fundament haben. Ryff
wag u. geivicht A 2'' ; und freut sich schon im voraus der
gewissem festigkeit seines baues. Göthe an frau v. Stein
29. 12. 1786; vgl. der gewissesten Wahrheit. Herder 15, 553;
(die gewisseste richtung) 13, 98; (das gewisseste merkmal)
13,163; (das gewisseste zeichen) 13, 408; (gewissesten docu-
menta) Chr. Weise (Ma.saniello) 54; das gewisseste be-
wusztsein. Immermann (memorabilien : Düs.seldorfer an-
fange) 20, 153 Hempel; noch von gewissers glauben, noch
von genadenreichere sacrament wegen. Ererlin v. Günz-
burg 2, 42; ach der matten hoffnung, und der gewisseren
furcht! Herder 16,187; dazu vgl. zur gewissesten erwar-
tung. 10,206; (mut) Gv.Rwiyivs gesch. der d. dichtkunstl,S;
das verhehlte, vernachläszigte gift schleicht und wütet
im Innern, dem beunruhigten körper zu einem desto
grauenvolleren, gewiszeren tode. Herder (br. zur beförd.
d. human.) 18, 307 ; dasz wider solche natter bisz unnd
gifft, kein gewissere artznei ist. J. B. Figkler übers, v.
Putherbey 167»; würde dieser untersuchende calcul durch
die gewissem Jahrhunderte fortgesetzt. Herder 13, 285;
vgl. dazu: die gewisseste und zuverlässigste aller mensch-
lichen Wissenschaften . . . auch gowisz die leichteste.
6173 GEWISS I. 4 (Heig0nmg$formen)
LicHTKNiiKRo ophoT. 4, >l L«ittmanH; (b«i dergewiszesten
Sache) Hf.kukk 6, w. (di« gewintealen theueraten facU)
10, 8tt8: (das gewi8«este geschenk) 6,87«: (auf die scbOnate
und gewJKzeHte art) 16, W.
die beziehung at^f pernonen ist Amt mnif vertreten
nelnilo eertior nullua illo. dr int kein gewUiiserer lotler
oder höh dünn er. 1<"iiimii;h aia'"; Maai.kh mi»; die wUniche
at)er, die e« in dicuer ruhigen einsamkelt «nTKrinend
ttiiRbrütet, werden um so gewiasere, erfreulichere l>oten
der Zukunft. MKiiDfi« 16, SM; hätte er einem oorporal
Ton seinem roKinient, der vor den gewisseaten aobützen
unter der gunl/.cn armcc itehalten worden, befelch geben.
Ukimmki.niiai SKN Sinipl. (6, 18) AM.
8)) die mibtitantivieruiig, die beim tupertativ nur in der
prädicativen vencendung (*. o.) vordringt, ist oueh btim
comjHirativ, »o qft »ie dort belegt ist, an enge grtnatn ff-
bunden: nicht« gowisKcni, etwas gewiaaers:
Teurdank wir komm in rroas achwer,
hctt niihta fwUncni gbabt dann den lot.
Teuerdamk (W, 98) 50 Goedekt;
ebenso schon Jon. v. ^¥.\UK\\h.-T übers, der solilo<tuien (nihil
Sit eertiu» motte) a Satflrr; ebenso JoM. v. Schwänzen-
BER«i trontsprttch 9 Scheel; Matthkhiub (hochseilsjtred.)
», xmLoeschf; (leichenreä.) l,li»l; (iHlMMr.l.aiiAt'HKN Simpl.
461 : nach diser antiquitet und zcugnusz des thruren herrn
vom Hassenslein, müssen wir uns richten, weil wir nichts
clters und gewisser« haben. Maii iikriln Sarepta (14) iss*;
ähnlich G. Fhöi.icü vorrede tu Andreas v. Regenshtirg s. 99
Leidinger; CllH. Wbisr JtfoMnteUo ISiVtocA, Stranitzky
ollapatrida (Wiener neudr. 10) 99. 846; Fontane unwieder-
brinylich cap. S&\ was besKers, richtigers oder gewiaaers
jm wirdt anzeigen künnen. Matiiiksil's Sarepta vorr.
(IM») «6*: (zu etwa« gewiszcrem führen) Hkuokk 16, 860;
(etwas gewissere« erfahren) Wilii. v. BuHiiSDORFK frr. 96
CoAn.
attszerhalb dieser beiden Verbindungen ist der eomparativ
hier venig beobachtet: dann die irrung ist schier in allen
meinungen . . . aber ein jeder nehm das gewisser an, er
lerns von einem oder dasz er das selbs aus dem leben
erJlndt. Ai.hh. Dükkh (r. menschl. proportion) naeMassiSi.
vereinzelt sind die steigerungsformen auch in der viel be-
liebten Verbindung mit spielen beolnichtet (s. sp. 6191). neben
einem beleg filr das gewisseste spielen findet sieh auch
er wolt des gowisscrs spilen. Avkntin {bair. chron. l, 119)
4,257; dazu vgl..- mich auch hierüber durch meine eigene
äugen des gewissem zu belehren. Lessino (zur gesch.
u. lit. 1: fab. aus d. teilen der minnesinger) 11 ^ 885.
♦)) im gebrauch des adv'erbiums gehen die Steigerungs-
formen wiederum besondere icege:
«)) nur dem compurativ steht das eigentliche adverbium
offen; er findet sich grrn bei der engeren Verbindung mit
dem verbum und tciderateht natürlich attch bei lockerem
tusammenhange dem Übergang ttir partikel: damit er desto
gewisser einen ewigen sabbath oder ruhe zu hoffen hätt.
Abr. a S. Ci-AHA mereks Wienn (1680) 57; ebenso (gewisser
und sichrer fühlen) s. u.; (gewisser ausdenken) *. i«.; (ge-
wisser sehen) problemata Aristotelis C l*"; (gewisser voraus-
sagen) Herdkh 17,327;
was langsam schleicht, fast man gewisaer,
and waa verzeucht, ist desto sQsaer.
P. GRRMARin gib dich xu frieden «. $ei lUtte
Fifcher u. Tümpel 8, 428'»;
ebetiso (pcwisser fangen) Wikij\ni) (urth. des Paris) 10. 174;
(gewisser treffen) IIk.hi>kh 17, IW; das hiisziin laufft ge-
wisser den herg aulT weder den berg ab. Gkilkr v.Keiseiis-
ukro (hasz im pjeffer) granatapfel Aa 4»; (büoher gewisser
aufschlagen) Tu. Georc europ. bücherlex. vorr. tu bd.t;
gleichwie unter allen kranckheiten keine den tod ge-
wisser verursachet als die pesf. Fr. Caccia hl. Antonius
V. Padua (1692) 185; ganz ähnlich Göthe (lehrj. 4, 15) 19.86
(das gewisser als der tod über einem weihe schwebt);
so ist doch viel gewisser der jenige ein starcker sig-
reicher low. Abr. a S. Clara auff, auffihr Christen ( Wiener
neudr. 1, 189); ebenso etwis für alle l, 84«; ähnlich (so ge-
wieser) ö.iterr. iceisth. 3, 2S2; was die älteste, oder gewisser
wenigstens die spätere griechische alexandriner und pla-
tonikerphilosophie mit dieser quelle gemein hat. ist auf
keinem als diesem wege. Herder (erl. t. neuen testa
ment 1775) 7, 346; s. auch 8. b.
GEmSS II (neuhoehdeuttcktr gebratuh) 6174
b)) beim euperUHv treten frtfomhcnalverbindu ngen au
die stelle ie» adwtrbs ■• denn cie wlMea. das ich zuvor hah
mein bekentnfi, aaffa allerfewiaaett and sterckest, nicht
mit einem buch allein, wider die aarramenter öffentlich
an tag geben für aller weit. Lutiirr (verantwirtung der
auffgrUgtm avffrhur . . . tlOMf 6. 19«: ebenso Mai-iiikkiik
(hoehzeitpred.) t. 96. IM ; (turkrön. Max. IL) ♦, 8H ; Nean i.kh
bettenken u*; eeri» teHims. uff« alter fewinMst. AtucMoa
810*:
wea er aMial. »i« aj» gwiateo hek.
ae iat ar bei ibr gar arbabak.
H. 8A(Hit /ab. u. tekm. S, «M;
ebenso H. v. u. PlJ^NlTZ a« WMel»r u. Virtk; Hcrmbr
15, 400: Tu. Fontane «»r d. stürm emp. xt; wan wir in
unseren hoffnnngen am allerslchentaa ond gewiaaeiutea
zu stehen vermeinen. fiRiMMKiJduoaRii fffayf. m.
acblacbl und reckt , wo Und ich diell?
manchmal uniar laim oad atrek, wem n ■ MeiT^ im ilaksL
LOOAV stmgid. t.t.U (.feMgktm MKaer «, 4U.
II. der nkä. febraveh. der überhUek Mer die kihelüher*
settung eeigte in Luthrrm spraeht eine ungrteökmliehe
begünstifung unseres adjeetivs. die bei ihm auch im der
freien daretMung tu tage tritt, vgl. wir aber foddera fe-
wisse beweiaunge aolcher gleichnia, denn weil sie rieh
ao gewia jrea dinges rhümen. ao aollen aie ea auch gewis
machen, oder sollen gack atehen. (vom abendmaJU Ckrieti)
8, 475* M. a. über alle anderen geknutek^ormem Umeme iat
bei ihm und »-^ -'^ -"- ^^ a...t..-.j^ ^^ fMfhfityiiw
ergiebt. auch bei eeimem teHgemaeeem «mi Md^/U^tna die
attribtitive Verbindung bevorzugt, im der §fla§e dieatr Mr>
binttungen. als deren mittelpunki die reektaeprmdm rttrh
getciesen wurde, folgt der nhd. gebrauch lange den alten
geleistn nach; ihm eigen jedoch ist die pronominale ent
tricklung. die seit dem in. jähr h. immer eUrktr e9rdrim§t
und die im 19. jahrh. die bedeutungeetm-fie dm m^jeetim
atis den attributiven Verbindungen bis auf wenige au*
nahmen (s. sp. 6186) verdrdngt kmt. nur in den sieigerungs
formen (gewisser, gewieeest) ktmukrt muek dieser febrmudk
die bedetttungsknuft, um ao lekenäiftr kmt aidk dieae M dem
prädieatiren veneendungen erkmUem. bei denen nnnwif«
nette verbindungsmögliehkeiten sieh entwickelten, emdmei
seits eine griiszere syntaktische bewegliehkeit siek einatiBie.
tcenn in diesen richtungen die führenden sekrißsteller weit-
gehende Übereinstimmung zeigen, so teeiehen sie im gebrauch
des adrerbiums von einander ab: LtiTHER liebt es im
engeren Zusammenhang mit verbie und verwendet es auch
bei lockerem rusammenhang tunäekat dm, «o der satsinkalt
ein entsprechendes atisdrucksmittel nakeltft. auch die
buehwtgen hatten gezeigt, dast in einttimen aoUker verwen-
düngen der ileutsche gebraurh am ummkkämfigatm au tagt
tritt, im gegennatze dazu ist das adnrUum bei Wieland
und Si.llM.l.KR auffallend tu rüekged rängt, während sich
für HEnnKR nach sgntematischer durd\forathumg ein un
geiröhnlieher, das bedürfnis weit übersteigender, rerl-rauek
ergab. GÖTlir. zieht das adterbium in der gebundenen
Sprache stärker an, als in der prosa. und die Wortstellung
scheint bei ihm durch das metrum heeinfitissi.
l) das adjectiv in activer lietletilung :
a) die prädieatiren verbindunf/en. die den It^ Wendungen
certiorem (certum) facere. cerlior tirri entsprechen, werden
noch immer gejtfiegt und aujftefriseht.
a) für die rerfnndtmg gewiss machen mir oAen %$t*ter
den formein der rechfusprache (fp. «im) gezeigt wvrden, den
sie nicht nur die actite, sondern ai'ck die pmasire bedeutumg
des adjeetivs in anspruch nimmt (#. m.). ßhr die orMiw
bedeutung lästt sich im allgemeinen gebrauek sweiertei
beobachten: unter dem einfluss bedeutungsrrrwmndter re
fierivformen wird auch gewiss machen gern reJUriv ge
braucht. andeier.^ts dringt im neueten etil die annäkeruttg
unserer formel an wis tuon (vgl. oben sp.tl4a) muftvatin
der bedeut%*ngsr-ericandtschaj1 mit securus tor,
l)) gewiss machen (sich gewis« machen):
denn macht das bertx der glaub gewis.
daa golt mit jm vasaanet iat, . . .
N Hbrmah {wer kle wer gim wa eetm ftrecM)
»OHiagteeamgtHa m Welkan;
er stellt ins licht, wenn er auch nicht entwickelte: er
macht aicber. gewisz. «taric; wenn er auch nicht Ober
6175 GEWISS II, ua (gewiss werden)
zeugte, so überredet er bis zum augenschein. Herder
{über Th. Ahbts sehr.) 2, 291 ;
freilich tret' ich nur arm , mit kleinem bündel in's haus ein,
das mit allem versehn die frohen bewohner gewisz macht.
GÖTHE {Herrn, u. Doroth. : Urania) 40, 327 ;
wie vieles macht des sieges sie gewisz !
ein mund, der küssen winkt, em lilienhals und nacken.
Wieland {kom. erz. : Diana u. Endymion) 10, 127 ;
reisz mich aus der finstemiszl
vater! mach mich dein — gewisz I
Lavater handbibl. für freunde 3, 239 ;
die Versetzung solcher engel-menschen in unsre alltags-
welt . . . diene doch nur dazu , uns desto gewisser zu
machen, dasz er (der dichter) uns blosse mährchen er-
zählt. WiELANii {hexameron v. Rosenhain, vorbericht) 38, 11;
ähnlich ( Ar istii^p 1, 3i) 33,280; dasz man nur fortzulesen
braucht, um sich selber ganz davon gewisz zu machen.
Horazens briefe 2, 196 ; dasz sie ihren zweiten söhn nicht
von sich gelassen habe, ehe sie sich von dem baldigen
tode des ersten gewisz gemacht hatte. Schiller (gesch.
d. franz. tmruhen) 9, 387; der hund macht den Jäger ge-
wisz, wenn er ihm gewisse zeichen gibt von dem was er
sucht. Adelung.
2)) reßexivformen des netteren suis : er achtet sich von
seiner und der selben frawen keuschait als gewisz und
liesz si bei im wonen. Gregors dialoge {Augsburg 1473)
III cap. 7;
(dertod.) o jüngling, dunck dich nit so gwiszl
siehst du nit, das ich täglich schiesz
beide die jungen sambt den alten?
derhalb must auch ein schusz mir halten,
schick dicix ! ietzunder must du sterben.
H. Sachs {tragedia . . . des jünsten [1] gerichtet,
act 2) 11,408 Keller;
mit solchen waffen hielt mein herr Araflbolis
sich eines schnellen siegs gewisz.
Wieland (kom. erz. : Aurora u. Cefaltis)
10, 220; vgl. auch 3, 293, «. «p. 6177;
des fräuleins ton und miene
bewies ihm, wie gewisz sie ihres wahns sich hielt.
(Klelia u. Sinibald 7) 21, 334.
/?) auch an der Verbindung gewiss werden, die nur selten
die bedeutung securus gegen certus abgrenzen läszt, macht
sich die hei gewiss machen beobachtete neigung des neueren
Stils geltend, nicht die geiviszheit, die das wahrnehmende
subject erlangt, icird in jedem falle gekennzeichnet, häufiger
vielmehr blosz die Wahrnehmung selbst, gewiss werden tritt
also wie certior fieri immer mehr in die reihe der verba sen-
tiendi. vgl. quomodo mihi constabit? wie werd ich gewisz ?
Alberus gegen gewisz werden, certum, certior em fieri. Aler.
l)) wie werden wir gewis, das diese glose und zusatz
recht sei. Luther (wider d. himl. prophet. l. 1525) 3,70'';
ja, damit sie noch gewiszer werden, dasz ich sie nicht
überschleiche. Hruder (geist d. ebr. poesie) 11,225; und
darumb predigen wir diesen artikel, auff das wir dran
gewis werden und ein jeder sein eigen hertz erforsche
und sich prüfe, ob er auch auff diesen artikel sterben
wolle. Luther (pred. über Joh. 20, i) 28, 436 Weima,r; das
ich noch gleube und gewis werde. 4, 329» Jena; ein Christ
sol seines sinnes und glaubens gewis sein, oder je dar-
nach streben, das ers gewis werde, (verantw. d. auffgelegten
auffrhur . . . 1533) 6, 18'> ; (meines glaubens gewisz zu werden)
WoLFH. Spangenberg ganskönig (vorr.) 9 Martin; und
was die gewänder betrifft, mahlte er diejenigen zuerst,
über deren färben er schneller gewisz geworden. Göthe
(abendmahl v. Leonardo) 39, 117.
2)) denn wo ich des gewar und gewis würde, das sie
Kolch gifft aus meinen büchern sögen. Luther (war-
uungsschr. an die zu Franckfurt) 6, 107* (das man der ge-
schieht gewis werde, pred. über Joh. 20, i) 28, 437 Weimar;
und wie auf solche weise, einem knaben, die declinationes
. . . und formationes verborum praecipuorum ... in einem
nionat, alle so gemein, und bekand werden, und ein
knabe derselben so gewis wird. Neander bedencken . . .
toie ein knabe zu leiten 21»; dasz sein erster schritt sein
müsse, von der gesinnung der witwe gewisz zu werden.
J. J. Knoel (Lorenz Stark 29) 12,311; seit dem augenblick,
da ich gewisz ward er habe mich verlassen, ist alle
freude meines lebens dahin. Göthe (Stella l) 10, 131.
b) ungewöhnliche pflege und Verbreitung erfuhr die Ver-
bindung mit dem verbum substantivum, bei der sich die
beideti bedeutungsfärbungen securus und certus immer
GEWISS II, 1, b (bin es gewiss) 6176
wieder erneuen, wie ungezwungen sie au^ der art des zu
erqänzenden objectes erwachsen, zeigt ein beleg wie-, und ich
gewinne dadurch, dasz er immer von zwei dingen völlig
gewisz sein wird: dasz ich ohne alle nebenabsichten mit
ihm umgehe, und dasz er alle hoffnungen aufgeben musz,
mich ... zu verleiten. Wieland (Danischmend 43) 8, .'566.
a) bedeutung sgemeinschaft mit lat. securus, sicher (vgl.
sei nicht so sicher, ob deine sünde noch nicht gestraft
ist. Luther Syr. 5,5; r^ri. des künfftigen versicheret und
gewüsz, futuri certus. Frisius u. a.; gewisz sein, to be
certain, sure or true. teutsch- engl. lex. 2, 774 m. a.): gewiss
von einer erkenntnisthätigkeit , an der ein persönliches be-
dürfnis der sicherstellung haftet : wan ich gewisz bin unnd
glewb, sie gefallen gott. Luther (handschr. d. sermons
V. d. guten werken) 9, 230 ;
mir gnUget, wie es mein gott füget,
ich glaub und bin es gantz gewisz;
durch deine gnad und Christi blut
machst du's mit meinem ende gut.
E. J. v. Schwarzüurg-Rudolstadt 'wer
weisz, wie nahe mir mein ende';
da bin ich gewis und sicher, das . . . Luther (v. abend-
mal Christi) 3,440''; SO laszet uns sicher und gewisz sein,
dasz . . . Herder (ideen 9) 13, 350; ebenso 15, 83; in den
zahlreichen einschlägigen belegen ist das object ungetoöhnlich
häufig durch einen satz vertreten, substantiva sind meist
im genetiv angeschlossen und erscheinen gern in festen Ver-
bindungen: des Sieges, seiner sache gewiss sein, prä-
positionalverbindtmgen treten immer mehr zurück und sind
auf die anknüpfung mit von beschränkt.
l)) wo das object durch einen satz dargeboten wird, ist
es im, regierenden satze nicht immer durch ein pronomen
vertreten; wo dieses eintritt, steht es im genetiv.
d)) wie bistu gewis, das nichts verseumet sei, oder
mangele? Luther (summa d. christl. lebens . . .) 6, 4l'>;
ebenso (2. sermon apostelgesch. 16) 3, 268» ; (wider d. bapstum)
8, 210*"; (v. d. guten werken) 6, 242 WeimMr; (sermon v. d.
busze) 2, 718 ;
wir halten, herr, an unserm heil
und sind gewisz, dasz wir dein theil
in Christo werden bleiben.
P. Gerhardt gott vater, sende deinen geist
Fischer u. Tümpel 3, 345» ;
eben.fo Herder (lieder d. liebe) 8,540; Göthe (Benvenuto
Cellini 1, 9) 34, 125; weil jeder, der für den einen gott und
für seinen propheten Muhammed stritt, gerad ins paradics
zu gehen gewisz war. Herder (zerstreute blätter q) \f,,Z22;
wenn ich nur auch gewisz wäre zu hause zu sein. Göthe
{an F. H. Jacobi) briefe 6, 250;
kein Böhme hat noch seinen herrn verrathen;
was auch der lästrer spricht, ich bin gewisz 1
Grillparzer {könig Ottokar 4) 5*, 124 (anders 6-', 117).
b)) ich bin des gewisse, dag di nature mines vater in
mir geworcht hat ime, so si gelichest mochte. Nürnberger
predigthandschr. bei Jostes 110; darumb sind wir auch
nichts gewis, ob der Schlüssel troffen oder gefeilet hat.
Luther (v. d. schlüsseln) 5,222'';
es ist ein richer rüewiger stand,
da brist nit ein nagel m einr wand,
des sind sie gwüss ir leben lang.
NiK. Manuel (Barbali 53) 136;
ähnlich (ich bins gewisz) Eberlin v. Günzburg 2,SEndera;
drumb sind wir des nu gar gewis,
das er warer son gottes ist.
N. Herman [das wort, die göttl. weish.)
sontagsevangelia 27;
herr fürst! wir glauben, dasz sie's ehrlich meinen;
seit gestern — smd wir desz gewisz.
Schiller (Walleru:teins tod 1, 5) 12, 225;
ähnlich Grillparzer (Argonauten 2) 5*, 59; (des meeres
u. der liebe wellen 3) 7*, 47;
sehet ihr alle das gut, o gnädiger könig, beisammen,
ja ich bin es gewisz, ihr denket meiner in ehren.
Göthe (Reineke fiiclia 5) 40, 85 ;
das letzte hoffe ich nicht nur, sondern bin dessen fast
gewisz. Herder (briefe z. bef. d. humanität) 17, 79.
2)) auch wo substantiva als objecte hier angegliedert
werden, zielen sie im gründe auf ein geschehnis , das sie
nicht nur durch ein nomen actionis kennzeichnen, sondern
auch durch einen eigenschaftsiegriff, ja selbst durch sach-
begriffe andeuten, ähnlich sind auch die persönlichen objecte
aufzufassen, denn das adjectiv zielt hier nicht so sehr auf
öl 77 CiEWISS I(, 1, b (bin de» danke« Kewias)
GEWISS II. i.d (bin g«wlM, daM) 6178
die peraon adhat. ala auf kandlungen. die man von ihr
erwartet, ala anknüpfungamittel überwiagt hier der gmuthf,
nur bei Götiik iat für »äeklithea wie für ptraünlieka» ohjtet
einigemal die pr/ipoaitionalverbindung (von) belegt.
a)) meiner auH/fart ich gewiie bin. ab«r mein lierwider-
komen zA got stet. Ubner tibera. d. dakameron M7, >; null«
mulier polest dicere: ich bim gewiiz felioit pAHui, sed
nogitat: golt hellT . . . I^utiikr (pnd. iMi) M I «. 85t: denn
er niolitü iiielir denn eins aagenbliok« der Mit sein«
iobens gewis ist. (ep. d. proph. Jag.) 8. tlft^: abtntto (Min
<ie8 lebens gwiHHo) N. IIkiiman aontagaei/angal. mi er darf
(ieii danke dorüellHMi gowisz Min. Hkhdkh {kUina »ekr^n\
18, 875; ebenao (wuren ihres eiegea eo gewisz gewesen)
16,408 (Nemeaia); seines Spiels gewisi sein. Honurav,
Schwan ; von doin theatrullHohen elTeot kann man gewiss
sein. Gö-i IIK (an Schiller lu. a. 17W) briefa U. 86; ebenao (von
seiner rUokkehr jederzeit gewiei Min) 10, M (lArj. 7, •).
b)) sa t)ult«n diu bis anverMgt
und wiltu tugent Min {ewu,
all« KutUt iliiif ofn hör uiiti Um
Jon. V. MriiwARZBNHlHU ttoaUitntck
(1168) 18 .Sc/ted.
nUn war der arzt d«r kttnst nit gwiM
und im liiiimlirli gredacht:
mir mficht aber folo meine kUniit.
H. Saciih (die Uimte frau mü dem anl)
/ah. u. ir\w. 5, W7;
allerdings aber musz er seiner Zauberkunst gewisz sein;
denn sonst wird jede solcher erscheinungen iKoherlioh.
Hrhusr (über bild, diehtxmg und fabel) 1.1,547;
der iat mir der meixtcr,
der seiner kuDst (ewiMz ist Oborul.
dem'« herz nicht in die band tritt, noch ins aage.
Si;hii.i.br TeU (3,3) 14, 8W;
du bist meines herzens so gewisz als ich des deinigen.
WtKi.ANO (l'anwcAm^nd 46) 8, 896; ebenao (meiner liebe
bist du gewisz) Ghii.i. HAitZF.it (Melueinax) 7^8S1; (das)
würde mich beHchämt machen, wenn ich nicht von ew.
durüiil. nachsieht ganz gewisz wftre. 6öthr (an Ernst II.
r. Gotha) briefe 5, 81.
c)) eigentliche aachbegriffe sind hier natürlich nur in
Iteaontlerem zusammenhange möglieh: er war nicht eher
ruhig, als bis er des schilTes gewisz war, das ihn zurück-
fuhren sollte. Hkrdkh (ideen 7, S) 13, 865; die vielbeobaehtete
Verbindung seiner sache gewiss sein führt tunäeJtat auf
den recht.tbegi-ijf von sache zurück, der auch die bedetttungs-
Verwandtschaft von gewiss mit sicher in lielles lieht rückt,
in der weiteren etitmcklung wird jedoch auch diese Ver-
bindung immer einseitiger auf die erkenntniathüHgkeit be-
atigen und mündet in den Itereich von certus ein.
a)) die ursprüngliche bedeutung (vgl. eins handeis be-
redt und gowisz sein. Frisius) läszt sich am längsten in
Verbindungen tnit dem poaaeasivpronotnen durchfühlen:
{Nathan:) möcht auch doch
die ganze weit uns hOren. (Saladin:) so gewisz
ist Nathan seiner sache?
Lbssino (Nathan 8, 7) S^, 90;
seiner saohe gewisz sein. Käui.kin, Ronhkau, Hii.prrt;
und alle ulle stose ich euch hinunter und (bin) meiner
sache gewisz. 6. C. LiciiTKNUKito aphoriamen 8, 165 LeiU-
mann; die argumente sind alle gut, wenn man schon der
saohe gewisz ist oder ihr gewisz sein will. Herdkr
(theologiebri^e 18) 10, 80<J; ähnlieh (gotf) 16,576; Wirland
(toaa ist hochdeutsch) suppl. 6,300; dazu vgl.: er hielt sich
also, da er ihr nacheilte, seiner sache wenigstens so
^'owisz, als Apollo, da er die fliehende Dafne an das ufer
des Peneus verfolgte. (Agathon 14, 5) 3, 893, a. o. ap. 6175.
ß)) schon LUTiiKR zeigt hier demoftstrativpronomina mit
allgemeinerer bedeutung: lieber, ein sicher gewissen, das
der Sachen gewis ist, fitzelt und fotzelt nicht also, es sagt«
dürre und frisch eraus wie es an ihm selbs ist (dasa die»«
ioort Christi . . .) 88, 89 WeinuiT; ebenao (pred. über 1. Mo». 85)
84, 439; (v. miszhraueh d. messe) 8, 488; nocA weiter geht:
und wicwol ich guthe schrifrtliche kundschaflt hett von
Nürnberg an bisz gen Frnnckfort, so wolt ich doch der
Sachen gewisz sein, und liesz ein knecht ober Milten)>erg
halten , der solt sehen , wo sie hinein zogen auch wie
starck. Götz v. BEni.icHiNOKN lebenabeschreib. (l. 11) 87
Biding; wäre der vertheidiger des göttlichen Ursprungs
(lieser saohe demonstrativ gewisz gewesen, dasz es un-
sinn Mi. HicHiiRit (urapr. d. &pr. t) ft. IM; einer saehe ge-
wisz Min, TÖllig von derMlIieD ttberMagt Min. Aoki.uno.
d)) ein peraönliehes otjaet wird hier erat in belegen des
18. Jakrk. eingeführt (vgl. immiiht bei gewiu machen,
t. ap. 8176): sie sind ihre« fotlei eo gewisz. sie sind ihrer
erreltung auch nur im Iraum de« andenken« Mhon so froh,
dait/ die zukunft ihnen gegenwart wird. IIkmi>kh (briefe
d. atud. d. theol. betr. 1, 10) 10. IM; dM geriolit meldete dem
Wundarzt die gegen ihn TorhÄadeB« MÜüat». ar. der
seinM dienere gewisz war. leiifnete eie ftandbaft. Kunokr
( FauH» UUm 4, 4) 8. 801 : fMM äkmtiek (war seioeo maimee
zu gewisz) ftciiii.i.KH (ao/Mr. iTMf ) 8, l4l: (bist meiner
«ciion so gewisz?) An/knohuhbh (wteimMktmer»,f) e', IM;
dasz ich fie doch auf dieeen grad niobt kMine, am auch
in einem solchen falle fon ihnen ganz fewin m sein.
Götiik (eampagne in Frankreich) 80.S«»; ty<. mieki iolbet
gewiaz. Miner Mlbet gewitz, sieh «ioher fühlend OM M,
9p. 475; daaz sie ihrer Mlbet m gewiaz ist. wie fott der-
Mlben gewiaz Min kann. Herukh (gotf) i«, «7». iaum syl. ;
er muaz in *i«h selbst gewisz Min . . . wenn er nneh Mtoer
iU>erzeufunf zu handeln sieh getraute. Piciitk sUhmlaket
(1798)81«.
/SO engere berükeitng mit Iat. certus: bei gewiM liegt
d0r »ektetrpunkt mtf der tHmnntniath/ltigkeii, muA teo die*e
dem pertlhdiekan imtereett de» erkennendem entgegentritt
Mhet ja zu, das jr gewis seid, und nicht zweiuelt. Mich ewer
flucht oder elende gefalle gott im bimel seerwol. Luthrk
(troatsekrifft an d. ekristen au» OtAate) 8. 1*: das jr Mlchs
gewis seit, und nicht daran zweinelL ebenda l*; immi dukito.
ich bin gewiitz. ALiiKHtjfi u.a.; oh ich zweifle, oder gewisz
bin , hat>e ich nicht durch argumentation . . . sondern
durch unmiüelbares gefühl. Vicurr, Sittenlehre no; äludiek
Hrhdkii (über OreuM öden) i,«»: aber wann du wildt wider
sprechen aim miszbrauoh, so bisz vor durch geMhrift
gewisz und gelert. das er wider gottee wort Mi. Rbkhlin
V. GOn/bumu 8.148; ioh bin als menMb Oberzeugt. dasz
sie sich nichts weiter vorzuwerfen hat; ich bin als ant
gewisz, dasz dieser druck keine üblen folgen haben werde.
(iüTiiK (lehrj. 6, 18) 19,860; nun macht ich gut kundschafft
über sie, die nit mehr dann recht und gewisz waren,
dasz . . . G<Vrz v. Bkruciiinobn Uben»be»ekreib. il. il| 71
Bieling; in den einseklägigem keUgen iai di» rnnknüpfung
des objects durck präpoeiiionalverbindungen viel kät^figer
beobaddet und mannigfaIHger, ala oUn. ». »p. 8177.
l)) die belege, in denen da» objeet durek einen aata ver
treten ist, zeigen vielfache neuerungen. die ferwiMmflen
wendungei\, die von der aweiten peraon »i$igulmri» am»-
gingen, sterben rasck aus. vgl. noek:
Peter, du salt fewiase dnn.
weacbe ich dir nit die fasse dimi,
•o hostu kein doil in minw vattar rieb.
Alt/dder paaaionaptH 8080 0reto a. 98:
sie seien es gewiss dsM an iedem hofe eben Mlehe ge-
sinnungen henushten. Göthb (an Carl Augtui) bri^e 4,t.
mit icenigen auanakmien (kan niemand gewis sein, ob
sie die wort sprechen. Lutiirr 8. KN^) ku rtekt i» dimen
teendungen die erst» perton — wteiet d»» »imgtUmri» — «er.
in den objeeteätten, di» m ryisrewdeii »at» dnrek ein fro-
nomen vertreten »ind, flmded »iek der s'wdieeh'e. in den andern
dringt im 18. jahrk. der eotyunetiv {de» prd»en» und des
praeteritums) vor.
a)) so du das thust bin ich gewOsz, dasz dich gott aas
aller noht . . . erlösen wird. J. Wktxrl reise der »Ohne
Qiaffers 144 Fischer u. Balte: ioh bin gewisz, dasz man bei
mehreren und vielleicht bei allen flüszigkeiten das näm-
liche entdecken werde. Hkrokr 16,664; ebenao 18,84; M. 9;
GöTiiK 19,850 (a. 0.1; dejtgt. (bin gewiss, dasz sie werden)
HKHitKH 18. 10. 856. 868; rgl. : ich bin gewiss. dsH ich mit
iedem andern musikns ausser ihnen viel hlndel haben
würde. Götiif: (an Kagser) briefe 4. 189: ebenso Hrrorr
5. 183: 11,941; 18.884.401: al>er woher hat Johannes den
ausdruck? sind wir auch gewisz. dasz er das und nichts
anders bedeute? m gewisz, als von einem ausdruck in
einer spräche der weit Hrri>kr {erl. t. netten teet.) 7, K>':
ioh bin gewisz. das geheimniss dieser wundervollen bil<l-
s&ule ... ist kein gcheimnisz für dich, ich kann diesen
zustand der ungewi^zheit und des schmachtens nicht
länger ertragen I du, mein vater, ich bin es gewisz, kannst
ihm ein ende machen. Wikijvm> [die Salaautndrin u. die
()179 GEWISS II, 1, b (davon bin ich gewiss, dass)
GEWISS II, 1, c (sicgesgewiss)
6180
bildsäule) 30, 367; vgl. Scuua.v.k {Turandot 4,6) 13, 447; ich
bin gewisz, dasz in den gefährlichsten zelten kein Römer
einen begriff davon gehabt habe, wie Rom untergehen
könne. Herder (ideen 3, 245) 14, 166; wir können gewisz
sein, dasz was sich im menschen-typus auf unsrer runden
erde entwickeln konnte, entwickelt hat, oder entwickeln
werde. 18,248; ebenso (ich bin gewisz) 8,547; 9,297; denn
ehe ich dich aus Italien wegnehme, will ich erst gewisz
sein was in Frankreich mit dir werden wird. Göthe
{Cellini 3, 3) 85, 24.
b)) pronominalformen, die den objectsatz im regierenden
satze vertreten, zeigen selten den genetiv .- aber köstlich und
thewer sind solche creutz und leiden, der wir gewis sind,
das sie nicht umb unser schuld, sondern umb Christus
willen getragen werden. Luther {veranttvort.d.auff gelegten
auffrMir . . . 1ÖS3) 6,16''; sie hatten alle freude mit mir
darüber empfanden alles was ich gemacht hatte und da
war ichs erst gewiss. Götiie (an Kestner 25. 12. 1772) briefe
2,49; ä/miicÄ Ch. Seai.sfield (cajütenbuch 2)15,33; meist
sind die pronominalformen in den accusativ übergeführt
oder mit präpositionen verbunden: eia das bin ich gewisz,
das ist ein jemerliche schwere blindheit, dass . . . Luther
(die 7 buszpsalmen: 7. ps. 1517) 1,220 Weimar; und es ist
mein bruder, das bin ich gewisz! Götiie (xoanderj. 1, h)
21, 90; diesz bin ich wenigstens gewisz, dasz dieser mann
sich nicht am hofe zu Scheschian gebildet haben kann.
Wi e LAN D (der goldne Spiegel 2, 5) 7, 105 ; ebenso (die grazien 2)
10,31; ähnlich (mit conditionalis) 29, 13S; anders: dasz ihre
arbeiten nicht ganz unterbrochen werden können, davon
bin ich gewisz und hoffe davon früher oder später manches
erfreuliche. Göthe (aii Runge 5. 11. 1807) briefe 19, 452;
davon bin ich völlig gewisz, dasz es zu deiner itzigen
glückseligkeit gehört. Klopstock (briefe v. verstorbenen)
11,134; ebenso Wieland (Agathodämon 6, III) 32, 349;
Ch. Sealsfiei.i) 15, 257.
2)) auch bei den Substantiven wird der genetiv als an-
gliederungsform durch präpositionalverbindungen zurück-
gedrängt, und hier ist neben von nunmehr auch über zu
beobachten.
a)) und wie gewis sie jrer truncken trewme sind.
Luther (ividerruff . . . v. fegfetcr. cap. 3) 5, 166*; sobald es
desselben (des geheimnisses) gewisz ist. Herder (liebe u.
selbstheit) 13, 315 ;
auf dich nur braucht' ich
zu sehn und war des rechten pfads gewisz.
Schiller {Wallensteim tod 2, 2) 12, 239;
jetzt bin ich deines freveis erst gewisz !
Grillparzer (könig Ottokar i) 5*. 123;
ein junger gärtnerbursche, das gewehr in der linken band,
trat vor, berührte das tier vorsichtig mit dem kolben,
um ihres todes gewisz zu sein, nahm es dann an dem
rechten hinterlauf und trug es weg. D. v. Limencron
(Breide Hummelsbüttel 2) 6, 27.
b)) wenn man von ihrer (der Jahreszahl) richtigkeit ganz
gewisz sein könnte. Lessing (zur gesch. u. lit. 2: Marco
Polo) 12^, 27; genau so (gewisser) Göthe (Philipp Hackert:
Charles Gore) 37, 331 ; (von dessen laune er etwa nicht
gewisz wäre) 20, 284; rational gewisz ist man von dem,
was man auch ohne alle erfahrung a priori würde ein-
gesehen haben. Kant (logik) i, 400 u. a.; keiner kann von
einer sache gewisz sein, wenn nicht gegengründe rege
gemacht werden; wie weit man noch von der gewiszheit
entfernt . . . sei. i, 414; ebenso Wieland (Danischmend 43)
8, 366, S. sp. 6176.
c)) sind sie über das wort, das Kaunitz gesagt hat,
gewisz? Herder s. briefe ausHerders naehla.<iz l, 150; sonst
ivird diese Verbindung für das persönliche object gebraucht:
Paulus . . . Jacobus ... wir sind über beide und durch
beide jetzt desto gewiszer! (briefe zweener brüder Jesu)
7, 505; und wie sehr sind denn die leute, — Milnets —
über mich gewisz oder ungewisz? Wilh. v. Burgsdorff
(an liahel 25. 3. 1799) briefe 154 Cohn.
/) concurrenzformen des verb. substant. sind hier kaum
zu beobachten, vereinzelt begegnet die elliptische loendung
gewiss scheinen:
der herzog scheint gewisz, dasz ihm der könig
am nächsten fest die hohe gunst gewahren
und seine tochter anerkennen wolle.
Göthe (die natürliche tochter 2, 1>9, 286;
anders gewiss bleiben, vgl.: bleiben sie meines lebhaften,
aufrichtigen antheils gewisz. (a7i Steffens) briefe 15, 235;
ebenso (meiner gewisz) 16, 272; wofern er des gehorsams
gewisz bleiben wolle. Ranke jpwp.^^e 1, 368.
c) atis den Verbindungen mit dem verbum substantivum
löst sich das mit einem object enger verbundene adjectiv
ab und geitnnnt damit eine syntaktische Selbständigkeit und
bexveglichkeit, die der älteren sin-ache fremd war. an dieser
entioicklung nehmen object.wtze naturgemüsz mir wenig
antheil: da trachten wir also bald zu reisen in Macedonian,
gewis, das uns der herr da hin beruffen hette. Luther
apostelgesch. 16, 10 (warn gewisz dasz ältere bibel, certi
facti; wir schlössen Weizsäcker);
nun sprang ich auf und tobt' und fluchte,
gewisz, durch alle durchzugehn.
Göthe {der müllerin verrath) 1, 212;
adieu ich überlasse dich dem priester für heute früh,
gewiss dasz du auch unter dem gebet meiner gedencken
wirst, (an frau v. Stein) briefe 5, 344. vorherrschend sind
es Verbindungen mit objectivem genetiv; als ausnähme vgl.:
da sie den mohren liebt, sich ihm anvertraut, auf ihre
Unschuld gewisz und eben damit ihre ende beschleunigt.
Herder 5, 241; auffallend ist der dativ im folgenden: der
page hatte sich im letzten augenblick, als schon der graf
ohnmächtig von seinem grossen ditmarschen hengste
gleiten wollte, den tödlichen hieben des herzogs gewiss,
für ihn geopfert. Dkti,. v. Limencron die schlacht bei
Stellau (September 1201). sonst sind einzelne feste verbin-
dtmgen bevorzugt, tcie sicgesgewiss, der liebe, der macht
gewiss ; in ihnen erwirbt das adjectiv die fähigkeit, nicht
blosz als apposition das Satzgefüge zu durchbrechen, sondern
auch als attribut an neue substantiva sich anzuschlieszen.
«) bald scharret er (der kennst) den grund , bald darf er ausz
der nasen,
mit wintzlen überlaut, ein dicken dampf ausz blasen,
zugleich des kanipfs und sigs begihrig und gewisz.
Weckherlin (klag-, traiier- u. grabuchriften 78)
2, 289 Fisdher;
ihres sieges gewisz unternahm sie es, Leda zu sein.
Wieland (Agathon 14,5) 3,291; ebenso Herder 10,88;
Ai.xiNGER Doolin^ 159; dort waren viele, könige über
könige, mächtig, schon siegs- und rauhes gewisz. Herder
(theologiebriefel) 10,85; ihrer Überlegenheit versichert, und
dieses mächtigen beistands gewisz, wagt sie es nun.
Schiller (abfall der Niederlande 3) 7, 258; ihrer liebe
wieder ganz gewiss, ist mirs ganz anders. Göthe (an
frau V. Stein 7. 11.1780) briefe 5, 1; ebenso Herder 8, 491;
(gewisz ihrer freundlichen theilnahme) Göthe briefe 19, 91;
W. V. KüGELGEN jugenderinn. 61 NaihusiuS; ihres gänz-
lichen Untergangs gewisz, übergeben sie mit tagesanbruch
die Stadt. Schiller (abfall der Niederlande 3) 7,277; das
lebt und wandelt so munter, so daseins-gewisz an uns
vorüber, nat.-ztg. 15,402, s. Sanders 3, 16.S6^;
da durchstrich mein vater die länder und zeigte die briefe,
seines Schatzes gewisz, der, glaubt' er läge verborgen.
GÖTHE (Reineke fvchs 5) 40, 79 (andern Gottsched
und Reinke de vos)\
deines bescheidenen brotes jeden tag gewisz. Keller
(grüner Heinr. 4, 5) 3, 93.
ß) attributive Verbindungen erwachsen hier erst dem
neueren stil: welche fallstricke bereitet die arglist des
bösen auch ihnen noch , dem sonst so frommen gott-
gewissen manne. R. Prutz Oberndorf 2, 19; die sorglose
keckheit, mit der die schwarzen äugen umherblickten,
und den siegesgewissen höhn, der den lachenden mund
umspielte. P. Heyse (gesch. aus Italien : Donna Lionarda)
2, 11 s. 184; und selbst ganz beherzte und stolze (männer)
mich für eine erschrecklich selbstgewisse person halten.
(das ding an .tich) 2,9 *. 122; vgl. (eine ihrer macht ge-
wissere braut) 2, 7, 39.
2) für die passive bedeutung des adjectivs (zum ad-
verbium s. unter 3) ist als bemerkenstverteste erscheinung
des netteren stils schon die abschicächung und ablenkung
hervorgehoben worden, die in einzelnen attributiven ver-
bindunge7i zu pro7iom.inalen functionen überführt, vgl. .•
wer nur einigermaszen consequent aufmerksam auf die
erscheinungen war, der hatte schon ein gewisses recht
zu jenem ehrennamen. Göthe (gesch. d. farbenlehre 5.abth.)
54, 77; jemehr so die bedeutung senergie von gewiss aus
dem attrilnitiven gebrauche zurückgedrängt loird, um ao
6181 GEWISS II,*,a (das ist wahr und gewiss)
GEWISS II, t, a (lo viel ist gewiss) 6 1 82
wichtiger werden eintelne aumlruckamittel. die die getunkene
hedeutungakraj't wieder lieltm. darum tpielen auch die
ateigerungnfoimen im attrilrtiliieit gebrauch von gewisi eine
»0 groDze rolle; aber diese und andere mittel greifen auch
in den prädivutiven gebrauch über, in dem das at^jeeÜv
aonat die meiate f/edeutunynkruß inihrt.
a) Wendungen, die die ftedeutungtietiergie feathalten.
a) schon für die prüdicatiie Verwendung de» at^eeÜP»
treten mehrfach auNdrucksmittel ein ,' um di« bedeuiung»-
energie zu heben, neben den ateigerung^formen (#. o., vgl.
auch: ja ea wird mir gewiHZ, lieberl gewiitz und immer
gewisser. 661 ii k iß, lit7) sind hier vor ollein umechreibungen
zu beuchten: mehr aU gewis/. i«!« uiwl e« wird auch nimmer-
mehr l(ein vernlUiidiger verneinen, dasz . . . (iiiiMMKi.s-
HAUHKN Simpl. achr. i,um KelUr ; um millemacht kam
mehr als pewisz ein gerUchte. unguriseher Simpl. (I6HS) ISS;
vgl. für ganz gewisz gcb«n, vergpreohen, versichern #. i));
fUr recht gewiss halten, ebenda; synonyme und eontraat-
Verbindungen sind hier reich belegt, aber weniger gegliedert,
als beim attributiven gebrauch : vorherreehettd nden aie
auf die realitüt, für andere bedeutung^ßrhungen eeugen
nur fest und gewiss, beständig (bleibend) und gewiss,
recht und gewiss, die Verbindung sicher und gewiss ist
fast ganz gemieden: so sprechen wir frniich 'amen, das
ist war und gewiss'. LuTiiKn (kurze form, das paier-
noater . . .) 6, 19 Weimar; (so wahr und gowisz die rede ist)
8, 81* Jena, vgl. auch TeuerUank (10, 7) VI; Schaub aatir.
u. paaqu. 2, »40; Viuaiva u.a. (a. ap. 9194); P. Gehhardt;
P. Heysk (Judith Stern) >, 9, 78; amen ... ist ein bestAt-
wort, es werde war, sei gwisz. Simon Rot B7»; es ist
klar, olTenflich, gewisz. Dasypodius u.a.; artzneien, so
er von andern als erfarn, gewisz und bewert empfangen.
Simon Rot Fö*; war auch schon zu rosz und fusz
darzu geschickt und gefaszt, dasz es nit mehr dann ja
und gewisz war, dasz ich es vollend wolt haben. Götz
V. BKHi.iCHlNtiEN lebensbeschreib. (1, 10) 68 Bieling; das
uns unser gnedigster herr . . . vorgestern für gewisz und
glauplich . . . zupeschriben. Thom. Zweifel Rotenburg im
bauernkrieg 248 Baumann; und ein jeder diese predigt für
gewis und fest halte. Lutiieh (pred. über Joh. 20, l) 28, 487
Weimar; vgl. fest, gewis, sicher, weiah. Salom. 7, 28; wo
alles vest und gewisz ist. Herder 16, 151; v^^ Neumakk
lustwüldchen 122 («. oben ap. 6166);
und in ^laubens-sachen
daK gewissen fein gewisz
und recht grund-fest machen?
F. Gerharut tchming dich av/ tu deinem goä
».tSteher u. Tümpel 8, 38ö«>;
der zweck gottes bei der ganzen reise bleibt sicher und
gewisz. Hkhuer {briefe d. atud. d. theol. betr. I, 4) 10, 45;
doct. Marl. Luth. sagt für bestendig und gewis, das . . .
Luther (urteil über hertzog Georgen) 6, 6^; je feiner der
sinn , desto bleibender und gewiszer sind seine Objekte.
Herder (vom erkennen u. empfinden) 8, 284; die taufTe
ist recht und gewis. Luther (brieff . . . v. d. wideitaufe)
4, 329' Jena; vgl. (richtig und gewisz) J. B. Ficki.er übers,
des Puiherbey xm^ ; (gewisz und nothwändig) W. v. BuR(is-
DORKK briefei»: das ist mir geboten, gewis, und feilet
nicht, die winckelmesse aber ist mir nicht geboten,
und ungewis. Luther (v. d. winckelmesae) 6, 87»; die ver-
heissiingen der warheit seind starck, gewisz und unfehl-
bar, aber der mensch nee certa res neo tuta est, ist ein
ungewisses und unsicheres ding. Aeo. Albertinus landt-
atörtzer Oxtsman (32) 244; (unfehlbar gewis, das) Butschky
500 sinnen . .. reiche reden 203; es musz gestorben sein,
nicht villeicht, sonder gewisz ... wo sterben, ist nit go-
wisz; aber sterben ist gewisz. Ann. a S. Ci-ara merck»
Wienn 16; denn sie (die thaten) allein sind nicht proble-
matisch, wie die gedanken, sondern im gegensatz hievon
gewisz, stehen unveränderlich da, werden nicht blos ge-
dacht, sondern gewuszt. Schopenhauer {grundlagen der
moral) 8, 551 Orisebach; vgl. auch (wahrscheinlich aber
nicht gewisz) W. v. Burgsdorfp briefe 168.
l)) die Verbindung mit dem verintm substantivi*m.
a)) reich belegt ist hier noch immer die unpersönlidte
construction , vgl. certum est illuc, ist das gewüsz. Cho-
linus-Frisius u. a. :
a)) erstlich ist das gewis, das Zwinge! und Kcolampad
im verstand eintrechtig sind, wie wol die wort anderlei
IV.
sind. LUTHEH (daet diese wort CkrieH . . .) n, «7 Weimar;
ebenso S, 877; 10 II «.14»; Hkhukk IC, 114; lA. MS; 16,816;
16, 567; W. V. HL-Miioi.uri Jhndar (lit.denkm. W,M): mein
weib ist «in ehrlich weib das ist gewisz, es sage aoeb
dawider der teuffei oder seine mutter. Hkinr. Jul.
V. BHAt'NKcHWKKi (v. einem weite 4,7) 1M6 Holland; gewiss
ist es, dasz die Jägerei in sich Selbsten eine ehriiehe und
xulAssige saob seie. Auh. a S. Cij^ha ehern»/, alle (derjäger)
1. 168; {der pappierer) l. 814; Hrkukh 16. tM: vgl. auch
{mit irrmtem eoi^netiv) is, am;
gewiax Uta, den du aterbMi mwU
wann, wi« und wo, i«t unbcwiMt.
Joiianh HRtaMAKN 0 meneek bedenke eltt» dein
end. bei FieeMer u. T%mptt i, MB«:
ganz ähnlich Hkkukr IS. SM; es ist doch fewiaz, dass in
der weit den menschen nichts notliwendig macht, als die
liebe, (tfn n r (leiden d. j. Werther) is, 71 : bri^e 7. 10 (dasz ich
dich heute sehe ist gewisz); Gnii.i.harzbh (JlH<M«)6*,t06:
und schwAret mir zu, da* hUee lebm sa lassso.
ailM raobeo und aUbImt, vcrratb und bOae verfiteaaf,
aod so ist •• gewin, daas ihr so gnadea fsIsäifsL
GÖTiiB {Retn^/äeke S) 40. 6«
(kome ane twifel lo gnaden. Jieink» de voe i,n. ebenao
GoiTSCHKu): den ty rannen wird Pfesko stfirzen. das ist
gewis 1; Fiesko wird Genuas gefllhrlichster tjrann werden,
das ist gewisser! ScHittEH (/'Vesiko 8, l) 8.88; vgl. stenren
mod ik nn, dat is wis. Beinke de voe i.u (ebeneo Gott-
sched); es war gewiss, dasz ihn eitern und verwandte
in der folge fUr diesen schritt preisen und segnen sollten.
Göthe (lehfj. 1, 11) 18, ae; gewisz ist. dasz ich schon da-
mahls einen ehrgeitz in mir fUhlte. Wirlanu (Agatko-
dümon») 88,68: ebet>so Hf.hukh 6.86«: Immkhmann (•!«*••
rabilien l) 5, S86 Maync;
doch ist's fewiaz : ein frendar war am türm
GRII.1.PARZRR (des meeres «. der Uebe weüem 4;
7».«:
ganz ähnlieh Herder is, i>7.
/^) ich her, da habat ain gnet« stimni,
und wo solbs gwin an dier wer.
■0 BoUtu mir nit sein unmar
ich wolt dir helffen, dai> dnprieater wvral
Stertinger spiele (1686: Wiener nevdmeke \i, 116);
was gewisz ist im rhat,
dz feiet oflt in der that. Lbhmann (1680) 608;
Bettine ist gestern fort, sie war wircklich hBbscher und
liebenswürdiger wie sonst, aber gegen andre menschen
sehr unartig, mit Arnim ists wohl gewisz. GOtmb (an
Christiane) briefe 11, 871 ;
(Ott ist gerecht in ssioeta wort:
was er einmal znaajtet,
das ist gewiaz an allem ort,
ob schon die weit veraaget.
Pkter Haosn frem dtek, dm werlke ekristem-
keit. bei Waekernagtt »nkemUid 6. SSt.
y)) so viel aber ist gewisz. dasz er alle sorgen des
vergossenen bluts . . . mit reben-blut tJtglich abgewasebeo.
Er. Francisci höll. Proteus (41 der gerüMrte Bpieurtr)
(1690)404; ebenso Herder 18, 199: 18.468; W. v. Biros-
DORFP briefe 109; ist aber solche kleidung wieder got und
seine Ordnung, so ist es auch gewis. das sie gott miss-
gefalle. Musct;LUS hoeenteufd 18 Osbom; ebenso Herder
18,61; (ist ebenso gewisz) 16,90; 16.470; nichts ist ge-
wisser als dieses. 18, l&S; vgl. auch die urk. v. I4ii. e. o.
sp. 6172: wenn auch noch so vieles in unserem erkennt-
nisse nur mittelbar d. h. nur durch einen beweis gewisz
ist. KAttr (logik) 1,400; denn das ist nicht vOllig gewiss,
dessen gegentheil eben so wol mSglich ist. C F. Bahrdt
geack. seines lebetis i (1790), 168.
b)) substantiva an der stelle des smijeels haben sieh nicht
in dem grade durchgesetzt, wie LuTHBR sie in der bibel-
übersetsung (s. o.) und im eigenen frmsn gebremeh hsgümsiigt
wie schon die oben für synonyme rerbimdungem beigebrmehten
Zeugnisse zeigen, gehen diese Wendungen vielfach älteren
attributiven formein (vgl. sp. 6147/.) zur seile: gebruch ist
gewesen an kuntschaft, die gewiesz wer, und an war-
haftigen leuten. dtsch. stOdiedtrom. t. 836; vgL oben (rede)
Luther 8, si*; (.verbeissungen) Aeo. Albertinus 144; vgl.
auch: aber, das geschrei des volcJis ist leichtfertig, der
obem urtheil sein wenig gewiss. Schupp (v. d. kunst reich
SU tcerden) sehrißen 764: (der glaub ist gewisser) Hati iiE-
sius 1. 100; ctetwe Lutubr «. 889*; (der sieg wird gewisser)
888
6^83 GEWISS n,2,a (die heirat ist gewiss)
Herder ie,300; (träume sind die gewissesten) Ryff träum
buch Artemidon 0 4"; unter allen Wissenschaften sind
keine so gewisz, als welche in dem masz, zahlen, und ge-
wichten bestehen. Harsdörffer frauenzimmer gespräch-
spiele 7 (1647), 193; ... • v .•
auch greifen sie hastig
und ihr sprung ist gewisz.
GöTHE (Reineke fuchs 7) 40, 123 (ohne vorläge) ;
vgl. (die stimme war das gewisseste) J. Röling sterUied;
durch eine Spötterei hört eine wahre sache
drum doch- nicht auf gewisz zu sein.
Gkllert fabeln u. erz. (die wtttwe) ;
certa res est, die sach ist gewüsz. Gholinus-Frisius u.a.;
vgl. auch (objekte) Herder 8,284; (zweck) l(),45; (taufe)
Luther 4,329»; (thaten) Schopenhauer 3,551; der Zu-
sammenhang dieser triebe in körper und seele ist uns
ein räthsel, er ist aber gewisz. Herder (älteste urk. IV)
7,92; ganz ähnlich 10,95; dieselbigen künst seind gewisz.
Paracelsus (astronomia magna 1,'!) 2, Bd6; der friede,
die heirath ist gewisz. Adelung; gewisz ist der tod . . .
wer an der gewiszheit des todes zweiffeit, erkennt nicht,
dasz er täglich sterbe. Heinr. Müller geistl. erquick-
stunden 293; vgl. auch Hebbel {der diamant 4, 2) 1, 365
Werner; das vil gewisser ist min Ion,
denn si vormals ie hat gethon.
Murner gäuchmatt (4) 31 Vhl.
c)) die Übertragung auf körperliche betliätigung ermöglicht
hier auch ein persönl. subject: und ob einer so gewisz war
{xoenn einer sicher genug ist), dörft er nit gestrackt linien
machen, sunder er setze punkten. Albr. Dürer {von
menSehl. proportion) nachlasz 219 ;
so feilet ers mit seiner hant.
wan er war mit dem armprüest gwies
und pirset fleissig on vertries.
H. Sachs (der karg wolff) fab. u. »chw. 2, 155;
er ist gewiss, trifft gut. Martin u. Li en hart.
d)) von den zuerst belegten Verbindungen zweigt eine ent-
tcicklung ab, die an einen persönlichen dativ geknüpft ist;
auch sie führt über sächliche zu persönlichen aubjecten über .-
und gottes wort ist jm gewis, wie eine klare rede. Syrach
33, 3 Luther (und das gesetz bewährt sich als zuver-
lässig. Kautzsgh) gegen: dasz sie meinen aufsatz über
Hackert erhalten haben, ist mir dadurch gewisz geworden,
dasz er, wie ich höre, in das morgenblatt eingerückt ist.
GöTHE {an (Jotta) briefe 19,405.
a)) da zeucht er nun zum siege! der sieg ist ihm ge-
wisz. Herder {Jolmnnes Offenbarung) 9,83; (Unsterblich-
keit war ihm gewisz) 17, .Sil; dieser gewinn ist mir ge-
wisz. Adelung; (der lohn, der jedem gewisz ist) Klinger
7,110; vgl. auch Grillparzeh {Libussa2) 8*, 143;
hier ist das fenster, hier die thüre,
ein rauchfang ist dir auch gewisz.
GÖTHE (Faust 1) 12, 72;
durchnetzte mich ein regenschauer , so war das fieber
mir gewisz. {toahlverw. t, 2) 17,19; wenn er {der balken)
bricht, so zerschmettert er mich, und der tod ist mir in
diesem falle so gewisz, wie in dem andern, dasz er hält!
Hebbel {der diamant 4, 2) l, 365 Werner.
ß)) wurden etlicher {gemsen) gewahr . . , darauf sprach
er, die sind uns gewisz. ungarischer Simplicissimus (1683) 86 ;
ganz ähnlich Göthe {Faust t) 12,67; 'ja, drei Soldaten,
sagte sie, haben etwas an sich, die können dir noch ent-
kommen.' sprach der teufel höhnisch: 'die sind mir ge-
wisz, denen gebe ich ein räthsel auf, das sie nimmer-
mehr rathen können.' Grimms märchen {d. teufel u. s.
groszmutter) 2, 202 ;
und nun, da wir Antonio wieder haben,
ist dir ein kluger freund gewisz.
GÖTHE (Tasso 2, 1) 9, 140;
wann ich heute kommen kann weis ich nicht, doch bin
ich dir gewisz {an frau v. Stein) briefe 6, 263.
2)) auszer dem verbum substantivum, treten auch andere
verba in die Verbindung mit prädicativem nominativ ein.
so ist gewiss bleiben Jder etwas häufiger belegt, als bei der
activen bedeuttmg; neu ist für die passive bedeutung die
Verbindung gewiss werden:
es bleibet nur gewisz; jhr wird nicht angesieget
der Teutschen nation, wann, dasz sie friedlich krieget,
und bei einander helt.
Opitz (trostged. in widerwertigk. d. kriegt 4)
geigtl. poem. 318;
GEWISS 11,2, a (für gewiss versichern) 6184
das bleibt einmal gewisz, nur das wissen wir recht und
wahr und einzig, was wir selbst versucht und erfahren
haben. Herder {über d. seelenicand.) 15,266; da es doch
einmal gewisz ist und bleibt, ebenda; (das bleibt gewisz)
16,508; ebenso 10,45; (die erzählung bleibt ihnen gewiss)
W.V.Humboldt an Schiller, Leitzmann^ i07 ; vielleicht
ist es mir unbekannt längst schon da; gewisz aber kann
es ausTacitus beschreibung, den anschuldigungenSeneka's
und Diderots buch werden. 18, 397; vgl. auch (gewisser
werden) H. v. Kleist briefe 5, Ti; Göthe briefe &, 261.
3)) weiter entwickelt sind die Verbindungen mit prädica-
tivem accusativ. neben gewiss haben bürgert sich gewiss
machen hier ein, das besonders in rechtswendungen für
die passive bedeutung ausgenutzt wird, vgl. oben sp. 6156.
von zicei seilen aus wird gewiss halten angezogen, einmul
dient es der Übertragung des begriffs von gewiss auf körper-
liche bethätigung. andererseits theilt es die Schicksale der
verba der wahrnehm,nng und mittheilung, die sich zunächst
ja mit dem adverbium verbunden hatten, die aber in prä-
positionalen erweiterungen {mit für) das prädicative adjectiv
begünstigen.
ä)) und sagen dazu solchs aus keim andern grund,
denn das sie den glauben wollen in der taufife gewis haben,
und können jn doch nicht gewis haben. Luther {brieff .. .
v. d. widertauffe) 4,332»; aber der schwermer keiner kan
seine deutunge gewis machen , denn Garlstad hat sein
tuto bis auff diesen tag nicht gewis gemacht. Luther
{vom abendmal Christi) 3, 440''; ebenso 3, 28»; Neumark lust-
wüldchen 122 ; (macht es ihr Charakter gewisz , dasz . . .)
Schiller 9, 373; vgl. auch (gewisser machen) Luiiier
3,440'»; Weise erznarren 61; Herder 5,90; 16,302.
b)) herr, halte meinen gang gewisz,
treib ausz von mir die finsterniss'
und böszheit meines bertzen.
Rist himml. lieder (5, 6) (1652) 322 ;
für gewisz halten, credere. Dasypodius u.a.; und wil
demnach für gwüsz halten das sin erfunden werck sie jm
ein stür zu der säligkeit. Zwingli v. freiheit der speisen 16
Walther; ebenso J.Wetzel reise der söhne Giaffers26; (für
gewis und fest halten) Luther 28,437; (für richtig und
gewisz halten) J. B. Figkler übers, des Putherbey 107»>;
(solches für gewis halten) N. Herman so7itagsevangel. 4;
ähnlich Herder 13, iß; W. v. Burgsdorff *rie/e52; ratum
habere, für gewüsz haben. Gholinus-Frisius u.a.;
dann er wist fürwar und gewis.
Teuerdank (10, 7) 21 Goedeke;
vor gewisz glauben, s'assurer pour certain. Hulsius;
ähnlich Duez, Rädlein, Aler; aber glaube es gewisz,
pro certo habe. Stieler; dies testament endigte er mit
dem bekenntnisz, dasz er für gewisz erfahren habe, wie
erder söhn des Messalinus Cotta sei. Gl. Brentano {erster
bärenhäuter) 5, 477 Chr. Brentano; gegen (etwas gewisseres
erfahren) W. v. Burgsdorff briefe 96; vgl. (als gewisz
empfangen) Simon Rot Fs»; audire certum, für gewüsz
und war hören. Frisius, Maaler.
c)) affirmo, für gewüsz sagen. Gholinus-Frisius u. a.;
pro certo dicere, für war und gewisz sagen. Frisius (s.o.);
für gewisz sagen, dire pour tout certain. Hulsius; ähnlich
Rädlein, Rondeau, Schwan; das mag wol von unsern
zeitten für gewisz gesagt werden. J. B. Fickler übers.
V. Putherbey s tract. v. verbot, büchern (2) 100»; ebenso (vor
gewiss und glauplich zuschreiben) Th. Zweifel (s. o.);
(für gewis sagen) Luther 6,5"; Grimmelshausen Simpl.
413; 573; Wieland {Peregr. Proteus) 27, 173; etwas vor ge-
wisz erzählen. Stein bach u. a.;
so könnt ihr mich für ganz gewisz versichern,
dasz in dem bund mein name nicht genannt ist?
Schiller (Maria Stuart 2, 8) 12, 477;
höret nur, was die minute mir
die Jüdin Salome, die eben
vom innern harem kam, für ganz gewisz gegeben.
Wieland (Oberon 10, 4) 23, 191 ;
er sage ihr in der mäusesprache die artigsten sachen
und verspreche ihr seihe hilfe für ganz gewisz. Gl. Bren-
tano {Gockel, Hinkel u. Qackeleia) 5,44.
ß) beim attributiven gebrauch hatten sicJi comparativ und
Superlativ (s. »p.6l72) am gleichmäszigsten entwickelt gezeigt ;
vor allem für den letzteren gilt hier, dasz er nicht nur der
Verhältnisbestimmung, sondern auch der belebung der im
6185 GEWISS II. t.n (gewieae Wahrheit)
GEWISS H, a. a (gewimm wahnwldien) 6186
L
attributiven gebrauch gttunkenen btdtutumg»»furg%» dient,
vgl. : ihr (der nation) neb«n dem stolz aaf ihre ältesten
Zeiten freudigkeit an dem jetzigen augenblioke und den
gewiBseston mttth auf die zukunft einzoflfinen. Oervinus
geach. d. d. dicht, i, H. den »teigtrungtfQrUMn Mm jh'A>
dicativen gebrauch ntehen hier ändert g«ginüb»r : der mensch-
lich goint der mit dem heiligen geist erfüllet ist, hat sein
gar gewiso zaiohen, die da sind geistlioh kraft and die-
mieltJKkait. Gregor» dialoge (Augeburg 1478) 1 eaip. t;
und wahr«« (lUcke loheaat . . . sain lo mwImm frab,
das keinen raub zurück, cleioh ihr, der oAll«, fab.
LiMiNU {du rtUffion Üb) f, MA;
ebeneo (des söhnen nur zu gewisses gesohiek) Oötmb
(AehiUeie) 40, M7: (wuhrhoit) Mozart an e. vater 106 Nokl*;
am reichsten »ind synonyme und eontraetverbindungen ent-
wickelt, die hier auch viel weiter m dem bedeutunfmtw^flmg
atugreifen, als fieim. yrtidieativen gebruueh.
l)) innerhalb dieser Verbindungen treten:
a)) fiW die auf die realität nelenden neben die formen
der heiordnung auch solche, in denen das adjeetiv an ein
synonymem auhstantiv (gewisse walirheit, Sicherheit) ge-
bunden ist, ja in ilenen e» neuerdinge eogar die eigene eub-
etantivbildung begleitet: gewisse gewissheit.
a)) und gibt doch keine gewisse warheit dafUr. Lutukh
V. abendmal Christi 1&S8) 8, MO«; ebeneo 6, 815*>: 8, M«; vgl.
Hkrukh 17, 834; seine matter glaubte den bericht vor
gewisse warheit. der Göttinger student auf der Fleeae 1, 161;
es ist eine gewisse Wahrheit, 't i» eertain. teutschengl. lex.;
ebenso Ronueau, Schwan, Adbluno; für fraa Margret
hatte ohne unterschied alles, was gedruckt war, wie die
mündlichen Überlieferangen des yolkes, eine gewisse war-
heit Kki.i.rk {grüner Heinrieh 1,6) i''', 62; sunder do wirt
sein di höhnt ewig und gewiHze Sicherheit. Jon. v. Nbu-
MARKT übers, der aoliloq'uien (85) Vi (certa eeeuritas); ebeneo
(certitudo rerum possessarum) Luther 1», 106 Weimar;
drum mein hertz ohn furchten lebet
in pwisser Sicherheit. S. Dach öiterley (nr. SO);
ebeneo Grimmki.rhauskn Simpl. 889; nauh und nach hatte
das traumbild bestimmte züge angenommen, endlich wich
jeder zweifei und machte der gewissesten gewiszheit räum.
Immermann (Münchhausen 8, 8) l, 881 Maync; eben.so Fon-
tane I, 4 *. 850.
/T)) also auch alle ander ofTontlich, helle gewisse stücke
der sohrifTt, die mir nott und nUtz sind za glewben.
Luther (an die herren deutsch» ordens . . . 1583) 18, 886;
ebenso e, 8lö*>; ich halte mich an gewisse oder für gewisz
geachtete facta. Herder' (id^en 8) 18,890; als eines ge-
wissen selbsterlebten facti (br. d. stud. d. theol.) lo, 170;
ich weisz, dasz du mich nicht allein als deinen vater,
sondern als deinen gewissen und sichersten freund liebst.
Leop. Mozart an s. »ohn 1778 bei Storck. Mozart ». 188; vgl.
(gewisse, sichere Wahrheit) Hrrder 17.884; ebeneo it, «n ;
(gewisse . . . ungewisse saclie) 485 ; des so angewissen und
dennoch gewissen todes vergessen. 16,178; (gewisses, un-
gewisses gut) 486; die gewisze quaalen des lebens, und
die ungewisze schrecken der ewigkeit. Schiller (verbr.
aus verl. ehre) 4, 73 ; ebenso {90 jähr, krieg) 8, 846 ; er stellt
uns eine gewisse Steuer und eine ungewisse entschädigang
in aussieht. Bismarck {in der 8. kammer 1850) t,i06 Kohl;
die gewissen {träume, die eingetroffen sind) gemeroket
und fleissig auffgoschrieben, die Ungewissen {'die tu fehlen
pflegten') hingegen loichtlich vergessen würden. Wei.sk
(erznarren) 179; daiu vgl. .- alle guter und gerechtigkeit . . .
so allenthalben an gewissen und zufelligen dingen unserem
gots hausze zustendig. Luther (ordnung eines gemeinen
Rasten) 18, is Weimar; der text mas ja einerlei und ein-
feltig sein, und einen einigen gewissen verstand haben,
(f. abendmahl Christi) 8, 839»: wir kennen und venerieron
alle den gewis.sen einzigen erben. Ipfland (der spielen, i)
8 (1798), 34; ein gewisser, ein groszer und hochästimirter
herr. Schiller (aojähr. krieg) 8,846; wer also freund
der weit sein will, ist damit ein gewisser (var.: offen-
barer) feind gottes. Herder (bri^e ttceener briider Jteu)
7, 498 Suphan.
h)) für die übrigen bedeutttngsfärbttngen von gewiss be
schränken sieh die entsprechenden Verbindungen auf den
bereich des adjfcfivs: auf das und damit ein stathaffte,
gewisse, ernstliche huUT widerstand und retung gegen des
ohrist«niiohen glauben« . . . feint vorgenommen werde.
Weim. gem. arek. (Nürnberg) UM bei Di^embmek u. Wüleker
868*; ob ich wol nicht so etn glaabfecieherter, gewisser
and standhainer lugener bin, als er gewesen. Fihchart
Oarg. (eap. 10) 180 AleUben ; ein gewisser unTerwerflieher
xeuge. BuTSCMKY Puthm«e 848; gewissest« and xaver
lAssigst« wiMansohaft («. e.). Liciitknubro; (swiMaetar
anfehlbarer gnind (». o.). RrKf; etabilis et anim srntenüm,
ein steiffe und gewüsse meinung. Fiiihiu«; ywitBe aad
bestendige Wahrheit. Luthkm s, i4i*; da« onbeatAndice
leben in einem gewissen bilde kendlich machen. WRiar.
(erenarren) «.184; einen unwandelbaren, gewissen, festen
fweok. Hkrurh lo, S40; und nach dem rechten uond
gewissen grund unser Seligkeit zu fragen. MATTiiBiiiua
Luther (t) i^ : die rechte, gewiae, bestimptaablheilung. der
standen, roinuten. Rvrr wag u. gewidä CCt*: und leren
hin and her, jrre faren. and fladdem, sondern aulf d«r
rechten, gewisse Strassen bleiben. Luthkr (xi.eetp. Jtk.
gepr.) 7. 197*; vgl. |ewiBM«tan ond ebnesten weg («.e.). Aart.
ALBERTiNua; kartiao and fawlMMui weg; Hartmotm
V. Cronhkro 41 Küek; gewi««« (esrte) and leichte (teeg
und meitteC). Comkniuh orbi» pictue 889 (vgl.: wenn i«in
weg rein und gewisz ist. Hkrukr [br. d. etud. d. theU. betr.]
11. 68); ein TolikUmmlicher, grUndtlicher oder gewisser
sprach. Er. Albp.rub nov. dict. gentte; gründlicher«, ge
wissers und herrlichere («.o.). Go. Fhölich; daeu vgl. au»
Hbrdbr : gewissesten, teuersten facta; gewisseste schAnst«
art; gewisserer erfreulicherer böte; vgl. di« bMten ond
gewissesten documenta. Chr. Wbibb.
a)) ausser halb aoUher Verbindungen wird 4mr mUributive
g^raueh von gewiss durch da* über mim* gremen vor
dringende sicher immer weiter MurHekgmlrämgi. bi» tum
18. jahrh. halten die alten formuln mit gewiss die bedeutung»
kr^ de» adjeetiv» noch fett; im 19. jahrk. aber übt da»
alleinstehende und ungeateigerte attribut nur noek pro
nominale funetionen utts (». b) und au*ter der Verbindung
gewisser tod («p. 6188) sind aumokmen /mm» rniten -
rinfs (thnt, wie ein «cblund, die gawi««« «SfatOmiif .
Platbn (iisMlA 1. *W RedUek:
ebeneo (die gewisse schände) (an d. deut»eke volk) t, MB; in
der gewissen Überzeugung, dasz die zeit kommen mflsse,
wo dein heiszestes gebet sein werde, mit diesem midohen
verbunden zu sein, ergriff ich ein gewagtes mittel. Mörikc
(maier Nolten t) 6. 8» Krauet.
a)) gewiss neben »ubetmniiven der erkenntniatkätigkeU.
vgl. »p. 6146/. ,■ vgl. sicherer beweis, merkmal. vermutang.
a)) dieweil du denn hierüber so lange hareat and
habest, ists ein gewis zeichen, das da on gUabea hisL
Luther (hochseitsprrtl. über Ebr. tn) 5, 848*; «ieiMO*.M^;
H, 97''; vgl. »p. 6160; J. Wrtzkl reiee d. »bkne Oimßfr» 88;
Ma-I-IIIESI US(^>/l«llritlm)l, 119; GRIMMBLSHAUBaNtSMdsr^
erat. Simpl. i.tsi. J. Chr. Günther tuidU<»e(i74t)4t; «fL
auck Stielk.i: , Ronubau u.a.; (gewisses Wahrzeichen)
O.v.ÜKMERlNOKN Über». d. MandeviUeU; vgl.muekap.tU»;
(kennzeichen) Herder 15, 4ta: gewisse beweisong. dsi«ii-
»tratio. Hkmsch; (anzcigung) Grimmki.shausbn 5iai|rfic.
608; (probe) .113: do ein mensch aasz gewisser Offenbarung,
ein Sicherheit cnpfangen hat, das im alle seine sünden von
got vertzigcn .seien. Geiler v. Kr.tf^r.nsHKiM seelenparadie»
(83. eap.) (1510) 181*; gerade also diese stelle führt ans aaf
die gewisze bedeutung deszen . was die alten mit dem
ekelet bei gastni&hlem. oder in der konst wollten. Herder
(wie d. alten d. tod gebildet) 15, 478; das er den kosten,
den man zä den kiinstcn. und /um arbeiten gebraucht,
möge zu gewüsser rechnung bringen. Geoho Aoricola
V. bergkwerck deut»ck «. Bechius (1)8; vgL da« gewisse für
wahr halten ICant (logik) i, 894; vgL da« gewi««« an-
denken. GöTHE briefei.M; vgL(».o^ das gewisseste he-
wusztsein. Immermann; mit solcher gevrissen Wissen-
schaft, die mich des glaubens ohnbedfirSUg machte.
Grimmelshausen wittlerer stanti. SimpL (8,8) 8,191; ge-
wis«este Wissenschaft Lichtbnbero;
ich brenne vor begier, der wetesfaeH nacbiegeiBi ;
ond soch« durdi veniand ond mit gswisstn grftndsB
die wahre seelen-mb, das bOchste gut sa finoeii.
JoH. Chr. GCnthbr ped.* 744 «. a.; rgl. auch
fewinen crund, Htdmbitabße. Hulsius;
denn es musz mit solchen gewissen glawben und ver-
trawen gehandelt werden, das wir ... die urteil der gantaen
388»
6187
GEWISS II, 2, a (gewisse band)
GEWISS II, 2, a (gewissea übel)
6188
weit als strevv und sprew achten. Luther (v. miszbrauch
der messen 1521) 8, 483 Weimar; ebenso Gkiler t. Keisers-
BEHG höllisch low b4"; (mit der gewissen Überzeugung)
Lessing (verm. sehr. d. herrn Mylius) 6^,395; vgl. auch
MÖRiKE 5, 29 (s. 0.); wann alle arbeit trostlichen leichtet
und linget gewisse hoffenunge des lones. Joh. v. Neu-
markt leb. d. hl. Hieronymus (brief Äugustins 13) 118 Bene-
dikt (praemiorum spes); ebenso Andr.v. Regensburg 283
Leidinger; Luther 8,372»; ebenso Frisius u.a.; Herder
16, 116; (gewisse Zuversicht) Jon. Chr. Günther ged.''^ 858;
(gewisse erwartung) Herder 16,176; vgl. auch (s. o.) ge-
wissere furcht; wenn man überführet ist, dasz eine hand-
lung entweder gut oder böse; so hat man ein gewisses
gewissen. Chr. Wolff gedanken v. d. menschen thun und
lassen § 75 (1720) 45;
o du geist der kraft und stärcke,
du gewisser neuer geist,
fordre in uns deine wercke.
JoACH. Neander 'komm, o komm, du geist
des lebens' ;
vgl. Luther p*. 51,12; Schubart (am hl. pfingstfest) 280
Hauff.
ß)) die Übertragung auf körperliche bethätigung ist in
der älteren spräche an loenige, aber viel gebrauchte typen
geknüpft, icird aber später wieder aufgefrischt und von
Göthe frei weiter gebildet:
der pfeil zielt auf uns zu aus der gewissen band,
die fehlen nicht gelernt. Fleming 55 Lappenberg;
vgl. hiefür die zahlreichen buchungen; vgl. gewüsser streich.
Frisius u.a.; vgl. ein gewüsser pfeil. Frisius; gewissen
schusz. Schwan; item alle tage drei gewisse schüsse zu
haben , sodann einem andern das röhr zu zubannen.
Grimmelshausen wiedererstand. Simpl. (3,1 satyr. pilger
2, 2) 3, 67; {vgl. unten den weit häufigeren gebrauch der
persönlichen formel gewisser schütz); vgl. haben keinen ge-
wissen trit. Luther (^.psalm) 8, 228; gwisen lauf. Simon
Rot N 3'» ;
weis schon lallend das kind zu verständigen und mit gewissem
fusze zu gehn (pede certo).
Voss Horaz (ep. 2, 8 v. 158) 2, 362 ;
ich weis dasz bei uns viel, wie überhaupt, auch dir un-
angenehm ist, indessen hast du doch einen gewissen fus
und Standort den du kennst. Göthe (an Herder) br. 8, 20.
dazu vgl. diese süsse festigkeit der nase, diese liebe lippe,
dieses gewisse kinn. (an August zu Stolberg) briefe 2,242.
gewiss zeigt hier nicht wie in der mundartlichen buchung
sein gewisses gesiebt (s. oben sp. 6167) die bedetäung be-
kannt, sondern die von festbestimmt, vgl.: mit jenem
weichen und doch sicheren gesichtsschnitt, wie wir ihn
bei dem griechischen menschenschlage antreffen, deutsche
Zeitung 1909 nr. 102.
b)) gewiss bei mittheilungen (vgl. j?p. 6148. 6158): wie das
ain potte von Costentz herab zä der pfaffhait . . . gesant sie,
der habe mit gewisse pottschaft gesaget . . . brief des rats
V. Augsb. (1418), *. dtsch. städfechron. 5,354; ebenso Elis.
V. Nassau-Saarbrücken Htige Scheppel 51"^ Urtel; Jon.
Knebel chron. v. Kaisheim 387; (gwisse mär) Frischlin
Wendelg. prolog 10; (kundschaft) Teuerdank 222; dtsch.
städfechron. 5, 262;
wie. lange harren wir gewisser künde!
wie ist das zweifeln bang, die hoffnung stisz!
Göthe ihro der kaiserin von Österreich majestät
(jub.-ausg. 3, 123);
lögtten ettliche Ittaliener . . . falsche brieff auff, sam betten
si zeiltung aus Sicillia, wie solche die moerräuber da-
selbsten geblindertt . . . hatten meine herrn gewisse zeit-
tung, das es (das schiff) inn Alexandria in kurtzer zeitt
glücklich und wol ankhomen. Hans Ulrich Krafft reisen
s. 17 ; andere und zwar gewissere zeitung von Berlin . . .
zw. Hans Lucian u. Ben. Christan Pfirt 1614. (titel einer
Streitschrift über den Calvinismus) ; vgl. (s. o.) gewissere
zeitung. H. v. d. Planitz;
von Strewsburg bring' ich gewisse zeitung (certain newg).
Schlegel {Shakespeares Heinr. IV. 2, 1, 1);
diser kohMrbige curir solle seinen flug beschleunigen,
unnd nach eingenommen augenschein den gewissen be-
richt erstatten , ob der sündflusz noch die Wassersucht
habe. Abr. a S. Clara mercks Wienn (ifi80) 78; vgl. (s. o.)
gewisseren bericht. Opitz; weil gewisse nachricht war,
dasz über die loo ranber beisammen, ungarischer Simpli-
cissimus (ll) (1683) 72; ebenso gefangennehmung graf Teckelya
(1685) 57; Herder ideen (12) u. (1787) 109; Wieland (Lucian)
6,385; der Oöttinger sticdent auf d. Plesse 2,90; aber weil
unser keiner dazu beruffen, oder gewissen befehl hatte.
Luther (vorrede über d. Unterricht d. visitatoren) 7, 2";
(gottes gewisses gebot) 4, 332"; (gewisse verheissung) Zink-
GREFF apophthegmata l, 105; (gewisse behauptung) Göthe
briefe 4, 35; so ist ouch on zwifel ein gwüsse leer, dero
wir vertröst und on zwifel mögen und sollend anhangen,
ist on allen argwon das heilig evangelium. Zwingli
V. freiheit der speisen 10 Walther; ebenso Luther 6, 460
Weimar; (einen gewissen artikel) 3, 239» Jena; sofern wir
nämlich einen empirisch gewissen satz aus principien
a priori erkennen. Kant (logik) 1,400;
schien er hülP und rettung
im tempel seiner vielgeliebten schwester,
die über Tauris herrscht, mit hofihungsreichen
gewissen gStterworten zu versprechen.
Göthe (Iphigenie 2, 1) 9, 27;
vgl. die gewisse wort Christi. Luther 2,716;
wie köstlich ist des gegenwärt'gen freundes
gewisse rede, deren himmelskraft
ein einsamer entbehrt und still versinkt.
Göthe {Iphigenie 4, 4) 9, 73.
c)) gewiss in bezug auf geschehnisse , die der Zukunft
angehören, vgl. .tp. 6147.
«)) wo das geschehnis gefürchtet wird, macht sich die
bedeutungsgemeinschaft mit certus insofern noch geltend,
als das concurrenzwort sicher, wenn es auch eindringt
(vgl. sicherer tod, Untergang), doch am längsten gegen die
formen mit gewiss zu kämpfen hat (s. sp. 6186): und setzt
sich wieder spies und büchsen jen den gewissen tod hinein.
Luther ein christl. schöner trost (1535) B2''; ebenso (zum
gewissen tod bereit) Abr. a S. Clara etwas f. alle l, 679;
vgl. auch Herder 18, 307 s. I, 4. b, y; (den gewissen tod
leiden) Teuer dank 219; (mit sich bringen) Vi vwiz practica
d. vmndartzney 190; (bringen) Grimmelshausen wieder-
erstand. Simpl. 3,641; (vor sich sehen) Herder 16,427;
(nahen wir uns dem gewissen tod) Göthe (Iphigenie in
prosa) 10, 395 Weimar; (gewissem tod entgegen) not. tochter
4, l) 9, 330 ; (dem gewissen tode entgehen) E. T. A. Hoff-
mann fantasiestücke: hund Berganza; und selbst der ge-
wisse tod, der jeden traf, der auch nur wünsche für
Mexiko laut werden liesz. Ch. Sealsfield (der virey.
cap. 16) 4, 314; viel pulver, wenig schrot, ist der hasen
gewisser tod. GnÄssE jägerbrevier 68; vgl. die buchungen
der gewisse todt von Henisch ab; und gab ihm die brieff
mit solichen freüden, als bette er gewisse sachen meines
todes verkündt. Joh. Eberlin (histori bruder Jacobs) 2, 103
Enders; trag keinen abscheuen an der erd , als deinem
gewissen ruhebette, dann am jüngsten tag wirst du wieder
hervor gehen. Abr. a S. Clara etwas f. alle (der loein-
gärtner) 1, 638; vgl. oben zu gewisses grab (Lessing), ge-
schick (Göthe);
sollt' ich den thurm der hoffnung bauen?
auf fleisch, des wurms gewissen raub ?
Schubart (vertrauen auf gottes schütz)
254 Hauff;
der weibe schone und ir angesichte ist ein gewisser val
des leibes und der seien. Joh. v. Neumarkt leben d. hl.
Hieronymus (brief des Cyrillus 85) 205 Benedikt (fdllax
certe) ; das dasselb (das leben) nit anders sei , dan ein
ungehorszam gotlichs willens und also ein gewisser stand
des ewigen vordamnis. Luther {ausleg. dtsch. des Vater-
unsers 15, 19) 2, 100 Weimar; dazu vgl.:
doch, wo von zv/ei gewissen Übeln eins
ergriffen werden musz, wo sich das herz
nicht ganz zurückbringt aus dem streit der pflichten,
da ist es wohlthat keine wähl zu haben.
Schiller {Wallensteins tod 2, 2) 12, 238;
drum verwerfen sollt ihr jene,
und Verachtung sei ihr preis ! . . .
. . . gebt sie der gewissen schände
und vor ihnen schlieszt das haus.
Platen {an das deutsche volk) 1, 468 Redlich;
ebenso (gewisse Zerstörung) l, 266 (Amalfi) s. o. sp. 6186.
ß)) wo das geschehnis gewünscht wird, liegt ja der aua-
gangspunkt für die concurrenz von sicher (securus) mit
gewiss; hier gehören die belege für gewiss zum gröszeren
theile der ältesten Schicht a;i • folget darausz, das niemandt
weiszt, was got gefalt von uns, er zeige dann solichs,
6189 GEWISS ll.a.a (gewnuer sieg)
GEWISS II.».« (gewfMer freund) 6190
wann auch ein mensch d«>m andern kein (rewiiz gefallen
thftn mag, jhener zeigr« dann es mit Worten oder ge-
herden. Ebkrmn V.GON/.ltL'Kii (gpirgel rhruttt. leben») *,Ml
ein starcker der an kranckheit leit,
hat mit dem todt f«wi>M>n «treil. HaNlHCH IMM;
gefallen soll du rar nicht allen,
viblen gefallen iat zuvibl:
haat aUo dein gewiiwea »Ibl,
da« du wenigen wirst gefallen.
Wr.<:K II BRi IN (od^n I: an mein bveh) l,M
/^tsehen
derohalben erbäte kAnig Dieterich seinen hruder Lotha-
rium in seine hUIIT, rIm zu einem gewissen sieg. Ghimmkui-
HAUSEN wiedererntaud. Simpl. 8(1718), SSI; euch ist ge-
wisser sieg verheiszen. K. A. T. Hokkmann {Krfidtrianm)
tntt». tehri/ten W Igel ;
da andre «iherts und lual umfaaeen,
giebt mir die jueend wenig licht;
so freu dich auf gewiaa« mh,
sie sagt drm alter besser zu.
Jon. Chr. GrNTUiR (4er tieh tetbet MMend«)
fftd> 9i;
vgl. sichert rAw (requie» eerta laborum). Maalrr >7S;
sfisser bort, gewisses bell
aller, die in grossem leiden
sehr geingstel sich beflnden
wegen drangsals Ihrer sttndenl
9. DAfii (^««1«, ^ueUffevi.freuden) 176 Oetterley;
deshalb ein andre weiss ist gwlss
sfi zftmen die wasser und flttss,
das sie gescblacbt und folgig werden.
FisciiART glückhafft tchtff v. t\ ;
'es bat« ein nachtpawer tbone.
Ich bah ein gwisse z&uberei,
die dir den rechten dieb mUes saigen one.'
H. Sachs {der packen dieb) Jah. «. ^chv). ♦, 176;
ditz ist auch ein gewisse ertznei wer die spüIwürm in
dem leib hat d" sei gesoten wasser mit hönig oder mit
zuciier trincken. Ortolfh v. Beyri-andt artneibuch Vi^ \
vgl. auch (a. o.) gewissere arznei ; vgl. ein gewisse salbe.
Rypf thierbuch Bl'>; vgl. eine gewisse, bewerdc arstedie.
CiiYTHÄus; gewisse art/nei. Henisch u.a.; zu einem
gewissen studio oder scientz. Aeu. Albkktinus land-
störtxer Guaman (28)818; ein gar gewisser Schlüssel die ge-
mlihter der menschen zu eröffnen. Sciiui'i» (r. d. kunsl
reich au werden) sehr. 763; und da ich zwei meilen Ton
hier freunde und gewisse hülfe finde, so wäre dies nur
ein miszbrauch ihrer gute. Tieck (der geheimniazvolle)
U(18S9), 871; die zwar zum voraus gewisse, aber doch
noch immer überraschend freundliche aufnähme meiner
. . . Schwiegertochter werde ihnen . . . durch mannigfaches
gute . . . vergolten. Götiik {qn Reinhard) br. 38, 185;
sein blick sucht in der ödea leere
der weiten zinimer Schutz, den schon gewissen fang
verfolgt Neoptolpm mit mordbegieigem Speere.
SniiLLBR {teritSrung rrojaa 98) 6, 878;
dasE selbst der eigennutz auf seine gewisse beute ver-
zieht thut. {abfall d. Niederl.) 7, 129.
rf)) in der gleichen richtung (forderungen an die tu-
kunft) bewegen aich auch die attributiven Verbindungen, die
oben atta der rechts.iprache und übertragen auch aua der
geiatlichen dichtung belegt wurden: gewisses pfand, bund,
beschlusz, bezahlung, lohn ; vtjl. auch ■ atati ereditua, gwtisz
einkummen. Ciioi.inus-Frisius u.a.; quaeatua atabilis.
ein gwüsser stäter gwUn. ebenda;
obs schon ein kOnstler kombt hart an,
als wöls mit jhm zu boden nbn,
und mit seinr kanst masz gehn nach brot
von hausz zu hausz, erbarms gott.
und bat auch gar kein gwisen sola.
hinge über da» oeld {ßvQblatt v. 1626),
t. zeittchr. /. d. alt. 4», 47.
in dieaer Verbindung tritt die bedeutung sichergestellt
wieder hinter der Vorstellung des abgegrenzten, aich gleich-
bleibenden zurück: das hoHz im waldt wechset auch nicht
mehr, wie in vorzeiten, das mercken und erfahren teg-
lirh die bawersleut und diejennigen herren und Junckern,
die jhren gewissen jShrlichon holtzhaw haben. Daniel
Sr.iiAi.i.ER Aero^< (1696) Ol>>; vgl. ein gewisses ap. iiW.
andere atta der rechtat^praehe ttammende Verbindungen me
gewisses gut, gewisse sache, erbtheil sind nur in verall
gemeinentngen oder iibertragungeti tu belegen: denn ich
kam, wie gesagt, in den fall, ein gewisses gut für ein
ungewisses aufgeben zu wollen. Hsrdbr le, 486; ebenaotn;
eftenao (ungewisse sache) 16, 4t5 «. «.; wie ... ihr es mit
der reise Uh«r Jena noch einrichten werdet, bin ieh begrierig
EU erfahren, aber auf jeden fall ist es eine gewisse sache.
8f:HlL.LKK Art^et, SM; vgl. auch s|>. 6177/6;
trh bat*«
und will io
ein «wig leb
CiiKiimAN Wbisi (MM) 'öek seW. im« M
für rteli «nd Uekt;
ein ehrlicher nanie ist ein gewiss vatertbeil. Bachmahn tl
(eertum palrimoniuwi)',
swar die gewaH'fa brwt muA im IMaaea
kraAvellM HMra war arliMr aSksi* wmi nkek
gewisse «rbtheil. OAths {IpMgmU 1. 6) 9. 17.
•)) w/tgnMinliek häufig iat die bed^ukMftfunrimtri^fl
mit Secams an th-tlirhkeifen geknüpft, woM wftiwumäi»
hetiehung at\f die ntkunft aich geltend maekt: vgl. gewtose
oder eigne herberg oder wonung, rin eigen haus. Fnikioh
und ähnlich die tpüteren ; vgl. welcher grstalt die mensch-
liche seele nach jhrer unmutz, in den dreien fUmembeten
Übungen sich pflege zugebrauclii-n. unnd wie sie in den
selben jhr gewisses siel unnd nutzharkeit erlange. Wolkii.
Si'ANiiKMiElio ganakOnig vorr.l Martin; (gewiss ]M und
anfang) f. Kf.iihun klag d. armen mannea A 9*; (gawiSM«
ziel setzen) Stmanitzky ollapatrida 4«; rechten fewissen
straszen. Luther 7. 197*; ebenao («. o.) gewissester weg.
Aeo. AtUERTiNus; gewisser weg. Hartmut v. Cronrkro
41; Herdek 11,68 {vgl. sichere und gfite straasz oder wig,
iier in vffenaum, certior trantitua. Maalkr 979); das durch
uch und alle hausfetter diss gedenkhoich und alles
geschriben wirk uff einem sonderlichen gewissen
verwart und wol besclossen werde, buch Weinaöerg 1. II;
der bapst wolte einen gewissen ort bestimmen. Lotiikr
tiachreden 3U3^ ; es were besser t n einem gewissen ort lu
bleiben, als auff den ungestün men meer heramb xu
wallen. Pkter Lauremrero aeerra philologiea (s, 6t) (16151
467 {vgl. sichere ort, da kein gefaar nit ist. loea easuum
aecura. Maai.er 878; vgl. dagegen [a. ap.6l93): catolliaeh. all-
gemain, als die catollisch kirchen, die allgemain veraam-
lung der christglaubigen im geist, an kein gwisses ort
oder end gebunden, die vil mehr glaubt dann gesehen mag
werden. Simon Rot Ce**); kanst, die doch kein gewissen
grund und boden habe. PARAr:Ki.8l'8 {aatronomia maptm
oder die guntze philoaophia aagae 1. 7) t, 896; was denn
hinter und unter diesem meer von fluthen and meinongen
endlich und jetzt gewisser grund, gold- und felsengrand
sei? Herder {theologiebriefe vi) lo, 281.
/)) peraönliche traget- dea attributa aind nur bei einaetmen
der eben belegten bedeutungafürbtingen v<m gewiss tu beob-
achten.
a)) die meiaten bdege entfallen atif ttrbindungen ier
reehtaaprache , die übertragen und verallgemeinert werden,
dies gilt für den gewissen boten {ap. 6167/., vgl. aiicA sicherer
bot. Frisch 2, 87l), der in übertragener bedeutung durch
gewisser vorbote eraettt wird: der gute und unstrtniche
wandet der Soldaten ist ein gewisser vorbott der gewissen
victori. Abr. a S. Clara auff auff ihr ekritttn (Wiener
neudr. l) 99: wahr ist es, dasz der gütigste gott gar oft
durch gewisse vorbotten die grosse abel pflegt anzokQnden.
nxercka Wienn (1680) 96; gewisse verboten der Wassersucht.
Immermann i,87S Maync. auch die verbindumg gewisser
zeuge {a. oben ap. 6167, vgl. auch ap. 6186) mrd imratl-
gemeinert: des gewisse gezeagen sint alle ander desseibes
klosters frawen. Jon. v. Neumarkt leb. d. kl. Hieronffmu*
{brief dea Cyrillua ei) 184 Benedict; das äuge sol der ge
wisse zeug sein, and sihet doch das entfernte kleiner, als
es ist. HarshCrffkr frauentimmer getprächirpiele 7. t9>;
jetzt kennen Pleisz and Saal gawisee scugcn a«in,
dass Schlesiens verstand in swmb Undem steige.
JoH. Chr. GONTHaa flcrf.* 6H.
ß)) aunerkalb der rteht^formein aekrumpfe» äie Verbin-
dungen mit peraönlieken trägem ein: bette . . . keinen ge-
wiszen herm gehabt, sondern weil er gethan, was und
wie viel er wolte, bette er aach desto geringem lohn
darvon gebracht. Kirchhof teendunmutk (8. 144) X, 194
Oeaterley; gewisser freundt. amiru» cerh«a. Hbnisch u.a.
{bei einigen: ein getrewer freund): certua inimicua. ein
gewüsser feiend. Choi.inis-Frisius u. «.; an keinem
haatu so einen gewissen feind, als an dir selbst. Heinr.
6191 GEWISS 11,2, a (nichts gewisses)
Möller geistl. erquickstunden (l60) 285; vgl. auch gewisser
und sicherer freund, gewisser erbe sp. 6185; der ekel ist
der gewisse gefährte aller Überladungen. Adelung 2, 667.
/)) nur von einer seite dringen neue Verbindungen vor,
die aber auf die ältere spraclie beschränkt bleiben, die beim
adverbium so häufig und beim attributiven adjectiv neben
einem sächlichen träger vereinzelt beobachtete Übertragung
des begriffes der siclierheit von der erkenntnisthätigkeit auf
körperliche bethätigung heftet sich auch an entsprechende
nomina agentis: auch ist der büchsen meister, ein ge-
wisser schütz, der von S. Jacoffs thurme schos, auf dem
thurme von einem steine geschlagfen und davon gestorben.
fortsetzung der hd. übers, d. Magdeb. schöffenchron., s. dtsch.
städtechron. 27, 51; ich weisz wol dasz ir ein gewüsser
schütz sein. J. Wetzel reise d. söhne Qiaffers 37; ebenso
Mart. Rinckhart Eisleb. christl. ritter (4, 3) 80 neudr.;
dan dis ain gwisser schüz wol haiszt
der das erraicht, nach dem er raiszt.
Fischart glückhaffl schiff v. 965 ;
ein gewisser schütz, geübt im schiessen. Reyher 1,1001;
vgl. auch oben sp. 6165; ein sichrer schütze (ein gewisser
schütze) Stieler 1772; dazu vgl. auch die Übertragung atif
die thierwelt: und da ich au£f Unterhandlung auf meinem
gewissen pferd in jren ring kam. Matthesius (leichen-
rede auf Ferdinand I.) 4, 871 Loesche; aber mein gewisser
wetterhahn ist der landvoigt Hans Metzsch. Luther {an
d. kurfürsten Joh. Friedr. 1535) briefe 4, 611.
y) die substantivierujig ist hier wol entioickelt, aber an
einzelne formen des gebrauches gebunden.
l)) am häufigsten belegt ist sie in Verbindung mit pro-
nominalf armen, wo das syntaktische Verhältnis nicht immer
so durchsichtig ist wie bei Luther: ich wisse aber nichts
grunds noch gewiszes davon antzutzeigen. {grund und
ursach) 7,454; nüt gwüsses und warhaffts wüsscn. Frisius
u.a.; der sich auf nichts gewisses begeben. Olearius
pers. rosenthal (7, 2) 79''; ebenso Stumpf Schweiz, chron. (3, 7)
1 (1548), 103"; Grimmelshausen S'imjpL393; Haksdörffer
Schauplatz i{tehi),U2; Herder 6, 88; 13,414; 11,16; Kant
{krit. d. rein, vern.) 3,333 akademie; TiECK {die Verlobung)
17,164; W. V. BuRGSDORFF br. IGl; P. Heyse (Kleopatra)
2, 10, 56; er will sich sich zu nichts gewissen verstehen.
Adelung;
wann wir uns ofl'termals auff wasz gewisz bedencken.
Opitz teutsche poemata 141 neudr. ;
etwas gewisses wird in dingen so hohen alterthums nie
herausgebracht werden. Herder {v. geist d. ebr. poesie i)
11, 312; ebenso 8, 374; sich zu etwas gewissen entschliessen,
se fixer. Schwan ; in den Wissenschaften ist viel ge-
wisses, sobald man sich von den ausnahmen nicht irre
machen läszt und die probleme zu ehren weisz. Gör he
muocimen u. refiexionen no. 576 Hecker.
2)) viel beobachtet ist die fortnel das gewisse , des ge-
wissen spielen, die selbst Gothe wieder aufnimmt, vgl.
auch das sichere spielen theil iO,i,'72Z;
des gwiszen send ir spilen, ir edlen bilgerin,
auf niemant von den wisen, euch selbs nit werfend hin,
dasz man nit Sprech in bschicht gar recht.
Felix Faber pügerbücMein 233 Birlinger;
wer aber wil des gewissen spielen, der volg der balligen
geschrifft. (E. Grosse) doctrinale der gemeinen laien (1493)
H2; sol man das ungewisse faren lassen, und des ge
vissen spielen. Luther {v. krieg wider den Türeken) 4, 440"
Jena; ebenso 4, 326»; 6, 87»; 7, 2^; 6, 372 Weimar; 16, 248 u.a.;
das frewlein weit des gwissen spiln,
si sprach : 'langt mir das gelt vor her !
ir möcht mich sunst betriegen.'
fuchsfang bei Uhland volksl. 741 ;
ebenso (des gewissem und sichern) Schwendi bestellung
d. ganz, kriegswesens (l605) 22 ; vgl. (aufs gewisse spielen)
Fleming s. 410; dasz sie in solchen sachen lerne das
gewisse spielen und aufsehen, wem sie ihre kinder und
Schwestern geben. Luther {an Gabriel Zwilling 1534) briefe
4, 583; (des gewissen spielen) B. Waldis Esopus 4,2, 184;
(das gewisser spilen) Aventin {rud. gramm.) 1,475; (das
gewisseste spielen) Grimmelshausen {vogelnest 20) 3, idS
Keller; {Carlos:) wenn wir nun aber unterdessen, bis der
prozesz eingeleitet ist, bis dahin uns der herr noch allerlei
streiche machen könnte, das gewisse spielten, und ihn kurz
und gut bei'm köpfe nähmen? Göthe {Clavigo i) 10,107.
GEWISS II, 2, b (= aliquod, quidam) (5192
8)) andere formen der Substantivierung sind hier seltener :
zum dritten lere ich dz man in Sicherheit die gröszt sorg
haben sol, dann das gewizz findt man nirgent dann im
ungewissen, das ist gwisse rü, findstu in der forcht sorg,
zweiffel und ungewissem. S. Frangk sprichw. (1541) 1, 102"»;
{gott) der uns ... in seine bibel weisen lassen , darausz
wir können eitel gewisses sagen, was von gott und unser
seel Seligkeit uns von nöten zu wissen ist. Matthesius
Sarepta (u) 233» ; dasz sie nur das gewisse glaubt , nur
das gute ausübt. Herder {zerstreute blätter) 16,150; das
gewisse vor das ungewisse erwehlen. Grimmelshausen
wiedererstand. Simpl. (3,6) 3,494; unser fehler besteht
darin, dasz wir am gewissen zweifeln und das ungewisse
fixiren möchten, meine maxime bei der naturforschung
ist, das gewisse festzuhalten und dem ungewissen aufzu-
passen. Göthe mnximeti u. refiexionen no. 580; das gewisse
zu wagen für das ungewisse. Schiller {sojähr. krieg 4)
8, 345; das gewisse zu lassen. Göthe (ReinekefiichsG) 40,102;
zur Untersuchung dieses wahren und falschen, oder des
gewissen und ungewissen anlasz zu geben. Herder {zer-
streute blätter e) le, 34:2 ; ebenso (erkenntnisz des gewissen)
Kant (logik) 1,415; (Wissenschaft des gewissen) Immer-
mann {memorabilien l) 5, 380 Maync; zu allem gewissen
der Wissenschaft, wie zu allem schönen der form ist in
Griechenland der grund gelegt worden. Herder ideen (13)
14,129; (zum ganzen und gewissen zu steigern) Göthe
{Winckelmann) 37, 18; (schlusz aufs historisch gewisse und
sichre) Herder {hr. d. stud. d. theol. betr. 1,4) 10,44; ihre
maurische bauart, die ausländischen bäume des burg-
gartens, . . . hatten mich längst über den erbauer ins ge-
wisse gebracht. C. F. Meyer der heilige (5) 70.
auch der form, der sub.'itantivierung ertvachsen einzelne
feste Wendungen, in denen sich die bedetitungsenergie von
gewiss abschicächt. meist sind es präpositionalverbindungen,
die von dem begriffe festbestimmt ausgehen: wann du
dich mit gantzem fleisz auff ein gewisses befleissigen, und
deme dich gantz ergeben wirst, es ist nicht zu sagen,
was ohnunterbrochener fleisz auszrichten kan. Schupp
(ton der einbildung) Schriften 553 ; erbt einen verwandten
in Paris, der ihm im gewissen dreimalhunderttausend
thaler hinterläszt. Göthe {an frau v. Stein) briefe 6,297;
ebenso 19, 141.
b) die abschwächung der bedeutungsenergie : gewisz übt
nur pronominale functionen aus. in der vollen bedeuttmg
hatte das adjectiv den gegensatz zu ungewiss gebildet: lern
in gewissen dingen zweifeln, so bistu sicher und gewisz
in ungewissen zw^eifeligen dingen, der weisz förcht sich
und zweifelt, und also entrint er gewisser ^efar. der thor
aber sorgt sich sicher nicht, darumb feilt er in gewisse
jrrthumb. Seb. Franck sprichw. (l54l) 1, 102*'. mit der
pronominalen entwicklung scMvindet dieser gegensatz; als
contrastbegriff'e kommen jetzt viel eher positive formen in
betracht (gekennzeichnet, genannt), da gewiss jetzt einem
negativen begriffe zustrebt: nichts mehr und minder, als
eine gewisse erschütterung des herzens, die erregung der
seele in gewissem maasz und von gewissen selten, kurz!
eine gattung Illusion, die wahrhaftig! noch kein franzö-
sisches stück zuwege gebracht hat, oder zuwege bringen
wird. Herder {Shakespear) 5, 215; und die einmischung
des landschaftischen in die spräche, z. e. . . . für ein gewisser
mann, ein sicherer. Klopstogk grammat. gespräche (3) 74.
die parallele entwicklung, die von sicher ausgeht und^ die
Klopstock als landschaftlichen eindringling zurückweist,
wird tlieil 10 sp. 724 in niederdeutschem gebiet belegt, teo sie
in hochdeutschen Sprachgebrauch überdrang, scheint sie aber
auf die Verbindung mit personen eingeschränkt : von einem
sichern biedermann . . . den er zwar nicht mit namen
nannte, aber handgreiflich genug zu bezeichnen wusste.
Schiller 3,561; ein sicherer Grillparzer s. Grillparzer
15, 105; 'Faust, ein fragment' ... es rühret von einem
sichern Goethe her, welchen auch ich persönlich kenne.
K. V. HoLTEi {d. letzte komödiant l) 35, 45 {vgl. • da war ein
gewisser Goethe, ein mann von einigem talente für poesie
und nebenbei . . . minister. 35, 77); und in Wien gab ein
sicherer Gottfried Braun unter dem titel . . . eine Samm-
lung . . . heraus. Minor Schiller 2, 214; dasz sich die con-
currenz von sicher mit gewiss auf die Verbindung mit per-
sonen einschränkt, ist nicht zufällig, gewiss hatte seine
6193 GEWISS II, a, 6 (gewiM« zahlen)
GEWISS n.t.fr (in gewiMcii Jahren) 6194
pronominalen fune.tiontn tuniiehat in dtr Verbindung mit
abatracten und aUehlichen tnihntantiven entvrieMi und stand
hier gant unter dem eit\flu»t dm tut. certus in dmr btdnttung
von abgegronzt, geregelt, die btriehung ai^f ptr»on«n ttar
in der älteren apraehe noch nicht vorhtnUd, ti» wird trat
durch einzelne toendunyen der recktttprmdt» nähtg^tft, in
denen gewisa in hrde\Uungagnn»intelu^ wiU WtftmViM $kM t
ein gewisser mann, ein mann, bti dtm wum »ieKmr t$ht,
der gerichlabekannt iat. hier, in diutr «nftttü Urükrung
von curtus und securus mar für do» vordringend» tioher
der weg geebnet, und et iat charakteristiMk, ima» «Mifcr
den Verbindungen mit unprraöntichem euhtittmtim mir 4ie
jenige den uutritt von sicher, ebenaogut wie von |«wi*M
tuläatt, die gUifhfalU den bedeutungeunsfang von Iat.
seourus aehneidet : gewitier ort. vgl.: Mhiokt« er einen
edel pagen . . . mit einem tohreiben fort, und befahl an
gewisHes ort ihme wieder lohleonlgit antwort zubringen.
unyu liaeher Simplieieeimua 990. gegen: dazu wollte er aber
keinen gast zulnss^n, wenn er nicht vorher einen gewiuen
ort besucht liUtte. (iöthk {annalen iwift) 81, üSS; vgl. aekon
S. Rot oben »p. ni90; vgl. ich musz an einen Biohem ort
(auf den abtritt) a. Sandkhh 3, 1090*.
a) attributive Verbindungen mit unpertOnliehen aubetan-
tiven.
l)) dem ältesten gebrauche folgen die Wendungen, in denen
aahl- und theilbegriffe den träger de» attributet bilden, ältere
feste Verbindungen riehen in diesen krn» uMreiche be-
deutungm:eruandte , und aehon hier begegnen vi^aeh die
formein, die oben für daa bedeutungakräflige adjeetiv tu
belegen u>aren. nunmehr mit pronominaler function.
a)) Hchon an aahl- und theilbestimmungen lataen die
buchungen erkennen, trie der begriff det feetbettimmten mehr
und mehr die betiehung auf bekannte grötten abttreift und
tum deckmittel für die unterlaaitung näherer angaben wird :
steter und gewisser lauf der gcstirn. Faber; das man
auch ein gewttsse maasz oder rächnung der zeit desz
nachtmals habe. Frisius; etwas in gewisse theil zer
t heilen. Ai.ek; welches er von seiner gewissen portion
erspart hat. ebenda; es hat seinen gewissen, bestimmten
oder gesetzten preis, texttach-engl. lex.; dazu vgl. nun-
mehr: dann solches thut auch die zeit nach gewisser zal
der stunden, dasz sie sich stäts verjUngert (iuxta eerta»
anni horan). Ryfk traumbtteh Artemidori 98'»; (numerus)
Hkrder 18,19; (anzahl) Ch. Skai.sfield {eajütenbuch i)
u, S8; (bei gewissen glücklichen vierteln [des numdea])
Herder 15, BM; umb einen sichern genis (var.: nnder
einer gewissen saczung) oder umb ein genantes gelt, umb
eine gewisse pension. Iglauerjtis reg. mont. (l, * § 7) Zycha
55 (certis eonditionibus); nichts destoweniger mUssen sie
zu dem jenigen, der sie also zu brUgeln befohlen, hin-
kommen, ihme die band küssen, darfür dancken, und
noch darzue dem steoken-knecht für einen jeden straich
gewisses gelt bezahlen. Abh. a S. Clara auf, auf ihr
Christen 110 Sauer; ebenso ungarischer Simpl. (1683) 154; (ein
gewisz stück geld) Grimmf.l8iiausp.n wiedererstand. Sim}^.
8,459; (für ein gewisses lösegeld) Tti. Bahr laniena Pasc-
vHilcensis{\H}b)V7; (einen gewissen trihut geben) Grimmki.8-
iiAUSEN iciedererstand. Simpl. i,SSb; luxnsarbeiten werden
vom accidenzdrncker im gewissen gelde gedruckt. C. A.
Franke katech. d. buchdruekerkunst 154; soll Symmetrie
und Proportion blos so viel sein, als die convenienx ge-
wiszer theilo zu einander: so ist sie freilich ein unter-
haltendes spiel der äugen. Herder (die plastik v. 1770)
8.180; eben.90 (gewisser theile der rede) 13,186; (gewissen
vorsicul) KriiNAU musiknl. Quacksalber Si Benndorf; (in
einem gewissen paragraphen) Göthe maximen und re-
Jle.vionen no. 265.
b)) nodi deutlicher hebt sieh von der älteren auffassung
die neue bedeutung beim teitbegriffe ab. auf der einen täte
vgl- : farwar, o mensch, wan dir wer kond,
gewisse seit, and todea stand.
loci oommunea provtrb. (1579) 81;
ro<o tempore. zA gewüsser und gebürlicher zeit. Choi.inus-
Frisius M.o..- gebede üp gewisse stunde geordnet. Cht-
TRAKUs; limitare, einer saoh einen gewissen tag setzen.
gemma gemmarum Dirpbnbach 880'>; gesette und gewisse
virdage. Chytrak.us; ein gewisser ... ein ungewisser tag.
Chomel 8, 1866; auj' der anderen teitetUieraetxenlmehungen
ein wie zu einer gewitsen zeit etwa* thun, a un eertaxn
lempa rdyle. RoNüEAU «. •.; dazu vgl. ■ zu gewiaser zeit
musz ein TemOnfllifar OMMcb einem wilden thier«
weichen. Cii. Wkisb MmaamitUo (i. lo) it Fetteh; genau to
Hkrdkh &.«M: (einer gewissen goldenen zeit) 18, 41 ; (eine
gewisze Jagendzeit) I8, *;
■o bat «to jecliclw dtag fiwiwe Mit mU ätttm.
R*rNRL (dte (ftuüattidt kmttttmäler)
taär gtd. 87:
drei dinge werden nicht eher erkannt ai« zu gewiaeer
zeit- ein beld im kriege, ein weiser mann im lom. ein
freund in der noth. (iüiii»: wtoteimtmu. r^/Uriomtm no.ttm;
daaz sich deren ro&tler fefiMTB Bläht tun üa htktauaan
dornten, als wan sie tlflteh ta di«l«i tßwimm uitco
kamen, ihnen ihre milohrwieha brttila uhtoton.GMiMMKLS-
HAUMKN aimpl. 440; tbtnto (m ftwlMtn 8«it«o) Hbrobn
II. 818; 16. 16«; 16. 881: QöTiiK (•« OUrL v. Stti») jub.-tmtf.
8,98; Ch. 8KAL«riBU> 6. 844; (ee fiebt §imiiaa stitMi)
Hbhobr 18. 178; aber zu einer gewiaeen atund« la «Ib haos
gehen mOuen. oder zu haus auf einen warten nBMM,
da« kann iob nicht. MozAiir an t. vmttr vm bti Ntkl
t. 180; ebenso (zu gewisser stunde) WaaRNlOK böte tfisl-
tiebtn 147; ein sobmertzlich leibwehe . . . daa tlglicb swai
mal tu gewiuen stunden kam. and auch za gewiaeen
•tunden wider autniOret. TABKRHABMONTaiius wasser-
tehats t.*6; ebenso Ghimmrlsuaosbi« Simpl. 4M; ftftm:
weaa dax Macbeb« aoi sa IMd
eatst gott iialn gawiaeea tage:
•r wMu woll, wenae an baetae iat
Paulos SrsnATcii et tat daa ktH mm ktmmtn
her bei WadtemagH UrtktMti S. «»;
vgl. : mer ist czu wissn wenn mon lehnnsohnfl ▼«riefaht
auf einen gewissen tag, die mag mon nicht wfd«tB«B«a Ar
demselbignn tag. Sehemnitzer bergreeht § 18 Wensel {Wiener
Jahrb. d. lit. 104 anteigeblatt e. 18); ^ewa« so {instr. f. d.
bürger tu Omünd) bsterr. weisth. 6, 466. 464; und an ge-
wisen tagen pracht er Renedicto brot Gregore dialefe
(Augsburg 1478) II eap. l ; ebenso eup. 86; (in geviaien tagen)
HRRDER8. 968; ich musz morgen sohon zum zweitenmal
ausziehen, weil die zimmer aof gewisse tage besteilt sind.
Göthe (an Christiane) 15. 64; berühmtes bergwerck ... so
. . . einem Itali&ner auf gewisse jähre verliehen wnrdaa.
ungarischer Simpl. (87) (1683) 908 ; (naob gewissen jähren)
Herder 8. 867; 16.856; 17, 80; sie wissen, m. fr., man bildet
sich nur in gewissen jähren. 11,810; efteiwo 18.90; GAthr
(dicht, u. toahrh. 4) 84, 190; (lehrj. 6) 18. 316; ein hof- and
weitmann, schon in gewissen Jahren, fühlt neigung so
einem wohlerzogenen einfachen mädoben. G<yTHB (tu der
Jen. lit.-zeit.) 33, 881 ; ebenso (wanderj. 8.6) 89, 108; (8.4) 88, 77;
P. Heysb (d. tochter d. exteUent) 8.8,817; SchnitZLKR
d. einsame weg (9. i)*46; man wählte znent den Belisar
nach Tan Dyk. ein groszer und wohlgebauter mann von
gewissen Jahren sollte den sitzenden blinden generai . . .
nachbilden. Göthk (toahli-erw. 8.5) 17. 869; ebenso {emm^^Ofme
in Frankreich) 80. 814; (frau Ton gewissen Jahren) 80. 8;
(ital. reise l) 97. 117.
e)) ich möchte ihnen manche saohen mittheilen und
vertrauen, damit ein gewisse epoche meines denkens und
dichtens schneller zur reife komme. Göthb («» Sehitter)
13,4; wobei die natur gesorgt hat, das« er {der aehenkei
knoehen) nicht über gewisse grenzen hinaasschreite , in
welchen sie ihn mit senncn und andern sch&nen einricb-
tungen zurückhält, (anh. tu Benvemuto Oetlim XVI) 86, 878;
ebenso Rismarck (im preust. landtof 18. 8. 1888) 9,114 Kohl;
der nationalruhm . . . hat er eine gewisie hfibe erreioht . . .
Hbrdbr 18. 806; (sa einer gewissen hOh« sieigan) LcnaeiM
pandämonium s. 17; wenn man älter wird, moss man mit
bewusztsein auf einer gewissen st afe stehen bleiben. Göthk
maximen u. r^flexionen no. 987; (personen von einem ge
wissen ränge) Hbrdbr 17, S4; dann so wir im mertzen
ein gewiss gewicht in gewisem grad finden. Ryff wag u
gewicht CC9^; dasz jenee diese immer in einem gewissen
grad hindre. Herder 16,998; ebenso (m einem gewissen
grad) 15,886; 5,148; 17.108: (sa gewissen graden) 15.110:
(auf einen gewissen grad) 15.S10; W.v.Rurosdorpp ftr.ilO;
J. V. Sonnenfels br. über die wieneriedie »dwtmbühne 7. 7;
gleich wie gott . . . himcl onnd erden . . . sinwell unnd
rotund hat ersohafTen. auch alles daraafT annd darinnen
inn gewisse masz, gleiche Ordnung annd abwechslong
6195 GEWISS 11,2,6 (gewisse punkte)
gestellt. Simon Bot teutscher dict. A2» (vorrede); eine ge-
wisse Ordnung und gleichheit der lere in allen kirchen.
N. Herman sonntngsevangelia 9 Wolkan; (gewisse mas
halten) Butschky Pathmos 626; (auf gewisze maasze)
J. Chk. Edelmann selbstUogr. 298 Klose; (mit gewisser
masse) Butschky 604; (in gewisser mas) 441; ebenso Geu-
viNUS gesch. d. d. dichtung 5*, 511; vgl. gewissermassen
(s.d.); (in gewissem maasse) Herder 5,185; (in gewisser
maszen) Wieland l, 37; (in gewissen maszen) Schelling
{philos. d. mythol. 13) 22, 264.
d)) gegen: definire, ein zil setzen, einzilen, jnnerhalb
eines gewisen kreisz begreiffen. Simon Rot; vgl.: einen
gewissen kreis vollenden. W. v. Humboldt an Schiller
Leitzmann^ 170; in einer gewiszen reihe. Herder 17, .SO;
nach einer kunst zu streben, die wenigstens auf einem
gewissen punkte der Vollkommenheit sehr schwer zu
erreichen. J. v. Sonnenfels briefe über die wienerische
Schaubühne 7, 24 ; andere {fragen bezogen sich) auf familien-
verhältnisse , in welchen der hohe mann bis zu einem
gewissen punkte bewandert schien. Ch. Sealsfield (der
virey. cap. 5) 4,125; das gleiche sinnlich aufgefrischt und
sexuell zugcipifzt bei A. Lewald, s. R.M.Meyer neue Jahr-
bücher f. d. Mass, altertum 1900 s. tTil ; s. dagegen .- über ge-
wisse punkte der gesundheit. Herder 9, 400; der mensch
. . . aus gewissen gesichtspunkten betrachtet. W. v. Hum-
boldt über d. stud. des altertums s. 26 Leitzmann; sein
herr sei in voller arbeit an einer gewissen stelle ... zu-
rückgeblieben. Tieck übers, des don Quixote (3, 12) l"^, 210;
wenn ich mich nach Sonnenuntergang an einem gewissen
platze einfinden wollte. Wieland (Peregrinus) 14,278;
seinen gewissen ort haben s. theil 3 sp. 1411 ; an einem
gewissen ort in Deutschland. Herder 15, lll; anders: ge-
wisser (sicherer) ort s. sp. 6193; in einer gewissen stadt
hat es sich begeben, dasz . . . Abr. a S. Clara gehab dich
wohl! (7) HO; ebenso Abele künstl. unordn. 1,39; (in ge-
wissen gegenden) Herder 15,59; (in gewisse einsiedeleien)
Göthe (wanderj. 2,1)22,8; (nach einem gewissen closter
gehen) Happel academ. roman. 91; (über gewissen ab-
gründen) Jean Pau l (Levana 2, 9l) 37, 75 ; (über eine gewisse
brücke) Müllenhoff sageii . . . v. Schlestvig-Holstein 378.
e)) giebts nicht auch thiere, die sich nach gewiszen
tönen oder gangen von tönen freuen oder betrüben?
Herder 15, 231; ebenso 12,249; (führst du einen gewissen
altklugen ton) Tieck (William Lowell 8. buch) 7,101; der
erstere hat über seine stücke eine gewisse färbe des an-
stands gezogen. J. v. Sonnenfels br. über die wienerische
Schaubühne 7, 137 ; empfindungen , die zu einer gewissen
helle steigen. Herder 8, 195.
2)) an allgemeinen und verblaszten begriffen, wie sie in
obigen belegen vorherrschen, tcar der zahl- und theilbegriff
schon ganz zum art- und verhältnisbegriff übergegangen;
diesem letzteren dienen nun wieder eigene Verbindungen mit
abstracten :
a)) aber es giebt eine gewisse kalte, nachlässige art,
von seiner tapferkeit ... zu sprechen. Lessing (Minna v.B.
2, 9) 2^, 204; ebenso (in einer gewissen art) Herder 17, 387;
ähnlich 8, 1.50; Sprüche einer gewissen gattung nannte man
priameln. 16,228; ebenso 15,556; (in eine gewisze gestalt
organisirt) 18, 309 ; dasz wie die stirn gewölbt von gesinnung
der seele, so auf gewisze weise die brüst. Herder 8, 158;
ebenso i, 64: ; 5,140; 6,64; 15,515; W. V. Humboldt ia^iwm
u. Hellas, stud. über d. klass. altertum. Leitzmann s. 114;
im gewissen betrachte. Schiller briefe 2, 145; die ge-
schichte eines menschen ist mir bekannt, die mich in
gewiszem betrachte sehr rühret. Herder (an prediger)
7, 282; (in gewissem verstände) 9,297; (in einem gewissen
sinn) 16, 440;
so halt' ich's endlich denn in meinen händen,
und nenn' es in gewissem sinne mein !
Göthe (Torquato Tasse 1,3) 9, 117;
ebenso (beitr. z. optik) 58,263; ebenso E. T. A. Hoffmann
(hund Berganza) 1,131.
b)) bezaubert hat sie uns nicht: allein sie hat uns in
gewisser absieht gefallen, in gewisser absieht auch nicht
gefallen. Gerstenberg recens. 361 Fisclier; zu gewissen
bestimmten zwecken. Herder 18, 375; zwaimahl aber bin
ich, ausz gewisen Ursachen, nit gewehrt worden, dasz
aine mahl, als^ . . . Ph. Hain hofer reise tagebuch (baltische
GEWISS 11,2, ft (ein gewisses talent) 6196
stud. 2, 2 s. 66); dasz jedes wort, das wir allgemein auf-
fassen und im besondern auf wns anwenden , nach ge-
wissen umständen, nach zeit und ortsverhältnissen einen
eigenen, besondern unmittelbar individuellen bezug gehabt
hat. Göthe max. u. refi. no. 672; ebenso (lehrj. 6) 19, 317;
(über gewisse gewöhnliche Unglücksfälle) Herder 17,33;
(über einen gewissen fall) Göthe 53,15.
3)) substantiva m.it sachbedeutung tverden von beiden
Seiten, dem theil- wie artbegriff, in diese Verbindungen ge-
zogen, in denen sie jedoch keine besondere rolle spielen, auch
hier überiviegen allgemeine abstracte bezeichnungen (ding,
gegenständ, sache), concreta sind selten und dann meist
übertragen gebraucht.
a)) kann er (der satan) ratzen . . . aus gewisser , dazu
geschickter, materi, auf gewisse art, zuwege bringen.
Er. Francisci höll. Proteus (l695)5ll; ebenso (eine gewisse
masse) Herder 16, 443; wer über gewisse dinge seinen
verstand nicht verlieret, der hat keinen zu verlieren!
Lessing (Emilia Galotfi 5, ö) 2^, 445; ebenso (gewisse dinge)
(antiqu. briefe 2) iO^, 2m; Herder 15, 97; Schiller (Mes&o
3,9) 3,102; Hebbel briefe 2, ibS Werner; (gewisse gegen-
stände) Herder 18, 386; Kant (Zo^i/c) 1,409; Göthe ftr. 8.100;
(in einer gewissen sache) Tieck übers, des don Quixote
(3, 12) 1*, 210.
b)) mit keinem freiwilligen geschenk zufriden, sondern
nach ihrem gefallen mit kostbahren und gewissen speisen
von denen meistern versehen sein wollen, reichsschlusz
V. 1731 bei Ortloff corpus jiiris opificiarii 16; ein gewisser
fisch in Nordwegen, welcher ein äusserlichs gestalt hat
eines mönchs. Abr. a S. Clara etwas f. alle i, 5; ein ge-
wisses kraut. RoNDEAU (s.o. sp. 6166);
dieser da . . . wäre zwar der mann
den riemen uns zu liefern, mit dem man
auf ein gewisses brett unter'm schaffot geschnallt wird.
Hofmannsthal gerettete» Venedig (2) 117;
vgl. (gewisse hauptbüchcr [der bibel]) Herder 10, l.S3; (ge-
wisse Silben) ii, 7; (ein gewisses symbol) 16, 163; ein jeder
Staat musz gewisse triebfedern haben, welche die poli-
tische maschine im gang erhalten. Thomas Abbt (v. tode
fürs vaterl. 7) 2,76; wenn man einmal ein solches sujet,
wie der Wilhelm Teil ist, gewählet hat, so musz man
nothwendig gewisse saiten berühren, welche nicht jedem
gut ins ohr klingen. Schii^vkr (an Iffland) ir. 7,138; ge-
wisse alte äste und zweige unserer Verfassung. Herder
17,107; gewisse stämpel, die jeder seele können auf-
gedrückt werden, wenn sie nur nicht ganz von koth ist.
Thomas Abbt (v. tode fürs vaterl. 3, l) 2,40; 'die kunst
ist diejenige mechanische handgeschicklichkeit , durch
welche vermittelst gewisser Werkzeuge ein natürlicher
körper zur waare gemacht wird.' Schiller br. 4, 122 (als
Verspottung der landläufigen definition); bei dem menschen
ist alles in dem grösten misverhältnisz ... es musz uns
also ein gewiszes mittelglied fehlen, die so abstehende
glieder der verhältnisz zu berechnen. Herder (urspr. der
spräche) 5, 27.
4)) iveit ergiebiger ist der art- tmd verhältnisbegriff bei
der beziehung auf eigenschaften, zustände, handlungen und
geschehnisse aller art.
a)) wenn sich der mensch zu einer handlung determi-
nirt, so bestimmt (destinirt) er die anwendung gewisser
Seelenkräfte zu der handlung. Herder 15, 133; dasz auch
ein gewiszes tiefe , bedeutungsvolle , naturweise , was
Charakter dieser nation war, damit über see verduftete.
(auch einephil.) 5,497 ; (ein gewisses talent) dÖTUE. (wanderj.
2, 5) 22, 94; (mit einer gewissen vorsieht) (wahlverw. 2, l)
17, 207; (die gewisse Schlauheit) Stifter (Prokopus 2)
i.Ti Aprent; (ein gewisses falsche) Herder 11,126; (eine
gew. Universalität) 18, 423; (einer gew. conventioneilen
Idealität) Göthe (annal. 1816) 32, 105; (eine gewisse red-
seligkeit) Herder 18, 865; (ein gew. komisches) 5, 195;
(eine gew. Verschrobenheit) Göthe (wahlvenc. 2, 7) 17, 291 ;
(gewisse flecken) Herder 15, 274; gewisse mängel sind
nothwendig zum dasein des einzelnen, es würde uns
unangenehm sein, w6nn alte freunde gewisse eigenschaften
ablegten. Göthe maocimen u. reflexionen no. 18; (gew.
mängel) 17,241; (mit einer gew. rohheit) 20,163; (eine ge-
wisse frechheit) Gerstenberg recens. 45 Fischer; (eine
gew. gutmüthigkeit) Moritz Ant. Reiser 178 Geiger; (eine
6197 GEWISS II, 9, b (eine gewime grobheit)
gew. gelehrte grübheit) MozAitT(fi^«r Wieland) br* HO NoM;
(gew. feicrlielicii Morgfatt) S-iühm (im nachbarhau*e linkt)
», 7; (eine gew. Innigkeit und nchniuckluHe elnfult) HKi«i>i.n
16,807; (mit einer gew. killte) W. v. Rukomuokkf br. M;
(eine gew. seelenloHigkcit) (J. Kki.i.kk {ffrün. Heinr. 8, tt)
£,171; (eine gew. unlmrnilierzigkeit) (a, 6) t, M; (einen ge-
wiesen Widerwillen) Götiik 16, M; (ein« gewiitte emiUdung
und blanirtheit) Immkkmann {menwrabilün: Düattlä. an-
fange) «0, 10« nemjml; (gewisse fleber und thorheiten)
Hkmdkk 18,2«»; (eine gew. furcht) Götiik [wuw. bringen \o)
w.vib; (ein gew. iieeieniohlaO Immkkmann {memorab.:
DüMsi-lil. anföngt) 90,1»; sie wurde aber nicht wenig
dadurch begUnntigt, da«z daii herz in einen gewiMcn
einfachen naturstand zurückzukehren und die einbildungi-
kruft sich zu concentriren trachtete. Götiik max.u.r^.
no. 868.
b)) gegen: inn erwühlung eine« gewiaaen thunt nicht
fehlen, ist sehr aciiwerlich, non errare in deligendo vUa*
yetirre. Hknirch; vgl.: dnsz gewisse handlungen laster-
haft bleiben, sie mOgen gcxchehcn aus welchem beweg-
gründe sie wullcn. (iünit; (Werther) M, tu; und ward
also noch den abend zu der reise gewisse anstalt ge-
iiiaclit. Wf.isk ertnarren ii neiidr.,- (gewisse lieblings
gänge der phaiitasie) Hkkdkr 18, am; gleichwohl aber
ist in beiden ein gewisser kunstgrifT angebracht, an
welchem man die band ihres meisters erkennet. Lkssino
{theatr. bibl. 9) 6', 9»»; (unter gew. hauptzUgen) Hkhdkr
IS, 937; (mit gew. zügen) Göthk 4, 73; einen gewissen blick,
den ihm der Druide zusandte, hatte er in seiner un-
t>efangenh(Ml gar nicht bemerkt. Fit. Tu. Vischkk auch
einer (1004) 149; ob nicht ein jedes fremde, aus seiner um-
get)ung gerissene geschüpf einen gewissen ängstlichen ein-
druck auf uns macht, (iötiik (tcahheno. 2,7, tagebuch)
17, 999; (einen gewissen, morcklich poetischen ausdruck)
W. V. BuROSnoHFi" br. 15; (mit einem gew. ausdruck von
Weichheit) E.M. AuNur Wanderungen u. wandel.' M; ein
gew. politisches wort. Hkkdeh 18, »48; (gewisse worte)
18, 81 ; 19, 167 ; gegeii ■ ain bischof sol ob dem gewiszen wort
der ler haltten. Sku. Loi/.kh 68 Guetze {a. auch sp. 6149);
er inusz nicht thun, als ob der, welcher gewisse beweise
einer sache bezweifelt, die sache selbst bezweifle. Lessino
(axiainata) 18^, l()9; und derhalben keine gewisse ver-
muhlungen schöpfen kan, dasz man es gut mit ihm meine.
Bt'TscHKY rosenthal 797; (gewisse bequeme abstractionen)
HEHDKn 6, 99; (gew. primitive verheissungen) 10,918; (gew.
concessionon) Bismarck i, leJiToW,- (gew. vorwürfe) 6,88;
(eine gew. grosze regel des geschmacks) Hkrdkr 18,48«;
(nach gew. naturgesetzen) 16, 499; (gew. richtungen) il, 4«i ;
(gew. feine unterschiede, gestalten und abmessungen)
15,989; (gew. costume) 15,469; (gew. ideen) 16,460; (gew.
romanhafte ideen) Moritz Anton Reiaer 71 neudr. ; (gew.
maximcn) Hkhdkr 15, 428; (gewisse denkweisen) Göthb
16,901; («ew. bekenntnisse) 19,817; (gew. abmahnungen)
Jean Paui. (XM'«»»fl2,9l)87,75; (gew. conventionon) Göthk
47,147; und das schöne verhftitnisz , das unter uns ist,
macht es mir zu einer gewissen religion, ihre sache hieiin
zu der meinigen zu machen. Sciiii.i.kk (an Ovthe) br. 5,9;
(gew. plane) tceike 14, 288; (gew. pakta) 9, 26; (gew. geheim-
nisse) E.T. A. Hokkmann (hund Berganza) i.iM; einen feind
habe er nicht gehabt, denn gewisse Jugendsünden seien
ihm längst verziehen worden. P. Heyse (geaeh. aus Italien :
donna Lionarda) 2, 11 s. 915; denn eine gewisse poesie ist
todt ohne töne, und die natürlichste musik ist todt ohne
dichtkunst. Herder 12, 177; (eine gew. philosophie) 16, 869.
c)) dan (lies das) andere (%n.<itrttment ist) vermittilst
einer gewissen pressung der lufft in einem geschirr, dasz
man . . . das härteste fleisoh gantz mürbe und gar kochen
kan. JoH. Joach. Becher narr, iceiszh. (1682) 80; (gew.
druckungen) Herder 15, 981; (gew. werthsverminderung)
Bismarck 4,6 Kohl; paus ... in der musica oder gsang,
ist es ein künstlich unnd gewises auff hören, welches
mit einem strichlein . . . anzeigt wirt. Simon Rot M 8*;
ich habe schon seit mehreren jähren ein gewisses
kleben am Wohnort. Göthk (an Zelter) 19,407; (ein ge-
wisses kannegieszern über den lieben gott) Kki.lrr {gr.
Heinr. 4, 19) 3, 187 ; (ein gew. , sonderbares bestreben)
(9,1)1,228; von denjenigen herren, welche es nicht über
sich gewinnen können , eine regierungsvorlage . . . ohne
IV.
GEWISS II, t. 6 (dB gewisMr maier) 6198
ein gewisses timeo Danaoc Muonehmen. Bismarck (im
nordd. reiehet. 9. 4. IMM) 4,6 Kokl; vielleicht ists ako mit
dem instinkt der thiere. sie sind wie »aiten, die ein ge-
wisser klang des Weltalls regt, auf denen der wellgeist
mit einem seiner flnger spielet. Hkhukk (vom erhantttm
tt. emfifinden) 8, IM; kommen nun solche geacbSpfe in den
fall gewissem krankhaften oder unregelmlssigen waob»
thum der hömer nachzugeben. Götiik (nadUr. wur otüö-
loffie: foamUr »Her) 86, K»; (gew. enebeinongMi) Herder
7, .INI ; 16, 116: (f«w. vertnderangen) H. Bt'HMBirrsR ftot.
bilder 1*. >ts; dasf ihn entweder der geld-maiifd, oder «in«
andere gewisse begebenbeit, die ihn daflbrt bcfägnet. and
welche kurtz heniaob erxeblet werden 1011, ihn hieno
gennthiget habe. d»r Omimfmr HwleHi tmfdtr Vltatt t, m.
ß) pereonen al» trägtr mHriiutimr vm^imdumgen («. «p. MM),
v^. : obschon auch das portrait ein ideal zallsst, so
doch die ähnlichkeil darüber herrschen ; es ist da«
eines gewissen menachen, nicht das ideal eines mensehMl
überhaupt. Lksiiino {Jjookoon \,t) •*. 18; vgl. geirlaM
leute $p. 6166; als sieb sehr unerwartet, und lom aofaiMk
des jungen ehemann'a, plötzlich ein gewiaaer fBkiAm
meldete, der uns für schwere» grld bis Rrfart fahren
wollte. . . . und bei träufelndem thauwcller hielt der be-
wuazte Bäcker zur bestimmten morgenstunde vor der batu-
thür. W. V. KO0RI.ORN jugenderinn. (S. 7) 108 Natk%uiu».
1)) es geschieht auch daz sie mich o0l nennen: ein
gewisz gut gesell: ein gut korl: ein gut freund: biazweilen:
einer, er will mir jetzt nicht einfallen: iah weis nieht
wer etc. tauffen . . . nennen mich certum aliquem aatho-
rem, ein gewissen mann. Moschrrohch Phil. (1.4)198
{vgl. auch - ein gew. kcrl, a. u.)\ bei einem gewissen berm,
welchen ich nicht im geringsten die ehre hatte zu kennen.
Lrhsinu (d. neueste a. d. reiche des teitie». mai I75l) «*. 408;
ebenso (ein gew. herr) Schiller br. 1,10« Jonas; Abr.
A S. Clara etwas f. alle 1,674; (gew. mann) R. Protz
der tnuaikantenthw m (4, s) 8, 99; als eine gewisse persohn
auff den ast eines baums sasz, und dessen warlzel ab-
schnitte, sprach der gartenherr, als er disz sähe ...
Olkarius persian. bäum garten (l, 18) 14^; (gew. personen)
Schiller frr. i,184; Kotzkbuk iiMiweA«fiAa«sttiuf r«M«9,8;
gewisse leute haben sieh darQlwrgelassert, und zu meinem
grossen vergnügen. Schiller br. 8.866; (gewisse leate)
Stranitzky ollapatrida . . . Fudtsmtindi 6«: Ch. Seals-
pieli) ((/. mr«y 81) 5, 999; Paul Hktsr (fer aa^man^er 87 :
(gew. landsleute) Herder 17,911; (gew. menschen) Göthb
96, 171 ; gewissen geistern musz man ihre idiotismen lassen
max. u. reß. no. 25; (gew. edlere seelen) Herder 16,884;
(gew. privilegirte seelen) 16, 40; weil sie sich nicht aber-
winden konnte, einen gewissen zwerg zu heirathen, der
ein neffe dieser fee ist. Wieij^nd (don Sglvio i,iO) u,79.
9)) an einen gewissen gönner. ged. von i. Chr. GOrthbr
s. ged.^ IM; (ein gew. liebhaber) Herder 16, 88; (gewisse
kunstrichter) Gkrrtenbbro rceeiw. 96; an einen gewiaaen
berühmten mahler. epigrmmtm v. Wkrnikr übersAr. 88;
(ein gew. dichter) Kant7, iTSJ^ortewl; E.T. A. Hokpmakk
{hund Bergamo) 1,176; ein gewiiser geistlicher, welcher
bei ihrer tufel etlichmahl gespeiset. Abr. a S. Clara hui
u. pfui der %cdt (der schtean) 168; wie sich ein gewisser
gatzettirer in den SfTentlichen blättern, nach seiner ge-
wohnten art, auch an den ersten theil meiner leben*-
geschichte gemacht, der Oöttinger atudent auf der Pletm
i,6^ (vorberiehl); (gewisse gelehrte) Gerstbnberg mm«.
74 ; ein gewisser prediger Wette. Lichtenberg aphoriswun
9, 91 Leitxmann; ^enso 98; 98; 187; 166; 190; 808; (ein gew.
beambter) Ahr. a S.Clara (d. beamble)eiwmsJHraUei.a;
(ein gew. kauffmann) der Oittinger sttidemt at^f der Fteam
i.iiso; (eines gew. raths-mannea tochter) 8.6; (ein gew.
burger) Fr. Caccia hl. Antom t. iW. 888; ein gewisser
könig hatte einen lustgarten, in dem garten stund ein
bäum and der bäum trug goldne äpfel. Grimms märehem
(v. gcldmun vogel) 1. 88O; (eine gew. sultanin> übers, v. Münek-
kmüsen» rtism 78 Oriseb.; (eine gew. prinzessin') Wiklanu
11,7»; (ein gew. marquis) Ki.iNr.ER (d. falschen spieier*,i)
1, 156; (ein gew. deutscher cavallier) d. im irrgarten d. l.
herumtaumelmde emvml. (1788) l; ebenso in der anseige des
moraliachen Bobituom. HaUisrstadt 1794.
8)) tw e^miuMieii vgL: ein gewisser kerl aber, mit
nahmen Gualterus Rudellns. heirath die hinderlassene
388
6199 GEWISS II, 2, b (eine gew. Em. Galotti)
wittib. Abr. a S. Clara Judas der ertz-schelm 2 (1689), 225;
(prinz:) aber so nennen sie mir sie doch, der er dieses
so grosze opfer bringt. {Marinelli:) es ist eine gewisse
Emilia Galotti. {pr.:) wie, Marinelli? eine gewisse —
{M. :) Emilia Galotti. . . . {pr. .) so giebt es noch eine, die
beide namen führt. — sie sagten ohnedem, eine gewisse
Emilia Galotti — eine gewisse, von der rechten könnte
nur ein narr so sprechen — . Lessing (Etnilüi Galotti 1,6)
2^388; ein gewisser Kirk, ein Schottländer, hat das per-
petuum mobile erfunden, wenigstens meint er's. M. Clau-
dius (von projectep) i, 76 Sedlich; alle traditionen der
ältesten Völker sind einig, dasz ein gewisser Seth, Theth,
Thoit, Theut (alles nur ein name dem zischenden th
nach) die buchstabenschrift erfunden. Herder (briefe d.
stud. d. theol. betr. 1,12) 10,152; du hast in Deutschland
jetzt ein geträtsch mit einem gewissen Wieland. Göthe
(götter, helden u. Wieland) 33, 268; auch wurde Reisern
erlaubt, die komödie unentgeldlich zu besuchen, wo das
erstemal ein gewisser Bindrim mit dem vater in der Zaire
debütirte. Moritz Ant. Beiser (i) 371; ganz ähnlich 173;
ebenso Herder 12, 337; Lichtenberg aphor.i.iS; Tieck
übers, d. don Quixote 1^, 180; Platen (gesch. d. königr.
Neapel 3,8) 3,147; Holtei beitr. f. d. königstädt. theater
1832 s. 9; Präsident dieses gerichtshofs war er selbst, und
nach ihm ein gewisser licentiat Vargas, ein Spanier von
geburt. Schiller {abfall der Niederlande 3. buch) 7,321;
ein gewisser Gabrecht, ein bursche von zwei und zwanzig
Jahren. Iffland {der Spieler i, 3) 3,97; ein gewisser vor
kurzem verschiedener Faust. J. F. Köhler dr. Joh. Faust
(1791) 79; ein gewisser herr Cecil, eine nebenperson.
Gerstenberg recens. 53; einem gewissen Porcello, der
ihm den Cäsar und Sallust übersetzen muszte, schenkte
er ein haus und einen garten. Platen {gesch. d. königr.
Neapel 2, 7) 3, 88 Redlich; wie glücklich ein gewisser Vittorio
sein müsse, dem dieser schätz von einem jungen weibe
sich in die arme geflüchtet . . . hatte. P. Heyse {ital. nov. 2:
Romulusenkel) II, 2 «.187; dennoch bin ich zufrieden, wenn
ich in Rom so viel finde, als ich hier verlasse, hoffent-
lich finde ich dort unter anderem auch einen gewissen
Moloch, den ich bis jetzt erst halb kenne. Hebbel {an
Elise Lensing 1844) briefe 3, 163 Werner.
y) die Substantivierung geht hier von beiden riehtungen
aus, von sächlichen wie von persönlichen beziehungen.
l)) den sächlichen beziehungen erwächst in der Verbindung
mit pronominalformen eine engere und eine weitere bedeu-
tung, vgl. ein gewisses haben, avoir une pension {rente)
reglee. Rondeau u. a. {vgl. auch oben sp. 6166) gegen sie
"lat ein gewisses etwas in ihrem benehmen. Hilpert.
a)) die engere bedeuiung hält die Vorstellung des fest-
oestimraten noch zäher fest; im engeren rahmen des geld-
verkehrs entwickelt sie an dem begriffe des fixums den wei-
teren des ungenannten als nebenvorstellung, insofern eben
eine genauere Zahlbestimmung unterbleibt: wann jemand
in nammen der bürgerschaft abgeschickt wird, solle einen
solchen etwas gewieses vor die zöhrung des tags aus-
geworfen. Oberweiser vergleich v. 1715 s. österr. weisth. 6, 255 ;
wer ein paar opern in Paris gemacht hat, bekommt etwas
gewisses das jähr. Mozart (an s. vater) br. 100 Nohl^;
die alle morgen die schuh aus dem hause abholet, und
gereinigt wiederbringt, wofür sie wöchentlich ein gewisses
erhält. Moritz reisen eines Deutschen hi England 18 zur
Linde; er hiesz Sguazzella, war auch ein Florentiner,
und ich wohnte in seinem hause, mit drei pferden und
dienern, für ein gewisses die woche. Göthe {Benvenuto
Cellini 2, 9) 34, 295; ebenso briefe 7, 81; die ein gewisses an
den Unternehmer bezahlen. E.M.Arndt reisen e, iß.
b)) die weitere bedeutung ist nur von diesem begriff des
nicht gekennzeichneten, ungenannten getragen: alle ab-
änderungen des körpers, von welchen man aus der er-
fahrung gelernet hat, dasz sie etwas gewisses ausdrücken.
Lessing {üieatr. bibl. i) 6^,152; vielleicht könnten unsre
betrachtungen bisher etwas gewisses in dem rang-streit
ausmachen. Herder 9,376;
es hat der autor, wenn er schreibt,
so etwas gewisses, das ihn treibt;
den trieb natt' auch der Alexander
uud all die helden mit einander.
GÖTHE in dax Stammbuch von Friedrich
Maximilian Moor» {Jub.-aung. 3, 41).
GEWISS 11,3 {das adverbium)
6200
mit der substantivischen vertoendung des adjectivs tritt hier
die adjectivische in wettbeiverb, vgl. : ein gewisses unnenn-
bares etwas, das sich vielleicht eben deswegen nicht
nennen läszt, weil es ein bloszes nichts ist. Eist oel philos.
f. d. w. 30; wenn wir gegenstände von einerlei gattung
vergleichen, so bleiben wir endlich bei einem gewissen
etwas stehen, worin sie nach unserm urtheil überein-
stimmen. Herder {stud. u. entw. zur plastik) 8, 108; jener
eigenthümlichen freundlichkeit, welche gleichsam die
gegenfreundlichkeit erwartet, kurz welche ein gewisses
etwas hatte, was man in weiblichen gesiebtem buhle-
rische eitelkeit nennt. E. M. Arndt Wanderungen u. Wande-
lungen^ 84; es umgiebt unser landleben ein gewisses etwas,
das schwer zu definiren ist, und diesem einen eigenen
reiz verleiht. Ch. Sealsfield {Morton 1,3) 7,98; ebenso
{der virey 14) 4, 272. die Verbindung ein gewisses ist in
dieser bedeutung erst aus der neuesten spräche belegt: sie
glaubte namentlich, dasz auch ihrer seele ein gewisses
vorher bestimmt sei, das sie jetzt nur ahnte, das sie um
keinen preis mit Worten nennen dürfte. Georg Reigke
das grüne huhn (3, 3)^ 236.
2)) in der beziehung auf personen gehört — von formen
iine gewisze seiner jünger (Herder lO, 229) abgesehen —
die Substantivierung heute mehr dem zwangslosen stile des
mündlichen Verkehrs als der Schriftsprache an, in der
älteren zeit ivar der gebrauch wol noch allgemeiner : Bro-
miardus erzehlt eine wunderliche geschieht; ein gewisser
hat sich in frembde länder begeben. Abr. a S. Clara
wohl angefüllter Weinkeller {manches gut, thut kein gut) 57 ;
das kleid hatte ein gewisser ganz gelassen als sein eigen
schon untern mantel genommen, was man aber bemerkt,
und ihm hervorriesz. der hausball { Wiener neudr. 3) 7 ;
gleich viel, sie hatte die grösste wunderkur
im nehmlichen falle vor so und so viel jähren
an einem gewissen verrichtet, bei welchem jedoch die natur
uud milz und leber noch in gutem stände waren.
Wieland {neuer Amadis 17, 5) 5, 107 ;
ich denke nach, wie glücklich ein gewisser,
den ich nicht nennen darf, an meinem platze
sein müszte.
Schiller {don Kariös, dram. ged. 1, 4) 5, II, «. 172
(«. auch unten) ;
{Karlo»:) vom könig briefe, und an sie? {prinzessin :) den brief I
im namen aller heiligen I {K. :) der einen
gewissen mir entlarven sollte — diesen?
{pr. :) ich bin des todes I — geben sie 1 (2, 8) ». 24 ;
als Kant regierte, trieben seine leute, sowohl Kantriche,
als Kantlinge mit diesen feinen waffen ein gewaltiges
wesen. man stellte die gegner mit: 'ein N.N., ein gewisser,
neuerdings hat jemand gesagt, u. s. w.' zur schau. Jahn
{bereicherung d. hd. Sprachschatzes) l, 42 Euler; {Michel:)
i weisz nit, wie's kämma is, aber du bist mir's liebst'
auf der weit! {Annerl:) geh, du thust grad, als ob ich
die g'wisse war' 1 Anzp:ngruber {pfarrer v. Kirchfeld 3, 8)
6^, 71; 'wenn eine gewisse wüszte', entfuhr es ihr, 'was
ein gewisser doktor mir für äugen gemacht hat.' Carl
Spitteler Conrad der leutnant^ 196.
auch hier kreuzt sich mit der substantivischen Verwen-
dung eine adjectivische • eben fiel mir ein . . . wie viel ein
gewisser jemand, den ich nicht nennen will, darum geben
würde. Schiller {dorn Karlos 1787) 5, II, s. 15.
3) für das adverbium, waren schon in Luthers bibel — ■
in Übereinstimmung und im gegensatz gegen die Vorgänger —
abweichungen gegen den älteren gebrauch hervorgetreten,
die die neuere spräche atifnimmt und weiterbildet, charakte-
ristisch ist die ausgiebigere pflege der eigentlichen adverbialen
Verwendungen, bei der vorübergehend neben die verba der
Wahrnehmung und aussage auch solche der körperlichen
bethätigung treten: gewiss gehen, laufen, werfen, schieszen
neben gewiss wissen und gewiss sagen, wo das adverbium
vom verbum gelöst auf den satz selbst zielt, sind die neue-
rungen, soweit unser material erkennen läszt, noch mannig-
faltiger, schon Luther hatte hier meist sätze geboten, die
auf die Zukunft toeisen und in denen gewiss nicht so sehr
tliatsachen als schluszfolgerungen begleitet, wenn der neuere
gebrauch loieder mehr sätze m,it dem praesens und dem prae-
teritum vordringen läszt, so handelt es sich doch auch hier
weit mehr um, schluszfolgerungen, als um die feststellurtg
von tliatsachen, gewiss nimmt immer mehr die bedeutung
von sicherlich im gegensatz zu thatsächlicb, wahrlich an
620 1 GEWISS II. 8. a (»Icher und gtsw. glanben)
und geht in mundartliehem ff0bratteh gtradttu mu dmr ht-
(Ifiutung vielleicht über, nehm dem. btdmtungneandü itt kür
der mjntaktiaehen bewegliehkeit tu gtirnkma ao tat einerteita
au» elliptuteken teendungen ditfahigkrit erwaekam, mMkmU
tu verknüpfen, die anaeheirund rr»t di-m in ja\%1k. mttiummt.
älter iat anderer aeita die anUhnung an untarordnanda Par-
tikeln, wie t.b. daa aehon bei LuTllRH beUfta so gewiM.
vgl. : 80 gewiflz sichtbar« daintellung mlehtiger wirkt als
toder buohatabe ... so gewiss wirkt die sohaabtlhn« tleftr
... als moral. Schiixrr (aehaubühne) s, &t5 u.a. a. ap. «HM.
dem neueren atil im benondaran gehört auek die anhriek
lung der aattbildenden fähigkeii dar pttrHkal mm. die im dar
nltMten »praehe nur aua einigen beiapialan Otfrim, aimar
vom tat. beeinfluatten atelle dea Tatian, aenai «Aar kmum
hezrugt iat. daat at*eh Luthkr und altere denkmOler. die die
natürliehen formen dea diatogn pflnim. hier auaf allen, apriekt
irol für eine jüngere entwieklung. die traten belege aind dar
ilramiitiarhen litteratur entnomiman. dar gebrmmk nimtmt
iu. je mehr die gespriUhaforman in der littaratmr vordrimftm.
a) daa adverfnum im engeren suaommankmmf mti dam
verbum. die bedeutungakr^jfl wird makr und mObr mmA
hier durch »ynonyine (Araum durtk e<mtr«at)verbindungen
gehohen •
unnd waM dor ewif (walUf fott
in Minem iroist vemproohutn hat . . .
das bellt und fibt er rwlax anod war.
(CT. GrChiwalo?) tomM her tu mär
f. WArKRRNAORI. 8, 189;
das bild' ich mir fewisx und ohne sweiffel ein:
die so wie Thais spricht, die wird aach Thais sein.
Raciikl latir. ged. llS Dreaeher;
am allerniohersten und gewissesten zu stehen. GRiMMRLa-
HAif.'^KN Simpl. 453; sie schlug ganz sicher and gewisz,
und fehlte nicht um ein haar. Gottsched Reineke fneha
(8, 6) 80 (undo sjoch wisse. Reinke de voa; schlug gar richtig.
Oöthk); glauben sie nun sicher und gewisz. Hrrhrh
(OUinkon) 16.175; gewiszer und sichrer zu fühlen, (plaatik)
8,8; die evangelisch gnad also gwüsz und bereit wüssen
und vnrtrUwen. Zwin(3LI v.freiheit der apeiaenlO Walther. •
meinen vatter glaubte ich ohnschwer so richtig und ge-
wisz, als wann es eine von den Sybillen gesagt hätte.
Grhimel.shau.«»f.n wiedererstand. Simpl. (8,5) 8.860;
si hinfren an einander fein
und liesen sich in prUnen nein,
der Oberst sprach mit nom :
'halt fest und rtvis!'
H. Sachs /oft. «. tehw. 4, 74;
die bawleutt legen den grundtstein dahin, das er gewisz
und fest stehet, das er d^n gantzen baw tragen kan.
LuTHBR (ep. S. Petri gejtredigt u. ausgelegt 1528) 12. 805
Weimar; vgl. gewiss und dauernd. Herorr 9.40«; auffs
aller eigentlichst wissen . . , magstu es nimer gewiser noch
eigentlicher ahnemen. Ryph %eag t». getncht CCs*; und
sie ginge edel, simpel und gewisz: sie wiche nicht vom
fusztritt der olTcnbahrung. Herder (ir. d. alten d. tod ge-
bildet) 5,674; desto einfaltiger und gewiszer. 7.286; gewisz.
siisz und übereinstimmend. 16, 814; leise, aber sehr gewisz
und weitaiisschend. 15,409; datu vgl.: heute stand es ge-
wisz, furchtbar gewisz vor ihrer secle. 0. Ludwig (Reite-
rethei) 2, 189 Stern, der kreia der verba, mit denen gewiss
in engere Verbindung tritt, *nrd nicht nur durch die gruppe
rnn stehen, gehen u. a. erweitert, aondem atwh in der
ilteren grrtppe von wissen und sagen durch die tahlreichen
nihil düngen au.igedehnt. dem entgegen trirkt die eon-
nrrenj: dea vordringenden sicher, dem aieh aber nicht alle
rerbindungen gleiehmäazig öffnen.
a) l>ei der älteren gruppe aind die verba der Wahrnehmung
widerstandsfältiger al.9 die der mittheilung;
0) gtgen sicher wissen, glauben u.a. vgl. aliquid cert^*m
habere, etwas gwüsz wissen. Ciioi.inÜs-Frisii's u.a.;
rertum acio . . . ich weis gewisz. Comvinus u. a.; gewisz
wissen, probe tenere. optime .tcire. CAi.visir.q u.a.; vgl.
^wiss wissen hei Stirlkr, Rädlein. Stkinrach. Frisch.
\mki.iino; das er es vor waisz, das es kummon soll, und
iftsz doch nit darumb kummen. das er es waisz, sondern
•itt waisz es gewisz. 8. Franck paradora 14»; (aver men
uste it nicht gewisse) Matth. Rkdrr Hamb. ehronik hei
nppenberg a. 83«; Hk.rder {ideen 10, ^) 18. 40«; so künden
vir nicht gevris wissen, wie es Zugängen were. Lüthrr
( i>rfd. i.%3l) 84, 1, 408 Weimar; (weis gewis, das) 8. 818* Jena;
GEWISS II. a. a (gvwim rtnpttthtn) 6202
Hrrdrr 17, nl: TiBCK Mara. da» don <^ix«te (s.l) \*.r.:
ahnlich WeiKS artnarren i«7 nandr.; da spra«h das spie?
lein allzeit- 'ihr. frau kOnifiD, s«id die schSnste frau im
land'. und da wutjct« si« ftwin. dan nicouuid sehOnar
auf der weit war. Onimm« wtäifdlm {Smaattittekam) l.tW;
iek wsisB SS wammmtaa:
•s sekwaiM «Ib saflg Msa
0. EMftmr aamßar der Jmgtimg i.w.
w«tst do dat gawis. run Doornkaat Kooimah; nl,
herr gennroal. ek weitet gaax wisa«, at waa an aSatan
Januwalir. H. Lkit/.rn awai brüder in AVonikraM UM
I. eap. ; darauaz endlich folget . daax d«r»«U>lfa fawlaaar
sieht, so er ein aug zahelt. dami ao bakia aiifaa offaa
wtnn. ühera.derp,o/damataAriMtoidiaiUUf)Ct*; waa kan
ein trunckener. suvor wanns flnstar ist. aisogawinx •<•!'<
dasx er einen aid drOlMr sebwofan dOrffl«. Kihlmh k
wandunwmth (s, 80) f, »7: iob mag ihnan Jalst Ukhi osabr
grSaiara boffnungen naaaban. als ieb fawlai Ttwmosaabo
leisten an kOnnen. 8cmii.ijcr bri^a l. sat; wafaa de«
menschen verstände, der . . . nichts so gawiat faatitn kan,
dasz man nicht . . . solte strittig maohan kSnnaa. Hak«
D^RKFKii frauent. geaprdehapieU 7,1*1; «Assue IM; (habe
gewisz vernommen) umgariaekar SimifL (17) 11»; earhtm aat
mihi ... ich haba fawlss «fahian. Dasttooiub, Fabbr
M. a.; kAnte ich aa morgen gawiai ariUu«B. W. v. Boro«.
OORPP br. 140;
dan ouui fwias aalarrlehtsl wirdt,
durch soleo SKempel and aaeb fUbetai.
aorm. m Emasm. Auisnoa fabttm (lATt)
ßmmma a. xvn ;
vgl. gewisz erkundigen. Grrth-Könio; vgl. (bianuu lata
gewis beweiset) Luthku (v. Rham Hmmfkaraa) S, US*;
ond zwingt dea fsalan gsM, daa raba wmk ahn haebaa,
der Sachen roOglicbkeit gewisasr aasaadSMbSB.
Jon. Chr. CHhmnR gad.* 4M;
ich habs gewisz dafOr gehalten, pro earUt aemper exiadi'
mavi. Calvisiuh; dasz das, wovon ich ganz gewiss tot-
muthet hatte, dasz es auch ohne mich geaebaban wtlnl«,
dennoch bisher anterblieben ist. Lrarino (smt geaek. u.
Ixt. 1) ii'. 886; (gewiss vermeinte) .Schnarsl inad JTrfsaii
bürg 1, 811 ülriA gegen (da meinten sie gawiai) Grimmr
märchen 8. 8S; {meretriat:) ihr sollet mich allaseit ao flndMl.
das solt jhr euch gewiaaa zu mir ▼ariaaaen. Hbinr. Jou
V. Braunschwrio (v. «umm »saiia &, t) *77 HaUmmd; ich
glaube gewisz. dasz sie zor staff« höbarar '
klimmen. Herder (ül>er die arelenwamdti mtg) lA.)
9,166; 11,806; Göthr {Werthar) i«, 147: je Itnger ar ai»
ansah, desto mehr glich sie ibr. dasz er es fast gawtaB
glaubte. Grimms märeken (AiUrleiRatJk) l, tu.
8)) gegen sicher sagen m. a. vgL .• oaarMr«. gwflai lA-
sagen und bestätigen, bevestigen. Chounor-Pri«iob,
(promettre) Rädi.rin; gewisz verheissen oder zasagan.
Rkyuer; indem niemand gewisz sagen konte, weldie«
denn ... die 8 grösten und vornehmsten narren sein
müsten. Wrisr ertnarren 7 neudr.;
wie bald sie «inir wordea sted,
das kann irh nicht gsalss siilhlsa
Götrb (MaMaiiwarlM) S. MO:
Müller hat vor seiner abreise gewisz Tnrspmfihan. wiadar-
zukommen. J. G. Forrtrr (an Jaeoki 17«| kriaf^. l. H»:
i<gl. achon (gewis verheist) i*\r.. Spbnolrr bei Wacker-
nagel kirckenlied 8, 49* ; (gewisz Terbflrgen) Hkrdrr (Uaime
achriften) 18,888; hin gewiss varsiobcrt. IjK.nnx'sn iMinnn
V. B. 1.8) 8^. 177: vgl. aurh Frikiur. Maai.rr. Rädi.rin;
ob dich sa wimph drirbe
mein nam, sehin und lies:
da stet er gMrhh<>S<>n gewiss
nach puchstablirbrr sier
H. SAriiM falt. «. «rW. 4, 86«:
vgl. das von Schriftstellern ans gewisz fibariiefert». GAthr
br. 80. 8«0.
ß) die jüngere gruppe der rerha. die aa^ k*rperlicke be-
thatigung weü^en. leistet dem *vrd ringenden sicher keinen ao
kraftigen widerstand: die belege für gewiss, die hier erat mit
dem 1«. jahrh. einaetten, reichen in dar aArifiapratdta (svr
niederdeutschen mundart vgl. ap. ia«7) kmum bia amr wütia
dea 18.. amceit sie nickt durck agnongma geatütat aind (a. •.):
noch mit nih-verarhtender band
sa iader xeit das stewr so fpwisz hallen.
WarKHsauN {Oden 8: an Otorg-Priedr.
r. Baden) 1. 19« Piacher;
369*
6203 GEWISS II, 3, a (gewiss stehen)
vQl auch gewiss und fest halten (s. o.); etwas gewisz
halten (im gemeinen lehm) Adelung; gewiss darauff zu
stehen, das gott das gebet erhöre. Luther {apologie d.
Just. Jonas) 6,387»; vgl. gewiss und fest stehen (s.o.);
doch was ich hie geglaubt,
das steht gewisz und bleibt
mein theil. , , .
P. Gerhardt die zeit ist nunmehr nah., bei
Fischer u. Tümpel 3, 404»;
ich stehe hier nicht gewisz, der tisch steht nicht gewisz,
wackelt. Adelung; item, des gerechten tritt schlipffernn
nit, szondern gehn gewisz frei einher, darumb, das er
der' sach im glawbenn gewisz ist und mag nit vorfuret
werden durch menschen gesetz und beileren. Luther
(36. psalm) 8, 228 Weimar; damit ... das obere theil der
granate allewege perpendiculariter in der höhe bleibe und
gewisser gehe. Greber mathem. friedens . . . Inst AIQ; vgl.
(s.o.) edel, simpel und gewis gehen; das häszlein leufTt
gewisser den berg auf weder den berg ab. Geiler has
im Pfeffer Ai»;
magister lauffen viel gewisser,
als eines dichters bester reim.
JOH. Chr. Günther ged.^ 523;
und ergrif den sebel gewisz,
wolt ihm den setzen in den nauk.
Rollenhagen froschmeuseler (3, 3 cap. 9
V. 162) 2, 271 ;
der erst (schusz) gieng zu kurtz, der ander aber troff das
flotz desto gewisser. Grimmelshausen (2.contin.) 2,1021
Keller; vgl. [s. o.) sicher und gewiss schlagen; sie werffen
aber so gwisz, daz in kaum iemant so si begeren ent-
fleucht. S. Franck weltblich (1534) 69»; ebenso noch Abele
künstl. unordn. (l, 3) 1, 29;
gleich wie ain andrer schüz des gnieszt
wan er zu dem zweck gewisz scnieszt.
Fischart glückhafft schiff 962 Baesecke s. 28;
wer ich sei, dasz ich di vögel so gewisz ab dem bäum
kind schüessen. Hans Ulrich Krafft reisen s. 132;
zwar der knabe (Amor) schosz gewisz,
gleichwol merckt er, wo er trafle, dasz kein (^■Mr)<7/c«i-)blut
sich sehen liesz.
LoGAU sinnged. 2, 9, 88 (Jungfrauen) Eitner s. 302 ;
gewisz schiessen heist es, wenn einer seiner kugel-büchsen
und Hinten mächtig, und nicht bald fehlet oder vorbei
schiesset, sondern alles trift, wornach er zielet. Jon. Aug.
Groszkopff forst-, jagd- u. weidewerckslexicon (1759) 140.
vgl. gewisz im schiessen. Schönsleder, Aler; gewisz
schiessen. Jacobsson.
b) die lockerung des Zusammenhanges war schon in der
älteren spräche gerade auch neben verbis der Wahrnehmung
und der aussage durchgeführt; ebenso zeigen hier auch
neuere belege das adverbium als bestimmung des satzganzen,
wenn beide auffassungen noch möglich sind in : so gewisz
ich's weisz, dasz ich denke ... so gewisz empfinde und
sehe ich's. Herder (t'deen 7, 4) 13, 276; vgl. auch:
führ uns mit deiner krafft gewis
inn einem newen leben.
Barth. Ringwald s. Wackemagel,
kirchenlied 4, 9491" ;
90 ist die trennung vollzogen in: und man sollte den
menschen nicht kennen lernen? . . . ich glaube gewisz! nur
musz man sich keines ihm ähnlichen geschöpfes schämen.
Herder (ideen 2, 4) 13, 71 ; so sagte sie : wenn ichs keinem
menschen sagen wollte, so wollte sie es mir wohl sagen;
so sprach ich: ich wollte es gewisz keinem menschen
sagen. Grimms märchen (Fundevogel) 1, 230. auch in sätzen,
die neben dem adverbium nxtr verbalformen bieten, macht
die abgrenzung keine Schwierigkeit; es zeigt sich, dasz das
adverbium nicht auf die verlalthütigkeit selbst, sondern
auf die nach subject und zeitstufe festgelegte aussage sich
bezieht in sätzen wie: kommt nur gewisz. Stranitzky
{». u.); vgl. (er komt gewisz) Herder 16,375; Grill-
parzer (d. meeres u. d. liebe wellen i) 6*, 85; (darum kompt
alles gewisz) S. Franck paradoxa 14*; (kommt man ge-
wisz) Herder 18, 410; (die ernte kommt gewisz) 18,216;
vgl. auch der Verfasser . . . verzeihet gewisz. 18, 265; gewisz
verzeihen sie mir. 17, 30 u. a.
die lockerung des Zusammenhanges mit dem verbum zeigt
8u:h auch darin, dasz das zur partikel gewordene ad-
verbium nun mit anderen satztheilen feste Verbindungen
eingeht, so namentlich mit partikeln: gewisz nicht, haud
GEWISS II, 3, a (gew. gelöst vom verbum) 6204
sane, certe non. Aler 1,938»; Kirsch 2,151''; Matthias
2, 181''; sonst würde man sich die süssen augenblicke . . .
gewisz nicht versagen. Herder 18, 474; ebenso 8,33; 9,32.
216; 10, 148; 11, 56. 188; 16, 101. 193. 613; 17, 12. 162. 212. 216. 258.
320; 18,58.287.326.343.332; V^L WiELAND 11, 90; Geli.EMT
(s. Sanders); Grillparzer 5^, 135; (vgl. der kern ist's
sicher nicht, s. theil 10, sp. 724) gegen gewisz kann man
ihm nicht den Vorwurf machen. Herder 17,336; ebenso
17, 141 ; (ist das ideal . . . gewisz die kleinfügige idee
nicht) 17,271; dazu vgl. gewiss auch nicht. 17,154; gewiss
aber nicht. 18,330; gewiss auch. 18,76.376; gewiss aber.
18, 59; ebenso 18, 52. 60; so gewiss. 18, 407; 13, 423; vgl. auch:
so giebt es eine erziehung des menschengeschlechts so
gewisz, so wahr es eine menschheit . . . giebt. (ideen 9, l)
18, 347; so wis as'k hir sit. ostfries. erzählung, s. deutsche
mundarten i, 123; so kewes as epes, auf jeden fall. Martin
u. Lienhart 2, 870*.
die Verbindungen, die die bedeutungsenergie oder die be-
deutungsfärbung beleben, werden wenig mehr durch partikeln
zusammengehalten .- damit sie desto sicherer und gewisser
ihr vorhaben ins werk stellen könnte. Grimmelshausen
Simpl. 487 ; braun gesiegelter (madeira) löst ihm nicht die
schuhriemen auf, sicher und gewisz nicht. Ch.Sealsfield
(cajütenbuch 2) 15,159; vgl. auch die Variante sicher neSen
gewisz in Göthes fassung des Reineke fuchs (40, 195) gegen
das original und in dem, kirchenliede 'o Jesu süsz'bei Wacker-
nagel 5, 450 ; dagegen mehren sich asyndetische formen in
der Zusammenstellung m,it andern partikeln:
ja, ghewisse hadde he em dat lif ghenomen.
Reinke de vos (1, 7) v. 129;
ja er ists gwüsz, certe ipsus est. Frisius 214'' (neben er
ist's gwüszlich , certe is est); vgl. auch ja gewiss in b);
die spräche ist doch gewisz ein geistiges, nicht körper-
liches mittel der ideenbildung. Herder (irfeen 5,4) 13, 184;
unsere theilnehmung (ist) zwar gewisz nicht urtheil-
voller . . . aber bedingungsloser, (zerstreute blätter i) 16, 101 ;
vgl. gewisz nicht träger, aber verständiger, (br. z. bef. d.
hum. 3)17,12 u.a.; wenigstens ists gewisz falsch, (kleine
sehr.) 15, 72. tvie einzelne dieser Zusammenstellungen den
Übergang der betheuerungspartikel zur concessivform be-
zeugen, dienen andere der bedeutungsabschwächung von ge-
wiss im sinne von sicherlich zu vermutlich, vgl. : so dörfte
der . . . wohl gewisz auf den beifall der edelsten seiner
nation rechnen dörfen. Herder (Äietne«c7tr.) 18, 376; auch
die Verbindung mit Steigerungsformen dient nicht blosz der
hebung der bedeutungsenergie (vgl. nichts macht sich ge-
wiszer als dieses. Herder 15, 315) , sie führt auch zur
abschwächung : die mir gewisser als nicht, ein jeder, l louis
den monat geben. Mozart (an seinen vater) br. 93 Nohl^.
unter den steigernden partikeln werden ältere (zum ab-
sterbenden viel gewiss vgl. Alsfelder passionsspiel 6252) durch
neuere verdrängt: ganz gewisz wird sie . . . nicht haben be-
zahlen können. Lessing (Minna v. B. 3, 6) 2^, 216 u. a. ; vgl.
auch gantz gewisz. Aler, Kirsch, Matthias tmrf Schwan;
nun war aber an seiner ganzen wohnstatt ganz gewisz
nichts kostbares im alltäglichen sinne. 0. Ernst Semper
der Jüngling s. 422 ; auch contrastbegriffe werden angezogen :
es mus gestorben sein, nicht vielleicht, sondern gewisz.
Abr. a S. Clara mercks Wienn 16 ; einkünfte und rühm . . .
waren ohne zweifei dem orden das kostbarste geheimnisz
der Weisheit; und bei manchen rathschlägen darüber
wollten sie gewisz nicht behorcht sein. Herder (tempel-
herrn) 15, 120; ich zweifle, dasz Aristoteles diese Situationen
für äsopische fabeln erkennen würde; den namen sinn-
reicher dichtungen aber würde er ihnen gewisz nicht ver-
sagen, (über bild, dichtung u. färbe) 15, .555. auch durch
verba wird die an gewiss entivickelte bedeutungsfärbung
belebt, naturgemäsz trifft dies weniger die volle bedeutungs-
energie (ihr müssts aber gewisz thun, but be sure to
do it. teutsch- engl, lex.), als die abschwächung in der
richtung von vermutlich, auch hier ist es seltener das
regierende verbum (ich glaube, vieles honig habt ihr ge-
wisz dem manne gestohlen. Göthe [Reineke fuchs 2] 40, 30;
denn es nutzt mir gewisz bei hofe, so darf ich es hoffen.
ebenda 22), als vielmehr ein verbum des eigenen satzes, ein
hilfsverbum, vgl.: die schöne Alle, welche gewisz nicht
die kleinste gewesen sein musz, da ein so groszer riese
als Moulineau sie mit gewalt zur frau haben wollte.
6205 GEWISS II. B, b (das moss gewiM wirken)
GEWISS II. I. h (dM wird gewiat nkbts) 6206
WiF.iJiND (don Sylvia i, it) 11, W; gawiu mttuen lie M
auch gefühlt hahen. Uv.uut:n {$er»treute blättert) ifl, M:
Bo miiH/ten diese ciftenHchaften gewisz dazu beitragen,
auch da» mindeste rauhe und w«stpbtlisohfl von seinem
anblick zu entfernen, {litterar. bri^wtduiel s) 16. IM; ähn-
lieh 16,94.44)8; ein dicliter, so voll hohflit. anschuld...
muBZ . . . gewisz würken und herzen rUhren. ijbr. übet
Osaian) 6,169; eben»o 16, mH. andtra : auch kann man
hierüber gewisz den deutlichen opigrammen glauben.
{Nenw.»iHZ) 16,40«; etienao 16,135; 1«, .%76; (in der gewiss
nicht jede flgur eine bildsäule sein kann) a. ss; 1«. 60«;
16, 174; u. a., er wirt gewis kbein gstt nit bau.
i'KTBR I'aoHHT (fa$tmuht$»p. «. • lamd»'
knechten M) 4« KrtttUr;
dasz er gewisz keine rohe alleinheit ... so telnem syitcm
gemacht haben werde. HKKOicit (gott) i«, 497: «benao 1«, SM;
16,886; vgl. auch gewiss hn der /uturuwuehreibung mit
werden, #. «;>. r,»)*^.
a) die neben gewiss eben beobaehUten advtrbia und verba
hahen tugleich auf btdeuttinyiiBth%eitnkungen gewieaen. die
fifim älteren geftrauch nicht hervortraten und die an dem
iuiverbiuin da, wo ea athlua^folgerungen begleitet, nunmehr
ilie bedetitungen vermutlich, wol, vielleicht entwiekeln.
anderer. teita lüszt gewiss da, \eo e» thataaehen begleitet, die
liiekenbiiazerdienate eingehen, die ea in der älteren diehtung
leintvte, und erscheint demnach aeltener, aber ea enttciekelt
aus dem iifjinnativen gebrauch einen conceaaivtn.
l)) ICO dun adverbium thataaehen hervorhebt, aprengt ea
jetzt da» aatsgej'üge (». e), daa nur bei eoneeaaiver förbung
atand hält:
wirklich mein wille war auch . . . eine der tAchter
unfiers naehbars so wählen, . . .
wohlgezogen sind sie gewisz t ich ging auch ca Zeiten
noch auH alter bekannUcbaft, sowie ihreswttnscbtet, bintlber;
aber ich konnte mich nie in ihrem Umgang erfreuen.
GöTHR {Hermann u. Dorothea) 40.864;
f^^ auch («p. 6148): ich bin gewiss sehr ungern gegangen.
br. 5, 106; vgl. dagegen: er konnte hassen, o gewisz, leiden-
schaftlich, wenn auch nicht lange; aber dass man eine
ganze menschenklassc hassen . . . konnte, das empörte ihn.
Otto Eknst Hemper der jüngling .<>. \i\. ältere trendungen
lausen at(eh unverblaszten affirmativen gebrauch verraten.
a)) hierher gehören die letzten teste des poetischen formet-
atila: der fUnfTt herr Walter hiesz,
war ein landherr aus Böhmen gewisz,
von der Vogelweid war.
Waobnseii. (r. d. meitierringer hold$el. kuntf)
de civ. Morib. 606;
in diesem i^K. Jahr
den 4. november das ist wahr,
bat sicbs gewisz zugetragen
da bat der könicr in Schweden wolgeniuth,
den general Wallnstein geschlagen.
volktliea bei Sui.tai; 499.
b)) bei niittheilungen , in denen der redende über »ich
»elbst aussagt, deren fhatsachenwert von anderen also nicht
controlliert werden kann, tritt unsere partikel in der neueren
achriftsprache ganz aurück, vgl. dagegen: ich werde es
gewisz nicht gesehn haben. Gki.i.kkt, a. Sandehs s, 1686*;
weh habe ich in diesen privatbriefen gewisz niemanden
thun k«nnen oder thun wollen. Herük.r {br. d. atud. d.
theol. betr. nachschrift) 11, 161; ebenso 16, 168;
und wünecho sehr,
dasz du dirh zu den meinen tlberall
zutraulich halten mögest, wie ii-h dich
als mein, obgleich entfernt, gewisz betrachte.
G«THB {Torquato Tatto 6, S) 9, 887;
er war mein vorfahr im amt, und wie lieb ihm der bäum
war . . . mir ist cr's gewisz nicht weniger. {M'erther) 16,48;
und was ihr begehret
thu' ich gern, ich lieb euch gewisz und bin es euch schuldig.
{Heineke Jveh* 18) 40, 287 (ik hebbe in leff);
i lausz mei aerbet g'wiesz nit stSib.
GRi'BRL 8, 177 Frommann.
c)) daa gleiche gilt für behauptungen, die vom redenden
als s^ibjective tcahrheit empfunden werden und für die er
mich von andern die gelfung einer thatsache fordert : denn
was wider diese lere ist, daa ist gewis erlogen und vom
(euffel auffgebracht. Li'tiier (16. eop. JoA.) 7, 196*> ; ähniieh
4.W»; deagl. T,66A ^yeimar;
ee ist gewiss ein kfletlicb ding,
sich in geduld stets fassen.
a^ang eine» kirchtnliede* {Freyüngha^iten
{1741] 696«»);
wer |w«ebliffkcit aiet. dM iit gewisi gnt Henibch:
nach d«m westph&lischen frieden ward die sarhe gewisz
nicht beaser. }Av.nu^.u (br. t. bef. d. kumanitdf) 17. »-n»;
rUnao 17,97; 16.490; aueh Hie vertrauteatcn briefe Winkel-
inanns sind in diesem einen grint gMehriaben, als oh
er sie für well und luwbwelt, vi« «ra doob gewisz nicht
that. gesrhrieben hitt«. (jUtJM «dbfVIm) U. 4«: da« ist
gewisz wahr oder gawteiUeh wahr. Amt i» etrtmimlff true.
annimUy true. lautaehengl. lex.; und der is g'wieat apart
g'scheil. GnOiiKl. 8. 177 Frompumn: ». muek gewiaalich.
>)) gewiss ata brglnter von aehlusafolgerungen . die be
deutung von sieherlirh im tibergang tu der von vermutlich
a)) achon die aitlte. die durch ihre rirkfung aufaukO^fHge
geaehehniane die aieherate abgrentung d*r aehlu^folgerung
gegen thataaehen ermBgliehen, tarnen die mbetehmtekmmg der
bedeutungamergie antehaulich ühiitliektm:
«)) daa fall ist als ia dar eiB wfaps.
der no BMel, der DvaBmat den kw »ewiaa
und sanMi dl« fraeM in dae ewig« l«be».
Majetder pamemaapift tan Oretn .
vgl. auch die emle kommt gewiaz. HKHbRR {br. t. bef
d. hum. 9) IM. 816; er kommt gewiaz, «tu« uUa dubiUihom»
venit. KTKiNnACii u. a.:
weil der enljatz gewieas, noch ah zwal tiga siad
veriloMan, folgta wird.
Hatthäu« LCtiibr btiaiferymg mmI «rfMfs der
»ladt Wien {Wtener nemdr. t>) tt;
der könig aber befahl Daniel die acta zwischen Jesu und
Belial in bester form zu verfertigen daas sie innerhaJb
14 tagen gewisz fertig weren. Ayhp.h proe. imr. t. ItU
9. kap.; ich dancke gar schien, aber kommt nar gewin,
und bringet die tausend ducaten. ihr sollet der fraa
Mariandel gar gewisz darmit einen grossen gefallen er
weisen. Stranit7.kt ollapatrida Fkidkswmmdi {Wiener
neudr. lo) 881 ;
da sprach der kAnir «itrIMat.
rieben will ich gewiaz obn' alle rnade den frevel.
GÖTHB {Keinett Juck* 8) 40. SS (dit boral
mi to wTvken. 1. 11):
und wir wollen dem wohlthKter unserer nichte gewisz das
nicht vorenthalten, was er verdient hat. {lehtj. 8.io)M^8ii4;
umfasst' ich sie im bain ; sie sprach :
lasz mich, ich schrei gewies.
da» »ehreien (jub.-auag. 8, MC;
fi)) weh aber dem verstockten beer,
das sieb hie selbst verblendet,
gott von sich stflazt nnd seine ehr
auf creatnren wendet :
dem wird gewiaa dea himmels tbBr
einmal verschloascn bleibea.
P. GRRHARttT WM oBc ieeiaxketi tm der wfU,
bei Fiaeher u. Tiwtpa 3. 847» ;
wird dir sriiniäuchcin und vorlügen, ja wenn er kann,
dich gewisz betrügen. fiüTn«i:iiKi> {Reinekefueha)\\ Bieling
(he wert iw wisse bedreghen. 1.6); kinder und jOnglinge
empfangen diesen eindruck. und die zweite generation
wird gewisz weiter sein, als die erste war. Herder [br.
I. bef. d. hum.) 18.890; ebenao 9, 816; 16. 164. SM; M, 47. 183.
188. 460. 667; 17, 67; 18, 117. 868. SSO. 4«;
Alphons hat mich zuerst begeistsvt. wird
gewisz der letzte sein, der mich belehrt.
GÖTRB (TOMO 4, 4) 9, 818;
dem wird die frage: 'was ist denn daa eigne sehickaal ?*
gewisz nicht unwichtig scheinen. Hkhoer {Ueine aekr.)
18,406; ebenao 16,138; Wifiand 8,361: die commiMAon
hat zeit gehabt, sie wird uns einen solchen entwurf ge
wisz bald vorlegen können. F. Tu. Vischrr verkmndl. der
Frankfurter nationalvera. (II) a. 9aO;
was mich dein geist salbst bitten lehret,
das ist nach deinem willen eingerichH,
and wird gewisz von dir rrböreL
Brrthol. CRA.'i.'iKi IL^ 'dtr. dir, Jekeeo. «r4l M
»ingen' {FtefUngkemßen (1741] 47S^):
dergleichen gewUsz in der weit nit fanden vrirt. J. Wcttkl
reiae der aöhne Giaffera 90 neudr.; e« vrird gevrisz nichts
draus, es wird wol nichts draus, it'a lHHe like to aucreed.
tetttachengl. lex.; auf diesen stillen band ist gevrisz früher
zu rechnen. Herder {br. m. b^. d. hum. lo) 18. t7l; Göthb
br. 7, 4; antrew den lohn gwisz mit ihr bringt,
darnach ihr berr «ad sie salbet riacL
Kirchhof «wadaaaMrih (1, 111) t. Wf Otstrrlry .
es ist ein wunder, dasz ihr dem loeen Bebalke, der euch
bet&ubet, wieder trauet! der gewiss eaeb, ond aas alle
6207 GEWISS II, 3, b (er hat es ihm gewiss gesagt) GEWISS II, 3. b (ihr seid gewiss der richtor?) 6208
betreugt. Gottsched Reineke fuchs (3, 14) 118 Bieling (de
iw wisse unde uns allen bedrucht);
er nimmt sie eewisz zu seiner frau.
GÖTHE {FatiM 1) 12, 187;
auch sie haben doch gewisz nichts dagegen, Philolaus,
dasz Theano uns zuhöret? Herder (gott-) i6, 532; ebenso
18, 380; (da sie ihn gewisz eher . . . sprechen) Humboldt
(an Schiller) Leitzmann^ i50; (gewiss verzeihen sie mir)
Herder 17, 330; (der Verfasser . . . verzeihet gewisz) 18, 265 ;
ich führe dich zum vater, er verzeiht.
schon hat ihn mein flehen halb erweicht ;
gewisz verzeiht er ! . ^„„
Grillparzer (_Argonauten 4) 4*, 127;
früher oder später kommt man gewisz zum ziele. Herder
(kl. Schriften) 18,419; ebenso 15, 96; ähnlich 15, 39. 289. 303;
16,122; 17,171; 18,369; ihr wollt gewisz verreisen, jjer/tajp»
you intend to go. teutsch-engl. lex. u. a.
/)) si sprichet, ein meid solle ein kint gewinnen,
nu wie mocht er gelingen,
si enwere des gewisse ein wipp?
ir Judden, gleubet des nicht !
AUf eider paasionsspia 4755;
so bliebe ich gewisz so lange hier als sie, bliebe sie bis
zum herbst hier so bliebe ich doch gewisz bis zum juli
mit ihnen zusammen. Wilh. v. Burgsdorff briefe 163;
das härteste gar leicht verdaut der Strausz,
ein beszrer gatte kann sich dir nicht bieten ;
denn brächt st du selbst historien nach haus,
dein mann erklärte sie gewisz als mythen.
Grillparzer {epithalamium für Strarnzcns orav£)
2*, 38 (folgerecht 35, 141);
nur auf diesem wege kann sie etwas und würde gewisz
viel erreichen. Herder (br. z. bef d. hum. 8) 18,132; ähnlich
16, 185. 297. 503; 13, 399; vgl. atLch (wärs gewisz unwürdige
arbeit ... die stücke zu suchen) 6, 446; 15, 430. 555. 597;
18, 286. 327; das gewisz eine offenere gestalt annähme,
wenn wir die fabel . . . besäszen. {wie die alten den tod . . .)
15, 465; ebenso 7, 382; 15, 53; 16, 471; 18, 136. 315; dan kam
g'wies aner. Grübel Z,\aQ Frommann; eöen.90 1, 32.
b)) ide häufig die schluszfolgerungen auch in die Ver-
gangenheit zurückgreifen, das zeigen ältere und neuere be-
lege; auch hier läszt sich aus Herder ein ungemessener
gebrauch feststellen, auch im, irrealis der Vergangenheit.
«)) er solte doch sehen, wie die färben so unscheinbar
auffge tragen ... es wäre gewisz etliche jähr ein ladenhüter
gewesen. Weise erznarren s. 16 ; diese heimfahrt dünckte
mich viel weiter als die hinfahrt ... es war aber gewisz
die Ursache, dasz mir die zeit solang ward, weil ich nichts
mit meiner convoy redete. Grimmei.shausen Simpl. 432;
euer herr ist gewis: oder vielleicht noch nicht auf-
gestanden, it seems . . . teutsch-engl. lex.; er hat es ihm
gevrisz mit fleisz gesagt. Adelung; und gewisz machte
ihm das bewusztsoin des weibes, was böses gethan zu
haben, den bisz nicht bitter. Herder (älteste urh. 4) 7, 88;
ebenso 13,60; 15, 342; 16, 95; 17, 389; 18, 60. 268. 343. 374. 397.
431; wo du ein mensch warst, warst du es gewisz nicht
gern. (O. E. Lc-ising) 15, 511 ; ebenso 8, 656; 9, 454. 32 ; 11, 151 ;
15, 192. 382. .562. 545. 600. 604. 606; 16, 417. 494. 507. 510. 525;
17, 33. 186; 18, 157. 372; verse, die Otfried und seine nach-
folger sich gewisz nicht erfunden haben, (zerstreute blättert)
16, 193; ebenso 15, 40. 65. 386. 402. 449. 504. 597; 16, 16. 94. 416;
17, 222. 223; 18, 164. 332; sie ist so lang im himmel und hat
gewisz schon hallelujahs gelernt, (die heilige Cäcilie) 15, 162 ;
ähnlich 15, 235; 17, 212; 18, 373; aus einem zettelchen, das
sich unter seinen papieren fand, und das gewisz an dem
nämlichen tage geschrieben worden. Göthe (Werther)
16, 149, wenn mein weib sich
auch eines fehltritts. wie es heiszt, vermasz,
für den man sie so hart, ach, gar so hart bestraft,
geschah's gewisz aus Übereilung nur,
denn sie war ruschlich.
Grillparzer (ein treuer diener 4) 6*, 217 ;
aber ihr gütiges herz wird darauf reflectiren, dasz seine
absieht gewisz nicht war, sie zu kränken. G. FREVTAr.
(.toll u. haben 4, .5) 5, 95; die alte . . . zeigte nach den beiden
kronlouchtern von geschhffenem glase und nach den
fenstorn auf die verschossenen seidengardinen , die vor
Zeiten gewisz im leuchtendsten roth geprangt hatten. Storm
(twi nachbarhau,?e link.9) 8, 29 ; sie (die rede Windthorsts)
war gewisz nicht berechnet, den landfrieden zu stören,
sie war gewisz nicht darauf berechnet, den Elsassern
misztraaen gegen Deutschland einzuflöszen. Bismarck
(im reichstage 16. 5. 1873) 6, 30 Kohl; dazu vgl. (gewiss,
zweifelnd) he es gewiss komme ! hessische redensarten . . .
bei Estor rechtsgelahrtheit 3,1409; vgl. auch sp. 1667.
ß)) ja er hätt' ihm gewisz das leben genommen, wofern ich
nicht zum glücke des wegs gekommen wäre.
Göthe (Reineke fuchs l) 40, 8
(genau so [vgl. oben] Reinke de voa, unfehlbar hätte er.
Gottsched) ; ebenso (ohne anhaltspunkt im original) 40, 148;
der reinigkeit der seele, die in mir gewisz gewachsen . . .
wäre, wenn ich im zweiten studirt . . . hätte. Herder
(kl. Schriften) 18, 400; ähnlich 16, 349; 17, 46; 18, 343.
c)) für schluszfolgerungen, die auf die gegenwart bezug
nehmen, ergiebt wiederum die erschöpfende beobachtung
Herders einen ungewöhnlichen verbrauch in behauptungen
aller art; von andern Stilisten sind nur wenige belege ge-
sammelt; sie gehören meist der frageform an und zeugen
so für die abschwächung der bedeutungsenergie :
a)) und gewisz giebts menschen, die sagen können, dasz
sie nie ganz vergebens gehoffet haben. Herder (zerstreute
blättert) \^,Z?,h; ebenso i.B, 2^; gewiss vermögen wir nicht,
was die männer der legende vermochten, (ebenda) 16,395;
ebenso 16,121.309; alt ist die hypothese gewisz. (ebenda)
16, 343; ähnlich 18, 86; an Scharfsinn fehlt es ihnen gewisz
nicht, (d. griech. epigramm) 15, 353 anm.; ähnlich 11,56;
17, 26; ist die spräche eines menschen . . . ungebildet; so
ists auch gewisz der geist. (kl. schriften) 18, 385 ; ebenso
17, 233; 8, 50; jeder kenner der gesehichte ist gewisz auf
meiner seite. (br. über tempelherrn) 15,115; ähnlich 6, 173;
8,399; 13,198; 15,31.126.172.286.323.394.594; 16,98.385.463;
18, 118. 463. 473; SO viel wahres dieser gesichtspunkt in
manchem betracht zeigen mag, so zeigt er gewisz nicht
alles wahre, und sein weniges gewisz nicht auf die nütz-
lichste weise, (br. z. bef. d. hum. 34) 17, 162; ähnlich n,i»fi;
16, 228; 17, 271; 18, 283; was auch der erfolg sein mag, der
zwar immer von der . . . gottheit , aber gewiss sehr viel
von der beschaffenheit des Subjekts abhängt. Wieland
{Peregrinus Proteus 2) 27, 144; so mögen einige seiner
sonnette hier stehn, die gewisz auch . . . für confessionen
gelten können. Herder (kl. schriften) 18, 376; ähnlich 7, 150;
15, 55. 440. 577; 18, 154. 205. 452; den Proteus zu fesseln . . .
der sich gewisz nicht weniger in schriften als in . . . hand-
lungen der nation äuszert. (br. z. bef. d. hum. 7) 18, 52;
ähnlich 18, 287 ; 16, 27.
j3)) sagt mir, vater, ihr seid gewisz der richter von diesen
flüchtigen männem, der ihr sogleich die gemüther beruhigt?
Göthe (Hermann u. Dorothea : Polyhymnia) 40, 287 ;
da bist du gcAvisz in eine falsche Diana verliebt. Herder
(zerstreute blätter 5) 16,172; hast g'wisz heut wieder dein
süffigen tag ? Anzengruber (pfarrer v. Kirchfeld 1, 4) 6^, 29.
ß) unserem — wenn auch lückenhaften — material lasi<en
sich doch einige syntaktische beobachtungen abgewinnen.
l)) die lockerung des Zusammenhangs mit dem verbum
wirkt immer mehr auf die Wortstellung, in der die partikel
nicht mehr so enge an das verbum gebunden i.'tt.
a)) das vnrd namentlich in den an und für sich natur-
gemäsz selteneren nebev^ätzen deutlich -. sie ziehen das verbum
ans ende, während das adverbium an den anfang .strebt:
das gewisz eine offenere gestalt annähme. Herder 15, 4€5
u.a.; ebenso schon Wetzel, Gottsched, Wieland; so
gewisz ich den thurm erreiche ... so gewisz hättest du
auch alle Schwierigkeit überwunden. Göthe (Glavigo 4)
10,97; ebenso Schiller (rätiber 2, 3) 2, loi; Fontane
I, 7, 179; vgl. : Joggeli hat, g'wüsz ich lebe, nicht zeit. Gött-
in elf erlebnisse eines .'tchuldenbauers 167. auch in andern
fällen strebt das adverbium in die erste hälfte des satzes,
vgl. : nach der uns gewisz ein fröliche . . . metempsychose
bevorsteht. Herder (seAenwanderung) 15,303 ?t. a.; ebenso
Hitmboldt; vgl. auch (weil der entsatz gewiss) Matth.
Löther gegen (die vor Zeiten gewisz) Storm 8,29; ähnlich
Herder 16, 416 u. a. gegen: wie denn Monboddo's system,
einiger eigenheiten des Verfassers wegen, gewisz nicht
lächerlich gemacht zu werden verdienet. Herder (br. z.
bef. d. hum. lO) 18, 287 ; ähnlich 15, 40. 94. 4v30. 597 ; 16, 16. 94.
225. 497; 17, 46. 322; 18, 332. 400. nur in kurzen sätzen rückt
das adverbium hier ans ende: wie er's doch gewisz nicht
that. (Winkelmann) 15,42; ähnlich ■iS,U3; die dem Bacon
gewisz näher waren. 15,65; ähnlich 15, W2; 16,563; als es
6209
GEWISS 11,8,6 (worUUUm^
LeHsingB . . . meinung gewis/. war. U, 60*. iM/^ffaUsnd ämf
gegen und dem atU der gehottcnen ipradt* tttfuumMi» iti
die »tellung in GÖTHK8 Tasao (5, 9) ». »p. 8906.
b)) die hax*pUütM
a)) bringen andtreraeii» durch die mOgliekknt, äasM dtm
adverbium hier auch diu Utttt und di» trtU ttdU «rrnekba^
itt. noch mehr mannigfaltigkeit in di» typmi.
der endattUung wohnt der atärkat» Um btii
du Volk
kann imn — ond m Irrt nwln.
»riiiixB» {Jon k'arioe S. 4) 6*, «M.
ne iat bei GöTMB u. a. für uffUrmativm und eowflawimii
gebrouefi bevt>rtugt; bei aehltut^otgtnmgen ist ditm »tMung
teltener, doch vgl. AU/elder poMiOHMpM. HtnnKK und
Schillkk; auffällig iat die HMung in fUUn %eü alt ist
die bfpothose gewUz. ({khdkr 16,S48 (äktdieh 16, IM: 18, 8«),
wo die Partikel im invertierte» aatm de» aehlumi bildet
und deahdUt meiat vom vtrbum tceit entfernt iat. twr enA-
atellung der Verbindung gewisa nicht a. u.
der anfangaatellung wohnt hier »chtoHeherer tun bei, denn
bei tonatärke eprengt aie hier den aati. vgl.:
nein, naini ni« war
(«rührt, du irr«»t dich. Mwiax war •!•
gerOhrt. S^hillkh {don Karloe 6, 8) V, 410
gegen: jal
gewi:iz M wird ihn rühren. Min« angsn wardan
von warmau thrftnen Qbargahan.
(5, 8) 418; rgt. auch (8, 7) S87 ; ««(. unten e).
bei der erat belegten anfangaatellung iet ewieeken der an-
Uhnting an partikeln (ja ghe wisse Keinke de vo». ». o., und
gewisr. Hkhukht.m; 18,848.431; denn gewiss 18, 80; 15,848;
18,874; vgl.: aber gewisz inusz, am ein volk aafzuki&ren,
eine liauptrUoksiobt dahin genommen werden. Sciiii.lbh
\yerauch ü. d. tuaamimenhangl l, 167) und ungedeckter an-
fangaatellung tu unter acheiden, wie aie nur dem hauptaatte
möglich iat. »ie wird von HKitoBit für die btdeutunga-
eckwdchere Partikel gern gewählt: gewisz werden diese briefe
vielen lesern nicht unangenehm sein. 16, 1S8 u. a. (2i belege);
daau vgl. gewiss verzeilit er. Grillpakzer 4,427; andere:
gewiss wenige spraotien haben Wörter wie minne. Jahn
1, 118, wo daa adverbium enger tu der nominalform gehurt,
vgl. auch gewisz die htUfte der psaimen ist von dieser
materie voll. Herder (v. geiat der ebreiachen poeeie i) 12,866;
v;^ die gewisz gute gai>e gottes. lO, 9; 16,348; 17,207;
BöRNB 7, 38; drcu chüeli gwöss, wo nüd viere. Tobi.er
Appeneeller aprachsch. Hä*'. in aolchem falle ist ea auch
möglieh, daa adverbium an anderer atelle dea hauptaattea
vor dem verhum vorwegtunehmen :
ein vollkommener kOrper gewiss verwahrt anch die aeele
rein, aud die rüstige Jugend verspricht ein glOcklichas alter.
GOthb (Hermann u. Dorothea: klio) 40, S97.
in allen anderen fällen muat daa adverbium im haupt-
aatu dem verbum nachfolgen, wideraprüche erklären eich
aus ausTUthmeruatänden , ao atta der nebenaatulellung im
hauptaatie: untreu den lohn gevnsz mit ihr bringt Kirch-
hop wendunmuth 2, 387.
ß)) auch abgesehen von der endatellung iat im haupt-
satte die unmittelbare atellung der partikd hinter dem
ifrbum viel beobachtet: sie leidet gewisz nicht. Herder
1 1, 5« (u. a. vgl. auch Luther 7, 196*>, daa volkalied bei SoUau
499); es giebt gewisz leut«. Herder iö, 886; vgL 8,388;
Schiller i, 142; der dichter hat gewisz nichts vers&umt.
16,96; ähnlich ll, 188; 6,646; 16,81.604; 16,96; 17,818:
18, 419; BiSMARCK. 6, 30; ein theil von ihr wohnt gewisz
in meiner seele. Herder 18,478; ebenao 18,871; 16,116;
16, 676; ebenso Pkter Probst, Crasselius, P. Gerhardt;
sie gehören gewisz zum ersten ilirer art Herder 16, 98;
ebenao 16, 168. 178. 89*. 688. «06; 18. *8. 167. 888. 86»; ebeneo
Luther 7,664; Weiss armorrmie; 6ötub*o,887; Anzbn-
UMUUER 6', 2»; auffallend iat für tinaer apraehg^fühl eine
atellungsform tvie Bayle machte gewiss auf sein Zeitalter
mehr Wirkung. Herder 16, 147.
;■■)) vielfach iat auch eine leichte {pronominal)form
twiachen daa verbum und die partikel eingeachoben .- zum
dritten mal gerieth es gewiss am mindesten. Herder
lö, 192; (ihnen) 15, 566; vgl. (mir) Götub 40, 22; vgl. Grill-
PARZEK 2^, 30; sie werden uns gewiss als hUndchen folgen.
Herder 18,86S; ähnlich 17.164.168; 16.180; 16.608; Göthb
1', 187; *o, 8: Reinke devot; W. v. Buhosdorpp; da bist
GEWISS U. 8, e {eaUbUdende partikel) 62 1 U
da §Kwim in «in« falsche Diana varUabt. Hbkdbh is, i78;
«fteiMO 1*. 88i: vgl. auch 16, 186. 800: vgL auch (so ists auch
gewiss) 18, 886; 9, 88; und diaaz wardoob gßwiMt ein sehr
tugeodbaftar kutt. ScHitutn (jbr. über äan Kmrloe) «.«6.
t)) twei leiekta formim eittd mittner timfmektbant an
seharfsinn fehlt es Uinan |«wiss niebt Hsnosn U. IM:
M,6itt: warst do •• gewiss niebt fern, li, m; vgL muek
A^fdder paaeioneepiet «786; ist si« doeh gewiss niobt xo-
•rst und Ton&fU«b Mfandsn wot&UL Hbrdbr it,tm;
vgl. Ale/dder ptueicnmpid MM.
«)) «cAMSTsr» eineehtiU meiaekem tm'ium und der pmr-
Hkel tweh^mUgm mek ättrek die enger* ntgeUeigkeit tum
vertttm wtd werden um eo teiehitr ertragen, ja mehr dar
aatatheil nach der partikel dae gUiehgewiekt hält, daher
fallen auf: dasx uns eine hauptstadi fehle, thut zu unsr«r
■aohe gewisz nichts. Hehdbr 17.M: «y/. «Mdk 1*. 607 ; fübrao
sie aber in einem fttr luu selbst onfiberaebbaren cbor ge-
wiss weiter. 16. SM; dieser tbeil ^aa irosMa werks wtre
Veten der gesammleten tbaiseeben eines deoteeben ao»'
sogeegewlszwerth. 18.888; •6«iiMe.tM; u.7t.«.8M: M,«7:
dagegen vgl. ward die saohe fewiss niebt beeeer. itanDSli
17, 880: wird sein gelehrter seharfsinn gewies eriuuut
haben. 16. 4*1; dhnlieh 16. 188. SM: 17, 18: lernen wir selten
und Rationen gewiss tiefer Itennen. 18. i«7 (v^f. aueh Qöthb
80, 884 und F. Tu. Vischbr); sie ist in ihrer art gewiss
nicht verftohtlioh. 16, IM: abeneo 16.1«: 18. 4«S; IS, 6*7:
18, 878: ebeneo Gottrchbd Seineke fuehe 11: so ists für
uns in diesen fremden spiegel zu sehen gewisz keine un-
nütze beschäfligung. Hbrdbr 17,849: e6nwoi«.lS8: 17,971;
18, 876. 406: gewinnet Ober die dinge der weit gewiss eine
grosse weise und am ende fröhliche aussieht 17, 171 :
vgl 17, 888.
t)) wie ien neueren etil die eUiptiethen attaa amnehmtn,
ao erscheint auch daa adverbium immer hdmfigar «n eätteti,
die dea verbuma entbehren: es würde diee eine kleine
bibliothek der schriftsteiler über sich selbst, und damit
gewisz ein vortrcflicher bcitrag zur gesohiobte der mensch
heit. Herder (kleine eehriften) 18, 876: öhnlieh M, 819:
17, 93: 16, 584; mögen unsre Wirkungen auf der erde so
wichtig, weniptens gewisz so bestimmt . . . sein, \ideen t)
18, 68: bei vielen aber gewiss nicht allen, {gott) i«, 48*;
18, 286; (und gewisz) 16. 3i>. 489; viel weniger alles ond das
künstlichste gewiss nicht zuerst lO, 148;
ein trefnicber wirth, ein moster bürgern und baaera,
und im rathe gewisz, ich sab es Torans, nicht der leUt«.
UÖTHS {Uermaem n. Dorothea : ThaHa) 40. 881.
dazu vgl. die anlehnung an partikeln, die aatztheHe ver
Unden: die erste und gewiss weiseste. 7, 70; 16.680: und
gewisz zu seinem vortheil. 17.19; 17. 411.276; und gewisz
mehr. 18, 878. noch häufiger aber achiebt rieh die partikel in
.tatttheile ein, denen überhaupt ein tindeaüttel fehlt, und
in mehr aie einem falle wird ea wakraAeinlith , daet die
partikel aelbat aie aolchea nun evipf^nden wird : dieeer ver-
btand, gewisz keine schlechte (.abe. Hbrdbr 18.887; ähnlieh
16.91.868; die indischen, gewiss originalgemfclde. 18.78;
die ganze gewisz sonderbare erfahmng. Hbrdbr is. 188;
ähnlich 16, ISO; 15, 266. 480; 17, 370; diese apotbeose . . . ge
wisz nach einem älteren kunslwerke gemacht, ist groea.
18, 446; ähnlich 15, 348; solche fragen kann man sich selbst
...vorlegen, gewisz zur reinigung und bildong. ic. 163;
ältnlich 16. 669: 17, 868; und so wäre einmal (gewiss noch
nicht so bald) eine philosophie . . . mSgüeb. 16, 188; mioli
dUnkt ihnen gewisz nicht minder. U,Mt; äkiUieh is, 898:
18, 886. 378.
e) die »aitHldandt pmrtikel dea mumm atOa Uaat aieh
mit den wenigen Mtgan der althtchdmtaeham pariodt (sp.aM)
hoehdeutaehe und /rOknaukaakiaulaaka purmtltitm fiklan.
immerhin braucken die wamdmmgam OrrHitM und daa ainaige
/tei.vpiel a%te der übergangaaeii aum liWsftseHdtiiflieAsw midkt
gant aua lateiniaekem vorbOd erklärt au werden, muek aind
gebrautk aidi gokelt: a^f der «mm» aaHe die iekHtfhgende
eine tanahigttndt pmuae vam filgandan aaiaa eo geHiet
M-ird, daaa aie deaaan mvi titattmng wiAt keeit\/buat: je auf-
geklärter er ist. gewiss deeto weniger ist er schädhch.
Herder {br. a. brf. d. kutn. 18) 17, 81: hätte man di«k«iu-
6211 GEWISS II, 3, c (f^GAviss, es ist so)
unterschied gefaszt; gewiss man hätte nicht so viel . . .
geredet, (gott) 16, 457, auf der anderen seife die partikel, die
von elliptischen antwortsätzen abbröckelt -. er wird mirs ge-
wisz nicht übel nehmen, 'übel nehmen? o gewisz nicht . .'
Wie LAND (Banisehmend 43) 8, 361; 'warum sollte man sie
nicht harmonie nennen dürfen?' praestabilirte harmonie
gewiss nicht. Herder (gott) 16, 462. im zweiten falle häufiger
ata im ersten, ist die partikel durch bedeutungsverwandte
formen gehoben, vgl.: gewisz und wahrhaftig, seit die alte
kammerjungfer weg ist, hat sie mich zur aufpasserinn
bestellt. Gotter {der schöne geistl.l) 3, 130; und gewisz!
gewisz! sie liebt ihn noch. Lessing {Sara Sampson i,2)
2^268 gegen: gewisz nicht lady, gewiz nicht. (3,6) 312;
ja gewisz, ja traun, oui eertes de faite. DuEZ (1664); will
er kommen? ja gewisz, yes surely. teutsch-engl. lex.;
'also dieser kleine see z. b., diese meine holdselige ein-
samkeit würde ein genügsamer gegenständ sein für die
kunst..?' 'ja gewisz! . .' G.Keller (gr. Heinrich 1, 2l)
1,216; ja, ja gewisz. Storm (schimmelreiter) 7,280; ja,
Hauke, gewisz. 7, 211.
o) in der ersten grujjpe ist die syntaktische function der
partikel nicht mehr erkennbar, neben dem ausgesprochenen
adverhiutn i.^t auch für elliptische Wendungen des prädicat-
Satzes räum (gewiss ist, es ist gewiss = gewiss):
glich angends wil ich hin wandlen,
gwisz, es sol mir nit feilen,
ich kan ouch d' sach gnugsam verhelen.
Tobias Stimmer comedia 443 Oeri e. 27 ;
vgl. : Pontus sprach : sicher, das pferd gib ich euch nit.
Fontus u. Sidonia (1498) d 2 a m. a.; der stecket voll betrug,
gewisz er liebet nicht. Hoffmannsaaaldau nacÄ Stein-
HACii 2,1058; und gewisz, dazumal gefiel mir das wesen
gar wohl. Weise erznarren (6) s. 41 ; ebenso (24) 122; (30) 146;
Herder 8, 178; 15, 131. 312; 17, 98; denn gewisz heute waren
alle deine wünsche bei mir. Göthe Jr. 6, 196; 19,118; ge-
■.riss, ich kenne den werth der ruhe. Herder {br. z. bef.
d. hum. 9) 17,43; eienso 8,47; 13,452; 16,576; 17,25.237;
18, 42. 164. 255; gewisz, meine freunde, wir wollen auf alles
merken, (br. z. bef. d.hum. n) i7,6i; e&e»iso 15, 236 ; gewiss,
Albert ist der beste mensch unter dem himmel. ich habe
gestern eine wunderbare scene mit ihm gehabt. Göthe
{Werther) 16, 64;
bring' ich mein leben davon, gewisz dich soll es gereuen !
{Beineke fuchs 2) 40, 31 (anders im original);
ebenso 40, 24 ;
gewisz, ich wäre schon so ferne, ferne,
so weit die weit nur offen Hegt, gegangen,
bezwängen mich nicht übermächt'ge steme.
{an Charlotte v. Stein) jub.-ausg. 3,98;
gewiss, ihre kunst kann . . . nicht mehr geschätzt werden,
als bei uns. {an Cobell) br. 5, 12; ebenso {an Zelter) 17, 111;
.sie thun dem guten Biondello unrecht, gewisz. sie hegen
einen falschen verdacht. Schiller {geisterseher) 4,329;
es ist ihm gewisz zu viel geschehen, oder, gewisz, es ist
ihm zu viel geschehen. Adelung 2,668;
der hirte ist's vom thal —
er schwenkt den stab. gewisz, sie sind gefangen ! —
Grillparzer {Sappho 5, 1) 4», 209;
geh' fort nur auf dem steige —
gewisz, ich treffe dich.
WiLH. MÜLLER {ländl. lieder: abrede) 134
Hatfleld;
'einen spruch hätt' ich', sagte der leichenbestatter und
begann seine rocktaschen zu durchsuchen, 'einen spruch
hätt' ich, ja, den verdient sie, gewisz, den thut sie ver-
dienen.'Anzengruber {dorfgängei) 3^,33; frau von Schlitz
hatte anfangs beobachtet; dann hatte sie die jungen leute
sich selber überlassen, gewisz, wenn irgend eine, so war
iliese die frau, wie sie der doctor ihrem söhn verordnet
liatte. Storm {schweigen) 7, 76 ; ebenso {schimmelreiter) 7, 276.
ß) in den antwortsätzen bleibt die ursprüngliche function
der Partikel fast immer erkennbar, mit dem dienste, den
die Partikel im antwortsatze leistet, verbindet sie aber oft
noch eine zweite, indem sie einen weiteren satz einleitet:
{Adrast:) erst fragen sie sich selbst, ob sie ihnen in aller
ihrer lauterkeit gefallen würde ? (TÄeopAon.) gewisz. und
ihnen zu zeigen, ob ihr künftiger schüler einige fiihigkeit
dazu hat, wollen sie mich wohl einen versuch machen
lassen? Lessino (/rei^m< i, l) 2^ 52; vgl. a«cÄ Herder
16, S86. 598; aber die letzten resultate derselben sollten sie
GEWISSE
6212
nicht kennen? gewisz! alle radien streben auch hier zum
mittelpunkt. Herder {ideen 1, 2) 13, 20; ebenso 15, 516;
{Leonore:) vergeben sie graf. ich fürchte ihre morgenruhe
zu stören. {Fiesko .) gewisz gnädige frau. sie überraschen
mich seltsam. Schiller {Fiesko 3,3) 3,85;
{priester :) ich wollte wohl,
du läsest diesen brief, ob einer warnung,
die er enthält. {Hero :) gewisz, ich werde, morgen.
Grillparzer {des meeres u. d. liebe wellen 4) 75, 85 ;
ebenso {Medea 2) 5^, 155; ebenso {des meeres u. d. liebe
wellen 4) 7^, 72; vgl. {könig Ottokar 2) 6^, 60. viel häufiger
aber schJieszt die partikel die antwort und zieht dann bald
mehr, bald weniger bestandtheile derselben an sich, vgl.:
'wäre dies trost oder quaal?' . . . 'gewisz das letzte'.
Herder 9, 254; ebenso 18, 27; 'ein spiel, das nicht jedem
glücken wird', 'ihnen gewisz'. {zerstreute blätter i) 15,197;
'müsste aber . . . jede voraussieht in die Zukunft . . . ver-
bannenswürdig sein?' gewisz nicht. (6) 16, 372; ganz ge-
wisz nicht, Fritze, meinte der vetter ehrlichst. W. Raabe
altenester2, cap.8; gewisz? est il possible. Sch\van 1,747^;
kwiis! Meisinger wb. d. Sappenauermda. Sl. jemehr wir
diese formel jetzt im gesellschaftlichen verkehr verioenden,
um so störender empfinden wir sie im dialog des erhabenen
dramas. sie ist wol dem hofton entsprechend in Schillers
den Karlos :
K. : kennst du die fürstin so genau ?
M. : gewiss nicht.
kaum dasz ich zweimal sie gesehn. (2,15) 5*, 268;
und der monarch darf hoffen?
ich darf es ihm verkündigen, gewisz? (2,13) 52,261.
aber für die spräche der frühzeit erscheinen uns die
formein doch zu modern:
{Jason:) was suchst du in der finstemis? — ei ja!
riefst alte freund' aus Kolchis? {Medea:) nein! (Jason:) ge-
wisz nicht?
(Medea:) ich sagte: nein! Grillparzer {Medea 1) 55, 135;
(Lapak :) zwar wird sie wissen wohl — (Domaslav :) in ihrer
Weisheit ftille —
(Lapak:) warum sie also thut. (Domaslav:) gewisz!
Grillparzer (LibuMa 2) 85, 141 ;
dagegen vgl.: 'das heisst, aus fremden schaden klug
werden..' 'gewisz'. Herder {zerstreute blatten) 16,182;
ebenso 17,130; 'also doch jedenfalls ein pfänderspiel', fragte
pastor Zabel, dem etwas bange werden mochte, 'gewisz',
antwortete Turgany. Th. Fontane {vordem stürm eap. 14)
1,1 s. 124; 'sobald ich drüben bin, schick' ich meine
adresse; dann muszt du mir fleissig schreiben.' 'gewisz'
sagte Asmus. 0. Ernst Semper der jüngling a. 108.
GEWISSE, /. , Substantivbildung zu dem eben be
.sprochenen adjectiv gewiss, dessen bedeutungsfärbungen sie
mehrfach übernimmt, während sie andererseits auch dem.
einfiusz anderer Substantivbildungen vom stamme wissen
{vgl. gewissen IV) unterliegt, vgl. Graff 1, Uli ; mhd. wb.
3,796''; Lexer 1, 994.
l) für die mannigfaltigkeit der bedeutungsrichtungen
zeugen schon zahlreiche feste Verbindungen , unter denen
präpositionalverbindungen voranstehen.
a) eine lieblingswendung Otfrids, die er fa.9t so häufig
wie das adverbium verwendet, ist: in giwissi, mit an
knüpfung an die passive bedeutung des adjectivs:
thag saH^ si in giwissi, thiu kindes umbera si,
fon reue 13 io ni irougta, mit brustin ouh ni sougta !
Otfrid 4, 26, 37 (Luc. 23, 38 beatae steriles et
ventres, qui non geniierunt);
ebenso 2, X2,^; 3,14,112; 3,19,6; 3,24,27; 4,7,49; 4,18,30;
5,6,11; 5,8,18; 5,12,22; dazu vgl.:
'meistar, zellen wir thir war,
wir woltun wizan in giwis, war thu emmizigen biruwis.'
2, 7, 18.
spätere belege für die gleiche formel knüpfen an die active
bedeutung des partidps an : und ich bi Pol in guter ge-
wisse bin, weisz dag für war, quae mihi sum consda,
hoc certo scio. Terenz {Eunuch 1, 2) comödien {Strasz
bürg 1499) 42*; ist frölich und ewig in der gewisse. Diepolt
serm. v. d. mesz 4; das folgende dagegen ist wol zu gewise,
gewis {mhd. wb. 3, 756*) zu stellen: haben wir . . . dem
bischolf unser triuwe in sin hant gegebn in eides gewis.
Urkunde v. 1293, s. monum. Wittelsbac. 2, 3.
b) einzelne Wendungen, die zumeist der rechtssprache ent-
stammen, weisen auf die bedeutungsgemeinschaft von gewiss
mit sicher und lassen für den verbalbegriff eine feststellung
6213
GEWISSEL— GEWISSEN I
GEWISSEN U («c»rc)
6314
det f/enuM kaum mehr zu, vgl. tp. 6140 dit Uaung ti WAr«n
ir z« wisHe. RolumUlied 194, S5 W. Orvmm (^c^mi ir g»*
Mriaie); vgl. auch:
wan •! . . . dax m cewliM wolUa bAa.
KONR. V. WCRXituiU} (r^. b^<0 4aM4
mit die gewisse haun im heutigen mAimüMmA. «. H. KmcHKn
«cAiffdd. tei. 8, 63» : vgl. auch »j/. 61M dm Mif «u» Ku>r-
STOCK, der dem mhntantiv nicht tug^türt.
•) fif diso saobin Torf«nant
(ab er den brfldrin xa hant
•Inin brtf, dO «acb man an
vll fans stn inMaifil bAn
durch Bttt« unJ mwrisM
der din(« fezOfnua«. N. v. JaRoacNtN tM7;
l>Uoher, Ton welcher glaubwürdigkeit und gewlaae . . .
ein zweifei ist. Bmkn/ eone. v. Trient ai, «. Fischer a. a. o.;
indess kam Kcitigiiiig, auch das gesohrai und gewisse hie-
her, wie die pfulzgrafen schloez und statt Ellwangen . . .
wider eingenommen. Tiiom.Zwkii'ki. Rotenburg im Ammth»
krieg 406 Baumunn.
ß) die letttbelrgte venretidting kann mit gewissiu msprn
{vgl. ofien nj). OUh) in eueammenhang gebracht werden, die
er$t» atimmt mehr mit vervmuiungen de» fem. gewi;;^;cne
(«. «p. A980) iibeiein, dtuu vgl. üuch: let man dar, kunt mit
der gewisse, da; flech sohedleioh were, und hilde er is
ubir das, wa; daj schaden tete, dag schol er mit rechte
verantwurten. Altprager reehttbuch (14. jahrh.) g lao bei
Söetler 186. dae gleiche gilt für daa fügende, wenn die
verkürat« form gewiss hieher tu tiehen i»t: bekennen
das der wingarte der Peter Kochils seligen gewest ist
Oswalde Kocbil sinen bruder zou einen rechten erbe ge-
legen ist unnd er sin gewiss darauff gegebin had. Frti-
bürgen- »iadtbuch {Thüririg. 1489), a. Hai.taus 716.
>) in diesen festen Verbindungen schon hatte sieh eine
mannigfaltiykeit der bedeutungen am Substantiv geaeigt.
ebenso war es deutlieh geworden, dasn es nicht mehr möglich
war, in jedem falle an eine bestimmte actionsart. wie beim
adjectiv, antuknüpfen, die gleiche mannigfaltigkeit bietet
axuh die freie Verwendung des Substantivs, vgl. die folgenden
drei, in sich so verschiedenen belege:
sie w&ren zwtvclhaft davor,
«ie Tuoren durch der gwisse tor {handeehr. gewissC),
nie wurden discr wunder frC.
F.HBRNANo V. PLrfurt Hcinr. u. Kuntgunde 4306
Bechetein;
das erst zeichen oder das erst stuck, des sich ein mensch
in warheit freuen mag, das selbig ist gewiszi des ablas
der sUnden. spricht der leerer das diszer mensch hat
wäre freUd, der in im hatt, dVirch innerlichs einsprechen,
ein Sicherheit, oder gesichert ist, Vergebung aller seiner
sUnden. . . . diszi gewüssi, der Vergebung aller sündenn, hatt
gehabenn, Sancta Maria Magdalena. Geiler v. Keiseks-
BERG Seelenparadies (98. cop.) (1510)120'; zAm dritten ge-
denck das da ist ein andre gewisse, oder wüssen nach
menschlicher mütmasz, unnd das wfissen ist gnflg und
not in diser sach. und stat darin» das ein mönsch seine
eijino conscientz überhör . . . siben tractat: helliach low ti*.
dtuu vgl.: ghcwisse, ghewete, eonscientia. Kilian 147*.
s. auch gewissen IV.
GEWISSEL: vgl. gewisse!, betschwestem. Beinwald
Henneberg, idiot. 8, 156, bei Spikss nicht mehr wiederholt,
dem sinne nach läge anknilpfung an die secte der gewissener
(s. d.) nicht fem, zu der auch die sp. 6916 belegte nebei^orm
gewijel stimmte, wisset für weiset, das eben in dieser
gegend heimisch ist {vgl. Hektel Salzunger wb. 61), giebt
keinen anhaltspttnkt. eher noch die folgende aus mehret rn
mtmdarten belegte bildung: vgl. wis.splfarb und gelb (Hans
Sachs) Sciimei.i.f.r s', 108»; vgl. wenn wurd emol 's ge
wyssels vun de grosse sUle un böje in der thumeskirch
abgekrazt? {Sirassburger Wochenblatt v. 1844) Martin «.
LiENiiAKT 869*. bei der ttceiten erklärung würde die färbe
der kleidung — ursprünglich vielleicht eines frauenordens —
den attsschlag gegeben Jtaben.
GEWISSEN I, schwaches verb.. ableitung tM gewiss
(». ap.ßnoff.), tuerst bei Notker belegt, der gewissöu
(*. Graff 1,1118) ßir probare. determinare, definire nn-
führt und mit der passivcon.vtntction (wirdit ge wisset) das
lat. constat wiederyiebt. in der mittelhochdeutschen diehtung
icird d<u verbum hiiufiger verxcendet und macht sich im
IV.
formtlk^fUm ttü 4mrr»ehtsspraek» geltend, vgl auekScHBHZ-
Obcruii 1. Mf.
1) ^ ältmlm mnimdmm§tu mtgm mir tiiUitka» olject:
a) dUse» iwt nmä^tt in pamrimr /UfiMif hd$ftt aJ diur.
menniskin irrfttio raogin, taj wirdit liinnAa gviMot.
Nui KKM d. sgUofism. (1, 667* Hrntttmer); «.«.«. GHArr
a.a.O.; dl« red« 4i« wart fewiaaet 4A.
Oormuo THtim WtU; VuMtk ipm tat
fSWiMSt WM)Mi7.
b) »tHwt fB§mm§m int$m m§t qNMar fw ta§$t
wir mIb d« b« so gewiaes« ^ tSsfkMaji^MM)
■■4 euln *i« M Toraelsa
dag wir Ir Dtc-bi rertMiü
aofeo. ao wif twepdaii.
Hrinii. V. Hbmjui syalaJifwf ffl06« Hefa*.
•wer (Utti nad) itakett behaltMi wil,
der MMK Sto MMMM ■MBMS **f_
4ag mwm f'M Hfcfttw H»
er MMtjrfl hmt
dtrra te«sL dw iwisii
dA veo er olete ackiidea
KoKSAO V. mJMJM 'dttjia^lmg 1061 Mmuft,
bewalsent er oder «ie, du sie das erbe. staM, hMM Mit
rechte verkauffet hal>en. daa sollen sie gawiw. AU-
frmatr sttitutMrrmht (f*.Mihrh,) § ii9 M JWwIt».
t) sm ptraMitilm» «l^tet neben dsm $ätUitkmi mrmädkgt
später dsr poetutkm aprmekt und iat mtdtrmrmU» im im
rerhtaaprudk* Mi hmcttdtn JUftm§m §$bmmiem.
u) mit aeeumHv am ftnMitkm ttjmtat
'sntriwnB wwaefc dki iflBitfk
'mfthta leb dar rede Mwia ah. . . .
'flrowe' sDraeb aber trialaa.
'ich ge wteee iocb ecbiei« «ir aa*.
Oormuo 3VMM t6n6:
biete dtn ienian vermiat,
der wKr der vart wol gewist (tar. «oebt die «art
wol r *
b6 vil was bluoUe ,
fif den wec ron dar
unz dA man dich veUM,
dA was dar wec aller rot
Ottokar Marr.
haben gawiiQ,
ebenso (des himels ist gewisset) Lamprbcht v. Rrobnb
BUHO tochterv. SyonVitn; (der genist. der im himel ist
gewist) Nie. T. JeROSCÜIN 95I71.
b) die fügung mit dativ des persönlichen stjeeta fAirt
der rechts.<epradie an, auf die auch einmlns fmtimk» kt^gs
zurüekweiseti .-
•i relobeta und« gawiaeate In
mit ir triawen und« ait gote
xe lebene nAcb ir geböte.
OormuBo XWMm IttO ;
niht anders ger icb, wan dag ir
rewiasent bt dem eide mir («or. gewiggaat; bawieaat),
da; tr mich iemer babent aar 6 . . .
KoNR. V. WOrzbcbo Ir^. krieg 907« KeOer;
mag er aber niht bürgen gehaben oder wil rillihte dorfa
sinen ubeln willen niht verbürgen, als in danne der vogt
aht tage gehaltet, so sol er in dem selpscholn antworten,
unde sol in der gehalten, unze daj er im gewisset, daj
er unde die nahgehure vor im ursorge atn. ttadtimek «.
Augsburg (83. l) 94 Meyer.- ähnlich (16I 46; war d«a aadaiB
anspricht umb aigen und umb leben, daa «r bd BOts
ond bei gewer gesessen ist, als des Unde« recht ist, so
sol der anklager dem antwurtter vor gewissen, ond gut
machen, ee er in anlwort, ob er im mit dem rechten
enpräst urk. v. 1446 {Fürstenfelde), s. wtonutn. Boie* 9, 17;
und hat es einer getan der wider haos noch hof. erb oder
gut hat, der sol gewissen dem richter ond dem deger daa
er rechter teiding pflegen wolle, hat er nit borgen, stadt-
racAi V. Leutenberg (i&.jmkrh.) § i&8 M Micublskn redUt-
denkm. atts Tltüringen 446. m. «. vgL mttek FisCBBR t
wh. 8, 684.
e) tur Unterdrückung des sädUiehen objeets, dit wmtlk i
persönlichem dativ nicht ausgmeUmmn isi, vfL: Tomas
träger gloobe der hAt ans mt gawissit und fedobetC,
dan Marien Magdal^nen sneller gloobe. Hsrm.t. Pritzlam
s. myst. 1. 94.
GEWISSEN II. tmh. mit miMilim fmmtn m wissen.
«eire («. d.). die erst mittslhtthdttitmk rtdU ttbrdttdOidk
werden («. gewijgen mitttütmkd. w». t,?«!»: Lbxbr 1.986).
«MM «« «aatfer iibm im di» mtmktdkdtuhtAt pmi»dt reichen.
1) aus der iUerem tprmdU {». Grapp 1. 1666) sind nur
ßir Otfrid Mift heiftbrutht. der mit dem prl^ den
390
6215
GEWISSEN II (scire)
GEWISSEN III (1, sdtus)
6216
absoluten, auf bedeutungsicandel beruhenden, gebrauch gegen
das einfache verhum abhebt:
thie zi thiu giwijsent, zi herost ouh nu sigjent,
iz ouh nu wola weijent joh biscofa heisent.
2, 10, 13 (doctorum est cognoscere dtstantmm
legis et evangdii. Bkda) ;
dazu vgl. die Variante giwigen neben irwiggen 3,22,12;
ni mugun wir, thoh wir wollen, thoh wir es ouh beginnen,
zi then Kristes goumon siggen, wir selben ni giwiggen.
3, 7, 70.
2) die mittelhochdeutschen beispiele zeigen durchtceg rela-
tiven gebrauch; fast immer ist das präfix an den von
hilfsverben abhängigen inßnitiv gebunden; andere Wen-
dungen bilden die ausnähme, für beide richtungen bietet
die spätere spräche bis in das i&.jahrh. belege-.
a) em wil des niht gewijgen (var. wiggen),
daz ime Ut an den ougen.
GOTTFRID Tristan 17782 Marold;
dag si iemer suln gewiggen,
wag under in vergeggen sl. 18296;
ebenso G. Hagen Kölner chron. 3066. s. dtsch. städtechron.
12, 110; vgl. auch (mich . . . gewiggen . . . lie) Konr. v. Würz-
burg Alexius 1198;
so enkan ich nicht gewiggen, wie ich mit in sol leben.
Wolfdietrich (B 313, 4) dtsch. heldenbuch 3, 214
{var.: so waiss ich nit);
ebemo Suchenwirt 24,47; 29,24; A. Kurzmann Amicus
u. Amelius 945 Schönbach ; Christus und die minnende seele
1758 (germ. abhandl. 29, 347); desgl. Hätzlerin 2, 68, 89;
noch ist das aller gröste das ein mensch nicht gewissen
kan, wenn, wo oder wie wir über es pflupfling vallen.
ackermann aus Böhmen 52, 11 Knieschek; kunne wii nicht
gewetten, wu sek unser ein ane den andern darane ent-
schuldigen möge. Hildesheimer Urkunde v. 1440, s. urk.
V. H. 4, 360; vgl. auch die späteren belege bei Sghiller-
LÖBBEN 2,104*'; er thflt eben wie ein böser erloser bflb
bei den Ephesiern, der kund nit gewissen, wie er jm
thet, dasz man imm gantzen. land von jm sagte, und
Terbrennet den aller schönsten köstlichen tempel Ephesi.
dial. V. Mart. Luther u. Sim. Hes.^o, s. Hütten 4, 611 Böcking.
vgl. dazu:
ik lach up eine tid in der erde,
unde wacntede, alze de seer begherde,
wo ik best gheweten konde
unde vor dat ik den schal ghevunde.
Reinke de vos 1, 25 v. 2249 Prien
(sehr begierig, zu erfahren. Gottsched 48 Bieling; wie
ich entdeckte den schätz. Göthe 40,78); sie mohten niht
gewiszen eben. St. Pauler evangelieniverk 64* (ignorabant,
Marc. 14, 40; wussten Luther); uf dag du mugest ge-
wissen was du dar mit habes gewunnen. pred. d. Leipz.
handschr. bei Schönbach l,li; ganz ähnlich M. v. Kemnat
chron. Friedrichs I. {quellen z. bair. u. dtsch. gesch. 2) 15 ;
Joh. V. Neumarkt leben des heil. Hieronymus 146 Benedict
{non intelligi.9); 167 {se nescire dicimt); Sigenot 69 Schade ;
mein sün, ich mos dir ietz verjehen,
das ich lang zeit dein vatter was,
eh dann ich mocht gewissen das.
JÖRG Wickram (irr reitend bilger cap. 5,
V. 1218) 4, 169 Bolte (ebenso Albrechts Ovid 11
cap. 1, V. 88) 8, 88 ;
dasz ir so vil erschlagen wurden, dasz niemant die zal
müg gewissen. Joh. Frank Augsb. annalen (U56) s. dtsch.
städtechron. 25, Bil; wi mocht Seraphin dag gewiggen? er
en weig eg weder an im selber noch an der sein, dag
ist dag ein, dag die sei enpheht sunder wiggen des obersten
engeis. pred. der Nürnberger Eekharthandschr. bei Jostes
s. 46 {no. 43); das ir auch hie beleibt dise nacht, das ich
mug gewissen, wag dings mir der herr anderweid ant-
wurt. 4. Mos. 22, 19 Mentel u. a. (das ich erfare. Luther);
wo von mag ich gewissen das ich es bin. i. Mos. 16, 8
tmercken Luther m. a.) ; i..Mos. 43, 7 {scire, wissen. Luther).
b) d6 si den schaden gewisten (var. erwischten : mischten)
und mit der wärheit misten
drter und zweinzec ktinege die dft tOt
wftm belegen, Terrameres not
pflac dO decheinre vire.
Wolfram v. Eschenbach Willehaim 107, 1
Lachmann;
dazu vgl. auch Lampr. v. Reoensburg tochter Syon 825
(gewisse, var.: dag wisse), wo freilich die Zugehörigkeit
tu unserer form nicht ganz sicher ist; dag er gewiste.
at. Pauler evangelienwerk 101» Schönbach (ut aciat. Luc. 19, 15,
das er wüste. Luther); weil sie wohl gewuszten, dasz mit
dem Türken und Franzosen so stehen würde. Luther
(bedenken 1537) br. 5, 54.
GEWISSEN in, participiales adj. zu weisz, wissen, mit
starker form, im gegensatz zu den schwachen bildungen
gewiss und gewuszt, mit denen unsere starke form die
active bedeutung neben der passiven gemein hat. in beiden
richtungen haben sich formelhafte Verwendungen entwickelt,
die der starken participialform eine begrenzte fortdauer
auch in einer zeit noch sichern, die für das fleocionssystem
selbst schon die schwache form (gewuszt) durchgeführt hat.
doch auch bei diesem, sj^richt die buchung ich baig, bir
bissen ... ich han gebissen (voc. venet. - tedesc. von 1424
s. Scumeller 2^, ICSö) dafür, dasz in der zwanglosen
spräche — wenigstens bair.-österr. mundart — die starke
form sich länger behauptete.
l) die active bedeutung: vgl. conscii, kiwigun. Stein-
meyer-Sievers 4,5; gewigener 4,137; kawiggun 2,828;
gnarus, gewiggener. 2, 382; ähnlich 1, 368»; ignarus, un-
gewiggener. 3, 243; vgl. auch 2, 173''; gewiszner, certus, con-
cius idem, oder mitgewiszner oder ebenwiszner oder mit
wisser, conscius. voc. fheut. (1482) m5»; ähnlich (wissen-
hafftig, gewissener) Melber vocab. praedic. F 3; desgl.
vocab. variloquus s. Diefenbach 143".
a) als prädicat in der Verbindung mit dem verbum .<mb-
stantivuTn u. a. erscheint das participium verhältnismäszig
.leiten in das eigentliche verbalsystem einbezogen ; föne dero
irhugedo minero sundon, dero ih conscius (kewiggin) pin.
Notker ps. 37,4 Hattemer 2, i32'^ (Wiener handschr. dero
ih gewigel pin. Heinzel u. Scherer s. 102);
i^ ist allen den forhtlich
die gewiggen sint der sunden ane sich.
FRAU AvA jüngstes gericht bei Diemer dtsch.
ged. 286, 18 (Görlitzer handschr. : di gwiggen
habent der sunde an sich, fundgr. 1, 199);
do waru sumeliche engile da ze himile. die des nie ge-
wiggin wrdin. dag got mennische was wrtin. von diu dag
diu gotheit ienti mit samt in was. speculum ecclesiae 78
Kelle, sonst weisen die belege, wo sie das particip mit
dem verbum subst. verbinden, die bedeutung eines vom
verbalstamm isolierten adjectivs auf:
manige zauberin lassen haben
den teufel oft ain hohes ampt . . .
vil leut seind also gewissen
das si vasten mit drein pissen
und etleich unz si di steren sehen.
Hans Vintler blumen d. tugend 8204;
wann ainer umb ain sache wol waiszt, dg er spreche,
ich bin gewissenn , item , der ist gewissen , item , wann
die alten eeleüt den jungen gesellen nicht sagen, wie es
in der ee zu geet, so seind sie gewissen, schweigen stille,
sagens niemand, und laszens die jungen gesellen selbs
erfaren. Agricola sprichw. 1 (1529), 26^. in der mhd.
dichtling ist das particip in solcher Verwendung gern an
bedeutungsvertvandte adjectiva gebunden:
er war gewiggen unde g&t,
den tumben tump, den wisen früt.
WiRNT Wigalois 1409;
ebenso 3772 ; 8266 ; 11542 ; desgl. meister Otte Eraklius 149 ;
si sprach : 'gä her, Paranls,
du bist getnwe, gewiggen, wis . . .'
Ulr. V. Tükheim forts. des Tristan
(1990) 547, 10;
ebenso (wärhaft, gewiggen) Seifried Helbling 7,1150; (ge-
wiggen unde stsete) Wirnt Wigalois 205; (bescheiden und
gewissen) Konr.v. Würzburg JLZe£tuts93; (diemüetic und
gewiggen) Ottokar österr. reimchron. 12437; (hofsch und
gewigen) s. Grimm altdeutsche ivälder 3,295;
minneclich und wol gestalt,
gar gewiggen unde schoene,
so ist min trüt, min künigfn.
Konrad v. Landeok (9, 20) bei Bartsch
Schweiz, minnes. 222.
b) von hier aus entwickeln sich einzelne attributive ve>--
bindutigen, die jedoch nur in wenig fällen zu festen formein
verwaclisen, vgl. :
Jacob unde sine sun gewiggen bidirbe unde vrum
die chomen in einer aiche.
Milstäter genesis 102, 28 Diemer;
fumve iunchfroen gute,
kiusche, gewiggen und biderbe.
Wernher Maria (fundgr. 2, 174, 14);
6217
GEWISSEN m (1. mUm)
GEWISSEN m (I.
6218
da; woU er fem« wisjcn.
■A «prach der ritcr rewiggen :
da; «ol ich ia «afeo . . .
Hbiwr. V. D. TOmuN tmm 175M:
ebetuo (degen vil gcwiasen) Lcktnffrin mo; (helds gnr
gewissen) Hp.iNn. v. Pkrihbho Tristan &H$; ttgtmi
OS «taoiit als ein gtwigsm
der wol bedenken kan
wie man dem wirt« dankaa aol,
der femachlttbe unde wol
berbierfete etnen gui.
KONR. V. FuMNisBRUNNBi« UmMett Jtt* 1477;
ebenao HeiNK. v. d. TOiujn kröne IWSM; Rbinmah orr
Ai,TK minnea.frühl. \lo,m; Konh. v. Hamlau d.jikngling
$. xeit^ehr. f. d. alt. 8, 6M; ditz bAoh iit gowij{enen loten
und wiKon tuten ^.hi vor zelcsenne, wan die kunnen 9%
verston und vorkornt e; niht. unvcratandenen luten und
unwisen luten Ut og niht at> gat, wan ai T«nt«nt aioh
niht des an dem bAoh« stet. Sehutabensp. Ukt». % IM
Ijunzberg; ob, wie Fisciikh aekwäb. to6. 8,684 annimmt.
mich eiuzehte bdetje für gowisaer böte hieker gehören, ist
durch die bedeittung doch in fivgs gestellt, eher kann mit
fehlem der nchreibung tjereehnei werden, vgl. sp. 8189. als
unpersönliche Verbindungen vgl. ■
und hOot eich aller hAnheit
unftewi^^nn int im vil leit:
mit ri*Mi/7,cner ahto
ist or in lobee trabte
da; er iht des («tuo
dA diu werlt baj babe zuo.
d^e Warnung 406 tetUehr. /. d. Ott. 1, 4M ;
J8 ist drier slabt« unrvht;
ein; daz man An sin wissen tuot,
das linder mit gewissem muot,
das dritte da; man wert niht.
Thomasin wäUeher gast latöS; eöemo 0890
(var. meierten);
c) gdöst von aolchen Verbindungen ist das partieip ver-
einzelt als Opposition belegt:
ir behaltet dise bocbzit, beidiu man unde wip
mit der selben ewe so ich iuch biute lere,
unde 80 iucb vragen iuriu chint 'was meinen disin dinch?'
ir tut si gewissen disses lambes esjen.
Müstiäer exodu» 154, 85 Diemer.
d) ergiebiger ist die substantivierttng, die, schon früh für
die umfassende bedeuiurig des partieips belegt, in einzelnen
«tilfarmen später der bedeutttngsverengemng unterliegt.
«) die Septem liberales artes:
6a% eine ist drr gewissen
untc in den pochen
der under dar engegenn
der die warbei^ unte die loge[ne]
enzwischen den peiden
mit mvoge cban pescheiden
der aritte der mit cbanste
•in sanc wol cban gerihtcn.
prietter Arnold tiebemaU bei Dtemer
ged. S47, 11;
diu edele und diu scbcene,
diu gewissen, diu unbosne,
diu sUese, diu guote.
Haktmann Iwetn 7S98 Lachmann;
indesz, je aufmerksamer ich vergleiche und erwäge, je
wahrscheinlicher wird es mir, dasz derjenige ein ge-
wissener hiesz, der wuszte, was er andern in den mnnnig-
faltigen Verhältnissen des lobens schuldig ist, was recht
imd billig ist, oder sich ziemt. Bkneckb Wigalois s. iva.
ß) der vorspreche der sal nimandes wort sprechen,
wenne der recht hat. unde sagen im sine gewissen das
her unrecht hat. her sal sin wort nicht sprechen. Kul-
misches recht 5,61 Leinan; dorumme so sal nimant orteil
vinden, is en sagen im denne sine gewissen das is recht
sei. !>, 66; ebenso 6, 24. 53; wa gewissen vor dem rechten
oder in Sprüchen sagent, da ist des gerichts recht anders
nicht, dann nin schlechter pan, si schwem oder nicht.
iceisth. V. Vilanders s. österr. weisth. 6,253 (l.VjaArA.); e/>enso
tceisth. v. Wangen ebemla 6, 204; und ob volg und frag
prücht, das er ain gezeug weer oder ain gewijjen, deg
wollen si nicht entün, ej schaff dan mein herr oder
seiner gewaltiger hanptman. weisth. v. Passeier s. östsrr.
tceisth. 6, 94: und desselben jars am freitag vor Jaeobi
hieng man den Michel Haider zu Bamberg an einen strnnk,
wann er was ein gewissner, er was der von Nürmberg
veint, wann sie musten in verderben, und am andern
lag nam man in vom galgen. Nürnberger Jahrbücher de»
ib.jaJtrh. s. dtsch. städteehron, 10, 296; Areopagus der ort da
man balBjorinhU bcU. «8»bi. das wastphlUselie ferieht.
(orMfagita» Vumiphali momML dto gawiMMi). Fabcr 77*:
er ist tewiBBCD. dias bat nan garat von danan dia in dj
gariaht fichworaB baban. niahla da von sA Tatwaldaw.
dann also bat oiao Ria lananaat. dfa fwittam«. d( iai,
die ain wisMOMbalR di»e« gariebta babrn, und B^ted doab
versobwigeD . . . wa die gewiaBand Beind zOsamenkoomMB.
Annicouk sprkkts. (a«. 57) i (iM8).ir: ty/. ameh TAmoa
adofia (IM*) 84*; die gewiaBao. dia fBBabwomen ond f»-
•trengen blutrieblar. mnopmfitm, as. Hknibcm i«ob: ge
wisNoner oder gawiBaar wiaaBT, bai den ehmabligen vehm-
gerichten, gewiBsa laala, ao daa vbb Bie geviax »OBtea.
anitrachten. dea fralaa-fariablB viaaaada, ädatorm ßd*
dxgni. FhiBCII 8,484^: «ft.WUTCNIIItimflT.Mi; «fLaMcA:
um die gerflgta peraon aa 'Abarsaflaa' f8nfl|^ dfa aid-
Hohe erkllrang von Bieben Rnweaandaa, daaa Bla UuM«
rIb Bohldliober mann 'kund und gewissen' aet (dabardia
gewinen, gewii^jrende). B. Sciihorobn deutasks vsM»
geseh.* nrj.
8) ir dsr passimn bsdsutung gekört das partieip /att
güns dar vtrhalftsriom an, die auch dit foi melktj/hm aar-
w«iidiiW|wa u^fastt; den spärlichen aMriAMÜam wm^Um
dungsn trmätkti ksinertei bedsutu»
a) die . . . dorob acurt sint kawkgaa (§m , . . per tum
suram notuutmr). Bsn&UkUnsrrtfdi. Hattimtr 1.84;
dia siat aas gawluBB wol:
JAmer ist ir beider iaI.
Lamfrbcht V. RROBmwoBo#y««ci«e««a7;
vgL at*ck Hari MANN Iwein 5488 «. M88;
hiat si hin dorcb fMiggen,
•o wer« ir wol gewigg«»
dai; da wa« ein augar kam.
Melker handsdtr. (ßt, i$i LsUmaana s. 47*
ebenso jüngere Jutktk s. Diemer gtd. 188, 8; fcnaaidliaii
lasso; anegengt 17.88 IfaAn. 18.88: Nibdm»im IMi, 1
e6tfn«oiS67,4; Ottokar 18861 ; ^aate foBtaaertia» 188 EaUar;
'nu sag ans. von Bama vil edel rHtar goat,
wie dir sl gewiss«!) aoib dar kaalginaa OMMt*
Jtibelmmgem 1W7, 4;
und vraget er einen ainen man, wag im dar umb ge-
wissen si, and seit er bi sinen bulden. da; im niht dar
amb gewissen si. so sol man in furbas niht vragaa.
Sehicabensp. lehnr. § 115 lM.«:berg; wie Terra aber dar
purehfrid get und wa er wende, das ist dam laada WBd
den leutcn wol gewissen, was vreiniuaa aoah dag dorf . .,
hab. das ist aach wol gewisaen. urk. v. 1888 (qNUa« «apa«)
s. österr. weisth. 8, S«5: ebenso Münekemsr kamiukr. am
li.jahrk. bei Scumeller 2*. 1086;
ao duncbt mich aocb, saa tulwaa iat,
dia fVawan sind nicht aaa Uat
Hrinr. WH1BNWU.RR rii^ tf, 88
Btektktn «L»;
und wer der were der dRwider rate oder täte batanHek
oder offenlich dag gewij^ent were. Attgsktirgtr »taiut (1888)
s. dtsch. städteehron. 4, 168; wag Rber mit des mRnsIek gaet
geschuft sei. ob die manslek chunt und gewii^y.en iitt. and
er ir nicht gelangen mRg. Heimburgtr kaniffeatt (is. Jahrh )
^a bei Senkenberg visionm iiwnmt (I788) 87«: and sind
auch gezeuch diser sache die erfoem leat die bernRoh
geschrihen sint . . . und Rnder framer leat ganaeeb, den
di sach chund und gewir,y,en ist. urk. v. 1380 s. femt. rtr.
Austr. 11,21 ff. 150; das dem rIbo sei, ao dingte er sieb
des RH den erbercn HRnnscn GrRser . ., der von ratswegen
darzo gegeben worden were, das er der eltsten mRnne
vier doramb verhören sott; die denelb GrRser verhört
het, den kunt und gewissen dorumb wer. R. Tixher
Intumeisterbuch v. Nürnberg »9; die sagten Rlle fQnheben
ainhelliklichen, da; in daj also wrts chont und gewiaaaa
w^r, da; das mit Riten rechten and gewanhRiten bar
komen w6r. weisth. r. TViVr (Uli) s. Mrrr. mvi.WA. 2. 88i;
und were eg aber dannoch so kuntlieh und so gewisaea
und so offembar, dag er schuldic wer Rn dem totschlafa.
Nürnberger poHseiordn, 88 Baader.
b) die attribiUiren terbindungem ftaartugabta »iek a^f
einige wenige formein. die rumeist atts Notrer belegt sind:
omne qood scitur . . . rIUo ding kewi;eniu. Notker Boeth.
(8. 244' Hatteater); eventus praescitae rei . . . dag fore ge-
wi;;en ding. (8, 888^) ; ter sine fr^hte niebt neRhtAt Rfler
liumende. nabe afler gewijenero wtrheite. (8,115^; wri-
390»
6219
GEWISSEN IV, conscientia
GEWISSEN IV (überblick)
6220
täte conscientüte) ; impugnatio agnitate veritatis. gewigjener
warheit widerstreit. Münchener Jiandsehr. des U. jahrh.
a. Schneller 2-, 1035;
machete er ime das selbe lant
von des rSmschen kaisers hant
ze leben : eg was sin aifren niht,
als diu gew"i?;5en warhait gibt.
Run. V. "Ems Wülehalm v. Orlens 15396 Junk.
GEWISSEN IV, (fem. und) neutr., verstärkte form des
substantivierte^!, inßnitivs wissen, die sich in der nhd. Schrift-
sprache an stelle eines älteren, vom participialen adjectiv
(s. gewissen III) abgeleiteten femininuma (vgl. gawigani
Graff 1, 1097; mhd. wb. 3, 791», s. unten l) durchgesetzt hat.
in beiden formen ist die umfassende grundbedeutung des
Wissens, der kenntnis von einer sache zur entfaltung ge-
Itommen ; am neutrum ist sie freilich nicht so reich belegt
und nicht so mannigfaltig entivickelt, wie am fem., das
namentlich in der rechtssprache eigenartige tvendungen ab-
zweigte, für dieses fem. war auch der Übergang zu dem
religiösen — allgemeiner ethischen — begriffe, von dem
unser schriftsprachlicher gebrauch getragen ist, eine mög-
lichkeit der inneren entwicklung, die freilich durch den
zwang, das vorbild der lateinischen conscientia nachzu-
ahmen, überholt wurde, gleich diesem und dessen spät-
griechischem urbilde, der aweiStjais, der unser fem. in der
inneren anläge noch näher steht, hatte auch das deutsche
wort einen längeren weg der bedeutungsverengerung durchzu-
machen, um zum hetotigen ethischen begriff zu kommen,
und wenn einzelne formen dieses entxcicklungs ganges, so die
Verbindung mit objectivem genetiv, im lateinischen vor-
gebildet waren (conscientia peccatorum) , so kam^n hier
doch auch im deutschen gerade die beliebtesten Wendungen
entgegen: wann du absolvirt bist von sunden, ja wan
dich in deiner sund gewissen ein frum Christen mensch
tröstet. Luther (v. sakr. d. busze) 2, 717.
während das lateinische präfix (con) und noch mehr das
griechische (ovr) einem, sociativen moment {der theilnehmer-
Schaft an der verbalhandlung) ausdruck giebt, das erst im
späteren verlauf der bedeutungsentivicklung verblaszt, hat
das deutsche präfix — wenn ihm auch in späteren deu-
tungen das gleiche angedichtet tcird — von hause aus eine
andere function : die perfective, die am klarsten beim fem.
zu tage tritt, die Wahrnehmung vdrd in ihrem ergebnis
gefaszt. an dieser nächsten und allgemeinsten bedeutung
vollzieht sich nunmehr die Verengerung, aus dem beob-
achtungsmaterial werden einseitig menschliche handlungen
Tierausgehoben und unter diesen vdederum die handlungen
fremder subjecte ausgeschieden, mit dieser beschränkung
auf die Imndlungen des erkennenden subjects geht die blosze
Wahrnehmung in beurtheilung über, zwei merkmale sind
es also, die den ethischen begriff des fem. von der grund-
bedeutung abgrenzen, die reflexive einschränkung und das
urtheil an stelle der ivahrnehmung.
diesem neuen begriff erschlieszt sich im 16. jahrh. eine
weite bahn in den Schriften der reformatoren, deren lebens-
auf gäbe ja dem. religiösen kern des begriffes erwuchs .- das
ir mir zeugknusz gebet, das ich mein gewiszen errettet
hab am jüngsten tage und szagen konde 'ich hab ge-
handelt, wie ich sal'. predigten Luthers (1523) s. werke
12, 649. eben dem einflusz Luthers ist es aber zuzu-
schreiben, dasz das fem. nunmehr ganz vor dem neutrum
zurückweicht, dessen ältere Verwendungen keine so lücken-
lose Verbindungslinie zudiesem ziele zeigen; selbst Melanch-
thon, von dem einzelne drucke noch das fem. zeigen, geht
zum neutrum über: die freihait ist allain und aigentlich
auff den friden und die frewde des gewissens zu ziehen,
welche allain der glaub gibt, dienstparkait oder gefängk-
nüsz ist aigentlich von ainem gefangen und unrüwigen
gewissen zöverstön, das noch on vertrauwen ist, dann wa
in dem gewissen freud ist, daselbst underwürfft der gaist
frei willigklich das flaisch dem gesatz und hat lust das
flaisch zö kreutzigen. Melanchthon zur epistel an die
Römer (Augsburg 1523) 66*'.
die breitere grundlage, von der sich dieser engere begriff
losgelöst hat, bleibt aber beim gebrauche des subst. lange noch
sichtbar und vdrd später — von gelehrten ivie vom Sprich-
wort — immer toieder neu entdeckt, etymologisch ist eben das
deutsche wort — und nocJi mehr das lateinische vorbild —
leicht auf seine herkunft zu bestimmen , und andererseits
legt der engere begriff selbst in mannigfachen zusammen-
hängen es nahe, zum, contrast den weiteren allgemeineren
zu gevnnnen: ignorantia et ignorantie, Unwissenheit, das
ist, wenn man künd zu latinsch reden, inconscientia,
wenn einem von eim dinge nichts bewust ist odder hat
des kein gewissen, wie David thut inn genantem psalm:
da ihm Simei schuld gab, er hette Saul das königreich
mit gewalt abgedrungen, zeigt er an, das inn seim ge
wissen nicht sei, und nennets ignorantia, wuchs wir
müssen deudschen 'unschuld', weil wir kein besser wort
haben, aber es ist zu starck; denn das laut gar fein de-
mütiger und christlicher, das man sich für gott nicht
rhüme der Unschuld sondern des gewissens. denn es mag
iemand wol im gewissen nichts böses fulen das er den-
noch darumb nicht unschuldig ist, wie Paulus spricht
i. Cor. 2 'ich bin mir nichts bewust . . .' wie Abimelech
auch on gewissen war, da er Sara nam, und war ihm
dennoch das werck für gott unrecht, Gen. 20. also wil
hie Habacuc auch bitten für die frumen, die sampt den
gottlosen gen Babylon gefurt worden . . . die selbigen
waren unschuldig, das ist, sie hatten kein gewissen und
waren keins bösen stücks ihn bewust, aber musten gleich-
wol mit. nenne es nu Unschuld odder Unwissenheit odder
frei gewissen. Luther (derproph. Habak. ausgel.) 19, 424/.;
es war in mir manigfaltige begirde, aber die weil das
gewissen solches nit wist, empfand ichs nicht daz solch
grosse sünd in mir war'n. Melanchthon zur epistel an
die Römer 55.
diese anklänge an die grundbedeutung treten am ehesten
da zurück, wo die regtmgen des gewissens über das mensch-
liche subject hinaus unmittelbar auf göttliche eimvirkung
zurückgeführt werden, dies ist die eine richtung, in der sich
der religiöse begriff zunächst bethätigt: die blindheit der
natur ist also gros, das sie ihr schände nicht sihet, wo
gott dem gewissen die äugen nicht öffenet. Melanchthon
erste epistel an die Korinther (l527) s. 192 ; ibi kutzelt deus
conscientiam Adae et Evae . . . do hat ehr Adam sein ge-
wisszen gekutzelt. Luther (pred. über i.Mos. 1523/4) 14, 152;
die Juristen haben unterschiedliche meinungen vom ge-
wissen, die ersten sagen, ein mensch hat von gott ein
gewissen. Lehmann (l63o) 313; es ist das gewissen in dem
menschen das kleine füncklein, so in und nach dem fall
übrig geblieben, darinnen er nicht allein einiger massen,
was gut oder böse seie . . . erkennet, sondern auch wo er
vorsetzlich sündigen will, eine bestraffung, um ihn zu-
rücke zu halten . . . bei sich fühlet . . . daher ist es in
gewisser maasz eine stimme gottes in der seele . . . daher
es auch zu weilen ein irrendes und zweiffelndes gewissen
gibet, wo sich in dieses an sich selbs göttliche Hecht
irrthume oder zweiffei einmischen. Spener erste epistel
Johannis (1699) 437 (vgl. dagegen G. Kramer : ist das ge-
wissen gottes stimme? volksthüml. freidenker Schriften
no. 10); das gewissen, ist im menschen sein gott. Butschky
500 sinnen . . . reiche reden 23 ; gott würkt durchs gewissen.
Herder (an prediger) 7,270; so gut und nothwendig es
ist . . . immer mit gewiszen und vor dem äuge gottes zu
schreiben. 273. vgl. auch die in der deutung des präfixes
nicht für das deutsche geltende bemerkung : in der that
wird ja schon die spräche, als sie das gewissen ein mit-
wissen nannte, darunter ursprünglich ein göttliches mit-
wissen verstanden haben. W. Wundt ethik'^ 482.
von dieser auffassung vnrd auch das volksempfinden im.
allgemeinen beherrscht; für die beurtheilung einzelner fälle
tritt eine andere richtung, eine bedeutungsverengerung in
kraft, die Schopenhauer kennzeichnet, vgl.: religiöse
leute, jedes glaubens, verstehen unter gewissen sehr oft
nichts anderes, als die dogmen und Vorschriften ihrer
religion und die in beziehung auf diese vorgenommene
selbstprüfung. (grundlage d. moral 13) 3, 573 Grisiebach ; vgl.
dazu: gewissen heiszt in der moraltheologie das ver
mögen des menschen, eine objective Sittenvorschrift auf
das subjective handeln anzuwenden. Wetzer u. Weltf,
kirchenlex. 5, 564.
dieser Verengerung des religiösen begriffes tritt bei den
Philosophen eine erweiterung entgegen, indem die gegebenen
thatsachen nunmehr unter dem gesichtspunkt der ethik ge-
watet und erklärt werden, je weiter sie in die neuere zeit
hereinreichen, um so mehr dehnt sich auch der umfang des
6221
GEWISSEN IV (liberbKek)
GEWISSEN IV (überbUeki
6232
begriffen in den fentatellungtn aus: dM artheil Ton onMTMl
handlungen, ob sie gut oder böte «ind, wird das gewiMen
genennet. Chh. Vfui.rv ged.v.d.mentehen thunu. Uuiten%'n
11780)46; man Icönntedasgewiiien aueh Rodeflniren: etiit
<lie sich selbst richtende moralisohe urtheilslcraft. Kant
{religion innerh. der grenien d. Ucnen vernunjt 4. atüek § 4)
6,871 Hartenstein; denn gewissen ist die dem menschen
in Jedem fall eines gesetzes seine pdirht zum lossprechen
oder Tcrurthcileii vorhultende prulitiaohe Vernunft, (wuta-
phyaik der »itten a, einleit. 11^) 5,83(7; die stimme de« ge-
wissen« ist die sliiiime unserer strebenden und wert-
schätzenden natur, oder das System unserer strebungen
und Wertschätzungen, das als ganze« gehört zu werden
verlangt, und gegen die Schädigung durch die einzelne
strebung sich auflehnt. . . . statt stimme des gewissen«
hätte ich auch sagen können, stimme de« guten. Tm. Lipph
gntndtatsaeken de» seelettleben* (iwi3)617; wir hatten ... ge-
sehen, dass unter gewissen der gesammtaosdmok oder da«
resultat der totalität des «ittlichen bewa««t«eln« verstanden
wird, so weit es sich überhuiipt in dem betreffenden Indi-
viduum entfallet hat. es iitt klar, dass nicht nur in bczug
auf den Inhalt, sondorn auch in bezug auf die form, dnn
gewissen ein wesentlich verschiedenes sein muss auf den
drei stufen der Unschuld, reflectirenden moralität und
tugend. E.V. Hartuann 8' (d. sittliche betnustsein) 859;
man darf nur nicht vergessen, dass das gewissen nicht
ein einfaches, ursprüngliches etwa« i«t, sondern ein sehr
complicirtes resultat aller bei dem Zustandekommen des
ethischen bewusstseins betheiligten triebe, gefUhle, mei
nungen, vorurtheile, geschmacksbildung, vernunftentfal
tung u. 8. w. »5. vereinzelt itrird auch hier die anlehnuny
an die grundbedeidung des wortea, oder icenigntens an die
sippe gtaitcht, der es entstammt, fehl greift: unsere spräche
bezeichnet das sittliche gefUhl mit dem sehr ausdrucks-
vollen Worte gewissen, gleichsam anzuzeigen, nichts für
den menschen sei gewisser als das gesetz. F. Dei.uhück
Sokrates (1819) 20. vgl. auch {sp. 6222) die deutung Schopen-
hauers, dagegen trifft schon Chr. Woi.pI' angesichts der
formel wissen ttnd gewissen , in der noch heute die ur-
sprütigliche bedeutung des sttbstaniivs durrhklingt, den rich-
tigen Zusammenhang : wenn der mensch auch unwissende
das gute unterlasset und das böse thut , ucnilich aus
einem irri^ien gewissen, so handelt er wieder das gesetze
des natur, und also auch wieder das gesetze des ge-
wissens, und folgend» wieder das gewissen, aber un-
wissende, und daher ist es sonder zweifTel koniiiten, dasz
wir in unserer deutschen spräche zu sagen pflegen: er
handelt wieder besser wissen und gewissen, ged. v. d.
menschen thttn ... 76; andererseits icird es Lavater, der
unserem engem begriff des gewisscns einen umfassenderen
begriff entgegenstellen tcill. nicht beictiszt, dasz hierfür schon
die grundbedeutung unseres Substantivs zuständig iriire; er
gieht diesem tceiteren begriff einen namen, der ufn diese zeit
lon England at*s mit gewissen in concurrens trat: mora-
lisches gefühl {s. sp. 2177): es ist ein unterschied zwischen
gewissen und moriilischem gefühle; das gewissen urtheilt
nur über geschehenes, nur Über deine eigne handlungen
und gesinnungen. das moralische gefUhl über gleiche, auch
iiher fremde handlungen. kleinere pros. Schriften 3, 237/.,-
ryl. dagegen: gibts ein gewissen, ein moraliüchcs gefähl,
das mir, abgetrennt von allem erkennttiisz, richtigen weg
zeige? Herder {vom erkennen u. empf) 8, 199; Fichte, der
gewissen und bewusztsein identifiziert, läszt sieh auch die
etymologische i'ei-VHiudtschoft beider bildungen nicht mehr
entgehen : die formale hedingung der moralität unserer
handlangen, oder ihre vorzugsweise sogenannte moralität
besteht darin , dasz man sich schlechlin um des ge-
wissen» willen zu dem, was dasselbe fodert, entschliesze.
(las gewissen aber ist das unmittelbare bewusztsein
unserer bestimmten pflicht. Sittenlehre {\19») 05; äoMUvgl.:
ich bin im gewissen, durch mein wissen wie es sein soll,
verbunden, meine freiheit zu beschränken, natjtrreekt
(1796) ei)il. s. 14. und Heoel stellt seine be griff sbestim-
mung ganz auf die ffi/mologische grundlage: allein dieser
unterschied des allgemeinen bewusztseins und des ein-
zelnen selbsts ist es eben, der sich aufgehoben, und dessen
auflieben das gewi.-^sen ist. das unmittelbare wissen des
seiner gewissen selbsts ist gesetz und pBioht; seine ab-
sieht i«t dadoreh. da«s de ««bM «belebt ist, da« rechte;
es wird nur erfordert, d««x e« die«z wisse and dasz es
die Überzeugung davon, «ein wis«en und wollen «ei das
rechte, ««fe. du Muepreoben dieew ▼•nidMmnc hebt
an «ich selbst die form «einer beeonderheit aof; es an-
erkennt darin die nothwendiie nllffMBiiaJMit dM lelbeti:
indem e« sich gewiesen neaät, aeurt M iieli raines sieh
selbst wissen und reines abflräkl«« wollen. . . . wer also
saft, er handle «o Mis fsvtssen. der ipricht wahr, denn
sein gewissen ist das wissende und wollende salbsL
(jplUtnem.) t,4M; «ff. mmA {grunHimim ätrfkOL. d. rtekh)
8. 17«. do^iirfl» seAMMi ««, «<s et ScHoniiHAOBR «msn
älteren irrthum (». sp. Sm) tksüt», WO tr t*f^ ^'^
vorhergehende gewiesen dtu nmthträ^liekt an den «nr-
kungen des fe wissen« vtrfidtt (es Hsft in der natur der
«acbe, dass da« gewissen erst hintarhar sprieht; weslialb
es auch da« richtende gewi««en halsrt. frunäl. d. wttrmt
t, 8. 6>9) und sein« ekMffasantng durtk ttjfiMlfitdt» fHtmdt
stufst: die angebliche praktische Temnnft mit Ihrem
kategorischen imperativ ist offenbar am nächsten ver
wandt mit dem gewi««en, wiewohl von diesem erstiirh
darin weaentUob TSrsehieden, dasz der kategorische im-
perativ, als gebietend, nothwendig vor der that spricht,
das gewissen aber eigentlich erst hinterher, vor der that
kann es höchstens indirekt sprechen, nlmlich mitteUt
der reflexion, welche ihm die erinnerung früherer fälle
vorhält, wo ähnhche thaten hinterher die miszbilliguni:
des gewisscn.i erfahren haben, hierauf scheint mir sogar
die etymologie des Wortes gewissen zu beruhen, indem
nur das bereits geschehene gewiss ist. (grundl. 4. wtorat •)
3,550; vgl. auch (§89)68«.
ueit lebha/lere und vieUeiiijfsrt «inUieke i» da« «er*
Stellungen, die sieh mit unstnm «mMshÜ* «irMiMlsn. fs-
tcährt die didttung und die snähUnde UHeraittr. hitr sütd
vorallem auch die versuche, ftgm das f«i«>s»m mmmkämg/lm.
gekennzeichnet, und während di^/mtige pkilotophü, dit dtm
geicissensbegriffe die existenxbereehtigung aisprieht, in der
icortgeschichte unsere» Substantiv» nmturgtwiäsM kaum ver-
treten ist, kommt sie dort stärker in den naek»nrkum§en
zur geliung. die sie UHerariseh auȟl>t.
auf die etymologische grundlags ds» «MtetoiUMS fn^ft
die schöne litteratur kaum zurück, mb/estltsn vom d«m »im-
seitig religiösen standptmkt. der wissen «ad fewi««en u»
gegensats stellt (viel wi««en«. wenig gewissen«. Hf.inr.
Müm.er geistl. erquiekst. 809). Miid pmrotUUm hier nur
xcenig belegt:
ein iedrer soll ihm selbst statt
I.or.AU sfnmgtd. (««fat« t) JBfhier ». S8S ;
sein gewissen, das fortgehende bewnsstsein seine« lebens.
Herder {theol. br. si) 10.888; da« fewis«en setzt ja doch
ein wissen voraus. H. Laube (d. burgtkeattr) i^MJ Houhem.
auf begriffsbestimmungen an sieh gM di» oMms litte-
ratur natürlich nicht aus; sie kommt ihnen aber nahe dmstk
bilder und vergleiche; hier lästt sieh deutliek v»ifct§em,
ufie die regungen des gewissen« in neusrer »eU ismmsttjiom-
beurtheilt und unter höheren gesiehUpumkitm gei»irdi§i
tcerden. anfange einer solchen at^asoung trmren ttrnr
schon bei Li'ther su bettbaehtem: erstlich, weil euer gc
wissen sich hierinne beschwert findet, «o könnt ihr keinen
bessern rathnieister und doctor finden, denn eben solrh
euer eigen gewissen, (an Chr. Jbrger 1548) briefe 5. siS; vgl.
atich: wan recht leben hat rar ein k&m« ler«:
da« gewifisen uügt selD auf tflfent und er«.
darzti darff man nicht ««re
vi! pAecher nnd lang ontericbt
H. Sachs (Bvlemaptsgd dismstoe»»»)
Job. «. adkw. 4. W nevar. ;
bald aber sank die Vorstellung vom gewittern m*ehr und mehr
im den stuammemhamg von lohn und »trofe suriktk:
dan Mwiaaea ist ein wtgweiaar.
nenach wenn oa jm gehst so fraM dein gewif
da «irst ohn alln varseg die streif' wkena—
ANOBura Suaen» e>«ni6. «
(B. 17») U7 mtnoot:
das gewissen ist ein ges&tzgeber in unserem leben; ein
aufmerker: ankläger ; der st&rcksle zeuge; folteter; richter;
henkor: daher auf di rechnung seine« gewtssens. ein ider
wohl aufsieht zu halten hat. Butscmky AiAsm«74:
da* gewiaacn.
was niemand wissen soir soll nieoMad aadi begeben:
B iTihsn
6223 GEWISSEN IV (überblick)
das gewissen, so versehret
ist der zeug' in unsern herzen
ist di ursach viler schmerzen
ist der freie richtersmann,
ist gleich wi St. Peters hahn.
BuTSCHKY 500 sinnen . . . reiche reden 109;
dan das gewüssen ist ein nagender härz-wurm, welcher
di verbrächcher un-auf-höhrlich zwakket und plaget. Zesen
adriat. Rosemund 75 neudr.; gewissen, beschreib, man
stellet solches als ein frauenzimmer vor, das zwischen
dornen und blumen stehet, in der hand aber ein hertz
hält, über welchem geschrieben stehet: das eigene ge-
wissen; und das sie mit starren äugen ansiehet. Hamann
poetisches lexikon 472;
■ doch einen richter gibt's, der räche schafft,
gewissen heiszet, der die scharfen krallen
ms herz mir eingerissen voller kraft.
Ch AMISSO Sonette u. terzinen: ein baaZ teschuba;
aber was hilft es ihnen, wenn sie sich auch vor der
ganzen weit verbergen könnten? das gewissen ist doch
mehr, als eine ganze uns verklagende weit. Lessing (misz
Sara Sampson 1, l) 2^ 267;
des menschen schuldbuch ist sein eigenes gewissen,
darin durchstrichen wird kein blatt, noch ausgerissen.
RüCKERT (weish. d. brahm. II, 4, 234) 8, 223;
dagegen vgl. die bekannte, den getvissensbegriff wenigstens
in seinen Voraussetzungen treffende Würdigung bei Kant :
zwei dinge erfüllen das gemüt mit immer neuer und zu-
nehmender bewunderung und ehrfurcht, je öfter und an-
haltender sich das nachdenken damit beschäftigt: der
bestirnte himmel über mir, und das moralische gesetz in
mir. (kritik der prakt. Vernunft. bescJil.) 5, 161 akademie-
ausgäbe;
Buttler: kein muthiger erbleicht vor kühner tat.
Gordon: das leben wagt der muth, nicht das gewissen.
Schiller (Wollenst, tod 4, 6) 12, 338;
(vgl. schon: über alle irdische ding habe liep rein unde
lauter gewissen! ackermann aus Böhmen 53,2 Knieschek);
denn das selbständige gewissen,
ist sonne deinem sittentag.
GÖTHE gott u. weit: Vermächtnis;
wenn man sich den weltgeist ungefähr auf dieselbe weise
in die weit, wie den menschengeist in den leib versenkt
vorstellen darf, so ist die poesie für ihn, was das ge-
wissen für den menschen: das organ der inneren freiheit
in der äuszeren gebundenheit , und eben deshalb unzer-
brechliches und sich von selbst allem in's dasein hervor-
tretenden anlegendes maasz. Hebbel tageb. (l. 8. 1844)
2, 422 Werner; wer hat die Innern gegenden in uns er-
gründet, welche man gewissen nennt! gewissen ist eine
unglaublich weite und mannigfaltige landschaft. da
herrscht nicht blosz die moral, da herrschen alle mög-
lichen Systeme und formen, die uns am herzen liegen,
was wir zu wissen und zu besitzen für nötig erachtet
haben einen augenblick lang , das wird unser gewissen.
dort ruht es, was der unabhängigste menschenteil in uns
jemals angeregt, dort gestaltet es sich sogar in völliger
Verborgenheit oft jahrelang. H. Laube (einl. zu Gottsched)
2,294; in dieser beschaffenheit des menschlichen geistes,
des gewissens, besteht die grösze, die würde, die gott-
ähnlichkeit des menschen. W. E. v. Ketteler ist d. gesetz
d. 'off. getüissen? s. 9.
diesen betrachtungen, die das gewissen als thatsache an-
erhennen und in seinen udrkungen hoch bewerten, tritt in
der neuere7i litteratur nun auch die entgegengesetzte auf-
fassung zur seite: die regungen des gewissens loerden hier
nicht nur als lästig und qicälend dargestellt (sind wir
nicht auch mit dem gewissen verheirathet das wir oft
gerne los sein möchten, weil es unbequemer ist als uns
je ein mann oder eine frau werden könnte? Göthe [wähl-
vertv. 1, 9] 17, 107), sondern geradezu als schädlich und als
ein hemmnis für den vorwärtsstrebenden manschen, der
geltungsbereich des gewissens wird eingeschränkt; einzelne
gattungen, lebensalter, beruf s- und Standesklassen werderi
ihm ausdrücklich entzogen, ehe die oben besprochene rich-
tung der philosophie hier sich geltend machte, hatte schon
die Satire den boden bereitet: du fragst mich freund welches
besser ist, von einem bösen gewissen genagt zu werden
oder gantz ruhig am galgen zu hängen. G. Chr. Lichten-
berg (aphorism^n C 245) 2, 59 Leitzmann.
GEWISSEN IV (überblick)
6224
auch die schmiegsamkeit und anpassungsfähigkeit des
gewissens dient der satire gern zur Zielscheibe:
unsrer zeit gewissen
stehet auff genissen.
Logau sinnged. 3, 1, 41 (ietziges gewissen)
FAtner s. 452;
es ist itzo die mode, schnallen an den beinkleidern zu
tragen, womit man sie nach belieben weiter und enger
schnürt, wir wollen uns ein gewissen nach der neuesten
facon anmessen lassen, um es hübsch weiter aufzu-
schnallen wie wir zulegen. Schiller (räxiher, schausp. 1,1)
2, 26; vgl. auch:
(Karlos :) weh dem manne,
den weibliches erröthen muthig macht !
ich bin verzagt, wenn weiber vor mir zittern.
(primesein:) ist's möglich? — ein gewissen ohne beispiel
für einen jungen mann und königssohn !
Schiller (den Karlos, dram. ged. 2, 8)
5, 2 s. 228.
wo die satire bestimmten lebenskr eisen, bertcfsständen und
deren einzelnen gliedern das gewissen abspricht, denkt sie
meist an einen vertust: ein soldat musz krieg führen,
musz die tromel rühren, musz die bauern abschmiren,
musz das gewissen verliehren, musz die leut verführen.
Abraham a S. Clara auff, auff ihr Christen (Wiener
neudr. 1, 97); dazu vgl. die drastische erklürung dieses Vor-
gangs in: de lud verteilten sick nämlich, den herrn
notarjus sin leiw vadding hadd em as lütten jungen . . .
as löper verköpen wullt und hadd em tau desen zweck . . .
de milz ufsniden laten wullt, dat hei dornah beter lopen
süU ; äwer de herr dokter . . . hadd in 'ne slichte stund . . .
Staats de milz dat gewissen utsneden, un nu müszte
Slus'uhr mit de milz un ahn gewissen in de weit herümmer
lopen, nich as löper. ne! as notarjus. Fritz Reuter
(stromtid 2, cap. 25) 2, 378 Seelmann.
die auffassung von einem gewissen, das bei einzelnen
menschen und in bestimmten lebensformen verloren geht,
kommt auch in solchen betrachtungen zur geltung , denen
es weniger um polemik als um Würdigung des thatbestandes
zu thun ist: mögen wirs nun gewissen, Innern sinn, Ver-
nunft, den ?.oyov in uns nennen, oder wie wir wollen:
gnug, es spricht laut und deutlich, zumal in der Jugend,
ehe es durch wilde stimmen von auszen und innen,
durch das gebrause der leidenschaft und das geschwätz
einer klügelnden Unvernunft allmählig zum schweigen
gebracht oder irregemacht wird. Herder (briefe d. stud.
d. theol. betr. 3, 3l) 10,336;
kein gewissen zu haben, bezeichnet das höchste und tiefste,
denn es erlischt nur im gott, doch es verstummt auch im thier.
Hebbel (epigr. u. verwandtes 2: gnomen: das
höchste u. das tiefste) 6, 338 Werner.
im gegensatz dazu steht aber eine auffassung, die sich eng
mit der (sp. 6220) aus Luther ausgehobenen stelle be-
rührt: und nun sind auch wir ... in dem kühlen schatten
der buchen, und — wunderbar ! ein gewissen hatten wir
bis eben, aber nun ist es uns gleichfalls abhanden ge-
kommen, sie haben alle kein gewissen in den gebrüdern
Grimm, und wir stecken voll und ganz darin, in dem
märchen, in der wonne des abenteuers der kinderweit.
W. Raabe alte nester cap. 5; vgl. auch: der handelnde ist
immer gewissenlos, es hat niemand gewissen als der be-
trachtende. Göthe maximen u. reßexionen no. 421. anders
zugespitzt liegt die gleiche auffassung den meiste?} betrach-
tungen)'zu gründe, die gegen das gewissen ankämpfen,
in dieser richtung, in der schon Shakespeare seinen
Richard III. auf die bedenken seiner getreuen hatte einiovrken
lassen, spiegeln mitte und ende des 19. jahrh. die nach-
loirkungen einer negierenden philosophie (vgl. dazu P. Ree
die entstehung des gewissens. Berlin 1885) litterarisch toieder:
gewissen ist ein wort für feige nur,
zum einhält für den starken erst erdacht :
uns ist die wehr gewissen, schwert gesetz (conscience).
Schlegel Shakespeare Richard III. 5, 3 ;
(Baltiel:) welch seltnes glück bringt dich auf unsre seite?
(Ganelon:) recht, frage so, wenn mich das alte weih
gewissen schilt, ich denke dann der pein
vergangner, böser tage,
in denen nicht der ehre sonne schien,
fahl angeleuchtet nur vom gelben neid,
so ekel, wüst und öde, regenhaft.
K. Immermann (das fhal von JRonceval 3, 9)
16, 76 Hempel;
6225
GEWISSEN IV {überblük)
GEWISSEN IV (I. das fem.)
6826
(ernUviaehe :)d9r (traf von Huliboch bältt« mit dem könif,
und wir, wir sind dM Sulcbuh lcben*ni«Dn«i
und «laniil »>f>lla: {tveite wache :}»htTi»Btt>wimm —
(ertte viaehe :) v> ir armen t.unde brauchen kein fewleeen,
so wen ig alM der «pieu hier eine« braucht
and bat. ein blinde« werkieur Ul er inir.
K. V. Saar Heinrtdu Uxi (1,1) »:
Thomaa: ich mache dir nicht« zum Vorwurf, nicht ein-
mal dein pcwlssen. die« ist allerding« eine gefährliche
mitgift, nur siegeshinderlich im kämpf um'« daieln. ...
wie der hühnerhund, weil e« «einen torfahren eine
reihe von generatlonen hindurch cingcpeilscht worden i«t.
zuletzt schon geboren wird mit einem InBlinot, «einen
schwänz zu verwenden zum rebhuhntclegraphen für den
jttger — so ist unter den menschen da« gewissen all-
iiiRlig erblich geworden. Johkan ArUiur Arden (Wii) : tl;
oft spricht der geistliche im rcligionsunterricht vom ge-
wissen; wtt« waren die nachklKnge ... in den «ohanzen
der (jofangeiien ? der ein» meinte : 'ach wa« — gewi»«en •
meines haben die liunde gefressen I' der andere 'meine»
hat ein loch", wieder ein anderer: '. . . da» l«t nur etwa«
für die armen tcufell die groszkSpfe haben auch kein gc
wissen.' L. Jakukh hinltr ktrkermaxum, areh./.krim.anthr.
aa ».18; pah! das gewissen I auch so eine . . erllndung —
für fiirchlsjime. L. Got.DsriiMiKi» ettticeihung der erde ». 16.
abfr loie Shukenj>eiirat liiehard doch gerade den regungen
des geinntena unterliegt (o feig gewis.scn, wie du mirh
l)edriing8t! ... hat mein gewissen doch viel lausenti
7.ungcn. 6,3), *o auch die entsprechenden typen in der
deut/tchen litteratur. von Iil'i.ANl» 'dtm getri^nen' bi» ni
Max Kuf.'/.khs roman 'mann ohne gexnaaen'. der dureli
neine lehen.ischiekmle die freche behaupiung Uigen »traft:
'dafür haben die dummen auch das reine gewissen!' 'ach.
was heisst gewissen!" wandte GIflser ein, wie jemand,
der sich über diesen punkt Hingst klar ist. 'ja, aber . . .
ich verstehe sie gar nicht', rief der baotechniker auf-
gebracht aus. 'darüber kommen wir alle nicht hinweg.'
'doch, doch!' hielt ihm Gläser hartnackig entgegen, 'die
ausnahmemenschen kommen darüber hinweg.' *. i&.
für den geltungsbereich des scldtisses, der aus diesem
msammetihang zu ziehen ist, sprechen zxcei weitere belege,
deren einer der erfahrnng des tägliclien lebens entnommen
ist. xoährend der andere der xceltanachauung des dichters
encächat: 'haben sie ein gewissen' so habe ich gar oft
und gar verschiedene menschen zu fragen mir erlaubt,
die erste antwort war gewöhnlich ein blick — so flüchtig
prüfend, oft auch wie entrüstet, wie schon durch die
blosse frage beleidigt, dann kam erst die eigentliche ant-
wort, und sie lautete gewöhslich kurz und bündig: 'selbst-
verständlich, natürlich', 'was vrissen sie denn von ihrem
gewissen"!*, pflegte ich dann weiter zu fragen: 'das ge-
wissen beunruhigt mich , quält mich , wenn ich etwas
schlechtes gethan habe, es ist mir ein sanftes ruhekissen,
wenn ich gutes that oder einem anlasse, schlechtes zu
thun, nicht nachgegeben habe, oft macht das gewissen
sich nicht erst nach geschehener that geltend, sondern
drängt mich schon im voraus, etwas bestimmtes zu thun,
anderes zu lassen, weshalb? nun eben, weil jenes gut,»
das andere schlecht ist.' Carhino das gewissen im lichte
der geschichte {\9fil) s.T. was hat denn der mathematiker
für ein vorhältnisz zum gewissen, was doch das höchste,
das würdigste erbtheil der menschen ist, eine incom-
mensurable, bis in's feinste wirkende, sich selber spaltende
und wieder verbindende thätipkeit? und gewissen ist's
vom höchsten bis in's geringste, gewissen ist's wer
das kleinste gedieht gut und vortrefflich macht. Göthb
maacimen u. r^flexionen no. 1898 (»chri/Un d. Oöthegesellseh.
■it, s. 886).
bei allen diesen gegensätzen in der beurtheilung und deu-
tung des gewissens war uns der neue engere begriff bis auf
den leisten beleg mit »einer vollen prägnanz nahegetreten ;
abschwächtingen, veretigerungen und ilbertragttngen tcerdett
uns aber beim überblick über die Verbindungen beschäftigen,
die das neutrum in der heutigen spräche auftreist {s. 3), und
die unser an sieJi schon vieldeutiges wort, das deshalb t. b.
«on Rot HE aus der ethxk ausgewiesen tourde. nunmehr
aufs neue beeii\fltissen. die neigung zur personißzierung
wächst mit den ver^cendungen, die das subst. als subject
oiurieAe«, tcährend atuiere wieder die räumliehe aujfaasuny
begüntÜffen. du ia» »rgan tu einem OmU dm mmueUiehen
kbrpera macht: da» gewiaMD iMim. itom« «• a »»
formtln. wU «ich ein |>wiM«B bmImii. «tvM Hiebt Über«
gewlMMn briofM u,».Util0 heimOtmtekrtfi At eubetan
Hv». die in mndumgm wi§ «fai fnriiMO haben, dw !••
wi>»«a rObMii. w«ek«l «».•. twO j« täf» tritt, m^ oder
Mmtiger mrhUm*: m»äer9 iMndt»M§e» epiegdm etehmmr-
bindumgem mit eubjeeUmm §mtlim Uer mU mtärtMtwm
odieeHv. die altrUntte a. b.. die das nmtrum (». «) ••*
femininum (#. i) übernahm, ftUem tunäehet eimetimemeife^
eehaftem und tuetände». die dem neuerem bef/riff «• «Mmm
9anM*n umfang tuknmmen: eofM, weilM, fot«*. MMSf^
wissen, m ntumm eitt$frtekenden verbimdimfem dagefm
werden die regm§m im fMHiMM §m% mf «to <*V^
gMMt meneehlieher beihätigumf einftt'wmtt, lyC W öflT««
(#. 9.) vom gedieht, bei diettr mmäerung dm mmf^y
wandeU eiA auch der inhaU dm begrrA, umd mm dmem-
eibmttQgtm,mHrdi»meieheonmmtriirt,gM4i*mttt»ek-
keU m übertragungem und meiter veraUgemmmenmg mmi
"was fuc' ich nno, o Paal
(mit «r snietst) mit diwwa.^el an?
wem »et»' »d» »>«>'. ^ nwto«« amU|^
ich kann, je mehr Ich «cbaB*. je —. — ~ rTi-^--
WtiiAMD (kemteehe tra.) 1*. II»:
die furcht vor dem lächerlichen i»t da» gewissen der
französischen dichter; »ie hat Ihre llüfel beschnitten,
ihren «chwung gelähmt A. W. Sciii.f.'IKI- über drawuti.
kürtet i, 1 a.im; mein magen beschwert «ich über die an-
mäszigkeil. jede« glied hat «ein gefühl. da» es warnt vor
einem gegenständ, der ihm nachtboilig ist: die« ist ein
physisches gewissen. Hamakn (brocken) 1.147 Both; daax
ich hier stehe, ein grei« jenseits der grenz«, wo man
wirken kann, war das gefUhl. al« ich erschien — gleichsam
wie ein gutes alte« deutsche» gewissen. E. M. Arhot
s. beridite über die verhandl. d. diseh. nationalvere. I, t7*
(19. 5. 18*»); einer groszen geistigen und sittlichen be-
wegung dienen die besten kräfte unsrer generation . . .
ich glaube . . . dasz man ihre vielseitigen und scheinbar
widersprechenden Iel)en«äus»erungen am «ichersten zu-
sammenfasst, wenn man sie nach ihrem Ursprung be-
nennt als das erwachen des sozialen gewissens. Luuwiu
Fulda, voricort zur 8. ai^/f. der 'kameraden'.
l) das fem. gawijanl. gevri7,;ene (*. o.) hat eiA auch eret
gegen andere etthstantivbiläungen gleichen etummee durch-
gesetzt, von denen es eiA darin untereckeidH. dam m von
einer partieipialform dee praeteritume auegAt. ohne die
active bedeutung de» verbalbegriff» aufsugebem, im gegm
»atee f. b. gegen gewissheit, certitudo.
o) ursprünglich kommt dem fem. der ganee uw^fang der
activen bedeutung de» partieip» tu.
a) hierau» entwickelt sich einerseit» ein eoUeeOvbegryf,
der von den eryebnissen der erkenntnisthätigkeit umgmmmgem
zu dem erkenntnisvermögen »elb.9t überführt, m* tAem
einer der ältesten belege für das fem. zeigt: oad« taor
uf uf Cherubim . . . dem vollen der gewt^ene. YfimJ^erger
psalmen 17, 12 Graff (ubersteig er plenitudinem eeientiae.
folli chunste. Notker *. Hattemer t, 68); ebenso 7», 1 (folli
gewisjedo. Notker ». Ä «, «»): «, t {vgL mtiA: folli
wi^innis. 8, S&l).
1)) NoTKBR, der ßlr uneer fem. dem äUeeten bdeg bietet.
gebraucht es im engerem reUgibten einme (#. e): «mm
schwanket* in der wiedergäbe de» alU/emeineren eoUeettv-
begriffes scientia zeigt, dasz ihm ein geläufiger auedruA
fehlt, immerhin ist ihm die bildung auf ida, die er eonet
ebenfalls für conscientia heransieht (». u.), mtiA im atf-
gerneinsten sinne nicht fremd: utrum est ecientim im altie-
simo. ist sar doh ein gewi^jeda an demo bohisUn. pmlm
78, 11 Hattemer 8,854 (ob ist gewijjene. Windberger pealmtn :
ist auch erkentnis bei dem höchsten. Luther aUveer.;
ist wisheit Trebnitaer psalmen); daeu vgL «nwu. gewizida.
Stkinmktf.u-Sikvers 2.81; imtetteetue. giwizida. S.MO^:
»eientiam, giwizidi. 1. 564*.
8)) fast atisschlieetUeh auf die kennxeieknung dm er
kenntnisi-ermOgen» beeehränkt i»t da» für die ältere rpradf
am meisten verbreiiett neutrum, rgL gawi^ji *. Graff l. HCl
vgl. das ungewOhmUA laUreiA belegte giwit im Heliand:
tba; kind theh io fila fram. ao selben ^oIm «oim zam,
ia wahsmea joh fiwijse una allen io zi nogm.
Orrau» iTll»'
6227 GEWISSEN IV (i, a allgem. intellect. begriff)
(vgl. Luc. 2, 52 : proficiebat sapientia et aetate. an Weisheit.
Mtntel u. a.; ebenso Luther);
wöhs undar them werode, ward giwitties ful.
Heiland 783.
neben einfacheren vertcendicngen (wisumu manne, the giwit
habad. 1808 u. a.) ist im Heliand für den gebrauch des
neutrums eine anschauung maszgebend, die auch in Ur-
kunden und beichtformeln durchbricht, dasz die geisteskraft
ein geschenk höherer mächte sei, die gäbe gottes:
nu he sulik giwit habad,
so gröta kraft mid gode. 2883;
ähnlich 2657; 850 (sulik giwit, vgl. 841 sulik megin);
hwand thu giwit habes,
idis enstiö ful I thu skalt for allun wesan
wlbun giwthit. 260.
dazu vgl.: so fram mir got giwizei indi mahd furgibit
(savir et podir). Straszburger eide. s. denkm. 1^, 231 und
vgl. die beiden stellen der Fuldaer beichte s. 242. vgl. : rehta
fruotlieit, guot giwigja. Bamberger beichte, ebenda s. 305.
auch aus den glossen und den althochd. Übersetzern sind
zaJdreicJie belege für gewigje beizubringen, vgl. (sensum)
Sjeinmeyer-Sievers 2, 42'' ; {meutern) 2, 257 ; (ingenio) 2, 31 ;
spiritu sagaci, clenemo gewigge. altsächs. Prudentiua-
glossen 90 Wadstein; dazu vgl. .- gheist chiwizsses, spiritus
scientiae. Isidor 40,7 Hench; ebenso 3, 5; iro anen gewigges
avifi ingenii. Notker (Boethius) 3, G*'' H. ; mines un-
gewigges, insipientiae meae. {ps. 37,6) 2, 132" H. (unweis-
lieit Eggesteyn u. a.; torheit Luther); in der mittel-
hochdeutschen dichtung tritt die bildung ganz zurück:
dirre was ir iegelich
dem andern also glich
an libe und an antlitze
doch schit sie dag gewitze
ambet alder unde sin.
Herbort v. Fritzlar tioj. krieg 3180;
Kwä ein vrouwe einen gemaheln hßte, an dem si von
mäht unde von wisheit unde von guote . . . von edel, von
schoene, von gewigge, von zühten, von minne . . . David
V. Augsburg s. myst. 1,371. dazu vgl. aus der nieder-
deutschen prosa: dat dat mit sinen willen were scen unde
mit sime ghewete. Stendaler urtheilsbuch 25 Behrend.
3)) auf kosten der beiden concurrenzformen breitet sich
in der mittelhochdeutschen zeit hier unsere ableitung r'om
participium aus, deren bedeutungsumfang sich gern in
syndetischen Verbindungen abgrenzt:
a)) vgl. : ir saelde diu was manechvalt
an libe und an gewiggen. Wirnt Wigaloii 4:\2i\
gegen: zehant sach er ein ander an
der gewiggen unt gebaere
wären unwandelbaere.
meister Otte EracUus 1887 Massmann;
dar zö was ir herzen tach
gewiggen, schäm, und gute, (var.)
Wirnt Wigalois 8946;
ebenso (gewiggen unde gflte) 1229; 10466;
mit lobe ich niht verenden mac
ir schoene und ir gewiggen ;
. . . si bedorft wol schcene und jugent,
gewiggen, und ganzer tugent,
sit si nam ein der schonest man. 989;
ebenso (gewiggen und ganziu tugent) 732; 1393;
dag truwe und warheit wirt gespart
an manchem mentschen wol gelart.
der schrilft und der gewissen
die in got hie verluwen bat,
die bringt er wenig uff rechte stat.
MuSKATBiÜT 86, 35 Oroote t. 224 ;
mügen das ... nauch irr furnuftikait und gewiggn an
der egenanten stat schulde, nucz und notturft wenden
und keren als si aller best kunnen. Verleihung Karls IV.
an Augsburg (i360) s. dtsch. städtechron. 4, 158; wan so verr
als in sin aignfi gewissni und vernunfft wiset und laitt.
urk. V. 1384 s. monum. Zollerana l, 256 (no. 392) ; die ver-
nunfft des menschen, die gewiszne. Paracelsus (frag,
de nutu astral.) i, 133; darumb kan auff die zweiffel-
haffftge gewiszne das ende nit gesichert werden, also
empfahet es den namen ungewisz. (astronom. magna i, 7)
2,396, als ob sich der geist aller weiszheit und gewissen
gottes, in dem rat solicher böszwilligkeit vermische
(apiritus sapientiae et scientiae dei). Ulr. v. Hütten (die
röm. dreifaU.) 4, 217 Böcking.
GEWISSEN IV (1, a allgem. intellect. begriff) 6228
b)) von dem holze des lebenes des guten und des ubelee,
von dem holze der gewiggene vindet (erg. ir) hie geschriebene.
Müsiäter genesif 9, 24 Diemer; vgl. auch (s. u.) 10, 9 ;
bietet den gesten ere,
nach iuwer gewiz-gen lere.
Wirnt Wigalois 11547;
swer meret die gewiggen min.
dem wil ich dienen, obe ich Kan.
Dietmar v. Eist minnes. frühl. 36, 32;
nu sag mir nicht den namen sein,
(wann ich in die gewissen dein
mit vrag zu snell renne)
dag ich sein nicht derchenne.
Suchenwirt 28, 52 (der widertlieil)
Primisser s. 881" ;
du vindest da dag dir liep ist.
nu var heim zu den dinen,
la din gewiggen schinen.
var ug disem steingevelle,
sih wag dine chone welle.
Wernher Maria (fundgr. 2, 156, 16) ;
da wirt diu gimme in den mist
getreten äne gewiggen.
Heinr. V. D. TÜRLiN kröne 27 Scholl;
er ist so gar an gewissen : (Rabers passion : ungewissen)
meinen mantel hat er mir zerissen,
unnd mit seiner valsch niaisterschafft
verderbt er mir all mein kaufmannschafft.
altdeutsche passiovsspiele aus Tirol (vorspiel 1404)
Wackerneil s. 459.
/?) andererseits ist das fem. auf einzelne akte der er-
kenntnis bezogen, hier berührt es sich nur mit gewiggede.
l)) (non) secretum, giwiggida. Steinmeyer- Sievers
1, 539*"; litteraturam , puochkewigida (gl. zu ps. 70, 15;
buchstaben ältere bibel) Steinmeyer-Sievers 1,519»; diu
channusse des gotes unte diu gewiggede der warheite,
scientia veritatis. übers, v. Nortperts tract. de virtutibus,
s. diut. 1,282; einzelne zusammenhänge leiten schon hier
vom, intellectnellen begriff zum, vioralischen über : in huoris
giwiggide. Bamberger beichte s. denkm. l^, 304; die un-
reinesten mina giwiggida von allen minen sundon. ebenda
306. dazii vgl. den Sprachgebrauch Notkers : noh die
mine gestechot ne werden mit dero conscientia pecca-
torum (gewiggedo sundon). ps. 29, 13 Hattemer 2, 99» (mit
dero gewiggeli dero sundono. Wiener handschr. Heinzel u.
Scherer s. 72); genau so 45, 2 (2, 162»); 97, 7 (2, 350'»). so wird
von Notkeh selbst bona conscientia nicht mit kuotiu,
sondern mit kuotis kewiggeda übersetzt, ps. 99, 1 (2, 333»).
2)) aber beim fem. gewissene überiviegen noch Wendungen,
die den allgemeinen intellectueUen begriff sichern, gegen
solche, die zum engeren moralischen begriffe überführen:
o,)) du mäht wol beigen leitvertrip, du rehter minnen bluete,
der gewissen dir vil wol min herze jiht,
swag ich liebes ie gewan, dag kumt von diner guete.
Reinmar V. Brennenberg (4, 5) bei
V. d. Hagen 1, 336'';
got dem manne widerseit dag er leidir niht vermeit
ze nieggen des obeges der gewiggen gutes und ubeles.
Milstäter genesis 10, 9 Diemer;
wederem under in wirser si?
dag eine ist gewiggen vri:
so weig dag ander unde entar.
Mai u. Beaflor 220, 6 ;
^ 'sun herre, waj diu rede st,
der gewiggen bin ich vri:
ichn weig umbe deheinen brief.' 172,26;
ebenso 74, 7; 138, 18; 188, 10; Neidhart 77,12; Ottokar
österr. reimchron. 17541; er scol die scrift alter ewe in zuei
teilen dag er wigge rehte gewarheit. geistlichere unde
werltlichere gewiggine. physiologus s. diut. 3, 34;
solde ich von der tat,
als man ir guot gewiggen hat,
mit brieven bringen zenden,
. . . des muog eg beliben
ungeschriben von mir.
Ottokar österr. reimchron. 72454;
wand eg ist ein gr6g gewiggen,
dö dag leben het versliggen
her Hertnit von Ort,
dag d6 dem goteshüs ledic wart,
swes man in hörte jehen
von dem bischolf ze Ichen,
als Weliseneck und ander guot.
26860; vgl. auch 27661;
iedoch wil ich enbinden
die gewiggen, die ich hän
von den Tiutschen sunder wän,
und wil dag vrflich sprechen.
KoNR. v. Würzburg St. Nikolaus ». Piper
höf. ep. 3, 175;
6229 GEWISSEN IV (i.& in der rechtstprache)
GEWISSEN IV (1. b in der rechtsspracfu) 6230
■wer nu in aolber gwizxni st
dag im wonet 2ubt una Are bt,
den bite icb durch den willen niln
da; er ir. I&;;e ftn /orn «fn,
ob icb «traf die junKon kint
diu bl sil>en jftren nlnt
und noch nibt guvii-/,/,en bint.
tUchtueht 1 M. 7 Haupt (teiUehr. /. d. oft. 7, 174)
(in der ndd. übei>i. .- we hir von guder art «i . . . de . . . noch
neine wisheit bekennen, trittehr. f. d. alt. «1, eo) ; vyl. noch ;
die gerecht gewiszne zu leben. PAiiACKi.8i}8 (min«/-
artzney 2) Chirurg, nchriften i (löM), SM; ähitliek im.
4)) den rr.flen srlintt auf dem wege der bedmtungafver-
enyeruny kuttu äan folyntde hdegen;
d«n liunic darunder ruorte
diu gewis^i^en der lippe,
da/, von «InuM eiien rippe
die frouwen beide wAren körnen,
die er vor bet (enomen
und die er nO nemen wolto. Ottokar S0816.
der zweite apäteie beleg uteht »chun gant unter dem eitijltui*
de» virnMüicheii begriff»: hustu kein gewiBtne einer tod-
Blind, diu du nit gobeioht hast. Grilkk v. Kkihehhiikro
tiben tractat: dreieekecht »piegel Ff«'.
b) unge\cöhnlich hüujig int da» atibtlantiv in der recht»-
»prache angezogen, die »ich gegen die conctirren^/ormen
dagegen »prüde eixcei»t. nur mittelbar sind bildungen hier
anzugliedern, mit denen die Tatianüberaetzung da» lat. testi-
moniuni %nedergiebt: gewijnessi (171, » «n«/ o/K); gewigHcaf
(18, 4 und oft; vgl. auch Scjiillek-LObbkn). »on»t reicht
nur ein aubatantiv herein, da» sich al» nebenform zu %t-
wiesen ervieiat, entsprechend den participialformen auf end
(». ap. 6218) u«d gein mit gewif^jedc variiermd (». sp. 6238):
culpis, excessibuB et forefnclis quibuslibet, . . . corrigendis
per inquisicioneni . . . que vulgariter gewijjende dicitur.
conatitut. könig Rudolf» (1279) a. monum. germ. leg. 4, 3 a. 222.
hier steht das Substantiv, das der bedeutung nach von dem
grundhegriffe ueit entfernt ist, losgelöst vom syntaktischen
gefüge, das es in der rechtssprache sonst fast durchweg
aufweist, nämlich der prüpositionalverbindung. diese prä-
positionalverbindungen zeigen in der äuszeren form kleine
verachiedenheiten, die aber ihrerseits auf starke gegensätze der
Itedeutung weisen, je nachdem die grundbedeutung nochdurch-
schlägt oder in den isolierten Verwendungen verloren ging.
a) der ursprünglichen bedeutung am nächsten stehen
einige feste Verbindungen mit subjectivem, genetiv, bei denen
da» genus nicht in allen fällen gekennzeichnet ist, die aber
trotzdem für das femininum anzusprechen sind.
l)) 1*0 das subject mit dem. des satzes nicht identisch ist,
wird das subst. meist in zusammenhängen gebraucht, die
aus der kenntnisnahme den begriff der Zustimmung hervor-
gehen lassen : den selben schaden schol der burcgrave
tragen an sime gelte, unde schol man auch diu gfit uf
den schade geschihct besetzen unde libunge tfln , nach
des burcgraven rate, unde mit sinre gewi;^^*"- "»■*• ^- ^297
s. mou. Zollerana 2,245: so sol aber ir einer dem andern
niht arges tun , er widersoge imm danne mit gewig^en
zwaicr erbern manne. Nürnberger polixeiordn. 81 Baader;
Bwenn er den brief mit gewij^en erbrer lüt antwurt. Nürn-
berger urk. V. 1349 *. dtsch. städtechr. 3, 88; zehen schokken
grogger phenning, di mnn mit einer gewiggen meiner
erben sol anlegen. Hohenfurter urk. v. 1365 a. fönt. rer.
Ai(.v^-. II, 23, 133: eg sol auch diu Stiftung der guter von
jar ze jar, geschehen mit unser . . . gewigjen. Münrhener
Urkunde von 1307 a. mon. Boica 17, 108: ist ej mit des gunst
und gewijen, der di perge verlihen hat (ex consensu et
scitii). Iglauer stadthandfeste (i.redaet.) bei Zycha 11: ebenso
(mit ires bcrgmeistcrs gewissen) Kuttenberger zusätit;
ebenda s. 88; mit der gewercken gewissen, a. 87: und lost
aber der perkherr nit, so soll er in (den müllstain) ver-
kaufen mit gewissen der pcrkleut und soll davon nemen
sein Ion. banntaiding zu Wenigzell (l6. jahrh.) a. österr.
rceisth. 6, 105 ; der richter sol chainen verslo^^^en brief, der zu
der stat gesent wirt von den fürstcn oder söst den purgern
nicht aufprechen an ir gewigjen, er chdm in zu der hant
versloggen. Mühlha*tser stadtreeht s. dtsch. stadterhron.
15, 406; wir setzen das recht in der gemainen landschaft
gewissen, landtag «ti Straubing 1425 s. Sciimki.i.f.k 2', 1085.
2)) in den Wendungen, die für das Substantiv das gleiche
aubject fordern wie für die verbalhandlung, liegt der aus-
gangspunkt tu anderer mannigfacherer enttcicUung : und ob
IV.
di6 perkrecbt nicht ganz aigeulich in der gegenwärtigen
zedel in gecebrift begriffen w«ren, daa boI besteen b«i
den eltiflten weisen perklewten auBzeriehten nach irer
gewissen, bergreekte in der Qaetein u. Hauri» (UOO — ISfio)
». öatmrr. teeisth. t. IW; it«ni , wenn »in aidswerer tritw
liehen nach seiner gewissen sein p«st thut, so . . . Müiuter
thaler civil- u. eriminatatatuten (1417) «. Merr. toeisth. 4, MO;
vgl. auch «, stö ; und sol bei seiner gewissen ansagen wie
vil aus solhem «teenden traid bei einem gleichen werden
mag. »tifireeht v. Wieting (15. jahrk.) a. öaterr. weieth «, Sit;
den mag man dar weisenn und zuesprechen wa« jm
darumb wissenn s«i. annd werden si zue krieg mit ein-
ander, wem der mertr tail sait da sol man nach richten,
sein si aber gestorben unnlz an ainen. des gewissenn
sol man aoch hfiren. and sol darnach richlenn als recht
ist. wie weit ainem sein gewissenn in seinem aigen oder
lehen gesagenn mflg. des wellenn wir auch beschaidenn.
Jst es auf ainem aeker so sol di gewissenn nicht weitter
sagenn dann ains pfluegs lannck. Ruprecht v. Frkihixo
reehtbuch (2, 75) IM Mmwrmr. kiüur fAiren wol muck dir
folgenden belege, in d«ne» da» genue nieht tieherftttellt ist:
er sol ouch niemans wort sprechen, wan der dA reht
habe, unde seit im sin gewigen, dag er unreht hAt, er
sol sin wort niht sprechen, fkkwabenspiegel landr. % 7t
Waekemagel; und nach dem aidt sein gewissen tagen.
ateir. landrecht art. 8. Biaehoff *. 77 ; so sol die konscbaft
sagen, was si ir gewissen weist, urk. v. 14M ». mum. Boica
9, 270 (a. u. s) ; kundschaflt und gewissen, baierr. «Mwtt. 6, W.
/9) von hier au» erklärt aieh die rolle, di» dm» »uh»immtim
im beweiaverfahren apielt, und für die »ektm da» oben ge-
buchte gewig3;ende charakteri»ti»ek «rar- swer den andern
veindlichen haimsuchct, wirt er des aberredet mit siben
geziugen oder mit der gewiggen, er sol in der »ht sin.
landfrieden v. 1256. monum. WitteUbae. 1, 146; eben»o 1. 841;
und müs dem richter ze pügg geben W und dreu pfont.
eg sei denn als vil. dag er bereden mug mit seinem
aide, dag er emalen um di march nicht gewest hat da
im di gewiggen hin zaigt hat. so sol er ledich sein von
dem richter und von dem chlager. and sol er fQrbag
laggen ligen, dag im deu gewiggen heraasgesait hat. reeht-
buch de» Ruprecht v. Fheisino ».Wetienrieder beitr.l.im:
dem sol dirre widergeben swag er sin genog);en hat, als
er bereit ze den heiligen mit sinen zwain vingem, in
wise danne iener mit der gewissen, dag er sin mer ge-
noggen habe, atadtbueh v. Augaburg (75) 140 Meyer; ebenao
(dag er mit einer gewiggen geweisen mag) öaterr. leeiaik.
1,340; wer darumb ze chlagen hat, der in dem gericht
geseggcn ist, von dem selbscbolen. der die unzuht getan
hat 2 Pfenning, von ieder gewiggen 1 pfenning, dem der
für gepeutet, als vil der ist. rechtl/uch v. Brixen ». itterr.
xceisth. 5,384: so xeird es möglich, die Verbindung mii »äA
lichem genetiv, die zunächst dem objectiren genetiv gekürt,
in bestimmter» fallen vielmehr dem »ubjecfiven ztisuteeiaen:
sonnder haben die gezewgen als krannck und alt zewgen
die absterben mochten oder vom lande zihen za ewiger
gedechtnuss und bestenndiger gewissen irer Sachen er-
langt zu sagen, urk. v. 1468 (Michelfeld) ». mon. Boten
25,298; und darumb so sol der richter dem naehvolfren,
das im vollecleich furkumpt mit gewissen der Sachen,
di man für im bewert (et ideo judex id aequitur, qucd
plene apparet ex fide eortim. que eoram eo probantxtr).
Iglauer jus reg. monf. (l, 6 § 2) Zycha s. 71.
;.') beiden obigen bedetitungsgruppen ktnuU» der begriff d«r
rechtsgültigkeit in den folgenden prilpo»iii9mml»«rkimiumftn
ertcaeksen. hier berührt sich da» »%ib»t. mit fewitM («eesiri-
taa ». »p. 6S18, vgl. auch - wolten ... ein gewitsn« haben.
Züricher chron. 88 Dieratter). \^on dem e» Mcfc ntttr durch
die bildungsweiae, in vielen bellen (». »p. OU) aueh durrh
die schreibt* ng de» dental» abgrenzt :
mit swiu ich des wird emaat
n&cb der lantherren g«wi»en,
die wfl mtn leben unversUssea
ist, sA muoj e; stete stn
das lob ich ttf die triwe ate.
Ottokar üetn r.
der selbe mag ia nimmer an gesprechen. hat her is mit
der gewissen (vor. rechte'), alse bivor gesprochen ist.
Kulmi»che» recht 6. 58 Leman ». 180; noch dem sol auch
der gelaQbi((en das haus odererbe dem schuldigen anpieten
381
6231 GEWISSEN IV (i,b in der rechtssprache)
mit der gewissen, das ist vor zwen scheppfen oder ge-
nannten oder vor dem rat. Altprager statutarrecht (l4. jh)
% 119 bei Böszier s. U u. öfters; und wenn dag ist, das got
über mich peutt und dag ich nicht enpin, so schallen
mir und allen mein vodern di herren in dem egenanten
chloster unsern jartag alle jar jserleich hegen mit einer
gewissen. Hohenfurter urk. v. 1348 a. a. o. 95 ; das si dann
mit einander die reservation und stök aufschliessen,
und was dann gefallen und vorhanden ist, nichts hind-
angesetzt mit einer gewissen zu sich nemmen. urk.
V. 1432 bei Meighelbeck histor. Frisingensis 2, 2 s. 240.
S) dieser bedeutungsrichtung entsprechen eigene feste ver
bindungen mit attributiven adjectiven, die seltener auch
anderen bedeutungsfärbungen dienstbar sind.
l)) vor allem gilt dies für die formel mit rechter ge-
wiggen ; sie stimmt zu den unter ß) verzeichneten Wendungen
in: und hän im denselben newen pfantbrief über die vogtl
ze üttenburen . . . mit rechter gewiggen zuo den ziten, dö
ich eg wol getuon mocht, und als eg billichen und von
recht kräft und macht hat, ingegeben und geantwurtet.
wfk. V. 1421 bei Loersch u. Schröder l^, 208. zu den unter y)
belegten vgl. -. ist dag diu frowe dag verworht hat unde von
ir schulden dar ist chomen unde dag mit rehter gewiggen
dar wirt braht dag diu schulde ir ist, so hat si ir
morgengabe verlorn, dag ist reht. stadtbuch v. Augsburg
(84, 5) 164 Meyer; wann chain gelt veriert sich, dag man
mit einer rechten gewissen pringen mag. Wiener stadt-
rechtsbuch (art. 16) 54 Schuster; als man in darumb an-
sprichet nach der stat recht, ist es denn ein rechten
gewiggen, also, das er daran schuldig ist, so schol der
richter . . . {art. 149) 133.
2)) am vielseitigsten in dieser beziehung ist die formel
mit guter gewiggen.
d)) schon der collectivbegriff von scientia, der auch in
rechtsangelegenheiten eine rolle spielt, kommt in ihr zur
geltung: ist mit guter gewissen und Vernunft gewesen
uncz in ein end. fönt. rer. Austr. 2, 7, 59 ; beim folgenden
könnte auch an con scientia im sinne von mitwissenschaft
gedacht werden .- das wir mit wolbedachten mute , guter
gewissen und zeitigen vorrate unnser vormünde, recht
und redlich ... zu kauften geben haben, urk. v. 1465, mon.
Boic- 25, 272.
6)) m£ist weisen die belege jedoch auf eigentliche prägungen
der rechtssprache ■ die formel geht vom. begriffe der in-
quisitio aus; noch häufiger bringt sie den begriff der
rechtsgültigkeit, losgelöst vom beweisverfahren, zum aus
druck.
a)) spricht der antwurter, ich hab dag erb inne gehabt,
als davor geschriben stet und wil das bewären mit guter
gewissen als recht ist. Steierm. landr. art. 83 Bischoff s. 109 ;
vgl. auch: dag wir . . . unsern chuniclichen brief . . . ver-
sigelten mit unserem chuniclichem insigel, beweren und
bestetigen mit warer gewiggen, der her noch von worte
ze Worte also geschriben stet. urk. kaiser Ludioigs v. 1328,
a. mon. Zollerana 2, 413 {no. 631).
ß)) und suln dag vorgnant halp phunt mit guter ge-
wissen uf dag aigen schlahen uf hufe und uf hofstat.
urk. V. 1314, s. mon. Boica 23, 46; so gebn wir . . . disen
gegenwertigen brief, versigelten mit unsern . . . und der
vorgeschribn bürgen jnsigeln, die mit guter gewiggen dar
an sin gehenket ze einem gezugnisse Urkunde und Sicher-
heit aller dirre vorgeschribn dinge . . . und ze einer getzug-
nisse dar über habn wir unser jnsigel gehenket mit guter
gewiggent an disen brief. Würzburger urk. v. 1328, s. mon.
Boica 39, 357 ; und wir graf Ludwig von Oeting der elter
veriehen, dag wir, unser insigel an disen brif gehenkt
ha,ben, durch des vorgenanten Juden bet willen, und auch
mit gfiter unserer gewiggen, zä ainer geziugnösse. (i344)
monum. Zollerana 3 no. 122; wir haben jn die perg mit
ainer guten gewissen ingeantwortet. Salzburger urk. v. 1423,
a. ScHMELLER 2'\ 1036; CS sollen auch am ersten all unser
supan schwern dasz si ainsten in jar rüegen sollen wasz
den richter angehört zu püessen, das ist pluet und nott-
nuft und deup und aufprüch. dag sol man mit gueter
gewissen hinz in weisen mit zerbrochen fenstem und mit
zerbrochen turn und soll auch die selb puesz an unsern
ambtman erfodcrn. recJite des stiftszu Tragöss . . . (ib.jahrh.),
a. öaterr. weiath. 6, 309.
GEWISSEN IV (1, c bedeutungsverengerung) 6232
e) in den letzten bedeutungen vnrd auch die kürzeste formel
mit gewiggen beobachtet, die eben wegen dieser vericendung
für das fem. anzusprechen ist: si habent auch geöffnet
umb malefitz und umb frävel, dag sich erfunden mit
gewiggen, von dem Schlumpsbach oben her bis an Chastel-
beller pruchk . . . seien die laut, wer si wellen, man oder
weih, welches hern si sein, das so [sol?] in dem gerieht
beleiben, landsprach v. Schlanders (l400) s. österr. iveisth.
4,165; als nemblichen das runder vich soll auf aller-
heiligentag frei sein, schof und gais auf Marthinitag, ross
und Schwein auf weinechten und wer dergleichen vich
füudt und Inhalt, der soll es mit gewissen und nit ver-
porgner weis inhaben. ehehaft taiding v. Taxenbach, s. österr.
weisth. 1,272; ist es im höher geschetzt, dann es im stet,
so sol er das übrige mit gewissen dem richter zu behalten
geben, ist aber das pfant erger, des muess er den schaden
haben, weisthum v. Salern u. Vahr, s. österr. tveisth. 5,408;
und swaj ieglicher guoLes hat,
swie daz waere genant,
dag soIde man zehant
mit den gewiggen behalten.
Ottokar 91436 {zum plural g. gp. 6238);
ebendort ist die gleiche formel aber auch für die grund-
bedeutung von scientia mit reflexiver einschränkung belegt :
swag der man gesundet het,
dafür der bischolf gap
den himlischen leitstap,
an für unreht guot aleine:
swer das grOg oder kleine
mit gewiggen net in der gewalt {var. der gewiggen),
die wurden üg gezalt
und behert der gnaden. 9644;
dazu vgl. : wer . . . us vremdem werke gewant wircket . . .
das ist des mit rechte , des ouch der getzug ist . . . tut
her is mit gewissen . . . das der getzug sin nicht en were.
Kulmisches recht 5, 72 Lernen ; wir setzen für dag der frid
geschöndet wirt, dag niemen deheinen schedlichen man
behalte, behalt er in dar Aber, so sol er für in buggen,
und tfit er es mit gewiggen. Landfrieden v. 1300, mmium..
Wittelsbacensiu {no. 217) 2, 119.
^) ob die folgende vereinzelt belegte Verbindung in seiner
gewissen sein irgendwie auf einen rechtsbegriff' zurückführt,
ist fraglich, vielleicht beruht sie auf späterer venoechslung
von gewiggene und gewisse (s. d.): etwan so leugnet man
dem armen handwerks manne die schuld, so, kan es er
nit beweren wie recht ist, so wil dar nach der selb
schalck, er sei ledig und in seiner gewüszne. du irrest
dz er die schuld nit beweren kan. Geiler v. Keisers-
BERG narrenschiff (70, 4) 141*.
c) die geistliche litteratur {prosa und dichtung) begünstigt
andererseits die bedeutungsverengerung , die zu dem, neueren
begriffe von conscientia führt und die atif dem zusammen-
wirken der reflexiven eingrenzung und der ethisclien be-
loertung des wahrgenommenen beruht, die reflexive ein-
schränkung ohne das ethische moment ist hier {vgl. dagegen
sp. 6228 oben) nur selten belegt:
nun luog selber in diner gewissne,
wie möcnt ichs bas han beschissen.
des teuf eis netz 12938.
vgl. auch: der arzt soll stehen in des himmels, des
Wassers, des luffts, und der erden erkantnusz, und auff
solche erkantnusz sein gewiszny vertädigen, nichts gott
entziehen noch zulegen, dann allezeit gnad und barm-
hertzigkeit erwarten. Paracelsus {paragranum i) \,2^\
wo das Substantiv sodann den Übergang vom intellectuellen
zum ethischen begriff vollzogen hat, ist dieser nur ganz
seifen durch eigenes atisdrucksmittel gekennzeichnet:
intelligentia verstanden heit,
diu dines herzen gewiggen treit,
mit der solt du dich versten
dag du mit nihte umhegen
soft dan mit im {yott).
Lamprecht v. Rkgensburg tochter Syon 807
Weinhold.
meist vielmehr musz dieser aus dem Zusammenhang durch-
gefühlt werden: dehein versunnen herze, swenne eg im
gedenke wie eg ein höhvart vollebräht habe, und eg dar
nach in sin lüter gewiggene siht, eg scheme sich der höh-
vart. Bertholu V. Regensburg l, 104; hetti min herze
aller herzen minne, min gewissem aller engel klarheit
und min sei aller seien Schönheit. Seuse {büchl. d. ewig,
weish. cap. 23) 294 Bihlmeyer ; ieder mensch sech sich selb
6233 GEWISSEN IV (i.o religUf$er begriff)
GEWISSEN IV (1. e nUgUher htgriff) 6234
an nnd nim Min aigne gsviuen fttr fleh und erführe
di«, so flndt er, wie mannigfiüUklioh «r wid«r goU fe-
sUndct hat. Kuiik. Zink Augaburgtr ekron.. a. dttek.tükite
ehron. 5, ih4; utid ward einer MMb btüban Ixfnift, waa
nein moinimg dtirinii wer«, er f«U naoh mto*r gewime
ein urtnil, wolchn in gut b««dunekL. Jöno Wicrram (roU-
uagnthürhlrin m») 3, 1I0 BoUf.
o) in drr üUerrn xtit nnd attfJi fiW diaan angeran ba
ffrijf conmrremhildungm hrUgt: alliu Iro guollinhi dero
H«>ll)iiii riiuningo tolitor ist in wert in iro ooriarienli»
{kewi7,y,ti). NoTKKii }Mt. 44, U iUattemarn.xeo''); intrate in
conspontu etuH in exultattone. li&nt in iftwera oonirien
tiam (gowi7,y,<?(la) mit frouui. p«. w, t (t. SM*) ; quonlam
itidirafl populos in aoquitale. wanda nÄh rehte unde nah
iro (ionsoientia (gewi](;(eda) irteilea dQ aber diA liüte.
pa. 66, 6 (s, 2»4*) :
«o crimmat ■ich leware
der arme aanUre
domo lin nwlsged« dag taget
dnx golw bolde dI«m babel.
rKAU AvA iäHMtof gariM bat Dimtar dtaek.
gad. UM. 6 (OMttMr AoadwAr. .• rta gewiggra.
fundgr. t,1M);
vgl. auch: und in ans ein stilleswigen wirt aller meine
und unser gnwiy.jrcde ans niht mAr strftfet. wuisUr I^khaht
a. mi/st. 9, i»t ; in der kmnMeiehnuHg äiaaaa bagriffaa von oon-
scicntia variin-t gcwir^:;cde mit gewijjende («. ap. nt9), daa
atineraeits mit gcwijgen in der handathri/Uiehen übariie/e-
rung alnctchMlt. vgl. -. den ir gewi;ende daj saget. Ortatentia
48, 83 Sdtade; vgl. gewii^ende gegen gewi:r;;cde. Bbrth.
V. Rkoensiiuko i,i4» lyaißer; gewijede prau Ava Diemtir
dtach. ged. S77, 2 gegen gewig;ende. fundgr. 1, l»l;
•in ander rflger rAget dan :
din gewiasea, die aa Ican.
wer sin gewiaxend« hat behAt,
der weis *ol wann er ab«l tftt:
gewissen leret gfite ding.
Hkinr. V. NsuHTAOT iTOttst autw^/t VJWf.
atngar;
vgl. attek die Varianten gewig^ene und gewijsende. Brrtii.
V. Reobnsuuro 1. 104. 886; gewissen vor. gewisscnt. man.
Boica 39, S&7 ; vgl. : sie waren auob also later in irre ge-
wiszende unde also reine in iren gedenoken, und also
gdt in iron willen unde also dar in irire sele, daj sieb
keine unroinekeit der sUnden in irme gemAde mohte ver-
borgen noch enthalten.' Nie. v. Landau bei Zuehkolda. ISl;
ebenso 86; 96; a. auch gewijsent ap, 6SU.
/3f) unaer fem. ist in dieaam angeran ainna twer»< bei
NOTKER belegt, der daa wort überhaupt nur an dieser
eintigen stelle gebruueht: nitna sc&nia, quae mordet oon-
BCientiam (diu inih |)T/,^et in inlncro gewii^eni). pa. CS, so
{Hatfemer 8, 237'') {vgl. Trebnitier pa. 6«, 21 lastir sal bellen
daj hercze min), aonat lag Notkkk auehßlr daa lat. con-
scientia eine andere bildung näher: gewip^jede (». o.), daa er
nametitlieh für die ursprüngliche bedeutttng von consoientia
verwendet, tcährend er dem ethischen begriff mehrfach aua
uteidtt: qui non metitur bonum suum populari rumore, sed
veritate consoientiae . . after gewijcnero wftrheite. Boethius
s. Hattemer 3, 115'*; et quid habet libcrtas consoientiae,
unde also !o tüot tiu huldi dero sichurheito. 8, W*. den
nächsten beleg für unser femininum bietet Hrink. v. Mklk :
nA wie wello wir »unilU-h (rcn,
die sicti »olhcr lAt hänt jevli^jen
unt Cent mit unrRinpr cewiT^en
ze stnem tisclte vil nach alle tage?
prietieriehen 307 Heinsei.
dem epoa ttnd der lyrik ist das femininum fremd; es tritt
in iler geistlichen dichtung i'creimelt auf und verbreitet
sich erst in der didaktischen dichtung und in den cJtroniken.
die meiste vertoettdung ßndet ea in dar proaa daa 14. und
16. Jahrhunderts.
1)) gern wird das Substantiv in Verbindung mit andern
eingeführt, anfangs mehr mit femerstehenden als mit be-
deutungsvenrandten : der ander wingarfe de ist ain lüterin
gewissen, alder ain wolgeordeng leben, pred. des is.jahrh.
bei Grieshaber 2,*6; ebenso 8,49; wer ist der burne sich
da; ist ein gcwiszen und ein luter bihte mit der solta alle
dine sUnde abe waschen, pred. aus einer Strasib. handschr.
s. teitschr.f. d. alt. 7, 148; daj ist diu gewi^en in der Me,
da; ist diu einvaldige n&türe der sClo. mei.itrr Rckhart
.f. my.<it. 8, .W3; das; sol er bekennen dabei so diu waurhait
und sin gewissen zugnusz gcit aller sincr werck. pred.
». aeitaAr. /. il. f*. M. «•; im rtinen üod all« ding rein,
aber den vemMafglM od oafiMiMfMI Ut odt rein.
•under Jr gmOt oad nwtMIl itald TvnDMlfat . . . jr gemOt
und conidenta si b«B«ekt. Zwmau v. /rniaUäar apeiaen 9
Malther (Ttt. i.U: wann if gwlaaflkaa Qiwl dl« gewissen
dia ««ind onreio. Mantel m.«.; akaim Ebkhliw v.GCHt-
BORO t. • EmUn; tyC fafMw jr dra oad ^tmimm.
LuTMim): anod «!• wol Mio aonadaatx odar fawfciMi
im sagt, daa aolliche hind«nr«d. niemants kalBM
bringt. Gkilkr t. Kkimknnhcho »iban traeiat- kUpfmmmml
A5V abanM Mtekmfrüial •«»: diuttinb ao folfilt dkk
liemaeh §nm nafen. btlaaen and rttwan dar «oomImiIs
und dergewitxne. Pauli adtungf u. mrtt («7) V» Oatariafß:
on anrüren mines eids ond ftwtani«. Zwimoli t.t,SM:
darin vA\ er bei aeiaer fewteee« pflMit, IreoMi and «tm.
bei seiner tSi fUUfkaH and bd foto holda kntai frrlr
pranohen. ImnUmUiatf im dar Bmrig (lifg ««. MM) «. itkrr.
teeisth. I, ai; wMui dM fst des t«or«te bttfof oad «ittsl,
damit er die gewiasn« and die Heb« der ■Mnaaban von
dem glauben abzQhet. Rbkri.in v.G0NZB0ROt,116 Aidar»;
es ist gar not durfUo, das ein menaeb« sieb lelber er-
kenne: wan die Tertumonf«, anaer pewlggi and ver
lar^senheit, die blenden onaen bwoien oofen. dtr ecfer
buoek (§ ae) 18, 16 Plolm; Tlel aein der alten ■eribentea, die
da von der lisain gesehrieben haben . . , und wlwen bei
ihrer gewiszne and billigkeit, dieselbigen Uaain mH gninde
in nichten za defendircn. l'AnACKi^cn (v. adarUaaan) 1.717.
g)) tpäkrend in dar biUlübaraatMung («. m.), dar framden
voiUtga antapraekend. dm» ptmattffafrmttmm in dimu» mad
anderen verbindu$tgen daa auiai. marüddrUt, ühaneiaft a»
in aonstigen belegen durchaus (a. auch oben); dmgtfan tat
der attbjeetive genetiv hier gana rerrinuU: des menaeben
gewizne. Sciimki.lf.r s'. loas;
na mirke (fürtf) dag vMe. dag da diae wMa
bsaalst^dagda
MtnHCATaLCT C?, 4* Oroel« $. 16B:
Stistlich
ie krön diaer
dag da idt spalst
^^ i! . ^
ein licht meiner gewi^en. Münehner hdaekr. a. Sr.iiMRLLBR
8*. 1036; (der teufel) tralT auch die heimlichen ort melaer
gewisscne und conscientz mit disen . . . gefarlicben aem-
peln. Ebf.hi.in v. GONzncno 8, 106;
als nn« Sixtos nrchoat geil,
da« die Qppigen wert aani
ain lichter der Oppigen gflsase dato.
Hans VixTLia Mtiai^ii dartmgamd tUK Stmpuie ;
nit über ain jar rait graof Hainrich gen Hewen sA dnen
bröder und verlicsz sinen habit; zä rocrer sicherfaalt
siner gewiszne dispen!«icrt er darilber und belaib on ainen
elioben gmacbel ain leben lang, (iallcs Oiit.iM e4r«ii.
V. Beiehenau Itl Baraek: mit einem anatoeaea eelBir ge-
wissen. Ererlin V. QONZBi'Kn 8, w; oa eobadea aaiaer
gewissen. 8, 186; in der beaohweK seiner gewiaaea. Hans
Sauus 88. 8:
ir Mwisgee di was gik
unde ir Tamenilaciiclat aitl
was alle wage aaader var
rinfaltec, Isleriicbe dar
leben der kl. aieatttk 867S ttttger-.
vgl. (die gewiszne ward uns lein and kla^ trmgtd. Jak.
CS**; at beixt mich mta gewiggi
al das wertJicb iat geUte.
TairHxaa 71
da siltst dan rihtcr ob din
and ander dir dar beUa pia
und in dkr dte gewiaaw,
die dich blgjat «ad bat gaMgsan.
Hbinr. V. NaosTADT paOo m^Mi^ «s>»
Simgar;
vgl. (hatt jhn sin gwOssne trackt) Bclunoer «. AüdUMd
«eAwrü. aehatutp. i. i8ft; (dein gewisme atraAt dieb duvmb)
Gbilrr V. Kkiskrsbf.ro briaamUin 1.7*; (alad Qvae ge-
wiszne gar Tertriebel) trag. Joh. Ct^*; (aeta gewiaaen
drang in) Avkntin 4.7.m>;
daaslafas. nd^^Mgekat
wol aichar ir gewlggan dal.
I<6ci» der hL EUaabelä mt JEMptr.-
ant erkannt den IM aal dag labea.
ant wil dem wiiaaiiu gebaa
bfdia stie and« Ifp,
es al aua oder wtp.
aatne gewissen abefsibt
der w«1t gooter ftaadii gibt
du warmmmg 16» JImb( (ae«K*r. /. d.
391»
6235 GEWISSEN IV (i, c religiöser begriff)
anders (sich din gewigsen an) buch der rügen 258 Karajan ;
vgl. aber (erblendet alle dine gewigjene) Berth. v. Regens-
burg 1, 398; wan so diu s6Ie von den dingen erlediget ist,
der ir gewiggen kuntschaft hat. ineister Eckhart *. myst.
2,409; ich weiss einen menschen in Christo, do der an
vieng, do rumde er des ersten siner gewüsni mit einer
ganzen bihte und wag do alle sin fligg, wie er der biht
reht getete, dag er alle sin missetat einem wolbescheiden
bihler für Icti. Heinr. Seuse {leben cap.Si) 99 Bihlmeyer ;
und darmit er seiner gewüszne gnfig thett, übersendet er
h. Sigmunden einen besondern und eignen absagbrieff für
sich und sein gottshausz. Stumpf Schweiz, chron. (6, 7)
2 (1548), 33''; so wintzlestu in deiner gewisni. Geiler
V. Keisersberg emeis (1516) 34»; (in üwere gewiszne er-
doupt) trag. Joh. Cs»''; (so du betrübt bist in deiner ge-
wissen) Eberlin V. GÜNZBURG 2, 188; er beger dann trost
und sterck in seiner gewissen. 2, 187; das er ... in seiner
gewissen ein Christ war. Aventin 4,750; wann ob ich
schon weisz in meiner gewissen, das sie mein eeweib
ist, dannocht ergert das meine pfarrkind, welche meinen
sie sei mein hör. Eberlin v. Günzburg 2,62; auch so
merkt ir darbei, dasz ir uns in der beicht nit beschweren
und über unser gewiszne nit ergraben solt von euch
selber, das dann vast euwer brauch ist. dial. zw. pfarrer
u. schuWieisz bei Schade sat. u. pasqu. 2-, 144.
3)) ausztrhalb dieser Verbindung mit dem, Possessivpro-
nomen ist das femininum, sofern es nicht von attributen
begleitet ist, selten zu belegen, vgl. : das puechel oder der
Spiegel der gewissen, (leichtspiegel) s. Schmeller 2^, 1036;
der wurm der gewiggene. ebenda; neben verbis wird das
pronomen leichter entbehrt, naTnentlich in den festen Ver-
bindungen, die dafür aber gern ein attribut [s. 4))] anziehen :
a)) Verbalverbindungen:
«)) lose: als diu buoch sa^ent
die wurme stetecTich nagent
der eine diu gewijgin
lez gar geflij^i
Hugo v. Langenstein Martina \Y1^, 47
der ist dez gar gefliggen.
Keller t. 296 ;
gebet, wachen, swaz man tut,
dar üf ist man vervlijgen.
dar nach als die frewigjen
ein teil beginnet fülen . . .
66 kumt dag ungelucke
daz Jtele wort werden balt
und dag herze an gnaden kalt.
Marienlegenden 18, 46;
(so die gewissene verwirret wurt) Heinr. Seuse (pred.)
503 -B.,- (wie diu hohvart die gewiggene erblende) Berth.
V. Regensburg 1,398; die gewiszne ... an zä greiffen.
Murner von der babyl. gefengknusz Cs»;
d6 nemt die gwizzen in die haut,
diu hat die schulae wol erkant,
unt wart von järe ze järe,
s6 vindet ir zewäre
alle iwer bösheit :
diu gewizgen si zesamne treit.
sehet ir den hüfen rehte an . . .
die Warnung 3173 m. 3178 Haupt
{zeit^chr.f.d.alt.l,b2b);
und da sie alt was worden {die ratte) da trucht sie die
gewiszen. Pauli schimpf ti. ernst (282) 184 Österley ; so ver-
hoff ich, die gewissene werdt treiben einen jeglichen auff
sein hertz. Paracelsus l, 627.
/ff)) feste Verbindungen :
manger ein gewigzen hat,
dag ein grogge fudfer heuwes gat
durch sie mit gutem räume.
Hugo v. Trimberg renner 21799;
nieman sich an die gaistlichen ker !
kain gewissne band si umb kain sach,
ir gemüt ist unrain, boes, nidig und swach.
-, , , . des teuf Og netz 5064 Barack ;
Paulus Schlacht es luter ab,
dass niemants nüts danif hab :
lassend üch kein gwUssne machen
über spis und trank.
NiK. Manuel {Barhali 1581) 190 Bäehtold;
wend jr die gwüszne bhalten rein,
so b'trachtent was gott gbotten hab,
darvon land üch nit triben ab,
weder eigner nutz noch zitlich ehr.
tragödia Johannis (1649) ß 7».
b)) noch seltener entbehren die präpositionalverbindungen
des pronomens ohne zutretendes attribut: ist nutzer in der
gewissen frei sein. Eberlin v. Günzburg 2,87; ähnlich
Sirach J8, 80 Mentbl {s. u.) ; wannen kumet etlicher gät-
GE WISSEN IV (1. c religiöser begriff) 6236
schinenden menschen grog gedrange und übrigü engi.
du SU hein an der gewizseni, und aber etlicher anderre
menschen ungeordentu witi? Heinr. Seuse {büchl. d.
Wahrheit cap. 7) 358 Bihlmeyer.
4)) zahlreich und mannigfaltig sind schon hei dem, femi-
ninum die attribute, die sich mit ihm, verbinden, sie finden
sich tnehrfach bei dem im genetiv untergeordneten sub-
.9tantiv. sowol für den subjectiven (Seuse 375; Eberlin
2, 81 ; österr. weisth. 6, 60), als auch für den objectiven genetiv
(Seuse 495; Vintler blumen d. tugend 8767; vgl. auch
Schneller 2^, 1036). noch häufiger aber sind die attribute
in den festen verbal- und präpositionalverbindungen belegt:
je allgemeiner und verblaszter das zugehörige verbuni ist,
um so eher scheint sich das bedürfnis nach einem belebenden
attribute geltend zu machen; vgl. zu gewissen haben: des
teufeis netz, Christus u. d. minnende seele, Seuse, DrEy-
DiNG, s. auch Schneller 2^903; zu gewissen machen
Joh. v. Neumarkt, meister Eckhart, zu mit (guter u. a.)
gewiszne Züricher Schulordnung, Elsäss. jüngstes gericht,
Eberlin, Stumpf, Heinr. Süss, sat. u. pasqu.; dazu
vgl. (wegen ihrer gewüszne) J. Wetzel und (aus blossen
gewissen) Hütten, der bedeutung nach gliedern sich die
attribute hauptsächlich in zwei gruppen, je nachdem der
grad der empfänglichkeit am gewissen erfaszt wird oder
der zustand, der durch die Wahrnehmung herbeigeführt ist.
verhältnismäszig selten ist ein attribut hier als Vertreter
eines subjectiven genetivs eingeführt: warumb solt ich
mein freihait lassen urtailen von einer andern gewissen.
Hans Sachs {zu l. Corinther 10, 29, das gleiche scÄon Mentel
u. a., s. u.) 22, 71 Goetze; darzü ist kein grösser Unglück,
dann eigner gewissen täglichs nagen und unrö. Eberlin
v. Günzburg 2,81; vielfach führen auch die attribute
dieser art in eine der beiden hauptgruppen über: die
wülflsch gewissen, conscientia lupina. Münchener handschr.
V. 1455, s. Schneller 2^, 903.
a)) der grad der empfänglichkeit wird, von vereinzelten
ausnahmen abgesehen (der üppigen gewissen. Vintler
blum. d. tugend 8767), nur unter einem gesichtspunkt gekenn-
zeichnet, der aber zu anschaulichen bildern führt, schon
in der stelle der Marienlegenden wird von dem verderbten
gewissen (als die gewissen ein teil beginnet fülen. 18, 46)
weiter ausgesagt:
und an ir tor sülen
sich rucket in die wlte
dag wol hindurchglite
bewilen ein michel stucke.
die formal weites gewissen ist jedoch am femininum, noch
nicht belegt, sie tritt erst im, gehrauch des neutrum,s in
den Vordergrund, dagegen sind für den contrasthegriff ai'ch
am femininum schon attributive Verbindungen ausgebildet,
als erste sogar mit grosz, vgl.: betrogen werden vil ein-
veltiger leute: wann in die prediger umb kleine dink
grogge gewissen machen {alligant onera gravia), und die
groste sunde bleiben ungestraffet. Joh. v. Neumarkt leben
des hl. Hieronymus 2i Benedict; eg beeret wol zeinem milten
vergoteten gemüete, dag er üg einer kleiner schulde ein
grog gewiggen mache, meister Eckhart «. myst. 2, 647 ;
später setzt sich hier der contrasthegriff zu weit durch: da
besorgt er, nu war des kalbs nit genug und gedawcht in
der kue ze vil. doch gedacht er im wie er möcht ain
ze enge gewissen haben und schätzet die kue für 6 S)
und dag kalb für 2 ^ und nam si paide. Münchener
handschr. v. 1455, s. Schmeller 2^, 903; hab ein enge con-
scientz. das schafft etwan der feind, das er einem
mönschen ein enge zweifelhafftige gewissne und con-
scientz macht zä grossen schaden des mönschen. Geiler
V. Keisersberg sihen tractat: hellisch low c l*.
h)) mannigfaltiger sind die gesichtspunkte , unter denen
der zu,stand gekennzeichnet wird, den die Wahrnehmungen
des gewissens herbeiführen.
«)) die ältesten belege weisen auf den gegensatz zwiscTien
dem unberührten und dem beschtcerten, befleckten gewissen :
sich bi dem mantel und bi dem rocke son wir merchen
ain rain gewissen, und unser ere. wan swenne de 61 de
ist diu Sünde in unser gewissen kumt. waisgot so kumt
si niht balde dar üg. pred. des is.jahrh. bei Qrieshaber 2,69;
er muos ain luter gewissni han.
der sich an sUnd mit koiTen wil began.
de« teuf ein netz 9272 Barack;
6237
GEWISSEN IV (t,d formen)
GEWISSEN IV 0. doM imOnm) 6238
genau »o Bkrthom) v. Kioikmiiiitno t, IM; CKrut%ut u. d.
minnendf aetU \mi; ähnlieh (fünf Knichen einer lutrrn |e-
Winsen) Münrhener hanänehr. ». .SciiMr.t.l.KH l', iOM; (lA
eimc lobe einre lutem itewiMiinn) HütNU. 8ru«r 4W: (mit
lulerrc (tcwittHonc) Kluüaa. jungtt. ger. §. Cm. ScilMltiT KU.
wb, HS*: STl'Mi>K Schiceit. thron, t (IMS), 84^; vgl. muek:
ein lautre gewisnen. Ki;iiMr.i.i.Rii t*. lOM; Jedoch wegen
irer unbefleckten consoientz oder gewttnzn« »aoh ir«r on
•chuld «ich liiintende. J. Wktzki. rtü» d. »Ohnt Otafftra 17
JiHseher u. Holte \ital. etmueimta) ; wer »ich rheren wll lu
der gnaden gotn. der *ol haben ein einsam, ungehindert
Blat und Mül haben ein unbcchumerte^ hertze und ein frei
gowiy,,7,en und ein rein, dimutig begemde lel zu got. prerf.
der Nürnberger Erkharthundtichr. bei Joaie» ». M (no. M):
mit tnirigen geberden, mit unnchaldiger gewinzne. (Hrinm.
SÜ8Z) der ewigen revitheit Mhiiehlin (Baml ISl») II«*. fofi-
tra»tbegriße nnd hier nur »pitrtieh tertreien: ein keuaoher
leib mit brunul and unreiner gewidten miizfeldt got. Ebkr-
LIN V. (iüN7.iit;ti(> 8, M; wan habe irh Ton allen minen
minnern, denn verlornes zit, Tenrnrnä wort, ein 1er band,
wenig gäter werke und ein geladen gewiaseni mit ge-
brcsten. Hkink. Skusk ibilrhlein d. ettigen weiak. cap.7)m.
/50) der urhon in lattinüivhen trtndungen vtrgebildet*
gegenaatz von gut und bHae tat hier erat in apäim Mtgen
vertreten, dabei überwiegt daa gute gewinnen.
Salomon ■pricbt: wa ain irtiet« sctiam ini,
da ist ain roctejrewiMen z<- aller friit {lar. raettew ; ein fvl).
Han.h ViNTUR Mumm der higend tb^' Zingtrit:
es gilt mir alle.«* gleich, ich hab ein gatt gewissen, das
ist mir ein starcke maur wider solche klappermettler.
GKit.F.n Branta narrtnach. (41) a, kloater i, 4ao; die nomen
in guet gwissen über ir sünd and was in laid. Burkahd
Zink a. dtsch. atüdteehron. .5.4«: predige ich nitt, so mag
ich nit mit gäter gewissen das pfarramt haben. Ebrrlin
▼. GüNZBt'RO 8, 78: genau ao Züricher athulordnung v. l&SS
bai Müller is, 841 : dasz sich bischöf mit gAter und sichrer
gewiszne von hAren neren mögen, geaprdeh (lus) bei
SciiADR aat. u. pcaqu. s*. 194 (mit sichrer gewiszne ge-
leben 196); di pur, lauter warhait, gerechtigkait und frei-
hält sagn, melden und erkennen, nach anweisung ge-
rechter gAter gewissen: darwider so ie ainer thät treu-
losz und ungewissen sol werden bekend. banntuiding iu
Reiehenau (\6.jahrh.) a. üaterr. tceiatÄ. 6,60: vgl. dagegen:
bepst oder concilia . . . zwingen uns bei lebendigem leib
in hellischenn kercker, da ein böse gewissen m brinnen-
deni leib gefangen ligt. Ebkhlin v. G0N7.buro S, SO.
/)) andere attribute aind kaum eniKiekelt:
da; er bleib unfrehijgen
von munnalender gewiijen,
die in pflac seiden straren.
patMonal {AwUnvaiua) 149, 86 k'bpke ;
die da vor swarlich gelestet and gebunden waren mit
stehlincn reifen in trurkeit and awermAtekeit der strafen-
den gewüssne. Hkinr. Sei-.««e {briefbücMein : .V bri^ 875
Bihlnieyer; vgl. dagegen: domoch er aioh zurichten ond
fröliche gewissen haben mag. Dretdino A4.
d) in den formen iat daa fem. H<eit mannigfaltiger ala
daa neutmm.
a) daa auffix, mit dem e» aicK vom neutrum abhebt
(gewijJ^ine phyaiologua; in sin lAter gewi^i;ene Brrtholo
V. Reornsburo, Milatater geneaia; gewissen! Seusb; ge-
wisscne Eberlin), iat schon in mittelhockdeutacken btltgew
(Heinr. V. Melk, Beinmar v. Rrknnenrero. Huoo
V. Trimrerg), namentlich auch in der ältaate» racAi»-
aprache, durch apokope beaeitigt. andeteraeita fretfi 4i« af/n-
kope bei Schwaben und Alemannen ein: gewüsni Ssosi;
gewissni Zollemache urk. ; ähnlich Gei i.er, Zwi noli. Paha-
celsus; gewissne ter^fela nett; ähnlich (vereimelt) Geiler.
Pauli, Mamtel, J. Wbtzel, Bullinokr, Zürieker adtul-
Ordnung, Murner, Stumpf.
ß) der .stammvocal iat in Schweizer denkmälem gerundet,
nur in der Züricher .'Khulordnung und vereinzelt in der
frag. Johannia findet »ich gewiszne. auf verlänger^ing dea
vocala deutet t^elleicht die vtreinaelte achreibung gewisni
bei Geiler, ähnlich Seuse: die ältere achreibung hält
dxtrchweg an der dopi)elapirana feat, a. u.
;.) der dental, die allgemeine aehreibttng der mitteihoeh-
deutacfien teit (gewi/zen Wigaloia u.a.: aelM noch in
einer ttrkunde von 1481) wird tunächat durch eintHma au»-
nmhman nur leanif gtttiri: gewinaa M HsiMli. v. Nri*
«TAiiT. §$wi§$9a tm^fiU nttt, MMotBATni.OT«NMf Krim-
MAR V. BfiRJiNBMBBlio. im im rtehtafudtrm drimgt die
achreibung gewlaa«n vor, äU namantlieh auch in bmriaehen
und baterrtiekiseham itnkmährm 4m ih. und t*.jahrk. ha-
vomift iti, miek Scosi. Gkii.rr. Ebknlin /«»*m aa
neben n hätfm, wßkremd dia Sektmaar im mHgemeinm 4ia
aekreiktmg n (Mm; ftwiMOM anek hei Munnrh.
t) yUr 4m fffttfi* iti nAam im Wifmitis, hat ljkUri\*.t.nT
T. RRORNBBViin und im 4ar Haektttekt 4ia a^nktfa belegt,
di» apätarmuk bei den Sekm^tmm (MANt'RL, RciLiiKiRfi.
J. Wrtxrl) und bei Ebrnlin kmriaHriU.
in mUan diaaan ainmtkaHm kM tiek 4m» nmUmm md
atrenger on ainkaittidka ntrwttn, weü aa 4i$ tekr^fltprmtka
iat. dar ea »einan aiag über dma fem. verdonkL
8) daa neutrum. aiekeratellung gegen deu fem. bedeu
tungauwsfang und entwiektung. atmtiatik. formen.
•) obgranaung dea namttuwu gegen doa fem .
a) oben aind für daa fem. aaklraidkt hetega m anafrueh
genommen teorden. deren genua an aiA niekt eraichUieh iat.
maatgahamd aind beobaehtungen getrewen. 4i9 »n fantknttm
materitl gewonnen wurden, für die wtÜUkmkitniodta
diektumg $. b. iat ein neutrum nicht faotfoaUU. doker
wurden die ihr tninommunen, nieht aiekaran belege dem frm
tugeaÜhU. waa fUr timadne dichter, ine Wirkt. Ottor am
und den verfaaaer dar keil. Biamhetk. um ao unbadauUiaktr
war. ala dieae in den fallen, wo dma genua aitkufoahtit
iat. daa fem. teigen. dma gleiche iat fUr miiaim EcKMART
beUgi und für die oberdeutsche bibelübarmlmim§ rM Mrktri.
bia at^f ZAxntiH. der auerat dma nauhum ainfükrt. im
apäterer teit kmllen noA Qbilrr ▼. KBtBRRSBRRo. B. Zinr.
Paracelhuh, »aUot Hak« Sachs und Jöro Wicrram
am fem. frat. un gaganamtat dmau «MU Luthrr. der in
allen fällen, in «fcÄf* ilma §anu» »kinmUu iat. dma neu
trum neigt -- wiederum ein beiapiel do/lkr, dmaa «r »i§a
seiner mundart in die neukoekdeutaehe adwiftafrmAa «im
bürgert, am atrittigaten iat dma genua in der reehtaaprotkt,
erkennbar iat ea tunäekat in der atmtüichen reika der
präpoaitionmltarhindumgen, die ein attribut bei aiek kmhen.
und diaaa teigan faat muanmkwtaloa dma fem. deakmth werden
auch verkürste formen dieser Wendungen, die ihr mttribut
abgeatreift haben und daa genua nieht erkennen tmaoen. fSur
dma fem. anauaprechen aein (a. ap. $U$ au mit g«wi««i).
frm^id*ar aind die Wendungen, di« dmooukotmnÜomUaulffatt
oder obfaet «if\/'ühren. auek wo mUntuia heig^fUgt aind,
giebt die flexion kaütan mnkolt, dm muAfeminina in dieaem
caaua gern unfiectiartat mttribut aaigan. wir haben die beleg«
unter daa fem. gereiht und aehen «mo imiiraii f i ü»dtm
auch im folgenden, wo die bedetitungan dam »uhtimntioo wr-
aehieden aind, keinen wechael der genera ■ sw«j( man varWHi«
gaot heiltet. hAt da:; ein man in stiller gewer driu jkr
Ane rehte ansprftche bl dem, der bi im in dem lande ist.
unde seit im tln guot (fehlt in einigen hmndschr.) gewii^en
das *' f*^^ ^*^f *n ^^^' "o ^kt er e^ mit rehte. s«tt
aber im sin gewi^en da:; er niht reht dar an hAt. awie
lange erj danne inne hftt, so hit er; doch mit onrrhle . . .
hat erj mit der gewissen als ich hie vor geseit han {die
atelle fehlt in einigen handaehr.). Sehwmbenap. landr. 4»
Waekemmgtl (vgL oben sagen im sine gewissen. Kulmiaehea
rächt b, 61 u. «.).
/9) auch im plurmlgebrauche wird dm» gtnu» omraekUiari.
und ea ist nicht unwahracheinlirh, dm»a §trm4« won kiar mua
dm» iOfdringan da» nautruen» higQmatigt wird. Jrmgßiek
i»t, «b kiakar »cktn di» /Ug«nd»n lalan fite mr4im»»Hi»nml-
v«rmnmung»n gtnortn. mw mucm mu» mar »anwocnan jatacaan
da» »djeetiva erklart werden kbnnan: und dvrdi Ihr aller
bitt haben wAr anser insigel mit pAMU tewi— ca. aad
gneten willen an diesen brieff za eia«r teofnas gdwafea.
Abenaberger urk. von ISIS hei PalcbBHSTBIM Mft; haben
wir . . . unser« insigele mit guten gewtoea gehangen an
diesen briff. Würtbitrger urkt*nde v. laB (fS^fWit mrtkire . . .
Bmgema t. s. tS5): vgl. auch Ottokar »1486 («. o.) ap. «sxt.
gaaiekert iat der plural in ob iemant zao bts<>ho(nichen
wirden, aasz gots geschirk gefordert wftrde. dex selbig
sol ansr. reinen gemAdten der men<chen, aasz blossen
gewissen der wal, ausz lauterer volnieinang und acbtung
meniglichs dohin gefordert werden (nudm «UeHani» oen-
acientia). Hütten (rmfiacM*) «, t«r
6239 GEWISSEN IV (2, abgrenzung des neutrums)
kint, nü hebet mit mir an,
dag ir ej endet mit eren.
als iuch iuwer gewiggen leren (var. wiegen).
der Schlägel 78 (gesammtaberUeaer 2, 409).
vielfach fehlt jedes formelle merkmal, um zu entscheiden,
oh sing, des fem. oder ein plural vorliegt, der dann auch
für das neutrum angesprochen werden könnte, aus inneren
gründen ist der plural anzusetzen in : da mäst ich heim-
lich widerrüfTen und protestier aber, ich wolte das thün
mer uff ire gewissen, dann uff mein gewissen. Eberlin
V. GÜNZBURG 2,107; solch lerer seind lugenreder, haben
brandtmasig gewissen. 2 , 12 ; fraglich ist schon .- der ge-
wissen halb seinnd sie ann ainen stetten beichtvatter
gebunden. 3, 85, und sichergestellt ist der singular des
femininums in: mit disem glawben faret der mensch
durch alle würckung unnd leiden on schaden seiner ge-
wissen. 2, 126 u. a. ; das gleiche gilt für .- sol si {die seele)
durch ungedult nit verlieren den glast irer gätten gewissen,
noch den geschmack ires auszerweltesten lieblichsten
geruches verlaszen. Geiler v.Keisersberg seelenparadies
{i. cap.) (1510)22''; solt dann ein getauffter Christ seinem
bruder nit helffen, so er in sech ligen in der beschwert
seiner gewissen? H. Sachs {disp. zw. einem Chorherren u.
schuchmacher) 22, 8; der züuorsicht es werde ein ieder
der gewissen und erbarkeit sein, solchs nicht umb sunst:
es dringe in dann die not: zübegeren. Zicickauer Schul-
ordnung V. 1523 bei Müller 13, 247 ;
dich lassen genissen
friedsamer gewissen,
dir auch zeugnis geben
zum ewigen leben.
Michael Weisze menschen Tcind, merck eben
bei Wackernagel kirchenlied 3, 232i> ;
vgl. dagegen den plural in-,
(bischo/:) ich pin gesetzt in das pistnm,
das ich das ewangelium
und gottes wort dem volck sol predigen,
die sünding gwissen dröstn und ledigen.
H. Sachs (ßigenU. beschr. aller stände) 23, 273;
y) auf das neutrum beschränkt ist der gebrauch in den
niederdeutschen mundarten. neben parallelen zu gewijje
(gewit, gewete) läszt sich dort auch die form geweten be-
legen (s. SCHILLER-LÜBBEN 2,104), die sich als verstärkte
form des inf erweist (wo ik best geweten konde u. a.).
in den überlieferten Zeugnissen für den subst. infinitiv ist
die bedeutung zwar schon zum collectivbegriff weiter ver-
schoben und in der richtung auf das ethische gebiet ver-
engert: dath schal stan up ore eigene samitticheit und
guweten. Brandenburger Urkunde v. Mli- bei Riedel I, 8
s. 436; dat schal genslick up or gewetten unde in orem
willen stan. Braunschweiger urk. v. 1510, s. dtsch. .städte-
cÄron. 16, 545; sü mi an mit der leftlicheit dines ange-
sichtes in minem geweten, dath ick mercke, dat du mi
noch günstich sist. Georg Smaltzing psalter (1543) 26''.
in solchem Übergang zum neuen religiösen begriffe wird
sogar der pluralgebratich begünstigt: und bringe dat hemme-
liche licht des gelouen jnn unse geweten, dar dorch wi
unsen gelouen unnd uwetenheit . . . erkennen mögen, ein
Christi, bedebökelin (Rostock 1543) 26*'; erbarme di aller
klein mödigen geweten. 57^.
S) die lücken, die die niederd. belege in der bedeutungs-
entwicklung des subst. inf. offen lieszen, können aus älteren
belegen für die forin gewissen ergänzt werden.
l)) im folgenden Kölner zeugnis liegt zwar wol hoch-
deutsche Umbildung der niederdeutsch viel gebrauchten
genetivform wetens vor (vgl. Schiller-Lübben 5, 701): im
fal ich mich auch in beschribung diss boichs versehen
ader geirret hett, villicht das die handlungen, geschichten
und dait anders zugegangen weren, dan hie angezeignet
ist, das doch mines gewissens nit sin wirt, dan ich hab
mit wissen van mir ader den minen nit anders geschriben
dan die warheit. buch Weinsberg 1, 9 Höhlbaum, aber über
die grenzen dieser mundarten hinaus weisen loeit ältere
Zeugnisse, das spec. ecclesiae, das die ersten bietet, läszt
aowol den allgemeinen, als auch schon den engeren begriff
belegen : da:? der heilige geist erschein ... ob den zwelf
botin unsers herrin in vivrinin zungin. und gab in das
gewigjin allirslahte zungin. 83 Kelle; dazu vgl. (s. u.) s. 42;
weiter folgt die oberdeutsche bibelübersetztmg : es ist nit
unser gewissen: wer es hat gelegt in unsern beigürtel
GEWISSEN IV (2, abgrenzung des neutrum.^) 6240
1. iHos. 43, 22 Mentel u. a. (wissen Otmar; bei Luther
geändert: wir wissen aber nicht; wi en weten niet.
Quentel, non est in no.stra conscientia). dazu gehört wol
auch : genediger herr, nu haben wir des kain wissen, das
iemant mit solhem hohem schaden umbgee, solten wir
aber des ain gewissen gewinnen, wir wollen des mit unsers
allergenedigisten herrn des romischen kaisers hilffen treu-
lich gedenkchen zu widersteen. copeibuch der stadt Wien
(1461) s. fönt. rer. Austr. II, 7, s. 257.
2)) in der rechtssprache dringt das neutrum nur langsam
vor; ganz vereinzelt steht der älteste beleg : und schol auch
geben des selben tags {meines todestages) zehen Schilling
Wienner phenning armen leuten; und furba:? alle weg,
als man meinen iartag weget ze Altenburch , do schol
meiner nesten erben ainer darchomen mit zwain pherften,
dem der apt geben schol zechen Schilling Wienner phen-
ning, di er tailen schol armen leuten mit einem gewigen,
daj ij di herren sechen. Altenburger urk. v. 1337, .9. fönt,
rer. Austr. II, 21, s. 193. ein anderes, weit späteres zeugnis,
in dem das genus formell nicht gesichert ist, darf für
das neutrum aus dem gründe in anspruch genommen
werden, loeil das Substantiv hier in einer Verbindung er-
scheint, die beim rechtsbegriff nicht beobachtet ist, die aber
gerade der neue religiöse begriff am neutrum entwickelt:
darnach offent man euch, das ieder man meld und rueg
auf sein gewissen, was er wisse. Öffnung u. recht v. Axams,
s. österr. weisth. 2, 256. andere belege entspringen noch spä-
terem gebrauche, der den rechtsbegriff am Substantiv fest-
hält, im genus aber den sonstigen normen folgt: auf klage,
antwort und erfolgte gesetze Hansen Schönbrodts klägers
an einem, George Schönbrodts, beklagten andern theils,
so derselbe . . . unsere rechts-belehrung darüber gebeten,
erachten wir . . : dasz beklagter sein gewissen gebührend
vertreten, derowegen er von der wider ihn erhobenen
klage zu entbinden und loszzu zehlen . . . gutachten der
Leipz. jur. fak. 1744 bei Klingner dorf- ti. baurenrechte
1, 550. das gleiche formel 3, 486; dazu vgl. das compositum
gewissensvertretung, s. d.
3)) die bedeutungsverengerung zum ethischen begriff ist,
wie bemerkt, schon unter den ältesten Zeugnissen für das
neutrum vertreten: die botiche sint unser sunde. die
wurme unser boseg gewi^^i^en. specul. eccles: 42 {Kelle);
andere belege gehören erst dem Übergang vom, 15. auf das
16. jahrh. an.
aj) und presentierten sich gleich vor jhm die nagende
würmlin desz gewissens, und malten jhm für den gewalt
unnd unrecht, so er jr gethon het. Amadis (l, 43) 414 Keller;
auch uns und den unsern im gwissen beschwerlich und
der seligkait geferlich sei. Clemens Sender Augsb. chron.,
s. dtsch. städtechron. 23, 347;
das selb mir in gedancken leit,
macht meim gewissen manchen streit,
das wir so vil uszgeben han,
unds doch geleget übel an.
Ulr. V. Hütten {klag u. vermahnung 316)
3, 486 Böcking:
widderumb wo das gewissen blöde und unsicher ist, da
kan auch das hertz nicht recht keck sein. Luther (ob
kriegsleute . . .) 19, 624 u. a. {s. u.); denn ich weisz, dasz
jr ding dreck ist, was das gewissen belanget, aber sie
haben kein gewissen, nemmen ein thaler oder zehen,
und dienen bösen sachen. tischreden (62. voti Juristen) 398''
Aurifaber (l593); dieweil ich aber befunden, das kain
schwerer orden auff diser weit, dann ain kriegsmann ze
sein, mit guetem gewissen hab ich mir fürgenommen,
ain ainsidlisch leben an mich zunemen. Ferdinand II.
v. Tirol spec. vitae humanae (l) Minor s. 15.
b)) bei der verliebe dieser zeit für unflectierte formen des
pronomens oder adjectivs ist es für maticJie belege U7i.iicher,
ob sie hierher gezogen werden können : du weiszt wohl, sie
können süsze wort, die da schmähen die armen seelen und
mindern dir dein ehr und guten leumund, die dir auch
dein gewissen verhärt machen, dasz du nicht kannst er-
kennen, was du wider gott sündigest. Barbara Fürfr
an ihren bruder (m«» li67) bei Steinhausen 2,124; dasz
sie viel jähr groszen Jammer, hunger und kummcr . . .
erlitten und sie in ihr eigen gewiszen gangen, haben sie
bei sich befunden, dasz ... Zorn Worm^ser chron. 14 Arnold;
(Runcus:) ja kaiser Augustus masz gar kein gewiszen
6241
GEWISSEN IV 0. 6 ttatittik)
GEWISSEN ly Cbmder triMOben.) 6242
haben. (Süpu*:) aob dar kaiMr weiu Ti«! d«Ton, der
sobelmischo lundpfloger »teokt alle« io Minen Mok. Juii.
HüBNi':K Chritt romiktia (>, t) tu thradmutnH: mit ifrO^sertr
Micherheit kümien btU^ tinaa mrfaaatn, ä&m mm neutrum
iHtc/if/eicitarn urtiriU, kurktr gtaoftn ymrdm, MWif..- «in vur
lipt govvidHuii. Hirn-KN ( Kadwlru«) 4. i«; ob dann ein
crislentnüditüh Muiiior sind hulb«n ain irrig gewiMen hetto.
C. 8kni>kii Aufiüb. ehron.. «. ä. »tädtrekron. tt, SM; daatt
vgl. die uindfutung der alten rethtn/ormelr ain erbar«r rat
bette sioli atitT bo^alieüiitMi erpiettcn diMor aiidtwurt nit
veneoben, und wiiiHon durauff weitter nit xQ bandlen.
bis lie ir gttwitHeii wuitter wuuu, itder wellen »iob halten,
tfovil «iu ir gewiH.icn wttison wurde, ebenda 968.
c)) ganz nicher fahrt Jrrtlieh aueh dint reeknung nielkt.
itfnn ytrade Imh den olerdtatachrn denkmäUrH htt da» vor-
liinyendf neutrmn »chicunkanf/m im gtnttä vtrunmekt.
diese beschränken sieh nicJU Idwit a^f varimnttn in dtr
Überlieferung: a«in (tHedue) gewissen drang in, da« er
von Christi die wftrheit bekennet und nun in seiner ge-
wi8son uin ohrist war (var. in seinein gewissen) Avkntin
{baif. chrun. i, 77) i. 7fio: vgl. uuek die Verdrängung dea
älteren femininuine durck dae neutruin in epäteren drucken
von Mklanchtiio.ns erktärung de* Oorinikerbriq/e». bei
EuKHLiN V. UÜNztiUKU, der eonet durchweg am/emininum
festhält, detttet dae neutrum, dae einmal hier su belegen
iit, auf eine beeii\fitteeung durch den gebrauch anderer:
|>rodii;ü ich nit den klaren text der bibol in biblischem
vurstundt, so hab iob ein grosses gewissen darutnb, auch
wird ich voraobt von gemeinen leien. {i fromme pfaffen)
2, 71 ; antlere laeeen dae fem. nur der alleren vollen form,
leährend eie die kilrtere im neutrum einführt n. dae iiuig
eehon für S. Fhanck gelten, vgl.: es ist nicht über ein
gAt gewissen, i (IMI), 64*; es ist nUt über ein g&te ge-
wUszne. i (164&), 86*; jede^alle gilt ee für Fkisius; denn
wenn die lexikograpften eeit Üasypoüius dae netttrum
buchen, eo bezeugt Fkisius dae fem. für die volle form,
während er dem neutrum dagegen die htru ale die nächst
liegende und yebrüuciUichere zuerkennt: conscientia, ein
gewüsse kuiidtschafTt odur wiissen unnd vvrsioherong
dessen, das in unserem geinUt uder hertzeu ist. es seie
dann güls oder büsz, ein gewüszen oder gewiiszne. SOS*.
vgl. auch: von einer reobten gäten gewUszne. Cuolinus-
Fkisius ÜÜ6*; mit was aufrechtem gwUssen. 760*.
b) Statistik.
a) au9 dem gebrauch. €ten die bibdübereetnmg von
utiserem eubetanliv macht, läext eich die eiUwicklunge-
geschieht» deeaelben nach ewei richtungen beleuchten.
l)) in der gr6.tteren nald der belege feigen die iibereetaer
übereinstimmend dem beiepid ihrer vortof*. tatti$tMn$
conscientia (oirtidtiats im grieekieekem texte) wird, »omeit
es nidU wie bei QuENTBL eit^fack ale leknwort übernomtnen
ist, durch gewissen wiedergegeben, dae eich bei Mkntbl
noch als femininum erweist. u>ährend schon Zainkr dae
neutrum einführt, an diesem Substantiv kommt durchweg
der heutige engere begriff zum vorscftein, und in dem ein-
xigen falle, in dem die vorläge mit conscientia ai^' di«
grt*ndbedeutttng loeist, der auch die älteren iübereetaer reek-
nutuj tragen, bringt Lutmkh ai4«driidUie4 den neuere»
engeren begriff zur geltung, dem er auck die cenetruetion
opfert: dann das ist gnade, so jemand uinb des gewissens
willen zu gott, das übel vortre^t, und leidet das anreobt.
1. Petr. 8,19 Lutmkh (uinb die wissonthcit gots. Mkntbl
u.a.; gewissen gottes. Zaineh u.a.; consciencion Quem-
TEL; im andenken an gott Wkizsäckbr; propter dei eon-
.icientiam, Atd owfiSrjotv); in den Wendungen nun, in
denen die vorläge mit conscientia den netteren begriff ver-
bindet, treten ähnliche gebraudisformen dieses eubetantive
n« tage, wie tvir sie beim deutschen fem. belegt haben, der
schlusz liegt also nahe, diifiz lateinische tcemiutigen editm
auf den gebrauch des fem. beetimmeiui eingewirkt haben: nur
in bezug auf ilas posseeeivpronomten war im freiem deuiedten
gebraudi ein ganz anderes zaklenver hält nie tu belegeu, ale
im biblischen texte, der hier mehr turückhaltung zeigt.
a)) den reinen ists alles rein, den unreinen aber und
ungleubigen ist nichts rein, sondern unrein ist beide jr
sin und gewissen. Tit. l, lö Luthbk {et mens et con-
scientia, ir gedancken und die gewissen. Mkntel o. a.;
denken und gewissen. Weizsäcker); vgL ^von gutem
gewissen and von oagafarbUm gUobMi) u Tim. t, y, äk»
lieh I. Tim. I, tt; wnmnib solto ieh omIim fraibait la '
urteilen von «ioee andern fwtoiM. l. Cbr. lo. ts
einer (rrnndea gtwtss—. ÜKimit: ektato II. Hachm u. . > * ,
a. Cbr. 4,1 (MiM tÜM aHMOh— ttwiseeu); tob sage die
warbst la Christo, md Usfs Biohl. dos mir Mugois gtbi
gowissoa gibt mir fMOOg. Msmit u. «.; «otMüioil
QutWTKi.; eoneeientia «w); dAnlM Jtts». t, Ift (ooMdoBolo
QuKNrKi.); t. Cor. t. tt (das tongnis oaoon gswissons):
vgl. auck die poeeeeeivpronomina in TU. 1, U; Wkr. •,14;
1. 'Am. 4, t; I. 0er. s, lo. it. S. Vor. 5. U.
b)) ekarakterietieek eind äia tttrikutmum wiiiMliiiysi».
die der bikUeeke tart an ooBSOioiltl« mkeitkät; aia ba-
neemte mUt loh daooko fotto, dorn loh dlono von ■stoon
▼orottom bor, la rainaai fswlsssa, das leb on oatorias
dein gsdoa^o la Mola— gabst t. TSmutk. i.s Lutmbn
(ü» eomeeienUm pttrm, la ralaar gawissaa. Mkntbl: eoa-
sdanden Qubntbl); ebeneo i. Timtotk. », t; der band ataas
guten gewissans mit goU. l. Mr. 8, n {eomeeientime komme,
der galen gewissen. Mbntbl); dmo gteieke (gut §BWimamt
1. Timotk. 1, &; i. 9; I. IVr. S, IS; Kbr. tS. IS; mpoetttgeodk.
n, 1 ; los von dem bösen gawissaa. Kbr. lo, B (« ssa-
eeientia mala, von dar bSeaa gawissaa. Mbhtkl; dosi
b. g. Zaineh u. a.). meu umd okm» sinkst a»^ dm §o-
brauch des femininum» »i$id äu§tf»m w»mdmmf»m, «M.* flba
iob miob zo liaben ein onTarlatst (aar. onnnstossif) fs-
wissen. oyosWfssefc. M. U (»im» e^^mdkulo eoneeienüam
habere): ein arsobrodian gewissen, teeiek. Üalom. n, ii (per-
turbata eoneeientia. die betrübten gawisssa. Mbhtbl;
vgl. erschrocken gewiksen, timida eomoeitmÜm. Hkniscm
1804); scbwacbes gewissen, l. Cbr. «.IS Quaaek gawissaa.
Me.ntkl m. «.). «u entepreehendem vm-iimdumf»m dm mau-
truma in der »päterem litteratur e. unter S).
e)) unter dem objeeteerbindungen mU verbie. die der
biblische text ot^weiet, iet die mit babaa (babere) auch
detn allgemeinen epraehgebrat*ch vertraut; im dar bibetüier-
aeteung iet eie noch weit objeetbeetimmmmgen beleft, wie «w
den neuerem begriff von conscientia nmlmiea ; wo die. ..kein
gewissaa mahr betten von den süadaa. Wkr. lO. % (kaheremi
eoneeieniiam peeeati. beten kein gewissen. Mbmtei. u. a.;
Sünden bewosst sein. Wbizsäckbr). kä^figer kat da»
»ubetantiv ein attribut neben »ick. vgL (e. o.): babt ein gatas
gewissen, l. Petr. s, 16; Ebr. u. is; aknl. apoetelgeaeh. S4. ift.
ondsTS verba eieht da» »ubetantiv al» eijeet mur im «sr
«lusUe verbindui^em. vgl. (e. o.): onser gewissaa reiaigaa
von den todtan wercken. Kbr. 9, 14 (wmmdakii mn»ei»m
tiam. ebeneo Mbntbl m. «.); deegL i. Cbr. «.U (sahinbat
ir scbwacbes gewissen); so esset niobt, oiaib dos willaa,
der es anzeiget, auff das jr des gewissen« versobonet
1. Cbr. 10. S8 (ebeneo H. Sachs u, 7i ; aiidsrs Mbntbl u. «.).
d)) aueh die präpoeitiümal tmiümäumgtm kmitg^em eie^fiuk
an eoUhe der vorläge •»; die dM gahaianis das giaobaas
in reinem gevrissen baJlMn. Luthbr I. Timioth. S. • (ia
eoneeientia pura; in reiner gewissen. Mbntbl u. «.); gemau
•0 8. IteoM. 1.8: umb des gawissens willaa. Bimtr v^i
(propter ooneeientiam. unib die gawissaa. Mbmtbl «.«.);
nach dem gewissen. Ebr. 9. 9 (juaetm ssasrimfiaw , nuek
der gewissen. Mkntkl m. «.); da««* ngL: leb boüs aber,
das wir aaob in ewrem gewisaaa ofcabar siad. s. Cbr.
6. 11 (conaeiemHi» veetri». in euweren gewissen. Mbutbl
u.a.): andereraeit» vgL: icb babe mit allem guten ga-
wissen gewandelt für gott bis auff diesen tag. mfeetel
geeeh. 88. 1 (bona eoneeientia, mit einer ieglicben gAtaa
gevrissen. Mbntbl; allem Zainbr u. «..- mit aller gadaa
gewetenbeit. Halberatidler bibet); dorcb die. so in gMa-
nerey lügenreder sind, und bcaadmal in jrem gawissaa
haben, i. Timotk. 4. 8 («tiaa» asasssmliMn. babaat oaraia
ir gewissen. Mkntei. u. a,).
8)) WM weit aber das eubeta$Ui» im Luthers «inracA
gebrwueh eiek ackon eingebtkrgeri hatte, da» »eigen die taht
rn'afc«!! /)tUe, in denen er m gegem die rnrlmge einfuhrt
(»um mmgtkektttn verfakrm vgL: tdebthom i«t wo! gut.
wenn man es on sflndc braacbet Luther Sgraeh is. ao,
ctM non est pectatum in eoneeientia, dan do nit ist die
silnde in der gewissen. Mentbl «. a.). hier »»igt eich dae
»ubetantiv ebe>\fMe einwuH im der »u'himdumg weit o^feetieem
6243 GEWISSEN IV (2, b in d. huchungen)
genetiv. die den Übergang des allgemeineren älteren zum
engeren neueren hegriff vor anderen begünstigt. Lutheh
setzt es hier für cogitatio ein: sie werden aber komen
verzagt mit dem gewissen irer sünden. weish. Salom. 4, 20
(in cogitatione peccatorum, in die gedenckung irer sund.
Mentel u.a.). in den anderen fällen sind feste Verbin-
dungen mit verbis bevorzugt, einerseits erscheint hier das
auch im obigen überblick vertretene gewissen haben: so
hastu ein rügig gewissen. TiUTHER Sprach 19, 10 {fidens,
bis nur gehertzt. Dietenberger); das er kein böse ge-
wissen hat. Syrach 20, 23 (e^ in requie sua stimulabitur,
ebenso Mentel u. a., braucht er keine gewissensbisse zu
haben. Kautzsch); ebenso Syrach ii,l; daneben bringt
Luther auch eine andere in der bibelübersetzung nicht ver-
tretene, aber im kirchlichen latein viel gebrauchte, Wendung
tu ehren: so lasset nu niemand euch gewissen machen
über speise oder über tranck. Coloss. 2, 16 (nemo ergo vos
judicet, dorumb keiner urteil euch. Mentel); genau so
Römer 14,22; ähnlich 1. Corinth. 8,7; auch in anderen Wen-
dungen, die später für unser Substantiv charakteristisch
vjerden, führt Luther zum ersten male und gegen seine
vorläge gewissen ein: den schwachen im glauben nemet
auff, und verwirret die gewissen nicht. Römer 14, 1 Luther
(non in disceptationibus cogitationum, nit in den kriegen
der gedancken. Mentel u. a.; nicht um über ansichten
zu richten. Weizsäcker); mein gewissen beisset mich
nicht meines ganzen lebens halben. Hiob 27, 6 (neque enim
reprehendit me cor meum, mein hertz berespt mich nit.
Mentel u. a.; mein gewissen schilt keinen meiner tage!
Kautzsch); der es isset mit einem anstos seines ge-
wissens. Römer 14, 20 (per offendiculum, der do ist durch
die ergrung. Mentel u. a. ; wenn ein mensch es mit an-
stosz iszt. Weizsäcker); und ich jm widersagt nach
meinem gewissen (var. wie ichs inn meinem hertzen
hatte). Jos. 14, 7 (quod mihi verum videbatur, dag mich
daucht gewer. Mentel u. a.; nach bester Überzeugung.
Kautzsch); offenbars nicht, wo du es on böse gewissen
thun kanst. Syrach 19, 8 (noli denudare, nichten wölst du
si entblössen. Mentel u. a.).
ß) die Wörterbücher lassen im, allgemeinen »lur den
engeren religiösen begriff hervortreten, reste älterer bedeu-
tungen, die durch den neueren begriff verdrängt wurden, sind
in einzelnen Wörterbüchern noch belegt, theilweise wol aus
kenntnis der umfassenderen bedeutungen des lat. conBcieniia,
die noch immer gebucht werden, vgl. z. b.: conscientiam
habere conditionis suae, ein gütwüssen haben seins stands
oder wäsens. Cholinus-Frisius 202''; Frisius 303»; dazu
kommt, dasz einzelne Verbindungen, die mit dem Übergang
vom, alten zum neuen begriff verwachsen sind, nicht gleich
abstarben, so die Verbindung mit objectivem genetiv, die
(s. 0.) Luther noch pflegt, und die von Farer gebraucht
nnrd: mit dem gewissen solcher grewlichen that. auf
grund solcher Wendungen, zu denen in der zeit des er-
wachenden Studiums der deutschen rechtsquellen auch alte
formein traten, zog Adelung den umfang der grund-
bedeutung des Substantivs schon überraschend weit, manchen
lexikographen dagegen bereitete der versuch, den ihnen allein
geläufigen engeren begriff etymologisch tu begründen, grosze
Schwierigkeit, diese ^vtirde noch durch eine zweitheilung des
begriffes erschwert, mit der man die bedeutungsentivicklung
vollends verdunkelte, neben dem gewissen, dessen Wirkung
auf grund einer handlung einsetzte, wurde auch ein vorher-
gehendes unterschieden, das vor der handlung schon ein-
setzte, da ergab sich nur für das eine (das erstere) un-
gezwungen eine anlehnung an das verbum wissen, während
für das zweite nach einem anderen verbum, ausschau gehalten
ivurde, vgl. z. b. : gewissen, conscientia. duplex est, alia,
quae bene vel male factorum sibi conscia est, alia, quae
dictat quid faciendum aut omittendum sit. illa sie dicitur
a wissen scire, conscire. hae a wisen, weisen, indicare,
monstrare. Wächter 583 ; dem gegenüber ist von andern iceit
früher der richtige Standpunkt getroffen worden : dasz das ge-
wissen sei ein gewisses erkentnis, und natürliches wissen,
da einer weisz was er wieder gottes gebot und gesetz
gehandelt, was recht sei oder nicht. Decimator gewissens
teuffei 29; freilich warum die verstärkte form, und nicht
das einfache verbum zu dieser hedeutungsentwicklung kam,
konnte au,ch er nicht erklären : es wird das gewissen nicht
GEWISSEN IV (2, b in d. huchungen) 6244
schlecht genant scientia, ein wissen oder bewust, sondern
conscientia, dz ist so viel als ein mitleiden, mitbewust,
neben bewust, quasi cum alio scientia. 19; der bedeutungs-
gehalt des deutschen wortes wurde getcöhnlich aus con-
scientia zu bestimmen gesucht; mit ihm ivird unser sub-
stantiv auch in den buchungen zuerst fast ausschlieszlich
in beziehung gesetzt: gewissent oder gewissenheit, oder
conscientz, conscientia. voc. theut. (1482) m 5*«.o. auch die
französischen und englischen parallelen beschränken sich
auf den gleichen begriff; vorübergehend wird in buchungen
auch das lat. religio in parallele gesetzt, das deutlichste
kennzeichen der neuen Verengerung des begnffes: religio,
enge gewüszne. Cholinus-Frisius; antetulit irae reli-
gionem, er hat sein gewissen dem zorn vorgehen lassen.
Reyher 3, 1061 ; gewissen . . . conscientia, religio. Henisch
1603; das gleiche Calvisius 332''; Stieler 2568; Stein-
bach 2,1060; Aler 1,939*; gewissen, religio, sich ein
gewissen machen religioni ducere. proprie est ipsum
dictamen faciendorum aut omittendorum, et dicitur religio,
quatenus cum motu gravandi conscientiam conjunctum
est. inde gewissenhaft rehgiosus, qui conscientiam dictan-
tem offendere metuit. Wächter 583; dem entgegen sucht
die neuere' zeit den engeren begriff' von dem gebiete der religion
abzulösen und allgemeiner der ethik zuzuführen : gewissen
(von wissen) ist die gesamtheit aller bei einer willens-
entscheidung mitwirkenden inneren bestimmungsgründe.
Kirchner -Michaelis jJ^il. wb.^ 241; (avv£idr]oiq, con-
scientia) ist die eigene innere beurteilung unserer hand-
lungsweise. Eisler wb. d.philos. begriffe 292/.,- um so fester
haftet die oben erwähnte beschränkung im volksmunde ; dort
spitzt sie sich sogar confessionell zu: zwei gewissen ruejen
nit guet uf eim kissen. Dunzenh. (urtheil über eine misch-
ehe). Martin u. Liknhart 2,870*'.
1)) buchungen, die auf ältere, umfassendere bedeutung
des Substantivs weisen.
a)) dem lat. conscientia entsprechend, wird das präfix
sociativ gedeutet: das gewissen, das mitwissen. Alberus
310"; homo omnium meorum stxidiorum . . . conscius , der
sonderlich für andern ein gewissen hat, oder Wissenschaft
tregt, umb alle meine fürnemen und anschlege. Faber 725''.
b)) dasz diese bedeutung jedoch dem deutschen gebrauche
nicht gemäsz ist, zeigen schon die ältesten Wörterbücher,
die entsprechenden lateinischen Wendungen andere fiigungen
entgegensetzen, in deiien das Substantiv ganz auf die schüre
des erkennenden subjectes eingeschränkt ist: in conscientiam
assumere aliquem, eim unser fürnemmen oder handel
entdecken, eim unsere gewüssne offenbaren. Frisius,
ebenso Maaler; die gleiche auffassung geht aus den nach-
sätzen hervor-, mit denen Frisius die begriffsbestimmung
aus eigener zuthat erläutert: praecipitem eum agunt poenae
civium, die todschleg die er thon hat, die treibend jn
in seiner gewüszne, dasz er gleich als taub und unsinnig
ist. Frisius 67»; ein unverruckt unverseert gewüssen
haben. Cholinus-Frisius u.a., Frisius (fügt hinzu:
bei jm selbs wol wüssend sein); und auch in den buchungen,
die unserem Substantiv aus etymologischen gründen den
allgemeineren begriff des erkenntnisvermögens zu gründe
legen, wird der Übergang zum, engeren begriff in der ein-
schränkung auf das erkennende stcbject gesucht: gewüszne
(die) oder gewüssen (das), ein gewüsse kundtschafft oder
wüssen und Versicherung desse, das in unserem gemüt
oder hertzen ist, es seie dann güts oder bösz, conscientia.
Maaler 180""'; gewüszne (die), kundtschafft bei jm selbs
rächt und frommklich gelübt haben, conscientia. 202»;
conscientz, gewissen oder Wissenschaft, dz einer weisz
wie es in jm selbs gegen gott und seinem nechsten ein
gstalt hab. S. Roth D 6»; gewissen, conscientia, cognitio,
notitia sui. Decima.tor Xl*; conscientia, notitia. scientia
sui. Emmel Silva quinquelinguis Qq4''; conscientia, quae
nobiscum scimus sine aliis, das gewissen. CoRViNUS 689;
dazu vgl. unter den umfassenden begriffsbesUmmungen von
Henisch, Calvisius, Stieler, Steinbach, Aler die
immer wiederkehrende erklärung : mens sibi conscia, animus
sibi conscius.
c)) im 18. Jahrhundert, wo die historische kenntnis den
entvncklungsgang des Substantivs deutlich erkennen liesz,
knüpft die begriffsbestimmung übereinstimmend an der
ursprünglichen, durch die sippe gekennzeichneten bedeutung
r,24r> GEWISSEN IV (t.b JN d. Imdmngm)
GEWISSEN IV (t. 6 i» <<. tm^kmigm) 6146
on. »ie »Hmmt »o mit den ält$aten bttekungtn am engtUn
üb»r«in : neben den paraUeUn der vceobtäarien (eonteienlia,
gewiszne, gewist«, ein gewiuen, . . . Winzigkeit, wiUcap,
wiRRe. die wiRzheit, witsenheit. bekeDnInisM, erkantnun,
«. UiKi'KNiiACii HS«) vgl. nunwiehr die dmrtttUung M
Adki.uno; dai gewiMRen, das bewuiztiein «Iner uush«,
'loch in dieRer bedcutung ist eR im ii^ideutflohen gr&Rzten
tlieilfi veraltet; in engerer bedeiitiffig: daR gewiRRe be-
wuHztRein einer eigenen liandlung; in weloliem verRtande
en in den rechten der winüenRchaft oder dem wohl-
ht'wuHzt, d. i. der wahrflchoinliohen kenntnitz von der
iiundlung einet andern, entgegen geietzet wird; in nocli
engerer und gewöhnlicher bedcutung. in der Rittenlehre,
das bewuR7.tRein dcH verhHltniRReR Reiner hitniilungen
gegen das.gefletK. die Überzeugung von der recht niäRzigen
oder unrechtniäsxlgen bMohaffenhelt seiner handlangen,
a, 689/. ,- den verauch , nehtn dem bewuRRtR«ln oueh da»
formgUiefte gewisR aueaunütäen (vgl. tp. tau) medtrhoU
Campe: das gewisRen, das bewutztseln einer saehe. in
engerer bedcutung, das niohere bewuRziRein einer sache,
eines zuslandefl, dann das richtende bewuszisein von der
Sittlichkeit »einer handlungen. von der reohtmiszigkeit
oder unrechtmäszigkeit derselben, in engerer bedeotung
verRleht man unter gewisRen das bewusztsein der un-
xittlichkcit einer handlung und die daraus flieszcnde Un-
ruhe und Unzufriedenheit mit sich selbst, l, 80O\
8)) dem nnten engeren begriff ordntnk die buehuugen ru-
nilrhat noch den abeterbenden objeetiven geneHv unttr. e» i«t
'nirakferietieeh . dam hier wiir adehe Verbindungen belegt
I ttd, die thatadehlich die bedeutungaverengerung begleiten
conacientia bene aetae vitae . . . das gwUssen eins wol unnd
recht gefUrten läbens. CHnuiNUH-FMi^ius SO«^: eonacieniia
aceleria, avaritiaeque exuu; die gewOszne dess lästert
und desz geits, das gnagen und iglen. Fnisius 808*;
»celeria (parrieidii in mattem) conaeientiam nunquam/erre
poatea potuit . . . mit dem gcwisRen solcher grewiichen
that, hat er hernach nie kennen zu frieden sein. Fabir
U8*; dazu vgl. die buchttng eitt.iprrc/iender biblieeMer teen
düngen bei apiiteren le-jrikographen : mit dem gewissen
ihrer sünden {with the cotwetouMMS» ^ their eine) Hilhert
J(, 1 a. 4«6« u. a. unter den begriffaieatimmungen »eheint
achon eine der älteaten auf den engeren begriff tu tielen :
gewissen, eonaeientia. i. ptt'ritaa menH». voe.imeip. Oteut.
i 7*; noch deutlicher aprichtdie parallele mit dem lat. religio,
daa bald ala eintigea beatimmungametkmal, bald ala eine»
unter vielen ang^ithrt iat ■ vgl. conacientia religio gewissen.
(«A»n II König ses*; Mattiiiab «, im*; Kirsch «, iö«*:
gegen: das gewissen, erjnnerung imm hertzen, jnnerliche
zeug, conacientz, coti»cientia , religio, animi «4» compli-
cata notio. est autem notitia naturali» practica, mw
discrimen honeatorum et turpium, ovve/StiotS. HRNianii
1C03; gewissen, conacientia, religio, men» eibi eoneeia,
animua aibi eonecitta. teatimonium, aignum eonacieniiue.
Oalvisius 8SS>>; gewiszen, das, plur. die gewiszen, con-
acientia, religio, mena aibi conecia. Stiklkr 8668; gewissen,
conacientia, animua eonaeiue, religio. Stkinrach 1. 1080;
con.9cientia, mena conacia, religio; teetia quem die, nocteque
gf.<>tatntts in pectore. Ai.KR 1,«9*: auch die einfache au-
zusamm-natellung mit conscientia {conacientia, gewissne.
MuHMKi.ius [1517] 41; Dasypodius Hl*: Fabbr 7«*:
(Jahtii König 186*; Schönsi.edrr V6*; Frisch 1.4Ö4*)
darf für den engeren begriff in anaprueh genommen werden.
»UH-A mehr die Muaammenatellung mit den tehnworten, die
rfrtÄ lateiniache conscientia in deutschen mundarten, im
engliacfien und frantbaiachen eingebürgert hat: so wird
auch . . . was ein mensch in seinem hertzen, seines thons
und lassen halben weisz und überzeuget wird, ein ge-
wissen oder consoientz genant. Decimator gewiaaena-
tenfel U; gewissen, conacientia, a\~»-ei!lTiate , conacienee.
Kmmel nomend. quadril. S«; conacienaa, rimorao a con-
scienaa. Hiilsius (1006) 68«; conacienee. conaciema. (1616) 18«*;
/<! conacienee. eonaeientia. DuKZ 199*; eonacienta, coaciena».
conaciefice. Rad lein l, 884»; conacienee Frisch diet dea
pa3a.t,fS0; Schwan 1,7*7*; the conacienee. Arnold* 4«7*.
dazu vgl. : gewissen, the conacienee, the ieatimong or witntm
ofyour Ofen mind. teutach-engl. lex. 8,776; conacienee,
coextr. RoNDEAu; gewissen, gewisse, getceeten.
Kramer 8, 97*.
IV.
S)) den breiteeUn rmum nakmiem im de» iiaekiimfem äie
Verbindungen de» tubttnntim ein.
a)) unter den aNriluHmn pertinirnngen atehl der aehon
in der biid mngiBtmHU ftgemmiti twn gut und b0M im
verdergnenä: ein gM $m9man. CHOunvnFMtivn «. «.
(/Idee. eeneeienHm honm. ealem u. «.); religitee . . . IraowUeh
und mit gAtem gwQsscn. ebenda, mit einem guten ge-
wiRRen etwaR thun, bonamemte.eonacientut. IIkmisch w.«.;
ein gemUt durch bSsM fwflsMa gepiaget. Cuounvn-
Fminil'm; bösz gewisMn. mmt» eenseientio. Hr.xincH: eio
bOses, unruhiges, mit sQnden belailenes gewissen. Kon-
liEAt; an dieaen gegenaatt knüpfen aieh bei Thkl'KN die
manniffalHgeten. litterariaehtn quellen entnommenen, bei-
Korte: gewissen das gut int. daa redUdM, frei«, lOM-
gesprocheoe, gute, freudig«-. Iieldenmathiffe, bertdMiSIc.
unverzagte, TergnOftc, l>eredtR, frAliche, fra^OoM (I),
reine gewissen. DOdalue \tV3S) i.aei; gewisew da« bt« M.
das zagende, nagende, klagende, zittwdt. Mbttttornd«.
t>ebende. Rcbeue, bOse, zagha/Re. stedMod« wftmMM«,
wurmfreRRcnde. tolle gewisse (!). l.an; dam «f(. BaflMidM
gewissen. Schönmikükr; wundes gewissen, eteueientim
aaueia. Si iki.rn. die gegeneätae, die eieh auf dem frmd
der empfünglichkeit at^bmten, tMnfsn ai\f»nga ^eenig. apäter
um ao mehr bearhtet: relifi», eng* gewftsxne. Cmouros-
KniHiLA; weit gewiesen, raom gewtoen. diüUm eenmtemHm.
Hknikch tt.«.,- ein ■ehwaeb, bUM gewissen, ebenda.- eia
zart gewissen. teutadi-engL lex.; ein guten, nihigm. reiOM,
zartes gewissen. Rokdrau: ein srhlafendes gewisew.
ADKi.UNn; Rchwaches. enges, weites, stampfes, starkes,
zartes gewissen. Kirchner Michaelis, aneaerhatb Oeter
beiden gruppen aind nur wenige beitrorte ge&tteht. gegenüber
von: exemplar antiquae religionia. ein beispiel einer auf-
rächten gewQsxne. Frisics. Maalsr; vgL ein zweifei
haftes gewissen. Rondrai-; das irrende gewissen. Adk
LUNo; theoretisches und practischee. Absrisganda« oad
richtendes gew. Zedler ; das vorheigsbeMda gaw. AoB-
LUNQ. Campe.
b)) unter den Verbindungen mit verbi» eind
a)) diejenigen, die das aubetantiv im mee%umih «ü^/Urm.
am früheaten belegt, aehr eahlreieh eind die wtndunfin.
die für daa aubatantiv ein mnderee aubjed fordern nU /tir
daa verbum: ein gewissen machen. eoMeifii/iaM mttum
incutere. obetringere religiene. Dasypodius «. «..- man
machte ein gewissen drausx. religio (-mmm) enL Alkr m.«.,-
gewissen machen von einigen saehen. Hknisch; reU-
gionem alieui offerre. cim ein gwQssen machen und golla-
furcht einstosRcn. CiiOLiNL-R-FnisiiR u. «.. eim ein
gcwUszne machen. Maalbr; religiomem aU^uem
gere, einem ein gawisaen eiQJagan. KAmo;
foroht desz gewissans Ober ainar saeban eiaalaeka«.
Hemsch ; oUigare religione. oMringert. eim ssia gsllssilB
beschwiren. eim ein gottaforcht einstossen. CaoUNO*'
Frisics M. «.,' eim sein gewOszne beladen. Frisics;
exolvere religione, eim sein gwQssen ringeren. einer goUs-
forcht entledigen. Cholinus-Frisiur; einem von seiner
gwüszne entledigen, der gewUszne räumen. Frisics; die
gewissen zwingen. Rondral ; eines gewissen ragiaiaa.
Adrlono, Campe; die gewissen beanruhifan, iapUgM.
Hilpert; conaeientiam . . . permovere, das gawlsssa rflbi««.
Rryher U.O.; das gewissen trfitrirhin riiisfiiwtfaai
excuiere. Schönslrdrr m. «.; das gewisaan aiaaeblifira.
Campb; dodk kommen aehon früh oi4ch die jeüt baoom^/ttm
Wendungen «wr geU%tng. in denen euietanHo und iiilnsi
ein gemtinammae a%i^faet fordern, in dieaer füg%*ng wird
oueh das eleu betagte gewissen machen gern verwendet;
muaachUaaeUek miar gehört ihr daa rietgebrnuehte gewisavs
haben aw .- habere retigioni ... im selbe ein gensas«
machen, ein gottsforcht haben. Cholincs Frisiis w.«.;
religio eat mihi, ich mach mir ein gwüssen danunb.
ebenda; habere religioni tUiquid . . . ihm über ein ding ein
gewissen machen. Rryher m. «..- er macht ihm kein gew.
darauss. Aler w. «. .- ihm ein gew. machen ob etwas.
eonaäringi. tangi religione. ebenda; einer saehen jhroe
kein gew. machen. Hbniscb; man muss sich «n gew.
machen dieses zu thon. Rondrao; optimae mentia con-
acientia eonaolari ae. sich des trOsten. das man rin guf
gewissen habe. Faber u. a.; ein onvermckt, unverseert
gewfissen haben. Cholincs Frisics u.a.; eonedentiam
398
6247 GEWISSEN IV (2, b in d. hmhungen)
ülaesam. ein unverletztes gew. haben. Garth- König
u.a.; der ein zartes gew. hat. Aler; ein böses gewissen
haben. Aler m. a.; ein weites gew. haben. Rädi.ein tc. a.;
ein verletzt gew. haben, teutschengl. lex.; ein (kein) ge-
wissen haben. Ai.er u.a.; religionem se exolvere, sein
conscientz oder gewüszne entladen. Frisius; conscientiam
exonerare, sein gewissen erleichtern, ebenda; sein gewissen
entledigen. Reyher u. a.; sein gewissen zu befreien.
Rondeau u.a.; religione exolvere, die forcht und sorg
hinnemmen, das gewissen zufrieden machen. Dasy-
PODius; sein gewissen fragen. Henisgh, Stieler; unter-
suche dein gewissen. Frisch; sein gewissen wohl in
acht nehmen, animi conscientiam curare. Aler t«. a.; sein
gewissen nicht achten, contemnere, negligere conscientiam.
Stieler m. a.; sein gewissen an einen nagel henken,
conscientiam negligere. Aler u. a.; sein gewissen beflecken,
Rädlein u.a.; rein erhalten. Campe.
/?)) verba, mit denen das stcbstantiv als subject in Ver-
bindung tritt, iverden erst später gebucht: m^agna vis est
conscientia, das gewissen vermag viel. Faber u.a.; hat
grosse kraft. Calvisius; so weit das gew. leidet. Aler
u. a.; das gew. tringt, truekt, conscientia stimulat, mentem
vexat. Schönsleder M. «.; schlagt ihn. Aler; sein gew.
wird ihn schon dermaleins darüber nagen, tetdsch-engl.
lex.; mein gew. beiszt mich nicht. Adelung u. a.; das
gew. ängstet ihn, propter facti conscientiam timet. Stein-
bach; conscientia obstrepente, da sich das gew. widersetzt.
Schönsleder, Aler; wenn jhnen das gew. widerspricht.
Reyher ; das gewissen legt sich, conscientia conticescit,
sedatur. Stieler; schläft, erwacht, regt sich. Campe; das
gewissen hält mir mein voriges leben für. Stieler; sin
geweten segd hum, dat . . . ten Doornkaat Koolman.
c)) präpositionalverbindungen sind nur in der ältesten
zeit für sich allein gebucht: iudicata, nach ernst und
eignem urtel und gwüssen. Cholinus-Frisius {vgl. da-
gegen: nach seinem, gewissen handeln, teutschengl. lex.);
fide bona, in guten trüwen, auff sein gewüszne, on liegen
und on falsch. Frisius u.a.; gewissens halben {prohiberi
religioni u. a.). Calvisius u. a. (vgl. dagegen: etwas um
des gewissens willen leiden, oder unterlassen. Adelung,
Campe), später werden die präpositionalverbindungen über-
wiegend im anschlusz an ein verbum gebucht (zur Verbin-
dung mit dem Substantiv vgl. : ein mensch ohne gewissen.
Adelung); hier treten die Wendungen, in denen Substantiv
und verbum verschiedenes subject fordern, noch m.ehr zu-
rück, vgl.: einen bei seinem gewissen erinnern. Calvisius
u. a.; ich stelle es auf dein gewissen. DuEz u.a.; einem
etwas auf sein gewissen geben. Aler u.a.; das ist mir
auf mein gewissen gebunden. Steinbach u.a.; einem
eine klage ins gewissen schieben, causam alicuius con-
scientiae committere. Stieler u.a.; einen aufs gewissen
fragen. Aler u.a.; unter den Wendungen, die für sub-
fitantiv und verbum das gleiche subject fordern, fehlt
noch das heute so beliebte über das gewissen bringen, da-
gegen loerden neben einigen vereinzelten oder abgestorbenen
fügungen auch manche der jetzt gangbaren gebucht: ich
lasz mich auff mein gut gewissen. Schönsleder; ich
tröste mich meines gewissens, ich verlasse mich auff
mein gut gewissen. Calvisius u.a.; ich verlasse mich
auf mein gewissen. Aler; sich aufs gewissen berufen,
implorare conscientiam et fidem suam. ebenda; auf sein
gewiszen hinnehmen, conscientiam suam, onerare. Stieler
u. a.; im gewissen verbunden sein. Rondeau, Adelung;
conscientia convinci, in seinem gewissen überzeugt werden.
Reyher u.a.; in sein gewissen gehen. DvEzu.a.; ich
versichere euch auf mein gewissen, upon my conscienee,
indeed. teutschengl. lex. (andere: bei seinem gewissen be-
teuern); sagen sie mir es auf ihr gewissen. Adelung,
Campe; das habe ich nicht auf dem gewissen. Hilpert;
er hat alles gesagt, was er auf dem gewissen hatte, ebenda.
♦)) die mundartlichen buchungen sind vor allem für die
formen von Wichtigkeit (s. d.) , da unser subst. sonst fast
nur in der schriftform belegt ist. die angaben zeigen aber
tugleich tvie tief das wort auch in der Volkssprache sich
eingebürgert hat. namentlich in festen Verbindungen ist es
dort zu belegen, die vielfach der Schriftsprache selbständig
gegenüber stehen: dal het en gewieten as en maller-
sack. Woeste icb. der wesffül. mda. 79"; e breites gew.
GEWISSEN IV (2, h im Sprichwort) 6248
Follmann wb. d. deutsch-lothring. mda. 204»; ei's gwiss'n
go~, resipiscere, vom unrecht abstehen. Schmeller 2-, I03ß;
das soll der uf um gewisse brenne. Martin u. Lienhart
2,870; 's druckt mich eps uf dem gew., eim ufs gew.
redden (ein trinkgeld fordern), ufs gew. ist gschisse.
ebenda; er macht sich e g. drus. Follmann 204»; wemmer
redt vom g., isch's geschisse. ebenda; dem volksicitz giebt
auch die grundbedeutung formelhafter Verbindungen an-
knüpf ungspunkte. vgl. : e gw. ?, nein e par hose mach ich
drus. Martin u. Lienhart.
y) im Sprichwort wird tifiser .Substantiv ungewöhnlich off
angezogen, naturgemäsz immer m,it dem neuen, engeren
begriffe, dessen religiöser inhalt das volksempfinden aiif das
lebhafteste beschäftigte, die grundbedeutung, aus der dieser
engere begriff erwuchs, blieb daneben aber nicht ganz un-
beachtet, die volk.ithümliche neigung, eine bildung aus der
sippe, der .sie entstammt, heraus zu deuten, fand gerade
in den gebrauchsverhältnissen uiiseres Substantivs einen
günstigen boden: es (das gewissen) ist tausent zeugen, du
magest wol redenn was du wilt, du weist und hast aber
in deinem hertzen nit was du wilt, ja du weitest lieber
nit wissen noch haben, das nagend würmlin mein ich
dein hertz und gewissen , ein jeden büszt und vexiert
sein list. Franck (l54l) 1, 76» (s. auch unten); dazu kommt
die neigung für das Wortspiel, in dem die beiden begriffe
bald als nahe vericandt. bald als gegensätze zusammen-
gestellt werden, vgl. :
das ist gut zu wiszen
was erbaulich ist zum guten gewissen.
Lehman (1630) 313 ;
das gewissen verführt niemandt, der im wissen den war-
hafften grund hat. 311; gegen: viel bemühen sich, dasz
sie viel wissen, achten aber wenig desz gewissens. ebenda;
die alten vor alters haben sich befliessen auff ein gut
gewissen und nicht auff viel wissen, zu diesen zeiten
achtet man mehr auff wissen als auffs gut gewissen.
ebenda; gewissen ohne wissen ist besser als wissen ohne
gewissen. Winckler 14, 43.
bei den zahlreichen Wendungen, die an unserm engeren
begriff bald das ergebnis der verbalhandlung , bald diese
selbst zur geltung bringen, ist auf lateinische parallelen zu
achten, denen die deutschen nachgeahmt sein können.
1)) so stehen sich z. b. in den Wendungen, die dem
toirkungskreise des Substantivs gelten, solche, die an eine
lateinische fassung anknüpfen, tmd andere, denen dieses
Vorbild mangelt, gegenüber.
a)) mortalibus Omnibus conscientia deus. das gewissen
ist in allen menschen gott. FRANcrc (l54l) 1,76»; ist des
menschen gott Sailer 235; Simrock3620; das gewissen
ist der richter, wir empfangen, was unser thaten werth
sein, sagt der schecher am creutz. Lehman (1630) 312;
conscientia est domesticuin tribunal; das gew. überzeigt
(überzeugt) den menschen (den man). Eyering l, 30.5.
317. 451; conscientia mille testes, das gewissen ist ein
tausend zeug. Bachmann 17; Tappius 24»; Henisch I6O6;
vgl. auch: eigen gewissen ist mehr, den tausend zeugen.
Petri 2, S 4»; Henisch 1606; das gewissen weist am besten
was man heimlich verübt, acttim saepe latet ctim res sine
teste geruntur, at mens indicio proditur ipsa suo. Aler
1, 941»; vgl. Wander 1, I666 u. 1667; fheatrum virtuHs con-
scientia, der tugent schouplatz sie die gewüszne. Franck
2,86»; ebenso: schöne weise klugreden (1560)328»; Petri 2,
P2''; Henisch 1606; Körte 2151 ; conscientia verberat ani-
mam, das gewissen schlegt die seel, man kan jm nit
nnrecht thün oder einn äffen treen. Franck (i54l) l, 76»;
vgl. auch : j^s gewissen lehret ein jeden wol,
was er hoffen und fürchten soll. Henisch 1606;
ähnlich (sagt) Gruter3,13; Lehman (l64i)75,l0; Simrock
3623; vgl. Wander 1,1667; wie einer ein gewissen hat, also
ist ihm zu muth , conscia mens ut cuique sua est. ita
concipit intra pectora. pro meritis .spemque. m,etumque
suis. Aler l, 9i0^; Wander l, 1673; wo kein gewissen, da
ist auch keine schände. Winckler 19, 45 (franz. u. ital.
Wander 1, 1673).
b)) die deutschen prägungen, für die eine lateinische
paralhle nicht belegt ist, zeichnen sich auch da, wo sie
sich in ähnlichen gedankengängen bewegen, meist durch
eine beweglichere phantasie und sinnliche ßische aus: das
6249 GEWISSEN IV (a.fr im $pnehwort)
GEWISSEN IV it.b im §priekworti 6250
gewiuen int dea mensohen ichuldbueh darinn er Min
Kchuld unnd Bünden »chreibt. Lkiiman Sls; Sailkn W;
Körte S151; SiMitücKaMi; Ukaun 1,006: d*« gewisMO
JHt gleicIiMain unver kirchner, welcher den tempel de«
hertzeni bewuchot. Jon. Hikmeh apophtMsgm. tU: dna
üewisacn ml wie ein guter hauiihundt, der waoker die
(lieb BÜnd unnd luntor unbolt. »ohreckt, onnd Tertoheuoht.
Lkiiman siü; Sailkh xsa; ist ein »oharf ding, aagte der
pfafT, und bing es an den nagel. Wandbr l, 16M; 't ge-
woton ia'n »cbarp ding {ont/rie».). t, l67fl; da« gewiaaen
i.sl des Vorstandes treuester ratligeber. 1, IflM; red ein
ii-dcr was er wil, ao wirt «ein hertz und gwiaaen nil
liegen , dz weiaz wol wie all aach atrol. Fhanck (imi)
I.7A*; das gew. lügt nicht (bairiteh). Maykm 1,190; leidet
kein Bcbe)-tz. Hknimi;ii i606; daa gew. verführt nieniandt.
FnANCK (1541) 1,76»; Hknihcii ifloe; S<;n(»'nr.«. Uf7*;
(iiiD'iKK 1,11; iiiiAiJN i,m)i: Köiitksuo: Lküman (ia8o)sil
i^/iigt hinzu: der im wissen den warlialTIcn grund hat);
SiMKOCK 3A2H; dem gewissen kan man kein allen drehen.
Lkiiman su; Saii.kii 835; Simmock aan; dem gew. kann
man keinen burt iiiticben (keine nase drehen) . . . kann
niomnnd entfliehen. Waniikm l, 1687; er hat das gew.
an nagol gehKngt (Sc/nceis). KinciiiioKKn IM {Holland.
Wandkh 1, IB'S); he lAt aln gowieten vor der dübr liggen,
wenn he ut geiht {Lippe). WANOEit 1,1074; dem deuUcMen
nprichcort eigen »eheinen Mündungen iu »ein, die de» mder-
stand kennzeichnen, den die lebenaktugheit den regungtn de*
gewissens enigegenteht, vgl. : die band deaz gewiaaena aind
achl&chte Aden die den ochsen nicht halten. Lehman sii;
gewin in der k inten
mauht schaden im (ewiss<>n.
PiTRi I, Pr4>:
genau ao Hf.ni.scii 1001 ; das hcisset reich sein, arm aein
im kästen, und reich im gewissen. F'ktki t, M a**; Heniscii
ni<)6; gelil zubricht ehr und gewissen. Pkt»! «, Ffl*;
lihnlieh IIkni.scii I6O6; was gewissen, gewissen, davon
wird man nicht reich. l'Kiitis, SaaS*; wenig gewissen
und grosser fleiss machen goldenen beutel. WiNcKi.i-.n
11, 18; petite conacience et grande diligenee fönt l' komme
riefte ä Vallance. Wandrk l, 167S. be»<mder» tahlreieh
sind die icendungen, die »ich mit der empßingliehkeit oder
rrgaamkfit dea gewissons bearhiiftigen. aie aind meiat der
unteren ttpraehe enfnotnmen, vorwiegend den mttndarten,
tdtd haben gelegenflieh auch J'ianiöaiaehe parallelen ntr
arite. nla empfänglich wird daa gewissen hier nur »dten
diirgeatflH , einmal aln uberempßinglirh getadelt (es aolt
jlime keiner selbst ein wurm ins gewissen setzen. Lkii-
man sls), anderersetta zahlenmäatig geteertet: inn einem
gewissen ist die sünd zu schwer, inn zweien gerecht.
Hf.niscii 1606: besser zehn gewissen als ein kind auf dem
kisscn. WAM>F.n 1,1665/6. die meieten präyungen gelten
der unempfiinglichkcit, vgl. aehon den Miebten reim:
wer trawt rim wollT au(T der heid,
und cim baurrn aufT seinn eid,
und eim pfafTm aulT ar>in mwimmi,
wirt von in all dreien l>eflcbisiien.
Franck (1&41) >, 18» :
eftenM(l64&)ll,8S*(gwQszen); wenn'a onkomml ufs g' wissen,
U's g' schissen (IVaptMu). Wandkh 1, ifi7S. ala träger der
tceudttttg erscheint vortciegend die Verbindung gewissen
haben, aeltener mit attributivem adjectiv, fast ausschlieet
lieh mit Vergleichssätzen • es hat mancher ein so räum ge-
wissen, man niöcht mit einem fuder hew hindurch fahren.
rKTiu a(l60*), Z«''; Hknisch 1604; vgl. noch Wandbr
1.1671; er hat ein ßcw-issen, es könnt' ein frachtwagen
darin umwenden. Wandkh 1,1678: he hett' gewAten dar'n
mit 'n fAcr heu umwennun kan {Oa(friea.). l, 1674 {daeelbat
auch holländ. apriehic); Körte Jtl54; böse but>en haben
weite gewissen, man möcht junge hundo dardurch beu-
teten. Hknisch 1604; mancher hat ein weites gewissen, wie
Fransziskaner-ärnicl. Sailek 836; Simhock X^SS; Körte
2154; vgl. noch Wanker l, 1673; da hat e gewessen we en
münchsmau {mönchsärm^ (Köln), ebenda; er hat ein ge-
wissen wie ein haiduck, ebenda {daseibat auch holländ.
apriehic); wie ein flcischcrhund. ebenda; an gew^ten üs
an schlaghterhünj (Kordfriea.). Fimmknich 3,6,91; asn
Schlachterhund , wat he nich upfritt , nimmt he mit
{OUlenb.). Wandkh 1, 1674; sein gewissen ist wie Jakob's
l&mmcr, als sie vom brunnen kamen, ebenda; er hat ein
gewissen wie ein sobergenhaus , Iwnn viel unterbrimgem.
ebenda: wie ein scheunenthor. ebenda; ea gewleten m
'ne Innge wiske un 'n gewleten as en edtern döpeken
de ditfet alle beide nit {MüneUtr). Finmknich t. »7. •:
Fhommann «.4«. w; wie ein Imelibaot. die sicli selbst
dehnt. Lehman (ioo) tu; KöHTKttM: Braom l,«l: v§L
auch (a. o. ac en inaUersack) Wob«tk ?•*; (gr^feek^ft
Mark) Fhommann ft. m, «7; e fwSeaa liA wie «n laiü»-
sack. T0BI.KH tH (AppenaeU); he lieU 'b gnrttmt ae 'a
f^'Uke hase, 't kann engen und wlden. SrOiiBMBUiioag*
(ue*(fiUi»eha atrümpfa); wie ein volirstahl. Wakokn 1. 1674:
wie ein wolfagam (eine ritere) (SAeaiia). KiHcHKoreii S40,
a bot a gewiaaen wie a pimpeteen (,Seklm$.X Bobijmoh:
GoMOLCKK, «. Wanueh l,lt7t. 0tUumr werden »immkr^/tiffe
verba tur kennaeiehnung herungeeofem ■ das gew. erwacht
zn letst allzeit. Menikch im»; wenn daa gew. erwaclit.
kommt der teufel ea einzuwiegen {leend. Laueita). Wandbr
1, 167S; wenn das gew. aehllft, wird dem teufel die l>eale
leicht, ebenda; wenn «ooh dae few. aohläfl. wachen doch
die hnnde. ebenda; eeia |ew. bnt d«i bala gebrochen.
WiNCKLSR io. M: ist gerrtsaen. Matbr i.ieo: wenn das
gew. acharten bekommt, so wetzen sie aich bAse aas.
Wandkh i,i67t: sein gew. spielt in allerhand färben.
1,1674/.; muaa tanzen wie er pfeift. 1,1674: fUirt davoa
wie abgetragene achuhaohlen. ebenda; das gew. wobnt bei
vielen auf der breiten gasse. Wincki.rk it, 10.
t)) für die kennxeichnung de» tuetande», in den eiek da»
»übet, dmreh eigene tkätigkeit vereeM, lagen mtkrfaeke Imtei-
niedk» wemiungen vor, denen aber da» dtmt»A» »priekwort
viel häufiger au» d»m t»ig* g»ht at» da»» «e m naebahmt.
am «Me»ten wirkt die vmrUmdung «MMctontia pora (». omA
oben »p. tat») avf dewUA» wendumgem »im:
•in trewisaen par nnd leia,
ist aber fold und •delgeslais. Lihmak Ml;
ein guter wain, daa fewia«*a rein,
mag wol da« t>«*te leben Min. HaNiscn 1606;
inm glauben und gewiaaen rtia,
■oll unser trost und (kvwde aein. ebenda;
vgl. auch, anknüpfend an Tit. 1, lA (». «.): dann bede OB»
rein ist jr Binn unnd gcwüszne unnd aind zö allem fftiMl
untüchtig. Franck (t&46) i.s4i»; vgl.: es nem offl einer
nicht die weit daaz man jhm in sein gewissen aolt aehen.
ea were dann aanber mit einem atrohwiseb unnd acharpffer
laug geputzt. Lehman siS; mancher rhOmbt aich aeines
gewiaaena, welchca ala dann zu glauben, wenna im fewer
poliert unnd lauter erfunden worden. SIS; oAtie fremde»
Vorbild »theinen die folgenden Wendungen entstanden au »»ini
lob (Ott SU dienst fttraicbtif klkb,
kein welUicb f^wd laas Magen «eh,
ftkr aOnd bebalt dein gawlaasa ftei,
lur heimrafart stets geachicket aai.
Hrnimth 1606;
lass jeglichem aein gewissen frei. Lkhman (iMi) S7t:
vgl.: einem die freiheit seines ftwiiMM lassen, die frei
heit, nach aeinem getciaeen «w komdein. ADBLt'Nii S. «69:
iIampk s, aee": gottes huld, deai gewleeene onschnld. und
christliche gedult. seindt die drei beetnn etndc inn diesem
leben. Hknisch I6O6; gott gib mir gedalt. und deez ge-
Wissens Unschuld, ebenda; der hat ein rttwig freudig herta,
dessen gewissen nicht in die achwertz ist komnMB.
Lehman (isao) SlS; erschmrken gewiaaen versihet rieh
jmmer deaz krgeaten. Hknisch len«; Pktri s, Tfi* («fl.
böses gew. Körte 81M): ein betrübt gew. anffrichtMi,
iat mehr, denn zehen kAnigreiche hatten. Henisch im«:
ein verloren gewissen ist fOr den teufel ein geaochter
bissen. Wander 1.1671; ein warmalichich gewissen gibt
kein gut alter. I..KIIMAN SiS; ein wackliebes gew. hebt
man mit kupfergeld aua dem aattel. Wandkr 1. 16?!.
die kauptmaaae einaehlägiger verbindnmgen en^fiUU Mm
apriekteort emf die beiden gtgmaktae fntes, bOses |ewisss«.
trenn dieae tgpen atiek im lateinieeken »ekam veegMUkt
sind (vgl. bona, mala oonscientia in der tndgata. ».»g.tbl»),
so i»t deck die ungetitkniitke verbrai^uig. au der der laM-
mg uneere» afriAteort». tkarmkhriatittk iat Uar, data
gerade da. w» der deutaeken mimiung lateiniacka parattalen
aur aeite aMken. Miu«rr a^jeeÜwa meiat /iklen.
«)) «0 tritt gut ßür aanus ein, dessen bedeut^»ng hier
nur atUen gewürdigt wird (mit geaati und worten heilt
392»
6251 GEWISSEN IV (2,6 (m Sprichwort)
man die gewissen. S. Franck [iMl] 2,30»), vgl.: murus
aheneus sana conscientia. es ist nicht über em gut ge-
wissen. S. Franck (1541) 1, 54". auch für rectus, das dabei
mehrmals in anderer syntaktischer Verbindung steht, wird
gut als aUribut eingeführt: ein gut gewissen lest sich
durch verleumden nicht verwunden, conscia mens recti
famae mendacia ridet. Lehman 312; ein gutes gewissen
störet sich an nichts, caret metu recta conscientia. Alek
1,939»; desgl. (conscientia rectae voluntatis) giO»; dazu
vgl.: ein gutes gewissen soll den tod weder fürchten,
weder wünschen, nee timeat mortem bona conscientia nee
optat. 1, 941"
GEWISSEN IV (2, c fortnen)
6252
«))
ein gut rein gewissen,
ist in aller frewd der best bissen.
Lehman 312 u. a.
(vgl. : gott geh ein gut gewissen und ein täglichen bissen.
Henisch 1606);
au ff erden ist kein besser haab,
dann das man gut gewissen hab.
Henisch 1605; vgl. auch 1606; vgl. Petri 2,
Aa 2» und 2, V 5» ;
ein gewissen gut, und rein,
ist über gold, und edelgestein.
Aleb 1, 940»; «. OMCA oben S. Franck;
vgl. dazu: über ein gut gewissen geht nichts als die haut.
Bottenburg. Sprichwort, s. Wander l, 1672.
ß)) ein gutes gewissen ist ein frei-stadt in aller noht.
Riemer 560; ein gut gewissen ist ein stahlen mauer.
Petri 2, V5»; ebenso Henisch 1605; s. auch Wander
1,1670; Frischeier^ 432; (zeughaus voller tugendwaffen)
WiNCKLER 8, 51; — ist eine schildwache, die nichts anders
ruft als: gut freund. Abr. a S.Clara s. Wander a. a. o.;
ein gut gewissen ist ein sanftes hauptküssen, conscientia
bene aciue vitae jucundissima est. Steinbach 2, 1060; vgl.
Abr. a S. Clara bei Wander, vgl. auch die Wendungen
in y))\ ein gut gew. ist ein stetiges wolleben. Petri 2,
V5»; ebenso Henisch, Schottel u.a.; ein gut gew.
ist frewd über alle frewd. Petri a.a.O., Henisch; ein
gut frölich gew. ist ein halb paradisz und himmelreich.
Henisch 1605; ein gut gew. ist ein kalender, worin nichts
steht als gutes weiter; ist ein hochzeit, worauf das herz
vor freude tanzt. Abr. a S. Clara *. Wander.
/)) ist aber der mensch frölich einer guten gwüszne.
S. Franck 2 (1545), 86»; ein gut gewissen macht ein frölich
gesiebt. Lehman 312 u. a.; wer ein gut gewissen hat, der
furcht kein Unglück. Petri 2, Ppp6»; Henisch 1668 u. 1606;
Schottel 1125»; — ist ohne sorgen. Lehman 311; vgl.
auch Petri 2, V4»; Henisch 1605. I6O6;
wer bei sich gut gewissen tregt,
zu nacht sich frölich schlaffen legt.
Petri 2, Eee 3» ; genau «0 Henisch 1606 ;
es schläft einer sanffter in guten gewissen, als in gantzer
haut. Lehman 311; Opel u. Cohn 30 jähr, krieg 378 (in
eim ganzen unverletzten gew.); on dort bien avec une
conscience nette. Wander 1, 1665; wer kei rouigs g'wisse
hat, schlaft nüt im besste federbett (Schweiz). 1, 1672;
de gut gewissen schläft ruhig ufen kissen. Gurtze volka-
überlief aus Waldek 363.
o)) ein gut gewissen, und armer herd,
ist golds und aller ehren werth.
Petri 2, V5»; Henisch 1605; Schottel
1144» u. a.;
besser wenig mit gutem gewissen,
denn durch schalckheit viel zu sich gerissen.
Petri 2, K 7» ; genau so Henisch 1605 ;
besser mit gutem gewissen in fahr und ungnad, denn
mit bösem gewissen in fried und gnad leben. Petri 2,
K?»; genauso Henisch 1605; besser mit gott und gutem
gewissen ein armer hawer oder haspelzieher, denn mit
dem teuffei und bösem gewissen ein gewaltiger fund-
grübner. Petri 2, Ke».
b)) wo die Sprichwörter, die ein böses gewissen kenn-
zeichnen, an eine lateinische wendung anknüpfen, ist dort
das attribut entweder an ein anderes subst. gebunden oder
es fehlt überhaupt: ein bösz gewissen hat wolffzän, es
frist sich selbst, conscientia est Tnala bestia, facit hominem
Stare contra ae ipsum. Lehman; wer ein böses gewissen
hat, der meint es rede jedermann von ihm. Kirchhofer
Schweiz, sprichw. 154 (consdus ipse sibi de se putat emnia
dici) ; die einzelnen Wendungen bieten hier vielfach die kehr-
Seite der bilder, die das gute gewissen entwickelte, oft findet
das Sprichwort dafür auch neue züge.
«)) ein bösz gewissen und reicher herd,
alles Unglücks ist allzeit gewerth.
Petri 2, T 1»; Henisch 1605;
es entgeht einer offt der straff, aber dem bösen gewissen
nicht. Lehman 311; wenn man an ein bösz gewissen
gleich ein stübichen weins geust, so find sichs doch
wider. Petri 2, Ccc6»; Henisch 1605; gottes geist und
ein bösz gewissen, wohnen nicht beisammen. Henisch
1605; ebenso 1692; ein bösz gewissen ist nimmer eins.
Petri 2, Tl»; Henisch 1605; macht das creutz schwerer.
Petri 1, B7»; Henisch 622; recht sünde fühlen, und für
bösem gewissen verzagen, ist ein marter über alle marter.
Henisch I605; räch macht allzeit ein unruhig bösz ge-
wissen, ebenda; ein alt hausz ist des rauchs gewohnt,
also ein bösz gewissen böser hendel. Lehman 313.
ß)) ein bösz gewissen ein böser gast,
dem hertzen lest kein ruh noch rast.
Petri 2, S8»; Henisch 1605;
Lehman 312 u. a.;
ein böses gewissen ist ein wurm, der allezeit nagt; ist
ein hund, der allezeit bellt. Abr. a S. Clara s. Wander
1, 1668; ein böses gewissen ist desz hertzen ruthe. Lehman
(1630) 311; ist die grössest marter, quäl und strafTe. Petri
2, S 8» ; Henisch I605 ; ist ein trawrigkeit über alle trawrig-
keit. Petri 2, S8»; Henisch 1605; ist die helle selbst,
oder ein helleangst. ebenda; ist die höll, ein gut gewissen
das himmelreich. Lehman 312.
y)) ein bösz gewissen ist furchtsam und flüchtig. Petri
2, Tl»; Henisch 1605; furcht sich vor allen creaturen.
Petmi2, S8»: (fleucht) Henisch; fleucht für dem licht,
wie der teuffei für dem creutz. Petri 2, S8»; flöhe wol
durch einen eisernen berg, wo es müglich were. ebenda;
desgl. Henisch; ein bösz gewissen entrückt auch für
einem rauschenden blad. Petri 2, S8»:
welch mensch ein bösz gewissen hat,
der furcht sich auch fürm rauschenden blat.
Henisch 1605;
wer ein böses gewissen hat, zittert stets wie ein espen-
laub, auch wenn er nur eine maus hört rauschen; fällt
zusammen wie kalter eierschmalz. Abr. a S. Clara
a. Wander 1,1672; ein bösz gewissen verreth sich selber.
Petri 2, Tl»; genau so Henisch 1605; klagt sich selber
an, poenitet flagitij. ebenda; böses gewissen verrathen
die äugen (aus Abr. a S. Clara). Wander l, I666; ebenso
Körte 2152; Simrock 3630; die vögel verrahten ein bösz
gewissen, wie denen geschach, die den Ibycum hatten
ermordet. Henisch 1605; ein böses gewissen denkt, alle
glocken läuten seine sünde (schände) aus. Winckler
12,89; vgl. auch Wander 1,1667; böse äugen und bösz
gewissen können das liecht nit leiden. Henisch 1605; ein
bösz gewissen darff weder hinder sich noch für sich gehen.
Petri 2, Tl»; Henisch 1605;
was man mit schew und bösem gewissen,
allhie hat niemand lassen wissen,
das wirdt dort nicht verborgen sein,
es sei die sünd grosz oder klein. Henisch 1605.
c) formen.
a) für die lautverhältnisse ist beim neutrum. das ja
gerade in der Schriftsprache gegen das fem. vordringt, nur
wenig zu bemerken, in den ivörterbückern folgen zivar
Cholinus-Frisius und Maaler auch hier ihrer neigung
für gerundeten vocal: gewüssen, als neutr. (gegen das fem.
gewüszne); aber in den vocabularien schon (s. Diefenbach
a. a. 0.), ebenso bei DasypodiüS, erscheint die form ge-
wissen, die für die buchungen, wie für die meisten be-
lege, als norm gut. abweichungen in der Schreibung der
doppelspirans sind aus nachschriften von Luthers i?re
digten belegt (gewisszen 9, 646 Weimar) , anders gewiszen
bei Kirchhof wendunmuth 2,327, das der neue heraus-
geber eingeführt hat. bei Herder wechseln die formen
gewiszen (7,447; 11,203) mit gewissen (16,367.152.366);
vgl. gewiszen. Stieler. für mundartliche quellen und ent-
sprechende buchungen gelten ebenfalls abweichungen, ab-
gesehen von dem dental der niederdeutschen form : gewetten
oder gewiten Echterling Lipp.mda. (deutsche mda. 6,493);
piweeten Johannsen nordfries. apr. 130 (vgl. geweten hoUan
dism. friesch woordenb. 1,455); gewMen TEN Doornkaat
KoOLMAN 1, 624»; gewietcn Woeste weatfäl. mda. 79*; für
6253 GEWISSEN IV (i.c pluralgebrauch)
die länge, die dort vorherraeht, teugen auch andere mund-
arten: kwese und kewcit« Maiitin m. Likniiakt »,«70*;
gewiessen A. Sciiudaht d. aieman Es*; vgl. auch gewiaen,
neben gewesBon. M. F. Poixmann vb. d. deutteh lolhring.
T/u/«. 204*; vgl. gewesen hr.iutHKH Oronenberger mda. 4^;
gegen gewÖHsen wb. d. Luxemburger mäa. I4A*; gewiise
bei Martin u. Likniiaici. für die eynkope beim jtrH/ij^
(gwÜBBen bei Frisiuh neben gewUisen) liegen nur teenige
teugniaae vor, ao in var. t. Lutiirr 8, «77; dant in einer
aalire v. 16M bei Oi'ki. u. Cohn SM; dmgt. N. Hf.rman
aonntagaevangel. 16S u. a.
ft) besonderer belraehtung Itedarf der gebrtnttk 4t» plural.
wie aehon oben («. ap.fSa») bemerkt . itt « mkkt immer
möglich , den plural vom frmininum mbtufrenaen. au»
inneren gründen laaaen xirJt dem letaleren fwri belege aua
Luthers achriften auuriaen, für deren genu» jedoch nicht
der verfaaaer, aondern die überli^erung verantvorllieh
iat: die Variante gaist «einer gwisaen gegen: geist seiner
lippen. {eine treue vermahnung) 8, 877; ebenao: in disem
capitel Wirt gehnndelt von der freihait der g«witten. . . .
wann die gennd . . . geprediget wird, so fallent alle werok
ab, 80 vil sie die gewiszne betrefTcnt. {pred. über apoatel-
geach. 16) i&, 878 (var • froihelt des gewissens ... so fern
es das gewissen betrifTt, de libertate conarientiae . . . eon
acientia); fraglich bleibt:
recht Christen han kein zweifTel
sie werden mit beatan
für tod Blind und dem teufTel,
mag ihm nicht schaden Ihan
das aol man icar wol mercken
inn dieser letzten zeit,
die Mwissen daraulT stercken:
ao aind wir wol bereit.
hergrei/ien (1) Johu Meier $. 6.
andera iat der folgende beleg aua Zeskn au erklären, daa
neben dem aubstantiv atehende partieip iat nicht attribut,
.londem für den atthjectiven genetiv anzutrprechen : die Obrig-
keit mus der irrenden gewissen nicht allein keine wunden
zufügen, indem man sie mit gewalt zu zwingen trachtet.
gewiaaenaxu-ang in glaubenaaachen (1886) außragaachrift 6*.
1)) selbstverständlich und allgemein durcJigeführt iat der
plural da , wo am subatantiv eineraeita in beaug at^f daa
aubject eine mehrxahl featgeaiellt iat, andereraeita aua der
qualität des aubst. unterschiede hervorgelien . die einaelne
indixfidualitäten innerhalb der gruppe aeheidem, oder die
gruppe als solche gegen andere gruppen abgrenaen.
a)) daa individuelle in der qualität de» gewissens bildet
ja den angeljninkt der reformation ; »ehon au» dieeem
gründe iat es rerstündlich, dast Luther, Mki-anchtiion,
Matthksius den plural bevorzugen, und daaa er auch
später überall wiederkehrt, tco nur gewissensfreiheit ge-
fordert wird: wen unser gewissen uff unsem wercken
stehen, nulla est securitas. Luther {pred. i&si) 84 I, «. 867;
gestellet, die gewissen zA verknüpITen und Christus blAt
mit ffiessen zA tretten, auiT daa im der beichtpfennig nit
entgehe, {aendbrief an d. gemeinde v. Eaxlingen) ]>, 1A7;
menschen lere, die solche freiheit und gleichcit des
glaubens zu nicht machen und spannen die gewissen enge.
(7. cap. Corinth.) U, 180 ; (die — verwirren) ii»ehr. aw^Auri-
faber; (auff die — gebot zu schlahen. apoaielgeach. 18) 8, 864
Jena; (nicht allein die — zu erforschen, sondern auch
zu zwingen, über herzog Georgen) 8, ft"» {'jgl. zumahlen mir
deren geheimnissen ihrer gewissen bekannt. Gkiumkls-
HAiiSF.N tciedererstand. Simpl. 8 [l718],]i4«); damit, das jr
mit untroglichcn, unzcligcn gesetzen, die christlichen ge-
wissen fahet, unnd bindet, schrecket unnd tödtet, in essen,
trincken, kleidern, steten, tagen, und dergleichen easser-
liohen dingen, die Christus frei geboten, {wider Hmm»
VVotaf) 7,412'»; die aber massigen sich an, das des herm
ist, die die gewissen binden, das euangelion löset nur
und macht frei die gewissen. Melanchthon erateepiatel . .
an die Corinther Cc*" ; vgl. atich (sind die gewissen in grosse
fahr und strick gefallen) corptss doctrin. chriatian. xiii*;
(die gewissen damit nicht bestricket) Matthesius Luther
13,19«: (die gewissen plagen) Opitz geiatl. poem. 199: zn
könig Heinrichen dem 8. . . . sagte der keiser Maximilan
mit lachendem munde: die könig l>eherrschen der unter>
thanon leiber. und nicht die gewissen: die jenigen aber
so sich unterstehen auch die gewissen zu meistern, fallen
gott dem herrn in sein ampt Zinkgrep apophthegm. (1640)
«ihWl^r5EN IV {i.e plurnlgebraueh) ß-ifi-l
i.iil; ähnlieh \\t; gott unnd der keiter haben eiafeiheiltr-
kfiaerlhumb, denn gott hat den himel ond dl« fewiKM-n
seinem geliebten »on untergeben, aber den a)ens«'iiL<ii
kindem hat er die erden, land annd leul befolb«a. Mai-
TiiKMiUH {huldiffungapreä. für Fird. I.) t.UI;
dann weil die (wümmb gpttes aela,
■o soll man ihm bH grMfHi ste
ia aein foUliekee legiiBenl,
weil er alMn wgiert dad wandt
wer gewiaesH swingt, 'der macht viel eehaMi«.
«rc« Mff. Comeordta «. DIteardta *. MM
MOml«. Co«« IM:
Unterdrückung d<>r bekenner, vergossen Mut, vergewaitigle
recht, niedergetretene gewissen. K. v. HA^(l»Kl. Maz/rtti
Jeaae u. Maria (6) 1,76; niMsmi dMMaselt>en and ihren
gewissen kein zwang anzulegen, aoeh ihnen die frei-
heit zu lassen ist, die kirchengetchlfte, n««h biahenger
obaervantx , ... bei denen geistlichen ihrer religion xu
suchen. Dreadenerurk. v. tttt bei KunontH 4orf u. fcsMW «•
reichte 3,717;
noch irren in dw erst«« laslanises«
der vOlksr viel «ad seh« die eoaae «ieM:
doch freier aeiad aach da sehen die gewiass«
and fürchten weniger daa licht!
i. A. CRAMsa l.xOher, eine od« U PrtMtr,
(ieb die gewiaaen frei ia deinea reich««,
wenn du in deinen kettaa gebet
SniiURa (dMt Korio». drawu geä. ft, lO)
6. 11, « 44t;
es haben viel so weite gewissen, dass man junge band da-
durch beuteln könnte. Oriio {evang. krunk«>Uro»t 1671) nt;
die gewissen der menschen sind so wie ihr« leiber, nicht
allein nicht gleich zart, sondern auch bei einem mensoben
zart, wo sie beim andern schweinsledennlaiife dkk«
haben. 6. Chr. Liciitenbbro {aphvr. F 100) S, IM Leittm.;
gewissen sind ja von verschiedener qualität. Bismakck
{im reichatage 4. 8. 18B1) 8, 868.
b)) die abgrenaung einer gruppe gegen eine andere geht
in Luthers lebhafter »prache meiat hand in hand mit
einer per»on\fiaierung de» »ub»iuntiva. einige entapreehende
belege »ind auch anderen Vertretern der r^ormmiiomalitte-
ratur au entnehmen; nur wenige gehOren der neueren seit
an: denn mit der lere greifft er die gewissen an, die
Christus mit seint blut erworben hat, ond tAdtet die
Seelen mit gepotten und sünden. Luther {wider d. kiml.
proph. i) 18,114; können die gewi8!>en ganz keinen trost
haben, {bedenken) br. 4. S81; (Leo A'.) hat den gewisien
auffdringen wollen, das jcderman gleuben solte LaUieri
lehr were gotslesterlich. Daniel Schaller heroU {xißö)
G8'>; o wie ist doch das so hertzlich und freundlieh gr-
redt. für die armen betrübten sQnder und elenden, er-
schrocken gewissen. Luther (in pa. auagel.) i.nt^Jena;
(die armen gefangen gewissen) Sbr. Lotxbr (muaUg. ron
Matth. n) 76; (den armen gewissen, dkristf. mmdhr%tf) »;
darumb ists jnen alles schrecklich «ras sie sehen oder
hören, wie der blöden gewissen art ist, das sie jmer
meinen, der himel falle und gott stehe mit der keule
hinter jnen. Luther {%. tmp. Zachurja) i,tm Jen»; (von
den verzagten plöden gewissen, jircd. 14. 6. 1M8) is. On«
Weimar: (der vertzagten gewissen, v. miehrmidk d. heirht)
8. 488; (allen erschrockenen gewissen) BtrrscHKY reec«
thal 881 ; das diszer heuchler und brantvortzeichente ge-
wissen weniger wurdenn die der bapst unnd die seinen
mit den teufTells leren teglich mehren. Lithrr {grumd
u. uraaeh . . .) 7. 858; (die rechten verbranten gavrinen)
Sbb. Lotzbr {beaekirmhueUem) «8 (die gefangen gewissen.
Luther [pred. i&si] S4. I. ttn); bfts« saohen srhiichten.
jrrige gewissen entrichten, {dm» «mm kiatder t. aehuiem . . .)
5,176 Jena; die friimmen hertzen und gewissen jrtig
unnd zweiffelhafftig zA machen. Seb. Lotzbr (tsaefctnpt-
büehlein) 60; liel>er geist. heraosgrben will ich deine
handschrift recht gern; ob ich gleich wohl merke. da«z
die Sache nicht ohne gefahr i.ol. und man mir vorweKen
wird, dasz ich die schwachen gewissen nur damit ärgern
wollen. Lbssino (Anti Goete 10) is'. 806;
wer nicht ist mit mir, der ist wider mich,
die Ttrllirhen geariaaen! wenn sie nicht
dnnh eine binterthttr, durch eine klaosel . . .
. . . sich aalviren kJ^nneo.
äcRiLuta (PiecoL 4, 7) 18. 178
6255 GEWISSEN IV (2,c pluralgebrauch)
GEWISSEN IV (3, Verbindungen des neutrums) 6256
2)) fremder berührt uns der plural da, wo zwar eine
mehrheif von subjecten vorliegt — wo aber das, was vom
gewissen ausgesagt tcird, für jeden in gleicher weise gilt.
Luther zeigt hier den singular atif fallend selten: das ge-
wissen wollen und sollen wir frei haben in allen wercken,
die nicht zum glauben oder der liebe des nehsten dienen.
(sendörief an . . . Eszlingen) 12, 157 ; denn Christus kan
inn dem gewissen nicht bleiben, das mit frembder
lere . . . hüret. {loider d. himl. proph. l) 18, 114 ; für den
plural dagegen vgl. .- man fast es dann nicht in brief und
sigel . . . man gab es zu der czeit inen heim in Ire ge-
wissen, (pred. 1520) 9, 525; ich weis wol, wie böse gewissen
thun, wenn sie oich mit feigen blettern beginnen zu
schürtzen. (dasz diese tcort Christi) 23, 89; das die selbigen
ihre gewissen möchten inn solchem fall unterrichten.
(sendbr. . . . wider die bauern) 18, 400 ; vor allem fällt das ein-
dringen dieses plurals in feste Verbindungen auf: das macht
frolich und gutte gewissen, {pred. I55i) 34, 1 s. 329; machten
inen enge gewissen in geringen stücken, aber die grossen
stücke im gesetze ubergicngen sie on alle gewissen, {pred.
über Joh. 18, 28) 28, 293; genau so (böse gewissen, hochzeits-
pred. über Ebr. 13) 5, 342» {vgl. aber : das sie kein gewissen
davon sollen machen. 18, 400) ; auszerhalb des Sprach-
gebrauchs Luthers ist der plural in diesem falle weniger
beliebt, vereinzelt reicht er aber noch in die neueste spräche
herein: sunder auch, des wir zum hechsten bedincken,
unserer gewissen und seelen schaden erwachsen wurde.
Clemens Sender Augsb. chron., s. dtsch. städtechron. 23, 352 ;
also die gewissen die seele durchnagen und mit inner-
licher pein engsten. Horscbt geheimnisse d. natur 1,11^ ;
denn er thut jn schencken
jnn den sacramenten
sich selbest zur speise,
sein lieb zu beweisen,
das sie seiner gniessen
in jren gewissen.
JOH. HoRN gottes sahn ist kommen 3, 350»
Wackemagel ;
dann es ist unmüglich, dasz böse gewissen nit sollen feig
und zag machen. Mosch erosch gesichtePhil. {soldatenleben
2. gesicht) 4, 581 ; dasz sie den willen gottes verkündigen,
dasz sie wort und rath gottes von unsrer glückseligkeit
menschlichen herzen und gewissen darlegen. Herder
{br. d. stud. d. theol. betr. 4, 40) 11, 17; ihr behaltet die ge-
bundenheit der gewissen, die gelübde, die Unfreiheit des
menschlichen willens. K. Gutzkow zauberer v. Rom (7, 10)
8,366; ... beer der bravi, welches man gegen wider-
spenstige schickte und durch eine unzahl von amnestie-
dekreten selbst von der strafe ihrer eigenen gewissen
entband. P. Heyse {ital. nov. l: Andrea Delfin) II, i s. 131.
3)) ganz vereinzelt ist aber der plural auch da belegt,
wo der Zusammenhang eher auf einen einzelnen, als auf
eine mehrheit von subjecten loeist: ich entpfinde teglich
bei mir, wie gar schwer es ist, langwerige gewissen, und
mit menschlichen Satzungen gefangen, ab tzulegen. o wie
mit viel grösser mühe und arbeit, auch durch gegründte
heilige schrillt, hab ich mein eigen gewissen kaum können
rechtfertigen, das ich, einer allein, widder den bapst habe
dürften auff tretten. Luther {v. miszbrauch der messen)
8, 482 ; desgl. in : briefe 2, 107 {an d. Augustiner zu Wittenberg) ;
ochsen spannt man nicht an faden; denn er würde stracks
zerrissen :
80 auch lest sich schwerlich binden, wer gewalt hat, an
gewissen.
LOGAU sinnged. 3, 3, 29 Eitner f. 481 ; vgl. oben sp. 6249.
8) an den alten Verbindungen hält auch das neutrum fest,
nur die mit objectivem genetiv stirbt früh ab, vgl. sp. 6245.
o) die Zusammenstellung mit bedentungsverwandten.
a) es entspricht dem entwicklungsgange, der oben für das
Substantiv dargelegt wurde, dasz der engere ethische begriff
nun 90 oft und so gern wieder die Verbindung mit Sub-
stantiven sucht, die die zurückgedrängte grundbedeutung
eines allgemeineren intellectuellen begriffes zum ausdruck
bringen, meist ergänzt der engere begriff den allgemeinen,
seltener, dasz er .lich in ausgesprocheilen gegensatz stellt.
1)) iudicato, nach ernst und eignem urtel und gwüssen.
Chomnus-Frisius; Frisius; wer ... mit gutem wol-
bedachtem sinn und gewissen sich in ein krieg oder streit
begibt. L. Fronsperger geistl. kriegsordnung 7 Schneider;
ich beziehe mich diszfalls auff eins jeden rechtschaffenen
Patrioten selbst eigenes gewissen und wohlbewuszt. Tho-
MASius kl. teutsche Schriften (l70l) 461 ; alle gelerte priester,
die ein rechten gewiszen oder verstaut haben, laufen alle
ausz den clöstern. gespr. zw. einem edelmann, s. Schade
sat. u. pasqu. 3*, 102; vgl. auch (seinem gesunden verstände
und ausleger gewiszen) Herder {erlüut. zum neuen test.)
7,445; dergleichen mehr guter ermahnungen beides von
der gesunden vernunfft und seinem gewissen. Grimmels-
HAUSEN Simpl. 495 neudr.; von aller weit verlassen,
war es umsonst, dasz er sich auf gewissen, Vernunft,
rechtschaffenheit berief. Herder {zerstreute bl. 5) 16, 152;
der . . . gewiszen und klare Überzeugung aufheben will.
{br. an Theophron 6) 11, 203; mit Überlegung und gewissen.
{zerstreute blätter 6) 16, 367; u. a. vgl, auch: nur in der
feineren Organisation des menschen übt sie feinere kräfte,
Vernunft , Überlegung , gedächtnisz , und aus ihrer zu-
sammenwirkung die edelste kraft gewissen. 365. als ver-
einzelte belege für ausgesprochene contrastverbindung vgl. :
so wie die weit geht, musz man sein mitleiden zarück-
halten lernen; denn klugheit geht über gewissen. Wie-
land übers, v. Shakespeare {Timon 3, 3) 3, 228; zu schwach
und zu verzagt, der kühneren leitung seines eigenen Ver-
standes zu folgen, vertraute er sich lieber dem bequemeren
pfad des gewissens an ; eine sache war gerecht, so bald
sie ihm pflicht war. Schiller {abfall d. Niederlande)
2. buch) 7, 137 ;
wer dieser weit wil recht genissen,
der brauche tück und kein gewissen;
LOGAU sinnged. 3, 7, 5 {gewinn) Eitner s. 546.
2)) als beliebteste formel enttoickelt sich aus diesem Zu-
sammenhang die Verbindung wissen und gewissen, in der
das zweite Substantiv neben der bedeutungsverengerung auch
die function der Steigerung ausübt, der in solcher iveise
gebundenen reihenfolge entziehen sich nur wenig belege:
dasz sie . . . von ihrem eigenen gewissen und wissen ihr
vorhalten lassen müste. Grimmelshausen wiedererst.
Simpl. 3 (1713), 313; wann er ihme die klage nicht allein
ins gewissen, sondern auch in sein Wissenschaft und wol-
bewust stellet. Diether-Fritsch continuatio thes. pract.
(1679) 238** ; dagegen vgl. die reihenfolge im sachverständigen-
eid: dasz sie die ... nach ihrem besten wissen und ge-
wissen mit allem fleisze . . . anstellen, gerichtsord. f. d.
preusz. Staaten (1795) 1, 10 § 152; nach bestem wissen und
gewissen, sfrafprozeszordnung v. 1877 buch 1 § 79 u. a. das
gleiche nun auch im litt, gebrauch: so da eines schlechten
leibs gewesen, und gleichwol im wissen und gewissen die
berühmteste waren. Abr. a S.Clara Judas der ertz-schelm
(1687) 74; daz er seie ein schul desz Wissens und gewissens,
warin die heiligkeit mit der doctrin nicht ohne grossen
nutzen der christlichen kirchen vermählet ist. mercks
Wienn (l680)47; so lasset uns unsrem wissen, und ge-
wissen folgen, so werden wir nicht irren. Harsdöhfker
frauenzimmer gesprächspiele 7 (1647) , anhang 59 ; bei dem
unvollkommenen recht aber hängt noch ein theil, nämlich
der nicht gegebenen bedingungen , vom wissen und ge-
wissen des pflichtträgers ab. Hamann {Golgatha l) 7, 28
Eoth; die euch . . . umb schaaf und schlaff, umb kuhe
und ruhe, umb wisen [I] und gewissen gebracht. Abr. a
S. Clara mercks Wienn 72; dasz er . . . wieder sein besser
wissen und gewissen, aus geben dürffen, dasz... Joh.
MusÄus ableinung . . . (1674) 11; ebenso Aler 1,940'> u. a.;
so bilden wir uns denn, wider besser wissen und gewissen,
immer ein, es werde noch kommen. Wieland an Merck
(1778) 149 Wagner; dasz ihr . . . menschen wider euer wissen
und gewissen mit euren arzneien ins grab gebracht.
Pestalozzi (Lienhard 2, 61) 2'', 217; wobei uns besonders
angenehm sein soll zu ew. hochwohlgeb. beruhigung, nach
unserm besten wissen und gewissen, das mögliche beizu-
tragen. Göthe {an Mannlich 6. 8. 1808) briefe 17, 184 Weimur;
. . . dasz nach wissen und gewissen,
ob der grosze schritt zu wagen,
sie mit la und nein entschieden.
Fr. RCckert {liehesfriihl. 2. gtravsz: 87) 1, 427;
und mehr als einer unter ihnen war geneigt, wenn er
heute wieder verkehrte befehle erhielte, dieselben nach
eigenem wissen und gewissen zum besten des Vaterlandes
zu corrigiren. Sybel begründung des deutschen reiches 5*, 174.
ß) in der neuen richtung des engeren begriffs liegen
aber wieder andere Zusammenstellungen : auf dem boden der
6257 GEWISSEN IV (n.a glaube und gowianen)
GEWISSEN IV (t.a gtMts and fewtoMo) 6258
religion und der tnoral rückt der glaub« und da» gefUhl
näher; und nl» ititx de» netten vermögen» wird nicht der
veratiind. noniUrn dun herz und die »ed* gehen meichnet.
1)) nu iHt du kein Kluwh, kein gat gewisMii esu goU.
LUTHKK {handeehr. d. »ermon» v. guten twrJwii) 9, tao; dM
nie . . . endlich selig können werden, wenn sie bei ihrer
i.'tii(T bicihnn . . . und . . . iren glauben und gut gewissen
liuwaren. MA'n'iiK.niUfi (Luther) 3. iw; eben»o 8, IM;
tiiir, daaz ich liota «orlAlUf Mi,
den fiaubsn su tHihalUn,
•in ^l («wiwMn auch dabei.
DsNicKi (?) 'o tfoMsMoA», herrJmt CkrtM'
(FreyUnghmmm 44S*);
vgl. dageyeit pös gewi»Hen, unftlniiben. H. Sacmh /«A. m.
«cAw. S, 47; sie halten gieichtani kein arg. in dem, was
sie auf treuen glauben und gut gewissen erzAhlten.
Hf.HI>RI< (brieff d. atud. d. throl. betr. », H) lo. 161; religion,
Vernunft, olTünharung, Hcligniachonder glaube, gewissen.
{br. g. bef. d. hum. 26) 17. Ml;
Vormünder t»erauben
den kindaa-tbeil.
gewissen und flaubea
und alles ist feil.
LiNoo (e^n aUergericht$»aal) pect.
• (iMo), 84 ;
den groszen Urheber in sich, sich in andre hinein xu
lieben und denn dit>.scm sichern zugo zu folgen: das ist
moralisches gcfUhl, das ist gewissen. Hf.kukr (vom er-
kennen u. empfinden 1778) 8, 800; vgl. auch oben »p. tUl;
bist undankbar, so hast nicht recht,
bist du rtankl>ar, so freht dir's echjecht:
den ruchteii weg wimt nie vermissen,
handle nur nacn gefUhl und gewissen.
GöTHB (tahme xenien 7) 6, 164 Weimar:
nach gefUhl und gewissen des augenblicks schwieg ich.
{ioahlvn-tü. 8,17) 17,393; ich sehe nicht ab, warum ein
mädchen nicht lesen . . . kann, was ... sie will, solange
sich alles dies mit ihrem gewissen und ihrem gefUhl
reimt. J. C. Fohsteii briefio. i. ao8.
8)) die blöd hertzen haben, die erschrocken gewissen
tra({eii. Lutiik.h (.»mwi. r.,!Kirr.)2,746; vgl.at*ch{».o.»p.taU):
(ier menschen gewissen, niut und herz (Ohki. h.Cokn 864);
menschlichen herzen und gewissen (Hkrukm); gewissen
und Seelen (Skndr«); ruhig hertz und rein gewissen
(,J. C. Güntiikh), .«. u. sp. 6871 ; so soll die liebe obrigkeit
auch gott das hertz und gewissen der unterthanen. und
sein ewiges und sehgmachendcs wort, billich auch frei
und ungehindert lasseh. MATTUKsit.s (huldigungspred. für
Ferd. /.) », 848; will ich jetziger zeit jungen gesellen in jr
eigen hertz und gewissen zuhedencken heimgcstelt haben.
MuscULUb hoeenteufel n 0»b. (nrfrf. über».: conscientien bei
Osborn «. .xix); ein bösz gewissen, arges hertx, loci com-
mune» prov.(itü2)w, wes glaubens und nachdenckens, wes
hertzens und gewissen» war doch Abraham der vater aller
gläubigen? Ahn. Mkm-.ki<ini< TofriVi.v ro;i,«ci>>thWt4«(i638)83;
ob ew. Ibd. mcinung hertz und gewissen mit selbiger
dero handsohrifTt in allen) übereinkommbt. Kahi. Lrowio
V. D. I'KAt.z *. hrie/e der kinder den tcinterküniga 88 Hauek;
hab ich denn nun auch gegen dir
gchorsams mich beflissen?
ach ! nein, ein anders saget mir
mein hertz und mein gewissen:
darin ist leider! nichts gesund.
LtlSK HKNRtKrrK V. BRANr>KNBUIIO 'ick %eiü
V. meiner mintethat' (Freylimtftniuen 408>);
vgl. auch (friede dem herzen, friede dem gewissen) M. A.
V. LöwKNSTKRN *. 1,342 Fi.ocher u. Tthnpel; o ir lieben
freund, der Luther ist ein kefzer, die lere ist ungerecht,
aufT mein seel und gewissen . . . also schwur der wolll
auff sein seel, do er umb des schaffhirtenn ampt bath.
Eberi.in V. GfiN/nuRO (an den rath r. lUm) 3,88; die
seel inn die kist pfrenpen, und das gewissen über die
oberthUr an nagel hengen. Fischakt Oaryantua (87) 9oa;
gesunden leib gib mir
und dasz in solchem leib
ein unverletzte seel
und rein (rewisscn bleib.
J. Hkbrmann o gott, du fromwter gett htt
Fiecher u. TümpA 1, 808»;
vgl. auch (seel und gewissen dringet. P. Gkrharkt) 8, 880;
und verliert gewissen und seele und geht als Schlacht-
vieh in sklavenstrioken. Hkrdkk {jdufar a9a) 9, 848;
I <//. auch AUK. A S. (.'.I.AHA s. u.
gemi
Mit
das billifkait b«liaM. dM iwMm I
solch oplsr brtaf» rttr: «id «k da
winit du daa gMtarn s«ia tkt ma§t
JOACif. RArHKt tat. m
• cawiMMi,
ged. (*mn gebet IST) t»;
(vgl.! ein luter gewissen und steten hohen mAt. Hbinii.
SkuSB Ml BiUmeger);
■leb dlaeia gunsi. «hr«, MMht, gewecifc wd feto Mmm
die aUrakeD ihm {dem rtHtgaHm) dae Um. AeM afcw dM
LooAO ttm^td. I. •. 7» C«VWO Mmt ». itS:
Kgmont beeaes mehr geerlaaen all grandsttie. 8<:iiit.i.EK
(mb/all dmr Nitiarimnd» I. buek) 7, 88): gehört fremden
meinungen unser geschmack und verstand, unser wlUe
und gewissen? llKai»»:!! {br. t. bff d. hum. a) 18, M: naefi
dieser ertilTnung hatte der altert ilmler freilich einen harten
kämpf zwischen seinem antiquarischen gewissen und
seiner antiquarischen begierde zu k&mpfen. iMMeitMANj«
(Af^inrAAaMesii t. S) 1. 177 Jlayiie.
y) au» der vortttUung «i$ur §imtM§tttnden tkäüglmi
cnoOektt MMMrrai neutrwm di* htrOkrung mtt anderen ȟb-
»tmnHvtn. di» den M«neeA/«dkm miUn mn »ine AMerr norm
binden.
t)) wider sein gewisMO. aid Md ptiekt
gehandelt bat.
B. Waluim itrcttged. g»p*n Helmr. « Bretamdm.
». t maUameecg;
die penonen seiner stAnde würden nie etwas anders thun.
als was sie nach pflicht und gewissen thun mOszten.
LnsiNO {Harn, dramen i, 86) 10*. IfiO; der ehemalige tigrr
im menschengeschlecht ist jetzt ein wirklicher tiger.
ohne pflicht und gewissen, die ihn einst zuweilen doch
quälten. Hrmiif.r (terttr. btätter b) 16.84»; pflichten und
gewissen scheinen für den rechthabenden ganz entl>ehr-
liehe begriffe. Hamann {Golgatha) 7.88.
8)) nebst deme schwöret der herr bei seiner seel. bei
eid und gewissen, dasz .. . Ann. a S. Cij^ka gehab dich
tcohl! (7) 188: eine neue regierungsformel ... die sich Staats-
raison nenne; der stehe es frei, göttliche und mensch-
liche rechte zu brechen, weder auf eid. noch »chaam.
noch gewissen rücksicht zu nehmen, wenn nur der staat.
dem sie dienen solle, oonsniidirt werde. Hkhdkr (ttrttr
bl. 5) 16, 146.
3)) bed»ut»am »ind di» untertMtdt im d*r »tuammem-
»tellunf von gesetx und gewissen, j» nach dem tueammten-
hang, je nach der teitetrömung oder nach der leben»-
auffannung tcerden »ie in ihrer inneren berOhrung oder in
ihrer eontrn»tirirkung er/anxt: got . . . hat in (seinen son)
zum versAn opITer und zaigelt daf&r gemacht, und die
handtschrifTt des gesel.Tes und un<<ers gewissens, durch
sein blut auszgestrichen und getilget .Mai-tiikshs Uichen
reden) 1,114; also ist in dieüem betracht kein streit zwischen
natur und sohrift, zwischen gesetzbuch und gewissen.
Hkrhrh {br. d. »tud. d. theol. betr. 8. 87) 10. SM; bemterken»
teert ist. wie um die mitte de» 19. jahrh. ein anspruch der
badijicken liberalen au/ die gUieheeteung der beiden begriffe
(das geselz ist das OfTentliche gewissen und das privat-
gewissen darf deszhalb dem gesetze nicht widersprechen.
L^MKY in der ersten badieeken kammer 17.8. 18W) um der
katholiechen gegeniteite mit ebem dem M|/t)l MAnr^ Mltr^
die einst die reformation ^escA/^/^ hatte- dieses votaoi
einiger menschen ... ist. wenn es sich als majorität in
der kanimersitzung irgend . . . geltend gemacht hat. das
gesetz ... der eigentliche gOtze . . . dM «Ufeineine ge
wissen, und diesem allgemeinen gewiaera gegenOber darf
man keine privatgewissen mehr haben. W. E. y. Krttbi.kr
ist das geseta da» öffientlieh» femasm (1888) ». it: das ge-
wissen des menschen darf sich nur dem unterwerfen,
was es seihst als gut und recht anerkennt; es hat aber
sugleich ein unerbittliches gesetz in sich, das ihm be-
fiehlt, das gute zu erwKhIen . . . das ihn mit götllieher
autorität nöthigt jeder menschlichen antoril&t zu wider
sprechen ... die dieser innerlichen stimme des eigenen
gewissens widerspricht, s. 9.
t) auch tustände und eigenscha/ten . enrf die dm» »üb-
»tantir in der neuen hedeutung tieit. werden gern mit ihm
nisammentfeittellt . vorwiegend in /ormetn. £» twn «mm
günstigen ergebnisse attsgehen-
1)) fide bona dieer«, in gAten treflwen. antf sein ge-
wQszne. on liegen und on falsch. Fkisits aas^ {bei Albm.
6259 GEWISSEN IV (3, a tugend und gewissen) GEWISSEN IV (8, b gewissen der menschen) 6260
durch den commentar dertradition allmählig aufgeblättert,
erläutert, erkläret. Herder {theologiebriefe 27) 10, 295; das
sie inn schuldiger dienstbarkeit, nvit gutem gewissen und
Vorsatz . . . richtig für sich wandlen. Matthesius (leicheii
reden) 1,118; also dz ich lieber will nur ein stuck brod
mit frieden und mit gutem gewissen essen. MoscmEROscii
insomnis cxira parentum (8) 54 Pariser; es gibt leute, die
werden mit einem bösen gewissen geboren — mit einem
rothen strich um den hals. Lichtenberg (beob. üb. d.
menschen) 1 (1844), 158.
T])) andere Zusammenstellungen beruhen nur auf vorüber
gehender berührung :
erforschend, ob mein reines herze
den fliessenden cristallen gleicht;
glückseelig, wenn es keine schwärze
dem aug und dem gewissen zeigt.
Gi.EiM im Göttinger mugenalm. v. 1771
Redlich s. 78.
vor allem ist es der Satiriker, der mit solchen Verbin-
dungen komische Wirkungen erzielt: w^em der blick eines
mädchens, das gewissen, ein verdammtes hühner äuge
oder eine vergessene schnupftabacks dose zurufft: hoc age.
G. Chr. Lichtenberg {apkorismen C124) 2,58 Leitzmann.
b) Verbindungen, die den träger des begriffs kennzeichnen,
a) wo ein Substantiv im subjectiven genetiv diesen dienst
leistet, weist es tneist auf eine m^hrheit von trägem, auch
da, wo es einen typus im singular einführt, der himoeis
auf eine einzelne bestiminte person wird vorzugsweise durch
das Possessivpronomen {s. ß) vertreten:
1)) himoeis auf eine mehrheit von trägem:
a)) die gewissen der menschen. Lichtenberg s. 0.;
damit weckte gott das gewiszen der menschen. Herder
(v. geist der ebr. poesie l) 10, 385 ; die kunst ist das gewissen
der menschheit. Hebbel (tageb. 20. 2. 1842) 2,152 Werner;
das morgenrot spielt zum erbarmen
um die junge erschossene frau,
die mit weit ausgebreiteten armen
vorm altar liegt im dämmergrau,
die myrte ist inr vom haupt gerissen,
um ihre stim knittert ein kränz von streb.
gibt es ein grosses weltgewissen?
gibt es ein vöglein, heiszt nirgendwo?
Detl. V. LiLiENCRON die näcMl. trauung;
vgl. gesammtgewissen Sanders erg.wb. 645"; vgl. volks-
gewissen erg.-bd. 645; da ging es ihm durchs herz, wie
wenn er allein schuld wäre und das gewissen des landes
in sich tragen müszte. G.Keller 6,293; herz und ge-
wissen der unterthanen. Matthesius s. 0.; der predi-
canten gewissen lig in der niderwad. Luc. Osiander . . .
frater Johann Nasz (l570) s. 28; der 'Rheinische Mercur'
war das gewissen jener zeit. Immermann (Düsseldorfer
anfange) 20, 317 ; nach gefühl und gewissen des augen-
blicks. Göthe a. 0.
b)) das gewissen des menschen ist das grosse buch,
darinn alles, was der mensch thut, redt, und dencket,
auffgeschriben ist. M. Zeiller episteln . . . v. polit. . . .
materien (l575) 6, 603 ; das gewissen des menschen ist . . .
so er was lasterhafftes ihme bewust, auch seine höUe.
Butschky 500 sin7i . . . reiclie reden 109; in seiner an
Weisung, das gewissen eines königes zu leiten, giebt er
(Fenelon) rathschläge, die, wenn sie befolgt würden, jeder
revolution zuvorkämen. Herder {br. z. bef d. hum. 10)
18,293; eines jeden patrioten ... gewissen und wohl-
bewusst. Thomasius s. 0.; was bedeutet diese Verant-
wortung? wer weisz es! es kommt auf das gewissen
dessen an, welcher handelt, und es kommt auf den
Charakter der zeitepoche an, in welche so zuversicht-
liche handlungen fallen. H. Laube (das bxirgtheater 38)
6, 267 Houben; verstand und auslegergewiszen. Herder
s. o.; autorgewissen 's. Sanders erg.-wb. 645; das gewissen
der tugend ist das ruhige gute gewissen, weil es die
entzweiung zwischen pflicht und neigung im allgemeinen
in sich überwunden weiss. E. v. Hartmann 2^ (d. sittliche
bevnisstsein) 259 ; das gewissen der tugend. ebenda.
2)) als seltene belege für die einzahl vgl. : mag nimer
mehr kein gewissen sicher sein . . . weis für war, das auch
D. Carlstads gewissen selbst hie zappelt und ungewis ist.
Luther (wider d. himl. proph. 2) 18, I6I; ew. liebden ii ei-
nung, hertz und gewissen. C. Ludwig v. d. Pfalz s. 0.; er
werde eine schwere last auf seines herrn und freundes ge-
wissen wälzen. Ad. Stahr bilder a. d. alterthume (Tiberius)
Matthiae u. a. ohne synonymen); dann bei ihnen (den
bauern) ist gemeiniglich weder gewissen, noch treu, noch
verstand, sondern lauter list, betrug, falschheit und bosz-
beit. Grimmelshavsen tciederer stand. Simpl. 3 (1713), 2;
gottesfurcht, frömmigkeit und gut gewissen sind eines ehr-
lichen mannes seine leib-schützen. Jon. Riemer 323; ich
will ihnen . . . nichts als eine elende zeigen, die geschlecht,
ansehen, tugend und gewissen für sie aufgeopfert hat.
Lkssing (inisz Sara Sa7npson 2, 3) 2^, 288;
ihr selbst erklärtet sonst den Schotten Kurl
für einen mann von tugend und gewissen.
Schiller {Maria Stuart 1, 7) 12, 436;
etlich' kämpfe — tugend und gewissen —
nur noch schwach bewegen sie das herz.
Hölderlin ged. (nachlese) Hempd.
gold. kl.-hihl. s. 243 ;
sehet für allen, dasz ihr ein gutes gewissen und ehrlichen
nahmen behaltet. Schoch s. 95; unter dessen getröstet
euch eures guten namens, und gewissens. M. Zeilleh
episteln .. .v. polit. . . . materien (444) 5, 289; zu seiner ruhe
und nach seinem gewiszen. Herder {an prediger) l,l9i;
weder im gerichtshof der ehre noch des gewissens können
sie {die angeführten loorte) so ausgelegt werden. Göthe
(an Carol. Herder) 10,320; vgl. auch (gegen ihrlichkeit un
gewissen) Fritz Reuter stromtid 2 cap. 29;
den mord allein, die heimlich blut'ge that,
verbietet mir mein stolz und mein gewissen.
Schiller {Maria Stuart i , 7) 12, 439.
2)) denn on alle gottes furcht, on alles gewissen, und
one bescheidenheit faren sie zu . . . Eberlin v. GOnzburg
[wie sich ein diener gottes worts . . . halten soll) 3, 209 Enders;
nim von uns die schwere last aller sunde unnd gewissen,
auff das wir mit leichten frölichen hertzen . . . leben.
Luther {ein kurze form,, das paternoster zu verstehen)
6, 17 ; vgl. auch (s. o.) sundt und bosze gewissen. 9, 646 ;
vgl.: das sie sunde und gewissen machen, da keins ist.
{wider d. himl. proph. l) 18, 73; ebenso 18, 22; begehen also
heimlich zween rechte morde, nämlich die Jungfrau
stecken sie in schände, und den gesellen ins gewissen.
br. 3, 292 ; immerwaehrende angst und nagendes gewissen
werden dein gesiebt und deine geberde bezeichnen, dasz . . .
S. Gessner {tod Abels i) l (i762), 173; ein qualvolles leben,
ein fortnagendes gewissen, rächt den unverletzbaren nur
zu schrecklich an dem verbrechen ihrer gewalt. Thümmel
{reisen ... 3) 3 (1853), 85.
f) dem durch die gevnssenaregungen erzielten wandel
des inneren lebens werden einigemal auch die umstände des
äuszeren lebens zur seite gestellt, auch hier bald im zu-
sammemcirken, bald in ihrem Widerspruch.
i)) so gar hart hangen solch lere, leben und gewissen
an der speise und eusserlichen dingen. Luther {serm.
V. dreierlei gutem leben) 7, 796;
dann wilder hasz und neid, darmit man gantz nichts thut
als dasz verlohren wird gewissen, gelt und blut.
Opitz {poet. wälder 1) welü. poem. 2 (1645), 10.
2)) dieselbe (die geistlichen) nun sind gemeiniglich alle . . .
arm an haab und geld, reich an gewissen. Grimmels-
hausen Simpl. 42 neudr.;
die sonsten nimmer nie zusammen gerne kamen,
gewissen und gewien, besitzen einen namen.
Logau sinnged. 3, 1, 31 JEitner s. 460;
denn weder sein leerer magen noch volles gewissen
plagt ihn mit drücken und peinlichen bissen.
koRTUM Jobsiade (3, 12) 831.
ö mit manchen Substantiven tritt das unserige dadurch
in beziehung, dasz es die eine oder andere feste Verbindung
mit ihnen theilt. hier ist es also weniger der bedeutungs-
gehalt, als der syntaktische gebrauch, der die Zusammen-
stellung begünstigt: das kriegen nicht recht ist ... es sei
denn, das es solchen titel und gewissen habe, das da
könne sagen: mein nachbar zwingt ... mich. Luther
{ob kriegsleute) 19, 647; er mache kein nott noch gewissen
draus, (das 7. cap. z. d. Korinth.) 12, 128; dem guten gesellen
ein unüberwindlich gewissen und schrecken machen.
briefe 3, 292; vgl. auch: un wat he glöv un wat em sin ge-
weten un wat sin oberst em nu kummandeer. (J, H. Lehrs
rötoerhauptmann Schill, im plattd.husfr. 3, 23.) Berghaus
1, 566*; ein enges gewissen und weitläufftiger fleisz machen
einen ehrlichen mann reich und seelig. Riemer (235) 82;
das bnch der heiligen natur und des gewissens ward
6261 GEWISSEN IV (8,6 mUi gcwiMen schlAfft)
1,188; weiHZ jemand, daaz det (rafen Cz«rnin gewiaaen
liii;rdurob beunruhigt worden sei? H. Lauuk {das bürg-
(heater 88) 6, MW.
/i) da» potseaaivpronomtn, das vom fem. (sp.tUt) fast un-
gertrennlich erschien, büsst tmm neutrum von srintm bs-
sitxHtand einigts ein; übsrdies mehrtm sieh nun dis vtr-
l/inUungen. die des pronomens tuMMr trwutngtltsn, fewiM«n
nittchen, haben u. a.
1)) während beim ftm. gsrad» da» im fmttHv angeglimlmrU
subst. das pronomm ansog, tritt disttt M« nmtirum hier
mriick. vgl. («. o.): lelnea wiM«na and gewlMMM. Hamann ;
handsotirifTt doi getetzes und unseres ftwitMns. Mat-
TIIESIU8; eure» guten namens und gewiasens. Zbillbh;
doMu vgl. (s. u.) erfortichung seine« eigenen gewlasens.
RuTSciiKY ronenthul 457; die stimme unseres gewitsena.
iKssiNO li^ 842; vgl. auch: lob trdste mich meines ge-
wisHons, eonnolor me mea eonseisntia, Cai.v|8|L'8 888*;
ebenso Stiki.rh üSflti; ähnlich Hkyiikr 1, 1866; den mühen,
die reohnung seines gewissens abcusohliesxen. W. Raabs
uns. herrgotUi kantlei (7/ 140. s. dogsgm sp. vnhf.
>)) im vollen umfang bleibt dir goUungsbereich des
posaessifpronotnens in den vendungsn bewahrt, die das
Substantiv al.i mtbject beherrscht; sie nshmen im neueren
sjnachgebrauch sogar mu und lassen einidnen festen formen
eine reihe netter Variationen tur seife treten, selbst mit
dem stammveneandien verbum wissen tritt das subst. hier
alu subjeet in Verbindung: wenn es gleich kein mensch
auf der gantzen weit weis, so weis es doch dein gewissen,
welches ein gewisser unverwerdicher zeuge ist, mit dem
man nichts mit bestand vcrieiiizncn kan. BltsciikyPu^A«».
(1677) 848; wenn uns jemand das uns selbst verborgene ent-
räthselt? wenn uns enthüllung dessen wird, was unser
gewiszen kaum weisz? HEi<iiEH(JoAanne« offenbarung)9,l0.
a)) für das fem. vHir die gruppe von Beendungen am
spätesten bezeugt, in denen das eigene gewissen drückt, beistt,
nagt, sie ist diejenige, die nun die mannigfaltigste entv/ick-
lung erfährt: aufT disze unnd der gleichcnn spruch mastu
mit ganntzem wag dich vorlassen, szo vil mehr, azo
lierter dich deinn gewissen martert. Luther (serm. v. d.
Mr. d. hl. leidetis Christi) s, 140; quUet ihn sein gewissen.
BuTsciiKY rosenthalw»;
wer mercket auch, wie olTl er fehlt,
biss sein irewisseo jhn dninim qu&hlt?
Dav. Dkmckb «. Fixcher u. Tümpel 8, 481^;
Jr («wissen thut sie drOcken.
Luther (v. d. neeen wterierem Christfi 8, 871» ;
ebenso Fischaht ßöhats 1666 neudr.; Ghimmki.8iiai;sen
tSitnpl. S7& neudr.; sein gewissen schlägt ihm. Albh {vgl.
LuTHKn: das hertz schlägt mir);
Bchl> dir gamicht dein rewissen?
LoKiiBN (dl« eifertüehUge »ch&fertn)
gtd, 7» PUsin;
/um andern sein leute, die ihr gewissen naget, umb irer
Sünde willen, und in ihn wirckt das gesetze sein rechts
iimpl ; denn das heizt gesetze, das das gewissen schrecket
Mklanciitiion auslegung der epiateln St. Patds ». tOO;
mein sUnd mich werden krencken sehr,
mein gwissen wird mich na^en.
Nicoi.. Hbrman 'wenn mein itündlein vor-
handen i*t' 8.1811 iVackemagel:
eftftiM Brrth. Bingwalu 4, 1088^ W.; Rist himl. lieder
{\(&i) 151; Gryphius {öden 8, il) lyr. ged. Vi; vgl. auch
tfutach engl. wb. 8,775 (Jlg in hia face);
wen nu sein frwissen beist und naft,
die sUnd quelt. dos er schier versagt,
der halt sich zu dem gnaden thron.
N. Hbkman tomdags-eeangdia Stt;
und sein gewissen in krimmen und beissen ward. üben.
des dekamerone (4, 8l 80" (1519); (beiszen u. strafen) Luther
br. 5, t>13; welchen sein cewissen
auf dem unrun-kissen
unaufhörlich beiszt.
Jon. Chr. GOnthsr (bmsatied) ged.^ 71;
ebenso nathlese n ; Rachel Mihr.^ed. 184; K. Nkumeihtkr
'Jeatta nimmt dir aünder an'; vgl. auch AnEi.UNti u. m.;
verstockter bOsewirht. fuhr ihn der pater an.
weisr.t du, vor wem du stehst? dass ich dich twiugen
kann?
geh ! dein i^wissen soll dich brennen !
Lbssino (da* geheimnisa) 1>, IHl;
vgl. auch (dem sein gwissen kein ruh wil lan) N. Hbrman
i^onntiigaevwig. 153; wolan, der bist dar&mb nicht gerecht,
IV.
GEWISSEN IV (8,6 sdn gtmham erUnbt) 6261
das dlob Mn itwlssen nicht straffet. Mblamcmthoh
*ur epistel a» iia Bümer s. »*•, vgl. m «rsehrMikt «la tät-
lichen sein eigen (wüssen(lrrrvn/).CiiOUMV«'FiiMlosiM^:
sein gew. ersohreokt ihn. Fhimius «. «.; 4mi mAb bös—
fewiss«D plaget, tptem Mmteiemäa wiml^eiorum tÜmmM.
Stbinbacii 8. 1060 ; tu äimem mmmmtHkmmft ww^ta mm»-
mehr mannigfaAe vm'iimdtHigm mtmirkaU, äi» Ht htmaif-
lichkeit de» ftmUtem» hmtmmiakmtm, t»§m Mte tsyJMW
zappelt ailweg für fott Ebbrum Y.OCNZBüno 8. M7 9§Lt
über das wachte mir mein gewissen aoch auf. ühimmbls-
MAUMKN Simpl. 880 neudr.; (mein gewissen ist erwaebat)
Pktkh Sackmann I». Freylimglmuteaer §»»am§UtA IM*;
ähnlieh Jbh. QorrHBLr {baimn»p. t) t. tt V»ä»r; (aoob iai
mein gewissen wach) BOrokh {eUgie aU Mellp) M Sauer;
dasz sein gewissen sieh nicht im mindesten regte. Göthb
(lehrj.t.ii) 18, M: ahnlich Platbn (an Oardami») t.4M
Bedlieh; endlich noUficirete er mir . . . daas Um aate
gewissen treibe die griechische raligkm aiwonahmaa.
QR1MMBI.8HAUSKN Simfi. 446: da s«tn gawlaai« Ihn trlab,
die fehler seiner zeit za rflgen. Hrhdbr (jmrttr. UMUtrti
16, 168.
b)) Verbindungen mit dem verbum dieendi warM aatew
d»t feakMteitutttn§ ietfien. ensaehaem. di» germät hier mir
»ekwer gegen den »Aieehem begriff »hfugrenst emrdaa koiuUe.
at^f dem gleichen hoden »nimekttt mueh der engere begriff
die mannigfaltigete» neuem Wendungen: das laast euch «wer
gewissen and eigens hertz sagen. Luther (wider Hon»
Warst) 7, 480* ; das gleiche («. sp. 6857) L. Hbnr. t. BkaNDBN-
BURG: unser wille und gew. Herder 18, fi; vgL: meio
gewissen sagt fast ja dazu. Hkroel br. i,M7 Wemar;
vgl. : sin gewAten s«gt hum. tbn Doornkaat Koolmam ;
und mein gewissen bilH, dso aflrdar sa viIsbibw,
der hier in neiaar brast s^eo aaf dar foHsr Hegt
JoH. Chr. OOnthbb (Theodoeias b, 4) gedJ* 1041 ;
wann nein bOs mwii
and sair mit TerdaoiBUiiax drtaat
'Jeen der dn woOm bisse»' (fieifUngkmiten
(1741] imß');
ja, wem spricht nicht, mehr als alles hierftber sein ga-
wissen. Herder (^eologiebr. ii) 10,888; and doch geht's
nicht anders, raunte mein gewissen. H. Laube (<
1, 18) 8, 181 :
weiss ich keinsn trost aaf ardaa.
klagt mich meia n«
Jon. JOB "prange, weH, adt deinem wissen'
{Fre^ingkarnttn S40»):
«•Ich andrer schuld verklagt dieh Mb gawiassaf
ikTHiLLBR (Jrar«a akmt 6. 7) It, 8«;
(welcher aftade seiht dich dein gew.) SM;
mein gewissen machte mir jetzt die bittersten vonribfa.
J. C. BRANDBa mein» Menegeetk. l. ao4: sandige nicht : dan
gott siebet es, die angel saind darbei, dar teufel wird
dich anklagen, dein gewissen wird seoga sdn. ond die
hölle deine strafe. Zbsen Aseenmt (167«) 480: zeuge seinar
Unschuld ist sein gewissen. Herder (wrsAr. M. s) la. lao;
mein gewissen giebt mir zeugnisz. dasz ich nichts so sehr,
als den ton der controTersbekehrer . . . hasse, (tkeotogi»'
bri^e 18) 10, 807 : er mag sein wer er will, so weiss k^
dasz ihn sein gewissen eher verdammet hat, als dia ahr-
bare weit davon hat artheilen können. Weibe die drei
ärgsten ersnarren (rorr.) 4 neudr.; wenn dich dain ga-
wissen frei spricht, so will ich es dir gönnen maln sohiB.
W. Baabe aU» naeter s, eap. •:
aoU dich lehr» Mb
wo dier dieeelb alt
das BiaD jung pftrde
Ad. bcHf BART der titman, €. t wtder de»
hmehngüKtf^i
vgl. (s.o.): mein stolz und mala feviBBsai Tarbietet mir.
Schiller is. 4»: vgl.: so weit wia aotegawlaarn es ihm
immer erlaubt. Bismarck rMfen 8,88*; ikntieh D. v. LlUBR-
CRON 8,835: mein gewissen erlaubt aa nicht. Sere.
e)) netMinrr entwiddung gekti e» emek die ssriMMiMWfsii
mit verbis an. die den msWwdia oder der h»»ck^gknktit
des gewitoen» gelten, beim fet». beeekrdnkl» »iek di»»e grwppe
a^f die Verbindung mit dem verbumt »ubatmmtivtnn.
a)) auch innerhalb dieser gruppe »ietd neseentmgan tu
verteichnen. «m die äUeren isswrfiiwfiw knSgJkm em:
JOetnaektepUe «8, 80 KeBer;
383
6263 GEWISSEN IV (3, b frei ist mein gewissen) GEWISSEN IV (3, b sein gewissen beschweren) 6264
wolan, büchlein, du must es wagen,
zeuch hinausz mit getrostem muht:
weil unser gewissen gantz gut,
so gilt es gleich was man wirt sagen.
Weckheri.in {an mein buch) 1, 88 Fischer;
mein gewissen war bereits so weit, dasz ein grosser heu-
wagen hindurch hätte fahren können. Grimmelshausen
Simpl. 348; je nach unserer anläge, erziehung und lebens-
führung ist unser gewissen stark oder schwach, eng oder
weit, zart oder stumpf. Kirchner-Michaelis jpÄii.w&.'aii;
ist mein gewissen gegen diesen staat
gebunden? hab' ich pflichten gegen England?
Schiller {Maria StuaH 1, 7) 12,438;
doch frei ist mein gewissen, ich bekenne,
dasz sie die Wahrheit schreibt 1 (4, 6) 12, 528 ;
dagegen vgl.: igh gab hinab ins thal;
wie mein gewissen düster war's !
Z. Werner der 24. febr. (3. auftr.).
ebenso leitet zu neuen fügungen über: das sol auch sein
gewissen sein, darauff er sich verlasse. Luther {ob kriegs-
leute) 19, 648; 'wo ist dein gewissen nun?' 'im beutel des
herzogs von Gloster'. Schlegel Shakespeare (RicJiard III.
1,4) 8,168; sie wurde allmählich sein gewissen in diesen
dingen; er konnte ihrer bestätigung kaum noch entbehren.
Th. Storm (im schlosz) l, 162.
ß)) neu ist auch die reihe sinnkräftiger verba , die in
diesen Zusammenhang eingeführt werden; ihnen schlieszen
sich sogar einige verba der bewegung an: regenten stand
(ist) mit gottes wort herrlich gezieret, und jr gewissen
fein seligklich berichtet. Matthesius {Luther) 3, 180;
dass ihr gewissen bestricket ward. Herder 17,35; mein
gewissen gilt bei mir mehr . . . m,ea conscientia pluris est,
quam omnium sermo. Aler l, 939* (bringt mer bei dann
aller wält red. Frisius 303»; vgl. auch Reyher 3, 483);
dann wie ihr gewisszen gegen gott stehet und glawbt.
Luther (fiandschr. d. sermons v. guten werken) 9,230; ebenso
34 I, 367;
er kante keinen geitz, auff gott stund sein vertrawen
drümb macht' ihn weder weit, noch tod, noch teüffel grawen
denn sein gewissen stund als eine maur von stahl.
Rist neuer tezUscher Pamass (1652) 764;
denn sein gewissen liegt im blute.
J.W. Brodtkorb JRingwalts teiUsche warheit 218;
die bedenckenn das leiden Christi recht, die ihn alszo
ansehn, das sie hertzlich darfur erschrecken und ihr
gewissen gleich sincket in ein vorzagen. Luther (heil,
leiden Christi) 2, 137 ;
fUrsten wollen keinen diener, der da will, dasz ihr gewissen
sich von allem arg beginnen kehren soll zu ernstem büssen.
LoGAu sinnged. 1, 9, 75 {hofe-regd) Eitner s. 200;
wenn er also sein beutel aufmacht, uns den lohn
zu zahlen, so fliegt dein gewissen heraus (conscience).
Schlegel {Richard III. 1,4) 3,168.
3)) wo das Substantiv als accusaüvohject untergeordnet
tvird {das dativobject ist hier selten vom pronomen begleitet:
die gott aus gnaden tröstet, und schaffet ihrem gewissen
rüge. Melanghthon ausleg. der episteln S. Pauls lOO*»;
unserm wissen und gewissen folgen. Harsdörffek «. o.;
seinem .. verstände und gewissen folgen. Herder), streifen
einzelne reflexive Wendungen das pronomen ab. ebenso
lassen die immer häufigeren Verbindungen, die sttbject und
object verschiedenen personen entnehmen, das pronomen da
und dort zurücktreten, s. unter e).
a)) das wir unser gewisszen auff Christum bauetten und
sunst auf nimant. Luther {pred. am 23. 3. I52l) 9, 624;
ebenso (24. 6. 1522) 10, III, 202; und doch ihr böses gewissen
damit nirgend können decken noch wermen. (das diese
wort . . .) 23, 207; soll sie ihr gewissen . . . ihrer gesammten
societaet in Verwahrung geben, weil diese zubrechliche
waare nirgends besser, als in der geistlichen garderobbe
der löblichen Jesuiter-gesellschafft auffgehoben werden
kan. (H. A. v. Ziegler) des träumenden Pasquini kluge
staaisphantasien (1699) 319; sie {die Jesuiten) müssen von
anfang wenn sie sich dem orden widmen wollen ihr
gantzes gewissen offenbaren , dieses wird alle 6 wochen
wiederholt. Lichtenberg aphor. 2,95 Leitzmann; vgl. eim
unsere gwüszne offenbaren. Frisius 303" u.a.; sondern
wo er sein gewissen also verletzet, dasz zwahr die gnade
noch nicht gantz verlohren, iedoch das gewissen ziem-
lich versehret wird. Spener erste epistel Johunnis 434;
o kahle räche . . . dadurch man sein eigen gewissen be
flecket. Grimmelshausen Simpl. 66; sein gewissen be-
flecken. Rädlein 1,384*"; sein gew. rein erhalten. Campe
2, 366'" ; auff das ir mir für gottes gericht des solt zeugen
sein, damit ich mein gewissen erledige. Luther {pred.
2.8.1523)12,649; Und weiset si unter andern dingen das
si des ersten räumte ir gewissen mit einer ganczen lauter
peicht. JoH. Meier vorrede zu Elsbet StagelG Vetter; damit
rainigst das gewissen dein. H. Sachs fab. u. schiv. i,iT,
mit keuffen würtzt sie ihren tranck,
durch keuffen leert sie ihr gewissen,
und keuffen ist ihr lob-gesang.
JoACH. Rachel satir. ged. {verkehrtes
weiber-lob) 145;
vgl. sin gwüssen ringeren. Cholinus- Frisius; ringert
dadurch ewer eigenes gewissen. Abr. a S. Clara mercks
Wienn (l680) 135; sein conscientz oder gwüszne entladen.
Frisius 1137»; sein gew. entladen. Rädlein i, 384'> w. a.;
damit ich nun aber mein gewissen auch erleichtern müge.
Gottsched Reineke fuchs (i, 17) 34 (dat min sele krige
quiteren. Reinke de vos; anders Göthe); sein gewissen
beschweren, devincere se scelere conscientiae. Calvisius 330''
u. a.; will geschweigen des mehrmahligen betrugs und
unbilligen gewinns, mit deme gar viel ihr gewissen be
schwehren. Abr. a S. Clara etwas f. alle {der kauffmann)
^> ^' ein mund der warheit liebet,
der sein gewissen nicht mit falschheit gern betrübet,
bedarf des schwerens nicht. Rachel satir. ged. 90;
ist jemand weltgelart, der rechten wie geflissen,
in ränkken abgeführt und traget sein gewissen
umb geld und gaben feil, hat nichts als vortheil lieb ... 72;
sein gewiszen nicht achten, contemnere, negligere con-
scientiam. Stieler 2568 u. a.; also hänget mancher sein
gewissen an den zäun. M. Möller erklär, d. evang. (l729)
528»; sein gewissen an einen nagel hencken, conscientiam
negligere . . . Aler l, giO** ; ebenso (an den nagel) Rondeau,
Schwan {zur abstreifung des pronomens vgl.: hat das ge-
wissen an nagel gehängt. Kirchhofer 154 s. auch unten);
he hat sin gewieten vor der dühr liggen, wenn he ut geiht
{Lippe). Wander i, 1674; das ist einer von den puncten,
worinn Weibsbilder immer ihr gewissen lügen heissen.
WiELAND Shakespeare {tcie es euch gefällt 3,8) 2,92;
ich sollte mein gewissen in mir schweigen,
die laute stimme, die mich buhlin nennt?
TiECK {Oenoveva) 2, 149 ;
der herr wird hiemit als ein gewissenhaffter rechtsgelehrter
mann zum schiede-richter , zwischen mir und meiner
tochter erwehlet, bei seinem ausspruch soll es bleiben,
und also wird der herr sein gewissen bedencken. Stra-
n itzky ollapatrida . . . Fuchsmundi 10 ( Wiener neudr. 10, 65) ;
du bist nicht ohne ehrgeiz, möchtest gerne
grosz sein, doch dein gewissen auch bewahren.
Schiller {Macbeth 1, 9) 13, 27;
du warst mir immer gnädig, — so vergönne,
dasz sich dein rath bewahre sein gewissen !
Friedrich der zweite kann die Wahrheit tragen,
drum ohne umschweif : herr, du beugst sie nicht,
du wirst sie nie besiegen, diese kirche.
K. Immermann {kaiser Friedrich der zweite 2, 9)
17, 205.
b)) häufig begleitet das pronomen auch Wendungen, deren
subject auf eine andere person weist als das object, sie
bleiben aber hinter den refleociven doch zurück: obligare
religione, vel obstringere, eim sein gwüssen beschwären,
eim ein gottsforcht einstossen. Cholinus-Frisius 750»;
ebenso Frisius, Maaler {von Calvisius ab jedoch reflexiv
gpfaszt, s. 0.); zaigen uns den gwalt an ausz der balligen
geschrifft, das si uns beim bann und einer todsünd unser
gewissen also mügen beschweren! Seb. Lotzer {ermah-
nung an die einwohner zu Horb) 28 Goetze ; ebenso {christl.
sendbr.) 89; dasz ihr unser gewissen nicht beschweren
mögt, und uns eine sache, die wir nie sahen, nie hörten,
bekennen laszt. Tieck übers, des don Quixote (l, 4) l*, 22;
eim sein gwüszne beladen. Frisius 1137»; und dürfen sie
sein gewissen nicht belasten. Schopenhauer {grundlage
der moral 9) 3, 551 Orisebach; exolvere religione, eim sein
gwüssen ringeren, einer gottsforcht entledigen. Cholinus-
Frisius 750» (einem von seiner gwüszne entledigen, der
gwüszne räumen. Frisius 1137»; eöenso Maaler 202»); das
gleiche ist von Reyher ab r^lexiv, a. o. *p. 6247;
62(55 GEWISSEN IV % b ihn fcowiMon untorricbtciO
GEWISSEN IV (1.6 wider
>) 6266
wann mir omIm tfliMl« will
macbtn bdM dl« liAII«.
Jan, BMin gawliw mlL
SioM. BtMKm 'Jmm, Mm ,
(#>«fNii0AM(Mii) li»^:
titenao Rist himmL litder («, •) nt; w«r na durah dlMn
lurtiokel lein gewissen verbinden lesset, der TerleOfnel
aberniul ChriHtum und sein blAt. Lutiikii (tnuUtritf »m
die gemeinde v. Ettlingen) i», 157 ; vgl. sein . . . gewissen
zwingen {alienju»). br. d. u. litt, t«, s»7: heth goth wollen
haben, das ein tnensoli sult untzor gewissen rottten, heth
er woll laszen S. Potor auffsitxen. Lutiikm (prtd. am
u. nUirt lASi) », 6M; da« grosse feine leule . . . mein ge-
wissen ersenffUsn {auff d. kOmif» v. BmgUmd ...) ». U ;
dann wer dich liebt, d<
schalbt Minem hertsea Med oadnih,
«rfreweat ««in t«wiaa«n.
Jnii. HaiRMANN 0 Jttu, /••«,
1. wa* Fither u.
sprich heilandt nur ein wortt, bald wird, wu iUt miob nagt,
waa mein gewiMvii lirankt, waa maina aaal' anklaft.
nnd aller teufet niarht, Im aunnbUek ?anobwin4«n.
ÜKuiiti H »oniäagmmttm (IS) rWM «. 18;
dieser so groMr.er hnufT bfiit^uckwirdiger . . . uraacben . . .
ziehen mein gewiHzen zurück, dass ich ewerm aURzapruch
{todeaitrthril i»i<^ d. ani/rUagten) nicht beifallcn . . . kan.
KlKclliioK urnduninuth (3.60) 8, SS7; da frngt euren bcicht-
Tatler, er hat euer gewissen, und nicht ich zuverwalten,
ich bin nur euer Sachwalter, er aber euer seet-verwahrer.
AucLK küTuU. unordn. (i. i.l) t. ist; c/oxi« vgl. auch («. o.)
ihre gewissen unterrichten. Lutiikh I8. 400; auffällig i»t
itn folgenden der transitive gebrauch der Verbindung mit
schlagen, der da» »ubatantiv awnutkmtweiM in die »teile
de» objtfts (tum »ubject, ». »p. 6S61) sieht: groszvaters waren
auch still und mürrisch ; wahrscheinlich schlug das be-
gangene unrc(;hl ihr gewissen. Jbr. Uoituelp (bauern-
»piegel 2) 1, 38 Vetter.
4)) mit be»onderer tähigkeit hält »ich da» po»»u»ivfnh
nomen in den präpotitional Verbindungen ; immerhin laut
»ich auch hier beobachten, da»» einzelne der»elb»n da» fny
nomen mehr und mehr abatre\fen.
a)) dt« präpoaitionahei-bindungen, dertn prtnomen »ich
•H/* da» »ubject de» satse» bezieht , überwia^em in beiden
richtungen: eonscientia eonvinei. in seinem gewissen
überzeuget werden. Rkyher i, 1866 {vgl. im gewissen
überzeugt. GAinii -KüNUt 1S6*): habe mitleiden mit mir,
sagte der zitternde csel . . . wahrhaftig, du lauerst mich;
versetzte der wolf. und ich Ünde mich in meinem ge-
wissen verbunden, dich von diesen sohmerxen tu be-
freien. Lkssino (fabeln i, W) l', 106; die ibtisin sah
der Sache lange nach; endlich hielt sie sich doch in
ihrem gewissen verbunden , die fromme tilndelei dem
beichtvater zu entdecken. Immkkmann (rpigonen 7.5) 4.96
Maync; bei denen, welche brandmahlc. in ihrem ge-
wissen haben. Butsciiky roarnthal 160; milszet ihr nicht,
wider euren willen, gott in eurem gewiszen l&stern.
Hekuek (Johanne» offenhttrung) 9, &»; vgl. {». o.) in iren
gewissen. .1. Hokn; tliucts ainer nit, sondern gedenckt an
sein gewissen. FKitniNAM» 11. v. Tikol »pec. viL hum.{l) 16
Minor; geh in dein gewissen. Hrinr. MObLsn geitÜ. «r-
quiek»t. 188; n:ichdeme sie nun in ihr gewissen gangen,
gott und dem h. Antonio ihren fehler bekennet. Fr. Caccia
hl. Antoniu» v. Padua |tß93) 161 ; in sein gewissen gehen,
in sich selbst gehen, in sein eigen gewissen greiffcn. pmarr
ou aonger ä aa cofuscirnce, mettrr la main »ur »a eon-
»cience. entrer en aoi me.<tine. drarendre rn »on ettfir, battrt
»a poitrine, frapper »ur .tu j>oitrine, in aeipaum inquirer«,
animum suum explorare. ÜLKZ (1664) löö*"; .\l.KR l,MO*(iM
»eip9xnn de.icendere, conacientiam auam ejrcutere); dagtgen
vgl. den ab/all dea pronomena in drrmundart, «.Sr.liMBLI.KR
a*. 1036: der wohlmeinende autor bezeuget mit seinem
gewissen, daz er . . . keinen menschen habe wollen ftrgem.
vom achnackiarhen Katzen-Veit vorr.; mus ich mit meinem
guten gewi.«;sen bekennen. Stranitzky ollapatr. 6 (H'iaier
fi«udr. 10,41 vgl. ap.ent; (Philto:) kann ich . . . erfahren,
worinn das verbrechen besieht, das man mir schuld giebt?
(Saleiitio:) so? sie müssen mit ihrem gewissen schon vor
trelTlich zu rande sein, dasz es ihnen nicht seihst glei'^h
bei^lt. Lgssino (der achatz s) 2', ISS; vgl. auch {». o. ge-
wissen und gefühl) J. G. Forstkr brieftc. l, 808; er war
etwas bei
#14'/ petto,
s<-l.
ein -. n.iii
mit MliMm fvwiiSM Im raiaMi. oIum w«Mmb lUUen
gesells«hafl«r «rsidi •!• bMiddahMraidit ftSdUfeh fOhlte.
G. KK1.1.KN (fsMfc 9. Mäwylm, 4. m/Urma latlm^ h.m:
kk «all, mmm peta *Mkl H aete psiiasiii
la katsa Mwt
H KArwa (Ar gnT^rtM nmiä} /s». m. »ekm
•laMi gKmkmt» b<Uiwnni. rtutni la mmo
mMw U matt^ mtr U nrnrnrnua iUuuilK
hiert. bin ich von OMiaam ^ßmSman hart f»-
i-n. lMMriiMA5(.<< {»pi§»mm 4, t7) ». Mi Jüsyac.-
nm pastor und amtmana daiübf wflrd« d«B
richter nicht bewegen, der «och nach MfaMB f wlaawi
zum galgcn verdammt hfttte. Lichtknbbiio spIsWwi. 1. 1
LtitiwuMn; «6nwo (*. »p. mu) von IhrHB iigiMi t><rto6Wi
ao4 wlsMn.GRiMMi:iJtiiAt'MBX iiiW»iw<iiarf. 9im§t : aaob
onserm besten wissen and gawlsaan. QdTiiR u.a.: n
seiner ruhe und nach seinem ftwiaMO. Hkrdkr: aaeh
seinem gewissen handeln, to disekarge pomr tteueitmm,
». gewissenhaft handeln te*U»eh enfLlar. t. 77»; tüudiek
KuNhKAL'. Ai>Ki.u!(o. Campk; naeh mikaam baatcB (»•
wissen. Vtimtv. (Reineke fueh» ti) 40.tm: ftül |iiwrin itk
za leben nach meinem gewissen aoeh nfiber 1
willen. G. Freytao («Am«» s. ts) io.ao7:
n rOawsU;
acb welcher oNoseh daril wol aoff asfai
aa habe actoeas siaa aar akosals UU
ÜAirmt Orm JikgUi
ebento (ich sag es euch auf mein §tmkmtm) Gbluirt
fab. u. »TM. - der held u. d. rnlkneeht; 9§L mttk AoRLUXU.
Camps : sich auff sein gutes gewissen berufen. ZKas»
A»»eHat 461: ich verslchera euch aaf mein gewlMan.
/ a»»ur» you upom my amaeiamaa. tamlwh engl. ler. t. 775:
aaf sein gewiszen hinnehmen, aamaeitmtinm »uam onerarr
quadam rt. Stirlkr MM: ähnlith Albr i.»«o*: Schwan
1,747^; fast alle hat der alaat aaf sein gewiascn. die
ersteren durch druck, die letzteren dureh sohwftch«. Jaiik
{deut»eh»» voUuthum 9.*) l.Mt Euter, dam IMilie frau
eines armen menschen leben aaf ihr gawiaaMi lüde.
J. H. B. Lenz pamdäwtaa. Genaan. ». » E. Schmidt; noch
mehr aber lad loh aaf mein gewissen. P. Hbtsb aaSiuk
V. Montaudon) II. 5. ttt : abama» {damam Liaaarda) 11. 815:
ehmals. wenn man ein sehladitaii booh aehrteh. ao hatte
man es auf seinem gewisaaa. wann JamamI TeHWutodar
angeführt wurde. Lir.iiTBNBKRO a|iAaräaas.t,lA&: darTalar
hat's auf sainam gawiaaaa. dar ao aiaam Lappllwiar eine
von seinen flbariayan aUallAehtani gibt Amt. Wau. (Cmh.
Hkynr) aar aftimifcaiiBS (t) ftt; vad leb waida aa aadlich
über mein gewinaB briafaa kaanatt, aiaam wuBJMlirihaa
vater die stima so biatan. Lotaama (dar aisa^iy 1, «)
S*. 14; das machet, man prediget allenthalben oaKm diät.
si predigen wider ir gewissen, das man nur garan bflnC
Seb. Ix>tzbr (trauJinunf an dia eimmohmfr sn Harh) M:
wer wider sein gewissen t«dt aebweri and that. Lrhmaii
818; ach Jungfer Lieszgan. sia rede aiabt vider ihr ga-
wissen. Weise artuarra» (18) 7t wsiidr.; ogL auch (». •.)
wider sein wisaaa and fawissea;
JoACM. RaanmaaMr.
aitst ehaa ai^
Mjjt dar barr ja. Sfaidit ar iU
ed-<
IM)«
lUt aryic» dNl, mLHoftmaiir teteUthaJU
las sein, das da fQr deinen fswissaa faracbt/baUig.
starck seist. MRi.AN-«:iiTiioMi «y./^wii.fitdmJWaMia«.M*;
and solche andeatung woUtaat da vor daiawn fawisseo
vertreten? F. Rkitbr (atramtid 3.85) 8, MS; aa galt für
besonders hoffnungsvoll, dass kleine prie«ter der kirrhe
durch ihr gewissen zum aostrttt (edrftngt waren. G. Frey
tag (Karl Mathy) 88. 185; mossta es ein sacTament
heisaen. nicht das dirs deines gewissens halben not sei.
sondern das es not ist, die christliche freiheit sa be
kennen. LiriiER [trider d. himtL profkataa) S,M*; der alte
herr halte lange über dic.<en entaebiMB mit aaiiien zart-
sinne gefochten; endlich aber war er dooh so dem re-
sultate gediehen, dasz er ihn anbeschadet seines ge-
3»3*
6267 GEWISSEN IV (3, b ich stelle es auf dein gew.) GEWISSEN IV (3, c kleines, groszes gewissen) 6268
Wissens ausführen dürfe. Immermann (Münchhatisen 6, i)
2, 127 Maync.
h)) dem gegenüber treten die präpositionalverbindungen
nun zurück, in denen das Possessivpronomen nicht auf
das subject des satzes weist: wie an seinem gewiszen, so
nagt der wurm auch an seinen gebeinen. Herder (u-ie
die alten den tod 11) 15,480; in dem ersten abschnitte
Jerusalems wird die frage religiöser eide nicht blos be-
rührt, sondern vornehmlich der episcopalkirche in Grosz-
brittanien zum nachtheil alles, was zu den alten gesagt
ist ventiliert, und in ihr gewissen, wie in einen glühenden
backofen geschoben. Hamann (fliegender brief an nie-
mand den kundbaren) 7,120 Roth; wohl, ich dringe nicht
weiter in sie. aber die zukunft der beiden schiebe ich in
ihr gewissen. Immermann {Münchhaxcsen 8. buch, letztes
cap.) 2,407 Maync; vgl. auch (s. 0.) in ire gewissen heim
geben. Luther 9, 525 ; einen bei seinem gewissen erinnern,
adhibere conscientiam alicujua. Calvisius 333*; genau so
Stieler 2568;
o Jesu voller gnad, . . .
las du auf!' mein gewissen
ein gnaden tröpfilein fliessen.
JoH. Hebrmann wo sd ich fliehen hin
1, 268» Fischer u. Tümpel;
wer einen rechtschaffenen rector in der schule hat, der
soll ihm die lectiones samt der Jugend auf sein gewissen
binden. Weise die drei ärgsten erznarren (14) neudr. s. 86;
das ist mir auf mein gewissen gebunden, hoc fidei meae
commissum est. Steinbach 2, 1060; ebenso Rondeau,
Schwan ; darumb sei das eim iglichen auff sein gewissen
gestellet, wir mugen sein hertz nicht richten. Luther
{der prophet Jona) 19,212; ich stelle es auf dein gewissen,
je rem^ts tout sur ta conscience. Duez 199''; wollen sie
{die sacramentirer) nicht zulassen, das haben wir auff jr
gewissen geschoben, denn wir haben gottes wort und
den text für uns, den sie nicht haben. Luther {pred.
über 5. Mos. 7) 28,669; einem etwas auff sein gewissen
geben, alicujus conscientiam religione astringere. Aler
1,940*; ebenso Steinbach, Frisch, Adelung;
sagt könig Ottokar . . .
das ganze legt' ich ihm auf sein gewissen,
was er entscheide, das sei mir genehm.
Grillparzer {könig Ottokar 1) 65, 24 ;
und so möcht' ich wohl Ulriken, das sanfte ruhige kind, auf
ihr gewissen fragen: ob ihr nicht irgend etwas zu meinem
vortheil aufgegangen sei. Göthe {an frau v. Levetzow)
br. 38, 274; ich frage sie auf ihr gewissen. Thümmel
{reise ... 4) 4, 23.
v) attributive adjectiva übernehmen die kennzeichnung
des trägers des begriffes erst spät, beim, fem. tcar solches
attribut überhaupt nicht beobachtet, und beim neutrum zeigt
die bibelüber Setzung noch kein beispiel, auch ein ent-
sprechender beleg aus Luthers freiem stil bleibt lange
vereinzelt: denn auch fast alle, die von Rom wider komen,
bringen mit sich ein bepstlich gewissen, das ist einen
epicurischen glauben, {ivider d. bapsttum) 8, 214* ; ein richter
. . . müsze hierin sein privat menschlich gewiszen nicht
zu rhat ziehen. Lehman .314; und so erscheint uns denn
heute der staat ... als der allgemeine Schulmeister und
kindererzieher ... als das öffentliche gewissen. Kempel
göttliches sittengesetz und netizeitl. erwerbsieben (l902) 145 ;
vgl. schon W. E. v. Ketteler; ist das gesetz das öffent-
liche gewissen?, vgl. allgemeines, privatgewissen, ebenda
8. 11; freilich sind wir in Sachsen hier durch den ver-
fluchten vertrag in die unbequeme läge gekommen, dasz
wir das officielle gewissen haben und unsere gegner das
böse. Fbeytag an Treifschke (6.11.1866) brief w. 126; herr
Thomas risz den procesz vor den könig; dieser aber wollte
nichts von gnade hören, sondern sagte majestätisch:
'kanzler, ich bin das christliche gewissen von Engelland,
ich kann nicht!' C.F.Meyer der heilige (4)55, vgl. auch
sein geistliches gewissen. P. Heyse {ital. nov. 2) II, 2, 280;
'nein', rief der alte baron, 'was andere sich erlauben, das
ist mir unverboten I ich habe in solchen dingen gar kein
privat-, sondern nur ein standesgewissen. Immermann
{Münchhaiisen 3, 8) l, 331 Maync, a. auch theil 10, 2, sp. 753;
eben so stand auch seinem bürgerlichen gewissen ein
harter kämpf bevor, indem bei bestimmter austheilung
der rollen die damen ausdrücklich darauf bestanden, dasz
er mitspielen müsse. Göthe {lehrj. 3, 6) 18, 273; die motive,
von denen er sich sagen muszte, dasz sie vor dem strengen
forum seines edelmännischen gewissens nicht stand zu
halten vermochten. Stilgebauer börsenkönig (5) 173.
S) mit den trägem des begriffes ist auch der geltunga-
bereich gekennzeichnet, und gerade in den letzten belegen
ist die bedeutung des Substantivs hiedxorch eigenartig diffe-
renziert, in dieser richtung bewegen sich im neueren stil
auch Verbindungen mit adjectiven und Substantiven, die eine
beziehung auf den träger ganz abstreifen; vgl. oben sjp. 6226.
1)) das bewusztsein, die aufmerksamkeit, die abstraction,
und selbst das moralische gewissen scheinen grösztentheils
energien unserer freiheit zu sein. Hamann {philol. einfalle)
4, 43 Roth ; die achtung der erwachsenen ist sein {des kindes)
äuszeres gewissen. Immermann {memorab. i: Fichte) 5, 399
Maync; dasz es eben so unbillig sein würde sein ästhe-
tisch gewissen zu zwingen, als einen Israeliten lüstern
zu machen — zu pommerschen schincken. briefe die
neueste litter. betr. 12 (l762), 207 (l92. brief); (sein aesthet.
gew.) Immermann {epigonen 6,7) 3,409; wir haben der-
gleichen Schönheiten auch im Hermann entdecket; und
der Verfasser hat uns versprechen müssen, sie nach
seinem dichterischen gewissen zu beurtheilen. Schönaich
die ganze ästhetik ... 267 Köster; man könnte das gewissen
unserer empfindsamen ein poetisches gewissen nennen,
conscientiam poeticam. G. Chr. Lichtenberg {aphorism.
F 604) 3, 232 Leitzm. ; um so etwas zu machen musz man
alles poetische gewissen, alle poetische schäm nach dem
edlen beispiel der Italiäner ablegen. Göthe briefe 18, il;
das gleiche {lehrj. B,(i) 18,273; ebenso Immermann {Düssel-
dorfer anfange) 20, 166; leichter hätte ich die mannig-
faltigen steine und felstrümmer der bäche, in reicher
Unordnung über einander geworfen, beherrschen können,
wenn nicht mein künstlerisches gewissen verdunkelt ge-
wesen wäre. G. Keller {grüner Heinrich 2, 6) 1^', 278;
'freilich hast du geschafft und gemehrt!' rief in mir die
stimme des politischen gewissens. (4,5) 3,82; zu anderer
zeit und in anderer gesellschaft hätte sein archäologisches
gewissen sich nicht so schnell mit den denkwürdigen
trümmern abgefunden. P. Heyse {gesch. aus Italien: villa
Falconieri) 2,11 s. 44; antiquarisches gewissen. Immer-
mann 1,177; A.VoEGTLiN, das neue gewissen; Leipzig 1889.
2)) über disz hab ein mensch der im ampt ist ein
ampts gewissen, als ein richter der müsse nach seines
ampts gewissen das und anders thun. Lehman 314; Pünkt-
lichkeit, strammheit, akkuratesse und dienstgewissen
gingen ihm über alles. P. Heyse {Meraner nov. .- der kinder
Sünde der väter fluch) II, 12, 163; wahrheits-, sprach-, reise-
gewissen s. Sanders erg.-wb. 645°.
c) die attributiven Verbindungen, die uns der neuere sÜl
schon bei den eben besprochenen gruppen nahegebracht hatte,
zeigen nun auch auf ihrem, eigentlichen gebiete in allen
richtungen neben der bewahrung alten bestandes die spuren
neuerer entuncklung , vgl. z. b. die Zusammenstellung: ge-
wissen, beiwört. das redliche, reine, bestörtzte. rasende,
unbefleckte, gute, siegende, behertzte. unverletzte, fröliche.
folternde, marternde, zagende, verwundete, eiter-volle.
beulen-volle. geheilte, mit blut bespritzte, besudelte,
tobende. Hamann poetisches lexikon (1737) 471.
a) für den grad der empfänglichkeit ist der gegensatz
von grosz und klein noch einigemal belegt:
do hat man drab gewissen klein,
isszt visch und fleisch (in der fastenzeit) alls in gemein.
Ulr. v. Hütten (klag u. vermahnung 608)
3, 496 Böcking;
der massen thun wir alle, wen wir die gepoten fasten
unnd feier halten ader brechen, so lang bisz das durch
übersehen unnd schlaffen der prediger dahin mit uns
kummen ist, das man ein grosser gewissen macht, so
iemant ein stuck brot auff ein fast abent esse, den ob
er sich vol trüncke oder fluchet. Luther {v. dreierlei
gutem leben) 7, 796; dazu vgl. : für weltleute ist der spiegel
noch das einzige gewissen, das ihnen ihre fehler vorhält
und das man wie das gehirn, ins grosze und kleine ein-
theilen musz, das grosze gewissen sind wand- und pfeiler-
spiegel, das kleine steckt in etuis und wird als taschen-
spiegel herausgezogen. J. Paul {unsichtb. löge 20. sektor)
t, 192.
6269 GEWISSRN IV (s, e engt», weitM gewiaMo)
OEWISSRN IV (1.0
•) 6270
0) vor allein aber ist m der gtgtnmiia tm»ek*n weit %Mä
eng, der gepfirgt und in imwmr fMiMM h04»m wiaderkcU
wird: fib una sunt berrao ja kda Und,
nicht rath, di« weita f wiaaene «ad.
Nie. HKt.NifxnR ckritU. ptalimtm (UWT) itO;
weit gewiasen, raani gewitien, dUmlm»m temteünUim. Hr*
NrNcii 16M; (huren- nve weitea fawIgMB) Stiruw tB«:
(«in weiten gewiMen haben, mmMMUM Urgm) RAduiin
1, SM"; HoNDKAi). AnKi.iiNn. Camp«: «Mltr« Schwan
(sich über nichtH ein gewianen maohen, Mmr U eenaeiame»
large) 1,748*: welcher ein simlioh weitea gewiaaen bat.
untrrredutiff einea /ümehwtm Ungarn {H$4) C t^ ; Ich laohta
noch und Ragte, wir advolcalen bitten ein weiter«« ge-
wJMHon, wir schrieben eine halb« seit« mit sogenannten
Ictirialior) voll, bei denen noch ni« ein m«nsoh etwas
gefühlt liabo. P. Heyrr (neue monU. nov.: §Hrtu bi» im
den tod) II, 4 ». SS:
das «r aich hn^t vor ondaaeltparMi Mttn;
wan allo iru«tli«it iat aa ia Tarfcme.
sie ntent in d«r boohataa uMgwit praogvr
und haben r«r ain l0clMI«l gtwIsseB.
H. Saciim /ab. u. tekm. I,«: •. omcA <f>. «71 ;
nnd wenn «irh roa' und arbn«« Ia Tollaai kaaaa VUkt,
bekam' Burh Sorratea «in acblOpffrifM giwlasi.
JoH. Chr. QOnthbr (amJ dU mHehttmg wM Mintr
PkyUis) otd.* «07;
«in schwere eng« and b«trubt gowi88«n. das nimmer
kein rüge hatt. Lutiikh atuUg.dartp. u. evang. da» advmi$
(!&»>) Ns**: angatgcwiRzen, «tve enges gewissen, eotMcim-
Harn (I) timidti. metu aturia. StiblER tB68 {vgl. religio.
«ng« gwUszne. Choi.inuhFririus 780*); er bat ein so
enges gewissen, dasz ein wagen heu kRnne darduroh
fahren, fide eonaeientiae non eommovetur. Ai.kh 1. Wl*:
ein enges gewissen haben, mu» funkt vor gewi»aen»biM$en
nichtg bäte» oder teenig bOee» tu thun wtgen. Campk s, 8M^:
doMu vgl, auch: es ist sibenderlai gewissen, die «rst baiss«t
ain ze gewisse gewi88«n, die ander baisset ain ze weilte
gewissen. Münchner handachr. v. t4&6, t. Sciimf.i.i.rr 8*,10M.
8)) unter dieten beiden conlnuibagriffen ertehlient nur
das enge gewissen einen vetteren kreit von neuen attributen.
tthon LuTiiBR variiert et mit blöd« und schwach, der
neuere atil führt zart, leise, streng «in: do siheatu
was ein scheuicht, forchts/am gewisszen thutt, wie gar
ein «rsobrocken und feig limtt esz ist. (pred. übert. Mot.)
14,175; wenn iemand ... ein blAde, sohwaoh gewissen
hat. autleg. ... r. d. hl. dreik9nige fett (tUS) ei*: vgl.
auch dat 17. eap. Joh. (iMO) G s*; ein schwach blöd ge-
wissen. Hf.mrch 1604: alazo musz auch hie ein blOde,
l(loin mUtig gewi.ssen wider seine gedancken aulT das
tcstament Christi pochen. LtriiKit (ein termon v. d. neuen
teat.) 6, sea: Tycho suchte doch für sein od«r für andrer
schwaches gewissen ein drittes system, wobei die erde
stünde. Hkrdbr (irof>0mtAu«)»,611: die begierden («<rt7<^)
mit ihrem zarten gewissen. GniMMEi.siiAiisKN wieder
erstand. Simpl. 3 (1713). 405; dagegen kannf ich manchen
wackern, frommen mann mit zartem gewi.ssen. Bräkf.r
d. «rme mann im Tockenbttrg i Bülow; ein zart gewissen,
« tender eontdence . . . teuttehengl. lese. », 775; detgl. Ai.rr
1,989* t«. a..- ich empfand aoch nicht die geringste in-
comodität darauf, und mein gewissen — das war so rahig
und stille wie ein mäuschcn . . . wenn es eine sOnd« ge-
wesen wäre, hätte es mir mein zartes gewissen schon
iKngst gesagt, dat eatino (Oräts 179») *. 8: es zeagt von
einem zu zarten g«wis8en, welches da« aigen« moralische
selbst 80 hoch schätzt, dasz es ihm nichts Terreihen will,
ein solches gewissen macht hypochondrische menschen!
GöTHK getpr. (mit Eckennann 89. 6. 1881) 8. 50 Biedermann;
die gaben
(wie ihr anch simpert) finden doch wohl ranm
in eurem sarHap-z&rtlirhcn mwiaaen,
wenn ihrs nur dehnen wolltet I (your $(ifl cheverü eon-
Hienee).
ScHLKGKL (Heinr. VIII. i, 8) 8, 836 Bmndl;
and ob wohl denen verbitterten baaren ein zärtliches
gewissen und gründliche Überlegung oder einsieht derer
wider sie vorhandenen umstände am allerwenigsten za-
getrauet. Kmnoner dorf- u. baurenrechte 8,323; dagegen
musz ihn ein zarter halt in seinem innem. ein leise«
gewissen in seiner brüst schützen. Immf.rmann (Düatel-
dorfer anfange) 20, 166; wenn ihr strenges gewissen es
erlaubt. Dktl. v. Lilirncron (attt marach und geett) », 88».
%)) «MW« 0mi kimr mar mtmim mitrihiit, äi» m^f dm
grad der tmgßmtUäkkttt tUmt, IwfciaHrfy Aw «b «in an
•rachroekM fiwiw BBd «fai froMah barti balMB. Lothkk
idi* mnätr tfUtd 8. Prtri u. «im ff. Juds») U. t»; «attber-
windli«hM tßwium. f. «•: und so gaBiMM da* fMek.
einer raUfw NwibrilBkiiin. 6m batfaU ««ms lM41eli-
tlgen gewlf—, OAm« {CUnßifo «) M. IM: «git mmk ttm
(«p. tm) dM MlbgtlaJif ftwlMM: oad m «M »aa mÜ
baalocbenam «tfMM» nwlaawi tor fott «ad aiMHwlna
ein «itJar sehefnbaOliw popaai. HsaaM (U. aebfV*"*)
18, IM; II tiit iiaaiiiiii pEliiu
will «tacsarfMIirt «sta.
Wirlaho iFmmki «) u. IM . rfi mM tp.mn*
ß) unter imn «ü^hua 4t§mmtütk»r und phäoeophiaeker
mr^rltnanfm ttird im mtf 4i» fmmäiimm 4aa amhU. ntUmäe
M^m/mmmmSm a^mt^f^^t^ ^I^^^^^^^— ^^m^ ^^^^^^^^^^^ «Kjkfc^^^^B «^la^
ff^^^^^mmmm w^PVmma^n^ •■■MVvVIPV WWW INVWBMVwOTViip F«am|pOTM VMV
irrtmltm gtwiamm mtfäUut: aia ikher gewiss«a« daa dar
aach«o gcwis ist. fltsalt ond falsalt nicht alao. aa aagta
dürr« ond frlscb araas. wie •• aa ibm selb« ist LtnuRR
(data diete ttort Christi) n.W: raebt gaw. uad Terstand
haben, tat. u. patfu. («. •.): waaa diwaa orlbail wabr
Ist. so h«is8«t e« «In riehtifäa fawfaaae: M aa abar falaeb.
«in irrif«s g«wiss«n. Cnn. WotJ^r jadL v. 4. mmtttkm 9mm
u. tatttn §7« (17*0)46:
aad alaamer hat «in maao vosa fkkttgwa giwisiia
Mr «ialraebt «to«i ttmai wclodtt, aihUbal. saülwi
Haoboob» («M/twadMi^ l(l77l).«t:
f«wiss«n. ... wfard eingethHH ta eoaadaaMaai raoUai.
«rroneam, scrapalosam etc. Jon. HObneii natur- lwaa*> . .
laae. (1776) 978: aber «• sind wort, da mit si« ibr onsiebatB
gewissen gerne bergen. Lltiirr (daat djas« «ser^i a. fli:
mein gemacht gewiasen. (m^ d. k§mif «. Jhff ) ». 8i;
ein zweifelhaftes gewissen. ww«iisies awayMliius. RoN-
DEAU t, ITas/.; da« irrende lawtoaaB« Aobl«mo t, M»;
Calixt nimmt auch ein probable«, irraadea uad Bwrifal-
haftes gewiasen an. STÄi-hi.ix ^eae*. d. lehre «. d. fr
geteitten 88; igl. aueh a. 84: ea ist durch die so eben ge
geb«n« deduction auf immer aofgehoben und Temichtel.
die nach den meisten moraisystemea noob statt findende
ausflucht eines irrenden gawiaaaaa. daa piTJaanB int aia.
und kann nicht irren : denn ea ist daa onmittalbBra ba-
wusztsein ansers reinen uraprflnglichen ich, fll>er welebea
kein anderes bewasztsein hinausgeht. Kichtb si'fhafdbn
(1798) 888; demgemias gab ea ein xweifelndes. ein mcinaa
des. ein irrendea gewi««ea. A. ScRoncNHAOBR (frundlmpi
d. moral 18) 8. BM Qriaehath.
y) mit den Utttm mUrihUen herUkrtn tieh am näekttm
die atiribute. die den tuaiand dm «Mla<aw<li«a bmaaneliMB;
nu ist alle zeit ein gut, sieher, ftWeh fawiaaMi. bei
denen , die unrecht leiden . . . daramb briaft aaaebtUflg
leiden, natürlich mit sich ansehald. gat. sicher and ri^if
gewissen ... und kSnnen nicht so ein fein. stUI. reia
gewissen haben, als die. so onrecht laidaa. LtrraBR («sr»
anhrort. der auffrur) «. lO^ Jena:
Wirt auch mit aorno nit guilaasB (lUt ekHkhe arwtmt),
hat ain aicher und ruet gewiassa.
H Sacii!« (/BM e. 4L kama- «. /tidatmma)
jab. u. aekw. t, 14;
freude aber alle freude. iat «in gnt sieber gewissen, und
leid über alles leid ist daa bertzleid. dai ist. ein liSaa
gewissen, denn ein bSee fewissen. Ist die helle selb«, oad
ein gat g«wi««en, iat das paradi« and bimelreich. LiTiirn
(«eraniirerl im mt^fHir) «. lo^ Jena; tnihrenä daafrmu drm
ttgtmtmtt «an rein und anreia (bascbwart und laicbt)
»Uhrkm pfUfti. liegt beim wmirtiai dsr ««ftii/aiO« em^f
dsa» gegentata von gat wiid bSea. dm im mt^mtiimUekm
mannigj'altigkeit auageataltH erteheimt. wgL amth tp. MM.
«850,1. der ne%4ere rontraathtgr^f tu gat, da* im hmtipim
ncangloaen ttü «e MisMs mUrOmt aeblecbt, igt liUiamritik
verhältniamitrig «asnaf httimdUet:
l)) war «fai laatoc (wm. knlan) gewi
dar farchtt daa tod all Mb aad
AUHL DOBBm (4. 1
■srllaai M.
aib« das d«tn fnirnuvt sei raki
aand gagen den ann«a lala alaia.
R<V9Ctl V. GBROUVONAr^KK Wl
/V#rA«al<r,-
Termittelst eine« reinen gewissen«. Abo. ALBBRTiKoa
iMMlaMrter Oaiaiaw 817; daa ficadk GRiMMBLanAoasK
Zrsbn Atmmmt («) M8;
■.«.toif)
6271 GEWISSEN IV (s.c gutes gewissen)
GEWISSEN IV (3, e höses gewissen) 6272
ein ruhig hertz und rein gewissen,
wird doch von aussen nicht verstöhrt.
JoH. Che. Günther {als er sich über nichts
betrüben wollte) gedß 89 ;
vgl. auch J. Heerman 1,308» Fischer u. Tümpel; consdentiae
Jide non commoveri, ein unverruckt unverseert gewüssen
haben. Gholinus-Frisius 204*'; ebenso Frisius und
Maalkr ; die da ihre anvertraute ämbter mit unver-
sehrtem gewissen verrichten. Abr. a S. Clara etwas f. alle
(der beambte) 1, 48;
Oj er hat ein weiches kissen :
ein noch unentweiht gewissen.
Grillparzer (ahnfraul) 3*, 85;
dann gemeinklich alle, so gein Rom ziehen, bringen
dreierlei wider mit jn herausz . . . ein vorlipt gewissen,
einen bösen magen, und leren seckel {depravatam con-
scieniiam). Hütten {Vadiscus) 4,169;
und sein verwund gewissen heil;
lasz sie am himmel haben theil.
JoH. Heerman o Jesu Christe, wahre» Hecht
bei Fischer u. Tümpel 1, 307*;
die exempel derer, welchen das verletzte und beschw^erte
gewissen grosse hertzens-angst verursachet hat, können
davon zeugen. Scriver seelenschatz (1,8 §19) 1,105''; er
hat ein gwissn man beutelt jung hund dardurch, dz ist,
ein args zerrissens gmüt oder gwissen, das nichts be-
kümmert, gott geb wes argen es sich schuldig waisz.
Simon Roth De*; vgl. sp. 6269 (löcheret gewissen); ein ver-
letzt gewissen haben, to have a sorely wounded conscience.
teutsch-engl. lex. 2, 775; wundes gewiszen, conscientia saucia.
Stieler 1389; und allda in der kühlen grotta bei dem
klaren wasser trübes gewissen, darvon tragen. Abr. a
S. Clara mercks Wienn (1680) 72 ;
doch, wo die westfälischen edeln müssen
sich sauber brennen ihr rostig gewissen,
das wissen wir alle, das ward uns kund.
Annette v. Droste (das fegefeuer des westfäl.
adels) 2, 445 Kreiten.
2)) der gegensatz von gut und böse, vgl. .- das gewissen
der Unschuld ist sonach weder ein 'gutes' noch ein 'böses'
gewissen im actuellen sinne, sondern nur die schlum-
mernde möglichkeit. E. v. Hartmann (rf. sittliche beumszt-
sein) 2^, 259; ein erschröcklicher und armseliger handel
ist es, wann der mensche ein böses gewissen hat . . . ein
böses gewissen, ist eine schwere last . . . viel elender aber
ist der jenige, der gar kein gewissen hat; und ob er schon
alles ubels thut, es doch im gewissen nicht empfindet . . .
ein gutes gewissen, ist der zucker, so alles süsse machet:
ein böses gewissen, ist der essig, welcher alles leben ver-
säuert. Rutsch KY rosenthal (i679) 150; vgl. auch oben
sp. 6246.
a)) fides, est qtiod vulgo conscientiam dicimu^, ein gut
gwüssen. Cholinus -Frisius 3G8''; (bona, salva) Deci-
mator Z5*; öÄnZtcÄCALVisius, Sghönsleder, Henisch,
Stieler, Aler, Steinbach, Frisch; vgl. auch Ade-
lung, Campe; mens sibi consda recti, ein gmüt eins
guten gwüssens. Cholinus-Frisius 204''; eftewso Frisius,
Maaler ; conscientiae tranquillitas, der friede eines guten
gewissons. Corvinus 689; belohnung eines guten ge-
wissens. Herder (über d. einßusz des schönen) 9, 294;
lächeln des guten gewissens. Schubart 2, 290; sich seines
guten gewissens . . . trösten (sc sustentare). Reyher i, 1865
(tröste mich meines gewissens. Calvisius 333*); ebenso
Stieler 2568; der gleichen eusserlich werck geübt, und
ist kein gut rüwig gewissen da gewesen. Seb. Lotzer
(chrlstl. sendbrief) 38 Goetze; das gewissen der tugend ist
das ruhige gute gewissen. E. v. Hartmann 2^, 259; wo die
hoffnung nicht ist, da ist ein gut gewissen. Paracelsus
(spittalbuch, vorrede) chirurg. bilcher u. sehr. (1618) 309 ; der
acht tischgenosz redete von der materi desz gewissens,
unnd sprach: das allerbeste, welches ich under den
menschlichen dingen finde, ist ein gutes gewissen. Aeg.
Albertinus landstörtzer Gusman (39) 316; ein gut ge-
wissen is doch 'ne schöne sach' in ollen dagen. F. Reuter
{stromiid 3, 3l) 3,13; vgl. SCHOPENHAUER (die weit als
vnlle ... 4, 66) 1, 479; ein gut gewissen uberwigt unnd ver-
tregt vil calumnien und verwente reden. Matthesius
(Lu<Aer) 8, 145; das gute gewissen ertheilet den besten
nachruhm. Harsdörpfer frauenzimmer gesprechspiele
6(1646), 277;
ohne leben lebt der weit,
wer nicht gut gewissen hält;
gut gewissen in der zeit
hebt schon an die ewigkeit.
gut gewissen traut auff gott . . .
LoGAU sinnged. (zugäbe zum 3. tausend 99)
Eitner 627|8 ;
vgl. dagegen -. die einen meinten nun, das beste für jene weit
sei zweifelsohne ein gutes gewissen, nur tauge es darum
noch nicht sonderlich viel für diese weit. Eighendorff
übers, v. don Juan Manuel's graf Lucanor (cap. 49) 175;
und thetn darzue niemandts unrecht,
hetn also ain guets gewissen.
Rösch v. Geroldshausen wunschspruch 105 ;
und wie from auch die sind, und was guts gewissen sie
zu gott haben. Luther {vorr. auff d. widerleg, d. . . . Valen-
tinianer.) 6, SlS**; ebenso (ein gutes gewissen haben) Faber
u. a. ; desgleichen Rinckhart Eisleb. christl. ritterdS neudr. ;
Harsdörpfer frauenzim,mer gesprechspiele 2 (1657), 266;
Abr. a S. Clara etwas f. alle (der soldat) i, 67; G. Keller
{leute V. Seldioyla, Dietegen) 5,189; F. Reuter (stromtid
2, 20) 2, .S27 ; disz taug nicht für christenleut, die jmmer
neben dem glauben ein gut gewissen bewaren müssen.
Matthesius (hochzeitspredigten) 2, 110; ebenso (glauben
unnd gut gew.) 3, 154 (Luther) ;
ich wolt ein gut gewissen
fort bei des glaubens Zuversicht
zu halten sein beflissen.
JoH. Bornschürer (?) '0 gott, da ich gar
keinen rath' Freylinghausen 832'';
ein hertz, das allezeit und sorglich ist geflissen,
zu tragen für der weit und got ein gut gewissen.
JoACH. Rachel satir. ged. {freundt 670) 83
Drescher ;
WO ein gut gewissen zu kriegen, da ist auch ein keckes
oder mannliches hertz zu streiten wider die feind.
L. Fronsperger geistliche kriegszordnung s. 7 Schneider;
in diesem bewusztsein fand sie (die partei) das gute ge-
wissen für ihre bewegung. Sybel begründ. d. d. reiches
3*, 17; religiöse testimonium dicere, treuwlich und mit
gutem gwüssen, oder gottsförchtigklich. Cholinus-Fri-
sius 750*'; ähnlich Frisius, Stielek, Rädlein, Aler,
Matthiae, Serz; mit einem guten gewissen etwas thun,
bona mente, omnino, voluntate aliquid facere. Henisch 1603;
ebenso Stieler, (das kann man m. g. gew. thun) teutsch-
engl. lex.. Steinbach, Rondeau, Schwan, Serz; vgl.
attcÄ Adelung; und dasz ein bergkman des bergkwercks
mitt güttem gewüssen gebrauchen könne. Georg Agri-
COLA vom bergkwerck deutsch v. Beghius (vorr.) (1557) aS»;
ebenso (raten) Grimmelshausen wiedererstand. Simpl.
3, 394 u. a., s. unten (/) ; dazu vgl. auch nach unserm besten
wissen und gewissen u. a., s. o. sp. 6256; praeclara con-
scientia sustentor, notor, ich lasz mich auff mein gut ge-
w^issen. Sghönsledeh V6*; ich verlasse mich auf! mein
gut gewissen , consolor me mea conscientia . . . nitor con-
scientia mea . . . Calvisius 333*; das gleiche Aler 1, 939*;
es sei besser sich auf sein guhtes gewissen, als auf eine
ungewisse bedekkung seiner sünden, zu verlassen. Zesen
Assenat (1679)461; meine theure, gegen ein so gutes ge-
wissen richtet man kaum durch Impertinenz irgend etwas
aus. W. Raabe schildderump 191.
b)) bösz gewissen, mala conscientia, conscientia sceleris,
mens sibi male conscia. Henisch 1604; böses gewiszen,
mens male sibi conscia, conscientia^ vulnus, et sollidtudo,
mala, infelix conscientia. Stieler 2568; ein bösz gewissen,
mens male sibi conscia, irrequieta. Calvisius 333»; bösz
gewissen, conscientia infelix, impedita .scelere conscientia,
malae cogitationis, con.scientiaeque atiiini terrent. Schöns-
leder V 6»; cauteriata conscientia, ein böses gewissen,
brand-mahl im gewissen. Reyher l, 946; labes conscientiae,
ein böses gewissen. 2, 3916; cotiscientia mala. Garth-
KÖNIG 136»; conscientia scelerata. Steinbach 2,1060; ein
bösz und versehrt gewissen , tme conscience cauteriste,
conscientia laesa. Duez (1664) 199''; ein böses gewissen,
conscientia infelix, mula, rea, scelerata, digna supplicio,
impedita et oppressa mens scelerum conscientia. Aler 1, dS9^ ;
ein böses gewissen ist wie die höll, nihil est miserius,
quam animus male conscius. 1,941»; ich hab auch hundt,
die mich treiben, das ist die sundt und böse gewisszen,
das mich drucket. Luther (pred. am 28. märz l,52l) 9, 646
Weimar; ebenso Abr. a S. Clara auff, auff ihr Christen
6273 GEWISSEN IV (s. e lehleefatw ««wteaii)
GEWISSEN IV (t.<r nafcod« gawiiMB) 6274
' Wienerneudr. 1,107); dann dM Mm g«wiH«n ist «in
liuas, es fnrcht bald dinz. ei fOreht bald da«. gtluA dUk
irohlf (7) lOH; da«z ein Mt«a gewlM«n d«m hahn Patri
^'iin/.lich gleiche ... ist dem menschen eine iiiuiiprwKhrend«
follerbank ... ist ein zang. die allzeit swiekel ... es iat
ein wurm der allzeit nagt, huy u. j^fuy der tettt {der lUJm)
(1707) 166; es mag der schönste tag sein, so donnert do«h
das bSse gewissen; er mag ganti mlusel still sein, lo
schreit doch das Mse gewissen: das bOse gewissen Ift
ein band, der allzeit bellt, es ist ein hahn, der alli«it
krHhet, es ist ein glorkeii, die allsoit klingt, etwa» f. aU«
{der uhrtnarhrr) 1,M7; <Ik hat ihn das bOse gewissen also
gcgolszlct. Auy M. p/uy (/«>r \ctU {der hahn) IM; r ««««A oAm
»p. 6859 ; ^ sflhsust daa btae gewisMo
Hellt und lag, •• scheate dar taebs die venMunaeHan kenea.
CNVtn« (KHmk« /¥dka i) 40, ft
(de quad deit, de aohawet gern dat licht. Bnnka d*vo»i,l
V. >6 Prien; f6<-nM> GoTTHCiiRn); allein, mein vater seel.
wolt« es durchauH nicht leiden, sondern sagte: aus Italien
bringe nmii nichts, als ein t>össes gewissen, einen an-
gesunden loib, und einen ledigen beutet. Schupp /r«und
in der not ii Braune:
was Irftunil ihr nur von truppeu atets,
die anderwftrta nAtltic uml nirgend« in miasea t
der ewige fOrst Windtacbgrftz
Ui nichts als euer t>Aaes gewissen.
GKiLLPAazaa (a. d. ntuklam) tß, 166;
man kann sich leicht denken, dass diese stadt keine
widorw!lrti|feron nachbam haben konnte, als die leute
von SvIHwjla: auch saszen sie diesen hinter dem wald«
IUI iiaclien, wie daa bOse gewissen, (i. Kei.i.kk (le%U€
I . Seldwyla, Diettgen) 5, 189; fürobien kan man Jnen
iiit verboten, iat ain zaichen ainea bOaen gwiasMu.
.SKit. l.iOT'/.KR {entaehuldürung der gewmmd« tu Memmimfftn)
iS GoetMt; ein böses gewissen haben. Ai.f.h u.a. ■ einer
soll lieber schaden, dann bAsz gewissen begeren, ursach
die schand betrübt einmal, aber daa bOsz gewissen macht
ein nagends gewissen. Hkmkch ieo6; ebenao 1800; wellicber
jliiii ausz bösem gewissen selbs den todt angethon, wirdt
nicht geklagt, qui «celeria eonaeieHtio tibi wutHam eon-
urivit, fwn lugrtur. 1604; adieu weit . . . bei dir iat . . . kein
gut ohn bösz gewissen. Uhimmklühausbn Sia^fl. 467
neudr.; wenn Isegrimm {F. A. Wolf) seine absorditlt gegen
mich immer erziihlt, so deutet das auf ein böses ge-
wissen. GÖTiiK {an Zelter) br. >7, SM; ala ich . . . aber . . .
verlegen and mit bösem gewissen die ebenbolzinstrumente
mit einer unzahl silberner schlflssel, die groszen noten-
blätter sah . . . G. Kki.i.kr {ffrilner Heinrich 9,8) 1,SM.
e)) da» sohlechte gewissen iet suertt bei Pischart
beobachtet in einem für lange teit vereintelten belege: dasz
er {KaMaia"\ ein doctor der artzenei gewesen, und desz-
halben jm ein schlecht gewissen gemacht, etwan von
natürlichen sachon natürlicher zu reden. Gargantuti {vor-
rede)! Alahhen; dam vgl.: 'das macht dn» schlechte ge-
wissen.' 'was du dir denkst! wir modernen menschen
haben kein gewissen.' Rud. Hucii krankheU (1906) ». 107.
i\) nicht in dem un\/'<ing des gegentutmt von gat «imI
böse, aber doch in tahl reichen und nummgfkdttm heiegtn
hat dae netttrutn noch loeitert eontrastbegriffe für die kenn-
teichnuny des x, ^standet entwiekeU:
a)) also muste der prophet Jona mitten im walfische
beten und rulTcn, unter dem schweren, antreglichen ge-
wissen seiner sünde. Luthkh (16. cap. Joh. gepred.) 7, «08*;
wer dann iri gottps namm nit wil,
der mftss zA Tetat in teufels xil
mit scbwerem gwissen lenden.
OaORO GRüaNWM.u (,?) koeM hat an wttr
(8, IS»*" Waekemagit) ;
mit schwerem gewissen beginne ich heute einen brief,
zu dem ich mich schon mindestens zehnmal nieder-
gesetzt. Thkitschkr an Freytag hrieftr. 171; »o konnte
ich besagten revers mit desto leichterm gowis.sen unter-
zeichnen. HRitiv.{geständniM»)i,a Elster; deshalb könnte
man sich wohl über den mangel echter komödienform
mit leichtem gewissen entschuldigen wie mit etwas 'an-
germanischem', was eben nur bei den romanischen
Völkern zu suchen sei. aber dies gewissen ist leicht,
diese entsohuldigung ist nicht viel wert H. Laube {einL
«4 Gottsched u. Geliert) 8, 896 Houben; 'das ist auch eiiM
üraiapNoboDf I' 4a«bU ich oad «rhob mleh Mit «Meh
ttrton faviaMS, iodoäk mH «iaar krsoMa tmtftniumg.
O. Kki.lkm (yrainr JWwr. b,9) »,i».
b)) onnd kalB8W ■anaaha« aiOfHeb fcwaacwi lit, dar
Bniidf diaMr fttaM^dMM ^lir aArwnMallt) bacriSBMi.
dM ar Mit Mmi |8TiMMi iMi bab mSfan girtrfftfctn ifl
Mwh Mfar ataMi
Omt ItvUthe peemol» tU nevdr.i
daa sie ganM ftrowa ehilalaa ond ihrer sood« loa wmwi,
und fröliob ftwiaatn bab8» wollen Lutnkii deteiatk
oUaAimmut ftvtekitt (UM) P?^;
4er wird sa wohl featsMaa,
4saa er dareb geltes pmi erlaagt
ein raklgM fswiaasa.
'im jttut ttn Ott Av^svaar i8astai*
biatta leb aar
ahi rahigea gawlaaaa:
ae lal IK aCib, warn .
Blrhia srhrsnknobaa la
Qaixaar 4,
daofleiehe (mit an ungeheaar ruhigen gavtaaan) P. fUomi
{»tromtid 8, tt) 8, 4H: vgl. atich («p. am) daa foto rsMfa
gawisaen: alao gehet dieser taxt alleine anff die. so dareh
geaetz und sande ihr gefengnis fulen inn elendem ge-
wissen und aaff gnade hoffen durch Christas blot. Lcthkii
{der proph. Saeharja) H, 817; dar gleieben fabeln ... ab
vom Tondalo . der mit einer aebweraa bOrda« atf aiM
aabmalan waga gabat, badent daa arm gawlMan Mit aaada«
baaebwart. RnAaMoa ALBKRoa /atahi {vorr.) Brmum» a. »:
ba^acket iat saate araiaaaiaaaa,
HaaaMAN karr Jam Omiti, malm fttraam
Ott ratChtr M* 7mH0CI SVrnMMMB m* aPS^
grewiicb ba^acket iat aaate arai
Jon HaaaMAN karr Jam C
{vor. aür iat befleckt aehr grawUch awia gaarlaaaa»;
dardurch ao vieler tanaenden unschuldiger Christen blot
ersparen: land and leute in esse erhalten; und daa arme
gewisaen unbeaehwehrt hätte laaaen können. GaiMMBLa-
HAUSKN iTMderaraiatM/. Simpl. 8 (i7U). 115.
e)) aa aatapriagt der balisa saatb
aiemabk wahre rah
Jon. Cna. GCmmi
imau vgl. (dat ihrliche gewisaan) P. RairrBR {ßtroaeüd t.a)
8,88; welche anmuthige gedancken maaebaM daa bäfte
also siubem. daas er anter dam riaaman bamiaeb ai»
guldenea gewisaen tragt. Ann. a S. Clara tmreka Wimm
(law) 148; genau ao muff auff ihr Christen ( Wtrnrr met*
drucke 1) H; ein laekei gewest. dar auch unter der blauen
liberea ein himmelfarbs gawiaaaa fattafaB- M;
lirft to •tili im
fHHIich wie
kitsam V.
■o fHHIich wie ala booMa aewlsaaa.
Dacora (MMtMMr.- dar \
4)) pariieipiale attribute haut adkam daa fem. nteiaud
belegen laaaen. beim neutrum wabanw aia imumar wtehr tu.
tneial von vtrbis. die auch aonal garm dma aubaL bagUUait :
wie wol ihr bald darauff dareb daa nafaoda gawfaaaa tfa
gebOaaate luat ziemliehan varaaltiaa aroHa. J. B. Carpbow
taiJ^adigttn (laM)n: naganda gawfaaaB, mm§tr nmatim
eontraetiumeulma euümi, Sr.MA!*8LKDBR Yi^; ila« fbtdbi
Alrr. KiRtca, Pribcii diet. d. pmaaaa^ Rokdkaü (*.«aial
gewisaanablM), Schwan. Adklono. Campb; binfefan dar
warm ainaa nagend«i fawiaaans. dar baiaat nd raiaal
immer, der bellt ond qollt immer, der sehaaidt ond
schreit immer. Her plagt und nagt immer. Ann. a S. Clara
gahah dich wohl/ (7) I08: (aafrt bmI nafandaa gawiaaaa)
S. 6B88NBR 1, 17* («. •.): (<|«ahrollaa labaä. aia fiiflBapia
des gewisaan) Thümmrl 8, M; «fi. «asalk (a. «i.) P. t. Saar
Heinrichs tod 88;
daia ac^tar dfirstet ai^t aaeh ftssaiia blatvetgiaaaao.
aad alao Miart di<-h kein beOaadaa gawiaaaa.
P»Mt-
loH. Chr GCxTsaa (
1.1)0od.a8a4
vgl. raaendaa gawiaven (Chr. GRTPHioa). a. Hamamn
jwsl bar. 481; erwacliendea gawiaaaa a. o. {ßp. tno);
(3275 GEWISSEN IV (s, d ruhe des gewissens)
par mancher ist der Weisheit nicht beflissen,
der wahrlich anders würde sein, verstund' er
den ernst der tat im strafenden gewissen
Cii AMISSO Sonette u. terzinen : ein baal tescnuba;
könntest, reine, du es wissen,
was ein blutendes gewissen,
o, du würdest milder sein.
Grillparzer {ahnfrau 5) 4», 121;
J. ein in blüthe stehendes gewissen duftet gleichsam
die elektrische wärme der Wahrhaftigkeit aus. Bettina
V Aknim nius Famphilius l'^282; das urtheil, welches
von einer handlung gefället wird, ehe sie vollbracht oder
unterlassen wird, heisset das vorhergehende gewissen:
hingegen dasjenige, welches man fället, wenn sie ent-
weder vollbracht oder unterlassen ist, das nachfolgende
gewissen. Chr. Wolff ged. v. d. menschen thun u. lassen
§ 77 (1720) 46; das gleiche bei Adelung, Campe; das prac-
tische gewissen wird ferner eingetheilet in das über-
legende, und in das richtende. Zedler 10,1391; diese
affecte, insofern sie der handlung vorausgehen oder sie
mindestens begleiten müssen . . . pflegt man das gesetz-
gebende und das antreibende gewissen zu nennen, und
beiden das gewissen nach der that als das richtende
gegenüberzustellen. W. Wundt ethik^ 485; die anerkennung
der Verbindlichkeit ist die formelle seite des sittlichen
bewusstseins auf der stufe der bewussten moralität,
oder kürzer; die formelle seite des actuellen gewissens.
E.V. Hartmann 2^ (d. sittliche bewusstsein) 260; *. auch
S. 259.
d) die unterordmmg des Substantivs unter andere notrnna
ist noch immer dem objectiven genetiv vorbehalten, der
dutiv ist hier ganz vereinzelt, vgl. (sp. 6257) friede dem gew.
M. A. V. Loewenstern; vgl. allen gew. köstlicher spruch.
ßuTSCHKY rosenthal 831; azich die Unterordnung im ob-
jectiven genetiv steht vortoiegend unter dem einflusz der
formelhaften Verbindungen, in denen sich das Substantiv
eben gezeigt hatte, meist sind eigenschaften oder Wirkungen
des gewissens im regierenden Substantiv verkörpert.
a) für die Schilderung des zustandes des gewissens sind
vor allem Wendungen zu belegen, die auf attributive Ver-
bindungen zurückführen : und bleibt das zappeln und un-
ruge des gewissens nach dem sacrament wie vor. Luther
(sermon v. d. sakr. der busze) 2, 270 ; die unruhe eines bösen
gewissens ist derjenigen bewegung ähnUch, die wir schäm
und furcht nennen. Hamann (bibl. betr.) l, 67; das suchen
nach religiöser Wahrheit, das aus der moralischen unruhe
des gewissens . . . entspringt. W. v. Humboldt Latium
u. Hellas (litt, denkm. 58) 134; empfinden des gemüts be-
schwerung und angst des gewissens. Horscht geheim-
nisse d. natur 1, 71»; ein forcht desz gewissens, religionem.
Henisch 1603;
sprich mir von allen schrecken des gewissens,
von meinem vater sprich mir nicht.
Schiller (don Karlos, dram. ged. 1, 2) 5, II, «. 156 ;
{ebenso dorn Karlos 5, 1, s. 28) (s. auch oben) ; pein des
nagenden gewissens. F. v. Saar Heinrichs tod 82; die
schäm des bösen gewissens. Hamann (fiibl. betr.) 1,66;
last aller sünde und gew. Luther 6,17; wofern ich aber
in einzigerlei wege ihrer zaarischen majestät ohn be-
schwerung meines gewissens würde dienen können.
Grimmelshausen Simpl. 448 neudr.; ebenso wiedererstand.
Simpl. 8,17 ; gebundenheit der gewissen. Gutzkow zauberer
V. Rom 8, 866; freiheit des gewissens. Herder 11, 203 (s. o.);
bei der reformation war grösztentheils von blos geistigen
gutem, von freiheit des gewissens und denkens, von
glaubensartikeln und religion die rede, {briefe z. bef. d.
hutnanität 11) 17,82; darum wollen wir die unbedingte
freiheit des gewissens nach allen selten. G.Keller {grüner
Heim: i, 12) 8,188; vgl. auch gewissensfreiheit {s.d.);
und kehrt in dörfor ein, wo des gewissens enge
den handschlag sichrer macht.
Hagedorn {die glückseligkeit) 1 (1771), 23 ;
weil die kranckheit deiner glieder, so die nacht zu hülffe nahm,
von dem aufruhr des gewissens nahrung und entsatz bekam.
JOH. Chr. Günther {hei dem grabe v. Agneta Phil.
Rüdiger) ged.^ 872 ;
vgl. stürm des gewissens. Luther 8, 483 ; des gewissens
Striemen. 'Jesu, der du wolle büssen'; strafe des gewissens.
P. Heyse n, 2, 131; einschläferung des gewissens. Chr.
Wolff ged. v. d. menachen thun u. lassen (§126) 71 ; der
sohlafT des gewissens. (§ 116) 68; eine solche ki-afTt und
GEWISSEN IV (3, d rechnung des gewissens) 6276
würckung hatten auch die schrifften und heilsamen pre-
digen des h. Antonii, die viel tausend von der fäulle des
gewissens erhalten. Fr. Cacgia hl. Antonius v. Padua
(1692) 387; 'für die flecken des gewissens ist keine lauge
und seife.' Herder {zerstr. blätter 5) 16, 140; gut wäre
es, wann sie alle auf die weisse des gewissens so genau
thäten gehen, wie auf die weisse des pappiers. Abr.
a S. Clara etwas f. alle {der pappierer) l, 318/9; gewissen-
losigkeit ist nicht mangel des gewissens, sondern hang,
sich aii dessen urtheil nicht zu kehren. Kant {metaphys.
der Sitten 2. einl. 12^) 5, 227.
ß) die nomina acüonis, die der kennzeichnung der Wirk-
samkeit des Substantivs dienen, entspringen meist den be-
kannten Verbalverbindungen des Substantivs: handschrift
des . . . gewissens. Matthesius l, 114; das zeugnüsz des
gewiszens, testimonium, vel signum conscientiae. Stieler
2568; die ehre ist nicht die stimme unsers gewissens,
nicht das zeugnisz weniger rechtschalTenen. Lessing
{Minna v. B. 4,6) 2^ 242 {handschr. 1767: gewissen); es
kann aber auch sein, dass der beichtvater des comman-
danten ihm die stimme des gewissens verdollmetscht.
G. Forster br. u. tagebücher 183; das gleiche G. Keller
3, 82 ; W. V. Kettele R ist das gesetz das öffentliche gewissenT
s. 9; die spräche des guten gewissens im tode. Schuuart
{überschr. eines gedicktes) 1,283; anregung und Warnung
ist im staatsieben nötig wie die spräche des gewissens im
moralischen leben. H. Laube {erinner. 2, 14) 9,U2Houben;
aber ich . . . ging in mich selber , nicht zwar ausz gott-
seeligkeit oder trieb meines gewissens. Grimmelshausen
Simpl. 307 ; ich bin gelehrt, dass man bei solcher erfüllung
niemals an den beifall der menschen denken soll, nur
darauf, dass man der mahnung des eigenen gewissens
und vernünftiger erwägung folge. G. Freytag {aus einer
kl. Stadt G) 13,114; die einbildung desz gewissens ist ein
wichtig ding, bei den menschen, aber an muth ist viel
mehr gelegen, das gewissen sollen die pfaffen einbilden,
unnd laiten: ehr unnd muth aber die obersten unnd befehls-
leute. ScHWENDi bestellung d. ganz, kriegswesens (1605)25;
in diesem wirt angezeigt, was die weiber gewöhnlich für
ein beissen desz gewissens haben, es ward ein alter er-
fahrner beichtvatter gefragt, was gewöhnlich die weiber
für ein nagen im gewissen betten? Bebel facetiae dt^ch.
(2) 137»" (1589);
warum, du gerechtes wesen,
noch mit des gewissens fluch
deinen harten fluch verschärfen?
Grillparzer {ahnjrau i) 4», 87;
vgl. {s. 0.): die vorwürfe deines gewissens sind ein ganz
gesundes brot für dich, und daran sollst du dein leben-
lang kauen, ohne dasz ich dir die butter der Verzeihung
darauf streiche ! G. Keller {grünen Heinrich 3, 6) 2, 67; im
lächeln des guten gew. Sghubart 2,290; beifall eines
bedächtigen gew. Göthe 10, 104.
/) vereinzelt werden dem subst. concreta übergeordnet, als
träger seiner Wirkungen, die mehrmals auch an örtlichkeiten
gebunden, in abstractis verkörpert werden ; schaam ... ist be-
wusztsein der schuld, pfeil des gewissens, stral gottes des
allmächtigen auf frischer that. Herder {älteste urk. lY)
7, 90; o, bringen sie sie ihren ktinft'gen reichen,
und fühlen sie, statt deichen des gewissens
die wollust, gott zu sein.
Schiller (don Karlos, dram. ged. 1, 5)
5, II, 182 Ooedeke
{dorn Karlos : statt donnern des gewissens. 5, 1, 46) ; wann
an jenem gestrengen jüngsten tag, die bücher unsers
gewissens auffgethan .. . werden. Aeg. Albertinus land-
störtzer Qusman (39) 317; genau so Abr. a S. Clara gehab
dich wohll (7) 127; vgl. buch der heil, natur und des ge-
wissens. Herder 10, 295; wi werden si bestehen, wann
si ihres gewissens rechnung, gegen dem unfehlbahren
register, des strengen haus-vaters und richters, stellen
müssen ? Butschky 500 sinnen . . . reiche reden {no. 807) 204;
schule des Wissens und gew. Abr. a S. Clara;
gabst Jahrhunderte frist, und klopftest mit warnender stimme
an die thür des gewissens, und bat'st dir die thüre zu oönen.
BODMER Noachide (6) 152;
vgl. auch {a. o.) gerichtshof der ehre ... des gew. Göthe
br. (30.10.95) 10,320; forum seines edelmänn. gew. Stil
(jebauer börsenkönig 173; einsamkeit in der offnen natur,
das ist der prüfstein des gewissens. H. v. Kleist [an seine
0277 GEWISSEN IV (».d beaker, wunii «loa gow.) GEWISSEN IV (ß,e (das gew. wadit, MfalUt} 6278
brau()i, t07 MinäeFouet; vgl. («p. ttlt) xelohen ein«» böten
gew. 8. LoTZKR U;
all«in di« lOfen in v«nwbi«4n«B liMd
die hUllnn unnrer •cbluchtbail an''''-
und itellen ticb reM-htriir vor, '
d«r menacb beacbaut In ora nu .
ÜHII.I.I-AIUIIR (ifCA (imi. (IT lut/i. >> "',11:
jene furcht, jenes tcliKuem Ut ja eben der «bffrunil
unfleres gewisiens und vemAlmt nulelst so gedoppelter
gute Stikikh (»hid.l: der hoehteald) t.twSautr; der bealts
der kniaerkrone . . . kr>iit>fi.- .im tiiii>.r.,li;«r Kerdinundi I.
an den pähMtlicIn-n a war dteeMO
Htuhl una Krlindrn <i> triohtitc ergeben
SciiM.i.F.ii \fiiajiihr. krtry \. bxtch) e, »; nr xeigt durchweg
durinn einen fricdf«-rti((cri . . . ton, der an einem angehen-
don aohriftateller . . . rocht gut ist: ohne dasz er als eine
aacho des gewlszena afTcktirt werden darf HKiiitKN (tiier
G. Schlegel gntnd». der wtliwnah.) A, 415; «Aeiuro ao, 174; das
spielerische ... in uns bleibt in allem elende und unter
allen gestalten lelicndig, bis wir zerbrochen sind. Tiel
leicht iat es ein teil des gewisscns; denn wie das Uer
nicht lacht, so spielt der ganz gewiaaenloao nicht, ee
sei denn um gewinn (i. Kki.lbr {grihttt Hrinr. 8, tft) i. ISO.
i") selten teerden mMantiut Mtrfe<trdnet, die ein« Uxunert
tinmrtntng auf da» geteisttn kennieiehnen [ep. 6V76 teile 81. 86
iat in der Verbindung objectiver gonetiv das objectiv tu
atreichen]: ry/. einachläferung des gewisacns Cm«. Woi.kk
71; zu gemeinem . . . aller gow. LuTiitn 8,708; belohnung
eines guten gew. HKiiiiKit o, »4; sie (die Krinnyett) strafen
die Terbrooher durch unglückliche soliicksale und durch
erweidcung des gewissens StaOdi.in ycwcA. d. Uhr* vom
fevi. 7.
e) pereötUiehe träger aoleher einunrkung »ind bei dem
vom pron. begleiteten ȟbst, beobaehiet. vgl. den henoker
ihres bösen gew. Ako. Alhkhtinus Guem. S18; der direc-
torcn eures gewissens kfinnet ihr nie entbehren Hr.nnKit
{ehrietl. sehr. 6) 90, t5S, a. auch unter gewiasensrat ; andere
{beim aulj. gen.): der wurm eines nagenden gew. Aui:.
A S. Ci.Ai(A gehab dich u-oAZ 108; mit welchem (dem troef)
sie dir die äugen verblenden , und den warm des ge-
wissens bedecken GHiMMKLSiiAL'SEN mederereiand. Siwtfl.
8 (1718), 684. vgl. gewiasenswurm a. d.
e) in den Verbindungen mit verbi.'^ iat da» aubatmUiv im
icetientliehen noch immer auf die function de» »ubjtd» oder
fiir daa object auf den aeeuaativ beaehränkt. der di^v dringt
trott der hät\figkeit der pereonifieation m gebrauch de»
»ubat nur in einadnfn Wendungen vor: neben den belegen
mit poaaeaaivpronomen (ihren gew. swang anlegen »p. «85«;
ihrem gew. ruhe achaffen, unserem gew. folgen »p. tau)
vgl.: dem gew. anzeigen S. Lotzbk ss; dem aug and gew.
zeigen Qöttinger muaenalmanaeh (1771) 78; menschlichen
herzen und gew. darlegen Hckdeh 11.17; den gew. auff-
dringen D. Sciialler Eeroldt G 8^; dies . . . gehört . . . dem
gewissen zu Hkhdbr (ret.) 80,870; warum wird ao groaxer
werth auf das bekanntwerden 'draaszen im lande' gelegt?
wenn s. k. h. nach pflichtmäsziger Überzeugung im oon-
seil seine meinung sagt, so ist dem gewissen genüge ge-
schehn Bismarck ged. u. erinn. (16) 1,818. der gttuHii
aber ist auster einigen belegen für den ^alitmHwen ferntti*
(werts gewissens sein N. Sf.i.nf.ccrr paalm 190; herUena
nnd gewissens sein A. Mf.noerino Tobia» tonae. 88} a^f
^retiige Wendungen beschränkt: nur der jenig hat ein gute«
lob . . . welcher sich eines guten gewissens befleisl Abo.
Ai.iiERTiNus landstörtier Quaman »84; getröste mich aber.
in diesem fall, eines guten gewissens Joach. Raciibl
satyr. ged. (vorrede) 8; da» gleiche (wüt po»am»i»prtm.)
Grimmrlshausen Simpl.K*; guten namens and gewisatM
sich getrosten M. Zrillbr ep. &,289 *. oben »p. 9K».
a) die Verbindungen, die daa subetantiv al» »%Uff»et !•>
herrscht, halten am poaseaaivpronomen (a. ap. 6Ml) nihtjktt,
immerhin sind auch hier tahlreiche «endungen betegt, die
desselben entl>ehren können.
1)) die verbindungeti, die daa aulfject ala handelnd «M-
filhren, fielen ja nicht immer at^f einen beatiwtmhn träfer
des begriffe»; tco »ie einen »olehen aber in» «uft Jktum,
übernimmt vielfach ein dativ oder accusativ die kenn»eiek-
mtng der persönlichen betiehung: mUste man lang gesets
leren und predigen , ehe sichs das gewissen anneme,
es mus es auch bei sich sclLs also finden und fülen
IV.
LitTHBR (wid»r d. kimL pnpktten) 8. 4«*: eon»ei«nHa ob
»trepante. da sich 4m gewiascn «idersetst 8cMÖiiai>.i»KH
V«*: ALrfil.88»*'; üknlidk BRYMBn l. MM; 4i<i sftnd und
tcxlt unnd da« bAae fewteew, Inat stet« an aas wie ein
nagender wurm MatthUIO« QäAtmrtdrn) l. lli; lyl.
oben (von einem b0a«n gew. tanaft so werden) LicHTSit-
BBRO mpher. t, W;
•efcweie '
die
ewgfcieeliet BM Je
0. iJBBBWWjw deMMrt «alr,
mitton unter der nahlsBM. wann aad«« aai IwMgrtwi
seind. wird das gewIssMi tadMrIJeh bsisssB oad mupam
machen, also zwickt das jewlsssn noeb msüShSB ta
wollcben Ann. a S. CiJkitA »tma»/. alt» (dar MmmkmimQ
8, 18: weil ihm das böse gewissso etltts IroekBi m^. mag
ihr ehriaten ( Wiener neudr. l) t07; (*. oh»m) LOTasil t.M;
das gewissen Iringt . trackt . . . »timulat. mmAw mbbbI
SciiÖNai.F.t>KH Vs*: ähnlieh Hkyiikh i, i8S7: drfloktoBatoli
das gewissen, ond ich sagte ihm. was ich geihan hab«
Stiftbr btmt» «Mn«* uo;
«las aaals IJkal ir das gwlsss« w«
■nd Iren «pfBehpalebtaa Ihsl
H. Sacna /ab. «. «eK
vgl. (durch böses fwflssan gaplacat) Cholinu» Futaita
806* u. a. ; das böse fawtssen Unt «iMa nieht schlafen
Stein UACH t. loao;
so ainekat ihr «rsrechwtblsB güedarl («ss grak)
acblsft Aaioaeas hartse waMil
so aiaekt oad schlagt ihr daa «awiaaaB.
J. C OOimna fsd.* SM;
piyeii.- sein gewissen schlagt ihm. /Wm^«s saf . . . eonteientit
Ai.cR 1, «aa^: •6ffii«o Serz sft* (ayl schlug Ihn säte herz
Luther i &is».f4.6): Adbluno t. «70: rielMcht sehlift
ihm das gewissen Sciiillbr (rf«rii«^««lsMilBa(l,l4) U.ue:
wenn ihm das gewissen schlfige Varriiaobii tageiOtkar
1, 888 («1^. : em slog dat gewissen F. Rbotbr [»ItawUiä
t,tft] 8.878): nach einigen wochen aber schlag mir das
gewissen Hrru. Hkssr litter Kmammnä 8S. HO: zuerat
schlug mich das gewissen etwas (vor. schlug mir) Immer
MANN (epigontn 8, 8) 8, lOO ilayne:
nnd daa gswiaacn wacht, dtin xchm, daia Tarrtthar,
hilff (Ott, was hSrt man da ! da Mal aia ahaitbaiar.
HorrMAintswALOAO #sd. t (MB7). ■•;
wenn ihm das gewissen auffgewaehet PrXtoriub ^fidb-
topf 604 ; das gewissen . . . wacht naehgehends dennoch aaf
BuTHciiKY Pathtnoaf, das gewissen wacht aaf Chr.
Woi.KK ged. V. d. mentthen thun u. laaaen (| US) 70; die
matter ist ein alt' weib und bei Tielen wacht das ge-
wissen auf, wenn der Terstand einschlAft Ansbkorcbrr
{dor/gänge 1) 8*. 117 (vgl. oben ap. esas Terstand and gew.);
das gewissen schlaffe Cur. Wotry ged. m. d, atenadmt
Mttti«. fassen (§11«) 67: das gewissen schllACAMn 8.1«^:
sanft trieb des lehasM -,.-—, .. v...^
driaaaif wie ein neagefcotMs^iad.
GaiLLPARsaa («a 0«M) 8*. 88:
das gewissen rührt sieh Campb 8.888^; »bento F. Rkdtbr
(»troattiä 8,86) 8.878 (tfL ob»» »f. U88 fancbtzt ihm daa
gew. Wibdbmar): da regt sich deaa aoch in mir das
gewissen Hbbbbl 6r. ft, 818 Wantr; das fewiszen bJÜt mir
mein voriges leben für. jiraaftn'hs miaiümm mim»» fteoata
rmnordant Stiblbr 8668; je ernster daa gswiaasa warnt«
G. Kbulbr (friiner Heinrieh 4.«) 8. «7;
sehwei«. da arm anlach aa gaaiciht. aeharalg attil.
da leraatiachaa gewiasaal
HopMAmtamiAt. geraMlaa W«it»M§ PH 8t;
das gewissca legt sieh, eiasciswüa aswWasicil Snauui 8888;
ist daa handgeM aB%eBihlt.
aiauBt gewiassai das CwaangeM.
QanxrABzaa (farfteMa am» 4tm «caAlaart
s*,tiO:
das gedlohtnis Terlisst ans im alter, nicht aber daa fa-
wisaaa H. Laiibb («tmui, 1,97)8. 888 flsütaa; efi. F. Rbotbr
(alraaUid 9,8») 8. SM (afliaBdea kaman):
so ■Mchl gawiasea Maa aao «h aOaa;
der angaboraaa IBihe dar aatachHaaaaac
wird das gedaakaas Misa« SMekigahsg.
ScaLBOBL AaBsMars («mM 8. 1) 4^ 188 ^
(oiairtam); c8sRse HBaoBa s, 9B8l
394
6279 GEWISSEN IV (3, e das gewissen ist frei)
2)) wird das subject als zuständlich oder leidend ein-
geführt, findet der ausdruck persönlicher beziehungen iveniger
Spielraum: bedeut, das nach gethaner sünde, das gewissen
angst leidet Luther glosse zu i Mos. 3,8; ein gut ge-
wissen darff sich nicht förchten Creidis nuptialia (Augsb.
c. 1652); wann nu das gewissen dermassen verwundet
worden Gretter erkl. d. ep. Pauli an die Römer 722; ebenso
(verstöhrt) Günther ged.'^ 89; (verdunkelt) G. Keller
l", 278; das gewissen vermag viel, magna vis est con-
scientiae Faber 125^; Reyher l, 1364; Aler 1,939»; das
gewissen hat grosse kraft Calvisiüs 333*; vgl. auch Faber
a.a.O.; Aler 1, 940*;
das gewissen frei,
rein nertz dabei,
wird kein creatur dir geben.
o herre gott, dein göUlichs ward,
Wackernagel Järcherüied 3, 123.
wenn nur der alte mensch stirbt durch die gnade, so
wird das gewissen frei von sünden Melanchthon aus-
legung d. ep. S. Pauls 101»; dagegen vgl. -. von Frantzösisch
gar war ihr gewissen völlig frei Th. Storm (königskinder)
5, 249 ; weil das gewissen nicht gebunden sein musz unter
wahren freunden Hamann 3, 72 Roth;
die Zwerge lockt's des riesen spur zu treten,
war klein die kraft, war das gewissen weit.
Grillparzer (Buszland) 2*, 97 ;
sagt das fleisch gleich immer nein,
lasz dein wort gewissen sein !
JoACH. Neander 'komm, o komm, du geist de»
lebens' {^Freylinghausen [1741] 210»);
aber was ist gewissen? wieder ein abgezogener begriff
aller menschlichen seelenkräfte , sofern sie moralisch
würken Herder {an prediger Ih) 7, 270; vgl. (s. o. gewissen
und glauben ist feil) Lingg 2,84; (das ist gew.) Herder
8, 200; (es war . . . das wort gew.) 17, 231; (bei ihnen ist
gew.) Grimmelshausen vnedererstand. Simpl. 3, 21.
ß) innerhalb der objectverbindungen bevorzugt der neuere
Stil gerade solche, die das Possessivpronomen an sich fern-
halten, wie gewissen machen und gewissen haben, von
denen das letztere wieder den ausgangspunkt zu neuen
Verbindungen bildet, um denen mit nehmen, bekommen,
pflegen, verlieren.
l)) das im kirchlichen latein vorgebildete, in der bibel-
Übersetzung aber von Luther gegen die vorläge (vgl. sp. 6243)
eingeführte gewissen machen unterscheidet sich von den
anderen eines Possessivpronomens entbehrenden Wendungen
dadurch, dasz es mit subject und object nicht immer auf
die gleiche person weist.
o)) die Wendungen, deren object auf eine andere person
weist als die des subjects , zeigen weit gröszere mannig-
faltigkeit in der art ihrer fügung als die andern, die für
subject und object die gleiche person voraussetzen, gerade
die lockerste fügung ist bis in die heutige zeit belegt, vgl. .-
das gesetz macht ein blöde gewissen, Christus ein frölichs
eehgs gewissen Luther {pred. 24. 6. 1522) 10, HI, 207; ebenso
(weit, geraum gewissen macht) 7,798; (ferlich und sched-
lich gewissen macht) 7, 795 u. a. s. auch oben sp. 6255 ;
das macht ir das gewisen schwer.
H. Sachs fab. u. schw. 4, 76;
wie man geschmeidig das gewissen macht,
dasz es die läst'ge fessel des Versprechens
glatt von sich streife.
Wildenbruch die Karolinger I, 3.
da» gegenstück dazu bilden die belege, in denen das gefüge
immer mehr glieder ausscheidet, bis es in der engsten
formel erstarrt: da er spricht zu den Collossern . . . 'last
niemand euch urteilen odder gewissen machen über
speise oder über tranck Luther (das papstthum) 19, 41 ;
vgl. auch oben Coloss. 2, 16 u. a., vgl. einem ein gewissen
machen, terrere Calvisiüs 333»; (religionem alicui injicere)
Reyher 3, io60, desgl. Stieler, Alkr, Adelung; vgl.
auch oben sp. 6246; ähnlich (a. «p- 6259) Luther br. 3,292;
(sp. 6273) Fisch ART Qargantua 7; ebenso P. Heyse (das
lied der mutter) 11,7,66 (ein moralist, der ihnen ein ge-
wissen daraus machte); auffs erst machen ettliche kein
gewissen davon, das sie ihr wahr auff borgen und zeit
theurer verkeuffen Luther (v. kauffshandlung) 15, 305;
ebenso 23, 634; das man eine braut zimlich schmückt,
gehet hin, isset und trincket, auch das man schön tantzet,
man mus darüber kein gewissen machen (i Mos. 24
gepr. 1627) 24,418 W.; ebenso {haec res religioni erat) Aler
GEWISSEN IV (3, e sich ein gewissen machen) 6280
1, 940»; eitern . ., die . . . aus einem kus ihren töchtern
ein s^ewissen machen (Hermes) Sophiens reise 6. theil s. 23
[SclMffhausen 1778); und gleich wie sie kein gewissen
machen über der falschen lere Luther (prophet Sacharja)
23, 634; ebenso (widerruff . . . vom fegfeioer) 5, 170* Jena;
vgl. auch 3, 40»; das sie kein gewissen dauon sollen
machen 3, 149* ; was gelt betrifft, müsz man kain gewissen
machen Agricola sprichio. (nr. 304) 2, 16*; das sie alle
so ein gewissen machen: thue ichs nicht, so bin ich
verdampt Luther (predigt über apostelgesch. 15) 15,588;
das heissen wir uff deuczsch gewissen machen . . . quando
sentimus peccatum et non videmus remissionem pecca-
torum (pred. 1631) 34,1,324; ein gewissen machen, con-
scientiae metum incutere, obstringere religione Dasypodiu?
Ft 4"=; desgl. Ff 5«; ähnlich Sghönsleder V 6»; HuLSIU^
(1569) G 2* (faire conscience) ; vgl. auch .- wer seinen hei
ligsten schwur leichtsinnig gebrochen hat, dem kann es
wohl nicht viel gewissen machen, ein schurke zu sein, wo
es vorteil bringt! Jahn (deutsches volksthum 9,5)1,364 Euler.
l]) dem gegenüber setzen die Wendungen, die für subject
und object den gleichen träger fordern, von vornherein
formelhaft ein. attribute sind neben dem Substantiv kaum
belegt, neben dem verbum aber wird die identität der per-
sonen durch den reflexiven dativ besonders hervorgehoben,
für die kennzeichnung des Sachverhaltes, auf den sich die
Verbalhandlung bezieht, bilden sich zwei formen allmählich
heraus: infinitivsatz und präpositionalverbindung . in
beiden richtungen ist die wendung auch dem, heutigen stile
nocli geläufig, in der zweiten gruppe wird die Verbindung
sich ein gewissen über etwas machen neuerdings durch
aus etwas verdrängt: und machen vielleicht bei sich ein
solch gewissen, das sie beisset Luther (dasz diese wort . .)
23, 81 ; vgl. im selbs ein gwüssen machen, habere religioni
Cholinus-Frisius 750»; desgl. Reyher, Hulsius, Duez,
RÄDLEIN u. a.; das ich mir nit ein gewissen drumb
mache für gott, ob ich menschen lere ubirtrette Luther
(von beider gesfalt des sacram.) 10, 2, 16; dasz ich mir
ein gewissen machte , weil ich so viel leute . . . betröge
Grimmelshausen Simpl. iii; (wenn ich) Stranitzky
ollapatrida 48 (Wiener neudr. 10, 286) ; (dass ich) Grimmels-
hausen Simpl. I9i; Stranitzky 7 (lO, 47); weil er sich
ein gewissen machte, auf einer so heiligen reise von
demjenigen geld zuzehren, das mit morden und rauben
erobert worden Grimmelshausen StOTpi. 373; ebenso 375;
desgl. toiedererstand. Simpl. 3 (1713), 248; in beiden ge-
mählden hat Polygnotus sich bald an diesen, bald an
jenen dichter und geschichtschreiber gehalten ; ohne sich
ein gewissen zu machen, auch dinge von seiner eignen
erfindung mit einzumischen Lessing (antiqu. br. 2) lo', 237 ;
dazu vgl. : man musz sich ein gewissen machen dieses
zu thun, il y a de la conscience ä faire cela Rondeau 2,
üu 3/.; Schwan 1,748»; vgl. auch Adelung 2, 670; die
sich doch sonst, wie die erfahrung lehret, eben kein ge-
wissen machen, die Vernunft ... in ihrem leben und
wandel aufs gröbste zu verletzen Liskow (scribenten) sat.
u. ernsth. sehr. 490; Butschky Pathmos 526; Lessing
(misogyn 1,6) 2^ 18;
und närrinnen, wie er sagte, die man ein wenig zu necken
sich kein gewissen macht.
Wieland (der neue Amadis 11, 11) 4, 220 ;
sonst machte man sich kein gewiszen, den schönsten
keim zu boden zu treten, der irgendwo aufsproszte Herder
(ideen, Zusätze) 14, 531 ; und so machte er sich kein ge-
wlR-^en, seine Wächter und aufseher in diesem wichtigen
puncte wenigstens zu umgehen Göthe (lehrj. 8, i) 20, 143;
und wo sie uns Christen heimlich fluchen, gifften oder
schaden thun können, des machen sie jnen kein gwissen
Luther (v. d. Juden . . .) 8, 199* Jena; desgl. (derenthalben)
Abr. a S. Clara ettoasf. alle (der koch) 1,610; (einer Sachen)
Henisch 1603; (wegen keiner missethat) Albertinus
Lucifers königreich 351 ; (wegen der ausgaben) Göthe (an
Christiane) br. 16, 257; (um deszwillen) Thümmel (reise . . 3)
3, 2i; (darum) Cholinus-Frisius 750» u. a.; Abr. a
S. Clara etwas f. alle (der koch) 1, 610; und was der
nerrischen gesetze mehr sind darüber jnen die papisten
mehr gewissen gemacht haben denn über jre hurerei und
gotteslesttrung Luther (predigt am 13. 3. 1522) 10, 3, 41 ;
das si in darüber ein gewissen machen, do keines ist
6281 GEWISSEN IV (s.« (ein gewiMCO haben)
GEWISSEN nr (».« ehi gew.
tn««) 6283
9,6M: detyl. (religioni habere) Garth-Könio CM*; RCYMBit
2, WM; vyl. auch Hknihcm 1608; Ghiiimiuihauskn rntthr-
eratand. üiinjjl. s (i7ia), 4ta. im; »loh elo gewU««n worfib«r
maohon, tu make conneit.nee or »cntfU ttf a tking ttutteh-
tngl. lex. -i.nb; ähnlich Schwan, Ronukau m. o..- der
kinder gottuM, die hioIi über mitteldinge kein gewiMcn
machen dUrfTvn Si'knkh kl. geüiüicht »tknftnt,¥n; ihm
ein gowlHHon machen, ob etwas , etmstrinffi, tangi nti-
gione Alkm l,uao^
er maclit ilim kein gewissen daraus«, rüigio ti ncm mi
I.MO*: daraus mache ich mir kern gewissw, toodcra
ein paar hosen, sagte der sohneider. S. Hktzkl fhrMMO-
logie d. volkst. apraeht. tbenaü (#. ».) Maktin u. Liknhaht
S. 8700; ]}ci der evangelischen krystallhellen enJÜtlung
macht man sich dnrAUn kein gewissen und paraphrasirt
in die liubo mullursprucüe HeidtKii (6r. d. »lud. d. UuU.
betr. K, it!) 10. tM: mache dir doch ein gewissen daraus,
mir zu sciircilxMi che du nach Italien abreisest Cu BnKN'
TANO {an »einen bntder VhritHan ItO») 9, « Chr. brenlano;
und die schuchoror iiiuchton sich kein gewisit^rl daraus,
ehrlichen landUmten und armen rentier« nodt ihren wirk-
lichen werth nbzuknnppen E. M. Ahnot rtweii (bruchtt,
e. reine durch FrankreitA 8) ft. SM; da«! loh mir ein ge-
wissen daraus mache, den ring, ein geschenk meiner
Schwester, in Ems weggegeben zu haben Immrhmann
(der carnevul u. die aomnambuU) 8, 186 Hemfri; tbento
K. GUT'/.KOW tauberer v. Som (6. 13) 6, 10.
a)) die Verbindung mit haben, die etnM «igenen aus-
druckttinittela für die ihr tu gninde liegmuU idtntHät der
träger dea otjecta und dea subject» leicht tniMui. iat, wie
achon itn biaherigen erkennbar icar, vorntgtweiat von attri-
b\tten begleitet, vgl. oben klein, weites, blöde, schwach,
lOohcrct, rein, frohhrhcs, gutes, böse«, rechtes, offizielles
gewisücn haben, dazu vgl. auch die budmugen. die die Ver-
bindung gutes, bftses gewissen haben für äi« verachieden-
artigsten tcendungen einftUiren: optimae mentis eonteientia
eonaolari ae. sich des tröslon, das man ein gut gewissen
habe Faiiku 7S5''; {cum bona conaeientia vivtrt) Qarth-
KöNHi 186»; t^^ auch Hkyiikr i, i8«7; Alkr i,W9*: er
hat kein gutes gewissen, il na pat l'awu nettt l^otlDUAV t,
Uu 8/.,- Schwan i, ui"; vgl. auch oben ap. e>7x: ein böses
gewissen haben, furia agi Alkr l. 999\ SMO**. 941*; vgl.
Stein BACH 2,1060; MArrniAK a. ist"; Kirsch t.isa*. der
älteren apraehe gehören tcendungen an, die die beaekaffenheit
dea aubat. durch erläuternde aätze kennteichnen : und ob
ihr gleich ein gewissen hättet, dasr. ihr ursach dazu geben
hättet, sollt ihr drumb nicht zagen Luther (an drei ver-
triebene hofjungj'rauen 1523) ftrir/i» 2, 34« ; denen, die ein ge-
wissen haben, als sei mein lere recht {unterve. d. heiekt
kinder) 7, Wl ; hast du nicht
ein («wissen, das dich sticht?
J. C. GOirriiBR naehittt (t74f) 99;
wie einer ein gewissen hat. also ist ihm zu muth, eonaeia
mena ut cuique a\m eat, ita eoneipit intra pectora, pro
meritia apemque. metumqu* auia Aler 1,940^; daau vgl.
a%teh die vergleickaaätae dea apriekworta» ap, fltM. dmr «m*
fang dea begriffea wird dabei in der apraehe Luthers
durch präpoaitional Verbindungen eingeengt: inconscienlia.
wenn einem von eim dingo nichts hewust ist, oddor hat
des kein gewissen (aujtlegung d. Hubae.) 19. 4S4 ; so hat
es kein gewissen drüber, sondern meinet, es thue recht
(non habet conacientiam, pred. über 5 Moa. 9) SR, 64«; also
haben sie auch kein gewissen über solchem hantieren
(prophet Sacharja) 26, 634 ; andera dagegen • tribe also kloater
iebung . . . wie ain drcscher sein arbait, hab kein gewissen
vor got, so si unterlaszt etwas Ebkhlin v. GOnzbdro
(«rtder d. falachen geiatl.) 3,87; dasz menschen, die sonst
zuverlässig sind, gcgx^n jemand, der eine stelle zu vergeben
hat, gar kein gewissen haben UOthk (an Kirma 19. 9. 1798)
bri^e 13, 87.
der neueren apraehe iat die Verbindung nur in ihrer
kiirxeaten form geläufig, in der aie all dieaea beiwerk ab-
geatreiß hat. bei der frage, ob die^a oder jenea indi
viäuutn an dem begriffe theil hat oder nicht, iat dar um-
fang dea begriffea ao weit gesogen, tcie nirgenda in den
bislterigen bdegen: item auff die kauffmanschafft und
vrachcr legen, und durchansz kein gewissen haben,
sonder tag und nacht nur dahin dichten, trachten und
arbeiten, ds ■!• mit und obM recht, ril gelt und goto
soaAmmm 9ohaiT«i möfan Aio. Aihkrtimcs tmmitJMmr
Ouawmm (M) «•; «r hat gMnainUeh so gar «ad kate f»-
wissen GHiMMKiJiHAOaKM witimrwttnd. ft'ayf.t (!>«<.»;
kein gewissen halMO , n'mwtir ftimi d'asM 4» mmatimm
FRiaca Mtt, 4at ptm. t,t80: abtmm Schwan 1.747*:
HiLrsiiTt.t. «.Mi^ pitha»no nmaeimt^t laote, die ain
«•niff odtr gar kaia nwt888n habaa, wirdaa aneh allsa
prlcbtlg TantfliMi«, thnaa aoeh aa mahr tettMttalMr
Stella den Sachverhalt klar zu machan W. Raami l«Mb
aua dam mmMs* ». IM: abar o ihr ohristaa wfa gIBdkMilf
seid ihr, dan iah ain gawiMao haha Wsiaa äit 4ni
ärgatan trimmitm it) mamdr, c »;
Ja. das Ist wabri BMa hat aaob «la fnsIsMa.
»<-Mitx8a (Walltmtlatim M ft. 1) tt. M:
nur das bitte ich ra glaohan. daai Iah «is
meinarseils auch hat>e, and dan ich deo eharaktar
ehranmannea für mich auch in ansprach nahma Bia*
MARCK (ia» prmta. Immdtaga 9, i. lam) •. tm KtlU. dmm
vgl. dia ßragäatatlumg bai Carrino a. o. (ßp. MM).
s)) dia an gewissen haben baUgt» aniniddamg IMka
aiteA andara mandungen, dia dam gUiekan hadaaikmgtkrmm
mUaprattga», ohma dia glaieka vartnUumg und dmmr tm
airaitikttt. ameh Atcr i;t 4ma «mImI Md ««• aWi rtnlfmi
okma jeda bagtaUimg dam *arlmm «» .• eine pfaffaa kaUarin,
die jhr, nach dem sia gabora halt, als fewiaMa mub, ia
die kirchcn zu gehen rardmJMkmmg 9tm Bammv» fimtim
(ism) 187*^; so ainer ain Mmmo flala^ aa aiaam fraHag
sOlt essen, er nem im grösaar gewiMan danimh. dann
so er ainen umb er und gat halfif oder bedrOg H. Sacaa
(gaapreek einaa evang. ehriat.) ti. 74 Obtte: nimbt jhm aoch
kein gewissen wann er darch irrosaen wueeher seiaca
gelte sich noch mehr hereichet Krrdinand II. t. TinOL
apee. vitae kumanae (1) Minor a. so; ein gewissen nehmaa . .
t» r^igionem fwtd trahera. rdigioni kmbara ScRÖNtLCDBR
V t^i raligio wuki eat, ich nimm mir ein gawiaean Qartb-
KöNio 640^; vgl. auch kandsehafl and gewissen aofnemen
daterr. teeiath. &. 96; und die pfarrherr sollen solcher froher
leuta bosheit Affentlieh aaflis aller schendlichst aus-
streichen, auff das sie ein (»wissen dauon kriegen,
and . . . doch ffir den mensehan lieh Schemen Lothbr
{von eheaarhen 1590) ft,iBS^: 9gL {a. o.) gewiMca
GOntheu 2. 687; gewisaen erlangen hanmam.
V. 1848; ein (gut) gewissen tragen 1. Rachbl
AuR. A S. C.t^RA auff. OMff ikr ekriaian; wsir^s IFmiuiTI
gegen • unselig ist der. der . . . lieh frvm dOncIrt, nit fa-
wiszen tregt Lcthkr (t buatpaalmtam 1M7) 1.187;
and tragen gewissen , ei ntoht ao giatoh . . . dakan ta
lassen Maler MOujir Jhsia«» Mm I77t (Ut iamkm. 8, 7)
gewissen besitxen (a.a.) Qbllbrt gaiatL edm; ScaiLuta
7. M; vgl. (a. 0.) gat gewlnen behalten Scaocs ft.0
(halten) J. BoRNScnORSR; glauben . . . gevinea bahaltaa
ÜBNICKB 'o gotiea soAn'; ein gat gew. hawana MATTttc
8108 9. ito; (rein gew.) F. Rbutcr (täramlH I.M) ^44;
tagend und gewissen aafopfera LB8aiMat*,a8; gewtoaei
und seele verlieren HBRDBft t^SM; gawiaiau Tarüaiai
Opitx wetü. jweM. 1. 10; fowiaaea ahlefra OÄraa t*. ■§
wiaien gU>t gewissen, oad gewiiien gibt kraft aad mat
Arndt fragmenta III a. «8 (/Vefewnir aber irwsrtsaWdiii^
1819); tyl. astcA- unter der geiszel der foriaa, daaa aa eia
gewiaaea flhe Hrrobr {ekriatL ekriaten A) M.Mi.
«)) wawalt iiiriiwdawfsw laaas» «mA mit und aluaa pn»>
noMcn tselac*iia. ta§m aaia gewiaeen an den nagal iiiB(ea
{ap. 8904) vgiLi das ihr . . . daa gewlascn ... an naitei hengea
FiacHART Omrganiua m; ein kaaffmann kan allerlei . . .
verkauffen. wann er nor alao handlet, dan er daa (a-
wiasen nicht an den nagel hlagi Aaa. a & Clara iftsai
/. alle {dar kat/^fmaan) 1. 188; ala anlllah die haoiwi aated
sa weilen hOaa laoren, welche oft naih dea gutet aia
saun fühiaa, oad aber das gewiieea oCia laaaaa a«||^.
auff ikr dWiaten (Wiamar ntudr. 1, 97). dma gUiAa gOi /Ur
dia eontt attaarbirndtimg :
iie wir doaka&w eekakUc sind. aMrktwobll
«enehaea wir ia cImt ctgaea klaaiil
Srmnaa (i^teeoL 8, f) 19, 198
SM*
6283 GEWISSEN IV (a, e das gewissen binden) GEWISSEN IV (3, /' mit gutem, freiem gew.) 6284
ebenso vgl.: da haben wir gefastet und uns gepeitschet
und sind münch und nonnen worden . . . und haben ge-
meinet, wir wollten das gewissen stillen und zu friden
machen gegen gott Luther (pred. am l. li. 1523) 12,670;
vgl. das gewissen sti^rken Logau 1,5,75;
weil oft ich {Alektryo) zu früh das gewissen erweckt,
ward mit dem gewissen in sack ich gesteckt.
Gl. Brentano (Qockel, Hinkel u. Gockeleia) 5, 81
Chr. Brentano;
saget die warheit, bedenkt das gewissen, entladet die seele !
GöTHE {Reineke fuchs 4) 40, 71 (anders in
der vorläge).
5)) wo das object auf eine andere person weist, als das
aubject,
a)) ist das Possessivpronomen schon in den zahlreichen
Wendungen ausgeschlossen, die sich nicht auf eine bestimmte
person beziehen, dies gilt vor allem für die oben {sp. 6253/.)
besprochenen pluralbelege, vgl. auch: das gesetz beschwert
die gewissen und gibt die sunde Luther (pred. am
24. 6. 1522) 10, III, 207 ; die gewissen zwingen, gener les con-
sciences Rondeau 2, Uu3/.; natürlich fehlt das pronomen
auch da, wo für den plural der singular eintritt: das ge-
wissen binden aber, heist ins gemein ein solches gesatz
fürschreiben, deren ubertrettung die innwendige empfin-
dung desz hertzens verletzet M. Zeiller episteln . . . von
polit. . . . materien (342) 4, 296; wann du ja hassen willst,
so hasse die katholiken vor allen andern , weil sie das
gewissen binden, uns alle freiheit im denken rauben
Lessing (rettung des inepti religiosi) 5^, 339. in gleicher
weise fehlen bestimmte hinweise in den folgenden belegen:
es wirt die sund durchs gesetz erkant
und schlegt das gwissen nider.
Paulus Speratus es ist das heil uns kommen
her, Wackemagel kircherdied 3, 32» ;
und dasz man ein gewissen, so lange es spricht, respec-
tiren müsse Göthe {lehrj. l, 8) 20, 97; {die beichte zielet
darauf) blos, das gewissen zu erleichtern Butschky rosen-
fhal (1679)487; ein leichter katholizismus , welcher das
gewissen immer wieder leicht beruhigt, erzieht nicht für
die tragödie H. Laube {das burgtheater 35) 5,217; das ver-
gangene wäre gleichgültig, als blosze erscheinung, und
könnte nicht das gewissen beängstigen A. Schopenhauer
{die weit als wüle u. Vorstellung 4, 65) 1, 472 Orisebach; nur
sie belasten das gewissen 3,551; so sprach ich in jungen,
ungläubigen jähren — das heiszt: eigentlich sprach nur
die eine seele so , die andere . . . höhnte schon damals
ihre kollegin an und meinte, es sei die zeit wohl nahe,
wo man das gewissen chemisch darstelle Timm Kroger
eine stille weit s. 163.
in diesen Zusammenhang weisen auch einzelne buchungen,
die gegen die Überlieferung das pronomen unterdrücken:
das gewissen erforschen, sua dicta, facta . . . recognoscere
Schönsleder Ve" (sein gewissen erforschen Aler 1,940*);
das gewissen entladen ebenda (sein gewüszne entladen
Maaler 180* u. a.); consdentiam delictorum . . . permovere,
das gewissen rühren Reyher l, 1365. noch auffälliger sind
die folgenden belege: das wer das gewisszen auff ein andere
weisz füret, dan im evangelio steht und wie Christus
und Paulus gelert hatt, der furfurth alls bald und soll
darumb formaledeit sein, darumb das er zu reisszet die
ennikeit Luther {pred. 23. 3. I52i) 9,626;
Ajjollo schrieb nechst ausz, dasz ieder solte müssen
bei ihm sich stellen ein, zu mustern das gewissen,
als disz gebot ergieng, wie rein hat manche band
gewissen vor geputzt mit lauge, stroh und sand!
Logau sinnged. 3, 3, 31 {das gewissen) Ettner «. 481.
6)) wo es sich um besti^nmte personen handelt, wird die
richtung der verbalthätigkeit meist durch einen persönlichen
dativ gekennzeichnet, so dasz es eines weiteren ausdrucks-
mittels nicht mehr bedarf: kleinen wächerlin, sagt er.am
tische, so auff der obrigkeit nachlassung, fünff oder sechs
nemen, wird mein buch das gewissen rflren Matthesius
Luther (1570) (i2) 133»; ob aber der ehemalige erb- oder
nieder-gerich ts-herr auch dem landes-fürstlichen beamten
. . . über die zur Verjährung der obergerichtsbarkeit er-
forderte umstände, das gewissen rühren und dadurch
zugleich den obliegenden beweisz sich erleichtern . . .
könne? Klinüner dorf- u. bauernrechte 3, 56; diese Spar-
samkeit ist aber mehr ein zeichen des neueren stUa, in
dem innerhalb der Schriftsprache diese Wendungen mehr und
mehr zunehmen: und als ein wahrer musterneffe meinem
leichtsinnigen vetter vielleicht das gewissen zu rühren
P. Heyse {die tochter der exzellenz) 2, 9 s. 168; ebenso II, 5, 229 ;
nun verfolgt mich dein Steckbrief hierher der mir schon
durch Siegel und innschrifft das gewissen schärffte Göthe
{an F. H. Jacobi 9. 6. 1785) briefe 7, 63, ebenso {lehrjahre 7, 8)
werke 20, 97; Schiller an Humboldt (7. 9. 1795) Leitzmann^
117; Humboldt an Schiller (2. 10. 1795) 150.
f) die präpositionalverbindungen hatten sich oben {siehe
sp. B265ff.) als zähe träger des Possessivpronomens erwiesen,
aber auch unter ihnen macht die abstreifung des pronomens
mehr und mehr fortschritte. die betreffenden Wendungen
sind viel häufiger beobachtet, als andere, die eines pro-
nomens von hause aus entbehren.
a) unter den Wendungen , die für die präyositionalver-
bindung die gleiche person fordern wie für das subject des
Satzes, nehmen
1)) die Verbindungen mit in und mit eine bevorzugte stelle
hier ein: ^jg mann aber auff Christum sich
verlassen sol, wans ernst sol sein,
und fülest im gewissen pein,
das such im euangelio,
dauon wirt dein gewissen fro.
Erasmus Alberus praecepta vitae (1548) 74»;
(spinnest im gewissen pein) Opitz {Trqjane^-innen 3) 2, 128;
(schämt sich im gewissen) J. C. Günther) ged.- 727; (ruh
zu haben im gewissen) Butschky rosenihal {nr. 89) 151;
(wenig im gewissen haben) Abr. a S. Clara etwas f. alle
{der apotheker) l, 114; (from sein im gewissen) Tscherning
dtsch. ged. frühling 42; (im gewissen . . . die aller gott-
loseste leute) Abb. a S. Clara huy und pfuy der weit 153;
massen er nicht weisz, was er wissen soll, ist demnach
im gewissen verpflicht, ehe und bevor er ein action
führet, dasz er vorhero dieselbe wolsinnig entörtere, ob
sie recht oder unrecht seie Fr. Caccia hl. Antonius v.
Padua (1692) 273. ebenso im gewissen verbunden sein, etre
oblige en conscience Rondeau 2, Uu3/. ,• Schwan 1,748»;
ebenso (im gew. schuldig) Abr. a S. Clara Abrahamische
lauberhütt 1, 115; heilsames gemisch masch 374. neben der
Präposition mit ist zwar das pronomen viel belegt {s. 0.
sp. 6265_^.), gelegentlich sogar neben attributen, ivie in mit
meinem guten gewissen {ebenda); im allgemeinen gehört
aber gerade die beliebte formet mit gutem gewissen {s. 0.
sp. 6272) zu den Wendungen, die das pronomen fernhalten,
vgl.: wir können mit gutem gewissen, aus unserm beruff
nicht treffen, bis so lange wir mit gewalt davon gedrungen
. . . werden Luther {vermanung zum gebet) 7, 435"; ebenso
(m. g. gew. ziehen) Herder {zerstr. bl. 5) 16,151; (etwas ver-
trinken) Weise erznarrenU; (abhalten) 161 ; (thun) Grim-
melshausen Simpl. 264; (zur beichte lassen) Schnabel
insel Felsenburg i, 208 Ullrich; (annehmen) G. Freytag
{soll u. haben 2) 4, 168; (sagen) Göthe {an Zelter) br. 19,126;
(nennen) Grimmelshausen Simpl. 283; Kuhnau musical.
Quacksalber (21) 82 Benndorf; (loben) P. Heyse {im para-
diese 1, 8) 1,3,69; (empfehlen) Thümmel3, 69; (raten)
Grimmelshausen wiedererstand. Simpl. 3 (i7l3)394; dazu
sp. 6269 mit zartem gewissen; sp. 6271. 73 mit unversehrtem,
leichtem, freiem gewissen; mit bösem, schwerem ge-
wissen, vgl. :
es ist so elend betteln zu müssen,
und noch dazu mit bösem gewissen !
Göthe {Faust I) 12, 244;
das sie mit geringer gewissen ein rosz stelen an einem
sontag, weder das sie am freitag milch oder butter essen
Verdeutschung von Bebels facetien (1589) 76» {saniori con-
scientia) ; dazu vgl. die vereinzelte eiriführung von pronomi-
nalformen: und doch assen sie mit einem gewissen, das
ist, sie hielten solchs essen für sünd und unrecht Gretter
erkl. d. ep. Pauli a. d.' Römer (1566)806; der erste aber
vielleicht, der mit etwas gewissen an der stelle, Ursprung
des irrthums zeigt Herder {älteste urk. II, 4) 6, 879; (mit
was gewissen) Abb. a S. Clara auff, auff ihr Christen
{Wiener neudrucke l,4l). auch die kürzeste form mit ge-
wissen {zu mit Überlegung und gewissen s. sp. 6256) ist
in der älteren spräche einigemal belegt: dennoch hat gott
durch trewe und christliche rethe und secretarien, so
an den wüsten höfen, mit gewissen gelebet, recht, ge-
rechtigkeit, unnd ruhe im reich erhalten Matthesius
{hnldigungspred. für Ferdinand I.) 4, 341 Loesche;
Ö2yrj '•*' ^^ l>>>KN lY (.3. / mcnwh von gewiiieo)
GEWISSEN IV (s. / in« g^wimm aehieb«) 6286
Ko iri''l' fraund,
iJ«r ull< .owlMtn.
mit mir, a.» iUr, IMioL
lim vgl. (mit gewiMon bejahen) BvrtcnKV kcekä. kanaUi
1,9) 4, 17.
■a)) während die verhinduni/rn mit b«l im iJmttr tmJia
'ImI f/am fehlen (wuruiiih Mrib irti nicht btiin |Sw1m«i
I.HASMtm St.\\VM\i% /uMhü, Hruuiu), wind «oM« «•< ton,
ohne, naoh, wider, »uf kotier oknt
0 pfui I wie lug «M mit ItlcbUn elaa
dahin, dabin,
von keinem ftwiaaaa beifihlmet,
BCaoiR {da» UM v. d. fr«M) |
•olch aandenvolk. dio leicht »ihier «on (ewiaeea,
im hersen Khlatr, von sinnKn itumpf.
FaiapHicn Scm.auai. <m dit DtitUefttm
(lUrraturdenkwKtU »l/tO«, tW);
Hon lioldcn diesea buohea . . . ala menaohen von (ewiaaen
tind rhr^-t'fiihl rehabilitirt za haben K. v. Hoi.tki (der
letzte kom<jdiant 6) 86, 987; vgl. aucA («p. asM) mann Ton
lügend und gowisaan; (ap. 6t70) mann von richtigem ge-
wissun; vgl. atvitrtrmta : reiche ohne gewiaaen HsHDiin
(teratr. blatten) ia,U7; ein menachohne gewiaaen Adki.unu
ü, ri70; ueorte) welcher aller man sich sicher and ohn
einigea gewisaen gebrauchen mag J. Ki^aj at^eratthung
Jesu Chriati anm. 48 {vgl. ap. WA on alle gewiaaen ; ap. 6M8
ohne pflicht und gewiesen) ; in seinen geschtnen ohne
gewisaen (sein) Butsciiky ninnenrnehe mlen (nr. loi) M;
'männer, dio jeder fUr sich der Unschuld nichts anzu-
haben wagen, können, wenn sie im collegium oder sonst
mit andern vereint sind, ohne gewissen ihr schimpf und
schände anthun' HKnoKit (teratr. blätter h) 16, tA6:
und was fWt «chimpflicha reden
habt ihr ohne gewiaaen vor meinen kindem gaaprocbeoT
GÖTiiR {RttneU Jwha 8) 40, 41 (oofesebent
OOTTHriiat) t4 B. ,* de (i en seden opeobar
Reinka d» voa \,n v. Iia» Prlen);
aber dem ich doch damit einig and allein, nach bestem
uwtszen räum mache, bin wahrlich nicht ich, aondem
ort gottcs! HKitnKH {an predigtr im) 7, ttS; vgl, mvdk
{np. 8S66) nach unserem besten wiaaen and gewisaen ;
(«p. 6S&7) nach gefUhl und gewisaen u.a.;
dmmb kiest er mftnner aoas die nach tewiaeea haodala,
die aufT der tui;end bahn, atas er, («bODrlich wandeln,
so mehruni: «eines reifh«.
T.sriiKKMNn deutneher getUhtt friäimg 44;
von den folgenden sinnschriftcn, welche wir zur probe
anfUhrcit wollen, können wir versichern, dasz wir sie nach
gewissen gewählt haben LessiNO [Voaa. aeit. 1754) &', 4S6:
die weit
(laabt nicht an die (crechtirkeit dea watbea,
sobald ein weib das opfer wird, «maoiiat,
dasx wir, die richter, nach (cwissea spiMkenl
SCHHII.I.RR (Maria Stuari l, 8) 19, 44t;
behüte gott! ein gemachter horr sein? und doch im
hcrtzcM und vor gott ein verräther werden deax vatter-
lands? und wider gewissen dienen? wie viel tliun MoscHC-
;:o8cii inftomnia eura parantttm {S) M Füriaar ; vgl. wider
! usser wissen und gewisaen (jp. 066); wider aein gewiaaen
i«p. 6866); sich auffs gewissen beruffen, imptormrt aan-
acientiam et ßdem aitam Ai.Kit 1,940; vgl. jede belitbige
berufung auf das gewissen W. V.. v. Krttri.rr Ai*
öffentl. gewis,sen 7; vgl. {ap.6a.Mf.) sich berufen auf ge
wissen, Vernunft u. a.; auf treuen, glauben und gut f»-
wissen ;
ich hab' euch stets als biedermann «rfundea,
beweist es jetao. saxt mir auf aewiaeeo,
ist's nicht so ? yiebt a kein solch naetz in England T
S( iitLi.aR {Maria Stwoft t, 7) lt. 4*7;
nun. herr phtlosoph', die band aufs gewissen, redlich
gesprochen: es war eine zeit, wo ihr nicht so gefQttert
wart wie jetzt Götiie {Rameaun nejft) 36, 38; ab«r
ich will's net aufs gewissen nehmen, dass da dein
bissei geld bei mir sitzen laszt ANZKNonutiRR {pfmmr
V. Kirehfeld l, 4) «', 29; das habe ich nicht auf dem ge-
wissen, my ronffcirnce ia aeq%Htted Hli.rKRT II, 1,465«; einen
auf dem gewissen haben Fanny Lkwai.i> Adele (1888)81
a. Sanders 8, 1639*; kein anderer als sie selbst hat nUoh
auf dem gewissen P. Hkyse {moral. nov. .- ar^fang u. emd«)
II, 3, 343 ; die beiden sonderbiaren Schwärmer, von denen
d«r ein« den erzMaebof tob Paris oad
fBrstor OplU auf dem tßwiatm tuM» Tn. ForrAUB IfuUt
«ap. ») 1, 6, ti4: mit «iMOi rahboek »of dam g/vmimm
SouTAlRK {W. NUnUtrgmr) tn. M mmtkt l*.
t)) m diaam »ruffm ktdm imk twai /anam dtr prM-
poaitwmatvtrbimiung. dtam «tm poattMitprumtmtm Mmr-
haupi miOt gtUnfig iMi fawtaaaaa halba« und ai» fa-
wiaaan: da« darinnen . . . crgeriiehs lab« and dariwi
groaaa gefar leib« und lebena. auch faviaaana balban.
dar aaalan aatifkait ▼•rluat tu baOttdas Wunwnunu IL
V. Tirol apm. vU. Imta, (t) Mim^ ». »: tawiaaana halbaa
niebt Ihon dOrffan , «Mt atiad nHfimam aUfnid fattn
CALViaiua «••; gana thnliek Rrtnkn S. UU: 8. IM«. «:
Stiklkr asas: Stkinbach t. mm: vgl. amtk Aobloho.
Camp« {hat dam Ultianm muA ora daa (awiaaaoa willaa);
die alt« punlaeba kriafallst. dtireb «in hAbarne« pfard
der lolerani di« enfa pfort« ta «rwHtem. am daa letxt«
Palladium der manaobHahen natar cu holen, damit wir
dea gawiasens baU>ar aUa kamele T«raehiaek«n Hamanh
{fragmanta aimar apokryph, aibglla) 6, 18 Rolk:
folt iat'a> «er wetaaetl cmM«
wen »an sie i«dU«b aaebt oad Maaiirisna Hai«. _
tiRi.i.BRT faMl adaa «. Mdrr; nmwaimnng dt$
ein wander von aolchar nnaadHeban mba. dia fott daa
nichts gleich macht, daai man sdn daaain aoa fewiaaas
leugnen oder ein vieh sein mosx Hamann (maaAafim im
Huea) f, 176 Roth; man beachtete nfther daa aaltanan fall,
der sich hier hervortat . leidenachafl aus gewiaaan GOtmb
{Maiatera fe<ander)aMra 8. 14) SS. «16; er batt« aieb darttbar
Skrupel gemacht, daaz er so im auf- oad abaoblaicbaa tfa
obwol lauten meiuungen des edeln jftiuHnfl haiiaHab vag-
horch«: daher lehnt' er sich aua gewinaa aa aiaao baam
J. Paul {ßagrijahra i, 17) 98, I&7: Plinioa dar Jtafara aaairt
«8 «««lengröax«. nicht« aua gmazthaerd, aondem all«« aas
g«wi88«n 10 than Stäithmn gaatk. d. takra r. d.
(1884) 17.
ß) auch wo dia prdp mitiamatvw%im4H mg «im
«t^l«ct fordarl als daa dam «arlwi tuHmmtndt,
Ha wamimmgam. dia da» ptatataivfnnoaun «mAt umd aaakr
ahatrwt/am, tsi vaadat fft a aar,
l)) wo ala trigar dt« gtmitatm» «im» laatimmt* paraam
trkmnbar tat. trird daa ^raataiia nmMAtt m ««Itkam
«arMadiMfta umterdrüekt, dia aiak marfiatm wamdumg am-
aawmmamadUiaaaen. ao in dam isiiiarfawfia, iKc aaelb «la» ^
Mdm fonmdn ins gawissea acblabaa, ias gawiaaaa ladaa
gruppiaran, abenao koatamam di« mamdmngam aab fawiaaaa
fragen, geben im MradUL ««matift 9mrUmitm0«m Maitam
hier rtrrimelt:
und in mtr Iwb d«r »MW viel
di« im gewiaesa eba« ai«i
oaicli anD«a sSadar drOcken.
Baktm. RtitowAi.o karr /kamt CViriL
cai M6M«s «Ml, WacHmagit l^analisrf
4,108»»:
ob die weltlichen geatzz« aoob jamaadaa im gewiaaaa
bUnden? Butsciiky AocAd. JbriMjtiM B. IM : ach! wie fabr
daa der frau Hinckel aad der kMaaa Gackeleia diireb
daa gewisssen. als ala btelaa, daai der bahn •wien
konnte : sie zitterten, daas aar allaa fawias barsMakoiaiaan
würde Ci.. Brbntano (^««M. AiaW u. OariWwa) S^ i»
Chr. Brentano.
a)) SO ist «« nicht mOcIich. wo menachen f««««s las
gewissen geraten, daa ea anverrtickt bleibe Lorttaa
(t Moa. 84, gepnd. 1588) 84.8a4: so fsiiag aaeb dar ladal
immer war ... er ging mir iaa lawisaaa LiCHTBaamio
{von ein paar alian dautodk«m draaisa) 4. 4: aber leb balta.
der prophet greifle dem kOaii« and den sciaaa Im -^
wissen Lutiirr {ptapAtt HakmhUt) ia,4ii:
da« raekt. daa dl« aalar «ad g«tt
oa« grtU la daa fswiewa.
QRTPMtt'ii (MreU^kyarf.) «»
der lach« blita •chI8(t ias nwiaN«.
die «aadsB abafdeeino asiea.
J. C. OOirraaa fed • M;
dem da «iaanl webl gelbaa. ia«k«ldB «aba aal ia*8 gawiaam.
tko' ihai J«tst aocb wmam aal webl. aad di« i *
WiLa. MOLLaa {«ptgr. ifsirwiii^ii B« HatßaU:
einem eine Idsfo ins gewissan schieben, cmnaam aUeuJiw
aonacientiaa eomauUtra, jurmatantman dtftrra «Imsu SnaLcn
6287
GEWISSEND
GEWISSENER
6288
2568; einem etwas ins gewissen schieben, conscientiae all-
cujus committere Frisch 2, 454*; ebenso Adelung, Campe;
Dalton setzt . . . einen unmäszigen preis drauf , den er
nicht auszusprechen wagt, und den er doch gern der
hoheit ins gewissen schieben und aus ihrer casse er-
heben möchte Göthe (an Meyer 28. 9. 1809) briefe 21, 90;
dacht' ichs doch! wissen sie nichts vernünftiges mehr zu
erwiedern,
schieben sies einem geschwind in das gewissen hinein.
Schiller (xenien) 11, 148 ;
ebenso A. Stahr lieder aus dem alterthum 1, 132; P. Heyse
(nme moral. nov. : Jorinde) II, 4, 21 ; ich schiebe es ihnen
ins gewissen, keinen gegenzug zu thun Roon an Bismarck
s. dessen ged. u. erinn. 1, 253; vgl. auch RooNS denkwürdig-
keiten II*, 93 jf.;
und ob sein urtheil selbst ihm ins gewissen spricht,
so schweigt er mit gedult, beseuftzt die b6sen thaten,
so kan die warheit ihm zum höchsten heil gerathen.
Rachel (poet 484) satir. gedickte 124 Drescher;
sitzt ein edler ritterlicher vater und scheint seiner vor
ihm stehenden tochter in's gewissen zu reden Göthe
(wahlverto. 2, 5) 17, 254; ebenso Klinger (Giafarb, 6) 5, 379;
J. WiGGERS 44 monate tmtersuchungshaft (l86l) 79; Fr.
Reuter {strointid\,Z) 2,62; Anzengruber 7^ 60; R.Haym
aus meinem leben 110; Treitschke (an Freytag) briefw. 120;
Th. Fontane {unwiderbringlich cap.30) I, 7, 266; Ricgarda
HuGH aus der triumphgasse^ 158; G. v. Ompieda der zere-
monienmeister^ 194: vgl. dagegen die scherzhafte Zuspitzung
in der mundart (sp. 6248) für ein trinkgeld fordern.
b)) seht, wie mich der kerle auf das gewissen treibt;
da soll ich ihm flugs meinen geburtsbrief weisen, ob ich
ein holzschläger dingen kann Chr. Weise böse Catharine
(2, 9) Kürschners nat.-lit. 39, 153 ; ich geh' es ihnen recht
auf's gewissen, theurer freund, denken sie nach wie wir
diesem unangenehmen prozesse ein ende machen Göthe
{die aufgeregten 3,1) 15,45; einen auffs gewissen fragen,
animum alicujus inducta, mota, injecta, incussa religione
explorare; acrioribus stimulis excutere; latebras conscien-
tiae alicujus investigare Aler 1, 940* {vgl. sp. 6267 belege
mit pronomen); na, und wer ist schlieszlich der dumme
von uns zweien gewesen? wer? frag' ich dich nur aufs
gewissen A. Schnitzler der einsame weg (2,3)^68;
letzt aber frag' ich aufs gewissen dich.
Klein Ottegeb ! . . .
wie nannt' ich dich in jener frühen zeit?
G. Hauptmann armer Heinrich (1, 7) 28.
2)) Wendungen, die auf eine allgemeine, bestim,mter per-
sonen ermayigelnde Situation zielen: durch den glauben, der
allezeit in einem guten gewissen vorher leuchten musz
Matthesius Sarepta (7) (i562) 103''; darum lasten längst ge-
schehene dinge immer noch auf dem gewissen A. Schopen-
hauer {die loelt als loille u. Vorstellung 4, 65) 1, 472 Grise-
bach; es wird also gar nicht einmal vor das moralische
forum, vor das gewissen, kommen, sondern schon in einer
früheren instanz fallen Schiller {nutzen ästhet. sitten)
10, 421 ; gleichwohl aber ist das wissen gar offt wieder das
gewissen Abr. a S. Clara ivohl angefüllter Weinkeller 183;
so sage ich: gewissen gegen gewissen, wenn ihr nicht so
thut wie ich, so lege ich mein mandat nieder Bismarck
{im landtage 6. 2. 1868) 3, 464 Kohl: vgl. {s. o.) gegen ein
gutes gewissen etwas ausrichten; vgl. klugheit geht
übers gewissen Wieland 3,228; es ist ein grausam ding
üms gewiszen , magna vis, grave pondus conscientiae est
Stieler 2568.
GEWISSEND, vereinzelt belegte nebenform zu gewissen III
(gewi^7,en s. sp. 6216/.), während am Substantiv gewiggende
(». sp. 6233) aus Schwab, denkmälern mehrmals das jüngere
SS überliefert ist s. Fischer, schwäb. wb. 3, 632.
1) neben dem part. praet. in activer bedeutung (die ge-
wissenen) ist in der oben {sp. 6218) aus Agricola belegten
stelle auch die form gewissend in gleicher bedeutung be-
legt: wa die gewissend seind züsamenkommen. vermtit-
lich liegt auxih dieser zweiten form das part. des praeteritum^
zu gründe, nur steht sie zugleich unter dem einflusz der
bedeutu7igaverwandteti praesensform^n. vgl.: item in dem
jar ward gefangen der Kraezagel, der soldner hie was,
von den wiszetten, die auch diener hie waren; und sie
hiengen in und sein knecht ... an die bäumen dtsch.
städtechron. 1, iOb; vgl. auch 5, iH; der jenen die wissende
sint, rat'genommen in den heimelichen sachen briefv. 1419
s. zeitschr. f. d. gesch. d. Oberrheins 7,394; vgl. auch 393;
wullent mir mins gn. h. v. Collen brief mit dem selben
wiszenden auch widder schicken 7, 39; gewissener . . . des
freien gerichts wissende Frisch 2,454''; ein ztveiter beleg
für gewissend, der allgemeinere bedeutung des activen parti-
cips verrät, scheint andererseits ganz unter dem, einflusz
des subsf. gewissen IV zu stehen: gewissender mensch,
conscentiosus. voc. incip. teut. i 7*.
2) dagegen ist die passive bedeutung einem Augsburger
belege von 1363 {s. o. sp. 6218) zu entnehmen: wer . . . dar-
wider rate . . . daz gewizzent were ; in gleicher bedeutung
und Verbindung also ivie gewissenlich (s. d.). hieraus läszt
sich auch die wendung einem wissend oder unwissend
sein erklären, in der mit passiver bedeutung nur schei7ibar
das praesens des part. verknüpft ist. die sonst für solches
passives praesens zuständige erklärung (J. Grimm deutsche
gramm. 4, 63/.) trifft nur attributive participia.
GEWISSENER, m., mit zwei bedeutungsrichtungen, die
auf getrennte ausgangspunkte zurückführen.
l) bei gewissend war eben auf die partidpialform, ge-
wissen bezug genommen, für die oben {sp. 6217/8) festgestellt
wurde, dasz sie in engerer bedeutung per sonen bezeichnet,
welche durch ihre kenntnis von dem thatbestande im ge-
richtsverfahren bedeutung getoannen. auch der engere
rahmen der auf die fehmgerichte bezüglichen litteratur war
dort schon zu tage getreten, an diese bedetitungsverengerung
knüpft sich nun auch eine formelle entsprechung. das
dem participialen adjectiv in der sog. starken form des
nom. sing, zustehende flexionssuffix wird für diese besondere
bedeutung atuih in die übrigen casus übergeführt, wo es
nach analogie des hauptsuffixes der nomina agentis als
mittel der Substantivierung aufgefaszt ivurde. so hält es sich
dann auch in den verschiedenen nebenformen, diederkürzung
unterliegen : dieser (der freigrafe) hatte seine feimern,
gerichts-assessores und freischöppen, welche musten . . .
herumbziehen , in verschlagener kundschafft die male-
ficanten ausspioniren , und nachdem sie dieselbe dem
fehm-gerichte denunciret, und sie verurtheilet waren, da
musten die feimers folglich die malefitz-personen . . . auf-
hencken. ich glaube eben diese executores . . . sind die
also genandte wissers, gewissers, gewisners und witzers
gewesen, als des freien heimlichen gerichts wissende,
wie der alte Stylus lautete ... es kam ferner auf dieser
leute wissen und gewissen nebst dero denunciation haupt-
sächlich an Casp. Calvör altes heidnisches u. christl.
Nieder- Sachsen (l714) 169"; vgl. auch 170». auf Calvörs
angaben fuszen Chomel 4, 1062; Zedler 10,139.
2) dagegen führt auf das Substantiv gewissen {s. o.
sp. 6219/.) eine spätere Verwendung unserer form zurück,
die im ausgang des 17. jahrh. der lenennung einer secte
diente: unter den Lutheranern war um das jähr 1673 viel
redens in Sachsen von einer secte der so genanten ge-
wissener, welche durch etliche scartequen, sonderlich
auff denen Universitäten Jehna und Altorff bekant worden
Arnold ketzerhist. (3, 18) 2 (i700), 190; die notiz fuszt auf
der 1674 zu Jena veröffentlichten abivehr des Johann i:s
MusÄus: 'ableinung der ausgesprengten abscheulichen
verleumbdung, ob wäre in der fürstl. sächsischen resi-
dentz und gesambten Universität Jena eine neue secte
der so genanten gewissener entstanden'; der gleiche
nennt auch die persönlichkeit, der man die schuld an der
bewegung zumasz, und geht ebenso auf eine erklärung des
namens ein ... dasz einer, namens Matthias Knutzen,
aus Eiderstedt in Hollstein , . . . zum urheber und an-
fänger der vermeinten gewissener secte angegeben wird
ableinung 10; es soll dieselbe den namen führen vom
wissen natürlicher Vernunft, ... und vom gewissen, welches
mit dem wissen müsse vereiniget sein, und sollen sich
deszwegen also nennen , weil sie keine andere bibel . . .
keine andere richtschnur ihrer so genannten religion,
thuns und lassens erkennen , als besagtes wissen der
vernunfft und ihr gewissen ebenda 17 ; dieser etymologischen
deutung entsprechen auch die verschiedenen von MusÄus
verwendeten Zusammenstellungen gewissenlose gewissener
s. 32; wissener und gewissener . . . die gewisz gehen s. 34;
auch die neueren nehmen von dieser secte noch kenntnis,
vgl.: conscientiarii oder gewissener waren atheistische
G289 GEWISSENKIIFI GEWISSENHAFT
frvidenkcr unter den prüte»(«nten des 17. Jaiirhtiiiderif.
Malthiaa von Knutzen . . . verbreitete dann xwoi golliüne
Schriften (im nianuttcript). worin er da« daaein gotUi,
die auctoritäl der l)il^l . . . lEugnote und . . . nur die
eigene Vernunft und das eigene gewissen als die norm
seines donIcenH und lobens anerkennen wollte Wktzbii
u. Wki/ik 8, U5A; von tAvnkVH itl m dem worU muth §lm
eomposilum gebildet worden: obrigkril und predigcr Mbl
nichts nüt/c ... ist demnach der vierde articul dM f*-
wisKnorKcliwarniB abltinung M.
tiKWlSSl'.Nl-'RKI. * Bi;wi»»i«.nnfrel.
(iEWISSKNHAFT, udj. ii. udv., ubUUunf tu gewisaen IV
(.*. (/.), die tu bei/iiiu de» l'.jahrh. tutrat btUffl i*t. »J>^iter
ula gowissetiltaftii! («. (i.). vom älttrtn a^eetiv ^itwuhtäX^
dtm auf dun vtibum wissen tM-üekifl^hrt, untet theidet aiek
daa unarige nicht UoM durth ktrkutjt und bedtutung,
aondem auch durch dit gebrauthtürt. wissenhaft, da0
paaaive bedeutung tum au.iHniek bringt, btrieht tiek vor-
wiegend auf aächlichr begrijfr . ein wiggenhaft ding wtkd.
tri. S, 71M)'> ; /.uü einer wij2>'nthnften Urkunde u.a. Lbxbn
8,968; damit .. . meniglioh obhoittimmto tax wissonhaft sei
SciiMRi.i.Kii >*, 1086 gegen zwi^no wij^irenliafte bürgere «lA«^.
«0^. a. a. 0. {igt. auch wisiienhnftig). gewissenhaft duftgtn
itt aufiaehlieaslich auf peraonen oder deren handlungtn
belogen, an denen ea eine active tiedeutung tum auadruek
bringt: tcetiiger mit einem gewissen behaftet alt sein
gewissen bethUtigond. rime autnakwut hitrftgen bildtt nur
eine buehung, die Si tKi.KH unttr MMbrm vorbringt, und
der litterarisehe beUg« nicltt tur ttUt tttktn : gewisxen-
hnftc suchen, ntgotia eonteitnUam »itiitgtniia SS69.
l) dei- äUettt beleg teigt dat adjteHv teho» in tintr «er-
bindung, die auch aonat tu tten hattptformtn ttinm ft-
bratichea gehört: in der yrädiea^funetiofh neben dtm vtrbum
ttibatantivum. hier itt et tunAchat auch mit dtr vtrttär-
kenden Partikel zu vtrbunden. die namentlich bei GniMMBI^-
HAUSEN beliebt itt, apäter aber mtlir turOekgtdringt wird
{t. ap. eam): gar zu gewissenhaft sein, nümm. aumma
magna religio Cai.visius 884».
<i) dieaem belege treten at*t dem gleichen jahrkunjut
noch einige bxuhungeti tur teite : gewissenhaft, reUgiotut,
timplieet ae religioti homintt, homo reetut, Komo txtrm
eulpam vixtna SchÖnslkubr V6*; vgl. auch SCHOTTBL
848<>; Stiei.eh a.a.O..- achon kOt^figtr umd ltNU^/itr itt äktr
die Verwendung in der litteratur dtr gUitikm mit. dit ht-
lege xceinen auf vtrachiedene landaehi\jfttn . doch übtrwitgt
dat oatmittrf'teutaehe: als wir hierüber den gläabigen
Abraham und frommen gewissenhaften Tobiam absonder-
lich zu hi^rcn haben A. Mkmikiunu TofrüwcMwcMn/ieMMlB;
wo bleibet die rcligion und Torsorge fOr die arme po-
steritot? was kan dieses alles einem gewissenhaften
mann für trosts geben in seinem leben Mosciibroscii
inaomnia cura par. (8) &S Pariaer; inmassen dann solch«
testanientarii . . . gehalten sein sollen, richtige reohnonge
zu fuhren . . . auch dahin gewissenhafft zu sehen, damit
von solchen (reldern nichts verwendet . . . werde Fritsch
tylloge var. traet. 267; daru vgl. aut der tcMttitchtn ur-
kuntientpraehe det i'.jalirh.: zum a&ten die hege weide
zu rechter zeit, jedoch nicht bald auf einmal hinter den
pferden aufgebraaciiet, sondern nach der gerichte gewissen
haften, und auf die hübe abgetheilten repartition und
einriohtung aufgegeben drei-dingt articul vor dit gttntindt
in Domalau (n.jahrh.) bei Mritzbn 1S9; dit rriehttt vtr-
wtndung findet dat a4j. aber bald darauf ^ GrimmblS-
HAUSEN und Abr. a S. Clara, a. u.
b) für die bedetitung hatte »ich achon in dem aehlttitektm
beleg eine eiste tpur det übergangt vom engeren rtUgütttn
begriffe tum weitertn tthitchen geteigi.
a) detttlicher werden ditte unttrtekiedt in den buchungtn,
die sich tum theil a%^f die anknüpfung an religio, oon-
seien tia bttchränken, tum theil aber auch achon MVÜtre
bedeutttngen antiehen, me oben ScHÖNSLKnKR [neben re-
ligiosus atich rectus).
1)) gewiszenhaft et gewiszenhaftig, rdigioaut. et rttigittt.
conaeientia praeditua, vulgo conacientiotut Stiklbr MM;
piut, religiotxta. aanctua Stein bach 3, 1061; jrawjr. nligiotua
Frisch 8,464^; religioatit. r^igioae Matthiak 8, 181*:
Kirsch 8,168*; er ist ein gewissenhafller mensch, ett
homo reliffioaiatxmut. magna ett. et antiqtta religione Alkr
GEWISSENMAPT
6290
1. Ml*: gewIssenhaRle leoth. ktwtimm tirngtim», mt religioti.
hominea pii. ae aanet* 1. MI*; vgiL mmA ttmütk imgt. t*x.
t,nt>; ein gawiaaenbafter majni. vitr pmt Strimiuch
>, iMi: gewisMabaft haadda. amtett pitgmt fmtmt «Ml:
fHig^ot »gtro, magnm ommeMak ommim gortro, futmfut
rtUftom kmaimm AuM 1, Mt*: «MfM mim«M»ti oamia
gmrort, fMMnM trttelmrt Mattmiab t. Ml*: KiaacN i. UT;
i*wlM«aham, od«r aaoh Miacm gawiatM h»mMm, to mtt
engl. /rar. t. 775. iiiaU in Mm fHUtn freiliek itt dm» rt-
tigiUae momuni durA dU pmrmllelt mit retigio, nligiogut
in vollem uw^kmg tttktrgttttttt. in dtn umimmgtm. dit
•%^f dit rtekitaprmtkt. noek mthr mif dm gitoktfflmlit
•eriM». litgt teko« dit mAglidüunt einor tmmttgtmtinmmng.
M «SMHi ^rsiNBACii (t, lOM) neben dar imtiif ila f»-
wtoMahaftar riehtar, imdtm amnetu* et rtUfUmi*. dit
mllarom wandmmgam JUmm Uaat gewi«s«aluift saatM,
raUgttt» taMnaniiMa dtattoi teviasMihaA la abalattaag
_t_^^ — ^^^_— a^^^^_ ^-- ^^^^mI^Ua ^^^^£mmt^^^£im •MltMtt^M^tA * ^^^u
vgLi Mintn «M gawleaanhalt h«lt«a. sissi-sii Im rtUgioit
du »erment S<:h\vak 1,7M*: ein ▼«•praebca gewissenhaft
halten, lo obaervt a promitt retigiomtlg HlLPKRT f. 1 t. MI;
er ist nicht sehr gawiwnhaft im woribaltcn , kt ia not
m vtry rtligioua olaii wi ^ kit promitt tbanda.
t)) firiik frtte» tudem ntbttt dtr pmrMdt mii raUgimm*
und okn» diaaa oueh buehungam mt^, dit di» varmUgeatfättt'
rdtgioatt», grmvi» intagtr SriBLsn MM; noek damUiakirt
uafBiriBunhnftBr meaaeh, Aotno auUaatatßdai, tttimJmua,
intntio, vtitto lavior okandMt väU mmA CMriMsileMta ot ton-
aeiamtioout) Rbyhbr i,t»7; gtwiaMahaft. eamattmlimiM,
komtmt dt eonaeitne». ratigitux. aeni/mlmix: eewscfw»
mtnt, «n «ofucMner. tort^uUuatmamt. raligituatwmä Row»
DBAU t, Ua »f.: dknUA Schwak i. 7M*: Fniacu äiet. daa
poM. 8, aeo; eonteientiaut. eontcionablt. nligioua. aerupu-
laut Arnold* 487*: vgl. auch: er handelt so gewisaca*
halft, als ie ein kaafftoiann tbun kan. of a wttrtkmmi, ke
it ett eonteitntiout oa kt ean. teuttck-tngL lax. 8, TK; mit
der gewiasenbaflen genanlgkeit, wHk Aa atoat aarugmlout
exmetiludt Hilpert tl. i t. «aap; «in gevtascahaftaa be-
tragen AoBi.CNO 8,670; Campb t, at7«; <a der gtaitkem
riMung kalt tiek ouek dia kagr^iaatimatmmg der fkBt
topkem, dit dat religiltat moatant mua diaaar amntaiat Mi^
»duUien, vgl.: wer nach «inam freien gawiaaea baadalt,
und also den sinnen und affeeten. das ist der eebiTatel
nicht räum giebet, der ist gewisscnhafTl Chr. WoLTTfarf.
V. d, wuntektn tkun u, Utate» (§ w) M; vgl, dtum gawlwaa
loa, t. u.,- gewissenhafll baial daiiaalfa, walohat alak ba>
mBhet. nichts wider aein gewissen, oder wfdar daa aaa-
sprach der Ternunffl Ton der mormlitlt eiaar baadhng
zu tun J. G. Walch pkilot. tax. i'.ist«; gewiaaeabafi baiast
derjenige, der bei aeinen handlangen atraag aainem ga-
wisaen folgt KiRciiNBR-MicnABUS pkO, wi.* t. M»; ga-
wiaaanbafl pflegen wir nnn aonst denjenigen zu nennaa,
waleber in der aoaübong daa ftbernommonen bcrofes aar
auf das hinsieht, was dieser l>«raf ihm auferlegt: Ton
allen, aus anderweitigen Terh<nisaen herObennnehmen
den . nebenrttdcaiebten aber aieb frei arbilt; wer dieaa
nicht thnt. daa aaaaaa wir gawiaaealoa D. Pa. dnucas
ttrtittekriften (iMl) 17«.
/f) /iir dtn litterarischm gakrmmek Idtat tiek die iada»
tumgainttiieklung am beatt» am» dm wi liadm^sii msl
ladsahii^aariaawrfhii «4>ee<ii«sn «rMlsn,- aia tidm ßut
alias afcfi'sasffrt m^f dtn wtiiarm eAiatkm kmrif: tmm
tngeran rdigi9ten Hrrdbr 8«, l»(«p. im): tfs..- die
freuen . . . waren so aerupoloa. ond gewiaaudiaft.
sie ihnen nit getränt am aabath die salben and speoe-
reien zu kauften Abr. a S. Clara Judma dtr trittektim
f (168«), foa. dm etkiatkm higrig ktgUaitm tamiagmd var-
wandet «4^«fiiva; caalraall^fr^ aead asMm; Iah halte
gewiss darror. daaa aia Jadar fawiaaaahafll and aidrt
gewissenlos seie aaa a^flisfcs «asa^sMUAatia (1710 U;
dajsi vgl. die tueammtauddUmg mit asnsm tnkatmntiv:
hür'. Acmn. kartxIkJi was de Msl
«char^innif . dock «io geter ckriit;
•in Staatsmann, dock g«wisneka>l,
■od sittsaiii bei tM wi—osckalt
CUfa. VtmKsncnmn^: am Aeram) at»
6291
GEWISSENHAFT
GEWISSENHAFT
6292
die parallel gehenden adjective heben zumeist einen zug aus
dem iedeutungsinhMlt des iegriffes rühmend hervor, zu7n
gegentlieil vgl. : einmahl macht sie ihm verblümter weise
hoffnung zu der verlangten letzten gunst, ein andermahl
aber stellet sie sich wieder gewiszenhafft und rappel-
köpffisch , dasz der von W. theils vor liebe , theils vor
verdrusz hätte bersten mögen der im irr-garten der liebe
herum taumelnde cavalier (1738) 480; bemerkenswert ist es,
dasz die Parallelverbindungen sich fast nur auf persönliche
träger beziehen {zu den nomina actionis vgl. Göthe br.
20,360; G. Kellek 1*'', 34-3 s. u.) und dasz diefunction des
adverbs hier nur in der neueren spräche berührt wird.
l)) desz getreuen Eckarths anhang, vorstellende einen
rechtschaffenen und gewissenhafften medicum . . . {anhang
zu) Ettneks unu'ürd. doctor (l697); im übrigen seind unter
diesen leuthen die meiste sehr wackere und gewissen-
haffte leuth Abr. a S. Clara etwas f. alle {der fleisch-
hacket-) 1, 594; nichts haszte der mann mehr, als die ge-
wissenhafte redliche forschung und die entdeckungen der
Wissenschaft Keller {grüner Heinrich 2, il) i^'', 343; werdet
ihr meinen lehren folgen, welche ich als ein ehrlicher
und gewissenhaffter mann eröffne, so werdet ihr euer
glück nach wünsch machen Stranitzky ollapatrida . . .
ikichsmundi 54 {Wiener neudr. lo) 325; die erwägung der
frage, ob eine entschlieszung richtig sei, und ob das fest-
halten und durchführen des auf grund schwacher prä-
missen für richtig erkannten richtig sei, hat für jeden
gewissenhaften und ehrliebenden menschen etwas auf-
reibendes BiSMARCK ged. u. erinn. (53) 2, 158; dem bedäch-
tigen, gewiszenhaften, wir wollen nicht sagen, langsamen
und trägen Charakter der Deutschen geschähe gewisz kein
gefalle, wenn er zu behandlung gerichtlicher oder poli-
tischer geschäfte nach neuer französischer art und kunst
gezwungen . . . würde Herder {briefe z. bef. d. humanität:
anhang) 18,315; es wurde dieser beiden personen wegen
raht gehalten und ihrenthalben auch unterschiedliche
stimmen gesammlet, die auffrichtigste und gewissen-
haffteste sagten, man sei schuldig, sie wiederum ohne
allen engelt (!) ans land zu setzen Grimmelshausen
wiedererstand. Simpl. 3 (1713), 319; jeder möchte das Uni-
versum vorstellen und aus sich darstellen . . . thut er es
nicht mit bewusztsein , so wird es ihm unbewuszt be-
gegnen ; empfängt er es nicht offenbar und gewissenhaft,
so mag er es heimlich und gewissenlos ergreifen Göthe
{gesch. d. farbenlehre 1. abth.) 53, 30.
2)) vornehme, hochverständige und gewissenhaffte räth
seind ein grundfest eines lands Abr. a S. Clara etwas
f. alle {der rath) 1,45; die verständige und gewissenhaffte
Hapsa überlegte und erwöge indessen der Sachen umb-
stände und beschaffenheit Grimmelshausen wiedererstan-
dener Simpl. 3,425; er ist eine sehr gute art menschen,
verständig und gewiszenhaft Göthe briefe b,2\.i; Delius,
der gewissenhafte und geistreiche editor F. Hebbel
(Shakespeares zeifgenossens) 12, 290 Werner; vgl. auch {s.c,ß:
gewissenhaft... klug) Lessing 1^404; vgl.-, das erfuhr
neulich ein junger mann von feinem verstände, von un-
tadelhaften sitten, ein gewissenhafter, bescheidener Jüng-
ling Herder {zerstr. blätter 5. samml.) 16, 151; grose männer
solten ihren beifall öffentlich nicht blosz dem beiden
geben, . . . sondern auch dem gerechten und gestrengen
richter, dem gelehrten und gewissenhafften advokaten,
dem sinnreichen und emsigen handwerker. fürchtet nicht
dasz eure geschichtbücher mit nahmen überschwemmt
werden würden G. Chr. Lichtenberg aphorismen 2, 90
Leitzmann; ihre art das von Schriftstellern uns gewisz
überlieferte erst zum gründe zu legen ... ist so gewissen-
haft als geistreich, sie überzeugt und überredet Göthe
briefe 20, 360.
8)) eine schrift, die von religion handelt, soll mit religion,
d. i. gewissenhaft geschrieben seyn Herder {christl. Schrif-
ten 5) 20, 135 (s. 0.); sollten sie über brüderliche vergehungen
menschlich d. i. gewissenhaft urtheilen {christl. schriften 5)
20, 262; trage jeder hiezu bei, was? und auf die würdigste,
reinste, gewissenhafteste weise, wie ers thun kann {briefe
d. stud. d. theol. betr. 1,12) 10,150; mit ihren kindern be-
schäftigte sie sich treu und unablässig und war gewissen.
haft bemüht , nichts zu versäumen W. v. Kügelgen
jugenderinn. (i,4) 82 Nathtisiua;
erworbne Unschuld, dem erhitzten blut
durch list und schwere kämpfe abgerungen,
dem himmel, der sie fordert und bezahlt,
gewissenhaft sorgfältig angeschrieben.
Schiller (don Karlos 2, 15) 5-, 268;
thut nicht ein braver mann genug,
die kunst, die man ihm übertrug,
gewissenhaft und pünktlich auszuüben?
Göthe (Faust I ; vor dem thor) 12, 58;
diese gelegenheit hielten die beiden für geeignet, sich
durch einen langen und fröhlichen blick von ihrem gegen-
seitigen Vorhandensein in dieser schönen frühlingswelt
genau und gewissenhaft zu überzeugen Georg Hermann
Jettchen Oebert^ 227; so lange Wilhelm eingetreten war,
dachte ich freier athem zu schöpfen, er arbeitet sehr
hübsch und gewissenhaft J. Grimm (an Oervinus 1859)
briefw. i, 135 Ippel; Salomon verhielt sich bei seiner arbeit
so ernsthaft und unverdrossen, er führte das geschäft so
geschickt und gewissenhaft durch . . . G. Keller (landvogt
V. Greifensee) 6,159 (vgl. ungeschickt und gewissenlos, s.d.);
und doch, wenn nun eine schöne natur sich allzu zart,
sich allzu gewissenhaft bildet, ja, wenn man will, sich
überbildet, für diese scheint keine duldung, keine nach-
sieht in der weit zu sein Göthe (lehrj. 8, 3) 20, 164.
c) formen.
a) zu den lautverhältnissen, resp. zur schreibutig bietet
unsere, der Schriftsprache erwachsene bildung wenig be-
merkenswertes, sie ist von anfang an mit dem doppel-s
beobachtet {ge-wissenha.fi Calvisius u.a.), dastvenig xariiert
ivird, vgl. gewiszenhaft Stieler 2569; Herder 18, 315 (neben
gewissenhaft 3, 273) ; Serz 55» u. a. ; zur doppelschreibung des
labialen Spiranten vgl. gewiszenhafft der im irrgarteii . . .
umhertaumelnde cavalier 480; gewissenhafft Grimmels-
hausen tviedererstandener Simpl. 3, 482. 414; Butschky
Pafhmos 893; Chr. Wolfe 54; Walgh i'', 315. für den
stammvocal kommen mundartliche Schwankungen kaum in
betracht, da das adjectiv für solchen gebrauch nur wenig
verzeichnet ist; zuerst führt es Serz unter seinen idiotismen
und volksausdrücken auf: gewiszenhaft, justus, numinis
metuens, nil acturus quod iniquum 55*; von dialekttvörter-
büchern vgl. gewössenhaft , gewissenhaft wb. d. Luxe^n-
burger mda. 145*".
ß) groszer beliebtheit erfreuen sich bei unserem adjectiv
als einem lobenden epitheton die Steigerungsmittel, zuerst
sind steigernde partikeln beobachtet, die ein übermasz kenn-
zeichnen, das auch im tadelnden sinne hervorgehoben wird :
dieser zanck war kaum vorbei, da geriethen wir schon in
einen andern, dan Hertzbruder war gar zu gewissenhafft;
er wolte kaum zugeben, dasz ich einen pasz vom comman-
danten nam, der nach meinem regiment lautete Grimmels-
•HAUSEN Simpl. (5, 1) 373; das gleiche Calvisius 334» s. o.;
weil der hauszvater diszfalls gar gewissenhaft war Simpl.
285; ich aber war damals noch viel zu gewissenhaft, thät
als wann ichs nit merckte 168; man ist zu gewissen-
haft, wenn man auf eine ängstliche art gewissenhaft ist
Adelung 2, 670 (vgl. allzu gewissenhafft, scrifpnZosawien-^e,
scrupuleusement Rädlein l, 384''); nova nunc religio in te
isthaec incessit, wie bist du nun so gewissenhafft worden,
bist du nun so fromm worden? Reyher 3, 1060 (u. a.
s. sp. 6293) ; ich nennte sie gerne grazien, wenn ich nicht
historisch zu gewissenhaft wäre Seume {Spaziergang l)
2, 59: dasz ich ihn auch sonst über einem nicht allzu-
gewissenhaften wenigstens nicht allzuklugen griffe,
ertappt habe Lessing (die Juden \B) i'^ , 404; allzu gewissen-
haft (.9. 0.) Göthe 20, 164; sie schien es fast in der Ordnung
zu finden, dasz ein schlauer schurke mit einem mädel
nicht sehr gewissenhaft umging, das eine so einfältige
gans war, ihm zu trauen P. Heyse {das ding an sich) 2, 9
s. 141. die Steigerungsformen setzen später ein und fast
ausschlieszlich am oMribtitiven und adverbialen adjectiv;
zur prädicativen function vgl. : denn er wolte gewissen-
haffter sein, als ein solches schelmstück vorzunehmen
Grimmelshausen wiedererstand. Simpl. 3, 4I4. bei den
attributiven functionen tritt der comparativ natürlich hinter
dem Superlativ zurück: seine träume . . . von einer grösseren
nutzbarkeit des geistlichen Standes, von einer gewissen-
hafteren pflege der menschheit Herder (br. z. beförd. d.
humanität 57) 17, 276 ; diesem manne . . . war es . . . nicht
zu beschwerlich, viele bögen wörtlich mit der gewissen-
haftesten genauigkeit auswendig zu behalten J. v. Sonnen-
6293
GEWISSENHAFT
GEWISSENHAFT
6294
i'Rl.H br. übtr d. Wiener urhaulnihne ( Wiener ntudr. 7. Mt);
mochten sie ihren Homer mit der gewlsMnhaftMtaa
treue gelt^rnt haben ... die leiohtigkeit de» versea und
der erzUhlunn MslbHt lud zu Veränderungen ein Hkhukh
(kl. arhrißen) 18, 4U; zur gewiaaenbafteaten »nwendung
aller kuIx-u (chri4ftl. »ehrißen 5) M), SM; die lokalität der
huuptücciien mit der gewianenhafteaten treue anzuordnen
V. Mattikhon erinnerungen (ll) v, «Ml; deato weniger
Icunnte er den niannea entrathen, der, telbitt auf Un-
kosten dea landen, mit der gewiaaenhaftmlen ergehenbelt
und treue seinen nutzen beMorgt« Sciiii.i.kii (»yiel de»
eehickäulii) fl, ttu. datu vyl. aurM oben (ii<iMM».i.NiiAt'aBli
mederettitand . Simpl. i, Sli» (die gowimenhafteaten). im
den advetbialen J'unctionen halten »ich die beiden formtn
mehr die trugt: wenn sie es nicht mit der klinge be-
haupten, so hangen sie ihm desto gewissenhafter an
Hkmdkk (br. f. b^ßrd. d. humanilüt) 17, aos; vgl. (wioh*
tlger und gewissenhafter machen) 8. V/S; erfüll in jeder
deiner bestimmutigcn deine Jedesmalige pflicht aufs aller
gewissenhnftestc (ükkmkh) Sophien* reite (177«) s, eoo; und
suchte nun auf» gewissenhafteste die lehren in ausUbung
XU bringen Moiuiv. Anton Heiter {t) \i9 Oeiyer; vgl. (auf-
richtigste und gewisitenhafteste) Ghimmki^iiauskn wieder'
erstand. Simpl. 8, 319.
8) die Verbindungen.
a) neben dem verbum »itbetantivum iet uns da» adjeeiiv
sfhon obett in derfunetion dt» prädieate Mahtreieh entgegen-
getreten: in Verbindung mit betirtttitugever^eandten a^jec'
tirm bei AiiH. A S. Ci.aka Judua der erlvKkdmt,Wl»; GÖTHF.
br. 6, »17 ; 80,3«»; noch häufiger durch eine »teigemde pur-
tikel veratiirkt (.tp. eavä); dazu vgl., wer ist heutiges täges
yo gewisHenhiilTt, der ihm nicht selbst einen sahlungsan-
oder stillstand mnche (iiUMMBi.KiiAUHKN teiedertratand.
Simpl. (3, 9) 8, 601 : die juri.sten und recht.sgelehrten seind
dunnoch so gewisseiiliafTt , dasz sie einen geringen ge-
winn vor zulässig eruchton Ami. a S. Cij^ha aatriactu
AustHactta (I6h4) lü; ach dasz ich so verliebt, ach, dat>z
ich so gewissenhaft in der freundschaft bin! Lkssinu
(Dämon 9) 3\ 18V; ebenao (diejudtn Ul l'. 897; der kUnsUer
soll nicht so wnhr, so gewissenhaft gegen die natur, er
soll gewissenhaft gegen die kunst sein GAiii>: (Diderot»
^<ei-a. über d. mulerei 1) 36, S4ö; wer sich von grossen sUnden
rein halten wil, der inus in »llen dingen gcwissenschalTt (!)
sein ßuTsciiKY Vuthmoa Sta (vgl. auch: so wirst du auch
bei deinen complimenten gewissenhaft bleiben CS. llLitKi«
gemaaenaapiegtl [l7&&| 407); gcwisscnhafU sein, to be eon-
acientioua, conacionable or tet%der conacienced tetttarh engl,
lej-.i^nh; vgl. auch Hii.HKin S, l «. 466*; dazu vgl. daa
vrtrintelte unpersönliche aubject in: da Römer durch steine
und hiiuine tu sehen schien und Jedem striche anmerkte,
ob derselbe gewissenhaft sei oder nicht Kki.i.ki« [grüner
Heinrich ^,3) 2, a»); denn ist das gewissenhaft seinen ein-
ftiltigiMi nächsten ums geld betrU;!en Ui.ukh 94.
b) die attributiven Verbindungen nehmen hier noch brei-
tetrn räum ein ata oben {»p. 6991), da »ich in ihnen der
kreia der trüger des begriffe» ertceitert.
a) mit beziehung auf pei-aonen : womit wUrde sich der
sophist entschuldigen können, wenn ein gewissenhafter
lieido so zu ihm spräche? HnaDKlt (chriaÜ. aehrtften 5)
20, 148; Arnold Mathy lehrte noch etwa neun Jahr am
lyceum, dünn liesz er sich wegen kriinklichkeil in ruho-
sland vorsetzen; vielleicht auch deshalb, weil dem ge-
wissenhaften mann die neue lehrweise und der syste-
matische Unterricht eines jüngeren geschlcchts unbequem
war (i. Fkkytao (Karl Mathy) M, 18; eAeiiso (gew. mann)
SiKANiT/KT oUapatrida bi; (gew. leot) Abh. A S. Ci.aka
etira.if. alle 1,594; (mensch) Rismauck gett. u. erinn. 8,158;
(Jüngling) HKnoEH 16,151; der herr wird hiemit als ein
gewissenhaffter reohtsgelehrter mann zum schiede-riohtcr,
zwischen mir und meiner tochter erwehlel Sthanitzky
ollapiitrida 10 (Wiener neudr. 10, 65); ebettao (advokat)
LicnTEMtF.R(i aphoriamen 2,90,- (r&te) Ann. a S. Claha
etwa» f. alle i,4l>, als der gewissenhafte kaufmann, der
er war H. Sudkkmann das hohe lied (8, 3) 998: gleichwie
nun aber die gewisscnhafTte bediente ihre bände in des
unschuldigen blut ungern waschen . . . noch . . . ihre ge-
wissen beschweren wolten GnixiMKi.SHArsKN #M>rf*r-
eratiind. Simpl. 3, 4x'<ä; damit es sie zugleich in den stand
IV.
MB ftwtoMÜMfl«» W. . . . 4v ibi« MhvMtor nicht
vetiaMMB Mag, daa banahifeada töehllfa aatwort zu
geben Schillsh br. I.IM: eben»» »ehöm UumUMlMUAVmm
wiedtrtratmmd. Simpl. i, MS; abar ein feiner köpf, ain adJaa.
sartalnDifaa famOt, ein gewissenliaflar baobaablar P.Hbysk
[die »tlnrnra» Jakobe) II, • a. M»; deuu tfl. M$ tulmtmm
tivierung in: {Angela ) du reitaat vorauf. raUa 4o«h.
reite! und kehre dich an ntcbU! (fier*:) pfaamarmabr!
{Angdo:) wla? iob glaub« gar. du villst den gewiasanbaflen
apialan Lmmino {Kmü%u (iatott\ t. s) >'. m».
/9) hier wtrdtn vor ulUtn abatrarta tum troger mUriAtthter
vtrhimdtmffm, in»t^fam einaetn» rerba. mit denem »iek 4t»
aAmt-b aafai' MrMiiiitl (». t.), i^amina meüomi» m äi« frMjyt
d»r »ubthmlimt iAarführtm umä dawüi amek awrfai'a mt
»pTttt^tmtu at^otiNf sMi^fN tteM^tf»n .*
0) gawiuanhalRer krief (aterteM/t) Looao timmgaä.
1. 4, 4*. Kitntr a. tn ; gewisaanbafflar piff Lmsiro i*. 4M:
ich sehe gar nicht ab, warum wir oaa aiaar ao |
haflten gnauigkeil in unsem wrrckan
uns so sehr um daa mehr oder waniftr ia
bekümmern J. Clin. l.iciiTF.NnicMo mph»ri»mmt t, M LtUt'
mann; eine gesrliirhte der meinungen, dar praktiaeliaa
grandaätxe der Völker ... in gewiMenhafler- prüfung dar
thalsachen und zeugen geachriebrn; w&r« eigentlich dar
Schlüssel xur thatcngeaohicbte Hkhukh ^6r. a. k^fUrd. d.
humanität 50) 17.881 ; daa gleich»: P. Hkyhr (/f4MitM<«« anfaf)
II, 8 a. 155: (fonchung a. o.) ü. Kbi.i.rr l". aM: akmliek
(Sektion) F. Hruuki. (Aaitespearw $eHg»Mo»aen t) lt. K*;
warten sie, unterbrach sich mein mann in einer »ehr ge-
wissenhaften Wegweisung, da kommt mein Heinrich eben
aus der schule und soll sie begleiten V. Hkvhk .drr krri»-
riehter 9, 8) a. 6; indessen ich mit liebe die Zeichnung nach
meiner einsieht ver\'ollkomnmele und überall ein blaitoder
einen stiel ausbesserte und einen schallen vcrslkrkte. die
ncigung für das mädchen lehrte mich dies gewissenhaft«
fertigmachen und durchgehen der arbeit G. KKi.LBH(yrAiMr
Heinrich i, 9) 1,948: seine Instruction wird er von Barlin
erhalten: wenn graf SchlielTen decement fBr deataeba
Sachen bleibt, so werden die instructionengut »ain: aa ibra
gewissenhafte ausfühning glaube ich bei U. nicht Rismarck
ged. u. erinn. (9) '1.808; dieser offenbare nachtheil wird
aber hier so ziemlich ausgeglichen, durch musterhaAeia
anordnung, genilligeni plan and gewissenhaHara pflaga
MA'nHi.s.S(>N erinnerungen 5(1816), 49; in gewinanhallaa
gesinnungen Hf.mukk (chrietl. aehriften 5) 8n. 839: religion
ist gewissenhafte Verpflichtung 80, 8io: 'Pflichterfüllung'
sagt schon so viel, dass 'gewissenhafte Pflichterfüllung'
nicht mehr sagen kann, sondern nur als eine tautologie
bezeichnet werden kann E. v. Hahtmann 8* (da» »tUUeke
bewttaataein) ito.
8)) da wir unmöglich alles merkwürdige mitnebnea
können, so der hochwUrd. hr. Verfasser, der oherkeit hier
auf eine gewissculiafte art anbefiehlt. ... GorracilBU
neuest, a. d. anm. gelekra. 8. 770; «ff. muek gew. eha*
racler Hkrubh 18,81&: ich hoffte auf «in« oautladUeha
authentische nachhcht. die ich nun Bbaiaeliiokaa kaaa.
sie hat mich so offl innig gerührt ala iah aia las. aad
das gewissenhafftc detail der erz&hlung nimmt ganz hin
GOtiik (an Sophie r. La Noch») br. 8.57: wir wollen zu-
sammen wohnen, ohne das hfttt' ich de« guten menschen
gewissenhafte hkuslicbkeit seither sobOB gam «in bi»chrn
ausgeweitet; als seh wager wird's seboa gehen (die ge-
schteister) 7. 188; sondern versprachen unser gaaiaa ktaf>
tigea leben auszuwechseln, d. h. ana gegenseitige g«wiaaaa
hafte tagebOcher zu senden Stiftkh ystud. i: JM-
blumen 8) 1.50 Sauer,- mit einem wald measer. frest. frest.
hieb er ganze Kate ab . . . wenn er die band zweimal
umkehrte, so war schon ein büschel fertig: aber das
waren büschel, gewissenbafle bflscbal ... es waren
grosze büschel, fest gebnaden« bOaeh«!, wol gerattclle
büschel Jobbt Sackmamk prtd* (isss) 8».
c) die mitnriialan funetionen.
a) wenn sie ihr werk gewissenhaA Ibun. üben sie re
ligion Hkrdek (ehristi. aekr^flm t>) K, 948: eben»o M»: tut
dessen wohl sich der edl« gewinenbafl hingab ao, 258:
ihr kommt gewissenhaft auf eure stunde («loa^ careftMg)
Scui.naKV Shaketpeart (Hatnlet i.i>4. tss Brand/.- ich kam
dieser Weisung gewissenhaft nach klöRiKK(^-«rA<ti:z)s,a6
S»&
6295
GEWISSENHAFTIG
GEWISSENHAFTIGKEIT
6296
Krausz; dasz sie nicht immer gar zu gewissenhaft mit
dem ihnen anvertrauten umgingen, auch davon könnte
ich gerüchte aus der historie anführen Hkrder {br. über
tempelkerrn . . .) 15, 117; genau so Pestalozzi Lienhard
(2, 62) 2^, 215; ebenso P. Heyse 2, 9, 141 ;
nichts unversucht läszt dieser wackre mann,
gewissenhaft, als lag' ich selber hier,
wird er um deine tochter sich bemühen.
GÖTHE {not. tochter 1, 4) 9, 259;
das gleiche W. v. Kvqki.gk-ü jugenderinn.i, 32; vgl. {sp. 6292)
gew. arbeiten J.Grimm; und der könig verhiesz seiner-
seits, wenn in diesem sinne gewissenhaft verfahren würde,
seinen ganzen einflusz . . . einzusetzen Sybel begründung
d. d. reiches 3*, 55; vgl. (gew. durchführen) ü. Keller 6, 1.59;
und wenn sie eine woche die büclaer gewissenhaft ge-
führt hatte, kamen einige tage, wo die sonne lustig
schien G. Freytag {soll «. haben 4, 3) 5, 60; vgl. (gew. aus-
üben) GÖTHE 12, 58;
was er dort sah, soll nicht verborgen bleiben,
ich will es euch gewissenhaft beschreiben.
GÖTHE 1 {die geheimnisse) 13, 18s ;
vgl. (gewissenhaft anschreiben) Schiller 5'^ 268; und
herr Pix liesz gewissenhaft die sendung sich selbst zur
last schreiben G. Freytag {soU u. haben 4,5) 5, 98; ge-
wissenhaft erklären Herder (christl. schriften 6) 20,251;
ermahnen 20, 249; gewissenhaft erzählen Göthe (Werther)
16,143; vgl. (gewissenhaft überzeugen) G. Hermann Jettchen
Oebert 227; die wir gewohnt sind . . . die gesetze dieses
landes . . . auch dann gewissenhaft zu beobachten, wenn
sie uns nicht gefallen Bismarck (in der 2. kammer 5. 2. 1850)
1, 198 Kohl; es war, als trüge sie einen Schrittzähler bei
sich, der jede Verkürzung dieses ganges gewissenhaft
berechnete und festhielt H. Sudermann das hohe lied
(2, 22) 629.
ß) freilich aber, um jeden kubikfusz erde, den die kultur
mit unrecht vernachläszigte , zu nützenden oder ver-
schönernden pflanizungen gewissenhaft in ansprach zu
nehmen, . . . Fr. Matthisson erinnerungen (ll: acht tage
in den Alpen) 2, 283; vgl. (gewissenhaft empfangen) Göthe
53,36; (gewissenhaft bilden) 20, 164; sie legte eine art von
Verpflichtung, jedes gefühl, das ihr entgegengebracht wurde,
gewissenhaft zu erwidern H. Sudermann das hohe lied
(1,3)22; doch hielt ich jeden gedanken, mich ihr hinzu-
geben, für eine Chimäre, und nahm eines nachdenklichen
abends herz und köpf gewissenhaft zwischen die bände,
mir einen vers auf die ganze sache zu machen P. Heyse
(Maria Franziska) II, 7 s. 207; gewissenhaft benutzten
wir die kurze frist ... zu mancherlei kunstwallfahrten
Matthisson erinnerungen 5 (1816), 61 ; warum muszten von
unserm Hagedorn . . . die ersten schlechtsten lehrling-
stücke, die er so gewissenhaft verhehlte und verwarf, her-
vorgezogen (icerden)? Herder (recens. im Wandsbecker
boten) 5, 421; mein herz war ungerührt und unbeschäftigt:
ich vermied gewissenhaft alles nähere verhältnisz zu
frauenzimmern Göthe (dicht, u. wahrh. 12) 26,119.
GEWISSENHAFTIG, adjectiv, (vereinzelt) adverb, ist
früher als das einfache gewissenhaft beobachtet, stirbt
aber, ohne grosze Verbreitung gewonnen zu haben, im 18.
Jahrhundert vneder ab, wahrend das auf ihm beruhende
Substantiv (s. gewissenhaftigkeit) ^erarfe wm diese zeit in die
litteratursprache eindringt, anders als gewissenhaft (s. sp.
6289) aber ebenso scharf hebt sich unser adjektiv gegen das aus
dem verbalstamm unm,ittelbar abgeleitete ab ; vgl.-, wo man
denn findet erbare, zuchtige, gewissenhafftige menschen,
welche ob diesem freuel erschrecken Joh. Eberlin (me
sich ein diener gottes wortes) 3, 210 ; gegen • und erweiten den
selben Adolphum von Nassaw zu einem kaiser . . als einen
geübten und wiszenthaftigen manumb alle sache des reichs
Meisterlins chronik v. Nürnberg s. dtsch. städtechron.
3, 114 (expertum). die erste btichung ist aus 1664: ge-
wiszenhaftig, consciencieux, religiosus DuEZ 199'*; ebenso
(gewissenhafftig, conscien^iostt«) Sei delius 182; König 258";
spätere buchen unsere bildung als nebenform zu gewissen-
haft : er ist sehr gewiszenhaftig, religionis nimiae, su7nmae.
inaximae est Stieler 2569; Rädlein l, 384'>; vgl. auch
Stein BACH 2569; von da ab fehlt in den icörterbüchern
jede erwähnung und ein vereinzeltes niederdeutsches zeugnisz
(gewi^enhafdig, adj. gewiszenhaft Sciiamb.\cii 64") läszt
schon an der form erkeyinen, dasz es sich um beeinßussung
durch die Schriftsprache handelt, für den litterarischen
gebrauch hören die belege noch früher auf als in den Wörter
büchern, sie reichen nur in den beginn des 18. jaJtrh. die
meisten stammeii aus Grimmelshausen : also seind sie
viel zu gewissenhafftig sich . . . mit losen Weibsbildern zu
schleppen wiedererstandener Si?nplicissimus B, 137; denn
ich fing an so gewissenhafftig zu werden, dasz ich
durchaus keinen Christen bestehlen wolte Vogelnest l, 13
(3, 427) Keller ; desgl. (waren so fromm und gewissenliaiftig)
loieder er stand. Sivipl. 3,364; ach wie ist mancher vater so
gewissenhafftig, ehe er sein kind auf eine hochzeit gehen
last Weise die drei ärgsten erznarren (33) neudr. s. 161;
wenn nicht noch der gerichts-verwalter ein klein wenig
gewissenhafftiger, und mit dieser freundlichen vermah-
nung hinter dem edehnanne hergewesen wäre Kuhnau
musical. quack-salber (29) 116 Benndorf; Gelanor sperrte
äugen und obren auf, und verliebte sich fast in den ge-
wissenhafftigen richter Weise die drei ärgsten erznarren (32)
neudr. *. 153; ja indem er sich stelte ein Krist zu sein,
war er unkristlicher als ein gewissenhaftiger beide Zesen
verschmühete, doch tvieder erhöhrte inajesttht 217;
Thrax spricht, wenn ich ihn unerwacht
bei seiner schönen Thais finde ;
sein ambt hab' ihn hieher gebracht,
um sie von ihrer schnöden sünde
durch seinen treuen Unterricht
gewissenhafftig abzuschrecken: . . .
Chr. Wernicke epigr. (7, 21): 382 Peehel.
GEWISSENHAFTIGKEIT, /., Substantivableitung zum
vorhergehenden adjectiv, mit dessen aussterben ihr erster
gebra%ich zusammenfällt, den ersten litterarischen belegen
gehen schon buchungen voraus, die von 1716 ab eine fast
ununterbrochene Überlieferung darbieten : gewissenhaftig-
keit, conscientiousness or conscionableness. teutsch-engl. lex.
2, 775; gewissenhaftigkeit , sanctitas, religiositas , religio,
conscientiae religio Aler 1,941"; ebenso (ohne die beiden
letzten parallelen) Steinbach 2,1061; Matthiae 2,181";
Kirsch 2,152"; dazit vgl. gewissenhaftigkeit, religion,
probite scrupuleuse (exacte) Rondeau 2, Üu3/.,- la con-
science, delicatesse de conscience. religion, scrupule, probitS
exacte, scrupuleiise Schwan 1,748"; conscientiousness, scru-
pulousness Hilpert II, 1 *. 466»; die gewissenhaftigkeit,
plur. CMr. die fertigkeit, seine handlungen nach der Vor-
schrift des gewissens einzurichten Adelung 2, 670; Campe
2,367'; litterarisch ist das femininum zuerst bei Lessino
belegt: Merope muszte nicht die gemahlinn des Poly-
phon tes sein; denn es schien dem dichter mit der ge-
wissenhaftigkeit einer so frommen mutter zu streiten,
sich den Umarmungen eines zweiten mannes überlassen
zu haben, in dem sie den mörder ihres ersten kannte
(Hamburg, dramaturgie 1, 40) 9*, 353 ; daran schlieszen sich
einige belege aus Hamann, mehrere aus Herder, ver-
einzelte aus Moritz, La vater, Göthe, Schiller; viel
häufiger tvird der gebrauch im 19. jahrh., vgl. vor allem
die belege aus G. Freytag und Bismarck. auch aus ein-
zelnen mundarten ist das Substantiv bezeugt, und im
gegensatze zum adjektiv sogar mit eigenen formen ; vgl. .■
kurjos waor, dat de aolle besmoor Röwesaot in nöre
gewietenhaftigkeit sick gans genau an de beteeknung
holl, well in 't Mönsterland füör den twedden gevadder
anwendet wädd Franz Giese Frans Essink (3) (1875)"-' 18;
gewössenhaftechket, /. gewissenhaftigkeit wb. d. luxemb.
mda. 145'' ; zum formengebrauch ist nur anzumerken, dasz
der plural, wie schon Adelung feststellt, nicht belegt ist.
l) unverhaltnismäszig häufig ist das Substantiv enger
an andere gebunden, — rneist an bedeutungsverwandte —
loährend eine gegenüberstellung von contr astbegriffen wieder
die ausnähme bildet, vgl. -. das christenthum setzt den werth
des menschen in seine innere gewissenhaftigkeit, das beiden -
thum in seine äuszere . . . gesetzmässigkeit W. E. v. Kette-
LER ist d. gesetz d. öffentl. geunssen* 10. gegen: gewissen-
haftigkeit und einsieht, was fordern diese von einem mann,
der ein mitglied des Hamburger ministerii ist? untersuchet
von M.B.. Brandenburgms; religion ist ein römisches wort,
das man hier nicht gebrauchen sollte, im reinsten ver
stände bedeutet es gewiszenhaftigkeit, scheu vor gott, treue
in haltung seines worts Herder (christl. Schriften b) 19, 235;
ganz ebenso 20, 'ii»; 20,264; meine religion, meine innerste
6297
GEWISSKNMAFTIGKEIT
GEWISSENH AFTIQK KIT
6M8
gowiRHonhafligkeit, mein Klnuhe. meine «iehenite guvar
■ioht so, 166; religio!) war alao ... die toriitamfte gewlMen-
haftigkeit seine« innern bewuiatMin« , der alUr Mine«
gemiltheH no, 141; die regel der Wahrheit und einsigen
tugend, lior menscheiigUte und gewiatenhaftiiikeit to, «a;
vffl. auch iio, S8D; waa die gewiMenhaftigkrit und treue
seiner Übersetzung beirift . . . S«:Mn.l.v:n (rortr. n»r 'ter-
atnruHff r. Troja") fl.M*; er verwjt"-«- i'--/ Rmt mit dar
grÖH7.lcn t!<>wiMii(>rihaftigkeit lind I i< hknt Mohitx
Anttm Utiart (ü) liniieiffrt; tlmyl i iin|iMrthrtlirh-
keit und gew.) Imvaikii uunitirlittn tn die etrtgkrtt 3, xttl;
er war der träger den ernste« und der gowittsenhaftigkeit
H. Laijiik {hurgthfutrr ■stA &, 84S Houhen; so (Uhllen sie
doch HJIo, dass er di«>Hi< krirccrischcn pflirhten nur aus
gcwiHHtMih'aftigkoit nhne frtMidc erfüllte H. v. TiiRlTaciiKK
(leutirhr geach. 5, 11; das ist doch eine art, mich in der
ttfrenilichon nieinimi; herunter tu drücken, in meinem
fleisz, in mriiior gpwinHrnhnrii^tkrit , mit der ich mich
auf nmdiche Huehvn vorbereite Mimmahck (im reirhttagt
«.5.187») H, 41 Kohl; ^i^• ki'nnen die arbeit, die gewissen
haftigkeit , die sparitniiikeil , aber nie wissen nicht , wie
die runde sumnic, welche sie als lohn erhalten, im wind
und welter der konkurrenz r.usammenpekommen ist
(i. Kkllkr {grüner Ihinrieh >, 15) 1, 8Hit. ander« t%t*tnntnen-
gtellungtn teerden durch den bedeutungitgfhalt vorbereitet,
den unaer mtbalantiv durch zutritt eine» attrifutte» geteinnt:
es mUszte selbst für !<avater eine schwere aufgäbe werden,
in dieser kraftvollen und entschlossenen physingnomie
(l'hilipi>ii dea groa:miitif)cn) (Ion ver/agten kicinmuth und
die demuthsvollo gewi!>.scnhnrii|!keit zu entdcokon. womit
dieser fürst, wegen seiner iiebenehe. in dem bekannten
schreiben an Luther und Melanchthon, seine seele zu
retten suchte Fn. M.m tiiishon erinnerungen (5: rnter-
Uindüiche besuche) 1 (iHtn), s.'W; weil nachdenken und geistige
gewissenhafUgkcil im refectortum nicht gekannt waren
G.Kki.i.kh (^riincr Heinrich t,!ii) I.S73; andern: bei unserer
Vielseitigkeit und gewisscnhaftigkeit im denken Hkink
{Lutezia l, 3») B, 2H0 Khfrr; rorütjcrgehenden brdingungen
des zustitnmenhangea enrachsrn ■ und sie {die ajwkrgphen)
von ihren verfoipcrn . . . aus der weit geschallt, oder sind
sie aus nrid und gewissenhnftigkeit . . . der nachweit ent-
zogen und in den ruinen.der tempel mitbegraben ..?
Hamann (fragmente einer apokrgphiachen »ibytle ■..)<. 10
Jioth: und es ist charakteristisch für den nnabhUngig-
keitssinn des Volkes, dasz diese gaben {an den hituptting)
als geschenke behandelt werden . . . und für die gewissen-
haftigkeit des voIkes, dasz sie mit regelmHszigkeit ge-
gegeben wurden G. Fhkytai* bUder a. d. dtach. Vergangen-
heit l", 75.
d) einachränkungen de» bedetifuttgaun\fangea aind bei
unterem atihatantiv verhiiltni»mda:ig aelten und teerden, iro
aie »ich neuerdings mehren, mit netten mittein durehg^Uhrt.
ao läsit »ich in dem hinicti» at^ beatimmte träger Ütr im
gegenaatzc zu den beobnchtungtn an gewissen {ap. OW. CMO)
nur auaiuihmaireiae ein auagangapttnkt de» btd«uiunga
tmndela fcatutellen vgl.: 'gewissenhaft!' — ich sage ihm,
die gewissenhiifti^keit der herrcn advokaten gleicht der
tilgend alter Jungfern: sie steht fest, so lang — sie nie-
mand angreift' Moh renfei» .. . ein »chau»jnel (iTWi a. 17;
gegen: wer darf über seine gewissenhnfligkeit den stab
brechen? Hamann (Golgatha l) 7, W; vgl. auch {a. o.)
W. E. V. KBvrRi.KK lü; Bi8Mak<:k 8. 4I; da seine (J/eniM*-
aohn») gewissenhaftipkeit in Jeder beziehung im anfange
gerader.u an ängstlichkeit streift Danzbl Laaaing t. SM;
alle aber haben eine lendenz, gegenseitige gewissen-
huftigkeit in einer gemischten Volksgesellschaft als heilig
zu bejtründen Hkiu>kh {chri»(l. achri/ten i,) iO.Xit. ich
bat also mein hausfrKuIcin . . . Julien zum kalTee ein-
zuh'.ilon. sie hat das itcthnn. aber in ihrer gewisaen-
hafti^keit nicht ohne vuter und nuitter in kenntnis ta
setzen C.aui. Hask {Jugenderinnerungen) 11. 1, laft. ttmti$tr
achränktmg de» begriffe» auf ein engere» gebiet dar baOtt-
tigung kommt hier mehr zur gtltung, aber in der rciAe
der attribute hat auch »ie tcenig rt< bedettten: solche
regeln wie die obigen, wodurch man mit einem an<*tand
von philosophischer gewissenhafHigkeit alle wege ver-
dächtig zu machen sucht . . . G. Clin. Lir.in f.nbfro apho-
rkvmrn 2, 187 Leitzmann; seine schwächen sind ferner
slflhthar in mancher komiMhen roll«, die er Obartreibt.
da er andere fein komische rollM eluM llfMid •!»• Ilbw-
treibung spielt, so ist Jen« ttlMrtTCihwig «ia ■■■gel •»
|d«U|*r tawliMiilMinigkeit H. Laum (hrnrnthmtm tt)
».190: «fl.MM*elm MAmiiasoM t.M: W. E.v.KrrTS-
um Ml iatttm iti a» /Mr 4i» mmmt mtmitMmmg Ammi-
atitkitHtd, äiat hti 4ar vidttitUkiit 9tUktr
»unmthr wtiHlh^fl§mra prMpmiämakmrUmliiimtm
«U waidieii wohluiwtileii eis
kuhhirt ... ich Imdtete
wiaaenhafligkeit nicht miazuhStea aoeb biar leb «In
R. M. Amnit artnmarun§en tt: er war der tffftr 4aa
Worte« ... der gewiaaenliaflifkeit ftir aion and pUi dae
ernsten stUrkes H. Lavbk (6«*rfiUUaifr it) ft.MS: «ll
am burgtheatrr mitfflieder der älteres |a«traUBa.
an gewissenhafllgkeit des mamoherena iiioBtergüitif waren
(11) &, ta»; bei dem majorltltsvotum . . . geht das gefühl
persftnlirher Verantwortlichkeit, in welcher die waseol-
liche bQrgtchaft für die gewisaasbafUfkatt dar aalaabä
düng liegt, sofort verloren, wana dleM doieb aiiea|»s
majorllilen erfolgt RiaMAHCK fed. h. «riaa. (1)1. IS; ich
würde es mit der gewissenhaftigkeit in erfOllung meines
kAniglichen berufe« nicht vereinbar Indan mmtmvrt kdmif
Wilhelm» auf die adre»»e da» atfiei dmttmhmmma (IMi)
a. Bismahck t.ra Kohl; nachdaai lab daifaaUH dvwb
perapcciiven und parallelen dam tüidglw laaar abMtt
begriir von der gewisaaohafliffcait baibnobla. walaba ■■■
autoren l>eseelt Arzbnonobbii (jt»rf§§m§t 1) •*, a; eba»
hatten wir die gefOhlaralaaife aaarfcaiuniac dar varbtod-
lichkeit als Pflichtgefühl bezeichnet; die pMebtoiAssig'
keit des prakiisrhen Verhaltens, welches ans demselben
folgt, stimmt überein mit der gewissenhaftigkeit. weleb«
in der durchgehenden anwendung des artuellen gewisseas.
namentlich nach seiner formeUaii saile, bastabt E. v. Hart-
man n f} (d. atttliehe betenaahtaim) ttb', aia aofgte für mich
fast miitterlich, mit einer gewiäsenhafllgkeit, als ob ich
ein kostbares gefMsz wäre I'. Hr.vsK {die here roM Jwrs«)
II. s a. aa.
t) baim MiMtNfssdkrtfHMm btfri£t, a^flrnn ar «Ml ämnk
auammmtanataUungen mit mnämre» mbthmtimm §miUbi iti
(«. o.). atehl da» attbatantie nur »tUmt akma hajUUtr: dte
aegyptische zwar steife, aber grandfoaa, and In dm
Verhältnissen bis zur gewissenhaftigkeit genaue konst
W. V. Hf MiioLin Latium u. HeUa» a. Utt denkmtaUi») itl;
wenn ich auch so eine menge zeit vrrliere. »o mag ich
doch aus gewissenhaftigkeit das malieug nicht hervor
kramen, so lange eine verakkordierte arbeit nicht fertig
ist Q. KatlJiH (mm ilari« r. Friaek ikt«) s, 4» B§ak»tH.
meiat detgafem t^gt «tcA äma aubaümtiv im der IsyMUiiif
vom aUribHtwam iutimtmumgan, äiannieaUiamHktm dienen,
emheadar faasm aia arkammam, wie dir radmdt die eaien«
dMNf dm bafriffe» im betomdarem auaammaamktttf bewartat.
odar »ia diamem gana allfamtaim dar a4ai§armmf. ««mA im
dieaam falle kämm wia bri dem me^jektir Üb adar tmdd dm-
durth aftagedrüekt teerden .- warum will sie ans daaa
eine unreife gewiaaeohaftigkeit . warum soll sie oas
ein frommer eiganabm verbieten, wenn wir sie würdig
brauchen kftnnen ? Hbrdkr {über Jk. JMt» »ehr.) g. «S;
endlich beknnimen dieee ersählanfea ate mwi Bllidltaa
gewicht noch dadurch, das« sie als ei» gStlMebar atammaa
vorsug dieser nation beinah mit abergttabtoebar gawiaM«-
haftigkeit Jahrtausende lang erhalten . . . siad (idsm I. It)
14. SB; aber auf der Universität schon am glauben irr«
geworden . hatte er in ehrenwerlher gevissenhafUgkeit
kein geistliches amt begehrt W. v. KOoBLOBH jaf iadiiim»
(«, 8) 8«4 Satkuaiu»; beiüpiele der biltliaebaa gaaabiebte . .
sind es gar Übungen, die von wahrer gevrissenhafligkeit
gerade abführen . ach. so galaagt man gewi» nicht zum
siel Hannrn (rhri»tt. seAr^Km s) w. sta: hpnnen aof sie
oder auf irgend einige naiurgegenslände kaaa dtaaa poaaia
nicht haben; das wäre ahgOtterei. und sie winaa. arit
welcher gawiasenhafti^eit sie dies« vermeiden mosste
{r.faiatd. abr. foeaiat) It. tn.- ist denn dieses volck (da*
jiidiaeke) so wichtig und so genievoll, so fruchtbar für uns.
dass wir es mit solcher gewis<enhaiTtigkeit hegen sollen'
LioiiTENBRKr. apkor. s. lOS: denn obgleich der prinz die
ersten Vorstellungen von anfange bis sn ende auf seinem
SM*
6299
GEWISSENHEIT
GEWISSENLICH
6300
sessel sitzend, mit der gröszten gewissenhaftigkeit ab-
wartete, so schien er sich doch nach und nach auf eine
gute weise davon zu dispensiren Göthe [lehrj. 3, 8)
18,283; vgl. er beobachtet die gröszte gewissenhaftigkeit
.'. the greatest conscientiousness Hilpert 1,1,466»; vgl.
auch mit grote gewissenhaftigkeit F. Reuter {stromtid
2, 22) 2, 348; vgl. {sp. 6298) sorgsame gew. E. M. Arndt er
innerungen^ 12; dasz sich Olga der ihr gewordenen doppel-
aufgabe: das kind ruhig und das wasser im kochen zu
erhalten, mit einer durch furcht und hoffnung gleichmäszig
geschärften gewissenhaftigkeit unterzogen hatte Tu. Fon-
tane {SHnecap.6) 1,5 s. 29; welche... münz, tili und
kümmel mit mathematischer gewissenhaftigkeit verzehn-
tetenHAMAJ^N (Golgatha, u. ScheMimini.') 1, (,'6 Roth, viel-
leicht hielten es auch einige aus übertriebener gewissen-
haftigkeit für unverzeihliches verbrechen, von einem
bundsgenossen des teufeis zu schreiben J. F. Köhler
dr. Joh. Faust (l79i) 49; was sie selber schlimmes wirk-
lich gethan . . . sich zurückzurufen . . . und mit un-
barmherziger gewissenhaftigkeit zug um zug 0. Ludv^ig
(Heiterethei) 2, 139 Stern; dasz gerade dieser hohe herr in
seiner peinlichen gewissenhaftigkeit jede mittheilung in
die fremde vermieden hat G. Freytag der kronprinz u. d.
deutsche kaiserkronedQ; desgl. Fontane {v. d. stürm) i, 1,193.
GEWISSENHEIT,/., .substantivbildung zu dem parti-
cipialen adjectiv gewissen III {s. sp. 6216/.), dessen active
bedeutung es Jiatiptsächlich übernimmt, in der mittelhoch-
deutschen Periode am meisten verbreitet (vgl. gewijgenheit
mhd. wb. 3, 791*; Lexer l, 996), reicht es mit ausläufern noch
in das 16. jahrh. herein, von gewissen IV, mit dem es sich
in seiner hauptverwendung am nächsten berührt, grenzt
sich un-ier fem. mehr stilistisch und zeitlich ab. vielleicht
dasz es axich am grundbegriff der scientia länger festhält,
der ja in der negierten bildung Unwissenheit {vgl. unge-
wissenheit mhd. wb. 3, 792"; vgl. auch Variante zu Luther
2, •; is) fortlebt, der bedeutungsübergang in der richtung auf
conscientia i.9t in den frühesten ivie in den spätesten Zeug-
nissen belegt, toenn auch nicht immer zu entscheiden ist,
wie weit dabei der religiöse begriff durchschlügt, auf die
passive bedeutung des zu gründe liegenden particips führt
vielleicht die Zusammenstellung des fem. mit gewissheit
zurück, mit dem e.s auch oft in der handschriftlichen Über-
lieferung variiert, vgl. (s. auch unter gewissheit) Freiberger
stadtrecht 23 { Freidank b, 21; U. v. Richental 1.52; Bam-
berger halsgerichtsordnung 66; Karolina 2, 31, im gegensatz
zu den Varianten mit gewizheit zeitschr. f. d. a. 7, 330;
(weishaite) K. v. Würzburg Partonop. 16887. formell ist
festzustellen, dasz der für die prämnsformen des particips
zuständige dental nur bei Freidank 5, 21 beobachtet i.st:
gewissentheit in Variante mit gewissenheit. die doppel-
spirans geht auch hier in der Schreibung späterer belege
von zz zu SS über:
l) das Substantiv bringt die am particij) entwickelte
grundbedeutung zum ausdruck .- gewissenheit, scientia, pru-
dentia : ^^^ gjg{g ßjgit. gj milte diu vor gote ie schein
ob aller tugent schön rehl als ein edel stein.
da; ander si gewisjenheit mit staete
das dritte wärheit unde schäm.
Kolmarer fianäxchr. (124, 42) Bartsch t. 491 ;
schoene mit richeit,
dar üf sint si vil gemeit.
si seiden merken schcene jugent,
gewijgenheit und ganze tugent {var. gewigheit)
an emem ieglichem man.
flnk u. nachtigall zeiUchr. f. d. alt. 7, 330 ;
da wären undr in beiden,
als si künden underscheiden
ir iegliches gewijgenheit :
wan beidenthalben wart geseit,
die wile sie da lägen,
nach iegeliches vrägen
TOn lande und von mägen.
H. v. D. TÜRi.ii» kröne 17556;
ich, der mit miner hant
hän überwunden elliu lant,
mUeste ntt gevaneen sin
von der gewizgenheite min,
wttrb ich anders danne mir
nü riete mtnes herzen gir.
KoNRAi) v. WiiRZBURO Süveücr 1147
daz%i vgl. (der gewissenheit sigen wir bar) W. v. Rh ein au
Marienlehen 117, 42; (ist ane gewijgenheit) zeitschr. f. d. alt.
7, 330; desgl. altd. blätter l, 109; (mit gewijjenheite) Konr.
V. Würzburg Partonopier 16887. auch bedeutung s Verenge-
rungen erwachse7i einzelnen zusammenhängen :
und dag sie einegen trit dar ahe
deheinen wis wollen komen,
Sit sie bäten genomen
Gäwein ze einem wissere,
swie er ungewis wsere :
wan eg nach wäne was geschehen,
dag sie in bäten ersehen
ze alsolher gewigjenheit.
H. V. D. TÜRi.iN kröne 28278;
won! dem weine der do wechsit an dem weinstocke.
wen man den lesen sal. von den zeichen der reifkeit.
i von der gewissenheit die man sal habin beide in der
pressen und auch in dem kellir md. weinbuch {Wiener
handschr.) s. Wiener sitzxmgsber . 71, 553 Haupt.
2) der Übergang zuin ersatz des lat. conscientia; vgl. ge-
wissenheit conscientia. voc. variloquus {ib. jahrh.) Diefen-
BAGH-WÜLCKER 620; vgl. conscicntia, gewissenheit, erkant-
nisz, quod se quis noscit et iudicat peccatorem vel non.
Melber voc. prädic. F 3*'. scrupulus . . remorsus con-
scientie. pinlich unrüwe der gewissenheit b4, 3"; auch
hier ist der engere religiöse begriff gelegentlich durch ange-
schlossenen objectiven genetiv gekennzeichnet; vgl.:
ich wil eu sagen mere
von deme ugjeren altare
da man daj vihe zu treip
dag ist den sunden gewiggenheit (J. Guimm: der).
bücher Mosit {Vormier handschr.) bei Biemer
dexdsche ged. 61, 6
gegen .- vil gros wirt unser smerze
die wurme eggent uns dag herze
dag ist uns gewiggenheit
diu tut uns also michel leit.
jüngste.<f gericht bei Diemer deutsche ged. 200, 11;
swer niht gebeten künne,
• der versuoche des meres wünne.
mennegeliches gewiggenheit {var. gewissenheit,
gewissentheit, gewisseheit, witzekeit)
vor gote sine schulde seit.
Freidank 5, 21 W. Grimm;
die not ich dir niht wil verheln:
dag ist min gewiggenheit,
die mir an das herze gneit.
Ebernanu v. Erfurt Ileinr. u. Kximgunde
3107 Bechstein;
ich wil euch aber in dieser faulen höben belonung nit
haben, sonder euch bei meiner gewissenheit, und nach
ewer arbeit belonen Aimon (153.5) F2»; aber bei meiner
gewissenheit, hat er mir sölichs, oder sunst einich ver-
driesz gethan, so überziehe ich jnen mit hunderttausent
mannen ebenda b 3*; schweren einen eidt zu gott . . . o1)
jhr das in ewer gewissenheit thun mögent, dasz . . .
kammergerichtsordn. v. 1555 bei Bergmann corp. iur. iud.
civ. germ. acad. 174; des mir dem statschreiber wider mein
consciens und gewissenheit gewesen Zapf reformations-
Urkunden v. Aalen 23 (1575).
3) zur berührung mit gewissheit vgl. : und batt die von
Ulm , das si der schuld uff inn kemind , so wölt er si
erlichen zalen in kurtzer zit und wölt inn gewissenhait
{var. gewiszhait) gnüg darumb tun Ulr. v. Richental
Constanzer concil 152 Bück;
möcht hiemit gern ein gewissenheit habn,
tu ich euch mit warheit sagn :
mein zeug steht hier in groszer gefar.
Oberujerer Christigeburtspil 105 Schrocr.
eben so gwissz müsz der inner mensch . . . des seinen sein,
das warheit und kein gespenst . . , sunder ein plerophonia
unnd gewissenheit des Innern menschens, jha vil ge-
wisser dann der eüsser mensch des seinen ist Franck
iveltbuch a 5". dazu vgl. die oben angeführten Varianten.
GEWISSENLICH, GEWISSENTLICH, adj. und adv.
1) verstärkte form zu wissenlich, {vgl. wij^en, wissent-
lich Lexer 3, 962) :
von diu solt uns sin wihe sin gewizzenlich,
s6 waere sin ampt nicht ungewislich.
Heinr. v. Melk, priesterleben 412 Heinzel.
daz alliche niht gev/izzenlich ist den smahvolchen
himmelreich 126 (zsch. d. a. 8, 148) ;
das gleiche (daz ist gewizzenlich) Ortnit (IV) 342, 2;
wir lernen ouch die gewizzenliche minne, daz wir virsten
sin gotelichen wundir Trudperter {Hohenburger) hohes
lied 29, 13 J. Haupt; der gotlichen warheit gantzes ge
6301 GEWISSENURBEND- GEWISSENLOS
GEWISSENLOS
6302
wiHiienlioheii iirkiin<ie Jon. v. Nki'Maiikt Uhe» d. h.
Hifronymua) 186 Hfnediet (t»rhtm iuilitium tt veriiaHs
i-j1)friini-ntum); man Rol mich keinem manne lein i«ip
nrlor sein gut verteilen, er «ei dan fegenwertig o<ler Ime
nein Kcwiiisenlich tag beiichiden tedinge« tu warten Kutten
hergfr zuaülte iur 9. rtdaet. de» detttarken Iglautr brrgrfthta
(§ SS*) Zyeka a. tt: vgl. auch wai in wlMurnilrich wer«
iimmc Hah ßorxagnuiae . . . If/Untmr oUrk^wHtadmäum§ bti
Zychn. 421» (iftwimtcnlli'icii TvmaMhtA ». «):
(ir {Ji>tr],h) hiez im mitwlcben den U«t werliobii
daz nioiiinn dn wuxre der saehe eine geMMre,
•0 «i ■ich «in uiiilir tx^chanten and gewiuallelMii maaeteo.
MiimatT tittMttt W. IM nitmar (odferh /aJUt tu der
Wimtr handaekr.) ;
a) unter, dem einßuat dra auhatantiva gewlMcn ateht.
gewiRKonlirher oder gotforcliliger, ro>wrim/i(Mni<i. iik. theuf.
m ft*; dann vgl.: gewisNenlich, advetb, eomacimtioat. we.
incip. teut. i 7».
GKWISSKNLIKHKNl). partinpiale tutammenaeimmf :
zeige mir der Herr l.ilirnfe Id. wni« fHr fug ein redlicher and
gewisKcn liehiMidcr politlctiM linhen Itann. diesrn faulen
krebs, diesen itchHdlirhen aullioren {Maehiavelli) hohen
gemUtern in die hand su gehen Kh. Phancisci tuatige
»ehauhükne (t, t) s, M5.
GKWISSENI.OS, adj. und adv.
t) tuerat im urkrrmann aua Böhwta» Megt nmd demn
wieder bei Em.Hi.ifi v. (iON/.liriut beobachtet, wird e» doch
erat im X'.jahih. reicher rerwendrt, ala eontr€Uitbegr{ff tu
gewiBsenhaft, tni'^ dem ta midk Ufft auaammungutaUt tat
vgl. irp. 6190, 6WI). wie di$$e» i»t t» bei Arr. a S. Clara
t«»i// (iiiiMMRi.sHAUSKN bewfnugi.
a) der hedeutung , die in dem gleiehteitigen wi^enlot
{vgl. von Til wi]^;;en wir^i^elAs und von vil willen willelAa
myatiker S, 691.14 ». mhd. wb. S, TtW**) tu tmgt tritt, atekt
unser adjectiv rtnn traten belege nn fem, «t wird ihr trat
in netterer vericendung vorübergehend nahegebracht: kann
ein gewisxenloses vich sich denken, da«z alle die grossen,
iinterdritckenden masHcn. regieninyen und bleiklumpen
in der zeit bleiben, oder sich in nichts auflösen werden?
liKKDKH {Joh. offenb.) 9, 88 genau «o 9, Hl ; t^. auch die
belege in y.
a) im gegenaatte datu ateht .«rAoii der erate beleg, der
deutlieh an daa »ub.it. gewissen anknüpft: Jurist, der ge-
wissenlosr. orist hilfet do nit mit rechts und Unrechts
vnrsprerliung und mit seinen krummen urteilen aekermann
au.t Bühmen 41, 18; achon hier ist mit der negierung tu
gleich ein tadel und makel verknüpft, der namentlich auch
in den bttchungen tum atuniruek kommt: gcwiüzenlos,
cotutrientiam negligena, contrmnena, eine conacientia SriKi.Kn
117U {untri- los): Mattiiiak ü, ihi'': Kikkcm v. läü*; hotno
partim religioau», aincerua, ntilliua ronarientiae homo
Aleu 1,941*: ein gewissenloser mensch, un komme aana
ame Schwan 1.74«*; «i man of no cun.wenee, an ttnprin-
eipled man Hii.hkht«. 1 j». 4«5': gewissenlos, heist der-
jenige, der nicht nur aus einer sclnverei der unvemOnff-
tigon neigungen und nfTcctcn wider das gewissen handelt,
sondern sich auch iiltcr seine Nise thnten kein gewissen
machet J. G. Wai.cii philoa. Itx.t*, 1816; daher ein weites
gewissen jemandem zuzusohreiben so viel heiszt , als • ihn
gewissenlos nennen Kant {metaphya. d. aitten 8. § is) 5, 874.
ß) im lifteninarhen gebrauche sind r.n namentlich par-
aUdtterbindtingen mit anderen adjertiven, die dieaea
momtnt dea tadela hervorheben: können auch gefKhrlichere.
and gewissenlosere nnschlllge gegeben wenlen ungetriaaen
hufter gewiaaenarat Itn89) 43: entgegen aber seind auch
einige, die sehr gewissenlose und ungeschickt; gewissen-
losr darum, weilen sie ofTt wegen eines nadelstich und
geringen schaden grosses geld erpressen Ann. a S. Cij^ha
eticaaf. aUe {der trt^ndartt) 1, 188; das/, erden lasterhafllen
und gewissenlosen sUnder niemahlen weder ruh noch
rast iKs^et gehab dich icohll [1) 106; als sein die kriegs-
leiitli .ihres sträfTliohen und gewissenlosen« wandel halber
den thiercn nicht ungleich mereka Wien I4&;dasz er gantz
ehrlosz, gewissenlosz, gottlosz seinen herrn und heiland
verrathen Judaa der ertsachetm i, WO. doch von wegen darf
ich mit meinen landsleuten nicht sprechen ; die sind wol
selten in einem andern lande schlimmer und gevrissen-
loser vernachlässigt als bei uns in Sachsen SKt;MK(<plner'
^njr l) 8,110 Hempel; um das masz der gewissen-loeen
llbertlniMhen Hattinuif foUznouiehen
gewiaaenarat 19: er k0mM lltroaeh aiabt gJMtwa
ich so fewisaenlMz und MdltftrUc §»wmtn ttt,
grob« sAnd ... 10 begehen GniMiir.r«MAOtsii (s
*. 16) 4. «0 KalUr; so war er jetet nach voOblMlltor IlMrt
'der bluthoehtiti) wwter Ifltebteiaaif sedi nwtoeenloe f»-
nug, der tnnem rflge darMibM . . . n MilfMMii Schilmtr
igamek, d, fimmt. umrukm) 9, tm: «ta 0«hr ttDfitil«BlMifW
nad fewtaeenkNwr Uhfer 0. Wnurrho («all m. kmtm f. fi
4. Mi; 10 kW« Itol« . . . dl« . . . nad«!« fai felklir d«r «wigjwi
TerdünamB« vonelsMalMr wM
•tar<8«a dSrfl«a GniMiiKiiinAceKM
•. *I8; du machst sie erstlich gewissenlou, hernach foreht-
•am, und endlich grausam i. 4M; ihr seid gewissenloe
und ••IlMlaOehllg wie alle minm» P. Hktbk {.Ammimm) II. I
a. tmi so sind sie aiU, all« wenn sie Itfsn.
eo fdwslMa sie eUk kh^ verrM JeTärfchwIirit.
die Mrte iMlcMl. geSieiselus
«od laak MtoM der «UMrhlisil U^wvf
ihr greaeer sinn, der kleinee aieM keaaMaL
OutxrABm lAAir i| i». MB
wk Mhr d»M«e wttment dea tmdtUi am lmimtktm§t§ikaU
bmünfhmi hat. ttigt «M mr Mtm ämtim. 4mm im»
m4jadim mmiefcr Mfmr m ekm dmt mtttImuMr guttat
wtrden konnta, dm» «• tufitrtt and «ha« iMobacht und
betnfftigung deines fewiaaenkNMa nwis««iM durch aller
band vorthell. list and b«lrt«f«r«i«nebl«b«niGitiMMRiJ»-
MAUMEN tmerfertretend. Sim^ (t.t rmtkattUd Hutoni» t«)
S(171S), 166; eiieesrdsi 9gL fwfcw— |«« ato ttkimqifwart tti
L. V. Panrnbr tUttk, tMmiifith. a^; «yCf •« w§n «r Ja
der pOsMst« fib«HlriU«r, d«r aof ewige leMen Irin ft-
wiss«nlo«« tniflur vor fott za gerechten machte Hrnobh
(cAmtf. aehriftem 5) 80. ««.
;) erat in jüngerer entwieklung iat da* m^iteÜm mikffktk
auch ohne beimiaehung einea tadeU biUgt, emttputkntd itr
leandlung im bereieh» da» »uhttmntir» (ty{. e&äi »f. MM «w
HKunKi. und W. Kaabb): cf<. der handelnde ist Imitg«
wissenlos ,- es hat niemand gewissen als der btftnftlitwdt
GÖTHR marimen m. r^flex. nr. 841 : kann ein fewiaMSl««««
Vieh sich denken das die . . . verderbang dieser weit aheo
bleiben . . . werde Hkiidkk », s; ehenao '.». o) 9.19: nur der
paradiesisch naive, der beschrinkte and der gevisaenloae
mensch lebt leicht, dem tiefer geli«adaaMüBaMnidl«palM.
wenn er bedenkt, welch ein fOrdrt«fMeh«« «OhtartemP«rit
das leben ist Fa. Tu. Vihciikii ««mA cmmt (MM) 47».
den Ituehungen aind nur wenige, 4i» »iek Mf^ i
beaehränken. und auch bei ihnen iat fitr 4i» dtuhmf
voraieht geboten .- ungewissenhafft od«r ^«wlwenlo« ««to.
eeweneiwiMf .-«eAtwii« esnssisiiM . . . Intink «nft.lmr.t.iau:
MnM eoNJcwara («kmmiX |>rtfl« diesi
iUDUtiN 1. S»4^; aam» eewaeiwut Rohdbao t. Uat/.
Schwan i, 748*; gewissenlos, ohne febraoeli d«« {
handelnd, fertigkeit besitzend. ohnegebraoebdasfewlMMM
zu handeln Ai>Ki.t'>«u 8. 670; ähmlieh Camps t,M3*.
b) atar form i»t dm» jnrwimaaU» «i'wdn'wfe» ds»
»itiamtaaitktm» Au'iisi'mA«>m ? daai
drucker and buchhKndler gefunden werden . weldn riak
so viel mehr dieser siinden theilhalTtig marhea, eo vM
mehr sie die schand-poeaen anler die kate bringwi Watss
die drei difeHiw si'iw«M nm (i srrsds. 4 aendr.); ifi. andk f»-
wissenslos {im d»r auagat» v. Uta f<f"> fawiwMdM MW)
Auii. A S. Ci.AnA«Mrefe»inMi»n;dlaMiaieMa«ka««i.
einer so gewisseas-loeen mmIm 4m rlkk«i n haÜMi, aad
mit ihrer feiler so schQtien BrTaciiKT AilAaia»(iir.Mi)Mt.
einmutl iat dm» wort ala emmpoa. tu loee atttt tu kw
idaft {VfL mmA unten th. $ ap. iiat jf.)- wer wieder das
fiberwiefend« gewissen handelt bloss deswegen, weil
es gehindert wird, den nennet man tswtwilcss Chr.
Woi.rF ged. r. d. menM-hen /Ahm n. Imtttm ^ t^ ». U.
«sie An gewissenhaft jniad ««mA M fnrtaMalM wm kMU
itimt»ämifkati^f»tet9erun0apm»1ikiimmmd»l$i§»nimf^fk§ iia
itthttHal: ieh wil auch aH H«ta ...«!• fw MtgfclUf
gewissenloei de {di» mtmtkt) seint Ebsri.ir r. OORxaoan
(rerwtmhnum§ «t den rmt v. ITIai) 8, M; iteai lalad wohl
einige anzutreffen, die ganli gewiseealoe die aitiaaei sa
theuer geben Abr. a S. Cuara etwm» f. mit» (dsrapeAscAtr)
1, 116: aber Toa aaderea leatben blat leben, ist gantz ge-
wissenk« (der etlww'dir) l. 411; rgl. {ap. 690t) sehr gewissen
6303
GEWISSENLOS
GEWISSENLOSIGKEIT
6304
losz und ungeschickt (der immdarzt) l, 12s ; in werken
und tahten (ist mancher) aber wohl viel gewissenloser als
jene Butschky Pathmos (nr. 569) 816; also schied er mit
schwerem herzen von da, wo ihm, wenn er sich gewissen-
loser betragen, wohl jede erwünschte gunst geblüht hätte
P. Heyse (der verkaufte gesang) 11,5 s. 99; es geht mir
recht nahe, sprach er (der toolf), dasz ich unter euch
Schäfern als das grausamste, gewissenloseste thier ver-
schrieen bin Lessing (fab. 3, 18) i^ 225.
2) unter den Verbindungen des adjectivs überwiegen die
attributiven, während die mit dem verbum mehr auf
einzelne gebrauchsformen beschränkt sind.
a) er musz in sich selbst gewisz sein, auszerdem wäre
er gewissenlos, wenn er nach seiner Überzeugung zu
handeln . . . und auch andere zu einem handeln ... zu
bringen suchte Fichte Sittenlehre (1798)313; dazu vgl. (sp.
6290) gewissenhaft und nicht gewissenlos sein ; (vgl. sp. 6302)
Grimmelshausen 4, 630 Keller; Grillparzer 8^ 242;
Ann. A S. Clara etwas f. alle l, 492; desgl. Schiller 9, 385;
GÖTHE max. u. reß. nr. 241; P. Heyse II, 1, 288; als man
befürchten muszte . . . wenn man die richtigkeit der
Kantischen darstellung (des gewissens) leugnete, für ge-
wissenlos zu gelten A. Schopenhauer (grundlage der
morald) 3,552 Orisebach; vgl. (sp. 6290) den nennen wir
gewissenlos D. Fr. Strausz Streitschriften 176; vgl. ge-
wissenlos machen Grimmelshausen wiedererstand.
Simpl. 3, 483.
b) der gewissenlose mensch hätte tausend thaler ge-
winst genommen, und einen unschuldigen zum tode ver-
dammen helffen polit. Stockfisch (1681) 31; das gleiche
F. Th. Vischer auch einer i7 5; sonst ward ich in diesen
frommen jähren des garnhandels bald überdrüszig, weil
ich dabei, wie ich wähnte, mit zu viel rohen und ge-
wissenlosen menschen umzugehen hätte Bräker der
arme mann im Tockenburg (6) 188 ; weil die Engländer ge-
wissenlose leute sind Sophie v. La Roche frl. v. Stern-
heim (2) 247 ; dasz ihr ein gewissenloser mann seid Pesta-
lozzi Lienhard u. Gertrud (2, 62) 2^, 215; gew. männer)
KoTZEBUE (der rehbock 3, 9) neue scliaxcsp. 19, 136; dasz die
gewissenlose weit so wol o allmächtiges gold, als 0 all-
mächtiger gott seufftzen pfleget Arr. a S. Clara mercks
Wienn (1680)77; (gew. lotters-gesind) ettoasf. alle (der beWer)
1, 708; (gew. geitzwänste) Butschky Pathmos (nr. 266) 352;
(gew. reiche) Mosch erosch insomnis cura parent. (29) 113;
einer, der unter die gewissenlose ungerechte advocaten
geräth Fr. Caccia hl. Antonius v. Padua (1692) 275; vgl.
auch (sp. 6301) gew. krist ackermann aus Böhmen; sünder
Abr. a S. Clara gehab dich wohll 108; (grundschelme)
Grimmelshausen tviederer stand. Simpl. 3, 2i0; (betrüger)
Stranitzky ollapatrida Phichsmundi 50 (Wie^ier neudr.
10, 298; (Verleumder) Bismarck ged. u. erinn. (25) 2, 155;
(volksverführer) Sudrismann sturmgeselle Sokrates 10,30;
— waren fünff grausame mörder, die . . . alles umbrachten,
was in ihre gewissenlose band geriehte Grimmelshausen
xoiederer stand. Simpl. 3,299; einen der durch gewissenlose
reden ist verschwätzt worden Abr. a S. Clara etivas f.
alle (der advokat) l 61; (gewissenlose Servitut) Mosche-
rosch gesichte Phil, (l, 7) 412; (gewissenlosen wandel)
Abr. a S. Clara mercks Wienn 145; dieses ist in Wahrheit
eine lästerliche Vorkehrung und ein gewissenloser misz-
brauch der göttlichen lehre d. ungewissenhafte gewissens-
rat .54; ebenso (sp. 6301) anschlage 42; flattierung 19; bei der
gewissenlosen tournüre, die in Weimar überhand nehmen
will, musz man niemanden mehr trauen Göthe (an
Xirwis 2. 4. 1799) Jrie/e 14, 65; ein gewissenloses betragen
Adelung 2, 670; (an unconscionable behavioxir) Hilpert
2,1,465"'; 80 hat herr Langhans auch den nahmen gottes
unverantwortlich, und gewissenloser weise miszbrauchet
d. ungewissenliafte gewissensrat 14; du mit zween land-
fahren, gewissenloser weisz, seiest nach Rom geloffen
franz. kriegsSimpl. 1 (1683), 185; desgl. Grimmelshausen
wiedfrerstand. Simpl. ^,m\ und dasz sich die geschicke
eines Staates von zwanzig millionen weder in gewissen
loser noch anders als in der weise eines ehrenmannes
lenken lassen Bismarck (im landiage 6. 2. 1868) 3, ieaKohl.
die .Substantivierung zweigt nur vereinzelt vom aftri
butiveu gebrauch ab und ist in diesen ersten ansätzen auf
die peisonifieation beschränkt, während für das nomen
actionis eine eigene substantivbildung (s. gewisseiilosigkeit)
entwickelt loird: was wunderst dann dich so mächti;j;,
dasz unter den geistlichen auch einige gewissenlose an
zutreffen seind Abr. a S. Clar.\. etwas f. alle (die geist-
liche) 1, 5; gewissen, ein miszbrauchter, von vielen sogar
verachteter, name, und dennoch der einzige wahre tempel
einer menschenreligion : denn dem gewissenlosen bleibi
nichts übrig, als leere andacht, meinungen und gebrauche
Herder (christl. schriften 5) 20, 160.
c) ganz spärlich sind die adverbialen functionen ent-
wickelt: gewissenlos handeln Campe 2,367* (nicht bei Ade-
lung); (vgl. sp. 6291) gewissenlos ergreifen Göthe 53, 30;
vgl. (sp. 6301) gewissenlos verrathen Abb. a S. Clara Judas
der er zschelm 2, 200; die heiligste religionshandlung kann
irreligiös, d.i. gewissenlos verrichtet werden Herder
(christl. Schriften 5) 20, 249; neuerdings mehren sich hier
die belege für abschwächende Verallgemeinerung .- liier kam
ich bei den berühmten quellen des Clitumnus vorbei, die
jetzt von den eseltreibern und Waschweibern gewissenlos
entweiht werden Seume (Spaziergang l) 2, 102 Hempel;
uns wird meistens der schöne reis gewissenlos zu einer
art kleister verkocht, welcher nach gar nichts schmeckt
Herm. Hesse Peter Kamenzind (7)^* 195.
GEWISSENLOSIGKEIT, /., substantivbildung zum vor-
hergehenden, wie dieses einigemal auch mit dem compo-
sitions-s belegt: gewissenslosigkeit Hermes 6, 229; Wilh.
Raabe alte nester kap. 5. die belege für das Substantiv
setzen erst zu ende des 18. jahrh. ein und reichen bis in die
neueste zeit, die buchungen suchen die bedeutung des Sub-
stantivs in der bloszen Verneinung: die gewissenlosigkeit
(plur. car.) die fertigkeit ohne gebrauch des gewissens
zu handeln Adelung 2, 670; Campe 2, 367*; le peu, ou point
deconscience Schwan 1,748*; want of principle, unscru-
plousness Hilpert 2, l s. 466». der litterarische gebrauch
tritt nur selten in diese grenzen ztt,rück: was geht
in der menschheit betragen über diese ganze volle ge-
wissenslosigkeit des märchens oder noch besser der
Jugendzeit? — die 'ewige Seligkeit', denn die wird frei-
lich in einem noch etwas höheren grade gewissenslos
sein W. Raabe alte nester kap. 5; dazu vgl. E. M. Arndt
sehr. f. s. l. Deutschen 1, .506; sonst kommt das beim adjektiv
beobachtete moment des tadeis beim Substantiv fast noch
stärker zum ausdrxick: gewissenslosigkeit ist nicht mangel
des gewissens, sondern hang sich an dessen urtheil nicht
zu kehren Kant (metaphy.sik d. sitten 2 einl) 1,6, 401;
vgl. auch Stäudlin gesch. d. lehre von d. geid.s.sen s. 84,
s. unter gewissensbiss. das Substantiv ist gern mit anderen
Substantiven zusammengestellt, die das vorwxirfsvolle am
unserigen herausarbeiten, das ist vor allem da der fall,
100 ein träger des begriffes gekennzeichnet ist:
1) denn, was entschlossenheit den männem heiszt des Staats,
ist meisten falls gewissenlosigkeit,
hochmuth und leichtsinn . . .
Grillparzer («n bruderzioist 3) 9^, 82 ;
die form, in welcher die gemeinheit, die gewissenslosig-
keit und der profansinn bei ihm auftritt Bog. Goltz
ein jttgendleben 2^ 201 ; er dachte auf keine flucht, sondern
fuhr fort, die thorheit der Athenienser und die gewissen-
losigkeit des tyrannen heftig zu tadeln Schiller (SoIoji)
9,181; herr Ribezal aber dringt ins innre der familien,
straft ... die Unverträglichkeit der ehegatten . . . den
aufwand, die Unwissenheit, die gewissenslosigkeit der
herrschaften gegen das gesinde Hermes Sophiens reise
6(1778), 229; ich wurde mir über die Unwissenheit und
gewissenlosigkeit meines artztes klar . . . Bismarck ged.
u. erinn. (lO) 1, 235; anders: aber das ungeheuer war sieg-
reich durch die kühnheit seiner entwürfe, durch die
leichtigkeit und gewissenlosigkeit alle hülfsmittel an sich
zu reiszen E.M.Arndt, (England u. Frankreich) sehr. f.
s. l. Deutschen 1, 506;
2) er begriff nicht, wie man die gewissenlosigkeit so weit
hatte treiben können, ihnen die kranke und sie sich selber
zu überlassen Immermann (epigonen 1, lo) 3, 61 Maync;
dasz sie blind wider ihr urtheil und gewissen für den-
jenigen stimmen, der in dem ersten scrutinium die rela-
tive majorität gehabt hat. es heiszt dies bei den wahl-
männern von Glatz eine gewissenlosigkeit bei der wähl
der abgeordneten voraussetzen, welche . . . Bismarck
6305 OKWISSENRIIHIO ~ GEWISSENSANGST
GEWISSENSANGST
6306
I1H&1) 1,884 KolU; «N i»t hoillo«, mit welcher gewiMeri'
loHigkeit ROKeriunnte volkiliebhaber und repuhilkniier mit
tlciii vollce amgehen Jkii. GoT'riiKi.K {Käthi, äit grou-
inttttfr S) 10, 74 VttUr.
«iKWIssKNKlJHKt, *. fewlsMowttb«.
<ii wi>M..\KniIHl.lCH. adjMim m dm- otm af. UM
,iuy ält,r>n ttmhnälem bdtgtan wortmrbindumg («fil. mmA
(/(<• form mit dem eomjxmHons $. gewiaMnsrOhrig %tnUr
i;ewiR8enHrUlirung): auagearhUttete, hers- ehr und ge»
wissenritlirliche lästerungen Bdtvciiky kotkd. kanslti
(S, ISO) 8, HO.
GEWISSKNSANhKCJITnN«/, ly/. richtet er »ioh in
•oloher seiner g«wiHH(>nManfeohlung und genilit» Ver-
wirrung ohnvorNebeni im bett auf und »ohrielte . . .
(iiiiMMKi.siiAi'sKN midtrtntundmttr Simpi. 3,466.
ÜKWISSKNSANORLKOKNHEIT/. rgt. die «prmehe der
inandato und cüirl« liann tx'i «olrhen gewiavcnaange'
iKgenheiten unmöglich durchnu» beittimmt lein Lir.iiTKN
iiKKO aphoriinnrH 4. 10 L. vgl. gewiaMnaMOb«.
GKWISSKN.SAN(iST,/. in d*r ntmimmtntmtmnf frUlm
Itf zeugt ul» in der loatrtH form dtr ttorlvm^miunf, 9gL
den Inichtitel: gnwiMenaangst einea fUmabman oatbo-
lisohon pulitioi, welclier lM>i diiem wandalbaraD glOok
fast lutherisclt worden will (1681) fgtn an|it daa ge*
Wissens »p. 6876: vgl. auch troiMe. remord» de eonweümet,
dfchiremrnt de ronir KoNKKAt! «, Uu S f : ähnlich SciiwaN
1.74«»; anguish of eomteienee Hii.I'KKT >, 1, 4«5*. gleich
im n. Jahrhundert itt da* fom;*wr»7iiin viel beobachtet, bei
UHtTZ, Hammkh, RiMt' und Scmivkh. einen hOhepunkt der
verteendung erreicht e» im gegenaats tu GÖTHB. dem wur
ein beUg entnommen ist, in der »praeht ScHILLRRt. von
der verhreitiotg. dir daa fem. dort und mnd»mt0 errtieht,
sticht die spUrliehkrit der belege für da» bed«%Uumff*v«rmtHäta
gewisseiisfurchl ab: die gewissensfurcht ÜAMPKt, sa?*: ge-
wisscnsfiircht, fear of remorae or conaeienee Hii.I'KHT »11.
AK,': eine art natürlicher pietit oder gewisaensfurobt
hielt mich ab. das tinbrqueme wesen {Zwiehmn» aehadal)
unterwegs auf gute weiüc wegzuwerfen oder lurOok tu
lassen Kellrh {griiner Heinr. S. 10) i. 185. dattt vgl.
gewissenssorge: die tiefe Überzeugung von unserer nn-
vertilgbarkeit durch den tod, welche, wie auch die an-
Husbleibliclien gewissenssorgen bei ann&horung desselben
l)e/.eugen, jeder im gründe seines hcrxens trttgt Sr.iioPKN-
II AUF.», tcelt als teilte («, eap. 41) «. 667.
1) bei gewissensangst unterliegt die bedeutung mtek «m
Wechsel der tttaammerihänge kaum irgend »reichen aehiran-
kungen.
a) tu detn oben angegebenen eraten belege atimmen
auch die buchuugrn durchaua, die mit Stiki.KH «ii-
»etten. aber nur lückenhaß treiterfÜkrtH: fewiasana,
aive seolenangst. moraua, vulnua conaettHÜmt, Striata
SriKi.En 380 {unter angat); angor. crttciatua eonaeientima
Mattiiiak a. 181* Kihsch «, 16«*: vgl. auch KnAMKRt.*;*
die gewissensangst. plur. ear.. die angst, d. i. hoher grad
der Unlust, aus Vorstellung der unrechtmissigkeit einer
handlung oder seines zustandes Ahki.i'No 9. «70: ganz
ähnlieh Campk 3, 8«7* (hRchster grad der Unlust, die ain
böses gewissen hervorbringt), nur daa deutsch ■ emgl.
lericon icill die Unterscheidung atnaekan naie^olfandam und
vttrhergehendem gewiaaen {vgl. ap. CM, «76 o6tn) mmA tn^
die tusammenaetntng übertragen: gawiaaena-anflt l) ab«
man WAS thnt, ein gewissens scrupel. aerupla. acmpMfxi'Hr.
aei'upuloti.tne.is or doubt qf conaeienee. t) nachdem man
etwas bö.tes gcthan; die gewissensnagung. marter. fniter
oder quäl : der wurm des nagenden gewissens. the ating,
remorae or eheeck of pottr conscience s. 775,
b) frie wenig dieae Mite eintheilung dem aaekverhaUa
entspricht, dun zeigen schon die tusamtnenstellungen mit
anderen Substantiven ; trenn unter diesen »rohl auch furcht
und absieht attflreten, ao gilt dock der in ihnen Hagende
hinweia auf die tukut^ft nicht der handlung, mn dia dia
gettriaaensregung anknUpft, aondam deren folgen: wla
gehts denn zu. dasz ihr . . . eure seele fQr der gewisacna-
angst, für schrecken und furobt . . . mannigmal nicht
bewahren könnt Sc.rivkr aeeUnaehata (4, is, § 7«) «. *at^:
furcht, unruh, gewissensangst, Verzweiflung wirken
nicht viel weniger als die hizigsten lieber St:Hii.i.BB
{itr.\uch über den ztiaammenhang § 15) 1. 161 ; doch «icbl
die»e» Inhalts aliein: iIHliebkaM. r«M. pwtMaewwfrt.
Unterwerfung, nehmen ibr tball daran Umhuo (JBmmImrf.
drmmmktrfi« I. f7) »* IM: wie daa i«li tal JllilB lafMi
M dMi J«tBifaa bflaati zustand unatr mÜm« to ttaM
Mbwcra MfiebtaDta und gawlaaanc aapt Mb pMIm
§m0UtmMH§ti itaa» ßknttkmam «rtML jmWW A l*: tum
wMwi ohM KanVM «Iim «HliMhuic dm 4kMm, ««Mm
die straf« dm bBaan ond die gewimanianpt ta tebaa
digen und panOnHeban MIdern daratallM wf^tm thekvif
MM gaaeh. d. takre v. d. geieiaaan T, aanar d«Bl baaebria
benen ... ist Ihr nun aber noeb «in« dnYWi fua var
•ohiedana und beaondara pate bdfaaalH. wddM bat
jeder bOaan bandlung fttbOiar . . . «M nd. Mtdk dm
linfa Ibrar daoar, tawimnablsi odar fawtoMMnpl
ll^nt A. SCMOPKNNAtlRfl (dw weit als wntla u. wmthttmmg
4. CK) 1. 4«» OriaaUek: janaa gatübl. daa dl« mmMmat
des unrechte and daa bSaaa ><ti«H«t. «dar dl« |««iMWia
angst (4. at) I. 488: in Jenar doÖM t«WlhM— . abar troat
loaan qoaal, dia man gawiaaanaaafrt Baanl weit »U
wiO« (i, 4) t, 48f : sterilen war als a^an. bf nur aoeb
dar nabanbuhler tot. gewiaaaaaMitst. daa drobaad« jan-
aeita, alias war ertriglich. aar ainaa «lebt: tk» In aatnan
«man so wiaaen O. i^t-uwio (tw. hiaunal u,mdt) t, •!•
8tam; die tUmmung einer wie von fartoa Tcrfolgtai
und wie dar Mhtbaten gewissenaanfst kam Sbar di« tai
sich hallloa« «ad ao tief ehrgeizige s««l« K. OOTSKOW
d. tauber von Bom (6. 16) 8. 74: ... einer geqoAlten. «afrt-
vollen seele. bei ihren radlichen alMichten and fawiaMN»-
ingsten, (Zufriedenheit . . . za geben H» kiikr (BAadUsda-
pretl. 1780) 81. 18&.
e) Adelunu. dar dem gntndteorl {mtpat) dmplmvmiwm-
kiitigt. teilt ihn doek ßkr diu eompoaUum akahaitau,
daagl. Campr. aber adum GniMM».i»MAL-aBii giakt aim
beiapiel auek für dieaea- mir geflele vielmehr an meincM
mann, dasz er vonirhtig handelte, und . der gewöhn-
lichen wcihlirhen leirhtsinnigliait . . . Itaizaiten vorbaoal«.
und sie mit betrohenlichen fawtoaaatsfrtaa «nadiraekt«
trieder erat. Simtpi. 8, 8«S: daisi 9fL;
leb Uagt' oa kaad§a, dia v
der geimar tai giwleseaslat
statt trso ra siebsM aa der
Immrrmani« {TtUtmat t
U,mkBtmißäi
ioh habe ihnen fafcaAbar «JMhiwI« aa« aMtaMa kMaaa
gewissens&ngstaa kaia tah«lawri«|«ai8«lit H. ^oaniiaa»
daa koke lied (S. 14) fttft.
t) agntaktiaeke verbindungam §akt dm» aukatmmtir ata
IMatfra in der biflaiiung ainaa mttrikuHean m^jatÜma.
aettaner einar poaaamMaaHwHnMng. ein. mnder^fmüa aekaint
ea beim aukakmÜr aim kadürfkiaa. mnleknumg mn pmrmUata
attbatantira tu atiekan, wia aia akan katagt trurdan. rgt. tue
funetion daa aukjekita LiCMINn «* WH; ScMIl.l.KR 1. Mt:
SciiopKNiiAVRR 1, am: O. Lt-im m t. n«: d«f«fm tyl. nur:
gewiseeneaagst «rar iluMa
erstickt war nie die i«Üm
Srümr fied.
aum aigaaiamet, vgl. STXrrtt.tN 7; Schophrmacbr 1. 88Bi
gagan aimima kuehungen. die ikra ms MsiHl^p«« afmakga'
kaamak miAtfiktanda iatUitungmkfaalrai^ftk^an .• taartaaaa»-
aa|8t babaa. tn dilsdi» «sardsri aamaaiantia Aum i, 4ai*:
fawiaaenaaafat aoaataban. ta at^jl^ Aa paa^ af aam-
acianea Hilpert t. t, 4M*: Mknliakaa giti ßka ganaHu —
«nd pr^poaiÜonmlrarkimdumgam afL (a. t. l)60T»unr t, 1
«yi. ScRtVKR t. ««if*: Hsrokr si. t8» «itd dia ilif— ka^
laga (t.a) «ata luMKRatAHit «ad SvvumAmn gagiat:
die lisgea taaü aacb. da Ja« bahar «aL
«ad mL beMbtoe brad ndl IbaHbl ■riAara aaa.
bioaa aaaa gawiaaaas aafal, aaa «iagtl dar tiiBaaia.
die «raUieb gala laal*, baniacb atda aalbai mbaaaia
Oem (r«*w<aa) «al«. patat i (taw). t7;
endlich aber wachete daa bdleada bOadiain an dar
lincken brüst aalf. daaa ar niebt woat vor gawiaaaaa
angst was er tbon soH« Matt«. Hammkr Atadar. raeia
gmrtem (tmp. sa) (I8M) 4aft.
6307 GEWISSENSÄNGSTIG— GEWISSENSBAND
a) die attribute sind weniger quantitativer, als quali-
tativer urt:
a) und darum aus lauterer gewissens-angst sein leben
abgekürzet Abr. a. S. Clara huy u. jjfiaj der weit (der
liahn 1707) 156: als er eben im begriffe war, von unauf-
hörlicher gewissensangst getrieben, den meineid . . .
wieder gut zu machen Moritz, Anton Reiser (3) 307;
ß) dasz alle diese . . . weltliche ubungen . . . dennoch
in der erschrecklichen gewissens-angst, sonderlich aber
in der letzten stunde des todes . . , einem menschen
nicht das allergeringste nützen Rist himml. lieder {dedicat.
zur 3. zehn) (1643) A. 3» {nicht in der ausgäbe von 1652);
vgl. {s. 0.) (betrohenliche gew.) Gkimmelshausen wieder
erstand. Simpl. 3, 382; die bängste gewissensangst bemäch-
tigte sich meiner A. G. Meiszner (mordbrenner . . .) bei
Ihirst ätsch, erz. 69 ;
man raunt sich grauenvolles
in die obren, unnatürlich ungeheure
verbrechen wecken unnatürliche
gewissensangst, und die beladene seele beichtet
dem tauben kissen ihre schuld.
Schiller (Macbeth 5,1) 13, 135;
Gellerts . . . den ich . . . mit solchen wunderlichen fragen
nicht belästigen wollte, um so weniger, als ich mich
derselben in heiteren stunden selbst schämte und zuletzt
diese seltsame gewissensangst mit kirche und altar
völlig hinter mir liesz Göthe {dicht, u. wahrh. 2, 7) 25, 126;
wie heimliclie gewissensangst war es, wie ein verlangen
nach sühne, wie ein niemals schweigender vorwarf
H. Sudermann das hohe lied (2, 19) 587; erschauernd in
grundloser gewissensangst (l, 16) 192.
b) zu den possessivbestimmungen vgl. gewissens angst
eines fürnehmen catholischen politici, welcher bei diesem
wandelbaren glück fast lutherisch werden wil. entdecket
einem fürnehmen catholischen geistlichen zu Stade
(Halberstadt I63l); die gewissensangst eines Verbrechers,
welche durcli die Furien versinnlicht wird Schiller
{zerstreute betracht. ü. versch. ästhet. gegenstände) 10, 185;
vgl. dazu {sp. 6306) gewissensangst eines politici; die eil-
fertigkeit meiner flucht hatte meine gewissensangst zer-
streut, aber sie kam schrecklicher zurück, wie meine
kräfte mehr und mehr ermatteten Schiller {Verbrecher
aus verlorener ehre) i, 73.
c) zu anderen bestimmungenvgl.: gewissensangst über das
begangene ist nichts weniger als reue, sondern . . . erkennt-
nisz seiner selbst Schopenhauer weit als wille i, 350.
GEWISSENSANGSTIG, adjectivableitung zum vorigen,
nur in adverbialer Stellung belegt: weil diese . . . eine
Verschleierung der Unterlassungssünden sind, die so schwer
und gewissensängstig auf mir ruhen Bogum. Goltz, ein
jugendleben 2, 212; dazu vgl. je gewissensbanger er an
seine unwiderruflichen gelübde dachte K. Gutzkow d.
zatiberer v. Rom (5, ll) 5, 350.
GEWISSENSÄNGSTLICHKEIT, /.; ist das nicht eine
beschreibung des gewissens und der kranken gewissens-
ängstlichkeit? Stäudlin gesch. d. lehre v. d. gewissen 51.
GEWISSENSANLAGE/.; die einen (z. b. Alexander von
Haies, der hl. Thomas) verstehen unter synteresis die
von natur im menschen vorhandene gewissensanlage
(habitus conscientiae), unter conscientia die einzelne be
thätigung derselben (actus conscientiae) Wetzer u.
Welte 5, 568.
GEWISSENSARM, adj. : gewissensarm. maZe sibi conscius
SriEi.KR 55 {unter arm).
(JKWISSENSRAND, n.
\) gott, der du der menschen hertz und sinn,
allein trugst in der band,
du hast in uns gemacht von anbegin
ein stark gewissensband,
das zeuget uns von beiden,
es kennet bösz und guht . . .
Rist himml. lieder (4, 4) (1652) 234.
2) in der gleichen bedeutung concurrieren noch andere
Zusammensetzungen ;
a) gewissensstrick, laqueus conscientiae Siieler 219G;
und, durch gewissens strick, das feuer zu legen in die
gemüther M. Zeiller episteln u. v. polit. tnatei-ien (471)
6,461.
h) durch hülfe des selbstgrübelns und des fleissigen
lesens in den werken der kirchenväler halle er sich ail-
GEWISSENSBESCHWICHTIGUNG
6308
mälig seiner gewissensfesseln so wedt erledigt, dass er
nach und nach anfing, ohne skrupel protestantische
schritten zu rathe zu ziehen und die Unfehlbarkeit der
kirche zu bezweifeln F. C. Laukard.s leben 2 (i792) 372.
GEWISSENSBANGE s. gewissensängstig.
GEWISSENSBEDENKEN, n., neuere zusarnfnensetzung,
die sich in ihren Verwendungen mit solchen des viel früher
und häufiger belegten gewissensscrupel deckt, vgl. dieses
und vgl. gewissenszweifel. die Zusammensetzung mit dem
subst. bedenken ist an sich schon früh vorbereitet vgl.
Spkners theologische bedenken, die ja ebenfalls gewissens-
scrupel, -fragen, -fälle betreffen, sie ist aber trotzdem erst
.^pät bezeugt, aus reden Bismarcks, dem vorerst auch
allein der singulargebrauch nachzuweisen war, vgl. : damit
. . . jede möglichkeit abgeschnitten werde, ein gewissens-
bedenken für eine Zustimmung zu der Verfassung aus
einem formalen gründe zu entnehmen (im landtage
10. 5. 1867) 3, 302; gegen: ich lasse unentschieden, ob
an der halbheit und Schüchternheit der damals den
ernsten gefahren gegenüber ergrifTenen maszregeln nur
finanzielle minister-ängstlichkeiten oder dynastiche ge-
wissensbedenken und unentschlossenheit an höchster
stelle schuld waren ged. u. erinn. (3) i, 64; . . . trat er
. . . zum Protestantismus über, er wählte die refor-
mierte kirche, weil es die kirche des hofes war. ge-
wissensbedenken waren der zeit der aufklärung fremd
Th. Fontane {vor dem stürm cap. 39) I, l s. 399; dort
die düstere askese des mönch-königs, hier die heitere,
von religiösen gewissensbedenken nicht angekränkelte
ausgelassenheit des 'guten und.groszen' königs S. Samosch
provenz. tage .. .134; von einem im buchhandel tätigen
theologen, der seine examina mit gutem erfolge be-
standen hatte, aber . . . aus gewissensbedenken davor
zurückscheute auf die Kanzel zu treten A. Schulze
centralblatt für bibliothekswesen 27, 31. dazu. vgl. auch die
erweiterte bildung in: Granvella, welcher als diplomat
über alle gewissensbedenklichkeiten weit erhaben war
Schlosser, iveltgesch. 12 (i85i) 224.
GEWISSENSBEDENKLICHKEIT «. das vorhergehende.
GEWISSENSBEKENNTNISS,y:, früh, aber nur vorüber-
gehend belegt: disz alles aber verräth der principal käufl'er
eigne hertzen aussage und gewissens-bekehtnüsg, dasg
sie nicht gern den namen haben wollen, dasg sie land-
raub an sich gezogen und gekaulTt Arn. Menüerino
Tobias conscientiosus (1638) 38.
GEWISSENSBEDRÄNGNISS , /., vgl. : zuletzt war es
seine mutter, die in ihrer steten gewissensbedrängnisz
. . . von selbst darauf kam . . . K. Gutzkow d. zauberer
von Rom (6, 3) 7. 63.
GEWISSENSBERATHUNG, /., vgl.: der kurfürst will
diesen abend {in der beichte) eine gewissensberalhung
über die jüngste wichtige mittheilung aus dem Berliner
kabinet haben H. König die clubisten in Mainz (2, 8)
1, 219; so wandte man sich in schwierigen fällen vielfach
mit der bitte um belehrung . . . namentlich an die refor-
matoren. so sind die gesammelten briefe Luthers und
Calvins wie die gutachten Melanchthons ... zu einer
reichen beispielsammlung evangelischer gewissensbe-
ratung geworden Herzog's realencykl. f. protest. theol.
10^,119; jesuitische gewissensberathung 10^231;
GEWISSENSBERUHIGUNG,/., Überschrift bei Küstner
für: ein doctor haifeinem gefälligen kinde
jüngst von der natürlichen folge der sünde ;
er hat es verschworen, erinnert er sich,
ja, dacht er, für andre, nicht gelbsten für mich.
(sinnfjed.) 1, 13.
dazu vgl. als bedeutungsverwandte bildung: die besten
halten das lieber zu ihrer eigenen gewissensbeschwich-
tigung für überschwenglichkeit, für poeten-phantasterei
B()(i. Goltz d. mensch u. d. leute i (1858), 17; in dieser Ver-
legenheit beschlosz er endlich, Eccelius zu rate zu ziehen
und diesem die halbe Wahrheit zu sagen, und wenn nicht
die halbe, so doch wenigstens so viel wie zu seiner ge-
wissensbeschwichtigung gerade nötig war Th. Fontane
{unterm birnbaum, cap. 16) I, 6. *. 403.
GEWISSENSBESCHWERDE, s. gewissenslast.
GEWISSENSBESCHWICHTIGUNG, ». gewissensbe-
ruliigung.
6309 GEWISSKNSHKIJhE-OKWISSENSBlSS
GEWlSsENSBISSrOKElT
6310
QKWISSKNKHKIILK. /.. $u d»m älUai*n tumtmwun.
$ttMunyen f/ehörmä- wie »iiiiil einer auf den iinr|t-rn, wie
gellen iliiicn die lieinilichnn >irrzge»«iliwUre und gcwi»»f ri»
beulen auf! Vai.. tlKiiiiKiuaji mtng. heri postilU n«*
Hurhmunn : vgl. gewimtenNWuiide.
(iKWISSKNSHISS. m.. nach lateimi$ek*r vorlag gtMdtt
und in fmchuti,/fn Stiki.kh) friÜmr dU IM Uttumvittktn
gebruuch Mnjt. n-rrtcht eint rntktn *trkrtUHm§ mrtt im
der netteirn teit (in. juhrlt.). wo mtgpnAtndt Ukütittht
Wendungen im deutschen msdtrgtgthtn imnbm. war «ii-
fangt dun verfnun nHgen in der vettnndung mit newiaMli
bevorzugt, .10 dun* m aurh für tut nionier« »intrut. vfl.
noch nagende itcwimien . . . morm*» 8<:iiAnni.ki>»:i« «. •.
»p. tuni, vgl. tiiuin K«wiHiien wird mich n«{trn «f>. MM.
suerat ist hei Lutiikii (Hiob 17. « «. »p. «Ml) äi» tmuhmg
mein gpwixfion lioiNHet mu heUgem, mmI in dmr Mr-
deutaehung von Hkiiki.n faeetin» (t5iw) /(mM tiek mJM»
dem nagen im gewi««en «cAon aurh ein bciuen d«« ga-
wisHons a. oben ap. IIS76: die lalriniaek« Verbindung, an
die nunmehr »Hfer mmgeknUpfl taurde, iat vor allem in 4mr
philnuujih tacken ttmrinolofie de» \'. jahrh. belieH, ao M
1)ks<:ai( iKS {vgl. Eiri.kh wA. d. phUoaophiaekem be§riM9 tW)
und bei Simnoxa, auf den der erate hlterariatka hdtf de»
deutschen eompo»Huwu untmtiilbmr mriki^fliM: eona-
oientiai' iiionat Ml tristilia ooBoomltaat« idea rel pr««*
tcritae. qua« praeter tpem evenit Spinoxa eth. III. 4f-
aß. XVII; daau vergleiche: die Unruhe und daa miszver
gnUgen, welche das nachfolgende gewinnen machet, werden
gewiHHenB-bisBe genennet Clin. Vfourr ged. v. d. tnenachen
Ihun u. laaaen ^ 109 (l72«i) SS.
1) lea-ikaliach iat da» eompotitum jtittk mAmi iwr lUwta»
tu belegen, im anaMu»» an «mm mmdert t»ortf»lff$ 4m
Iat. fügung : gewissenabin. mor»u» eonaeienHae Stiki.rr
187 {unter hin), die »piUeren b^tdtungen »ind nur lücken-
haft, vgl. das nagen des gewissens, gewissensbisse. remord»
de eonaeienee Ronukau f. Uu »f.; deagl. .S4:ii\van 1,747*;
gewissensbisM, le» rtmorda de eonaeienee, le v«r 4» Im
eonscienee. le v»r rongeur i. 748*; lanrinanH» eon»«i»miime
fttrii.s agitari SEHZfift* : qualm or ating of eonaeienee, remarae
Hii.t>KH'r 8, 1 a. 4A.r ; der Kcwisncnitbisx, unnihe und miaa-
vergnügen aus dein hewusztsein begangener unrecht-
mässiger Handlungen; ehedem auch die gewissensrUge
AnKi.UM) 8,0); ähnlieht,9K7*; vgl. auch dergleichen wUrck
liehe Überführungen {daaz unaere btfmmgene tkaten unrecht
aind) und die dnmit verbundenen rcgangan der reue, fareht,
vcrzweifTelung und s. w. gewisitensbisse heisxen Zrolkr
lu, ISVI. gewisaensbtsse, nennt man die unruhe und daa
miszTergnUgen des gemUths. welche aus der anklage dea
gewissena wegen einer vollbrachten bös«n oder unler>
lassenen guten that entstehen J. G. Walcii philo». Uae.
J'. 1817.
in dietten bttehungen aehon deuten »ieh Hnl»r»eki«de 4m
gebraurhea an: die begriffabeatimmung führt dma aub-
atuntiv im »ingular ein und »teilt ihm auch die tat. parallel»
im »ingular gegenüber ; •«> die fntehung jedoch mit fran-
tö»iacheu parallelen arbeitet, oder iro sie rf<i.» »rort ala glied
einer icortrei/nndnng anführt, gebraucht »i» den plurnl.
und in der that int dieser numeru» 4»r itvmrtugte. der
aingulargehauch iat nur wenig beobmdktH: die erw&hnung
des Wortes gericht.itag hat eine art gewiMeMbiea ia
mir erregt (a kind of remoree) SciiLKasi. 8k»k»»ftm%*
{Richard III i, 4) s. 187 Hrandl; denn wie ein gewinena-
hisz . . . lag dies stück des deiches ihm vor aofrn
Tu. Stohm {d. .idtimmelreiter) 7, iM; dem unreohtaaa-
übenden . . . stellt .ticli, sage ich. diese erkennlniss äugen
blicklich, nicht in abstracto, sondern als ein dunkles gefUhl
dar; und dieses nennt man jtowissensbisz. oder, näher för
diesen fall, gefUhl des ausgeübten unrecht.« A. S^iiioPKrt-
KADER {die ictlt ala uille u. roratrllung 4. M) 1. AMi; ich
wollte wol einer hKszIichen ohne allen gewissensbisa die
schöne taille ins gesiebt sagen, und loben, um die arme
damit bekannt und darauf stolz zu machen Jkan Paii.
{ßegeljahre t, 88) 87, 47; cienjo (ohne allen juri»U«chen
gewissensbisz"! 1, 16)86. 137: es wundert mich freilich heute
noch, wie viel abenteuer der mensch erleben musx. ohne
das/, er etwas dazu thut. manchmal ist das gar mein
kuminer und gewissensbisz so zu sagen: dann fühle ich ee,
wie als ob ich eine stelle in mir hätte, wo ich im grdeaten
IV.
tumult wie «ifi elOeJi tioU vcfd«, vihrend die ao4*rB
sich welter »Mngrt— W. Haam tUti mttkr M, tuf. •: li«
liazi mleh seit «ia«r baJlkMi etaarfe nit %\m%m aabe-
kannten Jungen herm die w^wlleintwi MipriUb«
fuhren, ohne dam der grrioflto ftVlMMMhHI IkiHI
Schlummer beunruhigt 1'. Hktm (MiewfMeAav« wtH»)
t.xo.a. lei.
1) «M d»r bevortuifunf ä»» flttr^mkrmmlt»» »timmU 4»mm
htatkmtmmftm. mirnk 4»m enM. »im4 kirn
n*tr im JUjmätM mttrthul» heobmehlet: wenn er Hjflennf
an aeiaem foete ftihlte. umher tprang oder lief, ae fBhIto
er darfllier die heftigsten gewtaMnaMw« Monm Arnim
Uiümr (I) i« da ieh mir Mtlnr» fewlMMMMM* aMakte
P. Hnvaa {geteilt»» hen) 1. 1. ». M: dfe narben der klateaa
gewiwMubim braanten ihn noch ein wenig Jbam Paol
(ßtgttjmkn t. 10 li. i; in der tiefen etUle. die ... 41«
nie ruhende 9»w\mmMM% ikt, 4tr nBrderin threa gntlaa,
ihrec aohnee toai badBrfalaa« BHMklaa Km. Halm (ftasie
an ifer Fiinnali Utk») 11. IM. atiaA »tummtmtmttMimfam mU
wo der meaaeh vor seinen handlungen auf da«, waa Ver-
nunft und fesals tabiatal, nicht arhl«) und naeli linaliBf
einer stinde keine gewiweaeW— « and kein« ffarakl trar
dem göttlichen geriakia «apiaM Btkooun gamL 4.
lehre r. d. grtei»»em M; «Ia ftallwllfar t«dta«lil»ger. der.
von reue und fewlaa«isMH«a Hftriaeht. ekh angiebt
Immkmmann ( ifflaaUaiiam 7. a) a. •■• JCejm«. wt« ti«!
ruhiger lebten wir in der weit, wenn wir ans
immer aus unseren •ehicks«! un««re reoe und
gawie— ntbi««« saraebtaebnitten W KaAn« mit»
umt»r 4n» jyniaWifaalw rerhin4ungen lU*rwi»fam «wn
formen • die /WnAtfen 4»» »^f»tt» nalen ««rM* und iK» frä-
po»itioHalterbin4ttmf. 4«m fifuiühn iat 4i» fkimkUmm 4»m
»ttbjekt» teenifer betegt. nur im 4»m keidem
mu» Jkan Paui. und Hai.m: dbuw tfL:
der aehlirnnsten art. . . . nlmlteb die
achäfligten aelbatfaaOfiMUDea Inddwia. 41«
dem bewaestaein kommt, vi« w«aic «af
sie zum guten, wirklichen und wahrea «oiparieblal
wird W. Raahk alte neater I. eap. \t. dagegem «fl.
glauben sie denn, das« ea einmal einer ehrtichen
keine gewissensbisae verursachen musx. wenn sie ibre
berrsobaft für null und niebt« betrofaa bat? Laaaiao
{4»r junge gelehrte s. it) !*.«&: gevtaauuMaa« mKfttuimt,
heilen ADr.i.tMft; hab ich jemab fwiMimWaa« fH».
so i!«t es bei der erinnerung an aMria b«tf«fa fcf«« ^eb
auf unserer reise II. t. Ki.rimr hr. t, mm Jfiarfr AtMtf;
der rothhaarige setzte sich mit einem giftigen
einen schemel im flur. nicht weit von der krankea
d«ren quälen ihm durchaus keine ge«is««a«biaa«
rafen schienen Immkhmamk ^ilündkhMuae»l,t)t,tU
soll ich. um ihm die gewiaacasbia«« in
mich selbst mit dem mord beladaa ÜBaaSL (rfcr
4. t) I. ••& Werner, ich redete adr ala. 4ma» leb mir
in keiner welaa fevlaaaasMaaa aa aiaeben bAtte
[)irrK V. LlLlKNClioit (•«• «mtmA m. #•■<) 8. tat; die
runftif pfaaalfe aber, die er daai bhianaaJ dubia ftr
die ro«« gab. bereiteten ihr lawlaaaaaMaaa R. ScMca*
MANN 4m» k»h» U»4 (I. t«) IM. M 4m fr^t»ili$mmliu
MmfMnfoi ayf..- dj«« Ist |«nHl« ab«r doeb d«r faU b«<
gewissensMaeen. wo das leb «tai fn«aet«ad 4«r kattaab-
tung wird Hkhurn («Act He\ntkvkti§» Uttn «sir t A««wir)
&, 4«i; und so meinna sl« daa THgalfea d«« ail«ait>
ganfs and das vergalfaB dar alaia oIum feerfaaaabiaaa
und ohne ander« schlimme folfen ta genleeaen Xicolai
brache. ein»r rna« I. 111. und man konnte den finger ohne
alle gewiseeaabiase ablecken . denn nach wenigen mlaatcn
hatte sich der sirapspiefel wieder gcflAttet O. KansT
Äamu» Sefnper» jugendtmnd tt». er ist jähre lang Ton f«-
wissenabissen gvquftlt worden PcSTALOtSl Lienhmrdt'.tPt:
später rang er mit gewtsseaibiieea STirran »tud. {d. alte
»ieftt)i,mb: ..es ist ein koetbate« t««ebiak". warf der
lieatenant mit gewimnsbteeea «Ia 6. PacTTAn i»»U m.
hmhm a. Kk* I) 4» taa.
de» trwnfmr aaeb aoch in andrer baaiebaag ist die betclil«
hier so nütalieb: die sOndcrin bebilt tbr fmcbIbM«« g«-
3W
031 1 GEWISSENSBLÄTTER -GEWISSENSDRANG
heimnis nicht lange lastend im köpfe, . . . besser ... als
dasz sie in die gefahr geraten, plötzlich in übewallender
Zärtlichkeit oder schwatzsucht oder gewissensbissigkeit
dem armen gatten die fatalen geständnisse zu machen
Hkink {geständnisse) 6, 64 Elster.
GEWISSENSBLÄTTER, s. gewissensbuch.
GEWISSENSBUCH, n., zu der ölen sp. 6276 belegten Ver-
bindung buch des gewissens ist hier früh auch die Zu-
sammensetzung beobachtet, deren belege aber nur dem älteren
Stil angehören; Fr. Spee, gewissensbuch: von prozessen
gegen die hexen {cautio criminalis) deutsch v. Jon.
Skii'eht 1647;
und sehe den gericht-tag schon,
der mir auch wird ein urtheil lallen ;
hier weiset mein gewissens-buch
da aber des gesetzes fluch
mich sünden-kind hinab zur hellen.
J. Dach (todes-erinnertmg) 201 Österley (7jo72);
wirst du, so oft du zu sündigen lust hast, fleissig an
dieses gewissensbuch gedenken Butschky, Pathmos
(no 180) 24.S {vgl. das alle meine werke in das buch meines
gewissens geschrieben werden 3.53 s. 480); vgl. auch ge-
wissensbuch bei Hamann poetisches lex. 471 a«s Wentzel;
der gleichen vorstelhmg entspringt auch das compositum
gewissensblätter :
mein helffer, mein erretter,
schreib' eitel gnaden gab'
in die gewissensblätter
welch' ich zerrissen hab'.
Rist {himml. lieder 14, 4) 236
GEWISSENSBUND, m. vgl. .-
baue deinen seelen grund
nicht auf zweiffelhallte schrauben,
lasse den gewissens bund,
so geschlossen in der tauff,
gott nicht wieder sagen auff.
Benj. Prätorius (sei getreu bisz an d. ende)
Fischer u. Tümpel i, 53».
ÜEWISSENSBÜRDE, s. gewissenslast.
GEWISSENSCHAFT, GEWISSENTSCHAFT, /. während
wizzentschaft {mhd. wb. 3, 791») wizzenschaft (Lexer 3, Ge."?)
den einen begriff der aus der mitioissenschaft erivachsenen
Zustimmung belegen lassen, kommt in unserer forvi eine
andere richtung der oben bei gewissen IV besprochenen
rechtshedeutung zu geltung : die aus der kenntnis von einer
handlung sich ergebende Stellungnahme im beweisverfahren.
einigemal ist auch der rechtsbegriff der gewissheit in unserer
form verkörpert, der in einem andern beispiel durch die
form gewissschaft {s. d.) vertreten loird.
1) si zin sich des an Friderichs eigene gewissenschafft
Zeitz, copialb. {hd.^chr, i5.jhd.) s. 86'^; desgl. 1.35»; 198»; dag
si nimanden gehelffm mogin mit irer gewissenschaft Sachs,
weichbildrecht mit glosse 200, 2 Daniels u. Gruben; und
warte ouch gar eben, da2 er schribe nach der sohepphen
gewissintschaft, so daj er is mit den schepphen vol-
komen möge, ob is em not wurde 246; und was brief
mit urtail oder von gewissenschaft (var. gewissenheit)
zue get, da schol man im (dem richter) von iegleichem
ain pfunt perner geben zu erung. das er si versigelt
weisth. V. Vüanders {ende des 15. jhd.) österr. weisth. 5, 254.
2) certitudo, Sicherheit, gewissenschafft Dasypodiu.sFs»;
vgl.: es sie dann, das er im sölich gewisschaft darumb
tue, das er des sichör sie das rote buch von Rottweü
(49) 127 Greiner; dazu vgl.: du schalt weten dath de ghe-
witschap scholen van rechte alle varmunder don Sachsen-
spiegel mit glosse (i488) lib. 3, art. 11, s. gewissschaft.
GEWISSENSCHLÜSSEL, n.: es heissen nit hertzen
Schlüssel oder gewissen schlussel, sondern himel schlussel.
Christus sprach nit zu Petro: „ich wil dir geben die
schlussel der hertzen oder gewissen" . . . sondern also
sagt er: „ich wil dir geben die schlussel des himel reichs"
Luther (v. d. beicht. . . . i52i) 8, 161 Weimar.
GEWISSENSDIREKTOR, s. gewissensrat.
GEWISSENSDRANG, m., nur in fester präpositional-
verbindung bezeugt.
1) wie einst den könig Salomo,
die narrenpossen auch gereuten,
daher er aus ^ewissensdrang
die männer semer weiber zwang,
ihm eine kirche zu bereiten,
um da durch predigt und gesang
80 lieb' als wein, die eitelkeiten !
ohn roth zu werden, zu bestreiten.
GOBKINUK (ep. an frau Holzniann) ged. l (1780) 71 •
GEWISSENSENTSCHEIDUNG
6312
dazu vgl.: Sophiens gefährliche entdeckung aus gewissens-
drang Klinger {Sahir 4, 2 Überschrift) lo, 156.
2) in der gleichen präpositionalverbindung ist auch das
bedeutungsvertcandte gewissenstrieb zuerst belegt: da die
alte dienstmagd . . . aus eigenem gewissenstriebe , der
Obrigkeit angezeigt hatte wie . . . Schnabel insel Felsen-
burg 1, 311 Ulrich; ebenso F. G. Lüi^TKE über toleranz
(1774) s. 380; desgl. Campe 2, .367''; hier sind aber auch noch
andere formen der präpositionalverbindung beobachtet: die
zu einem heilsamen gewissenstriebe nöthigen Überlegungen
Zedler 10, 1391; durch schamhaftigkeit, ehrliebe, ge-
wissenstrieb H. H. Clouius hildung d. ndd. bauern 44;
anders gewissensempfmdung {s. rf.) und gewissensregung
iß. d.).
GEWISSENSDRUCK, m. : die Zwangsvorrichtungen des
gewissensdruckes C. Boruttau gedanken über gewissens-
freiheit {1861) i'7 ; gewissensdruck und Unsicherheit des
geistes B. Werer 234; vgl. auch gewissens-pressur-zwang.
GEWISSENSEHE,/., eine der jüngsten Verdeutschungen
für die in den Verbindungen 'matrimonium con.wAentiae' ,
'mafr.-clandestinum', 'mariage, de conscience' vorliegenden
begriffe, als ältere ersatzworte vgl. des hailigen triden-
tinischen concilij Satzungen, von den haimlichen oder
winckelheiraten Dillingen 1565; solche geheime ee und
heirathen ebenda A3»; haimlichen eben und heirathenAs';
gewissensheirath Schwan i, 748»; Hilpert 2, i, 465'=.
unsere bildung begegnet bei Jon. Nie. Hertiu.s {näml.
Sam. Gottlieb Hoffmann) de matrimonio instaurato et
conscientiae. von der wiedererneuerten, und gewissensehe
diss. V. Wittenberg (1702, recusa 1740); später ist sie von
Campe in sein verdeutscMmgstvörterbuch aufgenommen tmd
hat sich sowohl in der juristischen Utteratur, als vor
allem in der allgemeineren spräche durchgesetzt, teilweise
mit änderung des begriff'es insofei-n die den grundbegriff
überwuchernde Vorstellung des heimlichen neuerdings wieder
mehr zu gunsten der ursprünglichen bedeutung, der ver-
pflirhtung auf das gewissen {s. gewissenspflicht), zurück-
gedrängt ivird, vor allem bei P. Heyse, der dem compositum
am. meisten Spielraum giebt .- mariage de conscience . . . ge-
wissensehe das ist eine solche, bei der die gesetzliche form
nicht beobachtet wird Campe Verdeutschung swb. (2) 457»;
dazu vgl. die gewissensehe . . . auch die gewissensheirat,
mariage de conscience lob. 2, 367»; mit dieser {der morga-
natischen) ehe darf man die sogenannte gewissensehe
nicht verwechseln, man versteht darunter 'eine gesell-
schaft zweier personen verschiedenen geschlechts, welche
für ein ausschlieszendes eheliches beisammensein auf
lebenszeit, ohne beobachtung kirchlicher ehefeierlich-
keiten, blos durch gegenseitige erklärung des ehecon-
senses errichtet wird' Weiske rechtslex. 3, .567; ehe, heim-
liche kann sein l. eine formlose ehe (matrimonium clan-
destinum), auch winkelehe oder gewissensehe (matri-
monium conscientiae) genannt Wetzer u. Welte 4, 165:
ich sagte ihm, wir würden eine gewissensehe schlieszen.
er müsse mir vor gott und seinem gewissen geloben,
mir treue zu halten bis an den tod, das gleiche
würde ich ihm geloben P. Heyse (gesch. aus Italien.
Fedja) II, 11 s. 1.56; erst von ihm hab ich das wort 'ge-
wissensehe' gehört; meine ganze religion tritt dawider,
dann war ein stolz in mir, der lehnte sich auf gegen
das heimliche, wenn zwei es wert sind, sich anzuge-
hören, und ihr gewissen zum zeugen nehmen dürfen,
sollen sie es vor den menschen verbergen, wie eine
Sünde? {im grafenschlosz) II, 7, 162.
GEWISSENSEMPFINDUNG, /., wenn sie . . . den all-
gemeinen menschlichen gewissensempfindungen, dem
naturgesetz zuwider §ind F. G. Lüdtke über toleranz
und gewissen sfreiheit {im) s. 135; wenn man den grund-
begrif der ganzen ästhetik, die Schönheit, in ein ich weisz
nicht was? des geschmacks verwandelt: und die grund-
lage der moral in ein gefühl, oder gewissensempfmdung,
oder gar in einen angebohrnen gehorsamstrieb sezzet . . .
Herder {fragm. über d. n. d. lit. 3) l, 415; der vergleich
der gewissensempfindung mit der Wahrnehmung einer
unser gehör treffenden stimme G. Boruttau gedanken
über gewissens freiheit 3.
GEWISSENSENTSCHEIDUNG /.. vgl. : die Schriften,
welche zur darstellung dieser vermeintlichen Wissenschaft
6313 GKWISSKNSENTSCHULDIOUNG
nRWISSRNSFE8SBL~GBWf88ENSFRAGE6:it4
dienten, waren die soKenAnnUn sunimen von gewiMrn»-
fällon (hiiiiuiihc cumiuin ooniK'ienUse), suMinmeii-
blvlIunKL-n von fällen beaondera »chwleriger fewianrns-
cniKchuidunK auf dem iiebietc den tiUliob erlKUblcn und
untTluuhton, aber Mtich mit vielem kifOhwiwchtlicben
iiiIihU Hy.H/.noH reuUneyktofkutt» f. pmttti, Amt. io', IIB.
(iKWlSSKNSKi\TSC:mJIJ)l(ilINü. /. fewlMcn» enl-
DcliuldiiiunK. man pflegt ofTt zu ffti. iimt «inen da*
liowiMiion cntncliulde . . . diene enl»c'huldi|iunf {ht»t»ki)
darinnen, dn«/. dun fnl|{cndv |tewi»»en mit dem vorher*
isciienden iil..r..ii>Kiii i . . j, (j. WAl^iM pkilot. /«r.
i'\ «817 : 17// ild.
(iKWlS.M li'NG/.. *. fewiMcnaprüfunf.
(iKWlSSKNSKiiNM . m.. wir halten dem tapferen
mimne, deoHon gewiaiennerntt , deeaen ebrlicbe Über
/.eiii;iingiitreuo über allei lob erhaben war, bisher treu-
lich zur Koite goHtanden K. Haym au» mtinem Itbtn 1C6.
GKWISSI'.NSt'ALL, m.. vwnvitgtnd im plMtml
i^t wie i.'«>\vivM'ii«<rbe. orforachung u. «. äi«
einet lat. Urmintm dar thmtlopiteÄm »pnteMt, die miek
in den Mgtmexnereu eprmik§tirenuk üherdnnyt. aus dem
lettieren »ind einige temige »infftitar/ormen Megt.
1) in der mehruM der belege ist da» latrinieek» «orNM
(rajtt«« ronnrieutiae) dem deuUehen teerte vor- oder mmeh-
geeetxt: worniifT sich angeregter herr Adam Rurgbofw
in Keinem nnoh vor ix Jahren in olTenIlirh druck da-
xunial in duodc/ aungegangon büchl, von gewi>»eniifMhlen
(eeniuriae »rlrrtontm eaeuum eonimienttae Fnburg laM)
. . . bcrurfen Amkik kiinetl. unordn. (\, \h) i, tt»; da
haben hie (bi-cegnelo herr Khrcnhold) Moxen und die
Propheten, und ihre (-aku» cumtcionliac, oder gewiaaena-
fülle, darinn sie bcBher linden, waa grossen herren SU ant-
worten sei, weder im Tacilo Kit. Fi«am'.|8ci luet. eeJum-
biikne (S, a) x (1A71). AM); genau 10 Hiihciiky l'athmoe (no
988) 01&; gewiHHonsfall, ea»o di ronerienta, ea» deconeeienre
Kädi.kin 1, 3)U*>: a eaee qf eotieetence, teutarMemgl. lex.
8,77b; scrupel, caittte eoneeientiae . . . Ai.kh l.iMl*; gcwissena-
fHlle, eaitun ronanrntiae Fi«lH«;ii s. 454^: eo« de eonecienee
dict. lies punn. », üw); ... gowisitenssache. eeia de eemteienee
KoMiKAt'2, Uu.h/..- . . . gcwisHcnitfrage, leeaede eonteienee.
poini de religion Soiiwan I, 74H*: cuee t^f eemteienee
llii.vv.Hi i. \, .1. Uib"; casuintik und ascetik, unnütze enl-
scheiduni: kiinstlich ausgedachter isewisseniifklle, und an-
Weisung 7.u ehen ho unnützen geistlichen andachlsUbungen,
machte den grKs/ten theil der scholaslisehen moral aus
(raituietri/ aml an ancetir morulitjf wutde up, im moet eajte,
the greater part 0/ the tnoral pkiloeophg qf tke eehoole)
fiAKVK iibera. v. Adum Smith» naHonmlreieMtkum (6,1 »übt.
s. haupt»t.) 4 (iTw;), 14«: einer der in gewissensf&llen
Unterricht gicbet, a. ea»ui»t. teut»rhengl. lex. S, 77A: der
sich auf die gewissenrfMlle versteht, ett»ui»te. Fhisch
dict. de» jHi»». i, im; lehrer der gewissonsflUle, ea»ui»te
KoNtiKAi' 2, Uu **; einen gcwi^densfall auflAsen, reeoudre
un r<M de coitM-irnre s, l'u 3/.,- endlich bildete sich eine
casuistik, in welcher man die lehre vom gewissen aus-
führlich und genau untersuchte und eine menge von
gewissensfHllon auflöste äTAiüu.iN fe»dt. d. lehre v. d.
ge%ri»»eti 8;
a) so gebe loh einen jeglichen der seine seele von
solchem satanischen reich und beherrschang der gewiasen
erretten wil, folgende gewissensfKlle auf sein fewilMa
(Ai«K. V. Fl<AN<:KKNliKn<i) etnige getriaeensgrunde . . , (iMi)
». !>: oder hei der so sehr herrschenden ungewiasMl-
haftigkcit, wäre sie ein spiel, das unter gewissenaflUl«
gar nicht zu rechnen wäre (Hkhuks) itvphien» reiee nm€ik
Saehfteti 3 (177h)6&7; ich ging in gegcnwart der schweettr
Agathe mit einem meiner anverwandten zu ralh; er war
in gewissens- und siindenfällen sehr bewandert und wuszte
auf ein haar, was vcrdammlich und nicht vcrdaamUeh
sei Kl IN«. KR (Fau»txlehm 8, lo) 3. 104: gewisMBsfUle
sind lagen des menschen, in denen er handeln matBt,
ohne über die morulität der handlung zur klarheit
zu kommen Ki>u'.hnkh Mi«:iiaki.i.s ;>Ai7. i(V>.* 848: diesen
. . . grundsatz nun . . . setzt Cicero, wie ich schon
gesagt habe, ins licht, wendet ihn sogar auf einen f»>
wissensfall an... Gakvk. anm. m Oiceto» de o/JfiV. 3(111*3), 41 ;
und alles was man von dem Norrmann dafür verlangte,
war, das« er ein christ werden sollte. Kollo rief seine
korsMMI inanwiM. und Uberlleu den gewuacnsfall
ihrer baorÜMilung KciU1.UIN (ulereteAt d. mterkte »taatm
begebenk. tu d. teitem ¥rieäriA» t.i *. Mi. der fwu*en*
fall ... ein fall, weleber das gawtaaeo. d. l. da« urtheii
Über die fCihlmlMJgfcait dkw MWChlmlwiglteU einer
handlung batrifll; dar gßwiwnnmuktA Amili xu a. cd;
»bm»9 CAMffc 8. Ml*. tUm mm4 i» fgviMMiafrage, ge
gewisaenspunkt. gewtaaMMndM, frfrkMMMrttp«!.
1) tmna mrukergekmd ttigt äer tmmlt etm^mikwmttkttl
Amt die verwtärJOe /mmt dann andi djeeaa tiliBwt nalar
die poUUaclM (clMimlaM daa naftaltlHUMt dMS ii9
rathaa, man mSsI« In itytiaiMiifllllw oim tai mm-
leguoff hall, •ebrin dt« gaaanda tataaall baiaaii«
»eisen, und einig und allein, oder do«b TOf— hwHch Min
vertrauen auff die aulortlM der kifehan aatxaa Cnn.
TiiuuAaiua («. d, kehetk») auimHmtnt nkr. t (m«^ Mi^
(iKWlSSKKSFISSKL. «. fatriaa«uband.
(iKWISSOSFOI.TKK. «. 1
(iKWI.S.sK.\SFF>T, adieoLt
SeAaSoSha ara« wta gell aa hakssi wiL '
Orm (yesl «iMsrS) wm. peel f (I44ft). II.
QIWlSSESiSFRAGE. /.. /mM fUiekteiiig m,t dem eben
imprpekemem «mmc. gawiaaenafall belegt, m dcaera badem-
tungmtw^mng dm» /em. in nmaämm gebrmmtlk»ridkhimgem
rimgrei/t.
1) /Ür den iUertn gebrmuek deekt tunäektt die abgrtn-
aung der btiiem büäungen gegen einamder cmcA unter
»ekiede ien gebrmvek dar asiim auf. die »%eh erM bet
»pätertr mmndktrumg 4m /am. em da» tnaet. wieder rar
«nadUw. dnm dm» aiaae. tat nm kmuae mua mteMr at^dm
flural, unaer /am. melden etngutar tmgaaekmUfrn.
m) Tobiaa eonadantioaus. das ist : tbaolofiacber bencht
und anlwort. auff die . . . hochnOUfa tawiae^na frage.
waa zu halten und zu gewarten acl. wann atear »tjMit
einwohncr. dem auff dem lande . .. gcaamlclaa raub,
von Soldaten . . . kauffen und parttaran? . . . durch
AuNui.iii'M Mkki.khim. . . . Altenburgk IM»; tkaolociaelM
gewissens frage, von der abeolution und oonuniuik« dar
feinde des Vaterlandes I&44: gewisacns und friedrna-frafa :
ob ein zuhArer. der ein glied der rrfonnirten kircban
ist. und sich zu ihrem glauben bekennet und gehallcn.
nunmehr aber in lulberiscbem lande und Wrffht MffMlIt.
ohn Verletzung seines gewissens zur liilhiiibiiMa iln han
treten . . . kAnne ita?: hoohanfale(ana and MaalMio tM-
fkitig bestrittene gewiaaana (rage, nawHah; ob jcnuuid
seines verstort>enen weihe* Schwester ... in wiadcrtioller
che zu heuraten berechtiget? t)rumcJtfurt u. Leiftig i*a.
b) die »ituation, «t^ die aiak der »meHe «M^fwai/ton*-
tkril mit »einer beaemderen ledmtU9§ «MML mrUamt mekr
unm menr ost mar fteemugemamai^tmg sas geeermtmteameeeme
und «• aeUt mii di'eseai mmA dia mnmShtmng an A Min»-
tung ran geuiateiuffmUaim: allkba noUiwandiga gawkatna
fragen, so stratiolen und andern, dia Ton jhnen dapan-
diren. n<ler mit jhnen fonTorairan, Totanhallen.
die Soldaten wenig nach dem gewtaaan fii^an .
erscheineis die notdurffl zu sein. atlklM
special fragen der heutigen soidateaca in jhre gawiaaaa
ao schieben A. Mknokkiko krieg» Mial. der »atdatm-
ie*^ei aea; in anschung dessen hat ein gottaaaUfW
nofdiaekar pradlfw . . . niht umbbin grkAnnt. diaaata|w>
wirlifan gaVriaaana frat*** *** puhlicuan <A. \ . FNAMcncit-
BKRo) ciaift fomimmafrttmi» mmd ßrm§m. die man lAai
»etbet und mndtt a tarlagem kimma iÄmuleTdam lan) ». s.
Michael Freund, gewissensfragen oder berieht Ton zauberet
and sauberem fVItft. m. Af. l<;i; nur dleaea kan mit
stillschweigen nicht ttbarphan. daas dia in diisim nOts-
lichen buche Torgeatallta gawiaaensfiaga« md mftU«
ao sinnreich ausgefOhret and so stattlich erkttrel,
daas kein zweifei. es werde hieraus ein im gewiaatn
geAngatigtea herz sich . . . erbaoan tardauleeihing sau
W. Punaiwa getii»»in»piag»l (HrfauMdf MM) tarvadr,- fi-
wisacnafragan. Tennehrt, arttrtatf nun nataan darCkrMan
Bmmburg 1771.
c) in den bueiiungam «m asuyang dsa iS. Jmkrhundarta
mrd die kedtu tu ngagemeineekn/t beider esayseilis briU durtik
die btgr^ßhitatimmmng keiiaigikebtn, teä» durtk die rar
3M*
6315
GEWISSENSFRAGE
Wissensfrage erscheint, clasz das fem. hier noch immer meist
im Singular angeführt uird, ist nicht auffallend, weil es dem
natürlichen zusammenhange der rede entrissen ist. wie die
gleichen huchtmgen auch das masc. gevvissensfall vor-
iviegend im Singular einfüliren , vgl.: die gewissensfrage, ein
gewissensfall, sofern er als eine frage betrachtet wird
Adelung 2, 670; gewissensfrage v. gewissensfall Rondeau
2 Uu*"; question or case of con.fcience Hilpert 2, 1, 465<=;
eine gewissensfrage auflösen, resondere un cas de conscience
Schwan 1, 848; -lösen, to resolve a case of conscience
Hilpert 2, l, 465" ; dagegen vgl. : einer, der gewissensfragen
löst, a casuist, ebenda.
2) der neuere gebrauch lüszt diese bedeutungsgemein-
schaft von gewissensfrage und gewissensfall nicht ganz
schwinden, und bietet hierbei auch einige belege für den
plural. den Schwerpunkt aber legt er auf Verwendungen,
die die besonderheit des zweiten compositionstheils zur
geltung bringen, wobei die heutigen Verbindungen einer
neueren bedeutung.irichtiing folgen, die sich von dem begriff
gewissensfall ganz entfernt.
a) casuistik . . . diejenige behandlungsweise der
moraltheologie oder vielmehr des präceptiven theiles
derselben, welche dahin zielt, die allgemeinen sitten-
gesetze auf concrete praktische fälle anzuwenden und
die lösung der in letzteren sich ergebenden gewissens-
fragen herbeizuführen Wetzer u. Welte 2^, 2035 ; die
neuere evangel. theologie hat auch vermöge ihrer ein-
sieht in die Individualisierung des Sittengesetzes die Un-
möglichkeit erkannt, für alle gleichmäszig gültige auf-
lösungen von gewissensfragen zu geben, und die li{asuistik)
daher allgemein beseitigt Herzog's realencykl. f. protest.
theol. 10^, 121 ; „was teufel gehen dich meine Verhältnisse
an? ich bin bisher noch immer ohne beichtvater fertig
geworden und habe meine handlungen vor mir selbst
vertreten" . . . (Leonhard:) ,,ich bin sonst der letzte, der
sich in gewissensfragen mischt" P. Heyse (neue m.oral.
nov.: ein abenteuer) H, 4, s. 250; die Situation war nicht
so klar in allen rechts- und gewissensfragen wie anfangs
märz 1848 BiSMARCK ged. u. erinn. (3) l, 61; jedenfalls ist
diese Voraussetzung eine gewissensfrage, über die sich
nichts entscheiden läszt K. Gutzkow briefe aus Paris
1, 118; dabei kann man nicht einmal sagen, dasz die
verschiedenen wege der fractionen auf dem politischen
kampfplatz durch Verschiedenheit der politischen grund-
sätze und Überzeugungen in jedem einzelnen zu einer
gewissensfrage und nothwendigkeit wurden Bismargk
ged. u. erinn. (25) 2, 159.
b) Gregor der grosze . . . sandte ihn dahin, entschied
seine gewissensfragen, und machte ihn zum ersten erz-
bischof dieser glücklichen insel Hefider (ideen 4, 18),
14,373; aus mangel an hinlänglicher bekanntschaft mit
der hiesigen clerisei nehme ich mir, mein weltlicher freund,
die freiheit, ihnen eine gewissensfrage vorzulegen, die
eigentlich für oder vor jene gehörte G. Chr. Lichten-
berg br. 2, 286 Leitzm. Schüdd. : von gelehrsamkeit und
erfahrung . . brauchte ich dermalen nur einen sehr kleinen
theil . . . um die einzige noch übrige gewissensfrage des
frommen kindes zu beantworten Thümmel (reise ... 2)
2 (18.53), 164 ; ähnlich 2, 166; dazu vgl. die Übertragung:
dank ihnen, lieber freund, für das Interesse, mit dem
sie meine aesthetische gewissensfrage mir beantwortet
haben Schiller (an Htunholdt) briefe i, 29^; vgl.: ge-
wissensfrage, eine frage auf das gewissen, die man nach
seinem gewissen beantworten soll Campe 2, 367»;
jjewissensfrage :
machte der künstler ein bild, und wüszte, es dauere ewig,
aber ein einziger zu?, tief, wie kein andrer, versteckt
werde von keinem erkannt der jetz'gen und künftigen menschen,
bis an's ende der zeit, glaubt ihr, er liesze ihn weg?
Hebbel (gedickte) 6, 346;
c) aus solcher betonung der fragestellung in angelegen-
heiten, die der befragte in innerem kämpfe mit sich
selbst erledigt, erwächst die neuere engere bedeutung einer
geicayten — unter umständen unziemlichen — frage, wobei
der einflnsz des ersten compositiotistheils auf die bedeutung
des ganzen mehr und mehr abgelenkt wird.
«) und nun musz ich eine gewissensfrage an sie thun,
liebster freund, hat ihnen Merck gesagt, dasz ich nicht
mehr so offen gegen ihn bin, wie sonst, weil sie mich
GEWISSENSFREI — GEWISSENSFREIHEIT 6316
so und gefällig schmeichelnd baten, es gegen ihn zu
sein? brauchen sie wieder list, böser, und sagen mir
die Wahrheit nicht? Caroline an Herder(\ii2) s. aus
Herders nachlasz 3, 215; sind denn die gesänge schlecht?
wer wird gleich solche gewissensfragen thun! Göthe
(an Friederike Oeser 13, 2, 1769) briefe 1, 196; haben sie
niemals daran gedacht, sich wieder zu verheiraten?
. . . nun warhaftig, sagte er, du tu.st seltsame gewissens-
fragen P. Heyse (im grafenschlosz) II, 7, s. 170; eine ge-
wissensfrage wollt' ich an sie richten . . . lieben sie
meinen bruder? Kotzerue (der vielwisser 3, 4)36,250;
sie glauben doch nicht mehr an teufel und engel,
fräulein . . . das mädchen, aus ihrer harmlosigkeit auf-
geschreckt, hatte nicht gleich eine antwort auf diese
gewissensfrage P. Heyse (Judith Stern) II, 9, s. 61 ; und
fragte: was ich eigentlich studierte, eigentlich! ich
weisz nicht, wie es kam, dasz mir dieses harmlose wort
aus diesem munde wie eine gewissensfrage klang P. Heyse
(das ding an sich) II, 9, s. 118.
ß) nun noch eine gewissensfrage. was rathet ihr mir?
soll ich mich unter die freimaurer aufnehmen lassen?
GoECKiNGK (an Bürger) bei Strodtmann 2, 81; aber
Felix, nun noch eine gewissensfrage über Isidoren
Clemens Brentano Valeria (literaturdenkmale 105/107, 19);
'und wenn ich ihnen damals gesagt hätte, was vorgestern
abend . . . aus mir herausbrach, was hätten sie geant
wortet, Eugenie'? 'das ist eine gewissensfrage, mein
freund', versetzte sie mit leichtem ton P. Heyse (moral.
nov.: anfang u. ende) II, 3, s. 239; 'und hast mich doch
noch lieb wie sonst — lieber als alle menschen — nicht,
Schwesterchen?' sie stand rasch auf, ihr gesiebt war
plötzlich von dunkler röte übergössen, 'solche gewissens-
fragen, bruder' — ! sagte sie (gesch. aus Italien: donna
Lionarda) II, il, s. 189.
GEWISSENSFREI, GEWISSENFREI, adjectiv, gleich-
zeitig mit dem viel gebraxichten Substantiv (s. gewissens-
freiheit) bezeugt und im, gegensatz zu diesem nur selten
beobachtet, die verioendungen, die in den entscheidenden
punkten von diesem abweichen, stimmen dafür m,it den
lockeren formen der Verbindung des adjectivs eng überein.
1) die beziehung auf eine übergeordnete instanz, die beim
gebrauch des Substantivs zunächst wesentlich ist, ßndet
beim adjectiv wenig Spielraum, höchstens mündet dessen
vereinzelte Verknüpfung mit einem unpersönlichen stibstantiv
hierein: gewissensfreie kirchensachen, adiaphora Stieler
558; vgl. dazu Luther l Corr. 10, 29 s. oben sp. 6274.
2) dagegen wurzelt im adjectivgebrauche eine auffassung,
die beim Substantiv erst in der neueren entwicklung durch-
bricht, der himveis auf die innere Veranlagung des geivissens-
trägers: gewissensfrei, securus in conscientia Stieler
5.58; ebenso Matthiae 2, 181 '•; Kirsch 2, 152»: war dagegen
auch nur einer der parten 'antiduellant'. oder gewissens-
freier, so durfte nur auf eine mündliche ehrenerklärung
erkannt werden M. Boehm Dorpater studentendeutsch s.
z. d. allg. dtsch. Sprachvereins 19, 69; vgl. ein frei gewissen
(Opitz) *25. 6274; ins gefühl, in der bürgerlichen weit nur
in einer ganz ehrlichen und gewissenfreien ehe glücklich
sein zu können G. Keller (letite v. Seldicyla l) 4, 150; vgl.
ein frei gewizzen und ein rein sei (meister Eckart)
5. sp. 6237.
GEWISSENSFREIHEIT/., ivie das adjectiv erst zu ende
des il.jahrh. beilegt, doch in bildung und entwicklung von
diesem nicht beeinfluszt. vielmehr weist es auf fremd-
sprachliches Vorbild, den ersten anhaltspunkt gehen die
edicte Heinrichs IV von Frankreich, die den religions-
kämpfen in diesem lande ein ende machten : les supplications
& remonstrances, qui nous ont estö faites par nos sujets
. . . sur ce qu'ils de'sireroyent . . . pour l'exercice de
leurdite religion, la libertö de leurs consciences et la
seuret6 de leurs personnes edict v. april 1598 vorr. (recueil
des ediets de pacißcation . . . 1626) 272. noch näher führt
der vertrag des herzogs v. Rohan mit dem könig Philipp
IV. V. Spanien, der für einen etivaigen sieg der Huge-
notten die sicher.^tellung der französischen katholiken be
zweckte: promet en outre ledit sieur de Rohan de maintenir
6. donner pleine et entiöre libertö de conscience (Mercure
de France 15, 455). in beiden fällen baut sich der begriff
des compositum^ auf dem äuszeren Verhältnisse auf, in
6317
GKWISSKNSFHRIHRIT
GEWISSKNSFHKIHKIT
6318
dem der yetri»»fnjtträger an eine miirhliyr« tf
bunden int. in der deuttthen rrJ'ormationab0mtgun§ mtr
dieaa ätt^tere mommt hinter der innerliehJuit dm gtwJSMH»-
drangen ganz zurückgetreten, e» knm trat im dtn aUtat»-
rechtlichen umirillzungen um die mitta 4a» \%, jtkrkundmia
zum durehfinich. ohne ein genugemäaa aprmMJakaa mtta
druekmittel zu ßnden: lo aullciii die IlAyMrI. m»^., »Ir,
auch ohurfümten, fUniten und ■Und« des b. reiobs.
küinon rIiiikI den reich«, von wedtsn der aofMOfflMbwi
oonfeflHion, iiikI denielbiiten lehr, relifion, mM llmbwn
halt), mit der that gewHillsrnr wein ObMltebWI, b«
Bchiiiligon, veniewaltiKcn , oder in aador* wef« wider
sein oonsnientz, wiiaen und willen, von dtoMr «Ufa-
durgisohen oonfeHiioni retigiun. glauben, kifohenge-
brauchen, Ordnungen und oeremonien . . • bringen . . .
sondern hei «nlrlier roligion. glauben. kirrhengchriiucbMl
. . . auch ihren haab, gUtern . . . ruhlglich und (riedlleh
bleiben lassen rttd^atagtühaehieä v. ia&& § tft. «on Amt mm
tr<ir eine tuaamman$aia»m§ mit rvligion rorhanitai. und
in der tat ernchian SM klfinn dea I7. jahrhundaH» ntitn
loseren vrrbindungan ma freisteliung der wahren rtllglon,
frrihcil der rcligion ai««A daa eompoaitum, daa Aswls m'srfsr
f/oden gateinnt: die asseouration der religion«IMb«it
relation von Böhmiarhen aaeMen (law) a. IS. atanäelkat
wurde dieae entunektung jedoch untarbundan in den inatru-
mettttn dea Wtatpküliackan friedana tritt gleiehzeitig mit
der lateiniae/ten formal {aolva ibidam e%\fu»q%M aonaeianHaa
lHjartate art. 7^1) au«A unaara naua präfung «n taf*. 6md«»
tcohl nicht ohne franiöaiehan ei>\ftuaa. nahen : soll auch
keinem theil, des anderen an seiner religions ubung . . .
zu deturbircn erlaubet sein, sondern die bUrger sollen
. . . freier genies/.iiiig ihrer rviigion vnd gUteren . . . sich
gebrauchen abtiruck dea inatrumentum pacta 16M X. no 11 ;
vgl.: dasz was rechtens, oder brneficii . . . den anderen
. . . reiolis ständen gönnen . . . solches den jenen ständen
gegönnet . . . sei, welche reforniirte genennet werden,
doch allzeit mit salvirung der ständen, die man Pro-
testanten nennet . . . auch mit erhaltung eines jederen
gowissens froiheit VII. nieJit alao ein innartr auatand
dea ifeieinsena, irie er in den Verbindungen daa M(^/ir«
(«. freies gewissen, a. gewissensfrei) gekennaaidtnat leird.
aoll mit dieser gewissensfreiheit arfaaU aamrdun, Mndam
dir yeltendmuchung von getrinarnartektm nuck MtMMI, und
zwar zunäcJtat im verkältniaa der raicMaatänä» umitr mm-
ander und gegenüber dam reiehaoherhuupta. m dan Vorbe-
dingungen daa dautaehan eony^oaihima iat diaaar bedautunga-
geholt trenig rorltereitet, im gebrouek dar wenig belegten
lateinischen formet liberUu eonaeiantiaa ebet^'alla nieJU. die
in der philosophischen ajn-aehe dea BoKTlilUS (vy{. oban
ap. ASSa) mit der hexiehung attf den inneren atand daa ge-
wiaaena gebrattcht mrd, aber für daa dautaeka gawiaMn
hatte aieh oben («. ap. 6S44) tu Sttartm ^lld^^ll^Wl^ dock
angate beriihrftng mit dem tat. religio Uftbam, 4mm kommt,
dasx der eontrastbegriff :u unaeram tomifoaihkm im ge
wissenszwHHg (,«. d.) schon tu begiamda» iH.jaJkrh. aprach
liehen ausdruek gefunden haÜa und daaa vaat diaaam
aua durch die kraft des geganaataaa athan dia habet fltr
eine entsprechende wortachüpfung bereit lagen, eha der
franzim.irhe eit\/iust sich geltend machte.
1) seitdem hat aidt die bildung raaeh eingabilrgart und
bei ihrer beachränkting attf das äuaxere cerhältnia dea ge
wis.tenstrügers ztt einer üliergrord arten inatani. von der
er (oleran: fordet, erweitert sie mehr und mehr den kreia
drr bevorrechteten. :uniichat sind es staat.rrerhtliehe cor
porationen, vor allem die reirh,^.^tände, dia mit dieser frei-
heit begabt sind, allmählich aber treten — almrk unter
dem eit\flus.^ englischer anschauungen und daa von LocRK
geformten begriffe» der toleranz — die eimttnen unter
thaiirn, tritt der menach ala individuum an die atelte.
a) .ja vir {könig Karl) werden es an unserm teile, unser«
bewilliitunjc /u dieser zulas/ung der gewissens-freiheit oder
dergleichen Verordnung der reichsglieder so geb«n . . .
nienuilils ermangeln laszen Zgsrn rerachmtlhefe , doch
triedrr erhiihete majestäht 24A; wenn man zusage der ge-
Wissensfreiheit gethan. werden andere landgegenden ihnen
zufallen PnAKnimi's zodiaata ytercurialis lo*; wiewol er
{Cromicel) seine list meisterlich, unter dem fUrwand der
gcwissensfreiheit , zu verstecken wissen Er. Francisci
tuatite aelunttükm (t. »M. Mt: on<l woher ial da* kMn«
llolliind. f« «tear m woadtrvOrdigen naelit frinaft.
nia v«U m allan Y6ilMai dar weit dt« iiM«liiti>nr> §••
wlaa«M(MlMU «rlMibaif OonrraciiKM (». 4, 9mHlmrtUtkm
raligiamm^) fw. rtim (I94t) M?; all« mahla, walek« dar
laUlar« {/dar me\mtM$lvi^ Uudetfha 11) daa
bewillift«. kamen nur den sUnden, niebt
Ihanen tu gat«, und bioes für die untertba—
lieber linder halte man eine sebwankrnd«
freibeit aasbedungen Scmii.i.kn {dreut jähr kria§ 1)1^0:
den Protestanten aber ward vftilige gewiiswuliwllnit
zugesiebert 8Toi.nKNO (rt^tn DeutMchtmnd . . . IH IrtfO
6, no.
*) g»wtoa— ■ fcaibiH, Ist dmm fawbMMiazwang entgegen
laaalat. und baatahat darlmtan. daas aiiia wvliUcb« obrig
kalt einem leden sein gewtiaana taeht. daa tot In gawlaeeni
aaoben naoh seinem gewtoaa« *a bandato. OBfakrtnekl
laase J. U. Waixh philaa. tarn. i*. lata; abamao HOanan r,*
dmau vgl. aehon ■ mutenomüm relifionia. fratotallang der
religion. fawtoaaoa freibeit derer ontartbanen. die durrh
den religkNUfriadan und andere lalehssatzungen etnge
führte frelsteliong der rellgkMia» aad gevueeasfreihnt
Zkih.rh t, »71: die tawtoaaaafMbaH wladar baiiaalellt . .
Hkhdkm imnirittaprad. iM7)ti. «: aarinawt «far alnd in
einem lande geboren und erzogen, wo vollkoauBaa«
gewissensfreiheil bemcbt GAthr {Philipp Hmthaet: kar-
dinal Fallavieini) SJ. IM; er {dar a. mrt dar emnatitu
tion) verheiszt jedem bewohner Helvetiena die anein
gesobrinkteete gewiasensfreibeit proUmwuztton r. iTaa. a.
aktan d. halvat. republ. t, Ui : die gewissensfreibelt ist an
eiBfeeebrtnkt {Ut libarU da eonaeianaa aat iüimMai var
fkajumg v. 17M abdm i, aaa: recbtmieei^eU ... dar tolaraas
und gewissensfreibeit (buekiHal) Bmmkurg ITM: aber §»•
Wissensfreiheit und toleraas (kuaktUat) MHtmatar MM;
dulde jeden menscbea neben dir in seinem giaabe« . . .
und Terstatte ihm die gewissensfreibeit. die da für dieb
selbst verlangst F. Q. LOmike über totermna und ge
tviaaenafrriheit {Bariin 1774) rorr. a. 17 ebenae a. |>: jMem
einwohner im Staate musz eine vollkommene glaubrns
and gewissensfreibeit gestattet werden, niemand ist
schuldig, über seine privalmeinungen in religionaaarhtn
Vorschriften vom ataal« ansonebmen; altgem. prtufi
landrecht II. 11 § t. ein gioaear Vorzug der neuerrn
•laatsverfassungea tat di« MfontUcbe aa«rkennung des
persönlichen glanbeaa md taeriaaaBif>alha<t M. AacMsn-
BHKN N KU l&sung d. midtntrmi» dm paHi» kii lAsi^aaliwi.
mit der glaubensfraümi {Dmtmatmit nm) a. 9; Uemarh
versteht man unter gewiaaaaalMheit OMtelaaa ... das
recht der freien Affentlieban raHgioiM&bang ... ala sa-
nächst nicht eine innerUeba vottkoaimenbeit dea ge-
wiaaena aelbat, sondern eia laaiaree . . . ii i hIeiaililHato
. . . (ifit) Ton Staate gewtbile aaarkennang oder iHÜm^
einea raligiflaaD bakenntaieaa« H.Tm. Simah dSarfnrtem
und dia gamaaan^freikait (l«M) a. U; gewissensfreibeit and
tolerant tind erat rodgjHeb geworden, nachdem der pro
taetantismus . . . dam pibetUeben ab«olatismos fOr einen
teil Europas ein ende gemacht halte Pniatm. Lazid«
dar tdarümahegriff Lorkm und Pa^derjk (l«oa) s^tdieii «.
feecA. d. ttcof. m. kirtha a, a. t.
a) «m(/SmA IdaM dar namare gakammik dam aptnder dar ga-
^ataaem^^retmatt mmaar uatm vrmgar mmmttan turucktrttan.
»eia aieh auch im dam IttdUiafm andniM^ dia die pmamUala
mit der tolermzu gmr nMI Ammm; lawtoaiifiianiril,
libertaa rtligiomia Jhriat.Rn MI {umiar frHbeit): eknmo
Mattiiiar t. lai^; Kirsch t. IM*: gew.- oder religiöse-
frviheit. beisst bei den Juristen autonomia FniacH
t. «M^: tiie tiiartif «• de «*a< an« isaae. kmhtktmgl.
lex. s. 775; freibeit dee gaviaaeaa. Mntt da mmaeiimn
RoNDKAC 1. Uu ♦•: ScHWAW I. 7«a»: Hilpcrt 1. 1 ». «a*».
die gewissensfreibeit. plur. tmr.. die freibeit. narb dem
voriiergebaadea geviaaaa aa bandala, beaonders in sachrn.
waldia dia laUtiaa batraffM, dia religion.«freiheit
AnRi.rwoa, fMsi. a. «aa diisaa
mit rttigiam vdar ean/kwiaa «ssrd dte
den littrrmriaakm heügam amkdUmimanäaaig
die tmtadehliche entKuklumg dm getrmuehm /Uial miar dach
dmrUker hiztmua. mia nmmamtick die hagviß^kaadmmmngin
und AneksMiMa a(i/*jiAi(eeeaAseeAcr atsfe acMni a. w. fS).
6319
GEWISSENSFREIHEIT
a) ob die religion. und gewissensfreiheit, mit dem
Schwert zu verfechten, oder nicht M. Zeili.kr episieln
. . .V. polit. . . . materien (471) 5, 457; ohne aus staat,
religion und gewissensfreiheit drei moralische wesen oder
Personen zu dichten . . . sind staat, religion und ge-
wissensfreiheit zuvörderst drei Wörter . . . Hamann (Gol-
f/atha u. Rhabl.) 7, 21 ; ich würde für die denk-, press-
"und gewissensfreiheit mein ganzes vermögen hingeben
akten der helvet. republ. 2, 22 (1798); zwölf bisthümer sollten
in den burgundischen landen eingerichtet werden, damit
er (Philipp) das ganze besser zügelte . . . alles dies sollte
auf kosten der ständischen Verfassung und der gewissens-
freiheit durchgesetzt und eingerichtet werden E. M.Arndt
ansicMen und aussichten der teutschen gesch. 305; bleibt
eingedenk der guter, die . . . unsere vorfahren blutig
erkämpften: gewissensfreiheit, ehre, Unabhängigkeit,
handel, kunstfleisz und Wissenschaft aufruf Friedrich
WilhelmsIII 'an mein volk' (17. 3. 1813) Schles. priv. zeitung
20.3.1813; jeder Deutsche hat volle glaubens- und gewissens-
freiheit art. 3 § 11 der grundrechte s. berichte d. Frankfurter
nö<. -i^ers. (3) 1632; und zugleich neben der berechtigten
Selbständigkeit der kirchen- und religionsgemeinschaften
die glaubens- und gewissensfreiheit der einzelnen zu
schützen Bismarck {im landtage 27. 11. I87l) 5, 218/,-
b) das auch satanisch fein — die geister uns
bestrickend — uns das höchste aller guter,
gewissensfreiheit auch uns rauben will !
Z. Werner Luther (4, 1) 226 ;
innere gewissensfeiheit . . ist denkfreiheit; angewandt auf
religiöse gesetze, wenn die anordnungen über die ge-
wissensfreiheit treffen, {müssen ivir) darunter eine äuszere
gewissensfreiheit verstehen G. Th. ß. v. Lindk staats-
kirche, gewissensfreiheit {Mainz 1845) s. 1 ; es ist die Vor-
stellung vollkommener gewissensfreiheit . . der freiheit
des gewissens von jedem subjektiven wie objektiven
zwange C. Boruttau gedanken über geicissensfreiheit (1867)
8. 16 ; so wendet Lockk . . nur den eine?i gedanken der
persönlichen gewissensfreiheit hin und her, die andere
Seite der frage, das recht des Staates berührt er ebenso
wenig wie Bayle. Trkitsguke {Samuel Pufendorf) hist.
polit. aufsätze 4, 283. ich nahm für mich selbst die volle
gewissensfreiheit in anspruch, die ich auch meiner braut
gewähren wollte, was die kinder betraf, so sollte die
mutter darüber entscheiden, bis sie selbst in der frage
über ihr Seelenheil eine stimme haben würden P. Heysk
{ital. nov. i: Beatrice) 11,1.5.329; lasset jedem die ge-
wissensfreiheit, welche die philosophische duldung des
Jahrhunderts und besonders die Constitution der . . .
republik allen bürgern zusagt akten der helvet. republ.
2, 233 (1798) ; die gewissensfreiheit soll nicht nur unge-
kränkt bleiben, sondern die religion und die gottesdienste
unserer välcr geschützt und geehrt werden Schweizer
Proklamation v. 1800 s. akten der helvet. republ. 6, 44 (im, frz.
text: la liberte de conscience).
c) in Zusammenhang damit steht, dasz für das Ver-
hältnis des gewissenstrügers zu den äuszeren gewalten mehr
und m.ehr concurrenzforme7i in gebrauch kommen : glaubens-
und gewissensfreiheit F. G. Lüutke 236 u. a., freiheit in
glaubenssachen ».226; gedanken über die toleranz, d.i.
über glaubens- und gewissenfreiheit. Verdeutschung von
LocKKS episfola de tolerantia (1827) 21 (de mutuo inter
Christianos tolerantia) ; nur von gewissensfreiheit, nicht
von glaubensfreiheit war die rede C. Bohuttau gedanken
übe}- gewisseji.ifreiheit s. 62 ; zur religionsfreiheit (s. o) vgl. :
über religions- und kirchenfreiheit von J. H. M. Ernesti
(buchtitel) 1817; religionsfreiheit F. P. Stahl über christl.
toleranz (1855) a. 173; in den reichstagsverhandlungen der
Session I909'l0 unirde bei der debatte über den sogenannten
tolernnzantrag des centrums mit Vorliebe das tcort religions-
freiheit gebraucht, gewissenfreiheit mir vereinzelt.
3) diese begünstigung der concurrenzformen hat auch
darin seinen grund, dasz das wort geicissensfreiheit immer
mehr von dem religiösen gebiet auf das allgemein sittliche
gebiet hinübergreift, so dasz es den alten engeren begriff nicht
mehr für jedes bedürfnis deckt: wer denk-, gewissens-
und religionsfreiheit dem menschen raubt Ernksti ,9.15;
in der forderung der 'gewissensfreiheit' ist die negation
jeder heteronomie betont, also indircct die selbstgesetz-
GEWISSENSFREUDE-GEWISSENSGERICHT 6320
gebung ausgesprochen . . . der ausdruck 'freies gewissen'
hat . . . für die bestimmung der sittlichen principien
einen bloss begrenzenden , falsches ausschliessenden,
d. h. negativen werth E. v. Hartmann 2- (das sittliche be-
tvtcsstsein) 9b; gewissensfreiheit ist das recht des men-
schen, in seinen reden und handlungcn seiner eigenen
Überzeugung zu folgen Kircunek-Michaelis phil. wb.^-
242. auf diesem rein sittlichen gebiete loird die schwer er-
kämpfte errungenschaft neuerdings am meisten auch tvieder
bestritten: preszfreiheit , redefreiheit, gewissensfreiheit,
alles unsinn , alles ballast, von dem wir eher zu viel
als zu wenig haben Fontane {Cecile 20) I, 4 s. .397. von
allen möglichen Standpunkten, oft in buntem durchein-
ander, redet und schreibt man heute über die gewissens-
freiheit, vom Standpunkte des glaubens und des Un-
glaubens, vom Standpunkte der kirche und des Staates
. . . von gewissensfreiheit reden selbst diejenigen, und
vielleicht am dreistesten, welche nicht an gott und das
gewissen glauben H. Tu. Simar das getvissen und die
gewlisensfreiheit ; dazu vgl. denkfieiheit, gedankenfreiheit.
GEWISSENSFREUDE,/., vgl. gewissensfreude, gaudium
bonae conscientiae Stiei.er 552 (bei freude);
dann hierinn wirst du finden,
ein abschcu gegen die Sünden,
und in traurigkeit,
eine gewissens- freud.
Abr. a S. Clara ijehab dich wohl (1729) titelblatt;
vgl. gewissensfriede.
GEWISSENSFREUND, ». gewissensrat.
GEWISSENSFRIEDE, m., vgl. gewissensfreude: das
{L'öm. 5, ]) ist der innerliche gewissensfriede, der nur ein
vorschmack himmlischen friedens giebet J. B. Carpzow
leichenpredigten (1698) 78; ja, der euserliche kirchen-fride,
flöst sich allgemach gar dem innerlichen gewissens-fride
ein, und verkehret di arbeit der jenigen, so streit-
schrifften machen und lesen, in eitele andacht und buss-
werke BuTSCiiKY 500 sinnen reiche reden no. 306; vgl.
A. Hevekosz, gewissensfriede Leipzig 1907.
GEWISSENSFÜHRER, *. gewissensrat.
GEWISSENSFURCHT,/, s. gewissensangst.
GEWISSENSGEISEL,/.: viele jähre hernach, als Jacob
. . . den weg aller weit gegangen war, wurde die ge-
wissens-geissel, bei ihnen aufs neue rege; dann, sie
fürchteten sich, und sprachen: Joseph möchte uns gram
sein, und vergelten alle bosheit, die wir an ihm gethan
haben Butschky rosenthal 1096; vgl. ja, es hat manchem
die geissei, seines gewissens . . . mitgespielet 1097.
GEWISSENSGEMAHLIN, /., r^ri. gewissensehe: madame
de Maintenon mit ihrer gewöhnlichen gravit6, welche
einen königlichen epouse de conscience oder gewissens-
gemahlin, wie man concubinen von condition nach heu-
tigem stylo nennet, sehr wohl anstünde des träumenden
Pasquini staats-phantasien (1907).
GEWISSENSGERICHT, n., mit verschiedenartigen be-
ziehungen beobachtet:
1) ganz allgemein gehalten sind Verwendungen, wie das
Stichwort gewissensgericht im register zu Roi.i.enhagens
froschm£useUr (1627) für die stelle .-
so setzt mens der vernunfft sein Hecht,
darnach sie die abmessung rieht.
lehret was gott und tugend sei . . .
wie auch Untugend tausentf'acht
gestraffet wird durch gottes macht Ff. 3»>;
in der gleichen richtung bewegen sich die Verdeutschungen
des lateinischen Vorbildes: so lehret jedoch der weltbe-
rühmte rechisgelehrte Bartholus, dasz dieses gesatz in
dem gewissensgericht, oder in foro conscientiae nicht statt
oder platz habe Abele künstl. unordn. (3, 40) 3 (i67l), 274;
gewissensgericht, forum conscientiae, sive chori Stielek
1557; gewissensgericht, das aus trieb des gewissens, der
billigkeit wegen niedergesetzt und gehalten wird Campe
2, 367*.
2) auf bestimmte fremdländische {russische, englische)
behörden weisen einige andere belege; gewissensgericht, das,
ist in jeder Statthalterschaft der richterstuhl wo Streitig-
keiten gütlich vergliclicn, auch verbrechen der unmün-
digen, wahnwitzigen u. d. g., abgeurtheilt werden (Aug.
WiLH. Whvva) idiot. d. deutschoi spräche in Lief- u. Est-
land 1»; dazu vgl. schon: das gewissensgericht, oder das
6a21 GKWISSKNSOKWICHT-GEWISSKN.SKAIil»F
GEWISSENSKRANK - GEWISSENSMANN 68t3
frerioht der hilligkeit, itt eine behArde, welche man In
iiidern reichen nicht findet »taatmurf. d. ru*m»ekm reieM»
iTVt) 478; nur da« oanzlrigericht (rourt of chnncery)
^M'lcliCB oin gewittern- cnlor hilligkeitagwiebl iat, nahm
IS xiicmt Über itich, den bekUitten stt tttur fenaueren
licfülgung der im vertrage Tertprochwua sache aiuu-
halten ithe cwirt of ehanetry, a» • MfiH tf m»mimta . . .)
Gahvk tibert. V. Adam &mith'a natitmalniilUkiim (ß, t, •)
4,64; gewimiBenitgcricbt , ecuri ^ tomttimtM HilMUT
2, 1, 4<»".
8) dan numrn ageuti» hirrru, das frilk Mrgt itt, ftkt
nicht über die allgemnntrm trrtrrndiingeH h*natui : bat
er endlich einen kloMtcr geiitllchen gefunden der in
sein begehren gewilliget . . . dieser gewiMene richter wäre
lioni Wucher sehr angenehm Ann. a S. Ci^ma fframmatiem
irli(/iona oder geiatl. fugend »ehul. (.lAtW) Mt ; ohne <lir«r«
wcr<len sie in kurzer zeit iirbkdlicher all nUtzlirh, bilden
borrscher, aklaven, heucbler, aeklen, aektirer, klein
i;ei8ter, gewiBnensricbter, aobarfrichler, allfromme . . .
l^VAi'KH (über yrivaivtritamwU. tur «rbmuutt§) •myn».
»ehr. 1, !MW Orelli.
UFAVISSKNS(iKWICHT. ». gewiMenalaat.
(iEWlSSKNSCiLAUBK. m.: Ich iterbe aber mit dem ge-
gewiKscns glauben, bis an meinen tod keinen der mir
gleichgeHinnten verlaasen lu haben A. v. Humiioi.dt
an Vamhiigen (1M«~!* in».
<n'.W18SKNS(;Hi:M). m.. tmr im flural UobmdUtt,
tunüchjtt an die Itrdeti tu ng»gtwuim»Amff mit gewisaena-
frage geknüpft, trpäter »tlbaländigtr : einige gewisaeni-
gründe und fragen, die man ihm selbat und andern vo^
legen könne {buchtittl) ». oben »p. CSU*, ao viele peraAn-
liehe auITurderungen , durch die wichtigaten ataala- und
gewissenngründe untentützt, und venit&rkt durch lUe
dringendsten einladuiigen aus Deutschland, muteten auf
das geniüth eines fUrsten {Q%utav Adolf») eindruck
machen Sciiii.i.kk [Mjähr. krieg, i. htich) H, 1441.
UKWISSKNSHAHN. m.. gelegenhnttbüdung : du den-
ckest, wenn der tück bewiesen ist, et werd kein bahn
darnach krähen, womit wiltu aber den gewissens hahn
beschwichtigen, der in dir krftheti* Hkinh. MOi.Lbr ftiatl.
erguickttunden (199) 897.
GKWISSKNSH AMMER, m. .' gewiszenahammer, aHmuiuM
eonatientiae Stiki.kh 759 Matthiak t, IM*; Kihhcii a,iB«*.
(iKWISStlNSHElLUNU, /.; gewiszensheilung , atdatio.
jdaeatio conaeientiae, v^tlgo tranquiUaHomentiaÜi iKt.nnm;
Matthiak 'J. itfs*; Kikrcii a, I6)i*; tfgl. gewissenskrank.
(iKWIS.SblNSIIKIKATH. «. gewiaaenaehe.
GEWISS i<:^'SHI<lMKER,«». .- gewlaaanahenker gebrauchen
einige neuere für gewissens swinfer; es ist aber un
schicklich und zweideutig zugleich, wie leicht kfinnte
man unter gewisssensbenker den veralebn, der daa ge-
wissen an den nagel hängt Hkynatzs, 57; datu vfL
Campk, der gewissensTOgt voraehlägt: der henker tfidtet,
der vogt zwingt i, s«7*,
GEWISSINSURRRSCHAFT, *. gewisaenazwang.
(tEWISSENSHÖLLK /. von der gewieaena hßllen . . .
dein eigen gewissen ist deine bAile. scbiftfft daa ge-
wissen, so dünckt dich, da.^z du im himmel seist; warbt
das gewissen aufT. so merckstu orstlirb, daaz du in der
bHllen seist Hkink. MOllrr tr^ickatundtn (M) 14&.
GEWISSENSHUNI), «.:
der Speer durchbohrt ihm (,Je*v$) »eine broal and seile,
SU stilin in unser den gewi Mens- band.
LoHBNNTaiN fitUlUcktgtdamktm'n.
GEWISSRNSKAMPF, m.. im 17. jakrk. vtnimuU lr>
teugtea, eint neurrding." gebtiiuchlirherr» ritmpoiritiim. da»
meint im jtlural er.<ichrint: wodurch er den »on.il gotles
fürchtipen und löblichen eburfUn:ten in seiner anfecblung
und gcwissenskämpfe nur zu confundiren getrachtet
der ungetris.'fenhafte geiriasenarath i-orr.
i) jede neue forschung in der schrifl. jede wichtig«
predigt über eine neue glaubensfrage warf ihn (I^ther)
wieder in gcwissenskämpfe G. Frk"VTA«i (M/«/er a. d.
derttfchen Vergangenheit (i, i) 19. 184; der heilige Antonius
stand nun wie angewurzelt still, bald das junge weib.
bald den korb mit guten dingen betrachtend. ofTenbar
in heftigen gewi^scnskämpfen. wol>ei er sich verlegen
hinterm ohr kratzte P. Hkysk (Hrtie «or.: da» »thSma
■fflltmBi4Mi
IrfM/-
JCltteAM) II. •, Itt: daai dto «raUa Xjtktkm
d«« JaiifMi ■■Mlinrirtwi
oder kfl»hifHgin lielwlw .
den gewIaaenaklMpiM MM
romantik) II, I« •. M{ 4m HMfMI WM 4Mi frtH HM
die n>fchtwüth9iHi>iWMMHMpfi4— wlidwUtorfsfte»
•lad te 4w Mirtip« Meae . . . «it etMr wshrbeit
oad vfldea peeei« pwelilliltH. 0. FiirrrAii (l»Amik dm
dvmmm» t. tl 14. tl4.
t) und In wQalem ttederttdMB aufzof achlea ii« hämm
gewiasenakampf zu klmpfen W. v. KOoiuiBti Jm§tmä
«TIMM. (4. i> »4« Natkutiu»; «• war dereelbe §$wiä$tM
kämpf, dieselbe fehde
lige prirstermarht.
der kircbe getrieben hatte . . . O. PüKTTAa (IM Jfafty)
n . n6. daru vfi. •
gewiisenakonflikt: ob der kranke eieh aieM vei
rate, wer wisa«. wie der andre artt. de« Erik nkdit
kannte, im gewiaaenakonflikt aieb enteehe^dw werdef
Fr. Tu. VianiKN ««mA mmt (ttM)aft.
GEWI.S.SK.NSKRANK. «</..• aeelenknuik. emunmüaa
»timuli» agttat%t». diritur 0timm fewiaaenakrank SnaiJCN
loift: dasz auf schloaz Neohof die rellgion aar in dea
Wirtschaftsgebäuden und dea Matern wohnanfcn ver
treten sei, den kammerberra MMfenommen. der noch
immer mit dem schwermBthtfen and gewlaaeoakrankea
grafea Zeeeea in brtefwecbtei stand K. GirRKOW aar
«NtAervT «0« Som (l. 18) l, IM.
GEWISSENSKÜMMFJt. ». gewiswnspein.
GEWISSENSLAST, {m. und) f.. attaa eompaaUum. um
da» »ich nn4»rlKn§» «fo §an»tr knia «en ledmfciwfiwrr
windtm biUnrnftm »Miami:
i) volgesto aber desz reichen befirden? o waa aeoff-
zena der armen' über dich annd deine kinder' aiuid
wirst warhninig nnder solchem gewissen» last nimmer-
mehr weder grünen noch ge<leien kAnnen }A*inr\mxctmc.n
insitmniM rttra parentum («) 44 Furiaer: der zweck wli*
erfüllt und ich von einer gmszen gewiaaenalaat befreK
GAtiik {an Stembrrg IRW) br. U,*: ihm fiel die araM
schwache in die krallen, als sie sich mit ibrvn ertrtom-
ten ge Wissenslasten im atillen plaft« Immkmmaw» (ept
gonen «) 4, IAO jtfeync.
S) dam tfl. nun dia Jümfmtm mmeunvnthüdmmftn t
denn der leiaeate anschein einer erbecbiricherei . . . maat
eine herabwOrdigung and lebcnaltnglirbe gewtaMsdM-
scbwerde aein Bon. Goltz tim JHfndlthtm %*, nt: nie-
mand geh Aren de (die 10 eoo goldgnlden). daa Ist eben
meine gewisaenabOrde. denn ich bitte cie anterttdafen
aollen G. Kri.i.rr (lni«r v. SMwjfU l)«. «i;
denn wedsr
Blait tha ayt «Mekn «ad MteUekan Mm
aäaa kein haaff» neeh iiwlMaM natekt
diaekte asiaeB«Blaririk a«ek kaaf aiehl
KoRTVM Jammda (B, m W
GEWISSRN8LKHRE /.. townitdit, «
Campk rrrde*tt»ekungmirh. t. tt4: di«
darstellung der gewissenslebre Wmuta «. WSLTS t. Mi:
datH rft. g«wi— eualehrer: mamiat: oMfß wBHwbtdlir.
z. b. daa SdMMItaMdM. kab«« y wteewJekiar 4aÜr. «afl
der eaaaiet riflk ■■■■■!. tt«r ge«rfeeenelVate« n ent-
odar t«aiMwa gwiifel zu lAeen. Calel hin-
bat leertmaillieer 4aftr anfeavUt rhmda; fe-
wieeenslehric. tmamatittk, ti^tmim; mgL mmth fewkaeadkll*
frage u, a.
1) fniar gtfami iat dia amm im— lew nmtium§ gc>-
wiaeenalheorie: rff. . . . die«« anffaasang. di« als ein«
philoaopbiscbe Umformung der aiythotagieekea gcviaaeaa-
theorie lu betrachten ist . . . W. WUROT (
GEWiSSKNSLEJOKN. ». gewiweaipili
GKWI.>v<KNSlA)S. *. gewieeeake.
GRW1SSKNI.(VSER ». gewiaaenalebr«.
GKWISSKNSMANN. eu. m nni Uagm JmlatiM. di»
da» rtTkititnui dfr hridtn
reraekitdenartig ht»Hmum»nj
Mars ist wa ,
4m- aidi atanat tat
acÜlgler
6323 GEWISSENSMARTER - GEWISSENSPEIN
unser Matz . . . bestellte den abbate um zwei stunden zu
bald . . . gegen drei uhr nachts . . . senkte der stehens-
satte gewissensrath seinen rümpf endlich in den mit
favorltarien ausgepolsterten sorgenstuhl und weckte mit
seinen hosen die grenze traucrmusik ... der ehegemahl
ging endlich . . . nach, und zog den mitten im contra-
punct und in pralltrillern seszhaften gewissensmann aus
seinem orgelstuhl Jean Paui. (Hespems l, 5) 7, 82; s. ge-
GEWISSENSMARTER /. ; *. gewissenspein.
GEWISSENSNARBE,/, {vgl. gewissenswunde):
dis kommet, tirannen, euch billich zustatten ; , , . ,
dasz euch ein espen-laub, ein rauch, ein raschelnd strou,
ein schleichendes gespenst', ein irrend licht erschrecket,
und mit plut-rothen purpur-farben
euch abmahlt die gewissens-narben
Lohenstein, Cleopatra \ll aM . w* iio.
GEWISSENSNOT, /., {vgl. auch gewissenspein) ältere, von
den neueren gern %vieder gebrauchte Zusammensetzung:
wie ängstigt sie (die seele) sich doch, wan nach den sonnen-
stralen,
so ihr die wollust pflegt falscb-färbig für-zumahlen,
ein schnäller stürm einbricht, da stracks gewissens-noth
durch deines grimmes plitz sie schröckt.
RoMPi.ER er.iteg gebüsch der reimgedicfite /3.
die theologie der reformatoren, deren Wortführer das
recht der freiheit und die gewissensnoth als . . . waffe
zum kämpfe gegen die katholische kirche gebrauchten,
entnahm die wissenschaftliche darstellung der gewissens-
lehre unbefangen den meistern der alten kirche Wetzkr
u. Wei.tk 5, 568; Marianne wuszte jetzt, dasz der, den
sie verschmäht hatte, sie noch immer liebte, aber
würde das ihr wirklich gewissensnot bereiten? Wilhelm
Hegeler pastor Klinghammer'* 222;
seine sündige seele foltern reue und gewissensnot.
Carl Spitteler balladen'^ 61 {der Cid u. die /ee).
GEWISSENSPEIN, /., auf die ivirkungen des bösen
gewissens zielend, erschlieszt diese bildung einen groszen
kreis von konkurrenzformen, für die Stieler m^ist nur ein
und dasselbe lateinische synonymon bereit hat: gewissens-
kummer, conscientiae Stimulus vel tormenta 925; gewiszens-
quaal, Stimulus conscientiae 1843. gewiszensplage morsus,
Stimuli conscientiae 1485; gewiszenspein, morsus con-
scientiae 1423; dazu vgl. noch die bei Stieler nicht ge
buchten gewissensschmerz, -leiden, -marter, -folter.
1) zur rechten band der schuld und laster grosse zahl,
zur linken die gespenst und geister allzumal, . . .
hier desz gewissensqual und da der erden glut,
dem frommen werden auch entfallen hertz und muht . . .
Opitz (trostged. in widerwärtigk. d. kriegs 4)
geistl. poem. 318;
da wolle mir für angst der beine mark verseigen,
durch die gewissensqual entgieng mir meine kraft,
von deiner schweren band verlor ich allen saft.
Paul Fleming (poet. wälder 1: 32 psalm) 1, 5
Lappenberg ;
so kann auch allein der grosze abstand ausgefüllt werden,
der sich zwischen dem frieden einer schuldlosen seele
und den gewissensqualen eines Verbrechers . . . findet
Schiller {über die tragische kunst) 10, 36; denn man
darf wohl zu zeiten, ohne grosze gewissensqual, diese
färben brechen, Tieck (aufruhr in den Cevennen) 26, 131;
wie er in heimweh und gewissensqualen sich verzehren
würde Ricarda Huch aus der triutnpfgasse^ 143; dazu
vgl. den von H. Fischer {schtcäb. %ob. 3, 635) als nicht
mundartlich {aus Riedlingen) beigebrachten reim: ge-
wissensqual, böses mahl.
2) sie erweisen ja mit vielen beispielen, wie . . .
selbe endlich nach langer gewissensplage mit schand und
spott am tag, ihre nachfolgere in eusserstes verderben
stürtzen Harsdörfer frauenzimmer gesprechspiele l
243 {no. 47); so werdet ihr mit euren leben in das
heiseste feuer der teufel vollen höllen unfehlbar hinein
rennen, und statt itziger vermeinter wollust zur strafe
ewig- und unaufhörlichen schmertzen, unbeschreibliche
quaal u. unausdenkliche gewissensplagen zugewarten
haben der grosse Klunkermutz (l67l) 105.
8) eine Jungfer die sich flink
an die jungen kerle hieng,
die sie uro das kränzchen brachten,
schrie in der gewissenspein :
möcht ich wieder Jungfer sein
wollt ich keinen keri mehr achten !
Lkthwkr fabeln*'' (die gefangene drossel) 126.
GEWISSENSPFLICHT - GEWISSENSPLAGE 6324
das gegentheil der gewissenspein ... ist das gute ge-
wissen, die befriedigung, welche wir nach jeder uneigen-
nützigen that verspijren A. Schopenhauer {diexoeltals
wille u. Vorstellung 4,66) 1,479 Griesebach; in dem zu-
stande, in dem Apollonius* sich jetzt befand, konnte ihm
der tod eher erwünscht sein, als schrecklich; dann hatte
aller kämpf, alle gewissenspein, alle sorge ein ende
0. Ludwig zw. himmel u. erde.abschn. 18.
4) wer empfindt
seine sünd
und gewiszensschmertzen
sei getrost.
K. Gerhardt fröhlich !>oll mein hertze
Fischer u. Tümpel 3, 330»;
geist der gnade ! lasz mein herz
stets bei fehlem schlagen ;
doch lasz im gewiszensscbmerz
es auch nicht verzagen.
Herder (die aussgiessung des hl. gcistes) 1,65;
5) in allen diesen spanischen und italienischen vor-
wegnahmen der durch die liebe heraufbeschworenen ge-
wissensleiden ist jener wahren empfindung wenig rech-
nung getragen, die aus den reinsten tiefen des herzens
stammt K. Gutzkow der zauberer von Rom (4, 5) 4, 139.
6) der einen Seneca jeden tropfen seines dahin rinnen-
den lebens ruhig zählen läszt, wenn gewissensmartern
den tyrannen bis unter die hülle des purpurs verfolgen
Schiller über die folgen der tugend 1780 [säk. ausg. 11, 17);
beiden höchsten graden der gewissensfolter G. Boruttau
gedanken über geivissensfreiheit (l867) 4.
7) nomina agentis sind bei Stieler für das erste und
dritte compositum gebucht: gewissensquäler tortor con-
scientiae 1487; gewissenspeiniger, stimtilus. aculeus con-
scientiae 1423.
GEWISSENSPFLICHT,/. .• gewissenspflicht, einebildung,
die mit ihrer besonderen bedeutung die Voraussetzung für
viehrere der bisher besprochenen Zusammensetzungen bildet,
vgl. gewissensehe freund, -gemahlin, -mann u. a. diese
bedeutungsrichtung ist schon bei Adelung richtig getroffen .■
gewissenspflicht in dem rechte der natur eine pflicht,
welche man bloss dem gew. des andern überlassen muss
im gegensatze der zwangspflichten 2, 671; ühnl. Campe;
— le devoir de conscience Schwan 1. 748"; a duty imposed
by the conscience Hilpert 2,1,46.5"; ich habe natürlich
der gräfin versprochen, stillschweigen darüber zu halten,
und hätte ichs auch nicht, so wäre das er.ste mannes-,
freundes-, pastor-, gewissenspfliclit Herder an Caroline
{aus Herders nachlass 3, 474); gerechtigkeit und wohl-
wollen, Zwangs und gewissenspflichten, naturrecht und
moral J. C. Lichtenberg aphorismen 4, {dfsch. litt,
denkm. 140) 71 ; er setzt sein gröstes gut in die liebe des
nächsten; th eilet hierauf alle pflichten, nach der ge-
wöhnlichen mode, in zwangs- und gewissenspflichten,
und baut auf jene das recht der natur, auf diese die
moral im engeren verstände. Frankfurter gelehrte an-
zeigen V. j. 1772 {dtsch. litt, denkm. l) 234; wie weit die
verderbliche friedensverachtung, welche man seit dem
beginne des krieges als eine art von heiliger gewissens-
pflicht zu betrachten scheint ... gehe ... Fr. Matthisson
erinnerungen (5: vaterländische besucJie) l (1810), 211; bei
dieser gelegenheit macht sich alles . . . eine art von ge-
wissenspflicht daraus, die schimmerndsten und buntesten
federn . . . mit pomp oder armseligkeit auszubreiten
{erinnerungen 1 ; darst. aus Frankreich, Lyon) 2, 254 (1825) ;
so erinnern sie sich denn beide, dasz sie mir zugaben,
diese grosse sache sei eine vaterpflicht — folglich ist sie
ebenso eine gewissenspflichteinesjeden,derän vatersstelle
tritt (Hermes) Sophiens reise 6. th. a. 621; Soltikov erklärt
sich für ihn, rein aus. gewissenspflicht Schiller {Deme-
trius:) 15, 2, 549; noch eine andere gewissenspflicht drückte
ihn P. heyse {buch der freundscliaft : David und J.) II. 6,
103; über gewissenspflichten kann man nicht hinaus, und
soll es auch nicht {marienkind) II, 16, 172; weil ich ...
es als gewissenspflicht ansah, wenn er stürbe, seinem
nachfolger die dienste . . . nicht gegen seinen willen zu
versagen Bismarck ged. u. erinn. (26) 2, 187; ihre (der
fürsten) autorität gilt fortan als gottes anordnung, und
der bürgerliche gehorsam als eine gewissenspflicht Simar
gewi.ssen und ge\rissensfreiheit 101.
GEWISSENSPLAGE s. gewissenspein.
6325tiE:WISSENSI>KKl)IUT-GEWISSKNSFK0KUNO 0BW18SEN8PUNKT-0EWISSEN8RAT 6326
aKWIHSKNSFKKUIÜT. /. . aber di« «dl« prinMMin
bflitundo wie daa gerechte gold im feuer und waatc ihn
•ntlloh mit hitteri und tleheri, endlich mit einer »oharfen
gewitiienpredigt, lil&gliohem weinen . . . also xu b«gHn«n,
dMX er «ich Ul>erwunden gab Uhimmbuihauskn wladar
entandt^ner Simpl. s, bm;
(iKWlSSi-.Nl'HlüSSUH. /..• ... daai wir unter glauben«-
verwatidtn aus den uii/iemlichendrangtalenundgewiaMoa-
prcsHuren der pH|ii!tlon mit göttlicher hülfe «u rctton
gemeinot . . . der nang. mrulanim in 8eKU»un ßrag'
ttüeke (KiSK) bei ÜI'ki. u i^dh.n MW; vgl. gewiiaenuwang.
(tKWISSKNSP«()ZK.S.S. m. ein aolcher (kamnf) lieft
jenem gewisseniprucona zugrunde, dan man den eonfliot
der pllicliten nonnt W. Wuni>t ttkik* 4M;
(iEWIS.SKNäi>KÜFlIN(i. /. iUttr* vwfUutackufk§ 4ta Imt,
Urm. examen conscientiae , tUr in jüngtrtn AMcAmifm
und belegen auch durch gewiuenterfortchunf wititr-
gegeben wird: gewiisentprUfung, exam»H eonaeiemütu
Stiklbr IMS; MArriiiAK >, IHS*; Kinacii t, lU*. l'eixmwun
de la eonscienee; Schwan 1, 7M*; ejcamittmtion nf amm
eonseience Mii.ffcKT », l, M&*; die gewiatenaprUfnilf.
die Prüfung aeinea gewiaaena, d. i. der rechlmkaiiigkeit
oder unrochtmäasigkeit aeiner begangenen handlungen
AiiKi.UNti 8, <7i: die prüfung aeinea gewiasena, in an-
aehung dea urteila, vrelohea daaaelbe über die ganze
handlungaweiae flUlt (Iamhk l, a67\ daftgen «yrgewiaaena-
foraohung , eon*ei»ntiiu «eraiMii, diaaumo Ai.kh l. 9M*,
examen de la eonseienee Ron f »kau t Da «\ gewiaaena-
unterauchung. examen conscientiae Stiki.kh ttsa;
i) die wohl zeit ihrea lebena nieht eine atunde auff
die Prüfung ihrea gewiaaena verwandt haben S<:hivrr,
tedenachatx l, 149*; die OfTtere gewiaaenaprüfung iai ein
heilaamea mittel die wahr« huüNC und bekehrung zu be-
fördern 1, 196''; daa man das erkcnntnis der aUndcn, mit
genauer gewiaaenaprüffung anateilen . . . mua Buthciiky
M. kamrllei s, 86S (no 888) von der gewiaaena prüfung . . .
ach wie manchen abend bin ich ins bett gealiegen. und bin
nicht zuvor hinab gestiegen in die tiefte meinea hertzena,
dasz ich mein wesen durchforschet und mich gründlich
geprUfet hätte Hkinh. MOi.i.kh geieti. erfuieketunden
(88) 36; gowisaensprUfung .ist eigentlich der gebrauch
dea gewisaena, daaz man wirklich seine handlungen,
aio mfigon geachehen aein, oder nicht, nach dem gewiaaen
prüfTet, um deren moralitKt zu erkennen J. ü. Wai.cii
philoa. lex. 1*, laiH; tgl. auch isift; die tägliche gewiaaena-
prUfunK ist eine von den wichtigsten pflichten unaeroa
Christentums, dic.ie . . . besteht eigentlich in einer atelen
wache und tichtgehung auf uns selbst und unser« aeele
. . . wie ein kluger kaufmann alle abend aeinan ttber
achlag macht Brnjamin Scmmolkk (tägliehe gttciaten*-
jnUfungen) nndachten «. 8H«: in den klftatem tat aaazer
der erforschung über die während dea lagea begangenen
Bünden im allgemeinen (examen generale) noch eine be-
sondere gewissensprüfung über einen einseinen abxa-
legenden fehler, beziehungsweise die aiisübung der ent-
gegengesetzten tufcend gebräuchlich (examen particular«)
Wktzek u. Wki.tk 5. .S74; was die in deni xettel beaatoh-
nete tngciid hcIrifTt, xo . . . prüfe (man) sieh dftert, be-
sonders bei der gewissenüprüfung am abend, (d> auui
in derselben zugenommen A. M. Trapp tekr- m. rtgtthuek
f. d. briider . . . dra dritten ordena . . . dea D9minik%**
(1904)«. 188; sie hatte von ihrem glauben und nichtglaaben
angefangen ... in diese theologische gewiaaenaprüfung
vertieften sie sich so angelegentlich ... 1*. Hkysk (nm
gefangene) II, » *. 877.
ä) gewissensforschung (examen conscientiae), daa ernat-
liehe nachdenken über aeine sUnden zu dem iweck. aie
recht zu erkennen und zu bereuen Wkt/.ri< u. Wbltb
5, 573; partikular-examen oder die besonder« gewiaaens-
forsohung n. d. heil. Ignatius v. Loyola {bttrhtitJ^; BOBBLKA.
gewissenserforschung und sUndenbekenntnisa 'Ort xtKi;
B. Philipp, besondere gewissenserforschung für ordans-
laute Dülmen 1897; vgl. at*ch % il von der gewiaaena-
erforschung in A. M. Trapps lehr- m. regelhuch; ieh häJ
gewissenserforschung , aagte jener fischer («
frau, \ctnn er sie priigelte, jeteeile seine
icarf). als ihn sein nachbar fragte, warum immer ao
ein mordsgeschrei in seinem hause sei, ehe er zur b«icht«
IV.
g«b« Wamubh i. un: weldMr ■!■<■ mUmd sie tieb? . . .
..aller" ! ao Mtinell aber kaai «e, ao «ciliekt, ao eMiaeU-
lieh aufriehUf Ar aala ehr. daai er cl«e «eitere f»-
wiaaensforBelmag nicht rnabr anxoknfipfea va«t« K-'iCTX-
Kow d. mnkmrw 9. htrm (4. 4) 4, loa. unrecht, ja wol
frtguf aOsde ~~ dea gtft^f fH aie f^i*h infb Ijuisct, aors
rälUfw HBFleee^mleneliMBi ww ee fiettJeli pwMWi.
daae eie tthoti IMM in erMle ■■ eine venlMlieiMUi( Mit
daehto P. M. fmuat» r«M ts. mrm (sit ri;
(aloh (Br — verbereitend) SM (w|; Ja. wann
dein Idehtainnlfer junge «in« ..nJMiff* fewia««n8prAftuig^
▼orfenommcn und aich gefragt hätte ..baat da BMh
deine pttebten fefea (renade ood wohlUUer in ebnebt
lenooiinea T" . . . dem MUteet da tftaae
V. T. ScilBrrBL an SahrnrndB {um) ». U;
langer gewlaeeaserfonebaai, aaeb ao Mtteier rene Bber
meine ▼ergaagcnbeit . . . belebtete ieb dea> ■arerHealfilea
. . . beichtvater mir aellwr — aad bekam Iteln« aiwolalloa
H. Bbhtni-.h biUerbtftm atw «MMMm Mm ». MB.
I) die UMm Mtgt ßkr fnriaaeaaforMbaag *elm dma
tmgtrt rdi§iA»e §^rSfi akf$$tn^ wnd fet§m 4mr «m g«
wiaaea «bm htmerldm «nttUmmg in'» mUgemmm mMieke.
äimtr Uitrganf iM mm Mmrm eomturrtnsttort mmek ei»-
{wie bei Gdttrow aAm im g«wiaa«naiiifäfiebaa|i); BM^e
«uch denn der kukuk dank wiaaan. daax Ibr fMade Jetet
in Hildab[eimischel reiaen wollet, und mir ao die feixte
freude . . . xu waaaer macht, denkt al>«r nur nicht, daax
ihr ohn« g«wi8a«n8pr0fung ao dor«iikomm«a aoll«!
Uok<:kinok «» B«eftr M Shmilmmmm »,tm.
4) etn NOMM MgmltB ttt awf $t$ mm eraoM «ee^peatniM
gebucht- der g«wiaaenaprflf«r, le aertUmtemr 4e
St:HWAN I, 74a*.
GEWISSICNSPFNKT «. get
GF.WISSKXSgitAL «.
ÜEWISSENSRAT. ai.. «iHBaiBiwirtiBaf. üaitmaimUm
du unmnm imMumH* nmr mummimtimim entmgm wird.
t) mit iknr imtkmtg mtif ftnomtm wetat unsere tu
»ammenmlnm§ vwwitgeni m^ da« hettimmtie geiatlieh»
ami dea beichtvater». dma namwnHiek im im m»^
liaehem boden teurtelnden lUteratur naf aafeNfaa M;
gawiaiena- mm geiattteber raht. aaaes
naafiet StiblbnUI?: «fl. eme grutiirhe |
xu hebung der gewlaaenaawaif«!. und aar leüaaf dea §•-
wisaena bestimmt ixt, iMBoaders ia
AuKLUNo 8. S7t; ahntitk Camps f. W>^: emt»eia»r. i
de eoaacMNM. emtuitti RoROBAt* t. Uo 4* : ähmtiek Schwak
I. 741^: btqMT ^ tt« teaaciwiw. «ptrtiMol /mtker, «i^eaar
Hilpert 1. 1 «. *»;
m) dieaea mmtt dm ieitklemitra iat mmmentlitk mmdk i»
fatmittivmrhimäungem mit mppeUmtirmt hermefakatmt, dar
aafliaii' anak andere aettm dta eompamhemm MaHcMm-
«) dar ongewissenhaffte gewisaena^mtb, «orgeeteüet ia
ein«r theologischen faculiät zu Heidelberg badeaakea
Ober etxUclM brieSe Job. Lada«. LrfMicIuuiaefia. TorauilB
bei dea tewtoBbeaea obasltnlea lea Pfaliz durrhi. ge
weeteaa beiebtvatera gelMiakka- aad gavUsenarath« i«»:
o w«h« ala dann auch d«n a«cl«n: aad geviaaaae-
räth«n. und hirten. den b«icbtTättem . . . M. Zbillbk
epiattin . . . r. pUit . . . mmter%en (M») 4. 40«; daai d«r
pr«diger ala gwwisaenaralh und b«irhlpr«difer vtele frei
hcit hatte Jrak FaUI. (omm m»^fenthalt im
kirche) 34. xti: yOaraweiiar) ward unseres I
vater und gewisaensratb vieler angaeebeaer Auailien
H. KöMti die duhttten im Maima (1. i) l. tO; . . . br
aprachungen mit dem pfiarrer von Santa Mari« Zoiwnigo.
ibr«m beichtvater aad tWrtBBeaiiath abhielt Pr. Haui
Ihrnua an der l'cranalrAaft^ «» ÜB: gleichwol Masit* er
einmal eiaea ebbate aad gewfaeeaiimth in ein kabinrt
der8«lb«a (dar «larAVtnaMAvw) beetallca Jsan Pai l
(HcqMfwa I, ») 7, « «ft. «i«a
ßi ... eiaea aa leib aad
eine« Fontaine, aus dem acin« pflegertn, gcachvdge aaia
letster g«wi».«ensrath. machen konnte, waa er «oHe?
Hbkdbr {kril. wilder 8) 3. 87«; «r war alles waa nwa
woUte, geheimer and gvwiaaeaarath. acbicdariebter aod
397
6327
GEWISSENSRAT
anwald. Benzel-Stkrnau lei Campe l, 367'' ; die übrige
geistlichkeit . . . lieferte im stillen die mateiialien zu
jener Verfolgung, die sich zum stürz der auch von ihnen
gehaszten mächtigen Staatenlenker und gewissensräthe
(der Jesuiten) verschworen hatte K. Gutzkow d. zauberen-
von Rom [i, 10) 4, 296; ... als eines tages der pfarrherr
von Santa Maria Zobenigo, der bewährte freund der
eitern und der gewissensrat ihres verwaisten kindes, in
Ambrosias stübchen trat Fr. Halm {haus an der Verona-
firücke) 4, 79 ebenso (s. u.) P. Heyse II, 14, 103.
b) loie schon aus dem bisherigen ersichtlich, übertciegen
hier possessive genitive. wo das subst. ohne solchen zu
beobachten war, hatte es anlehnung an ein anderes appellativ
gefunden, sonstige fälle sind selten .-
nun liesz sie den gewissensrat
zu sich ans bette kommen.
A. Blumauer Virgils Aenein 4 v. 1513.
ähnlich (sich einen gew. halten) A. Schopenhauer (Grund-
lage der moral 13) 3, 574; eine . . . Übertretung . , . einem
willkürlich sprechenden gewissensrath überlassen Kant
{metaph. d. sitt. 2 § 13) 5, 274; einige millionen blättern
thun mehr zum Seelenheil einer dame, als der häsz-
lichste gewissensrath Jean Paul {aus d. teufeis papieren 2)
16, 31; das . . . hing von einer entscheidung der römischen
gewissensräthe ab K. Gutzkow^ d. zauberer v. Rom (5, 21)
6, 252 ; in der Verbindung mit possessivbestimmungen liegt
andererseits die möglichkeit der bedeutungsverschiebung
{s. imter ß).
a) ich machte der mademoiselle H. meine reverenz,
und wollte in die küche gehen, als eben ein geistlicher
ins Zimmer trat, es war der gewöhnliche gewissensrath
dieser damen: ich sage der gewöhnliche, weil sie noch
mit vielen andern geistlichen bekannt waren . . . und
. . . von allerlei gewissenssachen sprachen, dieser aber
hatte die Oberaufsicht und war der commendant ihres
lebens, Verdeutschung von Marivaux 2^^^^^^^ parvenu
{Frankf. 1752) 78 (2. ftjtc/t; le directeur ordinaire des ces
davies . . . l'usage de donner sa conscience ä gouverner
ä ce qu'on appelle des directeurs); sie {die frommen Christen
des hofs) behaupteten einstimmig, man müsse den pilger
mit samt seinem spiegel verbrennen . . . der könig sah,
dasz die sache eine ernsthafte Wendung nahm — denn
schon hatte man ihm seinen gewissensrat auf den hals
geschickt G. Schatz Verdeutschung der erzühlungen des
Cazott (1789) s. 329;
als sie einsmahls, mit dieser keuschheitswache,
bei ihrem herrn gewissensrath
in seiner fernen meszkapelle
gewesen war.
Langbkin {das noth- u. hülfs-biicMein) ged. 2, 243.
wenn nicht domine Ter-Breidelen, ihr lutherischer ge-
wissensrath, ihr die nichterfüllung dieses teils der ehe-
pakten, so oft zu einer gewissensaclie gemacht . . . hätte
Nicolai Sebald. Nothanker (7, 2)3, 16; ich als bloszer
gewissensrath sr durchlaucht H. König die clubisten in
Mainz (i, 6) 1, 75 desgl. {s. o.) l, lO; der geistliche des
st. Annen Sprengeis ! ... er ist der gewissensrat der frau
präsidentinn, und gehört zu der geheimen zunft von auf-
klärern, die an keinen sprenge! gebunden sind Gotter
{Marianne l, 6) 3, 23; nur geschieht es seitdem nie
anders, als unter begleitung ihres zeitigen gewissensraths,
deren sie drei . . . vorher gehabt hat, ehe das glück ihr
unsern herrn propst zuführte Thümmei. {reise 2...)
2, 71; desgl. 122; dabei waren ihm hauptsächlich zwei
Personen im wege, die tugendhafte königin und ihr
nicht minder tugendhafter gewissensrath Herman Schmio
{erzstiifen : Mohrenfranzel 1) 3,6; dasz es auch mit seiner
angeblichen freigeisterei lange so gefährlich nicht war,
als seine engherzigen gewissensräte ihn glauben machten
Strausz Schubarts leben i, VII.
ß) den augustiner Denis von Robertis, der in einem
freien verstände des Worts, Petrarka's gewissensrath war
Herder {kl. sehr.) 18,360; ihn, den alten freund und ge-
wissensrat des hauses {den arzt) habe sie nicht einweihen
dürfen P. Heyse {himml. u. irdische liebe) II, 14 a. 103
tbenao {s. o.) F. Halm {haus an der Veronabrücke) 4 79-
ich werde, obwohl ich mir selbst keiner belletristischen
Sünde bewuszt bin, zum gewissensrat lyrischer back
ÜHche erkoren P. Hkyse {himml. u. irdische liebe) II, 14
GEWISSENSRATSCHLAG- -REGUNG 6328
.9. 22; ich... war der gewissensrat verliebter junger
mädchen und unglücklicher junger frauen {frau v. F.)
II, 7, 23;
c) Weiterbildungen und concurrenzformen setzen zumeist
an der bedeutungserweiterung und — Verschiebung ein:
. . . hatte mich, als ich den brief meiner gewissensrätin
las, eine gelinde gänsehaut überlaufen P. Heyse {Emerenz)
II, 18, s. 154; er hat darin ebenso als treues kind seines
Vaterlandes, wie als treuer christlicher lehrer und ge-
wissensrathgeber gehandelt J.KöSTLiN luthers leben^ 471;
in diesem fall würd' ich ihr gewissensfreund bleiben,
würde ihr Wächter scheinen dürfen und könnte ganz
so fortleben, wie bisher K. Guuzkow zauberer v. Rom
(8, 5), 9, 166. enger zugespitzt erscheint dagegen: pater
superior . . . verabschiedete mich mit den werten: 'wählen
sie sich einen gewissensführer und vertrauten aus.
morgen früh erwarte ich sie wieder' E. Smigelski atis
dem tagebuch eines römischen priesters 150; dazu vgl. die
aus dem französischen übernommene bildung gewissens-
direktor bei Matthisson 3 (1812) 6.
2) nur vereinzelt verdichtet sich diese persönliche be-
Ziehung in dem collectivbegriff {vgl. sp. 6326):
vor dem gewissensrath will ich ganz wahr erscheinen, —
nicht wahr, ich darf's? denn rein ist alles ja den reinen.
K. Immermann {die schule der frommen I, 4) 14, 303 Hempel.
ä) die unpersönliche, abstracte, bedeutung ist ebenfalls
selten; im nächsten belege ist zudem auch die persönliche
beziehung nicht aiisgeschlossen ;
sprach der gelehrte pavian:
war ich beim pater guardian,
ich wüszte gleich den fall zu schlichten.
... 0, wehe dem, versetzt der pudel,
der schulwitz und gewissensrath
zu guten thaten nöthig hat,
und risz den knaben aus dem Strudel,
Pfeffel der pavian u. d. pudel.
wer ungemeines beginnen will und zur that sich an-
schickt — braucht in seinem gewissensräte nie zu fragen:
hat schon irgend jemand ähnliches gewollt, gleiches an-
gefangen oder dasselbe vollführt? Jahn {detitsche turn-
kunst. Vorbericht) 2, 1 s. 12 Euler; mehrere personen, die
theils um geldunterstützung, theils um gewissensrath nach-
suchten Matthisson {erinnerungeii) 3, 99;/w^ den plural-
gebrauch tritt dagegen folgende erweiterung ein :
GEWISSENSRATSCHLAG, m.: ja die protestantischen
glieder des reiches insgemein durch seine gewichtigen
gewissensrathschläge zu leiten J. Köstlin Ltdhers
leben'* 458; und dessen (Luthers) gewissensrathschläge
namentlich bei kurfürst Friedrieh so einfluszreich waren.
491.
GEWISSENSRAUB, m. .- gewiszensraub, furtum con-
scientiae Stieler 1.527.
GEWISSENSRECHT, 71. {vgl. gewissensfreiheit) ;
stosz den eigennutz hinaus, lieb das allgemeine,
nimm die waare gottesfurcht, nicht als zier zum scheine,
glaubens und gewissensrechte, nechst der freiheit rühm,
giünd' in deinem vaterlande, wie dein eigenthum.
G. Neumark d. neusprossende teutsche palmbaum 23;
in jene zog man das volk; nicht ohne anscheinende Ur-
sache, weil es auf dessen gewiszensrechte, und eigne
Überlegung in Sachen seines ewigen wohls ankommen
sollte Herder {br. z. bef. d. hum. anfang) 18, 331; gewalt-
same eingriffe in die unantastbaren gewissensrechte der
Staatsbewohner v. Linde staatskirche. s. 69.
GEWISSENSREGEL,/.: (David-) aber — aber Jean,
mich däucht du bestiehlst mich gar. (Jean .) dummer
Schwabe! . . . aus bloszer freundschaft für dich, theile
ich deine an dem Franzosen begangene sünde mit
dir. das ist so unsre gcM'issens-regel, {David :) gewissens-
regel? (Jean:) gewisserisregel, und jemehr ich davon
nehme, jemehr nehm' ich von deiner schweren sünde
Klinger (der falsche spieler l, 6) l 115.
GEWISSENSREGER, m.: gewissensreger, conscientiae
concus.ior Stieler 1567; dazu vgl. das neuere nomen
actionis:
GEWISSENSREGUNG, /. •
doch du gabst mir in dem Unstern stände
das gefühl, was gut und böse sei;
legtest die natur in ihre bände,
aber lieszest meinen willen frei.
wo gewissensregungen mich ziehen, (what conscience
dictaies to be done)
6329GE;WISSRNSRRINI01JNG ^QEWISSRN^^niniF GEWISSENSROHR1G~OBWI88IH8SACHR 6330
oder wo der wamer mir verbaut,
laitz mii;h die««* m»hr aJ« hßlla fliebM,
Jene» «uchen mehr alu Mll(kel(
Hkumk ptd. {attgtm. g^btlf
der schluBC {Hu hritift») cuinal becfibwlohtigta »eine
letzten gewUtentrsgungen I'. Hkvsr (M*lu»int) II. ts
$. 293.
(jKWIS8KNRRKINI()UNa. /. {vgl.: reinM |ewi«Mn
»p.wrjo): der herzog der wie bel^nnnt ein groter freund
von gewiaaenitreiiiiKungen iat. Hut mir vor aeiner ahreiae
noch eine brNolduniiayiilag« von 100 rth. gemacht (iöimr
(«4M frau V. Sti-in »■*. h. h6) hr. 7, fl6.
UKWISSKNSHICtiTKK «. gewiaaenagerioht.
GEWiSSKNSUlICK. m. dieae echt ynnkeriache |>olitik.
die unH bloaz mit einem leichten gewiaacnarucke xu
unerschilpDich reichen ackern . . . verhelfen •ollt« Cll.
yKAi.sFiKi.ii (e(\jxHeHbuck i) u, 80.
nKWISSKNSKUK. m.. gewiasenaruf, »atUu». tttHmo-
nium eonaeientiat Stiki.kk IflSü.
GHWISSKiNSKOGE./.. in bueMuHtfn »pHl batugt. U
eimeluen Meyrn in da» nte Jahrhundert tunirkrtieKemd!
gewiaaenarug und anfechtung aind auch unter den dingtll,
die denen, ao gott lieben, mUaaen cum beaten dienm
Clin. ScHivKH (iottholda »itch und titgabitit 3«7: ein jeder
kirciigUnger und zuharer aollto billirh auch zugleich ein
genauer kirchrnrilgcr mit aoin — ea iat recht, daaz man
andere: aber nicht unrecht, das/, man »ich aclhnt urthcile
und rüge. Je üchärfcr aeineni eigenen gewiitacn. je aulT-
richtiger gegen gott ... die gewisacnaruge iat elnea
chriaten einiger nöthiger . . . dts nrttnhätttiytn bauten-
atandea laalaryrob« {IM*) a. M; die buehungtn mhtm trat
in der mitte dea tsten jahrhunderta ein ; in iknan, tat« m dan
icenigen litterariadtt» baUgatt iat dar bedautumgagahalt dea
atibatantiva vonaiagand attbjaeÜv geriehtat, die bathütigung
erfolgt meiat von innen haraua
l) unbeatimmt bleibt: gemiBMMrugt forum eonaäentiae
Frisch 2, 4M»; bei C.amhk anderer aeita »ehe inen beide rieh-
tungen getroffrn ;ii sein . gewiaaenartige. eine rüge, welche
dii8 gewissen trilTt, wobei man aich getroffen fUhlt; die
rüge des gewissen», der gewiatenabias t, SS?^; <fa|f«f«M iat
daa objective tnoment aiehergeatellt, die bathdtigung arfotgt
von auaaen in: die mittelbar« gewiaaensrUge traf ritter
Dankwarten auf den lebendigen ileck RKNr.F.LSTKHNAtt
bei Campk s, 907*; . . . ao gewissenhaft war aie in abaicht
der Vorrechte dea himmela . . . der arme Theodor muaxle
aeine leichtsinnigen reden mit einer nachdrücklichen ge-
wissensrügebüszen . . . MusÄUS phgaiogn. reisen 3(|7(«), 16;
t) dt« aulfjectiva riehtitng, in der airh »rlioit dia ältaatan
beleg* bataagitK mrd auch durch die con (Lampb oban
als laiata mitgaaogena parallele mit gewiszrnsbias fdbnui-
zeichnet, vgl. die gewiaaenarUge a. gewiaaenabiaz AuRi.UNO
8,67«: desgl. Schwan i,74h*. remorae Hii.pkht «. I a. *»*:
der schlechte thut ea nicht ohne hesonnenheit, nicht
ohne gcwissensrUge: das sittliche gcfUhl thut noch ver-
suche, ilin eines bessern zu belehren I^avatfu auageta.
achr. 1, 321 Oretli; rs war alao kein wunder, das« graf
Gombald, der sitte und der drnkungxart seinea seitaller*
peniilsiz, eine schwere gewisscnsrüso über die zu nahe
Verwandtschaft mit seiner gemahlin empfand MtaAus
volk»mörchen 3, .M Hrmpel; vgl. auch >, llt.
GKWI8SKNSRUHK./., im gaganaatae au der ttrbimdttttf
Unruhe des gewissens («. ap. tnt) «p«W. suerat ti» Mi*>
gitng dea n teu jahrhunderta baobiuhtet und mm dar
litteratur dea \»ten wie dea 19 ten jahrhunderta mehrtratnala
bfitttgt; vgl. religionsruhe (heil 8. ap. sw.
1) (C'.HiMSTopii FüKKK VON Haimkmh>hi') geiailiche ge-
wissensruho oder antwort auf die frage: ob und wie
einer hei der evangelischen religinn ruhig und sicher
sterben könne 1889: dann, unter allen schKtzen. welche ein
mensch, in diesem let>en, besitzen kan, ist der fUmehm-
stcn einer, die gewissensruhe Bttsciikv rwienthal (no. 37*;
das lifhutaame gewissen) »\i; kehre um o Lympida? lege
einen eiferigen fleisz, einen standhafften ernst an. her-
wieder zubringen die vcrachertzte gewisaenanihe: de*
hertzens Zufriedenheit . . . Gi(Immf:i.sHausrn teiederer-
standener Sitnpl. 3, «)l; gewiszensruhe. eonacimtiae tran-
quillitaa Stiki.kk 1635; Alkr l. 940*; Maithiak 8 I8l*;
KiKScii ü, 158*; la bonne conaciente, paix da eonacienta
ScNWAM I. MT: f*M» ^f nutrimm Hit^suT 1. 1 «. 4M*:
ili« fNiaMMralM. ^ nk» dm pirfaiWM. 4. L di« Ob«^
■•Ofaac voa dt Ob««lMllm«mff mImt baadlaafM
und aeine* ganzen *u*Ufi4«* mit dem gStUiehen fMilii
AlJKl.t'N<i f. C7l:
wmi ««Ml Uhi mafäd^tttmda droki.
Jon Cmm. OOnTHaaldM AwMr «m* piiam
gmNhMW) «ai^. fl :
welcher zualand 4m |Wdthw dl« frtodifkait d«« g«
wiaaena. oder die ftvIlMM-ralM . . . §M*nMi wird
ZKhl.KH 10. twi:
Im», itaai oirU* aaMf Maebl ala die gawkama-nk,
■nd daaa t« «MaMifMck dir alaanBd MM ab d«.
■ cMck
Haujui («m am
denn dafOr kann M ntlat« barm k«ia OMBseii acliwS-
r«n. der aeine gewla*«n*rabe lieb bat Mattiiia« CiJiV-
UIL* «K Härder (I77i) atu Hardera nuehtmaa 1, Mi:
bweblMl «iK er bla.
n aataer •MafsTuMi MM wieder ibewea biü*.
hl der dl* Uta* n ■!■»«■.
wobaL
AuiiKosa {.ihahm I. «1) «. so.
ffttkf«p
berm
brung
•umal
hrung
tu verlieren habe ich nichts, ala t*wiMMM«kt. dia teb
nicht verlieren mAchte Irn-AWt» (diatlgißitkt b, •) f. Ui;
frevel am eigenihum und an der gewt**ennttba anMr
. . . mcnachen K. K. Fiianzon aim kmmpf um» tmkt U)
1*. 118.
8) dasu vgl. die adjeeltrbitdung okma eowtfmiUmmtitkms
man giebl sich ein leichte* , gewt**«iirvbi0M UMalMB.
trftllert. apricht vom dinar K. Gotxkow ««m diar kmatban
tait SM.
S) dar e»mirmtttafe\f im dar nagiartan fanm. dar im der
Uaam war hwii'wdiiwf früh bäagt iH (*. ap. M»). eiaehaimt m
dar eompaaitiom adtemer dam bqftwi»hrtar tisaa lab diaaa
gawi*aen*unruhe nicht sa KAaniBii 4. Ui; dama 9fL
gewisenaunruhe bei (.lAumc t. m^: howil* d$ tanmiamta
Hii.i'KHT 8. 1, lac.
GEWISSKNSROHKIG «. deu falgtmda.
OEWlSSKMSROliRUNG./. (tgl. da*
ap. ans). «IM der reehlaaptmba /Ur dia
eidea belegt • da*s derflekbaa .
und de**en t>eainl* . . .. ontanioaii
nicht alalt flnd« Ki.iKnjvKii s. M: mtU
aein geeicht keinerlei zerknirachung und
verriet P Hkyhk \,da» freifruuUtn) II. I7,
dia m^f'etirbUduHg- ich leugne ea nicht,
an meine mutier mit billerkeit gewOnI vrar; dar ■■
Herrnumn \»-argewi«»rnf rtlhrig Hii'l>» i Jebm*l4tt^at)t,ild:
GEWISSK.N.SSACHK./. mtf gewiaaenafaJl \,a.ap.mu), mia
aekam bamerkt, im dar eerdetUaekumg da» tmt. »am»» rea
«denÜa« tuaammaamtregemd, taiüutmd »m fawtoaaafraf«
(•. »p, M14) mttr aiiWrflar »»rbimdungatimwn fOÜtrtm.
I) dia mSdiata» barMkrtutfam mit gewt«acn»fail eraeJdteast
dar an aacA airAI ao hJk^ßga pluralgrbrmuek, der mttr im
ätfertm aaugmiaaem belegt iat. die ajfm^ktiaeAem
mmmgattt mt» aa»r aatmam am^^a»tmt» gawtet na0 wk atmete
aaia aiidii*ii dmttUummtl, St» mmaartm allnm
•) md aoUan (kwA^fr) deali ao mancbe laa «ad laaa
•aalaa raglafan. darxu in fiiaülafcaa wii hMkartobligen
tavriMiMiieban. darauf aia alak doeb ao araaif ver-
alaban Chr. Anuhkar fi andii'liy bmmfa»ammt (MM) K S:
(ekurfikrat Ftiadriek III k»t »mf din» rwcAagaf tm Aug»-
bürg) die*« dcnkwArdige wort vorgrbraebl' Ich erkenn«
in gewiaaena und glaubenaaacben mehr nicht ala einen
herm. den kAnig aller ktelg« . . . Zinkohap apopktkag
matm I. I0&: »hmtteJt F. 0. LCdtkk «Aer toUmmt a. U3;
«u bM leb : wM aOr «ia* Ihal
laui aaAfBl.
ilMt
Jon. Caa. Oewnia» «a«.*M
daax di^enigen. die mit g«vris»«a*-*acb«a n Ibm babc«.
ein« fertigkeil im demonatrirea arlaoftaai Cmr. Wolft
ged. r. d. mtamaeham thun u. laaaem 01 M) M; daagL (voo f»-
wissenaaachen aprechen) rerdautarbttmg mm Marivaox
pagaam parrenu 7» [ß. »bem gewiaaensrat).
597 •
6331
GEWISSENSSACHE
es sind gewissens-sachen,
gottes guter schmaler machen.
PETRI2, CcG";
ein testament verständlich machen,
' ist eine von gewissens-sachen.
Grimmelshausen wiedererst. Simpl. 33»
{inhaltmngabe ron 2, 6) ;
ich glaube gar, wenn sie (deine mutier) noch lebte, du
schämtest dich ihrer . . . doch das sind gewissens Sachen,
die dir dein beichtvater einschärfen soll, wenn ich sehe,
dasz du in deinen verderblichen irrthümern verharrest
Lessing {der junge gelehrte 1, 3 ausgäbe v. 1754) l^, 290.
2) im singulargebrauch entfernt sich unser Substantiv
von seinen nächstvericandten am iveitesten. freilich läszt
sich dies auch hier nicht aus den buchungen nachweisen,
die zicar früh einsetzen, aber dann sehr lückenhaft fort-
geführt iverden. so tritt bei einigen das bedeutungsver-
wandte gewissenspunkt in die lücke, das mir in buchungen
belegt ist; vgl. gewissenspunkt, res conscientiae Stielek
1486; ebenso Fkiscii 2, 74^; gegen: gewissenssache, un
cas de conscience, casus conscientiae Duez (1664) 199'';
a matter of conscience. teutschengl. icb. 2, 115; ebenso Hil-
pert 2, 1 s. 465"; le cas de conscience Schwan 1, 748"; eine
jede Sache, welche das gewissen betrifft; eine sache,
wozu man des gewissenswegen verbunden ist Aoelung
2, 671; ähnlich Campe 2, 367''; obwohl Adeluno 2, 671
eboiso wie Ronoeau 2, Uu 4», Schwan l, 748, desgl.
Campe 2, 867''; Hilpert 2, l, 465" auf gewissensfall ver-
weisen, sind gerade bei Adelung und Campe die charak-
teristischen Verbindungen gebucht, in denen sich gewissens-
sache von gewissensfall abhebt: es ist eine gewissensache
für mich Campe; sich etwas zur gewissenssache machen
Adelung, Campe; vgl. auch Sertz 55* s. u.
a) unter den präpostionalverbindungen tritt beim singular
die mit in zier iick,' sie ist hier mir mit collectivbedeutung
belegt, die sich mit den obigen pluralen aufs engste berührt :
nit gestatten, dasz man neue lehr
einführe, noch das reich beschwer
mit neuerung in gewissens sach.
kämpf- u. Hreitl. v. 1620 bei Opel u. Cohn 362;
eine ausnähme bildet sonst nur die philo.mphische dar-
legung in: in einer gewissenssache {causa conscientiam
tangens) denkt sich der mensch ein warnendes gewissen
(pruemonens) vor der entschlieszung ; wobei die äuszerste
bedenklichkeit (scrupulositas) ... in fällen, darüber das
gewissen der alleinige richter ist (casibus conscientiae),
nicht für kleinigkeitskrämerei . . . beurtheilt werden
kann Kant {metaphysik d. sitten 2, § 13) 5, 274. dagegen
.sind m.it dem singular neue Verbindungen verknüpft:
wolte deszwegen auch nicht zu einer gasterei gehen,
darzu er geladen worden, weil es aber doch für ein
gewissenssache zu halten, seinem nachbarn nicht
vorzuspannen, wann es an die freszarbeit gehet, hat er
sich dennoch eingestellet Grimmelshausen wiedererst.
Simpl. 3, 56i; ich halte es für eine gewissenssache, rei
religio me tenet, in religionem, verto Se 11/55"; wollten es
für eine gewissenssache halten Götuk {detäsche sp7-ache)
45, 135: und endlich machte man es sich überhaupt
in den klöstern zu einer pflicht und gewissenssache,
die werke des altertums zu erhalten Fr. Schlegel
{(fesch, d. alten ti. neuen lit. l) ; sein beichtvater machte
es ihm zur gewissenssache die weihe zu nehmen Götiie
{Philipp Neri; gewissens sache s. Weimarer ausg. .S2, 4ll)
20, 195; seid ohne sorgen, freund Sancho, sagte der
barbier, denn wir wollen euern herrn bitten und ihm
noch dazu den rath geben, ja es ihm zur gewissensache
machen, kaiser und nicht erzbischof zu werden Tieck
übers, des Don Quiqote (3, 12) i*, 213; das gleiche auch
Nicolai Sebald. Nothanker 3, 16;
b) aus dem letzten gebrauch enttvickeln sich vereinzelte ob-
jectfunctionen des Substantivs, dem solche verbi7ulungen
sonst freund .sind : man wollte eine staats und gewissens-
sache daraus machen Götiie {an frau v. Stein 2. 11 1779)
fi»ie/e4, 119; dazu vgl. auch : der kurfürst betrachtet aber
die geschäfte auch als gewissenssache H. König die
clubisten in Mainz (1,6) l, 75; vgl. religionssache th. 8,
j»p. 802.
c) die meist belegte Verwendung trifft die subjectfunction,
rorwieyend in der Verbindung mit dem verb^tm subatan-
GEWISSENSSCHANZE- -SCHRIFT 6332
tiru7n, toie sie ja auch beim pluralgebrauch mehrmals be-
obachtet loar.
a) {ich toiirde) es für Christenpflicht halten durch meine
enthaltsamkeit zu zeigen, die sache sei mir gewissens-
sache (Hermes) Sophiens reise (1776)3,563; die republik
ist für uns eine gewissenssache, eine religiöse angelegen-
heit Herweghs progr. der süddeutschen partei bei Sybel
begründ. d. d. 7-eiches 1*, 1.54; nur freilich in der ersten
freude meiner geistigen erneuung war es mir eine
dringende gewissensache . . . für meine eigenen reformen
heftige und tumultuarische Propaganda zu machen Ger-
viNUS selb.9tbiogr. 131.
ß) es ist eine gewissenssache, mit der wir zusammen
wirken müssen Göthe briefe 28, 110; religion ist ge-
wissenssache; wer sie zwingt, zerstört sie Lavater
(duldung) ausgew. sehr. 1, 275 Orelli; ist es auch erlaubt,
im namen der bauern eurer getreuen gemeinde Bonnal
etwas anzubringen, das eine gewissensache ist? Pesta-
lozzi Lienhard (1, 90) l-*, 297; (dasz es gewissenssache
war) D. F. Strausz (leben .Tesu) 3, s. XV; sie wollten
sich die mühe nicht geben, ihm seinen irrthum zu
benehmen, da es ihnen schien, dasz es keine gewissen-
sache sei, wenn sie ihn darin lieszen Tieck übers,
d. Don Quixote (3, 121) l*, 213; das ist eine gewissen-
sache, für holländ. daar zon ist eene gewetenszaak
van maken Wander l, 1675; muszt . . . mir auch nit
bös sein, dasz ich dir nit klar machen kann, was mich
da verpflicht't und bind't; aber es is ein' g'wissens-
sach', wohl ein g'wissenssach', dasz ich mein' andern
kindern ihretwegen nix entziehen darf Anzengrurer
{der Schandfleck 2i) 2^, 290; 'um Jesu willen!' rief die
Schwester: 'das darf nicht sein — wo soll sie bleiben
in der nacht? ich gehe ihr nach und rufe sie zurück:
es ist gewissensache — nicht wahr papa, so darf man
sie nicht lassen?' Mörike (maier Nolten l) 4, 228 Krau.sz;
'das wort sie sollen lassen stahn', das ist recht und Ord-
nung; dafür bin ich da, das ist gewissenssache. für
alles andre aber haben wir die Vernunft Fontane
(Cecile is) I, 4 s. 324; dazu vgl.: aber von Vinckc mich los-
zusagen, den trotz allem hochverehrten führer zu ver-
lassen, das ging mir nahe wie eine gewissenssache
R. Haym aus meinem leben 300.
GEWISSENSSCHANZE, /. .•
so bleibt dir doch an diesem tantze
die glaubens- und gewissens-schantze
gantz unverletzt, und kannst ertragen,
was gott zuschickt an schmertz und plagen.
J. W. Brodtkorb Ringwalds tenUche warheit 194.
GEWISSENSSCHÄRFER - SCHÄRFUNG, aus Immer-
mann belegte compo.iita zu der Verbindung das gewissen
schärfen (s. sp. 6284) : die herzogin konnte dem gewissens-
schärfer doch nicht auf sein dörflein folgen; er muszte sich
also damit begnügen, eine ausgearbeitete heilsordnung zu
hinterlassen (epigonen ») i,16i Magnc; jetzt wandte sich
der polizeicommissarius um und wollte mit noch höherer
würde diese gewissensschärfung vornehmen (5, 6)3,371;
GEWISSENSSCHEU, adjectiv: Benno grüszte einfach und
schüttelte dem gewissensscheuen, im laternenschimmer
vollends geisterbleichen Thiebold die band K. Gutzkow
d. Zauberer v. Rom (5, 5) 5, 123; vgl. gewissensängstig.
GEWISSENSSCHLAF, m. {vgl. schlaf des gewissens
sp. 6276); gewissens schlaff, ist derjenige z<ustand des
gemüths, da die vernunfft den affecten des willens der-
massen unterworffen ist, dasz sie die anklage unvcr-
nünfftiger thaten, welche wider die regeln des gesetzcs
streiten, eine Zeitlang unterlasset J. G. W.m.cii philos. lex.
1*, 1319; vgl. der ge Wissensschlaf . . . fortdauernder mangel
der beurtbeilung seiner handlungen nach dem gesetze
Adelung 2, 671; l'endorm,issement de la conscience Schwan
1, 748*; vgl. auch Campe 2, 367''; Hilpert 2, 1, 465°.
GEWISSENSSCHMERZ s. gewissenspein.
' GEWISSENSSCHRIFT, /. .- (vgl. handschrift des gew.
sp. 6276) : das gewissen . . . führt lauter unerkäntliche
buchstaben von den menschlichen handlungen: solange
die Sünder hier in dieser weit leben: kompt aber diese
gcwissensschrifft vor den brennenden zorn gottes, so wird
sie allzu leserlich Jon. Riemer apophthegm. vormund
(1305) 505
6333 üEWISSENSSCHRUNDB - SCRIJPEL
GEWISSKNSSCHRUNDE, «. gewiMviuverlttUunf.
OEWISSKiNSSCHULD. /.. die gewitiwiwehoki . der
•ohmerz um meine that auf dem hoepis, dl« ftwlnbeit.
Hnttz au« meinem geglaubten und beatitigten tod« b«r«Us
ein ncuei leben . . . erblUlit war K. Gutzkow d. muhtnr
V. Harn (H, U)9, 47t.
(tKWISSKNSSCHWARMKK. m.. m«n könnt« Ihn
{Knntten), einen revolutionären g«wt«««nMehwirmT
nennen Stäudi-in ge»eh. ä. Uhr* r. rf. fMftetn lüL
(JKWISSENSSCHWKIIT. n. gott verhSt« in gnaden.
(itiMX, bei unirer verderhtPn leit. da. bei ao lillgliobem
/ii^tiitido andrer ohriatliohen l&nder. die mit dem krleg»<
Iiiiiii:cr8- und peatilentx- oder auch mit dem gewiM«!»'
Htrltwurt, MO tiWitlich geaohlagen und verwundet werden.
dennoch die cnmedien ... so bAufflg einr«ia«en Eii.
KiiANClsci hm. iVo/eiM (1090) «18.
(iKWISSK.NSSC.KlIPKL. m.. fHÜmt btUfit
»ftxxtny im kreiM der tnit gewlaacntbedenken,
r.wcifol getheitten betleutungtgtwmtu^t^ft. in di
nrt itirh unaer »ub»lantir MnnM dtutk di* hät^flfktU (hr
veriifndung al» mteh durek dit «igtnart mümt aondtri»-
drtttuny mt», die — n«dk dm bttfkMngm — nuth mit g«-
wissniMfiill und deaatn v^rtmtuUtH, ja aMH mit g«>
wi.sseii.ianiERt henihntHgtm mrmMiuti.
t) auch hitr tind di» trtim btUg* «m dtm plurotf^rmmek
gfhunden. der tbm$o m dm »pähnm mufni»$9m immar
wieder vorschlägt.
a) . . . nenilicli entweder liebea-gedaneken oder daher
entstandene ^ewiasennBorupel. wodurch sie die lieb« b«-
siroiton wollen der ungeuitaenh^fft» gemmtiurmA (IM«) tl:
Christian Samuel Ulhers evangelischer Wegweiser In er
klRrunK einiger wichtigen gewisaeniarrupel welche den
glauben und die gottHeeliitkeit oincs Christen betroffen
Liegnitz 1765; zu dem allfiUtigon lehrte Uhristus beton:
'vergieb mir meine Bünden, wio ich andern vergeh«' und
setzte hiermit von gottco wegen allen gewissensorupeln
ein unhostechbarcs . menschenfreundlich moralisches
prtifegesotz entgegen HKiiOKn {ehrüttl. ackr. 5) MS; der heid
ist. wio bekannt, ein kftnig von Sparta, der sieh wegen
allerlei gewissenssorupel aolt)st entleibt ßÖTiiR(ttei. rtuet)
i)7, 939; . . . dasz die urhcber dieses zustandes das volk
von aller furcht vor dem himmel und vor den riohter
Stühlen, von httuslichon ptlichtcn und von gewissens«
scrupcln befreit haben Fit. (iKNr/. {ilbera. r. MaUtt du
l'an: iitier die frz. rei-ol. ITM) 78; mit der 'Stimmung'
aber war es völlig aus. wenn ich in dieses behftbig«,
von gowisson^skrupeln sicherlich niemals angekriUikelte
gesteht blickte Samosch proreiu tage •«. »pan. näehte (1M8)
Itn; . . . als dasz die grälin nur aus furcht vor Uir«in
gemahl uiul vielleicht auch aus den alten g«wi«9«ii«-
Skrupeln sich ihm entziehe . . . P. Hk.yhk {trouitUlmir
Nor. • der möHch v. Montaudon) II. i ». SM; . . . da<S ««Ibat
ein zu trugschlüssen und Spiegelfechtereien mind«r g«-
neititor Charakter als der seine veranlassung gehabt
hätte, sich Über gowissensskrupel einigermasion hinweg»
setzen Tu. FoN lANK {quitt cap. t» I, • ». 99; auf der an-
(lern scite: hasz der l'ohlen. furcht vor Boris, gewi— «m-
scrupcl Sciili.i.KK {Demetritu :. 9. auft.) 15. f. 5*7.
b) einem seine gewissenssorupel )>enehmen, ejnlrtrt
rcligioneSKUZ a^; wenn der gegentheil, nach der ihm«
rechtlich mstehendcn freihcit, solche nachttaren aus
selbiger erwehlct, von denen er sich versprechen kann.
dasz sie sich darüber die meisten g«»ia««lUMru|>el
machen, und der eidesleistung entbr«eh«n w«rden
Ki.iNiiNKn darf- u. bauren rechte 9, 8>S; am mir nicht.
wie mancher pietist.. die verbrechen ans den Ungern so
saupcn. und um nichts und wieder nichts gewinenasonip«!
zu machen Tik.ck (die i-erlobung) 17. 169; di« iMIlOgia WW
nichrero tage hindurch für niemand als fQr ihren g«Biahl
siclilhar . . . unter den vertrauten ging die red«, ri«
mache sich über das fest gewissensscnipcl Immkrhanm
^^rpigonen 4. 14) 3, 394 Magnc: aber sie ist von so onerhOft
harter komplexion — manchmal mache ich mir gewissens-
sorupel, dasz wir noch dazu beitragen, ihre nerven durch
unsere Sitzungen zu serrUtton P. Hkysk (•*•/. mov. 9:
Jiomtiltutenkel) II, 9, a. 163; die gleiche vtrbindumf — btim
Singular — zeigt schon Kant s. u.
QEWISSENSSORQE- GEWISSENSSTIMMK 0334
9) der timfutmrfdirmnk witr4 mutk hitr witiwttm dmnk
di* uh&trmttt d«i s<rflwfiiMf<t dbr IimIimmm ht§
di* titk mn^ äimmt tmmtnu iMtii^wJwi. im ätm <
/kUJtdadk MV da«M«MMlf« im imm mtmmmtmkam0 rtf
f0Urt wird, im ätm m ItU, mmhtimt m mmtk im ftmrai
Ib. 9. tu Sims); dififw 9§t.t
•) g«wl«««a««anip«l t. §ßwtmmt'MW9UM BlMMn
I. M4*: tttmto (tomteitmtimt «en^fnlM Autn 1. «M^: «.
gewiaMMMifst tmiteksrntL tit. t. 77t: mtu» e»m-
ttintims MATTniAK t. UT : KlM«cii t. IM* ttruftU* Fiiiim:m
diei. dtt ftaa. 9. M«: ttn^mU dt tmutJtmtt Rommau 9.
Un «•: Is eat dt eonteitmta Scnwam t. 74i^: temflt o/
««MeiMes. HiLfriir 9. i «. 47»*: «in t«ntp«l. d. L fw«|fel.
Bb«r di« r«chlml««igketl oder anrechtnil««ifl>«it «in«r
handlung Atir.i.i ku t. 671: «in gnind. omb d«i««a
willen man betorget. n mAchl« vMMdit «In« kandkmf.
di« wir entweder vcdlbniebt« od«r vorn«llW«n «oD««.
bO«« sein, wird «ta t**^M»MWup9l fMMUMt Cnn.
Woi.i.r ftd. r. d. wmmku* 9mm «. latttm || M) M; fe-
wissens-sorapel . wtl«lMr MMh «In t9W|M«B9fall. und
im lateinischen e««aa «OMd—U— f«««MMl wird, ist
ein sweiffel. den man wegen d«r v«ffnatt(lMlMlfk«il. od«r
moralität einer handlang, dl« nuui •nlw«d«r ToUbnMkt;
oder vornehmen soll, hat. daas man nicht gewiss walM,
ob was recht; oder unrecht sei i. G. Wam:ii phdo». Uat.
I*. 1890; gewisaensscrupel . ctmut mmmianHmt, iai «hl
sweifel Ober dl« moralität und biUifktit «ia«r iMMlhnf.
da man nämlich ungawias ist, ob «oleh« hnadlnnj iwM
oder anrecht sei HOnMBn fTl:
b) seltener sind die liüermritAtm htUftflkr dem eimfmimr,
und »it entetmmmrn üUrdim mmm Hrntt dtr tfrmeke der
phHoeapkit und künstlicher wmietUmm§:
a) also damit den gewi«««M ««wp«! d«r wolptnMlnlMl
ehrlichen Teutschen und «lf«r«r vor da« Vaterland . . .
gäntzlich aufheben G. W. Uubwitx wic«ryrf^/lMA« f»>
danken (M) 48 {autfaht von UMt); di« andaren T«rf«ekl«r
der lebendigen kräfte. die sieb ein«n t«wiM9BMB9«f«l
daraus machten, anders in artheilen als harr Ten LgttBJIi
Kant {g^. v. d. wahren seAätt. d. M. kr. i.
g 199) 1. tu akadeaue: f«wia«««Merap«l :
gerne 4i«a Icli den ftvandan, deck Iba« iah ea Wdar arfl
and so wurait «• ndr «11, 4ase ieh akkl
Xemlen m (XL IMkmM a.
ß) wir saften da: monaiarCbrlctian: und ons erwicbst
ein gewia«ens«onip«l. ob wir nicht hätten herr Christian
sagen mOssan? J. 0. MOi.I.KH Siegfr. r. Lindmherf (m)
8, 7«: kein pri««t«r ist i«eht aasgeweihl. kein kind richtig
getauft, keine eb« gütig 8ing«9iigii«t . . . glaubet Ihr. daai
das «in kleiner g«wl888nMetnp«l ist, wenn man i^l
«Inmal weist, ob man tob gott«« and reehle
samni«ng«h0rt? Hbrmamn Schmid (JVinW «.
9. 9) 9t. »4: «« g«r«MM ako data htlllgM Mb mb «ad
niemandam lam g«nli««ne Miu|>«i J. 6. Schrab«!. inarf
IWwnIwry (x. tk.) litt, denkm. loa/, s. 8M: d«r BkertrIU
la «in«m andern glauben als wir gewohnt sind. M wie
ein apasiargang in n«a«n «ehalian, si«
•o Mag« br«Bn«n and drMmi. bis wir si« «o
habra. alt die IltarM . . . wenn aieli «o «twas.
g«wi«a«na«crap«l UumH. anHttng«B will ThOiimbl
(rsu* . . . t) t. It«.
GKWISSENSSORGB «. gtwtwefi^t
GEWISSK.NSSPARBOCHSB, /..• «r . . . woUl« nMinen
inn«m ■«nach«n rfikfvn. om mein« boMnlpftanlg« oder
dukatan aoa der gewi«««ns eparbOcb««
K- Oo-nutOWrMtr *. fns«r Ct. t) t*. Mt.
QBWISSmSSPIlQKU «..- W. Pttkins
BeUmMH Mtt. lydiMhetwiig «ei» dm
QBWIS^SISSTACHIL. as.,
wnewwfi'as 8riBLBM tut: tfL «tak
OIWISSKIlSSnilliK./.. ttfL
tp. MM): die legang der waraeadea oder
wissensstlmme C Bi^ntrrAD
frriheit e. 9. deefL 8: e« hilft so wenig, orakel 4«r ge-
wissensstimme tu provociren. als in die biiiter der
bibel sa st«di«n B. t. Uartmakh 8* {da» eiUliek» he
») tk
6335 GEWISSENSSTRICK - -VERLETZUNG
GEWISSENSSTRICK, «. gewissensband.
GEWISSENSSÜNDE, /., mi der büdnng mit gewissens-
pflicht am nächsten sich berührend:
der auii-richtig redlich lebt;
. . . zäumt die bösen lust-gedankeü,
wan das fleisch im widerstrebt ;
hühtt sich for gewissens-sünden ;
nimt die straf gut-willig an.
RoMPLER erstes gebüsch der reimgedichte 86.
GEWISSENSTAPFERKEIT, /. : gewiszenstapferkeit, con-
ßdentia mentis, quae etiam gemütstapferkeit animi forti-
tudo dicitur Stieler 2355; vgl. gewissensscheu.
GEWISSENSTEUFEL, m.:Henric US Decimator, ge-
wissensteuffel. das ist; einfältiger und gründlicher berichtet
von dem aller erschrecklichsten, grewlichsten, und grossen
tculTel, des gewissens teuffel und desselbigen grewel, wie
er die menschen verblende, und listiger weise in allerlei
sünde und schände führe . . . Magdeburg 1604; die täu-
schung zu vollenden, stand ein kerl hinter mir, von
welchem der gewissensteufel Margarethens im notfall
hätte die larve borgen können Matthisson erinnerungen
{fragmenfe aus tageb. u. briefen l) 3 (1812), 881.
GEWISSENSTHEORIE s. gewissenslehre.
GEWISSENSTRAÜM, m..- ähnliche Szenen waren ihm
oft in bangen gewissensträumen vorübergegangen P. Heyse
(himmel u. irdische liebe) II, 14 *. 91.
GEWISSENSTREU, GEWISSENSTREUE, composita. die,
so nahe sie an xmd für sich lagen, doch wenig belegt sind ■
1) wir fordern deine berührte gewissenstreue auf
(o tiia religione et pastorali zelo expectamics) dasz du mit
gröszter Sorgfalt. . . . {Verdeutschung des erlasses des
pabstes Plus IX. an den erzbischof von Köln von 25. 7. 18*7.
nach der Karlsruher zeitung 1847 s. 1678);
2) zwar hat das haus der abgeordneten mit recht
jeden zweifei an meinem ernsten und gewissenstreuen
willen, die Verfassung des landes aufrecht zu erhalten,
ausgeschlossen . . . Bismarck {erlass 1863) 2, 99 Kohl.
GEWISSENSTRIEB s. gewissensdrang.
GEWISSENSTROST, m. .- sollen wir aber ja in unsrer
Unschuld fälschlich beschuldiget werden, so tröstet uns
unser gutes gewissen . . . {am rande:) gewissenstrost
Harsdörffer frauenzimmer gesprächspiele 7; anhang 69.
GEWISSENSTYRANNEI s. gewissenszwang.
GEWISSENSÜBUNG,/, erst spät und nur aus buchungen
bezeugt: die gewissensübung, die Übung seines gewissens,
d. i. die genaue Untersuchung seines zustandes gegen das
göttliche gesetz, als eine Übung betrachtet Adelung
2, 671; die Übung des gewissens, damit es immer schneller
und richtiger über die Sittlichkeit der handlangen urteilen
könne Campe 2, 367'; la pratique de devoirs de conscience
Schwan l, 748''; exercise of conscience, examination of
the conscience Hilpert 2, i s. 466".
GEWISSENSUNGEZIEFER, n.: seit ihr hier wandeltet,
herr ritter, ist in den alten ein böser geist gefahren,
es musz allerhand gewissens-ungeziefer auf seinem kopf-
kissen umherkriechen; denn bei nacht juckt es ihn
K. Immermann {die verschollene) 17, 377 Hempel.
GEWISSENSUNRUHE s. gewissensruhe.
GEWISSENSUNTERSUCHUNG s. gcwissensprüfung.
GEWISSENSVERFOLGER, m. .- Filip von Zcsen, des
geistlichen Standes urteile . . . den gewissensverfolgern,
und glaubensklüglern zum lehrspiegel Amsterdam 1665.
GEWISSENSVERLETZUNG, /. .-
1) wo das compositum gebraucht loird, läszt es ein
nomen actionis durchfühlen: vor mangel sichert ihn
mein hingespendetes geld . . . seh' er zu, wie er seine
umstände damit ohne gewissensverletzung verbessern
kann J. C. Bock geschwind, eh es jem. erfährt (3, 8) 126
(1777); ohne reue und ohne gewissensverletzung geht sie
{die grossherzogin) durch das leben Götiie (i823) gespr.
4, 228 Biedermann.
2) xco dagegen mehr das ergebniss der thätigkeit betont
ist. treten concurrenzformen an die stelle : gemütswunden,
siehe herzens- und gewiszenswunden, vulnera mentis, con-
actentiae criiciatus, cordis afflictiones Stieler 1389;
ach! mache die gewissens wunden rein,
sie thun mir heftig weh'.
RisjT himml. lieder (4, 4) 235.
und das pflasler, so man mit füssen tratte, erinnerte
GEWISSENSVERTRETUNG— WERK 6336
alle, dasz sie ein pflaster über jhre gewissens-wunden
unverweilig suchen sollen Abr. a. S. Clara mercks
Wienn (1680) 30; die nachreu eines Orosmans, die ge-
wissenswunden eines Meilefonts, würden ihre brüst nur
schwach zu beklemmen scheinen M. MENOELssoax
{über die empfindungen 13) philos. sehr, l 104; dazu vgl.:
es wird das böse hündelein
genannt von alters reuelein,
mit beissenden gewissens-schrunden
ihn hart bisz auff den todt verwunden.
JoH. WiLH. Brodtkorb Hingtvalts teutsche
ivarheü (1700) 337 ;
vgl. auch gewissensnarbe.
GEWISSENSVERTRETUNG, /., zu der rechtsbedexdung
I von gewissen im sinne von scientia gehörend, vgl. .- mit-
I hin beklagten durch die unternommene gewissensver-
j tretung klägers Intention zulänglich elidiret, weswegen
i derselbe von der wider ihn angestellten klage zu ent-
binden, gutachten der Leipz. jur.-fak. 1744 bei Klingner
' do7f- u. baurenrechte 1,551; gewissensvertretung: der, dem
I ein haupteid zugeschoben wird, ist endlich auch berechtigt
j zu erklären, er wolle die Unwahrheit des beweis-satzes,
I welche er beschwören soll, durch andere beweismittel dar-
; thun, d.h. sein gewissen mit beweis vertreten Ciih. Martin
lehri. d. teutsch. gem. bürgert, processes (§ 217) - (1805) 300 ;
j übrigens findet auch gegenbeweis, wider die gewissensvcr-
I tretung statt ebenda; die gewissensvertretung ist ein in
1 den ländern sächsischen rechtes entstandenes Institut; sie
j kommt im lübischen processe bereits im 15. Jahrhundert
vor ... die gewissensvertretung, welche gegen die säch-
j sische eidesdelation (zu eideshand legen, stellen) statt-
I findet, ist eine modification der grundlage dieser eides-
delation, nämlich des principes, dasz man bekennen
I oder schwören musz, zu gunsten dessen, der nach altem
I rechte das recht und die pflicht zur ableistung des ab-
I leugnungs- oder reinigungseides hatte, indem ihm ver-
j stattet wird, sich durch anderen beweis dessen, was er
I beschwören sollte, von der eidesleistung zu befreien
j Weiske rechtslex. li, 694; gewissensvertretung, im ge-
I meinen civilprocesz die beweisführung, bei welcher ein
! streitender theil die Wahrheit dessen, worüber ihm der
I eid angetragen worden ist, durch andere .beweismittel
j als den eid zu erhärten sucht Thiel 4,430''.
I GEWISSENSVERWAHRUNG, /. .- nur 138 abgeordnete
unterzeichneten . . . der einmuth also, der solchen ge-
wissensverwahrungen doch allein nachdruck giebt, fehlte
gänzlich Treitschke dtsch. gesch. (5, 8) 5, 624.
GEWISSENSVOGT s. gewissenshenker.
GEWISSENSVORWURF, m.: eine masz wein machte
mich lustig, sodasz ich abends trotz der groszen kälte
und ohne sonderliche gewissensvorwürfe recht vergnügt
nach hause kam Bräker der arme mann im Tocken-
bürg 251 Bülow; aber die wünsche selbst! wenn kein
äusseres hindernis mehr ihrer erfüllung im wege stand,
muszte ihre gewalt da nicht wachsen? die gewissens-
vorwürfe mit ihnen? 0. Ludwig {zic. himmel u. erde)
1, 333 Stern; im bewusztsein, dasz ihn liebe des Vater-
landes hierhergebracht, ohne einen gewissensvorwurf
gegenüber menschen und göttern , leidet er (Laokoon)
. . . den qualvollsten tod Jusri Winkelmann l-, 407.
GEWISSENSWAGE , /. ; von den frauenzimmern . . .
von den leichten, deren fünfzig auf der subtilsten ge-
wissenswage kaum ein lot aufwiegen Wagner kinder-
mörderin (s) 35 E. Schmidt.
GEWISSENSWANDLUNG,/.; wenn der ausruf der
mörder {des Ibykus) ihr bewegtes gewissen verraten hat,
ist das gedieht zu ende . . . wie die gewissenswandlung
sich vollzieht, also die einführung des Äschylei'schen
Chores; dies ist eine erfindung Schillers H. v. Stein
beitr. z. ästhet. der dtschen klassiker 73.
GEWISSENSWERK, n. : wann ein Schulmeister oder
priester ins exilium getrieben wird, so meint er, es sei
kein ander mittel sich zu erwehren, als betteln, wann
er solle einem brauer helffen hier brauen, oder einem
maurmann handreichung thun, das hält er vor ein ge-
wissens-werck, und meint, das heisse die hand vom pflüg
abziehen und zurück sehen Schupp {Salomol) Schriften 60;
ähnl. der teutsche lesemeister s. Wackeunagel lese-
buch 8, 768.
()337 OKWISSENSWUNDE- GEWISSKa^VVlh.M «. k W ISS rNSZAHTH KIT -GEWISSEMSZWANG 6338
UKWISSKNSWIINDK : gewi«senif«ri«Uunf.
GEWISSKiNSWlIKM, m. Mitbtt mmmmumlaumg dtr
älUntn nyraehe. dit ah»r ituth MOcA im nmtrm »Hl
fortlebt.
t) der ältette brltg »ehon itigt H» v«rbiit4unf mii d0m
potmminvyronomtH (vgl.: ir warm wird nicht »t«rb«li
i^iriiiKH Je»aia 06, M), di» bu> in di» Hrttml« »prmek«
immer wieder a%ifgtnommen wird : denn wenn aie ein ver-
worrenen leben nefUhrt haben, werden «ie einen Ter-
worrvncn luhn ciiiiifunKen; ihr fewIiMnswann wird nielit
■tcriien Vai.. Ht:HMKt«u»:ii rwwiy. h$ra ptttUh
üviii fewiiiMvns-wurni erwkcbt.
und lll«ill l>ca('hiiii(iltra bild flbl ellli
duhiiiKtii ilu kitiinit (tviiie iMier lefcwiB
(Ur ütiieii dir lixt «altwl mun gre— i.
I.OHKMH-1BIN CtHJHOa (D(lM|f),«.
wmz Bb«ir, du« deiu l»id
nliht welirt nor kortie aeit,
o itpiii, der ilammea etwoi
und dein fowiHWlM-warBi
■tirbt nicbl in «wlflieit.
8. Daiui SU ÖHtrln (»• f):
al» du und leb, iween knabea wilder art,
»•> brudcriith anaunmea anInwBdMen.
al» nifln gi'wiaacnswttmi keiB andrer war,
al« niicb von dir beavhBmt au aehn.
8< iiit.i.KR (iKm CarUim I, S) 5, I. tS {tpätmr
fftämlert in:
kein schmerz mich drückte, ala von deinem Reiste so
sehr verdunkelt mich vti sehn 6. II, lOa): und dein
g'wissenswunn, wrnt dcsztweRen in deiner hrust war.
tind't nix mehr t' nnf'n und r.' I>ciii/rn und verstirbt
dir elendig ANXKNOiiUHRn {der g'ieu»e$t»wurm t. 1) 7'. »;
s) uuaxer dem po$mittivprtHowun i»t t» Htm tngmm bt-
niehung auf das nagmde getristen, mit der «luere tueamtmen-
»ettung früh tnoöachtet und vor allem bei AniiAliAM A S.
Ci.AXA viel belegt ist: das nii|ien des gewinsens. der
wurm cifs gewisKcns. der gewiHsenswurm . U remor»
de contcience. conscientiae eerttytäue, rel »ttmulu* Üuei
(uvu) iw^; solche thaten lassen dem gewissen achwer
lieh ruhe . . . sondern treiln^n ea . . . sonderNoh sor
stetigen sHufTerei: gleich aU ob durch so nasse unruhe
. . . der nagende gewisscMN wurm in hier und wein i
ersäulTI, und nicht vielniehr nur wenig cingeschläffert |
. . . wUrtio Eh. Fhancisci holt. I^ofeus (41. der gt
rührte Epicurer) 403; als er oinsmal ohne schlagende hala
uhrdesz nagenden gewiaaena-wurm in tielTen »chlalT wäre,
seind ihnie etliche i^eelen erschienen aus dem (cgfeuer
Am«. A. S. C.i.AiiA li>»eh W'ieitn (iM») M; also mag ein
böses gewiaaen immer hinlliehen, wo ea will, so trftgt
es mit sich diesen aohwehren stein, den gewisaens wurm
etir. f. alle (der ahUn eckmied) 9. IS genau «o veokl mng^fiiUter
Mmnkeller (der »tumme teer da t) 4<l : ebenso (erdulden)
gehab dich wohl (7) ist: (ertragen) Jntdaa der entekilm
ä. 105; (vgl. dem nagenden wurm deines bAsrn gewissena
. . . entrinnen trohlgefülUer teeinkeller V>'^: der nafCIlle
gewU.s.sens wurm Kiitinokk a. Fihciicii ßrhtrtlb. teh. s. Oft:
uher den gt^wissenswunn, der mir am herzen nagt, au
ersticken, hab ich noch nicht gelernt I Waonrh kinder-
mörderin (4) 61;
8) andere attribtite aind bei diewem eompoeitum mUm,
wie auch der isolierte gebrauek nur trenig beobachtet i»t;
a) also finden sich auch, bei den meisten gotUoMO,
vor ihrem ende, die aufwachxenden gewissenswOnn«,
welche sie, bis/ auf den tod, martern und quUoi
BiTSciiKY rttaenthal (no Mi) 1006; man wird auch nicht
ohne entse/cn in die innere wirthschaft des lasters
blicke werfen, und wahrnehmen, wie alle Vergoldungen
des glucks den innorn gewissenswumi (var. wurm) nicht
tödten - - und schrecken, angst, reue, venweiilung hart
hinter seinen fersen sind Sciiillbh (mJiÜnäiftm§ der
rüuber) », 837 ;
b) (Louiae:) ich bin darum doch nicht einsam, wenna
so rocht schwarz wird um mich herum, hab ich meine
besten besuche. (Miller:) gott bewahre dich! nur der
i:cwissenswurm schwärmt mit der eule. sUnden und böse
feister scheuen das licht Sciiillku (kabale 5. t) 3.474:
lion's schon lang vergessen g'habt — hitzt aber hat
sa sich aufg 'riegelt, hitzt sitzt's da, und gibt kein' ruh'
mehr, der gewissenswumi is's An/kmuhuukk der ge-
tcisaensuntrm s. li.
GKWIxsK.\.SZAKTHKIT. /.:
wiaaeiunariheit. die kleinst« vanebaldwig b«MM« ite
bis lar kninkhett Cl. Umchtsmo ^Ummmmteim 4. 4imm
Kalk. iCmwteriek) f, «t; 4i» »Ir «iM etwa« tiiMIM
melnnof von d«r ffrartoiMMmtlMit 4m gateo ndilcn
beibraablM C«. 9tuuMn*ut (ßtjfMmkmtk t) tu.
OIWBHRXBZIiQIIADftU/./ v« m^m«n aber «oIcIm
mapMliMlM abwaMinfM 4m pwlw— ■nijuailal mm
«iftritilM md immrttanmimt rieb ul§n, ak tbar 4mk
bUolMrdrad^ . . . Jrah Paul (^tmMUmmima s; 7 mmkmtHi
*». tu.
ttlWUBDBZIRROTnnr. aar«. •</. f 4mi MmmmMm.
ftwlw BMWimtItii maaa IL GtrrtKOW 4. mmbmw «.
Mtm (7. «) •, M.
0EW188III82IUGB. m. ~ GlWt88Iil8ZIUen8. «./
dM tßwimmk^ Ist tin wwnahwi mU fott BonctiKT
floe »iimm . . . niok» raiM (ß». w. §Kwkmmmmttß) m:
mmdera. im dar ridUmmg wmt §nrUmmtftkiA iti 4m mt-
kättmiu 4er nmpmMomtOtriU tefmu» im : fMrlMMMMaiVla
eioM duellantm g*fMi daa dMÜ voa ahiw 8«Mw1t-
HoUteinia«b«ii kanpCgtsoMMi itM— M 9hMm,
UEWISSENSZCSTAXD. «..• doch aeU mm Ml (M^w
fewitaemeerforeekung) wie vor obwilBiiHBlÜtdt, M aodl
vor diMr solchen übertri«b«a«a oorffilt oad "tf***^-
keit boten, welche vielmehr onklarboit tm dar «riMUrt'
nisz des gewisaeniustandea bewirkt Wktxkm o. Wkctk
6. kh; dann spraeb leb noeb mit Uv tom naiaMB watw
kirchengang und aoeb To« mtinmm Jtttltaa ti»tMH«a
ausländ Ci.. Bhrntajio (an» dem tmgeintek der aki^frmu)
4, M Chr. Hrenktm»! Um letzte felonie in meiner manu
akript liehen lebanapSiebl kann ich in keiner weiac eot
schuldigen, da sie dorchau« schuldhalter aatar ist . . .
einstweilen helfe ich mir Aber di« gawlaNMnMlIada
hinweg durch die lektbrv ihre« intetaaaaata» lafcmiahaa
und anmutigen aufaatzea U. Kki.i.kh {ßm M$4m%mf§ MM)
s. 4«7 BmeekMd,
QKWISSKNSZWANG. «•., A«W Mif« •<• da« fegm
•ättlieke gewiaaaaafiraibalt («. 4.). at^f daaam «r««i «M^
leieklung e» vM mrntk tb^fkuM mutfeUit kmt: tyf. : «• «AU«
gott im hohen hlnm«! ein «inaehen ab«r «ia inlobi
tirannei unnd gewisacnaxwanf haben Jon. UacOMAlioa
dialogue (Ittl) t.
1) die buektni§em m^m tfUmr «sa. die adcMm «•-
kmltwfunkte giM. ««« dna leiairAi da« tfwiiAwmtf
religion, gewissena zwang. w«r di« g«wis««fi sviafao
. . . will . . . Jon. RiKUKH mf9fklkefmmt ranmtad (4«;) t«i:
4a§egem vgl,: tawiaaaas-swaaf. ai^ inemriem di emuemum.
ekmrft 4e raaaw'taw RiOUIIN l. «•*; Aefoerimg ^fpnpU'e
eanmitmtm, tkt wayfliwi tkem tm do tekai tkeg «mw«
aalat^ilf. twitldl laff. lar. s. 77S: gine, tmtrmtml de tvm
aeiemee. imMtemmM RONIMUU t. V» «•; Scmwam i. 74«^:
rtetraint ^ gwwiWW, wMemte dorne tm tke eemeeimee
Hii.p>:nT 1. 1 a. MT: dar awaag de« gewiasoaa, d. *. dar
zwang widar lala gawlwwo zu handeln Amiloimi t. ci :
der twang valebar daai gewissen, d. b dar fauMm Ibw-
laogang, dar daakfreiheii angvibaa wtid t. an*: «yL
mmkt gewtaaoM-twang. Ui die aoabbttnf dar bartaabafi
fibar daa gewissen des menacbaa. da Maa
saine Ireiheit l>entmml. and
fawalt zu regieren sucht . . .
wisacns berrurhart nennen i. O. Walch jdnf««. Um. t*. läl:
««Mn lettterem pgL muek CAUrm *. IB*:
WM beim cawUraailyil» fiWtwraäfiaibaH. «« ied mmek
bei ummnm rsifiaita« natr fnu «amnarfl <m «««alt
aw luawbia mr rerimnertiekung dta befrige», bei 4er
4er mmtfmmttfunkt der Wirkungen im dm» gemmem mUmt
gelegt wird, nnd gewiMcnaswaaf mut fewiaaaaodniaf «mA
leniArf. Octavian war ber^t . . . aoff daaa rifblphili. ab
Lob«! ant«r dem voik hcrrordfiaffct. d«ai aafbrtdllai
«ascbreiet. «r aolt« . . . Jhafi« anstatt die»«« nnirbaldlp»
entbaabten . . . ea halte nan Labal aalcba bridMi Ibal
ausa einem gewi5*en<xwang |itbaa. adar awB ditagMdar
frcondachaft. ao ist er doch labaM arattb HAWKitarrBit
ukmuflmtt lutt u. lekrr. fmA, |n) t. ■*: aia wlida aalbat
aus d«iB judenlhoBi baraai. aas dar laUfioa dca ga
aetaca, kaum l>«friffen haben, wie vln feotatb. hiltia aa
auch noch ao sehr im steloi gcwisscanwaag, «o dacb
6339
GEWISSENSZWANG
über Sonnenstrahlen fallen, so über spinnenfäden strau-
cheln konnte K. Gutzkow d. zatiberer v. Rom (6, 12) 7, 353.
2) in den gebrauchsformen zeigt sich die ausschhesz-
liche beschränkung auf den singtdar, die das Substantiv
auch in der Verbindung mit phiralen festhalt.
a) es solte auch unser betrübtes vatterland von gott
bald erhöret, in seine gehörige rechte und freiheit ge-
setzet, von leibes- und gewissens-zwang unangetastet,
und in solchem standt sein, wie alle trewe patrioten
wüntschen und hoffen Opitz {Judith, widmung) geistl.
poem. (iGib) Gl ; hatte ich . . . einen auszug unterschied-
licher urteile wider den gewissens- und glaubenszwang,
zusammengetragen Zesen gewissenszwang in glaubens-
suchen (1665) aiiftragsschriftT-; das gleiche 3. H. M. Ernesti
s. 10; und was richtet ihr mit solchem eurem noht- und
gewissenszwange doch aus, indem ihr die armen men-
schen, die . . . ihr freies gewissen behalten . . . wollen . . .
so straks verdammet vm-r. 4»; freimüthigkeit ist in unsrer
kirehe, wo man von keiner hierarchie und keinem ge-
wissenszwang weisz, keine ketzerei Frankfurter gelehrte
anzeigen 1772 {dtsch. litt, denkm. 8, 503); und soviel können
die innerliche, und religionskriege, und gewissenszwang,
auszrichten M. Zeilles episteln . . . v. polit. . . . materien
(558)6,476; die Stellung der kirehe . . . zum religions-
und gewissenszwange J. Buhmann unfreie und freie
kirehe 1873 (vorr.) VI.
du schwörest allem unterganjr
was ja dich hemmt in deinem frieden,
verfluchest den gewissenszwang
und jeden geistesdruck hienieden.
Hoffmann v. Fallersleben {die liberalen
modegecken) i, 63.
b) verhältniszmä^zig selten ist das Substantiv mit näheren
bestimmungen verbunden, einigemale mit dem possessiv-
2)ronomen, das subjectivem genitiv entspricht: müste man
durch die geistlichkeit sie gewinnen, welche durch ihren
gewissenszwang die härtesten gemüther zu entsteinern
wüsten Lohenstein Arminius (3. buch) 2, 521*; vgl. auch
{oben) Zesen vorr. 4»; so fällt denn dort ... ihr gewissens-
zwang, welchem zufolge sie sich und mir die ander-
weitige heirath nur in einem einzigen fall erlauben, weg
(Hekmes) Sophiens reise (1776) 3, 565; die hervorhebung des
Zielpunktes ist selten, meist ist er mit dem ersten kom-
positionstheil schon gegeben, vgl. Zesen des geistlichen
Standes urteile wider den gewissenszwang in glaubens-
sachenl665; gegen: erlösung von dem gewissenszwange
auf dem gebiete der liebe C. Boruttau s. 46; auch
attribute sind wetiig beobachtet, quantitative wie qualitative,
vgl.: gründlicher erweisz, dass aller gewissenszwang
unbefugt . . . seie {buchütel) Frankf. u. Leipzig 1720; steter
gewissenszwang K. Gutzkow {s. 0.) gegen: und solche
gedancken haben bishero auch vil vornehme leute in
Frankreich von dem grausamen gewissenszwang, welchen
man gebraucht, gehabt, die verständigsten haben solchen
improbiret P.T.Speri.ing Nieodemus quaerens (1719) 2, 106;
Holland hat seinem handel zum besten den tyrannischen
gewissenszwang abgeschafft, und die so vernünftige als
wohlthätige glaubensfreiheit unter seine grundgesetze
aufgenommen Hamann (beilage zu Dangeuil's anmerk.)
l,ib Roth; dieses gegenbild der gesetzlichen gewissens-
freiheit, den staatlichen gewissenszwang linden wir aufs
vollst&ndigste verwirklicht in dem altheidnischen Staats-
wesen SiMAR gewissen u. gewissensfreiheit s. 95.
c) häufiger dagegen ist das Substantiv ohne nähere be-
stimmungen bezeugt, nicht nur in den beliebten präposi-
tionalverbindungen, sondern auch in den functionen des
subjects oder des objects neben dem verbum:
<*) . ; ■ ■ ^'^ ™'^ gewissenszwang
.denkfreiheit, mit gewalt, gesetz und Ordnung rang.
Manso über d. Verleumdung der ^idssensch. ;
das gleiche {s. 0.) Zesen 4»; vgl. auch {s. 0.) von ... ge-
wissenszwang Opitz 67; diese ward ihnen als strafe
aufgelegt, als sie sich mit heftigkeit der reformation
widersetzten, es würde, dünket mich, der weisen re-
gierung von Bern würdig sein, mit erlassung dieser
kleinen abgäbe das andenken an gewissenszwang zu
tilgen Stoi.beug {reise in deutschl. ... 17. hief) 6, 179,
vgl. [a. 0.) wider den gewissenszwang Zesen 7».
fi) nun aber hat er (Christus) ja den gewissenszwang
nicht befohlen, sondern vielmehr verboten P. T. SpKKi.iNii
GEWISSENSZWEIFEL— GEWISSERMASZEN 6340
Nieodemus quaerens 2, 106; inquisitionsdiener schleichen
herum und passen auf; mancher ehrliche mann ist
schon unglücklich geworden, der gewissenszwang fehlte
noch GÖTHE {Egmont l) 8, 176; die geistlichen obern
sind nicht berechtigt, unter dem verwände des abgelegten
gelübdes, irgend jemanden einen gewissenszwang anzu-
legen allgem. preusz. landrecht 2, 11, § 1179; eine art heim-
licher gerichte aufzustellen, die einen gewissenszwang
herbeiführen würden urk. v. 1800 s. aktsn d. helvet. republ.
5, 812.
3) auch das nomen agentis ist zu, dieser verbalhandlung
belegt: seind die . . . ersten gewissenszwinger, Verfolger,
und lärmenbläser in der kirehe, ja eure lehrer, und Vor-
gänger gewesen Zesen geioissenszwang in glaubenssachen
(1665) vorr. 6''; dazu vgl. auch gewissenszwinger bei Campe
2, 367*'.
4) dem nomen actionis sind auch concurrenzformen
erstanden; vgl. gewissenspressur {s. 0.); vgl. glaubens-
und gewissenstyranney J. H. M. Ehnesti relig. auf-
klärung (1819) s. 15; v^Z. J. Buhmann, unfreie und freie
kirehe . . . glaubens und gewissenstyranei Breslau 1873.
GEWISSENSZWEIFEL, m., vgl. gewissensskrupel, vgl.:
gewissens-zweiffel, gewissens-scrupel, scrupulo diconscienza,
scrupule de co7iscience Rädlein l, 384*'; scrupulus con-
scientiae Garth-König 674*'; ein zweifei über die recht-
mäszigkeit oder unrechtmäszigkeit einer handlung (ge-
wissensscrupel) Campe 2, 367''; scrupel . . . der zweifei,
die bedenklichkeit, und zwar vornehmlich in gewissens
Sachen, also ein gewissenszweifel verdeutsch, wh. 2, 604";
doubt of conscience, scruple Hilpert 2, l s. 466»; ge-
wissenszweifel machen, erregen, to raise scruples. ebda,
die litterarischen belege setzen erst spät ein und betreffen
meist den pluralgebrauch, dabei ist es charakteristisch,
dasz das compositum vorwiegend bei solchen Stilisten belegt
ist, denen das synonyme gewissensskrupel nicht nachzu-
weisen war :
1) die einfalt . . . schildert sich . . . besonders in den
gewissenszweifeln, die er sich wegen eines schwures
macht Ramler Batteux einl. in d. schönen wiss. l*, 399;
nun gab es wunderliche gewissenszweifel, mancherlei
Skrupel stiegen bei mir auf Göthe {wanderj. 3, 2) 23, 19;
und da ich ihre gewissenszweifel ihnen nicht zu danke
beantworten kann Tiiümmel {reise ... 2), 153; nun fahren
mir aber da drüben Skrupel in den sinn . . . errege meinen
erben beschwer und gewissenszweifel — was kommt dabei
heraus Immermann {MilnchJuiusen i) i, i32 May nc; denn
jenes Verhältnis war nach so vielen gewissenszweifeln,
büszungen und gebeten dennoch schon bei lebzeiten des
herzogs eingeschritten {epigonens) 4,172; und er, derauf
der Wartburg wegen der ehelosigkeit dej mönche in ge
Wissenszweifeln gerungen hatte G. Freitag {bilder v. d.
dtsch. Vergangenheit 2, 4) 19, 124.
2) so ward es mir immer wahrscheinlicher, dasz eine
noch nähere Ursache, als ein gewissenszweifel da sein
müsse, die das gute kind nöthigen konnte, hartnäckig
auf ihrer bedenkzeit stehen zu bleiben Thümmel (reise
... 2) 2, 132; ähnlich 2, 167; {Iphigenie), die in dem
bruder nur den unglücklichen . . . sieht und dann um
eines sehr zarten gewiszenszweifels willen das leben des
bruders und des freundes auf das spiel setzt Immermann
brief über d. falschen wanderjahre Wilh. Meisters s. 30.
GEWISSER:
1) nebenform zu gewässer s. sp. 5369.
2) nebenform zu gewissener s. sp. 6288.
GEWISSERMASZEN, viel gebrauchte Zusammensetzung
des 7ieueren stils. in adverbialen functionen aus der Ver-
bindung des zum pronomen entudckelten adj. gewiss {s. d.)
mit dem fem. masze (vgl. theil 6 sp. 1732/.) erwachsen.
1) Wortverbindung und compositum.
a) Verbindungen mit dem fem. masze, die zu adverbialen
Verbindungen führen konnten, sind oben sp. 6195 für gewiss
beigebracht worden, wobei das subst. bald starke, bald
schioache form zeigte: in gewisser mas Rutsch ky 604; in
gewisser maszen Wieland 1, 37.
a) für die älteren belege ist ausschlieszlich die starke
flexion des subst. bezeugt: dardurch wir nun denen buch-
bindern das handeln mit den büchern mit gewieszer
mas, wie obgedacht, gantz abgeschnitten urk. v. 1642 .s.
6341
ÜEWISSKRMASZKN
GBWfSSERlUSZEN
6342
archiv f. (/euch. d. dttch. Buchhandels 19, Kt; dM SO Wieb-
tigen oollogii (Ich oborooiuiiitürii . . . Tun deit«elben diroO'
lion der wohlMland der Chuniiloh»ichen kirohen, und
al80 8u vieler «eeleii heil in gowister mMX dependirel
Si'tCNKH wutm. z. H. theol, tmlenktn; ttberdioaz werden die
Hchriften oinm mannet doeb in gewln/rr masz beaaer
vefHtHrxIon . . . wenn man Minen persAnliohnn charaliter
. . . woix/. C. F. Wkih/.k Rabtmert Inrit/» XVIII: dtugUieh«
(». theil e ttp. 1734) Kant s, a6; Winkri.mann «. i». 4i»
gleiche fwrm triytn auch ttthlrnehe btlegt Hkhi>KN«. 4tr
die Verbindung advtrbiul ohne präpontion angtimtni-
synomon, beiwrtrtor. inaolitwOrter, poriphraaen ... in
in denen gowinaor inaiuM »Um wAKliobe der beredaam-
küit liogt (ülter Lindner'» lUttheHk) 5, KS; dm» gUüM
6, 76, üM; 8, MS; ^ttnao (gewiuer oimmm) 6. M; 7. M; 8. 75.
ß) die achvMuhe form tat ja m d«n »onttigtm atheriuUfH
Verbindungen de« etthatantive und ebento in deeeen ieotirtem
adverbialen gebrauch bevoraugi, vgl. allemnaaxen M. l,
ep. 886; belcannterinaaxen th. l, »p. 14U; demiauen tk,
t,ep. loäu; obncrmaazon M. 8. «p. t»; «tllobennaazen lA. f,
ap. 1170; folgendermaazen ep. 1880 {vgL auch wm mauen.
solcher iiiaazon m. a.); vgl. rouMn tik. 8. «p. 1787. in
unaere Verbindung aber dringt dieae form verhälhtiaamäatig
apüt ein: gowiHser mn88cn, aliquatmua Ahn gramm. lex.
(l7äH)693; wenn «r «ie beide unter einem gleichen Uttd
gewisser maasen verknUpft fände: vorrede dea deutaehen
nberimtzera von Uamikns neuem Gulliver (1781) 8* (vgl.
auf gewisae masse 7'*); die handiung dea zweiten spiUt
aioh, wenn ich ao sagen darf, auf den tod Hermanna
und gewisser masscn auf die bitte zu. die der aterbende
herzog an die deutschen fUr^ten thut J. v. Sonnknkrls
/«•. ti. d. Witneri.fchr .sehuuhühne ( W. netidrueke 7) 46
(«. 63: gewissemiaHscn): dazu vgl.: gewisMf maHen
SciiNAiiEi. inael Fehenburg, vorrtd, 3, 10; weil sie dieM
gestalt gowlHer niMsen zu ihrer eigenen gemacht haben
WiRi.ANi) (Peregtinua Protetiai) 87, 14«; antenieasen ge-
traue ich mir zu behaupten, dasz die lesung solcher
Schriften auch gewisser maszen ihren nutzen habe
der Göttinger »t^tdent auf der IHeeae 8, 4» [rorberieht).
b) die coinim.*ition berttht im tceaentliehen at^f dieaer
aehwaehen form, in der aie tum ersten male bei Lkssino
beobachtet iat: aber da alle artige franenzimmer einander
gewissermaassen ähnlich sind, so unterhalte ich die
Zärtlichkeit, die ich gegen sie habe, ohne unterschied
Lkssinc {theatr. bibl. 4) e^ 8Ö0; doau vgl. : gewiHermassen
neben gewisser massen M Sonnrnpei.s; und tfiwimt-
maszen in der tteeiten auagabe von Wirlands Horaa (tflOl)
gegen gewisser maaszen der eraten (l. 87) vgl. unten th. 6
.*p. 1783; gewisser maszen [gewiasermaszen], in a certain
inanner. in »ome mea.ture Hii.pbrt II. 1 *. 486* u. iM^;
auffällig ist die prfiposition neben dem compoaiittm: in
gewissennassen HKnnKK (antrittapredigt 1787) 81. 89.
die atarke form iat in der eompo.iition nur bri Hkiiuer
beobachtet, der überhaupt bei aeinem maaaenhßften geörmuek
alle .tpielarten, auch dea eon^poaihtma, aeigt (tur wortver-
fiindung a. o.): gewissermaMse 6, 487; 7. 108; 8. 479;
11, 80. 871. 469: 18. U ; 18. 868. 888; 14, 17. 808. 881. 648;
16. 78. 884. 406. 461. 604; gewissermaasze 6, 484. 488; 8. 187;
9,171.480; 10,41; 11,86. 81; 18. 6; 14.08.116.180.466:18.640:
16, 877; gewissermasze 6, 866. — aber auch die aehwaehe form
lä.<nt .vich aua Hkrdf.r hier zahlreich belegen, bei den
andern luit aie eich um diese zeit für immer fulfeaettt.
die doppehchreibung für den Inngen atammvoeal de» »uh'
atantiva, die schon in den obigen belegen Hkkdrrs faiiem»-
aehliesalich geJterrscht hatte, teilt er hier mit Lrssino,
Heinsb und Pichte, nur selten tritt der eit^fach» mn
die stelle, der sieh beim jungen Götiik und bei QÖTHBS
Schreibern, tcie bei den schriß^tellern im Übergang tum
19. jalirh. durehgesetat hat: vgl. gewissermaassen Herder
7, 178; 9, 819; 10, 877; 18, 840; 14, 148; 16. 186. 188. 887. 807.
58«; 17, 876; 19,119; Lessino 6', 856; F1CHTB6.88; (ge-
wissermaaszcn) Herder 11,68; 14, I8I. 86I; 17. 17S; 18,10;
Hkinse 6, 84; gewissermassen Herdkr 11, 96; 18, 87«. 881 ;
J. T. SONNENPEt.S. LlCIlTENRERO (8, 18. 104)) SCHILLRR
S, 11; (löTtiE br. 8. 104; Franf^\ gel. ans.: gewlMermanen
Herder 6, 809; lO, 8. lO: 15, 810; 19.64; 31,9»; Göthb
14, 8S4; 4A, 146: br. 18, 387; 19, 896 deagl. bei Moritz. W. t.
IV.
HuMiiOLirr, Arnim. Möhikk. Hrihk. Immrruann.
W. Raabk, G. KB1.I.RN. F. C Mkvrn, Bihmahck o. a.
«) die «Am gefehemem /mtataUHUgen laaeen erkennen, me
rmttk dm» admrbimm, »okmU ämt UM» »ekrUt «m ä»r
fmtmm wi-Ww^iRf mem »»m^eaUum f eflUm «M «fafMf
mtOu^fk. ämm» vgL: ieb w«iM nlebk. «eleb ein« ab
Mifanf berr BUÄety) fafMi das woit 'vertrag' bnbea
mag; er windet liob doreb tßoam aattea, am ihai «o»
zuweiohon. bis er endUeb. e. M, doeb Boeh 8<n|neteli8B
muu, dass gewiteermaaMaa dl« bttiferlteb« fwUeBhaft
als eine freiwillige aaMMtetkm M betmditwi s^. ich
bekenne, dau leb die 'gAvteeermaaes««' «mI Um« ganM
familie nlebt lieb«, wcbwt da etwa« grftMOIeh««. «nd
willst du M ons eagen. so rede beetinnt, and Rl«b«
statt deinM 'gewieseraiaaeeen' eine eebarfe freaxe Ficiitr
(fra. revoUtÜom 1. 1) 8. M. wgL mmdki m war ela« zeit, wo er
{fSekte) dem Worte: gewtearmaaMa tfnaa befligen krte«
machte Götiir (dtaek. lULt «* Miwwdiwifi rtdfHMrtmi
46. 146. tUum die umlmlimmthtit, 4k» imtk 4m» mäverb im
timaiimm vonkOmmm mti «meyii ftiaifiwiiw|wii tsM.
tunä^ai 4mr iwl/ei'wsyMew «Maftl 4m 4mnmlmm m6-
spricht, wird einifemmle 4urdk »UhUen»m§»m tmtUigl:
{grt^f;) dioMr ring sagt mir. dan da i««laaenaa«8«n
wahr redMt, {Lm Flmmn) tevieeormaeRen ? (^ra/ ) Ja.
dae heint: eo ferne da m eelbet wieeen kannst, ich bin
nicht allwisMnd; aber dieMr ring sagt mir immer: ob
die menschen IQgen. oder ob sie sich irren GOtmb (der
groaaeophta) 6. i) 14. 884 6; die laftrObre mit ibrem kebl-
köpf ist gewissermaaMn, nlmlich was b4be and tiefe
betrift. Orgelpfeife HcinaR (HiUtfmntv. HeAenttol) 6. M
8ek4l44ek»gf. mm4er»r»eH» §re^ 4i» iiajmelnlidM amkl
von keUfem. die mu» URnnana frmek» /br «mmt« HUumf
entnomm»*n *»t, über 4ie «fmHieft« h»4ü$:fi»i»^imt» Ammae.
e» »eift »ieh. 4m»» er »i» im »pätenr 4mr9ldhm§ mm fmMem
einaehiebt. wo er aie frUlm miekt /Ür notkt»em4it fdUffcsi
A«M> • ein stummer meneeb . . . der aoeb nlebt In tttner
SMie Worte denken kflnnte. wäre dae traoriple . . . ge
sohOpf der schOpfung: und der grOeuel« widec^neb
mit sich selbet Hkhurh «rsgNrtMiif dar »frmA» t) 6. Mi
(nach der t. mmagmbe vom 177t: «• der f. fcii itkliftm wn
1788. und gewteeermaaaie dar grOaste).
8) die gekvmeeek^'mtim 4m wtmmfiimlen hii4mmf.
a) in baaek»i4tmm frewesw hmUm »iek 4i» mmämmgem,
bei denen 4i» mdmrhimtM4mn§ me^ d^m leftgaiin eisft, mi»
habendem gebrm»iikmidd4i»\uHnnt»4» riik^mt^ f ^iiliii .•
nl die lehnrerfaMung eelbet ging gewiaecrmaaM in dl«
kirche Über Hrrdrr (idem 6. 18) t«. au; dhifl. tt, 6. «•;
9. 17: 8. 4«7: jedem, aaeb dem lesterballMtea iet ga-
wissermasaen der sismpel dM gOtUiebaa ebenNlile aof-
gedrückt S<:iiitLBR {r4mher. atkmufid %. eerr.) t. tl; leb
nrhmo micn dieeer fragen an. da gewiMemuMM Laaaiag
achon das problem . . . fQr iweifelbaH Mfcttrt bat Hanoan
[br. a. bea. d. kum. enA.) 18. 889: 4»»ft. 6. ••: 10. 41 : lt. 11;
16. 804: 19. 119; dc*^ («. e.) PicRT«. •. •; iob bab« aie
(die pkitoe^kie) gewiMerniMeen nar aeibel mÜtellMiH
Pribdr. ScHLROBi.M»AAM«Mmt,M; el« (JE 8111 Hfl /Mehl)
waren gewieeermaaeen . . . aeboa Im frantWeiMben da
QRRSTRNaBRO *. KM. 4enkm. 8». IM; deagL RoLTBl «rMAt.
ecAr. 1,8.
/d) gern i»i in 4i»»tm JM 4i» adwi liefkldwei
ge&teiU, eimeßl§tm§, in der sie zuerst heltgt i»e mm4 die Is»
tl» die waiiere mii fwiekt- grwiMermaaeea eind bicr di«i
dtuationen TOifloeblen : jede penon awieiibin den swoea
andern geetellt i. r. SoniiBitniLa (ITmMr newlr.) 1)mi
gewieaermaaana aber erMMl aaa aehoa di« gaaeUebte
dieM erg(Mi«ttde laabe dM geapiieba a
den TerstAnd^en and reeblaebnibnen a» TJaler
Herdrr {ideen 8. I5t 14. 861; daifl. tt. 81; 16. «r. WK; ata
gleiches ist« mit der spcaebe dM baneaa: el« kann
wenig aa«en nnd doch sagt sie genug, ja gewieeermaaaM
ist un»re menschliche sprarhe mehr fttr dae herz, aie
fQr die Temunfl gcecbagen (tdae» 9. 8) tt, tm;
14.68. 808; 16. tto:
kerii
«rketmieh
gewteMtoMeaMi hat er
Hnmi (AmCmML Qt. 441 Mkt»i
396
6343
GEWISSERMASZEN
GEWISSERMASZEN
6344
gewissermaszen ging das wort, wie wir ja wissen, in i
erfüUung; doch eben nur infolge der vorhersagung selbst
iMÖKiKK i7naler Nolten l) i, 253 Krmisz; gewissermaszen \
habe ich ihm sogar, wie es scheint, gefallen, aber er |
hielt mich jedenfalls für einen gröszeren kapitalisten,
als ich bin W. Raabe alte ncster 1. cap. 16; ebenso
W. POLENZ der Grahenhäger 1, 103.
h) in den meisten belegen ist die adverbialbildung enger
an einen einzelnen satztheil angelehnt.
a) bei der anlehnung an substantiva erscheint als
bevorzugte füg^mg die verbindtmg mit dem verbum stib-
stantivum und ähnlichen verbis.
l)) das adverbiuvi vermittelt hier meist gleichstellnngen,
die etwas neues oder gewagtes haben, seltener dasz sie eine
an sich gegebene parallele einschränken, wie in: in einer
andern spräche und denkart gebildet war Spinoza ge-
wissennasze ein fremdling des idioms, in welchem er
schrieb Herder (gott) 16, 406.
«)) die Schlacht bei Rivol ist gewissermassen eine
Schlacht bei Aktium zu nennen, so wie diese einen
grossen theil der weit der alleinherrschaft unterwarf, so . . .
jene Italien der republicanischen Weltherrschaft Lichten-
BERO aphor. 5. n ; seine philosophie ist gewissermaasze
nur belebte geschichte Herder (theologiebriefe) 41) 11, 31;
ebenso (s.o.) 5, 103; desgl. 13, 240; 14, 17. 143; 15, 135, 526; 16, 78.
seitdem die mutter todt ist, ist er gewissermaszen die
hausfrau oder der haushofmeister , wie sie wollen
R. Benedix {der vetter l, l) 4, 168; das examen ist ge-
wissermaszen die pforte, durch die man zu jeder bessern
lebens Stellung eingeht H. Sudermann das hohe lied
(1,8)75; dazic vgl. (mit Verschleierung der prädicatfunc-
tion): dem verständigen ... ist gewissermaszen das zur
last, was aus einer idee kommt Göthe (zur morphologie)
2, 6, 6. Weimar; die gewalt ... ist gewissermassen stell-
vertretender art MOMMSEN röm. geschichte 1, 57;
b)) ihnen war die poesie, insonderheit der lyrische ge-
sang gewiszermaszen immer eine fremde kunst geblieben
Herder {br. z. bes. d. hum. 7) 18, 10; die Phönicier waren,
oder wurden, so verwandt sie den Aegyptern waren,
gewiszermaasze, ihre gegenseite von bildung (auch eine
Philosophie der geschichte) 5, 492; desgl. 9, 139; seitdem . . .
sind die produkte des witzes der leute gewissermassen
der maasstab geworden, nach welchem man ihren wert
als mensch überhaupt bestimmt Lichtenberg aphoris
Mie»2, 18; jeder einst sich selbst gelassene haushälter
ward jetzt gewissermaasze selbst kaufmann Herder
(ideen 4, 455) 14, 4.55; ähnl. 15, 166; 17, 276; dazii vgl. nach
dem nun, was eine stadt baut und ziert, vorangegangen,
trat gewiszermaszen die stadt selbst auf G. Keller
[grüner Reinr. 3, 13) 2, 182.
2)) wenn es sich in solchen Wendungen um mehrere sub-
stantiva handelt, ztvischen die das adverbium tritt, so ge-
winnt es leicht satzverbindende kraft: Adam, der alle das
. . . erlebt hatte! Stammvater und gewissermaassen in-
begrif des ganzen geschlechts Herder (an prediger viiz)
7, 178; auf welchem jetzt nicht nur das gebäude der ge-
Ichrsamkeit, sondern gewissermaasze unsre ganze welt-
regierung ruhet (ideen 3. 13) 14, 130; obgleich der Synkre-
tismus der Philosophie, ja gewissermaszen schon der
Pythagor&ismus darauf ausging (christl. sehr. 1794) 19, 54;
das gleiche (im casus obliquus) 14, 121 (ideen 3, 13); Deutsch-
land . . . wurde als das reich, gewissermaszen als die
hauptsache angesehen K. F. Eichhorn dtsch. staats- u.
rechtsgesch. 2', 48 ; diese (die moralischen theorien) kommen
erst dem manne von erfahrung zu, gewissermaszen als
eine cntschädigung für das, was nicht mehr zu ändern
ist Keller (grüner Heinrich) 2, 15) l ", 365 ; zuweilen zeigte
sich eine neue manier, gewissermaszen eine neue epoche
der arbeit (s, 15) 2, 263.
8|) an substantiva, die in anderen functionen im, satze
stehn, scfdieszt sich die Verbindung seltener an:
a)) einigemale tritt sie zu Substantiven, die das object
eines verbums bilden: es gibt also nicht blos sehr viele
und feine data der Schönheit, sondern gewisser maatse
auch eine Schönheitsregel für die andern sinne und lilr
die Schönheit überhaupt Herder (die plastik 1770) 8, 124
Üuphan; jedes erhabne musz gewissermaasze unendlich-
Weit gew&hren 8, 75; sie beschrieb mir ihre leiden und
den sitz derselben, die milz, mit einer solchen deutlich-
keit, dasz ich daraus schlieszen muszte, sie sehe gewisser-
maszen das organ und seinen zustand Immermann
(epigonen 2, 17) 3, 166 Maync; dasz alle Jahrhunderte, von
denen wir gewissermassen nachrichten haben nie ohne
irgend eine Offenbarung gewesen sind Frankfurier gelehrte
anzeigen vomj. 1772 (d. lit. denkin. 8, 375); bei uns herrscht
doch eine gröszere ruhe, ja man hat gewissermaszen
lange weile, weil zur arbeit keine Sammlung und Stimmung
Göthe (an Knebel l. n. isoe) b riefe 19, 225; weil sie (die
Morgenländer) allem gewisscrmaasse ein leben zu-
schrieben, alles SO gern personificirten . . . Herder (v.
geist. d. ebr. poesie l) 11, 271; dann kann man ihn gewisser-
massen den gesetzgeber des landes nennen H. Steffens
was ich erlebte 1, 208; desgl. Ritter erdkunde 1, 20.
b)) die wenigsten belege bieten die präpositionalverbindungen,
die den zu.sanunenhang mit dem verbum nicht gern lockern :
der hörer würde dadurch gewissermaaszen in die römische
weit oder wenigsten in die zeiien seiner Jugend versetzt,
in welchen er Horaz zuerst lieben lernte (br. z. beförder.
d. humanität S5)n, 173; .. . und ihre ansprüche gewisser-
maasze zu gesetzen der religion machte 14, 115; da ich
fühlte, dasz ich durch das, was ich sagen werde, einigen
nicht ganz schmeichelhaften äuszerungen gestriger redner
gewissermaszen in den wurf laufe Bismarck (im landtage
15. 6. 1847) 1, 22 Kohl; sie erinnerte ihn gewissermaszen
an seine jung verstorbene selige frau G. F. Meyer
.fürg Jenatsch (2, 6) 154; indesz sich meine äugen, gewisser-
maszen auf ihre eigene band, am tageslichtc und an den
wölken freuten Wim. v. Burosdorff briefe 152 Cohn.
ß) auch zu den adjectiven tritt die Verbindung in ähn-
licher form, ivie sie beim Substantiv überwog.
l)) am engsten damit berühren sich natürlich die fälle
des substantivirten adjectivs: theologie ist gewisser-
maassen die liberalste von allen (Wissenschaften) Herder
[br. das stud. d. theol. betr. 3, 25) 10, 277; die bibel ist
hicrinn gewissermaszen das menschlichste von allen
büchern (l,l)lo, 8; die alte nordische mythologie, die
gewissermassen auch die alte deutsche ist Gersten berg
s. dtsch. litt, denkin. 128, 122; ähnl. A. v. Droste-Hülshofi'
2. 352 ; häufiger sind die prädicativen adjecüva : ein kind
zweifelt niemals, dasz die ebendigen geschöpfe, mit
denen es umgeht, gewisseimaasze seines gleichen sind
Herder (über hild dichtung u. fabel) 15, .540; die arabische
spräche aber blieb durch ihre sehr alte denkmale und
den koran gewiszermaasse unveränderlich und unver-
gänglich (irfeen, zttsäfee) 14, 548 ; meiner Lotte! das schrieb
ich so recht in gedancken. und doch ist sie gewisser
massen mein Göthe (an Kestner 15. 9. 1773) briefe 2, 104;
ich war gewissermassen böse, dasz br. 28, 26; dasz sie
nur denjenigen zum gegenstände ihres spottes machen,
der gewissermaszen unempfindlich dagegen ist Moritz
Anton Reiser (2) 173 Geiger, auch hier zeigen sich ansätze
zu satzverbindenden fimctionen : da ist sonst gemeiniglich
das äuge ermattet, wenn es dahin reicht, und hier ge-
wissermaasze frisch Herder (über Denina stuatsveränd.
V. Italien) 5, i^i; ganz ähnl. 8, 478; wie wenige priester
stellten sich auch in einem volk, wo sie der lehrende,
der richtende, der die gesetze der nation bewahrende,
gewiszermaasse der königliche stand waren, dem ver-
derben entgegen? Herder (v. geist d. ebr. poesie l) 11, 459;
vgl. auch 16, 10 ; zu erwarten ist also nicht eine immer
fortschreitende vervollkommung in dem Stückwerk von
zeit, räum und dasein, das wir übersehen, nicht die ge-
priesene, verheiszene, gewissermaszen nur von unserem
fleisze abhängende der civilisation W. v. Humboldt be-
tracht. üb. d. weltgesch. (litt, denken 58, 59) ; wir haben es
hier nicht zu thun mit der alten gewissermaszen un-
schuldigen feldsclaverei Mommsen röm. gesch. 2, 76.
2)) in objectfunctionen ist das adjectiv noch seltener,
von der adverhialverbindung begleitet als das Substantiv:
hr. Eschenburg hat sich dieses buch gewissermaszen
eigen gemacht Herder (über Webbs betracht.) 5, 309; dazu
vgl., etwas, das gewiszer inaasse alle geniesse (älteste
urk. d. msnschengeschl. I, 2, 6) 6, 248; ob leute dieser art
die gewissermaaszen schwerste arbeit . . . übernehmen
können (v. geist d. ebr. poesie i) ii, 68.
3)) verhält niszmäszig häufig ist die Verbindung neben
6345 ÜEWISSKRN- GEWISSGROSCHEN
GEWISSHEIT
6346
adverbiaUin »((jeetiv und ähnliehtH Wendungen beUgf tu
muiz doch uuch dieito »pitze . . . gewiMeniiAiizfl aicliil<«r
rnil dorn (riiii/cii niniiiti'hlichen herxen tuvaminenliKitReii
HkmIjEIi [lihrr KlupatorkK JJavid) 8, SM; vyl. auek 1«, lU und
B'ü; andrih: Aa \M\\\c\, «iirnsiipt und TnrIilUhet: |«vllMr>
muassc iibi-rtill uixl zu allen rviitn nich gleich (ältttttfurh.)
7, 10»; tK-itii crittcn aufiriu war tt ein nieimuid und tat
gcwiBHerinnait/uzcUlobcnitcin nienmnd geblieben {vnratmtU
hliitter &) IH, S77 ; weil Nie Mich auch nrbrn diener neuen
ItypotheHe gewimtcrinaHKe noch inimar vertlii*idi|trn konnte
diolt) \i6, MW ; diett niu«z, iii ! niiaanze auf einmal,
iiherschen werden koniin i n, ;n; im gefolge
de»»uu, ol>|i!l('ich KcwiHNi>rin.i-<-< n ijriHch di<^ xwiichen
glieder Uhtritpriiigend. widcrrnth» dvn vomclilitg (iAitiK
br. 81, 7h; licrrn von (ilUhv, erwiderte der . . . dichter,
schätze ich {{i*wiHit«rma>t/.cn l&nKxi, ungeachtet seiner »o
7.ti tagen gcninlischcn fehler Akmm Uollin'a liehrMtben th
Mxntrr: in Dculdchinnd darf ich sie nur an Tauler und
liv diMitschc theoh)Kiii t-rinnem; . . . auch I.uthcr liebte
ie und gicng ßPwJB/crmaAxon von ihnen au» ilKiuiKn
'niffe an Theojthron i) i\, tK: der zuhArer hat den vor
tlicii, i\n»r. er inini*>r nur bihel, für itich belebte bibel
hlln't. jii (jewidst'rniau.KM« vor und um nich liehet {hriefi
d. theol. Mr. 4. 40) II, ]>o.
;-) einige mute igt die bildung unmittiliar «n V0rba
angelehnt; mu gar sich selbst weissagte Adam gewisser
inaasze, und zergliederte nicht Hkmdkk {älte»te urk. IV)
7, M; das lebcnsende drs Achilles mit seinen Umgebungen
licHze eine epische hchnndlunK zu und forderte sie ge-
wissermaszcn, wegen der breite den zu bearbeitenden Stoffes
(iöTllK {an S«;iiiLi.KH) brit/e 1>. stC; gane ahnt, ivttu-
Srii.MNo 8. 63; Lenz (hofmeiater 5. 9) l. 71 Tieek; darf ich
. . . von mir etwas melden und dadurch unsere letzten
gesprHche gowistsermn.sHcn fortsetzen (»öthk {an Herd«r)
br. 41, 100; OS ist uniäuichnr, dasz wir mittelst sUszer hoff-
nungen das leben hindurch gelockt und gewissemtaasse
getüiischt werden Hkudku {temtr. btätter «) 16, 884; der
gegenständ musz hinzu kommen, sie berühren und mit
ihnen gewissermaasze selbst eins werden (r. erkennen u.
empfinden) 8, iti7 ; fUr die Körner . . . war die lag« . . .
insofern bedenklich, als sie die nord- und ostgrenxe gt-
wissermussen preis gab M(tMMHBN rtfm. peteA. t, tl.
GEWISSKHN, verb%tm, von Stkiniiacii («, lOM)/t«re«r-
tiorein J'acera angeeetät. aber nur mit beUgtn /Ur verge-
wissern {i'gl. vergewissen. vergewissem 6^ lt. ap. 4»/.)
gentiitit. dagegen kannten luei ander« aettgnijMte hier an-
gelogen icerden: damit sie der todten aufferatehung
möchten gewissert sei (!) J. B^imi: < priucipien göttt.
iceaen {eap. vj) {'.fitvi) •HO; da jedoch die »tKnde dieser
provinz sich für grwisscrt halten, das sämmtliche kgl.
Staaten ein gleichem bedUrfnis fUhlon aua dem ataatmtrekiv
iu Könu/.9berg {nach MMt) hei RoHHSCiiKiOT, vom aui^-
ztcange l»7«. der letzte beteg acheint a%nf den ereten bliek
die ttraprünglirhen lerhättniaae futauhalten umä die Ver-
bindung de« einfachen gewisiert iNt< der präpotitiom /br
at\f tuteigen , ehe die»e tieh tum pr^lflm mtmAoA. aul
dei% älteren teugniaaen, die theil it ap, 410 för Terge-
wissern angeführt sind, täutt »ich diem etuffiutumf «W
nicht so t ei cht in eiitktang Itringen, rMuMAr inrd in
unserem doch sehr jungen beleg eher eine recht»itmrhliehe
umdetttiiug und zerdehnung tu erblitken »ein. damit fallt
auch ein Stützpunkt für das erste teugniat. daa tt«hl nur
als kiirrung auf:ufasseti ist.
GEWI8SERWKI.se adi: vereintelt in neuerer aeit awA ata
tuaammenaetaung gebraucht {zur rerbindum§ ». o. ap. €t9b):
da sie sich aber noch nicht so rasch von den bunten
träumen erholen konnte, da sie also gewisserweite nooh
mit liönigsmantel und roten schellenschuhen ins wiik-
liche leben hineinging . . . Fiiknsskn Jörn TA/ (I7)" 814 ;
GEWISSGHOSCHEN, m.: wenn etwa in gesellschafl
bei wahrendem trunck unter denen handwerrksgCMlIen
ein unvermutheter streit entstehet, und dem einen an
künftigen zeugnisz gelegen ist. pfleget er um mehrerer
aufnierksamkeit willen einen groüclien auf den tisch ta
werfTen, und dem andern eine ohrfeige zu geben, welchen
die beisitzenden zur zeche annehmen, den gewissgroe^hen
hcisscn, und sich gleichsam zum Zeugnisse verbinden
Zeui.er 10, 1393; genau so J. H. Hkhmann allgem. ttutatk
für. Uaeie. 9, 8M: Cnombl «, tflti.
ein ffmm äktUiehea eompeeitum im tftm «M» dräkmtämt
Jahr» äUmrm handsehnftt noHa akk§itßkrit iah itaf «11
em vor 41« nadiebür . . . o. lin «m nteb ftvoabcH 4««
dorffM •olelMi gQUr «ff gabta o. tdahwi ■. gsp dM
na«k«barMi Ir gewlM gelt lo vo« «Im Mbogke diie
pf«nnig* JW<Mr «apialbttOk 8M^: äm§t. «7*.
GBWlStUnUT./' äM 0/(tl0nieka«e nrnttr dem auhaim
HembtaUufi0m «wi gtwtM {ß. ä.), die nmmentlieh dma ttkn
fem. gewiMc (f. 4.), 4m» mkum M (Hrmi» beUgt vti, wm-
rtieJmMmgt.
1) dt« amifmisM /br ututr mikttmmlir rtidttm niekt
taaiter mU M» Notkkh iwrtfak: mm» mmm tmht» htm« 4w-
putmätmi» ttmatitenl »ndulilmtm ßät, Umm dl« hm iMibo
wortenen qoeslionea tr xm gaisMii« chowwi iln B»Hkim»
(8. fi4^ Haitemer); obe man dar «an nlvelot. Us ist
nuzze, wanda sA ehomet «i 8« guisheite katettörien (ß,ltl^
syilogismiM greee. IntiBe didtur m- teotooke
autem poestuna« di«erer gewftr rat' •! plaribm
Tcrbis: einis •>> ' hni undc gwi«hrii (une aodertn
von den renn- n (8, Ml*), doiu rgl.: tax In
ungoisheite und« ir» mrite wesen mag s. a«*). in altem
vier belagen ist mtiaaeklieatliek die »%tf d*» realität tillende
kaiam tu mgariekimmg dm mJ^feeHtei sm» antkttmmtie tAer-
aetiee kömmt» dagegen im fetfamdam pamedU manlem i ptiff
quadam fiducia eompeitmum ipam eidtm mmffmemtm ^eärmi
acandendum catlum. also sl solta. sl Was tto iro bnldo
föne guisheite gewtxegAt habeta dia himelfart Hart
eapella (8. 840^1. die prmuem ainä jedoch nicht le%eht aua-
einander tu halten, weil aidk im der lttiakmm§ mmf per-
aonen bei dem ai^jectiv aekam ükattrmftma emrmemdmmmm
emtwiekalt kakem, die einer fartapumg im ditatr himaeakt
ntdtriwtken, dieat tttrwtm emtm man/ dem dUertm pnrmeiA
dem avAat tmrütk und ma g««i« tnU giwim— (DI) im
ihrer vanaamdmmf in eimmmdar gra^km, am mmak gewIaJuH
und gewisaenhcil. dia k§t^fi§ im kmmdaakr{fUn mtitaimamdar
coneurriren («. m.). auek dia aetatStkk farm tu «taheit.
die in einaatnen wautdmrtam adtam ImuHiA nmka kmm», ka
rUhrt »ieh in ihren gebrmueki(fan
dmaa wie gelegentlich nur durch at^ftUKpe
punkte aiekargeateUt taardam kmmm:
«1 M aber die gMriaboR
•wer in in 1^ atanes mit
das her die aale das ttaies asle.
HBrNai<:ii Htsum 8|n>elwsi nmkBtka (rer.
wtishail. tat aapttmUm):
auch im folgendem tmaaen aiek beide ma^!/maamm§em raakt'
fertigem:
gewiabeH Isl an aOan diafsa gel:
wie suBse wendm «mm mm
tkär. iptd 9. d. Mjmmfrmam» m, Actete«. l».
fSMW aa Al^Uar paaataniapM mm, OeHna.UL
jnT dam gaarmtatm dar alaarem aprmana im aMtgemetmem Jmuem
diaaa tmtinailttn »amdumgem taemig imagtmidkt. aa menig ttie
die mmkmApfkmg an dia kadtmlumg «mi gewaere. die bei
gewiss IM der mttrikutieeerkimdea^ wUt aukatanliren ao
reich entmckelt iat und die «•» antemwliv mir im der
negirtem kildumg und nur rtreimteit tu tage tritt- et
{der karr) sali in {den kneckt, der mit dem amtartrmuten
gaU duetkgiu^) newer nacb dem gelt ansprechen, «an
•r In dar nnsh geaant bat and hnlgget «in angewie*
halt and maa er. {der knatki) im {dem Aanm) adiai gut
wider geben . . . and dem riehtcr fftr de« nngiwrfhalt
seebltig and drea plant igekam) rseAWiitA RrmacMT« v.
Frkisiro ( Weaitnrieder 7) 171. /Hr dm mllgimtaimm ga
krmuek daa aukatmntita im dar iiteren pe$-iadt »*md mker ssa
msrwrticJUii dls« hrfnihiaf«« ansMaif^. rfie die* «(jccAV
M der latktaeprmtka emtwaekett kai.
m) im dem terkimdmmgam dm awlehiaiim leiwoi asidb die
für die ratktaagreteke mh^ndi
Iknim». die die aanalige tititrmimr aamm amtdrmik krimgt-
BN wtmwimmat
io An gew
Rin>oi.rvoii
IM'
6347 GEWISSHEIT (i, rechtsbegnff)
und wände er aber gewisheit
ir willen niht enhete,
in welher wis sig tele . . .
Gottfried Tristan 826 Marold ;
Verbindungen mit objectivem genetiv ivie im zweiten bei-
spiel scheint dieses nicht angeregt zu haben, andere gene-
tivverbindungen gehören späterer entwicklung an xmd
tragen das gepräge des suhjeetiven genetivs, der von hier
aus ivieder auf die rechtssprache zurückwirkt: diser
apostele (Thomas) ist zu lobene umme vil sache. dag
erste ume dl gewisheit sines glouben, wan her wolde
niht glouben, wan dag her sach und greif . . . do mag
sante Thomas di breite des spers und di groge der
nagele, und hir üg sprach he dise wort zu einer gewis-
heit unses glouben Herm. v. Fritzlar s. myst. l, 23; vgl.
auch die belege aus Luther sp. 6349; so vill zu gewissheit
der warheitt diennstlich Karolina (54) l, 35 ebenso {Bamb.
halsgerichtsordn.) 2, 31 ; um so deutlicher führen andere
gebrmichsformen der älteren zeit auf die rechtssprache zu-
rück, so vor allem :
a) die ztisamtnenstellungen mit anderen Substantiven.
1)) di kindere . . . mugen gewisheit heischen oder bürgen
von demeselben Vormunden mit rechte, daz he so getan
erbe unde gut der kinder icht verkoufe Freiherger stadt-
recht (l, 4t) 23 Ermisch: so mag her den schuldigen vor dem
gelde tage nicht uf bürgen noch uf andir gewisheit ge-
dringen Kulm.-recht (l, 22) Leman 20; der sol auch auf
recht, bürgen, gewiszhait, mit willen und wissen desz
richters oder amptmans auszgelassen werden Knebel
chron. v. Kaisheim 288 Hüttner; so mus her bürgen adir
ander gewisheit setzen deme cleger ab her is nicht en-
peren wil Kulm, recht i, 22 Leman s. 20; und ab si der
burgeschafft und gewiszheit miteinander nicht einig
werden mochten (könig Ruprechts landfr.) Schannat samml.
alter hist. sehr, l, 65; auf redlich gewiszheit oder burg-
schaft (1449) dtsch. städtechron. 2, 166;
er sprach : inin triu und min ere
hän ich in für iu
versetzet unibe diu
ze gewisheit und ze phande,
dag man si von dem lande
an alles beswärn
sol heim lägen varn Ottokar 84627;
mir werde Sicherheit getan,
dag ich genese, ich läge iuch leben:
wirt mir gewisheit niht gegeben
umb' den IJp, est iuwer t6t.
KoNR. V. Würzburg Otto mit dem harte 334
bei Lambel s. 255 ;
der fünft stain ist gewisshait und sicherhait dag du von
dem minneklichen got und von dem himelschen gesinde
niemer solt geschaiden werden St. Georgener prediger
(24) 62 Fieder; unnd dann dieselbig persone desshalb kein
notturlTtig caution, gewissheit oder Sicherheit machen
khundte, sollichen kunfftigen unrechtlichen schaden unnd
ubell zu furkomen Carolina 176 Kohler u. Scheel 1, 93;
{ähnlich Bamberger halsgerichtsordn. 202 ebda 2, 87) ;
2)) fride und gewisheit
wart da bedersit getan.
Herbert v. Fritzlar troj. krieg 15282 Frommann;
swaz er an bezzerunge und an gewisheit ze rat wert,
daz daz geschech . . . urk. v. 1293 s. Mon. Wittelsbac.
(no. 187)23; wer aber auch daz von sulcher phandung
imand gefangen wirde dieselben gefangen sol man auch
alle uffs daz recht und gewiszheit uzgeben, wider für
den heutman zukomen (könig Ruprechts landfrieden)
Schannat 1, 65; ganz ebenso 64; dannoch sol in der richter
auf gewisheit auszgeben mit leib und mit gut auf daz
recht Mühldorfer stadtrecht s. dtsch. städtechron. \h, Wi;
daz der glubnisz und gewiszheit thu, dem rechten hie
umb die sache genug zu thun oherrhein. stadtrechte 1, 85
anm. 4 Schröder; daz ir demselben maister Uolrichen die
vorgenannten vierhundert pfund pfening geheizzet ze
geben uf die vorgeschriben vrist und in der sicher machet
und inern brieten und gewizheit urk. Ludw. d. Bayern
1886 6« "Weech a. 74; dasz der herczog von Oesterreich
uns geben sol zwei tausend marck . . . auf die irist
und auf die gewisheit als hernach geschriben steht
Passauer urk. v. i298 (urk.buch d. l. ob. d. Bnna 4, 277).
ff) aus der Verbindung mit verbia erwacliaen einzelne
feste rtcittuformeln.
GEWISSHEIT (1, a gewissheit tun 6348
Ij) schon bei den obigen parallelverbindungen wurden
Verbalformeln beobachtet, die mehrmals auch sonst belegt
sind: swelich gewisheit auch er darüber setzet, daz ez
volfürt wird urk. v. 1293 s. monum. Wittelsb. (no. 187) 2, 2;
das gleiche (s. o.) Kulm, recht 1,22; so er die gewisheit
bringet (var.: diu warzeichen geseit), Schwabenspiegel
landr. § 282 Wack. dazu vgl.
des bringet uns gewisheit
von Sträzburo meister Gottfrit:
Konrad v. Würzburg herzmaere 8 Lambel.
dazu vgl.: gewisheit geben Otte 334 (s. o.); gewisheit
geruochen das 'heisze eisen' (zsch. d. a. 8, 90); swelich man
vor gerichte gelobet eine gewisheit umbe eine sache
Schwabensch. § 262 W.; gewisheit heischen (s. o.) Frei-
berg er stadtr. 1, 4; vgl. auch gewisheit heischen, cautionem
exigere Sgherz-Oberlin i, 549; desgl. Haltaus 715.
2)) am häufigsten aber sind die Verbindungen mit tun,
nemen und haben beobachtet:
«)) einen boten als er bat
gaben sie in in die stadt . . .
. . . und taten im des gewisheit
des er uf in bette geleit.
Herbert v. Fritzlar froj. krieg 15341
Frommann;
vgl. auch (s. o.) 15282 ; dagegen vgl. : ez suln auch di go-
vangen dehein ander gewisheit tun, wan daz si sweren
suln, daz si auf den tag chomen, den . . . taidigung v.
1293 monum. Wittelsbacensia (no. 188) 2, 4; desgl. österr.
weisth. 5,242; oberrh. stadtr. l,Sb; gewisheit, die si iu,
oder iwern gemeineren getan habent monum. Zoll. 3, 109;
genau so österr. iveisth. 5. 96/98; der sol meiner frawen
im ring gewiszhait tun, der sie wol benügt Öffnung von
Anget s. österr. weisth. 2, 66; genau so 2, 4; desgl. Grimm
weisth. 3, 674; (tuet der gewishait zu dem rechten) österr,
weisth. 5, 252; mag er ime dann guete gewisshait thuen,
damit in benüeg ordn. v. Latzfons u. Verdings s. österr.
weisth. 5 367; gewisheit machen Carolina 176(5.0.).
b)) da sol der vogt unde die burger gewisheit von
dem herren naemen, daz si in mit im lazzen varn uf daz
gut da er ufe saz Augsb. stadtb. 59 Meyer; dag ir von
den armen liuten gewisheit nemet und in dar üf lihet
Berth. V. Regensburg l, 28i Pfeiffer; desgl. sol der vogt
ie wederthalp gewisheit naemen, utramque partem cavere
iubere stadtb. v. Augsburg 98 ; unde sol guote gewisheit
(var. gewisseheit) von im nemen Schtcabensp. landr. § 277
Wackernagel ; so sol ein amptman sin gewisheit darumb
von im nehmen oberrh. stadtr. l, 85 Schröder; (umb Un-
zucht gewiszheit nemen . . . gewiszhait zum rechten von
im nemen) österr. weisth. 5, 305;
dag si darüber naemen
gewisheit mit hantvesten.
Ottokar österr. reimchron. 2415 Seemüller;
c)) und her wart an ein cruzce gehangin
und an deme seibin tage begrabin.
si woldin des eine gewisheid habin,
also (her) en vor hatte voriehin,
her wolde von deme tode irstehin.
JoH. RoTHE passion 1091 Heinrich;
vgl. auch (des habet uch eine gewisheit) altes passional
236, 5 Hahn.; desgl. (s. sp. 6347) Gottfried, Tristan 826; die
rechtssprachliche grundlage dieser Wendungen erschlieszt
sich atis spätere?i belegen, vgl. : wann ain lediger knecht
gefangen wirdt umb erber sach, hat er gewiszhait zu
ainem rechten, so sol in ain richter ausgeben gerichts-
buch v. Niedervintl (l474) s. österr. weisth. 5, 444; genau,
so 5, 305. 221 ; anders : darumb wollen die von Pairn gut
gewishait haben von dem kaiser; gehiesz der kaiser
den von Pairn ein ze setzen Werd, Nördlingen . . .
(Augsb. chron.) dtsch. städtechron. 4, 36; die gleiche stelle
(Zink) 5, 8.
v) ivie mehrere der zuerst angeführten belege zeigten,
nehmen auch die präpositionalverbindungen bei diesen
älteren, in rechtsformeln wurzebiden, loendungen eine bevor-
zugte stelle ein.
1)) ez ensol kain Jude lihen uf kain messegewant noh
uf kainen kelch noh uf nihtiu des daz zu der kirchen
hoeret wan mit gewisheit stndtbuch v. Augsburg (l9, 7)
56 Meyer •
6349 GRWISSMKIT (t. b in der bihet)
aEWISSHEIT (1. e
6850
d«x wll ich dir m diacr Mai
varburren mll •«ih«« hnrrnn
'. . . . dio riMt. '
d«8 lob die fU>
•war »6 mirb ilu..- : .^ .. .
dAvoii H«« KarluU niuol
•In tnil lirtruobet wart,
d«|( »In lA («r« vArt
dir (fAve mit dar («wialMlt.
f>ni>KAIi ötterr.
■int dnm tnole diir. Iicr im an dem Uf« TOr dem ■cb«ppwi
«dir yor den ratmnnnon ane gewieheil (Mir. one gtwlMM)
bot louon geiigi-ri Kulmiarhri» ttieht (t.ta) lt»mmmt9',
■IM rituik ai nAch wAn«,
und docb d«r («wbbaU An«.
Hartman Kne TU» Hanpl;
I)) . . . nfl WM onch dio xft kooMa,
alt ir A wol bnbt vfimommi,
flf die (ewlabeit,
daji bl alnam «it
blscboir Uolrich lolde wera . . .
OrroKAR M«rr. rtimehnm. MM SttmUler,-
äan* vgl. («. o.) af bargen nooh gewltheit Kulm. r«eA< i. n:
(gewiszheit oder borgaohaft) dlteh. ttädttthron.t, l«; auf
gewUhcit ... auf daz recht dttck. atädtethron. 15. «04:
Ruprecht» lani^firüdtn M, 66; aaf die frist und »af die
gewisheit PuHnttr urk. v. ine: (U$gt. ze gewisheit und
se phande Ottokar 846>7: m gewiMheit der warheitt
Karolina ft4.
8)) item wer ainen grausen gen dem anndernn hat,
der mag wol Rprechcn: herr richter. nempt mich und
den in »in gcwiahait, dag wir an recht mit einander nicht
sa schaffen sulln haben Öffnung tu Stumm {ti. jahrh. hti
Ghimm toeüth. s, 780; da» gUieh« ötierr. imatk. -i. i4a: elento
mon. fcitteUb. t, «88).
•o wirt in dan laMn irloat
dag haracb fMlacnle Jnda,
■o Wirt larmhel dar oa
wonenda oudi in dar gawiaheit,
als laaiaa dar a«it,
und wirt die achrin innilt aint
(a dar Israbale leint
HiiNR. V. Hk.>«(«i.br opotaiypM 19781 Htim;
vgl. datit (*. 0.) umme die gewisheit sine« glouben H. v.
FRiTzi.Ait {my$t. 1, 88): ander» an gewisheit mon. WitttU-
l>aeensia 8, 8 ;
b) gang vtmochlä»»igt isi da» tubttantiv in der MM-
übtTMiaung; nur einmal — und gegen O» vorläge wm
die Vorgänger — mrd ta von LoTHRR eing^ßtkrt, der e»
o&er in »einen eigeneti athri/fen nicht beftinetigt: das
unser evangelium ist bei rurh gewesen, nicht allein im
wort, sondern beide in der krafTt und in dem heiii',[cn
geist, und in grosser gewisheit (rnr. : inn grosser fülle . . .
und gantz gewis) t The»». 1.5 (und in maniger erfüllung
Mrntel u. die übrigen: Zuversicht Weizsäcicer; tn pUni-
tudine multa); datu vgl.: also nit meine gebet« wirdickeit,
sundern deiner warheit gewiszheit macht mich, das iohs
festlich giewb Luther {aueleg. dt»eM. d. vaterun»er») 8. 187
Weimar; das ist jr warzeichen, damit sie jra glaobens
gewisheit und jrer liebe brnnst beweisan (vermnbeort. der
üMffgelegten auffrhür. . . . 1538) 7, 19* Jen».
e) die h1^ekHngen la»»en von mttfang •» dio siiijcifcriii
ktmg auf solche »üge erkennen» ^ der nmeen ifvmtkg»
brauch (». i) eineeiiig bevortugt. vor rnUem frefcn die
rechtsapraehlichtm trendungen ntriiek, denen nur die äOrnr-
älteeten tind die neueren, ax^f dem »iudium der fuetlen
beruhenden, ftateteUungen gerecht teerden: sMOritM, |e-
wiszheit handech. voc. lat. germ. Dirphnbacr 8M* (im •»■
dem focab.: Sicherheit): (/<uii vgl. gewiszheit. emutio
Mcuritati» SchbrzObrki.in i. 549: wegen einer saohe
gewiszheit geben d. i. ein sicheres Unterpfand AoBi.UNO
8, 671: df9ffl. Camhr: vgl. auch Hii.PRRT 8, 1. «6. nnder»
»u beurtheilen sind die gldchungen gewisxheit einer tu-
sage, eines Versprechens, einer bMoldong bei Aokluno u.a.
ettea» reichlicher »inä andere Wendungen beeHdcti^Hgt.
die da» »ubstantiv in dem ilberblidt über dem äUeren ge-
brauch hatte icrmi»een tu»»en, die aber mit der neukoA-
iteutschen periode vom »((jecHv her einoeteem, um hn
neuesten gebrauch wieder abtusterben: die übertrmfung at^
körperliche bethätigung. die buchungen hinkm hier aber
.9tark hinter dem tftatsäehlichen gebrauche nach: die |ewias-
heit der band, des pinseis, des grabsticliels, des |uifM
Adelung, (Iampk u.a.; la fermete de la touche Schwan
aas* «^ the kmtd Mvr%Kx 8. i. mt: mtt
ItvtelMn («MT» umted \
' BtelMfflMH) vebm. te wallt wilk
etmdinem) ebendmi dmtu o§Lt pwtoluH . . . wird . . .
sowohl ?on aoMfar tkwurtni— ; •!• iiMW>ni «Ulkfif'
üobM TOTrteblwiiMi tdbwiiMhl i. 0 Waui« jkA. Im.
euteiteni dta ftwtaxheil in EDMBOBf dm mmuidkHthm
Torrichiungen badob«! dkh «of 4«i UuurHdi—
dM willens, WM» ridi lalMtwwefM f8wls8«r I
grftod« sa wa« doUrmlalNl, väldM* ab» Boob Mm
nolbwendigkidt. daas m«Ii fhsrtwn Mhhm <H« Iwmt-
Hohe bandliuif noUiwtndig tfoltw» ■&■••. wumm wir
gar offt dMMolbM latftm, «mI asit dar vwtMilMS mOM(
sarfiok hallM kdwiMi tu.
•) der AoiMMMfid^ der den nkd. MftfWMA helterroAi
und von dem mm& die iuel^nnoen /Inet mioteUieeoUeik t^
tragen »ind, trefft dm» «srAi/lm* der erkemntnioetk Ul§käl
»ur realitat und nenr in beiden /memenfen, dm mdivm med
»Heen. dmhei iei die erete tm dm ms«»» in den mn§e-
fBikrtm wortmrbindwn§m und tum <MI muek in dm bo-
•)) «mIc buekunmn k
einm etfnonmnone, bei dmßmmdtfrmMItkm mü etrtftado.
<M deuteeken tnit sieheratK. in keldm flUmk ioi ein
fefenenta eteieeht^n ntbjertirer und e^eeHvm feeourng nitkt
mngedeutet: ccrtitudo, grwitzbsit kdmk. me. rm. und ImL
ndd. vm. (wlsbeit hdeeh. roe. lat. germ.) DlBntMBACH 118^:
KiuiAN 147* (fbewisheidX; Hrnisch i«n: Coryiiios M»:
Gahth KdNio87*: Ot'cz (i«M) 189* (mttjlude, oerUtudo);
PiiiscH diet. dm pom. 8, 990: eattitado. fowtekdt. sielMr-
heit Rbyhcr 1. 997: gowish«!!» fswiaMt safeirMl Krambii
8, 9t*: Sicherheit, i. a. fewtabitt, tekirktil,gtul»btU 1. 199*.
6)) wo in den butkmngem eine frlsssrs mmnkl freend-
»prachliehm «ywoiiyw «wf^rti i iat, aind nekm dem
»ub»tontiven, die die mkemmtnieeHmifkeit bemmtiJkmin
ytumee^^/e jueoungj moim meen eotene vomreme» wee ntren
tinennite bettmkitn (ekfeetiim ftteeuem): s>aliih<lt. dio,
eerti^ido, veritne, eertum, explornimn, eoi^^mmn SnutMH
S998S osi^MM) eerin m ratio, escfmmtn vmidoot emtHmlo
Stbinbacii 9. tOBO: Alrr t. 999* (Jfagt kineu: esrte. cms-
pertm, exfloratn mgmitio); Prioch 8, 4M*: Matthiak 9. 188*:
Kirsch 9, U9*: gowinbott, m-item, ü emto. eieurHi.
certitudine, eertHude, aeeürmnm Rlouitlt t« 894*: fke «er»
taintff, siirsusso ieuteek tngl. lern, t, 799; siriliMdi. <
it, »eienm eiL veriti Rondkav 9, Da«*; i
kentnisx. wfawonsohafl. das |>wls9<lii. Im
midenm Scbwan i. 74«*: gowtebdt dowtehoH). la em
tittule, r ^f^rmi»»ement, aastira an* «Ma.; fewisslioH. /..
eremtion from doubt. mrtmintif Hll.rr.RT 8. 1. «M*:
exrmtion from j'ailure, etUhd etalr. rtguloritjf ekdm.
o)) die JmtotMmi^m ' dm fi
gegemnlm inmerknlb dm kede»dien§mm^^ti§m
ektnüm^rnk feretUt fm dar gowehnüdw nrtaaHMwthall
des stnnas «ad TkidwiHileit des wortoa Md9«lal «a taM
die klarbeil (otM«d^ dos bewnsxtoaiM ta ■■toraaUeds
daaselben vom sein an lieb. dio 8«iJa<iHf a pwfailiaH, bald
die Idarheit (sTident) daa aalaa w sieh, die ek^iMtn
gowlssheit, bald aber baidaa dwohslnaadsr. od als
dleaea bald das gemahwolMiWIalia voai
wisiheit überhaupt, die formale, bald 4te
identitftt von beiden, die abooloto fowiasbolt aaok bo
deutet dieMo »ort bald die wttkUalikstt, boM «a aolb
weadlffceit, bald die wmbrboH, bald dtaaaa allea dorrb
elnandor, and swar bald dos bawuaKlaato». bald daa soias
an sieh, bald beidee datebelaandar C U RainnoLO
frü$M. einm »gfnomjfmuk . . . in dm fkitm. iiisumri.
(1918) 180:
fnofsii der ffcifsssjiWsrtiii «peisaia «Md aisttadte samsr
•«Bjui.- tewisxheit, iat etgoalttteh di^}oaita atkannlaiaB,
da ons kein zwetM Obrif bMM. sie ist abo dar wahr
srbeinlichkeit enlfatan §mdUt ... da naa aber aOos
unser wissen entweder onntttolbar "■■K«k oder abalmet
ist, so gidbt e« entweder oiao
6351
GEWISSHEIT (1, c buchungen)
GEWISSHEIT (1, d formen)
6352
gewiszheit . . . man pflegt aber auch, wiewohl un-
eigentlich, von einer historischen und moralischen ge-
wiszheit zu reden Zedler lO, 1393; ähnlich Chomel 4, 1062;
gewissheit (certitudo) ist das bewusstsein der warheit
eines Urteils, ursprünglich erscheint jedes urteil als ge-
wiss, d. h. als wissen, insofern noch nicht gezweifelt wird. ;
im engeren sinne ist gewissheit das (stark gefühlsbe- I
tonte) wissen um die gültigkeit eines Urteils, hervor- j
gegangen aus der einsieht in die (relative oder absolute) |
Unmöglichkeit eines gegenurteils Eisler u'b. der phil. be- \
finffe 294. die objective fassung dagegen verliert ihren
hoden, wo dem ergebnisz der erkenntniszthätigkeit keine
realitüt mehr zugebilligt wird, darum erscheint sie, ivie sie
in den philosophischen Schriften mehr und mehr zurück-
tritt (s. u.). auch in entsprechenden buchungen nur ge-
legentlich: ein niederer grad der gewiszheit ist die Wahr-
scheinlichkeit Kirchner-Michaelis i?7ii?. wi.^ 241; evi-
dentz (evidentia) augenscheinlichkeit, unmittelbare ge-
wissheit und Sicherheit einer erkenntnis Eisler wb. d.
philos. begr. 234.
2)) mannigfaltiger lassen sich die gebuchten tvortver-
bindungen abgrenzen.
a)) die subjective (active) richtung der erkenntniszthätig-
keit macht sich geltend in .- mit nechster post (in kurtzen)
wird man hiervon mehrere gewiszheit (eigentlichere nach-
richt) erhalten, colle prossime (frä breve) sene aspetteranno
mMgion covfirmazioni, . . . (dans peu) ou en attendra (aura)
un plus grund eclaircissement Räulein 1, 384*'; man hat
gewiszheit bekommen, dubitatio sublata est Steinbach
2, 1058; es gibt viele dinge, von welchen sich keine ge-
wiszheit erlangen läszt Adelung 2, 671; man hat noch
keine gewiszheit darvon, on n en a encor xwint de cer-
titude, ou point de certaines nouvelles, nulla adhuc habetur
certitudo de illa re Duez (1664) 199*'; von einem eine
gewiszheit haben, certiora ex aliquo cognoscere Stein-
bach 2, 1058; habere quod liqueat ebda. ; genau so Matthiae
2, 182"; Kirsch 2, 152*; ähnlich Aler l, 939* (g. h. von
einer sach); dazu vgl. «mcä Adelung, Campe, Hilpert;
mit gewiszheit reden parier avec certitude, asstirance
RoNDEAU 2, Uu 4'*; mit gewiszheit sprechen, erkennen,
wissen Adelung, Campe w.a.,- die Wahrheiten müssen
in uns zu gewiszheiten werden Adelung 2,671; Campe
2, 367*'; die moralische gewiszheit, derjenige zustand der
erkenntnisz, da man keine vernünftige Ursachen hat, das
gegentheil für wahr zu halten Adelung 2, 671; dagegen
vgl. die gegensätze in: die anschauende or anschauliche
gewiszheit, evidence Hilpert 2, 7 s. 466*;
b)) auf die objective (passive) richtung iceisen: gewisz
heit, certa ratio, explicatu et explorata ratio salutis gewisz-
heit desz lebens Schönsleder V 5*; ebenso Aler i, 9.39*
(g. des lebens, des heils); die gewiszheit einer sache, la
certitude d' une chose Schwan l, 747^; die gewiszheit einer
Wahrheit, einer nachricht Adeluno 2, 671; Campe 2, 367^;
die gewiszheit, dasz etwas geschehen, the certainty of
a fact. teutschengl. lex. 2, 775; die gewiszheit, dasz einer
gestorben, the certainty of onc's death ebda. ; die gewiszheit
des todes Adelung, Campe, Hilpert; wo eine gewiszheit
da ist, st quid certi est Steinbach 2, 1058; vgl. dazu: es
ist eine ungewiszheit, anceps conjectura est. Stieler 2568;
was eine unfehlbare gewiszheit hat, infäillible Rondeau
2, Uu 4*; die untrügliche gewiszheit, l' infaillibilite
Schwan l, 748**; die mathematische oder geometrische
gewiszheit, wenn das gegentheil als eine Unmöglichkeit
erkannt wird Adelung 2, 671; eine unumstöszliche, hand-
greifliche gewiszheit (mathematische gewiszheit) Campe
2.%7''; etwas zur gewiszheit bringen Adelung 2, 671.
ß) für mundartlichen gebrauch zeugen vor allem nieder-
deutsche oder aus der nördlichen grenze des mitteldeutschen
.stammende belege: gewisheid , gewissigheit, gewissheit
TKN ÜOORNKAAT KooLMAN 1, 625»; 'wishäit /. geivissheit
Roger Schicalenbergische mundart s. ndd. jahrb. 32, 151»;
gewösshet, getmszheit. tob. d. luxemb. m. a. Ub^ ; vgl. auch
(«. 14.) FOLLMANN 804«; Vgl. auch gewissigkeit *. u.; für
oherdent.tchen gebrauch zeugt H. Fischer 3, 685.
d) formen,
n) Stammsilbe.
1)) (hr lautgesetzlichen kilrzung des sehlieszenden Spiran-
ten tritt unter dem einßusse der formeh des adjectivs früh
die doppelung entgegen, die sich in den bucMmgen von
anfang an durchgeführt zeigt.
a)) guisheit Notker s. Hattemer 3, 214*'; 3, 429*; gewis-
heit Herbort 15282; Rud. v. Ems gut. Qerh. 6089; Otto-
kar 84627; Bair. urk. v. 1293; Freiberger stadtr. 1, 4; ge-
wizheit 7irk. Ludioigs d. Bayern aus 1336; dazu vgl. (mit
Varianten für doppelspirans s. u.) : gewisheit Schwabensp.
landr. § 277 W.; Oberrh. stadtrechte l, 85; noch Luther
bietet neben ei7imaliger doppelspirans zwei belege für gewisheit
1 Thess. 1, 5; desgl. T, 19* Jena; dazu vgl. noch gewisheit
Chr. Wolff 163.
b)) gewisseheit Schwabensp. (var.) ; gewissheit (gewiszh.)
Oberrh. stadtrechte a. a. o. ; St. Georgener pred. 62 ; König
Buprechts landfr., Diefenbach-Wülcker 620; öst. weisth.
5, 98, 221; Karolina 176; Knebel chron. 288; dtsch. städte-
chron.2, 166; öst. weisth. 5, 98. 305. 444 tc. a. Luther 2, 127
Weimar; und von da ab durchiceg doppelspirans.
2)) der vokal unterliegt auch beim Substantiv den mund-
artliclien differenzirungen, die heim adj. beobachtet sind,
vgl. gewesshat Follmann wb. d. deutsch-lofhring._ mda.
204^; vor allem ist die längung viel beobachtet: gewishaet
Fischer schioäb. wb. 3, 635; gewiessheit var. neben ge-
wissheit Carolina 2, 87; geweiszheit Jon. v. Sciiwarzen-
berg trostpr. 46 {im teutschen Cicero gewissheit); vgl.
auch oben (sp. 6346) zu der berührting mit der ableitting
von wise.
ß} das präßx ist in den belegen dem einßusz der
syncope nur wenig unterworfen (vgl. oben guisheit); für
die ableitungssilbe ist die bair. alem. Schreibung beobachtet:
gewisshait St. Georgener prediger 62: Knebel c7^ro?^. 288;
öst. iveisth 5, 96 u. a. dazu vgl. aus anderen mda. ge-
wisshät, gewesshat bei Follmann 204*.
y) unter den concurrenzbildungen ist oben schon auj
gewissenheit aufmerksam gemacht worden {s. d.), das im
Variantenapparat vielfach mit gewisheit abwechselt und vom.
Freiberger stadtrecht bis zur Bamberger halsgerichtsord-
nung beobachtet ist. landschaftlich begrenzt ist eine andere
nebenform: gewissigheit, gewiszkeit, certitudo, mittel
deutscher vocab.lat.germ.(lbjahrh.)DiEFENBACH-WvLCKRR
620; gewissicheit christl. bedebökelin (Rostock 1548) 26*';
dazu vgl. gewissigheit ten Doornkaat Koolman 1, 625*.
S) der bedeutung nach ist der plural an sich hier aus-
geschlossen; er icird nur in einigen wenigen fällen durch
die besonderen bedingiingen des Zusammenhangs veran-
laszt: ein Schriftsteller, der so genaue Urkunden vor
sich hat, musz die kleinen züge aufsammeln, und wie
ein portraitmaler die drücker, welche die gewiszheiten
andeuten, ohne seine Schilderung mit kleinigkeiten zu
überladen, dahinbringen, wo sie die richtigste Wirkung
machen J. v. Sonnenfels briefe über d. tvienerische
Schaubühne (Wiener neudr. 7) 226; es ist ein groszartiges,
tiefempfundenes seelengemälde ... es entschleiert uns
das . . . verhältnisz zweier herzen zu einander; es löst
das geheimniszvolle ahnen in zärtliche gewiszheiten auf
A. V. Winterfeld der stille winkel (3, l) 3 (1865) 10; Pro-
bleme als gewiszheiten hinstellen nat. zeitung 30, 4.52;
Sanders erg. wb. 646*; hält man Schleiermachers 'reden
über die religion' mit seinen 'monologen' zusammen, so
stöszt man auf einen ähnlichen unterschied: dort werden
ihm seine beglückenden gewiszheiten vorwiegend von
der tiefe religiösen Unendlichkeitsgefühls, hier vorwiegend
von einem individualistisch genialen Sittlichkeitsbedürfnis
eingegeben J. Volkelt quellen d. menschl. gewissheit s. 131.
2) der überblick über die Verbindungen und gebrauchs-
formen im nhd. bestätigt und ergänzt das bild, das die
buchungen schon erkennen lieszen.
a) die älteren bedeutungsrichtungen iverden zu gunsten
der kennzeichnung des Verhältnisses zwischen erkenntnisz
und realität zurückgedrängt.
a) das gilt vor allem für die formen des rechtsbegriffes :
l)) und wo er besorgt, das ein oder mehr angezeigt
Personen flüchtig werden, so mag er die mit borgschafft,
oder sonst in gewiszheit, annemen lassen Tengler laien-
spiegel 106*; . . . und dorum zu gewiszheit und Unterpfand
mein behausung . . . einsetzen und verpfänden will Albr.
Dürer (an die studt Nürnberg 1519) nachlasz 62; dazu
vgl. noch: etliche erboten dem patron das geld vor 2
zu zahlen, . . . das er denn auch bald zu frieden war,
6353 GEWISSHEIT (t natfrer gebrauch)
ein hiifrt i/ield um der gewisxheit Bniiahm TVtMmA« ragmml
(la) IS«.
»)) aolrhr irrndungtrH, Hi« dia enger« betiehumg auf ä*m
reehhgebruiich ubymtreiß haben, bttühren nth n-ietler mit
jüuffrreti ßU/unyrn. in lUnrn ilig nehtung auf rtnif tu»ag«,
dir biirymhu/t J'ür riit in »prrrlten, von ri$t»m fMU«W au»
ganyspunkte her erreieht tnrd. tgl.:
„„,) .1.,. ... _ .1 i.i. . .,., jj„ »mt,
rt:' • wort,
d. i :, %tori.
w>n Ir mmftßgMitW f>n M
IMOMMAm CVctfro; fawiMkatl . ■ -JV*!
[Mt)
Jon. V. 8riiWAliXBl(««li4j Iretibmtk (I
dH haupl Joiieaala pndigt
•o («r iiut'li Uli« il«ni mM,
wtt« vor • iiiA vertraoa
•in lreu< .4be.
Jon I I m (itw loa« 4tr mAamptmmp
JuhannU) pM * 40
gegen: don Antonio . . . «m«!« »ie ^«/m »teU») ihm mit aller
gewiMühvit zu Klinuku (Kaphael) 4. M.
8)) auch rintelne ictndungen. di« «n dü tmrhinduHg ft"
wiüAiu iiiucro aitkntip/en, la*aen aiek unhr dumm ftmdU»-
ptmetfteui teilen, tumu! i m a HMUuMtan tntajtneMmuU/nmd
itpriirhlicJie ftignngen : ich wurde dadurch mintnuisch ge-
macht, und um der aaohon gewiiizlieit zu erfahren, ■teilte
loh mich aU wenn ich nach Ancona verreisen wolle
0.i.ANhKti d. vtrliebte fhtdente (nu) i\9: sobald er einige
gewiszhoit wegen des reinendcn frauenzimmeni erhalten.
woUn er «einen zuntand glückseliger machen Chh. Wriük
dii- iliei kliiqxtrn Imt« (>, &) (1675) IM; danz sie mir SOfleich
an der gewisolieit thoii ireben (iüriiK brie/e i$, 90;
h«rr, uiitcrwura rilt ich an ihm vori>«i,
•r iat mit niohr ^«wiaxheit nictit v«n«l)«n (leith im»
eertalnUe$),
•I« WM or etwa mir kann nacheraUtlen.
ScHLiüKi. (Shattepearu itetur. IV.t.l, 1)9,9 Brandt.
ß) die aiM» der betiehung at^ kürperlieht bttMHfunf
entacAstne betieuhing»riehtung wird längtr fmtftkMm.
ait ist auch von buchungen dm i» tm jtihvkmmimiM
berüektiehtigt (a. o.) und wird ~ in einer ftirmueharidkiumg
foenigaUns, die von hier atui abtteeigt — vom OÖTHR teiedtr
aufg^riatht: dnrftir soll cr^in. uns warnen und alles das
thfin, das unser kranckhcit vorhfiten und unser gesond-
heit gefurdern nmg zA allen zeitcn, alles nafh ainer
besten vcrstinHnis und gt'wiszhrii betfailungturk. fOr
den Uxbarxt de» pfaltgr. l'htltpp (14») MtaeAr. f. §t»tk. 4,
Oberrh. s, 974; aber io du wol messen hast gelernt, and
den vorstand mittiamnit dorn brauch uherkummen. aUo
daaz du ein ding aus frrier gwiszheit kannst machen
und weiszt einem Jedlichrn ding recht zu thon, alsdann
ist nit allweg not, ein jedlich ding allwcg messen
Ai.iiH. DOhkh (r. menaelil. proporHon) naekian no; dor>
durch er die linien der geslalt eines menschen durch
ein gebrauch und gewiszheit der band dem leben gem&xz
wcisz zu ziehen 347; aus solchem wächst mit der zeit
die gewisrheit der knnst und des grbrauchs sao: wie er
nun die gowissheit dieser natürlichen kunst geaehen.
wolto er kurtziim auch wiüürn , durch was mittel ein
mensch sich vor den buchten kiijtien versichern kdnte
Gkimmki.siiaiskn Siinpl. :)U nendr.. die bombe mit ge
wiszheit zu werfen A. (J. Ka.sinkh l ^175Ä> a»; sie nehmen
geschlagene goldblätter und schneiden selbige in unge-
meiner hurtigkeit und gewiszheit AuR. A. S. Clara Hw.
/. alle 8, 881 <i/ii.<> gold.tpinnen); die verstOmlung ... der
Wörter, ist durch.ius zu meiden, denn dadurch mun die
gewiszheit und liebliches wesen der gefügten rede fiber
einen häufen polteren SciHvriKi. 7»l: rfrt.t« rgl. umn.-
und hier erkennen wir sein unsterbliches verdienst am
die deutsche rhytlmiik, die. er. aus so manchen schwan
kenden versuchen, einer für den künstler so erwünschten
gewiszheit und festigkeit entgegen hebt (iöTiis (in d. Jen.
litt.-:eit. über Voss) 33, i(ts; die zeit vergeht and daa
wenige was uns übrig bleibt, wollen wir durch Ordnung,
bestimmtheit und gewissheit in sich selbst Termehrea
(an Lavater 1780) 4. 199;
b) die Verbindungen, die der beziehung der erktnmtnim
auf die rtaiität enniehaen. detiten je nach dem nummmtem-
hange enttceder at^f die actit-e oder die J'aa.mng dm b»-
grijffea. auf die subjectii-e oder objeetive geirwkeii: «in-
OEWISSHEIT (ß.h.m «m^Mm tmtfmMi^ «854
•iehl bedealct «Im «tn« olijd^v«. nvacridit «taM mh-
jeklive gewiazheit W. T. K M vn JStmdmmenImIfAiL (IM^ «•:
die wei«<>. wi« wir daa rormelle weeen empflndea, lit
die . ' ■ »elbet sar fterlHlieit des waWwi bedarf
es • \tm letoheai, ab da« naa tia« «rahr«
Idee naiie; und was dl« bMuda lawInlMit tei, kaaa
nur der wImm. dar dia TolleHwdlfe Idaa «teer Mobe
hat ; gevitzhett und daa dijaethrf waiaa «laaa dlafea afad
eins II».iii>»:m igoff) M. IM: beida CAtifutlim umd iMa
Ckrir, \,ai,ri, niit Mfliilar mtlhe von im arfaviasbelt
de« "eleadaeelns aus die gewtuheit der aocum-
weit rtt fBartasaa gewusst J. Hrmmkk mmmtv fe-
wsmA«u »f. d. mmmemmät 0. um. a./ daai die wmh ia
der gewiszheit ihree rigenen eeiae laiaMr die fewiMbalt
dar autzenwelt zugleich mit babaa mttaee a. 4«: wi» im
dimtn fätten ao läati auek aomai dar t%immmwmkmm§ dit
riehhimf wmal Uiekt erkmtmem, im dia dm kagriff tUU
(». u.)i aähmm rimd dit Myt. di» »im» ttUk$ jUtdmmaj
»radtwaren oder fmn» mmmMimaam r and ohne die fp«rhiehte
der waltwelsbeil In« baeaadere. wrirhe nichts ala die
geeobiebte dee irrtbaoM aad der wahrhett tat. wird maa
die stärke des mensohlichen Verstandes aüaaieriebr
seb&lzen lernen; man wird ewig ein «ufgeMasäer sopbMa
bleiben, der, in seine grillen verUrbi. der tßmiuhail im
•eboese sa sitaen glaubt LmsmI!«» i \'o*a. »aH. nu) 4* ua.
{An§tlo:) und wenn er ider grmf) noch lebendig wrOek
in die kutsche kam: so steh' ich dafür, dass er aieiil
lebendig wie<ier heraus kBmmt {Htuinelli-S vcan das
nur gewisz ist, Angelo . . . was gib' ich am die gewist
heit {Kmüia Gmlotti s. t) s* 4U:
ihr ebSt« siofft Ibr seboe dsa MsUkbsa gesawL
^ Äi."21?*!fLf?*Ä*!-T?f '■l'''''iP" thag.
gewfctsbeU «faMsa Bsasa besisT
OOraa dtsaH. srrfar KMI) tt (t
im gaasan — ballsA «odi aa wortel
dann gehl ihr «iarrh die sirhrs pfort*
svm lemp«! der gawuslMil «ia it. 9> :
sebwiBft skk BMia hart aaa dsai gsMel der Mfsa
ssai tsaipsl der gewtwhsM Iria.
Tntummi. {.ralaa ...f)t(uaa). t«.
weil zum didaktischen vertrag gewtedMU verlangt «tri
indem der sehUler nichts unsicheres ftbariiefcrt htA^u
will, so darf der lebrer kein probte« rtsbaa lassen (iOrita
wkArimen u. rtffmt, ne. tat (scAr. d. OMI^pSBSIIsek^ tl, IM):
daas die menschen, wenigstens orspHInglieb . n« das
sinnen allein alle gewlssheii abhAngig machen: daas Ar
sie das nur ist was sinnlicli ist; bestätigt feraardtafe-
sebichte Li'uwio FauaftiiACU (Itrit Ummk. s. d. frwmd
aätaam der philmoiAia) t. SSO; aaeb Uua (Loeke) berahl
eine fUr die praxis ausreiebsade gawlssbsH der eristaa«
von aussendingen auf folgeadaa Tier griladea W. DiLTMav
aiU.ber. d. Uerliner sbsdwir 1«»(S) «. MM. im rnttga'
«MtiMN täatt die apemeki dm fkitampki» mamerdim§a tMssr
attbat. mekr tHrüektnttm, fUr dia sa^yseÜss famimkaii ie-
vonugt aia bewasstssia. für die a^mHm «itkUehkait.
«) die mt^fathm mmtakmli das ntwakibaltas Ist
Bbaciiaapt Toa nrefnebar a<t: aia gswlsass adsr ala
OBgewisses. das gewlssa fttrvaiulMlIaa adsr dia fswlsa-
heit ist mit dem bewasidssla dar aothwsadiikait vet^
bunden: das ungewisse dafsfea oder die nafswlsibsit
mit dem bavasitaela der soAUifkeit oder dar ai<tUeb>
keit dee gsfentbells Kamt iUfik) t. »1 JjbrSwuina;
keiner kann von einer sacbe gewisz sria. waaa aleht
gegengrUnde rege gemacht werden, wodnreb basllaiait
werden kann, wie weit auui noch von der gewinheil
entfernt, oder wie aaka aMB d<>rM>lb«n »ei 1. 414. denn
irir alle nenaaa vatttaall, waa uns in uns seittat gewux
macht . . . ohne gawisalMil, kalaa TaraaafI: ohae var-
nanft keine gewIsibeU P. H. jACOai (raa dsa gtltlidktn
dimgen) 3. 315; alle gewlssbeit flieest ihnen sebBaathnll aas
der erfahrung J. Volxblt §mU»m d, metuelU. eifaknii^9.t:
ßriiiksrt — seMasr waba dsa
d wiedar wM dsr aHs swsMM
biaees wlssl da
O. Saim
geieyentlteh teird dieae» anbjeetim
beaomdert mtttei tum mHadrmek fihrmtlil
art l&sst sieb sobjective gewissbsH, als
mflts erkitrea. das gefühl der
mm Jwm^mt0 a. flV7.
M-, * - • ^ /, li
•^ aefryjfw awreN
nur auf dtoee
sastaad des ge-
aber isl stc^s
6355 GEWISSHEIT (2, b. a vermuthung wird gew.) GEWISSHEIT (2, b, a gew. des gefühls) 6356
eine unmittelbare Übereinstimmung unsers bewusztseins
mit unserm ursprünglichen ich . . . nur in wiefern ich
ein moralisches wesen bin, ist gewiszheit für mich mög-
lich Fichte Sittenlehre (1798) 220; subjektive gewissheit
C. L. Reinhold, W. T. Krug s. 0.; die subjektive ge-
wiszheit darf an dem objekt keine schranke behalten,
sie musz wahrhafte Objektivität bekommen Hegel {philo-
Sophie des geistes l) 7, 2, 255.
1)) an unserem Substantiv wird der begriff der reahtät
gern durch das mittel des gegensatzes gesteigert, dabei
kommt das subjective mom^nt besonders zur geltung : die
zielsichere erkenntniszthäiigkeit toird hier in gegensatz ge-
stellt zu anderen weniger bündigen formen des vorstellungs-
vermögens.
a)) diese vermuthung muszte zur gewiszheit werden;
und wenn der zuhörer diese gewiszheit nur von auszen
erhalten konnte . . . Lessing {Hamburg. Dram. 1, 49) 9^,
392; ganz ähnlich K. v. Holtei {der letzte komödiant 2)
35, 137; dagegen giebt es in der naturkunde eine Un-
endlichkeit von vermufchungen, in ansehung deren nie-
mals gewiszheit erwartet werden kann Kant (krit. d. rein,
vern.: v. d. transsc. aufg. d. r. ■y.)3,332 akademie; gewiszheit
hebt den glauben, wie gesetz gnade auf Hamann (an
Lavater 1778) 5, 277 Both) ; hat es nicht thoren gegeben,
die . . . über den hoffenden glauben hinausschritten und
eine philosophisch-demonstrirte gewiszheit dieser lehre
zu haben vorgaben Herder {zerstr. blättert) 16, 380; die
Induktion als iiiductio incompleta gibt nur Wahrschein-
lichkeit, das experiment gibt gewiszheit oder annähernd
gewiszheit H. Pichler über die erkennbarkeit der gegen-
stände s. 92; was unsern glauben, dasz die benennungen
'purist' u. s. 0. keine beschimpfende, sondern vielmehr
eine schmeichelhafte bedeutung haben müsse, bis zur
gowissheit erhöht, ist die beinerkung, dasz der herr ge-
hoimrat von Göthe oft selbst kühn und glücklich dem
geschäfte der Verdeutschung obliegt Campe s. Engel,
Goethe s. 574; vgl. auch die der Steigerung dienenden attri-
Ind?.: alles dieses war keine phfintasie, keine Spekulation,
sondern eine fast sinnliche gewiszheit Immermann
{epiyonen 8) 4, 170 Maync {s. auch unten); geschichtliche
epoclien entstehen darum nur da, wo, was früher nur ein
gedachtes, vermitteltes war, objekt unmittelbarer, sinn-
licher gewissheit, also Wahrheit wird, was früher nur
gedanke war Ludwig Feuerbagh {grundsätze der Philo-
sophie 38) 2, 301.
vereinzelt dienen solche Zusammenstellungen mit sub-
staniiven auch der abschioächung statt der Steigerung:
denn durch einwürfe wird die gewiszheit zur deutlich-
keit und Vollständigkeit gebracht Kant (logik) l, 414;
oder die gewiszheit aus der ersten hand, die wir . . .
glaube nennen, in eine gewiszheit nur aus der zweiten,
(verwandeln) die unbedingte Überzeugung in eine bedingte
F. H. Jacobi {von göttlichen dingen) 3, 441 ; namentlich
gilt dies für die Verbindung Wahrheit und gewissheit;
gegen .• das volle gefühl der Wahrheit und gewiszheit, das
die sinnlichen anschauungen begleitet Jacobi {von
göttlichen dingen, beilage A) 3, 454; vgl. nunmehr: die
Philosophie dagegen musz den begriff der Wahrheit
wesentlich von der blossen gewissheit unterscheiden;
denn die gewissheit, welche auf dem Standpunkt des
blossen bewusztseins der gelst von sich selber hat, ist
noch etwas unwahres Hegel (philosophie Ses geistes l)
7. 2. 255; er (Wolff) unterscheidet die Wahrheit, die nach
der nominaldefinition im consensus judicii cum objecto
besteht, von der gewissheit H. Pichler über die erkenn-
barkeit der gegenstände s. 92 {s. auch unter ß).
h)) erlauben sie mir . . . dasz ich von dieser maske
wegsehe und mich noch mit einem blick an den beszern
hoffnangen freue, die uns das christenthum zur gewisz-
heit gemacht hat Herder (xcie d. alten d. tod geb. 12)
15, 484; ganz ähnl. {zerstr. blütfer i) 16, 87: ich habe . . .
die Sache von allen selten überdacht, um das was ich
unternehme nicht mit hoffnung, sondern mit gewiszheit
des erfolgs anzufangen Götiie {an Schiller 12. 2. I802)
hr. 16, 81 ; die hoffnung, ja gewiszheit, in wenigen tagen
von einem schätze geheimer glücksgüter besitz zu nehmen
Keller {grüner Heinrich 4, 6) 8, »4; und von argwöhn zur
gowissheit war der weg nicht mehr weit J. E. Schlegel
3, 501 ; ich habe gefürchtet du möchtest krank sein und
der brief giebt mir die traurige gewissheit Göthe {an
Charlotte V. Stein) Br. 6, SOi; die aufschlüsse, welche er
und Piccolomini gaben, verwandelten die besorgnisse des
hofs auf einmal in die schrecklichste gewiszheit Schiller
{30 jähr, krieg 4 buch) 8, 341.
2)) auszer den eben besprochenen sind die Verbindungen
mit Substantiven hier wenig entvnckelt, vgl.: weil aber
niemand sich solches trosts und freudigkeit anmassen
kan, als der eine gewiszheit und Versicherung seiner
Seligkeit in seinem hertzen hat Sgriver seelenschatz
(3, 8 § 19) 1, 536*>; in der erkenntnisz der eigen-
schaften der elektrischen materie ... zu gröszerer deut-
lichkeit und gewiszheit zu gelangen J. H. Winkler
eigensch. d. electr. materie (1745) L 2^* ; da vom lehrer auf
seine schüler, vom freunde auf seine freunde, Weisheit,
thätigkeit, gewiszheit, freude, muth und entschlusz über-
gieng Herder {christl. sehr, i) 20,28; nur wenigen . . .
ists gegeben, . . . vorurtheil und gewiszheit ... strenge
zu unterscheiden {br. ziir befärd. d. humanität i6) 17 , 227 ;
dazu vgl.: die frage, wie denn gewiszheit zu erlangen,
wie urtheile zu begründen seien, worin das wissen und
die Wissenschaft bestehe A. Schopenhauer (die weit als
tville u. Vorstellung 1, lO) 1, 90 Grisebach; dasz er hiermit
auch für uns den grad des lichts und der dämmerung,
der neugierde in fragen und zweifeln und der gewiszheit
in gesinnungen undthaten habe bestimmen wollen Herder
(theologiebriefe i^3) \\, iZ\ der fürchterliche zweifei greift
mit geierklauen an, und die gewissheit ist von mir ge-
flohen Schiller {Demetrius)lb, 2, Vi9; ob es nicht mög-
lich sei, zu meinem neuen zweck oder wenigstens zur
gewiszheit zu kommen, dasz es einen solchen gebe (gott)
16, 425; einen gröszeren räum, nehmen diese Verbindungen
bei der objectiven fassung ein.
3)) die Unterordnung eines anderen Substantivs unter
das unsere vollzieht sich in diesem zusamm,enhang vorioiegend
in der form des objectiven genetivs, dem gegenüber der
subjective hier stark zurücktritt; zum, letzteren vgl. .- er kün-
digte ihn {den Zeitpunkt) mit der gewissheit eines profeten,
der das künftige schon gegenwärtig sieht, an Wieland
(Peregrinus Proteus 1, 4) 27, 282; wobei Jqhannes nicht
unterläszt, die gewiszheit der jünger zu bemerken, dasz
sie mit Christo sprächen Herder (christl. sehr.) 19, 345;
möge deine seele sich erweitern, und die gewiszheit des
groszen gefühls über dich kommen . . . Göthe (Clavigo i)
10, 104; . . . und mir selbst diese frage mit der gewiszheit
des innigsten gefühls beantwortete Wieland {Pereg.
Proteus) 1, 2) 27, 169; vgl. auch {s. u.) P. Heyse 2, 10 s. 7 ;
die eine gewiszheitsquelle ist die selbstgewiszheit des
bewusztseins ... die andere ... ist die denknotwendig-
keit, die gewiszheit des logischen zwanges J. Volkelt
quellen d. menschl. gewissheitS; unmittelbar gewisz, meinte
er {Augustinus) ist mir nur das eigene seelendasein ;
und von diesem boden der selbstgewiszheit einer selbst-
herrlichen seele aus wurde es ihm möglich, den zweifei
an . . . einer auszenwelt auszusprechen J. Rehmke unsere
gewiszheit v. d. auszenwelt s. 10; diese rettende macht
kann nur in der gewiszheit des denkens liegen J. Volkelt
24; hier (im, deutschen stürm und drang) hören wir aus
den lebensbetrachtungen gar oft kundgebungen heraus,
die in der gewiszheit heiligen, gesunden, schäumenden,
und überschäumenden lebensdranges wurzeln 132; dazu
vgl. die entsprechenden präpositionalverbindungen : die ge-
wiszheit auf grund des bewusstseins sachlicher not-
wendigkeit 25 ; auch in Richard Wagners Schriften bildet
die gewiszheit aus lebenskraft und lebensgefühl heraus
einen bedeutsamen einschlag 132; vgl. andererseits die
composita glaubensgewiszheit 124; gefühlsgewiszheit 125;
erinnerungsgewiszheit 14.
a)) mit dem objectiven genetiv coneurriren auch präpo-
sitionalverbindungen; noch häufiger ist der vorstellungs-
inhalt in einem satze eingeschlossen: derowegen billig, nach
dem mehr gewiszheit von beschaffenheit der sachen in
America einkommen, solch buch, darinn der gantzon
spanischen nation unrecht gethan wird, zu lesen ver-
boten worden lerTnenblasen u. Ursache des . . . kriegs
zw. kath. u. kalv. bei Londorp 1, 317»; woher sol man dan
eine gewisheit in verfaszung der Sprachlehre ergründen ?
6357 GEWISSilEIT (t. b, a i^ew. d«r MHKkdt)
GCWISSHEIT (t. fr. m ToU«, aidiM« gew.) 635S
flAMHD/^iii'PKH an Ou4int$ w* M Krwmftutktb. fmtUatk.
SM; äknl. frouttuiimmtrpmprädupitU 7, tw: qomm i^
krnntniMii knnnen iliih«r Ref«nitAn4e der «rfahninf b**
tr.tTin und die itcwin/hril dnvon kann doch empirlseb
und rulional zugleich teirt Kant {lof;ik)t.«30: daagL^ktU,
d. reiuen i'*m.) s, Btt; die gewltshelt ««Ibet TOS dm
dftiein anderer dinge ausier mir iit fOr ntieh Ttrmlttolt
durch die fewiuheit Ton dem dasein eine« andern
iiionHohen aatter mir. wa* ich allein sehe, danui
tweifie ich, wa« df<r />• i r, «|eht, da« ertt Ist g»
wiit Lunwin pKtt^m U. ä. phil 4i)t, ao«: ta
der unmittclhnr«*ii k<'^«> '>>''i' von der Wirklichkeit . . .
de« «eolendAMrliiü J (Ummkk un*. g^ttünkeit r. ä. mtmm'
imU 9. 16; die frage uautt d«o gründen un««r«r fßwimh
heil von der wiridtelMil MHMaweit «. lo; Mf Wdobw
wegen die« geaoheban ward« — welche phlloeephl« der
erde w&re e«, die hierüber gewiasheil gebe? HRnnRH
{idetn 6) ts, iM ; ward nie nieiater Ober «ich «elbet. ge-
nieezt also auch nie die edeiite gewiexheit. «ich Mlbat
gebieten zu kOnnen (klrint »ehri/trH) fo, m ; die tedeo-
vollsten und gei«treichiiten weiber haben eine eigne
weise und gewixzhoit, den tiefsten weUwei«en zu Ter
liehen, sie flnden nftmlich nll<<« leicht. Qberall Ihre eignen
gedaoken, d h gefQhle Jran Paul (I,«miimi t. M)87, «;
ähnl. («. t«) TmOmmri. 8.71; mir mangelt ... die gewls»-
heit. ob Ignatzens Tater wirklich frau Susis brader war
Hoi.TKl «rf**/. #fAr. 1.78; in der gewiszhelt. dasz er
den rlohtcr bei diener Streitigkeit für sich haben werde,
sagt er zu den Nnmitor Lrhaind (aM»H4g au* Virfimia)
«'. 101; (/an* ähnlieh (a. tt.) GuiZKOw rititr r. gtüta b. ff
kap. 11; die gewiszheit . . ., dasz der tyrann ... sie doch
nicht tiber eine knrze spanne zeit aosxadehnen Termag
TiiOmmki. (rtise . . . s) 8. 17; dann Tergasi sie die angst
Ober der gewiszheit, daas er noch lebte 0. Lcnwttt
(ffw. himmel u. erd«) 1, 81» Sttm: so dachte ohne Zweifel
Epaminondas, als er den pfeil nicht eher aas seiner
wunde ziehen wollte, bis er die gewissheit erhalten,
dasz Theben gesiegt hütte Thoma« Aiirt (r. M« /Ur«
Vaterland $) 9, 7i: gewiszheit. daai Ihr freund sie ruft,
gegenwart der gotthcit hob sie, flammte sie an Hrrorh
{ehruH. »ehr. 4) so. 107; desto 'mehr griff in unserer seele
die gewiszheit platz, dasz er seine . . . gohcimninzTollslen
«bentener nicht in Aegypten . . . «riebt« W. Raabb Ahu
3W/an 1. eap.
b)) tcfnänngen mit ebjtetivtm §mtH9:
n)} Ton der gewiszheit der s«Uck«it . . . wie ein menxoh
. . . seiner Seligkeit gewiss and Tvrtiehert sein kfinne
gneitttnnpiegd (ytrdeuttch. d. Pbnkin«)!«: nach dem
de die gewiazheit Ihres erhaltenen slega Temommen
0RmMKi.8HAU8KN teMtrerttandtnor Simpl. B (t71B). r»;
doxM vgl. • da «ah man die defeefewisshdt 0. Lodwio
{Htittrathei) t, W»;
dl« gewinbeit deinor fy«ii<l«.
lÜbAm endlich ! tttrckt der. mMi . . .
JoM. Cna. OÜTmaa (poalmta)
adUMll «otwiokeit «m« nela«
die bakanato tnth «aadagalnd:
ah)«« schAn«! thags gewkabut
rat ieb eocb emiialaind «•>
OOrm jPmtorm) «. «W;
ihr wttascht heute («wksbelt ««na asyehMls^
Mwiazbeit brinct »arh Miae barrtiekkaH.
Milord von Bnrlei(h, traft sie mit erftboar.
Sritu.i.Ra (ifona Itmarl 1. 7) tt. 4M;
1':^/ «im gewissheit eines fUrchteriiohrn »ohicksal« KuitOBN
{RaphaeC) «. 8>; and nun, wie der geist venohwiaden
ist. und Hamelt dasteht, die brast toU
\gmt.*Mti
Torher nur geebneten , wie finden wir fba? H. ?o«s
an Jrnn ¥a%d 60* Tom;' wiederholte« Terspreehen. dM llv
die gewiszheit aller hofThungpn Tersiegelt Göthr (Mdsn
d. jungen Werther) 16, 70; geruhpn gnKdigst der hohen t«U>
nnhine, deren gewissheit mich einzig glücklich naeht,
auch in der folge mir schmeicheln zu dUrfen («i»fr«w
henogin Luise) br. 38, S; der rath . . . fragte in gewiäiheit
der antwort . . . ob . . . Arnim HoUin* WsJieMsm» IKn«r,-
er hat unsere gesinnung and die gewiasheit der Iren«
bis auf den letzten blutstropfen Th. Fontahb (die
FttggenpuhU eap. 8) I, 8, *. «57;
ß)) o so verfr&nglioh ist der mensch, dass er aadi
da, wo er seines daseins eigentliche gewiashdt . . .
IV.
Jacobi
In d«r «««l« Mner H«b«a . . . fwldsubwi. T«i«ebwtnd>n
»IMI O0TNB (Md>n d. / WtHkmt) t«.
(dKt «wniin/T) fit
fOtt, nd steht I
walk« dar natur.
wUabaH da« dgamii daaaiw Ar b«Ma
(v. 4. §9UL Mm§m) i. MI: wir haben
annahm« . . . Ton einer anmittelbarea
reallttt dar ausaenwell faJseb tat . . . dla babaoptaf
Ton der unmittelbaffcaK dleaar arfduvaf aaleprtoft aar
den mangel grtedlteber payelMletlsahar aaaljee W.
Dii.TiirY «Or.Acr. Btrl. akmätm. tu» m lau; dl« onnitt«!-
bar« gewiad^n d«« riaabaa« J. Voijiklt fwaUns d.
mtmmM. mmiimkrit M»; m aOam ampAadea buMwolnaada
pwlaihaH dir MWwaH ah waprai^dteba I« wwrtadw
mnaHeii ». m-, swiaabau dnn feflU gawahakaüMBladfar
erwartung. und ad aa aaeh aa fBda%Mt, «ad dar fa-
wiszhdt «achllebar oder lafbahar Botvaadl|kall Miit
«In« w«il« kloftTt; yLmtMkm- nicht nor dl« wwl*^
bar« gewitxhdt de« «fHaagaeatisa war ihm aofipapafiB.
er fohlte auch anmittdbara pawladMlt im deaka« «ad ha
schaffen, and er nannte dtaa gafUü. daa dla aalvtakteac
m«n«eh«n b«gi8Hal, daa ilwbtiiinmdHil 0. larar.
itr J^KfUiif 0. mi 4mwUtM^m dlaaaa aadarn
seist aa Ar ddi dlaaalba ala aatea wahrMt. t«r
Blebtot daa ialbellndlf ppartaad «ad gibt «leb da^
dttrd) die fawinbalt «efaiar aelbal. ab wahre gawlarikdt
Haoti (rkOmommuJcfi« d. ftittn) t. IB«: dm» gMÖ» {fkOa-
»opki* d. fawAai i) 7. t. Biff: ander»; aber so^eldi ad Um
auch die selbatgewiasheit der Jogend abhanden gekomaMa
P. Hcrat (XZ««fNBAn«) t. 10 *. 7: die reinen erfahrvap-
artelle sind keine Totlen and eehtaa dankakta. twhftfffifh
bemhen sie aof der «eRMtgewisdialt dee bewaadadas: aar
In formder hindeht dehen «le aof der «lafe daa
J. Voi.KKLT vMaUeii d. mmsdU. gmittkiU «. H «. a.
y)) don» «d. d<s t wndiMafai («. San osaa t.'itM^
s«lbdgewlsshdt, erfahranfi-, Babaa .
(«ry.M». MT) erfolga-, beDufavtaBbait
4)) dt« uttrihuHmm ««rMadlMfm
wMffNd di» »uhjtetim /kaaurngs
al) ja da er aa« deaaelbaa aahralbaa Tdlüfa
hdt schöpfet«, «rfreoel« «r «Iah ^roa hertaea fdiL
fi»eh (tan) 80; wie will er aa da so TdUifw w
bringen? GorraciiKO wdidawjf (1788) iit: faai
Kart (Arst d. rstiMa xmnmu^ %. 8M «badiaifs; Sfl. «Mh
(ddi bis aar dMliiea fewteheH •banaacan) Wiauuro
i^fkar Jfoiiss— 11« mrtfr, ttiatmmd d. wweiWa) 14. 18» (/Hr;
bis zur demonstralion): ehe ich rahig oad mltdcrTollan
gewiszheit zo bette gehen darf ThCmmbl {rna» . . . B)I,TI:
zur höchsten gewiszheit wird awa ia dlagaa der ait aS«
kommen Hkrdrh (r. geist d. «JHHmkmt pmti» i) ii. MB;
niemand, dar eine wahre Idee hat, id darlber anwtoaaad.
daas efaM wahre Idee aaah die grBeaaata gewIaBbelt «la-
adiHaan (fotti it. •»: aitlabl dah. daaa dar swaak dar
wiaaaaadufl nieht gdtaai« tealwfcdl M A. Scaom-
HAvai« (d. we» alt w&U 1. 1«) I. «n dl ImtaJk, ddyC a. m.
{»f. 6880).
fr)) daran« dann dn ieder nach daa adkefl aelaia
nriaaaaa mit «witar aalbhlbaiar fBwtahall
kaa PalToaioa «aiaifrefA« nTiriaiänffui m-,
wir meaaehaa, die wfarla daa waarifdcn dingen ta daar
matheamHaohea gaalBthBtl kaauaaa kOnn«n Ltcimui-
berg (ISflMrw) 1. 1»; voa #» Maaaaa bahaaptvm. daas
ala da «lad. kaaa maa daeh arahl aaf deraa daaala aaah
flieht mit apodlktisebar laalBihdl 88h»88iaa Vmcu
in der dr^tUthen iM/.-rsra. a. «Aaiayr. frar. I,
nach hatte das tmombOd baaltaaada stf
endlich «ich jeder swdfd aad amehta dar
gewissheit raam ImiBRiiAMR fliaadUUM«« B. t) l,ai
Ifayae. hatte ich nicht dl« dehai« gaalBibdl Ia mir.
da kttnsUer so sein P Rcraa (d. .^«^MalO 11. 17. OB.
«0 daa Arwahrlidten aas einem erkenntni«agi«ada,
der aowohl altfectiT. ds sabjectir «arvichend ist,
dla gewisxhelt ist entwHer empirlaeh oder ratiaaai
die rationale gewtssheit i»t hin
malische oder philosophiadi« laadaBhill Kart (hfsfr)
1, BB»: «a war nicht «ehwlimaBil. " ~
lewlaihelt war«, was Iah ia dar hi
399
6359 GEWISSHEIT (2, b, « menschliche gew.)
der zeit vor mir liegen sah Schiller br. 1,249; vgl.
(historische gewiszheit) Kant {logik)i, aoo; die weit der
zufalle ... ist ein groszer loostopf, wer kann . . . diesen
oder jenen fall mit prophetischer gewiszheit weissagen?
Herder {br. über d. ältest. urk.) 6, 183; es war, da die
Römer nur fernan rückten, allgemein angenommene
christengewiszheit Herder {Johannesoffenbarung) 9, 49;
Nathusius, über wissenschaftliche und religiöse gewiss-
heit (Stuttgart) 1902; A. Schwarz, neue grundlegung der
lehre von der christlichen gewissheit {Göttingen) 1902 u. a.;
so kann dies naturgemäsz nur so geschehen, dasz ich
zugleich die ganze grundlegende frage der erkenntnis-
theorie, die frage nach den quellen der menschlichen
gewiszheit, mit zur darstellung bringe J. Volkelt quellen
d. menschl. gewiszheit s. 2; logische, rationale gewiszheit 74.
d)) die empirische gewiszheit ist eine ursprüngliche,
sofern ich von etwas aus eigener erfahrung, und eine
abgeleitete, sofern ich durch fremde erfahrung wovon
gewisz werde Kant (logik) 1, 400; weil er {Luther) durch die
heil, schrift und die directe einwirkung des heil, geistes
eine erfahrungsmäszige gewiszheit von Christus und
seinem heil erhalten hatte Dorner in Jahrbücher f. dtsche
theol. 6 (186I), 405; schaffe der Jugend erst . . .sinnliche
gewissheit; die deutlichkeit gelehrter begriffe wird aus
ihnen, wie frucht aus der blüthe, werden Herder {einßusz
d. schönen) 9, 302; ebenso Immermann 4, 170; der höchste
grad der Wahrscheinlichkeit, wenn durch deren umständen
das gemüth in einer bewegung gesetzt wird, pflegt certitudo
moralis, oder die moralische gewiszheit genennet zu
werden J. G. Walgh philos. lex. l^, 1310; wenn ich in
meinem bewusztsein Umschau halte, so entdecke ich fünf
arten intuitiver gewiszheit . . . die moralische gewiszheit,
die religiöse . . . ästhetische . . . vitalistische . . . naiv reali-
stische gewiszheit J. Volkelt quellen d. menschl. gewisz-
heit lUff.; je mehr umgekehrt die gefühls- und glaubens-
mäszige gewiszheit die wissenschaftliche erkenntnissweise
zurückdrängt, um so näher steht diese lebensphilosophie
dem reinen glauben 123; unmittelbare gewissheit W. DiL-
THEY, 0. Ernst s. 0. {sp. 6358); mit standhafter gewiszheit
antwortete er also dem hohepriester Herder 19, 190; der
anmaaslich mit gott vereinigte sieht auf seine minder
vollkommenen halbbrüder mit stolzer gewiszheit hinab
20, 70; innere gewiszheit war das Siegel, das die gott-
heit ihm in sein herz gedruckt hatte {christl. sehr.) 19, 353;
man will sich nicht damit begnügen, einfach nur auf
grund innerer gewiszheit zu glauben J. Volkelt quellen
d. menschl. gewissheit s. 124; auch das geistige leben eines
menschen gewähret eine solche stille gewiszheit Herder
(zerstr. bl. 6) 16, .386; wir . . . fühlen unser dasein mit so
inniger gewiszheit, mit so sanfter liebe und freude
{gott) 16, 536 ; ins sichere willst du dich betten I
ich liebe mir inneren streit:
denn, wenn wir zweifei nicht hätten,
wo v/äre denn frohe gewiszheit?
GöTHE zahme xenien 1 {jub.-aueg. i, 41);
'wissen sie, was ihnen dann fehlt?' . . . 'der glaube an
den humbug' antwortete ich mit fröhlicher gewiszheit.
aber da kam ich gut an R. Presber von leutchen, die
ich liebgewonnen 174; der schrei ihrer angst erstickte in
der schaudernden gewiszheit, dasz sich der vater vielleicht
ein leids angethan hätte K. Gutzkow ritter v. geiste
(9, 11) 9^, 418.
e)) dazu vgl. attch die pronominalformen, die eine nähere
bestimmung vertreten: so verdriest mich doch, dasz ich
euch höre mit solcher gewiszheit von euerm aberglauben
reden Sgriver seelenschatz 4, 12 § 78; dasz uns das licht
des hellgläntzenden evangelii beschienen, und solche
gewiszheit unsz zugewendet hat Weise die 3 ärgsten erz-
narren (27) neudr. a. 134; gott . . . kan ihren mann
bessern, dasz er es will, sei ihnen über allen zweifei
gewis; und sobald sie diese gewisheit fahren Messen,
würden sie verzweifeln (Hermes) Sophiena reise (1776)
3, 586; Adolfine erzählte jedoch so viele schlimme ge-
sohichten von den Franzosen . . . und erzählte sie mit
einer gewiszheit, als wenn sie selbst dabei gewesen
wäre 0. Ernst Asmua Sempera jugendland 181.
6)) die Verbindungen mit verbis, die hier überhaupt
lurilcktreten , haben kaum feste formen entwickelt, zu
den aubjectverbindungen vgl. {a. 0.) daa aubstantiv neben
GEWISSHEIT (2, b, a mit gewissheit) 6360
der copula: Herder 9, 49; 19, 353; Kant l, 399; 1, 400;
GüTHE {jub.-ausg.) 4, 41; Schiller br. 1, 249; wenn also
über irgend einen streitigen punct der alten kunstge-
schichte gewiszheit erwartet werden kann, so ists über
diesen, und diese gewiszheit beut sich uns sehr ange-
nehm dar Herder {zerstr. bl. 2) 15,332; zu den objectver-
bindungen vgl. {s. o.): gewiszheit schöpfen polit. Stock-
fisch; — einschliessen Herder 16, 575; — haben P. Heyse
II, 17, 123; Dorner jahrb. f. d. theol. e, 405; die gewiss-
heit erhalten Thom. Abbt verm. werke 6, 2, 74; schafft
mir nur die gewissheit, hat sie theil am verrath oder
nicht Iffland {A. v. Thurneisen 2, 9) 1, 48; vgl.: gewiss-
heit schaffen Herder 9, 302; gewähren 16, .386 ;
man gab mir die gewiszheit,
mein streben sei verkannt
und ich ein armer fremdling
in meinem vaterland.
Grillparzer {Weihnachten) 2*, 58 ;
so muszt du es mir endlich verzeihen und mir die ge-
wiszheit geben, dasz ich deswegen nicht hassenswert
und garstig aussehe Keller {grüner Heinrich) 3, 6) 2, 67;
vgl. auch: gewiszheit bringen Fr. Reuter (s^rom^ 2, 26)
2, 403 ; er schien eine gewiszheit zu fühlen, dasz er und
sein Asmus so früh nicht von einander getrennt würden
0. Ernst Asmu^ Sempers jugendland s. lOl; im. dativ ist
das object nur selten hier beobachtet; vgl. {s. 0.): der ge-
wissheit räum machen Immermann {Münchh. 3, 2) l, 281;
6)) in mehreren der bis jetzt behandelten gruppen haben
die präpositionalverbindungen überwogen; sie bieten daa
aubstantiv auch ohne nähere beatimmung oder ergänzung
vielfach dar:
a)) wir können, wo wir uns redlich vor gott prüfen,
zu einer gewiszheit kommen, ob wir noch nach dem
fleische oder nach dem geiste gesinnet sein Spener
kl. geistl. sehr. 2 (1742) 1452; ganz genau so {a. sp. 6358)
Herder 11, 448; Lichtenberg 3, 90; dazu vgl. (bringen)
Gottsched redekunatns; Kant 3, 333; (überzeugen bis — )
Wieland 14, 190.
b)) es ist deshalb eine zwar gangbare, aber verkehrte
meinung, dasz wissenschaftlichkeit der erkenntnisz in
der gröszern gewiszheit bestehe A. Schopenhauer {d. weit
als vnlle u. vorst. 1, 14) 1, 107 Qr.; ebenso {s. sp. 6359)
Gutzkow ritter v. geiste b. 9, kap. 11 ; ich habe keine worte
für die fülle der Seligkeit, die in dieser gewissheit lag
H. Steffens tvas ich erlebte l, 151; in der gewissheit, wie
sehr er den bruder überglänzen müsse 0. Ludwig ges.
sehr. 1, 182.
c)) der hauptantheiZ fällt auf die präposition mit vgl.
{a. ap. 6358) Prätorius cat. muh. 86; Scriver 2, 427»;
Herder 6, 183; 16, 536; 19, 190; 20, 70; Thümmel 3, 71;
Vincke deutsche nat. vera. s. stenogr. ber. 2, 2103»; Presber
V. leutchen, die ich liebgewann 174 ; dazu vgl. .- dasz wenig-
st ens die Unmöglichkeit solcher auflösung mit gewiszheit
erkannt werden könne Kant ikrit. d. rein, vern.) 3, 332
akademie; soviel zu wissen, als man mit gewiszheit
wissen kann Herder {kl. sehr.) 15, 68; die gleiche Ver-
bindung: Bürger 1, 196; Wilh. v. Burgsdorff br. 155
Cohn; Fr. Reuter {stromtid 2, 18) 2, 288 Seelm.; zwischen
einem ungereimten satze, und einem, den wir mit ge-
wiszheit erkennen F. H. Jacobi {von göttl. dingen) 3, 316;
wie man von längst vergangenem sich mit gewissheit
überzeugen will Göthe {an Zelter) br. 38, 92; dasz sie mit
gewiszheit sagen können: 'das ists und das ists nicht I'
Herder {christl. sehr.) 19, 137; ebenso Göthe br. 30, 133;
davon lasset sich nichts mit gewisheit sagen Chr. Starke
Synopsis bibl. exeget. 3 (1737), 1416; die gleiche Verbindung
Thümmel {reise ... 2) 2, I60; über die zeit, in welcher das
Saguntinische theater erbaut ist, läszt sich nichts mit
gewiszheit bestimmen W. v. Humboldt lif.-denkm. 68, 106;
das gleiche W. v. Burgsdorff br. 155; mit — behaupten
A. V. Heydebreck über die gewissheit des allgemeinen (1893)
a. 17; wenn ich nicht aus allen anzeichen ersähe, dasz
Bernstorff garnicht daran denkt auszuscheiden, so würde
ich mit gewiszheit erwarten, dasz ich in wenig tagen
Paris verliesze Bismarck {an Roon) ged. u. er. l, 254.
ß) nicht so reich belegt wie die subjective fa^sung , aber
doch häufig und mit mannigfachen gegensätzendes gebrauchea
beobachtet ist die objective gewiszheit: hat ein so guter
kenner das wahrscheinliche als eine münze gebraucht . . .
6361 GEWISSHEIT (t, b. ß objecüvt gew.)
es Ist «ine nothmUnze ... die gewissheit ist «in icMt fold
A. Hai.i.kh (lorr. nt Buffon) kl. tehr. t*. M; die subjecthr«
zal&nglictilccit lieiazt Überzeugung (für mich selbst), 4U
objective itewiiizheit (fUr jedermann) Kant (krit. ä. rtinmt
vem.) 8, !>'M ukad.; weil nur in ihnen, wegen ihrer ganz»
Hohen apriorität, ununiHUiMzIiche gewiiizheit der erkennt-
niHZ ist A. SciiopKNllAt'Kii (die %eell alt will» und vor-
atellung 1, H) t, im; leb wohl du liebe gewlszheit. da
liebster träum meine« leh<ins fiÖTiiü (an /rau «. AMm
6. 4. 17R>) kri^e ft, 8üi ; aht^r eben von diesen ist es. to««!!
hier überhaupt von gewissheit die rede sein kann, voll-
kommen ^owlss Mummskn Hhn. gtfh, i, m anm. ; {ilerlofH)
Wahrheiten bilden die theorio der gewissheit der 0rliftont>
iiiss A. HiKHL .kttlhtr dtr ttfMtmrf tMlmbt TI«.«.
1)) die eontrasherhindw^/t», (Ha ätr «MjfsriM^ itr
rralitat dimuH, treten kür auffkUtnd mrüek, daftgtn itt
hier tine ändert Verbindung bevomigt, üt bei der tulde^
tiven faaeung gane vereintelt iet;
a)) wolte gott, dasz das gerAohte des« ankommenden
vielerhoiTeten friedens . . . gewissheit mit sich brAebte
J. Rist dae fried^audkMende Ttutethland (tfl68) 4» (l, «);
ich empfinde sehr wohl, wie viel dieser wahrsrheinlirhkeit
zur hifltoriKchen gowiszheit mangelt Lr.nHiNu {Laokoonb)
9', 89; deren caloul {die dogmata v. *eaÄr»eheinlichkri()
wol niemand ... zur gewiszheit gebracht hat Hsrdeh
{theologiebr. 18) 10, 166: aber auch nicht einmal das kann
zur gewiszheit erhoben werden R. Richter der ekepti-
eiemtte in der philotophie l,nft;
doch bis fcwissbeit Jeden wabn bestreitet
Plj^TBN (»onette 48) 1, 17ft R;
die bloszo Vorstellung unterscheidet nicht zwischen ge-
wriszheit und wnhrhcit. was ihr gewiss ist . . . das nennt
sie wahr Hkoki. {pliiloaopkie dee geietee l) 7, >, aU; vgl.
dagegen: aus ihm fliessen Wahrheit und gewiszheit auf
(las zu beweisende erst herab, es trtgt seine realitlt von
ihm zu lehen F. H. Jacob! {v. d. göttl. dingen) 8, 867; vgL:
warum sprechen wir von gewissheit? warum von Wahr-
heit? ist es berechtigt, von abstufungen der Sicherheit
unserer urtheile zu reden? E. DOnn über die greneen der
gewiasheit e. tt.
b)) doch stellt er sie {die beteeiee) allezeit «af der
stärksten seite dar, und 'bemüht sich ihnen einen
solchen grad der gewiszheit zu geben, dasz . . . Gott-
sched redekunet (i'M) 119; ich selbst, wäre ich ein lehrer
der dogmatik, wUrds mir zum hauptzwecke machen die
grade der gewiszheit in abstraktion meiner wiszenschaft
aus der bibcl sorgfltltig zu bemerken Herder [an pre-
diget- la) 7, SU; deegl. (die grade ihrer gewiszheit und
ihre zeiten ideen 10) 18, 418; sind denn alle Wissenschaften
schon zu dem hohen grade der gewiszheit gekommen,
dasz ihre lehrsätzc ganz unumstfiszlich erwiesen werden
können? Gottsciikd redekitnet (1786) 119; die angewandte
mathematik musz erst durch versuche berichtigt und zu
einem grudo der gewiszheit erhoben werden Gbrstbk»
»KKti recmaionen lit. denkm. 188, l&l; (vgl. doMH, mit eu^
fecHver faeeung: mit eben dem grade von gewiszheit.
mit dem wir überzeugt sind, dasz etwas in ans vorgeht
LtciiTKNiiERu aphor. 5, 1S8 L.): eben dieser hohe gmd der
gewissheit JunoStillino 8,7.
>)) tahlreieh belegt .nnd auek kier parallel Verbindungen.
o)) ob etwas grundt und gewiszheit dart)ei sei: oder
ob es vreitläufTtige misziiche fürgeben seien Sc.hwbndi
liesteU. d. ganzen krieg.<nrtj>m.<> U<K>B) >&: <Ici' wahn ... ge-
fällt sich so gern in gosellschaft; in ihr erquicJcet er sich.
(1)1 er für sich selbst ohne grund und gewiszheit w&r«
Hkruek (br. t. b^. d. hum. 46) 17, 180; und lehret allllglich
. . . wie 80 gar geringe gewiszheit und bestand auf das
embsige wünschen uhd witzige bemUhung der weit sei
zu setzen Scuottki. friedeneeinn ». K. ; dasz, wenn er
jetzt, den weg zu gehen, diese und jene materie absa-
handeln hätte, er sie mit mehrerer gewiszheit und deher-
heit wUrde abgehandelt . . . haben Herder (br. d. atud,
d. theol. 8 th. vorb. a. 8. at*egabe) lO, 878; ohngeaohtet ich
nun zwar nicht gesonnen bin mich zum garant über die
gcwisz- oder ungewiszheit derer in diesem Iract&tgen na»
geführten begebenheiten darzustellen der Göttinger »tud.
at{fder Meaae 1, a 8* (forr.).
b)) was man mich für ein Wahrheit ausz dem lasareUi
OBWISSHEIT. (t. b. ß %iim. dar luuar) 6362
barieht bjU. onnd ee die . . . fBr «Im fewtebaK bekannt
Ann. A 8. Ctj^HA wmka Wimm (MM) W; Wahrheit and
few. Jacohi («. «.): waa kann iah dafür, dasz man
neuerer z<-ii ii(<i/<>nbewalea so ataar gaviazbeit und avi-
denz erh< i. dia da aablaeblaidbiti aiabt luiban
kflnnen? i ouftanate) tt*. Mt; wada «bar äad
nor selehoit! •vidaat und gawlaibaH «oai alaa In das
Sachen liegen, oder ata UafI ntrfanda Htnosn (lUMii
wrk. I. 4) «. iTo: die maiwchHaha aaala wlO tavtabalt.
sie dOratet nach faelia {kr. d. etmd. 4. AaaL h$lr. f. 14)
10. 170; von dem zareldiMdan gmada ud dar fawlaf
hett dee cbriatlichen glaubens P. Pavlmum die ftmimkäl
der ekrietL mdlaneek»uumg im modermm gtitmmm a. i:
e)) nor aia {dk wakrkeit) kanns sato. dia aaall te noa-
lefonf dieses boaha eine gewisabatt od aiatiaabl
^ebt, die alten partbalfalst tbarwlndat HafHMN (««f«r
«9«) t. 883; «/«sy/. (sar ataUiait oad favtasbait brfafea
Mfarn t) 18. 4«: was (isO eiaa wbeanaabafl obaa fawiaa-
helt und strengen amrinr (sM|/fMaf. d. eektmtm) t, WH;
ihre begriffe von der gewiszheit nnd baechtfaabaH daa
kOnftigen sustandes {br. d. tiuä. d. tkeet. betr. S. ») !•,■•:
trAdclkrmm von melnungen ohne kraft ond gavtaibalt
{aurh eine pkil.) ft, 617: vgl. ai«eA tl. 8M («. u.); lt. «M:
mithin bürgt ihre simple armotb fBr ihr alter and Ibra
gewissheit (i, 4) lo. 44: wie daiüta Iah dir eftaa Lotta fttr
deine liebe und fuhr Ihre gevtaahait OAtmk (an frma w.
Stein 17841 br. *. ¥». '
8» in der angliederung eets twatinmufeimkalkm, mt^ die
eich dae eubeimmÜm beeMt, weidkl die abJeHire faeeumg
eharakterietiedk ro» der eubjeetiten mb. «• /«Uem dem eub-
atanti» die eubitettätm. die eham »»/ es ist fawiaa «fafsMM
Werdern jai f^fsnaate tu der eubjethven tnmdtu^ mt iah
will sterben! — ee ist nicht Tereweiflanf. ea tet fa-
wiszheit, dass ich aasgetragen habe GOnrns QriJhn
d. j. Wertktrt) U. lei). bei der unterordmumf wm mb-
eiuMeeit iet mue GArnr.'s Fauet («. ep. MM) der mmlieikt
deM» SM belegen: gewiizheit einen neaen baadatt,M;
eenet kerreeht die rnnglitdtntmg im gemetie ear. der hier
naturgemaat niekt als tljteÜwtr wie abem («. ep.mtoX mm-
dem ale atü/jeetiver tretbeimt. datbei kebem aitk die msiswis
gebrauckaformen deuUitb ean dsn dtfersti iA, egL .- and la«
also zAbetrachten dia faviadiait daa toda, ond dia nfa»
wiszhait seines komme MerhtmaOu» (ils^. IM^ Ol*:
v^. auek tkeil tt ep. an: die aflcarvng daa tafM daa ham
ist also kein einwand gefan die tawiatbeH daaaattaa
Herder (ma^ar difa) 9. M6: gegen: eo moas leb daoh an*
zeigen, woher die gewisheit der erfahrungen kommet Chr.
VfoLvr ged. r. gott ($SSO) 1«S: weil wir jetzt nor von der
gewiszheit der urtheile in anschung dar leganetlnda and
nicht in ansehnng des Ursprungs unaarer batillli aaibat
handeln Kant {knt. d. reinen eem.) *, Mi abed ; aof
weisse mUste nunmehr die gawiaEbeit dt
Wissenschaften unteraucht wwdan LacMTBKMUio
4. n Leitantann: die gawiaabaH der wlaaaneebaWHeban
eritenntniss B. DOrr l»ber die fremeem dm femmkeil *. 4:
dem ^aaban gefenüber stellen wir dia pavicdMlt daa
wisaena tt: mein vater hatte mir svo enchen aabr
eingeprilgt. nehmlich die geviasbait daa wiedarter-
geltungsreehts und den Ichrsatx dar wobllblllfkait
unsere beispiels Sophif. von la Roche >H. r. ahm
krim (0 46; nicht alles was ieb v^en kann. Ist neki,
aber da. wo gar kein widaispiueb In meiner aaala
ist. da ist das rechte, da Mb leb aalbat «ad dia
beilige gewiszheit der nator AotanAca mim» Man S, Ma;
eine tote hieroglyphe. sehr oft gar ohaa aabllnaal md
gewiszheit ihrer bedeutong Hbrdbm (eaos fsM dar ebrd,
poeeie t) 11. m: da beida (umiiAmsai) mit BfcatHeher
autoniftt geliefert werdaa. eo bftrget diaaa fbr Ihre f^
wiszheit (kL eekr.) 16. 8t ; die kategorien sind wahre dmk'
mittel, da wir ohne sie die aosaenweit nicht bepeifaa
könnten, ihre gevriasheit barabt abaa aaf disssm am-
Stande, der wiederam adt dam arapraata dar katagoriaa
aaa dam eigeneB Iah laaammenhingt R. Iiauw dmt
liHiistfiiia ditr «siaaaaMtt a. 41 : wenn ich die gewfaabalt
daa allgemeinen aaf die gewissbait des eetbatbawaart-
ealns im einzrlakte dea denkeaa . . . grtoda A. v. Hbtdk-
BRBCK gereieektii dm effyfisiwsw a. S4.
4)) «wcA ßbt die nrbjndumt mit aJhiliiliw aei§t tieb
SM*
6363 GEWISSHEIT (2, b. ß gew. geben)
ein unterschied gegen die subjective fassung, da die objecfive
auch hier spärlicher bedacht ist. nur die zwei ersten der oben
abgegrenzten gruppen schneiden hier günstiger ab, während
die drei letzten hier fast ohne entsprechung sind :
a)) ihnen waren ihre aussprüche von der gröszesten
gewiszheit Herder (v. geist d. ebr.poesie 2) 12, 43; es wäre
gut, wenn künftige reisende dies symbol in völlige ge-
wiszheit. setzten (Persepolis) 15, 581; weil diese dinge ohne
genügsame Untersuchung, zu keiner völligen gewiszheit
zu bringen Leibnitz unvorgreijßiche gedanken (l83l) s. 27;
hier stehe nun still und wende die blicke
rückwärts, prüfe, vergleiche, und nimm vom munde der
muse
dasz du schauest, nicht schwärmst, die liebliche volle
gewiszheit
GÖTHE {metamorphote der tiere) 3, 99.
b)) den andern tag aber wolte es wieder vom Türeken
einfall übel lauten, man wartete aber noch richtiger ge-
wiszheit ; endlich um mitternacht kam mehr als gewisz
ein gerüchte Ungarischer Simplicissimus (1683) 133; dadurch
bekommt ihre behauptung einen werth der bestimmten
gewiszheit, ja einer allgemeinen anwendung Herder
(gott) 16, 470; dasz man in der geometrie gleichfalls den
beweis auf solche Schlüsse hinausführet, darinnen die
fördersätzevon ungezweiffelter gewisheit sind Chr. Wolff
ged. V. gott (§9) i; manches, was ich bei uns nur ver-
muthete und mit dem mikroscop suchte, seh ich hier
mit biegen äugen als eine zweifellose gewiszheit Göthe
{aus Rom) br. 8, 251; dieses ist so wenig wahr als des-
wegen alle mathematische gewiszheit wegfällt wenn
sich ein geschickter mann verrechnet G. Chr. Lichten-
berg aphorismen 2 (lit.-denkm. 131) 46; was sich zur
mathematischen gewiszheit und auf einen politischen
calcul bringen läszt Herder ideen (15) 3 (l787) 321; wenn
das zweite buch der Makkabäer in allem historische
gewiszheit hätte {christl. sehr.) 19, 70 ; ebenso (an prediger 15)
7, 240; vgl. auch {s. o.) Lessing 9^, 39; man heftete eine
dogmatische gewiszheit an geschöpfe, die solche nicht
hatten (toie die alten den tod? 3) 15, 438.
c)) in dem berühmten streite . . . machte eigentlich Jacobi
. . . nur die sehr gegründete einwendung, dasz doch durch
alle logischen Weitläufigkeiten nie eine unmittelbare ge-
wissheit erhalten werden könne J. F. Fries loissen, glaube
und ahndung s. 27 neudr.; diese mittelbare gewissheit der
urteile s. 2,1 \ die absolute unmittelbare gewissheit der
einzelvorstellung A. v. Heydebreck gevnssheit des allge-
meinen s. 5; theorie von der bloss moralischen gewiss-
heit der ethisch-religiösen annahmen E. Dürr grenzen
der geioiszheit 10 ; eine parabel macht wahrscheinlich ; aber
auch ihr fehlt der punkt der inneren gewiszheit, der hier
entscheidet Herder {über bild, dichtung u. fabel) 15, 557;
indesz lasse ich aller gewiszheit wegen . . . das stück bis
auf ihre antwort . . . zurück W. Humboldt an Schiller
(2. 10. 95) Leitzmann^ 152.
5)) vde die objective fassung bei der angliederung des Sub-
stantivs an andere sich gegen die subjective abhebt (vgl. oben
sp. 6362), so prägt sie auch in der Verbindung mit verbis
manche andere züge aus als die subjective.
<*)) /"»■ die subjectfunction ergiebt die Verbindung mit
der copula (vgl. oben zu Haller, Schopenhauer, Auer-
bach) wenig unterschiede, wohl aber zeigen sich solche
neben entsprechenden verbis. vgl. gewissheit neben heissen,
kommen (Kant) liegen (Herder) wegfallen (Schopen-
hauer); dass er weggeschleppt den Abbassiden,
schien gewiszheit Platen (Abassiden 7) 2, 510 R.
der vocativ jedenfalls in dem obigen belege aus Göthe
ist nur bei der objectiven fassung möglich, dieser gehören
auch mehrere der Verbindungen mit dem acc. im besonderen
an, 80 neben gew. geben (Herder 9, 233);
weil du gewiszheit vorgabst
Grii.lparzer (könig Ottokar 1) 6*. 17 ;
dofu vgl. (a. o) gew. wollen (Herder 10, 170); setzen
(Schotte lO heften (Herder 15, 438); einprägen (S. v. La
Roche); schauen (Göthe 8, 99); sehen (Göthe an
Knebel); betrachten (Fortunatu^s) ; untersuchen (Lichten-
BERo); vgl. mittwoch abend erfahren sie die gewiszheit
Göthe (aus Schiller ih.b. nQ9)br. 14,47; um jedem all-
gemeinen satzo als solchem die gewiszheit abzusprechen
A. V. HEvnKiinF.cK die getoisaheit des aU.gemeinen 16; wenn
GEWISSHEITSANTRIEB — -WEISE 6364
der satz seine gewissheit nur haben soll als ausdruck
eines , . . denkaktes 12; das gleiche Herder 19, 70.
b)) bemerkenswerte gegensätze zeigen die präpositional-
Verbindungen, die auch hier reich belegt sind, unter
ihnen tritt das oben so viel beobachtete mit gaiiz zurück:
aus Worten und redarten freier erzählung läszt sich eine
solche ungeschriebene Urschrift (y^a^rj ayQa.<poe) mit ge-
wiszheit nie ausfinden Herder {christl. sehr.) 19, 417; vgl.
auch 10, 273; mit absoluter gewissheit allgemeine erkennt-
nisse zu gewinnen Heydebreck 7; dagegen treten andere
Verbindungen vor, so zur gew. (Lessing 9', 39; 13^109;
Herder in, i65; 13,46); von gew. (Chr. Wolff; Herder
10, 399; 12, 43); ohne gew. (Herder 5, 517; 9, 274; 11, 226;
17, 130); über (Oöttinger student); für (Abr. a. S. Clara;
Herder 10, 44; 15, 31; Göthe br. 6, 406); gegen (Herder
9, 265); in (Herder 15, 58i); dazu vgl. die sceptische
methode geht auf gewiszheit Kant (krit. der reinen vern.)
3, 292 ak.; nun sind wir zu dem resultat gekommen,
dass der antirealismus . . . einen verhältnissmässig un-
bedeutenden Zuwachs an gewissheit gegenüber dem realis-
mus gewinnt Dürr grenzen der gewissheit s. 120.
3) unter den Zusammensetzungen, die meist nur verein-
zelte geltung haben, zielen diejenigen, die der spraclve der
Philosophie entstammten, vorwiegend auf die subjective
fassung des subst. im gegensätze zu solchen, die der spräche
des lebens angehören.
GEWISSHEITSANTRIEB: gibt es einen gewiszheitsan-
trieb, der mich gewisse Vorstellungen über das uner-
fahrene mit transsubjektiver notwendigkeit anzuerkennen
einleuchtend und unwiderstehlich nötigt J. Volkelt
quellen d. menschl. gewissheit s. 23.
GEWISSHEITSART: so liegt denn in der selbstgewisz-
heit meines bewusztseins eine gewiszheitsart vor, an der
das denken in keiner weise beteiligt ist Volkelt 13;
in manchen Wissenschaften . . . kann sich hier und da
die läge ergeben, dasz andere gewiszheitsarten zur pfad-
findung, zur beleuchtung . . . herangezogen werden 113;
u. a. vgl. gewissheitsweise, gewissheitsform.
GEWISSHEITSBEDÜRFNISS: an die Philosophie als
Wissenschaft schliesst sich, indem sich mit ihr die
intuitiven gewiszheitsbedürfnisse verbinden, die Philo-
sophie als lebensmacht, die lebensphilosophie Volkelt
s. 123.
GEWISSHEITSBRIEF: aus niederdeutscher quelle aus-
gehoben: id sij up gelowen mit bürgen off ain bürgen,
up pende, up erve, gewisheitbrieve Kölner margensprache
(1424) Stein akten 1, 290.
GEWISSHEITSFORM : es gibt noch andere gewiszheits-
quellen. ich habe die gewiszheitsformen intuitiver art
im äuge Volkelt s. 4.
GEWISSHEITSGRAD: vgl. oben grad der gewissheit;
vgl. bevor man über den erkenntniswert, über die gültig-
keit und den gewiszheitsgrad einer tatsache urteilt
R. Eisler das bewusstsein der auszenwelt s. 2.
GEWISSHEITSGRUNDLAGE: gehört die erinnerungs-
gewiszheit . . , zu der gewiszheitsart: die sich mir als
selbstgewiszheit meines bewusztseins zu erkennen gibt?
. . . mit der erinnerungsgewiszheit ist keine neue gewisz-
heitsgrundlage eingeführt Volkelt 15; vielmehr gebe
es unter absehen vom denken überhaupt keine gewisz-
heitsgrundlage 10 ; u. a. vgl. auch das folgende.
GEWISSHEITSQUELLE: das denken gilt ihnen (Plato,
Spinoza u. a.) als einige wahrhafte gewiszheitsquelle
Volkelt 2; aus ungeheuer erregtem lebenswillen und
machtverlangen heraus . . . wird hier leben und mensch-
heit gedeutet, zugleich aber sind bei Nietzsche das
moralische, das ästhetische und auch das religiöse
sehnen und fordern als intuitive gewiszheitsquellen tätig
182 u. a.
GEWISSHEITSVOLL:
hartlautend ist der satz, doch mir gewiszheitsvoll ;
wer, was er will, auch darf, will selten, was er soll.
Hagedorn {moral. ged : schreiben an einen freund) 1, 35.
GEWISSHEITSWEISE: fragt man nun, worauf die ge
wiszheit unseres erkennens beruht, so stöszt man auf
zwei Ursprünge, auf zwei gewiszheitsquellen. mag auch
ein noch so inniges zusammenwirken beider gewiszheits
weisen nötig sein, wenn erkenntniss entstehen soll, so
6365 ÜKWISSIGHEIT-QEWISSUCH
0BW18SUCH (I. a äUtnt ttkmttk) 6366
ist ea doch anmögUoh. die eine saf die «iider« sarttdi*
zufiüircn Voi.KKi.T ; S; vfl. aueh fOwlHÜMiUtypiM ». 1;
gewiit/hoitflprincip«. i.
OEWiSKIUilKIT. ÜKWlSaiCHJUT,/.. »ahm\form tu f*.
wiiHheit 9. «p. iMAa: vgl. mmtk gtwiadf, mmmtu Hkmimjn
lAOS.
GKWISSKIINST./; gewUzkuntl h»t l^bnlla fDr maUte-
iiiatik vorgOMclilRgcii, wofUr grÖMionUbre b«u«r Ul. nnter
KewiBKkuiiHt kiinnte man eh«r di* tlrcngere rerooiiA-
lehre, insofern sie der vornunfUehr« des walinohtlBlielMa
entgegenfMetzt Ut, verstehen Hkynatx t, M; dm» flmek»
bei Camp« a. 867^
QKWI8SLICH. adv.. MmUtrhUthmg m fewiti (•. d). 4k
dtcMM a4jtetiv jedoch mtr in dem »deeehinltn /knetiemem
oi* vereiärkte form eoßemmu «mcM umd die im der
neueren epftoehe wieder eurueeertei*
l) v>äkrend äae mngeUdeMeeke die eniepretkemde ferm
gewia(i)Iioe nukrmalM lüt§en täeet (Bosworth Tolijui),
reieken die deutarhen belege nur bi» Notkbr »urHek, van
dm ab beeettgen ei* aber ei$»en eleti§ eiek mehvemdtn gekrmuA.
a) bei NoTKsn iet die mdeerbim^/^etimt muA itteeeilJA
neeh eiehergeeieUt; in ikrem gebrmueh aeigi eie dme od-
verbium noch kä^^er an dme verbuen gebunden, ale vem
verbum gelM, vgl. me inäubitaio eemere. ih giho ohad
ib. tb«s ih kuislicho nu bechenno: Hoethiue {,Hattemer
8) t«7^; flirmiler haeienua expedita, nob kttieliobo ge-
rechet fonc iwer deheinemo ns^; venun eeee, lA ist lo
guislicho war leatn/orMm (8) 484*; gegen nn diatn getkilMt
iftguisHoho. neeeeemriumeonÜngitUt^: daau vgl. eweieeug-
nieae der Windberger peahnen (0n^tM) /br faieMobe mi
»teile eine* tat. uHque. dae NoTKIR mi beiden ßUUn un-
tibereettt lieet, \eäkrend die Trierer pemUnen dme einemml
cewore, dae ander« mal geirisse eeteten: obe waeriieben
guisliche das recht ir redet; ob gnisUohe ist der waoeher
deine rehten, guisliche got irteilinter sie an der erde.
a) itn ültergattg zur milMhi>cMeut»ek»n eeit ging die
abgrenaung der adverbialeH function gegen di* frddiemiiee
auf UeutUehetn wege verloren.
1 )) Amt eetet der vereueh eimer kenneeiehnung dmrek mndtn
ftexiviecfte mittel ein, er trefft oter voneiagtmd dme vom
verbt*m loegdbete adverbium, und we er eeendumgem etretft.
die dem ainne nach engrren ' rueammenbang ferdem, iet
meiet durch die tcortatellunf/ ei}%e. trrnnung veUeogen:
■wer aber ir rwisltcben
se rehte künde («phlegea,
den lieze al nith under wenn,
im war der Iftn ron ir berell.
HAaTMANN Mree tut Sf
SBwialiobin han iclt erfunden dag,
a; her goüa «on was.
der mich scu desdn standiB
von niinir eache bat «nfmiMlfai.
Jon. ROTHB paetton ItTO HehiHeh:
er wil dag vii gewisllchon. sl er ein Jir gewesen, da|{
er nie stich gesach. er werde gesehent artneibttek (Wiener
aitt.ber. 48, 189); wil dO den harenstein vil gewisUoben
brechen, st^ mercke dise ersenle IM;
aie ist gewiweltchen tAt.
HiiNR. V. n. TOaiJa feroM 18091 MUO;
ich bin dAher Of einen strlt
gewisllcben komen.
OrroKAR 4188 ;
dagegen vgl. (e. ap. 8886) 196 und epee. eettee.
%)) attdereraeita aitui im der älteren epraeke gmne «sr>
eimelt aiuh übergriffe in daa gebiet prädieativer und
attributiver Verwendung tu belegen, die deuHiA unter
eit\flua* der oben bei gewissenlicb (ßp. 8800)
fiigungen eteken:
dag maog dir gewialich weeea,
(vor. desi soUu von mir gewiaee weaaa ; des soita
gewiss wesea)
dft soH den gewissen tOt hkn,
das enmahtO mir nibt engtn.
der Strickkr Danid 808818 Moeenkmgen:
euch muost da dar zuo rfben
beide kinsrhcit undc schäme:
dennoch i«t oin kr^ttes name
gewisllcbiu raanheit.
HARTMANN VON AuB «Tstet bückUi» 1817 Houpt;
bis man von ime vemaaBS
gewisISrhin maere
wie es im ergangen waere.'
GoTTKRiB» rrMlaa 7881 M. ;
verbindmmg (war.t wmeimem wef) Komrao v.
WORsamM im. kriig tatm, 88Mb
M) der mäveriimU gekrmtk aelgt bei ummm tiHmg ii
tteteitäiebm die ^eiakm tiutdtrjnbungm* denen dm» «•»>
/Uh* t8Wl888 (ß. ep.mtß.) iek dar mHtdk»tkdmttm%m
in enger mmlekmung mn dm» emium ebene» beUgi, lei» in
freier »teUung. emteiildtnd iet ei» dagegen nur eüunml
beobmektelt »6 dm» »k»dbm ■Il8«tlli88 4a« boabei wirfet
bin d4 die fllMe lifeo. fewiaüdM dm fUdaeü nibl mrt
1» für die engere ewlBtwiiBf mn dm» verbum »eigen di»
fidker ed» mit eelekm der mmhmelmemgt
ümemwenm fewiriHbe («
d newslf h» alMMr fi
■ ' 48r/. admUtr:
OrroKAR teterr. retetekrtm. 198 MremSHer;
swag wort die wwfcsR^^^ baa ick
Bco gar SRaotsR gawMMk
6Ndk der Maambbei 8888 Hdtm,
ar ist a4 rscbte Uiawavar
das ich fvwIaMehe weis
das er sM vtbtdkm aleMMB.
Komuo VOM WraxMnM A|
Beugt n. Jeeipk.
leb wU gsaiwiHiibi aalM («
wag te «esi geashe af
der-
SnurKB« lXiRMM84
8)) muek die bei Noi kkk scAo« M^
prädiemtive wabr kehrt hier wieder, wie eie ebene» in dar
neukoekd. periode wiederholt wird: ex iat aaeh gevMaleh
wir. dai elleicb tauben die ari babent. die nfioiaMr (•-
Togelt werdent und ktuscb beleibent Korr. v. Mbobr-
BERO buch d. natur 181. 80.
8)) die freie »tetlung im erntet:
das ir mich hie gawisasHeb
minnen wotdel
Uta. V. lArHTMnmmxn /rmaendlemtWbl, t
■araeb bar DleMcb.
jMbM bann ein
die gsfiebe IcmtiI
U MwislloB.
mSttnldbe
ebene» (ich wil tewieooBoha tot . . . UfnO
AiMtct 1888: (lo ist er gewisUelMr aiiö
(11. UO) L«i<r«Mina 15*;
duerjewWicbe
g^opa dnaSra.
HABTMAim rede
ebene» (es waere gewislicb unser tAt)
baeten alle den tAt ril gewiseelieh
▼tt sieherUoh] erttten) art:
d« BiM leaMTweMaaell
eb was si gswieasb.
der aaaksls eibe aAeb los.
9. 808i);
Strickbr
V. d.
Daniel
(rar.. Ttl
OrroBABi
888«: (wir
das sidi tosieg ir arMerl
aO laafetBdaa taata^
als er Balle sorslaflB
Sl gewiBQca wMstaaHMs.
Nie. V. jBao»cHti« IMAI
leeAaeUiiafM»
\) emd w» di»
für fowiaeUak
fltsrsetowwfsR epdim nur die Augeburger dm Ptlajis*
MAHN, die iknlieke weg» gebt, indem eie fewisatteh eü^
ßikH: gavisBUeh das laieh gpU ToOuunpt ia «oeb La».
lt. 90 (fiii/krti gegm etasIBak, Moalal m. «. je, j« Latbar.
Weiasslekor. Torvar Qaaelal): dm gimeke JM». 14. so
(fMMiMa. dann *s« dm Augebmrgem, swar Lcthrr): dissff.
1 Kor. 11. 7; U. 18: iknt. 1 iloe. 11. 19: Job. tS, 98; üi
SMti fbUan, die eiek aber dadmtk unbtreekeidm ,
6367 GEWISSLICH (i, 6 in der bibel)
sie zugleich eine anlehnung an das verbum des eingelei-
teten Satzes erstreben, macht auch Beheims Übersetzung
von unserer bildung gebrauch, führt sie aber in der er-
weiterten adverbialform ein: vorwar und gewisHchen sage
ich üch Matth. 13, 17 {amen, quippe, ernstlich gewerlich
Mentelm. a.; gewishch Pfianzmann, furwar Koburger,
warlich Luther); gewislichen vorwär sage ich üch Matth.
5, 18; dazu vgl. sicherlichen vorwär sage ich üch Matth.
17, 19; zu dem einmaligen gewislich {profecto) bei Luther
a. u.
ß) in anderen Verwendungen bevorzugt Luther unsere
bildung, wobei er m^ist im gegensatz zu den übrigen Über-
setzern steht.
1)) während die engere anlehnung an das verbum nicht
zu belegen ist {vgl. z. b. das soltu wissen l. Mos. 15, 13
Luther gegen gewüsslich soltu wüssenn Züricher bibel),
vnrd die Verbindung mit dem prädicativen wahr viel
wiederholt: das ist je gewislich war. so jemand ein
bischoffs ampt begert, der begert ein kösthch werk
Luther l Tim. 3, l {mards d Xöyos, fidelis sermo, getreuw
ist daz wort Mentel und die übrigen, das ist ein ge-
wisz wort Dietenberger, bewährt ist das wort Weiz-
säcker), genau so 2 Tim 2, 11; Tit. 3, 8; l Tim. 1, 15;
1 Km. 4, 9; und man erkand, das seine Weissagung ge-
wislich war wurden Syrach 46, 18 {cognitus est in verbis
suis fidelis, ist derkant getrew Mentel m. a.; war er
auch bewährt als seher Kautzsch).
2)) in loser Zugehörigkeit zum satze führt Luther die
adverbiale form meist mit beziehung auf zukünftige er-
eignisse an.
a)) er macht dabei von ihr oft gebrauch, ohne in der
vorläge einen anhaltspunkt zu haben, so dasz in der
älteren bibelübersetzung eine entsprechung fehlt: das aber
dem Pharao zum andern mal getreumet hab, bedeut,
das solchs gott gewislich und eilend thun wird Luther
{nicht in allen ausgaben) 1 Mos. 41, 32 {deo ita facere
omnino [utique] in animo est; ein entsprechendes adverb
fehlt bei Mentel und den andern); thu dem fromen guts,
so wird dirs reichlich vergolten, wo nicht von jm, so
geschiehts gewislich vom herrn Syrach 12, 4 {in der vul-
gata und der älteren Übersetzung anders, seker Quentel,
sicherlich Dietenberger), ganz ähnlich Daniel 10, 21 ;
ob sie aber verzeucht, so harre ir, sie wird gewislich
komen, und nicht verziehen Habac. 2. 3 {veniens veniet,
gewisz Dietenberger, Kautzsch; die ganze stelle in
Luthers Wortlaut übernommen von Herder 9, 64); dazu
vgl. : und jr gott wird sie dir gewislich in die hende
geben Judith 5, 22 ; das künd jr hie lernen, denn jr seid
gewislich seer dürstig Syrach 51, 32 {animae veatrae aitiunt
vehementer).
b)) wo auch die lat. vorläge anhaltspunkte bietet, ist es
doch nur selten, dasz schon eine der altern Übersetzungen
mit gewiszlich vorangeht, vgl.: sandt er kundschaffter
aus, und erfur das Saul gewislich komen were Luther
1 Sam. 26, 4 (certissime, sicherlich Mentel u. a. gewiszlich
Zainer u. a. desgl. später Dietenberger); und wird ein
schrecken unter jnen sein, gleich wie es Egypten gieng.
da jre zeit kam, denn sihe, es kompt gewislich Hesek. 30, 9;
quia absque dubio venit, on zweifei Mentel u. a. ; desgl.
Dietenberger; fürwar Kautzsch); das gleiche {an der
spitze des aatzes): da nu Jacob von seinem schlaff auff-
wachte, sprach er, gewislich ist der herr an diesem orte,
und ich wüst nichts l Mos. 28, 16 {vere, gewerlich Mentel
u.a.; wahrlich Kautzsch, gewiszlich Dietenberger);
einmal hat Luther das adverbium auch satzbildend
verwendet: gewislich hie hab ich gesehen den, der mich
hernach angesehen hat i Mos. 16, 13 {profecto, on zweifei
Mentel u.a.; wirklich Kautzsch; gewiszlich Dieten-
berger).
c) in den buchungen nimmt die adverbialbildung bis
gegen das n.jahrh. einen bevorzugten platz ein, während
sie von da ab in einer weise zurücktritt, die dem thatsäch-
liehen gebrauche noch nicht entspricht.
a) der grosze kreis der bedeutungsverwandten wird von
den lateinisch-deutschen Wörterbüchern in ziemlicher Über-
einstimmung mit den detttach- fremdsprachlichen Wörter-
bilchem gezogen.
1)) etrtt, gewiszlich handachr. voc. lat. germ. Diefen-
GEWISSLICH (i, c in buchungen) 6368
BACH 115*; gewüszlich, gwüszlich Cholinus-Frisius 154*;
gewüszlich, on zweifei fürwar {certo) ebda; certe, certo,
'gewislich, das ist gewis das' Aventin {rudimenta gramma-
ticae) 1, 444; gewiszlich, ohn zweivel, warlich, sicherlich
Emmel Silva quinqueling. Qq 4*^; gewiszlich, warlich CoR-
viNUS 169; gewiszlich, ja, fürwahr Reyheri, 998; indu-
bitateetindubitanter, gewiszlichen ?iaud dubie, sine dubio
. . . Dasypodius K 5*; sine dubio {proctil dubio), one
zweifei, gewüszlich Cholinus-Frisius 300*; 700*; Frisius
1064*; 449'' (gew.); nee dubie, on zweifei, gwüszlich,
sicherlich Frisius 450*; indubitate, on zweifei, ge-
wüszlich Frisius 684''. explorate, gwüszlich, sicher-
lich, nach wolerfarnen sachen kundtlich Cholinus-
Frisius 345''; Frisius 518''; {fügt hinzu: eigentlich). —
plane, gewüszlich, eben Cholinus-Frisius 665*; ge-
wüszlich, für gantz gewüsz, on fäl Frisius lOlO*. nae,
idem quod certe, eigentlich, gewislich Faber 535";
quidem, certe, gewiszlich, zwar Reyher 3, 928; sane,
gewüszlich, warlich Cholinus Frisius 775''; Frisius
1178''; (gew.); non sane gewüszlich ni^. Cholinus-Frisius
775''; Frisius 1179''. — quippe, sicher- vel gewiszlich;
gemma gemmarum Diefenbach 480''; dann gewiszlich
Dasypodius Ff 1"; denn gewiszlich, sintemal Reyher
3, 939. enimvero, gwüszlich Frisius 473''; gewiszlich
Garth-König 226*; König 395''. equidem, gewiszlich,
warlich Dasypodius L 5*; warlich, fürwar, gwüszlich,
zwar Frisius. — profecto, sicherlich, gewiszlich
hdschr. voc. lat. germ. Diefenbach 468*; gwüszlich, waar-
lich Cholinus-Frisius 701''; fürwar, gewüszlich, warlich,
on fäl, es ist also Frisius 1066''. utique, gwüszlich,
zwar, on zwifel, nämlich, warlich Cholinus-Frisius
914*; Frisius 1417»; pro igitur et omnino, ja freilich, ge-
wiszlich Reyher 3, 2301. — scilicet, adverb. affirmandi,
gewiszlich Dasypodius GgS"*; scilicet ita res est, fürwar,
gewüszlich, im ist also Frisius 1186''; — videlicet. adv.
confirmandi, gewiszlich, ja Dasypodius Nn 8*; on zwifel,
gwüszlich, sicher Cholinus-Frisius 895*; Frisius 1377'';
— affirmate, gewiszlich, eigentlich und sicherlich
Dasypodius M 7*; Frisius so* (gwüszlich); Reyher
1, 198; gwüszlich, sicherlich Cholinus-Frisius 45''.
assertim. gewiszlich handschr. voc. ex quo, gewislich, mit.
hochd. böhm. wb. von 1470 Diefenbach 55^. — asseve-
ranter, vestigklich, gewüszlich Cholinus-Frisius 98^;
Frisius 128*.
2)) gewiszlich oder sovil, adeon i. adeone, vocab. theut
{Nürnberg 1482) M 5 ; gewiszlich, porro, ebenda ; gewiszlich
oder furwar, profecto. desgl., gewislich adv., certe, asser-
tive, certitudialiter, pro certo. vocab. incip. teut. i 6*';
gewislich, utique, videlicet Dasypodius Tt 4"; dazu vgl.
die umfangreichen lateinischen parallelen bei Frisius
dictionarium (1556) 108*; Maaler 180« und 202*; vgl. ghe
wisselick, certe, certo, procul dubio, utique, sane Ki Li an 147*;
ähnlich (gewiszlich) Alberus 17*; Schönsleder V 5*;
Calvisius 744''; gewiszlich, aigentlich, wahrlich, fürwahr,
ohn allen zweiffei, also helffe mir gott, certe. certo, pro-
fecto, vere, procul dubio, utique, sane, omnino, ita mihi
deos omnes propitios esse velim, ita, particula jurantis,
equidem, revera Henisch 1603; gewiszlich, certainement,
vrayement Hulsius (1596) G2''; pro certo, in veritä, alla
fü. (l605) 63* ; pour certain, certainement, pour seur, asseu-
rement, certes, per certo, certamente (1616) 138''; das gleiclie
DuEZ 199''; gewiszlich, certe, omnino, revera, maxime,
enimvero, scilicet, equidem, sine controversia Stieler 2568
{siehe auch ttnten); nimirum, sine dubio, certe, nempe,
nemblich, ohne zweiffei, gewiszlich Reyher 2, 4760; pro-
fecto, certe, nae Steinbach 2, 1058; Matthiae 2, 182*;
Kirsch 2, 152*; profecto, certe Frisch 2, 454*; gewiszlich
in Wahrheit, heist nae S. J. Apin grammat. lex. (1728)
s. 593; Sans doute, certainement, assurement, certes Frisch
dict. des pass. 2, 280; certainement, assurhnent Schwan
1, 748'' (gewislich); certainly , sure, surely , assuredly
teutschengl. lex. 2, 775; ähnlich Hilpert 2, l s. 466*; ge-
wiszlich, adv., welches im gemeinen leben für das ver-
sichernde nebenwort gewisz üblich ist, und noch mehr-
mahls in der deutschen bibel vorkommt Adelung 2, 672;
soviel als gewisz Campe 2, 368*; gewisz Heyn atz hand-
buch 283''.
/3) der gebrauch findet in den buchungen weniger berück-
6369
GBWISSLICH (1. d fi
0KWI88UCH (1. 4 formm)
6370
nehtigung, nur »UlUn tit durehgängig fiH. iata Ha
büdung aävtrbüU vtnmndtt wird, dar timaig*, dar autk
at^tcHviaehan gtbratteh offm läati, tat Stiilih: gewiixlirh
a^jeei. et fraquantiua ada. MW.
l)) verhältniaimäaaig atMraldk aind dia ttattdangan ga-
bucht, die daa adv. in angatar anialtnumß an daa varbun
teiytn: ita parauaattm omnibtia. tin iM«r flaobla iwttu
lieh Fkisiub 9M^; etwa« g«wOMlleb wOmch. ctrtum
kabare alitfuid Maalbh k»*; (ich w«Usg«iriailiob)STiiLRN
1068, invenire eertum. «off den grund kommen, dl« «er
helt gwUssIloh Hnden Fmivius ti«*; loh tohrclb dir er-
faren ding, dM ich gwOszlloh erkundiget und erfaren hab
618^; »tabile tat me patri aurum reddare. leb hab mir
gwUszlich- fttrgenommen CiiuLiNua-FRitiua au*; mihi
eertum ett. loh bin eigenllloh deat tinna. loh habe
gewUulioh fUrgesetzt Fiiimiu« ii«*: etert at tarium lafwi.
die warheit heiter unnd gewOazIich tagen Pniaiua
>U*; Maai.kh \ttf\ ita dieo, loh Mg gewUulich daa et
alio iat Fhisius 787*: 4{ffirmo. loh tag dir gewUtzllch
daa Frisium m^; gwUztlich lohweeren {bai ÜHOtiNua
FH181U8 gwttts und aicherlich) Fitiaiüs 774^; gewQtzllcb
Terheitten, «ov#o Maalkr mm*: gawlatlloh tutagen, pro
atrta.tuaavtrantar.etria poUieari, prowütiart DtciUAroH Xl^
pramettr« J^rmement, affiar, promettar« farmamanta, dar
aaria aparanaa Hulbivs (1816) 188^: praanaUra pou/r aartain,
farmamant, aur aa fag; pro ctrto poUieeri DuKZ IN^.
f)) nur für dia loaart augak9rigk^ lum aataa liegm auch
jüngara bttchungan vor; vgl. earta ia eat. er lata gewQtz-
Höh Fririus tu**; diuglaiche Maalkr180*: /aeti earta fide*
aat, et ist gewÜRzIloh aito getchehen, ea Itt eigentlich
alto ergangen, die taoh bat tlob warllcb alto Terlauffen
Fhisiuh ais*; Maalbr 180*: daa eine kan gewltslieh
geschehen, dat andere aber nicht, fiari altarum pn^eeto
poteat, alterum certe non poteat Stein dach t, 1088; et
wird gewiszlioh nicht geschehen Camps t, 868*: conaciua
mihi aum a me eulpaat eaae hana proeul, ich bin mir be-
wuszt, loh bin gewlszlich unschuldig, ich weias miob
unschuldig Ai.ukrus sio*; plane kertle Kac fuidem eat,
es Ist gwüszlich also Ciioi.inu8-Fri8I08 888^; pro-
feeto aie eat. es ist warlich also, gewfitxUch KRI8IU8
1068^; es verhält sich gewlszlich so Camps s, 888*: ea ist
gewiszlioh wahr Adbluno t, 67S; Hilpsrti, l, «68* {un-
doubtelg trtte); sie irren gewiszlich sehr, nae Uli vehe-
menter errant Steinbach a, lOM die erde Ist gewiszlioh
ein theil der weit, terra profaeto para eat m%*ndit, 1068;
beüum aana diJficiUimum geaait. hat gewOsziich ein gar
aohwiren krieg geffirt Cholinos-Fribius 77&^: Frisivb
1178^ (gw.); ich bin gewiszlioh da gewesen, prt^eeto ibi
fui Stbinhach S, 1068; er wird gewiszlioh kommen
Adbluno >, 678; er soll gewiszlich so leicht nicht ent^
wischen, tZ eourra bian, ai Von na l'attrappe Schwam
1. 748*.
y) tum geltungabereich liegen mundartliche btiehungan
nur aua dem niederdeutachen vor: gewislig, gewias, {••
wislig haal I . . gewisz oder mich hohle der teufel SchOtsb
Holatainiachea idiot. i, 88.
d) dia formen.
o) im ersten eompoaitionathail kommt vor etUam dia
achreibttng des apiranten in betraahi. vtrainatlt iai dar aah
lautende labial in drr bayrischen $aknihm$ da» »tnehlum
lautea beieugt : gcbissieich Brennara »fvathluA Wl*. daa
atammvokal unterliegt \rie bai gewist t» SehtaaiaariaAan
Denkmälern der rundung: gewüsxlich bei Cmolinos-
Frisius und Frisius («. o): deagl. bei Zwinoli v./VeiA.
d. »paiean ». 9, 10, u. a. ; doch vgl. auch gewaasliob bei
Bbchius verdautaek. d. AoRicoLAds*.
l)) die lautgeaetilieke kiimtng dea apirantm vor dar
liqttida iat durchatta nicht attj' dia alit aprad» ltie>riii*#,
$ie hält »ich in einselnen denkmätam — mwtiltfldfc MsMrf
detttacher und niederdeutaeher herku^/t — übar da» U.jakt'
hundert hinaus.
a)) gewisliche kaiatrehnmik 4887; Hartman «. ftotiitis
8160; Hartmann v. Aus l. büekl. 1817: Gottfribd TViaAm
7S61; — apee. eed. 887; Konr. t. WOrzburo, A^ftt-
hard eis; tioj. krieg »475, 16869; — Melkar kandaehr. !*•:
rabenachlacht 90i; Ottokar 196. 88«: Nie. T. JSROSCHIN
19484; buch d. Maeeabäar Wi»; Konr. t. Mboenbbro 181,80:
Augaburger bibd daa i;/Umamann l. Cor. ll. 7. 14; Uta».
ntttitim
14. »: Jak. t», 88 (abar §»wtaaikhtm i Mm. u. tt): ifcmstdkir
wrk. 9. UfM (». Simatkmr «, «ttX
•)) weit dam f. iahak. tratm dia tlndtmtwakm kdaf»
lurHek- gewialich DAarPooiUB; FiscHA8rr g/UkM. »ak^
8tl: AvKNTiN 6. 488; 4, «•; dt» kürwumg Uli »»»k Jabi
teeaenttiek nach m mUttldamiaaham dtnkmilmn fSViälWl
dtaek. attidlatkram, M, Mt; f8wl8tteb (mabam fMHsdtoh)
Hamm Sacn« /kk. m. «aW. «. «8; b, Mi; LoTiiM t. Ut^i
8, 818* Jena: 0,M Wtkmmr; und tdtnaia§amd im dar biitt-
übara. (in d. Zuhakt btbaL gewiailteb): P. FiioB«T 8«:
gewisUeb datnkmat ^ ^ kvatuuva, Scmbo« (Mallawa).
und bai fk»9.n m^. Ut da» fiaieka fdbiat rakkm mtak
noek apättr» bttaga/Or gewitllcb au* P. GsnMAniyT {Miatkar
u. Tümpal 8. 4tl* gegen gcwitaiicb 84*^; GRIMMSts-
HAVSSN 0. 88 Kaüor gagan gawtaaUeb Simfl m «. •);
Bu-ncNRT ftlhMM 887 (fWM ftwiaaltoli ^
ß)) naak lämgar kätt aidk dar ainfadka apiamml im dam
nitdtrdmtaakim wnundartan: gewlilick jüa§ar»
Bainka da vaa (ß, 1) 18«: ftwiallf ScmOtbs
idiot t, 88.
b)) in obardautaekan dankmtäim m iat daa »pirmmt mrttkar'
gekand patatatiairt : gawitebl «fa «ar. nakam gewialiob
tr<(f. krieg 84748; daa gtaieha in aat u. paagu. 8*. 188
Sekada: daau vgL gawitkUeb kiatariamhibil m» Maradtef.
8)) in dam Mtfen. dia die doppttapiamit» »mmwt kmattgam,
ßuaaa «ms g8wi88«dteh («. d.) ankam: p^JasaMafc imr.
gewistlleh) Olk. v. LicaTSMvnu« ßmmmdiamat mt, •
Lacken. .- gewlaadiflli« (««r. §»wimükk,§»wtamndkii8kiak»r»
Daniel 1888; daa glaUkt MM; fawlaaltoh («ar. tiwt888»
lieh) J. V. Nrumarkt 8« (tf(. amak 188): ftviaatteh §aimmm
gammarum DlsPBNBACM 488*; Ms dar form tawtsxlieb iat
dia doppelung daa apiammtam »akon im dam voaabuianan dea
\h. jakrk. vorkarraekaatd uatd aitat eich im dam itJiiiitflrtiiii
daa 16. jakrk. mit gmm» geringen auanahmam /tat (DaST-
PODiUB, Fabkr). vor "
gntpkan Fhisiir, IIaalbr 9armmg»gmi§am, dia
dia aiknibunß ihrar tMcksAMar AtSMiiliiMf kmkaitt iat dam
littmrmnaakm damkmätar* daiatgd ti» aam Okaadaadaakimmd
aua ««r; |«wia8Uoh Augalurgar dntak 9. Orapaa» dim-
logan, Zainar» bibatübar».; StbikhAwsl, Äaaap 88; SsB.
Frank pmradoota 188*: Aso. Albbiitiros Ouaamn 84;
bat teaiatk. 8. 858; Emdimgm judmapid t. a. 887; Ebbrur
T. O0NZBSRO8. it.tai: 6. Wickram 8, 808: Fsroiraro
T. Tirol «fee. AiiwaBa< aala« M; Strsmo Iliaa I8^:
FiBCHART Oai'faatiMi HO (rfatii ogL •. |8Vialloh): Walom
atraitged. 88; Pr. CaocIA IBI. 888.
bai Probbt (iBwlnlieh B, UbX Harb Sachb it. in Ooetae.
thaU» «Am »aitkai wia bai HomR (fBwissltcb 4. rs) ; buch
d^UabatU^; Tu. Zwbipbl (Aatiaiaiiti an. 88^; H. Hbrman
aammtagaaa. «, 8; i. ▼. ScawARiBRRBRe «i. iRftiBtta «8 t».«.
ama dmat inneaem geüata mittaUaaataaldamd» iat diadafpab-
apürama auaaar im bdUgam Lotmbrs (ßarbaibar kandatkr. am
1 8mm. 88. «; BMasiidtai kr. l. 888; tsari» 8. tr IT. 8. «88;
7. 878 : it. «8 ; 8«. I. 8U a. «. ; «« fawhtteb «. •-), bai MAmiB-
8I0B faatauatMam (l, «8 «t. a.) dmglL Wi B. Rinowalot
«.8««*: Hatmbociob lyWeas 8, 8 •. tat; umd in Kirch-
HOPFS wandumam. 8, 177 ; aam 17. jakrkundart ab iat »ia
durtkg^fUkrt bei Opitz. WsiSB. GOrthbr «. «. bsmA
aua P. GsRHARDT (8. 846*} und ScaOPP («dkr. 188)
dam bel^tm ßkr |8«laUeb «•!<*« >ttr gawlaBtteh j
ßi mm ataaitam aamtpaaiiimuAail iat
1»
IBwiailBieh Kor RAD t. Mbobr-
BBRO IBI. 80; gCblssMah J8>8RR8I8 ^iiarillnd MI*: fBViB-
laieh knntschafl ffiiiaitiar ImMimb «a» MM (b. m.). m*
fBWiaUek, |B***Uf ü» dar §la»»» b. Jaiidh da «a» mmd bai
ScbOtbb. aur »gmapt da» pattfkta» »§L talaiBilb mabam
|BwflB8Ueh bai Frisics; gwiaiUak aalaR gawiaBUeh mi
8)) diaßaxiaiaahaanaaUmntmg iß. a. ap. tm) iat aaiakaam
18. liw IB. jakHL natk mttkrwtal» beUgt: da koa daa barran
Ton Narmbaat potaebAH. wie man Sriiart Maraebalk fewis-
lichen pfBht und nahet da wer buch dar tUba 884P; (Sürw
6371 GEWISSLICH (2 neuerer gebrauch)
berger Jahrb. des i&.jahrh.) dtsch. städte-chron. 10, 332; ge-
wiszlichen Thomas Zweifel 485 Baumann; Dasypodius
K 5*; Ferdinand v. Tirol spec. vit. hum. 54; Gretter
erkl. d. ep. an die Eömer 502 ; F. Gaggia 164; Stranitzky
oUapatrida2T. öst. weisth. 6, 26; Grimmelshausen loieder-
erst. Simpl. 3, 578.
y) übergriffe in prädicative oder attributive functionen
sind gelegentlich auch aus neuerer zeit zu belegen, sie gehen
wohl von zweifelhaften fällen aus, wie : dasz er noch wie
vor sein treuen fleis tun welle und uns noch gewisleich
kuntschaft zuschicken, wie und wo sich die Türgken er-
heben werden urk. v. 1478 bei Sinnacher beitr. z. gesch.
d. kirche Sähen u. Brixen 6, 612; do mitt das euch ewer
weczallung dester gewiszlicher auff Basel gemacht und
rerordentt bürd A. Koberger (i500) bei Hase ^ XXXI ;
dazu vgl. ; sollen eur lieb in ganzen warheit gelauben,
so wir desz ein gewislichs wissen betten brief Margaretas
V.Brandenburg (1478) Steinhausen 1,190; sich des gewis-
lichen ersten und zweiten (aufgebofs) entbinden zu
können internat. revue 1, 270 s. Sanders erg. wb. 646*.
2) die neuhochdeutschen Verbindungen halten nicht blos
an den beiden gruppen fest, die sich in der älteren spräche
je nach dem engeren oder loseren anschlusz des adverbiums
an das verbum gebildet haben: eine dritte gruppe, die in
der bibelübersetzung und in den buchungen noch wenig
hervortritt, entioickelt der litterarische gebrauch aus der
satzbildenden function.
a) im engeren anschlusz an das verbum. sind
a) nur vorübergehend die oben bei gewiss besprochenen
formen der körperlichen bethätigung auch hier vertreten:
dann bettest du zur selbigen zeit nit geirret, darumb du
in den Päd geworffen, und also dich ernewert, wisstest
du noch uff disen tag der sonnen wagen nit gewisszlich
zÄ regieren (haitd iam solis currum perite gubernare scires)
ÜLR. V. Hütten {die anschauenden) 4, 275 Böcking ;
inn seiner hand fürt er ein spiesz,
damit er gewiszlich schosz und stiesz.
JÖRG Wickram {AlhrecMs Ovid 14. cap. 4 v. 374) 8, 208 Bolte;
in vierzehen tagen den nechsten gewiszlichen in irer
stat on allen . . . schaden antwurten Thom. Zweifel 485
Bau7nann; vermeinen, es sei umb den glauben zu thün,
als umb . . . ein . . . zeitlichen handel, darinn man ge
wiszlich thüt, so man volgt dem vertrag, der durch ge-
mein oder oberkeit beschieht Eberlin v. Günzburg {auf
S fragen) 2, 166. hierher liesze sich auch die Verbindung
von gewislich mit haben auf grund der sinnlichen be-
deutung des verbums ziehen: ich lebe alszo, das meine
gerechtigkeit stehet allein in der hoffnung, ich habs sie
gewiszlich hvruER {pred. I53i) Bii, s. ill. im folgenden
hängen adverb und verbum nur lose zusammen: spricht
er: die leut haben gewiszlich den rechten gott Matthe-
sius (leichenreden) l, 165 Loesche; vgl. auch sat. u. pasqu.
3*, 103 Schade.
ß) die verbader mittheilung fallen in dieser gruppe fast
ganz aus, dagegen reichen die belege für die aus der toahr-
nehmung entwickelten Wendungen bis in die neueste zeit:
1)) nuon siehst du gewisslich, daz dich din wib nit,
sonder das hündlin recht lieb habe Steinhöm^el Aesop.
neudr. 68 ; denn wo nit gewiszlich mit der schrifft mag
erweisset werden, das Sant Peter zu Rom gesessen hab
Luther {auf . . . Bocks Emsers ant.) 7, 673; . . . in ain
besunder puech grüntlich aufgeschriben und gewislich
aufgezaichent Aventin {bair. chron. 2, 20) 4, 629 Lexer;
wiewol wir solichs nit gewiszlich oder warhaftig anzu-
zeigen vrissen Thom. Zweifel Rotenburg im bauernkrieg
629 Baumann; darneben schickt der hawf lewt umbher
und lassen viel andere schlosz ausprennen und zer-
prechen, die wie ietz nit alle gewiszlich könden be-
stimmen 877; . . . derowegen und wan sich dergleichen
mer zuetreget und begibt, so solle gewiszlichen dieszesz
urtl gefeit sein banntaiding v. Bürg (16. jahrh.) s. österr.
iceiath. 6, 26; ... got mag das nit leiden, er hat uns ain
laiblioh ding fürgesetzt, dabei wir gewiszlich got finden,
das ist Christus Jon. Eberlin {roider d. Schänder der
creaturen gottes) 2, 18 Endera; darumb ein ieder ausz
onoh nach der höhe seines Stands . . . hilff, trost und
belonung gewiszlich Unden wirt Joh. v. Schwarzenberg
6m««. V. Mutrinken 48 Scheel: doch ist die gröst danck-
GEWISSLIGH (2, a gew. wissen) 6372
sagung gwüszlich erkennen von jmall unser notturfft,
uns geben werden Zwingli v. freiheit d. speisen 9 Vfalther;
und wir wissen doch gewiszlich als die geschrift das
bezaiget, das der prophet Abakuk ward ausz dem In-
dischen land auf gehaben Gregors dialoge II cap. 23 {Augs
bürg 1473); ich waiss gebissleich, daz Brenners sprach
buch 107'*', 8;
derselb (gott) euch wider geben kan
das alls, weil ir nicht gwisziich wist,
villeicht ewr gmahl entrunnen ist,
etwann noch frisch und gsund im leben.
H. Sachs {die edelfraw Beriiola 2 ad) 16, 111 Ooetze;
wais ich auch gwisziich kein auf ert,
der mir für in thet bas gefallen.
Petkr Probst (fastnachtuspiel v. zweierlei
eitern 150) 62 Kreisler;
herbei, wer will sein glück zuvor gewiszlich wissen.
Grimmelshausen wiedererst. Simpl. (3, 14) 3, 695;
der in dem stillen dunkeln fasz
viel jähre lang gedacht,
er weisz gewiszlich dies und das,
was uns auch weiser macht.
Wilh. Müller {Alexander u. Diogenes) 88 Ratfleld
2)) und so du das gwüszlich gloubst, ist es gwüszlich
also, dann sine wort mögend nit betriegen Zwingli von
freiheit der speisen 10 Walther; ihr sollts aber gewiszlich
glauben, dasz d. Garlstadt und Philipps aufs beste eins
sein Luther {an Laz. Spengler 1520) briefe l, 525 de Wette;
vgl. dagegen S. Frangk paradoxa 133'* {s. u.); aber die
andern meinten gewisslich, das . . Carbach Verdeutschung
des Livius 2i5°; das ichs gewisslich darfflr halte Mus-
GULUS hosenteuffel neiidr. 9; das meinet S. Peter hie auch,
und will also sagen: wir wartten gewiszlich des lebens,
wie wol wir noch hie auff erden sind Luther {ep. S. Petri
gepredigt u. ausgelegt ib2B) 12,268 Weimar: daran wollen
wir uns gewisslich und unzweifenlich verlassen Thom.
Zweifel .566 Baumann; auff dasz wir in dem leiden
ursach haben zuhoffen, und durch die hoffnung der
künfftigen erlösung gewiszlichen warten Gretter erkl.
d. ep. a. d. Rainer (1566) 502; dasz wir uns ganz gewischlich
versahen, der sig und triumph solt in zwei oder drei
jaren unser sein Beelzebub an d. hl. bepstl. kirche (1537)
bei Schade sat. u. pasqu. 2^, 103; ,du kannst gewiszlich
versichert sein' antwortete Don Quixote, ,dasz . . . Tiegk
übers, d. Don Quixote (3, 3) 1*, 108.
3)) die in der älteren spräche beobachtete, aus Luthers
bibelübersetzung und aus den buchungen m,ehrfach be-
zeugte anlehnung an das prädicative wahr scheint in den
neueren Sprachgebrauch nicht mehr weit überzugreifen:
'ein narr ists, der ein weib nimpt', spricht die wellt, und
ist auch gewiszlich war Luther {das 7. kap. S. Pauli zu
den Gorinthern 1523) 12, 93;
amen, das ist gewislich war,
das bekennt aller engel schar.
all ehr u. lob soll gottes sein bei Wackernagel,
kircherdied 3, 227b;
doch müst jhr, ist gewislich war,
der heiligen zeugnis bringen dar.
Martin Hayneccius Hans Pfriem (3, 2 v. 1232)
Raehse s. 44.
es ist gewisslich wahr G. Reuter Schlampamp., krankh.
(3, 5) a. 123 ;
b) für die zahlreichen belege loser Zugehörigkeit zum ver-
bum ist kennzeichnend, dasz unsere bildung im. gegensatze
zum adverb gewiss mir selten noch eine steigernde partikel
oder ein entsprechendes verbum. verlangt: so mus gewis-
lich Franciscus seer hoch sitzen Er. Alberus Eulen-
spiegel A 4*; wie sollt' ich nicht jetzo
gegen den bösewicht stehen? ich hoff* ihn gewiszlich zu
schänden,
ihn und sein ganzes, gescblecht und ehre den meinen zu
bringen.
Göthe {Reineke Fuchs 12) 40, 214 (anders bei Gottsched
und dem original).
es soll dir
gewiszlich nit hingehn von mir.
Spreng Iltas (1610) 18«;
das gleiche schon Wickram l, ll*» Bolte; ebenso {s. u.)
N. Herman 3; macht und recht, so wir gar gewislich über
euch haben sat. u. pasqu. 2^, 103 ScJiade;
ich mag gewiszlich wol von gutem glücke sagen,
ich bin durch ihren mund zu letzte noch erfreut.
Opitz (sonnet uff einen kusz) teutsche poemata 103
Witkowski.
6373 UEWISSUCH (t, b •!• lOgflo gew.)
UEWISSUCH (9.6 UM wtfd
I) 6374
daran* laut aieh wM »Mittum, iau di» mrtttUm'ta form
im grundt dnmUm btd4iirji»iam ikmt, iam bti («wIm
di« »tngerung»miHtl ttUftftnktmmfm.
a) da» adverbium *vn»t axif dia ftgntwmrlt
D) dartiinb bUs gewUs, wenn da alawi tiliMt, d«r
allen nlluntimlb glaubt, da« der gewliixlieb niehU glaubt,
und ein unglaubin man Ut S. Fmantk pmraiioara in*
ob eH aber ii<^wiizltcb alizo, weis ich nicht H. v. o.
Fi.ANiry. ^\6M) 117: weil da« anfittck gcwinlleh fBr
der hnnde lit MATTHKniUR iUiehanrtda) 1. l»t Lomektt
alsdann gewiilich ein niixlnut dar geiundhett, In d«r
mentchl. oonsUtulton nbhandrn ist Buthciiky i'a/AmMMV.
a)) darum itleube nur niemand ihrem . . . rhOmen, •!•
Hegen gewiMich Lutmkh {doM dia« teorf) n, m; ■!•
täuachen Hioh gewiMlioh iKfi.ANO {vtrbr. aua «Ar». 6. ^
1,187; hierin irren sie gewiimlicb OoTTKn. Kkli.rii«.>M;
aber das gronüiül ungluck deataober nation iet gewiaxlleh
der zin» kaulT Lutiirr (an d«n ehristl. adef) «. MM; ••
ist gewiszlich ein geilt, der sioh Temtelt hat al« Cbrietai
rred. tut) M I ». SIS:
M l»t nwialich ela provehl,
der mir meine auffen aaff tbet.
P. Probet (MMR. r. AMM|0«ter. 18«) » Kr.:
das also da evangelium . . . lol sein and ist gewiHzHch
ein kratrt gottes zur Seligkeit allen die daran glruben
N. Hkhman aontagarfangtlia {rorrtde) i Wolkait; es filhret
gewiszlirh diese herrliche kunst ihre studiosos in rinen
solchen nbgrund aller ruriositäten . . . Kuiihau muaikal.
qnaek »alber 6 Benndorf;
darpei ««wislich iporel man
dar Weisheit hohe gab«.
Han» SACiin (Aetop m. d. pfO.) /ab. «. lekw. A. 106;
also hat es gewiszlichen auch seine gelegenhoit mit den
bildern der menschlichen sinnen Ghimmeijüiai skn
itieder trat. Simpl. n, 578: der ist ane got, und domit ist
er auch ttcwisslicli in der helle Jon. v. Nbumarkt leb.
den heil. Hieronymua M Benedict (in in/emo «a(): dan
wer seinen willen hat und thut, der ist gewiaslich widder
gotlis willen Lutiikr {auMeg. dtaeh. d«a vateruHuera 1519)
V), 101 ; Ir darffl euch fwislich fttrrhten nicht
PiTBR PROB-MT (r einem müUtrWH) Vi Kr.;
«• ist fawiaxlioh an der seit
daa fottae aon wird kommeo
In aelnar groaaen barrligkait,
zn richten btes ood IraiamaB.
R. Rinuwai.dt, W'aritamayal Hrtkemilad 4. S44*;
so snlirn wir auch betten, und wer also bettet, der wird
Itt-wisszlich erhurett LuTiiKn {pred. am w. Jan. latt)*. «86;
ich theile gewisslicb mit denen, die dnua wiaea«,
daa stechende, beiaxenda. bOee tawiaaea.
Ci. Brintano (OoM. BtDkk m. OmI.) ft, m Chr. Br.
0 gott, die schald ist dodi gewiasll^ iMlal
A. V. l)R08TK-HCLauopv (fm&Q McA S MMM 1, 71 Tr
SF) daa adverbium xreiat a\\f di» »ukut^/t.
t)) das er uns gcwisleich kuntschaf zuschickt (». o.)
.SiNNACiiF.H «, ßia: an welche porten deas mean wollen
wir uns denn wagen, da wir nicht gewiuUoh «wen bradcn
vnlrk finden werden buch d. lieb« {OabriaUo 87) 96t^;
da verzog ich in meinen einen
gwialich ein clainat sw gawinea.
wOrt ich änderet nit kftnig gar.
H. Sachs (dar naaemtani) /ab. u. «cAtt. «. SN;
. . . dieselbe übers jar gewisslicb nit anstellen . . . bmim-
taiding v. P/annberg (16. jabrh.) ». üater. mvü/A. 4, Hi;
BD lagen auch zween ungeheure grosse hunde im bof,
welche, wie ich sorgte, bei nacht gewisslicb nicht schlaffen
würden Gkimmki.shai-skn Sim^d. l»i: t-gl. aueA de hillig«
Augustinus secht, dat einem cebr^ker under veer werit
liken schänden gewislick eine wedderfare, er he Tan daM«r
werlt scheidet jünger« gloaae tu Seink« da Fot (S, 7) IM
Brande»;
>)) fhurt auff aeia troat an disem ort:
lebt anaer aael gewiaslich dort?
er saft; von disem sweifel nairf
natarhch gleicbnoss ich dir sai(.
JoH. V. ScHWARZBNBBRo kummertrval v. SM}
rgl. tiostaprueh a. 18 (war.) SeMe«l:
dann so gehts gewiasUch alle denen,
die sich wOUa wider gotl aatneDca.
B. Waldis atraUgad. aegem Heimr. ».
t. SSaoMnrey,-
IV.
Ml innft' •!■ «Maea mMcm
OOtim J%MMMa»
M Mpa tiwlMlIgli iwwHelw flnfM MATTMttiua
Msrapto (tfn)t^:
4ae If«« a««CBAe 4aa heni
äaaft. RourtMn I. fiMwt «. M:
TiaUeklil ankai er Ow aMl da* «tre mk »itiriiwliir
«i4VT«i ■OrAiird^a ittnaMtf» /mmm# «a« nm «. M
«. 06u.aHls
.wer wiil dieli foppen? leb gawlnltok ntebtr warf dar
ander« b«aeb«id«n «in G. Kbluir (Mmrtim SalaMiTar «)t,7a:
tl».
der hOrt dir gaaJBrifct di« akral
Wb «ntapM
iB«a« iiMgeL
omoa tat p^rta Mbv an a. «aar.
lob
kkr«
Bam. PniTomoa
wo aoleb gutta taf niebt Bein kSnnaa. daa
B«i willig und lustig, da wirf gewiaalldl
und hurerei Boin Lutiikr (7 Corinfk) a, Wb; aa
wislicb an hinaus gehrn. wie der paalm «agt (ßmdaf.
triatl. q^rüeM«) *, M* Jamm; gami »kmL (MI ftüm\ a. i
>iwnpfir(i. " aw) iia
aeataWiib fMai
Ka AtoiKaL-«
da« wer di«««in wort gleube. und getauffi
wiszlich B«lif w«rd«n N. Hkrma?« «mlaf«
• Wolkmt «gl. aatdk «Aan »p. mn:
WO fOCUO MHBt H*« wft MC Mflff!
w« ilaaBr um, da wtfd das kilat
gewiaaUcb wol aMaafca.
P. Oaaaaairr gaH «atar,
aal |a>
ia(nwr.)
nwMr«. ntav*ia,Ma»:
der y«sa») wfcd diab gealaMab
dise wird Bndinna g««riB«Ueb «neb oad«r die taul
■chleehl rechnen, weil er d«r aaf«nbl«ad«r unnd ««r-
gaacklerkein gnad will haben Fi«cwa WT Oat fawhwi (t7)gw;
ao wird ... im laropel graaisr iMlden
gewiaatteb obaa aa VaKtt data hOdalaB ataba.
H. V. HomaaiiKawatnao a. a. . . gaiMMi 1, MA.
lhUtbia,ibr
aad aMaal «aeb «alH ««cb aad aaäd.
ttrwäN&adr «BahiHiib wtedar
■U a«Mr Uarbäk nfwaaadll
Joa. Caa. OOwnna f«dL* lt.
wa« on««m landacbaiUieban fr«aai balrill» ao
sie sich aua eignem antrieb |««iadlah
annehmen (iOiriir, («ta .V<y«r iai0 M^ fli, Hl.
/) da* a^MrAMta» tmat im äia
1)) deta «eaett . . .
««a aa« gewiaelieaaa eravct
•raAaraaf FliaoniaiR» r. Ttnl, m
I i».Ma<w<r.
daa« jbr fraw rarmeint«. dan «la da« kWnad
lieh bai mir Tsriohren Abo. Auunmiiv«
Onaaiaa (it) M: da Et« die aehSna. Müfa. ratM, llriwi.
gUUibii«, fottafttrehtlf«. walaa, vanllBdi|a ftn« (wia da
dann fBr daa fall gavteilieb lawaaMi) da>|Mak«a falkaa
bat? ScnoiT {Mmata ti) ««AfVlra t»; datwab lak mM
dl«««r vorrada bab ««affniB wnllen fabi
Heb also tat fapradlgt und |«cl««bl ■•«aaM in
weit LtJTHBn laiiada am In. Atasnoa ftifra^ps'yf t:
wie denn aoch der ««pftafw bnmar ti^Mr lal, daaa
Jener sicJi das ding favtariieb nicht tob
ris««n hat, aondara «albar nkbt tabraadw
W. T. KOoatiOEWjiifiadBriaa. 01^4 19:
A. T. Dttovra-BeuBiiorv {4L taktLS^dtt-
6375 GEWISSLIGH (2, c gew. ist der herr)
2)) mainet nit anders, er war gewislich künftiger künig
AvENTiN (bair. chron. 8, 2)5, 438; über das so ist gewüsz-
llch Zarpath ... ein bergkstatt gewäsen Bechius Ver-
deutschung des Ägricola vorr. dS"; wenn Franciscus die
funff wunden empfangen bette, so were es gewislich
ein teuffelsgespenst gewest vorrede zu Alberus Eulen-
apiegel 4»; so ist . . . doch gewiszlich dem höllischen
feur nicht entgangen, dass . . . Albertinus Luzifers
königreich und narrenhatz 229; szondern sie haben ge-
wiszlich die schrifft für das hewbt liecht und aller klerist
und gewissist gehalten Luther (auf . . . Bocks Emsers
antwort) 7, 640;
ich hab von meinem blut gewislich nichts verspart,
nur blos für Pumphia hab ich noch was verwahrt.
Joseph Kurz prinzeszin Pumphia (2, 1) Wien, neudr. 2, 28 ;
seid ihr ein abt? es hat der bader gewiszlich,
der die platte euch schor, nach euren ehren geschnappet.
GÖTHE {Reineke Fuchs 2) 40, 31
(hat euch gewisz nach den obren gesehnappet Gott-
sched [1, 10] 19 Bieling; he heft iw seker na den oren
ghesnabbet Reinke de Vos 1, 10 v. 854 Prien);
sie wurden nicht satt, und hätten gewiszlich ein
halb dutzend verzehrt, wofern sie zu haben gewesen.
GÖTHE {Reineke Fuchs 7) 40, 122 (wol, Reinke de vos 2, 4,
fehlt Gottsched);
das ist nicht Blankflors grab ;
es würde sonst gewisslich sich heblumen.
Fr. RÜCKERT3, 173;
ja dir ist gefallen . .
solch ein loos gewisslich,
das du selbst musst loben. 2, 74.
c) der satzbildenden function idrd das adverbium schon
durch die Stellung an der spitze des satzes nahe gebracht .-
manicher ist so betrübet,
dasz er selbst die gfahren liebet,
gwiszlich müste gehn zu grund,
wann der himmel nit beistund.
Fr. Caccia hl. Antonius v. Padua (1692) 295.
o) verhältniszmäszig selten ist es, dasz das adverbium
auch in diesem falle noch durch die tcortstellung (inversion)
einen einßusz auf das nachfolgende ausübt und seine Zuge-
hörigkeit zu dem satze, den es einleitet, kennzeichnet .- da nun
Jacob von seinem schlaff auffwachte, sprach er: gewisz-
lich ist der herr an diesem ort, und ich wusts nicht
Matthesius leichenreden l, 42;
dan gwislich ist unfreuntlichkait
ain stück der unglückseligkait.
Fischard das glückhafte schiff 858 Baesecke s. 25 ;.
kan nur Jer wolff erlangen,
dasz jhm der riede wird zum ersten weggethan,
gewiszlich musz das schaf hernachmals auch daran.
Opitz (frostged. in vriderwertigk. d. kriegs 4)
geistl. poem. 312;
denn gewiszlichen wirdt der ritter nichts vor jhm
verbergen buch der liebe (Qabriotto u. Beinhart 53) 254»;
gewisslich wird man sie {die Schmeichler) für des armen
mannes thüre nicht sehen Butsghky Pa^Awios 6; ge-
wiszlich geht kein engel gleichgültig einen grabhügel
vorbei ! und der ist doch eigentlich über die grabhügel
weg M. Claudius {über ein Sprichwort) l, 217.
ß) gelockert ist schon der Zusammenhang, wo sich neben
Sätze zivischen das adverbium und den eingeleiteten satz
schieben: gewiszlich, wie diejenigen, so in groszen engsten
und todsnöthen stehen . . . wiszen beide vielmal nicht,
was sie reden Kirchhof wendunmuth (2, 177) 2, 229; und
gewiszlich, wenn der kühhirte ihm wäre in den wurff
kommen, er hätte sich an ihm vergriffen Weise die drei
ärgsten erznarren (8) neudruck s. 53 ; gewiszlich, wann ich
einmal verliebt werden solte, so wolte ich mich unter-
stehen zu Vertreibung der melancholiä in solchen Sachen
eine freud zu suchen, darinnen ich doch keine zu finden
allbereit zuvor versichert wäre Grimmelshausen wieder-
erstandener Simpl. 3 (1718) 159;
jrewisziich hätten nur die kinder den verstand,
ihr weinen würde bald in lachen umbgewand.
Opitz {trostged. in widerwertigk. des krieg» 4)
geisü,. poem. 817.
y) daran echlieszen sich die Wendungen, in denen das
adverbium auch auf die ivortstellung im unmittelbar fol
genden hauptsatze keinen einßusz mehr ausübt: non est opus
valentibus medicus, sed male habentibus; gewiszlichen
die gesunden, und die wol auf sein, haben keines artz-
GEWISSSCHAFT— GEWITTER
6376
neidoctors vonnöthen Fr. Caccia hl. Antonius v. Padua
164 (s.o); gewiszlich für einen, der zum ersten nach
Paris kommt, habt ihr schon sehr viel denckwürdige
Sachen gesehen Stranitzky ollapatrida ■ Fuchsmundi 27
{Wiener neudr. 10, 166): das gleiche (gewiszlichen) ebenda
10, 163;
S) zur letzten stufe der enttvicklung vgl. .- gewisslich,
durchlauchtigste königin, ich halte dieses für ein sonder-
bares werk gottes Risr friedejauchzende Teutschland 188;
gewiszlich gnädige frau, antwort Basilia, ich kenne sie
besser Grimmelshausen wiedererstandener Simpl. 3
(1713), 371; und gewislich, mein freund, es sei versichert
{Springinsfeld) werke 2, 25 Keller;
sei ganz ruhig.
ich will nichts damit angedeutet haben,
gewiszlich nicht !
Schiller {Don Karlos dram. ged. 4, 5) 5, iL s. 340
{im Dom Karlos 1787 : ich will nichts damit angedeutet
haben, wahrlich nichts! 5, 11. s. 84).
GEWISSSGHAFT, /., substantivbildung zu gewiss, von
dem es zweierlei bedeutungen übernimm,t.
1) die rechtliche, gewissschaft mit dem rechtsbegriff der
securitas : das er im sölich gewissschaft darumb tue, das
er des sicher sie Rw. Rb. 127; *. Fischer schwäb. wb. 2, 635.
2) im allgemeinen gebrauch die active bedeutung der
subjectiven gewiszheit {vgl. oben gewissenschaft): damit ich
der zukunfft meines herren und heilands . . . mit guter
gewiszschaft . . . erwarten möge betbüchlein 1636 Nürn-
berg s. Luther 10*471; in der gewiszschafft des waren
glaubens474; für die gewiszschafft gegen zweyffel ebenda;
dazu vgl. der glaub ist des inneren menschens gesicht
und gewiszschafft, das er gewiser waisz, dann das vor
sein leiblichen äugen stehet S. Franck paradoxa 133'';
{vgl. es ist aber der glaube, eine gewisse Zuversicht
Luther Ebreer 11,1\ vgl. Fischer a. a. 0); es ist in
seiner {gottes) lere ein gantz lieblich klare einfalt, ein
sichere gewiszschaft des hertzens V. Ickelsamer ein
ernstlich u. wunderl. gesprech zweier kinder {Nürnberg 1525)
S. Sc HOTT EL 380^.
GEWISSSEIN, n., in die philosophische spräche als compo-
situm zu der oben {sp. 6176) besprochenen ivori Verbindung ein-
geführt und da gebraucht, wo dem bedürfnisse nach einer
substantivbildung das im allgemeinen verkehr laufende
gewissheit nicht genügte: es ist eine ähnliche Verschieden-
heit . . . zwischen dem gewiszsein und einem blosen nicht
zweifeln F. H. Jacobi {von d. göttl. dingen) 3, 417; es wäre
miszbräuchlich, jegliche art unmittelbaren gewiszseins als
glauben zu bezeichnen J. Volkelt die quellen d. menschl.
gewissheit s. 73; in den verschiedenen weisen des gewisz-
seins s. 5; so liegt hierin gleichfalls etwas vor, was nicht
unmittelbar aus dem selbstgewiszsein als solchem stammt
s. 11; dazu vgl. die ebenso früh belegte analoge bildung
mit werden: dieses unerhörte gewisswerden einer noch
grösseren abscheulichkeit Lenz ges. sehr. 3, 193 Tieck;
das gewiszwerden der reinen erfahrung auf denken zu
gründen, wäre ein erkenntnistheoretischer luxus Volkelt
s. 31.
GE WISSUNG, /., alte substantivbildung für das nomen
actionis, die durch vergewisserung später nur theilweiae
ersetzt wurde:
Aaron do saget in
alle die lere die got Rfoysene
dem heiligen man chunt hete getan,
och er offenote allir der diete
zeichen vil schone die er von got vrone
habete gewunen ze der gewissunge.
Milstäter exodits 131, 25 Diemer.
affirmatio, bestätung, vergwüszung Cholinus-Frisius
45''; bestätung, Versicherung, vergewüssung Frisius 60*.
GEWISSWERDEN, s. gewisssein.
GEWISZT, s. gewusst; vgl. es musz nicht wol gewiszt
sein, sonder wol gethon sein Henisch 1608.
GEWIT, s. quitt.
GEWITTER, n., collectivbildung zu wetter {s. d.), von
dem es weitere und engere bedeutungen übernahm, alt-
hochdeutsch vereinzelt schon belegt, doch bis zur neuhoch-
deutscJien periode nur wenig entwickelt, hat sich unsere
bildung erst in der neueren zeit — namentlich in der
Schriftsprache — eingebürgert, tvobei sich zugleich eine ein-
schränkung des gebrauches auf die bedeutung eines elektrisch
6377 GEWITTER (i, abtiammtmg)
tieh entladendttt umtMÜm't volhog. 4»r gUiak$ ntpmrt it-
griff i»t in landmihaßlUkm ffrtiutm mttk «M frumämmit
Wetter noch lebendig, wtktmtd tr Mm 9emeufrirtnäam
rnllntnum UD^ewilter — und «toMO JM
- (Unwetter) — durxk dit d
!• halten iturd«.
1) tinter dm vtntamdim dimitetmt, 4t» 9U$ 4a§ fnmä
wort iMatugm, itt doch dit tottteHwhiUumg mtr im
ungelaüehtitehtn beobachtet: g«wld«r BoSWONTR-TotLBR
M7*; vgl. auch gewederen 466. äitttt MÜtäim d^tmt im
angtUäehtitehm nur aolehtn Mtiihw^w. Ha untmtm
eoUeetiv im gtgtnaaia mm grundttori hmtt» wtrUrv^ §»>
gangtn tind. dem o^mimimii btfri,f dm un»»tttr» und
dmn noeh aUfmmntrtn dm wUttrunf, vgl. donn« wimi
■tyrel) 1&|> gewidra Btmmlf nM; gtgm forgefe «tnyl-
thelloo gewidra [fair lemther) Cockaynr the »ehrine 7«. 11
M. o. in ähnlicher riehtung vtrhalien »teh auch »pättr noek
die mittelni«d«rlandit«h«n bUdungtn g«w«der und !••
wcderte iVerwus und Vbrdam t, lB7t), vom denm da»
erat« yebräuehliehar« t6»nfaU» aunädkat mehr dia ailga-
meinale hedeutxtng dar wittarung »ur gdtung braehU,
a) daa ffntndKort waiat immA mrhraittmg und gabrmuek
auf eine braita baaia. im goH»»k»m fwar «Ml taimgt, iat
ea doch im altnordiaehan au balagan (redr, «Mtttr, wind)
und hat im alaviachrn entaprtchungan dia (ß. KluOB
ttymol. \cb. \ 491) für jada der baidan hauptbadautungan
anhalt/tpunkte gawähran, «o daian man mit glaiehar bantA-
tigung den indiffaranten begriff dar wiUarun% (vgl. gut weiter)
fM grunda lagen kann, via dia amgam bagriff>t dm windM
und Sturmes, dia deutachan balaga apraehan tunädkai fOr
dia erate annähme, aber aia aind in eben diaaa» AUtftel
aattgnias^i doch tcieder tu lüekenha^/t und apärlieh, um
eine entachaidung tu ermögliehan. auch aua dam varkäU-
niam au entajtreehenden antiken prOgytngen iat M diatar
aippa wenig tu ersehen, aineraeita fiut tu dar teMlUMJkeil
Sprache eine collecHibildung teanigatam» fUr di» al»kki»eh$m
entladungen aua, die durth\eeg in ihran ainaaUradwimumfam
grfaatt werden, als fulgur (blekczunga Tat. C7. 4 m. a. blif
NoTKRR paalm IM. 7) und tonitruum (thonar Tat IW, 1
u.a. vgl. auch ionMxvLti., tonernusseSTBiNMKTBA-SlBVBRS
4, 108). andereraeita geben unter den aekriftan dar biial
nur dia daa alten teatamenta, 'die in dar althoehd.
weniger barückaiehtigt aind, gelegenheit. dia
richtung dea aturma hervortreten tu laaaen. \m neuen
testament aind dieae anhaltspunkte wesentlich auf dia
erzählung von Petrus eingeschränkt, dar dam ataaturm at^f
dem maart erlebt. a%uh in dar miHtUaoAdtuttthtn iJAhmg
iat auaaar der brunnanaage im Iwain. di* ikraraaila ««^
elektriaeha entladungen weiat. nur wenig apielroum fir
unaere aippa. ea iat im teesentliehen die Uhrkafte und «m
theil der geistlichen dichtitng, die sie hantnaiaU, m» iltr
apik aind ea die partien, die den chronikanatü roriem'Am.
a) das grundtoort tritt uns suerat bei Ottrid atUfagam,
in verirtndungen. die durchieeg auf niM» biagmwun b^
griff seht testen lassen, wo die bedeutung dea eturmes durd^
bricht, stüttt sie .rieh at^f baaemdare ausdnichtmittet. rgL:
{her wint thaz acif taar jafonti thie undon bluenti
was in tbrato lierti thas wi>lar in tberu rrrti.
8, 8, 14 (erat min cmtrartii* im/H« Jfatth. 14, M);
gegen: tho ward in . . . that wetar aio sUlli 8, 8, 48.
rfatt« v^^. turbine. tnagan wetar, thonar codex Jun. Wb
\9 jahrh.) STEiNMKYRR-SiKVKns 4, ts; vgL weteres aiife>
hiureseorodufiu, as; starkes weter Lamprbcht, Alaammdar
184; grAzes weter diaek, atädteehron. 4. 67 m. «.; «f(. dia
mittelhoefideutachen eompoaiia slAi- weter; etnnn • wint*
wolken-weter.
das alleinstehende grundtirort bringt bei Otprid nur im
der pluralfot'm die gMehe bedeutung tum muadruak:
80 sie in thax adf fifiannui, sie wetar aar biBaagaa,
joh feritun sie giwaro in then andon Bin raaie t, tU.
datu vgl. den gebrauch bei einigen apMeram: parmmit
vineaa eor^tm. unde das weter slodg wtne garÜa mad»
figepoume Notkbr paalm 104, 88 {im anaehlum Ml; iro
regena machota er ze hagele); anders:
gedillet und getrftmet diu schif man dO vant
gCn wetere and (to strfte. Gudrun W9. t ;
ähnlieh U. v. Lichtknstbin ii7S, 6; datu vgL Dmmialtt^',
paaaional 880, 18. in denen ein bedetUungawaimdal
GEWITTER (1. a weter. ooffiiritirf) 6378
dmemkimUki (ß. «.).
ummiHkH i»t gtirmd» da» »ntimtiAmia arntttamtia mt-
AMAMMHjMrf* rtnl i^ aimma dar mttan wittmuma ^Mtff
■a«botB das oai^vttai« i« «»iare, »tmtuU fre fläffai m
BSimi NoTKBll MBfae MB. M (stillet daa OttfBVittBr, dBB
die welieo siah kitlea Lotmbii): eff. datu:
dB dta vntse ssr^aae
aad ea se wetare |e»fa" /«Mto B74
vgl. amm, watar, ritmm m Oragera kam. Stbibiibtbr-
SiBVBM t, 17»: fffl aar bIIsm dm tkuakkritäa^m kaiaf
im F»ntml{lto, •); mbI hät^ßfanmiüaUdkwtr4ia»md»t
im diaaar badautung durah amhgyaakmiaaMHkaiiaJ^tgdttlt
na ist diu scarfe unte das ongawflaaa daro iBldalHaHa
vare. wante aol iastttla« na sklaat . . . tai daiM aaöM*
wetere. so sUit no gawabsaa ierea ulttolB« jiarafJjwaai
d. hohm Uadm m. B SaaaaüUart vgl, auA (fäot vater)
KoNRAO V. WCnzBURü traj. kriag nxu; WliaakaA mk;
ApoUoniua ums . Hbinrich, TVutoa 7S0. • m. a.
erat spät amdararaaU» — di» IwaimataUa bäaM dm »rakm
»nimm — irattm M dm Udmatamg dm »kämm dt» dUt-
mnmmdumgm «wi watlar eftavwAMH-Miaaft »iaadt
do srtaeeli iBa eaaaa dte • l
aaa sifgieae aer vaMMHM^
als eia swars welsr nsaae . .
dar BBeh slaee also dicka
eia alsB kiellsffsr deaieslae
das idi Bf d« erda gelae
•ich hoop ein bsfel oad eia
datu VgL au» dar akrmükmUtteratur • darnach aa sant
Lorentseo tag slog das weiter in sant LorentBan kirch
so Narembcrg and xarslog den taufsteln dIadL aHdtmkimk.
8, 801 : da kom etn froas weter vor der Tespar oad tlog
so den predigem durch ein lampenloch in den kor li. BTt;
do schlug das weiter xA Werd in die pfarkirehen 4. 75 «. a.
ß) dia arata dar abam am grumdwart beaptorhenam ba-
dauiungam wird — wia »akam bawwikt — btretta in dar
tUiarm aprmdw gam durah «hm aigam» bitduma ntai tn»a
druak gÄradU. durek daa wät dm aifnewwa parÜMal
an itratdrkia ecUeeÜvum:
•r Ibo tlteo JDiifecea gtbol, Ikas sie iWria wtdevect .
sie ottb Um ao iatoa. Job sacaeti eie raartaa ;
Biliil ongiwiUri was ia harte widari Otfbio 8. B. l«;
paraaqurria iUoa in tampaatat» Hm at im irm lua lurbabt»
am, Bhteat dfi iro an deme anfewittere aoda aa dtaaro
tbolfi traohast dO si« NoTxr.n psalm st. lA; (Tarfolfa aia
mit deinem weiter, und erschrecke sie mit daiacm oa-
gewitter Ldthkr) a. Battaaam t, «B*; lisass paidm m, *
(t. MB^) lOB, B« (f. IBI*). daa aimd asnwarfmysa. «sm aia
dam aü^faeham weter im apätarar aaii (bat Notsbr umd im
dar miUathoekd. pariada) auek wttglitk wardat», m dam dia
negirtt eoUeetiviildumg WMwaisfcr fiysa da» gmmdmart
nicht mehr in allam daaaem tarmamdmmgam aigagraimt «ardin
kann, at^f dia uraprOnglieka /^mtiiam «wasrsr ealterti«-
kitdumg warfkm dia bat Grapv (i, Bio) baigaktaaktm gluam
si'aifss liekt: ongiwtUri wird kiar mit dam plurat voati,
tampaslataa. und müt dem eaUatti*b*gi\f hiems t« ba-
»iakmmg gaattat.
im dm waittalktikitutnkm fsn'sds ataigart aieh dar ga-
irmuek mmaara$ ealtaetiaumaj». wtkd. wk. B. BlB» ; LcxsRt.iBMX
dat» lumtamtlieh in der fsisC «mmI dm didaktiatka» litlmmtm,
ainigamaU auch im dar maäkhmdin au balagam iati
MammImvükMmak,
dam ein
bsMe leaea aa
treib da dar <
dia glaiaka aarkimdumg mU fid« IB. 4B:
r: Stare ongawitar LonBRoniK 4BB: (i
rniBD V. Braorbcrwbio uam: dia vtaoli hakäat dia art,
waan ein angewiter koma« sakol s6 apttafo«! si a«f
dem waiter . . und 4k pai artSMaat dia BBJianiat
kItefUg* ongewiter Kokr. ▼. llaasRasRoaB,aB: akamm
BOB, 14; 807. 18 M. «.
aehon frlih aber watkaaU mit dar aaUm Wrfwy diaga-
MrsBi «*.• OBwiter. an weter rgL Lcxbr S, IBBB, IHB:
Bes aaweten BhwkiaH
fctaatm aMagea ttttor .
aa bageade Uadaa
der sdiarfli laft aad atflln
RaotFRiBO V. Baauwm w wase tHH Mmmh
(welsr BB0g)>
1*IsIT«Mb.*
Jbroscnir
i) Rbir-
6379 GEWITTER (i, b, a scSnez gewidere)
v) eine andere concurrenz bleibt auf die ältere spräche
beschränkt: wäzgewitere, das sturmwetter; vgl. wäz, stürm
Lexer 3,707; vgl. denkmäler 2*, 194; vgl. unde in deme
umbechere sime ist ein waz gewidero starkes, et in
circuito ejus tempestas valida. psalm 49, 4 Trier, handschr.
Qraff s. 223 (ungewitere Windberger psalm; starch wint
Notker; groz ungewetir Tre&mfeer jjsaimen ; gros wetter
Luther; var. ungewitter); wazgewittere , wint regen,
hagel sne unde frost Mainauer naturlehre \z Wackernagel ;
von dem lufti heizit er komin daz viur,
die durrin boume blugin,
diu wazer tobin und Tugin,
mit wäzgewitere
regine bittere. . . . Entherist s. fundgr. 2, 114;
do wart ain groz sturmweter und ein grozez gewazge-
witer Grieshaber ^rerf. l, 64.
S) ganz vereinzelt steht dem gegenüber die auf das
wasser eingegrenzte bildung wäcgewitere:
fr6z wart daz wäcgewitere ;
iu vinster wart vil dicke;
donerslege unt blicke
vil ofte nider sluogen
die ünde diu schef truogen.
oherd. Servatius 3238 Haupt {z. f. d. a. 5, 173).
b) ohne die negationspartikel ist die collectivbildung, die
nach dem bisherigen ebensogut die indifferente bedeutung
des grundwortes vrie dessen Zuspitzung in der richtung auf
wind und stürm übernehmen konnte, erst zu, ausgang der
althochdeutschen periode bezeugt und greift von da aus
auch in die mittelhochdeutsche periode nur mit ganz ver-
einzelten belegen über, in betracht kommen die hand-
schriften des 11. jahrh. für die Prudentiusglossen, die
gleichaltrige Leidener für Williram, die Straszburger für
Lamprechts Alexander, das passional und einige spät-
mittelhochdeutsche Zeugnisse.
a) die älteren belege stellen die indifferente bedeutung
sicher: temperies, giwitiri glosse zu Prud. Steinmeyer-
Sievers 2, 473; tempestatis, giwiteris {aut tempestatis
dementia) 2, 62i; in demo sconen wetere {Leidener hdschr.
gewidere) Williram (39, S) li Seemüller; dazu vgl. noch:
die Sternen stant an den himel und verwandlent ir stat
niemer durch dehain gwitter St. Oeorgener prediger (78)
327 Bieder, wo die unbilden der Witterung in dem begriffe
ausschlaggebend werden, treten entsprechende attribute zu
dem Substantiv: gelida grandine, fonna chuolemo giwitira
glosse zu Prudentius s. Steinmeyer-Sievers 2, 418;
wände si liden manigen stürm hart
von starken gewidere.
daz treib si dicke widere
in ir ungewalt.
Lamprecht Alexander {Straszb. hdschr.) 6705 Kinzd;
dazu vgl. den vereinzelten beleg für die begleiterscheinung
der elektrischen entladung:
secht wie do ein gewitere quam
vil ungevuge unde groz
dar inne manich slach erdoz
von dunre unde von winde.
dag alte passional 330, 5 Hahn;
ß) ohne attribut ist das collectiv litterarisch nur selten
belegt: in anlehnung an ein bedeutungsverwandtes subst.
und in übertragener Verwendung : söUicher Zuversicht sei
och die gaistlichen obentürer und die gottes minerin
trösten und stercken in allen winden und gewitter der
bekorung Schürebrand (46) 32, l {var.) Strauch; dazu vgl.
die in anderer richtung übertragene Verwendung des com-
posittims: unde wilt ouch zuo dem tanze . . . unde wilt
da vil gerüemen unde gelachen unde geweter blitzen unde
gezwieren mit den ougen Berthold v. Regensburg
1, 481; (vgl. den paum leidigt der donr und daz weter-
plitzen nict Konr. v. Meoenberg 327).
c) Statistik.
a) für die bihelübersetzung war — wenigstens was die
älteren Übersetzer betrifft — von vornherein (s. o.) wenig
für unser Substantiv zu erwarten aber auch Luther
xveicht in den loenigen fällen, die eine collectivbildung nahe
legen, meist zu gunsten der concurrenzformen ab: daz er
dem regen ein ziel machete, und dem blitzen und donner
den weg Hieb 28, 26 {windspreul Zainrr); ganz' ähnl.
87. 2; vgl. auch psalm 18, 14; 77, 19; 135, 7; Jeremia 10, 13;
Syrach 43, 14; 1 Samuel 7, 10; und der herr antwortet
GEWITTER (1, c, ß in buchungen) 6380
Hiob aus einem wetter Hiob 38, l (windspreul Zainer);
vgl. auch 37,9 (ungewiter Zainer); denn du wirst vom
herrn Zebaoth heimgesucht werden mit wetter und erd-
beben und grossem donner mit windwürbel und unge-
witter Jesaia 29, 6; vgl. dazu Ebr. 12, 18; Matth. 16, 3;
apostelgesch. 27, 18; Jon. 1, 4, 12; vgl. vor allem die über-
tragenen Verwendungen von ungewitter in psalm 85, 16;
Jesaia 25, 4; 29,6; Jeremia 23, \9; (stürm wind und unge-
witer Zainer); Hosea 8, 7 (turmlung oder windspreul
Zainer) ; Tobias 3,23; Hiob 27, 20. nur ganz vereinzelt
findet sich bei Luther das einfache collectiv, das er
auch in seinen sonstigen Schriften durchaus meidet, hier:
wer hat dem platzregen seinen laufft ausgeteilet? und
den weg dem blitzen und donner Hiob 28, 26 {Berliner
hdschr.: und dem (gewitter) donner und blitzen den
weg), sonst zeigt das subst., wo es Luther gebraucht,
durchweg den indifferenten begriff: des himels Wirkung
ist, das er regen, taw, schnee, frost . . . gibt, das melecheth
wol möcht heissen wetter oder gewitter des himels . . .
auff das die fruchte vom donner, hagel . . . und andern
ungewettern unversehret, durch gut wetter, reichlich
wüchsen glosse zu Jerem. 44, 17; ehr gibt auch so viel
holtz und stein, allerlei gewitter und creaturen, auff das
du dich und deinen leib pflegen mögest {Joh. 7 ausgelegt)
33,320; anders dagegen: qui volunt esse Christiani die er-
wegen sich des gewitters {pred. 153i) 34, i, 135.
ß) auch die buchungen sind unserer bildung gegenüber
zurückhaltend, namentlich in der älteren zeit sind sie
lückenhaft und führen das subst. vielfach nur im fremd-
sprachlich deutschen, nicht aber im deutsch -fremdsprach-
lichen theile auf.
l)) mit einer gewissen Zähigkeit bringen sie den in-
differenten begriff zur geltung: temperies, senffmutig ge-
witter mit. hchd. böhm. wb. v. 1470 bei Diefenbach 576"=
{in andern vocdb. weder, wetter); tempestas, ungewitter
und ungestümme des luffts . . . aliquando {idem, quod
tempus) significat gewitter, Witterung Dasypodius LI 4^
(im deiitsch-lateinischen theile fehlt unser Substantiv, ivie es
auch bei Gholinus-Frisius, Frisius m. a. fehlt, die
nur tempestas, ungewitter iwcÄen) ; gewitter des himels,
Status aeris Henisch; gewitter, zeit, tempus ipsum ebenda;
gewitter, schöne zeit, tempestas, tranquillum et serenum
tempus . . . ungewitter, trübe zeit ebenda^ in unkraut
verkehrt getraid ausz bösem gewitter, frugum cerealium
vitia, morbi 1587; tempestas, temperies et coeli varietas,
gute und böse zeit, gutes und böses gewitter Corvinus
805; bona tempestas, gut gewitter. mala tempestas, bös
gewitter Praschius (I686)l6; Witterung, die, das wittern,
et gewitter, tempestas Stieler 2463 (vgl. gegengewitter,
tempestas adversa ebenda; ungewitter, intempestas, intem-
peries); regelat, es ist tau-gewitter S. Meyer nomenclat.
tat. germ.^,W, gewitter, rechtmäsziges gewitter, temperatio
coeli Kirsch 2, 152»; desgl. Matthiae 2, 182»; nach alle-
dem ist auch die buchung gewitter tempestas bei Sghöns-
leder 6*>; Stein BACH 2, 987 {gegen ungewitter intempestas);
Aler 1, 941"; Frisch 2, 445»; Hederich i, 1427; Wächter
588 (ungewitter, intempestas) für den indifferenten begriff
in anspruch zu nehmen, sichergestellt ist dieser noch bei
RoNDEAU: gewitter, tems, saison, temperature de l'air;
unbeständiges, fruchtbares . . . gewitter, tems variable,
fecond 2, Uu 4». doch der gleiche begriff wird schon von
Adelung dem lebendigen .Sprachgebrauch aberkannt, icobei
mit übergehung des allgemeineren begriffs des sturms die
engere bedeutung des donnertoetters als alleingültig be-
zeichnet wird : das gewitter . . . i) überhaupt, das wetter,
die Witterung, der zustand des dunstkreises und dessen
Veränderungen, in welcher bedeutung es nur noch in
dem Worte ungewitter üblich, auszer dem aber veraltet
ist. 2) in engerer und gewöhnlicherer bedeutung, der
ausbruch einer mit schwefeldünsten oder elektrischer
materie angefüllten wölke, ihre auflösung in blitz und
donner; im gemeinen leben ein wetter, donnerwetter,
im oberd. auch ein hochgewitter ... 2, 667; ähnl. Campe;
dazu vgl. gewitter, das, ist ein donnerwetter (für Witterung
ist es veraltet); das ungewitter, ein groszer stürm, er
mag mit donner begleitet sein , oder nicht Heynatz
handbuch 283*".
2)) der allgcTneine begriff des sturmwetters toird mehr
6381 GEWITTER o
;,.„•;,
il hr.1fMtung»ver$tk )
in den älteren huvhn ■•'Jk noch in «oh-
eurrent mit den rnyo^riHs.
a)) yrocella. u ^'. voeab. ungewlUer
vor. prardicat. Uu.it.NUAuii nuv. glou SOt*; i»mp»»taM,
■tormo wint, wox geulttert häaehr. voe. DiKrKNBAOH nem.
glosn. H(U>'': trmf /iwitt«r Phithciik Ci^hknbi«
lat. ileiiturhrn im Mtter temptaUu Htaehlat. voe,
a. z. /. f/each. ä. OU,,,„,„.i w, 487; iemjHrataa, ungewitt«r,
ungewidor, gewitter, gewidder in häaehr. voe. M DlErsM-
iiAt:ii 57r; gowitter üder urigi^wittor Bkntziu* (tfl06) U;
wcticr, ungewitler, gewitter, temputat. vi» tmipMtafM.
jmturbatione.i tempeatuhtm maritimn», ootUaU» CaltiSIOS
(lßl6) 86*.
b)) temyeataa . . . gewitter, ungeslQmin KöNio IIM^;
vgl. auch 619'' (hiema); grwitter, tempeat«. oragt HULMIt'N
(1614) IM'': trmpeate. oraijf, lempeata , fotgor« HULHIirfi
(1616) IHH''; gowitter oder w«tter, n., Mti« ttmptrta, un
orage, tine bourf^fqtte. procella, iempttia», advtna ttmftataa
Du KZ (1664) 199*>; hagelHclilachtlges gewitter Schottkl
860'>; gewitter, ungewitter, iturm wetter, on-weitr, on*
vdnr, atorm Khamkh V, 97'*: gewitter, wetter, Unrnpotta,
temporale, procella, tempo. templte, orage, teme RAdlein
1, 884**; gewitter, wetter, tempUe, orage Frisch nouv.
dict. dea paaaag, i, 880; gewitter, orage, tonnere, Umpite
BoNDKAU 8 Uu 4'; gewitter (das), das wetter, ungewitter,
la tempite, l'oriige, le tonnirre Sr.nwAN 1,74«''.
8)) die elektriachett entladungen kommen in den tUtealen
buehungen in tuaatzbeatimmungen tum auadruck; gewitter
und tonder das man meinet der himmel wfille abhin
fallen, eoeli ruina Maaleh 179*; später iat umgekArt das
deutsche aubetantiv an »iek »ekon geeignet, breitere latei-
nieehe umaehreibungen tu eraetaen : aohweer gewitter pro-
funda, fragoaa {tempestaa) Sri euer 9468; ea ist ein groatea
gewitter, fragoribua erebria omnia quaiiuntur et ignee
hinc atque illinc micant Stkinbach 8, 967. innerkalb der
buehungen, die dem begriff dea unteettera dienen, »ind
die elektriachen entladungen nur vereineelt mit eneäknt
worden, vgl. Hut.sius, Rondeau. Schwan, vgl. auch
Kramer teutschital. diW. 9 (t7oa), 1389»; dagegen machen
»ie sieh in späteren Imchuugen imtner auaschlieatlieher
breit: gewitter (das) ein starck wetter von wind, liagel,
donner, blitz, a tempeat or atorm; a tempeatuoua, foul,
boisteroua or bluetering ifeather; hailing. thundering.
lightning. teuLwhengl. lex. 776; gewitter, a tempeat, atorm,
thunder Arnold* 487'»; thunderatorm . tempeat, atorm;
lightning Hilpert 9, 1, 466* ; gewitter nennt man ge-
meiniglich den donner, nebst dem bei demselben sich ge-
meiniglich ereignenden stürme, und platzregen; im engern
verstände wird es von donner und blitz allein genommen
HüMNKK natur , kunat . . . lea-, (1776) 978; gewitter,
ungewitter, donnerwetter, tempeataa fulminant; orage
accompagni d'dclaira et de tonnhre . . man versteht
darunter jenes ergreifende, nicht selten schreckliche
luftereignisz der entladung der wölken unter blitz und
donner in regen, hagel und schnee, und diese wölken
selbst nennt man gewitterwolken Uehler phi/.^ikal. teb.
4, 1581; gewitter sind ein eigentümlicher zustand der
atmosphäre, infolgedessen eine sogenannte Spannung der
luft elektricität eintritt, wol>ei sich oft — aber nicht
meistens — die positive und negative elektricit&t unter
den erscheinungen von blitz und donner compensiren.
weil diese letztgenannten vorglin^c das dabei wahrnehm-
bare sind, so ist es vulgärer sprnchgebrnuch unter blitz
und donner ein gewitter zu verstehen (in Norddeutsch
land auch ungewitter und in Silddeotschland donner
wetter genannt, oder schlechtweg wetter) St. Behlbn
8, 436; gewitter, elektrische, mit wolkenbildung und nieder
schlagen verbundene erscheinungen in der die erde um-
gebenden atmosphär« . . . Thiel 4, 480*; gewitter, unter
blitz und donner vor sich gehende entladung der in der
luft angesammelten elektrizität, gewöhnlich mit st.irkem
regen und böen. zuweilen auch mit hagel verbunden
Stenzei. 147'': 1'^/. auch gewitterböe.
4)) solcher Verschiebung der bedeutung entsprechen »tteh
die, Verbindungen, die tda kentueichnend für da» »ub»tatMv
gebucht werden ; »ie lassen die für deu indifferenten 6«fr(y
der idtterung ntständigen ganz vermL^.stn.
a)l einige Verbindungen, die an sich auch dem aUge-
GEWITTER (1, e, X tu mmdariem) 6382
mtiiurm ktfriffe da» unwHUr» »mt»pr»ek»m. »pit»»n aieh
doch in der riehtung de» dcmmm'tMhm'» M; M ftobt dB
gewitter am bimmel. dutium »tt tt iwtftmdm» eoelum
Stiblcr 94«; da» gMdk» (Mtai M f«b«t «lo wvtter an
himmel) Kramkr H»mt»»k41ml. üeL t. tat*: {»hm» «m-
eurrem) Adblvno . . . t, flu: CAMPCt.a«^: {üymum orm§e
m VmLr) RoNOBAO t Da«*; Schwan i. 7«*: («» »MU
hare a thunder atorm) Hil insnT t, l, ««T; M xtobt «in
gewitter auf, tempeataa oritur SniRBACM t. M7: «Ul §»•
Witter kommt herauf AoKi iN0 9.Mi: m steift «In fawitiir
herauf Camck 9, a«*; es steift ein fswitter sof, • tttwUw-
»torm i»t galhering HltPCRT 9, 1. m^; M risbst sieb sio
gewittsr suBsmmen AuBLi'No 9. Ml: Camp« i, NT: Stosch
gleiehbedeutende wMer i, 897; da»u vgl. die ttterhrnfung: m
ziehet sieh Ober seinem hsupt« sin schrecklirhss fswitlsr
zusammen Campk9,8SR': Hilpert 9.1, 4fls*: das fswittsr
gehet vorbei Ai>RLt;NO 9. SM; das gewitter thellet sieh,
gehet vorbei Campe 9. sn^; das gewitter ist vorbei, hat
aiifgehSrt, tfte »torm ha» »ub»id»d. i» essr; das fewitter
vorUlMsrlassen, to Ui tki »t»irm atOtiä» Hf lpbrt 1. 1. 4flS».
b)) die veränderumf»» htii^fkm rntuk ü» mtk tkutt. an
»teile dea grossen gewftters («fl. ste» mafan weiter.
miohel gewitter: vgl. noch frosses fewitter MStbimbach)
tritt mehr und mehr da» schwere gewitter («. otea Ist
Stieler): vgl.: ein schweres fewitter am himmel («im
tempeata) Krämer 9, 1889*; man nennt ein fewitter sehwer,
wenn die atmosphlrischen ersoheinoofen dabei beeooders
hoch steigen and lanfe dauern Beulen s, 49$; dm»u v§t.
wir hatten heute drei hefUfe fewitter Adeluro 9, MB.
e)) am kennaeiehnendeten sind einige neuere certe/twrMii-
dungen. vgl: das fewitter schllgt ein Adblvho 9. MB:
das fewitter bat einfeschlsfen Campe 9. 98B*: Stobch
gUidtbedeutende wlhier i, 987; U tonnere eat tomü fuetfue
port. Rondbau 9 l}a4'; Schwak 1.740* {la tonnhrt, la
foudre . . .); das fewitter hat in den kirchthurm etafe-
schlagen, the lightning ha» fallen upon, haa atrutk As
ehurchatetple Hilpert 9, 1. 4M*: vom gewitter erschlafen
werden Adkllno 9. MS; Campb 9. 9M: to be »truek bff
lightning HILPERTS, 1. 4«*.
•/) in den mundarten , trie überhaupt in der volk»
apraehe hat eich der gebrauch dea »ubatmntie» »ehr aua
gebreitet, doch Uueen manche einaelheiten — «sr mtlem die
formen — darattf »ehlieaten. dm»t ea »iA um »ine ein-
bürgerung aua der aehriflapraehe handelt, an dieter %»t
im weaentlichen nur die engere beaiehung at^f eMctriedm
entladungen betheiligt, andere vtrteendmmfen, die »ich mit
denen von wetter berühren, »ind hier pim» mreinzelt. tgl.
wie da« welter ist an 40 ritter.
also bMbt 40 UfB das r«witt«r «. a. ,-
a. F18CHBR «cAtsM. wb. 9. M6; tfgl. muA Lbxer KärnL
«06. 989. übertraftm» vermmiuttg de» tmfenn befrig^ tfas
donnerwetier» »ind beim t\olk$m9$iit«n gebrmtteh* im all-
gemeinen auageaehlo»»en {su F. Rbutbr s. «.).
1)) die btichungen fiArem wm»t die »thf^/tf«mtmi fmrm
de» aubstantiv.* innerhalb dtr v»r»dntd»»»t»a lamitrkn/tim
a%^f.
a)\ für da» bayri»che gieht ScHMELLBR (9*. IO6O). f^
das athteäbiaehe auch F18CHBR (B, M6) an, da»» da» eeOse-
tiv nicht ao pttpulär «ri mm di» §mm4form (wetter); MHNSr-
hin bringt FisciiKR h»r*ii» eiat» fiMe von hejegta ist.
daiu vgl. giwitter Lkxer 9W: fwiter, gewitter Grriiardt
Nürnberg. mda. 9tt; gewitter Lenz Handaehuhaheimter
dialekt 98*; vgL vor altem gewitter bei Martin m. Lien
HART 9, 8M* MO nawtentlieh ßue^ormeln beigebracht sind
e gewitter noh emol, sind ihr jets bald still ! huej, was
do kirschen henken, c gewitter! e kreis gewitter! e fe
wittcr in den bal masque!
b)) auch in den niederdeutschen mundarten territh »ich
un»er »ubatimiiv vieifadt »ekon durch die form al» am»
der »tkriftapraei^ siRfsiflrfsi-f: mit 'n gewitter (fott's
weeder) mat et sik ansteeken. mit dem gewitter am»» 4»r
regen Aemwen. bei kalten wetter und dürre, w» daek dar
hiHwnd wtlkigt SchCtze holst. idioL 4. IM; vgl. gewitter
WoKRTK 79*; gcwiter, gewitter Leihrner, Kronenberger
wb. 46*; di sal dah floks en gewiter rin slan Bauer
Coi.i.iTZ 40*: dat gewitter sleiht (bi wen) in ; brekt (&wer
wen) ut C F. MCller der Meekienburger voUtsmund in
6383 GEWITTER (i, c, y im Sprichwort)
F. Reuters schriften 37 ; vgl. dagegen gewedder, gewitter
HÖNIG tcb. d. Kölner mda. 65».
2)) so begegnet die schriftform auch im rahmen mund-
artlicher erzählung: doch was de himmel in de midde
noch so'n beeten blag, awerst an de siden, daar toog
dat so recht rood up as een swaar gewitter Grimm
märchen {v. d. fischer un siine fru) 1, 75. ebenso iv. d.
machandelbaum) 1, 214;
ik bün ni bang, doch kann ik ok ni hebbn
wenn bi'n gewitter lacht un schrachelt ward.
Klaus Groth qriickbom {dat gewitter);
dazu vgl. oben zu Fritz Reuter; vgl. auch dor sünd
drei west, de en het üramer eten bi'n gewitter, de en het
slapen un de drüdd het sik süss nie an gottswort kihrt,
blos bi'n gewitter het he in de bibel lest Wossidlo das
naturleben im munde des Mecklenburger volkes (zeitschr.
d. ver. f. volksk. 5,325); dat gewitter stünns pall över
uns 324 u. a.
3)) eine ungewöhnliche rolle spielt das Substantiv in sage
und Sprichwort.
a)) dahin gehören die Wetterregeln, die sich über das auf-
kommen der geioitter aussprechen ;
viel gewitter im mai
singt der bauer juchhei.
bair. hauskalender s. Wander 1, 1676;
die gleiche beobachtung R. W. Th. Petri des landwirths
Orakel 49; gewitter, die vor Johannistag kommen, fehlen
nach demselben H. Fischer schwäb. wb. a. a. o.; so
viel nebel im märz, so viel gewitter im sommer (in
100 tagen), ebenda; an Laurentius gehen die gewitter
heim, ebenda; im September gewitter, im märz schnee.
ebenda; gewitter im Oktober sagen beständig,
der künftige winter sei sehr wetterwendig.
bair. hauskalender Wander 1, 1675;
gewitter nach Sanct-Bartholomä'
Bringen wenig nutzen, schaden meh' ebenda;
gewitter um Weihnachten deuten auf ein regnerisches
frühjahr Fischer; am d(onnerstag) sind die meisten
gewitter, da .geht unser herrgott über land'. A. Wuttke
d. dtsche volksaberglaube (70)^ 60 wenn am gründonners-
tag gewaschen wird, ziehen den sommer alle gewitter
von der gegend weg K. Bartsch sagen . . . aus Mecklen-
burg 2, 257 ;
bei rotem mond und hellem steme
sind gewitter nicht gar ferne.
bauemregel Lipperheide 306»;
wenn im sommer zwischen 10 und 12 uhr kein Wölkchen
steht, so gibts binnen 24 stunden ein gewitter H. Fischer;
geht der schnee durch die sonne, so sind viele und
schwere gewitter zu erwarten ebenda ; wenn die schwalben
fischen, kommt ein gewitter bauemregel Lipperheide
806'; merkt, dass heran gewitter zieh',
schnappt auf der weid' nach luft das vieh.
bair. hauskalender Wander 1, 1676;
wenn die kuh das maul nach oben hält im lauf,
so ziehen gewitter herauf.
bauemregel Lipperheide 306»;
wenn es am morgen ein gewitter hat, so gibt es auf
den abend wieder eins ebenda; dazu vgl. mehrere gleiche
regeln bei H. Fischer.
b)) mannigfaltig sind die rathschläge, wie man sich vor
wetterschl-ag schützen soll; ein gewitter mit hagel kann
man vertreiben, wenn man beide bände quer und dann
aufrecht zum fenster hinaushält und die 3 göttl. namen
ausspricht H. Fischer; wenn man'n dunnerpilbi't gewitter
vört finster stellt, sall't nich inslaten Wossidlo s. zschr.
ver. Volkskunde 5, 324; wenn man bald genug zum gewitter
läutet, gibt's keinen hagel H. Fischer ; vgl. auch dieSchwä-
bischen reime auf glockennamen S. Anna treib's gewitter
von dannen, S. Veit treibs gewitter weit u. a. ebenda;
bei (gewitter darf man nicht essen, denn der donner ruft
im Hildesheimischen und Braunschweigischen: . . . den
fresser schlag tot! Um Rheine in Westfalen schützt der
geweihte palmstock hinter dem spiegel, von dem etwas
ins herdfeuer geworfen wird, vor gewitter . . . E. H. Meyer
dtsche Volkskunde 201; wer bei einem gewitter ein ge-
weihtes scheit anzündet, dem schlägt der blitz nicht ins
haus H. Fischer a.a. o.; ganz ähnl. Kvnvi ti.ScHWAHT?.
nordd. sagen 454; der christbrand wird nur ein wenig
angebrannt und beim gewitter wieder ins feuer gelegt,
GEWITTER (1, c, d formen)
6384
weil dann der blitz nicht einschlagen soll W. Mann-
hardt bazimkultus 229 {dagegen vgl. von ne eik, wo dat
gewitter inslahn het, . . . wenn man so'n holt verbrennt,
denn sleiht dat ihrste gewitter, wat nah küm't, in dat hus
ein Wossidlo s. zsch. ver. Volkskunde 5, 325); jeder haus-
vater kauft eine geweihte kerze ... die kerze wird nur bei
schweren gewittern angezündet A. Wuttke d. dtsche volks
aberglaube (195)^ 142 ; im katholischen Süddeutschi, werden
am himmelfahrtstage die kräuter geweiht, die als schütz
gegen gewitter das ganze jähr über aufbewahrt werden
A. Wuttke d. dtsch. volksaberglauben (2i)^ 23 ; nesseln,
daher ,donnernesseln' genannt, schützen vor gewitter
(85)^ 73; auch . . der mauerpfeffer . . . denn er heiszt
donnerzäpflein, donnerkraut (32)^ 103 ; in der Eifel wirft
man johanniskränze auf die dächer, die gegen brand und
gewitter schützen (92)^ 79; {vgl. dagegen die sehweiffedern
des pfauen ziehen das gewitter an 119); beim gewitter muss
das kleinste kind in der wiege sein, dann schlägt der blitz
nicht ins haus Fischer schwäb. wb. ; das jüngste und
älteste dürfen während des gewitters im bett bleiben ebda.
c)) andere beobachtungen beziehen sich auf die richtung,
in der die gewitter heranziehen, und auf sonstige erfah-
rungen und meinungen: gewitter aus süd bei vollmond
sind die gefährlichsten H. Fischer;
wie das erste gewitter zieht,
so man die andern folgen sieht.
Westfalen : Arensberg. s. Boebel hav^- u. feld-
Weisheit des landwirths 104;
das gleiche H. Fischer a. a. o. A. Wuttke 197; dagegen
vgl. in der richtung, wo sie {die hexe) fällt, sollen das
ganze jähr die gewitter ihren zug nehmen und nicht
schlagen A. Birlinger volksthüml. a. Schwaben 2, 67;
wenn die schwalben vor dem gewitter hoch fliegen, komt
nicht viel regen H. Fischer; gewitter ohne regen ist
ohne segen Lipperheide 305*; wenn das gewitter in die
küche schlägt, ist der ganze bauernhof verhagelt H.
Fischer; während eines gewitters zeigt sich der meiste
spuk Kühn u. Schwartz nordd. sagen 454; in der Pfalz
sagt man vom gewitter: ,die hexen schieszen purzel-
bäume' A. Wuttke d. dtsche volksaberglaube {i"?)^ U; da
zog ein schwer gewitter herauf ... da holte der herr des
gutes, ein gar gottloser mann, seine flinte und sehosz
grade in's gewitter hinein, aber in demselben augenblick
kam ein gewaltiger blitz, der zerschmetterte ihm einen
arm und einen fusz Kuhn u. Schwarz 144; die meisten
eigenschaften des teufeis aber sind von Donar über-
nommen, er haust im gewitter und Wirbelwind A. Wuttke
d. dtsche volksaberglauben (4l)^ 37; dazu vgl. auch Zedler
*, 166; Volksbuch von Dr. Faust {s. u.) sp. 6387; vom gewitter
darf man nur in lobenden ausdrücken sprechen, wie:
,das liebe gewitter' A. Wuttke (li)^i4; dazu vgl.: leiw
weder 18; vgl. liebes gewitter Wossidlo,- ebenso in sächs.
mundart. nach mitt. von C. Müller-Fraureuth.
8) zu den formen ist aus den oben angeführten gründen
nur wenig anzumerken: ivie die schriftform in den ober-
deutschen denkmälern vorherrscht, so auch in den nieder-
deutschen, ausnahmen sind selten, vgl. der somer war gar
wonderlich von groszem . . . geweder Limburger chron,
89, 22.
mit dem vordringen des engeren auf die elektrischen
entladungen zielenden begriffes wird auch der plural-
gebrauch enttoickelt, der ohnediesz aus den beobach-
tungen und der erfahrung begünstigt wird, ja es scheint
fast, als ob in den m,undarten, die ja zum (heil auch am
grundtoorte festhalten, unser collectiv vor allem da ge-
hraucht wird, wo der Zusammenhang statt des Singulars den
plural fordert.
2) gebrauch und Verbindungen des substanüva in der
neueren Schriftsprache.
a) wie schon die buchungen erkennen lieszen, sind zwei
bedeutungsrichtungen, der indifferente begriff der loitterung
und noch mehr der allgemeinere des Unwetters, im rückzuge
gegen die vordringende alleinherr schuft der einschränkung
auf die kennzeichnung elektrischer entladungen.
d) am zähesten icehrt sich gegen dieses vordringen der
indifferente begriff, so dasz unser collectiv oft in einem tind
demselben zusammenhange mit zwei entgegengesetzten be-
deutungen angezogen ist.
Ö385
GEWITTEK (I netterer gehnrnh)
GRWITTER (s. a abtUrb. begr. wfttenn«) 6396
l)) noch immer eind ta noMrliek eknadm aUr^uk, die
ditae btdetitungm-irhtung tiekem. tu den oben htlegten alten
tvendungeii trtten neue: und liuond«rh«il In der fwiten
zur puKMioti ... für und imob mltUf gen KnM in futeot
oder uufrt'urullichein gewitter herunter gefogen Anton
HTKiNKircK leiehpieä. aiifd. graftn v. Weldeek (UM) M l^
Hunt JOrc, du «dl«r rittar,
rottniuiatar «oKu Min,
b«ech«r nos rftt («wltter, (vor. MhAo ftwIlUr)
tA UM dein biir* •ohfllnl
ScillNKBNiiACM bei VMamd rotktlUder 1, M5;
vgl. (wegen desz gaten gewilten) Opitz Ubmre. v. H«rela^e
Argenia (1, i. 10) 1, >M; (Ton dem foten gew. 1. 1, 17) l, aW;
(hatten gutes gew. i, s, f) l. SM; (i, t. 18) i, an.- da erhub
aioh oino winds-braut . . . nach angefihr 40 standen eritab
■ich besser gewitter türtkiedter vofant (c) BO; (nach er-
haltenem bessern gewitter tt) 17». toll man sich inn wol-
geschicktem gewitter gewlases geeandts versehen {in hono
iemptetatum habitu eertior etdetitdo tet) KtlOrrNKR übera.
d. Crlsus dt medieino (a, 1)7*; weil selbige gegenden
warm, und unter einem wolgewogenen gewitter gelegen
HoiiBERQ aäel. land- u. /etdltben 1, «85^: so war ich uns
gnädiges gewitter wUnsche (lur te^ahrt) Opitz übert.
V. Barelayi Argenia (a, i, i)a, t\ du wollest anser land
segnen, and ein gnädiges fruchtbares gewitter geben
geiatliehtt ra%u}^att , . . tur teit dtt ungemtttrt, ankang
ZH B. SciiMOi.CKK«) andaehten a. 4a; des landes gut, welches
du uns mit fruc-htbarom gewitter so gnädig bisz dahero
Kozoigt und erhaltuii hast geiatliehtt voetterglöcklein {Stratt
bürg 1788) a. 84; welche (tteme) ans aber schön und hall
gewitter anzeigen, die bedeuten alles guts, glUckseligkeit
(quae vero aertixitatia . . aunt eattta) Rtpp traumbuek
Artemidori (8, 86) 114*'; (.lauteres gewitter) Opitz tibera. d.
Argenia (1, 8, 17) 1, 886; denn gleichwie aosser zweiffei
ist, dasz der höchste dos wetter regieret, und bald lieb-
lichen Sonnenschein, und angenehmes gewitter schaffet,
bald aber regen, stürm, donner, und anders angewltter
kommen last . . . Clin. Scriv-rh aeeUnaehatt (4. 6);
hJirst du boi rubiircm («witter
der nhen KrÜMzIichcn i^eaiuir,
denk, es sind d«ine leichen-oittar . . .
Ued a*^f Jud Sut* (1787) bH Sriirr 688^ ;
daiu vgl. mit plttral: ich trage hohe ledern schein . .
disse sin gewiss and sichef vor alle gewitter zu tragen
buek Weintberg 8, 877 ; die steten gewitter. sie seien heizs
oder kalt, seind die besten, welche sich aber vast ändern,
seind die ärgsten KhOppnbh übera. d. Cblsus dt mtdieinn
(8, l) 7* («X tempeetatibua vero optimae aequalee euniy.
»)) aittter den tben btlegten attribuien tind tt kaupt
täehliek aubalantive, die den indifftrenien begriff eieker-
atellen, ob tie unterem tttbat. nun Hbtrgeerdnet, bei- oder
untergeordnet teerden (vgl. oben die belege aua Luthkhs
gloaten eitr bibelübert.) ; amb Jagens willen sollen die
bawren und ackerleut nicht am ackerbaw gehindert . . .
werden, sonderlich zu der zeit, wenn es die gelegen-
heit des gewittere des jars, and sonst andere omb-
stende erfordern, den aoker mit pflügen, sehen, wan-
den . . . zubestellen C. Spanükniieho jagteuffd (1560)
E 4i>, daa gleiche Srbiz feldbau Ml ; (des gewitter« be-
schaffenheit) Hoiibeho odel. Und u. /etdltben l. Üb* ;
aber zu mancherlei verendrung de« gewitter« . . . das
gewicht des luffts zu erfaren Kypp wmg und gewiekt CG 1^
dae gleiche Colekus prodromut 188*; (änderang des ge-
wittere) Butschky Pathmoa iti; gleichwie nun Inder..
weit State abwechselungen desz gewittere zu erfahren
der abentkeuerliehe .Jan Rebhu 8; dieweil nicht ein jede
zeit und gewitter den ritter exeroitien bequem ordn. d.
neuen coUegiuma tu Tübingen 1608 t. Satti.f.r ^escA. d.
herzogth. WUrtenberg 6, beilage 88; es ist im gross. fOrsten-
thumb die lufft, gewitter und landesart, wegen der
vielen . . in unterschiedlichen climatibus gelegenen pro-
Tinoicn, nicht einerlei Olearil'S pert. reiae-btaehreibung
(8, 8) 70*: deatil. (die natur und das gewitter) 88C* (6, 88);
bei eintretendem warmen frUhlings-gewilter lieszen «ich
die frösche gegen den abend weidlich hören Scrivbr,
Ootthold soo; vom gewitter eines jeden Viertels, eines
jeden mondens . . . das erste viertel ist warm und feucht
CoLER hau3bt*ch 1, 183*; teUener werden ganst Ȋtte heran-
getogen: beschreibung de« gewitters, wie solches im
Jahr« 1700 lu Halle . . . von Ug so lag« dorobs gantz«
jähr obMTTlrtt Beriin : J^ imatüdkm «ojhnnam wattar-
caland«r oder bweliwibwn ms fnvitten... Whii§§
barg (IWt).
ß) die wtannitfiäHikeit der »meänttktmimi , die dm
ind^ffm^nkm begriff M dem eHam Mtgtn in der riehktnf
e^f die fumtt dtr witttrun§ amm§mttUt heben, wieder-
hMi ekk meek in der enltef0Ȥemkkm nektumg, dnbti
tatttn lieh drei mtmUmIcm terween der entnieUune ette-
einander kalten:
1)) Wat/boA nimmt etear dae tmta§anae die riektmim maf
unaüaatiäm wiUar, dae eubet. ttlbet ahtr teilt in mteem
thiar daraA klOM, m wma dl« Mtt daa %iMmM grab,
dann m ward« dar Mb tob dar aooaa« oad dem f»-
wittar Tenaart 0. Frölicii Jek. Btebdi aekaejffUmmIgt
epHldie (IUI) MS: bost- ond b&ttgaMOf bat UMBu\U§m
nässe und betrtlbtem gewitter P. GaiiHAnoT titd einm
liedea bei KiaCMCN M. TOMrKL •. 4M;
die brader HelsMa \me gWebfri« gMeküefc leaehlsa,
dasa ketejgOTHtter aMg dssa taadae liasl belMablaa.
0ms ttbert. *. a«i'et«|is Argemit 0. 1. 18| t,8M.
daeu «fL. (sonnensobaia oder feoebte« gawittar) i, at»
(i, 8, 17): und laroata dla unbaquemigkelt daaa fvwlttars
nach desz jahraa gekfanheit zu sesner fMaadbatt ver-
tragen (1. 4. U) 1, TM.
eeieknerngdienm: also baban wir ti|^ieb nafsatttnunigkeit
des gewitters erlittas (adasraa Jn^aadslt «mi nMsiM«) V.
Boltx verdeiitaehung dea Tirent {ßereifra S. 4) 17f*; da
worden sie durch ungest&m gewittar hin ond widar fa-
worffen Jon. H»:roi.i> hegdenveUt: Dioderue SiemlueWbb,
ongeatame« and regnirhte« gewitter Ettubm aisd. aiasrf
Uffimb; so masz auch auf einen wolgalafM«« «tt fS-
sehen werden, da es vor dem winde ond
am sUllesten sein mag. da dia kOeban . . .
werden H. v. Schwein ich EH merkbuek f Wk
halben sollen wir aaeb an bOeem laffl and gawittar
nicht verzagen Sebiz vom /ttdbau >: (dar tabaak) Mas
den schleim, praeeervira vor bSsas anfstaifsodas fswittar
Ettnkh «Md. maul^fft 91.
s)) dteeen etanaftmee aswissscnaaf aiisa dar fdeeeaein dea
atibat. ohne aelekt baeHmeaemgm: da ate sebilbaBeb la-
schach in dem mer gaaant Ifaiun ein iSebterlein. waidu
im Schiffbruch usz sobwam. TiUlebt gewitters halb Ttmu
deutath {1*99) 10* [argument tur Andria); aoas allan ga-
wittar macht der nordwind am meisten hAataaiKHOmiBli
übera. d. CBi.avs de wmlieina (a, i) 7* {at eae HmtputatHut
aquilo tuaaim movet^; letxlich verkehrte das angewltter
den gantzen anschlag der schiSIeote . . . «äff den andern
morgen legata sieb zwar das gewitter . . . Opitx übut. *.
Bare^y'a ^rfsni» (I. 4. 17) l, 786;
(■raisiiry) 11M)4S;
b) die tbtn in eimatlnm tmtmMungaak^fim
riektung a^f den begriff d*a «tMsallsrs kai m dar attga'
entwiekiU, dtt bald witdrr aimaekrmngifitt mtd im dar
wanii-ew scAr^/tojwnatAs faa« mmaeierbem. daifegen tat
dem tubeiantie dmetk dtt bedaedmmgaaeraafarmag in der
riektung mtf eklttriaike entlUnlaetaen ein gebiet aracklaaeeitt
dae dtn mtutrtn gibrmmtk gmna wad gar ma^fimii dia
ersebeinangen . deren inbapiff man mit dam namcn
eine« gewitters bezeiclinet. cind: donner and blitz,
wässerig« niederschläga ond lanbawagoageo. aadliab «ine
namhafta tamparatarrarmiiidaraic A. ▼. BaoaiOAimiBii
über gewitter (1807) e. 8: am afaM ataktrlseba staabaJanag
als «in gewitter so bezeichnen, ist aa aMblf, dasa
wenigstens «in donner sicher wahiganommsn waida «i-
leitung (d. jpretut. mitierettg. inetitutej tue beetatktwag
ren gtwittwu scAsiwMafsw (ttm) e. 8; sa ist aUfaBMiB ba-
kannt. dass das gewitter eine elektrische ersebeinang
ist. charact«risiert durch blitz and donner Klimpert
tntetakung dar gewittur (UOi) «. 88; rgL auek die tinAawfni
6387 GEWITTER (2, b, a abgrenz, geg. werter)
der Schriftsprache aus, wie sich oben zeigte, auch in die
mundarten über, in denen sie freilich meist durch die form,
in vielen landschaften auch durch den loiderstand, den
das grundwort weiter {s. u.) ihr entgegensetzt, als ein-
dringling gekennzeichnet toird. noch spröder erweist sich
das gebiet des poetischen stils, icenigstens für die eigentliche
bedeutung, während die übertragenen vericendungen des
subst. (s. c.) gerade hier sehr begünstigt werden, für die
spärlichkeit, mit der die sinnliche bedeutung zur Verwen-
dung des subst. hier führt, ist ein beleg ans Hebbel
charakteristisch, der hier das Substantiv nur als Stichwort
für eine mit anderen Sprachmitteln ausgeführte anschau-
liche Schilderung zuläszt:
bei einem gewitter:
erst trübe stille, ein bedenken
der überflutenden natur:
soll ich zurück ins bett mich senken?
enteil' ich kühn der alten spur?
doch dann des ersten donners grollen,
ein riesenruf der leidenschaft,
und nun ergiesst sie sich im vollen
empörten ström die wilde kraft,
toddürstig flammt der blitz hernieder
der trunkne donner jauchzt : triumph.
Hebbel 7, 125;
rt) wie schon im vorhergehenden an manchen punkten zu
erkennen ivar, hat sich diese entwicklung unseres Substan-
tivs nur in lebhaftem kämpfe mit den älteren concurrenz-
bildungen vollzogen.
1)) den zähesten widerstand leistete das grundwort, das
sich namentlich axich auf Zusammensetzungen stützen
konnte, die wie wetterbüchlein, wettergebete, wetterglocke
{vgl. auch die verschiedenen wetterpflanzen und wetter-
thiere)Mnrfdas abgeleitete wetterleuchten in der Volkssprache
wurzelten und die sich meist bis heute erhalten haben, je
nach landschaftlichen oder stilistischen bedingungen zeigt
das Verhältnis des collectivs zum grundwort mehrfache
Schwankungen, so erscheint das collectiv zum beispiel schon
im Volksbuch v. Dr. Faust weit vorgeschritten: im augst-
monat war zu Wittenberg abends ein grosses wetter ent-
standen, dasz es kisselte und sehr wetterleuchtet und
Doctor Faustus bei andern medicis stunde . . . denen gab
er antwort . . . wann ein wetter einfallen wil, so wird es
zuvor windig, aber letzlich, wenn es ein weil gewittert
hat, erheben sich grosse platzregen . . . darnach wenn das
gewitter sich erhebt, mischen sich die geister darunter
und fechten mit den vier orten desz himmels . . . darnach
merckt an welchem end sich der wind erwecket, der
treibet das gewitter, also dasz offt von dem mittag ein ge-
witter daher kompt, je im auffgang, nidergang und mitter-
nacht 73 Braune; dazu vgl. : ward allhie ein ungewöhnlich,
schrecklich, und mit plitzen, donner und hagel ein uber-
ausg ungestüm wetter. am rande: grosg gewitter Welser-
Werlichius Augsb. chron. 3, 25 (1.595) vgl. auch (gewitter
. . . wetter) Scriver 2, 255 u. a. ; dagegen lassen die wetter-
büchlein unser collectiv {zu ungewitter sp. 6888) nur langsam
vordringen: hab ich vor guth und nötig angesehen, das
man dis greuliche schreckliche wetter, so alhie zu Frey-
berg . . . gewesen lies durch den druck ausgehen H.
Wellert vninderliche geschieht (1559) vorrede {ebenso
grosses wetter A 4'» s. atich unten) u. a. ; auch in B.
Stöltzlins donner- und ivetterbüchldn {\6h%) fehlt gewitter
gänzlich {dagegen vgl. als ein grosz wetter kommen . . .
seie das pferd erschlagen worden s. 25 vgl. desgl. s. 24
u.a., zu ungewitter s. unten); in J. Kiszlings geist-
reichem wetterbüchlein (1673), wo durchaus wetter und un-
gewitter bevorzugt ist, erscheint es nur ziveimal : verschone
unser in disem grossen wetter , . . du wollest dieses vor-
stehend schwere und sorgliche gewitter mit deiner
starcken band gnädiglich trennen s. 123; ebenso s. 201 ;
bei J. Cass. Posern curieuse gespräche bei gelegenheit des. .
Cambnrgischen donnerwetters {Jena 1701) ist zwar der
plural unseres collectivs mehrmals gebraucht: welche ich
offt vor denen gewittern in den tiefsten keller kriechen
sehe C 2 ; desgl. C S" ; D 2, 0 2»; ebenso im zweiten theile
A t*», B 1, dagegen wird der singular von gewitter mir ein-
mal eingeführt: so hat auch gott . . . kein gerings wunder
bei dem gewitter gethan C 3 (zweiten theils). sonst herrscht
für den singular durchaus das grundwort vor: hat das
wetter dem einen jungen den rock zerrissen B 3, C 2 und
GEWITTER (2, 6, a geg. ungewitter) 6388
vielmals {vgl. au^h von einigen wettern 2. gespräch B 4) ; zu-
rückhaltender ist das Straszburger geistliche wetterglöcklein
von 1732, das unser collectiv nur für den indifferenten begriff
{s. sp. 6385) und für die allgemeine bedeutung des Unwetters
gebraucht {s. sp. 6386); für die elektrischen entladungen aber
am grundworte festhält: der du mit deinem knecht Job
selber aus einem wetter geredet«. 46; wetterstrahl s. 65;
entzündung des wetters s. 43; bei späteren Stilisten steht
mehr das verstärkte donnerwetter im Wettbewerb mit dem
schriftsprachlich vordringenden collectiv, vgl. : da im gegen-
theil ein sehr zarter körper . . merken . . kan, dasz man ein
donnerwetter zu vermuthen habe, von dieser vor dem
gewitter vorhergehenden angst reden wir allhier gar
nicht P. Ahlwardt betrachtungen über den blitz und
donner (1745) 380, desgl. 338; vgl. auch donnerwetter neben
gewitter in J. F. Hartmanns anmerkungen über geioitter-
elektricität (1764) s. 21, 26; desgl. bei L. v. Unterberger
von den Wirkungen der electricifät (l8ll) s. 18 {gegen ge-
witter s. 20 M. a.); in Grönland hat Giesecke in 6 jähren
nur ein donnerwetter erlebt A. v. Baumgartner über ge-
witter (1859) s. 7. anders dagegen: geht der erkaltungs-
process so weit über den eispunkt hinaus ... so nimmt
das gewitter den Charakter eines hagelwetters an; wird
aber die genannte grenze nicht überschritten, so bleibt
das gewitter ein einfaches donnerwetter oder gibt sich
gar nur als platzregen oder als wetterleuchten kund, es
ist darum ein hagelwettervon einem gewöhnlichen donner-
wetter nicht specifisch verschieden s. 4; loie in der spräche
einzelner landschaften, so vertheidigt das grundwort seine
Stellung auch in der spräche der pocsie {s. auch sp. 6387) :
aber schwarg und schwarzer immer
zieht das wetter sich herauf.
C. BoiE im Göttinger musenalmanach (1773)
s. 225 u. a. ;
andererseits vgl. das gefährlichste der wetter zog seinen
gewohnten weg, obenein ; da kam von dorther ein ander
gewitter rasch ihm entgegen . . . wie zwei ringer . . . rangen
die gewitter am himmel J. Gotthelf (Uli der pächter
19) 6, 345 Vetter .
2)) anders verläuft die abgrenzung gegen das compositum
ungewitter : die bedeutungsgemeinschuft , die eine Ver-
mischung der formen begünstigen konnte, verlor ihren ein-
flusz, je mehr der allgemeine begriff des Unwetters im
Verwendungskreise von gewitter zurücktrat.
a)) ungewitter in der ihm eigenen bedeutung : des waszer
ungewiter Jon. v. Neumakkt übers, d. soliloquien (35) 96
Sattler {tempestas); der christliche bilger der do sicherlichen
wandeln wil durch das ungewitter, hagel, donder, sehne und
blix Geiler von Kaisersbebg bilger 58"; vor Ungewitter,
donnerstral, Zauberei Jon. Kiszling wetterbüchlein 7;
ähnl. 106; u. a.
b)) auch in anderen fällen, too entsprechende anhaltspunkte
fehlen, toird an den allgemeineren begriff zu denken sein:
wann ein ungewitter ist am himel, sollen sich die
Christen fürchten vor gottes zorn Jon. Eberlin v. Güne-
BURG 2, 9; es wer dann, dasz grosz ungewitter oder grosz
schnee kern östr. weisthümer 5, 25; 5, 150«. a.; dieses {die
fliegenden fische) deuten die schiff-leuthe auf regen und
ungewitter Türkischer vagant (8) 66 ähnl. (20) 164. vereinzelt
wechseln bei diesem allgemeineren begriffe innerhalb eines
und desselben Zusammenhanges beide collective 7nit einander
ab: lasz uns ja nicht . . . durch dieses schreckliche ge-
witter gerichtet werden . . . stille doch dieses grausame
ungewitter Benjamin Schmolgkes andachten (1746) an-
hang : geistliches rauchfasz zur zeit des ungewitters s. 13/l4 ;
da hat ihnen das ungewitter den gibel sammt dem dache
vom hause hinweg gerissen . . . auch hat er in solchem
gewitter am himel so • ein schrecklich gesiebt gesehen
JOH. Kiszling s. 201; vgl. auch Behlen s. 0. (sp. 638i).
c)) mit der engeren beziehung auf elektrische entladungen
ist das compositum aber doch selten zzc beobachten: und
herwiderum ein grosz ungewitter mit blitz, donner und
grossen platzregen Kiszling s. 197; vgl. auch keine
blitze leuchten mehr trostreich lied nach glücklich für-
über gegangenem ungewitter (M. J. G. Arnschwang)
ebenda s. I81; ungewitter (neben wetter s. 0.) bei H.
Wellert vmnderliche geschieht A 4''; Stölzlin 23;
Posern A 2 «. o., J. F. Hartmann 14, 20, 26; vgl. auch
6389 (iRWriTRK (a, b, ß für olektr. «oÜsduiHO
GEWITTRR (t. b. ß eiMebfamen. morrm des few.i 6390
den übertragenen yeltratteh in : e« pflefet tleh ofltamuüt
ein grosz uiigewitter, donner, plitz nnd hafel der wider
wertiglceitnn iinnd trUbseliglcfiiten /.uerheben Ako. Albrii-
TINUH lanäMOrUer (ituttnan (>) (l«t6) a06; datu vgl. den
Wechsel von unK«witter und gewitter in S<:iiii.i.KliS TiU
(uierke u, 978. m«): vgl. die varianU ungewitter (im PIMu»)
gegen gewitter bei H. v. Ki.kimt {KälMehtn f. 6) t. tl«.
aoleher verUnuehuHg dir beidtn hiUmnftm mrkt «mA dtr
logiaehi ntg de» nmtenm »prad^i{fUiU mtgtgm, dm» ühtr
den gegen»at» der bildum§»w»i»» nieM »o Mekl wmkr himübtr-
kommt, und «mihi ouA die viutiutkuft, dertm »frmek
gebfttueh bei dieaem uiortt i$»emdmt fdh»nf ftmiimt,
die inmeren ttttammenhäng» dtr «on dem teüim wofiHt
düngen gekennseiehneten ertekeimungem immer demHiektr
herauearbeitet. «o tielt doek gerade auch ne auf da» d^f^rem-
tiren und aueeinanderhalten : man h»t brmerict, dM> JMie
gewitter gerne in hagei auiarten A.. v BAUMaARTNKR
über gewitter e. 17; wenn diesei getohieht. hat ein graapel
fall mehrere Charaktere einei gewittert an sich «. >5: da
•ie (dt« Hagelwetter) . . die gewiiiermaaien am höchsten
gesteigerten gewitter nind «. 17.
ß) uneer eoUeetiv hebt rieh in dieeer engerem bedeutwtg,
die den neueren gebratteh trägt, ^mrakterietmk vem anderen
ntbstantiven ab. die attribute, wie die verbm. mit denen e»
eirh verbindet, »inä at^f eituelne bettimmie kreiee beaekränkt
und haben die neigung, mit dem »tibetantiv feet tu ver-
leaehaen. faet gans fällt naturgemäet die Verbindung mit
einem po»»e»eivpronomen au», »ie tat da gegeben, wo die
gottheit unmittelbar eum gewitter in beaiimmg geeettt iat
{rill, auch wp. 6996/7).- (die berge), von denen eein gewitter
daher rollt PESTAi.o7.zr {lAenhard t, S9) >', 1S4: ander» die
übertragene und zugleich aatirieehe ttendung:
gleich dem •chaffeoden geiat konnat du bhtxen and donnani
und refiMn;
aber erquicket, wie aein'a, auch dein («witter die Hur?
Urii.li'AR7.>r (der ver/. d. ahn/rau) t^, 90.
l)) parallelverbindungen entspringen faet nur dem
pluralgebrauehe . ne halten jrirA überdieez bei der nnn
liehen vericendung in engen grenzen, nur die ältere zeit
scheint das bedürfnist tu haben, einee der beiden merk
male des engeren begriffe» durch ein angeecklo»eene» »üb- j
stantiv hervcrtuhebin : der aomer was gar wonderliob j
von grossem doner ande geweder Limburger ekron. 89, ts; |
andere schrecket er mit seinen gerichten . . . andere mit ;
schweren gewittern und harten donnerstrcicben St.hivrh
»edenschatt (4, 18 § 79) ü, Wl"; dagegen vgl..- dasz sie
bei gewittern und feuersbrUnsten in einen zustand ge-
rathe, der sie zwKnge, sich in den dunkelsten winkel zu
llUchlen K. Gutzkow (tauberer v. Rom &, 18) 6, 199: am
hät\fig»ten ist die Verbindung mit wind oder stürm, einige-
male auch mit regen und wölken beobachtet :
wind und watter, meer und wallen
ihm fttr augan mahltena dar,
ledtea viel von unrefillen,
von gawittar nnd ra^ahr.
.achwaigat, schwaiyat von gawittar,
ach, von winden ach weiset atillV
Fa. Spib truttnachttffoU 76 Balte,-
wird auch der wanderpr xu mancher zeit
von stOrroen und rewittcm AN^rfallrn,
die sonne klirt aioh atats ihm wieder aaf.
P1.ATI1« (moraen- u. abemdbilntMmm0n :
Frettag) 1, 60« JtedKe* eteiMo Bkockbm
rAoMWOM/oAraseaNsn 466;
da sieben finstre wölken aaf
mit Sturm und mit gewitter.
die blitxe zucken au« der nacht,
die mäste sprintr^n in splittpr
Ulll.ANt) {der koniffMohn <) 1, 80t Jt ScheUdt;
mit frrwitter und stunn aua femaa aaar —
mein mädel, bin dir nah' !
U. Wau.nsr (der ßiepende keUämder 1. 1)
1*853;
nur wann sie (di> nohtr) will serstAran oad arachOttem,
erbraust sie in orkanen und gewittern.
UiiLAM) (an K. M.) 1, 113 K. Sckmtdi;
in dem haum war eine höhle, darin sasz es bei regen
und gewitter. und schlief es in der nacht Orimm» wtärtken
(Marienkind) i (1818) 11 : wenn nicht gewitter, regen oder
Bohnee in der nähe sind L. Soiinckr ursprttng der ge-
witterdektrieifät 50 ; Störungen durch gewitter oder regen-
giisse 61 ; (tcald), an dem die gewitter und wolkenbrürhc
hinabziehen STiriKR bunte steine (granit)*, 19; wer hohe
IV.
klarbeit hat, darf tiefes dunkel halMll. «r M gMdl <Im
gestimen. wölken und gewilt>-r wmadttm darOber, aber
immer findet man ihren liohtfifad wtedar E. M. Aiimut
yeist der »tii (|«M) t. oo; klare tage, hllte. tßmittmr babea
wir abweehaeliMi erlebt Göritu hr. m, ue; memtm leelteeftM
UeheiitmrMen nd der ttofcUge« elif mweH der d— pf-
eebUte epreaheade I^m tor Oirtbrnann K. Ootskow
(ßmmherer «. Am f. M) S. IM.
f)) eigemmrHg »imd die /orwtem der unter- »der titer
m)) wetenHiek mmfdar mmlaknesmg mn »im
w%m WIM 99 m999Hr 9m$ f9999tm v^^MMvUN^Vw TwMt^ \B
^999^99^9 w9^ 4W9V0^MWN 99^9999 ^ w§9 99t9KU9999 ^^** * V^V
anterraebuaf der fewlUer aaf leogniphleeli - ■eteei»
loffeeher gnändlate R. A««mamh di» §mUlm im MBtkt-
demheUmmd (1886) «. ». syi. am»k fewitterbeotaeMmf. dm-
gegen vgl. • Ist die lofl mliit. oad eine eelehe tegilweHtt
▼oneOglieb die blldung der gewitter Okhuir pkgsikml. wb.
4. 1M9: zur zeit der ausbildang einee fevitten i. F.
Hartmann atuntrkmmgem Mer gemUirtUUriaUn e. i«.
de»^. i&: vgl. lewttlerbUdaat. ee wnde M der ent
itehung einee gewiltera in allen pfarrkifohe« . . . geWalel
A. BiKi.iNUKR volkslhamU. aus Sehwaben t. U»; entalekag
einee gew. A. ▼. Baumoartmkr über gemtttr i»; (eot-
stehen) 18; entstehung von gewittern L. SoHtiOKS tt*.
dasu vgl. den buehtitel .- entstehanf ttnd eatlndaaf der
gewitter v. R. Ki.impkrt (i9ob); wMhvead dem fnetfiite
and der zunähme des gewittera, jirefrese mnd tmmrmu»
of the storm KrOnitz 116: bei der ann&herung rinee ge
witters, appreaeh of thunder 819: bei annAherung einee
rewitters Hartmann 6i: bei herannahung etnee gew. lo:
beim herannahen der gewitter KtinfKRT 89; beün anzog
eines gewittere H. Könio dt« dubistm in Mmim» (6, 1)
t, 174; den zog der gewitter, so wie vorhin za beobeehte»
CiltnEN rorberieht; nach fironao ist gleichfalls bei Berlin
der zog der gewitter am gewcihnlichsten aus SW. CtKiiuKR
4, 1991 : die liauplidee war irgend eine gesetamtszite be-
Ziehung des zogs der gewitter auf gewiaee fBthlNBleee
unsere erdkörpert aossamitteln Gkhlsr 4, U8i: aaeb
meilcnweitem zage des gewittere RciMARt'R STB: ver-
muthlich beobachten sie den zog dee gewittere . das
dieeen vormittag im westen aabüef? Kotxkboc (dtr
vielwi»»er 4. 4) ae. 170; wodareh . . boefc wichtige aobdilBaee
Ober die zogstraeeen der gevritter . . fevoiuien werdea
R. Assmann die gewitter in Mitteidirnttiklamd «. 6: Ter
dem auabroohe dee gewittere Rkimarus eees MümW;
atubmeh einee gewittere L. Sohnckb wiepiaf dtr pe-
tn«tr«UUrieiM< ». t. deegL 8: 10; dasgteiek» R. KUMPSKT
». 91 vgl. gewitterausbraeh: vor hereiabrecbea eiaea
gewittere Sohnckk s. u: das einschlagen derer geeritter
MOnnicm retatio pKgsito wediee, w»rber.; Wirkung der gew.
KuiMPKRT 16; unter dem gemormel eines entfernten
gewittere am horizont H. t. Klsist {KeMbma») s. i7i
B. Schmidt; aoszer dem fernen morren dee gevrittcn
BoNAVRNTORA naektwmekm (81 lg Jürifcsl
ß)) audk »eii- mnd •rtektetimmmmgem «erdsa ftme Alar-
geordttet: veceacbe, welehe wum aar zeit einee gewittere
mit den eieenMB etangea fsnaoht hat Pii. P. GtrnsN t?:
wo man sidi aber aoeh rar aalt eines gewittere befinden
mag TRTBNaat: aar aeit einee gewittere Rcimarcsui:
da» gteiek» Hartmamk e. a; RaDMOARrNKR s. iS; beim
daeelB einee fewittere Hartmann «.4: die karaa daaer
einee gewittere nnd seine geringe streekang folfea oa-
mittelbar aas der beschränkten aoedehnang der gewitter
wölken und ihrt>m fortrücken in der lafl R.MMiiARTXKit
e. 16; das ende eines gewittere ... ist dae gewitter an ende
miüeUmmfen s. le»^ d. femiltm'ereth. {um) «. 7; bioflgkeit
der gewitter KLiMnmr la: aahl der gew. sl«Mde; ayl.
gewttterhiafigkeit u. a. anderereeil» ayL: wie die stille der
berggipfel, wo in herrlich einsamer bOhe. hoch Ober dem
raame der gewitter. nar die göttliche loft noch in den
loeken des kühnen «randercre raascht Hölorrun
{Hffperion 8, 18> 8, t» Litztnann; das Gange^dclta in Ost-
indien mit seinem kaum Ober die grOeste flathbShe ge-
401
6391 GEWITTER (2, h. ß vorbote des gewittere)
hobenen boden ist die eigentliche heimath der gewitter
A. V. Baumoartner über gewitter s. 6; so dass der be-
obachtungsort wirklich gleichsam als die brutstätte des
gewitters angesehen werden konnte ztschr. d. Oesterr.
gesellsch. f. meteorol. 2, 465 ; die zeit der stärksten elek-
trischen er scheinungen entspricht in den meisten fällen
der gröszten nähe des gewitters s. 7 ; anleitungen z. be-
obachtung der gemtte^-erscheinungen s. 7 (1888); gerade jetzt
in seiner persönlichen gefährdung war Eugen um so
eifriger, als gälte es die garben einzuthun im angesicht
des drohenden gewitters B. Auerbach neues leben (5, 5)
3,214; dazu vgl. : ob ein so kleiner see, etwas zum stoffe
des gewitters beitrage Ph. P. Guden 86.
v)) unter den Verbindungen mit einem nomen agentis ist
eine besonders bevorzugt: Loki, der vom sturmgott ge-
sendete böte des aufziehenden gewitters, das wetter-
leuchten, raubt dieses halsband, und im losgebrochnen
gewitter rast nun stets sich erneuernd der kämpf der
wettermächte E. H. Meyer germ. mythol 271; verboten
des nahenden gewitters Gotthelf 10, 19; man sieht es
allgemein als einen verboten eines gewitters an, wenn
die luft ungewöhnlich warm und drückend schwül ist
A. V. Baumgartner über gewitter s. 5. dazu vgl. .- die alten
Hertrurier fleiszige beobachter der gewitter Guden 34;
man sähe die gewitter vorüberziehen und auf ihnen den
herrn der gewitter Herder {v. geist d. Ebr. poesie) an-
hang 12, 313.
b)) für die Überordnung des Substantivs sind zu der
sinnlichen bedeutung nur toenige und Ic^e Verbindungen
belegt (zur übertragenen s. «.), die zudem alle den phiral
zeigen: es giebt einige (bienen), denen durchs loos die
wache bei den fluglöchern ist gefallen, und die eins
um andere acht geben auf die wäszer (regen), und die
gewitter des himmels, oder welche die last der ankom-
menden empfangen Jon. Grüwel Brandenbiirg . bienen-
kunst {Xldi) 10; vgl. gewitter gottes Herder (v. geist d.
Ebr. poesie 2) 12, 50; von den gewittern des aufsteigenden
luftstromes ist es allbekannt, dass sie im gebirge oft
mehrere tage hintereinander ganz örtlich beschränkt
entstehen ztschr. d. Oesterr. gesellsch. f. meteorol. 2, 405.
um so häufiger sind hier dagegen die festen formen der
composition :
gleich dem donner-gewitter, das lüfte reinigt, und seegen
über die felder ergieszt, die unter dem donner erzittern!
La VATER aussichten in die euigkeit (23) 3, 278;
dazu vgl. sturmgewitter , wind gewitter , regengewitter
Sanders 8, 1641''; vgl. frostgewitter oben sp.2b8; schnee-
gewitter unten th. 9, sp. 1234; auf das unheimliche winter-
gewitter war ein stiller kalter tag gefolgt P. Heyse
(Doris Sengeberg) 2,27, 6d; Wintergewitter Baumgartner
8. 6, 7; ztschr. d. Oesterr. gesellsch. f. meteorol. 2, 404;
herbst- und wintergewitter L. Sohncke«. 34;
der himmel mit den lenzgewittem
der erde wohl zum herzen drang.
liENAu C^avonarola) 4, 7 Hempel;
das gleiche Strachwitz (Heinrich d. Finkler) ged. 8, 296;
ebenso (frühlings gewitter) P. Heyse (geteiltes herz) 2, 9
». 8; W. Mknüiiardt baumkultus iSi; die sommergewitter
unterscheiden sich aber dadurch von den wintergewittern,
dasz die gewitterwolken nicht von westen, sondern
meistens von S.. SO., und NO. kommen Gehler physikal.
wb. i, 1586; anleitungen z. beobacht. d. gewitter s. 5; vgl.
sommerungsgewitter unten th. 10, 1. sp. 1563;
und den aus nachtgewittern
der Sünder donnern hört.
Chr. f. D. Schubart {vater unser) 241 Hauff;
das gleiche St HKCH-wnz (Anastasites Grün) ged.^. 327; vgl.
abendgewitter Sanders 3, 1641»; der weisze , einsame
Obelisk zeichnete sich gegen die dunkelblaue wand des
oslgewitters . das indesz langsam heraufgezogen war
Stiktkr (stud. 1: feldblumen 12) 1, iso Sauer; vgl. ein
gewitter, welches an heftigkeit dem furchtbarsten alpen-
gewitter nichts nachgab Matthisson erinnerungen 2, iS;
vgl. auch gebirgsgewitter Sanders erg. wb. 646»» • erdee-
witter «6. 8, 1641»: '
steigt ein creutz-gewitter auff,
haltet iro gebeht zuhaufT.
S. Dach 494 Oesterlcy ;
man musz zwei classen von gewittern unterscheiden,
GEWITTER (2, h, ß starkes schweres gew.) 6392
nämlich gewitter von localer natur, und solche, die
einem allgemeinen wetterumschlag vorangehen oder ihn
begleiten, beide werden wohl auch als wärmegewitter
und Wirbelgewitter unterschieden, die localen gewitter,
zu denen die meisten sommergewitter gehören, sind ver-
hältnismässig am genauesten studirt L. Sohncke Ur-
sprung der geivitter-elektricität s. 27 ; die gewitter, welche
durch den aufsteigenden luftstrom entstehen und im
gegensatze zu den wirbelgewittern wärmegewitter genannt
werden R. Klimpert s. 92; einbruchsgewitter B. Ass-
mann s. 9; ein prachtgewitter. wie hat mirs wohlgetan
F. Th. Vischer auch einer 380; vgl. auch: o vergib den
voreilenden schmerz , in diesem leben, dem Wechsel
zwischen strichgewittern und sonnenblicken, ist er wol
erlaubt Jean Paul (Titan 4, 114) 24, 174.
3)) der kreis der attribute, die das Substantiv begleiten,
wird von der neueren etitivicklung natürlich ausgedehnt
und mannigfach belebt, aber über den gegebenen rahmen
greift er doch nicht toeit hinaus.
a)) einen breiten räum nehmen noch immer die attribute
ein, die die richtung kennzeichnen, in der das gewitter
sich am engsten mit dem unwetter berührt, neuerdings
treten hier mehr und mehr attribute vor, die den empßn-
düngen des beobachtenden ausdruck geben, hier entfernt sich
die neuere auffassung am ehesten von der älteren, besonders
da sie auch empfindungen äuszert, die auf die bewunderung
der naturerscheinung zielen, nicht zu verivechseln damit
sind attribute wie lieb und heilig, die der volksmund an
das Substantiv knüpft, sie entspringen vielmehr dem gefühl
der Ohnmacht und der gebundenheit, mit der der natur-
mensch der höheren macht gegenüber tritt, die er für sich
zu gewinnen sucht, vgl. oben sp. 6384.
a)) dann nach solchen grossen regen, ungestümmen ge-
wittern, folget alsbald schön, klar und hell wetter (post
magnas tempestates) Ryff traumbuch Artemidori (2, 8) 81»;
dasz kein änderung der jahrzeiten ohne grosz gewitter,
und kein änderung des regiments ohne grosze Zerrüttung
und confusion vorgehe Opel u. Gohn aojähr. krieg. 381
(v.J. 1621); nachmit. geschwülle; umb 5 uhr ein grosses
gewitter Prätori us zodiacus merkurialis IS; das gleiche
J. F. Hartmann s. 43; dasz man vil rauherer wind, auff
hohen bergen als im thal find, im hohen mör gebs grösser
gewitter, als im rein . . . Fischart Gargantua (cap. as)
337 ; als eben ein starckes gewitter, mit donner, blitz und
regen aufkam Scriver seelenschatz (4, 12 § 81) 2, 429»;
einige tage vorher stund gegen norden ein starkes ge-
witter C. Mylius s. Hamburgisches magazin 4, 269; ebenso
Heinse {Hildegard 2) b. 197; Guden 64; Gehi^en physikal.
tvb. i, 1595 ; da wir im frühjahre die zwei ersten und stärksten
gewitter hatten Franklin (an Collinson 1753) übers, v.
Wenzel l, 176 (during two of the greafest thunder-storms
tce had early in the spring); ebenso Guden 28; desgl.
Krünitz übers, v. Priestley 219 (in violent thunderstorms) ;
J. G. Hartmann a. 44; Baumgartner s. 4; Klimpert
*. 159; dagegen vgl. bei den schwächsten gewittern 216
(i?» the most simple thunder storms); das gleiche (vom
wintergewitter) Reimarus 32; ebenso Ph. P. Guden 131.
zuförderst werden etliche durch schweres gewitter in
unüberwindliche . . . angst und furcht gesetzet Scriver
(4, 9 § 22) seelenschatz 2, 255»;
denn sieh' es rückt das schwere gewitter herüber,
wetterleuchtend und bald verschlingend den lieblichen voUmona.
GöTHE [Hermann u. Doroth..-. Melpomene) 40, 319 ;
die braut von Messina ist gestern gegeben worden . . .
dabei erlebte ich den eigenen zufall, dasz während der
comödie ein schweres gewitter ausbrach, wobei die donner-
schläge und besonders .der regen so heftig schallten, dasz
eine stunde lang man fast kein wort der Schauspieler ver-
stand Schiller br.(aus Lauchsfädt)7.i9Jonas; das gleiche
(ziehtherauf) K. Gerok palmblätter 25, 20; ebetiso (bei dem
schw. gew.) Reimarus v. blitze 28; (vor einem schw. gew.)
G. Freytag (soll und haben 3, 1) 4, 371 ; desgl. (schwer
gew.) J. F. Hartmann 45; Klimpert 6; 20, 91; dieses
alles schreibe ich dir unter einem bedeutenden ge-
witter GöTHE br. 29, 221: gewaltiges gew. Klimpert 159;
bei dem, am vergangenen 3. sept. a. c. plötzlich entstan-
denen heftigen gewitter J. A. Mvnnich relatio physico med.
(1732) 3; heftige gewitter mit stürm begleitet Gehler
6393 GEWITTER (s. b. ß icbrecIcHcbM, Ueb«s i^ew.) GEWITTER (i. 6. y9 da» «ew. rieht ut bar. hin) 6994
phynkal. tob. *, iae6; dttfl. Baumoahtnkr 7; •: M; «todkr.
d. Otfterr. geaeU$eh^ft für meteorol. t. 406; Kl.tMPKliT IM:
von dem beiondera in Saallhale heftig einiefallencn
gewitter Göthr hr. 80, IM; es war regneritch; niteh hef-
tigen gewittern nau und kühl geblieben D. v. Lii.llN-
cnoN (ati« marteh u. gttaf) t*, to?.
/9)) den ernten tag Augnati. entatund« M OM n««b
langwiriger achiiner luatigor seit, ein Mhreeklleb gewitter.
mit einem groaaen regen, umb den abendt, ond hatte
der donneratraal an dreien urlhen der atalt eingeschlagen
Wki-rkk Wkrlicmidn Augnb. ehroi%. 8, II»; sehen sie,
Tlioophron, die erquicicnnde stunde, die nach dem sohreok-
liehen gewitter folget Hp.nuKn (foti t. atug.) IC, «li; dass
ein furchtbares gewitter im aufzuge war J. ▼. Eichkn-
DORKP {vid lärmen um nichla) 4*, 170: an der westkOst«
. . . gehen vom april bis Juni selten swel tage ohn« di«
furchtbarsten gewitter vorüber A. v. Baumoahtnkh 41ter
gewitter a. T, 'kommt ein fUrohterlichea gewitter' denkt
sich dein urgroazvater T. HoHRütiKit wtldkeimat 1, 88;
das gUidte A. v. Bauhuahtnkh ». T, Ahnmann in ,d*»
tcetter' 1, (188ft) 84: aas (iras wird ein verheerendes ge-
witter gemeldet $t»thr. d. Detterr. gea. f. mtteorol. 8, 407.
•/)) wie flammen, verloren sich in meinem sinne die
thaten aller Zeiten ineinander, und wie in ein froh-
lockend gewitter die riesenbildcr, die wölken des himmels
sich vereinen . . . Höluriu.in {Hyperion i, 6) 8, 77; es war
als ob bei einem majestätischen gewitter blitze lam dn-
schlHgen am himmel flammten Hui h hu {Hüd^gard ») »,t»;
ein majestätisches gewitter zog durch das thal G. Kki.i.kr
(yrtiner Heinrich 1. 17) l", 178; das prächtig einherxichende
gewitter Stipteii bunte ateine*,9.
S)) es lässt sich kein generelles unterscheidungsmerk
mal aufstellen zwischen einem gewitter und einem ge-
wöhnlichen Platzregen, den der volksmund so bezeich-
nend ein stilles gewitter nennt J. Hanns über den urapr.
der gewitter {itachr. d. Oatarr. geatUaeh. f. «Mtoorol. t. 408);
das liebe gewitter in mundarttm {a. ap. 6884) ihenaü (nach
mittheil. v. C. MOLLF.K-FKAitnetTii s' heilige u'gewitter;
heiliges gewitter! rief er plötzlich und reckte sich in den
gliedern . . . P. Hr-vsr (ium not. ; die p/a^findarin) t, 8
a. 111.
b)) Mahlreich aind die porticipialan attribute. die at^f die
beliebten aubjecixtrbindungen («. ap. 6884) turiiel^ikhren - da-
hero ist es sehr gut bei entstehenden gewittern wachsam
zu sein Zkdi.rr 4. nar daa gleiche Ciiombl S, 8M: die gleiche
Verbindung G(;uRN 80; Rrimarus 865; bei aufsteigenden
gewittern CnoMEL8, 406; deagl.Qvvmn 118.86; KrOnitx
übera. d. PrieatUy 116; bei einem herankommenden ge-
witter Rrimarus 80 m. a.,- (ankommenden gew.) 186 u. «.,•
drohendes gewitter B. Aoerbacii newa leben 8, tl4; bei
herannahendem gew. Zrdi.rr 4, 178; Hartmann a.%; 1»,U:
wann sich, bei nahenden gawittem
die flur enträrbt, die halne zittern :
so fliebn •nohrnckin lens und tag.
J. F. ('.tiRoisKOK {Oden und Utder l)8,lQt;
die Vorboten des nalienden gewittere brausten heran
J. GoTTiiEi.F (Käthi 1) 10, 1»; gemurmel eines entfernten
gowitters H. v. Ki-Risr 3, 171 ; daau vgl.: ein fernes ge-
witter stieg fernher auf Sal. Gsssnrr 8, 70; die naehti-
gallen . . . verstummten heut* in einer kühlen nacht,
welche von fernen gewittern zu uns herwehte C. Bren-
tano (Geaeh. v. brattn Jvo.v/htO 4, 171 ; bei entstandenem
schweren gewitter Gt'nEN M; Reimarus 856; blitze vom
donner gefolgt, verkUndeton das entstandene gew. itaekr. d.
Oeaterr. geaellaeh. f. meteorUogie 8, 40»; ein am Vorabend
eingetretenes gew. ebenda; ein gemeldetes gew. Sohnckb
uraprt*ng der geunttei>elektricität a. 16; wurden durch den
donner auf ein über Charlotlenburg stehendes gew. auf-
merksam a. 68; als ein zeichen eines abnemenden oder
sich zerteilenden gewitters Rrimarus 78; eines schon
zerteilten gewittere 582; in der ferne donnerte es leise
von abziehenden gewittern P. Heysk {da« aeetceib) U.
3,3^6; hinweggezogene gewitter Griii.er phffaikaUiaeka»
tcb. 4, 1.TO1 :
die erde ringa beirinnt an zittern.
der himmel beugt sich tief und schwara heiab,
nnd brauset dumpf in rollenden gewittern.
J. MosKN {ritter H'aA»84» 8, 14t.
e)) andere attribute gelten der a*HbeaHmunMm§: ein oa-
reifee gewitter, dessen in seltlg ent«a«dtte dSaste den
blnmel furchtbar erieoebtoB lUrrRM {mHid, rmkt
tugenäk^fl f« mrim I74ti • (iMi) IM: ein frübBSltlps
gewitter, das daa fassen tag gedrohet hatte, gtaf sMr*
misch an den b4Vfsa irfsder it(>^uv. ( U'. Uetster 7. i) as. S;
sobon fand die oft voa laadJeulen aufgestellte refsl: daai
spilei« tswtttar die rlebtof «inbaH—, wtldM Mb$n
gewllter etafssebbifsn babea. bsatlHgt QtmtMH phgaOml
M>6. 4. isss; aber kelae swebsia— g to dar aator kann
mir eine so webmBtblfa frsads abfewtauMB. als ein
gewitter am morgen ... Im weeten stand das nIehUlalis
gewitter and wOtbete H. y. Ki.Klirr (ee a. brmut ttm) •, M9
MituU-PMut.
attribute: dass also ein oMnnaMaabsa lawltter Ibar üa
ganze erde gebt, dass die gaasa srdobsiüeba iMahaaM
ein magnetisebee sehaoem easpSndet Snrrsii IimI»
sMiM* iverr.) 8; daher kan w {daa lieht) nicht bei jeder
Torfibanlbenden Wetterwolke, and hingegen manehaBal
auch one eigentliches gewitter . . . entstehen RaiMAROaM;
mögliche gewitter K. Gutzkow 8. 8M.
wie die poaaeativprvmowün» (a.ap.ttm). ao aimd mttek maitrt
pronominaifitrwtan nur gmna rereinaeU betagt t wlbrsad
iiesselben gewitters Wrnzrl sii dtutmkmmg 9tmiMim§
1. 175 (during ihe aama guat): vgl, mmekt
vesec>ea ose aber gnidigUeh
laas tim gewitter legen aidi.
i/Rter «sMt. paeL aekr. 9.Ui
die gleiche vartimitimg («. «.) Opitx
</)) ntr ybres dicr eampttiHm tmd eea Mm äimm mt'
bindungen nur tevnige vorgaämmgm, m vgLs das spal*
gewitter. dem fiberall das gemetne Tolk wIebtifcrB etalh
flusz in den winter — als In den Sommermonaten zaeignet
THCMMRL(rrM«5) 5, 148; fDr die beobachtung trennt man
die gewittler in nah- und femgewitter mmt^tvingem (da»
preuat. meteorol. inatituta) i. beohachlumg «eis gmmtlar-
araeheinungen (1888) a. 6; mm ao kkt^ger tat äit ammmtmmr-
aetsHng hochgewitter betagt, au 4mr mme Uekaro mnki/k dar
MrNfidMii^ nicht naehgamaaen itt {vgL HM 4, fl, 9. Mi^;
wassergttss and deifMcben sebIdUebea beebfevtttar.
reifen und sehnee öalarr. taaiafk. 8, sa»; ekenaa 8. 845: waa
mir ain hochgewiter anfallen Ihuet s. 885: abwendung der
hochgewitter 8. 864 ; and nach gewohnheit der alten daa
gebet bei einem hochgewitter aafseblafen PasTAU»»
(Lienhard) 8*. 886: und als das hocbfewilter vorbei war
ond die sonne wieder sobien E. t. HANDBL-MASSlTTt
Jeaae u. Marim (i>) l. 815.
4)) ekmrmkteriatiaek aimd Ha wtihimäumgam mit eerM»
anttaiduit.
•)) «er aOsm rsscA auagaatmttat iat Ha »u^mt^ntäam,
in der dma auhatmnOv ungemtimlidk l^^^i^ arwekeini.
a)) ainnbrUftiga varhm uerden angutgau, «e der Nsdk
at^f die btn^umgim mm kimmul gerichtet iat. die dma ga-
teitter einteita» (sfi. much unter gewitterwolke):
' BSgsa. ead es kaa Im atanae
LoassM {BeUaäaeu tm aantarlem) TS
«AeneeO. Kkli kr i>\ 17S; vgl. muek das gew. gebtSTtmtR
bunte ateina *. s ; man sehe die t>vlUer TorOber siebea
Hkrdbr (v. geift der Sbraimkam fsaaes. «aA«Mf)U.na:
sehen slef dort hinten ziebt sieb eta gewitter an? MlLUW
Siegumrt 8*. 870; und dann an gotles himmel sich ein
gewitter aufzieht PasTALOsai (Lienhmrd s. 8S) 8*. IS4; das
gewitter vom s. Juli, welebee an> S ahr nadue. im oetca
von Magdeburg aufzog ^lae weMBr* 1. (§8«) 1. iit: tof ein
gewitter aas weaten auf Rrimarus 84: der köpf stehet
mir wie eine Wetterfahne, wenn ein gewitter heraufziehet
GöTHR br. 1. ita; unter solcben geeprächen war ein ge-
witter heraofgesofen. und liaaa aiab von weitem mamilid
vernehmen H. König dss eliiIMni tu ilmina >,*. 1) i; tS:
ebenao Grrok pnlwM, 88a: ein starkes gewitter kan
herangezogen Hfinsb {HUdagmrd 8) 5. t87: dhnliek aekam
P. Ph. Gddbn 177:
aa lag so achwai «ad schwer ia dar hdt,
«ea Mtae aeg ein gewitter bcr.
P. BooBweraoT MUi'aSckafir (1851) 168;
gefMiden. über die ein gew. nicht hinzieht Bacmoartmbji
.«.9; ein gew. lieht vorfiber Klimpbrt «. tt:
aai*
6395 GEWITTER(2, h, ß — steigt auf, schwebt, steht) GEWITTER (2, h, ß - leuchtet, schlägt ein) 6396
die fische springen, und das Wasserhuhn
taucht unter, ein gewitter ist im anzug.
Schiller {Teil 1, 1) 14, 273;
das gleiche Eighendorff i^, 170; wie der landmann gerade
im besten arbeiten begriffen ist, und auf einmal steigt
ein gewitter auf Moritz, Anton Reiser (2) 195 Geiger;
ebenso Gl'den 128; J. Tietz die erßndung des blifzableiters
s. 3; doch oft am abend noch des klaren tags,
des wolkenlosen, steigt gewitter auf
mit aller elemente wildem kämpf.
Uhland {herzog Ernst 1, 2) 2, IG Fischer;
da^ gleiche Gottfr. Kinkel {Roma's erwachen) ged.ii^;
dasz an den Westküsten von Frankreich die gewitter
vom meere aufsteigen ztschr. d. Oesterr. gesellsch. f. meteo-
rologie 2, 404; ein gewitter stieg auf Klimpert s. 37. (tritt
auf) SoiiNGKE s. 15. dazu vgl. das gew. rückt herüber
GÖTHE40, 319; (verbreitet sich) Gehler 4, 1596; richtung
einhalten, einschlagen) 4, 1592; einem gewitter, welches,
von abend herüber, gerade auf meine fenster strebt
GöTHE ör. 29, 221; nach der seite wo das gewitter her-
gekommen, als wo es hingezogen ist Gehler physikal.
wo. 4, 1591; ein gewitter kam auf Scriver seelenschatz
2,429"; (kommt) Rosegger rcaldheimat 1,23; wo das ge-
witter hergekommen Guden 128; Reimarus 165; Behlen
3,436; ein gewitter kam aus süden herauf Guden 115;
ein gewitter schien heraufzukommen Th. Storm (doppel
ganger) 5*, 2ii; am folgenden tag kamen gewitter über
uns hin. wie von allen selten stieg dunkles gewölk auf
G. Frenssen Peter Moors fahrt nach Südwest (16) 184;
wenn das gewitter näher käme J. F. Hartmann über
geicitterelektricität s. 101 ; kaum hatte sich das gewitter
genähert«. 16; das gewitter muszte auf seinem zuge diesen
thurm zuerst begegnen Ph. P. Guden 134; wenn aber
2 gewitter gegen einander stossen 82.
ß)) verblaszter sind die verba, tco im berichte nur das
thatsächliche des auftretens am geioitter erfaszt wird:
ein gewitter entsteht Welser -Werlichius 3, 139 {s.
oben a); aus welcher gestalt die mehrsten gewitter
entstehen Münnich vorber.; ein — ist entstanden
Klimpert 13; — findet statt Sohncke «. 15; fand statt
Klimpert 88; doch ereignen sich solche gewitter in der
regel nur in der wärmsten Jahres- und tageszeit Baum-
gartner s. 4; die luft war schwül, im westen stieg
schwarzes gewölk auf. ,es wird gewitter', sagte Elisa
beth. Th. Storm {Immensee) l'", 35; in den gebürgen sind
die gewitter häuffiger ... als in der ebene H. F. v. Fleming
vollkom. teutsche Jäger 2, 10'^ ; ähnl. Herder 12, 312; dasz
deswegen die gewitter im winter so seltsam sind Zedler
4, 169; Chomel 2, 255; es waren den ganzen sommer über
in London nur zwei gewitter gewesen Krünitz übers,
voji Priestley's geschickte der elektricität 2tO (two thunder-
storms had happened); in unserer gemässigten zone ge-
hören die irewitter in der regel dem sommer an Gehlen
physikal. tob. 4, 1583; die gew. sind zwar in heissen län-
dern in der regel häufiger Baumgartner 6; ähnl. 7;
in kalten ländern sind gew. in dem masse seltener 7
(eine Seltenheit) 6; dasz solche gewitter nur an den küsten
vorkommen s. 7 ; sähe, dasz das gewitter . . noch sehr
weit weg sein müsse Hartmann *. 10; die gewitter haben
an häufigkeit zugenommen Klimpert s. 1.
■/)) anschaulich wird der augenblick der ruhe vor dem
ausbruch des gewitters gekennzeichnet; hier liegt auch für
die übertragenen Verwendungen ein beliebter anknüpfungs-
punkt: dasz ein gewitter in der luft war Krünitz übers.
V. Priestleg llfi {wJien a storm of thunder was perceived
to be Coming on); (in der luft vorhanden sind) Guden
56; (in der luft sich sehen lässt) 33; wenn ein gewitter
am himmel ist J. N. Tetens 51 de.<igl. Kuhn u. Schwartz
nordd. sagen 454; als ein . . gewitter . . über besagter stadt
schwebete Hartman n j?. 44; wenn das gewitter über dem
haupte schwebt Guden 18; dazu vgl. die in Übertragungen
80 beliebte formel {s. c.),- das gewitter schwebt über einem
Reimarus ». 8; 207; (über einem sein) Tetens 42; das ge-
witter war endlich über unserem haupte Stifter bunte
»tetne*. 69; dabei stand ein gewitter, dunkelschwarz, mit
vergoldeten rändern, im hintergrunde des baus; dasselbe
bnUe schon über die gegend von Aachen ausgedonnerf
H. V. Kleist {die hl. Ciicüie) 3, 387 E. Schmidt, desgl.
6,147; GuuEN 12; zeiget an, dasz ein solches gewitter
nicht hoch, sondern der erde nahe stehe J, A. Münnich
relatio physico medica 9;
dumpf liegt auf dem meer das gewitter.
H. Heine {nordsee2,2) l, 181 Elster;
neben dem felsgebirge lag ein gewitter Rosegger Schriften
des waldschulTneisters 6; ein gewitter drohte Göthe 20, 3;
wie lange das gewitter säumte J. Gotthelf (Käthi 1)
10, 14;
S)) den ausbruch des gewitters kennzeichnen, wie schon
bei den buchungen hervorzuheben war, vor allem solche
verba, die den neueren engen begriff des Substantivs sicher
stellen .- wann ein gewitter anfallen wollt, von stund an
hinauf gehen und die kehren öffnen. . . österr. wei.9th. 4, 266
{Latsch); gegen abend überfiel uns . . . ein gewitter F. v.
Matthisson erinnerungen 2 (I8IO), 43; in der braut v.
Messina fiel ein gewitter mit regen ein Schiller (aus
Lauchstädt) br. 7, 53; (brach aus) 7, 49; ein gew. geht nieder
Göthe br. 20, 3; weil das gewitter ausbrechen wird
Stifter bunte steine '•', 65 u. a.; durch die wipfel aber
leuchtete ein gewitter J. v. Eichendorff {dichter u. ihre
gesellen 7) 2^, 54; oder soll ich diesen maitag verlieren,
weil ein gewitter ihn verfinstern kann Schiller {der
Spaziergang unter den linden) 2, Zb%;
denn drauszen stürzt ein wilder regen ;
gewitter tobt; es heult der wind.
Lenau {Savonarola) ^, 6 Hempel;
wo das gewitter eingeschlagen H. F. v. Fleming d.
vollkommene teutsche Jäger 2, IG*», desgl. Guden 59, 71;
J. N. Tetens 12; ei, so musz ein solches unglück, ein
solches gewitter einschlagen, und unser stilles hauswesen
in grund und boden donnern Tiegk {der gelehrte) 22, 28;
wenn das gewitter in die erde schlägt Guden 81; (in
gebäude) 102; Gehler 1, 1004; (in eine scheune) J. N.
Tetens 13; dasz das gewitter .. mit einem entsetzlichen
schlage in diesen bäum schlug J. A. Münnigh 3; desgl.
18; die gewitter entladen sich durch den blitz wenigstens
auf 100 ruthen weit Guden 150; die luftsäule, durch
welche sich ein gewitter entladet A. v. Baumgartner 4;
sobald das gewitter ausbricht 9; auch hier fehlen nickt
einzelne Verbindungen, die der erscheinung die günstige
Seite abgewinnen:
bedencke, wenn es kracht,
dasz ein gewitter ofl't die saaten fruchtbar macht.
J. Chr. Günther {bei dem hintritt des herrn N. N.) 2
680;
gewitter reinigt und bricht, was zerbrechlich.
LoEBEN {abschied) 36 ;
da das gewitter den heitersten frischen herbstmorgen
heraufgeführt hatte G. Hase {erinnerungen an Italien)
11, 1 zioeite abt. s. 51.
f)) mannigfaltig zwar, aber in färbe und beioegung ge-
dämpfter sind die verba, die den abschlusz der erscheinung
kennzeichnen:
als disz gewitter nun sehr langsam sich geleget.
OPITZ {Antigene) poemata 183;
das gleiche J. RisT geistl. poet. Schriften 2, 64; wird also
das gewitter durch eine unbekannte Veränderung der
luft . . . aufgelöszt und zertheilet Guden 85; desgl. Rei-
marus 615; Gehler 4, 1592; die fenster standen offen,
das gewitter hatte sich verzogen Th. Storm {Angelika)
1'", 292; ähnl. Beulen 3, 4,38; bis das gewitter vorüber
ist H. v. Kleist {Käthchen)2, .5) 2, 218; das gleiche Behlen
3, 436; wohl, der blitzstrahl hat geschlagen,
das gewitter ist vorbei;
Grillparzer {ahnfrau 3) 45, 74;
wenn das gewitter vorüber ist, stellt sich meistens ein
wind ein, der von dem vor dem gewitter in der richtung
abweicht A. v. Baumgartner über geioitter s. 8;
ausgezürnet hatte das gewitter.
Tiedge {Ahälard an Heloise) 2*, 114 ;
und die gewitter entfliehen, es säuselt und duftet maier
Müller 1, 111 ; das gewitter hatte sich allmählich ver-
flüchtigt Rosegger wildl. 327.
b)) weit bescheidener ist der Spielraum für die object-
function.
n)) am ehesten sind hier noch die loendungen entwickelt,
die das entstehen oder vergehen des gewitters auf ein sub-
ject zurückführen; sie gehören, soiveit .sie nicht ganz in
die übertragene Verwendung übergreifen {s. u.), vorwiegend
6397 GEWITTER (t. b, ß gewittor braaeo, abhalten) GEWITTER (a. b. ß ia. mtor das f«ir.) 6898
der tage, dem aberglmtben. n*M fkeil mu«k der prakÜeekem
Wetterkunde an : die iohwefeliobt«n ausdilnttungMl,
wolohe ein gewitter veruniaohen Zkoukh 4. 170;
(«wittar droht die •chwQle luushi.
Lbixav (MnrMMfwfa) 4, d Bem^et:
denn h«nt«
iMtrniUt er, ü«r bsrr der irit, sur f»i«r,
tum «eichen ein gewitter mit und »ich.
HAlurmun (Emf€doUee tm/ dem AOma 44f)
a, aH;
HO erinnert er sich, dnw Zeus «ewitter geredet babe
ilKnOER {in der Könignbergeehen teil. 1764) 1. 71; da« war
<tle sohwnrKo Mary, die in einem dorfe unfern von Lon-
don ihr wesen trieb, RcwUinr braute, seuohen auigehen
liebz . . , C. F. Mkvk.h der heilige (♦)*• U; wenn er (LimO
T. b. daniala auf dem pianoforte ein gewitter spielt«,
naiien wir die blitze Über sein eigenes geaioht dahin-
/.uclion. wie von «turmwind schlotterten seine glieder . . .
Hkink (Lutetia i. ss) a, MO; dass der vollmond ein ge-
wittor nicht zum ausbnioh kommen lasse, und wenn
ein solches auch solion am himmel stehe, der vollmond.
so wie er vom hohzonte in die höhe steigt, es auflAse and
zerstreue Gi;iii.rr phgeikal. wft. 4. l&M: das mond viertel
war heraufgekommen und drtickte die gewitter hinab;
das Wetter leuchtete nur zuweilen vom jenseitigen ge-
Stade her C. Hask {erinneruHgen an Italien) l\, l tteettr
altt. ». 16; dasz der regen überhaupt die gewitter sertbeile
Kkimarus 101;
sertheila die gewiltsr,
die ans noch ringeum drka'n.
HOFFMAWN V. FAi.i.BR.si.inaN (/tühUnifiUed)
1, ao Oeniemberg.;
der oft gehörte satx .der wald hKit das gewitter auf
Ki.iMPEHT enietehung der gewitter e. 18; so soll man
vor dem donner und blitz völlig gesichert sein und
Huf oben die art das gewitter von uns abhalten P. Am.-
wAnoT betraclttungen Über den Uite (174A) 880; weil die
einsame spitzen ein gewitter nicht entkräften Pii. P.
(iui>F.N lAi; wenn irgend eine stange vermögend ist, ge-
witter zu entkräften Güdkn 71 (verhütete oder schwächte)
66; da nun die glocken geweiht waren, so hatten vile
den glauben, dasz das läuten derselben das gewitter
unsohKdlich mache A. Rini.iNORH volk.tthüml. atu Sehica-
ben 8. 448, dazu vgl. auch Grhi.kr physikal. wb. 4, 1M7.
ß)) aonei werden vteiet nur verUaette verba — vor allem
hil/everba in die o^jeetverbindung getogen. gibts gewitter
(.f. o.) PiscHART Oargantua 887; der wMgeplagte prieeter
91; aber es gibt auch in den abendstnnden oder des
nachts gewitter Baumoartnrr ».*; ... in gebirgen . . .,
wo man oft die gewitter unter sich hat and wo die
blitze von unten nach oben schlagen Göthb {tu Ecker-
mann) bei Biedermann K,i; (die ersten gewitter haben)
Wf.n/.kl liier«, d. Franklin t. i't; diese nacht hatten
wir ein gewitter und den ersten regen Moi.tkr (an $.
bruder) 6, 81 ; eine ungewöhnliche tempcratur scheint aber
/owitter nur mittelbar zu begünstigen Baumoartnrr
6; dagegen vgl.: eine erfahrung . . . welche jedermann
iiuben wird, wenn er die gewitter. welche des abends
seitwärts stehen, genau beobachtet Pii. P. Gudkn ss.
A)) gam selten beobachtet ist der unmittelbar an det»
verbum angelehnte dativ: die eiruelnen phänomene, waleba
einem gewitter vorhergehen A. v. Baumoartnrr Mer
gewitter ». 18; ähnl. a. 10; sind darum auch gewittern
stark ausgesetzt .«.6. desgl. ts: um so hälftiger eind die
präpoftHioual Verbindungen Megt, ohne jedoch eine groem
mauiti<ifaltigkeit der Spielarten entwickelt tu haben, ne
entfallen meist auf einige tcenige um «o belie64ere formen
der Verbindung. benxerkeMwerth ist dabei, dlUB dtr plurml
vorwiegt und dasi die belege unverhältttieamäaeif BtUnitk
der gebt*ndefien »pnteke su entnehmen waren, die ftrmä»
hierin einen bequemen reim, namentlich at{f ii^/lmiHm
(zittern, splittern u. a.) ßndet.
(()) auf was art die von gewittern getOdtete m— aalw
desselben {lebens) ber.iubet worden J. A. MOnnicii relmtio '
physicomedica . . nebst einigen kt*rtten . . r^flejtionibue com |
gewittern (1738) vorher., alle von gewittern gerührte per-
sonen s. 7 ; alles, was wir bemercken und mit einem wort
bezeichnen, war schon da ehe es zu dem grad kam, den ,
wir bemerckten. das beispiel vom gewitter, dasi jede I
woloke eins i«l. and d«si aia Moa dam grad« sadb oatar-
aehladm sala kaa LicHraNaaRO [eudeUmtk m.; i40
mpkaeimmm l, tSO Ltittmmnn: aonat mfiaxtaa dia alidta.
wo alab daiflalalMa BMlaJ ta pooaaar maaasa oba« an
gabtodan todaC, vwsOfÜab «mi •awUtani bataiisaMbt
wardaa RiiMAiioa wi: want aum . . . oatarwafsna vm
alnaai sehwaraa gawUU» BbarfallaB wird i. M. Trraiia
a4: RaiMAKoa «s: etena» C. HAaa it. i. nt; vom fswittar
•rschlagan wordaa Tarana 19; KrOmits ühtrw. dm Primi
leg SSO (iU wm «Intalt dmd im m «üsrat ^fiktmätr): voas
gewitter gelOdtat voidaB (MM ly U^ktidm§) m; OoD««
181 : vom gawitttr vanrtoaai Zaouuia, ni:
afai aaweil U*fr«r kala swibalM vaa aavHlara.
M bald der ««rhwartM daatpfr aai b«f and i^W aWM.
iom. CMa. Oihrniaa #•«.•, aa«;
als rfcihtariwmit er iad ak bäM.
OflmB MBCR/WM Jmm CkrUU {j^A.-mug. t. SS«;
daanlb MhUagadooMr rellM
dareh die lafl, echwars ven gswMwa.
F Faatt.inaAT« tßekmmthnmiknknn t.aS:
datu vgl. (s. o. «p. 8888/4) P. HcTaa II. a, sai; K. Gdtskow
I, SM; C Brrntano 4, I7l:
fem verhaüea aekea die deoaer
■ad dto etgßkkin sJawa.
blaaaa ImBm sieh. «iSkllaaM
sind eifthuhat vom gvwiUer.
UiiLAMD dar «aiMMte rMira;
and ihre (der «dk«) blittar Irtufein Ton faviUar daa
tags Hölderlin {Hgperian) 4. t) 1. 17» LUtmum;
oad an« gewittern ladel «r (gelt).
Cur. P. D. BcnvaArr (••• AI. pßmffi^aU) tn
Bamjf:
weaa ttr taeh aelbat gott sprida aas 4em gewiUsi».
Fa. ReeaaRT jgtUmluUn mmem 46) t. SS;
»)) die
•UM ihna MhhiaiHiar alehl: daa
das sie astt aatatgaag badiew, ■■!,■. ... mm,m, m
•o lachslad achhoRHMita. fauaftlaa voajnwfttatB.
der soho des maRaeban aiaal aaT daaa Ttkartas.
W. PaauuaATH (eekunemti l, laa
deegl. mitten im gewitter J. v. Eiciir.NrK)Rrr (4
1810)11.888; von der furchtbaren herrhchkeit föttaa im
gewitter SeUeme. liittrmlurbri^ XII «. litt denkm. m. 98;
wec-w«ieeod ela erfaaMMs labaa aaf.
wie eise gottbeH ta gewHtotn.
TiBDoa (Vrmmta i) |S. i<7;
gan* ähnlich F.icilBRDORrp (muthmung) i*. tH:
du aber, o ap««rkainpniun4if«. die
durch dk aeklaehtaR daher aaf gewillaiR kraael
■ad die vOlkw vaitflgl aad die vdlkar aeUnal . . .
aTRACHwm («Mr fMHrt) fad. •• WHukM:
•Hat aar «waHa Uh
ao iMfvemaaaaa^Ma ar to fa^nMam
"^Baat Qawftnlfaiar; dte/aRfr~aad)fiL ••:
■it aaa geviUena.
Rtvaaar {rrwUUet) i.im:
daas die groszan herm sich den nftn noch nicht etgvn-
gamaeht haben iat ein glQck, mit den gewittacn kOntea
sia aa thon G. Chr. LtovraiiBBlia afkaeiamtn s, a?
Ir«tCraum»; er merket vataahladana das lagan ohne ga-
witter begleitende ooiatlada aa, waMw ea aeiir wahr-
scheinlich machen, daas dataalba dmck abaa dcrgletrhen
uniarhe. als wenn «r mit alMaa gawIMai bereite« Ist.
henrorgehracht werde KrOriTB Mar», r. Prieetleg 888
(wifhout lightminf . . . «Ac» it i» aecaaipaaMif with ligkt.
ning): das «id« daa alaui (OraaaiwWa) unter dem fa-
Witter ebenao ruhig anxaaabaoaa, ala daa hiatntt daa
amiara. dem die nator aMit aattal aa paka Iftatala Ta.
Abbt «arM. *eerke 1. 1»; te daa feflUnUAataa omsttadaa
batadct sieh oatar aiaaaa fawttlar te Imiam falda aia
laotar RsiMARoa v. Ilüar IB, daafl. (a. a.) Odrna Ir.
SS. sst : anter einem befüfen grwitter kamen wir gcfaa
abend in Ferrara an C Ha^k {frinnermngtn m» ffafäni)
II. 1. neeite mit. SO: dmiu vgl, Wbrxri. nlaraatt. d. Femmk-
lin I. 17&: die dorrh gewitter veraalaaalsa
Klimpkrt e. 8; (durch schwerea gav.) Scritkr
adfcate s. 866^; («thrend desselbaa gaw.) «Uuaakl
6399
GEWITTER (2, h, ß bei, vor, nach d. gew.)
gewitters Sohnckes. li; ztschr. d. Oestr. ges. f. meteorol.
2,405; der leidende Werther könte als eine alegorie im
p'arakletor betrachtet werden . . . dasz er die Lotte bei
einem gewitter kennen gelernt könte gut gebraucht werden
Lichtenberg {sudelhuch no. 487) aphorismen 3, 212; (bei
einem gewitter) Hartmann 15, Baumgartner4; Sohncke
11; dasz tiefe brunnen bei gewittern geschwinder gefüllt
worden {in thunder storms) Krünitz ubers. des Priesi-
ley 219; (bei gewittern) Hartmann 14; desgl. 15; 21 u7id
oft; Baumgartner 14; desgl. 27; ztschr. d. Oestr. ges. f.
meteorol. 2, 405 u. a. Klimpert s. 91; und wenn er bei ge-
wittern in den himmel blicke, teile die wölke sich und
hervor schimmre der heitere tag Hölderlin {tod des
Empedokles l) 2, 234 Litzmann ;
der armen schiffleut seelen bitter
erschrecken hat vor dem gewitter.
Spreng Ilias (1610) 213» XV ;
und auch vor den gewittern, davor mir nie ward leid,
begann ich jetzt zu zittern für's zitternde getreid.
Fr. Rückert 1, 193.
c)) von dieser vor dem gewitter vorhergehenden angst
reden wir allhier gar nicht P. Ahlwardt befrachtungen
über den blitz 3S0; dasz allemal wind vor dem gewitter
vorhanden Zedler 4, 169; vor dem gewitter erhebt sich
zum letztenmale der staub gewaltsam, der nun bald für
lange getilgt sein soll Göthe max. u. refl. (85) sehr. d.
göthegesellsch. 21, 17; vgl. auch (vor schwerem gew.) G.
Freytag 4, 371; es bedarf nicht der beihilfe einer leb-
haften einbildungskraft, um an dem, was vor und nach
einem gewitter und während eines solchen in der luft
vorgeht, das bild eines heftigen streites zu erkennen A.
V. BA.VMG\mT<iEYi über geicitter s. 5; vor einem gewitter
herrscht gewöhnlich unten grosse windstille und man
sieht diese als einen ebenso sicheren verboten eines
donner- und gar hagelwetters an, wie drückende schwüle
*. 9. desgl. s. 7. 8. vgl. Sohncke s. 15; ztschr. d. Oestr.
geseUseh. f. meteorol. 2, 405 u. a. ;
wenn vor dem gewitter
todesstille den wald beherrscht.
Klopstock {Messias 15, 352) 3, 164 Boxherger;
diese luftsäule musz sich am folgenden tage nach dem
gewitter noch abgekühlt finden, vorzüglich in der höhe,
wo die gewitterwolken hingen Gehler physikal. wb.
4,1594; vgl. auch (nach schrecklichem gew.) Herder
16,412; Sohncke 11. Baumgartner s. 4. v. Liliencron
2*, 207.
rf)) viel halten die blossen corallen bei sich getragen
oder wohin nur geleget, gut wider die gewitter und wetter-
strahl Ettner m^d. maulaffe {nw) 672;
es geht die sage bei den leuten,
man soll nicht ins gewitter deuten
mit seinem linger; denn der blitz
fahr' nach des deutefingers spitz !
K. Immermann {Tristan und- Isolde I) 13, 106
Hempel ;
d4izu vgl. (in ein frolockend gewitter) Hölderlin 2,77;
J. Mosen 2, 143; F. Matthisson ged. 174; dasz dernieder-
schlag sich dort nicht zum gewitter steigert ztschr. d.
Oestr. gesellsch. f. meteorol. 2, 406; zu den gewittern in
beziehung stehen Klimpert s. l.
c) ungewöhnlich entwickelt sind die übertragenen Ver-
wendungen des Substantivs, die zunächst sich darbietende
Übertragung auf andere naturerscheinungen ist verhälhiisz-
mäszig spät belegt und auch wenig enttvickelt :
ihr felsen scheint . . ihr wölken tiefer mich zu drücken
im Temen schoose des abgrundes
dumpfe gewitter tosend sich zu erzeugen,
GüTfiE {Miimpf der empfindsamkeit) 14, 49.
oft reissen hoch aus der umwölkungen schosz
mit donnergetöse die blocke sich los,
dasz rings in langen gewittern
die gipfel erzittern.
Fr. v. Matthisson (alpenreise) ged. 174;
big es zuletzt wie ein gewitter durch den leeren . . saal
hallte G. Keller (^rtiner JffetnricÄ l, ll) l", 115; dann
einen pistolenschusz und das darauf folgend gewitter des
echo Stifter {feldblumen 15) i, 142 Satter.
früher bezettgt und weit fruchtbarer ist die Übertragung
axrf erteheinungeti, am und im mensdien-. und inn
solchem grossem krachen wird der tag da her reissen und
platzen, wie ein gros gewitter das inn einem augenblick
GEWITTER (2, c Übertragungen) 64(j0
alles mus verzert werden Luther (2. ep. Petri gepred. u.
ausgel. 1523) 14, 71 Weimar.
a) schon zum eigentlichen vergleiche sind hier die mannig-
fachsten berührungspimkte aufgespürt:
l)) die Du Menil hab' ich auch gesehen, welche sonst
aufzog, wie die stralenlose nacht, und fürchterliche blize
schleuderte, jetzt wetterleuchtet sie nur noch; es ist
ein verzogenes gewitter, und ihre talente sind erschöpft
H. P. Sturz schriften l, 95; Napoleon war ein gewitter,
welches die schwülen Südländer erfrischte Börne frag-
mente u. aphor. (2.54) 3^, 433 ; die Armida abbandonata von
Jomelli ist die schönste rhapsodie aus dem befreiten
Jerusalem des Tasso, und macht ein groszes reiches
ganze für die lyrische bühne. es gleicht einem gewitter
in schönen frühlingstagen, das mit fürchterlichen blitzen
und Wetterschlägen schnell vorüber rollt Heinsc [Hilde-
gard l) 5, 119.
2)) und deutsche fürsten sollten in der haft
der kettenschmach vor einem gaukler zittern?
brecht stürmend auf, gleich brausenden gewittern I
TiEDGE (071 die Deutschen. 1809) 3^, 40 ;
dasgleiche {ohne attribut) Brogkes Thornsons Jahreszeiten
189; menschen dieses schlags . . würden . . als eine pest,
ein erdbeben oder gewitter unter das volk fahren Bona-
ventura nachtivachen (7) 60 Michel;
so ziehen die kriegsgenossen
streng, schweigend und ungeschraückt,
wie gottes dunkler wille
wie ein gewitter schwer!
J. V. EiCHENDORFF {soldotenlied) 1', 137;
doch ists nicht meine sache, hin und her
zu reiten in 'nem kleinen engen zirk,
das musz wie gott's gewitter durch die wälder
thalnieder, berghinauf mit schnaufen gohn.
TiECK (Oenovefa) 2, 241 ;
seit jenem tage
grollt über dieser ehne unverrückt
die Schlacht, mit immer reger wut, wie ein
gewitter, zwischen waldgekrönten felsen gipfeln
geklemmt.
H. V. Kleist {Penthesilea 1) 2, 26 E. Schmidt;
das war ein ritter noch mit fug,
der wie ein heisz gewitter
die knechte vor sich niederschlug. —
G. herwegh ged. eines lebendigen 1 {der
frciheit eine gasse);
ein dunst umzog die kämpfer, wie
gewitter, das sich reich entleert.
W. Leuthold gedickte^, 342;
mir war's wie ein gewitter, das verzog,
als er so langsam um die ecke bog.
A. V. Droste-Hülshoff 2, 104;
was bliebe ihnen noch zu fürchten, wenn Holofernes an
ihnen vorüber zöge, wie ein gewitter, das nicht zum
ausbrach kommt! Hebbel {Judith i) \, bi Werner; .
die fluthen des Rheines
schützen uns zwar; doch ach! was sind nun fluthen und
berge
jenem schrecklichen volke, das wie ein gewitter daher-
zieht.
Göthe {Hermann u. Dorothea) 40, 268 ;
ich will dieses land durchflammen
wie ein reinigend gewitter,
niederschmettern seine stamme . . .
Grillparzer {der träum ein leben 4) ;
ich bin das dürre land und du kommst, wie ein glück-
lich gewitter — o es ist herrlich, dasz du da bist!
Hölderlin {Hyperion 3, ll) 2, 156;
schnell wirft der eine ritter
den handschuh unter's volk ;
das murrt, wie, vom gewitter
erregt, ein meereskolk.
F. Freiligrath {Barbarossas erstes envachen) 1, 58;
die luft war schwül — wie vor gewittern lag
ein dumpfes schweigen rings auf allen platzen. .
■J. V. EiCHENiJORFF {EzcHn 3 , i) 3'\ 260 ;
wie getroffen vom gewitter
steht er hinter einem gitter,
o, wer hätte das geglaubt?
em gerippe sonder haupt.
J. L. Stolberg {die büssende) 1, 169;
doch war alles an ihr wie von einem inneren gewitter
bewegt, jede faser zitterte, die härchen in ihrem nacken
schauerten P. Heyse (ital. nov. 2: Beppo der sternseher)
n, 2*. 102; das alles und mehr, ihr ganzes himmlisches
wesen, ging wieder auf mir, wie der bogen des friedens
nach gewittern Hölderlin {Hyperion, i. fassuiig) 2, 04
Litzrnann.
6401 GEWrnBK (t. e - d«r weit, de« lebcns)
GBWirrEH (t. 0
fMT.) 6409
ß) den hauptgebratteh büdttjtdoeh die ein/aeha trepiätkt
Verwendung, die »ieh tumtiet dureh </•« ayntakti*ehin Mr
bindungen alt »oUha «MMMW/.
1)) vrie »ekoH ap. M»i tmgtänM. ist im disttr tmmäumg
zum tropiechen bei uneermim mtUtuM* nammHitk tut Itttr
Ordnung über ein anderm tuMtmHe btUft, ttArmtd die
unteturdnung unter »cUkt hier lemtig brnmuMM i»t;
wonn«, dann volIfwiMM
kein IvraoniiobM verbot
hinlarner mit ie«l«aoot
oder «tunn and naeüftuae
•trafpixier tt^eiUm droht
BCuuBR (d. hok$ Ited 9. d. Umtgm. *mrtmMi
4ta Samer:
dann aah and hörte er mit itarrtot itaunen den cvolo-
tionoii des enohreckliohen gewittert (liM eehnupfeiu) ra
Fh. Th. Visciikii uueA einer U.
bei der Überordnung »teken auch hier den lockeren /»rmem
der Verbindung taktreiek« tuearnnteneettungen §t§m(Atr>
o) denn wilder noch mnas, wu aertrftmmert,
in einander ■ptittem,
verbrauaen daa fewitter der seit.
LoiBBN (ateciM«f)a8 neetmt
das gleiche K. Qkiuki. (isiw) 1, IM;
drum auf, ee lebe daa JaMO,
die* etete fewitter der weltl
H. Lhvm iagdheewUr \9^'.
?1eicb dem mOdaa ecbnitter,
riomt, wie durch den llnetem wald
eurer taM, daa fewitter
dieaoe lebräa aantt verhallt.
TiBbOB {da fügert naektUed) I* 81 ;
<lie sterbenden haben trockne äugen, daa (ewitter des
lebena endigt mit kalter IuUJkan Paui. (n/an «. M)M. M:
ebeneo (die gcwitter und erdbeben des lebena) Hteptrue
(>, 18)8, 107; die gcwitter meines lebens ziehen beim, m
wird schon kühl um meine seele (>, ti) 8, 175: ein MhflBM
buch ist immer ein blitzableiter in den gewittan dM
eigenen lebens Pktkh Cornki.ius (an mim« aeAtMaAtr)
a. eüdd. monatekeße II, 81;
fernher hArt' ich schon lanfe die dumpta fewitter der
räche.
Franz t. Sonnbnbbro da» vctltrndt i\) 1. 3;
daa gleicke J. M. K. Lknz {landplagen l) ged. n Weinkold;
nie wieder dir zu nahn
gelobt' ich im gewitter deine« soma.
Chr. Stolbkro (AnUgene) 14, tJ ;
so mnssl du (mutik) in fewittem
der harmoni« die aeelen tief vnH'hattem.
A. W. Srni.auBt. {bund d. tireke mit d. kümatm)
1,M;
da schläft er, und die gewitter der schlaobt tunxieben
uns, als wären es seine träume Grabbb {Napoteam 4, •)
8, 184 Qriaebaek: ich meine nicht die dem aonnenaebein
und gewitter der Wissenschaft unmittelbar und rasch zur
Seite stehende praxis, sondern die wie ein anhaltender
liindregen nachschleppende J. Ghimm {daa teort de» be-
aitaea) kl. ackr. i. ii«; seele und leib dem wirbelnden ge
witter der erinnerung hingeben H. Lauiik daa junge Kuropa
1, 7) 1, 34 Houbrn;
b)) ... auf einiiml bricht sich daa gewfllke, daa krieg»-
gewitter verschwindet aus Franken, um sich in Sachsens
ebenen desto schrecklicher zu entladen ScHit.t.BR {tojäkr.
krieg 8) 8,808; das kriegsgewilter von 1806 übereilte mich
in meinen arbeiten Jahn derttarkea volkatum t, IM; (wettet-
gebete gegen das krieggewitter) Jean PavlS4, l»; (die
kriegagewitter) Hbrdkr i>, ibs;
wie beherzt im kampfgewilter
spornen mag «ein roas ein rilter . . .
Fr. RCckkrt («irr hahMenkamfif)9.ni
das gleieke Strachwitz ged. • 110;
und darf die lieb' es (<faj Ued\ nicht la roecn hftlleo,
so soll es starren denn von schwert und lanie
und schlachtfewittcr soll es mftchtif brüllen
{gfpaHsert* ttmtlte 1) 818 ;
desgl. {leidenarkt^ft) H : a. auek tk. 9, ap. «7:
wftizte der söhn des Verderbens sein hundertmeilif«« beer»
eilig«« I
voUt.
dos Oib
laute waflenfowitter umflammten den fipfsl dos Olbergs.
Fkan/ V. SoNNENBBRo do* tctUendt (9) 1. M;
eöeii^o {Ryno u. Alina) ged. 188 Oruber; %gl. blutgewitter
Sanhkrs 3, 1641*; pulvergewitter erg. tcb. 6M*; revolutions-
gewitter tcb. s, 1641 *>; stxafge witter 8, 1641^ ; verfolganga-
|ew. arf. wt. 84«*: ala die letete« doaaer daa
vöUMf|*wiltii« In Paris verhallten Immkruanm (aptg. t)
4. 14* JCi|fM; wellgewiltrr .SA<<r>>;Na trg. tah. tt^; m
atieg «ia wlrtittfae aorncawUter «wiaeiie« SM eaf G.
Kblum (gai^Hmr Baimritk 9, 9) l*\ «i: «iMfavltter Sah-
biM arp. if*.Mi^: aela liMdaiif lllw ktklU atoh ab
anm heitern himmel Jkam Paol (Batpam» S4) t. «i: dia«
glaieka P. llavaa s. a. ai (Ma fifk^^dtaim): daai ate bat-
fallafewlttar iocbnush. walaliaa daa atann der mostk
weit Obartteta IDmaid u. JmaA»m) 1. 1, um ; appUua
gew. San DIN« «ry. w6. tii^: ond bald Baabbar aqrif
der tanor Ihrer klacatiniiia maüi todtbaafaa baas. •!
daas leb Jetat vennSehte. dir daa teelencewltter in teiiiar
gansen sohrecklieben wahrhHt zu schildern ThCmmki.
(reiaa •) 8. •;
aad aef Ptadar* ktaAffMrHtafs
aotUast da gea bimmel ■ckwebaa.
STBACWwmt (e* flalama atktaam) gad. > IB.
t)) mtak to dar am^hulung aUt aWbrtwfca wakkt üe
tnpiaAa sarwwdiwf dauttiek aaat dar aimmtiakam mit
*// a*" aaUm Maran Mar Mt aim maaafttnjkrwaiik wttdlar;
ist er ein hitaiger mann . . will nieM allea Wdaa. aa aa-
rathen winter und sommer in einander, und da i
kälte and hiize ea die schwentea gewitter dmt i
priaater M ; waa ial wahrachaioliabar. alt daaa Jäkobäa,
der eiferer, der beter. zurleleb dar brndar ieaa. voa daaa
ihm zubereiteten, jetzt nahendaa favtUar (Jkamiifumjj)
mit am frtihesten wüste? Hkrobr tfrrf|jt siiieaii Iradn
Jaaü) 7. 488; diesen tag sollte daa drohende fswiltar obaa
aaabrueh Aber mir dahingehen 0. Lcdwio (dii paaih. s.
d. dr. W.) t. 44t: doai» «ff. («. m.) sebwan ftw. PtjtTSii
1.407; brütende gew. Qrili.pahzkr 'ai§mätkam' t*. t7.
b)) maneke nauam/Ügungam Uaaam «sah «isl aar wpt tatß
lieken bedeuttanf daa auhai. iiiwif limi im aimkUmg trimgami
melB valsriaad. daaa bald der kfauBel Maae.
o iftehl« mir aoa rinfvaden fewittara!
SraACiiwm lprt)iog sm dem .mamen gad.') gad. ■ U4:
die eine hier hatte nimlicb früher den andern ztun
schätz und die andere diesen Jetzigen; dann haben sie
alle Tier . . . gewecbaelt . . . aber alle fronfaalaa gibia afai
jammerroUee gewitter, daaz beinah' die
G. Kei.l.BR (grüne Heinr. 4. fti 8. 89.
e» die meiaten attrtbute wtiaam 9kmr
die von der bidautung daa ambaiamHaa
kinaua: alaa daa Malige gewitter
aai Kiaea sieb arbab.
Brnr ktmml. Hadar Q. Uti;
oad w«Hi daa aaterirdlacba gsalMai. (d
jettt faalHeb aafcrwaebt. aaai irtniiasll
d«« nah varwaadtaa denen •legi
HOu>aauM (ftspidsilss aafd, Aalam U» t. g»;
einen ao frommen liebhaber der Wahrheit tu ihrer er
kenntnisz zu bewegen, habe ich weder ein olympisebee
gewitter noch aeberontiaeba tberschwemmunf in proaa
nOlhif Hamann (fwas wakmißain a. nettesten ditfken litL)
•,88; ... hatte sor folge, dast das ruf«i*che gewitter vaa
Oetgalizien sich nach dem Balkan hin \enog Hi<tMAiicS
fsd. M. erinn. (88) >. 814; während das ihm zu häaplaa
stabende Napoleonische gewitter ihn treffen . . . kann
PONTANK (eer dsm aturm) I. t. 878: ao wie daa folfeade
ein wabree ganiea tragisches gewitter. laater reiaa attrita
und gewalt ohne Oberladung HniNaK (//ifdifärd l) MM;
dar tfiiaanda mann ragt wenigatasM adt daai köpfe Aber
dIa wölken aeinee tomcs hinana, daa abatteba fewitier
fioUt nor anter seinen fUszca . . . BOmiBCMar A «tAeMOrM
d. M«tVr) 8^ »tt: kam eine balkaoadata Qmiar iamiiiv in
groaier anzahl nach Hainatettea Mnaos ond quartierle
aieb aof eine woehe eebr zwanglos und tomallaansch
ein . . . als daa gastliche gewitter onn endlich abgezogen
war P. HKTa«(iiiiiii'fsS8iBri «er*) t. le. tiA: liebe, raserei.
die hAchste atedfkait, dar btttarsto schmerz, alles aof
einmal, äuazeree oad laaerea gewitter. aiilder refea aad
linde thränen! Hebbkl («n E. Lenaimg 1944) ke^fkt^m,
data gUitka (inaerliebee gew.) «c*e« QoaDuao m .
asiaariat. rtdt« * ut.
wgL mU ial^ ßir äa»
(«. ap. 8888) dM .«Mialse>e ledsadhu^
nicht eher kalt als bia er blliit wi
seinem einacblafenden gewitter
6403 GEWITTER (2, c im herzen, üb. d. haupt)
freundlichkeit vorkam: so unangenehm kalt war ihr nach
demselben sein gewölke Jean Paul (unsichtbare löge i, 14)
1 114
' 3)) unqewöhnlich häußg wird das übergreifen über die
grenzen der sinnlichen bedetdung durch präposihonal-
Verbindungen zum ausdruck gebracht: die fortsetzung
des geistersehers . . . sende ich ihnen hier, und auf den
nächsten donnerstag droht ihnen noch ein groszes ge-
witter von manuscript Schiller brufe 2. 208;
wenn, ein gewitter, von des redners stuhle
der heil'ge eifer zürnend sich ergosz. > o-i ^«.
Geibel {juniuslieder: fruMingshymnus) 2^,46,
beide freunde verschwiegen der freudigen jungen frau
den ersten schlag des gewitters, das über ihre ehe auf-
zog Jean Paul (Siebenkäs l, 2) 11, 54; mehr als ein gewitter
donnert hinein in den lebenstraum von uns andern
[Hesperus 2, 18) 8, 107;
verteile dich, du schwarz gewitter,
das mir im herzen stürmt und flammt ...
Platen 1, 407 Redlich;
ich habe das gewitter, welches mir dröwet, wol sehen
auffziehen . . . Opitz übers, v. Barclays Argenis (2, 4, 7)
2, 233;
bei Sankt Georg, warum ihr diesz gewitter
mir auf den nacken schickt, ist zu errathen schwer.
ich war ja stets mit herzlichem vergnügen
bereit . . .
dem holden fräulein beizuliegen. , .^ ,. „. „„^
Wieland (Klelia u. Stmbald 5) 21, 285;
genau so (über den hals) 20, 86 {AbderitenA, 9); sie könnten
leicht das gewitter voraussehen, welches herrn Dahl-
heim über dem haupte schwebte Jung Stilling jung-
lingsjahre 76; das ganze wurde unter dem tiefsten ge-
heimnisz . . . verhandelt, dasz G*** auch nicht einmal
von ferne das gewitter merkte, das über seinem haupte
sich zusammenzog Schillek {spiel des Schicksals) e,nO;
genau so H. v. Kleist {Kohlhaas) s, 206; H. Sghmid
{das Schwalberl) 4^, 138, Th. Fontane {vor dem stürm 19)
1,1, 165;
Pervonten wird zuletzt diesz leben unerträglich.
. . . frau Vastola bemerkt es nur zu wohl
dasz ein gewitter sich um seine stirne ziehet;
und eh' die wölke platzt und blitze sprühet,
wär's däucht ihr, klüger ihm den antrag selbst zu thun.
Wieland (Pervonte 3) 18, 190.
ihrer rede mildes wehn
war in mir zu sturmestoben,
sie, der schöne maientag,
in mir zum gewitter worden,
unaufhaltbar brach ich los,
sieghaft alles niederdonnernd.
Uhland {der sieger) 1, 189 E. Schmidt.
ach, sie war trotz dem gewitter. das aus ihr blitzte, in
diesem augenblick wunderschön G. Freytag {verlorene
handschr. 2, 5) 6, 307; seine stirn hatte sich zusammen-
gezogen, und aus seinen äugen wollte sich ein gewitter
befreien D. v. Liliencron {Breide Hummelsbüttel 1)6, 23.
4)) nur in wenigen fällen ist die Übertragung erst aus
dem weiteren zusammenhange zu erkennen-, so musz ein
solches Unglück, ein solches gewitter einschlagen, und
unser stilles hauswesen in grund und boden donnern
TiECK {der gelehrte) 22, 28; in jenen tagen herrschte Sonnen-
schein im hause Buddenbrook . . . und manchmal gab es
ein gewitter, ein kleines Unglück wie dieses . . . Th. Mann
{Buddenbrooks 2, 3) 1, 90;
nur, ergreif ich meine zither,
wird das herz mir weit und grosz,
und das brütende gewitter
bricht in hundert strahlen los.
GuiLLPARZER (ntändchev) 2^, 17;
und wenn unheil droht dem hause,
sich gewitter thürmen auf,
steigt sie aus der dunkeln klause
an die oberweit herauf {ahnjrav, 1) 45, 30 ;
und sie würden mich . . . der freiheit beraubt haben, wenn
nicht . . . nachbarn mich gewarnt, und, so lange das ge-
witter anhielt . . . verborgen hätten Pfeffel pros. vers.
5, 88; die frau Schwägerin mögen doch schuldiger sein,
als ich selbst gedacht habe; das gewitter hielte sonst
nicht so lange an Iffland {hausfrieden 5, l) 4, 298; .meinst
du, ob er poltern wird, oder — ' ,i nu, gestrenge, das
kommt darauf an . . . ich fühl's immer gleich am ersten
schlag, ob er nur verdrieszlich ist, oder ein gewitter
losgeht . . .' W. Alexis {hosen d. herrn v. Bredow 7)
GEWITTERABEND — -ABLEITER 6404
vaterl. rem. 3, 67; fluchte wie ein preuszischer Wacht-
meister, und wenn ihr miszfallen erregt wurde, so gab
es ein so gewaltiges gewitter, dasz alles auseinander-
floh GoTTFR. Keller {landvogt v. Qreifensee) 6, 151;
dieser, ein leidenschaftlicher schnupfer, benutzte die
gelegenheit, um aus der stehengebliebenen tabatiere der
gräfin zu naschen, nicht ungestraft, ehe er noch die
schwelle des saales überschritten hatte, war schon das
gewitter herauf, alles lachte und Bamme rief; ,ertappt!'
Th. Fontane {vor dem stürm, 2l) I, l, 194.
GEWITTER ABEND, m. -. sie hat mir heute einen geld-
beutel geschenkt. . . zwei tauben, die sich schnäbeln,
sind darauf gestickt und ringsherum eine einfassung von
zweigen, unten aber sprühende blitze, deutest du auf
jenen unseligen gewitterabend? Immermann {papierfenster
eines eremiten) 9, 67 Hempel; er hielt sich für überzeugt,
Gertrud habe an jenem gewitterabendc sein unvollendetes
bekenntnisz verstanden H. König die clubisten in Mainz
(5, 4) 2, 184.
GEWITTERABLEITER , m., bei der einbürgerung der
neuen erfindung vor anderen Wortbildungen, vor allem
dem heilte herrschenden blitzableiter, bevorzugt.
1) im zweiten compositionstheil treffen schon die ältesten
bezeichnungen der einschlägigen lifteratur zusammen, vgl. :
kurze anzeige von dem nutzen der stralableiter . . . von
herrn prof. Saussure aus dem Französischen 1772, die in
den Frankf. gelehrten anzeigen {dtsch. litt, denkm. 7, 325)
mit den worten begrüszt werden : wir sind nun einmal
drinne, die natur nach unsern ideen leiten zu wollen;
möge es denen herren in gottes namen gelingen, den
donner über ihren köpfen, an dräten herunter in die erde
zu complimentiren. in der ersten zeit sind allgemeinste be-
zeichnungen beliebt: aus welchen gründen man wisse, dasz
bedeckungen und ableiter bei den gewittern dasjenige
leisten, was man ihnen zuschreibet J. N. Teten s Sicherung
seiner person bei einem gewitter (1774) 35 ; das gleiche gilt
für Reimarus, der \Ti& in seiner ablmndlung vom blitze
für das franz. barre mötallique {vgl. sur les verges ou
barres metalliques, destin^es ä garantir les 6difices des
elfets de la foudre . . memoires de l'academie d. sc. 1770
p. 63) ebenfalls allgemeinere bezeichnungen loie auffangungs-
(stange), -ableitung, -ableiter vorzieht und nur vereinzelt
blitz - ableitung, -leitung, einmal (383) auch blitzableiter
gebraucht, beide bildungen loecliseln im folgenden ab:
oder ob man den nutzen der gewitterableiter noch auf
andere art deutlicher und einleuchtender beweisen könne . .
Kirchhof beschreibung einer zurüstung, welche die an-
ziehende kraft der erde gegen die gewitterwolke u. d. nütz-
lichkeit der blitzableiter sinnlich beweiset (1781) 19. der
bayrische Schwabe 3. F. Lutz schreibt zwar 1784 ein buch
von ,den blitz- oder wetterableitern', beschränkt sich aber
im texte durchaus auf die bezeichnung wetterableiter, nicht
nur für die ersten süddeutschen beispiele aus Schwetzinger
und Nymphenburg {vgl. conductoribus enim in palatio,
quod diximus, Schwezingen, tum in aliis publicis aedi-
ficiis electoralibus tam Heidelbergae quam Mannheimii
ephemerides societ. meteorol. Palat. 1781), sondern auch für
das erste deutsche auf dem Jacobikirchthurm in Hamburg,
die nächstfolgende fachlitteratur kennt die verschiedensten
bezeichnungen, giebt aber unserer bildung doch eine Vor-
zugsstellung selbst vor dem blitzableiter: gewitterableiter,
blitzableiter, wetterableiter, ist eine spitzige, oben stark
vergoldete, einen halben bis drei viertel zoll dicke me-
tallene Stange, die über einem hause errichtet, und an
demselben herab in die erde oder in ein wasser geleitet
wird . . . welche den nutzen schafft, dasz sie den blitz . . .
auffängt , . . und in. die erde leitet Jagobsson 5, 671»; im
jähre 1752, welches man für den Zeitpunkt annimmt, in
welchem die gewitterableiter erfunden werden 5, 671" ; von
dem ersten Zeitpunkt der errichtung der gewitterableiter
Gehlen physikal. wb. l, 1047; dasz man die spitzen der
gewitterableiter während eines gewitters leuchtend sehen
müszte 1, 1050, desgl. 4, I6OO {an anderer stelle auch blitz-
ableiter, wetterableiter, wetterstange). noch 1811 ist in
dem bliche .von den toirkungen der electricität' des Oester-
reicliers Leop. v. Unterberger der gewitterableiter,
(*. 4. 5. 15. 16. 31. 35) vor dem blitzableiter {s. 4. 24. 29) be-
vorzugt, vgl. der Verfasser . . und der bekannte doktor
6405 GRWITTKRALB - GEWITTERARTIG
GEWITTERATMOSPHARE - BIKDUNG 6406
P. . . erhielten von . . kalter Jofepb den «uflrt«. pulvcr
magHzinc und andere ölTentliohe gebäude . . darob blitz
abloiter gegen da« ein>clilagen de« gewlttam tu Ter
wahren . . . der verfaulter hnttu dadurob felefenbeit wobl
zwei hi» dreihundert derlei gewilterableiter tlieiU «eUwt
zo errichion. tholU nur anzuordnen «. 4 vgl. atuh fß-
wiücral)li'itHtange ». 80.
im Uttiitiritehen gebrauekt ist unttnform namentlUh au*
LiciiTiNiiKKt), au« Jkan Paul und Götiik Ae%l, «Im aU
heiiU auch über Itagen venemdta (t.u.): der mana, d«r IhMn
Kerathcn hat, gar keine gewilterableiter auf niedrige puhrw<
thUrme . . zu legen, hat gewisz mit teinnm bona MU
mehr gothan als hundert aanoti electrophori LichtkM'
UKRO (an Hamberg 178» 6r. I, u (t, t ableiter); daa gut-
achten wegen der gewitterableiter zu MandeUlob ist etwa
8 Wochen naoher . . von mir verlangt worden (an F. F.
Wolfh) br. >, 79; seine gewitterableiter wuite er (Ber
■ohUtz ana Wien) der kriega canizley zu Hannover »ehr
reitzend vorzuMtellon {an Iteimarui) %, 7; einen zuge-
spitzten isolirten drat mit einem gebogenen drate, einen
Franklinbulieit gewitterableiter zu machen, ein knöpf-
oben, auf diesen ableiter zu stecken, am einen Noilet-
sehen gewitterableiter vorzustellen Ntcoijvi heachr. einer
reite l, 91/98; der gewitterableiter ou wetterableiter, le
eonductrttr, In barre ileetrique Schwan 1, 718*'; dagegen
vgl. der gewitterableiter ». blitzableiter CIampk t, 88H*;
ebenso Hii.PKur: ich wUrde von meinen eigenen ver
suchen in einem beschränkten fache sprechen dürfen,
so wie diejenigen nicht zu vergessen wären, die gewisse
teile, besonders die elektrizitKt bearbeitet haben, so wie
in Risennch ein junger mann wegen der gewitterableiter
bekannt int (tötiik biographiaehe eititelheiten (jiti6. ax*»g.
M, 8(7); und mein blick fiel auf die yoldzinne eines anter
(lern monde schillernden gewitterableiter« Jban Pavi.
{bioyr. bei.) 17, s«: lächerlich genug scho«« er {der feind)
einen gewitterableiter entzwei {ax^fenth. «. d. Nepomuk-
kirclit) 84, 181.
8) der übertragene gebrauch: ihre fUrstliohe gegenwart
zieht, wie ein gewitterableiter, alle elekiricitftt zärtlicher
herzen an sich, dasz wir andern vor'm einsoblagen ganz
gesichert sind üütiik {triumph der emnfindtawUttU 8)
14,89; ob man neutralitilt und wafTcnntillstand darch
Preuszen vermitteln wird? Überhaupt welche art von
gewitterableiter man brauclien kann und will? musz sich
in kurzem aufklären (an Schiller ao. 7. 1796) bri^e ii, 144;
so weit über das gowOlke des leben« hinauszudringen,
dasz man die ganze äuszere weit mit ihren wolfgraben,
beiiihäusern und gewitterableitern von weitem unt«r
seinen fUszen nur wie ein eingeschrumpfte« kindergftrt-
chen liegen sieht Jkan Paui. (billet an meine freunde)
4, VII; revolutions gewitterableiter, die den blitz in eine
urosze sandbUchse abführen Böknb {frt. kunetfleiu)
ö', 178.
s) vereinzelt ist auch das noMMH aeÜowit bdegt: dasz
Kichmuiin keine ableitung des blittes habe anlegen
wollen, und es ist also widersinnig, seinen tod als ein
beispiel einer mislungencn gewitter-ableitung anzuführen
Reimaiius V. blitMe (1778) U7.
GEWITTERALB, m..- auch hier bedingen die drei
mythenbildendcn hauptgcwalten der luft, das gewitter,
der wind und die welke, drei luflelhenklassen. die über-
wiegend männlichen zwei der i) itewitter- und 8) der
windelben und die iiber\%'iegend weiblirhe der s) woiken-
elbinnen E. H. Mkykh germ. mgthol. 117: der verwandte
mythus von der eriösang der eibin durch einen gewitter-
alb tnpfelt in der sage der erlOsung der wei««en fraa,
der Wolkengöttin 185;- v^f. aucA gewittergott.
GEWIITKRANMELDUNG, a. gewittermcldung.
GEWITTERANZUQ, *. gewitterzug.
GEWITTERARTIG, al^jeeHv:
l) daher sehen wir an starkwindigen, übrigens sonst
heiszen, tagen keine gewitter entstehen. selt>st dann
nicht, wenn gewitterarUge stürme über uns wegrauachen
Gkhi.kn physikalisches teb. 4. 158S; die lu uns her nach
Osten ziehenden wölken waren nicht gewitterarlig schwer,
sie strebten leicht vor Gütiik br. 31, 888; windstSan
fahren daher, schwül, gewitterartig H. v. Stbin Oöthe
u. Schiller, beitr. eur äaOuL d. dtaehen klaasiker 71 B/tcUtm;
IV.
slunn und gewitterartifar Nfaa wmntklw dir Ayi<i<ynifA<>
a. 71A, vgl. fewiUamfm.
t) dam «fl.; an4 saf» da« lab waU Na. obiabaa
geatara favIUamilnlg dofaNütvaiatit baim raUaa BiS'
MAKCK um $. fnm (ii. b. taaa) 4».
I) iai AUmbwger diatäd mkd wm «n» mmdfrm imk-
m^mtkmUritmtkj f$bttdtti ftvMiaMMMi, laalltaillinlliiti
0. A. FRoanr tkmtOt twn Ottknktt^g (ftti^ t. ai.
0EW1THRATII06PHARI, ». fMÜtariofL
QKWnTERAUFZEICHNnffO. a. jaiHimhaohaohtmn
QKWtTTKRAUSBRUCH. o»., rgl. aaabmali 4aa fMdUaia
(»I».IMD): ifL <Ua bdra gewlttaraoabraab thitilahHiii
vorhandena bafUfa bawafoaf van ais nad waataHbaOeba«
L. .Still NCRK ttrapr. d. gettUttnUkirieim a. 4i. dmfl. $. Vb.
GKWITTERBACH. ». gevitterguaz.
OKWITTKRBAD. a. die jungen baUan im fUaada f»-
badet und mich daza veriaitat ata forebtbaiaa fawittar
steigt auf and schüttet alaafl itiOmaodaa lafta aof
uns ... der bandet wird (n* kmum) onlarsucht. die nlaea
und das Strand- und gawittarbad aaldaekt. die wafla dar
Züchtigung hinter dam wgkngA barfoifbott B. M. Annot
tekr. a. a. l, deutwcktn S, 4Mi
GEWITTERBANG, a. fawlttaiMbwfiL
GKWITTERBEOBACHTUNQ. /.:
1) die baobaebtoBfan Seboen's über daa gawiltanof
im Würzbarfischen und ScbBbler'« Abar dai^anifaa ia
WUrtemberf . . . der aus mehreren Jabrett tob Mika var-
•chiedenen puncion diaeaa laadaa fawiUarbaabaabtaaflMB
gesammelt hat Gr.iiLBRjAyatfcal. wt. 4, ifiO. J. LoDKWio
gowitterbeobaohtungen im raiabrtaiafrapbaoftblala eUk-
trotethnische teilschr, man MM «. ttt; A. ▼. ObCRMATBR
gewitterbeobachtungaa OBd gavitlarbAoS^dt an «iBigaa
Stationen der alpen itoa. Brahn« ia Leipiif. walebar dar
Organisation eina« gawittarb«obaebtaBC«diaaalaa im k8«%-
raich Sachaen («tcA widmete) R. As«mann di» §mmllm M
Mitteldeutaehland ». 6; seit dem jähre 18« ist dar fa-
witterbeobachlnngsdienatgansarbeblich erweitert worden
• : die anstellung von gewittarbeoi>achtunfen erheiacht
die «ffOllonff folgender TorbadiafaaffHi aaMJuaf (4.
prttfi. mektnL inti,) nur tmtitkimif mm gamHtt'
er$eheinunfem «. 4 : in Deatsehlaad WBffda soarsl in Bareni
(1879) darob t. Bezold die «TftamaHtaba baabaabtaag
der gewitter eingeleitet: das dardi Assmaans private
thätigkeit in Mitteldeutschland faabaüsaa fswUterbe
obacbtungsnetz . . . K. Phohaska IsbhiA. ak$r§mmtter . .
(t8a4) 8; datu rgl. das ntmmn tftmKa: ain ia«ahB«bB8b
für gewitterbeobachter awto'lwaf s. btob. d. fteiUlmrtrtA.
naektrag.
t) in dermtbm riehtung häU mek: A. RimiNBAcn
rasoltate aus tsjährigm gawittaraofiniduaBgBa AasslMi.
8) kenmrtchnend da§tfem ßbr «UM ß'üktn atU iti die
Mncaadte bildung: gtwiitatbatlBebhumB, fsbala «Mi
danksagUBg HtUimm tiaa,
QRWnTEBBSRO, m.. («gl. fsvittar af. OM/i: baiamt
der gaw.) vgl. .- anterhalb dar . . sandstain-klippaa disasa
gnwitterberge« Rittbr trdkmmd» (tsn) 1. 79b; wg/U |a-
witterecke.
GEWITTRRBERICHT - -BERICHTERSTATTER: dia
nachstehende abhandlong bat den «weck, durch sa-
aammenstcllung einiger allgemeinen, tbeila aaa directen
eigenen beobachtungrn. thaib ans den mrldoafsa dar
gewitter berichterstatlcr tIssBMiden ergebnims itaMB
kleinen beitrag zo den btslMtlgaB rssoltataa dar gasrlUar'
forschiing zu liafani K. Pbohabka Umwk. itsr §tuAUu .. «.
GKWiTTKKBETRACHTÜNG. a. gavriUsrbaabaabtai^
GEWnTKlUULDUXG. /.
1) die theorie der gewittcrbildaag hingt mit der tliaoria
de« rtfens aufa innigste soaammaa Gkmlbr pk^tikmt.
mb. I. 8(*, deagt. 4, s«; SlMrbaapt alMr gibt •• dii^ am
bof, herr baron. dia alamab tot den fftrstan gehören,
aondem unter ihm »otgabSB. «1« die gewitterbildang
unter dem gipfel das g^iffs IL KöNto die eittbitten in
Mains (t, u) 1. 8BS; dia badaotaBg aafawSbaBebar feachiig
keit fQr gawitterbildang aigibt aidi aas dar arCslinuig
A. T. Baomoart.nkr über gmiltu a. «, laeahrarüiliaina,
die rasche tamperatunrerliidaraafaB bsgfinstigeB, ba-
fördem aaob gawitterbildang 7 vgL (bildaagsprocsas dsr
402
6407 GEWITTERBLITZ - -DÜNKEL
gew.) 28: da . . heftige Verdichtung des wasserdampfs
am abend und hiermit gewitterbildung eintreten kann
R. Klimpert entstehung der geicitter s. 91; desgl. s. 81;
dass die bedeutung des labialen gleichgewichts-zustandes
für die gewitterbildung überschätzt wird K. Prohaska
bemerk, über geivitter ... 21.
2) anders gewitterzubereitung , zu dieser a. unter ge-
wittermaschine.
GEWITTERBLITZ, m. {vgl. wetterblitz Stieler 198 u. a..
vgl. donnerblitz theil 2, sp. 12«);
1) wenn auf fernem pfad gewitterblitze
abends mich verfolgten, edles pferd,
wenn, verirrt, ich keines kirchthurms spitze
mehr 'gesehn, und keine uhr gehört . . .
ja! dann hast du redlich ausgegriffen
und gesund mich in den hof gebracht.
F. W. A. Schmidt an mein reüpferd {Ber-
liner neudrucke 4, s. 47) ;
gleich wie wenn im doppelsturm ein see erglänzt zu-
gleich vom Sonnenschein und von gewitterblitzen C.
Spitteleh Prometheus und Epimetheus ^ 256.
2) dazu vgl. .- gewitterflamme, -funke (s. d.).
GEWITTERBLUME, BLÜMERL, s. gewitterkerze.
GEWITTERBOGK, m., vgl.: gewitterböcke, //ott. Thors-
böcke für schwarzes wettergewölk E. H. Meyer germ.
my thologie iOO; anders gewittergeisz s. d.
GEWITTERBÖ, s. gewittersturm.
GEWITTERBRODEM, m. .- ihr guten menschen! worin
mag jetzt in dieser minute euer busen auf- und nieder-
gehen, im weichen dünnen äther der freude, oder im
gewitter-brodem der angst Jean Paul {Hesperus 4, 44
nachtr.) 10, 163.
GEWITTERBUCH, -BÜCHLEIN: D. E. Faustmann,
kleines gewitterbüchlein Wilrzburg 1890; J. Sauren, ge-
witterbüchlein Salzburg 1903; vgl. geistliches donner und
Wetterbüchlein Straszburg 1659 u. a.
GEWITTERDÄMON, s. gewittergott.
GEWITTERDOM, m.:
doch ach, die liebe zeit ! mit wortposaunen
bläst sie dein bild des griechenlebens an,
und bleckt bei dem gewitterdom den zahn,
wahrhaftig schön, altdeutsch, recht zum erstaunen !
Gl. Brentano {victoria u. ihre geschuider;
Widmung an Schinkel) 7, 287 ;
vgl. gewitterhimmel, s. d.
GEWITTERDRÄUEN, s. gewitterdrohen.
GEWITTERDROHEN, -DROHEND
1) der substantivirte Infinitiv -.
erwägend eur verdienst und dieser zeit
gewitterdräun, da an dem rand des meeres
Sturmzeichen gleich, in immer dichtrer schaar
sich Genuesersegel heben.
F. KuGLER Doge und Dogarensa 21 ;
gewitterdrohen lag in der luft H. Sudermann das hohe
lied (2, 18) 567.
2) das partieipiale adjectiv:
also gingen die zwei entgegen der sinkenden sonne,
die in wölken sich tief, gewitterdrohend, verhüllte.
GÖTHE (Hermann u. Doroth. : Melpomene) 40, .816.
GEWITTERDRUCK, m. .- so wurd' er über Juliennens
kaltsinn . . und über einen gewissen sittlichen gewitter-
druck — den lüstlinge bei weibern empfinden, wo alles
rauhe, die Selbstsucht, die anmaszung als miszton
schreiet — ... so verdrüszlich und verstimmt Jean Paul
{Titan 5.125)25,44;
mir wärs, als lastet ein gewitterdruck
jedwede luft beklemmend über'm saal.
E. Geibel (Brunhild) 6, 5.
GEWITTERDUNKEL. Substantiv und adjectiv.
1) das siibsfnntiv :
a) das gewitterdunkcl, die dunkelheit bei einem ge-
witter Campe 2. ses*". wenn es nach gewitterdunkel tagt
Brnzel Sternau ebenda; vgl. auch unter gewitterhaft s. d.
b) als bedeutungsverwandtes subst. vgl. .- dasz wir die
Häuser in dem grauen gewitterzwielicht kaum noch unter-
scheiden konnten P. Heyse {geteiltes Jierz) 2, 9 s. 34. vgl.
auch gewilternacht.
2) da» adjectiv:
wie der zorfloszne rosenglanz ihm (dem AcMlle») steht!
wie sein gewitterdunkles antlitz schimmert!
H. V. Klei.st (I'enthcKitea 16) 2, 105 E. Schmidt ;
im offenen teil der manuskripte flnden sich der stellen
GEWITTERECKE - -ELEKTRICITÄT 6408
nicht wenige, die sich auf den gewitterdunkeln Inhalt
jener blätter beziehen . . . und man sieht in einen Zu-
sammenhang, der sich weiterhin durch das ganze dieses
schwergeprüften lebens als nächtliche Stimmung aus-
breitet Fr. Th. Vischer auch einer 32i; dazu vgl.:
fernab am horizont, auf felsenriffen,
liegt der gewitterschwarze krieg getürmt,
die blitze zucken schon, die ungewissen,
der Wandrer sucht das laubdach, das ihn schirmt.
H. V. Kleist (dos letzte lied) 4, 38 E. Schmidt;
vgl. auch schwarzes gewitter sp. 6403.
GEWITTERECKE,/.; und aschgraue wolkenungetüme
rückten gegen den Hohenhagen, die schlimmste ,gewitter-
ecke' Hilgenthals H. Sohnrey im grünen klee {die sünde)*'
63; vgl. gewitterberg.
GEWITTEREILE, -EILUNG, /. .-
weiten kreisten vorüber, es flammten und rauschten die
winde
schnelle gewittereil', und Uriel stand auf der erd' itzt.
Franz v. Sonnenberg das weltende (4) 1, 72;
jetzt sprang von Südwesten die gewittereilung auf und
begann die bisher völlig regungslosen krönen der alten
linden rauschend zu schütteln W. Jordan zicei iviegen
(1, 2) 1, 45.
GEWITTERELEKTRICITÄT, f.: für die Übertragung des
begriffes der elektricität auf die atmosphärischen erschei-
ntmgen, die den bedeutung sgehalt des ersten compositions-
theils neuerdings bestimmen {vgl. gewitterkraft), war der
ausgangspunkt in den versuchen gegeben, die seit dem,
17. jahrh. vom bernstein {TjXf>tT()o%') zu neuen trägem
der gleichen kraft vordrangen, die ersten bestimmten
Schlüsse auf die elektrische natur des blitzes zog J. H.
Winkler: ob schlag und funken der verstärkten elek-
tricität für eine art des donners und blitzes zu halten
sind Leipzig 1746; innerhalb der versuche, die mit diesen
entdeckungen in Zusammenhang standen und die durch
Franklins erfindung belebt wurden, brach sich auch das
neue compositum rasch bahn:
1) man hatte schon einige jähre vorhero . . gemuth-
masset, dasz die gewitter eine sehr grosze ähnlichkeit
und Verwandschaft mit der electricität hätten J. F.
Hartmann anmerkungen über. . gewitterelectricität (ll6i)
8; es war nemlich herr professor Richmann . . beschäftigt,
die gewitter-electricität bei herannahung eines von norden
■ kommenden gewitters, an einer . . . stange zu beobachten
St. Petersburger bericht über den tod Eichmanns (1753)
wiedergegeben bei Hartmann s. 8; wäre nun eine solche
stange vermögend, die gewitter elektricität zu vermin-
dern und heraus zu ziehen Ph. P. Guden 65, desgl. 163;
. . . brachte herrn Franklin zuerst auf die erfindung
mittelst hochgestellter zugespitzter stangen die gewitter-
elektrizität aufzufangen Reimarus 637. desgl. 537; am
10. mai selbigen jahres äuszerten sich schon die ersten
Wirkungen der gewitterelectricität an dieser stange. in-
dem elektrische funken aus derselben hervor brachen,
wenn man sich ihr mit der flachen band zur gewitter-
zeit nähert Jagobsson 5, 672»; seine anstalt für die ge-
witter elektricität soll ausserordentlich sein G. C.Lichten-
berg br. 2, 217; ich habe nachher offt und noch neuer-
lich in England öffters physiognomische beobachtungen
ja versuche angestellt, die so gefährlich waren als die
mit der gewitter elecktricität {sudelbuch no. 796) aphoris-
men 3, 267; dass die reibung von eis und wassertheilchen
in der höhe die wahre quelle der gewitter- elektricität
ist L. SoHNCKE Ursprung der geivitter-elektricität s. 2; den
bisher gebräuchlichen blitzableitern gegenüber, welche . .
ohne allen einflusz auf die entwicklung der gewitter-
elektrizität und die daraus entstehenden gewitterschäden
sind R. Klimpert entstehung der gewitter s. 136; dasz
die gewitter-elektrizität als solche einen einfluss auf die
galvanischen apparate und deren leitungen ausüben
könnte Assmann die gewitter in Mitteldeutschland 13;
vgl. auch s. 74 {s. das folgende).
2) vor der entdeckung der elektrischen natur des blitzes
wurde die wahrgenommene er seh einung durch eine allge-
m,einere Zusammensetzung bezeichnet, die auch später sich
noch lange im gehrauche hält: ob in der lufft von der ge-
witter materie ein stein {donnerkeil) generirt werde, oder
ob derselbe erstlich in der erde entstehe H. F. v. Fle-
6409 GEW1TTER£NSEN - ERSCHEINUNG
GEWITTERFEUER - FURCHT 6410
MINO d. vollkommtn* UutHÜu jäfftr (19M) t. 10^; i»r nttitt
eomponfioMthfil ial hier mit d*m jüngtrtH M^iltiHhn Ar
griff einer dorn körper innewohnenden elgenMufl. tfttiM
einer flUaaigIceit («. tkeil 6 rp. I7U) tfmut und Übtrtlm§mt
der eigentliche floM der dichten «leetiisohen ftwitUr
materie J. N. Tktrnb »iehtrung »tintr fr$aH An tin»m f*>
vritter (1774) a. \t: daas diene« licht . . nur durch den zufluu
der in der luft zerstreuten gewillermaterie entatehe Rki
MAHU8 vom blitze (t77S) 17«; aie {dit hededturnftm) bestehen
nuB electriachon cArpem, welche die gewltt«nnftt«rle gar
nicht oder doch schwerlich durchUaaen J. N. TmtN« ». i;
hohe aufgerichtet» metallene . . mit apitien veraehene
■langen aollen die gewittermaterie alm&hlig aua den
wölken an sich ziehen und nach der erde binleiten 17:
daaz aioh auch gewittermaterie aua der luft . . . auffangen
lieaso Hkimaruh («l u. a., eine metallene atange die . . .
den blitz und die gewittermaterie anffftngt oder in aich
■aagt Jacoiihhon 5, 67t*: vom anlocken der materie durch
metalle RKiMAitun M; die ableitung der gewittermaterie
aa und öfter, cflrper . . in welche nämlich die gewitter-
materie am leichteaten hineinfahren . . kann Trtkns 91 ;
deegl. (aich aamle) Rsimarus 81 u. a. ; aolche dtinste befnr-
dern den auabruch der gewittermaterie aua der wölke gegen
die erde Tktsnb 80: die glQokliohe entdeckung der voll-
kommensten Terwandtsohaft oder vielmehr Kicichatellung
der 80 genannten eleotriiohen und der gewittermaterie
Lrop. V. UNTRHRBROBn tf»ii den Wirkungen der eleetrieität
und der ge%eittermaleri* (1811) e. 4 u. «.
8) doMu vgl. auch dae vereimelte rein deutetke eeiten-
»iüek:
wie gewitUratoir von der kreisandaa aoheilM iee iltieee,
praaaelnd, durch «aogendee maeeingfohr tinsIrAmt in dar
fla«che
dnnkelon schoo«*, und ein mann, die leitende kett' in der
linken,
reichet dem nacbbar die recht', und dieaer dem naclibar,
bnd alao
hunderte triOt eracbOtternder gchUf urplAtslich . . . !
J. L. PvRKRa TunMat (4,887)i8>:
hatte sich nun der gewitterstoif des himmels durch den
unerhörten Schneefall so gespannt . . . Stifirr bunte
eteine {bergkrietaW) * 818. daeu vgl. blitzstoff theil >, ep. 188.
4) auf Reimarcs bf»chn1nkt »c/teint die tueammen-
»fttitng mit einem andern allgemeinen begriff, der unserer
at^f/a.vn*ng von der rr.sr/ieinung aber näher kommt: dass
die gewitterkraft nichts anders sei als was man im kleinen
an der elektrizität beobachtet hatte, dasz die gewitter
luft alle wUrknngen elektrisirtcr kflrper . . . zeige Rri-
MARU8 vom blitee 6a»; da es nuninehro doch ausgemacht
ist dasz elektrizität und gewitterkraft einerlei sei («tn-
leitung) e. X; vgl. auch ». 8t: 886.
6) eine teeiterbitdung ist tum ereten eompoeiium be-
obachtet: das bei gelcgenhctt einer gewitter -eleetrieität-
forschung vorgefallene unglUck Richmanns, eines Affent-
liehen lehrers in Petersburg, ist, was mir gelegenheit
gegeben, auf solche mittel zu denken, welche bei er-
forschung der gewitter-elektricität nOUiig sind J. P. Hart-
mann anmerk. ü. d. nOt. oehtaamkeit bei er/orech. d. ge-
wittei-eleetrirität (vorber.) a. i.
GEWrrTF.UKNSEN. a. gewitterartig.
GEWITTKHEKFORSCHUNG./.. dasi mit derSohncke
sehen theorie über den Ursprung der gewitter elektrizität
ein fruchtbarer und vielversprechender gedanke in die
pewittererfnrschung geworfen ist R. Assmann a. 74; vgl.
auch K. Prohaska 8 a. oben unter gewitterbericht.
GEWITTER ERSCHEINUNG, f.:
\) um uns mit diesem kleinen apparat einige dreisxif
rloktrische versuche, welche gewittererscheinungen be-
treffen, zu machen Nicolai beaehr. einer mM i, 89; die
bereits erwähnten gewittererscheinungen A. t. Bavm
OARTNER a. 16. deagl. 16 (die erscheinungen bei gewittern
a. 87); die l>eziehung des springenden und «tossenden
bocks ... zu den gewitterscheinungen . . . erhellt aus
den namen der donnergottsbOcke Tanngrisnir. gnjöstr
E. H. Mrykr germ. mythol. 100; fälle von kurzen dmck-
schwankungen des barometers in beziehung zu bringen
mit den gleichzeitigen gewittererscheinungen R. Ass-
mann s. 11; anleitung zur beobachtung und meidung
der gewittererscheinungen (hrsg. v. königl. preuss. meteo-
rolog. institat) Berlin 1888; die in dieser Zeitschrift jtUifal
erfolgt« bMprvobaoc dM Don Umt Prmnluwidi mm
IMpaimtaD dMiton bgobiahtiBpnatiBi fBr ftwtttar
•»«iMlmiaiMi iigilr. 4. 9atf. f rffwt /. atttmrtl.
f. 401: ia l8lt8ii<8B 8011 aiekl «Im ««Oitla^t» UmoH«
•Um tßmiüm-mMiMnnntm iitßtm wmdm L. touweu*
uraprung der fiwWii tltkhiiiiH a.f.k^ Knbwi baHflfS
zur kenntnls . . der gawHUrtffteheinangen . . in Hamborg
Stuttgart las»; «in b— oodfs augrnmerk ward« d«r
gewilterbildung, aowi« Qb«rhaapt d«in «tudium d«r «itaat-
liehen natur d«r g«wllt«r •nK!h«lnangrn xoftiräadt
K Pmuiiamka hemfark. Uher gamitter ... 8; dasx «in faaifBr
Zusammenhang itrlsebcii dar . . I«mp«nitur und dar sähl
der g8wikt«r«radMtaiaaiBa sUltiiid«t «. m; dam» «yC
das var$iimlt$ tifnmifmtm favUtorrotglaffa R. Ammaiim
a. 8t.
t) die faeUiUeratur. auf die aAm dk Utkwifm kdaft
MM *eeaenÜieken beaekränkt blieben, beditmi mtk mtkimaU
auek de» frtmdworite : soll . . erst naabdaw . . la dar ba-
traohtnng der gewitterphänomene ««Matiegaafaa wardaa
A. r. BAirMOARTNKR über getcitier a. 18. dtäjft, 17; dto
Verfolgung der gewitterphänoman« in MmaldaotaaMand
R. Ahkmann a. 10: daeu vgl. auek: ar (dar am Umtt ttelktm
Vorhang) ist ebenfalls ein« folf arachalaong daa fawtttar
proce««esK. Pmomaska beaterk. Mar tmaUkr «. ■.
GEWITTERFEUER. a. fawlttarifauBOM.
GEWITTERKLAIIMK, /• vgl. dnnnatiawm« dM t
ap. iM.
t) die gewittartamm«. die flamm« im ftwitler. der
blitx Camps t, M8^: tiUarariaek iat da» tompoaUum nur im
übertragener Verwendung betagt (tgl. auek in goldaen
flammen blitzen S<:nii.tRN t, 104):
nod hob mit der recht«
«ine reibe gewillertlaiiw« wl« «ebwert i» 41» wellna.
Soammaaa M Camm «. «. «.;
wenn er (Mirabeau) sprach, so bBrt« man nicht di«
runden, eleganten, geleckten perioden eines Cicero, man
hOrie den donner «in«« D«mo«thenes. daher «praeb
ni« von ■«in«n reden — «cbfinf — vortrafUakf
ward getroffen tob der gewitterflamme sataiar rada aad
eilte zur that C P. D. Schubart (aa* dar »atirttmd»-
ckron. 17*1) 8, 88».
8) gewitterfonke vgl. blitifank« Hkn/ 8, »p. IM; vgL
g«witterblitx oben ap. 6407:
o dan ein «cblarcnder lewittertaalMa,
vom rinlluiz Khwanfer aller kralttsetim«.
eocb Utie. die ihr kraftJoa «eid v«nMakaa.
pR. RCi-KsaT (actenaMMs aamimT) I. m.
8) gewitt«rfea«r vgL donn«rf«a«r dWi/ 8. ap. iMt: der In
ganz D«atschland bekannte feurige dracbe . . .. der noch
wie jener {dar kobold) da« gcpräge de« g«witt«rf«n«rs hat
A. WiTTKR d. deutadke vaUtaahergtaub« (48) '46.
GEWITTERFUEQB. /•
1) die gewitterfliec«. la wtauH^ dt tamftia Scnwam t. TM^.
t) datu vgL di* emnem^ruukitdunf: dt« g«w|tt«rmaelta
(«MMca meteoriea) sieht «baa ao aas . . . «i« w«rd«a. be-
sonders im juni. vor einem favUlar menschen Jod rieh,
in f«ldem und wäldem. ««hr ilattf Osaa altg. aal*
geaeh. 6. 798.
GEWITTER FLOT. a. fewitt«rtaaB.
GEWITTERPREI. «<;..• vgL doeaeKrei tkeü i. ap. tarn;
das« diese tage . . . trots dam vollkommen («witlerfrd . . .
ja zumeist wotkenio« verliefen K. PaoMAaaA l«i«it. «iar
gewitter ... 91. weniger ^4h^ maekiint gewitlarloa;
gebänden giebt man zur gewittarleaaa aaH wetterableiter
f5r mSgliche gefahren Jahn (raamiHWii ) i. 4ts Euler.
vgl. gewittertag.
GEWITTEHFREQIENZ. a. gewiHerhäafigkeH.
GEWiTTKHKHEt PIG. FltEUÜIGKKiT: Ditha halte
ihre gewittrrfrrudigkcit STirrcn atrnd, {Äidiae) t. 888.
vgl. donnerfroh tkeU 9. ap. 1848: vgL da§agem gevritter-
fureht.
GEWITTERFRONT. /.- am « ahr Tertief die fewitfer-
front fast rein nord-sttdUeh AaanAMR ia 'da» wUtm' ttU;
igt. gcwitterrog.
GEWITTEHFI'NKK. a. gewitterilamme.
GKWITTFR FURCHT. /.. vgl. die grossen andreichen.
<Yie sich vor dem gewitter furchten Lichtrnokro über
^eieitktjkmtkl mmd bUtaahteitumg {verm, aekr. 6) 88; «o rid
401«
641 1 GEWITTERGEDANKE - -GUSZ
von gewitterfurcht für den menschen, der seiner Vernunft
noch mächtig ist 77. desgl. 78.
GEWITTERGEDANKE, m., vgl. gewittergrimm ;
ha, er ist voll entsetzens, der schwarze gewittergedanke,
dasz ich sterben musz.
Klop.stock {Messias 16, 163) 4, 11 Boxherger;
gewittergedanke, ein gedanke gleich einem gewitter . . .
niederschmetternd Campe 2, 368" vgl. donnergedanke oben
theü 2, sp. 124-3.
GEWITTER-, GEWITTERSGEFAHR, /., vgl. die mitt-
lere gefährlichkeit der gewitter für das leben und für die
gesundheit der menschen J. N. Tetens 45; die gefahr . .
bei einem gewitter 44; die grosse der gewittersgefahr 42 ;
dasz in groszen volkreichen städten die gewittergefahr
geringer ist R. Klimpeht s. 94.
GEWITTERGEISZ, /. : ein meteor, in dem die blitze
büschelweise erscheinen, nennen wir gewittergeisz Roch-
holz Schweizersagen aus dem Aargati 2, XLI; vgl. gewitter-
stein; anders gewittervogel -bock (s. d.). dazu vgl.: der
gewittertiere ältestes und ausgebildetstes ist der die Wetter-
wolke und ähnliche feurige lufterscheinungen darstellende
drache 95 E. H. Meyer germ. mythologie 100; die maus ist
ein gewittertier wie der eher A. Wuttke volksaberglaube
(168)^124.
GEWITTERGEWÖLK, n.: wenn ein körper von ent-
gegengesetzter elektricität sich dem gewitter -gewölke
nähert Ph. P. Guden 41;
wälzeten dort gewittergewölk die himmel herunter :
Franz v. Sonnenberg Donatoa (3) 1, 1. «. 168;
vgl. auch gewittergewölk Campe 2, 868*.
GEWITTERGLAS, n., vgl. das glasz mit den kugeln
ist gewisz ein so genanntes gewitter glas, es sind kugeln,
wie cartesianische teufel, man giebt ihnen so vielschweere,
dasz sie bei der kälte sincken, wird es warm, so treiben
sie das wasser aus und steigen H. Chr. Lichtenrerg
briefe 2, 224 (Leitzmann-Schüddekopf).
GEWITTERGLUT, s. gewittergrimm.
GEWITTERGOTT, -GOTTHEIT:
1) oder vom rednerstuhle, wie der gewittergott, regen
und Sonnenschein und blitze sende und goldene wölken
HÖLDERLIN {Hyperion 2, 19) 2, 138 Litzmann; . . . die rote
färbe seiner {des teufeis) kleidung, die rote hahnenfeder
auf dem hut u. dgl. weisen auf den gewittergott {Donar)
A. Wuttke d. dtsche volksaberglaube (41)^37; des ge-
wittergottes liebe zur wolkenfrau ist nicht im Thors-,
sondern im Freysmythus entwickelt E. H. Mever germ.
mythol. 203 ; eine gruppe von gewittergöttern 201 ; Freys
eine nebenform der gewittergottheit ebenda.
2) dazu vgl. die bedeutungsverwandten bildungen .- ge-
witterdämonen E. H. Meyer 141; gewittermächte A.
Wuttke 400; während Thor-Donar vorzugsweise die wilde,
kampflustige kraftnatur der gewitterriesen in idealer form
darstellt, ist Freyr ein veredelter alf d. h. vane des sanf-
teren nachgewitters E. H. Meyer germ. mythol. 201, vgl.
auch s. 148; vgl. oben gewitteralb.
GEWITTERGRIMM, m..-
1) hoch über seinem haupt herab
ruft furchtbar, mit gewittergrimme,
dies urtel eine donnerstimme.
Bürger (der wilde Jäger) 236 Sauer.
2) dazu vgl. :
doch wird der räche tag sich düster bläuen,
geladen mit des zorns gewittergluth,
wie spreu im winde wirst du dann zerstreuen
die eitlen Wälschen, heil'ge deutsche wuth.
E. M. Arndt {klage um liehe u. freiheit) ged. (1840) 44 ;
vgl. auch gewitterzorn sp. 6436.
GEWITTERGUSZ, m., eine Zusammensetzung, die in
einen groszen kreis von bedeutungsverwandten führt:
1) gewittergusz Campe 2, 368».
a) in der eigentlichen bedeutung: der gröszte theil seiner
angst war von diesen werten zu boden geschlagen, wie
sommerstaub vom ersten frischen gewittergusz Heinse
{Hildegard 2) 6, 182; als ich . . . zurückkam, brach ein
rascher gewittergusz über die schwüle stadt herein
F. Hkyse {ital. nov. i: Beatrice) II, i. s. 303. ebenso (als
der gew. . . . nachliesz) II, 7, 56 {d. bild der mutter); will
sehn, wie rasch die kleine flotte den bach hinunter
schwimmt, nachdem ihn der gewittergusz gefüllt hat
W. Jordan zuxi toiegen (l, «) i, 140; eingeschleppt war
GEWITTERGUSZ {und Synonyma)
6412
die {cholera) aus dem schlechtbeköstiglen heerlager . . .
dem von gewittergüssen durchweichten acker und aus
den überfüllten lazaretten C. Viebig die wacht am Rhein
(3, 19) 31G.
b) in übertragener verwendxmg: der grosze frühling hing
über der weit wie ein breites mit licht und gluth und nasz
gefülltes gewitter, und gosz seine leuchtenden lebenstropfen
in einer unübersehlichen katarakte nieder — und aus
allen pulsadern und saftröhren sprang der gewittergusz
wieder in fontainen auf Jean Paul (?no</r. belege \) vi, 2ö;
und schlosz mit einigem verfluchen. Liane hörte ihn
ruhig und an solche, wie am gleicher täglich wieder-
kehrende gewittergüsse schon gewöhnt, ohne andere be-
wegung an . . . Jean Paul Titan (3, 74) 23, 70.
2) einigemale ist als concurrenzform, auch gewitterflut
beobachtet, vgl. donnerflut theil 2, sp. 1242. vgl. .- ihre (der
'hohen menschen') seele ist keine gieszkanne, die eine ge-
liebte nelke erfrischt, sondern eine gewitterfluth, die weite
f eider und hohe eichbäume tränkt Börne (fragmente it.
aphor. 232) 3^, 419 ; ich aber glaubte ihm nicht und berief
mich auf die gewitterfluth der reue, wann ich meine sünde
vollbracht hatte C. F. Meyer der heilige (3) 26; dazu vgl.
die sinnliche Verwendung in: feuer und wasser, stürm,
hagel und schnee, gewitterfluth und sonnengluth waren
im bündnisz gewesen . . . Solitaire (W. Nürnberger)
erz. bei nacht {die hungermühle) 21.
3) nur in übertragener verwendtmg sind zicei andere Zu-
sammensetzungen belegt .-
a) während alle dem ergosz sich perlend ein gewitter-
bach von tränen über ihr vom glück bestrahltes sonnen-
helles antlitz C. Spitteler Prometheus ttnd Epimetheus
■■*, 98 , anders gewitterbad s. d.
b) und wie ein reiszender gewitterstrom
durchbrach er {Macdonald) würgend unsre reihen.
Schiller (Macbeth 1, 2) 13, 7 ;
vgl. dazu Campe 2, 368''; in seinem stadtpalaste im fackel-
schein der halle fiel sein ftiick auf seinen von den ver-
wüsteten äugen des bruders befleckten purpur, den die
gewitterströme nicht hatten rein waschen können C. F.
Meyer Angela Borgia 131.
i) auf die sinnliche vertvendung toiederum scheint der
gewittersturz beschränkt, vgl. donnersturz <Äeti2, sp. 1255;
vgl. : schon arbeiteten die Schnitter im felde, um vor den
drohenden gewitterstürzen einer längeren regenzeit die
ernte in Sicherheit zu bringen Gutzkow ritter v. geist i, 85.
5) in beiden richtungen ist dagegen gewitterschauer gern
verwendet, in einem der ältesten belege mit sächlichem ge-
schlecht: das gewitterschauer Reimarus 574; vgl. schauer
theil 8, sp. 2321; dagegen vgl. der gewitterschauer bei Campe.
a) das gewitterschauer hörte ohngefähr in 20 minuten
auf Reimarus 574;
trittst du in eines landmanns hütte,
wenn ein gewitterschauer droht,
er bietet dir, auch ohne bitte,
sein leztes salz und brod.
GoECKiNGK {an Maria) ged. 3, 125;
der gewitterschauer . . gewitterregen Campe 2, 368*", ebenso
Hilpert; gewitterschauer zogen am mittag in groszer
entfernung von westen nach osten annalen der hydro-
graphie 2, 612; im erblühen und verwelken der blumen, im
Sturmwind und gewitterschauer hatte drauszen in der
freien natur der Eine zu ihm geredet, der da war von
anbeginn der weit Stilgebauer börsenkönig {\) \1 ; dazu
vgl. gewedderschor Hoenig wb. d. Kölner mda. 65».
b) gefühl und Sehnsucht, alle die sprachlosen
empfindungen, die gleich gewitterschauem uns
durchbeben.
Grabbk {Don .Juan u. Faust 2, 1) 2, 47 Grisehach;
fehden und kriege wie gewitterschauer plötzlich heran-
zogen Schlosser Weltgeschichte 7, 445; das rührte hin-
wieder die witwc, dasz auch sie anfing {zu weinen) . . .
aber auch bei der frau war der gewitterschauer wie bei
kindern rasch zu ende G. Keller {grüner Heinr. 3, 15)
2, 255.
6) gegen die bisherigen composita grenzt sich als allge-
meinere bezeichnung rfer gewitterregen ab, auf den die meisten
belege und buchungen hiniceisen: gewitterregen, der mit
einem gewitter gewöhnlich verbundene starke regen; ein
gewitterschauer, wenn er nur kurze zeit anhält Campe
6413 GRWITTERGUSZ (md lynonyMa)
»ü, eH*>; vgl. aehon AtiKLUNO t, (1775) «M; ff(. ftwittcrrCfMI
/a pluie d'orage Schwan 1, 74«'': thuniür ■ »komtr Hli.PRRT
11,1, 46«{*; vffl. auek Maiitin-Likniiaht t, a«l^: Fikchkii
Hchuüh. wb. a. a. o. ; gewitlerregen vrrnlgt oft olm« bliU und
(lotinnr tiitK den wolkon, wril er die eloktricll&l «ui der
lufl nbicitot und di« »(lannung verliindeK; er iil »in
xtillcH guwittor und erachelnt meUteni als plaUregen St.
Hkiii.kn s, 44o; gewitterregen . . tlnd gewöhnlich von land
regen sehr vemohieden und beurkunden nicht weaifvr.
al» die bereits erwähnten gewitterertoheinungen d«n aas«
nahmsweiaen znDtnnd der «tmoipbtre xur mH tliMi f»-
witters A. t. Baumoartnir üibtr §nntht ». lA; man blll
fast allgemein jeden . . sogenuinUn pUlsNffni. (Br «In«!
gewitterregen und der landmann beseiohnet einen solchen
in mehreren gegenden charakteristisch mit dem naroen
eines stillen gvwilters ». 4.
a) Verwendungen in der tinnliehen beäeutnnf -
a) bedeutende gewitterregen und hageUttirme, die auch
meist von der Westseite heranziehen, erregten entschiedene
Hufmerksamkoit (iAtiik {meteorologi*) &t, nt; der kalte
wind und der knlte gewitterrefen gaben ein bestätigendes
zeugnisz U. Fönst kr ansiekten v. Niederrhein 8, 177: denn
es galt, die iheu) ladung noch Tor dem ausbruche des
gowitterregens unter dach zu bringen H. S4;iiMit> {dae
athwalberl 8) 4, 71 :
ß) unter den attributen kehren einige wieder, die auek
bei gewitter heobaektet waren: ein starker gewitterregen
rauschte and brauste in die gassen Korns herab P. Hrysb
(bück der frettndeckuft : gute komrraden) II, «, 819; das
geräosch eines stark hemiederprasselnden gewitterregens
(aufrretanden) II, 9, 69; eines tags war er während eines
heftigen gowitterregens in ein Juweliergeschäft getretea
RtcAiiDA Hri:ii aua der tritimphgaeae ^, »\.
(loch blOliender enKheint die erde nie,
als nacli dem •lOrmiecben gewitterregen.
FiJiTBN (morgen- u. lütenäbttraehtmi/en : k'reUag)
1,506 RedUeh;
daau vgl. bedeutende gewitterregen bei GöTliB 51, Mt
(e. 0.) vgl. nah en ordentlichen gewitterregen P. Rkutsr
{atromtid i, 18) 8, 888 S. ; vgl. den ecmtreutbegriff: bei dem ge-
ringsten gewitterregen Nkmn ich fMpshirt «iiMr reiee l, 187.
andere beiicorte. die an 'unterem eOMpostfu«» tu be-
obiiekten »ind, leerden mehr durck den tweiten eompoeitione-
tkeil bedingt: es fing an zu regnen, ein kühler gewitter-
nachregen wars C. Visbio dt« w«ukt am Rhein (l, 8) 16;
vgl. der kalte gewitterregen 6. FoRSTBR S, 177: vgl. auek
{». u. b.) erfrischender gewitterregen MArikb S. 188; ty{.
WHrmcr gew. Jkan Paui. M. lo; H. LaubrI, SB.
v) mannigfaltig eind otuh hier die verb^^, die da» mib-
atantiv in die aubjee^function tieken, aeltener verbUuete
formen, wie: an allen diesen orten erfolgte bei oder naob
dem stosse gewitterregen annalen der kgdrograpkie 8, 71«:
dagegen vgl. die einnkräftigen verha in: die luftsäale,
durch welche ein gewitterregen herabsteigt Obiilbr
physikal. wb. 4, 1593: blitze durchzuckten die luft, ein ge-
witterregen prasselte hernieder B. At'RniiAcii »ekata-
kästlrin 2, 178 vgl. (prasselnder gewitterregen) P. Hbtsb II,
1, 59 (*. o.); der gewitterregen gosz auf ihn G. FRKtTAO
(Karl Mnthy) 28, 34; der gew. reg. rauscht und braust (s. o.)
P. Hkysk II, 6, 818; denn von drausren schlug der ge-
witterregen wie in strömen gegen die fenster Th. Storm
(Bbtjer Baack) 7'', 46; ander»:
heile mich, gewilterrrrrn,
lasz mich, dass es rrunelt, riecbsal
GÖTHS (wfM-onUicher dtran frucA das eimgere) ft, M.
S) ft* den präpositionalferbindungen vgL - dasz der mit
dem gewitterregen gctrknkte boden . . . der Über ihn
stehenden luftsKule mehr dünste zaführeGr.Hi.BR^y«tihi^
wb. 4, 1594; Warzen . . wurden geheilt . . durch wasaer von
gewitterregen A. Wuttkü d. diachr volkaabergUuib» (AU)*
.iu: von dein gewitterregen rauschen wasserflathen in
allen thRlern Ji'Ng-Stillinu s, 539 Grollmann; denn das
wnsscr bei gewitterregen, welches die straszcn fegt und
die nicht wohlbcwahrten düngbaufen umspült, ist für
einen rechten Wasserbauer oder vielmehr seine wieeea
das beste labsal J. Gotthelk {Uli der packter 18) 8, MI
Vettet; dfsgl. {a. o.) (bei gew.) Nrmmch tagrbuek t, tK ;
(während eines gew.) Ricaroa Hcch a. d. triutmpk/m»»e
4, 81; (nach) Fr. Rbutbr 8, 888.
GEWITTERHAFT
' «wrfMakc/brMM 4lerr
6414
kier wuamnig-
«)
wie der g««ii , .
trtber 4ert, wo ee rmw äA *<Xkt|*«* dfie
Klomtoc« (MBate i«, aB> «. •
nach mancherlei ftwaltMBien r«Tolationen , dto wto
blutige gewitteMBfMi vofÄbBfflnfeo. gelang ea eben d«r
friedsamitan. der stillsten ravolotlon eine neoe wirksam
keit 811 erregen Hr.Hiikn (aarefranAt hläUer i) le. i8: and
hatte ihm gleichsam in einem wannen tawitterrefea ihre«
hemens alle thrtncn and blitxe geceift iBAH Paul (Pr.
Katzenberger» baäereiae l) 6t, 10: and eo wirkte der vor
trag, xum mindesten anf die fünatiggeelnnlen. wie ein
erfrischender gewitterregen MArikb (eiaiar li»Um)^,im
Krau*»;
(r^raorrra ) ihr weioi '
lOof«) iba' ich »7 dann iai'e daa enle aiaL
nnd wie gmwtitiiT-nttm, dar fumimd
dM buu, uaukalBiUiwd. aaM«Haek«i eacM.
Fa. Hbbbbi. (OaMavM) t. «) t. IIA ITerMr;
dann aber braeh« wl« eis fewtttBRBfM aoa iknm
0. LuDwio (HeUanOtO *. tm Sbm; das wmmi dl» i
der ailte. sie bSrtan aoeh aof wl« ste tßwtUmntßm
P. HlLLB (die Haseet^urg) 4. 148.
fi) ich sah an nichts mehr, dasi er noch gaflIhJ ond
leben iiatt«, als am gewitterregen seiner aofsa IbaM Paok
(uHtiektb. löge 8. 887) 8. 80; der warme gewittamfSB BBtSBto
mein hen befniebtet haben, das sonst ohne grfta aad
blätter nar ktthle worte su sprechen pflege H. Laobb
(du» jung» Rmrtfm 1. 7) 1. 8B Hm»m»l und Hambem; Jetxt
Mn ich seboQ wieder bei wege. ein fswittarrecan schadet
nicht, der ist wia ete sebwafalbad Holtsi mraML äitM.
1, 145; der alt« b«ir feki nabcn ibr (dar kabaekmäam^
er aieht das luiOepeben seb#«ll«n ond f5brt «s in dla
sonne spasieren. nnd meint, «r sei der gewitterregen.
der es habe wachsen machen G. BCchrrr {Dmnlonatadt)
M Draneo»; beide gegner in dem rachlosen streit
wie in den erdhoden Tersunken. ihre blatige spor
gewitterregen hinweggespult, ihre namen ond bstknaifl
nirgends so erforsolien P. Hrtbb (diar awlsKiaa ssA«)
8. s.8n: soll ich aaoh noch die senttmentalitit Uebea.
diese krOcke der sebwäehe. den regcnschirm beiai fa>
witterregen . . . H. Laubb {da» junge Eurofa i, ai) i, SM>
7) da» B/ffssiiiwsii» ^T^ brirngm im dassa
tung^hrm»» di» comf»aHm fsvitiarvasaer wad
niedersoblag »um mtsdniek.
•) dm» «rtter» gtUrt aadkr 4»r iUtnm Htkimhu Mir
aach am wasser, wclebes aas den gewitterwolken ra«nete.
and er in güsemea t«ilB8BB aafflcng. hat er die elek
triciiät bemerkt ... ich fieng das gewitter waaser in
porcellainene schalen auf. fand keine elektrische wQr
konfsn daran Ph. P. Gtt>F.!« 77; der grAsite thetl des
WBSSBTB ist SO diesem hehuf weit über der stadt in einen
grabsü tefasst: das Übrige wasaer. im ordentlichen beUs,
so wie di« gewittanrassor. laofsa aeeb «Im «aitoi
Ms Bi« sieb mit dem Nsokar Y«r«laitoa OAras (i
reist t. j. 17*7)48. 181.
b) da» »weite enitprirngt der memerem fktkeptmikt: am
ein bild Ton der hiafigkeit and inlensiUt derartiger
gewittemiedersehllge fQr unser gebiet la geben, stellen
wir in der naeblolteadea tabelle alle diejenigen gewitter
regen su!*amm«B, walab« eine regenmenge von mehr als
40 mm ergaben AmniAfifi «. «8 m. «.
GKWITTKKHAFT. a^jtdim, mm dar /rgl mbUx
tungen vom »ubHmntiv. iirtrawd g«witt«rfc («emasafi ge-
wittariseb) «HMir liiimf is« tuid i« der a«kn/hpimJk
wawi^ai' aer*ri»hinfyhnd;gewitt«rban.<Mi|iai»iasiM Stki»
BACH 8. 897 vff. mmtk Cxurv. 8. BM^: {pragmatlitmhmf m
Ouutderttmrm) H11.FBRT 8. 1. 4«B^.
1) im der »igenäirim t»dmtmm§ {f§L fewIMcrarlif):
«) es enlaUb«! ai«dSMl . . . doeb wtaifrtaaB «in kleiner
wind fast jedesmal, wenn die hift gewltlcrfian wud
Ph. f. 600BII 17: 86 ai. •.. das wetter ist gewitterhaft
QOrum (m Atigtut) Ar. 88. ms.
*) di» «IftniAarfieaii sarkiidMayaii nsMBtria'lsa mir «attm
aiacn btgr^. fir dem mcM aaidk «m iwsiirilBrAsi mät ft^
Witter AMMMis^fasaMas raa^ttUmm mrltge .eiel kae^lgtr
6415
GEWITTERHÄUFIGKEIT
treten sie mit solchen compositis in concurrenz, wobei sie
dem ersten compositionstJieil eine lebendigere eimoirkung
auf die gesamtbedeutung sichern: in der gewitterhaften
luft GuDEN 62; das gleiche Campe a. a. o.; bei gewitter-
hafter luft steigen aus orangenlilien, goldblumen . . . kleine
flammen Jean Paul {Titan i, 23) 21, 147. s. gewitterluft ;
wenn nach schwülen und gewitterhaften tagen die abende
etwas kühl werdon St. Behlen 3, 439; s. gewittertag; der
gewitterhafte dampf und dunstkreis des abends Jean
Paul (s. oben th. l^ sp. 1565); am gewitterhaften himmel
J. Gotthelf Uli der pächter 347; vgl. gewitterhimmel
(». d.); wie in gewitterhaften zelten das ergiebigste
fischen ist der Schuldenbauer 332, vgl. gewitterzeit {s. d.) ;
dann wird die temperaturverteilung bei gewitterhafter
Wetterlage behandelt L. Sohncke Ursprung der gewitter-
elektncität s. 1 ; die wölken hatten sich immer dichter
zusammengezogen, gewitterhaftes dunkel lastete über der
erschlafften natur Hassert reise durch Montenegro 183
vgl. gewitterdunkel {s. d.).
c) mit diesem namen (nimbus) wird der fall bezeichnet,
wenn sich im sommer, gewitterhaft, über grosze landes-
breiten eine düstere wölke heranwälzt und unten schon
abregnet, indessen ihr oberer säum noch von der sonne
beschienen wird Göthe (meteorologie) 51, 207; die sonne
brannte gewitterhaft heisz H. Laube Paris (1847) 87 (8).
2) übertragene Verwendungen:
a) dasz der mensch nicht zu weit vorausdenken, und
wenn nur seine näcliste aussieht nicht trübe und ge-
witterhaft sei, sich beruhigen müsse J. J. Engel Qierr
Lorenz Stark lO) 12, 91; wenn das vergangene jähr
heisz, gewitterhaft, niederdrückend gewesen ist . . .
H. KÖNIG die clubisten in Mainz (3, 10) 1, 351; deutest du
auf jenen unseligen gewitterabend ? ach, arme Christel,
auch jetzt ist unsere luft wieder gewitterhaft, und welcher
schlag wird dich, mich, uns alle von der schwüle be-
freien? Immermann (papierfenster eines eremiten) 9, 67
Hempel.
b) nachdem Schoppe, durch die gewitterhafte luft von
punsch und liebe feuriger, ziemlich lange den blitzfunken
seines humors hatte im Zickzack und verkalkend durch
das weltgebäude schieszen lassen Jean Paul {Titan 4, 94)
24, 10; im lager ist's mir, wie in gewitterhafter luft
Hölderlin {Hyperion 3, 18) 2, 165 Litzmann; alle lieben-
den empfindungen gehen , wie gewächse , bei gewitter-
hafter luft des lebens schneller in die höhe Jean Paul
{Titan 1, 22) 21, 140; hatt' er weniger Zerstreuung — mehr
zeit — mehr geduld — oder eine herrschende kraft, so
stand ihm für alles gewitterhafte feuer ein herrlicher
ableitet bereit — die schreibfeder {biogr. bei. 3) 17, 43,
vgl. gewitterfeuer {s. d.); die Wahrheit in der sache ist,
dasz die litteratur zwar ihrem begriffe nach der aus-
druck des Volkes und der zeit ist, dasz diese aber bis-
weilen eine reihe von jahrzehnden, ja Jahrhunderten
hindurch in krankhafter Spannung und schmerzlicher
geburtsarbeit der ihnen gemäszen litteratur entbehren
müssen, bis endlich die gewitterhafte schwüle sich selbst
aufhebt . . . Th. W. Danzel Lessing l, 305, vgl. gewitter-
schwüle (». d.); nur werden sie nicht verhindern können,
dasz gewitterhafte erscheinungen immer eine Veränderung
in der atmosphäre bewirken K. Gutzkow skizzenbuch
{die literar. elfen) 342 vgl. gewittererscheinung (s. d.); ich
habe allerdings einen sehr thatenreichen politisch ge-
witterhaften Winter in Paris verbracht C. Bertuch an
Bötäger (s. Geiger, aus Alt- Weimar s. 155) ;
'"^ wie konnte ich alle gefahren ahnen, die sich über
meiiu-in hause gewitterhaft zusammen gezogen hatten!
A. V. Ar?.;m {Verkleidungen des frz. hojm^isters) 2, 139.
GEWIITEKHÄUFIGKEIT, /..- vgl. gewitterreich s. u.
i) zur zeit d^ r, gröszten gewitterhäufigkeit treten nicht
selten an einem tage mehrere gewitter . . . kurz nach
einander auf anleitung z. beobachtung d. gevntterersch.
». 7; die gewitterhäufigkeit in Mitteldeutschland folgt dem
gange der lufttemperatur in der weise, dasz einerseits
das Verhältnis der letzteren zur normale der maszgebende
faktor ist, andererseits die gewitterhäufigkeit eine Ver-
spätung erleidet R. Assmann die gewitter in Mitteldeutsch-
land ». 48; die gewitterhäufigkeit nimmt im allgemeinen
ab mit der zunähme der geographischen breite R. Klim-
GEWITTERHAUS - GEWITTERIG 6416
PERT entstehung der gexoitter 102 ; vgl. das maximum der
häufigkeit der gewitter s. 56.
2) weniger Verbreitung haben in der fachsprache Zu-
sammensetzungen mit entsprechenden fremdworten gewonnen :
a) dass das nächtliche gewittermaximum vorwiegend
durch solche gewitter zustande kommt . . . K. Prohaska
bemerk, über gewitter 22.
b) hiemit stehen die beobachtungen über die gewitter-
frequenz im einklang Klimpert s. 77. s. gewitterzahl.
GEWITTERHAUS, s. gewittermaschine.
GEWITTERHEERZUG, m.:
also rief er, die chöre der todescherubim rauschten,
wie ein düstrer gewitterheerzug über den himmel
sturmgewälzet . . .
Franz v. Sonnenberg da.-! weltende (2) 1, 36;
vgl. gewitter oben sp. 6400; anders gewitterzug ä. d.
GEWITTERHERD, m., vgl. heerd der gewitterbildung
L. Sohncke Ursprung der gewitterelektricität «.47; unter
welcher die cumulusmassen den gewitterheerd bilden
s. 33; solche gewitterherde sind z. b. die sumpfigen nie-
derungen zwischen den gröszeren seen und den Alpen s. 100.
vgl. gewitter oben sp. 6390/1.
GEWITTERHIMMEL, m., vgl. oben gewitterhafter
himmel.
1) in der eigentlichen bedeutung :
und um ihn her ward alles wie rose, und über der rose
blau der gewitterhimmel.
Franz v. Sonnenberg Donatoa (2) I, 1. s. 86;
und an den armen des gekreuzigten schweben zwei enget
in einem gewitterhimmel voll dunkelheit und feuergewölk
Heinse {Ardinghello 4) 4*, 175 Schüddekopf; ein gewitter-
himmel aber am 2. august war so merkwürdig, als
schwer zu beschreiben Göthe br. 35, 48;
kein Sternbild ist zu sehn ! der matte schein dort,
der einzelne, ist aus der Kassiopeja,
und dahin steht der Jupiter — doch jetzt
deckt ihn die schwärze des gewitterhimmels !
Schiller {Wallensteins Tod 5, 3) 12, 374;
vgl. auch Campe 2, 365»; über all die dome und paläste
und thürme breitet sich stumm und elektrisch der ge-
witterhimmel und brütet fruchtbarkeit Stifter {studien
ij: feldblumen 5) 1, 63 Sonder; für mich wenigstens hat so
ein naiver gewitterhimmel in seiner brutalen majestät
gerade so viel intimen reiz, wie ein blödsinniges bauern-
kind in einem schmutzigen hemde P. Heyse {marien-
kind) II, 16 s. 98.
2) gern wird das compositum zu vergleichen herange-
zogen, und auch die ausgesprochene Übertragung ist hier
früh bezeugt.
a) als ich Jüngling noch war, da braust' ich immer vor
thatlust ;
still ist das höhere, stürmts wie gewitterhimmel auch
in mir.
Fkanz v. Sonnbnbbrg Donatoa (i) 1, 1. s. 124;
wie sie ihren brautschleier der mutter gottes von Krakau
schenkte, musz ihr das leben anfangs wie unter einem
schwarzen gewitterhimmel dahingezogen sein! dann aber
umsäumte es sich rosig K. Gutzkow {der zauberer v.
Born 5, 12) 5, 366 ; aus dem ergreifenden gemälde dieser . . .
angezettelten intrigue erhob sich der protest Attilio's
Bandiera, wie die taube weisz und rein am dunkeln
gewitterhimmel aufsteigt K. Gutzkow {zauberer v. Rom
7, 10) 8, 374.
b) und bejammere doch unverschämt den langen Un-
geheuern schmerz, den ein eroberer aus seinem gewitter-
himmel schickt Jean Paul {frieden predigt l) 3i, i-
GEWITTERJAHR, n.: ich setze nur dieses eintzige
hinzu, dasz ich mich in diesem fruchtbaren gewitterjahre
sehr, sehr viel leidlicher befinde G. C. Lichtenberg
br. 3, 124; es g'witterjohr isch es guet's johr F. J. Schild
der groszätti aus dem Leberberg {Solothurn) (1864) 110. vgl.
auch gewittertag, gewitterzeit.
GEWITTERIG, GEWITTERISCH, adjectiv, vgl. gewitter-
haft; vgl. blitzig th. 2, sp. 134.
l) in fächelnder luft des schwülen gewitterigen abends
H. König die clubisten in Mainz (4, 14) 2, 125; man hat
in der that gefunden, dass in gewittriger luft die tem-
peratur oft schon in 40—60 klaft. höhe um ein grad
Celsius falle A. v. Baumgartner *. 8; gewitterig dünkte
sie der himmel, sie sah eine gefährliche wölke überm
6417
GEWITTEKKAKTE - LUFT
Lyaa Oöra geballt Gl. Vibbio da* tehU^femä» kmr (if)
402. dazu vgl. die Übertragung in- all er hinter den faden
kam und nlch der lluhwand nkherte, wurde tein geeieht
flnsler und gewitterig K. Zahn kerrgoU»f»den *, «M.
a) vereinxtU Megt iat gewitleritch:
dlsMr kouiche achiiM der au
nfthrt nicht «cblanMii der beiliAmiv,
dieie* «tillo hinimeublail
nicht rewittritch« •mpOrBBff.
Kr. RCvHnKrJyrhUerteben l) f. hab.
GEWITTERKARTE./., wenn wir aber auf den gewitter
karten sehen, daiit . . . K. Fiiomamka, bemmrk. iU>. §*•
witter 17. andere gewittermeldekarte «. d.
UKWITTERKATKCHISMUS. m. gewitterkateohUmiM.
wler Unterricht über blitz und donner Augeb. u. WUm
1700 u. u. vgl. gowittcrbüchlein («. </.).
GKWlTTKHKKlL,tn.. gewitterkail, donnerkeil WoMTm
.<j': vgl. donnerkeil theü v. ep. 1M4, blitzkeil ep. IM.
GEWirrKHKERZE. /. gewltteriterte. wollkrau», ttr-
baectitn Kisciikh Sehteäb. tob. 8, «86. vgl. wetterkente
[liaiein). ierbiiitenm FrUTZRi. u. JmsKN 480. dit bm*
hitngtn >tir pjlanzenuelt nnd eonet im gegenmta tu d«r
reiehliehen Verknüpfung mit der thiencdt {vgl. gewittar-
fliege -vogel u. a.) bei uneertm »ttbatantiv »pärliek. vgl.
das gewitterblümol (rhrenpreii) G. KllWflLiNO blieiu in
d. mda. d. eüdl. Oberlaueits 40 ; gewitterkömer, Cydonian
Hol.PRRT-AnKNUS *, 80».
(iKWlTTERKOPF. KOPP. m. • bilden sich dicke wölken
am horizont, so sagt man zu Lorup: .di stit en grum*
melkopp'; auf Norderney: en gewittorkopp Kuhn m.
.SciiwAitT/. nordd. eagen 4U', Mims haupt könnte ursprüng-
lich den bei aufziehendem gewitter grnllenden wölken-
köpf, ndrd. gewitter grummelkopp bezeichnet haben K. H.
Mk.YKK gi-nn. mi/thol. iBa.
üEWirrKHKH.AFT. #. gewittcrelektrioltit.
GEWITTEHKURVK. /.. faehauadruek de» meteorolog.
beobachhtngitdieusiea ■
1) die deutliche Übereinstimmung der gewitterkunren
tnit dem . . . gange der temperatur R. Klimprht t. K.
ile.igl. 10».
8) der gleichen quelle entspringen noch andere nette com-
lioaita: eine kurve . . deren Schwankung mit einem plötz-
lichen steigen des barometers begonnen hat, gefolgt von
einem schnellen fallen, wird gelegentlich alt gewitter-
nasen bezeichnet R. Assmann ». 16; die bezeichnung
gewittersicke , wie sie für diese zungenförmigen aus-
bnohtungen der Isobaren an der deutschen seewarte
iihlich ist 9. 81.
GEWITTERLÄUTEN, n., verkürattng und nuammen-
tiehung der viel gebrauchten freien teortverbindung. vgl.
zum , beim gewitter iKuten ap. 6383 u. a. vgl. auch
weterliuton miMhochd. teb. 1, lOM^; weil die kirchtUrme
hohe spitzen tragen und viel eisenwerk im Innern, ge-
schieht es oft, dasz der blitz sie trilTt. und weil daher
schon mancher arme mensch beim jtcwittcriÄulen er-
schlagen worden ist, hat die hohe obrigkcit das unnUtie
und aberglKubigc läuten verboten J. H. ZscHOKKE da»
goldmacherdorf eap. 17: gewitlerleuten in Konstanz A.BiR-
i.inobr volkatiimliehea aua Schteaben i, 443: die kirchen-
glocken schützen geläutet vor dem blitz (allg.), wohl,
weil sie selbst ein Sinnbild des donnera sind: natürlich
lautet die christliche deutung des gewitterläutens anders
A. WuiTKE d. detitache volk.taUrglaube (tti)*, l*».
GEWITTERLOS, *. gewitterfrei.
GEWITTERLUFT./.:
1) friih gebildete xtiaammen.ieftung. mit der in der achOn»n
litteratur später die Verbindung gewitterhafle lufl erfolg
reich concurrirt, a. d.
(i) man holet dadurch aus der gewitterluft eben die
•lectricilät , die man sonst durch kunsl erreget J. F.
Hartmann anmerkxtngen über . . . getcitter eleetricität «.8;
deagl. a.U; gegenden, wo dergleichen phosphorisohes licht
an den obersten spitzen der cörper, ... bei einer gewitter-
luft gesehen wird J. N. Tbtkns aidierung «eiiMr peraon
bei einem getcitter 88; da» gleiche Reimarus voMMtlstSl.
ebenso (bei einer gewitterluft mit starkem winde) 7t;
wenn zur iibendzeit gewitterluft ist 453: die braut von
Messina ist gestern gegeben worden bei sehr vielen lu-
schauern, aber es war eine drückende gewitterluft and
GEW1TTF3MASCHINB - QEWITTRRN 6418
ieh Hab« mich wait htnii8W8yaii8<iht 8cHii.t.Kn br. (»u»
Lauek»t4di) 7, 4«. datu wgL dl« ftwUUrittft, dto sehwai«,
sehware ioft. wi« ... vor oad M «ioMi tßwMmt . . .
Campk 8. gawitlarlaft l'UeetrieUd d» l'mimtaapUraEeuwAn
I, 748^: henvg. »ultry air prognoatieaHmg a eUetrie fluid
HII.PCHT 8, I, 4M*: b«i aehwOler fvwittariuft A. f. Hhvu-
OAHTNKN üUr ftwiUtr ». •: dm» gUUU SoMHCBS $. M:
in Mar aarvs war sa •ptria
dMM^NMaia fvwManaft.
V. DMMTB'mtaiolV {6il MWI
napi
•)S.l
J«M a«s
■i«bl das
»•■w«fk von nra.
F. I(l< Hsar {Mtmenm a. KWImi Y.M*-
*) ükmkm§umf§mt und es »chwabte dalMr In d«n «talM
sommMmomiiM «Ine gewiti«riaft Ob«r dtr oaivwiHlt,
die fralUeh ttM jonge laute wMlf aagrUr Immbumaihi
(MMioraMUM) 8. 886 Mayme : dar konto wohl 41« brfttMd«
still« dar |«wilt«riuft. wo nnr das «in« wort d«« tyruuMa
gilt, als den heitern himmel der rahe und glOekscHfkdt
der weit verkündigen K. M. Ahniit geist der teit^.m;
frciheitssinn und mäszigung wehten von hier lanfa als
ein erquickender wind auf die nachbariändor ond lo S»
sohwQla gewitterluft der •bn«n dw dcapotismas b«cmb
1. 880. da»jft. 8*. 8«.
») wUt dmr ttarken vsrbreitun§ Umtr UUmmg »mf m
s\t»ammsnklm§m, dost ihr neu«f4im09 ttamimr ttiliattm
msdtr au» £m ttege gehen und Utbmr $m abum fremd-
worU greifen • eine gewitlaratnuwphir« oohl«« fib«r d««
proaxeniom zu schweben. Jedea wort. Jod« f«bird« mK
▼erhaltenem feuer sa tränken P. Hktbk («rJumiM diek
»»U»t) II, 4. ». IM.
GEWlTTERMASCUnfE. /, da» mä amdtrtm kitnmitr
vereinigten bildungen dmr mr»ttm teit dar rertudu OAsr di»
gtwitterelektrieUat tnithmmt: dl« alxa nali« entfemunc
Ton den eleetriaeh«!! towltt«anaaokiB«n ... ist also . . .
gänslicb zu vermeidon J. P. HahtmaN!« ammtekttmatm
über gemttrreleelrieität ». 8«. daau vgl. die bisher IwIrnilM—
eleotrischen gewittenubereitungen a. 87; in «iaifar «■!•
fernung von dem gewitterhaus« od«r d«n alaolrlaeii««
maschinen ». 87. deagl. 40. 41; wie d«rf«lb« («IMiw) fal
die erde geführt, gar nicht mit der gowiltorwaat«, dfa»
Richmannen erschlug, und an welehor d«r «MktriaAoa
materie aller aasflusx sorfflUUf Torsagt vrv, ra vor-
gleichen sei Frani^fSiritr §d»kHa «assifrw I77t (dlscA.
liH. denkmmU 7) 886.
GKWITTBRMASZIG. ». {«witterartif.
GEWITTKRMATERIE. ». gewitterelektridtlt
GEWITTER.MAXI.\ll'M. ». gewitlorhäaBgkeiL
GEWITTKRMELOUNG. /•
1) Vorschriften für die •faia«adaiic tob towItlBWi «I
düngen naehtrag tu der mnltihamg f. d. IsslaitMiiaf (hmI
meidung d. geteittti w adWiwiiaf«w U8i: wi« die gevitter
meidungen bezeugen Prohaska kemtsrk. üher d. gtmttir
83; anzahl der gewittermeldungen 8t.
S) für die absendung der gewitter^meldekartan falten
folgende Vorschriften: Ut>«r j«d«ai«klfiaeb««rseheinanf tet
eine nieldung mittelst einer |«wltt«rpo«lkait« tu »chicken
anleitumg aur beob. u. mteldunf dtr fsisiMwi scA. ». 14; in-
dem Sie fOnf gewitteranmeldanfaa Ton laaaaiitaB taifl«
notiert R. Assmanm di» gataiHtr tu MithldmhMamd H.
GEWITTER.MUCKE, ». cewitterflieg«.
GEWITTERN, tert.. aüt twr» wr»c*ied»ii«i «MSfai^f»-
punktan .-
I) ßir «im» viratärktx form tu dem mmmiJkltmr vmt
Wetter abgeUOtttm vtrhum wittoni («ff. ez wilerel. das
der an mir wlttl« mkd. «st. 8^. «M, «yl- «'itrren witem
Lrxrr 8. 85t) «prtcAc» timif mmig
d*m t«. Jahrhundert^ di$ amak d*m imii*«Im
begrigt» der witterang air*iiaOrf?m.-
gleich wittert, alszdann seind die hellen llf an f».
snndasten Cblscs de werfsciaa (8. t) «Aer». v. KHOmtui
(1581) 7* (uki aequeUHa» ««Im» «sA ••<..-
i«ts kalt er (mM ia ait raekl gMkaa,
<Ua er «aa kkrkatt lefsa toa.
J«la Ms si wara. daiiMB st kaU.
«sid radaa gott ia saia gawalt.
vir kaadt sjs gteesa aMsaff an
wie ea aal gawitliai wetdss
wie 41« saa aad ea^ dar i
aoek uBiisa «Uka seOsa goa.
Ta. MuaMBn irttiainiaij^ ^ I« «
6419
GEWITTERN
GEWITTERN
6420
ich bin offt daussen in dem halt
so ubl erfroren und erkaltj
dasz mirs hertz offt im leib hat zittert.
wie offt hat es auch nasz gewittert,
dasz wir anbhieltn kein drocken fasen.
H. Sacks (das wildbad) fastnachtspiele 3, 15 Goetze;
dazu vgl. die Übertragung in dem einzigen beleg für das
präfix atiszerhalb der participialform :
das ain wirt lachen, das ander wirt kittern,
und sol euch fürpasz niht mar pittem,
eur frau wirt sich also vergittern,
wie mag euch dan pasz gewittern? (var. geritten)
fastnachtspiele 1, 328 Keller (das korgencht).
2) die hauptverwendung aber, die einzige, die für die
neuere spräche in betracht kommt, gilt der engereren be-
deuttmg der elektrischen entladungen. in diesem gebrauch
wird das verbum unmittelbar vom Substantiv beeinfluszt
sein, mit dem es auch das Sprachgefühl zunächst %n
Zusammenhang bringt, wenn das einfache verbum ge-
legentlich auch mit dem engeren begriffe zu beobachten ist,
so darf man doch dieser vereinzelten — und lool secun-
dären — erscheinung nicht zu viel gewicht in der be-
urtheilung des allgemeinen ganges der entwicklung ein-
räumen, vgl.:
nimm es (das zauberbuch) und lies : die weit wird zittern,
der abgrund fliehn, der himmel wittern.
LiciiTvvER fab. (3, 1 : die zaubennn);
vgl, 's widrd, es gibt (ein) gewitter Gerbet mda. des
Vogtlandes 133.
a) bei der eigentlichen (sinnlichen) Verwendung ist das
verbum hier im gegensatze zu dem vielseitigen gebrauch von
wittern auf wenige gebrauchsformen beschränkt; es er-
scheint nur in der unpersönlichen construction, vorzugs-
weise natürlich im Präteritum, doch auch mehrfach im
präsens, und sogar im futurum, die nominalformen des
particips sind im wesentlichen auf die hilfsstellung in
der Umschreibung dieser tempora eingeengt.
a) die unpersönliche construction in den verschiedenen
Zeitformen.
1)) aber letzlich wenn es ein weil gewittert hat, er-
heben sich grosse platzregen Volksbuch v. Dr. Faust (32)
73 Bratme; dasz bei uns in Preussen . . . grosse thewrung
und unerhörte pestilentz regieret, da denn auch zu
Winterszeit zuvor soll gewittert haben, als Wenceslaus
und Lorcteus . . . einander überzogen, wurden im winter
donnerwetter gehöret J. Praetorius saturnalia (1663) 30;
es hat starck (hart) gewittert diese nacht, egli ha tem-
pestato ö fatlo gran tempesta questa notte Kramer teutsch.-
ital. dict. 2, 1339"=; es hat diese nacht starck gewittert
oder gewettert, es hat starck gedonnert und geblitzet,
it did mightily thunder and lighten last night, teutsch-
engl. lex. 775;
er kam, nachdem es ausgewittert,
und fand die eiche halb zersplittert.
LicHTWER fab. (2, 6 der hänfling).
frag' den grashalm, der der sonne regenschwer entgegen-
zittert,
ob er wünschen möchte, dasz es gestern nicht gewittert?
W. Müller {epigravimat. Spaziergänge) 312 Hatfleld;
ich musz euch noch sagen, dasz es vorige sonnabend-
nacht stark gewittert hatte J. Mosen (bilder im moose:
judica) 7, 304; es hatte gewittert B. Auerbach {Ino der
Hajrle) dorfgesch. 1, 228; es hatte in der vergangenen
nacht gewittert E. Zahn herrgottsfäden 5 s. 62; es soll
furchtbar gewittert . . . haben, als man mich zur taufe
trug J. GoTTHELi" {bauern-spiegel l) 1, 12 Vetter;
wie feierlich hat es gewittert
auf Pfingsten so früh schon am tag
K. Gerok palmblätter (pfingstgewitter)^^ iSS;
zwei tage und zwei nachte gewitterte es mit nur kurzen
Unterbrechungen fort und fort im thale und auf der
hochebene B. Auerbach Landolin v. Reutershöfen {cap.^i)
(1878) 278; es gewitterte, regnete und donnerte K. Gutz
Kow Blasedow (l, 16) 1, 465.
2)) s' regnet was vom himmel mag,
s' gewittert wie zum jüngsten tag
pudelnasz die hosen!
Schiller (hauemständchen) 1, 349
so eben gewittert es hier Matt h. Claudius {an Herder)
.V. Herders nachlasz i, 411; auch gewittert es wieder Bis-
MARCK an seine frau 668; es ist eine so schwere, warme
luft, dasz es alle abend gewittert C. v. Ci.ausewitz (an
s. braut 1808) s. K. Schm'^artz leben ... 1, 306; ,wenn
nur nicht heute nacht ein gewitter kommt', sagte er.
,der mond steht nicht am himmel, er geht erst spät auf,
und da gewittert's gern' B. Auerbach atcf der höhe
(8, 14) 2^, 359; wenn er jetzt auch das stärkste donnerwetter
spielt, so ragt er doch selber darüber empor wie der
reisende, der auf der spitze einer alpe steht, während es
im thal gewittert Heine (Lutezia l, 33) 6, 260 (über Liszt);
3)) es gewittert, es droht ein gewitter, es steigt ein
gewitter auf, es ist ein gewitter Campe 2, 368"; g' wittere,
unpers. verb, haben, ein gewitter geben Seiler Basler
mda.ibl^; ich glaube, es wird gewittern die nacht Lenz
(Soldaten 1, 6) l, 271 Tieck;
Banquo : es wird heut nacht gewittern.
Mörder : es schlägt ein.
Schiller {Macbeth 3, 7) 13, 80 (bei Shakespeare :
it will be rain).
mir ist, als woll' es über uns gewittern.
A. V. Droste-Hülshoff (der nachtwandler) 3, 385.
ß) wie wenig Spielraum die verbalnomina auszerhulb der
tempusumschreibung haben, das zeigen gerade die verein-
zelten belege, so das frühe aber unnatürlich scheinende
zeugnisz für den infinitiv : die sonne ziehet daselbst (in
der ebene) mehr ausdünstungen, die zum gewittern tüchtig
sind, in die höhe H. F. v. Fleming d. vollkommene
teutsche Jäger 2, lO*»; vgl. das gewittern Campe 2, 368»;
zumparticip vgl. : und schlich dann hinaus mit klopfendem
herzen in die gewitternde frühlingsnacht P. Heyse
(Meraner nov. .- der loeinhüter) 2, 12 s. 250.
b) freier in den gebrauchsformen ist natürlich die über-
tragene verioendung, sie läszt nominale subjecte zu dem
verbum treten und entwickelt namentlich die participial-
form, die sogar zu attributiven Verbindungen vorschreitet,
a) unten schien es zu gewittern, ein schlag oder klang
war's, der die aufmerksamkeit der hausfrau in anspruch
nahm W. Alexis (hosen des herrn v. Bredoio 7) vaterl.
rom. 3, 67.
ß) dass das gantz Hägäw erzittert und gewittert hat
(vom donner des geschützes) hdschr. d. Stuttgarter landes-
bibl. (1622) s. Fischer schwäb. wb. 3, 636;
der nähme, welcher sonst dem donner gleich gewittert,
. . ist mir ein angenehmer klang.
H. V. Hoffmannöwaldau gedichte (Neukirch) 1697/. 2, 202.
nun zieht das schwert und laszt's gewittern,
und auf die helme hämmert los !
Strachwitz (ohnmächtige träume) ged. ' 198 Weinhold;
o reiner schmerz, der von der höh'n gewittert,
du heil'ges weh, das durch die tiefen zittert,
ihr schlieszt auch mir die äugen auf!
G. Keller (wettemacht) 9, 29 ;
als er in den schloszhof ritt und vom pferde stieg, hörte
er sie eben in der küche gewittern, weil die hunde im
stall heulten und eine magd versäumt hatte, denselben
das abendfutter abzubrühen G. Keller (Züricher nov.:
der landvogt v. Greifensee) 6, 153.
/) du an den zu denken mir leises gewittern im herzen
erregt, wo's gleich elektrisch schauert durch den geist . ,
Bettina v. Arnim tagebuch 2io;
die wildgezackten blätter zittern
vor ungeduldiger bewegung,
es brauset wie ein dumpf gewittern
durch deiner äste abenaregung.
K. Immermann (Merlin : der Gral) i, 362 Maync;
zorngewitternd seine seele gährt,
strafend zuckt die rechte an das schwert.
A. Grün (ein feenmärchen) 2,244 Frankl;
vom liebesblitz so nachgewitternd,
entzückt, verzweifelnd muthig, zitternd . .
sinkt, hingeschmiegt die weichen glieder,
am bett die kranke ärztin nieder.
Immermann (Tristan u. Isolde 1) 13, 48 Hcmpcl ;
sein äuge sprüht, seine wange glüht,
seine bände ballt er zitternd ;
sein blut es kocht, und sein herz es pocht,
seine stirne droht gewitternd.
F. Freiligrath (mit unkraut) 2 (1877), 160;
rolle deine gevvitternden äugen nicht! lache nicht über
mich K. Gutzkow (zauberer v. Rom 4, 8) 4, 252.
das particip des Präteritums in attributiver fügung
gehört zum einfachen verbum, wittern, in dessen heutiger
engerer bedeutung, die sich in der Jägersprache entwickelt
hat: schon im zweiten monat des neuen jahres kommt
die von ihm gewitterte bewegung in Paris zum ausbruch
C. Erdensohn Fritz u. Fritzchen, kleinstaatliclier parla-
0421 GEWITTEIINACHREGEN - NACHT
OEWITTERND - GEW ITTEBSCH ADEN 64M
vutnttroman l, |tM(7) IM; ändert ((«wittert, gewihdort
t. oben np. 6799; vyl. auch gewiltertoh.
GKWITTKKNACHREtiRN. t. gewUtcrKuu.
GKWITTKKNACHT, /.. vgl. geirttlemMht. VobteuriU
eauii^e j>ar unr UnmpiU Schwam 1. 7«^: gewitUmaoht . .
t.) eine nacht, in welcher ein gewitl«r lieb «nUedift:
8.) die dunlielbeit wftbrend eine« «Urken fcwHtMt und
die aohwarzen gewitterwolken telbet Campk t, IM*; •
$tormy night . . äarhuB» eauttd by m timndtr Hilpickt
», 1, *m*.
i) die ivotite vrvmmimnf iM /Mh»r htUgi, »i$ tUht im
dientia dtr potHtekm »tUmitUl und i»t ittertt in übtr
tragungen btobaekttt, vgl. auch obm unttr gewitterdunkel.
a) die tinnlieMe Bedeutung: in tiefer gewlttemftcht
horcht der bär, ihm gr»ait vor leinem (dea ttrom$t) ge-
waltigem ganfte maier MUller {\»l\) l, i;
der Kanio hinimel Bt:heint
im Wolkenbruch lierabMHoMeii,
durch die serriauen lafl« kracht
mein donaer, oad gewiltamacht
treant tob dem Arrteopaar die Biekaaden geooaMa.
ScMiLUia Dtdo.
(tveite /a*9ung von 1808 vgl. aäculormugab« 10, 888; in dtr
traten fattung: undurohaiohtige naeht 8, 880 OoMftiM).
dunkle fewiltemaobt
hnm Obaddon,
HAlty (der «mIIimMn««) 87 Halm;
die erde rinp, die bunt«, blttbeade,
in acbwlrse der fewittamacht («bttlU
H. V. Kt.gi8T [Penlhrtilea 7) S, flfl K. Schmidt;
dorn, der in (ewittamacbt.
bald der arnb« (leich, anidrobt von wogea,
l>ald in stiller opforpracbt
eiüh erhebt . . .
Cl. Brintano (tuetanung dtr betraeht. ü. 0, ttUtm
Chriett) 1, IM ;
wenn wind' und wenn ach waren kämpf gakinpft,
die rurchtbaru gewitlernacht entlanf,
und leuchtond nun der (Ott dea lafea ateigt . . .
UiUJiM> (an Albert Sehotl) 1,4M K. Schmidt;
sofort wurde das geeicht dea rothaarigen Hnater. wie eine
Wildnis in gewitternacht RosROOSR der hOUbart «. 88.
b) Übertragungen:
wenn nun deiner entaetzen gawittamicbl' auf daa waltalla
trUmniom unterfehn ...
Franz v. Sonnknbiro da$ veltende (4) 1, 75;
wibrend blitx und acbloaian
aua ibrea aobwarsen auf'a (ewittemtcbtao acboeaen.
KosioARTaN bei CampiS, 888^;
es fragt den geis nach ibr (der gtüektetlgkrit) im weiten,
wQaten me«r«,
•nd bfirt die wamung nicht aua der gawittemacbt.
TiBuuK {Uramian) 1*. 6»;
wenn ich geahnt hätte, das« ans solche gewitternacht
bevorstünde P. Hkysk {LtuiU) >, 17, 898.
8) ändert die vertrendung, die die naeht, in der tieh ge-
vntter entladen, kennteichnet. ihr teohnt nicht der gleiche
stimmungageJuilt bei; tie ist mehr in der prota beobachtet,
in ei-ziihlungen und in einjachen berichten dtr faehlittera-
tur: glücklicherweise fiel ihm soeben ein seltsames aben-
teuer ein, das ihm früher einmal in einer solchen ge-
witternacht begegnet J. v. EiciiBNi>OHFF (viel lärwten um
nicht») 4', 170; doch die letzte gewitternacht gab allen
einen gesunden schlaf J. Gotthki.p (batitm tpiegel tl)
1, 196 Vetter; . . . auf der hölxemen bank, auf welcher er
mir in der gewitternacht . . ein bett gemacht hatte STirran
btmte steine {kalkatein) '88; da bist es gewesen, der
da in der gewitternacht ... bei der alten fraa einge-
kehrt ist G. Frensskn Hilligenlei (p) Uft; Flammarion
beobachtete in der gewitternacht des u. juli 1868 . . einen
mondhof L. Sohnckr Ursprung der geteittertiektrieität
». S4; at*3 dictem rahmen fällt höchttens liat folgende her-
aus: um den hauch der gewitternacht in das dampfe
Zimmer zu lassen P. Heyse (</. verlorene tohm) 8, 8, 838.
8) in beiden richtungen »ind teeiterbUdungen dtt eewps-
tiitims belegt:
a) unfern davon steht ein sweiter verdorrter bäum . . .
die dürren arme zum gewitternächtigen himmel empor-
streckend J. MosBN {atud. s. kunst d. maierei ■ Ruitdael)
8, 111.
b) da man ein gewitter voraussah, was alles in den
kleidern geblieben, die rata und bezirksgewittemacht-
IV.
. waim 8elM» adt stoad« b8i8«B8inwi O. Lmo-
wio itmtaiktm kimmd u. artU) u M* Btmm.
OEWnTKRXD. «. gewittern.
GKWirTKIt.\A}<K. « gewittarkoiTc.
UKWlTrtUUHUUiiUUiCULAO, «. fewUlCBfMi.
eiWITTSBOBKAH. «. fMrtttantaf«.
QlwnrrePKBIOPB. «. •BwUtomU.
OBWITTERPfllL, «.. aim gigaHsMtk au dam tk.t, ^.
1848 imfrukamm dOMMrpftU ittimäar aekr{fUprmak$ mma
umaarmm kraiaa aidU hataft. da§f§m vfL Ha mundmHUakam
formami wadctpU. fewlttafpUer. doMMrpU. doBOMtpitor
heisst dar doMwaitail Womidlo ttatkr. 4. mr, f. mU»-
kumdai,mL
OKWITTERPFORTK. /. dltan und rrretnadta <
gebAren, dOnckt mich, die ablnltcr nur a^ für holM<
oder an der haopt gewitter pforte der stadt
biude J. C LICHTBNMIIO kr. 8. 888.
aKWITTERPHANOMEN. a. gMriUOTwaebeiaoBf.
OKWITTBRPROCSSS. a. dmaaattt.
OEWITTERRAUSCHEN. n.. vgL tkaU ; ap. 8li aum
rauaehen dea donmtra. vgl.:
im (HkkUnfswind wie la gewiltamaeabea
daa wandeln deiaer Asm 8« balaaaelMa.
K GaaoK pataMmar tmiga Jugamd) «« 847.
GEWITTERREGEN, a. ftwfltotto«!.
GEWITTERRKICH. a4}eeHv; vgL bUtxrvldi tktAt,
ap. 186: vgl. aham gewitterhtaflgkeit: in der gBBS8a §••
mtssigten sone sind der Julias und augost aladtobtldM
heisieeten monate auch die gcwitterreicbataa Qmuni
phpaikal. «06. «, ifi«7 (vgl, dasx in der nfal der julliM dar
an gewittern raiohste monal des Jakiae ist abmim); ga-
witterreioh. raioh aa gawittara CaMra 8, 888^; aia fewitter-
reicher sommar atamda; bal ans sind aadb Pllfraffl . .
nicht die baisaan. sondern die faoahlan semmer die
gewitterralabstMl A. T. BavMOARTNBR Mar grvttter et;
flache gegendaa in der nllia hobar oder steiler gehiffs
sind darum in dar rsfal tawUlanaish a. 7.
GEW1TTERRIB8E. a. fswUtarfott
GEWITTHRROIXBN. n. (donnerrollen oben tt. 8, laia
nicht at{f'gtftihrt. vgl, theü s. jp. 1146 tum roUam daa
donnert) vgl.:
der dftat're lod trieb an das rosa
gewittorroUaQ, kraaeaadeai aakaei
dar sttroM (tag die ledt«Malüt hl
J. Moaaa (rtMv Wahn) 1. 144.
GEWITTKRSACK. a. gawittatkarra.
GKWITTKItSAGB. /..- Tolkstttmliehar sind dia bald
heissee waaser, bald hagal aasstrtmenden kesselbrnnnen.
.kakbom*. In Pommern aad BSbmen. deren sagen ge-
wittersagen sind E. H. Mrraa forea. mptkat. 87; vgL mmA
Mnier gewitteralb, gewitterfott
GEWITTERSAUSEN. n.. vgl. donaaraMBassd Onl 8.
tp. i960: vgl. :
aatcafaawebl ibai kailas graasaa,
BCauBR ^dar «Mtifpsr) 888 Srnm.
GEWITTERSCENE, «CF^VERIE. /.
1) was hat ... in Lear das amhendehen mit dea
rititem, das vertreilMa von der tbttr, dia gawittaraasaa
im walde ... all diaaa «laHads «ad aasM«, «akha
loealwürkang haben aial Hanoan (BaaKaanuaa t. sata.)
6, 848; mit wie farchtbaraa ttaen radet Lear ia dar fa-
witterscene ! Jon. Hkinr. Voaa tarr. amr fllei's. das Ottsfle
a. bri^e a. Heinr. i'ott s, a>. Abrmkma» Fass.
t) da der regenbogen sar gewittersasasria gaMM S. H.
Ubtrr ftra». wtgthol. SOI : diesem mTthna liegt die (iarben-
reicha gawittaraoenerie tu gründe m.
QBWnTERSCH. mmmdmrüiakt mtbm^m imm pmrH
e^itUm a^fjeetiv gewettert •. af> mto («sa fswittart send
■lartM); en taraottsits» bon (lalsX aaisftr gaalUaiaali.
•ar Schmidt taaahtwgU, Hiai. 887: aa gowRasaliaa klial
8BWITTSRSCHADKN. wt. • ein geb&ude and seine tlieÜ«
sind noch nicht g&nilich vor allem gewitter schaden
gesichert, wenn sie gleich nicht anmittelbar von dem
wettersehlage getroffen «erden J. N. Tmas aiehenatf
aeiner peraam bat timam gtmtttr U; da» ficitAc «. 84;
VfL muek fafvittarschadoi AoaLono 8 (tTTSX «i; Cavra
403
6423 GEWITTERSCHALL - -SCHUTZ
2, 368'' ; es haben sich in diesem monathe viel gewitter-
schäden ereignet Adelung a. a. o. gewitterschaden, le
dommage cause par tme Umpete Schwan 1, TiS**; damage
caused by a thunderstorm Hilpert 2, l, 466"; böse wird
ein gewitter genannt, wenn donner und blitz sehr heftig
sind und oft schaden — gewitterschaden — entsteht
Behlen 3, 436; vgl. Barthold über gewitterschaden
Leipzig 1892; einen aufsatz . . in welchem erörtert wurde,
,wie man sich mit einfachen mittein vor allem blitz und
gewitterschaden schützen kann' R. Klimpert entstehung
der getoitter. vorio. V ; desgl. s. 21 ; schwere gewitter zogen
schon am morgen auf und gingen gegen mittag nieder,
aber sie brachten keine kühlung . . . allerorten gab's
gewitterschaden G. Viebig die wacht am Rhein (3, 24) 395.
GEWITTERSCHALL, m., vgl. (wetter- und) donnerschall
theil 2, sp. 1250; vgl.: da hatte ja das mönchlein im ge-
witterschall ein ding genannt (mit donnerstimme) Benzel-
Sternau hei Campe 2, 368''.
GEWITTERSCHAUER, s. gewittergusz.
GEWITTERSCHEIN, m.:
da naht es schnell mit gewitterschein,
und wirft sich mit rüst'gen armen hinein.
Th. Körner (LützowK wilde jagd) 1, 105 Stern
(var. was naht aber dort im gewitterschein) ;
so kniet' ich letzte nacht im haine,
unibraus't vom wilden donnerflug,
gebadet im gewitterscheine.
Lenau (Savonarola) i, 10 Hempel.
GEWITTERSCHICHT, /..• sie sah unverwandt nach
dem hellen streifen am horizont, wo weit hinter der
gewitterschicht die schneegipfel des Oberlandes auf-
tauchten P. Heyse {der verlorene söhn) 2, 8. 276.
GEWITTERSCHILDERUNG, /. .- es (das gedieht) leitet
sich mit einer gewitterschilderung ein Th. Fontane
(graf Petöfy 4) I, 4, 25.
GEWITTERSCHLAG, m., vgl. blitzeschlag theil 2, sp. 133 ;
blitzschlag 135 ; donnerschlag sp. 1250.
1) in der sinnlichen bedeutung: dasz eine feile vom
blitze magnetisch geworden ist; und ein ander mahl
schiffscompasse durch gewitterschläge in ihrer richtung
geändert worden sind J. F. Hartmann über geuntter-
electricität (1764) s. 2 ; ich war im begriff ihnen noch eine
nachricht von einem merckwürdigen gewitterschlag zu
geben J. C. Lichtenberg (an Reimarus) br. 3, 133: ab
mit dem ganzen kriegstrosz unter heftigen gewitter-
schlägen, bühnenanweisung bei H. v. Kleist (Penthesilea
20) 2, 135 E. Schmidt; aber ein paar gewitterschläge
brachten so unglaubliche regengüsse A. v. Arnim (kronen-
wächter 3, 4) 3, 408; der donnerkeil ist ein schütz gegen
jeden gewitterschlag . . . A. Wuttke d. dtsche volksaber-
glaube (in) ^ 91; vgl. auch gewitterschlag bei Wossidlo
in ztschr. d. ver. f. Volkskunde 5, 325.
2) in übertragener Verwendung.
a) Übertragung auf andere get'öse-.
und mit donnergewalt, und wiederhallkrachend getöse
sttirzf er herab, wie gewitterschläg' erscholl er im stürze
mond und gestirn vorbei.
Franz v. Sonnenberg das weitende (6) l, 140;
während der belagerung von Mantua . . . versammelten
sich auf dieser höhe . . . einwohner von Verona, um das
aufsteigen der bomben zu sehen, und ihre gewitterschläge
zu zählen Matthisson erinnerungen (l4) 5 (1816), 112.
b) Übertragung auf kraftäuszerungen des menschlichen
temperamenta : nach der letzten stanze, welche die dekla-
mation mit pomp und würde, stark wie ein gewitterschlag,
endigte . . . Matthisson erinnerungen 5, 58; diese Über-
zeugung, die wie ein gewitterschlag über sie gekommen,
hat auch blitzartig auf die gemüther gewirkt W. Alexis
{Isegrimm 20) vaferl. rom. 8, 210; er war recht nahe daran,
sein wie von einem gewitterschlag auf einmal in die höhe
brennendes wesen auch so zu zeigen Jean Paul (Titan
3, 69) 28, 24; ich glaube aber aus einzelnen gewitterschlägen
ihres wesens schlieszen zu können, dasz sie der tiefsten
leidenschaft föhig ist H. Laube {das junge Europa 1. 18)
1, 108 Hänel u. Houben. t- > ^
GEWITTERSCHUTZ, m. .- dann bringt man den grünen
busch über dem kopfkissen, oder unter dem kruzifix des
familienzimmers an, wo er als gewitterschutz bis zum
nächsten jähre verbleibt W. Mannhardt baumkultua 286;
GEWITTERSCHWANGER - -SCHWERE 6424
der haselnuszstrauch schützt natürlich vor gewitter (allg.),
in ihn u. in seine nächste Umgebung schlägt nie der
blitz ein (Bay., Frk.), nach katholischer legende, weil
Maria auf der flucht nach Ägypten unter einem solchen
Strauche schütz vor gewitter fand (Bay.); man pflanzt
ihn daher als gewitterschutz in Obstgärten (Obpf.) Wuttke
d. deutsche Volksaberglaube (142) ^,109; desgl. (8l)71; da
beitrage zur frage des gewitterschutzes nicht ausschliess-
lich in naturwissenschaftlichen, sondern auch in blättern
gemeinnützigen Inhalts vorkommen R. Klimpert ent-
stehung und entladung der gew. vorr. s. VI; dazu vgl.:
für . . mitteilungen über gewittererscheinungen und ge-
witterschutzmittel werde ich . . . dankbar sein ebenda.
GEWITTERSCHWANGER, adj., vgl. donnerschwanger
theil 2, sp. 1251 ; vgl. auch gewitterschwer, -schwül ; unser
adjectiv ist meist in übertragener Verwendung beobachtet:
1) es war, bei einer gewitterschwangern luft, todtstill,
und zwei entgegengesezte gewitter . . . drohten Niebuh r
(circularbriefe aus Holland v. 1808) nachgelass. sehr. 256.
2) sie (die biirger) ahnen's nicht, das fürchterlich der
blitz,
der all den schönen friedenstraum zerschmettert,
schon in gewitterschwang'rer wölke bebt,
die band erwartend, die ihn niederschleudert. —
Theodor Körner (Zriny 3, 8) 2'^, 178 Streckfusz;
ein allgemeines phantom, eine nebelgestalt, die aus den
gräbern der aufgeopferten Wirklichkeit eurer einzelnheit
verpestend emporwallt, und oft zur gewitterschwangern
wölke zusammengethürmt euch eure freuden in der Ver-
heerung des blitzes und dem brüllen des donners zurück-
sendet Gl. Brentano Oodui 43 Eunst; denn vom ersten
tage an war in allen theilen der Versammlung die mei-
nung verbreitet, dasz bei der gewitterschwangeren läge
Europas nichts dringlicher sei als die Schaffung einer
provisorischen centralgewalt H. y. Sybel begründ. d.
deut.ichen reiches l*, 173.
3) als concurrenzbildungen vgl. : im angesicht Nürnbergs
lagern sich, zwei gewitter tragende wölken, beide käm-
pfende armeen drohend gegen einander Schiller (sojähr.
krieg 3) 8, 203;
da spiang aus dunkler hütt' herfür
schön Blanscheflur in ihrer zier,
wie aus der nacht, gewitterträcntig,
der junge morgen springet mächtig.
K. Immermann {Tristan u. Isolde i) 13, 47 Hempel.
GEWITTERSCHWARZ, s. gewitterdunkel.
GEWITTERSCHWER, adj., f. donnerschwer theil 2,
sp. 1251 ; vgl. gewitterschwanger, -schwül.
1) in sinnlicher bedeutung: gewitterschwer, von der
luft, schwer, mit dünsten erfüllt, wie vor einem gewitter;
oder auch von der wölke . . . Campe 2, 368''; gewitter-
schwere luft, air or atmosphere impregnated idth electri-
dty Hilpert 2, i, 466";
und es sauszt und dröhnt von ferne,
finster kräuszelt sich das meer,
und es löscht das licht der sterne,
und es naht gewitterschwer.
Schiller {Hero und Leander) 11, 342;
denn dort seh' ich gewitterschwer
von mittag kommen, und mich deucht, es donnert schon.
Mörike (erbauliche betrachtung) 2, 142 Krausz.
2) die übertragene Verwendung zielt vor allem auf die
gewitterstirn (vgl. sp. 6426; vgl. sp. 6420; 6403):
rauscht mir um meine Schulter nicht
der Sternenmantel her,
erkennst du nicht mein angesicht
und die stirne gewitterschwer?
J. Mosen (könig Mark u. Isolde) 1, 134;
vernimm denn, was gewitterschwer
^ die stirne mir umspinnt . . .
Strachwitz (böses gewissen) ged. 5 200 Weinhold;
der gottbegnadete phantasiemensch mit dem kainszeichen
genialer unrast auf der gewitterschweren stirn H. Suder-
mann das hohe lied (l, 2) 15; anders: und dasz er jene
heitern anmuthigen spiele der kunst in den gewitter-
schweren dunstkreis der politik und des lebens mit aller
gewalt herabnöthigen wollte J. Falk Oöthe 147. dazu
vgl. das Substantiv:
GEWITTERSCHWERE, /. .•
gleich einem meere
wogt ungestüm des Volkes dunkle flut,
darauf mit dräuender gewitterschwere
des Opferrauches breite wölke ruht.
KoRFiz Holm die könige s. 84.
6425 GEWITTERSCHWÜL - SCHWÜLE
GEWITTER8E0E1I - STOPP
6426
GEWITTKKSCHWOL, »dftelh, 9fl. lewitlenohwer.
•Bohwnngür, vgl. tchrecknoh, donk«Iroth und •chwUl von
gewittern wird er {der morgen d*r vtrgtltung) J« kummen
Gbhstrniiehu {Ugolino k) dltch. nationaLtiit. M, M7;
l) d«r ainnliehe gebrotieh herraeht hier $on$t vor: ge-
witterschwül, lohwOl wie ei vor einem gewilter . . tu
sein pflegt Campk t, a«S^: es ist heut sehr gewitter-
schwül ebenda: gewitterschwüle luft Camps •. «. o.
gcwittersobwüler abend Simkmiaukn prMtmmt UMhtren
1, 188; da es schon naclit grwurden, «In« iternlos ge-
witterschwüle nacht K. Halm (kaus •» d»r Vtromm-
brüeke) 4, tu Sehloeear; da» gleiche (sehr ge witterseh wOle
nacht) Stikikh »tud.{Abdiaa)t,W>\ an einem gewitler
schwülen tag Tu. Fontane (i/uitt top. 16) t, 6, lll; es
war ein hciHzor, grwittorschwUler JoUtag D. t. Lii.irn-
CRON {ava maraeh und geeet) >', SM. ämau vgl. durch die
dankelsohwüle. gewittorbange julinacht log laut und
klangvoll das lied von der .wacht am Rhein' C. Virhio
(dt« toaeht am Rhein », 94) 89B; andere: die nacht, weil es
sehr stille und gewitterwarm war SrirrKH etudien {dae
alte eiegel) a, ao».
a) nur sul es ist Oberhaupt sehr dumpf, drückend,
sehr gewitterschwül hier, mir ist, als hält' ich ganz
hinten am horiconte schon ein blitzohen bemerkt Olasz-
BRBNNKR Oll HOPKMANN V. FaLLKRSLEBBN 1846 («. dtuen
„leben" 4, 848); g«witt«rachwQles banno
umAnft den erdenbsli.
LiNoo (mainaeU) t (1M8), laa.
dagegen erscheint unsere heutige Jugend aus dem nach-
mittagsschlunimer der eitern hervorgegangen und eine
gewitterschwüle schwere und dumpfbeit der dämmerer
empf&ngnissUnde zu beurkunden Jahn (fUathea volkttum)
1, Sft8 Euler; weil er au8 dem tonstüeke erinnerungen
zurückrief, die sich eben jetxt an mein gewitterschwüles
herz, wie engelsflUgel, legten SiiPTKn {atuä.l: feld-
blutnen 7) 1, 86 Sauer.
GEWITTERSCHWOLE. /.. beim attbatanHv iti im gagen-
aata attm vorhergehenden a4jeeiiv der ainnliehe gebrauch
adtener belegt als der übertragen«.
i) die gewitterschwtile Campr a, 868^: .ja", sagte er.
..diese gewitterschwüle ist ein bedeutungsvolles bild der
gegenwart J. v. Eichendorfp (dichter u. ihr« geaellen to)
a\ 74; ,das ist ein welsl hat dich die gevritterscbwQle
heranfgelookt, alter Seeräuber?' Ph. Th. Vischer auch
einer 8Ö8: die gewitterschwüle macht mich kaputt! dazu
das rabengekreisch I Wii.iiklm Heobi.kk paator Kling-
hammer* 840; nun auselt nach mwitterscbwOle
gar eine mortanfruche kttble.
HorrMANN V. FAU.iRSi.iBaN 1, 886 0«r$tamb«rg;
nervOsen seelen wurde so merkwürdig angst bei der ge>
witterschwüle C. Vibbio dt« teocAi am Bhein (8. 84) 886.
8) ein allgemeines Unbehagen verbreitet sich, wie ge-
witterschwüle vor einem wetter, und dies wetter heiszt
empörung . . H. KÖNIO dt« dubiaten in Maina{t, 16) a. 140;
godränce gftbreoder f«(tthlt,
geweckt von deinem liebeablick,
wie ahnende gewitteracbwQle
vor bAchatem nabeodea geschick.
Fr. ROckbrt {lM««/inihU»0 4: «nVr«md«t 19) 1. S6t ;
die ruh' in Heinrichs lager lagstift mich
wie drOcliende MwitterschwOle lastend,
kann jotst und jetzt sie fan^htbar »ich «ntladai
and mich vernichten.
F. V. Saab {BOdebrand 4 «) IM;
. . . war ihm zu mute wie einem wanderer. der in
dumpfer gewitterschwüle über die endlose beide zieht
K. E. Franzos ein kämpf uma recht (6) l^, 117; das gerücht
von der bevorstehenden Verlobung verbreitete sich . . . nur
ihm, den es am meisten anging, verbarg man es. abtf
er atmete in gewitterschwüle Timm Khöoer «in« aiiU«
irelt a. 75.
so hat sich die tumgemeinde in der dumpfen gewitter-
schwüle des Valand für das Vaterland gest&hlet, garfisttt,
t:ewappnet. ermutiget und ermannt Jahn (d. dtath« tmm-
kunat) 8 I, 183; sie (die It^ft in Franken) hatte auch Gre-
gor angeweht, hob seine grosien anlagen frühzeitig za
' iner ungewöhnlichen dichtheit und bedeutung. legte
aber auch die gewitterschwüle eines heiszen frühlings-
tiiges über stirn und äuge H. Lauhr N«t4< reiaenorellen
8 (1837), 348 ; wenn sie die gewitterschwüle empfunden
httteo, welebe aof dem feeebAfl bf. bevor ee tel
G. Prrttao iaoU umä katm t. 8) «. 87»; ee Uf UMnIl
eine drilokeode tewtUanebvtle über den meoeelien:
einen mümb MMbroeh erwartete alle «reit U. ▼. Stbbl
begrUnduHf. 4, jmtttkm fwUkm %*, ttt.
OEWITTEBSIOIII. m..9fLt
•kb die eealaa •ehwedeM it
IM8)t.l
wann
•icbibär
wana
die ihr ia slaioiid easgesIrseH
ÜNLAjrD (eai 18.
GEWITTERSGEFAHR. a. gewiltergefalir.
OEWITTERSONNE./ gegen mitlag. aU eine i
gewittersonne die siraeie vor Joriodens garten Ode ■ftskt«
P. HkvNK neue mormL nov.: Jorinde) 11,4. a. 18.
OKWlTTKHSr'ANNUNG. /• mit
nung zur krystallisaiign kann maa Um gewtHetyyj
in der luft vergleichen . . . Gbhlbh pkftSkat wh. 4, 1888.
GEWITTERSPITZF., /.. in aOehaiaehen mund»rten nsek
mittheilung von C MOllbh KHAt'HKt'Tll/lir regen»ckirm
varwandet.
GEWnrSRSPÜR, /. . wir trofen den frObJahnrefatt-
schmutz, jefllehe gewilterepor . . BberaU bin. wo etae thSr
offen war W. Raabe alt« nmtmrm.
GEWITTERSTANGE. /.. ceeyse^fciei. da« wm fevitter
ableiter («. d.) der erfindung P1UIIKLIN8 und d«rm 1
«n/i«teiUuit^ at^f deutathem hodan armtA»:
1) im September 175« richtete ich etoe
auf. den blitz in mein haus herunter so Mten Phaiik*
LIM (an Cotlinaon 1758) übera. v. WsKZSl. 1 (1780). 178 (/
erected an iron rodod to draw tka lightnimg down in te aiy
Aoiwe); sabe er von osten her eine groen schwarze wölke
herauftreiben, die durch ihr eleotrisebee aaxiehen. welche
kraft er an seiner gewittetetanfe ealMi bemerkt«, ak
die noch . . entfernet geweeea. das <
verursache J. F. Hartmann
«UetrieHdt (1764) a. 86; d«$gL 88; IdeffMe nahm miFrimk-
Un) den grund zu seinen gewitterstaiifea Ph. P. Goosn 87:
und da die meisten vomemen berren gewitteretangea aa
iren häusem haben Rrimarus «. btita« 880 (nac* Ben-
HABT travaUt'. «UeiriaU roda); die gewitterstaage. t*
barr« Maetrifu« Schwan 1. 748^; «i» biitaabUitar GuiPS
8.868^; ähnl. H11.PRHT.
a) in Viktors wunden griff Jetzt der donner mit seinem
ersten schlag — den Östlichen horiioat deekte ete aer-
ilieszender blitz und die flamme lief iber die Alpea-
gebirge — die gewitterstaage aaf de« patvortharm
•ohimmerte Jean Paul (fliayenie«, 88) M,a: govarat vor
dem herannahenden ongevritter. wire ee meaeehHeli f»
Wesen, von einem wehrloeen weih« die Offeatliehe krte>
kung abzuwenden, aber finansschlau wie sie Ist, eah sie
an der gewilterstange nur die vergoldele spitze — Ihr
herz war leer, und das baos ward voU L. Börmk (J
SM« Franltfitrt 4. 1. 1881) 6*, 888.
GEWITTERSTATION./. (9gL gewltterbeobaehtaag):
in den letzten Jahrzehnten
netze von gewitterstationen iae kboB lialaa K. Pao-
HA8KA bewterk. tib«r gettitter ... 8: berkfcte der gewttter-
staUonen ttachr. d. Oaatr. gtoMaeh. /. m$lmnL a. 714.
GEWITTERSTATISTIK. /. die allgemelao regelmAesIge
gewitterstatistik wird erst seit e. 16 Jahrea faUoaeU ge-
pflegt R. Kt.lMPBRT enMehung und emiUdtmg d.fn».».t.
GEWITTERSTEIN. «.. gewittarslela. TWsteiaeHer eee-
igel ndd. korreap. blatt 81. 88 (Sbrmera ja AM. HthMm);
vgl. donnerstein theil 8. ap. 1868; «fl. muek gewittcrgeiss
GEWITTKRSTiyME. /.. tgL donnentimm« Aeü 8.
ap. 1864; vgL:
waaa die ■etfcllss aselM dar Mein Adaas
Pbakz V. flomnDoaaa (0oa dmi «HiMeMer) fed. 888.
GEWITTERSTIRN. /, «ft eloa gewittemde. gewittere
schwere stime. vgl. : deaa seia geeicht wurde vom nord-
schein de« grimm» überzogen, aos den engen flogen mir
gelbe Wespen zu. gerade linien fuhren auf seiner gewitter-
stirn wie elektrische spiesze aof, besonders zwei steil-
rechte unglücklinien Jbak Pacl Titan 6. 186) a», 188;
/fnau r«l. Campe 8. 886*.
CEW'lTTKRSTOFF, a. gewitUrvlektrieitIt
408*
6427 GEWITTERSTRAHL - STURM
GEWITTERSTRAHL, m., vgl. blitzstrahl theil 2, sp. 135;
donnerstral theil 2, sp. 1254; vgl. :
seines (des todesengels) Schwertes gewitterstrahlen
verloderten düster
in die tief.
Fbanz V. Sonnenberg {das weitende) (i) 1, 89;
wie der stürm, war dein arm; dein schwert, wie ge-
witterstrahl Bürger {Ossian) 278'' Bohtz.
GEWITTERSTRASZE, s. gewitterzug.
GEWITTERSTREIFEN, m., entsprechend kann ein ge-
witterstreifen in mehrere zerfallen oder aus mehreren
bestehen Klimpert entstehung der gemtter s. 104.
GEWITTERSTROM, a. gewittergusz.
GEWITTERSTUBE, m. .- man überziehe es {das zimmer)
inwendig ganz und gar . . mit decken und tapeten von
seide, und lasse alles metall herausnehmen . . . disz wäre
eine einrichtung einer gewitterstube in einem sommer-
pallais eines grossen herrn J. N. Tetens Sicherung seiner
person bei einem getvitter (1774) 60; dazu vgl. in einem
einzurichtenden gewitter-zimmer 63.
GEWITTERSTURM, m., eine Zusammensetzung, die wie
gewittergusz u. a. einen weiten kreis von bedeutungsver-
ivandten erschlieszt.
l) gewittersturm , vgl. donnersturm theil 2, sp. 1255;
vgl.: bei einem heftigen gewittersturm {saeva tempesfate
adorta) Reimarus 77; wir würden hier schütz gegen den
gewittersturm gesucht haben, wenn er uns überrascht
hätte G. Forster ansichten v. Niederrhein 3, 167; ge-
wittersturm . . . der stürm, der sich beim aufsteigen
eines gewitters zu erheben pflegt, dann auch, ein schreck-
licher, fürchterlicher mit gewitter begleiteter stürm
Campe 2, 368'' ; ein von blitz und donner begleiteter, meist
plötzlich, kurz vor dem regen ausbrechender und nur
kurz dauernder stürm Stenzel seemänn. wb. 147''; unsere
bildung ist die einzige unter den verwandten, die sowohl
in sinnlicher, als auch in übertragener bedeutung viel
beobachtet ist, wie sie auch im gebrauch der numeri am
rcenigsten eingeschränkt erscheint (vgl. dagegen gewitter-
wind).
a) in sinnlicher bedetitung.
a) sondern ich dachte, das (gute u. traurige) müsse
eben auch so wechseln, wie das helle und trübe wetter,
wie nacht und tag, gewittersturm und frühlingswärme
Tieck {dichterleben) 18, 92;
willkommen denn, des Jägers lust,
gewittersturm und regen !
MÖRiKE [der Jäger) 2, 25 Krause;
10 minuten danach brach der gewittersturm und regen
los L. SoHNCKE Ursprung der gewitterelektricität s. 63;
da in der nacht ein gewittersturm gewütet hatte P.
Heyse {troubadournov. : die räche der vizgräßn) II, 5, s. 85;
tritt der gewittersturm ein, während das gewitter selbst
noch ziemlich tief am horizonte steht ztschr. d. Oestr.
gesellsch. f. meteorologie 2, 407 ; während der gewittersturm
entgegen der sonne fortschreitet 2, 737, vgl. auch 2, 404,
vgl. Sturm gewitter 2, 404:
von mucken bis aufs blut zernagt
und vom gewittersturm umtobet
kam er zuletzt der Ohnmacht nah .
Pfekkel {zaioberschlosz poet. vers. 3, 102;
er berief sich auf das mehrtägige stechende brennen der
sonne und verschiedene anzeichen . . . woraus er mit
Sicherheit auf einen nahe bevorstehenden gewittersturm
schlosz V. V. Strausz lebensführungen 1, 246.
ß) gewitterstürme entstehen, wenn gewitterwolken an
den gebirgen sich anhäufen und concentriren, sich dann
gegen das flache land verbreiten und mit kalten winden . .
mit Orkanen und Wirbelwinden oft begleitet sind St.
Beulen 3, 440;
wie des kleinen baches silberwellen
lloBz mein leben hin in stillem lauf!
wenn sie von gewitterstUrmen schwellen,
hellt ein sonnentag sie wieder auf.
Seume (rückerinneruny) ged. 2 23 ;
80 dnsz, wenn man die kämme gegen das licht hält,
man die herrlichsten sonnenauf- und niedergänge zu
sehen glaubte, rote schäfchenhimmel, gewitterstürme und
andere gesprenkelte naturerscheinungen G. Keller (die
a gerecht, kummmncher) 4, 216. ÜjebelAbou-cheger; d. h.
der berg der gewitterstürme Ritter erdkundei (1822), 709;
GEWITTERSTURM {und Synonyma) 6428
die furchtbaren gewitterstürme des nordwestmonsums
Ratzel Völkerkunde 2 (1885 jf.) 8.
b) zur Übertragung führen wieder vergleiche über-.
o, es wird helle, hell vor meinem blick,
und wie die sonne nach gewittersturm,
strahlt aus der gegenwart entladnen wölken
im alten glänze die Vergangenheit.
Grillparzer {Sappho 5, 3) 4 5, 215.
wie ein gewittersturm über die flur, so fuhr die Schnei-
derin tagtäglich über die armen Schneider her H. Hans-
jakob schneeballen v. Bodensee 220;
du hast in einem kämpf
wetteifernder geschwindigkeit bestanden,
Neridensohn, wie losgelassene
gewitterstürm', am himmelsplane brausend . .
H. V. Kleist {Penthenlea 4) 2, 43 E. Schmidt,
a) schwaches, stolzes, leichtbetrognes weib!
fressendes feuer seine schmachtenden blicke,
seine küsse zermalmung, gewittersturm
seine umarmung dir!
Schiller (Semele 1) 1, 330;
mcister Fintlein . . zeigte jene schreckliche ruhe, die
einem gewittersturm voranzugehen pflegt 0. Ludwig
ges. sehr. 2, 428 ; so und ähnlich sprudelte frau Karline
einen gewittersturm von werten über den kranken hin
E. Zahn {Lentin) schattenhalb 221; ein staat, der sich von
einer bürokratie, wie die unsere, nicht durch einen heil-
samen gewittersturm losreiszen kann, ist und bleibt dem
untergange geweiht Bismarck (30. 6. 1850) br. 94 Kohl,
ß) {Qallia .-) früh waren schlachten, früh schon mein Wiegen-
lied,
die alte Rom durchglühte den busen mir,
da stand ich auf, und meine thaten
wurden, du sehst es, gewitterstürme.
Franz v. Sonnenberg {Frankr. u. Teutschl.)
ged. 47;
wankt er, wenn sich wölken türmen
einsam in gewitterstürmen,
ohne leiter, ohne stab.
Hölderlin (lied der freundschaft) 1,96 Litzm.
das ist die weltordnung, das ist der Ständeunterschied;
wie die groszen waldbäume das Unterholz vor dem stürm,
so schützen wir die leute, wie er ist, vor den bösen ge-
witterstürmen der neuzeit! Anzengruber {pfarrer v.
Kirchfeld 1, l) 6^, 10.
2) nur in Übertragungen ist gewitterorkan belegt:
(Seraph Asphaniel) liesz dabinbrausen die dumpfen ge-
witterorkane der flügel.
Franz v. Sonnenberg das weltende (2) 1, 33,
gegen ihr über schrie, gleich dunklem gewitter-orkane,
Ares hoch von den zinnen der bürg . . . {i^sfivQ iMiXani
lade).
Bürger (Ilias 20, 51) 230ti Bohtz.
3) andere bildungen sclieinen auf die sinnliche Verwen-
dung beschränkt.
a) vor allem, gilt dies für den vnssenschaftlichen ter-
minus der gewitterböe, gewitterbö : hatten wir ein ziem-
lich starkes gewitter mit heftigem regen und einer harten
böe aus s. s. w. annalen der hydrographie 2 (1882) 613;
hier war auch das in Vegesack . . kurz vor der gewitter-
böe beobachtete gewitter ziemlich stark; in der böe
kamen wind und wolkenbruchartiger regen hier fast zu
gleicher zeit 601; desgl. 916; am 13. mai wurde die gegend
zwischen dem Thüringer wald und der unteren Oder von
einer gewitterbö durchzogen Assmann im ,wetter' i (1885),
17 ; das heraufkommen ... ist häufig mit dem auftreten
eines stürmischen windes — der gewitterböe — ver-
bunden, welcher grosse staubmassen vor sich hertreibt
anleitung {des preusz. meteorol. inst.) zur beobachtung der
geioitter er scheinungen s. 5; gewitterbö Stanzel seemän-
nisches tvb. 744''.
b) aber auch die neutralste bildung, gewitterwind, ist
iti den beobachteten Verwendungen auf die sinnliche be-
deutung beschränkt, vgl. Campe 2, 368''; {tempestuous wind)
Hilpert 2, l, 466°. die belege tveiseti meist den singular-
gebrauch auf, der plural ist nur in den zwei ältesten be-
zeugt:
und die gewitterwinde? sie tragen den donner!
wie sie rauschen ! wie sie die wälder durchrauschen I
und nun schweifen sie.
Klopstock (die Jrühlingsfeier) öden 37 ;
so scholl oft, von gewitterwinden getragen, zum erdball
seine stimme herab.
Franz v. Sonnenberg das weitende (1) 1, 21.
6429
GEWITTERSTÜRMER - TROPFE
a) in bttondtnr wumnig/klÜfknt und atuehatäielUmt
der vtrbindungen ist dit »ubjer^funeHoH tntwickelt: denn
der gewitterwind wühlte schon in den flammen der
fnokein J. v. KiciiKNUOHfr (dichter u. ikrt gtaell*n 7)
a', 66; der heftige gew. blies an den felsennasen um steh
her {viel lärmen um nirhta) ♦', 176; gmnM öhnliek Wll.
IIKI.M Waiiii.inokh die Hritten in Rom $.4»; die wipfel
dRH berywaldos durcbkraoht« gewilterwind ScilRrrRl.
(Junipertm) H. 47; da«x man drauM«n im garten dl«
Wipfel ruuMctton hJlrte. die ein heranslehender gewitter-
wind sohUttelle P. IIkymk (Melusine) II. is t. M7: in
koboldartiger Wildheit raste der gewitterwind sich auf
H. HoiiNMV.Y im grünen klee (dit Münde)* U; brause nur
iinnior fort, und rase durch die wipfel der sohwankenden
piippeln, du stürmischer gewitterwind t ich acht« deiner
wut nicht Kaiioi.ink Pichlkr gUiehmmt: der Hurm-
ttind (KUritehner 187 #. 168); ein gewilterwind ging um
das haus, unfreundlich und stossweiee K. Zahn (J>nhii)
»chtittenhalb 14t).
/f) andere ity nliikt%atl%e functionen timd kitr nur tatnig
belegt; ... die enden der weiten, faltigen mintel in dem
gewittorwinde wild umherilatterten J. v. KiciiKNDonrr
{viel lärmen t<m niehta) «', 174: endlich kam der erste stou
des gewitttTwinde« SrirrKii bunte ttein« (kaUcHtin)* 68.
ÜEWITTKHSTÜH.MEK, m., nomen a§tnti», niekt tum
vwhergekenden . aondtnm n* d*m tferbüm stQrmen , da»
»mnat t» hetttg auf die fnttrmddung gtbrauekt wird, bei
Jban Paul jedoek auek a%\f die gemttermeldung über-
tragen ist: die gewitterstange auf dem pulverthurm
schimmerte, seine gewitterstUrmer erklangen . . die ge-
wittcrstUrmer läuteten heftiger {Hesperu» A,w) to, tt;
gewitterstUrmer und glockengeläute {biogr. bei. l) 17. S5:
die täglich wiederkommende Stockung seines herz- and
pulssohlages schien ihm jenes stillestehen und ver
stummen des gewitterstUrmers in der brüst lo sein, das
ein nahes ausdonnern und zerrinnen der gewitterwolke
des lebens ansagt {Siebenkäs i. 9) 18. 89.
GEWITTKRSTIIRZ. a. gewittergusz.
GEWITTEHSY.MPHONIK./.. die gewittersymphonic mit
dein bald einfallenden rhor der pricsterinnen {in (Uueks
Iphigenia in Tauria), unter anfUhrung der Iphigenia, ist
ganz in einem gusz. originell, pittoresk, besonders in
dem KUg der wölken . . . Hkinkr {Hildegard i)»,S.
GEWiTTKKT, partieipiaUs at{feetiv tu wittern:
t) vgl. gewittersch.
«) vgl. gewittern »p. 6480/1.
GEWITTEHTAG. m.. meist im plural beobaekift!
1) man bemerkte . . seit dem tage, an welchem der
blitz in ihr zimmer geschlagen . . dasz sie an gewitter-
tagen oder auch nur an solchen, wo gewitter drohten.
. . . ganz besonders lebhaft sei Stiptrr stud. (Abdias)
s. 260; man liest, es seien z. b. in Magdeburg im jähre
I8»i 81 gewittertage... gezählt worrlen R. Arrmann die
geicitier in MitteUetitaehland a. 51 ; desgl. 48; nebel sind
nicht häuflg . . . gewittertage sählt man in Krakau SS. 4
ttachr. d. Otatr. ge». f. m«t»arol. 8. 881 ; das gtsieke Pro*
haska bemerk, über gew. Sl ; «s stellt sich heraus, dasx
die temperatar an gewittertagen fast immer schneller
nach oben hin abnimmt als sonst L. Sohnckk ursprttng
der geiritterelektrieität ». 8 u. a.. vgl. aurk gewitterxeit.
8) in allerjüngster zeit sind zumilig zwei lustfahrten
an einem und demselben gewittertage ausgeführt worden
SOIINCKF. a. 68.
GEWITTERTIER, .♦. gewiltergeisa.
GEWITTERTON, m., vgl. donnerton tkeü S, »p. 186«.
sie senfkte: Unschuld — ach wi« klang
diss wort so lieblich, wpnn in mittem&cht'fcr Munde
an meinem haupt' es mir mein vngt) sanf.
Jetst rauscht's wie ein gewitterton TorQber.
sie rief's.
GoBTiiE triumph der (i<s/^<i 8 (jtil>.-«uag. t, Itft).
vgl. oben gcwitterstintmc.
GEWITTERTRÄCHTIG — -TRAGEND. •. gewittei^
seil wftnffcr
GEWITTERTROPFE, m.. dieselbe thr&ne hingt wie
thau an der freude, wie gewittertropfe am schmerze.
wie giftschweisztropfe am zorn. wie Weihwasser an der
bcwunderung Jf.an Paul {wn-aekuU der aeatkeükt, 90) 41, IM
i;^. at*eh gewittergusz.
OEWITTERTBUNKEN - WINTERNACHT «430
GEWITTERTHÜNKKN, paHie.
dflA liniisilto da ^^H
ein Wanderer aar
(ß. 4.) mpm§§ #*<Nf>* «M^'
A. MsiMtJMuMTnMMsnm^ §»d. (IMft) tM.
OEWITTERUNti./. tantitrim /Wm m wttlwnt (fc dL)
und in den
auek gewitter {ß.
1) ta» neuirmUik .
seind die« dl« anbesUadif» fMriilwvaf Am wiUlmk, «M-
windige oonstitutlon. QberhlufBge regm Ann. n & Claka
msreks Wisnm (l«90) u.
femer T«|lidMB. wann fOUUeMn «ttlM mA «taifB
gewilteroag odar msnwttar ^nfnlteo sotHe, dau aus
solchen snflUliiM fnrltUraafirfall sie dl« sUad zusammen
sorackan mflgen and maeht haben soUeii im^ftimtklu»»
imr 9kMWkmg\r barrtmaeker U«&) bet ScHStOLLSlI tU.
OBWITTBRVEKäüCH. wl. vgl sammlnifsa tweeMs
dener elektrisehar TtmelM bei gewittan M^mmlffi «*.
Leipeig 1758; vgL dl« doreb Franklin veraalasttaa, so f»*
nannten gewitlerrersaelMfabflvsB m den interessantesten
«Kperiroenten. mit dwNBi ileb Ungars seit alle phystker
dar altan und imomi wait besehlftigt haben J. Tirrz
esfiaimmgim UHamUtiUi» ». is.
GEWITTERVERTEILER. «.. tgl. di» mimäarHiek» M-
düng in: gewittenrerdäler. breitkriaapifsr bat Airrat«-
Hl KT II pßllTiaekes idiotik. 58.
GKWrrTKKVoriKL. m . mU mtm ttnekiedenen htdeu
tungen.Je natkdem dit naturtt»haekhta§ {»aUuAikmL bmAw-
rologiä) oder die lyOefsfiscAs dmttmm§ dta» uumMmg fa*.
1) der gewittenrogel. »naitiitna. mrfumta. emrUm. dbst-
scher brachrogel. eorlin%t J. 8. Hai.i.b naturgetek. d.
tkiere 8 (1760). 50 A ; feldmäher. regenvogel. gewittenrogel . .
welcher daher so genannt wird, weil man glaubet, er
lasse sich viel hOher hftren. wenn ein ungewitter kommen
wolle JABLonaKi (17C7) i, «46^ (fektt ftn): gewitterrogal.
l'oiteau de tempUt, pihrml^ braehvogal Schwam i. Ma^:
petrtl ar »torm-bied. HiLPBRT t, I. 4M*: «es<efMX aignaHa
Nr.MNicii 198: r^. «smA Popowitsch 14S; egl. brach-
voüd tkeil 8. »p. wr/.
81 zu den gewitterrfigeln gehArt der storch, da s«in
scharfer roter schnabel als bHts aufgefasst wurde, ein
blitzTOgel ist femer der spcoht . . der berühmteste ge-
wittenrogel in Deutschland aber warde der . . bahn E. H.
Mkybr germ mytkol. MO. tgt. auek iii, als roter oder
sohwamr bahn, ein dem Donar gehfirtger gewtttenrogai
A. WtrrrRR d, dtaek. tttkeaifrgtumh * it«: ilaam wgL am»
der antiken ■uraa/ipst d«n adlar ala dnnaertPial Aaüt.
»p 1S56.
GKWITTERVOLL. a^j. . ein ge wittervoller bianaiel
Ca M PK 8. 868^: fft, donnerroU tkeü s. sp. tssa.
(i KW ITTER VORGANG. ». gewittererscheinai«
(iEWITTKRWAGE, ». g«wittenDaM>hine.
GEWITTERWAND./
1) als ich auf diese stelle kam. stand hinter mir «ine
schwane gewittarwaad. Ober walobar dl« aaaaa strahlMld
thronte (der I>taUm»m) mtrftmU. /. (ftkiUkk Imar n. JMsy.
a. 1950: das gewitter . . . stand als donkl« maoer an dem
himmel. nach einer weile entstanden auf 4er gleict
mäszigen dunkelfarbigen gewitterwand weisse laufende
nebel bTirrsR bunt» »km» (hUkstrim) * «7.
8) mit einer miene. dl« «o tastar war. wi« ein« acbwa«*«
gewitterwand Spiri.haorm probirmtat, maitirm 8**. 514:
hinler diesem kleinen, Targnfiglichen wirrsal stand ihr
«igen«« gifiek boob md dmhend wie eine gewittenraad
H. St^DBRMAJIM da» koke hed (2. 141 MS
GEWITTER WARM ». gewilten«chwül.
6KWITTKHWASSER. *. gewittcrgusa
GEWITTER WENDE. /. vgL: ieb bin (ibr demOthiger
Robinson Kruso« auf der wIMaai laaal t«rad« unter de.-
gewitterwende) so äbel aolgeriiual. . . . dass leb so pUMz-
lich scbljeaae Hrrdrr am Karvtine Ptaekstamd (1770) l. VH,
GEWITTER WIND, ». gewilterstarm.
GEWITTKRWINTKRNACHT. /.. tgl den tag nach der
gewitterwintemacht hatte er dem alten bauherm seine
ganze innat« geschiehte mitgeteilt 0. Loowio (s
t) 1, aa» Sttm.
6431
GEWITTERWOLKE
GEWITTERWOLKE
6432
GEWITTERWOLKE, /., eine der beliebtesten unter den
Zusammensetzungen mit gewitter. ihre bildungsweise hat
sie mit bedeutungsverwandten compositis gemein, die
zum theil früher beobachtet sind : dasz noch eine oder die
andere donnerwolke übrig geblieben J. G. Posern vom
Camburgischen donnerwetter (l70l) ziveites gespräch D 2 ;
vgl. auch donnerwolke theil 2, sp. 1257; vgl. die wetter-
ableiter führen aus den Wetterwolken die electrische
materie ab J. Lutz vom blitze (1784) s. 6. die ersten Zeug-
nisse für unsere bildung bietet 3. F. Hartmann anmerk.
über gewifterelectricität (1764): wenn die entladung einer
gewitterwolke gäh und stark erfolget s. 27, desgl. (s. u.)
s. 2. 9; dazu vgl.: gewitterwolke, eine mit schwefel-
dünsten oder elektrischer materie angefüllte wölke, welche
unter gewissen umständen sich in blitz und donner auflöset,
ein gewitter, eine Wetterwolke, donnerwolke Adelung
2,668; ebenso Campe 2,368''; la nue orageuse. Schwan
1, 748''; thunder-cloud. Hilpert 2, l, 466"; gewitterwolken
sind solche, welche eine elektrische entladung enthalten,
ohne diese gerade sichtbar zu entladen St. Behlen 3, 440;
gew. wölke, dunkle, oft den himmel ganz bedeckende
nimbus-wolke Stenzbl seemänn. wb. 147*'. we?in im ge-
brauche auch die sinnliche bedeutung durchaus überioiegt,
so sind doch auch Übertragungen nicht selten, eines be-
sonderen augenmerks bedarf udedertim das verhältnisz
zwischen singular- und phiralgebrauch.
l) die sinnliche bedeutung.
a) unter den verbindimgen mit nominibus tritt die bei-
Ordnung an andere Substantive ganz zurück: zwar wird
man an groszen regen- und gewitterwolken auch nicht
selten wahrnehmen, dasz . . . Ph. P. Guden v. d. Sicher-
heit leider d. donnerstralen (1774) 7.
a) um so häufiger ist die Unterordnung unseres Substan-
tivs unter ein anderes zu belegen:
i)) da eine eiserne stange durch die electrische kraft
der gewitterwolken magnetisch wird J. F. Hartmann
anm. üb. gewiiterelektr. 2.; diese beobachtung in ansehung
der unterschiedenen elektricitat der gewitterwolken . . .
{on the different electricity of the clouds) Krünitz übers,
v. Priestley gesch. d. elektricitat (1772) 210 ; sehr interessant
ist Franklins vierter brief, weil er in demselben nicht nur
die elektrische natur der gewitterwolken behauptet, son-
dern dieselbe auch umständlich zu erklären versucht
J. Tietz erfindung des blitzableiters s. 6; die elektrizität
einer gew.-w. Klimpert «.39 u.; wasserreichthum einer
gewitterwolke A. v. Baumgartner *. 15; der äussern er-
sch einungen der gewitterwolken Krünitz übers, v. Priest-
ley 214 {of thunder clouds); das aussehen der gewitter-
wolken {s. u.) Sohncke 27; zu den äuszeren kennzeichen
der gewitterwolken gehört zunächst ein eigenthümliches
gähren, eine bewegung, welche der englische meteorologe
Forster mit derjenigen vergleicht . . an der Oberfläche
eines von maden wimmelnden käses R. Klimpert ent-
stehung der gewitter s. 99; der dichter denkt sich gott
in das dunkel der gewitterwolke Jung-Stilling 3,581
Grollm/mn.
2)) wer weisz ob . . (nicht) . . der zug einer gewitter-
wolke ganze länder abschwefeln wird, wie wir jetzt die
raupen Lichtenberg (an Reimarus 1794) verm. sehr.
8, 198; und stelle sich an der seite hin, die von dem zug
der gewitterwolken abstehet J. N. Tetens65; bei jeder
annäherung einer gewitterwolke Krünitz übers, v. Priest-
ley 216 (upon every approach of a thunder cloud); an-
kunft einer gewitterwolke Reimarus 201; entladung einer
gew. 8. 0.; bei der bildung von gewitterwolken A. v.
Baumgartner *. 13; den Vorgang bei der Verdichtung
von gew. *. 11.
ß) bei der Verbindung mit attributiven adjectiven stimmt
das compositum in einigen richtungen mit dem grund-
wort überein. so in bezug auf die quantitative Steigerung
und ebenso in dem, was läge und bewegung betrifft, in
anderen geht es seine eigenen wege, es bevorzugt die heraus-
arbeitung des malerischen eindrucks (färbe) und der Wir-
kungen (akustik).
1)) wenn eine groosse und stark geladene gewitterwolke
ire ganze kraft zugleich auf eine stelle ausschüttete
Reimarus 92 dazu: einzelne kleine gewitterwolken zogen
am heitern himmel herüber Eckermann gespr. mit
Goethe (l822) bei Biedermann 5, 51; der lokomotivführer
des Zuges . . hatte . . von Blankenese an die schweren
gewitterwolken im nordosten gesehen annalen d. hydro-
graphie 2, 607, desgl. s. 611; näherte sich eine tief
gehende gewitterwolke Reimarus 118; in einer vorüber-
gehenden gewitterwolke 5; jeder kennt von schwülen
Sommerabenden her das aussehn entfernter gewitter-
wolken L. Sohncke Ursprung der gewitter - elektricitat
s. 27 u. a.: dazu vgl. an seitwärts stehenden gewitter-
wolken Reimarus s. 245.
2)) während dieser erzählung . . . hatte sich am öst-
lichen himmel eine schwarze gewitterwolke heraufge-
zogen, die in schauerlicher stille unserm Scheitelpunkt
immer näher kam Wieland (Agathodämon 5, 6) 32, 283;
weil schwarze gewitterwolken sich zusammenzogen
Matthisson erinnerungen (fragm.) 3 (1812), 123; die abend-
sonne warf unter der schwarzen gewitterwolke einen
dunkelroten glänz über die ganze gegend J. v. Eichen-
DORFF (dichter u. ihre gesellen 7) 2^, 54; aus der düstersten
gewitterwolke Göthe br. 35, 202; als der kaiser im be-
griff war, das mittagsmahl einzunehmen, rauschte plötz-
lich eine dunkle gewitterwolke in den Speisesaal über
die tafel hin J. F. Köhler Dr. Joh. Faust (1791) 121;
es war ein schwüler nachmittag im mai. über den
Wäldern hingen dunkle gewitterwolken G. Freytag (soll
u. haben 5, 3); nachdem die grosze dunkle gewitterwolke
die gröszere hälfte des himmels bedeckte Klimpert
entstehung der geivitter 91.
3)) von jener höhe wirft kein Zeus mehr seinen blitz
aus einer rollenden gewitterwolke
herab auf seinen eignen sitz.
TiEDGE (casa tonda) 2^,148;
,kobold schieszen' für purzelbaum schieszen; das deutet
auf die sich drehenden und polternden gewitterwolken
A. WuTTKE d. dtsch. Volksaberglaube (il)^, U.
4)) eine regnende gewitterwolke Reimarus 4; eine mit
positiver elektrizität geladene gewitterwolke Klimpert
s. 131; elektrische gewitterwolke 117.
b) die Verbindung mit verbis bevorzugt auch hier die
subjectfunction vgl. gewitter sp. 6394^.
a) bei der subjectfunction überwiegen sinnkräftige verba.
x)) gegen: wenn gewitterwolken in der luft sind Tetens
21; vgl.: dasz die gewitterwolken nicht so hoch in
der luft schwimmen, als es wohl scheint Pn. P. Guden
87; (über uns schwebt) Reimarus 4; sobald eine ge-
witterwolke ihnen sich nähert Guden 34 u. oft.; desgl.
Reimarus 1I8 (s. 0.); je näher die gew . . . en herauf ge-
kommen Guden 54; woher die gew. kommt Tetens 18;
ganz ähnl. Reimarus 236; einem starken, herrschenden
wind kann eine gewitterwolke so wenig entgegen ziehen,
als eine pflaumfeder Lichtenberg (einige gemeine irr-
thümer) verm. sehr. 6, 456; es können sich auch zu gleicher
zeit mehrere gewitterwolken samlen und nach einem ort
hinziehen Reimarus 33; als eine gewitterwolke über das
zenith dieser stange hinzog Klimpert *. 39; vgl. (s. 0.)
gewitterwolken ziehen Egkermann bei Biedermann 6, 61;
— ziehen sich zusammen Matthisson 3, 123; die — e
zieht herauf Wieland 32, 283; obendrein zogen von allen
Seiten am himmel gew — en auf 0. Ludwig (Heiterethei)
2, 100; nach der seite zu, wo die gew— e hergezogen ist
Tetens 10; dasz eine gew — e . . . über sie herziehen
könnte 18; gewitterwolken, die über diese ableiter in . . .
grosser entfernung . . . vorüberzogen L. v. Unterberger
über die wirk. d. electr. 5; und die — e langsam fortzog
Krünitz übers, v. Priestley 216 (progresz of the thunder
cloud) ; dasz einige gewitterwolken über dem horizonte
aufstiegen (sowie storm.y clouds rising above the horizon.) ;
es thürmten sich gegen abend gewitterwolken auf, und
ein heftiger platzregen durchnäszte ihn bis auf die haut
MusÄus Volksmärchen (stumme liebe) 4, 59; nichts ist zu
sehen als der Wasserspiegel und das blau und grau
schattirte himmelsgezelt, auf dem sich einzelne gewitter-
wolken, von lichten punkten umgeben, hingelagert haben
Gh. Sealsfield (der virey. einleit.) 4, 7; die gew — en
hängen G. Freytag 5, 197; wenn gewitterwolken sich in
den dichtbestandenen waldbergen und an den zackigen
felsen verfangen haben, so finden sie keinen ausweg
mehr, sie wogen hin, sie wogen her, zerreiszen und
6433
GEWITTERWOLKE
GEWITTERWOLKE
6484
■»mmeln iloh wieder. •• blitsl und donnert, ee elHiint
and hagelt, bii alles lioh entladen bat B. Aububach
Landelin v. Reuttrahif/en {eap. 61) 178.
>)) die gewitterwolke, die uniem natürliohen antheil
von elektricitäl zurUokdrUokt , tchligt dooh wirklich
■ohon ein J. Cii. LicinKNiiiHfl br. s, ISI Ltilam.-Sehüdd.;
da also die gowittur wölke in den thurm nicht mehr ein-
schlagen kann Pii. I'. (itihKN «7S: in di«e«m Ml|«nbltoka
flammte ein heftiger blitz, mit dem sieh dl« ftwitttr
wölke völlig entlud Bonavrntuha nadttmttkm (t) 1*
Michel; entladet sich also eine gew— • auf loo mthen
GiiuKN \tA; die gew— e orgoas sich in regen RKiMAnus
857; — schüttet ihre kraft aus»; eine gewitterwolke
qualmt und quirlt glühend weiss dort vorüber J. Mosrn
(ttud. f. kunat d. malerti: Jiembrandt) ». 9t ; — rauscht
j. F. Köiii.KR Fttiut iit; das« gewitterwolken nur in der
mitte hagol herabsenden, am rande aber regen t. Baum-
OAHTNRR t. t>.
8)) es befinden sich diesem zufolge die gewitterwolken
gemeiniglich, in Tergleicliun^ mit unserer erde, in einem
negativen zustande von elektrizit&t Franklin (an CoUin-
«m 1758) tibn-9. V. Wenatl l, 18A {thunder-eloud»); wenn
eine gewitterwolke im ausbUden begriffen ist Dri.ur
neue ideen über mtt»«r«totie t.to»; fangen sich gew— en
zu bilden an Qrhlrr phyrikal. v6. «, 1688; gewitter-
wolken zeichnen sich schon durch ein so eigentbUm-
liohes Kussere vor gewöhnlichem gowölke aas, das« sie
Jodermann leicht als solche erkennt, ihre dunkle,
gelbliche oder ancligraue, häufig sogar völlig schwarze
färbe, ihr aufgodtinsenes zerzaustes wesen sind auf-
fallend genug . . ihre ausbildung erfolgt rascher als
die anderer wölken; sie unterliegen fortwährend Ver-
änderungen an grosse, form und dichte und 8chwet>en
in der regel tief, eine gewitterwolke ist nur auf einen
verhältnissmässig kleinen platz am himmel beschränkt,
and wenn auch das ganze firmament bei einem gewitter
überwölkt ist, so unterscheidet man doch leicht den
speciellen ort, wo die gewaltige macht ihren sitz auf-
geschlagen hat A. v. Baumuartnrr üUr gtwiUer ». 9.
ß) ganM eingeschränkt erteheint dem gegenüber wieder
die objectfunetion : eine gewitterwolke doroh eine
in diselbe geschossene kpgel . . . entladen zu wollen
ReiMARUS 88; ein sonst von aberglauben begünstigtes
mittel . . . war das lauten mit glocken . . . um die ge-
witterwolke zu zerstreuen Gkhi.er phytikaU w6. «, lfi«7;
die abloitungen, besonders mit hoben stangen, würden
die gewitterwolke herbei zihen Rbimaru8 897; da ftkhrte
plötzlich der Sturmwind hoch oben in den lüften die
gewitterwolke wie ein nächtliches schreckbild herüber
Bonavkntuha nacA^irarAen (8) 18 Michel; wenn wir eine
gew — e ankommen sehen Reimarub ft; er hatte gew— en
gesehen annalen der hydr. s, 607 u. ».
e) die präpo^itionalverbindungen bevortttgen den eingu-
largebraueh; unmittelbar mit dem verbum iet du» »übet,
selten verbunden : als der drache {Franklins) der gewitter
wölke nahe kam, saugte er die gewittermaterie ein
Jacodsson 6, 67a*.
a) man verdankt diesem unermüdeten forscher {Kirtk-
hof) die erfindung einer Vorrichtung, die den sats der
anziehenden kraft der erde gegen die gewitterwolke sinn-
lich beweist MATTHissoN erinner. 6 {vüterl. bes%uM) 1
(1810)801; vgl. (deute auf die gew— e) Wuttre ' M;
morgenluft, so r«in und kOhl,
labsal, thauend allem volke,
wirst du dich am at>«nd tcItwQl
thflrmen zur ^witterwolke?
Umland (morgen») 1, 47S JE. Sckmttdt.
ß) aber selbst wenn tropfbares wasser bei einem ge-
witter herabfällt, steht seine temperatur tief unter jener,
die nach dem normalen gesetze der wärmeabnahme von
unten nach oben in der gewitterwolke statIHnden müsste
A. V. Baumoahtnkr über gewitter s. 4; die raschheit,
mit der die elektricitäl in der gew— e sich entwickelt
9. 18; die schnelle spannungszunahme in gewitterwolken
Assmann s.zi; unter der gew — e Eiciirndorpf >', m
(». o.); gott selbst rechtfertigt sie vor ihren feinden, und
(in der prophetischen spräche aus Elias leben, zumal da
das schreckliche ungewitter die Ursache ihres tode« war).
er nahm sie empor auf der gewitterwolk« Herden (UA-
PAN A0A) 9 m.
y) der wattersirahl aua einer gewitterwolke Hartman M
#. M: 4is §teiBk» vmrbimättmg (ß. •.) OAthb *r. ».i8t;
TiEOOK a*. u§: lmn«r flBekUeli. wenn tto {ikmrä*) too
taulropfen sieh nähr«. od«r voa frsritlanrolkea HALORn
i.iN {Hyperion 8, 4) 8, ttO LUmmmi so gewahrt man da
selbet dooh «iiMO von im f w™« amitheiMiMi kJÜt«o
Wiod A. V. BAOMOAltniMI «. «.
q) vergUicAe;
m) er verdient also den baas . . . Tbeophron. di« f»-
witterwotke indessen verdient« ihn nieht. mit der ei«
ihn eben verglichen haben Herder (foM) M. 418: oft iat
gleichsam alles episode, M TWMunmeln sich gewitter-
wolken aus allen enden d«i himmels, bis plAttUcb dar
schlaf «rfolft Herder (ßhaimfmre l. i emhemw/) b. Üb;
das eben lal dar Haha nakvaaeM.
daes ata veredelt. wM Ihr haaeh berthit,
tftr Mnn« ibaUea, dasea geMnvr ttralil
(•witurwolkra seihet fai jm4 t«r»aA<l«lt
URiiXfAazea Oltßpbat.Si;
im hintergninde starrte die riaaantaatalt daa Brokans,
gleich einer schwartaan ni«htU«b«i fawitUrwolka i. v.
EiciiF.NhohKP (tafaMdkar UM) ii. lU JCaaaft u. 8mm:
diese runzel. die glaieh «iaar faw— « aidi lytoab— dt«
brauen hingelagert C. SRAi.ai'iRi.D [der wiswf. «uf. 9b)
6, 4«; und wenn er ja einmal in aeinem alitl«! kamiar
und heimlichen miszmuth lächelte, so war aa, ala fiele
ein abendstrahl in eine gewitterwolke, die davon nor
desto schwäner erscheint H. König die kttMietsit im
Mains (4, It) 8, 8«.
fl) »Uab aaTqula
und, wi« der eUts
H. V. Kleibt (AaaasOaa t) t, H r
das alte, flnstara s«hkws Im hintergnind mit seinen
dichtgesehloaaanen Jaloaalaen stand wie eine gewitter-
wolke über einem freandlichen nebengebäude J.t.Eicbbii-
noRFF {dichter u. ihre gesetlen s) 8*, 18; sog von afidan bar
eine scliwere. donkle wölke (ktmetktwktn) beraaf wie eine
gewitterwolke G. Prrnseen AAir Ifaer« /aAr< (lA) laa;
wie dunkle, schwere gewitterwolken wälzen sich
bilder anfänglich an seinem {des tntbe») aoge v<
J. GorTiiEt.K {Uli der päektsr W) «. 8W FeMar;
aug braunen sollen Qbar Midi h8rtiE«|8a wl« f»-
Witter- wölken Schiller (rfwfar. ae>anaj>ief t. 8) t. TT;
und in der ecke des wagens sass noch ein junges fräa-
lein von Buttler. von der ich den tag über nieht viel
gesehen hatte, weil ihr gesiebt von einem dreifodrigen
lockenpaar wie von swei gewitterwolken bedeckt war
WiLii. Ghimm an Meusebath bei Wemdeter |04: beaonders
das nachtgespräch mit der nattar. da entladet er sich,
wie eine schwere gewitterwolke Jon. Hei NR. Voss («n
Jean Paul 1818) bri^. 1. «8; nnaora hcohklopfasdlaa
herzen arbeiteten wi« g«witt«rwolk«l ThOmmbl (raiae»)
5, 176; jetzt wofta swiaebao b«id«B klflipfani dar all«!!,
wie zwei Sturmwinde einander hefefnan. wl« svrai pr
Witterwolken, ihre blitM einander zusendend , steh
treffen . . H. v. Kleist (der nmitoMi»/^ 8. 4iolP.
wie sick antgegen twei gewittarwelkaa wettsra,
mit bUts «ad gageahiits etoaader t« isrsthisMem
so elaadsn lelsi vom kaanf Ae beMen ah
W. KOanmr
b) flisi'ftf mifsw.
a) sie sind nicht der schlagende donner dar od«; «on-
dem von fem her dumpf murmelnde gewittervolkta —
aber doch nicht elegien Hrrdrr [üb. d. neu. dtsch, UU,)
1. 481: aber in dieser aus schmen und wonne zusammen-
gemischten wehmutb. die bald kraftlos gegen die tiefen
gewitterwolken der leiden, wie gegen di« phrsi*ch«n.
kein mittel auf dem lebenawac« k«nnt als . . . Jran Paul
ijubeisenior) SO, 197 ; PhtlolMH, El« haben die Witterung
nicht gaiu wahr gelobet: dl« ahfMVfnetan spinoristiachan
gewitterwolken haben uns eine kälte venusäebl, dl« omo
nach ihrem gleichnisz nicht vermuthen sollt« Herder
(^0 16.481; höchst merkwürdig preisen wir die voll
kommen poetische gewitterwolke, die den retler heran-
bringt GöTiiK 6r. 3&,808: die lehrer sprachen viel von
den sonderbaren gewitterwolken am weatUchen politischen
6435
GEWITTERWONNE - -ZEIT
himmel, die gerade damals heraufzusteigen begannen
Immermann {der neue Pygmalion) 8. 29 Hempel; man
denke sich hundert menschen in eine enge dorfwirts-
itube zusammengepreszt, die scheitel in die schweren
gewitterwolken aus lampen- und tabaksrauch und dem
ungstschweisz nasser kleidungsstücke getaucht 0. Lud-
wig (Heiterethei) 2, 15.
ß) in Viktor stieg über diese unerklärliche entweichung
eines treuen glücklichen dieners, wenn nicht eine ge-
witterwolke, doch ein nebel auf Jean Paul (Hesperus 4, ii
nachtr.) 10, 163; wir können uns glück wünschen, dasz die
schweren gewitterwolken dieszmal noch so ziemlich
gnädig über uns hingegangen sind Göthe {an Reichard
20. 7. 1809) briefe 21, 4; noch war nicht erschienen, auf
wessen haupt die verderbliche gewitterwolke (Napoleons
heer) ihre schwarze last von unheil entladen würde
E. M. Arndt geist der zeit (1813) 3, 45; desgl. (gew — en,
die . . über unsern köpfen hingen hoffnungsrede v. jähre
1810) Schriften f. d. deutschen 4, 3 ; als sie {die zeitung)
nun . . . anfang november zur schärfsten beurtheilung der
Manteuffelschen politik überging, da zogen sich die ge-
witterwolken über ihrem haupte immer drohender zu-
sammen R. Hayne aus meinem leben 208.
y) herr Charon sass in seinem kahn,
wo er ein pfeifchen schmauchte, —
das . . gewitterwolken von sich hauchte.
Pfeffel poet. versuche 10, 145;
ich sah, dasz meines herrn gesicht sich bei diesen Worten
etwas verzuckte und gewitterwolken sammelte und sagte
in mir: dummer teufel, wie bist du drein getölpeltl
E. M. Arndt Wanderungen u. icandelungen ^ 96; in der
musik . . (war) herr Cleauth . . ein Aeolus, er hatte rauhe
und sanfte winde zugleich, er konnte sich in furchtbar
dunkle gewitterwolken hüllen, oft aber auch sanft und
milde wie eitel Sonnenschein aufgehen K. Gutzkow aus
der knabenzeit 245.
S) ich fordre nicht von dir, dasz du mir den kummer
verheimlichst . . . aber lasz uns beide uns bemühen, so
ruhig und heiter unter der gewitterwolke zu stehen, als es
nur immer möglich ist H. v Kleist (an seine braut 14. 4.
1801) 5, 217 Minde-Fouet; des tyrannischen gatten, der
noch immer sprach- und bewegungslos, eine furchtbare
gewitterwolke, an dem horizonte stand, dessen sonne er
oben noch gewesen 0. Ludwig ges. sehr. 2, 444.
3) zu den Weiterbildungen des Substantivs vgl. .- man kann
die gewitterwolkenbildung nicht wohl durch gewöhnliche
abkühlung von solchen dünsten, die durch das hygro-
meter angezeigt werden, erklären Gehler physikal. wb.
1, 990;
aufschauert leis die esche;
fernab das pochen einer eisenwäsche !
vorüber jagt gewitterwolkenflucht,
und schwarz und schwärzer wird die felsenschlucht.
F. Freihgrath (Roland) 1. 32.
GEWITTERWONNE, /.; '
gegen morgen, gegen morgen
schau' ich trotzig in die sonne;
wie erglänzt sie wild und feurig,
lächelnd in gev/itterwonne !
kühn gewappnet um die heldin
sich die Wetterwolken scharen . . .
G. Keller {scheiden u. meiden) 9, 96.
GEWITTERZACKEN, m., vgl. gewitterzacken, ein zak-
kiger blitz . . . eine zackige gewitterwolke Campe 2, 386»>;
die warme sanfte sonne glimmt nicht mehr weit von den
gewitterzacken Jean Paul s. Campe a. a. o.
GEWITTERZAHL, /. .- da im sommer . . . dem vollmond,
bei welchem die gewitter am häufigsten eintreffen, eine
grosse, dem neumond, der die geringste gewitterzahl auf-
weist, eine kleine zenithdistanz zugehört R. Klimpert
entstehung der geioitter a. 77 (vgl. zahl der gewitter 56)- val
«e Witterhäufigkeit.
GEWITTERZEIT,/.;
1) zu Plauzat in Auvergne hatte man schon seit langen
weiten an dem eisernen kreuze des glockenturms, zur ge-
witterszeit, ein licht bemerkt, und der blitz hatte in der
dortigen gegend sehr selten eingeschlagen Jacobsson
6, 671»', die gleiche präpositionalverbindung 671» ; 672* ; . . beim
-.vasser, das im frühjahr und in gewitterzeit mit hundert
armen an die ufcr hinauflangte E. Zahn (Lentin) schatten-
nalb 185; obgleich allerdings die zeit der wintersonnen-
GEWITTERZERRISSEN - GEWITZEL 6436
wende gewöhnlich keine gewitterzeit ist A. Wuttke
d. dtsche Volksaberglaube (i6) ^ 19. dazu vgl. die übertragene
Verwendung in: das war damals eine gewitterzeit zu Fruth-
nellen, wie sie manchmal über landstriche, über eine
Stadt . . ein einzelnes haus kommt, da . . schlag auf schlag
die blitze des Schicksals niederfahren E. Zahn herrgotts-
fäden *, 181.
2) die fachsprache ist auch hier zzi einer mischbildung
übergegangen: trat der für gewitterperioden seltene fall
ein, dass . . . K. Prohaska bemerk, über geivitter . . .
19; tägliche gewitterperiode Stenzel seemännisches wb.
147*'; vgl. dagegen gewittertag.
GEWITTERZERRISSEN, parUcipiales adjectiv: da er . .
spät in der nacht unter einem gewitterzerrissenen himmel
nach hause ging Stifter stud. (das alte siegel) 2 (1876), 309.
GEWITTERZERSTREUUNG, /. .- als . . . wieder zu-
schritten einliefen, aus denen sich ein neu erwachtes
Interesse für die frage der gewitterzerstreuung erkennen
liesz R. Klimpert entstehung der gewitter, vorr. VI.
GEWITTERZIMMER s. gewitterstube.
GEWITTERZONE, /. .- die beiden, wie es scheint, ge-
trennt in den Weserbergen und im Thüringerwalde ent-
standenen gewitter scheinen um drei uhr zu einer zusam-
menhängenden gewitterzone zusammengetreten zu sein
'das tvetter' 1 (1885) 23.
GEWITTERZORN, m., (gewitter sp. 6403; vgl. auch ge-
wittergrimm sp. 6411): ihre äugen blitzten gewitterzorn,
und der donner des furchtbarsten einschlagens rollte vor
seinen obren, er muszte sie loslassen Heinse (Hildegard
u. Hohenthal l) 5, 134 Schüddekopf;
es wölkt sich mit gewitterzorn
das finstre aug' der zeit.
Strachwitz (ein dutzend liebesUeder 1)
ged. 5 115 Weinhold.
GEWITTERZUREREITÜNG, s. geivittermaschine.
GEWITTERZUG, m..-
1) gewitterzug ist die richtung, welche die gewitter-
wolken nehmen, bald regelmäszig, bald unregelmäszig
Beulen 3, 440; dazu vgl. die . . in der richtung des vor-
herrschenden gewitteranzuges vorliegenden höhen R. Ass-
mann s. 40; das auftreten eines sturmartigen, plötzlich
hereinbrechenden windes läszt sich durchaus nicht über
all im ganzen Verbreitungsgebiet des gewitterzugs con-
statiren 'das iwetor' l (1885) 23 ; verbreiten sich gewitter-
züge über gegenden von sehr ungleicher temperatur, so
werden sie unterwegs am häufigsten zu einzelentladungen
gebracht, wo . . . St. beulen 3, 440; als es die mittlere
geschwindigkeit der gewitterzüge erfordert K. Prohaska
bemerk, über gewitter ... 22.
2) dazu vgl.: nach den erfahrungen der meteorologen
sind die gebirge die ausgangspunkte aller gewitterstraszen
R. Klimpert entstehung der gewitter s. 13.
GEWITTERZWIELICHT, s. gewitterdunkel.
GEWITZ, n.:
1) vom alten collectiv zu witz (vgl. althochd. giwizzi,
kewizze, mens, conscientia s. Graff 1, 1101; altsächs. ge-
witti, verstand Wadstein kl. alth. sprachdenkm. 187'';
mhd. gewitze mhd. wb. 3, 793*) liegen nur ältere belege vor;
vgl. : alsus was her Elenus
und sin bruder Deiphebus.
dirre was ir iegelich
dem andSrn also glich
an libe und an antlitze
doch schit sie daz gewitze
ambet alder unde sin.
Herbort v. Fritslar trqj. krieg SiSO Frommann;
dazu vgl. .- gewitticheit unde consciencie dat is ein mede-
wetent der dinge summa Johannis f. 78» (Schiller u.
Lübben 2, 106*).
2) ganz anderer herkunft ist die schtveizerische neben-
form gewitz, die als onomatopoetische bildung unter den
Varianten des vogelnamens kibitz erscheint: gibiz, gifix,
giwix (influrnamen) gewitz Schweizerisches idiotikon 2, 130
vgl. dazu Suolahti die dtschen vogelnamen 268.
GEWITZEL, n., Verbalsubstantiv zu witzeln s. d.
das fade zeug des grafen deUchtet ihr,
troz dem geschmack am Mollier', nicht fade,
der ahnenstolz nichts weniger als stolz
und hölzernes gewizel nicht von holz.
GÖCKINGK Adlerkant bei Bürger briefw. 2, 157;
(die beiden letzten verae wurden 1779 im dtsch. museum
6437
GEWITZIGT
GEWITZIGT
648»
I, 906 [vgl. auch gtd. I, IWj äurth mmUrt «rttUt}; vf(. ein
faden gewitzvl Campr t, SM^; gewiUel, a /atm dut]fimp ^
wit, tciUicutm Hii.pkht t, 1, 4M^;
. . . und raaeiid wirft er tieh (der knabe)
an eine fnile l>ru»t, wo (eiat und Mk Minatltt.
■o bellt er, rlinr croi« bU in«nn,
mit fret'hnr llipiiiaa mityriiK hem (•will«!
der edlen lielMt freuden an
und bilÜKt nirlita an ihr, al« nur den (Uederkllnl.
Al.MNURH (IkmUn 4, «7) a, M;
Schiller nennt an irgend einem ort«: 'Rlumauera dreh-
iiiitHe {traveatiiunften't — gewlUel, woran »ich nur waoht-
atuben orgötxen kllnncn' Jahn {merkt i. iltMrh. rotlutk.)t,
II, 681 Euler; foltvrftPwitKel, daa hohnapicl eine« ruder-
alilavon, der wohlgcfkllig mit »einen ketten klirrt (^•
wagen f. dr. Heinr. Leo) t, II, Ha&; wäre er in dem alten
fraoke mit den iichwaihonNchwänr.cn und der blank ge-
putzten kupfernen mcdailln pnirhienon, ea wlirdo an hohn-
vollem gowitzel niciit gefehlt haben. Jetzt in neuer feiner
traoht sah Jeder ihn wohlgefKllig an Tit. MCuuk {alte u.
nette teelt St 8. 6, 816.
(tiCWITZKiT. parüe^pMea atljectu- tu wittigen («. d.\
deaeen gebrauch — »oteni «r mit kochdeuUeken teuffnuuen
tu belegen itt — von at\fang an mvif ii» partieipialform
de» prät. beechränkt eraehnnt. vgl. aber gewittigen in
niederdtaeh. xtrkunde in Wiuand's arekiv t, SM.
1) unatr fartitivum fant da» adjeet. wixxic, witzec in
der vMen bedeutuny t-on gnarus, aatutua, dU »idi im
heuHgen witzig «o nehr verengert kat. die äUmten bdege
fallen in da» la.jakrk. vgl. mkd. tcb. 8. 796*; i^. :
der (dfr fifaffle) waa der kfiniginn«
meiater unde geainde
und haet« «1 von kinde
gewitziget «tre
an manegor guoten \tn,
mit manegvni frenipdem liste,
den sl von ime wiitto.
(lOTTKaiD Trtttan 771&.
die Verbindung mit dem kilftverbum haben ist die
weniger entwickelte unter denfügungen de» partieip», wenn
»ie auch bin in die tteuert »eit tu b«l«g»m i»t. lini haupt-
antheil dagegen trägt die prädicatfunetion neben dem vtrbum
Hubtitantivurn und nrljen worden, nie allein i»t in den
huchungen gekennzeichnet, und mit ihr t-erknüpfl »ieh auek
ein bedeutunggtrandel. in dem die ttesiekung at\f etiiMt-
heiten tnehr und mehr abgestreift wird;
a) Verbindungen mit haben : aber das concili zu Costentx
hat mich gewitzget, das ich mich hinder daa concili zu
Basel nitt lassen will S. Fischkr ekron. r. Ulm 19»
reeaeniw^yer ,
derhalb ein junior man «irh »nl
vor loaer p>.«<<l»t-haft hiirttm wnl,
vor aus dio in mit wnrt und tbat
vorhin ain mal gewiesigt hat,
daa im kain unglueck daraua wachs.
H. SAriis {zurei gr$rHrn mit dem baren) /ab. %. eckte, t, 79;
vgl. auch: sein tempcramcnt ging beim spielen mit ihm
durch, und das lehrgeld, das er in der Jagend gezahlt
hatte, hatte ihn gewitzigt, orte zu meiden, wo karten
fielen und geld rollte Groru Hrrmann Jetttktn 0»bert*
90. gegen: was kann dio Verwaltung mit minnem be-
ginnen, die selbst das unglUck nicht gewitzigt hat?
K. Gutzkow {die trellenbraut ♦) 11, 8M.
6) die Verbindung mit dem rerbum mtbei. i»t tnertt mu»^
Seusk belegt: wan hortin dis cllü dt'i menschen, da ir
schAnen tag noch so torlich vertrihent, daj sü gewitziget
wuerdin und ir leben bessertin Hkinr. Skusr ^biichl. d.
etc. tcei«h. cap. it) m> Bihltneyer u. a.; dis schribe ich dir
dar umbc, daj; du mit fremdem schaden gewitxigot werdest
{grosse» brie^buch: 16: 6ri</) 4U (v«r. witxi|}: f»H«M M
(an Tr. seh. gewitzget bilchl. d. tvrigen mvmA. mp. 81) H7;
bist du nit gnäg gewizget? dunket dich nit. daz dir foi
gni"ig hab vertragen {britfbilehl. 4. br.) MB: genau «o (ge-
witziget grosse» bri</b. 17) 468.
c) tcährend die bibelilbertettung vereintelt ein LuTHKR-
sehe» ieugnisi für unsere bildung at{/'wei»t, nehmten die
buchungett erst vom n.jahrh. ab von thr kenntnist; dmmm
aber folgt eine reichhaltige und fast lückettloae überli^erung.
a) da ich bekeret ward, thet ich busse. denn nach
dem ich gewitzigt bin, stehe ^icA) schamrot Luthbr
Jerem. 31, 19 {postquam oatendiati mihi, domach du min
IV.
xalgteat Mkntkl m. m., Da«iid«tn ich xiu 9iMlnht pelangt
bin Kautssch).
ß) fewittift, fiM • mptvuwi tt mepmimmuti pmlpm dUat
•MO Md itmmag», titeht» ai agptHii» «mm äaama Don
(i«M) m^; mmtM», aeetri», • taggia «U aua dmmma, gmi a
^prauwd tt a§ri» am» »am iammag» RAoudM 1. »4*: ■•■
wttsliet. fnrttslft . . . eaulo Kramir t (im) tn^; §»>
witslgl, iattu», »iaetu» Ai.km i. mi*: miteki» Stbiiibac«
I, M09 (|»wttilt«l): Mkobrich i. 14«7: guia i^'amai, c»
ptriattnU. gut a appri» ä «* iimmi RorukaU t, 0« ^^.
»btnao Schwär i. Mi^ (mM Mm«; gut a Mi Umrri);
taugkt ttisdom bg arp»ri»ne» IIit.r«RT II. 1. 4M^, wgL mmtk
Campb 8. tmf'.
0) doeiu» ealawülah, pea tdtehi». fvwttiifei nH
den CoRviHoa (mn) ut; adl atkmian ftwHiliit '
dmmn» doetri; 4»»gL Frirch I. «64*: dordi
tewUstfet. t»Uamilat» iaetm» Strirrach i, mn', tßwVüA^
mit ichRden. talamikti» äaahia . . . damtmo »m» iaahi» Almm
1, »4i*; äkidieh Matthiar t, MT; Kirsch t, UT: Hrmi-
RicH I, 1487: gewitziget werden, durch »ekadta ldm§
werden Aur.UL'Nti t*r»uek ... 4, na^.
8)) ich bin M wohl gewitzigt worden, j» tai kiam
DuRx (IM«) 19»^: gewltslfet wasrioa. . . . <isiR|wRRRrW.
ich biR gewitziget worden, te »am» »tat» dimmgannrnto.
ataorto, «n »ono »lati aptrÜ gli eeoW Kramrh 8 t^iTOi).
I87r: er ist gewitzigt worden, il »»t <>pirii tagt ä »»»
ddptn». il fait ee quem raut l'aum» SchwaN I. Ml^; lek
bin tewitsigt worden. / am bumt ekOd. I km» baugkt
or learmt wit Arnold* 417^.
8)) Riff attributire verbindumgta. 4ia mutk 4»m UUarari-
«ehe» gtbraueh nur wenig gelä^ßg aiad (ß. «.). gtki nur
Campr «in : ein gewitzigter meMoh *, $g^.
e) in formdUr htaidkmag i»t mir a^f äi» «HsMMb»
»ilben de» abUih*ng»atifflapm itmi aar rerbaUmdmmg kkmm-
wmmh; gewitzigot. gewUiiflel. dm mcA sM* Mtl. mrnä
gewitzigt, in der »tamwmlh» »dkal »imd kaim eAmitkmmgm
tu belegen, namientliek i»t 4»r h»deutumg»ntmwmmtkamg,
der von gewitzigt in mtamtkm Utgen mit wlicfM (ba-
strafen . peinigen wgL atki, «e*. «, KB») RRfi*n*Rl «sM.
oAiie jede lautlieh» mathwirkumg giUitham. 4ag»gm a»hai»d
mundartlieh eine berlüwumg mÜ jawlehat (•. 4.) aÜk aM-
»ogen tu haben; gewifriz klag («■ favHalf T) Obrrrt
gramwi, der mundari dm VagÜmäm «.
8) gtbraueh^f^nmm mtd «aMwantaMliMf am
eaütwn «u^ftetiv»» im dar RenAadUMMw
a) ^ pi äditatfkimetion.
«) dar weis glanU kiiei
er M aewHzigt wena
aaa eil gaeetosC ea.
Hah* fUcaa ßih. u.
man halt mir« dOrre Mtreackal eia,
Irh bin gewilsigt worden
mit achada hat man mich klag f
M. HAViiact-n-< Haiu Fpfmwam JRMRa« «.
wer mit schaden gewitsigel und klag will, dar kaa i
hernach hAten. unnd den schaden (liehea AORICOL*
»prüdtw. (1687) 84a*: Galaction wardt gewitzifct.
demnach er wüste das . . . Opitx üher». r. Bartlag'»
Ärgeni» (8, 1, 9) 8, 88;
'•ekweritalMa lek ia («Iw «Hl) IRdk
■H
wen «r aa
Hawk Sack» /s*. «. «e*» h. 8R7:
ich hab so wohl als ihr desa Tomas glaobcn waa die
weltliche bandet betrift. dan ich darin oft gnug und noch
tätlich gewitzigt werdt Frikdr. V. r. dL Pfmt» mn H. it.
r. Thum lO« «. arch.f. kund» batirr. gtmAitktaqm, St, 400;
und nahmen uns beaaer in acht als ta Roctock, wall
wir arme tropffen daaelbct gewücigat wtinics SmgU-
dänischer Hoffwl- Mannst ,ia«4' «6: ich traue keiner parthei.
ich bin allbemt gewitxiget worden Abslk kUnetl. umordn,
^1. 16^ 1 181: etwas gewitöflot warda iek indes dadaiali
fQr die zukunft Skimr .lyasMrfaRf 1) I: M Bamfd; m
ist unglaublich aber wahr. da«i fEraf t. Beost dardi ariaa
bisherigen niederlagen noch nicht gewitzigt worden tat,
sondern fortflUut, mit dem feoer zu spielen Moltkr (an
». bruder 87. 10. MSO) 4, 886/«; da kOnnte der mensch end-
4M
6439
GEWITZIGT
GEWITZT
6440
lieh doch gewitzigt werden , dasz er weisz . . . P. Ro-
SEGGER icildlinge {in der finster)^ 1^.
ß) sicut mater non habuit regnum nisi ubi venisset
in templum, et dicitur 'serTavit haec in corde', sie ist
gewitziget Luther {pred. 1526) 20, 235 Weimar; weil wir
nun solchs gesehen . . . sollen wir ja gewitzigt sein 32,
526 ; aber die kinder waren undanckbar ... da verschlosz
sich der alte, als ein gescheider mann, der nun gewitziget
war . . . tischreden (v. d. schöpffung) (1568) 48"; gewitzget
sein randbemerkung hei S. Frank sprichw. 1 (1545) 122";
du affengesicht ! wir wollen sehen, wer ihr beisteht! und
wenn sie einmal gewitzigt ist, wird sie nicht mehr lust
haben, so allein sich auszusetzen Göthe {Jeri/ u. Bätely)
11, 18; 'die wird nach ihnen nicht viel mehr fragen,
junger herr', versetzte der alte, sie ist gewitziget Immer-
mann (Münchhausen 7, 6) 2, 297 Maync; auch hier liebt
es der neuere gebrauch, den hinweis auf bestimmte einzel-
heiten, der sich in der gebrauchsentivicklung abgestreift
hatte, neuerdings wieder aufzufrischen:
ob sie mit hurtigem daum umschwang die gerundete spindel ;
ob mit der nadel sie stickte: gewiziget schien sie von Pallas.
Voss Ovid (Arachne) 1, 311 {scires a Pallade doctam);
wir sind eben durch die beispiele unserer nachbarn ge-
witzigt Lenz ges. sehr. 2, 319 Tieck; aber dazu war ich
bei aller meiner indolenten gutherzigkeit denn doch schon
zu sehr gewitziget, dankte und verbat seine mühwaltung
Seume {Spaziergang 2) 3, 52; aber der herr oberamtmann
ist darauf gewitzigt, o, der hört das gras wachsen Immer-
mann {Münehhausen 8, 6) 2, 385 Maync; wenn ein auf-
geweckter knabe in London oder Paris frühzeitig einen
blick in die bunten Verhältnisse werfen mag und in
jungen jähren in dieser hinsieht schon gewitzigt erscheint
H. Steffens ivas ich erlebte l, 68.
h) gebraucJisformen, die von der prädicatfunction ab-
zweigen.
a.) früh belegt und noch heute belieht ist die ellipti-
sche verivendung als apposition, vgl. : wenn er nicht
an seinem schaden gewitziget aus der möncherei ge-
tretten Luther 32, 534; ... das jn {den Phäaken) dar-
durch alles auszschawen genummen wurde, damit si
hinfür gewitzigt, mit gelaiten und haimfürung nit so für-
witzig weren Sghaidenreisser Odyssee 66'^ ; das er wisz
alle handelung, vornemen oder all vorschleg der feihant,
dardurch gewitziget, sein sach weiszlich anschlagen . . .
Reinh. Lorichius tvie iunge fürsten . . . neudr. 142;
darumb gewitziget hab ich
mit thränen gantz deemühtiglich
mein läger tag und nacht befeuchtet.
G. R. Weckherlin {ps. 32, 9) 2, 120 Fischer;
die brüder {Abraham u. Lot) kommen zurück; allein ge-
witzigt durch die ausgestandne noth, fassen sie den ent-
schlusz, sich von einander zu trennen Göthe {dicht, u.
wahrh. 4) 24, 207;
Junker Zeisig kam durch leiden
gewitzigt . . . zur wonne der mama nach haus.
Pi-Ei-PEL poet. vers. 8, 73 ;
darum soll, gewitzigt durch die erfahrung früherer zeit,
der bund zwischentreten, um der weit die Wiederkehr
jenes blutigen Versuches zu ersparen Görres die hl.
allianz ... (i822) 73; nunmehr durch römische beglückung
gewitzigt, strebten sie zu werden, was sie immer hätten
bleiben sollen — Italier 3 ahh {dtsches volksthum) l, 200;
Tristan gewitzigt allerwegen,
nahm gleich den degen, schleudert' ihn
weit in das meer.
Immermann {Tristan 1. der spliäer) 13, 140 Hempel;
dazu vgl.:
und allraählig gewitzigter
sprosz' ein neues geschlecht edlerer menschlichkeit.
Voss bei Campe 2, 368''.
ß) weniger beliebt scheint hier die attributive Verbindung,
die in bezug auf personen verhüUniszmäszig spät belegt ist.
1)) ... nachmittag aber gern ausspatziern, allein seine
durch unterschiedliche unglücksfähl gewitzigte füsz
wollten nicht darein willigen, sondern verlangten viel-
mehr Selbsten getragen zu zwerden Abele kü7istl. tinord-
nung 8, 3; der eben genannte zweite schritt ist sceptisch
und zeugt von Vorsichtigkeit der durch erfahrung ge-
witzigten urtheilskraft Kant {krit. d. rein, vern., 2. atiß.:
methodenlehre 1, 2) 3, 497 academie; in der ganzen pflanze,
in ihren blättern . . . entdeckt man, wenn man ihre be-
scheidene arbeit belauscht, manche spuren eines ge-
witzigten und lebendigen Verstandes F. v. Oppeln-
Bron I KOWSKi übers, v. Maeterlincks intelligenz der blumen 8.
2)) kein ander lob davon, als dasz ich eine sehr ge-
witzigte metze und gute rednerin sei Schnabel insel
felsenbtirgl,S08 Ullrich; darum haben die leicht gewitzigten
Juden an den freiheitsbewegungen . . . nur geringen an-
theil genommen L. Börne Menzel d. franzosenfresser^
117; die geschäftlich gewitzigten genossen (CrwteiJergrs) .. .
haben . . . den kunststandpunkt bald verlassen und sich
mit dem . . . einfachen linnenpapier begnügt 0. Hase
die Koherger^ 62; diese {auf der sitzbank vermüffte ge-
schöpfe) warten denn auch ruhig die ungerechte Züchti-
gung ab, während meine gewitzigten, frühpraktischen
gesellen, rasch wie die hirsche zu entrinnen wissen
Immermann {epig. 3, 8) 3, 220 Maync, ähnl. (ein rühriges,
anstelliges, gewitzigtes volk) 20, 126 Hempel {mem. Düsseid.
anf. ) ; sie war bei der rückkehr eine ganz ordentlich ge-
schulte und gewitzigte dame und machte keine schulden
mehr G. Keller {Züricher nov.: landvogt v. Greifensee)
6"^^, 206; als mich die gewitzigteren altersgenossen mit
unsaubern andeutungen zum erstenmal über gewisse
geheimnisse verständigten, von denen meine Unschuld
bisher nichts geahnt hatte R. Haym aus meinem leben 9.
y) keine entivicklimg scheint die frühbelegte Substanti-
vierung erfahren zu haben : die vermanen disen gewitzigten,
er sol mit, aber er sagt, ziehet jmmer hin, ich bin da
gewesen ich komme nicht hinwider Agricola 750 sj)rüchw.
(1537) 249".
GEWITZT, participiales adj.. in dem ganz vereinzelten
ältesten belege zu dem abgeleiteten verbum witzen (Lexer
3, 956) gehörig:
der sust die sterne ist sehende,
er wirt an richer kunst vil wol gewitzet.
jüngerer Titurel hi:l Hahn 1, 54
sonst ist die form erst v. 17. jahrh. ab belegt und liesze
hier auch auf spätere kürzung aus gewitzigt schlieszen.
1) nun werd ich recht mit höhn von dir gewitzet,
dasz eitel vnbeständigkeit
in hertzen alles frawen-voickes sitzet.
Andreas Adersbach in H. Alberts arien, neudruck s. 132 ;
wie hoch gewitzt sie sonst auch sind,
hie sind sie ungeschickt und blind.
S. Dach 928 Osterley;
nicht die handvoU wahrer und gründlicher gelehrten,
die unsre Universitäten bewohnen, machen die weit ge-
scheid, und die ganze nation gewitzt, und wohlgesittet:
sondern grösztentheils die so genannten ungelehrten
Gottsched handlexicon . . . d. schönen ivissensch. (1760)
vorr.; dazu vgl. Heynatz 2, 58; aber der königliche
fürst war schon genug gewitzet Zesen verschmähete . . .
majestäht 54;
seid ihr denn ganz des teufeis?
seid ihr noch nicht gewizt genug
durch so viel noth und übel . . .
traut kinder, traut den Griechen nicht,
die haben's hinter'n obren.
almanach d. dtschen musen {Lpzg. 1779) 209;
es gab nie keinen vertrag mit ihnen recht, denn sie
konnten es mir nicht verzeihen, dasz ich klüger war als
sie und gewitzter Immermann {Münehhausen 7, 3) 2, 277
Maync; unversehens indesz ging einmal ein kleines teuer
in der seele des knaben auf, aus dem, wenn ich gewitzter
und minder blöde gewesen wäre, wohl ein abenteuer
hätte werden mögen R. Haym aus meinem leben 16;
machen die herren ein klug gesiebt,
sagen, sie glaubten kein wort ihm nicht,
sei'n gar gewitzt und viel gereis't,
und forcht'ten sich vor keinem geist !
Geibel {juniuslieder : der geist v. Würzburg) 2', 139;
ob sie freundlich und entgegenkommend sind oder zu-
rückhaltend, offen oder verschlagen, gewitzt oder aber-
gläubisch, mit einem wort: gut oder böse Th. Fontane
{graf Petöfy 15) I, 4, 114; passt mir auf . . . ihr seid ge-
witzt E. Wickert im dienst der pflicht s. 8.
2) attributive Verbindungen werden neuerdings in der he-
Ziehung auf personen gepflegt, hier wird gewitzt nunmehr
vor gewitzigt bevorzugt:
6441
GEWOBEN
GEWOGB
6442
o) Oflrg- Dnd PriMirieh Wilhelm h«b«i
ibran lindarn bOclwt genDUt,
und tio mkcbtig Mbr cwcbnixt
durvh («wlUUr •innen gsbcn.
H. DAni {ehur-hratulmhurfftieke roM . . ,) 5M AiUHt^;
nein! nein! ea (««ht riiiht irut. und inrin ceMrlUler >inn
•chreibt nun an Jede waml din liluge recM bin
wiil jemnnd, daax »«in rulim nicht (iDcC und at»m T«rll«r*,
■o kebr' er dorli nur iitota vnr «einer ei(Ma UiBra I
Jdii. Ciiit. firNTiiKH um rintn gutem freund \ '(179111 <M.
0) waa bab' irh denn voran« vor ao viel •
gewitzten, kObnen und vendAnd'fen iii"
Immkhmann (tmmertp in Tirot I, 10) 17. tu llrmi>et;
• In weiMKt wohl nicht, war drin gewitzter Junge noch am
letzten abend hit-r gptrit>lM«n hat Tu. Stomm ifianm m.
Hrinx Kirch) «, W: datt/. dif aiiitfühning aolchiT befehle
den gcwit/.li>n hiiohhtlndlcrn gcgrnUhi<r oft rrgrbnialmi
war GoLDPHIKDKicil firm-h. d. dtaehen burhhanilrUt. 197;
mancher gpwit7.tc llanrur tauchte neben ihr auf If. St'ORn-
MANN dtu hohe lietl (>, 6) UM; wo aollte lie da da* «elbst-
bcwuHztMcin hernehmen, das den gewitzten alten frauen-
kenner zum kapitulieren zwang? (t. 19) Ml.
(tKWOHKM, participiale» a^jtetiv tu weben (#. rf.). ffft-
oben gewebcn »p. ftSm; gewebt «p. 5aM. in utumrer den
jüngeren t-erbalformen den praet. (er wob, sie woben gtgen
da» ältere wab , w&bon') entafnehendeH form (vyl. uueh
gewogen #. u.) itt da» partieip er§t »ttt dem H6ergang
tum IB. jahrh. btUgt und mAmiU dabei mit den mMrUtUivem
verwemhmgtH und deren weUerentiricklung verknt^^ tu
»ein. die letrieriüdter. die bi» tum ende dm IS. jäkrh.
den wideretand de» »tarken in den oberdeuUelten mund-
arten vmrtelnden geweben gegen det» verdringende ge-
webt vtrteieknen, nehmen von gewoben erat »pät kennt-
ni»t: weben . . . wob . . . gewoben . . . Adelung meinte,
einige neuere schriftHtclIer hätten dieites veraltete wort
in die witzige Hchreibart wieder einzuführen gesucht . . .
allein es ist weder veraltet, noch unedel Campe ft, SM^.
1) die »innlirhe verteendung i»t im gegeneate tu den
älteren belegen für geweben (an (inemo bizueche Oger
fäwcn federon gewebenemn und geföhtemo, intertesttae
octdataeque Notkkr Mart. Capella [Hattemer sj tW^; de«
. . . vieisches cleit, daz got ub^r die gotheit tooh als einen
gewebenen rok Hrinhicii v. Hbslbr ttpokal^pee 188S
Helm) und dem jüngeren gebmueh von gewebt an der
form gewoben a ueh für da» attribtUiv nur teettig beiAaektet :
knOpften aia Aber den boten die «artnwobenen •chlaier.
KosEOAKTBN (Jukunde 8) •*. 116;
datu vgl. die »ubetaniivierung in: nahm sieb . . . Marie
Salander der aussteuer ihrer töchter um so sorgfltltiger
und freigebiger an. nicht nur alles gewobene, sondern
so ziemlich die ganze hauslittlterixche einrichtung . . .
sollten sie mitbringen U. Keller (Martin Salander 11)8. IM.
s) dagegen »eigen »ich bei der übertragenen Verwendung,
die weder in der form geweben noch an gewebt (ir beider
tot, ir beider leben, diu waren alse in ein geweben
GoTTFRiKt) Tristan IMW: lop den in gemden jungen
wiri gewehet und gedrungen M. 8. H. t, 168^) gro»»e ver-
breitung belegen läett, vmter gebende fbrtaebriUe:
a) o nimm die msen auf, und um den beelMr schlingt,
daaz duftig sei der trank, gewobae rosanringet
Tlatkn {ffoaeten) l.tflRedUek.-
der Wanderer ging . . . auf der weissen strasze auf die
schönen, ebenen gefilde hinaus, die mit herbst frtichten
besetzt und mit obstbKumen bepflanzt waren, und die er
von oben als duftiges, gewobenes band erblickt halte
Stifter {der iraldgänger i : am tialdtnueer) crt. 8,7 Aprent,
(Kilian:) was eüsen die gflttpr? {Doetor:) nektar nnd aabrosia.
(yKüian:) auch ohne roagen? {livctor:) ohne magen, sebiOr-
fend nur mit rosiger llppe luflgewobenwi, sftsnn
sihaura R . K. Fritz poUt. weckenatmbe (1) 8.
o) der engel flog,
ibm nach ein wolkenschleier sog.
sewoben aus der Preussen thrtntn,
die, acb umsonst l noch rettung wtansa.
G. Kinkel (mytkot) ged. (18M) M;
gant ähnliek:
tbrftnenscbleier, gewoben von des acbeidens graas W ;
verstöre die aus duft gewobenen vergänglichen gestal-
ten (des trauma) C. Spittkler Prometheu» u. Epitneibeu»'
863; aber die nacht, die stets rätselhafte, die ewig brätende,
sendet neue geräusche aus. flüsternde, tappende, aus mond-
sobein und ncbel gAwoben«, die fBr das grobe mU daiae«
Tarataadee ra M» riad Timm KiiAoRn Hein Wktdfi, m.
OKWOOE, M.. jnmgmt und «Ap« umlaui mtlttgimt «*•
teUumg, ßbr die im gegenmla tu den rrrfutltubtiauUeen,
tu den»n eie naeh ihrer bMmti§m»»im tu gekirem »tktimU
mehr da» »uUtmmUv (ß. woge) at» da» seriwi (ß. woftn)
lutlämdig tat, da» iHmd» umgmim/akri mt^^otm imütk,
maaet »nigtgtiJttmmtnd» ftrm fbr wofe ef^lArf i
porpwbraMi ■■slawil das ffswege sie gMck 4ma «Mms
{fegen die er»t» auegabe van vmi : wie ein berg die pafparae
woge). ^ommmatMimdmueem Vimabfilgawden %kenämm$»a
einen lehbeJUm gebrauek von der nmeta bitdmttg, die «r
aber in eimigm jßUtn bei nei^tarbetbmigem
tkeHm da» eral geeeltt» woft »gdter m |iWOti §mdtet.
aueh bei andern eekr^fUteUem der übergaußettU tum
19. jahrh. fand die netMtdung betfatt, die eben»» in dar
neueren litteraturepraek» ittUer gigfitgt wird. aHrndimg»
unter der bevortugung übrnhagtaer vermeudungtm
die at^fang» vorberrtekend» ssaiMiafc«. vgL daa giwote
das wogen eilsr wognMwhlngui . . . nneiMBtliflh tos dor
bewegung, welche . . . leidensebaften herrorbringen. dann
die wogen selbst Campe i, im*.
1} tu der einnlieben grunäbedeuhtng wird vor altem die
t^^d^a^te »m»'^ae^^t^ ^^^^up^u^i ^^^e a^^Ms^M ^M^tf d^^ ^e^^^BMa
snveM getragen, für ms »anfwrta beaiefung^ormen ~~
nawtentliek auek der Ueinerm gemäetar — . die dir gibrautk
bei Voss nocA wn^Msi. JIndei da» »ub»L wemiger be^aU;
•) wie zwesa winde 4es iisw iselMlasMlads lalaa anefsa
. . . and soglaieli nan daakles fewoge
hoch tkA erhsM. Tees ivas (ff. f) 1 (17M) tl«
(xtfuar mimvtbf, daaUe waUeng IMi),
deegt. (tS. Iff) t, • (Mixufca, gewoge ITM; woge UOi) amdtr»
Ilia» u, 1« e. u.
•tarmt in dis secsl di« wot de« gewalligen Eerss
alleegewog' um den Strand der Jowtsrhan wa—sr CT lestem.
Vtrgä (taadkea fl. t«) 1. 17ff (IT«««. ISM);
des binstBiMadaa stron» : der trog seit raselisi gewog iln
durch umsthligenJi wirbel sar gat des »wIKsIsn aMSiea.
BMsd (Oi/rus der Argammei MM) Wb <1W«:
bis den dampfenden slaab das
Fn. V. SoNwanaaRo das
. . . daa« hoch Ober dem masts sieb bog
. . . fanden sie neben dsa kalu. tier akgawesCsn «em gäM
Jenes gswogs. ■aftanclwnd im sehaarn, «h eine der rader.
J. BAOomM {.Panmmte %, Hg) l. It;
vom strande komm' ich wo wir erat gslandst sind,
noch immer trunken Ten des gewegm lenmaMm
gescbaukel. OOma {ßämetXl. t) «I. IT»
(in der Helenadiektung von IMO «dand nocA .- von der
schaultelndem bewegea). daeu vgl.
wann bei fenem donnertiall
bsrwtitt der etnimwind wolkenaehwall.
« (IMS). II
•ad aar des si
▼ooa(
(«adsr« im engl, original);
dana es terftass allmihlicb das
jeae venlsiaerten, die du
aas dem gewog vontrecktest. Im sdlwall
Platsn (Ayfla a. d. nl$mdi) 1. tTi
ftbsre eenersnna, daa ea Herwegs
la das aeweg* hlaeii
Bem|Sn|Sa3,
•asraMdBeaer
iliiHteisliiidg la
beev' ick mMi.
»TRAcnwtT« (ssAnsaeM aas* mMUt ged» IM WHmkeU;
weaa der seldflte kelaad baant dsa bmmI,
den der nordstonn ktadMieVog,
dann fahren mit vollar segsHaal
die geieter dnrrhs guweg. (fllMliStiy) |gl ;
wo am tackigua fsls das gswug sich hiandand emaorManM,
ssnirtea die Tieande bei nacht heimHeli ThamMsUee' Isft
ia hstmaWehea gfaad
OataaL (grab dee rtaaMsM») I*. IM;
dasM vgL:
stoU nibit da« meer (wsr lAschst ie ssia lalaeaegT)
viel rilbcrgMchea parpura neu aafschlamenasn
glanx unerschApfl.
W r HrMnOurr iAtkrim» Aoemtmmei^ S (IMg), M
(eis m nw wmtmohoti).
vgL aueb scbaamgewoge. anlnewuge. starmgewofe San-
DBR8 erf. erb. M7*.
6443
GEWOGE
b) wie wenn dunkel sich hebt das meer mit stummem gewoge
Voss Ilias U, 16 {xvuati xtutpiS, gewoge 1793 und 1802) ;
ebenso (blaues gewog' ... zu durchwallen) Hesiod {elegie
1, 5) 1, 56;
0 dasz, während du unter Sikaniens fluten daherrinnst,
nicht die bittere Doris dir einmisch' ihres gewoges !
Virgil {buc. 10, 5) 2, 491 {intermisceat undam).
allwärts fesselt die blicke der rauchende berg und der purpur
deines gewogs allwärts, segelbevölkerter golf !
Platen (Floridiana) 1,303 Redlich;
und Moses schlug mit dem stab in den schwall,
da thürmte der herr die flut zum wall,
und das volk des herrn durch die gasse zog,
und auf beiden selten stand das gewog'.
Strachwitz (Pharao) gedß 272;
durch der schlachten gewühl bist du stets sicher gewandelt,
aus Skamanders gewog tratst du gerettet hervor.
ÜHLAND (Achill) 1, 89 E. Schmidt;
mich freut's, im forst am erlenteiche
zu lauschen, wenn der hirsch sich kühlt,
wenn klatschend an die binsensträuche
das grünliche gewoge spült.
Strachwitz (mich fretd's) ged.* 168;
ein fluszbad nehmen und nun bald gerade
dadurch gestärkt, das eisigkalte
gewog des Stroms durchschwammen, dasz es schallte.
H. LiNGG ged. (die Mosel) 3, 312
(mox amnem refotos plaudenti gelidum flumen pepulisse natatu.)
die grünen rebenhügel fern und nah,
und lieblichen gewogs darunten hin
der Mosel murmelnd still vorüberziehen !
292 (amoena fluenta);
(in dem klaren gewog der Mosel, subter vada lanta Mo-
sellae) 296; desgl. (ins gewog des stroms, concavus amnis)
301; dazu vgl. flutgewog Rückert 17 (*. oben th. 3 sp. 1862);
doch als der letzte ton verklungen war, rauschte plötz-
lich der flusz dicht neben dem schiffe gewaltig auf; der
Sänger auf dem verdeck war verschwunden, er tauchte
aus dem strudelnden gewoge zur seite des kahns einen
augenblick auf . . . Paul Heyse {siechentrost) II, 6 s. 265;
bei jedem zuge . . . schlug das schwache gewoge . . . mit
hohlem geräusch an den schiffsboden H. Hesse dies-
seits s. 258.
2) Übertragung:
aber meine verse rinnen
wie gewog im silbersee.
Platen (träume, die behende fliegen) 1, 364;
a) auf naturerscheinungen :
sieh, es woget am himmel ein meer von wettergewölken ;
lauter und lauter entrollt dem wolkengewoge der donner.
Bürger (Dido 181) 246^ Bohtz;
des ährenfelds gewoge
rauscht leis' am hügelpfad.
Matthisson (abendgemälde) ged. (1821) 137;
der ähren blau gewoge und güldenes nicken F. L. Jahn
werke 2, l, 429; vgl. ährenmeer oben theil l, sp. 199;
|drauszen im dunkelen schatten der zwo breitblättrigen linden,'
in des gewaltigen korns braunwogigem ährengewoge,
ruht' ich und dachte an hunger dabei und hungerte denkend.
K. Immermann die prinzen von Syrakus 1. aufz.
(werke 14, s. 27);
vgl. auch halmgewoge Sanders erg. wb. 647«;
und ins wipfelgewog (des parke) lauscht' ich dazwischen hinaus.
Geibel (elegien 10) 5', 99;
die birke mit ihrem schleierartigen blättergewoge nat. z.
1'7, 285 5. Sanders 3, 1646'^; so begannen beide leise in
die bände zu klopfen; und alsbald entstand ein gewoge
und geschiebe, die nebelgebilde drängten sich nach den
Öffnungen und schwammen, eins nach dem andern, ins
freie hinaus Th. Storm (die liegentrude) 2, 243; vgl. dunst-,
dftmmer-, strahlengewoge Sanders erg. wb. 647«. dazu vgl.
haar-, locken-, glockengewoge ebenda; häuser-, trümmer-
gewoge desgl.
b) bei der Übertragung auf den menschen bilden die
massenansammlungen den hauptanknüpfujigsjmnkt, wobei
die bewegung, gelegentlich auch das geräusch, das sie
begleitet, unter dem bilde des hin- und herßuthens er-
fasxt wird, schon hieraus ertoachsen berührungen mit
gewimmel, getümmel, gewirr, die vielfach zu gewoge in
parallelverbindungen treten, das gleiche wiederholt sich
bei abstracten. ico die menschliclieii Stimmungen und leiden-
achaften in ihrer regeüoaigkeii und ihrem raschen Wechsel
gekennzeichnet werden.
GEWOGE 6444
cc) die ansammlung von menschen.
l)) den anknüpf ungspunkt bildet die bewegung:
dorten aus der marktkapelle,
im gewimmel und gewoge,
strömt des Volkes bunte menge.
H. Heine (Don Ramiro) 1, 43 Elster;
es war ringsum ein wogendes meer von menschen, pfer-
den, wagen und sich bewegenden lasten aller art. wenn
ich mich allein durch solches gewoge und gewirre ge-
drängt P. Rosegger mein tceltleben 96; ... menschen von
allen indischen rassen, jedem alter, jedem stand, in den
verschiedensten trachten, wer könnte es unternehmen,
dieses gewirre und gewoge im einzelnen zu schildern,
das hier ununterbrochen von tagesanbruch bis in die
nacht hinein herrscht E. v. Hesse- Wartegg Indien und
seine fürstenhöfe 167; wiederum ein gewoge ineinander-
verbissener kämpfer, städter . . . W. Raabe unseres herr-
gotts kanzlei (8)* 258; in diesem gewoge tapferer begeisterter
männer kein einziger staatsmännischer köpf Treitschke
deutsche geschickte IV s. .59; ein wirres volksgewoge macht
so wenig ein Volksfest, als die blosze menge einen Jahr-
markt F. L. Jahn werke 2, l, lO; geheimler warfen in das
gewoge der gesellschaft ihren blinkenden hamen und
köderten mit bruderliebe und freundschaft 2, 2, 501; auf
dem korso wallte ein muntres gewoge von sorglosen
menschen P. Heyse (am Tiberufer) II, 1 s. 75.
a)) bevorzugt ist bei diesem, gebrauche eine Situation,
die den berichterstatter selbst auszerhalb des bewegten
kreises zeigt:
da zuckte Goethe's ehern bild,
aufthat es seinen mund :
'ich steh' so grosz, ich steh' so hoch,
ein Zeus Kronion schier,
und doch — welch kleinliches gewog
zu meinen füszen hier!'
F. Freiligrath (leiern u. bilgel) 2 (1877), 198;
miszmuthig erhob der Roland über diesem heillosen wesen
(der meuterer) das schwert, schmerzlich schien der kaiser
Otto von seinem rosz auf das gewoge herabzublicken
W. Raabe unseres Herrgotts kanzlei (17)'' 872; sie blickte
hilfesuchend über das gewoge von köpfen, als ihr äuge
an dem tiefschwarzen scheitel einer malerin hängen
blieb G. Reicke das grüne huhn (3, 2) 201; sie hob jetzt
den köpf und musterte mit einem stolzen blick das
menschengewoge droben auf der piazetta Paul Heyse
(Andrea Delfin) 2, l, 156; und in den straszen spaziert
um die dämmerung eine lustig zusammengewürfelte menge
von allen ständen und zonen . . . die äugen des jungen
mannes . . . leuchteten wieder hell auf, als sie dies fremd-
artige gewoge überblickten {ztvei gefangene) 2, 9, 283 ; ... das
volk strömte wieder schwarz in den saal . . . Veldern-
dorffer . . . starrte wirren blickes auf das gewoge E. v.
Handel-Mazzetti Jesse u. Maria (21) 2, 81; immer sehe
ich dann die paläste und türme, pyramiden und tempel
dieser merkwürdigen stadt vor mir und das malerische
gewoge E. v. Hesse-Wartegg Indien u. s. fürstenhöfe 158.
b)) seltener, dasz auch der berichterstatter von der be-
u-egung ergriffen tcird:
vergebens drängten wir dem fluchtgewog'
entgegen uns : in wilder Überschwemmung
reiszt's uns vom kampfplatz strudelnd mit sich fort.
H. V. Kleist (Penthesilea 2) 2, 30 E. Schmidt;
wir kamen in die schwüle dämmerung der strasze hinab
und sogleich ergriff uns das gewoge, diesmal von keinem
gegenstrome gebrochen, und trug uns mit sich fort, dem
flusse zu P. Heyse (erkenne dich selbst) II, 4 s. 145; denn
es sammelte sich an dem festgesetzten tage in aller
frühe ein groszes volk in und vor dem gerichtshause . . .
inmitten des unruhigen gewoges saszen sie auf der an-
klagebank wie auf einer insel im meere G. Keller
(Martin Salander 18) 8, 318.
2)) die geräuschivirkung tmrd hervorgehoben': alle diese
manipulationen waren für den armen Pariser um so
peinlicher, als sie von einem wilden durcheinander
aus tausend kehlen begleitet wurden, er verstand kein
wort von diesem sprachgewoge K. Gutzkow (der prinz
V. Madagaskar) 11, 67; aber diese verstockten wurden
überflutet vom stimmengewoge der jauchzenden menge
Fr. Th. Vischer auch einer 220; während um ihn ein
6445
GEWOGE
oiwoenr
Ol 10
gewoge rauher sUmmen war R. t. Handil-Mazkrtti
J«a»e M. Maria (9) 1, 15S.
ß) Übertragung at^ d*n tMekml mtm$thUtktr §timmu»ttn
untl leideixMkßften , vgl.:
iiirh'rer il7.t ordn' ich de« plana Ubirint, Mk JafUebm ^■^»■■w,
welchen ich nicht vor dnr unnib wlMam f«WM •rkaiüito.
F. «. HuNNiNNMO Dtmatoa (8) 1. «. M7.
1)) vor allem üt m da» Uhtn mlbtt, aU mUf»wmmtr
begr^f wie in brxug auj den einatltmt; beiä«
iteeem Mde er/aeit. auck hier wuteM VoM
nähme, iftdem er im gegentatt tu andern «n gcwofa meht
die regeUcee, eondem die rhylhmxeth gelmmdmtt htteegtutf
hervorhebt, vgl.:
ila floax in b«ltabHl4MI mUmMBW
sanft mein leben dabin; mir war, ala waO«to rlafMMl
purpurgewotf', einwiMMtd dan gaUt in meMiechcin ionfall.
J. H. Vom (dto wem eämU. gtd s (li«5). IS:
gegen :
untcUnalif treibt'«
auf dem Mitnteer. ringa unisauat, ein oAcbtlicbar kahn Im
Platbn {dem tpru/en Fr. Fuggtr) 1, M6 MedUek;
harr, in dieser leit («wof,
da die stOnne raatlo« echnauban
wabr', o wahr* mir den (lauben . . .
GaiaaL (JuniueUeder. gebet) t*. M;
ao aank nain leben im cawoca niadar.
vnd Obarm •cbanm mit M:brUlaiidan> taklaga
ala weilte mAven echieesen maina liadar.
Strai-iiwitz (der eturm iet loe) ged* SM Wetnketd:
über allem trüben gowoge des lebens dieser stem . . . leuch-
tend Varniiaorn V. Knsk denkte, i, M; pilgern . . . eine
heilige arbeit, um drückende gefühle los zu werden,
leiden zu vergossen und das sturmbewegte lebenagewofe
in einen ruhhafcn zu retten F. L. Jahn t, 1, MS; vgl.
lebensgewUhl.
>)) und aus dem gewUhl und gewoge aller gefOhl«
tauchte nur eines in voller klarheit auf . . . P. Hbtbk
Mehuine II, 18, >A0; ein solches gewoge skeptisoher
meinungen Joh. S<:hkhr Blücher 1 iw; mit dem reich-
sten lebens- und lustgewoge Gartenlaube t>, TOH^, e. San-
ders 8, lft46<>; das närrische aber doch glftnzende wellen-
spiel ihrer phantasie hatte sich augenblicklich in ein
bleigraues gewoge Terwandelt W. Raabs der »ehiUiderump*
». 69.
GEWOGEN, partieipiales adjecUt. da» wohl eher tu wegen
(*. auch wägen) aU zum trrAiimgewefen («p.68M/6) tu »teilen
iet. in der hauptrichtung »einer a^j^etiviachen enttritk-
lung mit der bedeutung von zagethan, geneigt entfernt
e» »ich %eeit von beiden verbi».
1) ab»tammung und überga»g»i>unkie in der enttrieklung.
a) die abetammungnfrage iet im Wörterbuch »chon mehr-
fach und nicht immer Hberein»timmend geetreyft. theil 1.
»p. i7ß8/9 läext Jacob Grimm bei bewogen «m«i ai^tcA-
ketten für die enttricklung der abgetogenen bedeutung
benevolus offen: die icagi/rhaU, die »ich einem zuneigt,
oder allgemeiner die beireguug, die »ich einem zuwendet.
für da» trritere trird auf' gewogen verwieeen. oben »p. 6886
xrarfUrden darateller de» folgenden anla»i gegeben für da»
particip gewogen die »innlirhen und die übertragenen rer-
%cendungen tu»ammeniu.Htellen, die »chon an die»em laut-
ge»et»lich zunächst berechtigten Vorläufer von gewogen fit
beobachten »ind. vora»*»9etiung für dieeen artiktl laer die
tugehörigkeit von gewogen tu dem verbum, det» «mA im
heutigen wägen Jortaetat.
a) dem entgegen wird theil 13 »p. 498 für gewogen im
»inne von geneigt ein andere», abgeleitete» und »ekwmtkm
wegen 1« anepruch genommen, da» althochdeut»^ (#. wefon
Grakf 1. 661) und mhd^. i^wegon mhd. trb. 8, 9¥f) WflÄI*.
im neuhochdeut»chen aber au»»tarb und für da» mit um-
belegten starken ("erbalformen gerechnet trerden muas, um
die entgegenstehenden fäUe »ehwaeher formen tu eui-
kräßen; vgl.:
nu fergomes thia thiamnn selbun sancta Marina
tbas si uns allo worolti ai si ira sune wagonti.
Qtfrid 1, 7. 88 m. a.
weg« uns an dem Itbe
unt an der sAle.
kaieerehronik 16953 E. Sekroeder «. «.
nicht zu guneten dieser ann4ihme wird theil 18 {»p. 485)
der lauticandel von gewogen zu gewogen, der bieimmg
mu» dtr bmjt^mmtmg der pmrMeifiaf/lirmtm äurek rfw
tu WB0 WOfM m WOf WOfM) 8nBMfV WllfWt {ßm 08VObMI|t
weeha. woü mm wala m^mfimi, im mm^MiH mmf H$
erkl§mm§ daa Jfü» miflreiam dum toittt nur muf tlltnm
auf dma pmrütip tiwif M §t§mtmii
formen. MjijpiM mifjmltam wurt mmt i
dt» Smutunfen dm purtitepa mimkl m$ Jwrwtm f*Ms w^
gen a* bewet»a aU it» vam w§n "aa ImMm tr^/k.
ff) tff iti|pV w90t Mttt^ MfMj^Cntftr 0t^^ltt& WW» 0t^990 MI
ekmr m iiiliiWiiwf^ttffiii tlfft. «it ti» dm T«b«fli
der beteegung mU $tkmr kmUimeg mir waif» immkOi,
»innltrhe und atfmtfim mnmnämumm <• 4t$mr «*fM
au»einander tu hamu und emfmnmLdme» tmriprM§uii§m
tu mrtheitem. wtmn brmuehi nur ein paar bei»piel» mua
dotn oereiene der emnpmtm
nernuatugrewent uuw »u erntmmut
»enon nu» ner »9^w^9vnmeng ^»u^r ^^mhvs^mv j»
tummmenhang die voreMungen dtr ptntd und uupmai
trfeien, die un»ere »pmeh» jm wii fktd damadkam titda
durtk tu- und nbnaigung muadritdd, und mif dia dia ML
apradi« mit propennis tu propMMlw uud <e<lhMiffc> (ifC.
autk animos adrennM) an
lieh eingauirkt hat.
gtgtn : dar Maada aehiafa dek Wwifil
•wer alle all nlannw vtifBl.
yjddtU 07. M r.
(vor. ; daa fkaandta aaa eUk $m foM vanätgt «. «.)
sa hmgaat aaa dak aia «rwac.
ia dar iiaaawitaa aat
Hea nan Tb ligen rar var tot
paialemat Ito. 90 k'öpke m. a. wtkd. «6. 8. M
vgLt tu nim nam d »Uk aUaa aa
ala iaaaollalM aaaaa adle,
Ms das afa aa taa ^äHm tfMe
dar Büaae acaleh. di ar 4 Mak.
aad ia aaa Ir kar wtdar adck.
das ar aiek aber dar bawae
aad aber dA waa aakt aada lae.
Oornratao TVMa» tMfS Beeheleim m
I. wUUt. ut. 8. «St»,
kilciksata dein Ixaw« aa ir
kdi rirbex immer aa dir:
das chan dir nieaun fewaCHl
da aolt mir anck aüaas nlsra
die toekter m. d. kmnd v. I» (•
deriummt
andere berilhrungapunkia kietei a$i
geleitete bedeutung dm wlfeat:
Abel daa vtt tagaada rti^aa
daaM ata epfar arardadkkaa
wae dA fkr daa galaa aara.
WAt-niiR ISO. 78 Latiaiaw. a. •J«(- L8aaat,1M:
Y) die partieipialfhrman. dia «aa dmm mr%ia a^fmU
riadte tanrandungen uhztteigrn. an^fiaitam aiek damü na-
iürtidk uailar ran dar grmeimeaatam §rmnilag». akar aank
dabei fehlen die anhatlapunkte nieki, dia at^fdiem
und« w«ni da M dock
rittra vrack aa alür all
aad irwagia gar %t tUlL
jMMoaoun
dar was aia aaaaarwaMar
aia kalt daa Mbaa wal «.. _
Hantaica v. NaoaraDT j^udankm iTItl
. Tarwagaaar aiaot FaAcaHtoa 877. 1 Ma
ai waren iwtaa dagaa
in strnp vil bewagaa
diunm tettttnn parUeip Ud dia dapfda
Mkaiimuig
«Ma MaaaMMalaaAaekM.- daadia btMer Ir bawofett L
nis halten Luthkr 8. 188; and sie mir eoastan mit allen
gnaden bewogen war Hahb v. Schwvirichbn s. 896 «a.
a. «gi<, theil I. ap. ITt». «ea nath mehrttt atugniam ftr
bewogen emgaaaarkl aind. aua Atrer. Opitx und LooaO.
»fL aaie* .-
waica araia aaa tm aawegHi.
walcb UMTM^hrockea waik daa iiiiilaai akkk kÜMl,
aal aacklkaa. waa ibr aakt
LouBKsrat:* f^p>aaf«>r (l«t) 18; a. a.
6447
GEWOGEN
GEWOGEN
6448
(T) unter gewegen waren ölen sp. 5395 Verwendungen be-
legt, die sich zunächst mit irwegen, verwegen, bewegen
in den eben angeführten stellen eng berühren: vünf hundert
riter gewegen Mai und Beaflor 113, 9 u. a.; vgl. auch:
hie ritet hin gewegenlich
herzöge Wildhelm von Österrich.
Jon. V. Würzburg, Wilh. v. Ost. 11678 Regel.
diese bedeutung des particips wird nicht so sehr einer der
beliebten Übertragungen von der wage her entsprungen sein
{vgl. meintend Joseph war nit so ein hoch gewogener
mann, das man im glauben solt Geiler; wer uns sein
freundtschafft gewegen und angnäm S. Frank s. oben
sp. 5395. 5396), vielmehr liegt eben jene bedeutung einer be-
wegung zu gründe, die sich in der Verbindung des verbums
mit bestimmten Zielpunkten differenzirte und die ihre
so geivonnene bedeutung weiter entwickelte, nachdem die
beziehung auf den einzelfall abgestreift war {vgl. auch
verwegen).
umgekehrt bleibt solch ein bestimmtes ziel — und zwar
die beziehung auf eine person, der sich das subject zu-
wendet — ausschlaggebend für die bedeutung, die wir
heute mit gewogen verbinden, und die an gewegen schon
in Roth ES thüringischer chronik beobachtet ist (der om ge-
wegen was unde on ssere schützte 267 s. o.). es liegt also
keine nothwendigkeit vor, hier auf das abgeleitete verbum,
gewegon zurückzugreifen, zu dem doch starke verbalformsn
nicht mit Sicherheit zu stellen sind und dessen synonymon
helfen die participialformen beholfen, geholfen sehr küm-
merlich und in anderer richtung entwickelt hat.
die oben für den roman von den Haimonskindern, für
Geiler, Hans Sachs, S. Frank, Spalatin angeführten
Zeugnisse zu gewegen beschränken sich zunächst auf die
gegenüberstellung von personen, genau so tcie in den fol-
genden nachzutragenden belegen:
und mit einem gschenckh sie {die richter) schmieren
das sie mir mein sach aussführen
dann sie mir auch sonst gewegen
drumb ichs leichtlich wil erregen
das sie es nicht lassen feilen.
P. Rebhun {Susanna 2, 1) 19 Palm;
und als sie ein kindlein bracht das ein knäblein was,
ist jr der mann dest gewegener worden Hedio ver-
deutschung des Josephus (von alten gesch. 1.) 18* (1556;
bei Spreng [l.580] geneigter; bei Lautenbagh: freund-
licher zu ir thate).
während die Verdrängung des persönlichen subjects durch
ein abstractes nur m,it einem zeugnisz belegt ist, das der be-
deutung nach strittig scheint (S. Frank weltb. 61*), lie-
gen für die einbürgerung des abstracten objects auch schon
ältere belege vor, so neben einer stelle aus dem Dictys des
Herold (*. 0.) in; sein almacht ist biszher gegen seiner
kirchen also gesinnet gewesen, auch mit solcher gütig-
keit unnd fürsehung gewegen, dasz man sich nit zu
förchten, dasz er der aller gütigste gott die seinigen ver-
lassen werde J. B. Figkler übers, v. Putherbeys tract. v.
verbot, büchern (1581) 154''; auffallend und vereinzelt ist
die wohl von dem bedeutungsverwandten geneigt {s. unter 2)
beeinßuszte Verbindung mit einer präpositionalbestimmung :
wie sie (k. maj.) zu erhaltung der Teutschen und des
hei.reichs hocheit, libertet und aufnemen zum höchsten
gewegen und dieselbige helfen zu schützen geneigt {gut-
achten v. 1554) s. Christoph v. Wirtemberg briefw. 3,
24 Ernst; vgl. auch Fischer schwäb. wb. 3, 614. wenn
sich die form gewegen für die sinnliche bedeutung bis in
das 17. jahrh. noch belegen läszt {vgl. theil 13, sp. 425, tvo
für das 16. jahrh. die vorlierrschaft in Oberdeutschland fest-
gestellt wird und für das 17. ihre Zähigkeit gegenüber den
forderungen der grammatiker, die für gewogen eintrateii),
so hält sie sich für die übertragene bedeutung anscheinend
noch länger: bei Hulsius ist sie noch 1616 allein gebucht.
Henisch verweist zuerst att/ gewogen, aber noch Rädlein
nimmt von gewegen kenntnisz, und Neubauer stellt diese
form noch aus der Egerländer md. fest.
b) die form gewogen in übertragener bedeutung ist
zuerst im 16. jahrh. beobachtet, in Götzens lebensbeschr.,
in KiRCHHOFFS wendunmuth, bei Heinr. Jul. v. Braun-
8CHWEI0, sie findet sich dann bei Opitz, Fleming.
S. Dach, P. Gerhardt, Zesen, Grimmelshausen u. a.
entsprechende ^orm^en im niederländischen, friesischen
(OuDEMANS 2, 668) und dänischen {vgl. bevaagen theil 1,
sp. 1768) sind entlehnungen. aus den ältesten belegen {s. u.)
läszt sich für die rangordnung im verhältnisz zwischen
der person des subjects und der des objects icenig ge-
icinnen. mehrfach toird der niederstehende als gewogen
gegenüber dem höherstehenden bezeichnet, doch ist auch
die uns heute geläufigere entgegengesetzte auffassung gleich
oft vertreten, auch für das verhältnisz der beiden ge-
schlechter zu ei7iander liegen früh belege vor , namentlich
ist es die frau die dem, munne gewogen erscheint, das
vordrängen von abstracten in den kreis des objects oder
des subjects scheint sich erst vorzubereiten.
c) die buchungen lassen zicischen sinnlicher und ab-
gezogener bedetitung in bezug auf den gebrauch von ge-
wegen oder gewogen kaum unterschiede erkennen, doch
scheint gewogen für die sinnliche bedeutung früher ein-
gebürgert.
cc) begriffsbestimmung .
l)) für die sinnliche bedeutung: gewogen, gewagen,
libratus Henisch 1606; gewegen, pensus, expensus,
appensus 1596; appensus, gewogen, angehengt König 94'';
pensus, gewogen, erwogen 839"; repensus, vergolten,
gewogen 1004*; dazu vgl.: gewogen, ö gewägt, pesato,
ponderato Kramer 2 (1702), 1233*; gewogen haben oder
sein, to have or been iveighed. teutsch-engl. lex. IIb; ge-
wogen, pensus Steinbach 2, 1013; libratus, pensus Aler
1, 941''; gewogen, als mit der wage, s. wage Frisch 2, 455*';
gewogen, m,it der tvaage, pensus, libratus Kirsch 2, 152»;
Matthiae 2, 182*; Hederich 1, 1428 {fehlt: libratus); ge-
wogen, pese Schwan i, 748''; dazu vgl.: g'wog'n und
gmäszn it ball g'fräszn, das zugewogene und zuge-
messene, also gekaufte, im gegensatz zum selbsterzeugten
und darum reichlicher vorhanden, ist bald verzehrt.
sprichicort aus Franken s. Frommann d. dtschen. mda.
6, 327.
2)) für die übertragene bedeutung.
a)) verweist Hulsius (1614) bei gewogen auj gewegen
(164*), bucht aber schon 1605 gewogen, affettuoso, primo
d'affetto 63* gegenüber von: gewegen, hold, favorisant,
bening, bien vuellant, portant une bonne affection,
favorevole, beningno, amorevole (1616) 137'''; Henisch um-
gekehrt verweist bei gewegen auf gewogen: gewegen,
gewägen, geneigt {oben auch huld) s. gewogen 1595, dazu
vgl.: gewogen, genaigt, wol gewölt sein, propensus,
affectus, benevolus, optime animatus 1607; amicus, gewo-
gen, freundlich König 71*; benevolens, gewogen 137*; bene-
volus, geneigt, gewogen 138*; benevole, gewogen 77*; das
gleiche Hederich l, 1428; bei Stieler begegnet der erste
versuch, den übertragenen begriff auf die sinnliche bedeutung
zurückzuführen, die tvir noch heute zu gründe legen: ge-
wägen in usu non est, sed gewogen, adj. quod metaphor.
notat propendens , inclinans voluntate, benevolus , favens,
cupidus Studiosus alicui, et adverb. benevole, studiose 2523 ;
in gleicher richtung, — nur unter einfügung der deutschen
parallelen geneigt und günstig — folgen Aler l, 941* — 941*;
Steinbach 2, 1013; Frisch 2, 455*; Kirsch 2, 152»; Mat-
thiae 2, 182; Hederich a. a. o. in den Wörterbüchern, die
auf neuere fremd.sprachen bezug nehmen, ist unter den deut-
schen parallelen neben geneigt meist auch dasjenige adjectiv
angeführt, dessen bedeutungswandel zeitlich mit der ein-
bürgerung von gewogen übereinstimmt, hold, die be-
ziehung auf persönliche Verhältnisse, die hold im 17. jahrh.
{s. theil 4, 2, sp. 1735) mit absoluten Wendungen vertauscht,
übernimmt ja unser adjectiv zur selben zeit in gröszerer
ausdehnung. dazu vgl.: gewogen, geneigt, hold, enclin,
affectionne, favorable, qui porte bonne affection, et porti ä
quelque chose, benevolus, bene affectus, et propensus, incli-
natus DuEZ 199*; hold, favorevole, benevole, affezzionato,
favorable, portant une bonne affection, affectionne Räd-
lein 1, 382*; vgl. auch l, 384*; hold, favorable, portant
affection, affectionni Frisch dict. d. pass. 2, 280; adj.,
favorable, affectionnA Rondeau 2, Z7n 4»; adj. et adv., gün-
stig, geneigt, favorable, ami, qui favorise, affectionne, qui
veut du bien ä, qui a de l'inclination pour, portunt
affection Schwan l, 748*.
b)) die etymologischen deutungen {zu Stielers. o.) knüpfen
im 18. jahrh. vielfach an die wage an: gewogen, adj., dal
verbo wägen, propendere, quasi propendente, ö propenso.
6449
OEWOGEM
OIWOOEH
6460
favorevole. ineliitato, i^ffMUonato Kmamrii 1 (I70f), ut*; g«-
wogen kommt von wifen, Ton wak, libr», da »ich ein Iheil
und Hchalo wegen dei gröszern gowichU auf die «eite neigt,
daher iit geneigt traviel, alt gewomen, propenauM Fhimch
S, 46&<>; Jemand gewogen sein, ist eine redenaart. welche
Ton dem wftgen mit einer wage hergenommen iai, da
■ich die eine schale, wegen de« grfleaeren gewicht«, auf
die Heite neiget, ea scheinet also, den begriff eine« Tor-
7.ugN mit iiioli zuführen, welchen man Jemand Tor andern
Kio))t, nachdem man ihre gute eigennohaften erkannt,
und gloichaam gegen rinandur abgewogen hat Stobcm
ifliichbedeut. irörtfr n, 519; Adki.unü Uknt ditat trklärung
ab und hält tfirh an dir allgemtiner» btdnttumg von
wegen, gelegen: 'welches llgUrlioh auch Ton der nei-
gong oder bewegung lies gemlithes zu einer peraon, be-
•ondera Ton der Heb«, neigung und dem mitleidM) {••
braucht wurde' », am. als Meg führt tr n'n äU^m
Meugnüit für daa ahtn bmpneknm abgtlnttk wegen 0«.
bei dem tr nicht erkfnntH täMi, ntlekm vtrhiHmu er ihm
ffu gewegcn iutreist. datu vgl. : gewogen, from wegen or
wiegen —neigen, to bund . to inrlinn, adj. and adv..
favourable, friemlly, kind HlLPKHT S, I, 4M1.
c^) mit Adklunu aetatH osieA tu dm buehungen die
vereuche ein, gewogen in den gegenaata einaubeaiehan, der
für die beiieutttngeverKxtndten geneigt und hold uraprüng-
lieh gtltung hat, der aber aehon bei dieaen bald veneiaeht
und verblaatt. geneigt aielt von hauae aua auf ein »ubjeet.
ilaa dam paraünliehen objeet übergeordnet . hold auf ein
aoUhaa, döa ihm untergeordnet tat. kiar aoU aiek gewogen
gana «n geneigt atutehUaamn («. deuu jedoch ap. 9Ua):
in engerer bedeutung wird diese« . . . nar Ton der nei-
gung höhorer gegen geringere gebraucht, allein in ge-
sellschaftlichem umgange sind sie aus hnflichlceit auch
unter personen gleichen standen sehr Üblich Aoki.unu
i, 668. — wohlwollen, liebe gegen jemand empiindend und
äuszernd; gewöhnlich von angesehenen gegen geringere
gebraucht, oder von einer geliebten person Campe «, >•••;
niehrenthcils wird das wort gewogen, nur von den höheren
gegen geringere gebraucht Stoscii i. Ml.
(i) die»e auffusaung trird allerdings durch den ttiaam-
menhang. in dem die belirbteeten unter den ayntaktiaehen
Verbindungen des adjectiva rortugairriae erscheinen , sehr
begünstigt, vgl.: einem gewogen sein, favoriser aurun
Hm.sius (,1614) i6s*>; II. a. man muai den bedürflligen
gewogen sein, propenaior voluntaa eaaa dabat •» talmmiioaoa
Ai.KR 1, Ml'>; wir bleiben euch in gnaden gewogen Aenda;
vgl. vor allem die Beendungen einem gewogen bleiben,
•ich einen gewogen machen u. a. diaae Verbindungen
aind meiat früh und aorgföUig gabtiekt
1)) auf die ältere aaii baaekränkt aradteint die Verbindung
mit den adverb wol, daa die im pr^fijr achon gegebene
hauptrichtung dar badauhing noch einmal tum auadruek
bringt; einige vMerbüeher, die i-om einfachen partieip
keine kenntnist nehmen, buchen es in diaaar Jbrm: er ist
dir vor allen anderen wol gewogen, nemo ülo eat nd ta
amandum propenaior, singularis illius est in ta benavo-
lentia Hf.msch 1606; einem wol gewogen sein, eatr* bian
affeetionne ä quelqu'un, le fmvoriaer, Ittg t*oM/oiV du bien,
lug porter de l'affection ou una aütgutiare qffection. farere
alicui, hene affectum eaaa arga aligmm, amort ipsum
prosequi Uvf.z {16M) 199*; ht^ara tUifuam in amoribus.
einem sehr wol gewogen sein Rryiikr l, SN); wol ge-
wogen, sehr, trcflich wol gewogen, o/fr/h'ofMihjMiiiioKRAMRR
1 vt"t>2\ 521": wohlgewogen, benevolus. atnana Stkinbach
s. lOU; gewogen, bene vel male affectus, wolgewogen pro-
pensus, übelgewogen, male affectus Wächter 6«8; fmvo-
rable, gUnstig. angenclim. wol gewogen, hold, gut Spe-
randek ä la mode sprach S68*, einem gewogen oder wohl-
gewogen sein, ihm geneigt und günstig sein, to fte a^j^dtio-
nate or tcrllaffected to one . . . einem nicht gewogen MÜi, to
be diaqffeetionate to one. tetttseh-engl. lex. »,776; einem nicht
gewogen, nicht wol gewogen sein, non eaaar a^fiattionato . . .
Kramer i,&si<>(i70>). angewogen, inviatta.odioaua Stieler
25äS; malevoltts. mtUevolena Steinbach j. lou; Frisch
2,465''; mir{/iro esse afttdio et qfßcio, einem sehr gewogen
sein Reyher s. itso; einem sehr und trefflich gewogen
sein, praestanti benevolentia et dieino studio in aliquem
exiatere Stibler 8683; einem sehr gewogen sein, a'attaeher
tF^gkeUom ä ffM» Schwan i. iv^. vgl. mudk SroacH ».ttt;
ieh kman dir alebt gewogner sein, als ieli dir sleta §k-
weaen, haimmiamUor tibi eaaa aen foamam, qamm mmftr
fui Stkinbach t, lois; FmecH i.4M^ ^ewqfenw); elsM»
llKDKfiicii 1. IMS; da best ni— imden, der dir tewega er
ist, h4thena neminem lui mmaHätawm StBINBACN % WU;
Hkokrich I, IM» (fewoflener).
I)) schon bei dtttm wtiiimdmmgam
jeetivs hat aiek
er Ist ihm fewofeB, Uai paHm le» a^fmimta Hüunos
(1606) 61* : eisen t^vofeo s^ fmvoriaar mtaetm, (MM) MF;
einem gewofen eein, in aUfuam aaaa pnptmm haaunalanttm
llBNiecH 1607; diafMSfl. RAdlkin LMT; Alcr l.Ml^ 8t«ih-
OACu 1.1018; Frisch a,«M*: Hsdknich t. ims; RoNOKAUt.
Uu «•: Frisch diet. d. pmaamg. t. M): Schwan l. 7«^;
vorübargAamd wMl mn atMa da» faraMmliabtm dmtim prdf^
»iHtnmlaarttmämmt mmgamaHä: fefea etaMm iswegea seia.
MMMR in sWfMwi utmm tantmlmtiam STmiNMACH t, leu;
gewogen ist er gegen ans haU», mmmma aat ÜU utrimafm
noatrtim Hr.orMicii i. it«; mamr wantmmU aträtkkm äia
buehungen at^f die kennaaitkmttmg dat alffaelmt bmtamU
amimo aaaa, fewofsn sein CtARTH-KANio (MM) 71*; fs-
wogen sein, fmaan, bamigno animto in aliquam aaaa. harn*-
volantia aliquem eompleeti, inelinmtiona valumtaii» ff-
pendere in aliquem KiHSCH t, UT; MATTHIAS t, Mi*:
to ba mfltetionmta, ha wall ^glaatad to ene. to fetvomr oma
Arnold* ist*: aögirmd nur /hadat Ma armHarumg data tb-
jeeta (sAetosctoi) sserleMNHif ; eiaer saebe, person fs-
wofen sein, tbra agbdUmmA k um a^gkiea, «me ^rrswiiM
RONDKAU «.«.0.
gewogen bleiben, die* kt dar amamgalaaem apeuaka <rs-
NweA« färbung mnwimami, aabrd apät, mbar kiar glaitk üi
der atUform. dar aa aniairnttmi, gabuekt: wir l»leibea
euch in gnaden fewofea, «et maaura ye« ^f tmr da-
wteneg, merctfulnaaa, reysl n^brtisii. fimamr. tontosik^iifl.
lax. t, 77ft: aknl. Albr 1. Ml*: ngfL iek fstMsibs eaeh
in gnaden gewogen, rsato «^^WÜensto ««etoe Kaamkb
(170«) l.Mi«: äknliek AosLONo: Camps m.«.; dmam wgfL
bleiben sie mir gewogen Aosluno t. eai: 8ToscBt,ati:
bleiben sie mir alüteit gewogen SttMCH t. ast ; ieii hitls
sie, mir femer gewogen so bleuten, / dseirs yet» to
Continus me gow faa«ur HlLPBRT S. 1, Mi^: bleiben sie
mir gewogen, er kann mir gewogen bleiben Ai.anacT
Lptger mdm, itt*; bleiben se mir Jewopal d. u lassen
sie mick in ruhe H. MsTBR d. ritktita Bariimar* M*.
rl die bei hold kät^/lger au ts«>st*teiidb serto'wdwf db»
prädicativa» m^ffaeUm waii autehea tat mueh für tswofsn
mehrfach mmgtmarkt, gmma im gagimamlt tu dem stand diar
belege {a. u.). aia «Mrd im twei Jarman aaraeitknat, nsAsa.*
sich einen gewogen machen, fmaara aibi mlifuem Aenesa-
lum. benntlanümm mlietgua aibi eswn'iiaw UaiNtnica
1, 1488: jenaandea sieb fswogan msebsn Aobloho t,sas:
Jemand sieh gewogen maehon Campb t. an»; sieb Jemand
gewogen maehen. to gmitt map aua'a fiwaua er fäsd w8f
Hilpert 8. i. «se*: ieb habe die lente mb fewofsn fs-
madit. studiosos mei iUaa kmbaa Stbirbach 8. lois: steh
die Soldaten mit geecbeakea gewogm machen. forf»>
holt« militum rolunlata» radimt ii Hederich i. ims: rgL
auch die auffallende ßt§um§i sich einem gewofen machen.
fmaare aibi mtifuam bmaaolum Stkinbach 8. lois: bamaao-
fewh'ssi mliat^ua aibi eameüiarr Frihch 8. 4a6*: sieb dea
Soldaten mit heeohenknngen gewogen mscbea, larysMene
militum nelwatotos rsdiaisrs SnianAca ^ Mtt; sieh bsi
der bürgersebafl fewofea maeben. toMsotsaliam ewenm
eoiOroAer« StbinBACH 8. 101«.
st) mtiribuHve warbindumgam aimd
wogene leute habe ieh an ihnen.
anassserM; as*
Maaatudiaaaa
«M« Hederich i. I4SB: dafrfe» uird die kauta
rUcmtretenda aubatsmtwarunp makryiaak varaaiakiuat: fe*
wogener. der, Jkutar, gewofeae, die. /mmbrix SnaLSii
8&88; der gewogene ... ein freand. gOaner Campb l;aa.
«T) formen^
1)) aauudmrüitkam aekaammkuufa» watarUtgt umaara/arm
nur wamig, dm ma aiA arwt ^§i gagau gawsten diweb
nmt in der ftrmd bleiben sie mir gewofMi W9m im
6451
GEWOGEN
GEWOGEN
6452
ztcangslosen spräche erfaszt wird, vgl. (s. o.) jewogen,
vgl. jewüge E. L. Fischer mda. in preusz. Samlande 108;
Lenz Eandschuhsheim mda. 28* merkt gewogen als un-
gewöhnlich an {dafür hold, grün), zu den theil 13. sp. 426
besprochenen participialformen mit a gehört auch gewagen
in der niederdeutschen fassung von Kantzows chronik;
das gleiche darf auch im Hede aus dem venusgärtlein (s. u.)
aus dem reim sagen . . . gewogen für die ursprüngliche
fassung erschlossen werden.
2)) Steigerungspartikeln, auf die schon die buchungen
hinwiesen, und die eigentliche steigerungsform sind am
adjectiv viel beobachtet:
a)) {die Maroniten) seind den Christen gar gewogen,
dargegen aber den Türken und Juden sehr feind Türckischer
vagant (14) (1683) 125; ich bin den dichtem sehr gewogen,
die mit der exposition haushalten, mich immer nicht
mehr davon wissen lassen, als zum verstände des folgen-
den auftritts erfodert wird J. v. Sonnenfels br. üb. die
Wiener Schaubühne {Wiener neudr. 7) 46;
dort hinten kommen zwei,
sie sind gar niedlich angezogen,
's ist meine nachbarin dabei ;
ich bin dem mädchen sehr gewogen.
GÖTHE (Faust I) 12, 50;
dann träum ich mir, du wärst mir recht gewogen !
auch wüsstest du, wie mir die pulse flogen,
wie du mich freund und lieber freund genannt.
Theodor KÖRNER {nachtgedanken) 2,53 Hempel;
die ehelichen kinder sind natürlichen nie recht gewogen
Arnim 5, 41; vgl. schlecht gewogen Günther 2, 192;
wie doch verfielst du,
du guter knabe,
. dem alle mädchen
so wohlgewogen,
der ihnen allen . . .
das herz entrückt,
. . . auf mich.
G. Fr. Daumer Hafls (1846) 258 ;
ähnlich (so gewogen) venusgärtlein 163; P. Fleming 1, 192;
dagegen vgl.: wer heiszt den herrn Klopstock philo-
sophiren? so gewogen bin ich ihm freilich nicht, dasz
ich ihn gern philosophiren hörte Lessing {br. die neueste
litt. betr. lll br.) S^, 262; dazu vgl. den gegensatz von un-
gewogen {s. 0.) und nicht gewogen {vgl. Opitz Arkadiah20;
A. G. Kästner 1, 208); da sie dem heimischen bewerber
nicht gewogen war P. Heyse {die talentvolle mutter)
II, 4, s. 103;
den kaiser, der vorhin uns nie gewogen war,
erbittert sie gewisz im höchsten grade.
Wieland (Oberon 9) 23, 129.
6)) er lasse sich auf die sache ein, und schweige von
den Personen, welcher von diesen der kunstrichter ge-
wogener ist . . . verlangt kein mensch von ihm zu wissen
Lessing {wie die alten) li^, 4;
nein, sagt' ich einst zu einem spielgesellen,
dem ich gewogner war, beredet mich nur nicht,
Wieland (Idris u. Zenide 3, 9) 17, 131 ;
der Superlativ ist anscheinend ganz an die adverbiale
function geknüpft: ich habe einst in Deutschland das
gelübde gethan, wenn ich mit den Siegern nach Paris
käme, den siegesbogen zu besteigen, und bitte jetzt, dasz
sie mir gewogenst die erfüllung meines gelübdes ge-
statten F.L.Jahn 1,492; unter seinen geheimen räthen
zeigte er sich denen am gewogensten, die am eifrigsten
katholisch waren L. v. Ranke d. röm. päpste2 (1836), 49;
dazu vgl. gewogentlichst s. u.
2) der neuere adjectivische gebrauch der form gewogen
beruht ganz auf der übertragenen bedeutung, adjectivische
icendungen in der sinnlichen bedeutung sind ganz selten
und zumeist jüngeren Ursprungs: wann man hundert
pfund erden in ein irrdin geschirr thete, und pflantzte
zuvor gewogene samen oder kräuter darein, so offt nach
einander, bisz man hundert pund (!) kraut darausz ge-
wachsen bekomme, und wiege die erden wider, so . . .
N. CUSANUS dialog v. waag u. gewicht (1617) 31;
ich gebe dir beides, silber und gold
wohl fünfzehn gewogene pfunde.
Heine {elementargeister) 4, 400 Elster
{das gleiche schon W. Grimm altdän. heldenlieder : fünf-
zehn gewogene pfund). in übertragenem sinne könnte das
sonst nach der bedeutung geneigt tveisende folgende auch
hierher gestellt iverden:
und schmücket euch zu dieser zeit
im hertzen mit dem hochzeit-kleid,
das in der tauffe huld gewogen
eur Jesus euch hat angezogen.
J. W. Brodtkorb Ringwalts teutsche Wahrheit 110.
deim an die Vorstellung der wage knüpfen eigene Über-
tragungen an, die iviederum dem particip im besondern
gelten :
und nun nach manchen Jahres Zwischenräumen,
zum mann gereift, gewogen und erkannt,
find' ich mich wieder unter diesen bäumen.
Grillparzer (jugenderinn. im grünen) ;
dieser prophetenblick , dieses durchschauende ehrfurcht
erregende staunen! . . . dieses stille, kräftige geben weniger,
gewogener goldworte Herder {in Lavafers physiognom.
fragm.) 9, 472; so lange dies einfache grosze gesetz aller
gegen einander gewogenen und abgezählten kräfte dauert,
stehet der weltbau fest {ideen 15, 2) 14, 214;
a) für die rangordnung zwischen den am Verhältnisse
betheiligten personen giebt der litterarische gebrauch zu
den in den buchungen oben besprochenen festsetzungen be-
m^rkenstcerthe ergänzungen und abweichungen.
cc) in der Stellung der personen ist eine rangabstufung
erkennbar.
l)) der fall, dasz die untergeordnete persönlichkeit mit
dem particip gekennzeichnet xcird, ist zwar selten, aber für
die ältere zeit doch nicht eigentlich eine ausnähme, ver-
hältniszmäszig häufig trifft dieser gebrauch ein collectivum:
sein weih . . . möchte uns sonstet allen handel verderben,
die landtschafft ist ihr wol gewogen, und möchte sich
zu ihr schlagen Heinr. Jul. v. Braunschweig {ungeratn.
söhn 4, 3) 361 Holland; dahär dan das gemeine folk dem
adel sehr gewogen ist und mit aller ehr-erbietung be-
gegnet, die ädelen auch erzeugen sich widerüm gegen
das folk sehr glimpflich. Zesen adriatische Rosemund 180
neudr.
unser regiment und die andern vier . . .
sind ihm ergeben und gewogen,
hat er uns selbst doch herangezogen.
alle hauptleut setzt' er ein,
sind alle mit leib und leben sein. ,
Schiller {Wallensteins lager) 12, 17;
vgl. auch sich an die spitze des Volkes stellen, das ja, wie
Laertes beispiel gezeigt, dem könige so ungewogen und so
leicht zu lenken ist L. Börne {dramaturg. blätter: Hamlet)
1 (1840), 392 ; vgl. dagegen : denn er Fritz von Littwach mir
allwegen gewogen und dienstlich gewesen ist Götz v.
Beruchingen lebensbeschr. n2 Bieling; von dem gesellen,
der ihm {dem söhne des herrn) nicht gewogen war 0. Lud-
wig {zw. himmel u. erde) 1, 228.
2)) die hauptzahl der belege freilich läszt die geicogen-
heit von einem höhergestellten subject ausgehen, wie na-
mentlich auch die festen Verbindungen erkennen lassen:
wie allergnädigst ihre kay. may. gegen den ständen ge-
wogen bericht von böhmischen sachen (1609) s. 9; hertz.
Otto ist den geistlichen personen wol gewogen gewesen
Bünting Braunschw. chronik 407; e gn. unterthänigst
bittend dieselbe geruhen diese offerierung mit gnädigen
äugen anzuschawn, und fürters mir und den meinigen
mit gnaden gewogen zu sein J. H. Weidner, widm. z.
3. theil von Zinckgreffs apopht. (1665) ; das hauszgesind . . .
wolte mir wohl, weil sie sahen, wie mir mein herr ge-
wogen war Grimmelshausen Simpl. 133 neudr.;
ich irrte — nein! Segest ist mir umsonst gewogen.
J. E. Schlegel (Hermann 3, 2) 1, 350;
weil ihm ohnehin der könig wegen der rebhüner, die
er meinte von ihm ' empfangen zu haben, gewogen war
br. Grimm märchen {der gestiefelte kater) 1, 152; das gleiche
Wieland 23, 129; ebenso {s. sp. 6458 gewogen bleiben) 22, 42;
Friedrich der Grosze bei Ortloff U; C. F. Meyer
Angela Borgia 169; der präsident ist mir gewogen Schil-
ler {kabale u. liebe 1, 2) 3, 363; besonders häufig wird das
adjectiv vom verhältnisz der gottheit zum menschen ge-
braucht :
ich habe Jesum angezogen
schon längst in meiner heiigen tauf;
du bist mir auch daher gewogen,
hast mich zum kind genommen auf.
'wer weisz, wie nahe mir mein ende' (1686) ;
6453
GEWOGEN
GKV. « .
6464
du baut mich ]• und Ja geliebt
und auch nach dir gttngtn,
•h ich niH'h rtwan (uU («Obt,
want du mir M-hon («womii.
l'. (iKHiiAMitr (o Jm CkrUti KbMng $. tW;
desgl. («. u) 'trhtring dich auf: vgl. Joi. Joacii. Mollkr;
vgl. auch HiHT J'arn. C. s'*; Venua und da . . . CapMo,
der jr mir bisz anlif m «llrzeit aondrrlirh mit «wr gn»d
und gunat, gewogen athatupieU engl. eomM. (tragUmimddU
I. ») 196 Creitenarh: o fortun« wie wol biatii deivienigen
gewogen, die du emehreat nhn die hoffbiai(lein KM; weil
ich {Jupiter) aber dem menachliohen geachleoht mit
sonderbarer gunat gewogen bin, und ohn daa allexeit
lieber die gute, al» eine atrenge Terfalining brauche.
CtRiMMELSirAUMKN Simpl. im tuudr. : ihr hingegen findet
an una (an Apollo u. dtn «mimm) lauter erleuchtet« und
unbeatochene rirhter, und find euch beideraeila im Üb-
rigen in allen gnaden gewofen. J. Kuhnau «iiMrtAr. ^tiaek-
aatber eap. 45 «. litt. dnJcwi. M, tot ;
allein der kriegM-r>tt war nnaerm feiad gvwogm,
■o tapfer ala ich auch die achlacht von weitaa aab,
■o half d<K*h allea niclita, der Untergang war da.
JoNBPii Ki'RZ pHnxtntn PumpMia (U'ien. nendr. t, «. tt);
vgl. auch
zttme nicht mehr, aei gntea nvtlia, und aei mir gewogen !
Cur. t. BTOLRaau (Ayamiu am iHmrier) 16. 157 ;
and Apoll belebt die atillr
eeiner th&ler, aeiner hAben.
aOase laue Ittfte webaa.
alle, denen er gewogen,
werden mächtig anguogen
und ein edler folgt dem andern.
GAtiik (dtuttcKer Pnman) 1. 1«;
zwo aind hier Menelao« der gAltinnen Jeso gewogen,
Voaa llia$ 4. 6 (17M, iflT^tH »M;
gewogen achon BOrokr *1>^; Ui Vom ItOt §9ämd«ri: will-
fahren dem hcld Menelaoa\
/O fraglich ist, irie ttrit die betitkum§m MnacAen beiden
gesehieehtem auf eine «o/rA« rangordnung hi$uUuten.
1)) die vortuganteUung. die hier im bereiekt d*a aubjet'
tea daa imMtdke ftteUeeht einnimmt, läaxt darm^ teUimatn,
daa* ea — teenifftttn» in beatimmten teit- und ■ ttäfrtnaen
ala der höher atehende theil erfaait iat.
a)) hertxgeliebter vätter, Ihr wiaaet, dasa ich bin ein
einig kind meiner eitern, dcrhalben ich euch zum
höchsten, nicht allein mit gutem willen gewogen, aon-
dcrn auch allezeit . . . gäte fUrderonf er*»igen kao.
Kirchhop \cendunmut (s, sa6) >, 5is Qwiirtoy;
t>edenck, ich war dir an gewogen,
ala keiner int und wenlen kan,
ich zeifTte dir durch wahre treu,
waa leben und was lieben aei.
J. Chr. (iCNTiiRR KPkmm «a Mtodm,
alt He ihm untre* wurde)* U6;
du liebst mich nicht, docb bin ich dir gewogen.
TiBCK (Oemot^/a [tu SietffMed]) t, M&.
b)) von mir «ag dem allerschAntiten hertzen,
eitel frewd und wonn nhn allen lu-bmertzen,
thuc ihr vor der preseniz (dem ftratent) groaa daack aagea,
frAhlich bin ich, weil ei« mir ist gewogen.
'aehwing dich nuff fretm mmtkUgaV in drei «aeML ««w«
Ueder (1639) ». vennagäriMn 163 WaUherg:
Albine war mir schlecht gewogen
and hiesz der anfang meiner aaaa].
J. Chr. OCntiirr (er erinnert Hch der rorigm seilen)* IM;
wie oin hat in der zeit die holTnung mich belntgen.
die heute mich verscbm&ht, schien gestern mir gewogen.
Vr. (rieg dm tirtxrgoltr* V t8S Samer;
und leicht gewogen hier am ort
aind mir die ros'gen schAnen,
denn jede hArt ein lieheswott
zur aither gern ertAnen.
Gkirki. (srAB«^rrl/ng) 1*, 17:
die geistreiche gräfin . . . schien mir gewogen H. Stefpens
in» tcA erlebte 5, 8 ;
kannst du mir gewogen sein?
möi-hlest du mich nicht vcrschmlhen?
o dann wOrd ich in der Treude
alMrscelig untergehen.
TiKCK (hii'ser Oktarian) 1. S9:
ebenao (». u.) Götue br. &, 85S; Th. Körner s. &8;
ich bin so glücklich schon, dasz sie mir ist gewogen
und gut, fttal ich mich zu ihr ^ raftchtig hingezogen.
Armoij> fi/tttfetmontag 81 ;
IV.
MiadM« fVrwakr U( g«t. und war dir Iwir
nenUeii fh«la ato norb aarb dir.
OOtue iBtrmamn m. ItpnOm; Uiftltäm^ M.IM:
WM BOMMii mein gnldiplM MUiWa Umm nicht allein
vor «inam aadcni wohl tavolM. MMMiara ao gar mehr
ala ienuuiden gewogen gawaaM ätr mttmtItmitH. Jmm
Rabhu ttb;
«Bd aarack ick Um. «ad aeMMl idi Ik _
■o aUM **'*J^ ii"" **■> yifc«fl ■■;
aaaa eineea anaeca weiM les iMlna nelgwig.
PtATB» (OerueOtea tttmUma 1, i) draaiar. aaeiM. «I
eine frao Ton Niethelm hatte sich ihm Ton J<
wogen gexeigt K. M^'irikk wutUr Soltam (t,
hmndbibl.): daagt. I'.HkymkII.«.!«: O.F.DaCUBII EMtWM,
%)) Ma mtsfOkrumg det wȊmidiAam /amtkittkhm im im
htnitk im »m^f$etm» tama «m aueh früh btamgl ist. triU
itm §a§tmükw dMb aktrk rurUek und Ubarteiegt mmr im
sprmÄttbrmutka OOBTHK«: mein liab, dar Ml wnkh
EO elfen glabt(l). tnuM« mir und tHMat mmIi. Mi Ma <
mit liebe gewogen adUüiy. mgL waMtf. tm; ao waia ich
doch, daaz lie mir daawagan Ibra gStifkatt aieht «atxiehen
werden; aondmi dam i» mdr VMmehr gewogen genug
aind. um mir mal— falüar *m «aMacken C C Lictt « an
OdUrt br. s. tt Ehrt (afC. Miafc dit mhUtithm baitf für
Martha: aad «Mar plrahM?
mvtliwitlif« wemmifm^^l
MWthit ; #P MSMM Hot MWOfMI.
MrpktM.: aad ate ikai aack. daa Iat dar laaf dar weH.
(Mma WttmMX) lt. l«7;
kielt:
ckiffer Ma
■iadwMkkt' Ick.
dar geraiklaa kaai
Mick- ick wieder In die kflk,
and da seh' ich abermala
mein« Icttem fein gezogen
bleibe! bteilM mir gewofea'
QÖTH8 (rfiron ii^filM sn Jlalem) 6. 17» ;
wenn du d'lle Maaa liehat. ao erinnere aie freandlich
an diese geachichten ... ich war ihr nlmlirh «ehr ge-
wogen wegen ihrer groaien ruhe und alleriiebeten klaren
recitation (an ZiUer) br. tt. 6: pgL mmek Ar. l. tM; wart«
it, 50; t^. Wieland tt, 1*4: G. Keller Ar. a, 4U.
Y) fir di$ frlaarra a«M dirr betege. dit im twhättmiaa
ron ftr$t»tm dm ^mtkm §mtUaeMim aime rmmgardmmmf
nidkt tigenÜiek irkammam Immim, §01 datk dit ran Ade-
i.UMa MA«n gtbutkt» lw>«elht«f. dmm im §mdUek^/t-
liehen verkehr die h^iehkeit^formen «iiM «aldk« «an fmU
tu fall heraietlen.
1» d*« mmatwm belegt aind für die ytiiaguilkmt, dia rana
AdAeitw fwfl» wiMfarni fuhrt, im anapruek fM naftaM«.*
gtfmi Htemtar {muberkünaüer : die gMtar b««l«<tifea
ewren guten Toraatx . . . sein euch aonat TaTorabel.
ich rerbleib« nocbmals mit meiner andarht ewer
schuldiger freund.
StulUnua: dergleichen hin ieh «aeh mit meinen dien*
sten gewogen.
•y-
braat «ad btSalgaai« aei« gawacsat
fast oka aatkaa
S. Dach (tutisa itiira) «it
grilasca sie herr M. ond sich aelkat. and wm mir ge
WOfea iat Tmom. Abrt verm, w<erkt S. (1770 ttt: wn^for
erlaoban sie den glOckwanaok aÜMa wahren hauafreunde*
sie waren mir bisher gewogaa — wenn ich es verdiene
ao halten aie femer etwa« aaf aiich IrruAXD ^rr*i« rer
«lkN< i. 10^ theatr. wmrke t, Itt: leben sie wohl and thitif
aad mir gewogen Göthe kr. i«. t». d«rw vgl, (.«. ge-
wo(«a ««ia) nirefe.a«faa<lt6: Sonnen psl« (tTtmcriiMMfr.
7) M: Lbssino «*, Itt: ii*. 4; Arnim &.4i: Scdbrmanr
hohe» lied 400: .gewogen bleiben) J. C GCnthsr* toi;
GorracHKD; Herder lt. Sit; Göthe Ar. ao. n : RCckert
11. 489; F. G. KChneSM.
t)) andere rencendurnftm greifen OAer die eeremmmUen
405
6455
GEWOGEN
GEWOGEN
6456
der die höchste Steigerung bei Fluten (*. ii.) erreicht: ich
gebe keinen poeten, antwortet' er, bin auch der ver-
lobten Personen bekanter nicht, doch, weil ich höre,
dasz ihr ihnen so gewogen seid, so will ich an meinem
theile meine glückwündschung nicht hindan setzen
P. Fleming {poet. icälder 3) l, 92 Lappenberg; dazu vgl.:
nach diesem schickte er hin, und liesz den Philanax
holen, welchem er nie gewogen gewesen Opitz übers.
V. Sidneys Arkadia (3) 520 (whom he had . . . long hated) ;
im hertzen war Despreaux dem Chapellain gewogen,
an dem er doch mit recht das reimen durchgezogen.
J. C. Günther = 462;
denn was wir auch von leuten hören,
die dichtem nicht gewogen sind.
A. G. KÄSTNER verm. sehr. 1, 208;
nach Corinthus von Athen gezogen
kam ein Jüngling, dort noch unbekannt,
einen bürger hofft' er sich gewogen;
beide väter waren gastverwandt.
GÖTHE {braut von Corinth) 1, 242;
ist ein betrüger, wer andern zu leicht gewogen?
nein, sondern er ist leicht betrogen.
F. RCCKERT (26. makame) 11, 428;
dieser liebte die musik mit leidenschaft . . . und war
dem jungen Lockmann von herzen gewogen Heinse
(Hildegard l) 5, 16; viele halten mich für einen flücht-
ling und sind mir deshalb gewogen Rosegger irald-
schulin. 108; und (sie) nahm gleichmütig die geständ-
nisse der damen entgegen, die ihr alle gewogen waren
H. Sudermann das hohe lied (2, lo) 400; beim ersten
blicke war ich dir gewogen Platen (a7i einen freund 1816)
1, 513 Redlich;
so werde mir, so zeige dich gewogen,
denn du nur fehlst dem herzen, theures wesen !
ich liebte manchen freund und ward betrogen,
doch mag die weit in diesen blättern lesen,
dasz ich dich allen andern vorgezogen.
(sonette i5) 1, 174.
b) Steuerungen im bereiclie des objectes und subjectes.
a) in das object dringen sächliche begriffe vor: während
das ältere niederdeutsche für diesen fall präpositionalver-
bindungen verwendet (hertoch Barnim heft so deger up
de closter gewagen geweset Kantzow niederdeutsche
fassung der chronik v. Pommern 76 Böhmer; und . . . mer tho
verwideringe des nigestifteden christendomes wen tho
krige gewagen 67), gliedern die neuhochdeutschen belege
auch hier im einfachen dativ an:
l)) wer war den künsten mehr als dein August gewogen?
J. U. V. König gedickte (1745) 121 ;
hiesz mit namen Barthel Regenbogen,
hat die kunst lieb, war ihr gewogen.
Wagenseil (v. d. meister-singer holdseligen kunst)
de civitate Noriherg. 506;
im wirthshaus sassen etliche vornehme buchhändler,
denen hörete ich eine weile zu, als deren handthierung
ich sonderlich gewogen Grimmelshausen loiedererst.
Simpl. 3, 618.
2)) 'o I schreit der Wanderer, zog sich ein weiter auf !
0 hemmten blitz und schlag mir pein und lebenslauf !'
schnell zeigt der donnergott dem wünsche sich gewogen.
Lessing (der wünsch zu sterben) 1', 185 ;
0 lieber Amor, sei meiner liebe gewogen.
S. Gessner (1778) 2, 38;
diesembund, den wir vollzogen,
heiige Jungfrau, sei gewogen.
Geibel (Loreley) 6, 134.
8)) 'was ist der geist der zeiten?' ... die flüchtige
mode ist seine unächte Schwester; er ist ihr nicht ge-
wogen, lernt aber auch von ihr, und hat mit ihr zu-
weilen lehrreichen umgang Herder (br. z. bef. d. hum. 15)
17, 78; der logik, als einer denk- und Vernunftkunst ist
der philolog. der die grammatik selbst so einschränkte,
nicht gewogen (kleine sehr.) 9, 432;
pusten, grobes deutsches wort!
niemand, wohl erzogen,
wird am reinanständigen ort
solchem wort gewogen.
GÖTHE invektiven: Oöthe und Pustkuchen
{Jub. ausgäbe 4, 60) ;
du bist allein der engen pflicht gewogen,
getreu dem lebenschalTenden gedanken . . .
Platkn (prolog an Oöthe) 1, 66 Redlich.
ß) im bereiche des subjects ist der eigentliche unpersön-
liche begriff von dem nur verdeckten persönlichen zu
scheiden, xvie er vorliegt in:
sein raht sprang offt mit aller treu
dem lieben vaterlande bei,
hat unser häupt an sich gezogen,
das ihm gar gnädigst war gewogen.
S. Dach (auf Hans v. Kalckstein) 921 Oesterley ;
er war verzagt und ungezogen,
doch ob er gleich zu unzeit bellt und schrie :
80 blieb ihm doch das ganze haus gewogen.
Gellert (fab. u. erz. 1 : die beiden hunde) ;
die meisten belege für den eigentlichen unpersönlichen be-
9>'^ff führen atif poetische Übertragung und personification
zurück, die aber nur selten noch rein zum ausdruck kommt:
o liebe! sag es frei, du bist mir nicht gewogen,
und hast die trawrigkeit der freude vorgezogen.
J. E. Schlegel (ged. a. d. 2. eheverbindung
eines witticers) 4, 147 ;
voriciegend ist diese grundauffassung durch die Wieder-
holung in festen Verbindungen abgeschwächt.
1)) am durchsichtigsten ist dieser thatbestand bei der
meist verbreiteten formet vom glück:
ist dir das blinde glück geneiget und gewogen,
will jeder bei dir sein an freundschaft vorgezogen.
Opitz teutsche poemata 77 neudr. ,•
die brüst war zärtlich und getreu, das glücke schien mir
auch gewogen.
J. Chr. Günther (das . . . vertheidigte frauenzimmer) '', 43.^;
das glück ist stets
dem fleisz gewogen.
Knebel übs. v. Dodsleys Chiron im Tiefurter Journal
(sehr. d. Oöthegesellsch. 7, 292);
sieh'st du, o alter held,
das glück ist dir gewogen ;
du bist nicht ausgezogen,
und stehst nun doch im feld.
Rückert (prinz Koburg) 1, 91 ;
dasz dem das glück zumeist gewogen,
der es am mindesten gehetzt.
A. V. Droste-Hülshoff 1, 254 Schücking ;
dazu vgl. die vereinzelte beziehung auf die formen, in
denen sich die gunst des Schicksals zuwendet:
mir ist's, da der stürm vorüber,
wie dem schiffersmann zu muth,
der sich vom orkan gerettet,
wenn die see sich wieder glättet,
und gewogen wird die fluth.
Platen (die tochter Kadmvs 3, 6) dramat.
nachlasz 97 Petzet;
fremd bin ich eingezogen,
fremd zieh' ich wieder aus.
der mai war mir gewogen
mit manchem blumenstrausz.
W. Müller (die winterreise : gute nacht) 111 Hatfield.
2)) auch herz und gemüth , als brennpunkte der em-
pfindungstcelt, die in einigen der oben abgegrenzten gruppen
zum ausdruck kommt, werden viel in die function des
subjects gezogen:
ach wie untreu und verlogen
ist die liebe dieser weit :
ist sie iemand wol gewogen,
währts nicht länger als sein geld.
P. Gerhardt (Jesu, allerliebster bnider)
Fischer und Tümpel 3, 419*;
alle gemüther waren ihm (Josef) gewogen Zesen Asse-
nat (1672) 193;
ich zweifelte, da ich gespielt den kalten,
ob ein gemüt mir noch gewogen werde?
Platen (.<7ase?en 38) 1, 136 Redlich;
ich bin ein söhn
desz, der den thron
desz himmels aufgezogen.
ob er gleich schlägt
und creutz auflegt,
bleibt doch sein hertz gewogen.
P. Gerhardt (ich hab in gottes hertz und sinn)
Fischer u. Tümpel 3, 314«';
du kleiner ort, wo ich das erste licht gesogen . . .
sei immerhin unscheinbar, unbekannt,
mein hertz bleibt ewig doch vor allen dir gewogen,
Wieland (Oberon 4, 22) 22, 155;
seht mir nur ab, wie man vor leute tritt,
ich komme lustig angezogen,
so ist mir jedes herz gewogen,
ich lache, jeder lacht mit mir.
GÖTHE (paralip. z. schülerscene im Faust)
14, 289 Weimar;
6457
GEWOGEN
GEWOGEN
6406
prinz Kart, du (heurar h«lil,
mein henc Ut lilr («wut«!):
siehnt du ni*-ht mabr tu f«l4,
wie da XU feld (•«•(•n?
HCCNKKT (pHiu Jr«rl)t,M:
iliiiu vgl. die gam mrtiHttlttH /älU. in d*H»m äMitka
ufwtrarta beobaehiet aindi
nun bin iih fmi. In da» 1^ «Mit OMkr frti,
ini fall mir nur dein maad gwwoftii Mi.
H. V. HurrMANNMWAi.OAU «. SmtUrtk» mwmä.
r. 9eH. t, %\»;
ab«r (las worl tufpnil. «ulohea ich etlichemal «UMpraeh,
war die betchwHrutig, durch welche ich ihren tarn be-
•Unfligte, und ihr nllo aufmrrknauikeil gah. die ich
nOthig hatte, um mir ihre eitelkeit gewogen zu machen
S. V. La Rociik frl. v. Sternhrim (t) I« Riddrrhqff.
gütu vereintdt eraeheint diu /olgendt :
viele lieb' hab' ich «riebet.
wenn ich heb«loa geetrel>et:
und verdrieezliohea erworben,
wenn ich faat fBr lieb' geelorbea.
■u du ee saaaamMngeMceii,
bleibet saldo dir gawogea.
UÖTiii (»prttkwörVkk 06.-a«t«g. «, tf).
c) bevonugtt formen tyntmkÜMktr vtrbindmn§tn:
«) rharakterüitütrh trtUn mek, jt nmek itr rmm§ordmung
:iri.schrn den triit/rin dm au^jtd» un4 O^^Mte, di$ 9yn-
■ I' tischen verbimiuntjen «Mi hMU%thm§t\m-wmndhn jwfeii-
i"-r: iftgen («. o.) gewogen und dienatUch «ein GÖTX
Bkhi.iciiinukn leben*be»fkr. b»\ ergeben und gewogen
Min Sciiii.i.KH K. 17; vgl.: denen du zu deiner zeit mit
kiiiMerlichen gnaden ho wohl gewogen und so geneigt
gewest bist, dasz . . . Ghimmeuhiiauibn {vtrktkrit tcdt t)
irieiiereratand. Simpl. 8. IM. ind^artni t» äimmr riektung
erackein^n: die wahrhalTtige galanteri« bestehe ... in
einer absonderlichen cDUverxntinn de l'air galant, aU
wenn es eine verborgene natürliche eigenschain wäre,
durch welche nian . . ge/.wungen würde, einem mennchen
piinstig und gewogen zu sein Ciia. Tiiomasiuk v. nach-
(I Innung d. Front. 11 Sauer;
dasz itirh Almansari*
der acb&nen Schwimmerin gar freundlich und gewogen
iMwieaen hat, und ihr vi<-l «chOnea vorgelogen.
WiKij^ND ((Mtertm 10, M) 13, IM.
ul.s contrtutverbindung vgl.:
o wie so selig lebt der mensch zur Jeden frist,
dem gott gewogen u. dem sathan neidig ist.
Rl*» parm. 68*;
/9) ungttc6hnlirh brtU enttciekelt ül die yrädieatiee
fttneUon dea adjrcliva, und in ihr nimmt
t)) die Verbindung mit dem verbum aubatantivum treit-
iiiia den meisten räum ein, tcie »ich »rhon im bisherigen
zeigte:
a)) tibenriegend wird daa adjeetiv attf eine dritte peraon
be:ofjri>. doch sind auch für die redenden und für die
a Hl/Hl ilil, /H'r.Hon xahlreidte — »Min theil bemerkeneurrtk«
J'vinun auaijebildet.
schreie, tolle weit, m aei
mir gott nicht gewogen,
ea ist lauter lAuncherei
und im erunii rrl<>Ken.
w&re irntt mir gram und feind
wUrd Pf moine f«b«<n.
die «ein piir<<n wonien »eind.
wohl behalten bat>en.
[>. (iEHiiAHi>T (aehwimg dteM 0«^) SbtUmg $. IM
,l>ei Jon. Joacii. Moi.i.rr: es sei gott den mensehen
nicht gewogen); die gleiche ßlgung {a. o.) OPITX Arkadim
.'>s: deutaehe poem. 7»; Götz v. Bkrlichinokn lebena-
l>r.iehr. M; venuagürtiei» 163; J. L. Wkionkr *m Zinekgr^;
Hkinr. JuL. V. BRAUN8CiiWEio96l: BCntino Bruunaehtr.
chron.vyi; Kantzow 76; 7.KSF.S adriat. Roa.iw; AsSRNAT
isw; Rist pamaas.: Hoffmannswai-daü «. M8: Jan
Rebhu 135; GRlMMKt.8iiAUSKN tciedererat. Simpl. i, 198;
Thomasius U; Waoknseii. fl06; J. C. GCnthrrV IW: MI:
J. V. KüNloiSt; Jos. Kl'RZ i^M'iener neudr.i> «3; Th. Abbt
r.. 3, 18; J. E. ScHLECKL l. 3ftO; Uz «8»; Kästner 1. M»:
Mkinse 6, 16; Wieland 28. 1S9: Herder 9. 4S>: i>. 78;
Voss Iliaa ♦, 6; Göthe 18. 80; «, S6&; — 14. 888 ir«»Mir.
."^CHILLBR 8, 863; 18, 17; briider Grimm märt^en, 1, IM;
.\hhoi.t\ Pfingstmontag Si; BÖRNE 1.399: RCcKERX 1, 88:
1, 91; 11, 428; W. MCller iii; H. Steffens ö, 8; 0. Lud-
will I, tm: MAüiKKtM: Dacmkii H^flemM; Obibbl i*. i7:
1*. Hktrc 9, «. 108; ROMIUIOBII temldaehtdm. 108; H. SuDBR
MANN hohes lud «00.
h)) saf mir, wie du dich befindest, und daas du mir
f8«0f8a bist OAthb *r. *. 8M: die gieieha fugung in der
mnnie M. 89: demgl. rnhon pAUt PLaniNo t. m; 8. Dach
818; PaUI. UbRHAIIOT 80»; Inrehentied 'teer wrieg'; Mktm-
ap. en§t. emtM. 808; (fNiMilKi,«HAt'kKN ü^ies^. 881; OtM*
NBR 9. 88; J. K. 8cltl.K<)Bt. «. UT, C V. »TOL«8lia M, W?:
lrri.AND 8. 188; Th. Körnbh t, AB; Tibck i. ai: Pi^^tsn
1. 88; GbiBBL«, im.
e)) tur fOgumg im der I. ptrmm tff.; KincHHOf «mm^
unmut 8. M8: eekmuap. emgl. etmti. tOB. 888; Orimmblu-
HAUBBN Simpl. 80B; Tibck t. tat: Pi-atcn i. ms.
9)) nur MmfU(/< n'iMf mriaHmm» wie einem fewofra
werden (Platbn i. iib: «ff. mmek urnlm Wiruu «, «■ IT.
u. a.) «biMB |0wo(en schda«! (QCimiBll* «M: Götmb,
Faust: Platbn nmeht. 4t) htohtuAteL rfafy iti He eer-
bimdung gewofen bleiben rielfmA kemugi, deren mit
teieUung im der nrnrnfeltetm efrmtke eehon hei dem
NNfm geetrtift wmrde (*. •.): §ytm: die wir. In
erwariung wie auch sonsten Jea«r seit «Mb od
guten atadt mit kAniglicher hold» «
gewogen verbleiben Prirdnicm ier Ormm «n Omlmr
178ft bei Ortioff 84; rgt. anderrraeiie: . . . stieas mit dem
fusze aus, ala sucht' er ihn bo treffen, ond «en-
dete sieb kurrend abaeita. 'lompenhoad ! kann mir drei
mal — gewogen bleiben! laast den kerl laufen! ond
die donna auchl . . .' F. G. KOhnb d. fnimmmrer (8. 11)
(I8U) 8M; er kann mir gewogen bleiben, aoeh: er kann
mir geaand bleiben FniK«:HBIKR preuex. epriehte.* a. 80
(no. 1885); 'du kannat mir gewogen bleiben', ironiaekfür
'du hast meinem vertrauen Bteht «ntsproehMi' : hmt mttek
den ainn von 'kOaz mir dea BllBabegBa' WaMDBR 1. 1877.
die anred^orwt, von der dimt eiUtnddmti^ mhemift, ühtr-
teiegt auek tw UMrrBrieekeii g^rmmdk:
•)) eil' da aofa baar iiiHnigan,
was leb dir hier vnn wnrt tn wnrt gvMt,
iat Mae wiederkanft uninilMbarvc lod!
wir bleibe« •kfifsw ia gaadm dir mwi>aa
der kaiaer apraci's wmi ednrleg. auaia wie eaB
s« aatbo war, ist aolUoa m iaarbraftan.
ela Jeder aab. daae so gswagan bMk
nidit baaaar ala ala laiaaartBall aal.
WiBLANt» (Olerea l. 88) 89. «;
dieser (MImI8NMI8) bapalR nicht; indessen war er ein
billiger mann, and blieb Christo von diesem gesprtcb an
gewogen Herder (ekriatt. aehr.^ i». sia: auch die regen-
Un . . . l>lieb ihm aus klugheit und unbewuaster arhiong
einer Tervandten anläge gleieberweiae gewogen C F. Mbtbr
Anfale Bergim 189.
h)) dein mhm baat dir elHe»^ofaB.
bleib nar aasen» weaaak ftaMfaB.
J. Clin. GC>-Ttiia (e^/«a8|^. Pleihtif mii
lebe wohl, geneigter leser. und bleibe aeiMB (dae ear^
fmeeera) bemObungen femer gewogen CtorracHBO emr.
tue netM» eif/t. der rem. tmdl. ,17»': werfen sie sie
(Nseine lieder) ina feoer. und aeben aie die gedruckten
gar niobt an: nur bleiben sie mir gewogen (*<VriiK laa
Friederike (kmer 1789^ kr. i. 901 : empfehlen aie mich dem
herm bruder aufa beate und bleiben sie mir in freund-
lichkeit gewogen an. lo: leben aie recht froh und ge-
sund . . . und bleiben sie stets gewogen ihrem Keller
Gottfried Kri.i.er (an M. r. PrieA mm) t. «u Bäekteld.
leb Ma hier t\t bau*
agal vsaiss. «n da «illcl lüaaaa:
■iaai di« aniwort in ba«sch «ad bagea
and bleib nur gewegaa!
F. Rr< Ksar (38. wataair) 11. «• egf. 0<yniB 8. 181.
s der ptreHmlitk* datir. der hei der rerhimdmmg mal
rerhia immmtmUmmg iat, wird rerrimmU mhfmtrei/t:
draai sind wir n ■ aaaa.
TicktM vaier-laad !
Chr. r.f vntBa (e^^ gkkmetdmUfWS.
die gleiche ftigumg («. e.'k $. Dach BU; P. Obrharot e.
Fieeher m. Tütmpel 8. 814*; dasff.:
0<iTM8 (der
9 >hf >■ iHpeaar gth. r. mum) 4, 48.
406«
6459
GEWOGEN
GEWOGEN-GEWOGENHEIT
6460
4)) Wendungen, die dus subject der Zuneigung im be-
treffenden satze als object einführen, sind nicht selten:
. . . und sprach so adelich,
und schien so ganz der mann,
der helfen kann,
dasz sie beim ersten anblick sich
ihm gleich gewogen fand.
Wieland (des mauUhiers zäum) 18, 324;
dazu vgl. (s. o.) sich als gewogen beweisen Wieland 23,
194; — zeigen Lessing 1^ 185; Mörike (s.ti. «p. 6454) u.a.,
behalte mir dein herz gewogen.
GöTHE, mitschuldige
(einactige fassitng von 1769 verg 128) Doli 232 ;
vgl. einen einem gewogen machen Grimmelshausen
Simpl. sehr. 4, 56; S. v. La Roche Frl. v. Sternheim 162;
einen gewogen wollen Grillparzer 8*, 32; — hoffen
GÖTHE 1, 242.
y) die attributiven verbindtmgen haben sich erst im
netieren gebrauch entwickelt, meist im anschlusz an die oben
belegten prädicativen Verbindungen, nur im poetischen stil
greifen sie über diesen rahmen hinaus.
«) am engsten bleiben in diesen grenzen die Verbin-
dungen mit persönlichem Substantiv:
l)) der überwundne fiel, zu stets erneutem spott,
der Sieger, wie er prangt, preis't den gewognen gott.
GÖTiiE {Famt II, 4) 41, 288;
und wenn ihr an den hof kommt, so seid doch mein
gewogner herr mit einem günstigen bericht {good lord)
Schlegel Shakespeare {Heinrich IV. 2, 4, 3) 2, 82 Brandl;
der Schäfer trug die post . . .
zu seiner ihm gewognen Schäferin.
J. V. König gedickte (1745) 44;
bei später abendzeit . . . ward ich bei diesem, mir früher
nicht ungewogenen, bedeutenden manne (dem marquis
Luchesini) eingelassen Göthe {campagne in Frkrch.) 30,
175; ich bleibe nach wie vor sein vielgewogner freund
Spindler der vogelhändler von Imst 3, 327; der gewogene
leser Butschky Pathmos {167"/) i*' (einführung); ich möchte
den meisterwerken unserer dichtung gewogene leser ver-
schaffen Gervinus gesch. d. dtschen dichtung i*, 13; dasz
der nicht sonderlich gewogene kritiker zu ehren unseres
dichters dennoch günstige Zeugnisse abzulegen genöthigt
ist Göthe (neueste ital. lit.: graf Carmugnola noch ein-
mal) 38, 286.
2)) dasz euch im träum ein wohlgewogner geist
die künft'ge königin von euerm herzen weist,
das hat er gut gemacht.
Wieland (Oberen 4, 13) 22, 149 ;
dazu vgl. den geist, den neuerung gewogenen Lohman
3, 290 s. Sanders erg. wb. 599».
ß) weitere kreise ziehen die Verbindungen mit unpersön-
lichen trägem.
1)) gegen: aber wenn der himmel, der mir jetzt hoff-
nung und vertrauen zulächelt, mich jemahls wieder zu
meinem gemahl bringt, und ein gewogneres geschick
über uns aufgehen heiszt. Wieland (Araspes u. Panthea
2, 4) 16, 270;
unter die menge greift er mit eigenwillen, und welches
haupt ihm gefället, um das flicht er mit liebender band
letzt den lorbeer und jetzt die herrschaftgebende binde.
Krönte doch selber den gott nur das gewogene glück.
Schiller (das glück) 11, 270;
vgl. schon:
die rege freude nahm so gleich ihr zitterndes geäder ein,
und ihre späten abend-stunden erleuchtet ein gewogner
schein (one bright gleam).
Brockes Thomsons Jahreszeiten 313 ;
ihn laden überall gewogne schatten ein;
hier binden zefym ihn mit einer rosenkette . . .
Wieland (Idris u. Zenide 5, 12) 17, 247 ;
indessen weht
gewogner wind vom land ins meer. die schaar
beginnt, geordnet, itzt die reis'.
Ewald v. Kleist (der kranich) 125;
ich will es alles kund thun und verspreche
euch stille see, gewognen wind und segel
so rasch, dasz ihr die königliche flotte
weit weg erreichen sollt.
ScHi.EOEL Shakespeare (stürm 5, 1) 10, 377 Brandl
(ausapicious gales, glückliche winde Wieland) ;
indesz verfolgt mit stets gewognem winde
der treue Scherasmin den aiibefohlnen lauf.
Wieland (Oberon 9, 6) 23, 128.
vgl. geneigte w^inde s. o., vgl. bei favorablem winde
Schnabel insel Fehenburg l, 252;
daher nach gepflogener berathschlagung
und auf buchaufschlagung
und gewogner zeichen-befragung,
nahm ich zu meinem reisegefährten ein herz ohne gram.
RüCKERT (makamen 25) 11, 413;
ein stetes hoffen und ein süsz erinnern,
von qualm und sorgen freigemachte stirne,
gewognes leuchten oberer gestirne,
gott über dir und gott in deinem Innern :
willst du noch mehr? willst du noch vollere garben?
Immermann gedichte VI (uerke 11 s. 251).
2)) versichere ich denselben meines iderzeit gewogenen
willens S. v. Butschky ericeit. hochdeutsche kanzellei 2,361.
a)) kein volck ist so wild, das die kunst nicht mit
gewogener Verwunderung angaffe, wenn es gleich die-
selbe nicht allerdings versteht S. v. Butschky Path-
mos 96; fürstl. gn. sothanem vorhaben gnädig gewogene
meinung Sghottel widmung zur zweiten auß. seiner
Sprachkunst (an den herzog v. Braunschw.) 1651 ; ich kann
nicht beschreiben, mit welchem freudigen stolze ich auf
das zeichen des gewogenen andenkens von einem der
vortrefflichsten unseres Volkes hinblicke Bürger an
F. L. V. Stolberg bei Strodtman 3, 176; das thätige zeugnisz
ihres fortwährenden gewogenen andenkens . . . bestätigt
auch glauben und hoffnung für die zukunft Göthe (an
Schreibers) br. 36, 268; ew. hochwohlgeboren an mich er-
lasznes gewogenes schreiben kam eben zur zeit an br.
15, 221; nunmehr erhalt ich durch die aufführung von
Faust und die demselben vorgeschickten gewogenen worte
die angenehmste Versicherung (an Tieck) br. 46, 81.
b)) die handlung der gewognen triebe
trassiert auf Gott. Stoppe Parnasz 351 ;
aber ich selbst will ehr' und gewogene liebe der menschen
vorziehn allem gewühle der ross' und der trabenden mäuler.
J. H. Voss Theokrit (16, 66) 153 (x«i äv&ijdiTtwv
(püötrjta TtuXlwv ijuiorwv).
bald auch schmeichelt' er einer vom schwärm der
dienenden mägde,
um gewogene huld mit ängstlicher stimme sie bittend.
übers, d. Ovid (Pomona) 2, 364 (nee sibi dura foret) ;
so sizen wir dann noch einmal hier, noch einmal ge-
krönt, und wie ich hoffe, mit gewogenen äugen an-
gesehen Wieland (könig Johann 4, 2) 3, 409 (tvith cheer-
ful eyes, mit freud'gen äugen Schlegel); und musterte
den blonden begleiter ihrer herrin mit einem nicht
allzu gewogenen blick ihrer kleinen kalmückischen äugen
P. Heyse (das glück v. Rothenburg) 2, 10, 116; der her-
zog, angenehmer berührt durch die hinreiszende wärme
des redenden als durch die stark aufgetragene Schmei-
chelei, die der herzogin ein gewogenes lächeln entlockt
hatte C. F. Meyer Jürg Jenatsch 121 ;
nun gute nacht ! das spiel zu enden,
begrüszt uns mit gewognen bänden, (give
me your hands, if we he friends).
A. W. Schlegel Shakespeare (sommern achtstraum 5, 1)
7, 346 Brandl;
vgl. geneigte band, obren u. a.
6) wenig belegt ist die substantivirung des adjectivs,
doch lassen die spärlichen Zeugnisse — in Übereinstim-
mung mit den buchungen — einen thatsächlich verbrei-
teteren gebrauch erschlieszen, der der iieuesten spräche aller-
dings abgestorben ist: bringe alles schönstens zur Ordnung,
besuche August in Heidelberg, dancke seinen freunden
und gewogenen und kehre über Würzburg und Bamberg
zurück Göthe (an Christiane 1808) br. 20, 188;
hinweg hebt alle das antlitz,
wer ein gewogener ist ! und das haupt der Gorgo entblöszt' er.
Voss übers, v. Ovid verwandl. (Perseus 854,
vultas avertite vestros, siqtiis amicus adest!)
GEWOGENHEIT,'/., vom vorhergehenden adjectiv als
nomen actionis abgeleitet und nur mit dem jüngeren vocal
bezeugt (keine belege für gewegenheit).
l) Statistik.
a) das älteste zeugnisz entstammt der kanzleisprache,
führt aber das fem. in einer Verwendung ein, die das
subst. vom adjectiv sonst sticht übernom,men hat, nämlich
mit abstractem object (s. u.) : angesehen wir unserer herr-
schaften und oberen . . . meinung verhoffentlich derge-
stalt dargethan, dasz e. k. m. in derselben gewogenheit
zu den gemeinen Sachen und beförderung dieses reichs-
6461
GEWOGENHEIT
GEWOGENHEIT
tagen keinen zweiffei zu »etzen eingabt der etmngei. wiändt
KefffHuhitr/j ifltS «. Londorp l, iw* (tMI). den näfktUm
anhaltjfpunkt tjiehl drei jähre epäter eint bnekung i gewogen-
heit, /uiu'ittunK IfKNiMcii i«ie. der rtftrt f^Mtutk de»
Jnn. scheint aber erat mit dem tireiten drittel de» 17. jahrh.
einitmetzen , %eo ea dem reremoniellen tuge dt» adjeetir»
namentlich in den tridmungaaehr\fUn bei AluCHT, S<:iI0T-
TKi., MoMciiKHOMCii 14. a. rtcknunf träft, mber muek theo»
von dem emufindungagehalt verräik, itr dm» mi^ßtetiv belebt.
der Höhepunkt de» gebrtmdi»» /MU in dm» O. Jahrb.. teäk-
rend da» iO.. da» dem ud^teHv mt »crf$mtm» J^tf» widmet,
da» «nbatantiv ijant vtirkümimem lä»tt. btm»rk»$i»te»Hk i»t,
mit irelrher Zähigkeit GAthk durdk mlU ittmätungtn »eine»
hriefatila hindurch um fem. feathäU. trähmd t» ScHII.I.KH
nach anßinijlirher Itevortugung auch in den briefen raatk
abatreift.
b) die buchungen, die eine riemlieh liickenloae Überlie-
ferung feathalten, laeeen namentlich die bedeututtgtrer-
wandten hervortreten, die beim »mbtlamtiv »ateohl in der
deuteehen irie in den fremd»n »pmeh»n noeh grb»a»rt
mannigfiUUgkeit neigen al» beim adjeetir.
ä) gewogenheit ntbtn geneigtheit unter d»n derivat-
nomin^u» bei Sciiottki. hauptatilek Mb.
1)) gewogenheit, favor, gratia, bentfolentia . »tudium.
i'olunta» Stiklkr t6t8; benevolentia , gratia, atudium
Strinbacm s, 1014: gratia, b»n»»ol»ntia Kirsch «. ias*:
Mattiiiak », IHK*; gratia, atudium Hkubrich 1. UV:
benet-olentia GaktiiK<^nio 77''; Fhimch «. 465^
a)) favor. voluntaa. »tttdium, gunit, gewogenheit, ge-
neigter Wille Hkyiikr >, a&M; benevolentia . gunat, ge-
wogenheit KöNii) is7'>; Hkdbrich l. US«; gewogenheit,
favor. benevolentia. gratia, ». gunat Ai.kr l. Ml*: favor.
benevoltntia, novo, aed legitime facta a motu animi Wäch-
ter 688.
8)) gewogenheit, t^fftetion. inelination, bienvueiUanee.
favtiir. affectua, inclinatio, propeneio, et benevolentia DURZ
Isgi^Cteei); inelinatione, affettione, affetio, fmoore, benevo-
lenia Khamkr i^itoü': i, mi<; propention» , ufeatione ...
KÄni.KiN 1, SHM; afeetion, inelination, fmveur, bienveil-
lanee. bonnea gracea Konueau S. Ua 4*; die gnnst, la
favettr. bieni'eillanre. lea bonne» graet», Ve^ffeetion, ineli-
nation. amitii Schwan 1,>748^: affttUon, inelination.
der obern gegen geringere, biettv^llanee , favtur, graee
Frisch diet. d. pa»». s, aso; gewogenheit, wohlgewogen-
heit, gunst, gnade, affeetion. merrtfulneaa. eltmemtf, fmvour.
friendly inelination. good will, humanitg. kindne»», teut»eh-
engl. lex. >, 775 f. äknlieh {mit einaehränkung der agnongma)
ArnoliA 4»7'>; Hli.PKRT<. 1. 4M*>; datu vgl. gewogenheit,
gewegentheit, toogenegenhcit Kramkr S (1719) »7^
4)) die gpwogenheit. plur. inuait. (vgl. dazu »p. MM\
die liebe zu einer pcr«on um ihres guten verhalten«
willen, und in weiterer bcdeutung jede liebe zu einem
geringeren Ai>Ki.t'Ni) s, 668; die gewogenheit, die empfin-
dung und Kuszerung des Wohlwollens and der liebe
gegen andere CAMPKt, 989*.
ß) unter den Verbindungen tetrden haupt»tehli€h »oUhe
mit ^'erhis gebucM. die das fem. im objeet ttigen, trie die»
auch im litterar. gebrauch hervortritt, weniger atimmeu
mit dictem die vereinzelten lej-ikographen Hberrin. die Ver-
bindungen mit notninibii.H anmerken:
1)) eine sonderbare pewojtcnheit, aingtdari» benevo-
lentia Steinuach 2, tou: Hkorrich i, 14W; gute ge-
wogenheit, bona benevolentia Hkdkrich 1, 14S8; treue
(^(/c/ia), beständige, feste [Ji>-mia»ima^ ebenda; tiett {perpe
iua), beharrliche \;«rmj>i7erNa) — u»: angenehme (fr«to\
wunderbare (mirabili»), ausnehmende {prmoetmn»), an-
glaubliche, sehr grosze gegen einen {inrredibili») — I4n:
gröszte {nuKrima), htSohstc {atimma) 14W: missige (tnWi-
ocri»), gleiche {par^ 1488; Tollkommen erkannte gewogen-
heit {per»peetia»ima) 14W; dazu vgl. die compoaitioMen mit
»ttbetantiven. pronominibua und pra^/ixrn bei Stirlkr:
liebesgewogenheit, amor. amorLs affectua S&S8: ungewogen-
heit, odium . . . misgowogenheit ebenda . selbstgewogenheil.
philautia, rtWM>r*i*i, ebenda: dagegen vgl. gewogenheit gegen
einander, benevolentia mutua Hkdkricii i. tiäs, u.o.».u.
>)) unter den angemerkten t-erbal Verbindungen Hbertriegt
die form, die für daa nomen actionia ein andere» »ubjeet
fordert ala für da» aatzgan»».
a)) ich empfehle mleh eurer gewofMiheit, io mi rme-
eommando nella {atla) mm Ammm grmiia . ... je au reeomt-
mande ä 90» AeniMt fraes». i votn ^JfMiom RAolsim
t. Ml*: di§ gltitk» Jkvmd Adcluiio; leb ««pMito al«h
ihrer ferneren fevofealMU und fr— deehRlt SroacH
t, tax : ich bitte am Ihre feraer* fevofHÜMll, »mmn»$-
moi Ihonneur d» 90» htnnt» grmtm ftmwAlf I, V0; idi
bitte um ihre fewofMbett Ciuirs t, Mi*: ecbeakMi
sie mir ihre tewofenhdt tbtntlm: ä»»fL HiiMiitT t, i.
4«s*; seine hofhanf auf einee fewotwüidt ftfM lidi
setzen, hah»r» »p»m in aliet^fu» fmr»p»eH»»imm WMSie>
Untim »rgm »» Hrukhicm l. 14M; dah gewogenheit er-
werben, bommeoUntiom »ibi umoBimr» Stkinhach t. IM«:
•taMt lewofMibelt erwerben, wiiaflto'e mUettim isiiwe
IsniJMn Frisch t. tul^i p>wopiiihelt dob mmMms, n
wefe brtafm. erwerben, ad i$n»Ml»mUam mimmm alt
rnju» aMimo, mmoUiart Hrobrich f. UM; fevofenhnt
zu wege brlBfen Prisch t. *U^; fewofMÜieK ta erUogen
soeben. b»nt^ol»ittiam amtupari ftniiNBACR t, MM: 4siff.
Hrorrich 1, I4M: lewoffeiÜMK errefen, TerfrSnem
ebenda ; elnee gew. erkennen, daagt. gewogenbeH erhalten.
beneroUntiam oaüiger» Strinbarh t. tM4: dnreh wohl-
t baten gewogenheit erhalten, benefieii» benooolentiam
eapere Stkinbach t, 1014; Hedkrich 1. I4M (erlnafen):
Campr t. am$: gewogenheit erfahren, beneroünüam er-
periri Hkdrrich 1. 14M.
b)) gewogenheit einem beweisen. b»m»»ol»ntiam alirui
praealare Frisch t. 4U*: gewogeiÜMtt feflen einen be-
zeugen. beneroUntiam alieiii deetmrmr» HbobhicU 1. 149 ;
gewogenheit tragen, benerotentiam hab»r», praattmi aNemi
tbtnda; gewogenheit gegen einen fahren lew. Isttir«
d»»gl.; die im \S. jahrh. am meisten rerlmMs /tratet
die gewogenheit haben i»t fa»t nur in —nrfimfiii am-
gemerkt, die »ieh litt»rari»eh nicht beUgen fasere, vgl.
wegen der gewogenheil, so ich zu dir hab, pro eolmmtate.
aniwto. »tudio in te «mo Urmisch IMt; gewogenheit
gegen jemanden haben, empfinden Adrlumo % §m f»g»n:
wollten sie nicht die gewogenheit haben, mir za sagen.
icould not you hare the kindne»» to tetl mte HiLPRRT II, I
a. 466*>.
S) die Verwendungen und Verbindungen de» litterariothen
gebrauche» halten »ich tum teil in den tinirn. die reii
den buehunftm fsssfsii »ittd. vor allem behält die bei
Adki-uwo f^/brdert» autothlimtung deeplural» that»äehlieh
at*ch im gebrauch recht, ein» atunakat» i»t nttr am» der
ülteaten zeit beobachtet:
Vsoas holder bUck
des JepMacs gewugeiiksileii.
dis de schon Uapt vefdleot.
C. Gavriiive
potLwmdtr t.SM.
•Ml gegrnaatt tu den btiAunfen, die mt^f di» »kllmmf da»
aubatanttva zum adjtttim. omt dtok et rtjefwirf igt, miekl
näher eingingen, teird di»»» ßbr wiesr« dmrokOtiaf dem
in betraeht, di» »iek mi» dar »or»eki»d»nh»it der
tieehen kategori» srfete» iiad rfiV auch durch die in den
wärterbtichern anfimtrkhu rerbitulungen kemmtiieh werden.
beachtenaicrrt i*t an der jüngeren entwieiklmmf dt» »uk-
.itantiv» in mancher rithtumg eine griri»»» f»bmmd»mh»U
mkL
•> da» »Hi»tttntir nimmt ttnsn
entwiektunf de» adjerttva zum mm»fam§l/n
a) am i»t da» aubatantir reu
der kermbla*»ung dem Mkerm mos nMem»
d*m siifcsMiih'esiifs|wee>iiiifiii tu geneigt „geneigtheit.
neigonf. RoneigaBg) da» rM äUere gnade vdie sonne
geht xa gnaden = neigt sicth\ /Ur d»m hi§rif der ti'feix
heit de» niederen gegen den hthtrtn ioi da» /bei. nsdhl
beobaehM.
l)) »Ut dem begr^fe der ktvaUamung de» hiktvtn »mm
niederen i»t das fem.
a^> in den tr»dmung*»thri/trn achon de» l'. Jahrhundert»
reichlich vertreten: mit freundlicher bitte, solche meine
arbeit groezgOnstig anff- und an-zanehmen. und mich
in bisshero TerspQrter hohen gewogenheit zu behalten
Hbinr. Albbrt Widmung de» b. tkeä» der arien «n die»
6463
GEWOGENHEIT
GEWOGENHEIT
6464
edlen . . herrn S. Scharff (1642) neudruck s. 146; e. f. durchl.
. . . haben dero gewogenheit, beförderung und geneigte
handbietung . . . dieser herrlichen spräche dargebohten
ScHOTTEL eml. z. arbeit v. d. teutschen haubtsprache b2;
dazu vgl. (s. u.) friedenssieg (1642) neudruck s. 7 ; vgl. auch
C. KORMART tvidtn. d. Polyeucte; in gehorsamlicher Zu-
versicht, e. g. sich dieses alles wohl belieben lassen,
und mich zu bestendiger gewogenheit so fürterhin genä-
dig werden empfohlen haben Moscherosch vorr. zu
Wimpfeling's Teutschland (1648) ; desgl. (*. ti.) br. an den
fürsten von Anhalt (1646); vgl. auch (s. tt.) Münnich
relatio physica med.; Butsghky ertv. hochd. kanzelley
2, 360; und diese churfürstliche biszhero gepflogene hohe
genad und vätterliche gewogenheit ... gegen uns fort-
zusetzen J. W. Weidner {der söhn) toidmtmg z. 4 — 5 theil
V. Zinckgreffs apophtegm. (1665) ; und auch hier gaben diesel-
ben (etv. hochivohlgeb. excell.) fast tägliche proben, sowohl
von dero zu groszen dingen gebohrnem geiste, als von
dero dauerhafter gewogenheit gegen ihren diener Gott-
sched handlexicon . . . (1760) Zuschrift; dazu vgl. aus
dem briefstil der classischen zeit: behalten mir ew. ex-
cellenz dero gewogenheit Göthe {an Dalberg) br. 4,47;
desgl. 4,1.52; 2,223; {s. u) 14,158; 32,183; u. a. {vgl. die
bi-iefe an gleichgestellte); hören sie nicht auf, theuriste
frau pathin! mir und denen meinigen fernerhin dero
gewogenheit zu schenken Schiller {an frau Stall 21. 4.
1772) br. 1, 1; desgl. 1, 15; 1, 56.
b)) andere entsprechende Zeugnisse, die über diesen engsten
bereich der beziehungen eines höhergestellten adressaten
zum niedergestellten brief sehr eiber hinausgreifen, führen
weiter in das 19. jahrh. hinein : und sonsten bei allen be-
gebenheiten dero {des herzogs) gnädige gewogenheit gegen
e. gestrengen jederzeit . . verspüren lassen Tscherning
widm. an M. A. v. Löwenstern (1642); es sind bereits
etliche . . jähre verflossen, als ich zum erstenmal die
sonderbare gewogenheit, womit mein hochgeehrter herr
meiner wenigen person für vielen anderen sich zuge-
than erwiesen, klärlich verspühret J. Rist friedejauch-
zende Teutschland {Nürnberg 1673) vorrede; der hofmann
suchet seine ehre in seines fürsten gnad und gewogen-
heit Harsdoerffer frauenzimmer-gesprächspiele 7, 410;
vgl. auch {s. u.) Gellert an G. C. Lucius s. 187; er
muszte sich seiner {des vaters) gewogenheit versichern
Lessing {der misogyn l, 7) 23, 19; nimm noch dazu die
geheimen hoffnungen, die mit der gewogenheit der groszen
verbunden sind Wieland {ge,9pr. im Elysium 2) 25, 291 ;
vgl. {s. u.) H. V. Kleist 3, 157; nun hielt es aber nicht
schwer, ihn der gewogenheit eines so argwöhnischen
und misztrauischen mannes, wie B. . . war, zu berauben
Moritz Anton Reiser 51 {neudruck); ebenso {s.u.) v. Chro-
NEGK 1, 154; wo die vielen freunde und gönner meiner
arbeit in den fall gesetzt werden, mir ihre gewogenheit
werktätig beweisen und mir zur grundlegung eines kleinen
spargutes behilflich sein zu können Grillparzer {an die
hoftheater-direktion 2. 11. 1820) briefe 56. dazu vgl. die gegen-
Sätze in den formen des mündlichen Verkehrs: in gnaden
und huld sind wir vorgelassen worden, viel glück und
Segen und langes leben bringen wir im wünsche . . . und
wir bitten um die gewogenheit noch ferner, und diese
leute, welche nicht mehr unterthanen des Schlosses
sind, bleiben doch unterthanen des herzens unserer er-
habenen frau A. Stifter {der fromme spruch) erz. 2, 129
Aprent. gegen: gnädigster herr baron, haben sie die ge-
wogenheit zu verzeihen, dasz ich mit einem geschäft
zu ihnen komme G. Freytag {soll und haben 8, 4)
4, 479.
2)) für die fälle, in denen die rangordnung iveniger in
den thatsächlichen Verhältnissen als in der Mflichkeit des
redenden begründet ist, stellt namentlich Göthe belege, vgl.
{s. u.) annalen 1816; br. 41, 112; 80, 24; vgl. auch: die ode
. . . welche . . . auch in dieser gestalt, ihrer und anderer
kenner Verbesserungen höchst bedürftig wäre, wenn alles
mein bitten mir diese gewogenheit noch hätte erhalten
können Uz {an Oleim über den 'lobgesang des frühlings')
s. litt, denkm. .98, 8.
ß) für die belebung des empfindungsgehaltes in der be-
Ziehung auf den verkehr zwischen beiden geschlechtern
liegen zahlreiche belege vor, die auch dus männliche ge-
schlecht im subject des nomen actionis vielfach treffen,
doch überwiegt das weibliche, namentlich für die ältere zeit:
l)) lasset sie jhre gewogenheit mercken,
fället der ancker der hoffnung ein,
steiffer und fäster mich drinnen zu stärcken:
ihre gunst lasz ich den mast-baum sein,
bleibet sie günstig und wohl gewillt . . .
von der Venus-schiffart s. venusgärüein 15 Waldberg;
Palladium : ich bitte um Verzeihung, höchstverehrteste
Jungfrau, dasz ich dieselbe in ihren gedancken
verstöret; und befehle mich in dero stetsblühende
gewogenheit.
Coelestina: er eile doch nicht so hefftigl befehlet er
sich in meine gunst, und wil mir seine gegenwart
nicht einen augenblick vergönnen.
A. Gryphius Horribilicribrifax 21 neudr.; desgl. 22;
diesemnach er . . durch ersinnlichste aufwartungen ihre
(der Dido) gewogenheit zu erwerben bemüht war D. C.
V. Lohenstein Arminius u. Thusznelda (4. buch) l, 466»
(1689); denn man einer damen gewogenheit und gunst
durch kein mittel leichter und eher erlangen und er-
obern kan ScHOCH komödie v. studentenleben 84; und
wurde von ihr bisz an die steige begleitet, auch zur Ver-
sicherung ihrer gewogenheit mit einem küsse erlassen
Gelander d. verliebte studente 2 (1714), 32; und erwarb
sich . . . die gewogenheit seiner treflichen gemahlinn
Pfeffel pros. vers. 5, 181; jezo fühle ich zum aller-
erstenmale das glück, das eine wahre liebe macht; ich
habe die gewogenheit meines mädchens nicht denen elenden
kleinen trakasserien des liebhabers zu danken, nur durch
meinen Charakter, nur durch mein herz habe ich sie er-
langt Göthe br. l, 60; ein mädchen, das einem manne
entsagt, dem sie ihre gewogenheit nicht verläugnet {dicht,
u. wahrh. 11) 26, 81.
2)) das männliche geschlecht im subject ist nur später,
dann aber mehrfach und bis in die neueste spräche bezeugt:
zwei vornehme und gar schöne Jungfern verliebten sich
hefftig in eine junge mannsperson, und weilen er der
einen mehr gewogenheit erzeigete wie der andern, als
wurde j ene . . eiffersüchtig der kurziceil. polyhistor (1719) 236 ;
ebenso {s. u.) demoiselle Lucius an Gellert (1760) br. 3,
desgl. s. 8 und auch sonst so oft, dasz Gellert a7i einer
stelle, ivo er die schreiberin selbst reden läszt, eben diese
redewendung einführt: aber, werden sie sagen, könnten
sie mir nicht gleich einen neuen beweis ihrer gewogen-
heit und dankbarkeit oder wie sie's nennen wollen, da-
durch geben Gellert an C. C. Lucius br. s. 230 so will
ich dich doch auf alle art mit der reinesten inbrünstig-
keit einer unvergleichlichen gewogenheit, die so gar
auch keine gegengunst verlanget, wieder zu lieben wiszen
der im irr-garrten der liehe herumtaumelnde cavalier{ild&)6;
der einfall, den sie hatten, sich in der Verkleidung einer
mannsperson, unter dem namen ihres bruders, seine ge-
wogenheit vorher zu erwerben, war der sinnreichste von
der weit Lessing {der misogyn) 2^, 12; meine Vorgänge-
rinnen hatten sich beeilt, seine gewogenheit sich zu
erkaufen P. Heyse {zivei seelen) II, 17, 265.
y) für die freundschaft zwisclien gleichgestellten personen
des gleichen geschlechtes ist hier nur aus Mendelssohns
bibelübersetzung ein beleg beigebracht: wollt ihr nun ge-
wogenheit und treue gegen meinen herren zeigen, so
sagt es mir 1. Mos. 24, 49 (seid ihr nun die, so an meinem
herrn freundschafft und treue beweisen wolt Luther).
b) die Verbindungen des Substantivs im gegensatz zum
adjectiv.
a) schon für die Zusammenstellung mit bedeutungsver-
wandten, bei der das adjectiv als ziemlich spröde sich
erivies, ist beim Substantiv eine mannigfaltige enttcicklung
zu beobachten.
l)) Jiauptsächlich handelt es sich um Substantive, die
ebenfalls eine herablassung des subjects zum object zum
ausdruck bringen.
a)) weniger oft sind dabei die beiden substantiva bezeugt,
die von der gleichen sinnlichen grundbedeutung au^ in
diese richtung münden: ich empfehle mich in e. e.
fernere gnade und gewogenheit, und habe die ehre mit
vollkommenster hochachtung zu verharren Schiller
(an Dalberg 1782) br. 1, 56; dazu vgl. schon Harsdoerffer
«466
GEWOGENHEIT
geMprächspid« 7. 410; J. W. Wkiunkh tu Mn«k§r^g» «p*-
phthegm. («. o.); ven»-«hreii «le MkommMldM ex«inpUr
zu meinem andencken und i<rh«lten mir neigung und g«'
wogenheit Wnur. In: i», n; vgl. muh Butnciikv Vatkwuta
«. 178.
b)) um «o häufiger ist da*, auch dnrth di* frtmdsprmtk-
liehen paralleUn (f»Tor. fareur) mähe gtU§t$, |OmI «h<
uuMrrem fem. vtrbmukn : lo wirst du dir «IIot —MdWB
gowngnnliuit und gunst erwerbrn und verdienMl (/kmrtm
et benevolttniiam) Am. (Uimkniün janua MM«) IM; dit
gleiche ttrlnnduiu) auch bei Zkmkn ÄMäfnat •; dmnt «ff.
die xuMimmmMtrllungen (ß o.) im v^nutfärtUtH ». tft; bri
(iRYPHiUH [Horrib. 87\ S<:iiocil M. !•; rf/. gunirt od»r
gewogenhoit ist, wenn man dem andern wohl will Zkdi.eii
tt, 1406; wie wollten Hie contcntement, plaiiir. civilit^,
faveur und tausend andre solche wArter, deutsch ex-
primiren. ich wUrde an ihrer statt vergnitgen. briustigung.
höfliohkeit. gewogenheit, gesagt haben (iorracuBD rtm.
tadl. U7Sft, »1. ttüdt) 1 (17W), in;
. . . ehr', hannonie, gtwofsahalt.
gUMt. lieb«, wahrhsit. redfiflklNit.
nRiicKKM Tkornnme ^Jmtmittmt (17M) Ifft:
porsKnliche erncucrung früherer gunst und gewogenheit
sollto mich auch dicites jähr öfter beglücken, die frau
erbprinzcHsin von Hoüsen wuszto mich niemals in ihrer
nähe, ohne . . . mich ihrer fortdauernden gnade ... zu
vrrMJchern (jöriiK \,ta4j und jahre^ut 1S17) SV, las.
«-)) in dienen ttutammenhang fühnn »ueh: diesen mann
hiosz er aus gutem hertzcn und gewogenheit willkom-
men Oleahius ilbem. dt» per», baumgmrtm (t. S) S7^;
cw. fürstliche gnaden undt dcro hochlftbliehsten gesell-
schuft geniidigüten willen und gewogenheit hab von dem
edelen spielenden ich . . . wohl vernommen Mosciirhosch
an den fiiraten Ludirig r. Anhalt (iMfl) #. d. fruchtbar.
geteUach. . . ertuchrtin 60 Krauae; dasz . . . mich billich
das andencken vieler wohlthaten und grossen gewogen-
heit angetrieben . . . mich so wohl den danok in tieffster
Schuldigkeit abzustatten, als mich noch ferner dero
m&chtigen Schutzes zu versichern Ciihimtoi'H Kohmart
yridmttng seiner über», von ComeilU» Poljfmeit (IM») an
Leipziger notab. (166») A4^: eAeiwe («. o.) SCHOTTBL eiml..
datu vgl. die %-erMgemeinerung.und vrrblasntng bei Immbh-
MANN 8, 116 («. u. von der gew. sein>.
a)) andere parallelen zielen aUijrmeiner a*{f die bethätigung
freundach4\ftlicher geainnung: derentwegen ihr denn auch
solche saufrieden oder saufreunde seid, in dem ihr ihnen
nichts thut, welches ein zeichen der gewogenheit und
freundschafft ist Prätohii.s »aturnalia 187; fahren sie
fort mir ihre freundschafTt und gewogenheit zu schenken
GöTiiK br."!. Hl; ganz ähnlich (freundschaftl. gcsinnungen
und gew.t 4. 158; ich empfehle mich ihnen und ihrem
ganzen hause in ewige gewogenheit und freundochaft
Schiller [fln hauptmann r. Hoi-en l~m) br. 1, 15; ganz
ähnl. («. u.) C. C. Liciua an Geliert ». «l», Wl ; er hat
mir so viel von ihrer nachsieht, von ihrer gewogenheit
und unverdienten gütigen meinung von mir erz&hlt
C. C. Lucius an Geliert *. 183; denn freilich ist ihre
gewogenheit und ihr hcifall etwas so sehr schmeichel-
haftes ». ü; wenn sie liebste Lucius, den beifall und die
gewogenheit der grätin und ihrer tochter haben (tKLLRRT
an C. C. Lucius {ebenda) ». 187; (gewogenheit und dank-
barkeit) stSO {». o.); dasz diejenigen, die uns früher antheil
und gewogenheit gegönnt, solche gesinnungen viele jähre
erhalten . . . haben Oötiik br. 4i. HS: dasz sie sich da-
durch ihres unschätzbaren Vertrauens und der gewogen-
heit verlustig und unwürdig machen würde, aas welcher
sie ihr auftragen ... CG. Lucius an Geliert a. IM; weil
er mich bis an sein ende seines Vertrauens und seiner
gewogenheit würdigte H. P. Sturz {(trinn. au* dem Uhen
Bematorfa) 8, M.
S)) zttaamtnenatellung mit tontraatbegr^ffeH tat «rsnif
bezeugt .-
dies ist August Wilhelm, der vater dieses lande« . .
der sein getreues volok so wonig iinterdrOckel,
dasz ieder vielmehr nur in ihm allein
auch seinen vomiund hier erblicket,
ein held mehr durt-h gewogenheit.
als andere durch strengigkeit.
gedieht » Äug. Wilh. v. Bro*n»ehweig* rrg. antritt (I7M)
bei Seuttrch 7. 20t ;
GEWOGENHEIT 6466
4le aekt Mut MMiiMM wMiu
M mUm mküa Mm' «i aAmäk dU
BoM dringt »hm ««r «e wMwd^aU.
•wi die gew'ikniMH wM nleUt fewoffMkail.
Clin. Wawrt'Ma umffmkm mmhIM«) pak. tenaek (I7M) ». Ifl;
naek mUenar ist dia tummmtnakUumt mit «ntfigwnm
ba§rMmi li« {flia wtttMtiamfn») und m pttndlieh and mm-
fBbriiob. all sieh von ihrer ooMioM, pdacUidilwM and
gewogenheit nurerwarten lieM QOrmuißmW0Mm)kr.U,*a.
ß) umtar dem attriAttkm aimd »akm immt, ü» im skifa
rumg daa btfriflm Mtmu, MMMtfM «nfll MfdU. dfa M
atMung daa atäffaeta mm ^faet im irm «Im tamrkiuitm
ritktungan hemmmekMam.
t)) und befehle demnaeh e. gn. meÜM wetüfkeit ta
heharlich genldiger gewogenheit ti.v.Btmc.nKr anrtitaHa
hoehdtache. kamatltai t. MO. daa gUieka («. •.) TscHBliKIMo:
rgl. auch (hohen gew.) Ai.nRRT nauJr. a. IM; aleo v«d«
auch gleichfalls e. f. f. du werklein Mlbet . . . «faM
wolgeneigten anblikkM wttnHfen und mit gnldig wiltlg «n
bänden in fürstlicher ftwofmheit hiemit anzunehmen
genihen J 0. S<:iH)TTfl. fritdamtaieg a. 7. n»%tdr.. rltter
liehe gewogenheit J. W. WkipNKH («. •): «faM bflchst löb-
liche neigung des gemOths ist, wenn tie feaen «..tt mit
einem demQthi|en befti«. gegen den nich^' :d«r-
lieber gewogenheit gtfiebtet wird H';tm. Amm
a. 176; dasz lord Oglebf seine verlieMe gewogeniteit in
Titerlicbe groszmuth verwandelte (iRHffTKXBKRO rverM.Tg
Fiarher; solte ich mich wegen eines menschen so hefliig
kräncken. dem ich unwerth. oder der nicht so viel Ter
stand bei sich hat, als nöthig. eine keuscbe (twofenbcit
zu erkennen? A. GRTPnif» Horrib. {t) 0 tmiämik.
t)) von dem {ante) redete ein gewisser frembdlinf «off
diese weise: ich habe lange zeit grosse gewogenheit zu
ihm getragen, so dasz ich auch nie meine eigene ge-
simdheit gewOnsebet ausz furcht, ich möchte di« fafm*
wart diesei artzte« entratben müssen Olrarios üitn.
dea peraianiaehen baMWtgarinu (t, tt) H*: a6a$U0 (gr06ie
gew.) Chr. Kormart; Lrmiko <^. M; Immbrhakr «. tis
(«. 0.): Geländer d. itrliatlt ahtiUntt i. »4 («. n.' : da-
gegen vgl. : wenn sie Jemals etldfe gewogenheit für mich
gehabt haben; so sein sie mit dem. was ich jetzo anter
nehme, zufrieden v. Chronbok {der miatrautache i,lti
1, 1&7; andereraeita rgl.: absonderliche gew. Thomasic«
kl.aehr.a»; sonderbare gew. J. Rist friedej. TtutaeU.;
unvergleichliche d. im irrg. taumtet. taraiier 6; darii
vgl.: ew. wohlgeb. haben durch rerscbiedene mar-
quen dero hohe gütigkeit und anschltxbare gewogenheit
gegen meine Wenigkeit sattsam za erkennen gegeben
J. A. MCSNICH retatio ph^aicomtfd. tridmung, u. a. ich
danke ihnen dafür; er ist ein zeichen ihrer unscbltz-
baren gewogenheit gegen mich CHRunriAXE C. Lfcif«
an Geliert br. 8. deagl. 174. 176; dasz meine abwesenbeit
. . . mich in ihrer schätzbaren gewogenheit nicht wird
zurückgesetzt haben Lbssino (der aehl^ftmmk t. 5' S*. 4S4:
Scgarinr^ meine ewig» fevofenheit! Liartta:> o geben
nie mit dem bettel LRantKO (teeiiar aimd wriber i. «' S*. M4;
die gantze gesellschafn nahm dMOwefMl mit den Ter
bindlichsten Worten vor die Tiel« gmoMene hAflichkeil
von dem gütigen wirth abschied, und empfohlen eich
anbei seiner beharrlichen gewogenheit Happbl «cad.
roiiMiN. (1741) M; dazt* rgL («. •.) ttelabliUieiide gew.
G H YPH I US Horr. 17; (beständige) MoscHBRoacH; (daoeröde)
OOthr br. 17. IM: (alte^ br. t. nL
i^^ rtrtimzelt trird auch die frage der tHkUigmng mijf-
getrorfen : man durflte auch den Polen und FNlnen nichf
recht trauen . . . von den Holländern hatte man nichts
zu hoffen als eine anfrachtbar« gewogenheit rerdetit-
aekung von P^fiimitifb $ekmi. «. dUtA. tnayiyisri. (t«a>
1, 7S* yB. bwh: prmakr HarOam finorem): darrb berm
V. Kotzebtie. der ihre tbätige gewogenheit nicht genug
rühmen konnte, habe ich die nachricht von ihrem wobl-
befinden, mit besonderm vergnügen, erbalten QdTHB br.
14. 158.
/) dia kentueichmumg dea aubftda mtd a^jedia daa immc«
aeÜmtia leigt einen eiemlieh fmkn am lesfiMMlr kofiN-
gtingen gemindenen gebrwiian.
Vf) die kennatidinHng daa »mbffeta fSlU im aUfemeinen
det \t*g. tra diaam out dam »til^ dea aataaa Hentiatk iat
(«. M.). «NMdbM» «ind nur adten. rgl. seine gewogenheit
6467
GEWOGENHEIT
GEWOGENHEIT
6468
zu erkennen geben, jemanden seiner gewogenheit ver-
sichern, vgl.: lassen sie mich hoffen, dass sie mir ihre
gewogenheit auch in fernen landen erhalten, und bei
einer glücklichen rückkunft sie wieder unversehrt mit-
bringen werden Göthe («ji C. v. Diede) hr. 30, 24; vgl.
auch die ungetcöhidiche form der anrede:
eure gewogenheit wolle verleihn mir die gnädige nachsieht !
F. V. Sonnenberg Donatoa (6) I, 2 s. 575;
ICO das subject des nomen actionis mit dem des satzes nicht
übereinstimmt, bedarf es natürlich eines eigenen ausdrucks-
mittels: mademoiselle, ich wäre glücklich genung, wenn
ich nur den geringsten theil eurer beider gewogenheit
wieder erlangen könte, und euch zum wenigsten als
ein freund oder bruder lieben dürffte J. G. Schnabel
insel Felsenburg 240 neudr.; dasz ich sie keiner andern
Ursache, als der gewogenheit des verehrungswürdigen
mannes zuzuschreiben habe C. C. Lucius an Geliert 184;
ich empfehle mich hierbei dero gewogenheit u. der des
he. rath Krause. J. H. Merck an Bertuch, GötJiejahrbuch
31, 42; eine aufnähme bilden einerseits Beendungen, die
das subject des nomen actionis unbestimmt lassen: so
lange wir leben, sind wir dem neid unserer nebenbuhler
ausgesetzt: nur der, welcher schon im grabe liegt, und
niemand mehr im wege steht, darf sich auf eine ge-
wogenheit rechnung machen, die durch den neid nicht
weiter geschwächt wird Th. Abbt {v. tode fürs Vater-
land 7) 2 (1770), 86 ; andererseits nehmen präpositionalverbin-
düngen auch sonst gerne den formelhaften Charakter an,
der entsprechende bestimmungen fern hält, vgl. erlauben
sie dasz ich den heutigen tag mit einer kleinen gäbe
feire, von geringem aber wunderbaren stoff, und mich
zu dauernder gewogenheit empfehle Göthe br. 17, 136;
vereinzelt zielt das fem. auf vergegenständlichung, in
diesem falle ändert sich auch die kennzeichnung des subjects:
bis ich mich rühmen kann, eine gewogenheit von ihnen
erhalten zu haben C. C. Lucius an Geliert br. 3.
2)) der zielpu7ikt wird verhältniszmäszig selten gekenn-
zeichnet, dann aber durchweg mit der präposition gegen
angeknüpft: es ist mir sehr angenehm gleich mit dem
anfange des neueniahrs gelegenheit zu finden sie an
ihre alte gewogenheit gegen mich zu erinnern Göthe
br. 2, 223; desgl. Lessing 6^, 63; C. C. Lucius an Geliert
br. 8; vgl. auch Hederich l, 1428, 1429; anders zu beur-
theilen sind die persönlichen bestimmungen, die von der
Wortverbindung als einem ganzen abhängen (gewog. für
einen haben, zu einem tragen u. a., s. u.).
6) die syntaktische gliederutig der Verbindungen des
Substantivs :
l)) die anlehnung an nominalformen beschränkt sich
hauptsächlich auf den objectiven genitiv neben Verbalsub-
stantiven, die zumeist einer bestimmten gruppe angehören:
a)) aus einer indifferenten höfligkeit . . . die entweder
alle anwesende gleichdurch tractiret, oder doch zum
wenigsten, nach unterschied des Standes, ohne bezeigung
einer absonderlichen gewogenheit geschiehet Chr. Tho-
MASius {warliaffte liebe ztc. eheleuten) kl. sehr. (1707) 333;
hr. Pope gab bei dieser gelegenheit einen sehr merk-
lichen beweis seiner grossen gewogenheit gegen den hrn
Thomson Lessing {leben d. herrn J. Thomson) (?, 63;
Kohlhaas, lebhaft erfreut, dankte dem stadthauptmann,
für diesen neuen beweis seiner gewogenheit, aufs herz-
lichste H. V. Kleist {Kohlhaas) 8, 157 E. Schmidt; die
witwe bat jetzt monsieur Schlicht, seinem herrn prin-
cipal ihre innige Verehrung, ihre tiefe rührung über den
unverdienten beweis seiner gewogenheit zu versichern
J. J. Engel {Lorenz Stark 30) 12, 328; daztc vgl. (zeichen
ihrer gew.) C. G. Lucius an Geliert 8; möchte ... ich
für die ehre, ihrer mir in diesem jähre beibehaltenen
unschätzbaren gewogenheit dankbar sein können 176;
diese edle glieder {d. äugen) sein dem liebesgötzen ge-
widmet , . . weil sie gleichsam die tühre aller gewogen-
heit BuTSCHKY Pathmos s. 417; dazu vgl. (teil der gew.)
Schnabel insel Felsenburg 240.
b)) dasz ich . . meine gröszte ehre darein setze, ihrer
gewogenheit werth zu sein . . ., und durch . . . meine auf-
führung zu beweisen, wie vorzüglich ich das glück schätze,
dasz sie antheil an mir nehmen C. G. Lucius an Geliert
hr. 8. 228.
2)) bei der Verbindung mit verbalformen ist
a)) die suhjectfunction ganz unenttvickelt: diejenigen,
so er liebte, musten es sich gefallen lassen, dasz nach
wenigen stunden alle gewogenheit erkaltet war, ja sie
durfften nicht böse darüber werden, dasz er mitten unter
den allerverpflichtesten caressen seine leib-arie sunge
Geländer d. verliebte studente 1 (1714) 208; sie be-
urtheilten sie {die menschen) nach allgemeinen begriffen,
die nur die gewogenheit unter euch veranlaszt hatte
Schleswig, litbr. s. lit. denkm. 30, 288; zweifeln sie nie-
mals an den dankbarsten gesinnungen, die ihre gewogen-
heit gegen uns uns einzuflöszen berechtigt ist C. G. Lu-
cius an Geliert s. 148; vgl. auch oben zu F. v. Sonnen-
berg.
b)) um so mxinnigf altiger ist die objectfunction bezeugt:
a)) dasz wenn sein held einmal unsere gewogenheit
gewonnen, uns dessen edlere eigenschaften entweder so
beschäftigen, dasz . . . Lessing {Laokoon l, 4) 9^, 22; eigen-
schaften, die mir ihre unschätzbare gewogenheit ehe-
mals haben erlangen helfen G. C. Lucius an Geliert
s. 174; desgleichen Schoch 34, 19; (wieder erl.) Schnabel
insel Fels. 240; (erwerben) Lohenstein Arminius i, 466*;
Lessing 2^, ll; Pfeffel^oc^. vers. 5, 181; (sich erkauffen)
P. Heyse 2, 17, 265; willst du des andern gewogenheit
erhalten, so warte ihm fleiszig auf Zedler ll, 407; vgl.
(sich seiner gew. versichern) Lessing 2^ 19; mylord, ich
werde mich bestreben euere gewogenheit zu verdienen
Wieland {Shakespeare: Lear 1, l) II, l, 91 {anders Schle-
gel); das gleiche C. C. Lucius an Geliert in; gleichwie
ich . . . allein suche, deroselben mir innigst hochgeachtete
und unschätzbare gewogenheit fernerhin gantz gehor-
samst auszubitten J. A. Münnich relutio physico-med. ;
(um die gew. bitten) A. Stifter 2, 129 Aprent; (die gew.
zu danken haben) Göthe br. l, 60; (einen der gew. be-
rauben) Moritz Anton Reiser hl; (die gew. erkennen)
A. Gryphius Horr. 22; (rühmen) Göthe br. 14, 158; (un-
verändert antreffen) 4, 152.
ß)) ich habe lange zeit grosze gewogenheit zu ihm
getragen Olearius übers, des pers. baumgartens 3, 12;
denn ob sie wol bei dem ersten anblick des Tranio eine
grosze gewogenheit auf ihm geworffen Gelander d. ver-
liebte studente 1 (1714) 334; dazu vgl. (gew. verspüren
lassen) Tscherning vorr.; (erzeigen) kurzw. polyhistor
216; (zeigen) Rückert 2, 14; (beweisen) Grillparzer
br. 56; (schenken) Göthe br. 7, 217; (gönnen) br. 41, 112;
(erhalten) 30, 24; 19, 23; (behalten) 4, 4; (nicht verleugnen)
26, 81; (erwiedern) Butschky hochd. kanzelley s. 18; (zu
erkennen geben) j. A. Münnich; (einen seiner gew. wür-
digen) H. P. Sturz 2, 94. die meiste Verbreitung fand hier
die Verbindung mit haben, die namentlich nach abstreifung
der bezeichnungen für das persönliche object zur formel
wird, die den neueren gebrauch fast allein noch trägt:
auch der herr oberpost-commissär hat die gewogenheit
für mich gehabt, mich hiervon zu versichern G. G. Lu-
cius an Geliert s. 136; genau so 224; desgl. v. Ghronegk
1, 157; hätten sie wohl die gewogenheit, meine frau mit
sich zu nehmen? Lessing {Emilia Galotti 4, 8) 2^, 438;
genau so G. G. Lucius an Geliert 13l; ich danke ihnen
für ihre dienste und für die aufmunterungen, die sie
meinem landsmann zu geben die gewogenheit gehabt
haben Franklin {an Batuloin 1752) übers, v. Wenzel 1, 255
{you have so kindly afforded my fellow-citizen) ; ob er
die gewogenheit haben wolle, ohne weitere Vorbereitung,
seine beichte zu empfangen ... H. v. Kleist {Kohlhaas)
3, 186 E. Schmidt; desgl. Auerbach landJmus am Rhein
1, 112; G. Freytag 4, 479; hättet ihr wohl die gewogen-
heit, kapitän, mir zu sagen, welche strafe ihr mir dann
diktieren würdet P. Heyse {der türm v. Nanza) II, 11
s. 274; der übrigens die gewogenheit gehabt hat, im frack
und nicht in seiner kürassieruniform sich zu zeigen
D. V. Liliencron {Breide Huminelsbüttel l) &^, 7; so
haben sie vielleicht die gewogenheit H. Sudermann
das hohe lied (2, 4) 306.
c)) auch im, dativ, bei freier atüehnung an das ver-
bum, und in präpositionalverbindungen ist das fem. be-
obachtet.
«)) hat er . . mir aufgetragen, ihn ihrer gewogenheit
und freundschaft zu empfehlen G. G. Lucius an Geliert
6469 GEWOGENHEIT-GEWOGENLICH
GEWOGNIS-GEWOHN I. 1.
6470
». 819; daa gUithe (lich empfehlen) Happold aead.rommn
83; Sciiiia.KH br. 1, Ift. 66; danu vgl. (lieh in die gew.
empfehlen) üryphiuh Horr. tJ; (su der gew. empf.)
BUTSCilKY erteeit. kochd. kantelUy >. SM; Mobciibhokch.
GÖTHK frr. 17, IM; demien . . gUtigkeit ich ihrer gewogen-
heit . . . BchuldiR hin C. C. I.ihmuii mi; äknliek IM.
ß)) ein durch knochenauftchwellunf merliwUrdig mon-
■troner sohädel liam in gipMÜifOMMl Toa Oarmstadt durch
die gewogenhoit dei herm SohlatonnMhw OAthk (an-
iialen iRie) jub. ausg. 80, SM; äktU. mAon HorrMANNS*
WAi.DAU 7, aoi ; (aus gew.) OUoriua ftr». haum§mritm f, t;
da sie alles vermögen, herr doctur, so seien sie doch von
der groszen gUte und gewogenheit. den pfropfen mir aus
dieser flasche zu schaffen Immkhmann (<f«r tamtvtJL u.
d. itomHamlr.) 8, IIb.
r) die tUMimmeuMtsungen dt» adJMtiva ktkrtn meiat
otteh beim »tiftatantiv meder:
tt) wohlgewogcnhcit Sr.HnTTr.i.,mdmuHgd.i.at^/l.tiner
»praehktinat i,l(Ul): vgl. auek: dasz er si nuhr auf solche
weise zu seiner gunitt und wohl-gewogenheit noch mehr
/.u vorpflUchlen, und ihm wohl zu tuhn, mit solcher
liöhflichen ahrtigkcit, gleichsam zu zwUngen wUsste
Ph. V. Zkhkn €utriat. Roaemund {») lie JelliHek, weil denn
aus der wolgewogcnhcit, so der herr vettcr zu unserer
libHten frau mutter . . . getragen . . . Buthciiky enreilerU
hovhdeuiitcke kamellei 4, 6; Wohlgewogenheit. beHet<oUnHa
SiKiNiiAcii <, tou: wegen deiner wohlgewogenheit Jan
UfbhtA, vorr.; der wciho prinz ersache was mehrers an
uiiKcrem Thoma, so ihno seiner hochschfttzung und
auMzerordentliehen, gantz ungemeinen wohlgewogenheit
würdig machte UbenabtaekrtibuHg tweier laienbrildern
BotMtn 1766 «. Sin. NACH ER h, 470; wenn dagegen die all-
gemeine wohlgewogenheit gegen das menschliche ge-
schlecht in euch zum grundsatze geworden ist . . .
die allgemeine wohlgewogenheit ist ein grund der theil-
nehmung an seinem {dra notkleidenden) Übel . . . Kant
(beobackt. üb. daa g^ilkl d. ackön. u. erkab.) S, >16 oica-
demie; alle bedankten sich fUr die wohlgewogenheit ihres
hcrrn. }(kin8K ^hrgeb. d. iukolp. T t, lao Sckftddek.; der
ich mich zu fernerer wohlgewogenheit und wissenschafl-
lichor theilnahme bestens und freundlichst empfohlen
haben will Gc^tiie (18») br..*e. 181; daa gUicke {dickt, u.
inihrk. 18) 48, 98; diese briefe, welche von wohlgewogen-
heit UberfloHHen Schii.i.kk {ab/all d. Nifdfrlandei) 7. S61;
ich gebärdete mich so fretmdlich als möglich und gewann
glücklich des kindes wohlgewogenheit J. GoTTiiRUP(/eMlen
u. freuden einea ackul meiatera 1, 11) », 1«7 VetUr; dagegen
vgl.: ungewogenheit, odinm, aimtdtaa. animiu it^estua.
et inimieua. haubt ~ sive grausame angewogenheit, capitale,
et inexpiabile odium, aetniilatio it\fen»i»»iiita, et imtarora-
bili.H. ditituret misgcwogenheit Stiklkr S5S8; ungewogen-
heit. maUfolentia, mala gratia Steinbach t, lOU; inale-
volentia Frisch 8, *&&*'.
ß) gunst — gewogenheit Simpl. i. su. s. Sanders erg.
teb. 689*; liebesgewogenheit. amor. amoria aßeetu* Stiei.kr
252.S; selb8t|;ewogenheit, pkilautia. amor aui UM; der kOnig
hatte zwei leibeigene, so schön als die sonne ... und
der neuling . . . fieng sie auch an zu lieben . . ., als der
abgesetzte rath die gegcngewogenheit zwischen gemeldten
persohnen sähe, hinterbrachte er es dem könige Olra-
iut'8 pera. baumgarten \fi) (1898) b^ (ein menschliches ge-
fühl der neigung fasst auch ihn ROckbrt {Saadi'a Boaiian
sr vgl. oben »p. 8840; vgl. auck (ap. SMl) daa ^ Mcfte
gepcngunst.
GEWOGENLICH. neurrdinga GKWOGENTLICH. a^j.
und adverb, fortaetzung dea vereintet beUftan ge wegen-
lich; t^^.-
sie komen dar gewegenlich
un taten im nu helfe «ii-herlirh.
Ulrich v. n. TCri.in WiUekidm XXXIV,
7—88 var. Singer*. 48;
gewogentlich heiszt nicht mehr als gewogen oder gütig.
und braucht also die anzahl der Wörter auf tlich nicht
zu vermehren Hkvnatz 2. 58.
i) mit angelegentlichster bitte, ihre gewogentliche bei-
hilfe und mitwirkung auch künftig uns gcnieszen zu
lassen Göthk br. 31, iii; ew. exccllenz haben mich durch
ihre dieselbe (die mittheilung) enthaltende gewofenUich«
IV.
Zuschrift Dicht minder erfreut, als geehrt K. E. A. v. Hopp
(IM Udtka a. UMIm'» nmtuneisa. eorrt^mubtu 1. ■■.
t) . . . tßb tu dem n>ehg<>ln«d«i ««fairti» wUt§m-
heit. weleher «neh oim so» frilnuMlM Ar «Mtr Jwmwl
gewogentlieh mitgetheilt worden ftiiUmkm Jtmrmal (/Ur.)
17H4 a. HS; ich kann es nicht Ober nieh tevtaaen den
anlang meiaee Manuskripte wefneenden, ohne sie an-
toiehe«, ein— kriWedien Ul«k daraof so werfen . . .
lesen sie fewofsnUlehst die rede A. v. Hvunoutn •«
Varnkttgen (tSM) br.* a. »; jßtUMan ew. majettlt nur.
den herzlichsten dank entfefen so bringen für den freoad-
liehen beeaeli. dea ew. nuv)estlt mir heute gswotsalHsli
abetatten Mmkäft-mtk kaimr WUketmta 11. ei^ dsa ktmlf
ütor§ «e» flsdbe» «e» lt. t. itM.
0EW0GNI8. 0EW0GNU8. /.. tOitn mitlamU^MHumt
iu gewogen: wir aber uns dero gnedlfea tewpias, die
wir pestens ansuchen. langwUhrig erfreiea BlfMI krißfv.
law a. Sinnacher s, ss; das c. fa, eia eehr pisiesff'
difs affeelion saaeifaBg aad gewegaas InfM sa reekl*
sehaffener erkantnoas goltee «. laneaftaif Uutfarim. mar.
GEWO(>T, partieip, pmiu imrtiiuaH:
... sie stand vor des waldweibs haas.
da kam es gewogt datch die •tili« laft.
die glock«o lüaafsa so Uef.
Gkihki. {jmmimaHadtr: karr WmUlm) I*. 17t.
GEWOHN. GEWÖHNE I. m4jeeHr. nattkttkäitittdka —
•ktr wtiiiiimV^jakfk. mti» dar ikrijüfrmtlm «erdrlnfis —
«n<sfM«eft«Mf yttr dw mU$ §nm4f<orm m disr «enIsersMdflm
axpip«, die in den Mdungen gewohnen, gewohnt, gewohn-
heit, gewöhnlich und — mit abtaut — gewenen (•. ge-
wöhnen, gewöhnt; för den deutaeken teortaekatt so be-
deutaam irurde.
l) abatammung und entteiektung, Hatiatik, /si'wsw.
a) die traten ankaltapunkte «vüe» ma^ JrtmtdgfrmA-
liehen eit\flu»t, von dem die eteüisa fUtitr 4tr aKfpe
immur wimUr fttragem teerdtn. /ormtm wi» äma Imt äieU-
bat. setifM* estf (cmMm), se>si'ii»w Is» dta favmamiaekin
iltersctesni ttittUthtr tutt, eer uUtwk dse assisa gsiia»
wumie», swnddM Jatas jeliaiie>slii<iis latojuseftawj «er-
gtfunden tu haben, die aeyngfaefsa sajfse esas «seri-
Verbindung an aielle dea /midsfi'aeWiefcsn seiiweM, «ad
eae dem aswinefsa tes<swdlsil disr waiiesi^iadai^ sia
germmniaehm »mhaUmÜft trat lAftltikt. da» §SU /llr 171-
filaa ebento pU wi» /ttr die eWsefcdssilsefciw Msraeter
gant und gar reraehieden iat. daa beide gruppen in den
dienet atellen: and dul^i ^ui hvarjoh biuhts was sa
kindins fraletan ainana Ulpiijis Matih. 87. 16 (Mttxi öi
kofT^V fitu^U d fiyffiwv, eonauerat dimittere populo. was
giwon ther grauo je forlagjanne einen themo folke
Tatian 19», 1 [iin ahd. MaUkätummnget. lüeke. die aber
iihnlieh tu ergänten iat. ang^säehaiaeh vgl. gewuna waee
se graefa. BoawoRTH-Toi.i.ER 471]: der richter hat ge-
wonheit Mkntbl; hatte der landpfleger gewonet LuTHaa):
i|> ist biuhti iswis ei ainana i^wis fraletau in
Ülpilas Johannea IS, SB {itrrir 6h ot^9fttt, tai
tudo, ist mit iu giwona thar ih iu einen forla^e TiMam
199. 8; es ist gewonheit .Mentkl; ir habt aber eine ge-
wonheit Luther) m. e.
a) für daa gotiaehe biuhts wie für die watgenmamiath*
aii^ von giwon pflegt man gleielmrlife iedtmlungtenttiiek-
lung antunrkmen , bei dem gttiathtm nhte ttird m»^ all-
indiaeh ücyati ^findet gefallen an etwas, ist gewohat),
6kas (behagen, gefallen. wohnstAtte) Aiwfsirisssw ». Uauui-
BBCa*. n. bei gewon apringen necÄ keaOe gtlMt^lfe
deutaehe formen ina äuge: wohnen, wohnung. wohnstAtte:
rfl. Buttmann Utrüetu» l. 91; rgl. liaehr. f. rtrgL
aprad^fanekung 18. loa.
et /reff aieh eineraeita. e4 dte bedeutunfaunttraehiede.
die «nV heute mit wohnen und gewohnt sein verbimdem,
die atufenfoig« der entnicUung für gewon kennatithne».
K. WiNuiscH (indoferm. farathmmftm S, 77) hat am dtssee»
Imieittungaüber/amg em» dem atCtr«seksa shmI fri'sefci'esfcsa,
.Mkhrinorr (ebenda 1«, Itt)
alMen beigebracht, nmm iat abtr
wohnen bereue einen aeeundär «srenfertMi befrif daewttUt,
itiid da*t die bindung am beaÜmmte rämmtichkeitan, die
4ßß
6471
GEWOHN I, 1.
GEWOHN I, 1.
6472
für diesen hegriff entscheidend ist. der grimdbedeutung
noch ferner lag. darauf deuten die formell des altern ge-
brauchs von wonen, die bei der abgrenzimg von gewohnen
ausführlicher besprochen sind (s. u.). darnach brauchen
wendmigen xoie die folgenden nicht aus Übertragung des
wohnbegriffes gedeutet zu tcerden, sie können unmittelbar
von älterem gebrauche abziveigen: ob ir min bibot haltet,
thanne wonet ir in minern minnu sosih mines fater
bibot behielt inti wonen in sineru minnu Tatian 167, 9
(manebitis, maneo Johannes ib, 10; sijul) . . . wisaULFiLAs;
so bleibet ir in meiner liebe, gleich wie ich . . . bleibe
in seiner Luther); u. a.; auch die vom heutigen Sprach-
gebrauch ganz an den icohnbegriff angelehnte folgende
stelle erhalt so eine andere beleuchtung: noh in huse ni
giwoneta, ouh in grebirun Tatian 53, 3 (neque in domo
manebat Lucas s,2'7; ni gawas, ovx £(xev£v Ulfilas;
bleib in meinem hause Luther).
andererseits ist iceder mit der priorität von manere
noch mit der von habitare die grimdbedeutung von wohnen
selbst erschlossen, die ältere auffassung sucht diese in
der Vorstellung des behagens, die ja auch dem gothischen
biuhts nicht fremd ist und die zu einem, vertraut sein
und verharren ebensogut überleiten komite, tvie zu der
engeren und bestimmteren bedeutung des wohnens. ein
besonderer Stützpunkt dieser erklärting liegt in dem gothi-
schen belege, der als einziger aus der spräche des Ulfilas
für unsere sippe erhalten ist: unte gairnjands was allaige
igwara jah unwunands {sTtino&cäv rjv xal aSrjfxovöiv)
Philipper 2, 26 (er begert euch all: und was traurig
Mentel; und war hoch bekümert Luther); dazu vgl.
das adjectiv wonodsam im Heliand:
thea mötun thär an Abrahämes endi an Isaäkes s6 seif . . .
barmun restian endi bediu getholöian,
welon endi willeon, endi wonodsam lif,
göd Höht mid gode. 2137 Heyne;
vgl. auch 1098.
auch die allitterirende formel wonon an willeon (1936
u. a.) weist in den gleichen Zusammenhang, der überdiesz
durch unsere bildungen wonne und wünsch noch heute
erhellt ivird. dazu vgl. das ältere, unserem gewöhnen
(wenen) nach der ablautstufe näherstehende wini, das mit
dem lateinischen Venus auch begrifflich übereinstimmt,
vgl. altind. v&nah, verlangen, lieblichkeit; avest. vanaiti
. . . wünscht, erfleht, s. Kluge'', 498, 9; Uhlenbeck,
Faist u. a., vgl. auch Walde^, 818.
eine andere auffassung vertritt Mehringer, der {ztschr.
f. vgl. Sprachforschung 40, 232; indogerm. forsch. 16, 179) an
einer solchen grimdbedeutung die sinnliche bestimmtheit
vermiszt, die er den wurzeln gern zu gründe legt, er knüpft
bei der würzet wen an ein entsprechend benanntes spitzes
Werkzeug an, mit dem die erde aufgebrochen wurde, und
kommt so zu einer bedeutung, die sich ebenso gut in der
richtung des kampfes und des begehrens {vgl. auch ge-
winnen), enticickelte , wie sie andererseits auf rein sinn-
lichem gebiet von der Vorstellung des ackerns aus zu der
des wohnens, der seszhaftmachung beim landbau vorschritte,
eine bestechende deutung, die aber unter andern Schwierig-
keiten auch mit der thatsache zu kämpfen hat, dasz eben
dieser begriff der seszhaftigkeit in die ältesten belege für
wohnen mehr erst durch uns hineingetragen erscheint {das
nähere siehe bei gewohnen).
ß) das adjectiv, das aus den althochdeutschen denk-
mälern in den formen kiwon {Junische glossen), chiwon
(Isidor), giwon (Tatian, Otfrid), gewon {und quon Notker)
überliefert ist, hat im skand. tmd in den westgerman.
sprachen directe entsprechungen : altisl. vanr, altsächsisch
mit schwacher flexion gewono und enger an das gothische
verbum sich anlehnend gewuno {vgl. van Helten, indogerm.
forsch. 5, 186); angels. gewuna {s. o.); auszergermxmisch
vgl. dazu das altirische fonn *. Stokes in Kuhns Zeit-
schrift 41, SSbff. zu der Substantivableitung giwona {alts.
gewono) gewone, die durch das compositum gewohnheit
rasch verdrängt wird s. gewohn IL — während das
mittelniederl. sowohl für das adjectiv {vgl. gewone sin
im sinne von wohnhaftig sein und von beiwohnen Ver-
wijs M. Verdam 2, 1924. 1925) ude auch für das subst.
(gewone = Umgang 2, 1926) allgemeinere und ältere ver-
wendtmgen neben der von solitus, consuetudo belegen
läszt, haben sich diese im deutschen am verbum erhalten,
sind aber auch hier jetzt auf die einfache form des-
selben beschränkt {zur bedeutung von habitare bei ge-
wonen s. sp. 648,s).
1)) die eigentliche gebrauchsform des adjectivs liegt für
die althochdeutsche periode in der prädicativen Verbindung
mit dem verbum substantivum:
a)) der lateinischen Verbindung von solere mit einem
infinitiv entsprechend überwiegen hierbei constructionen
mit einfachem infinitiv, .später dem inf. mit zu: dher
chiwon was fona dheru chiriihhum nama ardhinsan, qui
solebat ab ea rapere praedam Isidor cap. 9 § 8 Hench
s. 42 genau so (§ 10) s. 43; dher . . . chiwon ist fona himile
nidharquheman, descendere solitus est {cap. 3 § 6) *. 10 ;
thar westa selbo Judas thag druhtin thes giwon was
thag er ofto tharain giwon was gangan mit in.
Otfrid 4, 16, 10 vgl. auch (s. w.) 1, 17, 43;
thuo hie im an thena höhan giwet
Oliveti-berg. thär was hie up giwuno
gangan mid is jungron; that wissa Judas wel
balo-hüdig man, hwand hie was oft an them berege mid im.
Heliand 4721 Heyne;
hie quondam Über assuetus aperto caelo ire in aethe-
rios meatus, tiser was kewon dencken an die himel-ferte
Notker Boeth. s. Hattemer 3, 20*; aber in demo Jovis
statahüs, ih meino in sinemo forziehe, dar die liute guon
sint ze-stänne Mart. Cap. {Hatt. 3, 298»; desgl. 3, 278»; 272^;
3, 333'' ; 334») u. a.
b)) in den poetischen denkmälern wird die fügung
nach Tnancherlei richtungen um- und weitergebildet:
«)) für Otfrid bot das adjectiv ein bequemes reim-
wort sowohl in der eigenen lautgestalt als auch in den
verbalformen, die es begleiten (sibbon . . . giwon 3, 15, 15;
3, 10, 7 u. a.; thaj . . . giwon was 2, 12, 51; 3, 8, 32; fer-
gon . . . giwon an Hartm. 149 u. a.). die zahlreichen belege,
die ihm entnommen sind, lassen neben dem ersten zeiig-
nisz für unpersönliches subject (so ther sterro giwon was
queman 1, 17, 43) namentlich ganze sätze an die stelle des
infinitivs treten, auf die dann im hauptsatze gern durch
pronominalformen {im, genetiv) oder vergleichungspartikeln
bezug genommen wird:
nu ir birut thes giwon, ir fruma gebet kindon
2,22,37;
si buent mit giziugon (ioh warun io thes giwon)
in quatemo lante 1, 1, 65; ähnl. 5, 23, 121;
an Hartmut 163 ; vgl. auch 4, 16, 9 ;
zen wihin zitin fuarun, so siu giwon warun
1, 22, 5; desgl. 3, 10, 7; 3, 15, 15 m. a.
ß)) im Heliand andererseits leitet diese satzerweitericng
des objectes schon zu Vorgängen weiter, die nicht in der
Willenssphäre des subjectes ihren Ursprung haben:
thö bigunnun an irö hugi wundron
megin-folk mikil ; gehördun mahtiges godes
liobh'ka lera. ne warun an themu lande gewuno,
that sie eo fan sulikun er seggean gehördin
wordun efdo werkun. Heliand 1829 Heyne;
2)) auszerhalb dieser Verbindung mit dem verbum sub-
stantivum ist das adjectiv, abgesehen von den glossen
{solito, kiwonemu Steinmeyer-Sievers l, 291, solitus,
gewoner 4, 160), einmal aus dem Heliand belegt, in appo-
sitioneller Stellung, und mit bezug auf ein concretes object:
that is mera thing,
than man hir an erdu 5dag libbea,
werold— skattes gewono. 1643;
ebenso {mit abhängigem inf. bei subjectiver bethätigung)
Notker {Mart. Capella) 3, 334» Hattemer.
die attributive anlehnung an substantiva ist erst aus
der letzten zeit der althochd. periode, aus Notker, be-
legt und scheint hier noch ausschlieszlicher als jetzt im
träger des attributes das object des zu gründe liegenden
Vorgangs zu treffen: unde doh sie föne gewon§n siegen
iro meister furchtSn, soliti pati verbera Notker {Boeth.)
3, 102; dag si ioh etewag iro guonun hartOn intlägeniu
den lichamen erscutta {Marc. Capella) 3, 282*'. u. a. ; frag-
licher könnte erscheinen: sament Apolline sindota diu
gewona manigi dero Musarum 285», doch liegt auch dieser
stelle die anlehnung an das object zu gründe, mit dern
subject des gewohnheitsbegriffes verbindet Notker dasparti-
cipiale adjectiv zu gewenen {s. gewöhnt unter gewöhnen):
iro geweneten ougen dero finstri 3, 185''.
«'w3
GEWOHN 1. 1.
GEWOHN I. 1.
6474
h) mit lUr ijUivhrn tceuduiuj f/ff/en das ohjeet ist mutk
ilun »uhütantii'irte udjrrtiv {äagetjen §. gewohn II) MT-
einielt bei NoTKKR beUffi: toh keakihet etewenne <Ui(
KcItK&ner«, alio ungrAwl iit In alteroo und« wlK je
Iriho das kewona, lo diu griwl Ut In altemo Notkkn
de interpreiatünu {Halt. B, 4(m*).
4)) die beiden b»iteutuHg»riehtu»§tm, die »iek Je natk
der er/aeeung d*t mthjeeUi oder t^edt im dtttttekm wie
im lateinietJteH erftbeit, trete» ei«k a*Mk t» Notkern be
li-ifn für da» negiert» ailfeeUp ft§nAk»r, da» er ebitt\fulU
(tttributiv ffebratmkt; vgl. wand» t KtMU t6 UOfowoQ
jMt. omni* adrrrififttttM iiutuUne (Boetkiu») 1, M^, Hottemmr
tjnjrn: erchani Hill lA der driu hoobet habento torowait.
RUH ungewpnoH nangea, HleHua mm« earmine lA«*.
y) die atisäUe, die in den obigen belegen auf abieei-
ehiingen vom normaUgpu» und auf loekrrunff dee/remd-
ttpiaMiehen eieiflu»»»» ttieeen, haben aieh in der mittel-
hM-hdeutechen dieklung nadt den ver»ehied»n»ten riehtungen
irriter entwickelt [tu den formMen untertckiedtn e, u. b. y).
dir fiUie von belegen, die namentlich in der reimbindung
von gewon {ebeneo känfitj von ungcwon) mit von tu tage
tritt, iet »ehon von C Khal'8 {abkandl. i. germ. pkil. 161;
17//. aurk ZwiKK/.iNA {xtjickr.f. d. a. 44, &) at^f den eii\flu»t
Maiitmans Murilckgt/iihrt und dabei auf den gegeneatt
tu Wolfram veneieeen teorden, der unter a^eetiv nicht
belegen UUut {tum »übet. ». gewon II).
l^i) faet gant verdrängt ist hier die ältette gebrauch»-
form, die Verbindung mit it\flnitiven — um »o bemerken»-
trerther, \eeü im Übergang tur neuhoehdeute^en period»
;«. t4.) dt« proea dieee fOgttng im vollen uw\fang wieder
erateken läett.
a)) der eintige ii\finitivbeleg dieeer aeU teeiet in die
prima: c:; sie umbe eigin oder umbe erbe.. . oder ambe
swelhretiHnde ding der rat zA Straubarg gewon ist zA
rihtcnde Augaburger ratkebeachlu»» v. Itas «. dtsch. »tädte-
ekron. 9, 8S1.
b)) »ubatantivaütxe — mit und ohne pronomineden Ver-
treter im hauptaatze — sind an der stelle des objeets
zttmeiat aus dem ausgange der mittelhochd. seit belegt:
(t)) ich han den sit und bin gewon,
dai! ich der besten aht . .
Johann v. W'CRZBt'Hd tt'ithelm r. Oeeterrelck Mit Reget;
ähnl. 6188; Nicoi.AUS T. JER08CH1N «IM; VfL atiek meieter
Stephan »ckaekbtich v. lu» Schlüter.
P)) awA daz awtn vant eine worx,
ai war« lanc oder kurz,
dA iagete er es balde von (der lohn de» reUken aMiiiu)
nno at al. de« waa er gewon,
das er der apta« nerte «ich.
RcooLP V. Ems Bariaam 107, U Pfeiffer;
ganz ilknliek: guter Gerkart 9K Haupt;
und wollet laxen nicht davon.
de« aelben warrn ouch gewon
uwer vetere bi ir tagen,
daz ir billirh eoldet klagen.
Propheten und wiasagen
die haben ai mit leide eralagen.
paaeional 89, 70 ICipte ;
von den werden Swaben
wart ritlerlifh K'vohten,
in wapen oi wol mohten
wem, des eint ai gewon.
Johann v. WOrzburo, WUhdm r. Oeaterretck 17ft69 Regel;
deagt. pred. t, llS Sckönttaeh;
Jctro «prach niinnichlichen
wie sie so schiere chomen
dea ai gewon nine waeren?
MOatöter endma 194, 10 Dlemer:
. . . das man zc fuosscn mit in vechten scholt, det dt
Franci niht gcwan waren Andreas v. Ueoensburo
yckron. v. d. füraten xu Bayern) 613 I^eidinger {inaolitum);
giengen diczwcn (Rudolf tvn Hababurg und «ein begleiter)
lierren ze fuosz. des ai nit gewon warendt Ziirieker cAron.
^ (8S) ». 88 IHerauer.
c)) vergUiekaaätie :
du blutest im den bechaer«
so du e gewon waer«.
yfiUtäter geneaia 91, 9 Diemer; ebeneo ISS, 15;
ich diene iu gerne dtvon
als ich uns her bin gewon.
der Stricker Daniel 8384 Roaenkagen;
tmm thHliek JtuU m Uahm; Ottokaji «Ml Brnmullrr.
pattimtal M. t KMpk»; dmmt vgl. HMmdtmt§tk$ paealUUm
bei ScHILLBR LCrrkn 8. lOg;
Mala Ist dw dfttle laeli
Att leb leiM I
äLtrr
rnumer »»»da» tSt. M tMewur;
er begaa In ißtmea araeO ai*« arbellMi
nnd fa sfn Ubea leHea
andvn, daoae er waem mmem.
Hlouu' «. Ems Bmnmm IM. 17 PiM§m.
%)) \n 9»U»/ta %f»nm9ang»n taeg»» w»m a^j»e$ wtti»» va^
gänge m grumd». di» t» d»r »fkMr» 4$» m^feei» mmrmim.
«mmmAmm »imd hier eette» amd tumäekai au» Waltmbii
belegt:
di arbaldal al Ha
sA M ein tanbl« aA ■•««•
das Ir ein Utaaber voigal «Uta.
M, t7 Lmtkmama ;
bi
ab er vom RAae waa gewoa. 75.
andere pflegen in dimem faU» di» peraom nähar tu kenn-
teicknen, an der die ereeheintang widkrgemmaimtm
dar ander sin wir gewoa
an wlbea die aUt «•■ le
das
dia aiaaa gaotea
al der aaiani bafee tU.
»a Maat bil.
Ha«tmaw»i t. WrtllKa TM Hon
lamft;
NiooL. V. Jssoacn» Alit:
sA waa icb des aa dir gewoa,
das da aalr belfaat wol di von.
avtetan eis wtonen SSM ^avi;
deagt. HatnatcN von NatnrraiyT Apau ims;
wen das man in imren aaeb
. . . dikk« und dikker hie von
daaae lenuu wir« an in gewon.
RuDOLT V. Kmb WtUekalm 4184 (som aee. vgL omek «IM).
von dieeen autnahmen atfssafcsw mrd dm» •lff»tt, dm» van
ausxen ker an den trOger dar Htwilf kmwatriHt M dmr
form des »ubstantira in den »ai» f»»»§am vamd dann »iatd
aolcke persönliche präpotitionalverbitidmmftm »eltener;
si waren aiges aa las gewoa
do schiel aoe ia da voo
ein onrehl aad aia bocbvait.
Wmirr W^galo^ SSM Acneete;
. . . waa wierrel dir
das dn ao Imreclkbe lebest . . .
. . . wir waraal frovde aa dicb geerea
wer bot geechaidea dicb da v«a>
Rudolf t. Ems Watekatm 41M.
heim subetantirobjeet» h»rr»ekt fast unbeschrankt d»r
ffcnetiv, erat im auegmng dir period« triU vereixuelte prä-
potitionalverbindung ein:
and aebt awor bmder 9jma»
dea weis icb einen man gewoa
vom gataa rate den er hat
bnek der MtftaUw MM ITsiei.
a)) dau Substantiv fcrawasiebas* eanflrato »imr vorginge,
die dat» »ubject an aiirfsm laelMMil;
dea kerksaice aaa af bradi,
daila eebeia 4A der lac
ecbire kaai Ia das lie<-ht.
dee aewlita sie gewone niechl.
timig Ratker t4M (BaMrr);
wan icb dea berges aibt easibe.
dea ich Ott lange waa gewoa.
w« llt der bAbe PAIIoaT
KoNRAD V. Weazavao tref. krieg 94179 jriOcr;
waa ai wardsa tob dsm weia
als Uat aad tocWa.
das kaai aDee da voa:
aie waren weiaee aicbt gewaaa.
HiiNaKH V. Nbv«taot .4^slsaMe gl9l atager;
rgl. auch >. M.) B«W4Mimi 107. M; deum «fL MsitrAarfbcbt
Miye Act ScH I llbr-LCbbbm a. «.a..* (ipiM) £M. cAren. 8, 71 ;
funeken) Tunnic no. 987:
sine etat der aatworte nicht gewone.
die da lAs ■eaigaii boten Tora.
):
du mag»! wol nr
wie komet daar oder wa von?
ich pein sein an dir Bikt gewaa.
Heinrich v. NsvrrAOT ^IpoOonta« 1908:
406*
6475
GEWOHN I, 1.
GEWOHN I, 1.
6476
daz ros stiez er dämite
s6 sere an die siten,
daz ez sich in kurzen ziten
überwarf wol drt stunt.
Daniel was ungesunt
vil nach worden davon.
er was der stürze niht gewon.
der Stricker Daniel 2836 RosenMgen;
nü Sit ir schaden wol gewon
maere v. feldbauer 264 Pfeiffer.
b)) wo das Substantiv Vorgänge kennzeichnet, die inner-
halb des subjectes sich wiederholen, liegt doch ihr at(s-
gangspunkt meist atiszerhalb:
du müszt lidens werden so gewon,
das du nit gaebist ain ainig bon
ab ainem an das ander.
Christus u. d. minnende aeele 823 Bans s. 300 ;
nu was ein sein nachgebur
wol den ersamen gelich,
der vor des was gewesen rieh
und gutes lebenes gewon.
passional 7, 91 Köpke;
du bist der pfafheit gewon:
nü enziuch dich niht da von.
HARTMA>fN Greg. 1463 Paul ;
der ir iewederz nie gewan,
rehte liep noch herzeleit,
dem ist der munt niht so gereit
rehte ze sprechenne da von,
so dem der ir ist gewon. 794;
desgl. (liebes) soge7i. 2. büchlein 61 Haupt; {friuntschefte)
KONR. V. Würzburg troj. krieg 17728; (saelden) Silvester
26; (hochzit) Stricker Daniel 6373; (froüde) Rudolf
V. Ems Willehalm 4189; (kumbers) Hartman Itrein7798;
(leides) Konrad troj. h-ieg 11927; (derarmuot) Hartmann
Iicein 6312; (dirre not) Kon r\d Engelhard 6S86; timständ-
lich und schwerfällig:
sie schuofen daz vil manic man
toetlicher swaere wart gewon.
troj. krieg 33789.
c)) seltener liegt auch der ausgangspunkt im bereiche
des subjects:
daz er iender unvrö
gegen eime häre wurde dervon :
wan er was lasters wol gewon.
Iwein 2642 ;
(der valscheit) Konrad v. Würzburg, Engelhard 173;
(tagende) troj. krieg 12079; (der true) altes passional 370,
20; (dienstes) 173, 96; (der mildicheit) meister Stephan
achachbuch 2378 Schlüter;
sin leben begunde swachen
von rehtem herzelachen:
des er da vor was wol gewon
da zoch er sich mit alle von.
Gottfried Tristan 949 Beckstein;
ganz ähnlich Heinr. v. d. Türlin crone 22523; altes pas-
sional 391, 42.
4)) die einbürgerimg unpersönlicher subjecte {vgl. Itcein
3031. 5789 bei ungewon) macht f ortschritte :
s6 gewinnet Baierlant
hinnen vur niemer mere
die tugent unt die ere
unt {var. alse) iz bi mir gewon was.
kaiserchronik 7014 E. Schrader;
ia, iiu bekenne ich harte wol,
daz ich bin leider sunden vol,
der gewon min leben ist.
passional 404, 9 Köpke;
der sezzel der was des gewon
von sines maisters listen, . . .
... an degenhait ain mannes helt,
der maister was in eren schäl,
80 der gesezzen uf den stül ...
. . . do gieng er über sich enbor
durch die linden este.
Johann v. Würzburo Wilhelm v. Österreich 4976 Pegel;
als ist ez umb den diep gewan.
Boner lü, 28 (.var. getan);
euch gab er inie Akaron
mit allen deme daz gewon
was umme und umme die stat,
unde swaz ir zugehört hat.
buch der Maccabäer 5136 Helm.
andererseits werden ebendort in das object personen ein-
geführt:
den dritten nande man ouch do
Judas Machabeus also,
des vierden was man sus gewon
ouch Eleazar Abaron
der vumfte was genennet sus
Jonathan ouch darzu Aphus. 1703.
5)) die attributiven Vierbindungen dagegen, obwohl sie bei
NOTKER schon angebahnt sind, werden in der mittel-
hochdeutschen dichtung icenig gepflegt, die spärlichen be-
lege entstammen einem einzigen denkmal, und die Varianten,
die mit unserer form in Wettbewerb treten, zeugen dafür,
dasz der gebrauch nicht allgemein eingebürgert ist:
Keil sprach dar under
mit spote nach gewonem sit.
Heinrich V. d. Türlin crone 23451 Scholl;
dirre ritter, der dar kam
kam niht gar nach ritters art
und nach gewoner ritters vart.
einen steinberc der ritter reit.
24733 (var. : gewonten s. u.)
und uobten gewonez ritters spil
29159 (var. : gewönlichen).
diese belege beschränken sich sämmtlich auf die anlehnung
an das object.
b) im Übergang zur neuhochdeutschen periode gewinnt
die participialform gewont (s. gewohnt unter gewohnen)
an boden, die schon in Varianten zu mittelhochdeutschen
texten auftritt und durch die unser adjectiv aus der
Schriftsprache später verdrängt tvird:
dö der künec Matür des landes pflac,
dö häte er höchzit allen tac;
von diu sint sie höchzit wol gewon (var. gewonet).
der Stricker Daniel 6373 Rosenhagen ;
dazu vgl. gewonten neben gewoner ritters vart crone
24733; gewont neften gewan, gewon in Tristrant u. I.mlde
45; 162; gewohnet {in der neuauflage von 1660) für ge-
won {im original v. 1563) C. Forer Verdeutschung von
G. Geszners thierbuch 43*; 42".
«) so ist die bibelübersetzung schon vor Luther zur
neuen form, übergegangen, ivährend das sprichicort noch
einige der gangbaren icendungen in unserer form über-
mittelt hat: . . . dasz man den anfengen widersteh, da-
mit man nichts args gewone, dann jung gewon, alt
thon S. Franck sprichw. 2 (1541) 70*; das gleiche 83*; vgl.
auch 1, 148'' ; dazu vgl. : smedes kinder sint der funcken
wael gewoen Tunnic, nr.937 (Schiller-Lübben a. a. o.);
gegen Schmidt haben der funcken gewohnt Lehman (i630)
316; schmids-chind sind der funke gwont {scMceiz.) Reins-
berg-Düringsfeld 2, 180.
ß) die Wörterbücher setzen sclwn bei Dasypodius mit
der form gewont ein, unser adjectiv findet sich nur noch
ganz vereinzelt: hoc illud his usu venire solet, ist gwon
denen ze beschehen Cholinus-Frisius 1128"; gewon sein,
pflagen, solere, suere Maaler 179"; wie er gewon ist,
ut solet ebenda; gwon sein, in der gewonheit oder im
brauch haben, solere 201".
y) dagegen lassen die buchungen die thatsache hervor-
treten, dasz die alte form,, wo sie sich in der neueren
spräche doch erhält, immer mehr mitndartlichen Charakter
gewinnt, und da von den niederdeutschen mu7idarten aus
der zäheste widerstand geleistet wird, so dringt von da
aus auch die schicache form auf kosten der starken immer
weiter vor. dagegen fallen andere differenzen der äuszern
form, weniger ins gewicht.
l)) der gegensatz der schwachen gegen die starke form:
a)) die starke form gewon herrscht für die alt- und
mittelhochdeutsche periode vor und hält sich im, Übergang
zum neuhochdeutschen, am längsten in oberdeutschen denk-
mälern. dann kommt sie aber auch den betreffenden mundarten
abhanden und tcird dort nur in dem isolirten gebrauch des
negirten ungewohn (s. Martin wnrf Lienhart 2, 832; vgl.
unkwä Winteler Kerenzer vnda. 55) festgehalten, nieder-
deutsche texte (gewoen Tunnic. nr. 937) und btichungen
(ghewoon, consuetus Kilian 146'^) zeigen nur vereinzelt
starke form,, vgl. ^ewon ten Doornkaat Koolman 1, 625;
i'gl. die spärlichen belege für gewon bei Verwms u. Ver-
dam a. a. 0. für's mittelniederl. bei dem mitteldeutschen
Lessing sind später beide formen, gewohne und gewohn,
zu beobachten, was jedenfalls nicht zu gunsten der starken
form zu deuten ist.
6477
GEWÖHN 1. 1. 2.
GEWÖHN I. 2.
6478
b)) die aekteaeke form . du aehon »tu d«m Hetimnä U-
Ugt ist. erteheinl auek im UM§ Bt4ktr 14M: im koktn
tttd» Brunm V. ScHONRBKCK MW? Futhsr: dstgUidmn in
den belegen bei Sciili.i.RRLOnBKN {vgl, hier auch die
formen gewftnen, gewohnen bei Kantzow). datu »timml
auch die kaum hearkränkte vorh»rr$elun/l der form gewone
bei Vkhwijn u. Vkhuam 9, 1914; v^. »%tek gewone OviiK-
M A N H >, 6M. ina ndere» gebiet tceüten : gewone mltä. predigten
1, 113 Sehönbaek und die Variante der Heidelberger hmnd-
aekriß (A) >u Itrein Ott (vone . . . gewone) ; auek das vor-
kommen in elaäatiaektn Jenkmälem aeigt daa vordringen
naek eHden:
X» vil geflAhet du enfOcet kviiMin man
an dem man i«t lewnn« dai er singen kao.
k'olmarer kdaekr. LVII. t Bortaek a. S48:
gw<ne Haltkr mundart v. Hugenau U6: «la mitteldeut-
ackern und niederdtaek. gebiet der neueren apraeke vgl.
gewöhne in der kandaekrifl tur Minna v. Banikelm r. 1767
a. Lrhsino «*, IM; gewohne neben gewohnt und gewöhnt
(ich bin ea gewohne) KtantiCHT Leipaiger mundart tu*;
ich bin gewohne Thachskl BerUnar ttihrtar 19; Jewohne,
auek jewohnde H. Mkykr der rithtige Bariiner^ U^; Je-
wone, gewohnt Jkcht Maun4ffelder ntda. 4t*. aiuiereraeita
buekt BAUKR-C(>i.t.tTZ für HWrf«rA nur formen, die au
gewohnt atimmen. deagl. Ml für Mecklenburg uiul Pom-
mern, dagl. dan Bremiacke trörterbuek; vgL auch Gkrbkt
für daa Vogtlündiaeke.
>)) der ataminvocal iat neben dem gebräucklirken o
mekrmala auck ah a überli^ert und aiear aus entgegen-
geaetaten landackuften . trie auek die uraaeke veraekie-
den iat («. auek bei gewohnen), aua niederdeutaekem ge-
biet gewanen Kantzow in d. niederdeuiack. faaaung d.
ekronik lOH yryen gewöhnen in d. koekd. im andereraeita
vgl,: gowan Andreas v. Kr.oKNsnuRO eis; gewann Hein-
MICH V. Neustaut Apolloniua luos. 867«; deagl, gewan in
var, Bdnkk lO, 40; Trintrant und laalde 46.
andere differentirungen stehen mit der qtMntität des
vocala in beiiehung: gewann Apolloniua a. a, o. . gewonnen
Zimmeriacke ekronik 8, SM; gewonn 1, 418. die neuere
längebeaeieknung iat zuerat in der koekdeutacken faaaung
von Kantzows ekronik v. Pommern belegt: straxsenr&uber,
welche . . . gewohnen wcrcn alswo zuzugreifen a, 196;
daiu vgl. gewohn Spse loS; vgl. gewohn(e) bei Lkssino.
9) die neukoekdeutaeke periode aetat im \i.jakrk. noek
mit eittem lebkaften verbraurk unaerea adjeetiv ein , aber
bald trird ea in der arkr\fl»praeke mehr und mekr durek
gewohnt («. d.) verdrängt, sur mundart a. o.
a) die Verbindung mit dem verbum aubat. atekt nock
immer im Vordergründe, mit ikr treten auck entapreekende
andere kilfaverba kaum in uttibawerb, nur werden iat
einigetnal beaeugt:
'was fehlt dir. lielw braut?
mit weinen kanst nit fraade scbatTen.
es ist nit so f«hrlich su schlaffen
einr Jungen di«m bei einem man
du wirst dpKüelben baldt gewon.'
n. Wai.dm £*opM(4. 16) 9, 48 A'Mrs;
die ellipae dea rerbuma aubat., die bei gewohnt apäter un-
getcöknlick beliebt iat, lä.<txt aiek bei gcwon nur aua apriek-
irörtliehen icendungen belegen:
es iigt vil dran, wie gewon
was der jung lert, das tbikt der alt.
S. Frank wprickxe. (IMI) I4«'>;
jung gewon. alt gelhon (1546) 185\ a. u.
a) die »atxenceiterung dea objeetoa gekört nock immer
den Vorgängen an. die aua dem bertieka daa au^foetaa kar-
vorgehen, atijtnakmen »ind aelten: daron Amelia entlieh
erschrack; dann ie nit gcwon was, das sie iemants so
fril UbcrlaufTon solt Wickram (r. guten und b&aen nack-
bam 9») 9, 199 Bolte;
dasx ich mich nebren
mnszt gar in einem kleinen spalt
sonst hettens mich ^fangen baldt,
dessen ich vor nit war gewon
da ich in stallen umb Ibet gon.
FisciiART ßäkatt 116 {nendr. 6, 7);
deagl. ». o. .- B. Wai.dis Eaopua i, 16: dos morgens aber.
als alles volck im haiisz aufTgestandcn ist. hat weder
meister noch frau ausz der kammern gewöllen gan. dasz
man dooh vor nie aua inn beiden fewoa pwee« Wick«
RAM iraUtaagambttdU. emp. H) a, M Balia (ßtam oeetiaaH*
a. u.y,
■■d an asta aifeeM videt ^eac,
■ad weeelMl wie er «er bei |£m
•ad die iMt war» aa Jai gewoa.
D. Walo» ftsf (4. m t. tl7 Kmrt.
allan autdaawH /Ulan liagt ttMttlbta btlkSÜguitg $u i
D) äabd ml MW äia ii^mwutlimidtuim, gfgm äit
Ma mitktkntkämiltak» pariaäa gmtt aprtU» war, im mm-
dem unteracktaa a^etseaaa dar apraeaa aar praaa wata
dar dar pam» btmid, uad iimtr amg dar ^rlAmmikaikimt
adun wo^aia ^UkrAa aaimaraaila m^dar amf ta^aimiaalkaai ata^
fluaa ttirlttkfukrma , damit Sit wnttgait paaüatikait balaga
dieaar waU maittammmm dam ti^artalammgam mm» dam tmtabat
und die Pranioaen sonderHeh gewon eala, t<m einer
mugken wegen alngesohrai anzufahen Ziaa»»ari»akackrvm.
s*. in; und qft a. H. FiacilKR ackteäb. wb.%. mt; die
obren, die Jr daa IMasla bAbao. epUlaat— aad aehalciis
narren gewon aeit danraiwkaa 8. Fraiik «mt. ane. i*;
gani Oknliek tealibuek (tM4) 1^:
was da gewoa si aelMlIaa Mal
tbA nit daa selb t« heiaM^ Met
8aBA<(T. BaAirr ttrdmmek. 4. CM» I. ITtf. :
Zarnckc a, itt; deagl, (za rerapoCtan) WiCKRA« (41-
breekta Orid 14. eap. M. «M) 8. tU; (m eaeaa Bllldl)
Frie« apiegel der artaneg H*: daa rtariaeh TOlck wer ge-
won den Qberwondenen . . . naeh aeta aalbat willen lu
gebieten Rinoman übara. da» Cäaarta^: ». C Schmidt
ElaHaa. teb.;
winllch iifar er alte fauidl
alUtt
die riad fwon ti haa
was maa dür oder wolfailf gilt.
San. Brant rerdemlaek. d Morehu r 166:
Zarnckb a. 148; die jungen seind gewon wiUif ihre iltara
zA emören S. Frank teelibuck (UM) r; Ire «aikar ao ii
hochzeit haben, seind gewon allen kommenden . . . eiaaa
ieden willen zA thAn 6* u.a., hat ai ain andern weia-
sen schlair . . bei beiden oren herabgehengkt tragen, wie
ain abbtissin zA sant Stephan gewon ist ze gan C SuiDUt
a. dtaek. atOdteekron. 98. 174: deagl. (als er zA thAn gewoa
was) Utmer rerdeutaek. dea deeamteron et; und am die zeit,
so man gen mittag gewon ist zA essen, hat in ain rat
der gefencknus ledig zeit Sender 'dtark. atadteekron. n)
544: der papagei . . . fantasien. damit er tlglich gewon
was umbzAgon . . fQr sich treiben thet Wickkam v(j«-
briolto eap. 9t) 1. 844 BtUa; dam» dla aadfak da« aomam
nit wider Ton ir «erffe, walehaa sl fwoa ti UiAa iai
FORBR tkierbuek (16«) 4t* (ia dtm tkail dar
noek V. Herold atammt; 1880: ge wohnet iat).
8)) unter dem aitaim, in die aiek da» o^fael
traten die aubakmiiaaälaa i
vargleiekaaütae noek immer grp/lagt teardam:
»)) bemelter pfaff war auch gawoa. da ba aeiaa aehnld-
ner za seim altar kamen and opferten, das er ta leiten
Ton inen die schuldt anfordern dorfl Zimwtariaeka tkran,
4*. «8;
aUe berren sind! 4aaR gawaa.
daa si ir oreo melkaa m
•ad koraadt, was 4o Ist siiiigw,
das ai aiK willea wsrdsa litiüai,
Tit. MvaNaa aebelmamamt^fi (Ifl, f) asadr. «. M
(sma aeeasaUfe s. ■.).-
die aHaa warsa dta gewoa.
wo •• in wott gaala abel giia,
delent sje an sin«« sack
und tmrten maocke alaad aad dag.
iadtn^lrt 4. • MaiUm;
darzA was adb PifieHaa
an diseea bildt gar alt gei
WtotRAM (JUreeMi Ottd 18 top. 8 r. 467) 8. 67.
A)) unier den mngWdUaAlBn» Inim die ejrripirtmdam
gana eurUdt, rgl. .- iedoek ao wordaa si beide ollt bMeh
and rot, hei.iz und kalt, and worden dick rerwandeleC
all ir geberde, weder si vor gewan warent Triatrmnt u,
laalde 46 l^fil^ {rar. gewont': gegen: and dienet ir
fleisaiglieh, als er dann vormals gewon was 1C9 : da kam
der dieb. als er gewon was. und staig auf den zaon
6479
GEWOHN I, 2.
GEWOHN n {subst.)
6480
Gregors dialoge {Augsburg U73) \. cap. 7; du schimpfest
kaiser (als du gewon bist) mit mir Niclas von Wyle
translationenih Keller; das doctor Hanns Rellinger . . .
ein fürnemer jureconsultus . . . auch ein herliche person
gewesen, mit ainem groszen har, als dann die alten ge-
wonn gewesen Zimmerische chron.l^, 423; u. a. s. Fischer
schtväb. wb. a. a. o.
Eneas als man wer gewon
liesz mit der trummen ruffen schon.
Murner Virgüii Aen. bücher (1543)
C i^' s. Ch. Schmidt Eis. ivb. 145";
so hör nun was dir weiter zimpt
so man die wüste deller nimpt.
wie man gemeinklich ist gewon,
so man ein new gericht will hon.
C. ScHEiDT übers, v. Dedekinds Grobianus
t). 2943 neudr. 34, 89;
dazu vgl. die gerade hier ergiebigen belege für unpersön-
liches subj. (s. u.) aus S. Brant s. Zarncke s. 154*; Eber-
LiN V. Günzburg 1, 138; N. Thoman Weiszenhorner histo-
rien {Baumann 1, 208); Forer fischbuch.
ß) für die einwirkungen von auszen herrscht noch immer
die kategorie des Substantivs vor; als ausnähme vgl.
sobald sie {die kinder) spilens seind gewon
fahen sie an liegen und stelen.
Wickram (d. treue Eckart U v. 1056) 5, 101 ;
der objective genetiv wird dabei, neuhochdeutscher un-
empfindlichkeit gegen die casus entsprechend, vereinzelt
durch den acc. verdrängt.
1)) die angliederung im genetiv: und bin des Irrens und
fälgreiffens an allen menschen so gewon S. Frank
chronica (l53l) vorr. a y* ; als wenig die weit deiner sitten
gwon ist, so wenig wiirt dir der weit weise gfallen
Eberlin V. Günzburg {ivider den . . . auszganng viler
der klosterleut) 2, 131 Enders; si doch mit der zit so
zam worden und gewon des evangelischen saltzes
Zwingli freih. d. speisen 3 neudr.; allein trinckt er
gern an den trenckinen deren er gewon C. Forer
thierbuch nach C. Geszner {Zürich 1563) 43» {in dem theil
der übers., der v. Herold stammt; in d. ausg. v. 1660 ge-
wohnet); das verwünschte dorf! ich kanns unmöglich
wieder gewohnt {hdschr. 1767: gewohne) werden Lessing
{Minna v. Barnhelm 1, 12) 2*, 186 ebenso (gewohn) 3^, 312.
2)) es hatten auch erstlich die seue
für seim bellen besonder scheue,
bis das sie das wurden gewon,
da achten sies nicht um ein hon.
G. ROLLENPiAGEN froschmeuscler (2, 2, 12) 1, 284 Goedeke;
ebenso {s. o.) Wickram rollwagenbüchlein cap. 55; vgl.
auch Th. Murner scJielmenzunft 12, 9; dazu vgl. ik bün
dat net gewon ten Doornkaat Koolman l, 625».
y) in steigendem grade sind unpersönliche subjecte hier
bevorzugt;
l)) weniger häufig handelt es sich um abstracte Sub-
stantive, die zum theil durch Personifikation in die stelle
des subjects rücken:
bisz (das) sie kam . . .
. . . ann das vil hoch gbirg Caucason,
doselbs der hunger was gewon
zu hausen inn eim kalten loch.
Wickram {Albrechts Ovid 8, cap. 12 v. 1188) 7, 383;
nit hat er sich bewegen Ion
als das ror von dem wind ist gewon.
Sebastian Brant {auf Geilers tod)
s. narrenschijf Ibi^ Zarncke;
vgl. auch {Moretus 483) s. 146 {s. u.) anders {s. b) ; in alleme
gewerbe sol uns Jhesus namme sin gewon brief buch v.
NicoL. V. Laufen {abschr. der briefe des gottesfreundes)
s. Gh. Schmidt Els.wb. 145".
2)) die meisten belege entfallen auf einfache unpersön-
liche construction, die vielleiclit auch {mit acc. c. inf) vor-
liegt in:
eim ungebruchten ist gewon
dick schad usz seinem kriegen gon.
Seb. Brant verdeutsch, d. Moretus 483 «. Zarncke 146;
sicher hierJier gehören: wann es was sunst nit gewon,
das die andern übeltätter die crütz trägen . . . aber zu
ainer besondern schmach thetten si das dem herrn, das
er das crütz selbs mäst tragen Geiler v. Keisersberg
achiff d. penitenz 93« ; desgl. Murner gauchmatt (1519) C 3* ;
Capito antwort (1524) K l" s. Gh. Schmidt 145»;
sust ists nit gwon in diser kuchen,
das man allzit so gnög mög han.
Georg Binder Acolastus (3, 4)
bei Baechtold Schweiz, schausp. 1, 229;
vor dem trinken wische man den mund ab . . . dann es
gewon ob disch ist, und ouch recht gethon S. Brant
de moribus . . mensae (l490) 65*; was gewon ist, acht man
destminder Zell christl. verantiv. (1523) C, 4»; s. Schmidt
a. a. 0.; nu was irs vaters huse voll edler und unedler
in mSssen dann an der grossen fursten höfen gewon ist
Niclas v. Wyle translat. 80 Keller; auch wollen wir
ein Wesen der wald prüder wie im land Wirtenberg ge-
won ist nit ab triben Eberlin v. Günzburg (12. bunds-
genosz) 1, 138 Enders; darnach am 30 tag decembris ward
sein 30 begangen mit mer briestern, dan hie sent, mit
vigil, selampt, wie zymlich und gwon ist, wart aber
iedem 4 batzen geben und ain spent N. Thoman Weiszen-
horner historie s. Baumann quellen 1,208; desgl. iceisth.
u. a. s. Fischer schtcäb. lob. a. a. o.; das gesaltzen fleisch,
so neuwlich gsaltzen worden, ist nit arg . . . das veraltet
aber ist ser schädlich, als in allen andern sultzen ge-
won ist Forer fischbuch 35* (1563); vgl. gewohnt und
gewöhnlich.
b) auszerhalb der Verbindung mit dem verbum substan-
tivum und dessen concurrenzformen ist das adjectiv für
die neuhochd. periode ganz verkümmert, der attributive
gebrauch ist für die Schriftsprache überJiaupt nicht mehr
belegt {vgl. dagegen gewone lue, gewöhnliche leute TEN
Doornkaat Koolman l, 625»), ist aber für die erklä-
rung einzelner der oben bei unpersönlicliem Substantiv be-
legten tcendungen wohl vorauszusetzen vgl.: in unsern landen
kein grösserer miszbruch gewon ist dann baden Fries
Spiegel der artzney (1518) 56*; desgl. briefbuch des Nicol.
V. Laufen *. o.
GEWOHN, GEWOHNE, H /., alte Substantivableitung
zum vorhergehenden, in der älteren spräche vor allem aus
oberdeutschen denkmälern belegt, während ein mit dem
dentalsuffix abgeleitetes fem. (gewohnde) im niederdeut-
schen gebiet bevorzugt erscheint, in der neueren spräche
sind beide bildungen durch gewohnheit aus der schrift-
form verdrängt tvorden.
die älteste periode läszt die ganze mannigfaltigkeit der
formen auch auf oberdeutschem boden nebe^i einander er-
scheinen, in der ableitung mit thematiscliein vocal treten
zweierlei bildungen auf: einerseits giwona (kiwona Graff
1, 870), das auch dem mittelhochdeutschen gewone, gewon
{mhd. wb. 3, 803»; Lexer 1, 983) tmd den meisten späteren
oberdeutschen belegen zu gründe liegt; vgl. auch mittel-
7iiederl. gewone neben gewoonteVERWus w.Verdam2, 1926;
andererseits, mit wenig anhaltspunkten giwoni (Graff 1,
871), das auszer einer glossenstelle nur durch die negirte
bildung ungewoni gestützt wird, unbezeugt ist ober- und
mitteldeutsch das schwache masc, das im Heliand (giwono
5203 an beanstandeter stelle), im angels. (gewuna, m., ctistom,
wont, manner, use, rite Bosworth-Toller 47l), und im
altnord. (vani Falk u. Torf 1350) beobachtet wurde, da-
gegen findet sich — mit anderem ablautsverliMtnisz {s. ge-
wöhnen) — noch ein älteres neutrum:
eine messe sine tage
von einer vrouwen die sanc er
die treip er hin die treip er her
diu hebt sich rechte des gewens
salve samte parens.
der andern was er gar ein gast. ■" —
Mariengrüsze 545 Pfeiffer, s. Lexer 1, 982;
dazu vgl. böse wenenheit vel gewene md. voc. ex quo Uli.
die ableitung mit dem dentalsuffix ist im St. Galler und
Pariser codex der Keron. glossen neben der mit themat.
vocal belegt: abusive, ion& kiwonun, ab usu tra{c)tum,
(fona kiwandu) fona kiwondu Steinmeyer-Sievers i, 45.
später beschränken sich die anhaltspunkte auf niederd.
quellen: gewoente, gewonte, nieder rh. gemma {Köln 1507)
s. Diefenbach-Wülcker 620; ghewoente . . . abusus,
insolentia ebenda; ghewente i. ghewonte, consuetudo
KiLiAN (1591) 146*; dazu vgl. Schiller-Lübben 2, 106;
gewoonde, {häufiger gewoonte) Verwijs u. Verdam 2,
1928. 1929; vgl. Oudemans 2, 668; Winkler friesch
woordenboek 1, 455; gewonde, gewohnheit Bauer-Col-
LITZ 145.
6481
GEWOHN II. 1.
GEWÖHNBAR-GEWOHNEN
6482
l) die althoehd. u. mhd. teii.
o) die Verwendungen halten »ieh wteist im rahmen de»
begriffe» eine» beim einulnen oder bei makrtr$M kerreeken-
den brauche»; mos, sidu, wii«, eon»mh»4» edho teiaa,
kiwona St. Galler (und Karleruher) ecdex der Keronieeken
gloeeen StkinmkykhSikvkhh l, ttl; de»ffi. eoneuetudinem.
kiwona 1, >41. in ayntaktitther beaiehung itt bemerken»-
trerth, da»t hier von anfang nn präpoeitionale Verbindungen
überwiegen, während die funetion de» »ubj. oder ob)eet» nur
gant »elten emrheint.
tt) aie nuAdun thA that «le ni mAatin mannA nlfAnumu
an tliea hdagon tid ii> haud-bation werdan
mit wapnun an (livmu wthdac«; hwand U Iro (iwnno ni wtri.
lleUanil M03 (Cotton.);
.der lea tfii atlbM niht rergta.
•r «neiel« fAbM aln gewan (^amUrhr. f«woD)
als er vur ofle hei (eUn (kamdeekr. getan)
dem roeee «arte er einen buoo
dA hete er atn befrifen yunoc.
Fl. V. Stokfki. (laurifl $. H'arkrmaffcl, leteb. M7.
ß) für die präpo*itionalverbindung treten tu dem irrigen
gloaeenbelege (Stkinmkykr-Sibvkrs 1. 4ft) »ektm in der
Taiianübereeitung ttJUreiehe teugni»»»: inti ingien« after
sinero giwonu in lambastag in thie Hainanunga Tatian
18. 1 (aeeundum eon»t*etudittem »uam Lue. 4, 18, xatet fd
fifubog tvirip bi biuhtja seinamma ULfiLAs, nach (einer
gewonheit I..utiiki<\ deegl. IM, & {Luea» n, W); äknl. >, S:
7, 5; ta, 8;
dar umb ao oham der irpauren achimpf
nach ir Kewon ze unKelimph.
II. V. WiT-iKNWRii.BR Hng (S»*, 4«) ». 17S BtchHeSn;
vgl. na sino gowono Oudrmans >, 669; vgl. auch die ent-
»prechende venrendnng de» aon»t nur mit der bedeutung
fon Wohnung belegten grundvwiea in Wolframs WiUe-
halm :
»wenn ich wa« hl werdecllcber won
d& alaoc man mich mit ataben von.
S87, W; de$gt. (awache won) tM, t7.
die ableittmg mit dental»nffix i»t hier faet nur für den
engeren recktebegryff (». b) beteugt; allgemeinere veneen-
düngen »ind »elten {der beleg au» Athi» u. Propk. ». mkd.
tcb. 3, 4»H» gehört nicht hierher), vgl. lio hadde in gewonten
{Dial. Greg. iM*) Sciiti.i.KRLCiiitEN a.a.O.: van ghew-
oent hcbben Oudrmans 8, 9e9.
b) für dte tmleuiungax'ereitgtrung auf dem gebiet» der
rechteepraehe »ind einige trtndungen de» Tatianüher»et»er»
noch nicht in an»iyruch xu Uehtnen, obtrokl »ie in der ab-
»tre\fung der individuellen tiige vom träger der trieder-
holung tntd de» brauche» den boden vorbereiten konntet»,
»ie stehen zudem ganz unter lat. eityfluet: aflcr giwonu
thes biscofhciles TVi^ian 8, S {»ecundum coti»uetudinetn
»acerdoti» Luca» 1,9; nach gewonheit des priesterthums
Luthkr); de»gl. U, 8. iro die lat. vorläge den hintcei»
auf die rechtliche »eite de» geveohnheitehegriffci durch be-
»onderen genitiv unt»r»lreiekt (legis), folgt ihr auch der
ältere Hbereetur, teährend Luther die ganze teortverbin-
düng mit einem au»drt$ek, — allerding» hier niekt mit
gewohnheit deckt: thaz sie tatin after giwonu ewu Taiian
7. 6 (t4^ facerent aeeundum conettetudinem legi» Luc. 8, 87,
nach dem gesetz Luthkr). dagegen kommt der reckt»-
begriff schon in mittelkochdeuttek. vmtdungen zur geltung:
mit wiu sol pr si twiniten?
niwan mit rehton dingen,
mit rehtir gemebelen . . .
er ist charl d&, ai ist cbone,
das ist ein vil altiu gewone.
i-om rechte 899 H'aoijp;
vgl. auch n&ch der alten wone Ulrich v. d. TOrlin
WilleJutlm 106»; nach heidenischer wone 86*; detgl. 99*.
». Lexrr S, 975. in dieeer be<leutung»richtung i»t aueA die
ableitung mit dem dentalauffix mehrfach bezeugt: dat der
durchluchtigc Wenczesslaw . . . dem obgenanten ertjt-
bisschoevc und sime stifte (r. Köln) . . . von nuwes geben
sal alle privilcgia hantfesten rechte vriheide und gfide
gewoende , die sie von uns . . . gehabt haint Urkunde
Karl» IV. (1376) *. reickatageacten 1, 86 Weis»ädcer; dazu
vgl. : ind haint alda sementlichen . . . apgedain ind ertzalt
dat aide herkommen, recht ind gewoende desselben landz
also as yre furfaren ind aldern ain si bracht haind. redtte
de» lande» Blankenberg ^nake der Sieg'\ 1«7 ». tceietk. 8, 17;
vgl. auch: n& rechten ind gewöenten der stat. aekicktung
tu a»ee (16. jakrk.) bei Loereek u. Sekroeder l*, fM; M
alder gtwonde und rcohi UUo u. «.. ». S4:hili.krL0bbbm
a.a.O.; vgl. van ghewoMil«ii dat bahocrt OuoKMAM>t,6«.
t) die neukoekdeutttkt periad» UUtt mlU äiem /«rwmt
vor dem eimtm btwrtttgtm |9WolmlMU (ß. d.) $mi»tkmieken.
in der übmfauf$ärit tttuktm UM* timim mmtkaägltr auek
in litt denkmätrm •«/. tw «00M /Vr fvwehnd«, dm»
»ekon in den oUftm Wifm äit fTum Utm»tkiithn hmtU
und da» in der niadardeutadkam MW nttk mm Mtm «ie*
kalt. MV die Vorlutkeriecke übereettumg UrngH |6W0ludMit
eing^iikrt katie: unde daer uth quam d« lUde flMWOod«
up in larahal. un de fhewonde wart gbeholden riekier
11. 89 Armdu (davon wAchs ein titte in ttnwl und
die gewonheit ward behalüen MRNTtL); na der gewonde
t. lanige 11. « (nach dem aitten Mkntkl m. «. wie es ge-
wonheit war LuTHtR): vgl.mmek (bewonte Vr^UE 177
Joete». zu gewon. gewon« vgl. di» fidgenden. dem reAUh
begriff gant fematektmdtm mm§mim»t
widenle iem wUen deto
in detaer Jaftal. die weO m mmg faseia.
wann pringaata as in die aHaa fswea,
ao machia nlromer laeeen davon.
Hanm V|!«ti.rr plMsiai d. tugemt v. tOM MImgerU:
die nalnr etlich handea feit,
das sie aosa gwon bellSB alnsit.
S. BRAirr ameremaeh. g»;
wan da mich dBnclisst eis selehes thoa
widsr dein altsr ohn gewon.
FaisciiUN Smaanma ». ttt.
für da» fortleben in dam mumdartem aind emtapreekende
buekungen nickt immtr kmmtkrt^/Kg, weil m »iek z tk.
auf ältere demkmäUr »HU$em. rgl. gewöhn UnobrIÜIULL
SM*; gewonde Bauer-Collit/ lU.
GEWÖHNBAR. vereintelte und jüngere m^jaetivmlUUMmg.
nt gewöhnen (». d.) gedacht: keiner unserer sinne . . .
ist so eigensinnig und verinderlich, keiner aber auch so
gewOhnbar und verwAhnbar. als dieser {der getehmmek)
Herder (Kalligone 8) 88, 8im.
GKWOHNÜE ». gewohn U.
GRWOHNKN. »ekteaeke» verb mit »pältr entmeUung.
die aber in der neukoekdeutecken periode bald trieder
unterbunden ieied. in den zu»tiiniligrii brlrgen \Mt einer-
»eit» die verttärkt» form de» ebet\faU» abgeleiteten und
viel früker entmekeUen »itmptex tu »rkmmmn, tgl. alt-
koekd. wonftn Graff l, 87t: tUtaOck». wonte, wÄd. wonen
». mkd. teb. 8, 804*. anderereeit» mu»t mUt dem mmmtittal
baren eit\fliutz de» <Aen beaproekenen adjeetiv» gewon, ge-
wohn gerechnet trerden. da» einem groezen tkeile der be-
lege für die partieipialform gewont, gewohnt rt« gründe
liegt, wie dieee form auf die ganze entwicklung und au»-
geetaltung de» verbum» gewonen einwirkte, wird »ick unten
zeigen, »o da»z e» keiner reck^fertigung bedmrf, teenn auek
gewont, gewohnt in diesem xuaammenkemg mAm mit-
bekandelt trird.
1) abgrenaung von wonen und gewonen, »tatiatik für
gewonen und gewont, formen.
a) wonen und gewonen.
a) f^r die ältere »pracke bedeutete der gegenoe^ta twiaeken
grundwori und compoeitum durcltau» nickt die begrifflicken
untersckiede, die »päterer gehrauek mit der gegenüber-
»teilung von wohnen und gewohnen verintiipß. wie oben
»ckon bei gewohn angedeutet, mu»t die ältere und mltge
tneinere bedetitung von wohnen durck die loaUeung vom dtr
örtUckkeit getconnen tcerden, an die unser kemÜgmr »frmek-
gebrauck sie eiriseitig bindet und die wir um» kiUen wtümaen
in die zahlreichen althochdeiitscken parallelen von won^n
mit dem lat. manere erat hinein zu tragen, vgl.:
ther ainan willon uabit.
joh themo ist io gimaati ther wonet in ther gvati.
Ot/rid 8.10,154:
*80 iat das min bealer rat
das wir si . . . haben an eioen aaL'
dem rate wonten si do vaat
alle do der volge oüt:
aa sehant da ward ein wid
geaflchpt und fundea.
Jon. V. WCajtBiRu. nv/Aetai *. OoterrrM «681 Reod.
am täkeeten kalt »ick dieae unbeeit\fiuaite bedeutung
in Wendungen, die auf peraönlieke besiekungen tielen:
wanta her mit iu wonet inti in iu ist Tatian 164, 8
6483 GEWOHNEN 1 (gew. und wohnen)
GEWOHNEN 1 {äUeste belege)
6484
(Joh. 1, 17 aptul vos manebii et in vobis erit, denn er
bleibet bei euch und wird in euch sein Luther); u. a.
habda jungron mid im
thia is säligon gisldös thia im simlon mid im
willion wonödun. Heliand 3960.
dazu vgl. das noch Mute beliebte verbum beiwohnen, dem
im mittelhochd. zahlreiche lockere vertcendungen vorher-
gehen (vgl. auch angels. gewunian Bosworth-Toller471)
vgl.:
lät si des geniezen daz si iwer swester si:
durch aller fürsten tugende wont ir mit triwen bi.
Nibelungen 938, 2 u. a. s. mhd. wb. 3, 804''.
bis zu welchem grade der Verallgemeinerung so die ältere
vertvendung von wonen führen konnte, zeigt ein beispiel
Otfrids:
so was io worl wonanti er allen ziten worolti.
2, 1, 5 {in principio erat verbum Joh. 1, 1);
duzu vgl.:
also wonete der strit
vil manege wile unde zit.
kaiserchronik 7250 E. Schroeder; ebenso 10026.
unter dem eindruck dieser munnigfachen enttcicklung und
im hinblick auf die bei gewohn schoti gekennzeichnete be-
deutungsfolge wird es nicht überrasche^i , icenn nicht nur
lat. manere, sondern auch solere m,it dem, einfachen
won6n wiedergegeben ist. die belege sind allerdings zu-
nächst spärlich, ebenso wie für gewonen in dieser be-
deutung, aber sie reichen weit zurück: solent tabule,
wonent tavalun Reichenauer glossen z. bibel s. Stein-
meyer-Sievers 1, iöS*»; dazu vgl.: discunt, wonent Ein-
siedeler und Züricher ha,ndschr. d. 11. jahrh. zu den Pru-
dentiusglossen s. Steinmeyer-Sievers 2, 315;
also du e wonetest.
Wiener genesis {fundgruben s. 58, vgl. gewon waere
Milstätter genesis s. o.);
einen vanen
der kurzewile mit mir sol wonen.
Diemer 221, 18;
schade unde schände ich armiu
ze allen ziten wone. Erec 3885 ;
da muose schumpfentiure wonen
der sölher not niht was gewent.
Wolfram Parzival 265, 18.
ähnl. (er solt ab niht ir minne wonen) 494, 20; vgl. auch
{mit unpers. subject) 216, 12;
die kömen in einen gr6zen walt.
dennoch muoser gens wonen.
er z6ch dez pfärt zuo zeime ronen.
Parz. 534, 13. vgl. auch 161, 14;
sine Site sult ir niuwen,
und minnt von herzen iwer konen.
slner site sult ir wonen. Parz. 474, 20;
da löse uns vone
daz wir des iht dürfen wone
des wir noch ungewone sint.
Heinr. V. Krolewitz vaterunser 2613. desgl. 840.
als jene di jo wonten
und so doran bedonten
daz si oueh daz beschriben
und dor an stete bliben.
TiLO V. Kulm von sieben ingesigeln 5805 Kochendoerffer ;
vgl. auch wonen = gewennen (s. gewöhnen) Oudemans
7, 974.
wrt€ weit endlich die belege für die participialform ge-
wont (* u.) dem einfachen oder dem zusammengesetzten
verbum zugehören, läszt sich nicht immer sicherstellen.
ß) andererseits sind auch auszerhalb des particips ver-
balformen mit praefix noch lange in der bedeutung der
aeazhaftigkeit an einem orte belegt, neben der an der
grenze stehenden wendung: inti mit giwatu ni giwatita
sih noh in huse ni giwoneta, ouh in grebirun Tatian 53, 3
{Lucas 8, 27 neque in domo manebat, sed in monumentis,
noch bleib in dem haus wann in den grebern ältere
bibel 8. Kurrelmeyer; desgl. Luther vgl. angels. gewunian
Bosworth-Toller 471) vgl.:
«i wonten da allen einen tach (var. gewoneten).
KoNRAD Rolandslied 72, 13 W. Grimm;
daz sein gaeist maechle
in der menschen geslaechte
gewonen nicht mere.
in gerou vil sere
daz er siu hete gischaffen.
{Anegenge) dtsch. ged. Hahn 22, 82 ;
das kloster in dem selbigen jare
wurde angehaben nach der meister lare
kirche, koer und creutzgang
robenter schlafhaws kortz und lang
also lang das es darzu tuchte
das man dar inne gewonen mochte.
RoTHE Elisabeth 2, 2062 Mencken;
durch daz sie so reine und so kusche würden, daz unser
herre Jhesus Christus in irme herzen gewonen mochte
und nimmer von in queme pred. bei Schönbach l, 169;
wäri ez och enge, so gez&me aim grossen fürsten aber
drinne nit ze wonende, won er möhti mit sim lieben
gesinde nit drinne bliben {var. gewonen) St. Qeorgener
Prediger {Berthold v. Regensburg) 244 Ried;
daz ich in dem herzen bin
dar sich reiniget der sin,
und daz ich nimmer dar gewone
dort do man mich tribet vone.
H. V. Hesler apokalypse {Danziger hdschr.) 7371 Helm;
Ottnit: sagt, ob ihr traut zu gewonen.
Rosilla: o ich will gern allhie wohnen.
Jac. Ayrer kais. Ottnit s. 214».
y) in der engeren bedeutung eines geübten brauches ist
gewonen für die älteste zeit nur aus glossen tmd einmal
im Heliand belegt: suescat, kiwone. Junische glossen d.
9. jahrh. {zu Syrach 23,9; gewehne deinen mund nicht
zum schweren Luther) s. Steinmeyer-Sievers l, 687;
vgl. auch kiwonet, solet {Reichenauer glossen d. gleichen
jahrh.) s. Graff o. a. o.
deda thär s6 hie giwonöda, drohtin selbo
lerda thia liudi. Heliand 3961;
giwonan Tegernseer glossen d. n. jahrh. zu Vergils Georgica
(2, 272: in teneris consuescere multumst, das citat dient
auch den icörterbücliern später zur anknüpf ung: von Jugend
auf gewonen, assuescere a teneris Maaler 179"; desgl.
A. Reyher 544 lt. a.) Steinmeyer-Sievers 2, 633; assue-
sceret, gewoneti, kewoniti Einsiedeier u. Züricher glossen
d. 11. jahrh. zu Prudentius {Apoth. i6i) Steinmeyer-Sie-
vers 2, 512; dazu vgl. das angels. gewunian (Bosworth-
Toller 471/2), das mit infinitiv oder objectsätzen verbun-
den ist, Substantiv - objecte aber nicht im genetiv, sondern
im dativ angliedert.
die m,ittelhochdeutsche dichtung verhält sich gegen das
zusammengesetzte verbum, in unserem sinne völlig spröde,
Wolfram und die seinen bevorzugen das einfache verbum
{s.o.), Hartmann und die von ihm beeinfluszteii dichter Ver-
bindungen des adjectivs {s. gewohn), so bleiben nur einige
ivenige belege, die vorwiegend in den ausgang der mittel-
hochd. periode weisen:
die wisen lern den tumben,
biz er manlicher tat gewon !
Ulrich v. d. Tlrlin Willehalm CCCXXVI, 29 Singer s. 377;
ich wil an miner maze donen
unz ich geweichen und gewonen
in dutischer zungen vor baz :
si ist min noch al ze laz.
Pilatus 58 s. Maszmann s. 146;
(gewonen in Verbindung mit geweichen iceist auf den
vergleich mit dem, fallenden tropfen \vgl. Weinhold ztschr.
dtsch. phil. 8, 259] , dessen wirktmg auf den stein gerade
für den gewohnheitsbegriff viel angezogen tvird, vgl. sp. 6485).
mehrfach ist das verbum aus den predigten Bertholds
belegt, einmal im, Zusammenhang mit arideren bildungen
aus der gleichen sippe , der einerseits den gegensatz des
medial erfaszten gewonen gegen das factitive wenen {ge-
wöhnen) beleuchtet, anderseits zeigt, wie auch Verbindungen
mit dem, Substantiv in den dienst des medialen begriffa
gestellt werden: swes man diu kint des ersten wenet,
dem habent sie iemer mßr hant an . . . leret . . . zuht
und 6re, daz sie sin in gewonheit komen: wan 'swes
daz kint gewont, daz selbe im nach dont' daz ist ein
alt gesprochen wort und ist auch war Berthold v.
Regensburg 1, 34; dazu vgl. mit präpositionalverbindung
statt des genetiva (der da ze helle gewont) l, 386 im sinne
von assueßeri;
nun gwant vil manger pei dem tisch
wilpret, pheffer, guter visch.
Suchenwirt {die Verlegenheit 175) Primisser 102'' ;
wiltu (diu meit) den mannen volgen, so muostu werden ein wip.
gewonst du sfn ein wile, die naht unz an den tac:
ez mac dir als6 lieben, daz dirz niemen erleiden mac.
Ortnit 59, 3 EttmiUler;
6486 GEWOHNEN 1. b {ülteate jxtrtieipialfurmeH)
GEWÖHNEN 1. c <m dtr bibdi 6486
ahnlieh Jon. UoTHK Dür. cknm. («H) in Lilwnen» (dct
gewoneten);
da/, «rbe oder eifen, pfrOsmi« otUr pfui«
in wIn« machent. tiiw «ibt aMM ■tMwi:
■wer draben« gewunl, den mM mHmi.
wb,.(et du( bo«M gewniiheit
aller annden banier Irrit.
Hi'iio V. THiMiiKiiii renner ti444 IOMmmim;
'//«•HM (der ungariMchen reine gewonen) Ottokaii miti
^MtemttZZ«r, (gewont er aine« aiKen' Suchknwirt (IU) loi*;
ganM vereinzelt üt die firtitJuiHtf auf thürt («. daff»§tn
gewöhnen): ciaH der valok dnnlurch gewon« der hand
MYMtlNOER IH, ilaiH vgl. aueh die UMperadnlieh« trenJung:
d\% wert bi', an den lag,
du/, iliti kl)nii;iniie «ich wol venluont
nAi'li kriitti'ii »rden. al»e n<H-|i Itiont
vil ed»'l trouwen. <* ir M*ham gewon
bi niuwen wirten. hie lAten wir von . . .
Ulrich v. n. TOri.in Wütehalm CCCXXI. IS atHftr ». S7I.
b) neben ditatn »pArliehen belegen fAr aUmm lewonen
I» der bedeuiung von »olero bedürfen äi» ekMUwMrtUkmn
truijmuM ßlr di« form gewont •«« äUermr mi imonden
Mraehtuiig. mmn ut geneigt, in «Ar «terA««y< Mim par-
Heipialform. eondem mir ein* ttmter dem eii^mme von
gewUhnl xtt gcwfthncn begOmtUgte euMrgtniadm trtmttvmng
von gowon zu sehen.
a) dem widereprieht «eAon der — aüerdinga »rhtnerige
— älteete beleg: inolita ettH. ungewonetiu dera huti Reiche-
iiauer gloaeen tu 8. Moe. 18, II (ao isU fewia ein alter auaaatx
IU der haut Luthkr) Stkinmrybr-Sikvkrs 1,858 (^Tegem-
teer gloeeen [l.S47] anHgewHhxan). teie man aueh den wider-
etreit der yriifiat in der intraUele ton inoiitus und un-
gewohnt (/««^W vinoliliid. inxolitus?), jedet^faU* »priM die
(jloaae dafür, datiz pr wohnt ah pnrtieipiml/orm eingeeettt
war. ah lerbum kann mit gUiehor btreekügung dtu ein-
fache trie dati :u.summen;ireetste, wonen ««• ftwoncn, in
un»prurh genommen werden, für den verbalcharukter
spricht auch die Verbindung gewont haben, eine in der
imperfectiven bedeutung des verbume begründete fügung,
ilie früh bezeugt ij<t . in der klaeaiecken MÜk d» mkd.
(lichtung alter verstummt und erat unter den »päUren weug-
nieaen vnederkehrt :
das «r eich badete
ala er gewonet hahete.
ilfuUehe gedickte 6S. 7 Diemer:
den Site, ein man unnanft« lAt
den er von Jugent gewonet btt.
Frefdaitk lOR. 18 H*. Ortmm:
f/anz ähnlich (er hett sein gewonet wol) Hkinrich v.
Nkustadt Apolloniua 67»« Singer: dasu vgl. die tuaam-
menetellung von gewont mit gewonheit in umfangreicherem
zusammenhange, der auch den attributiven gebrauch von
gewont ^*. u.) belegen läsit:
der tn>uf der gut «in hu» erwert . . .
du^ iül die boHO gewonheit.
un« ixt da^ lange vor gi>i«eit
dai{ der tntuf vollet durch den i<tein . .
da bei wil got da^ man merke
der gewonheit memterschaft.
die hat stunden »olche kraft :
ein dein ounde wirt eo gnt%
da; si ist der grAsten geno^.
ewen mon ir «o gewonet hat
da>t man si nimmer verlat,
die gcwonton »unden trieffent la
tair und naht, spat un<i fni,
untz ir stete got vertribet.
beiepifl faloiiHt*. irr» tiT IT. (mhd. enäht. S, nr. 108)
Rotenhaffcn t. akadcmietrxte 17. »I n. a. $. $p. UM.
,f) dagegen %ceiet die Verbindung gewohnt «ein aJlerding»
unmitfeibar auf den gebrauch von gewon turiirk. während
bei der att>-ibutiven verirendung {,». o.) die frage qffen bleibt:
dino d& er an gewonet ist mgat S, 178;
dt grAje stat zu Helleapont,
di dt Putsi'hin sint gewont
zu nennen i>ente Jürgen arm.
NlcoiJMs V. jKKOsnitN 21783;
vgl. aueh ghewocnt siin. woonachtig »in 0ci>kmaN8 S, MB
mit pewone siin Vkrwijs m. Vrruam ». IM4 5.
r^ .vfatistik für gcwonen und gewont,
«"i die bibelübersefzung, die sich gegen gewon so sprbde
erwies, läszt soirohl gewonen %cie verbal Verbindungen mit
gewont belegen, daran ist nicht nur Luther betheiligt, der
IV.
mn wwdUi' MA% mrtmmUl, w EAAeraii uiednum ymmitd.
1)) ia§ yiHtro 4tt mm AmI dm dtt fmU. w Ltttm
einer tutiaeem mt^ffkmtmg /Ugi oämr ämo kettimwttt /ir-
bung tum auedruek bringt: do ptiwt ■•» «ad UMlltor
und gewonai ir nlt Mrmtbi. (JCm-urfiyr b, m) t. Mm.
«I. 41 (non frueria. von ZaIHKR «5 (14"^)
Lutiirr: winrtu nieht bab«»): von all
di« den leuthen gawonciil m wMarfakmi Mrütkl
{Kurrttm. 4. IM) t Moo. i. • («M dlir Augob. MM IM9 «*/
fewonlirh widerfarvnt ; Luthrr: rand« <
hat); in beiden fällem roll rieht sieh die
vor Luther.
m)f WO Littnor MM gtm^m^tonO 90^ ppWOBaB gtgfM ettmO
vorgnnger omememit ttnn mmm oeroenmMttgtm wto jßmt^tmgfo
betÜeäigt. andere formen dea verbwmo iMten hier nvotmmllt
ward er ein Jaitfer lewe der gewonet aoeh dl« l«rt«
nureiaaen and fraaaan Luthbr Heeek. la.« (diäieU pmtäam
omftn. lernt dUare MM): fhr dm» pmrtieip kemmi Lmtkor
in der bibel nur die vorbindmng mit dem terbum aiiMba-
MvtMi, er führt eie gegen äUert» gewont haben o<<«r gegen
oerbindtingen wtU fewonheit etn — iriBdami eui mtg,
»n 4mm Leittmo gebrauch mit dorn dm imiw«"iii oAiryfb-
a^i) er begand sarwiAeben ob er mAchl gen gewepent
wann er het arin nH fawont. und Uauid sprach za Saul.
ich ermag nit geen alao. wann ich bab Min bH gawoat
Mkntri. 1. kbnig. (l. Samuel.^ 17. 89 (na« Mna» hmhehmi
coneuetudinem . . . non ueum habeo; denn er bata nie
Teraucht , . . denn ich bina nicht gewonet Luthkr ; ver-
sucht KAUTzacii): dmtu vgl.: ao liSnnet jr auch guta
Ihun, weil jr dea bOaen gewonet seid Lothrr Jerrmia
18, S8 {cum didimrUie. hebbet ghelert niederdtech. bibel .
vgl. auch Hemk, n. 48.
b)) da sich abor der kOnif faaatxt halte an seinen ort.
wie er vorhin fawonet war aa dar wand . . . i. Sam so.
85 Luther (waa geaeaaen auf aaim stAI nach der gewon-
heit IIkntbi. u.a. 'Kurrrlm.^ eeeundum nuiiaissilidiaaai
saax der kSnig auf seinem gewAhnlirhen sitz KAtrrxacR);
nach dem nu Paulus gewonet war. gieng er zu jnen
hin ein, und redet mit jnen . . . op.-geeeh. 17. t (gieng ein zA
in nach der gewonheit Mbntkl «. m. zmxA 4k TO tim96Q,
eeeundum coneuetudinem; naeh seiner gawobahaK Wbis-
bAckbr).
e)) tu der Zttrieher bibel iet gewonen in einrM ni-
«omMenAaNf belegt, der überrintÜmmmtd weit dm flir^gaw
bibelübereetxung die bedeutung oom haMtef« mmmmäBl,
der in diesem einen falle aber fluaft 4iljmi§e «•« aoMa
tuläett: wenn ir nun kinder gaMraad ... an daai laadaa
gewonend 6. .Vo*. 4. 86 (eatwaK ia dam laada Mkxt«.
(JTtirrWa». 4, 14a) wonet Ton PrtJ^NUf arr ab. m emek bei
Luthkr).
ß) die buehungen veerden der thmtamthe tiewJieh gereehl,
dmet unter den formten deo rerbume dete pmrtictp (gewohnt)
mehr und mehr das Schwergewicht dm gtbimmthm te^^gL
im IM, jahrh. wird mit weitgehender MmoimtUmmmmg ßi$^
geattllt. dost gewohnen €d* vtrbmm awaHN» SM
mtrterbiicher trotzdem die gmttm ßamtm «araMrii
4im die einen aus hie^imher MmmAtit, 4i»
grmwmmmlikalischer jr ii itaiafc^/l^iiart, «swil eie die imumer
mehr $ieh itibrrittnde form fawokat daek tn ein ttheum
brtngen woUmn»
l)) die ältmkn bttehungen umgeMkrt wefcaieii M g»>
wohnen ilrriN<> orfer nur 4Qißig$ naüt *aa favokat
m^:> gewonen ««»Meseer«, aaswf^baar« (ß
gewöhnen'^ roeab. ine. traf. h. 7: oeiwsteri
emeiue e*tm Avkrtir {rudim, grmmm.) l. 481
iimwis, aeeneaerre DARYPoniua Ft*:
wobaen, in gawobnheit kommaa. «'«
de eaiM<iii« Houbius to* (imo): 4eogL (gevobnen) ««Mr-
fala w«a UM tind iai4; gewöhnen,
JRimacsrs aftcM« rei. mmurfmeere m m4 «laffsnd
S. CALViaioa. thm. ImL »erm (i«H) 4M».
6)) ««leA bei mmdtrn. die der form gewont soiidtrieac>
tung schenken, füllt 4m» »thwtrgimtki noth ««/ gewonen
und »eine formen, tigtnarüg mrhätt aM hier Maalkr.
der dem inhmlt nexh ton Frisios aiitwj< mcM ober im
407
gewonen ton-
gewohn«!
•■ «*-
mroir
6487 GEWÖHNEN 1, c (in buchungen)
der gliederung, wo er bemerkenswerthe anhaltspunkte giebt.
an der hauptstelle 179"=/. {vgl. auch 201 <=) steht gewonen im
Vordergrund der betrachtung , sotcohl für die begriffs-
bestirrimung als für die phraseologie: gewonen, sich ge-
wennen, assuescere, consuescere, consuetudinem adhibere . .
capere . . . adducere se in consuetudinem, morem facere sibi,
suere, assuefacere. dagegen vgl.: gewonet, der gewonet
hat, assuetus consuetus 179« und ^. auch die phraseologie
läszt gewont durchweg als participialform in den geleisen
des verbums marschieren: gewonen zu regieren (des leidens,
kriegens gew.); desz wassers (eines dinges) gew., (mit per-
sönlichem object) einsi gewonen, consuescere alcui. dazu
vgl.: wie man im krieg ze thun gewonet hat, de more
assueto belli 179'^ desz liegens (der arbeit) gew. haben
u. a., durchweg Verbindungen des particips mit haben,
während auf das verbum subst. nur man gewonet si
(assuescitur) weist, andererseits wird hinter gewonheit,
gewonlich bei Maaler noch einmal die form gewont
angemerkt (180") und diesmal mit icendungen , die zum
gröszeren theil den adjectivischen functionen dienen : gegen
lenger dann si gewont habend {longius assueto) vgl. ge-
wont und gebraucht etwas ze thün (insuef actus) ; guter
dingen nit gewont . . . bonis inexpertus; gewonte liebe,
consuetus amor; gewonter, breuchlicher sit, mos solitus.
c)) andere loörterbücher nach Maaler stehen diesen ad-
jectivischen functionen von gewohnt icieder spröder gegen-
über: gewonen, in die gewonheit kommen, verhärten in
einem ding, assuescere, consuescere . . . gewonet, assue-
tus, consuetus Emmel sylva^ vocab. Qq7*; callum obducere
(tnet. pro) assuescere al. rei, eines dinges gewohnen, dick-
häutig werden A. Reyher lex. tat. germ. 316 vgl. auch
sp. 544 (s. oben zur Vergilstelle) ; dazu vgl. scelerum exer-
citatione as suef actus , der Übels zu thun gewohnet . . .
assuesco . . . gewohnen . . . assueti, leute, die der . . . arbeit
gewohnet sp. 215.
2)) eben mit dem 17. jahrh. wächst allgemein die berück-
sichtigung der form gewohnt, deren Verbindungen mit dem
verbum subst. allmählich ganz über die ältere fügung mit
haben obsiegen: gewohnen, lehrnen, inn ubung bringen,
assuescere, consuescere, assuefieri, addiscere, in usum trahere
Henisch 1607 (der arbeit gewohnen, eines dings gew.:
was man von jugent an gewohnt . . . gewohnt sein solere
. . . desz dings, so man gewohnt ist u. a. dazu vgl. [für
elliptisches gewohnt?]: der hund, so der kuchen gewohnt,
ist bösz wieder herausz, ein der das bettlen gewohnt, der
höret nicht auf zu betlen; die lieb und freundtschafft,
die sie gewohnet amor consuetus) ; ich hab sein gewohnt
. . . wir seind alle, wie wir gewohnt haben oder gewohnt
seind ebenda; gewohnen . . . desz lesens gewohnt, ali-
cujus Sermone adsuefactus . . . dasz man ihr gewohne
Schönsleder prompt. V6*; gewonen, gewonet, assue-
fieri, assuescere Stieler 2495; (einer sache, der schlage
gewonen; man gewont endlich alles; er ist der arbeit
gewonet, bin des Unglücks gewonet); gewont, assuetus,
assuef actus, consuetus (zum wasser gewonet, innutritus
aquae; jung gewont . . .) ebenda.
im teutsch-engl. wb. von 1716 erreicht das vordrängen der
participialform mit ihren Verbindungen schon einen höhe-
punkt, von dem die deutsch-lateinischen Wörterbücher dieser
zeit noch lange weit abstehen, vgl. : gewonen oder gewohnen
(eines dings oder ein ding) dessen gewohnt werden, sich
darzu gewöhnen, to grow wont, accustomed or used to a
thing, to apply, accustom 776 (ich bin nicht gewohnt, so zu
handeln ... er hats gewohnt . . . wir sinds an ihm nicht
gewohnt ebenda) gegen gewohne nur eines dings Aler
1,943»; an etwas (an dem wasser) sich gewohnen 942»;
er gewohnet gerne zu versprechen . . . Wollüste zu über-
winden . . . andern zu gehorchen . . . das licht zu leiden;
des Schmerzes des krieges gewohnen ebenda; {daneben)
ich bin dessen gewohnt . . ., was man gewohnt ist . . '.
täglicher arbeit, des liegens, lesens gewohnt ... ich habe,
bin es gewohnt); in ähnlichem rahmen lüte Aler buchen
auch Steinbach u. a., ebenso Frisch, der einerseits den
geschichtlichen hintergrund mehr vertieft, andererseits den
neuerungen mehr rechnung trägt: gewohnen wird mit dem
genitivo der sache gesetzt, die man gewohnt ist, oder
auch mit dem accusativo ... des sohmertzens gewohnt . . .
das ist er gewohnt 2, «S«.
GEWOHNEN 1, c {im Sprichwort) 6488
Adelung stellt die zurückdrängung der formen von
gewohnen durch die Verbindungen von gewohnt zuerst
mit beicusztsein fest: indessen ist statt dieses Zeitwortes
das mittelwort mit den Zeitwörtern sein und werden
im hochdeutschen üblicher 2, 669; von gewohnen /üÄri er
noch ehiige veraltende Wendungen, namentlich aus Geliert
an {dazu vgl. noch Schwan : böse dinge gewohnen, con-
tracter des mauvaises habitudes . . . des krieges, der arbeit
gewohnen, accoutximer le corps, d'exercer ä la guerre au
travail 1, 748 [1783] gegen: er ist gewohnt früh aufzu-
stehen . . . ich bin dessen nicht gewohnt ebenda; etwas
gewohnt werden s'accoutuiner . . . gewohnt sein, avoir
coutume . . . das ist er nicht gewohnt 749). die Verbin-
dung gewohnt haben scheint Adelung nicht mehr bekannt
{vgl. auch gewohnen to grow icont, gewohnt sein to be
wont Arnold* 427^), für gewohnt sein ist ihm die an-
gliederung eines infinitivobjects besonders geläufig, sub-
stantivobjecte fügen sich im accusativ, doch kennt er auch
noch den genitiv : das bin ich an ihm schon gewohnt . . .
des Unglücks, der arbeit gewohnt sein ebenda, bemerkens-
werth in der eben besprochenen richtung sind die beiden
feststellungen bei Heyn atz: ge wohnen, ist ein neutrum
mit haben und hat den accusativ, wird aber ziemlich
ungebräuchlich handbuch (1773) 339; gewohnen für ge-
wohnt werden ist bei hochdeutschen Schriftstellern nicht
mehr üblich Antibarbarus (1796) 2, 58.
3)) wo gewohnen später noch als geltend gebucht urird,
ist die form gelegentlich wohl mit rücksicht auf das ge-
bräuchliche gewohnt angesetzt: gewänen, gewohnt werden;
hä es te broe gewänt = er wird schon wieder kommen
Woeste wb. d. westfälischen mda. 78; jedenfalls weisen
solche buchungen auf die mundart, und hier beruhen sie
z. th. auch darauf, dasz sich die grenzen von gewohnen
U7id gewöhnen {s. d.) verschoben haben.
a)) gewonen aus dem neueren schwäb. Sprachgebrauch
bezeugt H. Fischer: es gewohnet's nit u. a. {s. u.); dazu
vgl. wers henken einmal gewohnt hat; vgl. auch das in
schriftdeutscher prägung umlaufende jung gewohnt alt
gethan ebenda.
b)) zum zweiten fall vgl. schon: gewohnen oder gewöh-
nen, accoütumer Frisch nouveau dict. des passag. (l730)
2, 262; dazu vgl. g'wane, gewöhnen, ob. Basel, sonst g'wenne
Seiler Basler mda. 157»; gewo^'ne", gewö'^ne", gewöh-
nen, einem zur gewohnheit machen Martin u. Lien-
hart 2, 831^.
y) das Sprichwort hält sich wesentlich in dem geleise,
das schon durch die wendung jung gewohnt, alt gethan
{s. unten; vgl. Wander l, 1677) gekennzeichnet ist. auf
deutschem boden wird diese auffassung einerseits verall-
gemeinert: gewohn's, so koint dir's nicht hart an Wan-
der 1, 1677; s'ist alles nur, bis man's gewohnt ist {Nür-
tingen) ebenda, andererseits wird diese lebensioeisheit mit
allerlei drastischen vergleichen und schnurren verknüpft:
hei is't gewunt es der schmid de funken {Soest) Wan-
der 1, 1678; äs de isel 't sack dregen ebenda; gewohn's,
mudel {mietze), gewohn's hat der back g'sagt, hat mit der
katz den ofen ausgekehrt Hoefer 293 u. a. s. Wander
1, 1677. vgl. auch bei gewöhnen, bemerkenswerth ist die
einseitigkeit , mit der das sprichicort bestimmte formen
bevorzugt. -^
l)) das verbum, wird fast nur in der imperativform
angezogen, die in dem oben erwähnten Sprichwort schon früh
entgegentritt: gewons, so kompt's dich nit hart an
S. Frank (l54l) 31»; vgl. auch H. Fischer schwäb. wb. 3,
638; dazu vgl.: gewohn's Bumal {österreichisch) Wander
1, 1678; gewohn's mudel (*. o.) u. a.
2)) sonst sind die Wendungen von der participialform ge-
tragen: schmids habend der fhürfunken gewont S. Frank
Sprichwörter (1545) 2, 37», u. a. vgl. sp. 6476; ich hab sin
gewonet, es gadt mir eben so mer übel als wol 2, 86'';
wer gewohnt ist im finstern zu leben, der fragt nicht viel
mehr nach der sonn, consuetudo est natura adventicia
Lehman 320; dazu vgl. nun auch die meist verbreitete
formet, die auch in Wörterbüchern viel angezogen ist:
jung gewohnt, alt getahn, a teneris assuescere multum
est Stieler 2495; vgl. Aler teutsch-engl. lex. u. a.; jung
gewont, alt gethan Mathesius 2, 69 Loesche; vgl. jung
gewohnt, alt gethan Harsdoerffer frauenzimmer ge
6480
GEWOHNEN 1. d (formm)
GEWOHNEN 2 (i
§Armtk) 6490
apreehuyieU h, M; (gethan) ABRAHAM A 8. Qlkhk tkM»
f. alle s, 104 ; hier länt tidk muhwtitut, iat$ gawohnt a^/
gewori znrückj'uhrt. in mtUktr fvrm i»a m^rieMteort am
friiheaUn tu M«gtn vor {$. $p. MW); inkulUtk «m$i «•
auf die bei Stiklir angemerkte VerfiUletU turütk, H»
»c/ion von den gloeaen ab die leeeiköfrapliem ^etek^fllfL
in dem (»p. S4M) für Bentmolo von Regeneburg (l, M)
beigebrachten beleg liegt eine andere äUere frägung dea
gleichen ttpriehtcorte vor.
d) formen.
I)) den munnigfalligeten eehteankungen unterliegt der
etammvocal in der form gcwont die älterem denkmtler
feigen bei mundartlicher färbung vie{faeh »,nidUnurnieder'
deuteche qurlltn (gewant Schillru-LObbbn a. «. «.)# MM-
dem auch obmrdeuteehe. vgl. attek ftwan ep. M77 und |*>
wMiheit («. M.). ob die eMmulatt^ die für gewannra. ga-
wenen (gewanjan) eretkleteem iei, hier tu tage triU, eeheint
au« alternffrilnden fraglieh ; Aer dürfte ee »ich um eeeundäre
erttcheinungen in aueepradke und eehreibung handeln, vgL:
8o gewant er aines nitten Suchknwirt iot*>; deegL lOB*;
bei (Ionen malla nicht gewannt ist M. veisth. e, ato, dasu
vgl. gewanet, eoneuetue, aeetietue . . . voetib. theuL (Nürn-
berg 14M) M. 6.
M ist ein gross schand;
wann wsich mensch dess liegsns gswanl.
Hai«n Sacii« /ab. m. •rAw. S, ft70 OMte.
PontuB Itunde licinis frölichon worts von ir bekomen als
er vormals gewant waa Pontue u. Sidonia d 8*. atie
neuerer mundart vgl. gewXnd. gewohnt Gerbet {Vogt-
land) ». >15; deagl. tM; datu vgl. (aua niederdteeh. gegend)
die Verdunklung vor naeal: gewOnt. gewohnt Bauer-
CoLLiTz «o*; hei ist gewunnt, gewfint {Soeet) Wandbr i.
i^l» und in entgegengeteteier richtung : gewihnt Foui.mann
{Lothring.) aOB*; deuuvgl.: die kreutung mit gewfihnt: ge-
wennt Danneil 94«*; gewend. gewohnt Brem. vrb. b, nb;
gewennt, gewohnt Mi {Mecklenb.. Vorpommern) M^, da-
gegen gl. gewont. gewohnt Hüniu {Cbln)* «6*, tu jewohnde
a. oben bei gewohn.
8')') andere Varianten stehen mit der quantiiät du etamm-
vocal« in betiehung, dabei ergeben »iek bemirktmeteitthe
unterechiede gegen andere bildungen unterer tippe, im
gegeneate tu gewenen. dae seiner bUdungeweiee entepreehend
lange doppelten naeal bevortugt, herreeht bei gewonen durch-
aus einfacher nasal vor. bei Maaler begegnet einmal:
gewönne oder sich daran gewennc 179*; datu vgl.: ge-
wonnen Zimmersche chronik >', 586; gewonnten l', &; ge-
wönnet 8*, 86; gewannt öst. tceietk. 6, t60; ghi moten des
gewonnen Soester Daniel s. ScHILLBR • LObbrn >, 106;
gewonnen neben gewöhnen Schupp, andererseits ist die
längebeteiehnung durch nachgeaetxite b, die heute in der
ganten tippe durchg^'iihrt tVt^ verhäUmittmättig früh an
unterem verbum tu beobachten, teenigtttnt in den formen
mit offener ailbe.
a) bis tum ende det 16. jahrh. meiden die denkmÜer
auch hier da« längeteichen : gewonen bei TwiNOBR v.
KÖNiosHOPEN, Ariüo. Strinhöwkl, Wylb, Avrntin,
Geiler, S. Frank, Ebehi.in, Luther, Mrlanchthon.
auch Hans Sachs und den ältesten vocabularien.
b)) der gegensati twi«chen formen mit offener und ge-
schlossener »iltie macht «ich aber im buch der lieb« be-
merklich: gewohnen, gewont; das gleiche Fisch aht Oar-
gantua ios gegen 844; vgl. auch gewohnen, gewonheit bei
Dasypodius, ja sogar noch bei Henisch, ebenso ist ge-
wont atuter bei Schwarzenrero. Cochläus, Probst
u.a. auch inK\ncHHO¥FS tcendunmut, in Sprbnos Iliat
(1616) und in Wimpkelinos Teutschland (16481 belegt
at^ffaUend. da.tt Stiej.br gegen «eine Vorgänger noch bucht:
gewont, gewonen, gewonet; vgl. datu gewonen oder ge-
wohnen teiit«chengl. lex. 776.
c)) gewolincn ist abgesehen von Pauli merst bei Dast-
ponius belegt, dem die tcörierbiicher hierin nicht gleich
folgen, dagegen .stimmen iiberein: Tappius {tcaidtrerk I&4S).
Herold (l.'S64), Spanoenbero i,i5«9\ desgl. Fronspkrokr.
Seu TER 14. a. auch die Sammlung von Luthers Oschrtden
setst sich mit gewohnen in gegeneate gegen Luthere ge-
brauch; da» gleiche schreibt die Nürnberger folioausgabe
des Hans Sachs t-on 1571. in Colers hatisbtich ßndet
sich gewonen, im calender gewohnen ; datu vgl. die ände-
rung im der auagatt v«» MM vom Bittb /matütm (f»»
wohBBt) §ifm ttwB— t (IM^: tBwoha— tk. i» Otammt
mpmommijmO, «* ämJmÜtr 4t» ll.jakrh.
üimmktäkmwimd itwohnen und ak§tmkm mm dm
MWirtwin mtek gewohnt a^f, tmltk Uttkrm
M» iCiaArA. immti M lauiuuMKn tu hdtgtm iti.
Uekem fUrhung det temttt. a. (tgl. ibwobm M IL Fibchbr):
dmtu VfL gwoBMl mektm ftwoMB UAAlMmtU* ftftn iTT;
nmtalt) für gewonen Waldib Mttpm» (f. it) l. ffll Kurt,
t) gewöhnen nimmt in dtr mtmktthätuitehen pmodt mm»-
srhlieatlieh die rtthtumf »t^f dem ^trif mm brmmtk mtd
Übung. IN der iirfiirfiilif «M luibH«f« JiWll MMMT timtmt
alteren beleg für Tavlbr (di« erwitwi bwHBrt dl« tlat
gottM In im«, also daa got nols 4»
wlirken «noiag prtdifltm ». tWf Vtätr)
buehung in tlhiulU
nicht abgemttttm «Mnfm hmm: »r kaa la (
nicht gewonen. hat aedet imetimt mtedmm
Stielbr t4M. andere dat f tigernde, u» »ht
tutamwtentrefftn die beiden
von solere in ei$ter und dtrteUem wnttmdumg dt» i
vereinigt: wa sie an ein ort gewoBMl. mB^Kn ri« nit
bald von danne getrieben oder aanflBrott«( wardaa Rrrr
thierbueh F. t^ vgl. auch sp. M»s. in der hreehritdhmg m»f
den begriff de» braurhe« hält eich ge wohnen dtirdhMW M
den grenten einet ihtrantitiven verbumu und btmArt dem
gegentmt» gegen dmtfmetHiat ptmUtatm. »mtmmkmten tind
tdien. vgL veeab. ine. teuL h. 7; vgL: da« bear aaali daliia
abzurichten and zn gewöhnen L. t. Sciiwkkdi kriegt'
ditcurt «.59; so man sie . . . so . . . scbneUeni laoff
gewont A6^; derworte; blies ihm ins angaiiolil, Bttaaao
wir uns gewohnen, sagt I^ther Herder (ittMs ttriE. d.
mensehengetehl. 4) 7. it; vgl. dat mmndarÜitkt '» gawoluii
sich alles {Martin u. Lienhart t. Ml) und ändert Tffffrrf
formen, mit gewöhnaa werden die /oratas «•« pwohaa«
{mit ausnähme «0» gawohnt s4>in mdU fem tmammmmt'
gestellt, wohl aber »ut gewobAheit vgl. eien tu Bnrr-
HOLn; vgl. der söhn mOelito Ton der weit selinSdaa
Sitten verführet, und ihra gawonheit an sieh namäa
und derer, weil die jugent one da« wla ein zondar
leichtlich fahet. gewohnen; darumb er ihn auch so lang
daheim enthalten, bis« er vent&ndiger würde, die lastar
und böse gewonheit desto leichter zu fliehen KiRCBHor
vrendunmuth (t, IS«), t. 17t OttttrUg u. m.
a) gewohnen un
dtMMrsa» erleben.
U) die mannigfaltigstem Jܧ»m§tn treffen
die Vorgänge, die ihren autgmmgtpumkt im tulfftttt hmttm.
l)) hier ist namentlieh der ti|/Mliv nacft bit itt»tM.j»ML
beteugt :
a)) und wenne ein menscha ■iaaata. ao f&r dia aaia
von ime und waa dot. davon gavraaa bmb sA ■praeJuadi ao
(ieman) nieset: 'got helfe dir!' oueh zA der ulbaa lit,
wenne ein mensche gewete. so viel er nidar nad waa dat.
dovon kam die gewonheit. das men ain eriksa Ar den
munt machet so men gewet Tik inobr v. KöNioaBonui
s. dteehe ttädbtehrtn. 9. 77t : also das ii mit lichter lere
gewonet daa mans begirden lafolfaB Niclas v. Wti.r
translationen 186 Keller: daa sie mitt rat irvr obren,
und andrer weisen und gotvfOrchtigen mann rat handirn
wider ire Rcnipul und inüdelikeit. autT das sie also ge-
wonend sich nitt zA fQrrhten Grilrr v. Kbiskrsbero
7 tractat i^irrig teh^f) G &*; daher kämmen sxo viel betler.
die durch solch wallen vntzeblich buberei treyben. die
betteln on not leren vnd gewonenn Luther an den
chrittl. adel s. *a neudrwk. demnach sollen wir auch
lernen und gewonen. also zu dencken dat 15. «a^. d, l.
epistel t. Pa%tli am die Otrimther (I5sr C 4^; dmtu wfL dia
bogenschQtxe mOsaen wisaen und gewöhnaa, dia pfaüa
aus« dem kOcher za ziehen, mit den seenen den bofca
zn apaaaaa . . . Am. Comrkius jmmua hm*^ ttn 'mmmI
aifMC eeasMssMiii) : dadoreh sie gewonten. recht vnnd
vnrecht vorkeufTenn. wie sie itzt zu Rom müssen thun
LUTHRR an den adel s. 84; die leute gewonen gar leicht
sich von Christo zu wenden (tendhr. r. dolmetttiem) 80i,
8. 644 Weimar; (gutt zu thun predigten) 9, «47;
407»
6491 GEWOHNEN 2, a (zu reden, befehlen u. a.)
wen man in {d. kindern) den zäum zu lang,
das sie gwonen stelen und lugen,
so komens zum grosen vom kleinen. ..,.„,,.
H Sachs (d. gestohlene büchlein) fabeln u. schwanke i, 255 ,
desgl. (umbzugehen . . . gewohnen) Fischakt Gargantua
mneudr.; (zu reden gewone) Würtemberg. urk. ^;. 1559 s
H Fischer a. a. o. (meineid zu tun) Wimpfeling Tutsch-
landBi^- daher gewohnten sie zwar zu befehlen, blieben
doch von 'der tyrannei weit entfernet Opitz Verdeutschung
von Sidneys Arcadia 296 (2. buch);
auch muntert ich den leib zu allen künsten auf,
sprang auf ein hurtig pferd, begab mich m den lauH,
begriif das lauten-spiel, gewohnte frisch zu singen,
bewegte mich im tantz ...
Gryphius {Cardenio 1) trauersp. 273 Palm;
desgl (gew. gehör zu geben s. u.) Opitz Argenis 2, 127;
wolte ich mich ein tag oder acht bei ihm auffhalten,
zusehen, ob ich solche art zu leben gewohnen könte
Grimmelshausen Simpl. 341 7ieudr.; hr Eysenbarth aus
Magdeburg . . . gewohnet, durch die gnade gottes viele
euren zu verrichten curieuser extract derer neuesten Zei-
tungen (1721) Kohfeld; worauf ich die freie lufft wiederum
zu vertragen gewohnete J. G. Schnabel insel Felsenburg
(1. th. s. litt, denkm. lOS/.) s. 120; desgl. (gew. zu lieben
s. u.) Wieland Hermann (litt, denkm. 6, 13);
der mond schminkt sich und stehlt der sonne stralen
thut auf gestohlen brod sich wunderviel zu gut.
auch sie {/rau Ramlerin) gewohnt ihr nachtgesicht zu malen
und kokettirt mit einer büchse blut.
Schiller {Mrgletchung) 1, 244.
6)) so halte man den wind {windhund) bisz er gewohne
ohn strick zu lauffen Tappius waidwerk (1542) cap. 64;
aber der papegei gewohnet deutliche Wörter auszzusprechen
Am. Comenius janua (1644)48 {formare suescit); es währt
lange, ehe die Isüffelkuh gewohnet sich ruhig melken zu
lassen Stolberg 7, 316.
2)) satzartige erweiterungen sind meist im Hauptsätze
durch ein pronomen vertreten, ohne solches sind sie selten
geworden, wie auch die Vergleichssätze absterben:
a)) alszo mustu gewhonen, das du dich nicht an
disem ergernisz stossest Luther 34, II, 542 Weimar; da
die lautbuchstab vorn stumben stehen, damit ist wol
zu gewonen, das man die buchstaben fein rein auff ein
ander rencken und ziehen lerne Ickelsamer die rechte
weis a. k. l. z. l. herausg. v. H. Feehner B 1. a.
b)) bist du von art oder gewonheit karg, ein zucher
und hebig, so thün dir gewalt an, gib almäsen bisz
rilich (reichlich, freigebig), so gewonst du sein, und würt
dir leicht Geiler v. Keisersberg irrig schaf 0 2»; ge-
nau so (geistliche Spinnerin) im granatapfel L 4*= (1516) ;
sihe, auff dise weise leren wir vom creutz, und ir solts
auch gewonen, das jr fleissig unterscheidet das leiden
Christi von allen andern leiden Luther 5, 3i5'> Jena;
das etliche leute ire kinder ... ehe sie die zu bethe
fertigen, lassen nackend und blosz ... in der stuben
umblauffen . . . gewohnens also die kinder in der Jugend,
das sie gar nicht züchtig noch schamhafftig werden
Spangenberg ehespiegel 132".
3)) beim substantivobject, das für lange im genitiv an-
gegliedert loird und erst allmählich dem accusativ verfällt,
bilden sich einzelne bedeutungsgruppen heraus, die unserer
fügung vor anderen zuneigen, in bezug auf das subject
sind hier die grenzen noch enger gezogen, für die thier-
tcelt vgl. (s. u.) Brentano 5, 463; vgl.:
ob schon niemants würff zfi ir, {der geisz)
noch dannocht feit si nider dir;
ob sie schon niemans flehtet an,
dannocht wil si nicht uffrecht stan.
ich förcht, si gewon des fals zft vil,
das si einmal blibt ligen still . . .
Tn. Murner narrenbeschw. (7) 31 Spanier.
o)) und den friden ervolgen durch den unfriden und
der tugende gewonen durch vil anevehtunge der un-
tugende Schürebrand 45, 13 Strauch; wenn du des bösen,
der laster gewonst Geiler v. Keisersberg brösaml. 2,
66«>; desgl. (böses gew.) 2, 77''; (der laster gew.) Pauli
achimpf u. ernst 65*; Rollen haoen froschmsuseler II,
8, 7 (G <7 6«) ; du gedenckst, gott achte der kinder so
wenig, als die böse wellt thut, die jre kinder, wie
die wilden thier böser art lest gewonen, und acht jr
gar nichts V. Ickelsamer die rechte weis auffs kurtzist
GEWOHNEN 2, a (des erwerbs, der kunst) 6492
lesen zu lernen E 3*> ; (die landsknechf) geben sich mut-
williglich in geferlichkeit irer seien, und in verderbnisz
angeborner erberkeit, und guter landssitten, so sie lernen
und gewonen aller untzucht Eberlin v. Güntzburg
(mich wundert, dasz kein geld im land ist) 3, 150 neudr.;
der schamhafftigkeit vergessen und der untzucht ge-
wonnen B. Schupp schriften (and. red. v. d. Gorinth.) 510.
b)) das er diser abbruch des vastens und wachens
gewon, und in einen teglichen bruch bring Geiler v.
Keisersberg 7 traktat (hallisch low) c3*;
zum ersten schiltknab er sein sol
do mit dem adel dienen wol
das er der hertikeit gewon
will er in rüter orden gon.
S. Br-A-nt Moretus verteutscht v. 147, Zarncke s. 143;
desgl. (die Zärtlichkeit gew. endlich der härte) Lohen-
stein Armi7i 2, 751; gewonten die kinder von jugent auf
der rais krieg arbait Aventin (chron. l, 161) 4, 355; weiter
sindt die Ligier, deren land . . . rauhe von steinen und
felsen, vast starck und wehrhaftig, dann sie gewohnen
der harten arbeit Fronsperger kriegshuch 2, 30^; das
gleiche (handwerker d. harten arbeit gew.) Butschky
rosenthal (no. 526) s. 1099 ; (der arbeit und fasten händel)
Opitz Arcadia (5) 935; sie haben des müssigen lebens
gewohnet Agricola spr. 69"; n^c otio adsuescat, redit ad
negotia, dasz sie nit des müssiggangs gewohne, keret sie
wider zu den geschafften Am. Comenius orbis pictus
(111) 231; das gleiche J. B. Schupp s. 340 (sieb. l. O.); wie
aber hernach solliche leut gerathen, die in dergleichen
hoffart und übermuet uferzogen und dero gewonnen, das
gibt die erfarnus . . . Zimmerische chron. 2*, 585; so gar
nemen sie jre kinder, söhn und töchter gemeinglich mit
sich, damit sie desz schlemmens bei zeiten gewonen
und nit ausz der art schlagen Aeg. Albertinus land-
^tortzer Gusman (l, 57) 475; damit sie nit der lugen bei
im gewoneten Wigkram 2, 124 BolU; ebenso (desz liegens)
Hans Sachs fab. u. schw.2, 570 Goetze; dagegen vgl. des
nachdenkens gew., des fleisses . . . eigenen geschältes gew.
beiü. Fischer schw-äb.wb. a.a.O.; ohngefähr um diese zeit
nahm ihre hoheit, da mit sie der reichs-geschäfte alge-
mach gewohnen möchte, ihren sitz unter den herren des
Oberhauses Zesen gekrÖ7ite majestät (l66i) 22 ; dann stättig
solches erwerbs gewohnen hat geringen unterscheit und
vortheil vom betteln Kirchhof milit. discipl. 215; dazu
vgl. mit accusativ des objectes: besser wirds mir sein, ich
gewohne im niedrigen stände ein hartes leben Grimmels-
hausen (Proximus u. Lympida 3, 2) wiedererst. Simpl.
3, 394; vgl. auch den fleiss (neben des fleiszes) gew.
H. Fischer a. a. o.; aber mit auffrischung des genetivs:
die aus dem himmel vertriebenen thiere konnten des
irdischen lebens nicht mehr gewohnen C. Brentano
ges. sehr. 5, 463.
c)) do ir nu uwer weichertzigkeit gerwe überwindent
und der innikeit wol gewonent . . . Schürebrand 29, 10
Strauch; das mercken die so bald, die auff dise weiss
nach der rechten kunst lernen lesen, und dieweil sie in
aber unbekandt sein, müssen sie jr auch etwa von eim
anderen . . . also gewonen lernen Ickelsamer graa»m.
Cl'' Feehner; do nun die Römer mit gewalt mit fride
Sassen und müssig warn, da gewoneten si derselben
Übung MÜGLIN übersetz, des Val. Max. (1488) 27«; dieser
(der vocale) lerne man wol gewonen , das mans so bald
in eim ieden wort höre und vermercke V. Ickelsamer
die rechte weis auffs kurtzist lesen zu lernen A 5» ; bis sie
(die schulknaben) des figuralgesangs gewonen Joh. Rhau
geisä. gesangb. (Frankf. a. M. 1589) vorrede;
vermengten sich mit jn
geriethen in ein bösen sin,
der abgöttrei gewonten.
BuRKARD Waldis psaltcr (1553) 192" (psalm 106);
wer in ein geistlich hausz kömt, der musz auch der
geistlichen manier gewohnen, und musz sich dergestalt
in die armen der christlichen liebe schliessen lassen
Chr. Weise Masaniello (l, 20) 35 Petsch; dazu vgl. mit
accusativ des obj.:
Charmant gehört zu denen manspersonen,
die man die süszen herren nennt.
und die das denken nie gewohnen.
ein sUszer herr kriegt nie verstand.
Gellert (das orakel 2, 6) 3, 138.
Ö493 GEWÖHNEN 2, a (in dem dienst gew.)
GEWÖHNEN 8. a (der luft der kpeiMt ß404
(f) für da» olgect, da» von aunen ktr dtm nUgtet «nl-
ffff/en tritt, beaehränktn rieh die fü§ungtn mAr tt^f no-
minu.
1)) uiährtnd der inftnitiv gatu autf«»ehloMtm i»t. aind
Mattartig» »rvmterungtn mekr/aeh au» Lutktr, »dt»n»r mu»
andern alyli»ttn Megt:
an und liio mu« iiiao gcwonen, dM die Mhrift heiiuiet
'ein hnu!«'. du wir 'weih und kind' iiigrn Luthkk {pr»d.
übtr 1. MoM. 7) S4, iU {'ditmtun in ttcripturi» inteUig»
'Hj-orem et lihero»'), ähul. W. SM; denn du niiuitt gcwonen,
wenn du dn» wort niünr)) liQreiit, da« cm gleich so Tiel
Hi>i, aU IWircHlu da» wort, vcrtougneler cliriat d, n* Jinwi :
17//. auch lü, iiiH; :n, i. 7h. üin Weimar ; Ja da» muas einer
l>ui meiner frau lecwohnen. eine hatipl wirtliin ist lie,
das ist wahr, nhcr manchmal kriegt sie den kotier
J. HObnkh chrint rtnnlidia 1, 8 (litt, denkm. Ht, 7):
ein solcher linn («wohnt, daaz ehre dran» «oll knamea.
LuiiAi' (AmadUJuna/rm) ttangtd. (t, S, M) Itt Bthttr.
b)) diu t&t WC. MO cit gegenwUrtig i«! : nwigcn und unred
enpfahen und «ich hi nuti. weder an werten noch an
werken, rechen ; di« wunden gant tiefer denne awerUlege an
der eroti . o da/, man es gewonet Srusk (ffro»se» bri^-
buch i) iti ßihlmryer: es sind ir Uherall vil die es Ter
achton und verfolgen, die muMr. man gehen lassen, und
mu87. des gewoncn Liitiikk {pmtigten) t>, am Weimar;
do halt min frow gut laben, das si muszt im «trow
ligon, dessen si nit gewont Thomas Flattku ei Fechten
vgl. {mit uiuficherem casit»): das gott also mit uns umhgehe,
aber wir mUnsens powoncn Lutiif.r 16, 87; ähnl. 6, S5l^
Jena; wir müssen os gewohnen, es hillTt nichts dafür
SciiocH komödie v. »tudentenleben J. 8;
e* klagen so viel nationen
als starb in ihr sugleich dahin
all dieser vfilcker kAnifin:
doch musx ihr wittwer es gewöhnen.
NiUKlHrii $aml. dtieh. gtdtehU (XWI g.) t, 177;
aber auch aehon der au»g«»protk»>t» oee. de» pronomen»
igt hier frilh belegt: qui vtUt SM« im ekn»tianilate . der
muRZ das gcwonen, ut nemo ait »uperbu» uteunque
tl(>rti.i.>tiinu.i LtmiF.n 85, ii ; ci wir müssen das gewohnen
tinchreden 3tW.
>)) Iteim i»ub»tantivobj«et oder dsMeii pronominalen Ver-
tretern »itui die formen d»r angliederung hier mannig-
faltiffer als in der vork«rg»h*nden fjruppe: neben den takl-
reicheren belegen für d«H aeeu»ativ »ind hier auch prä-
poyitional Verbindungen beobachtet, teie »ie aonat für |e-
wfthncn :u.st<indig »indt der ritter lugt täglich, wo er
zum vogol kommen möeht, da^ er mit zucker gerttst
war; dasz nu der papagei an jm gewohnet buch der
liebe 888. 8; dann weil wir durch vermittelung der zeit
daran gewohnen Oimt?. verd»tii»ekung von Barclay» Ar-
geni» (l, 16 tempore ii» pUuemur) 1, ISO; dtuu vgl. (*.
»p. &190) Rykp thierbuth Fl*; mnder» und den fUgungen
von gewöhnen i,«. rf.) entgegen; daas ... die frÄwen . . .
hie ze Ulme mit zimlichem. erberm gewande und gezierde
gewonen mUgen. so ist ainer ieden . . . erlopt xe tragen
ain erber gÜrtel da» rote buch der »tadt Ulm ort. MO
Mollico; 'dasz sie . . . mir meinen abschied geben mQste*.
ich war hierüber sehr traurig, und sagte zu ihr. 'sie
solle mich in dem dienst gewohnen lassen' »implieio-
nischer Jan Perus (IBTS") t.v». bei der angliederung im
genetiv {accusafiv) lassen sich auch hier einxrlne yruppen
als beeonders bei'omigt herai*sheben , mgi»t mit unpereön-
lichem object. doch ist auch persönliche» «Mtser d«m »bi§»n
ersten belege mehrmals hexeutjt. die, thiertnli im »ttijeett,
die ebeiyftM» oben anzumerken irar. ist aucJk sonst vertreUn.
vgl. (*. M.) Seutrr rosMartnei. Skbiz. Hoiibkro. vgt. auek:
lug. dasz er {der habicht) der hunden gewone, jnen
nachfliege und si nit scheuche Hrusi.in Oe»ner» voget-
bueh (l.'iST'* l«<».
a)) aber graf Albrecht lag bemeltcm herr Oswalden
noch etliche wochen zu gefallen am hof still, bis der
seihig widerumb erstarket und des lufts gewönnet Zim-
mensche chron. S*. 36. genau so Hoiikkrü 8, 483*;
und dürft' ich wohl den schuldthunn ftbetgehw.
wo jene seltne Sammlung ist xu sehen? . . .
den Sammler aber fand ich tief{:el>en|rt
(er konnte nicht der dumpfen lufl (rewnhnen).
Uni.AND Forinnat umi »eine »ökne :
imnt {mit mte. da» 9kjtBl»)i
ick
weil Ml Ü« Mfiea-Iafll aishl leekt asarnhaw
J. Oia. OCirrMBa (anf J. B. Hakm) gä.' Mt dbtma» TM;
man soll . . . mir da« fenstsr vidsr laassn aafisehs«.
klnde Ich das tag lieehtt allfsansdi wMsr fsvoDsn DuiiCB
KnAPrr reiten ». lat;
rslas. tkonnr Or^phiMl
rsMS. ISmrvr iJrTpbti
VMträg da« alt« lirht.
i. Vmh (ir «THsa ißitfCkr. tUtg) g»d.* TU.
b)) Ich merek wol, da* unser schantlichs leben so
langwirig und rerliarret Ist im voick. das man der
ergemisz nit mer aohtet. als der stallkneeht des misls
gewonet Kmkhi.I!« v. UCmnvna aekrtfUn t,m iMiMlr.;
wilta aber einen oebaea basendaw zaoi and geMhIacht
machen, «o «oll du Jni som ofllsnnal ... die Jorh und
sufriemen aaff die hSrnsr lagsa. daadt er also dsrseUwn
allgemach gewone Siaix «mi ftUttui t»; ihr Joeb ist
sanft und ihre last Ist Ideht, vsaa auui dswalbsa «ia-
mal gewohnet HKHl>r.i< ig»H) IS, SM;
der haofer Ibat in tefUeli weeksa.
die edudlsa bm<fi« wil sar rH Marina
ein lag, sr miisat danm (•woaea
H.Sacas (tf. «AAs4> /uaiaaMip. s, Si;
data vgl.: iedoeh, nschdsm sis Ia flaUaai kaaisa. oad
der speis, auch andern «oUasts fswoaats» giBiiä-isals
cAron. 1*, & Barack, der apsls fSW. PaONamilsa w. m.
bei H. PiscHBR »ektfMb. wb.; das wsias §bmäm: oad auff
einmal (den roMen) wsaig gebea. Ms ala das babem
wol wider gewohnen Srl-tmrr rtitmrmti (iMt) tS;
und will nicht achoMckea ibisa snfM.
Pars CkHtUamm» M ••.
dasu vgl. wUt oetHsmtiv: brachten dss aMMfsas ge-
schleck . . . diaen soblaok begonten dia fMaa fsallan lA
gewonen. namen auch die sA grosssni daaefc an Wicr-
RAM (v. guten u. Adern muMmm 4S) t, SU;
frabtraskea aad sMleaeaa
■ilr aanwobal, gewebasa
leratMä sie UUU gaaac.
RecRRKT («M Miiiir) t. ttl:
die aeacQ «hran, die ika «ubiSaki, aiad
wie frsfnd« kleMer. «e aaa atabt tsebt p
bU wir durch SAets tfagea ris jMsrabasa.
Scmtxsa IMutkiBk t. 0 IS. tl ;
(«lese« no< to tkeir mould, but mtk Ik» mid ^ wsr. bis
wir sie durch Öfteres tragen gewAhnt sind Wibuuid.
RSCUBNBURO ». «.}.
c)) si sogens tob kindhdt aof bert and arbcitsaai.
auf das si der bM gewoneten und wol erstarkten Avrn-
TiN (ßeut»dt» tknm.) l. S4S; jr alter mOst meinr straff
gewonen H.Sachs s. i. loi*; da aiaebt sie zu beiden theiln
der durst unsinnig, dasz der asasstduiit ward zum blut-
durst: hier aaai gawonten sia des krieg* Fischart
Oarg. (88) 80S AUebem; gewoatstt aller hertikail. tiij oad
kelten Avkxti!« {bmgr. ekron. i. isi) 4, 886; die BMasehen
lernen Ton Jugend auf. fmst und bitsa «itiaflsa: ge-
wohnen auch des Unglücks BcTSCaKT Asttesa« «&s
». 888 : naobfebaads gewohnte alt dieser mhhiieligkriien
SiMROCK I. 407; da«{ je linfar der mensch auf der
weit ist. je mehr gewohnet er derasibaa die mU mrnkr-
keit (1881) Opbi. m. Cohn SO^dAr. krifftTt;
wo Jr wall Meilwn lanf ta Rom.
•■k carh nit »teilen all t« tivm
oad awer ehr m sehr ait eebaaea
Ir aiSsst ass isaass weis gswabaea .
B. WaUMi As|MS («. ••) 8. 77 JTart.-
vgl. »tkon seiner weise gewoaea, and gedAlUt "/"O
Luther s. ts«* Jemm.
d)) «ir müssen der 8<hrifn gewonenn. die do nennet
'geschlecbte' die folge der natürlichen Lziciitang odder
gepurt Li'THKR (das wmfmififmt i&si T. sr; iTnMar. aaa.
ee wir hinein .in ilas mnrngtliMm kommen, so mttssea
wir der sprach gewonen. als nimlich des worls marn-
mon. des worts haben die Juden gewonet ausz der
hebräischen sprach, das müssen wir auch gewonen.
gleich wie der wort . alleloia. amen . . . [jrreäitl iMS)
10, 8 ». tn-, genmu so 18, 88?; Mi, 88: (der spracbe) IS, m:
6495 GEWOHNEN 2, b (ihr gewohnt es)
(dieser worl) 2i, 66; das sind tieffe und rechte Paulische
■wort . . . darumb müssen wir sie etwas ausstreichen,
das mans ein wenig verstehe und seiner rede gewone
6, 35^ Jena; das sie des lateinischen gewoneten unterr.
d. visitatoren (1554) K^ a; das sie der Sprüche der schrifft
gewonen und beten lernen Melanchthon apolog. Augsb.
conf. 160 (corp. doctrinae Christianae) ; dieses worts müssen
wir bei diesem gebot gewohnen J. B. Schupp Schriften
191 (gedenck dran); wir Christen müssen solches trosts
gewonen Luther 5, 528* Jena;
drum wer heimlich dut naschen,
musz gewonen gespotes vil
und sich lassen auszwaschen.
Hans Sachs fab. u. schw. i, 495 ;
wer geruhig, still vnd wol
leben soll,
musz des gäückel-wercks gewohnen.
Robert Robertin in H. Alberts arien. neudruck s. 161 ;
dazu vgl. mit aecusativ (s. das pronominale neutrum bei
Luther lO, 3, 273): dasz der papagei die red gewohnet
buch d. liebe 238, 2; damit sie gute sitten, die sprachen
und hoffzucht gewohnen Fronsperger kriegsb. 3, 148'';
mein kind, wird sie der frau mutter lere bald gewohnen?
Chr. Weise baur. Machiavellus 63;
(viel gew.) komödie v. d. bösen Catherina 149;
er lernt gefahr und müh vertragen,
gewohnt der bösen mäuler höhn.
Günther ged. 174;
wie selten kennt die ehrbegierde,
das glück, das sie zu wünschen pflegt !
das reutzeug, die gewünschte zierde,
wird diesem füllen aufgelegt.
man führt es streichelnd hin und wieder,
dasz es den zwang gewohnen soll.
Gellert {das füllen) 1, 13;
steig' glücklich auf die thronen,
du wirst des thrones glück doch fühllos bald gewohnen
und sehn, dasz jener dort, den eine hütt' umschlieszt,
der wenig hat und braucht, drum noch nicht elend ist.
{moralische gedickte: reichthum und ehre) 2, 24;
vielleicht — noch ehe du dein glücke wirst gewohnen,
noch ehe du es durchempfunden hast —
flieht einer von uns nach in die verklärten zonen,
für dich ein alter freund, und dort ein neuer gast.
Lessing {öden: der tod eines freundes) 1', 142.
e)) welche wann sie einen landtpfleger bekommen, so
thun sie jhm stracks alle ehre, gewohnen seiner und
glauben so gewisz dasz er fürgesetzter, als dasz jhr
könig seidt Opitz übers, v. Barclay's Argenis (l, 3, 6)
1, 455. vgl. (meins volcks gew.) Frisghlin bei H. Fischer
a. a. 0.;
du must getultiglich desz gastes {Cupido) nur gewohnen :
wiewol er seinen wirth thut zimlich schlecht belohnen :
das hertze zündt er an, die äugen macht er plindt . . .
Opitz teutsche poemata 68 neudruck;
wie kan ein gesinde seiner herrschafft und hinwiderumb
die herrschafft jhres gesindes in so kurtzer zeit {bei
vierteljähriger kündigung) gewohnen? Colerus 119*»;
dazu vgl. mit unsicherem casus: also das sie {Griechen
u. Sicilier) zu beiden teilen in kuntschafften kamen,
einander gewohnten Herold Diodorus (1554) 238.
6) unpersönliches subject ist bei gewohnen wenig be-
obachtet {zur mundart s. o.) :
er nahm ihn
zu sich in einsame wälder, und führt ihn der Weisheit entgegen,
hier gewohnte sein unverfälscht herz, den höfischen lästern
unzugänglich, die rauhe tugend und arbeit zu lieben.
Wiei.and Hermann 1, v. 68 {s. dtsch. litt, denkm. 6, 13);
diese wort waren bei der Argenis nicht übel angeleget,
unnd jhr gewohnete solchem weisen gespräche desz
Anervest gehör zu geben Opitz übers, v. Barclay's Ar-
genis (2, 3, 4) 2, 172.
c) stärker breitet sich der absolute gebrauch aus, theil-
weise vorbereitet durch Ortsbestimmungen an stelle des ob-
jects oder durch engere Verwendungen von gewöhnen {s. d.) in
bezug auf die thiertcelt nahe gelegt, doch kommt auch aus-
gesprochen absoluter gebrauch mit bezug auf personen vor.
*f) ich mein sie soll wider her gwohnen
und mit der zeit selbst bei uns bleiben.
Jacob Ayrer {schöne Melusine) 2, 340»;
nachdem wir erst den ofen haben verschmieren lassen,
der gestern abend über die maszen rauchte, wird nun
unser zimmer ganz freundlich werden und ich hoffe
GEWOHNEN 3, a (gewohnt haben) 6496
einzugewöhnen und auch etwas zu arbeiten Göthe briefe
11, 253; dazu vgl. ein- an- zu . . . gewohnen bei Sanders
3, 1651».
ß) darnach treiben sie {die ferkel) mit der sau zu ij
felde, so gewonen sie desto besser Colerus hausb. 331 ; '
so mag man auch in diesem monat bienen kaufen, und
an ihre gewisse stelle setzen, dasz sie gewohnen und
den flug lernen calend. ll; dazu vgl.: die fenster {der
tcarmhäuser, in denen man fremde geu-ächse übertcintert)
läszt man erstlich eine Zeitlang offen, dasz sie {die ge-
wächse) allgemach gewohnen Hohberg l, 622».
y) ob es wol gewont mit zücht und sinn
wurt man nach langer zeit wol inn.
Sebst. Brant übers, d. Moretus v. 75. Zarneke s. 143;
ihr müst euch eine weil gedulden
bisz ir ein wenig gwohnen thut.
Jac. Ayrer (griech. kayser) 178*>;
wir meinen, ihr solt gewohnen schier.
{Mahumet) 161*';
man soll den schwachen dienen so lang bisz sie ge-
wonen und lernen (Melanchthon), annotat. z. d. Römern,
verdeutschet s. 64; sein verhalten heist behalten . . . sein
wachs heist Wechsel, sein gewohnen heist gewinnen
Abraham a S. Clara Judas d. erzschelm 2, 203;
mit goldnem kämm der herrin haar zu schlichten
begann romantik, tadelnd sein gewohnen
sich widersträubend in die höh' zu richten.
Loeben {reise zum Parnasz) 125 Pissin.
3) der Wettbewerb zwischen den Verbindungen gewohnt
haben und gewohnt sein.
a) die Verbindung gewohnt haben ist schon aus der
mittelhochdeutschen periode mehrfach belegt {s. sp. 6485):
got habete sin gechose
mit deme guten Moysese
er big in daj er sich badete,
als er gewonet habete.
bücher Mosis 52, 7 Diemer;
si mugen niht gephlegen
tozelns mit uns Swäben,
als si gewont haben
mit den an dem gemerke :
wir phlegen solher sterke,
daj si daran sint betört.
Ottokar österr. reimchron. 25357 SeemüUer;
und spfs, alse ein fürste hat
gewont: die gab man tougen im.
Ulrich v. d. Türlin Willehalm LXIII, 13 Singer s. 84;
desgl. {s. u.) CCCXXI, 21 {s. 372); nu sach der priester,
das er siech was und und erkante, das er hate wirth-
schefte gewont und sante im, des er von der kircheu
haben mochte der veter buoch 69 Palm;
da von ich minen alten site
ungeme wil vermiden :
ich muog echt aber liden
den kumber des ich hän gewont.
Konrad v. Würzburg troj. krieg 215 {var. .- gewent) ;
ähnl. (den site) Freidank 108, 17; (der kost) Renner
237.53; (dag) 4661 ; (anders) Seifr. Helbing 2, .56 s. Zarncke
z. narrenschiff Sil**, der höhepunkt der Verbreitung fäJlt
in die ältere zeit der neuhochdeutschen periode, in deren
weiterem verlauf die Verbindung vor dem nachdrängenden
gewohnt sein zurückweicht, auch wo sie sich anfangs noch
behauptet, ist sie nicht mehr entwicklungsfähig und halt
sich in den gezogenen grenzen, so greift sie kaum in das
gebiet von gewöhnen über, mit dem sich gewohnt sein häu-
figer kreuzt, als eine ausnähme vgl.: die erträglichkeit
scheinet im anfang so bitter als gifft zu sein, wenn man
sich aber darzu gewohnet hat, so wird sie honig-süss
Olearius verdeutsch, d. pers. baumgartens i. buch 10. cap.;
dazu vgl. die mundartliche Verschiebung bei Gotthelf in
der ersten ausgäbe von Uli der knecht, die in der späteren
redaction getilgt wurde: wie man sich gewohnt hätte, zu
rüsten und . . . die wäre gewohnt wäre zu geschänden {be-
schädigen) 178 Vetter {cap. 13; wie man sich gewöhnt hätte
ausgäbe von 1850). auxh für die unpersönlichen fügungen
finden sich kaum ansätze: ist ein kleine arbeit so sie
haben, alle tag ein stunde lesen — so hats auch die
zunge gewohnt Paracelsus {Straszburg 1616) l, 371*.
«) gewohnt haben mit der richtung auf subjective be-
thätigung:
l)) m,it infinitiven und objectsätzen.
6497 GEWOHNEN 8, a (gewohnt haben)
GEWOHNEN % • (f«wobot haben) 6406
a)) in ganzen brflderliohen Iritwen . . . wie dann die
fromcti eiHKnoMHen iewellen geln einandern te tAnde ge-
wont hund Dikdol» S(:iiii.i.inu B*m»r ekromik i. tt
{xwßff.) Tobler; es aint ottUohe, die gewont haben nach
wolluHt (ton tIeiMoh ntil unkeuwoheit su leben M. v. Kkm-
NAT Chronik Friedriek» I, IIS; die kunokel ist ... dm%
creUt/ JeHu ... die kunckel an ir selbs, der steck dar an
man den ilaohs bindt, icli woisz nit wie im nennen.
icti hab nit vil kunokoln zu npinnan gewonet ürilbh
V. Kki8KRSBER(J {geüiU. »pinuerin) grmnatapfri (151«) La^;
der hett gewonet ulT dem lotterbet su liegen ekrisU.
bilgeratk. (löia) Ca« m. a.. da« die xeitte Yor über was,
in welcher . sie gowonrt het aulT zA stehn Wahbkck
»ehüm Magelone {eap. \U) so bollt; (*r) lange ze fasten
nit gewonet het Ariuu vtrdtuUtk. da» deeameron» a. M;
wann sein volok, das Tormals . . . frost. hunger und alle
not zA leiden gewonet hott CAHnAcii verdeuUekung dm
lAriita iü'; er bot von jugent auf gewont und gelernt
mit andern louton zu schaffen Avk.ntin (Aaycr. ekron.
• , 148) ö, Ml; es liabcn gewonet die römischen binchotT.
unsere vorfaron, auif dis/es fest zu üben die waffen der
geroohtickoit Lutiikh (httlla eoanae domini eap. i) 8. «M
H''. ; ebenao 8, 6X1 ; wolclior ir {der tUpkanten) zu reuten
nit gowont hat, dem ist es ein unangenehmes thier
S. Frank urltbuck iuh*; welcher gern leuget, der hat
aucli gewohnt, falsch zu sweren Kuthciiky katul. «M;
er hatt' es nicht gewohnt, vor irgend einem tode so ta
erschrocken, wie vor dieaem. Jkam Paul Titan 8, 7; ich
habe es vielleicht nicht gewohnt, zu lieben 4. 174.
b)) ein alter nar ninr sei nit schont
sw&r JBt recht tliAn, der« nit hat gewont.
S. Brant narrmurh. (!>, 34) 8^ Zarndte; rgl. amek : 81t^:
die jungen rotznascn habens gewont, wann man sie
bitt, dasz sie sich verwent machen, meinen, man mOge
niht on sie sein buch d. lieb« S15, 8; das sie nicht
fleisch essen sollten und der gleichen? hatten sie es
doch im gesetz Mosi wol gewonet, da sie viel solcher
eusserlioher gesetz muston halten, und waren ihr lebtag
darinne erzogen predigten Luthers «. vtrka U, 5&1 Weimar;
gans ähnlich Gf.ii.kk iriinden de* mund» 4^ («. gewohn-
hoit); essoi . . . ein sect der Juden, die sich von weit>em,
wein und fleisch enthielten, haben allzeit vil gefast,
und desselben so gar gewont. aU betten sie es von
natur Simon Rot F. e**: hirrumh . . . freundlich gebeten,
sich solcher weiss abzuthun. war sein aotwort, er bette
es nun gewöhnet, vcriniicht es nimmer lasaen, er mOtt«
voll sein Kirchiiok urt%dunmutk «,3, 110), t, 488 OeaierU^:
wi mag icli gAtea Ober sl.
den ich bab vor gewonet ni
Schwartzknbbro 114, 1;
den sie müde was und gewachet hett die gantzen nacht,
des sie nicht gewonet was Warbbck d. »ekönt MogaUmt
(eap. 18) 4« Bolte; thunt als sie gewont haben Giilbr
ekrisH. bilgrraek. CS*; so man bisher gewonet hat LuTiiKR
8, 854* Jena ; ging ... in sein herberge, doch frolicher, wan
er gewonet was Warrkck die »eköna Magetona {cof. 11) M;
ich wil mit nein (en MOnichen laolTea,
di« und niohr g«tolne wahr verkauffen
am wnchonmarckt. wie icha hab fwant.
Hans Sachs v<<rr rotsdieb) 17, 104 KeUer m. OHaa;
wir sein also, wie wir gewont haben Pacli aekimpf und
ernst SM; ebenso Wakheck acköne Magelone {eap. tl) 65;
in dem . . . zechte mein camerad im palmwein immer-
hin täglich fort, wie er's angefangen: und nunmehr ge-
wohnt hatte, bisz er endlich, lung und leber entzündete
Grimmrlshausbn Stmpl. im neudr.; Oknl. (welches ich
. . . nicht gewöhnen konte) 875.
2)) ium attbstantivobject fökran a%tbatmHtipiria it^miHra
über, die hier beaondera uMreiek belegt sind: betten nun
mCr des fliehens dan des 8t6ns und fochtens gewont
AvENTlN {bayer. ekron. 8, 18) 5, 87; haben auch nur de«
nemens gewont (i, >18) 4. 518;
bei scheiden« ich nit fwoat so vil . . .
G. Förster /n>cAe teutaeka Madtetn (8, 14) las Marrtaga;
dazu vier lund, hfibech jang knaben,
die werchens onch nit gewooel haben.
N. Manuel (com» p<qMl «. «. prtaatanek^
^BsdMcMqiMe (18M) 18;
dM« kriegens leb gawohnat bab J. Smaita lUma (C) «. M^;
dann ich hatte de* gutzlooa and betteln« wohl gewohnt
TllOMAM l'tJiTIKn «I.
«•)) deaaelben wein kaaflen dann die üthtm md wani
laut, MMb geranl leut. die in nit ■hpreahen wetten mai
die dar ful gewont hetao Enn. SÖiOneTAB «.
aUtdlaekron t. 851 : es sint «tUieb. die bdMa fawont i
wollebens und babea da« Ir« boalieb veriMit mit
und drincken M. v. Ksmnat ekrwmUt Ft imkitka 1. «. ui;
darumb iMlib du in dinem leben, daa do gawooat baat
.StrinnAwbi, Aaaop 188 (MaUrlag. arl>aitt«Q mag iah Bitl.
bettlen Mbam ich mieh, gAtM laben« bab icb gawonl
Ebbrlin V. GCnzburu f. 78 mmtdr.: dmnt 9fL waU m-
euaaiim: iwei Jahre ungafllhr hatt« ich xogebrBebt and
da« hart« aremitiseh l«b«n kaum i^wobaat Gbimmblb-
HAU88N (Simifl. 1. 1. It) 1. 88 KatUr;
mtb «ad arMl bat er giwiait (aar. laD.
H. Sacim (ßpr. tUam, aap. U) If, tM ItaBar a. Oaataa:
die gut frauw (dwaialer») aber hat der maierei gar Bit
gewonet, blib aulT irem alten (hmmarm) gebrauch Wickbam
iroUwagenbüeMeiH eap. 91) S, 11« JMUii; leb hab unglüeks
gewont S. Frank apr. t, st; aüt mec. der glOc
welche ich vor disem in fridszeiten in dem liaoas
liebsten vatters gewohnt tiabe B. ScHurr ifunui rtiA $.
•r.) aekrißen 771; i«gl. sie hatte lanffewette eebon gewohnt
Jkan Paui. ^inIm« FucUin ». 80;
doch ward er ofll mit
blieb ia der lag b«h8Et«e
atäli fkMMi
daraaeh dar ka«eht
weil «r dar Mg aew«««! hat
H. Sacaa (4. wartugana kaoMi M-
vgl. (der sünd gew.) M. Fihchrr sritwil. wk.; die band
sich all sttsamen verpunden and der iBaberai nnd der
bUeberei gewonet dtaek. aiOdtt. ekrom. t {ÄmgaÄg.), 117;
fBr stallboben ood renteraluiabea.
die raab aad mord tswoael habm,
kaaa ataaaad gaefsam bMsa «leb.
G. RoixBNHAoaM ftaadmtmaakr (f. t. 7) 1, tei OeedsBr;
wann die seel aiBaseo voa in Ibaa
nnd als veriaaaen. waa sto baa,
aaff da« if« ait daa «ehUI beaehaaru.
H. Sack« (CBtmi) 7. S KaOar.
ß) erlebmima, 4ie «en «m«s»n am da» tm^faei knmmkwkn,
werden kier nur luwA im auhatantir/orm amgagliaäari, aU
attanakmte aua dar älterem apraeka vgL:
ULRirii V.
auch hei Alraa aB dia aMÜ
(•woni. dat il waa ganm dt.
o. TOau?« n'oisAalai OGCXXI. tt
Magu a. 87t:
(/«Uli vgl. darumb. das ain schauff gewonet bat. dag ee
iec; gemolken wArt, i«eg gaecbom. so leai aa «ieb fem
ziehen Stein höwbl Amof 18; do gieng ee nrier etei
Ubell ; wen ich do onb brol «eng. hatt man deeeen nit
gwont Th. Plattbr » Feektar.
\)) äugen, di gewont haben der Tiiutemoss. di mögen
niht ang«««b«n das hht drr hohsten warheit Jon. v. Nbo*
WARBT yamde Aaguaüm. aolüoq. .S4' ao SattUr jaettii »aattati
tamakria); donoch als die criaten der spi»ea and de« lalle«
in der heidenschafl nAt gewonet bettent Twinobr v.
KöNloaHorBN a. dtaeka. sMdht*i«w. a» 57»:
das foMt iai kau
aad Wirt des
daao ei der
Th. Mi-a.<«Ba aarreataMfew. (»O lU
daaa ich vea ir hab «ia got wlaMn.
aas si gwaot aal aar galaa piaaaa.
J. Paoan- (aam umatartal «Mwa) 87 iTMMtr;
(gAter schleckl>iMlein gew.) Cocrlabob traf. Jak.
Hmattm ». «8 meudr. . vde* brotea) Schwabtkbbbbro NB. 1;
(gatter apiaa) Elsbrt Staobi. Man d. «lAailua «w 7V««
18 Vamr: (gnter tranck and «ysjas) Hajib Sachs i, aae
(MtnOerf 1878);
«a ist histbar ait fsia oda «M.
das ich bab «»fcAer «pisa gsaiail.
Wagtm* Jakmmäa (UM) M \*;
die v&glein dieses »amens in ihren landen gewohnt
hal>en Tabernarm. Ut: die keiserin. welche hart ge-
fangen lag, thet nicht« andres, dann «clihen . . . denn
6499 GEWOHNEN 3, b (gewohnt sein)
GEWOHNEN 3, b (gewohnt sein) 6500
sie hatte desz lägers nicht gewohnt buch der liebe 2, i;
ähnlich Grimmelshausen Simpl. 146.
2)) du solt auch wissen, die gros gesuntheit lit an den
dingen, der man gewont hat Ortolf arzneibuch (1477) 4";
du hast der kunkel nit gewonet, du hast sie nie in die
hend genomen Geiler v. Keisersberg (spinnerin) granat-
apfel L 3'! ; ... und du im kloster nit getriben wurdest
wider got zä thon, magst du auch bleiben im kloster-
standt, des du gewonet hast Eberlin v. Günzburg {aus-
gang vieler Jclosterleute) 2, 130 Enders, vgl. auch 2, 16 ; ver-
schonet der unwissenden und schwachen gewissen, wann
sie haben des worts gottes nit gewont Hans Sachs vier
dialoge 71 Köhler; ähnl. (derselbigen evangelien) N. Her-
MAN sonntagsev. 9 Wolkan; (der bibel) klag v. Luther u.
babst s. Schade 3^, 139;
mancher der sitten wenig schont!
das schafft, er hatt sin nit gewont
und ist gezogen nit dar zu
des hatt geberd er, wie ein kä.
S. Brant varrensch. (9, 22) 12*> ZarncJce;
dazu vgl. {mit acc.) er hat schon von seines gleichen
her keinen andern ton gewohnt als den geselligsten
freih. büchl. 131; das haben nun die grossen gewohnt
Jean Paul unsichtb. löge 3, 79.
3)) er {kaiser Karl) sagt, er möcht ir {der töchter) nit
geratten und von im tuen, het ir gewont, würd im die
weil nach inen lang werden Aventin {bayer. chron. 4, 34)
5, 149 {var. wer ir gewohnet), ebenso (2, 12) 4, 607 ; hoc turbat
discipulos, die sein {Christi) nun gewont hatten Luther's
predigten s. 28, 53 Weimar.
b) die Verbindung von gewohnt mit dem verbum sub-
stantivum, in der die entsprechenden Verwendungen von
gewohn {s. o.) iceiterleben, steht im mittelpunkt des leben-
digen Sprachgebrauches, icie das die buchungen schon er-
kennen lieszen {vgl. auch dictirn, sagen, ains sagen, ge-
wont sein zu sagen Simon Rot E 7''), zeigt sich das gleiche
auch in den mundartlichen Wendungen, ivo solche an-
geführt iverden: ich bis amol sus gewand Gerbet 310;
ich sin gewihnt, ich bin gewohnt Follmann {Lothr.) 203*;
ik seit son gewünt Bauer-Collitz 40»; ich kannt nicht
erst gewennt warn, ich kann mich noch nicht daran
gewöhnen Danneil 246»; det bin ick schonst jewohnde
H. Meyer der richtige Berliner 5, 53»; vgl. auch ghewoent
sin OUDEMAN 2, 668.
bei dieser Verbindung ist auch am häufigsten die Zu-
sammenstellung mit gewöhnen beobachtet, unter dessen
einflusz sie mannigfach steht {s. sp. 6501 jf.) und in dessen
gebiet sie auch vielfach übergreift:
darnach man mirs für setzet gut,
die gennsz vil bas dann haidel prei,
wie wol ich bin gwont allerlei,
dann mein maul mus ich also gwenen,
das offt übel frist mit guten zenen,
es wais wol von deurung zu sagn.
P. Probst {v. einem, freihirten) 731 Kreisler;
eins unser Sprichwörter sagt : 'er ist zum brot gewöhnt,
er kommt wieder', mit demselben rechte kann es auch
heiszen: 'er ist briete gewohnt, er geht nicht weg'
F. L. Jahn l, 129; vgl. auch Woeste {s. o. sp. 6488);
(Maxi) o! fühlten sie,
wie mir zu muthe ist ! — seitdem wir hier sind —
so an mich halten, wort' und blicke wägen!
das bin ich nicht gewohnt! {Gräfin:) sie werden sich
an manches noch gewöhnen, schöner freund !
Schiller {Picc. 3, 3) 12, 133/. ;
ebenso Göthe ('was wir bringen' 3) li, 275; dagegen vgl.:
er ist sich gewohnt hier, ein neuer (.') musz man erst
wieder b'richten Gotthelf Uli der knecht {c. 16) *. 234
Vetter; wie man sich gewohnt, so sei man sich's ge-
wohnt geld und geist 346; dazu vgl. auch: die scharen
der gemeinen, welche keine wähl hatten, mehr oder
weniger aufmerksam zu lernen, und nur durch eine
eiserne disziplin in den sattel gewohnt wurden . . .
G. Keller {grüner Heinr. 4, 2) 3, 21; ich bin es gewöhnt,
dasz man mich schön findet . . . aber ich war auch
immer gewohnt, dasz . . . P.Heyse {Judith Stern) II, 9 s. 79.
ß) der gegensatz zwischen subjectiver bethätigung und
objedivem erleiden prägt sich bei dieser fügung am sicht-
barsten aus.
1)) im ersten fall tritt die substantivform des objecfs
ganz hinter dem Infinitiv zurück, der hier noch häufiger
belegt ist als bei gewohnt haben und der auch an object-
sätzen kaum, eine concurrenz findet.
wenn ich die sklavenbande nicht zerreisse,
so ist es nur, . . . um jene . . . heimatlosen'
nicht vor der zeit dem aug' der lehrerin,
der mutter zarter Sorgfalt zu entziehn.
so war ich's stets gewohnt.
Grillparzer {Sappho 2, 6) 4*, 170.
a)) die angliederung des objects im infinitiv läszt der
nettere stil, der in dieser Verbindung eine bevorzugte form
gewonnen hat, vor allem für die bethätigung auf geistigem
gebiete eintreten:
«)) da der zu fusze gen nit gewonet war Arigo ver-
deutsch, des decamerone 130 Keller {s. oben gewon); vgl.:
wenn du gewohnt gewesen, liebe Schwester,
auf meereswogen schaukelnd dich zu wiegen . . .
RüCKERT {edelstein u. perle) 3, 128;
Abraham . . . der . . . nicht gewohnt war zu essen, es
kehrte denn ein fremder bei ihm ein Olearius übers,
des pers. baumgartens (2, 2) 27^^.
ß)) wenn sie etwas von einem frembden sehen und
hören, sie immer solches vor besser und schöner halten,
als was ein bekandter und einheimischer zu thun ge-
whonet ist J. Kuhnau music. quack-salber c. 2. s. litt.
denkm. 83, 13; (ists gew. am wehsten ihm zu thun) Bür-
ger 1, 167 Bohtz; höflichkeiten, die man einander im
gemeinen leben zu bezeigen gewohnt ist Gottsched
vern. tadl. (1725. 2. stück) l (1738) 10; (gew. liebe zu bezeigen)
J. Gotthelf {bauernspiegel l) l, 14 Vetter; sie war es ge-
wohnt, alle leute . . . von oben herab zu behandeln l, 26;
wir sind gewohnt dem feinde den sieg zu entreiszen
Lessing {aus 'moeu^'s et coutumes des Francois' s. Ber-
liner priv. Zeitung 4. l. 1755) 7^, 2;
du gehst mit vollen segeln ! scheint es doch
du bist gewohnt zu siegen, überall
die wege breit, die pforten weit zu finden.
Göthe {Tasso 2, 3) 9, 154; ebenso Grillparzer 6*, 89;
länder, womit du zu spielen gewohnt bist, kann ich dir
nicht geben Grabbe {Napoleon 4, 2)3, 102 Grisebach; archi-
tekt und gärtner verstehen ihr handwerk und sind ge-
wohnt mit freiem sinn zu arbeiten Göthe br. 33, 10; sie
verschloszen die seelen der menschen, die in beiden
geschlechtern nur thätig und wirksam zu leben gewohnt
waren, bei lebendigem leibe unter knechts- und kloster-
disciplin in öde kerker Herder {ideen. zusätze) 14, 526;
das gleiche {Kalligone 2) 22, 139 ; {ideen 10, 6) 13, 435 ; weil
es . . . schwer ist, grundsätze . . . umzustossen, nach
denen man seine handlungen einzurichten gewohnt ist
Th. Abbt verm. werke 6, 2, 27;
noch nicht bin ich gewohnt, vom fremden die gäbe zu heischen,
die er oft ungern giebt . . .
Göthe (Hermann u. Doroth. .- Terpsichore) 40, 245 ;
daneben ist man denn freilich in Deutschland die Zeich-
nungen so hoch zu bezahlen nicht gewohnt briefeii, 208;
auch war sie schon gewohnt, dem heftigen mann in vielem
nachzugeben H. Steffens was ich erlebte l, aoj^esgl. (zu
folgen) Storm l, 19 (i899); überall war sie aber auch
gewohnt, unumschränkt zu gebieten Wilhelm v. Polenz
d. Grabenhäger 1, 92; es wird gewisz ein ehrbares cafTee-
kränzchen sein, welches bei dem Überflusse müsziger
stunden gewohnt ist, alles zu beurtheilen und durchzu-
hecheln Gottsched vernünft. tadl. (1725. l. stück) l (1738), l.
(zu verspotten) Pfeffel j;ros. vers. 5, 25; (mit einem
achselzucken zu begleiten) Herder {br. z. bef. d. hum. 27)
17, 137; ich bin, wie es überhaupt gebräuchlich ist, alle-
mal gewohnt, die Schönheiten meiner schritten zuerst
anzumerken Rabener i, 149;
es gehen beinah in dieser stunde
Souffleur und confident zu gründe,
die man als heilige personen
von je gewohnt war zu verschonen.
GÖTHE (neueste v. Plundersweilen) 13,56;
sind gewohnt, den unschuldigsten dingen schuld beizu-
meszen Herder {kl. sehr.) 18, 410; man ist gewohnt, die
nationen der erde in Jäger, fischer, hirten und ackerleute
abzutheilen {ideen ... 8, 3) 13, 310; (zu betrachten) 16, 118;
(zum gründe zu legen) 14, 398; (zu denken) 17, 299; das . . .
darum übernatürlich scheint, weil es ausser dem engen
kreis unsrer sinnenweit liegt, den man irrig mit der
natur selbst zu verwechseln gewohnt ist Wieland
6601 GEWOHNEN 8. b (gewohnt sein)
GEWOHNEN 3, b (ftwohnt wm) 6608
(Agathodämon 4, i) M, 188; der beauch von Berliner frem-
den . . . blieb mir, wie die frommen sich »uazudrUoken
gewohnt sind, nicht ohne icgen Qöthr {Ug- u. jmkrt»-
h^ 1817) 8>, isft; sein tafebooh flel ihm in die «ugen,
welches er aontt lehr ordentlich eu führen (ewohnt war
iMMSnMANN 5, IM; inii|iemein aind di« rednrr und poeten
gewohnt, mit den blumcn Uhermäaaigea lobea und zier-
licher rcdona-ahrten ihre acliriftrn zu veranaohaulichen
tchUniKhe fürttenkrone &77 (tflM); (ihre liebe ... zu achil-
dem) Hrrdbr u, an; (su Terfleichen) 17, l<7; wir aind
gewohnt, unsem leacm von der auafQhrung einra ge-
dichtet Jedesmal rine o<lrr zwo proben zu geben
Grrstrnbrro a. dtarh. litt, denkm. 1«. ttS; man iat ge-
wohnt, der seele eine menge unterkrftfte la geben Hrudrr
(vom erkennen) 8, IM; genau ao 18, 100; (lozoaobreiben)
U, 470; (zu schieben) 15, 480; (zu achreiben) 17, MB; (zu
stellen) 80, M0; (zu bezeichnen) w, 117; zeiten ..., die
man die Icindheit der TBiker zu nennen gewohnt iat
{ehristl. 9chrift*tt) 19, l.V): genau $oi7, 8S7, 805; 18, 118. 4SI.
y)) ich hOrete dieaen aententx mit groaser ungedult.
weil ich dergleichen zu vernehmen nicht gewohnt war
GRIMMRI.8IIAU8KN Simpl . MT ueudr . , weil wir l)ei Wirkung
immer nur auf atArke des eindrucka zu sehen gewohnt
sind ÜEHDER {ob maUrei . . .) 15, S89; die minner zeigten
Kich meist, wie iob aie bei meiner tante zu aehen ge-
wohnt war GAtiir (Meüter» Uhrjahre 4, 18) IV, 98; jene aind
mehr gewohnt, der gleichen zu hören, als wir zu aagen
liameatM ntfft) 45, 7d Weimar;
(könig :) warum verl&ufnaten «ie mir? (kintgin:) weil ich
es nicht eewohnt bin, sir«, in (efenwairt
der honinge, auf detinquenten-welw
verhören mich zu lannen.
SoHiLitR {d<m CaHoe 4, t) 6, 11, 848;
nur macht es mich . . . traurig, da ich gewohnt bin,
alles gute in deiner geaellschaft ... zu genieaaen Göthr
br. 8, 54; dasz ich schon gewohnt bin, um meiner freunde
willen zu leiden l, IHI; dasz aie den grammatikem un-
begreiflich sein mliste, wenn grammatiker zu begreifen
gewohnt wären Hkhokr 5, 13.
rf)) auch unpemönliehe aubjecte sind hier wuhrfaeh be-
zeugt, meist mit peraonißcattQn oder bei eoUeetivbegriffen:
dieweil . . . seine gifftige zunge und feder nur hohe
haubter und grosse leute zu stechen ist gewohnet Rist
rf. friedewilnaehende TeutatMand a. 17;
ja, ich RchwCr' e«, das erstemal int's, dass frei mir ein solches
wort die zunge verl&axt, die nicht la achwatsen gewohnt ist.
GöTiiB (Hermann u. Vorotk.: Melpowtene) 40,817;
die fread, die si {die liebe) gewonet le gebenn ist
(« MM/oto di porgere) .^Rtno übera. dea «tooimrow« t. l;
die aohtung, welche ihr nähme zu erwecken gewohnt
war . . . ScHiLi.RH {^ach. d. frans, unruhen) 9, 807; daist
nun morgenland gewohnt zu malen; er ruft die sonne
und schafft den mond, das jähr darnach zu theilen
Herder {älteaie urk. n, t, 4) «, M4; «. muek oben («p. <aoo)
(lOTTSCHED.
b)) bei der angliederung nominaler objeete tritt tu dem
icettbeteerb fon genetiv und accuaaiiv hier auch noch die
präpoaitionalverbinduHff himu, die hier meiat den ßigungen
von gewöhnen entspricht:
a)) die angliederung im genetiv trifft trie bei gew. haben
gern »ubatantivirten i>[/iHitiv: fluchens seit ir gewont aeker-
itutnu aus Böhmen s. 18; dasz sich die leute verwan-
derten, wan . . . ich stets über den bUchem saai wie
ein Student, da ich doch raubcns und blutvergiesaena
gewohnt gewesen Grimmklshausbn £K«i|rf. ISO neudr.;
die Jugend ist ohn disz des sitzens and der arbeit nicht
viel gewohnt Weise <fie drei ärgaten ertnarren. neuäruek
s. 36; (des Schweigens) Stranitxky ollapatrida . . . Fueka-
mundi {Wiener neudrtteke lo) *.M; (des wandems) Herdbr
14, 886; ^des tragena) Grillparzbr 7^ 118 u.«. vfL Jtp.MOt:
der (hund) war gewont der grfwiicheit
und bisz dem kind mt Hecken breit.
FlsciiAHT ßöhhat^ lt4A ncudmck 5, S4;
solche leute, welche von vielen zeiten her nicht unter
einem scepter, sondern unter einem krummen atab
gelebet haJ[>en, sind der freiheit gewohnet Schupp
schrifften a. 3H4; vgl. auch Butschkt roaenthat («o. SM)
a. 1098; ich hielt mich etliche tage bei ihnen aulT, damit
ich dem einen, so wegen der fernen raise, deren er
IV.
niebt gewohnt war. etwaa iwplazJieb worden, aoaz-
wartet« GrimmbuiuaUUN Simßl. tn mmtdr.; (MUmt
arbeit gew.) 811; lodam tim ahm MldMr bsfMMnfM
gewohnt waron Hbromi (iämm 4b M) Si. «•; •• tfn^
kiMiBClMn . . . booUlMito . . . TorlMMlHi IkrM Mid. and
««MB mtt Bo TiBl whrtnr 4ff«lBH|Mt. bIb Smm volk
die itBbbbbIb fMb«n gewont wbt Hbilmanm var^tutaek.
d. TkuepSUm lU» (l7«o).
ß)) doreh arbeit, ob er aie gieieh nieht gewohnt wnr
E. V. Klribt t, 14*; in jenem hoben ton 4ee lobee . . .
den man in allen beechreibangen dieaer TMkar to«
ihren kAnlgen and beiden gewohnt ist Hbiio«II {iittm •,
it), 14. 51 :
bte
>te Mwehnt ms ine cahen,
a nSft in Jeder wa* i«m ilel
W. liOixsn (dBi IrrKdM) i
tSOir«OWd;
davon za aehleppen. was Um alt«a iadBM ««f dl« bbMb
praklizirten; daa war nuw n got tBwohal, aJa man
noch in vorigen diensten etand 4ar katukmlt (Wiener
neudruek 8) a. 10; aUna» Q6mm kr. U, «B; wgl. «mcA
{Hamemua neffe) 4». » IFaMinr;
dann neken dteaeo nAIden
gab die natnr «ae aaek die Inet an verfarien hn aMan.
•sd aleh daaaen n Area, wae jeder Itmwt favehnl M.
{Berm. m. DanOLt MJlAfMliB) 4«. t77:
und «r versammlet« der edlen
die fludUarikk. gewohnt amn
•nd dieaaa kaaMaa wtrdic wai
HaoBoonn t, IM:
wer. der Ober aolcbe materien an dl« l«eUu«
beaten aelbatdenkenden k&pfe . . . gewohnt iat, kann hier
leaen Herder (raeniMonm) 5. tl8; der aQntliehia dinc lljet
mit atAte, dk er an fewonet iat tneiaier Eckhart at. a.
wt^atiker t. 178;
man sieht, da Mat nicht aa verlaat fawohat.
OdTiiB {IpUgeml* 4. 4) t. 75;
(an daa befehlen gew.) br. i. f ; (an atrenge ordnonf) M^
151 ; (an jenea leben) lo, n«; dam tyC müt ttmp$i9§m-
liekem aubjeet:
an aiHlrM spiel ist ihre haad eewehal:
den drachen saac sie saabriadi la daa aehlaf.
und daa klang andera als data raiaaa Med.
Gaii-t^Aazca (Jltdm 4) B*. l«7.
y)) tintMd iat Amt «mcA dia betiakmmf am a^farfiaa
ai{f da» objeet der uieJerholung beleft (rfl. obm OPtTB
Argenia 8, 178 tu gewobnen\ jene freiheit, die den «ttK-
btMven gebrauch ao atmrk beherracht: ihm iat alles ao ge-
wohnt von vater and matter her mtaUr MOller i. M.
8)) «ro die oöjaeia an daa aubjett een mmaaen kermit-
treten, iat tnedmia» die mt^form fffm die nomümmlform
bedeutend im nmektkeiL
d)) ao gar aind die groeaen berm gewonet. daa man
ihn heuchle and aohmeichle Ll'thkr {antmtrl deutack
«h/* könig Heinrieka bück. 15*8) iO, II. OB; aber die leot
warens nu gewonet. daa er sich ao laiag mit ihm blewete
{predigt über i. Maa. 7) 84, 188;
ich bin ea nicht gewohat. daa« mich der salhll
bUad walteod, Rnater herrschend mit sich ftkr«
8CHIU.aa {Waaemaleint tod t. S) 18. 814:
man ist gaashal, das* an den hflclwtaa t^aa
tum henseherthna aich alle •Ihirirhanaa
nach «igaar weiae s«Y<>r«irhtlirh wagea.
OOriia (( 8 /rAr 1884) 4.88;
weil man gewohnt war. daax ich omherathcb AR}(orTl.l8;
ich war gewohnt, daaz man beim «SBeo aonat nicht viel
sprach J. Gottiielp {bmurmapiagd tX 1. 81 <*cmm Paci.
Hktsr II, 8. 78;
leftat im veOn: aal gawahal.
kaiaer Je dae aadarn aehoat
GATHa
ich bin Mwohnt. wcmi ich
ao (Uta den köpf, wcasi Jemand afttcha 'aaia' f
Gaiia^Aaasn «MMar f) «^. 88;
item eo bdaa leut and sonst iemaata von dennen manna
nicht gewant wehr bei nkchtlicher weil sich im markt
herum straifenten taterr. ueiatk. «, 880 m. «. . einen, der von
antlitz. lAnge und geberden eine feine person. auch mehr
ansichtig, denn man an einem bawren gewont were; . . .
KiRCHHOP wendunwutik (s, uX a. 887 Qaafcifey. mit einem
aprange war aie drauasen and befrtaste den baron. wie
4M
ijak
•.8);
6503 GEWOHNEN 3, b (gewohnt sein)
er's von ihr gewohnt war, durch einen treuherzigen
handschlag Immermann {der neue Pygmalion) 8, 20;
und strafe trifft, wo noch kein urteil traf,
das sind wir nicht gewohnt in Schwaben und beim Rhein.
Grillpabzbr {Ottokar 2) 6*, 67 ;
sie kannte das nicht anders, sie war es so gewohnt von
Jugend auf L. Ganghofer {Dschapei) almer u. jäger-
letit' * 113.
b)) die nominalform.
a)) und sonn, regen, hitz und frost bereits besser ge-
wohnet gewesen, als die weichhng in städt. Grimmels-
HAUSEN {satyr. pilgram 4) iciedererst. Simpl. 3, 17; die
ackerbau treiben und der see nicht gewohnt sein Heil-
mann Thucydides 166; dort konnten die ersten ge-
schlechter . . . allmähhch . . . härterer gegenden gewohnt
werden Herder {ideen l, 6) 13, 42; die erretteten muszten
eines himmelsstrichs gewohnt sein, wo ihnen der regen
fremde gewesen (10, 7) 480;
fühle
in ihrem dufte, sauersüssem dufte,
mich so betäubt ; so schwindelnd ! — dein gehirn
ist dessen mehr gewohnt.
Lessing {Nathan 3, 1) 3', 75;
noch bin ich des dampfes . . . der hölle nicht ganz ge-
wohnt Klinger {Fatists leben) 3, 39; weil ich keiner
solchen Phänomene . . . gewohntbinSEVME {spaziet-gaiig l)
2, 50 Hempel ; dazu vgl. : dasz diese pflanzen in ihrem
vaterlande auch an einen viel heiszeren sommer und
wärmeren herbst gewohnt waren Herder {ideen, zusätze)
14, 587; doch da sie . . . einen milderen himmel gewohnt
war A. W. Schlegel im Athenäum l, 12; der stürm, der
den donner der brechenden eiche gewohnt ist Th. Kör-
ner 1, 111 Hempel.
p)) derselbigen {der p/erde) ich hab verschont,
weil sie der gutthat seind gewont,
könden nit wol das futter meiden.
J. Spreng Ilias s. So* ;
ich wolte dan wieder wurtzeln und kräuter essen, deren
ich nicht mehr gewohnt war Grimmelshausen Simpl.
140; niemand, der des alten weins gewohnt ist, verlangt
nach jungen weinen Herder {christl. Schriften) 19, 175;
dazu vergl.:
man sah die armen knaben drauf in die wälder gehn
nach wilden wurzeln graben, das war hart anzusehn.
ich könnt es wohl ermessen, sie waren brot gewohnt.
RüCKERT {emtevögelein nach den theuern jähren) 1, 192.
Y)) dann in krieg komb ich nit, bin dessen nit ge-
wont, schlecht mich ainer krumb und lamb, so kan ich
nimmer schreiben Ferdinand H. v. Tirol, spec. vit. hum.
79, 7 neudr.; ähnlieh Fisch art Oargantua 244; ich bin
von meiner Jugend an des bluts gewohnet Stranitzky
ollapatrida Fuchsmundi {Wiener neudr. 10) 47;
ich bin nur eine Jungfrau, eine Schäferin
gebohren, nicht des schwerts gewohnt ist diese band,
die den unschuldig frommen hirtenstab geführt.
Schiller {jungfr. v. Orleans 2, 7) 13, 243 ;
leih ihm deine kappe zum hirndrücken, die ist von je
eines verbrochenen schädels gewohnt maler Müller
{Fausts leben) s. litt, denltm. 3, 15; ihr seid allbereit etlich
hundert jähr der eisernen schuch und stiffel gewohnt
Abele künstl. Mworrfn. 3, 327 ; die Syrakuser waren des j ochs
schon zu gewohnt, um einen versuch zu machen, es nach
dem tode des alten Dionysius abzuschüttein Wieland
{Agathon 10, 2) 2, 253; eine nation, die einmal dieses jochs
gewohnt ward Herder {ideen 9,4) 13, 457; ebenso {ideen,
Zusätze) 14, 532 ; dazu vgl. : unsern gasten würde es bei
uns nicht wohler sein, sie sind nun einmal das alte
gebäude gewohnt Göthe {dicht, u. loahrh. 11. buch) 26, 17;
ich war gleich wieder zu hause gewohnt, als wenn ich
gar nicht weg gewesen wäre br. 4, 200.
(J)) got ist der sund wol gewond Luther 11, 220 Wei-
mar; ich bin der schlechten stückgen bei meinen discipuln
wohl gewohnt Weise die drei ärgsten erznarren s. 202;
(der thorheiten) Grimmelshausen Simpl. 259 ; ohne zweifei
bin ich seiner art schon allzugewohnt, als dasz ich so
etwas bemerken könnte Lessing {misz Sara Sampson 4, 8)
2', 827; lügen . . . über die man ... zu erstaunen auf-
hört, weil man des lügens über gute leute nur zu ge-
wohnt wird Herder {recensionen) 9, 470; er ist der hinder-
nisse gewohnt, die Unverstand und böser wille . . . ent-
GEWOHNEN 3, b (gewohnt sein) 6504
gegensetzen Gotter 3, 74; desgl. (ähnlichen empfangs)
1, 168; weil sie . . . der groszen weit schon gewohnt war
Heinse {Hildegard 3) 6, 46;
sie sind auch der ehr noch nicht gewohnt,
weil sie der vater sonst verschont.
M. RiNCKHART Eissieb. Htter (1, l) s. 53 neudr.;
gewohnt der bösen mäuler höhn.
Günther 174;
sie mochten nun von Stockfisch . . . reden, so bildete ich
mir kräfftig ein, es gelte mir, so sehr ward ich allerlei
gebenden namen gewohnet Simpl. Haspel-Hannsz s. 9;
ich war solcher reden nicht mehr gewohnt Grimmels-
hausen Simpl. 191; {Ernst:) du drückst dich gleichwohl
so zweifelhaft aus? — ich glaube einer zu sein! {Falk:)
dieses ausdrucks bin ich nun so gewohnt Lessing {Ernst
u. Falk 1) 13^, 344; an unsern dichtem bin ich der pro-
saischen spräche freilich ganz gewohnt J. v. Sonnen-
fels br. üb. d. wiener. Schaubühne {Wiener neudr. 7) 37;
(dieser niedrigen spr.) Gersten berg s. litt, denkm. 128, 78;
(dieser kleinen streiche) s. 99; weil das der polytonie ge-
wohnt ist Bürger i, 178 Bohtz; man war der sache halt
nicht gewohnt Gotthelf Uli der knecht {cap. 18) 264 Vettsr
{nach d. origiiialausgabe ; 1850: gewöhnt); war man . . .
in Makedonien der königsherrschaft zu sehr gewohnt
Mommsen röm. geschichte 2, 40; dazu vergl.:
ich glaub, ir seit ettwo unguettig
oder secht ir sunst so klain muettig,
ich bin nit gwont an euch die weis.
P. Probst {von 2 männern sammt ihren weiberri)
116 Kreisler;
der prinz ist galant, du bist die unbedeutende spräche
der galanterie zu wenig gewohnt Lessing {Emilia Galotti
2, 6) 2', 402; in der klagenden demuth, die man schon
an dem stände gewohnt ist Herder {an Prediger) 7, 215;
ich habe das wort posaune beibehalten, weil man es
aus unserer deutschen Übersetzung gewohnt ... ist Jung-
Stilling 3, 30 Grollmann; ebenso (es) Göthe br. 15, 61;
(nichts anders) Lenz {hofmeister 2, l) 1, 17 Tieck; meine
gegner irren mich nicht, wer müsste diess nicht ... in
Deutschland gewohnt werden Göthe 35, 284; ebenso (von
dem, was sie . . . gewohnt war) Wilh. v. Polenz Graben-
häger 1, 16; doch in der folge wurd' ich die darstellung
eines so kreiselhaften treibens mehr gtewohnt Göthe
{tag- u. Jahreshefte 1819) 32, 151 ; er war solche reden gewohnt
0. Ludwig 2, 364; eure obren sind noch nicht Strabo's
gang gewohnt, ihn in der ferne zu unterscheiden F. M.
Klinger {scenen aus Pyrrhus l) neues theater l, 253.
zu den präpositionalverbindungen vgl. verstendig leut,
die in der schrifft gewont sind Luther 12, 449 gegen:
der Schriftsteller an seinem pulte ist oft zusehr an den
Wohlklang gewohnt; er hat nur für den oratorischen
numerus ein ohr J. v. Sonnenfels {br. üb. d. toiener.
Schaubühne {Wiener neudr. 7) 293; weil . . . -4as ohr des
morgenländers überhaupt an ungebundne einzelne sen
tenzen, parallelismen und Wiederholungen gewohnt ist
Herder {v. geist d. ebräischen poesie 2.anh.) 12, 338; zunft-
genossen, die an unsere spräche . . . gewohnt sind
Herder {Lessing) 15, 509; ebenso {recensionen) 9, 468; es
hat mich sehr beunruhigt, ich bin daran noch nicht ge-
wohnt Göthe br. 9, 206.
£)) viel Imufiger als bei gewohnt haben begegnen hier
Personen im objecte, das neben dem genetiv {selten acc.)
in verschiedenen formen der präpositionalverbindung an-
gegliedert ist, bis das bei gewöhnen beliebte an auch
hier durchdringt: du hast viel lerer . . ., die viel pre-
digen und dich mit sunden beladen, der selbigen bistu
gewonet und weissest nichts anders Luther {Sacharja
ausgel. cap. 9) 23, 618; ich will dich lieber haben, als
des ich nun gewonet bin Bebel {facetien, deutsch 1558)
A6*; (als der ich nun deiner gewohnet bin [i606] s. il);
ähnlich Arigo Verdeutschung des decamerone s. 111/ nisten
die habicht in Massilien an der erde, und sind der leut
so gewont, dasz sie nur bei menschen auszbrüten wol-
len Heyden Plinius (1565) *. 414; mein seind gewohnet
nicht die pferd J. Spreng Ilias s. 56*»; wir werden der
engel gewohnt oder sie hindern uns im gange der er-
zählung Herder {theologiebriefe 19) 10, 221 ; zumahl, wenn
man den umgang liebt und guter gesellschaft gewohnt
ist Wieland {don Sylvio th. 2, buch 6, cap. 2) 12, 249; ganz
6505 GEWOHNEN 8, b (gewohnt eUipHaek)
(iRWUHNEN a b (gewohnt)
6606
fbenao {Daniathmend eap. M) n, MI ; ich fleng entlieh von
weitläutrtigen lachen «n zu reden, und ged««hle, >ie wtirde
mit mir gewohnt werden, dMS ich lie umb WM utd*n
deKto kühner aniipreclien dQrffte Wkiük dit drti ärgattn
ertnarren, neudrurk t. 4A; dotu vgl. (bei welcher) «. M;
Petrus aber und Johannes, sween der romehmtten apoitel,
die besonden an einander gewohnt waren Stahnk »ynop&i»
t (17U), 76; wir lind bald in die leute gewohnt, lie bald
in uns GOTHIC br. s, IM; ich teb« nur UAfarn «Inen
BohauKpiclur abgehen, der siob «InlfannaaMB gtUldet
und . . . den man gewohnt worden lit tl. fM.: tff. auek
Ikpland ft, 1, 71 «. Sandkh« 8, IMO*.
c)) unper9önliche »ubjteU mmd garmä» bti ditttr vtnttn-
(lang von gewohnt aein »tkr MmM. haUim titk »her
ilurehweg in dm üUU^tn grtnatn dtr übtrtrofung und
l>er»on\fleation: vgl. (gehim) LusiNO «. o.; (obren) Fian-
i>KH, Klinobr; (mappe) «uiler IIOllrr; (pflanzen) H kr -
dkh; (Nturm) Tu. Körnsr. aueh hier üt dia betkkung
atif da.H object der vntdmrholung nur einmal {vgl. auth
»p. woa) belegt: so wAllen wir vor fam. dann ona der
weg ganz gewont und wiMzen ist umdamd ät
u. eardintUn e. Sciiadk tat. u. fMg. S*. 90.
•)) ätr mbaolute gebrauch fMU tmttr itm mt\ßm$t der
bertihruHg mit gewöhnen, ntnädui mit dar bmdkränkung
at\f da» sähmen der thiere: nam meines wirths beide
starcke baurenhunde (.die den katzen ohn das ziemlich
grämisch), t)ei mir aber wol gewohnt waren Grimmklm-
HAUSEN Simpl. 867 neudr.; ich gesteh es, dasz mich
keine curiosität so sehr affloirt, als wenn ich solche
thiere zahm und gewohnet sehe, die sonsten wild und
furchtsam sein Wkisk die drei ärgsten ertnarren, nett-
druck $. 167. auf eine aügemeinert grundlagt %en*t ein
vereintelter älterer beleg: uff sontag damoch wart Stoltzen-
burg . . . crstigcn und darinn hetrcttcn newn knecht, rei-
sige, und fussknecht . . . wurden hart gewont und ge-
fangen M. V. Kbmnat ehronik Frietlriek* I. 66.
ß) einer besonderen beliebtkeit er/reut eich da» partieip
im neueren »til aunerhalb der Verbindung mit dem verbum.
1)) mannigfach belegt, aber für die entu^klung des
selbständigen partieips doch nü^t eigentlich entscheidend
sind die elliptischen formen, die von der Verbindung ge-
wohnt sein uuagrhen. in ihnen übenciegt durchaus die
subjective beihätigung {als ausnähme s. unten die belege
aus J. Ayrkh, (iKiMMKi.siiArsKN und NuvALls): jung
gewont, alt gethon MATiiF.sitrs hochseHtprtäigten {mus-
gev. werke 8) 68; u. a. {s. o.). vgl. audi dia muUalrkeini-
sehen, thüringisAsn, »ekteaimriaehtn. nitdsrrkeinisehen und
nisdersäehsischen entspreekungen bei Rkinsbrro-DOrinos-
FELD 4fi7; gewohnt getan GAthk (A^ertcAr.) t, l>7;
recht gastfrei sein, und detz gewöhnet,
wird mit der seit gar hoch Iwlohnel.
GKiMMKUsnAii»«KN wiedcrertUindener Shmpt. x, S*;
die kctzer und kirchenspaltcr, als die der weit gelust.
und eines freien, strainosen, aigenwilligcn lebens ge-
wonct, kombt hart an, widerumb in die alte schuch
zuschlieffen J. B Ficklkr Putherbegs traet. r. verbot,
bilchern (.is«!") 159»; wo der könig . . . zugegen war, in
meinung, einen guten nahmen nach sich zu lassen, als
woll gewohnet, aus demuth umb die armen zu sein
Olearius übers, d. persianischen baumgortens (t, 6) &*;
ich (als dosz hungerlcidcns und fechtens gewohnter) war
lustig simplieianischer Haspel- Mannst (16M) M; viele . . .
befanden sich weit übler als gewohnt Pestalozzi (L»ew-
hard 8, 11)8*, 87; und erwachte erst am andern morgen
wieder, als die groszmutter . . . mich aufweckte, und ich
wie gewohnt zum groszvater ins bett konnte J. Gott-
1IF.I.K {bauenutpiegel >).l, 88;
es bleiben alle lieder
den chriet-gemeinden wie gewohnt erbaulich.
GöTHB «. 181 ;
in manchen nebensätsen bleibt es /raglich, ob überhaupt
{ellipt.) partieip und nicht die dritte person des ind. vor-
liegt: und Luoifer der es am Belial wol gewohnet, wann er
gute Sachen gen hSlI bracht, dasz er allezeit viel stOltzer
wahr J. Ayrkr historischer processus juris 8. buch cop. II;
ein welt-mensch, welcher aller Untugenden und thor-
heiten gewohnt, und selbsten mit machet Grimmels-
HAUSEN Simpl. 73; dagegen vgl.:
l)t.ff:
•in h*rs, das
Ist swar >• gl»~ «^»x •-"• >■■■-
J. W. V, Cuonau U
wOttt IM *i Mi halt. rmMdItn« 4«
4iaMH btauBala fawohal.
NovAMi (der /rtwutUng) I. SM Heahaem.
t)) dafagam M dia /rata ataUumg dar mppoaitiam /flr da»
nauaran gabnuttk daa atltaiMudi§ait wuatioi^ kaiiuttitk'
a)) an wMch— wid raUrffug gnrölnA, tai < '
den klima faat anter freiem himmel baaaead.
sich die menschen vom druck der lu(t
schweret lieRUKH 'tarstrtute Uätier 6; t«. »t:
. . . von jogwod a«f aa kitek«»
sa gelui fewubal.
gani ui maAwimi ÜaT «r n dkm «Man
M tag «a Mdkt als hola *mh 4m haio
oad so gewohnt flr andi« wmt n labM.
•chiea nob« nur iha frShlldÜMit m gmam.
n^rnm (die gehalmmtaat) 18, 18» ;
in Zeiten, wenn ans eine wichtige, auf unser leben «fal-
fluszreiche person verUUzt. pflegen wir auf anacr
selbst zurückzukehren, gewohnt, nur da^Jaoif«
lieh zu empfinden, waa wir persDnlicb fBr dl« folg« ta
entbehren haben (•» Mn^ Ludteig r. Bayam) tr. H, tM;
Amor, nicht das Üad,
sah Im OlyaipM ateb
der ianglin«. der PayAan 'serlttrte.
b WB| flecB VM was slaga mwobm.
(Ar MM Awrnnt, U9:
sie filU die bebe atodl. asH ^
(•wohnt so berrscbea oad m sisgin.
ScHiujin (MTstfmmr TV^^X, 8M:
der knechtackaft gawohMt.
fohlt ihr die ksttM akht Mehr, o PialicbiB?
J. P. V. CnomuiR («laMaMtai f) t. 70;
vtt. (an IMMt gew.) Hamoaa 1«. 18«:
gewohnt, su mifea ait dar slanen haad
in's stille reich geordneter gedankaa.
GiULLPAazan {des wuerti und der Ueba Mfffi) 7*, M;
daas du gewohnt, nicht widerstand sa achlM,
aufbietend deiaaa beere* ungewitter
Fa. KCrKsaT l.fO.
und still iai'a tlamnn. nur die frtthliBgswinde,
gewohnt aslt boldcn bluoMa soMt sa baasa.
QmuaL i,m.
b)) vielleicht würde der Zuschauer, an poaaenipiato
von jeher gewohnt, anfanp gegen die neuerung mmt-
ren: die gewohnhelt aber, aeine abendstnnden in 4aa
Schauspiele hinzubriagMI, vttrde bei einer schauMUuM
immer leute genug TCfMinneln. die untcmehmnng n
entschidigen. nach and naeh wttrd« man dM bcMCN«
gewöhnter werden J. v. Soi«MKi«PSLs(1i'im«' neudr. 7) W;
awacbaa, welcbaa zwar galebrsaai sttOa slaad.
der aseistarfaMt gewobaL
d. herm v. Korkio gedMUttO» (174ft):
der lieblichen thierchen gewohnt, achtet's mein bAf-
lieber widder nicht mutier MCi.t.eR i. I8i: wo aber ein
Volk, brei und nahrhafter speise, nordischen geraten-
Iranks und branntweins gewohnt, nun die cremes. U-
queurs und confiturea, nnaili« als brel and branntwein
Herder {gefundene UiMtr) b, 8M:
aad ob er aacb . . .
. . . deiaer tflne aicbt gewobat.
•ein obr n OalttaM acbwtaM aägt
RAMun Ir- jiif'»" ' IM:
etenao ^alexandhner gew.) MthrR. » iuk.-m»t»g.:
hinab di« »Ullen
and dunkeln stafen eines gaags
aisigen die fkasaa beid' ; ee sMttst
dar «MarbaU. (ewobal daa klaafs
seboa lange aidit ia gaag. varroM
daagl.
lange aicbt iai gaag. v«
mit bohleas aehalla aaeb lom tritt
und ibat. als glagM vMa aüt.
K. Immer\i.\xm YVMai» «ad beide I (««r*r 18. «. 1889:
willst du nur bArea, was du schon gebArt?
dich flt&re nichts, wie es auch water klince.
scboa ttngst gewebat dar waadsfbawtsw diag«.
OOniR (#aai( 11) 4t, 78;
dir bHakee dslM dracban mit ktagaa aagM tu,
aller pfade gewohnt trAgan üa deiBen iMiker.
(trimmpk der rmpßmdtamktit ^) 14, 46:
(gefabr gewohnt'' i. i«i
wiM ist er wie der wald. der ihn enog,
er bSrt, ans rauhe jagdwerk nur rswoMt,
reaaa.
zum erstcnmale jetxt von Ucbe
S Hit-Laa ( ■
8, 1) 15,
406*
6507 " GEWOHNEN 4 (mit gewohnter band)
bis endlich die zunge, gewohnt den zwang,
sich schon recht artig im munde schwang.
Baggesen (scheerenschleifer-epopoe) 2, 224;
4) der attributive gebrauch führt das particip in der
richtung auf adjectivische entivicklung tveit über die grenz-
linien hinaus, die dem vorbildlichen gewohn gezogen waren;
auffallend ist dabei, dasz die dem adjectiv eigenen steige-
rungsformen diese entivicklung anscheinend kaum begleiten,
sie sind häxifiger in andern functionen belegt ah beim
attribut: du bist doch mit deiner frau und deinem söhne
noch gesund und wohl? und ihr seid Breslau doch nun
wohl gewohnter? Lessing (an K. Lessing 1779) l8^ 328;
musik im besten sinne bedarf weniger der neuheit . . .
je gewohnter man sie ist, desto mehr wirkt sie Göthe
(max. u. refl. 1. abt) 49, 28; ebenso vgl.: alle benach-
barten leute, der arbeit gewohnter, mit leuten besser
versehen, kamen dem vater vor J. Gotthelf {bauern-
spiegel 3) 1, 37; je gewohnter und ausschlieszhcher der
bHck nach innen das christliche denken mit Inhalt er-
füllte J. Rehmke unsere geiciszheit v. d. auszemcelt s. 9;
dagegen vgl.: in Orient und in allen sprachen der weit,
ist himmel und erde, das sichtbare und unsichtbare die
klarste gewohnteste benennung des weitaus Herder
{erläuterung z. neuen testam^nt) 7, 364.
a) der gegensatz ztvischen der activen und passiven
actionsart des attributiven adjectivs.
a) während die ältere spräche, die das particip an ge-
wohnen wenig enticickelt, {s. sp. 6485), da wo sie im träger
des attributes auf das subject des geübten brauches zielt,
passivfügungen von gewöhnen (s. sp. 6512) heranzieht, dringt
später auch gewohnt hier neben einzelnen concreten und
Personen ein.
l)) Agesilaus . . . wie er etliche Persier gefangen, deren
rüstung . . . viel scheuhens machet, liesz dieselbigen
nackend seine knechte sehen, damit sie solcher feindt
bleiche und des Schattens gewohnte cörper verachten
solten L. Fronsperger kriegsbuch 3, 240'' (Frontin an-
schlage 1, 11 Corpora umbratica);
ein tanzbär war der kett' entrissen,
kam wieder in den wald zurück,
und tanzte seiner schaar ein meisterstück
auf den gewohnten hinterfüszen.
Lessing {fab. u. erz. : der tanzbär) 1', 158 ;
er hätte aber lange rufen können, wenn ihm nicht sein
alter ungeratener freund, Franz von Sickingen, ein mann,
dessen name Deutschland zu den edelsten Römern
stellen kann, wenn der ihm nicht mit gewohnter band
schütz und freistadt gegeben hätte Herder (zerstreute
blätterb) 16, 284;
mein saitenspiel vergasz der schönen,
und meine scherzgewohnte band
verirrte sich zu trauervollen tönen.
Uz fröhliche dichtkimH 3, 16 s. litt, denkm. 33, 82;
seht ihr den geist der freiheit schreiten
auf blumensohlen durch das land?
zum stillen segen liebend breiten
die schwertgewohnte götterhand?
G. Herwegh ged. eines lebendigen 1 {Gutenbergslied);
wo ist der muth des schwertgewohnten arms,
der gegen meinen söhn zum fluch sich streckte?
F. V. Saar Heinrichs tod (3, 3) 75 ;
so hab' ich wirklich dich verloren,
bist du, 0 schöne, mir entflohn?
noch klingt in den gewohnten obren
ein jedes wort, ein jeder ton.
GÖTiiE {an die enijernte) 1, 67;
unter den groszen selbst mordgewohnte, truggewohnte
lippen, naturwidrige empörende laster Schiller (gesch.
d. frz. Unruhen) 9, 320.
2)) beziehung auf personen.
o)) bisz die der grausamkeit gewohnte menschen . . .
auch zu den frommen lämmern . . . kommen sind
D. C. v. Lohenstein Arminius u. Thusznelda (4. br.)
1, 462; es bekam an ihnen harte und rauher gegenden
gewohnte, nicht aber auch die gebildetsten Völker unsrer
erde Herder {ideen, zusätze) 14, 582; wie die Preuszen
es wagen durften, sich mit krieggewohnten beeren zu
messen, neulinge gegen Veteranen F. L. Jahn 1, 4; die
mordgewohnten banden Schiller 13, 202 s. unten theil 6,
»p. 2546; ein liebegewohntes kind (Franzos) Sanders
erg. wb. 649»; so war doch die allzu unruhige Philine
mehreren an ruhe und sitte gewohnten frauenzimmern,
GEWOHNEN 4 (im gewohnten geleis) 6508
besonders aber der edlen Angela beschwerlich Göthe
{Meisters wanderjahre 3, 14) 23, 212. dazu vgl. mit Über-
tragung auf thierwelt:
wenn ihr zur bettelei gewohntes dichterpferd,
mit karren voller lob zum futter-kasten fährt.
J. ChR. Günther {auf Ad. Chr. Thebesius) ged.^ 394;
und wie der eulen nachtgewohnte brut
von der zerstörten brandstatt . . .
auffliegt in düsterm schwärm.
Schiller {braut von Messina) 14, 62.
b)) gern sind solche persönlichen beziehungen auch in
collectivbegriffen verdichtet oder an örtlichkeiten gebunden :
schau, rief satan, auf meine triumph, ha, kannst du sie zählen?
hat ein triumphgewohnter Olymp für sie spräche genug wol?
F. V. Sonnenberg Donatoa (9) II, 1 «. 211 ;
der Waldung und gefilde
wie seinen stall gekannt, und bei der jungen schaar
des jagdgewohnten hofs ein rechter liebling war.
Hagedorn {moral. ged. freundschaß) 1, 41;
die wilde Zwietracht und den klang der waffen
rufst du in dieses friedgewohnte thal.
Schiller {Teil 1, 2) 14, 286;
auf dieser festen liebgewohnten erde (Franzos) Sanders
erg. ivb. 649*.
ß^ das Schwergewicht des attributiven gebrauches ruht
auf der früh bezeugten passiven actionsart, die auf das
object des geübten brauches zielt; hier überwiegen gegen
concrete und persönliche träger des attributes durchaus
die abstracten substantiva.
l)) das befilhet Giassemen auch der Giulla, durch
die gewohnte strass (einen unterirdischen gang) zuthun
J. Wetzel reise d. söhne Oiaffers (litter. ver. 208) s. 15*;
ob auf gewohnten bahnen
den lauf ihr zauberfuhrwerk nimmt,
ob durch die luft, ob's rollet oder schwimmt,
. . . sanft oder hart, mit oder ohne fahr,
sie werden nichts von allem dem gewahr.
Wieland {Oberen h, 82) 22, 234;
(die gew. bahn) Grillparzer (Medea 4) 5^ 217; (gerieth
wieder in das gew. geleise) W. Raabe alte nester 222;
aus'm gewohnten gleis, posse von Anzengruber 1880;
blick' auf aus deinem jammer! schau die röthe dort!
verfehlet Eos wohlgewohnten pfades heut?
Göthe {Pandora) 40, 413;
(igew. pfade) Hölderlin (tod des Empedokles) 2, 277 Litzm.;
(vom langgew. ehrenpfade) Schiller (Pice. 4, 4) la, 161;
(auf dem gew. wiesenpfade) Mörike (maier Nolten) 4, 53
Krausz ;
schön Suschen schreitet gewohnten steg,
umströmt auch gleitet sie nicht vom weg.
Göthe {Johanna Sebus) 2, 38 ;
(ging die gew. wege) Körner l, 63 Hempel; so gehts
dem astronomen, wenn an dem gewohnten und meist
unbedeutenden Sternhimmel, sich gott sei danck, end-
lich einmal ein komet sehen lässt Göthe br. i, 32t;
und von neuem ungestSret
ihr gewohntes nest bezieht.
J. E. Schlegel 4, 265;
(die damhirsche ... in ihre gew. dickungen) Heppe jagd-
liist 168; (gewonte ort) Forer thierbuch 99^ ;
so eilt die satte schaar, von überflusz geschwängert,
mit schwärmendem geblöck gewohnten stallen zu.
Haller {alpenl^i) 28 Hirzel;
das gleiche Schiller (glocke) 11, 314; ähnlich Brogkes
Thomsons jahresz. (tconted stalls, teinter v. 86) 441 ;
ewig umsonst gedeiht mir die reiche besitzung
dann vor äugen; umsonst sind künftige jähre mir fruchtbar,
ja das gewohnte haus und der garten ist mir zuwider.
Göthe {Hermann u. Dorothea 4) 40, 274;
(gew. Sommeraufenthalt) Matthisson erinner. 2 (1810) 41;
(gew. ecke) G. Reicke grüne huhn (3, 16) 336;
meinen mittagschlaf im garten,
unter dem gewohnten bäum
wie im sommer abzuwarten . . .
RÜCKERT {herbstlieder) 2, 562;
ein befreundeter aus der fremde bringt festgerichte auf
den gewohnten alltagstisch und eine gewisse feiertägliche
Stimmung in die seele B. Auerbach neues leben (5, 9)
3, 264; kein anderer wein will mir schmecken und ich
bin verdrieszlich wenn mir mein gewohnter lieblings-
tranck abgeht Göthe br. 19, 134; tranken noch von
unserm gewohnten wein 21, .304; so humpelte der bauer
6509 GEWOHNEN 4 (mit gewohnter gttto)
GEWÖHNEN 4 (rar
) 6610
. . . irgend einem wirtahause zu, seinen gewohnten eehop-
pen zu trinoken J. OoTTiiKi.r {btnttmtpitgd •) 1. M;
der herr iprlcht mit («wohntor ■Ulla: Meriet
(>. Ukhiiakut (fiun JntU <ncA> iUtitm «ad Tikm^ä t, Ml*i
ihr haar aohmtekt itett 4ee fcendei
ein foldblecb, krietflMh
ümM« Taadee
den trauen di
(ewi>hnte ii<hltfenKi«r.
F. Frrii.iuiiath (<toe ffvMiMaeeM) I, 71 ;
■eine gew. xöpfe 0. Kkllrii (fHliMr Heinriek t, If) l, M7.
>)) aA«fra«ie träger da» atiributa.
a)) ntit diaem gewont«n breuoh der burger erhielt
er forthin aein reich Skii. Fkank rhronie. Germ. (lBaR)M:
deaaleirh. Ickki.hamkr gram. Dia, fQr lioh und andere
aualAnder ihren gewohnten gottesdlenat Ql>en doHHen
LOIIKN8TEIN Arminius{i. b.> 1, M6: treibt sein gewohnte«
apiel g«die\t4Mmmlung t>on Nau KIRCH t, IW; QAthb mit-
MthtUdige {rinaetige /a»»Hng von 17W) v. tOO iMM; (gew.
beiapiel) TiiOmmki. (rvtM 4) 4, tl;
e* ist »o mein f«wohnl«r nag
Pkbkfbi. poff. MfraeAc t, IM;
(nach d. gew. gange) Hkrdkr {ideen 8, IS) 14, 144; (im
gew. gange erhalten) Sydri. begr. d. dUtk. reirke 5*, M;
(gew. runde) W. MOli.rr (d. bäuwu) lae; (gew. tagewerk)
TRRtTSciiKK dt»fh. gtark. t, MI; anstatt die ron cypri-
achom weine aprudelnden becher der gewohnten athe-
niachen gaatmählcr zu vermissen, dluehte ihm, dasz er
niomahls angenehmer getrunken habe ^ \v.\j^n\i {AgaÜutn
1, 1) 1, W; Kduard I konnte sich von den gewohnten
maehtUbungen nicht losreiszen Rankk 14* M; (gew.
Unterdrückungen) Hkrukh {teratr. bl. 4) 18, 7M;
•o daex di« schwermuth eich entfernt
Iwi dem seither gewohnten lachen.
Stoppi i^iPiuiM *. 8;
(gew. elend) ThOmmkl (mvüi S) s, »4; man macht sohol-
den, und fuhrt mit entlehntem gelde den gewohnten
aufwand fort S. v. La Rociik /W. r. Stemkeim (l) 144
Rüiderkoff; durch mehrere woohen unterlieszen sie den
gewohnten verkehr Ganoiiokrr doppelte wtkrkeit 4;
80 musz ich hinzufügen, dasz mir bei hohen jähren
nicht mehr möglich sei, den gewohnten antheil an
gleichzeitigen . . . literarischen bemUhungen zu nehmen
GÖTHR (1889) br. 4«, 104; ungeachtet ich immer das gc-
wehr streckte und ihnen mit dem hut den gewohnten
wink gab Ulr. Bräker d^er artne mmnn im Toekenbnrg
». G. Frei/tag »1, >16.
b)) wenn ihr drei tage könnet ohn eure gewohnte
Sünde hinbringen Scrivrr »eeUnaekaU 488' (von eurer
angewöhnten aünde ebenda); . . . wie den bOsen kindem.
den man auch etwas jror gewonten boszheit pflegt sA
lassen V. Ickri.samkr rin inttitche grenmnmtiim L) 4*;
(unsrer gew. täglichen haiblUge) Hkhukr (XetiMf) lA.610:
(aus gew. vermessenheit) is, ssi yideen 8, ft); (gew. be-
fchlshahergcist) 18, 4is {kl. arhrijtru ; seine gewohnte
leutseligkcit Lohknstrin Armiuius (4. b.) 1. 466 >>; (mit
gew. frcundlichkeitt (ioKKiNUK gni. s, 8; nehmen ew.
exzellenz beiliegende Sammlung von radierton blittem
mit gewohnter gUte und nachsieht auf Wii.iiklu Grimm
an Göthe (iKSa) Gothejakrbuch 9, St; allein er griff zu.
schüttelte mit seiner gewohnten eigelichkeit das futter
durcheinander Gottiiki.k Vti der knetkt {cap. 18) a. IT»
Vetter.
c)) bildcr, die Christus . . . nach gewohnten begriffen
seiner zeit ... in gleichniszreden gebrauchte Herdbr
(cAnX^. athr.) 19, 104; (gew. ideenverhindung) 18, 848 (r.
geüit d. ebr. pkil. 8); (aus gew. vorurthcilen) 1«. 19ft {br.
1. bff. d. kum.) ; der . enge kreis unsrer gewohnten vor-
stellungsarten {ejremplare d. tneitechkeif^ I&. IS7; ^imm so
{ckrieti. 9ckr\/ten) 19. 168; i^gew. vorstcllungs- und erzAh-
lungsart) »), 186; die fehlende gewohnte tiesch&ftigung
MoLTKK (&